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Full text of "Elektrotechnische Zeitschrift"

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Elektrotechnische Zeitschrift 


| (Zentralblatt für Elektrotechnik) 


XXXXI Jahrgang. 


1920. 


Berlin 190. 


Verlag von Julius Springer. 


ee Brf; 59: 


- Akkumulatoren (s. 


f: 


1. Aufsätze, "Rundschau und 
kleinere Mitteilungen. 


Ya Abbruch von Betrieben, siehe Stillegen. 


Abgabe, soziale. Von A. A. Brandt. 
 454*. 803. 864. 


Abhorchen, siehe Fernspreehen. 


&;  Abrüstung, Geschäftsstelle für indu- 


— strielle —. 184, 282. -* s 

Abschreibungen. Nach Schiff. 964; 

Abwärmeverwertung in Dampfkraft- 
werken. Von M. Gereke. 601*. 

Bereeone für Hausinstallationen, 
8 


- — Plombierbare. Von Elima-Werk. 


AEG, Geschäftsjahr 1919/20. 988. 


—, 550 Mill. M Aktienkapital. 760. 


AEG-Felten & Guilleaume, Carls- 
werk A.G. 321. 

— —, Amerika. 412. 

a. Blektrizitäts- 

: werksbetrieb und Elemente). 


 — Verwendung in Schwachstromanla- 


gen im Anschluß an Starkstromnetze. 
Nach Hochenegg. 857: ; 
—, Aus der Akkumulatorenpraxis. 986. 


’ Aktienkurse, siehe Kurse. 


Alarmanlagen, siehe Signalanlagen. 


2 Aluminium (s. a. Leitungen u. Norma- 


lien. 


Z — Darstellung. Von V. Engelhardt. 


413. 
 — Aluminium im Telegraphen- und 
_ Fernsprechbetrieb. Von 


U. Meyer. 
170*. 


Br: Schweißen von Aha 182. 

-  — Aluminium-Fonds Neuhausen. 496.- 
Anlassen und Anlasser, siehe Dynamos 
- und Elektromotoren, Sehaler Niader- 
3 stände. 


Antenne, siehe Fe enleop le. 


hwurtmotor und Lichtmaschine für 


. Fahrzeuge, Bauart Rhodes-Firth. 158. 


Apparate, siehe Blitzableiter, Schalter 


Schmelzsicherungen, Überspannung, 
Anlasser, Widerstände usw. 


er _ Arbeiterfürsorge u. Arbeiterfra- 


gen. (s. a. Gesetz ünd Abt. AV). 

_ — Einstellung und Entlassung von Ar- 
 beitern und Angestellten während der 
4 Zeit der wirtschaftlichen Demobil- 


E machung. 298. 


- — Erhöhte Arbeitszeit in einer ameri- 
_ kanischen Elektrofabrik. 704. 

 —r46 1%,-stündige Arbeitszeit in der Ber- 
liner Metallindustrie. 164. 

- — Wiederabschaffung der Frauenarbeit 
- im England. 83. 


— Gewinn- und Geschäftsbeteiligung d. 
g Nach Bramstedt. Von Ol. 
 — Methoden der Anpassung der Löhne 


Arbeiter. 


„an die Preisbewegung. 361. - 
 — Lohnsysteme u. Selbstkostenberech- 
mung. Nach Schulz-Mehrin. 319. 


Aufsätze, Rundschau und kleinere Mitteilungen 
Portsonlichesi „=, a2... 
Literatur (eingegangene Werke u. Buchbesprechungen), 


Zeichenerkläruug: 


.— Elektrotechnische 


Inhaltsverzeichnis. 


(Jahrgang 1920.) 


A. Sachverzeichnis. 


Hz 
XI 


IV. Vereinsnachrichten . 


V. Kleine wirtschaftliche und geschäftliche Mitteilungen 


*= größerer Aufsatz. — Brf 


Arbeitsgemeinschaften in England, 
insbesondere die Whitley-Ausschüsse. 
Von Cl. Heiß. 832*. 

Arbeitsmarkt. 19. 83. 163. 243. 339. 
421. 497. 575. 679. 838. 1014. 

Argentinien als 
deutscher Elektrotechniker. 382. 

Arnold-Stiftung. 963. 

Asynehronmotor, siehe Elektromotor. 

Audion, siehe Funkentelegraphie. 

Aufzüge, siehe Förderanlagen. 

Ausfuhr, siehe Außenhandel. 


Auslandsberichte: Argentinien. Von 
W. Mußwitz. 382. 

— Niederlande 498. 

Ausschuß für Einheiten und For- 
melgrößen. (Neue Entwürfe.) 422. 
641. 660. B. 664. 

—, Tätigkeit der Normenausschüsse des 
Zentralverbandes. 403. 476. 683. 1020. 

Außenunterwerk, siehe Elektrizitäts- 

- werksbau. : 

Außenhandel (s. a. Elektroindustrie). 
184. 244. 664. 724. 744. 883. 924. 948. 
995. 1024. 1048. 1060. 


— Regelung der Ein- und Ausfuhr. Von 


F. Deutsch. 365*. 
— Ausfuhr von Glühlampen für elek- 
trische Taschenlampen. 184. 


— Außenhandel mit Metallen usw. 234. 


580. 

— Klagen aD deutsche Preispolitik 
im Auslande. 164. - 

— Ausfuhrverbote für elektrotechnische 
Erzeugnisse. 164. 203. 

— Der neue Leiter der Außenhandels- 
stelle der Elektrotechnik. 799. 


. — Mitteilungen der Außenhandelsstelle 


der Elektrotechnik. 123. 281. 379. 535. 
536. 679. 223. i 

— Fachgruppe ‚Handel und Export” 
bei der Außenhandelsstelle der Elek- 
trotechnik. 704: 


— Leitsätze der Valutakommission für 


den deutschen Außenhandel und die 
Preisgestaltung. 83. 

— Neue Sätze der sozialen Abgabe. Andr 
B. 540. 803. 864. - 

— Außenhandelskontrolle. 44. 659. 678. 

— Der Stand der gegenwärtigen Außen- 
handelskontrolle. ‚Von A,A. Brandt. 
821. I58*. 

—, Zum Wiederaufbau des Ausfuhrhan- 
dels. Nach Schwarz. 964. 
Einfuhr Austra- 
liens. 164. 244. je 


. — Der Maschinenbedarf Chinas und die 


englische Industrie. 595. 
— Der Außenhandel Frankreichs mit 


elektrotechnischen Erzeugnissen. 496. 


— Der Außenhandel Großbritanniens 
mit elektrotechnischen Erzeugnissen 
i. J. 1919. 144. > 

— — desgl. 1920. 595. 718. 

— Außenhandel der englischen Kolo- 
nien. 164. 


— Eine englische ‚„‚Anti-Dumping Bill”. 


20. 


— Die Einfuhr elektrotechnischer Er- , 


zeugnisse in die südafrikanische Union. 


84. 


= Brief an die Schriftleitung. 
Die Zeichen Brf., Lit., B. stehen vor, das Zeichen * steht hinter der Seitenzahl. 


Die Umlaute &, ö, ü und ae, 06, U6 sind ‚wie die einfachen Laute a, 0, u behandelt; Worte mit Umlauten sind den gleichartigen Worten mit einfachen Lauten nachgestellt. 


Auswanderungsziel- 


Außenhandel. 

— Außenhandel Japans mit elektrotech- 
nischen Erzeugnissen. 203. 

— Japan und das Ausland. 799. 

— Kanadas Einfuhr elektrotechnischer 
Erzeugnisse. 244. 

— Vom elektrotechnischen Markt Nor- 
wegens. 736. 


— Spaniens Außenhandel mit elektro- 


technischen Erzeugnissen. 380. 

— Der Außenhandel Rußlands. 764. 

— Der Ausfuhrhandel der Schweiz mit 
elektrischen Maschinen. 63. 

— Die elektrotechnische Ausfuhr der Ver. 
St. Amerika i..J. 1919 u. 1920. 779. 1042. 

— Der Glühlampenexport der V. S. Ame- 
rika i. J. 1919. 536. 

— Die Kohlefadenlampe in der ameri- 
kanischen Ausfuhr. 595. 

— Die Ausfuhr elektrischer Ventilatoren 
aus den V. St. Amerika i. J. 1919. 736. 


— Der Transformatorenexport der V.St. 
Amerika i. J. 1919. 679. 

Ausstellungen. Die Ständige Aus- 
stellungskommission für die Deutsche 
Industrie i. J.. 1919. 142. 

— Ausstellungen und Messen im Aus- 

- lande. 339. 557. :677. 

— Die Zukunft des deutschen Messewe- 
sens. 495. 

— Von der Reichsmessekonferenz. 338. 

— Messewesen. 764. 924. 1048. 

— Keine Frachtvergünstigungen für Aus- 
stellungen. 282. 

— Werkschulausstellung. 838. 

— Ausstellungszeitung „Kunst und In- 
dustrie”. 142. 

— Jahresausstellung der Physical So- 
ciety und der Optical Society. 858: 
— Niederländisch-indische Jahresmesse 

in Bandoeng. 142. 
— Internationale Elektrizitäts-Ausstel- 
lung Barcelona. 495. 880. 
— Elektrische Woche Essen 1921. 1049. 
2. Frankfurter Internationale Messe 
und Internationaler Wirtschaftskon- 


greß 1920. 263. 339. 
— 3. Frankfurter Internationale Messe. 
49. 


—, Meßadreßbuch der 3.. Frankfurter 
Internationalen Messe. 924. 1024. 
— Gewerblicher Rechtsschutz für die 
Frankfurter Herbstmesse. 656. 

— Internationale Ausstellung für Bau- 
kunst, Gent 1921. 677. 

— Überseewoche Hamburg. 594. 

— Elektrische Woche Hannover. 575. 
596. 638. 660. 701. 736. 825. 

— Rheinische Musterschau, Köln. 495. 

— Deutsche Ostmesse Königsberg. 557. 
656. 

— Internationale Elektrizitäts-Ausstel- 
lung in Leeuwarden. 557. 


— Die Leipziger Technische Frühjahrs- 


messe 1920. Von K. Perlewitz. 273*. 
B..359. 

— — Von Optische Anstalt C. P. Goerz 
A.G. Brf. 403. 


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— Lit. = Buchbesprechung. — B. = Berich tigung. 


Ausstellungen. 

— Die Elektrotechnik auf der Leipziger 
Herbstmesse 1920. Von Uhlig. 716. 
495. 

—, Nachträgliches von der Leipziger 
Mustermesse. Von Wotzky. 1057. 

—, Leipziger Messen. 898. 

— Landwirtschaftliche Maschinen usw. 
auf der Jubiläums-Ausstellung in Lu- 


lea 1921. 142. 

— Mitteldeutsche Ausstellung Magde- 
burg 1921. 778. 

— Rigaer Mustermesse 1920. 778. 


— Internationale Mustermesse in Triest 
1920. 557. 

— Utrechter Messe. 495. 

— Leipziger Messeamt an der Utrechter 
Messe. 142. 

— Ausstellung für das Bäckereigewerbe 
in Vevey. 677. 880. 

Auszeichnungen, siehe unter AII (Per- 


sönliches). 

Automat, siehe Schalter u. Elektrizitäts- 
zähler. 

Automobile. Krankenfahrstuhl mit 


elektrischem Antrieb. 120. 

— Eine neue Antriebsart für Elektromo- 
bile. Nach Dey. 572. 

— Elektrische Straßenkehrmaschinen. 
818. 

— Neuartiger elektrischer Paketwagen. 
200. 

— Statische Ladung von Motorlastwa- 
gen durch Sandstürme. 202. 

— Lichtmaschine und Anwurfmotor für 
Fahrzeuge, Bauart Rhodes-Firth. 158. 


Bahnanlagen, Ausländ. Projekte. 240. 
— Argentinien 180. 


— Belgien. 592. 


— Berlin. 1012. 

— Bilbao. 555. 818: 

— Brasilien. 572. 

— Buenos-Aires. 180. 

— Chile. 837. 

— England. 180. 898. 
— Frankreich. 220. 553. 
—  Gotthardbahn. 81. 776. 
— Haut-Rhin. 455. 

— Italien. 158. 297. 715. 
— Japan. 986. 

— Kuba. 856. 

— London. 244. 1037. 


1054. 
— Madrid. 247. : 
Melbourne. 120. 294*. 

— New York. 278. 572. 591. 
— Norwegen. 119. 

— Ofotenbahn, 555. 


— Orleans-Bahn. 636. 957. 

— Österreich. 35. 50*. Brf. 550. 
— Paris. 80. 

— Paris—Madrid. 247. 

— Preußen (Statistik 1918). 494. 
— Rhätische Bahn. 731. 

— Rom. 756. 

— Sachsen (Statistik). 614. 

— Schlesien. 696. 

— Schweden. 212. 893*. 913*. 


Spanien. 247*, 
— Stockholm—Gotenburg. 592. 
— Südafrika. 100. 817. 


_— Ver. Staaten (Statistik). 533. 


u 


IV 


D 2 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Bahnbetrieb (s. a. 
Rechtspfle : I Erdströme, 
Signale, !Unfäl 

— Allgemeimesiii.\ \\ N! 

— Stirömrückgewinnung bei Wechsel- 
"strombahnen, ‚Von M. Schenkel. 541*. 
567*. 617. 

— , Berechnung von Spannungsabfällen 
und Energieverlusten bei Gleichstrom- 
bahnen. Nach Bisacre. 1011. 

— Verbesserung des Leistungsfaktors bei 
Wechselstrombahnen. Von J. Kozi- 
sek. 327*. 

— — Von J. Jonas. Bıf. 580. 

— Untersuchungen über den Bahnbe- 
trieb mit Gleichstromspeisung der 
Netze der Straßen- und Stadtbahn en. 
766*. 

— Vergleich der verschiedenen Loko- 
motivförderungen in Gruben. 655. 


— Die Stromart der elektrischen Haupt- 


Bahnbau u. 


eisenbahnen. Nach Niethammer. 
119. 
— Schiedsgerichtliche Erhöhung von 


Beförderungspreisen der Eisenbahnen, 
Kleinbahnen, Straßenbahnen und An- 
schlußbahnen. 223. 

— Um die zukünftige Oberleitung des 
Groß-Berliner Verkehrswesens. 796. 


—, Liehtbogenfreier Unterbrecher bei 


elektr. Straßenbahnen. Von Wolff. 
Brf. 861. 
— —, Von W. Burstyn. Bif. 970. 
—_ Ania 


— Vergangenheit und Zukunftsaussich- 


ten der schwedischen ‘ Staatsbahn- 
Elektrisierung. Nach Dahlander. 
212. 


—, Die Elektrisierung der schwedischen 
Staatsbahnen (Bericht der Kommis- 
sion). 893*.. 913 

— Die Elektrisierung der Vorortbahnen 
von Melbourne mit hochgespanntem 
Gleichstrom. Von Zehme. 294*. 

— Elektrischer Betrieb der deutsch- 
österreichischen Staatsbahnen. Von 
Trautvetter. 50*. Brf. 342. Brf. 362. 
Brf. 383. # 

— — Von G. W. Meyer. DBrf. 342. 

— — Von G. Leidig.. Bıf. 362. 

— — Von W. Wittek. Brf. 580. 

Steinmetz empfiehlt die Eisenbahn- 
olektrisierung. 1012. 

— Herstellung einer elektrischen Trans- 
portbahn in einer Salpeterfabrik in 
Chile während des Krieges. Von J. 
Österreicher. 730*. 

— Die Zukunft der elektrischen Eisen- 
bahnen in England. Nach J. Aspinal. 
180. 

— Hochgespannter Gleichstrom für die 
französischen Haupteisenbahnen. 40. 
— Elektrisierung der französischen Ei- 
senbahnen. Nach Letheule. 220. 

— Eisenbahnelektrisierung in Italien. 
715. 

— Statistik der Kleinbahnen in Preußen 
für das Jahr 1918. 494. 

—, Eine Staatsbahn-Elektrizitätsgesell- 
schaft in Japan. 986. 

—, Selbsttätiges Unterwerk für 
Straßenbahn Cleveland. 897. 


—, Die Elektrisierung der Eisenbahnen 
in England. 898. 

— Elektrische Zugförderung auf den 
schlesischen Gebirgsbahnen. Von Us- 
beck. 69. 

— Elektrisierung südafrikanischer Eisen- 
bahnen. 100. 

— Vereinigte Reibungs- und Zahnbahn, 
System Peter. 419. 

— Betrieb. 

— Halbminutliche Wagenfolge bei einer 
Vorortstraßenbahn. 732. 

— Verteuerung ‘der Bedarfsartikel bei 


die 


den Londoner Untergrundbahnen. 244.. 


— Elektrische Dampfkesselheizung als 
Notbehelf. Nach Kummer. 100. 


— Die Krisis im New Yorker Schnell 
bahnwesen. 278. 572. 

— Der Fernsprecher im Dienste der Be- 
triebüberwachung von Straßenbahnen. 
18. 

—, Erfahrungen mit Güterbeförderung 
auf amerikanischen elektrischen Lokal, 
bahnen. 939. 

—, Wirtschaftliches Fahren elektrischer 
Bahnen. Nach L. Adler. 961. 

— Die vorübergehende Tariferhöhung 
der Pariser Metropolitain- und Nord- 
Süd-Bahn. 80. 

—, Güterbeförderung auf elektrischen 
Straßenbahnen. Nach J. Simöon. 
1027. 


" — Die 


Bahnbau u. Bahnbetrieb. 
— Fahrzeuge und Zubehör. 


— Die Abmessungen der Einphasen- 
Bahnmotoren. Von F. Unger. 3*, 
Brf. 177. 

— — Von I. Döry. Brf. 177. 

— Die Leistung von Straßenbahnmoto- 
ren. Von L. Adler. 461*. 

— Über Schüttelerscheinungen des Pa- 
rallel - Kurbelantriebes elektrischer 
Lokomotiven. Von I. Döry. 313*. 
Bıf. 598.. Bıf. 994. 

— — Von K. E. Müller. Brf. 598. 


—, Über Schüttelschwingungen bei elek- 


trischen Lokomotiven mit Parallelkur- | 


belgetriebe. Nach  Wichert. 976*. 


Brf;-994. 

—, Die kritischen Drehzahlen der Kur- 
belgetriebe elektrischer Lokomotiven. 
Nach Kummer. 1055. 

— Die Ausnutzung des Reibungsge- 
wichtes elektrischer Lokomotiven. Von 
A. W. Zuidweg. 425*. B. 480. Bıf. 
599. 

— — Von W. Kummer. Brf, 598. 


— Einpolige Bremskupplungen für Stra- 


Benbahnwagen. Von E, Kindler. 34. 


Brf. 178. 
— — Von. R.: Wolff. “Bri.. 178. 


— Versuchsfahrten einer Wechselstrom 
lokomotive mit elektrischer Nutz- 
bremsung. Nach Behn-Eschen- 
burg. 438. 

— Bremsung mit Stromrückgewinnung 
bei Gleichstrombahnen. 776. 

— Verfahren und Schaltungen zur Nutz- 
bremsung von Wechselstromlokomo- 
tiven. Nach Monath. 59. 

— Feldschwächung für bestehendeBahn- 
steuerungen. Nach Jackson. 399. 
„Ein-Mann-Straßenbahnwagen’’ 

in den Vereinigten Staaten. 796. 

— Die Phasenumformerlokomotive und 
ihre Verwendungsmöglichkeit in Euro- 
pa. Nach Sachs und Couwen- 
hoven. 398. 


— Elektrische Zugförderung und Diesel- 


lokomotiven. Nach Wittfeld. 17. 

— Versuche mit Akkumulatoren-Trieb- 
wagenzügen. 278. 

— Die elektrische Einheitslokomotive. 
Nach Wittfeld. 80. 

—, Triebwagenzüge für die 
Stadt- und Ringbahn. 1011. 

—, Die neuen Wagen der Londoner Un- 
tergrundbahn. 1054. 

— Die Drehstromlokomotiven der ita- 
lienischen Staatsbahnen. 138. 

— Neue Form von Grubenlokomotiv- 
Fahrschaltern. Nach Webb. 39. 


— Kraftwerke. 


Berliner 


— Geräuschloses Bahnunterwerk mit ro- 


tierendem Umformer. 694. 


— Erfahrungen mit selbsttätigen Unter- 
werken bei Bahnen mit hochgespann- 
tem Gleichstrom. 715. 

— Der heutige Zustand der Kraftwerke 
der New Yorker Hoch- und Unter- 
grundbahnen. 591. S 

— Leitungen. 

—, Zur Berechnung von Spannungsab- 
fällen in den Fahr- und Speiseleitun- 
gen elektrischer Wechselstrombahnen. 
Von G. Huldschiner. 1049*. 

— Bestimmung des Durchhanges bei 
Kettenfahrleitungen und deren selbst- 
tätige Nachspannung. Von 0. Wlach. 
347*. 

— Über Unterteilung und Schaltung der 
Fahrleitungen bei elektrischen Haupt- 
bahnen. 488*. 

— Doppeldraht-Fahrleitung für elek- 
trische Bahnen. Von Hirchert und 
0. Krümmling. Brf. 58. 

— Über die Verwendbarkeit eiserner 
Fahrleitungen für Wechselstrombah- 
nen, Nach Kummer. 60.: 

— Erfahrungen über Hochspannungs- 
Fernleitungen und Bahnen auf dem 
italienischen Kriegsschauplatze. Von 
E. Wist. 158. : 

— Zur Frage der Verkuppelung der 
Kraftwerke der italienischen Staats- 
bahnen. 297. 

— Der Wechselstrom-Leitungskreis des 
Gleises. 276. 

— Vereinheitlichung des Leitungsmate- 
rials der englischen Straßenbahnen. 
856. 

— Oberbau. 

— Elektrische Weichenerhitzer. 133. 


“Die Lichtverteilung 


Bahnbau u. Bahnbeitrieb. 

— Die Korrosion durch Erdströme elek- 
trischer Bahnen. 260. 

Backofen, s. Heizapparate. 

Bakelit. 142. 


Ballenpresse, siehe Presse. 


Beleuchtung u. Beleuchtungstechnik 
(s. a. Elektrizitätswerksbetrieb, Glüh- 
lampen, Einheiten, Normalien). 

— Eine normalisierte Darstellung der 
Lichtverteilung. Von N. A. Halberts- 
ma. 813*. 

— Graphische Konstruktion der Be- 
leuchtungskurve. Von N. A. Hal- 
bertsma. 548*. 

— Graphische Konstruktion der Boden- 
beleuchtungskurve aus dem Polar- 
schaubild der Lichtstärken. Von R. 
Böker. 25*. \ 

— Der Wolframbogen. Nach Kruh. 240. 

— Bogenlampenkohlen für Scheinwer- 

: fer. Nach Paterson, Barnett, 
Walsh u. Taylor. 456. 


_ Bogenstromcharakteristiken. Nach 
Bräuer. 493. 

— Der zischende Liehtbogen. Nach 
Bräuer. 493. 


— Die kathodischen Vorgänge im Bogen. 
strome. Nach Bräuer. 493. 

— Flächenhelligkeit des positiven Kra- 
ters. Nach Podszus. 492. 


tungsfeld eines. Scheinwerlers mit 
Parabolspiegel. Von F. Henning. 
973*. 1UU6*. 


— Über das Flimmern von Wechser 
stromlicht. Nach Liebe. 279. 

— Die Lichtstärke des schwarzen Kör- 
pers in Hefnerkerzen und die. Strah- 
lungskonstanten der Glühlampenkohle. 
Nach H. Kohn. 221. 


— , Über das Vorzeichen des Licht- 
druckes auf kleinste Teilchen. Nach 
Epstein. 941. 

— Das Wesen des 
Planck. 383. 

— Die .Fernschaltung und : Fernüber- 
wachung der öffentlichen elektrischen 
Beleuchtung in Charlottenburg. Von 
W..Jordan und J. Kuhlo. 8*. 

— Untersuchungen über die zweck- 
mäßigste Verwendung von Glühlam- 
pen für die Beleuchtung von Bahnhofs- 
anlagen. Nach Glinski. 181. 

— Über die Berechnung elektrischer Be- 
leuchtungsanlagen in Eisenbahnwerk- 
stätten. Nach Halbertsma. 120. 

—, Beleuchtung von Hallen durch Tief- 
strahler. 917. 

— Leitsätze für die Innenbeleuchtung 
von Gebäuden. 555. 

— Vortragsreihe zur Ausbildung von 
Beleuchtungsingenieuren. 533. 818. 

— Synthetisches Tageslicht. 181. 

— Zentralstelle des Beleuchtungsfaches 
für Gesetzes- und Steuerbearbeitung. 
144. r 

— Herstellung und Besteuerung elektri- 
scher Leuchtmittel. 183. 

— Einzelbeleuchtung an Werkzeugma- 
schinen mit niedervoltigen Lampen. 
Nach Ram. 5%. 


Lichtes. Nach M. 


— — Von W. Fuhrmann. Brf. 723. 


— — Von Lubach. Brf. 801. 

— Lichtmaschine und Anwurfmotor für 
Fahrzeuge, Bauart Rhodes-Firth. 158. 

— Elektrische Zugbeleuehtung der Ma- 
schinenfabrik Oerlikon. 140. 

— Die elektrische Automobil- und Fahr- 
radbeleuchtung. 81. 

—, Elektrische Automobilbeleuchtung, 
System Bleriot-Phi. 1039. 

— Lampe mit rotierendem Liehtbogen. 
Nach Garbarini. 438, 

— Taschenlampe als Prüfgerät. 493. 

— Ergebnisse ds Preisausschreibens der 
amerikanischen Regierung für eine 
elektrische Grubensicherheitslampe. 
261. 

—, Ein neuer Schnurlaufzug für. Lam- 
penpendel. 1012. 

— , Helopal-Armaturen. 1056. 

Beleuchtungsmessung, siehe Meßmetho- 
den und Beleuchtung. 

Beratung, siehe Sachverständigenwesen 
und Berufsberatung. 


Bergbau u. Bergwerke (s. a. Förder- 
anlagen, Bahnbau, Signalwesen, Nor- 
malien, Gesetze, und Unfälle). 

—_ Untersuchung über das Auftreten ge- 
fährlicher Spannungen an elektrischen 
Anlagen in Kalibergwerken unter Tage. 
Nach Gieseking. Von W. Vogel. 
494. 


| Bergbau u. Bergwerke.. Fi: 
— Anwendung von Elektrizität in den 
Goldminen des Witwatersrand, Süd- 
afrika. Von E. G. Weyhausen. 166*. 


im. - Beleuch- | 


- — Betriebsrätegesetz. 


— Umstellungssorgen unserer 


— Der Kreiselkompaß im Schachtbau. 
Von OÖ: Martienssen. 462*, 475. , 


— Ein Schutz gegen die Betätigung elek- 


trischer Zünder durch Streuströme. ER 


556. 
— Vergleich der verschiedenen Loko- 
motivförderungen in Gruben. Nach 
“ Gunderloch. 655. Brf. 1059. ° 


—, Wärme- und. Kraftwirtschaft im 


niederrheinisch-westfälischen Bergbau. 


900. 

—, Zur Sozialisierung des Kohlenberg- 
baues. 942. 

Bergmann - Blektrieitäts - Werke 
A. 6. 475. 


ER 


Berichtigung. 84. 164. 404. 480. 519. 


540. 664. 684. 724. 824. 881. 924. 
Berufsverbandswesen in Deutschland. 
1041. 


Betriebskosten, siehe Elektrizitätswerks- 


betrieb, Bahnbetrieb, Bergbau, Ma- 


schinenantrieb usw. 


Betriebskraft, siehe Motoren, Dampf- 


maschinen, Maschinenantrieb u. Elek- 
trizikätewerkebätfich: 


Betriebssicherheit u. ‚störungs siehe Stö- 


rung. 
Betriebsräte (s. a. Gesetz). Die Rolle 


des Betriebsrätegesetzes beim Produk- 


tionsaufbau. Nach J. Kaliski. 43. 
104. 924. 250* 
Betriebsvorschriften, siehe Normalien. 
Bezugsquellennachweis (Frage- 
kasten). 20. 84. 144. 164. 203. 224. 
324. 364. 384. 404. 460. 480. 500. 
600. 644. 664. 684. 724. 764. 784. 


580. 
803. 


824. 864. 883. 904. 924. 948. 972. 

995. 1024. 1048. 1060. 
Bilanzfragen und Diane Von 

Pietzsch. 874. 3 
Bildübertragung, telegraphische. 759. 
Bleimangel in England. 184. 
‚Blitz u. Blitzschutz (8. 8. Überspan- 


nung). 

— Über atmosphärisch-elektrische Ent- 
ladungen. Von Ruppel. 534. 

— Erleichterungen “der ee für 
Blitzableiter. 641. 

— Magnetische Wirkungen eines Blitz- 
schlages. Von Alvensleben. 222. 

— Blitzschläge in elektrische Leitungen. 
Nach Wöbcken. 238. 

— Blitzschutzvorrichtung (Kugelablei- 
ter). 180. 

Blockanlagen, siehe Signalanlagen. 

Bodenfräser, siehe Landwirtschaft. 

Brand. Löschungvon Bränden in großen, 
ganz geschlossenen Generatoren und 
Motoren. Nach Savage. 60. 


‚ Sprühregen-Feuerschutz für Turbo- 


® peneratören. I8D. 

Bremsen, siehe Bahnbau. 
Brennstoffwirtschaft (s. 8. 
rungsanlagen u. Kohle), _ 
— Die Torf- und Moorbewirtschaftung 
in Bayern. Von Trometer. 132*. 

— Torf-Großkraftwerke. Von Bartel. 
865*. 888*. 932*. 1045. 5 

— Gewinnung und Verwendung minder- 
wertiger Brennstoffe. Nach Trenkler. 
223. 

— — Nach Wirth. 637. 

— Verwendung minderwertiger Brenn- 
stoffe. 184. 

— Die Folgen der Kohlenverschlechte- 
rung. 19. 

— Verminderung des Kohlenselbstver- 
brauchs durch verschärfte Betriebs- 
überwachung. Nach Gräf. 102.- 

—_ Brennstoffersparnis in der Industzig, 
679. 

— Richtlinien für die Erzielung sparsa- 


Feue- 


3U4. 


mer Brennstoffwirtschaft bei Dampf- 


kraftanlagen. 717. 

—;, Die restlose Vergasung, der Kohlen, 
Nach Rummel. 963. 

—, Das RWE über das Kohlenabkom- 
men von Spa. 964. 

— Kohlenwirtschaftliches. 473. 

Brenn- 
stoffwirtschaft. 717. 

Brutapparate, s. Heizapparate. 


Bügeleisen, siehe Heizapparate. 


Chemie siehe Elektrochemie. 


Chemisch - Teehnische Reichsan- 


anstalt. 514. 


Eampfkessel (s.a. Feuerungsanlagen) 

— Einheitskessel für elektrische Groß-. 
zentralen. 102. f 

— Der elektrische ‚Revel’”’-Kessel zur 
Erzeugung kleinerer Frischdampfmen- 
gen. 735. 


r 920. 


Dampfkessel. 
“=, Elektr. a als Not- 
 behelf. Nach Kummer. 100. 
a, Elektrisch geheizte Dampfkessel und 
- Wärmespeicher. Nach Höhn. 336. 
—, Elektr. Dampfkesselheizung als Not- 
_  behelf. Nach Kummer. 100. 
 Damptleitungen. Ermarung, durch 
gute Isolierung. 759. 
_ Dampiturbinen , Bestrebungen im Bau 
von Antriebsmaschinen. Nach Cario. 
3 61. 
— Zuverlässigkeit großer "Dampfturbi- 
_ nen. Nach Johnson. 495. 
‚ Queeksilberdampf-Turbinenanlage. 
Nach Le Roy Emmet. 997. 
Definitionen, siehe Normalien u. Ein- 
‚heiten, 
Detektor, siehe Funkentelegraphie und 
 Elektrizitätslehre. 
 Deutschland,Was kann — leisten ? 718. 
Deutsch-ÜberseeischeElektr.-Ges., 
Übergang in fremde Hand. 282. 
Dezimalklassifikation in der Litera- 
tur. Von Hanauer, 516. 
Dieselmotoren, Zerstörung. 860. 
 —, Freigabe. 948. Ber 
Drähte, siehe Leitungen, Nörmalien, 
Widerstand und Materialkunde. 
Drahtlose aa siehe Funken- 
- telegraphie. 
"Drehstrommotoren, siehe Elektromoto- 
"ren. 
_Drosselspulen (e. a. Überspannungs- 
ı schutz. 
— , Zur Berechnung a rer 
Von J. Hak. 954*. 


ernten) (s. a. Elektromotoren m 


Normalien). 

— Fortschritte im Elektromaschinenbau 
während des Kriegen. Von E. Rosen- 
berg. 165*. 


_ —, Die Entwicklung der Wechselstrom- 


maschinen (Sammelbericht). 1009. 


- — Eine Theorie der Stirnstreuung, Von 
’ L. Dreyfus. 106*. 128*. Brf. 559. 

— — Von J.-Kucera. Brf. 559. 

 — Die Berechnung der Stirnstreuung 
von Gleichstromankern für die Ermitt- 
lung der Stromwendespannung. Von 
- F. Unger. 627*. 

- —, Beitrag :zur doppelt verketteten 

7 Streuung. Nach F. Punga. 259. 

 — Die Feldkurve bei synchronen Wech- 

selstrommasehinen. 306*. 

— Nutenquerfeld. und Wirbelstrom- 
wärme in massiven Ankerleitern bei 
Leerlauf. Nach Dreyfus. 137. 

— Über die Leitung eines Wechselflusses 
durch massive-Joche und Pole von 
- _ Dymamomaschinen. Nach Dreyfus. 

179. 

—, Eine einfache "Theorie der zusätz- 
lichen Verluste im Nutenkupfer von 
Wechselstrommaschinen. Von R.Pohl. 
908*. 

—, Die zusätzlichen Verluste in massi- 
"ven Bügeln. Von R. Pohl. 997*. 
 — Gleichmäßige Verteilung großer 

 Stromstärken auf mehrere Teilleiter. 
Von F. Punga. 69*. Brf. 216. 

— — Von L. Fleischmann. Brf. 216. 


- — Zur Theorie des Parallelbetriebes von 
‚Synehronmaschinen. Nach L. Drey- 
‚Zus. 200. 

_ —, Der Anlauf von Synchronmaschinen. 
” 'Nach. Hay und Modawalla. 1055. 
— Das Verhalten der kompoundierten 
Syncehronmaschine im Parallelbetrieb. 
. Nach Liwschitz. 99. 
— Über Kommutator- Phasenschieber. 


| Von J. Kozisek. 52*. 


* — Über die Arbeitsweise und Bean- 
‚spruchung von  Gleichstrom-Hoch- 
_ spannungsmaschinen beim Betrieb von 
. Funkensendern. Von K. W. Wagner. 
581*. 605*, 
rn Ro aupezmäschinen. Nach M. 
- Latour. 420. : 
2 Kaskadenschaltung von Drehfeldma- 


 schinen. Von J. Kozisek. 445*, 


 — Das Verhalten der Synehronmaschine 
beim Kurzschluß über Streckenwider- 
ae stände. Nach Biermanns. 239. 


 — Ausgleichsvorgänge beim Kurzschluß 
von Kollektormaschinen. Nach Bier- 
manns. 297. 

_ —, Anlaßverfahren und Lastverteilung 
Pr. bei Einankerumformern. 377. 

_ — Über Verwendung von Asynchron- 
generatoren. Von W. rer haher 
‚6728. 


+ 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


V 


Dynamobau. 

—, Unruhiger Gang von Turbodynamos. 
Nach Amy. 1038. 

—, Ölverbrauch von Turbogeneratoren. 
1038. 

— Übersicht über die Betriebsstörungen 
der großen Turbodynamos. Nach Ph. 
Torchio. 655. 


— Über die Ursachen von Betriebsstö- x 


ee bei elektrischen Maschinen. 

242. 

— Vorschläge. zur Verbesserung von 
Turbodynamos. Nach Shepherd. Von 
H. Pohl. 554. 

— Vorausbestimmung der Hauptabmes- 
sungen elektrischer Maschinen. Nach 
de Pistoye. 52. 

— Umkehr und Verlust des remanenten 
Magnetismus bei BeISEermnschinen. 
Nach Kelen. 69. 

— Über selbsterregte Mehrphasenstrom- 
generatoren. Nach Fle ischmann. 

. 8. 

— Über Wechselstrom- Selbetegregung an 
Gleichstrommaschinen. Nach Leye- 
rer: .805. 

— Über die Löschung von Bränden in 
großen, ganz geschlossenen Generato- 
ren und Motoren, Nach Savage. 60. 


—, Sprühregen-Feuerschutz für Turbo- 
generatoren. 985. 
— Sehwungrad-Ausgleichmaschinen.159. 


— Ankerwicklung zur Vervollkommnung 
der Kommutierung in Maschinen mit 
Kommutator. 79. 

— Die Bruchlochwicklung (Teillochwick- 
lung) und ihr Entwurf. Nach R. 
Richter. 219. 

— Die Wirkungsgradfrage bei Maschi- 
nen mit Aluminiumwicklungen. Nach 
G. Schönwald. 59. 

— Höchsttemperatur an Wicklungen. 
Von K. Lubowsky. 646*. 

— Ein neues graphisches Verfahren zur 
Vorausbestimmung der Erwärmung 
elektrischer Maschinen und Apparate 
für intermittierende Betriebe ein- 

„schließlich Bahnen. Nach Gut. 99. 

— Die Temperaturverteilung in einer 
elektrischen Wicklung von rechtecki- 
gem Querschnitt, Nach Jakob. 39. 

— Ergänzung der Erwärmungsvorschrif- 
ten. Nach Vidmar. 200. 

— Vorschriften der Intern. Elektrotech- 
nischen Kommission. 513. 

— Normalien für die Ausführung der 
Wieklungen von Maschinen undTrans- 
formatoren. 638. 

—, Kohlen- und Kommutatorabnutzung. 
Nach Hellmund. 1009. 

— Der Übergangswiderstand von Koh- 
lenbürsten am _Kollektor. * Nach 
Czepek. 179. 

— Die Kohlebürsten im Elektromaschi- 
nenbau. Nach Hunter-Brown. 397. 

— Einankerumformer von 5000 kW. 

Nach Hartig. 835: 

— 15000 kW Dreiphasen-Turbodynamo. 
99, 

— Wasserturbinengenerator für 32 500 
kVA. Nach Williamson. 357. 


—, Bemerkenswerte Bauart eines lang- 


2 sam laufenden Drehstromgenerators 1. 


1750 kVA. 917. 

—, Großer Wasserturbinengenerator. 
Nach Glaß. 961. 

—, Der neue 32 500-kVA-Generator der 
Niagara Falls Power Co. 939. 

—, Herstellungsweise von Kollektoren. 


939. 


=, Spannungstransformator für Gleich- 


strom. 897. 


Einheiten (s. a. Normalien). 

— Das Kilowatt als allgemeine Einheit 
der Leistung. Von K. Strecker. 125*. 

— — Von W. Weigand. Brf. 440. 

— — Von F. Emde. Brf. 440. Brf. 800. 

— — Von R. Zaudy. Brf. 800. 


— A EF-Entwürfe.. 422. 641. 660. 
B. 664. 

— Neue französische Einheitsbezeich- 
nungen. 82. 


— Das metrische System in Amerika. 
899. 

—, Das neue französische Gesetz über 
die Maßeinheiten. Von K. Strecker. 
930*., 

Einphasenbahnen, siehe Bahnen. 

Einphasenmotoren, siehe Elektromoto- 

, ren. 

Bisenbahnsicherungswesen, siehe Signale. 


Eisenhüttenwesen, Der unmittelbare 
Anschluß von Elektrostahlöfen an 
öffentliche Elektrizitätswerke. Von E. 
Fr. Ruß. 45*. Brf. 801. 

— — Von D. Versteegh. Brf. 801. 

—, Verbrauch elektr. Energie in Stahl- 
werken. Nach Blakeslee. 1012. 

—, Ersparnisse durch elektr. Wärme- 
öfen in Drahtwalzwerken. 1008. 

— Stromersparnis bei elektrischen Stahl- 
werksöfen. Nach Hartig. 856. 

— Die volkswirtschaftliche Bedeutung 
der Elektrostahlerzeugung für Deutsch- 
land. Nach Geilenkirchen. 756. 

— Die elektrische Verhüttung von Eisen- 
erzen. Nach Stansfield. 836. 


_— Betriebsergebnisse von Elektrostahl- 


öfen. 514. 

— Das neue Elektrostahlwerk in Toronto. 
141. 

—  Hochfrequenz-Induktionsofen 
Northrup-Ajax. 141. 

— Selbsttätige Elektrodenregelvorrich- 


von 


tungen für Lichtbogen-Elektroöfen 


Nach Kunze. 121. 

— Die elektrischen Öfen in Großbritan- 
nien 1918. Nach Mercer. 102. 

— Herstellung von. Haematit-Roheisen 
und Elektrostahl im elektrischen 
Schmelzofen. Nach Hasler. 593. 

— Elektrische Hilfsantriebe in englischen 
Walzwerken. Nach Howard. 776. 

— Ein Walzmotor für 2200 kW. 60. 

— Drehstrom oder Gleichstrom zum 
Antrieb von Walzenstraßen. Nach 
Ablett. 732. 

— , Die neueste Entwicklung des elektr. 
Walzenstraßenantriebes in England. 

, 196. 

Eisenwirtschaft, 
904. 

Elektrisiermaschine, Die Konden- 
satormaschine, ein neuer elektrostati- 
scher Erzeuger hochgespannten Gleich- 
stroms. Von H. Wommelsdorf. 726*. 

Elektrizitätsgenossenschaiten, Zu- 
nahme in Deutschland. 83. 

‚ Statistik. 965. 

— = Piranzierung: Von K. Heumann. 19. 

Elektrizitätsgesetzgebung, siehe Elektri- 
zitätswerksbetrieb u. Gesetz. 


Reichskommissar. 


Elektrizitätslehre (s. a. Schwingun- ' 


gen, Magnetismus, Leitungen, Funken- 
telegraphie, Röntgenstrahlen, Strah- 
len usw.). 

— Die Leistungsaufnahme von Wechsel- 
stromsystemen. und ein vereinfachter 
Weg zur Berechnung der letzteren. 
Von F. Natalis. 505*. 

— Über die graphische Darstellung des 
Wechselpotentials und die Lage des 
Erdpotentials in Drehstromanlagen. 
Nach. Goerges. 122. 

— Stromverdrängungsfreie Leiter für 
Wechselstrom. Nach Fleischmann. 
161. 

— Kurzgeschlossene Windungen bei 
Gleichstrommagneten. Nach Schurig. 
470. 

— Litze oder massiver Draht? 
Rogowski. &. 

— Wechselstromwiderstand massiver 
Eisenleiter. Nach Zick er. 698. 


— Gerechnete und gemessene Werte der 
Widerstandserhöhung bei Eisenleitern. 
Nach Hilpert und Schleicher. 82. 

— Das magnetische Feld eines mit Wech- 
selstrom gespeisten Seekabels.. Von 

- H. Lichte. 88*. 

— Kritische Frequenz und Eigenfre- 
quenzen einlagiger Spulen. Nach 
Gothe. 734. 

— Oberwellenerzeugung durch hochge- 
sättigtes Eisen. Nach Molden- 


hauer. 837. 

— Eine neue Handregel. 456. 699. 

— Ausbreitung elektromagnetischer 
Wellen über einen ebenen Leiter. 
Nach Weyl. 400. 

—, Die kürzesten, mit Vakuumröhren 
herstellbaren Wellen. Nach Bark- 
hausen u. Kurz. 615. B. 924. 

— -—, Von K. Rottgardt. Brf.‘902. 

— —, Von A. Meißner. Brf. 902. 

— Die Brechung  elektromagnetischer 
Wellen. Nach Eckersley. 797. 

— Gegenseitiger Induktionskoeffizient 
von Rechtecken und Quadraten. Nach 
Esau. 400. S 

— Spulen ‚und Kondensatorleitungen. 
Nach K. W. Wagner. 101. 


— Experimentelle Ermittlung der Span- 
nungsverteilung bei Kondensatorgrup- 
pen. Nach Schwaiger. 161. 


Nach 


_- —— 


Elektrizitätslehre, 


— Anwendung der Methode symmetri- 
scher Koordinaten zur Lösung von Pro- 
blemen in mehrphasigen Kreisen. Nach 
Fortescue. 818. 

—, Mathematische und experimentelle 
Darstellung der Leistung von Wechsel- 
strömen. Nach W. Grix. 923. 

—, Der Einfluß des Elektrodenmaterials 
auf das Funkenpotential. Nach E. 
Meyer. .940. 

—, Zwei mit Hilfe der neuen Verstärker 
entdeckte Erscheinungen. Nach H. 
Barkhausen. 379. 

— Berechnung von Stromverzweigun- 
gen. Von K. Küpfmüller. 850*, 

— Der experimentelle Nachweis der 
Amp£reschen Molekularströme. Nach 
E. Beck. 379. 879. 

— Amperesche Molekularströme nach 
der Methode von A. Einstein und W. 
J. de Haas. Nach Arvidson. 379. 


— Über das Ziehen des Zwischenkreis- 


Röhrensenders. Nach Glage und 
Edler. 857. 
 — Die unipolare Leitung von Kristallen. 


Nach Streintz u. Wesely. 400. 
—, Gleichriehterwirkung von Bleiglanz- 
kontakten nach Florisson. 1040. 
Elektrizitätsmonopol, siehe Elektrizi- 

tätswerksbetrieb. 
Elektrizitätssteuer, siehe Steuer. 


Elektrizitätswerke u. Kraftübertra- 
gungsanlagen (s. a. Wasserkräfte). 
— Erweiterungenu.Projekte.219.455.471. 

— Bayern. 38. 774. 

— Belgien. 191*. 

— Berlin. 157. 496. 531. 

— Chile. 676. 

— Dänemark. 417. B. 684. 

— Danzig. 21*. 899. 

— Deutschland. 905*. 927*. 980*. 

— England. 820. 1037. 

— Franken. 553. 

— Frankreich. 43. 277. 655. 756. 980*. 

— Fulda. 39. 

— Goldenberg-Werk. 455. 

— Goldentraum (Queiß). 277. 

— Golpa. 561*. 587*. 609*. 630*. 650*. 
665*. 687*. 

— Golpa-Berlin. 1037. 

— Golpa-Magdeburg. 1037. 

— Gösgen. 695. 

— Holland. 19. 498. 941. 

— Iguazüfälle. 382. 676. 

— Japan. 572. 760. 1009. 

— Kalifornien. 317. 

=_ Kanada... 557. 

— Kolumbien. 794. 

— London. 554. 

— Massaboden. 157. 

— Melbourne. 897. 

— Niagara. 437. 755. 

— Niederl. Indien. 877. 

— Norwegen. 200. 

— Österreich. 19. 35. 401. 

— Ostpreußen. 114. 731. 

= Paris. 157. 533. 1037: 

— Polen. 183. 594. 

— Pyrenäen. 436. 

— Queis-Talsperre. 277. 

— Rheinisch-Westfälisches 
tätswerk. 764. 

— Rheinland-Westfalen. 1013. 

— Ritom-Kraftwerk. 634. 

Rußland. 554. 

Schweden. 852*. 1055, 

Schweiz. 395*.. 853: 

— Severn (Flutkraftwerk). 1037. 

— Spanien. 98. 245*. 535. 736. 

— St. Louis. 79%. 

— Stockholm (Untra). 258. 

— Süddeutschland. 258. 

— Tasmanien. 396. 

— Totes Meer. 855. 

— Tschechoslowakei. 223. 

— Untra. (Stockholm). 258. 

— Valenciennes. 529*. 

— Västeräs. 112*. 

— Ver. Staaten. 493. 

— Victoria-Fälle. 219. 

— ‘Vorarlberg. 137. 

— Walchensee. 277. 

—- Werra. 39. 

— Weser. 513. 

— Zehlaubruch. 865*. 

Elektrizitätswerksbau u. -betrieb 
(s. a. Leitungen, Rechtspflege, . Meß- 
methoden, Dampfkessel, Dampfma- 
schinen, Dampfturbinen, Heizappa- 
rate, Motoren, Installationswesen u. 
Beleuchtung). 


— Anlagen. 


— Neuere Gesichtspunkte für den Bau 
von Großkraftwerken. Von G. Klin- 
genberg. 561*. 587*. 609*. 630*. 650* 


Elektrizi- 


| 


594. 815. 


vi 


Elektrotechnische Zeitschrift: 


Elektrizitätswerksbau u. -betrieb. 

— Die elektrischen Einrichtungen des 
Kraftwerkes Golpa. Von H. Probst. 
665*. 687*. 

— Torf-Großkraftwerke. 
tel: 865*. 888*. 932*. 1045. 

— Ein französisches Großkraftwerk, 
Beschreibung, Betriebserfahrungen. 
Von E. Cramer. 528*. 

— Die öffentlichen Elektrizitätswerke 
Belgiens vor und während des Krieges. 
Von K. Pietzseh. 191%. 77 

— Versorgung der früher besetzten Ge- 
biete Nordfrankreichs mit elektrischer 
Arbeit. 756. 

— Die Wasserkräfte zur Elektrisierung 
der Orl&ans-Bahn. 957. 

— Bau eines eigenen Kraftwerks oder 
Strombezug ? Stromversorgungsfragen 


Von F. Bar- 


der Reichswerft Danzig. Von K. 
- Schultze. 21*. 
— Die Elektrizitätsversorgung Groß- 


Berlins während des Generalstreiks im 
März 1920. 415. 

— Die Versorgung Berlins, der Provinz 
Brandenburg usw. mit Fernstrom. 531. 

— Verwendung von Asynchrongenera- 
toren zum Ausbau kleiner Wasser- 
kräfte. Von W. Zederbohm. 672*. 

— Kraftwerke mit Asynchrongenerato- 
ren. Nach Moore. 179. 

— Anwendung von Synehronmotoren 

— zur Verbesserung des Leistungsfaktors. 
Nach Byrnes. 336. 

— Außenunterwerke in Amerika. 79. 
— Von E. Philippi. 875. 

— Fahrbares Unterwerk von größerer 
Leistung. 471. 

— Ein Unterwerk von 15000 kVA in 
St. Louis. 795. 

— Billiges Unterwerk zur Aufstellung im 
Freien. 376. 


— Geräuschloses Bahnunterwerk . mit 
rotierendem Umformer. 694. 
— Selbsttätiges Unterwerk für die 


Straßenbahn Cleveland. 897. 

— Fernsteuerung für. Unterwerke mit 
rotierenden Umformern. Nach Wil- 
SON. 571. 

— Erfahrungen mit selbsttätigen Unter- 
werken bei Bahnen mit hochgespann- 
tem Gleichstrom. 715. 

— 'Selbsttätige Wasserkraft - Elektrizi- 
tätswerke. Nach Belt. 815. 

— Dampfkraftwerk für 200000 kW. 
157. 

— Erriehtung eines Groß-Flutkraft- 
werkes in England. 1037. 

— Kraftübertragung mit 160 kV in Ja- 
pan. 1009. 

— Großes Dampfkraftwerk in Neu-Eng- 
land. 79. 

— Fernleitung mit 220 kV für Schweden. 

- 1055. 

— Ein neues Braunkohlen-Kraftwerk in 
Melbourne. 897. 

— Eigenartige Verkupplung von Kraft- 
werken mit 50 und 60 Perioden. 137. 

— Kraftübertragung mit 150000 V. 
775. 

— 230 km - Hochspannungsleitung für 
110 kV Gösgen-Vincey. 695. 

— Ausfuhr elektrischer Arbeit aus der 
Schweiz. Von Misslin. 853. B. 924. 

— Kalifornische Großkraftübertragung 
mit 220 kV. Nach Sorensen, Cox 
und Armstrong. 317. 

— Die Aussichten der Kraftübertragung 
mit Drehstrom von 220 kV. Nach 


—Silver. Von K. Perlewitz. 32*, 
Einige moderne Turbinenanlagen: 
335. 


— Die Elektrizitätsverwendung auf dem 
flachen Lande. Von Pietzsch, War- 
relmann, Petri, Charbonnier, 
'Krohne. 466. 

— Bemessung der Transformatorenlei- 
stung in vorwiegend landwirtschaft- 
lichen Orten. Nach Osten. 572. 


— Die Elektrizitätsverwendung auf dem 
flachen Lande. Von Charbonnier. 
Brf: 4135. 

— Betrieb. 

— Betriebserfahrungen im Elektrizitäts- 
werksbetriebe. Sammelbericht. 675. 


— Die Ausnutzung überschüssiger Ener- 
gie eines kleinen Wasserrades durch 
Abgabe elektrischer Arbeit an ein 
Überlandnetz. Von W. Spethmann. 
310*. 

— Die Abwärmeverwertung bei Dampf- 
kraftwerken. Von M. Gercke. 601*. 

— Die Gewinnung von Nebenprodukten 
der Kohlendestillation in Dampfkraft- 
werken. Nach Wilkens. 473. 


Elektrizitätswerksbau u. -betrieb. 

— Schutzeinrichtungen der Groß-Kraft- 
übertragungen. Von :F. Schrottke. 
827*. 848*. 989. 1016. 

— Überstrom- u: Überspannungsschutz 
sowie Sicherheitsgrad bei Elektrizi- 
tätswerken. Nach Petersen. 834. 
— Berechnung und Begrenzung von 
Kurzschlüssen in Unterwerken. Nach 

Gooding. 83). 2 

— Berechnung. des Kurzschlußstromes 
in Kraftanlagen. Nach Gooding. 
198. 

— Die Schaltung großer Energiemengen. 
Nach Wedmore. 199. 

— Betriebserfahrungen an einer Hoch- 
spannungs-Kraftübertragung. Nach A. 
Bang. 15. 

— Die, Arbeitsmethoden des Load dis- 
patcher. Nach Gillooly. 613. 

— Die Entwicklung des ‚Load dispat- 
cher”. 238. 

— Maßnahmen zum Abbau der Spitzen- 
belastung in Amerika. Nach Young. 
939. 

— Der heutige Zustand ee Kraftwerke 
der New Yorker Hoch- und Unter- 
srundbahnen, 591. 

— Der unmittelbare Anschluß von 
Elektrostahlöfen an öffentliche Elek- 
trizitätswerke. Von E.F. Ruß. 45*. 

— Zur Leistungsfaktorfrage in. Frank- 
reich. 731. 

— Einschränkung des Verbrauchs elek- 
trischer Arbeit. 263. 664. 


— Notstandsbestimmungen der Kohlen- 
wirtschaftsstelle in den Marken für 
den Verbrauch elektrischer Arbeit. 921. 

— Stromverbrauchseinschränkung in 
Holland. 19. 

— Zur Finanzierung von. Elektrizitäts- 
genossenschaften. Von Heumann. 19. 

— Zunahme der Elektrizitätsgenossen- 
schaften in Deutschland. 83. 

— Vereinheitlichung der Periodenzahl in 
Amerika. 297. : 

— Der Nutzen kleiner Kältemaschinen 
für Blektrizitätswerke. 554. 

— Schätzung der Jahreseinnahmen von 
Elektrizitätswerken. Nach Blood. 
1014. ; 

— Elektrizitätsgroßwirtschaft. 


— Die. Aufgaben der Elektrizitätsver-- 


sorgungsunternehmungen und das Ge- 
setz, betreffend die Sozialisierung der 
Elektrizitätswirtschaft. Von G. Sie- 
gel. 925*. : 

— Gesetz, betreffend die Sozialisierung 
der Elektrizitätswirtschaft. Vom 31. 
X1.2191922943103: 

— Zur Sozialisierung der Rlektrizitäts- 
wirtschaft. Von A. Koepchen. 481*. 

— Vor der Entscheidung über das 
Elektrizitätswirtschaftsgesetz. Nach 
Breul. 18. 

— Eine erste Probe der durch ie Reichs- 
regierung geleiteten elektrotechnischen 
Gemeinwirtschaft. Von 8. Hartig. 
414*. 

— Die Folgen des Elektrizitätsgesetzes. 
223. 

— Urteil der Elektrische Licht- und 
Kraftanlagen A.G., Berlin, über das 
Elektrizitätsgesetz. 203. . 

— Reichsarbeitsgemeinschaft für Elek- 
trizitäts-, Gas- und Wasserwerke. 536. 

— Die Zusammensetzung des Beirats d. 
Elektrizitätswirtschaft. 760. 

— Reichselektrizitätswirtschaft. 735. 

— Eine Karte der Elektrizitätsversor- 
gung Deutschlands. 675. 963. 


— Ein kommunaler Elektrizitätswerks- 
Verband in Westfalen-Rheinland.1013. 
— Pläne der Vereinigung bayerischer 


Elektrizitätswerke. 744. 
— Die ‚Elektrizitätsversorgung in Däne- 
mark. Nach Niepoort. 417. B. 684. 


— Elektrizitätswirtschaft Deutsch-Öster- 
reichs. 19. 

— — Nach Schreiber. 401. 

— Das englische Elektrizitätsgesetz. 103. 

— — Von Siegel. 197. 

— Aus der englischen Elektrizitätswirt- 
schaft. 820. 1014. 

— Elektrizitätsgesetz in Frankreich. 43, 

— Die künftige Elektrizitätsversorgung 
in Frankreich. Nach van Dam. 277. 

— Erbauung 'eines staatlichen Hoch- 
spannungsnetzes in Nord-Frankreich. 
655. 

— Großkraftübertragung. Von R. Trö- 
ger. 905*. 927*.. 989. 1016. 

— Elektrizitätswirtschaft in der Freien 
Stadt Danzig. 899. 


Elektrizitätswerksbau u. -betrieb. 

— Die Elektrizitätsversorgung der Nie- 
derlande. 941. 

— Zur Frage der Verkuppelung der 
Kraftwerke der italienischen Staats- 
bahnen. 297. 

— Die Elektrizitätswirtschaft Kolum- 
biens. Von A. Wöbcken. 794*. 


— Die Elektrizitätsversorgung der Pro- 
vinz Ostpreußen. 114. 731. ; 
— Aus der polnischen Elektrizitätswirt- 

schaft. 183. 594. 

— Die Elektrizitätswirtschaft des Reichs- 
schatzministeriums und der staatlichen 
Elektrizitätswerke Sachsens. 456. 

— Die Zentralisation der Elektrizitäts- 
versorgung Südschwedens. Von S8. 
Halden. 852*. 

— Regelung der Elektrizitätswirtschaft 
in. Spanien. 535. 736. : 

— — Nach Paul. 98. 

— — Von Blumenthal. 245*. 

— Entwurf zu einem ungarischen Elek- 
trizitätsgesetz. 103. 

— Studien über Krafterzeugung u. 
teilung in Amerika. 594. - 

— Vernachlässigte Kraftquellen. 
GReindl. 11: Brf. 156. 

— —. Von E. Adler. Brf. 156 

— — Von’E. Zander. 256. 

— Wirtschaftliche , Stromabgabe. 
HOT. HEL® 

— Verbesserung der Wirtschaftlichkeit 
der Kraftwerke. Nach Schirp. 855. 


— Tarife. 


—. Das Tarifwesen der Überlandzentra- 
len. Von Fr. Schmidt. 654*. 


— Über die Bewertung des wattlosen 
Verbrauchs beim Verkauf elektrischen 

- Stromes und -seine Messung. Von R. 
"Kopp. 772*. 790*. Brf. 970. 

— — Von J. Busch u. R. Kopp. Brf. 
970. - 

— Leistungsfaktor und Strompreisbe- 
rechnung. 1038. 

— Linientafeln zur graphischen Be- 
stimmung von Strompreisen. Nach 
Courou. 985. 

— Nutznießerbeiträge zu den Kosten 
elektrischer Ortsnetze. Von’ -Fr. 
“Schmidt. 510*., 

— Die Bedeutung der Tarife für die Ent- 
wicklung der ländlichen Stromversor- 
gung. Von Warrelmann. Brf. 98. 


— Strompreise für die offenen Ladenge- 
schäfte. Von Rehmer. 115. 


— Soziale Preisstaffelung. für Gas- und 
Elektrizitätsverbrauch. 78. 


— Die Kohlenklausel. Von L. Bloch. 
150*. 

— Zur schiedsgerichtlichen Erhöhung 
von Preisen bei der Lieferung von elek- 
trischer Arbeit, Gas und Leitungswas- 
ser... 319... 341. 

2 en mit der Strompreisver- 
ordnung vom 1. II. 1919. Von G. Sie- 
gel. 225*. 

— Die Steigerung der Selbstkosten des 
elektrischen Stromes bei den Ober- 
schlesischen Elektrizitätswerken seit 
1914. Nach Bergmann. 179. 

— Einfluß des Krieges auf Elektrizi- 

‚„tätslieferungsverträge. 57. 

— Strompreise für die Eisenbahn. 635. 
756. 

— Regelung der Preise für elektrische 
Arbeit in Österreich. 83. 


— Verschiedenes. Treiböl und Elektri- 
zität in Kalifornien. 896. 

— Wassermangel und Kohlenabkommen 
von Spa gefährden die Elektrizitäts- 
versorgung Deutschlands. 988. : 


Elektrizitätszähler, Entwurf zu Nor- 
men. .Ddd. = 

— Erläuterungen zu den Bestimmungen 
über die Beglaubigung von Meßwand- 
lern. 640. 

—, Komplex - Wattstundenzähler mit 
Maximumzeiger. NachWolford. 1055. 

— Neuerung für Münzmesser (Gas- und 
Stromautomaten). Von H. Herkner: 
398. 

— Elektrizitätszähler der_Isaria-Zähler- 
werke 877. 

— —, der Elektrizitätszählerfabrik H. 
Aron. 938. 

— —, der Körting und Mathiesen A.G, 
1036. 

— Zählerrevisionen. Veh Physikalisch- 
Technische Reichsanstalt. 119. 202. 

— Ausbildung der Zählerableser. 158. 

Elektrizitätswirtschaft, siehe. Elektrizi- 
tätswerksbau. 


-Ver- 


Von. 


Von 


i 


—-, Einstellung der Vergebung von Un- 


Elektrochemie (s. a. Akkumula 
Hüttenwerke, Blekirizibätelcheese {6) 
usw.). 

— Elektrolytische Oxydation der 
talle. Nach Sestini u. Rondelli. 


— Elektrische Kraft für Stickstoffbin- 
dung. Nach Scott. 573. 
— Erfahrungen mit elektrolytisc 
Eisenniederschlägen. 636. 
—, Die Lage der elektrochemischen In 
dustrie Norwegens. 1012. 2. 
Elektroflaschenzüge siehe Förderanlagen, 
Elektrohandel, siehe Elektroindustrie. 
Elektroindustrie und deren Markt 
(s. a. Außenhandel und Abt. AV). 
— Die Folgen des Krieges und der Revo- 
lution für die Elektrotechnik. Von G. en 
Dettmar 65*. 91* 
— Welche Geschäftsmöglichkeiten ee 
Südafrika der deutschen Elektroindu- 
strie. Von E. G. Weyhausen. 374%, 


— Die wirtschaftliche und soziale Lage 
der deutschen Elektroindustrie. Nach 
Henrich. 616. 700. E 

— Rathenau über die wirtschaftliche 
Lage. 43. 2 

— Der Umschwung a Wirtschaftslage = 
in. der Elektroindustrie, A AR 

—, Die Elektroindustrie im vorläufigen 
Reichswirtschaftsrat. 948. 

— Die Beschäftigung im Juni 1920. 1 
83.108, 2483, 339. 491.49 5785 
679.838. 1014..1057 r 

— Die Preisstelle des Zentralverbandes 
der deutschen elektrotechnischen Ir 
dustrie. Von Henrich, 691*. 

— Interessengemeinschaft des Elektro- 
handels.' 480. \ 

— Ein Gemeinschaftsunternehmen der 

deutschen Schwachstromindustrie. 475. 


teraufträgen in der Schwachstrom- 
industrie. 164. 
— Aus der amerikanischen Blektroindu- $ 4 
strie. 496. 830. 3 
— Der Nutzen des Krieges für die ame- 
rikanische Elektroindustrie. ‚104. Er 
27, Die Lage des Geschäfts mit Miniatur- 
lampen in den V. S. Amerika. 921. 
— Die Entwicklung der Elektroindustrie 
in den V. St. Amerika. 359. : 2 
— Chiles elektrotechnischer Markt. 831. 
— Die elektrotechnische Einfuhr Chinas 
2... 191928888: Be: 
— Die englische Elektroindustrie ander 
Jahreswende. 163. 
— Die englische Elektroindustrie in Ko- 
lumbien. 536. 
— Finnlands Elaktroindinsire: FirSh 
— Ausderitalienischen Elektroindustrie. 
838. 
— Vom italienischen Markt für elektro- 
technische Ausrüstungsstücke.. 595. 
— Aus der Blektrizitätswirtschaft Ja- 


pans. 760. he 
—, Arbeitsverhältnisse der Wiekteadl = 
industrie in Japan. 1042. 


— Die Elektroindustrie Kanadas. 880. 

— Zur Lage der niederländischen Elek: 
troindustrie. 880. i 

—, Leiden und Hoffnungen der deutsch- 
österreichtschen Elektroindustrie. Von 
E. Honigmann. 1034*, 

— Wünsche der österreichischen Elek- 
troindustrie. 20. 

—, Aus der österreichischen Elektro: 
industrie. Nach H. Schreiber. 942. 

— Die Elektroindustrie in Rußland wäh- 
rend der letzten 5 Jahre. Von N. O. 
Lifschitz. ,393*. z Be, 

— Die Elektroindustrie in Sow‘etrußland. EN 
1057. ik 

— Aus der Schwachstromindustrie 
Schwedens. 515. 

— Aus der schweizerischen Elektroindu- 
strie. 718. 988. 

— Der schweizerische Spezialhandel mit 
_ elektrotechnischen Erzeugnissen im 
ersten Halbjahr 1919. 163. 

— Aus der Elektroindustrie Spaniens." 
248. 

— Der _ elektrotechnische 
Tschechoslowakei. 943. 

— Zur Lage der elektrotechnischen Indu- 
strie Ungarns. 943. : 

Elektrokultur, siehe Tandwirsohah: 

Elektromagnet, siehe Blektrizitätslehre. 

Hlektromedizin, siehe Medizin. 

Elektrometallurgie, siehe Bisenhübten. 
wesen. ; 

Elektromobile, siehe Automobile: 

Elektromotoren (s. a. Dynamos, Berg- 
werke, Maschinenantrieb, Bahnbau). 

— Gleichstrommotoren für stark verän- 3 
derliche Spannung. Von H. Roth. 
HObREBri 70a. = m 

— — .von F. E.'Taussig. Brt. 722, = 


Markt der 2. 


ktromotoren. 

— Die Abmessungen der Einphasen- 

“Bahnmotoren. Von F. Unger. 3*. 

— Die Einphasen-Wechselstrom-Kollek- 
_ tormotoren mittlerer Größe der Sie- 
_ mens-Schuckertwerke. Von M. Schen- 
Skel 26*. 

3 Die Bemessung von Drehstrom- Kol- 
ı ne Von R. Rüdenberg. 

265*. 289*. 

Der Einfluß der Massenträgheit elek- 
> "tromotorischer Antriebe auf die er- 
 reichbare Anfahrbeschleunigung. Von 

— K. Lubowsky. 285*. 
— Die Leistungsbewertung der Elektro- 


 E. Adler und (. Schiebeler. 485*. 
7 508*,. Brf. 970. 
— — Von RR. Pohl. Bıf. 82. x 
‚— Dauerleistung, Zeitleistung, Aus- 
‚> setzerleistung. Von F. Blanc. 812*. 
— Drehstrommotoren mit innerer Kas- 

kadenschaltung. Nach Hunt. 816. 
— Die Kaskadenschaltung zweier mehr- 
 phasiger Induktionsmaschinen in ana- 


Iytischer und graphischer Behandlung. 


— Regelbare Gleichstrom-Nebenschluß- 
- motoren. Nach Niethammer. 756. 
— Anwendung von Synchronmotoren- 
zur Verbesserung des Leistungsfak- 
tors. Nach Byrnes. 336. 
- — Umrechnung der Kennlinien eines 
 Hauptstrommotors vom Regelfeld auf 
© geschwächtes Feld. Nach Sveinss on. 
79. 
 — Praktische Tafeln für Umschaltung 
von Induktionsmotoren. Nach A. C. 
Roe. 897. R 
 — Verfahren zum Schutz der Lötstellen 
- an Kurzschlußankern. 239. 
— Ein Walzmotor für 2200 kW. 60. 
 — Wechselstrommotor, der an Stelle von 
_ Schleifringen Vakuumröhren benutzt. 
Nach Eceles u. Jordan. 137. 
— Der „Emeol-Motor”. Nach Mossay 
u. Jacoby. 418. 533. Brf. 923. 
 Elektronenröhren, siehe Röhren. 
= SB ektrostahlöfen, siehe Eisenhüttenwesen. 


_ Energiewirtschaft (s. a. Kohlen, Ge- 
setze, Blektrizitätswerksbau, Brenn- 
 _ stoffwirtschaft, Wasserkräfte u. Wärme- 
wirtschaft). 

— Kraft- und Wärmewirtschaft in Würt- 
 temberg (Richtl’nien)._594. 
 — Heizkraftverteilung. Nach €. M. Gar- 
land. 535. 

 — Steinmetz über Amerikas Energie- 
vorräte. 400. 

Entaschungsanlagen, siehe Feuerungs- 
anlagen. : 

- Erdsehluß und Erdströme (s. 
. Störungen). 

— Die Korrosion durch Erdstri öme elek- 
trischer Bahnen. 260. 

- Erdtelegraphie, siehe Telegraphie.- 
Erdung (s. a. Überspannungsschutz). 
_ — Über den Schutzwert der Erdungs- 
_  drosselspule im Nullpunkt von Wech- 
‚ selstromanlagen. Nach Görges. 259. 


1: 
' Nach Kafka. 897. 


Y Erfinder u. Erfindung, siehe Patentwe- 


sen u. Rechtspflege. 


Erwärmung (s. a. Dynamobau). 
- — Neues graph. Verfahren zur Voraus- 


- — bestimmung der Erwärmung elektri- 


scher Maschinen und Apparate für in- 
 termittierende Betriebe einschließlich 
_ Bahnen. Nach Gut. 99. 
= E Explosion, siehe Unfälle. 


Be 


Fachschulen, siehe Hochschulen. 
- Fahrdraht, siehe Bahnbau. 
Fahrschalter, siehe Anlasser, Schalter u. 
Bahnbau. 
_Fahrstühle, siehe Förderanlagen. 
1 en siehe Glühlampenfassungen 
und Normalien. 
Fehlerbestimmung, siehe Meßmethoden. 
Fernhörer, siehe Fernsprechen. 
Fernmeldeanlagen, siehe Normalien, Te- 
legraphie, Fernsprechen, Signalwesen, 
Leitungen usw. 


eprochämter u. -anlagen. 
 — Dänemark. 122. 
R—-, Italien. 593. 
— London. 615. 820. 
= — New York. 181. 
Fa Ostpreußenkabel. 656. 
— Paris. 556. 


2 
2 


— Schweiz. 733. 

— Biockhalm. Gothenbürg: 677. 
rucn, 

— Betriebserfahrungen im Mehrfach- 


_ fernsprechen und Mehrfachtelegra- 
_ Phieren mit Hochfrequenz. Von K. W. 
> „Wagner. 706*. 


” - 


Eu 1 PR 


_ motoren für aussetzende Betriebe. Von 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Vu 


Fernsprechwesen. 

— Das Mehrfachfernsprechen und -tele- 

. graphieren auf Leitungen mit Hoch- 
frequenz. VonK. W. Wagner. 1025*. 
1043. R 

— Hochfrequenztelephonie in Überland- 
zenträlen. Von Gewecke. 670*. 

— — Von E. Fischer. Brf. 1021. 

— Neue Wege der Mehrfachtelephonie 
und -telegraphie. Von J. Schießler. 
Brf. 77. 

— Hochfrequenz-Mehrfachtelephonie u. 
-telegraphie längs Leitungen. Nach 
Faßbender und Habann. 160. 572. 

— Hochfrequenztelegraphie und -tele- 
phonie auf Leitungen. Nach Mayer. 
495. 

— Drahtlose Nachrichtenübermittlung f. 
Überlandwerke, Von Graf Arco. 785*. 
1042. 

— Mehrfach- Telegraphie und -Fern- 
sprechen über offene, blanke Leitun- 
gen. Nach Squier. 732. 

— Uber Entwurf, Instandhaltung und 
Gebrauch von Betriebs- Fernsprech- 
anlagen für Überlandwerke. Von. J. 
Nübel. 771*. - 

— Vielfachtelephonie u. -telegraphie mit 
schnellen Wechselströmen. Von K.W. 
Wagner. Brf. 518. > 

— — Von B. Gati. Bıf. .518. 

—:— Ven Fr. Schmidt. Brf.. 947. 

— Der Fernsprecher im Dienste der Be- 
triebüberwachung von Straßenbahnen. 
18. 

— Ein abstimmbarer Fernhörer. 

.G. Seibt. 625*. 

— Schallgeber und Schallempfänger. 
Nach Hahnemann u. Hecht. 101. 

— Der mechanisch-akustische Aufbau 
eines Telephons. Nach Hahnemann 
u. Hecht. 378. - 

— Über die Berechnung von Übertra- 
gern für Telephonzwecke. Nach Holm. 
141. 857. 

— Lautsprecher der Western -Electrie 
Co. 758. 

— Entwieklungsmöglichkeiten auf dem 
Gebiete der Selbstanschlußämter. Von 
Grabe. 806*. 829*. 

— Geschichtliche Entwicklung des Wäh- 
lerbetriebes für Fernsprechämter in 
Deutschland. Von A.Kruckow. 305*. 

— Ein neuer Anruf. 962. * 

— Selbsttätige Anrufverteiler in Fern- 
sprechämtern mit Handbetrieb. 242, 

— Einführung des Wählerbetriebes in 
New York. 181. 533. 

— Einführung des Wählerbetriebes in 
London. 615. 820. 

— Ein internationales Unternehmen auf 
dem Gebiete der Wählerämter bauen- 
den Firmen (International Automatic 
Tel. Co.). 497. 

— Verbesserung des Fernsprechverkehrs 
in Paris durch Einführung des Anruf- 
an Stelle des Dienstleitungsbetriebes 
im Verbindungsleitungsverkehr. Nach 
M. Barbarat. 556. 

— Das unterirdische Fernsprechnetz in 

Italien. 593. 


Von 


_— Die Wahrscheinlichkeitstheorie für 


Telephonverkehrsaufgaben. Nach R. 
Holm. 697. 
— Die Nummern im Fernsprechbetriebe. 


Von K. Ammon. Bırf. 98. Brf. 237. 


— Über das Nebensprechen in kombi- 
nierten Fernsprechkreisen. Von L. 
Lichtenstein. 188*. 208*. 

— Aluminium im Telegraphen-undFern- 
sprechbetrieb. Von U. Meyer. 170*. 

— Mechanisierung des dänischen Tele- 
phonbetriebes. 122. 

— Kreuzungstabellen für Bernspiech. 
leitungen bei Parallelführung von 
Kraft- und Fernsprechanlagen. Nach 
Osborne. 472. 

— Über den Nebeneinanderverlauf von 
Drehstrom- und Fernsprechleitungen. 
Von OÖ, Brauns. 604*. 

— Aufzeichnung von Kabelfehlern. Nach 
Schönau. 697. - 

— Das Haltephon, eine Erleichterung f. 
Fernsprechteilnehmer. 279, 


Fernsteuerung in Drehstromanlagen. 


Von H. Roth. 685*. 

Fernzeiger, siehe Kommandoapparate u. 
Meßgeräte. 

Feuerspritze, benzin-elektrische. 240. 

Feuerungsanlagen (s. a. Dampfkessel 
u. Brennstoffwirtschaft). 

— Abwärmeverwertung bei Dampfkraft- 
werken. Von M. Gercke. 601*. 

— Kohlenpulverfeuerung. Nach Ander- 
sen. 473. 755. 


Feuerungsanlagen. 
— Aschen- und Schlackenbeseitigung in 


Großkraftwerken. Nach Scholtes. 
834. 
— Selbsttätige Entaschungsanlagen. 


Nach A. Rüster. 280. 

— Schlackenstauer und Feuerbrücken in 
Kesseln mit Wanderrosten. 42. 

— Feuerungstechnisches. 858. 

Finanzkonferenz Brüssel, 
859. 


Ergebnis. 


-Förderanlagen (s. a. Bergbau), 


— Über eine neuartige, elektrisch be- 
triebene Entlade- und Stapelvorrich- 
tung für Kohlen und andere Schütt- 
güter. Von H. Hermanns. 55*. 

— Eine neue  Sicherheits-Senkbrems- 
schaltung für Krane in Gleichstrom- 
anlagen. Von Ch. Ritz. 31*. 

— Vervollkommnete Regel- und Still- 
setzfähigkeit von Hauptschacht-För- 
dermaschinen mit Betrieb durch ein- 
fachen Drehstrommotor. 355. 


— Neuere Bestrebungen bei der Anord- 


nung und Durchbildung der Krananla- 
gen in Siemens-Martinstahlwerken. 
Von H. Hermanns. 148*. 

— Verwendung elektrisch betriebener 
Transportgeräte im Werkstattbetrieb. 
142. 

— Die Anwendung des elektrischen An- 
triebes bei einem modernen Gießkran. 
Von A. Kußler. 332*. 

—,„Blockabstreifkran. 241. 

— “Elektrischer Drehkran. 299. 

— Neuerungen an elektrischen Greifer- 
kranen. 337. 

— Ortsbewegliche Förderanlagen. 139. 

— Pratzenkran zur Handhabung von 
Walzeisenstäben. 17. 

— Neuartige Elektroflaschenzüge. 377. 

— Zwei Befestigungsanordnungen für 
Kranfahrleitungen. 820. 

— Elektrische Spille. 399. 

— Der elektrische Antrieb von Schiffs- 
ladewinden. Nach Bahl. 1056. 

— Lade- und Entladevorrichtungen in 
Häfen. 260. 

Forschungsinstitute, siehe Institute. 


Fragekasten, siehe Bezugsquellennach- 
weis. 

Frauenarbeit, Wiederabschaffung in 
England. 83. 


Frequenz, Benennung der in der Elek- 
trotechnik gebräuchlichen Frequenzen. 
471. 


Friedensvertrag (s. a. Krieg), Ein eng- 
lischer Nationalökonom über die wirt- 
schaftlichen Folgen des Friedensver- 
trages. Von Chr. Eckert. 753*. 


— Friedensschluß und Kriegsende. 223. 

— Das Kohlenabkommen von Spa. 616. 
637. 

— Wassermangel und Kohlenabkommen 
von Spa gefährden die Elektrizitäts- 
versorgung Deutschlands. 988. 

— Das RWE über das Kohlenabkom- 
men von Spa. 964. 

— Ergebnis der Brüsseler Finanzkonfe- 
renz. 859. 

— Die Forderungen der interalliierten 
Überwachungsausschüsse eine schwere 
Gefahr für Deutschlands geistiges 
Eigentum. 402. 594. 


Funkentelegraphie (s. a. Schwingun- 
gen, Elektrizitätslehre, Lichtbogen, 
Meßverfahren). 


Anlagen. 

— Neue Funktelegraphenanlagen. 101. 
— Australien. 101. 

— Belgrad (Banjiea). 797. 

— Brasilien. 181. 
— China. 82! 101. 141. 557 

— Dänemark. 101. 

— Deutschland. 534. 593. 677. 698. 716. 
— Deutschland— Amerika. 121. 

— Deutschland—Holland. 778. 

— Deutschland—Schweden. 121. 

— Deutschland—Spanien. 121. 

— England. 399. 

— England—Dänemark. 101. 

— England—Holland, 557. 

— Ekuador. 557. 

— Frankreich—Indochina. 573. 

— Geltow. 41. 

— Holland—Indien. 439. 

— Kamina. 116. 

— Long Island. 716: 

— Lyon—Indochina, 181. 

— Mexiko. 837. 

— Nauen. 819. 

— New York. 857. 

— ÖOstindien. 716. 

— Portugal. 573. 


Funkentelegraphie, 

— Schweden. 262. 

— Shanghai. 837. 

— Spitzbergen. 514. 

— Stiller Ozean. 557. 

— Tongainseln. 573. 

— Uruguay. 242. 

— Ver. Staaten. 416. 495. 716. 

— Theori? und Systeme. 

— — Neuere Arbeiten des Telegraphen- 
Versuchsamts auf dem Gebiete der 
Funktelegraphie. 873*. 

— — Neuer Fortschritt der drahtlosen 
Telegraphie.. Nach Johnsen und 
Rahbek. 898. 

— — Interessante Tastschaltungen. Von 
W. Dornig. 367*. 

— — Unterdrückung atmosphärischer 
Störungen bei drahtlosem Empfang. 
Nach Weagant. 399. 

— — Theoretische Untersuchung über 
die Strahlung von Antennensystemen. 
Nach Abraham. 160. 

— — Zur Elektrodynamik von Strah- 
lerkreisen. Nach Wagner. 161. 

— — Bestimmung der Eigenschwingung 
von Antennen. Nach L. Meißner. 18]. 

— Koppelungserscheinungen bei unge- 


716. 


dämpften Schwingungen. Von W. 
Burstyn. 951*. 
— — Antenneneigenschaften. Nach 


Preß. 962. 
— — Ein Satz über Modelle von An- 
tennen. Nach Abraham. 918. 


— — Kopplungsbemessung bei Stoß- 
funkensendern (Patentstreit). 556. 
— — Theorie des Antennenwiderstan- 
des. Nach Eceles. 837. 

— — Bäume als Antennen für drahtlose 
Telegraphie. Nach Squier. 81. 

— — Funktelegraphie und die Sonnen- 
finsternis vom 28. V. 1919. 101. 

— — Über den Überlagerungsempfang- 
Nach Meißner und Scheiffler. 733- 

— — DieRichtungsfinder der drahtlosen 
Telegraphie. Nach Fessenden. 420. 

— Die drahtlose Richtungstelegraphie 
bei der Marine. Nach L. Pungs. 922. 


— — Drahtlose Richtungstelegraphie. 
Nach F. Kiebitz. 380. 

— — Versuche zur Übermittlung von 
Nachrichten mit drahtloser Telepho- 
nie. Von W. Hahn. 727*. 

— — Drahtlose Telephonie mit Draht. 
82. 

— — Theorie der Rahmenantennen. 
Nach Blattermann. 439, 


— — Radiotelegraphie mit offenen oder 
Rahmenantennen. Nach Dellinger. 
717. 

— — Über die Arbeitsweise und Bean- 
spruchung von Gleichstrom-Hoch- 
spannungsmaschinen beim Betrieb von 
Funkensendern. Von K. W. Wagner. 
581*. 605*. 

— — Hochfrequenzmaschinen. 
Latour. 420. 

— — Entwurf von Poulsen-Lichtbogen- 
generatoren. Nach Fuller. 79. 

— — Der Poulsensender in der Funk- 
telegraphie des Auslandes. 834. 

— — Charakteristische Kurven für die 
beim drahtlosen Sendebetrieb benutz- 
ten Frequenzverdoppler. Nach Mino- 
hara. 593. 

— — Technische Entwicklung der Röh- 
rensender. Nach Kühn. 141. 

— — Über die Schaltungsweisen des 
Audions. Nach Coster. 262. 

— — Die kürzesten mit Vakuumröhren 
herstellbaren Wellen. Nach Bark- 
hausen und Kurz. 615. B. 924. 

— — — VonK.Rottgardt. Brf. 902. 

— — — Von A. Meißner. Brf. 902. 

— — Die Poulsen-Lorenz-Anlage in Kö- 
'nigswusterhausen. Von H. Thurn. 
686 *. 

— — Die funktelegraphische Empfangs- 
anlage in Geltow. 41. 

— — Die Zerstörung der Großfurikstelle 
Kamina (Togo). Von Roscher. 116. 


Nach 


| — Anwendungen usw. 


— — Ist die drahtlose Telephonie als 
Verkehrsmittel für Überlandzentralen 
geeignet? Von J. Nübel. 125*. Brf. 
328. 

— + — Von A. Meißner. Brf. 323. 

— — Drahtlose Nachriehtenübermitte- 
lung für Überlandwerke. Von Graf 
Arco. 785*. 104. 

— — Verwendung der Funktelegraphie 
für das Pressewesen. Von H. Bredow. 


1D>, 


vIill 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Funkentelegrapbie. 


— — Automobile mit drahtloser Ein- 
richtung. Nach Martin. 181. 


— — Börsenfunkdienst in Amsterdam. 
837. 

— — Funkentelegraphische Wettermel- 
dungen. 181. 

— — Luftschiffahrt und drahtlose Tele- 
graphie in England. 495. 

— — Zur Entwicklung der drahtlosen 
Telegraphie für den Flugzeugverkehr. 
Nach Doyle. 122. 

— — Drahtlose Telephone für Flieger, 
Stationen auf der London-Paris-Linie. 
75% 

— — Drahtlose Sicherungsvorrichtung 
für fahrende Eisenbahnzüge. 573. 


— — Funkentelegraphische Übertra- 
gung von Eisenbahnsignalen auf die 
Lokomotiven. Nach Augereau. 557. 


— — Drahtlose Sturmwarnungen in 
England. 495. 

— — Drahtlose Telegraphie in Häfen. 
101. 

— — Drahtlose 
Schiffahrt. 82. 

— — Mareoni in der Bordfunkerei. 181. 

— — Drahtloser Notanruf für Schiffe. 
358. 456. 

— — Funkspruchempfang auf Licht- 
bildstreifen. Nach Hoxie. 733. 

— — Drahtloser Schreibempfang über 
12 000 km. 141. 

— — Die Förderung des deutschen Han- 
dels durch internationale Funkver- 
kehrsverträge. 761. 

— — Neuabmachungen in der anglo- 
amerikanischen drahtlosen Telegra- 
phie. 495. 

— — Mareconi und das englische Welt- 
funknetz. 399. 

— — Das englische funktelegraphische 
Weltprojekt. Von H. Thurn. 938. 

— — Die ‚amerikanischen und engli- 
schen Monopolbestrebungen auf dem 
Gebiete der -drahtlosen Telegraphie. 
Nach Respondek. 17. 

— — Aufbau der Radio-Corporation of 
America. 497. 


Funkenwiderstand, siehe Elektrizitäts- 
lehre. 


Telegraphie in der 


as. siehe Unfälle, Beleuchtung, Moto- 
ren, Geschäftsstelle f. Elektrizitätsver- 
wertung, Kohle u. Brand. 


Gebrauchsmusterschutz, 
wesen, 

Gasturbine, Entwicklung der Holz- 
warth-Turbine. 857. 

Gebühren (s. a. Fernsprechen, Funken- 
telegraphie, Telegraphie, Sachverstän- 
digenwesen usw.). 

— Die neuen Gebührenordnungen der 
Architekten und Ingenieure. 263. 557. 
858. 

Geldwert, siehe Warenpreis. 


Gerichte, siehe Rechtspflege. 


Gesetze, Vorschriften usw. (s. a. Elek- 
trizitätswerksbau, Patentwesen, Nor- 
malien, Rechtspflege, Versicherung, 
Arbeiterfragen). 

— Gesetz, betreffend die Sozialisierung 
der Elektrizitätswirtschaft. Vom 31. 
XII. 1919. 18. 94. 103. 203. 223. 414*. 
481*. 

— Die Aufgaben der Elektrizitätsver- 
sorgungsunternehmungen und das Ge- 
setz, betreffend die Sozialisierung der 
Elektriitätswirtschaft Von G. Sie- 
gel. 92 

— Das We 104. 224. 

— — Von W. Esslinger. 250*. 

— — Die Rolle des Betriebsrätege- 
setzes beim Produktionsaufbau. 43. 
— Zum neuen Umsatzsteuergesetz. Von 

Esslinger. 341. 

— Zur schiedsgerichtlichen Erhöhung 
von Preisen bei der Lieferung von elek- 
trischer Arbeit, Gas und Leitungswas- 
ser. 319. 341. 

— Erfahrungen mit der Strompreisver- 
ordnung vom 1. II. 1919. Von G. Sie- 
gel. 995%, 

— Schiedsgerichtlich®e Erhöhung von 
Beförderungspreisen der Eisenbahnen, 
Kleinbahnen (Lokalbahnen usw.), Stra- 
ßenbahnen und Anschlußbahnen. 223. 

— Das englische Elektrizitätsgesetz. 103. 

— — Von Siegel. 197. 

— Eine Ergänzung der . Elektrizitäts- 
Gesetzgebung in Frankreich. 43. 

— Elektrizitätsgesetzgebung in Öster- 
reich. Von G. Siegel. 154. 

— Entwurf zu einem ungarischen Elek- 
trizitätsgesetz. 103. 


siehe Patent- 


"Gleichriechter, (s. 


— Der 
der Glastype, seine Theorie und prak- 


Gesetze. 

— Ungarische Elektrizitätsgesetzgebung. 
899. 

— Das neue Wasserkraftgesetz der V.S. 
Amerika. 699. 

— Inkraftbleiben kriegswirtschaftlicher 
Bestimmungen nach Beendigung des 
Krieges. 63. 

— Neue Gesetze. 57. 

— Eine englische „Anti-Dumping Bil”. 
20. 

— Das neue französische Gesetz über 
die Maßeinheiten. . Von K. Strecker. 
I80*. 

Getriebe, Ein neues 
triebe, 358. 

Gewerberäte, Die Jahresberichte der 
Preußischen Regierungs- und Gewerbe- 
räte und Bergbehörden für 1914 bis 
1918. Von Perls: 914. 


Glas, Gase und Dämpfe. 
wood. 18. 


Kuppelungsge- 


Nach Sher- 


a. Dynamos und 
Elektrizitätslehre). 
Quecksilberdampf-Gleichrichter 


tische Ausführung. Von F. Kleeberg. 
145*. 171*. 193*. 443. B. 480. 
— Quecksilberdampf-Gleichrichter “als 
Stromquelle für Telegraphenzwecke.42. 
— Quecksilberdampf-Gleichrichter mit 
Selbsterregung. 437. 

— DieGleichrichterwirkung von Kristall- 
detektoren. Nach Huizinga. 573. 
— Gleichrichterwirkung von Bleiglanz- 
kontakten nach Florisson. 1040 
— Zur Theorie der Gleichrichter. Von 

H. Nielsen. Brf. 323. 


— Mechanischer Gleichrichter. Nach 
Soulier. 1039. 
Gleichspannung, Erzeugung hoher, 


ohne Transformator. Nach Greina- 
cher. 759. 

Glühlampen ((s. a. Beleuchtung). 

— Die ‚„Pointolite”-Glühlampe. 378. 

— Wiederherstellung, durchgebrannter 
Metalldrahtlampen. 100. 

— Befestigungsweise des Leuchtfadens 
bei Metallfadenlampen. Nach Ole vell. 
471. 

—, Explosionserscheinungen bei Glüh- 
lampen. Von O0. Kümpel. 635. Brf. 
947. Brf. 1058. 

—.— Von A. R. Meyer. 
Brf. 1058. - 

— Glühlampen-Prüfvorrichtung. 159. 

— Die Glühlampe im Auslande. Nach 
J. Liston. 321.7 

— Zusammenschluß in der Glühlampen- 
industrie. 123. 

— Die monopolistische Geschäftsgebah- 
rung der Electrie Lamp Manufacturers 
Association of Great Britain. 300. 360. 

— Die Lage des Geschäfts mit Miniatur- 
lampen in den V.S. Amerika. 921. 

— Ausfuhr von Glühlampen für elek- 
trische Taschenlampen. 184. 

— Der Glühlampenexport der V.S. Ame- 
rika i. J. 1919. 536. 

— Die amerikanische Glühlampenfabri- 
kation i. J. 1918. 44. 

— Die Kohlefadenlampe in der ameri- 
kanischen Ausfuhr. 595. 

— Vom ungarischen Glühlampenmarkt. 
595. 

Glühlampenfassung, neue. 201. 

Granatensucher, elektromagnetische 
Apparate zum Aufsuchen metallischer 
Gegenstände im Erdboden. 179. 471. 

Graphit, Außenhandel. 404. 

Groß-Berlin, Neuordnung der tech- 
nischen Wirtschaft. 898. 

Grubenbahnen, siehe Bahnen und Berg- 
werke. 

Grubenlampe, siehe Beleuchtungskörper. 

Gummi, Zur Lage des Kautschukmark- 
tes. 203. 

Güterbeförderung, siehe Bahnanlagen u. 
Förderanlagen. 


Brf. 947. 


BZamburgs Hafen und der Wiederauf- 
bau der deutschen Wirtschaft. 880. 
Haltephon, siehe Fernsprechen. 
Handelsarchiv, Deutsches. 704. 
Handelskammer, internationale, Be- 
schlüsse. 679. 
Handelsnachrichten, s. a. Abteilung AV. 
Handregel, neue. 699. 
— — Von P. Schiemann. 456. 
Handwerk, Ein Reichsverband des 
deutschen Handwerks. 20. 
Hängeisolatoren, siehe Isolatoren. 
Härtung, siehe Werkstatt. 
Hauptbahnen, siehe Bahnanlagen. 
Hebezeuge, siehe Förderanlagen., 


Heizapparate, Ein neuer elektrischer 


Heiz- und Kochapparat. Von E. Fr. 


Buss. 74*. Br£. 518. 

— — Von.G. W. Meyer. Brf. 518. 

— Tauchsieder. Von F. Biermann:272*, 

— Vorschläge für die Nörmalisierung 
elektrischer Koch- und Heizgeräte. 
885%. Br. 510. 

— — Von Leibius. Bıf. 519. 

— Vorschriften für Koch- und Heizge- 
räte. 680. 860. 

— Kontakte und Anschlüsse bei SE 


schen Heizvorrichtungen. Nach 
Schneider. 298. 


— Die sparsame Ausnutzung elekiri.ch 


erzeugter Wärme. Nach Schneider. 


279: 
— Elektrische Großküchen. 917. 


— Elektrischer Wassererhitzer zur Aus- 
nutzung überschüssiger Wasserkraft- 
energie. Nach Weime. 614. 

— Elektrische Warmwasserheizung in 
einer Schule. 513. 

— Elektrische Wohnungsheizung. 261. 

— Dampfluftheizung. Nach A. Schra- 
der. 456. 

— Dampfheizung mit elektrischem Be- 
trieb. 438. 

— Elektrische 
Schweden. 471. 

— Elektrische Raumheizung in London. 


Wohnungsheizung in 


757. - 


— Elektrisches Backen in der Schweiz. 
279. c 

— Betrieb elektr. Backöfen. 880. 

— Wirtschaftlichkeit des elektrischen 
Backofenbetriebes. 40. 


— Anforderungen an elektrische Koch- 
geräte. Nach Coulon. 159.  _ 

— Der elektrische ‚‚Revel”-Kessel zur 
Erzeugung kleinerer Frischdampfmen- 
gen. 735. 

— Elektrisch geheizte Dampfkessel und 
Wärmespeicher.: Nach Höhn. 336. 
— Elektrische Dampfkesselheizung als 

Notbehelf. Nach Kummer. 100. 


— Neue Heizkörperformen. 418. 


— Graetzor-Plätteisen. 120. 

— Neues Bügeleisen. Von H. Helber- 
ger. Brf. 342. . 

— — Von Naujoks. Brf. 342. 

— Elektrisches Bügeleisen, Marke Kelu. 
318. 

— Anschlußgestell für elektrische Bügel- 
eisen. 438. 

— Kriegsverwendung schmiegsamer elek- 
trischer Heizapparate. Nach Heil- 
brun. 140. 

— Neuer Zündstöpsel für elektrische Zi- 
garrenanzünder. 140. 

— Elektrische Weichenerhitzer. 133. 

— Elektrischer Erhitzer für Laborato- 
riumsgebrauch. 241. 

— Erfahrungen mit elektrisch beheizten 
Trockenöfen für Lackwaren. 358. 

— Elektrische Versuchsschmelzöfen. 734. 

— Ersparnisse durch elektrische Wärme- 
öfen in Drahtwalzwerken. 1008. 

— Elektrische Wärmerolle. 120. 

— Elektrisch beheizte Brutapparate.240. 

Heizkraftverteilung, siehe Energiewirt- 
schaft. 

Hochfrequenztelephonie, 
sprechen. 

Hochschulen u. andere Lehranstalten 
(s. a. Ingenieure u. Abt. ATI, 

— Volkswirtschaftliches Berufsstudium 
an Technischen Hochschulen. Von W. 
Franz. 269*. 

— Die neuere Entwicklung der Elektro- 
technik und das nn 
Nach Binder. 9. 

— Zur Hochschulreform. 920. 

— Ein bedeutsamer Schritt zur Hoch- 
schulreform. 717. 

— Vereinigung der Hochschullehrer der 
Elektrotechnik. 62. 

— Zum fünfziejährigen Bestehen der 
Technischen Hochschule zu Aachen. 


760. 


siehe Fern- 


— Höhere Technische Staatslehranstalt 


Nürnberg. 18. 

— Doktor-Ingenieur-Promotionen an d. 
Bergakademien Clausthal u. Freiberg 
i. Sa. 838. 880. 

— Notgemeinschaft der deutschen Wis- 
senschaft. 987. 

— Amold-Stiftung. 963. 

Hochspannungsanlagen, siehe Elektrizi- 
tätswerksbau u, Leitungen, 


Hochspannungsapparate, siehe Norma- 
lien, Schalter, Schaltanlagen, Schmelz 
sicherungen u. Überspannung. 

Hoöchspannungsleitungen, siehe va 
. gen. 

Holland, Ein Kreditabkommen; Var 
luta und Kohlennot. 123. £ 

Hüttenwerke, siehe Eisenhüttenwesen. ; %- 

Hysterese, sichs Magnetismus, Elektrizi- 
tätslehre, BD u. Sohvira 
gen. = 

Induktion, siehe RE u. Elek- 
trizitätslehre. 


Industrie (s. a. Elektroindustrie), Dr. 
- W. Rathenau über die wirtschaft- 


liche Lage. 43. 


— Wirtschaftspolitik des Reichsverban- F 


des der deutschen Industrie. 574. 


Ingenieure, Techniker und deren Stan- 
deswesen (s. a. Hochschulen, Gebüh- 


ren und Sachverständigenwesen). 


— Wirtschaftliche Aufklärung durch den 


Ingenieur. Nach Townly. 421. 


Installationsmaterial (s. a. Norma- 


lien, Schalter, Sicherungen, Leitungen 
usw.). 


 — Abzweigdose für Hausinställationen. 


856. 


Installationswesen (s. 
tätswerksbetrieb und Rechtspflege). 


a. Elektrizi- 


— Für die Interessen des Installations- > 


gewerbes. 144. 
— Elektrische Hausinstallationen. 784. 


— Hauptpfandstelle für Biekttomstalg | 


lateure. 924. 


Institute, wissensnhäftliche (s. a. Hoch- 
schulen, Materialprüfungsamt und 
Reichsanstalt). 

— Reorganisation des „Nela” 
toriums. 717. 

— Forsch ngsinahtu für Aluminium u. 
seine Legierungen. 760. 


Labora- 


Isolationsmessung, siehe Meßverfahren. 


Isolatoren, Zur Theorie der Hoch- 


spannungsisolatoren. Von A. Schwai- 


ger. .845*.. Brf. 1021. 
— — Von Sehumann. Brf. 971. 
— — Von K. Humburg. Brf. 1021. 


— Anwendung von Theorie und Praxis 


auf den Bau von Freileitungsisolato- 
ren. Nach Gilchrest. 917. 

— Die mechanischen Eigenschaften des 
Porzellans und exakte Prüfungsmetho- 


den zu ihrer Bestimmung. Von E.Ro- 


senthal und F. Singer. 705*. 
— Festigkeitsuntersuchungen an tech- 
nischem Porzellan. Von W. Demuth. 


sgl*. 


— Das Porzellan der Hochspannungs- 


isolatoren. Nach Peaslee. 734. 

— Die Berechnung von Isolatorenstüt- 
zen. VonM. Donath. 809*. 

— Zerstörungserscheinungen an Hoch- 
spannungsisolatoren. Von G. Be- 
nischke. Brf. 37. } 

— Gesichtspunkte für die Wahl der Iso- 
latorengröße. Nach Austin. 417. 

— Der Leitungsisolator für höhere 
Spannungen. Nach Peek. 1038. 

— Leitungsisolator mit Metallglocke, 
Nach L. Neu. 219. 

— Einfluß von Wärmeunterschieden auf 
Hängeisolatoren. Nach Ryan. 69%. 
— Entwurf zu Normen und. Prüfvor- 
schriften für Porzellanisolatoren. 618. 

13T. 

Isoliermaterial (s. a. Elektrizitäts- 
lehre, Leitungen u. Isolatoren). 

— Die elektrische Festigkeit der Isolier- 


materialien. Von Schwaiger u. 

Kuhlmann. Bırf. 682. 

«Fubiläum, siehe Hochschulen, Abt. A II 
uAV, | 


Wabel, siehe Leitungen; Schwachstrom- 
kabel, siehe Telegraphie u. Fern- 
sprechen. = 

Kabelkanäle, Rohvaseline als Kühl- 
mittel. 397. 

Kemschune Neue Proßkabelsahliher 

77 

Kabelsehutzsystem Pfannkuch. 297 

Kältemaschinen, Nutzen für Elektri- 
zitätswerke. 554. 

'Kapitalbeschaffung. 243. 

— Warum die Kapitalserhöhungen ? 164. 

Kautschuk, siehe Gummi. 

Kessel, siehe Dampfkessel u. Heizappa- 
rate. 

Kettenstromwandler, siehe Meßgeräte. 

Kilowatt, siehe Einheiten. 


e 


2 


- 
» 


1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


IX 


3 Kinematographie mit 50 000 Aufnah- 
4 meni.d. Sek. 181. 


_ Kleine Mittel, Die Zeit für — ist vor-' 
= bei. 


Klemmen, Schlitzklemmen für Ver- 
spannung von Freileitungen. 591. 
Kohlebürsten im Elektromaschinen- 
bau. Nach Hunter-Brown. 397. 
Kohlenklausel, siehe Elektrizitätswerks- 

betrieb (Tarife). 


Ar Kohlenwirtschaft (s. a. Beleuchtung, 


Bergbau, Brennstoffwirtschaft). 19. 
123. 144. 164. 473. 760. 899. 
 — Die Beseitigung der Kohlennot. Von 

G. Dettmar. 521*. 545*. 564*. 

— — Von R. Kitschelt. Brf. 743. 

— Preisausschreiben zur Behebung der 
Kohlennot. 704. 

— Die Sozialisierung des 
baues. 735. 

— Die Kohlendestillation in Dampfkraft- 
werken. Nach R. 'Wilkens. 473. 

— Zur Frage der Kohlenvergasung. 
Nach Kreyßig. 884. 

— Erfahrungen mitKohlenlagerung unter 
Wasser. 473. 


Kohlenberg- 


— — Entkohlung der Asche. 760. - 


— Wahrung der Kohlenschätze in Eng 
land. Nach D. Clerk. 657. 699. 
— Die Kohlenschätze Amerikas. 400. 


Kollektor, siehe Dynamos u. Elektromo- 
‚toren. az, 
Kommandoapparate, Über elektr. 
Fernzeiger- und Schiffs-Kommando- 
apparate bewährter Systeme. Von 
W. Drägert. 1031*. 
Kommissionen (s. a. Abt. A IV). 
— Von der Internationalen Elektrotech- 
nischen Konmission. 513. 
.— Vorschläge der IEC für Benennung 
von Frequenzen. 471. 
. Kommutierung, siehe Dynamos u. Elek- 
tromotoren. j 
Kondensator, Riesenkondensator für 
Hochspannungsversuche. 101. - 
Kondensatormaschine, siehe Elektrisier- 
maschine. 


Kongresse u. Jahresversammlungen (s. 
a. Vereinsnachrichten, Abt. A IV ‚‚Ver- 
schiedene Vereine”), 

— Elektrische Woche in Hannover. 575. 
596. 638. 660. 701. 736. 825 (Bericht). 

— Kongreß für gewerblichen Rechts- 
schutz. 677. 

 — Internationaler Wirtschaftskongreß 
1920, Frankfurt a. M. 244. 339. 

— Oersted-Kongreß, Kopenhagen. 598. 

—, Kongreß für gewerblichen Rechts- 
schutz. Von B. Geisler. 993. 

Kontakte, Berechnung. Von W. Höpp. 
2N5*. 232%. 258. 

— Über den Kontaktwiderstand. 
W. Höpp. 910*. 

— Über lichtbogenfreie Unterbrechung 
elektr. Ströme. Von W. Burstyn. 
503*. Brf. 970. 

— — -Von Wolff. Brf. ‚861. i 

— Uber den Kontaktwiderstand: Nach 
Kraus. 161. 334. 

Kontroller, siehe Schalter u. Anlasser. 

Korrosion, siehe Erdstrom, Leitungen, 
Materialkunde, Dampfkessel, Störun- 
gen u. Bahnbetrieb. 

Krane, siehe Förderanlagen. 

Krankenfahrstuhl, siehe Automobile. 

Kreisdiagramme, siehe Dynamos, Elek- 
tromotoren, Transformatoren u. Elek- 
trizitätslehre. : 

Kreiselkompaß im Schachtbau. Von 
0. Martienssen. 462*. 475. 

Krieg (s. a. Friedensvertrag, Abt. AV. 
und Rechtspflege). 

— Die Folgen des Krieges und der Revo- 

‚ Jution für die Elektrotechnik. Von G. 
Dettmar. 65*. 91*. 

Kühlung, siehe Dynamos, Elektromo- 
ren, Transformatoren usw. 
Kupfermarkt (s. a. AV). 

J. D. Ryan. 497. 

— Wirtschaftsgeschichte des Kupfers. 
Von W. K. Weiß. 900. 

— Gewinnung, Ausfuhr, Verbrauch und 
Preis von Kupfer in’ Amerika. 104. 


Kupplung, Magnetische Reibungskupp- 
lung. 222. j 
Kurse, Die Bewegung der Wechselkurse. 

Von J. Mendel. 713*. 
— Aktienkurse. 644. 724. 824. 904. 995. 


Von 


Nach 


Kurven u. Kurvenform (s. a. Dynamos,- 


Meßverfahren u. Elektrizitätslehre). 

— Aufnahme von Wechselstromkurven 
unter Benutzung der ionisierenden Wir- 
kung von”®Kathodenstrahlen. Nach 
Lübcke. 278. 


Kurzschluß, siehe Brand, Leitungen, Dy- 
namos, Elektrizitätswerksbau, Über- 
stromschutz u. Unfall. 


Laboratorium, siehe Hochschulen, Insti- 
tute, Reichsanstalt u. Materialkunde. 

Ladung, statische, von Motorlastwagen 
durch Sandstürme. 202. ! 

— Ladungserscheinungen an Treibrie- 
men. 1013. 

Lager, Bestimmung der Dicke der Öl- 
schicht. Nach Vieweg. 798. 

— Vorriehtung zur selbsttätigen Rege- 
lung und Registrierung der Öltempe- 
ratur ‘von  Turbinenlagern. Nach 
Duckett. 963. 

— Ölverbrauch von Turbogeneratoren. 
1038. 

Lampenpendel, siehe Beleuchtung. 


Landwirtschaft. < 


- — Die Elektrizitätsverwendung auf dem 


flachen Lande. Von Pietzsch, War- 
relmann, Petri, Krohne. 466. 

— — Von J. Charbonnier. Brf. 135. 
466. 

— Technik und Landwirtschaft. 81. 

— — Von K. Krohne. 7*. 

— Die Elektrizität in der Landwirtschaft 
(Sammelbericht). 378. 471. 

— Elektrokultur (Sammelbericht). 438. 

— Getreidebau und Elektrizität. 241. 

— Elektrische Bodenfräser in der Land- 
wirtschaft. Nach R. Werner. 614. 

— Elektrisches Pflügen. 419. 

— Die Leistungsfähigkeit der deutschen 
Landwirtschaft nach der Lostrennung 
wichtiger Erzeugungsgebiete. Von K. 
Krohne. 399. 

Laufkran, siehe Förderanlagen. 
Leistungsaufnahme von Wechselstrom- 
systemen, siehe Elektrizitätslehre. 
Leistungsfaktor, siehe Dynamos, Elek- 
tromotoren, Meßgeräte u. Elektrizi- 

tätswerksbetrieb. 

Leitsätze, siehe Normalien. 

Leitungen (s. a. Normalien, Maste, 
Bahnbau (Leitungen), Elektrizitäts- 

. werksbetrieb, Fernsprechen, Telegra- 
phie u. Störungen). 

Über die Prüfung von Hochspannungs- 
kabeln mit Gleichstrom. Von M. Wei- 
set. 48*. 71*. 

Leitungen, Die Stärke der Isolierhülle 

* bei amerikanischen Starkstromkabeln. 
1055. 

— Vorarbeiten für Hochspannungs-Frei- 
leitungen. Von Fr. Schmidt. 105*. 

— Beitrag zur Schwaigerschen Netzbe- 
rechnung. Von Ad. Thomälen. 729*. 

— Graphische Berechnung elektrischer 
Leitungsnetze. Von A. Schwaiger. 
PAUSE 

— Schutz gegen unnötiges Abschalten b. 
Kurzschlüssen und Überlastungen. Von 
P. v. d& Sterr. 10029*. 

— Aluminium-Eisen-Seile und Alumi- 
nium-Stahl-Seile für Starkstromlei- 
tungen. Von A. Korff, Hamann, 
M. Cohn, W. Prehm, ©. Feußneru. 
Fischinger. 253. 

— Durchhänge von Freileitungen. Von 
W.: Grothe. 311*. B. 519. 

— — Von H. Ott. Brf. 539. 

— Die Fehlerortsbestimmung in Stark- 
stromkabeln bei Schluß zwischen allen 
Leitern. Von K. de Koning. 249*, 

— Berechnung gegliederter eiserner Ge- 
stänge für Freileitungen. Von Feuer. 
725*. 2 

— Über Berechnungen von Stromver- 
zweigungen. Von K. Küpfmüller. 
850*. 

— Kurventafeln zur angenäherten Be- 
rechnung von Hochspannungsleitun- 
gen. Nach Evans. 676. 

— Hilfswerte zur Berechnung der Frei- 
leitungen. Nach Edler. 357. 

-—- Berechnung. von Freileitungen mit 
Rücksicht auf die mechanischen Ver- 
hältnisse der Leiter. Nach Jobin. 259. 

— Neues Hilfsmittel für Freileitungsbau. 
201. 

— Ein neues Verfahren für die Veranke- 
rung der Maste von Fernleitungen. 
178. 

— Vereinheitlichung des Leitungsmate- 
rials der englischen Straßenbahnen. 
856. ; 

— Normalien für isolierte Leitungen in 
Starkstromanlagen. 321. 


.— Bestimmungen über Schwachstrom- 


kreuzungen. 78. 
— Kreuzung von elektr. Starkstrom- 
” anlagen mit Bahnen. 421. 


Leitungen. 

— Kreuzung von Hochspannungs-Frei- 
leitungen mit Reichstelegraphen- und 
Fernsprechleitungen. 475. 

— Kreuzungstabellen für Fernsprech- 
leitungen bei  Parallelführung von 
Kraft- und Fernsprechanlagen. Nach 
Osborne. 472. 


— Überspannung des St. Lorenzstromes 


durch eine 2 km lange Hochspannungs- 
leitung. Nach Svenning. 377. 


— Auswechselung von Isolatoren an un- 
ter Spannung stehenden Hochspan- 
nungsleitungen. 357. 

— Anstellung von Beobachtungen über 
Eis- und Schneeablagerungen auf Frei- 
leitungen. 59. 

— Wechselstromwiderstand massiver 
Eisenleiter. Nach Zickler. 698. 


— Erfahrungen. über Hochspannungs- 
Fernleitungen und Bahnen auf dem 
italienischen Kriegsschauplatze. Von 
E. Wist. 158. 

— Betriebserfahrungen an einer Hoch- 


spannungs - Kraftübertragung. Nach 
Bang. 15. 
— Stromverdrängungsfreie Leiter für 


Wechselstrom. Nach Fleischmann. 
161. 

— Zur Charakteristik der Kraftübertra- 
gungslinien. Nach W. Nesbit. 118. 


— Neue Form von Schlitzklemmen für 
die Verspannung von Freileitungen. 
Von R. Zipser. "591. 

— Festklemmvorrichtung für Leitungs- 
drähte. 298. 

— Untersuchungen über die Größe und 
Beständigkeit von Kontaktverbindun- 
gen unter besonderer Berücksichtigung 
des Aluminiums. Von R. Richter. 
345*.- 368*. :386*. 409*. 433*. 448%. 

— Die elektrostatische Einwirkung von 
Drehstromlinien auf Schwachstrom- 
leitungen. Nach Stecher v. Sebe- 
nitz. 855. 

— Die Verwertung der Glimmwirkung 
elektrischer Leiter zum Schutz gegen 
Überspannungen. Nach R. Nagel. 
817. 

— Spulen- und Kondensatorleitungen. 
Nach Wagner. 101. 

— Über eine künstliche Hochspannungs- 
leitung. Nach Lombardi. 940. 

— Das magnetische Feld eines mitWech- 
selstrom gespeisten Seekabels. Von H. 
Lichte. 88*. 

— Kabelschutzsystem Pfannkuch. 297. 

— Selbsttätire Schutzschaltungen für 
elektrische Leitungsnetze. Nach Char- 
pentier. 795. 

— Ein Maß für die dielektrischen Ver- 
luste in Kabeln. Nach del Mar. 698. 

— Hochspannungskabel. Naeh Hunter. 
397. 

— Erfahrungen im Bau und Verlesung 
von Starkstromkabeln. Nach Meyer. 
62. 

— Rohvaseline als Kühlmittel in Kabel- 
kanälen. Nach Schweitzer. 397. 

Leitungsmaste, siehe Maste. 

Leitungsverbindungen, siehe Leitungen. 

Licht, siehe Beleuchtung. 

Lichtbogen, siehe Beleuchtung, Funken- 
strecke, Funkentelegraphie, Schwin- 
gungen. 

Lichtmessung, siehe Beleuchtung, Glüh- 
lampen, Meßgeräte, Meßmethoden. 
Liehttelephonie, neue Apparate. Nach 

H. Thirring. 379. 

Load dispatcher,siehe Elektrizitätswerks- 
bau. 

Löhne (s. a. Arbeiterfragen). 

— Methoden der Anpassung an die Preis- 
bewegung. 361. 

— Selbstkostenberechnung und Lohn- 
systeme im industriellen Betrieb. Nach 
Schulz-Mehrin. 319. 

Lokomotiven, siehe Bahnbau (Fahr- 
zeuge), Bergwerke, Förderanlagen. 

Lötkolben, elektrischer. 419. 

Luftreibungsverluste an umlaufen- 
den, dünnen Blechscheiben. Von K, 
Heinrich 152*. Brf. 323. 

— Von M. Schuler. Brf. 323. 

Luftschiffe, über die Größe. 239. 


Magnet (s. a. Magnetismus u. Elektrizi- 
tätslehre). 

— Kurzgeschlossene Windungen bei 
Gleichstrommagr-'an. Nach Schurig. 
470. 

Magnetismus (s. a. Elektrizitätslehre, 
Magnet u, Meßmethoden), 


Magnetismus. 

— Normalzustand und Polarisation im 
Ferromagnetikum. Nach E. Velan- 
der. 42. 

— Über die Hystereseverluste bei line- 
arer Ummagnetisierung durch Gleich- 
und Wechselstrom. Nach L. Dreyfuß. 
42. 

— Einfache Methode zur Aufnahme der 
vollständigen Hystereseschleife. Nach 
Schleicher. 878. 

— Elektrolytisch verkupfertes und ver- 
zinktes Eisen im Wechselstromfeld. 
Nach Preuner u. Pungs. 142. 

— Abhängigkeit der Temperaturkoeffi- 
zienten permanenter Magnete von de- 
ren Gestalt. Nach E. Gumlich. 379. 


— Bestimmung der Feldverteilung. Nach 
Dellenbaugh. 879. 

— Bestimmung der magnetischen Koer- 
zitivkraft und ihrer Änderung durch 
thermische Behandlung des Eisens. 
Nach Wild. 797. 

— Die magnetischen Eigenschaften von 
Eisen-Nickel-Legierungen. Nach Yen- 
sen. 919. 

— Magnetische Untersuchung von Stä- 
ben bei hohen Feldstärken. Nach 
Cheney. 962. 

Manganin, Temperaturkoeffizient. 
Nach Rosa. 778. 

Maschinenantrieb (s. a. Motoren, 
Bergwerke, Eisenhüttenwesen, Förder- 
anlagen, Werkstatt). 

— Der Einfluß der Massenträgheit elek- 
tromotorischer Antriebe auf die er- 
reichbare Anfahrbeschleunigung. Von 
K. Lubowsky. 285*. 

— Überlegenheit der Gleichstrommoto- 
ren gegenüber Drehstrom bei regel- 
barem Einzelantrieb von Werkzeug- 
maschinen. Nach O. Pollok. 319. 


—. Geschwindigkeitsregelung einer Dreh- 
bank für Ankerreparaturen. 338. 

— Elektrisch angetriebener Federnuten- 
fräser. 338. , 

— Elektrisch angetriebene Hilfsmaschi- 
nen an Bord von Schiffen. Nach L 
Miller. 676. 

— Elektrohydraulische Schere. 716. 

— Elektrische Reinigungsvorrichtung für 
Schiffsböden. 879. 

— Kraftfluß von der Kraftquelle bis 
zum Werkzeug (Sammelbericht). 757. 

— Elektrische Nietmaschine. 615. 

— Elektrisch angetriebene : Werkzeug- 
maschinen. 299. 

— Elektr. angetriebene Schiffspumpe, 
die unter Wasser arbeiten kann. 316. 
— Entlastungsvorrichtung für elektrisch 
angetriebene Druckluftpumpen. 298. 
— Elektrische Antriebe für Papierma- 

schinen. Nach W. Stiel. 262. 
Maschinenindustrie, siehe Industrie u. 
Elektroindustrie. 


Massendämpfung. Nach Martiens- 
sen. 262. 

Maste (s. a. Leitungen). 

— Durehbiegung von Gittermasten. Von 
Bürklin. 252*., 

— Beitrag zur Frage der Normalisierung 
der Eisengittermaste. Von N. Men- 
nieken. 331*. 

— Berechnung von hölzernen Einfach- 
und Doppelmasten mit Stützisolato- 
ren. Von P. Neumann. 405*. 

— Durchbiegung von Gittermasten. Von 
L. Seidemann. 1029*. 

— Der verankerte und der verstrebte 
Leitungsständer. Von R. Wahn. 
1004*. 

— Fernleitungsbau. Nach Leeper. 278. 

— Ortsbewegliche Ausrüstung für die 
Fäulnisschutzbehandlung von Holz- 
masten. 162. 

— Imprägnieren von Holzmasten mit- 
tels Impfverfahrens. 635. 

— Zerstörungserscheinungen an mitTeer- 
öl imprägnierten Masten. 1055. 

Materialkunde (s. a. Meßmethoden, 
Magnetismus, Eisen, Aluminium usw.). 

>——- Die Tätigkeit des Materialprüfungs- 
amtes i. J. 1918. 573. 

— Ein Forschungsinstitut für Alumi- 
nium und. seine Legierungen. 760. 


— Deutsche Gesellschaft für Metall- 
kunde. 18. 

— Normung von Metallen. Von B. 
Schulz. 213. 

Materialprüfungsamt, siehe Material- 
kunde. 


Mathematik (s. a. Elektrizitätslehre). 

— Über einige Verfahren und Aufgaben 
aus der praktischen Mathematik. Von 
R, Rothe. 999*, 


x 


Elektrotechnische Zeitschrät, 


Medizin, Die Neonlampe und ihre Heil- 
wirkungen. 557. 

Messe, siehe Ausstellungen. 

Meßgeräte (s. a. Elektrizitätszähler, 


Magnetismus, Meßverfahren, Fern- 
sprechen, Telegraphie, Funkentelegra- 
phie). 


— Der Kettenstromwandler, ein Wand- 
ler für höchste Stromstärken. Von Gg: 
Keinath. 788*. 

— Über den Einfluß der remanenten 
Magnetisierung auf die Angaben von 
Stromwandlern und über deren Besei- 
tigung. Von V. Engelhardt. 647*. 

— Untersuchungen über die möglichen 
Fehlerquellen bei Stromwandlern. 
Nach Wirz. 239. 

— Ein Apparat zur Fernablesung von 
Meßinstrumenten. Von A. Palm. 470. 

— Neue, selbsttätige Zählereichvorrich- 
tung. Von F. Estel. 269*. 

— Neue Vorrichtung für Eichzwecke. 
Nach Knopp. 635. 

— Schutz gegen das Schadhaftwerden 
von Meßinstrumenten- durch heftige 
Stromstöße oder Kurzschlüsse. Von 
Th. Schell. 80. 

— Das Resonanzmaximum beim. Vibra- 
tionsgalvanometer. NachGrühns. 278. 

— Vibrationsgalvanometer nach Agnew. 
695. 

— Drehzahl- 
Flugzeuge 
Wilke. 39. 

— Frequenzmesser für schwache Ton- 
ströme. Nach Seibt. 731. 

— Einige neue Meßinstrumente. 
Tobler und Schild. 17. 

— Neuer Leitungs- und Isolationsprüfer. 
158. 

— Meßinstrumente für kleine Wechsel- 
spannungen. Nach H. Gewecke. 259. 

— Ein sehr einfaches Amperemeter. 259. 

— Das Koronavoltmeter, ein natürliches 
Normalinstrument. Nach Whitehead 
und Isshiki. 613. 

— Photoelektrisches Photometer. Nach 
Compton. 614. 

— Ein neues tragbares Reflektometer. 
Nach Taylor. 940. 

— Neue Apparate zur Strahlungsmes- 
sung. Nach Voege. 856. 


und Fahrtenanzeiger für 
und Luftschiffe. Nach 


Nach 


— Elektromagnetische Apparate zum 
Aufsuchen metallischer Gegenstände 
im Erdboden. 179. 471. 4 


Meßverfahren (s. a. Meßgeräte). 

— Verfahren zur Auffindung unterir- 
disch ‚oder verdeckt verlegter, metalli- 
scher Leitungen. Von M. Dieckmann. 
AD 

— Elektromagnetische Apparate zum 
Aufsuchen metallischer Gegenstände 
im Erdboden. 179. 471. 

— Schlumbergers Verfahren zur Fest- 
stellung von Erzvorkommen. 418. 

— Die Messung kleiner Widerstände mit 
Magnet-Isolationsinduktoren. Von W. 
Fuhrmann. 452*. Brf. 742. 

— — Von Schalkhammer und Küh- 
nel. Brf. 742. 

— Neue Methode zur Ortsbestimmung 
von Wasserfehlern in Papier- und Fa- 
serstoffkabeln. Von H. Tietgen. 292*., 
Br5=2559 

— — Von F. Erens. Bırf. 559. 

— Einiges über den Isolationszustand 
elektrischer Starkstromanlagen und 
Feststellung desselben. Von H. Breit. 
213% 

— Fehlerortbestimmung in Starkstrom- 
kabeln bei Schluß zwischen allen Lei- 
tern. Von K. de Koning. 249*. 

— Über die Prüfung von Hochspan- 
nungskabeln mit Gleichstrom. Von 
M. Weiset. 48*. 71*. 

— Die Messung starker Gleichströme auf 
große Entfernungen. Von H. Ring. 
Brf. 97. 

— — VonE. Besag. Brf. 98. 

— Die Verrechnung des induktiven Ver- 
brauchs. Von Fr. Voller. 314. 

— — Von Fr. Buchholz. 314. 

— Gebrauch normaler Wattmeter zur 
Messung der Blindleistung. Nach Yea- 
ton. 79. 

— Messung der Dielektrizitätskonstan- 
ten in der Wheatstoneschen Brücke bei 
Anwendung hoher Frequenzen. Nach 
Joachim. 471. 

— Messung sehr kleiner Kapazitäten und 
Induktivitäten. Nach Pungs u. Preu- 
ner. 398. 

— Messung sehr kleiner Kapazitätsände- 

‚rungen. Nach Herweg. 471. 


Meßverfahren. E 

— Vergleichende Messung von. Normal- 
widerständen. 455. 

— Verlustmessungen bei Hochspannung. 
Nach Semm. 715. 


— Untersuchung von, Meßtransforma- 


toren des Wechselstromkompensators. 
Nach Gall. 591. 

— Grundlagen und Methoden der Pyro- 
metrie, Nach Hennig. 471. 

— Eine Schaltung zum Messen der Ge- 
schwindigkeit _von Eisenbahnzügen. 
Nach Verstegen. 676. 796. 

— Temperaturmessung durch Schmelz- 
perlen. Nach W. Vogel. 358. 

— Mehrphasenstrommessungen. 
Michalke. 259. 

— Über Aufnahmen von Wechselstrom- 
kurven unter Benutzung der ionisie- 


Nach 


renden Wirkung von Kathodenstrah- 


len. Nach Lübcke. 278. 
Metalle (s. a. Aluminium, Eisen, Mate- 


rialkunde, Eisenhüttenwesen usw., 
Warenmarkt, Abt. AV). 5 
— Keine Zwangswirtschaft für Spar- 


metalle. 184. 

Metallgefäße, evakuierte. Nach Ban- 
neitz, Rhein und Kurze. 573. 
Metallpreise (s. a. Abt. A V, Waren- 

markt). 
— Entwicklung. Von J. Mendel. 549*. 
Molybdän, Kanadas Erzeugung. 339. 
Monopol, siehe Elektrizitätswerksbetrieb. 
Montanindustrie, Verschmelzungs- 
vorgänge. Von W. K. Weiß. 979*. 
Moor, siehe Brennstoffwirtschaft u. Torf. 
Motoren, (siehe Elektromotoren und Ma- 
schinenantrieb). 
Münzmesser, siehe Elektrizitätszähler. 


Museum, Reichswiitschaftsmuseum 
Leipzig. 1042. 
Musterschutz, siehe Patentwesen. 


Nachrichtenübermittlung, siehe Fern- 
sprechen, Funkentelegraphie und Tele- 
graphie. _ 

Nebenproduktengewinnung, siehe Elek- 
trizitätswerksbetrieb u. Brennstoff- 
wirtschaft. 


Neonlampe für medizinische Zwecke. 
557. 

Nieterhitzer, elektrischer. 242. 

Nietmaschine, siehe Maschinenantrieb. 

Nobelpreis. 947. 

Normale, siehe Meßgeräte. 


Normalien, Vorschriften, Leitsätze, 
Merkblätter usw. (s. a. Gesetze, Ein- 
heiten u. Abt. AIV. Vereinsnachrich- 
ten [V.D. E.]). 

— 25 Jahre Vorschriften des Verbandes 
Deutscher Elektrotechniker. 645*.673*. 

— Normen für die Spannungen elektri- 
scher Anlagen unter 100 V. 136. 443. 

— Die Spannungsnormalien des Unga- 
rischen Elektrotechnischen Vereins. 
Von J. Liska u. E. Wilcezek. 1052* 

— Vorschriften für Koch- und Heizge- 
räte. 680. 860. 

— Normen für Einheitstransformatoren 
mit Kupferwicklung 1920. 576. 

— für die Verwendung von Aluminium 
und Kupfer bei den Wicklungen von 
Maschinen und Transformatoren. 638. 

— Kupfernormalien. 321. 

— Normen für Aluminium. 1015. 

— für Freileitungen. 475. 703. 780. 

— für isolierte Leitungen in Starkstrom- 
anlagen. 321. 596. 821. 1015. 

— Normen und Prüfvorschriften für Por 
zellanisolatoren. 618. 736. 

— für Elektrizitätszähler. 537. 839. 

— für Rundklemmen. 681. 

— Vorschriften für den Anschluß von 
Schwachstromanlagen an Niederspan- 
nungs-Starkstromnetze durch Trans- 
formatoren. 679. 737. 1015. 

— Leitsätze für den Anschluß von Appa- 
raten und Einrichtungen, welche eine 
leitende Verbindung zwischen Stark- 
strom- und Schwachstromleitungen er- 
fordern. 680. 737. 


* — Normen für Griffdorne und Knöpfe 


zu Hochspannungsschaltern. 660. 
— für Flachkohlebürsten. 762. 

— für Schwachstromkreuzungen. 78. 

— Leitsätze zum Schutze von Fern- 
sprech-Doppelleitungen gegen die Be- 
einflussung durch Drehstromleitungen. 
597. 

— Vorschriften für Kreuzung von elek- 
trischen Starkstromanlagen mit Bah- 
nen. 421. 

— Leitsätze für Gebäudeblitzschutz. 641. 

— Normen für Lieferrollen für Fein- 
drähte. 558. 


Normalien. 

— Neue Normalien und Leitsätze in 
Schweden. Von S. Halden. 293*, 
Normalisierung, Die bisherigen und 
zukünftigen Vereinheitlichungsarbei- 
ten in der deutschen Elektrotechnik. 

Von G. Dettmar. 185*. 

— Das Vereinheitlichungswesen in der 
Elektrotechnik. ° Von E. Adler. 1*. 

— Verbilligung der elektrischen Anla- 
gen durch Ausgestaltung der Ver- 
bandsvorschriften. Von E, Adler. 
g35*. 

Normalwiderstand, siehe Meßgeräte. 

Normenausschuß, Tätigkeit der Nor- 
menausschüsse des Zentralverbandes. 


403. 476. 683. 1020. 


Notgemeinschaft der deutschen Wis- : 


senschaften, Nach F. Haber. 987. 
Nothilfe, technische. 778. 


©berleitung, siehe Bahnbetrieb. 

Öfen, siehe Elektrochemie, Eisen, Heiz- 
apparate,  Bergwerke, 
werke. \ 

Öl (s. a. Isolierstoffe, Lager- u. Schmier- 
mittel). 


— Ölprüfvorrichtung. Nach Michell, 
59. 

— Schmierölprüfung. Nach Robert- 
shaw. 920. 


— Treiböl und Elektrizität in Kalifor- 
nien. Nach Woodbridge. 896. 
Ölschalter, siehe Schalter. 


Ölschiefer, Gewinnung und Bedeutung. 
Von Landsberg. 304*, 


Optophon. Nach Barr und Stroud. 
897. 

Oxydation, elektrolytische, der Me- 
talle. Nach Sestiniu. Roudelli. 512. 


Panamakanal, Jahresbericht. 855. 
Papiermaschinen,siehe Maschinenantrieb, 


Patentwesen und Gebrauchsmuster- 
schutz (s. a. Rechtspflege). 

— Das Gesetz, betreffend eine verlän- 
gerte Schutzdauer bei Patenten und 
Gebrauchsmustern sowie die Wieder- 
'einsetzung in den vorigen Stand im 
Verfahren vor dem Reichspatentamt, 
vom 27. IV. 1920. 477. 

— Zur Frage der Verlängerung der ge- 
werblichen Schutzfristen. 176. 682. 
— Gewerblicher Rechtsschutz. 96. 302. 

342. 

— Gebührenerhöhung des deutschen Pa- 
tentamtes. 1020. 

— Von Geisler. 538. 

— Aus der Statistik des Reichspatent- 
amtes. 800. 

— Angestelltenerfindungen. 176. 

— Gewerblicher Rechtsschutz 
und Auslande. 579. 

— Internationaler Schutz des gewerb- 
lichen Eigentums. 882. 1046. 

— Der Kongreß für gewerbl. Rechts- 
schutz. Von B. Geisler. 993. 

— Gewerblicher Rechtsschutz auf den 
Leipziger Frühjahrsmessen. 12. 

— Patentverlängerung im Auslande. 742. 

— Wiedereinsetzung in den vorigen Stand 
in Schweden. 742. 


— Verlängerung der Prioritätsfristen in 
Schweden. 176. 


im In- 


— Belgische Patente. Von A. Kuhn. 96. | 


— Patentrecht in Frankreich u. England. 
882. 

— Gewerblicher Rechtsschutz in Eng- 
land während des Krieges. 12. 

— Änderung des englischen Patentge- 
setzes. Von Geisler. 498. 

— Patentschutz in Amerika. Von Geis- 
ler. 579. 

— Gewerblicher Rechtsschutz in Kuba. 
682. 

— Die Schutzrechte Deutscher in Japan. 
142. 

— Patentverlängerung in Ungarn. 1046. 

— Patent-Vertriebs-G. m. b. H. 99. 

Periodenzahl, Vereinheitlichung in 
Amerika. 297. 

Pflügen, siehe Landwirtschaft. 

Phasenschieber, siehe Dynamos. 

Photometer, siehe Meßgeräte. 


‚Physikalisch - Technische Reichsanstalt, 


siehe Reichsanstalt. 
Plätteisen, siehe Heizapparate. 
Polizeiverordnung, siehe Gesetze. B: 
Porzellan, siehe Isolator. 
Preisausschreiben zur Behebung der 
Kohlennot. 704. 
— Die Beuthaufgabe. 83. 


Eisenhütten- _ 


Preisausschreiben. { oa 
— Ergebnisse des Preisausschreibens der, 4 


amerikanischen Regierung für eine ER 


elektrische Grubensicherheitslampe.261 


— Preisausschreiben der Adolf- Ernst- „a 


Stiftung. 657. 


— Preisausschreiben des Instituts Monte an 


fiore. 734. 
Preisgestaltung und Preispolitik in 


der Elektrotechnik. Von W. Behrend, E 


. 469. 
— Preisbildung, Kaufkraft und- Export. 
359. 402. ; j 
— Zuschlagsliste der Preisstelle des 
- Zentralverbandes der deutschen elek- 
trotechnischen Industrie. 63. 64. 123. 


124. 204. 264. 343. 344. 404. 423. 424. 
519. 623. 704. 803. 883. 884. 972. 995. 


1060. 
— Weltmarkt- und Inlandpreise. 1057. 


Presse, Elektrische Ballenpresse für. : 


einen Druck von 200 t. 182. 


Produktionspolitik. Nach W. Ra- 


. thenau. 778. 

— Nach E. Schiff. 964. 

Prüfämter (s. a. Reichsanstalt). 

— Änderung der Teuerungszuschläge auf 


die Prüfungsgebühren der Rlektrischen - 


Prüfämter. 657. > 
Prüfanstalten, technische; des Schwei- 
zerischen Elektrotechnischen Vereins 
i. J. 1918/19. 42. 
Prüffeld für 600 kV. Nach Harding, 
119. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher 
Von G. Dettmar. 


Elektrotechniker. 
881.:949*, 
Pumpen (s. 'a. Maschinenantrieb). 
— Elektrisch angetriebene Schiffspumpe, 
die unter Wasser arbeiten kann. 316. 
Pyrometer, siehe Meßgeräte. 


@uecksilberdampf-Gleichrichter, 
Gleichrichter. 
Quecksilberdampf-Turbine. 987. 


Rauchverminderung und Elektrizi- 
tät. 920. 

Rechtspflege (s. a. Patentwesen u. Ge- 
"Betze). 

— Wo sind Überlandzentralen gewerbe- 
steuerpflichtig ? Von W. Eßlinger. 12. 

— Einfluß des Krieges auf Blektrizitäts- 
lieferungsverträge. 57. 

— Wann ist der Eisenbahnfiskus als 
Bauauftraggeber Betriebsunternehmer 
im Sinne des Haftpflichtgesetzes ? 56. 

— Umsatzsteuer bei Lieferungsverträ- 
gen. 176. 

— Die geplante Verordnung über Abän- 
derung von Verträgen. 302. 

— Eine wichtige Entscheidung über Ver- 
dingungsgrundlagen. 12. 

— Befreiung von Verträgen. 762. 

— Tödlicher Unfall durch Drehstrom 
mit 500 V in einer Fördermaschinen- 
anlage. 302. 

— Tod eines Elektrotechnikers infolge 
unvorsichtigen Verhaltens in einem 
Transformatorenhaus. 478. 

— Die rechtliche Natur des Fernsprech- 
anschluß-Vertrages. 821. 

— Die Regelung des Schiedsgerichtswe- 
sens. 800. 

— Das Ausbessern, Ergänzen oder Er- 
neuern patentierter Gegenstände durch 
den Erwerber. Nach Müller. 539. 

Reflektometer, s. Meßgeräte. 

Regulierung u. Regulierapparate, siehe 
Dynamos, Elektromotoren, Schalter u. 
Widerstände. 

Reichsanstalt (s. a. Prüfämter). 

— Chemisch-Technische  Reichsanstalt. 
514. 


— Erhöhung der Pr en. der 


Physikalisch - Technischen : Reichsan- 
stalt. 18. 263. 440. 

— Gebührenordnung für die Klektri- 
schen Prüfämter. 111. 

— Ausbildung der Zählerrevisoren. 119. 
202. 

— Bekanntmachung Nr. 131 über Prü- 
fungen und Beglaubigung durch die 
Elektrischen Prüfämter. 877. 

— — Bekanntmachung Nr. 132. 938. 

— — Bekanntmachung Nr. 133. 1036. 

Reichsverband der deutschen Indu- 
strie. 574. 

Reichswirtschaftsrat. Die Industrie 
im vorläufigen Reichswirtschaftsrat.948 

— — Von Cl. Heiß. 532. 

au ungsvorrichtung, elektrische, 

chiffsböden. 879. 


: Relais, Die erforderliche Trägheit von 


Überstrom-Zeitrelais. Von Höpp. 370 
392*, 

— Kurzschluß-Doppelrelais. Von Schra- 
der. 437. 

— Zeitrelais. 493. 


siehe ' 


» Revolution, Folgen für die Elektro- 
_  teehnik. Von G. Dettmar. 65*. 91*. 

- - Röhren (e. a. Bokeenpaletrs, Fun- 

kentelegraphie). 

— Berechnung des Durchgriffs von Ver- 
 stärkerröhren. Nach Abraham. 182. 

_— — Nach Schirmann. 697. 


ren. Nach G. Moeller. 222. 

— Vakuumröhren als Verstärker und 
Schwingungserzeuger. Nach Mühl- 
brett. 182. 
_— Über Hochvakuumverstärker. oh 
Scehottky. 677. 


_ — Einheitliche Bezeichnungen für die 


bei Vakuumröhren vorkommenden 
Größen. Nach Barkhausen. 62. 

— Die kürzesten mit Vakuumröhren 
‚herstellbaren Wellen. Nach Bark- 
hausen u. Kurz. 615. B. 924. 

— — Von K. Rottgart. Brf. 902. 

— — Von A. Meißner. -Brf. 902. 


Sachverständigenwesen, Die neuen 
Gebührenordnungen der Architekten 
und Ingenieure. 263. 

_ — Teuerungszuschläge zu den Gebühren- 
ordnungen der Architekten und Inge- 
nieure. 557. 

— Die Er ihingnshtns der Behörden zu 

der neuen Gebührenordnung der Ar- 
chitekten und Ingenieure. 858. 


— Erhöhung der Gebühren der gericht- _ 


lichen Sachverständigen. 456. 


 Sehaltanlagen, Die Bedeutung.d. Meß- - 


und Betätigungsstromkreise in Schalt- 
anlagen. Von H. Probst. 85*. 


Sehalter (s. a. Normalien). 


— Über Hochleistungsschalter. Von J. 
Biermanns. Brf. 117. 325*. Brf. 519. 
Brf. 763. 

— — Von M.. Vogelsang. Brf. 117. 
— — Von A. Simon, Brf. 519. 

— — Von F. E.-Taußig. Brf. 763. 

- — Richtlinien für Ölschalter. . Von F, 

Schrottke. 585*. 

 — —.Von S. Norberg. Brf. 842. 
- — Über die Auswahl von Ölschaltern. 
= Nach Coates. 1010, 

- — Lichtbogenfreie. Schalter für Wech- 
selstrom. Von W. Höpp. 748*. - 
— Über den Kontaktwiderstand. Von 

> W. Höpp. 910*. 

— Über lichtbogenfreie Unterbrechung 
elektrischer Ströme. Von W. Burstyn. 

- 508*. Brf. 970. 

— — Von Woltf. Brf. 861. 


_ — Neuer Hörnerschalter mit Bedie- 


nungsgestänge für elektrische Bahnan- 
lagen. 613. 
_ — Hörnerschalter für 100 kV und 5000 
-kVA. Nach Southgate. 119. 
— Französische Regeln für Starkstrom- 
Schaltgeräte.. 775. 
— Vorrichtungen zur Entnahme von 


elektrischem Strom aus Hochspan- 
nungsleitungen. Nach Delamarre. 
471. 


— Eine neue Form von Frobenloköme: 
tiv-Fahrschaltern. Nach Webb. 39. 
- — Fernsteuerschalter für Bühnenbe- 
leuchtung. 635. 


 — Die Fernschaltung und Fernüher. 


wachung der öffentlichen elektrischen 
Beleuchtung in Charlottenburg. Von 
- W. Jordan und J. Kuhlo. 8*. 
_ —— Momentwahlschalter für Bordanla- 

gen. 916. 
_ — Einfacher Fernschalter. 715. 
_ — Fernsteuerung in Drehstromanlagen. 

- Von H. Roth. 685*. 
 Sehalttafeln, Neue Form von Vertei- 
- lungstafeln (Viaco). 986. H 
Seheinwerfer (s. a. Beleuchtung). 

— Über Scheinwerfer mit Fernantrieb. 
Von A. Zimmermann. 667*. 
_ — Die Liehtverteilung im Beleuchtungs- 
feld eines Scheinwerfers mit Parabol- 
spiegel. Von F. Henning. 973*. 1006*. 
_ — Neuerungen an Scheinwerfern. 836. 
_— Brennweitentoleranzen bei Schein- 
_  werfer-Parabolspiegeln. 696. 
- — Bogenlampenkohlen für Scheinwer- 
fer. Nach Paterson, Barnett, 
Walsh u. Taylor. 456. 
Schere, elektrohydraulische. 716. 


- Schiedsgeriehtswesen, _ Regelung. 


E Schienen, siche Bahnbau (Oberbau). 


rating siehe Bahn- 
au 

Schiffe (s. a. Funkentelegraphie). 

— Der elektrische Schraubenantrieb auf 
_ amerikanischen Großkampfschiffen. 
. - Von Stauch. 275. 


Be Über Messungen an Elektronenröh- 


' — Abtrennbare Schiffsantriebe. 


" Signalwesen (s. a. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


X] 


‚Schiffe. 


— Der elektrische Schiffschraubenan- 
trieb. Nach Foillard. 235. 

— Ein Fischereifahrzeug mit elektri- 
schem Schraubenantrieb. Nach Lis- 
ton. 593. 

— Hochseeyacht mit elektrischem An- 
trieb. 593. 

— Navigieren von Schiffen mittels Leit- 
kabeln. Nach Marriott. 697. 

Nach 

‘ Tayon.. 40. 

— Elektrisch angetriebene Hilfsmaschi- 
.nenanBord von Schiffen. NachMiller. 


(re 
— Elektrisch betriebene Schiffsladewin: 
den. Nach Bahl. 1056. 


— Die Rostgefahr bei Seeschiffen. Von 
Stauch. 202. 

Schlackenstauer, siehe Feuerungsanla- 
gen. E 

Schlangenzug, siehe Förderanlagen. 

Schmelzsicherungen, Merkblatt über 
die Erneuerung von Sicherungsstöp- 


seln. 298. 


Schmiermittel (s. a. Öl u. Lager). 164. 


Schmierung, siehe Lager. 
Schnellbahn, siehe Bahn. 
Schulen, siehe Hochschulen. 


Schürfen, elektrisches Verfahren. Von 
Schlumberger. 418. . 

— Elektromagnetische Apparate zum 
Aufsuchen metallischer Gegenstände 
im Erdboden. 179. 471. 

— Elektr. Wünschelrute, - 280. 

Schüttelschwingungen, siehe Bahnbauü. 

Schutzschaltungen, siehe Leitungen, Er- 
dung, Überspannung und Elektrizi- 
tätswerksbau. 

Schwachstromanlagen im Anschluß 
an Starkstromnetze. Nach Hoche- 
negg. 857. 

— — Leitsätze. 679. 680. 

Schwachstromindustrie, 
industrie. 

Schwachstromtechnik, siehe Fernspre- 
chen, Telegraphie, Funkentelegraphie, 
Signalwesen, Normalien. 

Schweißen (s. a. Werkstatt). 

— Die elektrische Schweißung in Ame- 
rika. Von-J. Sauer. 173*. 

— Das elektrische Schweißen (Sammel- 
bericht). 318. . 

— Elektrisches Schweißen mit legierten 
Elektroden. 492. 

— Neuere Moll - Stumpfschweißmaschi- 
nen. Von Th. Vaillant. 655. B. 724. 

— Das Schweißen und Schneiden mit 
dem Kohlenlichtbogen. 797. 


132::1015. 
siehe Elektro- 


"— Schweißen von Aluminium. 182. 


— Selbsttätige Schweißmaschine zum 
Verstärken von Wellen. 358. 


Schwungrad-Ausgleichmaschinen. 159. 


Seilbahnen, siehe Bahnen und Förder- 
anlagen. 


- Selbstinduktion, siehe Elektrizitätslehre. 


Selbstkostenberechnung u. Lohn- 
systeme im industriellen Betrieb. 
Nach Schulz-Mehrin. 319. 


Selbstverkäufer, siehe Elektrizitätszäh- . 


ler. 

Selenzelle mit eingebauter Kompen- 
satorzelle. Von W. 8. Gripenberg. 
453*, 

Senkbremsschaltung, siehe Förderanla- 
gen. i 

Sieherheitsvorschriften (s. 
malien). 

— gegen gefahrbringende Berührung in 
elektr. Niederspannungsanlagen. Von 
W. Vogel. 750*. 

Sicherungen, siehe Schmelzsicherungen, 
Überspannung, Signalwesen u. Nor- 
malien. 


a. Nor- 


Siemens & Halske A.G., Kapitals- 


erhöhung. 380. 

— Generalversammlung. 143. 

Siemens-Schuckert-Konzern, i. J. 

=191849. 710327; 

— Interessengemeinschaft mit Rhein- 
Elbe-Union. 921. 

Bahnen, Fern- 
sprechen, Telegraphie. und Funken- 
telegraphie). 

— Die Entwicklung des Eisenbahnsiche- 
rungswesens während der Kriegsjahre. 
40. 

— Die Mittel zur Verhütung des Über- 
fahrens der Haltsignale. Nach Mölle- 
‚ring. 200. 


— Die Entwicklung des Blockplanes aus 


der Verschlußtafel und aus dem Schalt- 
plan. Nach R. Edler. 615. 


Signalwesen. 


— Drahtlose Sicherungsvorrichtung für 
fahrende Eisenbahnzüge. 573. 

— F unkentelegraphische Übertragung v. 
Eisenbahnsignalen auf die Lokomoti- 
ven. Nach Augereau. 557. 


.— Der Telephonograph im Eisenbahn- 


betrieb. 513. 

— Neues Warnungssignal der Great 
Eastern - Bahn. Nach Tiddemann. 
879. 

— Eisenbahnsicherung mit Gleisströ- 
men. 940. 


— Der Wechselstrom-Leitungskreis des 
Gleises. 276: 

— Liehtbogenfreie Unterbrecher bei elek- 
trischen Straßenbahnen. VonR.Wolft. 
Bıf. 861. 

— — Von W. Burstyn. Bif. 970. 


Sitzungskalender. 143. 157. 178. 198. 
216. 238. 283. 303. 322. 362. 381. 403. 
‚444. 460. 477. 517. 559. 598. 644. 703. 
741. 764. 821. 841. 861. 882. 902. 923. 
947. 993. 

Sonnenfinsternis und Funktelegra- 
phie. 101. E 

Sozialisierung, siehe Elektrizitätswerks- 
bau, Bergbau, Industrie u. Elektro- 
industrie. 

Spannungswandler, siehe Transformator 
u. Meßgeräte. 

Sparmetalle, Reichsstelle für. 

Spille, elektrische. 399. 

Spulen, Die Höchsttemperatur strom- 
durchflossener Spulen. Nach Ro- 
gowski und Vieweg. 259. 

Stahlhärtung, siehe Werkstatt. 

Standesfragen, siehe Hochschulen, In- 
genieure u. Sachverständigenwesen. 

Stangen, siehe Maste. 

Starkstromtechnik, siehe Elektroindu- 
strie. 

Statistik, siehe Bahnen, Brand, Elektri- 
Zitkiawerke, Elektroindustrie, Fern- 
sprechen, Funkentelegraphie, Telegra- 
phie, Unfälle, Abt: A V. usw.). 


123. 


Staubabscheidung, Reinigen von 
Hochofengas auf elektrostatischem 
Wege. 941. 


Steekdosen mit selbsttätiger Stecker- 
festhaltung. 220. 

— Neue Form von Steckern (Dreiring). 
961. > 

Steuer (s. a. Rechtspflege). 

— Wo sind Überlandzentralen gewerbe- 
steuerpflichtig? Von W. Eßlinger.12. 

— Zentralstelle des Beleuchtungsfaches 
für Gesetzes- und Steuerbearbeitung. 

144. 

— Herstellung und Besteuerung elek- 
trischer Leuchtmittel. 183. 

— Umsatzsteuer beiLieferungsverträgen. 
176. 

— Vorsicht gegenüber amtlichen Aus- 
legungen des Umsatz- -und Luxus- 
steuergesetzes. 339. 

Steuerschalter u. Steuerwalzen, 
Schalter u. Anlasser. 

Steuerung, siehe Schalter, Förderanlagen, 
Bahnbau u. Regulierung. 

Stickstoffbindung, siehe Elektrochemie. 

Stiftung, Emil Rathenau-Stiftung. 123. 

— Wissenschaftliche Stiftung. 496. 

— Aluminium-Fonds Neuhausen. 496. 

— Arnold-Stiftung. 963. 

Stillegen, Abbruch und unvollkommene 
Ausnutzung wirtschaftlicher Betriebe, 
Maßnahmen gegen —. 761. | 

— Stillegung von Betrieben zur Versor- 
gung mit Gas, Wasser und Elektrizi- 
tät. 965. 

— Maßnahmen der 
über Betriebsstillegungen 
triebsabbrüchen. 965. 

Störungen (s. a. Dynamobau, Elektri- 
zitätsbau, Fernsprechen, 'Telegraphie, 
Funkentelegraphie,_ Leitungen, Bahn- 
bau, Unfall, Rechtspflege u. Brand). 

— Nebeneinanderverlauf von Dreh- 
strom- und Fernsprechleitungen. Von 
O0. Brauns. 604*. 

— Übersicht über die Betriebsstörungen 
“der großen Turbodynamos. Nach Ph. 
Torchio. 655. 

— Über die Ursachen von Betriebsstö- 
rungen bei elektrischenMaschinen. 242. 

Strahlen, siehe Elektrizitätslehre u. Me- 
dizin. 

Strahlung, siehe Beleuchtung. 

Straßenbahn(wagen), siehe Bahnbau. 

Straßenbeleuchtung, siehe Beleuchtung. 

Straßenkehrmaschinen, elektrische. 
818. 


siehe 


Regierung gegen- 
und Be- 


— — Von K. W. Wagner. 


Streik, Berliner Elektrizitätsstreik.921. 

— 'Stillegen von Betrieben zur Versor- 

EunE mit Gas, Wasser u. Elektrizität. 
15) 

— Maßnahmen der Regierung gegenüber 
Betriebsabbrüchen und -stillegungen. 
965. 

Streuströme, siehe Erdströme. 

Streuung, siehe Elektromotoren, Dyna- 
mos u. Transformatoren.: 

Stromabnehmer, siehe Bahnbau. 

Strombegrenzer (Indüktions-) für 
Wechselstrom. 317. 

Strompreis, siehe Elektrizitätswerksbe- 
trieb (Tarife), 

Stromwandler, siehe Transformator u. 
Meßgeräte. 

Synehronmotoren, siehe Elektromotoren. 


Talsperre, neue, im Queis bei Golden- 
traum. 277. 

Tarife u. Tarifapparate, siehe Elektrizi- 
tätswerksbetrieb, Elektrizitätszähler, 
Schalter, Fernsprechen, Bahnbau. 

Tauchsieder, siehe Heizapparate. 


Technikerfragen, siehe Ingenieure, Hoch- 
schulen, Verwaltung, Sachverständi- 
genwesen. 


Telegraphenwesen (s. a. _ Signale, 


Funkentelegraphie, Leitungen, Stö- 
rung, Rechtspflege). 
— Betriebserfahrungen im Mehrfach- 


telegraphieren mit Hochfrequenz. Von 
K. W. Wagner. 706*. 

2 Hochfrequenz- Mehrfachtelephonie u. 
-telegraphie längs Leitungen. Nach 
Faßbender u. Habann. 160. 572. 

— Das Mehrfachfernsprechen und -tele- 
graphieren auf Leitungen mit Hoch- 
frequenz. Von K. W. Wagner. 1025*. 
1043. 

— Vielfachtelegraphie mit 
Wechselströmen. Von B. Gati. 


518. 


schnellen 


Brf. 


Brf. 518. 

— Hochfrequenztelegraphie auf Leitun- 
gen. Nach Mayer. 495. 

— Neue Wege in der Mehrfachtelepho- 
nie und -telegraphie. Von J. SchieB- 
ler. Beil. 

— Mehrfachtelegraphie und -fern- 
sprechen über offene, blanke Leitun- 
gen. Nach Squier. 732. 

— Mehrfachtelegraphie mıt Hughes- 
apparaten. Nach Srnka. 101. 


— Über Erdtelegraphie. Nach Ferri£. 


615. 

— Abhören und Erdtelegraphie im 
Kriege. Nach Arendt. 1040. 

— Aluminium im Telegraphen- und 
Fernsprechbetrieb. Von U. Meyer. 
10% 

— Flüssigkeitsrelais für Kabeltelegra- 


phie nach Orling. 513. 

— Jahresbericht der schweizerischen Te- 
legraphen- und Telephonverwaltung f. 
1919. 733. 

— Neuer technischer Betriebszweig der 
deutschen Telegraphenverwaltung. 677. 

— Aufzeichnung von Kabelfehlern. Nach 
Schönau. 697. 

— Die Einwirkung magnetischer Stürme 
auf unterseeische Telegraphenkabel. 
Nach Raymond-Barker. 819. 

— Versuche mit telegraphischer Bild- 
übertragung. 759. 

— Quecksilberdampf-Gleichrichter als 
Stromquelle fürTelegraphenzwecke. 42. 

Telephon, siehe Fernsprechen u. Meßge- 
räte. 

Telephonie ohne Draht, 
telegraphie. 

Temperaturmessung, siehe Meßverfahren. 


siehe Funken- 


'Teuerungszuschläge, Metallzuschläge 


für isolierte Drähte. 63. 203. 

— Teuerungszuschläge für Beleuchtungs- 
körper. 164. 

— Teuerungszuschläge für Elektrizitäts- 
zähler. 123. 

— Teuerungszuschläge für Starkstrom- 
fabrikate in Österreich. 123. 

— Zuschlagsliste der Preisstelle des Zen- 
tralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. 63. 64. 123. 
124. 204. 264. 343. 344. 404. 423. 424. 
519. 623. 704. 803. 883.- 884. 972. 995. 
1060. 

Textilindustrie, Wirtschaftliche und 
technische Bedeutung des elektr. An- 
triebes. Nach G. W. Meyer. 177. 

Thermoelemente, Über die Brauch- 
barkeit von Thermoelementen aus un- 
edlen Leitern in hohen Temperaturen. 
Von Fr. Hoffmann und A. Schulze. 
4a7*. 


.* 


x 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Thomson-Houston -Gesellschaft, fran- 
zösische. 44. 
Torfausnutzung (s. a. Brennstoffwirt- 


schaft). 

— Torf-Großkraftwerke. Von F. Bar- 
tel. 865*. 888*. 932*. 1045. 

—, Bayerisches Torfsyndikat. Von H. 
Trometer. 590*. 

Transformatoren (s. a. Meßgeräte u. 
Normalien). 


— Der induktive Spannungsabfall des 
Transformators mit Zickzackschaltung. 
Von H. G. Nolen. 329*. 

— Überwachung der Transformatoren- 
verluste. Von W. Fuhrmann. 711*. 
— Berechnung von Transformatoren auf 
den Mindestbetrag der Kosten des 
wirksamen Materials. Von Spoer, 

Pohl und Bohle. Brf. 499. 

— Bemessung der Transformatorenlei- 
stung in landwirtschaftl. Orten. Nach 
Osten. 572 

— Hochüberlastbare 
Nach Nareiß. 532. 

— Leistungsverdoppelung von 
formatoren durch verstärkte 
lung. 239. 

— Große Transformatoren der British 
Westinghouse Co. 16. 

— Die induktiven Vorgänge in einem 
Kerntransformator mit. Stern-Stern- 
Schaltung bei einspuliger Last, Nach 
R. Bauch. 200. 

— Das Impedanzschema und der Impe- 
danzkreis des allgemeinen Transforma- 
tors. Nach Kuhlmann. 878. 

— Entwurf zu Normen für Einheits- 
transformatoren mit Kupferwicklung. 
576. 

— Einheitstransformatoren. Nach War- 
relmann. 16. 

— Normalien für die Ausführung der 
Wicklungen von Maschinen u. Trans- 
formatoren. 638. 

— Geblätterte Niederspannungsablei- 
tungen für Ofentransformatoren. 613. 

— Spannungstransformator für Gleich- 
strom. 897. 

Treiböl, siehe Öl. 

Treibriemen, Aufhebung der Riemen- 
Freigabestelle. 224. 

— Schutzmittel gegen elektrostatische 
Erscheinungen an Treibriemen. 1013. 

Triebwagen, siehe Bahnbetrieb u. Auto- 
mobile. 

Trockenöfen, siehe Heizapparate. 

Turbinen, siehe Dampfturbinen u. Wasser- 
turbinen. 

Turbinenanlagen, 
335. 959. 

Turbodynamo, siehe Dynamo und Dampf- 
turbinen. 

Typisierung, siehe Normalisierung. 


Transformatoren. 


Trans- 
Olküh- 


einige moderne. 


Überlandzentralen, 
werke. 

Überspannungs- u. Überstrom- 
schutz (s. a. Blitzableiter). 

— Überspannungschutz durch Verwertung 
der Glimmwirkung. Nach Nagel. 817. 

— Über den Schutz elektr. Verteilungs- 
anlagen gegen Überstrom. Von Blathy. 
Brf. 77. 

— — Von J. Biermanns. Brf. 77. 
Bris3032209o%.53 [540. 

— — Von W. Schrader. Brf. 362. Brf. 

— Überstromschutz in Hochspannungs- 
Leitungsanlagen. Nach Woodrow, 
Roper u. Traver. 336. 

— Überspannungsschutz 


siehe Elektrizitäts- 


in Elektrizi- 


tätswerken. Nach Petersen. 834. 
— Überspannungsschutz, neuer. Nach 
Bennet. 655. 


— Überspannungsschutz, System Pfann- 
kuch-Biermanns. 652. 

— Verwertung der Glimmwirkung elektr. 
Leiter zum Schutz gegen Überspan- 
nungen. Nach R. Nagel. 817. 

— Die erforderliche Trägheit von Über- 

.strom-Zeitrelais. Von W. Höpp. 370*. 

Überwachungsausschüsse, interalliierte, 
siehe Frieden. 

Überwachungswesen, siehe Unfälle, Ar- 
beiterfragen, Institute, Reichsanstalt, 
Materialkunde. 

Umformer, siehe Dynamos u. Gleich- 
richter. 

Umsatzsteuer, siehe Steuer. 

Unfälle (s. a. Brand u. Rechtspflege). 

ber einen merkwürdigen elektri- 
Ben Unglücksfall in einem Badezim- 
mer. Von St. Jellinek. 549*. Brf. 861. 

— — Von W. Vogel. 861. 

— Beton und elektrischer Unfall. Von 
St. Jellinek. 379. Brf. 539. 

— Tödlicher Unfall durch Drehstrom 
mit 500 V in einer Fördermaschinen - 
anlage. Nach Vogel.‘ 302. 


Unfälle. 

— Tod eines Elektrotechnikers infolge 
unvorsichtigen Verhaltens in einem 

. Transformatorenhaus. 478. 

— Unfälle durch Elektrizität auf den 
oberschlesischen Industriewerken. Nach 
W. Vogel. 69. 

— Sicherungsmaßnahmen gegen gefahr- 
bringende Berührung in elektrischen 
Niederspannungsanlagen. Von W. Vo- 
gel.. 750*. 

— Ein Schutz gegen die Betätigung elek- 
trischer Zünder durch Streuströme. 
556. 

— Dampfturbinenexplosion. 280. 


— Dampfkesselzerknall im Elektrizitäts- 


werk Reisholz bei Benrath. 319. 
Unterbrechung, lichtbogenfreie, siehe 
Schalter. 
Untergrundbahnen, siehe Bahnen. 
Unterricht, siehe Hochschulen u. Vor- 
träge. 
Unterwerke, siehe Elektrizitätswerksbau. 


Wagabundierende siehe Erd- 
strom. 

Vakuumröhren, siehe Röhren. 

Ventilatoren, einige besondere Anwen- 
dungen elektrischer. 241. 

Verbände, s. Vereine und Abb. A III. 

Vereine. (S. a. Abt. AIII.) Das Be- 
rufsverbandswesen in. Deutschland 
(Statistik). 1041. 

— Zusammenschluß 
350." 

Vereinheitlichung (s. a. Normalisie- 
rung u. Einheiten). 

— Dezimalklassifikation in der Litera- 
tur. Von Hanauer. 516. 

Versehmelzungsvorgänge in der 
Montanindustrie. Von W. K. Weiß. 
979% > 

Verstärkerröhren, siehe Röhren. ' 

Versuchsamt, siehe Prüfämter u. In- 
stitute. 

Verteilungstafeln, siehe Schalttafeln. 


Verwaltung, Die Verwaltungsreform 
und die Anstellung von höheren Beam- 
ten in den allgemeinen und Sonder- 
zweigen der Verwaltung. Von Sied- 
ler. 276. 

— Die Reform der höheren Verwaltung 
(Richtlinien). 319. 657. 

— Techniker in der Verwaltung. 799. 

— Neuordnung der technischen Wirt- 
schaft‘ in Groß-Berlin. 898. 

Vibrator, siehe Dynamo. 

Voltmeter, siehe Meßgeräte. 

Vorschriften, siehe Normalien. 


Vorträge (s. a. Hochschulen). 

— Vortragsreihe über die Isolierstoffe 
der Elektrotechnik des Elektrotechni- 
schen Vereins. 779.. B. 800. 1015. 

— Vortragsreihe des Elektrotechnischen 
Vereinsüber Aufgaben der elektrotechn. 
Praxis in mathematischer Behand- 
lung. 38. 

— Vortragsreihe der 
leuchtungstechnischen 
533. 818. 

— Technisches Vorlesungswesen Groß- 
Berlin. 594. 

— Ausbildungskurse für Oberheizer. 678. 

— Monteur-Fortbildungskurse des Elek- 
trotechn. Vereins. 59. 282. 537. 

= Wärmeteclinischer Ausbildungskur- 
sus- 473: 

— ‘Vorträge über Wärmelsohiik. 280. 

Vorwärmer, elektrischer, für Explo- 
sionsmotoren. 359. 


Ströme, 


im Vereinsleben. 


Deutschen Be- 
Gesellschaft. 


Wagenausrüstung, siehe Bahnanlagen. 

Walzwerke, siehe “ Eisenhüttenwesen. 

Warenmarkt siehe Abt. AV. 

Warenpreis und Geldwert.. Nach H. 
Hartmann. 441. 

Wärmewirtschaft (s. a. Brennstoff- 
wirtschaft u. Energiewirtschaft). 

— Neuzeitliche Verwertung und Bewer- 
tung der Wärme. Nach Josse. 920. 

— Wärme- und Kraftwirtschaft im nie- 
a - westfälischen Bergbau. 
9 

— Die Beseitigung der Kohlennot. Von 
G. Dettmar. 521*. 545*. 564*. 

Wasserkräfte (s. a. Elektrizitätswerke). 

— Die Ausnutzung der Flußwasserkräfte. 
Von Block. 765*. 945. 

— — Von G. Kapp. Brf. 862, 

— , Flußwasserkräfte und Elektrizitäts- 
erzeugung in -Deutschland.. _ Von 
Sympher. 745*. 945. 

— Flußwasserkräfte und Elektrizitäts- 
versorgung in Deutschland. 745*. 

— Die restlose Erfassung unserer Was- 
serkräfte, ein Gebot der Gegenwart, 


Von W. Halbfaß. 792*, 


Wasserkräfte. 

— Vernachlässigte Kraftquellen. Von 
C. Reindl. 11. 

— Wasserkräfte von 5000 kW. 492*, 

— Deutsche Wasserwirtschaft. 496. 

— Merkblatt über das preußische Was- 
serbuch und Rechtsgrundsätze des 
Landeswasseramts. 157. 


-— Ausnutzung der preußischen Was er- 


‚kräfte. 263. 

— Einiges über Wasserkräfte. 335. 

— Die an dem Großschiffahrtswege 
durch Süddeutschland zu verwerten- 
den Wasserkräfte und ihre Gewinnung. 
Von F. A. Hoppe. 397. 

— Kraftgewinnung aus in Süddeutsch- 
land geplanten Kanalisierungen. 258. 

— Ausbau der Wasserkräfte des Mains. 
59% 

— Nachforderungen für den Ausbau von 
Wasserkräften im oberen Quellgebiet 
der Weser. 513. 


— Kraftwerke an Werra und Fulda. 39. 


— Zum Ausbau der bayerischen Wasser- 
kräfte. 38. 

— Die Wasserkräfte Amerikas. 400. 

— Das neue Wasserkraftgesetz der V. S. 
Amerika. 699. 

— Kanadas Wasser- und Elektrizitäts- 
wirtschaft. 557. 

— Ausnutzung argentinischer Wasser- 
kräfte. 676. 

— Die Entwicklung der schweizerischen 
Wasserkraftanlagen. Von Misslin. 
395: 


— Ausnutzung von Wasserkräften in. 


Graubünden. 554. 

— Die Wasserkräfte in den Pyrenäen. 
Nach Cavailles. 436. 

— Das Wasserkraftwesen in Niederlän- 
disch-Indien. Nach Groothoff. 877. 

— Die Wasserkräfte zur Elektrisierung 
der Orleans-Bahn. 957. 

— Reichswasserwirtschaftsrat. 898. 

— Fortschritte in der Ausnutzung von 
Wasserkräften. Nach Bergstrom. 
959. 

— Die Wasserwirtschaft in Frankreich 
nach dem Kriege und der Ausbau der 
deutschen Wasserkräfte. VonMattern. 
I80*. 

Wasserschlag in den Leitungen von 
Wasserkraftwerken und seine Verhin- 
derung. Nach Causse. 300. 

Wasserturbinen (s. a. Turbinenanla- 
gen). Versuchsergebnisse mit einer 
Kaplan-Turbine. 162. 

— Kaplan-Turbinen-Konzern. 515. 901. 

Wechselkurs, siehe Kurse. 

Wechselstromerzeuger (8.8: Do: 
mos), verbesserter akustischer. Von 
M. Gildemeister. 91*. 

Wegerecht in den Vereinigten Staaten. 
Nach C. R. Harte. 678. 

Wellen, Die kürzesten mit Vakuum- 
röhren herstellb. Wellen (S. 615). 924. 

Weltprobleme, wirtschaftliche, Erklä- 
rung der Entente. 281. 


Werkstatt u. 
schinenantrieb u. Schweißen). 

— Elektrisch angetriebener Federnuten- 
fräser. 338. 

— Universalhilfsmaschine für Ankerrepa- 
raturen. 162. 

— Elektrisch angetriebene Werkzeug- 
maschinen. 299. 

— Die neuen Lokomotivwerke von Arm 
strong-Whitworth. 400. 

— Elektrische Warmbehandlung von 
Stahlteilen zwecks Härtung. 594. 

— Neuartiges Stahlhärteverfahren unter 
Benutzung elektrischer Glühöfen. 612. 

— Organisation wirtschaftlicher Höchst- 

. leistungen. Nach Senst. 593. 

— Einzelbeleuchtung von  Werkzeug- 
maschinen mit niedervoltigen Lam- 
pen. Nach Ram. 59. 

—.— von W. Fuhrmann. Brf. 723. 

— — von Lubach. Brf. 801. 


— Das Schweißen und Schneiden mit | 


dem Kohlenlichtbogen. 797. 

— Abdrehen des Kollektors ohne den 
Anker herauszunehmen. 857. 

Werkstatt. Herstellungsweise von Kol- 
lektoren. 939. 

— Hilfswerkzeug zur Ermittlung des 
Entstehungsortes von an Maschinen 
beobachteten Schlägen. Nach Cook. 
857. 

Werkzeugmaschinen, siehe Maschinenan- 
trieb und Werkstatt. 

Wicklungen, siehe Meßgeräte, Dyna- 
mos, Elektromotoren, Magnete, Trans- 
formatoren. 

Widerstand (s. a. Leitungen, Regulier- 
apparate, Elektrizitätslehre, Meßge- 
räte). 


Werkzeuge (s. a. Ma- 


Widerstand. 


— Konstante hochohmige Meß- und Be- 4 


lastungswiderstände. Von J. E. Lilien- 
feld und W. Hofmann. 870*. 


— Ein veränderlicher Flüssigkeitswider- 


stand. 239. 


— Leichte Schaltwalzenwiderstände. 555. 4 


‚Windkraftausnutzung, Die Möglich- 
keiten der Windausnutzung und ihre 


Bedeutung für die Energiewirtschaft. 
Von @. Liebe. 501*. Brf. 663. 

— — Von E. Adler. Brf. 663. 

—,.— Von P. Schiemann. Brf£. 841. 

— Neuartige Windmühle. 420. 

— Förderung der Windkraftausnutzung. 
654. 

Wirbelströme, Ba Elektrizitätslehre u. 
Dynamos. 

Wirtschaftslage, Zur. 
v. Siemens. 885*. 

Wirtschaftspolitik des 


bandes der deutschen Industrie. 
Wirtschaftsjahr 1919. 183.- 


Wolframerzeugung. Nach F. Heß. 
880. 

— Kanadas Erzeugung von Wolfram 
und Molybdän. 339. 


Wünschelrute, elektrische. 280. 


Zähler, siehe Elektrizitätszähler. 
Zählereicheinrichtung, siehe Meßgeräte. 


Zählertafel, Universal-. 239. 
Zeitschriften, neue, siehe Abt. A III. 


Zeitschriftensehau, amerikanische. 


Von-C. E, 


Reichsver- 
74 


za 
Zink (s. a. Materialkunde, Normalien, 
Leitungen). R 


— Welterzeugung. 536. 
— Bestandsaufnahme. 224. 


Zolltarife, Neuer argentinischer Zoll- 
tarif. 143. 

— Neuer finnländischer Zolltarif. 84. 

— Der neue polnische Zolltarif. 282. 

— Verzollung in den V. S. Amerika. 580. 

Zugbeleuchtung, siehe Beleuchtung. 


Zusammenschluß im Vereinsleben. 
359. 


Il. Persönliches. 


Auszeichnungen. 98. 156. 178. 323. 478. 
518. 539. 598. 703. 763. 923. 1058. 
Hochschulnachrichten. 13. 38. 77. 98. 
118. 178. 238.283. 303. 323. 343. 364. 
382. 403. 499. 518. 539. 559. 580. 598. 
663. 683. 742. 763. 783. 800. 841. 861. 
902. 923. 1021. 1058. 

Verstorbene Mitglieder des V.D. E. 722. 

Verstorbene Mitglieder des Elektrotech- 
nischen Vereins. 217. 

Nobelpreis für Physik. 947. 


Adler, L. 796. 
Auer v. Welsbach. 1058. 


BBaerwald, J. 1058. Y 
v. Baeyer, O0. 993. 
Behn-Eschenburg, H. 98. 
Berlowitz, M. 1046. 
Bestelmeyer, A. 518. 

af Bjerken, P. K. f. 78. 
Brandt, A. A. 799. 

Braun, F. +. 517. 

Büurstyn, W. 902. 

Bußmann, F. f. 644. 


©almes, A. 199. 
Cassirer, H.-f. 559. 683. 
Cohn, E. 598. 

Cranz, ©. 403. 


EPauberschmidt, G. 841. 
Debeye,.P. 178. 323. 
Dessauer, F. 382. 

Dettmar, G. 257. 947. 
Dieckmann, M. 783. 
Dihlmann, C. f. 343. 403. 
Dolezalek, F. }. 1046. 

Dolivo -Dobrowolsky, M. 7. 12. 


Ehrenhaft, F. 1058. 
Einstein, A. 394. 478. 
Elster, J. +. 518, 
Emmet, W. L. 518. 1058. 
Engelhardt, V. 598. 


Fein, E. + 1058. 
Feyerabend. 882. 

Föppl, A. 343. 403. 
Föppl, ©. 580. 

Frank, J. 382. 742. 902. 


@aber. 539. 

Gebhard. 1046. 
Gehrts, A. 663. 
Geitel, H. 800. 
Geitler, J. 77. 


in De ve 


= 


un 


’ 


IT 


and aba nn) uud da dd 2a 


1980. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


XIII 


Genest, W. +. 257. 283. 
Giese, E. 902. 

Giles, G. ft. 822. 
Goldschmidt, A. M. f. 136. 
Goldstein. 539. 

Goos, F. 118. 

Grammel, R. 364. 
Guilleaume, Ch. E. 947. 


“Halbertsma. 598. 


Haselwander, F. A. 598 
Heck, P. 799. 


‚Heim, C. 1058. 


Hempel, A. f. 237. 
Hertz, H. 42. 
Herweg, J. 923. 
Herzfeld, K. 382._ 
Herzog, H. 0. 902. 


‘ Heucky, K. 518. 


Hirzel, Gg. 703. 
Honigmann, E. 993. 
Hoppe, E. f. 303. 
Hupka, E. f. 423. 


Ynfroid, Ch. 1058. 


«Bentzsch, F. 38. 
Jordan, P. 518. 


Kalischer. 238. 
Kaempf, F. 1058. 
Kapp, &. 313. 
Klingenberg, G. 783. 
Köhler. 822. 
Kohlfürst, L. 499. 


© Kohlrausch, K.W. F., 1058: 


Koehn, Th. f. 118. 


 Konen, H. 77. 382. 


Kossel, W, 382. 
Kretzschmann, E. 499. 
Krüger, F. 1058. 
Künstler, A. f. 902. 


Ladenburg, R. 118. 
v. Laue, M. 923. 
Leitgebel, B. f. 763: 
Lenz, W. 800, 1058. 
Lenze, P. 742. 
Lichtenstein, L. 1021. 
Lynen, W. fr. 663. 


RHadelung, E. 1058. 
Marx, E. 403. 
Meng, W. 622. 
Meyer, H. 303. 
Meyer, R. 98. 
Meyer, St. 1058. 
Müller, P. 78. 


Neureiter, F. f. 303. 
Nixdorf, W. ft. 59. 
Norberg-Schulz, Th. 993. 
Northrup, E. F. 1058. 


@ersted, H. Chr. 598. 
Ort, K. 7. 238 
v. Oettingen, A. 783, 


Paschen, Fr. 178. 
Perry, J. t. 663. 
Pfaundler, L. f. 423. 
Planck, M. 324. 
Plotnikow. 902. 
Pohl, R. 598. 
Poinear6e, L. f. 283. 
Prandtl, L. 178, 683. 
Pringsheim, P. 902. 
Punga, F. 1058. 


Beaps, A. f: 323. 363. 
Rasch, G. 923. 
Raworth, B. A. f. 59. 
Regener. 323. . 
Reich, M. 683. 
Reichenbach, H. 763. 
Reis, A. 539. 

Reitz, K. Th. }. 3438: 
Remane, H. 902. 
Richarz, F, f. 539. 
Riesenfeld, E. 539. 598. 
Righi, A. f. 539. 598. 
Rogowski, W. 238. 499. 
Röntgen, 38. 539. 1046. 
Rosemeyer, J. f. 78 
Rückel, H. 742. 


. Rümelin, Th. f. 1021. 


Schaefer, €. 861. 
Scheel. 539. ; 
Scheidig, F. f. 38. 
Scherrer, P. 303. 
Schreiner, E. 1058. 
Schröder, E. 499. 539. 
‘Schumann. 861. 
Schumann, W. O. 763. 
Schweiger. 518. 
Siegbahn, M. 77. 

v. Siemens, 0. F. 539. 783. 
Simon, E. R. f. 663. 
Smekal, A. 902. 
Sommerfeld, A. 323. 
Stark, J. 783. 

Stern, O. 118. 


Strache, H. 13. 
Strecker, K. 822. 
Stumpf, F. 559. 


Bellmann, W. +. 742. 
Thomann. 1021. 
Thoms, W. 238. 
Trautweiler, A. }. 257. 
Trüb, W.: 822. 


Unger, F. 98. 


"Wail, Th. N. f. 478. 


Vogelsang, M. 902. 
Voigt, W. f. 13. 
Voller, A. t. 580. 


WWVagner, H. f. 382. 
Waetzmann, E. 742. 
Weaver, W. D. f 257. 
Weidert, F. 841. 
Wentzel, R. 783. 
Wiedemann, E. 324. 

“ Wieghardt, K. 763. 
Wien, W. 38. 683. 742. 
Wilke. 382. 

Wilkens, K. 178. 257. 
Willstätter, R. 324. 
Winkelmann, W. 38. 


. Wittfeld, G. 998. 


Wolfke, M. 499. 
Wüllenweber, J. 841. 


Zander, C. f. 136. 
Ill. Literatur. 


| Eingänge: Bücher, Dissertationen, 


Sonderdrucke. 14. 37. 58. 77. 97. 
117.135. 177. 198. 216. 237. 257. 284. 
304. 324. 343.364. 384. 404. 444.460. 
479. 500. 519. 540. 560. 580. 600. 623. 
684. 704. 724. 744. 784. 802. 824. 843. 
863. 883. 903. 924. 948. 971.-995. 1023. 
1047. 1060. 

— Drucksachen und Preislisten. "257. 
480. 724. 744. 844. 903. 972. 1024. 1060. 

Neue Zeitschriften: 

— „Der Bauingenieur”. 14. 


 — „Brennstoff-Chemie’’. 903. 


— „Deutscher Meßhandel”. 177. 
— „Die Technik in der Landwirtschaft“. 


31. 

— „Edel-Erden und -Erze”.' 97. 

— ‚Hammer und Feder“. 1060. 

— „‚Industrial Arts Index‘. 717. 

— „Industrie und Technik’. 58. 

— „Internationale Patent-Wacht”. 304. 

— „Journal of the American Institute of 
El. Engineers“. 304. 

— „Kruppsche Monatshefte”. 304. 

— „La Telegraphie sans Fil Moderne.” 
600. 

— „Le Journal de Physique et le Ra- 
dium”. 824. 

— „Nachrichtenblatt des Reichsschatz- 

_ ministeriums‘‘. 480. 

— „Österreichische Monatsschrift für d. 
öffentlichen Baudienst und das Berg- 
und Hüttenwesen. 444. 

— ,„Qualität”’, Internationale Propa- 
ganda für Qualitätserzeugnisse. 684. 

— „Taylor-Zeitschrift’”’. 364. 

-— „Werft und Reederei”. 14. 

— „Zeitschrift für Fernmeldetechnik, 
Werk- und Gerätebau”. 117. 198. 
— „Zeitschrift für Technische Physik”. 

304. 


* Besprechungen. 

Statistik der Elektrizitätswerke für die 
Betriebsjahre 1915/16, 1916/17 und 
1917/18. Von. Siegel. 823. 

Die Lehrlingsausbildung in der mecha- 
nischen Industrie. Von J. Epstein. 
802. 

Die Technik in der Landwirtschaft. Von 
K. Krohne. 37. 

M & G-Kalender für Schwachstrom-In- 
stallateure.. Von Kruckow. 135. 
Die K. B. Technische Hochschule in Mün- 
chen. (Denkschrift.) Von Zehme. 257. 


Adler,L.,DieFeldschwächung bei Bahn- 
motoren. Von Gerstmeyer. 683. 

Andröe, W.L., Zur Berechnung statisch 
unbestimmter Systeme. Von K. Bern- 


hard. 599. 


— Die Statik der Schwerlastkrane. Von | 


K. Bernhard. 599. 
Aron, K., siehe H. Stern. 
Auerbach, F., Wörterbuch der Physik. 
Von E. Merkel. 802. 


BBenischke, G., Die asynchronen Wech- 
selfeldmotoren, Kommutator- und In- 
duktionsmotoren. Von J. Kozisek. 903. 

Berndt, G., Physikalisches Wörterbuch. 
Von E. Merkel. 802. 


Biermanns, J.,Magnetische Ausgleichs- 
vorgänge in elektrischen Maschinen. 
Von K. W. Wagner. 134. 

Brandt, H., Betriebsrätegesetz nebst 
Wahlordnung und amtlichen Mustern. 
Von Eßlinger. 479. 

— J. W., siehe Wiethaus. 


Bussien, R. und F. Friedrichs, Vor- 
richtungsbau. Von O. Müller. 599. 


Chwolson,O.D., Lehrbuch derPhysik. 
Bd. I, 1. Von Scheel. 77. 

Coermann, W., Gesetz, betreffend die 
Sozialisierung der Elektrizitätswirt- 
schaft, vom 31. XII. 1919. Von W.EBß- 
linger. 743. 


Demuth, W., Die Materialprüfung der 


Isolierstoffe der Elektrotechnik. Von 
E. Orlich. 842. 

Devien, Wirtschaftliche Betriebs- und 
Verwaltungsfragen städtischer Straßen- 
bahnen. Von R. Haas. 13. 

Diels, H., Antike Technik. Von Weihe. 
843. 

Dittmann, E., Elektrische Leitungs- 
netze. Von Teichmüller. 882. 

Doden, G., Gewerbelehre. Von W.Beh- 
rend. 882. 

Donath, E. und A. Gröger, Die Treib- 
mittel der Kraftfahrzeuge. Von F. 
Frank. 155. 


Dubbel, H., Taschenbuch für den Ma- 


Von Laudien. 215. 


schinenbau. 


#Eckert, Der Eintritt der erfahrungs- 
wissenschaftlichen Intelligenz in die 
Verwaltung. Von W. Becker. 116. 

Egerer, H., Ingenieur-Mechanik. Bd. TI. 
Von W. Hort. 37. 


Esselborn, Lehrbuch der Blektrotech-. 


nik. Bd. 1/2. Von Gerstmeyer. 763. 

Eyermann und Schulz, Die Gastur- 
binen, ihre geschichtliche Entwick- 
lung, Theorie und Bauart. Von F. Lan- 
gen. 947. 


Wenzl, F., Die Schule des Erfinders. Von 
C. Weihe. 903. 

Fischer, E., Die Sozialisierung der Was- 
serwirtschaft in Sachsen. Von Leiner. 
843. 

Freundlich, E., Die Grundlagen der 
Einsteinschen Gravitationstheorie. Von 
U. Meyer. 1047. 

Fricke, H., Eine neue und einfache 
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gonometrischen Funktionen von Tau- 
sendstel zu Tausendstel des Grades. 
Von K. W. Wagner. 155. 

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thodologie der ke haftlichen Berufs- 
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in Wissenschaft und Technik. Von 
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schinen- und Metallwarenfabriken. Von 
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Planck, M., Einführung in die Mechanik 
deformierbarer Körper. Von L. Hopf. 
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wandten Naturwissenschaften. 1914/19. 
Von R. Dieterle. 971. 

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tung der atmosphärischen Elektrizität. 
Von M. Dieekmann. 1022. 

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der Legierungen. I. Von K.Arndt. 599. 

Reier, 0% Das | Sozialisierungsgesetz vom 
2a: Im. 1919. und die gemeinwirt- 
schaftlichen Bestimmungen der Ver- 
fassung des Deutschen "Reichs vom 
13% vıl. 1919 nebst Kohlen-, Kali- u. 
Elektrizitätswirtschafts-Gesetzgebung. 
Von Pourroy. 1022. 

Respondek, G., Weltwirtschaftlicher 
Stand und Aufgaben der Elektroindu- 
strie. Von W. Behrend. 1046. 

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Materialprüfungsamt, seine Entstehung 
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Bd. 1. Von 


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Fabrikorganisation. Von E. Tous- 
saint. 1022. 

Schsze, R. Chemische Technologie. 


Von K. Arndt. 236. 


Sattler, G., Projektierung, Bau und 
Betrieb elektrischer Kraftwerke und 
die damit im. Zusammenhang stehen- 
den Fragen wirtschaftlicher Natur. 
Von H. Osten. 743. 

Scherbius, A., Die magnetische Induk- 
tion in geschlossenen Spulen. Von K. 
W. Wagner. 364. 


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den. Von Essich. 559. 

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im Kraftmaschinenbetrieb mit beson- 
derer Berücksichtigung der Zwischen- 
und Abdampfverwertung zu Heiz- 
zwecken. Von M. Gehrcke. 801. 

Scholl, H., siehe F. Kohlrausch. _ 

Scholz, W., Schiffs-Ölmaschinen. Von 
Gerhards. 479. 

Schulz, siehe Eyermann. 

Schulz, H., Wahl und Aufgaben der 
Betriebsräte, der Arbeiterräte und der 
Angestelltenräte sowie der Betriebs- 
obleute. Von Eßlinger. 304. 

Schulze, @., Die wirtschaftliche Bedeu- 
tung des Materialprüfungswesens der 
Technik. Von Graefe. 723. 

Schwaiger, A., Lehrbuch der elektri- 
schen Festigkeit der Isoliermaterialien, 
Von Kuhlmann. 478. Bıf. 682. 

Seufert, F., Anleitung zur Durchfüh- 
rung von Versuchen an Dampfmaschi- 
nen, Dampfkesseln, Dampfturbinen u. 
Dieselmaschinen. Von Bonin. 479. 

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Elektrizitätswirtschaft. Von Siegel. 
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K. Arndt. 824. 

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treffend die Sozialisierung der Elek- 
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Trautz, M., siehe L. Graetz. 


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verletzter Industriearbeiter und Vor- 
schläge zur Kriegsbeschädigtenfür- 
sorge. Von Beckmann. 600. 


IV. Vereinsnachrichten. 


Verband 
Deutscher Elektrotechniker, 


(S. a. Abschnitt A I unter Normalien.) 
Kommissionen. 


Kommission für Erricehtungs- und 
Betriebsvorschriften: 

— Arbeitsprogramm 361. 

— Verwendung ungeschützter Isolier- 
rohre. 800. 

— 'Metallüberzüge an Isolierrohren 361. 

— Kreuzung von Hochspannungs-Frei- 
leitungen mit Reichstelegraphen- und 
Fernsprechleitungen. 78. 475. 


Kommission für Errichtungs- und 
Betriebsvorschriften: 

— Kreuzung von elektrischen Stark- 
stromanlagen mit Bahnen. 421. 

— Entwurf zu Vorschriften für den 
Anschluß von Schwachstromanlagen 
an Niederspannungs- Starkstromnetze 
durch Transformatoren. 679. 737. 1015. 

— Entwurf zu Leitsätzen für den An- 
schluß von Apparaten und Einrich- 


tungen, welche eine leitende Ver-, 


bindung . zwischen Starkstrom- und 
Schwachstromleitungen erfordern. 680. 
131. 

— Erster Entwurf zu Normen für die 
Spannungen elektrischer Anlagen unter 
100 V. 136. 443. 

— , Normen für KGZ-, KJZ-, 0G-,AG-, 
KJC- und KJA-Leitungen. 1015. 

Kommission für Freileitungen; 

— Normalien für Freileitungen. 780. 839. 

— — Änderungen. 475. 703. 

—, Normalien für KGC-, KGA-, CG-, 
CA-, KGZ-,CG-uA G-Leitungen. 1015. 

—, Normen für Aluminium. 1015. 

Draht- und Kabel-Kommission: 

— Bestimmungen für die Übergangszeit 

“betr. isolierte Leitungen in Starkstrom- 
anlagen. 321. 5%. 

— — (Änderungen). 821. 

— Normalien für KGC-, KGA-, C6G-, 
CA-,KGZ-,CG-u. AG-Leitungen. 1015. 

— Normen für Aluminium. 1015. 

— Normen für KGZ-, KJZ-, CG-, AG-, 
KJC- und KJA-Leitungen. 1015. 


Kommission für ER und Heiz- 


geräte: 

— Vorschriften Se Koch- und Heiz- 
‚apparate. 680. 860. 

Kommission für Maschinen und 
Transformatoren: 

— Normen f. Einheitstransformatoren 
mit Kupferwieklung 1920. 576. 

— Normalien für die Verwendung von 
Aluminium und Kupfer bei den Wick- 
lungen von Maschinen und Transfor- 
matoren. 638. 

— Normalien fürFlachkohlebürsten. 762. 

Kommission für Elektrizitäts- 
zähler: 

— Normen für Elektrizitätszähler. 537. 

— Erläuterungen zu den Bestimmungen 
über die Beglaubigung von Elektrizi- 
tätszählern. 638. 

Kommission für 
beeinflussungen: 

— Leitsätze zum Schutze von Fern- 

. sprech-Doppelleitungen gegen die Be- 
einflussung durch Drehstromleitungen. 
597. ° 

Kommission für Fernmeldeanla- 
gen: 


Schwachstrom- 


— Entwurf zu Normen für Rundklem- 
men. 681. 

Ausschuß für Bedienungsele- 
mente: 


— Normen für Knöpfe und Griffdorne 
zu Hochspannungsschaltern. 660. 

Kommission für Porzellanisola- 
toren: 

— Entwurf zu Normen und Prüfvor- 
schriften für Porzellanisolatoren. 618. 
alle 

Verschiedenes. 


Jahresversammlung Hannover. 118. 340. 
595. 659. 719. 736.805 (Bericht Zehme). 
943. 965. 989. 1016. 1042. 


Beschlüsse der Jahresversammlung 
Hannover. 839. 
Aussprache über die Vorträge und 


Berichte auf der Jahresversammlung 
in Hannover. 659. 

Neue Zusammensetzung der VDE- 
Kommissionen und deren Arbeitspro- 
gramme. 361. 

Bericht über die Tätigkeit des Ver- 
bandes seit der letzten Jahresversamm- 
lung. 719. 

Elektrische Woche in Hannover. 340. 575. 
-596. 638. 660. 701. 736.°825 (Bericht). 

Elektrische Woche Essen 1921. 1058. 

Vortrag Sympher, Flußwasserkräfte 
und Elektrizitätserzeugung in Deutsch- 
land. 745*. 945. 

Vortrag Block, Ausnutzung der Fluß- 
wasserkräfte. 765*. 945. 
Vortrag F. Bartel, Torf-Großkraft- 

werke. 865*. 888*. 932*. 1045. 

Vortrag R. Tröger: Großkraftüber- 
tragung. 905*. 927*. 969. 989. 1016. 

Vortrag Graf Arco, Drahtlose Nachrich- 
tenübermittlung für Überlandwerke. 
785*.: 1042. 

Vortrag Grabe, Eintirioklungsmöglich- 
keiten auf dem Gebiete der Selbstan- 
schlußämter. 806*. 829*. 1043. 


Vortrag Schrottke, Schutzeinrichtun- 
gen der Groß-Kraftübertragungen, 
827*. 848*. 989. 1016. 

Vortrag K. W. Wagner, Das Mehr- 


fachfernsprechen und -telegraphieren 


aufLeitungen mitHochfrequenz. 1025*. 
1043. 
Änderung der Satzung. 701. B. 881. 
Prüfstelle. 881. 949*. 


Bestimmungen für die Übergangszeit. 


(2. Aufl.). 443. 
Lieferrollen für ‘Feindrähte. 558. 
Mitgliederverzeichnis. 178. 
Deutsche Beleuchtungstechnische 
sellschaft. 703. 
Bezug der Zeitschrift ‚„‚Der Betrieb”. 881. 
Jahrbuch der Elektrotechnik. 136. 
Zahlung von Mitgliederbeiträgen. 965. 


Elektrotechnischer Verein. 


‚Vortragsreihe über „Aufgaben der elek- - 


trotechnischen Praxis in mathemati- 

scher Behandlung”. 38. 
Vortragsreihe über die Isolierstoffe der 

Elektrotechnik. 779. 800. 1015. 
Monteur-Fortbildungskurse. 59. 282. 537. 
Leitsätze für Blitzschutz. 641. 
Beitragszahlung. 969. 989. 
"Einladungen. 105%. 

Einladungen zu Sitzungen. 78. 118. 157. 
238. 282. 380. 839. 881. 922..1015. 
Einladungen zu Fachsitzungen. 38. 118. 

216. 258. 362. 


| L. Lichtenstein, 


Sitzungsberichte: 


Ge- 


28. 1. 1919. 443. a 


x. 1919. 475. 
XL 191974: . 
. XII. 1919. 118. 340. 617. 
. 1. 1920 (Jahresversammlung). 216. 


28. 


10. I. 1920. 258. 
24. II. 1920. 282. 
14. IV. 1920. 922. 
20,7 1V.21920. 381. 


18.7V..19202 510. 

26. X. 1920. 901. 

19. XI. 1920. 989. 
Vorträge: 


F. Kleeberg, 
Gleichrichter der Glastype, seine Theo- 
rie und praktische Ausführung. 145*. 
171*. 193*. 443. 

- Über das Neben- 
sprechen in kombinierten Fernsprech- 
ämtern. 188*. 208*. 

W. Höpp, Die Berechnung 
ee 205%. 23227298 

Skaupy, Ein neuer Gleichrichter. 


FE. Kiebitz. Drahtlose 
telegraphie. 380. 


Richtungs- 


0. Martienssen, Der Kreiselkom- 
paß im Schachtbau. 462%. 475. 

-M. Schenkel, 
bei Wechselstrombahnen. 541*. 567*. 
617. g 

. Weber, 25 Jahre Vorschriften 

des Verbandes Deutscher Elektrotech- 

niker. 645*. 673*. 


L. Pungs: Die drahtlose Richtungs- - 
telegraphie bei der Marine. 922. 
R. Rothe: Über einige praktische 


Verfahren und Aufgaben aus d. prak- 

tischen Mathematik. 999*. 
Berichte über Fachsitzungen: 18. 

XT.: 1919. 475.°°18-12.1919.7 380 


Fremde Vereine und Verbände. 


Statistik der Beru‘svereine und -ver- 
bände in Deutschland. 1941. 

American Institute of Electrical Engi- 
neers. 122. 

Bayerischer Revisions-Verein 
bericht). 759. 

Bund. der Elektrizitätsversorgungs-Un- 
ternehmungen Deutschlands. 

Bund Deutscher Civil-Ingenieure. :1013. 

‚Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell- 
schaft. 84. 143. 637. 703. 818. 

Deutsche Gesellschaft für Pens, 
wesen. 439. 837. 

Deutsche Gesellschaft für Metallkunde. 
18. 820. 

Deutscher Verein für den Schutz des ge- 
werblichen Eigentums. 102. 677. 

Deutscher Wasserwirtschafts- und Was- 
serkraft-Verband. 496. 

Elektrobund. 799. 

Geschäftsstelle für Hlekirizttäiererwer. 
tung. 61. 

Installationstechnische Gesellschaft BE 
lin-Brandenburg. 1041. 

InteressengemeinschaftdeutscherElektro- 
Großhändler und -Exporteure. 595. 

Internationaler Straßenbahn- und Klein- 
bahn-Verein. 1041. 

National Electric Light Association. 61. 


(Jahres- 


Reichsarbeitsgemeinschaft für Elektri- 
zitäts-, Gas- und Wasserwerke. 


Der Quecksilberdampf- 


von 


Stromrückgewinnung 


II 


3 1920. 


IE 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 


Reisbeverbänd der Elektrizitäte -Abneh- 

mer. 104. 

Reichsverband des deutschen: 
_ werks. 20. 

- Reichsverband elektrotechnischer Spe- 
zialgeschäfte. 600. 

"Schweizerischer Elektrotechnischer Ver- 
ein. 299. 

Stahlwerksverband. 63. 


Hand- 


“Verband deutscher Elektro-Installations- 


firmen. 201. 439. 636. 


Verband Schweizerischer Elektrizitäts- 


werke. 299. 

Versammlung Deutscher Naturforscher 
und Ärzte. 495. 

Verein deutscher Ingenieure. 798. 

Verein deutscher Maschinenbau-Anstal- 
ten. 799. = € 

Vereinigung der Elektrizitätswerke köee 
richt Goslar). 833. 

Zentralausschuß der Unternehmerver- 
bände. 536. 

Zentralverband der deutschen elektro- 
technischen Industrie. 799. 


Die Verfasser von Büchern sind nicht in diesem Verzeichnis sondern unter Abteilung A,III des Sachverzeichnisses aufgeführt. 


|} 


Zentralverband. 

— Mitgliedervers. v. 24. VI. 20. 690*. 
710*. 

— Tätigkeit der Normenausschüsse. 403. 
476. 683. 1020. 


V. Kleine wirtschaftliche und 
geschäftliche Mitteilungen. 


(Soweit nicht schon in den anderen 
Abteilungen genannt) 


Aktienkurse. 63. 144. 203. 284. 364. 
460. 540. 904. 995. 

Amerikanische Kapitalsanlagen, 
eine Gefahr für Deutschlands Wirt- 
schaft. 184. 

Ausschreibungen. 724. 904. 

Außenhandel. 560. 575. 684. 904. 924. 
948. 995. 1024. 1048. 1060. 

Eisenbahntarife, Änderungen der —. 
784. 

Eisenwirtschaft, Ein Beichskoinmis- 

’904. 

HieRtntenhnfsches Installations- 
material. 
—? 744. 


Wozu neue Fabriken für | 


Ferrosilizium, Handel mit —. 184. 

Gehässigkeit einer belgischen 
Firma. 500. 

Geschäftswelt, Aus der —. 84. 104. 


224. 244. 284. 304. 364. 404. 423. 444. 
480. 500. 519. 540. 580. 600. 644. 664. 
684. 704. 764. 864. 904. 924. 972. 1024. 
1048. 1060. 

‚Gesetzgebung und Verwaltung, 339. 
361. 497. 515. 

Jubiläen. 104. 224. 580. 864. 

Kapitalserhöhungen. 224. 

Metallbörse, Preisbewegung an der 
Londoner —. 123. 360. 594. 943. 

Metallpreise. 20. 44. 63. 84. 104. 123. 
144. 164. 184. 203.224. 244. 263. 304. 
324. 343..364. 384. 404. 423. 444. 460. 
480. 500. 519. 540. 560. 580. 600. 623. 
644. 664. 684. 704. 724. 744. 764. 784. 
803. 824. 844. 864. 883. 904. 924. 948. 
972. 995. 1024. 1048. 1060. 

Preise elektrotechnischer 
nisse, Kein Rückgang der —. 


Erzeug- 

404. 

Preislisten, Neue — und Zahlungsbe- 
dingungen, 63. 


B. Namenverzeichnis. 


Preispolitik, Außenhandel, Vereinheit- 
lichung der Produktion und Wieder- 
aufbau. 514. 


Produktionszensus in England. 244 


„Relma“, Lieferungsbedingungen des 
—. 1060. 
Rheinisch-Westfälisches Elektri- 


zitätswerk — Roddergrube, Betriebs- 
gemeinschaft. 764. 

Saargebiet, Handelsverkehr mit dem 

514. 

Schwarzsche Tafeln, Bezug der —.244. 

Sowjet-Rußland, Aus —. 821. 

Warenmarkt. 224. 244. 284. 343. 364. 
384. 423. 460. 500. 519. 540. 560. 580. 
600. 623. 644. 664. 684. 704. 724. 744. 
764. 784. 803. 824. 844. 864. 883. 904. 
924. 948. 972. 995. 1024. 1048. 1060. 

Warenofferten Höchstgebot. 
343. 

Zuschlagsliste der Preisstelle des Zen- 
tralverbandes der deutschen elektro- 

63. 123. 203. 

704. 803. 883 


gegen 


technischen Industrie. 
269. 348. 423. 519. 623: 
72. 995. 1060. 


Persönliche Nachrichten siehe unter Abteilung A, IT 


 Zeichenerklärung:*= — größerer Aufsatz. — Brf. = Brief an die Schriftleitung. — B. = Berichtigung. 
Die Zeichen Bref. und B. stehen vor, das Zeichen * steht hinter der Seitenzahl. 


Die le 5 ö, a und a8, 06, ue sind wie die einfachen Laute a, o, u behandelt; Worte mit Umlauten sind den gleichartigen Workdn- mit einfachen Lauten nachgestellt. 


Ablett, ©. A., Drehstrom oder Gleich- 
strom zum Antrieb von Walzenstraßen. 
SD 

Abraham, M., Theoretische Unter- 
‘suchung über die Strahlung von An- 
tennensystemen. 160. 

—, Berechnung des Darcharitts. von Ver- 
tärkerrähren. 182. 

— , Ein Satz über Modelle von Antennen. 
918. i 

Adler, E., Das Vereinheitlichungswesen 
in der Elektrotechnik. 1*. 


—, Vernachlässigte Kraftquellen. Brf. 


156. 

—, [Rezens.]. G. 'Garbotz, Vereinheit- 
lichung i in der Industrie. 460. 

—, Die technischen Arbeiten desZentral- 
verbandes der deutschen elektrotechn. 
Industrie. 693. 

—, Verbilligung der elektrischen Anlagen 
“durch Ausgestaltung der Verbandsyar - 
schriften. 935*. 


—, Die Möglichkeiten der Windauihit- 


zung und ihre Bedeutung für die Ener- 
giewirtschaft. Brf. 663. 

und Schiebeler, C., Die 
Leistungsbewertung der Elektromo- 


-- toren für aussetzende Betriebe. 485*. 


508*. Brf. 940. 


-—, L., Die Leistung von Straßenbahn- 


motoren. 461*, 


E = —, Wirtschaftliches Fahren elektrischer 


Bahnen. 961. 

Agnew, P. H., Vibrationsgalvanometer. 

"695. 

Alvensleben, Magnetische - Wirkungen 

eines Blitzschlages. 222. 

Ammon, K., Die Nummern im Fern- 
sprechbetriebe. Brf. 98. Brf. 237. 

Amy,E. V., Unruhiger Gang von Turbo- 
dynamos. 1038. 

Anderson, Kohlenpulverfeuerung. 473. 
755. 

Apt,R., Nachruf für Dr. H. Cassirer.683. 

Arco, Graf, Drahtlose Nachrichten- 

ö übermittlung für Überlandwerke. 785*. 

1042. 

Arendt, Abhören und Erdtelegraphie i im 
Kriege. 1040. 

Armstrong, siehe Sorensen. j 

Arndt, K., [Rezens.]). R..Sachsze, 
Chemische Technologie. 236. 
—, [Rezens.. R. Lorenz, Die Ent- 
wicklung der deutschen chemischen 
Industrie. 404. 

—, [Rezens.]. L. Graetz (M. Trautz), 
Handbuch der Elektrizität und des 
Magnetismus. Bd. I, 3. 444, g 


"Arndt, 


K., [Rezens.]. F. Winteler, 
Die heutige industrielle Elektrochemie. 
703. 

—, [Rezens.]. J. Stahl, Chemische Bil- 
derschrift. 824. 

—, [RBezens.]. Hesse u. Großmann, 

- Englands Handelskrieg und die Che- 
mische Industrie. 622. 

—, [Rezens.]. P. Reinglaß, Chemische 
Technologie der Legierungen. I; 599. 

—, [Rezens.]. J.- Obermiller, Der 
Kreislauf der Energien in Natur und 
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—, [Rezens.]. L. Michaelis, Die Was- 
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deutung für die Biologie und die Me- 
thoden ihrer Messung. 784. E 

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ströme nach der Methode von Einstein 
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Banneitz, F., G. Rhein und B.Kurze, 
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sprechverkehrs in Paris durch Einfüh- 
rung des Anruf- an Stelle des Dienst- 
leitungsbetriebes im Verbindungslei- 
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Barkhausen, H., Einheitliche Bezeich- 
nungen für die bei Vakuumröhren vor- 
kommenden’ Größen. 62. 

—, Zwei mit Hilfe der neuen Verstärker 
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—, und K. Kurz, Die kürzesten mit Va- 
kuumröhren herstellbaren Wellen. 615. 
B. 924. 

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838*. 932*. 1045. 

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in einem Kerntransformator mit Stern- 
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Bauer, [Rezens.). Rudeloff, 
Preußische staatliche Materialprü- 
fungsamt, seine Entstehung und Ent- 
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steme. 599. 

Besag, E., Die Messung starker Gleich- 
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98. 

Biermann, F., Tauchsieder. 272*. 

Biermanns, J.. Über Hochleistungs- 
sehalter. 325*. ‚Brf. 117. Birf. 519. 
Brf. 763. 

—, Über den Schutz elektrischer Ver- 
teilungsanlagen gegen Überstrom. Brf. 
77. Brf. 362. 

—, Das Verhalten der Synchronmaschine 
beim Kurzschluß über Streckenwider- 
stände. 239. 


| —, Ausgleichsvorgänge beim Kurzschluß 


von Kollektormaschinen. 297. 


Eckert, Der 


469*. | 


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wattlosen Verbrauchs beim Verkauf 
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gen. 367*. 

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des Parallel- Kurbelantriebes elektri- 
scher Lokomotiven. 313*. Brf. 598.. 
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Drägert, W., Uber elektrische Fern- 
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Dreyfus, L., Eine Theorie der Stirn- 
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rer Ummagnetisierung durch Gleich- 
und Wechselstrom. 42. 

—, Über die Leitung eines Wechselflusses 
durch massive Joche und Pole von 
Dynamomaschinen. 179. 

—, Zur Theorie des Parallelbetriebes von 
Synchronmaschinen. 200. 

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837. 

Eckersley,T. L., Die Brechung elektro- 
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Eckert, Chr., Ein englischer National- 
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gen des Friedensvertrages. 753*. 


Edgecombe, J. E., Die Antwort der 
Electric Lamp Manufacturers’ Asso- 
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Edler, Hilfswerte zur Berechnung der 
Freileitungen. 357. 

—, und Glage, Über das Ziehen des 
Zwischenkreis-Röhrensenders. 857. 
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aus der Verschlußtafel und aus dem 

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Eggenberger, H., und Dänzer, A., 
Das Elektrizitätswerk Massaboden bei 
Brig der Schweizerischen Bundesbah- 
nen. '157. 

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403. 

Elima-Werk, Plombierbare -Abzweig- 
dosen. Brt. 59. 


Emde, F., Das Kilowatt als allgemeine 
Einheit der Leistung. 440. Brf. 800. 


Engelhardt, V., Die Darstellung des 
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Magnetisierung.. auf die Angaben von 
Stromwandlern und über deren Besei- 
tigung. 647*. 

Epstein, J., Nachruf für Dr. F. Braun, 
517: 

—, [Rezens.]. Die Lehrlingsausbildung 
in der“mechanischen Industrie. 802, 
—, P., Über das Vorzeichen des Licht- 
druckes auf kleinste Teilchen. 941. 
Erens, F., Neue Methode zur Ortsbe- 
stimmung von Wasserfehlern in Pa- 
pier- und Faserstoffkabeln. Brf. 559. 
Erlwein, G., [Rezens.]. M. Le Blanc, 
Lehrbuch der Elektrochemie. 923. 
Esau, A., Gegenseitiger Induktions- 
koeffizient von Rechtecken und Qua- 

draten. 400. 
Essich, [Rezens.]. A. Schilling, Theo- 
rie der Lohnmethoden. 559. 


Eßlinger, W., Wo sind Überlandzen- 
tralen gewerbesteuerpflichtig ? 12. 

—, Das Betriebsrätegesetz. 250*. 

—, [Rezens.]. H. Schulz, Wahl und 
Aufgaben der Betriebsräte, der Arbei- 
terräte und der Angestelltenräte sowie 
der Betriebsobleute. 304. 

—, [Rezens.]. H. Brandt, Betriebsräte- 
gesetz nebst Wahlordnung und amt- 

‚lichen Mustern. 479. 

—, [Rezens.]. H. Stern und K. Aron, 
Gesetz, betreffend die Sozialisierung 
der Elektrizitätswirtschaft,vom31.XL. 
1919. 2743; 

‚ [Rezens.]. Coermann, Gesetz, 
betaklend die I A aeer der Elek- 
trizitätswirtschaft, vom 31. XII. 1919: 
VASEN 

Estel, F., Neue, selbsttätige Zählereich- 
Vorrichtung. 269%, 


Evans, A., Kurventafeln zur angenäher" 
ten Berechnung von Hochspannungs- 
leitungen. 676. 


H'aßbender, 
Hochfrequenz-Mehrfachtelephonie und 
-telegraphie längs Leitungen. 160. 572. 
1043. 

Fessenden, Die Richtungsfinder in der 
drahtlosen Telegraphie. 420. 


Feuer, Berechnung gegliederter, eiserner 
Gestänge für Freileitungen. 725*. 


Feußner, O., Aluminium-Eisen-Seile 
und Aluminium-Stahl-Seile für Stark- 
stromleitungen. 253. 

Fischer, E., Hochfrequenztelephonie in 
Überlandzentralen. Brf. 1021. 

Fischinger, E. G., Aluminium-Eisen- 
und -Stahl-Seile für Starkstromleitun- 
gen. 253. 

Fleischmann, L., Stromverdrängungs- 
freie Leiter für Wechselstrom. 161. 
—, Gleichmäßige Verteilung großer 
Stromstärken auf mehrere Teilleiter. 

Brf. 216. 

—, Über selbsterregte Mehrphasenstrom- 
geheratoren. SD. 

Fleming, J. A., Drahtlose Telephonie 
über den Ozean. 557. ‚ 

Florisson, Gleichrichterwirkung von 
Bleiglanzkontakten. 1040. 

Foillard, Der elektrische Schiffschrau- 
benantrieb. 235. { 

Fortescue, C. L., Anwendung der Me- 
thode symmetrischer Koordinaten zur 
Lösung von Problemen in mehrphasi- 
gen Kreisen. 818. 

Frank, F., [Bezens.]. E. Donath und 
A. Gröger, Die Treibmittel der Kaatt, 
fahrzeuge. 155. 

Franz, W., Volkswirtschaftliches Bei 
rufsstudium an Technischen Hoch- 
schulen. 269*. 

Fuhrmann, W., Die Messung kleiner 
Widerstände mit Magnet-Isolations- 
induktoren. 452*. Brf. 742. 

—, Überwachung der Transformatoren. 
verluste. 710*. 

—, Einzelbeleuchtung an Werkzeügma- 
schinen mit niedervoltigen Lampen. 
Brf. 723: 

Fuller, L. F., Entwurf von Poulsen- 
Lichtbogengenerätoren. 796. 


& all, C., Untersuchung von Meßtrans- 
formatoren mittels des Wechselstrom- 
kompensators. 591. 

Garbarini, Lampe mit rotierendem 
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RT 


a 


r 
x 
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a EN Arie en DA 


a 


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F. Kohlrausch 


Die 


Induktionsma- . 


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“ir 


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Brf. 342. : 

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259. z 
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mann, P., v. Lossow, H. Steidle, 

Technischer Wortschatz. 215. 

Michell, A. G. M., Ölprüfvorrichtung. 
592: 

Miller,L., Elektrisch angetriebene Hilfs- 
maschinen an Bord von Schiffen. 676. 

Minohara, T., Charakteristische Kur- 
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ler. 593: 


‚ Osten, 


Misslin, Die Entwicklung der schwei- 
zerischen Wasserkraftanlagen. 395*. 
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Schweiz. 853*. 
Modawalla, F. D., siehe A. Hay. 


Moldenhauer , Oberwellenerzeugung 
durch hochgesättigtes Eisen. 837. 


Moeller, G., Über Messungen an Elek- 


tronenröhren. 222. 


Möllering, Die Mittel zur Verhütung 
des Überfahrens der Haltsignale. 200. 

Molly,A., Die „Elektrische Woche’’1920 
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Monath, Verfahren und Schaltungen 
zur Nutzbremsung- von Wechselstrom- 
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Der ‚‚Emeol-Motor’”’. 418... Brf. 923. 

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Nagel, R., Die Verwertung der Glimm- 
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Narciß, Hochüberlastbare Transforma- 
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Natalis, Fr., Die Leistungsaufnahme 
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Nesbit, W., Zur Charakteristik der 
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Neu, L., Leitungsisolator mit Metall- 
glocke. 219. 

Neumann, P., Berechnung von hölzer- 
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Niefind, W., Wozu neue Fabriken für 
elektrotechnisches Installationsmate- 
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Nielsen, H., Zur Theorie der Gleich- 
richter. Brf. 323. 

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Niethammer, F., Die Stromart der 
elektrischen Haupteisenbahnen. 119. _ 

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Nolen,H. G., Der induktive Spannungs- 
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Norberg, $., Richtlinien für Ölschalter. 
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Nübel, J., Ist die drahtlose Telephonie 
als Verkehrsmittel für Überlandzen- 
tralen geeignet ? 125*. Brf. 323. z 


—, Über Entwurf, Instandhaltung und 


Gebrauch von Betriebs- Fernsprech- 
anlagen für Überlandwerke; rälz 


Optische Anstalt C. P. Goerz A.-G.» 
Bericht über die Leipziger Messe. 403. 

Orlich, E., [Rezens.]. W. Demuth, Die 
Materialprüfung der Isolierstoffe der 
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Osborne, H. J., Kreuzungstabellen für 
Fernsprechleitungen bei Parallelfüh- 
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lagen. 472. 

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renleistung in vorwiegend landwirt- 
schaftlichen Orten. 572. 

—, [Rezens.. G. Sattler, Projektie- 
rung, Bau und Betrieb elektrischer 
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menhang stehenden Fragen wirtschaft- 
licher Natur. 743. 


Welter und Weber, | 


Oesterreicher, J., Herstellung einer 
elektrischen Transportbahn in einer 
Salpeterfabrik in Chile während des 
Krieges. 730*. 

Ott, H,, DAESE STEHE Stramahzahe, 
511%. 


—, nn in ve Freileitungen. Brf. 


539, 


Palm ,A., EinApparat zur Fernablesung 
. von Meßinstrumenten. 470. 


Paterson, Barnett, Walsh und Tay- 


lor, Bogenlampenkohlen für Schein- 
werfer. 456. 3 

Paul, G. F., Einheitliche Stromversor- 
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Peaslee, Das Porzellan der Hochspan- 
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Peek jr., F. W., Der Leitungsisolator. 


für höhere Spannungen. 1038. 
Penndorf, von, [Rezens.]. H. Peiser, 

Grundlagen der Betriebsberechnung in 

Maschinenbauanstalten. 236. 


Perlewitz, K., Die Aussichten der 
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273*, B. 359. Bet. 403. 
Einweihung der 
Naar, 819. 
—, Die Regelung des Schiedsgerichts- 
wesens. 800. | 
Perls, Die Jahresberichte der Preußi- 
schen Regierungs- und Gewerberäte 
und Bergbehörden für 1914 bis 1918. 
214. 
Peter, Vereinigte Reibungs- und Zahn- 
bahn. 419. 
Petersen, Überstrom- und Überspan- 
nungsschutz sowie Sicherheitsgrad bei 
Elektrizitätswerken. 834. 


Großfunkstation 


Petri, Die Elektrizitätsverwendung auf 


dem flachen Lande. 467. 
Philippi, E. ‚Außenunterwerke i in Ame- 
rika. 875. 


—, W., [Rezens]. E. G..Weyhausen u. 
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Förderanlagen. 1047. 
Pietzsch, K., Die öffentlichen Elektri- 


zitätswerke Belgiens vor und während 


des Krieges. 191*. 

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de Pistoye, H., Vorausbestimmung der 
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schinen. 552. 

Podszus, E., Flächenhelligkeit des po- 
sitiven, Kraters. 493. 

Pohl, R., Eine einfache re der zu- 
sätzlichen Verluste im Nutenkupfer 
von Wechselstrommaschinen. 908*. 

—, Die zusätzlichen Verluste in massiven 
Bügeln. 997% 


== Vorschläge zur Verbesserung von 


Turbodynamos. Nach Shepherd. 554. 

—, Die Leistungsbewertung der Elektro- 
motoren für aussetzende Betriebe. Brf. 
822. 

—, und H. Bohle, Berechnung von 
Transformatoren auf den Mindest- 
betrag der. Kosten des wirksamen 
Materials. Brf. 499. 

Pollok,:O., Überlegenheit der Gleich- 
strommotoren gegenüber Drehstrom 
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zeugmaschinen. 319. 


Pourroy, Die geplante Verordnung über 
Abänderung von Verträgen. 302.. 

—, [Bezens.]. O. Reier,-Das Soziali- 
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die gemeinwirtschaftlichen Bestim- 
mungen der Verfassung des Deutschen 
Reichs vom 11. VIII. 1919 nebst Koh- 
len-, Kali- und Elektrizitätswirtschafts- 
Gesetzgebung. 1022. 

Prehm, W., Aluminium-Eisen- und 
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253. 

Preß, A., Antenneneigenschaften. 962. 


Preuner, G., siehe Pungs, L. 
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Przygode, [Rezens.]. J. Riedel,Grund- 
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der Verkehrstechnik. 843. 

Punga, F., Gleichmäßige Verteilung 
großer Stromstärken auf mehrere Teil- 
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—, Beitrag zur doppelt en 
Streuung: 259. 


—, Elektrolytisch verkupfertes und ver. 


‚Beipert, [Rezens.], C. W. 


Rhein, G;, 
Richter, R., Untersuchungen über die 


Pungs, L., und Preuner, G., Messung 


sehr kleiner Kapazitäten und Ina 
tivitäten. 398. € 


: zinktes Eisen im Wechselstromfeld 
142. ; 

—, Die drahtlose Richtungstelographi 
bei der Meuinee 922: 


R ahn, Werkschulausstel lung. 838.. 


Ram, 8, Einzelbeleuchtung an Werk- 


"zeugmaschinen mit niedervoltigenLam- 
pen or 

Rasch, G., [Rezens.). A. Thomälen, 
Kurzes Lehrbuch der Elektrotechnik. 
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Rathenau, W., Über die wirtschaftliche 
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Rau, Kohlenpulverfeuerung. 753. 

Raymond-Barker, Die Einwirkung 
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Rehmer, Strompreise für die offenen - 


Ladengeschäfte. 115. 

Reindl, C., Vernachlässiste Kraftquel 
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Kollatz, 
Die Funkentelegraphie in allgemein- 
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Entwicklung der Funkentelegraphie, 
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Respondek, G., Die amerikanischen 


und englischen Monopolbestrebungen 


auf dem Gebiete der drahtlosen Tele- 


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Reuleaux, [Rezens.). K. 
Sicherung einer Zugfahrt auf einer 
zweigleisigen Bahnlinie mit Strecken- 
blockeinrichtung. 499. : 

siehe F. Banneitz. E 


Größe und Beständigkeit von Kontakt- 
“ verbindungen unter besonderer Be- 
“ rücksichtigung des Aluminiums. 345*. 
.. 368*. 386*. 409*. 433*. 448.* 
— , Die Bruchlochwicklung (Teillochwick- 
lung) und ihr Entwurf. 219. 


Günther, 


„4 


Se U 


Ring, H., Die Messung starker Gleich- 


ströme auf große Entfernungen. Bıf. 97. 
Ritz, Chr., Eine neue Sicherheits-Senk- 


bremsschaltung für Krane in Gleich- 


stromanlagen. 31*, 

Robertshaw, G. F., Schmierölprüfung. 
920. 

Roe, A. C., Praktische Tafeln für Um- 
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Rogowski, W., Litze oder massiver 


Draht ? 82. 

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Rondelli, siehe Sestini. 


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Manganin. 778. 


Roscher, M., Die Zerstörung Groß- 


funkstelle Kamina (Togo). 116. 
Rosenberg, E., Fortschritte im Elek- 
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Rosenthal, E.und F. Singer, Die me- 
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zu ihrer Bestimmung. 705*. 


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veränderliche PanaDne- 52d* 
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685. 2 

Rothe, R., Über einige Verfahren und 
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Rüdenberg, R., Die Bemessung von 


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- Ruppel, Über atmosphärisch elektrische 


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Ruß, E. F., Der unmittelbare Anschluß 


von Elektrostahlöfen an öffentliche 


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‘ Ein neuer elektrischer Heiz- und 
„, Kochapparat, 74*. Brf. 518. z 
Rüster, A., Selbsttätige Eatarakul2s 
een 280. 


Ryan, Einfluß von Wirmeintenehr den 


"auf Hängeisolatoren. 696. 
—, J. D., Kupfermarkt. 497. - 


‚achs,K.,undCourvenhoven,A.Die 
Phasenumformerlokomotive und ihre 
Verwendungsmöglichkeit in Europa. | 
7898. Paz} . .. z | 
Sauer, J., Die elektrische Schweißung 
in Amerika. 173%. 4 
Savage, M. A., Über die Löschung von 
_Bränden in großen, ganz geschlossenen 
Generatoren und Motoren. 60. | 
chacht, A., Warum die Kapitalser- | 
- höhungen ? 164. S | 
"Schäfer, O., Nachruf Bußmann #. 6-4. 
 Schalkhammer, J. und R. Kühnel, 
Messung kleiner Widerstände mit | 
- Magnet -Isolations-Induktoren. Brf. 
Pe \ 

Scheel, [Rezens.). O0. D. Chwolson ı 
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BSBd. 1, >1.,87. 0° : 

—, [Rezens). 0. Knoblauch und 
Hencky, Anleitung zu genauen tech- 
nischen Temperaturmessungen mit 
Flüssigkeits- und elektrischen Thermo- 

-  metern. 96. i ; 
Seheiffler, siehe Meißner. - 
Schell, Th., Schutz gegen das Schad- 


haftwerden von Meßinstrumenten 
durch heftige Stromstöße oder Kurz- 
“  schlüsse. 80. - : 


Schenkel, H., [Rezens.]. F. Kapper, 
 — Fkeileitungsbau, Ortsnetzbau. 882. 
-—, M., Die Einphasen-Wechselstrom- 
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—, M., [Rezens.] H. Vieweger, Auf- 
gaben und Lösungen aus der Gleich- 
und Wechselstromtechnik. 1059. 


Schiebeler, siehe E. Adler. 
Schiemann, P., Eine neue, besonders 
einfache Handregel. 456. - . 
—, Die Möglichkeit der Windausnutzung 
und ihre Bedeutung für die Energie- 
wirtschaft. 841. 
'Schießler, J. K., Neue Wege in der 
_ Mehrfachtelephonie und -telegraphie. 
Brkrsr | 
Sehild, K., siehe Tobler. 
- Sehirmann,A., Berechnung des Durch- 
 griffs von Doppelgitterverstärkerröh- 
en ren. _ 697. : 
 Schirp, Verbesserung der Wirtschaft- 
lichkeit der Kraftwerke. 855. 
. Schleicher, M. (siehe auch .Hilpert), 
Einfache Methode zur Aufnahme der- 
__ vollständigen Hystereseschleife. 878. 
_ Schlumberger, Schlumbergers Ver- 
_ fahren zur Feststellung von Erzvor- 
- kommen. 418. = i 
- Sehmidt, Fr., Vorarbeiten für Hoch- 
_  spannungs-Freileitungen. 105*. 
er Nutznießerbeiträge zu den Kosten 
„elektrischer Ortsnetze. 510*. 
_ —, Entwurf, Instandhaltung und Ge- 
brauch von Betriebs-Fernsprechanla- 
gen für Überlandzentralen.“ Bıf. 947. 
 —, Das Tarifwesen der UÜberlandzen- 
= tralen...654*. R 
-  Schmiedel, [Rezens.]. W.v.Krukows- 
ki, Vorgänge in der Scheibe eines In- 
-  duktionszählers und der Wechselstrom-- 
- kompensator als Hilfsmittel zu deren 
Erforschung. 863. - 
“ Schneider, Vorschläge für die Normali- 
sierung elektrischer Koch- und Heiz- 
3 geräte. 385*. Brf. 519. 
 —, Die sparsame Ausnutzung elektrisch 
_  erzeugter Wärme. 279. 
3 - —, Kontakte und Anschlüsse bei elek- 
trischen Heizvorrichtungen. 298. 
 _ Scholtes, P., Aschen- und Schlacken- 
 beseitigung in Großkraftwerken. 834. 
Schönau, W., Aufzeichnung von Kabel- 
-fehlern. 697. “ y 
Schönwald, G., Die Wirkungsgradfrage 
bei Maschinen mit Aluminiumwicklun- 
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 Sehottky, W., Über 
stärker. 677. u 
- Schrader, A., Dampfluftheizung. 456. 
—, W., Kurzschluß-Doppelrelais. 437. 
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 teilungsanlagen gegen Überstrom. Brf. 
362. Brf. 540. 
"Schreiber, H., Aus der Elektrizitäts- 
wirtschaft Deutschösterreichs. 401. 


f 


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3 


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en 
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= 


Hochvakuumver- 


N 
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Er 


industrie. 942. e | 
_ Schrottke, F., Richtlinien für Ölschal- 
-ter. 585°. ; 
‚ Schutzeinrichtungen der Groß-Kraft- 
übertragungen. 827*. 848*. 989. 1016. 
- Sehuchard, R. F., Bau von Maschinen 
und Apparaten. 61. _ 


£ En A ER . . > I* ö 
aus den Osterreichischen: Blsktro ' Squier, O., Bäume als Antennen für 


’ 


Elektrotechnische 


Zeitschrift. 


Sehuler, M., Untersuchungen zur Er- 
mittlung der Gleichungen der Luft- 
reibungsverluste an umlaufenden, dün- 
nen Blechscheiben. Brf. 323. 

Schulte, [Rezens.]. 
stimmungen über Anlegung und Be- 
trieb. der Dampfkessel. 924. 


' Sehultze, K., Bau eines eigenen Kraft- 


werks oder Strombezug ? Stromver- 
sorgungsfragen der Reichswerft Danzig. 
21% 2 
Schulz, B., Normung von Metallen. 213. 
Schulz-Mehrin, Selbstkostenberech- 
nung und Lohnsysteme im-industriellen 
Betrieb. 319. 


Schulze, A., siehe Hoffmann, Fr. 


| 
1} 
| 
! 


H. Jaeger, Be- | 


Sehumann, Zur Theorie der Hochspan- 


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‚ Scehurig, ©. R., Kurzgeschlossene Win- 


dungen bei Gleichstrommagneten. 470. 


‚Schwaiger, A , Graphische Berechnung 


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nungsverteilung bei Kondensatorgrup- 
pen. 161. 5 } 

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Schwarz, Zum Wiederaufbau des Aus- 
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Schweitzer, E. O., Rohvaseline als 
Kühlmittel in Kabelkanälen. 397. 


| 
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Seibt, G., Ein abstimmbarer Pernhörer. 
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Seidemann, L., Durchbiegung 
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Semm,A., Verlustmessungen bei Hoch- 
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Höchstleistungen. 593. 


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von Glas. 182. 


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 Simöon, J., Güterbeförderung auf elek- 


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Stansfield, Die elektrische Verhüttung 
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Stauch, Die Rostgefahr bei Seeschiffen, 
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Stecher v. Sebenitz, F., Die elektro- 
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Taußig, F.E.,-Gleichstrommotoren für 
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Teichmüller, [Rezens.]! E. Ditt- 
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" Thurn, H., [Rezens.]‘ ‘R. Hennig, | 


Soulier, A., Mechanischer Gleichrich- ! 


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Southgate, G. T., Hörnerschalter für | 


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Spethmann, W., Die Ausnutzung über-- 


schüssiger Energie eines kleinen Wasser- 

rades durch Abgabe elektrischer Arbeit 
‚an ein Überlandnetz. 310*. 

Spoer, Berechnung von Transformato- 


ren auf den Mindestbetrag der Kosten | 


des wirksamen Materials. Brf. 499. 


drahtlose Telegraphie. 81. 


—, Der elektrische Schraubenantrieb auf | 


rn ischen Großkampfschiffen. 
275. 
ehrfach-Telegraphie und -Fern- 
sprechen über offene, blanke Leitun- 
gen. 732. ; 


| 


Überseeische Telegraphie und auswär- 
tige Politik. 36. 

—, Die Poulsen-Lorenz-Anlage in Königs- 
wusterhausen. 686*. | 

—, Das englische funktelegraphische | 
Weltprojekt. 938. 

Tiddemann, Neues Warnungssignal d. 
Great Eastern-Bahn. 579. | 

Tietgen, H., Neue Methode zur Orts- | 
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Br... 59. 


Tobler, A.,und Schild, K., Einige neue 


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Torchio, Ph., Übersicht über Betriebs- 

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51*. Brf. 342. Brf. 362. Brf. 383. 

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minderwertiger Brennstoffe. 223. 

Tröger,R.,Großkraftübertragung. 905*. 
927*. 989. 1016. 

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schaftung in Bayern. 132*. 

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—, Die Feldkurve bei synehronen Wech- 
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—, Die Berechnung der Stirnstreuung 
von Gleichstromankern für die Er- | 
mittlung der Stromwendespannung. | 


627*. 


Brf... 


XIX 


Usbeck, Über Unterteilung und Schal- 
tung der Fahrleitungen bei elektrischen 
Hauptbahnen. 488*. 

—, Elektrische Zugförderung auf den 
schlesischen Gebirgsbahnen. 69%. 


Waillant, Th., Neuere Moll-Stumpf- 
schweißmaschinen. 655. 

Velander, E., Normalzustand und Po- 
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| Versteegh, Der unmittelbare Anschluß 


von Elektrostahlöfen an öffentliche 
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Verstegen, J. H., Eine: Schaltung zum 
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für Gas- und Elektrizitätsverbrauch. 


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—, [Rezens.]; Heyck und Högner, 


= Projektierung von Beleuchtungsanla- 
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Vogel, W., Tödlicher Unfall durch Dreh. 

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| —, Temperaturmessung durch Schmelz- 
perlen. 358. 

\ —, Sicherungsmaßnahmen gegen gefahr- 

bringende Berührung in elektrischen 

Niederspannungsanlagen. 750*. 

' =, Unfälle durch Elektrizität auf den 

oberschlesischen Industriewerken. 699. 

| —, Über einen merkwürdigen elektri- 

| schen Unglücksfall in einem Bade- 

| zimmer. Bıf. 861. 

| Vogelsang,M., Hochleistungsschalter 

\ (Ölschalter für Gleichstrom). Brf. 117. 

| =, Über die Auswahl von Ölschaltern, 

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‘ Voller, Fr., Die Verrechnung des in- 
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satorleitungen. 101. 
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kreisen. 161. 
Vielfachtelephonie und -telegraphie 
Wechselströmen. Brf. 


» 
mit schnellen 
al8. 

—, Über die Arbeitsweise und Bean- 
spruchung von Gleichstrom-Hoch- 
“spannungsmaschinen beim Betrieb von 


Funkensendern. 581*. 605*. 
—, Betriebserfahrungen im Mehrfach- 


fernsprechen - und Mehrfachtelegra- 
phieren mit Hochfrequenz. 706*. 

—, Das Mehrfachfernsprechen und -tele- 
graphieren auf Leitungen mit Hoch- 
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Zederbohm, W., Über Verwendung - v. 


Zehme, E. (., Die Elektrisierung EN 


—, [Rezens.]. Wallich, Deutsche For- 


—, [RBezens.]. DieK. B. Technische Hoch- 


—, 26. Jahresversammlung des Verban- 


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berg, Taschenbuch für Monteure 
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Asynehrongeneratoren. 672% 


Vor Srkbahnen von Melbourne mit hoch- 
gespanntem Gleichstrom. 294*, 


schungsstätten technischer Arbeit, 
Handbuch der auf dem Gebiet. der Tech- 
nik und verwandten Wissanazweiggl 
arbeitenden Forschungs-, Versuchs- 
und Prüfanstalten und dergl. sowie 
der diese Anstalten unterstützenden 
Vereine, Körperschaften und Organi- 
sationen. 97. 


schule in München (Denkschrift). 257. 


des Deutscher Elektrotechniker in 


Hannover. 805. 


—, Hauptversammlung der Vereinigung { 


dee Elektrizitätswerke in Goslar, 833. 


Zehnder, [Rezens.]. M. Planck, Das 


Wesen des Lichts. 383. 


Zickler, K., Der Wechselstromwider- 


stand von massiven Eisenleitern. 698. 


Zimmermann, A., Über Scheinwerfer 


mit Fernantrieb. 667*. 


Zipser, R., Neue Form von Schlitz- 


klemmen für die Verspannung von 
Freileitungen. 591. 


Zuidweg, A. W., Die Ausnutzung des 


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motiven. 425*. B. 480. Brf. 598. | 


E- (Eentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


#8 er Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — a: von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41 . Jahrgang. 


Berlin, 1. Januar 1920. 


Zur gefälligen Beachtung. 


: Die Geschäftsräume der Sehriftleitung 
2 der „ETZ“ befinden sich nach wie vor 


Ei Berlin W.9, Linkstrasse 23/24 
 .\ _ (Springerhaus). 
» ‘ ertrechös ‘Amt Kurfürst 6050 bis 6053. 
Fi - Wir bitten deshalb, alle für die Schrift- 
leitung bestimmten Zusendungen mit der An- 
x schrift: < 
An die 
Schriftleitung der 
:  Elektrotechnischen Zeitschrift 
2: BERLIN W9 
; Linkstraße 23/24, IV. 


ersehen und persönliche Anschriften fee eund- 
- liehst vermeiden zu wollen. 


2 =. ‘Alle Mitteilungen, welche den Versand der Zeitschrift, 
5 die Anzeigen oder sonstige geschäftliche Fragen betreffen, 
sind ausschließlich zu richten an die 
‚ Verlagsbuchhandlang Julins Springer in Berlin. W.9, 
nn re 23/24. 


Das Vereinheitlichungswesen in der 
Elektrotechnik. 


Yon Dr.-$ng. Ernst Adler, 


leotmiseber Berater des Zentralverbandes der 
deutschen elektrotechnischen Industrie. Bi 


"3 
ihnden eine. starke „Normalisierungs-Bewe- 


bari in England. Dort macht sich das Bedürfnis 
nach Vereinheitlichung besonders geltend, 
‚hauptsächlich wegen der besonderen Formen 


en Ingenieure eine größere Rolle spielen als in 
‚anderen Ländern. Die englische Regierung hat 
„Standardization“ in ihr Programm aufge- 
nommen und unterstützt die schon im Jahre 
‚1901 gegründete „British Engineering Stan- 
dards Association‘ neuerdings ganz besonders. 


und der Schweiz sind starke Bewegungen zur 
_ Erweiterung und Beschleunigung der Verein- 
BE iüttangsssheiten entstanden. In Deutsch- 


um Träger der Bewegung gemacht und im 
„„Normenausschuß der Deutschen Industrie‘ 
ine großzügige und wirksame, sich von Starr- 
eit und unnötiger Einmischung fern haltende 
Organisation geschaffen. 

; " Normalisierung ist nichts Neues. Ihr Be- 
- gründer im Maschinenbau ist bekanntlich Sir 
Joseph Withworth. Alser 1841 sein Gewinde 
- einführte, fand er allenthalben Widerstände. 
Man erzählt, daß sein stärkstes Gegenargu- 
ment war, darauf hinzuweisen, wie bequem es 
‚wäre, wenn jede Kerzein jeden Leuchter paßte. 
- Schonlängst vor dem Kriege haben die großen 
Fabriken ihre eigenen Normen aufgestellt und 
die technischen Vereinigungen waren bestrebt, 
sie zu verschmelzen. Der größte Erfolg war 
dort zu verzeichnen, wo infolge der Konzentra- 
tion in wenigen großen Unternehmungen mit 
starkem Inlandabsatz der Wettbewerb weniger 
R ER war, und wo — wie in der Blektro- 


-In denletzten Jahren istin often Industrie-- 


‚gung‘ entstanden. Am stärksten ist sie schein-. 


- Pläne kennzeichnend. 
‚des technischen Geschäfts, ı in dem die beraten- 


Aber auch in Amerika, Frankreich, Schweden 


die Kriegsfabrikation das Wesen der Vereinheit- 
lichung so eindrucksvoll und in den weitesten 
Kreisen veranschaulicht hat. 

Organisiertte Abnehmer (Marine, Post, 
Eisenbahn usw.) haben von jeher auf Verein- 
heitlichung Wert gelegt, wie überhaupt der 
Abnehmer den Hauptvorteil von ihr hat. Als 
der ganze Verbrauch im Kriege den Herstellern 


gegenüber einheitlich auftrat — Heer und Flotte 


gegenüber der ganzen deutschen Industrie — 
mußte das Bedürfnis nach Normalisierung 
natürlich am stärksten empfunden werden. 

Die Nachkriegsverhältnisse haben das 
Streben nach Wir tschaftlichkeit, nach Erspar- 
nis von Stoff und Arbeit — im weitesten Sinne 
und einschließlich der Vertriebs- und Verwal- 
tungsarbeit — verstärkt. Man bemüht sich heute 
allenthalben, ‚‚rationeller“ zu wirtschaften und 
die Vereinheitlichung erscheint als geeignetes 
Mittel dazu. Ferner sind durch das Bestreben 
zum Zusammensehluß gleichartiger Interessen 
die Möglichkeiten der Verständigung bessere 
gewor den. Und schließlich hat auch das Ent- 
segenkommen der Hersteller den Wünschen 
der Käufer gegenüber abgenommen — das 
läßt sich nicht leugnen. Es ist mit ein Zweck 
gesunder Vereinheitlichungsarbeiten, die alle 
Interessentenkreise — auch die Verbraucher — 
umspannen, eine Scheidung zwischen berechtig- 
ten Forderungen und launischen Wünschen zu 
vollziehen und jenen gegenüber das alte Entge- 
senkommen wieder herzustellen. 

Für die heutigen Vereinheitlichungsbestre- 


bungen ist das Bestreben zur systematischen’ 


und schleunigen Durchführung, der Aufbau 
auf breiter nationaler Grundlage und die Ein- 
gliederung von Sonderarbeiten in allgemeine 
Welche Entwicklung 
frühere Bestrebungen nach zwischenstaatlicher 
Vereinheitlichung in der Elektrotechnik neh- 
men werden, läßt sich noch nicht übersehen. 
„Nor malisierung‘“ istschließlich ein Schlag- 
wort geworden; ein Rezept zur Heilung unseres 
Franken Wirtschaftskörpers _ bedenklich 
ähnlich dem abgebrauchten Schlagwort „Orga- 
nisation“. Aber wie bei einer Organisation, die 
nur in schematischer Arbeitsverteilung besteht 
anstattin der Beseelung der Glieder eines Wirt- 
schaftsorganismus zum Zweck seiner Erhaltung 
und Förderung, und die die Ordnung zum Herrn 
anstatt zum Sklaven macht, so liest bei miß- 
verstandener Normalisierung, die den Zweck 


über dem Mittel vergißt, die Gefahr'öder Gleich- 


macherei nahe. 

Es kann daher nicht Wunder nehmen, daß 
das Schlagwort ‚‚,Normalisierung‘“ Widerspruch 
hervorruft. Er beruht meistens auf mißver- 
standener Auffassung der an sich so gesunden 
Bestrebungen, nicht auf wirklichen Interessen- 
gegensätzen. Diese Zeilen haben daher den 
Zweck, zur Aufklärung beizutragenund dadurch 
weitere Kreise von Fachgenossen zur Mitarbeit 


anzuregen. 
Zunächst handelt es sich darum — auf die 
Gefahr hin, pedantisch zu erscheinen —, die 


Begriffe zu klären. Das farblose Wort , ‚Norma- 
lisierung‘‘ kennzeichnet den Umfang des -Ge- 
bietes nicht genügend; wir wollen es daher durch 
„Vereinheitlichung‘“ ersetzen. Die Verein- 
heitlichung zerfällt in zwei große Gebiete. Sie 
sollen als „Regelung“ und „Normung“ bezeich- 
net werden. 

Unter „Regelung‘‘ soll die Aufstellung 
von Bestimmungen- für die Bewertung der 


Heft 1. 


Leistungsfähigkeit und die Kennzeichnung des 
Verhaltens verstanden werden, einschließlich 
der Festsetzung von Prüfverfahren zu deren 
Nachweis. . Man hat solche Bestimmungen 
früher als „Normalien‘“ bezeichnet (z. B, Ma- 
schinen-Normalien). Das entspricht aber nicht 
mehr dem heutigen Sprachgebrauch. Strenge 
Bestimmungen werden als Vorschriften be- 
zeichnet. Für losere sind die Bezeichnungen: 
Regeln, Leitsätze oder Richtlinien am’ Platze. 
Die strengen Vorschriften regeln das technische 
Geschäftsleben. Sie bilden einen wesentlichen 
Teil des Lieferungsvertrages, ähnlich den ge- 
setzlichen Vorschriften. _ Lose Regeln halten 
die „Usancen‘‘ des technischen Geschäftes fest. 
Sie sind den ungeschriebenen Gesetzen des 
gesellschaftlichen Verkehrs vergleichbar, 

Der V.D.E. hat in den 26 Jahren seines 
Bestehens eine recht stattliche Sammlung 
solcher Regelungen geschaffen. Sie ist voll- 
ständiger als die der ausländischen elektrotech- 
nischen Verbände. Das hat zur Geltung der 
deutschen Elektrotechnik wesentlich beigetra- 
gen und die Bildung einer deutschen elektro- 
teehnischen Einflußsphäre unterstützt. 

Der Wert der Regelung der Beziehungen 
zwischen Käufer und Verkäufer braucht nicht 
hervorgehoben zu werden. Bestünde sie nicht, 
so müßten bei jedem einzelnen Geschäft die 
technischen Lieferbedingungen festgesetzt 
werden. Der Käufer hätte wenig Schutz gegen 
minderwertige Waren; die Erzeugung solcher, 
würde gefördert. 

Man erfaßt den Nutzen der Regelung, 
wenn man sich der früheren Zustände auf Ge- 
bieten erinnert, die heute längst geregelt sind. 
Bis zur Schaffung der Maschinennormalien 
dureh Dettmar im Jahre 1901 waren die Be- 
griffe für solehe Grundgrößen wie Leistungs- 
fähigkeit und Wirkungsgrad ungeklärt. : Ein 
Motor der Fiima A hatte trotz gleicher Stem- 
pelung eine andere Leistungsfähigkeit wie ein 
Motor der Firma B. Und das Gewicht, viel- 
leicht gar die Abmessungen der Feldspulen 
galtenals Kriterium für die wirkliche Leistungs- 
fähigkeit, Dieser uns sonderbar anmutende Zu- 
stand ist noch nieht ganz beseitigt. Ein deut- 
scher Motor hat nicht genau die gleiche Lei- 
stungsfähigkeit wie ein gleichgestempelter aus- 
ländischer. Ein 5 kW-Anlasser der Firma A 
ist hinsichtlich Belastungsfähigkeit nicht gleich- 
wertig einem 5 kW- Anlasser der Firma B. 

Man wird sich deshalb bemühen müssen, 
das deutsche elektrotechnische ‚Gesetzbuch‘ 
zu vervollständigen. Schwierigkeiten in der 
Fassung von Begriffen dürfen nicht dazu füh- 
ren, die Regelung zu unterlassen, sondern ge- 
rade solehen Fragen sollte sich die Aufmerk- 
samkeit zuwenden. 

Die Aufstellung von Regeln wirkt beruhi- 
gend auf den Inlandsmarkt und fördert häufig 
die Absatzfähigkeit für deutsche Erzeugnisse 
im Ausland. Denn die Gewähr dafür, daß der 
nach anerkannten Regeln hergestellte Gegen- 
stand ein gewisses technisches Niveau einhält, 
und die genaue Kenntnis von Leistungsfähig- 
keit und Verhalten ermöglicht das Vertrauen 
der Kundschaft. Und das Vertrauen ist wich- 
tiger als jeder Qualitätsvorsprung. 

Die deutschen Regeln sollten deshalb die 
besten und vollständigsten sein. Sie müssen 
aber auch schnell aufgestellt werden, damit sie 
früher am Platze sind als ähnliche ausländische. 
Dadurch soll verhindert werden, daß sich die 


2 


deutsche elektrotechnische Einflußsphäre noch 


mehr vermindert, als aus politischen Gründen » 


unvermeidlich ist. Der Eifer ist um so nötiger, 
als in den letzten Jahren im Ausland, beson- 
ders in England und Amerika, wertvolle Ar- 
beiten geschaffen wurden. Wie die Engländer 
über die Bedeutung der Regelung für das Aus- 
fuhrgeschäft denken, geht daraus hervor, daß 
die British Engineering Standards Association 
ihre Hauptvorschriften in französischer, italie- 


nischer, spanischer und portugiesischer Sprache 


herausgibt. 

Wenn gesagt wurde, daß die Regeln schnell 
aufgestellt werden sollen, war nicht etwa ge- 
meint, daß sie schnell fertig sein müssen. Wenn 
die Regelung wirklich beruhigend wirken soll, 
so dürfen die Regeln nicht häufig geändert 
werden. Erweiterungen sind zulässig, Ände- 
rungen nur, wenn sie durch tiefere Einsicht 
und technische Entwicklung bedinst sind. Man 
wird sich daher bemühen, die Entwürfe schnell 
auszuarbeiten, sie aber lange zur Erörterung 
und Erprobung offenlassen. Schon die Ver- 
öffentlichung von Entwürfen wirkt richtung- 
gebend und klärend. 

Unter „Normung“ versteht man die 
Festlegung bestimmter Ausführungsgrößen 
(diesen Begriff im weitesten Sinne genommen) 
zwecks deren Wiederholung. Die Normung er- 
folgt, indem manaus derlangen Reihe möglicher 
Ausführungen einige als ‚„‚normal“ herauspr eift 
und ihre Einhaltung vereinbart. Die normalen 
Werte werden entweder solche sein, die bis jetzt 
häufig vorgekommen sind und sich bewährt 
haben, oder man stellt ‚rationelle‘ Normen- 
reihen auf, die auf Vorhandenes wenig Rück- 
sieht nehmen, aber deren Abhängigkeitsver- 
hältnis den erforderlichen Spielraum ergibt. 

Normung und Regelung sind zwar verschie- 
dene Arbeitsgebiete, doch lassen sie sich nicht 
immer scharf trennen und haben viele Berüh- 
rungspunkte. Die Regelung legt im wesent- 
lichen Begriffe fest, die Normung die zugehöri- 
sen Ausführungsgrößen. a 

Man erhält einen besseren Überblick über 
das Normungswesen, wenn man einige Unter- 
begriffe einführt, nämlich: 

1. Grundnormen, 
2. Bestandteilnormen, 
3. Typennormen. 


Grundnormen sind solche, die viele Ge’ 
biete der Elektrotechnik berühren und das Ge- 
rippe für das ganze Normenwerk bilden. Bei- 
spiele von Grundnormen sind die Normalquer- 
schnitte und die Normalspannungen. Die Auf- 
stellung von Grundnormen bietet besondere 
Schwierigkeiten, weil heute kein Neuland vor- 
liegt, sondern Vorhandenes berücksichtigt wer- 
den muß — selbst wenn man der Ansicht ist, 
daß unsere heutigen elektrischen Anlagen nur 
einen kleinen Teil derjenigen bilden, die unge- 
ren Nachkommen zur Verfügung stehen werden. 

Bestandteilnormen bestimmen die Aus- 
führungsmasse von einzelnen Teilen. Ihr Zweck 
ist Vereinfachung und daher Verbilligung der 
Erzeugung, Verringerung der. Lagerhaltung 
ünd verbesserte Möglichkeit des Ersatzes von 
Teilen, die Verschleiß und Verlust ausgesetzt 
sind. Ein großer Teil dessen, was man gewöhn- 
lich als ‚‚Normalisierung‘‘ bezeichnet, bezieht 
sich auf die Bestandteilnormen. Manche Be- 
standteilnorrauuuaben allgemeinere Bedentung, 
z. B. die normalen Bedienungselemente aus 
Isolierstoff oder die Einheits-Durchführungs- 
isolatoren. Andere’ gelten nur für einzelne stark 
verbreitete Artikel. Die Bestandteilnormen 
werden sich natürlich auf den ‚‚D I-Normen“ 
des Normenausschusses der Deutschen Industrie 
aufbauen. Und zwar wird — wo dies irgendwie 
möglich ist — eine engere Auswahl aus den 
D I-Normen getroffen werden, also nur ein Teil 
vonihnen zur elektrotechnischen Fachnormung 
verwendet werden. 

Die ‚Bestandteilnormen berühren vorwie- 
gend die Herstellung. Die Festlegung” von 
Ordnungsbegriffen für die Benutzung, z. B. 


Elektrotechnische Zeitschrift 


‘Rohstoffen, Halbzeug u. 


1920, 


einheitlicher Drehsinn von Bedienungselemen- 
ten, Klemmenbezeichnungen u. dgl. kann man 
allenfalls auch zum Normungswesen, rechnen. 
Typennormen sind yassnmenstellun- 
gen von Werten für die Leistungsfähigkeit, das 


Verhalten und die Ausführung einer Anzahl‘ 


Typen, die durch diese Normen gekennzeichnet 
sind. Die Festlegung von Typen bei möglich- 
ster Verringerung ihrer Zahl wird auch mit dem 
Ausdruck „Typisierung“ oder „Typung‘“ be- 
zeichnet. Beispiele von Typennormen sind die 
V.D. E,-Normen für Einheitstransformatoren 
bis 100 kVA und die vor der Vollendung 
stehenden Normen für Drehstrommotoren bis 
11 kW. Die Typung hat den Zweck, die Her- 
stellung zu vereinfachen und dadurch zu ver- 
bessern, daß sich die Aufmerksamkeit auf die 
Vervollkommnung einer geringen Typenzahl 
beschränken kann; ferner die Lagerhaltung zu 
verbilligen und die Lieferzeiten abzukürzen. 
Auch wird durch die Typung eine gesunde Be- 
einflussung des Marktes ausgeübt. Der Käufer 
soll sich nach den festen Typen des Elektro- 

materials richten. Dadurch würden die Be- 
standteile ganzer Ausrüstungen, z. B. von elek- 
tromotorischen Antrieben, besser einander an- 
gepaßt und jeder Teil voll ausgenutzt, 

Bei der Ausbildung von Typennormen be- 
rücksichtist man ihre Zusammenstellung‘ zu 
normalen „Einheits‘“- Ausrüstungen. Ein kenn- 
zeichnendes Beispiel dafür ist der Vorschlag zur 
Einführung von Einheits-Installationssyste- 
men. Durch sie wird die Anlage verbessert, die 
Arbeit an Ort und Stelle erleichtert, die Lager- 
haltung verringert, die Veranschlagung siche- 
rer, die Abrechnung genauer und die Ausbil- 
dung der Monteure abgekürzt. 

Die T'ypennormen können natürlich nicht 
für alle Sondergebiete passen. Für vereinzelte 
Sonderfälle wird die entsprechende abgeänderte 
Normaltype geliefert werden. Handelt es sich 
aber um große Sondergebiete, so wird man sich 
bemühen, eine Vereinheitlichung der 'Sonder- 
forderungen durchzuführen. Ein wichtiges Ge- 
biet für derlei Arbeiten bieten die elektromo- 
torischen Antriebe. An deren Vereinheitlichung 
nehmen Hersteller, Maschinenfabriken, Ver- 
braucher und Überwachungsbehörden Anteil. 
Die erforderliche Anpassung des Motors und der 
Steuergeräte an die. Arbeitsverhältnisse der 
Antriebe macht es erforderlich, daß bestimmte 
Sonderforderungen für diese abgeschlossenen 
Gebiete als ‚‚normal“ .erklärt werden. Man 
kommt also zu dem scheinbar widersprechenden 
Ergebnis: Normalisierung der Spezialmotoren. 

Bei den Fertignormen und Zusammen- 
stellungsnormen tritt häufig die Forderung der 
Austauschbarkeit auf. Es handelt sich dabei 
um die Vereinheitlichung von einzelnen Bau- 
maßen oder um die Festlegung von Grenz- 
maßen, die so gewählt sind, daß auf gegebener 
Fläche bzw. im gegebenen Raum die Unter- 
bringung ermöglicht wird. 

Auch Tiefdsorschriften, ds. Batme: 
gen über Eigenschaften und Abmessungen von 
dgl., durch ie der 
Einkauf technisch geregelt werden soll, muß 


man zum Normungswesen rechnen. Die Liefer- 


normen der elektrotechnischen Industrie sind 
Typennorimen von anderen Industrien. Sie 
können daher nur in inniger Zusammenarbeit 
mit diesen geschaffen werden. 

Das Tempo, in dem die Normung vor sich 
gehen soll, ist verschieden von dem für die Re- 
gelung empfohlenen. Genormt kann nur wer- 
den, was reif dazu ist, und wenn die Vorteile 
der Störung bestimmt die Nachteile über- 
wiegen, die mit der Abkehr vom bisherigen 
Zustand verbunden sind. 

Über die Vorteile der Normung für Her- 
steller, Unterlieferer, Elektrizitätswerke, In- 
stallateure, Händler und Verbraucher ist oben 
einiges gesagt worden. Der Standpunkt der 
Industrie ist genaner in den bemerkenswerten 
Vorträgen d rgestellt, die Baurat Dr. Meyer, 
Direktor Hissink und Direktor Kubierschky 


Heft 1. 


‘sie nicht. 


Ingenieurs. 


vor der Melden des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotechnischen 
Industrieim Juni 1919 gehalten haben). 
Welche Wirkung hat die Normung auf 
den Arbeiter? Einen weitgehenden Einfluß hat 
‚Man kann kaum behaupten, daß 
durch die Verringerung der Typenzahl oder di 
Normung von Bestandteilen die Arbeit me 
lich eintöniger gestaltet wird. Doch kann die 
Festsetzung der Stücklöhne genauer erfolgen, 
und die Gelegenheit zur Zeitverschwendung, 
zum Suchen von Zeichnungen, zur Einholung Sn 
von Auskünften u. dgl. wird verringert werden. 
Die Leistungsfähigkeit der Monteure wird dureh 
die Typung und besonders durch die Einführung 
von Einheitsausrüstungen wesentlich erhöht. 
Eine genaue Prüfung erheischt die Be 
urteilung des Einflusses der Vereinheitlichung 
auf den technischen Beamten, den Ingenieur. 
Die flüchtige Überlegung könnte dazu führen, 
eine Verringerung des Bedarfs an Ingenieuren 
zu erwarten, Diese wird nicht eintreten, aber 
eine gesunde Veränderung der Arbeitsweise dee 
Ein großer Teil der Schablonen 
arbeit, des langweiligen Briefwechsels über 
technisch gleichgültige Einzelheiten wird weg- 
fallen und die Aufmerksamkeit wird sich unge- 
hemmt den Fragen zuwenden können, die wirk- 
licher technischer Bearbeitung und individu- 
eller geschäftlicher Behandlung bedürfen, weil 
sie berechtigte Sonderforderungen betreffen. ” 
Durch die Gelegenheit zur Vertiefung: wir 
die Arbeitsfreudigkeit gesteigert werden. 
Bei der -Einleitung von Geschäften wird 
infolge der Regelung von Leistungsfähigkeit 
und Verhalten deren Erörterung mehr und mehr 
überflüssig werden. Der Wettbewerb wird sich ° 
daher mehr mit Herstellungsfragen beschäfti- ° 
gen. Das scheint im Interesse der Weiterent- 
wicklung nur erwünscht. B 
Der Ausbau des Vereinheitlichungswesens R: 
in der deutschen Elektrotechnik soll im folgen- ° 
den angedeutet werden, jedoch im wesentlichen 
nur, soweit die Mitarbeit der Fabrikations- 
industriein Frage kommt. Eine vollständigere 
Darstellung muß einer anderen Veröffenttiz} 4 
chung vorbehalten bleiben. ii 
Der Träger des Vereinheitiichnen 8 z 
ist der V.D. E., sowohl für Regelung als für ° 
Normung. Der V. D.E. wird seine Regeln so 
wie bisher veröffentlichen. Die Normen werden 
jedoch als „‚Fachnormen des V.D. E.“ in das 
Normenwerk des Normenansschusses der Deut- 4 
schen Industrie aufgenommen werden und so 3 
die erwünschte Verbreitung finden. 1 2 
Der V. D. E. ist der gegebene Mittelpunkt: 2 
für die Vereinheitlichungsbestrebungen, weil 
er alle Interessentenkreise, die Fabriken, Elek- 
triztätswerke, Händler, Tnslalsisnr .Groß- 
verbraucher, Prüfstellen und Behörden um- 
faßt und auch einzelne hervorragende Persön- 
lichkeiten zur Mitwirkung heranziehen kann, 
deren Mitwirkung erwünscht ist, die aber 
außerhalb der Inter essentenverbände stehen. 2 
- Die Regelung bildet das Hauptarbeitsge- 
Bist des V.D.E. Der Ausbau des Regelwerke 
erfolgt auf Grund von Entwürfen, diein den 
V. D. E.-Kommissionen ausgearbeitet oder von 
den Interessentenverbänden vorbereitet werden, _ 
Bezüglich der Normen bildet der V.D.E. 
zweckmäßigerweise eine Art Genehmigungs- 
oder Ratifizierungsstelle Doch wird die Aus- 
arbeitung von Grundnormen und allgemeinen 
Bestandteilnormen nach wie vor am bestenin 
den V.D.E.-Kommissionen erfolgen. 2 
Die übrigen Normen werden von den In- 
teressentenverbänden, insbesondere dem „‚Zen- 
tralverband der deutschen elektrotechnischen 
Industrie“ — der die Hersteller vereinigt — vor- 
bereitet und alsdann der zuständigen V.D.E.- 
Kommission zur Einverständniserklärung über- 
wiesen werden. Die V.D.E.-Kommission 
bildet die geeignetste Stelle zum Ausgleich 
widerstrebender Interessen. Selbstverständlich - ; 
wird aber die vorbereitende fabrikatorische 


ı) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 426, 439. 


' 1. Januar 1920. 


' Stelle auf die Bedürfnisse anderer Interessen- 

ten schon beim Entwurf Rücksicht nehmen, 
denn Kompromissnormen, die die Parteien nur 
| halb befriedigen, sind keine guten Normen. 

An der Schaffung von Normen für die 

mechanischen Konstruktionselemente beteili- 

gen sich die elektrotechnischen Fabriken durch 

' unmittelbare Mitarbeit am Normenausschuß 
der Deutschen Industrie. Über die Auswahl 
aus vorliegenden mechanischen Normen für die 
Zwecke der Elektroindustrie ist oben bereits 
einiges gesagt worden. 

Das Vereinheitlichungswesen in der Elek- 
trotechnik wird von dem neugegründeten 

„Technischen Hauptausschuß“ des V.D.E. 
geregeltundüberwacht. Über dessen Wirkungs- 
kreis, die Aufgaben der nunmehr aus Interessen- 
tenvertretern zusammengesetzten Kommissio- 
nen und die bisherigen Leistungen. wird: eine 
andere Veröffentlichung berichten. 

Um die Vereinheitlichungsarbeiten der 
Elektroindustrie zu regeln und zu überwachen, 
hat der Zentralverband der deutschen elektro- 
technischen Industrie einen ,„ Normenausschuß‘ 
gebildet. Er besteht aus Persönlichkeiten der 
Industrie, die infolge ihres Wirkungskreises 
Überblick über das Gesamtgebiet der Elektro- 
technik haben. Sein ausführendes Organ ist 
die neu gegründete Normenstelle des Zentral- 
verbandes. 

Der Zentralverband besteht aus einer An- 

zahl Fachgruppen. Diese bilden Normen- 
gruppen und kleinere Normenkommissionen, 
die mit Spezialisten besetzt werden. Außerdem 
werden, sobald bestimmte Bedirfnisse vorlie- 
gen, „allgemeine Noımenkommissionen“ gebil- 
det werden, die sich mit solchen Normen be- 
schäftigen, die mehrere Zweige der Elektro- 
technik betreffen. 

Natürlich kann die geschilderte Organisa- 
tion nur einen Teil der Fachgenossen enthalten. 
Aber viele Ingenieure, die nicht in den Aus- 
schüssen sitzen, können durch Anregungen und 
Kıitik die Aı beit unterstützen oder die Lösung 
abgegienzter Aufgaben übernehmen. Es ist 
der Hauptzweck dieser Zeilen, eine dringende 

Aufforderung zur Mitarbeit an sie alle zu 

richten. 


Die Abmessungen der Einphasen- 
Bahnmotoren. 


Von Dr. techn. Franz Unger, Berlin. 


Übersicht. Es wird der Ausnutzungsfaktor der 
 Einphasen-Kommutatormotoren, auf Leistung und 
_ Drehmoment bezogen, abgeleitet. Auf Grund der 

zulässigen magnetischen und elektrischen Bean- 
 Spruchungen des Kupfers und des aktiven Eisens 
_ werden Schaulinien für die zulässigen Werte des 
Strombelages und der Luftinduktion aufgestellt, 
wobei die Radtschen Untersuckungen über elliptische 
Drehfelder als Grundlage benutzt wurden. Ebenso 
werden Schaulinien für die Ausnutzungsfaktoren 
gegeben. . 


Für die ersteWahl der Hauptabmessungen 
einer- Maschine ist bekanntlich die Essonsche 
Leistungszahl oder, wie Herr Professor Kloß 
sie in seinen Vorlesungen nennt: der ‚‚Aus- 

- nützungsfaktor‘‘ maßgebend. Bekanntlich läßt 
sich die Leistung einer Maschine ausdrücken 
durch einen Faktor mal dem Rauminhalt des 
‚rotierenden Teiles mal der Umdreliungszahl. 

- In nachstehendem soll dieser Faktor, der nichts 
anderes ist, als der Ausnützungsfaktor, für Ein- 

 phasen-Bahnmotoren näher untersucht wer- 
den. Es sollen dadurch die Fragen der Dimen- 
sionierung erläutert und vielleicht einige neue 
Anregungen gegeben werden. Die Theorie die- 
ser Motoren wirdals bekannt vorausgesetzt und 
nur soweit besprochen, als dies die Aufgaben 

- dieses Aufsatzes erforderlich machen. 

Wir bezeichnen: 

a = halbe Anzahl paralleler Stromzweige. 
B = Strombelag (Amperestäbe pro cm An- 
kerumfang). 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 1. 8 


B — zeitlicher und räumlicher Höchstwert 
der Luftinduktion in Gauß. 


C = Ausnützungsfaktor, auf Leistung bezo- 


gen. r 
C = Ausnützungsfaktor, auf Drehmoment 
bezogen. 
D = Außendurchmesser des Ankers in cm, 
Ea = EMK der Rotation in Volt (Effektiv- 
wert). 
Ja = Ankerstrom in Ampere (Eifektivwert). 
L = anderWelleabgegebene Leistung in kW. 
I = Eisenpaketlänge (ohne Luftschlitze) cm. 
Ma = Drehmoment in kgm (Mittelwert). 
N = Umdrehungszahl ıi, d. Minute, 
p = Polpaarzahl. 
ERRT Nutbreite 
vn = Nutenverhältnis = Satan 
Z = gesamte Ankerleiterzahl. 
2 i Y 0 
e@; = IdeellePolbedeckung = En en 
v = Frequenz in Perioden i. d. Sekunde. 
T, = Polteilung in cm. 
® = Kraftiluß pro Pol in Maxwell (zeitl. und 
räuml. Maximum). 
$ = Phasenwinkel zwischen Ankerstrom und 
EMK der Rotation. 
Die Beziehung zwischen Leistung und Aus- 


nützungsfaktor lautet dann: 
B=0uD2, 2:9. 10-02 El 


Die Ableitung des Ausdruckes für den Aus- 
nützungsfaktor C‘ kann auf folgende Weise ge- 
schehen: 

Wir können die EMK der Rotation Ey 
durch die Umdrehungszahl, Leiterzahl und den 
Kraftfluß pro Pol in der bekannten mathemati- 
schen Form darstellen: 

DER ® 

ii 0, le 
Diese Gleichung unterscheidet sich von der für 
Gleichstrommaschinen nur durch den Faktor 


der dadurch bedingt wird, daß wir für ® 


Ka= 


va’ 
den Höchstwert, für Es aber den Effektivwert 
eingesetzt haben. Der Kraftfluß ®läßt sich dar- 
stellen als: 


Dr 
Deal: ER ET NE 


wo ®B den zeitlichen und räumlichen Höchst- 
weıt der Luftinduktion und e; die ‚„ideelle Pol- 


bedeckung“ darstellen. Der Ausdruck = wid 


auch als Polteilung r, bezeichnet. Die ideelle 
Polbedeckung «&; bedeutet das Ve hältnis des 
ideellen Polbogens zur 
Polteilung unter de 
Annahme, daß man 
sich die Kurve der 
wahren Feldve' teilung 
durch ein flächenglei- 

>) ches Rechteck mit der 
L 2° _„. Höhe ® eısetzt denkt, 
wie das in Abb. 1 dar- 
gestellt ist. 

Der Augenblickswert der abgegebenen Lei- 
stung L, läßt sich bei Voraussetzung eines sinus- 
förmigen Verlaufes von Strom- und Spannungs- 
wellen bekanntlich schreiben: 


L: = Easinwt.Jasin (ot + 9,) .108, 


Abb. 1. Feldverteilung. 


worin E; und J„ Höchstwerte der Rotations- 
EMK bzw. des Ankerstromes bedeuten. Nach 
einiger Umformung läßt sich diese Gleichung 
in folgende Form bringen: 


Le 9 
Hierbei bedeuten p, den Phasenwinkel zwischen 
der EMK der Rotation und dem Ankerstrom, 

@=2nv die Kreisfrequenz der Netzpulsation, 
7 yihre Frequenz. Wir sehen, daß die Lei- 
stung mit der doppelten Frequenz der Netz- 
spannung pulsiert, wie das ja für alle Wechsel- 


= 2: Ja [e0s 9, — cos (2wt-+ @,)] Ca 


stromleistungen gilt. Als mittlere Leistung L 
bezeichnet man das Produkt aus den Effektiv- 
werten von Strom und EMK mal dem Kosinus 
ihrer Phasenverschiebung: 


L=EaJaC0s@.10783. .. (6 
Gewöhnlich wird bei Wechselstrommaschinen 
in die Dimensionsformel diese mittlere Leistung 
eingeführt. 

Bezeichnen wir den Strombelag (Ampere- 
stäbe f. 1 cm Ankerumfang) mit B, so erhalten 
wir zwischen dem Ankerstrom J, und dem 
Strombelag die bekannte Beziehung: 

2aDnB 
Ale: — Z Fear [M (6 
Setzen wir nun in Gl. (5) die Ausdrücke (2), (3) 
und (6) ein, so erhalten wir: 


pn B Dr 2aDr 
Iwtyghip 2 
> B.cosg,.10-11, 


oder nach einigen Kürzungen: 


Ta DB 
z (nn 


cos 9) Dein 10-$, 
(7 
und somit den Ausnützungsfaktor 0 als: 
na @IB B 
602 va3 1001000. 008 Pa: .. (8 


.- Diese Ausdrucksweise, die sich denien für 
andere Maschinen anpaßt, hat sehr viel Be- 
stechendes für sich, sollte aber eigentlich nur 
für Maschinen mit konstanter Umdr ehungszahl 
verwendet werden. In Gl. (1) und (7) kommt ja 
die Umdrehungszahl vor. Betreibt man eine 
und dieselbe Maschine mit einer höheren Um- 
drehungszahl, so erhöht sich auch ihre Leistung. 
Bahnmotoren und Motoren in ähnlicher Ver- 
wendung haben aber eben die Eigentümlich- 
keit, daßsie mitsehr verschiedenen Umdrehungs- 
zahlenlaufen, und dabei müssen sie noch in der 
Regel gerade bei kleinen Umdrehungszahlen 
(Anfahrt, Steigungen usw.) ein größeres Dreh- 
moment abgeben. Das Drehmoment eines Mo- 
tors mit Reihenschlußcharakteristik wird aber 
begrenzt durch die Erwärmung, die wieder 
duıch die elektrische und magnetische Bean- 
spruchung des sog. aktiven Materials bedingt 
wird. Strombelag Bund Luftinduktion $ sind 
für eine und dieselbe Type bekanntlich Maße 
für diese Beanspruchung. Läßt man den Motor 
mit höhe'er Umd ehungszahl laufen, so ände: t 
sich an den Größen Bund ® nichts. Wohl wer- 
den die Eisenve luste unte Umständen höher, 
dafiv ventiliert aber die Maschine besser, und 
die Erwärmungsverhältnisse sind eher günsti- 
gere zu nennen. Aus dieser Übeilegung geht 
hervor, daß für Bahnmotoren und überhaupt 
für Motoren mit stark veränderlichen Um- 
drehungszahlen nicht die Leistung, sondern das 
Drehmoment ein Maß ihrer Güte ist. Es wäre 
daher wohl richtiger und für den Konstrukteur 
handlicher, einen Ausnützungsfaktor einzufüh- 
ren, der sich auf das Drehmoment bezieht. Die 
Ableitung dieses Ausnützungsfaktors kann auf 
folgende Weise geschehen. 

“  Bezeichnen wir mit Ma das mittlere Dreh- 
moment des Motors, in mkg (entsprechend der 
mittleren Leistung), mit L, die Leistung in 
mkg/s, so ergibt sich das Drehmoment aus der 
Beziehung; 


60 2.10 
ea JE 
Setzen wir für die Leistung L den Ausdruck aus 
Gl. (7) ein, so erhalten wir 
M BOT TER B 

a7 2 981 m 60 ya 100 ' 1000 
>x 608, D’In.10-6, 


(9 


B 
2 981 2 ' 100 ° 1000 .c059) 


><D31.107% 


Wir bezeichnen den Klammerausdruck wie 
früher als ne O; 


m —— 7. 


B 
3 v3 100 ° 1000 ° 


und erhalten somit für das Drehmoment die 
Gleichung: 


.C08 @,, (10 


Ma= 0 D?1.10-8. al 


Vergleichen wir dieWerte der Ausnutzungsfak- 
toren C’ und C aus Gl. (8) und (10), so sehen 
wir, daß sie sich nur durch einen reinen Zahlen- 
faktor voneinander unterscheiden können, da 
die Größen &;. B, B und cos @, in beiden Glei- 
chungen vorkommen. Bilden wir den Quotien- 


oc’ 
ten © so finden wir: 


BE DIDI 
c 60 ya 100 1000 :°°° Pa 
ONE ei 
981°2. 72 ‘100° 1000: 70° Fa 
- 2.981. 
2,000 
oder VZEAUDOFES, (12 


Die Zahlenwerte der beiden Ausnutzungsfak- 
toren sind also fast gleich, der auf die Leistung 
bezogene Ausnutzungsfaktor ist nur um 2,5% 
größer als der auf das Drehmoment bezogene. 

Wir wollen für die weiteren Betrachtungen 
den Ausnutzungsfaktor C beibehalten, wie er 
in Gl. (10) festgelegt wurde. 

Die Ausnutzbarkeit der Einphasen- Kommu- 
tatormotoren hängt letzten Endes mit ihrer Er- 
wärmung zusammen. Die Frage der Kommu- 
tierung spielt natürlich auch eine wesentliche 
Rolle dabei, seit man aber die Kommutierungs- 
bedingungen richtig erkannt hat, ist es auch 
dem Konstrukteur in die Hand gegeben, durch 
geeignete Formgebung die Gefahren des Bür- 
stenfeners zu vermeiden. Für Bahnmotorenund 
Motoren mit ähnlicher Wirkungsweise hat sich 
bekanntlich in der Praxis der Begriff der Stun- 
denleistung eingebürgert, und so sehr auch diese 
Betrachtungsweise mit Mängeln behaftet ist, 
konnte bisher doch kein geeigneter Ersatz dafür 
gefunden werden. An Stelle der Stundenlei- 
stung läßt sich ohne weiteres das Stundendreh- 
moment einführen. Für die Erwärmung einer 
Maschine kommt nun bekanntlich stets das 
Verhältnis ihrer aussetzenden Belastung zu 
ihrer zulässigen Dauerlast in Betracht. Es ist 
daher für die richtige Dimensionierung einer 
Maschine notwendig, diese aussetzende Bela- 
stung möglichst genau zu kennen. Will man 
demnach einen Bahnmotor richtig dimensionie- 
ren, so muß man die Fahrdiagramme der Bahn 
aufzeichnen. An Hand der Erwärmungskurven 
ist es dann möglich, festzustellen, ob die Erwär- 
mung des Motors in zulässigen Grenzen bleiben 
wird. Da nun die Fahrdiagramme vom Motor 
selbst abhängig sind, hat man eben zur Stun- 
denlast seine Zuflucht nehmen müssen. Das 
Verhältnis Stundendrehmoment zu Dauerdreh- 
moment ist im wesentlichen abhängig von der 
Zeitkonstante des Motors. Bezeichnen wir mit 
G das Gewicht des Ankers in kg, mit c in Watt- 
mimiter/kg seine Wärmekaparität, mit A die 
Kühlfläche des Ankers in em? und mit w in 
Watt/cm? °C den Koeffizienten der Wärmeab- 
gabe, so erhalten wir für die Zeitkonstante T 
in Minuten den Ausdruck: 


@.ec 

A 
Die gleichen Kühlverhältnisse, also gleiches u 
vorausgesetzt, wird Tr. um so größer, je erößer 


ze 


(13 


der Wert des BruchesQ, denn e ist ja als Kon- 


stante zu betrachten. Da nun G mit der dritten 
Potenz der linearen Abmessungen, A mit der 
_ zweiten Potenz wächst, so wird unter diesen 
Voraussetzungen T für größere Motoren grö- 
Ber, für kleinere kleiner. Man könnte demnach 
größereMotoren stärker überlasten als kleinere, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


u ae rn ee a LE re 


1920. 


oder mit anderen Worten: für kleinere Motoren 
wirddeh Vorhal a  n 
Dauerdrehmoment 
immer mehr der Zahl 1 nähern, gleiche End- 
temperatur vorausgesetzt, In Wirklichkeit gilt 
aber die Voraussetzung nicht, daß w dasselbe 
bleibt; auch wird bei größeren Motoren die 
Kühlfläche A meist künstlich vergrößert durch 
Luftschlitze, Achsialkanäle usw. Bei größeren 
Motoren ist meist einesehr vollkommene, künst- 
liche Ventilation vorhanden, die bei kleineren 
entweder ziemlich mangelhaft ist oder ganz 
fehlt. Es läßt sich somit nur bei genauester 
Kenntnis der Motortype von vornherein dieses 
Verhältnis angeben. Im allgemeinen kann man 
für mittlere und große Motoren das Verhältnis 
Stundendrehmoment 

Dauer dıehmoment 
angeben, wobei die größeren Werte für mangel- 
haftere, die kleineren für bessere Lüftung gelten 
können. Da die Angaben über Bahnmotoren 
meist auf Stundenleistung bezogen sind, so 
wollen wir auch die zulässigen Beanspruchungen 
auf Stundendrehmoment beziehen. 

Die Erwärmung einer Maschine wird be- 
dingt durch ihre elektrische und magnetische 
Beanspruchung. Die elektrische Beanspruchung 
ergibt sich aus den Kupferverlusten, die wieder 


—— zwischen etwa 2,0 und 1,5 


abhängig sind von Strom pro Leiter und Leiter- | 


zahl. Es ist demnach der Strombelag B ein 
Maß für die elektrische Beanspruchung der Ma- 
schine. Die magnetische Beanspruchung, die 
sich aus den Eisenverlusten ergibt, ist abhängig 
von der Induktion im Eisen. 

Da für die meisten Anker die Kranzeisen- 
verluste etwa ?/, der Zahneisenverluste sind, so 
ist die Zahninduktion als Maß für die Eisenver- 
luste anzusehen. Die Luftinduktion steht nun 
in einer gewissen Beziehung zur Zahninduktion, 
daher kann man auch die Luftinduktion ® als 
Maß für die magnetische Beanspruchung be- 
trachten. Die Gl. (10) für den Ausnutzungs- 
faktor enthält die Größen Bund B, also die Ver- 
hältniszahlen für-die elektrische und magneti- 
sche Beanspruchung der Maschine. Beim Ver- 
gleiche von ausgeführten Maschinen äbnlicher 
Type kann man demnach den Ausnutzungsfak- 
tor Ofür eine neu auszuführende Maschine mit 
genügender Genauigkeit bestimmen. Einen 
sicheren Anhaltspunkt für die Grenzen der Aus- 
nutzbarkeit eı hält man hierdurch nicht, es läßt 
sich auch nicht ohne weiteres auf Maschinen 
einer anderen Type schließen. Im nachstehen- 
den soll nun eine kleine Umformung der Gl. (10) 
vorgenommen werden, bei der an Stelle deı 
Größen Bund B Größen eingeführt werden sol- 
len, die als direkte Beanspruchungszahlen anzu- 
sehen sind. 

Bezeichnet man mit f; den Kupferfüllfak- 
tor einer Nut, mit k„ incm die Nuthöhe, mit 
b„incm die Nutbreite, mit z„inem die Nuten- 
teilung, mit N, die Nutenzahl, so erhalten wir 


das Nutenverhältnis v, als: 
b 
Un — EN » (14 


Bezeichnet man die Stromdichte in den Anker- 
leitern in A/mm? mit y, so eıhält man für die 
Durchflutung einer Nut den Ausdruck: 

AWn =100.yfehnbn 
AWn =10.yfEhn nn: (15 
Die gesamte Durchflutung des Ankers wird 
dann: 


oder 


Nn AWn =10.yf&hntnTnNn: - 
Nun ist aber für den Ankerdurchmesser D 
N%=Dn, (17 
somit die gesamte Durchflutung des Ankers 
NMAM:.=10.yfkhnawmDrn.. (16a 


Der Strombelag B ist aber nichts anderes, als 
Gesamte Durchflutung des Ankers folglich 


Ankerumfang 


(16 


wird: 


‚Heit ® 


=10%0.y i£ Kinn 
In diesem Ausdruck kommt die re | 


vor, die ein direktes Maß für die elektrische Be- 


anspruchung darstellt. 


Abb.2. Zahn- und Nutenabmessungen. 


Betrachten wir in Abb. A einen Ankerzahn. b 


Die Zahnteilung in der Höhe® —seir,, die Zahn- 


b:eite oben b,, unten d, und in der Höhe "a Fe 


8 
Wir finden dann folgende Beziehungen: 


b, = Ta — bn ZZ Tn (— Vn) \ 


Ze): | 


BE 
ei &: An 
= Tn an} Wong) . D 
Wir erhalten dann: 
De 1— m ways 
Bee 
RER 


Die Induktionen verhalten sich ungekchr 


wie die Zahnbreiten. Bezeichnen wir die Zahn- 


1 R E ; er ? 
nduktion oben mit B,, in der Höhe = mit DM 


so können wir demnach schreiben: 


EBEN 
Dore )" 3 
also: . BD, = — = = Pe Bi: (22 E 
1— ı,— _- 3 
ee 7 

Nun findet man aber 
„lan 
DB, fe ale erge 

= B A 
d=7 fe 1 — vn) nn (23 x 


wo f, Eisenfüllfaktor, B Luftinduktion, nach. 7 


Abb. 1 bedeuten. Somit kann man auch schrei-- 


ben: 
Be B ‚7 
oder 8=(1-n- 5.2) fe Ds: (0 


Setzen wir in Gl. (10) dieWertefür Bund ® aus 


den Gl. (18) und (24) ein, so erhalten wir für 


den Ausnutzungsfaktor C den Ausdruck: 


B 
"1000 ' 


.c0o8y, (8 


Wir wollen nun die einzelnen Größen in Gl. (95) 
etwas eingehender untersuchen. Da sich diein 


dieser 


Gleichung vorkommenden variablen 


Größen auf die Zahn-Nutenschicht beziehen, 
müssen wir in erster Linie die in dieser Schicht 
zulässigen magnetischen und elektrischen Be- 2 


anspruchungen kennen.. Die Zurückrechnung 
einer großen Anzahl (etwa 20) von ausgeführten 
Motoren hat ergeben, daß man bei Stundenlei- 
stung das Ankerkupfer mit etwa 40, das Zahn- 
eisen mit etwa 10 Watt/kg beanspruchen darf, 
ohne die nach den Verbandsvorschriften zu- 
lässige Erwärmung zu überschreiten. 


der Annahme einer Temperatur von +70 = 


Die 
Kupferverluste vo, in Watt/kg kann man unter 


\ als: 
u 4% = 


a, y. 


' vg= 116 
Bi also: (26 


e woraus sich eine Stromdichte von 


$ ER = Vs =3,65 Amp/mm? 


ergibt. Für einen Wirbelstromfaktor = 1 kann 
_ man bis y= 4 A/mm? gehen. Die Zahneisen- 
verluste mit 100% Zuschlag für Pulsations- und 
zusätzliche Verluste angenommen. kann man 
die höchste zulässige Zahninduktion B, aus den 
Verlustkurven unter Zugrundelegung einer Ver- 
lustziffer von 5.0 Watt/kg finden. Dabei ist 
aber zu berücksichtigen, daß sich die verschie- 
denen Systeme der Einphasen-Kommutator- 

_ motoren magnetisch ganz verschieden verhal- 
ten; es soll daher vorerst dieses Verhalten der 

Kommutatormotoren erläutert werden. 

In den meisten Einphasen- Kommutatormo- 
toren tritt ein mehr oder weniger elliptisches 
Drehfeld auf und dementsprechend sind_die 
Eisenverluste im rotierenden Anker vom Ver- 
hältnis der beiden Achsen der Ellipse abhängig. 
Nach den Untersuchungen von M. Radt, „Die 

_ Eisenverluste in elliptischen Drehfeldern‘ (Dis- 
sertation 1911, Karlsruhe, siehe auch Arnold 
„Die Weechselstromtecehnik“ V. 2, Seite 428), 
kann man für jedes der beiden Komponentdreh- 
felder die Verluste getrennt bestimmen und sie 
dann addieren. Der gewöhnliche Fall, der für 
fast alle Einphasen-Kommutatormotoren gilt, 
ist der, daß die beiden Wechselfelder B, und B,, 
die das Drehfeld bilden, räumlich um einen 
Winkel y (auf Polteilung = 180° bezogen) und 
zeitlich ebenfalls um einen Winkel d- gegen- 
- einander verschoben sind. Setzen wir voraus, 
daß beide Wechselfelder sinusförmig über den 
 _ Ankerumfang verteilt sind. so können wir be- 
 kanntlich jedes Wechselfeld in zwei mit der der 
Frequenz des Wechselfeldes entsprechenden 
- _ Synehrongeschwindigkeit entgegengesetzt ro- 
_  tierende Drehfelder zeilegen. Wir erhalten dann 
- für das rechtslaufende Drehfeld den Vektor der 
ag 3, nach der Formel: 


B, = - VrF B?+2BB,cos(y —d), (27 


und für das linkslaufende Drehfeld den Vektor 
_  ®8r nach der Formel: 


B=zVBFBFFIB De +0). 8 


- Der gewöhnliche Fall, der fast für alle Kommu- 
_ *  tatormotoren gilt, ist der, daß der räumliche 
Winkel y= 90°ist. Bei den reinen Repulsions- 
_ motoren kann man auch den zeitlichen Winkel 
 d= setzen. Für diesen speziellen Fall ist 


3 dann 

2 dt e 
und BY = en (30 
x Bei Synehronismus muß, wenn die Transforma- 


torspannung ganz aufgehoben werden soll, 
B,=B, werden, und wir erhalten dann: B,=®, 
E: und B,— —=0,d.h. der Motor hat bei Synchronis- 
_ mus ein reines Drehfeld, das mit dem Anker 
synchron umläuft. Die Eisenverluste bei Syn- 
ehronismus sind dann praktisch gleich Null. 

Beim reinen Reihenschlußmotor ist, abge- 


 pensation, nur ein räumlich auf eine sehr 
schmale (Wendepol-) Zone ausgebreitetes, ver- 
_ hältnismäßig schwaches Querfeld vorhanden, 
das in Phase mit dem Erregerfelde ist. Wären 
diese beiden Felder sinusförmig über den An- 
 kerumfang verteilt, so erhielte man für die bei- 
den Vektoren B, und B; die Ausdrücke: 


Br — Bı = m VB? + B2. (31 


An ER Zeitschrift. 


sehen von dem sehr schwachen Felde der Kom- 


1920. Heft 


Die Reaktanzspannung bei Einphasen- Kommu- 
tatormotoren ist meist nicht sehr hoch, weil man 
ja mit Rücksicht auf die Transformatorspan- 
nung die kleinstmögliche Windungszahl , pro 


Lamelle anstrebt, wir können ®,in der Größen- 
ordnung — ja 5 bie 5 Dı 5 für ausgeführte Motoren ein- 


setzen un alte dann: 
Br — B= FE DB . Di 


Wir a, somit so rechnen, als ob der 


bis = 


1: 


Es wurden nun nach der angegebenen Me- 
thode die zulässigen Zahninduktionen unter Zu- 
grundelegung von Verlustkurven für mittlere 
Bleche (Verlustziffer = 3,75) und eines Eisen- 
verlustes von 5 Watt/kg in den Rotor- sowie 
auch in den Statorzähnen bestimmt und in die 
nachstehende Tabelle eingetragen. Mit Rück- 
sicht auf die Erreger- AW. sind Zahninduktionen 
über 20000 nicht in die Tabelle eingetragen 
worden. Die Frequenz von 50 Per/s wurde mit 
Rücksicht auf Gruben- und Materialbahnen 
aufgenommen. 


Zulässige Werte der Zahninduktion im unteren Drittel der Zahnhöhe. 


Wechselfeld 


Elliptisches Drehfeld 


| Rundes Drehfeld 


Blech- 
Synehronismus stärke Achsenverhältnis 1:2 
in Rotor | Stator | Rotor Stator | Rotor | Stator 
0,5 20 000 20 000 20 000 20 000 | 20 000 | 20 000 
1,0 20 000 20 000 20 000 20 000 2000 | 20 000 
1,5 % 162/3 0,8 20 000 20 000 20 000 20 000 20 000 20 000 
2,0 17 000 20 000 20000 | 20 000 20000 20 000 
3,0 13 000 20 000 14 500 20 000 13000 | 20 000 
| 
0,5 20 000 20 00) 20 000 20 000 20 000 20 000 
1,0 20 000 20.050 20 000 20 000 20 000 20 000 
1,5 7 162/53 0,5 .20.C00 20.000 20 000 20 000 20 000 | 20.000 
2,0 20 000 20 000 20 000 20 000 20000 ° | 20 000 
3,0 15 000° 20 000 17 800 20 000 15500 20 000 
0,5 ö 20 000 20 000 20 000 20 000 20.000 I) 19 000 
1,0 j | 20 000 20 000 20 000 20 000 20.000 }) 19.000 
1b ? 25 0,8: x 18 000 20 000 20 000 20 000 .. 20.000 1) 19 000 
2,0 15 000 20 0090 19 000 29 000 19 000 19 009 
3,0 11 000 20 000 12 500 oe: 20 000 11500 19 090 
0,5 15 000 15 000 19 000 }) | 14 000 19 000 }) 11 500 
1,0 13 500 15 000 20 000 }) 14 000 20 0001) | 11 500 
1,5 50 0,5 10500 | 15 000 155002) | 14 000 19 000 }) 11 500 - 
2,0 8 500 15.000 11500 | 14000 11 500 11 500 
3:0 6500 15 000 7500 | 14 000 6 800 11 500 


Motor ein reines Wechselfeld hätte, dessen Vek- 
tor etwa 10% größer ist, als der Vektor des Er- 
regerfeldes. Da die Feldverteilung auf dem An- 
kerumfange nicht sinusförmig ist, kann diese 
Art der Berechnung nur sehr rohe Werte er. 
geben. | 

Bei Synchronismus würde nur das gegen- 
läufige Drehfeld B, Eisenverluste im Anker 
hervorrufen, die der doppelten Netzfrequenz 
entsprechen. Praktisch ist dieser Fall von ge- 
ringer Bedeutung, da mit Rücksicht auf den 
cos@ die meisten Reihenschlußmotoren über- 
synchron laufen. 


Die heute meist in Verwendung stehenden 
doppelt gespeisten Motoren verhalten sich ver- 
schieden, je nachdem sie mehr als Repulsions- 
motor, oder mehr als Reihenschlußmotor arbei- 
ten. Der Winter-Eichberg-Motor mit kurzge- 
schlossenen Arbeitsbürsten hat bei Synchronis- 
mus ein rundes Drehfeld wie der Repulsions- 
motor, während die doppelt gespeisten Motoren, 
bei denen die Bürsten an Spannung liegen, ein 

elliptisches Drehfeld aufweisen. Gewöhnlich ist 
bei diesen letzteren Motoren das Querfeld ®, 
kleiner als das Erregerfeld B,, die Felder sind 
räumlich um 90° und zeitlich um nahezu 900 
gegeneinander verschoben, doch ist entspre- 
chend dem meist starken Übersynchronismus 
®, kleiner als ®,. Man baut die Blechkörper der 
Rinphasenmotoren meist aus 0,5 mm-Blechen 
auf, häufig werden aber 16?/,-per iodige Motoren 
auch mit 0,8 mm-Blechen ausgeführt. Die 
Magnetisierung im Stator eisen erfolgt nach 
ähnlichen Gesichtspunkten wie im Rotor, da 

der Stator aber stillsteht, haben die beiden 
gegenläufigen Drehfelder stets die der Netzfre- 
quenz entsprechende Synehrongeschwindigkeit. 
Demnach werden bei reinem Wechselfelde die 
Eisenverluste im Stator am geringsten sein, bei 
reinem Drehfelde am größten. Daraus erklärt 
sich auch Herrn Prof. P. Müllers Feststel- 
lung, daß bei Einphasen-Kommutatormotoren 
die Eisenverluste geringer sein können, als bei 
Gleichstrommotoren. 


Aus der obigen Tabelle läßt sich ablesen, 
daß bei der Frequenz 16°/, unter der Voraus- 
setzung von nicht allzu großem Übersynchronis- 
mus und elliptischem Drehfelde unbedenklich 
0,8 mm-Bleche genommen werden können. 

Motoren mit mehr als doppeltem Synchro- 
nismus sind selten wegen der großen Polzahl; 
führt man Motoren für die Fr equenz 50 aus, so 
haben sie in der Regel elliy tisches oder rundes 
Drehfeld. Wir können somit als zulässige Zahn- 
induktionen ungefähr die folgenden Werte fest- 
legen: 


bei v=162/,; 8, = 19.000. + 20.000, 
SE. DI 2D 9, = 17000 + 19000, 
„v=50 8 = 12000 + 14000. 


Für die Festlegung der C Werte soll einheitlich 
mit einer Stromdichte von 3,6 A/mm? gerechnet 
werden, wobei schon berücksichtigt ist, daß 
große Motoren, die künstlich durch Ventilatoren 
gekühlt werden, zwar höhere Kupferverluste 
haben dürfen als mittlere Motoren mit Eigen- 
ventilation, daß aber wegen der größeren Leiter- 
querschnitte auch die zusätzlichen Kupferver- 
luste steigen. 

Es sind nun für zahlreiche ausgeführte Mo- 
toren verschiedener Systeme die Nuthöhen h, 
(mit Keil) in Abhängigkeit vom Ankerdurch- 
messer bestimmt und in Abb. 8 eingetragen 
worden, ebenso wurden die Kupferfüllfaktoren 
fx auf ganze Nutquerschnitte bezogen be- 


Abb. 3. Nuthöhe und Kupferfüllfaktor. 


4) Die Statorinduktion gilt, weil niedriger, auch für 
den Rot 


6 


3 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. 


Heit i. 


stimmt und ebenfalls in Abb. 3 eingetragen. 
Die Schaulinien für Rh, und fxin Abb. 8 stellen 
die Mittelwerte der gefundenen Punkte dar. 
Der Eisenfüllfaktor f, ist für 0,5 mm-Bleche 
mit 0,9, für 0,8 mm- Bleche mit 0,93 einzusetzen. 

Das Nutenverhältnis o„ kann bei Wechsel- 
strom- Kommutatormotoren zwischen 0,45 und 
0,6 schwanken. Das günstigste Nutenverhält- 
nis mit Rücksicht auf den Wirkungsgrad liegt 
etwa bei 0,385, kommt also gar nicht in Frage. 
Maßgebend sind bei einem Bahnmotor kleines 
Gewicht, also die kleinsten Abmessungen. In 
Abb. 4 sind die höchstzulässigen Werte des 


erestäbe /cm—— 
R 
Ss 


IS 
S 


B Amp 
S 


Abb, 4. Zulässiger Strombelag. 


Strombelages B in Abhängigkeit vom Durch- 
messer D für die Nutenverhältnisse 0,45, 0,5, 
0,55 und 0,6 aufgetragen worden. Der Strom- 
belag B wurde nach GI. (18) berechnet zu 


B= 360 .TERn Un, 


wo frund Ah, aus Abb. 3 entnommen wurden. 

Aus Gl. (24) läßt sich die Luftinduktion B 
bestimmen, wenn man die Zahininduktion B, 
kennt. Für die Nutenverhältnisse 0,45, 0,50, 
0.55 und 0,60 wurden so die Werte der Luftin- 
duktion B in Abhängigkeit vom Ankerdurch- 
messer bestimmt unter Zugrundelegung der 
Zahninduktionen von 19 000, 17 000 und 13 000 
für die Frequenzen 16?%,, 25 und 50 und unter 
der Annahme von etwa 0,5 mm-Ankerblechen. 


3000 


—-- Jo Dr m 
8060 a - - 
7000, — 
%, ii 
A 3000 
#000 | — 
3000 
2000 4 
1000 
0 700 20 _ „pn 300. 


Abb. 5. Zulässige Luftinduktion für v= 16°. 


Abb. 5 stellt die Luftinduktion B als Funktion 
des Ankerdurchmessers bei » — 16?/,, Abb. 6 
bei v = 25 und Abb. 7 bei» — 50 dar. 


8000, 

»7000 

6000 
Bzs 

5000 

j 4000 


3000 | I 8 
2000 m I-—t 


7000 4 


cm 
300 


[7 700 200 


—>)D 


. Zulässige Luftinduktion für =. 


200 


Abb. 7. Zulässige Luftinduktion für » =50. 


Es wäre nun ohne weiteres möglich, unter 
Zugrundelegung der Schaulinien Abb. 4 bis 7 
aus der Gl. (10) die Werte der möglichen Aus- 
nutzungsfaktoren zu bestimmen. Schreiben wir 
Gl. (10) etwas anders, so erhalten wir; 


= (7 BB, 10 
A081 2 Va 72) 100% 1008 a 


Betrachten wir den Klammerausdruck näher, 
Der: $p, ist der Phasenwinkel zwischen Anker- 
strom und Rotationsspannung. Er ist im nor- 
malen Laufe bei allen Motortypen nahezu Null, 
also kann man cosy,= 1setzen. Das Verhältnis 
Polbogen 
Polteilung 
Statorerregung zwischen 0,7 bis 0,8, nur bei 


— @; schwankt bei den Motoren mit 


Motoren mit Rotorerregung ist es etwa = Schal- 
TC 


ten wir diesen Spezialfall aus, so finden wir den 
Klammerausdruck in Gl. (10a) zu: 

1 71, 01-.08 AR : 
BD m .1= ungefähr 0,08 + 0,09. 
Somit kann man schreiben: 

ua DE 
100 ° 1000 * * 


Die kleinerenWerte von &,; um 0,7 sind häufiger, 
weilman bei der jetzt üblichen, verhältnismäßig 
groben Nutung breite Wendepole benötigt. 

Es sind mun aus den Schaulinien Abb. 4 
und 5 für einen großen Motor von D = 300 cm 
und einer Frequenz von » = 162), die möglichen 
Ausnutzungsfaktoren bei verschiedenen Nuten- 
verhältnissen und einem a; = 0,7 bestimmt 


C= 0,08 +0,09 (10b 


worden. Dabei ergaben sich folgende Werte: 
© 0,45: 0,50 0,55 :2.0;60, 
C=311 315 3,09 3,00. 


Berechnet man für andere Durchmesser und 
Frequenzen die C-Werte, so findet man immer 
wieder die höchsten Werte etwa bei », = 0,50. 
Somit wäre das günstigste Nutenverhältnis für 
die kleinsten möglichen Motorabmessungen 
% = 0,5. Dieses Maximum verläuft verhältnis- 
mäßig flach und v„ = 0,55 gibt ebenfalls noch 
sehr guteWerte. Man kann demnach das Nuten- 
verhältnis in den Grenzen 0,45 bis 0,55 ändern, 
ohne dadurch eine nennenswerte Verschlechte- 
rung der Materialausnutzung herbeizuführen. 
Die zulässige Luftinduktion hängt nicht 
nur von den Zahneisenverlusten, sondern auch 
von der Transformatorspannung zwischen den 
kurzgeschlossenen Kommutatorlamellen ab. 
Bekanntlich wird durch das pulsierende Er- 
regerfeld in den über die Bürsten kurzgeschlos- 
senen Windungen eine EMK induziert, die man 
kurz als „Transformatorspannung‘“ bezeichnet. 
Diese EMK ist unabhängig von derUmdrehungs- 
zahl des Rotors und proportional dem Erreger- 
kraftfluß. Ihr Effektivwertläßt sich bei zeitlich 
sinusförmigem Verlaufe des Feldes nach der be- 

kannten Formel bestimmen: 
Bra u D.10-8 Volt, 

y2 

wo w dieWindungszahl zwischen zwei Lamellen 
bedeutet. Gewöhnlich wählt man heute die 
Abmessungen so, daß die Bürsten zwei Lamel- 
len bedecken, also höchstens drei Lamellen 
kurzschließen können. Zwischen den Bürsten- 
kanten tritt in diesem Falle eine Spannung — 
2 Er auf. Man sucht stets durch passende Wahl 
der Ankerspannung eine möglichst kleine Win- 
dungszahl pro Lamelle zu erzielen, um die 
Transformatorspannung möglichst klein zu hal- 


(32 


| ten. In der Regel wird daher w = 1 gewählt; 


unter Umständen kann man beigroßen Motoren 
auch w= %erzielen, doch sind das bisher wegen 
der etwas komplizierten Schaltung Ausnahme- 
fälle. Rechnen wir mit w—=1, so erhalten wir: 


Er =4,44.v®.10-8 Volt... (33 


Im normalen Laufe läßt sich die Transfor- 
matorspannung, wie bekannt, durch verschie- 
dene Schaltungen aufheben; gefährlich wird sie 
hauptsächlich bei Anfahrt, wo das Feld meist 
am stärksten ist, und wo die Sparinung sich bis- 
her durch kein Mittel beseitigenläßt. Die Trans- 
formatorspanhung gibt einerseits Anlaß zum 


Bürstenfeuer, anderseits werden in ihrem Ge- 


folge die kurzgeschlossenen Windungen von 
Kurzschlußströmen durchflossen, die bei un- 
günstiger Dimensionierung so stark sein kön- 


nen, daß sie die Bürsten bis zur Rotglut er- 


1. Januar 1920. 


hitzen. Diese Kurzschlußströme bewirken eine 


Phasenverschiebung des Hauptstromes, also 
eine Phasenverschiebung zwischen Erregerfeld 


und Ankerstrom, mithin eine Verringerung des 


Anfahrmomentes. 

Der Kurzschlußstrom Jx ergibt sich ein- 
fach nach dem Ohmschen Gesetze aus der 
Transformatorspannung und dem Widerstande 
tx im kurzgeschlossenen Stromkreise: 


_ 2Er 


J 
E nE 


(34 

Da man heute mit Rücksicht auf die Be- 
triebssicherheit von Widerstandsverbindungen 
meist absieht und der Widerstand zweier Anker- 
windungen (bei 8 kurzgeschlossenen Lamellen) 
sehr klein ist, kommt es in der Hauptsache auf 
den Übergangswiderstand Kollektor— Bürste 


und Bürste— Kollektor an. Die Frage der Über- 


gangsspannung Kohle— Kommutator undKom- 
mutator— Kohle bei Wechselstrom und hohen 
Stromdiehten ist noch ziemlich ungeklärt. Es 
scheint aber, daß man bei hohen Stromdichten 
die Übergangsspannung als eine geradlinige 
Funktion der Stromdichte betrachten kann. 
Den spezifischen Übergängswiderstand Kupfer 
— Kohle kann man für harte Kohlen mit etwa 
0,16 bis 0,18 Q/cm? einsetzen. Vernachlässigen 
wir denWiderstand der kurzgeschlossenen Spu- 
len, so können wir mit einem spezifischen Wider- 
stande des Kurzschluß-Stromkreises von 0,32% 
bis 0,36 @/cm? rechnen. 

Bei modernen Motoren stellt man meist die 
Bedingung, daß der Kurzschlußstrom bei Stun- 
dendrehmoment nicht größer als der normale 
Leiterstrom werden soll. Da der Strom in einem 


Ankerleiter = beträgt, wenn 2a die Zahl der 


parallelen Stromkreise bedeutet, so soll dem- 
nach die Bedingung bestehen: 


(35 


In Abb. 8 ist die ungünstigste Bürstenstel- 
lung für den Fall Bürstenbreite = 2 Kom- 
mutatorteilungen dar- 


die Stromdichte -' des 
Ankerstromesunterden 
Bürsten mit 9 A/cm? 
an, so wird die Strom- 
dichte des gegen den 
Ankerstrom um etwa 
90° phasenverschobe- 
nen 
mes doppelt so groß, 
also 18 A/cm? sein. 


Abb.8. Bürstenstellung für 
größten Kurzschlußstrom. 


Wir erhalten somit die zulässige Transfor- _ 


matorspannung: 
2 Er = 18.0,34= 6,12 Volt. 


Die Transformatorspannung zwischen zwei 
Lamellen bei Stunderdrehmoment darf dem- 
nach die Größe erreichen: 


Er<3 Volt. 


Bei Anfahrt mit doppeltem bis dreifachem 


Stundendrehmoment wird infolge der hohen 
Sättigung das Feld nur um etwa 15 bis 20% an- 
steigen, somit würde die Transformatorspan- 
nung zwischen zwei Lamellen im Höchstwerte 
etwa 3,5 V betragen dürfen. 

Unter der Annahme von einerWindung pro 
Lamelle (w= 1) erhalten wir somit aus Gl. (83) 
den Kraftfluß ® pro Pol als: 


PR 


gestellt. Nehmen wir 


Kurzschlußstro- 


a Sn a TE u ne Din nn En Un nl DZ Dann ie ns Da ne 


Pe | 


a 


BR 
Pe 


br 


Pe 


Kl A 


Jude 


u An er 


ee Zu ee 


1. Januar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 1. R 


—,--- ZT Tb NTmT TH m nn an nn nn nn 


Somit soll bei Stundenleistung der Erreger- 
kraftfluß des Motors folgende Werte nicht über- 
schreiten: Ä 

v= 162, 25 50 
®<42.10° 28.100 1,4.10%. 


Der Kraftfluß läßt sich aus der ideellen 
Polfläche und der Luftinduktion berechnen: 


V=a,lı,dB, (37 


wobei &;lr, die ideelle Polfläche @ bedeutet. 
Man sucht mit Rücksicht auf die kleinsten Ab- 
messungen der Maschine die Luftinduktion 
möglichst so hoch zu halten, als dies mit Rück- 
sicht auf die Zahninduktion möglich ist. Wir 
können demnach für B die Werte aus den 


Sehaulinien Abb. 5 bis 7 einführen. Somit er-- 


gibt sich der größtmögliche Wert der Polfläche 
-Q wie folgt: 


+ gQ=0,1,=%. (38 
Von der Polteilung hängt bei einem gege- 
benen Ankerdurchmesser die Polzahl ab, die 
man mit Rücksicht auf die Zahl der Bürsten- 
achsen usw. möglichst klein zu halten bestrebt 
ist. Die Nutenzahl soll nicht weniger als etwa 
10 pro Pol betragen, was ebenfalls für große 
Polteilungen spricht. Auch die Umfangsge- 
schwindigkeit wird bei gegebenem Übersyn- 
chronismus um so größer, je größer die Poltei- 
lung ist. SHE 
Für eine Umfangsgeschwindigkeit v in m/s 
ergibt sich die Umdrehungszahl des Motors 
n zu: 
60.100 o 
Dr 


Die synchroneUmdrehungszahl n, ist bekannt- 
lich: 


(39 


60V 
p 


wo» die Polpaarzahl bedeutet. Für einen Über- 
synchronismus & ist dann: 


N ee 2 CAR) 


een 
p . 
Dn 
r er 
so ist: 1Wv=2Uvr,, 
Nu 


und hieraus ee (42 


Üuv 
Setzen wir in Gl. (38) dieWerte von @und 
t, aus den Gl. (36) und (42) ein, so erhalten wir: 
70 
208 
50 © a 


üv o,ıB 


und hieraus: 
MIET a! 
B=L4,10 aa 


T 


(43 


Unter Zugrundelegung derselben Werte 
von Umfangsgeschwindigkeit, Ankerlänge, 
Übersynchronismus und Polbedeckung bleibt 
demnach die höchste zulässige Luftinduktion 
in bezug auf die zulässige Transformatorspan- 
nung bei jeder Frequenz die gleiche. 

Nimmt man für den Motor als normale 
Umfangsgeschwindiekeit bei Stundendrehmo- 
ment v»= 20 m/s, so ergibt sich folgende Zu- 
sammenstellung: 


v=16Y,; % 50 


„=507% 10 em 
60 40 PU 


Nimmt man für 162/,-periodige Motoren im 
normalen Lauf etwa doppelten Übersynchro- 
nismus an, so müßten sie demnach mit einer 
Polteilung von etwa 30 em ausgeführt werden. 
Für eine Ankerlänge von etwa 30 cm erhält man 
aus Gl. (43) bei &; =0,7 eine Luftinduktion: 


EN 
0,7.30.%0 


{un —2; 
„ ü=]; 


314 2108 = 670. 


Vergleichen wir die Schaulinien in Abb. 5, 
so finden wir, daß man einen Motor mit einem 
Durchmesser von 100 em noch mit einem Nu- 
tenverhältnis vo, = 0,55 ausführen könnte. Bei 
größeren Durchmessern müßte man entweder 
die Ankerlänge bzw. die Polteilung kleiner hal- 
ten, oder sie mit größerem Übersynehronismus 
laufen lassen, wenn man sie voll ausnutzen will. 
Am schlechtesten kommt dabei natürlich ein 
Motor weg, der nahezu synchron laufen muß, 
und daraus erklärt sich auch, daß, wie bekannt, 
Repulsionsmotoren bei niedriger Frequenz nicht 
für beliebig große Durchmesser bzw. Drehmo- 
mente gebaut werden können. Bei sehr großen 
Motoren kann man sich bekanntlich dadurch 
helfen, daß man die Ankerwicklung mit ver- 
mehrter Lamellenzahl ausführt, indem man 
eine halbe Windung pro Lamelle wählt. Man 
kann in diesem Falle den Kraftfluß bei 16?/, 
Perioden bis auf etwa 8.106 Maxwell steigern, 
d. h. Polteilung und Ankerlänge vergrößern. 
In diesem Falle könnte man das Nutenverhält- 
nis », =0,5 wählen, was, wie erwähnt, der 
besten Ausmutzung entspricht. 

. Bei Motoren unter 200 cm Durchmesser 
wird man, soweit die zulässige Zahninduktion 
es erforderlich macht, das Nutenverhältnis 
zwischen 0,5 und 0,55 wählen. Läßt man aus 
irgendwelchen Gründen kleinere Polteilungen 
oder Ankerlängen zu, so ist es ratsam, das Nu- 
tenverhältnis 0,5 oder noch etwas kleiner anzu- 
streben. In Abb. 9 sind die Ausnutzungsfak- 


cm 
300 


20 —>D 


Abb. 9. Ausnutzungszahlen, auf Drehmoment bezogen. 


toren für die Frequenzen 16?/,, 25 und 50 in Ab- 
hängigkeit vom Ankerdurchmesser unter Zu- 
grundelegung einesNutenverhältnisses v, = 0,55 
und einer Polbedeckung von &; =0,70 in 
Schaulinien dargestellt worden. Durch Wahl 
eines kleineren Nutenverhältnisses, höherer 
magnetischer und elektrischer Beanspruchung 
und eines größeren Polbedeckungsfaktors kön- 
nen noch etwas höhere Werte der Ausnutzung 
erreicht werden. 

Die Zahneisenverluste sind bei Einphasen- 
motoren verhältnismäßig gering, jedenfalls ge- 
ringer, als bei Synchronmaschinen. Die Ur- 
sache liegt einerseits in der hohen Stromdichte, 
anderseits im Magnetisierungsstrom begründet. 
Eine hohe Stromdichte, also hohe Kupferver- 
luste, sind bedingt durch das Bestreben, ein 
möglichst kleines Motorgewicht zu erzielen. 
Dieses Mehr an Kupferverlusten muß durch ein 
Weniger an Eisenverlusten ausgeglichen wer- 
den. Ein möglichst kleiner Magnetisierungs- 
strom ergibt sich aus der Forderung nach einem 
mögliehst hohen Leistungsfaktor. Der Luft- 
spalt darf bei Bahnmotoren natürlich nicht zu 
klein gehalten werden, er kann kleiner sein bei 
großen, fest im Rahmen gelagerten Motoren, 
während die Achslagerung tief liegender Zahn- 
radmotoren größere Luftspalte erfordert. Alle 
diese Anforderungen können das Bild der Di- 
mensionlerung trüben, und dem gesunden Sinne 
des Konstrukteurs muß es überlassen bleiben, 
das Richtige zu treffen. Daß in einzelnen Fällen 
bei sehr energischer Lüftung die Stromdichten 
auch über 4 A/mm? hinaus erhöht werden 
können, daß man unter Umständen auch die 
Zahninduktion noch etwas erhöhen kann, ist 
nach dem Gesagten selbstverständlich, und die 
veröffentlichten C-Werte können dementspre- 
chend auch nur Anhaltspunkte für den ersten 
Entwurf geben, als absolut unverrückbare Zah- 
len darf man sie nicht ansehen. 


Technik und Landwirtschaft. 


Technik und Landwirtschaft stehen 
in engster Wechselbeziehung zueinander, Das 
tritt heutenoch deutlicher in Erscheinung, nach- 
dem uns der Verlust großer landwirtschaftlicher 
Überschußgebiete klar erkennen läßt, daß die 
Deckung des Ernährungsbedarfes unseres Vol- 
kes aus eigenen Ernten nur dann möglich 
sein wird, wenn die heimische Landwirtschaft 
auf der verbleibenden Fläche zur technisch 
höchsten möglichen Steigerung der Produktion 
angeregt. wird. 

Diese Wechselbeziehungen müssen umge- 
wertet werden; denn irgendeine Produktions- 
steigerung ist nur erreichbar durch Arbeitsver- 
mehrung, durch verstärkte Anwendung der be- 
reits verfügbaren, durch Neueinführung weite- 
rer Produktions- und Hilfsmittel und durch 
Ausgestaltung der landwirtschaftlichen Be- 
triebsweise, entsprechend den Erfahrungen der 
fortgeschrittenenlandwirtschaftlichen Betriebs- 
lehre sowie mit Hilfe der Technik, die der Land- 
wirtschaft diese Mittel gibt und sie anwenden 
lehrt. 

Die Produktionssteigerung hat aber noch 
eine andere Voraussetzung, nämlich die Zufrie- 
denheit der in der Landwirtschaft tätigen Per- 
sonen mit denihnen durch die Art ihrer Tätig- 
keit auferlegten Lebensbed'ngungen und mit 
dem durch Betriebsaufwand und Erntemenge 
bestimmten Reinertrag ihrer Wirtschaft. Die 
Technik kann zur Erfüllung auch dieser Forde- 
rungen helfen, die Lebenshaltung bessern, den 
Reinertrag erhöhen. 

Das sind inzwischen für den Techniker 
Selbstverständlichkeiten geworden, den die 
Verhältnisse zwangen, sich mehr als bisher mit 
der landwirtschaftlichen Betriebsweise zu be- 
fassen. Es ist aber doch nötig, das hier noch 
einmal ausdrücklich und allgemein festzustel- 
len, um keine Zweifel darüber zu lassen, daß es 
nicht nur den Einzelnen angeht, sondern die 
Allgemeinheit, wenn jetzt von so vielen Seiten 
unternommen wird, zur Lösung ernster Zu- 
kunftsaufgaben die Beziehungen zwischen 
Technik und Landwirtschaft klarzustellen. 

Daß wirklich jede Produktionssteigerung 
unbedingt einen Mehraufwand an Arbeit vor- 
aussetzt, können wir ja an der Entwicklung des 
Landwirtschaftsbetriebes in den letzten Jahr- 
zehnten deutlich erkennen. Die Erntemenge ist 
gestiegen, der Aufwand an Arbeit wurde eben- 
falls durch Anwendung technischer Betriebs- 
mittel, Maschinen und Geräte vermehrt. Es 
kann aber nicht bestritten werden, daß diese 
vermehrte Maschinenanwendung und die Ener- 
gieversorgung der Landwirtschaft nicht in allen 
Landesteilen nach so einheitlichen Gesichts- 
punkten erfolgt ist, wie wir es heute wünschen 
müssen., und wie es etwa bei der Kunstdünger- 
verwertung und Saatgutverbesserung tatsäch- 
lich schon geschieht. 

Die Industrie, die die Landwirtschaft mit 
technischen Betriebsmitteln versieht, ist aus 
einzelnen kleinen Anfängen zu der heutigen be- 
wundernswürdigen Größe herangewachsen, ihre 
Organe arbeiten aber in der Mehrzahl noch wie 
vordem nach Gesichtspunkten, diefür den Ein- 
zelfall zugeschnitten sind. Ihr fehlt der große 
Zug, den wir in der zusammengefaßten 
Kunstdüngerindustrie und Saatgutor- 
ganisation finden. Er fehlt auch in 
der Anwendung technischer Betriebs- 
mittel durch den Landwirt in der 
Regel noch. Vor allen Dingen mangelt es 
noch an der richtigen Auffassung für techni- 
sche Wirtschaftsweisen, für die geeignete An- 
wendung der technischen Wissenschaft in der 
Landwirtschaft undan einer ausreichenden Aus- 
bildung des Nachwuchses, sowohl des techni- 
schen wie des landwirtschaftlichen. 


In richtiger Erkenntnis der Sachlage be- 
fassen sich anerkannte Fachleute mit den 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, 


Technik und Landwirtschaft gemeinsam inter- 
essierenden einschlägigen Fragen!). 

Professor Fischer behandelt in einem 
Vortrage: ‚‚Die menschliche Arbeitskraft er- 
sparende oder vervielfältigendenMaschinenund 
Geräte der Landwirtschaft‘‘ das Gebiet des Be- 
darfs an animalischer Arbeitskraft, deren Ver- 
lauf im Jahre an Hand von Schaubildern er- 
läutert ist. Außerordentlich interessant; ist der 
Vergleich der Leistungen der verschiedenen 
-Maschinengattungen mit der Leistung der Ar- 
beiter ohne Maschinen, und die Zusammenstel- 
lung der jährlichen Benutzungsdauer der Ma- 
schinen in einer Wirtschaft von 250 ha Acker- 
land und 30 ha Wiesen läßt deutlich die beson- 
deren Anforderungen erkennen, die durch die 
Kürze der Benutzungsdauer an den Bau land- 
wirtschaftlicher Maschinen gestellt werden. 
Professor Fischer gibt einige Richtlinien für die 
von der Industrie und vom Verwaltungskörper 
zu beschreitenden Wege. 

Dr. Büsselberg beschäftigt sich in einem 
Vortrage über ‚„‚Die Landwirtschaft im neuen 
Deutschland‘ mit dem Gesamtproblem, das die 
neue Zeitan Technik und Landwirtschaft stellt. 

Der dritte dieser Vorträge von Ing. Krohne 
interessiert die E'ektrotechnik am meisten, nicht 
etwa, weil er einige Einzelheiten aus dem elek- 
trotechnischen Gebiet b’ingt, sondern weil er 
die Zusammenhänge zwischen den interessierten 
Berufsgruppen vom wirtschaftlichen und 
menschlichen, vom landwirtschaftlichen und 
technischen Standpunkt erläutert und die in- 
n'gste Fühlungnahme mit der ausführenden 
Praxis vermittelt; weil er nach dem Uiteil von 
Kennern der Sache die vorhandenen Mängel 
richtig schildert und zugleich Wege zeigt, auf 
denen die Mängel beseitigt werden können. Es 
erscheint zweifelhaft, daß Fab’ikanten und 
Händ'er landwiıtschaftlicher Maschinen und 
Ge: äte einer Änderung des bestehenden Zustan- 
des, vor allem einer Vermittlung technischen 
Verständnisses für den Landwirt ohne weiteres 
zugeneigt sein werden. Aber es handelt sich 
auch gar nicht allein um landwirtschaftliche 
Maschinen, sondern vielmehr um alle techni- 
schen Einrichtungen. die Verkehrsmittel, wie 
Fernsprechanlagen. Meliorationen wie Nutzbar- 
machung von Torfmooren usw. einschließen. 
Alle Fortschritte sind schließlich auch gegen den 
Widerstand gewisser Kreise durch die Aufklä- 
urng der beteiligten Personen möglich gewesen, 
und so wirdes auch mit dem Vord'ingen techni- 
scher Auffassung in der Landwirtschaft sein. 

Deshalb dürfte der Versuch Erfolg ver- 
sprechen, den der Verein deutscher In- 
genieure mit seiner ‚Vortragsreihe „Technik 
und Landwirtschaft“ im Juni d. J. gemacht 
hat, der darauf hinausging, die Technik allge- 
mein näher mit landwirtschaftlichen Fragen zu 
befassen. Die Vorträge werden in einer Schrif- 
tenfolge „‚Die Technik in der Landwuürtschaft‘“ 
abgedruckt, die der Verein deutscher Ingenieure 
im Selbstve'lage erscheinen läßt?). Ans den 
Äußerungen in der landwirtschaftlichen Presse 
ist zu erkennen, daß man der Aufklärung durch 
diese Vortragsreihe und der sich daraus erge- 
benden weiteren Entwicklung durchaus sym- 
pathisch gegenübersteht, wenn auch über den 
zu beschreitenden Weg noch manche Meinungs- 
verschiedenheiten zu bestehen scheinen. 

Der Verband Deutscher Elektro- 
techniker hat sich auf seiner Stuttgarter Ta- 
gung 1919%) mit der Frage befaßt, wie die Elek- 
trizität in immer weiterem Umfange von der 
Landwirtschaft ausgenützt werden kann, um 
die Arbeitskräite bereit zu stellen, der die Land- 
wirtschaft für die zu erwartende Produktions- 
ste’gerung bedarf. Er wird sich noch viel weiter 
damit zu befassen haben. Mit Bezug auf den 
vorhin angezogenen Vortrag Krohnes sei noch 
kurz erwähnt, daß sich die elektrotechnische 
Industrie durchaus ihrer Aufgabe bewußt ist, 
die Voraussetzungen mit schaffen zu helfen für 
wen Vgl. die Diskussion auf der RER 


des V.D. vr ei Stuttgart, „BETZ“ 1919, 8. 6 
3) „ETZ“ 1919, 8. 273. 


„die Zufriedenheit der Landbewohner‘ und 
„die Leistungssteigerung der Kleinbetriebe“, 
die Krohne als Voraussetzungen für alle gedeih- 
liche Arbeit in der Landwirtschaft bezeichnet. 
An anderer Stelle wird noch im einzelnen dar- 
auf einzugehen sein. 

Es darf damit gerechnet werden, daß sich 
die elektrotechnische Industrie ihrerseits mit 
dem ihr zugänglichen Material aktiv an der 
Durchführung der Maßnahmen beteiligt, die 
sich nach den Krohneschen Vorschlägen er- 
geben: 


1. Vorbilder zu errichten, an denen sich die 
Kleinlandwirte eine eigene, zutreffende 
Meinung über die Beschaffung und dir 
Anwendung mechanisch angetiiebener 
Maschinen bilden können, so daß die nue 
gewohnheitsmäßig geäußerten Wünsche 
verschwinden; 

. Erfahrungen in praktischen Baktiehen zu 
sammeln und sie allen Beteiligten (Fa- 
brikanten, Landwirten. Maschinenhänd- 
lern, ländlichen Handwerkeın usw.) in 
gemeinveiständlicher Weise zuzuführen. 
um die heute für den Landwirt oft recht 
verwickelte Art der Maschinenbeschaf- 
fung durch geeignete Maßnahmen, die 
sich auf diese Erfahrungen stützen, zu 
vereinfachen; 

8. Einfluß zu nehmen auf die Art und Weise, 
wie der Kleinlandwiıt die Maschinen ge- 
braucht, damit jedem Kleinbetiieb die 

weitestgehende Maschinenbenutzung er- 
möglicht wird. damit aurgerchlossen sel, 
daß ein Landwirt auf den Gebrauch von 
Maschinen verzichten muß, weil das Be- 
triebskapital oder der Umfang seines Be- 
tıiebes dafür nicht ausreicht; 

4. Leh'material für Jandwirtschaftliche Ma- 
schinen- und Geräte-Lehranstalten, für 
landwintschaftliche Winterschulen und 
für Betriebsberater aus dem gesammelten 
Erfahrungsmaterial herzurichten, soweit 
es sich dazu eignet. 

Es sind jedoch noch eine Zahl weiterer Pro- 
bleme zu behandeln. an der die Elektrotechnik 
beteiligt ist. Nach den Kıohneschen Anregun- 
gen wird es sich neben weniger Wichtigem dar- 
um handeln, eine Industrie auf dem Lande seß- 
haft zu machen, der vor allen Dingen die Um- 
wandlung derländ'ichen Roherzeugnisse am O:t 
der Gewinnung für den unmittelbaren Ge- 
brauch in Form von Fertigfabrikaten obliegt, 
aber auch sonst in jeder Weise für die Abkür- 
zung des Umweges sorgt, den die Lebensmittel 
vom Erzeuger bis zum Verbraucher heute noch 
vielfach zurücklegen müssen. Wichtig wird es 
sein, den Siedlungsbau zu verfolgen und durch 
eine sachliche Beeinflussung der über die Ener- 
gieversorgungländ'icherBeziı ke nicht genügend 
eingehend unterıichteten Kreise eine zweck- 
mäßige Lösung herbeizuführen. Die für die 
Ene’gieversorgung geeignetste Herrichtung der 
ländlichen Bauten wird eine wesentliche Vor- 
aussetzung für die ausgedehnte Anwendung 
technischer Betriebsmittel auf dem Lande sein. 
Die Verbreitung der Tag und Nacht dienstferti- 
gen kleinen Fernsprechanlagen mit Selbst- 
wähler (s. „ETZ“ 1915, Seite 340) werden in- 
direkt einen günstigen Einfluß auf die Maschi- 
nenanwendung aufüben. 

Die weitere Entwicklung der Dinge muß 
zwar der Zukunft überlassen werden, doch ist 
sehr zu empfehlen, den Gang der Entwicklung 
mit Aufmerksamkeit zu verfolgen und die vor- 
erwähnten Schriften einschließlich der Schrif- 
tenfolge ‚„„Die Technik in der Landwirtschaft“ 
zu verarbeiten. Die Schriftleitung der „ETZ‘“ 
wird es sich angelegen sein lassen, laufend über 
wichtige Fragen aus der Landwirtschaft zu be- 
richten, die von Interesse für die Elektrotechnik 
sind. Sie bittet aber die Leser um 
zweckdienliche Benachrichtigung ih- 
nen bekannt gewordener Anregungen. 


[80) 


Heft 1. 


Die Fernschaltung und Fernüberwachung 
der öffentlichen elektrischen Beleuchtun 
in Charlottenburg. 


Von Ingenieur W. Jordan, Charlottenburg, 
und Oberingenieur J. Kuhlo, Stettin. 


Übersicht. Es wird die Einrichtung der Fern- 
schaltungs- und Fernüberwachungsanlage für die 3 
elektrischen Straßenlampen Charlottenburgs® be- & 
schrieben und ein Anhalt für den Vergleich der 
Betriebskosten der selbsttätigen und der Hand- 
schaltung gegeben. . h 


23 


Im Betriebe öffentlicher elektrischer Be- 
leuchtungsanlagen sind automatische Schalt- 
vorrichtungen ein unentbehtliches Hilfsmitt 
zur Erzielung von Betriebsersparnissen und zu 
Gewähıleistung einer pünktlichen Ein- und Aus- 
schaltung. Die Bedienung von Hand erfordert 
erhebliche Kosten für das Personal, welches die 
Schaltungen ausführen und das richtige Bre 
nen der Lampen überwachen muß. Weitereun- 
nötige Kosten an Stromverbrauch und Lam- 
penverschleiß entstehen bei Bedienung von 
Hand dadurch, daß die Lampenlänger brennen 
müssenals nötig ist; der Schaltwärter mußnam- 
lich bei den oft weiten Entfernungen zwischen 
den einzelnen Schaltstellen mit der Einschal- 
tung der ersten Lampen früher beginnen und 
kann die Ausschaltung der letzten Lampen erst 
später beenden, als es die Dunkelheit erfordert. 
Das städtische Elektrizitätswerk Charlotten- 
burg entschloß sich im Jahre 1913, in seinem 
umfangreichen Straßenbeleuchtungsnetz die 
Schaltung von Hand abzuschaffen undingroß- 
zügiger Weise eine Fernschaltung einzurichten. 
Diese wurde in besonders vollkommener Weise 
mit einer Überwachungseinrichtung versehen 
derart, daß die jeweilige Stellung der Fernschal- 
ter sowie etwaige Störungen an den Straßen- 
lampen an einer zentralen Stelle sichtbar ge- 
macht werden. Die allgemeine Anordnung des 
Straßenbeleuchtungsnetzes ist folgende: 


Abb. 1. Fernschalter nebst Verteilungstafel. und 

;Überwachungsrelais in einem Schalthäuschen. 5 

Das gesamte Beleuchtungsnetz ist in ein- iM 
zelne Bezirke eingeteilt, jeder Bezirk hat eine 


Schaltstelle, die entweder in einer Litfaßsäule 
oder in einem besonders dazu errichteten Schalt- 4 


untergebracht ist, Zur Erhöhung der 
Sa Schaltstelle von 2 Trans- 


N pensi a; tje zur Halite, auf beide Speisungen 
il Durch einen ER Schalter kön- 


en a Versagen der einen ee sämtliche 
ampen auf die andere Speisung geschaltet wer- 
en. Von den Schaltstellen führen dann drei- 
adrige unterirdische Kabel zu den Lichtmasten, 
n deren Sockeln sich die elektrischen An- 


oe. “se 


: ne, ehren und die Bo- 
_ genlampenaufzugsvorrichtungen befinden. In 
Verwendung sind 12 und 15 A-Flammenbogen- 
_ Doppelkohlenlampen mit TB-Kohlen für 40 V 
& ampenspannung, in Dreischaltung an 150 V 
mit, vorgeschalteter Drosselspule und parallel 
geschalteten Sicherheitsspulen, sowie Glühlam- 
‚pen von 25--500 W in Parallelschaltung an 225° 
SR ‚Der Umfang der ‚Straßenbeleuchtung be- 
trägt: 2. Zt. 23 Schaltstellen mit 528 Bogenlam- 
n me Bart Se gleich rd 400 kW. 


_Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


In jeder Schaltstelie befinden sich: 


1 Marmortafel mit den Hauptzuleitungen, 
den dreipoligen Umschalter und den Zäh- 
ern, 

1 Fernschalter mit Motorantrieb, 

‚1 Gerüst für die Sicherungen, Überwachungs- 
relais und die Verteilungsleitungen. Vgl. 
Abb. 1 bis 8. - 


Im oberen Teile der Säulen und Häuser 
sind die Vorschaltdrosselspulen angeb' acht. 

Die Betätigung der Fe'nschalter und die 
Überwachung eriolgt mit Wechselstrom von 
120 V Spannung und wird vom Kraftwerk aus 
durch den Schalttatelwärter gehandhabt. Die 
auf der Schaltbühne neben der Maschinenschalt- 
tafel angeordnete Straßenbeleuchtungs- Schalt- 
tafel (Abb. 4 u. 5) enthält für jede Schaltstelle 
folgende Einrichtungen: 


1 Bezeichnungsschild des Stadtbezirks, 
1 Tafel mit 3 Signallampen von je 5 W in 
- den Farben weiß, grün undrot für die halb- 
nächtig brennenden Straßenlampen, 

1 ebensolche Tafel für die ganznächtig bren- 
nenden Straßenlampen, 

1 Handschalter zur Erregung des Fernschal- 
ters und die erforderlichen Sicherungen. 
Der Betrieb geschieht in folgender Weise: 
Bei Tage, während die Fernschalter in der 

ausgeschalteten Stellung stehen, leuchten an 
der Schalttafel im Kraftwerk die roten Signal- 
lampenauf. Bei Eintritt der Dämmerung dreht 
der Schalttafelwärter die E’regerschalter einen 
AugenblickaufStellung,, Ein“, wodurch dieFern- 
schalter in den Schaltstellen betätigt werden, 
welche die Ganz- und Halbnacht- Straßenlam- 
pen einschalten. Beim Zünden der Straßenlam- 
pen stellensich Kontakte zur Rückmeldung um, 


Heit 1. 1) 


Umfanges weiter, auch die Ganznachtlampen 
werden abgeschaltet, und gleicheitig erlöschen 


Abb. 5. Fernschalttafel, Rückansicht. 


die bezüglichen grünen Signallampen auf den 
Ganznachtfeldern, wofür auch bier die roten 


EASTERN LE ERRTT: Ka 


Abb. 4. Fernschalttafel der Straßenbeleuchtung im_Kraftwerk. 


welche bewirken, daß die roten Signallampen 
an der Schalttafel’eılöschen und dafür die grü- 
nen aufleuchten. Der Wärter kann die sämt- 
lichen Erregerschalter kurz hintereinander be- 
dienen, so daß innerhalb einiger Sekunden die 
Straßenlampen der ganzen Stadt brennen. Bei 
Beginn der Nachtbel Tedahte ng dreht der Wärter 
die Erregerschalter auf ‚Aus‘ ; die Fernschalter 
drehen sich eine Stufe weiter, und die Halb- 
nachtlampen werden abgeschaltet. Die Rück- 
meldekontakte lassen an Stelle der grünen Sig- 
nallampenaut den Halbnachtfeldern der Schalt- 
tafel dieroten Lämpchen aufleuchten. Bei Ein- 
tritt der Helligkeit erfolgt wiederum Betätigung 
der Erregerschalter ; die Schaltwalzen der Fern- 
schalter drehen sich um das letzte Dritte] ihres 


aufleuchten. 'Ein Blick auf die Schalttafel zeigt 
dem Wärter also jederzeit an, ob die Fernschal- 
ter in der richtigen Steilung stehen. Eine wei- 
tere Kontrolle ist durch die weißen Signallam- 
pen, die sogenannten. Störungslampen, gezeben. 
Diese leuchten auf, sobald in den betr. Stadt- 
bezirken Lampen erlöschen. Gleichzeitig mit 
dem Aufleuchten ertönt ein Weckersignal. Die 
. Betriebswache sendet einen für diesen Zweck 
verfügbar gehaltenen Radfahrer in den betr. 
Bezirk, der die Störung in kürzester Zeit be- 
seitigt. 

Die sämtlichen Apparate in den Schalt- 
stellen und in der Zentrale sind von der Firma 
Paul Firchow Nachfgr., Berlin, geliefert, 
nachdem sie sich in einem mehrmonatigen 


10 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heft 1. 


1. Januar 19820. 


Probebetriebe als wirtschaftlich und betriebs- 
sicher erwiesen hatten. Die Anlage hat bei dem 
Leutemangel im Kriege und bei Streiks der Ar- 
beiterschaft vorzügliche Dienste geleistet). 
Im folgenden ist die Schaltung der Anlage 
und die Wirkungsweise der Apparate näher be- 
schrieben. 


Das Fernschalt- Kabelnetz. 

Für die Betätigung der Fernschalter und 
für die getrennte Rückmeldung der halbnäch- 
tigen und ganznächtigen Lampen sind zwischen 
der Zentrale und jeder Schaltstelle zwei Leitun- 
gen L,und Lg, (Abb. 7 u. 8) verlegt, ferner geht 
von der Zentrale eine gemeinsame Leitung Ls 
aus, an welche alle Schaltstellen parallel ange- 
schlossen sind. Das Netz mit insgesamt n 
Schaltstellen erfordert also für die Schaltung 
und Überwachung 2n + 1 Leitungen. Es sind 
hierzu vieladrige Feilnschaltkabel mit einem 
Leiter quersc hnitt von 1,5 mm? (Kupfer) verlegt 
worden; Reserveadern und eine weitere, alle 
Schaltstellen berührende Telephonader sind 
vorgesehen. 

Die 


Fernschaltungs- und Fernüber- 


wachungsanlage. 
Das Prinzip der Fernschalterbetätigung 
und Rückmeldung ist in Abb. 6 gegeben. An 


Abb. 6. Schema der Fernbetätigung und Rückmeldung. 


eine Stromquelle T sind 2 Glühlampen in Hin- 
tereinanderschaltung angeschlossen. Von dem 
gemeinsamen Pol der Lampen führt eine Lei- 
tung über das Schaltrelais R zu einem Hebel A. 
Die Kontakte, an die der Hebel h sich anlegt, 
sind mit den Polen der Stromquelle verbunden. 
Je nach der Stellung des Hebels wird somit die 
eine Glühlampe kurzgeschlossen, während die 
andere mit nahezu voller Spannung brennt. 
Zur Betätigung des Fernschalters dient der 
Kontaktgeber G. Durch Anlegen diesesan einen 
seiner Kontakte wird die betr. Glühlampe über- 
brückt, das SchaltrelaisR erhält volle Spannung 
und schließt einen Stromkreis für den Antriebs- 
motor, der seinerseits die Schaltwalze des Fern- 
schalters in Umdrehung versetzt. Da nun der 
Hebel hr mit dieser Walze, die die Kontakte für 
die Verbrauchsstromkreise trägt, zwangläufig 
verbunden ist, wird deren jeweilige Stellung 
durch das Aufleuchten der einen oder der an- 
deren Glühlampe zurückgemeldet. 

.... Jeharfeid4, fernietung, 
} Es 


die auf der Welle des Fernschalters sitzenden 
Schaltwalzen W, für die Ganznacht- und W,, 
für die Halbnachtlampen befinden sich in der 
ausgeschalteten Stellung; der Strom für alle 
Straßenlampen ist unterbrochen. In dem 
Schema sind nur 6 Schaltwalzen für 2 Ganz- 
nacht- und 2 Halbnacht- Stromkreise (mit g, 
und h, bezeichnet) angegeben; in Wirklichkeit 
sind auf der Schalterwelle 18 Schaltwalzen an- 
geordnet (vgl. Abb. 1, 2u. 9). Die Stellung der 
Steuerwalzen W,; und W,,, welche den Rück- 
meldestrom steuern, bedingt in Abb. 7, daß die 
Hebel h, und h, nach links Kontakt geben und 
den Strom für die auf der Schalttafel in der 
Zentrale befindlichen roten Signallampen „A“ 
(Aus) schließen. Die stark ausgezogene Linie 
zeigt den Stromlauf für die Signallampen auf 
dem Ganznachtfelde, die punktierte Linie für 
diejenigen auf dem Halbnachtfelde. 

Sollen nun bei Eintritt der Dunkelheit die 
Straßenlampen eingeschaltet werden, so legt 


haben sich gleichzeitig die Hebel h, und h, an 
ihrerechten Kontakte angelegt. Dieroten Sig- 
nallampen sind also kurzgeschlossen; der Rück- 
meldestrom nimmt seinen Lauf über die grünen 
Signallampen ‚„E“ (Ein), wie durch die stark 
ausgezogene Linie für Ganznacht und die punk- 
tierte Linie für Halbnacht wieder gekennzeich- 
net ist. Der Strom der Signallampen fließt in 
diesem Falle noch über die Kontakte der Über- 
wachungsrelais R,. Diese sind geschlossen, 
solange die Straßenlampen alle ordnungsmäßig - 
brennen, und somit der volle Verbrauchsstrom - 
durch die Relaiswicklungen fließt. Erlischt ein 
Teil der Straßenlampen, so wird der Verbrauchs- 
strom geschwächt; das betr. Relais R, öffnet 
seinen Kontakt und unterbricht den Strom für 
die Signallampen. Hierbei wird auch das in 
dem Stromkreis der Signallampen liegende 
Relais R, stromlos; die Relaiskontakte k, schlie- 
Ben sich, die weiße Lampe ‚st‘ (Störung) sowie 
der Wecker werden eingeschaltet. Den Strom- 


zu_samll. Schallstellen, 


zu zum Schaitfeld 2. 


Ft 


2. Aj 


120 U. 
En SE TE 


Abb. 7. Schema der Fernschaltung und Fernüberwachung für mehrere Verbrauchsstromkreise 
mit ungleicher Brennzeit (Lampen ausgeschaltet). 


Abb. 7 zeigt die Fernschalt- und Fernüber- 
wachungsvorrichtung in der Tagesstellung, d h. 


1) Vgl. hierzu Een me, „Die Mechanisierung der Be- 
triebe“, „RTZ“ 1919, 8. 62. 2 


Abb. 8 gezeichnete Stellung-eingenommen: Die 
Stromkreisefür die Halbnacht- und Ganznacht- 
lampen sind jetzt geschlossen, die Straßenlam- 
pen leuchten auf. Mit der Drehung der Welle 


walzen in die gewünschte Stellung. 

Abb. 9 veranschaulicht das Schema der 
Stromverteilung in einer Schaltsäule nit 16 
Verbrauchsstromkreisen. 

Die mechanische Ausführung Bänıtlicher 
Apparate ist äußerst solide, so daß sich in dem 
nunmehr fünfjährigen Betriebe keinerlei An- 
stände ergeben haben. Die Fernschalter sind 
der gegenseitigen Auswechselbarkeit halber 


Schaffeidt, leitun Sehalistelle 1. 3 
RE { 

Se 

Hin 1 

Ri. 7 2 

i 

= g 

u | 

au Erde ? 

130 bezw 225 v. 3 

Fern x 

Abb. 8. Schema der Fernschaltung und Fernüberwachung für mehrere Verbrauchsstromkreise E 

mit ungleicher Brennzeit (Lampen eingeschaltet). 3 

der Wärter den Kontaktgeber G einen kurzen lauf für letztere zeigt die strichpunktierte Linie f 

Augenblick nach links; er überbrückt dadurch | in-Abb. 8. ; 

die „„Aus“-Lampen und gibt volle Spannung Um das Abschalten der halbnächtigen i 

auf die Spulen des Schaltrelais R,. Der Schalt- Lampen vorzunehmen, wird der Kontaktgeber 

strom nimmt im übrigen denselben Weg, wie | G einen Augenblick nach rechts angelegt. Das 

durch die markierten Linien angedeutet. Das | Schaltrelais R, erhält wieder volle Spannung 

Relais R,hebt hierbei den Hebel h,aus der Rast | und bewirkt durch Anziehung seines Ankersn, 

der Steuerwalze W. Der Stromkreis des vom | das Anlaufen des Motors M, der die Schaltwelle 

Netz gespelsten Antriebsmotors wird über die eine Stufe weiter dreht. Die Walzen W, unter- 3 

Fodern k geschlossen, Der Motor M dreht die | brechen hierbei den Strom für die halbnächtig 

Schaltwelle soweit, bis h, ın die nächste Rast brennenden Straßenlampen. Die Steuerwalze 4 

einfällt; die Schaltwalzen haben hierbei die in | W,, hat gleichzeitig den Hebel h, nach links 

a hinübergedrückt. Auf dem Halbnachtfelde er- 

are zu sus Schalselen, lischt somit die grüne Signallampe, die rote 

en re er TREE REN leuchtetauf. Ein Blick auf die Schalttafel zeigt 

an, daß die Halbnachtlampen abgeschaltet, die 

Ganznachtlampen jedoch eingeschaltet geblie- 

ben sind. Den Verlauf der Kontrollströme zeigt 

für die Halbnachtlampen wieder Abb. 7, für 

die Ganznachtlampen Abb. 8. 3 

Beim Ausschalten der ganznächtigen Lam- 

pen spielt sich der gleiche Vorgang auf dem 

Ganznachtfelde ab. 

Damit bei Revisionen, Reparaturen u. 

dergl. der Fernschalter auch- vom Schalthaus 

aus in Betrieb gesetzt werden kann, ist der in 

den Abb. 7 u. 8 gezeichnete Handschalter Hin 

der Schaltstelle angebracht. Wird dieser an 

die rechten Kontakte gelegt, so erhält eine 

Spule des Schaltrelais R, volle Spannung, und 

— der Antriebsmotor bringt wie vorhin die Schalt- ' 


Ai 


a 


1. Januar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


Heit 1.. 


1l 


durchweg für 100 A Betriebsstromstärke pro 


Phase vorgesehen, obwohl sie teilweise weit 
_ weniger belastet werden. 


2 


fernschallkabel, 


Augen ühngen Junalsigiien, 


Überwachungsdienst in den Sommermonaten 
von einem Mann, in den Winteimonaten von 
2% Mann versehen. Nicht unerhebliche Kosten 


_Ichaltsäule I. 


Bagenlanpen-bezm 
Glühlampen-Revier. 
fe am, et we 
= a ’ | 
1er a . Verbrauchsstramkreise. 
ee ul = WIIETENDE 


berwachungs- 
ellaıs. 


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Miltelleiter, 


Abb. 9. Stromverteilung in einer Schaltsäule mit 16 Verbrauchsstromkreisen. 


Die Antriebsmotoren sind für 120-V Wech- ! werden weiter durch die Verkürzung der Brenn- 
- selstrom gebaut und werden mit 150 bzw. 225 V 


unter Anwendung eines entsprechenden Vor- 


schaltwiderstandes betrieben. Sie sind mit 
Windflügeln versehen, die ihre Umdrehungs- 
zahlen so regulieren, daß eine volle Umdrehung 
der Schaltwalze etwa eine Minute dauert. Zu 
jeder Schaltung werden somit 20 s beansprucht. 


zeit um täglich 20 min (= 122 h im Jahre) an 
rom, Leuchtkohlen und Glühlampenersatz er- 
spart, weil das vorzeitige Einschalten und spä- 
tere Löschen — bedingt durch die von Schalt- 
stelle zu Schaltstelle zurückzulegenden Wege — 

fortfällt. 
Die jährlichen Kosten sind etwa folgende: 


\ 


bei automa- 
bei tischer Schal- 
Bedienung tung und 
von Hand Fernüber- 
wachung 
1. Löhne. Ein- und Ausschalten sowie Überwachen... ..... M ee ne 
Lohnanteil für den Wärter der Maschinenschalttafel . . „ — 600 
2. Für vorzeitiges Einschalten und späteres Löschen. 
a) Strom: 400 kW x 122h >30 PfıkWh . .. 2.2.2... e 14 600 = 
b) Leuchtkohlen: 528 Lampen < 122hx<5Pf/hh ...... ‘ 3 200 2 
c) Glühlampenersatz: 327 Lampen <12hx<2Pf/h .... „ 800 — 
3. Stromverbrauch für die Signallampen. 
2 x 23 Lampen < 5 W 8760 h><30 Pf/kWh . ......, — 600 
4. Instandhaltung der Fahrräder, Kontrolluhren usw. .. 2... ,„ 600 | 100 
denBernschaltanlaeze ag era 5 — 800 
5. Abschreibung und Verzinsung der Fernschaltanlage . ... „. _ 7 800 
M 47 200 20 400 


Zur Betätigung der Relais R, genügt ein 
ganz kurzer Stromstoß, da der Anker durch 
einen Momentverschluß so lange an dem Kern 
mechanisch festgehalten wird, bis er in die 
nächste Rast einfallen kann. Der Schaltstrom 
beträgt etwa 1,0 A; die Spulen sind durch 
Thermosicherungen geschützt. 

Die Überwachungsrelais R, vertragen maxi- 
mal 25 A Dauerstromstärke, werden jedoch nor- 
maler weise nur mit 15 A belastet. Sie beruhen 
auf elektromagnetischem Prinzip und sind so 
eingestellt, daß sie bei Verlöschen einer Bogen- 
lampe, wobei infolge der zu jeder Bogenlampe 
parallel geschalteten Sicherheitsspule dieStrom- 


stärke von 15 A auf etwa 12 A heruntergeht, 


sicher öffnen, jedoch bei den üblichen Strom- 
schwankungen, wie sie in Bogenlampenstrom- 
kreisen dauernd vorkommen, nicht ansprechen. 
Sämtliche Apparate sind in gleicher Ausführung 
auch für Gleichstromanlagen verwendbar. 
Über die Rentabilität der Anlage möge fol- 
gende Gegenüberstellung derjenigen Kosten, 
die durch Einführung einer automatischen An- 
lage Veränderungen erfahren, einen Anhalt 


. geben. 


Während bei der Bedienung von Hand für 
23 Schaltstellen 4°Mann zum Ein- und Aus- 
schalten und zur Überwachung der Lampen aut 


- der Strecke erforderlich sind, wird bei der Fern- 


betätigung das Schalten vom Wärter der Ma- 
schinenschalttafel nebenbei mitbesorgt, und der 


Die Ersparnis erreicht also einen Jahresbetrag 
von 26 800 M. 

Die angegebenen Yahlen stellen die tatsäch- 
lichen Verhältnisse dar, wie sie gegenwärtig im 
städtischen Elektrizitätswerk Charlottenburg 
vorliegen, und sind nach den jeweiligen allge- 
meinen und besonderen Verhältnissen Schwan- 
kungen unterworfen. Daß jedoch eine automa- 
tische Schaltung in jedem Falle recht erhebliche 
Ersparnisse bringt, liegt auf der Hand. Ein 
nicht zu unterschätzender, weiterer Vorteil ist 
noch die Unabhängigkeit vom Personal, die 
dauernde Kontrolle und Nachweisbarkeit auf- 
getretener Störungen und die Möglichkeit, die 
Lampen je nach der Witterung ohne Vorberei- 
tungen früher oder später schalten zu können, 
Umstände, die gerade bei einer öffentlichen Be- 
leuchtung ganz wesentlich zur Geltung kommen. 


Vernachlässigte Kraftquellen. 


Die Ausführungen der Herren Zander und 
Schrader in der „ETZ“ 1919, 8. 437, 502, 
insbesondere der Gedanke einer Studiengesell- 
schaft für den Ausbau der Kleinwasserkräfte, 
sind als dankenswerte Anregung zu begrüßen, 
um endlich ein frischeres Tempo in die Gegen- 
maßregeln gegen die Kohlennot zu bringen. 
Die Schwierigkeiten der Überwindung aller ent- 
gegenstehenden Strömungen und Vorurteile 
sind aber nicht zu unterschätzen. Insbesondere 
das hartnäckige Kleben der Behörden an den 


für sich durchaus berechtigten, aber nicht mo- 
nopolartig zu mißbrauchenden Großkraft- 
plänen mit seinen Auswüchsen, welche syste- 
matisch den Ausbau kleinerer privater Kräfte 
unterbinden (in Bayern z. B. der Elektrizitäts- 
Wirtschaftsverband als Gegner kleinerer Be- 
triebe, der sogar verlangt, daß schwebende 
Projekte zugunsten seines Monopoles unter- 
bleiben) wird nicht so leicht zu überwinden 
sein, muß aber überwunden werden. 

Ich habe selbst schon vor längerem auf die 
Notwendigkeit der Ausnutzung auch kleiner 
Kräfte hingewiesen zur restlosen Erfassung der 
Wasserkräfte!) und habe z. T. ähnlıche Ge- 
sichtspunkte, wie sie Herr Zander nennt, in 
einem Aufsatz niedergelegt?), der leider erst in 
einer der nächsten Nummern der Zeitschrift 
„Die: Wasserkraft“ zum Abdruck kommen 
kann. Ich habe darin auch die Typisierung der 
Kleinanlagen, die Normalisierung ıhrer Einzel- 
teile (Turbinen, Generatoren, Ausrüstungs- 
teile) und insbesondere die Verteilung der Fa- 
brikation solcher Normalteile, wie sie in größe- 
rer Zahl gebraucht werden (z. B. Ölschalter, 
Trennschalter und äbnliche vielfach gleich- 
artig wiederkehrende Teile, einige Turbinen- 
typen u. dgl.), auf vordem kriegsbeschäftigte 
Betriebe, wie Zünderfabriken für die Appa- 
rate, vorgeschlagen. 

Auch eine ordnende Hand hierfür habe 
ich als nötig empfohlen, und wenn auch in- 
zwischen in Bayern ein Energie-Wirtschaftsrat 
ins Leben getreten ist, so bleibt erst abzuwar- 
ten, ob derselbe nicht auch, dem ‚Zug ins 
Große‘ folgend, gerade das notwendigste 
Bedürfnis, den beschleunigten Ausbau der 
Kleinkräfte, beiseite liegen läßt. Nicht min- 
der mußein System der Unterstützung für die 
Besitzer von Kleinkräften zur Beihilfe mit 
Kapital und Baumaterial, eine Anreizpolitik 
eingeführt werden,, letzteres ein dankbares 
Feld für Steuerfachleute. Gerade auf den Um- 
stand, daß in der Errichtung von kleineren und 
mittleren Anlagen eine vorzügliche Kapitals- 
anlage für einzelne und für Körperschaften zu 
erblicken ist, und darauf, daß nur auf diesem 
Wege bei den kurzen Bauzeiten gegenüber 
Großkraftwerken eine rasche Besserung der 
Energieversorgung zu erzielen ist, kann nicht 
eindringlich genug hingewiesen werden. 

Ich habe bereits 1919 in der „Zeitschrift 
für das gesamte Turbinenwesen‘““°) eine Insti- 
tution gefordert zur Prüfung aller einschlägigen 
Fragen, einen „Rat für Kraftversorgung‘“; 
bisher hat man von einer auf die Ausnutzung 
der Kleinwasserkräfte gerichteten Tätigkeit 
auch des inzwischen ins Leben getretenen 
Bayerischen Energie-Wirtschaftsrates noch 
nichts bemerkt. Ich habe weiter die oben kurz 
angedeuteten, in der ‚Wasserkraft‘ demnächst 
näher ausgeführt erscheinenden Vorschläge, 
die z. T. mit den Gedanken der-Herren Zander 
und Schrader parallel gehen, dem Baye-. 
rischen Ministerium des Innern und dem Herrn 
Staatskommissar des Reichswirtschaftsamtes 
unter dem 30. XII. 1918 und 7. II. 1919 vor- 
gelegt, mit dem besonderen Hinweis auf die 
Ausführung derselben und den Ausbau der 
Kleinkräfte mit ihren kurzen Ausbauzeiten als 
Notstandsarbeiten und zur Energiebeschaffung 
für den Winter 1919/20. Von ersterer Stelle 
erfolgte überhaupt keine Antwort, von letzte- 
rer postwendend die Bestätigung, daß ‚mit 
Interesse‘ davon Kenntnis genommen worden 
sei. Geschehen scheint jedoch nichts zu sein, 
obgleich bei passender Organisierung heute 
schon sicher mehrere tausend kW der Allge- 
meinversorgung hätten zugeführt werden kön- 
nen; nicht einmal Vorarbeiten sind geleistet. 
Ebenso sind die gleichen Gesichtspunkte durch 
die Organisation der Betriebsräte dem De- 
mobilmachungskommissar für Südbayern im 
Mai 1919 weitergegeben worden mit dem nach- 
stehend auszugsweise angeführten Begleitwort: 

„Der Einwand des Strommangels ließe 
sich sofort beheben durch energisches An- 
greifen der Heranziebung der kleineren Wasser- 
kräfte. Durch den Ausbau der vielen verfüg- 
baren kleineren Wasserkräfte und deren Zu- 
sammenschluß mit den Überlandwerken könnte 
genug Strom hergebracht werden. Die Über- 
landwerke wären behördlich zu zwingen, von 
diesen kleineren Wasserkraftwerken Strom zu 
kaufen, wodurch natürlich die kleineren Werke 
nicht von den großen Werken aufgesaugt wer- 
den dürfen, sondern der Unternehmer selb- 
ständig bleiben müßte. ..... Die Heranziehung 
solcher kleinen Kräfte, die bis zum kommen- 
den Winter bereits Strom liefern könnten, 
würde die großen schwebenden Projekte, die 
doch erstin einigen Jahren in Betrieb kommen, 
nicht schmälern, da hierfür noch genug Absatz- 
gebiet bleibt. Die einheimischen Gewerbe und 


1) „Zeitschrift f. das gesamte Turbinenwesen“ 1918, 


8. 102; 1915, 8. 187, 01. N 
„ ERASNIESnIERDE in Bayerns Energieversorgung*. 
. 46. 


12 


er 


Arbeitslosen würden dadurch rasch eine loh- 
nende Beschäftigung finden. Technische 
Schwierigkeiten beim. Zusammenarbeiten 
solcher kleineren Werke mit großen Werken 
bestehen nicht, dahingehende vorauszu- 
sehende Einwände sind erfahrungsgemäß wider- 
legbar...... Die Ausnutzung solcher Klein- 
kräfte müßte mit allen Mitteln gefördert wer- 
den dadurch, daß nicht zu angeblichen Gun- 
sten des Bayernwerkes usw. kleineren Unter- 
nehmern, welche ihre Wasserkräfte ausbauen 
wollen, seitens der Verwaltungsbebörde Schwie- 
rigkeiten gemacht werden. Vielmehr müssen 
solche Unternehmer nach Möglichkeit unter- 
stützt werden durch Aufklärung seitens der 
Behörden über die Notwendigkeit des Ausbaues 
der Wasserkräfte, durch Beschleunigung von 
Konzessionsverfahren, durch Milderung und 
Vereinheitlichung der kostspieligen und viel 
zu weit gehenden Vorschriften der Post und 
Bahn für die Überkreuzung von Telepkon- 
anlagen und Bahnlinien, durch Gewährung von 
verlorenem Bauaufwand für den Ausbau von 
Kleinwasserkräften u. dgl. Anreizmittel. Viel- 
leicht wäre bei der Demobilmachungsstelle 
oder sonstwo eine besondere Stelle für mög- 
lichst rasche Ausnutzung der Kleinwasser- 
kräfte und Heranziehung derselben zur Allge- 
meinversorgung aus unabhängigen Fachleuten 
einzurichten. ‘‘ 

Auch hierauf wurde weiter nichts mehr 
gehört. Endlich habe ich die gleichen Gesichts- 
punkte im Sommer mündlich der Kommission 
für Arbeitsbeschaffung des Landesverbandes 
der Technischen Vereine hier auf Aufforderung 
dargelegt. 

Nachdem also anscheinend mangelndes In- 
teresse obwaltet, dürfte der Studiengesellschaft 
bis zur Umsetzung ihrer Ziele in die Tat bzw. 
bis zur staatlichen Förderung ihrer Ziele noch 
ein gutes Stück Arbeit bevorstehen. Abgesehen 
von dem Fehlen der Energiemenge, die sich bei 
Zugreifen im Frühjahr hätte jetzt zum Winter 
bereitstellen lassen können, ist bei Ausbau der 
in diesem Jahre verabsäumten Kraftanlagen 
im nächsten Jahre ein enormer Geldverlust 
infolge der zwischenliegenden Preiserhöhungen 
mitin Kauf zu nehmen, der mit etwa 25% auf 
die Kosten im abgelaufenen Sommer zu schät- 
zen ist. 

Was die technische Seite der Ausnutzung 
solcher Kleinkräfte anlangt, so ist das System 
mit asynehronen Drehstromgeneratoren beim 
Zusammenarbeiten mit bestehenden Netzen an 
Billigkeit und Einfachheit der Anlage wie der 
Bedienung unerreicht. Durch passenden be- 
sonderen Zusammenbau der wenigen nötigen 
Apparate zu einem schaltkastenäbnlichen Teil 
wird eine unübertrefflich einfache Ausrüstung 
ermöglicht. Vorbildlich in der Ausnutzung 
solcher Zusatzkräfte ist die Stadt Wien!), 
welche zu den bis Ende 1914 mit asynchronen 
Anlagen ihrem Leitungsnetz zugefübrten 1079 
kW jetzt noch alle im Wiener Becken liegenden 
Wasserkräfte, die ganz oder zeitweise nicht aus- 
genutzt werden, aus Fabriken u. dgl. heran- 
zieht, so daß bis Ende 1919 weitere 1500 


bis 2000 PS dienstbar gemacht sein werden?). 


Die theoretische Seite der Asynchronzentralen 
im Zusammenwirken mit vorhandenen Netzen 
ist unlängst näher behandelt worden?®), und es 
ergeben sich daraus nur Vorteile. Entwürfe des 
Unterzeichneten auch in größerem Maßstab, 
darunter ein System aus vier Kraftwerken, 
zweisynehronen und zwei asynchronen mit zu- 
sammen etwa 4800 kW (davon 1600 kW asyn- 
chron), zeigen die Überlegenheit hinsichtlich der 
Anlage- und Betriebskosten auch praktisch. 
Besonders die Anspruchslosigkeit im Betrieb 
des asynchronen Generators räumt auch die 
letzte technische Schwierigkeit, die gegen die 
Verbindung kleiner Anlagen mit großen Netzen 
mit Vorliebe erhoben wurde, die Unzuver- 
lässigkeit des Parallelbetriebes, beiseite. Gegen 
die erhöhte - Phasenverschiebung, wenn sie 
wirklich störend groß werden sollte, können die 
Asynchrongeneratoren oder eines derSynchron- 
werke durch die bekannten Mittel (Phasen- 
kompensatoren, Phasenregler) kompensiert 
werden. 

Die Antriebsturbinen der Asyncehrongene- 
ratoren brauchen, sofern die Leistung der An- 
lage nie größer ist als der Verbrauch im ge- 
samten Netz, keine Geschwindigkeitsregler zu 
erhalten, es genügt, wenn der Generator für die 
maximale Turbinenleistung und die Durch- 
gangsdrehzahl (= 1,80 der normalen Drehzahl) 
bemessen ist; nur bei großen Maschinen ist ein 


!) Vgl. Reindl, Wasserkraftwerke in Wasserversor- 
gungsanlagen, ‚Zeitschrift f. das gesamte Turbinenwesen“, 
1919, 8. 281 ff. j 

R Vgl. „Elektrotechn. u. Maschinenb. 1919, Anzeiger 
» o 

1: Vgl. Adler, „Kieine Induktionsgeneratoren“, „Elek- 
trotechn. u. Maschinenb.“ 1919, 8. 221; Rosenberg, „Die 
Bedeutung des Leistungsfaktors“, ebenda 1919, 8. 358; 
Spitzer, „Asynchron-Generatoren“, ebenda 1919, 8.425, (mit 
praktischen Kurventafeln); Fleig, „Der Asynehron-Gene- 
rator zur Ausnützung kleiner Wasserkräfte”, „Mitt. d. Ver- 
einig. d. El.-W.“ 1918, 8. 211. 


Elektrotechnische Zeitschrit. 1920. Heit 1. 


einfacher Sicherheitsregler gegen das Durch- 
gehen zu empfeblen.!) 

Für diese Kleinanlagen dürfte insbesondere 
die neue Kaplan-Turbine?) der Maschinen- 
fabrik Storek, Brünn (Mähren), Bedeutung 
gewinnen, da sie vermöge ihrer gegenüber den 
heutigen Franeis-Turbinen doppelten bis drei- 
fachen Drehzahl häufig die billigste Anordnung 
mit direkter Kupplung des Generators ergeben 
wird. 

Für einzelne Ortswerke mit Niederspan- 
nung in Gegenden, welche später von Über- 
landwerken einbezogen werden können, wähle 
ich neuerdings von vornherein statt der üb- 
lichen Gleichstromanlagen Drehstrom-Nieder- 
spannungsanlagen mit Synchrongenerator und 
Spezialschaltkasten; beim späteren Heran- 
kommen des Überlandnetzes wird die vorhan- 
dene Anlage nur über einen Transformator an 
die Überlandleitung angeschlossen und der 
Synehrongenerator mit Schaltkasten durch 
einen Asynchrongenerator mit seinem zuge- 
hörigen Schaltkasten ausgetauscht. Jede Ein- 
rede, daß die Ausführung der Anlage einst- 
weilen unterbleiben solle, da sie später zum 
Anschluß an das Überlandnetz nicht oder erst 
durch Umbau geeignetseiund verlorene Kosten 
verursachbe, ist damit haltlos. 

Es wäre zu wünschen, daß die Aufforde- 
rung zur Bildung einer Studiengesellschaft für 
die Ausnutzung unserer Kleinwasserkräfte als 
Zeitforderung auf fruchtbaren Boden fällt und 
das, was schon vollendet sein könnte, ins 
Rollen bringt. ), Reindl. 


RECHTSPFLEGE. 


Eine wichtige Entscheidung über 
Verdingungsgrundlagen. 


Bei der Ausführung von Tiefbauten 
können sich mehr :oder minder erhebliche 
Abweichungen von den Messungen heran. 
stellen, welche dem Verdingunesanschlag 
zugrunde lagen. Das Reichssericht hat in 
einer Entscheidung vom 24. IX. 1918 (Bd. 9, 
Ss. 58) dem Unternehmer außerordentlich 
weitgehende Rechte zugesprochen, wenn die 
Unrichtigkeit vom Besteller zu vertreten ist, 
d. h. auf einer Fahrlässiekeit seiner Leute 
beruht. Der Unternehmer kann hiernach, 
wenn er ohne die unrichtige Vermessung 
eine wesentlich. verschiedene Preisforderung 
gestellt hätte, den ganzen Werkvertrag 
wegen Irrtums sanfechten. Er kann aber 
auch die Arbeit fortsetzen und Schadens- 
ersatz verlangen. In diesem Falle darf er 
die volle Bezahlung der Miehrarbeit zu den 
Sätzen, wie sie bei Kenntnis der riehtigen 
Maße voraussichtlich vereinbart worden 
wären, unter dem Gesichtspunkte des Scha- 
densersatzes beanspruchen. Die Entschei- 
dung betrifft einen Fall, in welchem der 
Besteller selbst zugegeben hatte, daß ihn an 
der unrichtigen Vermessung die Schuld traf. 
Häufis wird die Schuld beide Teile oder 
auch ‘vorwiegend den Unternehmer treffen: 
dann nämlich, wenn er die Messungen hätte 
nachprüfen müssen. Dann wird selbstver- 
ständlich auch anders zu entscheiden sein. 
Der Besteller, der sich vor unangenehmen 
Überraschungen schützen will, wird gut tun, 
in den Werkvertrag "eine Bestimmung etwa 
folgenden Inhalts aufzunehmen: „Der Un- 
ternehmer hat die dem Verdingungs- 
anschlag zugrunde liegenden Messunsen 
unter eigener, alleiniger Verantwortlichkeit 
nachzupröfen; ihre etwaige Unrichtigkeit 
berechtigt ihn weder : zu Einwendungen 
gegen den Bechtsbestand des Vertrages noch- 
zu Schadensersatzansprüchen.“ 


Wo sind Überlandzentralen gewerbesteuer- 
pflichtig ? 
Nach $ 3 des Doppelsteuergesetzes vom 
22. III. 1909 darf der Betrieb eines Gewerbes 
nurin demjenigen Bundesstaate besteuert wer- 
den, in dessen Gebiete eine Betriebsstätte 
zur Ausübung des Gewerbes unterhalten wird. 
Kann hiernach eine Überlandzentrale, deren 
Leitungsnetz nach Ortschaften. eines be- 
nachbarten Bundesstaates führt, darum in 
diesem Bundesstaate anteilmäßig zur Gewerbe- 
steuer herangezogen werden, auch wenn in dem- 
selben kein Bureau und keine Werkstätte sich 
befindet ? 
Die Frage wird ihre Bedeutung auch in 
Zukunft behalten. Denn der Entwurf des Lan- 
dessteuergesetzes siehtin $ 8 vor, daß die Län- 


‚N Hierüber berichte ich noch näher in der „Zeit- 
schrift für das geramte Turbinenwesen‘. : 

2) Bremrergehnisse, die an einer Kaplan-Turbine im 
praktischen Betrieb gewonnen wurden, sind in der 
Zeitschrift „Die Wasserkraft“ 1919, 8. 158, und in der 
„Wasserwirtschaft“ 1919, Heft 19,. veröffentlicht. 


l. Januar 1920 


ist daher nur dort anzunehmen, wo eine Stätte 
der Betriebstätigkeit ist. Auf jeden Fall aber 


wäre zu wünschen, daß die Frage im ganzen 


Reich einheitlich beurteilt werden würde, 


und es wäre daher zu begrüßen, wenn in einer 


solchen Sache Beschwerde zum Reichsfinanz- 


hof ergriffen werden würde. De 


Dr. W. Eßlinger, München. 


Gewerblicher Rechtsschutz auf den Leipziger 
Frühjahrsmessen. E 


Eine Bekanntmachung des Reichsministers 
der Justiz vom 6. XII. 1919spricht den Schutz 


von Erfindungen, Mustern und Warenzeichen 
für die Leipziger Frühjahrsmessen 1920 (Muster- 
messe vom 29. II. bis 6. III. sowie Technische 
Messe und Baumesse vom 14. bis 20. III.) aus. 


Gewerblicher Rechtsschutz in England während 
des Krieges. 

Die in England während des Krieges er- 

lassenen Gesetze und Verordnungen über den 


gewerblichen Rechteschutz und die im An- 


schluß an sie vom englischen Handelsamt bzw. 
Patentamt getroffenen Bestimmurgen sind, 
zumal sie nach Inkrafttreten des Friedensver- 
trages noch eine gewisse Zeit, einige sogar 
dauernd, bestehen bleiben, für Inhaber von 
Schutzrechten wie für Perroner, die solche zu 
erwerben beabsichtigen, von großer Bedeutung. 
‚Sich darüber zu unterrichten, gibt eine Sonder- 
beilage der „‚Nachr, f. Hand., Ind. u. Landw.“ 
(1919, Nr. 137, n. F.) Gelegenheit, in der der 
Inhalt der hauptsächlichsten Bestimmungen 
et und ihre Auslegung kurz erörtert 
wird. 


PERSÖNLICHES. 


= (Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Michael Dolivo-Dobrowolsky f. 


Die technische Wissenschaft hat den Ver- 
lust eines ihrer Großen zu beklagen. Am 15. 
November ist in Heidelberg Michael Dolivo- 


Dobrowolsky im Alter von 58 Jahren infolge 


eines schweren Herzleidens aus dem Leben ge- 
schieden. Sein von den. Berufrgenossen..mit 
Verehrung genannter Name gehört der Ge- 
schiehte der Technik an und ist für alle Zeiten 
unauslöschlich verknüpft mit der Übertragung 
der elektrischen Energie auf weite Entfernun- 
gen, infolgedessen mit der ganzen Entwick- 
lung der elektrischen Großindustzriean sich. 
Dobrowolsky wurde in Odessa geboren und 
trat, nachdem er in den Jahren 1881 bis 1884 
an d>r Technischen Hochschule in Darm- 


stadt studiert hatte, noch mitjungen Jahren 


in die damals in ihrer ersten Entwick-- 
lung stehende Allgemeine Elektricitäts-Ge- 
sellschaft - als Elektriker ein, deren Grün- 
der und Direktor Emil Rathenau mit 
dem an ihm bekannten 
dem jungen Ingenieur eine technische Arbeits- 
kraftersten Ranges erkannte. Hier war Dolivo- 
Dobrowolsky zunächst am Ausbau des Gleich- 
stromsystems beschäftigt. Durch eine theore- 
tische Arbeit von Ferraris, in welcher dieser er- 
wähnte, daß man zwei um neunzig Grad in 
der Phase verschobene Wechselströme in pas- 
send angeordneten Magnetfeldern durch Ein- 
wirkung aufeinen drehbaren Kupferzylinder zur 
Arbeitsleistung heranziehen könne, wurde Do 
livo-Dobrowolsky auf dieses Gebiet hingewie- 
sen. Aber es war nur die Anregung, die Dolivo- 
Dobrowolsky von dort empfing. Alles übrige 
war sein eigenes Werk. Ein weniger selbständi- 
ger Denker als er wäre schon durch die Berech- 
nung von Ferraris, welche nur einen Wirkungs- 


grad von 50% für eine derartige Anordnung 


in Aussicht stellte, an einer Weiterverfolgung 
der Idee verhindert worden. Aberein Versuch 
an einer Gleichstrommaschine, zu ganz andern 
Zwecken unternommen, läßt ihn intuitiv er-. 
kennen, wo der Fehlschluß der Ferrarischen 
Überlegung liegt. 
1888 im raschesten Tempo die Entwicklung des 
Mehrphasensystems, für welches Dobrowolsky 


Schartblick An 


h 


Su 


Und nun beginnt im Jahre 


1. Januar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 1. 


13 


Ten  — << <—— www ww I I —— Tw ww TI TI I TI TwwTTIwIwIwwTTTwT ee a 


die cebarakteristische Bezeichnung ‚„‚Drebstiom- 
system‘ prägte, das bereits 1891 auf der Frank- 
furter Elektrotechnischen Ausstellung durch 
die Kraftübertragung Lauffen — Frankfurt seine 
Feuerprobe abgelegt. 

Fast sein ganzes an Erfolgen reiches Leben 
hat Michael Dolivo-Dobrowolsky im Dienste 
der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft ver- 
bracht, denn nach einem von 1903 bis1909 wäh- 
renden Aufenthalt in der Schweiz, wo er das 
Bürgerrecht dieses Landes erwarb, kehrte er zu 
ihr zurück, um als stellvertretendes Vorstands- 
mitglied und technischer Berater die Leitung 
der ausgedehnten Apparatefabrik der Allgemei- 
nen Elektrieitäts-Gesellschaft zu übernebmen. 

Dobrowolskys Erfindungen bier einzeln 
aufzuzäblen, hieße eine Geschichte der Ent- 
wicklung des Mehrpbasensystems und in wei- 
terem Sinne der deutschen Elektrotechnik ge- 
ben und würde uns weit über den Rahmen die- 
ses Nachrufes binausführen. Die von Anfang an 
von Dobrowolsky beidem Bau von Drehstrom- 
motoren angewandten Prinzipien, möglichst 
verteilte Wicklung, mit möglichster Vermei- 
dung der Streuung von Kraftlinien, 
möglichste Gleichförmigkeit des 
Drehfeldes haben sich als die einzig 
richtigen erwiesen. Gerade in der 
theoretisch richtigen Auffassung der 
Vorgänge lag der Grund des sofo1- 
tigen Gelingens seiner Berechnung 
und damit des Erfolges der ersten 
Mehrphasenmotoren bei der AEG. 
Diese Fähigkeit, obne matbemati- 
sche Hilfsmittel die physikalischen 
Vorgänge in elektrischen Maschi- 
nen zu erfassen, war das Cbarakte- 
ristische in Dolivo-Dobrowolskys 
technischer Denkungsart. Das ph ysi- 
kalische Denken, die plastische Vor- 
stellungsweise, die sich von jedem 
Symbol freibielt, befähigten ihn, 
auch weiteren Kreisen die ver- 
wickelten Vorgänge in elektrischen 
Maschinen klar-vor Augen zu stellen. 
Dies war für die Ausbreitung des 
neuen Systems von größter Bedeu- 
tung. Denn es war nötig, die Inge- 
nieure, die fast alle bisber nur m 
Gleiebstrom elektrisch zu denken 
gelernt hatten, in die Vorgänge der 
Wechselstrommaschinen einzuführen. 
Dureh Einzelbelehrungen, durch 
Publikationen, durch Vorträge unter- 


zog sich Dobrowolsky auch noch 
dieser Aufgabe. Traf er dabei, 
insbesondere bei Vorträgen, auf 


Widerspruch, der aus allzu unsach- 
lichen Motiven hervorzugehen schien, 
so stand ihm bei der Abfertigung 
der Gegner Humor und unter Um- 
ständen auch Ironie zur Verfügung. 
Bei allem Nachdruck aber, mit dem 
er seinen Standpunkt verfocht, war 
er doch immer bereit, auch das Ver- 
dienst anderer anzuerkennen. Vielen 
stand er mit Rat fördernd zur Seite. 
In neuerer Zeit trug sich Dobro- 
wolskymit dem Gedanken des Ersatzes 
des hbochgespannten Wechselstromes 
in ausgedehnten Kraftübertragungen 
durch hochgespannten Gleichstrom. ’ 
Er legte seine Anschauungen darüber 
kurz vor seinem Abschiede von Berlin 
in einem Vortrage vor dem Elek- 
trotechnischen Verein über ,D?’a 
Grenzen der Fernübertragung mitte\s 


Wechselstroms‘‘ dar, der einen lebbaften! und | 


scharfen Meinungsaustausch unter den Fach- 
leuten hervorrief. Und als sich der große In- 
genieur von der aufreibenden Lebensarbeit zur 
rubigen wissenschaftlich-praktiechen Betäti- 
gung nach Darmstadt zurückzog, übernahm 
er es als beratender Ingenieur der Allgemeinen 
Elektrieitäts-Gesellschaft, seine Ideen und Ar- 
beiten auf dem Gebiete des hochgespannten 
Gleichstromes weiter zu verfolgen — eine wer- 
dende Tat, deren Ausreifung sein allzu früher 
Tod zunichte gemacht hat! 


ä Anäußeren Anerkennungen hat es Dobro- 
wolsky nicht gefehlt ;unteranderem verlieh ihm 
die Technische Hochschule zu Darmstadtehren- 
halber den Doktor-Ingenieur-Tite]. 


Dobrowolsky war aber nicht nur ein be- 
deutender Techniker, sondern auch als Mensch 
hervorragend. Er besaß im besonderen Maße 
die Fähigkeit, im leichten Plaudertone die 
tieferen Probleme des Menschenlebens zu be- 
bandeln. Hierbei kam ihm seine Kenntnis der 
Weltliteratur zu Hilfe. Jeder, der ihm näher- 
trat, bemerkte bald, daß hier jene seltene Mi- 
schung von Verstand, Charakter und Herz vor- 
handen war, die erst den wirklich bedeutenden 
Menschen ausmacht. 

Dieser Mann mit seiner klaren technischen 
Sicherheit, mit seinem lauteren, ritterlichen 
Wesen und der Wärme seines menschlichen 


Fühlens wird in der Gesellschaft und den tech- 
nischen Kreisen, die ihn zu dem Ihrigen zählten, 
schmerzlich vermißt werden. 


Hochschulnachrichten. Dr. H. Strache, 
a.0o. Professor der Beleuchtungsindustrie an 
der Technischen Hochschule Wien, wurde zum 
ordentl. Professor ernannt. — Der Göttinger 
Physiker Prof. Dr. W. Voigt ist im 70. Lebens- 
jahr gestoı ben. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Wirtschaftliche Betriebs. vumd 
Verwaltungsfraxgen städtischer 
Straßenbahnen. Von PDr.-Sne. Devin. 
104 S. in 8°. Verlag C. F. Müllersche Hof- 
buchhandlung m. b. H. Karlsruhe 1919. 
Preis 5 M, 


M. .Dolivo-Dobrowolsky 'r. 3 


Dem genannten Buche liegen fleißige 
und gründliche Studien des Verfassers zu- 
grunde, die wohl einer Doktor-Dissertation 
gedient haben werden. 

Die Frage, ob eine städtische Straßen- 
bahn in privatwirtschaftheher, gemeinwirt- 
schaftlicher oder gemischtwirtschaftlicher 
Form verrichtet und betrieben werden solle, ist 
der Gegenstand der Untersuchung, Der Ver- 
fasser steht selbst dabei auf dem Standpunkt, 
daß die privatwirtschaftliche Form für die 
Interessen der städtischen Bevölkerung die 
am wenigsten geeignetste wäre. Dieser Auf- 
fassung gemäß gestalten sich die Ausführun- 
sen seiner Schrift. Es hätte sich manches 
zugunsten der Privatwirtschaft anführen 
lassen, das vom Voerfasser als ihm nicht Be- 
kanntes oder ihm Unerwünschtes zur Seite 
gelassen worden ist. Auch die Form der Ge- 
mischtwirtschaft bei städtischen Straßen- 
bahnen findet nicht des Verfassers Beifall, 
vielmehr glaubt er, daß die Gemein wirtschaft 
den städtischen Verhältnissen am besten ent- 
spreche. Einmal sind es die. Zustimmungs- 
verträge zwischen den Gemeinden und den 
Unternehmern, welche Besorgnisse erregen, 
weil jene mit der Zeit nicht mehr den Ver- 
hältnissen 'entsprächen und aus „der Wohl- 
tat eine Plage werde“. Auch in der gemischt- 
wirtschaftlichen Unternehmungsform glaubt 


Interessen, selbst bei Übernahme der Mehr- 
zahl der Aktien, für nicht genügend ge- 
sichert, Höchstens für Unternehmungen, 
welche Überlandbahnen betreiben, kann diese 
Form seiner Ansicht nach noch zweck- 
mäßig sein. 

Dem städtischen Betrieb der Bahnen steht 
aber die Schwerfälligkeit dieser Betriebsform 
entgegen, weil die Betriebsleitung abhängig 
ist von der Zustimmung der städtischen Kör- 
perschaften, also des Magistrates, der Kom- 
missionen und der Stadtverordnetenversamm- 
lungen usw. Das Verfahren ist zweifellos 
weitläufig und lähmt die Tatkraft der verant- 
wortlichen Personen, Dementsprechend schlägt 
der Verfasser vor, daß man die Vorteile 
des Kommunalbetriebes beibehalten, dessen 
Nachteile aber dadurch vermeiden solle, daß 
man dem Unternehmen die Form einer Ge- 
sellschaft bürgerlichen Rechts „ebe, so daß 
also die städtischen Straßenbahnen juristische 
Personen (Aktiengesellschaften) wierden, die 
ihr Vermögen, ihre Einnahmen und Ausgaben 
selbst verwalten. Dadurch werde für den 
Vorstand die nötige Verantwortungs- 
freudigkeit und Freiheit des Handelns 
geschaffen. Die Überschüsse flie- 
Ben der Gemeinde zu, und die nötige 
Aufsichtkönne ohne bureaukratischen 
und parlamentarischen Zwang durch 
den Aufsichtsrat, der sich aus geeig- 
neten Vertretern der Stadt zusammen- 
setze, gewahrt bleiben. 

Solcher Art gestaltete Unterweh- 
mungen bestehen ja schon seit man- 
chen Jahren. Klassische Beispiele 
dafür sind einige große Elektrizitäts- 


werke in der Schweiz, z. B.. die 
Bernischen Kraftwerke, die Nord- 
ostschweizerischen Kraftwerke und 


manche andere, 

Der Vorschlag ist an und für sich 
nicht unzweckmäßig. Solche städti- 
sche Aktiengesellschaften sind für 
die deutschen Vierhältnisse noch nicht 
sehr bekannt, wenn €s auch eine 
Reihe von öffentlichen Körperschaf- 
ten gibt, welche das »esamte Aktien- 
kapital oder doch die ausschlag- 
sebende Mehrheit von derartigen Un- 
ternehmungen in Händen haben. 

Ein Nachteil dieser Wirtschafts- 
form ist und bleibt aber stets die 
Personenfrage. Die Mitglieder des 
Aufsichtsrates, welche sich im we- 
sentlichen aus Angehörigen der 
städtischen Körperschaften und viel- 
leicht einigen Fabrikanten und Groß- 
kaufleuten zusammensetzen, sind ge- 
wöhnlich nicht besonders sachver- 
ständige auf dem Gebiet des Straßen- 
bahnwesens. Es bleibt daher das 
Wohl und Wehe des Unternehmens 
mehr oder minder von der Tüchtig- 
keit und dem Rückgrat des Vorstan- 
des abhängig. Bei privat- oder ge- 
mischtwirtschaftlichen Unternehmun- 
Sen ist meistens der Besitzer einer 
ausschlaggebenden Aktienzahl eimer 
jener großen Elektrizitäts- oder 
Bahnkonzerne, bei denen eine Fülle 
von Erfahrungen sich ansammelt und 
hervorragende Persönlichkeiten zur 
Überwachung der Tätigkeit der zuge- 
hörigen Gesellschaften zur Verfügung 
stehen, Esiwerden also die bei den 
Konzernen angesammelten Energien, Erfahrun- 
gen und Kenntnisse den einzelnen Unterneh- 
mungen zugute kommen,während bei losgetrenn- 
ten, für sich bestehenden Gesellschaften im we- 
sentlichen die Person des Vorstandes allein 


das Schicksal des Unternehmens bestimmt. 
Hier können weder zugezogene Sachver- 


ständige, noch das Studium von Fachschriften, 
noch wohlgemeinte Ratschläge der Mitglieder 
des Aufsichtsrates helfen. Das Unternehmen 
wird in der Mehrzahl der Fälle zu einer 
gewissen Einseitigkeit- in der Betriebsführung 
verurteilt sein. Es gibt natürlich Ausnahmen, 
aber die Regel wird doch so ausfallen, wie 
soeben geschildert. Das höchste Maß be- 
triebswirtschaftlicher Klusheit wird nicht 
erreicht werden. 

Die vom Verfasser vorgeschlasene Be- 
triebsform wird dadurch zu Scheinerfolgen 
kommen können, daß im heutigen Zeitalter 
der Tariferhöhungen selbst eine schlechte 
Betriebsführung durch fortgesetzte erhebliche 
Tariferhöhungen wettsemacht werden kann. 


Dies geschieht natürlich nicht zum Vorteil 
der Bevölkerung, 


Abgesehen von den wenigen Privatunter- 
nehmungien, bei denen der Unternehmer die 
ihm auferlesten öffentlichen Pflichten er- 
sichtlich vernachlässigt, oder von den schlecht 


er die Wahrung der gemeinde-wirtschaftlichen | geleiteten städtischen Betrieben, kann im all- 


14 


en 


gemeinen doch wohl gesagt werden, . daß 
bisher sowohl bei der Privatwirtschaft als 
auch bei der Gemeinwirtschaft den Bedürf- 
nissen der Allgemeinheit bei den Straßen- 
bahnen genügend Rechnung ‚getragen WOr- 
den ist, 

Jedenfalls hat die Privatwirtschaft ein 
großes Verdienst für sich, durch ihren Wage- 
mut und ihre Tatkraft die Einführung der 
elektrischen Bahnen überhaupt ermöglicht zu 
haben, so daß ihr ein gewisses Entgelt für 
ihr schöpferisches und mutiges Vorgehen 
wohl zugedacht werden dürfte. Das Gedächt- 
nis der Menschen ist aber kurz, und was in 
früheren Jahren als ein guter Dienst und 
eine Wohltat empfunden wurde, wird heute 
leicht mit Mißzunst angesehen. 

Die verdienstvolle Mühewaltung des Ver- 
fassers des Buches soll hier dankbar an- 
erkannt werden. Es ist erfreulich, wenn 
Techniker an allgemein bedeutsame Fragen 
heransehen, so daß die Erörterungen nicht 
nur von juristischen, sondern auch von tech- 
nischen Gesichtspunkten aus geführt werden. 
Es sind denn auch die technisch-wirtschaft- 
liehen Untersuchungen des Verfassers im 
2. Teil seiner Schrift wertvoll, wenn auch die 
gebrachten Berechnungen nicht in jedem Fall 
ganz richtir sind. Es haben hier ersichtlich 
dem Verfasser manchmal die praktischen Er- 
fahrungen wefehlt. Vielleicht wird er ın 
einer zweiten Auflage sich hierbei die Mit- 
wirkung erfahrener Betriebstechniker sichern. 
So ist es z. B. kaum möglich, mit einem: 
Wagen im Jahre ine Fahrleistung von 
70000 Wasenkm, wie es der Verfasser auf 
Seite 101 als Regel aufstellt, zu erzielen. Es 
dürfte nur wenige Straßenbahnen «eben, deren 
Waeen im Jahre sine, Fahrleistung von 
50000 Wasıenkm überschreiten. Durch solche 
und ähnliche Voraussetzungen, die nicht canz 
den Erfahrungen der Praxis entsprechen, 
werden dann «inige Schlußfolserungen im 
wirtschaftlichen Teil der Arbeit nicht ganz 
zutreffend. Alles in allem senommen ist 
aber die Arbeit als ein schöner Beitrag zu 
den wirtschaftlichen Fragen -der Straßen- 
bahnen zu begrüßen, insbesondere deswegen, 
weil ein Techniker solche Untersuchungen 
aneestellt hat und damit mehr Tatsachen als 
Betrachtungen an die Oberfläche kommen. 
Es ist vielleicht nur zu 'bedawern, daß der 
Verfasser bei seinen Untersuchungen etwas 
einseitir auf der Seite der Partei steht, 
welche die gemein wirtschaftliche Verwaltung 
der Straßenbahnen für die beste Lösung hält. 
Ob diese Meinung richtixr ist, scheint sich 
doch nur von Fall zu Fall entscheiden zu 
lassen. Die allgemeine Lösung solch zarter 
Wirtschaftsprobleme nach einem Rezept 
wird leicht den Widerspruch vorurteilsfneier 
Fachleute erregen, sie ist aber ein Verfahren, 


das man 'iner strebsamen und zgrundsatz- 
getreuen Jwgend gern zugute hält. 
Dr. R. Haas. 
Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Elettromeceaniche, Calcolo, 
Disegno e Fabricazione delle Macchine 
Elettriche, Accessori ed Applicazioni. 
Von E. Morelli. 2. Bd. Alternatori—Trasfor- 
matori — Motori — Commutatriei — Gruppi varii 
Lieferung 8 his 13. Mit 600 Abb. und. Tafeln. 
Verlag der Unione Tip-Editrice Torinese. Turin 
1916/19. Preis jeder Lieferung 5 bis 9 Lire. 


Neue Zeitschriften. 


„Werft und Reederei‘. Zeitschrift für Schiff- 
bau und Schiffahrt, Werftindustrie, Strom- und 
Hafenbau, Organ der Schiff bautechnischen Gesell- 
schaft und des Handelsschiff-Normenausschusses. 
Herausgegeben von Dr.-$na. E. Foerster, Ham- 
burg. Verlae von Julius Springer. Berlin W.9. 
Jährlich 24 Hefte. Preis vierteljährlich 8,50 M. 


[Die neue Zeitschrift wird das Gesamtgebiet 
des Schiffbaues und des Schiffsmaschinenbaues be- 
handeln, die wissenschaftlichen Zusammenhänge 
zwischen Schiffbau und Reederei beleuchten, und 
die Fragen des Strom- und Hafenbaues, der Um- 
schlagseinrichtungen usw. bearbeiten; rie bringt 
endlich als erste dautsche Zeitschrift die Normalien 
des Handelsschiff-Normenausschusses, die die wirt- 
schaftliche Entwicklung unseres Schiffbaues, die 
Mitarbeit und Exporttätigkeit seiner Hilfsindustrie 
auf neue Bahnen weisen.] ; 

„Der Bauingenieur‘. Zeitschrift für das gesamte 
Bauwesen, Organ des Normenausschusses der 
Deutschen Industrie (Fachgruppe Bauwesen). 
Organ des Deutschen Eisenbahn-Verbandes und 
des Deutschen Beton-Vereins. Herausgegeben 
von Prof. Dr.-$ng. M. Foerster, Dresden, Prof. 
Dr.zfjng. W, Gehler, Dresden, Prof.. Dr.-ng. 


Costruzioni 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


E. Probst, Karlsruhe, Dr-$ng. H. Fischmann, 
Berlin und ®Pr.-ng. W. Petry, Oberkassel. 
Verlag von Julius Springer. Berlin. Jährlich 
24 Hefte. Preis vierteljährlich 8 M. 


[Die neue Zeitschrift wird folgende Gebiete 
bearbeiten: Planmäßige Erzeugung und wirtschaft- 
liche Ausnutzung der Baustoffe, Sparsamkeit und 
Wirtschaftlichkeit bei der Herstellung von Bau- 
werken des Hochbau- und Bauingenieurwesens 
mit gleichzeitiger Sicherheit und befriedigender 
äußerlicher Gestaltung, Zusammenarbeiten von Bau- 
ingenieuren und Architekten, Erhöhung der Wirt- 
schaftlichkeit durch Normung der Einzelteile.] 


EEE ETETER SELTENEN TFT SELL IT EN TERTETENEEN EEE 
VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Sitzung 


am Dienstag, den 25. November 1919, 
abends 71, Uhr, 


in der Technischen Hochschule Charlottenburg 
(Hörsaal Nr. 141). 


Vorsitzender: Herr Prof. Kloß. 
Anwesend etwa 250 Mitglieder und 8 Gäste. 
Vorsitzender: Ich eröifne die Sitzung. 


M. H.! Im vergangenen Monat hat unser 
Verein einen schmerzlichen Verlust erlitten 
dureh den Tod eines seiner hervorragendsten 
Mitglieder, des Herrn Geheimrats Dr.-ng. e.h. 
Wilhelm von Siemens. Er gehörte von 1882 
ab bis zu seinem Tode unserem Verein als Mit- 
glied an. In den Jahren 1909/10 führte er den 
Vorsitz des Vereins. 

Es ist nicht leicht, der Erbe eines großen 
Vaters zu sein. Wilhelm v. Siemens wurde 
durch den Tod seines Vaters, Werner v. Siemens, 
mit der schweren und verantwortungsvollen 
Aufgabe betraut, dessen Werk würdig fortzu- 
setzen. Er hat es verstanden, diese Aufgabe 
zu lösen und den Weltruf des Namens Siemens 
nicht nur zu erhalten, sondern noch zu mehren. 
Die Siemenswerke und seit Anfang des Jahr- 
hunderts die Siemens-Schuckertwerke haben 
unterseiner Führung einen stetigen Aufschwung 
genommen und hatten sıch vor dem Kriege 
den ganzen Weltmarktfürihreanerkanntguten 
Erzeugnisse erobert. : 

Aber nicht nur als Führer dieses großen 
Konzerns hat sich Wilhelm v. Siemens be- 
währt. Auch mancherlei Einzelfragen wandte 
er sein Interesse zu und förderte sie durch 
eigene Anregungen. Ich nenne nur als Beispiel 
den Schnelltelegraphen, die Versuche mit Ver- 
wendung von hochgespanntem Drehstrom für 
Bahnbetrieb (bei 10000 V), die berühmten 
Schnellbahnversuche auf der Strecke Berlin — 
Zossen. Aber er war nicht einseitig Elektro- 
techniker, Das zeigt die erste drehbare Luft- 
schiffhalle in Biesdorf und vor allem der im 
Kriege von der Firma aufgenommene Flug- 
zeugbau, insbesondere der von ihm lebhaft ge- 
förderte Bau von Riesenflugzeugen. : 

Mit Bewußtsein pflegte und förderte er den 
wissenschaftlichen Geist in der Firma und 
hütete damit die Überlieferung, die ihm von 
seinem Vater überkommen war. Wie es seiner 
eigenen Neigung entsprach, beiallenProblemen 
den Dingen auf den Grund zu gehen, so über- 
trug er dieses Streben auch auf seine Mitarbei- 
ter. Das kam besonders lebhaft zum Ausdruck 
durch die Veranstaltung wissenschaftlicher 
Vorträge für die Angestellten der Siemens- 
werke in dem eigens hierfür im Verwaltungs- 
gebäude eingerichteten, schönen Hörsaale. 
Besonders kennzeichnend für seine Persönlich- 
keit war die Art, wie er nach solchen Vorträgen 
in seinem Dank an den Redner das Gehörte in 
eigener Weise auszuprägen und ihm eine per- 
sönliche Note aufzudrücken wußte. Er sprach 
dabei fast immer mit geschlössenen Augen, 
und das ist mir immer als ein unwillkürlicher 
Ausdruck einer auf Verinnerlichung gerichteten 
Persönlichkeit erschienen, die unbeirrt von 
äußerlichen Einflüssen die Wahrheit aus eige- 
nem, tiefgründigen Erleben sucht. 

Daß für ihn Theorie und Praxis, wissen- 
schaftliche Forschung und werktätiges Schaffen 
nicht Gegensätze waren, sondern sich gegen- 
seitig ergänzende Pole, das zeigte sich auch in 
dem lebhaften Interesse, das er deram 100. Ge- 
burtstage Werner v. Siemens‘ ins Leben ge- 
tretenen Siemens-Ring-Stiftung entgegen- 
brachte. die es sich zur Aufgabe gesetzt hat, 
Männer zu ehren, die sich um die Technik in 
Verbindung mit der Wissenschaft allgemein an- 
erkannte Verdienste erworben haben. 

Aber nicht nur als hervorragender Fach- 
mann, sondern ebenso sehr auch als Mensch 


Heit 1. 


l. Januar 1920. 


wußte Wilhelm v. Siemens sich die Achtung 
und Verehrung aller derer zu erwerben, die mit, 
ihm in Berührung kamen. Bescheidenheit un 

persönliche Anspruchslosigkeit gaben dieser in 
sich abgeklärten Persönlichkeit einen besonde- 
ren Reiz. Durechaus selbständiges 


die Gedankengänge anderer. Neben freund- 


lıchem Wohlwollen gegenüber Angestellten und - 
4 
von der Notwendigkeit einer klaren und straf- 
fen Führung für jedes Unternehmen und Ge- 
Mit besonderer Liebe und Hin- 


Arbeitern lebte in ihm die feste Überzeugung 


meinwesen. 
gabe hing ar an seinem deutschen Vaterlande. 
Während des Krieges beschäftigten ihn sor- 


es Denken 
wußte er.zu vereinen mit willigem Eingehen auf 


3 
2 


8 


gend die Gedanken, wie die Zukunftsmöglich- 
keiten unseres Volkes gegen Wiederholung 


solcher feindlicher Überfälle gesichert werden 
möchten. Und so ist es mir auch kein Zweifel, 


daß der Zusammenbruch Deutschlands und die 
Umwälzung mit ihren katastrophalen Folgen 


mit dazu beigetragen haben, die Widerstands- 
kraftdieseskerndeutschen Mannes zuschwächen, 
so daß er, Erholung suchend, in der Schweiz 
nach kurzem Leiden verschied. 

Der Elektrotechnische V>»rein wird sein 
Andenken allzeit in Ehren halten. Ich bitte 


Sie, sich zum Zeichen dessen von den Plätzen 


zu erheben. 


Pr} 


HerrKloss: Soeben finde ich auf dem Tisch 
eine zweite Trauernachricht: Am 15. November 
entschlief nach schwerem Leiden im 58. Lebens- 
jahre Herr Michael Dolivo-Dobrowolsky, 


Ehrendoktor der Technischen Hochschule 
Darmstadt. Auch dies ist ein sehr schwerer 
Verlustfürunseren Verein. Herr Dobrowolsky, 


der vielen von Ihnen sowohl persönlich als auch 
durch seine Arbeiten bekannt ist, hat jederzeit 


reges Interesse für unseren Verein gehabt. Er 
war seit 1888 Mitglied und ist in den Jahren 
1901/1902 im Vorstand gewesen. Er hat 
dauernd in den Ausschüssen mitgearbeitet. 
Herr Dobrowolsky war einer der Pioniere auf 
dem Gebiete der Elektrotechnik; besonders in 
der Zeit, wo die Elektrotechnik noch in den 


Kinderschuhen steckte und in ihrer Entwick- 


lung nach der Breite und Tiefe ging, war er 
einer der Führer. Ich erinnere nur an Seine 


grundlegenden Arbeiten und Erfindungen auf 


dem Gebiete des Drehstroms. 
seine eigenen Wege, sein Kopf war voll von 


Er ging immer 


Problemen und sein Bliek immer auf die künf- 


tige Entwicklung gerichtet. Als Beispiel er- 
wähne ich den Vortrag, den er vor nicht langer 
Zeit hierim Verein gehalten hat über die Kraft- 
übertragung mit hoehgespanntem Gleichstrom. 


Wir verlieren auch inihm nieht nurein rühriges 


Mitglied unseres Vereins, sondern auch einen 


unserer Führer auf dem Gebiete der Elektro- 


technik. Auch sein Andenken wird in unserem 
Verein ehrend und dankend gewahrt werden, 
und ich bitte Sie, sich von den Plätzen zu er- 
heben. (Geschieht.) ; 
Unser Ehrenvorsitzender, 
Dr. Sydow hat den Ehrenvorsitz niedergelegt 
und seinen Austritt aus dem Verein erklärt. 
Der Verein wird stets mit Dankbarkeit der 


Staatsminister 


großen Dienste gedenken, die ihm sein bis- 


heriger Ehrenvorsitzender in früheren Jahren 
geleistet hat. 

Die Berichte über die beiden letzten 
Sitzungen konnten leider noch. nicht in der 
„ETZ“ abgedruckt werden; dies wird in einer 
der nächsten Nummern nachgeholt werden.!) 
Die Genehmigung muß daher auf später ver- 
tagt werden. 

12 Neuanmeldungen sind eingegangen, das 
Verzeichnis liegt hier aus. 

An Eingängen liegen vor: SEE 

Einige Exemplare des Septemberheftes 
der Deutschen Akademischen Zeitschrift, 

Heft 15 bis 18 der Telefunken-Zeitung. 

Vom Verband Deutscher Elektrotechniker 
sind verschiedene Drucksachen, die Spar-Prä- 


mienanleihe betreffend, hier eingegangen; Sie 


stehen den Herren, die Interesse hierfür haben, 
zur Verfügung. Er 

Fernerliegen einige Sonderdrucke des Auf- 
satzes von Kurt Krohne über „Aufgaben für 
Technik und Landwirtschaft zur Hebung der 


Erwerbsmöglichkeit auf dem Lande‘ hier aus, 


ee Preise von 2 M das Stück zu kaufen 
sınd. 

' Ich erteile nunmehr das Wort Herrn Ge- 
neralsekretär Dr.Äng.. Dettmar zu seinem 
Vortrag über: „Die Folgen des Krieges 
und der Revolution für die Elektro- 
technik.‘ ; 

Herr Dettmar hielt hierauf den angekün- 
digten Vortrag, indem er das ganze Gebiet der 
Elektrotechnik in allen Einzelfächern durch- 
ging. An der Besprechung des Vortrags betei- 
listen sich die Herren Schüler, Eichel, 
Krohne und Strecker. . ; 


) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 679 und 69. 


| 


- 19-adrige Aluminiumkabel zur An- 


_ adrige Eisenkabel verwendet wur- 


- ketten von je acht Gliedern bei den 


Zahl der Maste zu vermehren, um 


“ vom Verfasser alle während der Jahre | 


lichste Störungen werden genannt: 


5 


1. Januar 1920. 


Der Vortrag und die anschließende Erör- 
terung werden in der „ETZ‘“ veröffentlicht 
werden. 


Im Auftrage des Vorstandes 
Strecker. 


Neuanmeldungen. 


Baber, Emil, Ingenieur, Siemensstadt. 

Bock, Fritz, Gießerei- und Hütteningenieur, Ge- 
schäftsführer des „Vereins Deutscher Gießerei- 
fachleute“, Charlottenburg. 

Bucov, Mircea, Diplomingenieur, Charlottenburg. 

Gürth, Franz, Oberingenieur und Prokurist, Osna- 
brück. 

Heidemann, Alfred, Ingenieur, Berlin. 

von Kempski, Rakoszyn, Ingenieur, Inhaber der 
Firma von Kempski & Mohr, Osnabrück. 

Lämmel, Oswald, Ingenieur eines Technischen 
Bureaus, Staaken b. Spandau. 

Loose, Ludwig, Diplomingenieur, Charlottenburg. 

Mayer, Emil, Dr.-$ng., Oberingenieur der Tele- 
funken G. m. b. H., Charlottenburg. 

Weise, Karl, Ingenieur, Niederschönhausen. 

Wolfert, Eduard, Ingenieur, Oberinspektor der 
Städt. Elektrizitätswerke Berlin, Wilmersdorf. 

Wurl, Walter, Elektrotechniker, Berlin. 


‚Zerkowitz, Alexander, Diplomingenieur, Berlin. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Betriebserfahrungen an einer Hoch- 
spannungs- Kraftübertragung. — A. Bang 
teilt die während vierjähriger Arbeitszeit 
gemachten Erfahrungen aut einer Hoch- 
spannungs-Kraftübertragungslinie mit. Es 
handelt sich um die Linie Holtwood — Baltimore 
der Pennsylvania Water and Power Co. Die 
Beobachtung erstreckte sich im besonderen auf 


Wirkung von Blitzschlägen, Verschlechterung 


der Isolatoren, Eisbildung und Rauhreif aut 


den Kabeln und die Erfahrungen, die mit ver- 


schiedenen Hilfsmitteln zur Verhütung von 
Störungen aus obengenannten Ursachen ge- 
macht wurden. Der Strom wird mit 70 000 V 
von der Wasserkraftanlage genannter Gesell- 
schaftam Susquehannatluß in Holtwood mittels 
zweier unabhängig auf zwei Reihen von Stahl- 
türmen verlegter,dreidrähtiger Stromkreisenach 
der Endstation in Baltimore in einer Länge von 


. 65 km geleitet. Die erste 'Turmreihe ist. bereits 


1910 gebaut und mit zwei Drehstromleitungen 
versehen worden, während die zweite im Som- 
mer 1914 folgte und gegenwärtig mit einer Lei- 
tung zu drei Drähten versehen ist. Die von 
Bang niedergelegten Erfahrungen beziehen sich 
in der Hauptsache auf die neue Linie. Die ver- 
wendeten. Maste, galvanisierte Stahlmaste, 
stehen zu sechs Stück auf 1 km, von denen min- 
destens jeder fünfte Mast besonders verankert 
ist. Überall sind Betonfundamente zur Anwen- 
dung gelangt. Um Störungen durch Schnee 
und Eis zu verhüten, sind die Arme zur Auf- 
nahme der Erdungsdrähte und Energiekabel 
von ungleicher Länge, die Auf- 
hängungspunkte also gegeneinander 
versetzt angeordnet. Als Leiter sind 


wendung gekommen, während für 
die Erdungsdrähte verzinkte sieben- 
den. Die Isolatoren sind zu Hänge- 
Ankertürmen und ’zu sieben - bei den 
Aufhängetürmen zusammengesetzt. 
Schlechte Erfahrungen auf der alten 
Linie führten dazu, auf der neuen die 


Longitudinalsehwingungen zu ver- 
hüten und die Möglichkeit der Stö- 
zung durch Schnee- und Eisbildung 
Zu verringern. 

In sehr sorgfältiger Weise sind | 


1911 bis 1914 vorgekommenen Stö-. 
rungen behandelt, u. zw. getrennt 
nach vollständigen Unterbrechungen, 
wenn auch nur von kurzer Dauer, teil- 
weisen Unterbrechungen, bei denen 
ein gewisser Anteil der Belastung für 
kurze Zeit verloren ging, und schließ - 
lich nach Spannungs- und Frequenz- 
störungen, bei welchen ein Verlust an 
Energie nichteintrat. Als hauptsäch - 


der Blitzüberschlag, schadhafte Iso- 
latoren, Schnee-, Eis- und Rauhreif- 
bildung auf den Drähten, Vögel, die 
die Brücke zwischen zwei Leitern oder 
yon einem Leiter zur Erde bildeten, ' 


Elektrotechnische Zeitschrit. 


j I 


1920. 


Heit i. 15 


und Drähte, die Nebenschluß hervorriefen. Als 
überwiegende Ursache aller Störungen ist der 
Blitz genannt. Bei den Aufhängetürmen mit 
Ketten aus 5 bis 6 Einheiten ging der 
Blitz die Reihe der Isolatoren entlang und 
schlug Teile von ihnen herunter. Da diese 
Wahrnehmung häufig gemacht wurde, ging man 
dazu über, die Zahl der Tellerisolatoren einer 
Reihe auf 7 bis 8 zu erhöhen. Der Blitz nahm 
jetzt den entgegengesetzten Weg, nämlich vom 
Leiter nach dem Kreuzarm darunter (Abb. 1), 


Abb. 1. 


was leicht erklärlich ist, da der Isolationswider- 
stand durch die größere Anzahl der Isolatoren 
wesentlich vermehrt war. Außer dem Vorteil 
geringerer Beschädigung der Isolatoren ergaben 
sich auch geringere Schwierigkeiten, den ent- 
standenen Flammenbogen zu löschen. Weit 
größere Sorgen als der Blitz bereitet dem Ver- 
iasser die fortdauernde Verschlechterung des 
Porzellans der Isolatoren, die nach den ange- 
stellten Beobachtungen von Jahr zu Jahr größe- 
ren Umfang annahm. Auch machte man die Er- 
fahrung, daß die horizontalen Abspannisola- 
torenketten stärker der Zerstörung anheim- 
fielen als die senkrechten, also Hängeisolatoren- 
ketten. Durchschläge ertolgten nicht durch at- 
mosphärische Entladungen, sondern lediglich 
durch die im Stromkreise vorhandene Betriebs- 
spannung. Um. den Ursachen dieser Erschei- 
nung auf die Spur zu kommen, wurden die Iso- 
latorteile behufs Trennung einer Behandlung 
durch Säure unterworfen. Hierbei entdeckte 
man winzige Sprünge im Porzellan im unteren 
Teil der Spitze. Als Grund für die rasche Wider- 
standsabnahme des Isolators konnte man an- 
nehmen, daß dieim Bindemittel zwischen Kappe 
und Porzellan befindliche Feuchtigkeit in die 
feinen Risse gelangte und so eine leitende 
Brücke bildete. Die Sprünge selbst erklären 
sich aus dem Wirken hoher innerer Spannun- 
gen, die ihre Anhäufung stark wechselnden 
Temperaturen verdanken, indem ein Isolator 
einmal starkem Sonnenbrand ausgesetzt, kurze 
Zeit darauf durch Regen stark abdekühlt wird. 
Von anderer Seite ist die Vermutung ausge- 
sprochen worden, daß kristallinische Zunahme 
ım Zement die Ausdehnung desselben veran- 
lassen mag und hieraus sich die starken Zug- 
spannungen im Porzellan ergeben. Bei den- 
jenigen Isolatoren, die trotz genauester Unter- 
suchung keine Sprünge aufwiesen, kann ange- 


—— 


nommen werden, daß ihr immer geringer wer- 
dender Widerstand auf poröses Material oder 
Mangel an Verglasung beim Brennen zurück- 
zuführen ist. Die mit den Isolatoren gemachten 
schlechten Erfahrungen gaben Veranlassung, 
bei der Vergebung größerer Lieferungen eine 
Reihe von Proben vorzuschreiben, die genau 
aufgeführt sind und in ähnlicher Weise in 
Deutschland seitens der mit der Isolatorenher- 
stellung betrauten Firmen zur Anwendung ge- 
langen. Sowohl die auf der Streeke gemachten 
Ertahrungen wie die Versuche zeigten, daß die 
Verschlechterung des Isolators nicht auf elek- 
trische, sondern eher auf mechanische und 
keramische Ursachen zurückzuführen ist. 


Häufige Störungen auf der Strecke treten 
auch durch das sich im Winter an der Leitung 
ansetzende Eis, durch Rauhreif oder auch 
Schnee auf. Hierdurch wird ungleiche Bela- 
stung und infolgedessen verschiedene Senkung 
der Leiter hervorgerufen. Liegen die Drähte in 
einer vertikalen Ebene, so ist die Gefahr der Be- 
rührung und Bildung von Kurzschlüssen natur- 
gemäß größer, als wenn gemäß den Ausführun- 
gen auf der neuen Linie der mittlere Arm eine 
größere Ausladung als die beiden anderen er- 
hält. Erwärmen sich die Leitungen infolge des 
Stromdurchgangs genügend, so werden sie durch 
Rauhreif und Eisbildung kaum in Mitleiden- 
schaft gezogen werden. Da bei Kraftübertra- 
gungen der geschilderten Art nur hohe Span- 
nungen Verwendung finden, wird die Erwär- 
mung der Drähte nicht groß sein. Man hat da- 
her auf den vorliegenden Strecken künstliche 
Mittel und besondere Schaltungen zur Anwen- 
dung gebracht, um die Leitungen, wenn Schnee- 
stürme und plötzlicher Temperaturabfall ein- 
er mit der erforderlichen Wärme zu ver- 
sehen. 


Besondere Beachtung verdienen die durch 
Vögel hervorgerufenen Betriebsstörungen. Es 
handelt sich zumeist um Bussarde von be- 
trächtlicher Flügelspannweite, die sehr leicht 
beim Anfliegen nach dem Ausruhen auf eirem 
Mast Erdschluß zwischen Leitung und Mast 
durch ihren Körper hervorrufen können, indem 
das Ende der Schwinge die eine Livie be- 
rührt, während die Füße noch auf dem Mast 
aufruhen. 

Auch Störungen durch gegenseitiges Be- 
rühren von Leitungen erwähnt der Verfasser, 
die naturgemäß durch Festsetzung größerer 
Abstände zwischen den entsprechenden Auf- 
hängungspunkten behoben werden können. 
Zum Schluß werden Methoden besprochen, die 
zur Aufrechterhaltung des Betriebes aus den 
vorerwähnten Ursachen zur Verwendung ge- 
langtsind. Abgesehen von denjenigen Einrich- 
tungen, wie sie auch auf unseren deutschen 
Hochspannungs-Kraftübertragungslinien zum 
Schutz der Leitung eingeführt sind, verdienen 
die Bemerkungen über den Nicholsonschen 
Bogenlöscher sowie über die von Ricketts er- 
fundene Konstruktion, das Feld zu vernichten 
und wiederherzustellen, besondere Erwähnung. 
Sie vermögen zwar nicht, Blitzüberschläge zu 
verhindern, verhüten aber wesentlich die üblen 
Begleiterscheinungen durch rechtzeitige Lö- 


schung des entstehenden Flammenbogens. 
(Proc. Am. Inst. Electr. Eng., Bd. 34, $. 1425.) 
Sam, 


= 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, 


16 


steht aus 3 nebeneinander stehenden Ein- 
phasentransformatoren, welche in ein gemein- 
sames Ölgefäß eingebaut sind. Letzteres besitzt 
natürliche Luftkühlung ae dreier Reihen 
von Kühlrohren (Abb. 2). 

2. 9000 kVA Drehstrom, 6850/2500 V 
Stern-Sparschaltung. Die innere Leistung des 
Transformators ist daher nur 5700 kVA. Es ist 
ein dreiphasiger Manteltransformator in der be- 
kannten Anordnung, mit Scheibenwicklung aus 


Elektromaschinenbau. 


Große Transformatoren der British Westing- 
house lo. — Es werden einige Kon- 
struktionen der British Westinghouse Co. 
besehrieben. 5 


A. Manteltypen. 
1. 2500 kVA, 25 Per Drehstrom, 20000/1012 | 


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VA/A. Jeder Drehstromtransformator be- | senkrecht stehenden Einzelspulen. Das Ölwird 
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Abb. 8 


indirekt gekühlt, indem es mit- 
telsPumpe durch eineimWasser- 
bade liegende Kühlschlange ge- 
drückt wird. Die Übertempera- 
tur dieses Transformators be- 
trägt 45°C, sein Wirkungsgrad 
99,1%, das "Gesamtgewicht ein- 
schließlich Öl 25 t (Abb. 3). 

3. Ähnliche Transforma- 
toren für je 3900 kVA, 25 Per, 
20000/2000 VAA. Dieselben 


ll 


5 Potd 85 Pal 


Abb. 5. Drehstromtransformator der Kerntype, 


Heit 1. 


8%. Drehstromtransformator in Sparschaltuug mit 1 für 0000 kV 9000 kVA. 


sind überlastbar dauernd auf 4860 kKVA 
45°C Übertemperatur. 


4. ey u 


gemeinsam e Ölrückkühlanlage für 200 kW 


luste bei 45° C Übertemperatnr besitzeu. 

- 5. Abb. 4 zeigt eine Kondensatordurch- 
führung für 50 000 V, aufgebaut aus abwech- 
selnden Schichten von Mikarta und Staniol 


Der obere Teil der Durchführung ist eingebaut ; 


in ein mit Kompound gefülltes Mikartarohr, 


6. Ofentransformatoren für je 1500 kVA. 


geschaltet nach Scott zu je 2 für 3000 kVA 


11 200,55, 65, 75, 85 V. Sekundär 17700 A. 


Jeder Transformator besitzt Ölkühlung mit 
Wellblechkasten. Die Kühlung des Öles erfolgt 
jedoch mittels Druckluft, welche durch den 
schmalen zylindrischen Raum zwischen der 
Wellblechwand und einem äußeren Mantel ge- 


blasen wird. 


7. Ofentransformator für 2000 kVA Ein- 


phasenstrom, 


5000/55, .60, 65, 70, 75 :-V bei 
50 Per. 


- Die sekundäre Stromstärke ist also 


36400 bis 25700 A. Dieser Transformator be- 
sitzt Wasserkühlung mittels einer im oberen 
Teil des Ölkessels angeordneten Kühlschlange. 
Die Übertemperatur beträgt 40°C, der Wir- 


kungsgrad 98,5%. 


B. Kerntransformatoren. 
Der Verfasser bemerkt, daß bei der British 


Westinghouse Co. in den letzten Jahren die Ge- 


samtleistung der als Kerntype gelieferten Trans- 


formatoren größer gewesen sei wie diejenige der 


Manteltype. Die Wicklung der Kerntype ist im 
allgemeinen konzentrisch, mit runden Spulen. 


Vorgezogen werden Zylinderspulen, wennirgend 
möglich in einer einzigen Lage gewickelt. Es-3 
werden die Vorteile dieser Anordnung beschrie- 


ben. Solche Transformatoren werden selbst- 


kühlend gebaut bis zu 4000 kVA. Abb. 5 zeigt 
einen en Transformator. (The Fe 


Bd. 80, S. 150, 188. 


Einheitstransformatoren. — Warrelmann 
weist darauf hin, daß die geplante Normalisie- 


rung der Kupfertransformatoren in einzelnen 


ihrer Bestimmungen gegenüber den vor dem 
Kriege gebräuchlichen Leistungen einen be- 


trachtlichen Rückschritt bedeuten würde. Dies 


gelte u. a. für die Festsetzung der Kurzschluß- 
spannung für 5000 


V-Transformatoren bei 


Bin 


20 kVA auf 4,1%, bei 50 kVA auf 3,8% gegen- 


über früheren en emachten Ange- 
boten von 2,6 bzw. 2,5%. 
einerfrüheren Toleranz von 5% eine solche von 
20% gefordert werde. 


Da die Kurzschluß- 


öht. werde dieser 
Unterschied noch dadurch, ak jetzt gegenüber 


ala 


spannung einen direkten Schluß auf den be- 


triebsmäßigen Spannungsabfall zuläßt, würde 


die Einführung von Transformatoren mit so 


großer Kurzschlußspannung die Kosten der 


1. Januar 1920. 


— 


J 


Ortsnetze in einem unerträglichen Maße er- 
höhen. Die Elektrizitätswerke könnten daher 
neue Normen, die im Fabrikationsinteresse un- 
günstige Regulierungsbedingungen festsetzen, 
_ nicht annehmen. (Mitt. d. Vereinig. d. El.-W. 
Bd. 18, 1919, 8. 249.) 


Apparatebau. 


2 Einige neue Meßinstrumente, — A. Tob- 
ler und K, Schild beschreiben verschie- 

- dene Apparate, die aber in keinem inneren 
Zusammenhang ‘steilen. Zunächst ein ver- 
_  bessertes Elektrostatisches Voltmeter nach 
_ Ayrton und Mather, das von R. W. Paul, 
London, hergestellt wird. Die Elektrometer- 

_  nadelist bei diesem Instrument aufgehängt an 
_ einem Band aus Phosphorbronze von etwa 0,01 
3 mm Dicke und 0,1 mm Biıeite. Der Konkav- 
spiegel hat einen Durchmesser von 1 cm; die 
”- Quadrantenpaare und die Nadel sind im Fuß 
des Instruments untergebracht. Die Verfasser 
geben auch genau an, in welcher Weise das In- 
_  strument aufzustellen und für den Gebrauch 
-  herzurichten ist, was bei einiger Geschicklich- 
keit in etwa 10 min möglich sein soll. Sie be- 
schreiben ferner die Methoden, welche sie zur 
 Eichung des Elektrometers benutzt haben, und 
eben Kurven und Zahlen hierfür an. Bei der 
essung ist nach ihren Angaben eine Genauig- 
keit von einigen Prozenten zu erreichen. An 


e 4 
ae I 


u 


beschrieben, das den Namen ‚‚Unipivot‘ trägt, 
weil die kreisrunde Spule desselben, welche den 
Zeiger trägt, nach Art einer Magnetnadel mit 
- einer Stahlspitze auf einen Stein drehbar auf- 
gesetzt ist. Dieses Galvanometer soll in einer 
B Be aren Apparatur verwendet werden, die zu 
Isolationsmessungen dient; die Anordnung ist 
näher beschrieben, undes sind Meßbeispiele an- 
gegeben; sie kann auch mit einer kleinen Ab- 
änderung als Wheatstonesche Brücke benutzt 
werden. Schließlich wird noch ein Zeigergal- 
vanometer von Hartmann & Braun besprochen, 
bei dem die Spule an einem kurzen Faden auf- 
gehängt ist ; dieses Galvanometer ist aber schon 
"in mehreren Veröffentlichungen beschrieben 
- worden. (Journal Tölögraphique, Bd. 43, 1919, 
8. 33 und 49.) > W. J. 


er RUE TEE Tan ent 


2 


Verkehr und Transport. 


Elektrische Zugförderung und Dieselloko- 
motiven. — Die Wirtschaftlichkeit elektrischer 
Bahnkraftwerke wird um so größer, je geringer 
- die Belastungsspitzen sind. Das tritt insbeson- 
dere bei den Großkraftwerken zutage, die mit 
-Gasmaschinen arbeiten und bei der Ver- 

 gasung der Kohle abfallende Wertstoffe 
 (Düngesalz, Schmier-, Leucht- und Treiböl, 
R 
FE. 
E 
ri 


- Benzin, Paraffin, Teerpech, Schwefel u.a.) zu 
liefern haben, Diese Belastungsspitzen werden 
hauptsächlich durch schwere Schnellzüge oder 
schwere Bedarfszüge hervorgerufen. Will man 
- die Belastung des Kraftwerks möglichst gleich- 

mäßig gestalten, so gilt es, diese Züge vom all- 
gemeinen elektrischen Leitungsbetiieb auszu- 
schließen, also durch freie, selbständige Loko- 
_ motiven zu befördern. Daneben kann ein 
"'Spitzenausgleich auch durch Triebwagen mit 
‚Akkumulatoren oder Ölmotoren, durch orts- 
feste Speicher und an das Kraftwerk ange- 
schlossene Großbetriebe angestrebt und er- 
_ reicht werden, doch fällt den freien Lokomoti- 
ven immer der Hauptanteil im Ausgleich der 
Kraftwerksbelastung zu. Witt£feld bezeichnet 
es im „Zentralbl. der Bauverwaltung‘“‘, 1919, 
-_ Heft 86, als eine wichtige Aufgabe der 
nächsten Zukunft, die Diesellokomotive so 
auszubilden, daß sie den Aufgaben des Haupt- 
bahnbetriebes voll gerecht wird. Es kommt 
_ diese Lokomotive hauptsächlich bei den oben 
_ erwähnten. Vergasungskraftwerken in Frage, 
- weilals Wertstoff dort Treiböl anfällt. Da der 
*  Dieselmaschine die Fähigkeit, unter Last an- 
- zulaufen und auf längere Zeit ihr Drehmoment 
über das Regelmaß erheblich zu steigern, feblt, 
muß die Diesellokomotive gewisse Hilfsein- 
richtungen erhalten. 
Man kann danach folgende Ausführungs- 
formen unterscheiden: 1. Der Dieselmotor ar- 
_  beitet auf die Triebachsen mittels elektrischen 


Dieselantrieb unterstützt; die Preßluft wird in 
$8tahlflaschen mitgeführt. - Die Anordnung ist 
- schwer und teuer. Statt der elektrischen Kraft- 
 übertragung kann auch ein Flüssigkeitrgetriebe 
mit veränderlicher Übersetzung zur Anwendung 

kommen. 2. Mit dem Dieselmotor arbeitet bei 
- der Anfahrt und auf Steigungen eine ausrück- 

bare. Dampfmaschine, die ihren Dampf aus 
‘ einem Dampfkessel bezieht, der die Abwärme 
der Dieselmaschine ausnutzt und mit einer 
Hilfsölfeuerung für die Steigungsfahrten und 
die Zugheizung versehen ist. Unter günstigen 


zweiter Stelle wirdein Galvanometer von Paul |. 


Elektröfechnische Zeitschriit, 1920, 


Umständen ließe sich der Hauptdieselmotor als 
Hilfsdampfmaschine verwenden. — Die Umset- 
zung dieser Ideen in die Praxis muß von den 
mit Versuchsausführungen sich eıgebenden Er- 
fahrungen abhängig gemacht werden, die sich 
besonders auf die Anschaffungs- und Unter- 
haltungskosten sowie Störungsquellen der et- 
was verwickelten Einrichtung xoleher Diesel- 
lokomotiven zu erstrecken hätten. e 


Pratzenkran zur Handhabung von Walz- 
eisenstäben. — Der Pıatzenkıan hat sich als 
ein Hebezeug von großer Leistungsfähigkeit 
für die Beförderung der geschnittenen 
Walzstäbe vom Waxrmbett auf das Lager 
und zur Verladung in Eisenbahnwagen 
bewährt. Er tritt hier vielfach in Wett- 
beweib mit dem Magnetkran, dessen An- 
wendungsmöglichkeit sich jedoch im allgemei- 
nen auf die Handhabung schwerer Einzelstäbe 
beschränkt. Die Betriebsbedingungen für diese 
beiden Arbeitsmöglichkeiten unteıscheiden sich 
insofern, als die Temperatur der Walzstäbe für 
den Pratzenkran gleichgültig ist, während der 
Magnet an kalte Siäbe gebundenist. Außerdem 
müssen die Pratzen die Möglichkeit haben, un- 
ter die Stäbe zu greifen, so daß es notwendig ist, 
zwischen Stäben und Autlagefläche eine der 
Höhe des Pratzenquerschnittes entspıiechende 
Lücke zu lassen, Dagegen braucht beim Arbei- 
ten mit Lastmagnet auf diesen Umstand keine 
Rücksicht genommen zu werden, : 

Derin Abb. 6 dargestellte Pratzenkran von 
14 080 mm Spannweite, 4230 mm Hubhöhejund 


Heit 1. 


17 


Entfernungen in Gefahr geriet, hat England 
frühzeitig genug erkannt. Rechtzeitig hat es 
Schritte getan, um auf diesem Gebiete die Vor- 
machtstellung zu bekommen. Der Ausbau. 
eines Großstationennetzes begann bereits 1900. 
Die Pläne sind seitdem eifrig gefördert worden, 
und bald wird sich ein Ring drahtloser Groß- 
stationen in englischem Besitz um die Erde 
herum schließen. 


Inzwischen sind auch die Vereinigten 
Staaten von Amerika dazu übergegangen, ein 
ausgedehntes Netz vonstaatlichen Großfunken- 
stellen zu schaffen, das in der Hauptsache zur 
Verbindung der Kolonien mit dem Mutterlande 
dient. Fertig ist die Verbindung von Arlington 
über 8. Franeisco nach Honolulu und darüber 
hinaus bis zu den Philippinen. Die neue Anlage 
in Darien am Panamakanal ist in der Lage, 
selbst mit den deutschen Großfunkstellen Nauen 
und Eilvese verkehren zu können. Vom Ma- 
rineministerium der Vereinigten Staaten ist 
ein großangelegter Plan für ein panamerikani- 
sches drahtloses Netz ausgearbeitet worden, 
das den engsten Zusammenschluß von Nord- 
und Südamerika zum Ziele hat. Der Plan, der 
die beste Aussicht auf Verwirklichung bat, 
ruht in den Händen der neu gegründeten Pan 
American Wireless Telegraph & Telephone Co., 
die unter dem Einfluß der Vereinigten Staaten- 
Regierung arbeitet. 

Manch anderes Land hat die Gefahr dieser 
Monopolbestrebungen auf dem Gebiete der 
drahtlosen Telegraphie erkannt und versucht, 


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Abb.6. Elektrisch betriebener Pratzenkran. 


5 t Nutzlast wurde von der Maschinenfabrik 
Oerlikon für die Soci6t6 Anonyme des Aciöries 
de Micheville gebaut. Die Pıatzen eind an ei- 
nem Querhaupt befestigt, das mit zwei Doppel- 
seilstıiängen von zwei durch gemeinsamen Motor 
angetiiebenen Trommeln getragen wird. Die 
Kıaft für die Kippbewegung der Pratzen wird 
gleicl falls vom Hubmotor abgenommen, der 
mittelseiner Rutschkupplung die Trommeln für 
die Tragseile mitnimmt. Beim Entladen wer- 
den die Pıatzen durch das rückwärtig angrei- 
fende Seilwindweırk gekippt, so daß die Last 
von den Pratzen abgleitet. Die Kippbewegung 
wird duxch eine Sieueibremze geiegelt, die die 
Pratzen in der Kippstellung festhält und durch 
Unterbrechung des Stromes des Steuermagnets 
geölfnet wird. Die Ausbildung des Kranes ent- 
sp.icht im übrigen den Regelbauarten des 
Hüttenkranbaues. Die Leistungen der Motoren 
und die Aıbeitsgeschwindigkeiten sind hier- 
unter zusammengestellt. Für den Betrieb steht 
Drehstrom von 450 V zur Verfügung. 


Motor Geschwindigkeit 
Hebenersr2r erben 20,6 kW 15 m/min 
Kranfahren . ... . 8,8= ,, 1007 .; 
Katzfahrens ven... Kae, DIE 
H. Hs. 
Fernmeldetechnik. 


Die amerikanischen und englischen Mono- 
polbestrebungen auf dem Gebiete der drahtlosen 
Telegraphie. — Von welch verheerenderWirkung 
die Abselınürung vom Weltnachrichtenverkehr 
für ein Volk heutzutage ist, haben Deutschland 
und seine Verbündeten im letzten Kriege er- 
fahren müssen. England hat die einschneidende 
Wirkung einer allumfassenden Nachrichten- 
organisation frühzeitig genug erkannt und sie 
im Kriege rücksichtslos gegen uns ausgespielt, 
nachdem es ihm ohne Schwierigkeiten gelungen 
war, zuerst uns unserer überseeischen Kabel zu 
berauben und sodann in Kürze auch die son- 
stigen uns noch offenen Kanäle für den Welt- 
nachrichtenverkehr zu verstopfen. England 
verdankt seine unerschütterliche Macht über 
die öffentliche Meinung der ganzen Welt einer 
von Beginn ab Bro nen olitik, die ihn das 
englische Nachrichtenbureau (Reuter) tatkräf- 
tigst unterstützen ließ. Die gleiche Monopol- 
stellung besitzt England durch sein nationales 
Kabelnetz und auch diese hat es schrankenlos 
ausgeübt. Daß dieses Monopol durch die Ent- 


wieklung der drahtlosen Telegraphie auf weite ' 


sich dagegen zu schützen. Nur wenige aber 
sind in der Lage, über Stützpunkte für ein eige- 
nes Netz außerhalb der eigenen Grenzen ver- 
fügen zu können. Zu diesen gehört von den 
europäischen Staaten Frankreich, das denn 
auch im Begriff ist, ein französisches drahtloses 
Netz zu schaffen, das alle Kolonien mit dem 
Mutterlande verbinden soll. 

Kräftige Unterstützung haben die eng- 
lisehen Pläne besonders durch die Marconi-Ge- 
sellschaft mit ihrer weitgreifenden Organisation 
erfahren, wenn auch, was dem Verfasser des 
uns vorliegenden Aufsatzes, Dr. G. Respon- 
dek, entgangen zu sein scheint, neuerdings ihre 
Verbindung mit der en Regierung arg 
gestörtist, dasiegegen diese auf Schadenersatz 
aus dem nicht zur Durchführung kommenden 
Vertrage über das englische Weltnetz klagt. 
Deutschland ist in der glücklichen Lage, in der 
Gesellschaft für drahtlose Telegraphie — ‚Tele- 
funken‘‘ — ein Unternehmen zu besitzen, das 
sich seinen Platz neben der Marconi-Gesell- 
schaft schon vor dem Kriege, wenn auch in 
schwerem Kampfe, errungen hatte. Mit Unter- 
stützung von ‚Telefunken‘ ist auch Deutsch- 
land darangegangen, sich von fremden Ein- 
flüssen unabhängige Nachrichtenverbindungen 
nach dem überseeischen Ausland zu schaffen. 
Vielversprechende Anfänge dazu waren bei 
Ausbruch des Krieges gemacht ; dieser hat aber 
alle Pläne über den Haufen geworfen, das be- 
reits Fertige zerstört. Glücklicherweise scheint 
die Ansicht Respondeks, daß mit Friedens- 
schluß wohl aucl® der Plan eines deutschen 
drahtlosen Welttelegraphennetzes für die näch- 
ste Zeit ausgeschlossen sei, durch neuere Er- 
folge deutschen Unternehmergeistes, die jeden- 
falls dem Verfasser noch nicht bekannt waren, 
widerlegt zu werden. Hat doch inzwischen 
die Republik Argentinien der deutschen Tele- 
funken-Gesellechaft eine Konzession für den 
Bau und Betrieb einer zum Verkehr mit 
Deutschland bestimmten Großstation erteilt. 
Daß diese Station dem deutschen Einfluß er- 
halten bleibt, dafür wird Deutschland sorgen 
müssen. Hoffen wir, daß einem so entstehenden 
deutschen Weltfunkennetz bald weitere Zweige 
wachsen mögen. 

Was Dr. Respondek über die Aufgaben der 
drahtlosen Telegraphie im Innern des Landes 
an Anregungen bringt, ist z. T. schon durch die 
Ereignisse überholt. Ein ausgedehntes Inlands- 
netz ist im Bau, eine größere Zahl der dazu ge- 
hörigen Funkstellen arbeitet bereits; ebenso 


18 


———_— — 


Elektrotechnische Zeitschrüt. 


1920. Heit 


1. | 1. Januar 1920. 


nähert sich der Plan eines Empfangsnetzes für 
den Pressedienst usw. der Reife. 
Das allen Anforderungen genügende Netz 
°“von Küstenstationen noch dichter zu gestalten, 
als es jetzt ist, verbietet schon die Gefahr der 
gegenseitigen "Störung bei gleichzeitigem Ar- 
beiten. Deutsche Wirtschafts-Ztg. Bd. 15. 
1919, 8. 468.) .. Rp. 


Der Fernsprecher im Dienste der Bei 


überwachung von Straßenbahnen. — 
Grundlage eines weregelten ßenbuhn 
betriebes ist der Fahrplan. Seine ge- 


wissenhafte Einhaltung 
für die Erledigune der Verkehrsarbeit und 
.der verschiedenartigen Dienste des Fahr- 
personals sowie der Betriebsmittel und der 
Werkstattarbeiter. Sie ist aber auch von er- 
heblicher Bedeutung für die richtige DBe- 
lastung der Stromerzeugungsanlage. 

Um den Dienst einer Straßenbahn darauf- 
hin ständig zu überwachen, sind grundsätz- 
lich drei Möglichkeiten vorhanden: 


1. Überwachung durch besond 

beamte an den wichtigsten 

Netzes; 

Verwendung von Stechuhren, welche an 

wichtiven Stellen des Bahnnetzes an- 
gebracht sind und ähnlich wie die der 
Nachtwächter vom Fahrpersonal betätist 
werden, und 

3. durch Fernsprecher, die im Netze verteilt 
sind und nach besonderer Dienstvorschrift 
mit dem Betriebsleiter der Straßenbahn 
verbunden werden können. 


Die letzte Art der Betriebsüberwachung 
hat in Amerika bereits verschiedentlich An- 
wendung gefunden, und es kann gleich vor- 
weg bemerkt werden, daß sie gegem die ersten 
beiden Anordnungen den Vorteil hat, auch 
dem Betriebsleiter die Möglichkeit zu geben, 
eiligse Befehle an die Fahrmannschaften 
innerhalb der kürzesten Zeit weiterzugeben. 
Es werden entweder bahneigrene Pernsprecher 
hierzu verwendet, die in weetterfesten Schutz- 
kasten auf besonderen Gußsäulen oder am 
Leitungsgestänge bzw. an den Mauern der 
Häuser befestigt sind. Sie müssen im Hin- 
blick auf den Straßenlärm lautsprechend sein. 
Es können aber auch Fernsprecher eines vor- 
handenen Netzes verwendet werden, wenn ge- 
wissen Bedingungen entsprochen wird, Jeder 
Fernsprecher bzw. seine Stelle im: Netze ist auf 
einem Plane, der vor den Augen des Betriebs- 
leiters der Straßenbahn angebracht ist, ver- 
merkt. Die Verbindung der Fernsprecher im 
Bahnnetze mit dem: Apparate des Betriebs- 
leiters kann entweder über ein vorhandenes 
Fernsprechamt erfolgen oder über bahneigene 
Einzelleitunsen vorgenommen werden. In 
beiden Fällen kann der Betriebsleiter von 
irgend einem Apparate, der im Bahnnetze ein- 
gebaut worden ist, angerufen werden. In 
diesem Falle springt die dem Netzapparatbe 
entsprechende Nummer am Schaltkasten des 
Betriebsleitertisches auf, und er kann Seinen 
Apparat mit dem zugehörigen Steckkontakt 
verbinden und Meldungen entgegennehmen 
bzw. Befiehle an die Fahrmannschaft erteilen. 
Er ist auch in der Lage, so lange hörbare 
Zeichen von seinem Tische aus an einen be- 
stimmten Punkt im Netz zu geben. bis sich 
der Schaffner eines eben ankommenden Zuges 
meldet. Auf diese Art ist der Betriebsleiter in 
eiligsen Fällen in der Lage diesem ‘Schaffner 
oder durch dessen Vermittlung Weisungen an 
die Fahrmannschaft einer Linie zu erteilen 
Betriebsleitertisches auf, und er kann seinen 
triebsleiter auch, wenn seine Schalttafiel mit 
den entsprechenden Einrichtungen versehen 
ist, von seinem Apparate aus alle Apparate 
der Streeken auf einmal verbinden bzw, an- 
rufen und auf diese Art an alle Stellen im 
Netze gleichzeitig dieselben Weisungen geben. 
Die Wichtigkeit bzw. das breite Verwendungs- 
gebiet einer solchen Zentraleinrichtung im 
Straßenbahnbetrieb wird * erst verständlich 
wenn. man sich vergegenwärtigt, wie ver- 
schieden die inneren und äußeren Beein- 
flussungen eines Straßenbahnbetriebes in 
einem großen. städtisehen Netze sein können. 
Um nur einige Fälle zu erwähnen, mag darauf 

gewiesen werden, daß in der Stromerzeu- 
gung Störungen eintreten können, die vorüber- 
gehend eine Entlastung der Stromerzeuger 
wünschenswert erscheinen lassen. In diesem 
Falle kann der Betriebsleiter in der kürzesten 
Zeit den Verkehr auf einigen un wichtigen 
Linien zeitweise einstellen. Er ist anderer- 
seits wieder in der Lage, Wagenumlenkungen 
in die Wege ‚zu leiten, wenn eine Strecke 
infolge einer Störung verstopft ist. In solchen 
Fällen kann er auch dem Fahrpersonal 
Weisungen über Hilfeleistungen, Feststellun- 
gen, Zeugen vernehmungen und auch techni- 
sche Ratschläge erteilen und auf diese Art 
die Störungen abkürzen oder beheben helfen 


ist Hauptbedingung 


"8 Aufsichts- 
unkten eines 


DD 
D 


bzw. nachträgliche Erschwernisse vermeiden. 
Je vollkommener und unabhängiger die Fern- 
sprechanlage einer Straßenbahn ausgeführt 
ist, um so besser und schneller kann der Be- 
triebsleiter, der auch mit den anderen. Dienst- 
stellen der Anlage in Verbindung steht, den 
Betrieb von einer Stelle aus leiten. und auf 
diese Art den grundlegenden Fahrplanbe- 
dingungen entsprechen, (The Electrician, 
Bd. 82, 1919, S. 85.) — le — 


Werkstatt und Baustoffe. 


Deutsche Gesellschaft für Metallkunde. — 
Im Verein deutscher Ingenieure ist am 27. XI. 
1919 unter zahlreicher Beteiligung hervor- 
ragender Vertreter von Wissenschaft und 
Industrie die „Deutsche Gesellschaft für 
Metallkunde‘' gegründet worden. Ihre Be- 
deutung tritt besonders deutlich zutage, wenn 
man berücksichtigt, was vor demKriege auf dem 
Gebiet der Metallforschung versäumt worden 
ist. Als im Mai 1915 die Beschlagnahme der 
Metalle vom Kriegsministerium verfügt werden 
mußte, stand die gesamte deutsche Industrie 
vor der schwierigsten Aufgabe, die ihr je zuge- 
mutet werden konnte, das war Ersatz für Kup- 
fer, Zinn, Nickel, Blei, Aluminium und deren 
Legierungen zu beschaffen. Als einzigen Ersatz 
gab es nur die beiden Rettungsmetalle Zink 
und Eisen, mit denen alles bewältigt werden 
sollte. Jede Industrie, sei es Bergbau und 
Hüttenwesen, Elektrotechnik, allgemeiner Ma- 
schinenbau, Lokomotivbau, Schiffbau, Auto- 
mobil- und Flugzeugbau sowie die weitesten 
Kreise der metallverarbeitenden Industrien, 
wie z. B. Uhrenindustrie, optische Industrie 
usw., war gezwungen, nach Ersatzmetallen 
und Ersatzlegierungen zu suchen, deren physi- 
kalische, chemische und technologische Eigen- 
schaften erst erforscht werden mußten. Und 
bier klaffte die große Lücke, die nur durch eine 
weit ausgebaute und wissenschaftlich tief er- 
faßte Metallkunde hätte ausgefüllt werden 
können. Diese Lücke durch Austausch von 
Erfahrungen und durch weiteren Ausbau der 
Metallkunde, insbesondere durch Forschungs- 
arbeiten, auszufüllen, soll die Deutsche Gesell- 
schaft für Metallkunde berufen sein. Als Vor- 
itzender wurde einstimmig Geh. Regierungs- 
rat Prof. E. Heyn gewählt und als Geschäfts- 
führer Prof. Dr. Keßner, beide von der Tech- 
nischen Hochschule Charlottenburg. Die Ge- 
schäftsstelle der neuen Gesellschaft befindet 
sich im Verein deutscher Ingenieure, Berlin 
NW 7, Sammerstr. 4a. 


Verschiedenes. 


Erhöhung der Prüfungsgebühren der Phy- 
sikalisch-Technischen Reichsanstalt!), — Der 
Teuerungszuschlag auf die Prüfungsgebühren, 
welche nach der Gebührenordnung der Phy- 
:ikalisch.--Technischen Reichsanstalt vom 1. VII. 
1918 erhobenwerden, beträgt vom 1.I. 1920 ab 

bei Teil I, Abschnitt Optik, lfd. Nr. 21/32 


und 25/26 100 %, 
bei Teil F Abschnitt Optik, Ita. 

Nr. 50 %, 
bei Teil n El’und "Mg, "Elektrizität 

und Magnetismus 5 150 %. 


Bei Gegenständen, die für das Ausland be- 
stimmt sind, wird die Gebühr nach der Ge- 
bührenordnung ohne Teuerungszuschlag, je- 
doch in der Währung des betreffenden Landes 
unter Zugrundelegung der Valuta vom 31. VII. 
1914 festgestellt und nach dem am Tage der 
Ausfertigung des Prüfungsergebnisses für Berlin 
geltenden Kurs des betreffenden fremden Gel- 
des in Mark umgerechnet. Ergibt sich hierbei 
ein geringerer Betrag als nach den obigen, für 
das Inland festgesetzten Bestimmungen, so 
werden letztere angewendet. 

Deutsche Firmen, welche für das Ausland 
bestimmte Gegenstände der Reichsanstalt zur 
Prüfung einreichen, werden ersucht, die An- 
stalt von der Auslandsbestimmung in Kenntnis 
zu Setzen. 

Charlottenburg, 12. XII. 1919. 

Der Präsident 
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
E. Warburg. 


Höhere Technische Staatslehranstalt Nürn- 
berg. — Mit Genehmigung des Staatsimnisteri- 
umsfür Unterricht und Kultus führt dasstaat- 
liche Technikum Nürnberg vom Beginn des Stu- 
dienjahres191 9/20 ab die Bezeichnung „Höhere 
technische Staatslehranstalt Nürn- 
berg‘. Der Unterricht wird in vier Abteilun- 
gen “für Maschinen-, Elektro-, Tiefbau- und 
Chemo-Ingenieure zunächst nach den bisher 
zugrunde liegenden Lehrplänen in vier Halb- 
jahren erteilt. Ein fünftes Halbjahr ist in Aus- 
sicht genommen, ebenso die N der 
organischen Bestimmungen und der auf 5 Se- 
mester verteilten Lehrpläne. 


!) Vgl. auoh „ETZ* 1919, $. 428, 


Energiewirtschaft. 


Direktor J. Breul: „Vor der Entscheidung‘). 
— Wirtschaftsgesetze sollen mit der Wirtscha 
gemacht, nicht gegen ihr einstimmiges Urteil 
aufgezwungen werden. 
spruch aller Beteiligten nicht gegen die dem 
Gesetzentwurf über die Sozialisierung 
der Elektrizitätswirtschaft zu grunde lie- 
gende Absicht, sondern gegen deren Ausfüh- 
rung richtet, ließe sich Verständigung, freudige 
statt widerstrebende Mitarbeit noch erreichen, 
wenn der vom Ausschuß der Nationalversamm- 
lung programmatisch an die Spitze der Vorlage 
gestellte $ 1 folgerecht ausgebaut würde. Wie 
man weiß, lautet er nach den Beschlüssen des 
Ausschusses 2 

„Das Reichsgebiet ist bis spätestens 1. X. 
1921 zum Zwecke der Elektrizitätsbewirtschaf- 
tung in Bezirke einzuteilen, die sich nach wirt- 
schaftlichen Gesichtspunkten gliedern. Für 
diese Bezirke sind unter Führung des Reichs 


Körperschaften oder Gesellschaften zu bilden, 


in denen jedenfalls die der Erzeugung und 
Fortleitung dienenden Anlagen zusammenzu- 
schließen sind, mit Ausnahme derjenigen Unter- 
nehmungen, die die von ihnen erzeugte elek- 
trische Arbeit ausschließlich oder ganz über- 
wiegend für eigene Betriebe verbrauchen. Das 
Nähere bestimmt ein bis zum 1. IV. 1921 ein- 
zubringendes Gesetz zur Regelung der Elek- 


trizitätswirtschaft, soweit sie nicht bereits in - 


diesem Gesetz erfolgt ist.“ 

Breul nennt diesen Paragraphen bei der 
jetzigen Form des Entwurfs eine unechte Fas- 
sade vor einem ganz anders gearteten Gebäude, 
weiler nicht weitergeführtist, sein Leitgedanke 
aber, die Zusammenfassung der Anlagen und 


aller wirtschaftlichen, technischen und finan- 


ziellen Kräfte zu Gemeinschaften in einer 
mäßigen Zahl großer Versorgungsbezirke und 
unter einer oberen zielsetzenden Führung, nicht 
nur die von allen Wirtschaftskundigen empfoh- 
lene, sondern auch die unter heutigen Verbält- 
nissen wohl einzig mögliche wirksame Lösung 
des Problems birgt. Und diese Inkonsequenz 
der Vorlage führtihn zu folgenden Einwänden; 


Aufgabe des Gesetzes ist, der Elektrizi- 
tätswirtschaft die erforderliche Organisation 
und die Hilfsmittelzu geben, um der Gesamt- 
heit reichliche und wirtschaftliche Eneıgiever- 
sorgung auch unter den durch die Unzuläng- 
lichkeit der Kohlenversorgung und der Trans- 
portleistungen entstandenen Schwierigkeiten 
zu Sichern. Die Wirksamkeit dieser Oıgani- 
sation und der Gebrauch der Hilfsmittel soll 
unter zielsetzende gemeinwirtschaftliche Kon- 
trolle gestellt werden. 
muß die zentrale Elektrizitätswirtschaft nach 
Ansicht Breuls aber einen viel größeren Anteil 
der gesamten Energieversorgung übernehmen 
als bisher, und dazu bedarf es einerseits mög- 
lichster Steigerung ihrer Werbekraft, um die 
jetzt noch weit überwiegende Eigenerzeugung 
von Energie zu ersetzen, und anderseits unbe- 
schränkter Finanzkraft für die nötigen Erwei- 
terungen und Neubauten. 


„Die Werbekraft der zentralen Versorgung 
ruht unmittelbar bei der Endverteilung der 
Elektrizität, die in richtiger Würdigung der 
Ungeeignetheit eines notwendig zentralistisch 
und bureaukratisch werdenden Betriebes das 
Reich nicht übernehmen will. Da es aber die 
Großfortleitung sofort und in unausbleiblicher 
Folge auch allmählich die Großerzeugung mo- 
nopolisiert — man darf sich nicht darüber 
täuschen, daß es von dieser in $ 8 etwas ver- 
steckt verliehenen Befugnis auch gegenüber 
den Kommunen schon aus technischen Not- 
wendigkeiten weitgehenden Gebrauch machen 
müßte —, macht es die Endverteiler in ihrer 
gesamten Tätigkeit von seinen Dispositionen 
abhängig. Elektrizität ist nicht speicherbar; 
keine zeitweilige Entnahme aus Zwischen- 
lägern kann Mängel an weit vorausschauender 
Disposition auch nur vorübergehend ausglei- 
chen. Die auch von der Regierung für unent- 
behrlich gehaltenen geschäftlichen Eigenschaf- 
ten der Verteiler werden damit lahmgelegt. Die 
Werbekraft wird gemindert und die Ausdeh- 
nung der Elektrizitätsversorgung gehemmt — 
im günstigen Falle. Im wahrscheinlichen 
schlimmeren wird sie durch einen schon ange- 
kündigten Zwang zum Anschluß ersetzt. Dann’ 
wird der technische Fortschritt der Kraftver- 


‚sorgung gelähmt, die Hemmung der Disposi- 


tionsfreiheit in das Innere der Fabrikbetriebe 
getragen, die Wettbewerbsfähigkeit der Indu- 
strie gegen das Ausland gestört. Die latente 
Fiskalität des Gesetzes würde sich so zugleich 
gegen die Produktivität der Industrie, gegen 
die Beschäftigungsmöglichkeit für Arbeiter und 
Angestellte und gegen die Gesamtheit als Ver- 
braucher ihrer Erzeugnisse wenden. Gerade’ 
die Elektrizitätsversorgung, als Teil einer nicht 


1) „Voss, Ztg.* vom 16. XII. 1919, 


Da sich der Wider- 


Um das zu erreichen, . 


a a 


an: Zwang zu schlagenden Energiewirtschaft, 
__ darfnicht Verwaltung werden. Sie muß Unter- 


Sonst versagt sie der Allgemeinheit die Dienste, 

die von ihr verlangt werden, und die sie leisten 

kant... ... 

Für die bisherigen Anlagen der Elektrizi- 

_  tätswirtschaft sind etwa 4,5 Milliarden Gold- 

_ mark aufgewendet; ihre Herstellung würde 

also etwa 25 Milliarden heutiger Papiermark 

beanspruchen. Ihre notwendige Ausdehnung 

"wird in jährlich wiederkehrenden Forderungen 

_ neue Aufwendungen ähnlicher Größenordnung 

_ m so sicherer verlangen, als die Verlegung der 
Erzeugung an entfernte Wasserkräfte und 
Fundorte geringwertiger Heizstoffe höhere Bau- 
kosten und bisher nicht gekannte Aufwendun- 
gen für kostspielige Fernübertragungen be- 
dingt. Die Finanzminister des Reiches erklären 
strengste Sparsamkeit für unbedingt geboten; 
keine neuen Reichsschulden, kein neues Papier- 
geld ohne absolut zwingenden Anlaß. Das ist 
‚der Augenblick, in dem ohne Not dem Reiche 
noch eine finanzielle Aufgabe zu allen anderen 
aufgeladen werden soll, deren Größe mindestens 

in der Öffentlichkeit nicht annähernd erkannt 
erscheint. Bei der notwendigen Wiederkehr 
einer strengen Finanzwirtschaft ist das Ver- 
sagen solcher Finanzierung der Elektrizitäts- 
wirtschaft vorauszuseben. Mitihm stockt dann 
"ihr Ausbau, und die Stockung überträgt sich in 
die tür den Energiebezug von ihr abhängige 

- Wirtschaft.“ : 

a Während der Ausbau des in $ 1 entwickel- 
ten Grundgedankens jetzt einem später einzu- 
bringenden neuen Gesetz überlassen wird, 

könnte nach Direktor Breuls Ansicht der Ge- 
_  genentwurf der preußischen Provinzen, dem 
die Verbände der Städte und Kreise sich grund- 
sätzlich angeschlossen haben, eine dem Ge- 
danken des Ausschusses wahrscheinlich ent- 
sprechende Weiterführung zeigen. Nach die- 

‚sem, so führt er aus, „gehen die Bezirksgemein- 

schaften aus der Gesamtheit der Elektrizitäts- 

 unternehmungen hervor, die ihre Kraftwerke 
und Übertragungsanlagen gegen Anteile ein- 

- bringen und die Verteilung behalten. Die Er- 

Zeugung wird so zur gemeinsamen Sorge der 

_ Verteiler, und der Nachteil unnatürlicher 

Trennung dieser beiden Tätigkeiten bleibt ver- 

mieden. Die Bezirke sind so groß, daß die 

- Mehrzahl der energiewirtschaftlichen Aufgaben 

in ihnen selbst zu lösen ist. Bedürfnisse und 

Gelegenheiten können in ihnen besser als in 
‘einer zentralistischen Reichsorganisation über- 
_ sehen, alle wirtschaftlieben und personellen 


Kräfte vollständiger zur Mitarbeit herangezo- 


gen werden. Eine von den Bezirksgesellschaf- 
_ ten gemeinsam getragene Obergesellschaft über- 
nimmt die Zielsetzung und die Sicherung der 
‘ über die Bezirksgrenzen hinausführenden Auf- 
gaben. In ihr ist dem Reich der zu fordernde 
Einfluß in Formen gesichert, die einigermaßen 
an die bewährte Verfassung der Reichsbank 
- erinnern. Wie bei ihr werden reichseigene Mittel 
- nicht in Anspruch genommen. Die Elektrizi- 
 tätsversorgung erhält so eine von dem unge- 
“wissen Schicksal der öffentlichen Finanzen un- 
abhängige autonome Finanzwirtschaft, zu deren 
Befruchtung der Zentralgesellschaft zugleich 
die Aufgabe einer Zentraldarlehnsbank für die 
_ gesamte Elektrizitätswirtschaft übertragen 
wird. Als solcher würde ihr in diesen Formen 
ein williger Kreditgrößten Umfangs im Inlande, 
_ aber auch Anleihekredit im Auslande zur Ver- 

- fügung stehen. Durch letzteren den Wieder- 
 — aufbau der deutschen Wirtschaft zu fördern 
und nebenher die schweren Valutanöte erleich- 
_ tern zu helfen, wäre hier einer der wenigen 

‚gangbaren Wege geboten, wichtig genug, um 
diese Frage mindestens mit Finanzsachver- 
ständigen ernstlich zu prüfen.‘ 


: Mit dem folgerechten Ausbau des $ I würde 
sieh auch die Gefahr des Zugriffs der Entente 
auf das neu entstehende Reichseigentum, die 
-  Breul nicht zu leicht genommen sehen möchte, 
beseitigen lassen und ebenso die Schwierigkeit 
der Entschädigungsfrage, „wenn Enteignung 
für das Reich und damit Entschädigung in 
Geld, statt in den Sachwert weiter enthalten- 
den Anteilen der Gemeinschaften erfolgen soll. 
Der jetzige Widerspruch zwischen der Bewer- 
tung der Anlagen für das Reichsnotopfer nach 
dem gemeinen Wert, d.h. unter Berücksich- 

tigung des durch die Geldentwertung erhöhten 
Nennwertes, und im Elektrizitätsgesetz, ohne 
Rücksicht darauf nach den in Gold verauslag- 
ten, aber in Papier zurückgewährten Geste- 
 hungskosten, würde zur Enteignung unter dem 
mit dem Notopfer belasteten Werte führen und 
kann wohl ohnehin nicht bestehen bleiben. 
% Leider haben die Ausführungen Breuls 
das Schicksal der deutschen Elektrizitätswirt- 
schaft nicht mehr beeinflussen können.‘ Die 
- Nationalversammlung hat den Gesetzentwurf 
am 18. XII. 1919 in dritter Lesung ohne we- 
sentliche Änderungen angenommen. Anträge 


.meu an das Netzt anschließen wollen. 


"gibt. 


Biektfolgehnische Zeitschrift, 1920, Heft 


der Deutschen Volkspartei, die Entschädigung 
nach dem gemeinen Wert festzusetzen, wurden 
abgelehnt. | 


Die Elektrizitätswirtschaft in Österreich. — 
Die österreichische Regierung hat in der Na- 
tionalversammlung nunmehr die schon seit 
längerer Zeit angekündigte Vorlage über die 
Elektrizitätswirtschaft eingebracht, bei 
deren Begründung der Staatssekretär Ellen- 
bogen darauf hinwies, daß die furchtbare Aus- 
blutung der Volkswirtschaft und die finanzielle 
Abhängigkeit vom Auslande der Sozjalisierung 
gewisse Schranken setze, 


Die Folgen der Kohlenverschlechterung. — 
Wie ein Ausschuß für die Kohlenversorgung des 
Berlin - Brandenburgischen Bezirksverbandes 
festgestellt hat, ist die mittlere Verdampfung 
infolge Verschlechterung der Kohlenqualität 
gegen 1914 im Durchschnitt der. Monate März, 
April, Mai 1918um 15 bis 25% zurückgegangen. 
‘Der durchschnittliche Rückstand stieg von 7 
bis 11% der verfeuerten Kohle auf 35%. Die 
normale Rostbelastung von 110bis 120kg/m?hat 
sich auf 60 bis 100 kg verringert. Die Heiz- 
flächenbelastung erfuhr eine Verminderung von 
25 bis mehr als 50%, u. zw. wiesen sogenannte 
Hochleistungskessel den größten Rückgang auf. 
Besonders zu leiden hatten alle Kesselanlagen, 
bei denen die Rostbelastung mehr als 100 kg/m? 
betrug. Bei diesen war auch eine starke Steige- 
rung der Rostreparaturkosten zu vermerken, 


die für 1000 erzeugte kWh von 50 Pf auf 2M 


wuchsen. Ein Werk berichtet, daß der Kohlen- 
verbrauch von 1,12 bis 1,2 kg/kWh auf 1,84 kg, 
der Aschengehalt von 6,5% auf rd 20% ge- 
stiegen sei, und es wird errechnet, daß unter 
der Annahme, die jetzt versandte Kohle- ent- 
halte im Mittel 13,5% mehr taubes Gestein als 
im Frieden, die überflüssig beförderte Gesteins- 
menge vom Januar bis Mai 4675 voll beladene 
Güterzüge gefüllt hätte, d. b. bei 25 Arbeits- 
tagen im Monat täglich 37 voll beladene Güter- 
zuge für den Transport nicht nur wertlosen, 
sondern sogar schädlichen  Gesteins in der 
Kohle.. (Mitt. d, Vereinig. d. El.-W. Bd. 18, 
1919, 8. 238.) 


Stromverbrauchseinschränkung in Holland. 
— Der Brennstoffverwalter hat für ganz Hol- 
land fühlbare Einschränkungen in der Be- 
leuchtung und Heizung angeordnet. Der Licht- 
und Stromverbrauch für die Fabriken und 
Läden wird rationiert, der Dienst der elektri- 
schen Bahnen auf ein Mindestmaß herab- 
gesetzt. ie 


Industrie und Handel. 


Zur Finanzierung von Elektrizitäts- 
genossenschaften. — Die Teuerung der Ma- 
terial- und Arbeitskosten nötigt die Über- 
landzentralen zur Forderung hoher Bau- 
kostenzuschüsse, wenn die Gemeinden sich 
Ander- 
seits ist die Versorgung mit Licht und 
Kraft von solcher Bedeutung für die länd- 
liche Gemeinde geworden, daß eroße Geld- 
opfer nicht gescheut werden. . Es ist nun 
eine wichtige Frage, auf welche Weise die 
Zuschüsse aufgebracht werden sollen. Adolf 
Wolterstorfft) hält die Aufbringung der 
Kosten auf senossenschaftlichem Wege für 
die beste. Lösung. _ Er bespricht auch an ein- 
zsehenden Beispielen in übensichtlicher und 
klarer Form die Möglichkeit, wie durch Ge- 
nossenschaften die Rentabilität errechnet wer- 
den kann. Es kommt dabei die Finanzierung 
der Genossenschaft durch Darlehen, durch 
Geschäftsanteill, durch Eintrittsgelder oder 
durch eine Verbindung dieser Methoden in 
Betracht. In allen Fällen wird ein Teil der 
Unkosten, die durch die Aufwendungen für 
das Ortsnetz, das die Gemeinde selbst errich- 
tet hat, und für Station und Hochspannungs- 
leitunz die vom Werk gegen Zahlung eines 
Baukostenzuschusses gebaut werden, durch 
den Zwischengsewinn der Genossenschaft ge- 
deckt, die den Strom wesentlich billiger vom 
Werk erhält, als sie ihn an die Mitslheder ab- 
Mit Recht weist nun der Verfasser da- 
rauf hin, daß dieser Verkaufspreis des Stro- 
mes nicht zu hoch gewählt werden darf, weil 
er sonst unwirtschaftlich- wird. Er hätte hin- 
zufügen können, daß die Gefahr besteht, daß 
die Genossen abspringen und die Lasten künf- 
tig noch drückender empfunden werden, wenn 
die Leuehtmitbelnot etwa einmal wieder weni- 
ser hart wird, und wenn das Geld wieder 
höheren Wert bekommt. Wolterstorff emp- 
fiehlt daher die Aufbringung ‚eines beträcht- 
lichen Teils der Kosten durch eigenes Kapi- 
tal, das zinslos, also „a fond perdu“ zur Ver- 
fügung zu stellen ist. Dann erhalten die Ge- 
nossen billisen Strom. Es wird dann weiter- 
hin besprochen, auf welche Weise die einzel- 


ı) „Gründung und Finanzierung von Rlektrizitätsge- 
nossenschaften*, Verlag von Julius Springer. Berlin 1919 


1. 19 


nen Anteile, Zinsbelastungen usw, auf die Ge- 
nossen zu verteilen sind. Auch da merkt man 
dem Verfasser die Erfahrung an, denn jeder, 
der mit der Materie zu tun hat, weiß, welche 
Schwierigkeit es bietet, da richtige Vor- 
schläge zu unterbreiten. Es kommt die Ver- 
teilung nach der Morgenzahl der einzelnen 
Besitzer, nach der Grundsteuer, nach Brenn- 
stellen und Pferdekräften sowie nach der 
Wirtschaftlichkeit in Frage. Der Verfasser 
gibt der ersteren Verteilungsart den Vorzug. 
Nach meinen Erfahrungen ist es aber schwer, 
dieser allerdings gerecht erscheinenden Ver- 
teilung bei den größeren Landwirten Anklang 
zu verschaffen. Ich stimme dem Verfasser zu, 
daß die Verteilung nach Brennstellen den 
Fehler. hat, daß die Mitglieder die Zahl der 
einzurichtenden Lampen beschränken, aber 
ich bin doch häufig auf anderer Grundlage 
nicht zum Ziel gekommen. Es müssen da die 
jeweiligen Verhältnisse berücksichtigt wer- 
den, und es gelingt nur selten, bei kleineren 
und einheitlichen Gemeinden: durch freie Ver- 
einbarung die Beträge unterzubringen. Der 
zweite Teil des Heftes, das dem Ingenieur wie 
dem Stromabnehmer wertvolle Belehrung brin- 
gen wird, enthält die wichtigsten sesetzlichen 
und formalen Bestimmungen, die bei der Grün- 
dung von Genossenschaften zu beachten sind. 

Die praktischen Erfahrungen hat der Ver- 
fasser wohl zum größten Teil im Gebiet der 
Märkischen Elektrizitätswerke erworben. Bei 
einer anderen Überlandzentrale, die die west- 
lieh von Berlin gelegenen Kreise mit Strom 
versorgt, hat man mit der Stromabgabe an 
die Gemeinden als Großabnehmer nicht durch- 
weg gute Erfahrungen gemacht. Es fehlt 
häufig den kleinen Gemeinden. an der techni- 
schen Beratung; sie werden von gewissen- 
losen Unternehmern ausgenutzt, es fehlt an 
Personen, die sich der Verwaltung des Orts- 
netzes mit Liebe und Verständnis annehmen. 
Andererseits hat. eine reine Überlandzentrale 
mit so schweren finanziellen Belastungen zu 
rechnen, daß sie einen Teil des Zwischenge- 
winns "zwischen Groß- und Kleinabnehmer- 
preis zur eigenen. Kräftigung benötigt und 
deshalb die Bedienung der Ortsnetze und die 
Auflbringung der erforderlichen höheren Ka- 
pitalien zu übernehmen bereit sein sollte. In 
diesem Falle haben die Gemeinden lediglich 
die Baukostenzuschüsse aufzubringen, die 


‚allerdings bei entlegeneren. Ortschaften hoch 


werden und 1000 bis 2000 M je Haushalt aus- 
machen, Die Aufbringung dieser Beträge 
begegnet nun den gleichen Schwierigkeiten 
wie bei den Genossenschaften. Z. T. über- 
nehmen die Gemeinden. die Beschaffung und 
Verteilung der Beträge, z. T. hat es sich als 
erforderlich herausgestellt, eine besondere Art 
von Konsumenten-Genossenschaften zu grün- 
den, die von der Gemeinde das Recht erhalten, 
daß die Überlandzentrale nur ihre Mitglieder 
an ihr Netz anschließt, während sich die Ver- 
einigung verpflichtet, der Gemeinde den Bau- 
kostenzuschuß zu bezahlen. Die Aufbringung 
und Verteilung der Beträge erfolgt auf die 
gleiche Weise wie bei den eigentlichen Elek- 
trizitätsgenossenschaften,. Auch hier handelt 
es sich darum, den Wer zu finden, durch den 
die Lasten gerecht verteilt werden, und auch 
hier empfiehlt es sich, die Beträge .durch 
Kapitalabfindungen aufzubringen, da eine auf 
Jahrzehnte hinaus berechnete Zinsbelastung 
einer. Verteuerung des Strompreises gleich- 
kommt und wirtschaftliche Gefahren 'in sich 
birgt. Der Beferent hat die Bildung winer 
Reihe solcher Konsumenten-Vereinigungen 
eingeleitet, und die Gemeinden wie die Über- 
landzentralen hoffen, ihre Rechnung dabei zu 
finden. Die beste Förderung erfährt die An- 
selegenheit, wenn. der Ortsvorsteher die Ver- 
teilung der Zuschüsse in die Hand nimmt. 
Karl Heumann. 


Die Beschäftigung im Oktober 1919. Auf 
dem Arbeitsmaıkt bat sich im Oktober 1919 
eine beträchtliche Anspannung geltend ge- 
macht. Nach den Feststellungen der Fachver- 
bände ist die Arbeitslosigkeit gegen den 
Vormonat um 0,4% gestiegen, u. zw. bei den 
Männern, hauptsäcl ieh ‚wohl infolge Aus- 
setzens der Bautätigkeit und eıfolglosen Strei- 
kens in der Metallindustrie, von 1,7 im Sep- 
tember auf 2,3%. während sie bei den Frauen 
von 4,1 auf 3,9% zurückging. Die stärkste 
Zunabme, nämlich von 1,1 im September auf 
2,3% im Berichtsmonat ist beim Metallarbei- 
teıvesband verzeichnet worden. -Der Andrang 
der Männer zu den Aırbeitsnachweisen hat sich 
gegen den Vormonat wesentlich erhöht, bei 
den Frauen etwas verıingert. Wirklich bessern 
können sich die Zustände am Arbeitsmarkt nur, 
wenn die Arbeit ergiebiger wird. Im 
Vergleich zum Oktober 1918 sind aber arbeits- 
täglich im Ruhrgebiet nur ıd 0,25 gegen 0,30 
Mill. t und in Oberse] lesien nur rd 0,10 gegen 
etwa 0,13 Mill. t Steinkohlen gefördert worden 


20 


und ‚die Roheisenerzeugung betrug nur rd 
18000 gegen 26200 t, die Stahlerzeugung 
26 400 gegen 43 400 t (ohne Elsaß-Lothringen 
und Luxemburg), Jeder Arbeitstag brachte 
also gegen das Vorjahr immer noch Ausfälle 
von mindestens 80000 t Steinkohle, 8000 t 
Roheisen und 17 000 t Stahl. Durch den Berg- 
arbeiterstreik hat Deutschland rd 6 Mill, t 
Kohle eingebüßt. 

In der elektrischen Industrie litten, wie 
das ‚‚Reichs-Arbeitsblatt‘‘ weiter mitteilt, die 
Betriebe der Elektrizitätsversorgung im 
Berichtsmonat ganz außerordentlich unter der 
unzureichenden Kohlenzufuhr. Das gilt ins- 
besondere für die von den Kohlengruben weiter 
entfernt liegenden Bezirke im Norden, Osten 
und Süden des Reiches, in denen die Werke 
teilweise völlig zum Stillstand kamen oder die 
Versorgung doch nur mit starken Einschrän- 
kungen aufrecht erhalten werden konnte. Die 
Folgen für die auf elektrische Kraft- und 
Lichtlieferung angewiesenen Fabriken sind 
dementsprechend schwer und drohen, das 
überall sich ankündigende Wiederingang- 
kommen der einzelnen Industriezweige zu un- 
terbinden. Der elektrotechnischen Groß- 
industrie brachte die etwas lebhaftere Bau- 
tätigkeit verschiedentlich eine Besserung. In 
Berlin lagen die Betriebe infolge des Metall- 
arbeiterstreiks größtenteils still. In der 
Fabrikation elektrischer Meßinstru- 
mente und Apparate wies die Beschäfti- 
gung, soweit es die großen Schwierigkeiten der 
Materialbeschaffung zuließen, gegen den Vor- 
monat eine Besserung auf, sie wird im allge- 
meinen als gut bezeichnet, Die Zahl der Be- 
stellungen übertraf die des Vormonats nicht 
unerheblich, auch konnte eine- Steigerung der 
Leistung bei der Arbeiterschaft festgestellt 
werden. Die Kabelwerke hatten wie bisher 
gut zu tun; -Material- und Kohlenmangel 
machen sich auch hier geltend. Daneben beein- 
trächtigte die Einschränkung der Kraft- und 
Liehtversorgung und in Berlin auch dieWirkung 
Fr en die Erzeugungsmög- 
ichkeit, EEE 


Wünsche der österreichischen Elektro- 
industrie. — Die ‚Nachr. f. Hand:, Ind. u. 


Landw.‘‘ (1919, Nr. 139 n.. F.) veröffentlichen 
folgenden für die Elektroindustrie bemerkens- 
werten Bericht aus Wien: ‚Die Tendenz der 
Produktionsvermehrung durch Normalisie- 
rung, Typisierung, Spezialisierung usw., die 
in Deutschland seit einiger Zeit energisch ge- 
fördert werden, besteht auch bei der öster- 
reichischen Industrie, doch haben sich bisher 
noch keine greifbaren Ergebnisse gezeigt. 
Immerhin ist zu bemerken, daß im Laufe des 
letzten Jahres infolge der Kapitalverschiebun- 
gen innerhalb der Bevölkerung sich zahlreiche 
Kapitalisten auch auf das Gebiet. der Elektro- 
technik geworfen haben und z. T. schon Werk- 
stätten eröffneten, z. T. solche zu gründen be- 
absichtigen. Ob sich diese werden entwickeln 
können, wird, abgesehen von den technischen 
Eignungen der Gründer selbst und ihrer Kapi- 
talkraft, an welch letzterer allerdings nicht zu 
zweifeln ist, hauptsächlich davon abhängen, 
wie sich die deutsche Industrie in Zukunft zu 
ihrem österreichischen Abnehmerkreis stellt. 
Es ist allerdings nicht zu verheimlichen, daß 
in der letzten Zeit die früher so freundliche 
Stimmung für die deutschen Lieferanten einer 
entgegengesetzten Platz gemacht bat, da 
deren ganzes geschäftliches Vorgeben gegen 
ihre alte angestammte inländische Kundsehaft 
nicht nur den Anforderungen nicht entspricht, 
die diese auf Grund der langjährigen Bezie- 
hungen zu stellen sich berechtigt fühlten, son- 
dern auch. sehr von der Politik der Entente- 
angehörigen absticht, die besonders auf dem 
Gebiet der Kreditgewährung und sonstigen 
Bezugserleichterungen den jetzigen Verhält- 
nissen Deutschösterreichs in äußerst entgegen- 
kommender Weise Rechniung tragen. Hier ist 
für die reichsdeutsche elektroteebnische Indu- 
strie vielleicht ein Ratschlag am Platze, der 
ihr zwar für die jetzige Zeit ein kleines Opfer 
auferlegt, sich aber in Zukunft sehr bezahlt 
machen dürfte, nämlich der Rat, daß die 
deutsche elektrotechnische Industrie dem 
denutschösterreiebischen Markt ihr besonderes 
Augenmerk zuwendet. Besonders der Ausbau 
der vielen und sehr großen Wasserkräfte 
Deutschösterreichs wird eine gesteigerte Ab- 
satzmöglichkeit für elektrische Erzeugnisse 
bieten, und dieser Ausbau, der erst in Jahren 
zur Verwirklichung kommen kann, wird die 
Industrie für die jetzt geforderten Opfer reich- 
lich entschädigen. Infolge der überaus starken 
Entiwertung der Krone, der dadurch bedingten 
ganz außerordentlichen Verteuerung der Mark, 
infolge der Regierungsmaßnahmen, die den 
Friedenszoll um das Sechsfache erhöhen, in- 
folge der außerordentlich verteuerten Frach- 
ten, der Unmöglichkeit, sich auf legalem Wege 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E, €. Zehme in Berlin. — Verlag von Ju lius Springer in Berlin, en 


Elekotechomsche Zeitschritt. 1920. Heit ie : ; ie 3: a: 


deutsche Zahlungsmittel zu verschaffen und 
der Beschränkung der deutschen Ausfuhr wird 
von der deutschen Industrie eine besondere 
Anpassung an die herrschenden Verhältnisse 
gefordert, und es wäre sicher zweckmäßig, 
wenn die deutschen Fabriken nach .Möglichkeit 
die Lieferungen für Österreich erweitern und 
die Preise derärt stellen, daß die oben geschil- 
derten Übelstände wenigstens einigermaßen 
gemildert werden. Eine Entschädigung für 
diese letzten Endes ihr selbst zugute kommen- 
den Preisermäßigungen könnten sie in einer 
entsprechenden Erhöhung der Preise an jene 
Staaten finden, deren Valuta gegenüber der 
deutschen z. Zt. so außerordentlich hoch steht. 
Sie würden damit sich nicht nur selbst Vorteile 
verschaffen, sondern auch den schon wieder- 
laut werdenden Vorwürfen jener Staaten, daß 
Deutschland doch beim Dumping-System ver- 
harre, die Spitze abbrechen. In der Gesamt- 
wirkung käme es doch für die deutsche Indu- 
strie auf das gleiche heraus, nur daß sie durch 
ein besonderes Entgegenkommen gegenüber 
Deutschösterreich sich dort auch für die Zu- 
kunft den Absatz an ein Sechsmillionenyolk 
bewahren und nicht nur der dort einheimischen 
Industrie, sondern auch der des Auslandes, die 
die heutige Situation bereits stark ausnutzt, 
den Boden entziehen würde. Um nur wenige 
Beispiele zur Erhärtung dieser Ansicht zu 
nennen, sei mitgeteilt, daß zwei verbürgte 
Fälle von englischen Geschäftsleuten bekannt 
sind, die bezeugen, in welch großzügiger Weise ° 
die Engländer ihre alten Verbindungen trotz 
der inzwischen durch den Weltkrieg vorge- 
kommenen Entzweiung zu schützen wissen. 
Ein Kunde einer englischen Fabrik hatte eine 
Vorkriegsschuld, die selbstverständlich auf 
Pfund lautete, und als er jetzt an die englische 
Firma herantrat, um die Schuld abzutragen, 
und erwähnte, daß die Schuld jetzt infolge der 
Entwertung der Krone so außerordentlich ge- 
stiegen sei, erhielt er die Nachricht, daß er die 
Schuld zur Friedensparität abbezahlen möge. 
Ein Vertreter einer englischen Textilffirma 
wendete sich an seine englische Fabrik mit der 
Bitte, ihm die durch den Krieg aufgelöste Ver- 
tretung wieder zu übergeben, und die englische 
Firma erklärte sich hierzu bereit und machte 
aus eigenem Ermessen den Vorschlag, dem 
Manne die Ware auf ein Jahr zu kreditieren, 
weil sie der Ansicht sei, daß bis dahin sich die 
Währungsverhältnisse gebessert haben würden 
und er dann in der Lage sein würde, sich leich- 
ter und zu bedeutend günstigeren Kursen die 
englischen Zahlungsmittel zu verschaffen. 
Deutsche Fabriken dagegen verlangen von 
ihren langjährigen Vertretern, auch wenn sie 
während des Krieges auf Heller und Pfennig 
pünktlich ihren Zahlungsverpfliehtungen nach- 
gekommen sind, nunmehr Vorausbezahlung 
der Ware.‘ ; : 
Eine englische „Anti-Dumping Bill“. — 
Am 20. XT. 1919 hat Sir Auckland Geddes ein 
Gesetz zur Regulierung der Ein- und 
Ausfuhr im Unterhause eingebracht, das, ur- 
sprünglich als ‚„Anti-Dumping Bill‘ gedacht, 
tatsächlich ein vollständiges Schutzzoll- 
system schaffen will. „Das erste Kapitel‘, 
so schreibt die „Frankf. Ztg.‘“, „bezweckt die 
Einsetzung eines mit diktatorischen Macht- 
befugnissen ausgestatteten Ausschusses, dem 
der Präsident des Board of Trade oder sein. 
Stellvertreter als Vorsitzender, sechs Vertreter 
verschiedener Ämter (Auswärtiges Amt, Schatz- 
amt, ‚Überseehandelsdepartement, Board of 
Trade) und 10 Parlamentarier als Mitglieder 
angehören sollen. Dem Ausschuß ist die Über- 
wachung über die Ausführung des Gesetzes und 
die Inkraftsetzung der in ihm geschaffenen 
Vollmachten zugedacht. Es ist eine Art von 
Geheimkammer, die eingesetzt ist, um die. 
lebenswichtigen Industrien des Vereinigten 
Königreichs gegen jegliche ausländische Kon- 
kurrenz zu schützen. Der Ausschuß gibt den 
ihm anvertrauten Vollmachten auf Antrag des 
Präsidenten des Board of Trade auf dem Ver- 
ordnungswege Gültigkeit. Der Präsident des 
Board of Trade darf in Dringlichkeitsfällen 
sogar aus eigener Machtvollkommenbeit han- 
deln, vorausgesetzt, daß die von ihm erlassenen 
Verordnungen innerhalb von 21 Tagen von dem 
Ausschuß bestätigt werden. ; ; 
Der zweite Teil des Gesetzes richtet sich 
gegen das „Dumping‘“. Nach dem Sinn der 
Bill ist darunter der Verkauf von Waren zu 
Preisen zu verstehen, die niedriger sind als die 
Verkaufspreise im Herstellungslande. Das ist 
eine ganz neue Definition des Begriffes. So 
hatte z. B.indem Wahlfeldzug des letzten Win- 
ters, in dem die Versprechungen der Regierung 
gegen das „Dumping‘ bekanntlich eine große 
Rolle spielten, Lloyd George nur Maßnahmen 
gegen Verkaufspreise, die unter den Herstel- 
lungspreisen des Ursprungslandes stehen, 
zugesagt, weshalb jetzt viele Koalitionsliberale, 


‘gung von Lizenzen, Nachzahlung von Gebüh- 


“und” Gewerbekammern, 


--Groß-Berlin 


die ja eigentlieh Freihändler sein sollten, gl 
‚ben, das Gesetz, wenigstens in diesem P 
‚verweıfen zu dürfen. . Auf.Grund der V 
machten des Gesetzes können die Einfuhr 
der Verkauf von Waren, die unter den ne 
Begriff des „Dumping‘“ fallen, auf dem. Ver- 
ordnungswege verboten bzw. dann erlaubt wer- 
den, wenn der Einfuhrhändler den Preisunter- 
schied als Einfuhrzoll zahlt. Um Erhebungen 
anzustellen, dürfen Einsicht in die Bücher, 
Vorlegung aller Papiere, Besichtigung der Ge- 
schäftsräume und Eidesleistung verlangt wer- 
den. Das Gesetz erteilt ferner Ermächtigung 
zum Verbot der Einfuhr von Waren von Län- 
dern, deren Währungen entwertet sind, u. zw. 
auf die Dauer von 3 Jahren nach Kriegszeit. 
Ist ein derartiges Verbot erfolgt, so können 
Ausnahmebehandlungen durch Beantra- 


ren erwirkt werden, die den Unterschied zwi- 
schen dem Wert der einzufübrenden Ware und 
dem Verkaufspreis der in dem Vereinigten 
Königreich hergestellten gleichen Waren nicht - 
übersteigen darf. B 
Die Billhat Gültigkeit für den Handel mit 
allen Ländern, die britischen Dominions und 
Kolonien nieht ausgenommen. Die Vollmach- ° 
ten, die sie schafft, sollen zur Anwendung 
kommen, wenn festgestellt wird, daß die.b 
tische Produktion durch die ausländische Kon- 
kurrenz geschädigt wird oder geschädigt wer- 
‚den kann. Sie stößt auf eine starke Opposition 
und wird wahrscheinlich noch energisch zer- 
pflückt werden, bevor sie Gültigkeit erhält.“ 


.. Ein Reichsverband des. deutschen Hand- 
werks. — Die im Deutschen Handwerks- und’ 
Gewerbekammertag vereinigten Handwerks- 
die: beruflichen und 
wirtschaftlichen Zentralverbände des Handwerks, 
die zentralen Verbände der gewerblichen Ge- 
nossenschaften und der Verband der deutschen 
Gewerbevereine und Handwerkervereinigungen 

haben den Reichsverband des deutschen 
Handwerks gegründet. Er willdas Handwerk 
und seine beruflichen und wirtschaftlichen Or- 

ganisationen in der deutschen Wirtschaftsver- 
fassung sicherstellen, die gemeinsamen Inter- 
essen des Handwerks wahren, seine fachliche ° 
Organisation fördern und ausbauen, eine Ge- 
meinschaftsarbeit mit den Arbeitnehmern her- 
beiführen und die genossenschäftliche Organi- 
sation im deutschen Handwerk pflegen und 

fördern. 18 


Kleine geschäftliche Mitteilungen. 


Metall \ 23. KU: | 


Elektrolytkupfer (wire- | 
.bars), prompt, cif Ham- En Na 
burg, Bremen, Rotterdam 2316 | BORN 
Raffinadekupfer 
99/99,3%/,10okoGroß-Berlin 
Originalhütten - Weich- 
- blei, ab Hütte oder loko 


2100—2150'2100—2150 
02.2... 840— 860| 840— 860 
Originalhütten- Rohzink, Ü 3 f 
‘Syndikatspreis ab Hütte 
oder Tarer un, 
desgl. Preis im freien Ver- 
kehr, ab Hütte oder 
bagera nme 
Originaihütten-Alumi- 
nium 98/99 %, ingekerb- | 
ten Blöckchen, ab Hütte 2 
oder loko Groß-Berlin . 13100—315013100—3150 
Zinn, 'Banka-, Straits-. { 
Billiton-, loko Hamburg 
oder: Groß-Berlin ne 
Hüttenzinn, .mindestens 
99 0/,, loko Hamburg oder 
Groß-Berlin =. 2. 1... 
Reinnickel 98/99 %, loko 


450°. 
| ‚| 
760 730 


450 


780— 810. 


6150---6200/6100 6200 


6000—6100/6000— 6100 


Hamburg oder Groß- . 
Berlin . . ..%.......)4000—410013900—4000. 
Antimon-Regulus, loko | x. 
Hamburg oder Groß- BE 
Berlin. ..%.. 2.2 3 4.9050-—29707.925 950 B* 


Für die Woche vom 11. XII. bis 27. XIL. 1919 
betrug für isolierte Drähte und Kabel der 
Kupferzuschlag 160 M, der Aluminium- 
zuschlag 60 M. ; 


Fragekasten. = 
Frage 1. Wer liefert. Isolierpapierband von , 
0,04 mm Dicke? = 


Abschluß des Heftes: 27. Dezember 1919. 


$ 
e3 


BER DE ER ER EI ROT: 


) 


a 


Schr Hileitung ©: 


A. ann. 


(Zentralblatt für 


Be Bieshnische Zeitschrift 


r Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Berlin, 8. Januar 1920. 


= ” eines eigenen Kraftwerks oder Strom- 
groun? Stromversorgungsfragen der 
Reichswerft Danzig. 


En Dr zung. K. Schultze, Danzig. 


Übersicht, Nach einem Hinweis auf die Ent- 
wicklung der elektrischen Werftzentrale vor und 
# während des Krieges wird der Gang der wirtschaft- 
ne liehen Untersuchung beschrieben, die sich auf die 
Beantwortung der Frage erstreckte, ob eine neue, 
E größere Werftzentrale zu bauen oder Anschluß an 

_ eines von zwei benachbarten. größeren Kraftwerken 
zu suchen sei. Für jeden der drei möglichen Fälle 
werden die günstigsten, künftigen Betriebsverhält- 

“ nisse ermittelt und die Betriebskosten berechnet. 
Besondere Überlegungen erforderte dabei die Ver- 
teilung der elektrischen Arbeit auf das neue Kraft- 
werk bzw. den Stromlieferanten einerseits und die 
_ weiter zu betreibende alte. Zentrale anderseits. Es 
_ wird gezeigt, daß der Strombezug aus dem benach- 
 barten, zu Friedenspreisen erbauten Kraftwerk die 
beste Lösung darstellt. Im Anschluß daran wird die 
_ außerordentliche Steigerung der Selbstkosten infolge 
der. durch. die Revolution bewirkten Änderung der 
Arbeitsverhältnisse gezeigt, und es werden Vor- 
"  schläge gemacht, wie die unter den kriegsmäßigen Er- 
_  weiterungen gesunkene Wirtschaftlichkeit des Zen- 
tralenbetriebes zu ‚heben sei. 


Zu Beginn des Jahrhunderts wurde die, 
- Werft durch zwei Ressortzentralen von je etwa 
500 kW. Maschinenleistung mit Strom versorgt, 
‚die in 250 m Entfernung voneinander der da- 
mals gebräuchlichen, niedrigen Spannung ge- 
mäß in zwei Kraftbedarfsmittelpunkten errich- 
tet, waren und sich gegenseitig im Parallel- 
etrieb unte:stützten. Die Maschinen (Licht- 
schinen) waren klein im Verhältnis zu ihrer 
Kesselanlage, die noch andere, teils schwerere 
Betriebe wie Dampfkompressoren, Schmiede- 
hämmer und Heizungen mit versorgte. Der 
Zusammenhang zwischen Kessel- und Ma- 
_ schinenanlage war nur lose durch eine über 
‚einen Verkehrs weg führende Dampfleitung ge- 
eben, da die Vorteile des hoch überhitzten 
er "Dampfes und die Rückgewinnung des Konden- 
 sates bei dem damaligen Stande der Technik 
icht genügend. ins Gewicht fielen, um ein 
inzelnes Absatzfeld der Dampferzeugungs- 
anlage, wie es die Lichtzentrale war, in seiner 
Lage zum Kesselhause zu bevorzugen. Mit 
er Verdoppelung der Gebrauchsspannung, 
- die um das Ja'r 1909 erfolgte, war wirtschaft- 
lieh die Möglichkeit gegeben, die eine der Zen- 
 ‚tralen als Hauptzentrale auszubilden, die an- 
- dere als Nebenzentrale in der Entwicklung 
 zurückbleiben zu lassen. Es wurde eine Dampf- 
 turbine beschafft und die Kesselanlage mit 
 Überhitzern, mechanischen Feuerungen und 
einem Vorwärmer ausgerüstet. 

Da brach der Kıieg aus und brachte einen 
tarken Erweiterungsdrang in allen Werk- 
tten und die Neuaufnahme verschiedener 
ertigungszweige. Die Arbeiterzahl stieg von 
500 auf das 2,5- fache. Im Kraftwerk standen 
_ eine 585 kW-Turbodynamo, 230 V, zwei Ver- 
yundmaschinen mit gekuppeltem Stıomerzeu- 
ger zu je 100 kW, 230 V und eine Verbund- 
_ maschine mit Doppeldynamo zu 110 kW, 
sämtlich für G.eichstiom. Das 


- rohr-Rauchrohrkessel von je 220 m? Heiz- 
. ' Räumlich erweiterungsfähig war nur 
In einem Anbau wurden daher vor- 
rätige alte Schiffskessel — nach und nach 


nähernd 8000 kW im November 1919 gerechnet 
werden. Er 


dung der nur wenige Jahresstunden aus- 


Werft, einem lange gehegten Wunsche nach- 
sebend, den Plan eines Neubaues auf, 
sie den Gedanken an eine unter großen tech- 
nischen Schwierigkeiten wohl noch mögliche 


diese Anlagen überhaupt nur erweitert werden 


ren Fundamenten (Kolbenkompressoren,Blech- 


guten Ausnutzung der Anlagen verhältnis- 


81 


B. 0. Zehme, Dr. F. Werkaee K.Perlewitz — Vorlak von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


Heft 2. 


6 Stück — aufgestellt, während im Maschinen- 
hause die Kolbenmaschinen durch raumspa- 
rende Turbinen (eine zu 750 kW, zwei zu je 
1250 kW) ersetzt werden mußten. 
erzielte man das Zehnfache der Leistung auf 
gleicher Grundfläche. 


Hierdurch 


Mit dem Frreichen einer Maschinenlei- 


‚stung von 8785 kW war der verfügbare Raum 
bis auf das letzte Quadratdezimeter ausge- 
nutzt. 
große Werfterweiterungspläne auf, die es wahr- 
scheinlich machten, daß vom Herbst 1919 ab, 
falls der Krieg weiterginge, Anforderungen an 
die Werftzentrale gestellt werden würden, die 
sie.nicht mehr oder nur unter Heranziehung 
ihrer letzten Reserven würde erfüllen können. 


Da tauchten im Winter 1917/18 neue 


Es mußte mit einer Spitzenleistung von an- 


wägungen hinsichtlich stärkerer 
Einführung der Nachtarbeit zwecks Abschnei- 


machenden Spitze führten wegen der Brot- 
knappheit zu keinem Ergebnis. Jetzt griff die 


indem 


Erweiterung der bestehenden 
mehreren Gründen verwarf. 


Anlagen aus 
Zunächst hätten 


können, wenn eine aus Gründen der Feuersicher- 
heit und des Verkehrs nötige Straße stark ver- 
engt oder einer der Naehbarbetriebe mit schwe- 


walzen, .Dampfhämmer, Verzinkungswannen) 
geräumt und an anderer Stelle wieder aufge- 
baut worden wäre. Zudem war sowohl Ma- 
schinenzentrale wie Kesselanlage durch die 
während des Krieges zur bitteren Notwendig- 
keit gewordenen Ein- und Anbauten dermaßen 
verwickelt und unübersichtlich geworden, daß 
es jedermanns Wunsch war, dieses Verfahren 
nicht fortzusetzen, sondern etwas Neues an 
einer Stelle anzufangen, wo der zur Verfügung 
stehende Raum gestattete, ein organisches 
Ganzes mit neuzeitlich-wirtschaftlichen Mit- 
teın zu schaffen. Der Betrieb war trotz der 


mäßig teuer geworden, weil die geringe zur 
Verfügung stehende Bauzeit oder der begrenzte 
Raum es verhindert hatte, die alten Anlagen 
wirksam zu verbessern und die neuen in einer 
für wirtschaftlichsten Betrieb geeigneten Weise 
zu bauen. Alte, gerade aus irgend einem 
Schiffe ausgebaute Kessel ohne mechanische 
Feuerung und Vorwärmer, teilweise auch ohne 
Überhitzer, bildeten die notdürftige Erweite- 
rung der Kesselanlage. Die Kondensatoren 
hatten neben die Turbinen gesetzt werden 
müssen, weil die Grund wasserverhöltnisse eine 
Unterkellerung verboten und die Höherlegung 
des Maschinenflures durch einen über der Zen- 
trale gelegenen Modellagerraum unmöglich ge- 
macht war. Es hatten gemeinsame Naßluft- 
und Kühlwasserpumpen mit langen Vakuum- 
und Wasserleitungen angeordnet werden müs- 
sen, weil der verfügbare Raum für Einzel- 


aggregate unmittelbar neben den Kondensato- 


ren nicht ausgereicht hatte, In ähnlicher Weise 
machten die Wärmeverluste der über die Straße 
führenden Dampf- und Kondensatleitungen 
die Vorteile .des Überhitzereinbaues und der 
Rücklieferung des Kondensates teilweise zu- 


nichte- Wohin man blickte, Einzelanlagen von 
gutem Wirkungsgrad, die aber zur Unwirt- 
schaftlichkeit verurteilt waren, weil ihrer wir- 
kungsvollen Verknüpfung tausend Hemmun- 
gen entgegenstanden. 

Für das nen zu errichtende Kraftwerk war 
ein Platz dicht am Wasser und an der Eisen- 
bahn, wo Bekohlung und Wasserbeschaffung 
die günstigsten waren, gefunden... Das der 
Werft gehörige Gelände (Abb. 1) war noch un- 


Waien 


Walser 


Kraftübertragung. 
Abb. 1. 


Werfigrenze, 


Lageplan der Werftanlasen. 


bebaut und gehörte zu einem Gebiet, das in 
nächster Zeit umfangreiche Neuanlagen mit 
großem Stromverbrauch (Elektrostahlöfen, U- 
Boots-Ladestationen, Pießluftzentralen) auf- 
nehmen. sollte. Die Fortleitung der Energie 
zu den alten Kraftverbrauchsmittelpunkten 
hätte keine Schwierigkeiten bereitet, nachdem 
die Werft rechtzeitig, nämlich unmittelbar 


nach Kriegsbeginn, vom Gleichstrombetrieb 


22. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


der Werft benötigte, elektrische Jahresarbeit 


1920. 


zum Drehstrombetrieb mit einer Maschinen- l.aufgetretenen Spitzenleistung, angenommen, 


spannung der Turbodynamos von 3000 V über- 
gegangen war. Der für die noch verbliebenen 
Gleichstromanlagen erforderliche Strom wurde 
teils durch die erwähnte 535 kW-Gleich- 
strom-Turbedynamo, teils durch Umformer auf- 
gebracht. Der Betrieb war so geplant, daß das 
neue Kraftwerk während des größten Teiles des 
Jahres die gesamte Stromerzeugung über- 
nehmen und die alte Zentrale nur während 
des Winters zu den Hauptliehtstunden zur 
Deckung des Spitzenbedarfs herangezogen wer- 
den sollte. Während des übrigen Teiles der 
Betriebsstunden sollte sie nur als Umformer- 
werk, als Verteilungsstelle und zur Aushilfe 
dienen. Sie völlig abzubauen und die gesamte 
Reserve in das neue Kraftwerk zu verlegen, 
rar aus wirtschaftlichen und militärischen 
Gründen nicht ratsam. Der Bau des neuen 
Kraftwerkes schien, wenn der Betrieb in vor- 
gezeichneter Weise erfolgte, verhältnismäßig 
billig möglich, da keine große Aushilfe vorzu- 
sehen war, 
Um die Ausmaße zu finden, die das Werk 
beim vorläufigen und endgültigen Ausbau er- 


Zahlentafel l. 


daß diese im Verhältnis der benutzbaren zur 
benutzten Grundfläche steigen würde, Der 
sich hiernach ergebende Wert von 7600 kW 
war eher zu hoch als zu niedrig, da die benutzte 
Grundfläche sehr dicht mit Werkstätten be- 
setzt war und die Werkstätten selbst wiederum 
eine durch die. Kriegsverhältnisse verursachte 
äußerste Raumausnutzung zeigten. Die end- 
gültige Kraftwerksleistung wurde nun zu 
9950 kW festgelegt, und zwar sollte sie sich 
zusammensetzen aus Einheiten zu 4000 kW, 
2000 kW, 2000 kW und einer aus der alten 
Zentrale herüberzunehmenden 1250 kW-Ein- 
heit. Es verblieb dann mit den Maschinen 
der alten Zentrale eine Reserve von 4185 kW 
zuzüglich 10%, der Gesamtleistung = 1178 kW, 
um welche die Maschinensätze üblicherweise 
dauernd überlastbar waren. Vorläufig sollte 
die Maschinen- und Kesselanlage auf 3250 kW, 
darüber hinaus das Maschinenhaus (Bauwerk) 
auf 5250 kW ausgebaut werden. 
kosten, wie sie sie sich auf Grund von Angebo- 
ten mehrerer Großfirmen ergaben, sind aus 
Zahlentafel 1 ersichtlich. 


Anlagekosten des neuen Kraftwerks in Mark. 


Im einzelnen | Im ganzen 
I. Grunderwerb: 13 000 m? je 3,00 M „, ES EIN TER 39.000 39 000 
II. Gründungsarbeiten: 8m tiefer Pfahlrost m. durchgehender Eisen- 
betonplatte als Kellerfußboden in Bodenhöhe, Grundfläche 1500 m? 310 000 310 000 
III. Baulichkeiten: 
a) Kesselhaus, ausreichend f. d. weiter unten aufgeführte Kessel- 
anlage,einschl. Bunkereinbauin Eisenbeton. Grundiläche 540m? 240 000 
b) Maschinenhaus, ausreichend für 2 Turbodynamos von je 2000 kW ö 
und 1 Turbodynamo von 1250 kW, Grundfläche 480 m?. 210 000 
6) Schaltbülne, zweigeschossig, Grundfläcle 100m? . 48 000 
d) Schalthaus, dreigeschossig, Grundiläcke 180 m? . . 91.000 
e) Geschäfts- u. Werkstattshaus, zweigeschossig, Grundiläct e 200m? 101 000 
f) Fundamente für die unten ee Kessel und Turbinen... 170.000 
g) G.eisanlage . 90 000 
h) Kühlwasser N, 135 BE m Kanal 0, 8 m  Darohin: 270 000 
i) Fundamente für Kohleniörderbahn einsch]. ee 
Einwurfgrube am Kesselhaus, Entaschungsanlage ; 210 000 
k) Befestigung des Hoies, des Kohlenlagers und der Wege STE 120 000 
1550 000 | 1550 000 
IV. Maschinelle und elektrische Einrichtung: 
a) Turbodynamo von 2000 kW Leistung m. Kondensationsanlage 
U. Hier. sr 3 280 000 
b) Überführung einer in Mer alten Zentrale aufcestellfen be: 
dynamo von 1250 kW Leistung mit Kondensationsanlage 
andarüterrrer, 15 000, 
c) 3 Wassertohrkeisel von "350 m? Bez: nr 14 = Wander. 
rosten, Saugzuganlagen, Überhitzern u. Vorwärmern , 615 000 
d) Rohrleitungen, Kesselspeiısepumpen und Anschluß an vorhan- 
dene Enthärtungsanlage i 150 000 
e) Kohlenföıderanlage f. 25 t/h TLeishind; "pesteh Kr aus Greifer. 
katze mit Führerhaus, fester Fahrbahn von 112 lfd. m Länge 
m. Ausleger, fahrbarer Lagerplatzbrücke und Förderanlage 200 000 
f) Laufkran für 20 t, Batterie für Notbeleuchtung, Ladeumformer, 
Transformatoıen f. Eigenbedarf, Beleuchtungsanlage 80 000 
g) Hochspannungs-Schaltanlage, bestehend aus Pulten für die Dy: 
namos, 7 Zellen für die Dynamos und abgehenden Kabel und 
der Niederspannungstalel , 115 000 
h) Kabel und Verbindungaleitungen ; 25 000 
i) Verstärkung des Kabelnetzes zur Bicherang der Eos ensei bigen > 
Aushilfsmöglichkeit beider Zentralen 54 000 
1534000 | 1534000 
V. Projektierung der Ausführung, Bauüberwachung, Fabrika- 
tionskontrolle, Werksabnahmen, Versicherungen, Probebetrieb 
und Unyvorhergesehenes ARD 334 000 334.000 
3 767 000 


halten sollte, war zunächst die Spitzenleistung 
zu bestimmen, über die hinaus der Verbrauch 
der Werft in absehbarer Zeit, d..h. in den näch- 
sten 50 Jahren nicht steigen würde. Ein 
solcher Grenzwert war vorhanden, da der 
räum}ichen Ausdehnung der Werft durch ihre 
Lage zur Stadt, zu den Flußläufen und den 
benachbarten Handels- und Industrieunter- 
nehmungen Grenzen gezogen waren. Umeinen, 
wenn auch nur ganz rohen Anh It zu erhalten, 
wurde, ausgehend von der im letzten Jahre 


Gesamtkosten . 


Da das Halten der alten Zentrale in Be- 
triebsbereitschaft mit Kosten verknüpft war, 
so mußten bei der Berechnung des Kilowatt- 
stundenpreises sowohl die Betriebsausgaben des 
neuen Kraftwerks wie die der alten Zentrale 
ermittelt werden, weil eine zuverlässige Strom- 
versorgung eben nur durch den gemeinsamen 
Betrieb beider Werke zustande kam. Diese 
Betriebsausgaben richteten sich ganz nach der 
Höhe der »von jedem Werke übernommenen 
Jahresarbeit. Es mußte daher die gesamte von 


Heit 2. 


Die Anlage-' 


8. Januar 1920. 


anteilig auf alte Zentrale und neues Kraftwerk 


verteilt werden. Zwar konnte letzteres in den 


ersten Betriebsjahren allein die erwartete 
Spitzenleistung gerade noch decken; der Über- 
nahme der äußersten Spitzen hätte wegen der 
wenigen Betriebsstunden dieser Leistungen nur 
eine sehr geringe Arbeitsleistung in Kilowatt- 
stunden entsprochen, die von der alten Zen- 


trale aufzunehmen gewesen wäre, Die Rolle, 
die dieser zufiel, war jedoch größer. Sie hatte 
beim Ausfallen einer Maschineneinheit des 
neuen Kraftwerks einzuspringen. 
also auch ein.den mutmaßlich zu erwartenden 
"Störungen entsprechender Betrag der Jahres- 
arbeit der alten Werftzentrale zur Leistung 


überwiesen werden. Zur Schätzung dieses Be- 
trages wurde von der Belastungskurve des. 
Jahres 1917 (Abb. 2) ausgegangen und eine 


| 
2000 4000 6000 


Abb. 2. Belastungskurve des Jahres 1917. 


8000 


dieser ähnliche Kurve mit der erwarteten 
Spitzenleistung konstruiert. Es wurde dann 
angenommen, daß mindestens eine der bei- 
den Einheiten (1250 und 2000 kW) stets in 
Betrieb sei. Das über dem Mittelwerte 
dieser Leistungen liegende Flächenstück unter 
der Kurve abzüglich der etwa an und für sich 
schon der alten Zentrale zufallenden Spitzen- 
arbeit wurde dann zu einem Viertel als aus- 
fallend dieser zur Leistung zugeteilt. Es ent- 
sprach dies einer Reparaturzeit jeder Maschine 
von 11, Monaten. 

Die Ermittlung des voraussichtlichen 
Dampf- und Kohlenverbrauches geschah unter 
Zugrundelegung der voraussichtlichen Bela- 
stungskurve und der für jede Belastung gültigen 
Garantiewerte der Turbinenfabrikanten. Für 
Wärme- und Dampfverluste und Eigenver- 
brauch des Kraftwerkes wurde ein Zuschlag 
von 25% gemacht und 8-fache Verdampfung 
angenommen. Der sich hieraus ergebende spe- 
zifische Kohlenverbrauch kam den in der Sta- 
tistik der. Vereinigung der .Elektrizitätswerke 
gegebenen günstigsten Werten nahe. Als In- 


standhaltungskosten der Bauwerke wurden 0,5% 


Es mußte 


dr ee a a er at 


r 
“ 
f 


dus 


des Anlagekapitals ausschließlich für Grün- 


dungen und ‘Fundamente, die keiner Unter- 


haltung bedürfen, angesetzt, für Instandhal- 


tung von Maschinen, Kesseln und elektrischen 
Einrichtungen 1,5%. Der Verbrauch von 
Schmier-, Packungs- und Dichtungsstoffen 


wurde der Teuerung entsprechend zu 0,09 


Pf/kWh, der Betrag der. Gehälter und Löhne 
aen zu erwartenden Betriebsverhältnissen ent- 
sprechend geschätzt. 
Bauwerke erfolgte mit 0,5%, der Maschinen-, 
Kessel- und elektrischen Anlagen mit 4,6%, 


Die Abschreibung der | 


Lebenszeiten von 50 bzw. 15 Jahren ent- 


sprechend. Bei der Festsetzung der Betriebs- 


ausgaben der alten Zentrale konnte dem Um- . 


stande Rechnung getragen werden, daß die 
Kesselanlage, die noch andere Betriebe ver- 
sorgte, sowieso zueinem kleinen Teile betrieben 
werden mußte. Die geschätzten Kosten sind 
daher als anteilige aufzufassen und ent- 
sprechen dem Mehraufwand, durch den es mög- 
lich werden sollte, ausfallende Leistung des 
nenen Kraftwerkes nach etwa dreiviertel Stun- 
den zu übernehmen. Die auf diese Weise er- 
mittelten Betriebskosten sind in Zahlentafel 2 
zusammengestellt. Allgemeine Verwaltungs- 
‚unkosten sind eingeschlossen. 


Da die Vergrößerung der elektrischen | 


Kraftwerkseinrichtungen zunächst nur eine 


8. Januar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 2. 


23 


‚Zahlentafel 2 


Nach dem 1. Ausbau 


Nach dem 2, Ausbau 


Nach dem 8. Ausbau 


\ neues Strombezug neues Strombezug neues Strombezug 
Kraftwerk | vom Staat | von Stadt | Kraftwerk | vom Staat | vor Stadt | Kraftwerk |yom Staat | von Stadt 
1. Von der Werft benötigte Spitzenleistung . . . kW 3 200 3 200 3 200 4 800 4 800 4 800 6 800 6 800 6 800 
2. Br ». . Jahresarbeit Mill. kWh 9,12 9,12 9,12 13,70 13,70 13,70 19, 40 19,40 19,40 
3. Vom neuen Kraftwerk bez. von auswärts zu be- | a > | 
ziehende Höchstleistung . . . . . kW 3 200 1 000 1 500 4 800 2300 2 300 6 800, 4300, 4 300 
4. Vom neuen Kraftwerk bez. von answärts zu be. | | 
ziehende Jahresarbeit.. . . R Mill. kWh 8,86, 6,31 7,84 13,66 11,97 11,98 19,40 | 18,96 18,96 
5. Von der alten Zentrale zu bezlekende Höchst- | 
leistung ; ER FIR ESRERW — 12722402. °810 = 2610| 2620 0 2700| . 2720 
6. Von der alten Zentrale zu beziebende Jahres- | | 
arbeit . ..Mill. kWh |‘ 0,26 2,99 3778 0,04 2,23 2,23 0,00 1,24 J,26 
7. Kohlenverbrauch des neuen Kraftwerks t 10 000 _ — 14 500 — = 19 400 | = _ 
8. -der alten Zentrale R t 565, 4.080 2 600 256 3 150 3 150 200 | 1890 1910 
9. Brennstoffkosten des neuen 'Kraftwerks bei | | | 
- 40 M/t Kohlepreis ... . ; : M | 400 000, _ —_ 580 000 >= = 776 000, _ — 
10. Instandhaltung der Gebäude daR neuen Kraltwerks M| 7800 — = 6 000 = en 6 200, = = 
11. ‚„ Maschinen- und Kesselanlage | | 
des neuen Kraftwerks ERS EM E 28 000 = e 26 000, = = 30 700 a a 
12. Schmier-, Packungs- unh Dichtungsstoffe des 
"neuen Kraftwerks Er M 8 000) Sn, = 8200 —— = 9700| = = 
13. Löhne und Gehälter M 82 000| — | — 74000 3.600 3600| 98 000| 3 600 3 600 
stende an das liefernde Werk zu zahlende | | | 
Stromgebühren . . M = 366 700| 490 500 _ 7166 500 751 000 — ,1213000| 1214000 
15. Instandhaltung der io berbiasungsenlase: M u 3.000 4 400 = 4 500 8 500 _ 5 200 9 800 
. I 
16. Direkte Betriebskosten der vom neuen Kraftwerk 
bzw. von auswärts bezogenen Arbeit 2... .M | 520 800 | 369 7700| 494 900 | 694 200 | 774600, 763 100 | 920 6001221 800| 1223 800 
\ Fe Pf/kWh 5,88 5,86 | 6,31 5,08 6,45 6,37 4,75 6,45 6,45 
17. Verzinsung des Anlagekapitals mit 5% . M | 188 200 60 000, 14500| 237 900 67 500 33 200 | 258 100 709 700 37 500 
18. Abschreibung des Anlagekapitals M 95 300 20 200 13 300 | 131 200 27 700 30 500| 147 100| 30100 34 600 
19. Indirekte Betriebskosten der vom neuen Kraftwerk | : \ 
bzw. von auswärts bezog. Arbeit M | 283 500 80 200 27 800| 369 100 95 200 63 700 | 405 200 | 100 800 72 100 
Pi/KWh 3,20 1527, 0,36 2,70 0,80 0,53 2,08 0,53 0,38 
‚20. Gesamte Betriebskosten döry vom neuen Kiaftwerk 
bzw. von auswärts bezogenen Arbeit ; ..M | 864 300| 449 900| 522 70011063 300| 869 800| 826 800 11325 800 11322 600 | 1295 900 
Pf/kWh . 9,08 1.18 6,67 7,78 7,25 6,90 6,83 6,98 6,83 
21. Brennstoffkosten der alten Zentrale M | 23 200, 167 400 | 106 so0| 10 500) 129 i00| 129 100| 8200 77 500 78 300 
22. Instandhaltung der alten Zentrale RE M 10 500) 36 400 24 900 5 600 19 400 19 400 5300 13 200 13 300 
23. Schmier-, Packungs- und Dichtungestoffe der 
alten Zentrale ... . ERS M 600 3 600 2 200 200 1 800 1.800 200 1 100 1100 
24. Löhne und Gehälter de alten Yentr a M 16 600 54 000, 37 400 9100| 29000 29 o00| 8700! 20.000 20 200 
25. Betriebskosten der alten Zentrale aM. 50 900 | 261 400| 171100| 25400| 179 300| 172 300 22 111 800| 112.900 
Pf/kWh 19,6 8,75 9,60 63,6 8,03 8,03 9,02 8,96 
26. Gesamte Betriebskosten der von der Werft be- 
nötigten Jahresarbeit . M | 855 200 | 711 300 693 800 11088700 1049200 | 1006100 |1348200|/1434400| 1408800 
Pi/kWh 9,38 7,80 7,60 7,95 7,65 7,38 6,95 7,39 7,25 


Kriegsnotwendigkeit war, die Entwicklung der 


- Kaiserlichen Werft nach einem Friedensschluß 


aber nicht übersehen werden konnte, so .be- 
stand die Möglichkeit, daß große Kapitalien 
in einer Weise angelegt werden würden, die 


‚ihre spätere Ausnutzung völlig oder nahezu 


ausschloß. Es wurde daher gleichzeitig auch 


. die Frage des Strombezugs von außerhalb, der 


ohne Aufbringung großer Bausummen möglich 
war, eingehend geprüft. In Frage kamen für 
die Lieferung elektrischer Arbeit zwei Werke, 
nämlich ein erst auf dem Papier stehendes 
Kraftwerk des preußischen Staates und das 


 Elektrizitätswerk der Stadt Danzig. Da jede 


Bau 


der drei Lösungen der Aufgabe in militärischer 
Hinsicht die gleiche Sicherheit bot, so konnte 
sie rein wirtschaftlichen Erwägungen unter- 
worfen werden, 
Der Staat plante seit einigen Jahren im 
Anschluß an mehrere Wasserkraftwerke den 
eines Dampfturbinen- Großkraftwerkes, 
der jedoch in Rücksicht auf die zu vermeidende 


- Bindung von Arbeitskräften und die enorme 


X 


Verteuerung der Baustoffe erst mehrere Monate 
nach Friedensschluß in Angriff genommen 
werden sollte. Es waren bereits mehrere Strom- 
lieferungsverträge mit Großabnehmern ge- 
schlossen, Projekte ausgearbeitet und ein geeig- 
netes Gelände dicht am Weichselhahnhof mit 


‚Die Lage war für die Stromversorgung der 
Werft außerordentlich günstig, da kein privates 
Gelände, sondern nur der 150 m breite Fluß- 
lauf der toten Weichsel das künftige Groß- 
kraftwerk von der Werft trennte (s. Abb. 1). 
Die Maschinenspannung lag noch nicht fest 
und sollte den Wünschen der Werft gemäß ge- 
wählt werden, Der Bau sollte bei Zustande- 
kommen des Vertrages mit der Werft sofort 
begonnen und bis zum Herbst 1919 so weit ge- 
fördert werden, daß dann mit der Stromliefe- 
rung begonnen werden konnte, 

Das Städtische Elektrizitätswerk lag. wei- 
ter entfernt, hatte jedoch den großen Vorteil 
für sich, ohne wesentliche Erweiterung zeiner | 
Anlagen sofort liefern zu können. Die Ma- 
schinenspannung betrug wie die‘ der Werft- 
zentrale 3000 V. Die Verkaufsbedingungen 
waren folgende: 

Staatskraftwerk. - Baukostenzuschuß 
für die vor Ablauf von 21% Jahren nach Frie- 
densschluß bestellte Leistung 1000 M/kW, gül- 
tig für die ganze Vertragsdauer (35 Jahre). 
Jährliche Vorhaltungsgebühr für die weitere 
nach Ablauf von 214 Jahren nach Friedens- 
schluß bestellte Leistung bei 8000 V 50 M/kW. 
Vorhaltungsgebühr für nicht bestellte, aber 
abgenommene Leistung 40 M/kW. Für 15 000V 
2 M/kW Aufschlag. Strompreis 2,5 Pf/kWh 


bequemer Zufuhr vom Wasser her erworben. | + 0,15 Pf/kWh für jede Mark, um die 1 t Koble 


frei Lagerplatz teurer oder billiger als 18 M ist. 
Auf die 14 Mill. kWh übersteigende Jahres- 
arbeit wird ein Rabatt von 20%, bezogen auf 
den in einem Jahre bezahlten Ki.o wattstunden- 
preis einschließlich Vorhaltungsgebühr, ge- 
währt. Der Strom ist von den 3000 bzw. 
15 000 V-Sammelschienen des Kraftwerks ab- 
zunehmen. 

Städtisches Elektricitätswerk Dan- 
zig. Kein Barkostenzuschuß. Vorhaltungs- 
gebühr 40 M/kW und Jahr, bezogen auf die 
während der Sperrzeit (6 bis 8 h vorm. und 
4 bis 8 h nachm. vom 1. Oktober bis 31. März) 
abgenommene Höchstleistung. Der Verbrauch 
außerhalb der Sperrzeit darf ohne Aufpreis 
um 25%, höher sein. Im übrigen kein Rabatt. 
Der Strom ist von den 8000 V-Sammelschienen 
des Kraftwerks abzunehmen. Die Angabe des 
Strompreises und der Kohlenklausel muß mit 
Rücksicht auf die Preispolitik des Lieferwerkes 
unterbleiben. Es kann jedoch schon hier vor- 
weggenommen werden, daß sich bei hohen 
Kohlenpreisen der Strombezug für die Werft 
günstiger stellte als nach dem Vertrage mit dem 
Staatskraftwerk. 

Die Kraftübertragungsanlagen waren in 
folgender Weise geplant: Vom Staatskraftwerk 
sollte auf einfachem Gestänge eine Doppel- 
leitung für 15000 V und von etwa 100 mm? 
Aluminium über die tote Weichsel zu einem 


Verteilungshäuschen in der Nähe eines künf- 
tigen Hauptverbrauchsgebietes führen, von wo 
die. Energie in unterirdisch verlegten Kabeln 
weiterzuleiten war, Die Leitung sollte zunächst 
mit 8000 V betrieben werden. Beim Übergang 
auf 15.000 V, der mit dem zweiten Ausbau er- 
folgen sollte, sollte das Verteilungshäuschen 
zur Aufnahme der Transformatoren erweitert 
werden, Im anderen Falle sollte vom Städti- 
schen Elektrieitätswerk eine in gleicher Weise 
angelegte Freileitung zur Werftgrenze führen, 
dort jedoch in Rücksicht auf die dichte Be- 
bauung, die Befahrung des Geländes mit 
großen Auslegerkränen und die zahlreichen 
schon verlegten Fernsprech- und Starkstrom- 
freileitungen in Kabel überführt werden. Und 
zwar sollte ein Kabel zur Zentrale, zwei weitere 
durch die tote Weichsel zu einer 'bereits vor- 
handenen Verteilungsstelle geleitet werden, 
Der für diese längere Strecke während der 
Dauer des 3000 V-Betriebes zu hohe Span- 
nungsverlust sollte durch einen Induktions- 
regler ausgeglichen werden. Beim Übergang 
zum 15000 V-Betrieb, der gleichfalls beim 
zweiten Ausbau geplant war, sollten Trans- 
formatoren sowohl in der erweiterten Vertei- 
lungsstelle als auch in der alten Zentrale auf- 
gestellt werden. Über den Ausbau der Lei- 
stung der Kraftübertragungsanlagen gibt Zah- 
lentafel 3 Auskunft. 


Zahlentafel 3. 


2. Aus- 
bau 


3. Aus- 


1. Ausbau 
bau 


1. Ausgebaute Leistung 
des neuen Kraft- 
werks 

2. Anlagekosten des 

neuen Kraftwerks: 
Grunderwerb. . .M 

Gründungsarbei- 

En are M 
Baulichkeiten. . .M 
Maschinelleundelek- 
trische Einrichtg.M 
Projektierung, Bau- 
leitung, Propebe- 
trieb 
Summe... ,M 
‚ Höchster : in Rück- 
sicht auf Reserve zu- 
lässiger Spitzenbe- 
darf der Werft ,kW 

. Der Betriebskosten- 

berechnung zugrun- 
de gelegter Spitzen- 
bedarf 

5. AusgebauteLeistung 

der Kraftübertragun- 
I NEON 
. Erforderliche - Min- 
destbestelleistung 
kw 

. Wirtschaftlichste 

Bestelleistung beim 
Bezug: 
a) vom Staatskraft- 


3230| 5250 


39 000 = Tr 


310.000 
1 550 000 


720C0 
160 000 


22.000 
54.000 


1.554 000 | 707 000 | 320 C00 


334 000 
3 767 000 


47 000 
986 000 


19 000 
415 000 


os 


3650! 6C00: 7600 


> 


3200| 4800) 6800 


2000 | 4000) 6000 


jer) 


1000 4 300 


-1 


1000 4 300 
b) vom städtischen 
Elektrizitätswerk 
Sk W. 
8. Anlagekosten der 
Kraftübertragung: 
a) vom- Staatskraft- 


1500 4500 


200 000 | 163 000 | 52.000 
b) vom städtischen 
Elektrizitätswerk 


M | 290.000 


374.000 | 87.000 


Diese beiden Fälle des Strombezugs von 
auswärts sollten in wirtschaftlicher Hinsicht 
mit dem Betriebe eines eigenen Kraftwerks 
verglichen werden. Hierzu war es zunächst 
nötig, durch Zwischenrechnungen zu ermit- 
teln, welche Leistung bei dem jeweiligen Jah- 


"zuhalten war. 


92350 


7 


resspitzenbedarf der Werft am zweckmäßig- 


sten, d. h. am wirtschaftlichsten beim Liefe- 


ranten zu bestellen und nach Möglichkeit ein- 
Es wäre verfehlt gewesen, die 
in Rücksicht auf Maschinenreserve_ erforder- 


liche Mindestbestelleistung ohne weiteres als’) 


die wirtschaftlichste anzusehen. Wie aus Zah- 


lentafel 8 hervorgeht, ergab sich allerdings nur‘ 


in einem Falle ein Abweichen der wirtschaft- 
lichsten Bestelleistung von der Mindestbestell- 
leistung. Was die Verteilung der zu leistenden 
Arbeiten auf Lieferanten und eigene alte Zen- 
trale betraf, so lehrte ein Blick auf die spezi- 
fischen Betriebskosten des bezogenen und des 
selbst erzeugten Stromes, daß die Grund- 
belastung und vor allem der Nachtbetrieb 
durch den Lieferanten gedeckt werden mußte, 
daß auf eine gute Benutzungsdauer dieses 
Stromes hingewirkt werden mußte, daß da- 
gegen die alte Zentrale nur soweit herangezogen 
werden durfte, als die Spitzenleistung die Be- 
stelleistung überschritte. Demgemäß wurde 
das unter der wirtschaftlichsten Bestelleistung 
liegende Flächenstück der "Belastungskurve 
dem Strombezug von auswärts, das darüber 
befindliche der alten Zentrale zur Leistung 
überwiesen. Dabei war noch zu beachten, daß 
es in der Praxis nicht möglich sein würde, diese 
Trennungslinie scharf einzuhalten. Dies mußte 
zu Verlusten führen; denn eine Steigerung der 
bezogenen Leistung, auch wenn sie nur eine 
Viertelstunde anhielt, erhöhte. sofort die zu 
entrichtende Vorhaltungsgebühr für das ganze 
Jahr, während ein Zurückbleiben die günstigst- 
mözliche Ausnutzung der Vorhaltungsgebühr 
veihinderte, Diesen Verlusten Rechnung tra- 


gend, wurde in der Betriebskostenzusammen- 


stellung für den Strombezug vom Staatskraft- 
‚werk neben der Vorhaltungsgebühr für die Be- 
stelleistung noch eine solche für 10% derselben 
als Leistung, die zwar nicht bestellt, aber ab- 
senommen werden würde, eingesetzt. Beim 
Bezug von der Stadt blieb stattdessen der Vor- 
teil der erlaubten Überschreitung’ der Bestell- 
leistung außerhalb der Sperrzeit außer Ansatz. 
Energieverluste ergaben sich in den Leitungen 


und Transformatoren. Sie können aus der Be- 


triebskostenzusammenstellung als Differenz der 


von der Werft benötigten Jahresarbeit und der. 


Summe der von der alten Zentrale und von 
auswärts bezogenen Arbeiten entnommen wer- 
den. 
Ermittlung der voraussichtlichen Brennstoff- 
kosten jedes Betriebes. Die Untersuchung war 
nur scheinbar auf eine gemeinsame Grundlage 
gestellt, wenn man von den in den Kohlen- 
klause!n der Vertragsentwürfe genannten Koh- 
lenpreicen ausging. Tatsächlich mußte ja der 
Preis frei Lagerplatz Kraftwerk verschieden 
ausfallen, je nach der Höhe der -Lösch- und 
Entladekosten jedes Werkes und je nachdem, 


ob es dem betreffenden Werke wirtschaftlich - 


möglich sein würde, den an und für sich birli- 
geren Wasserweg zu benutzen. Es mußte 
damit gerechnet werden, daß diese Kosten beim 
Staatskraftweık, das seine Kohlenrörderanlage 
im Rahmen eines großen Umschlaghafens 
plante, geringer sein würden als beim Städti- 
schen Elektrieitätswerk oder einem eigenen 
Kraftwerk und deren Kosten wiederum gerin- 
ger als die der alten Zentrale, die über keine 
mechanischen Entladevorrichtungen verfüste, 
und deren Kohlenlager 270 m vom Wasser ent- 
fernt lag. Demgemäß wurde für das eigene, 
neue Kraftwerk und das städtische Werk mit 
dem gleichen Preise der Tonne Kohle, für das 
Staatskraftwerk mit einem um 0,80 M niedri- 
geren, für die alte Zentrale mit einem um 
1.00 M höheren Satze gerechnet. Die Betriebs- 
kosten der alten Zentrale konnten mit riem- 
licher Genauigkeit aus der sorgfältig geführten 
Betriebsstatistik der Werftzentrale voraus- 
berechnet werden. 


Die Rechnung ergab, daß der Strombezug 
von außerhalb für die ersten Jahre außerge- 


wöhnlich große Vorteile bot. Das war zunächst | 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 2. 


nicht de wenn man bedachte, d 


. Ausbau. des. Kraftwerks und für verschiedene 


‘einen Höchst- bzw. Mindestwert zeigt. 


"baues des Kraftwerkes brw. der Kraftüber- 


Eine Schwierigkeit zeigte sich bei der | 


geringeren Anlage- und Betriebskosten rechnen 
durfte, 
fallenderweise das Angebot der Stadt Danzig, 


die mit einem großen Kostenaufwande zu 
bauenden Anlagen, in Sonderheit die Kohl 
förderanlage, die Kühlwasserbeschaffung und. 
die Gebäude aus technischen und wirtscha 
lichen Gründen in einem viel größeren Um. 
fange aufgeführt werden mußten, als ihrer A 
nutzung in den ersten Jahren entsprach. Ma 
würde diesen Mehraufwand in Kauf genomme 
haben, wenn zu erwarten gestanden hätte, d 
er durch Ersparnisse in den späteren Jahre 
stärkeren Betriebes. wettgemacht werden würd 
‘Um dies nachzuprüfen, wurde dieselbe Rech 
nung für- zwei -weitere ‚Jahresarbeiten, ent- 
‚sprechend dem zweiten und dritten (endgültigen) 


Kohlenpreise durchgeführt. Wenn man ein ge- 
naues Wirtschaftsbild erhalten wollte, mußte 
man hierzu die sich unmittelbar vor und nach ° 
einer Erweiterung einstellende Jahresarbeit 
wählen, da die Wirtschaftlichkeit dann infolge 
der verschiedenen Ausnutzung der Anlagen 
Der = 
Einfachheit halber wurde jedoch nur diejenige 
Jahresarbeit der Berechnung zugrunde gelegt, 
die zeitlich in der Mitte eines bestimmten 
Baüzustandes lag. Eine weitere damit zu- 
sammenhängende Annäherung erlaubte man 
sich dadurch, daß man die günstigsten Zeit- 
punkte für Ausbauten der Kraftübertragungs- 
anlagen mit denen des Eigenkraftwerkes zu- 
sammenfallend annahm. = E: 

Hinsichtlich der Anlagekosten des Aus- }- 


tragungsanlagen wurde angenommen, daß bis 
zu diesen Zeitpunkten ein erheblicher Abbau 
der anormal hohen Löhne und Baustoffkosten 
eintreten würde. Während die Einheitspreise 
für den ersten Ausbau etwa die dreifachen der- 
jenigen vom Juni 1914 sind, wurde für die 
späteren Ausbauten nur mit dem Doppelten. 
gerechnet. Eine Zusammenstellung der Wert 
findet sich in Zahlentafeı 3. Es ergibt sich nach 
dem letzten Ausbau ein Preis von 560 M für 
jedes installierte Kilowatt des eigenen Kraft- 
werker. In ähnlicher Weise wurden auch die 
tür die Zeit nach dem 2. und 3. Ausbau zu 
erwartenden laufenden Löhne und: Material- 
kosten auf %/, der Kriegspreise herabgesetzt. 

Auch für die Zeiten stärkeren Betriebes 
fast bis zur vollen Ausnutzung der Anlagen 
zeigt sich der eigene Kraftwerksbetrieb dem 
Strombezug von außerhalb in. beiden Fällen 
ı terlegen (Abb. 8). Dies erklärt sich Pre = 


Pf/kWh 
1 


6 
I 3 SET F- 
= en i u 
; IE ne Kohlepreis frei Lag-rplatz 
40 m/t ; 
neues Kraftwerk 
30 m/t } 


a, d, q Betrieb mit eigenem Kraftwerk 
2 b e,h Strombezug vom Staat j 
ec, ,i Strombezug von der Stadt. 


Mill, kWh 
70 EEE 20 


= 


5 


Abb. 3. Strompreise bei den verschiedenen 
Jahresarbeitsmengen der Werft. 

daß der Staat sein Großkraftwerk unter Ver- 
wendung wesentlich größerer Einheiten bauen 
konnte und daher für seine Preisstellung mit , 


Noch etwas günstiger stellt sich auf- ne 


= 8. ‚Januar 1020. 


en 


ne 


“ 


die vorerst überhaupt nicht, bzw. nur ihre 
Kesselanlage zu erweitern und daher als 
Grundlage. ihrer Vorhaltungsgebühr nicht 
mit der ungeheuer hohen Kriegsteuerung zu 
reehnen brauchte. Die bedauerliche und den 


Fortschritt hemmende Erscheinung, daß ein 


- durehaus neuzeitlich und nach rein wirtschaft- 


liehen Gesiehtspunkten erbautes Unternehmen 


_ einem älteren und kleineren gegenüber im 
Wettbewerb nicht besteht, wird übrigens in der 


nächsten Zukunft keine Seltenheit sein. Wenn 
der eigene Kraftwerksbetrieb bei höheren Koh- 
lenpreisen anscheinend wirtschaftlicher wird, 
so liegt dies daran, daß die Kohlenklauseln der 
Vertragsentwürfe nicht allein die Steigerung 
der reinen Brennstoffkosten, sondern auch der 
übrigen Ausgaben mit berücksichtigen, wäh- 
rend beim Rigenkraftwerk nicht ganz zutreffen- 
derweise mit gleiehbleibenden, spezifischen Be- 
triebskosten gerechnet wurde. Die Strompreis- 
kurven für den Strombezug vom Staatskraft 
werk zeigen übrigens einen bemerkbaren Knick 
bei der Jahresarbeit von 14 Mil. kWh, bei 


der die Rabattgewährung beginnt. 


Die Werft entschied sich für den Strom- 
bezug von der Stadt; die sich überstürzenden 
Ereignisse im Oktober 1918 ließen aber den 
Vertrag nicht zum Abschluß kommen. Durch 
den Abschluß des Waffenstillstandes wurde das 
Erweiterungsbedürfnis des Kraftwerksbetrie- 
bes für die allernächste Zeit beseitigt. Die be- 
stehenden Anlagen genügten, um die Strom- 
versorgung der in eine Reichswerft umgetauften 
Kaiserlichen Werft mehrere Jahre auch dann 
zu sichern, wenn der Friede ihr eine normale 


‚Steigerung der Pıoduktion bringen würde. 


Eine andere Frage, die sich nach Eintritt 


_ der Waffenruhe aufdrängte, war, ob die Werft 
nicht unter den gänzlich geänderten Arbeits- 


verhältnissen, wie. sie die Errungenschaften der 
Revolution mi sich brachten, gut daran täte, 


"ihren Zentralenbetrieb, etwa’gen Falles unter 
- Verkauf der neuzeitlichen Aniagenteile, still- 
zusetzen und sich vollständig auf den Strom- 
bezug vom Städtischen Elektrizitätswerk ein- 


zustellen. Die elektrische Arbeit der Zentrale 
war ein Vierteljahr nach den düsteren No- 
vembertagen unter. Verschlechterung der Be- 
lastungskurve durch die Abkürzung der Ar- 


-beitszeit auf .das 0,65-fache herabgegangen, 


die absolute Höhe der gezahlten Löhne da- 


- gegen infolge Einführung der dritten Schicht 


und Erhöhung des Stundenlohnes auf das 
1,72-fache gestiegen Hieraus ergab sich eine 


Zunahme der Lohnkosten, ‘bezogen auf die 


Kilowattstunde,.auf das 2,65-fache Eine ähn- 
liche sprunghafte En wicklung zeigten die In- 
standhaltungskosten, während sich die Ein- 
wirkung der Revolutionslöhne auf Brennstoff- 
und Betriebsstoffpreise erst später bemerkbar 


machen wird. Soweit sich bei der unsicheren 
‚allgemeinen Lage überhaupt ein Wirtschafts- 
plan vorausschätzen ließ, konnte mit folgenden 


- Verhältnissen für das Jahr April 1919 / März 


1920 gerechnet werden: 


‚Spitzenleistung . 5 1710 kW 
Jahresarbeit . 4,1 Mill. kWh 
Kohlenverbrauch . ... . ...-.5500.t 
Brennstoftkosten bei 62 M/t : 

frei Lagerplatz Werft . 340 800 M 
Instandhaltung . 66 500 M 
Schmier-, Packungs- u. Dich- 

tungsstoffe . 6600 M 


Löhne und Gehälter... . . 128600 M 
Gesamte direkte Betriebskosten 542 500 M 


Hierbei war das längere Stocken jeglicher 


 Kohlenzufuhr, das schon im Januar zum teil- 


weisen Umbau der Zentralenkessel für Ölfeue- 
rung und damit zu einer Verdoppelung der 
Brennstoffkosten führte, unberücksichtigt ge- 


lassen. Natürlich konnte auch die Stadt unter 


‚den geänderten Verhältnissen ihr Angebot mit 


. den Bedingungen des vorrevolutionären Ver- 
tragsentwurfes nicht aufrechterhalten. 


Sie 


wäre jedoch nach überschläglicher Prüfung be- 


Elektrotechnische Zeitschriit. i920. Heit 2. 


reit gewesen, einem neuen Vertrag auf der 
Grundlage eines Strompreises von 3 Pf/kWh 
+ 0,25 Pi/kWh für jede Mark, um die 1 Kohle 
teurer als 20 M ist, näherzutreten. Es wären 
dann bei Übernahme der gesamten Stromliefe- 
rung und unter der Annahme, daß sich der 
Kohlenpreis frei Lagerplatz Elektrizitätswerk 
um 2 M billiger als auf der Werft stellt, zu 
zahlen: 


- Vorhaltungsgebühr 68400 M 
Stromgebühr . . 533 000 M 


Insgesamt 601 400. M 


Hierzu würden die Kosten der Kraftüber- 
tragungsanlage treten, während die Zinsen aus 
dem Erlös der abzustoßenden Anlagenteile ab- 
gingen. Man erkennt, daß die Stillsetzung der 
Werftzentrale keine oder sehr geringe Vorteile 
bietet. Größere Ersparnisse werden sich je- 
doch ergeben, sobald die Forderung höchster 
Wirtschaftlichkeit, die notgedrungen während 
des Krieges gegen die höchster Leistungsfähig- 
keit, oder genauer gesagt, hoher Leistungs- 
steigerung in kürzest möglicher Frist hatte zu- 
rücktreten müssen, wieder in den Vordergrund 
gestellt wird. Einige Maßnahmen, die nach 
dieser Richtung hin Erfolg versprechen, seien 
im folgenden angedeutet. 

. Zunächst wäre bei der Festlegung der Ar- 
beitszeit in den einzelnen Werkstätten auf eine 
günstige Belastungskurve hinzuwirken. Ein- 
zelne Betriebe, wie Sauerstoff- und Wasser- 
stofferzeugungsanlage, Putzwollreinigungsan- 
stalt, aussetzend arbeitende Pumpwerke für 
Abwässer und Treiböl, sowie das Docken könn- 
ten ohne großen Nachteil für den übrigen 
Werkstattsbetrieb in die Nacht verlegt werden. 
Anderseits würde die Abstoßung des’ unwirt- 
schaftlichen Nachtbetriebes der Zentrale an 
einen auswärtigen Lieferer Aussichten auf 
günstigste Bezugsbedingungen bieten, da eine 
solche Belastung beijedemVerkäuferelektrischer 
Arbeit sehr gesucht ist. Die restlose Durchfüh- 
rung der mechanischen Feuerungsweise in Ver- 


bindung mit automatischer Kohlenzufuhr zu 


den Kesseln würde sowohl Kohlen als auch 
Löhne ersparen. Höchste Luftleere an den 
Turbinen wird nur durch Aufstellen von Einzel- 
luftpumpen dicht an den Kondensatoren er- 
reichbar sein. Raummangel wii d keinen Hinde- 
rungsgrund dagegen abgeben, nachdem das Er- 
streben hoher Leistung nicht mehr Haupterfor- 
dernis ist. Alle dampfverbrauchenden, vor 
allem die Heizungsbetriebe müßten Eintichtun- 
gen zur Rückgabe ihres Kondensates an die 
Zentrale erhalten, um die Ausgaben der Wasser- 
enthärtung und die hohen, mit der Verspeisung 
enthärteten Rohwassers anstatt Kondensates 
verknüpften Kesselreinigungskosten zu sparen. 

Ob und inwieweit diese Maßnahmen an- 
zuwenden sind, darüber ist in jedem einzelnen 
Falle eine vorherige wirtschaftliche Berechnung 
anzustellen. Ihr Ergebnis wird allein entschei- 
dend sein müssen. Alle besonderen Forderungen, 
wie Störungsfreiheit,. Einwirkung auf Gesund- 
heit und Arbeitsfreudigkeit, die in Staatsbetrie- 
ben häufig im Vordergrund stehen, ja bis zu 
einem gewissen Grade auch militärische Sicher- 
heit dürfen nicht neben die Forderung der 
Wirtschaftlichkeit gestellt, sondern müssen in 
das wirtschaftliche Prinzip eingeordnet wer- 
den. Dabei kann nicht genug davor gewarnt 
werden, die Wirtschaftlichkeit einer großen An- 
lage dadurch anzustreben, daß man auf gün- 
stigsten Wirkungsgrad jedes einzelnen Anlage- 
teils sieht. Die Wirtschaftlichkeit ist vielmehr 
eine sehr verwickelte mathematische Funktion, 
bei der die Einzelwirkungsgrade keine größere 
Rolle spielen als die wirtschaftliche Verknüp- 
fung der Anlagenteile unter sich, 


‘die Polarkurve. 


Graphische Konstruktion der Boden- 
‚beleuchtungskurve aus dem Polarschaubild 
der Lichtstärken. 


Von Dr.:jng. Rob. Böker, Leutzsch-Leipzig. 


In dem Polarschaubild der Lichtstärken- 
verteilung ist die charakteristische Kurve 
einer Liehtquelle gegeben, aus der wir teils 
durch Rechnung, teils durch graphische 
Konstruktion die Verteilung der Boden- und 
Wandbeleuchtung ermitteln können!). Es 
sei im folgenden ein rein graphisches Ver- 
fahren angegeben, wie aus der Lichtstärken- 
kurve mittels Zirkels und zweier Recht- 
winkel schnell die Bodenbeleuchtungskurve 
gewonnen werden kann. Angenommen ist 
eine Punktbeleuchtung, wie man sie bei 
Strecken- und Außenbeleuchtung als nahezu 
zutreffend annehmen kann. 

Man zeichne die Strahlen des Polar- 
schaubildes so, daß man die Ecke eines 
Rechtwinkels in den Punkt O legt und die 
Normale O H zum Strahl O8 mitzieht. Auf 
OS trägt man die Lichtstärke in einem be- 
stimmten Maßstab M, ab und konstruiert so 
p in Metern ist die Licht- 
punkthöhe über der Fläche, deren Beleuch- 
tung festgestellt werden soll, in bestimmtem 
Maßstab M, abgetragen. OZ ist die Strecke 
eines Meters in demselben Maßstab. Man 
mache OD=OD‘. Rechte Winkel sind 
durch starke Winkelbogen gekennzeichnet. 
OB= Ju entspreche der Lichtstärke unter 
dem Winkel a, OA=r entspreche dem Ab- 
stand des -beleuchteten Flächenstückes df 
von dem leuchtenden Punkte, dann ist die 
Beleuchtungsstärke in A 


EN 
eos a=e. 
Es entspricht nun: 
OD=0D'=rcose; O0C= J.cose; 
OL=OH=1; OF=ÖOHeosa=leosa. 
Nach dem Satz der mittleren Proportionalen 
verhält sich: 
OO EN 
oder mit Einführung der Maßstäbe 
Me Jac0s@ _ My,.rcos« 
M, OE 


$) 


r COS« 


‘das gibt 


Me: Ja Cosa _ 2% 
Mg: Tr? cos? « 


OE' 
dabei seien die Maßstäbe (M): 
Ilmm=aRK 
oder 
Strecke in mm = M, x Lichtstärke in KK ; 


ER Ä L 
hat die Dimension Dim 
d. h. es sind l/a mm für 1 EX abzutragen. 
Weiterhin entspreche lmm=dm oder 
Strecke in mm = M,>< Abstand inm. M, 
=1/b ist dimensionslos, es sind 1/5 mm für 
1 m abzutragen. 

Fernerhin verhält sich: 


1 
Me = a 


On 
M,.leosa 


MM, . 


oder 


) Paul H@gner. Methoda zur Berechnung der 
horizontalen B leuchtung von “traßen und Plätzen, „ETZ 
1910, S. 234. Methode zur Beree! nung der Vertikalflächen- 
beleuchtung aus der Horizontalflächenbeleuchtung, „ETZ 
190,8 84. Bericht nach Sumec. Konstruktion der 
Bodenbeleuchtuneskurve aus deren Lichtstärke, „ETZ 
1910, 8. 458 A. Thomälen, Berechnung der mittleren 
Beleuchtung rechteckiger Flächen, „ETZ" 1912, 9. 1318. 


26 


Flektrotechnische Zeitschrift. 1920. | Heft 2 


Abb. 1. Konstruktion der Bodenbeleuchtungskurve. 


122208 
OE M,2:.1?co8?« 
wir finden somit 
M,..Jcosa..O@ 


y2 ER LRS 
Ei 
BES ÄlrS el 
M. .(1 m)? 
e hat somit die Dimension 
N Die. 
D’Dm.JaB2e no Di 
Durch Division der in mm gemessenen 


Strecke O@ mit dem Lichtstärkenmaßstab 
finden wir also unmittelbar die Beleuchtung 
in Lux. : } 

Die Strecken e werden als Ordinaten 
der Beleuchtungskurye in den Punkten A 
aufgetragen. Die zeichnerische Konstruktion 
der Kurve ist bei Herstellung in nicht zu 
kleinem Maßstabe, z. B. eine Reichsformat- 
seite bedeckend, ziemlich genau. Zu emp- 
fehlen sind die Maßstäbe 


1 mm=10bis30 ER 


für Glühlampen. Zeichnet man dann die 
Kurve mit einer Lichtpunkthöhe 9, =2 m 
so erhält man ein brauchbares Format. Will 
man die Beleuchtungskurve für größere 
Lichtpunkthöhen, z. B. bei Bogenlampen für 
Außenbeleuchtung für 7 m herstellen, so hat 
man, wenn man die absoluten Beleuchtungs- 
stärken aus der Zeichnung entnehmen will 
in großem Maßstabe zu zeichnen, um nicht 
den: Durchmesser des Einheitskreises zu 
klein ausfallen zu lassen. S 
Um die Beleuchtungsstärken für an- 
dere Lichtpunkthöhen p, zu ermitteln, so hat 


das gibt 


_Jcosa@ 


m. —6 
y2 


und- 1 mm=0,025 m 


man die Strecken der obigen Konstruktion | 


Px 


mit ‚ die Ordinaten mi zu multi- 


2 
2 Ei 
plizieren!, um die physikalischen Größen, 
zu entnehmen, d. h. die Maßstäbe ändern 
sich um diese Faktoren, meist spielen die 
absoluten Werte für jeden einzelnen Punkt 
aber eine geringere Rolle als die Kenntnis 

der Verteilung. * 
Steht viel Platz für die Zeichnung zur 


pe 
SF 


Verfügung, so trägt man am besten die Ab- 


d) Paul Högner, „Lichtstrahlung und Beleuch- 
tung“, Verlag Vieweg, 1906, S. 30. 5 


stände der bestrahlten KFlächenelemente auf 
der Horizontalen durch O ab durch Schlagen 
der Kreisbogen X (Abb.2). Wir haben dann 


0 


die Gleichungen 
= Pe 


& 


N 


\ 
\ 


i 


ar J C08 a 
der Gleichsetzung Be = 


und weiter- 


48 
ee, Fr : le 
hm os 5 dem entspricht 
OR OG 1 e. 
wobei O2#'=1 m zu. nehmen ist, “oder. 
1 3 = 
= 5: das heißt also 
J cos & 
„2 =e. & 


Wir finden die Beleuchtungsstärke durch 


Spiegelung der Projektion der Lichtstärke 


einmal an den Punkten D.der Horizontalen, 
das zweitemal am Einheitskreis. Das Ver- 
fahren der Abb‘ 2 eignet sich besonders 


um zu einer bestimmten, konstanten Be- 


leuchtungsstärke bei einer bestimmten Licht- 
punkthöhe, die ideale Lichtstärkenkurve?) 
schnell zu finden, indem man von einem 
konsit. O0 G rückwärts konstruiert. 
nur dureh den unveränderlichen Punkt Z 
und 


schnitte OC durch Horizontalprojektion zu 
übertragen. Linie I gibt ein Stück der 
idealen Polarkurve. Linie II gibt dieselbe 
in verkleinertem Maßstabe. Die Technik ist 
bestrebt für die typischen Bodenbeleuch- 
tungslampen sich derartig gestalteten Polar- 
kurven zu nähern. HE 

Der Abb. 1 ist die Liehtstärkenkurve 
einer Glühlampenarmatur für direktes Licht, 
tiefstrahlend von der Körting & Mathiesen, 
A.G., zu Grunde gelegt. Die Wirkung einer 
starken Bodenbeleuchtung unmittelbar unter- 
halb der Lampe ist ersichtlich. 


Die Einphasen - Wechselstrom - Kollektor- 
motoren mittlerer Größe der Siemens- 
Schuckertwerke. 


Von Oberingenieur M. Schenkel, 
Siemensstadt (Berlin), 


.. Als um das Jahr 1903 die Entwicklung der 
mit einphasigen Kollektormotoren betriebenen 
Hauptbahnen begann, wurde die Aufmerksam- 
keit der Elektrotechnik zugleich auf die Ver- 


wendung dieser Motoren fürındustrielle Zwecke. 


”) Vgl. H. Schäffer, „Beurteilnng des Anwen- 
dungsgebiefes von Starklichtquelien“, „ETZ* 1912 8. 1155. 


stehens verschiedener größerer Einphase 


on - | Dazu trat die Aussicht, die Einphasen-Kollek 
er = ONISpLechend- 
Om. > 


phasenkollektormotoren auf den Mar 


Abb. 2: 


_ bracht. Der Vertrieb der neuen Motoren zeigte 


‚sehaften, andeınteils auf ihre größeren Kosten 


Man hat | liefert wurden undin Betrieb kamen, damit da 


die variablen Punkte D den rechten: 
"Winkel zu legen und die gefundenen ’Ab- 


Motor, d. h. die Wieklung 8, für jede Netz- 


rn. 


© 78, Januar E 


gerichtet. Trotz der Vorherrschaft d 
stroms versprach man sich wegen dı 


im Inlande und Auslande einen guten Umsat 
tormotoren wegen gewisser vorteilha EB 
triebseigenschatten auch an Drehstr 
anschließen zu können. © . 
In der seitdem bis zum Kriegsausbrı 
vergangenen zehnjährigen Entwicklungsper 
wurden eine ganze Reihe verschiedener E 


ISIS 


Konstruktion des Polarschaubildes. 


bald, daß sie sich nicht so allgemein wie die 
Drehstrommotoren einzuführen vermochten, 
sondern daß sich ihnen vorzugsweise bestimmte 
Anwendungsgebiete öllineten. Diese Tatsache 
ist einesteils auf ihre besonderen Betriebreigen- 


zurückzuführen, Kosten, .die hauptsächlhi 
durch Kollektor und Bürsten entstehen. - 

Die Siemens-Schuckertwerke brachten die- 
sem Entwicklungsgang der neuen Motoren von 
Anfang an das regste Interesse entgegen un 
haben ıhre besondere Autimerksamkeit den be 
den aussichtsvollsten unter ihnen, dem Repu 
sionsmotor mit seinen Abarten und dem 
Reibenschlußmotor, zugewendet. 
Im folgenden soll eine Übersicht über de 
Anteil dieser Firma an der Entwicklung geg 
ben werden, in der Annahme, daß eine solch 


Wiederaufrichtung des deutschen Wirtschaft 
lebens herantreten will. Es ist dabei darau 
Bedacht genommen worden, nur soleke Mo 
toren zu beschreiben, die in gıößerer Zahl ge 


Entwicklungsbild zugleich zeigt, was de 
praktischen Bedürfnis entspricht. ER 


Repulsionsmotoren. : 

. Der Entwicklungsgang begann mit den 
Bau von Repulsionsmotoıen jür beliebig 
Verwendung. Die außerordentlich einfach 
Schaltung eines solehen Motors, die übrige 
für alle hier zu besprechenden Repulsionsmo 
toren mit. Ausnahme des Motors Abb. 13 gil 
zeigt Abb. 1. Aus dem Netz 

:RT.wird eine im Ständer de 


lung und einen daran ange 
3 3 - - schlossenen Kommutator K 
ni trägt. Bürsten BB, die auf 
ME dem Kommutator K schlei- 
fen, sind unter sich kurz ge- 
schlossen. Der Stromkreis 
des nur für Niederspannun 
geeigneten Kommutators hat 


RU 
Abb.1 Schaltung des 


ee infolgedessen keinen Zu 
er sammenhang "mit andere 
‚Stromkreisen. Aus diesem Grunde kann de 


spannung passend gewickelt werden. Dies is 
eine sehr praktische, wichtige Eigen 
schaft. Vielen anderen Kommutatormotoren 
fehlt sie. Sie ist eine der Ursachen des verhäl 
nismäßig billigen Pieises der 'Repulsionsmo 
toren. U ER TEEN 

Der Repulsionsmotor wird nach beide 
Drehriehtungen angelassen, gesteuert und still 


Mini ER 5 
tzt allein durch Verschieben der Bürsten, 
n sie in einer sogen. „Nullstellung“ n-n 
ert gezeichnet), so bewegt sich der Motor 
nicht, werden sie verschoben, so dreht er 
igegen zur Versehiebungsrichtung. Beim 
en Motor dürfen die Bürsten etwa bis 
Lage R-R oder L-L vorgeschoben werden, 
um einen Winkel von ca 75 bis 80° nach 
n Seiten, von n-n aus gezählt. Bei mehr- 
Motoren ist der Winkel entsprechend 
olpaarzahl kleiner. 1 
L ie offene Bauart derartiger allgemein ver- 
wendbarer Repulsionsmotoren zeigt Abb. 2, 


"Abb. 2. Einphasen-Repulsionswotor für beliebige Zwecke. 


die einen Motor von 5’kW. Leistung bei 1000° 


 Umdr/min darstellt. Die Bürstenverstellung 
_ erfolgt hier in einfachster Weise durch einen 
Griff, der zugleich zum Anziehen einer Fest- 


 —_ stellschraube dient. Jenach den Anforderungen 


des betr. Betriebes kann statt des einfachen 
Geiffes ein Zahnkranz mit Ritzel und Stell- 
En rad, oder ein am passenden Orte aufgestellter 
- „Hebel mit Übertragung der Bewegung durch 
 Gestänge verwendet werden. - Automatische 


derartige Motoren Förderpumpen zur selbst- 
tätigen Auffüllung von Wasserbehältern zu 
betreiben hatten, sind ebenfalls verwendet 
_ worden. Eine andere automatische Verstellung 
lernen wirin der Abb. Il und 12 kennen. Sehr 
zweckmäßig ist es, den Netzschalter Sch so mit 
der Einrichtung der Bürstenverschiebung me- 
chanisch zu kuppeln, daß er stets offen ist, 
wenn die Bürsten in der Lage n-n stehen, daß 
. eraber bei einer kleinen Verschiebung aus n-n 
den Motor bereits ans Netz legt. E 
— Wichtig und kennzeichnend sind die 
Kurven, die das Verhalten des Motors wieder- 
geben. Insämtlichen Kurven sind alle Werte in 
.  Prozenten eingetragen, damit man sie für Mo- 
En beliebiger Größen verwenden kann. Die 


20 30 0 50 0 WM OH 
f Bürstenverschlebung in Yo 


- Abb, 3. Repulsionsmotor im Anlauf. 


bei voller Leistung, bei verschiedener Bürsten- 
telung « im Stillstand. Auch die Bürsten- 
schiebung ist in Prozenten eingetragen, wo- 


2 In den Abbildungen mit M p bezeichnet. 


 Verstellungen, z. B. durch Schwimmer, wenn 


8 Anzugs -Drehmoment M h in Prozenten'der Werte | 


4 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920, Heft 2. 


x 

bei die Verschiebung von 90 elektrischen Gra- 
den gleich 100% gesetzt ist. Es sind in dieser 
‘Abbildung zugleich zwei Drehzahlkuıven ein- 
‚getragen. Die Kurve a gibt an, welche Dieh- 
zahl bei der betr. Bürstenstellung erreicht wird, 
wenn nach erfolgtem Anlauf das Moment 
gleich dem normalen Drehmoment (100 %) ist. 
(Kolbenpumpen.) Unter normalem Moment 
ist dasjenige verstanden, für das der Motor ge- 
bautist und das er bei seiner „vollen Leistung“ 
abgibt. Die andere Kurve b gibt diejenige 
Drehzahl an, die erreicht wird, wenn das Mo- 
 mentsich proportionalzum Quadrate der Dreh- 
zahl ändert. (Ventilatoren.) 

Abb. 4 zeigt, wie der Motor arbeitet, wenn 
bei normaler Bürstenstellung « das Drehmo- 


700 E 150% 


: Drehmoment Mg 
_ Abb. 4. Repulsionsmotor bei veränderlichem Drehmoment 
und Vollast-Bürstenstellung (75 %))- 


ment M sich von selbst ändert oder willkürlich 
geändert wird. Es bedeutet J den Strom, n die 
Drehzahl, „ den Wirkungsgrad und cos p den 


Leistungsfaktor. Abb. 5 zeigt sein Verhalten, 


[77 
n ger brieni 190229 
Abb. 5. Repulsionsmotor bei veränderlichem Drehmoment 
und mittels Bürstenverschiebung () auf vollem Werte 
-(100%,) erhaltener Drehzahl. 


wenn bei sich änderndem Drehmoment die 
Drehzahl mittels der Bürstenverstellung « auf 
vollem Wert 100% erhalten wird. 

= Abb. 6 zeigt das Verhalten des Motors, 
wenn er bei Belastung mit einem konstantem 


Abb. 8. Schaltung des 
D6ri-Motors. 


Drehmoment durch Bürstenverstellung in der 
Drehzahl geregelt wird. So arbeitet er z. B., 
wenn ereine Kolbenpumpe anzutreiben hat. 

- Abb. 7 zeigt, wie er arbeitet, wenn mit der 
Drehzahl zugleich das Drehmoment sich qua- 
dratisch, die Leistung also in der 3. Potenz 
ändert, also wenn er eine Zentrifugalpumpe 
oder einen Zentrifugalventilator treibt. 

- Zu beiden Antrieben ist der Repulsions- 


motor vorzüglich geeignet. 


- - N 2 


27 


Diese Betriebskurven sind in der techni- 
schen Literatur so oft Gegenstand von Bespre- 
ehungen gewesen, daß es an dieser Stelle, 
an der eine Entwicklungsübersicht gegeben 


oO 70 ZI OT EOS 780. 60 DD 80% %0 
Bürstenverschrebung in %o 


Abb.6. Repulsionsmotor, bei unveränderlichem Drehmoment 
durch Bürstenverschiebung geregelt. 


- werden soll, nicht nötig erscheint, noch be- 


sonders ihre charakterischen Merkmale hervor- 
zuheben. Beim genaueren Studieren der Kur- 
ven findet man sie leicht heraus; vor allem ist 


0.0 2 0 m 50 60 7 30% %0 
; Burs ferwerschiebung Mm% 
Abb. 7. Repulsionsmoıor, 
bei quadratisch mit der Drehzahl veränderlicehem Moment 
dureh Bürstenverschiebung geregelt. 


an ihrer Hand leicht festzustellen, ob sich ein 
derartiger Motor füreinen Betrieb, zu dem man 
ihn zu verwenden gedenkt, eignet. Sie sind 
einem normalen Durehschnittsmotor für 22 kW 
(30 PS) bei 1500 Umdr und 50 Per/s entnom- 
men, derfür 110 Vgewickelt war. Die Drehzahl 
100 % entspricht also 1500 Umdr, das Moment 
100% entspricht 14,3 mkg. i 
Eine Abart des gewöhnlichen Repulsions- 
motors ist der sogenannte Deri-Motor, von dem 
Abb. 8 die Schaltung und Abb. 9 eine Aus- 
führung (30 kW bei 1500 Umdr) darstellt. Die 
als schwarze Rechtecke gezeichneten Bürsten 
B;— B, stehen fest, während die als weiße Recht- 
ecke dargestellten Bürsten B;--B, beweglich 
sind. Abb. 8 zeigt punktiert die beweglichen 
Bürsten in der Nähe der „Nullstellung“ (Still- 


Abb. 9. Deri-Repulsionsmotor. 


stand des Motors), in vollen Linien dieselben 
in der „Betriebsstellung‘. Aus der Abbildung 
sieht man, daß die größte mögliche Bürsten ver- 
schiebung hier ca 180°, also doppelt so groß als 
beimgewöhnlichen Repulsionsmotor, ist. In der 
Betriebsstellung, also beidernormalen Belastung, 
besitzt diese Abart die nämlichen Eigenschaften 
wie der gewöhnliche Repulsionsmotor, bei ande- 
ren Belastungen haben seine Eigenschaften 
denselben Charakter, jedoch ziffernmäßig etwas 


andere Werte. Von diesen Abweichungen inter- 
essiert praktisch vor allem der andere Verlauf 
der Drehzahl über der Bürstenverschiebung bei 
konstantem Drehmoment, Abb. 10, der durch- 


IITLT ie 
Ta u 
ei RS 
d 2 Mn 
%o\ | | 
700--- aneEe: 4-2 A 2 
| D ek al co 
\ N 
S| 
n 
0% ST 
50 d — 
7 Si al 
nu 
4 SH + 
iS 
Ebert I» 
‚Sl 
I 
o 10% 2:.20°2°80: 540° 3.8502.,605.°.70 ,80°26'90. 
Bürstenverschiebung in % 
Abb. 10. De&ri-Motor, bei unveränderlichem Drehmoment 


durch Bürstenverschiebung geregelt. 


schnittlich für dieselbe Diehzahländerung etwas 
mehr als doppelt so viel Bürstenverschiebung 
ergibt, wieim Falle der Abb. 6. Man kann den 
Motor also feiner regulieien, und es empliehlt 
sieh, ihn da anzuwenden, wo das verlangt wird, 
z. B. bei Hubwerken, 

Ein Vorteil des Motors ist ferner der, daß 
in der ,„Nullstellung‘‘ die von den Bürsten 
kurzgeschlossenen Windungen wegen ihrer an- 

\ deren Lage zurStänderwicklung (vgl. Abb. 8 mit 
Abb. 1) nicht oder nur ganz wenig von Kıaft- 
linien durchsetzt werden. Der Motor kann des- 
halb unter Spannung stehen bleiben. Dieser 
Vorteil fällt da etwas ins Gewicht, wo häufig 
angelassen werden muß. Konstruktive Nach- 
teile des Motors sind die Kabel, Abb. 9, mit 
denen die fest stehenbleibenden Bürsten mit 
den beweglichen verbunden werden müssen und 
die größere Breite des Kollektors, die bei um- 
steuerbaren Motoren dadurch bedingt ist, daß 
die beweglichen Bürsten an den festen vorüber- 
gehen müssen. Auch dies istin Abb. 9 deutlich 
zu erkennen. > 

Durch den weiter unten beschriebenen 
Zentrifugalkurzschließer (s. bei Abb. 12) können 
Repulsionsmotoren (bis zu 15kW) in Induk- 
tionsmotoren umgeschaltet werden. Sie lau- 


Abb. 11. 


fen dann mit fester Drehzahl. Daher eignen 
sie sich auch für Betriebe, die feste Drehzahl, 
aber kräftigen Anlauf foruern. 

Die geschilderten Repulsionsmotoren für 
beliebige Zwecke werden, u. zw. meistens 
als gewöhnliche, von 3,7 bis 73,5 kW 
(5 bis 100 PS) für 40 bis 60 Per gebaut, 
wobei Spannungen je nach der Größe 
von 500 bis 3000 V möglich sind. Die geeig- 
netsten synchronen Drehzahlen sind 1500, 
1000, 750 und 600; die kleinen Maschinen wer- 
den vorherrschend mit den höheren, die großen 
mit den niedrigeren Drehzahlen gebaut. Die 


Repulsiors-Aufzugswotor für Se,lsteuerunge 


auch in Drehstromanlagen, scheint in der 
Praxis z. Zt. noch nieht genügend gewürdigt zu 
werden. Es wäre diesem sehr zweckmäßigen 
Motor eine stärkere Verbreitung zu wünschen. 


| Repulsionsmotoren für besondere 
Zwecke. 

3 Gegenüber dem einphasigen Induktions- 
motor kennzeichnet sich der einphasige Re- 
pulsionsmotor vorteilhaft durch 2 Eigen- 
schaften: 

l. durch das kräftige Anlaufmoment, 

2. durch die Regelbarkeit seiner Drehzahl 

ohne Verlust. 

Diere besonderen Leistungen verschafften ihm 
alsbald vorzügliche Absatzgebiete in drei Son- 
derausführungen: 

1. als Aufzugsmotor, 

2, als Motor für Spinnereizwecke, 

3. als Kranmotor. 
Der Aufzugsbetrieb verlangt -von seinem Mc - 


torein Anfahrdrehmoment, dal) 2,0- bis 2,5-fach 


so groß ist als das normale Drehmoment. Man 
versteht unter letzterem das Moment, das vom 
Motor gefordert wird, wenn der Aufzug, unter 
richtiger Belastung, eine gleichmäßige Fahrge- 
schwindigkeit angenommen hat. Wir bezeich- 
nen es wieder mit 100%. Der einphasige 
Induktionsmotor vermag derartige Anfahr- 
momente nicht zu leisten und ist nur verwend- 
bar, wenn die Motorgiöße nach dem Anfahr- 
moment gewählt wird, d. h. größer als nach der 
normalen Belastung erforderlich gewesen wäre. 
Mittel, die zur Umgehung dieses Nachteils veı- 
wendet worden sind, wie z. B. Zentrifugal- 
kuppelungen, die dem Motor anfangs leer anzu- 
laufen gestatten und die Last erst später mit- 
nehmen, haben sich trotz vereinzelter guter 
Austührungen infolge mechanischen Verschlei- 
Bes nie allgemein einführen können. 

4 Der Repulsionsmotor vermochte die An- 
forderungspielend zu erfüllenund belastetdabei, 
wie aus Abb. 3 zu ersehen ist, das Netz nicht 
einmal sehr mit wattlosem Anfahrstrom. Auch 
darin ist er dem einphasigen Induktionsmotor 
überlegen. 

Der Aufzugsbetrieb verlangt ferner, daß 
der Motornach dem Anlaufe eine wenig von der 
Aufzugsbelastung abhängige Diehzahl beibe- 
hält, damit die Aufzugskabine in den richtigen 
Höhen anhält. Auch diese Anforderung kann 
der Repulsionsmotor leicht erfüllen, u. zw. auf 
verschiedene Art und Weise. Davon sei bier 
nur eine besonders naheliegende und. daher 
zuerst eingeführte kurz besprochen. Der Anker 
des Repulsionsmotors ist vom Netz unabhängig 
und überden Kollektorfürsich kurzgeschlossen. 
Nichts steht im Wege, ihn außerdem noch so: 
kurzzuschließen, wie dies bei den einphasigen 
Induktionsmotoren geschieht, d.h. drei Punkte 
der Ankerwieklung unter Umgehung des Kom- 
mutators miteinander kurz zu verbinden. 
bald das geschehen ist, verwandelt sich der 
Repulsionsmotor in einen einphasigen Induk- 
tionsmotor mit wenig veränderlicher Drehzahl. 


Um die Kurzschließung auszuführen, kann 
man, wie beim einphasigen Induktionsmotor, 
drei mitdrei Ankerpunkten verbundene Schleif- 
ringe anbringen, und Bürsten miteinander 
kurzschließen, die darauf schleifen. Der Kuız- 
schluß erfolgt durch einen von der Drehzahl 
abhängigen Kontaktapparat erst in dem Mo- 
mente, wo der Motor die volle (synehrone) 
Drehzahl erreicht hat. _ 

Obgleich diese Art des Kurzschließens 
ebenfalls ausgeführt worden ist, wurde sie doch 
wegen ihrer vielen Einzelbestandteile 
Schleifringe, Bürsten, Kurzschlußschalter, Kon- 


‚dieser Apparat, enthält drei Kontaktstellen, 


So-.: 


verdrängt, bei der alle diese Teile in einem 
Apparat vereinigt sind. : a 
Der Zentritugalkurzschließer, so heißt 


die mit der Ankerwicklung — durch eineinder 


Welle beiindliche Bohrung hindurch — fest 
verbunden sind und mit dem Anker umlaufen. 
Hebel, die bei einer bestimmten und einstel 
baren Drehzahl plötzlich infolge der Zentrifugal- 
kraft umschnappen, schließen 3 Stellen unter 
sich kurz. Sämtliche Teile sind in einer auf 


dem freien Wellenende des Motors sitzenden 


Kapz:el vereinigt (Abb. 12), ; 
‚Zur Bürstenverschiebung ist für den Auf- 
zugsbetiieb ein von der Kabine aus bedien- 
barer Mechanismus erforderlich, dessen beide 
Ausführungsformen Abb. ll und 12 vorstellen. 


Abb. 11 zeigt die Einrichtung für Seilsteuerung: 
durch das Steuerseil wird eine Feder gespannt, 
geeigneten Ge- 


die dann die Bürsten mit der 
‘schwindigkeit verschiebt. 5 
.Abb.12 zeigt die Einrichtung für Druck- 


knopfsteuerung: Ein Hilfsmotor verstellt die 
Die genauere Beschreibung dieser 
Einrichtung gehört nicht hierker. Eımähntsei 


Bürsten, 


aber, daß die Bürsten mittels einer in den Ab- 


bildungen sichtbaien Kuıvenscheibe derartig 


verstellt werden, daß der Verlauf des Antahr- 
stroms und des Anfahrmoments während der 


Anfahrzeit dem Bedürfnis des Betriebes sowie 


etwaigen Vorschriften des Elektrizitätswerkes 
angepaßt sind. 
rasch, dann immer langsamer verschoben. 


Abgesehen von den geschilderten Beson- 


derheiten zeichnen sich diese Autzugsmotoren 


‚noch durch ein vollständig geschlossenes Ge- 


häuse aus; nur der Kollektor ist durch starke, 
abnehmbare Deckel zugänglich gemacht. Die 


Motoren gehören dadurch zu den am ruhigsten 


laufenden Wechselstiom-Kommutatormoto1en, 
die es gibt. Das Gehäuse schützt sie außeıdem 
vor jeder Beschädigung und vor Feuchtigkeit. 
#3 Mitunter ist es gleichgültig, wie groß der 
Anfahrstrom ist. In solchen Fällen braucht 
man den Bürstenverschiebapparat nicht. Die 
Bürsten werden in ihre Endlage gleich fertig 
eingestellt und der Motor wiıd einfach auf das 
Netz geschaltet. 
.Momentsind dann entsprechend Abb. 3so groß, 
wie dort für die volle Bürstenverschiebung 
(75%) angegeben ist. 
tiger an. Für diese Nachteile hat man jedoch 
den Vorteil einer einfacheren Schaltung und 
einer billigeren Einrichtung. Für das 


schoben, sondern statt ihıer, gemäß dem Schalt- 
bild.Abb. 13, einem Hauptteilder Ständervwick- 


Abb. 12. Bepulsior.s-Aufzugsmotcr für Di uel.kuopls.euctung- 


lung S zwei Hilfserregerwieklungen Hard 
vorgeschaltet, von denen H, für Rechtslauf, 


 H, für Linkslauf verwendet wird. 


Der Anfahrstrom und das. 
Der Aufzug fährt kräi- 


Dm-2 
steuern werden nicht mehr die Bürsten ver- 


Die Bürsten weıden zuerst 


SER BP ER. SER 


N 


a nn ee 


1 Sa a a u da 


ee 


‘Während die Eigentümlichkeiten des An- 


laufes bereits in Abb. 3 wiedergegeben waıen, 
zeigt Abb. 14 das Verhalten des Motors nach 
der Umschaltung in einen Induktionsmotor für. 
den Fall, daß die Belastung des Motors (des 
Aufzugs) sich verändert. SEES 

Diese Motoren werden von 3 bis 11 kW 
(4 bis 15 PS), und für 1000 und 1500, seltener 
für 750 Umdr/min, gebaut. Die. üblichsten 


gute Verwendbarkeit des Repulsionsmotors, | taktapparat — durch eine andere Ausführung | Trequenzen liegen zwischen 42 und 60, 


N 


- 


Aa» 


Seite ein und, an der Kollektorseite aus. 
dem in der Abbildung sichtbaren Bürstenver- 


8. Januar 1920. 


e, 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heit 2. 


29 


- Mitunter fanden sie auch für andere 


Zwecke, z. B. für Schiebebühnenbetrieb, Ver- 


_ wendung. Da hierdie konstante Drehzahlnicht 


_ unbedingt erforderlich ist, kann der Zentrifugal- 


kurzschließer weggelassen werden, 


ausgeschaltet werden kann. Diese Ausführungs- 
form des Motors ist natürlich auch für andere 
Antriebe verwendbar; nur die für den Spinn- 
maschinenbetrieb geeigneten kurzen Wellen- 
stümpfe müssen durch längere ersetzt werden. 


Ze LITER 


| 


3 


Abb. 13. Bepulsionsmotor mit 
- umschaltbarer Ständerwicklung. 


Im Spinnereibetriebe ist der Repul- 


- sionsmotor wegen der verlustloeen Regelbar- 


‚keit seiner Drehzahl und auch wegen seiner 


einfachen Bedienung für den Antrieb von Ring- 


spinnmaschinen sehr viel verwendet worden. 


“ Insbesöndere dann, wenn durch einen Regler 


die Drehzahlnach der Stellung des auf- und ab- 
laufenden Fadens geändert wird, kann der 
Motor der Ringspinnmaschine zu einer Er- 
zeugnissteigerung von 15% verbelfen. 

Elektrisch unterscheidet sich der Spinn- 


motor von dem oben beschriebenen gewöhn- 
_ lichen Repulsionsmotor nur durch hökeren 
_ Wirkungsgrad. Konstruktivy ist er jedoch eine 
besondere Ausführungsform geworden. Abb. 15 


‚stellt einen Spinnmotor für 5 kW -Leistungf bei‘ 
1000 Umdr/min dar, 


ee SE ee nn. 


„"Abbı 16. Repulsions-Spinnereimotor. 


Der Motor ist gegen den umgeben- 
den Raum völlig abgeschlossen, wird 
aber durch einen im Innern auf der Kollektor- 


 eite angebrachten Ventilator entlüftet und 


BESCHERGELE 
üspf 
Ste] San TEA UEER 
Be TE 
EEE 
[1 | 


0 30 Drehzahl 


En 


100% 


Abb. 16. Ringspinn-Repulsionsmotor im Spinnereibetriebe. 


Er. 


gekühlt. Die Luft strömt durch Kanäle zu, 
tritt an der dem Kollektor at 
it 


 stellbebel ist ein Schalter verbunden (sichtbar 


am Boden der unteren 


ur 


Öffnung), so daß der 
Motor mit dem Verstellhebel zugleich ein- und 


a6 


| 


. Drehzahl 100% gleich 100 % gesetzt wird, 


90 


, Abb. 14. Aufzugsmotor bei veränderlicher Belastung.” 


Aora 


- 


100 250 Drehmoment ın % 


Die Betriebskuıven eines solchen Motors 
sind denin Abb. 3 bis 7 wiedergegebenen ganz 
ähnlich. Trotzdem sind die eharakteristischen 
Linien eines solehen Motors in Abb. 16 noch- 
mals dargestellt. Es soll einmal gezeigt wer- 
den, welche guten Wirkungsgrade sich erzielen 
lassen, ein Umstand, auf den von allen Spinn- 


technikern besonders großer Wert gelegt wird. 


Die Werte der Abb. 16 sindfaus einerdirekten 
Bremsung mit einer mechanischen Bremerein- 
richtung ($ 39 der Verbandsnorımalien) her vor- 
gegangen. Sodann sind diese’ Kuıven dadurch 
bemerkenswert, daß bei ihrer Aufnahme die 
dem Motor durch die Spinnmaschine 
aufgegebene Belastung nachgeahmt wurde, 
indem das Drehmoment M mit der Drehzahl 
so geändert wurde, wie aus Abb. 16 ersichtlich 


ist. Der Verbrauch der Spinnmaschine liegt 
größtenteils in den Widerständen der sehr 
rasch umlaufenden ‘Fadenführung und dem 
sogen. Fadenballon und wächst deshalb stärker 
als linear mit der Drehzahl an. Mittlere Be- 
obachtungen haben ergeben, daß das erfor- 
derliche Drehmoment, wenn es bei ne 
sie 
beziffert 


bei 110% der Drehzahl auf 105%, 
bei 50% der Drehzahl auf 73%: 


Das sind natürlich nur durchschnittlich gültige 
Werte, im einzelnen verhält sich jede Spinn- 
maschine davon etwas abweichend. Auf den 
Wirkungsgrad haben aber diese Abweichungen 
keinen sehr großen Einfluß mehr, so daß dessen 
Verlauf während des Spinnprozesses sehr gut 
aus Abb. 16 zu entnehmen ist. 


Da es nicht sehr viele verschiedenartige 


 Spinnmaschinen gibt, werden diese besonderen 


Motoren auch nur in wenigen Größen, die zwi- 
schen 3,7 und 11 kW (5und 15 PS) liegen, für 
1000 oder 1500 Umdr/min gebaut. Die Fıe- 
quenz ist fast ausnahmslos 50, 


Charakteristischist, daß diese Motoren, ent- 
sprechend verteilt, an die einzelnen Phasen von 
Drehstromnetzen angeschlossen werden. Die- 
sen Einbruch in das Gebiet des Drehstroms 
verdanken sie ihren oben genannten Eigenschaf- 
ten. Erst nach ihnen wurde es durch die Aus- 


“ 


bildung der Drehstrom - Kollektormotoren !) 


- möglich, den Repulsionsmotoren ihre Erobe- 


rung dieses Gebietes wieder streitig zu machen, 
nachdem die Drehstrom - Kollektormotoren 
einen um 2% größeren Wirkungsgrad und Lei- 
stungsfaktoıen vom DBetrage 0,97 ergaben. 
Aber auch heute noch verdient die geschilderte 
ventilierte Ausführung dieses Repulsionsmotors 
volle Beachtung. 

Der Kranbetrieb verlangt vom Motor 
sowohl großes Anfahrmomont, als auch ver- 
lustlose feinstufige Regelung. der Diehzahl, 
ferner noch Hauptstrom-Verhalten des Motors, 
alles Eigenschaften des Repulsionsmotorr. 

Man kann Ohne weiteres die oben geschil- 
derten- gewöhnlichen Repulsionsmotoren ver- 
wenden, hat aber auch sehr oft völlig geschlos - 
sene Motoren nötig. Ausführungen der letzten 
Form ähneln den in Abb. 21 und 23 darge- 
stellten Motoren. Ihre elektrische Ausrüstung 


-undihr Verhalten im Betriebe gleicht dem der 


offenen Motoren, go daß von der Wiedergabe 
von Betriebskuıven abgerelen werden kann. 

Bemerkenswertistjedoch die Bauart dieser 
Motoren. Durch Abheben der oberen Gehäuse- 
hälfte werden alle elektrischen Teile des Motors 
in bequemster Weise für die Untersuchung zu- 
gänglich. Ist es erforderlich, so können sie s0o- 
gar ganz aus der unteren Gehäusehälfte heraus- 
gehoben werden, wie dies Abb. 23 erkennen 
läßt. Diese Einrichtung bewährt sich für alle 
Motoren, die in enge Räume eingebaut sind 
und ist bei einer Anzahl der folgenden auch 
verwendet worden. 

Diese Motoren werden von 5 kW bis 
40 kW bei 1500 bis 600 Umdr/min gebaut. 

Sehrguten Eingangfand der Repulsionsme - 
torinden Betrieb kleinerer, industriellen 
Zweceken dienender Bahnen, fürdieWecheel- 
strom mit der Frequenz 50 zur Verfügung stand. 
Neben dem kräftigen Anfahrmoment und der 
verlustloeen Dıiehzahlıegelung ist es hier noch 
die einfache Steuerung gewesen, die ihm Auf- 
nahme verschafft haben. Einfache und grobe 


en \ 


Abb. 17. Einphasen-Repulsionsmotor mit Bürstenverschiebung 
für Grubenbahnbetrieb; Außenansicht. 


Einrichtungen pflegen sich im Bahnbetriebe 
immer zu bewähren. »Konstruktiv war die Auf- 
gabe zu lösen, einen möglichst leistungsfähigen 
Motor in kleinem Raume unterzubiingen, denn 
es handelt sich hier fast immer um Schmal- 


spurbahnen. Die zahlıeichsten Anwendungen 
fand der Motor für Gruben- und Tieidel- 
lokomotiven. 


Abb. 17 und 17a zeigen den gängigsten 
Motor für den Betrieb von Grubenbahnen ?). 
Seine Stundenleistung ist 13 kW bei 750 
Umdr/min und bei 50 Per. : Die”Spuirweite, für 
die er gebaut ist, beträgt nur 555 mm. Er wird 
meist für 250 V gewickelt und wiegt 750 kg. 
2 Motoren genügen für den Betrieb einer Loko- 
motive, die 83lO mm Triebraddurchmesser hat. 
Die Bürsten werden hier durch eine Spindel 
verschoben, deren Stümpfe in der Abb. 17 
rechts und links aus dem oben am Motor sicht- 
baren viereckigen Aufbau herausragen. Die 
Spindel ist durch biegsame Welle und Gelenke 
mit einem fürden Lokomotivführer bequem ge- 
lagerten Handrade verbunden, durch dessen 
Drehung die Lokomotive angefahren und ge- 
regelt wird. Mit dem Handrade ist ein Schalter 
so verbunden, daß er erst dann Strom auf den 


') Vgl.Schenkel, „Die Drehstrom-Kollektormotoren 
der Siemens-Schuckertwerke“, „ETZ* 1912, S. 473. 
2) Wechselstrom wurde später zum Betriebe unter 


- Tage nicht mehr verwendet, nachdem sich durch ihn viel 


mehr Todesfälle, ent»tanden durch Berühren der Leitun- 
gen, ergeben hatten als bei Gleichstrom. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Motor gibt, wenn die Bürsten 25 bis 30° (elek- 
trische Grade) ausgelegt sind. . In der Nult- 
stellung ist der Motor daher immer stromlos. 

Betriebskurven dieses Motors sind in 
Abb. 18, 19, 20 wiedergegeben. 


BEBEBRT? 
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Sı- 
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0 50 700 70% N 


Drehmoment oder Zugkraft in % 
Abb. 18. Stromstärke J und Drehzahl 2 eines Grubenbahn- 
Repulsionsmotors bei veränderlichem Drehmoment (Zug- 
kraft) für verschiedene Bürstenstellungen «. 


50 


[7] 30 


0 10% 
Drehmoment oder Zugkraff in % 


Abb. 19. Wirkungsgrad eines Grubenbahn-Repulsionsmotors 
bei veränderlichem Drehmoment (Zugkraft) für verschiedene 
Bürstenstellurgen «. 


Die an den Motor zu stellenden Anforde- 
rungen sind beim Treidelbetrie b nahezu die- 
selben wie beim Bahnbetriebe. Es wurde des- 
halb auch eine vergrößerte Ausführung nach 
Abb. 17 für die Treidelei. des Rhein-Herne- 
Kanales gebaut, die 18 kW bei 750 Umdr/min 
und 50 'Per leistet. 


Abb. 17sehr; dagegenistin Abb. 2lein anderer 
Treideleimotor für 3,4 kW bei 500 Umdr/min 
und 50 Per wiedergegeben, der für die Treidel- 
lokomotiven der Schleusentreppe Niederfinow 
Berlin-Stettiner-Großschittahrtsweges in 
Dieser Motor 


des 
größerer Zahl geliefert wurde. 


Abb. 21, Repulsionsmotor mit Bürstenverschiebung für eine Treidellokomotive. 


Repulsionsmotoren 


Dieser Motor ähnelt der 


Abb.”17a. Einphasen-Repulsionsmotor mit Bürstenverschiebung für Grubenbahnbetrieb, zerlegt in seine Einzelteile. 


fand Aufstellung oben in der Lokomotive und 
nieht zwischen den Treibrädern. Wegen der 
geringen Fahrgeschwindigkeit der Treidelloko- 
motiven wurde eine zweimalige Übersetzung 
angewendet. Dieeigenartige,in der Mitte unten 
eingeschnürte Gehäuseform des Motors rührt da- 
von her, daß Platzfüreines der Räder der Über- 
setzung geschaffen werden mußte. Auch dieser 
Motor hat eine abnehmbare Gehäuseoberbälfte 


0 so 


700 70% 
.. Drehmoment oder Zugkraft in % 


Abb. 20. Leistungsfaktor eines Grubenbahn-Repulsions- 
motore bei veränderlichem Drehmoment (Zugkraft) für | 
verschiedene Bürstenstellungen & 


und ist dadureh sehr leicht zugänglich. Die 
Bürstenverschiebung erfolgt vom Führerstande 
aus durch’eine Kettenübertragung. Es sei er- 
wähnt, daß dieser Motor zurelektrischen Brem- 
sung der Lokomotiven verwendet wird. 

Zum Schlusse dieses Abschnittes über 
{ sei bemerkt, daß die 
Siemens-Schuckertwerke auch einen beson- 
deren Repulsionsmotor in offener Bauart 
für Lehrzwecke ausführten, der sich durch 
die Möglichkeit, eine Anzahl für. Studien- 
zwecke wichtiger Schaltungen ausführen zu 
können, auszeichnet. 


Reihenschlußmotoren. 


Die Tatsache, daß der Entwicklung des 


Einphasen- Reihenschlußmotors für den 
Großbahnbetrieb von seiten der Siemens- 
Schuckertwerke große Aufmerksamkeit ge- 
schenkt wurde, hatte die natürliche Folge, daß 
die Firma diesen Motor vielfach auch für kleinere 
Leistungen gebaut hat. Die herrschende Stel- 


lung, die der Repulsionsmotor schließlich er- 


langt hat, hat sich der Reihenschluß motor nicht 
zu erobern gewußt, obwohl seine elektrischen 
Eigenschaften denen des Repulsionsmotors 


überlegen sind. Er kann bei gleichem Material- ! 


. 


“motors bildet nicht einen Stromkreis für sic 


“nicht immer der Fall zu sein, wenn mehrere 


| solehen Motors für 36,5 kW bei 1000 Umdr/min 


Abb. 23. Einphasen-Reihenschlußmotor für Hubwerke. < Are 


aufwand für einen höheren Wirkungsgrad un« 
einen besseren Leistungsfaktor gebaut werd 
und gibt im gleichen Raum mehr Leistung 

Wenn er sieh trotzdem nicht den Erfolg des. 
Repulsionsmotors erringen konnte, so ist der 


Grund dafür darin zu suchen, daß er Zubehi 
apparate für seinen Betrieb braucht, die d. 
Anlagekapital vergıößeın. . _ LE - 

Der Anker A (Abb. 22) des Reihenschlu 


Abb. 22. Schaltbild des einphasigen Reihenschlußmotors. 


sondern steht dureh die Statorwieklungen K 
und E (K ist die ‚„‚Kompensations“wieklung, 
E die ‚‚Erregerwieklung‘“) mit der Stromquelle 
in Verbindung. Da der Anker A aus Rücksich- 
ten auf die Kommutationsverhältnisse nur für 
ein bestimmtes, ziemlich eng begrenztes Span- 
nungsbereich gewickelt werden kann, so Schreibt 
der Reihenschlußmotor seiner Spannungsquelle 
die Spannung vor. _Da anderseits die Netz 
spannungen immer 110, 220, 500 usw. V be 
tragen, kann der Reihensehlußmotor nur unter 
Zwischenschaltung eines Transformators T 
zwischen Netz und Motor betrieben werden. 
Obschon dieser Transformator in vielen Fällen 
klein wird, besonders wenn er als ‚„Spartrans- 
formator‘‘ geschaltet werden kann und ob- 
schon er zugleich als Regelorgan dient, ver- 
teuert er doch den Preis des Motors. Er 
Die Regelung der Drehzahl erfolgt — bei 
feststehenden Bürsten — durch Veränderung 
der Klemmenspannung des Motors- Hierzu er- 
hält der Transformator T eine Anzahl von Ab- 
zweigungen, die zu Schaltern s,sführen. Zum 
Ändern der Spannung am Motor braucht man 
eine Steuerwalze, auf der die Schalter s,s 
richtig angeordnet sind und eine — in Abb. 22 
nieht eingezeichnete — Überschaltdrosselspule. 
Auch diese Teile erhöhen wieder den Preis 
des Motors. > S u 
. Wenn auch durch diese Zubehörteile der 
Reihenschlußmotor als Einzelmotor teuer und 
daher meist unverwendbar wird, so braucht das 


N 


Motoren verwendet werden müssen. Hier kann 
man es entweder durch Reihenschaltung der 
Motoren erreichen, daß ihre Gesamtspannung 
'derNetzspannung nahe kommt oder man kann 
nicht gleichzeitig arbeitende Motoren zu Grup- 
pen, die von je einem Transformator gespeist 
werden, vereinigen. . In allen solehen Fällen 
wird der Transformator im Verhältnis zu der 
Gesamtleistung der Motoren klein und billig 
und manchmal auch der Steuerapparat ein- 
facher. Diese Erwägungen führten dazu, Kran- 
und Grubenbahnanlagen auch mit Reihen- 
schlußmotoren auszuführen. Mehrere solcher 
Motorgruppen wurden für die Krananlagen des 
Osthafens in Frankfurt a. M. geliefert und die- 
nen dort als Hubwerks-, Schwenkwerks- und 
Verfahrmotoren auf den Kränen. Wie Abb. 23; 
zeigt, ist die obere Gehäusehälfte abkebbar, 
um den Motor leicht nachsehen oder seine Teile: 
herausheben zu können. Se 
In Abb. 24 bis 26 sind die Kennlinien eines 


dargestellt. Bemerkenswert ist, daß unabhän- 


38. 


x \ PL 


der Drehzahl oder Klemmenspannung 
em Drehmoment M eine ganz bestimmte 
tärke J gehört. (Abb. 24.) Hierdurch 


ZINN LTL | 
RN EERNSE 


SAN ER 
TIUNNNSEH 
RRSONS 


\ 


RRERF 


BURN, 
| 
Ru 


700 150% Drehmoment 


= Abb. 4. Stromstärke J-und Drehzahl » eines Einphasen- 
Reihenschlußmotors bei veränderliehem Drehmoment für 
m. verschiedene Klemmenspannungen P. 


_ wird die Gesamtdarstellung des Vorhaltens 
_ eines solehen Motors viel einfacher als beim 
 Repulsionsmotor, bei dem infolge der Bürsten- 
‚verschiebung der Zusammenhang zwischen 


‚EsBu rei 


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150% 


Klemmenspannungen 3eE “ 


Er 


= Strom und Drehmoment nicht so übersichtlich 
_ einfach ist (vgl. Abb. 18). Die Kurve: Strom- 
stärke Jüber Drehmoment Mgiltnatürlichauch 
für die ganze Anfahrperiode, sie stellt sich in 


F 


' Abb. 26. Leistungsfaktoren eines Einphasen-Reihenschluß- 
otors bei veränderlichem Drehmoment für verschiedene 
ER Klemmenspannungen ?. 

ihrem oberen Teil infolge der Sättigung des 
Motors ziemlich genau als gerade Linie dar. 
semerkenswert ist der gute Leistungsfaktor. 
_ Aus den Kurven ist abzulesen, daß man 
zum Anfahren mit vollem Moment 47% der 
7. vollen Spannung, 

_ zum Anfahren mit 2%-fachen Moment 68%, 
“der vollen Spannung -. , 
sebraucht. ns a 
 — Abb. 27 zeigt einen Grubenbahnmotor 
von 16 kW Leistung bei 725 Umdr/min und 
. 50 Per, gebaut für die Spurweite 600 mm und 
den Raddurehmesser 850 mm. Er wiegt 760 ke. 
Für eine Lokomotive werden 2 Motoren in 
Reihenschaltung verwendet. Jeder Motor hat 
‚80 V Spannung, während die Fahrleitung 250 V 
Spannung hat. Infolge der Reihenschaltung 
raucht nur ein kleiner Spartransformator von 
250 V auf 160 V verwendet zu werden, d.h. ein 
‚ Apparat für 1,, der Leistung beider Motoren. 
 —  Esist bekannt, daß man bei Reihenschluß- 
motoren über die von Gleichstrommaschinen 
_ her bekannten Mittel noch besondere Hilfs- 
mittel zur Erzielung einer guten Stromwendung 
anwenden kann, Mittel, die jedoch nur dann 
ken, wenn der Motor in ein gewisses Ge- 
windigkeitsbereich eingetreten ist. Da die 
beschriebenen Reihenschlußmotoren alle mit 
kräftigeem Drehmoment anlaufen müssen und 
ihre Kommutation auch im Anlauf gut sein 
aß, wo die genannten Mittel nieht wirken, 


. Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 2. 


sl 


Abb. 27. Einphasen-Reihenschlußmotor für Grubenbahnbetrieb. 


so sind diese im Lauf teilweise überflüssig. Sie 
werden deshalb erst bei größeren Leistungen, 
etwa von 15 bis 20 kW an, verwendet. — 


= Da die Entwicklung der Einphasen-Kom- 


mutatormotoren innerhalb des genannten Zeit- 
raumes zu einem gewissen Abschluß gekommen 
ist, so läßt sich behaupten, daß sich mit den 
beschriebenen Motorarten die meisten Wünsche 
der Abnehmer erfüllen lassen. Voraussichtlich 
wird der Reihenschlußmotor weger seiner höhe- 
ren Anlagekosten auf Einzelanwendungen be- 
schränkt bleiben. Dagegen wäre dem billigen, 
einfach und übersichtlich gebauten und leicht 
zu bedienenden Repulsionsmotor mehr‘ Ver- 
breitung zu wünschen als er bisher gefunden 


"hat. Wie erwähnt, kann er auch in Drehstrom- 
anlagen gut gebraucht werden, und es ist kei- 


neswegs nötig, hier stets auf die neueren Dreh- 
strom - Kommutatormotoren zurückzugreifen. 
Sollte diese Entwicklungsübersicht dazu bei- 
tragen, für die Verwendung des Repulsions- 
motors zu werben, so würde einer ihrer Zwecke 
erreicht sein. 


Eine neue Sicherheits-Senkbremsschaltung 
für Krane in Gleichstromanlagen. 


In Gleichstromanlagen verwendet man 
zum Antrieb von Kranen mit Vorliebe den 
Hauptstrommotor. Für das Hubwerk kommt 
fast ausschließlich eine Senkbremsschaltung zur 
Anwendung. Bei dieser Senkbremsschaltung 
wird beim Heben der Motor auf Kraft geschal- 
tet und die Geschwindigkeit mit den Anlaß- 
widerständen geregelt. Beim Senken der Last 


I wird Arbeit frei, und diese freiwerdende Arbeit 


wird: mit den Motor, welcher zu diesem Zweck 
als Generator geschaltet wird, in dem Anlaß- 
widerstand vernichtet. Da es sich nieht nur üm 
das Bremsen selbst handelt, sondern auch ganz 
kleine Lasten, sogar der leere Haken gesenkt 
werden müssen, reicht die freiwerdende Arbeit 
nicht mehr aus, das Getriebe des Windwerkes 
durehzuziehen. Man muß in einem solchen 
Falle dann dem Motor auch in der Senkriehtung 
Energie zuführen. Meist ist aber das zum Ab- 
senken desleeren Hakens bzw. zum Antrieb des 
Triebwerkes erforderliche Drehmoment sehr ge- 
ring, so daß der Motor in den Senkkraftstellun- 
gen, selbst bei vorgeschaltetem Anlaßwider- 
stand, eine hohe Drehzahl annimmt (Abb. 1). 


200% 


Drehmoment in % 


Abb. 1. Regelkurven für Senkbremsschaltung 


Besonders macht sich dies bei den moder- 
nen Kranen mit hohem Wirkungsgrad bemerk- 
‚bar. Vom Kranführer muß deshalb große Auf- 
merksamkeit gefordert werden, daß er bei stei- 
gender Drehzahlrechtzeitig von den Senkkraft- 
stellungen in die Senkbremsstellungen zurück- 
schaltet. 

Durch die Leistungssteigerung der Hebe- 
zeuge, nichtnurin bezug auf Hubkıaft, sondern 
noch vielmehr in bezug auı Arbeitsspiele, wer- 
den die Kranführer, vielfach sogar durch Ak- 
kordlohn, zu schnellstem’ Arbeiten angespannt, 
und es muß daher die Forderung vorsichtigen 
Steuerns zurücktreten. Die Folge davon waren 
verschiedentlich Betriebsschäden. Diesem 
Übelstand hat man durch Anwendung verbes- 
serter Schaltungen zu begegnen gesucht. Man 
versah den Hauptstrommotor mit einer zusätz- 
lichen Nebenschlußwicklung, die in den Senk- 
kraftstellungen eingeschaltet wird und dadurch 
den Motor am Durchgehen verhindert. Die 
Siemens - Schuckertwerke brachten eine 
Sicherheits-Senkbremsschaltung nach Abb. 2 


er 17 


W 


Abb, 2. Sicherheits-Senkschaltung. 


auf den Markt, bei welcher ein Hauptstrom- 
motor verwendet werden kann. Die Erregung 
des Motors wird beim Senken mit dem Anlaß- 
widerstand in Reihe geschaltet und an die 
Netzspannung gelegt. Der Anker des Motors 
liegt parallel zur Erregung und zu einem Teil 
des Anlaßwiderstandes.. Die Regelung des 
Motors geschieht durch Verlegen. des Anker- 
anschlußpunktes am Anlaßwiderstand. 
Diese Schaltung hat weitgehende Anwen- 
dung gefunden. Es haften ihr aber noch einige 
Schönheitsfehler an. Wie die Abb. 2erkennen 
läßt, fließt dauernd ein Strom von .P nach N 
über den Anlaßwiderstand und die Erreger- 
wicklung des Motors. Es wird also auch dann 
Netzenergie verbraucht, wenn Energie dureh 
die abzusenkende Last frei wird. Ferner wer- 
den hier die Regelkurven Abb. 3 für diese 
Schaltung sehr flach, woraus hervorgeht, daß 
beim Überschalten von einer in die andere Re- 
gulierstellung erhebliche Beschleunigungs- bzw. 
Verzögerungskräfte auftreten, die sich als 
Stromüberlastungen am Kommutator des Mo- 
tors bemerkbar machen. Abschwächen läßt 
sich diese Erscheinung durch einen kleinen An- 
kervorschaltwiderstand W (Abb. 2). In Hütten- 
werken mit billiger Stromerzeugung und Mo- 
toren, die wegen ihrer hohen Beanspruchung 
nieht so hoch belastet werden können, treten 
die erwähnten Erscheinungen in den Hinter- 
grund. Es hat deshalb dort die beschriebene 
Schaltung die weiteste Verbreitung gefunden. 
Für zahlreiche andere Fälle, besonders in 
Anlagen mit hohen Stromkosten, wurde eine 
andere Schaltung gefordert, bei welcher das 
Absenken der Last durch elektrisches Bremsen 
aber ohne Energieentnahme aus dem Netz mög- 
lieh ist. Die Schaltung muß aber auch 
gestatten, beim Absenken der größten 
vorkömmenden Last mit dem Steuer- 
apparat bis in die Senkkraftstellungen 
zu gehen, ohne daß die Senkgeschwin- 
digkeit zu groß wird, und ohne daß der 
Kranführer besondere Sorgfalt aufzu- 
wenden hat. Eslag nahe, die an erster Stelle 
beschriebene - Schaltung mit der an zweiter 


32 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 2. 


3. RE 


8. Januar 1920. 


Stelle beschriebenen so zu vereinigen, daß man 
den Motor als Generator über den Anlaßwider- 
stand abbremst und die Senkkraftstellungen 
in der Schaltung wie Abb. 2ausführt. Es muß 
aber beachtet werden, daß beim Über- 


schalten in die Senkkraftstellungen 
der Motor sowohl die Drehzahl Null 
als auch eine hole Drehzahl haben 


kann, je nachdem, ob der leere Haken 
oder die größte Last gesenkt wird. Ein 
Vergleich der Kurven Abb. l und Abb. 3 zeigt, 


' 


200% 


el 
Heben 


700% 


| /al /lDINS 


S 
Drehzahl in % 


Senken mit 
elkkfr. Bremsung 


SıS| 


+ 


= 


Senken 
mit | 
Aral 


[ 


Drehmoment in % 


200% 
700% 


0 
Abb. 3. Regelkurven für Sicherheits-Senkschaltung. 


daß die Vereinigung nicht gut möglich ist, weil 
die steil ansteigenden Regelkurven der Abb. 1 
sich nicht in die flach verlaufenden Regelkur- 
ven der Abb. 2einfügen ;es müßten deshalb in 
den Grenztällen recht erhebliche Stromstöße. 
im Anker auftreten. Aus diesem Grunde wurde 
für die neue Schaltung das Prinzip der Schal- 
tung Abb.2 verlassen und eine Schaltung.ent- 
worfen!), welche die Vorteile der an erster Stelle 
beschriebenen mit der an zweiter Stelle be- 
schriebenen vereinigt, die aber die Nachteile 
der beiden Schaltungen nicht hat. 

Das Prinzip der Schaltung zeigt Abb. 4. 


Senken mit Kraft | 


\ =) ee 

Senken mit elekfr 
Bremsung 

Abb.4. Senkbrems-Sparschaltung mit Drehzahlbegrenzung. 


Beim Verfolg der Stromrichtung in Schal- 
tung ‚Senken mit Bremsen“ ist zu beachten, 
daß sich zwar die Drehrichtung gegenüber 
„Heben‘ ändert, die Stromrichtung im Anker 
und Feld aber nicht verändert. Die Schaltung 
für das Heben ist normal, der Motor läuft 
als Hauptstrommoetor. Für, ‚Senken mit 
elektrischen Bremsen‘ wird der Motor als Gene- 
rator auf den Anlaßwiderstand arbeitend ge- 
schaltet. Der Motor ist dabei vom Netz abge- 
schaltet und verbraucht daher keine Energie 
aus dem Netz. 

In den Stellungen „Senken mit Kraft“ 
wird der Stromkreis für Senken mit Bremsen 
picht geöffnet. Es wird etwa in der Mitte des 
Bremswiderstandes Spannung zugeführt, so 
daß zwei parallele Stromkreise, nämlich der 
über die Erregung und der über den Anker, ent- 
stehen. Der Motor-ist jetzt als Nebenschluß- 
motor mit Ankervorschaltwiderstand geschal- 
tet. Beim Weiterschalten wird der Punkt, an 
welchem die Spannung zugeführt wird, nach 
dem Anker zu verlegt, so daß im Erregerstroni- 
kreis eine Feldschwächung und am Anker eine 
Spannungserhöhung eintritt. Durch geringe 
Widerstandsänderung wird dadurch eine ver- 
hältnismäßig große Drehzahländerung erreicht. 

In den Stellungen „Senken mit Kraft“ 
wird Energie verbraucht, die allerdings größer 
ist als die für die Bewegung des Getriebes erfor- 
derliche Arbeit. Der Energieverbrauch fällt 
aber nieht ins Gewicht, weil das Lastsenken 


!) D.R.P. 304722. Bei den 8.9. W. wird die Neuerung 
mit Schaltung r bezeichnet. 


im Gegensatz zu der Schaltung Abb. 2, bei der 
während der ganzen Senkperiode der Motor am 


wenn weitere Bedingungen nicht gefordert wer- 


Netz liegt, ohne Energieveıbrauch aus dem 


Netz geschieht. 
Aus den Schaltskizzen geht hervor, daß, 


den, ein Umschalten zwisheen Motoranker, Er- 
regung und Regulierwiderstand von Heben auf 
Senken und von Bremsen auf Stromstoß über- 
haupt nicht vorgenommen zu werden braucht. 
Bei der normalen Senkbremsschaltung muß 
aber der Motor erst auf eine bestimmte Dreh- 
zahl gebracht werden, bevor er als Generator 
Spannung und damit Strom für seine Erregung 
liefert. Es tritt auf der ersten Senkbremsstel- 
lung ein Sacken der Lastein. Dies abzuschwä- 
chen oder zu vermeiden, hat man seit langem 
Mittel gefunden. Manführtentwederden Strom 
des Nebenschluß-Bremsmagnets über die Er- 
regerwicklung und erreicht damit eine kleine 
Vorerregung, weleLe in vielen Fällen bereits 
ausreicht. Oder man schaltet den Motor in 
Senkstellung I, ähnlich wie in Abb. 2 darge- 
stellt. Im ersteren Falle spricht man von der 
schwachen Fremderregung, im zweiten Falle 
von der starken Fremderregung. 

Die Kurven in Abb. 5 zeigen die Regel- 
fähigkeit der Walze mit der neuen Schaltung. 


200% 


Drehzahl in % 


‚n.\ Senken = 
elektr Bremsu 00% 


Drehmoment in% 


Abb. 5. Regelkurven für Senkbrems-Sparschaltung 
mit Drehzahlbegrenzung. 
1 bis 7: „Heben“. I: Bremsen mit starker Fremderregung. 
Il, III, IV und V: Bremsen ohne Stromentnahme aus dem 
Netz. VI, VII, VIII und IX: Senken mit Kraft mit Strom- 
entnahme aus dem Netz. 


Ein Vergleich mit den Regelkuıven der Schal- 
tungen Abb. l und 3 zeigt die Richtigkeit des 
eingangs Behaupteten. 

Nach den Kurven kann der leere Haken, 
wenn dabei das Windwerk 10% des normalen 
Drehmomentes zum Antrieb ertordert, mit et- 
wa 1,5-facher Geschwindigkeit gesenkt weıden. 
Wenn der Kranführer beim Senken der Vollast 
aus Unachtsamkeit auf Stellung VII geht, 
kann die Geschwindigkeit nicht über die etwa 
2-fache ansteigen, wobei noch ein guter Wir- 
kungsgrad des Getriebes vorausgesetztist. Aus 
dem Charakter der Kuıven geht hervor, daß 
die Senkkraftstellungen sowohl beim Senken 
des leeren Hakens als auch beim Absenken der 
Last benutzt werden können, ohne daß größere 
Stromstöße auftreten. Die geradlinig verlau- 
fenden Senkkraft-Regelkurven bilden nahezu 
Tangenten der letzten Senkbrems-Regelkuıve. 
Im Berührungspunkt der Kuıven geht das 
Überschalten von einer zur anderen Stellung 
ohne jeden Stoß vor sich. Aber auch bei an- 
deren Werten erfolgt das Überschalten mit ge- 
ringem Stromanstieg. 

In dem Begrenzen der Höchstgeschwindig- 
keit liegt der Vorzug der neuen Schaltung. Die 
Nachteile der bisherigen Senkbremsschaltung 
(Abb. 1)sind hauptsächlich die, daß der Kran- 
führer den Motor auf den Stromstoßstellungen 
der Steuerwalze bis auf 4-fache und noch höhere 
Drehzahl kommen lassen kann und dann durch 
Zurückreißen der Steuerwalze möglichst schnell 
abstoppt. Dabei treten Stromstöße auf, die so- 
wohl die Steuerwalze als auch den Motor stets 
gefährden. Chr. Ritz, Berlin. 


Die Aussichten der Kraftübertragung mit 
Drehstrom von 220 000 V!). 


A, E. Silver hat im Juni. 1919 vor dem 
American Institute of Electrical Engineers 
einen Vortrag über die Aussichten der Anwen- 
dung einer Übertragungsspannung von 220 kV 

!) Naeh Blectrical World, Bd. 73, 1919, 8. 1368, und 
Proc. Am. Inst, El. Eng. Bd. 88, 1919, :S. 751. 


führt anderseits nicht so weit auf unerforschtes 


(Drehstrom) gehalten, die er bei Versorgung 
großer Verbrauchszentren aus weit entfernten 
Energiequellen (Kohlenfelder oder Wasser- 
kräfte) für das Gegebene hält. Er glaubt auch, 
daßein Übergang zu dieser Spannung jetztschon 
kommerziell ausführbar sei, dadurch daß die 
z. Zt. gültigen Bauweisen von Anlagen und 
Apparaten für 150 kV den neuen Bedingungen 
angepaßt werden. 
Isolierung an den Apparaten und Transfor- 
matoren und die Phasenabstände zu vergrößern. 


Im wesentlichen seien die 


Silver hält alle wichtigeren Probleme an sich 


für lösbar, glaubt aber, daß zur Lösung einiger 
Fragen weitere Versuche und Forschungen not- 
wendig sind, um zu möglichst betriebssicheren 
Konstruktionen zu gelangen. 


Nach Silver sind 220 kV der richtige, 


nächste Schritt in der Fortentwicklung der 
Drehstrom-Kraftübertragungen, 
schwebenden Bedarf der Industrie angemessen 
ist und für eine längere Entwicklungsperiode 
ausreichen würde. Eine solehe Erhöhung der 


da er .dem 


Spannung bringteinerseits eine bemerkenswerte 
Erhöhung der Wirtschaftlichkeit mit sich und 


Gebiet, daß die befriedigende Lösung der ge- 


stellten Aufgaben nicht aller Voraussicht nach 


möglich wäre. Von Vorteil ist auch, daß diese 
Spannung ein Vielfaches von 11 und 110 kV 
bildet. Die Vorzüge einer Spannung von 220 
gegen 110 kV sind in Abb. 1 und 2 graphisch . 
dargestellt unter der Annahme einer zu über- 
tragenden Leistung von 500000 kW. 


S 


rung m cent's 


6) 
N 


Koslen #+ Betriebski 
KW Bela re 


Feste 
für 


AS) 


ee Bee 
[7 .. 00 200 300 400 50 
Länge der Fernleitung Kia 
Abb. 1. Feste Kosten und Betriebskosten. 
720 


I 
S 
IS} 


S 


Baukosten ın Dollar 
Jür 1kW Moxıimalbelästung 


200 
Fernleitung 


. 200 
Länge der 
Abb. 2. Baukosten der Fernleitung. 


154 kV- und 220 kV-Fernleitungen bei Übertragung von 
500 000 kW. 
A Gesamtkosten. 
B Fernleitung. 
C Unterwerk für Herauftransformierung. 
D a „  Herabtransformierung. 
E Verluste 220 u.150 kV. 

4 Stromkreise bei 2%0 kV, 7 Stromkreise bei 154 kV, 
Kosten und Verluste der Fernleitung, der beiderseitigen 
Trarformatorenstationen und der Synehronmotoren. 

‘ Kosten der Fernleitung für 1 km (Anfang 1919) 
154 kV ::12500 $; 220 kV :14690 $. Querschnitt der Leitung 
47 mm? Stahl und #62 mm? Aluminium. Verluste berechnet 
für Belastüungsfaktor 0,95 und Leistungsfaktor 0,55 (abge- 
gebene Leistung), Stromkosten 0,5 cts für 1 kWh, 

Feste Kosten und Betriebskosten der Fernleitungen 
13%, der Unterstationen 15%). Spannung, hochspannungs- 
seitig, am Kraftwerk 170 bzw. 225 kV, am Ende der Leitung 
150 bzw. 200 kV. 


... Die Anwendungsmöglichkeiten von 220kV- 
Übertragungsspannung sind nicht groß; sie be- 
schränken sich in erster Linie auf die Versor- 
gung großer Verbrauchszentren aus großer 
Entfernung. Sie werden vermutlich in ge- 
wissem Maße übergreifen auf die gegenwärtigen 
Anwendungsgebiete niedrigerer Übertragungs- _ 
spannungen, ohne etwa deren Gebrauch ab- 
zuschaffen. Für die ausgedehnte Verkupp- 
lung von Verteilungsnetzen sind 220 kV 
nicht allgemein geeignet; Verkupplungen: bei 
220 kV sind nur da zu erwarten, wo die Aus- 
gleichsleistungen große sind, wo kein sekun- 


8. Januar 1920. 


m 


däres Übertragungssystem besteht, welches als 
Basis für Verkupplungslinien dienen kann, oder 


wo 220 kV-Verkupplungslinien gleichzeitig als 


Hilfs- oder als wichtiges Reserveglied einer 
220 kV-Hauptübertragung dienen. 

Der erste Ausbau einer 220 kV-Kraftüber- 
tragung, welcher als wesentliche Bestandteil die 
Herauf- und Herabtransformierungs-Unter- 
werke einschließt, wird von solcher Größe sein 
müssen, daß ein großer Anreiz besteht, das An- 
lagekapital so gleichmäßig wie möglich auszu- 
nutzen, um dadurch die Kosten der abgegebe- 
nen Leistung herabzusetzen. Die natürliche, 
ökonomische Forderung füreine derartige Über- 
tragung wird sein, die Grundbelastung zu lie- 
fern, die Spitzenlast dagegen, wenigstens in den 
ersten Jahren, bestehenden, örtlichen Werken 
zu überlassen. In Anbetracht des Umfanges 
der industriellen Unternehmungen und der Be- 
deutung für das öffentliche Leben, die von 
einer 220 kV-Übertragung abhängig sein wür- 
den, müßte die Zuverlässigkeitund Kontinuität 
der Stromlieferung einen sehr hohen Sicher- 
heitsgrad haben ;an Entwurfund Unterhaltung 
wären deshalb sehr weitgehende Forderungen 


zu stellen. 


Silver nimmt an, daß die Belastung für 
jeden 220 kV-Stromkreis selbst im ersten 
Ausbau 100 000 bis 125 000 kW betragen sollte. 
Eine geringere Belastung würde die Wirtschaft- 
liehkeit erbeblieh herabsetzen. Die Frage der 
höchsten wirtschaftlichen Belastung der ein- 
zelnen Stromkreise wird nicht erörtert, da bei 
einer neu zu errichtenden Kraftübertragung 


‘die Zahl der Stromkreise mehr nach der Be- 


triebssicherheit oder Belastungsverteilung als 
nach der höchsten erreichbaren Wirtschaftlich - 
keit zu bestimmen wäre. Die wirtschaftliche 
Reichweite der 220 kV-Übertragung ist sehr 
groß, wurde indessen für diese Untersuchung 
nur mit 400 km angenommen ; 60 Per/s werden 
als günstigste Frequenz angesehen. Die Erdung 
des Nullpunktes der hochspannungsseitig in 
Stern geschalteten Transformatorenwicklungen 
bietet bei dieser Spannung ausgesprochene 
Vorteile wegen der Erhöhung der Zuverlässig- 
keit und der geringeren Anforderungen an die 
Isolation der Ausrüstung, besonders der Trans- 


- formatoren, mit deren Einfluß auf ihre Abmes- 


3. 


u 


= 


sungen. SEE 
Für die meehänische Belastung der Leiter 


wurden folgende Annahmen gemacht, die be- 


eründet sind durch den geforderten hohen 
Sicherheitsgrad: Winddruck 40 kg/m? der 
eetroffenen Fläche, Windgeschwindigkeit32m /, 
3Smm radialeFisdicke für alle Leiter, niedrigste 
Temperatur — 17,70 C, Höchsttemperatur 
4906. Da Koronabildung und -verluste bei 
220 kV ein wichtiger Faktor sind, so wurden 
fernereine Höhe von 300 m über dem Meer (nor- 
maler Barometerstand 734 mm) und ein Sturm- 


faktor von 12,5% angenommen; letzterer gibt 


die Zeit an, während der die Leiterden erhöhten 
Koronaverlusten infolge von Regen, Schnee, 
Reif usw. ausgesetzt sind. Für Sturmperioden 
werden ein Barometerstand von 721 mm und 
12,8°C angenommen, Drei Arten von Leiter- 
"material werden betrachtet: Aluminium mit 
Stahlseele, Kupfer mit Stahlseele und Kupfer 


‚allein. Bei gleicher Leitfähigkeit hat Alumi- 


nium-Stahl gegen Kupfer-Stahlfolgende 
Vor- bzw. Nachteile: 

1. Geringere Koronaverluste wegen des größe- 
ren Durchmessers. 

Skineffekt nahezu gleich angenommen. 
Größere Winddruckfläche, daher stärkere 
Beanspruchung der Maste quer. zur Lei- 
tungsstrecke und größerer Abstand der 
Leiter. 

Geringere Bruchlast, daher geringerer Ab- 
stand und geringere Höhe der Maste. 
Geringeres Gewicht (unbedeutend). 


Kupfer gegen Doppelmetall: 
Höhere Koronaverluste als bei beiden ande- 
ren. ; 
Das gesamte Material wirkt bei Kupfer als 
Leiter. 
Skineffekt bei größeren Querschnitten un- 
günstig, da der Kern nicht ausgenutzt wird. 
Geringere Winddruckfläche. 
Geringere Bruchlast wie bei beiden anderen, 
Geringeres Gewicht als Kupfer-Stahl.' 
Homogenität des Leiters bedingt. gewisse 
Vorteile beim Bau, gewährleistet größere 

j Be etinfligkeit und höheren Wert der Ab- 

älle. 

Um Entwürfe für Stahltürme aufzustellen, 


2. 


wurden Kabel mit 362 mm? Aluminium und 


47 mm? Stahl angenommen. Die Koronaver- 


Abb. 3 dargestellt. 
- ristik einer Fernleitung mit Aluminium-Stahl- 


luste für verschiedene Leiter bei 3 Werten des 
Belastungsfaktors sind in Zahlentafel 1 und 
Eine typische Charakte- 


Seilen, wie sie der Berechnung derFernleitungs- 
8 ung 


_ spannungen und Koronaverluste zugrunde ge- 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 2. 


Zahlentafel 1. Koronaverluste 
“ Aluminiu 
DE 
Leiterdurchmesser . . mm .ı 24,2 | 26,3 
Kritische Spannung 
Schönwetter Mitteldraht | . 129 | 139 
3 Außendrähte ky | .42| 154 
Sturm Mitteldraht [ 103 | 111 
5 Außendrähte 114 \ 123 
Gesamtverluste auf 3 Leitern 
400 km, 100 000 kW-Stromkreis, 
Sturmfaktor 12,5 0%. 
60°%/, Belastungsfaktor | 464 |, 162 
75 „ ; kW | 485 al 
9% ,„ s | 378 | 119 


Gesamte Koronaverluste a. 3Lertern 


22 24 26 


lLerferdurchmesser in mm 


Abb. 3. Koropaverluste bei 220 kV für eine Fernleitung 

von 32. km bei konstanter Anfangsspannung von 230 kV. 

Die Buchstaben A bis X kennzeichnen die Leiterquer- 
 schnitte gemäß Zahlentafel 1. 


legt wurden, zeigt Abb. 4. In zahlreichen weite- 
ren graphischenDarstellungen vergleichtder Ver- 
fasser die relative Wirtschaftlich keit. verschie- 
dener Quersehnitte und Arten von Leitern, wo- 
bei Verzinsung, Abgaben, Abschreibungen und 
Energieverluste Berücksichtigung finden. Die 
Kurve, die für jede Zahl von Jahren als Lebens- 


38 


bei 220 kV und 6 m Leiterabstand. 


ım-Stahl Kupfer Kupfer-Stahl 
aD R A Rn RK 

27,8 | 30,4 20,7 21,8 23 24.1. 95,5 
146 | 157 114 118 124 | 129 | 135 
161 | 174 126 130 137.1 142 | 150 
17.1. 126 9 y4 100 | 108 | 108 
129 | 139, 100 104 109 114 | 120 

| | 

66 | 16 | 1986 1253 758. ı 493 | 254 
57.| 12°] 1835 1152 694 | 452 | 227 
4 8 | 1664 1032 | 620 404 105 


ren Belastungsfaktoren die Gesamtkosten höher 
ausfallen, sind die Einheitskosten geringere. 

Silver geht dann auf die Art der Verlegung 
von Aluminium-Stahl-Seilen ein und erörtert 
die Frage der Zweckmäßigkeit einer Streckung 
des Leitungsmaterials vor der Verlegung. 

Hinsichtlich der Isolatoren wird die An- 
sicht vertreten, daß keine der bisher angewand- 
ten Bauarten bei 110, 150 oder 220 kV aus- 
reichende Brauchbarkeit erwiesen hätte. 
Trotzdem glaubt der Verfasser, daß die Isolie- 
rung einer 220 kV-Leitung mit vorhandenen 
Isolatortypen ebenso sicher und zuverlässig aus- 
geführt werden könne, wie diejenige bestehen- 
der Leitungen für 110 und 150 kV. Er will bei 
220 kV Ketten von je 15 normalen Hängeiso- 
latorengliedern mit 254 mm Durchmesser ver- 
wenden unter der Voraussetzung, daß eine ge- 
erdete, neutrale Leitung über den Masten ge- 
führt wird. Die hohe Zahl der zu verwenden - 
den Isolatoreneinheiten gewährt eine reich- 
liche Sicherheit gegen Verschlechterung der 
Isolation. Die Ketten, die bei 15 Gliedern etwa 
2,7 m lang werden, erfordern hohe Ausgaben 
zur Erzielung der nötigen Aufhängehöhe und 
genügenden Abstandes von den Masten einer- 
seits und zwischen den Leitern anderseits. 
Diese Bedingungen drängen energisch auf eine 
Verbesserung der Isolatorenkonstruktion, um 
mit kürzeren Ketten auszukommen und damit 
an Kosten für die Maste zu sparen. 

Um zu hohe Potentialgefälle an dem der 
Leitung zunächst liegenden Kettenglied zu ver- 
meiden, sollte man die Einheiten innerhalb der 
Kette abstufen, indem man zwei oder mehr ver- 
schiedene Typen wählt, die im Durchmesser 
oder sonstwie voneinander abweichen, derart, 
daß sie verschiedene Kapazitätswerte besitzen. 
Die Glieder mit der höheren Kapazität wären 
der Leitung am nächsten anzubringen. Man 
könnte auch unterhalb des die Leitung tragen - 
den Gliedes oder um dasselbe herum passend 


[ST 
& 


kV am Generatorende 


IS 
. 
>) 


D 
D 
So 


kV am Ende der leitung 


Q 
Oo 


400 "240 760. 80 0 
km Fernleitung 
Abb. 4. Charakteristik einer Fernleitung. 
Zahlentafel zu Abb. 4 
Hochspannungsseite E 
Er Abgegebene Synehron- Er Verluste ohne Korona 
urve kW Ihotor LYA Unterstation Generator EIERN, 
kV | cos p | kV | cos p kW | Um 
| 
4A 0) 49 8001) 209 0,181) 230 4,612) 2646 | _ 
B 50. 000 7 5002) 207,2 78,02) 230 96,152) 2780: | 5,6 
C 100 000 81 0002) 203 98,72 230 100!) 11 927 | 11,9 
' 


dauer am weitesten heruntergeht, stellt den 
wirtschaftliehsten Leiter dar. Wird die Lebens- 
dauer zu 48 Jahren angenommen, so sind die 
jährlichen Kosten rd 0,2 Mill. $ bei Aluminium- 
Stahl von 25,4mm Durchmesser und 60% Be- 
lastungsfaktor; bei Kupfer-Stahl und dem 
gleichen Belastungsfaktor betragen sie 0,4 bis 
0,45 Mill. $. Bsi 90% Bs>lastungsfaktor ergeben 
sich entsprechende Werte von 0,5 bis 0,55 bzw. 


0,575 bis 0,630 Mill. $. Während für die höhe- 


!) Nacheilend. 
») Voreilend. 


| 


gestaltete Schutzschilder oder.-ringe anordnen, 
wodurch eine noch ausgeprägtere Verbesserung 
des Potentialgefälles möglich wäre. 

Vom Gesichtspunkt der Abnutzung haben 
die ungekitteten Typen von Scheibenisolatoren, 
welche die Gefahr der ungleichmäßigen Aus- 
dehnung der verschiedenen Baustoffe ver- 
meiden, große Vorzüge. An Abspann - 
masten ist indessen die Unzweckmäßigkeit der 
normalen Glieder eine so ausgesprochene, daß 
man sich hierfür wahrscheinlich nach einer 
ganz neuen Isolatorform umsehen muß. Zu 

| großen Erwartungen berechtigt eine neue Type 


34 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 2, 


die aus einer mit Mänteln versehenen Porzellan- 
hülse mit einem von ihr umschlossenen und mit 
Kompound vergossenen Holzstab besteht. Da 
ein solcher Isolator sich in Rücksicht auf die 
Länge der Porzellanhülse fürhöchstens 120 oder 
150 kV herstellen läßt, so würde man zur Ab- 
spannung an toten Enden zwei hintereinander 
geschaltete Glieder nötig haben. 

Was die Ausbildung der Kabelklemmen 
anbelangt, so liegen keine erheblichen Schwie- 
rigkeiten vor, wegen der statischen Entladun- 
gen müssen Alle vorspringenden Teile sorgfäl- 
tig vermieden werden. ; 

Die hohe, ökonomische Lebensdauer, mit 
der man bei 220 kV-Leitungen voraussichtlich 
zu rechnen haben wird, führt dazu, auf die 
Dauerhaftigkeit der Baustoffe größeren Wert 
zu legen als es gegenwärtig (in Amerika!)üblich 
ist. Es kommen also nur Stahltürme in Frage; 
Holzkonstruktionen scheiden für die weitaus 
meisten Fälle aus. In Abb. 5 sind die Bau- 


Mar 
Ss 


© 


& 


NS 


In 


N 


En N 


Kosten für 1km Fernleitung 1000 Do 


1760 200 220 240 260 280 300 
Normale Spannweite m 


Abb.5. Abhängigkeit von Spannweite und Baukosten für 
eine Fernleitung mit 220 kV. 


a Gesamtkosten ohne Leiter und Erdleitung. 
d Kosten der Türme. 

c Kosten der Isolatoren. 

d Kosten des Wegerechts. 


kosten von Fernleitungen für verschiedene 
Spannweiten in Schaubildern dargestellt. Sie 
zeigen die größte Wirtschaftlichkeit bei der 
starren Masttype und normalen Spannweiten 
von 240 m. Die normalen Masthöhen werden 
für die Anormalen Spannweiten von 165, 210, 
240 und 300 m zu 14,3, 17,3, 19,2 und 24,3 m 
angenommen. Außer dem bei der Berechnung 
der mechanischen Beanspruchung bereits vor- 
gesehenen Sicherheitsfaktor wird als Spielraum 
zwischen Betriebs- und Versuchsbelastung ein 
zusätzlicher Betrag von 25% für Aufhänge- 
türme und von 35% für Winkel- und Abspann- 
türme eingeführt. Verte 

Hinsichtlich des Kraftwerks und der 
Unterwerke werden noch einige Gesichtspunkte 
gestreift. Die Übersichtlichkeit, Einfachheit 
und Zuverlässigkeit im Betriebe einer Anlage 
von solchem Umfang, ferner ihr Wirkungsgrad 
und ihre allgemeine Wirtschaftlichkeit sind von 


SNOE 


03 

02 

02 

02 

0 

0% Fernleitung 
Kraffwerk 700 000 kW 

30000 kW Ed. Stromkreis 


Abb. 6. 


größter Bedeutung und werden wohl zu merk- 
lich abweichender Praxis gegenüber Anlagen 
geringeren Umfangs führen! In Abb. 6 ist ein 


typischer Schaltplan dargestellt, gekennzeich- 
net durch möglichste Vereinfachung der Sam- 
melschienensysteme, Fortfall aller irgend ent- 
behrlichen Ölschalter und der Reservegenera- 
ren und -transformatoren. Die Maschinenein- 
heiten sind so groß wie irgend möglich zu 
wählen. Alle Transformatoren sind hochspan- 
nungsseitig in A zu schalten, der Nullpunkt 
ist ohne Einschaltung von Widerstand zu erden 
(Abb. 7). Er: 


Generatoren 
: j IN 


N % 


220 kV 


: Synchronmotoren E 
A = Ay 
Kam x 
_66 oder MOkV 
2.00 
Niedersparmung 
Abb. 7. 


Alle Schaltungen der Linie sollten auf der 
Hochspannungsseite der Transformatoren aus- 
geführt werden. Die zu bewältigenden Ener- 
giemengen, besonders bei abnormen Verhält- 
nissen, sind von so gigantischer Größe, daß 
Stromstärken, die man bei niedrigeren Span- 
nungen erhält, nur mit großen Schwierigkeiten 
zu handhaben sind und mit Kosten, die sehr er- 
heblieh höher wären als bei 220 kV, wo die 
Stromstärken relativ niedrige sind. Der Wert 
eines Überspannungsschutzes für derartige An- 
lagen ist ein sehr zweifelhafter, und es ist 
daher empfehlenswerter, den Apparaten einen 
höheren Sicherheitrgrad zu geben. 

Rücksichten auf Einfachheit derWerksaus- 


rüstung und der Wirtschaftlichkeit des Betrie- | 


bes begünstigen im allgemeinen größtmögliche 
Transformatoreneinheiten. Bis heute ist man 
für Dreiphasentransformatoren nicht über 50 
bis 60 000 kVA und für Einphasentransfor- 
matoren nicht über 35 bis 40 000 kVA hinaus- 
gekommen. Vom Gesichtspunkt der Einfach- 
heit und Billigkeit der Installation wären Dreh- 
stromtransformatoren vorzuziehen. Für die 
Transformatoren wird man ein Ölumlaufsystem 
mit Kühlschlangen außerhalb der Transfor- 
matoren anzuwenden haben. 

Aus wirtschaftlichen und betrieblichen 
Rücksichten sollte jeder Generator und Sein 
Transformator verbunden und als Einheit be- 
handelt werden. Niederspannungs-Sammel- 
schienen und Parallelschaltung auf der Nieder- 
spannungsseite sollten im Kraftwerk vermieden 
werden. Die Werte der Kurzschlußströme bei 
220 kV sind nicht sehr groß, und beieinem Un- 
terbreeherfür diese Spannung tragen schon die 
großen Kontaktabstände und Schaltöffnungen 
dazu bei, eine Schaltleistung zu geben, die die zu 
schaltende Stromstärke bedingt. Es sind zwei 
Typen von Sehaltern für 220 kV von Baufirmen 
angeboten worden. Die eine besteht aus einem 
massiven Unterbrecher, jede Phase in einem 
besonderen Ölkessel aus schwerem Kesselblech, 
mit zwei Unterbrechungsstellen in Reihe für 
mäßig schweren Betrieb und mit vier Unter- 
brechungsstellen in Reihe fürschweren Betrieb. 
Die zweite Type besitzt zwei Unterbrechungs- 
stellen in Reibe für jeden Kessel, und es werden 
für mäßig schweren Betrieb ein solcher Kessel, 
für schweren Betrieb zwei Kessel in Hinter- 
einanderschaltung benutzt. 3 

Der Entwurf der Unterwerke bei 220 kV 
wird dureh die besonderen örtlichen Eigentüm- 
lichkeiten jeder Anlage stark beeinflußt wer- 
den. Die gewöbnliche Bauart wird wohl dazu 
dienen, die Fernleitungsspannung von 220 kV 
auf eine sekundäre Übertragungsspannung von 
66 oder 110 kV herabzusetzen. In diesem 
Falle wird es im allgemeinen nützlich sein, ein 
primäres und ein sekundäres Sammelschienen- 
system vorzuseben, bei 220 kV eine einfache 
Sammelschiene mit Unterteilungsschaltern. Se- 
kundär würde man da, wo eine größere An- 
passungsfähigkeit wünschenswert erscheint, ein 
Ringsystem anwenden. Wegen der hohen 
Stromstärken, die sich auf der Sekundärseite 
ergeben (die Ladeströme verschärfen die Kurz- 
schlußbedingungen), erscheint die Anwendung 
von Drosselspulen an den Unterteilungsstellen 
der Sammelschienen notwendig. Für jede 
Transformatoreinheit ist ein Synchronmotor 
(synehronous condenser) vörzusehen, dessen 
Größe nach der Länge der Fernleitung, der 
Belastung, dem Belastungsfaktor und dem 
Leistungsfaktor zu bemessen ıst. Er wırd, wie 


Abb. 7 zeigt, an eine dritte Wieklung der Haupt-- 


transformatoren angeschlossen, wenn es sich 


um: höhere Sekundärspannungen als 11 bis 


 Vereisung usw.) die Überleitung nach den An- 


geführten Schaltung (Abb. lc) in bezug auf 


8. Januar 1980 
mama Zma—m—a—m—m—m—m——m—mmm zz ZZ —— — —— 
22 kV handelt. Die Werks- und Unterwerks- 
installationen, welche in Vorschlag gebracht 
werden, beruhen auf einem zuverlässigen Re-, 
laissystem, durch das fehlerhafte Apparate, 
Fernleitung oder Niederspannungs-Speiselei- 
tungen sicher, schnell und in solcher Weise ab- 
geschaltet werden, daß keine schädlichen Be- 
einflussungen anderer Teile der Anlage ein- 
treten. BE Ber... 
Nachstehend sind noch einige Zahlen für 
die Anlagekosten mitgeteilt, wie sie sich unter 
Zugrundelegung der vom Verfasseraufgestellten 
Gesiehtspunkte ergeben. 


Herauftransformierungs-Unterwerk; 
" Transformatoren, Schalter usw. für 220kV 
für Aufstellung im Freien. Bau- und indirekte 
Kosten 8 bis 9 $/kW. = 


Herabtransformierungs -Unterwerk: 

Transformatoren und Schalter für 220 kV 
wie oben, Synehronmotoren mit einer der 
Länge der angeschlossenen Leitungen angepaß- 
ten Leistung, Gebäude, Kontrollausrüstung, je- 
doch ohne Niederspannungs-Speiseleitungen 
und deren Schaltanlage. Bau- und indirekte 
Kosten 15 bis 20 $/kW. 


Fernleitung: e 


(Stahltürme mit je einem Strom- 
‘ kreis und Hängeisolatoren). 


gm 4 
‚Türme 5.000 Be. 
Isolatoren A ee 1 750 a 
Leitungen und Erdseile . 3125 Fr 
Besondere Zubehörteile 625, A 
Wegerecht . . .. .. 1 875 Br 
Indirekte Kosten . 3 L9) 7 
Insgesamt 14 688 
> Gesamtkosten RR y 
der 220 kV-Übertragung Se 
a $/kW hr 
bei 160. km a ln 
TO ee On 
EB er a ES 
RE Kurt Perlewitz, 
Einpolige Bremskupplungen für 2 
Straßenbahnwagen. 


7 

Mehrere Straßenbahnbetriebe, darunter 
auch die Dresdener und die Große Berliner 
Straßenbahn, haben aus wirtschaftlichen und. 
Sicherheitsgründen an Stelle der doppelpoHi- 


: \ { z BE “R 
. gen die einpolige Bremskuppelune eingeführt s 2 


bzw. sind mit der Umwandlung beschäftiet. 

Die erste Vorbedingung für diese Einrichtung 

ist gute Verbindung der Bremsstrom-Rücklei- 
tungen mit den Wagenachsen, über die und 
die Schienen der Bremsstrom zu den Wagen- 
motoren zurückgeleitet wird. Um bei schlecht 
leitender Schienenoberfläche (Versandung, 


hängewagen zu sichern, werden die Waoen- 
kupplungen der letzteren. miteinander durch 
eine verzinkte Eisenschiene als Sammel- 
schiene verbunden. Nebenbei bemerkt kommt b: 
diese Verbindung auch der Fahr- und Lich 
stromleitung zugute, und schützt die Fahr- 
gäste vor dem Elektrisieren beim Auf- und 
Abstiei:gien. = ; + 
In „El. Kraftbetr. u. Bahnen“ 1918, Heft 29, 
S. 236, befindet sich ein Aufsatz von R. 
Wolff über den Ersatz der doppelpoligen 
Bremskupplung durch sinpolige bei den - 
Dresdener Straßenbahnen. Die Schaltung der 
‚Bremsen, Abb. 1b, bietet insofern besonderes 
Interesse, als sie Anlaß zum- Viergleich mit 
der bei der Großen Berliner Straßenbahn ein- 


y 


RE Nr a 


Betriebssicherheit und Einfachheit gibt. Die 
Schaltung für doppelpolige Bremskupplungen 
(Abb. 1a), wie sie früher üblich war und auch 
in Dresden und Berlin angewendet wurde, be- - 
nutzt seinen Sicherheitswiderstand, welcher 
Unterbrechung des Motorwagen-Bremsstrom-. 
kreises zu verhüten hat. Nach Abb. 1b sind 
die Bremsen der beiden Anhängewagen in 
Reihe geschaltet. Die Bremsleitung wird am 
Zugende durch einen Kurzschlußstöpsel mit 
der Rück- bzw. Erdleitung verbunden. Nach 
Abb. le liegen die Bremsen der. beiden An- 
hängewagen parallel zur durchgehenden, 
Bremsleitung und Rückleitung. Aus‘ - 
Abb. 1b ergibt sieh, daß die Stromkreise bei- 
der Anhängewagen unterbrochen sind, so- 
bald der Kurzschlußstöpsel fehlt oder das 


P - ar b 2 
ae 


A 


RER, BETRCRITERRT LER EN DRIN 


IN, 


a 


hie Zr A 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 2. 


35 


 Bremskabel zwischen den beiden Anhänge- 
- wagen entkuppelt ist. Die Verwendung eines 
 Schalters im Bremsstromkreis bildet daher 
einen grundsätzlichen Fehler und muß als un- 


zulässie angesehen werden (siehe Bahnvor-, 


schriften des V.D.E., $ 40, Abs. b). 
: Bei der Schaltung. nach Abb. 1b behalten die 
alten Kupplungsdosen zwei Kabelanschlüsse, 


r- bleiben. also zweipolig, während bei der 
ar ei EZ Be: = 
6% 
“ a 
gi ee TE Fa 5 
x 5 
6 


Triebwagen. 


1. Beiwagen 


der einpolisen Bremskuppelung in dem Be- 
trieb der Großen. Berliner Straßenbahn mit 
rd. 1400 Anhängewagen war auch auf den 
Übergangsbetrieb Rücksicht zu nehmen; Abb, 
2a bis 2e zeigt die vorkommenden Übergangs- 
schaltungen. In Abb, 3 ist der werwen-lete 
einpolige Bremskuppelungkontakt (D. R.G.M.) 


dargestellt, welcher auch in die alten, zwei- 
polisen Bremskuppelungsdosen hineinpaßt, 
— 9 rn u erh SQ 
Magnet bremse © 
\ Aurz 
Hoch Dresden 
stopsel 
Berlin. 


2. Beiwagen 


Alıb. 1. 


Schaltweise Abb le nur ein Anschluß bestehen 
bleibt, so daß Isolationsfehler in den. An- 

-  schlußdosen nicht vorkommen können; die 
vorhandenen Kontaktflächen sind vielmehr 
für die eine Leitung benutzbar, Bei Reihen- 
schaltung (Abb. 1b) muß jede Kernbremse zwei 
Zuleitungskabel. besitzen, während nach 
Abb. 1c die zweite Leitung sich erübrigt, weil 
ein Ende der Magmetwieklune unmittelbar an 
ahr Eisengehäuse (Erde) angeschlossen wird. 
_ Bekanntlich bilden Zuleitungskabel durch Ab- 
reißen oder Isolationsfehler häufig Fehler- 
= quellen. und legt in der Verminderung ihrer 
Zahl eine Vereinfachung, Verminderung der 

_ Unterhaltungsarbeit und Erhöhung der Be- 
triebssicherheit. : 
Aus diesen Vergleichen sieht hervor, daß 

die Schaltweise nach Abb. le nicht nur serheb- 


| 


wodurch die Neubeschaffung von Kuppelungs- 
dosen und Steckern vermieden wird. Die neuen 
einpoliigen DBremskabel sind aus isolierter 
Eisenlitze hergestellt. E. Kindler. 


AUSLANDBERICHTE. 


Österreich. 
Entwürfe für Bahnen und Kraftwerke in der 


Republik Österreich und den Nachfolgestaaten 
der ehemaligen Monarchie!), 


Die insbesonders in Deutschösterreich, 
aber auch in den an dieses angrenzenden Nach- 
folgestaaten der ehemaligen Monarchie zutage 
tretende Kohlennot macht sich auch in der 


5 x Aypplung BE 
ee 
5 ES 70 


Triebwagen 


lich betriebssicherer sondern auch billiger üst, 
weil die Kurzschließvorrichtung und die von 
_ Bremsdose zu Bremsdose wehenden Erdlei- 
we tungskabel fortfallen. Der Unterschied der 
_  Bremsleitungswiderstände bei Reihen- und 
Parallelschaltung dürfte bei elektrischer Briem- 
sung insofern seine nebensächliche Rolle spie- 
& len, als der Wagenführer die Bremsstroms- 

stärke entsprechend der Bremswirkune abzu- 
 stufien hat, also:bei Reihenschaltung auf höhere, 


bei Parallelschaltung auf niedere Bremsstel- 
Br Für die Einführung 


uyen schalten müßte. 


1. Beiwagen 


7 


2. Beiwagen 


Abb.2 Zwischenstufen beim Übergang von zweipoligen zu einpoligen Bremskupplungen. 


großen Zahl von Entwürfen bemerkbar, die ver- 
faßt wurden, um durch Ausnutzung der zahl- 
reich zu Gebote stehenden reichen Wasserkräfte 
Ersatz für die mangelnde Kohle zu finden. 

Nachstehend seien die im ersten Halbjahre d.J. 
erstellten Entwürfe sowohl in Deutschöster- 
reich alsauch in den Nachbarländern angeführt, 

wobei erwähnt sein mag, daß in Anbetracht der 


!) Vgl. auch „ETZ* 1919, S. 315. 


ge re H 
nt 2 ? Sr Zen Im 
RG = Sag =; I 
WERLTILEIER, FE ZEHN 
Schutzhülle = ı 
Platformblech 
Abb. 3. Einpoliger Bremskupplungskontakt. 


noch immer unsicheren Postverbindung, lücken- 
bafter Berichterstatt ung und fehlenden gegen- 
seitigen Arbeitsnachweises die Möglichkeit be- 
steht, daß der eine oder andere Entwurf aus 
letztgenannten Ländern möglicherweise nicht 
angeführt erscheint. 

Vorallem ist es dieehemalige Reichshaupt- 
stadt Wien, welche begreiflicherweise am ärg- 
sten nach Koble schreit. Die Ausnutzung von 
Wasserkräften für Wien wird daher fast 
ständig in den einzelnen Gemeinderatssitzungen 
dringlichst erhoben. An erster Stelle steht die 
Anlage in Wallsee, die bereits der Behandlung 
(und Besprechung) unterzogen wurde. Die An- 
lage für die Ausnutzung der Ennswasserkräfte 
bildet den Gegenstand von Studien, die das 
Stadtbauamt mit dem Staatsamt für Verkebrs- 
wesen durchführt. Ein Entwurf für die Aus- 
wertung der Ybbs steht ebenfalls derzeit in 
Ausarbeitung. Ebenso soll eine Gefällstufe der 
zweiten Hochquellenleitung bei Gaming ausge- 
nutzt werden. 

In. unmittelbarer Nähe Wiens, z. T. in 
dessen Weichbilde, soll das Donau-Wasserkraft- 
werk zur Errichtung gelangen. Ursprünglich 
wollte man dieses in der Tullner Gegend errich- 
ten und von da einen eigenen Kanal gegen den 
Bezirk Floridsdorf führen. Nunmehr will man 
das Kraftwerk unterhalb der Stadt Langenzers- 
dorf, oberhalb Wiens, errichten, Die mit der 
Anlage verbundene Herstellung eines Werk- 
kanales ermöglieht die Schaffung von Hafenan- 
lagen im 21. Bezirke Wiens und würde dort die 
Entstehung eine? konkurrenzfäbigen Industrie 
fördern. Durch die Hochstauung im Werkkanal 
soll auch die systematische Bewässerung des 
Marchfeldes mit seinen ausgedehnten Gemüse- 
gärten durehgeführt werden. 

Schon seit geraumer Zeit beschäftigt sich 
die Gemeinde Wien mit der Verwertung deran 
verschiedenen kleineren, nächst Wien vorbei- 
fließenden Flüßchen liegenden Kraftwerken, 
welehe infolge des Rohstoffmangels von den 
einzelnen industriellen Werken, zu denen sie ge- 
hören, entweder gar nicht oder nur schlecht 

ausgenutzt sind. Entwürfe für deren Anschluß 
an die Überlandkraftnetze sind ausgearbeitet, 
einzelne Leitungen bereits in Bau genommen, 
und auch mit den einzelnen Besitzern der Was- 
serkräfte schon Unterbandlungen gepflogen. 
In erster Linie handelt es sich um die Wasser- 
werke der Leitha und Fischa sowie um den 
Kehrenbaech, um den sich aber auch die Stadt 
Wiener-Neustadt für ihr Kraftwerk bewirbt. 
Freilich ist die ganze bis Ende d. J. zu erhof- 
fende Energiemenge nicht bedeutend, zumin- 
destens nieht für eine Großstadt, Man rechnet 
mit einem Höchsteffekt von 1500 bis 1800 kW. 

Nicht geringes Aufsehen erregte im Laufe 
des Sommers im Gemeinderate die Nachricht, 
daß ein amerikanisches Konsortium dem Staats- 
amte für Äußeres sehr ernst zu nehmends Vor- 
schläge auf Finanzierung von Plänen zur Aus- 
nutzung der Wasserkräfte Deutsch -Österreichs 
gemacht hätte. Auch das Gespenst der Elektri- 
sierung der Wiener Stadtbahn spukt wieder in 
verschiedenen Körperschaften, wie schon seit 
so undsoviel Jahren. Die hohen Matcrialpreise, 
sowie andere derzeit noch wichtigere Arbeiten 
werden wohl auch in diesem Falle dieser Idee 
bald wieder ein Ende bereiten. 

Etwas anders siebt es mit der Elektrisie- 
rung der Alpenbahnen aus. Vorläufig wurde für 
die Umwandlung der Arlbergstrecke ein Not- 
standskredit von 25 Mill. K für das laufende 
Jabr seitens der Regierung aurgeworfen. Mit 
den einschlägigen Arbeiten in der Strecke Lan- 
deck— Bludenz, der dann die Streeken Inns- 
bruck— Landeck und Bludenz — Bregenz folgen 
werden, wurde bereits begonnen. Eine Aus- 
schreibung für Probelokomotiven ist bereits er- 
folgt, und die Sicherstellung der erforderlichen 
elektrischen Energie in die Wege geleitet. 

Wiener-Neustadt plant, wie weiter oben 
bereits erwähnt, die Errichtung einer Kraftüber- 
tragungam Ketrrenbach mit zwei Kraftwerken, 
wo ungefähr 1250 kW gewonnen werden sollen; 
weiterhin die Stadt Neunkirchen am selben 
Wasser mit einer Energiemenge von 750 kW. 
Es wurde in einer Versammlung beschlossen, 
sofort seitens beider Gemeinden mit dem Bau 
dergeplanten Anlagen zu beginnen, damit beide 
Städte noch heuer durch eine Hochspannungs- 
fernleitung verbunden werden. Der nicht be- 
nötigte Überschuß wird an die städtischen Elek- 
trizitätswerke Wien abgegeben werden. 

Die Frage der Erriehtung eines Krems- 
Kamp-Werkes beschäftigte dieser Tage den 
niederösterreichisehen Landtag. Man hat den 
Gewinn von ungefähr 44 160 kW errechnet, was 
genügen würde, um mit dem Zillings dorferwerk 
ganz Wien versorgen zu können. Der Ba soll 
zu diesem Zwecke in seinem Oberlauf gefaßt, 
in einem Stollen bis zur Krems geführt werden, 
von wo er mit dieser vereint auf das Hochplateau 
von Kottes oberhalb Weißenkirchen geführt 
würde, Bei Weißenkirchen ist das Kraftwerk 
geplant, wobei ein Gefälle von 450 m zur Aus- 


36 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


Heit 2. 


8. Januar 1920. 


nutzung gelangen würde. Durch entsprechende 
Stauwerke will man den Zulauf derart regeln, 
daß auch Wasserwerksbesitzer am unteren 
Kamp nicht geschädigt würden. Das geplante 
Werk wäre für das sogenannte „Waldviertel“ 
von großer Bedeutung. Die Bauzeit wird auf 
vier Jahre geschätzt. 

Eine Vereinigung von Industriellen des 
Landes Steiermark hat behufs des Ausbaues 
der steirischen Wasserkräfte eine ‚G. m.b. H.“ 
gegründet. Es ist die Auswertung der Mur 
zwischen Puntigam und Werndorf in zwei Spiel- 
arten geplant, wobei. bei ersterer Ausführung 
die Wasserentnahme bei Abtissendorf, bei letz- 

terer bei Rudendorf erfolgen soll. Die Wasser- 
“menge schwankt von 20 bıs 108 s/m°®, das Roh- 
sefälle beträgt bei 1) 23,65 m, bei 2) 32,15 m. 
Erstgenannte Spielart hat 3 Kraftwerke mit 
einer Jahresleistung von 66 000 bis 80 000 kW 
vorgesehen, die zweite Ansführung will deren 
vier mit einer Jahresleistnng von 95000 bis 
116 000 kW errichten. 

Eine für das „Mühlviertel“ in Oberöster- 
reich bedeutsame Kraftanlage ist an der großen 
Mühl in der Strecke von Neufelden — Neuhaus 
geplant. Das dazugehörige Kraftwerk würde 
in Partenstein zur Errichtung kommen. Das 
Wasser wird im Projekte dem Werk mittels 
4800 m langem. Druckstollen zugeführt, das 
Wasserschloß soll 4000 m? fassen, von wo eine 
1,8 m Durchmesser besitzende Rohrleitung 
zum Kraftwerk führt. Obwehl man bloß vor- 
läufig 3680 bis 5152 kW erredhnet hat, wird 
die Anlage doch für 13 248 kW ausgebaut, da 
für spätere Zeit die Zusammenfassung der 
Hochwässer der großen Mühl geplant ist. Vor- 
läufig gelangen bloß 3 Franzisturbinen zu je 
4416 kW zur Aufstellung. 

Das Land Steiermark bat zwei Bauent- 
würfe für die Ausnutzung der Enns eingebracht. 
Beide betreffen die 42 km lange Ennsstrecke 
Weng-—-Altenmarkt mit einem Rohgefalle von 
209 m. Nach der ersten Spielart soll eine ein- 
heitliche Stollenanlage, nach der zweiten acht 
Stufenwerke zur Ausführung kommen. Im 
ersteren Fall würde beim Gesäuseeingang ein 
Wehr errichtet und die Wasser durch .den 
Buchensteim gegen Weißenbach geleitet werden, 
wobei unter Berücksichtigung des Nutzgefälles 
von 89 m eine mittlere Jahresleistung von 
108 200 kW erreiebt würde. Bei Anlage der 
Stufenanlage sollen längs der Strecke 8 'Teil- 
werke errichtet werden. Die mittlere Jahres- 
leistung aller 8 Werke beträgt bei einem Nutz- 
sefälle von 200 m 110.000 kW. 

Die Tramway-u. Elektrieitäts- Gesellschaft 
Linz-Urfahr ist um die wasserrechtliche Geneh- 
migung fürein Elektrizitätswerk in Sand an der 
Enns eingekommen. Vorgesehen ist ein beweg- 
liches Wehr bei Rosenau in der Enns; durch 
drei Pfeiler werden vier je 19m weite Öffnungen 
geschaffen werden! Das Kraftwerk käme 1, km 
oberhalb der Ennsbrücke bei Sand links des 
Flusses zur Ausführung ; zur Aufstellung gelan- 
zen 4 Turbinen zu je 30. m?/s Schluckfähigkeit. 
Das Nutzgefälle wird mit 14 m angegeben, die 
Höchstleistung mit rd 12000 kW. Ein 38 m 
breiter Unterwassergraben führt die ausgenutz- 
ten Wasser wieder der Enns zu. 

Die Regierung der  Tschecho-Slowakei, 
bzw. deren Arbeitsministerium beabsichtigt die 
Flektrisierung des gesamten Staatsgebietes 
unter Zuhilfenahme von neu zu errichtenden 
Kraftwerken. Über das ganze Gebiet der Repu- 
blik soll ein Netz von primärem Starkstrom von 
100 000 V gelegt werden, an welches sekundäre 
Leitungen von 20 000 V angeschlossen werden 
sollen. In der nächsten Zeit soll vor allem die 
Stromversorgung in dem Ostrauwer Gebiet und 
in dessen Umkreis bis zu 30 km in Angriff ge- 
nommen werden, fernev der Ausbau von Tal- 
sperren, einerseits für die Wasserversorgung, 
anderseits als Hochwasserschutz und zur Ge- 
winnung von Wasserkräften. ’ 

Weitere geplante Kraftwerke in der Tsche- 
cho-Slowakei sind: .ein Kraftwerk in Frauen- 
burg, eine Wasserkraftanlage in Kaaden sowie 
der Ausbau des Elektrizitätswerks in Schrötten- 
dorf. 

Zwei große Kraftwerke sollen an der Drau 
in Jugoslavien in der Streeke Rosegg und Maria 
Rain unter Mitbenutzung des Wörthersees als 
Ansgleichsbecken erbaut werden. Das eine wird 
in Velden am See, das zweitein Maria Rain am 
Drauufer errichtet werden. Die Leistung beider 
Werke soll 30 900 kW betragen. Endlich wird 
von größeren Entwürfen ein hydroelektrisches 
Überlandwerk am Draufluß seitens einer stei- 
rischen Baugesellschaft bei Rottenberg mit 
einer Leistung von 12000 bis 36 000 kW ge- 
plant. 

Aus der Reihe der in diesem Jahre ge- 
planten Bahnen mit elektrischem Betriebe wäre 
in erster Linie der Entwurf der Sellraintal- 
bahn in Tirol, abzweigend von Natters oder 
Mutters der Stubaitalbahn, zu nennen. Die mit 
lm Spurweite gedachte Bahn zoll eine Abzwei- 
sung nach Gries im Sellraintal erhalten. Der 


von ihr zu bewältigende Höbenunterschied be- 
trägt 445 m, die Kosten über 3 Mill. K. Ferner 
eine elektrische Bahnverbindung von Hohen- 
ems (Vorarlberg) nach Herbrog ; von Bad Ischl 
(Salzkammergut)nach Weißenbach ; von Schär- 
ding über Münzkirchen nach St. Roman in 
Oberösterreich. Diese geplante Bahnstrecke ist 
reich an Naturprodukten, Holz usw. und er- 
schlösse ein reiches Hinterland ; in. Böhmen 
wäre ein Bahnentwurf von Prag nach Brandeis 
a. E. zu nennen. In Niederösterreich wird eine 
elektrische Hauptbahn von Harland nach Pyhra 
und eine schmalspurige Linie von Erlach nach 
Wiesmath geplant; in Oberösterreich : von Linz 
nach Leonfelden sowie von Peuerbach nach 
Engelhartszell; in Salzburg von der Salzburger 
Eisenbabn- und Tramwaygesellschaft eine Ver- 
bindung nach Braunau am Inn, diefür das Land 
Salzburg von großer Bedeutung wäre, da sie 
die Fortsetzung: der Oberndorferbahn von 
Lamprecehtshausen nach Braunau bildete und 
bei 33 km Länge ein reiches Land durchzöge. 
Die Auswertung der salzburger und oberöster- 
reichischen Torfmoore sowiegroßer Forstgebiete 
stünden damit im engsten Zusammenhang. 
G. W, Kupka, Wien. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Überseeische Telegraphie und auswär- 

tige Politik. Von Dr. Richard Hennig. 
“ Heft 10 der Vereinsschriften der Deutschen 
« Weltwirtschaftlichen Gesellschaft. VIII und 
#114 S. in 8%. Verlag von Carl Heymann. 
“Berlin 1919. Preis 5 M. 

Als- Deutschland einige Jahre vor Kriegs- 
beginn begann, tatkräftig Kabelpolitik zu trei- 
ben, war bereits ein großer Teil des Weltkabel- 
netzes im Betrieb fremder Staaten und Gesell- 
schaften; die wichtigsten Konzessionen waren 
vergeben, und mächtige ausländische Kabel- 
gesellschaften hatten sich unter dem Schutz 
ihrer Regierungen gebildet. Unter diesen Um- 
ständen stand und steht noch heute die Ent- 
wieklung unseres deutschen Kabelnetzes vor 
fast unüberwindlichen Schwierigkeiten; es vei 
nurauf die völkerreehtswidrigen Bestimmungen 
des sFriedensvertrages hingewiesen, der die 


meisten deutschen Seekabel (Privatbesitz!) als. 


Beute an die Sieger verteilt. 

Das einzige z. Zt. für Deutschland denk- 
bare Mittel, ein umfangreiches Weltnetz zu 
bauen und zugleieh unter Benutzung neutra- 
ler Stationen eine gewisse Unabhängigkeit seines 
telegraphischen Überseeverkehıs zu erreicken, 
ist die Funkentelegraphie. Aber schon lange 
sehen wir, wie England auch auf diesem Ge- 
biete des Nachrichtenwesens bestrebt ist, ein 
Monopol zu erlangen. Die ersten Versuche der 
Engländer, den drahtlosen Sehiftsverkehr der 
Hauptverkehrsstaaten zu monopolisieren, schlu- 
gen jedoch fehl, da die deutsche Regierung 
rechtzeitig diese Monopolbestrebungen erkannt 
hatte und es 1912 im Londoner F.-T.-Vertrag 
durchsetzen konnte, daß die deutscherseits 
von jeher mit Entschiedenheit vertretene For- 
derung der Gleichbereehtigung der verschie- 
denen funkentelegraphischen Systeme ausge- 
sprochen wurde. 

In der obengenannten Arbeit macht Hen- 
nig, der schon seit vielen Jahren literarisch für 
eine zielbewußte deutsche Telegraphenpolitik 
eingetreten ist, den wohlgelungenen Versuch, 
gestützt auf die Erfahrungen des Weltkrieges, 
die Frage der nationalen überseeischen Kabel- 
und Funkentelegraphie in bezug auf die aus- 
wärtige Politikim Zusammenhang darzustellen. 
An Hand vieler interessanten Beispiele weist 
der Verfasser nach, daß der Krieg uns nieht nur 
die Bedeutung des Verkehrs kennen gelehrt, 
sondern auch nachgewiesen hat, daß eine er- 
folgreiche Seeverkehrspolitik und überhaupt 
Weltwirtschaftspolitik ohne eine zielbewußte 
Politik auf dem Gebiete des Seekabel- und 
Funkwesens heute nicht mehr- möglich ist. 

Henn’g glaubt, daß die Monopolisierung 
des telegraphischen Weltnachriehtendienstes 
in englischer Hand heute als endgültig abge- 
tane Gefahr zu bewerten sei. Die auf dem Ge- 
biete der drahtlosen Telegraphie im Übersee- 


‘verkehr erzielten Erfolge gehören in der Tat 


zu den stolzesten und erfreulichsten Siegen, 
die die deutsche Technik während des Krieges 
errungen hat; sie werden zweifellosin kommen- 
den Friedenszeiten der Welt einen wichtigen 
Teil jener ‚Freiheit der Meere‘ sichern, der 
Deutschlands Kampf gegen die englische Vor- 
herrschaft zur See in erster Liniegalt. Hiermuß 
jedoch darauf hingewiesen werden, daß wir 
auch trotz unserer leistungsfähigen Großsta- 
tionen in der Heimat vom Auslande insofern 


abhängig sind, als dieses seinen Stationen den 
funkentelegraphischen Verkehr mit uns ge- 
stattet und für Weiterleitung der aufgenom- 
menen Telegramme .sorgt. Ferner ist zu be- 
denken, daß die drahtlose Telegraphie trotz 
Anwendung der Schnelltelegraphen einem Mas- 


senverkehr nicht gewachsen ist; in seinen 


Schlußleitsätzen bıingt Verfasser selbst zum 
Ausdruck, daß wegen der nur kleinen Zahl von 
geeigneten Großstationen und ihrer daher nur 
beschränkten : Leistungsfähigkeit die Funken- 
telegraphie bis auf weiteres nieht daran denken 
könne, die Kabeltelegraphie überall abzulösen. 
Trotz der erstaunlichen Entwicklung der Lei- 
stungsfähigkeit der Funkentelegraphie hält 
Henn’ g das nationale Seekabelwesen auch 
heute noch als ein unbedingtes Erfordernis für 
jede große Nation. 

Verfasser widmet in seiner Arbeit dem 
Berliner F.-T.-Vertrag von 1906 ein besondeies 
Kapitel; der Internationale Funkentelegräaphen- 
vertrag von 1912 aber wird ganz verschwiegen. 
Gerade dieser Londoner Vertrag entsprach 
sehr den erweiterten Verkehrsbedürfnissen und 
brachte besonders insofern einen großen Erfolg, 
als im Art. 3 die deutscherseits stets betonte 
Forderung der Gleiehberechtigung der verschie- 
denen funkentelegraphischen Systeme festge- 
setzt und der Grundsatz anerkannt wurde, wo- 
nach allen Systemen freier Verkehr gestattet 
sei, so daß die monopolistischen Bestrebungen 
des englischen Marconisystems in den Hinter- 
grund gedrängt wurden. 


* Die Tatsache, daß die Küstenstationen in 


unseren Kolonien zum großen Teilin unmittel- 
barer Nähe der Küste errichtet worden waren, 
hält Hennig für einen ‚„verhängnisvollen Feh- 
ler, der sich bitter gerächt hat, denn er ermög- 
lichte in mehreren Fällen die frühzeitige Zer- 
störung dieser Stationen durch Beschießung 
vom Meere her oder auch durch britische Lan- 
dungstruppen“. Die Frage der Auswahl des 
Ortes für unsere kolonialen Küstenstationen 
ist von Fall zu Fall s..Zt. von den zuständigen 
Regierungsstellen wohl überlegt worden; ver- 
kehrsteehnische Gründe waren in der Haupt- 
sache bei diesen Verkehrsstationen, die in erster 
Linie dem Seeverkehr dienen sollten, für die 


-Wahl eines Platzes in unmittelbarer Nähe der , 


Hafenorte maßgebend. Tatsächlich sind ja 
auch die afrikanischen F.-T.-Stationen nicht 
durch den Feind, sondern durch die eigene Be- 
satzung- zerstört worden. — Für unsere afri- 
kanischen Großstationen hatte man mit Recht 
Plätze im Innern der Schutzgebiete gewählt; 
aber auch diese Stationen mußten, um nicht 
als wertvolle Kriegsbeute dem Feinde in die 
Hände zu fallen, vor der feindlichen Einnahme 
durch uns selbst zerstört werden. Einige An- 
gaben in der Aufzählung der Reihenfolge des 
Untergangs dieser Stationen sind ungenau; 


so fiel Kamina am 25. August 1914 und Wind- 


huk Mitte Mai 1915. 


a Die Großstation Nauen gehört übrigens 


nicht mehr Telefunken, sondern befindet sich 
seit Anfang 1918 im Besitz und Betrieb der 
A.-G. „Drahtloser Übersee-Verkehr‘‘ (Trans- 
radio), diesich die Aufgabe gestellt hat, Deutsch- 
lands 
bzw. wieder herzustellen. 

Erwünseht wäre ferner ein näheres Ein- 
gehen auf die Tätigkeit der „Deutschen Be- 


triebsgesellschaft für drahtlose Telegrapbie m. 


b. H.“ (Debeg), die im Jahre 1910 gegründet 
wurde, um die Monopolbestrebungen der Mar- 
conigesellschaft in der deutschen Handels- 
schiffahrt zu unterbinden und die deutschen 
funkentelegraphischen Interessen im inter- 
nationalen Schiffsverkehr zu vertreten. x 


Im Friedensvertrag versuchen unsere 
Gegner dureh Abschnürung unseresfunkentele- 


graphischen Verkehrs — politischer Nachrichten- 
dienst soll für drei Monate nicht gestattet sein, 
und der Handelstelesrammverkehr soll kontrol- 


liertwerden —, uns die friedliche Waffe derWelt- 


durchdringung mit Hilfe des internationalen 


Nachrichtenverkehrs aus der Hand zu schlagen. 


Wenn auch der Nachrichtendienst im allge- 
meinen sachlich und unpersönlich ist, und wenn 
erauch namentlich in Handels- und Finanzfra- 
genohne ein Höchstmaß von Zuverlässigkeitund 


Objektivität garnicht denkbar ist, so wirkter 


doch im politischen Leben sehr stark als För- 
derer der besonderen politischen Absichten der 
einzelnen Staaten. Die Regierungsinformatio- 
nen, die nach den besonderen politischen Be- 
dürfnissen abgestimmt sind und meist einen ge- 
wissen Eindruck und Einfluß erzielen wollen, 
bilden ein wichtiges Propagandamaterial, das 
aber sehr an Bedeutung verliert, wenn es nicht 
schleunigst funkentelegraphisch verbıeitet wer- 
den kann. Was die Presse auf beschränktem 
lokalen Gebiet ist — der politische Führer für 
den von ihr erfaßten Kreis —, das ist der inter- 


nationale Nachrichtenverkehr mit Hilfe der 


Seekabel und der Funkentelegraphie für die 
übrige Welt. Ein Land kann die beste und vor- 


Hals De along 


Übersee-Nachrichtendienst auszubauen 


EUER We 7.00 Er 7 EA = USERN 5; 


ie Kais Ac ir 2 


E 


7 


Be To 


_ waltsame Aufzwingung einer 


“nn 
es 


8. Januar 1920, 


sichtigste Auslandspolitik treiben, das wirdihm 


- aber wenig nützen, wenn sie draußen in der 


Welt garnicht oder erst sehr spät bekannt wird 
und so nieht der breite Resonanzboden für die 


Auswirkung dieser Politik geschatten wird. Mit 
- Reeht ist von verschiedener Seite betont wor- 


den, daß das Nachriehtenwesen im Frieden als 


friedliches Mittel der Weltpolitik nichts anderes 
"ist als die Militärmacht im Kriege. Beim Nach- 


richtendienst kann es sich ja nicht; um die ge- 
berzeugung 
handeln, sondern nur um ein friedliches Durch- 
dringen fremden Gebietes mit dem Wollen und 
Können einer Nation. Undgerade Deutschland 
muß in der Lage sein, in der übrigen Welt die 


- Gefühls- und idealen Werte für sich zu schaffen, 


die es für den Wiederaufbau seiner Stellung 
unter den Völkern nötig hat. Die Erfahrungen 
des Weltkrieges, die unser weltpolitisches Ver- 
ständnis geschärft haben, und unsere augen- 


blickliehe verzweifelte Lage zeigen uns deut- 


_ lieb, daß unser auf engem Raume eingekeiltes 


für die 


punkt für die vielumstıittene Fıage 


Volk, ohne großen Schaden zu nehmen, nicht 


- besteben kann, wenn es sich nicht für das alles 


interessiert, was in der Welt undin,den Köpfen 
und Seelen anderer Völker vor sich geht, und 
wenn es nicht diese’ am eigenen Leben in ausge- 
dehntem Maße teilnehmen läßt. Diese Aufgabe 


"wird eine Weltpresseorganisation, unterstützt 


von der Funkentelegraphie, erfüllen können. 
‚Die Hennigsche Arbeit, die unsern Le- 
sern aufs wärmste empfohlen wird, ist bereits 
Anfang Januar 1919 abgeschlossen worden; 
beieiner Neuauflage dieser interessanten Arbeit 
könnten vielleicht die vorstehenden Anregun- 
gen berücksichtigt werden. 
H-rThurn: 


Der 1200 Tonnen-Schiffszug auf Was- 
serkraftkänälen. Von Johann Hallin- 
ger. 15 S. in 4°. Mit 12 Zeichnungen und 
graphischen Tateln. Verlag Jos. C. Huber, 
Dießen vor München 1919. Pieis 5,80 M. 
Der Verfasser übergibt diese Schrift der 
Ölfentlichkeit in der Absicht, weiteste Kreise 
Rücksichtnahme auf die Schilfahrt 
beim Ausbau der Isarkıaftkanäle zu gewinnen, 
wodurch nach späterem Ausbau des Kanals von 


‚der Donau über Augsburg nach München (vgl. 


Karte aut S. 178der „ETZ“ 1919)ein Schitfahrt- 
weg geschaffen würde, der unabhängig wäre von 
der internationalisierten Donau und den Be- 


"schränkungen, die der Friedensvertıag von Ver- 


sailles auferlegt. ° Es werden das Bedürfnis zur 


 Sehiftfahrt aut den Isarkanälen, ihre Ausgestal- 


tung für den Verkehr mit 1200t-Schilien durch 
gemeinsame Benutzung, Schitfiswiderstand und 
Zugkraft (Dampier- und elektrischer Zug) und 
die wirtschaitlichen Grundlagen erörtert. Die 


 beigegebenen Zeichnungen veranschaulichen 
die Ergebnisse. 


In der Schlußfolgerung weist 
der Verfasser darauf hin, daß der Mehraufwand 
für die Schittahrt zur Beschäftigung von Ar- 


. beitslosen geleistet werden sollte, wie dies auch 
beim Krattausbau geschehe. } 
nicht mehr mit Kanalplänen und Jahresfesten 


auskommen; es müsse Taten sehen lassen. 

Es ist eine Flug- und Streitschrift zu den 
Fragen der Zeit. Die Bauarbeiten für die 
Kraftnutzung haben, wie mitgeteilt wird, am 
oberen Teile der Isar bereits begonnen — also 
ein.Wort in letzter Stunde. Voraussetzung für 
einen wirtschaftlichen Betrieb mit 1200 t- 
Schiffen auf der Isar ist allerdings, daß die an- 
schließende Donaustiecke und der Donau- 
Mainkanal in gleicher Weise ausgebaut werden. 

.. Es ist hier nicht Raum, um auf Einzel- 
heiten der Schrift einzugeben. Nur E: Keın- 
i , des ge- 
meinsamen Ausbaues von Kanälen für Krait- 
zwecke, Schitiahrt, Bewässerung u. a. m. — 


die Fließgeschwindigkeit — sei herausgegritien. 
An diesem Punkt setzt in der Regel der Wider- 


 schiffahrtsweg Berlin—Stettin. 


 Sehleppkosten. 
von 0,75 m/s, wie H. sie voraussetzt, dürtte 


angesehen werden. 


keit bedingen. 


spruch derer ein, die die Durchführbaikeit der 
mehrfachen Benutzung überhaupt veıneinen. 
Die Schitfahrt in Kanälen bevorzugt ruhiges 
Wasser. Zu starke Wasserbewegung kann 
'sttomab im engen Raum für leeriahrende 
Kähne gefährlich werden, indem sie die Steuer- 
fähigkeit verlieren und bei Seitenwind, wie im 
großen ausgeführte Versuche haben erkennen 
lassen !), leicht auf das Ufer geworfen werden. 
In der Fahrt gegen Strom entstehen erhöhte 
Eine Wassergeschwindigkeit 


zu groß sein, zumal sie nach dem Plane an 
einer überwiegenden Zahl Tage im Jahr vor- 


- handen sein wüıde; 0,50 bis äußerst 0,60 m/s 


müssen nach den Ertahrungen als Grenzwert 
e 3 Damit kommt man aber 
zueinem wesentlichgrößeren Kanalquerschnitt, 
als H. ihn annimmt, mit gesteigerten Bau- 
kosten, die eine Belastung der Wirtschaftlich- 
Dem darf man sich nicht ver- 


1) Siehe Mattern-Buchholz. 


Schlepp- d 
Sehraubenversuche im Od Im Grie 


er-Spreekanal und im Groß- 
eipzig 1912. 8. 92: 


i 
’ 


Bayern könne. 


Elektrotechnische Zeitschrikt, 1920, Helt 2, 


De I ——— 


37 


ee N 2 DE I ER neck N nn — 


schließen, so sehr man dem Vorhaben das Wort 
reden mag. Das Ziel bleibt auch dann noch 
wiehtig und erstiebenswert. Die Berechnungen 
über Erspatnis an Frachtkosten bei Zug duıch 
Schleppboote oder elektrische Lokomotiven auf 
Kanälen gegenüber dem Eisenbahnweg, sind 
dankenswert, können sich aber heute nur auf 
schwankender Grundlage ausbauen, da die 
Lohnsätze und Baustofipıeise des Beharrungs- 
zustandes ermangeln. Infolgedessen muß auch 
das Ergebnis fraglich erscheinen, das bei 0,4 
Mill. t Jahresverkehr mit einer sicheren Wirt- 
schaftlichkeit der Kanalschitfahrt rechnet, die 


sich bei 0,8 Mill. t Verkehr schon zu einer er- 


heblichen Rente steigern soll. Auch den vor- 
geschlagenen Kanalquerschnitten und Anord- 
nungen der Kanäle an den Kraftwerken kann 
nicht ohne weiteres beigepflichtet werden. 
Die Anregungen der kleinen Schrift sind 
im übrigen .beachtenswert und man kann nur 
ernstlich wünschen: Videant consules. 
Mattern. 


Die Technik in der Landwirtschaft. 
Herausgegeben von der Verlagsabteilung des 
Vereins deutscher Ingenieure. Erscheint am 
dritten Sonnabend jeden Monats. Bezugs- 
preis für 12 Hefte 24 M; für Mitglieder der 
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und 
des V. d. I. 20 M. \ 

Wir begrüßen diese Neuerscheinung, von 
der bisher 3 Hefte erschienen sind, obwohl wir 
durchaus für eine Vereinfachung, für eine Zu- 
sammenfassung des technischen Schriftwesens 
eintreten. Wir begrüßen sie, gerade weilsie eine 
uns notwendig erscheinende Vereinigung bisher 
getrennt behandelter Dinge darstellt; weil sie 
alle Zweige der Technik zusammenfassend 
darstellt, die mit der Landwirtschaft in Füh- 
lung stehen oder in nicht zu ferner Zukunft in 

Fühlung kommen können. Den technischen 

Fachzeitschriften wird die Technik in der Land- 

wirtschaft eine willkommene Ergänzung sein, 

weil sie der Fachpresse die Bezugnahme auf 

Dinge ermöglicht, die bisher an keiner Stelle 

ausreichend behandelt werden konnten. Die 

Technik in der Landwirtschaft tut deshalb gut 

daran, die Behandlung technischer Sonderge- 

biete der Fachpresse zu überlassen, dafür aber 
die das weitschichtige Gebiet der Landwirt- 
schaft durchsetzenden technischen Gedanken 


im großen Zusammenhange umfassend zu be- 


handeln. Damit wird dem Techniker, der mit 
seiner engen Berufsarbeit stark belastet ist, die 
Möglichkeit gegeben, den Zusammenhang seines 
Sondergebietes mit dem allgemeinen Wirt- 
schaftsleben insoweit zu erkennen, als es den 
Verbrauch. industrieller Erzeugnisse in der 
Landwirtschaft und den Beschäftigungsaus- 
gleich zwischen Stadt und Land betrifft. 

Auch die Elektrotechnik findet in den 
ersten drei Heften.zwar nicht unmittelbar,’aber 
doch, wie es eben der Art der Stoffbehandlung 
in dieser Zeitschrift entspricht, im Zusammen- 
hange mit den großen Fragen Beachtung. 

Die Arbeiten: ‚Die wirtschaftliche Be- 
deutung der Landwirtschaft für Technik und 
Industrie“ — ‚Der Landwirtschaftsbetrieb als 
privatwirtschaftliches Unternehmen“ — ‚„Lehr- 
Elektrizitätsausstellung für die Landwirtschaft 
in Norwegen‘ aus Heft 1, „Die Technik der 
Feldberegnung‘‘ — ,„Not- und Kleinbeleuch- 
tungsanlagen auf dem Lande'‘ — „Die Prü- 
fung neuer Geräte auf der Ausstellung der 
Deutschen Landwirtschafts-Gesellsehaft 1919 
in Magdeburg‘ — ‚Der landwirtschaftliche 
Maschineninstruktor‘ — aus Heft 2, ‚Die 
Landwirtschaft und die Talsperre“ — ‚Die An- 
wendung der Maschinen in bäuerlichen Betrie- 
ben‘‘ — „Die Elektrifizierung Ostpreußens‘ — 
„Zukunftsfragen der Landwirtschaft — Schul- 
wesen — Betriebs- und Beispielswirtschaften‘‘ 
aus Heft 3 sind Belege dafür. 

Außer dem sachlichen Nebeneinander der 
einzelnen Sondergebiete behandelt die Technik 
in der Landwirtschaft das zeitliche Nachein- 
ander der Entwicklung und ermöglicht so dem 
nach Klarheit über das Geschehen im Wirt- 
schaftsleben Strebenden das Treibende und 
das. Bleibende unter den herrschenden, aber‘ 
dem Wandel unterliegenden Gegenwartszu- 
stände zu erkennen. 

Nach der günstigen Aufnahme, die die drei 
ersten Hefte gefunden haben, dürfen sich wei- 
tere Empfehlungen erübrigen. Krohne. 


Ingenieur-Mechanik. Lehrbuch der 
technischen Mechanik in vorwiegend 
graphischer Behandlung. Von Dr.-Äng. 
Dr. phil. Heinz Egerer. Bd. I. Graphische 
Statikstarrer Körper. VIII und 380 S. in 8°. 
Mit 624 Textabb. sowie 238 Beispielen und 
145 vollständig gelösten Aufgaben. Verlag 
von Julius Springer. Berlin 1919. Preis 
geh. 14 M, geb. 16 M-+ 10% T. Z. 

‘Der Verfasser, der 1913 bereits den ersten 

Band eines Lehrbuches der Ingenieur-Ma- 

thematik veröffentlicht hat, bietet bier den 


2 a N 


Anfangsband eines auf 4 Bände bereehneten 
Werkes über Ingenieur-Mechanik, Beide 
Werke, insbesondere das letztere, unterscheiden 
sich wesentlich in der Darstellungsform von der 
sonst bekannt gewordenen Lehrbuchliteratur. 
Sie sind hervorgegangen aus seminaristisch be- 
triebenen Repetitionen in Mathematik und 
Mechanik, die der Verfasser an der Münchener 
Hochschule geleitet hat. Demgemäß enthalten 
sie sehr reichlichen Übungsstotf in Gestalt von 
Beispielen und Aufgaben vielfach graphischer 
Natur, demgegenüber die systematische Be- 
handlung zurücktritt. Das Ganze - ist im 
übrigen den Grundsätzen des Verfassers ent- 
sprechend auf dte unmittelbaren praktischen 
Bedürfnisse des Ingenieurs abgerundet. 

Der Inhalt gliedert sich in folgende Ab- 
schnitte ; Vektoren, Statik des materiellen Punk- 
tes, Statik starrer Körper, statische Aufgaben 
der Ebene,Wesen statischer Aufgaben, statische 
Aufgaben des Raumes. Alle diese Gebiete sind 
sachlich richtig dargestellt,und bei der langjäh - 
rigen Unterrichtserfahrung, die dem Verfasser 
zu Gebote steht, istes außer Zweifel, daß die ge- 
wäblte Behandlungsweise den Wünschen und 
der Veranlagung zahlreicher Studierender und 
Ingenieure entspricht. W..Hort. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Die RechtePrivater im deutschen Friedens- 
vertrage unter besonderer Berücksichtigung der 
handelsrechtlichen Bestimmungen. Von Dr. S. 
Goldschmidt und Dr. jur. K. Zander. 219 8. 
in 80, Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1920. 
Preis geb. 15 M. 

EinführungindieFunkentelegraphie. 2. Teil: 
Sender und Empfänger. Von Dr. A. Deckert. 
84 S. in 160%. Verlag von Jos. Kösel, Kempten 
und München 1919. Preis geb. 1,90 M: 

Der Wiederaufbau. Von A. Hess. 49 S. in 89. 
Verlag von J. Hess, Stuttgart 1919. Preis 3,50 M. 


Arbeitslöhneund Unternehmergewinnenach 


dem Kriege. Von Prof, Dr. R. Liefman.n. 
9. eıw. Aufl. Heft 8 der Flugschriften zur 
Sehaffung soz'alen Rechtes. Herausgegeben von 
Dr. H. Potthoff, München. 27 S. in 8%, Verlag 


von J. Hess, Stuttgart 1919. Preis 2,40 M. 


Lehrbuch der Mathematik. Für mittlere tech- 
nische Fachschulen der Maschinenindustrie. Von 
Prof. Dr. R. Neuendorff.. 2. verb. Aufl. Mit 
262 Textabb. XII und 267 S. in 8°. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1919. Preis geb. 12 M. 


Ein Jahrhundert deutscher Maschinenbau. 
Von der mechanischen Werkstätte bis zur deut- 
schen Maschinenfabrik 1819 bis 1919. Von Conrad 
Matschoss. Herausgegeben von der Deutschen 
Maschinenfabrik A.G. in Duisburg anläßlich ihres 
100-jährigen Bestehens. Mit 167 Textabb. VI und 
276 8. in 4%. Verlag von Julius Springer, Berlin 
1919. Preis geb. 25 M. 

Sicherung einer Zugfahrt auf einer zwei- 
gleisigen Bahnlinie mit Streckenblock- 
einrichtung. Von Karl Günther, Mit einer 
dreifarbigen lithographischen Tafel. Verlag von 
R. Oldenbourg, München und Berlin 1919. Preis 
2,50 M. 


Sonderabdrucke. 
Das Preußische staatliche Materialprü- 
fungsamt, seine Entstehung und Ent- 
wicklung. Von Prof. Dr. Rudeloff. „Mit- 


teilungen aus dem Materialprüfungsamt zu Berlin- 
Lichterfelde-West“. 1919. Heft 3/4. 
Untersuchungen über die biologische 
Wirkung der Kathodenstrahlen. Von Prof. 
J. Grober und Prof. W. E. Pauli. „Deutsche 
Medizinische Wochenschrift“. 1919. Nr. 31. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Zerstörungserscheinungen an Hochspannungs- 
isolatoren. 

Die Bemerkungen des Herrn E. ROSEN - 
THAL in der „ETZ‘ 1919, S. 642, gegen meine 
Ausführungen auf 8. 486 sind mir erst dureh 
ihre Verölfentlichung bekannt geworden, so 
daß ich erst jetzt darauf eingehen kann. 

Große Widerstandsfähigkeit gegen mecha- 
nischen Druck beweist nichts gegen das Vor- 
handensein innerer mechanischer Spannungen. 
Es seinuran die bekannten Bologneser Fläsch - 
chen und Glastränen erinnert, welche gerade 
deswegen starken Druck von außen aushalten, 
und erst bei einer Auslösung der inneren Span- 
nung zerspringen. Meine Bemerkungen über 
die Auslösung der latenten Spannungen in Iso- 


38 


EEE 


Er g - wen 


Elektrotschnische Zeitschrift. 1920. Heit 2; 


latoren, die auf Versuchen beruhen, hat 


Herr E. ROSENTHAL nicht-beachtet, daher sind 
seine Hinweise auf große Gebrauchrgegen- 


stände — sogar chinesisches Porzellan — ganz 
abwegig. Gegenstände, die durch Zusam- 
mengarnieren hergestellt sind, können übri- 
gens auch frei von inneren Spannungen sein. 
Ich habe auch hervorgehoben, daß es nicht auf 
die Scherbenstärke an sich, sondern auf die 


ungleiche Massenverteilung wie beim Kopf der 
Das ist besonders bei 


Isolatoren ankommt. 
der Porzellanfabrik Ph. Rosenthal & Co. in Er- 
scheinung getreten, als die für eine spanische 
Anlage auf besonderes Verlangen des Bestellers 


mit einem außergewöhnlich großen Kopf ver- 


sehenen Isolatoren schon nach einem Jahr 
Kopfrisse bekamen, während die zu gleicher 
Zeit gekitteten Rillenisolatoren "mit flachem 


Kopf und seichter Scheitelnut unverletzt blie- 
Zur Beurteilung der eigenartigen Ver- 


ben. 
hältnisse bei Isolatoren gehören Erfahrungen, 
die weit genug zurückreichen, und sich 
sowohl auf die Anwendung wie auf die Her- 
stellung erstrecken. Die 
‘Herrn E. ROSENTHAL, daß zusammenglasierte 
Isolatoren ‚niemals die erwähnten Schäden 
zeigen‘‘, beweist nur, daß ihm die Vorgänge, 
die seinerzeit dazu geführt haben, das Zu- 
sammenglasieren aufzugeben und zum Zu- 
sammenkitten überzugehen, unbekannt sind. 
Warum wird denn heute noch gekittet statt 
zusammenglasiert ? 

Es ist erklärlich, daß die Porzellanfach - 
leute nieht zugeben wollen, daß im Porzellan- 
körper selbst die Ursache der Rißbildung liegt, 
aber es ist nicht beweisend. Es waren ja auch 
Porzellanfachleute, welche seinerzeit das 
Schrumpfverfahren immer noch als einzig 
brauchbare Verbindung verfochten, während 
ich schon längst Einwände dagegen erhoben 
hatte, wie aus Briefen und aus Akten eines 
Patentprozesses nachgewiesen werden kann. 
Auch die Erklärung der. Zerstörungserscheinun- 
gen an Porzellan unter Öl, die ich in ‚‚Elektr. 
Kraftbetr. u. Babnen‘“ 1909, 8. 401, gegeben 
habe, wurde anfangs nicht anerkannt. So kann 
ich auch hinsiebtlich der Rißbildung das Wei- 
tere der Zukunft überlassen. Eine Berücksich- 
tigung meiner Beobachtungen und Versuche 
zeigt sich ja jetzt schon in der Fabrikation. 

Zehlendorf, 5. XII 1919. 
G. Benischke. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Friedrich Scheidig 7. 


Am 7. IX. 1919 verschied in Nürnberg 
nach kurzem Krankenlager an den Folgen 
einer Operation Herr Friedrich Scheidig, Ober- 
ingenieur und Prokurist der Elektrizitäts-A.G. 
vormals Schuckert & Co. im Alter von 53 Jah- 
ren. Nach vollendetem Studium an der Tech- 
nischen Hoschchule München war der Ver- 
storbene zunächst als Konstrukteur bei J. E. 
Earnshaw in Nürnberg und in der Druckluft- 
abteilung von A. Riedinger in Augsburg tätig 
und trat im Jahre 1892 in die Dienste von 
Schuckert ein. Durch unermüdliche Tätigkeit 
gelang esihm, sich zum Oberingenieur und Pro- 
kuristen und schließlich zum Vorstand der ge- 
samten elektrotechnischen Abteilung emporzu- 
arbeiten. Auf allen Gebieten der Technik war 
er zu Hause, in der Beurteilung wirtschaft- 
lieher Fragen ein Meister. Sein reiches Wissen 
auf diesem Gebiet, seine gesunde und klare 
Urteilskraft kamen vielen Unternehmungen 
seiner Firma im In- und Auslande zugute. 
Reichen Anteilhat er auch an der Entwicklung 
der bayerischen Elektrizitätsversorgung. 

‚Scheidig war eine ruhige, bescheidene Na- 
tur.: Es war ihm nieht gegeben, sich an die 
Öffentlichkeit zu drängen. Sein Element war 
die emsige, scille Tätigkeit, nicht geizend nach 
äußeren Ehren. Was er geleistet hat, wissen 
daher auch nur diejenigen, richtig zu würdigen, 
welche in näherer Beziehung zu ihm und Sciner 
Tätigkeit standen und Einblick hatten in sein 
Schaffen und Wirken. In der Vollkrait seines 
Lebens, auf dem Höhepunkt seines Schaffens 
ist Scheidig abgerufen worden, tiefbetrauert 
nicht nur von seinen Angehörigen, sondern 
auch von seiner Firma, seinen Freunden und 
Kollegen und von semen Untergebenen. Sein 
Gedächtnis wird fortleben als das eines tüch- 
tigen Fachmannes und eines echten und rech- 
ten Menschen! 


. Hochschulnachrichten. Prof. Dr. W. Rönt- 
gen, München, wird mit Schluß des Winter- 
semesters 1919/20 seine Vorlesungen an der 
Münchener Universität beschließen und als 
Vorstand des Physikalischen Instituts zurück- 
treten, — Prof. Dr. W, Wien, Würzburg, er- 


Behauptung von 


| reihe über „Aufgaben der 


bielt einen Ruf als Nachfolger Röntgens an 
die Universität München und wird ihm Folge 
leisten, — Der Privatdozent für Physik an der. 


Universität Gießen, -Dr. F. Jentzsch, ist zum 


außerordentlichen Professor daselbst ernannt 


worden. 


Dipl.-Ing. W. Winkelmann gab mit Ab- 


lauf des Jahres seine Stellung als Oberinge- 
nieur und Prokurist beider A.G. Mix & Genest, 
Berlin-Schöneberg, auf, um in Ülzen (Hanno- 


ver) eine elektrotechnische Spezialfabrik für 


Kleinmotoren zu errichten. 
a a nern 
VEREINSNACHRICHTEN, 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9820, zu richten.) 


Einladung zur Fachsitzung') 


am Mittwoch, den 14. Januar, 
abends 7 1, Uhr pünktlich, 


im Hörsaal des Telegraphen-Versuchsamts; 
Berlin, Königgrätzer Str. 20 (am Potsdamer 
Platz). “ 

Tagesordnung: 
Vortrag des Herrn Telegrapheningenieurs 
Wollin: „Reihen- oder Vielfachtele- 


graphen?“ 
Der Fachausschuß für elektrisches 
Nachrichtenwesen. 
Wagner, 


‚ F. Scheidig +. 


Vortragsreihe über „Aufgaben der elektrotech- 


nischen Praxis in mathematischer Behandlung“. 


Der Elektrotechnische Verein veranstaltet 
im ersten Viertel des Jahres 1920 eine Vortrags- 
elektrotech- 
nischen Praxis in mathematischer Be- 
handlung‘, die von Herrn Prof. Dr. K. W. 
Wagner übernommen worden ist. Die Vor- 
träge werden im Hörsaaldes Museumsfür Meeres- 
kunde, Berlin, Georgenstraße 34/36, abgehal- 
ten. Die Reihe umfaßt 12 Vorträge, die Mon- 
tag, abends von 6 % bis 8 Uhr (pünktlich), statt- 
finden. Sie beginnt am Montag, den 12. Januar 
1920, und dauert bis Montag, den 29. März. 


Inhaltsangabe: 


I... Aufgaben, 
Differentialgleichungen und 
Differenzengleichungen führen. 

Elektrische Stromkreise, Erzwungene 
und freie Schwingungen, Ausgleich vor- 
gänge. Formel von Heaviside. Energie- 
beziehungen. 3 N 

Kettenleiter. Vielfache Reflexionen. 


.\) Zu den Fachsitzungen haben alle Vereinsmitglieder 
Zutritt. Gäste sind willkommen. 


des Unterausschusses für die Veranstaltung nr 


| wir dem Sitzungsbericht!) entnehmen, behaup- 


‚lieh und technisch keine Änderungen eingetr 


nen Plan alle Gewähr übernammen. Den Vor 


die auf gewöhnliche 
auf; 


für eigene Leitungen zu bauen, worüber in d: 


a 


EEE 


8. Januar 1920. 


II. Aufgaben, die auf partielle Diff 
rentialgleichungen führen. 
5 Das elektromagnetische Feld, 
Grundgrößen und ihr räumlicher und zeit 
licher Zusammenhang; Energiebeziehun 
gen im Felde. : ER 
a) Die Potentialgleichung. Konform« 
Abbildung. Spezielle elektrische un« 
seimagsnetische Delder. 272, 2.5 
b) Die. - Wärmeleitungsgleichung 
Erwärmungs- und Abkühlungsaufga 
ben. Stromausbreitung im Kabel. Ele 
- trische Bilder. FE 
ce) Die Wellengleichung: Ebene Wel- 
weh len und Kugelwellen. Wirbelströme. 
z Skineffekt. Wellen längs Drähten. 
II. Wärmeleitungsprobleme,Strömungs- 
“ felder, elektrische, und magneti- 
sche Felder, Wellenerscheinungen 
und anderes, behandelt mit Hilfe 
von Fourierschen Reihen und In- 
tegralen, krummlinigen Koordina- 
ten, Zylinder- und Kugelfunktion- 
nen. =: ER R- 
Den Zuhörern wird Gelegenheit zu An- 
regungen und Fragen gegeben werden. : 
Das Honorar beträgt für Mitglieder des 
Elektrotechnischen Vereins und des Verbandes 
Deutscher Elektrotechniker 15 M, für andere 


Herren 25 M. ’ 
"Anmeldungen zu der Vortragsreihe sind 
baldmöglichst an die Geschäftsstelle des Ver- 
eins, Berlin W. 57, Potsdamer Straße 68, 
zu richten. Das Honorar ist gleichzeitig einzu- 
senden oder auf das Postscheekkonto Berlin 
Nr. 13 302 des Elektrotechnischen Vereins ein- 
zuzahlen. Die Teilnehmerkarten werden dann 

übersandt. ? BR. 
Der Vorsitzende 


u 


. von. Vortragsreiken. 
"Dr.=Sug. G. Dettmar. 


_ RUNDSCHAU, 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Zum Ausbau der bayerischen Wasserkräft 
— Das Walchensee- und Bayernwerkprojekt 
war vor kurzem erneut Gegenstand einer Ber 
tung des Finanz- und Wirtschaftsausschusses 
des bayerischen Landtages, u.. zw. wesentlich 
infolge einer Eingabe Dr. H. Thomas, dereine 
erneute Überprüfung der Pläne durch ein Kolle- 
gium unabhängiger Techniker fordert und, wie 


tet, Gegenvorschläge gemacht zu haben, die 
rund die Hälfte der Kosten zu ersparen:gesta 
ten. Eine schon vorherim Ministerium des In- 
nern vorgenommene nochmalige Prüfung der 
v. Millerschen Pläne hatte indessen bereits er- 
geben, daß für das Thomasche Projekt von 
einem Sachverständigen Preise von 1914 zu 
grunde gelegt waren. Nach Ansicht der Sach 
verständigen seien seit Mai 1919, wo die Vorlag 
vom Landtage angenommen wurde, wirtschaft- 


ten, die eine Umstellung des Millerschen P 
jektes erforderten. Wie der Minister des Inner 
bemerkte, habe die Aktion Thomas eine schw 

wiegende Verzögerung verursacht, eine weit 
könne nieht verantwortet werden, weshalb sic 
die Regierung gegen eine nochmalige Prüfun 
aussprechen müsse. Der Staatskommissar D 
O. v. Miller wies darauf hin, daß die Preise fü 
Materialien, Maschinen usw. in der Zwischen 
zeit allerdings außerordentlich gestiegen seien 
der Ausbau der Wasserkräfte aber trotzde 
im Interesse des Gemeinwohls vorgenomm 
werden müße. Die Stromerzeugung stelle sic 
auch jetzt noch bei 4 bis 3 Pf/kWh sehr günstig 
und die Preise würden, selbst wenn die Koste 
noch weiter anwachsen, immer noch im Ver 
bältnis zur Kohle und zu anderer Betriebskraf 
beim Walchensee- und Bayernwerk zum Bill 
sten gehören, was im Reich zu haben sei. F 
das Projekt Thomas wären keine Garantien vor 
handen, dagegen hätten die Baufirmen für sei 


wurf, daß sein Projekt die Fortleitung von 
Strom über die bayerische Grenze hinaus nich 

vorsähe, wies v. Miller zurück. Wenn alle Was 
serkräfte Bayerns ausgenutzt würden, so e@ 
gäbe das ungefähr 6 Milliarden kWh; davon 
brauchten die Bahnen und die Rohstoffgewiı 

nung je 1,5 Milliarden. Sollten schließlich noel 
Kräfte übrig sein, dann wäre es viel besser, da 
Kommission auch Einstimmigkeit geherrscht 
habe. In der Diskussion wurde dann ‚vo R 
Staatskommissar weiter ausgeführt, daß die] 


1) Vgl. „Bayer. Staateztg.“ 1919, Nr. 294, 295, 300: 


en j N 2 


NOCHRRR IE PN ASER SR EL So: m 


8. Januar 1920. 


beressen der Baufirmen bei der ganzen Frage 
durehaus nicht im Spielständen. Das Walchen- 
- seekraftwerk würde ungefähr gleichzeitig mit 
dem Bayernwerk fertig werden, Die Zahl der 
_ Arbeiter an ersterem betrage jetzt 800, im gan- 
zen könnten mit der Zeit etwa 2100 Verwen- 
dung finden. Das Projekt Dr. Thomas behan- 
_ delt die Übertragung des für den Eisenbahn- 
- betrieb erforderlichen Stromes von dem Stand- 
punkt, daß es richtiger sei, ihn gemeinsam mit 
dem der allgemeinen Landesversorgung in 
Y Kraftwerken zu erzeugen, fortzuleiten und in 
den Hauptspeisepunkten, wie München und 
_— Nürnberg, in die fürden Bahnbetrieb geeignete 
- Form (Wechselstrom mit geringer Wechselzahl) 
-  überzuführen. Hierzu hat Mimisterialrat Dr. 
 G@leiehmann sich dahin geäußert, daß diese 
Behauptung in dem Thomaschen Projekt ledig- 
lieh mit einer nicht ganz einwandfreien Berech- 
nung der Anlagekosten begründet sei, daß aber 
- vor allem die für eine Entscheidung in dieser 
"wiehtigen Frage erforderliche Betriebskosten- 
_ bereehnung fehle. Thomas Vorschlag sei nicht 
netı, sondern schon wiederholt Gegenstand ein- 
 gehender Berechnungen und auch Beratungen 
mit dem Staatskommissar gewesen. Auch der 
— Energiewirtsehbaftsrat habe die Absicht der Re- 
_  gierung, den Bahnstrom gesondert zu erzeugen 
und auf eigenen Leitungen zu übertragen, als 
technisch und wirtschaftlich richtig erklärt. 
Nach einer längeren Aussprache, aus der sich 
u.a.ergab, daß die Professoren Kadrnozka 
und Ossannaan derDurchführung der v.Miller- 
schen Pläne weiter mitarbeiten werden, haben 
die beiden Ausschüsse des Landtages folgende 
Anträge angenommen: 
„Nach sachgemäßer Prüfung des Thoma- 
schen und des Regierungsprojektes, die das Er- 
gebnis hatte, daß die übergroße Mehrbeit der 
Sachverständigen sich für die Durchführung 
- des Regierungsprojektes entschieden habe, er- 
_ klärt der Landtag sein Einverständnis mit der 
Weiterführung dieses Projektes. Der Staats- 
-minister des Innern wird ermächtigt, die mit 
- den Baufirmen vorbereiteten Verträge zu voll- 
 — ziehen. Der Staatskommissar wird ersucht, wie 
er es bisher schon getan, auch für die Zukunft 
die geeigneten Sachverständigen zur Beratung 
der technischen und wirtschaftlichen Fragen 
= 7 pejzuziehen;‘“ : 
ee „Die Staatsregierung sei zu ersuchen, zu 
bestimmen: 1. Der 'Staatskommissar für das 
-  Walehenseewerk sollsich bei Durchführung des 
* Bayernwerkes ständig des Rates angesehener, 
_ unparteiischer Sachverständiger, besonders der 
Herren Kadrnozka, Ossanna, Petersen und Zell 
bedienen. 2. Beider Durchführung der Arbeiten 
ist das Prinzip der Arbeitsteilung, soweit dies 
_ möglich ist, anzuwenden. 3. Die Unterbringung 
und Versorgung der Arbeiter erfolgt durch eine 
eigene Versorgungsstelle. 4. Für möglichst 
rasche Beschaffung der notwendigen Maschinen 
- - und Geräte ist Sorge zu tragen. Damit ist eine 
 gewandte kaufmännische Kraft zu betrauen. 
5. Die Kraft muß bereitstehen, wenn die Lei- 
tung fertig ist und umgekehrt. 6. Es ist Sorge 
zu tragen, daß bei der Durehführung sö viel Ar- 
_ beiter beschäftigt werden, als technisch irgend- 
wie möglich ist.‘ Fre: 5 


VIER 


Kraftwerke an Werra und Fulda. — Der 
Preußischen Landesversammlung ist, worauf 
hier schon hingewiesen wurde, eine Denkschrift 
‘des Ministers der öffentlichen Arbeiten über 
den Ausbau der Wasserkräfte bei Hann.- 
_ Münden zugegangen, die sich auf eine wesent- 
liche Änderung des früheren Planes bezieht, wie 
_ er dem Gesetz vom 9. VI. 1913 über den Aus- 
bau von Wasserkräften im oberen Quellgebiet 
der Weser zugrunde lag. Nach diesem Gesetze 
sollten 4 Mill. M zur Verfügung gestellt werden, 
_ um durch ein Flußkraftwerk in der Weser bei 
Münden den Grundbedarf an elektrischer Ar- 
beit zu deeken, während zwei Talsperrenkraft- 
_ werken an der Eder bei Hemfurt und an der 
 Diemel bei Helminghausen die Deckung des 
Spitzenbedarfs zufiel. Das Kraftwerk an der 
Edertalsperre ist inzwischen in Betrieb genom- 
men worden, doch kann die volle Ausnutzung 
erst jetzt nach Fertigstellung der Fernleitungen 
erfolgen. Den Talsperrenbau an der Diemelhat 

- man im letzten Sommer wieder aufgenommen, 
das Kraftwerk indessen noch nicht begonnen. 

- Der ursprüngliche Entwurf der Mündener Stau- 
“anlage sah nicht einen getrennten Ausbau der 
veralteten Wasserkraftanlagen der Fulda und 
_ Werrain Münden vor, sondern eine Zusammen- 
"fassung der Kräfte beider Flüsse in einem 


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_ der Vereinigung. Hierbei wären die Schwan- 
kungen in der Wasserführung der beiden Flüsse 
besser zum Ausgleich gekommen und ein ein- 
 heitlicher Kraftwerkbetrieb erzielt worden. In- 
folge hoher Entschädigungs- und Ersatzan- 
' sprüche und mit Rücksicht auf eine durch 
dauernde Erhöhung des Grundwasserstandes 
zu befürchtende Gefährdung der Gesundheit 


5 - 


ae 
’ 


a Elektrotechnische Zeitschrift. 


“ Mündens errichtet werden. 


Kraftwerk an der Weser, etwa % km unterhalb 


der Stadt Münden will man nun den Bau des. 


1920. 


einheitlichen Kraftwerkes fallen lassen und auf 
den früheren Plan des Baues gesonderter 
Kraftwerke in der Fulda und Werra 
zurückgreifen. 

In der Werra soll das neue Kraftwerk mit 
Stauanlage nicht an Stelle der alten Stau- und 
Mühlenwerke, sondern etwa 5 km oberhalb 
3 Turbinen werden 
die Wassermengen des Flusses bis zu 89 m?/s 
ausnutzen undihre Gesamtleistung von 2750 PS 
auf einen gemeinschaftlichen Stromerzeuger 
übertragen. Die ermittelten Baukosten werden 
sich — nach Friedenspreisen — auf 2,5 Mill. M 
belaufen. 

In der Fulda will man die vorhandene 
Wasserkraft unmittelbar bei Münden ausbauen. 
Das Verfügbare befälle beträgt bei Mittelklein- 
wasser 3,20 m, die Summe der Baukosten, auch 
nach Friedenspreisen berechnet, etwa 1,25 
Mill. M. Die jetzigen Entwürfe ergeben für das 
Werrakraftwerk rd 8,65, für das Fuldakratt- 
werk rd 4,78, zusammen rd 13,43 Mill. kWh 


jährlich, Durch Erhöhung des Staus am Werra- 


werke läßt sich die Menge der elektrischen Ar- 
beit um 1 bis 1,5 Mill. kWh vergrößern, so daß 
die Gesamtenergieabgabe beider Werke der ur- 
sprünglich für das Weserkraftwerk angenom- 
menen (15 Mill. kWh) nahezu gleichkommt. 
Nach Friedenspreisen ergeben sich als Selbst- 
kosten je Kilowattstunde, gemessen am Ab- 
gabezähler der Transformatorenstation Mün- 
den, für das. früher geplante Weserkraftwerk 
2,8 Pf, für das Werrawerk je nach dem Stau 
rd. 2,4 bis 2,0 Pf, und für. das Fuldawerk 
2,7 Pf, so daß auch wirtsehaftliehe Gründe für 
die Einzelkraftwerke sprecfen. Die Bauzeit 
wird etwa 3 Jahre betragen. Wenn auch bei 
den gegenwärtigen hohen Arbeitslöhnen und 
Baustoffvpreisen die tatsächlichen Aufwendun- 
gen die vorläufig nach den Friedenssätzen er- 
mittelten wesentlich überschreiten dürften, 
werden ihnen doch auch höhere Einnahmen aus 
der Kraftabgabe gegenüberstehen, so daß die 
Denkschrift dringend empfiehlt, den Bau nicht 


länger zu verzögern Ihrist dann auch von der. 


Landesversammlung am 7. XT. 1919 zugestimmt 
worden. Heumann. 


\ Apparatebau. 


Drehzahl- und Fahrtenanzeiger für Flug- 
zeuge und Luftschiffe. — Wilke beschäftigt 
sich mit den Beziehungen zwischen der Ro- 
tationsgeschwindigkeir der Pendelachse und 
dem Ausschlag des Pendels bzw. des hiermit 
zwangläufig geknppelten Zeigers. I 

Der Zusammenhang zwischen diesen Größen, 
wohei die Forderung der eindeutigen Ab- 
hängieckeit besonders hervortritt, wird darge- 
stellt für 

a) das Fliehkraftpendel mit Torsionsfeder, 

b) das Fliehkraftpendel mit Gewichts- 

belastung, 3 : 

e) das Fliehkraftpendel mit senkrecht, zur 

Welle wirkender Zugfeder, 
- d) das Fliehkrafttachometer mit Umlauf- 

- Setriebe, 

- e) das Fliehkraftpendel mit Feder- und Ge- 

wichtebelastung. : 

Die für die Konstiuktion der Tachometer 
grundlegenden. wichtigen Zusammenhänge sind 
sorgfältig durchgerechnet und in übersichtlicher 
Weise. durch: Schaubilder. erläutert. 

Da Tachometer schon seit langer Zeit im 
Gebrauch sind, und da es kaum denkbar ist, 
daß ohne eine solche vorhergehende Unter- 
suchung ein brauchbares Instrument zebaut 
werden kann. so ist es einigermaßen erstaunlich, 
daß eine Arbeit in dieser Ausführlichkeit erst 
heute erscheint. 

Für Elektrotechnik, Maschinenbau und ver- 
wandte Gebiete ist das Tachometer ein so wich- 
tiges Instrument, daß es im höchsten Gräde 
wünschenswert ist. daß derartige - Unter- 
suchungen fortgesetzt und verbreiten; werden, 
Vor allen Dingen müßte sich die Untersuchung, 
die- im vorliegenden Falle einen rein statischen 
Charakter hat, auch der dynamischen Seite zu- 
wenden, insbesondere bei solchen Instrumenten, 
die wie im Falle e zur fortlaufenden Registrie- 
rung "benutzt werden. Ansätze hierzu herren 
schon in der Arbeit von Hoffmann „Prü- 
fung von Geschwindiekeitsmessern (Mitteilun- 
sen über Forschungsarbeiten, Heft 100) vor. 
Auch (die Reibungsverhältnisse. im Pendel- 
mechanismus' und Zeigerwerk müssen beachtet 
werden und schließlich sind durch einwand- 
freie Eichmethoden die Größen der Fehler in 
den Angaben des Instruments festzustellen. 

Solche Untersuchungen wie die vorliegende 
können dem Bau der Tachometer nur förder- 
lich sein und uns dem Endziel eines für alle 
Fälle der Masehinentechnik genüzenden Instru- 
mentes näher bringen. So weit sind wir heute 
noch nicht trotz der Schlußbemerkung in der 
erwähnten Hoffmannschen Arkzit „die unter- 
suchten Drehpendeltachometer befriedigten voll- 


Heit 2. 


39 


kommen hinsichtlich ihrer Eichkurve usw.“, die 
in dieser Allgemeinheit ‘wenig hesaet, Es 
kommt eben bezüslich der verlangten Genauig- 
keit oder: zuzulassenden Fehlergrenze in letzter 
Instanz auf den Zweck der Messung an. Wenn 
man 2. B. den Schlupf zwischen den beiden 
Scheiben seines Riementriebs 'bestimmen will, so 
muß man heute noch auf die einfache Anwen- 
dung des Tachometers verzichten und andere 
Methoden heranziehen, wieil der Fehler in der 
Anzeige der Tachometer unter Umständen - 
größer ist als die zu ermittelnde Geschwindig- 
keitsdifferenz, : 


Unter diesem Gesichtspunkt kann man 
wünschen, daß der Verfasser den eingeschla- 
genen Weg weiter verfolst und durch seine 


weitere Arbeit zur Vervollkommnung der Tacho- 
meter beiträgt. („Der Motorwagen“, Bd, 21, 
Heft 34 u. 36.) Df. 


Eine neue Form von Grubenlokomotiv- 
Fahrschaltern. — Neu in der konstruktiven 
Durehbildung, alt im Wesen der Schaltungsart 


— so wäre ein von L. W. Webb in der 
General Electrie Review, Bd. 21, 8. 620 
geschilderte Bauweise von Grubenlokomo- 


tiven-Fahrschalterın zu kennzeichnen. Um 
die Schwierigkeiten zu vermeiden, die sich bei 
hohen Stromstärken bezüglich Funkenbildung, 
namentlich bei Reihen-Nebeneinanderschal- 
tung, einstellen, hat man zu dem in einzelnen 
Fällen schon vor vielen Jahren angewendeten 
Hilfsmittel gegriffen, die Reihen-Nebeneinan- 
derschaltung durch die Umkehrwalze zu be- 
wirken, so daß auf die Fahrwalze nur Kontakt- 
überbrückungen entfallen, die unvermeidlich 
mit Funkenbildung verbunden sind. Zwar ge- 
währt diese Schaltart eine geringe Zahl von 
Kontaktüberbrückungen, aber es ist nicht 
möglıch, den Widerstandsgruppen eine für 
gleichmäßige Anfahrt erforderliche Größe zu 
geben. Solange mit der Nebeneinanderschal- 
tung der Motoren nicht gleichzeitig die Wider- 
standsgruppen umgeschaltet werden, werden 
die Widerstände für analoge Fahrstellungen bei 
Reihen- und Nebeneinanderschaltung gleich 
groß sein, d. h. die Abstufungen gegen Ende 
Reihenschaltung werden zu klein und bei den 
ersten Parallelstellungen unwirksam sein. 
Selbstverständlich ist die Reihen- Nebeneinan- 
derschaltung durch eine besondere Walze 
wegen des damit verbundenen Zeitverzuges 
keineswegs erwünscht. Wenn trotz dieser all- 
bekannten Bedenken zu einer solchen Bauart 
gegriffen wurde, so war zweifellos die Forde- 
rung nach einem Fahrschalter ausschlaggebend, 
der bei gedämpfter Bauart und hohen Strom- 
stärken große Betriebssicherheit auch bei 
rauher Behandlung gewährleistet. Die Walze 
für Fahrtwechsel und Reihen-Nebeneinander- 
schaltung liegt in einem besonderen Gehäuse, 
das auf dem Mantel des eigentlichen Fahr- 
schalters aufgebaut ist. Dieser selbst ist nicht 
als Walzenschalter ausgebildet, sondern besteht 
aus 6 Hebelschaltern, die durch eine Nocken- 
welle bewegt werden. Wegen des bedeutenden 
Kraftaufwandes, der hierzu notwendig ist, 
erfolgt der Antrieb derselben mit einem als 
Ratsche ausgebildeten Steuerhebel. Es sind 
nur 3 Widerstandsgruppen vorhanden, die auf 
den einzelnen Stufen so untersich in Reihe und 
nebeneinander geschaltet werden, daß für 
Reihen- und Nebeneinanderschaltung der Mo- 
toren sich je 6 Fahrstellungen ergeben. 
; R. M. 


Elektromaschinenbau. 


Die Temperaturverteilung in einer elektri- 
schen Wicklung von rechteckigem Querschnitt. 
— Bezeichnet man die höchste Temperatur 


‘einer durch ihren Strom erwärmten Wieklung 


mit £,, ihre aus der Widerstandsmessung sich 
ergebende mittlere Temperatur mit t,, und die 


Oberflächentemperatur mit ij, so gilt nach De- 
finition 


und 


Zunächst hat Ott darauf hingewiesen, daß c 
nur in engen Grenzen variierte und zur Be- 
rechnung der Höchsttemperatur brauchbar 
sei. Vidmar hat gezeigt, daß bei gleicher 
Oberflächentemperatur e zwischen ?/; und ?/% 
liegen muß, und angeregt, den zulässigen 
Höchstwert der Temperatur f,, der nach Mes- 
sung von t, und h aus obiger Gleichung zu 
berechnen ist, in den Erwärmungsvorschriften 
der Maschinennormalien festzulegen. Vidmar 
schlägt vor, c= % zu setzen, wodurch die 
Gleichung entsteht 


t; =E DU, to. 


Rogowski hat.für die plattenförmige Wick- 
lung c= 2/3, für die zylindrische c= % und 
für das Knäuel e=?/, berechnet und darauf 
aufmerksam gemacht, daß in der Praxis c 
zwischen  % und ?/; liegen muß. 

M. Jakob zeigt, daß die Grenzen noch 
enger sind, und berechnet die Temperaturver- 
teilung einer Spule mit rechteckigem Wick- 
lungsquerschnitt. Für die gleichmäßig ge- 
wickelte und durch eigenen Strom homogen 
geheizte Spule von reehteckigem Querschnitt 
mit den Seiten 24 und 2b ergeben sich für die 
verschiedenen Querschnittsverhältnisse die in 
Abb. 1 wiedergegebenen Werte. Allen Be- 


070 


: Elektrotechnische ‚Zeitschrilt. 1920, Heft 2. : 


vorteilhafte Betriebsweisen, z. B. den einpha- 
sigen Betrieb von Lokomotiven oder Trieb- 
wagen in leichteren Zügen bei hoher Fahrge- 
schwindigkeit und des Drehstrombetriebes für 
schwere, langsam fahrende Züge, enthält aber 
so viel Schwächen (z. B. die unsymmetrische 
Form des Drehstroms), daß er irgendwelche 
Hoffnungen nicht erwecken kann. Der hoch - 
gespannte Gleichstrom endlich, mit wel- 
chem der von der Abordnung eingehend ge- 
prüfte erste wirklich hauptbahnartige Betrieb 
der Chicago — Milwaukee — St. Paul-Bahn seit 
einiger Zeit betrieben wird, eignet sich nach 
dem Urteil der Abordnung, die aus den ersten 
elektrotechnischen -und eisenbabn- 
technischen Fachleuten des Landes 


ae 


bestand, allein für Aen Betrieb großer 


065 Linien. Es sei wohl möglich, daß 

sich der einphasige Wechselstrom 

060 eines Tages auch noch zufriedenstel- 

e lend .entwickle, z. Zt. aber habe er 

5 diesen wünschenswerten Stand noch 

2 nicht erreicht. Gleichstrom sei zwar 

wegen der an sich mißlichen Unter- 

950 werke, die bei der genannten Bahn 

aber jedes Bedenken in technischer 

dinge und wirtschaftlicher Weise zerstreu- 

' | ten, in der ersten Anlage teurer; um 

a r Er er nr __| aber in dieser Beziehung beim ein- 
—- ba loder aj;,) ® 9 © #2. phasigen Wechselstrom einen Vorteil |. 

zu erreichen, sei es nötig, ihn mit 

Abb. 1. Abhängigkeit der Konstante c von der Querschnittsform der wünschenswert niedrigen Fire- 


der Spule. 


rechnungen der verschiedenen Verfasser liegt 
die. Voraussetzung gleicher Oberflächentempe- 
ratur zugrunde. Es wird noch vorgeschlagen, 
das mittlere Wärmeleitvermögen von Spulen 
zu bestimmen, das für die Vorausberechnung 
der Absolutwerte der Temperaturen notwen- 
dig ist. (Archiv f. Elektr,- Bd. 8, 1919, 
8.1475) Vg. 


Verkehr uni Transport. 


Hochgespannter Gleichstrom für die fran- 
zösischen Haupteisenbahnen. — Während in 
Deutschland unter dem Einflusse der Schweiz 
und in letzterer selbst die Wahl der Stromart 
für die Rlektrisierung der Haupteisenbahnen 
auf einphasigen Wechselstrom gefallen ist und 
damit die Arbeiten allmählich. fortschreiten, 
hat man sich in Frankreich entgegengesetzt, 
d. h. zu Gleichstrom entschieden. Die Frage 
kam in Fluß, als seitens dreier Gesellschaften 
der Paris - Lyon - Mediterrande, der Orleans- 
Bahn und der Chemin de fer du Midi das 
Gesuch um Genehmigung der Elektrisierung 
einer Reihe von Strecken in der Gesamtlänge 
von 10000 km an die Regierung gerichtet 
wurde. Diese betraute einen Ausschuß mit 
der Prüfung der Vorlage, und letzterer bildete 
aus seinen: Mitgliedern eine Abordnung zur 
Besichtigung der elektrischen Hauptbahnen 
der Vereinigten 'Staaten, um die daselbst fest-' 
gestellten Eıfahrungen mit denen der Schweiz 
und den, allerdings spärlichen, Frankreichs zu 
vereinigen. England kam für die Abordnung 
‚mit Recht gar nichtin Frage, weil dieses Land 
eine eigene elektrotechnische Industrie von Be- 
deutung nicht besitzt und seine Anlagen mit 
fremden Erzeugnissen, deutschen und ameri- 
kanischen, erstehen sieht. Die deutschen 
elektrischen Eisenbahnen und Fachleute zu 
besuchen, verbot den Franzosen der Natio- 
naldünkel, womitihnen eine Fülle wichtiger Er- 
fahrungen verschlossen geblieben ist. 

Die Abordnung ist vom April bis Juli 1919 
in den Vereinigten Staaten: gewesen und hat 
die dort bestehenden, hierzulande sattsam be- 
kannten elektrischen haupteisenbahnartigen 
Betriebe angesehen und auf ihre Verwendbar- 
keit bei den französischen Bahnen geprüft. Sie 
kam bei den einzelnen Stromarten zu folgen- 
den Schlüssen: Der Drehstrom ist trotz der 
auf den italienischen Hauptbahnen erzielten 
Erfolge abzulehnen, insbesondere mit Rück- 
sicht auf die höheren Anlage- und Unterhal- 
tungskosten der doppelpoligen Fahrleitungen. 
Der einphasige Wechselstrom hat nach 
den in Frankreich (Ch. d. f. du El der 
Schweiz und den Vereinigten Staaten festge- 
stellten Erfahrungen noch eine Reihe von Auf- 
gaben zu lösen, um den gegenwärtigen Anfor- 
derungen gerecht zu werden, insbesondere um 
Züge auf beträchtlichen Steigungen zu fördern 
und die elektrische Bremsung mit Rückgewin- 
nung des Stromes in einfacher, handlieher und 
billiger Ausführung zu ermöglichen. Die Un- 
terhaltungskosten der Betriebsmittel sind er- 
heblich und größer als bei den übrigen Strom- 
arten; die Motoren sind weniger kräftig und 
weniger überlastbar. Der vereinigte einpha- 
sige - dreiphasige Wechselstrom (split 
phase), bei welchem der dem Zuge zugeführte 
einphasige Wechselstrom in einem Umformer 
in Drehstrom umgeformt wird, ist an sich 
ganz sinnreich und ermöglicht auch gewisse 


quenz von 16Per/sin eigenen Dynamos 
. 2. unmittelbar: zu erzeugen. . Bei. der 
prımären Erzeugung von Drehstıiom mit 
50 Per/s bedürfe. man dagegen ebenfalls 
drehender Umformer, wie bei Gleichstrom. 
Zum Schluß weist die Abordnung noch 
darauf hin, daß angesichts der sparsamen Ver- 
wendung der Kohlen und der bekannten Vor- 
züge des elektrischen Betriebes an sich eine 
möglichst rasche Aufnahme der Elektiisie- 
Tungsarbeiten anzuraten sei. e 


Die Entwicklung des Eisenbahnsicherungs- 
wesens während der Kriegsjahre. — Inder Rund- 
schau über die Entwicklung des Eisenbahn- 
Sicherungswesens auf 8. 433 der „ETZ“ 1919 
heißt es unter B. von den selbsttätigen 
Signalanlagen der Berliner Hochbahn, daß wäh- 
rend. des Krieges ein weiteres großes Stück die- 
ser Bahn mit selbsttätigen Einrichtungen aus- 
gerüstet worden sei, wobei allmählich auch auf 
denersten Strecken die ausländischen Konstruk- 
tionen durch deutsche der Firma Siemens & 
Halske ersetzt werden konnten. Diese Angabe 
beruht auf einem Mißverständnis. Die bis jetzt 
mit selbsttätigen Anlagen ausgerüsteten Strek- 


sekundären Leitungsnetzes, sondern nur die 
leichtere Aufstellung eines Transformators er- 
fordern. 


kürzung der Arbeitszeit und Verbot der Nacht- 


arbeit entgegen. Einen Ausgleich bietet dabei 


die Einführung der Arbeit in 2 Schichten 
und die Wärmeakkumulierung im Backofen, 
die allerdings vermehrte Wärmeverluste und 
damit Betriebskostenerhöhung zur Folge hat. 


Die z. Zt. benutzten, mit Kohle bzw. 


Dampf beheizten Backöfen haben einen Ver- 
brauch von etwa 16 kg Kohlen bei großen 
Dampföfen, bis etwa 50 kg Kohlen bei kleinen 
Baeköten für je 100 kg Brot. Es berechnen sich 
hiernach die Heizstotfausgaben für 1 kg Brot 


zu 1,6 bis 5 Pf bei einem Kohlenpreis von 100M/t 


mit der Tendenz zu weiterer Erhöhung. 
Elektrisch beheizte Backöfen werden meist 
als gemauerte mit großer Wärmekapazität bis 
6 m? Backfläche einstöckig und bis 12 m? zwei- 
stöckig gebaut. 
trägt etwa 6 kW für jedes m? Backfläche bei 


etwa 1,5 h Anheizzeit. Der Energieverbrauch 


jür das kg Brot schwankt stark und wird we- 
niger von der Größe des Backofens als davon 
beeinflußt, ob nach der täglichen Anheizung 
nur eine oder mehrere Beschiekungen (vom 
Bäcker ‚Schuß‘ genannt) gebacken werden. Wie 
aus Zahlentafel 1 ersichtlich, betıägt der Ener- 


Zahlentafell. 


3 e Energie- 
otale | Totale | Elek- 
RE . ? Back- |trische URane 
triebs- | lei- Lei- für 
zustand dauer | stung | stung | Total | I kg 
Brot 
h kg kW | kWh | kWh. 
Anheizung .. 1,5 = 72 108 — 
nach dem b 
1. Schuß. 3.25 200 36 171 0,86 
2. = See 5,0 400 36 234 0,59 
3. en 6,75 600 36 297 0,50. 
4. a 85. 800 36 360 0,45 
5. 3 = 2130,25. 1.1000 36 423 0,42 
6. 5 a N) 1200 36 486 0,41 


gieverbrauch für das kg Bıot 0,86 kWh bei 


nur einem Schuß und verringert sich auf 
0,41 kWh bei 6 Schuß. Die Backzeit jeder Be- 
Schickung schwankt von 1 bis 2h je nach Bıot- 


größe, Art und Wassergehalt des Teigs. Die 
Anlagekosten elektıischer Backöfen werden 
für schweizerische Verhältnisse im Jahre 1918 


zu 1200 bis 1500 Fr für das m? Backtläche ge- 
nannt. - 


Zahlentafel 2. 
a) Backkosten bei Kohlenfeuerung. 


 Ofenbetrieb | 


Kleinere Betriebe mit rd 2 Schuß 
Größere Betriebe mit rd 4 Schuß 
Dampfbacköfen für größere Betriebe 


ET Fe a We 2) 


ar DE RE RL 


b) Backkosten bei elektrischem Betrieb. 


Kosten in Pf für 1 kg Brot bei einem Strompreis für 1 kWh von 


OÖfenbetrieb 


Kleinere Betriebe, 3 bis Schuß .. . 2... 
Größere Betriebe DIA 


ken waren in der Hauptsache vor dem Krieg 
fertiggestellt; auch sind die ausländischen Kon- 
struktionen nicht ausgewechselt worden, sie 
arbeiten noch heuteanstandslos. Von deutscher 
Hand — u. zw. aus den Werkstätten der Hoch- 
bahn-Gesellschaft — stammen lediglich Teile 
der Stellwerksanlagen Spittelmarkt, Leipziger 
Platz, Gleisdreieck, für die. die ausländischen 
Lieferungen bei Kriegsausbruch schwammen 
und daher nicht mehr eintrafen. Was die selbst- 
tätige Signalanlage der Nordsüdbahn betrifft, 
so befindet sich dieselbe noch im Zustande des 
Studiums. Re. 


Beleuchtung und Heizung. 


Wirtschaftlichkeit des elektrischen Back- 
ofenbetriebes. — Der Betriebelektrischer Back- 
ölen setzt niedrigsten Energiepreis voraus, wıe 
er nur von Woasserkraft-Elektrizitätswerken 
und auch dann nur für Energieabgabe in der 
Nacht oder sogenannte Abfallenergie einge- 
räumt wird. Bei den Bestrebungen kohlenarmer 
Länder, ihren Kohlenverbrauch durch elektri- 
sche Wärmeerzeugung zu ersetzen, bietet der 


elektrische Backofen betrieb voranderen Anwen- 


dungen elektrischer Heizung den Vorteil, daß 
die tägliche Benutzungsdauer ziemlich lang 
und gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt 
ist. Anderseits kommen beträchtliche An- 
schlußwerte von etwa 30 bis 70 kW in Frage, 
die nicht eine unerwünschte Verstärkung des 


- besserung: 


Kosten in Pf für 1kg Brot bei einem Kohlenpreis von 


5.Pf | 10 Pf | 15 Pf | 20 Pf 
2,5 bis 2,0 | 5,0 bis 4,0 | 7,5 bis 6,0 |10,0 bis 8,0 
2,0 bis 1,5 | 4,0 bis 3,0 | 6,0 bis 4,5 | 8,0 bis 6,0 
1.0 bis 08 | 30 bis 1,6 | 3.0 bis 25 | 


3Ppf | EBERLE | 6. Pf 
1,5 bis 1,3. 130 bis 1,6 2,5 bis 22 | 3,0 bis 97 
1,3 bis 10 | 1,6 bis 1,4 | 22 bis 1,7 | 237 bis 23 


Zahlentafel 2 gibt einen Vergleich der E 


Heizungskosten für elektıische Backöfen und 
solche mit Kohlenfeuerung bei verschiedenen 


B. Jatuar 1020, 


1 Der erwünschten Ausnutzung elek- 
trischer Energie während der Nacht stehen die 
derzeitigen sozialen Bestrebungen nach Ver- 


Ihre Energieauinahme be- 


40 bis 85 


Preisen der Kohlen und der elektrischen Ener- 


gie. Bei obengenanntem Kohlenpreise von 
100 M die Tonne darf die elektrische Energie 
nur 3 bis 5 Pf die kWh kosten, wenn der elek- 
trische Backofen nicht teurer arbeiten soll. 
Dieser Preis liegt unter den durchschnittlichen 
Gestehungskosten der kWh in Deutschland. 


Es wirdalso derelektrische Backofenin Deutsch- 
land nur in solehien Gegenden zur Durchfüh- 


rung kommen, wo infoige langer Zuiuhrwege 
die Kohlen teuer sind und die elektrische 
Energie von Wasserkraftwerken sehr billig ab- 
gegeben werden kann. (Bulletin des S.E.V. 
1919,78: 1355) 52. 


Verschiedene elektrische Antriebe. 
Abtrennbare Schillsantriebe. — 
ingenweur Tayon berichtet über  Veer- 
‚im Seetransportwesen, welche 
angesichts der durch die Wirksamkeit des 
U-Boot-Krieges hervorgerufenen Fracht- 
‚raumnot vorgeschlagen worden sind. Der Um- 
stand, 
volle Hauptmaschine des 
während der langen Zeit des Löschens und 
Ladens im Hafen unausgenützt stilliegen 
muß, ist von vielen Seiten als schwerwiegen- 
der, wirtschaftlicher Mangel des jetzigen See- 


Marine- 


daß der Schiffsantrieb, die wert- 
Frachtschiffes, 


BR N r > 
 transportwesens erkannt worden. Man war 
eshalb schon immer bestrebt, die Lösch- und 
Ladeeinrichtungen an Bord und an Land 
- möglichst zu vervollkommnen, um die Liege- 
zeit abzukürzen. Außerdem war man bestrebt, 
von der Möglichkeit der Schleppschiffahrt 
weitgehenden Gebrauch zu machen, 
_ dieser Methode der oben erwähnte Mangel 
"nicht anhaftet, indem der Schleppdampfer, 
_ nachdem er seinen Schleppzug abgeliefert hat, 
‚sofort wieder für andere Arbeiten zur Ver- 
 fügune steht, also nicht stillzuliegen braucht, 
wie die im Frachtschiff eingebaute Schiffs- 
aschine. Leider ist aber die’ Methode des 
'Schleppens nur in ruhigen Gewässern anwend- 
bar. Um nun auch für Transporte über See 
günstigere wirtschaftliche Verhältnisse zu er- 
zielen, ist vorgeschlagen worden, den last- 
Be tragenden Schiffsrumpf und den Antrieb von- 
einander lösbar einzurichten. Dieser Gedanke 
ist auch deshalb richtig, weil beide un 
e- 


"maschine, Bei diesem Gedankensang kommt 
man dazu, für den gesamten Schiffsantrieb 
eine besondere, selbständige, wasserdichte 
Abteilung vorzusehen, die mit dem Schiffs- 


_  rumpf rasch verbunden und leicht von ihm 
getrennt werden kann. : ; 

- Diesen Gedanken sucht das englische 
System Snell zu verwirklichen. Die .An- 


_  triebszelle, das '„Scehiffsehbektro=- 
mobil“, ‚enthält die eigentliche Schiffs- 
- maschine, nämlich einen Dieselmotor oder 
- eine Dampfturbine mit Dampfkessel, die mit 
- Hilfe einer elektrischen Kraftübertragung 
und von Zahnradvorgseleseen die Schiffs- 
 sehrauben antreibt. Das Abtrennen der An- 
 triebszelle vom Schiffsrumpf und die Ver- 
inıcung der beiden geschieht in einem be- 
 sonderen Schwimmdock, (das im Hafen vor- 
handen sein muß. Nach den Berechnungen 
yon Clark und Stanfireld wird für ein 
Elektromobil von 3350 kW (Schiffsrumpf von 
10600 t und 12 Seemeilen Geschwindiekeit) 
die Hubkraft weniger als 350 t und die Dauer 
des Hebens etwa 10 min betragen. Die Be- 
‘ handlung des Docks könnte beim Vorhanden- 
- sein einer elektrisch angetriebenen Pumpe 
durch. einen einzieen Mann. ausgeführt wer- 
- den, und «es -würden keine technischen 
.  Sehwierigkeiten vorliegen. 
Ei Die. durch Skizzen 


zwei Lösungen des Problems vor. Bei der 
_ einen Lösung ist die Antriebszelle auf das 
Heck des Schiffes aufgesetzt und umfaßt nur 
die Primärstation für den Antrieb, während 
der sekundäre Teil, also der eigentliche 
Schraubenantrieb, bestehend aus  Elektro- 
motoren und Zahnrädern, dauernd mit . dem 
- Sebiffsrumpf verbunden. bleibt. Bei der an- 
- deren Lösung ist die Antriebszelle sattel- 
- förmig auseebildet und‘ wird im Schwimm- 
doek mittschiffs auf den. Rumpf des Fracht- 
= schiffes aufgesetzt. Das Querstück des 
Sattels ist der Masehinenraum für die Primär- 
station. Die hosenförmigen . Seitenteile des 
- Sattels, welche sich satt an den Schiffsrumpf 
“ anleeen, enthalten den sekundären Teil der 
Kraftübertragung, nämlich Elektromotoren, 
Zahnräder und Schrauben. Es vntsteht dann 
auf diese Weise in der Mitte eine Verbreite- 
run des Schiffes, so ähnlich, wie bei einem 
- Raddampfer. Durch geschickte Formgebung 
kann dem Schiffswiderstand entsprechend 
Rechnung getragen werden, Die Schrauben 
laufen zu beiden Seiten der Schiffswand. 
 — Einsehender studiert worden ist das Problem 
an folgenden Beispielen: 


2. 1 Kohlendampfer von 3000 t; Ausfüh- 
E% rune mit Heckzelle, welche snthält: 
2 Wasserrohrkessel, 
Turbogenerator von 1000 kW, 3000 Umdr- 
"min. Die beiden Elektromotoren leisten 
je 450 kW bei 600 Umdr/min, welche auf 
En 8 Umdr durch Zahnräder übersetzt 
werden. Die Geschwindigkeit, des Schif- 


Mar 


Kahmen- 


weil’ 


erläuterten Aus- 
führunesbeispiele sehen in der Hauptsache: 


einen Drehstrom- 


scher farker I 
lose verstarker. 
Hochfrequenz- Resanamz- 2: ! 
Kupplung a ae 4% hansfo ” Schreiber 


: RE, Abb. 2% Schematische Darstellung. der -Funkempfangsanlage Geltow. 


41 


fes soll 10 bis 12 Seemeilen und der 

.. Kohlenyerbrauch 15 t/Tag betragen. 

2. 1 Zweischraubendampfer von 10600 t; 
ebenfalls nach der Heckzellentype. Er 
hat 2 Primärgruppen, jede bestehend aus 
einem Dieselmotor mit 6 Zylindern, 300 

- Umdr/min; gekuppelt- mit je . einer 
Drehstromdynamo von 1650 kW. 50 Per 


und 600. V. 4. Elektromotoren “von 
600 Umdr/min wirken unter Ver- 
mittlung von Zahnrädervorgelegen, 


welehe die Umdrehuneszahl auf 110 in 
der Min. reduzieren, auf die Schrauben. 
Die Geschwindigkeit des Schiffes soll 
12 Seemeilen und der Petroleumver- 
brauch 25,3 t/Tag betragen. 
3. 1 Kohlendampfer von 2000 t; die An- 
triebszelle nach der Satteltype aus- 
„ebildet. Das Schiff soll 10 Seemeilen 
fahren und 9,5 t Kohlen am Tag ver- 
brauchen. Die Primärstation besteht aus 
2 Yarrow-Kesseln und einem Drehstrom- 
Turbosenerator, System Ljungström, von 
625 kW. 


Alle diese Lösunsen sind auf die Ver- 
wendung der elektrischen Kraftübertragung 
angewiesen, da die Schiffsmaschine nicht un- 
mittelbar die Schraubenwelle antreiben kann, 
sondern über dieser angeordnet werden 
muß. Die Erfinder des englischen Systems 
Smell haben bei ihren Studien besonders an 
Kohlentransport gedacht. Vor dem Kriege 
wurden jährlich 0,9 Mill. t Kohle vom Tyne 
nach London gebracht. Bei dem System Snell 
würden. für diesen Transport 24 Schiffs- 
rümpfe (jeder von 1200 t) und 8 Elektro- 
mobile mit 2 kleinen Schwimmdocks, von 
denen das eine im Tyne, das andere’ in der 
Themse bei Gravesend liegen würde. genüsen. 
Man hat eine Ersparnıs von 1,7.Mill. Fr für 
die 0,9 Mill. t errechnet, die auf diese Weise 
erzielt werden könnte. Eine zweite geeienebte 
Linie: wäre diejenige von Cardiff nach Rouen 


.mit Schleppschiffahrt bis Paris („G@nie 
Civil“, Bd. 74, 1919, S, 308.) Steh. 
-  Fernmeldetechnik. 


Die funktelegraphische Empfangsanlage in 
Geltow. — Die Emrfangsanordnung für Du- 
nlexbetrieb in Geltow bei Potsdam ermöglicht 
den Dunplexbetriebin Verbindung mit der 30 km 
entfernten Großfunkstelle Nauen. Die Anfang 
1918 errichtete, zunächst nur für Höremrfang 
eingerichtete Anlage ist inzwischen auch für 
den Schreib-Schnellemrfang ausgebaut wor- 
den. Hierzu mn ßte die Emrfangsenergie soweit 
gesteigert werden, daß sie für die Betätigung 
der Sehreibapparate ausreichend war. Die 
sonst üblichen Verstärkungsweisen genügten 
bier nieht; es traten dabei nicht nur uner- 
wünschte Rückwirkungen auf die Abstinım- 
organe auf, sondern auch die atmosphärischen 
Störungen traten infolge dergroßen Verstärkung 
so stark hervor, daß eine störende Beeinflussung 


:des Scehreibers unvermeidlich wurde, 


Die in Abb. 2 schematisch dargestellte 
Anordnung, die in nachfolgendem kurz be- 
schrieben: werden soll, genügt den zu stellenden 
Bedingungen.: 

Die Anlage besteht aus einer Braunscren 
Rahmenantenpe, einer Reibe von Abstimmit- 
teln, den Verstärkungsapparaten, dem akusti- 
schen Transformator, einer Ventilröhre: und 
dem Schreibapparat. Die Rahmenantenne 
hat die Form eines auf die Spitze gestell- 
ten Quadrate. Mit einem Drebkondensator 
bildet sie den auf die Empfangswelle ab- 
gestimmten ersten Schwingungskreis, der in 
loser Kopplung auf den (zweiten) Sekundär- 
kreis, dessen Energie dem Hochfrequenzverstär- 
ker zugeführt wird, einwirkt, indem sie in 
mehrstufiger Verstärkung auf den 10 000-fachen 
Betrag und mehr ihres ursprüngliclen Wertes 
gebracht und dann in einem Audion gleichge- 
richtet wird. Von bier aus gelangt sie dann 
zwecks weiterer Verstärkung in einen Nieder- 
frequenzverstärker, um dann mit Hilfe eines 
akustischen Resonanztransformators in eine 
andere Energieform übergeführt zu werden. 


25 er 3 ß SE 
_8. Januar 1920. _ Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 2. 


| 


Überlagerer 7 


[ 


Ventilröhre 


„Zum | 
Hochfrequenz- 


Annopolis 


Da die Empfangsenergie in dieser neuen Form 
für die Betätigung des Schıeibapparats nicht 
geeignet ist, muß sie in ihre erste Foım rück- 
verwandelt werden. Bevor sie zum eigentlieLen 
Schreiber gelangt, geht sie noch durch eine 
Ventiliöhre. 

Der oben erwähnte akustische Resonanz- 
transfromator erweist sich infolge seiner Reso- 
natoreigenschaft auch nach einer andern Rich- 
tung hin als sehr nützlich. Beim Emyfang von 
Bogenlamrpensendern nämlich, die infolge der 
verwendeten T'asteinıichtungen eine. Haupt- 
und eine Nebenwelle aussenden, ist es besonders 
bei sehr großen Wellenlängen sehr schwierig 
und vielfach unmöglich, den Empfänger so ein- 
zustellen, daß die positiven Zeichen der Haupt- 
welle allein gehört werden. Mittels des akusti- 
schen Resonators gelingt die Tıennung der bei- 
den Wellen viel leichter und vollständig. 

Für die Aufnahme ungedämpfter Wellen 
wird die geschilderte Anordnung noch durch 
einen kleinen Generator (Überlagereı) zur Er- 
zeugung der für den Schwebungrempfang not- 
wendigen Schwingungseneigie ergänzt. _ Die 
Zuführung dieser Hilfsenergie kann bierbei ent- 
weder in den Rahmenkreis I oder auch in den 
Sekundärkseis II erfolgen. 

Die Aufnahme erfolgt meistens mit einem 
Morseschreiber, der selbst noch bei einer Tele- 
graphiergeschwindigkeit von 500 Buchstaben 
(100 Worte) in der Minute betriebssicker ar- 
beitet. 

Infolge dergroßen Senderenergie der Groß- 
funkstelle Nauen und des verFältnismäßig ge- 
ringen Abstandes von der Sendestation ist es 
teehniscb unmöglich, die Empfangswellenbe- 
reiche zu benutzen, die der Sendewelle unmittel- 
bar benachbart sind. Bei jeder Duplexanlage 
gibt es eine von der Senderenergie und der Ent- 


 fernung der Empfangsanlage abhängige ‚tote 


Wellenzone“, innerhalb deren keine Empfangs- 
möglieh keit besteht. In Geltow beträgt der aus- 
fallende Wellenbereich z. Zt. nach jeder Seite 
der Empvfangswelle im Mittel weniger als 10%, 
und es besteht begründete Hoffnung, die tote 
Wellenzone demnäehst noch weiter einschrän- 
ken zu können. £ - 

Der tönende Sender von Nauen tritt bei 
den Empfangswellen der amerikanischen Sta- 
tionen (über 9000 m) störend nicht in die Er- 
scheinung, da sein Wellenabstand für den 
Schnellempfang größer und seine Energie klei- 
ner sind, als bei der rd 12,6 km großen Ma- 
schinenwelle. : 

Die 40 m: hohe Rahmenantenne besteht 
z. Zt. aus zwei Rahmen von 6 Windungen und 
283 m Seitenlänge. Ein Rabmen ist auf die 
Wellenlänge von 13500 m abgestimmt und 
nimmt die amerikanische Station New Bruns- 
wick bei New York auf; gegenüber der Wellen- 
länge von Nauen (12 600 m) bedeutet dies nur 


- den geringen Wellenunterschied von 7%. Auf 


dem zweiten Rahmen wird -gleichzeitig’ stö- 
rungsfreji die amerikanische Station Annapolis 
bei Washington auf der Welle 17 000 m aufge- 
nommen. 

Die Anordnung der Rahmenantennen, de- 
ren Entfernung voneinander etwa 1 m be- 
trägt, Abstimmittel usw. zeigt Abb. 3. Wie 
dureh Versuche festgestellt ist, arbeitet die 
Dovvelanordnung auch noch bei geringeren 
Wellenunterscehieden betriebssicher. Der Ver- 
wendung weiterer Rahmen an demselben Mast 
stehen daher Bedenken in elektrischer Hinsicht 
nicht entgegen. 

Während man nach den bisherigen Erfah- 
rungen in den Herbst-, Winter- und Frühlings- 
monaten den Morsesehreibempfang wird durch- 
führen können, muß man beistarken atmosphä- 
rischen Störungen, wie sie in der Übergangszeit 
zum Sommer und in diesem selbst vorhanden 
sind, zu einem gemischten Betriebe übergel en. 
Besonders im Hochsommer sind bestimmte 
Tagesstunden vorhanden, wo über sehr große 
Entfernungen nur der Hörempfang unbedingt 
sicher durchgeführt werden kann. 

Bei einer Duplexanlage kann man die Be- 
tätigung des Senders entweder auf der Station 
selbst vornehmen, oder man tastet auf der 
Senderstation. Die vorstelend beschriebene 
Anlage ermöglicht es, die Betätigung des Sen- 


= Im 


Überiagerer I 


Zum 
E | ‚Ho Venz- 
HER 


New Brunswick 


A=13500m 


Abb. 3, Schaltung zum Doppelempfang mit einem Rahmenpaar. 


ind 


42 


ders sowohl als auch das Niederschreiben der 
empfangenen Telegramme auf der Sendestelle 
selbst auszuführen ; die von dem Relais des auf 
der Empfangsstation befindlichen Schreibers 
ausgehenden Gleichstromstöße werden über 
eine Doppelleitung einem zweiten auf der Sende- 
station befindlichen Schreibapparat zugeführt, 
der genau so ausgeführt ist, wie der erste. 
Gleichzeitig ist eine Anordnung getroffen, die 
es dem Telegraphisten ermöglicht, mit dem 
Ohr zu prüfen, ob die Gegenstation noch arbei- 
tet. Weitere Versuche sind im Gange, die Du- 
plexanlage Geltow— Nauen noch mehr auszu- 
gestalten und zu vervollkommnen. (Telefun- 
ken-Zeitung 1919, Nr. 17 u. 18.) NE 


Quecksilberdampf-Gleichrichter als Strom- 
quelle für Telegraphenzwecke. Bei der 
Telegraphenanstalt in Brest verwendet die 
französische Telegraphenverwaltung zum Be- 
triebe der Morse-, Hugtes- und Baudot- 
Apparate die durch einen Quecksilberdampf- 
Gleichricehter umgeformten Wechselströme des 
öffentlichen Starkstromnetzes, das mit Dreh- 
strom betrieben wird. Die an den Klemmen des 
Gleichrichters abzenommene, je nach der Netz- 
belastung zwischen 325und 350 Vschwankende 
Spannung liest unmittelbar an den Sammel- 
schienen des Apparatsaales. Zur Aufrechter- 
haltung des Liehtbogens im Gleichrichter dient 
eine in der üblichen Weise geschaltete Drossel- 
spule und ein Nebenschlu ßwiderstand, der dau- 
ernd in der Brücke zwischen den Zuführungen 
liegt und so bemessen ist, daß er bei rubendem 
Betrieb die zur Aufrechterhaltung der Zündung 
erforderliche Stromstärke aufnimmt. Von hier 
führen die Zuführungen über einen doppelvoh- 
gen Ausschalter und Sicherungen zu einem 
selbsttätigen Ein- und Ausschalter mit Sienal- 
kontakten bekannter Bauart. Hinter diesen ist 
ein Strommessereingebaut. Zwischen den Sam- 
melsehienen liegt eine in der Mitte geerdete 
Sammlerbatterie von 2x160=320 V. Der 
zum Laden vorhandene Spannungsüberschuß 
ist demnach sehr gering, so .daß die Batterie 
vorwiegend nur als Pufferbatterie arbeitet. In 
der Regel wird der Telegraphierstrom unmittel- 
bar der Starkstromquel’e entnommen. Beson- 
dere Spannungsgrunren sind nicht vorhänden. 
Die Kapazität der Batterie ist 30 Ah. 
Amtim Maximum 3 A Strom für Telegrapken- 
zwecke verbraucht, würde die Batterie allein 
den Verbrauch für die Dauer von 10h decken. 
Eine Zeit, die erfahrungsgemäß ausreicht, um 
über vorübergehende Störuneen im Stark- 
stromnetz hinwegzukommen. Dauern die Stö- 
rungen länger als 5 bis 6 Rh, so ist ausreichend 
Zeit, eine bereitstehende Hilfsbatterie zu füllen 
und in Betrieb zu nehmen. (Journal T@e6gr., 
Bd. 43, 1919, 8. 113.) Kr. 


Physik und Theoretische Elektrotechnik. 


Uber die Hystereseverluste bei linearer Um- 
magnetisierung durch Gleich- und Wechsel- 
strom. — L. Dreyfuß schlägt vor, von den ge- 
samten Eisenverlusten die rechnungsmäßigen 
Wirbelstromverluste in Abzug zu bringen und 
den Rest als Hystereseverluste zu betrachten. 
Dann ergibt sich allerdings gegenüber ‘der 
Gleiehstrommagnetisierung ein zusätzlicher 
Hystereseverlust, der mit dem Quadrate der 
Periodenzahl zunimmt. Da nun die experimen- 
tell bewiesene Inkonstanz des scheinbaren Wir- 
belstromkoeffirienten ohnehin zu der Annahme 
zusätzlicher Hystereseverluste zwingt, so er- 
scheint ihre Bestimmung auf dem angegebenen 
Wege als die zuverlässigste. Die Trennung der 
Eisenverluste naeh diesem Vorschlag wird an 
Versuchsergebnissen aus einer experimentellen 
Arbeit von Gumlich und Rose durehgeführt, 
(Archiv f. Elektr., Bd. 6, 1918, 8. 437.) 

v9. 


Normalzustand und Polarisation im Ferro- 
magnetikum. — E. Velanderstelltsich die Auf- 
gabr, diejenigen Abweichungen vom Normalzu- 
stande, welche gewisse Arten von magnetischer 
Behandlung auf das entmagnetisierte Fisen her- 
beiführen,systematisch zustudieren, Mit Kennt- 
nis dieser größeren Abweichungen geht er zur 
Frage der genauen Wiederherstellung eines be- 
liebigen Zustandes, insbesondere des Normalzu- 
standes, über. Es werden 3 Arten von Ein- 
flüssen der magnetischen Vorgeschichte unter- 
schieden: 1. der Polarisationseffekt, 2. die An- 
passungserscheinungen, 3. die unvollständige 
Entmagnetisierung. Für die Untersuchung 
wird eine ballistische Differentialmethode ver- 
wendet und eingehend beschrieben. Dann 
werden die verschiedenen Arten von Polari- 
sationseffekten untersucht. Es ergibt sich, daß 
der Polarisationseffekt eine Erscheinung der 
niedrigen Induktion ist. Bei technischen In- 
duktionswerten kann er die Meßresultate nur 
um Bruchteile von Promille beeinflussen. Die 
Wirkung des Polarisationseffektes bei Strom- 
wandlern wird dıskutiert. Bei der Besprechung 
der Anpassungserscheinungen wird der Zweck 


: betriebsetzung 


Da das, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 2. 


verfolgt, die Übergangsformen zwischen den 
verschiedenen beobachteten Formen der An- 
passungskurven aufzusuchen und zur Überein- 
stimmung zu bringen. Zuletzt werden die ver- 
schiedenen Arten der Entpolarisierung be- 
schrieben. Neben den Polarisations- und An- 
passungserscheinungen gibt es noch eine Reihe 
anderer Umstände, welche das Ergebnis einer 
Permeabıhtätsmessung beeinflussen können. 
Am wıchtigsten schemen dıe Temperaturein- 
flüsse zu sein, die ihrerseits wieder mit der 
Frage der Reproduzierbarkeit zusammen- 
bängen. (Archiv f. Elektr., Bd. 6, 8. on 
g: 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Schlackenstauer und Feuerbrücken in 
Kesseln mit Weanderrosten. Bei Verfeue- 
rung stark schlackender Kohlen auf Wander- 
rosten werden besonders bei gewöhnlichem 
Zug die . Roste selbst und die Schlacken- 
stauer stark in .Mitleidenschaft gezogen. 
Verbrennungen der Rostglieder sowie der 
Abstreifer verursachen häufig längere Außer- 
des betreffenden Kessels. 
Sehirp berichtet über Bauart und Wirkungs- 
weise neuerer Schlackenstauer und Feuer- 
brücken zur Vermeidung dieser Übelstände 
unter gleichzeitiger Erörterung der Eignung für 
den Betrieb. Mit den Steinmüller-Staupendel- 
Fenerbrücken haben sowohl die Städt. El.-W. 
Berlin als auch andere Werke umfassende 
Betriebserfahrungen gesammelt, die Verfasser 


wie folgt zusammenfaßt: 


1. Ersparnis an Kohle infolge gleichmäßigen 
Abbrandes der Kohle ohne erhebliche 
Staumenge. ; 

2, Erhöhung der Rostleistung und des Nutz- 
effektes des Kessels. Versuche vor und 
nach Einbau der Steinmüller-Feuerbrücke 
beiden St. E. W. Berlin haben eine Steige- 

“ zune der Dampfleistung des Kessels von 
19,83 k&/m? Heizfläche und Stunde auf 
28,6 kg/m? und eine Erhöhung des Kessel- 
wirkungsgrades von 75,9 anf 78,2% er- 
geben unter gleiehzeitiger Verminderung 
der Verluste an unverbrannter Kohle in 
den Schlacken von 3 auf 2,8%. _ 

3. Ersparnisan Roststäben infolge geringere 
Verschleißes dieser. e ; 

4. Ersnarnis infolge geringen Verschleißes der 

Pendelbrücken gegenüber gewöhnlichen, 

wassergekühlten Abstreifern, 

Ersparnis an Aschenklappen durch deren 

- Weefall bzw. dadurch, daß die Schlacken 
in fast ansgeselühtem Zustande in den 
Aschenfall gelangen. 

6. Ersparnis an Mauerwerk dureh Fortfall 
der empvfindliehen Abstreifersteine. 

7. Ersparnis an Heizarbeit infolge Verein- 
fachung der Kesselwartnng. - 

8. Vermeiden des Hängenbleibens des ab- 


au 


eebrannten oder zerbrochenen Rostes am. 


Abstreifer. 
9, Allseitige Zugänglichkeit - des 
Rostendes. 
Hebung der Sicherheit des Betriebes, 
Die Mitteilung von Betriebsergebnissen 
der ebenfalls in dem Anfsatz beschriebenen 
wassergekürlten Feuerbrücken Bauart van 
Vervoort, Düsseldorf; Borsig, Berlin - Tegel]; 
Bamag, Dessau,und Petry Derenx, Düren, wird 
in Anssieht gestellt. (Mitt. d. Vereinig. d. 
El.-W., Bd. 18, 1919, 8. 231.) 


hinteren 


10. 


Verschiedenes. 


Die technischen Prüfanstalten des Sehwei- 
zerischen WFlektroteehnischen - Vereins im 
Jahre 1918/19'). — Die Zahl der Kunden des 
„Starkstrominspektorats“ ist im Be- 
riehtsiahr um 27 auf 881 gestiegen. die sich auf 
439 Einzelanlagen und 442 Elektrizitätswerke, 
letztere mi* einem beitrasswflichtisen Wert 
ihrer Anlasen von 27991 Mill, Fr. verteilen. 
Die Gesamtzahl der Inspektionen erreichte 
mit 894 nahezu die letztjiährire (899). Der 
Bericht stellt fest, daß im großen und san- 
zen die Anlasenbesitzer bestrebt waren, ihre 
Anlagen trotz der sich häufenden Schwierie- 
keiten in gutem Zustande zu verhalten. Mit 
größtem Nachdruck mußte in den Inspektions- 
berichten dafür eingetreten werden, daß der 
Sicherung als dem wichtigsten Element, von 
dem die Zuverlässiekeit der Anlase ab- 
hängt, die nötige Aufmerksamkeit zuee wendet 
wird. Als „eideenössische Kontrollstelle“ be- 
handelte das Starkstrominspektorat 3034 (3068 
i. V.) Vorlagen, von denen 706. (634 i. V.) 
Transformatoren und Schaltanlagen, 2322 
(2391 i. V.) Leitunesanlasen betrafen. Die 
gesamte Leituneslänse der im Berichtsjahr 
erstellten FHochspannunssfreileitungen beträgt 
585 km (428 i. V,) Die Mehrlänse gecoen- 
über dem Vorjahr ist ganz den Kupfer- und 


') Bericht über 1917/18 vgl. „ETZ" 1918, 8. 618. 


Aluminiumleitungen zugute gekommen, denn 


es wurden 258 km (156 i. V.) Kupfer- und 
238 km (172 i. V.) Aluminiumleitungen gegen- 


über nur 95 km (100 i. V.) Eisenleitungen 
neu gelegt. Die besondere Tätigkeit, welche 


das Starkstrominspektorat als Beauftragte 


der Schweizerischen - Unfallversicherungs- 
anstalk in Luzern auszuüben hatte, I 
schränkte sich "bisher auf einige wenige 


Sonderprüfungen in Anlagen und auf die 


Durehführune von : Untersuchungen bei 


Starkstromunfällen mit bezüglicher' Bericht- H 
erstattung. Die Bearbeitung der Statistik der 


Elektrizitätswerke wurde in den ersten Mo- 
naten des Geschäftsjahres zu Ende „eführt, 
doch mußte von deren Drucklesung der hohen 
Kosten wesen abgesehen werden. £ 

Die Zahl der der „Materialprüf- 
anstalt“ überwiesenen Aufträve, . 


be- 


8. Januar 1920, 


Ve EEE 


FREE SCH 


all- 


semeine Prüfgegenstände (ohne Glühlampen) 


betreffend, ist auf 295 (189 i. V.) mit 1873 


(1723 1. V.) Mustern eestiegen, wovon 44 mit 


672 Mustern von Freileitungs- und Innenraum- 
isolatoren und 37 Aufträge mit 558 Mustern von 
Schmelzsicherungen an verster Stelle stehen. 


Ze Dr 


Die meisten Prüfunsen betrafen Muster ein-" 


heimischer Erzeugnisse. Die Prüfun« von. 
Freileitungsisolatoren. für hohe Betriebs- 
spannungen gelangte im Geschäftsjahr zu 
erhöhter Bedeutung und ließ die Anschaffung 
eines Prüftransformators für 200 bis 300 V" 
als drinsendstes Bedürfnis erkennen. Für 
Glühlampenprüfunsen einsen 115 Aufträge 
(111 i. V.) mit 27083 (16113 i. V.) Mustern 
ein, womit die in der Vorkrieeszeit übliche 
Zahl wieder erreicht wurde. 
festgestellt werden, daß die Qualität der 
Lampen derienigen der früheren Jahre noch 
sehr wesentlich nachsteht. Auf dem von der- 
Kommission für Koch- und Heizapparate be- 


Leider mußte 


handelten Gebiet wurden die Versuche über Bi 


die als Wärmeträrer in Frace kommenden 
festen und pulverförmisen Körper weiter- 
seführt. Die Untersuchungen ganzer Wärme- 
sneicheröfen nahmen ihren Fortgang. Gesen 
Ende des Geschäftsjahres konnte mit den 
praktisehen Versuchen über korrodierende 
Ströme im Gebiet des Straßenbahnnetzes der 
Stadt Zürich begonnen werden. 
Aufgaben äußert sich der Bericht wie folet: 


„In immer. stärkerem Maße macht sich der 


Manceel 


an schweizerischen Normalien und 


Prüfvorsehriften für die in der Elektroteeh- 


nik benötieten Materialien und Apparate fühl- 
bar. Unsere Auftrassseber wünschen im all- 
cemeimen nicht nur die nackten Prüfresultate 
in Form einiser Zahlen oder Versuchsergeb- 


nisse. sondern sie verlaneen insofern eine 


Qualifikation der geprüften Obiekte. als sie 
wissen möchten, 


ausoeführt sind oder nieht. In Ermaneelung 


schweizerischer Normalien wurden selesent- 


heh ausländische 
wobei sich aber für üns des. Öftern. 
nehmlichkeiten. winstellten. 
eine der drinelichsten Aufsaben sein. die bis 


Vorschriften Dee en 


nan- 
Es wird somit 


ob diese vorschriftseemäß 


Über weitere 


jetzt bestehenden Normen des 8.E.V, weiter 
auszubilden und auf seine womöelich inter- 


nationale Vereinbaruns vorzubereiten.“ 


Die Arbeitsleistung der „Eichstätte“ er 
hat nieht nur in bezug auf die Anzahl der 


eeprüften Geeenstände erheblich zusenom- 


men, sondern es sind auch wieder wesentlich 


mehr Apparate revidiert 
worden. Die Anzahl der Aufträse halief sich 
auf 1105 (1254 1. -V.) mit 8397 (7370 3. VW.) 
Prüfweoenständen, worunter Zähler aller Art 


und seinreenliert 


mit 735 Aufträpen und 7418 Etuck an 


Stelle stehen. Die durch den Vertrae mit 
der Abteilune für Wasserwirtschaft bedinote 


Tätiokeit der Eichstätte bestand: einerseits in 


der Prüfung und Beeutachtune der Vorlaoen 


projektierter Meßeinriehtungen, anderseits in 


der Kontrolle soleher die anseeführte elek- 


trische Fnereje reoistrierenden Meßannparate 

in der Bichstätte und am Aufstellunesort. 
Das finanzille Ereebnis der Prüfanstalt 

weist zum ersten Mal einen Aussabenüber- 


schnß auf infol@e der durch die Teuerung | 


berlinoten Gehaltserhöhunsen und Steieerung 
sämtlicher Unkosten. 
sation des S.E.V. 
kommission der 


ging die Aufsiehts- 
teehniscehen Prüfanstalten 


Fnde Juni nach mehr als zwanriojährioem 


Infolge der Reoreani- 


Bestehen ein; sie hat ihre Geschäfte an den 


neuen Vorstand des Vereins und an die neu- 


eebildete Verwaltnneskommission abeetreten, 


anstalten selbst die sich bewährt hat, bleibt 
, 


Die _Orsanisation der technischen 
im übrjsen fortbestehen. („Bulletin des 
V.“ Bad: 10, 1919,.8..242.) 


S. E. 


selanete eine wertvolle Stiftung in den Besitz 
des Dentschen Museums, Fs hardelr sich um 
Originalmanuskripte des Forschers, durch 


Mn.= = 
Reliqnien von Heinrich Hertz. Ans dem. 


Nachlasss des beriihmten Physikers Heinr'ch 
Her't'z, des Entdeekers der elektrischenW>lJen, 


- 


EN y ur 


a) Be ei 


8. Januar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1919. Heft 


2; 43 


welche die Erkenntnis der elektrodynamischen 
"Lichttheorie, die die Entwieklung der draht- 
losen Telegraphie entscheidend beeintlußte, in 
weitere Kreise drang, und um die 4 Manu- 
skripte der späteren klassischen Arbeit ‚Die 
Prinzipien der Mechanik“. Das Deutsche Mu- 
seum erhielt ferner die unyeröffentlichten Ent- 
würfe zu einer geophysikalischön Arbeit und 
den ganzen noch unveröffentlichten Brief- 


wechsel von Heinrich Hertz mit ersten Pbysi- | 


_ kern des In- und Auslandes, wie H. v. Helm- 


holtz, Mach, Abbe, W. Wien, O0. Wiener, 

Roentgen, Rubens, Ebert, Lord Kelvin, de la 

Rive, Poinca1ı6, Garbasso u. a. ns 
Energiewirtschaft. 


Eine Ergänzung der Elektrizitäts- Gesetz- 
gebung in Frankreich. — Der Klektiizitätswirt- 


schafı inFrankreich liegt das Gesetz vom, 


15. VI. 1906 zugrunde, das sich hauptsächlich 
mit den Bedingungen beschäftigt, unter denen 
Unterneh mern entweder Wegebenutzungsrechte 
ohne zeitliche Beschränkung oder Konzessionen 
mit beschränkter Dauer, die auf Grund eines 
Bedingnisheftes (cahier des charges) Maximal- 
tarife und Heimfallreehte vorsehen, veıliehen 
werden. Die Mehrzahl der Unternehmungen 
hat von der ersten Möglichkeit, d. h. von der 
bloßen Erlaubnis zur Wegebenutzung, obwohl 
jedes Monopol dadurch ausgeschlossen war, 
Gebrauch gemacht, so daß dabei den öffent- 
liehen Gewalten jeder Einfluß auf die Elektri- 
zitätsversorgung entzogen war. Angesichts der 
wirtschaftlichen Notlage Frankreichs wird die 


Zusammenfassung der Blektrizitätserzeugung 


und die mögliehste Ausbreitung der Elektıizi- 
tätsversorgung für notwendig gehalten. Ein 
im Jahre 1918 im Ministerium der öffentlichen 
Arbeiten eingesetzter Studienausschuß hat die 
erforderlichen Neuanlagen für die nächsten 
10 bis 15 Jahre auf etwa 4 bis 5 Milliarden Fr 
veranschlagt, eine Summe, die vom Pıivat- 
kapital allein nicht aufgebracht werden kann. 
Es wird daher die Zusammenarbeit des Staates 
mit der Privatinitiative für notwendig gehalten, 
und dieser Bestrebung ist zunächst nachsteben- 


der Zusatz zu dem Gesetz vom 15. VI. 1906 


entsprungen, der von der Kammer am 2. IX. 
1919 ohne Debatte angenommen wurde: 
„Der Artikel 3 des Gesetzes vom 15. VI, 
1906 (der festsetzt, daß eine elektrische Anlage 
entweder auf Grund von Wegebenutzungsrech- 
ten oder auf Grund einer Konzession errichtet 


. werden kann) erhält folgenden Zusatz: Um eine 


‚vollkommenere Ausnutzung und bessere Ver- 


teilung der von thermischen und hydraulischen 
Kraftwerken erzeugten elektiischen Arbeit 
Sicherzustellen, kann der Staat aus eigener Ini- 


‚tiative die Erzeuger und, falls eıfordeılich, auch 


die. Verteiler der elektrischen Arbeit, die De- 
partements, Gemeinden und öffentlichen Ver- 
waltungen eines bestimmten Bezirkes veran- 
lassen, unter seiner Leitung, und nötigenfalls 
mit seiner finanziellen Unterstützung, eine be- 
sondere Körperschaft zu errichten zum Zwecke 
der Erbauung und des Betriebes eines Hoch- 
spannungsnetzes, das insbesondere die Kıaft- 
werke untersich und mit den Transformatoren- 
stationen, von denen die Verteilungsleitungen 
ausgehen, verbinden soll. j 

Die Körperschaft kann die Erzeuger und 
Verteiler des in Frage kommenden Gebietes 
veranlassen, sich des von ihr errichteten Netzes 


- für den Transport ihrer elektrischen Arbeit zu 


bedienen, und kann in dem Bedingnisheft hier- 
für Höchstpreise für die Überlassung fest- 
setzen. Die Erlaubnis zur Benutzung der Wege 
kann durch den Präfekten oder durch die im 
Namen des Staates ausgestellten Konzessionen 
in ein und demselben Gebiet nur dann erteilt 
werden, wenn diese Unternehmungen keinen 
doppelten Gebrauch von diesen Netzen machen, 
und wenn die ihnen auferlegten Verpflichtun- 
genin jedem Falle vonihrem Bestehen und von 
den Bedingungen der Betriebsausübung Rechen- 
schaft geben.“ i 
Man sieht, der Staat läßt den bisherigen 
Unternehmungen nicht bloß die bestehenden 
Freiheiten, sondern auch die Möglichkeit, ihre 
Anlagen auf Grund der früheren Gesetze zu 
erweitern oder neue zu errichten. Der Staat 
behält sich lediglich die Möglichkeit vor, die 
Erbauung von Verbindungsleitungen mit oder 
ohne seine finanzielle Hilfe zu erzwingen ; nicht 
einmal das Recht, selbst Kraftwerke zu errich- 
ten oder elektrische Arbeit selbst zu verkaufen, 
wird den besonderen Körperschaften gewährt. 
Allerdings ist die Möglich keit nicht ausgeschlos- 
sen, daß über kurz oder lang die Befugnisse der 
Körperschaften erweitert werden, so daß sie 


nieht nur, wie bisher im Gesetz vorgeseben, die 


Vermittler zwischen Erzeuger und Verbraucher 


bleiben, sondern sich auch mit der unmittel- 


Y, 


Fa 


baren Erzeugung und Verteilung befassen 
können. (,Genie eivil“, Bd. 75, 1919, N 
- Dgb. 


Industrie und Handel. 


Dr. W. Rathenau über die wirtschaftliche 
Lage. — In der Generalversammlung der A.E.G. 
hat der Präsident, Dr. W. Rathenau, nach 
Erledigung der Tagesordnung folgende An- 
sprache gehalten: 

Eine entscheidende Wirkung des Krieges 
ist die der Gütervernichtung, die 5 Jahre an- 
gedauert hat, und die noch heute nicht beendet 
ist. Diese Gütervernichtung, die größte seit 
aller Gesebichte, erstreckt sieh nicht nur auf 
Güter des Verbrauchs, sondern auch auf Pıo- 
duktionsmittel, Verkehrsmittel, kurz auf alles 
das, was die Welt an sichtbaren Kapitalwerten 
angesammelt hatte, 

Neben dieser Gütervernichtung geht einher 
die Verminderung der Arbeitskıaft der Welt; 


-und es ist überdies eine erschlaffende Wirkung 


des Krieges eingetreten, die die Arbeitswillig- 
keit hemmt und den Arbeitseffekt verringert. 
Wir stehen also nicht nur vor einer gewaltigen 
Verminderung des Güterbestandes, des Pro- 
duktionsbestandes, des Bestandes an Produk- 
tionsmitteln, vor einer außerordentlichen Ver- 
armung der Bergwerke, des Bodens, sondern 
gleichzeitig vor einer erheblich verringerten 
Fähigkeit der Erdwirtschaft, diese Werte durch 
Nacharbeit zu ersetzen und neue zu schaffen. 
Und dies in einem Augenblick, wo die großen 
Aufgaben der Weltwirtschaft noch gar nicht 
begonnen baben, die besteben in dem Aufbau 
der östlichen Gebiete, des zerrütteten Rußland, 
der neu entstandenen Staaten und vor allem 
der zerstörten Gebiete von Belgien und Nord- 
frankreich, 

Schon heute, bevor diese Aufgaben an uns 
herangetreten sind, ist die Bilanz der Güter- 
verhältnisse der Welt eine überaus bedenklich 
negative. Daraus eıgibt sich ein Pıinzip, das 
an mittelalterlicbe Wirtschaft erinnert, näm- 
lich die Umkehr des Verbältnisses von Angebot 
und Nachfrage, die Umkehr unseres ganzen 
Handels- und Wirtschaftsverhältnisses. Viele 
Jahrzehnte war die Produktion gezwungen, 
für ihre Güter Absatz zu schaffen. Die Pro- 
duktion mußte dem Konsum nacblaufen. Ge- 
genwärtig ist die Lage umgekehrt: der Konsum 
mußauf Jahre der Produktion nachblaufen. Die 
Güterknappheit wird anhalten. Ebenso wie 
wir auf dem Gebiete der Lebensmittel es ge- 
wöhnt sind, wird auf dem Gebiete der Ver- 
brauebsgüter und Pıoduktionsmittel die Nach- 
frage das Angebot übersteigen. 

Man muß nicht glauben, daß dieser Zu- 
stand ohne weiteres identisch ist mit Hochkon- 
junktur. Eine Hochkonjunktur würde eıfor- 
dern, daß der großen Nachfrage eine ent- 
sprechende Produktionsfähigkeit gegenüber- 
steht. Die aber ist nicht vorhanden, und so 
drückt sich der Zustand des Weltbedaifes viel 
mehr in einer Anspannung aller Auftrags- 
bestände aus als in einer tatsächlichen Leistung 
der Industrie. f 

Die Konsequenzen erstrecken sich nach 
zwei Richtungen. Auf der einen Seite eıgibt 
sich die Tatsache, daß die Schärfe der Kon- 
kurrenz, wie wir sie bisher gekannt haben, ihren 
Sinn verliert. Es hat fernerhin keinen Zweck, 
ungezäblte Millionen nur für’ die Zwecke der 
gegenseitigen Konkurrenzierung auszugeben, 
es hat auch keinen Zweckin dem Maße, wie wir 
es gewohnt waren, uns treiben zu lassen von 
jedem Wunsch, der von irgend einer konsu- 
mierenden Stelle an uns gelangte. Im Gegen- 
teil. Es entsteht für uns die Aufgabe, auf der 
einen Seite die Organisationsapparate zu ver- 
einfachen, auf der anderen Seite die Produktion 


‚zu typisieren und dafür zu sorgen, daß die Zer- 


splitterung in unendliche Abstufungen der 
Typen und. Ausführungen sich mindert. 


Die weitere Folge des Güter- und Produk- 


tionsmangels der Erde ist dauerndes Sinken 
des Geldwertes, das nicht nur bei uns besteht 
— bei uns freilich stärker als bei anderen —, 
sondern in der ganzen Welt. Ich erwähne, daß 
wir-täglich etwa 2 Mill. Min Kupferwerten ver- 
brauchen, obgleich unsere Produktion heute 
noch nicht dem Friedensstande gleichkommt. 

Innerhalb der Gesamtsituation ist unsere 
deutsche Lage eine doppelt schwere. Schon 
vor Jahresfiist war vorauszusehen und 
wurde vorausgesehen, daß und aus welchen 
Gründen sie sich zur Krisis neigen mußte. 
Es waren Aufstellungen vorhanden über 
das Quantum von Rohstoffen, das unbedingt 
in den: nächsten Jahren nach Deutschland ein- 
geführt werden mußte, und die Zahlen beliefen 
sich auf Hunderte von Millionen zum damaligen 
Geldwert. Damals war der Augenblick ge- 
kommen, um Maßnahmen zu treffen, die es uns 
ermöglichten, diese enorme Einfuhr durchzu- 
führen, obne unseren Geldwert zu vernichten. 
Nichts dergleichen ist gescheben. Es herrschte 
der Ruf nach dem freien Handel. Diesem Ruf 
ist Deutschland und seine Regierung gefolgt. 
Heute stehen wir unter der vollen Diktatur des 
freien Handels, und das Ergebnis ist die Ver- 


I 


schleuderung der deutschen Waren ins Ausland 
und das Sinken des Geldwertes aufeinen Punkt, 
den vor einem. Jahre die wenigsten für mög- 
lich gehalten haben. 

Die Aufgaben, die zu lösen gewesen wären, 
waren doppelte. Es mußte auf der einen Seite 
der Ausgleich zwischen Verbrauch und Pro- 
duktion gefunden werden ; dauernd verbraucht 
unser Land gewaltig viel mehr, als es erzeugt, 
es verbraucht zu Lasten seiner Zukunft, zu 
Lasten seiner sich herunterwirtschaftenden Be- 
triebseinrichtungen und zu Lasten des allge- 
meinen Ausverkaufs. Die zweite Aufgabe war 
die Verkehrsregulierung an unseren Grenzen. 
Auch sie ist nicht vorgenommen worden. Noch 
immer nach Jahresfrist stehen unsere Grenzen 
offen, ein Zustand, der in einem zivilisierten 
Lande unerbört ist. 

Ein Bild der Einsicht, die gelegentlich bei 
Regierungsstellen beobachtet weıden kann, 
gab eine Notiz, die vor einigen Tagen offiziell 
verbreitet wurde. Da erklärte ein Minister: 
„Es wird mir vorgeworfen, daß ich Marknoten 
im Auslande verkaufe ;ich erkläre hiermit, daß 
ich niemals eine Marknote gedruckt habe.“ 
Es besteht also die Vorstellung, daß man 
deutsche Marknoten im Auslande nur verkaufen 
kann, wenn man sie vorher selbst gedruckt hat. 

Die schwerste Gefahr von allen, die unsere 
Industrie bedrohen, ist die, daß wir in die Lage 
kommen könnten, von unserer technischen 
Leistungshöbe herabzusinken. Die Jahre des 
Krieges haben unsere wirtschaftliche Ausbil- 
dung nicht vertieft. Die Arbeit, die wir für 
Forschung, für Entwicklung von Verfahren 
und Eıfindungen zu leisten haben, ist schwerer 
aufzubringen als zu iıgend einer früberen Zeit. 
Die Kosten wachsen ins Unerschwingliche. 
Um so mehr haben wir unsere ganze Aufmerk- 
samkeit dahin zu richten, daß durch Anspan- 
nung aller Kräfte unser Forschungs- und Wis- 
senschaftswesen auf der Höbe bleibt, unsere 
Arbeitsmethoden uns erhalten bleiben, die tech- 
nische Fähigkeit und Handfertigkeit unserer 
Beamten und Arbeiter uns nicht geraubt wird. 
Keine allgemeine Regelung des Wirtschafts- 
lebens ist uns zu Hilfe gekommen. Die deutsche 
Industrie wird auf dem Wege der Selbsthilfe 
ihre künftige Existenz sich schaffen müssen; 
sie wird es mit denjenigen Mitteln zu tun haben, 
die ich erwähnte. Es sind dies fortschreitende 
Konzentration, Vereinfachung und Verwissen- 
schaftlichung des Produktions- und Vertriebs- 
prozesses. 


Die Rolle des Betriebsrätegesetzes beim Pro- 
duktionsaufbau. — Unter diesem Titel hat 
J. Kaliski, der bekannte Voıkämpfer für die 
Idee, den: Volkskammern Vertretungen aller 
produktiven Kreise als Kammeın der Aıbeit an 
die Seite zu stellen, in den ‚Sozialistischen Mo- 
natsheften‘“) wesentliche Mängel des auch in 
der jetzt teilweise geänderten Fassung unglück- 
lichen Gesetzentwurfes über die Betıiebsräte 
hervorgehoben. Sie beziehen sich hauptsäch- 
lich auf den Teil der diesen zugedachten Auf- 
gaben, der über den Rahmen der Tätigkeit als 
Arbeitnehmerausschüsse hinausgeht, d. h. auf 
die Mitwirkung beim Neuaufbau der Produktion 
und an deren Führung. Kaliski kritisiert na- 
türlich von seinem besonderen Standpunkt aus, 
gleichwohl kann man seinen Ausführungen teil- 
weise zustimmen, insbesondere so weit sie die 
Vertretung der Arbeitnehmer in den Aufsichts- 
räten und die Vorlage von Bilanzen, Gewinn- 
und Verlustrechnungen betıeffen. Beides hat 
nach seiner Ansicht mit der Mitwirkung der 
Arbeiterklasse an der Produktionsführung 
nichts gemein. Er mißt dem Aufsichtsrat einer 
Aktiengesellschaft als Kontrollorgan nur in den 
allerwenigsten Fällen eine Bedeutung bei, weil 
dessen Mitglieder seit langem in der Hauptsache 
Vertreter der verschiedenen Interessen, die sich 
aus dem Aktienbesitz oder aus der Vertretung 
des Aktienbesitzes ergeben, seien, und in den 
Aufsichtsrat entsandte Betriebsräte wenig mit 
den dort gegebenen Aufschlüssen würden aus- 
zurichten vermögen. ‚Bei besonderer Fach- 
kunde und besonderem Geschick des einzelnen 
Betriebsrats wird es ihm gelingen, einzelne ge- 
schäftliche Zusammenhänge besser zu beurtei- 
len als es dem Außenstehenden möglich ist; er 
wird den Aufsiehtsratssitzungen auch über die 
Stimmung der Arbeiterschaft berichten können, 
aber er wird das, worauf es doch eigentlich an- 
kommt: Einfluß auf die Produktionsführung 
zu bekommen, damit nieerlangen können. Auch 
die Anordnung, nach der der Arbeitgeber min- 
destens. vierteljährlich einen Bericht über den 
Gang des Unternehmens und des Gewerbes im 
allgemeinen und die Leistungen des Betriebes 
und den zu erwartenden Arbeitsbedaıf im be- 
sonderen dem Betriebsrat zu erstatten hat, 
kann einen produktiven Wert. nicht bean- 
spruchen. Sie schafft lediglich eine Reihe von 
Diskussionsstätten und Diskussionsmöglich- 


1) Bd. 58, 1919, S. 1128, 


44 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heit 2: 


nn — a = —= ne — — u 


keiten. Diese werden durch die Vorschrift der 
Bilanzvorlegungen weiter vermehrt. Statt des 
Streites über die Frage, ob die Vorlegung der 
Bilanzen in Betrieben von mindestens 500 Ar- 
beitern oder schon in Unternehmungen von 
50 Arbeitern ab zu geschehen hat, sollten Men- 
schen, die wirtschaftliche Verhältnisse kennen, 
doch frei und offen erklären, daß die Angestell- 
ten und Arbsiter aus den geforderten Bilanzen 
sehr wenig werden ersehen können, und daß 
sich ein wirkliches Bild der inneren Kräfte, 


Vorzüge und Mängel eines Unternehmens aus. 


diesen Bilanzen nicht ergibt Nach seiner 
ganzen Struktur kann das Betriebsrätegesetz 
den Bstriebsräten innerhalb der Verwaltungen 
als Produktionsberater nur die Stellung von 
Lauschern und Horchern geben, die zu einer 
höshst unfruchtbaren Tätigkeit verurteilt wä- 
ren, aber um so mehr zu Instrumenten der 
Sehikane und anderer Störungen für die Pro- 
duktion werden müssen.‘ 


Kaliski kommt dann auf die Feststellung 
der Erträgnisse und die "'Gewinnbeteiligung der 
Arbeitnehmer. „Daß Mehrgewinne des einen 
Betriebes ebensow enig Verdienst der Arbeiter 
zu sein brauchen wie geringere Erträgnisse des 
anderen Unternehmens bedarf keiner Beto- 
nung. Seit vielen Jahren ist auch hier die Ar- 
beiterklasse gewarnt worden, sich in den Dienst 
von’ Bestrebungen zu stellen, die darauf hinaus- 
laufen, unserein Form von Aktiengesellschaften 
betriebenen Unternehmungen zur Verteilung 
mögliehst hoher Dividenden zu veranlassen. 
So sehr die Arbeiterklasse an der Rentabilität 
der Produktion und aller einzelnen Unterneh- 
mungen interessiert ist, so wenig entspricht das 
Verlangen nach Verteilung möglichst hoher 
Dividenden ihrem Interesse, weil es darauf an- 
kommt, dieProduktion zu sichern, die einzelnen 
Unternehmungen gegen Konjunkturschwan- 
kungen zu feien und für alle ‚Fälle möglichst 
starke Reserven zu schaffen.‘ 

Die Erörterungen führen den Verfasser 
weiter zu dem Mitbestimmungsrecht der Ar- 
beitnehmer, das zu verhindern , nicht Bequem- 
lichkeit und, ‚das, was sich dahinter verbirgt‘“, 
als Vorwand dienen dürfen. „Aber alles, was 
als Recht der Mitbestimmung auf dem Gebiet 
der Produktion in dem Betriebsrätegesetzent- 
wurf enthalten ist, berührt niemals ernstlich 
den Kern einer Mitführung der Produktion, 
sondern trägt im wesentlichen den Charakter 
der Belästigung für die Betriebsleitung. Am 
Ende wäre auch das in den Kauf zu nehmen, 
wenn dabei etwas Ersprießliches für die Ar- 
beiter und Angestellten herauskäme. Doch das 
wird nicht eintreten, weil das Resultat keine 
Stärkung produktiver Leistungen -sein kann 
und deshalb auch im günstigsten Falle die 
Stellung der Angestellten und Arbeiter nicht 
bessert, wohl aber die sehr ernste Gefahr einer 
Verschlechterung der Verhältnisse im sich 
birgt.‘ „Die Wirtschaft ist eine Ange- 
ie penheik: der Nauon, und die Produzenten 
müssen unabhängig von dem Besitz an Pro- 
duktionsmitteln als Träger und Mitbestimmer 
der Produktion anerkannt werden. Die Ar- 
beiter sind Produzenten und müssen als solche 
an der Produktion ihre Vertretung erhalten. 
Ihr Interesse fällt mit dem der Nation zusam- 
men, für die es eine Lebensnotwendigkeit ist, 
unsere Wirtschaft, die jetzt zusammengebr ochen 
ist, wieder aufzurichten, ja, sie in einen Stand 
erhöhter Ertragsfähigkeit zu versetzen.‘ 


Die amerikanische Glühlampenfabrikation 
im Jahre 1918. — Nach dem Jahresbericht des 
Glühlampen-Ausschusses der National Elec- 
trie Light Association sind 1918 lediglich für 
den Inlandverbrauch und ohne Miniaturlampen 
in den V. S. Amerika 186 Mill, Glühlampen ver- 
kauft worden, d.s. 9,4% mehr als 1917. Von 
diesem Absatz entfielen 11% auf Kohlefaden- 
lampen und 899%, auf Wolframlampen, von 
letzteren wiederum 85,5% auf evakuierte und 
14,5% auf gasgefüllte mıt einem Anteil von 
40 9, der gesamten: Lichtstärke aller Lampen. 
Gegen 1917 KerraE die Steigerung für Vakuum- 
lampen 8,5% und für gasgefüllte Lampen 
3196: Trotz des von dem amerikanischen 
Brennstoffdiktator ausgeübten Druckes wur- 
den für provisorische Anlagen, insbesondere 
für Baubeleuchtung, immer noch Kohlefaden- 
lampen verlangt, deren Absatz indessen nach 
dem Berichtinfolge Einführung einer erschütte- 
rungssicheren Lampe sich voraussiehtlich we- 
sentlich verringern wird. Birnen mit metalli- 
sierten Kohlefäden hat man nicht mehr her- 
gestellt. Die erwähnte erschütterungssichere 
Lampe wird unter der Bezeichnung 
Lamp“ verkauft. Bei ihr ist die innere Trag- 
stütze. mit dem Lampenfüßchen durch einen 
biegsamen Stahldraht verbunden und in ihrer 
Mitte eine dritte innere Reihe von Häkchen 
angeordnet, deren abkühlende Wirkung die 
Lichtausbeute um 7% verringert. Von den 


„Mill 


Wolframlampen entfielen 82,1% auf Nieder- 
spannungslampen (110 bis 125 V). 7,6% auf 
Hoehspannungslampen (220 bis 250 V), 1,3% 
auf Reihenlampen für Straßenbeleuchtung, 
3,8% auf Straßenbahnlampen, 4,9% auf Zug- 
(30 V) und Farmbeleuchtung (60 Yv), schließ- 
lich 1,2% auf verschiedene Arten. Der prozen- 
tuale Anteil an der Gesamtfabrikation von 
Nieder- und Hochspannungslampen mit Va- 
kuum war mit 29,4% am größten bei 40 W- 
Lampen und betrug bei 25 W 27,1%; bei 60 W- 
16,2% und bei 50°W 10,29%, Für "Tasgefüllte 
"Lampen stellte er sich bei 100 W auf 36 ‚I%, 
bei 75 W auf 32,1%, bei 200 W. ni 15 6%; mit 
1,3% nahmen 750- und 1000 W-Lampen an 
der Erzeugung teil. Im ersten Quartal 1919 
betrug der Listenpreis für Vakuumlampen von 
20 bis 40 W je 30 ets und erreichte bei 100 W 
70 cts; für gasgefüllte Lampen stieg er’ von 
0,70 $ bei.75 W auf 7,5 $ bei 1000 W. Die 
Durchsehnittswerte für die Lichtstärke in NK 
(um 11% größer als FX) und der Durchschnitts- 
wattver "brauch ergibt sich für die Jahre 1914 
8 1918 aus nachstehender Übersicht. 


Jahr: 1914 1915 1916 19177. 1948 

NK: 389-4932 ° .45,8- 48,7. 816 

"W 48,0 474.486: 507. 59,7 
Die Bemühungen eines Komitees des 
Glühlampen-Ausschusses, die Spannungen 
110, 115 und 120 V als Normalwerte 
festzulegen, waren erfolgreich, so daß auf 
diese Spannungen im "Berichtsjahre 1918 


von allen Niederspannungslampen 75% ent- 
fielen (65% 1.V. und 45% in 1913); dieser Pro- 
zentsatz verteilte sich zu 29,9auf 110 V zu 27,0 
auf 115 V und zu 17,7% auf 120 V. Eine neue 
gasgefüllte Niederspannungslampe, die unter 
der Bezeichnung ‚50 W White Mazda Lamp“ 
verkauft wird, hat einen Bee von 
1,28 ‚W /mittl. sphär. NK 


Die französische Thomson-Houston- Gesell- 
schaft. — Die ‚‚Cie. Francaise pour l’Exploita- 
tion des proc&edes Thomson-Houston“ hat eine 
Neuordnung und Umgestaltung ihrer Fabrika- 
tionswerkstätten vorgenommen. Hiernach be- 
stehen diese fortan aus folgenden Betrieben: 

1. Die Werkstätte Saint-Ouen für die 
Großfabrikation (Dieselmotoren, Turbo- 
dynamos, Lokomotivenmotoren). 
Die Werkstätte Lecourbe-Straße 
für das gleiebe Material, jedoch nur bis 
zu einer gewissen Leistung und im übri- 
gen die Hauptwerkstätte für den Trans- 
formatorenbau. 

Die Werkstätte Vaugirard- Straße 
für Maschinen. mittlerer Größe und 
Straßenbahnausrüstungen. 
Die Werkstätte Neuillya.d. Marne 
für den Kleinmaschinenbau (Gleich- und 
Wechselstrom). 
Die Gießerei und das Stahlwerk 
Jarvilleals Zulieferant für alleanderen 
Betriebe der Gesellschaft. 
Die Drahtzieherei Neuilly a. d. 
Marne als Zulieferantin für alle ande- 
ren Betriebe der Gesellschaft. \ 
Die ältere Werkstatt Suresnes als 
Vereinigung aller für den Bau größerer 
und mittlerer Apparate bisher Deren ie- 
bener Werkstätten. 
Die ältere Werkstatt Lesquin, nun- 
mehr für den Kleinapparatebau, ver- 
srößert durch den Ankauf der Firma 
Maison Gruyelle in Loos-lez-Lille. 
Die Werkstätte Colombes für die 
gesamte Isolationsfabrikation. 
Die Werkstätte Vouille&- Straße, 
fortan als Werkzeu ebau für alle anderen 
Betriebe. 
Über die bisherige Werkstätte für Tele- 
‚phonie, Favorites-Straße, für Lampen, 
“ Nenilly a. d. Marne und für Drähte und 
Kabel, Bolivar-Straße, wird die Ver- 
waltung andere, Or ganisationen erwägen. 

Um alle diese Werkstätten möglichst wirt- 

schaftliceh zu betreiben, wird man zwei Wege 


10. 


En N ss ee ESSSESSSSSSSSESESEEEEEEEGE 


veriolgen, einmal die Konstruktion und Fabri- : 


kation erstklassig zu gestalten, und zweitens 
in einem der Produktion angepaßten Maße neue 
Absatzwege aufzusuchen. Um letzterer Bedin- 
gung gerecht zu werden, hat man ein neues Ab- 
kommen mit der General Electric Company in 
Amerika getroffen, das nicht allein, wie die 
früheren, nunmehr 30-jährigen Verträge mit 
dieser Gesellschaft „die Maschinen des Systems 
T’homson-Houston‘“ umfaßt, sondern alle ande- 
ren elektrischen Industriezweige, die diese 
große amerikanische Fir Dr jetzt schon betreibt 
oder betreiben wird. 


Die Dauer dieser Verltäse geht bis zum 
31. Dezember 1982. Sie bedingen: 


Te T , n 
ö Für die Schrittleitung 


verantwortlich: 


v 


E. ©. Zehme in Berlin. — Verlag von JulfiusSpringer in Berlin, 


und französische Schutzgebiete. Sodann erhält 


dis freie Nıltzlboßung aller bestehend 

Patente nicht nur der General Electrie 

Company, sondern aller ihrer Filial S 
" oder Schwestergesellschaften ; : 


2. das Recht der freien Abtretung a 
künftigen Patente; .. a 
3. die ausschließlichen Bau-, Betriebs- und 


Verkaufsrechte in den zugestandenet 
. Gebieten. 


i Alle diese airkschHeßliehen Rechte find 
Anwendung auf die. ebemaligen Gebiete von 
Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland 


die französische Gesellschaft dieselben, wenn 
auch nicht ausschließlichen, Rechte für Rumä- 
nien, Serbien, Bulgarien und die Türkei. Um 
die finanzielle Lage der Gesellschaft mit der 
industriellen und kommerziellen in Einklang: 
zu bringen, ist beschlossen worden, das Kapital 
von 120 auf 200 Mill. Fr. zu erhöhen. e 


 Außenhandelskontrolle. Eine vera 
nung der Reichsregierung vom 20. XII. 1919 ° 
(„Reichsanz.‘‘ 1919, Nr. 295) ermächtigt den 
Reichswirtschaftsminister,. die Ausfuhr von 
Waren jeder Art über die Grenzen des Deut- d: 
schen Reiches mit der Wirkung zu verbieten, 
daß sie nur mit Bewilligung des Reichs- 
kommissars für Aus- und Einfuhrbe- 
willigung oder der sonst zuständigen Stellen 
erfolgen darf. Die Aus- und Einfuhrbewilligun- 
gen können von Bedingungen Abhängig ge- 
macht werden, und der Reichskommissar kann 
die ihm hinsichtlich ihrer zustehenden Befug- 
nisse auf Außenhandelsstellen oder andere 
Stellen übertragen. Die von ihm mit Befug- 7 
nissen ausgestatteten Zentralstellen söllen durch | 
Außenhandelsstellen ersetzt werden. Zur Be- 
streitung der durch die Außenhandelskontrolle 
dem Reich erwachsenden Kosten werden Ge- 
bühren nach näherer Bestimmung des Reichs- 
wirtschaftsministers erhoben. Außerdem kön- 
nen die Außenhandelsstellen noch besondere 
Gebühren für die Bearbeitung von die Waren 
ihres Zuständiskeitsgebietes betreffenden rt 5 
gelegenheiten festsetzen. Bei der Ausfuhrbe- 
willigung ist zugunsten der Reichskasse eine 
Abgabe zu erheben; die aus ihr fließenden 
Mittel sollen zur För derung sozialer Aufgaben 
Verwendung finden. ‘Wird einem Ausfuhrver 
‘bot oder den an die Ausfuhrbewilligung = 
knüpften Bedingungen zuwidergehandelt, go 
verfallen die Waren ohne Rücksicht auf Er 
Vorliegen einer strafbaren Handlung je oh 
Entgelt dem Reich, : i 


. Kleine geschäftliche Mitteilüngen © 


Metallpreise. Nach den Noten di 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer 
notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall 
börsenvorstandes in M/100 kg für 1919/1920: 


Metall | 2.1. | o.xır 


Elektrolyikupfer (wire- | a 
bars), prompt, cif Ham- 2 
2298 


burg, Bremen, Rotterdam 2411 


Raffina dekupfer 
99/99,3%/,,10okoGroß-Berlin 

Originalhütten - Weich- 
blei,-ab Hütte oder loko 
Groß-Berlin 

Originalhütten - Rohzink, 
Syndikatspreis ab Hütte 
oder Lager 

desgl Preis im freien Ver- 
kehr, ab Hütte oder 
Lager , 

Originalhütten - Alumi- 
nium 93/99%, in gekerb- 
ten Blöckchen, ab Hütte 
oder loko Groß-Berlin 

Zinn, . Banka-, Straits-, 
Billiton, loko Hamburg 
oder Groß- Berlin 

Hüttenzinn, mindestens 
99/0, 1oko Hamburg oder. 
Groß-Berlin  . 

Reinnickel 98/999, 1oko 


2250 -2300 2150-2200 
89U— 900, 87 
510 


860— 880, 85 


Hamburg oder Groß- 
Berlin. . ah 
Antimon- -Regulus, "loko 
Hamburg oder & oß- 
Berlins. 2. 5% 


Für die Woche vom 28. XII. bis 31. XII. 
betrug für Ba a und Kabel 


zuschlag 60 


Abschluß des u € Be 


vr 


45 


 Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für 


r Elektrotechnik) 


Organ Be Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. 3 Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Der unmittelbare Anschluß von Elektrostahl- 


öfen an öffentliche Elektrizitätswerke'.) 
Von E. Fr. Russ, Köln a. Rh. 


- Für die Wirtschaftlichkeit eines Elektro- 
stahlöfens ist die Stromfrage heute nicht mehr 
von Bedeutung. Größere Elektrizitätswerke 


haben sich so günstig entwickeln können, daß 


die, Stromabgabe es den Blektrostahlöfen er- 
möglicht, mit Gasfenerungsöfen in Wettbewerb 


‚zu treten. Der Strompreis ist dann zu beachten, 


sobald in einem Elektrostahlofen gewöhnlicher 


Stahl (Handelsware) hergestellt werden soll. 


Bei wertvollen Stahl dagegen spielt er keine 


Rolle, wie wir 
können: j 
Ein Elektrostahlofen benötige 600kW, um 


an folgendem Beispiel sehen 


 4t gewöhnlichen Stahlformguß in 5 h fertig zu 
machen. Die Stromkosten für 1 t Stahl sind 
bei 50 Pf/kWh 


6 600 . > 


4 
. Bei der Rd daß bester. Werkzeug- 


2 0,05-°= 87,50-M. 


stahl hergestellt werden soll und zum Fertig- 
- machen $Sh gebraucht werden, belaufen sich die 


D..h. also: bei gewöhn'icher "Handelsqualität { 


_  inmormalen Grenzen bewegen muß. 


Stromkosten für 1t Stahl bei 100 Pf/kWh trotz- 
dem nur auf: 


N „0,10 = 120 M. 


? 


4 


ist, um konkurrenzfähig zu sein, ein billiger 
Strompreis anzustreben, während bei Werk- 


zeugstahlqualitäten der Strompreis nicht be- 
‚sonders ins Gewicht fällt, weil für derartige 
Stahlsorten hohe Preise erzielt werden. 


Im Interesse eines jeden Stahlwerks dürfte 
es liegen, in einem Elektıostahlofen möglichst 
ausschließlich Qualitätssorten herzustellen. Aus 
diesem Grunde kann ein Elektrizitätswerk einen 
hohen Strompreis fordern, der sich selbstredend 
Ein Elek- 
trizitätswerk darf sich nicht von dem großen 
Energieverbrauch eines Elektrostahlofens be- 
einflussen lassen. Nach den Erfahrungen gelten 
bei. derartigen Stromverbrauchern andere Vor- 
aussetzungen, als man bei gleichmäßig belaste- 
ten Stromverbrauchern gewöhnt ist. Durch 


_ einen.höheren Strompreis wird das Interesse der 


Blektrizitätswerke bedeutend zunehmen, ander- 


seits werden sie sich mit den einem Elektro- 


stahlofen anhaftenden Übeln abfinden bzw. 
Mittel finden, wie sich diese abstellen lassen. 

- Durch die stürmische Entwicklung der 
Großkraftwerke ist in den industriellen Ver- 
brauchern eine neue Kategorie von Abnehmern 
aufgetreten, die von anderen Gesichtspunkten 
behandelt werden müssen, als man bei gewöhn- 
lichen 'Stromverbrauchern gewohnt war. Der 
Industrielle soll seinerseits nicht verkennen, 
daß ihm dadurch, daß er sich von der Selbster- 
zeugung der Kraft frei zu machen sucht, große 


‚Vorteile geboten werden. Ist es doch für ihn be-- 
 achtenswert, daß es nicht nur eine Ersparnis an 


Kapital, sondern auch an geistiger Arbeit be- 


4 


deutet, wenn er sich um die Krafterzeugung 
selbst nicht zu kümmern braucht. Dazu kom- 
men noch die vielen Unbequemlichkeiten, die 
mit dem Betrieb von Dampfturbinen, Dampf- 


j en; ‚Kesseln, Transporteinrichtungen, 


1) Siehe auch Russ: Die Elektrostahlöfen, Verlag von 


5 = ulius Springer, Berlin 1918. 


Berlin, 15. Januar 1920. 


den Einkauf des B:enn- und Schmie: materials 
usw. verbunden sind!). 

Unter Beachtung dieser verschiedenen 
Punkte, diean dieser Stelle nur kurz angedeutet 
werden können, sollten beide Teile von vorn- 
hereininfreundsehaftlicher Weise bestrebt sein, 
Maßnahmen, die der anderen Paitei zum Nach- 
teil gereichen, zu vermeiden. Nicht der Vorteile 
wegen, diesich dem Stahlwerker bieten, kann 
ein Elektrizitätswerk einen höheren Strompreis 


fordern, sondern weil der Elektrostahl-, insbe- 
sondere der Lichtbogenofenbetrieb, außerge- 


wöhn!iche Anforderungen stellt. Zwecks Fest- 
stellung‘ der anzuwendenden Tarifrefoım wird 
es sich "empfehlen, daß der Stromverbraucher 
eingehende KRentabilitätsberechnungen auf- 
stellt, aus der Vergleiche zwischen Selbsterzeu- 
gung und fremdem Strombezug eindeutig er- 
sichtlich sind. Ein Stahlwerk wird vor Kauf 
eines Elektrostahlofens zu prüfen haben, ob die- 
ser Betrieb wirtschaftliche Vorteile gegenüber 
anderen Schmelzverfahren bietet. Ebenso wird 
der Stromverbraucher selten geneigt sein, mehr 
zu zahlen, als ihm die Selbsterzeugung kosten 
würde. 

Die vorliegende Arbeit soll jedoch nich 
dazu dienen, zu prüfen, welche Strompreise zu- 
grunde zu legen sind. Es muß jeder Fall einzeln 
behandelt werden. Die Bestimmung des Strom- 
preises ist naturgemäß wesentlich von örtlichen 
Verhältnissen abhängig. 

Handelt es sich dagegen um Elektrostahl- 
öfen, diein Hüttenbetrieben Aufstellung finden 
sollen, so liegen die Verhältnisse andeıs. Die 
Stromkosten sind dann billig und können mit 
den Strompreisen öffentlicher Elektrizitäts- 
werke mit Turbinen- oder Dampfmaschinenbe- 
trieb nicht verglichen werden. Dasselbe gilt von 
Elektrizitätswerken, die sich ausschließlich der 
Wasserkraft bedienen. 

Wichtig ist, daß Elektrostahlöfen mur an 
solche Kraftwerke angeschlossen werden, die 
nicht nur über große Leistungen, sondern auch 
über hinreichende Reserven verfügen. Letztere 
sind notwendig, damit Betriebsstillstände ver- 
mieden werden. Die Unterbrechung eines 
Schmelzvorganges hat nicht nur zur Folge, daß 
das Bad allmählich erstarrt, sondern daß auch | 
bei Einfrieren des Schmelzgutes eine neue Zu- 
stellung des Ofens erforderlich ist. Durch diese 
wird der Ofen längere Zeit außer Betrieb gesetzt, 
so daß dem Stahlwerk bedeutende Verluste ent- 
stehen können. 

Der Anschlußwert eines Lichtbogenofens 
muß ausrerchend hoch angenommen werden. Je 


‘nach dem Ofensystem empfiehlt es sich, diesen 


auf das 2-bis 3-fache der Normalleistung vorzu- 
sehen. Nur wenn man eine genügende Sicherheit 
einrechnet, wird man vor unliebsamen Enttäu- 
schungen bewahrt bleiben. 

. Es gibt nun eine Anzahl Elektrizitäts- 
werke?), die trotzdem den Anschluß von Elek- 
trostahlöfen nicht zulassen. Sie führen hierfür 
verschiedene Gründe an, die z. T. nicht unbe- 
rechtigt sind. Der erste Grund ist, daß Elektro- 
öfen als anormale Stromverbraucher betrachtet 
werden müssen, die durch auftretende heftige 


| Stromstöße das Leitungsnetz unangenehm be- 


1) Sieheauch: Klingenberg, Bau großer Elektri- 
zitätswerke, Verlag von Julius Springer, Berlin. 

2\ Die Elektrizitätswerke, von denen hier die Rede 
sein soll, sind Großkraftwerke oder Überlandzentralen. Dem- 
n&ch ist auch die Stromart für die folgenden Ausführungen 
gegeben; es kommt also, für die vorliegenden Betrachtun- 
gen aueschl. Drehstrom in Betracht: “ 


Heft 3. 


einllussen können. Es handelt sieh in diesem 
Falleum Liehtbogsenöfen, - Ferner können Elek- 
troöfen zur Verschlechterung des Leistungsfak- 
tors beitragen. Alsdann handelt es sich um In- 
duktionsöfen, die sich wohl durch ein ruhiges 
Arbeiten auszeichnen, die aber eine große Pha- 
senverschiebung des Leitungsnetzes. her vor- 
rufen. Der cos kann bei Induktionsöfen 0,15 
bis 0,3 betragen. Die angegebenen Werte sollen 
keinen Anspruch auf unbedingte Richtigkeit 
haben, sondern nur anzeigen, mit welchem Lei- 
stungsfaktor man bei Todulktionsöfen rechnen 
TE 

Die. Induktionsöfen schließen daher den 
direkten Anschluß an Leitunssnetze öffent- 
licher Elektrizitätswerke aus. Nur durch Er- 
richtung eigens hierfür geschaffener. Umformer- 
sätze ist es möglıch, Induktionsöfen nur indi- 
rekt an Elektrizitätswerke anzuschließen. 

Die Vor- und Nachteile der eben erwähnten 
beiden Ofenarten sollen hier nicht weiter klar- 
gelegt werden, auch ist es nicht Aufgabe des 
Aufsatzes, die Wirtschaftlichkeit der beiden 
Öfengruppen zu prüfen. Es muß dagegen ge- 
sagt werden, daß die Induktionsöfen für die fol- 


‚genden Ausführungen nicht in Betracht kom- 


men können, und daß es sich um eine Vorein- 


gsenommenheit dieser Ofengattung nicht han- 
deln kann. 
Der. Betrieb von Elektıostahlöfen kann 


Elektrizitätswerken große Vorteile bieten. Diese 
bestehen beispielsweise darın, daß Elektrostahl- 
öfen dauernd, also Tag und Nacht im Betriebe 
bleiben. Ferner können diese Öfen des Nachts 
oder zu anderen gewünschten Zeiten mit einem 
wesentlich höheren Stromverbrauch. arbeiten. 
Während der Spitzenbelastungen können sie 
mit verminderter Leistung arbeiten usw. 
Lichtbogenölen mit festem Einsatz rufen 
heftigere Stromstöße hervor als solche, die mit 
flüssıgeın Material beschickt werden. Durch 
Abkorimen zwischen Stromerzeuger und -ver- 
braucher ist es möglich, ein für beide Teile be- 
friedigendes Arbeiten zu erzielen. 
Hervorzuheben.ist noch, daß ım Laufe des 
Krieges die Großkraftwerke an Umfang bedeu- 
tend zugenommen haben. Es ist daher anzu- 
nehmen, daß nach dem Kriege ein Stromrück- 
can eintreten wird, der die Wirtschaftlichkeit 
der Elektrizitätswerke nachteilig beeinflussen 
kann. Die Stahlerzeugung dürfte nach dem 
Kriege jedoch, was insbesondere den Qualitäts- 
stahl anbetrifft, unbedingt zunehmen. Infolge- 
dessen sollten die Elektrizitätswerke die Ein- 


' führung der Elektrostahlöfen unbedingt unter- 


stützen. 

Als vor etwa 10 Jahren die Frage an die 
Elektrizitätswerke herantrat, Elektrostahlöfen, 
die in Deutschland bis dahin nur bis zu den 
Größen von 1 und 2 t gebaut und durch Dreh- 
strom-Einphasenwechselstiom-Umformer  ge- 
speist wurden, direkt an vorhandene Dreh- 
stromnetze anzuschließen, hatte man wegen des 
beim Eintritt eines Kurzschlusses auftretenden 
Kurzschlußstromes, Bedenken, da noch keine 
Erfahrungen vorlagen, wiegroß der Kurzschluß- 
strom in diesem Falle werden würde. . Die bis 
dahin verwendeten Generatoren waren für 
großen Spannungsabfall und geringen Kurz- 
schlußstrom gebaut, so daß die Stromstärke 
mur bis zur 1,5-fachen ansteigen konnte. 

Der einzige Weg, die Stromstöße bei einem 
direkten Anschluß an ein Drehstromnetz abzu- 
schwächen, bildet die Abdrosselung der Span- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 3. 


15. Januar 1920, 


46 
n._.uc, Diese läßt sich erreichen entweder da- 
durch, daß man dem  Ofentransformator eine | Ofen hinein. 


große Streuung gibt, oder dadurch, daß man die 
Abd:iosselung in dieSchienen verlegt, und end- 
lich dadurch, daß dem Transformator Drossel- 
spulen vorgeschaltet werden, während der 
Transformator normal gebaut wird. 

Die billigste und einfachste Lösung ist ent- 
schieden der zweite Vorschlag, da man hier- 
durch annähernd dasselbe erreichen kann, als 
wenn man den Transformator speziell mit gro- 
Ber‘ Streuung vorsieht. Es brauchen nur die 
/uführungsschienen zu den Lichtbogenelek- 
troden ungünstig, d. h. in weiten Abständen 
voneinander verlegt werden. Eine noch bessere 
Wi kung erzielt man daduch, daß man die 

. Schienen mit Draht oder Eisenbändern um- 
wickelt. Es empfiehlt sich, beispielsweise bei 
einem Ofen von 3 t Inhalt (der mit einer Nor- 
malstromstärke von etwa 3000 A betrieben 
wird), die Schienen auf einer Länge von 1 bis 
3 m mit Eisenbändern von 2? mm Stärke und 
20 mm Breite zu umwickeln. Diese Bewicklung 
füihıt einen induktiven Spannungsabfall herbei, 
der allenfalls ausreichend groß ist, daß 
auftretende Stromstöße sıch auf das Leitungs- 
netz nicht weiter ausdehnen. Der Nachteil der 
Bewieklung ist jedoch der, daß die Drosselung 
stets in dem Stromkreis vorhanden ist, auch 
dann, wenn-die Lichtbögen bei vorgeschritte- 
nem Schmelzprozeß ruhig brennen. 

Der erste Vorschlag, wonach der Ofentrans- 
formator mit großer Streuung gebaut werden 
soll, bedingt einen verhältnismäßig großen und 
teuren Transformator und hat nur dieselbe 
Wirkung, wie der zweite Vorschlag. Da jedoch 
schon mit Rücksicht anf die besonderen Anfor- 
derungen Spezial-Ofentransformatoren zur An- 
wendung kommen, ist es vorteilhaft, diese mit 
größerer Streuung zu bauen. 

Bei Einführung der Drehstromöfen wurde 
der dritte Vorschlag, also die Vorschaltung von 
Drosselspulen, bevorzugt. Die Kosten eines nor- 
malen Ofentransformators nebst Drosselspule 
sind nicht viel höher als die Kosten eines Spe- 
zaltransformators mit besonders großer Streu- 
ung. Dafür hat man jedoch bei gesondert an- 
geordneten Drosselspulen den Vorteil, diese 
je nach Bedarf zu- und abschalten zu können. 
Man vermag also zu Anfang des Schmelzvor- 
ganges die Drosselspulen vorzuschalten und so 
lange eingeschaltet zu lassen, als sie ge- 
braucht werden, Unterteilt man die Drossel- 
spulen und führt die Anzapfungen zu Umschalt- 
organen, So vermag man je nach Wunsch eine 
geringere oder eine größere Abdrosselung zu er- 
reichen, 

Der Nachteil der Drosselspule ist und 
bleibt die Verschlechterung des .Leistungsfak- 
tors. Im allgemeinen sindaber die Elektrizitäts- 
werke mit kurzzeitig verschlechtertem Lei- 
stungsfaktor einverstanden. 

Es hat sich jedoch bei einer großen Anzahl 
im Betrieb befindlicher Elektrostahlöfen gezeigt, 
daß die Elektrizitätswerke auch ohne Drossel- 
spulen auskommen können. Legt man das 
ganze System, d.h. Transformator, Schienen, 
Ofen einigermaßen vorteilhaft an, so erreicht 
man eine ausreichende Drosselung, deren cos p 
einen Wert von 0,8 und weniger annımmt. Be- 
reits bei einem.cos g von 0,85 beträgt der Kurz- 
s@hlußstrom nur noch ungefähr das Doppelte 
vom Normalstrom. Bei einem cos von 0,8 
wird das Verhältnis noch günstiger, und beträgt 
alsdann der Kurzschlußstrom ungefähr noch 
das 1,8-fache vom Normalstrom. Diese Strom- 
stöße lassen viele Elektiizitätswerke normaler- 
weise zu, da der Leistungsfaktor noch veıhält- 
nismäßig günstig ist.‘ 

Soll der Stromstoß weiter herabgedrosselt 
werden, so ist, dieses weiterhin nur auf Kosten 
des cos möglich. So beträgt z. B. bei einem 
maximalen Stromstoß vom 1,5-fachen des Nor- 
malstromes der cos p schätzungsweise nur noch 
0,7. Würde man mit der Abdrosselung immer 
weiter heruntergehen, so bekäme man schließ- 


lieh die erfor de:liche Einer, gie nicht wmehr 1 ın den 


Das Verhältnis der bei einem Kurzer. 
maximal auftretenden Stromstärke zur Nor- 
malstromstärke, abhängig von dem cos g, er- 
sieht man aus dem folgenden Diagramm der 
Abb. 1. Bei einem eos von 0,8 und dem Ohm- 
schen Widerstand w, entsprechend einem in- 
duktiven Widerstand i,'ergibt sich der resultie- 
rende Widerstand r, d.h. bei dem Widerstand r 
ergibt sich der normale Strom, Tritt ein Kurz- 
schluß ein, d. h. verschwindet der Ohmsche. 
Widerstand w, so bleibt der induktive Wider- 
stand bestehen. Der Strom kann also nur an- 
wachsen im Verhältnis des resultierenden Wi- 
derstandes + zu dem induktiven Widerstand i, 
d.h. bei einem cos $ von 0,8 ungefähr, wie aus 
dem Diagramm zu entnehmen ist, auf das 
1.S-fache., 


f 


EUER 


Abb. 2. 


Magnetisierungs- 
zyklus, 


Abb. 1. Stromdiagramm. 


Mit Rücksicht auf die geiingeren Anlage- 
kosten baut man die Drosselspulen möglichst 
in die Hochvoltseite ein. 

Eine weitere Verbesserung des Ofenbetiie- 
bes erreicht man durch Stabilisierung des Wech- 
selstrom-Lichtbogens!). 3 

Der Magnetisierungszyklus bei einer Spule 
mit Eisen ist in Abb. 2 dargestellt. Die Strom- 
stärke .J ist auf der Abszissenachse aufgetragen 
und der magnetische Kraftiluß ® des eisernen 
Kernes auf der O:dinate. In jedem Augenblick 
wird die von der Selbstinduktion herrührende 
elektromotorische Kraft, welche die Hauptur- 

sache der Stabilität des Flammenbogens ist, der 
Geschwindigkeit, mit der sich der Kraftfluß 
ändert, proportional sein. „Nun ist augenschein- 
lich diese Geschwindigkeit «durchschnittlich am 
ge ingsten (besonders wenn das Eisen eine 
merkbareKoerzitivkraft besitzt) gerade während 
der Zeit, wo sich die Stromstärke bıs null ver- 
mindert, d.h. während der für die Stabilität des 
Flammenbogens ungünstigsten Zeit (also auf 
den Kurven 4-0 und A,-0ı). 

Wird im Gegenteil eine Selbstinduktiens- 
spule ohne Eisen verwendet, dann wird inner- 
halb der für die Stromstärke oben angegebenen 
Grenzen die Kraftflußänderung durch die punk- 
tierte gerade Linie A-0,—A, dargestellt, wo 
raus hervorgeht, daß während der ganzen Peri- 
ode, welehe der Verminderung der Stromstärke 
entspiicht (d. h. während der der Stabilität des 
Flammenbogens nachteiligen Periode), die Ge- 
schwindigkeit, mit der sich der Kraitfluß än- 
dert, und folglich auch die elektromotorische 
Kraft der  Selbstinduktion durehschnittlich 
erößer ist als im vorhergehenden Falle. Die 
Stabilität des Flammenbogens wird also durch 
die Verwendung einer Spule ohne Eisen ver- 
sröbert. 

Die Aktiebolaget Blektriska Ugnar 
in Stockholm?) hat sich eine Drosselspule zur 
Vorsehaltung von Lichtbogenöfen patentieren 
lassen, die ebenfalls zur Verbesserung dienen 
soll, Elektrostahlöfen direkt an Leitungsnetze 
anzuschließen. Etwaige Belastungsschwankun- 
sen sollen durch Ohmsche oder induktive Wi- 
derstände, die mit dem Ofenin Reihe geschaltet | 
werden, abgedrosselt werden. Die Drosselspulen 
(siehe Abb. 3) bestehen aus einem Eisenkern 2 
mit drei Schenkeln a, b, eund den Wicklungen], 
1a. Der mittlere Schenkel hat keine Wicklung, 
während der eine Außenschenkel a mit doppelt 


1) D,R.P: Nr.:262874: ° ° 
2) DR.P. Nr. 293761. 


Gr dadurch beständigen Änderung der Licht: 


' durch, deß ı man statt drei Elektroden noch eine : 
vierte Elektrode durch den Deckel des Ofens 


so Sr Windungen gewickelt rd wie d 
andere (ec). Das Verhältnis zwischen der 'Anza 
der Windüungen auf a und c’kann. selbstye 
ständlich nach Belieben : geändert werden-; 'Da- 


alu 7 Fe 


‚Abb. 3. Schaltung einer Vorschaltdrosselspule ke. 
nach einem Patent der Aktienbolaget Blektriska Ugnar. 


das durch die eine oder andere Wicklung er- A 
zeugte magnetische Feld durch den mittleren R 
Eissnkein Nießen kann, so kann die andere 
 Wiekling ohne Übelstände kurzgeschlossen 
werden. 5 
Eine weitere Darstellung, die a we ER. 
tragen soll, große Stromstöße in Lichtbogen-. 
öfen, die an Drehstrom angeschlossen sind, zu 
vermei den, RN Abb. 4, Is na sich um 


Abb. 4. ee, eines — mit in den. Fa 
Nullpunkt verlegter vierter Diele fi 


-eine Olenaıt, die mit 4 Elektro 1 ausgebilde 
ist!). Befindet sich ein Drehstrom- Lichtbogen 
‘ofen in Betrieb, so sind die drei Phasen, wege 
der Verschiedenheit bzw. des beständige 
Schwankens der Liehtbogenwiderstände, ferne 
wegen der unregelmäßigen Badoberfläche und 


bogenlänge, von. den Rlektroden fast niemal 
gleichmäßig belastet. Man vermeidet diese ( 


in den Herd einführt. Die drei ersten Elektr 
den stehen mit den drei Phasen eines Dreh- 
stromnetzesin Verbindung. Die Verkettung der 
drei Phasen erfolgt in Sternschaltung. Mit de 
von dem Nullpunkt ‚der Sternschaltung aus 
gehenden Nulleiter, der bekanntlich bei gleich 
mäßiger Belastung der drei Phasen keinen 
- Strom fühnt, ist die vierte Elektro de verbunde 
Der Abstand der Elektroden von der Badober- 
fläche wird entsprechend der Phasenspannung 
und der verketteten Spannung geregelt. Wird 
also der Lichtbogenwiderstand einer. der dre 
Phasen vermindert, so tritt eine Ungleichf 
migkeit i in En Nulleiterelekktode ein bar. es 


Elektrode ale: Tichtbögenlekiro de aus bt - 
und durch den Deckel zu führen, den Nullpunkt 
durch eine Metallelektrode o. dee in das Ba 
direkt zu verlegen. 
Alsdann bedient sich Girod einer a 
tung für Drehstrom, die den oben erwäh 
Ausführungen entspricht. Die drei Blektroden 
sind nach Abb, 5. mit den drei in A gescha 
teten Phasen verbunden?). Mit dieser Schal 
tung sollen jedoch nicht nur auftretende Stro 
stöße unterdrückt werden, sondern Girod wi 
R DR. PB. Nr 273%0. 
D.R.P. Nr. 277968, siehe auch Russ, Die Kick 
stahlöfen, BE von Julius DDIpiBEr: Berlin. . 


4 ; - j Fre. Pr 


Bu 


it Sreiohen; daß Kllr Strom nutzbringend 


"Widerstandsheizung zu dienen. Die Wir- 
ng ist in der zuletzt gedachten Weise nicht 
rreicht worden, während der Olenbetrieb ruhj- 


j Er arbeitet, was auch von wärmetechnischer 
ang für den Girodofen ist. 


Abb. 5 Sonderschaltung eines Drekehron Giscdofenes 


Aus den bisherigen ehreneon folgt, 
daß es eine Reihe Möglichkeiten gibt, den Ofen- 
betrieb zu verbössern. Wir wenden uns nun 
_ noch den selbsttätig arbeitenden Elek- 
 troden- Reguliervorrichtungen zu, die auf 
_ den Gang eines Lichtbogenofens großen Ein- 
Auß haben, 
- Dureh den natürlichen Abbrand der Elek- 
 troden, ferner durch das Einschmelzen des 
 Schrottes und schließlich infolge der Bewegung 
des flüssigen Bades unterliegen die Liehtbögen 
ständigen Änderungen. Diese sind es, die die 
lästig empfundenen Stromstöße hervorrufen. 
Demnach ist es naheliegend, auch schon zu- 
en einer geregelten Wärmezufuhr, einen 
gleichmäßigen, störungsfreien Betrieb zu er- 
- reichen. Aus diesem Grunde strebt man seit ge- 
Einer Zeit an, die Elektroden selbsttätigin der 
Weise zu steuern, daß — trotz des hiervon beein- 
Tlußten Schmelzvorgang es — die Liehtbögen 
‚dauernd gleiche Länge behalten. 
Die selbsttätige Steuerung muß schnell und 
kivailässig arbeiten und sich dem Einschmelz- 
.prozeß anpassen. Oberingenieur Kunze sagt 


„Das Eintegeln auf gleichmäßige Energieent- 
_ nahme erfolgt heute in allen neuzeitlichen, gut 
geleiteten Anlagen selbsttätig. Die Erklärung 
"für die Anwendung der immerhin teuren, selbst- 
BE rngen Eimichtung liegt in der Verringerung 
_ derlaufenden Betriebsausgaben. Dieser Vorteil 
tritt in doppelter Weise in Erscheinung, u. zw. 
inktelben durch die Ersparnis an Bedienung, 
mittelbar durch Erzeugniserhöhung an elektri- 
 schem Energieverbrauch, Zustellungsmaterial 
“und Instandhaltungskosten. Die Erfahrung hat 
in den verschiedensten Fällen erwiesen, daß die 
Aufmerksamkeit der. die Elektrodenwinden 
ständig von Hand bedienenden, naturgemäß 
icht hoch zu bewertenden Arbeiter, namentlich 
während der nächtlichen Beschiekung, eine 
‚recht zweifelhafte ist. Jedenfalls steht fest, daß 
- die maschinenmäßige Zuverlässigkeit einer gu- 
‘ten, selbsttätigen Regelung auch der besten 
ect Bedienung überlegen ist.‘ 

Die selbsttätigen Elektroden- Regu- 
 liervorriehtung en sollen inhohem Maße da- 
- zu beitragen, im Entstehen begriffene, größere 

“ ‚Stromstöße zu vermeiden oder so abzudämpfen, 
daß sie auf das Leitungsnetz nicht wesentlich 
_ einwirken. Ferner dienen sie dazu, die Belastung 
‚selbsttätig konstant zu halten und bei Unregel- 
mäßigkeiten die Normalstromstärke wieder her- 
zustellen. Die selbsttätige Regulierung erfolgt 
vorteilhaft elektrisch, in Verbindung mit einer 
mechanischen Einrichtung. Letztere stützt sich 


tigt ist, welcher durch eine Spindel auf- und 
färts bewegt wird, Die Bewegung der Spin- 
el erfolgt durch Zahnradübertragung auf einen 
‚ektromotor. Bei Versagen desselben wird 


rer, 


ure teh ee ein 3 einfaches Handrad einge- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


lurch das Bad hindurch geleitet wird, um auch 


in „Stahl und Eisen“ 1918, Nr. 7, treffend: 


arauf, daß jede Elektrode an einem Arm be-- 


schaltet. Durch sein Drehen in der einen 
oder anderen Richtung wird die Elektrode auf- 
undabwärts bewegt, so daß der Lichtbogen ver- 
längert oder verkürzt werden kann. 

Die elektrische Regulierung erfolgt in der 
Weise, daß die Elektrodenspindel anstatt durch 
ein Handrad mittels eines Elektromotors be- 
wegt wird. Wesentlich ist nın hierbei, daß der 
Elektrodenmotör durch den Strom, der die 
Lichtbogenleitung durchfließt, erregt wird, 
u. zw. derartig, daß bei Anwachsen des Licht- 
bogenstromes . über seine Normalgrenze der 
Motor eine derartige Drehrichtung annimmt, 
daß die Elektrode aufwärts bewegt wird, um 
den Liehtbogen zu verlängern. Wird die 
Lichtbogenstromstärke zu schwach, so nimmt 
der Elektrodehmotor die entgegengesetzte 


"Drehrichtung an; .der Lichtbogen wird ver- 


kürzt und die ‘Stromstärke kann anwachsen. 
- Im Interesse eines sicheren und ruhigen 
Ofenbetiiebes sollten die Elektıizitätsweı ke zu- 
verlässig arbeitende, selbsttätige Elektroden- 
Reguliervorıichtungen vorschreiben. Die deut- 
schen Ofenbaufiımen verfügen heute über zu- 
verlässige Reguliervorıichtungen. So stellt bei- 
spielsweise die Allgemeine Blektıicitäts- Gesell- 
schaft eine solche.her, die sich gut bewähıt hat. 
Oberingenieur W. Kunze beschreibt eine Elek- 
tıoden-Reguliervorrichtung, die von den Beig- 
mann-Elektrizitätsweiken heigestellt wir di). 
Nachdem auf die verschiedenen Veı besse- 
rungsmöglichkeiten hingewiesen worden ist, die 
zu einem ruhigen Betieb von Lichtbogenöfen 
beitragen können, seien nunmehr noch die wich- 
tigsten Olensysteme aus dem Grunde vorge- 


führt, weil dieselben in ihrer Betiiebs weise in 


etwa voneinander abweichen. Die folgenden 
Ausführungen sollen nicht etwa dazu dienen. 
die Elektıizitätsweike zu bestimmen, das eine 
vder andere Ofensystem vorzusch’eiben, sie 


sollen: jedoch darauf einwirken, daß unge- 


wöhn'ich unruhig arbeitende Ö!en entweder aus- 
geschlossen oder mit solchen Vorrichtungen ver- 
sehen werden, die ein einwandfreies Arbeiten 
solcher Öfen gewährleisten. Bei den verschie- 
denen Ofenarten, deren Patente und Herstel- 
lungin den Händen verschiedener Ausführungs- 
fi:menliegen, ist es schwieiig zu sagen, ohne dem 
einen oder anderen ÖO’enbauer nahetreten zu 
wollen, daß dieser oder- jener Lichtbogenofen 
am ruhigsten arbeite und für das Netz eines 
öffentlichen Elektrizitätswerkes am geeignet- 
sten sei. Anderseits ist es für solche Öfen, die 
sehr ruhig arbeiten, betrübend, mit unruhig ar- 
beitenden Öfen auf eine Stufe gestellt zu wer- 
den. Leider fehlt es an einer bezüglichen geeig- 
neten Zusammenstellung über die verschiede- 
nen Ofenarten anf Grund abgeschlossener, un- 
parteiischer und technisch einwandfreier Ur-, 
teile. Auch. empfiehlt es sich, den Elek- 
trostahlöfen in den Verbandsnormalien eine be- 
sondere Stellung zu geben und sie durch Sonder- 
bestimmungen zu klassifizieren. 

Für eine objektive Behandlung seien die 
Öfen in folgende drei'Gruppen zusammengefaßt 
und kurz beschrieben: 


1. die Strahlungsöfen, 
2. die Lichtbogen-Widerstandsöfen, 
3. die Lichtbogen- und Widerstandsöfen. 

Erklärend sei hier eingefügt, daß, die unter 
2. fallenden Lichtbogenöfen ohne Zusatzhei- 
zung, die unter 3. mit einer solehen versehen 
sind. 

1. Die Strahlungsöfen. Die Strah- 
lungs- oder indirekten Lichtbogenöfen haben 
ihre Bezeichnung ‚daher, daß die über‘ dem 
Schmelzgut gebildeten Liehtbögen ihre Wärme 
indirekt an das Material abgeben, worauf 
dann dies zum Schmelzen gebracht wird. 
Ein Berühren der Elektrodenenden mit dem 
metallischen Einsatz findet nicht statt.- Durch 
das Zusammenstoßen der Elektrodenspitzen 
und einem allmählichen Auseinanderziehen der 
Elektroden wird der Lichtbogen gebildet. 


1) Siehe „Stahl u, Eisen“ 1918, Nr.7, 8, 10 u. 11. 


1920. Het 3. 


47 


mb nn ne - sn 
m en u — een 


Dadurch, daß die Elektroden das Bad nicht 
berühren, ist es nicht denkbar, daß große 
Stromstöße auftreten können, wenn der Ofen 
richtig behandelt wird!). Der einmal gebildete 
Lichtbogen bleibt nahezu konstant; mur mit 
Rücksicht auf den Elektrodenabbrand ist ein 
Nachschieben der Elektroden erforderlich. 

2. Die Lichtbogen-Widerstandsöfen. 
Diese Ofengruppe hat ihre Bezeichnung daher, 
daß die Lichtbögen nicht über dem Bade gebil- 
det werden, sondern durch die Badoberfläche 
selbst und mit ihr in Berührung kommen. Man 
läßt beispielsweise die Elektroden senkrecht 
durch die Olendecke geführt, in die auf dem 
Bad schwimmende Schlackenschicht eintau- 
chen. Die Wärme erfolgt durch zwei oder mehr 
Elektroden?), und da Stahl ein guter Leiter ist, 
wird beim Eintauchen der Elektroden in das 
Bad der Stromkreis geschlossen. Beim Heben 
der Elektroden werden die Lichtbögen gezogen, 
so daß das Material zum Schmelzen gebracht 
wird. Der Stiom fließt hierbei durch die eine 
Elektrode über den Lichtbogen zum Bad, durch 
das Bad hindurch bis zu dem anderen Licht- 
bogen, von da über diesen hinweg zur ande- 
ren Elektıode. Dadurch, daß die Elektroden 
mit dem Badin Berührung kommen, erklärt es 
sich, daß während des Schmelzprozesses durch 
die Verschiedenheit der Badobeifläche verschie- 
dene Lichtbogenlängen auftreten müssen, die 
zu Un’uhe Veran!assung geben, und die sich 
allenfalls auf das Leitungsnetz übertragen 
können. Zumal bei festem Einsatz treten diese 
Erscheinungen besonders auf, da das Material 
nach und nach zusammensintert, wodurch sich 
die Lichtbogenlänge ständig verändern muß. 
Auch beim Fertigmachen (Raffination) tritt 
ein Aufwallen des Bades ein, wodurch eben- 
falls Schwankungen bzw. Stiomstöße hervor- 
gerufen werden. 

Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß der 
Gang eines Liehtbogenofens noch von der Licht- 
bogenspannung abhängig ist. Wählt man 
diese zu Anfang des Schmelzp: ozesses nied ig, 
angenommen 80 V, so ist der Bet!ieb ein ver- 
hältniemäßig ruhiger, während, wenn man von 
vornherein mit einer Liehtbogenspannung von 
100 oder 150 V arbeiten würde, die Stromstöße 
vie] heftiger sein würden. Es empfiehlt sich da- 
her, mit dem Foıtschreiten des Schmelzpro- 
zesses die Spannung allmählich höher einzu- 
stellen, wodurch ein ruhiger O!enbetrieb herbei- 
geführt werden kann. 

Im Gegensatz zu den eben erwähnten Aus- 
führungen wird auch bei Lichtbogenöfen der 
umgekehrte Fall angewendet, indem man zu 
Anfang des Schmelzvorganges mit einer hohen 
Spannung arbeitet. Man bezweckt damit, die 
niedere Leitfähigkeit der Ofenzustellung, in- 
folge der kühlenden Wnkung des kalten Ein- 
satzes, auszunutzen. So beträgt die Anfangs- 
spannung z. B. ungefähr 120 V. Die Anwen- 
dung dieser höheren Spannung soll den Betiieb 
dadureh e’leichtern, daß durch den kalt einge- 
brachten Einsatz die Lichtbögen regelmäßig 
brennen. Dadurch wird der Schmelzprozeß be- 
schleunigt und der thermische Wirkungsgrad . 
des Ofens erhöht. Sobald die Temperatur im 
Ofen zunimmt, vermindert man die Spannung 
auf etwa 100 V. Eine weitere Verminderung der 
Spannung auf 80 V ist in der Regel vorgesehen, 
um den Einsatz mit einem Minimum an Energie 
zu Ende zu führen, 

8. Die Lichtbogen- und Wider- 
standsöfen. Lichtbogen- und Widerstands- 
öfen sind solche, die noch mit einer Hilfs- oder 
Zusatzheizung ausgerüstet sind, die mehr oder 


2) Um keine unrichtige Meinung über den Strahlungs- 
ofen aufkommen zu lassen, wonach es dieser Ofen ist, der 
am rubigsten arbeitet und sich für den direkten Anschluß 
an öffentliche Elektrizitätswerke eignet, muß darauf hinge- 
wiesen werden, daß sicn diesem Öfen hütıentechnische 
Schwierigkeiten enıgegenstellen, d'e darin bestehen, daß 
dureh die Lichtbögen hohe Temperaturen ent-tehen, 
welche sich richt allein auf das Bad, sondern auf das 
Gewölbe ausdehnen. wodurch die Zustellung stark bean- 
sprucht wird, und häufiger erneuert werden mu 

2) Bei "Drehstrom kommen 3 Elektroden in Be- 
tracht. Drehstromöfen mit einem ee pe von 
10 t und höher werden auch, zur Vermeidung zu großer 
Elektrodenquerschnitte, mit 6 Elektroden ausgebildet, 


48 


weniger dazu dienen sollen, den Ofenbetrieb 
stoßfrei zu gestalten. Die Zusatzheizung soll in 
ihrem Wesen nur dazu beitragen, daß ein ruhi- 
ger Ofenbetrieb herbeigeführt und infolgedessen 
der thermische Nutzeffekt gesteigeit wird. Es 
muß somit gesagt werden, daß die Hilfsheizung 
in Wikiehkeit nicht als eine ‚Heizung ange- 
sehen werden kann, 
Wärmemengen in dem Maße zu entwickeln, 
um den Schmelzpıozeß zu fördern. Die von der 
Zusatzheizung erzeugte Wä:me ist im allge- 
meinen so gering, daß sie für den Schmelzvor- 
‚ gang nicht in Frage kommen kann. Die Hilfs- 
heizung. bietet mithin keine metallurgischen, 


sondern mur elektrische und. wirtschaftliche 

Vorteile. 
Angenommen, . es wird in Reihe zu 

einem Lichtbogenstromkr eis ein Hilfsstrom- 


kreis geschaltet, so ist es naheliegend, daß Über- 
lastungen, diein dem Liehtbogenstiomkreis auf- 
treten, von dem Hilfsstı om. eis aufgenommen 
we: den können. Infolgedessen wird durch die 
Kombination mehrerer Stromkreise erreicht, 
daß Belastungsschwankungen nur in vermin- 
deıtem Maße in dem Leitungsnetz wahrnehm- 
bar sind. Derartige Elektrostahlöfen ar beiten 
somit ruhig und "führen den Schmelzp:iozeb 
schneller zu Ende. Hieraus folgt, daß eigentlich 
von einer Hilfsheizung nicht die Rede ın kann, 
es handelt sich vielmehr um eine elektiische 
Pufferung bzw. Diosselspule. Wesentlich ist 
dagegen die durch die Hilfsheizung hervorge- 
rufene Phasenverschiebung, die durch das er- 


weiterte Leitungssystem herbeigeführt wird. 


Wir kommen demnach auf das anfangs Gesagte 
zurück, wonach auf Kosten des Leistungsfak- 
tors die Lichtbögen ruhiger arbeiten können. 


Über die Prüfung von Hochspannungskabeln 
mit Gleichstrom. 


Von Dr.-Ing. M. Weiset. 


Übersicht. Die Prüfung langer Kabelstrecken 
mit Wechselstrom bietet infolge der hohen Lade- 
ströme Schwierigkeiten, die sich durch eine Prüfung 
mit Gleichstrom vermeiden lassen. Bei den vorlie- 
senden Untersuchungen wurde der hochgespannte 
Gleichstrom durch Kommutieren von Wechselstrom 
erzeugt, u. zw. wurde im wesentlichen eine von 
Delon angegebene Schaltung benutzt, die theore- 
tisch eine Gleichspannung vom Y2-fachen Betrage 
der effektiven Wechselspannung zu erzielen gestat- 
tet. Nach einer kurzen Beschreibung der Versuchs- 
und Meßeinrichtungen wird die Arbeitsweise zweier. 
Hochspannungsgleichrichter für verschiedene Lei- 
stungen unter veränderten Bedingungen experimen- 
tell untersucht. Der Einfluß der mechanischen Daten 
des Kontaktapparates und der elektrischen der gan- 
zen Anordnung,insbesondere des zuprüfenden Kabels, 
wird dargestellt und es werden für die praktisch 
hauptsächlich in Betracht kommenden Spannungen 
die Zahlenwerte ermittelt. Ferner werden die Vor- 
gänge beim Aufladen eines Kabels geschildert. Zum 
Schluß wird das Ergebnis vergleichender Durch- 
schlagsversuche bei Gleich- und Wechselstrom mit- 
geteilt und untersucht, ob es auch unter ungünstigen 
Bedingungen gelingt, mit einem Gleichrichter einen 
Kabelfehler aufzudecken und auszubrennen. 


Im Lauf der Herstellung und dann auch 
dureh die Verlegungsar beiten sind Hoch- 
spannungskabel unyermeidlichen mechanischen 
Beanspruchungen ausgesetzt, welche die Ur- 
sache zu äußerlich nicht sichtbaren Fehlern 
bilden können. Will man solche Fehler auf- 
deeken und sich gegen Durchschläge im Be- 
trieb2 emigermaßen schützen, so bleibt bs- 
kanntlich nur der Weg, die Kabel mit höherer 
als der Betriebsspannung zu prüfen. Diese 
Prüfung stellt für Hochspannungskabel eine 
Kontrollmaßregel dar, die sich kaum umgehen 
läßt. Die Feststellung einwandfreier Werte bei 
der Messung der Isolation und der Kapazität 
ist zwar notwendig aber nicht hinreichend, um 
den fehlerfreien Zustand einer verlegten Strecke 
zu gewährleisten; deshalb werden ja Hoch- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


die in der Lage wäre, , 


1920. 


spannungskabel stets außerdem einer Span- 
nungsprüfung unterwoıfen, schon ehe sie den 
O:t der Herstellung verlassen. 

Diese Prüfung im Werk Jäßt sich ohne be- 
sondere Schwierigkeiten mit Wechselstrom aus- 
Man kann mit stationären Finrich- 


führen. 


Abb. 1, 


tungen und verhältnismäßig kleinen Leistun- 
gen arbeiten, da die Möglichkeit besteht, jede 
einzelne Fabrikationslänge für sich zu prüfen, 
Eine solche Spannungsprobe gibt aber nur die 
Gewähr, daß die Kabel fehlerfrei hergestellt 
sind. Verborgene und daher gefährliche Be- 
schädisungen, die beim Transpoıt und durch 
die Verlegungsar beiten entstehen können, und 
Fehler in den eingebauten Muffen und End- 
verschlüssen lassen sich dagegen nur erkennen, 
wenn man die feıtig veılegten Kabel einer 
weiteren Prüfung unterzieht. Handelt es sich 
um kurze Strecken, und ıst die Prüfspannung 
nicht hoch, go läßt sich eine solche Prüfung 
noch mit verhältnismäßig einfachen Mitteln 
ausführen. Nun wächst bekanntlich die Schein- 
leistung, die von einem offenen Kabel aufge- 
nommen wird, linear mit der Betriebskapazität 
und der Periodenzahl und außerdem mit der 
zweiten Potenz der zügeführten Wechselspan- 
nung. Ein Kabel für nur 10 kV Betriebsspan- 
nung von 3X 70 mm? Querschnitt und 30 km 
Länge nimmt daher bei. einer Prüfung mit 
20 kV bereits eine scheinbare Leistung von 
ıd 600 kVA bei 50 Per auf, wenn, wie üblich, 
ein Leiter gegen die beiden anderen und gegen 
den Bleimantel ‚gespannt wird. Eine trans- 
portable Prüfanlage fiir diere Leistung hat mit 
allem Zubehör bereits ein Gewicht von an- 
ähernd 15 000 kg, selbst wenn man den Lade- 
strom ganz oder teilweise durch parallel zum 
Kabsl geschaltete Drosselspulen kompensieit.. 
Für wesentlich größere Leistungen lassen sich 
transportable Prüfeinrichtungen wohl kaum 
noch schaffen. 

Aus dem Vorstehenden folgt, daß. die 
Wechselstromprüfung einer längeren, fertig ver- 
legten Kabelstrecke praktisch unausführbar 
ist, falls nicht im Kraftwerk selbst eine höhere 
als die. Betriebsspannung bei entspreehender 
Leistung zur Verfügung steht. Will man in 
solchen Fällen auf die Spannungsprüfung nach 
der Verlegung nicht überhaupt verzichten, so 
bleibt nichts weiter übrig, als die Prüfung mit 
hochgespanntem Gleichstrom vorzunehmen, 
der den Zweck der Prüfung mit wesentlich ge- 
ringeren Leistungen zu erreichen gestattet, 


1. Die Versuchseinrichtungen. 


A. Die Schaltung nach Delon. Bei 
den vorliegenden Untersuchungen wurde der 
hochgespannte Gleichstrom durch Kommu- 
tieren von transformiertem Wechselstrom mit 
rotierenden Gleichriehtern erzeugt, u. zw. 
wurde im wesentlichen eine von Delon ange- 
gebene Schaltung für. Hochspannungsgleich- 
richter benutzt. Sie ist bereits von Armagnat!) 
und von Delon selbst?) beschrieben worden, 
so daß hier eine kurze Wiederholung der we- 
sentlichen Eigentiimlichkeiten genügen möge. 


ı) „Bull. de la Soc. Intern. des Electrieiens* 1910, 8.613. 
2) Vgl. „ETZ“ 1912, 8. 1179, 


Heft 3. 


Gleichrichterschaltung nach Delon. 


15. Januar I 


Es seien in Abb. 1 € Duden einan- 
der gleiche Kondensatoren, deren Belegungen 
in der angegebenen Weise miteinander ver- 
bunden sind. Der Punkt 1 ist an den einen 
Pol V des Tiansformators Tr angeschlossen; 
der zweite Pol U ist mit zwei aufeinander fol 
‘genden Kontakten K, und K 
eines Gleichrichters ver bunden. 
Die Kortakte K3 und Ky4 sind 
an die Punkte 2 und 8 gelegt. 
Zwischen den vierfeststehenden, 
um 90°gegeneinander versetzten 
Kontakten rotieıt synchron mit 
der Spannungskurve des den 
Transformator speisendenWech- 
selstromes ein doppelarmiger 
Kontaktgeber 4, welcher 
abwechselnd zwischen je zwei 
diametral gegenüberliegenden 
festen Kontakten eine leitende 
Brücke "herstellt. Die relative 
‚Stellung‘ der Kontakte KR, 
K, Ks K, zu dem Aım A 
sei so gewählt, daß dieser 
gerade in . dem Augerb! ick an zwei gegenüber- 
liegenden Kontakten voı beigeht, in welchem die 


a” % af 
IN RRE 


Spannungskurve des Transformaters Tr einen & 
Seheitelwert erreicht. 21 

Der Vorgang beim Aufladen der drei Kon- : 
densatoren während . einer Periode (ent- 4 
sprechend einer Drehung des Armes A um 
180 Bogengrade) ist nun folgender: In der 


r 
” 


Stellung I sind die Anschlußpunkte 1 und 2 
an den Transformator gelegt. Der Stromkreis 
wird über K,, A und Kz geschlossen, und den 
Punkten 1 und 2 wird eine geringe Ladung zu- 
geführt. Bezeichnet qr die Ladung auf einer 
Belegung des Kondensators O,,, o sitzt also, 
wenn as Brücke A die Kontakte RK, und Ma 
verlassen hat, auf den mit dem Punkt 2 ver- 
bundenen Belegungen der Kondensatoren Oje 
und Cs3 eine bestimmte, z. B. positive Rlek- 


trizitätsmenge + — gr, der eine gleich große, . 


aber entgegengesetzte — Ju auf denanlie- 


genden Belegungen entspricht. Die Gesamt- 
ladung im Punkte $ ist vorläufig noch Null, 


Nach einer halben Periode (Stellung I) 

hat die Spannung einen Wert erreicht, der dem 

in I entgegengesetzt gleich ist, Inzwischen 
hat sich der Kontaktgeber A um 90 Bogen- 
grade, entsprechend 180° bezogen auf die 
Spannungskurve, gedreht. Der Anschluß- 
punkt 2 ist von der Stromquelle getrennt, da- 
gegen Punkt 3 über die Kontakte K, und Ka 
angelegt. Den an 3 angeschlossenen Belegun-. 
gen wird dadurch ein negativer. Ladungsbetrag 


3 
s dır zugeführt, dem wieder ein gleich gro- 


c 


Ber, jetzt aber positiver. Betrag + 2 qnanfe u Ee.; 


an 1 liegenden Belegungen entspricht. 


Nach einer weiteren halben Periode wieder- - 
holt sich das Spiel in derselben Weise. Die 
Überbrückung der Kontakte durch den rotie- 
renden Arm A erfolgt stets so, daß dem 
Punkt 2 nur positive, dem Punkt 3 mur nega- & 
tive Ladungsbeträge zugeführt werden. 
Punkt 1 erhält Ladungen, die ihr Vorzeichen 
in jeder Halbperiode wechseln. Die Ladungs- E 
übeıtragung erfolgt solange, bis sich ein Gleich 
gewichtszustand einstellt, der erreicht wird, 
wenn die Potentiale der Punkte 2 und 8 das 
Potential des Transformatorpoles U in dem 
Augenblick angenommen haben, in welchem 
die” rotierende Brücke den Übergang von La- 
dungen vermittelt. Die Gesamtladung im 
Punkte 1 wird dann Null. Erfolgen die Kon-. 
takte gerade im Scheitel emax der Spannungs- 
kurve, wie in Abb. 1 angedeutet, so wird daher 
nach Beendigung des Ladevorganges ve $ 


Punkt 2 das. Potential ons = Ey 
der Punkt 3 das Potential — nen — Eu Va 


je zwei Leitern. 


15. Januar 1920. 


Elekfeötechnische Zeitschrift. 


1920, 


Heit 3. 


49 


angenommen haben, wenn E,„ den Eiffektiv- 


“wert der Wechselspannung b>i sinusförmiger 


Kurve bezeichnet. Zwischen 2 und 8 herrscht 
dann eine Spannung, die gleich dem doppelten 


_Maximalwert der Transformatorspannung ist. 


Ist beispielsweise E„ = 100 kV, so wäre im 
Gleiehgewichtszustand die Spannung zwischen 


den Punkten Qund 8 E, = 2V2 100 = 283 kV. 
Die Gesamtladung im Punkt 1 ist praktisch 
Nwl; er stellt in bszug auf 2 und 3 eine 
Art neutralen Punkt dar derart, daß seine 
Spannung gegen 2 und 3 die Hälfte, mithin 


EwV/2—=141 kV beträgt. 

Die in Abb. 1 dargestellte Anordnung 
dreier Kondensatoren liegt nun im Prinzip 
bei Dreifachkabsln vor, wenn man die drei 
Leiter in der in Abb. 2a angedeuteten Weise 
mit dem Gleichrichter und dem Transforma- 
tor verbindet. Den Kondensatoren O5. Ca. 
Car entsprechen die Teilkapazitäten zwischen 
Da diese jedoch auch Kapa- 
zitäten gegen den. geerdeten Bleimantel M 
haben, ergibt sich eine etwas abweichende 
Ladungsverteilung, auf die hier jedoch nieht 
näher eingegangen sei. 

Außer der in Abb. 2a angegebenen Schal- 
tung sind bei Anschluß von Dreileiterkab>ln 


an den Gleichrichter, wie Abb. 2b, e, d, 
er = + d + £ 
: Tr Tr Tr 
$ Mn RE M 
R 
Ir 
M 


Abb. 2. Verschiedene Schaltungsmöglichkeiten. 


und f zeigen, noch fünf weitere Kombinationen 
möglich, die zum Teil die praktische Durch- 
führung einer Spannungsprobs wesentlich er- 
leichtern. Neben der Prüfung jeder der drei 
Adern gegen die beiden anderen wird ın der 
Regel auch eine solche der Adern gegen den 
Bleimantel verlangt, so daß sich die Notwen- 
digkeit ergibt, einen Pol des Gleichrichters wie 
inden Schaltungen e, dund fan Erde zu legen. 
In diesem Falle ist die Schaltung e besonders 
zweckmäßig, bei welcher eine Ader gleich- 
zeitig gegen eine zweite und den Bleimantel 
die volle Gleichspannung führt. Bei Einfach- 
kabeln kann die Schaltung nach Abb. 2g vor- 
genommen werden, die den Anschluß der beiden 
Leiter eines Einphasenstromsystems zeigt. Wie 
im Betriebszustande herrscht auch bei der Prü- 
fung die volle Spannung zwischen den beiden 


ons die halbe zwischen je einem und dem 
 Bleimantel. : 


Wie aus der vorstehenden Darstellung er- 
sichtlich, ist die Arbeitsweise eines Gleich- 
richterss in ihren Grundzügen recht ein- 
facher Natur. Bei der praktischen Anwendung 
für Kabelprüfzwecke treten jedoch eine Reihe 
von Störungsfaktoren auf, deren Einfluß sich 
nicht von vornherein übersehen Jäßt. Die Ur- 
sache der Komplikationen liegt hauptsächlich 


in der Höhe der für Kabelprüfungen erforder- 
‚lichen Gleichspannungen, Diese bedingen kon- 


struktiv eine ziemlich beträchtliche Länge 
des rotierenden Kontaktarmes A, so daß bei 
praktisch üblichen Perioden- und Polzahlen 
des den Transformator speisenden Generators 


. die Umfangsgeschwindigkeit der freien Enden 
des Armes erhebliche Werte erreicht. Es ist 


daher nicht möglich, die Enden auf den fest- 


stehenden Kontakten gleiten zu lassen; zwi- 


schen beiden muß ein gewisser Abstand sein. 
Dieser Luftzwischenraum muß bei jedem 
einzelnen Kontaktyorgang durch die Trans- 
formatorspannung überbrückt werden, die 
Ladungsbsträge werden daher den Konden- 
satoren C in Abb. 1 durch Funkenkontakte 
zugeführt, die natürlich nicht verlustfrei ar- 
beiten, 

Eine weitere Quelle von Verlusten Tiegt in 
der nicht gänzlich zu vermeidenden Obar- 
flächenleitung der in dem ganzen Aufbau ver- 
wendeten Isolatoren sowie in den Sprüherschei- 
nungen an den Verbindungsleitungen zwischen 
Gleichrichter und Kondensatoren bzw. Kabel 
usw. Ferner ist, beihöherer Spannung der Kon- 
taktmoment nicht eindeutig bestimmt, so daß 
der Ladungsübergang nicht ausschließlich im 
Scheitel der Spannungskurve erfolgt. Ist näm- 


‚lieh in einer Kontaktpause infolge der Verluste 


die Spannung an den Kondensatoren merklich 
gesunken, so setzen die Kontaktfunken schon 
ein, ehe die Spitze des Armes A die feststehen- 
den Kontakte erreicht hat. Der Ladungsüber- 
gang beginnt also verfrüht im Sinne der Dre- 
hung. Begünstigt wird das Entstehen dieser 
Vorzündungsfunken durch das bei hoher Span- 
nung kaum ganz zu vermeidende Sprühen der 
Kontakte, wodurch die umgebende Luft ioni- 
siert und leitend wird. Namentlich bei Beginn 
des Ladevorganges, wenn der % Unterschied 
zwischen den Spannungen an den Klemmen 
der’ Kondensatoren und an denen des Trans- 
formators groß ist, können solche Vorzündungs- 
funken eine beträchtliche Länge erreichen und 
den Ladungsübergang wesentlich stören, 

Die oben gegebene Darstellung des Lade- 
vorganges setzt weiter voraus, daß die be- 
trachteten Vorgänge sich in einem quasistatio- 
nären Stromkreise abspielen, daß also die geo- 
metrische Gestalt der Kondensatoren C in 
Abb. 1 ohne Einfluß sei. Nun ist aber bei 
einem Kabel die Kapazität über eine nicht zu 
vernachlässigende Länge verteilt. Der Kabel- 
anfang erhält daher bei jedem einzelnen Kon- 
takt merklich früher Ladungsbeträge als das 
Ende, d. h. es ziehen in das Kabel Ladewellen 
ein, die am offenen Ende in etwa doppelter 
Höhe reflektiert werden. Trifft die Wellen- 
front wieder am Kabelanfang ein, so ist die 
Möglichkeit einer teilweisen Entladung über 
die Stromquelle gegeben, deren Spannung ja 
annähernd konstant geblieben ist. Die Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit der Wellen beträgt 
in Kabeln etwa 150 000 km/s, also die Zeit, 
die vom Einziehen der Wellenstirn bis zu ihrem 
Wiedereintreffen am Kabelanfang verfließt, 
bei z.B. 7,5 km Kabellänge 10 * s. Rotiert die 
Kontaktspitze des Gleichrichters mit 100 m/s, 
so hat sie in dieser Zeit einenWeg von 100 x 
10%. 10% = 10 mm zurückgelegt. Ist nun der 
Kontakt bereits geöffnet, wenn die Welle den 


 Kabelanfang wieder erreicht, so kann, da ihre 


Stirn eine höhere Spannung hat als die Strom- 
quelle, Rückzündungt) eintreten. 


Die Rückzündungsfunken sind bei höhe- 


ren Spannungen an den Kontakten des Gleich- 
richters fast stets zu beobachten. Auch sie 
werden durch Sprühen der Kontaktsegmente 
und dureh Ionisation der umgebenden Luft 
begünstigt und bewirken eine Verlängerung 
der Kontaktzeit, Weiter können diese Rück- 
zundungsfunken Schwingungsvorgänge aus- 
lösen; die Bedingungen für das Entstehen der- 
selben sind ja durch die Kapazität des Kabels 
und die Induktivität des Transformators ge- 
geben. Diese haben zur Folge, daß die Über- 
tragung der Ladungsbeträge während der ein- 
zelnen Kontaktzeiten keineswegs stetig erfolgt. 
Sie. wird durch eine große Anzahl einzelner 
Kontaktfunken vermittelt, was bei einem ar- 
beitenden Gleichrichter im Dunkeln auch 
äußerlich leicht erkennbar ist. 


B. Die Gleichrichter, Die nachstehend 
angeführten Untersuchungen und Messungen 
wurden an zwei Gleiehrichtern für verschiedene 


1) Vgl. Petersen, „ETZ“ 1914, 8. 697. 


Leistungen und Spannungen vorgenommen. 
Die erste Ausführung diente als Versuchs- 
apparat. Sie wurde von einem Generator für 
100 kVA über einen Transformator gleicher 
Leistung gespeist und gestattete, Wechsel- 
Spannungen bis zu 100 kV gleiehzurichten. 
Der Antrieb des Kontaktgebers erfolgte durch 
einen Symehronmotor. Unter Verwertung 
der mit dieser Anlage gesammelten Erfahrun- 
gen wurde dann eine für praktische Zwecke 
geeignete, fahrbare Prüfeinrichtung für 10 kVA 
Transformatorleistung und maximal 55 kV 
Wechselspannung gebaut. Der stationäre Ver- 
suchsapparat unterschied sich von der in Abb. 1 
schematisch dargestellten, vierpoligen Aus- 
führung dadurch, daß er sechs feststehende 
Kontakte hatte, Hieraus ergab sich die Not- 
wendigkeit, die dort angegebene Schaltung 
etwas abzuändern. An der Arbeitsweise, 
wie sie vorstehend erläutert wurde, ändert die 
sechspolige Ausführungsform im Prinzip 
nichts. Beide Gleichrichter sind bereits an 
anderer Stelle in ihren. wesentlichen Teilen 
beschrieben worden!) ; auf weitere Einzelheiten 
sei hier verzichtet. 

C. Die Messung der Spannungen. 
Da es bei den vorliegenden Untersuchungen 
im wesentlichen auf die Bestimmung der 
vom Hochspannungstransformatorabgegebenen 
Wechselspannung und der vom Gleichriehter 
gelieferten Gleichspannung ankam, waren die 
erforderlichen Meßvorrichtungen im Prinzip 
einfach. Einige Schwierigkeiten bot nur die 
Höhe der in Betracht kommenden Spannungs- 
werte. 

Zur Bestimmung der Wechselspanmung 
wurde em Meßwandler von Siemens & Halske 
für normal 80 000/110 V benutzt, der auch zur 
Aufnahme der unten erwähnten Oszillogramme 
diente. Um zu kontrollieren, ob er die Kurven- 
form hinreiehend genau wiedergab, wurden 
einige der Aufnahmen mit solchen verglichen, 
bei denen an seiner Stelle Flüssigkeitswider- 
stände mit Mannit-Borsäurelösung vor die 
Meßschleiften des Oszillographen geschaltet 
waren. Merkliche Verzerrungen zeigten sich 
nicht. Bei einigen Messungen bis 110 kV 
Wechselspannung mußte diese aus dem Über- 
setzungsverhältnis des Haupttransformators er- 
mittelt werden. Dieses wurde aus Ablesungen 
der Unterspannungen des Transformators und 
des Meßwandlers bestimmt und war bis 90 kV 
sehr konstant gleich 420, so daß auch bei Span- 
nungen bis zu 110 kV eine wesentliche Ände- 
rung nicht anzunehmen war. . Die Erdung 
eines Poles hatte nur geringen Einfluß auf das 
Übersetzungsverhältnis. 

Für die Messung der Gleichspannungen 
konnte nur ein olektrostatisches Instrument in 
Frage kommen.- Ist ein Kabel mit Gleichstrom 
aufgeladen, so kann das Feld zwischen den 
Leitern als im wesentlichen statisch angesehen 
werden, die Verwendung dynamometrischer 
Voltmeter verbot sich daher von selbst. Für 
die vorliegenden Messungen ist in Anlehnung 
an eine von Bichat und Blondlot?) ange- 
gebene Anordnung ein besonderes Instrument 
gebaut worden. Die Wirkungsweise beruht auf 
folgendem Prinzip. Zwei Metallzylinder seien 
so angeordnet, daß der eine in Richtung seiner 
Achse beweglich ist, während der’ andere ihn 
konzentrisch umgibt und feststeht. Werden 
die beiden Zylinder an die Pole einer. Span- 
nungsquelle angeschlossen, so wird unter dem 
Einfluß des sich zwischen ihnen ausbildenden 
elektrischen Feldes der bewegliche Zylinder 
in den feststehenden hineingezogen. Diese An- 
ordnung gestattet es leicht, alle spannung- 
führenden Teile so auszubilden, daß besonders 
hohe Feldliniendichten nicht auftreten können, 
Sprühverluste also auf ein geringes Maß be- 


1) Vgl. L. Lichtenstein, „Über die Prüfung von 
Starkstromkabeln im Werk und nach der Verlegung, | unter 
beronderer Berücksichtigung des Gleichstroms“, „ETZ" 1914, 
S. m Dort sind auch Abbildungen der Aulagen wieder- 
gegeben. 

1, Vgl. Graetz, „Handbuch d. Elektrizität u. d, Ma- 
gnetismus“, Bd. 1, S. 128, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 3. 2 Ss 


schränkt werden, Sie bietet weiter den Vorteil, 
daß störende Beeinflussungen des ringförmigen 
Feldes zwischen den Elektroden kaum zu be- 
fürchten sind. Das Instrument wurde mit 
Wechselspannungen bis zu 160 kV geeicht und 
erwies sich als praktisch unabhängig von der 
Kurvenform und zwischen 30 und 60 Per/s 
auch als unabhängig von der Frequenz. Da- 
gegen wurden die Angaben durch die Erdung 
eines Poles etwas beeinflußt, Die Unterschiede 
waren jedoch prozentual fast konstant und 
konnten daher bei den Messungen leicht be- 
rücksichtigt werden. 


9: Versuche an .Ka-.beln. 


A. Das Spannungsverhältnis nach 
beendetem Ladevorgang. Wie bereits ge- 
sagt, ist der Höchstwert der von einem Gleich- 
richter der beschriebenen Art abgegebenen 
Spannung theoretisch im wesentlichen durch 
den Scheitelwert der zugeführten Wechsel- 
spannung bestimmt. Das Zahlenverhältnis 
beider Spannungen kann also bei sinusförmiger 
Kurve höchstens den Wert 7 —y9 :1, ın 
der Delonschen Schaltung denWertn = 2 V2:1 
erreichen. Zur Ermittlung der praktisch er- 
zielbaren Werte von 7 wurde nun eine Reihe 
von Messungen an Kabeln unter verschiedenen 
Versuchsbedingungen vorgenommen. Die 
Wechselspannung wurde aus dem Überset- 
zungsverhältnis der Transformatoren bzw. des 
Meßwandlers berechnet, während die Bestim- 
mung der Gleichspannung mit dem statischen 
Voltmeter erfolgte. Als resultierende Gleich- 
spannung E, ist diejenige bezeichnet, bei 
welcher das Voltmeter denselben Ausschlag gab 
wie eine bekannte effektive Wechselspannung. 
Bis E, =160 kV ließ sich die vom Gleich- 
richter gelieferte Spannung direkt messen. In 
den wenigen Fällen, in denen dieser Wert über- 
schritten wurde, geschah die Ermittlung der 
Spannung an den Gleichrichterpolen durch 
Messung der beiden Teilspannungen zwischen 
dem Transformatorpol 7 (Abb. 1) und je 


einem Gleichrichterpol und dureh Addition. 


der Werte. 

Die stationäre Gleichrichteranlage wurde 
ın der Hauptsache als Studienapparat be- 
nutzt, und bei den mit ihr ausgeführten Ver- 
suchen und Messungen ging das Bestreben 
dahin, Störungsursachen und Verlustquellen 
nach Möglichkeit zu unterdrücken und festzu- 
stellen, welche Werte das Spannungsverhältnis 
unter günstigen Bedingungen erreichen kann. 
Dagegen wurden die Messungen an der fahr- 
baren Prüfanlage unter Bedingungen vorge- 
nommen, die sich mehr denen bei in der Praxis 
auszuführenden Kabelprüfungen nähern. Die 
ganze Anlage wurde im Freien aufgestellt und 
für die Hochspannungsübertragung insgesamt 
etwa 150 m Leitung gezogen. Beide Anlagen 
arbeiteten, wo nichts Anderes bemerkt, mit 
50 Per/s. 


Zunächst wurden an den Versuchsgleich-. 


richter drei Kondensatoren zu je 0,011wF in 
der Schaltung nach Abb. 1 gelegt und die bei 
verschiedenen Wechselspannungen sich erge- 
benden Gleichspannungen gemessen. Die fest- 


stehenden Kontakte waren ebenso wie die 


Enden der rotierenden Brücke schneidenförmig 
ausgebildet und an Hand von Oszillogrammen 
auf den Scheitel der Spannungskurve einge- 
stellt, Die Meßergebnisse sind in den Kurven 
Abb. 8 wiedergegeben. Wie ersichtlich, wach- 
sen die Werte für 7 mit der Wechselspannung 
E,, und werden erst von EP, = 20 kV an eini- 
germaßen konstant. Dies hat folgende Ur- 
sache. Wie bereits erwähnt, läßt sich zwischen 
den Enden des rotierenden Kontaktarmes und 
den feststehenden Kontakten ein kleiner Luft- 
abstand, bei dem Versuchsapparat rd 1 mm, 
nicht vermeiden, Es ist deshalb eine bestimmte 
Funkenspannung E, notwendig, damit dieser 
Abstand überbrückt wird und Kontaktfunken 
entstehen, ohne welche ja ein Überführen 
von Ladungsbeträgen auf die Belegungen der 


Kondensatoren nicht möglich ist. Sieht man 


von allen übrigen Verlusten ab, go ist daher, 


wenn f den Scheitelfaktor der Spannungskurve 
bezeichnet, 


2 2 (Bo Er) 
ee 

Für eine gegebene Anordnung des Gleich- 
richters kann E, als konstant angesehen wer- 
den; 7 ist also eme Funktion der Wechselspan- 
nung E,. Bei dem Versuchsapparat ergab sich 
aus Messungen bei rotierender Kontaktbrücke 
E, = 3650 V; f war im Mittel gleich 1,40. 


oO 70 20 


: 30 
E, AV 


Abb. 3. Spannungsverhältnis bei Anschluß von drei Kon- 
densatoren zu je 0,011 «F an den Versuchsgleichrichter. 


In Abb. 3 sind außer den durch Messung 
gefundenen Werten für E, und 7 auch die nach 
obiger Gleichung berechneten eingetragen 
(punktierte Kurven). Auffällig erscheint, daß 
zwischen 10 und 25 kV Wechselspannung die 
gemessenen Werte etwas höher liegen als die 


.250 m Kabel (K BA 3x 50 mm?, 1% mm IE 


eines Gleichrichterpoles hatte keinen merl 
lichen Einfluß. ET 

Ähnliche Kurven wie die m Abb. 3 wurdeı 
‘bei Anschluß von Kabeln erhalten, -Aus d 
großen Zahl der Messungen seien hier vorzu; 
weise die Ergebnisse bei den Schaltungen « 
und e (Abb. 2) mitgeteilt, da diese beide: 
hauptsächlich für Kabelprüfungen in Frage 
kommen. In Abb. 4 sind die bei Anschluß von 


lationsstärke) gemessenen Werte für E, und y 
eingetragen. Die gestrichelten Kurven be- 
ziehen sich auf schneidenförmige Kontakte, die 


Abb. 5. Spannungsverhältnis bei Anschluß von 
3000 m Kabel an die fahrbare Anlage. 


ausgezogenen dagegen auf kreisbogenförmige 
u. zw. war der Winkel, über ‚welchen sie sie 
erstreckten, «=22°, bezogen auf die Spannungs- 
kurve. Auch hier macht sich bei niedriger 
Wechselspannung der Einfluß der Funken 
spannung bemerkbar, Dann werden die 7- 
Werte bis etwa E,„ —=40 kV beinahe konstant 
‚und fallen von da an infolge der wachsenden 
Verluste allmählich wieder ab. Dabei zeigt 
sich, daß über EP, = 50 kV mit breiten Kon- 

= Se  takten höhere Werte 
für E, und 9 zu e 
zielen sind als mit 


" schneidenförmigen. 
Ursache liegt in 


gendem. Eine größere 
Kontaktbreite ergib 


eine längere Kontakt- 


zeit, _ liefert infolg: 


‚dessen größere 'Elek- 
trizitätsmengen un 


vermag daher die bei 
höheren Spannunge 
stark zunehmend 
Verluste besser zu 


‚decken. Außerdem ist 


bei breiten Kontakten 


der Spannungsabfall i 


. der Wechselstromquelle 


kleiner als bei schnei- 


denförmigen, da je 
Energieentnahme 
über eine längere Ze 
erstreckt, = 

In Abb. 4 sin 


Se 
Ss | AV Al 
ER RNNVEU ZERE 


N 


ter die in der Scha 
tung e gemessenen Tei 


) 25 75 


Abb.4. Spannungsverhältnis bei Anschluß von 250 m Kabelan den Versuchsgleichrichter. 


t 


berechneten, was wohl darauf zurückzuführen 
ist, daß über 45 kV Gleichspannung ein bereits 
merkliches Sprühen der mıt den Kondensato- 
ren dauernd verbundenen Gleiehriehterkon- 
takte eintritt, das die umgebende Luft ioni- 
siert und dadurch die Funkenspannung Ey 
herabsetzt. Oberhalb E„=27 kV beginnt 
der Einfluß der unvermeidlichen Verluste sich 
bemerkbar zu machen; die gemessenen Werte 
sind kleiner als die berechneten, Die Erdung 


‚spannungen e, eing 
tragen, Die Indexe vo 
_£g bezeichnen die Lei 
ter (Abb. 2), an wel- 
= ‘che das statische Volt- 
meter gelegt war. In der Schaltung a waren 
unabhängig von der Kontaktbreite die Teil- 
spannungen e,12 und e,ı,3 mit geringen Ah 
weichungen gleich, und ihre Summe deckte 
sich fast genau mit der gemessenen Gesa 
spannung E,. Inder Sehaltung e dagegen war 
E, zwar ebenfalls gleich der Summe der Teil- 
spannungen e,1,m+3 und e,ı,2, diese 
aber hatten verschiedene Werte. Die $} 
nung eg1,m4+3 ist, besonders bei schn 


LE 


2 
er 


15. Januar 1920. 


Zi j ER & 
törmigen Kontakten, kleiner als die Teilspan- 
nung e,1,2, U. Zw. im wesentlichen aus folgen- 
dem Grunde. Auf der geerdeten Seite des 
_ @leichrichters sind die Verluste und damit die 
zu ihrer Deekung erforderlichen Ladungs- 
 beträge größer als die auf der nicht geerdeten 
Seite, Erreichen nun die von der Wechsel- 
stromquelle in den Kontaktzeiten abzugeben- 
‘den Elektrizitätsmengen so hohe Beträge, daß 
‘sie nicht mehr ohne merkbaren Spannungs- 
abfall hergegeben werden können, so ist daher 
dieser Abfall in den Scheiteln der beiden Halb- 
 _ wellen einer Periode nicht gleich groß, wie an 
- den Transformatorklemmen aufgenommene 
-  Öszillogramme deutlich erkennen ließen, 
Fast genau dieselben Werte für E, und 7 
_ wie in Abb. 4 ergab eine Wiederholung der 
Messungen unter gleichen Bedingungen an 
- einer 3000 m langen Kabelstrecke (KBA 
 3x85 mm?, 6 mm Isolationsstärke). Die 
Gleiehspannung wurde jedoch hierbei nur bis 
auf 160 kV gesteigert. Die Unterschiede gegen 
die Kurven in Abb. 4 betrugen weniger als 2%, 
lagen also innerhalb der durch Beobachtungs- 
und Meßfehler gezogenen Grenzen. 
X Bei Anschluß der gleichen Kabelstrecke 
an die fahrbare Prüfanlage wurden die in 
Abb. 5 zusammengestellten Werte gemessen, 
_ Die ausgezogenen Kurven gelten für eine Kon- 
taktbreite & = 40°, die gestrichelten für « =20°, 
Auch hier zeigt sich, daß mit. den breiteren Kon- 
takten von E„= 30 kV an höhere Gleichspan- 
nungen zu erzielen sind. Außerdem sind für 
- die Schaltung ce wieder die Teilspannungen 
‚eingetragen; sie sind auch hier für «= 20° ver- 


schieden, für «= 40° dagegen annähernd gleich. 


Offenbar wird durch die breiteren Kontakte 
die Entnahme der einzelnen Ladungsbeträge 
aus der Wechselstromquelle auf eine so Jange 
 Kontaktzeit verteilt, daß wesentliche Unter- 
‚schiede im Spannungsabfall der beiden Halb- 
 wellen einer Periode nicht auftreten und die 
Ungleichheit der Verluste zwischen je einem 
_ Gleichrichterpol und dem Transiormatorpol V 
(Abb. 1) sich nieht mehr bemerkbar macht. 
_ Zu Werten, die nur wenig von den bei den 
Schaltungen «a und c erhaltenen abwichen, 
- führten Messungen bei den übrigen in A b. 2 
angegebenen Schaltungen. _ 
ER (Schluß folgt.) 


Elektrischer Betrieb 
der deutsch-österreichischen Staatsbahnen. 


Von Oberingenisur Trautvetter, Berlin, 
‘  Hilfsarbeiter im preuß. Ministerium für öffentl. 
zii Be beiten. 


Be - Übersicht. Dem Vorschlag des österreichischen 


' Oberstaatsbahnrates Wittek (Vortrag im Wiener 


_ „Elektrotechnischen Verein“) auf den deutsch-öster, 
reichischen Staatsbahnen Drehtrom von 50 Per an- 
_ zuwenden und ihn aus bahnfremden Kraftwerken zu 
_ beziehen wird widersprochen. Es wird angegeben, 
daß mit denselben Mitteln, wie für die zukünftigen 
deutschen Reichseisenbahnen geplant, auch bei 
 bahneigenen Kraftwerken mit Wechselstrom 'in 
Österreich wirtschaftlicher Betrieb möglich ist. Der 
neueste Stand im Bau elektrischer Lokomotiven 
für die preußische Staatsbahn wird mitgeteilt. 


 Brennstoffersparnis und elektrischem Bahn- 
betrieb allgemein geworden. Nicht allein koh- 
lenarme Länder betreiben mit Macht ihre Bahn- 
 elektrisierungspläne, auch Staaten in glück- 
 Jieheren Verhältnissen, -wie die Vereinigten 
Staaten von Amerika, befassen sich mit der 
Einführung des elektrischen Betriebes auf 
3 ihren Bahnen in größtem Umfange. 
— —  — Esist nur allzu verständlich, daß in un- 
_  serem deutsch-österreichischen Nachbarland 
= große Bemühungen zu schleunigster Bahnelek- 
 brisierung im Gange sind, und daß die Fachzeit- 
' schriften mannigfache Vorschläge und Rat- 
_  schläge österreichischer Fachleute bringen. $o 
hat Oberstaatsbahnrat Wittek im Wiener 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


In der Weltwirtschaftsnot ist der Ruf nach, 


„Elektrotechnischen Verein‘ einen Vortrag 
über die Elektrisierung der deutsch-österreichi- 
schen Staatsbahnen und die allgemeine deutsch- 
österreichische Elektrizitäts- und Wasserwirt- 
schaft gehalten. In seinen Vorschlägen geht er 
im wesentlichen eigene Wege. Er schließt sich 


‚nicht .dem Standpunkt der meisten übrigen 


europäischen Länder, wie Deutschlands, der 
Schweiz und Schwedens an, die die allgemeine 
Verwendung des einphasigen Wechselstromes 
niediiger Periodenzahl als die zweckmäßigste 
Stromart für Vollbahnen erkannt haben, son- 
dern tritt für den Drehstrom von 50 Per ein. 
U. a. sagt er: „‚Internationale Vereinbarungen 


"iiber eine einheitliche Stromart in der Fahr- 


leitung sind nicht erforderlich, weil in sehr we- 


‚nigen Fällen die Lokomotiven von einer auf die 


andere Strecke übergehen.‘ 
Es dürfte demgegenüber wohl angebracht 
sein, die Ansicht berufener Stelle kurz wieder- 


‘zugeben. Es geht auch nicht an, diese Fragen 
lediglich als innerösterreichische anzusehen, 
die die dortigen Fachleute unter sich zu klären 
"hätten. Einmal ist die Wissenschaft inter- 


national — oder sollte es sein —, dann geht die 
Angelegenheit wegen des Betriebsmittelüber- 
ganges von einer Bahn auf die andere die deut- 
schen Behörden doch sehr viel an, und schließ- 
lich berechtigen die nicht zu übeı hörenden Rufe 
Deutsch-Österreichs nach Anschluß an das 
Deutsche Reich auch zur Mitarbeit an der Auf- 
gabe der Vollbahnelektrisierung. Schon aus 
dieser letzten Tatsache erhellt, daß es ein 
großer Fehler wäre, wenn unser südöstlicher 
Nachbar zur Einführung eines anderen Strom- 
systems auf seinen Staatsbahnen schreiten 
würde als die deutschen Reichseisenbahnen. 

Beider geringenStreckenlänge der deutsch- 
österreichischen Staatsbahnen, besonders aber 
den kurzen Entfernungen, die für einen un- 
mittelbaren Verkehr mit Deutschland oder 
einen Durchgangsverkehr in Betracht kommen, 
muß von österreichischer Seite der größte Wert 
auf beste, kürzeste: und schnellste Anschluß- 
möglichkeit gelegt werden. Ohne gleichartiges 
Stromsystem der VoHbahnen ist dies aber 
nicht zu erreichen. Wenn auch heute „in sehr 
wenigen Fällen die Lokomotiven von einer auf 
die andere Strecke übergehen“, so muß dies 
eben anders we*den. Alle nationalen Pläne zu 


| einer großen Wirtschaftspolitik sind verfehlt, 


die nicht ein mit dem Deutschen Reich ein- 
heitliches Bahnsystem vorsehen. Deutschland 


aber wird von dem als zweckmäßig und wirt- 


schaftlich erprobten Wechselstrom nicht ab- 
gehen. 

Würden die deutsch-österreichischen Staats- 
bahnen Drehstrom einführen, so würde in 
jedem Falle an der Grenze ein zeitraubender 
Lokomotivwechsel eintreten müssen. 

Die Verwendung deutscher Wechselstrom- 
lokomotiven auf österreichischen Drehstrom- 
bahnen käme nicht in Betracht. Wohl wäre es 
möglich, eine Wechselstromlokomotive zugleich 
mit Eim:ichtungen für Drehstrombetrieb zu 
versehen, sie würde dann aber außerordentlich 
schwer, von langer Bauart und müßte ver- 
wickelte Schalt- und Sicherungseinmichtungen 
erhalten. Aus praktischen Gründen muß also 
davon abgesehen werden. . 

Im Falle eines politischen Anschlusses 
Deutsch-Österreichs an das Deutsche Reich 
würde dieser Lokomotivwechsel nicht nur den 
Wechselverkehr sehr erschweren, sondern auch 
die Wirtschaftlichkeit der Grenzelektrizitäts- 
werke herabdrücken. Die Verkuppelung der 
Kraftwerke wäre unmöglich. Die Reichweite 
eines Werkes, die sich bei gleicher Stromart 
noch weiter jenseits der Grenze erstrecken 
könnte, wäre nun scharf begrenzt. Eine gute 
Ausnutzung der Anlagen würde u. U. unmög- 
lich. Gesetzt aber, die in Betracht kommen- 
den baye'ischen Kraftwe' ke würden mit Stıom- 
lieferung nicht weit nach Österreich reichen, so 
könnte doch u. U. ein österreichisches Kraft- 
werk eine bayerische Teilstreeke noch mit 


1920. Helt 3. 


“hen soll. 


61 


Strom versorgen, zumal die Strecke Passau- 
Wien nur etwa 220 km lang ist. Auf jeden Fall 
würde für jedes Land der Kraftwerks- und Bahn- 
betrieb bei gleichem Stromsystem und Ver- 
‚kuppelung der. Werke wirtschaftlicher zu ge- 
stalten sein als bei verschiedenen Systemen. 
Man könnte nun von der Gegenseite einwenden, 
diesermögliche Gewinn sei unbedeutend gegen- 
über den außerordentlichen Gewinnen, die zu 
erwarten wären für den Fall, daß die gesamte 
Licht-, Kraft- und Bahnversorgung Deutsch- 
Österreichs aus verkuppelten Kraftwerken er- 
folge, die alle den einheitlichen 50 peiiodigen 
Drehstrom erzeugen. 

So bestechend der Gedanke auf den ersten 
Blick ist, so falsch ist er. Es haben bereits Dr. 
Seefehlner und Ministerialrat Dr. Hruschka 
darauf hingewiesen. Ich möchte dazu noch den 
Standpunkt des preußischen Ministeriums der 
öffentlichen Arbeiten, in dem z. Zt. unter Lei- 
tung des Wirkl. Geheimen Oberbaurats Dr.- 
Sing. Wittfeld eine ausführliche Denksch ift 
über die Elektrisierung der zukünftigen Reichs- 
eisenbahnen bearbeitet wird, darlegen. i 

Die Versorgung der Bahnen mit elektri- 
schem Strom ist zunächst getrennt von der all- 
gemeinen . Elekt’izitätswirtschaft zu behan- 
deln, womit nicht gesagt sein soll, daß sie 
ohne Rücksicht auf diese eigene Wege ge- 
Ein Zusammenarbeiten der in Be- 
tracht kommenden Stellen ist unbedingt ge- 
boten. Eine Abhängigkeit der Bahnversorgung 
von der allgemeinen Versorgung darf jedoch 
nicht eintreten. Das Rückgrat des ganzen 


. Wirtschaftskörpers eines Landes sind die Bah- 


nen. Sie müssen stark und unverletzlich da- 
stehen. Ohne sicheren Bahnbetrieb ist keine 
Ernährung des Volkes, keine Versorgung der 
Industrie mit Rohstoffen, keine Ausfuhr, kein 
Handelsve'kehr, keine Ausübung der Regie- 
rungsgewalt möglich. Ohne von hier aus so- 
gleich beurteilen zu können, ob die österreichi- 
sche elektrochemische Industrie in Schwie'ig- 


keiten geraten würde, wenn sich die öster- 
:reichische Staatsbahnverwaltung zunächst ein 


Diittel aller Wasserk'äfte sicherte, so muß doch 
gesagt werden, daß die Mindestforderungen des 
Bahnverkehrs den Forderungen einzelner - 
Industriezweige vorangestellt werden müssen. 
Die Einwendung, die Staatsbahn solle sich ja 
ihren Kraftbedarf sichern, aber nicht gerade 
die billigsten Naturk'äfte beschlagnahmen. ist 
nicht stichhaltig. Die Staatsbahn muß sich die 
Kraft sichern, über die sie unbedingt ver- 
fügen kann, sie darf auf keinen Fall von Zu- 
fuhren abhängig sein. 

Dies ist ein Hauptpunkt für alle neven - 
Pläne: Streiks, Ve'rufe, B’ockaden diwfen 
nicht den Verkehr lahmlegen können. 

Streiks können um so weniger unheilvoll 
wirken, je geinger die Anzahl der Bahnk’aft- 
we’ ke ist, je leistungsfähiger diese sind — etwa 
je 100000 kW —, je weniger Personal zu ihrer 
Bedienung erforde lich ist, das sich dınn gut 
auswählen und wenn es doch streiken sollte, 
leicht und sofort ersetzen läßt, und je einfacher 
die Kraft an O.t und Stelle gewonnen wird 
(Wasserkräfte,. Um gegen Verrufe, Blocka- 
den u. dergl. geschützt zu sein, ist möglichste 
Selbständigkeit der Bahnkraftwerke anzu- 
streben. Sie müssen vom Staat erbaut und be- 
trieben werden. Auf ihren Betrieb dürfen 
Pachtverträge, Preistreibereien, fremde Be- 
triebsstörungen usw. möglichst keinen Einfluß 
haben. Strombezug aus fremden Kraftwe’ken 
ist nur dann als zulässig zu erachten, wenn der 
Staat nicht über die nötigen E’fahrungen zu 
ihrer E:bauung und zu wirtschaftlichem Be- 
trieb verfügt, wenn die fremde Stromerzeugung 
und -lieferung bedeutend billiger erfolgt, als 
sie durch den Staat möglich ist, wenn P:ivat- 
gesellschaften sich im Besitz der zur Kaft- 
erzergung notwendigen Naturk’äfte be’inden 
und der Staat nicht in der Lage ist, diece zu 
übe’nehmen, oder wenn die fremde Stromerzeu- 
gung und Ausnutzung der Naturkräfte schon 


52 


so weit vorgeschritten ist, daß sie den gesamten 
Landesbedarf deckt oder mit ganz geringen 
Mehraufwendungen zu decken in der Lage ist. 
In dieser Beziehung bestehen in Amerika ganz 
andere Verhältnisse als ın Europa, insbesondere 
in Deutsch-Österreich, so daß sie sich nicht 
zum Vergleich heranziehen lassen. 

Wenn nun mitgeteilt wird, daß nach fach- 
männischen Schätzungen in Deutsch-Öster- 
reich der Bedarf für die elektrisch zu betreiben- 
den Bahnen kaum 20%, der gesamten, für alle 
Verwendungszwecke abgegebenen, elektrischen 
Arbeit betragen werde und daraus der Schluß 
gezogen wird, daß es für eine wirtschaftliche 
Ausbildung der Wasserwirtschaft und der Elek- 
tıizitätswuitschaft vorteilhaft zei, die Bediuf- 
nisse der Staatsbahnen den allgemeinen Be- 
dinfnissen unterzuordnen, so ist dem durchaus 
zu widersprechen. Eine Reihe von Gründen 
für die Erichtung bahneigener Kraftwerke 
habe ich schon angegeben. Aber auch wiıt- 
schaftliche Gründe widersprechen dem durch- 
aus nicht. 

Es ıst wohl 
schaftliche Ausnutzung 
werke herbeizuführen. 

Für die zukünftigen dentdehen Reichs- 
eisenbahnen ist zu diesem Zwecke beabsich- 
tigt, zuerst die ungünstigsten Spitzen der 
Ba hnkraftwer ke dadurch zu vermeiden, daß 
ungünstig liegende Schnellzüge und die schwe- 
ren Bedarfszüge von der elektrischen Zugförde- 
rung ausgeschlossen werden. Sie werden durch 
Lokomotiven mit Schwerölmaschinen beför- 
dert). Willman einwenden, daß Deutsch-Öster- 
reich ja gerade den Ölbezug vermeiden will, so 
wäre dem zu entgegnen, daß nach den Aus- 
führungen des Vortragenden die Naturkräfte 
des Landes sowieso für den gesamten Kraft- 
bedaıf nicht ausreichen, daß die Elektrizitäts- 
wirtschaft in Galizien von der Erdöl- und Erd- 
gaswirtschaft besin/lußt wird, und daß Vor- 
tragender selbst noch eine Übergangszeit mit 
Kohlenfeuerung vorsieht. 

Weiter wirdin Preußen daran gedacht, die 
Wirtschaftlichkeit der Kraftwerke durch Ab- 
gabe von Kraftstrom z. B. für geeignete elek- 
trometallurgische und elektröchenilsche Be- 
- triebe in Zeiten, in denen nur geringer oder gar 
kein Bedarf an Bahnstrom ist, zu erhöhen. 

Auch die Abgabe von Lichtstrom (Dreh- 
strom von 50 Per) wird den Wechselstrom- 
Kraftwerken demnächst auf einfachste Weise 
durch Aufstellung eines neuen Einankerum- 
foimers eimöglicht werden. 

Es ist also keinerlei Vorteil in der Erzeu- 
gung von Drehstrom in fremden Kraftwerken 
und Lieferung an die Staatsbahnen zu ersehen, 
vielmehr nur außer or dentliche Nachteile. Dreh- 
strombahnen erfördern zwei Arbeitsdrähte; in 
Weichen wird die Ausführung außeror dentlich 
schwierig. Ferner sind hohe Spannung und 
große Periodenzahl ausgeschlossen, wegen der 
durch diese entstehenden außerordentlich hohen, 
induktiven Widerstände in der Bahnschleife 
und derim Quadrat der Periodenzahl wachsen- 
den Störungen von Schwachstromanlagen. Ita- 
lien verwendet‘nur 15 Per. Über 3000 V ist man 
mit der Spannung in der Regel nicht gegangen. 
Einen bemerkenswerten Vorteil durch Rück- 
gewinnung von Strom bei Talfahrten haben 
Versuche der preußischen Staatsbahnen nicht 
ergeben. Daß der Drehstrom in bezug auf die 
Anforderungen des Fahrdienstes und der Wiıt- 
schaftlichkeit dem einfachen Wechselstrom 
unterlegen ist, ist durch deutsche, schweize- 
rische und schwedische Studienkommissionen 
einwandfrei festgestellt. Demgemäß haben sich 
auch weitaus die meisten europäischen Staaten 
für die Anwendung des Wechselstromes im 
Vollbahnbetıieb entschieden. Dabei verwenden 
alle eine niediige Periodenzahl (Deutschland 
162/, Per i. d. sek), da die Motoren mit Rück- 
sicht auf gute Stromwendung bei gegebener 


eine höchst wirt- 


möglich, 
Kraft- 


bahneigener 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 17. 


"Elektrotechnische Zeitschrift. E 


1920. 


Leistung um so mehr Pole erhalten müssen, je 
höher die Periodenzahl des Speisestromes ist. 
Mit der Anzahl der Pole entstehen jedoch 
Schwierigkeiten in der Geschwindigkeitsroge- 
lung (z. B. durch Polumschaltung).- 

Die Entwicklung der Einphasen-Wechsel- 
stromlokomotiven, von denen der Vortragende 


noch sprach, ist inzwischen weiter fortgeschrit- 


ten, als er mitteilen konnte. Der Vortragende 
meinte, es hätte der Mehrmotorenantrieb mit 
Zahnra dübersetzung weiter. gepflegt werden 
müssen, der bei der vor 11 Jahren entstandenen 
2000- PS-Lötschberg-Lokomotive durchgeführt 
wurde, und der sich gut bewährt habe. Statt 
dessen hätten die maßgebenden Dampflokomo- 
tivtechniker der elektiischen Lokomotive den 
Einmotorenantıieb vorgeschrieben. Der Elek- 
troingenieur habe dieihm von den Dampftech- 

nikern gestellten, sehr schwierigen Aufgaben 
glänzend gelöst. Es sei ein Motor für eine Lei- 
stung von 3000 PS gebaut worden, der sich gut 
bewährt habe. Die Schwierigkeiten hätten an 
dem mechanischen Teil der Lokomotive (Stan- 
genantiieb) gelegen. Die daran anknüpfende 
Mitteilung von Ministerialrat Dr. Hruschka, 

daß die preußische Staatseisenbahnverwaltung 
die Rückkehr zu dem heutzutage überaus ver- 
vollkommneten Antrieb mit sefederten Zahn- 
rädern als normaler Antriebsart ausgesprochen 
habe, kann hier bestätigt werden. Hinzuzu- 
fügen ist noch, daß die Herstellung der Zahn- 
räder nach den neuesten Grundsätzen, z.B. 
mit Härtung der Zahnoberflächen und Aus- 
arbeitung genauester Zahnformen durch Ab- 
schleifen der Zähne mit Karborundum- Schleif- 
maschinen erfolgen soll. 

Aber auch in der elektrischen Ausrüstung 
der Lokomotiven stehen große Neuerungen 
bevor. Von dem einmotorigen Antrieb wird 
man nicht abgehen. jedoch den Bau allzugroßer 
Einheiten (3000 PS) verlassen. Zur Zeit wird 
nach Plänen des Wirkl. Geh. Oberbaurat 
Dr.zing. Wittfeldim preußischen Ministerium 
der öffentlichen Arbeiten an einer neuen elek- 


'trischen Einheitslokomotive gearbeitet, bei der 
man durch Einbau eines 


Induktionsmotors 
ohne Transformator und Einschaltung eines 
eigenartigen Flüssigkeitsgetriebes eine außer- 
ordentliche Vereinfachung zu erreichen hofft. 
Der Stand der Versuche zeigt große Aussichten 
auf vollen Erfolg. Der Nachteil der Dampf- 
lokomotive, daß sie eine einzige, große Zug- 
kraft darstellt, die sieh für leichte Züge 
nicht unterteilen und für etwas schwerere als 
ihrer Zugkraft entsprechend nur verdoppeln 
läßt, also die geringe Anpassungsfähigkeit der 
Lokomotive an die wechselnden Anforderungen 
des Verkehrs wird durch die neuen elektrischen 
Einheitslokomotiven aufgehoben. Sie ge- 
stattet wirtschaftlichste Anpassung und Aus- 
nutzung der Zugkraft, Verminderung des Loko- 
motivbestandes durch Wegfall der vielen ver- 
schiedenen Gattungen und der für diese not- 
wendigen Ersatzlokomotiven und bedeutende 
Ersparnisse an Anlagekapital, Ersatzteilen und 
Instandsetzungskosten. 
betrieb jede größere Verkehrszunahme nach 


kurzer Frist eine neue Lokomotivaıt zZeitigt, 


kann man.alle wachsenden Anforderungen bei 
elektrischem Betrieb durch Ankuppelung eines 
zwelachsigen Triebgestelles auf einfachste und 
wirtschaftlichste Weise befriedigen. Ein großer 
Unterschied zugunsten des elektrischen Be- 
triebes tritt ein beim Vergleich der riesigen, 
schwerfälligen Dampflokomotiven (in Ame- 
rika bis 12 Achsen) und der-kürvenbeweglichen, 
elektrischen, kleinen Triebeinheiten. Die Ver- 
suche der preußisch-hessischen Staatsbahnver- 
waltung verdienen größte Beachtung, vor 
allem auch in Deutsch- Österreich, das so sehr 
auf uns angewiesen ist. 


"Heit 3. 


Während bei Dampf- - 


15. Januar 1920. 


Über Kommutator-Phasenschieber. 


(Einfluß der Sättigung und Erweiterung des 


a Kompensationsbereiches.) 
- Von J. Kozisek, Charlottenburg. 


Einfluß der 
des Kommutator- 


Übersicht. Es -wird der 
gung auf die Wirkungsweise 
Phasenschiebers näher untersucht. 


bewirkt eine Erweiterung des Kompensations- 


Sätti- 


Die Sättigung 


bereiches, vermindert jedoch die Sehlupfänderung | Be 


bei Belastungsänderungen. Andere Hilfsmittel, den 


Kompensationsbereich zu erweitern, wie Drehzahl 


regelung am Phasenschieber, Überkompensation 


bei Vollast und Umschaltungen an der Induktions- 
Anwendungs- 


maschine werden bezüglich ihrer 


wögliohkeil kurz behandelt. 


Die Yriyachatgchebe Methode, den für ‘ Be w 


Erzergung des magnetischen Feldes einer grö- 
ßBeren Induktions- -Dı ehfeldmaschine 
Magnetisierungsstrom vom Netz und damit 
auch von den Stromerzeugern fernzuhalten, be- 
steht darin, in den induzierten Teil eine Kom- 


mutatormaschine einzuschalten, die die Eigen- 


schaft besitzt, die Phase des Stromes derart zu 


beeinflussen, daß die Magnetisierung vom Se- 
kundärteil aus erfolgt, so daß der Induzierende 


(primäre) Teil vom Magnetisierungsstiom ganz 
oder zumindest teilweise befreit wiı.d. Kommu- 


tatormaschinen dieser Aıt sind in den letzten 


Jahren vielfach gebaut worden und kommen 
wegen ihrer Einfachheit und großen Betriebs- 
sicher heit immer mehr zur Anwendung. Zudem 
dürfte das in letzter Zeit in Erscheinung 
tretene Bestreben, die für die Leitungsanlage 
und die Stromerzeuger sehr lästigen, wattlosen 


Ströme bei der Verrechnung der elektrischen 


Energie zu berücksichtigen, das Anwendungsge- 
biet der Phasenschieber noch wesentlich er- 
weitern. 


Der einfachste Kommutator- Phasenschie- 
ber besteht in der Hauptsache!) aus einemals 


einfacher Eisenring ausgebildeten, i in der Regel 


wicklungsfreien Ständer und einem normalen Ba 


Könmatntoranker (Abb. 1), der vonden nieder- 


Luffspalt 
Laufer 


Abb. 1. 


Kommutator-Phasenschieber. 


periodigen Wechselströmen des induzierten 
Teiles einer Drehfeldmaschine gespeist, stark 
übersynehron angetrieben wird; dadurch tritt 


an den Klemmen des Phasenschiebers eine dem 


Strom voreilende Spannung auf, die die ein- 
gangs erwähnte Phasendrehung des sekundären 
Stromes bewirkt. Die Größe dieser Spannung 
ist lediglich abhängig vom magnetischen Feld 
und der relativen Umdrehungszahl des Dreh- 
feldes in bezug auf den Anker. 
konstanter Drehzahl des Phasenschiebers ‚(Nor- 
malausführung) sich innerhalb des Arbeitsbe- 
reiches, entsprechend derÄnderung der Schlupf- 
periodenzahl, nur um wenige Prozente ändert, 
so ist hauptsächlich das Feld von Einfluß auf 
die nöße dieser Klemmenspannung. Das Feld 


ist aber bei den hier behandelten Phasenschie- R 
bern lediglich abhängig von den Ankerampere- 


windungen und von der magnetischen Sätti- 
gung im Phasenschieber. Der Einfluß der letz- 


‘ 1) Näheres 
8.1079 und R.R 
1914, 8. 425. 


siebe:r A. Scherbius, „ETZ* 192, 
üdenberg, „El. Kraftbetr. u. Bahnen“ 


nötigen - 


Kommaatr 


Da letztere bei 


ger m 


Y 8 


nv% 


‚15. Januar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 3. 


63 


teren soll nın im nachfolgenden näher unter- 


sucht werden. Zu diesem Zwecke werden die 


charakteristischen Betriebswerte einer Induk- 
tions-Drehfeldmaschine, nämlich Leistungsfak- 
tor, primärer Strom und Schlupf für die beiden 
Grenzfälle: Phasenschieber- Klemmenspannung 


proportional dem Strom (d. h. Phasenschieber 
praktisch ohne jede Sättigung) und Phasen- 


schieber-Klemmenspannung konstant (d.h. Pha- 


senschieber, praktisch mit vollständiger Sätti- 


gung) entwickelt, gegenübergestellt und mit den 


- Betriebswerten derselben Induktionsmaschine 


ohnePhasenschieber verglichen. Beide Grenzfälle 
wären auf dem Versuchsfeld innerhalb eines 
großen Belastungsbereiches durch Drehzahl- 
regelung am Phasenschieber leicht zu verwirk- 


liehen. Um möglichst klare und einfache Ver- 


‚gleichswerte zu erhalten, sollen durchweg ideale 
Maschinen, d. h. ohne Streuung und ohne Ver- 
hıste, lediglich unter Berücksichtigung des 
Ohmschen Widerstandes im Sekundärteil der 
Induktionsmaschine zugrunde gelegt werden. 
Da es sich nur um Vergleichswerte, nicht um 
absolute Werte handelt, und der Ein!luß der 
vernachlässisten Faktoren nicht von wesent- 
lichem Belang ist, bzw. sich teilweise gegenseitig 


- aufhebt, dürfte diese Vereinfachung hier zu- 


lässig sein. Die Untersuchung soll für den Mo- 
torbetrieb durchgeführt werden, hat aber auch 


- für den Generatorbetrieb volle Gültigkeit. ‚' 


Es möge bedeuten: 
« den Belastungsgrad, 


e,.€, die Phasenspannungen bei 
der Netzfrequenz, 
ij,i, die Phasenströme, der Induk- 
1 die Phasenverschiebungen tions- 
s den Schlupf, maschine 
r3 den sekundären Wider- 
stand, ß 
® das Hauptfeld 
e, die Phasenspannung + des 
n die Drehzahl Phasen- 


fa f3.f4 die Frequenzen schiebers.. 

Der Index 1 beziehe sich auf den primären, 
der Index 2 auf den sekundären Teil der Induk- 
tion-maschine. Ferner seien der Schlupf s, so 
wie der Leistungsfaktor cos @, Vollastbetiiebs- 
werte der Induktionsmaschine ohne Phasen- 
‚schieber. 

Die Phasenschiebergröße sei derart ge- 
wählt, daß der Induktionsmotor bei Vollast mit 
cos @, = 1 arbeitet. Zur Vereinfachung der 
Vektordiagramme und der Endfoımeln sollen 
die Windvngszahlen. die Vollast-Wattströme 
sowie die Vollast-Schlupfspannung (e, s,) gleich 
Eins gesetzt werden. 


1. Induktionsmotor ohne Phasen- 
schieber. 


Unter den oben gemachten Voraussetzun- 


gen erhalten wir das'in der Abb. 2 dargestellte 


DE 
@5=-lg" & 


7 

30 

Abb. 2. Vektordiagramm des Induktionsmotors 
ohne Phasenschieber. 


Vektordiagramm. Da der Magnetisierungs- 
strom 


vu tg Po 


wird, so erhalten wir für die Betriebswerte die 
Beziehungen 


t 
Bat, 
u =Ve2 +18? Yo, 
dA 67 &. 


Der geometrische O:t der Endpunkte der Pri- 
märstromvektoren ist die Gerade gg. 


“und somit 


2, Induktionsmotor mit nicht gesättig- 
tem Phasenschieber. 
ek = Konst. ty. 


Für diesen Betriebszustand gilt das in der 
Abb. 3 dargestellte Vektordiagramm. Der $e- 
kundärstiom eilt infolge des Hinzukommens 


Abb. 3. Vektordiagramm des Induktionsmotors 
mit nicht gesättigtem Phasenschieber. 


der Pharenschieberspannung e, der Schlupf- 
spanmıng um den Winkel g, voraus und trägt 
dadurch zur Magnetisierung des Hauptfeldes ® 
bei. Die Schlupfspannung muß jetzt die vek- 
torielle Summe von eyund (i,r,) decken. Da 
sich die beiden letzteren Spannungen piopor- 
tional dem sekundären Strom ändern, bleibt der 
Phasenverschiebungswinkel bei allen Belastun- 
gen bestehen (9, = go), $0 daß der geometrische 
O:t der Endpunkte der Piimärstromvektoren 
die gerade Linie gg wird. Die Betriebsweıte 
ergeben sich aus Abb. 3 zu 


tg mM—atg 
@ 


tg, = 


—=a@ __t&% 
& = & 8 Yo 


1 
tn =tgY 


, =V +1 — a) tg? pa 


kr) 

s=l—3—|a 

cos? 

Aus der ersten Gleichung folgt, daß für « = 0,5 
gpı =18M 

COSP = COS Y, 


d.h. daß die Induktionsmaschine mit Phasen- 
schieber bei halber Belastung denselben Lei- 
stungsfaktor hat wie die Induktion: maschine 
ohne Phasenschieber bei Vollast. Aus der zwei- 
ten Gleichung oder direkt aus Abb. 8 folgt, daß 
der piimäre Stıiom bei 


= sin? 

ein Minimum imin. = sin go 
erreicht, wobei 

} COS P, =SINY 
wird. 
3. Induktionsmotor mit gesättigtem 

Phasenschreber. 
er, = konst. 


Hierfür gilt das Vektordiagramm Abb. 4. 
Die Berechnung der charakteristischen Be- 
triebswerte erfolgt wie im vorhergehenden Fall, 


HM, 
%2 50 h BR & 


Abb. 4. Vektordiagramm des Induktionsmotors 
mit gesättigtem Phasenschieber. 


man hat nur den sekundären Phasenwinkel 9 
durch, zu ersetzen, wobei zu beachten ist, daß 
dieser nicht mehr konstant bleibt, sondern mit 
abnehmender Belastung zunimmt und durch 
die Beziehungen 


ek COS P5 

Re 
ne 18 9 
az. 6080, 


eindeutig festgelegt ist. Es wird daraus 


womit tg y,, i, und s wie im vorhergehenden 
Fall bereehnet werden können. Der geometri- 
sche O:t der Endpunkte der. Primärstromvek- 
toren ist eine Kurve höheren Grades (gg). 
deren Gleichung ziemlich unhandlich ist und 
die, da weiter nicht benötigt, nicht näher unter- 
sucht werden soll. 

Auf Grund der im vorhergehenden abge- 
leiteten Gleichungen ist in den Abb. 5 bis 9 der 
graphische Verlauf der Betiiebswerte darge- 
stellt. Der Leistungsfaktor ist für die Vollast- 
werte co& u — 0,9, 0,8, 0,7, der primäre Strom 
und der Schlupf nur für cos gu = 0,8 aufge- 
tragen. 

Der Vergleich der Leistungsfaktorkurven 
zeigt, daßim Leerlauf- und Vollastbereich beide 


Belastung 
[/ 25 50 75 700 125 


Abb. 5. Verlauf des Leistungsfäktors für cos pa = 0,0. 


Phasenschieber — der gesättigte und der nicht 
gesättigte — ziemlich gleichwertig sind, daß 
hingegen bei mittleren Belastungen der gesät- 
tigte Phasenschieber bessere Kompensation er- 
gibt, wobei der Gewinn bei schlechteren Vollast- 
Leistungsfaktoren etwas gıößer ist als bei den 
hohen. Die Sättigung wirkt also auf eine Er wei- 
terung des Kompensationsbereiches hin. Wenn 


080 


[7 25 617] 75 700 125 
Abb. 6. Verlauf des Leistungsfaktors für cos p, = 0,8° 


man jedoch bedenkt, daß die aufgetragenen 
Kurven nur die äußersten Grenzfälle darstellen, 
daß also insbesondere der als nicht gesättigt be- 
zeichnete Phasenschieber tatsächlich immer 
etwas Sättigung zeigen wird, so düuften die bei- 
den Kurven in Wirklichkeit weniger von einan- 
der abweichen, so daß es fraglich ist, ob die 
Vorteile einer etwas besseren Phasenkompen- 
sation die Nachteile der vollständigen Sättigung 
aufwiegen. Die praktisch vollständige Sätti- 
gung ist zwar konstruktiv einfach auszuführen, 
indem durch Vereinigung des Ständers mit dem 
Läufer der Luftspalt vermieden wird, so daß der 
magnetische Kraftfluß nur im Eisen verläuft 
und daher verschwindend wenig Amperewin- 
dungen zur Magnetisierung benötigt werden)). 
Jedoch ist der Nachteil dieser Konstruk.ion der, 
daß man keines von den bekannten wirksamen 


1) Die ersten Vorschalttransformatoren für Dreh- 
strom-Induktionsmotoren waren ähnlich gebaut. Siehe 
„ETZ“ 1891, 8. 180. Näheres über diese Rauart von. Pha- 
senschiebern siehe: M. Leblane: .Eclairage Blectrique‘, 
Bd. 29, 1901, S. 118 u. A. Scoherbius. „BETZ“ 1912, 8. 1079. 


54 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Het 3. 


15. Januar 1920. 


Kommutierungs-Hilfsmitteln(Wendepole, Kom- 
mutierungslöcher) anbıingen kann, so daß die 
ganze Funkenspannung (Stromwendespannung 
+ Transformatorspannung) von der Kommu- 
tatorbürste aufgenommen werden muß, was 


namentlich bei großen Polleistungen zu Kom- 
Bei. kleinen 


mutierungsschwierigkeiten führt. 


125 
Abb. 7. Verlauf des Leistungsfaktors für coa m= 0,7. 


Polleistungen treten diese Bedenkenin den Hin- 
tergrund, so daß in diesem Fall der gesättigte 
Phasenschieber am Platze ist. Sollte es jedoch 
gelingen, was bis heute noch nicht der Fall ist, 
brauchbare Widerstandsverbindungen zu fin- 
den, so wäreauch bei größeren Polleistungen bei 
vielen Induktionsmaschinen der gesättigte 
Phasenschieber vorzuziehen. 

Bei schwachen Belastungen versagen beide 
Phasenschieber. Man muß, wenn auf eine Kom- 
pensation in diesem Bereich Weit gelegt wird, 
auf ganz andere Phasenschieberbauarten zu- 
rückgreifen, über die an anderer Stelle bereits 
be:iichtet wurde und die daher hier nicht behan- 
delt werden sollent). Jedenfalls geht bei diesen 
Maschinen die Einfachheit verloren, und es 
empfiehlt sich deshalb, vonihnen nur dann Ge- 
brauch zu machen, wenn die Induktion-ma- 
schine zeitweise mit schwachen Belastungen 
arbeitet. 

Bezüglich des Schlupfes zeigen sich inter- 
essante Unterschiede (Abb. 8). Gegenüber der 


Belastung % 


0 25 50 75 00 125 
Abb. 8. Verlauf des Schlupfes für cos = 08. 


Induktionsmaschine ohne Phasenschieber zeigt 
die mit Phasenschieber eine Eıhöhung des 
Schlupfes; während jedoch beim nicht gesättig- 
ten Phasenschieber der Schlupf mit der Be- 
lastung linear auf Null abnimmt, strebt der 
Schlupf bei Verwendung eines gesättigten 
tg a) 
COS 
zu, so daß bei einer Laständerung die Schlupf- 
änderung im letzten Fall wesentlich kleiner aus- 
fällt als beim nichtgesättigten Phasenschieber. 
Diese Eigenschaft jet, bei den meisten Arbeits- 
maschinen ohne Belang, wird jedoch von 
großer Wichtigkeit BE Antıieben, die mit 
Schwungmassen arbeiten müssen, wie z. B. bei 
Kolbenarbeitsmaschinen, da hier bei größercı 
Schlupfänderung die Schwungmasse viel mehr 
zur Geltung kommt und dadurch die Belastungs- 
stöße besser vom Netz ferngehalten werden. 
Man würde daher bei Antiieben dieser Art dem 
nicht gesättigten Phasenschieber den Vorzug 


Phasenschiebers einem Grenzwert (=- 


1) Näheres über diese Phasenschieber siehe R. Rü- 
denberg, „El. Kraftbetr. u. Bahn 19]4, S. 496, 
H. Nehlsen. ETZ“ 1917, S. 584, a ‘ ayd 


Beben müssen. Auf weitere Einzelheiten bezüg- 
lich dieses Anwendungsgebietes werde ich in 
einem späteren Aufsatz eingehender zurück- 
kommen. 

Der Ver gleich der primären Ströme (Abb.9) 
zeigt, daß der Strom bei Verwendung eines 
Phasenschiebers ein Minimum aufweist, welches 


0 25 
Abb. 9. Verlauf des nee Stromes für co 1, = 0,8: 


50 75 


beim gesättigten Phasenschiöher besonders 
scharf ausgeprägt ist. 

Um den Arbeitsbereich, innerhalb dessen 
die Kompensation auf corg, —1 erfolgt, zu er- 


weitern, gibt es bei den hier behandelten Kom- 


mutator-Phasenschiebern außer der magneti-. 


schen Sättigung noch andere Hilfsmittel, die in 
diesem Zusammenhang noch kurz behandelt 
werden sollen. 

Das naheliegendste besteht darin, beim 
Phasenschieber den Giad des Übeısynehronis- 
mus durch Drehzahlıegelung, entsprechend der 
Belastung, zu verändern. Die @öße dieser Re- 
gulierung findet man aus dem Vergleich der für 
die Vollast und Teillast nötigen Kompensations- 


1d 


7 
&5. &50 & 


Abb. 10.» Vektordiagramın des Induktionsmotors 
bei Kompensation ang 608 M=1. 


spannungen (&y, &%«)- Di folgen aus Abb. 10. 
Es ergibt sich 


für Volast =, Dr „ 
und für Teillast 
wobei tg = en . 


Daher wird 


[7 25: 
Abb. 11. 


50 725: 


Verlauf der Kompensationsspannungen 
für 08 9 = 0,8 


‚(Kurve b) bei konstanter Drehzahl desselben, e 


‘bei dieser Kompensation die Veränderung des 


. Die Kömpenskhion auf co8Yy, — 1 tritt ein für 


-  Graphisch aufgetragen erhalten wir { 
€0s@, = 0,8in Abb. 11 die Kurve a. Zum \ 
gleich sind noch die mit gesättigtem (Kurye 
und mit nicht gesättigtem Phasenschieber 


reichbaren Kompensationsspannungen einge- 
tragen. Die für Kompensation auf cos g, 
erforderliche Drehzahlregelung, bezogen auf die 
Drehzahl des Phasenschiebers bei Vollast .der 
Induktionsmaschine, ergibt sich einfach durch 
Division der Kurve a durch die Kurye c für den 
gesättigten bzw. der Kurve a durch die Kurve b 
für den nicht gesättigten Phasenschieber. Das 
Ergebnis ist in Abb. 12 graphisch aufgetragen. - 


30 


7947.00) 725 


4 
a 
Abb. 12 Erforderliche Drehzahlregelung am Phasenschieber E 
zur Kompensation auf cosy, =1, für ccam=04. 
Be. 
2 


Wie ersichtlich, ist die ‚orten derliche Drehzahl- 
regelung namentlich beim nicht gesättigten. 
Phasenschieber bereits bei mittleren Belastun- 
gen eine beträchtliche, so daß die Methode we- : B 
gen der Trägheit der mechanischen Regelung 
nur bei ganz ruhigen Antrieben Anwendung ' 
finden kann. Außerdem hat sie den Nachteil, 
daß der Phasen-chieber, vom Regulieımeehanis- 
mus ganz abgesehen, sehr teuer wird, da er für 
maximale Leistung bei der niedıigsten Dreh- 


zahl bemessen werden muß. Bemerkenswert ist 2 
> 


Schlupfes der Induktionsmaschine, 
reicht nämlich für 


a=ztgp, 
Smin. Z2tg Yo; 


Dieser er- 


ein Minimum 


und nimmt alsdann bei weiterer Entlastung zu. 
Ein anderes Mittel, den Kompensation 
bereich zu erweitern, besteht darin, den Phasen- 
schieber für Überkompensation bei Normallast 
zu bemessen, so daß die Kompensation "auf 
coeg, —=Llerst bei einem nie drigeren Belastungs- ae 
grade auftritt. Das hierfür gültige Vektordia- 
gramm ist in Abb. 13 dargestellt, Bedeutet du = 


Abb. 18. Vebtordiagramn des Induktionsmotors 
für Üserkompensation. 


den primären Phasenveiteilungswi 2 bei Voll- 
last. so wir h i 
Watte pe. 


und damit 


en 
= ihn 


tg p _ tg 
gwp WByrtgy 


Graphisch aufgetragen für cos yy = 0,8 a 
c08 @ı' = 0,95 (Voreilung) erhalten wir Abb. 14, _ 
in der zum Vergleich der Leistungsfaktor bei 
Kompensation auf cos @, = 1 bei Vollast einge- 
tragen ist. 


Die Methode hat den Nachteil, daß er 


240 = 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 3. 


65 


n Verhältnis. 

Er 17 S ar“ 4“ f} cos‘ 

Eh 2 lg go cos’y, 

x größer und damit teurer wird, und dab der 
E Läufer der Induktionsmaschine bei Vollast elek- 
_  trisch stark beansprucht wird,so daß bei bereits 
hoch ausgenutzten Maschinen eine Verstärkung 
des Läuferkupfers erforderlich ist, 


er 725 30 wo 725 


- Abb. id. Verlauf des Leistungsfaktors bei 
Überkompensation für cos,’ = 0,85. 


Eine dritte Möglichkeit, den Kompensa- 
tionsbereich zu erweitern, besteht darin, bei den 
mittleren und schwachen Belastungen den in- 
 duzierten oder induzierenden Teil der Haupt- 
maschine derart umzuschalten, daß der Phasen- 
- schieber mit größerer Stromstärke und damit 
größerer Kompensationsspannung arbeitet. 
Dies geschieht in einfachster Weise z. B. durch 
A AUmischaltung im induzierten Teil oder A A 
Umschaltung im induzierenden Teil!). Die letz- 
tere hat den Vorteil, daß einmal eine Verstär- 
kung des Phasenschieberstromes eintritt und 
_ zam anderen der Magnetisierungsstrom der In- 
 duktionmaschine wesentlich vermindert wird, 
- so daß die Kompensation aus zweifachen Grün- 
_ den wirksamer wird. Die Methodeliefert, wie die 
- Meßwerte an einem Induktionsmotor für 55 kW 
in Abb. 15 zeigen, sehr brauchbare Resultate. 


700 


- Abb. 15. Eintinß der Ständer A/Y Umschaltung auf den 
 heistungsfaktor eines Induktionsmotors für 55 kW. 


75 


Q 


"25 so 125 


‘sie hat jedoch den Nachteil, daß das Anwen- 
dungsgebiet nur auf Induktionsmaschinen be- 
 sehränkt ist, dielängere Zeit mit Teillast arbei- 
ten, da nur in solchen Fällen eine Umschaltung 
möglich ist. Er 


Über eine neuartige, elektrisch betriebene 
Entlade- und Stapelvorrichtung für Kohlen 
E _ und andere Schüttgüter. 


5: Die Ingenieure Heinzelmann und 
- Sparmberg in Hannover haben eine be- 


 merkenswerte Vorrichtung zum . Umschlagen 


_ und Stapeln von schüttbaren Stoffen, insbeson- 


dere Kohlen, geschaffen, die geeignet ist, eine 
_ wesentliche Vereinfachung und Verbillisung 
der Umschlagarbeiten zu gewährleisten. Sie 
& ist von um so größerer Bedeutung für die 
gegenwärtigen Verhältnisse mit ihrem Mangel 
an Arbeitern, Wagen und sonstigen Hilfs- 


} 
| Er ) D.R.P. 298978. 
| . 
{ 


- der Phasenschieber in bezug anf die Leistung 


:lokomotiven . angefahrene 


großen Bechern 


mitteln, als sie bei verhältnismäßig großen 
Leistungen in Verbindung mit billigen Anlage- 
kosten und geringem Kraftbedarf . einerseits 
im allgemeinen nur einen Mann Bedienung er- 
fordert, anderseits die Entlade- und Umschlag- 
arbeiterkolonnen entbehrlich macht. > 

: Die grundsätzliche Anordnung und Aus- 
bildung der Einriehtung ‘in einer besonderen 
Bauart.gibt Abb. 1 wieder. Hier handelt es 
sich darum, durch 'Kippwagen mittels Dampf- 
Kohlen auf 
Schütthöhe zu stapeln. Zu dieser Arbeit wird 
ein verstellbarer und fahrbarer Stapelelevator 


' benutzt, der aus einem Fahrgestell mit breiten 


Laufrädern, einem sehrägstehenden . Becher- 


große 


Danut wird die in einer Stellung der Maschine 
zur Verfügung stehende Materialmenge bei der 
üblichen Panlänge der Förderschnecken etwa 


% 
Se 
S } ERTIIE I] " 
| | I; 
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E = = KeiSt=} een Pe re je Sie zei ;E 
DE = } I [ i i TEL [ Je I le 
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I Habs. Hl | | 
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I 


a 


Abb. 1. 


elevator und einer zusätzlichen Einrichtung zur 
Beiräumung der Kohlen besteht. An und für 
sich sind Becherelevatoren in fahrbarer An- 
ordnung als Stapeler zur Aufnahme geschütte- 
ten Materials schon vielfach und seit langem 
in Benutzung. Die Bauart des Becherelevators 
und ‚des Wägengerüstes, Abb. 1, Jehnt sich an 
diese früheren Einrichtungen an. Der elektro- 
motorische Antrieb der Becherkette ist im 
Wagengerüst untergebracht und treibt unter 
Vermittlung eines doppelten Zwischenvor- 
geleges durch Riemen, Zahnräder und Kette die 
obere Umführungsscheike an. Für den Material- 
abwurf ist eine einfache Schurre vorgesehen. 
Die ganze Maschine ruht auf vier breiten Lauf- 
rädern, um das Versinken im Boden zu verhin- 


dern. Der Fahrwerksantrieb wird durch Hand- 
kurbeln mit RKetten- und Zahnrädervorgelege 
bewirkt. 


Bei den bisher gebräuchlichen Stapeleleva- 
toren für Schüttgüter kann auch bei genügend 
die. Leistungsfähigkeit .des 
Becherwerks u gewisse Zeiten ausgenutzt 
werden, da die Notwendigkeit einer fast stän- 
digen Bewegung (der Maschine in der Fahrt- 
richtung wie auch nach der Schöpfseite hin er- 


forderlich ist, wenn man nicht vorzieht, durch- 
das Material in den 


Handschaufeln immerfort 
Schöpfbereich der Becher zu schieben. Höhere 
Stapelleistungen können also nur unter ent- 
sprechendem Aufwand an Löhnen erreicht 
werden. In dieser Hinsicht unterscheidet sich 
der neue Stapeler von den bisherigen Bauarten. 
Um eine stetige Füllung der Becher zu gewähr- 
leisten, ist in der beiderseitigen Verlängerung 
der unteren Umführungsachse je eine Schnecke 
angeordnet. Die beiden Schneckenhälften haben 


‚entgegengesetzte, nach der Becherkette hin ge- 


richtete Förderrichtung und schaffen, als Zu- 
bringeschnecken arbeitend, von beiden Seiten 
das Material in den Schöpfbereich der Becher. 


Verstellbare, fahrb: re 'Stapelvorrichtun g. 


verdreifacht, die  Verschiebenotwewuligkeiten 
für die Maschine entsprechend verringert und 
dadurch eine im gleichen. Verhältnis gestei- 
<serte Förderleistung der Maschine erzielt. 

Die technische und wirtschaftliche Über- 
lesenheit des Stapelelevators mit Zubringe- 
schneeken ist hiernach ohne weiteres gegeben, 
zumal da die Bedienung der Maschine keine 
höheren Ausgaben für Löhne erfordert. Was 
den Kraftbedarf angeht, so wird dieser ledig- 
lich durch den- zusätzlichen Verbrauch der bei- 
den Zubringeschnecken erhöht. 

Die Bauhöhe des - Stapelers muß der in 
jedem Falle geforderten Stapelhöhe der Kohlen 


möglichst gut angepaßt werden. Dazu sei 
bemerkt, daß es wenie vorteilhaft ist, die 


Bauhöhe der Maschine srößer zu bemessen, als 
die Verhältnisse es unbedingt nötig machen. 
da hierdurch nicht nur eine unnötige Aufwen- 
dung an Kraft verursacht wird, sondern auch 
Verluste an Kohlen, besonders bei bewegter 
Luft, entstehen. Auch wird natürlich der 
Stapeler mit wachsender Höhe schwerer und 
unhandlicher, zumal, da auf den Winddruck ent- 
sprechend Rücksicht genommen werden muls. 
Für die Bedienung genügt ein Mann zur Veer- 
schiebung der Maschine, Der Betriebsstron: 
wird dem Motor durch ein loses Panzerader- 
kabel von einem Steekkontakt aus zugeführt. 


Wie in Abb. 2 dargestellt, läßt sich die 
Maschine in ähnlicher Bauart ebenfalls zur 
Verladung von Schüttgütern vom Lager in 


Eisenbahnfahrzeuge verwenden. Die Bauhöhe 
der Maschine ist naturgemäß in diesem Falle 
entsprechend niedriger und wird lediglich der 
Bauhöhe der Wagen, im vorliegenden Falle 
Kleinbahnwagen, angepaßt. Die Verbindung 
zwischen dem Becherabwurf und dem Eisen- 
bahnwagen wird durch eine Schurre in üblicher 
Weise hergestellt. Ob man die Maschine, wie 
in Abb. 2, auf einem Schienengleis fahren läßt 


.. 


66 


+ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 3. 


15. Januar 1920. N 


+ 


m — 


oder mit breiten Rädern auf dem Boden, hängt 
von den jeweiligen Verhältnissen ab. Die letzt- 
senannte Bauart sichert zwar eine größere Un- 
alfhängigkeit, unter Umständen auch eine 
weitergehende Ausnutzungsmöglichkeit; jedoch 
ist sie nur anwendbar hei entsprechender 
Pestiekeit des Bodens. Anderseits ist die auf 
Schienen fahrende Bauart leichter zu bewegen 


| 
| 
| 
| 


Teil des Materials in den mit dem Elevatorfuß 


verbundenen Trog hineinfällt. Ein weiterer 
sroßer Teil des Gutes kann mnter Aufwand 
seringer Handarbeit mit der Schaufel oder ent- 
sprechend gestalteten. Werkzeugen aus den 
Waeen 


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Abb. 2. Fahrbarer Elevator bei der Beladung eines Kleinbahnwagens. 


besoflers dann vorteilhaft, wenn vorhan- 
benutzt werden können. 


und 
dene Schienenstränge 


Es wäre ja auch leicht möglich, die Maschine . 


so einzurichten, daß sie durch eine Lokomotive 
verschoben werden könnte, um sie an räumlich 
getrennten Arbeitsstellen zu verwenden und so 


die Ausnutzungsmöglichkeit entsprechend zu 
steigern. 

IBemerkenswert ist auch die in Abb. 3 ze- 
zeigte Arbeitsmöslichkeit, nach der “(ie Ma- 


schine zum Stapeln von Kohlen oder auch zur 
Bekohluns von Lokomotiven herangezogen wer- 
den kann. Die Bauart der Maschine entspricht 


Teil des Gutes muß allerdings nach wie vor 
mit der Handschaufel in den Sammeltroe seawor- 
fen werden. Die Vorteile. dieser Arbeitsweise 
liegen in einer Beschleunigung der Wagenent- 
leerung und in dem Fortfall der Zwischen- 
lagerung unmittelbar neben den Gleisen. Beson- 


ders günstig sind für diese Arbeitsweise Wagen 


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Abb. 3. Fahrbarer Elevator zur Verbilligung und Beschleunigung der Entladung von Eisenbahnwagen. 


in ihren Grundzügen den bereits besprochenen, 
Abb. 1 und 2, ekienso die elektrischen und ma- 
schinellen Einrichtungen. Nur bedingen die 
hier vorliegenden veränderten Betriebsverhält- 
nisse eine Fahrbewesung der Maschine in der 
Arbeitsrichtung der Becherkette. Die Maschine 
dient in der dargestellten Bauart der Erleich- 
terung und Verbilligung des Umschlages von 
Kohlen und sonstigen Schüttzgübern aus Bisen- 
lahnwagen unter Ausschluß der Zwischen- 
lagerung. 

Der Stapelelevator wird derart an den zu 
entladenden Bisenbahnwagen herangefahren, 
daß beim Öffnen der seitlichen Wagentüren ein 


Mit der Baulänge steigern 
die Entladekosten, da einerseits 
Anteil der Gesamtladung auf 


geringer Baulänge. 
sich auch 
ein geringerer 


die selbsttätig herausrutschende und leicht her- 


auszuschiebende Menge entfällt, anderseits die 
Entfernungen zwischen den Türen und ‚Köpfen 
der Wagen wachsen. Durch eine Maschine ähn- 
licher Bauart könnte auch ohne weitere Schwie- 
rigkeiten die Umladung des Gutes von dem 


einen Eisenbahnwagen in einen andern oder in 


sonstige Fahrzeuge erfolgen. \ 

Das Streben nach seiner Beschleunigung und 
Verbilligung der "Wagenentleerung hat auch 
noch zu einer anderen Konstruktion unter Ver- 


geschoben werden. Ein erheblicher i gen Wagen und kann mittels ‚eines motorisch 


‚abıgesehen 


wendung des Becherelevators zur Hochförde- 
rung und der geteilten Schnecke als Zubringer _ 
seführt. Eine Anlage dieser Art ıgibt Abb. 4 
wieder. DasBecherwerk hängt in Zapfen ancinem 
auf einem Testen Hochgleis fahrenden kranarti- 


Ahb. 4. Überladung von Kohlen aus Staatsbahnwagen in Kleinbahnwagen 
durch Elevator mit Zubringesehnecken. SEEN 


oder mit der Hand betätigten Windwerks ge- 
hoben und gesenkt werden. Der Fuß des 
Becherelevators wird mit. den  Zubringe- 
schnecken, deren Länge der Breite der Eıisen- 
bahnwagen angepaßt wird, auf das zu ent- 
ladende Material im Wagen abgesenkt und stets 
in einer der jeweiligen Höhe der Ladung ent- 
sprechenden Höhe szehalten. Das geförderte 
Material fällt in eine Schurre und wird seitlich 
in Kleinbahnwagen abgelenkt. Es ist auf diese 
Weise. möglich, eine vollständige Entleerung 
des Wagens-ohne Aufwand von Menschenarbeit, _ 
von ‘der Bedienung. der Maschine 
selbst, zu erreichen. Von einem an der Trag- 
konstmiktion des hochliegenden Gleises vorge- 
sehenen Laufsteg aus wird das Fahrwerk und 
Hubwerk der Einrichtung mittels Haspelketten 
durch einen Arbeiter bedient und der Förder-. 
motor durch Steuerschnüre oder mittels An- 
lassers geschaltet. -\ 5 je 
Die in Abb. 4 dargestellte Konstruktion ist 
besonders während des Krieges mit seinem 
manchmal empfindlich sich fühlbar machenden 
Wagenmangel und der unregelmäßigen Anfuhr 
der Brennstoffe von erhehlicher Bedeutung ge- 
worden, da einerseits an Leuten gespart wird, 
anderseits die Wasen schneller entleert und 
wieder verwendungsbereit werden, und scehließ- 
lich, auch bei gesteigerter Anfuhr der Brenn- 
stoffe, die Wagenstandgelder in Fortfall kom- 
men. Der Kraftbedarf, dessen Höhe durch das 
Fassungsvermögen der Becher und die Förder- 
geschwindigkeit beeinflußt wird, Kann im 
Mittel zu etwa 6 PS angenommen werden, Da- 
bei können mit einem Mann Bedienung stündlich 
zwei Wagen von je 15 t entladen werden. Die 
Entladekosten stellen sich dabei auf etwa 
0.50 M für 10 t entladene Kohlen ohne Berück- 
sichtigung der Abschreibung und Verzinsung 
des Anlagekapitals. j 
Was die Wirtschaftlichkeit von Stapelele- 
vatoren nach Abb. 3 angeht, so kann ein Mann 
bei dieser bereits besprochenen Arbeitsweise 
einen 10 t fassenden Eisenbahnwäagen in etwa 
30 min entleeren. Die  Stundenleistunz 
stellt sich also auf etwa 20 t, während die Ent- 
ladeleistung für einen Mann beim Arbeiten mit 
der Handschaufel mit höchstens 2 t/h angenom- 
men werden kann. Dazu kommt der Vorteil, daß 
die Kohlen gleichzeitig in beliebige Höhen ge- 
fördert werden ‚können. Es ist beispielsweise 
möglich, die entladenen Kohlen mit dem Becher- 
werk durch das Dach in den. .Kohlenschuppen 
zu befördern und hier zu stapeln. Zu den Er- 
sparnissen an Löhnen kommt. in ‚diesem Falle 
noch die Steigerung der Ausnutzung des ver- 
fügbaren Lagerraumes im Kohlenschuppen, da 


die Kohlen höher gestapelt werden können. “= 
Hubert Hermanns. 7 

; 

RECHTSPFLEGE. } 


Wann ist der Eisenbahnfiskus als Bauauftrag- 
geber Betriebsunternehmer im Sinne des Haft- 
pflichtgesetzes ? 


Die Firma H. hatteim Auftrage des Eisen- 
bahnfiskus auf einem Bahnhof Lichtanlagen 
auszuführen. Auf Bitten eines Angestellten 


” 
_ des Fiskus bestieg der im Dienste der Firma 
"stehende Arbeiter B. einen hölzernen Mast, ıım 
_ die Drähte zu durchsehneiden. Der Mast fiel 
_ um, und B. stürzte tödlich ab. Seine Hinter- 
_ bliebenen beziehen von der Berufsgenossen- 
_ sehaft für Feinmechanik und Elektrotechnik 
_ eine Unfallrente. Wegen weitergehenden 
- Schadens nahmen sie den Fiskus in Anspruch, 
_ wurden aber sowohl vom Landgericht wie vom 
 Oberlandesgeriebt abgewiesen. Die Instanzen 
stehen auf dem Standpunkt, der Verunglückte 
sei bezüglich seiner Dienstleistung nicht nur 
im Betrieb der Firma H., sondern. auch im Be- 
_ trieb des beklagten Fiskus tätig gewesen und 
_ habe deshalb von diesem über die Rente hinaus 
niehts zu fordern. Aufdie Revision der Hinter: 
bliebenen des B. hob das Reichsgericht das 
 Urteilauf und verwies die Sache an die Vor- 
"instanz. zurück. 


Versicherungesträger war nach den Ent- 


scheidungsgründen (12. VI. 1919) der Beklagte 
hier nur, wenn der Baubstrieb für die Beleuch- 
 tunssanlage auf seine Reehnung ging ($ 624 


RVO.). Daß dies hier zutrifft, kann nicht zuge- 


geben werden. Zu den Merkmalen des Begriffs 
des Betriebsunternehmers im Sinne des $ 1 
des Haftpflichtgesetzes gehört, daß er die 
Kosten des Betriebes trägt, die Einnahmen 
daraus bezieht und die Verfügung über den Be- 
 triebinnebat. Gewicht ist aufdie Verfügungs- 
gewalt zu legen, weil sie den Inhaber der Ge- 
walt in den Stand setzt und verpflichtet, An- 
ordnungen und Einrichtungen zu treffen, die 
die Gefahren des Betriebes, um die es sich auf 
dem Gebiet der Versicherung wesentlich han- 
delt, verhüten, äbwenden oder . verringern. 
Nun war die Firma H. diejenige, die die Kosten 
für den Bau der Liehtanlage bestritt; sie bat 
die Fabrikeinrichtungen, die Stoffe und die 
Personen bezahlt, die an dem Bau arbeiteten. 
Die Einnahme daraus ist ihr in Gestalt des 
Werklohnes zugeflossen. Erst der Betrieb des 
fertigen Werks-ging auf Rechnung des Be- 
klagten. Wäre es von ihm nicht abgenommen 
- worden, so hätte er nichts dafür bezahlt; die 
Herstellung wäre aber immer auf Rechnung der 
- Firma H. geschehen. 
Die ‚Allgemeinen Vertragsbedingungen 
für die Ausführung von Staatsbauten‘‘ ent- 
halten unter den „Ordnungsvorschriften‘ des 
$14 die Bestimmung. daß die anf dem Bau 
beschäftigten Angestellten des Unternehmers 
bezüglich der Bauausführung und der Aufrecht- 
erhaltung der Ordnung auf dem Bauplatze 
den Anordnungen der Verwaltung unterworfen 
seien. Ohne zureichende Begründung spricht 
“das Berufungsgericht auf Grund des $ 14 dem 
Beklagten die Verfügungsgewalt über die Ar- 
beiten der Firma H. zu und bezeichnet ihn als 
- „Herrn“ darüber. Herrin auf dem Bauplatz 
- sollte die Verwaltung natürlich bleiben, wie sich 
das bei Arbeiten auf einem Bahnhofe von selbst 
versteht, und ebenso mochten ihr allgemeine 
Anordnungen über die Bauausführung, so etwa, 
wo die Liehtm»ste aufzustellen waren, zustehen. 
Aber der Bau der Liehtanlage im einzelnen, und 
darauf käme es an, wurde durch $ I4noch nicht 
ihrer Verfügung unterstellt. (A. Z. VI. te 
Sk. 


auf Elektrizitätslieferungs- 
verträge. 

Eine Blockstation G. m. b. H. hatte mit 

der Stadtgemeinde im Oktober 1915einen Ver- 

trag geschlossen, laut dessen sie während des 

Krieges einen jährlichen Mindestverbrauch von 

250 000 kWh und in den folgenden Jahren von 


en 


Einfluß des Krieges 


300 000 kWh sowie eine Benutzungsdauer von - 


-2000h dem städtischen Elektrizitätswerk gegen- 
über gewährleistete. Gegen Ende 1918 bean- 
‚tragte sie, gerichtlich festzustellen, daß diese 
Vertragsbestimmung nicht rechtsverbindlich 
sei, da infolge der weitgehenden behördlichen 
Einschränkungen der Verbrauch elektrischen 
Stromes in den letzten Jahren erheblich zurück- 
gegangen sei. Landgericht und Kammergericht 
wiesen die Klage ab, das Reichsgericht hat 
die Revision der Klägerin zurückgewiesen. , 
Aus den Fintseheidungsgründen seines Ur- 
teils vom 30. X. 1919 ist das Folgende wichtig: 
Es ist zu billigen, wenn der Vorderrichter den 
in Frage kommenden $ 9 des Vertrages dahin 
versteht, nicht die Abnahme des darin bezeich- 
neten Mindestmaßes von elektrischem Strom — 
an dieser Abnahme hatte die‘ Beklagte kein 
wesentliches Interesse — sei von der Klägerin 
gewährleistet, sondern die Bezahlung dieses 
Mindestmaßes. Daß die Beklagte, abgesehen 
von der behördlicherseits erfolgten allgemeinen 
Einschränkung, für die sie nieht verantwortlich 
ist, aus technischen oder sonstigen Gründen 
zur Vertragserfüllung, also zur Lieferung des 
die gewährleistete Menge erschönfenden Stro- 
mes, nicht imstande gewesen sei, behauptet die 
Klägerin selbst nieht. Sie hat also auch ihrer- 
seits den Vertrag zu erfüllen und ist nicht be- 
fugt, die Folgen der von ihr im $ 9übernomme- 
nen Gewährleistung und der mit dieser wie 


Sa 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


bei jedem gewagten Geschäft verbundenen Ge- 
fahr auf die Gegenpartei abzuwälzen. Daß die 
Klägerin diese mit dem laufenden Kriegszu- 
stande verbundene Gefahr durch den $ 9 über- 
nommen hat, begründet der Berufungsrichter 
ausreichend durch den Hinweis darauf, daß der 
Abschluß des die Gewährleistung bestimmenden 
Vertrages nach dem Ausbruch und während 
der Dauer des Krieges erfolgt ist, daß Klägerin 
nach dem Wortlant des $ 9 gerade „während 
der Kriegsdauer‘‘ den Mindestverbrauch an 
Strom zu gewährleisten erklärt, und daß die 
Höhe des garantierten Mindestverbrauchs für 
die Kriegsdauer einerseits und für die Zeit nach 
dem Kriege anderseits verschieden geregelt ist. 
Daß die geschäftskundige Klägerin sich beim 
Vertragsabsehluss bewußt gewesen ist, der 
Krieg könne, wie auf alle Lebensverhältnisse, 
so auch auf ihre Verpflichtung zur Stromab- 
nahme von schädigendem Einfluß sein, Kann 
hiernach nicht zweifelbaft sein. Hat sie trotz- 
dem eine gewisse Mindestabnabme ausdrück- 
lich gewährleistet, so hat sie in dieser Hinsicht 
die Kriegsgefahr übernommen und kann.sich 
der übernommenen Verpfliebtung nicht des- 
halb entziehen, weil ihr dureh den Krieg die 
Abnahme des vollen Mindestbetrages unmög- 
lieh gemacht sei. Gerade für diesen Fall sollte 
offenbar die iübernommene Garantie wirksam 


werden. (A. 2. VII. 282/19.) SI. 
Neue Gesetze. 
Der. ,, Reichsanz.“‘ 1920, Nr. E:- hät‘ unter 


den 24. XII. 1919 das neue Umsatzsteuer- 
gesetz bekanntgegeben, dessen 47 Paragra- 
nhen I. Allgemeine Vorschriften, allgemeine 
Umsatzsteuer auf Lieferungen und sonstige 
Leistungen, II. Erhöhte Umsatzsteuer anf die 
Lieferung bestimmter Lnxusgegenstände durch 
den Hersteller, III. im Kleinhandelund IV. auf 
Leistungen besonderer Art, V. Überwachung der 
Steuerpflichtigen, VI. Steuerberechnung und 
Veranlagungsverfahren und VII. Straf-, Über- 
gangs- und Schlußvorschriften umfassen. 

In Nr. 2 des „Reichsanz.‘ wird weiter das 
(esetz über das Reiehsnotopfer vom 31. 
XII. 1919 veröffentlicht, durch das u.a. auchalle 
inländischen Aktiengesellschaften, Komman- 
ditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften m. 
b. H.. eingetr2egene Genossenschaften, deren 
Anteile auf mindestens 50 M lauten, zur Abgabe 
vom gesamten beweglichen und unbeweglichen 
Vermögen nach Abzug der Schulden herange- 
zogen werden. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Herstellen und Instandhalten elektri- 
scher Lieht- und Kraftanlagen. Ein 
Leitfaden auch für Nichtteehniker. Unter 
Mitwirkung von Gottl. Lux und Dr. €. Mi- 
chalke verfaßt und herausgegeben von 
S. Frhr. v. Gaisberg. 8. umgearb. und erw. 
Aufl Mit 59-Abb: X und 134 8: in: 16% 
Verlag von Julius Springer. Berlin 1918. 
Preis 3,20 M. ® 

Nach der Überschrift soll das Buch ein 

Leitfaden auch - für Nichttechniker sein. 

Dieser Überschrift kann eher zugestimmt wer- 

den, als der für die siebente Auflage dieses 

Bucher, nach weleher es nur Nichttechnikern 

eelten sollte, so daß bei seiner Besprechung die 

Befürchtung der Züchtung von ‚sachverstän- 

digen‘ Laien Ausdruck gegeben werden müßte. 

Aus dem reichhaltigen Inbalt sei einiges heraus - 

gegriffen. Die Betriebskosten-Zusammenstel- 

lungen für verschiedene Lichtquellen, Motoren 

und Einriehtungsgegenstände auf Seite 3 bis 8 

sind recht zweekmäßig und für viele Zwecke 

brauchbar; ihr Vorhandensein wird desbalb 
angenehm empfunden werden. Bei der Be- 
sprechung der Betriebskosten für Bogenlampen 

Blatt 21, zweiter Absatz, ist wohl mehran den 

Aufwand für elektrische, weniger aber für Be- 

dienungsarbeit und für Instandhaltung ge- 

dacht worden. Unter dem Absatz Bogenlam- 
pen, wohin die Besprechung der Betriebskosten 
hierfür gehört, fehlt sie, während letztere 

bei dem Absatz Glühlampen unter Punkt 85 

ausführlich bebandelt sind. Hier wäre der Hin- 

weis aufdie festgestellte, außerordentlich hohe 
mittlere Lebensdauer zeitgemäßer Glüblamren 
wie auf Blatt 90 nützlich. Nützlich ist auch bei 

Punkt 19, Ersatzstoffe, der Satz: „Dadurch 

wird auch bei den aus Ersatzstoffen hergestell- 

ten Teilen elektrischer Einrichtungen so weit- 
gehende Betriebssicherheit geboten, daß dem 

Beibehalten der mit Ersatzstoffen hergestellten 

Einrichtungen auch nach dem Eintreten ge- 

regelter Verhältnisse nichts im Wege stehen 

wird‘, der zur Beruhigung derer beitragen 
wird, und das sind nicht wenige, die glauben, 
daß alle derartigen Anlagen bis zum Eintritt 


1920. Heit 3. 


57 


geregelter Verbältnisse sich als unbrauchbar 
erweisen weıden und dann mit den früher ge- 
bräuchlichen Baustoffen umgebaut werden 
müßten. 

Auch Punkt 26 ist zweckmäßig, wirkungs- 
voller dürfte er noch sein, wenn er wenigstens 
teilweise fett gedruckt wäre und damit noch 
mehr auf die Schäden binweisen würde, die 
durch ‚„‚Handhaben der Einrichtungen durch 
Faechunkundige‘“ entstehen können. 

Wenn, wie üblich, als spezifischer Wider- 
stand für Kupfer 0,0178 und für Eisen 0,143 ein- 
gesetzt werden, so ergibt sich für gleiche Leit- 
fähigkeit ein Quersehnittsverbältnis von 1:8 
und nicht wie bei’ Punkt 34 angegeben ist, 
1:6... (Siehe aueh: „ETZ“ 1915, - 8. 657.) 
Ein Hinweis auf das Verhältnis der Leitfähig- 
keit von Kupfer zu den Metallen Aluminium, 
Zink und Eisen, die jetzt viel zu Leitungen ver- 
wendet werden, wie 1: : 4% :!jg in runden 
Zahlen wäre bier ganz angebracht. 

Auf den Druckfebler $. 61, Leitungsschild 
statt Leistungsschild, seinebenbei hingewiesen. 

Wenn auch auf S. 70 Kleintransformatoren 


‘zum Betriebe von Hausklingeln kurz erwähnt 


sind. so ist das nicht genügend, und es wirkt 
das Fehlen ihrer Erwäbnung unter dem Absatz 
Apparate und der Bespreebung ihrer großen 
und auch viel zu wenig erkannten Nützlichkeit 
als Mangel. 

Unter Punkt 70, 8. 83, ist wohl gesagt, daß 
bei einer Wechselstromspannung von 110 V im 
allgemeinen 3 Bogenlampen hintereinandeige- 
schaltet werden ; es ist aber nichtgesagt (siehe 
auch 8. 74), daß die Lampen unter Verwendung 
geeigneter Transformatoren einzeln und unab- 
hängig voneinander geschaltet werden und 
brennen können und so die ruhigste und ein- 
wandfreieste Bogenlampenbeleucehbtung sich 
schaffen läßt. Das gehört aber hierher, wenn 
auch Bogenlampen nur noch wenig gebraucht 
werden. An dem einen Stromkreis der Abbil- 
dung zu Punkt 104 feblt die Schaltmöglich keit. 
Bei 108, $S. 118, „‚Elektrizitätszäbler‘‘ dürfte es 
zweckmäßig sein, darauf aufmerksam zu 
machen, daß alle Elektrizitätszäbler schon vom 
Werk aus mit dem Namen desjenigen versehen 
sein sollten, zı dessen Verbrauchsmessung sie 
bestimmt sind, weil diese einfache und fast 
kostenlose Kennzeichnung sonst mögliehe Irr- 
tümer sowobl bei dem Werk als auch bei dem 
Abnehmer sicher verhindert!). Mit einer der 
Tarifart entsprechenden versehiedenfarbigen 
Kennzeichnung der Zähler Jäßt sich noch eine 
weitere Klarheit schaffen, die den Ablesenden 
sehr zu statten kommt und die richtige Berech- 
nung des Verbrauchs erleichtert. Der Inbalt 
des mit gutem Druck und leicht verständlichen, 
wenn auch manchmal älteren Abbildungen 
versehenen Buches schließt sich dem von dem- 
selben Verfasser herausgegebenen und bestens 
bekannten Taschenbuch für Monteure elektri- 
seber Beleuchtungsanlagen an und bildet an 
vielen Punkten eine Ergänzung desselben. Es 
ist reichhaltig und übersichtlich und von be- 
merkenswerter Zuverlässiekeit. Das Buch, das 
vielfach von Nutzen sein wird, kann nur bestens 
empfohlen werden. R. Wentzke. 


gewerbliche -Unter- 
nehmungen als Kampfmittel gegen die 
finanzielle Notlage der deutschen Städte. 
Von PDt-Sng. W. Maijerezik. VI und 
98 S. in 8°. Verlag von Julius Springer. 
Berlin 1919. Preis brosch. 7 M. 
Maierezik unterscheidet gewerbliche 
Unternehmungen der Gemeinden, die in der 
Absicht einer @ewinnerzielung betrieben. wer- 
den, von Anstalten. die ohne Gewinnstreben, 
um einem Öffentlichen Bedürfnis zu \ge- 
nügen, verwaltet werden. Nach dem preußi- 
schen Kommunalabgabengesetz sollen die 
Städte ihren Finanzbedarf erst in zweiter 
Linie aus den Steuern decken. Tatsächlich 
hat sich aber das Verhältnis umgekehrt. 
Durch die starke Inanspruchnahme der direk- 
ten Steuerquellen durch das Reich und die 
Einzelstaaten erhöht sich aber für die nächste 
Zeit die Bedeutung der gewerblichen Unter- 
nehmen für das Finanzwesen «der Städte. 
Majerczik beschäftigt sich hauptsächlich mit 
Gas-, Wasser-, Elektrizitätswerken .und Bah- 
nen. . Im ersten Teil wird nach dem Statisti- 
schen Jahrbuch deutscher Städte, das im 
Jahre 1916 zum letzten Mal erschienen ist, die 
Statistik dieser gewerblichen Unternehmen 
für die Jahre 1912 und 1913 ausführlich 
wiedergegeben. Es werden dabei die Zinsen, 
Tileunge, Erneuerungsfonds, Reingewinn so- 
wie die Summe dieser Posten in Prozenten 
des Anlagekapitals für die einzelnen Groß- 
städte anseführt, die in drei _ Gruppen, 
A bis ©. eingeteilt sind, je nachdem sie über 
zweihunderttausend, hunderttausend bis zwei- 
hundsrttausend oder über fünfzigtausend bis 
hunderttausend Einwohner haben. Die Fonds- 


1) Vgl. „ETZ* 1919, $. 302. 


Kommunale 


Be: 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 


68 
bildung durch Rücklagen, wird als unge- | privater Verwaltung gilt. Von der erund- 
nügend bezeichnet und die Notwendigkeit sätzlichen Überlegenheit des privaten über 
einer verstärkten Fondsbildung für die Zu- | den. öffentlichen Betrieb, die Majerczik zu 
kunft aus folgenden Gründen dargetan: „Ein- ] beweisen sucht, konnten mich auch diese Aus- 


mal ist nieht zu erwarten, daß die Entwick- 
(bes Absatzes und damıt die Steigerung 


lung 

der Erträgnisse nach dem unglücklich ver- 
laufenen Kriege in dem früheren Maße wei- 
tergiehen wird. Sodann wird der Ersatz der 
unbrauchbar vewerdenen  Anlageteille  im- 
folge der beträchtlich gestiegenen Preise .er- 


heblich größere Summen erfordern als vor- 
her. - Schließlich ist in den meisten Städten 


Fondsbildunge während des Krieges- unter- 
gewWesene Fonds wurden 
alleemeine Zwecke des 


die 
blieben; vorhanden 
angegriffen und für 


Haushalts verbraucht.“ Die: Erträgnisse der 
“as- und EBlektrizitäts-, teilweise auch der 
Wasserwerke können als hoch bezeichnet 
werden. während die der Bahnen knapp, teil- 
weise unzulänelich sind. Sie enthalten ın 


(en hohen Monopoltarifen eine indirekte 'Be- 
stenerune, Das kann man auch von den "un- 


senügenden Abschreibungen sagen, deren 
Wirkung Majerezik kurz mit folgenden Wor- 
ten " kennzeiehnet: „Die Städte.  decekten 
laufende Ausgaben («dureh Anleihen, deren 
Verzinsune und: Tilgung sie ihren gewerb- 
liehen Unternehmungen aufbürdeten.“ Es 
werden sodann die Ansaben des Statistischen 
Jahrbuchs deutscher Städte über den Anteil 
der sewerbliehen Unternthmen am Stewer- 
aufkommen der. Städte auf je 10000 M 
wiedergegeben und daraus ebenso wie’ aus 
den vorigen Aufstellungen arithmetische 
Mittelwerte berechnet.  Majerezik betont 
selber, daß die Daten unvereleichbar sind, 
und daß «diese Mittelwerte nur mit größter 
Vorsicht zu benutzen seien. Trotzdem ist 


zu befürchten, daß sie wegen ihrer Handlieh- 
keit im Vergleich mit den umfangreichen Ma 
hellen im Schrifttum hänfieer benutzt werden, 
als sachlich sjerechtfertiet wäre Da die 
Städte bis - zum. Beeinn des Krieges einen 
verößeren Teil ihres Bedarfs aus Stewern 
leckten als Reich nnd Einzelstaaten und die 
Erwerbseinkünfte  werhältnismäßig von @e- 
ringerer Bedeutung für sie waren, sind sie 
ietzt, nachdem seine starke Beschneidung ihrer 
Pesteuerunesmörlicehkeiten bevorsteht, viel 
mehr auf die Überschüsse aus-den Erwerbs- 
einkünften angewiesen als früher. 
Eingehend werden sodann das städtische 
Schuldenwesen und die Aussichten von städ- 
tıschen Anleihen erörtert, die im Betrag von 
1200 bis 1500 Mill. M zur Wiederherstellung 
der durch den Krieg heruntereewirtschafteten 


Anlagen notwendie sein werden. 
Die Behauptung auf S. 67, dab die bis- 
herige Verwaltung in den Unternehmungen 


weniger Wirtschaftsbetriebe als vielmehr 
Finanzobjekte sah, die im Interesse des kom- 


munalen Haushalts ziemlich rücksichtslos 
ausgebeutet wurden, scheint mir, namentlich 
wenn man an den Vergleich mit privaten 
Betrieben, 7, B. den B. E.: W. vor der Veer- 


den Groß-Berliner Straßen- 
dureh die angeführten Durch- 


stadtliehune oler 
bahnen, denkt, 


schnittszahlen. die ja zu weitgehenden 
Sehlüssen nach des Verfassers eigener Veer- 
sicherung nieht geeignet erscheinen, doch 


allzu schwach beleet zu sein und mit den Tat- 
sachen in dieser Allgemeinheit in Waider- 
spruch zu stehen. - Dagegen kann :ıch ihm 
beipfliehten, wenn er aus wirtschaftlichen 
(+ründen eine Herabsetzune der Kriegstarife 
für die Folgezeit fordert und dies damit be- 
eründet, daß die städtischen Monopole nicht 
außer jedem Wettbewerb stehen und bei Fest- 
haltunz der. Kriegstarife mit einer den Ge- 
samtertrag «efährdenden Herabsetzung des 
Absatzes zu rechnen haben. Um aber die 
Betriebsüherschüsse trotz Tarifreform auf- 
vecht zu erhalten und zu. vermehren, müsse 
(der „wirtschaftliche Gütesrad“ - der Unter- 


wehmungen verbessert werden, 
Dazu sind  Verwaltungsreformen teils 
"eingeführt, teils vorgeschlagen worden. Die 


verselbständigte kommunale Unternehmung, 
wie sie in Berlin für die Flektrizitätswerke, 
ın Leipzie für die Wasser- und Elek- 
trizitätswerke ein»eführt worden . ıst, 'be- 
zweekt ebenso wie dıe von Professor Aumund 
vorgeschlagene - öffentliche Gemeinwesen- 
\ktiengesellschaft, die Leitung der Betriebe 
zu verselbständisen und sie am Gewinn zu 
beteiligen. Sie bleibt aber immer noch nach 
unten wıe nach oben in das Verwaltungs- 
wesen der Gemeinden eingespannt. 

Es werden 'sodann Vergleiche zwischen 
«ten Ergebnissen privater und städtischer Ver- 
waltung angestellt. Die Vergleichbarkeit der 
Verwaltunssergebnisse ist bestritten, - was 
gelegentlich bemerkt wird und ganz besonders 
von der vom Deutschen Städtetag ziemlich 
einmütie iabgelehnten Schrift von Ludewig 
über Blektrizitätswerke ın öffentlieher und 


(nas-, 


führungen nicht überzengen. i 
- Dr Gl’ Heiß. 


Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 

Anleitung zur Durchführung von Versu- 
chen an Dampfmaschinen, Dampfkesseln, 
Dampfturbinen und Dieselmaschinen. Zu- 
gleich Hilfsbuch für den Unterricht in Maschinen- 
laboratorien technischer Lehranstalten. 
Seufert. 5. verb. Aufl. Mit 45 Abb, VI und 
130 S. in 80, Verlag von Julius Seriigen Berlin 
1919. Preis geb. 6 M. 


Welche gesetzlichen Bestimmungen und 
Richtlinien sind bei der Herstellung von 
Bauprojekten gewerblicher Anlagen zu 
beachten? Wegweiser für Industrielle, Betriebs- 
leiter, Bauunternehmer u. dergl. Von P. Neu- 
mann. 205 S. in 16%. Verlag von €. E. Klotz, 
Magdeburg 1919. Preis geb. 8 M. 


[Das Buch verfolgt den Zweck, Industriellen, 
Betriebsleitern, Bauunternehmern usw., die Bau- 
projekte für gewerbliche Anlagen auszuarbeiten 
haben, als Wegweiser zu dienen, und dürfte seine 
Aufgabe erfüllen. Eswerden zunächst Genehmigungs- 
anträge für gewöhnliche Baugesuche, für genehmi- 
gungspflichtige Anlagen, Dampfkesselanlagen, Auf- 
züge usw. behandelt und dann in Anhängen die 
einschlägigen Paragraphen der Reichsgewerbe- 
ordnung und andere En und Vorachrif- 
ten wiedergegeben] 


Jahrbuch der Elektrotechnik. Übersicht über 
die wichtigsten Erscheinungen auf dem Gesamt- 
gebiete der Elektrotechnik. Unter Mitwirkung 
zahlreicher Fachgenossen herausgegeben von Dr. 
K. Strecker. 7. Jahrgang 193. VIII und 212 S. 
in 80, 
Berlin 1919. Preis geb. 24 M 

Eine neue undeinfache DeutungderSchwer- 
kraft und eine anschauliche Erklärung 
der Physik des Raumes. VonDr.H. Fricke. 
137 S. in 80. Verlag von Heckner, Wolfen- 
büttel 1919. : 


-Sonderabdrucke. 


Ein neuer Weg zur einfachen Erklärung 
der elektrischen und magnetischen Er- 
scheinungen. Von Dr. H. Fricke. „Elektro- 
welt“ 1919, Nr. 64. i 


Elektrolytisch verkupfertes und verzinktes 
Eisen im Hochfrequenzfelde Von G. 
Preuner und L. Pungs. „Verhandlungen der 
Deutschen Physikalischen Gesellschaft“ . 21. Jahrg, 
Nr. 17/18. 


Elektrisk Drift pa Statsbanorna. VonR. 
Dahlander. „Teknisk Tidskrift“ 1918, Veckoupp- 
lagan, Heft 52. 


On the Poulsen arc and its theory. VonP. 
0. Pedersen. „Proceedings of the Institute of 
Radio-Engineers“, Bd. 7, Nr. 3. 


A new alternate-current potentiometer er 
:measurements on telephone circuits. Von 
P.O.Pedersen. „The Electrician“, Bd. 83, 1919. 


Einheitliche Bezeichnungen für die bei Va- 
kuumröhren vorkommenden Größen. Von 
Prof. Dr. Barkhausen. „Jahrb. d. drahtl. Tele- 
graphie u. Telephonie“, Bd. 14, Heft 1. 


Neue Zeitschriften. 


Industrie und Technik. Monatsschrift, heraus- 
gegeben vom Verein deutscher Ingenieure, Verein 
deutscher Eisenhüttenleute, Verband Deutscher 
Elektrotechniker. 1920, Heft 1. Redaktion Prof. 
C.Matschoß, Auslandsverlag-G. m.b. H., Berlin 
SW. '19. Bezugspreis für Deutschland, Österreich, 
die Schweiz 36 M, übriges Ausland 48M jährlich. 

[Die von den drei oben genannten Vereinen 
herausgegebene Auslandszeitschrift erscheint in 
deutscher, englischer und spanischer Ausgabe („En- 
gineering Progress“, „El Progreso de la Ingenieria“), 
wird über die Fortschritte deutscher Technik und 

Industrie berichten um dadurch der deutschen In- 

duatrie die ihr im Kriege verloren gegangenen aus- 


Zeitschriften. 
Archiv für Elektrotechnik. Bd.&, Heft 9, ent- 
hält folgende Arbeiten: W. Schottky;, Über 


.Hochvakuumverstärker. III. Teil. 


Mehrgitter- 


söhren.‘e W. Rogowski und V. Vieweg, Die 
Höchsttemperatur stromdurchflossener Spulen. 


Metzler, Das Nutenfeld einer unbelasteten Ma- 
schine. F. M. Roeterink, Erwiderung zu Herrn 
Metzlers Bemerkungen, 


Von F.- 


Verlag von R. Oldenbourg, München und. 


ländischen Absatzgebiete wieder gewinnen zu helfen.] 


BRIEFE AN DIE Sons Tun 
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach de 
Be der Schriftleitung und obne deren Verbindlichk 


Doppeldraht -Fahrleitung für elektrische 
Bahnen. 


Ich erlaube ‘mir, zu den Ne. en 
des Herın KRÜMMLING auf 8, 479 der „ET 
1919 folgende Bemerkungen zu machen. Zw 
fellos hat die doppeldrähtige Anordnung d: 
Vorteil, daß die Entgleisungsgefahr des Strom 
abnehmerbügels kleiner ist, was ohne He 
anziehung einer (immer nur unsicheren 
Berechnung .des seitlichen Ausschlags de 
Leitung schon daraus hervorgeht, daß ver 
gleichsweise beido ppeldr ähtiger Anordnung | der 


zweite Fahrdraht noch um 4 innerhalb 


nutzbaren Bügelbreite liegt, wenn der "Fahr: 
draht der eindrähtigen Anordnung gerade vo 
Bügel abgeweht ist. 
Mit der zweidrähtigen Anordnung sind aber 
im übrigen Nachteile verbunden. Sollte dahı 
eine Abänderung der heute bestelenden Anord 
nungen sich als notwendig erweisen, so wär 
meines Erachtens eine andere Maßnahme 
empfehlen, unter Umständen das Stellen gan 
leichter Maste zur seitlichen Festlegung de 
ne inmitten der ‚Felder von 100 mo 
mehr £ 
Ich gehe absichtlich einer Aus 
setzung darüber ausdem Wege, ob esüberhaup 
zweckmäßig ist, Eisendraht zu verwenden. Di 
Erfahrungen auf diesem Gebiete dürften noch 
gering sein. Aber auch bei Verwendung nur 
eines Fahrdrahtes aus Eisen ließen sieh Mitte 
angeben, um die Leistungsentnahme aus dı 
Fahrdraht ohne Nachteile zu steigern. Eine ge- 
-wisse Vergrößerung des Fahrdrahtquerschnitt 
würde möglich sein, ebenso eine :, HoAnezu 
der Fahrdrahtspannung in Volt 
Die obenerwähnten Nachteile der dopp 
drähtigen Anordnung und der angegebenen 
Nachspannvorrichtung sind folgende: 


1. Der Zusammenbau der Leitung über de 
- Gleisen wird außerordentlich verteuert, da 
die sogenannten Einregulierarbeiten infolge 
der Aufhängedreiecke und des. zahlreichen 
Klemmenmaterials sehr zeitraubend aus- 
fallen und ein Zusammenbau außerhalb auz 
Gleise wohl ausgeschlossen ist. ' 

2. In Kurven wären besondere Vornekiae 
erforderlich, um das Umklappen der Fahr- 
drähte zu vermeiden. 

3. Weichen, Kreuzungen und Streckensrend 
gen würden verwickelt und schwer ausfalle 

4. Die Nachspannvorrichtungen wären seh & 
häufig einzubauen, da sonst die Fahrdrähte 
wegen der Verbindung durch die Aufhänge- 
dreiecke zusammenklappen würden. 

5. Die Nachspannyorrichtungen setzen genau 
gleiche Längen (unter Umständen gleiche 
Dehnungen) der an die Nachspannrollen an- 
schließenden Fahrdrähte voraus, was häufig 
nicht erfüllt sein wird, besonders bei Kurve 
strecken. 

6. Die Nachspann vorriehtung vorhesend Ar 
halte ich für praktisch undurchführbar, d: 
beiexakter Ausführung die in der Luft hä 
zes® Konstruktion zu. schwer (und zuteue 
wir 

7. Die Nachspann vo richtung belastet‘ (genau 
wie die von Dipl.-ng. Lautenbacher 1913 
angegebene) das Tragwerk, sobald ein. Draht 
bruch eintritt. 

Ich bin, ohne auf alle Punkte der au 
ordentlich anregenden Veröffentlichung einzu- 
gehen, der Meinung, daß es dringend zu wün 
schen wäre, wenn die z. Zt. bestehenden Fahr 
leitungsanordnungen mögliehst vereinfacht 
würden. 

Dortmund, 


den. I. X; 1919. Se 
Dipl,=Fug. Hırohazis 


Erwiderung. 


Meine Abhandlung lag bereits bei AR 
bruch des Krieges vor, und wurde deren ‚dama- 
lige Ver öttentliehung durch ihn verhindert 
Damals und noch während des Krieges wäre 
sie schon einmal wegen des Abbaues der Cu- 
Fahrleitungen bei den bekannten Vollbahn- 
strecken aktuell gewesen. Eben weil die ge- 
machten Erfahrungen mit Eisenfahrleitunge 
noch jüngeren Datums sind, wäre es sehr er 
wünscht gewesen, wenn Herr HIRCHERT d 
ihm vorschwebenden Mittel etwas gründlich 
belichtet, angegeben hätte, wie eine glei 
günstige Leistungsabgabe der Eindraht-Eisen- 
fahrleitung entsprechend der der Cu-Fahr- 
leitung zustande kommt; ich verweise bierbei 
"auf die Querschnittsangabe unter 2 auf S. 479 
und die an 2. Stelle folgende Bemerkung hier- 
über. Mit „gewissen‘‘ Vergrößerungen des 
Fahrärabtanerschnitten. ist es allein noch richt, 


Se 


16. Januar 1920. 


Ta 
etan. Es kommt auch heute nicht mehr da- 
rauf an, zu erwägen, ob es zweckmäßig ist, an 
- Stellevon Kupfer Eisen zu verwenden,da die Vor- 
e der Ou-Leitungen in elektrischer Hinsicht 
lem geläufig sind und diese Frage einer Aus- 
ung von seiten der in Frage kommenden 
achgruppen gar nicht mehr bedarf. In erster 
inie heißt es jetzt und noch für geraume Zeit 
arüber hinaus, mit‘den Tatsachen der Kupfer- 
nappheit zu rechnen, welche gleichbedeutend. 
nit einem außerordentlich hoben Grundpreise 
des Cu verbunden ist, wodurch allein schon die 
beabsichtigte im großen durchzuführende Elek- 
‚risierung der Vollbahnstrecken in weite Ferne 
estellt sein dürfte. .Diese Tatsache muß für 
nser Wirtschaftsleben als bindendes Leitmotiv 
aufgestellt werden und kommt zufolge ein- 
_ facher Überlegung eine andere Wahl als die 
_ des Eisens, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme 
_ von Aluminium, vorerst nicht weiter in Be- 
_ tracht. Die richtige Wahl soleher Ausführun- 
_ gen hängt lediglich vom Talent und dem folge- 
_ riehtigen Blick des Ausführenden ab. Herr 
Kramer, Berlin, hat während des Krieges 
‚die Möglichkeit eimer Vergrößerung des Draht- 
‚querschnittes von Eindraht-Eisenfahrleitungen 
- einer sehr eingehenden Untersuchung unter- 
zogen, auch in bezug auf das ungünstig hohe 
- Trägheitsmoment. Ob hierüber günstig lau- 
_ tende Resultate von Versuchen aut Grund 
seiner Arbeiten vorliegen, ist mir bisher nicht 
bekannt geworden. Ich bin der Auffassung, 
_ daß eine Erböhung der Fahrdrahtspannung 
_ eine erheblich verteuernde Umstellung des 
' Zentralbetriebes zur Folge haben kann, wozu 
- unter Umständen bei den vorhandenen Bahnen 
_ gegebenenfalls noch eine Auswechslung der Iso- 
latoren hinzukommen dürfte. Daß mit der 
- zweidrähtigen Anordnung auch Nachteile — 
_ wie überhaupt mit jeder Konstruktion — ver- 
“ bunden sind (höheres Gewicht usw.), ist mir 
von vornherein gleichfalls bewußt gewesen; 
_ die Ausführungsmöglichkeit wird sich wohl 
erst nach etwas eingehenderer Vertiefung bei 
der Durehkonstruktion und Prüfung aller 
_ Einzelheiten, wie ich auch auf S. 479 anführte, 
_ als positiv oder negativ ergeben. 
Zu 1: Selbstverständlich werden die Ein- 
 regulierarbeiten teurer;ob aber das Setzen von 
leichten Masten innerhalb‘ der festgelegten 
Stützpunkte (Felder) sich billiger und ein- 
% facher gestaltet, möchte ich füglich bezweifeln, 
ganzabgesehen davon, daß ungünstige Strecken - 
 verhältnisse die Aufstellung unter Umständen 
 sehrerschweren oder unmöglich machen können. 
Auch über das Stellen ganz leichter Masten 
an sich dürften wohl die verstandesmäßigen 
Ansichten sehr weit auseinandergehen. Jedoch 
_ braucht die von mir angeregte Ausführung 
nicht in jedem Falle als grundlegend und 
allein seligmachend betrachtet werden. 

Zu 2 und 3: Dieses ergibt sich auch erst 
nach eingehenderer Durchkonstruktion. ) 
Zu 4: Wenn ich Herrn HIRCHERT richtig 
verstehe, befürchtet er ein Zusammengehen 
-oder Zusammenschlagen der Fahrdrähte; wie 
dies bei Anordnung einer durch Distanzrohre 
oder Dräht. festgelegten Entfernung der Fahr- 
 drähte voneinander (siehe S. 480 Abschn. b, 
Abb. 2) möglich gemacht werden könnte, 
entzieht sich bis jetzt auf Grund der 
-bisherigen Arbeiten meiner Beurteilung, 
_ and ich bin bis davon noch nicht über- 
zeugt. Ein viel häufigerer Einbau der Nach- 


07 


bhandlung ausführlicher begründet habe. 
Bei Kurvenstrecken wird in erster Linie nieht 
nur die Länge des nachgespannten Drahtes 
_ maßgebend sein, sondern der durch die jewei- 
lige Krümmungsform bedingte höhere Rei- 
bungswert infolge der Abspannungen usw., 
welcher ermittelt, sich sehr wohl dem Verhält- 
nis zur geraden Strecke so anpassen ließe, so 
aß ein Ausgleich mit dieser in bezug auf die 
Yachspannvorrichtung möglich ist. Auch die- 
‚ses läßt sich eben nur von Fall zu Fall mit 
icherheit feststellen. 


- Zu 6: Den Satz verstehe ich nicht recht in 


Elektrotechnische Zeitschrit. 


genannte Bemerkung dazu, 
lich stelle ich Herrn HIRCHERT es gern weiter- 
hin anheim, die Durchtführbarkeit der Anlage 
anzuzweifeln, da solehe Meinungen nur an- 
regend für neue und hoffentlich verbesserte 


haupt dann, wenn 


‚. Niehtbelastung der Tragwerke — 


abnehmer beim 


ug auf einerseits „exakte Ausführung‘ der 
n der Luft hängenden Konstruktion und an- 
derseits „praktische Undurchführbarkeit der 
achspannvorrichtung‘“. Aufdie Ausführungs- 


1920. 


möglichkeit verweise ich auf 8, 479 und oben- 


Selbstverständ- 


Arbeiten sein können. 


.. Zu 7: Drahtbrüche gehören immerhin 
nicht zu alltäglichen Erscheinungen, über- 


Fisenleitungen eingebaut 
sind. 

. Da Herr HIRCHERT die Lautenbachersche 
Nachspannvorriehtung anführt (welche aber 
für Eindraht-Cx-Fahrleitungen von vornherein 
bestimmt war), gestatte ich mir, zu erwidern, 
daß nicht das Brechen eines Drahtes (siehe 
letzten Satz unter 7) für die Aufstellung der 
Nachspannvorrichtung maßgebend war, son- 
dern diese erfolgte hauptsächlich — außer der 
aus dem 
Grunde, um einen guten und ruhigen Übergang 
des Stromabnehmers von einem Fahrdrahtende 
zum anderen zu gewährleisten, was auch er- 
reicht wordenist. BeiderLautenbacherschen 
Nachspannvorrichtung (Abb. I) ist dies 


zum Nachspanngewicht 


Fahrdroht efährliche Öfelle 
für den Stromabnehmer 


Abb. 1. Nachspannung nach Lautenbacher. 


| Heilhöhe 


bekanntlich nicht der Fall, da der Strom- 
Auftreffen der Fahrdraht- 
kreuzungen in der Mitte der beiden Nachspann- 
rollen, bedingt durch die bestehende Pfeilhöhe, 
sehr heftigen, für den Stromabnehmer sowohl 
wie Stromabgeber gleich gefährlichen, Stößen 
ausgesetzt wurde, wie eingehende Untersuchun- 
gen bei ausführlicher Durchkonstruktion dieses 
Prinzips seinerzeit ergaben. Dieses Moment 
war 1913 u.a. mitbestimmend für die Aus- 
sehaltung des Lautenbacherschen Gedankens. 
Ein paralleler Vergleich dieser beiden Nach- 
spannvorrichtungen .ist somit nach meinen 
Darlegungen nieht gut möglich. Jeder Fach- 
konstrukteur wird der Auffassung sein, die 
Fahrleitungsanordnung möglichst vereinfachend 
zu gestalten, und auch im jeweils gegebenen 
Rahmen danach hinstreben. Das läßt sich 
aber in erster Linie nur durch Vorhandensein 
hinreichender Mengen Kupfer zu angemessenen 
Preisen, wie eingangserwähnt, ermöglichen — 
und damit dürfte es noch ein Weilchen hapern. 
Welche weiteren Verbesserungen auf diesem 
Gebiet nach den bis heute vorliegenden Erfah- 
rungen möglich sind, wird die Zukuntt lehren. 
Wenn meine Auslassungen zu weiteren Ver- 
besserungen anregend wirkten, dann baben sie 
ihren’ Zweck erfüllt, womit ich für meinen Teil 
die Diskussion hierüber als abgeschlossen be- 
trachte. 


Bochum, 15. X. 1919. 


Otto Krümmling. 
Wir sehließen hiermit die Erörterung. 
DES: 


Plombierbare Abzweigdosen. 


Im Anschluß an den Vorschlag des Herrn 
Ingenieur BREIT in der „ETZ‘“ 1919, S. 637 
gestatten wir uns, darauf hinzuweisen, daß der- 
artige Abzweigdosen schon längere Zeit vor dem 
Kriege verwendet worden sind. Wir verweisen 
auf den Auszug aus Listenteil 5 der Liste 1914 
der Hartmann & Braun A.G, und die Abbildung 
einer plombierbaren Dose auf $. 3. Seit dem 
1. Juli 1919 haben wir die Peschel-Abteilung 
der genannten Firma übernommen, 
aber z. Zt. aus Mangel an 
derartige Dosen nicht liefern. 


Frankfurt a.M., 9. XII. 1919. 
Elima, Elektro-Installations- 
Material-Werk G.m.b.H. 


Rohmaterialien 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Dr. W. Nixdorl, Oberingenieur der Berg- 
mann Elektrieitäts-Werke A. G. und Privat- 
dozent, ist nach langem und schweren Leiden 
am 25. Dezember v. J. gestorben. 


B. A. Raworth, langjähriger Schriftleiter 
des „Engineering“, ist am 30, September v. J. 
im Alter von 70 Jahren verstorben. 


Heit 3 


Are 


können 


VEREINSNACHRICHTEN, 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Blektrotechnisehen Verein sind an die 
(tesehüftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Monteur-Fortbildungeskurse. 
Der Elektroteehunische Verein nimmt dıv 
infolge des Krieges unterbrochene Veranstal- 


tung von Monteur-Fortbildungskursen wieder 


auf. Es sind in Aussicht genommen 2 Kurse 
an Sonntagen von bis 1 Uhr und ein Wochen - 
tagskursus, Mittwoch nachmittags von 5 bis 
63%, und Sonnahend nachmittags von 6 bis 
uhr: 

Der ursprünglich auf den 4. und 7. Januar 
lestgesetzte Beginn der Kurse mußte wegen 
Mangel an Heizungssmaterial auf Mittwoch. 
den. 21. und Sonntag.- den 25. Januar 
verschoben werden. Der Unterricht 
findet in der Klasse IV der I. Städt. Hand 
werkerschule, Berlin SW., Lindenstraße 97. 
statt. Nähere Angaben versendet auf Wunsch 
die Geschäftsstljee des Elektrotecehnischen Ver- 
eins, Berlin W. 57, Potsdamer Straße 68. 

Elektrotechnischer Verein e. V., 
Im Anftrage des Vorstandes 
Strecker. 


- RUNDSCHAU, 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


“ Anstellung von Beobachtungen über Eis- 
und Schneeablagerungen auf Freileitungen. 
Der Elektroteehnische Verein in Wien fordert 
alle Elektrizitätswerke und Besitzer elektrischer 
Freileitungsanlagen zur Beschaffung verläßh 
cher Angaben über diean Freileitungen vorkom 
menden Ablagerungen von Eis, Schneeund Rauh 
reifauf. Wenn auch die bestehenden Bestim 
mungen genaue Vorschriften zur Berücksichti 
gung dieser Faktoren enthalten, die sich auch 
durchaus bewährt haben, so fordern doeh die 
augenblicklichen wirtschaftlichen Verhältnisse 
gebieterisch, daß bei allen Bauten äu: Berste Spar 
samkeit geübt wird. Es erscheint durchaus ge 
boten, möglichst zuverlässige Angaben über die 
tatsächlich vorkommenden Eis- und Schneebe 
lastungen zu erhalten, um gegebenenfalls Ab 


änderungen der Normalien vorzunehmen. Die 
Beobachtungen werden sich über eine Reihe 


von Jahren zu erstrecken haben ; die eingehen 
den Fragebogen werden laufend bearbeitet und 
alljährlich veröffentlicht. Sobald zuverlässige 
Schlußfolgerungen gezogen werden können, 
sollen sie zur weiteren ‘ Ausgestaltung der 
Sicherheitsvorschriften dienen. Fragebogen, 
deren Wortlaut in der Quelle abgedruckt ist, 
sind von der Geschäftsstelle des. Elektro 
teehnischen ‚Vereins, :Wien VI, Theobald 
gasse 12, zu erhalten. (Elektrotechn. u. Ma 
schinenh., Bd. 37, S. 596.) x 


Elektromaschinenbau.: 


“ Die Wirkungsgradfrage bei Maschinen mit 
Aluminiumwicklungen. — Vom Kupfermodell 
ausgehend, hat man bei Aluminiumwicklungen 
versucht, durch Veränderungen an der Maschine 
die größte Leistung bei kleinstem Materialauf 
wand zu erreichen. G. Schönwald unter- 
sucht, wie eine Maschine mıt Alummiumwick 
lung entworfen werden muß, damit sieden Wir- 
kungsgrad der Kupfermaschine erreicht. Der 
Untersuchung liegt eine Maschine zugrunde, de 
ren Haupt- und Wendepolspulen aus umsponne- 
nem AÄluminiumdraht und deren Ankerwicklung 
aus Kupferbesteht ;gegenfrüberwerdendadureh 
34 bis %/, des Kupfers gespart. Haben beide Ma 
schinen gleiche Leistung, gleiche Abmessungen 
und gleiche Betriebsverhältnisse, und haben 
Kupfer- und Aluminiumdrabt gleichen Quer 
schnitt,soergeben sich die Stromwärmeverluste 
der Aluminiumspule 1,7-malso groß als die der 
Kupfermaschine. Da nun die letzteren zwischen 
17,5 und 50% der Gesamtverluste ausmachen, 
so verschlechtertsich mithin der Wirkungsgrad 
der Aluminiummaschine von 80% auf 76,5 bis 
73% und von 90% auf 88,5 bis 86,5 %. Will 
man dies verhindern, so muß man den Quer- 
schnitt des Alıumimiumdrahtes entsprechend 
vergrößern, was aber mit einer Vergrößerung 
der Eisendimensionen verbunden ist, somit mit 
einer Vermehrung der Eisen- und Reibungsver- 
luste, die unter Umständen die Verringerung 
der Stromwärmeverluste wieder aufheben kön 


nen. Die folgende Rechnung soll zeigen, um 
wieviel die Jochbohrung vergrößert werden 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 3. ° 


15. Januar 1920 | 


muß. Der zur Verfügung stehende Wickel- 
raum (Abb. 1) hat den Querschnitt 


(ee DZU—-a—K, 


wenn D den Durchmesser der Jochbohrung» 
«aD den Durchmesser des die Polspulen begren- 
zenden Kreises und K den Querschnitt der Pol- 
kerne bedeuten. Man kann die Fläche K als 


Abb. 1. 


das Db-fache des zwischen den Kreisen vom 

Durchmesser D und aD liegenden Kreistinges 

ansetzen, somit ist 
BR (1—a).(l—b). 

Wenn man den ne Dum das c-lache 

vergrößert, so erhält man für den Wiekelraum 

den Querschnitt 


Dt 
= 4 


Da nun 0/9, = 17 sein soll, go ergibt sich 
TE 00 rad 

? 1—b-+ab ; 

Aus einem Schaubild, das c in Funktion von 
a für verschiedene Werte von b darstellt, er- 
kennt man, daß im Mittel nur eine Vergröße- 
rung der Jochbohrung um 14 bis 16 9%, ertorder- 
lich sein ‚wird. Diese bringt aber nur kaum 
merklich größere Verluste mit sich. Damit sind 
die Verluste der Kupfermaschine gleicher Lei- 


e=- W—-ecb(l1 —a). 


ee: 


stung und auch ihr Wirkungsgrad erreicht. 
Was die Preisverhältnisse beider Maschinen 


anlangt, so müßte unter der Annahms, daß der 
Preis der Kupferfeldwicklung % bis % des 
Preises des Gußeisenjoches und der Polkerne 
ausmacht, der Kilogrammpreis der Alu minium- 
wieklung nicht mehr als 30 bis 45% über dem 
Kilogrammpreis der Kupferwicklung liegen, 
um die im Joeh um 16% vergrößerte Alumi- 


niummaschine zum gleiehen Preis wie die 
Kupfermaschine herstellen zu können. (Elek- 
trot.u. Masehinenb., Bd. 36, S. 238.) hl. 


Über die Löschung von Bränden in großen, 
ganz geschlossenen Generatoren und Motoren. 
- M.. A. Savage beschreibt in der Gen. 

Bleetrie Rev., Bd. 21, 8. 53, Versuche, die ver- 
anstaltet wurden, um die günstigste Löseb me- 
thode bei Bränden im Innern von Maschinen, 
welche nach Artder Turbodynamosgebautsind, 
zu finden. Da derartige Maschinen äußerst 


kräftig ventiliert sind, so ist die Bekämpfung’ 


von Feuer in diesen außerordentlich schwierig. 
Es wurde zunächst an einem Versuchsapparat 
die Wirkung von Dampf auf brennende, ölim- 
prägnierte Putzwolle beobachtet. Diese befand 
sich in einem Kasten, dem von einem Ventilator 
Luft zugeführt, und in welchen auch Dampf ein- 
selassen werden konnte. Eseırgab sieh, daß der 
Dampf imstande war, das Feuer in kurzer Zeit 
zu löschen. Weitere Versuche wurden mit Te- 
trachlorkohlenstoff und Kohlensäure gemacht. 
Auch diese Gase eignen sieh zur Löschung. Das 
erstere bat aber den Nachteil, die Isolation an- 
zugreifen, und ist für die Atmungsorgane schäd- 
lieb, das letztere bietet Schwierigkeiten im Ge- 
brauch. Da es in Gefäßen unter hohem Druck 
aufbewahrt werden muß, kann es leicht vor- 
kommen, daß durch die beim Öffnen des Hah- 
nes eintretende starke Expansion das Gas sich 
so weit abkühlt, daß die Austrittsöffnung durch 
den sich bildenden Schnee verstopft wird. 
Welche Methode man auch anwendet, immer 
muß dafür Sorge getragen werden, daß das 
Löschen genügend lange fortgesetzt wird. Fol- 
gende Punkte müssen besonders im Auge be- 
halten werden: 


1. Eine brennende Maschine muß von den 
Sammelschienen abgeschaltet,und die Erregung 
muß fortgenommen werden. Eine automatische 
Verbindung beider Operationen ist empfeblens- 
wert, um Zeit zu gewinnen und Verseben auszu- 
schließen. (Dem Berichter scheint eine derartige 
automatische Kuppelungder beiden Operationen 
nieht empfehlenswert, da das Fertigmachen der 
Maschinen zum Einsehalten hierdurch umständ- 
lich wird.) 

2. Die Drosselklappen, mit welchen die 
Maschinen verseben sein sollten, müssen dieht 
und schnell schließen. Bei geschlossenen Schie- 


bern sollten nicht mehr wie 10 bis 20% der vollen 
Luftmenge durchgehen. 

3. Dampf sollte stets zur Verfügung stehen. 
Wenn eine Verbindung mit einer Dampfleitung 
erstim Falle der Gefahrhergestellt werden muß, 
sollen Vorkehrungen getroffen sein, daß 
diese rasch erfolgen kann. Die benötigte Dampf- 
menge kann aus dem Räum, welchen die Luft 
in der Maschine ausfüllt, berechnet werden, in- 
dem man 0,455 kg Dampf in der Minute für je 
78 dm® Luftinbalt nimmt. Hierbei ist vorausge- 
setzt, daß die Undichtigkeit nicht mehr als 10% 
beträgt (siehe oben unter 2). Wird dieser, Be- 
trag überstiegen, so muß man 0,458 kg Dampf 
für je 565 dm® entweichende Luft reebnen. Zur 
Bestimmung der Fläche der Austrittsöffnung 
für Dampf wird die Formel angegeben eg 
Hierbei ist A die Fläche in em?, P der Druck in 
kg/em®? und © die Dampfmenge in kg: in der 
Minute. Die Dampfzuführung wird am besten in 
der Weise gemacht, daß man zu beiden Seiten 
der W icklungsköpfe ein kreisförmig gebogenes 
Rohr mit einer großen Anzahl von Düsen an- 
bringt. Die Drosselkappe wirkt vorteilhafter, 
im Abzugskanal, als im Zuführungskanal der 
Luft. Beide Klappen zu gleicher Zeit zu schlie- 
ßen ist nicht empfehlenswert, da sonst der 
Dampfdruck im Innern des Generators einen 
gefäbrlieben Wert annebmen kann. Da bei 
plötzliebem Abschalten einer größeren Einheit 
mitunter das Ansteigen der Kesselspannung 
Schwierigkeiten macht, so ergibt sich bei Ver- 
wendung von Dampf zu Löschzwecken der 
Fortfall dieser .Gefabr als ein Nebenvorteil. 

Fl. 


Verkehr und Transport. 


Uber die Verwendbarkeit eiserner Fahr- 
leitungen für Wechselstrombahnen. — Ans- 
gehend von den Mitteilungen in „ETZ‘““ 1914, 
S, 1109, 1915 S. 44, 1907 8.620 und 646erörtert 
W. Kummer die bekannten Formeln des 
Verhältnisses des Wechselstromwiderstandes 
zum Gleiehstromwiderstande für massive Eisen- 
drähte. Die von Zenneck angegebene Nähe- 
rungsformel dieses un, 


nd [us v 
ee: a > V S® 
in welcher d den Durehmesser in em oder 
Durchmesser des flächengleichen Kreises, 
den spezifischen Widerstand des Eisens in 
CGS-Einheiten, « die Permeabilität, » die 
Periodenzahl bedeuten, ist aus der Theorie der 
Stromverdrängung (Hautwirkung) abgeleitet 
und gilt, solange das zweite Glied der rechten 
Seite >V2ist. Um die. Verhältnisse richtig 
darzustellen, muß das erste Glied um den Be- 
trag des Einflusses der Hysterese vergrößert 
werden. Ferner entspricht die Formel nicht, 
da ein Zusammenhang zwischen « und » nicht 
zum Ausdruck kommt. Verfasser hält folgende 
Formel für angemessen 


3 - 
Kmax. == 0,5 -- d V v. 
Der Index max. deutet an, daß sich der so er- 
rechnete Wert Akmax. nur auf die Höchstwerte 
des Verhältnisses %k bezieht. Nach den in der 
„ETZ“ mitgeteilten Versuchsergebnissen hat das 
Verhältnis k, in Abhängigkeit von der Strom- 
dichte dargestellt, für jeden Drahtdurchmesser 
ein scharf ausgeprägtes Maximum. bei geringen 
Stromdiehten, danach nimmt der Wert von k 
‚wieder schnellab. Der Verfasser zieht es jedoch 
vor, mit kmax. zu rechnen, obwohl bei ungün- 
stiger Belastung der Fahrleitungen große Strom- 
diehten mit geringeren Werten von kauftreten, 
damit nicht beim Zusammentreffen mehrerer 
mittlerer Belastungen in ausgedehnten Speise- 
bezirken die Spannungsabfälle zu günstig ge- 
schätzt werden. Für die Permeabilität u, die 
in die Formel der Induktivität einzusetzen ist, 
gibt der Verfasser die Formel an 
u=230 (100 — r). 

Bezüglich des Spannungsabfalles in den 
Schienen verwirft der Verfasser ebenfalls die 
theoretische Formel der Stromverdrängung für 
das Verhältnis k von Wechselstrom- zu Gleich- 
stromwiderstand, en die von Huld- 
schiner „ETZ‘“ 1910, S. 1206, angegebene For- 
mel und schreibt 


Be 
k=17»Q 103° 


worin g den Schienenquersebnitt in em? be- 
deutet. Die Verschiedenheit dieser Formel von 
der für den Leitungsdraht gegebenen ist in 
den durchaus anderen Stromdichtewerten be- 
gründet. Die Permeabilität der Schienen, die 
in die Formel der Induktivität einzusetzen ist, 
wird angegeben zu 


Zur Berechnung des Spannungsabfalles 
einer Stromschleife aus DARLENUNg und Schie- 


"15 


‘tischen gehoben 


genden en in denen na 1 sich Ge die 
beiden Schienen bezieht, Index 2 auf die Fahı 
leitung und D,, den Abstand der Schienen vo 
einander, D,; den Abstand von Schienenob 
kante bis zur Fahrleitung bedeuten, a,oder 
die wirklichen oder äquivalenten Radien de 
es und alle Längen in em ausgedrück 
sin 

Der induktive Spannungsabfall in Volt a 
1 km bei kupfernem Fahrdraht ist: RR” 


Anv J Di 5 41 | 
a lg =: Be 
104 Va,D; Din: ‚0, 78. Ay 8 


Der Widerstands- Spannunpkshral in Volt auf 
l.km bei kupfernem Fahrdraht, wenn R, Ohm 
Gleiehstromwiderstand von 1 kmeiner Schiene, 

R,Ohm der von 1 = Fahrleitung bestehen, ist: 


2 656 
=IB+ ) litraris).. 
U einem eisernen Bahsde aht mit der Per- 
meabilität u, nehmen die beiden Formeln fol- 


gende Form an: 
Anvd D.? n 2 
ee (ig y 2 3 2 En D 


164 aD 8 


„ey Rılitra ‚a a a ar). 


Hierzu sind «, und 4, a den oben für Draht- - 
leitung und Schienen angegebenen Formeln. 
bestimmen. ee gesamte Spannungsabfall ist: £ 


Sog. : 
Kummer gibt das in Zahlentafell und 2 
folgende Zahlenbeispiel, welt sich auf Schie- 


nen von 45,93 kg/m und 4,31 em äquivalenten 
Radius für den Quersehnitt. von 58,51 em? 


bezieht. Die Werte für » = 0 sind es Gleich. 
stromwerte. 3 B 3 
Zahlentafel 1. Gleise ee 2 


kupfernen Fahrleitungen für Wechsel 
strombetrieb. 


Spannungsahfall in V/km und A 


Ein Fahrdraht | Ein Fahrdraht | 
» von 50 mm? von 100 'mm® 


Ein Pahrdrane 
von 150 mm? 


Per;s 


8 ” 5 o Ba 


eo, 


E09 | &g u 


0 |*total 


0,13 |0,00 
0.16 0.92 
0.19 0,36 
0,24 0,77 


0138 
08 
00° 
0,70. E 


o|035 Sl 0,35 \0,19 000 0,19 
0,38 021! 0,45 022022! 081 
0,40 |0,34 | 0,54 02036 0,43 
0,46 | 0,62 0,78 |0.34 | 0,65 | 0,71 


Zahlentafel 2. Gleise ne bst 
eisernen Fahrleitungen für Wechsel- 
strombetrieb. 


25 
50 


Spannungsahfall in V/km und A 


& | "Hin Pohrdraht ; |: Bin Fohräraht | Hin Febr 
2) von 50 mm? von lu mm? von 150 mm? % 
& ER 
l 5 
a To [etoral &9 | ®o 'totall *o | *o era 
Be 
01202 000 2,62 1320.00. 1,32 |0,88 0,00 | oa ): 
15 6,52 1,08 | 6,6, 14,40 11,03 | 4,51 [3,50 1,031 8,65 
25 |7,49 154 2,6415.02|15 = 5,25 EN 1,55.| 433 
£0 [9,14 | 2,22 9,40 |620 2.13 | 6,6 12,25. 5,42 & 


Die Zahlen zeigen die gr oße Uneriegenher 
der kupfernen Öberleitung über die eiserne; 
diese wird nicht ohne parallele Verstärkungs- 
leitungen, z. B. Aluminiumseile, verwendet 3 
werden können. Dann ergeben sich andere 
Werte des Spannungsabfalles auf 1 km. We- . 
gen der Unsicherheit der Grundlagen zur 
Berechnung der Werte k und u gelten die 
Zahlen für die eiserne FTahrleitung nicht abso- 
lut, sondern nur qualitativ. (Schweiz. Bau- 
ztg., Bd 70,8. 283.) @. | 


Berg- und Hüttenwesen. 


Ein Walzmotor für 2200 kW. — Die 


General Eleetrie Co. hat für die Bolekow- 
Vaughan-Werke den elektrischen Antrieb 
eines Triowalzwerkes geliefert, bei dem 


die zu walzenden ‚Bleche zwischen den beiden 
unteren Walzen hindurebgehen, auf Kipp- 
und zwischen den beiden 
oberen Walzen zurückgeführt werden. Der 
Motor leistet 2200 kW normal (4400 beim 
Schlüpfen), ist für 2400 V, 60 Perioden, © 
514 Umdr/min gebaut und wird als der größte, & 
nicht reversierbare Walzmotor Englands?) be- 
zeichnet. ‘Der Wirkungsgrad wurde mit 95, 
941% und 92% bei Voll-, 3,- bzw. %-Last ga- 
rantiert. Da für eine Triowalzenstraße Umkehr 
der Motordrehrichtung nicht in Frage kommt, 
ist er, um eine gleichmäßige Zentralenbelastung 
zu erreichen, miteinem Schwungrad gekuppelt, 


1) In Deutsch,and wurde bereits 1918 ein ce N 
sierharer Drehstrom-Walzmotor von 2300 kW (3200 PS) bei 
97 Umdrehungen für die Dortmunder Unz von den ; 
Siemens-Schuckertwerken geliefert. : 


j welches 


"und Rotor basitzen Stabwicklungen. 


15. Januar 1920. 


Piekiröfechnische Zeitschrüt. ‘ 1920. Heft 


3 61 


ungefähr 
tator 

Die 
Wieklungsenden sind,den auftretenden, plötz- 


bei normaler Drehzahl 
17,2 Mill. kgm Energie aufspeichert. 


lichen Laststößen entsprechend, besonderssorg- 


fältig versteift. Der Rotoristaus Gußstahl, die 
Schleifringe sind aus Bronze hergestellt und 
für eine Dauerbelastung von 1200 A bemessen. 

Um das Scehwungrad zum Entladen zu 
bringen, ist ein fester, gußeiserner Schlupfwider- 
ständ für 15% Sshlupf und;220 kW dauernder 


- Energievernientung in den Rotorstromkreis 


ao R = i 
I RRUN U 


u 
es 


anlasser, dessen Ausführung Abb. 2 zeigt. 
Dieser (auch in Deutschland als Heißwasser- 
Anlasser gebräuchliche) Flüssigkeitranlasser be- 
steht aus einem Unter- und einem Obergefäß. 
In letzterem sind die über den Dauerschlupf- 
widerstand mit den Schleifringen verbundenen 
Elektroden fest aufgehängt, und durch eine 
von einem Kurzschlußmotor angetriebene 
Pumpe wird die Flüssigkeit aus dem unteren 
in das obere Gefäß gepumpt. Durch den 
steigenden Flüssigkeitsspiegel werden die Elek- 
troden allmählich kurzgeschlossen und so der 
Widerstand nach und nach ver- 
kleinert. Nach erfolgtem An- 
lassen werden die Elektroden 
des Flüssigkeitsanlassers durch 
. einen in Abb. 3 dargestellten 
Anlaß- und Kurzschlußschalter 
kurzgeschlossen?). 
Das Anlassen geht in folgen - 
der Weise vor sich: x 
Nachdem der mit Über- 
lastungs- und Nullspannungs- 
auslösung versehene Stator- 
schalter eingelegt ist, wird der 
Anlaßschalter, Abb. 3, in die 
erste Anlaßstellung gedreht. Da- 
dureh wird der Pumpenmotor 
des Flüssigkeitsanlassers einge- 
schaltet. Er pumpt das Wasser 
aus dem unteren Behälter in 


Zeichenerklärung. 


Zuleitungen. h Pumpenmotor. 


a 

b Höchster Wasserspiegel. 

e Deckel. gefäß. 

d Wasserstandsglas. k Überlaufrohr. 


e Drosselschieber. 
f Druckrohr. 
_— g Entleerungshahn für das Ober- 
gefäß. 


gefäß. 
m Saugstutzen, 


Abb. 2. Flüssigkeitsanlasser. 


eingeschaltet, für dessen Kühlung ein beson- 
derer Schornstein von ungefähr 15 m Höhe 


und 2%.x 3% m lichter Weite vorgesehen ist. 


Man fürehtete nämlich, daß ein selbsttätiger 


- Söhlupfregler den Laststößen nicht schnell ge- 
nug folgen kann und nahm an, daß der feste 


i Entleerungshahn für das Unter- 


t Einsteigöffnung für das Unter- 


den oberen und Jäßt den Walz- 
motor an. Ist dieser auf eine 
bestimmte Drehzahl gelangt, 
so wird ein Zentrifugalkontakt 
seschlossen und die Verriege- 
lungsspule des Anlaßschalters 
unter Strom gesetzt, so daß 
aus der Anlaßstellung in die 
Betriebsstellung geschaltet wer- 
den kann, wodurch der Flüssig- 
keitsanlasser  kurzgeschlossen 
wird. Gleichzeitig wird der 
Pumpenmotor abgeschaltet,und 
die Flüssigkeit läuft durch 
die Pumpe aus dem Obergefäß zurück in das 
Untergetfäß, so daß der Anlasser für eine neue 
Anlaßperiode bereit ist. Um zu verhindern, 


daß nach dem Abschalten des Motors durch den 
Statorsehalter dieser bei kurzgeschlossenem An- 
lasser eingelegt werden kann, ist eine mecha- 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Geschäftsstelle für Elektrizitätsverwertung. 
— Die Geschäftsstelle für Elektrizitätsveı - 
wertung e@. V. gibt ihren Mitgliedern bekannt, 
daß in der am 1. XII. 1919 abgehaltenen Mit- 
eliederversammlung die Auflösung des Vereins 
einstimmig beschlossen und zum Liquidator 
Herr Dr.=üng. G. Dettmar bestellt wurde. 


Tagung der National Eleetrie Light Asso- 
eiation. — Auf der 42. Hauptversammlung in 
Atlantie City (Ver. St.)im Mai 1919 berichtete 
zunächst N. A. Cario über Bestrebungen im 
Bau von Antriebsmaschinen. Bei Dampf- 
turbinen begrenzt die Sicherheit des Betriebes 
die Größe der Einheitsleistung. Auch ist der 
Betriebsfaktor (wirkliche : mögliche Betriebs- 
zeit) bei sehr großen Einheiten meist um einige 
Prozent geringer als bei kleineren Einheiten 
Liegende Dampfturbinen mit einer Welle wer- 
den bis 30 000 kW ausgeführt. Tandemturbinen 
haben geringeres .Gewicht und geringeren 
Raumbedarf als Verbundtuıbinen, Kosten und 
Wirkungsgrad sind nahezu gleich. Verbund- 
turbinen werden bis 40 000 kW, dreistufige Tu1- 
binen bis 60 000 kW hergestellt. Als Konden- 
satoren haben sich die bei der Marine gebräuch- 
lichen Dampfstrahlejektoren mehr und mehr 
eingeführt. Die General Electrie Co. baut sie 
auf federnder Unterlage, die Westinghouse Co. 
in hängender Anordnung. Von 30 amerikani- 
schen Großkraftwerken haben 12 mehr als 50% 
ihrer Gesamtleistung in Einheiten von 20 000 
kW und darüber angelegt. Als größte Einheit 
wird eine von 70000 kW der Interborough 
Rapid Transit Co., New York, erwähnt. Beiden 
Kesselanlagen wird die Überlastbarkeit durch 
Verwendung von Kettenrosten und künstlichem 
Zug gesteigert. Beachtung verdient die Anwen- 
dung von Vorwärmern fürhohen Druck. Zwecks 
Steigerung des Kesselwirkurgsgrades wird die 
Anwendung von Meßgeräten für Zuggeschwin - 
digkeit, Zugtemperatur und Kohlensäuregehalt 
der Abgase empfohlen. Die Höchsttemperatur 
des Dampfes soll 350° nieht überschreiten. 
Drucksteigerungen auf 25 at sind in mehreren 
Anlagen erfolgreich angewendet worden. Die 
Verfeuerung von Kohlenstaub oder minder- 
wertigen Kohlensorten hat zugenommen. 


N 


0 


NET 
N St 
[I £ ASTESEESEEINIIIIIII I IIUIIIıI«LT,IUIII: 


m/Z 


N 


NN. SS 


II 


RS 


-  Sehlupf für den Betriebgenügen würde. Sollte | 


es sich nach der Inbetriebsetzung zeigen, daß 
dies nicht der Fall ist,so kann nachträglich eine 
Schützensteuerung vorgesehen werden, welche 


in Abhängigkeit von der auftretenden Be- 


lastung den Schlupfwiderstand verändert. Zum 


 Anlassen des Motors dient ein Flüssigkeits- 


a Deckel. 

5b Anschlußbolzen. 
c Ölgefäß. 

d Seitenwand. 


f Koniaktträger. 
h Kontakthammer. 


nische Verriegelung zwischen Sta- 
tor- und Kurzschlußschalter vor- 
gesehen, so daß der Statorschal- 
ter nur in der „Aus‘-Stellung des 
Kurzschlußsebalters eingelegt wer- 
den kann. Der Walzmotor ist 
durch zwei Trennschalter an zwei 
Speiseleitungssysteme angerchlos- 
sen in der Weise, daß beim Einle- 
gen beider Trennschalter ein Ring- 
system gebildet wird, und bei Stö- 
rungen in einer Ringbälfte der Motor von der 


anderen allein gespeist werden kann. (The 
Rleetrieian, Bd. S2, S. 696.) s . a. 
2) Dar Kurzschlußschalter und der gußeiserne 


Schlupfwiderstand wären entbehrlich geworden, wenn 
man sich dazu entschlossen hätte. den Flüssigkeitsanlasser 
selbst als Schlupfwiderstand auszubilden. 


e Kontaktstück aus Kupfer. 


Zeichenerklärung. 


m Kabeleinführung. 

n. Verriegelungsspule. 

Feder. 

Achse mit Mikaumpressung. 
Stellungszeiger. 

Sperrung. 


= na 8 


Abb. 3. Kurzschlußschalter. 


R.F. Schuchard beriebtete über den Bau 
von elektrischen Maschinen und Appa- 
raten. Von den Generatorbränden werden 
etwa !/3 duroh Kurzschluß, der Rest durch me- 
ehanische Ursachen, Schmutz, Feuchtigkeit 
usw. verursacht. Man sollte die Generatoren 
wenigstens einmal jährlich einer gründlichen 
Reinigung unterziehen. Zum Löschen von 
Bränden ist Wasser oder Dampf den Tetra- 
ehloridlöschern überlegen!). Transformatoren 
werden bis 30000 kVA und 220 kV, offene 
Trennsechalter für 44und sogar 110 kV in Außen 
unterstationen verwendet, wenn man auch Öl- 
schaltern den Vorzug gibt. Derselbsttätige Be- 
trieb von Umformeranlagen wird für Leistungen 
von 1000 kW und darüber angewendet; bei Ein- 


1) Vgl. auch den Bericht auf S. 60 dieses lleftes, 


DE} 


62 


ankerumformern bevorzugt man den halbselbst- 
tätigen Betrieb mit Fernschaltung von einer 
Stelleaus. Eine neue Bauart von Einankerum- 
f{ormern, die sieh durch geringes Gewicht aus- 
zeichnet, besteht aus zwei Synchronumformern 
mit direkt gekuppelter, gemeinsamer Zusatz- 
maschine. Letztere hat zwei getrennte Anker- 
wieklungen und umlaufende Pole. Große Be- 
achtung wird der Verbesserung des Leistungs- 
faktors gewidmet. Neben übererresten Syn- 
ehronmotoren, werden für kleinere Anlagen 
statische Kondensatoren mit Erfolg verwendet, 
deren Verluste nur 1,5 bis 2% betragen. 

Elektrische Stahlöfen werden normal 
-für 1 bis 6 t, entsprechend 300 bis 1500 kVA, 
in einigen Fällen für 25 t und 4000 kVA, ver- 
wendet. Im Jahre 1918 waren in den Vereinig- 
ten Staaten 287 elektrische Stahlöfen vorhan- 
den. In der Karbidindustrie verwendet man 
Ofeneinheiten bis 20 000 kVA, in der Stiekstoff- 
industrie in der Regel solche von 10 000 kVA. 
E. F. Collins berichvet über die Schmelzung 
eisenfreier Legierungen und Metalle in elektri- 
sehen: Öfen und beschreibt eine Ofenform. Der 
Schmelzherd befindet sieh in der Mitte einer 
allseitig geschlossenen, feuerfesten Kammer. 
Auf beiden Seiten des Herdes sind Elektroden- 
paare angeordnet und von dem Herd durch Kar- 
borundwände getrennt. Die oberen, einstell- 
baren und gekühlten Elektroden sind durch die 
Ofendecke hindurchgeführt. Zur selbsttätigen 
Regelung ist ein neutrales Elektrodenpaar in 
gewissem Abstand von den unteren Elektroden 
vorgesehen. Der Raum zwischen den Elektro- 
den ist mit feingekörntem Koks gefüllt. Die 
Regelung erfolgt durch Relais, die eine Span- 
nung von 30 bis 40 V.zwischen den oberen und 
den neutralen Elektroden und damit eine sehr 
gleichmäßige Hitze aufrecht erhalten. Bei einem 
Strompreis von 1,5 ets soll die Ersparnis an 
Schmelzverlust gegenüber Messingschmelzöten 
mit Feuerung 80 bis 700% (Rotguß) betragen. 
Die Kosten stellen sieh für elektrisches Schmel- 
zen auf 9 bis 11 $/t gegen 14 bis 23 $/t beim ge- 
feuerten Öfen. A 

Es wird eine große elektrische Punkt- 
schweißanlage erwähnt, mit der 25,4 mm 
starke Platten bei 72 000 A und 20 V unter 15t 
Druck geschweißt werden. Hierzu wird ein 
Motorgenerator für 6000 kVA benutzt. 

Über den. elektrischen Betrieb auf 
Ölfeldern wird mitgeteilt, daß in Kalifornien 
und den Weststaaten von Amerika 700 Neu- 
anlagen erstellt wurden. Die Ersparnisse an 
Sonden werden zu 22 bis 63% angegeben, weil 
die Zahl der Betriebsunterbrechungen sich bei 
elektrischem Betrieb stark vermindert. Für An- 
trieb von Pumpen und Fördermaschinen werden 
meist Drehstrom-Induktionsmotoren für 2 Lei- 
stungen bzw. 2Umdrehungszahlen verwendet,u. 
zw. für 50/20 PS, 440 V und 900/450 Umdr/min. 

E. B. Meyer berichtet über Erfahrun- 
sen im Bau und in der Verlegung von 
Starkstromkabeln. Mineralölimprägnierung 
an Stelle von Harz zeigte bei. 26000 V, 
60 Per und 80° Lufttemperaturerhöhung um 
6 W/m geringere Verluste; bei 20° und 25 Per 
bedingte die Harzimprägnierung die doppelten 
und bei 100° die vierfachen Verluste wie ‚bei 
Mineralöl. Bei 100° konnte ein Mineralölkabel 
mit 12% mehr Strom belastet werden als ein 
Harzkabel. Dieser große Vorzug des Mineralöls 
wird indessen dureh den Nachteil.einiger. Sor- 
ten, bei höheren Temperaturen zu leichtflüssig 
zu werden, beeinträchtigt. Der Ersatz der 
Sandfüllung eines Kabelgrabens durch Ton- 
füllung ermöglichte esin einem Falle, die Kabel- 
temperatur von 70° auf 24° C herabzusetzen. 
Die Leistung eines Einleiterkabels soll im all- 
zemeinen 7000 oder 8000 k VA bei einem Höchst- 
durchmesser von 76 mm nicht übersteigen. Die 
Höchstleistung eines Kabelgrabens sollte auf 
35000 kVA beschränkt werden, Unterirdisch, 
im Zuge von Kabelgräben eingebaute Transtor- 
mnatoren sollen nicht über 150 kVA und die Ge- 
samtleistung eines Mannloches nicht über 300 
kVA bemessen werden. DieWärmeausstrahlung 
soleber Schächte beträgt 40 bis 52 W/m? bei 38 
bis 50° Höchsttemveratur. .. Die Benutzung 
von Ventilatoren ist nicht empfehlenswert. Die 
Normalisierung der Mannlöcher und Kabel- 
eräben (10x 10 em pro Kabel) wird empfohlen. 
Über den zweekmäßigsten, äußeren Schutz von 
in Gräben verlegten Kabeln ist man verschie- 
dener Meinung. Noe empfiehlt, in zementierten 
(Gräben nur Metallpanzerkabel zu verlegen, da 
Hanfseilkabel zu feuergefährlich seien. 

A. E. Silber berichtet über den Bau von 
lreileitungen und die Vermeidung induktiver 
Störungen. Die Verwendung gemeinsamer 
Maste für Starkstrem- und Fernsprechleitungen 
sollte nur bis 5000 V zulässig sein. Für Litzen- 
leitungen werden neue Normalien aufgestellt, 
in denen statt des Querschnitts die Zahl der 
Drähte und der Durehmesser der Litzen festge- 
legt werden. n 

F. W. Smith erstattet Bericht über die 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 32 


Zune nn nn nn 


Arbeiten des - Lampenausschusses und stellt 
fest. daß von 186 Mill. verwendeten Glühlam- 
pen 90% Wolframlampen und hiervon 24 
Mill, gasgefüllte Halbwattlampen waren. Die 


Herstellung metallisierter Kohlenfadenlampen- 


ist neuerdings aufgegeben worden; Kohlen- 
fadenlampen werden nur noch unter ganz be- 
sonders schwierigen Betriebsverhältnissen ver- 
wendet. 82%, aller Lampen entfallen auf Nor- 
malspannungen von 1, 10, 115und 120 V. (Elek- 
trotechn. u. Maschinenb., Bd. 46. 1919, S. 526, 
nach Rleetrical World, Bd. 73, 1919, Nr. 21.) 
EUR 


Fernmeldetechnik. 


Einheitliche Bezeichnungen für die bei 
Vakuumröhren vorkommenden Größen. 
Das Anwendungsgebiet der Vakuumröhren 
wird immer größer; nicht nur in der drahtlosen 
Telegraphie und Telephonie spielen sie eine 
außerordentlich wichtige Rolle, sondern auch 
in der Drahttelegraphie und -telephonie er- 
obern sie sich immer neue Gebiete. Damit 
wächst die Zahl derer, die sich eingehend mit 
ihrem Studium befassen und ihre Forschungs- 
ergebnisse der Allgemeinheit mitzuteilen haben. 
Bei der großen Fülle der bei den Röhren vor- 


"kommenden Begriffe ist es daher erforderlich, 


für ihre wiehtigsten Größen einheitliche Bezeich - 
nungen festzusetzen. Barkhausen schlägt — 
von den Schriftleitungen des ‚‚Jahrbuchs der 
drahtlosen Telegraphie‘‘ und des ‚Archivs für 
Elektrotechnik‘ hierzu veranlaßt — folgende 
Bezeichnungen vor: 


l. Entsprechend den Festsetzungen des AEF: 
Ohmseher Widerstand el ee 
Selbstinduktion li 
Kapazität Beh: 
Spannung SP} 
Strom er = 1 
EEE RE N, 
Elektrizitätsmenge 2.22 200 
Winkelgeschwindigkeit w 
VE HERE ee t 
Absolute Temperatur REEL, 

2. Anode A, Größen im Anodenkreis mit 
Index a, FE, Sa 

“itter G, Größen im Gitterkreis mit 
Index g, : 
Kathode oder Glühdraht K, Größen im 

Heizkreis mit Index h, 

Unverstärkt — Index u. Verstärkt = In- 
".. dex ®. 

3. Gemäß 1. Strom = /: Spannung — E, 

UIZW.7 

klein lateinisch = Momentanwert des Ge- 
samtstromes; i. e, 

groß lateinisch = Gleichstrom, mittlerer 
Stromwert; I, E, 

klein deutsch = Momentanwert des über- 
gelagerten Wechselstromes; i, €, : 

groß deutsch = Maximalwert des überge- 
lagerten Wechselstroms; $, €. 
Bemerkung bierzu : Unterscheidende In- 

dexe sind für die verschiedenen Strom- 

kreise vorbehalten. EMKe brauchen von 

Spannungen hier kaum untersehieden zu 

werden. Be 

4. Charakteristik /, = /(E,) bei konstan- 
‚tem Bi, ; 


Gitterstrom-Kennlinie 7, = F(E,).bei 
konstantem E,, : 

Anodenstrom-Kennlinie /, IE) 
bei konstantem ER, 3 


| 


© ) 
{9} E, Er 


)ı. 


Inne re v Widerstand A, = 


5. Steilheit s=( 


DONE rılf WE Ei 


Emissionsstrom 3, =i 
x SE UBS ; : 
Sättigungsstrom J, (= Grenzwert von i 
für hinreichend hohe Spannungen), 
ne Wal 
- 7 
= -—= Wurze 
an N, : 5 : 
aus dem Verhältnis der verstärkten: zur 
unverstärkten Leistung. 
Es wäre im Interesse der Leser zu be- 
grüßen, wenn die Verfasser grundsätzlich die 
vorgeschlagenen Bezeichnungen anwenden wür- 
den. (Jahrb. d. drahtl. Telegr., Bd. 14, S. 2.) 
- Rp. 


‘Bau einer Funkstation in Venezuela. —- 
Nach einer Mitteilung der ‚Industrie- und 


6, E 
9 


e 


Verstärkungsgrad W = 


Handels-Ztg.‘ fordert die venezolanische Re- 


1 B 


‘18. Januar. 1920. 


nn ee ne Per > 


gierung Angebote aut die Errie 
einer Funkstation, die vordem 30. V 
dem Ministerio de Fomento de los Es 
Unidos de Venezuela mit dem Vermer! 
spanischer Sprache) ‚Angebot für drah 
Telegraphie‘‘ einzusenden sind. Die in 
Nähe von Caracas zu errichtende Station 
stark genug sein, um mit gleichwertigen iı 
V. 8. Amerika und in Europa zu arbeiten, u 
Einrichtungen zum Senden verstärkter Well 
die durch eine Hochfregquenzmäschine erzeu 
werden, und abgeschwächter besitzen. Di 
gebote sollen -einen allgemeinen und ausfü 
‚liche Spezialpläne sowie alle notwendigen / 
bildungen enthalten, außerdem eine Beschre 
bung der Maschinen und ihrer Arbeitsweis 
Angabe über die zur Fertigstellung erforde 
liche Zeit und einen ausführlichen Kosten 
anschlag (ohne Zuführungsleitung der elektri- 
schen Energie und Telegraphenlinien nach € 
racas). Die Bewerber müssen den Betrieb un 
die Verwaltung der Station auf die Dauer von 
6 Monaten nach Fertigstellung übernehme: 
Die Regierung beabsichtigt, vierteljährlich je 
nach dem Fortschritt der Arbeiten zu zahl 
unter Einbehalt von 10% jeder Zahlung bis zur 
endgültigen Vollendung. Bes. 


Verschiedenes. 


Vereinigung der Hochschullehrer der Elektro- 
technik. — Am 28. IX. 1919tand in Stuttgartdie 
3. Tagung der Vereinigung der Hochschullehrer 
der Elektrotechnik statt, Es nahmen daran teil‘ 
die. Professoren: Franke, Kloß, Orlich, Wed- 
ding (Berlin), Hilpert (Breslau), Roeßler (Dan- 
zig), Barkhausen, Görges (Dresden), Richte 
Teichmüller (Karlsruhe), Heinke (München), 
Emde, Herrmann, Veesenmeyer (Stuttgart 
Niethammer (als Gast) (Prag). % 

1. A.E.F.-Bezeichnungen. Prof, Roeß- 
ler berichtet über das Ergebnis der Umfrag 
Er hat eine Zusammenstellung derin der Elek- 
trotechnik vorkommenden physikalischen und 
technischen Größen verfaßt, in welehe die An- 
wesenden die von ihnen. benutzten Formel 
zeichen eintragen werden. Es wird eine Zu- 
sammenstellung der mitgeteilten Bezeichnu: : 
gen hergestellt werden. Auf Grund derselbe; 
sol] bei der nächsten Tagung versucht werden 
eine Einigung zu erzielen. 2, Berich 
über die diesjährige Tagung der Hoe 
schullehrer des Maschineningenieu 
wesens von Prof. Heinke und »-Pr 
Orlich. Der Geschäftsführer soll die körpe 
schaftliche Vertretung an den Tagungen ı 
Maschinenbauer übernehmen, um die von d - 
Elektrotechnikern gefaßten Beschlüsse zu ver- 
treten. Außerdem wird empfohlen, daß sich 
die Elektrotechniker einzeln möglichst zah 
reich an den Tagungen der Maschinenbauer 
beteiligen. 3. Stellungnahme zum Deut 
schen Ausschuß für technisches Schul 
wesen. Die Vereinigung der Professoren de 
Elektrotechnik sieht es als eine ihrer Aufgaben 
an, die weitere Ausgestaltung der Ausbildun 
der Studierenden der Elektrotechnik zu bea 
beiten ; sie legt Wert darauf, für diese Aufga 
Anregungen und Unterlagen auch vom De 
schen Ausschuß für teöhnisches Schulwesen zu 
erhalten. Die Vereinigung hält ein Zusammen 
arbeiten mit dem Ausschuß für wünschenswert 
und ist der Ansicht, daß sich dieses durch ein 
körperschaftliche Vertretung der Vereinigun; 
bei den Beratungen des Ausschusses erreiche 
läßt. Die Zugehörigkeit einzelner Professoren 
zum Ausschuß wird dadureh nicht. berühr 
4. Praktische Tätigkeit der Studiere 
den. Im Anschluß an den Bericht von Pr 
Kloß wird eine Fassung festgesetzt, die allen 
anwesenden Professoren und den nicht an 
wesenden Professoren der konstruktiven Rich- 
tung mitgeteilt werden soll, mit der Bitte um 
Äußerung bis spätestens Ende 1919. Aut 
Grund dieser Äußerungen wird Prof. Kloß den 
endgültigen Bericht abfassen und der nächsten 
Tagungvorlegen. 5. Ausbildung der Stu- 
dierenden in elektrotechnischen U 
ternehmungen (Bureau, Betrieb, Prüf- 
feld)nach der Vorprüfung. Es werden der 
Bericht von Prof. Emde und die Mitteilung, 
daß seine Ideen in der neuen Stuttgarter Prü 
fungsordnung schon verwirklicht. seien, e@ 
gegengenommen und eingehend besprochen. 
Den weiteren Erfahrungen'in Stuttgart wirdmit 
großem Interesse entgegengesehen. 6. Fürdas 
Maschinenbaustudium derStudierenden 
der Elektrotechnik werden Richtlinien fest- 
gesetzt, die allen anwesenden und den nichtan 
wesenden Professoren der konstruktiven Rich 


RE SER, 


aaa =. Dr KR Be 
23: Pe" 


15. Januar 1920. 


Industrie und Handel. 


Der Ausfuhrhandel der Schweiz mit elektri- 
hen Maschinen. — Sehrschön ausgestattet, ist 
‘or kurzem im Verlag der Schweizer Exporteur 
. G., Zürich, die von Dr. A. Haasund A. Diem 
“in drei Sprachen herausgegebene 3. Ausgabe 
es Sehweizerischen Export-Jahrbu- 

_ ehes erschienen. Sie soll dazu beitragen, im 
Auslande eine möglichst genaue, vollständige 
und praktische Übersicht über die schweizeri- 
_ schen Exportindustrien zu geben und als deren 
Pionier zu wirken. Einem einleitenden Aufsatz 
_ über die Schweiz folgen Artikel, die sich mit den 
einzelnen Exportindustrien beschäftigen, so- 
dann eine Abhandlung über die Schweiz als Im- 
- porteur, der sich ein nach Fachgruppen geord- 
netes Verzeichnis aller Ausfuhrartikel mit An- 
gabe der Bezugsquellen und einem alphabeti- 
schen Schlüssel, endlich ein reichhaltiger Inse- 
_ ratenteilanschließen. Was das wertvolle Werk 
über die schweizerische elektrotechnische 
Industrie ausführt (S. 76), sei bier im wesent- 
“Fiehen mitgeteilt: — - 
„Sehon vor dem Kriege nahm die Schweiz 
_ unter allen Lieferanten elektrotechnischer Er- 
 geugnisse auf dem Weltmarkte eine sehr bedenu- 
Eu Stellung ein. Nur die großen Industrie- 
länder Deutschland, England und die Vereinig- 
ten Staaten vermochten 1913 mehr elektro- 
technische Erzeugnisse als die Schweiz auszu- 
führen. Der Schwerpunkt des schweizerischen 

- elektrotechnischen Ausfuhr lag dabei in elek- 
 trischen Maschinen, die 1913 für 2014 Mill. 
Fr ausgeführt wurden, so daß sie 67,5% der Ge- 
samtausfubr elektrotechnischer Erzeugnisse 


sehweizerischen elektrotechnischen : Industrie 
_ vorgeschritten ist, und welche Bedeutung sie 
für den Weltmarkt hat; denn sogar die gewal- 
_ tige amerikanische elektrotechnische Industrie 
konnte in demselben Jahre noch nicht das 
- Doppelte der schweizerischen Ausfuhr elektıi- 
‘scher Maschinen aufweisen, indem sie sich nur 
auf 36,5 Mill. Fr belief. Die Hauptausfuhr elek- 
‚trischer Maschinen aus der Schweiz besteht in 


; tellung die Ausfuhr elektrischer 
Maschinen auch in der schweizerischen Ma- 
 schinenausfuhr einnimmt, ersieht man daraus, 
daß diese Maschinen vor dem Kriege (1913) !/; 
_ der gesamten schweizerischen Maschinenaus- 
fuhr betrugen und unter allen andern Maschi- 
nengruppen die erste Stelle einnahmen. Nur 


 Produktions- und Absatzverhältnisse, rückte 
die Ausfuhr elektrischer Maschinen auf die 
dritte Stelle nach Werkzeugmaschinen und 
-Automobilen. Schon im Jahre 1918 vermochte 
aber die Ausfuhr elektrischer Maschinen und 
Transformatoren mit 28%, Mill. Fr wieder die 
erste Stelle zu behaupten, und es steht unzwei- 
felhaft diesem Industriezweig des schweizeri- 
schen Maschinenbaues eine gute Zukunft bevor. 
- Nach amerikanischen Schätzungen werden die 
zerstörten Gebiete allein elektrische Maschinen 
für Hunderte von Millionen benötigen.. Der Be- 
 darfan elektrischen Maschinen wird, besonders 
, auch mit Rücksicht auf die Bestrebungen zum 
_ - Ausbau der vorhandenen Wasserkräfte und zur 
© Blektrisierung der Eisenbahnen, sehr groß sein. 
Die elektrotechnischen Industrien der andern 

- Länder werden diesen Bedarf nicht im gering- 
sten allein decken können, um so mehr, als bei 
den Bestellungen der Übergangszeit die kürze- 
ste Lieferfrist eine sehr große Rolle spielen 


wird. Er RE SV PRES 
23. Die Hauptabsatzgebiete für schweizerische 
_ elektrische Maschinen waren vor dem Kriege 


EN ” ” . . 
des intensiven Ausbaues der französischen Was- 
x 


_ ren 1913 bis 1918 dem Werte nach sich mehr als 
verdoppeln, u. zw. stieg sie von 4,2 auf 8,9 Mill. 
Fr. Einen noch größeren Aufschwung nahm in 
diesen Jahren die Ausfuhr elektrischer Maschi- 
_ nen nach Spanien, die von 2,1 auf 5,2 Mill. Fr 
gestiegen ist. Während die Ausfuhr nach den 
erwähnten zwei Ländern dem intensiven Aus- 
- bau der Wasserkräfte zuzuschreiben ist, für den 
_ die Schweiz auch die nötigen Wasserturbinen 
lieferte, erklärt sich die erhöhte schweizerische 
_ Ausfuhr elektrischer Maschinen nach Holland 
(1918: 4,368 Mill. Fr gegenüber nur 0,277 Mill. 
 Frim Jahre 1913) durch die Unmöglichkeit für 

Holland, die nötigen elektrischen Maschinen 
aus Deutschland zu beziehen, das vor dem Krieg 
fast den gesamten holländischen Bedarf an die- 
sen Maschinen deckte. Infolgedessen .konnte 


die Schweiz im Jahre 1918 elektrische Maschi- 


dien ausführen. Vor dem Kriege (1913) wur- 
en elektrische Maschinen für 34, Mill. Frnöch 


Ri; 


ausmachten. Schon diese Zahl gibt uns einen 
- Begriff darüber, wie weit die Entwicklung der. 


während des Krieges, infolge der ungünstigen: 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 3. 


nach Rußland ausgeführt, und wenn in den 
letzten Jahren die Ausfuhr nach Rußland in- 
folge der allbekannten Ursachen auch aufge- 
hört hat, so rechnet die schweizerische elektri- 
sche Industrie doch damit, daß nach Besserung 
der russischen Verhältnisse die Ausfuhr nach 
diesem Lande nicht nur die alte Höhe erreicht, 
sondern sich noch weiter entwickelt. 

Außer der Fabrikation elektrischer Ma- 
schinen besteht aber in der Schweiz noch eine 
stark entwickelte und leistungsfähige Fabrika- 
tion von verschiedenen elektrotechnischen Spe- 
zialapparaten und Bedarfsartikeln, de- 
ren Ausfuhrwert von 10 Mill. Frin 1913 auf 
17!/, Mill. Fr in 1917 und auf 161/, Mill. Fr im 
Jahre 1918 gestiegen ist. Die gesamte schweize- 
rische Ausfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse 
(einschließlich elektrischer Maschinen) erreichte 
somit 1918 den Wert von 44,555 Mill. Fr gegen- 
über 30,356 Mill. Frim Jahre 1913.‘t) 


Inkraftbleiben kriegswirtschaftlicher Be- 
stimmungen nach Beendigung des Krieges. — 
Laut Verfügung des Reichswirtschafteministers 
vom 22. XII. 1919 bleiben auch nach Beendi- 
gung des Krieges alle kriegswirtschaftli- 
chen Bestimmungen (Gesetze, Verordnun- 
gen, Bekanntmachungen usw.), die für die 
Dauer des Krieges erlassen wurden, soweit 
nicht yon der zuständigen Stelle ausdrücklich 
anders bestimmt ist oder wird, bis auf weiteres 
in Kraft. 


Verlängerung des Stahlwerksverbandes. — 
Der Reichswirtschaftsminister bat den Stahl- 
werksverband Düsseldorf unter dem 27. XII. 
1919nach Maßgabe der bisherigen Bedingungen 
und Vereinbarungen bis 1. V. 1920 verlängert. 
Der. Verkauf der von ihm erfaßten Produkte 
verbleibt ausschließlich ihm bis 29. II. 1920. 


Kleine geschäftliche Mitteilungen. 


Neue Preislisten und Zahlungsbedingun- 
gen. — Wegen der Unmöglichkeit, die ins Un- 
gemessene gestiegenen vom Fabrikanten in bar 
zu bestreitenden Ausgaben für Material, Löhne, 
Gehälter usw. noch ferner vorzustrecken und 
der Kundschaft in der seitherigen Weise zu kre- 
ditieren, hat sich die Accumulatoren-Fa - 
brik A. G., Berlin, nach Verständigung in der 
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen 
elektrotechnischen Industrie veranlaßt gesehen, 
ihre Zahlungsbedingungen den neuen Verhält- 
nissen anzupassen und alle früheren bezüglichen 
Vereinbarungen aufzuheben. Die Lieferungs- 
bedingungen für stationäre Akkumulatoren 
sind weiter geändert und ergänzt worden. Da 
indessen unter den heutigen Verhältnissen alle 
‚Preisangaben usw. nur freibleibend gemacht 
werden können, bittet die Firma, von Fall zu 
Fall Kostenanschläge einzufordern. — 

Die Siemens-Schuckertwerke G. m. 
b. H., Berlin, teilen mit, daß sich die Preisstelle 
des Zentralverbandes dafür entschieden hat, als 
neue Grundpreise die dreifachen Vorkriegs- 
preise zu wählen ; mit diesen und entsprechend 
verringerten Zuschlägen (diese waren in den letz- 
ten Monaten teilweise bis nahe an 1000 % her- 
angekommen) wird seit dem 1. I. 1920 gerech- 
net. Alle neuen Preislisten der Firma basieren 
auf diesen erhöhten Grundpreisen, die alten sind 
sinngemäß zu ändern, u. zw. kommt im allge- 
meinen die Verdreifachung der eingedruckten 
Preise in Frage, mit: Ausnahme der Listen über 
Maschinen und Motoren in .Ersatzmetallaus- 
führung und der in der Auszugsliste 1919 ent- 
haltenen Preise für Maschinen mit Kupfer- und 
Aluminiumwicklung ; diese sind, da gegenüber 
den Vorkriegspreisen bereits um etwa 50% er- 
höht, nur zu verdoppeln. — 

Auch der Verband der Zählerfabriken 
hat die bisherigen Grundpreise ab 1. I. 1920 
verdreifacht ; Teuerungszuschlag darauf 100%. 
Bei Bestellungen ist ein Drittel ihres Wertes 
als unverzinsliche Anzahlung, der Rest der 
Reehnung 30 Tage nach deren Datum ohne 
Abzug zahlbar. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotechnischen In- 
dustrie. — Wir veröffentlichen auf S. 64 die 
Zuschlagsliste Nr. 25 (grün) der Preisstelle für 
Januar 1920, gültig für solche Aufträge, die 
‘vom 1.1. 1920 ab zu den erhöhten Grund- 
preisen erteilt werden. Abzüge können In- 
teressenten vonder Verlagsbuchhandlung Julius 
Springer, Berlin W 9, gegen Voreinsendung des 
Betrages beziehen. Preis für das einzelne Exem- 
plar- 20 Pf, für 10 Exemplare 1,50 M, für 
25 Exemplare 3 M und für 100 Exemplare 10 M. 


‚ Metallzuschläge für isolierte Drähte. 
Die Verkaufsstelle vereinigter Fabrikanten iso- 
lierter Leitungsdrähte (VLG) hat mit Wirkung 
vom ı. I. 0 eine neue Preisliste für 
isolierte Leitungsdrähte herausgegeben, 


2) Vgl. auch „ETZ*.1919, 8. 344 


63 


deren Preise mit einem Kupferaufschlag von 
175 M bzw. mit einem Aluminiumzuschlag von 
55,50 M je mm? Querschnitt und 1000 m Länge 
auf die bisherigen Preise erreehnet sind. Die in 
Zukunft von der Preisstelle des Zentralverban- 
des der deutschen elektrotechnischen Industrie 
zur Veröffentlichung gelangenden Metallauf- 
oder -abschläge beziehen sich auf die Preise 
dieser neuen, ab 1. I. 1920 geltenden Liste. 
Vom 1. bis 10. I. 1920 ist für Kupfer kein Auf- 
schlag, für Aluminium ein solcher von 6 M er- 
hoben worden. Für die Woche vom 11. bis 
17. I. 1920 beträgt der Kupferzuschlag — M, 
der Aluminiumzuschlag 10,50 M. 


Metallpreise. Nach den Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer- 
notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall- 
börsenvorstandes in M/100 kg: 


Metal) 91. | 6:I: 


Elektrolytkupfer (wire- 
bars), prompt, cif Ham- 
burg, Bremen, Rotterdam 2464 


2435 


Raffinadekupfer 
99/99,30%%,lokoGroß-Berlin |2350—2400 
Originalhütten - Weich- 
blei, ab Hütte oder loko 
Groß-Berlin 21... .. 
Originalhütten- Rohzink, 
Syndikatspreis ab Hütte 
oder Lager ER 
desgl. Preis im freien Ver- 
kehr, ab Hütte oder 


2325—2350 


900— 910) 900— 910 


| 
| 
BIOS | 510 


Dagen a en 880— 890) 880— 890 
Originalhütten-Alumi- 

nium 98/990/, in gekerb- 

ten Blöckchen, ab Hütte 

oder loko Groß-Berlin . 13300—3350 
Zinn, Banka-, - Straits-. 

Billiton-, loko Hamburg 


I 
| 


3250—3300 


oder Groß-Berlin .. |7000—7100/7000— 7100 
Hüttenzinn, mindestens 

99 0%, 1oko Hamburg oder 

Groß-Berin . . . . . |6900—7000/6900— 7000 
Reinnickel 98/99 %, loko 

Hamburg oder Groß- 

Berlin ne nen. 14300—440014300— 4400 
Antimon-Regulus, loko 

Hamburg oder  Groß- 

Berlin F3ar2rH . 11150—1175:1100— 1120 

Aktienkurse. 


Die Berliner Börse hat im Dezember 
1919 folgende Kurse notiert: 


ER 

Gesellschaften 32 R= 5 

t - 7 >} © 

E BE = 
Accumul.-Fabr., Berlin . . . |310,—| 340,50 335, — 
A.G. f. El-Anlg., Berlin . . |115,—| 115,—|115,— 
AB. 6;, Berlin. .82.7..... 230,—| 249,75/245,— 
Bergmann, Berlin ..... 168,75| 180,— |1173,— 
BER. W..-Berünenn une. 159,—| 164,—|160,— 
2 = orZ.-A.. . | 87,— 96,—| 91,— 
Brown, Boveri, Mannheim . [1003,— | 1056,— 1050, — 
Continent. Ges., Nürnberg . | 80,—| 80,—|-80,— 
7 - orz.-A. |105,—| 114,25|105,— 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Cöln. |125,25| 140,501135,— 
„ Niederl. „ 5, 184,—| 245,— 225, — 
„ Südam. „ £ 148,50 190,—1173,— 
„ Übers. El.-G., Berlin . 1570,—| 730,— 1712,50 
= w Vorz.-A 1130,—| 132,— 1131,75 
„  Kabelwerke, Berlin . |157,—| 172,—|172,— 
Elektra, Dresden . . .... | 68—| 68— 63,— 
El. Licht- u. Kraft., Berlin . |120,—| 135,— 121,75 
Elektr.-Liefer.-Ges., Berlin 151,50] 171,— 154,50 
E. W. Liegnitz . . . .....|.86,—| 96,—! 86,— 
Bank f. el. Untern., Zürich . |260,—| 282,— 280,— 
. Felten & Guilleaume Carlsw. |236,—| 248,50|245,50 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin |141,25| 159,501148,— 
Hackethal, Hannover. . . . |277,—| 325,— 1315, — 
Hamburgische E.W.. .. . 1119,—| 125,—1119,— 
Körtings Elektr.-W., Berlin. |105,—| 105,—|105,— 
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M. |131,—| 140,501133,— 
C. Lorenz, Berlin... ... 250,—| 274,50 261,— 
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . |130,50| 143,—141,— 
Mix & Genest, Berlin... ... 135,—| 152,—|149,75 
Neckarwerke, Esslingen . . |100,—| 114,751114,75 
H. Pöge, Chemnitz. ... ... 230,25| 259,751237,50 
Rhein. El.-A. G., Mannheim. |118,—, 127,— |118,— 
M. Schorch & Cie, Rheydt . |243,— 262,—|243,— 
Sachsenwerk, Dresden . . . |270,—| 296,— 1292, — 
Schuckert & Co., Nürnberg. |140,— 152,—!152,— 
„Siemens“ El. Betr., Berlin. | 98,—| 109,50, 99,50 
Siemens & Halske, Berlin . [240,25 271,— 271,— 
Stettiner E.W...... . . [114,75] 114,75|114,75 
Teleph.-F.Berliner, Hannover |165,—| 177,50 175,— 
Fabr. isol. Drähte, Berlin. . |230,—, 247,— 235,50 


Abschluß des Heftes: 10. Januar 1920. 


64 


Zuschlagsliste der: Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für Januar 1920. 


Die grüne Zuschlagsliste Nr. 25 gilt für den Monat Januar 1920 für 
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß:.der Preis- 
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden Für die’ Abrechnung von Auf- 
trägen mit den bis 31. XII. 1919 giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu- 
schlagsliste Nr. 25 A maßgebend. Für die Berechnung der Teuerungs- 
a gilt für Aufträge ab 1. XII. 1919 (für Zähler ab 1. I. 1920) folgende 

orme 
1. Der Preisstichtag liest um die in Spalte A der Teuer ungszuschlagsliste 
genannteFrist vor dem Liefertag (A-Frist);ist diese Frist mit 0 bezeichnet, 
so wird der am Liefertage giltige Preis berechnet. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heft 3. 15. Januar 1920. 


2. Soweitin Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird wenn innerkarbal R 
dieser Frist geliefert wird, der’am Bestelltag geltende reis berechnet. 
3. Der am Bestelltag geltende Preis ist bis auf weiteres Mindestpreis. 
4. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist, 
daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt, = 
werden kann. 
5. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzur 2 
rechnen. A 
6. Für Aufträge, für die eme längere Lieferzeit als 18 Monate vereinba 
wird, bleiben ‚besondere Abmachungen vorbehalten. 


ß Für Spar- 
2 ae Für | 
führung | Ersatz- | e 
: „mit metall- |A-FristB-Frist 
Gegenstand np Aus- 
Bronze | führung 
usw.) - 
Zuschlag | Zuschlag | Mo- Mo- 
/o %, nate nate 
Generatoren, Motoren und Umformer, i 
soweit nicht für Sonderausführungen | | 
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. | 
1. bis5 kW (bezogen auf 1600 Umdrehungen) 390 390 
2. über5 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um- 
drehungen) . . 390 390 ° 1 2 
3. über 100 kW (phosen ee 1000: rare 
hungen) ee 390 390 | 
Sonderausführungen. |2% 
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren 390 390 | 
5. Elektrisch betriebene ee . x | 
nen . 260 260 | 
6. Elektrisch DOtISRöRE ade asser ano: | 
Entstäubungspumpen und Kompressoren 230 170 | 
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte 240 140 1 | 

8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, 2 
Motorschleifen, Motortragen,Motorwagen 280 190 | 

9. Spezial-Elektromotoren in Marineausfüh- - 
rung und durch solche angetriebene Ma- i 
schinen nebst zugehörigen Anlassern laut 
besonderer Aufstellung 330 — 

Turbosätze. i 

10. Turbosätze, bestehend aus: Turbogene- 3 
ratoren, Dampfturbinen und Kondensa- iS 
tionsanlagen einschl. Pumpen sowie Zahn- ROR=R-) 
radvorgelege . 5 2 235 = SE 

11. Turbogeneratoren allein |, £ 275 ee 8° 2 

12. Dampfturbinen sowie Zahnıhdxarkalsge, SH 
Turbokompressoren und Turbogebläse . 200 = Re 

13. Kondensationsanlagen und Wärmeaus- E 
tauschapparate . R 230 > 

Zubehör zu Maschinen. £ 

14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-, Web- | 
stuhl-, Stemdreisok-Schälter.; 270 20 ı 1: 

15. Kran: und Aufzugsapparate, Schirzen: 
steuerungen „, 1 2 

16. Gleitschienen, Sean könne: Kupplung sen, 

Zahnradvorgelege . 270 270 | 

Bahnmaterial. | 

17. Bahnmotoren und. elektrische Bremsen 330 330 | 

13. Fahrschalter und Stromabnehmer für 5 
Bahnen es ei re ee RZOBD 280 \ 

für Straßenbahn- 

19. ‘Vollständige elektri- triebwagen | 
sche Ausrüstungen für mit elektri- 995 are | 
ausschl. Leitungen u. scher Bremse 25. iin 

Montage | versehene 1 
Anhängewagen 

20. . Vollständige elektrische Ausrüstungen 
von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- j 
Triebwagen einschl. Montage re 290 — 

21; Elektrische Lokomotiven für a 

"und Industrie .. . 280 80. | | 

Transformatoren und Gletefriehlen ; | 

39.‘ Transformatoren REF EER 300 270 - 

25. Gleichrichter mit Glaskörper, Sihschli 
Zubehör Ehe 185 185: 1 5) 

24. Gleichrichter mit Bisenkörpen Sein sehl, 

Zubehör ... . a, 390 ° 390 

Schaltapparate eh Matarler für 

Scehaltanlagen. 

95. Hebelschalter, Instrumenten- und Kurbel- 

Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse 230 200 

96.. Selbsttätige-Schalter, soweit nicht für Öl- 
füllung und nieht in Eisen- oder Gußge- 

"häuse;-Pern-, Zeit-, Zellenschalter 250 210 

97. Niederspannungs-Streifen- und Röhren- ; 

‘Sicherungen für Schalttafelbau einschl, 
Einsätzen . EN, 265 230 

98. Hochspannungs- Prennschalter, "Mast- = 
schalter, Streckenschalter, soweit nicht < 1 2 
für Öl. : PER a 280 240 

29, Hochspannungssicherungen einschließ- 
lich Schmelzeinsätze, armierte Stützen 3 
und armirrte Wanddurchführungen . 265 230 

30. Freileitungs-Hörnerschalter , 265 250 

31. Konzentrische Klemmen (Zentralklem- Eu 
men). . 280 240 

32. Ölschalter ohne öl) "einschl. Hilfsappa- 
rate, Ölschaltkasten . . Bat, 250 210 


a es 1 0 1 7 ee ee a Er rn T £ 
4 Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C, Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin, _ Ar 


Für Spar- = 
;% metall- | - Für SEE 
Aus-. r 234 
führung Ersatz- ee 
(mit metall- 'A-Frist|B-Frist 
Gegenstand Kupfer, Aus- | F 
Me führung 
usw.) an 
Zuschla uschla 
9% e % $ 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen i 
außer Schutz- u. Erdungsdrosselspulen) 250 210 
34. Schutzdrosselspulen .. +... .2....%. 230 240 
35. Erdungsdrosselspulen 250 210 
36. Motorschalttafeln, aueh mit solbsttätigen - ; 
Schaltern . > 3 250 210 
87. Vollständige Schaltanlagen, Schalt- 
schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. 250 210 
38. Schaltkästen ausschl. Ölschaltkästen . 250 ‚210 
39. Gußgekapseltes Material A 250 250 
40. Sehaltanlagen für Schiffe. . 950 — 
Meßapparate und Zubehör... 
41. Meßinstrumente . 2. 100 = 
42. Zähler einschl, Verpsckuse are — 100 
43: Mefwandler':S . wen nen 175 — 
Installationsmaterial. 
44, Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 145 115 
45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel, 
Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw. 
Paßschrauben und Kontaktschrauben, 
Größe Iund II NEBE und Normal-Edison- 
Gewinde) . . 115 95 
46. Wie ds doch "Größe Ir bis V (Groß- 
Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 135 110 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 
zum nn ep: ö 
mens) 165 140 
‘48. Patronen zum Rinebolsän- ER 
system (Siemens) . 125 100 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 
und Patronen zum Keilkontakt- Siche- i 
rungssystem (Siemens) : \ 120 95 
50. Verteilunsstafeln und Gruppen, sone 
nieht in Gußgehäuse ._. 175 150° 
5l. Freileitunges- :und Hausanschluß- Sehe: 
rungen, Freileitungs-Armaturen' bis 600 
Volt, soweit nicht in Gußgehäuse 175 150 
52. Zählertafeln, armiert 175 150 
53. Drehschalter, Steckdosen und ‚Stecker, 
soweit nicht, in Gußgehäuse, Porzellan- 
Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen, 
-Kabelschuhe und EDEN und der- 8; 
gleichen . . 178, 150° 
54. Gußgekapseltes Tusiällatiökemeigh ä 250 - 250 
55. Metallfassungen, a ee ‚Nippel : 
und dergleichen 175 150 
56. Glühlichtarmaturen einschl. erden: : 
ter Fassungen und Handlampen  . 3148 150 
DT, Bord-Installationsmaterial_ (einschl. Ma. 
rine-Streifensicherungen, aber ausschließ- 
lich 58 und 59) . , ER 175 BES 
58. Marine-Patronensicherungen BALSEN 90 = 
59.. Meßstöpsel . 229,08 3 
60. Installationsmäterial Sr Hazdeleschit ir 
(ausschl. der zweiteiligen Stöpsel aus “ 
Gruppe 5 und 46) . ....... : 135 21057 
Isolierrohr und verbandsmäßiges Fi: ARTE 
behör. Er 
61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . . - — 75 
62. Verzinkte Eisenrohre 0 75 
63. Feinzinkrohre (kein verzinktes Eisen- ESS HR TERR a 
blech)s ne ae N 1 Hosn 
64. Messingrohre .. er 60 
65. Papierrohre mit Stahlpanzer Schr (Stahl- - 
panzerrohre) . . I 80 
66. Schwarze Papierrohre ohne Metall- > 
mantel mit Muffe -. En 100 
67. Stahlrohre (System Päschel) naher Bogen, Bei Sem 
UN HMELEIENE 0 Br ER a 185 
Orıklamper ; : 3 ; 
68. Glühlampen jeder Art (aussehl. Heiz- 
lampen): Auf die ab 28. Januar, 1919 - 2% 
Ygeltenden Preise. nr una 75 ARE 
Telegraphie und Fernspr echwesen. 
EEE ER SEHE TEENS 
Verschiedenes. E ; 
‚. Transformatoren-, Anlasser- und Schalteröl: Tagespreis; z 
mindestens aber 450 M für 100kg ohne Faf. a a 
WETTE : 3 er 
Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) { ie er sche 


ee 


65 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für 


Elektrotechnik) 


Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 22. Januar 1920. 


Die Folgen des Krieges und der Revolution 
für die Elektrotechnik.!) 


Von Dr.=Sng. e. h. G. Dettmar. 


Übersicht. Es werden zunächst allgemein die 
Lohn- und Gehaltssteigerungen, die Verringerung 
der Arbeitsleistung und der Arbeitszeit, die Er- 
höhung der Preise der Bau- und Betriebsstoffe, die 
Veränderung der Grenzen, der Marktlage, der Ein- 
und Ausfuhr behandelt und dann im einzelnen die 
Beeinflussungen der Hauptarbeitsgebiete der Elek- 
trotechnik während des Krieges und der Übergangs- 
zeit sowie die voraussichtlichen Folgen für die 
Zukunft betrachtet. 


Während des Krieges ist die gesamte Elek- 


 trotechnik auf das weitgehendste beeinflußt 


worden, so daß es wohl Ber Fachmann gibt, 
der diese Einwirkung nicht selbst verspürt ‚hat. 
Die wichtigsten Rohstoffe, wie Kupfer, Alu- 
minium, Eisen, Kautschuk, Baumwolle, Seide, 
Glimmer, Öl usw., waren beschlagnahmt, und 
es mußtenanihre Stelle Ersatzmittel treten mit 
teilweise recht mäßigem Erfolge. Der Mangel 
an Kohle hat weiterhin der Elektrotechnik enge 
Grenzen für ihre Leistungsfähigkeit gezogen. 


Diese Verhältnisse werden sich nun nicht etwa . 
von heute auf morgen ändern, noch lange Zeit 


hindurch werden sie ihre Wirkung zeigen und 
neue Schwierigkeiten werden die allmählich be- 
seitigtenablösen. Es muß also damit gerechnet 
werden, daß auf lange Zeit hinaus die Verhält- 
nissein der Elektrotechnik wie überhaupt in der 
gesamten Technik stark verändert sein werden, 
so daß es von großem Interesse sein wird, zu 
versuchen, sich über die Folgen des Krieges und 
der Revolution klar zu werden, soweit diesheute 
schon möglich ist. 

‚Es ist natürlich z. Zt. besonders schwierig, 


auf lange hinaus die Entwicklung vorauszu- 


Gehälter eingesetzt. 


sehen, da die ganze wirtschaftliche Lage 
Deutschlands eine sehr unsichere ist, Tnmertın 
werden sich aber gewisse Einwirkungen heute 
schon SE rhlicken. lassen, und an Hand von 
zahlenmäßigen Unterlagen wird man hier und 
da schon gewisse Schlußfolgerungen. ziehen 


. können. 


Während die Lohnverhältnisse vor dem 
Kriege lange Zeit hindurch ziemlich wenig Ver- 


1919 


[/ 
1910 1911 1912 1913 19174 71915 1916 1977 1918 


a= Männer. db = Frauen. 


Abb. 1. Lohnsätze einer Berliner Fahrik. 

änderungen zeigten, hat schon im Laufe des 
Krieges eine mäßige Steigerung der Löhne und 
Mit der Revolution ist 
aber größtenteils ein so starkes Ansteigen einge- 


!) Vortrag, gehalten in der Sitzung des Elektrotech- 
nischen Vereins der rheinisch-westfälischen Industriebezirke 
am 22. X. 1919 in Dortmund und des Elektrotechnischen 
Vereins am 25. XI. 1919 in Berlin; vgl. „ETZ*“ 1920, 8. 14. 


treten, daß die Folgen dieses Vorganges ganz 
außerordentlich weitgehende und auf das ge- 
samte Wirtschaftsleben sich erstreckende sind. 
In Abb. 1 sind die Lohnsätze für je eine männ- 
liche und weibliche Arbeiterkategorie einer Ber- 
liner Fabrik dargestellt. In anderen Orten ist 
der Verlauf einganzähnlicher, so daß man diese 
Kurve als kennzeichnend für die Lohnbewegung 
betrachtenkann. In den Abb. Aund 3 sind noch 


Af 
300 


250 


200 


150 \- 


100 


50 


0 
1912 1913 1914 1975 1916 1917 1978 1919 


Abh. 2. Lohnkurve der Heizer, Maschinisten, 
' Schaltwärter und Monteure eines Elektrizitätswerkes. 


einige weitere Angaben über Löhne und Gehäl- 
ter des. Personals von Elektrizitätswerken ge- 
geben, u. zw. gibt Abb.2 den Lohn der Heizer, 
Maschinisten, Schaltwärter und Monteure eines 
Werkes an, während Abb. 3 das Gehalt der Ma- 


M 
500 


400 


300 


200 


700 


x 1912 1913 1994 1975 1916 1917 1918 1919 


Abb. 8. Gehaltskurve der Maschinenmeister 
eines anderen Rlektrizitätswerkes. 


schinenmeister eines anderen Werkes zeigt. 
Über die Gehälter der Ingenieure kann jedoch 
so übersichtliches Material hier nicht gebracht 
werden, weil bei diesen die Erhöhung meistens 
in Form von Teuerungszulagen gegeben ist, bei 
denen die Familienverhältnisse mitbestimmend 
sind. Wie wird nın die weitere Entwicklung 
gehen? Abb. 4zeigt dencharakteristischen Ver- 


Abb. 4. Verlauf der Lohnkurve. 


lauf der Lohnkurve bis jetzt und deutet ver- 
schiedene Möglichkeiten der weiteren Entwick- 
lung an Es gibt viele Menschen, die an einen 
baldigen Abbau der Löhne glauben, die also an 
den Verlauf glauben, der durch die Buchstaben 
D und E gekennzeichnet ist. Da diese außer- 


Heft 4. 


ordentlichen Steigerungen der Löhne auch in 
den meisten anderen Ländern eingetreten und 
dort noch in schneller Entwicklung begriffen 
sind und namentlich in Hinblick auf die noch 
zu erwartenden riesigen Steuern, ist kaum an- 
zunehmen, daß in absehbarer Zeit eine erheb- 
liche Senkung eintreten wird, wenn wir nicht 
sogar noch mit beträchtlichen Steigerunsen 
rechnen müssen; jedenfalls ist der Verlauf A, B 
und C viel wahrscheinlicher als D und E. 

Interessant ist es nun, die Entwicklung der 
Arbeitslöhne in Petersburg zu kennen, da ja die 
Verhältnisse in Rußland vielfach das Muster für 
unsere „glorreiche‘‘ Revolution waren. Nach den 
Berichten der Petersburger Arbeitsbörset) be- 
trug der Lohn eines erwachsenen Schwerarbei- 
ters 


im Jahre 1912. 2...1,05 Rol 
TS ler 
a OLD EELST 
N a 
Hnders 1916. sense 11975 
Anfangs 1917 Mo 
ım Jahre 1918 40, 
1919 AO 


es 

Abhängen wird die weitere Entwicklung 
der Löhne in Deutschland ‚natürlich von der 
Preisgestaltung für Lebensmittel und Beklei- 
dung, von unserer Valuta und davon, ob Ruhe 
und Ordnung erhalten bleiben wird. Nach den 
Ausweisen, die das Reicheministerium für wurt- 
schaftliche Demobilmachung (‚Die weltwirt- 
schaftliche Lage“ Nr. 253) über die Preise der 
wöchentlichen Rationen einer 4-köpfigen Fa- 
milie gegeben hat, ist vom April 1914 bis April 
1919 eine Steigerung von Sauf 20 M eingetreten, 
Diese Angaben sind jedoch insofern einseitige, 
als die normalen Lebensmittelpreise zugrunde 
liegen; da. zu diesen Preisen die Lebensmittel 
aber vıelfach nicht zu erhalten waren, so muß- 
ten erheblich höhere Kosten aufgewendet wer- 
den; nach Angaben des „Hamburger Echo“ 
stellte sich im ersten Vierteljahr 1919 die Er- 
höhung der Kosten der auf Karten verbrauchten 
Lebensmittel gegenüber 1913 auf ungefähr 1:3. 
Unter Berücksichtigung der Lebensmittelpreise 
im freien Handel betrug die Steigerung 1:7 
und unter Berücksichtigung der Schleichhan- 
delspreise 1:13; durchschnittlich kann die 
Preissteigerung im Verhältnis 1:7,5 ange- 
nommen werden. Aber auch inanderen Ländern 
ist die Zunahme der Preise der Lebensmittel 
außerordentlich groß. Selbst in Amerika ist 
nach einem Bericht des Bureau of Statisties of 
the Labor Department die Erhöhung der 
Kosten der Lebenshaltung gegenüber 1914 eine 
sehr bedeutende; sie betrug 


in New Yoık .etwa 80% 


MuCbrcagem 1:4. nn eldi 

In Glevelandar 20 22.2.1955, 
ınebuttalo wear a 501, 

ine Baltımorer 2. ...2,,.198,, 
InaliossAngaless aı.n. 2198, 
in*San Brancisco- - . +, 184;,; 
Bei dem schlechten Stande unserer Valuta 


und den zukünftigen hohen Steuern dürfte mit 
einem Abbau der Lebensmittelpreise zunächst 
nicht zu rechnen sein, wahrscheinlicher ist sogar 
ein Steigen derselben, so daß noch lange Zeit 
mit sehr. hohen Löhnen und Gehältern gerech- 
net werden muß. 


1) „Nachr. f. Hand., Ind. u. Landw.“ 1919, Nr. 45. 


66 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 4. 


22. Januar 1920. 


Erschwerend kommt nun aber noch hinzu, 
daß bei diesen hohen Löhnen vielfach eine sehr 
starke Abnahme der Arbeitsleistung eingetre- 
ten ist; eine zahlenmäßige Unterlage hierfür 
liegt bei der Steinkohlengewinnung vor. Nach 
den Angaben der Sammelmappe ‚Die welt- 
wirtschaftliche Lage“ Nr, 201 istin Abb. 5 die 


Ruhrgebiet 


Oktober November Dezember Jarmar Februar 
1913 7977 er 18 7978 1978 1919 


Jahresdurchschnitt Monatsdurchschnift 


118L £ 
Oberschlesien 


Februar 
7919 


November Dezember Januar 
1913 1917 1918 1918 7913 


Jahresdurchschnitt Monaftscurchschnitt 


Abb. 5. Schichtleistung eines Arbeiters 
im Steinkohlenbergbau. 


Oktober 
1978 


Schichtleistung eines Mannes in Tonnen für das 
Ruhrgebiet und für Oberschlesien dargestellt; 
dies ist eine der Ursachen des .allbekannten 
starken Rückganges unserer Steinkohlenförde- 
rung, die von 190 Mill. t im Jahre 1913 auf 
rd 170 Mill. tim Jahre 1918 zurückgegangen ist, 
umım Jahre 1919 auf rd 100 Mill. t zu sinken, 
wie dies die Abb. 6 und 7 zeigen, die gleichfalls 


Millionen t 
790 7 


Milhonent 
75 


_ Steinkohle 


gemeinen Unkosten, für Miete, Reinigung usw. ; 
dadurch wird naturgemäß eine weitere Preis- 
steigerung herheigefihrk, 

Die "Folge der vorstehend geschilderten 
Verhältnisse ist naturgemäß eine Erhöhung der 
Preise aller Bau- und Betrieb sstoffe sowie aller 
Fertigerzeugnisse. Die Preise der Kohlen haben 


2 1910 1911 1912 1913 71914 1915 1916 1917 1978 1919 


a=Zahl der nutzbar abgegebenen Kilowattstunden. 
d=Mittlerer Kohlenpreis in M/t. 

c= Mittlerer Selbstkostenpreis in Pf/kWh. 

d= Mittlere Einnahme in Pf/kWh. 


Abb. 8. Wirtschaftskurven eines Blektrizitätswerkes. 


sich seit Kriegsbeginn verfünffacht, die des 


Eisens sind auf das 6- bis S-fache gestiegen. 
Die Kosten von Bauten betragen mindestens 
heute das 3- bis 4-fache derjenigen von 1914.: 


099 74 
Abb. 6. Kohlenförderung Deutschlands. 


5% 17 1918 


der „Weltwirtschaftlichen Lage“ Nr.382 entnom- 
mensind. Von einer elektrotechnischen Fabrik 
wurden mir freundlichst Angaben über die Ab- 
nahme der Arbeitsleistung zur Verfügung ge- 
stellt. Sie betrifft dieZahl der in einer bestimm- 
ten Zeiteinheit fertiggestellten Sicherungen und 
Schalter: 


Sicherungenim Jahre 1914 . 28 Stück 
52419:0=8 DT EN 
a hellehsz 24,4 
ȣ Re lkikthe, IDEE 
Schalter I DA EN TB 
HE ER NE ES NL 
sn i 19182: 0.3058 
E BER ER Do 


Die durch die Revolution herbeigeführte 
Verringerung der Arbeitszeit auf 8 Stunden be- 
deutet eine allgemeine Erhöhung der Unkosten 
für Verzinsung und Abschreibung und der all- 


Ei=E ERBERBNNBENSNEGEREE 


19919 ee 


Abb. 7. Monatliche See Deutschlands 1918/19. 


Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den elek 


technischen Fabrikaten, für die die Teuerungs: 
zuschläge im Verlaufe des Krieges und der De- 
mobilmachungszeit ständig heraufgesetzt wer- 
den mußten. Beispielsweise hat die Herstellung 
eines Schalters im Jahre 1919 26,20 M betragen, 
während der gleiche Schalter im Jahre 1914 
für 6,46 M angefertigt werden konnte. Für eine 
Fassung sind die entsprechenden Zahlen 12,80 
gegen 3,15 M; bei Maschinen, Leitungen, Ka- 


beln usw. liegen die Verhältnisse ähnlich. Die | 


Folge davon ist natürlich, daß die Herstellungs- 
kosten aller Kraftwerke, Leitungsanlagen usw. 
sich jetzt und avch in Zukunft bedeutend er- 
höhen. Aber auch mit den zu alten Preisen er- 
bauten Anlagen verteuert ‘sich in Zukunft in- 
folge der Preissteigerung der Betriebsstoffe und. 
der Löhne die Herstellung der elektrischen Ar- 
beit wesentlich. Wie die Verhältnisse bei den 
Elektrizitätswerken jetzt liegen, geht aus den 


RAS | 


wird um über 30% sinken. Von der bisherige 


Abb. 8 und 9 hervor, Außerdem sind in d 
Zahlentafel 1 noch für 2 Werke die Angaben 
über die Kohlenpreise und die Kohlenkosten für 
eine Kilowattstunde angegeben; hierbei ist b 
merkenswert, daß die letzteren z. T. erheblie 
mehr gestiegen sind als der Kohlenpreis; d 
hat z. T. seine Ursache darin, daß die Kohl 


2 7910 1911 7072 7973 1914 1975 1976 1917. 1918 1919 


4 
a bis d wie Bor Abb. 8. Be 


Abb.9. Wirtschaftskurven einesanderen Elektrizitätswerkes. “ E 


außerordentlich viel schlechter geworden sind. z E 
Man kann annehmen, daß im allgemeinen diese 
Verschlechterung 20 bis 30%, ausmacht ; um so. 
viel sind Steine und Erden in der Kohle Be 
enthalten als früher, Teilweise sind diese Ver- 


" hältnisse aber noch beträchtlich ungünstiger, so 


daß die vorstehend geschilderte Minderleistung 7 ö 
eines Kohlenarbeiters, auf Kalorien bezogen, 7; 
noch wesentlich schlimmer ist, als Abb. 5 an- 
gibt. Hierzu kommt noch, daß besonders va 
Fehl des Krieges die Heizer bedeutend schlech- ° 
ter waren als früher und wohl auch noch jetzt, 
sind und der Zustand der Kessel nicht mit dem 


vor dem Kriege verglichen werden kann. 3 
“Zahlentafeli.- 3 
"Werk A . Werk B = 
: Sächsische St hen 
Oberschlesische und esteinkohlen 
Tahr & raunkohlen a 
| Preis der | Kohlen- | Preis der | Kohlen- 
Kohle kosten ohle kosten 
für it |fürıkWh| fürit |fürıkWh 
in, SAnNHPE: in N | . in Pf :3 
ıgıı | 16,85 | 3,43 | 13,41 | en. 
1912 | 18,67 3,65 |: 13,27%, 1,098 7 
1913 21,21 3,51:1. 13,0 
1914 | 20,70 2,72: 14172 
1915 |. 26,46 3,39 | 14,69 
1916 | 25,80 3,53 16,96 
1917 28,41 5,35 24,09: 
1918 39,44 8,81 37,05 
1919 : 
1. Quart.| 68,76 | 14,27 | 55,71 
78,13 


22 | 88,97.) 19,05 


Über die für Blektrizitätswerke so auß: 
ordentlich wichtige Erhöhung der Kohlenprei 
gibt die Zahlentafel 2 noch weitere Angaben: 


Zahlentafel AR 


Werk D 1 


Jahr 


Mittlerer Kohlen- | Mittlerer Kohlen 
preis für 1 tin M| preis fürıt inM 


1910/11 16,22 17,16% 2 
1911/12 17,70 16,91 
1912/13 16,88 17,50 
1913/14 17,86 17,50 
1914/15 18,73 17200 
1915/16 22,00 18,55 
1916/17 23,93 19,33 
1917/18 35,90 28,90 
1918/19 44,66 38,23. ° 
1919 April/Juni 85,23 _ 65,11 


Der Watfenstillstand und der Friedensver - 
trag haben schon eine starke Änderung unserer 
Grenzen herbeigeführt und werden noch weiter: 
hin in den nächsten Monaten den Umfang‘ 
Deutschlands verringern. Damit wird auch 
Menge der abbauwürdigen Steinkohlenvorräte 
heruntergehen, u. zw. von 410 Milliarden t a 
217 Milliarden t; auch die Steinkohlenförderung 


Eisenerzförderung gehen durch die Friedensbe- 


ngen der wichtigsten Rohstoffe hier zu nen- 
nen) verloren. Außerdem - vermindert sich 
Deutschlands Absatzgebiet im Inlande beträcht- 
£ I ganz abgesehen von dem Verlust eines 
stoßen Teils des Absatzes im Auslande. 
? Wie schon am Anfang erwähnt, hat die 
3 Blektrotechnik sich währ end des Krieges starke 
inschränkungen hinsichtlich der zu verwen- 
enden Baustoffe auferlegen müssen, was sie 
7. T. auch in Zukunft wir d tun müssen; selbst 
% wenn die verschiedenen Baustoffe ‚wieder zu er- 
halten sein werden, wird deren Einfuhr mit 
_ Rücksicht auf die Valuta z. T. eingeschränkt 
_ werden müssen, Anderseits muß beachtet wer- 
. den, daß die Verwendung von Ersatzstoffen da- 
_ durch vielfach erschwert wird, daß die Verluste 
durch sie erhöht werden. Infolge der Steige- 


‚rung der Kohlenpreise und infolge der hohen |‘ 


Löhne wird es aber vielfach notw. endig werden, 
hochwertige Stoffe zu verwenden. Grundsätz- 
‚lich wird man sich jedoch entschließen müssen, 
dort Ersatzstoffe anzuwenden, wo kein oder 
- wenigstens kein er hebl icher Nachteil daraus ent- 
steht, : , 
Bezüglich des. Keane: wird man nicht 
ängstlich zu sein brauchen, daß es knapp werden 
- könnte, denn die- Kupferproduktion der Welt 
ist von-1914 bis. 1918 von 925000 t auf 
1890000 t gestiegen. _ 
herstellung hat sich außerordentlich entwie kelt; 
nach R. Tröger hat sich die Weltproduktion 
in Aluminium. von 68 000 t vor dem Kıiege auf 
193.000 t nach dem Kriege erhöht. Ganz be- 
sonders stark ist die Her stellung von Aluminium 
in Deutschland im Kriege gefördert worden; es 


"steht zZ. Zt. noch nicht fest, in welchem Umfange 


_ dieAluminiumherstellung inZukunft inDeutsch- 
land aufrecht erhalten bleiben wird. Es wird 
Traglos notwendig und auch möglich sein, in be- 
 trächtlichem Umfange Kupfer durch Alumi- 
 nium zu ersetzen, u. zw. gilt dies sowohl für die 
_ Elektrotechnik wieauch für andere Verbrauchs- 
‚gebiete. Solange jedoch die Kohlenknappheit 
- eine so scharfe ist wie jetzt, darf auch nicht un- 
beachtet bleiben, daß die Herstellung einer 

Tonne Aluminium 28 000 bis 30.000 kWh erfor- 

_ dert, während wir bei dem eingeführten Kupfer 

- die für die Herstellung notwendigen Kohlen- 

 mengen mitgeliefert bekommen id, falls wir 

Kupfer unraffiniert beziehen und es selbst raffi- 

Een nur 400 bis 440 kWh/t verbraucht wer- 

SHENZ- 

Zu beachten ist ferner, daß für manche 
Rohstoffe, auf deren Bezug ‘aus dem Auslande 
wir angewiesen sind. leicht ein gewisser Druck 

_ von Seiten unserer Feinde Susgeubt werden 
_ kann, daß wir diese Rohstoffe überhaupt nicht 
oder nur zu erheblich höheren Preisen erhalten 

als die Konkurrenten in feindlichen Ländern. 

' Dureh Bildung von Syndikaten während des 

Krieges ist hier einer Benachteiligung der 

deutschen Industrie leider Vorschub‘ geleistet 

worden. 
 — ‘In Amerika sind die Kupferpreise in der 
letzten Zeit schon erheblich gesunken; Ende 

1916 hatte der Kupferpreis in _ Amerika seinen 

Höchst wert erreicht und fiel bis Ende 1917 

aemlich erheblich. Im Laufe des Jahres 1918 
t der Preis wieder etwas angezogen, während 

seit Beginn des Jahres 1919 wieder eine starke 


- Senkung eingetreten ist. Wenn trotz dieser fal- 


lenden amerikanischen Preise bei uns noch stän- 
dig eine Steigerung eintritt, so liegt dies ledig- 
‚lieh an unserer Yaluta; solange das Sinken des 
Wertes der deutschen Mark nicht verhindert 
und ihr Wert nicht wieder gehoben wird, wer- 
den wir mit sehr hohen Kupferpreisen rechnen 
müssen. 
"Auch die-Kantschukproduktion hat wäh- 
rend des Krieges stark zugenommen, was aus 
chstchenden Zahlen!) ersichtlich ist: 


+ 1900 . 53 890 t 
1905 . 62145 „, 


vom 12. VIIL 1919, 


 ») „Nachr.-f. Hand, Ind. u. Landw.* 


Auch die Aluminium- - 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 4. 
1910 70500 t 
1912 99 9928 „, 
1914 120 380 .. 
1916 201 598 , 
1918 257 000 , 


Hieraus ist ersichtlich, daß eine Knappheit an 
Kautschuk nicht eintreten kann, denn die Pıo- 
duktion hat sich gegenüber 1914 mehr als ver- 
doppelt. Die Erzeugung der nächsten Jahre 
wird sogar auf 340000 t geschätzt. Die Preise!) 


in London zeigen jetzt ungefähr dieselbe Höhe 


wie 1914, zu welcher Zeit j ja der Kautschukpreis 
besonders niediig war. Nachstehende Übersicht 
gibt die Londoner Kautschukpreise in engli- 
scher Währung (shilling und penee) für {lb 
Rohkantschuk an: 


Para-Wild- 
Kautschuk 


Pllanzungs-Hevea- 
Kautschuk 


1906 5/10 %, 5/23, 
1910 8/6 8/9 
1914 223 2/10. 1% 
1916 2/7 2/8 
1918 2/3 3/1% 


Inwieweit der synthetische Kautschuk als Er- 
satz für den natürlichen wird dienen können, 
wird von der Preisgestaltung abhängen; z. Zt. 
ist der synthetische Kautschuk noch erheblich 
teurer als der natürliche, 
Von den anderen Rohstoffen sei hier nur 
noch einer der wichtigsten, nämlich das Eisen, 
behandelt. Es werden sich in Zukunft fraglos 
bedeutende Schwieigkeiten daraus ergeben, 
daß die deutsche Eisenindustrie mehr als 50%, 
sämtlicher Eisenhüttenwerke, mehr als 40%, 


der Stahl- und Walzwerke verloren hat. Unsere . 


Eisenerzeugung kann in Zukunft nur noch auf 
höchstens 5 Mill. t beziffert werden, von welcher 
Menge aber noch ein großer Teil zur Erfüllung 
der Friedens bedingungen, als Lieferungen für 
das zerstörte Gebiet und für den zu erKetzenden 
Schiffsraum abgehen. Es wird fraglos in Zu- 
kunft mit einem großen Eisenmangel zu rechnen 
sein. Die Eisenpreise sind schon während des 
Kıieges stark gestiegen und ganz besonders im 
letzten Jahre stark heraufgesetzt worden. Nach- 
stehend ist die Entwicklung der Eisenpreise 
angegeben: 


\ 


Vor dem Januar | August | Oktober 
Kriege | 1919 1919 1919 
Halbzeug ... | 90 285 555 755 
Formeisen ... 110 320 695 965 
Stabeisen .. 94 335 745 995 
Grobbleeh .. | 100 375 835 1185 
Feinblech . 120 460 985 1358 
Walzdraht .. | 117%| 350 850 | 1200 
Man muß sich klar darüber sein, daß die 


Marktlage in Deutschland durch die außeror- 
dentlich schweren Erschütterungen des Wiıt- 
schaftslebens eine völlig veränderte gegenüber 
derjenigen vor dem Kriege ist. Es wird eine 
lange Zeit nötig sein, bis sich unser Wirtschafts- 
leben wieder erholt haben wird. Man muß aber 
auch beachten, daß der Inlandsmarkt wesent- 
lich verkleinert ‚worden ist, und daß die Ein- 


fuhr vom. Auslande durch die Fiiedensbedin-: 


gungen außerordentlich erhöht worden ist; 
demgegenüber steht eine starke Verminderung 
der Ausfuhr, die ja bekanntlich in der Elektro- 
technik sehr bedeutend gewesen ist und vor 
dem Kiiege ungefähr 30%, der gesamten Her- 
stellung in Anspruch genommen hat. Die Aus- 
fuhr wirdin Zukunft stark vermindert werden, 
da viele Märkte uns verloren gegangen sind. 
‘Amerika hat seine Ausfuhr natürlich stark stei- 
gern können; beispielsweise haben die Vereinig- 
ten Staaten an elektrischen Maschinen ausge- 
führt im Rechnungsjahre 1913/1914 (1. Juli bis 
30. Juni) für 25 Mill. $, dagegenim Rechnungs- 
jahre 1918/19 für 81 Mill. £. Da auch eine Reihe 
von anderen Staaten ihre Ausfuhr schon stark 
gesteigert hat bzw. stark steigern wird und 
außerdem in vielen Ländern, die bisher auf 
Einfuhr angewiesen waren, eine eigene Indu- 


Doppelte. 


67 


strie entstanden ist, so wird fraglos die deutsche 
Ausfuhr in Zukunft nieht mehr diefrühere Höhe 
erreichen; anderseits braucht aber die Hoffnung 
auf Wiedergewinnung eines Teiles unserer Aus- 
fuhr nicht aufgegeben zu werden, insbesondere 
wenn man sich dazu entschließt, nur beste Er- 
zeugnisse ins Ausland zu schicken. Dies kann 
aber nur geschehen, ‚wenn.die Ausfuhr von der 
Regierung aus gefördert wird und ihr möglichst 
keinerlei Erschwerungen gemacht werden. 


Es dürfte aber auch gelingen, der Blektıo- 
technik noch manches neue Gebiet zu erschlie- 
Ben, so daß sie darineinen Ausgleich für vermin- 
derte Ausfuhr finden kann. Die Elektrotechnik 
steht in dieser Beziehung im Verhältnis zu an- 
deren Industriezweigen noch ziemlich günstig 
da. Es wird sich infolge der- Steigerung der 
Löhne sicher vielfach eine Vermehrung des ma- 
schinellen Betriebes und eine Vermehrung in der 
Anwendung automatischer Methoden eıgeben; 
gerade hier ist aber die Blektrotechnik dieje- 
nige, die dann helfend wir d einzugreifen haben. 
Auf dem Gebiete der Transportanlagen und 
Hebezeuge wird die Handarbeit vielfach durch 
elektrisch angetiiebene Maschinen ersetzt wer- 
den. Die elektrische Schweißung hat als Ersatz 
für die Nietung eine große Zukunft. Fernmel de- 
anlagen werden zur Ersparnis menschlicher Ar- 
beitskräfte und zur Ersparnis von Zeit vielfach 
stärker in Anwendung kommen. Auch im Haus- 
halt wird die Elektrotechnik infolge der Ver- 
teuerung der Bedienung viel mehr angewen- 
det wer den. Ganz besonders in der Landwüt- 
schaft aber wird die Elektrotechnik ein dank- 
bares Gebiet ihrer Betätigung finden. Die elek- 
trische Arbeit wird gegenüber der in anderer 
Form zur Verfügung gestellten Arbeit (Kohle, 
Gas usw.) auf lange Zeit hinaus noch im Vorteil 
sein, da sieim Ve hältnis billiger zur Verfügung 
gestellt werden kann; hier wird eine Eschei- 
nung, die bisher sich als Nachteil geltend ge- 
macht hat, in Zukunft zum Voiteil wer er 
Bei der Verteilung elekt’ischer Arbeit sind 
die Kosten für Verzinsung und Abschreibung 
immer ein beträchtlicher Teil der Ver kaufs- 
kosten gewesen; sie lagen in der Gegend von 
30 bis 60%; diese Kosten sind aber zunächst 
unverändeit geblieben. Wenn beispielsweise die 
Selbstkosten ohne Verzinsung und Abschrei- 
bung sich auf 8 Pf stellten und die Verzinsung 
und Abschreibung auch ungefähr 8 Pf betragen 
hat, so ergaben sich die gesamten Kosten vor 
dem Kriege zu 16 Pf; jetzt haben sich die erste- 
ven Kosten beispielsweise ver d eifacht, wäh end 
der zweite Betrag unve ände:t geb ieben ist, so 
daß der Gesamtbetrag sich nur ve doppelt hat. 
In der Tat ist auch die Steigerung der Pieise 
für elektrische Arbeit erheblich nied iger als 
diejenige für Steinkohlen, Braunkohlen und 
sonder barerweise auch die für Gas. Im ‚,Jour- 
nal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung‘ 
1919, S. 316, war festgestellt worden, daß die 
Verteuerung bei Gas, Steinkohlen und Braun- 
kohlen das 3- bzw. 3,4- bzw. 3,7-fache betragen 
hat. Zu der gleichen Zeit stellte sich die Ver- 
teuerung der elektiischen Arbeit nur auf das 
Berücksiehtigt man bei den Stein- 
kohlen und beim Gase noch die Verschlechte- 
rung des Heizwertes, so sieht man, daß die Ar- 
beitin Form von Rlektrizität im Ve hältnis jetzt 
günstiger zur Verfügung gestellt werden kann 
als in anderer Fowm; dieser Vorteil wir d natür- 
lich nur solange vorhanden sein, als dweh Er- 
weiterungs- oder Eineuerungsaı beiten die Ko- 
sten für Verzinsung und Abschreibung nicht 
steigen bzw. solange man den Finanzdien:t den 
jetzigen und nicht den zukünftigen Anlage- 
werten entsprechend bemißt. 

Die Normalisierung, Typisierung und Spe- 
zialisierung sind in besonders hohem Maße ge- 
eignet, die Herstellungskosten der verschiede-. 
nen Fabrikate zu verringern. In der Elektro- 
technik ist ja im Laufe der letzten 25 Jahre im 
Verhältnis zu anderen Industriezweigen schon 
viel vereinheitlicht worden. Es ist aber bei wei- 
tem noch nieht genug nach dieser Richtung hin 


68 .“ 


geschehen; wennz.B.eineFiı ma für Installations- 
material in ihrer Preisliste bisher 13 000 Num- 
mern führte,somuß dieszu ungeheuren Verlusten 
durch Lagerhaltung bei der "Firma selbst und 
bei ihren Abnehmern führen, ganz abgesehen 
von den außerordentlich hohen Herstellungs- 
kosten so vielartiger Erzeugnisse, Durch 
strenge Prüfung des wirklich Notwendigen ist 
es gelungen, jetzt ohne weiteres die Zahl der 
Nummern dieser Preisliste auf 6000 zu bringen, 
und man beabsichtigt, in einiger Zeit die Yahl 
derselben noch auf 3000 herunterzusetzen. 
Durch weitere Normalisierung und Typisierung 
würde es aber fraglos möglich sein, auch diese 
Zahl noch beträchtlich zu verkleinern und auf 
1000 bis 1500 Nummern herunter zu kommen. 
Man sieht also, daß es möglich wäre, mit etwa 
dem zehnten Teil ganz gut auszukommen, und 
daß dadurch den Herstellern, Händlern, Instal- 
lateuren und den Abnehmern gleichermaßen 
gedientist. Es wird Sache des Verbandes Deut- 
scher Elektrotechniker sein, hier noch weiterhin 
der gesamten deutschen Elektrotechnik großen 
Nutzen zu stiften. 


Ich will nın die wichtigsten Gebiete der 
Elektrotechnik einzeln betrachten, um zu sehen, 
wie dieim vorstehenden gemachten allgemeinen 
Angaben sich im besonderen gestalten werden. 


Auf dem Gebiete der Herstellung von Ma- 
schinen und Transformatoren hat man während 
des Krieges geglaubt, auch in Zukunft vielfach 
Aluminium statt Kupfer verwenden zu können; 
die Erfahrung hat jedoch gezeigt, daß hier das 
Aluminium eine nur verhältnismäßig geringe 
Rolle in Zukunft spielen wird, wenn der Preis 
desselben nicht ganz außerordentlich viel nie- 
drigerim Verhältniszu Kupfer sich stellen sollte; 
bei Maschinen wird die Verwendung von Alu- 
minium keine sehr umfangreiche Zukunft haben 
und die Anwendung vor dem Kriege nicht we- 
sentlich übertreffen. Günstiger liegen die Ver- 
hältnisse bei Transformatoren; durch Herstel- 
lung neuer Typen würde es möglich sein, Trans- 
formatoren mit annähernd gleichen Verlusten 
auch mit Aluminium herzustellen; dies erfor- 
dert jedoch so große Konstruktionsarbeit, daß 
die Hersteller bei der Unsicherheit der nächsten 
Zukunft im allgemeinen nicht dazu übergehen 
können, diese Unkosten aufzuwenden. Verwen- 
det man aber Aluminium zu der Bewieklung 
der für Kupfer gebauten Typen, dann ergibt 
sich in der Regel ein Transformator mit ungün- 
stigeren Verlusten. 


Man wird manchmal infolge der Steigerung 
der Kohlenpreise bestrebt sein müssen, die Ver- 
luste bei Maschinen und Transformatoren zu 
vermindern; durch weitgehende Verwendung 
legierten Bleches oder von Elektrolyteisen wird 
es möglich sein, Vorteile zu erreichen. An Stelle 
von Motorgeneratoren wird man unter Umstän- 
den Einankerumformer oder Gleichrichter be- 
vorzugen müssen; bei alten Transformatoren 
wird man zu prüfen haben, ob ihre Verluste 
durch Umbau verringert werden können. An- 
derseits wird man wieder bei Erweiterung und 
Neubau von Netzen prüfen müssen, welche Ver- 
teilung der Verluste und Anlagekosten am 
wirtschaftlichsten ist. 


Bei Schaltanlagen und Apparaten wird in 
vielen Fällen Kupfer durch Aluminium ersetzt 
werden können, ohne daß Nachteile entstehen. 
Zum Ausgleich der hohen Löhne wird man in 
manchen Fällen zu automatischen Methoden 
greifen müssen, wo man dies bisher, nicht gern 
getan hat, 


Der Freileitungsbau ist das wesentlichste 
Gebiet, welches für den Ersatz von Kupfer 
durch Aluminium in Frage kommen kann; die 
verwendete Metallmenge ist hier eine verhält- 
nismäßig sehr große, und es treten bei richtiger 
Ausführung technisch keine Nachteile ein. $So- 
lange der Aluminiumpreis günstig ist, muß der 
Ersatz von Kupfer durch Aluminium hier unbe- 
dingt als wünschenswert bezeichnet werden, um 
die Einfuhr von Kupfer zu verringern, 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


— ee TE a TER Tee Freie See Erle ET a NEAR TREE EEE EEE R 


1920. 


Das Verhältnis der Kosten von Freileitun- 
genzu Kabeln wird durch die völlig veränderten 
Lohn- und Arbeitsverhältnisse verschoben wer- 
den. Früher durchgeführte Vergleichsrechnun- 
gen müssen für die neuen Verhältnisse wieder- 
holt werden. Bei Kabeln für sehr hohe Span- 
nungen wird die Verwendung von Aluminium 
in manchen Fällen Vorteile bieten, während bei 
Kabeln für niedrige und mittlere Spannungen 
Kupfer auch in Zukunft die Regel bilden wird. 

Bei isolierten Leitungen mußten während 
des Krieges Ersatzausführungen angewendet 
werden, die zum Teil den geringsten Anforde- 
rungen nicht mehr entsprachen; hier wird man- 
ches ersetzt werden müssen. Jedenfalls wird man 
so schnell wie möglich wieder zu besseren Aus- 
führungen der isolierten Leitungen kommen 
müssen. Die Gummilageist, wie vorstehendan- 
gegeben, ja verhältnismäßig günstig, so daß es 
wohl bald wieder möglich sein wird, Gummi in 
den nötigen Mengen einzuführen und Leitungen 
in der vor dem Kriege üblichen oder wenigstens 
in einer annähernd gleichen Güte herzustellen. 

Auch auf dem Gebiete des Installations- 
materials mußten viel Ersatzausführungen wäh- 
rend des Krieges verwendet werden, die jedoch 
jetzt schon zum großen Teil wieder in Fiiedens- 
ausführungen hergestellt werden. Bei einigen 
Teilen wird esaber auch inZukunftohne weiteres 
möglich sein, den Verbrauch von Messing und 


Kupfer einzuschränken. .Die außerordentliche 


Vielseitigkeit auf dem Gebiete desInstallations- 
materials wird, wie schon vorstehend erwähnt 
worden ist, in Zukunft beseitigt werden müssen. 
Durch Schaffung einer geringen Anzahl nor- 
maler Installationssysteme wird es möglich sein, 
dieArbeiten zu vereinfachen, und dadurch wird 
die Ausführung eine bessere werden können. Es 
muß unbedingt mehr Wert darauf gelegt wer- 
den, daß die einzelnen Teile leicht ersetzbar 
sind, und daß eine Austauschbarkeit der ver- 
schiedenen Erzeugnisse untereinander soweit 
irgend möglich in ähnlicher Weise erreicht wird, 
wie diesz. B. bei der Gasinstallation der Fall ist; 
nur dann wird .es möglich sein, den vorhandenen 
großen Bedarf: für elektrische Installationen 
zu befriedigen und dauernd einen solchen Be- 
darf zu erhalten. Die Anwendung der Elektrizi- 
tät hat sich im Kriege so hervorragend bewährt, 
daß der Wunsch, elektrische Anlagen zu be- 
sitzen, überall ein großer ist; diese günstige 
Entwicklung wird aber nur bestehen bleiben, 
wenn dafür gesorgt wird, daß die elektrischen 
Installationen den Bedürfnissen entsprechend 
ausgeführt und zu erschwingbaren Preisen her- 
gestellt werden. Insbesondere muß auch dafür 
gesorgt werden, daß überall gute Installateure 
und Monteure zur Hand sind, die dem Laien ein 
zuverlässiger Berater sind; besonders auf dem 
Lande bestehen nach dieser Richtung hin noch 
erhebliche Schwierigkeiten, und es wird dafür 
gesorgt werden müssen, daß hier eine Besserung 
eintritt, wenn unangenehme Rückschläge ver- 
mieden werden sollen. Durch Wiederaufnahme 
der vor dem Kriege schon durchgeführten Fort- 
bildungskurse für Monteure und Wärter wird 
großer Nutzen gestiftet werden können. Solche 
Kurse müssenin großem Maßstabe und an mög- 
lichst vielen Orten jetzt wieder eingerichtet 
werden. 

Die elektrische Beleuchtung hat während 
des Krieges einen so vollkommenen Sieg erfoch- 
ten, daß die Möglichkeiten für ihre Weiterent- 
wicklung ganz außeror dentlichgroßesind, zumal 
es auch in Zukunft wichtig bleiben wird, die Ver- 
wendung von Petroleum möglichst einzuschrän- 
ken ;bedanerlich ist, daß die beleuchtungstechni- 
schen Kenntnisse unserer Ingenieure und Techni- 
ker größtenteils sehr gering sind; in Erkenntnis 
dieser Tatsache habe ich die Deutsche Beleuch- 
tungstechnische Gesellschaft kürzlich veran- 


laßt, Fortbil dungskurse für Elektrotechniker so- 


wohl wiefür Architekten zu veranstalten, um zu- 
nächst die Kreise, die mit der Beleuchtungstech- 
nik täglich in ihrer geschäftlichen Tätigkeit zu 
tun haben, 'besser auszubilden. Solche Kurse 


Heft 4. 


werden jetzt zunächst in Berlin abgehalten, | 


undes wäre zu wünschen, daß siein vielen an- 
deren Städten wiederholt werden. In Amerika 


ist der Beleuchtungstechnik schonin denletzten. 22 
15 Jahren sehr viel mehr Bedeutung beigemessen | 


wordenals bei uns. Man hat auch dort erkannt, 


daß eine gute Beleuchtung wirtschaftlichaußer- 
ordentlich wichtigist. In,‚EleetriealWorld“ Bd, | 
7,1919, $. 371, sind interessante Untersuchun- 
gen über die wirtschaftliche Seite der Fab:tikbe- 
leuchtung veröffentlicht und durch graphische 
Abbildungen erläutert; es geht daraus hervor, 


daß durch eine bessere Beleuchtung der Werk- 
stätten die Erzeugung wesentlich gesteigert 
werden kann. Einen gewissen Anhalt für die 
stärkere Entwicklung der Beleuchtungstechnik 


in anderen Ländern gibt nachfolgende Zahlen- 
tafe] 8, die einem Aufsatze von Müller in der 


Zeitschift „Der Elektrotechniker“ Jahrgang 
1919, Nr 19/20, entnommen ist, und die dieZahl 
der Mitglieder der Beleuchtungstechnischen 
Gesellschaften angibt: 


Zahlentafel 3. 


Jähr LR.S. LE.S. D.B. 6. J.B.G 

Amerika | England |Deutschiand | Japan 
1906 a = 
1907 ar | _ _ 
1908 1008. _ = 
1909 1045 ı 150 - Er 
1910 14623) 0,220 En = 
1911 1418 270 .| ee 
1912 1335 340 al, — 
1913: 339772400. 1° 240 _ 
1914 | 1472 | 480. | 261 = 
1915 12714.,1.480.:| - 250 = 
1916 | 1237. 480 | 256 _ 
1917::1. 7258 "1: 480 258 443 
1918 1231-.° 480: | 250 658 


Schonin denletzten Jahren sind dıestrom- 


sparenden Lampen in erheblichem Umfange 


eingeführt worden, daneben sind aber immer 
noch die alten Lampen, die zwei bis dreimal so- 


viel elektrische Arbeit verbrauchen, in Be- 


nutzung; hier wird man infolge der stark gestie- 
genen Kosten der elektrischen Arbeit in Zu- 


kunft aufmerksamer sein müssen, auch der Er- 
satz von Bogenlampen durch Glühlampen wird ° 


im Interesse der Ersparnis von Löhnen noch 
weiter durchgeführt werden müssen als bisher, 
sodaß die Bogenlampen bald ganz verschwinden 
werden. 
Herstellung der Beleuchtungskörper mehr Auf- 
merksamkeit widmen müssen, als dies bisher 
der Fall gewesen ist; es ist außerordentlich be- 
dauerlich, zu sehen, daß Beleuchtungskörper 
vielfach so gebaut sind, daß nur ein geringer 


Teil des Lichtes wirklich ausgenutzt wird. Auch 


der Verwendung geeigneter Reflektoren wird 
mehr 
müssen, um das Licht an die richtige Stelle zu 


bringen und dadurch besser auszunutzen. 


Die Verwendung elektrischer Grubenlam- 


pen wird wahrscheinlich in Zukunft größere 


Fortschritte machen als bisher, da der Mangel 


an Benzin auf lange hinatıs sich noch geltend 


machen und der Preis desselbenin Zukunft sehr sr 


hoch bleiben wird. 


War bisher die Entscheidung, obman Elek- 


trizität, Gas, Azetylen usw. zur Beleuchtung be- 
nutzt, lediglich durch den Preis bedingt, so wird 
in Zukunft, solange die Kohlenknappheit an- 
hält, auch bei der Entscheidung mitsprechen 


22. Januar 1920. 


EMEEN OR SON EI ne 


Ganz besonders aber wird man der. 


Aufmerksamkeit zugewendet werden 


e 
3 
Sr 
A 
” 
Ri 
r 
2 
# 
4 
x 
ö 
& 
= 
+ 


müssen, ob eine Ersparnis an Brennmaterial 2ER 


bzw. wertvollem Brennmaterial eintreten kann. 


Dies kann z. B. der Fall sein, wenn die Beleuch- 


tung auf Elektrizitätswerke verlegt wird, die 
mit Wasserkraft oder mit winderwertigem 
Brennmaterial arbeiten. 


(Schluß folgt.) 


= 


22. Januar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 4. 


63 


_Gleichmäßige Verteilung großer Stromstärken 
auf mehrere Teilleiter. 


Von Franklin Punga. Mülheim-Ruhr. 


Übersicht. Bei dem Bau großer Turbodynamos 
tritt das Problem auf, den Strom.auf mehrere Teil- 
leiter gleichmäßig zu verteilen. Dies wird an ver- 
schiedenen Beispielen gezeigt, wobei die Verwendung 
des verkürzten Wechselschrittes besonders berück- 
"sichtigt ist. 


Mit dem Bau großer Turbodynamos von 
10000 bis 50000 kW hat das Problem der 
Bewältigung großer Stromstärken in einem 
einzigen Stabe. oder der gleichmäßigen Ver- 
teilung auf mehrere Stäbe eine immer größere 
Bedeutung erlangt. Bei den Drehzahlen, die 
den von Wasserturbinen angetriebenen Strom- 
erzeugern eigen sind, kann man von einer kon- 
struktiven Schwierigkeit bei der Wicklung 
noch nicht sprechen, denn selbst bei sehr 
großen Stromstärken hatte man immer noch 
den Ausweg, die Wieklung in soviel Teile zu 
‚unterteilen, als Polpaare oder Pole vorhanden 
waren, und man konnte hiermit immer die 
Stromstärke f. d. Stab auf den gewünschten 
Wert reduzieren. Bei den Turbodynamos ist 
aber dieser Weg nicht so wirksam, denn bei 
einer 2-poligen "Dynamo können wir auf diese 


Weise höchstens 2 parallele Stromkreise her-. 


stellen. Wir erhalten aber dann bei einer 
10 000 kW 5000 V-Drehstromdynamo immer 
noch 825 A f. d. Stab (hei cos g = 0,7). und 
die Ausführung einer Wicklung mit 2 Stäben 
f. d. Nut, von denen jeder 825 A führt, würde 
zu bedeutenden zusätzlichen Verlusten Veran- 
lassıng geben, wenn nicht besondere Kunst- 
griffe angewandt werden. 

Bekanntlich haben die zusätzlichen Ver- 
luste in massiven und lamellierten, in Nuten 
'gebetteten Stäben mehrere Ursachen. Sie 
können herrühren 1. von den Kraftlinien, die 
dureh die Nutenöffnung in die ZJahnwände ein- 
treten, 2. von den, Kraftlinien, die die Nut 
parallel oder nahezu parallel mit den Zähnen 
durehlaufen und die ihre Entstehung einer 
zu großen Sättigung in den Zähnen verdanken, 
3. von den Krafilinien, die die Nut quer zur 
Riehtung der Zähne durchlaufen und die ihre 
Entstehung der Form der Feldkurve in Verbin- 
dung mit einer Sättigung in den Zähnen ver- 
danken, 4. von den Kraftlinien, die die Nut 
quer zur Richtung der Zähne durchlaufen und 
die von den Strömen in den Ankerleitern er- 
zeugt werden. 


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Abb. 1. 


—— Fe 
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R 3 ES) 
AS 
S 
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n 


Die von Punkt 1 herrührenden Wirbel- 
stromverluste lassen sich durch Anwendung 
von ganz oder nahezu ganz geschlossenen Nuten 
vermeiden. Die von Punkt 2 und 8 herrühren- 
den Wirbelstromverluste lassen sich durch 
Anwendung geringer Zahnsättigungen auf 
einen vernachlässigbar kleinen Wert herunter- 
drücken. 

Durch eine Unterteilung der Leiter in der 
Höhe und Anwendung bestimmter Kunstgriffe, 
die eine gleichmäßige Verteilung des Stromes 
auf die einzelnen Teilleiter er lassen, 
läßt sieh schließlich auch die schädliche Wir- 
kung von Punkt 4 vermeiden. Wie weit die 
Unterteilung des Leiters getrieben werden muß, 
läßt sich am besten aus den Fieldschen Kur- 
ven!) ersehen, die in Abb. 1 und 2 wiedergege- 


L2n von af 
2.2372 


Als Abszisse sind die Produkte «&f 
wobei = die Höhe des Leiters 


ben sind, 
aufgetragen, 


von dem spezifischen Widerstand des Leitungs- 
materials ab und. beträgt 

bei- 60°: 0 $=0,141, 

für Kupfer bei 100°.C 8 = 0,132, 

für Aluminium bei 60°C = 0,106, 

für Aluminium bei 160° C $ = 0,099. 


Ferner 


für Kupfer 


ist vw — Periodenzahl 


_ Breite des gesamten Kupfers einer ‚Nut 


massive Leiter rechnet man zunächst die J? R- 
Verluste für das innerhalb der Nuten gelegene 
Kupfer aus und multipliziert sie mit X, um 
die gesamten Verluste des gleichen Kupfers zu 
erhalten, zu denen dann de J? R-Verluste für 
das außerhalb der Nuten gelegene Kupfer noch 
hinzukommen. 


- Die Werte K sind sehr wichtige Faktoren 
weil sie bei der Bestimmung der Kupfertempe- 
ratur ausschlaggebend sind. 

Eine Lamellierung des Leiters ist natürlich 
nur dann wirksam, wenn die einzelnen Teil- 
leiter auf der ganzen Länge einer Windung von- 
einander isoliert sind. Besitzt eine Nut n 
Leiter übereinander, die sämtlich lamelliert sind 
und deren Teilleiter auf der zu einer Nut ge- 
hörigen Strecke von. I (Im = mittlere Win- 
dungslänge) voneinander isoliert sind, so be- 
rechnet man (wie Field nachgewiesen hat) 


N 
f: E 
0,5 + 9 K 


zu m gehörigen Kurve ir Abb. 1 und 2. Dabei 
ist noch vorausgesetzt, daß die einzelnen Teil- 
leiter für jeden Leiter in der Nut die gleiche 
Reihenfolge beibehalten (siehe Abb. 3). 


entnehme der, 


m und aus 


Abb. 4. 


Abb, 3 


Es stellt nun’ schon eine bedeutende Ver- 
besserung dar, wenn die Reihenfolge der Teil- 
leiter in der einen Hälfte von Leitern das 
Spiegelbild von derjenigen der anderen ist. 
Dies tritt #. B. bei Evolventenwicklung ein, 
weil dabei der oberste Teilleiter nach Durch. 
laufen der Stirnverbindung zu unterst zu 
liegen kommt (Abb. 4). In diesem Falle ist 
ai m=05-+ - 
zu wählen. 

Im allgemeinen ist dann 2 eine gerade 
Zahl. Es läßt sieh freilich auch die Evolventen- 
wicklung für 2 — 1 ausführen. In diesem 
Falle denkı man sich anstatt eines Leiters zwei 
von halber Höhe vorhanden. Wir setzen also 
für f die halbe Höhe des Leiters ein und wählen 
zur Aufsuchung von K die Kurve 


netto Kupferhöhe des Leiters 


E, N > 
2 Breite der Nut 
r,=1 für massive Leiter. 
mittlere Windungslänge 
= & 


2x Eisenlänge 


Die Kurve m=1 gibt die Werte K= 
gesamte Kupferverluste 
Ohmsche Verluste 
der an der Zahnwurzel gelegen ist, die Kurven 
m= 2, 3 usw. für die folgenden. Dabei stellt 
also K die Vergrößerung der Verluste des im 
Nutenteile gelegenen Kupfers dar. Bei Lei- 
tern, die auf der ganzen Windungslänge la- 
melliert sind, ist natürlich K_ auch sofort für 
die gesamten Knpferverluste gültig. Für 


für denjenigen Leiter, 


1) A. B. Field, „Eddy Currents in Large Slot- 
wound Conductors". Proe. Am. Inst. El. Eng. ‚1905. Bd. 24, 8.761 
bis 788. F. Emde, .Stromverdrängung in Ankernuten“. 

‚ Rlektrotechn.u. Maschinenb.“ 1908, 8.708. W Rogowski, 
"Über zusätzliche Kupferverluste. über die kritische Kupfer- 
höhe einer Nut und über das kritische Widerstandsverhält- 
niseiner Wechselstrommaschine“. „Archiv f. Elektrotechn.“ 
Bd;2. Heft3. F. Hildebrand, „Über eng nz 
verluste hei Wechselstrommaschinen“. „Archiv. f. klektro- 
u *' Bd..3, Heft 5..R. Richter, „Arch. f. nlektroke 


‚brutto Kupferhöhe des Leiters 
(bei lamellierten Leitern). 


für unterteilte Leiter. 


9) 
Mm=0D L Zeh 


Ein Beispiel wird die Benutzung der Kur- 
ven noch besser zeigen. 

Die in Abb. 3 dargestellte Nut habe eine 
Höhe von 85 mm und eine Breite von 18 mm, 
Sie enthalte 4 Kupferleiter von 10 x 15 mm 
Querschnitt. Eine Benutzung von massiven 
Leitern würde bei einer Periodenzahl 50 zu große 
Wirbelstromverluste ergeben, wie sofort die 
Rechnung zeigt: 


: 1 
ea, B= 0,132, 18: a 5 
50 
= BANN = 1,00% 
[14 2) 18 [ / 


Aus den Kurven m=1 bs m=4 e- 


halten wir zu. «= 1,05 die Werte 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 4. 


70 
K=1,12 für den Leiter an der Zahnwurzel, 
KR BR RR HEN EN. 
ee 2 
TODE ee 
ei) Aura 


In dem dem Luftspalte am nächsten ge- 
legenen Leiter, soweit er in der Nut liest, wür- 
den also durch Wirbelströme 5-mal mehr Ver- 
luste erzeugt, als den reinen J?R Verlusten 
entspricht. Dies zeigt deutlich genug die 
Wichtigkeit des Problems. 

Wir wollen jetzt die Leiter lamellieren und 
die Teilleiter erst nach Durchlaufen der vier 
zu einer Nut gehörigen Windung kurzschließen. 
Das Verhältnis mittlere Windungslänge 

9 x Eisenbreite 
gleich 2. 


Wir erhalten, wenn dureh die Lamellierung 
. in der Höhe 15% des für das Kupfer verfüg- 
baren Raumes verloren geht: 


Z 1 
a a 
’ 
Pa 2, «=0,192/5 We a f = 0,68 
; 7 
Auf der Kurve m=05-+ m 98; 
Abb. 1, finden wir zu &f= 0,68 den Wert 


K= 1,3. Die Vergrößerung der Verluste durch 
die Wirbelströme im Kupfer beträgt also 30%. 
Freilich haben wir hierbei noch nicht die Ge- 
samtheit der Wirbelstromverluste berücksich- 
tigt. Wir haben nämlich bis jetzt stillschwei- 
gend angenommen, daß die Lamellierung der 
Leiter soweit getrieben worden ist, daß die Ver- 
teilung des Stromes in jedem Teilleiter zu 
keinen weiteren Verlusten Veranlassung gibt. 
Hierüber findet man Aufschluß, wenn man die 
Nut von ebensoviel Leitern angefüllt betrach- 
tet, als jetzt überhaupt Teilleiter vorhanden 
sind, m dem Falle der Abb. 38 also von 16 in 
Serie geschalteten massiven Leitern von je 
8:8 mm. Höhe, Hierfür ıst.&/ = 0.7.0538 
— 05265. 

Für diese kleinen Werte von &f sind die 
Kurven Abb. 1 und 2 nicht mehr zu benutzen, 
denn wir gebrauchen vor allen Dingen die 
Kurve m = 16, die dort aber gar nicht ent- 
halten ist. Aber gerade für kleine Werte von 
&f ergibt sich aus den Formeln von Field und 
Rogowski eine sehr bequeme Annäherungs- 
formel. Es ist nämlich 

Sinef—sinaf 


p(af)+ (m? — m). 2afg Cafe 


Für kleine Werte von«ef wird @ («f)= 1, denn 
es stellt den Koeffizient K dar, wenn sich nur 
ein Leiter in der Nut befindet; ferner ist | 


Cojaf+ecosaefm2 


Sinef—sinef= „ef 


und mithm 
m — m) 


Be 


Kfür kleine Werte =1+ 

von af 

Dies gibt in obigem Falle für den 16. Leiter 
K = 1,99, ım Miktel 7 = 118, 

Aus einem Vergleich der Annäherungs- 
formel mit den Kurven Abb. 1 und 2 folgt, daß 
die Übereinstimmung sogar biszu«@f = laußer- 
ordentlich gut ist. Bis zu diesem Werte können 
also die zusätzlichen Verluste der vierten Po- 
tenz von af proportional gesetzt werden. Eine 
Verdoppelung der Höhe des Teilleiters be- 
wirkt also im allgemeinen den 16-fachen Wert 
(«@ f)*. Da aber m dann nur halb so groß sein 
wird, so ist die gesamte Vergrößerung der zu- 
sätzlichen Verluste, soweit sie durch ungleich- 
mäßige Verteilung in jedem Teilleiter ent- 
stehen, etwa 4-mal so oroß, Hätte man den 
Leiter.nur in 2 Teilleiter von je 7,3 x 10 mm? 
Querschnitt unterteilt, so würde für den Ein- 
zelleiter & f = 0,52 gelten, und der dem Luft- 
spalt zunächst gelegene Einzelleiter würde 
K = 2,5 haben, 


Man ersieht daraus, daß Leiterstärken 
von 7,3 mm schon zu recht beträchtlichen Ver- 
lusten in den Teilleitern und mithin auch zu 
lokalen Erwärmungen führen können, wenn 
man den vorhandenen Kupferquersehnitt aus- 
nutzen will. 


Im allgemeinen sollte man bei großen 


Nuten mit der Dicke des Einzelleiters 9 bis 
3 mm nieht überschreiten, 


Wir unterscheiden nun zwei Verfahren, 
um eine gleichmäßige Verteilung des Stromes 
auf die Teilleiter zu erreiehen. 

In dem einen Verfahren wird ein ver- 
schränkter Stab angewandt, in dem die Teil- 
leiter so geführt sind, daß sich die Ungleich- 
heiten der vom Strome erzeugten Streuspan- 
nung schon innerhalb einer der Eisenbreite ent- 
sprechenden Strecke ausgieichen. Die Teil- 
reiter sind also am Anfange und Ende des 
Stabes verlötet oder verschweißt und auf dem 
übrigen Teile voneinander isoliert. Es mag hier 
nur erwähnt werden, daß der von der Firma 
Brown, Boveri & Co. ausgebildete Stab eine 
vollkommene Lösung des Problems darstellt!). 
Die in den Patenten der ABG. beschriebenen 
Konstruktionen?) lösen das Problem nicht ganz 
so vollkommen. Hierauf sowie auf eine vom 
Verfasser gemeinsam mit Herrn H. Roos aus- 
gearbeitete Konstruktion soll in einem späteren 
Artikel ausführlich eingegangen werden. Im 
vorliegenden Artikel soll in der hauptsache 
das zweite Verfahren beschrieben werden, bei 
dem der Ausgleich nicht in einem einzigen 
Stabe, sondern in einer besonderen Wicklung 
gesucht wird. Hierbei werden die Teilleiter 
über eine größere Anzahl von Windungen 180- 
liert geführt, und nach jeder Windung tritt ein 
Lagenwechsel der Teilleiter ein. Ein solcher 
Lagenwechsel ist in Abb. 5 dargestellt. Nach 


Abb. 5. 


dem Verlassen der Nut?) wird der unterste 
Teilleiter abgebogen und gut isoliert nach oben 


geführt. Während also in der ersten Windung 


die Teilleiter die Reihenfolge 1 bis n haben, ist 
die Reihenfolge in der zweiten Windung n, 
1, 2,..., ® — 1) und in der dritten Windung 
(nr N 12, m — 2), usw. 

Mit Hilfe dieses einfachen Kunstgriffes 
läßt. sich nun ein ‘vollkommener Ausgleich 
zwischen den Spannungen der einzelnen Teil- 
leiter und eine gleichmäßige Verteilung des 
Stromes auf die einzelnen Teilleiter erzielen, 
wenn man die Zahl der Teilleiter f. d. Leiter in 
ein bestimmtes Verhältnis zu der Zahl der 
Nuten f. d. Pol und Phase bringt. 

Wir zeigen das Verfahren am besten an 
einem Beispiele. Eine zweipolige Drehstrom- 


dynamo habe 48 Nuten im Stator und 2 Leiter 


f. d. Nut, deren Sternverbindungen nach Evol- 
venten geführt und in zwei Ebenen angeordnet 
sind. 

Wir verwenden 8 eilleiter f. d. Leiter und 
schließen die einzelnen . Teilleiter erst nach 
Durchlaufen von 8 Windungen kurz. Der in 
der Nut 1 zu oberst liegende Teilleiter, den wir 
mit a, bezeichnen wollen, nimmt nun infolge 
des Lagenwechsels in der Nut % die Lage 2 


1) D.R.P. Nr, 277 012. 
R Nr 294025. Nr. 282 195. 
Der Wechsel kann ‚aber an irgend einer beliebigen 
Stelle liegen. 


1 


‚die Stellung 2 im Leiter 2, die Stellung 8 im 


usw. ein, er durchläuft also sämtliche mögh 
Stellungen. Das gleiche gilt aber von jeder 
anderen Teilleiter, und folglich müssen ane 
alle Teilleiter in bezug auf die von Streukraft 
linien erzeugten Spannungen gleichwertig se 

Wir setzen dabei voraus, daß sämtliche‘ 
8 Nuten in bezug auf die Gestalt des Nuten- 
streuflusses gleichwertig sind, mdem sie ja zur 
gleichen Phase gehören. Dies trifft auch mit 
großer Gepauigkeit zu, wenn der volle Wiekel- g 
schr itt angewandt wird, wenn sich alco in den 
8 Nuten nur Leiter der gleichen Phase befinden 

In dem Maße, wie der Teilleiter durch di 
einzelnen Stellungen des oberen Leiters eine 
Nut gewandert ist, ist er auch auf dem Rück 
wege einer jeden Windung durch die mögliche 
Stellungen des unteren Leiters hindurch 
gewandert. 

Befinden sich in einer Nut mehr als zwe 
Leiter und wird gewöhnliche Spulenwicklun 
angewandt, so läßt sich obiges Verfahren eben 
falls anwenden. Es seien z. B. in dem obiger 
Generator 4 Leiter f. d. Nut unterzubringen. 
Wir verwenden 4 Teilleiter f. d. Leiter und 7 
bewirken einen Lagenwechsel nach je 4 Win. 
dungen, also nach dem Durchlaufen von sämt- 
lichen zu einer Nut gehörigen Windüngen, 
Offenbar erhalten wir nach 3 Lagenwechseln 
schon vollständige Kompensation der ei 
zeugten Streuspannungen. a 


Man hätte aber auch einen Lagenwechsel 
nach jeder Windung anwenden können, wobei 
der Teilleiter z. B. die Stellung 1 im Leiter 1, 7 


Leiter 8 und die Stellung 4 im Leiter 4 durch- 
wandert. Bei dem Übergang auf den Leiter 1% 
in der zweiten Nut mögen nun zwei Lagen- 5 
wechsel auf einmal angewandt werden, £o daß 

der obige Teilleiter in den 4 Leitern der zweiten 
Nut die Stellungen 2, 3, 4 und 1 durchwandert, 
Wird dieses Verfahren systematisch fortge- 7 
setzt, so erhalten wir auch hier einen vollstän- 
digen Ausgleich. Dieses’ letztere Verfahren = 
scheint umständlicher zu sein. Es hat aber 
einen großen Vorzug.. Schon nach 4 Windun- 
gen wird ein, wenn auch nur angenäherter, Aus- 
gleich zwischen den einzelnen Teilspannungen Br 
erzielt. Dies kann von Nutzen sein, wenn zu- 
fällig eine schlechte Isolationsstelle zwischen 
zwei Teilleitern vorhanden ist, denn der ent 
stehende Ausgleichstrom würde bei dem zwei 
ten Verfahren ganz bedeutend geringer sein 
als in dem ersten. = 


Man kann übrigens auch den doppelten u: 
Lagenwechsel vermeiden, wenn man die Zahl 
der Leiter f. d. Nut teilerfremd mit der Zahlder 
Teilleiter wählt. Wenn z. B. im vorigen Bei- 
spiel 5 Leiter f. d. Nut und 4 Teilleiter f. d 
Leiter vorhanden wären, so würde ein jede 
Teilleiter vermittelst eines. Lagenwechsels f, d 
Windung sämtliche möglichen Stellungen in 
einer Nut durchwandern und mit 19 Lagen. 
wechseln vollständige Kompensation ‚ein 
treten sein, 5“ 

Wir haben schon erwähnt, daß die vora 
gehenden Betrachtungen nur dann Gültigk 
haben, wenn der volle Wickelschritt angewand 
wird. Beim verkürzten Wickelschritt hat als 
die obige Methode im allgemeinen keine Gült 
keit, denn die vorausgesetzte Gleichwertigk 
sämtlicher zu einer Phase gehörenden Nute 
in bezug auf die Streuspannung trifft dam 
nicht mehr zu. 

-Nur in einem besonderen Falle können 
das obige Verfahren noch benutzen, wen 
nämlich “der verkürzte Wiekelschritt 120% (el 
beträgt (bei der. Zwweiphasendynamo 90° [el]) 
denn dann sind die zu einer Phase gehörendei 
Nuten im Sinne unseres Verfahrens doch wie 
gleichwertig, obgleich in jeder Nut zwei 
verschiedenen Phasen gehörige Sp 
liegen, 

Es sollen jetzt an emem Beispiel zwei 
thoden erläutert werden, die beim verkürzten 
We ea eine a Kompensation 


22. Januar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


TE m 


Bi in den Teilleitern erzeugten Streuspannun- 
gen bewirken. 

‘ Eine 2-polige Drehstromdynamo habe 
60 Nuten; ihre Wieklung bestehe aus 2 Lei- 


Wickelschritt 1-26" 


tern f. d. Nut und möge ‘mit emem Wickel- 
schritt von 1 : 26 ausgeführt werden. Betrach- 
ten wir zunächst die zu einer Phase gehörigen 
Reitor- 1°,.2°, 3°, 10%) in den Nuten 1, 
2, ....,10 (Abb. 6a), so können wir 2 Gruppen 
von Leitern unterscheiden, nämlich die Lei- 
Ster 1,27, ‚ 5’ und die Leiter. 6.7’, ...., 10°; 
In der ersten Gruppe (A) gehören die beiden 
in der Nut befindlichen Leiter derselben Phase 
an, in der zweiten Gruppe (B) gehören sie ver- 
‚schiedenen Phasen an. Wir erzielen jetzt eine 
vollständige Kompensation, imdem ein jeder 
Teilleiter sowohl in der Gruppe A als auch in 
_ der Gruppe B alle möglichen Stellungen durch- 
wandert. Wir verwenden beispielsweise 10 Teil- 
‚leiter f. d. Leiter und einen Lagenwechse] nach 
jeder Windung. Ein jeder Teilleiter hat jetzt 
in dem Bereiche A + B jede mögliche Stellung 
_ durchlaufen, aber nicht in A und B gesondert. 
- Ebenso wird in der zweiten Hälfte einer Phasen- 
wicklung, deren Leiter in den Nuten 31 bis 40 
‚liegen, nur eine unvollständige Kompensation 


| rnneg 


erreicht worden sein, denn auch hier bestehen 


zwei Gruppen (A’ und B’) von Leitern, und ein 

- jeder Teilleiter hat wohl alle möglichen Stellun- 
gen un Bereiche 4’ + B’, nieht aber in A’ 

„und B’ für sich durehwandert. 

Der vollkommene Ausgleich geschieht nun 
dadureh, daß die einzelnen Teilleiter von der 
‚einen Hälfte der Phase isoliert in die andere 
weitergeführt und erst am Schlusse der Phase 
 kurzgeschlossen werden. Dabei wird die Ver- 
bindung derart gemacht, daß ein jeder Teil- 
_ leiter in den Gruppen A und A’ zusammen alle 
möglichen Stellungen durchläuft. Bezeichnen 

_ wir den obersten Teilleiter der Nut 1 mit a,, so 
durchläuft er in der Nut 1 bis 5 die Stellun- 
gen 1 bis 5. Der 6. Teilleiter des Leiters 31’ 
sei mit bg bezeichnet. Er durchläuft offenbar 

in den Nuten 31 bis 35 die Stellungen 6 bis 10 
“und in den Nuten 36 bis 40 die Stellungen 1 
bis 5. Nach Durchlaufen von Nut 40 erscheint 
‚er auf dem Rückwege in der Nut 65 im unteren 
‚Leiter in der Stellung 6. 

Da die zweite Hälfte der Phasenwicklung 
im entgegengesetzten Sinne an die erste Hälfte 
"angeschlossen werden muß, so muß also der 
- Teilleiter @,, nachdem er die Nut 35 unten in 

- der Stellung 1 verlassen hat, mit dem Teil- 

leiter bg in der Nut 5 unter Stellung 6 ver- 
bunden werden. 

= Die Verbindungsregel lautet also: 
Man verbinde den Teilleiter m in der Nut 35 


unten mit dem Teilleiter w +5 mod 10 ın 
‚der Nut 5 unten. 


h: Auch hier wird man mit Vorteil Gebrauch 
von dem mehrfachen Lagenwechsel machen, 
um schon nach wenig Windungen eme grobe 
Kompensation zu erreichen. 
Das Verfahren bleibt grundsätzlich das- 
‚selbe, wird aber in der Anwendung etwas 
schwieriger, wenn die Gruppen A und B ver- 
schieden groß sind, wie dies z. B. immer der 
Fall ist, wenn die Nutenzahl des Generators 
nieht durch 12 teilbar ist und wie dies auch 
bei durch: 12 teilbaren Nutenzahlen sehr oft 
_ der Fall sein wird. Benutzen wir z. B. in dem 
Generator mit 60 Nuten einen Wickelschritt 
2 aa 1:28, so hat die Gruppe A 7 Nuten, die 
Gruppe B 3 Nuten, und es fragt sich, wie in 
inem solchen Falle die Verbindung geschehen 


1 Der an der Zahnwurzel gelegene Leiter der Nut n 


mo 36 mit n/, der zweite mit n’ bezeichnet werden. 


| 


Heit 4. 


71 


muß, damit vollständige Kompensation er- 
reicht werde. 

Wir verwenden wieder 1 Lagenwechsel 
nach jeder Windung und bestimmen die ver- 


et 
; 


bleibende Ungleichheit der Streuspannungen 
nach Durchlaufen der Hälfte einer Phase. Da 
bei einem normalen Wickelschritt von 1:31 
das Verfahren des einfachen Lagenwechsels 
nach je einer Windung gerade vollständige 
Kompensation erzielen "würde, 
Abweichung hiervon nur in denjenigen Nuten 
stattfinden, die wegen des verkürzten Wickel- 
schrittes Leiter verschiedener Phasen im der 
gleichen Nut besitzen. Dies trifft im vorliegen- 
den Fall für die Nuten 8, 9 und 10 und für die 
Nuten 28, 29 und 30 zu (Abb. 6b). So führen 
die Leiter .8”, 9’ und 10’ einen Strom, der 
um 60° gegenüber demjenigen phasenverscho- 
ben ist, der bei vollem Wiekelschritt in ihnen 
fließen würde. Es kommt also in der Haupt- 
sache auf den Einfluß der vektoriellen Diffe- 
renz der beiden um 60° phasenverschobenen 
Ströme an, und da wir wissen, daß diese Diffe- 
renz als dritte Seite eines gleichseitigen Drei- 
ecks dargestellt werden kann, so können wir 
uns in den Leitern 8”, 9°’ und 10” Vollaststrom 
fließend denken und müssen hierfür die Ver- 
schiedenheit der Streuspannungen in den Teil- 
leitern der Leiter 8°, 9° und 10’ bestimmen: 
Nun wird aber der in 8’ fließende Strom 
einen Streufluß erzeugen, der die Form von 
Kurve 1 in Abb. 7 hat und der mit sämtlichen 


III 


I 
I 
I 
I 
I 
ei 
j 
I 
I 
N 
ı 
1 
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j 
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TG, 


DEINER 


REED 


RZ 
Ü 


ET 


) 


IN 


20 


ZZ, 
EL. 


RE 


KZZ 


SS 


an 


Abb. 7. 


Teilleitern in 8° vollständig verkettet ist. Eine 
Versehiedenheit der Streuspannung kann also 
hierdureh nicht erzeugt werden, so daß wir also 
den Einfluß der Leiter 8”, 9’ und 10° nicht zu 
berücksichtigen brauchen. 

Anders liegt aber der Fall für die Nuten 28, 
239 und 30. Wenn in dem Leiter 28° der Voll- 
laststrom fließt, so hat der erzeugte Streufluß 
die. Form 2 (Abb. 7), und seine Verkettungen 
mit einem Teilleiter in 28°’ hängen also wesent- 
lich von der Lage des Teilleitersab. Sie können 
durch den Ausdruck e = du wiedergegeben 
werden, wo w die Lage des Teilleiters in dem 
Leiter, ce eine Konstante und d die Kraftlinien 
bezeichnet, die auf der zu einem Teilleiter ge- 
hörigen Höhe quer durch die Nut des Gene- 
rators fließen, wenn Vollaststrom in dem 
unteren Leiter fließt. 

Offenbar kann auch hier die Konstante c 
weggelassen werden, weil sie für alle Teilleiter 
auftritt, und ebenso belanglos ist das Minus- 
zeichen. Es genügt also, die Stellungen («) 
der Teilleiter in den Leitern 28, 29 und 80 zu 


‘ermitteln und die Summe der Zahlen uw mit d 


zu multiplizieren, um die für die Verschieden- 
heit der Streuspannungen maßgebenden Kraft- 
linienverkettungen zu erhalten. 

Der Teilleiter a, (oberster Teilleiter des 
Leiters 1) hat in den Leitern 28’, 29’ und 30” 
die Stellungen 10, 9 und 8, die in ihm erzeugte 


so kann eine- 


| 


zusätzliche Streuspannung ist (8 + 9 + 10).d’, 


wo d —= 4,44 d. Für die übrigen Teilleiter er- 
sehen wir die Streuspannungen aus folgender 
Zusammenstellung: 


Wickelschritt 1-28” 


x > 
SUSE SET SOSTTRRERS 


SUNSTS 


Abh. 6b. 

Für a: (0+ 94 aaa 
EEE WU De DER SE DR er Ti 
dz (8+ 7+ Ed =2d 
LE Eee 
de Oo aA)de= 19.0: 
Ko (ea ee A 
ran BA Dede 9. 
ee) d?=3.6,0' 

a OT 


(1410+ YE=R0d' 


Für die zweite Hälfte der Wicklung, deren 
Teilleiter wir mit Db. by, ...,djo bezeichnen 
wollen, treten ganz dieselben Verhältnisse auf 
und mithin auch die gleichen zusätzlichen 
Streuspannungen. Führen wir also die Teil- 
leiter von der einen Hälfte zur anderen derart 


„» Ayo: 


über, daß 
ct, Mit Dg a, mit b3 
ee Dr a Na 
da 0, = ee N 
a, b, al Da ll: 
As nd, do b, 


verbunden werden, so beträgt die Summe der 
zusätzlichen Streuspannungen für jeden Teil- 
leiter 33d’, Es herrscht also vollkommene 
Kompensation. 

Die in obiger Tabelle enthaltene Verbin- 
dungsregel läßt sich bequem ausführen. Offen- 
bar müssen die Leiter 37’ und 7” mitemander 
verbunden werden, in denen wir die Teilleiter 
in der Stellung @,, ao 4, ...,@, und dj, dio 
bg. .-.,b, vorfinden. Bei einem jeden Leiter 
wenden wir 2 Lagenwechsel von unten nach 
oben an, wodurch wir jetzt die Stellungen ay, 
Ag „4, Gg und bg, bg, ...,d4, do erhalten. 
Nach Drehung eines Leiters um 180° haben 
die Teilleiter die für die Verbindung richtige 
Stellung. 

Auf ähnliche Weise kann man auch bei 
irgend einer anderen Nutenzahl und irgend 
einem anderen Wickelschritt vorgehen, 

Der verkürzte Wickelschritt wird ja in 
den deutschen Firmen nicht so oft angewandt, 
wie in Amerika. Die Vorteile, die man damit 
erzielen kann, sind aber derart, daß mit emer 
gesteigerten Anwendung besonders bei den 
2- poligen Turbogeneratoren mit Sicherheit zu 
rechnen ist. In erster Linie erhält man eine Er- 
sparnis an Kupfer für die Endverbindungen, 
gleichzeitig aber auch eine Verbesserung des 
Wirkungsgrades, die teilweise von den gerin- 
geren Ohmschen Verlusten, teilweise von den 
geringeren zusätzlichen Verlusten herrührt, die 
von den Stromverbindungen in den benach- 
barten Eisenteilen erzeugt werden. Der gün- 
stigste Wiekelschritt dürfte in der Nähe von 
140° (el.) liegen. 


Über die Prüfung von Hochspannungskabeln 
mit Gleichstrom. 


Von Dr.Sng. M. Weiset. 
(Schluß von 8. 51.) 


Um ein ungefähres Bild von dem Einfluß 
der verschiedenen Verlustquellen auf die Höhe 
der erreichbaren Gleichspannung zu erhalten, 
wurden ferner einige Messungen unter ab- 
sichtlich ungünstig gertalteten Versuchs bed in- 


72 


oungen gemacht. Eine exakte Bestimmung der 
einzelnen Verluste, im wesentlichen der durch 
Oberflächenleitung, durch Sprühen und durch 
Leitfähigkeit der Isoliermittel im Kabel, wurde 
nicht durehgeführt. Die Kenntnis ihrer abso- 
\uten Größe bot für die Ziele der vorliegenden 
Untersuchungen nur geringes Interesse; we- 
sentlicher war es, einige Anhaltspunkte für die 
bei praktisch auszuführenden Spannungs- 
prüfungen zu beachtenden Maßnahmen zu be- 
kommen, 

Yu diesem Zweeke wurden zunächst die 
Messungen bei Anschluß der 3000 m langen 
Kabelstrecke an die fahrbare Prüfanlage bei 
Regenwetter wiederholt, um festzustellen, ob 
«lie Isolation der Verbindungsleitungen (Por- 
zellan-Hängeisolatoren) auch für diesen Fall 
ausreicht. Die dabei erhaltenen 9-Werte waren 
nicht mehr als 8%, niedriger. Dann wurden die 
‘Gummyadern von 4 mm? Querschnitt, mit denen 
die Verbiudungen herzestellt waren, durch 
blanke Kupferdrähte von 0,5 mm Durch- 
messer ersetzt, die bereits bei einer Wechsel- 
spannung von 20 kV lebhaft sprühten. Die 
«laluteh hervorgerufenen Glimmverluste setz- 
ten die 7-Werte bei höheren Spannungen ganz 
beträchtlich herab, bei E, = 50 kV beispiels- 
weise um rd 25%. Dieselbe Wirkung hatte na- 
turgemäß eine nbsichtliche Vergrößerung der 
Glimmverluste durch scharfe Spitzen an den 
Ver bimtungsleitungen usw, 

Aus diesen Versuchen folgt, daß die bei 
einer gegebenen Wechselspannung erreichbare 
Gleic hspannung in erheblichem Maße von der 
Versucksanoedmung abhängig ıst; die in Abb. 4 
und 5 angegebenen Werte für n gelten daher 
nur für die beschriebene Art der Anordnung, 
ohne einen Anspruch auf allgemeine Gültig- 
keit machen zu dürfen. Immerhin zeigen sie, 
daß man dem theoretischen Höchstwert der 
Gleichspannung, E = 2x Scheitelwert der 
Wechselspanung, unter günstigen Bedingun- 
sen ziemlich nahe kommen kann, 

in wesentlicher Einfluß der Periodenzahl 
auf das Spannungsverhältnis war nicht fest- 
zustellen, wenigstens nicht innerhalb der Ver- 
 suchsgrenzen. Vergleichende Messungen bei 
30, 40, 50 und 60 Perioden an dem Versuchs- 
gleichrichter bei Belastung mit 250 m und 3000 m 
Kabel ergaben nicht so große Untersehiede, 
als daß daraus ein Einfluß der Kontaktzahl f. d. 
sek mit Sicherheit zu ersehen gewesen wäre. 
Die n Werte für 60 Per lagen im Höchstfalle nur 
2% höher als die entsprechenden für 30 Per, 
Dies ist augenscheinlich darauf zurückzufüh- 
ren, daß mit kleiner werdender Periodenzahl 
zwar die Anzahl der Kontakte f. d. sek herab- 
geht, gleichzeitig aber die Dauer eines jeden 
einzelnen propoitional verlängert wird. Die 
bei jedem Kontakt dem Kabel zugeführten La- 
dungsbeträge ändern zwar ihre absolute Gröbe 
ihre auf die Zeiteinheit bezogene Summe b’eibt 
jedoch annähernd konstant, 


39 u2 


Abb. 6. Stromverlauf beim Aufladen von 1000 m Kabel auf 75 kV Gleichspannung 
E30 kV, Schaltung db. 


im Endzustand mit dem Versuchsgleichrichter, 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Auch von der Länge des angeschlossenen 
Kabels, also der Größe der kapazitiven Be- 
lastung des Gleichrichters, ist das Spahhunps- 
verhältnis 9 praktisch unabhängig, wie aus der 
%ahlentafel 1 hervorgeht. Nur bei kurzen 
Kabelstücken drücken die Verluste in den Zu- 
leitungen usw. die 7 Werte merklich herab. 

el 


‚Zahlentafel 1; 


Wechsele Kabellänge in m 

sBannung |—— - 
kv 3 |10 |»59 | 100.| 200 | 590 1.1000 ı 2000 8000 
20,3 1,80 2,15) 2,28) 2,36 2.0 2 3,41 2,49 2,41 
28,4 |1,82. 2.20 2342,40 2,4 2,45 2; 46 3,10 3, 
36,5 . 11,81) 2,20 2,36] 9,41 ri 2,45 2,44 2,45 3,44 
148 1,78) SlE 2,32 3,35, 220 3,42 2,40 2,41 241 
54,8. [1,72 8,01 9,96] 2,52 2,35| 2,35|2,36 3,35 2,36 
B. Die Vorgänge beim Laden. Zur 
näheren Untersuchung“ der Vorgänge, die sich 


beim Aufladen eines Kabels mit dem vom 
Gleichrichter ° gelieferten intermittierenden 
Strom abspielen, wurde eine Anzahl von oszillo- 
graphischen . Aufnahlien gemacht, Da die 
Meßschleifen des Oszillographen nur für 500 V 
gegen Firde isoliert erden könnten, mußte die 
Schleife für das Aufzeichnen des Ladestromes 
stets in eine der Hochspannungsleitungen ge- 
legt werden, die zu geerdeten Kabelleitern führ- 
ten. Die Aufitahme der Spannungskurven er- 
folgte teils direkt auf der Unterspannungsseite 
des Transformators, teils indirekt über einen 
Meßwandler auf der Oberspannungsseite.  Ver- 
gleichende Aufnahmen in beiden Schaltungs- 
arten ergaben übrigens keine merkbaren Unter- 
schiede in den Kurven. 

Beim Aufzeiehhen des Stromverlaufes 
währent des Ladevorganges wurde folgender- 
maßen verfahren. Der Gleichrichter wurde mit 
angeschlosseenem Kabel zunächst auf eine be- 
stimmte Gleichspahhung einreguliert und dann 
der Transformator abgeschaltet. Nun wurden 
die. Kabelleiter etwa 10 min an Erde gelegt, 
um alle Restladungen zu entfernen, Der Blei- 
mantel war ständig geerdet, Während dieser 
Zeit Jief der Gleiehriehter weiter, Hierauf 
wurde der Transformator ohne jedes Regu- 
lieren der Spanitung wieder eingeschaltet und 
gleichzeitig mit ihm die Meßschleife des Os- 
zillographen. Das Kabel wurde also an die 
volle, vorher eingestellte Spannung gelegt. 
Abb. 6 zeigt eine der Aufnahmen, Sie ‚wurde 
mitder stationären Versuchseinr ichtung (a= 22°) 
bei Belastung mit 1000 m Kabel (KBA 
3.35 mm?) in Schaltung b erhalten. Die Meß- 
schleife lag dabei in der Zuleitung vom Trans- 
formator zu dem Leiter 1 und dem Bleimantel 
(Abb. 2b), Wie zu ersehen, treten im Augen- 
blick des Einschaltens beträchtliche Strom- 
stöße auf, die aber rasch abnehmen, so daß 
nach etwa 50 Per, also einer Sekunde, der Lade- 
vorgang fast beendet ist, Da der sechspolige 


Gleichrichter der Versuchsanlage nach je vier 
auf- 


Funkenkontakten zwei Blindstellungen 


‚Heit 4. 


ER oe in jeder dritten Periode va 
Übergang von Ladungen. ° Naturgemläß köntieh 


jene starken Stromstöße nur dann entstehen, 


Do 
wenn man das ungeladene Kabel in der ge- 


schilderten Weise plötzlich an die volle Span- 
nung legt, was man bei praktisch. auszuführen- — 
den Prüfungen aus naheliegenden Gründen ver- 


hieldeh wird, 

Der Verlauf der Kurve in Abb. 6 müßte, 
zwischen je zwei Stromstößen mit der Nullinie 
zusammenfallen, Der Hochspannungstransfor 


mator hat jedoch eine nicht unerhebliche Eigen: 


kapazıtät uhid ffihrt infolgedessen dauerh 


einen dieser entsprechenden Ladestrom, der 


von der Meßschleife mit aufgezeichnet wird, 
Diesem Ladestronı des en. 
schon an sich ausgeprägte Oberschwingungen 


zeigt, überlagern sich die Strombeträge, die. 
während der Funkenkontakte in das Kabel i 


ließen; 
"Kurz vor Beendigung: des Tode voran 
haben die Aufnahmen Abb. 


Abb. 7. Stroii und Spännung kıfz vor bsendeteil > 
Aufladen, fährbäre Prüfanlage mit 8000 dd Kabel 
in Schaltung 5, Ey=29 kV, @=409. 


fünden Sie sind mit der fahrbaren Anlage ühll 


3000 m Kabal erhalten, die bei Abb. 7 wie vor- & 


her die Schaltung b, bei Abb. 8 dagegen in 
Schaltung € angeschlossen waren. Bei dieser 
Aufnahme lag die Meßschleife für den Strom 


Abb. 8 Wie Abb. 7, jedoch Schaltung c, Z,,=29 ky.- 


in der Leitung von einem Gl eichrichterpol zu 
dem Leiter 8 und dem geerdeten Bietet 
Die Oszillogramme lassen erkennen, daß die 
Übertragung der Blektrizitätsmengen auf das 


der 


T und 8 stattge- T 


Kabel durch die einzelnen Funkenkontakte ; 


ziemlich verwiekelt vor sich geht, jedenfalls 
durchaus nicht on verläuft. So- 
wohl der Spannungs- als auch der Stromverlauf 
während der Kontaktzeiten deuten auf $Schwin- 


gungen hin, die durch die Kontaktfunken aus- 


gelöst werden und, wie besonders deutlich aus 


"Abb. 7 zu ersehen, bisweilen erst geraume de 


nach der, Kontaktunterbrechung abklingen, 


45 Perioden 


40. Sek 


Abb. 9. Abhängigkeit der Gleichspannung von der Ladezeit hei 3000 m Kabel 


in Schaltung «a. 


gen USW. 


RR. Januar 1920. Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 4. 73 
Bei weiteren Versuchen zur Ermittlung | drei Leiter zusammen an Erde gelegt. Dann | Beanspruchung eines Dielektrikums bei Wech- 


‘der für das praktisch vollständige Aufladen 
‘eines Kabels erforderlichen Zeit diente als In- 
‘dikator für den Ladungszustand das statische 
_Voltmeter. Es wurden bsi erregtem Trans- 
formator verschieden lange Kabelstrecken in 


_ derselben Weise wie bei der oszillographischen 


Aufnahme Abb. 6 an den Gleichrichter ge- 
schaltet und dann in kurzen Zeitabständen die 
der fortschreitenden Aufladung entsprechenden 
Gleichspannungswerte am Voltmeter abge- 
lesen. Abb. 9 zeigt das Ergebnis für 3000 m 
. Kab:l (3.35 mm?) und 10 kVA Leistung der 
Wechselstromquelle bei « = 20° (gestrichelte 
Kurven) und @« = 40° (ausgezogene Kurven) 
und verschiedenen Spannungen im Endzustand. 
Der Ladevorgang wurde als bsendet angesehen, 
wenn der Zeiger nicht mehr merklich Anstieg, 
Die dazu erforderliche Zeit ist von der Höhe 
der Gleichspannung nahezu unabhängig und 
bei @ = 40° nach etwa 25 s, bia = 20° nach 
80 s praktisch beendet. Die gleichen Werte er- 
gab die Schaltung b; in der Schaltung e war 
jedoch die Ladezeit, unter sonst gleichen Be- 
dingungen rd 15%, größer. Bei verschieden 
langen Kabelstrecken war die Ladezeit der 
Länge nicht proportional, sondern wuchs etwas 


‘Jangsamer als diese, 


Weitere Versuche ergaben, daß die zum 
Aufladen erforderliche Zeit von der Art der An- 
‘ordnung, der Isolation der Verbindungsleitun- 
beeinflußt wird. Die Kurven in 
Abb. 9 können daher nur für die untersuchte 
Anordnung Gültigkeit beanspruchen, Trotz- 
‚dem gestatten sie wohl den Schluß, daß auch 
‚unter anderen als den gegebenen Verhältnissen 
die Ladezeit gegenüber der gesamten Dauer 
‚einer Kabelprüfung gering ist. Es 1st anzu- 
nehmen, daß sie, wenn nicht ganz besonders 
ungünstige Bedingungen vorliegen, wie z. B. 
‘eine Stiomquelle von sehr kleiner Leistung, 
:auch beilangen Kabaelstrecken wenige Minuten 
nicht überschreitet. Bei Versuchen mit dem 
‘stationären Gleichrichter und 100 kVA Lei- 
stung waren die Ladezeiten so kurz (kleiner als 
'3 5), daß sich eine einigermaßen zuverlässige 
Bestimmung auf dem angegeb>nen Wege nicht 
"ausführen ließ. 

An der gleichen Kabelstrecke wurden 
noch einige Versuche über die dielektrische 
Nachwirkung im Isoliermittel zwischen den 
Leitern und dem Bleimantel vorgenommen, 


Diese Nachwirkung hat Rückstandsbildungen 


-trächtliche Werte 


zur Folge, die bei hohen Gleichspannungen be- 
annehmen können. Das 
Kabel wurde in Schaltung a an den Gleich- 

richter der fahrbaren Prüfanlage gelegt, auf 
100 kV zwischen Leiter 2 und 8 (Abb. 2) ge- 


laden und 10 min unter Spannung gelassen. 


Unmittelbar nach dem Ab:chalten wurden die 


wurde die Erdleitung entfernt und nun mit einem 
statischen Voltmeter die Spannung E, ge- 
messen, die die Leiter 2 und 8 infolge der lang- 
sam aus dem Isoliermittel heraus kriechenden 
Rückstandsladungen annehmen. “Abb. 10 


selstrom ganz anderer Natur ist als die kon-. 
stante Beanspruchung b>i Gleichstrom, können 
die Werte für die elektrische Festigkeit in b.i- 
den Fällen nicht dieselben sein; b>i Gleichstrom 
sind höhere Werte :zu erwarten. Ein Maßstab 


3o 


Abb. 10. 


zeigt das Ergebnis b>i verschieden langen Er- 
dungszeiten. Die Kurven FE, gelten für 3000 ın, 
die Kurven E, fiir 1000 m des gleichen Kabels. 
Die Spannung steigt nach aufgehobener Erdung 
bis zu einem Maximum und fällt dann sehr 
langsam wieder ab, u. zw. sind die Höchstwerte 
und die Zeit, in der sie erreicht werden, von 
der Erdungsdauer abhängige. Der Charakter 
der Kurven läßt erkennen, daß: verhältnis- 
mäßig lange Erdungszeiten erforderlich sind, 
um die Rückstandsladungen praktisch restlos 
auszugleichen. Bei der 3000 m langen Strecke 
waren beispielsweise mit einem empfindlichen 
Galvanometer selbst nach einviertelstündiger 
Erdung. noch Spuren von Ladungen nachzu- 
weisen. Soll daher, wie üblich, nach der Prü- 
fung eines Kabels eine Messung des Isolations- 
widerstandes vorgenommen werden, so mub 


das Kabel vorher sorgfältig entladen werden, : 


da merkliche Restladungen sich sonst über die 
Meßimstrumente ausgleichen und zu groben 
Fehlern führen würden. 

Ü. Die Durehschlagsfestigkeit ei 
Gleichstrom, Soll ein für die Übertragung 
von Wechselstrom bestimmtes Kabel mit 
Gleichstrom geprüft werden, so muß bekannt 
sein, welche Gleichspannung einer bestimmten 
Wechselspannung gleichwertig ist oder mit an- 
deren Worten, auf welche Gleichspannung ein 
Kabel aufgeladen werden muß, damit eine Prü- 
fung mit Gleichstrom dieselbe Sicherheit bie- 
tet wie eine solehe mit Wechselstrom von vor- 
geschriebener Spannung. Da die pulsierende 


Zehlentarel: 2 


Material 


Belterguerschnitt .: .r. 0. %.. 2. mm? 
Bao Ristärke. ana E25. mm 
Länge der Probestücke . . N 
Pszanlrder. Versuche! ..... 1. „nern ar 
Zeit bis zum Durchschlag. 26a: min 
Leistung der Wechselstromquelle . . kVA 
Wechselstrom: 
Sohaltung sro a2, 
Anfangsspannung . kV 
Durchschlagsspannung . . kV 
Gleichstrom: 
OBaltung N ee Berta 
Anfangsspannung. . ..... kV 
Durchschlagsspannu.g kV 


Be haltnia der Durchhschlagsspannungen . ..d | 2,44 | 2,51 | 2,67 2,66 | 2,63 


90 720 


Minuten 


Spannungen infolge Rückstandsladungen bei verschiedenen Erdungszeiten. 


für die Unterschiede läßt sich aus den Durch- 
schlagsfestigkeiten bei beiden Stromarten er- 
halten. 

Die Ergebnisse solcher vergleichenden 
Durchschlagsversuche sind in der Zahlentafel 2 
zusammengestellt. Die eingetragenen Durch- 
schlagsspannungen sind Mittel werte aus der je- 
desmal angegegebenen Anzahl der Versuche, 
die für beide Stromarten gleich war. Als An- 
fangsspannung ist diejenige bezeichnet, welche 
beim Einschalten vorhanden war. Die Steige- 
rung erfolgte in den angegebenen Zeiten durch 
feinstufige Regler möglichst gleichmäßig bi; 
zum Durchschlag. Bei allen Versuchen wıren 
den betreffenden Probsstücken 250 m Kabal 
parallel geschaltet, da es bei den geringen Ka- 
pazitätswerten der Proben ohne dieses Hilfs- 
mittel nicht gelang, genügend hohe Gleich- 
spannungen zu erzielen. Zu den Werten 
der Zahlentafel sei noch folgendes bemerkt, 
Die Proben von Gummiadern, Spalte 1 und 2 

- wurden bis auf 80 cm von den Enden mit Blei: 
folie umwickelt. Zwischen dieser und dem 
Leiter erfolgte der Durchschlag. Das Verhält- 
nis der Durchschlagsspannungen b>trägt 
6o=2,44 bzw. 351. Für die Versuche in 
Spalte 3 bis 7 wurden aus normalem Kab>l- 
papier runde Scheiben geschnitten und diese 
demselben Tränkprozeß unterworfen wie Hoch- 
spannungskabel. Geprüft wurden 1, 2 und 
3 Schichten entsprechend 0,32, 0,65 und 0,97 mn 
Stärke. Die Versuche mit 10 kVA Leistung 
der Wechselstromquelle in. Spalte 6 und 7 


Jin- 
Gummiader Getränktes Kabelpapier En Droileiterkabel 
kabel 
DEINER EEE BEDEINETEIBET IDEEN RECHERCHE 
25 35 Plattenelektroden, 50 mm 10 3><35, Sektorform 335, Sektorform 
Durchmesser | 
10 ı10.| 082 | 0,65 | 0,97 | 082 |) 065 | 1,6 2,3 2,3 PR ER 32 
12 1,2 | Scheiben, 300 mm Durchmesser | 2,5 2,6 2,6 Se 3,1 
21 | 19 s0 1.30 1.29 25, 210 25 16 10 11 10 10 LO 10 I) 
2 2 IS | 1 1 1 20 5.5.20 BE 20% 1410. 20.) 19° > 20 
100 100 10 10 10 10 100 100 
— _ _ — |Leiter 1 — | Mantel + Mantel + 
Leiter 2 Leiter 1 -: | Leiter 2 | Leiter 1; 
Leiter 2 Laiter 2 
2,5 3,1 3,1 4,2 4,6 4,6 5,0 | 5,0 
24,5 26,0 |16,5 |831,6 47,3 ‚16,7 181,9 40,& | 51,6 | 48,2 | 49,3 | "46,7 |.70,2.|. 68,4 | 69,2 | 67,6 
a a a a a e a c 
16,3 17,5 17,5 18 20,8 20,8 24,5 24,5 
59,8 |65,2 |441 1841 11243 143,6 |83,8 | 96,5 [1242 |118,5 120,2 [115,1 [174,0 | 168,2 169,8 | 168,1 
2,61 | 2,68 | 2,39) 242) 246 241 Ti 248 2,46 2,45 2,49 


4 


hatten den Zweck festzustellen, ob die Leistung 
von Einfluß auf die Durchschlagswerte ist, was 
allerdings kaum anzunehmen war. Als Elek- 
troden dienten Kupferplatten von 50 mm 
Durchmesser der berührenden Fläche mit sorg- 
fältig abgerundeten Kanten. Die erhaltenen 
Durchschnittswerte für d sind ziemlich kon- 
stant, im Mittel 2,64. 

Etwas kleinere Werte ergaben die Ver- 
suche mit Kabeln, die an 2,5 bis 3,1 m langen 
Probestücken eines Einfach- und zweier Drei- 
fachkabel ausgeführt wurden. Bei den Drei- 
fachkabeln (Spalte 9 bis 16) wurde eine Gruppe 
von Probsstücken in Schaltung a, eine zweite 
in Sehaltung e an den Gleichrichter gelegt. 
Es ließ sich also die Durchschlagsspannung der 
Isolierschicht sowohl zwischen zwei Leitern als 
auch zwischen einem Leiter und dem Bleiman- 
te] feststellen. Außerdem wurde in den ein- 
zelnen Versuchsreihen die Spannung bis zum 
Durchb’uch verschieden schnell, innerhalb 
etwa 5. 10 und 20 min, gesteigert, um zu sehen, 
ob bei Gleichstrom ebenfalls die für Wechsel- 
strom bekannte Fıscheinung ‚zu konstatieren 
ist, daß die Durchbruchsspannung eines Iso- 
liermittels mit der Dauer der Prüfzeit sinkt, 
Die Werte der Zahlentafel zeigen, daß 
(diese Abhängigkeit auch bei Gleichstrom vor- 
handen ist, allerdi ings nicht so stark ausgeprägt 
als bei Wechselstrom, 

Wie aus der Zahlentafel zu ersehen, ist das 
Verhältnis der Durchschlagsspannungen für die 
untersuchten Kabel be merkenswert konstant 
und beträgt im Mittel 2,46. Die Abweichungen 
sind hinreichend klein, um den Schluß ziehen 
zu können, daß eine Kabelprüfung mit Wech- 
selstrom sich durch eine solche mit Gleichstrom 
ersetzen läßt, wenn die Gleichspannung den 
2,5-fachen Betrag der vorgeschriebenen Wech- 
selspannung hat!).. Unter dieser Bedingung 
können beide Arten der Prüfung als gleichwer- 
tig angesehen werden. Es sei hier noch auf 
die vielleieht nicht zufällige Tatsache hinge- 
wiesen, daß die Werte für d sich nicht allzu be- 
tleutend von den Werten für das Spannungs- 
verhältnis 7 entfernen, die früher gefunden 
wurden?). 

Weiter ist die Frage zu entscheiden, ob die 
von einer Gleichr ichteranlage gelieferten Ener- 
giemengen genügen, einen vorhandenen Kabel- 
fehler so auszub'ennen, daß eine Ortsbestim- 
mung nach den üb'ichen Methoden ohne be- 
sondere Schwierigkeiten ausgeführt werden 
kann. Angenommen, ein verlegtes Kabel habe 
einen durch Isolationsmessung festgestellten 
Fehler, jedoch noch kemen vollkommenen 
Kurzschluß;. der Fehlerwiderstand möge noch 
so groß sein, daß eine einigermaßen sichere 
O:tsbestimmung nicht möglich ist. Mit Wech- 
selstrom gelingt es leicht, einen solchen Fehler 
auszubrennen, also die fehlerhafte Stelle der 
Isolation zu verkohlen und dadurch den Wider- 
stand auf praktisch Null herabzudrücken. Ob 
dies mit dem intermittierenden Strom eines 
Gleichriehters ebenso leicht zu erzielen ist, 
läßt sich nicht ohne weiteres. entscheiden. 

leiche Leistung und Spannung vorausgesetzt, 


!) Allerdings beziehen sich die hier mitgeteilten Werte 
nur auf ein bestimmtes Isoliermaterjal, das von den Sie- 
mens-Schuckertwerken für Kabel verwendete. Da jedoch 
die Her-tellung von Hochspannungskabeln jetzt wohl über- 
all nach dem gleichen ‚Verfahren erfolgt (Isolation durch 
geschichtetes und mit Ölen und Harzen getränktes Papier), 
ist kaum anzunehmen, daß Kalıel anderer Herkunft wesent- 
lich ahweichende Werte für d ergeben. 

2) Es sei hier auf die ebenfalls mit einem Gleichrich- 
ter BUSH Durch-chlagsversuche von F. Laporte 
und P. de la Gorge hingewiesen en de la Socidte 
Internationale des Blectriciens 1912, Nr. 11). Die Verfasser 
fanden bei Kabeln etwas höhere Werte für d (2,8 bis 3,5). 
Der Grund für dıe abweichenden Ergebnisse dürfte in fol- 

endem zu suchen sein. lie Verfasser stellten zwar bei 

den von ihnen benutzten Transformatoren den Scheitel- 
faktor der | aD rare genau fest, nahmen dann aber 
offenbar an, daß dieser Faktor auch bei arbeitendem Gleich- 
richter konstant bleibt und berücksichtigten nicht, daß der 
Kontaktgeber erhebliche Kurvenverzerrungen verursacht. 
Nun war bei ihren a eine direkte Messung 
der Dr MELDE DIALER aus M AEel an geeigneten In- 
strumenten nur bis 50 000 möglich. arüber hinaus wurde 
die Gleichspannnng aus den Teilspannungen und teilweise 
auch aus dem Übersetzungsverhältnis des Transtormators 
bestimmt. Die Verfasser gingen also von der Voraussetzung 
aus, daß erstens die np annnn en stets gleich, und da 
zweitens das Verhältnis der Wechsel- zur Gleichspannung 
auch praktisch dem Eieorettichen Wert 2 Scheitelfaktor 
entspricht, während aus den vorlıegenden Beobachtungen 
hervorgeht, daß dies keineswegs der Fall sein muß. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 
ist ja die mit Wechkelske nt in der Zeiteinheit 
kontinuierlich durch die Fehlerstelle geschickte 
und dort in Wärme umgesetzte Energie erheb- 
lich größer als die von einem Gleichrichter ge- 
lieferte, der nur während der Zeit der Funken- 
kontakte ein Zuströmen von Energie gestattet, 
Um hierüber einige Klarheit zu schaffen, wurden 
folgende Versuche vorgenommen, Die wiederholt 
erwähnten 250 m Kabel von 3.50 mm? Quer- 
schnitt wurden in der früher angegebenen 
Weise mit dem emen Ende an den Gleichrichter 
gelegt. An das andere, freie Ende wurden zwei 
bis drei Meter Jange Probestücke ange- 
schlossen, an denen vorher künstlich Beschädi- 
gungen hergestellt waren. Die Probastücke 
stellten also gewissermaßen Fehler in einer rd 
250 m langen Kabelstrecke dar. Die künst- 
lichen Fehler wurden durch scharfes Krieken 
usw., z.T. auch durch Durchschlagen mit Wech- 
selstrom hervorgerufen. In diesem Falle wurde, 
um ein vollständiges Ausb©ennen zu verhindern, 
unmittelbar nach erfolgtem Durchschlag sel bst- 
tätig abgeschaltet, und außerdem war der 
Strom auf der Oberspannungsseite des Trans- 
formators durch Widerstände im Unterspan- 
nungskreis auf etwa 0,1 A (bei Kurzschluß) 
begrenzt. Die auf diese Weise erhaltenen feinen 
Durchschlagskanäle nahmen schon nach we- 
nigen Minuten so viel Tränkmasse aus der Um- 
gebung auf, daß der Feblerwiderstand je nach 
der Stärke der Isolationsschicht bis auf mehr 
als 1 MQ2 anstieg, eine- Erscheinung, die ja 
auch in verlegten Kabelnetzen bei Fehlern 
nicht selten zu beobachten ıst. 

Vor dem Einschalten des Gleichrichters 
wurde jedesmal der Widerstand des künst- 
lichen Fehlers gemessen. Er betrug in einigen 
Fällen nur 12 000 bis 20 000 2, in anderen bıs 
zu 8,5 MQ2. Bei den niederen Widerstands- 
werten erfolgte der Durehbruch fast momentan 
mit dem Einschalten der Gleichspannung. Ein 


parallel geschaltetes statisches Voltmeter 
zeigte keinen Ausschlag, merkliche bleibende 
Ladungen kamen nicht zustande, Dies hat 


zwei Ursachen: Erstens gleichen sich die vom 
Kontaktgeber übertragenen Elektrizitätsimen- 
gen beinahe augenblicklich über die Fehler- 
stelle aus, und zweitens steht der Transfor- 
mator in den Kontaktmomenten fast unter 


"Kurzschluß, so daß die Spannungskurve in sich 


zusammenfällt und der Scheitel wert bis anf 
Null heruntergeht, wie das 
Abb. 11 zeigt. Bei höheren Werten des Fehler- 


. Abb. 11. Spannungskurve des Trausformators. 
bei Anschluß eines durchgeschlagenen Kabels 
an den Versuchsgleichrichter. 


widerstandes fand der Durehbruch erst nach 
einigen Minuten statt. Das Voltmeter zeigte 
dabei Spannungen von mehreren Kilovolt, ein 
Beweis, daß in diesen Fällen Ladungen aufge- 
speichert wurden. 

Nach jedem: Durchschlag wurde der 
Gleichrichter nicht sofort abgeschaltet, sOn- 
dern, um den Fehler auszubrennen, noch einige 
Minuten weiter Spannung gegeben und dann 
der Widerstand von neuem gemessen. In den 
meisten Fällen war er auf praktisch Null zu- 
rückgegangen, bei einigen Proben betrug er 
noch zwischen 2000 und 850 000 2, je nach der 
Dicke der Isolationsschicht und der Zeit, die 
nach dem Abschalten vergangen war. Diese 
Proben wurden noch einmal an den Gleich- 
richter gelegt und von Zeit zu Zeit weitere 
Widerstandsmessungen vorgenommen, bis 
Kurzschluß zu konstatieren war. Die dazu 
erforderliche Zeit schwankte zwischen 2 und 


5 min, je nach der Art des Fehlers. Wenn man. 


berücksichtigt, daß die Kapazität der nur 


Heit 4. 


‚speicherte, sich. im Moment des Durchb 


‚Oszil logramm » 


22. Januar 1920. 
250 m I6usen Kabelstrecke gering, ie au 


entladende Energie also nur klein‘ war, d 
aus diesen Ergebnissen wohl geschlossen w 
den, daß es praktisch auch bei ungünstige 
Bedingungen möglich ist, mit einem Gl eic 
richter einen Kabelfehler so auszubrennen, daß 
eine Ortsbestimmung keine erhebliehen Sch wie 
rigkeiten bietet. Bei längeren Ka belstrecke 
nimmt die aufgespeicherte Ladungsenergie b 
trächtliche Werte an. 15t beispielsweise ein 
Strecke von 80 km auf 2, = 100 kV zwischen 
zwei Leitern aufgeladen (Schaltung a) und. 
beträgt die wirksame Kapazität K=0, 


für 1 km, so ist die aufgespeicherte Tine 
BE: Su 
2 = — 80 kWs, Diese fließt beim "Dure 


bruch über die Fehlerstelle, wird dort 4 
größten Teil in Wärme umgesetzt und d 
sicher genügen, den Fehler auszubrennen 
einen vollkommenen Kurzschluß herb 
führen, 

Zum Schluß sei die Frage gene 
Gleichspannungen von der in Betracht ko 
menden Höhe nicht etwa’ elektro] ytische Ein- 
iJüsse auf das Isoliermittel eines Kabels aı 
üben und dadurch wesentliche elektrische 
Eigenschaften desselben wie z. B. die Durch- 
schlagsfestigkeit herabsetzen. An den für di 
vorliegenden Untersuchungen benutzten Ka, 
belstrecken war jedoch eine irgendwie werkliche 
Verschlechterung nieht festzustellen, obgle 
sie bisweilen stundenlang Gleichspannunge 
bis zu mehr als dem 15-fachen Betrage der be- 
triebsmäßigen Wechselspannung ausgesetzt. ‚ge- 
wesen waren, Die Isolations- und Kapazitäts- 
werte waren nach Abschluß der Vers 
genau die gleichen wie vorher, und auch 
halbstündige Prüfung der Kabel mit Wechse - 
strom von “doppelte Y Betriebsspannung : 
anstandslos bestanden, 


Ein neuer elektrischer Hale- und. 
Kochapparat. . 


Von E. Fr. Russ, Köln. 


Bei den bisher gebräuchlichen elektrisch« 
‚Heizapparaten lassen die Beheizungsda 
und der Stromverbrauch noch immer 
wünschen übrig. Infolgedessen ist die Ein 
führung elektrischer Heizvorıichtungen fi 


den "gewöhnlichen Haushalt erschwer 
Würde man beispielsweise einen Koche 
der A Gaskoeher ee 


Zeit n großen Kohlanknsnpkd 4 
en Kocher, der Ya gegeben 


a so let 6 Erklärung nahe. Der 
besteht aus Heizspiralen, -bändern oder -ri 
die um das Gefäß angeordnet sind und e 
durch Leitung hervorgerufene Wärme an di 
abgeben. Durch die Heizelemente fließt 
Strom von der -Stärke, daß die ı 
Glühen gebracht werden. Soll die. Eıhitzun 
intensiver wirken, also schneller vor sich en 
so muß ein Star kerer Strom eingeleitet wi 


Kalt ds Materials, aus dem die Heizen 
bestehen, dies zwäßt; geht man weite 
findet ein Leuchten der Ringe oder $pir 
statt und schließlich ein . Durchschmelzen. 
Wür de man die Heizelemente in der Luftleer 

wie eine nn um ‚das? Geläß a 


gen zu erzielen. 
Das zu einer er Heiz 


Elektrotechnische Zeitschrilt, 


1920. 


en. Ob schon früher dahingehende Ver- 
ıche unternommen worden sind, ist mir nicht 
bekannt. Die Versuche aber, die ich mit einem 
'Heizapparat gemacht habe, bei dem der Heiz- 
‚körper in dem zu heizenden Pıodukt liegt, sind 
daran gescheitert, daß es mir nicht möglich war, 
‚ein Material zu finden, das in der Form einer 
Heizspirale sowohl elektrisch genügt haben 
“würde und zugleich das Heizgut nicht angrifte. 
Ganz besondere Schwierigkeiten bereitete die 
/ulührung zu dem Heizelement. So kam es 
vor, daß bei salzigen Lösungen Zersetzungen 
eingeleitet und Stromübergänge bereits an den 
Anschlußstellen des Heizkörpers herbeigeführt 
wurden. Diese Erscheinungen hatten auf den 
thermischen Wirkungsgrad einen ungewöhn- 
Jiehen Einfluß. 
Bei meinen Versuchen konnte ich beob- 
achten, daß .der Heizvorgang immerhin eine 
‚wesentliche Beschleunigung eıfuhr, so daß auch 
‚der Stromverbrauch ein geringerer war, als bei 
den gewöhnlichen Heizapparaten. Ich be- 
schäftigte mich alsdann mit einem Heizpıinzip, 
daßobige Nachteile ausschaltet, und auf das ich 
nachstehend näher eingehen möchte. _Es be- 
ruht auf ein Heizungsverfahren, bei dem In- 
duktionswirkungen zur Anwendung. kommen. 
Abb. 1 stellt im Schnitt eine Ausführungsform 


x 


SEEN 


Abb. 1. Induktionskocher. 


eines solchen Heizapparates dar. Das. Gefäß 1 
zur Aufnahme der Flüssigkeit 2 (oder eines 
anderen beliebigen Heizproduktes) ist im Bo- 


den an einer Stelleödurchbrochen undan dieser 


ein Rohr 4 aus dem gleichen Material, aus dem 
das Gefäß 1 besteht, hochgefühit; so daß von 
der Flüssigkeit 2 nichts entweichen kann. In 
dem .Rohr 4 befindet sich ein Schenkel eines 
Transformatorjoches 5. Auf dem anderen 
Schenkel des Joches befindet sich eine Primär- 
spule 6, während die Sekundärspule 7 in dem 
Gefäß 1 angeordnet und geeignet ist, einen Teil 
‚der Gefäßwand darzustellen. Die Sekundär- 
-spule 7 ist nichts anderes als ein geschlossener 
Metalliing aus dünnem Blech, der als Heiz- 


körper dient. Leitet man- in die Primärspule 6 


“einen Wechselstrom ein, so wird je nach dem 
- Übersetzungsverhältnis zwischen den beiden 
Spulen 6 und 7 ein so starker Strom in dem 
- Heizring 7 induziert, daß augenblicklich eine 
‚Intensive Beheizung vor sich geht, die sich dem 
- Heizprodukt 2 sofort mitteilt. Da die Wärme 
"unmittelbar an das Heizgut übergeht, so kom- 
nen unliebsame Verluste durch Strahlung und 
_ Leitung, wie bei den bisherigen Heizapparaten 
nicht zustande. Auch hat man esin der Hand, 
die Erwärmung des Heizuinges 7 bis zur Weiß- 
- glut zu treiben, was jedoch praktisch nicht not- 
wendig ist, weil die abgehende Wärme von 
dem Heizprodukt sofort aufgenommen wird. 
„Der ‚thermische Wirkungsgrad einer solchen 
_ Vorriehtung ist nahezu 1. Die griffartige Aus- 
bildung des Transformators gestattet eine 
leichte Handhabung. Auch ist in Aussicht ge- 
nommen, das Joch zerlegbar zu machen, um 
‚das Teil mit der Primärspule 6 auch auf andere 
Heizapparate anwenden zu können. 
Anstatt des Blechzylinders 7 kann man 
uch Ringe aus Drähten oder Blechen auf. den 
Boden des Gefäßes 1 legen und durch Zusetzen 


oder Wegnehmen der Heizkörper jede ge- 
wünschte Wäimewirkung erzielen. $o zeigt 
Abb. 2 eine Ausführung, bei der der Boden die 


SSSSSSSSSSTETTEETTTTETÄNTTTTTN 
Nmesersnanrae 


SIII II II II I I SS I II UI TS TTS IT TTN 


NIS 


SEITE 


Abb. 2. 


Induktionskocher. 


sekundäre Spule 7 darstellt. Der Blechquer- 
schnitt ist wegen der nicht zentralen Lage des 
Transformatorschenkels 5 abgeschrägt, um 
eine allseitige, gleichmäßige Erwärmung des 
heizbaren Bodens zu erhalten. Als Heizkörper 
kann jedes Material von möglichst hohem spe- 
z\fischen Widerstand gewählt werden. Auch 
ist man in der Lage, emailliertes Eisenblech zu 
verwenden. 

Das zum Patent angemeldete Verfahren 
eignet sich sowohl für Kochzwecke als auch für 
Dampfkessel, Badeöfen, Wasch- und Wurst- 
kessel, Maischbottiche und dergleichen. 


Verwendung der Funktelegraphie für das 
Pressewesen, 


Von Ministerialdirektor Dr. H. Bredow, 


Übersicht. Wenu die HFunktelegraphie ge- 
zwungen wird, sich der bisher üblichen Art der 
Nachrichtenverbreitung für die Presse anzupassen. 
so ist eine volle Ausnutzung ihrer Vorzüge in Bezug 
auf Zirkularwirkung, Schnelligkeit und Wirtschaft- 
lichkeit nicht möglich. 

Es liegt daher im allgemeinen Interesse, («ie der- 
zeitige Art der Nachrichtenverbreitung der tech- 
nischen Eigenart der Funktelegraphie anzupassen 
oder weiter auszubauen. # 


Über die Verwendung der Funktele- 
graphie für die Zwecke der Presse ist in letzter 
Zeit viel geschrieben worden. Man hat aber 
nur die Vorteile der Funktelegraphie heı vor- 
gehoben, ohne dabei ihrer Nachteile zu ge- 
denken, Von verschiedenen Seiten sind Vor- 
schläge gemacht worden, und dem Unbeteilig- 
ten muß es erscheinen, als hätte die Frage 
längst befriedigend gelöst sein müssen. Mehr- 
fach hat man sogar angedeutet, daß die Tele- 
graphenverwaltung nicht wünsche, in der 
Funktelegraphie einen Wettbewerber für ihre 
Drahttelegraphie zu erhalten. Dies ist natür- 
lich nicht der Fall. Die Reichs-Telegraphenver- 
waltung verwendet für ihren Inlands- und Aus- 
landsverkehr nicht nur die Draht- sondern auch 
die Funktelegraphie und hat selbst das größte 
Interesse daran, in der Funktelegraphie recht 
bald ein wirksames Mittel zur Entlastung und 
Ergänzung der Drahttelegraphie zu erhalten. 
Von der Reichstelegraphenverwaltung ist die 
Wichtigkeit der Funktelegraphie dadurch an- 
erkannt worden, daß sie besondere Maßnahmen 
für ihre schnelle Entwicklung getroffen hat. 
Sie hat im Reichspostministerium eine selbst- 
ständige Funkabteilung eingerichtet und ferner 
ein besonderes Amt, das Funkbetriebsamt, ge- 
schaffen und, um von vornherein eine etwaige 
Voreingenommenheit der Drahttechniker gegen 
das neue Nachrichtenmittel auszuschalten, ge- 
eignete Spezialtechniker auch aus der Funk- 
industrie in die Verwaltung berufen und mit 
der Durchführung der Aufgaben betraut. Auch 
seitens der Reichsregierung, namentlich des 
Finanzininisterinms, ist der Funktelegraphie 


Heit 4. 


75 


jede Unterstützung zuteil gewor den. Alle 
Fragen von grundsätzlicher Bedeutung werden 
außer in der Reichsfunkkommmission, in der alle 
beteiligten Behörden vertreten sind, auch im 
Verkehrsbeirat des Reichspostministeriums. 
dem die Vertreter der wichtigsten Interessen- 
organisationen angehören, durchgesprochen. 
Auf diese Weise ist es möglich geworden, In 
Deutschland seit Anfanz dieses Jahres die 
Funktelegraphie für den öffentlichen Tele- 
graphenverkehr in weit größerem Umfange 
nutzbar zu machen, als dies bisher im Auslande 
geschehen ist. Die deutsche Telegraphenvei- 
waltung ist die erste europäische Verwaltung. 
welche auch im Inlandsverkehr die Funktele- 
graphie zur Entlastung der Drahtleitungen in 
größerem Umfange benutzt, während sie in 
anderen Ländern fast ausschließlich nur für 
Auslandsveikehr, Schiffsverkehr und militän- 
sche Zwecke Ver wendung findet. 

_ Wenn sich die allgemeine Eiuführung der 
Funktelegraphie für die Presse trotzdem auch 
jetzt noch im Anfangsstadium befindet, und 
wennauch im Auslande bisher diese Frage noch 
nicht in einer für die Allgemeinheit befriedigen- 
den Weise gelöst werden konnte, so beweist 
dies, daß eben noch größere Schwierigkeiten zu 
überwinden sind. Diese sind nicht nur teehni- 
scher Natur, sondern es bedarf vor allen Din- 
gen der Schaffung einer besonderen Methode 
für die Nachrichtenverbreitung, die nicht 
Sache der Telegraphenveı waltung, sondern der 
Nachriehtenbureaus und Presseorganisationen 
selbst ist. 

Die Funktelegrapbie bietet der Presse 
einen besonderen Vorteil durch die Möglichkeit, 
von einer Zentralsendestelle aus gleichzeitig an 
beliebig viele Empfangsstellen gleichartige 
Nachriehten verbreiten zu können. Bs müssen 
aber auch verschiedene Nachteile in Kauf ge- 
nommen werden. 

Eine absolute Geheimhaltung der Nach- 
richten ist technisch unmöglich, da Unbefugte. 
die im Besitz geeigneter Apparate sind, sie 
abhören können. Deutschland muß aber ge- 
mäß der Bestimmung des internationalen Tele- 
graphenvertrages Sorge für die Geheimhaltung 
des Verkehrs tragen und kann eine allgemeine 
Freigabe der Benutzung von Funkemplangs- 
apparaten nicht durchführen. Die Verwendung 
derartiger Apparate ist daher, da die Funktele- 
graphie ebenso wie das Drahttelegraphen- und 
Fernsprechwesen unter das Telegraphenregal 
fällt, hur mit Zustimmung des Reichspost- 
ministeriums zulässig. Der Benutzer eines 
Funkempfangapparates, der durch die Tele- 
graphenverwaltung bezogen werden muß, hat 
u. a. die Verpflichtung zu übernehmen, daß der 
Apparat nur zur Aufnahme ganz bestimmter 
Nachrichten bemutzt wird. 

Die Zentralsendestelle, von der die Nach- 
jichten ausgehen, hat keinen Einfluß auf die 
richtige Ankunft der Nachiicht am Bestim- 
imungsort, da der Empfang durch atmosphäri- 
sche Störungen oder durch Einflüsse fremder 
Sender, die mit ähnlicher Wellenlänge arbeiten. 
behindert werden kann. Die richtige Aufnahme 
hängt im wesentliehen von der Geschicklich- 
keit des Aufnehmenden ab. Eine Gewähr für 
richtige Übermittlung ist deshalb nicht vor- 
handen. 

Während bei der Nachrichtenverbreitung 
durch den Drahttelegraphen die vermittelnden 
Amtsstellen, bei Verwendung des Fernsprechers 
die sprechenden Personen sofort in Besitz 
einer Bestätigung über die richtige Ankunft 
der Nachricht gelangen, kann die funk- 
telegraphische Bedienung vieler: Emplangs- 
stellen durch eine Zentralsendestelle nur ein- 
seitig erfolgen. Die Zentralsendestelle kann die 
Nachricht zwar in die Luft hinaus senden, hat 
aber keinen Einfluß mehr auf ihren weiteren 
Verbleib und weiß nicht, ob alle zu bedienenden 
Empfangsstationen auch in der Lage waren, 
sie rechtzeitig und unverstümmelt anfzu- 
nehmen. 


76 


Bei vorkommenden  Verstümmelungen 
oder beim Ausbleiben ganzer Telegramme kön- 
nen Rückfragen bei der Zentralsendestelle nur 
durch Fernsprecher oder durch Aufgabe eines 
Telegranıms beim nächsten Telegraphenamt 
erfolgen; direkte Funkrückfrage ist unmöglich, 
da die Verbindung nur einseitig ist. 

Die einwandfreie Aufnahme der auf funk- 
telegraphischem Wege übermittelten Nach- 
richten ist so schwierig, daß sie nur von be- 
sonders geübten Kräften (Telegra phisten) wahr- 
genommen werden kann. 

Die Funktelegraphie wird in Deutschland 
bereits verwendet für den öffentlichen inner- 
deutschen Verkehr, für den Verkehr mit den 
Nachbarländern, für den Verkehr mit den 
überseeischen Ländern, für Flugbetrieb und 
Schiffahrt sowie im Betriebe der Armee und 
Marine. Jede einzelne Funkverbindung braucht 
eine, bei Doppelverkehr sogar zwei besondere 
Wellenlängen, deren Verwe ndungi im deutschen 
Verkehr an anderer Stelle vermieden wird, 
um jede einzelne Verbindung störungsfrei von 
der anderen in möglichst wirtschaftlicher Weise 
ım Dauerbetrieb auszunutzen. Da die einzelnen 
Wellenlängen zur Vermeidung von Störungen 
nicht zu nahe aneinanderliegen dürfen und der 
Gesamtwellenbereich beschränkt ist, so stehen 
nicht einmal genügend Wellen zur Verfügung, 
um den diingendsten Ansprüchen des öffent- 
lichen Telegraphenverkehrs zu genügen. 

Die Zahl der für die Verbreitung von 
Pressenachrichten freizumachenden W. ellen ist 
daher nur beschränkt. Jede neue Welle 
schränkt den bereits vorhandenen Verkehr ein 
und erschwert gleichzeitig die lückenlose Auf- 
nahme der Pressenachrichten. 

Die hier gekennzeichneten technischen 
Eigenschaften der Funktelegraphie müssen bei 
den weiteren Erwägungen zugrunde gelegt 
werden, denn die vorliegende Aufgabe kann 
nicht durch Verschweigung der tatsächlichen 
Schwierigkeiten, wie es bisher bei den der 
Öffentlichkeit seitens der früheren Militär- 
funker gemachten Vorschlägen geschehen ist, 
sefördert werden. 

Die Schwierigkeiten klar erkennen, be- 
deutet vielmehr schon einen Schritt vorwärts, 
und ich bin fest überzeugt, daß die Funktele- 
graphie eines Tages für die allgemeine Verbrei- 
tung von Pressenachrichten dieselbe Rolle 
spielen wird, wie sie es jetzt schon für verschie- 
dene Spezialzwecke tut. Die interessierten 
Kreise werden daher gut daran tun, dieser 
Frage möglichst früh ihre Aufmerksamkeit zu 
schenken, 

Um zunächst die für einen umfangreichen 
Presseverkehr nötigen technischen Unterlagen 
zu schaffen, ist von der Reichs-Telegraphen- 
verwaltung bereits ein Probeverkehr eingerich- 
tet worden u. Zw.: 

1. seit Anfang d. J. durch Verbreitung eines 
Sammölberie :hts über die Verhandlungen 
der Nationalversammlung (Natfunk) ; 

2. seit mehreren Monaten durch Verbreitung 
der von mehreren Telegraphenbureaus 
zur Verfügung gestellten Nachrichten an 
ihre Bezieher (Rundfunk). Die ausge- 
sandten Nachrichten werden vorläufig 
von den Funkenempfangsanlagen der 
Reichs-Telegraphenverwaltung in 16 grö- 
Beren deutschen Städten aufgenommen 
und von dort den Nachrichtenagenturen 
und Zeitungen zugeführt; 

3. Verbreitung von Nachrichten der Außen- 
handelsstelle des Auswärtigen Amts an 
die Handelskammern, 

Der ziemlich umfangreiche Verkehr — im 
November nahm jede der beteiligten Emp- 
fangsstationen etwa 24 000 Wörter auf — hat 
rein funktechnisch ein zufriedenstellendes Er- 
gebnis gehabt, denn der weitaus größte Teil 
der von den Großstationen Nauen und Königs 
Wusterhausen aufgegebenen Nachrichten ist 
richtig am Bestimmungsort angekommen. Die 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 


Fr 


} 


, 


1920. 


Übermittlungszeit von der Berliner Annahme- 
stelle bis zum Bestimmungsort, die noch zu 
lang war, wird sich noch wesentlich abkürzen 
lassen. 

Es hat sich aber ganz klar gezeigt, daß die 
Empfangsstellen durch besonders gut arbei- 
tendes Funkerpersonal bedient werden müssen, 
und daß der bisherige Nachrichtendienst der 
Korrespondenzbureaus mittels Draht bei dem 
derzeitigen Stande der Technik durch die Funk- 
übermittlung nicht völlig ersetzt werden kann, 

Was den Empfang der Nachrichten anbe- 
tıifft, so_bieten sich zwei Möglichkeiten: Die 
Nachrichten werden entweder durch die Funk- 
empfangsanlage der Telegraphenanstalten auf- 
genommen — dadurch entsteht insofern ein 
gewisser Zeitverlust, als sie erst vom Bezieher 
abgeholt oder ihm zugestellt werden müssen —, 
oder sie werden vom Bezieher mit einer eigenen 
Empfangsanlage selbst aufgenommen.  Hier- 
durch wird zwar viel Zeit gespart, jedoch ist 
das Verfahren nicht so wirtschaftlich, da in dem 
ersteren Falle die Betriebskosten der Emp- 
fangsanlage sich auf mehrere Bezieher verteilen. 
Abgesahen von der an die Telegraphenver wal- 
tung zu zahlenden Mietgebühr für eine eigene 
Empfangsanlage, die sich voraussichtlich in der 
Größenordnung von 1000 M jährlich bewegen 
wird, kommen für den Teilnehmer noch die 
Kosten für den Bezug der Nachrichten und für 
die Bedienung des Apparates hinzu. Die Auf- 
nahme der in Morseschrift gegebenem Nach- 
richten, die oft durch Luftstörungen oder durch 
Störungen änderer Stationen erschwert wird, 
erfordert ein ausgesuchtes und geübtes Per- 
sonal, das unter 6000 M jährlich kaum zu haben 
ist, Diese Ausgaben von mehr als 7000 M jähr- 
lich für den Teilnehmer mit eigenem Empfangs- 
apparat werden sich wohl nur größere Zeitun- 
gen leisten, umsomehr, als sie auf ihren bis- 
herigen Nachrichtendienst kaum ganz ver- 
ziehten werden und auch diese Kosten weiter 
laufen. Andere Teilnehmer werden sich damit 
zu helfen suchen, daß sie einen kaufmännischen 
oder sonstigen Angestellten, der beim. Militär 
als Funker ausgebil det ist, einstellen und ihm 
die Bedienung "der Station im Nebenamt über- 
tragen. Aber da der Empfangsdienst recht an- 
strengend ist, wird er voraussichtlich eine Kraft 
ganz in Anspruch nehmen, wenn täglich mehrere 
Stunden aufgenommen werden soll. Die große 
Mehrzahl der kleineren Provinzzeitungen wird 
also voraussichtlich ihre Nachrichten von der 
Empfangsanlage der nächsten Telegraphenan- 
stalt beziehen. Um die hohen Bedienungs- 
kosten zu ersparen und die Verwendung des 
Funkempfangsapparates zur Aufnahme von 
allgemein interessierenden Nachrichten für 
einen großen Teilnehmerkreis zu ermöglichen, 
muß dahin gestrebt werden, die Anstellung 
eines Spezialisten für die Aufnahme dadurch 
entbehrlich zu machen, daß statt der draht- 
losen Telegraphie die drahtlose Telephonie an- 
sewendet wird. Die Einführung der drahtlosen 
Trelephonie in den öffentlichen Verkehr bietet 
jedoch noch technische Schwierigkeiten u. zw. 
nicht nur der deutschen, sondern auch der aus- 
ländischen Technik, 
auch nicht weiter fortgeschritten ist, wenn auch 
Zeitungsnachrichten ‘in der ausländischen 
Presse, die Reklamezwecke verfolgen, dies 
öfters glauben machen wollen. Die letzten Er- 
gebnisse, bei denen es möglich war, von Berlin 
bis Konstanz drahtlos zu sprechen, lassen aber 
erhoffen, daß es in naher Zeit gelingen wird, die 
in Deutschland für einen Funkpressedienst in 
Frage kommenden Entfernungen "betriebs- 
sicher zu überbrücken und die Einrichtungen 
so zu verbessern und zu vereinfachen, daß unge- 
übte Kräfte die Bedienung der Apparate über- 
nehmen können. Auch hier besteht natürlich 
der Nachteil, daß keine Rückfragen gehalten 
werden können. Jedoch wird es sich durch ein 
geeignetes Sprechverfahren vielleicht erreichen 
lassen, die Nachrichten ohne große Fehler und 
Auslassungen zu übermitteln. 


Heli 4. 


. dienen. 


die auf diesem Gebiete _ 


22. Januar 1920, | 


Ich komme nun zu dem Kernpunkt der 
ganzen Frage. Die bisherige Art der ver 
dung der Funktelegra phie für Verbreitung von 
Pressenachrichten kann höchstens den Son- 
derinteressen einzelner Nachrichtenbureaus 


einzelne Agenturen mit Funknachriehten, der 
Ullstein-Verlag sogar nur eine einzige Zeitung 
in Danzig 
weitere Tinzelbedürfnisse zu befriedigen Beim 
Da die Verwaltung keine einzelne Nachriehten- 
organisation besonders bevorzugen kann, so 
würde sie also unter den jetzigen Umständen 
die verschiedenen Berichte aller Nachriehten- - 
bureaus funktelegraphisch verbreiten, die dar- 
auf Anspruch erheben. Da natürlich auch alle - 4 
wünschen werden, daß ihre Nachrichten die 
Zeitungen noch vor Redaktionsschluß erreichen, & 
und da die Schlußzeiten vieler Zeitungen die 
gleichen sind, so müßte bei Telegrammanhäu- 
fung die Möglichkeit vorhanden sein, die ver- 
schiedenen Nachrichten mehrerer Nachriehten- 


Das Wolffsche Bureau z. B. versorgt 


‚und so werden nach und nach noch 


2 
= 


bureaus nötigenfalls gleichzeitig abzusenden, - 
wie dies in normalen Zeiten im Drahtverkehr 


geschieht, dem ein sehr umfangreiches Leitungs- 
netz zu Verfügung steht. Im drahtlosen Ver- 

kehr würde dies bedeuten, daß allein für die 

gleichzeitige Übermittlung der Nachrichten der 

größeren Berliner 
mehrere Sendestationen in Berlin mit verschie- 
denen Wellenlängen verfügbar sein müßten. 
Dies ist zwar unter bestimmten technischen 
Voraussetzungen bis zu einer gewissen Grenze 
durchführbars arbeiten doch bereits jetzt im 
Berliner Haupttelegraphenamt für den öffent- 
lichen Funkverkehr gleichzeitig drei Funk- 
stellen und eine vierte in Königs Wusterhausen, 
Aber eine beliebige Vermehrung der Verkehrs- 
möglichkeiten wie im Drahtbetrieb ..ist. leider 
im Funkbetrieb noch nicht möglich, und des- 


Zeitungskorrespondenzen 


halb kann die Funktelegraphie es noch nicht 
übernehmen, die verschiedenartigen Ansprüche 


der Nachriehtenbureaus, Zeitungskorrespon- 
denten usw. prompt zu erfüllen, sondeın sie, 
wird sich. auf die Durchführung einzelner Spe- 
zialaufträge beschränken müssen. 

Damit ist naturgemäß nur einem kleinen 
Interessentenkreis gedient, während die wich- 
tigsten Vorzüge der Funktelegraphie für die 
Allgemeinheit gar nicht in Erscheinung treten. 


Das ist nur zu erwarten, wenn Si Ola 


bisherigen Art 
die eine wirk- 
liche Ausnutzung der einzigartigen, von keinem 
anderen Nachtichtenmittel zu übertreffenden 
Eigenschaft der Funktelegraphie gestattet, 
nämlich gleichzeitig beliebig viele Bezieher 
durch einmalig on Aussenden einer Nachricht 
von einer Zentralstelle aus zu bedienen. 
Während des Krieges war der deutsche 
Kriegsbericht, der, von einer Zentralstelle aus- 
gesendet, g gleichzeitig auf tausenden von Emp- 
fangsstellen aufgenommen wurde, ein klassı- 
sches Beispiel für die Verwendung der Funk- 
telegraphie, wie sie auch jetzt im Interesse des 
Zeitungswesens wieder angestrebt werden muß. 
Es gibt auch jetzt sicherlich Nachrichten, 
die inannähernd gleicher Form von den Korre- 
spondenzbureaus einzeln ausgesendet werden, 
undallgemeine Nachrichten, für dieauch außer- 
halb der Presse Bezieher zu finden sind, wie 
offizöse Meldungen, Regierungserlasse, Bör- 
sen- und Handelsmeldungen, Wetterberichte 
u. dergl..Die bisherige Nachrichtenorganisation, 
bei dr diese gleichartigen, ja häufig gleichlau- 
tenden Nachrichten von Et einzel: nen Stellen 
aus in einem eng begrenzten Bezieherkreise ver- 
breitet werden, ist für die Allgemeinheit zu un- 
wirtschaftlich, als daß sie noch lange aufrecht 
erhalten werden kann, nachdem die Fortschritte 
der Verkehrstechnik andere Wege weisen, Es 
liegt deshalb der Gedanke nahe, daß die ein- 
zelnen Nachrichtenorganisationen neben ihren 
bisherigen Betrieb ein gemeinschaftliches 
„Funkpressebureau“ gründen und dieses mit 
der Aussendung der für eine funktelegraphi- 


des Nachrichtendienstes eine 
"neue Methode geschaffen wird, 


4 


- sche Verbreitung geeigneten Nachrichten be- 
trauen. 


£ Auf diese Weise können die beteiligten 


Naehrichtenbureaus Nutzen aus der funktele- 
graphischen Übermittlung ziehen, die Vorzüge 
der Funktelegraphie können voll ausgenutzt 


werden, und die Drahtleitungen werden von 
den bei der bisherigen Methode unnötig viele 


Leitungen sperrenden gleichlautenden Nach- 
tichten entlastet. 


LITERATUR. 


Besprechungen, 


Projektierung ‘von Beleuchtungsanla- 
keh, Von P. Heyckund P. Högner. „Zeit- 
schrift £; Beleuchtungswesen; Heizungs- u. 
küftungsteebnik‘‘, Ba. 25, 1919, Heft 3 bis 
10, Preis 2 M-+ 10% T.Z. 

In der vorliegenden kleinen Schrift liefern 
die in beleuehtungsteehnisehen Kreisen, wohl- 
bekannten Verfasser einen wertvollen Beitra& 
für die Berechnung von Beleuchtungsanlagen. 

Ausgehend von “theoretischen Erwägungen 

oinmen sie Zu dein Ergebnis, daß jede Be- 

etichtun& aufsefabt werten ‚kann als die 

Summe aus der direkten und eilier ihllirekten 

Beleuchtung, herrührend von einer ideellen 

Liehtquelle, die über der Lampe an der Decke 

gelegen ist, Für Außenbeleuchtung wird die 

letztere gleich Null. Photometrierungenin einem 
schwarzen und einen weißen Raum, bei wel- 

&heii die direkte Beleuchtung allein bzw. die 

Suhimie aus direkter untl iidirekter Beleuech- 

tung geniessen werden, liefern die Grenzwerte 

und führen zur Aufstellung einer Reihe von 

. Formieln für die verschiedenen Beleuchtungs- 

Arteh durch direktes; diffüs tiefstrahlendes, 
halb indirektes und ganz indirektes Licht bei 

Innen- und Außenbeleuchtung. Und zwar er- 

hält man aus diesen Formeln und den nach 
ihnen berechneten Tabellen einmal die Be- 
leuehtung unter einer Lampe und ferner den 
ennanen Zuwachs durch die Nachbar- 
ampen, also die wahre Beleuchtung unter der 
lampe. Da man ferner aus den Mahbellen ohne 
ee entnehmien kann, wie die Beleuehtung 

‚on einer Lamipe nach allen Seiten hin abfällt, 

und wie sich entsprechend die Bodenbeleuch- 

tung an den verschiedenen Punkten des Rau- 
mes gestaltet, so muß dıe Zurückführung auf 
die genannten beiden Größen als ein sehr glück- 
licher Gedanke bezeichnet werden, und man 
kann den Verfassern zustimmen, wenn sie 
sagen, daß die Projektierung nach der neuen, 
sehr einfachen Methode eine. Sicherheit und 

Anschaulichkeit gibt, welebe sonst nur durch 

längere Rechnungen zu erhalten war. Für nor- 

male Räume und Verwendung von 150- bis 

500 W-Lampen wird endlich noch eine „Watt- 

- regel‘ angegeben, nach welcher man die mitt- 

Jere Horizontalbeleuehtung bequem im Kopf 

ausreehnen kann. Das kleine, mit zahlreichen 

atsgerechneten Beispielen versehene Werk 
sollte von jeden Beleuchtungstechniker gelesen 
werden, oege, 


Lehrbuch der Physik: Von Prof. O0. D. 
'Chwolson. 2. verb. u. verm. Auflage. I. Bd., 
. Abtl, Mechanik und Meßmethoden, 
Herausgegeben von .Pıof. G. Schmidt. Mit 
188 Abb. XII und 384 8. in 8%, Verlag von 
Fr. Vieweg & Sohn. Braunschweig 1918. 
Preis geb. 14,40 M. 

Große Kompendien der Physik scheinen 
heute etwas ans der Mode gekommen zu sein. 
Für alle Spezialgebiete findet man besondere 
Bücher, teils alleinstebend, teils zu Sammlun- 
‘gen vereinigt; die einen mit abschließendem 
Charakter, die anderen aus dem Wunsche her- 
vorgegangen, die Disziplinen in ihrer Entwick- 
lung darzustellen, um damit die Grundlage für 
neue, fruchtbringende Forschung zu schaffen. 

e: Wenn trotzdem ein Kompendium neu auf- 
gelegt wird, und wenn sieh die Notwendigkeit 
hierzu gar während des Krieges herausgestellt 
hat und noch, ehe die vorhergehende Auflage 
vollendet war, so muß man daraus schließen, 

daß diesem Kompendium ein ganz besonderer 
Wert beigelegt wird. Und in der Tat ist das 
Chwolsonsche Lehrbuch der Physik gleich 

- bei seinem ersten Erscheinen freudig begrüßt 

worden. Dies Interesse erklärt sich daraus, daß 


in dem Öhwolson im Gegensatz zu älteren Kom- 


pendien ein Werk geboten wurde, das frei war 
von allem fossilen .Beiwerk und die Phy:ik, 
ihre Meß-und Beobachtungsmethoden und ihre 
Apparate vom durchaus modernen Standpunkt 
behandelte. ; 

Die neue Auflage von Chwolsons Physik 
‚soll im neuen selbständigen Teilen erscheinen, 


Elektrotechüische Zeitschrilt. 1920. Heft 4. 


die folgende Gebiete umfassen: Mechanık und 
Meßmethoden ; die Lehre von den gasföı migen, 
flüssigen und festen Kürpern ; Akustik; experi- 
menhtelle Optik; Wärmelehre I und II; kon- 
states elektrisches Feld; konstantes magneti- 
sches Feld ; variables elektromagnetisches Feld. 
Diese Aufspaltung in kleinere Bände als früher 
wird es erleichtern, einzelne Teile der Wissen- 
schaft, die infolge einer intensiven Forschung 
schnelleren Änderiümgen unterworfen sind, auch 
schneller aufzulegen; dadurch wird das ganze 
Werk frischer erhalten werden. Die bisher er- 
schienenen beiden ersten Bände des Lehrbuchs 
umfassen den Teil der Physik, welcher yon den 
bahnbrechenden Neuerungen, die andere Ge:= 
biete teilweise gänzlich umgestaltet: haben, 
nahezu frei geblieben ist ;sie erscheinen deshalb 
auch in eineii wenig veränderten Gewande. 
Einige Kapitel sind fort&elassen, so die matbe- 
matische Einleitung, die Paragraphen über die 
Methode der kleinsten Quadrate und damit zu-= 
sammenhängende Sätze; der Abschnitt über 
Meßapparate und Meßmethoden ist wesentlich 
gekürzt. Dafür ist die neuere Entwieklung 
der Physik; z. B. die Lehre vom Elektron, die 
Relativitätstheorie 1. a: 1; wenigstens in gro- 
ßen Zügen geschildert. Koch sonst ist allen 
Wandlungen in der Physik, die sich seit Er= 
scheinen der vorigen Auflage vollzogen haben, 
in vollem Umfange Rechnung getragen. In 
dieser Hinsicht sei z. B. auf die Forschungen 
über die Herstellung und Messung kleiner Drucke 
(Gaedepumpen) verwiesen, die ausreichend 
berücksichtigt sind. Scheel. 


Eingänge: 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten) 


Bücher. 


Trigohömödtrie für Maschinenbauer und 
Elektrotechniker. Hin Lehr- und Aufgaben- 
buch für den Unterricht und zum Selbststudium. 
Von Dt. A. Hess. 3, Aufl, Mit 112 Textabb. 
Vi und 1428. in 8%; Verlag von Julius Springer, 
Berlin 1919. Preis 6 M. 

Die Schaltungsgrundlagen der Fernsprös£äh- 
anlagen mit Wählerbetrieb, Von Dr, F. 
Lubberger. VI und 168 S. in Folio. Mit 14 
Tafeln. Verlag von R. Oldenbourg, München und 
Berlin 1920. Preis geb. 283 M. 

Vergesellächaftung industrieller Betriebe 
Von $S. Heizög. „Aus Technik und Wirtschaft“, 
Bd, 3. Verlag von Rascher & ©o., Zürich 1919, 

Das Acetylen im Automobilbetrieb. Von 

‚ Prof Keel. „Aus Technik und Wirtschaft“, Bd. 4. 
Verlag von Rascher & Co., Zürich 1919. 


Drang und Zwang. Fine höhöre Festigkeitslehre 
für Ingenieure” Von Dr: A. und Dr. L. Föppl. 
Bd. 1. Mit 59 Abb. XI und 323 S. in’80, Ver- 
lag von R. Oldenbourg, München und Berlin 1919. 
Preis geb. 32 M. 

M. & G.-Kalender für Schwachstrom-In- 
stallateure. Herausgegeben von der A. G. 

‚Mix & Genost, Telephon- und Telegraphenwerke, 
Berlin-Schöneberg, 2. Aufl. 1920. 208 S. in 169, 
Preis geb. 6 M. 

Die Schule des Erfinders, Erfindungstechnik. 
Von F. Fenz]. 104 8. in 80%. Verlag von Bruno 
Kuehn, München 1919. Preis 4 M. 


Doktordissertationen. 
S, Kurzmann. Beobachtungen über Geschiebe- 
führung. Techrische Hochschule München 1919. 
Sonderabdrucke. 


Die neue Vakuumröhre und das Hörbar- 
machen ganz schwacher Wechselströme., 
Vortrag, gehalten von Prof. Dr. Barkhausen, 
„Verbandsmitteilungen der Vereinigung Dresdener 


Bezirksverein deutscher Ingenieure und Dresdener 


Elektrotechnischer Verein“. 1919. 


Zwei mit Hilfe der neuen Verstärker ent- 
decekte Erscheinungen. Von H.Barkhausen. 
„Physikalische Zeitschrift“ 1919, S. 401/3. 


Elektrisches Schweißen. Von J. Sauer. „Der 
praktische Maschinenkonstrukteur“ 1919, Nr. 47/48. 

Die psychische Eignung der Funken- 
telegraphisten. Programm einer analytischen 
Prüfungsmethode nnd Bericht über eine Experi- 
mentaluntersuchung. Von Otto Lipmann. Heft 
9 der „Sehriften zur Psychologie der Berufs- 
eignung und des Wirtschaftslebens‘. „Zeitschr. 
f. angew. Psychologie“, Bd. 15, S. 3501. 

Dieheutigeindustrielle Elektrochemie. Von 
Dr. F. Winteler. „Technik und Industrie“, 
Jahrg. 1918, Heft 17/24. 

Verfahren zur Messuug sehr kleiner Kapazi- 
täten und Induktivitäten. Von L. Pungs 
und G. Preuner. „Physikalische Zeitschrift“ 
1919. S. 551/2. - 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


(Der Abdruck eingshender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Neue Wege in der Mehrfachtelepkonie und 
-telegraphie. 

Zu dem Berieht in der „ETZ‘ 1919, 8. 122, 
verweise ich auf mein österr. Patent Nr. 61015 
„Einriehtung zur Telegrapbie und Telephonie 
auf Unterseekabeln oder langen, oberirdisehen 
Fernleitungen‘“ (angemeldet am 18. IT. 1911), 
auf das entsprechende atherikanische Patent 
Nr. 1229796 (angemeldet am 7, II. 1912) und 
auf das eitsprechende japanische Patent Nr. 
22843 (Priorität vom 16. VIII. 1912). In dieser 
Patenten ist die Benützung von Hochfrequenz- 
strömen mit Überlagerung von Telegrapbie- 
oder Fernsprechströmen fur Mehrfachbetrieh 
auf derselben Leitung schon behandelt worden. 

Baden bei Wien, 15. IX. 1919. 
Dr. Josef Schießler. 


Hierzu bemerkt unser Berichter: Der Vor 
schlag des Verfassers läuft darant hinaus, für 
die Beamtin die Zählweise durch Ausschal 
tung der Null am Anfang zu ändern, weil er 
voratıssetzt, daß Irrtümer beim Aufsuchen dei 
Einzelklinke dadurch entstehen, daß bei dew 
jetzigen Bezeichnungsweise die Nullam Anfang 
berücksichtigt werden muß. Hiergegeen habe 
ich mich gewendet, von einer konstruktiven 
Verlegung der Nullklinke ist in meinen Ausfüh- 
rungen nicht die Rede. 

Die Vorschläge des Herın T'. D, Olivier 
bewegen sich in anderer Richtung als die des 
Verfassers, Die Aussprache ‚„zwo‘ statt „zwei‘. 
die übrigens schon verschiedentlich gebraucht 
wird, ist weder vom Verfasser noch vom Herrn 
Olivier neu vorgesehlagen (vgl. „Prometheus‘’ 
1911, 8. 288), > 

Eine Beschönigung der Fernsprechnot usw: 
dürfte in meinen Ausführangen nicht zu er- 
blicken sein, sondern nur die Ablehnung von 
Vorschlägen, die überholt sind, Kr: 


Über den Sehutz elektrischer Verteilungsanlagen 
gegen Überstrom. 


In Herın BIERMANN$®’ sehr interessantem 
und lehrreichen Aufsatz „Über den Schutz 
elektrischer Verteilungsanlagen gegen  Über- 
strom‘ in der „ETZ“ 1919, :S. 594, mittlere 
Spalte, kommt der Satz vor: „Bei praktisch 
ausgeführten Maschinen ist infolge 
des geringeren Kupfergewichtes der Stator- 
wicklung gegenüber dem der Erregerwicklung‘, 
wobeiin erster Linie moderne Turbogeneratoren 
gemeint sind. Dies ist eine etwas einseitige 
Darstellung des gegenwärtigen Standes der 
Technik, da bei den von der Ganzschen Elek- 
trieitäts-Gesellschaft in Budapest nach meinen 
Konstruktioneii gebauten Turbogeneratoren 
(mit ausgeprägten Polen) die Verhältnisse ge- 
rade umgekehrt liegen. Die Kupfergewichte in 
kgin 50-periodigen Drehstromgeneratoren sind: 


Eerreerer 


kVA Umdr/min Statorkupfer Rotorkupfer 
7500 3 000 970 630 
15 000 1 500 2 400 1 450 
Budapest, 22. XII. 1919. 
Dr. Bläthy. 


Erwiderung. 

Wie aus der Definition der Zeitkonstante 
einer Wieklung hervorgeht, sind nicht die abso- 
luten, sondern die auf gleiche Windungslänge 
bezogenen Kuptergewichte von Stator-und Ro- 
torwicklung miteinander zu vergleichen. Die 
starke Dämpfung des Statorfeldes erklärt sich 
indessen nieht nur aus dem geringeren Kupter- 
gewicht der Statorwicklung, sondern auch, wo- 
rauf ich schon wiederholt hingewiesen babe), 
aus den in den massiven Eisenteilen des Rotors 
hervorgerufenen Wirbelstromverlusten. 

Berlin-Pankow, 11. I. 1920. 
J. Biermanns, 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Hochschulnaechriehten. Der a. 0. Professor 
an der Universität Münster, Dr. H. Konen, 
wurde zum ord. Professor für theoretische Phy- 
sik ebenda ernannt. — Der ord. Professor an 
der. Universität Czernowitz, Dr. J. Geitler, 
wurde zum Honorarprofessor für Physik mit 
Lehrauftrag für Schwachstromtechnik an der 


1) „BETZ“ 1916, 8. 579, 592: Der plötzliche Kurzschluß 
der Drehstrom-Synehronmaschine. 


78 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


Heit 4. 


I" 


Ei x 


22. J anuar 19% 


Technischen Hochschule Graz ernaüint. — Der 
Privatdozent an der Universität Lund, Dr. M. 
Siegbahn, wurde zum ord. Professor der 
Plıysik ebenda ernannt. — Der ord. Professor 
der Physik an der Technischen Hochschule 
Stockholm, P. K. af Bjerken, ist gestorben. 


P. Müller. Prof. Dr. Paul Müller hat sein 
Lehramt als ordentlicher Professor der Elek- 
troteehnik an der Technischen Hochschule zu 
Braunschweig niedergelegt, um als Direktor der 
Bergmann-Elektrieitäts-Werke, Berlin, die Lei- 
tung der Bahnabteilung dieser Firma zu über- 
nehmen. 

J. Rosemeyer #. Am 1. Dezember v. .J., 
starb an den Folgen eines Unfalles im Alter von 
45 Jahren der Gründer der Regina-Bogenlanı- 
penfabrik, Josef Rosemeyer. 


RETTET HET EFECTE TE EETENVETERE EEE FEHETSEDETN 
VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 
(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 


Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.) 


Die nächste Sitzung (Jahres versammlung) 
des Elektroteehnischen Vereins findet statt am 
Dienstag, den 27. Januar 1920, abends 71, Uhr 

(pünktlich) 
im Ingenieurhaus, Sommerstraße 4a. 
Tagesordnung: 

Il. (seschäftliche Mitteilungen, Vorlage der 

Kassenübersicht für 1919 und des Voran- 

schlags für 1920. 

Neuwahl des Vorstandes und Ergänzungs- 

wahl des Ausschusses, 

3. Vortrag des Herrin Geheimen Regierungsrats 
Dr.C-L. Weber über: „25 Jahre Vorschrif- 
ten des Verbandes Deutscher Elektrotech- 
niker.‘ 


DD 


Inhaltsangabe: 

Zweck der Betrachtung. — Vorge- 
schichte der Vorschriften. — Ihr stufen- 
weiser Aufbau. — Ergebnis. — Beziehungen 
zu den Behörden. — Praktische Hand- 
habung der Vorschriften. — Jetziger Stand 
und nächste Aufgaben. — Aufbau und Ge- 
brauch. .der Vorschriften als Beispiel vor- 
bildlicher Selbstverwaltung. — 

Gäste sind willkommen. 
Der Vorsitzende 
Kloß. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) - 
(teschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68. 
Feruspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Betr. Schwachstromkreuzungen. 


Nach den ‚Allgemeinen Vorschriften für 
(dıe Ausführung und den Betrieb neuer elektri- 
scher Starkstromanlagen (ausschließlieh der 
elektrischen Bahnen) bei Kreuzungen und Nähe- 
rungen von lelegraphen- und Fernsprechleitun- 
zen‘ werden beı oberirdischen Kreuzungen und 
Annäherungen zwischen Starkstromleitungen 
und Telegraphen- und Fernsprechleitungen Vor- 
kehrungen gefordert, welehe eine Berührung 
der beiderseitigen Drähte verhindern bzw. un- 
schädlich machen. Bei Niederspannung kann 
als Schutzmittelisolierter Draht verwendet wer- 
den. Diese Vorschrift begegnete oft großen 
praktischen Schwierigkeiten. Dazu kommt, daß 
‘owohl jetzt als auch in- Zukunft mit den aus 
dem Ausland emgeführten "Rohstoffen, wie 
Gummi, Baumwolle usw. zur Herstellung von 

isolierten Leitungen sparsam umgegangen Wwer- 
den muß und solche Stoffe nur da zur Anwen- 
dung gelangen sollen, wo sie nicht durch andere 
Mittel ersetzt werden können. Weiter hat die 
Erfahrung gezeigt, daß die notwendige Sicher- 
heit bei solchen Kreuzungen bzw. bei den An- 
näherungen der genannten Leitungen auch ohne 
die einengende Vorschrift vollkommen erreicht 
wird. 

Wir haben deshalb Veranlassung.genom- 
men, das Reichspost-Ministerium Zu bitten, die 
2. Zt. gültigen Vorschriften für die Kreuzung 
und Näherung zwischen Starkstrom- und 
Schwachstromleitungen zu mildern. Diese Be- 
hörde ist unserem Wunsche nachgekommen und 
läßt nunmehr andere Ausführungen zu. Die in 
Zukunft gültigen Vorschriften werden nach- 
stehend veröffentlicht. 

Verband Deutscher Elektrotechniker, 

Der Generalsekretär; 
Dr.-öng. G. Dettmar. 


Der Reiehspostiminister. 
II F 1905. 

Berlin W 66, den 5. Dezember 1919. 
Um die unter Ziffer 3 der „Allgemeinen 
Vorschriften für die Ausführung und den. Be- 
trieb neuer elektrischer Starkstromanlagen * 
vorgesehene Verwendung isolierten Drahtes für 
Niederspannungs-Freileitungen zur Verhütung 
von Stromübergängen in Reichs-Telegraphen- 
und Fernsprechleitungen möglichst einzuschrän- 
ken, werden von der Reichstelegraphen yer- 
waltung fortan blanke Starkstrom-Nie- 
derspannungsleitungen oberhalb von 


Schwachstromleitungen ohne beson- 
dere Schutzvorrichtungen‘ zugelassen, 


wenn sie bei ermäßigten Ansprüchen als bruch- 
sicher gelten können. 

Als vereinfachte bruchsichere Leitungsfüh - 
rung, die zunächstnurin Spannweiten bis 40 m 
zulässig ist, soll bei Niederspannungsleitungen 
deren Herstellung aus Dralıtseil angesehen wer- 


den, wenn bei Verwendung von Kupfer oder | 


Eisen ein Mindestquersehnitt von 16 mm?, bei 
Aluminium ein soleher von 25 mm? eingehalten 
wird. An Stellen, wo Eisen- oder Aluminium- 
leitungen in kurzer Zeit durch chemische Ein- 
flüsse zerstört oder wesentlich in ihrer Festig- 
keit beeinträcthigt werden, z. B. in der. Nähe 
von Kokereien oder Fabriken, in deren Um- 
gebung die Luft stark mit schwefliger Säure 
durchsetzt ist, sind zur Vermeidung sonstiger 
Schutzmaßnahmen nur Kupferleitungen zu be- 
nutzen. £ 

Die Gestänge, zu denen außer Eisenmasten, 
Eisenbetonmasten usw. auch getränkte Holz- 
stangen verwendet werden können, müssen 
standsicher (nach den Normalien für Freilei- 
tungen, soweit polizeiliche Vorschriften nicht 
höhere Anforderungen stellen) hergestellt und 
sorgfältig unterhalten werden. Auch Dachge- 
stänge, Mauerbügel u. dergl. können als Stütz- 
punkte für das Kreuzungsfeld benutzt werden. 
Eines rechnerischen Nachweises der Stand- 
sicherheit soll es nieht bedürfen. 

Die Leiterseile müssen im Kreuzungsfelde 
aus einem Stück (ohne Löt- und Verbindungs- 
stellen) bestehen. Sie können an den das Kreu- 
zungsfeld begrenzenden Stützpunkten abge- 
spannt oder auch ohne Abspannung in die 
Nachbarfelder durchgeführtwerden. Esistaber 
Vorsorge zu treffen, daß sie in den Bindurigen 
nicht durehgleiten und beim Bruch der Bindung 
nicht herabfallen können. Die Befestigung 
selbst ist namentlich bei Aluminiumleitungen 
so herzustellen, daß Beschädigungen der Seile 
durch die Bindungen vermieden werden. 

Unterhalb der spannungführenden Leitun- 
gen ist ein genügend starker geerdeter Prell- 
draht, etwa ein 4 mm starker verzinkter Eisen- 
draht, mit mindestens 1 m Abstand von den 
Reichsleitungen anzubringen. Die Erdung 
kann dureh Anschlußan den geerdeten Nulleiter 
in Drehstromnetzen oder Mittelleiterin Gleich- 
stromnetzen erfolgen. Auch kann der geerdete 
Null- oder Mittelleiter (als Draht oder Draht- 
sei selbst an Stelle des Prelldrahts treten. Der 
Prelldraht kann weggelassen werden, wenn der 
Abstand zwischen den beiderseitigen Leitungen 
so. groß ist, daß etwa beim Arbeiten an der 
Reichslinie oder aus sonstigem Anlaß empor- 
schnellende Leitungen die Niederspannungslei- 
tungen nieht berühren können. Diese Voraus- 
setzung ist im allgemeinen als erfüllt anzusehen, 
wenn der Abstand mindestens 3 m und in Fäl- 
len, wo die Kreuzungsstelle nicht mehr als 5 m 
von einem Stützpunkt der Reichslinie entfernt 
ist, mindestens 2 m beträgt. 

Der Starkstromunternehmer trägt für die 
dauerhafte Herstellung und ordnungsmäßige 
Instandhaltung seiner Anlage die Verantwor- 
tung. Er wird den Zustand der Anlage und ins- 
besondere ihre Standsicherheit mindestens 
jährlich einmal nachzuprüfen haben. 

An denjenigen Stellen, wo Schwach- 
stromleitungen über Niederspannungs- 


leitungen wegführen, stellen geerdete Schutz- | 


drähte, die über den Niederspannungsleitungen 
so am Starkstromgestänge anzuordnen sind, 
daß sie einen herabfallenden Schwachstrom- 
draht erden, bevor er eine spannungführende 
Leitung berühren kann, ein einfaches und 
zweckmäßiges Schutzmitteldar. Dazu kann — 
auch bei Hausanschlüssen — der geerdete Null- 
oder Mittelleiter, nötigenfalls unter Aufteilung 
in 2 oder mehr Drähte, verwendet werden. 

Bei Näherungen zwischen Nieder- 
spannungsleitungen und Schwachstrom- 
leitungen istin jedem Fallenach den’örtlichen 


“Verhältnissen zu beurteilen, ob und inwieweit 


Maßnahmen zur Verhütung einer Berührungs- 
gefahr erforderlich sind. Wenn sieh die beider- 


seitigen Leitungen in annähernd gleicher Höhen- 


lage befinden, werden bei genügender Stand- 
sicherheit der Gestänge im allgemeinen beson- 
dere Schutzvorkehrungen ganz entbehrlich sein. 
Läßt sich nur ein geringer seitlicher Abstand 
einhalten, oder liegen die Schwaehstromleitun- 


gen so viel höher als die Niederspannungsleitun- 
gen, daß eine gerissene Leitung bei dem zu be- 
rücksichtigenden seitlichen Abtriebe dureh 
Sturm: die Niederspannungsleitungen berühren 
kann, so können mechanische Abwehrmittel 
(Prellstangen, Schutzdrähte usw.) in Fra; 

kommen. - Würde nach den örtlichen Verhäl 
nissen eine Berührungsgefahr nur beim Bruch 
einer Niederspannungsleitung zu befürchten 
sein, so können die vorstehenden Bestimmun- 
sen für die Führung von Niederspannungsle 
tungen oberhalb von Schwachstromleitunge 
sinngemäß (unter Wegfall des Prelldrahtes) 

wendung finden. : ß j 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Soziale Preisstaifelung für Gas- und Elektrizi- 
tätsverbraueh. — Der jahrelange Krieg, die be- 
stehende Grenzsperre gegen das Ausland und die 
schlechten Valutaverhältnisse haben es mit sich 
gebracht, daß die elektrische und die Gasbe- 
leuchtung nicht mehr nur von dem Mittelstande 
benutzt wird, sondern daß auch die kleinen 
Wohnungen wegen Mangels an Petroleum 
diese Beleuchtungsart einzuführen gezwungen 
waren. Das gilt hauptsächlich für den Klein- 
handwerker, welcher mit höchstens einem Ge- 
hilfen um das Dasein kämpft. Wien istin dieser 
Hinsicht als soziale Stadtgemeinde mit gutem 
Beispiel vorausgegangen und hat die Kosten 
der Installation für elektrische Beleuchtung 
von 10000 Kleinwohnungen vor kurzem be- 
willigt ; es tilgt dieses große Investitionskapital 
durch einen kleinen Aufschlag auf die Strom- 
kosten während einer Reihe von Jahren. ie 

Bisher wurden die Tarife nur von dem 
Gesichtspunkt des Verbrauchs festgelegt ohne 
Rücksicht auf die soziale Lage des Abnehmers, 
die schon durch die Größe der Wohnung ihren 
Ausdruck findet, z. B.. Zimmer und Küche, 
wobei eventuell das Zimmer noch als Arbeit 
raum Verwendung findet, gegenübergestellt 
einer 4- bis 5-zimmerigen Wohnung, die nur 
2 Personen zur Verfügung steht. Also Klein- 
wohnungen, sogenannte Mittelstandswohnun- 
sen und Luxuswohnungen. Bei einer Klein- 
wohnung dürften auch die einschneidensten 
Sparmaßnahmen, wie sie jetzt vielfach ange- 
ordnet sind, keine Einschränkung ermöglichen, 
während bei den großen Wohnungen hier noch 
erhebliche Ersparnisse an Energieverbrauch 
möglich sind... ” 

Eine in Österreichisch -Schlesien gelegen 
Stadt hat unter Berücksichtigung der 270 
Kleinwohnungen, bestehend aus Zimmer und 
Küche bzw. 2Zimmern und Küche, deranderen 
srößeren Wohnungen sowie der noeh möglichen 
Verbrauchsstellen in bezug auf den gesamten 
Gasverbrauch eine Zusammenstellung g 
macht und gemäß dieser die Kosten für die 
Mengeneinheit des Gases nach der Größe.der 
bewohnten Räume abgestuft. Von der Direk- 
tion der Gaswerke ist dann folgende Vorlage 
gemacht worden: : 

Als Verbraucher 


kommen in Betracht: 


? % des G 
Art der Abnehmer - Verbrauch "Ramtver- 
re) brau ha 


269 Abnehmer mit Zimmer 
und: RKuche wm sa 
199 Abnehmer mit 2 Zim- 
mern und Küche. . , 
Wohnungen mit mehr als 


60000 970° 


64 700 10,47. 


2 Zimmern, Geschäfte 

USW. 2 a IN 
Fabrikbetriebe . .......... 710000 - 1762 
Eigene Betriebe”. % = ,+ 24.000 3,82 7 


Da sich der Selbstkostenpreisfürl m?Gas, 
einschließlich sämtlicher Unkosten, auf 89,9h 
stellt, wurde für die genannten Verbraucher 


folgende Preisstaffelung je m? eingesetzt: 
l Zimmer und -Küche . ... .:0,90 Kr 5 
2 2» ” E2} B . . 3 F} 0,94 Fan 
3 9 ” 3 > STE E 1,00 DEN 
Geschäfte, Fabrik- und Gewerbe- . 
betriebe 7 3: Saar ee De 
Wohnungen von 4 Zimmeın und - £ 
mehr . Se 


Theater, Kinos, Säle, bei denen 
Eintrittsgebühren erhoben wer- | 
den . 2 ers bDoBen 


Diese von der Gemeinde eingeführte Preis- 
statfelung dürfte tatsächlich der Lösung der 
sozialen Frage etwas näher kommen, und ic 
glaube, daß eine ähnliche Preisstaffelung 
den Verbrauch elektrischer Arbeit leicht dureh- 
zuführen wäre. Für die Kleinwohnungen 
welche wiederum nur aus Zimmer und Küche 
bestehen sollen, empfehle ich die reinen Selbst 
kosten zu bereehnen. Bei den 2-Zimmerwoh- 

ı nungen käme zu den Selbstkosten ein Zuschlag 


22.9 anuar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920, Heft 4. 


79 


nn nee 


von 10% in Betracht, während für Wohnungen 
mit 3 Zimmern und Küche ein solcher von 
20% nieht zu hoch erscheinen dürfte. Ob eine 
3- bis 4-Zimmerwohnung als Luxuswohnung 
anzusehen ist, entscheidet die Kopfzabl der 
die Räume bewohnenden” erwachsenen Perso - 
nen; denn für .eine mittlere Beamtenfamilie 
mit drei erwachsenen Töchtern und zwei 
großen Söhnen dürfte eine 4-Zimmerwohnung 
nicht als Luxuswohnung gelten; bei der Preis- 
staffelung müßte auch dieser Punkt wohl 
 Berücksiebtigung finden. Für Geschäftslo- 
_ kale und Fabriken, welehe ja sowieso sämt- 
liche Unkosten der Kundschaft aufbürden, 
_ käme ebenfalls ein Zuschlag von 20% zu den 
Selbstkosten in Betracht. Für Wohnungen 
mit 4 und mehr Zimmern, also auch sogen. 
- Luxuswohnungen, würde mit einem Zuschlag 
von 30% zu rechnen sein. Für Theatervor- 
- stellungen, Kinos, Abendunterhaltungen, über- 
_ haupt für alle Veranstaltungen, bei welchen 
eine Eintrittegebühr verlangt wird, müßte der 
- Zuschlag mindestens 50% betragen. Es ist 
wohl selbstverständlich, daß die von dem 
Elektrizitätswerk zu eigenen Zwecken ver- 
brauchte Energie bei der jährlichen Abreehnung 
zu Selbstkosten zu verrechnen wäre. Für 
- Kraftabnahme, außer der sog. Lichtperiode, 
käme ein Preiszuschlag je nach Größe des Ab- 
nehmers und der jährlichen Benutzungsdauer 
des Anschlußwertes von 3bis W% in Betracht. 
Ich glaube, mit Vorstehendem eine Anregung 
gegeben zu haben, um die Preise mit Rücksicht 
auf die soziale Stellung des Abnehmers zu ge- 
stalten und bin gerne bereit, eventuelle Aus- 
- arbeitungen in dieser Hinsicht zu übernehmen. 
; Ing. W. Vieweger. 


Großes Dampfkraftwerk in Neu-England. 
— De Turners Falls Power and Electric Co. 


betreibt in Montague City ein Wasserkraftwerk 


von 45 000 kW mit einer geramten Netzlänge 
Fern- und Verteilungsleitungen) von 800 km. 
Sie speist hiermit wichtige industrielle An- 
lagen, Elektrizitätswerke und Bahnen. 
kes Ansteigen der Belastung zwang die Gesell- 
schaft, zur Unterstützung der Wasserkraft- 
anlage ein Dampfkraftwerk zu bauen, das 
- mit zwei Turbogeneratoren 30000 kW er- 
zeugt. Man konnte sich hier mit zwei Maschi- 
_ mensätzen begnügen, da Dampfkraftwerk und 
- Wasserkraftwerk zusammen nur eine Anlage 
_ bilden, Sonderreserveim Dampfkraftwerk sich 
also erübrigt. 
Als Baustelle wurde ein Gelände in der 
- Nähe der Bahn Boston and Maine am Zusam - 
menfluß des Connecticut mit dem Chicopee 
sewählt, das durch Bahnanschluß, Wasser- 
anfuhr, Wasserversorgung und Netzanschluß 
‚so günstig erschien, daß man beträchtliche 
- Grünlungsschwierigkeiten (Beton-Pfahlroste) 
in Kauf nahm. 
Die Anıage besteht aus 8 Wasserrohr- 
kesseln für eine Dampfspannung von 15,75 kg 
pro em? mit 52 bis 65° Überhitzung mit 
Rileyrost, 2 Dampfturbinen der General 
Eleetrie Co. für je 15000 kW, 14 kg/cem? 
Überdruck, direkt gekuppelt mit Drehstrom- 
generatoren für 60 Per. und 13 200 V, sowie 
Westinghouse Transformatoren der Außen- 
type für je 6250 kVA und 13 200/66 000 V. 
: Die Kohle wird auf einem Anschlußgleis 
in Wagen mit Bodenentleerung durch einen 
elektrischen Lokomotivkran angefahren, der 
2 beladene Wagen ziehen kann und 60 bis 75 ./h 
leistet; er verteilt auch die Kohle auf dem 
'Lagerplatz und schüttet sie um. Der Lager- 
platz kann bei 3 m Schütthöhe Kohle für drei 
Monate Vollbetrieb fassen, 
#5 Vom Platz oder auch unmittelbar vom 
_ Wagen aus wird die Kohle durch den Kran 
in einen Trichter unter dem Gleis gefüllt und 
einem Brecher und von dort durch Riemen- 
förderer dem Kesselhausbunker von 1000 t 
Fassungsvermögen zugeführt; Brecher und 
- Förderer leisten 100t/h. Vom Bunker aus fällt 
die Kohle dureh Trichter auf die Roste. 
® Die‘ acht Schrägrohrkessel sind in vier 
Batterien von je 2 Kesseln ufgestellt, je zwei 
Batterien auf jeder Seite des Kesselhauses, 
dessen Gangäachse der Längsachse des Tur- 
 binenhauses parallel läuft. In den Kesse]ln 
sind Düsen angebracht, die mittels überhitzten 
_ Dampfes den Ruß von den Kesselrohren ab- 
blasen. Die Roste arbeiten mit Unterwind, 
der von zwei Ventilatoren für je 2800 m®/min 
geliefert wird ; einer derselben wird von einem 
_ Sehleifringmotor mit Drehzahlregelung, der 
andere durch eine Dampfturbine angetrieben. 
Sie stehen unter dem Kesselraum und werden 
_ durch Luft aus dem Turbinenraum und aus 
dem Generatorgehäuse gespeist. Asche und 
_ Schlacke fallen durch Trichter in Kippwagen, 
die über eine Rampe durch einen kleinen Mo- 
 torwagen nach oben gezogen werden, wo sie 
zur weiteren Auffüllung des Grundstückes 
dienen. 


Star 


s Der Schornstein hat 76 m Höhe und 4 m 
Durchmesser. Von den 3 Kesselspeise- 


‘pumpen sind eine elektrisch (175 kW), zwei 


dureh de Laval-Turbinen angetrieben. 


Die beiden horizontalen Turbodyna- 
mos für je 15000 kW laufen mit 1800 


Umdr/min undliefern Drehstrom von 13 200\V, 
60 Per; sie verbrauchen bei !/, Last 5,66 kg, 
bei 3% ‚Last 5,57 kg, bei .% Last 5,84 kg 
Dampf, bei 14 kg Überdruck am Einstiıöm- 
ventil, 5200 Überhitzung und höchstens 38mm 
absolutem Gegendruck. Jede Maschine ‚hat 
einen gekuppelten Erreger für 100 kW und 
250 V; als. Reserve ist ein Umformer von 
100 kW vorgesehen. Die Kondensatpum - 
pen werden mit Dampfturbinen betrieben, 
Als Luftpumpen dienen Radojet-Ejektoren. 

Die: Schaltapparate für die Genera. 
toren sind vorerst noch im Trarbinengebäude 
aufgestellt; bei der späteren Erweiterung des 
Kraftwerkes sollen sie in ein besonderes 
Schalthaus verlegt werden. Die Maschinen 
werden dureh Schalter in gemauerten Zellen 
an die einfachen ° 13 200 V-Sammelschienen 
angeschlossen. i 

Die Transformatoren und alle Hoch- 
spannungsapparatesind zueinem Außenschalt- 
werk vereinigt (Abb. 1). , Dort sind‘ Unter- 


Transformatoren’ 
\ ß 


Abgehende Freleitungen 


> Grundriß 


Transformator-\b Y g 
Ölschafter 6% Sl 


PU cher 


Aufriß 
Außenunterwerk. 


Abb. 1. 


spannungssammelschienen in zwei Abteilun- 
gen angeordnet, die durch eisenarmierte Drei- 
phafenkabel, je drei parallel, über Ölschalter 
mit den Hauptsammelschienen im Gebäude 
verbunden sind. An die Unterspannungsschie- 
nen im Außenschaltwerk sind je drei Westing- 
house-Einphasentransformatoren in Dreieck- 
schaltung angeschlossen. Sie leisten je 6250 
kVA bei 13 200/66 000 V wund besitzen Öl- 
isolierung und Wasserkühlung. 

Die 66000 V-Seite ist in Stein mit ge- 
erdetem Nullpunkt geschaltet und über Öl- 
schalter mit Sammelschienen verbunden, die 


-doppelt und geteilt ausgeführt sind, so. daß 


jede der beiden angeschlossenen Fernleitungen 
mittels eines Ölumschalters auf jeden der bei- 
den Transformatorensätze oder auf beide zu- 
sammen geschaltet werden kann. Die Sammel- 
schienen sind auf Stützisolatoren verlegt. Die 
abgehenden Freileitungen sind über Ölschalter 
und Drosselspulen angeschlossen, 

Für die Schalterbetätigung und für Not- 
beleuchtung ist eine Akkumulatorenbatterie 
mit Ladeumformer vorgesehen, fernerein Luft- 
kompressor von 15kW zu Reinigungszweeken, 
Motorantrieb für die Hauptdampfventile und 
einige andere elektrische Hilfseinriehtungen. 

Für die Baukosten sind folgende Werte 
angegehen: 


x Mill. $ 
Aussehachtungen, Gründun- 

gen, unterirdische Kanäle 

und Betonbau bis Tüur- 

Dmentlurf Seo 10287 
Gebäudeoberteil (Ziegel) m. 

Dach mare ENDET 
Schornstein Se DE 
Kühlwasseranlaee . . . ..0,100 
Gesamtes -Kraitweik .  . 2,215 


Die Kosten sind unter Berücksichtigung 
der besonders teuren Gründungen nur eiwa 
70 % höher als die einer gut gebauten Anlage 
nach deutschen Friedenspreisen. (Elcetrical 
World, Bd. 72, 8. 780 u. 888.) EP. Ph. 


Elektromaschinenbau. 


Umrechnung der Kennlinien eines Haupt- 
strommotors vom Regelfeld auf geschwächtes 
Feld. — Diese Arbeit bezweckt die Umreehnung 
von Geschwindigkeit, Wirkungsgrad und Zug- 


‚kraft des feldgeschwächten Motors (Abh, 2) 
4:0 
fo} 
E E 
an) 
0 = 
IE E 7 
Abb. 2. 
aus den gegebenen Unterlagen für den normalen 
Hauptstrommotor (Bahnmotoı). Unter der 


Voraussetzung, daß die Feldstiöme beim ge- 
schwächten und ungeschwächten Motor gleich 
groß sind, läßt sich zeigen, daß sich die Ge- 
schwindigkeiten des Bahnwagens in km/h wie 
die aufgedrückten Spannungen verhalten müs- 
sen also: 
V, - ER, —JW5 
a @ 
V, E;— JıW, 
wobei .J den jeweiligen Ankerstrom. ı den je- 
weiligen gesamten Motorwiderstand bedeuten. 
Außerdem wird: 


SE 
En a a no 
a x 
wenn 4 = Anteil des Feldstromes am Gesamt- 


strome des feldgeschwächten Motors ist. 

Gl. (1) und (2) ge- 
ben die Unterlagen zur 
Aufstellung der neuen 
Geschwindigkeitslinie 
A, By (Abb. 3). 

Für denjenigen, der 
mit Motorkurven zu 
rechnen gewöhnt ist, 
bieten diese Betrach - 
tungen wenig neues. 

Des Weiteren wird 
noch der angenäherte 
Wirkungsgrad des feld- 
geschwächten Motors 
unter der meist praktisch zulässigen Annahme 
abgeleitet, daß bei gleichen Feldströmen auch 
die Geschwindigkeiten Y, und V, gleich sind. 
So ergibt sich alsdann: 


——7 


Abb. 3. 


aa Me 


2 ; hl 
E ke 


und unter Berücksichtigung der Zahnradvorge- 

iegereibung 7° =n .nz die Zugkraft am Treib- 

rad: 

REINER 
9,81. 3 


Solche umständliche Formeln, wie die für 
r, werden in der Praxis wohl wenig Anklang 
finden. Der mit dem Entwurf des Bahnmotors 
betraute reehnende Ingenieur, der über die Ein- 
zelverluste genau unterrichtet ist und daher 
„;» und Z3 einfach und genau bestimmen kann, 
wird sich zur Anwendung obiger Formel niemals 
entschließen, und dem Fernerstehenden, dem 
die Motorwiderstände (einschl. Übergangswider- 
ständen) in den seltensten Fällen bekannt sind, 
fehlen also meist die erforderlichen Unterlagen. 
Da es bei angenäherten Rechnungen nicht auf 
einige % ankommt, genügt für den Ferner- 
stehenden die Angabe, daß bei gleichen Feld- 
strömen die Zugkraft des feldgeschwächten Mo- 
tors etwa 14, mal größer wird, wie die des unge- 
schwächten Motors, alko: ZzwZ. (K. 
Sveinsson. El. Kraftbetr. u. Bahnen, Bd. 16, 
S. 97.) IIpt. 


Ankerwieklung zur Vervollkommnung der 
Kommutierung in Maschinen mit Kommutator. 
— Nach einem englischen Patent Nr. 113756 
wird die Anbringung von Ausgleichs- 
verbindungen ce und d in der, in der Abb. 4 
dargestellten Wieklung geschützt. Die Wick- 
lung selbst ist bereits durch das Patent 5983 


= 


' vom Jahre 1905 bekannt; sie besteht aus zwei 


voneinander getrennten Wieklungen, die ab- 
wechselnd an die Segmente eines Kollektors 
angeschlossen sind. Dabei ist der Schritt der 


80 


einen Wieklung b um eine Nutenteilung größer, 
als der Schritt der anderen Wicklung «a, und 
es liegen infolgedessen die beiden linken Seiten 
zweier Spulen a und b in derselben Nut, die 
beiden rechten Seiten jedoch in benachbarten 
Nuten. Diese Anordnung hat den Zweck, den 


(anal 


Abh. 4. 


Ankerwechselwicklung. 


magnetischen Achsen der beiden Wicklungen 
diejenige Phasenverschiebung zu geben, die sie 
semäßihrem Anschluß an den Kollektor gegen- 
einander haben müssen, ohne die Zahl der An- 
kernuten verdoppeln zu müssen, Da beide 
'Wieklungen infolge der verschiedenen Schritte 
etwas verschiedene Widerstände aufweisen, 
wird die Wieklung mit dem größeren Schrittam 
Grunde, die mit dem kleineren Schritt an der 
Öffnung der Nuten angeordnet, wodurch diese 
Ungleichheit z. T. wieder gehoben wird. Die 
Bürste bedeekt nur eine Kollektorlamelle, oder 
doch wenig mehr. Damit die beiden Wicklun- 
gen unter allen Umständen denjenigen Span- 
nungsunterschied haben, den sie gemäß ihrer 
Lage auf dem Ankerumfang und am Kollektor 
basitzen müssen, werden nach dem genannten 
Patent 113756 die Zwischenverbindungen e und 
d angebracht. (Genie Civil, Bd. 73, 8. 80.) 
M. Sch. 


Apparatebau. 


Schutz gegen das Schadhaftwerden von Meß- 
instrumenten durch heftige Stromstöße oder 
Kurzschlüsse. — In jedem elektrischen Betriebe 
mit großen Maschinenleistungen dürfte schon 
die Beobaehtunggemachtwordensein, daßdurch 
heftige Stromstöße, welche bei Kurzsehlüssen 
auftreten, Meßinstrumente, wie Amperemeter, 
Leistungszeiger, Zähler usw schadhaft werden. 
Entwederdeformierensichdabei die beweglichen 
mechanischen Teile der Instrumente, oder aber 
es verbrennen die in die Instrumente einge- 
bauten stromführenden Einrichtungen. - Da 
wohl nur in seltenen Fällen Reserven für die 
Meßeinriehtungen zur Verfügung stehen, wer- 
den diese Störungen sehr unliebsam empfunden, 
zumal die Apparate zwecks Nacheichung oder 
Reparaturlängere Zeit entbehrt'werden müssen. 

Um nun diesen Übelständen in. sicherer 
und einfacher Weise zu begegnen, habe ich ein 
Sehutzrelais gebaut und angewandt, welches 
beim Überschreiten des für die betreffenden In- 
strumente zulässigen Höchststromes durch die- 
sen Strom selbst einen zweiten Kreis von sehr 
geringem Widerstand schließt, welcher dann 
parallel zn den zu schützenden Apparaten liegt 
und diese. dadurch im Nebenschluß liegend, 
nur von einem geringen Bruchteil des Haupt- 
stromes durchfließen läßt. Nach Behebung des 
Kurzschlusses ‘oder des zu. heftigen 
stoßes öffnet sich selbsttätig der Hilfsstrom- 
kreis, so daß die Instrumente dann wieder nor- 
mal zeigen. 

Die Einrichtung soll in erster Linie für 
Apparate in Verbindung mit Stromwandlern. 
Verwendung finden und wird dann in den 
sekundären Stromkreis des Stromwandlers ein- 
geschaltet (Abb. 5), worin A = Stromwandler, 


B 


Ablı. 5. 


R= Schutzrelais, B die zu schützenden Instru- 
mente darstellen. Die Stromwandler, neuer- 
dings durchweg für sekundär 5 A gebaut, 
gestatten für alle Schutzapparate die glei- 
chen Abmessungen und elektrischen . Ver- 
hältnisse, wodurch sich ihre Herstellung 
wesentlich vereinfacht und überaus billig 
stellt. Durch Veränderung der Windungs- 
zahl der Spule z kann der Apparat natür- 


Strom--: 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920, Heft 4. 


22. Januar 1920. 


lich auch jedem anderen Umsetzungsverhältnis 
angepaßt werden. 

Um beim Ansprechen der Einrichtung mög- 
licehst den gesamten Strom über den Hilfsstrom- 
kreisfließen zu lassen, also von yüber Kontakt 
enach 2, empfiehlt es sich, das Relais entweder 
direkt am Stromwandler oder -möglichst in 
seiner Nähe zu montieren. 

Das Schutzrelais kann ferner bis zu ge- 
wissen Stromstärken auch ohne weiteres für di- 
rekt angeschlossene Instrumente Verwendung 
finden, gleichgültig ob für Wechsel-oder Gleich - 
strom. Hierbei muß dann von Fall zu Fall die 
Windungszahl der Spule x bestimmt werden. 


Der Spannungsabfall, der durch das Relais ent- 


steht, beträgt bei 5 A etwa 0,5 V. 

Bei Anschluß von Instrumenten mit einem 
Gesamtspannungsabfall von etwa 2 V wurde 
durch Versuche festgestellt, daß bis zum 50- 
fachen des normalen, also bei 250 A Sekundär- 
strom der in die Instrumente fließende Teil- 
strom 5 A.nieht überschreitet. Ein Anwachsen 


des Sekundärstromes bis zu diesem Betrage'’ 


dürfte aber praktisch niemals eintreten. Für 
die normale Sekundärstromstärke von 5 A ist 
das Relais so einreguliert, daß eine Überbrük- 
kung der angeschlossenen Instrumente bei 
etwa 7A erfolgt, die Kontaktöffnung tritt dann 
beim Stromrückgang auf etwa 5,5 A ein, worauf 
die Instrumente normal zeigen. 

Seitdem in den von mir geleiteten um- 
fangreichen, elektrischen Zentralen unserer 
Hüttenbetriebe diese Relais eingebaut wurden, 
ist selbst bei den heftigsten Kurzschlüssen kein 
Instrument mehr schadhaft geworden, während 
vordem beigleichen Anlässen des öfteren Appa- 
rate zerstört wurden. 

Die Fabrikation des vorstehend beschrie- 
benen Relais hat die Siemens &Halske A. G. 
übernommen. Um beim Ansprechen der Relais 
die Kontakte auch bei Wechselstrom, welcher 


-bekanntlich ein Vibrieren flach aufeinander he- 


gender Kontakte verursacht, einwandfrei zu ge- 
stalten, hat genannte Firma einige Verbesse- 
rungen angebracht, welehe bezeichneten Übel- 
stand ausschließt. 

Th. Schell, 


Betriebsleiter der Ilseder: Hütte, 


Verkehr und Transport. 


Die elektrische Einheitslokomotive. — Wäh- 
rend der Dampflokomeotivbau auf eine neunzig- 
jährige Entwicklung zurückschaut und dem- 
entsprechend zu gewissen einheitlichen For- 
men gekommen ist, steht die elektrische Loko- 
motive mit etwa nur dem dritten Teil dieser 
Entwicklungszeit noch im vollen Kampf um 
solehe.. So einfach die Baubedingungen bei ihr 
zu liegen schienen, handelte es sich doch im 
wesentlichen um die Verbindung der umlaufen- 
den Bewegung des Motors mit der der Trieb- 
achsen des Fahrzeugs, so stellten sich doch bald 
nach der Inbetriebsetzung der ersten schweren 
Maschinen unvorhergesehene Schwierigkeiten 
ein, dieeinmalaufseiten der genannten Arbeits- 
übertragung und dann auch auf seiten-.der Re- 
gelung der Motoren lagen. Im Gegensatz zu 
Deutschland, wo man der Lösung der Aufgabe 
dureh möglichste Beschränkung der Motoren- 
zahl, in einigen Fällen sogar auf einen einzigen 
Motor für die ganze Lokomotive, und die Kup- 
pelstange als Übertragungsorgan nahe zu kom- 
men glaubte, hielt man in den Vereinigten 
Staaten am unmittelbaren Antrieb der Achsen, 
gegebenenfalls nur unter Verwendung der ein- 
fachen Zahnradübersetzung, fest, wobei die 
Zahl der Motoren aus der Leistung des Einzel- 
motors bzw. die Belastung der einzelnen 'Treib- 
achsen sich ergab und in allen Fällen erheblich 
höher als bei der erstgenannten Bauart austiel. 

Diese beiden Bauarten können als die 
Grenzen der Möglichkeiten gelten. Neben und 
zwischen ihnen gibt es eine Unzahl von Schat- 
tierungen und Gruppierungen. E 

Einem Aufsatze Wittfelds!) zufolge beab- 
siehtigt die preußisch-hessische Eisenbahnver- 
waltung, den aufihren Strecken Halle — Magde- 
burg und Lauban-— Königszelt angewandten 
Bau der Lokomotiven mit hochliegendem Mo- 
tor und Kuppelstangenübertragung zu ver- 
lassen, um auf dem Wege des Zahnradachs- 
antriebes von Einzelmotoren zu einer einheit- 
lichen und vereinfachten Bauart elektrischer 
Lokomotiven zu kommen. 
Lokomotivarten setzen sich unter Verwendung 
weniger Elemente durch deren- verschieden- 
artige Vereinigungen zusammen. Bezeichnet 
man mit A eine durch Einzelmotor mit ein- 
facher Zahnradübersetzung angetriebene 'Treib- 
achse, mit S den Transformator, FH den Heiz- 
kessel und K die Kurzkuppelung, so bilden 2A 
(nicht selbständig) und 3A die Grundelemente 
bei Güterzuglokomotiven, und 1—- 2A, 1—-3A 
die für Personen- und Sehnellzugmaschinen,; 
wobei mit 1 die vor- bzw. nachlaufende Lauf- 
achse gegenüber den mit A bezeichneten Treib- 


2 „Zentralhlatt der Bauverwaltung“ vom 13.VIL. 1919. 
F 


Die verschiedenen 


achsen bezeichnet wird. Hiermit lassen sich 


nun folgende Lokomotivgattungen zusammen 
setzen: 


1. Güterzuglokomrtiven. 


34 dh. 809 


S s 
2A+2A »:OOXOD 
s Se 
A-3834: SO OKOOD Ei 
Ser 
34434, QOOROOO 


2AH3AH+DA 


tiven. 
SH 
oOO 


SEHIS 


1A h: 


een Ulich verschiebbar 


: A 3 Ss H.:S 
1.245241 2,7 900ORO08 


Die Treibraddurehmesser sind bei-I 1350 
mm bei II 1600 mm, die Laufraddurehmesser 


1000 mm. Die Höchstgesehwindigkeit bei 170° 
km/h, bei II 100 km/h. \ 
dauernd bei I 225 kgm bei 50 km/h, bei II 300 
kgm bei 80 km/»n. Der Schienendruck der Treib- 


Ss Se S "SE 
OOROOOKROO usw. 


Il. Personen- und Schnellzuglokomo- 


RS aen 5 Laufachsen seit- 


Die Motoren leisten 


2 


var: 
7 


achse ist 17 t, der Laufachse 14t. Die Zugkraft 


muß imstande sein, die Treibräder beim Anlauf 


ohne Sandung der Sehienen zum Schleudern zu 


bringen. Wie man hierausersieht, kommt man 
bei der Zusammensetzung der verschiedenen 


Lokomotivgattungen mit wenigen Elementen 
aus,so daß nur wenige Hauptwerkstätten nötig 


werden und sich die meisten Arbeiten in den 
Betriebswerkstätten auf Auswechseln beschrän- 
ken. Z. Zt. werden hiernach Entwürfe für Ein- 
heitslokomotiven . bearbeitet. ; 


Im Gegensatz zu diesen Vorschlägen, die 


einmal wegen des Antriebes der Treibachsen 


durch Einzelmoteren und sodann wegen des 


Einbaues der Zahnradübersetzung in den kost- 
baren Raum zwischen den beiden Rädern einer 
Treibachse zu einer großen Anzahl von Motoren 


-führen, behält die von der Schweiz bevorzugte 
Bauart der Lokomotiven den Mehrfachantrieb 


der Achsen bei, vermindert aber dabei in weit- 
gehendem Maße die bei Kuppelstangenantrieb 
zutage getretenen ungünstigen Anordnungen. 
Nach den auf der Lötschbergbahn erzielten 


guten Ergebnissen hat man diese Bauart nun 


auch bei den Lokomotiven der Gotthardbahn, 
über die hier demnächst berichvet werden wird, 


‚zur Anwendung gebracht. Die Erfahrung muß j 
zeigen, welcher der beiden Ausführungsarten - 


der Vorzug gebührt. 22 


Die vorübergehende Tariferhöhung der 
Pariser .. Metropolitain- und Nord-Südbahn. — 
Im Mäi 1919 wurde. zwischen 
Paris und der Metropolitain- sowie Nord-Süd- 
Untergrundbabn ein Vertrag über die Berück- 
siehtigung der Kriegsfolgen in der Wirtschafts- 


der Stadt = 


weise dieser Bahnen und in ihren Beziehungen- 


zu der Stadtals Konzessionsgeberin abgeschlos- 
sen. Er brachte eine Fahrpreiserhöbung um 
0,05 Fr auf 0,30 Fr für die 1. Klasse, 0,20 Fr für 
die 2. Klasse und 0,25 Frfür die Rückfahrkarte 
vom Mai 1919 an. 
als Zusätze zu den Konzessionen für die Dauer 
des Krieges und längstens ein Jahrnach diesem. 


Die Straßenbahn- und Omnibusfahrpreise wa- { 
ren schon seit Anfang 1919 ähnlich heraufge- 


setzt ‘worden. Wie in Deutschland, gab die 


Verteuerung der Rohstoffe, der Löhne usw. 
auch in Frankreich Anlaß zu Tariferhöhungen 


der Fern- und Ortsverkehrsmittel. 


Einige Zahlen der Metropolitain-Bahn wer- 


den interessieren: &2 
191 


1918 1917 8 
: ; Mill. Fr Mill. Fe Mill. Pr 
Einnahmen rd. HUSTEN 
Ausgaben rd 23,5. 36,4 45,6 


Trotz starker Verkehrssteigerung verschlech- 


terte sich also die Betriebszahlrasch von rd 0,43 
auf 0,61, obgleich zunächstnoch billigere Lager- 


vorräte und möglichst eingeschränkte Unter- 
haltungsarbeiten sparend ins Gewicht fielen. 
Wenn auch bis 1917 erträgliche Dividenden ge- 


zahlt werden konnten, so gewährte doch nach- ö 


stehende Zusammenstellung einen Ausblick auf 
die bedenkliehe Entwicklung der Finanzlage: 


| Bi | Einnahme ' Amsgabe 
Maren Wagen-km Wagen-km Wagen-km 
Er Er Pr 

ee Su 
1913 |73.202 000) 0,52 0,33 } 0,19: 
1914 160.254 000| : 0,55 0,35 0,20 
1915 154 291 000. 0,63 0,41 0,22 
1916 [60.415000 0,68 | 0,47 0,21. 
1917 \60 677 000) 0,78 0,60 0,18 - 
1918 |60 370.000. 0,82 | 0.06. 


0,76 


Die Vereinbarungen gelten 


Überschu8 
Mer 


E ne 


92. Januar 1980. 


Elektrotechnische Zeitschrüt. 1920. Heit 4. 


8l 


Auseinem Überschuß von 8,6 Mill. Fr 1913 hätte 
1918 ein Fehlbetrag von 3,3 Mill. Fr und 1919 
von etwa 9,5 Mill. Fr werden müssen, ungeach- 
tet des außerdem zu erwartenden Mehraufwan- 
des infolge des Achtstundentages, der ja unge- 
mein verteuernd wirkt. Auf nennenswerte Ein- 
nahmesteigerung ohne Tariferhöhung war nicht 
mehr zu rechnen, da die Bahnen bis an die 
Grenze ihrer Leistungsfähigkeit beansprucht 
waren und die Zahl der Fahrgäste immer lang- 
samerstieg. Auch bei Berücksichtigung der da- 
maligen Beschießungen von Paris und von Wit- 
terungseinflüssen, die sich in der Verkehrsent- 
wieklung wiederspiegelten, mußte man bei der 
Vorausschätzung der Einnahmen vorsichtig 
sein, zumal der Kraftomnibusverkehr allmäh- 
lieh wiederin Wettbewerb trat. Eine Leistungs- 
steigerung, etwa durch Vermehrung der Fahr- 
zeuge und Verbesserung der Signalanlagen, er- 
schien bei der gegenwärtigen Preisentwicklung 
und der Abneigung gegenüber schwierigen, 
wissenschaftlichen Untersuchungen untunlich. 

Anderseitsstiegen die Ausgaben unaufhalt- 
sam. Die Aufwendungen für das Personal san- 
ken zwar zunächst infolge des Abgangs zum 
Heeresdienst. Allmählich wurde aber die Ein- 
stellung von Kriegsaushelfern nötig und allge- 
mein mußten Teuerungszulagen gewährt wer- 
den, die sich Mitte 1918 durchschnittlich auf 
150Fr f.d. Kopf u. Monatstellten. Daneben gin- 
gen Lohn-und Gehaltserhöhungen, Zuschüsse zu 
den Pensionen und ‚Entschädigungen bei Ent- 
lassung der Aushelfer einher. Während der 
ersten 4 Kriegsjahre waren so die persönlichen 
Ausgaben um etwa 100% gestiegen. Die Ein- 
führung des Achtstundentages kostete schät- 
zungsweise nach den Lohnsätzen von Mitte 
1918 5,5 Mill. Fr. 

Die elektrische Arbeit erzeugt die Metro- 
politain zu ”/;im eigenen Werk Berey, den Rest 
liefert die Pariser. Elektrizitätsgesellschaft in 
St. Denis. Die Gestehungskosten im eigenen 
Werk dienten vertragsgemäß als Maßstab für 
die Preisgestaltung des. Fremdstromes beson- 
ders in Abhängigkeit vom Kohlenpreis. Dort 
kosteteim Frieden die Kohle 25,5 Fr/t und stieg 
bis 1918 auf 110 Fr/t. Im Januar 1919 war sie 
wieder auf 93,7 Fr/t gesunken und zog dann 
langsamwiederan. Infolgederwieauch beiuns 
stark verschlechterten Beschaffenheit der Kohle 
sind die Brennstoffkosten weitergestiegen, trotz 
geringerer Zugförderung. Bei den Unterhal- 
tungskosten, besonders für die elektrischen 
Ausrüstungen, spielten die auch in Deutschland 
bekannten Preiszuschläge (es werden 100 bis 
400 % genannt)eine Rolle, Die allgemeinen Un- 
kosten wuchsen besonders infolge von Abgaben, 
Versicherungsgebühren usw., die nach den Ein- 
nahmen berechnet werden. Alle diese Um- 
stände sind in eingehenden Verhandlungen von 
(den städtischen Behörden geprüft und gewür- 
digt worden, ehe diese sich zur Genehmigung 
des Fahrpreiszuschlages von 0,05 Fr bereit 
landen. ; 


Beider Verwendung dieser Mehreinnahmen 
konnte die Stadt ein Recht auf Beteiligung gel- 
tend machen. Sie hatte gewi""e Larten für die 
Herstellung der Tiefbauten übernommen, deren 
Verzinsung sie aus Abgaben der Gesellschaft 
deekte. Da noch ein Netz von 36 km zu bauen 
war und hierfür bei der gegenwärtigen Teue- 
rung. die bisherigen Abgaben nicht genügt 
hätten, beanspruchte die Stadt auch von der 
Fahrpreiserhöhung eine Abgabe. Der Vorschlag 
‚der M6tropoiitain, 0,01 Fr der Stadt, 0,03 Fr 
‚den Bahnbediensteten und 0,01 Fr der Gesell- 
schaft zukommen zu lassen, wurdu abgelehnt, 
da der Zuschuß zu den Personalkosten eine 
Entlastung der Betriebsausgaben und also 
neben dem unmittelbaren Zuschuß an die Ge- 
sellsebaft von 0,01 Fr dieser nochmals einen 
‚Vorteil gewährv hätte. Auch dıe Erhebung 
»iner Abgabe von der Fahrpreissteigerung nach 
len bisher gelvenden Sätzen des Konzessions- 
vertrages fand keinen Anklang. Danach stan- 
len der Stadt von jeder Fahrkarte 1. Klasse 
J,i0 Fr und von jeder Fahrkarte 2. Klasse und 
ron jeder Rückfahrkarte 0,05 Fr an Abgaben 
u. Man hätte diese Sätze im Verhältnis der 
‘ahrpreiserhöhungen steigern können, wobeı 
ler Gesellschaft dann der Rest der Mehrein- 
‚ahmen zur freien Verfügung hätte bleıben 
können. Es wurde jedoch folgende drıtte Lö- 
‚ung vereinbart: 

" Zu einer jährlichen Abrechnung werden 
Ile Einnahmen und Ausgaben des Betriebes 
iedergelegt, einschließlich Kapitaldienst, wo- 
‚ei die Dividende auf höchstens 4% festgelegt 
st. Eine zweite ..Kriegsabrechnung‘“ stellt die 
ihrlichen Überschüsse oder Fehlbeträge der 
rsteren Abrechnung dar. Hierbei ist zum Aus- 
‚leich der unzvlänglichen Unterhaltung und 
‚rmmeuerung seit Kriegsausbruch eine Pausch- 
ımme von 2,5 Mill. Fr verrechnet. Diese neuen 
hebt ale Kr laufen vom 1. Januar 1919 an. 


tgibt die. Kriegsabreehnung insgesamt einen 
berschuß, so ist er an die Stadt abzuführen, 


einen Fehlbetrag hat diese dagegen der Metro - 
politainbahn zu ersetzen. Ähnliche Abmachun- 
gen gelten für die Nord-Südbahn. Die Dividen- 
dengrenze ist hier nach dem Mittelwert aus 
1911 bis 13 zu 2,5% bemessen. Die Stadt hat für 
dies Unternehmen keine Tiefbauaufwendungen 
gemacht. Die Pauschsumme für Unterhaltung 
und Erneuerung beträgt % Mill. Fr. Zur Über- 
wachung ihrer Wirtschaft durch die Stadt 
müssen sich die Gesellschaften verpflichten, ihre 
gesamte Buchführung seit der Gründung vor- 
zulegen. Alle Entscheidungen über Ausgaben 
von mehr als 25000 Fr bei der Metropolitain- 
Bahn und 15000 Fr bei der Nord-Südbahn 
müssen der Aufsichtsstelle zur Kenntnis ge- 
bracht werden. _ (Genie Civil, Bd. 74, 1919, 
S. 419.) Ey 


Die Elektrisierung der Gotthardbahn. — 
Die Arbeiten für die Elektrisierıung der Gott- 
hardbahn schreiten programmäßig vorwärts. 
Die Stauanlage des Kraftwerkes Ritom!) ist 
fertiggestellt, der Zulaufstollen wurde durch- 
geschlagen und die Ausmauerung desselben be- 
gonnen. Die Montage der Druckleitung ist be- 
reits weit vorgeschritten. Der innere Ausbau 
des Maschinen-, Schalt- und Transformatoren - 
hauses ist vollendet, und es wird z. Zt. die Mon- 
tage der Turbinen, Generatoren, Transforma- 
toren und der Schaltanlage ausgeführt. Für das 
Kraftwerk Amsteg wurde mit den Bauarbeiten 
für die Abschlußmauer in der Reußseblucht 
am -Pfaffensprung begonnen. Der Ausbruch 
des Zulaufstollens ist in voller Arbeit und der 
Unterbau für die Druckleitung bereits. vollen- 
det. Gegenwärtig wird die Seilbahn für den 
Rohrtransport montiert. Mit den Fundamen- 
ten für das Maschinenhaus ist begonnen wor- 
den. In den Unterwerken Göschenen, Giornico 
und Giubiasco wird die Möntage der elektri- 
schen Einrichtungen durchgeführt. Von den 
Hochspannungskabeln für die 60 000 V-Über- 
tragungsleitung sind rd 30 km verlegt. Für die 
Fahrleitung sind die Maste, Ausleger und 
Querträger sowie die Tragwerkein den Tunneln 
auf der ganzen Strecke Erstfeld — Bellinzona 
montiert, das Tragseil mit Kettenwerk und 
Fahrdraht auf etwa °/j, dieser Strecke aus- 
gelegt und z. T. bereits reguliert. 


Beleuchtung und Heizung. 


Die elektrische Automobil- und Fahrrad- 
beleuehtung. — Die Beleuehtungsmaschine für 
Lastwagen der Oesterr. Siemens-Schuckert- 
werke, System Dick, sitzt an Stelle des 
Schwungradesdes Verbrennungsmotors mitdem 
Anker unmittelbar auf dessen Kurbelwelle. 
Sie ist demgemäß als achtpolige Innenpolma- 
schine mit Plankollektor ausgebildet; die Feld- 
wicklung hat Verbundschaltung. Für den Dienst 
als Auswurfmotor ist die Hauptschlußwieklung 
gleiehsinnig zum Nebenschluß geschaltet, beim 
Betrieb als Stromerzeuger sind beide Wicklun- 
gen gegeneinander geschaltet und regeln so auf 
annähernd konstante Spannung. Die Maschi- 
nenleistung ist bei 1000 Umdr./min 20 V 
und. 30 A, das Anzugsmoment 20.kgm bei 
500 A. Die Regelung durch die Verbundwick- 
lung scheint jedoch nicht über den ganzen 
Regelbereich zu genügen, da das wiedergege- 
bene Scehaltbildnoch einen besonderen ‚‚Regler‘“ 
zeigt. Bosch verwendet für Lichtmaschinen zur 
Wagenbeleuchtung einen selbsttätigen Regler 
im Nebenschluß; den veränderlichen Wider- 
stand bildet eine Schicht gekörnter Kohle, die 
durch den längsverschieblichen Kern einer 
Spannungsspule unter wechselndem Druck ge- 
halten wird. Für Fahrrad- bzw. Motorradbe- 
leuehtung, also für die kleinsten Abmessungen, 
baut Bosch eine Maschine, bei der das Neben- 
schlußfeld zwischen einer Haupt- und einer 
Hilfsbürste, also an einer durch die Feldverzer- 
rung beeinflußten, veränderlichen Spannung 
liegt. Wie bei allen durch Feldverzerrung oder 
Verbundwieklung regelnden Maschinen muß 
auch diese im Betrieb dauernd an der Batterie 
liegen, damit die Regelung wirksam wird. Das 
An- und Abschalten der Maschine besorgt bei 
Bosch für beide Bauarten ein selbsttätiger 
Schalter mit einer Spannungsspule, die bei Er- 
reichen der Batteriespannung einsehaltet, und 
einer Stromspule, die bei Rückstriom ausschal- 
tet. Die A.E.G. baut, vielmehr baute, eine Ma- 
schine (Lizenz Gray und Davis) mit mechani- 
scher Regelung durch eine Reibungs-Schlupf- 
kuppelung, deren Backen unter demEinfluß von 
Schwungmassen von etwa 1000 Umdr./min ab 
gelüftet werden und so Überschreiten dieser 
Drehzahl durch den Anker verhindern. An- 
und Abschalten derMaschine geht auf gleiche 
Weise wie bei Bosch vor sich. Diese Regelung 
macht das dauernde Parallelarbeiten von Ma- 
schine und Batterie entbehrlich. (Da die 
Scehlupfkuppelung dauernden Arbeitsverlust, Er- 
wärmung und auch Verschleiß entsprechend 


N) Vgl. „ETZ“ 1918, 8. 284. 


dem Schlupf mit sich biingt, ist sie nur für 
kleine Leistungen verwendbar, von der A.E.G. 
auch bereits wieder verlassen. Der Berichter.) 
Die Lestra-Dynamo der Firma Friedrich 
Weichmanns Wittwe regelt durch die feld- 
schwächende Wirkung der Ankergegen- und 
-querwindungen, deren Feld bei der geringen 
Zahnsättigung und dem kleinen Luftraum sich 
stark entwickeln kann, während das erregende 
Nebenschlußfeld schon bei der sogenannten 
normalen Drehzahl vollständig gesättigt ist‘ 
(Elektrotechn. n. Masehinenb., Bd. 35, 8. 264.) 
schbk. 


Landwirtschaft. 


Technik und Landwirtschaft. — Der Aus- 
schuß für Technik und Landwirtschaft im Ber- 
liner Bezirksverein deutscher Ingenieure veran- 
staltet am Mittwoch, den 28. I. 1920, abends 
7 Uhr, im großen Saal der Vereinshauses, Beı 
lin, Sommerstr. 4a, eine Versammlung, zu der 
Interessenten sowohl aus dem Kreise der Land- 
wirtschaft wie der Industrie eingeladen wer- 
den. Als. Berichter zu der Frage „Die Gegen- 
söätze zwischen Stadt und Land und ihr mög- 
licher Ausgleich‘‘ werden sprechen: Dr. See- 
dorf, Hauptgeschäftsführer der Landwirt- 
schaftskammer für die Provinz Brandenburg, 
über „Die ländliche Wirtschaft‘‘, sowie 
Dr. Passavant, Direktor der Berliner Städti- 
schen Elektrizitätswerke, über „Die städti- 
sche Wirtschaft‘. An beide Berichte wird 
sich eine Aussprache anschließen. 


Die Technik in der Landwirtschaft. — Das 
4. Heft der Monatsschrift ‚Die Technik in der 
Landwirtschaft‘ ist auch für die Elektretech- 
nik von Interesse, besonders der Vortrag des 
Architekten Arnous, Berlin, über Betriebs- 
erleichterungen durch mechanische Einrichtun- 
gen bei landwirtschaftlichen Gebäuden, die 
Beiträge 'von Prof. Dr. Fischer über wissen - 
schaftliche Betriebsführurg nach F. W. Tay- 
lor, von K. v. Meyenburg, Basel, über Land- 
industrie und von Dr. Günther, Berlin, über 
die Ausbildung von Landwirtschaftsingenieu- 
ren. Anregungen über Silospeicher-Einrichtun- 
gen, Maschinenreparaturkursen und Motor- 
pfluggenossenschaften sind sehr beachtenswert 
und z. T. für die Elektroindustrie von unmittel- 
barer Bedeutung. Die Auslandsnachrichten, 
die Patentschau und vor allem die Druck- 
schriftenschan sind besonders reichhaltig aus- 
gestaltet. Der Metor in der Landwirtschaft, 
starke oder schwache Feldberegnung, eine 3kW 
Stromerzeugergeruppe, die Bobstsche Torf- 
stechmaschine, Instandhaltung und Reparatur 
landwirtschaftlicher Maschinen, die Feldbereg- 
nungsanlage in Amalienhof bei Spandau und 
in Ortwig Kr. Lebus, Elektrizität im Molkerei- 
betriebe, Maschinenberatung, mehr Mascbinen 
für den Flachsbau werden dem Elektrotech- 
niker zeigen, daß für ihn in der Landwirtschaft 
noch manches Neue zu tun ist. Es ist zu wün- 
schen, daß besonders zu der Frage Elektrizität 
im Molkereibetriebe von seiten der Elektroteeh- 
nik Stellung genommen wird. Mit einer Ab- 
bandlung über den Kurbelmotor der elektrische 
Kleinmotor für die Landwirtschaft schließt 
diese besonders beachtenswerte Nummer. 

Ke. 


Fernmeldetechnik. 


Bäume als Antennen für drahtlose Telegra- 
phie. — Seit dem Jahre 1904 hat der General 
deramerikanischen Telegraphentruppen George 
OÖ. Squier Versuche über die Verwendbarkeit 
von Bäumen als Antennen für drahtlose Tele- 
graphie angestellt. Während des Krieges hat er 
in den Vereinigten Staaten mehrere Stationen 
mit Baumantennen eingerichtet. Diesen ge- 
lang es, Nachrichten von Poldhu, Nauen, Lyon 
und Paris aufzunehmen. Die Herstellung der 
Antennen ist sehr einfach: In den Baum wird 
in etwa Zweidrittel seiner Höhe ein Loch ge- 
bohrt und ein Metall- (am besten Kupfer-) 
Stift eingesetzt, der dureh einen Kupferdraht 
mit dem Empfänger verbunden wird. Soll eine 
Dauerstation errichtet werden, so werden 
mehrere Kupferstifte, im allgemeinen 6 ver- 
wendet, die alle an den gleichen Draht zum 
Apparat angeschlossen werden. Die Emp- 
fangsfähigkeit und Sicherheit wird dadureh er- 
höht. Die Bäume verhalten sich genau wie 
Metallantennen: sie nehmen besser bei Nacht 
als bei Tag auf, besser bei klarem Wetter als 
bei Nebel. Benachbarte Bäume beeinflussen 
die Baumantenne nieht. Man erhält mit einem 
Baume, der mitten im Walde steht, dieselben 
Ergebnisse wie mit einem frei in der Ebene 
stehenden. Belaubte Bäume sind empfind- 
lieher als kahle. Abgestorbene Bäume sind un- 
verwendbar. General Squier stellt neuerdings 
Versuche an über die Sendemögliehkeit mittels 
Bäumen. Es soll schon gelungen sein, auf diese 
Art drahtlos zu telephonieren. (,Umsehau “ 
vom: 11. X. 1919.) Rp. 


Drahtlose Telephonie mit Draht. — Die 
englische Postbehörde macht gegenwärtig 
Versuche mit einem Apparat für Vielfach - 
telephonie, der kurz vor Ausbruch des Krie- 
xes von dem amerikanischen General Squier 
erfunden worden ist. Der. Apparat fand 
während des Krieges aus einem besonderen 
Anlaß in Amerika eine sehr interessante. Ver- 
wendung. Als die. Vereinigten Staaten mobili- 
sierten, wünschte man eine Anzahl der führen- 
den Männer der Pittsburger Industrie im Haupt- 
quartier in Washington zu haben ; diese wollten 
jedoch nur unter der Bedingung kommen, dal} 
sie in ständiger telephonischer Verbindung mit 
ihren Pittsburger Bureaus stehen konnten. Da 
nur eine Drahtlinie über Baltimore direkt bis 
Pittsburg ging, wardiese Bedingung sehrsehwer 
zu erfüllen, und so machte man einen Versuch 
mit dem Apparat des Generals Squier, der mit 
vollem Erfolg arbeitete. Die Methode be- 
steht nach den Angaben eines englischen 
Blattesin einer Kombination von draht- 
losen Stromkreisen mit den gewöhn- 
lichen Drahtleitungen; sie wird beschrie- 
ben als eine drahtlose Telephonie, die durch 
Drähte geleitet wird, wobei die Vakuumröhre 
wie bei aller drahtlosen Übermittlung eine wieh- 
tige Rolle spielt. Wenn jemand in London z. B. 
in Manchester anrufen will, und die Linie be- 
setzt ist, so kann einer der drahtlosen Strom- 
kreise unverzüglich eingeschaltet und. die Ver- 
bindung auf diese Weise hergestellt werden. 
Mit dieser Methode können zugleich fünf Ge- 
spräche über eine Drahtleitung geführt werden, 
was bedeutet, daß im ganzen Lande, ohne daß 
auch nur ein km neuer Drahtleitung gelegt 
zu werden braucht,fünfmal mehrFerngespräche 
seführt werden können. Eine Schwierigkeit 
ist dabei noch zu überwinden. Es hat sich ge- 
zeigt, daß alle fünf Gespräche geheim bleiben 
können und völlig ungestört voneinander sind; 
es ist aber sehr leicht möglich, daß ein über eine 
Leitung gelegtes Gespräch an Kreuzungspunk- 
ten in eine andere Drahtleitung überspringt. 
Bei der Unzahl von Drahtleitungen in einem 
Lande wie England kann dies zu ernstlichen 
Störungen führen, und die Techniker sind 
daher bemüht, auch diesen Übelstand zu be- 
seitigen.  (,„Germania‘‘ vom. 31. VIII 1919 
Nr.:397.) 


Drahtlose Telegraphie in der Schiffahrt. 
— Drahtlose telegraphische Anlagen müssen 
vom 1. Januar 1920 auf jedem britischen Schiff 
von mehr als 1600 Br. R. T. Raumgehalt und 
am 1. April auf jedem ausländischen Schiffe 
während seines Aufenthaltes in britischen 
Häfen an Bord sein. Daß die Regierung 1600 t 
als unterste Grenze gewählt und sich nicht an 
den- Titanie-Vertrag gehalten hat, der die Mit- 
führung drahtloser Einrichtungen von der Per- 
sonenstärke des Schiffes abhängig macht, hat 
in der englischen Fachpresse Anlaß zu ausführ- 
lichen, nicht gerade immer sehr anregenden 
Auseinandersetzungen gegeben. Beeinflussen 
haben sich von ihnen weder Regierung noch 
Parlament lassen, obgleich sowohl vereinzelt 
Reeder wie alle zum Wort gekommenen See- 
leute-für eine ganz wesentliche Herabsetzung 
- der unteren Grenze eintraten. Am unzweideu- 
tigsten: geschah es durch Herrn R. Burton 
Chadwick, der -alle britischen Dampfer 
von je mehr als 500 Br. R. T. in das Gesetz ein- 
geschlossen sehen wollte. -Hiergegen erhoben 
sich: mehrere Stimmen mit der Begründung, 
daß auf so kleinen Fahrzeugen weder Unter- 
kunftsverbältnisse noch anderweitige Beschäf- 
tieungsmöglichkeit für den Bordtelegraphisten 
vorhanden seien, auch bedeute solehe Vermen- 
rung. der Besatzung sowie ferner der Einbau 
drahtlöser Anlagen usw. eine ungeheure Be- 
lastung für den Reeder. Derartige Bedenken 
versuchte Herr Chadwick dadurch zu ent- 
kräften, daß er auf den in mannigfachster Form 
in Erscheinung tretenden Nutzen drahtloser 
Bordtelegraphie hinwies. Im besonderen hob 
er als solehen hervor: Feststellung einwand- 
[reien Bestecks bei unsichtigem Wetter; Herab- 
setzen der. Versicherungsprämien, weil die 
Sehiffsverluste vermindert würden ; ausgiebige 
Gelegenheit, in Not geratene Schiffe zu bergen; 
Nutzanwendung aus der Wettervoraussage der 
Observatorien ; frühzeitige Verständigung mit 
dem Reeder oder Agenten über voraussichtlich 
genaue Ankunft im Hafen, über Umfang des 
Bunkerkohlenbedarfs, über etwaige. Ausbesse- 
rungen am Schiffsrumpf oder an der Maschine 
usw.; Verminderung der Kollisionsgefahr im 
Nebel usw. usw. — Da deutsche Sehiffahrts- 
kreise sich in absehbarer Zeit wahrscheinlich 
auch werden mit der Frage beschäftigen müs- 
sen, ob und auf welchen Schiffsgrößen draht- 
lose Bordeinriehtungen zur Pflieht zu machen 
seien, . können die vorstehenden Bemerkungen 
vielleicht manchem ein willkommener Führer 
für seine Stellungnahme sein. („Hansa‘‘, 
Deutsche nautische Zeitschrift, vom 11. X. 
191928 Rp. 


‚durch die Messung bestätigt. 


aus Litze im Widerstandsminimum arbeitet. 


Elektrotechnische Zeitschriit: 1920. Heit 4. 


Drahtlose Telegraphie für China. — Im 
Anschluß an das im Angust 1918 abge-. 
schlossene Abkommen über die FEinfüh- 
rung der drahtlosen Telephonie in China hat 
im Mai 1919 der Vertreter der Mareoni- 
gesellschaft einen Vertrag mit der chinesischen 
Regierung abgeschlossen, nach dem beide Teile 
übereinkommen, die ‚Chinese National Wire- 
less Company‘ mit einem Aktienkapital von 
700 000 £ zu gründen, wovon jeder der beiden 
Vertragsgeener die Hälfte zeichnet. Die Ge- 
sellschaft hat die Absicht, Fabriken zu errich- 
ten, u. zw. die Hauptniederlassung voraus- 
siehtlieh in Shanghai und Zweigfabriken in Pe- 
king und Tientsin zur Unterhaltung des draht- 
losen Materials, das bereits eingebaut ist oder 
in Zukunft eingebaut werden wird. Die Regie- 
rung wird der Gesellschaft besondere Vorreehte 
verleihen, so daß ihr auf diese Weise eine er- 
folgreiche Arbeit gesidhert ist. Das gesamte 
Telegraphennetz in Cbina befindet sich in einer 
äußerst schlechten Verfassung. Es ist ver- 
schwenderisch ausgestattet, so daß sein Betrieb 
ständige Verluste für den Staat zur Folge hat. . 
Unter diesen Umständen eröffnet sich für die 
drahtlose Telegraphie in China eine große 
Zukunft. („The Times‘ vom 3. VI. 

Rp: 


Physik und Theoretische Elektrotechnik. 


Gereehnete und gemessene Werte der Wi- 
derstandserhöhung bei Eisenleitern. — G. Hil- 
pert und M. Schleicher wollen die Zu- 
verlässiskeit der üblichen Formeln für die 


Bereehnung der Widerstandserhöhung von 
zylindrischen Eisenleitern bei technischen 
Wechselströmen feststellen. Zu diesem 


Zwecke werden zylindrische Fluß- und Guß- 
eisenstäbe bei der Frequenz 30 bis 60 Per/s 
untersucht und nachgerechnet. Bei den bisheri- 
gen Formeln von Raleigh, J. J. Tompson 
und J. Zenneck werden zwei Ännahmen ge- 
maeht: 1. Konstante Permeabilität über den 
ganzen Querschnitt. 2. Keine Hysterese. 
Aus den Ergebnissen der Versuche werden fol- 
gende Schlüsse gezogen. 1. Die mathematisch 
gefundene Gesetzmäßigkeit für die Änderung 
des Widerstandes mit der. Periodenzahl wird 
2, Verwendet 
man zur Bestimmung der Permeabilität die 
effektive Randfeldsträke und die B/9-Kurven 
für Gleichstrom, so geben die Formeln von 
Zenneck die Abhängigkeit der Widerstands- 
erhöhung von der Stromstärke qualitativ gut 
wieder. 3. Um auch quantitativ eine Überein- 
stimmung zu erzielen, sind die errechneten 
Werte um 15 bis 30 .% bei Guß- bzw. Fluß- 
eisen zu erhöhen. 4. Die gemessenen Ab- 
weichungen können dureh die Hysteresever- 
luste kaum erklärt werden.’ 5. Die Belastung 
wird am besten so gewählt, daß die auf ge- 
wöhnlichem Wege errechnete Randfeldstärke 
nicht in das Gebiet der maximalen Permea- 
bilität fällt. Män gewinnt den Eindruck, daß 
die in der Rechnung konstant angenommene, 
in Wirklichkeit aber veränderliche Permeabili- 
tät des Eisens die Ursache für die Abweichung 
zwischen gerechneten und gemessenen Werten 
ist: (Archiv £. Elektr., Bd. 7, 1918/19. 8. 144.) 
f : Vg. 
Litze oder massiver Draht? — Die Wider- 
standserhöhung bei Wechselstrom kann man 
dureh Anwendung von Litzen herabdrücken, 
aber bei genügend hoher Frequenz nimmt der 
Widerstand wieder zu und von da ab ist der 
Massivdraht günstiger als die querschnitts- 
gleiche Litze. W. Rogowski gibt zunächst die 
Formel für diejenige Wellenlänge Aw an, von 
der ab bei einer Spule die Litze mehr Wider- 
stand als der quersehnittsgleiche Massivdraht 
hat. Sie lautet: : 


| pr 

Ivo — 2,2. 10%.d?. LYZ.s (in m gemessen), 
wobei > 

d den Durchmesser des Einzeldrahtes in em, 

L, die spezifische Leitfähigkeit, 

7 die Drahtzahl der Litze, 

S EL Vz 
4 g ; 

g die Ganghöhe in em. 
bedeuten. Für die üblichen Kupferlitzen mit 
Durehmessern des Einzeldrahtes von 0,12 und 
0,07 mm sind die Wellenlängen Aw graphisch 
aufgetragen. 

Hierauf wird eine Formel für diejenige 
Wellenlänge Ax angegeben, bei der eine Spule 


’ 


1K.=4,47.108, 42: LYZ=8. 


Das Widerstandsverhältnis einer gerade im 
Widerstandsminimum arbeitenden Litzeist 1,5, 
die Wirbelstromverluste betragen also 50%, der 
Gleiehstromverluste. 

Anschließend wird die Abhängigkeit des 
Wechselstromwiderstandes einer Spule ans 


Litze von der Drahtzahl untersucht. Für das 


Widerstandsverhältnis einer Litzenspule gelten 
die Formeln: gr 
IE eg 
k=Z4 OH) — u; 


| 


et EEE Br 


und für die Funktionen 4 (£) und w (£) die 
‚Näherungen - z . 


z &° ; 
Eee 33 
II NEHME ESRE 


Bei großen Werten von Ehat es keinen Zweck, 
die Drahtzahl einer Litze wesentlich höher als 
10 zu wählen, Für den praktisch wichtigeren 
Fall bei kleinen Werten von & ergibt sich für 
Kupfer die Forderung 


RE 
ad. > 


Man sieht daraus, daß hohe Werte der Draht- 


5.1073, 42 


Re dr 282 


zahl erst dann nützlich sind, wenn man zu. Jan- 


gen Wellen übergeht und sehr dünne Drähte 
verwendet (d = 0,007 em). 
noch die Formel für das Widerstandsverh ältnis 
k für eine gerad ausgespannte Litze angegeben, 
welehe für kleine Werte von & lantet: 


a a WA Een, 


22. Januar 1920. 


s: » = Freqnenz in Per/s 


Zum Schluß wird 


ie 


wobei e der Raumfaktor der Litzeist, d.h. das 


Verhältnis des gesamten Kupferquerschnitts 
zum Flächenquerschnitt. (Archiv f. Elektr., 
Bd. 8, 1919, 8. 269.) vg. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. eS 


Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell- 
schaft. — Die 16. ordentliche Mitgliederversamm- 
lung findet am Donnerstag,den 22.1.1920, nachmit- 
tags 4 Uhr, in der Physikalisch-Techrischen 


Reichsanstalt, Charlottenburg, Werner Siemens-- 


Straße 8/12, statt. Die Tagesordnung ist: 1. Ge- 
schäftliches. 2. Prof. Wedding: „Der Ausbau 
der Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesell- 
schaft“. 3. Dr. Fritz Schröter: „Betrachtungen 
über Lumineszenzlampen‘. 4. Praktische Fra- 
gen; hierzu Dipl.-Sig. Weinbeer: „Licht- 
streuende Gläser und reflektierende Flächen‘. 
5. Wünsche aus der Versammlung. 


Verschiedenes. _ 


Neue. französische Einheitsbezeichnungen. 
— Das „Journal du Four Eleetrique et des 
Industries Rleetroekimiques‘‘, Paris, enthält in 
Nr, 19 vom 1: X. 1919 auf S. 132 eine Zusam- 
menstellung der Maßeinheiten, wie sie durch 
das Gesetz vom 2. IV. 1919, veröffentlicht am 
5. VIII. 1919, in Frankreich festgelegt wurden. 
Bemerkenswert hierin ist zum Beispiel die fest- 
geleste Winkeleinteillung, wonach der rechte 
Winkel in hundert ‚Grade‘ geteilt ist, wäh- 
rend die weitere Unterteilung in. Dezimalen 
stattfinden soll. Nur nebenbei wird die alte 
Einteilung in 90 Grade (degr&) zugelassen. Von 
mechanischen Einheiten ist die Einheit für 


Kraftäußerung, das ‚Sthene‘, bemerkenswert, 


für die Arbeitseinheit ist die Benennung Kilo- 
joule eingeführt. Für die Leistung gilt das in- 
ternationale Kilowatt. Gesetzlich sollalso nur 
nach Kilowatt gerechnet werden, es werden aber 
noch weitere Bestimmungen ($. 134) über die 
früher gebräuchlichen Einheiten festgesetzt. 


‚Diese Festsetzungen dürften wohl so zu ver- 


stehen sein, daß, wenn jemand noch die Alten 
Benennungen beibehält, dann ein Kilogramm- 
meter gleich 9,8 Joule zu rechnen ist, ein 
Dampfpferd 75 Kilogrammetern in der Sekunde 
entspricht und das Dampfpferd und das Pon- 
celet gleich 0,735 bzw. 0,98 Kilowatt ist. Da 
in den französischen Zeitschriften vermut- 
lich die neuen Einheiten von nun an gebraucht 
werden, &o sei auf die charakteristischen Unter- 
schiede der einzelnen Einheiten hiermit hin- 
gewiesen. 


Die Beuthaufgabe. — Die vom Verein Deut- 


scher Maschinen-Ingenieure für das Jahr 1920 


gestellte Preisaufgabe bezieht sich auf die 
Brennstoffwirtschaft in der Übergangszeit vom 
Dampfbetrieb zum elektrischen Betrieb auf den 
Eisenbahnen. In der Aufgabe soll die Frage be- 
handelt werden, eine moderne Fabrikanlage 
zur Herstellung von Halbkoks zu entwerfen, die 
allen Anforderungen der Neuzeit unter beson- 
derer Berücksichtigung wirtschaftlicher Aus- 
nutzung der Kohle entsprieht. Das gewonnene 
Gassolldureh Gaskraftmaschinen in elektrische 


 Arbeitumgewandelt, Heizgas soll in der kalten 


Jahreszeit zur Fernheizung benutzt werden und 


° - 


22. Januar 1920. 


_ im übrigen zum Heizen der Kokereiöfen dienen. 
_Teerpech und Halbkoks soll in Brikettierungs- 
_ anlagen zur Dauerlagerung hergerichtet werden 
usw. Jedes entstehende Steinkohlenprodukt 
 sollalso möglichst an Ort und Stelle in ein Fer- 
- tigfabrikat umgewandelt werden, die dann zu 
Wasser oder mit der: Bahn dem Verbrauchsort 
zugeführt werden. Der Staatspreis für dieses 
 Preisausschreiben ist von 1700 M auf 3000 M er- 
- höht worden. Näheres ist durch die Geschäfts- 
stelle des oben genannten Vereins, Berlin SW. 

68, Lindenstr. 99, zu erfahren. 2a 


Wiederabschaffung der Frauenarbeit in Eng- 
land. — Eine Vereinigung von weiblichen An- 
gehörigen technischer Berufe (Women’s En- 
gineering Society) hielt kürzlich ihre erste 
ri Sitzung in der Central Hall, Westminster, Lon- 
+ don,ab. Ein Fräulein Parsons führte den Vor- 


3 sitz und erwähnte in ihrer Ansprache, daß von 

_ der Million Frauen, die sich während des Krie- 
ges technisch betätigt haben, 45 000 in beson- 
‚deren technischen Lehranstalten ausgebildet 
worden seien. Jetzt aber erheben die Gewerk- 
- schaften Einspruch gegen eine Weiterbeschäf- 
_ tigung von Frauen, und der Zusammenschluß 
erfolgte, um die wirtschaftlichen Interessen 
der Mitglieder wahrzunehmen. (,Electrieian‘‘, 
Bd. 83, 1919, 8. 730.) W. 


Energiewirtschaft. 


.. Regelung der Preise für elektrische Arbeit 
in Österreich. — Das österreichische Staatsamt 
- — für Handel und Gewerbe, Industrie und Bauten 
> hat unter dem 6. XII. 1919 eine Vollzugsanwei- 
sungüber die Regelung der Preise für Gas 
und elektrische Energie bei wesentlich ge- 
änderten Gestehungskosten erlassen. Danach 
haben Gas- und Elektrizitätswerke Anspruch 
auf eine entsprechende Erhöhung der Liefer- 
preise, welche vor Inkrafttreten dieser Vollzugs- 

Anweisung in langfristigen Lieferungsverträgen 
_  mitihren Abnehmern oder durch besondere Ver- 
- einbarungen mit der Gemeinde des Lieferortes 
 {Konzessionsverträge) festgesetzt sind, sobald 
die Gestehungskosten abzüglich von Mehrein- 
nahmen bei der Verwertung der Nebenprodukte 
 . infolge der durch den Krieg geschaffenen außer- 
— — ordentlichen wirtschaftlichen Verhältnisse um 
mehr als 20% gegenüber dem Stande bei Ver- 
-  tragsabschluß gestiegen sind. Hat infolge Stei- 
 gens der Gestehungskosten eine Preiserhöhung 
_ innerhalb des letzten Halbjahres vor Wirksam- 
- keit dieser Vollzugsanweisung bereits stattge- 
Zunden oder wird sie auf Grund dieser Vollzugs- 
_ anweisung vorgenommen, so kann bei einem 
weiteren Steigen der Gestehungskosten eine 
_ meuerliche Preiserhöhung erst nach Ablauf 
‘ eines halben Jahres seit der letzten Preiser- 
höhung begehrt werden. Als langfristig gelten 
Lieferungsverträge, wenn sie das Gas- oder Elek- 


- rechnet vom Zeitpunkte der Stellung des Begeh- 
rens um Preiserhöhung gegenüber dem anderen 


den bezeichneten Verträgen eine Neuregelung 
- - der Preise für den Falleiner Erhöhung der Ge- 
-  stehungskosten vorbehalten, so kann eine Preis- 
_ erhöhung auf Grund dieser Vollzugsanweisung 
_ nur bezüglich der nicht schon dureh den ver- 


auslagen erfolgen. Die Preiserhöhung ist auf 
- Verlangen des anderen Vertragsteiles in dem 
-  Außmaße rückgängig zu machen, als sich die 
 'Gestehungskosten ermäßigt haben. Bei fort- 
 sehreitender Ermäßigung dieser Kosten kann 
_ eine neuerliche Preisherabsetzung erstnach Ab- 
_ 1aufeines halben Jahres nach der letzten Preis- 
. ermäßigung begehrt werden. 

Die Gas- und Elektrizitätswerke haben bei 
- den bezeichneten Vertragsverhältnissen auf 
- Verlangen der Abnehmer oder der Gemeinde 
_ eine entsprechende Herabsetzung der Preise vor- 
- zunehmen, sobald die Gestehungskosten gegen- 
_ über dem Stande bei Vertragsabschlußsich nach 
"Inkrafttreten dieser Vallzugsanweisung um 
_ mindestens 20 % ermäßigen. Dies gilt insbeson- 
dere auch für den Fall einer Betriebskostenver- 
minderung durch Einführung technischer Neue- 
ungen oder Änderungen ;hierbei ist jedoch von 
er Betriebskostenersparnis ein angemessener 
Betrag für Verzinsung und Tilgung des für die 
Neuerungen (Änderungen) investierten Kapi- 
- talsabzuziehen. Die obigen Bestimmungen sind 
Fr Bei Preisherabsetzungen sinngemäß anzuwen- 
den, i 

Über die Preisfestsetzung und deren Wirk- 
samkeitsbeginn entscheidet im Streitfalle ein 
‚Schiedsgericht, welches für jedes Land am Sitze 
der Landesregierung mit je einer Abteilung für 
_ Gas-und Elektrizitätslieferungsverträge errich- 
_ tet wird. Jede Abteilung besteht aus einem 
Richter als Vorsitzenden und je einem Vertreter 
der Werke und der Abnehmer als Beisitzer. Für 
jedes Mitglied ist.aus denselben Berufskreisen 
_ ein Stellvertreter zu bestellen. Die Vorsitzen- 
„den und ihre Stellvertreter werden vom Staats- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 
ag m 

amt für Justiz, die Beisitzer vom Landeshaupt- 
mann bestellt. Die Verhandlungen des Schieds- 
Die Mitglieder 
haben über geschäftliche und Betriebsverhält- 
nisse, welche ihnen vermöge dieser Stellung zur 


trizitätswerk nicht vor Ablaufeines Jahres, ge- 


Vertragsteile, aufzulösen berechtigt ist. Ist in 


_  tragsmäßigen Aufschlag berücksichtigten Mehr- | 


1919. 


Heit 4. 


83 


geriehtes sind nicht öffentlich. 


Kenntnis gelangen, Versehwiegenheit zu beob- 
achten und sich der Verwertung solcher Kennt- 
nisse zu enthalten. Das Schiedsgericht entschei- 
det unter Abwägung der Interessen der Beteilig- 
ten nach den Grundsätzen der Billigkeit. Seine 


Entscheidungen gelten als Ergänzungen der 


oben bezeichneten Verträge und sind endgültig. 
Der Preisfestsetzung darf eine Rückwirkung 
höchstens aufden Tag der Anrufung des Schieds- 
gerichtes zuerkannt werden. Das Verfahren rich- 
tet sich nach den Bestimmungen der Zivilpro- 
zeßordnung, sofern in dieser Vollzugsanweisung 
nichts anderes bestimmtist. Das Schiedsgericht 
ist befugt, nach den für das bezirksgerichtliche 
Verfahren in Zivilsachen geltenden Vorschriften 
Beweise aufzunehmen, insbesondere Zeugen, 
Sachverständige und Parteien unter Eid zu ver- 
nehmen. Die vor dem Schiedsgericht abgelegste 
Aussage steht einem gerichtlichen Zeugnisse 
gleich. Die Schlußfassung erfolgt mit absoluter 
Stimmenmehrheit. Kommt eine solche für 
einen bestimmten Lieferpreis nicht zustande, so 
bestimmt der Vorsitzende den Preis. Inwiefern 
die Kosten des Verfahrens von dem einen Teile 
zu ersetzen oder unter beide Parteien aufzutei- 
len sind, entscheidet das Schiedsgericht nach 
freiem Ermessen. 


Industrie und Handel. 


Leitsätze der Valutakommission für den 
deutschen Außenhandel und die Preisgestaltung. 
— Eine von der kürzlich seitens des Reichs- 
finanzministers einberufenen ständigen Va- 
lutakommission gebildete Unterkommission 
hat bezüglich des Außenhandels und der Preis- 
gestaltung im Innern Leitsätze aufgestellt, 
die von der Hauptkommission angenommen 
worden sind und u. a. fordern, daß der Import 
von Lebensmittel-Fertigfabrikaten auf dem 
Wege einer planmäßigen, auch im Innern zu 
verfolgenden Politik tunlichst durch die Ein- 
fuhr landwirtschaftlicher Rohstoffe er- 
setzt werde. Alle Luxusimporte seien zu ver- 
hindern. An den bestehenden Einfuhrver- 
boten für alle Halb- und Fertigfabri- 
kate müsse festgehalten werden, Einfuhrbe- 
willigungen dafür könnten nur von Fall zu Fall 
unter Berücksichtigung einer Wiederausfuhr er- 
teilt werden. Die Kommission ist nach den Er- 
fahrungen der letzten Monate der Ansicht, daß 
eine weitere Freigabe von Rohstoffen, wie sie für 
Textilien besteht, für die Entwicklung des 
Markkurses von verderblicher Wirkung sein 
muß, da bei der steigenden Preiskonjunktur im 
Innern und bei der zu erwartenden weiteren Er- 
höhung des Preisniveaus Industrie und Handel 
angesichts der sicheren Aussicht, die Waren 
später mit Gewinn im Inlande zu veräußern, 
über ihren Bedarf und vielleicht auch über die 
angesichts der Kohlenschwierigkeiten gegebene 
Verarbeitungsmögliehkeit hinaus Waren kaufen 
werden. Von der Aufstellung einer allgemeinen 
Rohstoff-Freilisteseiabzusehen. Eine Kontrolle 


- der Einfuhr beisämtlichen Rohstoffen empfiehlt 


sich schon aus dem Grunde, weil ohne eine 
solche keine Gewähr dafür gegeben ist, daß die 
aus den Rohstoffen hergestellten Waren zu 
einem angemessenen Prozentsatz wieder ausge- 
führt werden. Bei der Prüfung der Einfuhrbe- 
willigungen muß nach Ansicht der Kommission 
Rücksicht darauf genommen werden, daß keine 
Gegenstände hergestellt und in den inländischen 
Konsum gebracht werden, die wir in unserer 
augenblickliehen Not noch entbehren können. 
Die Kommission erkennt die Schwierigkeiten 
der Durchführung einer solehen Kontrolle der 
Wiederausfuhr an. Sie glaubt, daß die Rege- 
lung in der Praxis zweckmäßigerweise Organi- 
sationen des Handels und der Industrie 
unter der Einflußnahme der Regierung über- 
lassen bleiben müßte. Sie befürwortet die In- 
aussichtstellung einer straffen Durchführung 
der bestehenden Einfuhrverbote, um hierdurch 
Industrie und Handel zur Bildung der notwen- 
‚digen Organisationen zu veranlassen. Weiter 
spricht sich ‘die Kommission nach Kenntnis- 
nahme von der geplanten Regelung der Ausfuhr 
dafüraus, daß bei der Bewilligung von Ausfuhr- 
anträgen grundsätzlich eine Preisprüfung 
vorgenommen und, soweit es die Verhältnisse 
zulassen, an die Erteilung der Exportgenehmi- 
gungen die Bedingung der Abführung von De- 
visen geknüpft werden soll. Die Bildung der 
vorgesehenen Außenhandelsstellen sei so 
schnell als möglich in die Praxis umzusetzen. 
Zur verstärkten Einfuhr ausländischer Roh- 
stoffe und zur Erhöhung der inländischen Pro- 
duktion sowie der Ausfuhr hält die Kommission 
den Weg der Veredelungskredite für sehr 
beachtenswert. Umihn zu erleichtern, empfiehlt 
sie den Erlaß ergänzender gesetzgeberischer 
Vorschriften, die dem Kreditgeber das Pfand- 


ein. 


recht an der Ware auch während des Verarbei 
tungsprozesses gewährleisten. 

Das einzige durehgreifende Mittel, auf die 
Dauer zu einer Besserung unserer wirtschaft- 
lichen Verhältnisse und der Valuta zu gelangen, 
liegt nach Ansicht der Kommission in der För- 
derung der inländischen Produktion, 
die in erster Linie nur durch eine gesteigerte 
Arbeit des ganzen Volkes erreicht werden 
kann. Es muß nicht nur überhaupt mehr ge- 
arbeitet werden, sondern auch mehr als in den 
Ländern, die den Krieg gewonnen haben. Eine 
verringerte Arbeitszeit wirkt um so unheilvol- 
ler, als die Leistungsfähigkeit starke Einbuße 
erlitten hat. Aufklärung hierüber muß in jede 
Arbeitsstätte getragen werden. Die Beschaf- 
fung von geeigneten Wohngelegenheiten für die 
Kohlenarbeiter ist zum Zwecke der Erhöhung 
der Kohlenproduktion zu beschleunigen. 
Es ist zu prüfen, ob nicht durch Aufschließung 
neuer Lager eine Ausdehnung der Braunkohlen- 
erzeugung erzielt werden kann, Die Elektri- 
zitätswirtschaft zum Ersatz der Kohle und 
zum Zweck der Verringerung der Einfuhr von 
Petroleum und Treibölist mit allen Mitteln 
zu fördern, insbesondere durch :den 
Ausbau von Wasserkräften und Hoch- 
spannungsleitungen. 

Die Kommission empfiehlt für alle Gebiete 
der Wirtschaft, insbesondere hinsichtlich der 
landwirtschaftlichen Erzeugnisse, eine Prü- 
fung der Frage, inwieweit die behördlich fest- 
gesetzten Preise im richtigen Verhältnis zu- 
einander stehen und einen angemessenen Er- 
satz für die Unkosten der Produktion enthalten. 
Sie lehnt die vielfach erhobene Forderung der 
Anpassung der Inlandpreise an die 
Weltmarktpreise ab, da die Durchfüh- 
rung dieser Forderungeine Schraube ohne Ende 
bedeutet und zur Katastrophe führen muß, und 
sieht eine straffe Grenzkontrolle als Vor- 
aussetzung einer Differenzierung zwischen In- 
land- und Auslandpreisen an. 


Die Beschäftigung im November 1919. — 
Wenn auch im Anfang des Monats rd 0,4 Mill. t 
Kohle aus den Haldenbeständen abgefahren 
werden konnten, so haben doch Witterung und 
weitere Transportschwierigkeiten die Beliefe- 
rung der Industrie mit diesem wichtigsten aller 
Brennstoffe derart erschwert, daß erhebliche 
Betriebseinschränkungen notwendig, um- 
fangreiche Arbeitseinstellungen und Massenent- 
lassungen drohend wurden. Das ist, wie das 
„Reichs-Arbeitsblatt‘‘ bemerkt, um so be- 
dauerlicher, als die Zahl und der Umfang der 
Auslandsaufträgein dauerndem Steigen be- 
griffen ist. Die wirtschaftliche Lage hat sich 
weiter durch Rohstoffmangel und noch immer 
nicht enden wollende Streiks verschärft. Die 
Arbeitslosigkeit ist sowohl gegen Oktober 


wie gegen das Vorjahr erheblich gewachsen ;sie 


betrug nach den Berichten der Fachverbände 
2,9% von 4,5 Mill. Mitgliedern, u. zw. bei Män- 


nern 2,7% (2.3 i.Vm.), bei den Frauen aller- 


dings nur 3,8% (3,91.Vm.). Der Metallarbeiter- 
verband verzeichnete eine Zunahme von 2,3 
auf 2,5%. Die Lage der Elektrizitätsindu- 
strie gestaltete sich im Berichtsmonat im all- 
gemeinen weiterhin günstig. In Berlin konnte, 
nach Beendigung des Streiks der Metallarbeiter, 
deren Verband dafür 20 Mill. M verausgabte, 


_ die Arbeit wieder in vollem Umfang aufgenom- 


men werden. Für die Großindustrie kamen 
Auslandsaufträge in zunehmender Menge her- 
Hemmend machte sich der Mangel an 
Kohlen und Material geltend. 

Die Elektrizitätsversorgung bot im 
November im wesentlichen das gleiche trübe 
Bild wie bisher. Der besonders in Süddeutsch- 
land stark fühlbare Kohlenmangel nötigte zu 
Einschränkungen und teilweisen Sperrungen. 
Die Folgen hiervon traten wiederum in Betriebs- 
hemmungen und -stillegungen der auf elek- 
trische Arbeit angewiesenen Industriezweige 
zutage. Der Bau von Starkstrommaschi- 
nen und -apparaten war gut beschäftigt. 
Das gleiene gilt für Schwachstromappa- 
rate; bier konnte sogar eine gewisse weitere 
Besserung festgestellt werden. Für die Fabri- 
kation elektrischer Meßinstrumente blieben 
die Bestellungseingänge nur wenig hinter denen 
des Vormonats zurück, so daß auch hier die 
Beschäftigung als gleichbleibend günstig be- 
zeiehnet wird. Ebenso hatte die Beleuchtungs- 
körperindustrie im November gleichmäßig gut 
zu,tun. Die Lage des Installationsgewer- 
bes befriedigte wie im Vormonat. Die Fabri- 
ken isolierter Drähte und Kabel konn- 
ten im allgemeinen über einen günstigen Ge- 
schäftsgang berichten. Kohlen- und Materjal- 
mangel wirkten stark erschwerend, doch ließen 
sich die Betriebe noch immer voll beschäftigen. 


Zunahme der Elektrizitätsgenossenschaften 


‚in Deutschland. — Nach den für 1918/19 von der » 


„Statistischen Korrespondenz‘ veröffentlichten 


‚Ergebnissen der deutschen Genossenschafts- 


statistik sind an der reinen Zunahme der Ge- 


84 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


nossenschaften (ohne die Zentralgenossenschaf- 
ten) um 1774 im Jahre 1918 landwirtschaft- 
liche Elektrizitätsgenossenschaften mit 216 be- 
teiligt gewesen, 233 wurden neu eingetragen, 
17 (mit unbeschränkter Haftung) aufgelöst. An- 
fangs 1918 bestanden insgesamt 39 gewerbliche 
Elektrizitätsgenossenschaften, u. zw. 5 mit un- 
beschränkter "und 34 mit beschr änkter Haftung; 
diese Zahlen haben sieh bis 1919 nicht geändert. 
Dagegen ist die Zahl der landwir tschaftliehen 
Elektrizitätsgenossenschaften im Berichtsjahre 
1918 von 1283 auf 1499 gestiegen, u. zw. auf 173 
mit unbeschränkter und 1323 mit beschränkter 
Haftung ;dazu kommen noch 3mitunbeschränk- 
ter Nachzahlung. In den ersten 3 Monaten von 
1919 wurden 3 gewerbliche und 164 landwirt- 
schaftliche Elektrizitätsgenossenschaften neu 
eingetragen und 1 bzw. 7 aufgelöst. Die Sta- 
tistik dürfte für die weiteren Monate des abge- 
laufenen Jahres eine erhebliche Vermehrung 
nachzuweisen haben. 


Der neue finnländische Zolltarif. — Der 
von der jetzigen Regierung Finnlandsin Kraft 
gesetzte Zolltarif unterscheidet sich von dem 
früheren in wesentlichen Punkten. Vor allem 
ist er in augenscheinlicher Anlehnung an den 
schwedischen sehr eingehend gegliedert. Er 
sieht wie ne in der "Hauptsache Gewichts- 
zölle vor ; daneben sind in ihm aber auch Wert- 
zölle en ist der Zollsatz in bestimmten 
Prozenten vom Warenwert festgesetzt, so ist 
dieser für eingehende unbeschädigte "Waren 
deren Marktpreis gleich zu recbnen, wie er sich 
zur Zeit ihres Einkaufs am Einkaufsplatz, oder 
für eingehende nicht gekaufteWaren, wie ersich 
zur Zeit ihrer Verschiffung am Absende platz 
stellte, in jedem Falle unter Zurechnung des 
Wertes der Umschließung nebst Versicherung, 
Fracht und anderen darauf verwendeten Kosten 
bis zur Ankunft der Ware im Bestimmungs- 
oder Löschungshafen bzw. bis zum ersten finni- 
schen Zollplatz. Wenn der Preis irgend einer 
Warengattung, die ebenfalls in Finnland er- 
zeugt oder her gestellt wird, bei ihrem Verkauf 
zur Ausfuhr nach Finnland niedriger ist als der 
übliche Preis für die Ware im Verkaufslande, 
so kann bei der .Einfuhr nach Finnland neben 
dem geltenden Zollsatz noch ein besonderer 
Zoll festgesetzt werden (Dumpingzoll), ent- 
sprechend dem Unterschied zwischen dem üb- 
lichen Marktpreise im Verkaufslande und dem 
einheimischen Verkaufspreise beim Verkauf zur 
Ausfuhr. Dieser Zoll kann auch auf eine nicht 
zollpflichtige Ware gelegt werden. Unter dem 
Ausfuhrpreis wird der Preis der Ausfuhrfirma 
für die Ware ohne die Kosten, die nach der Ab- 
sendung vom Verkaufslande hinzukommen, ver- 
standen. Wird die Erlegung des vorgesehenen 
besonderen Zolles durch die Absendung der 
Ware in Konsignation ohne vorhergehenden 
Verkauf umgangen, so kann der Staatsrat Be- 
stimmungen tr effen, um solche Ware nachträg- 
lich zum höberen Zollsatz heranzuziehen. Be- 
züglich des Veredelungsverkehrs bestimmt 
das Tarifgesetz, daß Waren, die ausgeführt wer- 
den, um im Auslande einer ihren Charakter 
nicht wesentlich verändernden Ausbesserung 
oder Bearbeitung unterzogen zu werden, inner- 
halb eines Jahres wieder eingeführt werden 
können, u. zw. gegen eine Zollabgabe, die 15% 
des Betrages ausmacht, auf den sich die Aus- 
besserungs- und Bearbeitungskosten beliefen, 
soweit auf’die Waren nicht ein höherer Zollsatz 
angewendet werden kann. Die im Tarif vorge- 
sehenen Zollsätze vom Warengewicht sind, so- 
weit anderes nicht besonders bestimmt ist, 
vom Reingewicht zu berechnen, worunter das 
Gewicht der Ware selbst ohne Aufbewahr ungs- 
mittelund ohne Umschließung zu verstehen ist. 
Bei Waren, die in Umschließungen eingehen, 
wirdin der Regeldas Reingewicht durch direkte 
Verwiegung oder in der Weise ermittelt, daß 
die Ware roh gewogen wird, ohne Umpacken 
oder andere Veränderung des Zustandes, in 
dem sie eingeführt ist ; darauf wird vom Rohge- 
wicht ein Abzug gemacht gemäß den hierüber 
vorgesehenen Bestimmungen, die für den in 
Frage kommenden Gegenstand i in der Tarifan- 
weisung oder in der dem Tarif angehängten 
Taraordnung besonders festgesetzt sind. 

Nach dem Tarif für elektrotechnische 
Waren (Abschnitt IX. C) werden elektrische 
Maschinen, wie Generatoren, Motoren, Um- 
former, Transformatoren, von höchstens 500 kg 
je Stück mit 10 % des W ertes, bis 1500 kg netto 
mit 0,60 und darüber noch je kg mehr mit 0,35 
finn. M/kg verzollt. 10% vom Wert betr ägt auch 
der Zoll auf nieht besonders benannte elektro- 
technische Spezialapparate. Für Glühlampen 
undElektrizitätszählerstelltersich auf 1,50finn. 
M/kg br., für Koch- und Heizapparate, Kohlen- 
bürsten (auch i in Vereinigung mit anderem Ma- 
terial), montierte Sicherungsapparate, Wider- 
stände, Regulatoren, Glühlampenfassungen, 
Schalter, Bogenlampen und Teile davon, Schein- 
werfer und werfer und Schwanhströmapparateiaufil Üinn. 7 0. N Wel, auch „he Bibtriame SIE a 2 Se a auf 1 finn. 


M/kg br., für isoliertes Leitungsmaterial auf 
0,80, für Dynamodraht, handbetriebene Öl- 
schalter auf 0,60/kg br., für Isolierrohr- nebst 
Zubehör auf 0,50, für galvanische Elemente auf 
0,40, für Kabelschnüre und -drähte mit oder 
ohne Armierung auf 0,20 und für Akkumulato- 
ven und ihre Teile auf 0,15 finn. M/kg. Letzte- 
rer Satz je kg br. gilt auch für elektrischen 
Zwecken dienende Kohlen je Stück netto 
3 kg oder darüber. Soweit nichts anderes be- 
stimmt ist, gelten die Zollsätze für Maschinen, 
ganz oderin Teile zerlegt, auch dann, wenn we- 
sentliche Bestandteile fehlen. Für zerlegte Ma- 
schinen soll der Wareneigentümer eine er- 
klärende Beschreibung und eine Aufzählung 
der Teile beibringen. Das zeitlich verschiedene 
Eingehen der Teile soll, wenn der Eigentümer 
es verlangt, kein Hindernis für die Anwendung 
des für die Maschine im ganzen geltenden Zoll- 


satzes bilden. Zrd. 
Die Einfuhr elektrotechniseher Erzeugnisse 
in die südafrikanische Union. — Nach einem 


von den „Weltw. Nachr.‘ mitgeteilten Auszug 
aus dem Bericht des englischen Handelskom- 
missarsin Kapstadt Goode über den Handel 
Südafrikas während des Jahres 1918!) betrug 
der Wert der Einfuhr elektrischer Maschi- 
nen trotz der sehr bedeutenden Verteuerung 
nur 126323 £ gegen 451280 £ in 1913, die 
wirklich eingeführte Menge also wahrscheinlich 
weniger als 20% der 1913 importierten. Der 
Anteil Englands war relativ stärker als 1913, 
doch ist zu berücksichtigen, daß die deutsche 
Einfuhr, die in letzterem Jahre einen Wert von 
252 746 £ hatte, 1918 ganz aufhörte. Während 
der Import Amerikas 1913 nur 10% der Ge- 
samteinfuhr an elektrischen Maschinen betrug, 
erreichte er 1918 ungefähr die Hälfte. In vielen 
Fällen sind Maschinenaufträge während der 
Kriegszeit zurückgehalten worden, weshalb 
man jetzt auf eine erhöhte Nachfrage rechnen 
kann. Die Gesamteinfuhr an elektrischem 
Material, Kabeln und Leitungsdraht bewer- 
tete sich 1913 zu 250 669 £, 1918 aber nur zu 
90 624 £. Der englische Import ist von 170 293 
£in 1913 auf 19 744 £ zurückgegangen, dagegen 
hat der amerikanische sich von 4977 £ auf 
32 026 £ erhöht. Besonders bemerkenswert ist 
die Zunahme der japanischen Einfuhr, die 1918 
den Wert von 33 955 £ erreichte, einen Betrag, 
der größer ist als der irgend eines anderen Lan- 
des, und dabei hat Japan erst 1917 mit 142 £ 
angefangen, seine Waren auf den südafrikani- 
schen Markt zu bringen. Wie der Berichter- 
statter schreibt, hält man es in Anbetracht der 
unter geordneten Güte der japanischen Erzeug- 
nisse und der Unmöglichkeit, sich darauf zu 
verlassen, daß sie den Mustern entsprechend. 
geliefert werden, nicht für wahrscheinlich, daß 
Japan sich im Markte halten kann, sobald an- 
dere Länder in der Lage sind, den Bedarf zu 
decken. Der Wert des Imports elektrischer 
Ausrüstungsstücke“einschl. Telegraphen- 
stangen ist seit 1913, wo er 263 768 £ aus- 
machte, auf 282 093 £ angewachsen ; diese Er- 
höhung "Tindet indessen wesentlich in der beden- 
tenden Wertsteigerung der Artikel ihre Be- 
sründung. 1918 hatte die britische Einfuhr ge- 
nannter War en einen Wert von 82 543 £ gegen 
154 775 £im Jahre 1913. Der Import aus den 
V. 8. Amerikas stellte sich für beide Jahre auf 
79233 £ bzw. 29578 £. Auch auf diesem Ge- 
biet ist die Einfuhr Japans ständig gestiegen, 
u. zw. auf 24327 £ (6052 1.V.). Holland hat 
1918 für 94515 £ elektrische Ausrüstungs- 
stücke nach Südafrika gebracht gegen 2901 £ 
im Jahre 1913. Der Berichterstatter nimmtan, 
daß in dem lebhaften Wettbewerb um das 
früher von Deutschland betriebene Geschäft 
die V. S. Amerika sich einen großen Anteil dar- 
an sichern dürften. 


Kleine geschäftliche Mitteilungen. 


Aus der Geschäftswelt. — Die Kabel- und 
Gummiwerke Dr. Cassirer & Co., Charlotten- 
burg, sind mit einem Aktienkapital von 6 Mill. 
M, von denen die Handelsgesellschaft Dr. Cas- 
sirer & Co. 4,25 Mill. M übernommen hat, in 
eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden. 


. Der Gegenstand des Unternehmens erfährt da- 


durch keine Änderung. Den Vorstand bilden 
Dr. H. Cassirer, Ingenieur A. Cassirer und 
Kaufmann E. Krüger. — Die Ende 1919 in 
München eingetragene Donau Elektrizi- 
täts-Gesellschaft m. b. H. nennt uns als 
Gegenstand des Unternehmens den Vertrieb 
von Motoren, Transformatoren, Zählern, Meß- 
instrumenten, Lampen, Apparaten und Instal- 
lationsmaterial, insbesondere in den an die Do- 
nau grenzenden Ländern. — Mit 3 Mill. Min 
Merklinde gegründet, übernimmt die Baye- 
rische Kraftwerke A.G. das Vermögen der 
in Liquidation tretenden G. m. b. H.. gleichen 


1) Vgl. auch „The Electrician“ 1919, Bd. 83, S. 643. 


Heft 4. 


22. Januar 1920. 


Namens. — Die Große Leipziger Straßen- 


bahn ist nunmehr mit Wirkung vom 1. I. 1919 


mit allen Aktiven und Passiven sowie mitihrem 
Betrieb in den Besitz der Stadt Leipzig über- 
gegangen. Der Übernahmepreis beträgt rd. 
20,895 Mill. M. — Eine a. o. Generalversamm- 
lung der A.G. für elektrotechnische Un- 
ternehmungen, München, hat den Abschluß 
einer Betriebsgemeinschaft mıt der A.G. für 
Licht- und Kraftversorgung, München, auf 
12 Jahre genehmigt. 


Se eh 


Kohle. — Die Zechenbesitzerversammlung 


des Rheinisch-Westfälischen 
syndikats, 
lungen mit dem Reichskohlenverband die Preis- 
erhöhungab 1. bzw. 10. I. 1920 für Kohlen all- 
gemein zu 20 M, für Koks allgemein zu 28,35 M 
und für Briketts zu 42,15 M/t festgesetzt, u. zw. 
einschl. der jetzt gültigen 20 Yigen Kohlen-und 
1,5 %igen Umsatzsteuer. 


Eisen und Stahl. — Der Roheisenverband 
hatneuerdings beschlossen, die Preise aller Lie- 
ferungen ab 8.1. 1920 wie folet zu erhöhen: für 
Hämatit und c-armes Stahleisen um 547 M, 
für Gießereirobeisen um 410 M, für Siegerlän- 
der Stahl- und Spiegeleisen um 151 M. 
Grundpreise ab Werk betragen sonaech für Hä- 
matit 1718,50 M, für Gießereirobeisen I und III 
1324,50. M bzw. 1323,50 M, für Siegerländer 
Stahleisen 977 M und für 10 bis 12 Yiges Spie- 
geleisen 1047 M/t. Mit Ausnahme des Zu- 
schlages zur Bildung der Kredite für ausländi- 
sche Erzbezüge sind diese Preiserh öhungen vom 
Reichswirtschaftsminister genehmigt worden. 


Kohlen - 


Metallpreise.. Nach den Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer- 
notiz bzw. der Kommission des Berliner ar: 
börsenvorstandes in M/100 kg: 


Metall | 16.1. | 13.1. 
Elektrolytkupfer (wire- 
bars), prompt, cif Ham- 

_ burg, Bremen, Rotterdam | 2550 2450 


Raffinadekupfer 
99/99,3%/,,10okoGroß-Berlin 

Originalhütten - Weich- 
blei, ab Hütte oder loko 


350— 2400 2325 — 


930 ° 


Groß-Berlin . . 910— 20 
Originalhütten - Rohzink, 

Syndikatspreis ab Hütte 

oder Lager _. 510: | 510 
desgl. Preis im freien Ver- 

kehr, ab Hütte oder 

Lager 900 530— 890 


Origimalhütien-Alumi-- 
nium 93/99%, in gekerb- 
ten Blöckchen, ab Hütte 
oder loko Groß-Berlin . 3450-3550 3300-3350 

Zinn, Banka-, Straits-, 
Billiton., loko’ Hamburg 
oder Groß-Berlin 181008200 74007450 

Hüttenzinn, mindestens 
990/,, loko Hamburg oder 
Groß-Berlin . 

Reinnickel 98/99 %,, 1oko 
Hamburg oder Groß- 
Berlin. . 4800— 4900 

Antimon- Regulus, "loko 
Hamburg SASE Sr BSH 
Berlin . 3 1300 1200 


Metallzuschläge für isolierte Drähte. 
Für die Woche vom 18. bis 24. I, 1920 beträst 
der Kupferzuschlag 10,00 M, der Alumi- 
niumzuschlag 16,50 M. 


80008100 7300— 7350 


4400 - 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 2. Wer liefert Einrichtungen zum 
einwandfreien Prüfen von Dreh- und Gleich- 
stromankern ? 


Essen, hat gemäß den Verhand- 


Die. 


Frage 3. Wer liefert Gleichstrom-Span- 


rain klekt für Klingelanlazer: zum An- 
schluß an 110 oder 220 V? 


Berichtigung. 


: "In. ETZ“ 1919; 8.667, muß es in der 
ersten Zeile nach Abb. 5 anstatt 435 A richtig 
420 A heißen. Die daraus gefolgerten Werte 
ändern sich in dem gleichen Verhältnis. 


Auf S. 673: „ETZ‘““ 1919 muß es richtig 
heißen: 


Is = 0,55 (108 -; + —2). 


Die Gr enzwerte, ae ae sich der 
Wert }s bewegt, sind demnach De etwa 0,2 bis 
0,5 anzugeben. 


Abschluß des Heftes: 17. Januar 190. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. ©. Zeh me in Berlin, — Verlag von JuliusSprin 8 erin BTTTE N Dr = Far die Bchriftieitung vorantworiieh: B. 0. Zieh de En ee ee 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


j (Zentralblatt für 


r Elektrotechnik) 


eh des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — "Toring von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Die Bedeutung der Meß- und Betätigungs- 
stromkreise in Schaltanlagen. 


Von Heinrich Probst. 


Übersicht. Die Hochspannungs-Stromkreise der 

meisten Schaltanlagen werden schon seit einer Reihe 
von Jahren mit großer Sorgfalt durchgearbeitet oder 
zum mindesten wird der Versuch gemacht, sie 
zweckmäßig anzuordnen. Dahingegen wird den 
Meß-, Betätigungs- und Signalstromkreisen nicht 
immer diejenige Beachtung geschenkt, die ihnen 
mit Rücksicht auf die Betriebssicherheit der Schalt- 
anlage zukommt. Die nachstehenden Ausführungen 
schildern daher die Gefahren, die den Elektrizitäts- 
werken bei Vernachlässigung der Meß- und Be- 
tätigungsstromkreise entstehen und sollen gleich- 
zeitig zeigen, durch welche Maßnahmen man diese 
Gefahren auf ein Minimum beschränken kann. 


In der Rundschau ‚Schaltapparate und 
Schaltanlagen in den Kriegsjahren‘%) habe ich 
u. a. auch auf die Bedeutung hingewiesen, 
welche den Meßleitungen in einer Schaltanlage 
zukommt. Diese Bedentung ausführlicher zu 
begründen, als dies im Rahmen der Rundschau 
seschehen konnte, ist der Zweck der nach- 
stehenden Ausführungen. 

Die bei den Hochspannungsanlagen für 
einen Stromkreis erforderlichen Meßleitungen 
traten nicht ‚besonders in Erscheinung, solange 
man die Meßinstrumente unmittelbar in die 
- Hochspannungsleitungen einzubauen pflegte. 
In dem Augenblick jedoch, wo Meßinstrumente 


und Relais zum Finbau gelangten, die duich 


mehr oder weniger zahlreich eingebaute Strom- 
und Spannungstransformatoren gespeist wur- 
den, machte sich die Anzahl der Meßleitungen 
schon mehr bemerkbar. Dieletzteren haben sich 
seit der Einführung der Fernschaltanlagen noch 
um diejenigen Diähte vermehrt, welche für die 


‘elektrische Betätigung der Hauptschaltappa-. 


rate erforderlich sind. Hierzu kommen noch 
einige Leitungen, welche für die Fernsteuerung 
des Turbinenregulators, für die automatische 
Abschaltung der Erregung, für den Schnellreg- 
- ler und für die Signalapparate gebraucht wer- 
‘den. Man sieht hieraus, daß die Anzahl der bloß 
für einen Generator erforderlichen Meß- und 
Betätigungsleitungen bei den heutigen Fern- 
'schaltanlagen schon einen beträchtlichen Um- 
- fang angenommen hat. Zeigt sich mın ein Feh- 
ler in diesen Leitungen, oder gewährleisten die 
dazu erforderlichen Anschlußklemmen keinen 
richtigen Kontakt, dann können die Überstrom- 
- relais oder andere Schutzapparate die in Serie 
- mit den Leitungen und Klemmen liegen, nicht 
rechtzeitig er aueh gar nicht zur Wirkung 
kommen. Der Generator ist also gefährdet, und 
was dies bedeutet, kann man am besten ermes- 
sen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß In 
Deutschland die Leistung eines einzelnen Gene- 
rators schon auf 60 000 kVA gestiegen ist. Ohne 
Berücksichtigung des indir hen Schadens k ann 
also durch eine schlechte Klemme oder eine 
fehlerhafte Meßleitung dem Kraftwerk ein 
Sehaden von mehreren 100 000 M zugefügt 
werden. 
Aber nicht bloß der einzelne Generator ist 
- gefährdet, nein, der ganze Betrieb muß sogar 
längere Zeit unterbrochen werden, wenn die 
Meß- und Betätigungskabel, welche von den 
Hochspannungskammern bis zur Meßinstru- 
mententafel erforderlich sind, im Falle eines 


») Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 246, 


"konnte. 


Berlin, 29. Januar 1920. 


Heft 5. 


Ölschalterdefektes durch brennendes Öl in 
Brand geraten. Dieser Fall tritt dann ein, wenn 
die Meßleitungeni in den Hochspannungsräumen 
so verlegt sind, daß das brennende Öl in die Lei- 
tungskanäle selangen kann. Aber noch andere 
Übelstände, wenn auch nicht von so schwer wie- 
senden Folgen begleitet, ergeben sich, wenn die 
Verlegung der Meßdrähte nicht in der richtigen 
Weise. erfolgt. 

Vor. der Inbetriebsetzung eines neuen 
Kraftwerkes pflegt man in der Regel die erfor- 
derlichen Schutzvorrichtungen auf ihre richtige 
Arbeitsweise hin auszuprobieren. Nur der Zäh- 
ler kann nicht immer gleichzeitig geprüft werden, 
weil hierzu die erforderliche Dauerbelastung 
fehlt. Nach einer gewissen Zeit der Inbetrieb- 
setzung, wenn die Belastung des Werkes gestie- 
gen ist, stellen sich hier und da Differenzen zwi- 
schen den Angaben der Meßinstrumente und den 
Angaben der Zähler ein. Die Betriebsleitung ver- 
langt deshalb vom Lieferanten der Schaltanlage 
die Entsendung eines Zählerrevisors, der bei der 
Kontrolle feststellt, daß die Spannungsdiähte 
nicht richtig am Zähler angeschlossen sind und 
‚daher vertauscht werden müssen. Nachdem seit 
der Abreise des Zählerrevisors wieder eine gewisse 
Zeit verflossen und die Belastung des Werkes 
weiter gestiegen ist, schalten die Rückstromrelais 
den belasteten Generator zu einer Zeit von den 
Sammelschienen ab, in der ein Rückstrom über-. 
haupt nicht aufgetreten ist oder nieht auftreten 
Die Folge dieses Vorfalles ist die aber- 
malige Reise eines Ingenieurs, der die Rück- 
stromrelais kontrollieren muß. Die Unter suchung 
der letzteren an Ort und Stelle ergibt dann ge- 
wöhnlich, daß der Zählerrevisor Bond Vertan: 
schen der Spannungsd:ähte unbeabsichtigter- 
weise auch das Potential der Spannungsklemmen 
der Rückstromrelais geändert hat. Weit unan- 
genehmer als die Kosten, die dem Lieferanten der 
Schaltanlage durch solche Reisen entstehen, sind 
die Störungen des Betriebes durch derartige Vor- 
gänge. 

Manchmal kommt es auch vor, daß der die 
Instrumente und Zähler kontrollierende Beamte 
die Maschine unbeabsichtigterweise zum Ab- 
schalten und durch das Vertauschen der Span- 
nungsd ähte die Synehronisierungin Unordnung 
b:ingt. Der Betriebsleiterläßt aus diesem Grunde 
ungern die Rückseite der Schaltanlage betreten 
und die Anlage regelmäßig kontrollieren. Macht 
man dem obenerwähnten Zählerrevisor irgend- 
welche Vorwürfe, so weist dieser jegliche Schuld 
weit von sich, indem er betont, daß dieschlechte 
und unklare Ve’legung sowie die falsche Be- 
zeichnung der Meßleitungen eine richtige Kon- 
trolle der Anlage einfach unmöglich machen. 

Die Betriebsstörungen, die den verschie- 
denen Elektrizitätswerken durch schlecht ver- 
legte Meßleitungen bisher zugefügt wurden, sind 
mindestens so zahlreich, wie die durch Ölschalter- 
brände verursachten Betriebsunterbrechungen. 
Die erstgenannten Störungen unterscheiden sich 
von den letztgenannten nur dadurch, daß sie 
nicht soleicht an die Öffentlichkeit gelangen. Wie 
oft wohl konnte ein betriebsfertiger Generator 
nicht rechtzeitig auf das Netz geschaltet werden, 
weil einin der Schaltanlage aufgetretener Fehler 
durch die mangelhafte Verlegungsart der Meß- 
drähte nicht schnell genug entdeckt und beseitigt 
werden konnte. Die Klagen des Betriebsperso- 
nals in dieser Beziehung würden, wenn sie zu 
Papier gebracht wären, sicherlich mehrere Bände 
füllen. Aber noch mehr als das Betriebspersonal 


‚leiden diejenigen Ingenieure unter unklar ver- 


legten Meßleitungen, die sich andauernd mit der 
Inbetriebsetzung und mit der Kontrolle von ' 
Schaltanlagen beschäftigen müssen. 

Die große Bedeutung, die den Meß- und Be- 
tätigungsleitungen für die Betriebssicherheit der 
Schaltanlagen zukommt, dürfte aus den obigen 
Ausführungen bereits zu ersehen sein. Sie wird 
aber noch stärker zur Geltung kommen, wenn 
man die zahlreichen Meß- und Betätigungsstrom- 
kreise in der umstehenden Abb. 1 genau ver- 
folgt. In dieser Abbildung ist nämlich das Schalt- 
bild eines Generators dargestellt, der mit den 
heute üblichen Meß-, Schutz- und Signaleimtich- 
tungen ausgerüstet ist. Die Einzelheiten dieses 
Schaltbildes sollen die folgenden Angaben er- 
kenntlich machen. Der in Abb. 1 angedeutete 
Generator wird von einem Schalthaus aus regu- 
liert, das auslokalen Gründen in beträchtlicher 
Entfernung vom Maschinenhaus errichtet wurde. 
Aus diesem Grunde enthält das Schalthaus auch 
eine, Signalvorıichtung, die eine optische Ver- 
ständigung des Schalttafelwärters mit dem Ma- 
schinenhauspersonal eimöglicht. Diese Signal- 
vorrichtung ist im Schalthaus auf einem Pult 
montiert, im Maschinenhaus hingegen ist neben 
der Turbine eine Säule aufgestellt, die außer der 
Signalvörrichtung noch ein Wattmeter zwecks 
Kontrolle der Leistung des Generators trägt. 

Um die Haupterregesleitungen, die einen 
größeren Querschnitt erfordern, so kurz als mög- 
ich zu halten, ist der. Magnetregulator in der 
Nähe des Generators, u. zw. im Maschinenhaus- 
keller aufgestellt. Dieser Magnetregulator wird 
vom Maschinenhaus aus elektrisch gesteuert. Der 
Nebenschlußregulator dagegen steht hinter der 
Meßinstrumententafel und wird von einem 
Schaltpult aus von Hand bedient. Im Maschi- 
nenhauskeller befindet sich außerdem noch ein 
Ölschalter, der eine Erdung des neutralen Punk- 
tes des Generators vom Schalthaus aus eımög- 
licht. Aus dem Schaltbild ist auch weiter zu er- 
sehen, daß die für (den Überstromschutz desGene- 
rators und der Maschinenkabel erforderlichen 
Stromwandler in der Nähe der Generatorklem- 
men montiert sind. Die für den Rückstrom- 
schutz notwendigen Stromwandler befinden sich 
dagegen im Schalthaus. Sobald die Überstrom- 
oder Rückstromrelais in Tätigkeit treten, wird 
automatisch ein Widerstand in die Eıregung ein- 
geschaltet, der die Zerstörung der Generator- 
wieklungen im Falle eines Defektes duch Ver- 
minderung der Erregerspannung auf ein Mini- 
mum beschränkt. Außer den für den Generator 
notwendigen Meßinstrumenten und Betätigungs- 
apparaten sind auch die Maximal- und Rück- 
stromrelais sowie Zähler und Registiierinstru- 
mente im Schaltraum montiert. Die eigentliche 
Bedienungstafel enthält nur die für die ständige 
Beobachtung desGenerators unbedingt erforder- 
lichen Instrumente. Um also diese Tafel nicht 
unnötig mit Apparaten zu belasten und nicht 
unrulig und unübersichtlich zu gestalten, sind 
die Relais und Zähler auf besondere Marmorplat- 
ten montiert. 

Die für die elektrische Fernsteuerung der 
Schaltapparate erforderlichen Betätigungsschal- 
ter und Signalapparate befinden sich auf einem 
Schaltpult, das in einem Abstand von 1 m vor 
der Bedienungstafel aufgestellt ist. 

Die für den Generator erforderlichen Meb- 
leitungen und Klemmen verteilen sich auf drei 
Räume, u. zw. auf das Maschinenhaus, das 
Schalthaus und den Schaltraum, Diese räumliche 


’Rückansicht des 5; 'ynchronisierfeldes: (Rückansicht desTirrillfeldes 


Rückansicht der Relais-und Zählertafel. 


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Erdungswicerstand. 


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Bemerkung: Messleitungsquerschnitte, wo nıchls anderes vermerkt, 4 "Im? Ci 


Avl. 1. Mes, Lucätigungs- und Sigualleitungen eins Generatorschaltfeldes. 


86 


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‚Jegten Meßd’ähte. 
‘die Leitungen, welche in den beiden Hochspan- 


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28. Januar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


nn 


1920. 


Heft. 5. 


‚87 


Be ar: ; ) 


Trennung ist auch in dem Schaltbild besondeı s 
zum Ausdruck gebracht. Die Verbindung der 
Meß- und Betätigungsleitungen zwischen den 
verschiedenen Räumen geschieht duch mehr- 


* adıige Kabel, deren Adeın, ım sie leichter kon: 


trollieren zu können, verschiedenfaı big ausge- 
führt wurden. Diese Kabel sind mit flachen End- 
verschlüssen versehen, welche vnterhalb- von 
Klemmenleisten montiet sind. 


In den Hochspannungskamme:n des Schalt- 
‚hauses sind die Meßleitungen, die von den Stıom- 
 wandleın und Meßtransfoı matoren zu besonde- 

ren Klemmleisten führen, in Rohren verlegt. Im 
Schaltraum hingegenliegen die für die Meßinstru- 
mente und Apparate erforderlichen Drähte auf 
der Rückseite der Marmortafeln oder auf Zwi- 
schenwänden, welche zwischen je zwei Feldern 
aufgestellt wurden. Diese Zwischenwände, eine 
seit vielen Jahren typische Erscheinung bei den 


- A.E.G.-Betätigungstafeln, sind notwendig, wenn 
man die zahlreichen Meßdiähte übersichtlichund 


leicht kontrollieıbar zu den verschiedenen Meß- 
instrumenten, Betätigungs- und Signalapparaten 
führen will. x 

Die dreipolig ausgeführten Hochspannungs- 
Trennschalter, die im Sammelschienenraum des 
Schalthauses montieıt wurden, sind mit Signal- 
kontakten versehen, so daß die auf dem Schalt- 
pult montierten Lampen dem Schalttafel wäiter 
die Stellung der Trennschalter jederzeit kenntlich 
machen. Außerdem sind noch Signallampen an 
der Außenseite der Hochspannungskammein an- 


gebracht, so daß man vor dem Betreten derselben 
_ feststellen kann, ob dieim Obergeschoß montier- 


tenund nicht sichtbaren Trennschalter sichin der 


‚ein- oder ausgeschalteten Stellung belinden. 


Umgekehit läßt sich im Sammelschienenrau.m 
durch eine Signallampe feststellen, ob der im 
Erdgeschoß untergebrachte Ölschalter ein- oder 
ausgeschaltet ist. Diese Signaleimichtungen 
haben den Zweck, das Personal möglichst vor 
persön'ichem Scha den zu schützen und die Schalt- 
anlage vor Schäden zu bewahren, die das Bedie- 
‘nen der Tiennschalter unter Strom verursachen 
würde. 

-  » Derartige Ein’ichtungen ww den von der 
-A.E.G. im Schalthaus des Elektrizitätsweıks 
Bremen schon vor acht Jahren mit gutem Erfolg 


‚eingebaut. Selbstverständlich dinfen diese Vor- 


richtungen nicht als Allheilmittel gegen Unfälle 
‚betrachtet werden, denn in Hochspannungs- 
räumen soll man trotzalledem nur zuverlässiges 
Personal arbeiten lassen. Zu empfehlen ist auch 
bei der Anwendung derartiger Signaleimichtun- 
‘gen die Benutzung d eipoliger Trennschalter, 
weil bei diesen die Signalkontakte außerhalb der 
Hochspannungskammern angebracht werden 


Verfolgt man nach dieser Erläuterung die 


 Meß- und Betätigungsstromkreise in Abb. 1, so 


"sieht manlinker Hand dieim Maschinenhaus ver- 
Anschließend hieran folgen 


nungsıäumen des Schalthauses erforderlich sind. 
Auf der rechten Seite der Abb. 1 sieht man die- 


‚jenigen Meßdiähte, welche auf der Relais- und 
 Meßinstrumententafel undauf den Schaltpulten 


sowie den Zwischenwänden ihren Platz gefunden 
haben. Die Rückseite der für den Tirnllregler 
und für die Synchronisierungsapparate erfor der- 
lichen Masmortafeln und Meßd'ähte sind in 
Abb. 1 obenrechts sichtbar. Die für die Parallel- 
schaltung eıforderlichen Synchionisierungslei- 
tungen sowie die für die e!ektrische Betätigung 
‚der verschiedenen Schaltapparate notwendigen 
Gleichstromleitungen werden obeı halb der MeBß- 
instrumententafel verlegt. 


Wie aus dem Sehaltbild Abb. 1 hei vorgeht, 


'sind von den Meßleitungen nur die spannungfüh- 


renden Drähte gesichert. Auch die Signalleitun- 
gen haben schwache Sicherungen erhalten, weil 
die kleinen Signallempen öfters zum Durch-. 
‚brennen neigen. Die Betätigungs-, d.h. Ein- und 
-Ausschaltleitungen sind wesentlich stärker ge- 


sichert als die Meß- und Signalleitungen, Jedes 


Schaltfeld hat dem Schaltbild gemäß eine be- 
sondere Sicherung e: halten und die Gleichstrom- 
leitung, welche von der Batterie aus den Betäti- 
gungsstiom der Schalttafel zuführt, ist außerdem 
noch an der Anschlußstelle geschützt. Die letz- 
tereliegt nicht etwa, wie vielfach üblich, hinter 
der Batte.iesicherung, sondern zwischen dierer 
und der Batte ie. Bei dieser Schaltung bleibt die 
Gleichstromleitung, welche zur Schalttafel führt, 
noch unter Spannung, selbst wenn die Haupt- 
sicherung der Batterie durch einen im Gleich- 
stromnetz des Kraftwerkes auftretenden Kurz- 
schluß zum Durchschmelzen gebracht wird. Die 
von der Batterie zur Schalttafel führenden 
Gleichstromleitungen müssen auch mit großer 
Sorgfalt verlegt und frei von Erdschluß gehalten 
werden. 

Die Anzahl der Betätigungsleitungen läßt 
sich etwas verringern, wenn man die von der 
Batterie kommenden Leitungen nicht bloß hinter 
der Schalttafe]l anordnet, sondern auch in die 
Hochspannungsiäume hineinführt. Bei dieser 
Verlegungsart befinden sichaber die Gleichstrom 
leitungen nicht unter dauernder Kontrolle des 
Schalttafelwärters und sie können deshalb auch 
leichter zu Störungen Veranlassung geben. 

Die Abb. 1 dürfte ohne weiteres noch den 
Beweis dafür liefern, daß es nicht mehr angängig 
ist, bei den großen Fernschaltanlagen die Art der 
Verlegung der Meßleitungen den Monteuren an 
Ort und Stelle zu überlassen. Diese Leitungen 
müssen vielmehr schon im Bureau von gut ein- 
gearbeitetem Personal zeichnerisch festgelegtund 
genau bezeichnet werden. 

Abgesehen von den für die elektiomagneti- 
schen Antriebe deı Ölschalter erforderlichen Ein- 
schaltleitungen führen die Meßd’ähte keinen 


größeren Dauerstrom als 5 A. Für die Spanmungs- 


leitungen kommt sogar noch ein wesentlich ge- 
ıingerer Strom in Frage. Man würde demnach 
bei den Meßleitungen mit einem Querschnitt von 
1,5 bzw. 2 5mm?auskommen, wenn nicht bei den 
großen Fernschaltanlagen die räumliche Entfer- 
nung zwischen den Stiomwandle'nund den Meß- 
instrumenten sehr groß ausfallen würde. Aus 
diesem G:unde ist es notwendig, auf den Span- 
mıngsabfall der Meßd ähte Rücksicht zu nehmen, 
und je nach der Entfe' mung wi: d bei den Adeın 
der Meßkabel mit einem Drahtquerschnitt vou 
4 bis 6 qmm zu rechnen sein, Dieser Querschnitt 
ist für die Spannungrd ähte zwar reichlich groß, 


“er wirdaber tiotzdem für diese Diähte vielfach 


beibehalten, damit in der Schaltanlage nur eine 
Soıte Betätigungskabel Verwendung finden 
kann. Um auch für die mehr als 5 A führenden 
Einschalt- und Erregerleitungen das eben er- 
wähnte mehrad'ige Kabel benutzen zu können, 
werden hin und wieder mehrere Adeın parallel 
geschaltet. Verwendet man jedoch für diegroßen 
elektromagnetischen Antıiebe der Schaltappa- 
rate Zwischenschalter, so führen die Einschalt- 
leitungen keinen nennenswerten Strom mehr und 
die Parallelschaltung mehrerer Drähte ist nicht 


‚mehr notwendig. . 


Die einzelnen Ade:n der Betätigungskabel, 
deren Anzahl in der Regel zwischen 6 und 10 
schwankt, enden in flachen Spezialendverschlüs- 
sen, die unte:halb von Klemmenleisten montiert 
werden. Dieletzteren ordnet die A.E.G. inihren 
Hochspannungssäumen so an, daß sie durch Ö!- 
schalterdefekte, d. h. brennendes Öl, nicht er- 
reichbar sind. Erst von diesen Klemmenleisten 
aus führen die verschiedenen Meßd' ähte inRoh: en 
verlegt zu den in den Hochspannungskammeın 
montierten Ö:schaltern, Stromwandlen und 
Meßtransfoı matoren. Diese innerhalb der Hoch- 
spannungskammern veilegten Meßd'ähte werden 
natürlich bei einem Ölschalter defekt mehr oder 
weniger in Mitleidenschaft gezogen. Da sie aber 
leicht ersetzbar sind, so spielt für den Betrieb 
eine Zerstörung dieser D:ähte keine nennens- 
weıte Rolle. Die Hauptsache ist, daß das mehr- 
adrige Betätigungskabel, welches von der Vor- 
derseite der Hochspannungskammer zur Meß- 
instrumententafel fühıt, auf alle Fälle gesund 


bleibt, 


Was nun die Ausführungsart der Betäti- 
gungskabel anbetrifft, so sollte der Feuersgefahr 
wegen stets die Juteumhüllung foıtgelassen wer- 
den. Mit Rücksicht auf die bei der Verlegung 
möglichen mechanischen Beschädigungen ver- 
dienen eisenbanda' mierte Betätigungskabel den 
Vorzug. Bei größeren Entfernungen die Meß- 
dıähte in Rohren zu verlegen, ist nicht zu emp- 
fehlen. Die Anzahl der Ver bindungsstellen er- 
höht sich und man ist bei einer Rohrverlegung 
infolge des Einziehens der Drähte auch zu sehr 
von der Zuverlässigkeit des Montagepersonals 
abhängig. 

War bisher von den Meßleitungen die Rede, 
so sollen jetzt die Anschlußklemmen einer kurzen 
Betrachtung unter worfen werden. In den ersten 
Jahren der Einführung von Fernschaltan!agen 
wurden einfache Messingstücke als Anschluß- 
klemmen benutzt, die mit zwei Anschlußschrau- 
ben versehen, in einem gewissen Abstand von- 
einander auf der Rückseite der Ma:mortafel 
montiert wurden. Diese Anordnung hatte aber 
den Nachteil, daß bei Spannungen über 500 V 
schon Überschläge erfolgten, und vor allen Din- 
gen bei Reinigungen bzw. bei einer Kontrolle der 
Anlage zufällige Überbrückungen zweier Klem- 
men mit verschiedenen Polen stattfinden konn- 
ten. Aus diesem Grunde wurdenspäter die Klem- 
men. auf besonderen Porzellankörpeın montiert, 
die mit Zwischenwänden versehen waren. Aber 
auch die Zwischenwände dieser Konstruktion 
erwiesen sich bei 600 V als zu niediig, und ein ge- 
wisser Nachteil bestand noch darin, daß nicht 
einzelne Klemmen, sondeın nur zwei Ausfüh- 
rungsarten, u. zw. Porzellankörper, für die Auf- 
nahme von 3 und 8 Klemmen eingerichtet, fabri- 
ziert wurden. 

Um die oben geschilderten Nachteile zu ver- 
meiden, benutzte die A.E.G. in den letzten Jah- 
ren ausschließlich die Anschlußklemmen „Sy- 
stem Kannengießer“, welehe durch DRGM ge- 
schützt sind. Bei dieser, in der Abb. 2 darge- 


"2 
Abb. 2. Anschlußklemmen „System Kannengiesser“. 
stellten Konstruktion wei den die aus Steatit be- 


stehenden einzelnen Klemmenträger mit den An- 
schlußklemmen auf ein 3 bis 38,5 mm starkes 


Abb. 3. Unterhalb der Ölschaterantriebe montierte 
= Anschlußklemmen, 


Winkel- oder Flacheisen aufgereiht. Die einzel- 
nen Klemmen, die durch zwei Endbefestigungen 
zusammengehalten werden, sind durch einereich- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920 


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28. Januar. 1920. ; 


lich hohe isolierende Zwischenwand voneinander 
getrennt und lassen sich ohne Entfernung der 
neben'iegenden Elemente auswechseln. Wie aus 
der Abb, 2hervorgeht, kann zum Anschluß meh- 
rerer Parallelleitungen ein besonderes Anschluß- 
stück benutzt werden. Man sieht, daß bei dieser 
außerordentlich beweglichen Konstruktion be- 
nachbarte Klemmen nicht übeıb: ückt. werden 
können. Der mittlere Steg der letzteren wird 
dazu bemutzt, um jeden einzelnen Stıomki eis ge- 
nau zu bezeichnen. Die verschiedenartigen lo- 
kalen Anordnungen der Klemmenserien gehen 


Abb. 4. Blechsockel als Verkleidung der Anschluß- 
klemmen. 


aus den nebenstehenden Abb. 3 bis 5 hervor. 


Abb. 3 zeigt die Anordnung der Klemmenleisten 
in Hochspannungsräumen, u. zw. sind siein die- 
sem Falle unterhalb de: Ölschalterantriebe, also 
auf der Vorderseite der Ölschalterkammer mon- 
tiert. Diese Klemmenleisten werden durch einen 


Abb. 5. Anordnung der Anschlußklemmen auf der Rückseite 
der Meßinstrumententafel. 


abnehmbaren Blechsockel verdeckt und dadurch 
vor mechanischen Beschädigungen geschützt. 
Diese Ausführungsart, in der Abb. 4 dargestellt, 
ist auch eine stets wiederkehrende Erscheinung 
bei den von der A.E.G. hergestellten Hochspan- 
‚nungsschaltanlagen. Abb. 5 hingegen zeigt: die 


Anordnung der Kiemmen auf der Rückseite der 
Meßinstrumententafel. 

Die Spannungsleitungen haben, wie schon 
einmal erwähnt, keinen nennenswerten Strom zu 
führen. Die an Stromwandler angeschlossenen 
Leitungen müssen aber im Falle eines ‚Kurz- 
schlusses auf der Hochspannungsseite des be- 
treffenden Stromkreises nicht bloß den doppelten | 
Betriebsstrom, d. h. 10 A aushalten, nein, der 
Strom kann vorübergehend sogar auf mehr als 
100- A ansteigen. Aus diesem Grunde müssen 
sämtliche Klemmen mit ihren Schrauben von so- 
lider Konstruktion sein. Die ,,A.E.G.“ hat durch 
Versuche festgestellt, daß die von ihr verwende- 
ten Kannengießer- Klemmen bei vorübergehender 
Belastung mit 500 A noch keinen Schadenleiden. 

Damit der die Instrumente kontrollierende 
und mit der Schaltanlage sonst nicht vertraute 
Revisor die Rückseite der Tafe] gar nicht zu be- 
treten b’aucht, empfiehlt es sich, auf der Vorder- 


seite der Relaistafe] zum Anschluß von Kontrol]- . 


instrumenten eine besondere Klemmenreihe an- 
zub'ingen. Auch sonst ist es zweckmäßig, auf 
der Rückseite der Tafel unteıhalb der Instru- 
mente ehe Spezialklemme anzub:ingen, die ein 
bequemes Kurzschließen und Auswechseln der 
Instrumente gestattet. Bei der Konstruktion der 
jetzt im Gebrauch befind ichen Stromwandler 
muß bekanntlich die Sekundärseite derselben 
stets kurzgeschlossen sein, damit sie nicht durch 
eine schäd)iche Eiseneı wäımung zerstört wird. 

Nur da sollen die Meßstromkreise duich 
Klemmen unterteilt werden, wo sich praktische 


Vorteileim Betrieb daraus ergeben. Bei der Aus- 


arbeitung der Meßleitungspläne ist deshalb stets 
darauf hinzuaı beiten, daß die Anzahl der Klem- 
men auf ein Minimum beschränkt bleibt. 

In Serie mit den Meßleitungen und Klem- 
men liegen die Meßinstrumente und Relais. 
Sieht man sich die von den verschiedensten Fir- 
men hergestellten Spulen, welche für Meßinstru- 
mente, Zähler und Relais gebraucht weı den, ein- 
mal genauer an, so stößt man auf erstaunliche 
Differenzen, soweit. die Djahtquerschnitte in 
Frage kommen. Bei den größeren Kraftweıken. 
in denen die plötzlichen Kurzschlußstıöme einen 
beträchtlichen Wert erreichen, wiıkt dann im 
Sekundärstromkreis jenes In- 
strument als Sicherung, das 
den geringsten Querschnitt 
aufweist. Eine derartige Wir- 
kung ist aber nicht die Auf-. 
gabe eines Meßinstrumentes,, 
und es wäre deshalb anzustre- 
ben, alle Instrumente ‘ mit 
einem gleichen, aber nicht zu 
kleinen Drahtquerschnitt her- 
zustellen. Wenn im Falle 
eines Kurzschlusses im Hoch- 
spannungsstromkreis die ein- 
gebauten Instrumente durch- 
brennen, dann ist der Betrieb 
durch die letzteren genau so. 
gefährdet, wie durch schlechte 
oder zu schwach verlegteMeß- 
und Betätigungsleitungen. 

Man kann es. wohl ver- 
stehen, wenn ein Betriebslei- 
ter nach Betrachtung der in: 
der Abb. 1 dargestellten zahl- 
reichen Meßleitungen Beden- 
ken hinsichtlich der Zuver- 
lässigkeit der Fernschaltanla- 
gen äußert. Diese Bedenken 
werden aber hinfällig, wenn 
die Meß- und Betätigungs- 
stromkreiseund alle damit zu-: 
sammenhängenden Teile mit 
der nötigen Sorgfalt herge- 
stellt und behandelt werden. 

Außer dem bereits Gesagten geht aus dem 
Schaltbild Abb. 1 noch hervor, daß die Hoch- 
spannungsstromkreise leichter zu verfolgen sind 
als die Meß- und Betätigungsstromkreise Es] 


ist daher auch nötig, das Schalttafelpersonal 


mit den letztgenannten Stromkreisen ganz be- 


sonders Feat. zu ea ‚Aus diesem Re 
lassen einige Betriebsleiter die Revisionspläne 
der Meßleitungen nicht mehr von den Elektrizi- 
tätsfirmen, sondern von ihrem eigenen Personal 
„anfertigen. Die lokale Lage der Leitungen und 
Klemmen geht aus den eingesandten Plänen 
nicht immer hervor, weil man in erster Linie 
danach trachtet, das. Schaltbild als solches so 
klar als möglich Zu machen. Daher kommt es 
‘aber auch, daß ein Stromkreis, der im Schalt-, 
bildleicht zu übersehen ist, in der Schaltanlage _ 
selbst nur mit der größten Mühe verfolgt werden - - 
kann, weil die Meßleitungen oft durch viele ver- 
schiedene Räume führen. Fertigt aber das mit 
der Überwachung der Schaltanlage betraute 
Personal die Revisionspläne selbst an, so wird 
es mit den lokalen Verhältnissen vollständig 
vertraut und kann deshalb etwa eintretende 
‚Fehler schnell auffinden und auch ‚beseitigen. 

Für die Elektıizitätsfirmen erübrigt sich die 
Anfertigung besonderer Revisionszeichnungen, 
wenn die Montagezeichnüngen in der in der 
Abb. 1 dargestellten Art ausgearbeitet sind. 
Eins darf äber nie vergessen werden; die Revi- 
sionspläne erfüllen ihren Zweck nur dann, wenn 
die E'gänzungen, die nach der Inbetriebsetzung 
der Schaltanlage erfolgen, vom Betriebspersonal 
rechtzeitig in den Zeichnungen nachgetragen ” 
werden. 


x 


Das magnetische Feld eines mit Wechsel- 
strom gespeisten Seekabels. 


Von H. Lichte, Kiel. 


(Mitteilung aus dem Laboratorium der Abteilung ‚für 
Unterwassersignalwesen der Torpedoinspektion Kiel.) 


Im folgenden sollen kurz die experimen- 
tellen Ergebnisse einiger Versuche mitgeteilt 
werden, die im Sommer und Herbst 1918 im 
Auftrage der Torpedo-Inspektion Kiel ausge- 
führt wurden, wegen des Ausbruchs der Revo- 
lution aber leider nicht zu Ende geführt werden 
konnten. Es handelt sich um die Untersuchung 
des magnetischen Feldes von Seekabeln, die 
mit Wechselströmen gespeist werden. In der 
Praxis werden solche Kabel benutzt zur Über- 
mittlung von Zeichen an Schiffe, die sich in der 
Nähe des Kabels befinden; besonders finden sie 
Verwendung, um in Flußmündungen, ‚Hafen- 
einfahrten, minenverseuchten Gewässern usw. 
die Schiffahrtslinien kenntlich zu machen. 

Die Untersuchungen erstreckten sich auf 
den Verlauf des magnetischen Feldes über der 
Wasseroberfläche in der Nähe des Kabels, so- 
dann die Verzerrung des Feldes’ durch eiserne 
Schiffskörper, sowie endlich den Einfluß der _ 
Kabellänge und der Wassertiefe auf die Inten- 
sität des magnetischen Feldes. 

Meßeinrichtungen. 

Die Versuche wurden, wo es Br aus. 
d’ücklich anders gesagt wird, angestellt an.ein- 
ad'igen Kabeln von etwa 2000 bis..5000 m 
Länge, dieim allgemeinen in 10 bis 20 m Wasser- 
tiefe verlegt waren. Das freie Ende des Kabels 
war geerdet, das andere Ende lag an einer 
Wechselsttonimaschine, die entweder an Land 
oder an Bord aufgestellt war (Abb. v Das 


Abb. 1. 


Kabel wurde beschickt mit Wechselstrom ver- 
schiedener Frequenz (50, ‚500, 1000 ‚Perioden). 
Die Stromstärke betrug im-allgemeinen 2 A. 

Als Empfänger für- das magnetische Feld 
dienten ‚Spulen verschiedener Bauart), die 


y fia allgemeinen Be a Spulen. von folgenden Ab- 
messungen benutzt: tin dnan 0 800, en 55x75 cm, 
Widerstand 175 2, Selbstindu Han 0 ‚178-H 


* 
® 


| Hekfroden | 


29. Januar 1920. 


über Elektronenrelais (Empfangsverstärker) 
auf Telephone geschaltet wurden. Bei Ver- 
wendung von 50 Perioden, die direkt kaum hör- 
bar sind, lag im Telephonkreis eine besondere 
Einrichtung zum . Hörbarmachen, die hier 
nicht näher beschrieben werden kann. us 

Die Intensität wurde akustisch gemessen 
durch Vergleich mit einem Vakuumröhren- 
Schwingungserzeuger derselben Frequenz wie 
der des Wechselstromes, der das Kabel speiste. 
Die Schaltung des Röhrensenders zeigt Abb. 2. 


Abb. 2 


Mit der Selbstinduktion des Schwingungs- 
kreises gekoppelt ist eine Spule, die über r Ohm 
seschlossen ist. Das Telephon kann man durch 
Umschalter entweder an die Spule, mit der 
man das Kabelfeld mißt, oder an einen Teil 
a des r-ohmigen Widerstandes anlegen (Abb. 8), 


Feldspule öchwingungserreger 


Empfangs- 
, 


versfäri 


= z e Telephon 
3 Abb. 3. 


den man so lange variiert, bis die Lautstärke in 
beiden Schalterstellungengleich ist. Der Wider- 
stand a ist dann proportional der Intensität 
des magnetischen Feldes an der Stelle der Feld- 
spule. 

Wo es die Verhältnisse gestatteten, wurde 
an Stelle des Schwingungserzeugers eine grö- 
Bere Spule als die, mit der die eigentlichen Feld- 
messungen ausgeführt wurden, fest zum Kabel 
orientiert und alle Intensitäten in gleicher 
Weise wieim vorigen Falle auf diese bezogen. 

In einigen Fällen wurde mit einem O;zillo- 
graphen die Intensität gemessen. Zuweilen be- 
diente man sich auch der Parallelohmmethode. 

Die elektrischen Felder wurden mit Hilfe 
zweier in das Wasser eingetauchter Elektroden 
gemessen, die in gleicher Weise auf die Emp- 
fangsapparatur arbeiteten, wie die Spule bei 
der Untersuchung des magnetischen Feldes 


(Abb. 4). 
Telephon 


Empfangs- 
verstärker 


00000 


Abb. 4. 
= k 
Magnetisches Feld. 


Die magnetischen Kraftlinien um das 
Kabel herum verlaufen in Ebenen senkrecht 
zum Kabel. Der Verlauf in einer solchen 
Ebene ist folgender. 

50 Per: Die Kraftlinien bilden Kreise um 
das Kabel herum, sie sind also-über dem Kabel 
horizontal, in größerem Abstand vom Kabel 


Elektrotechnische Zeitschritt. 


1920. 


Heit 5. 


vertikal gerichtet (s. Abb. 5a und 6a). Abb. 5 | Feld des Kabels ausgesetzten Spule induziert 


ist eine schematische Skizze, Abb. 6 enthält 
genaue Messungsergebnisse. Die den einzelnen 
Strichen in Abb..'6 beigeschriebenen Zahlen 
bedeuten die Winkel in Graden. unter dem das 


a) 
Wasseroberfläche 

OAabel 

[) 

222 A % 
Wasseroberfläche 
O Kabel 
Abb. 5. 


Feld gegen die Vertikale geneigt ist, die Striche 


selbst die ungefähre Richtung des Feldes. Der 
Verlauf des magnetischen Feldes ist also ganz, 
wie man ihn von vornherein erwartet. 

500 und 1000 Per: Hier liegen die Ver- 
hältnisse etwas anders. Auch hier umschließen 
die Kraftlinien das Kabel zunächst in konzen- 
trischen Kreisen (s. Abb. 5b und 6b und ce); 


50 7 
270 255 2 230 225 225 275 210 205 200.195 1956 195 7190 185 155 780 780 150 180 180 
ERIEEIIIET SS e l 


| 
u u ı 


wird. Man hat sozusagen auf diese Art in der 
Nähe des Kabels auf einer Linie senkrecht zum 
Kabel überall eine feste Phase vorgegeben, auf 


Lufaraht 


Abb. 8. 


Mit Antenne 


‚gekoppelt Feld'spule 


9; RT, 


u 
20 30 40 
‘ 


1000 


270260 250 230 220 210 195 180 175 110 165 165 Ws ms 10 1356 10125 125 130 735 10 135 120 ms ms ms mo, Mo 105 wo 
= Nr Ne | MATERIE ANGE a RG 


ZA 


50 60 
In 500m Abstand= 180° 


Hl 


LoL2ı en —_ 2 u ö 
d; 2 46 8% 20 30 40 50 som Empfangs- 
In 500m Abstand = 30° verstärker 
00m 
270 '250 240 220 200 195 190 180 180 10 170 165 160 160 155 155.156 150 M6 TO 135 185 156 135 10 130 10 130 125 125 
I SEN EN a RZ RE a A 
Me er 7 E7 % % En 30m 
; In 500m Abstand=30° © Yelephon 
Abb. 6. Abb. ®. 


aber schon in geringem Abstand vom Kabel!) 
kehrt sich die Feld:ichtung um und geht all- 
mählich in die horizontale Richtung über, die 
bis an die Grenze der Reichweite bleibt. 


Die Feld ichtung in den Zonen A, B, C | 


(Abb. 5b) wurde durch einen besonderen Ver- 

such kontrolliert. . 
Mit Hilfe eines Röhrensenders (Abb: 7) 

wurden Hochfrequenzschwingnngen (etwa500m 


Kabel 


Luffdraht 


Abb. 7. 


Wellenlänge) erzeugt, deren Amplitude durch 
Überlagerung der Spannung der Wechselstrom- 
maschine, die das Kabel speiste, über die 
Anodengleichspannung in der -Frequenz der 
Kabelstromfrequenz verändert wurde. Die 
drahtlosen Signale wurden mit Detektor und 
Telephon auf der Empfangsstation hörbar ge- 
macht (Abb. 8). Wenn der Spitzenwert der 
überlagerten Wechselspannung kleiner ist, als 
die Anodengleichspannung, sö, hört man auf 


der Empfangsstation einen Ton von der Höhe 


der Frequenz, die in der dem magnetischen 


!) Bei den Versuchen (Abb. 6) lag das Kabel in 12m 
Wassertiefe. Die Umkehrung der Feldrichtung tritt ein 
für 1000 Per bei 14 m, für 00 Per bei 17 m seitlichem Ab- 
stand vom Kabel. Für andere Wassertiefen konnten. die 
Versuche nicht mehr ausgeführt. werden. 


die man sich beziehen kann. Mit dieser Phase 
wurde die in der Induktionsspule induzierte 
Phase kombiniert, nachdem die beiden Laut- 
stärken der Hochfrequenzsignale und der von 
der Induktionsspule aufeinander abgeglichen 
waren. Durch Übe-Jlagerung dieser beiden 
(Abb. 9) wurde festgestellt, daß die Richtung 
des magnetischen Feldesin den Zonen Bund C 
(Abb. 5b) die gleiche ist, aber entgegengesetzt 
der Richtung des Feldes in Zone A. Das Feld 
in der Zone A ist das Feld des Kabelstromes, 
während die Felder in den Zonen Bund C von 
den im Wasser induzierten Wii belströmen her- 
rühren. Bei 50 Per konnten die Zonen Bund C 
nicht festgestellt werden. Bis an die Grenze 
der Reichweite befand man sich immer noch 
in der Zone A. 
Magnetisches Feld von eisernen 
Schiffen. 


Die bisherigen Versuche wurden, soweit 
erforderlich, von Holzschiffen aus gemacht. 
Durch eiserne Schiffe erfährt das Feld eine 
Verzerrung (Abb. 10). Die magnetischen Kraft- 
linien schmiegen sich überall um das Schiff 
herum und verlaufen im wesentlichen parallel 
zu den Schiffswänden, in Ebenen senkrecht zur 
Schiffslängsachsel). Diein Abb. 10 eingetrage- 
nen Pieile geben die ungefähre Richtung des 
Feldes, die den Pfeilen beigeschriebenen Zahlen 
die Intensität bezogen auf eine willkürliche 
Einheit. Bei Entfernung vom Schiff gehen die 
Kraftlinien allmählich in ihren normalen Ver- 
lauf über. Das Schiff ist also selbst Strom- 
leiter, es saugt die elektrischen Stromfäden 
gewissermaßen in sich auf und erzeugt sein 
eigenes Magnetfeld um sich herum. 


Das Abnahmegesetz des magneti- 
schen Feldes wurde für 500 und 1000 Per 
festgestellt. In beiden Fällen ergab sich, daß 
die Intensität des magnetischen Feldes inner- 
halb der Meßfehler umgekehrt proportional ist 
dem Quadrat des Abstandes vom Kabel. 


!) Das Schiff hat mit der Längsachse parallel zum 
Kabel gelegen. Eine Abweichung .bis zu ändert den 
Verlauf des Feldes nicht wesentlich. 


90 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 5. 


29. Januar 1920. 


l 
Abb. 10. 


Zahlentafel 1 gibt eine Meßreihe für 


Zahlentafel 1. 


Zahlentafel 2 


Die Abnahme für konstante Wasseitiefe ist zum 
Vergleich in Abb. 13 mit eingetragen. 


Abstand n vom) "eldatäpke 7 727.10 Durch Bildung des Verhältnisses der Ordi- 
naten aus den beiden Intensitätskurven für 
90 1600 12,94 konstante und für zunehmende Wassertiefe, 
135 640 11,65 kann man den Einfluß_der Wasseitiefe zahlen- 
180 320 10,34 mäßig gewinnen. Das Eıgebnis dieser Ope- 
260 160 10,8 ration ist in Abb. 14 enthalten. Als Abszissen 
405 55 9,0 
630 20 7,94 
810 10 6,55 
Im Mittel 9,89 


Nach Zahlentafel 2 hat es den Anschein, 
als ob die magnetische Feldstär ke etwas stärker 
abnimmt als mit dem Quadrat des Abstandes 
vom Kabel. Für 50 Per konnten die Messungen 
nicht mehr ausgeführt werden. 


Einfluß der Kabellänge 


Von besonderem Interesse ist der Einfluß 
der Kabellänge oder mit anderen Woıten die 
Intensität des magnetischen Feldes längs des 
Kabels. Die Messungen wurden ausgeführt an 
einem 60 km langen einadiigen Guttapercha- 
kabel mit Kupferader! Der Querschnitt des 
Kabels war 2 mm?, die Kapazität betrug etwa 
0,24F'). Das Kabel lag auf. seiner ganzen 
Länge in einer Wassertiefe von etwa 20 m. 
Die Messungen wurden ausgeführt für 500 und 
1000 Per. Die Ergebnisse der Messungen sind 
in Abb. 11 und 12 enthalten. Als Abszisse ist 
der Abstand des Empfängers vom Kabelanfang 
in gewöhnlichem Maßstab, als Ordinate die 
Lautstärke bezogen auf eine willkürliche Ein- 
heit in logarithmischem Maßstab aufgetragen. 
Die eingetragene Gerade ist in beiden Fällen so 
gelegt, daß ihre Neigung dem Verhältnis von 
Anfangsstrom und Endstrom im Kabel ent- 


70 20 30 %0 50 60 70 60 20 10 
Abb. 14. 


sind die Wasseitiefen inlinearem Maßstab, als 
ÖOrdinaten die Intensitäten in logarithmischem 
Maßstab aufgetragen, Die Punkte liegen ziem- - 
lich gut auf einer Geraden, die Abnahme der 
Intensität des magnetischen Feldes ist also ex, 
ponentiell. Und zwar hat man bei 500 Per f. je 
10 m eine Abnahme auf den !/,,„ ten Teil. 


Abstand r vom a L | en 158 a = a besondere Messungen?) Test- 
90 100 810 Es geht hieraus hervor, daß die Intensität 
99 100 850 des magnetischen Feldes über dem Kabel wie 
135 50 906 die Stromstärke im Kabel nach einem Expo- HAübrıs 
180 95 810 nentialgesetz abnimmt. Die Kabeldämpfung | _ 2 
225 16 | .g09 war so stark, anderseits die Messungen nicht Die Abb. 15 und 16 zeigen die Ergebnisse 
225 10 506 genau genug, um den Einfluß der Reflexion | ger Messungen für 1000 Per. Hier geht die In- 
360 6,3 817 am Kabelende feststellen zu können. tensitätk 56 10 m auf den !/,,, ten Teil.‘ 
an : Er Einfluß der Wassertiefe. 
540 3,5 798 Um den Einfluß der Wassertiefe, also der 
Im Mittel | 7677 über dem Kabel ruhenden Wassersäule auf die 


70 20 30 20 
Abb. 12. 


50 km 50 


Intensität des magnetischen Feldes an der 
Wasseroberfläche festzustellen, wurde dasselbe 
Kabel, mit dem die Messungen des vorigen 
Abschnitts ausgeführt wurden, so ausgelegt, 
daß es allmählich aus geringer Wassertiefe in 
größere Wassertiefen überging. Die geringste 
Tiefe am Anfang des Kabels betrug etwa 10 m, 
die größte Tiefe am Ende des Kabels etwas 
über 100 m. 

Die Intensität des magnetischen Feldes 
wurde längs des Kabels gemessen. Die Ergeb- 
nisse dieser Messung für 500 Per bei 100 m Ab- 
stand vom Kabel sind in Abb. 13 enthalten. 


1000 }—- 


700 


"0 


70 20 30 70 50 60 
Abb. 13. 


Den einzelnen Punkten sind die zugehörigen 
Wassertiefen beigeschiieben. Die Abnahme 
folgt einem Exponentialgesetz. Sie ist aber be- 
deutend stärker als bei konsta Be Wassertiefe. 


70 20.30 90.5060 0 0 30 7100 
Abb. 16. 


Die exponentielle Abnahme läßt auf starke 
Verluste infolge von Wirbelströmen im Wasser 
schließen. Diese Verluste sind sicher vom Salz- 
gehalt des Wassers abhängig. Versuche in Ge- 
‚wässern mit verschiedenem Salzgehalt wurden 
nicht ausgeführt. 


Elektrisches Feld in der 
des Kabels. 


Außer dem magnetischen Feld ist im 
Wasser um das Kabel herum ein elektrisches 
Stromlinienfeld vorhanden. Hierüber sind nur 
wenige Messungen gemacht worden. Die Rich- 
tung ist überall. parallel zum Kabel. Die Inten- 
sität ist umgekehrt proportional dem Quadrat 
des Abstandes vom a, 


Umgebung 


500 Per wieder, Zahlentafel 2 für 1000 Per. Die 
Feldstärke ist in beiden Fällen auf eine will- 
kürliche Einheit bezogen. 


1) Die genauen Werte sind mir z, Zt. nicht Rs Zu 
gänglich spielen auch für das Folgende keine Rolle. 
ie Strommessungen wurden s. Zt. von Herrn 
Prof. Re ich für andere Zwecke gemacht. 


nu 2a he A Ballen 2 ir 


v 


P 


Ein verbesserter akustischer Wechselstrom- 
erzeuger. 


(Mitteilung aus dem Pbysiologischen Instifut der 
Universität Berlin.) 


Von M. Gildemeister, 


Zur Erzeugung von Wechselstiömen ge- 
ringer Energie und mittlerer Frequenz (einige 
hundert bis einige tausend Per/s), wie sie häu- 
fig zu elektrotechnischen und akustischen, 
neuerdings auch zu elektrophysiologischen 
Zwecken gebraucht werden, z. B. zur Messung 
von Induktionskoeffizienten, elektrostatischen 
und Polarisationskapazitäten und zu Studiem 
über die Reizbarkeit tierischer Nerven und 
Muskeln, benutzt man gewöhnlich Apparate, 
die nach dem Sirenen- oder dem Summerprin- 
zip gebaut sind. Die ersteren bestehen aus 
Eisenteilen, die sich in der Nähe von Spulen 
bewegen (z. B. der Kohlrauschsche Sinusinduk- 
tor oder die Dolezaleksche Wechselstrom- 
maschinel), hergestellt von der Siemens & 
Halske A.G.); letztere haben eine schwingende 
Membran, mit der ein Mikrophon mechanisch 
gekoppelt ist, wobei durch eine geeignete Schal- 
tang dafür gesorgt ist, daß die rom 
kungen im Mikrophon die ehe Finguee 
gen dauernd unterhalten (z. B. der Siemens & 
Halskesche Summervumfoımeıt). 


Vorrichtungen, bei denen ıhythmische 


Stromunterbrechungen zur Tonerzeugung - 


dienen, wie z.B. die Saitenunterbrecher und 
die nach dem Prinzip des Wagnerschen Ham- 
mers gebauten Summer, haben bekanntlich die 
Unannehmlichkeit, daß die Wechselströme sich 
stark von der Sinusform entfernen. 

Die erstgenannte Ausführungsform (Si- 
rene) ist kostspielig und erfordert zahlreiche 
Nebenapparate, während die zweite (Mikro- 
' phonsummer mit mechanischer Koppelung) 
ziemlich umständliche Maßnahmen (Auswechs- 
lung der Membran) nötig macht, wenn man von 
einer Frequenz zu einer anderen übergehen 
will. Die letztere Schwierigkeit ist in sehr 
glücklicher Weise von A. Larsen in seinem 
akustischen Stromerzeuger?) überwunden wor- 

den. Es handelt sich auch um einen Mikro- 
phonsummer, aber die Koppelung zwischen 
Mikrophon und Telephonmembran erfolgt auf 
akustischem Wege, und es ist durch ein aus- 
ziehbares Resonänzrohr ermöglicht, verschie- 
dene Frequenzen auf einfache Weise einzu- 
stellen. Die Schwingungsfrequenz ist nach den 
Angaben des Verfassers, die ich bestätigen 
kann, leicht zwischen den Grenzen 600 und 
1200 zu ändern. 
$o brauchbar diese einfache‘ Vorrichtung 
für gewisse Zwecke ist, so hat sie doch auch 
ihre Schattenseiten. Vor allem ist es schwierig, 
ihr eine für Meßzwecke genügende Energie- 
menge zu entnehmen, da die Dämpfung bald 
so groß wird, daß der Ton erlischt. Ferner um- 
faßt ihr Tonbereich nur eine Oktave. Man 
kommt in beiden Beziehungen viel weiter, 
wenn man auf die Eigentöne der Telephonmem- 
bran Rücksicht nimmt, außer der akustischen 
noch elektrische Resonanz einführt und die 
Energie aus einem Hilfskreis entnimmt. 


Beschreibung des vervollkomm.ne- 
ten Wechselstromerzeugers: Die Öffnung 
eines alten Siemensschen Telephons 7 mit lan- 
gem Hufeisenmagnet (Widerstand 205 S.E.) 
ist durch einen Stopfen verschlossen, durch 
dessen Bohrung ein rechtwinklig gebogenes 
Rohr von 10 mm Lichtweite hindurchgeht. 
Sein senkrechter Schenkel trägt vier kurze, in 
Kreuzform angeordnete Fortsätze, von denen 
der-eine gewöhnlich nicht benutzt und ver- 
schlossen ist, Auf’ die drei anderen sind Mikro- 
phonkapseln aufgesteckt, u. zw. mit Hilfe von 
-durchbohrten Platten, welche auf diese Kap- 
seln so aufgekittet sind, daß zwischen den Plat- 


1) „Zeitschr, f. Instrumentenkunde*, 1508, 8. 248. 
2) Vgl. „ETZ" 1911, 8. 284, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


esin den Betrieben sonst üblich war. 


ten und der Mikıophonmembran nur ein enger 
Zwischenraum übiigbleibt (kleiner Resonanz- 
raum!). Zwei von den Kapseln M, sind mit den 
nötigen Elementen E, und der Pıimärwicklung 


T Telephon, M; und M; Mikrophonkapseln, S Resonanzrohr 
mit verschiebbarem Stempel, EZ, und Ey Stromquellen, Tr, 
und Tr, Telephontransformatoren, G variabler Kondensator, 
U zweipoliger Umschalter, A Leitung zur Verbrauchsstelle. 


Abb. 1. 


eines Telephontran‘foımatoıs Tr, in Reihe ge- 
schaltet; die Sekundärwicklung des letzteren 
steht mit einem variablen Kondensator C, 
einem Umschalter U und der Telephonwick- 
lung in Verbindung. Der wagerechte Schen- 


kel S des Glasrohrs dient als Resonator und be- 
sitzt eine Teilung und einen verschiebbaren 
Stempel. 


Das System Telephon-Sekundärwicklung- 
Kondensator gerät bei passender Wahl der 
Kapazität auch ohne Abstimmung der Reso- 
nanzröhre in kräftige Schwingungen, welche 
durch die von der Batterie gelieferte Energie 
unterhalten werden. Einige Frequenzen, die 
offenbar Eigentönen der Membranen ent- 
sprechen, sind besonders bevorzugt; dabei 
spielt die Stromrichtung (Umschalter) eine we- 
sentliche Rolle. Für manche Frequenzen muß 
das vierte Seitensohr geöffnet werden. Durch 
Binste'lung der Resonanzröhre werden die 
Töne reiner und stabiler; da letztere geschlossen 
ist, wird wenig Energie mutzlos nach außen 
abgegeben. 

Die für Messungen usw. nötige Energie 
entnimmt man mit Hilfe der dıitten Mikrophon- 
kapsel M,. die wieder mit einem Transforma 
tor Tr, und den Elementen E, (oder auch mit 
einer anderen Stromquelle E,) verbunden ist. 
Die gelieferten Wechselströme können sehr 
kräftig sein; als ich eine Starkstromkapsel und 
8sV Spannung im Hilfskreis verwendete, er- 
regten sie bei einer Versuchsperson starke 
Schmerzen und Muskelzuckungen. 

Das mir zur Verfügung stehonde Exem- 
plar des Tonerzeugers liefert mit Kapazitäten 
von 0,3 bis 0,01 #F je nach der Stromrichtung 
Frequenzen von 230 bis 2200. Sollen die 
Wechselströme rein und konstant sein, so dür- 
fen nicht zu grobkörnige Mikrophone und nur 
mäßige Spannungen in Anwendung kommen. 

Bei Brückenmessungen ist es, wegen der 
größeren Empfindlichkeit im Bereiche der 
Eigentöne, zweckmäßig, zur Erzeugung und 
zum Abhören der Töne dieselbe Telephonart 
zu wählen. 


Die Folgen des Krieges und der Revolution 
für die Elektrotechnik.!) 


Von Dr.=-Äng. e. h. G. Dettmar. 


(Schluß von $. 68.) 


Die elektrischen Bahnen sind durch den 
Krieg und die Revolution ganz außerordentlich 
stark beeinflußt worden; sie haben während des 
Krieges unter dem Materialmangel sehr gelitten 
und warden bei der Mobilisierung von Kupfer 
stark herangezögen. Auch der Personalmangel 
hat große Schwierigkeiten verursacht, insbe- 
sondere auch dadurch, daß es ihnen nicht mög- 
lich war, die Reparaturen so auszuführen, wie 
Die Löhne 


1) Vortrag, gehalten in der Sitzung des Elektrotech- 
nischen Vereins des a Industriebezirks 
am 22. X. 1919 in Dortmund und des Elektrotechnischen 
Vereins am 25. XI. 1919 in Berlin. Vgl, „ETZ* 1920, 8, 14. 


1920. Heit 5. 


sind hier besonders stark gestiegen so daß auch 
die Fahrpreise beträchtlich erhöht werden muß- 
ten. Bei der Berliner Hoch- und Untergrund- 
bahn betrugen die Aufwendungen für die Ar- 
beitsstunde: 


vorsdem. Kriege 72%... 052%.M 
im Jahre 1918 . 1.20 

Antene"1919 . .-. MIO 
Januar/März 1919 dns 
Apnl/gJune1919 7. 2. ..022,95 5, 
Juli/September 1919 . . 260 „ 
seit September 1919 PRSSÜE N. 


Der Fahrpreis ist dabei während der ganzen Zeit 
in der 8. Zone von 20 Pf auf 35 Pf und in der 
1. Zone von 10 Pf auf 20 Pf erhöht worden. 

‘Die während des Krieges bei den Straßen- 
bahnen zwangsweise vorgenommene Verringe- 
rung der Zahl der Haltestellen wirdim Interesse 
eines wirtschaftlichen Betriebes zum größten 
Teil auch in der Zukunft bestehen bleiben müs- 
sen; bei den jetzt üblichen mittleren Halte- 
stellenentfernungen ist man noch immer unter 
dem wirtschaftlich günstigsten Wert), der allein 
natürlich nicht maßgebend sein kann. Bei der 
starken Steigerung der Preise der elektrischen 
Arbeit infolge der Erhöhung der Kohlenpreise 
und der Löhne wird man in Zukunft mehr 
Augenmerk auf das wirtschaftliche Fahren rich- 
ten müssen. E. Volkers hatin seiner Schrift 
„Die Fahrkunst auf Straßenbahnen‘ mit Recht 
auf die große Bedeutung des richtigen Fahrens 
hingewiesen und gezeigt, welche Erfolge sich 
durch gute Instruktion der Fahrer erzielen 
lassen. 

Für den Vollbahnbetrieb scheinen die Aus- 
sichten jetzt wesentlich günstiger zu sein als 
vor dem Kriege; während damals militärische 
Bedenken gegen eine erhebliche Ausbreitung 
des elektiischen Betriebes gesprochen haben, 
dürften diese jetzt wegfallen, da ja ganz beson- 
ders die Verhältnisse in Oberitalien gezeigt 
haben, daß die früheren Bedenken gegenstands- 
los geworden sind; ganz besonders wichtig ist 
aber die erzielbare Ersparnis an Kohlen. Bei 
den amerikanischen Bahnen ist festgestellt wor- 
den, daß 3,2 kg Kohlen auf der Lokomotive 
durch 1 kWh im Bahnkraftwerk ersetzt wer- 
den können. 

Nach Angaben von Wechmann?) würde 
sich die Ersparnis bei vollständig durchgeführ- 
ter elektrischer Zugförderung auf rd 5 Mill. t 
Kohle stellen. Durch die beabsichtigte Einfüh- 
rung der elektrischen Einheitslokomotive dürf- 
ten die Bestrebungen zur Einführung des elek. 
trischen Vollbahnbetriebes ganz besonders un- 
terstützt werden. 

Der Bau von Elektromobilen hat während 
des Krieges fast ganz geruht; nur Straßenreini- 
gungsfahrzeuge und 5-Tonnen-Lastwagen waren 
als Ersatz für die fehlenden Pferde gefragt. 
Man kann wohl annehmen, daß in Zukunft der 
elektrisch betriebene Lastwagen sich günstig 
entwickeln wird; Benzol und Öl werden noch 
lange knapp und teuer sein. Außerdem ist noch 
besonders zu beachten, daß der elektrische Wa- 
gen keinen Spezialisten mit hohem Lohn als 
Fahrer braucht. Aus Amerika wirdauch berich- 
tet, daß das Elektromobil einen außerordent- 
lichen Aufschwung nimmt, was allerdings dort 
besonders darauf zurückzuführen ist, daß fast 
alle elektrischen YZentralstationen der Vereinig- 
ten Staaten sich mit dem Laden von Akkumn- 
latoren befassen und überall Gelegenheit hierzu 
bieten; diesem Gesichtspunkt müßte in Deutsch- 
land noch wesentlich mehr Beachtung ge- 
schenkt werden, und es wird dann sicherlich 
möglich sein, die Verwendung des Elektromo- 
bils wesentlich zu steigern, da ja der Mangel an 
Pferden noch lange bestehen bleiben wird. Die 
Vereinheitlichung und die Verbesserung der 
La deeinrichtungen würden außerordentlich för- 
dernd wirken. 


u. Bahnen“ 1915. 8. 1; 1919, 8. 4 


ı) „El. Kraftbetr. T; 
1917, 8.448, und „Zeitschr. R 


Elektrotechn. u. Maschinenh.* 
Kleinb- 1917, 8. 701. 
») „Verkehrstechnik“ 1919, Heft 4. 


92 & 


Elektrotechnische Terikehrät: 


1920. 


Heit 3. 


2%. Januar 1920. 


Die elektrische Heiz- und Kochtechnik hat 
während des Krieges manch neues Anwendungs- 
gebiet erhalten. Siesteht auch z. Zt. verhältnis- 
mäßig günstig da, weil, wie schon vorstehend 
gezeigt, die Preise für elektrische Arbeit nicht 
im gleichen Verhältnis gestiegen sind wie die 
des Gases, der Kohle usw. Eine besonders gün- 
stige Entwicklung dürfte der Heiztechnik aber 
in der Industrie beschieden sein. Die außer- 
ordentliche Bequemlichkeit,. Sauberkeit, ein- 
fache Zuführung, gute Regulierbarkeit haben 
sich während des Krieges besonders fühlbar ge- 
macht, so daß zu hoffen ist, daß bald die Vor- 
teile noch mehr erkannt werden und sich die 
elektrische Beheizung von Werkzeug- und Ar- 
beitsmaschinen immer mehr durchsetzt. Von 
seiten der Gewerbeaufsicht wirdaus gesundheit- 
lichen Gründen die elektrische Beheizung in 
letzter Zeit sehr gefördert. Aber auch im Haus- 
halt wird sich das elektrische Kochen immer 
mehr einführen, da sich ja dort gerade durch 
die Revolution besonders große Schwierigkeiten 
mit dem Personal herausgebildet haben. Der 
Streit, ob man hierbei besser das Einzeltopf- 
system oder den Herd verwendet, ist immer 
noch nicht entschieden, und die Frage wird 
auch so bald noch nicht zur Ruhe kommen. 
Ich selbst bin überzeugt, daß für die Zukunft 
weder das eine noch dasanderein Frage kommt, 
sondern die Vereinigung beider; 
Herd mit einer Anzahl Einzeltöpfen, insbeson- 
dere größeren, so daß der hohe Verbrauch mit 
gutem Wirkungsgrad vor sich geht, scheint mir 
die richtige Lösung zu sein. 

Die elektrisch betriebenen Werkzeuge und 
Handapparate haben sich während des Krieges 
stark eingeführt und werden in Zukunft noch 
viel mehr beliebt werden, da sie geeignet sind, 
die jetzt so teuern Arbeitskräfte und Zeit zu 
sparen; ihre außerordentlich bequeme Anwen- 
dung wird immer mehr erkannt werden, so daß 
sich auf diesem Gebiete eine starke Entwick- 
lung ergeben wird. 

Bei Blitzechutzanlagen wird man in Zu- 
kunft, wie schon während des Krieges, meist 
Eisenan Stelle des vor dem Kriege verwendeten 
Kupfers verarbeiten können, da eine Ver- 
schlechterung der Anlagen durch dieses Ersatz- 
material nicht eintritt. 

Die Fernmel Idetechnik hat während des 
K:ieges einen großen Aufschwung genommen, 
u. zw. hat sie nicht nur für die Landes- 
veiteldigung Bedeutung gehabt, sondern auch 
in allen ihren Sonderiichtungen; es steht 
ihr auch nach dem Kriege noch eine große 
Entwicklung bevor, da sicher zur Ersparnis 
menschlicher Arbeitskräfte und zur Ersparnis 
von Zeit Fernmeldeanlagen in allergrößtem 
Umfange verwendet werden müssen. Die Tele- 
graphenanlägen werden außerordentlich ver- 
mehrt werden müssen, um den jetzt schon 
vorhandenen Anforderungen gerecht zu wer- 
den. Das Telephon wird besonders auf dem 
Lande zur Ersparnis von Zeit erheblich mehr 
Anwendung finden als bisher, 

Die drahtlose Telegraphie hat während des 
Krieges Außerordentliches geleistet, sie wird in 
Zukunft nicht nur ihre altenAnwendungsgebiete 
erweitern, sondern auch neue finden. Die an- 
deren Verwendungsarten der Fernmeldetechnik, 
die Signalanlagen, Feuersicherungseintichtun- 
gen, Diebstahlsicherungen usw. werden gleich- 
falls einer günstigen Entwicklung entgegen- 
sehen können, so daß hier ganz besondere Mög- 
lichkeiten für die Zukunft vorliegen. 

Die elektromedizinischen Verfahren sind 
während des Krieges sehr in Anwendung ge- 
kommen; man vergesenwärtige sich nur die Be- 
deutung, welche die Röntgentechnik im Kriege 
gehabt hat. Außerdem hat sich noch die An- 
wendung der Diathermie, der künstlichen 
Höhensonne und der Aureollampe sehr ent- 
wickelt. Durch diese Verfahren sind dem Arzt 
neue wichtige Heilmittel zur Verfügung gestellt, 
die immer stärkere Anwendung finden werden. 
Die künstliche Höhensonne und die Aureol.. 


ein kleiner 


lampe werden auch das Interesse der Elektrizi- 
tätswerke finden, da sie im Gegensatz zu den 
sonstigen elektromedizinischen Verfahren ein 
verhältnismäßig großer und günstiger Strom- 
verbraucher sind. 


Die außerordentliche Entwicklung, die die 
Elektrochemie im. Kriege genommen hat, ist als 
allgemein bekannt vorauszusetzen. Ich er- 
innere hier nuran die Verfahren zur Herstellung 
von Aluminium, Magnesium, Kalkstickstoff, 
Ferrosilicium, Ferrochrom, Graphit, Caıborun- 
dum, Elektrostahl, Luftstickstoff, Chlor usw. 
Die Anlagen zur Kupfer-Elektrolyse sind wäh- 
rend des Krieges sehr ausgebaut worden; für 
die Herstellung von Elektrolyteisen sind große 
Anlagen geschaffen worden, die auch in Zu- 
kunft Bedeutung haben werden. Die meisten 
der vorerwähnten elektrochemischen Verfahren 
und auch eine Reihe der hier nicht genannten 
behalten in Zukunft ihre große Bedeutung bei, 
so daß eine günstige Entwicklung auf diesem 
Gebiete mit Sicherheit zu erwartenist. Inganz 
besonders günstiger Weise werden die elektro- 
chemischen Verfahren arbeiten, die mit noch 
veıhältnismäßig billig hergestelltenWasserkraft- 
anlagen in Verbindung stehen; sie werden an- 
deren konkurrierenden Verfahren gegenüber, 
die mit Kohlen arbeiten, einen großen Vor- 
sprung haben. 

Die elektrischen Antriebe Habkon schon vor 
dem Kıiege große Verbreitung gefunden; wäh- 
rend des Krieges hat sich dies noch gesteigert, 
und es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß diese 
günstige Entwicklung auch in Zukunft anhalten 
wird, da gerade die elektrischen Antıiebe ge- 
eignet sind, die teuren Arbeitskräfte zu ersetzen 
und Verluste zu vermeiden. Man denke nur an 
die außerordentliche Ausbreitung der elektrisch 
betriebenen Hebezeuge und Transportanlagen 
undan die elektrischen Antriebe von Werkzeug- 


‚maschinenin kleinen und kleinsten Weı kstätten 


und in der Hausindustrie; der elektrische An- 
trieb ist dort nicht mehr zu verdiängenund wird 
in Zukunft noch immer mehr an Bedeutung ge- 
winnen, da namentlich bei weiterer Entwick- 
lung der Überlandzentralen in Zukunft fast 
überall elektrische Arbeit zur Verfügung stehen 
wird und so jedem die Möglichkeit geboten ist, 
einen Kraftbetrieb mit geringsten Ausgaben 
einzurichten. 

Die Elektrizitätswerke ding durch den 
Kıieg ganz besonders stark beeinflußt worden. 
Sofort bei Ausbruch des Krieges machte sich 
der Mangel an Personal (Maschinisten und 
Heizer) geltend, und später schloß sich der 
Mangel an Material aller Art an; ganz besonders 
schwere Eingriffe waren die Mobilisierung von 
Kupfer und die große Reihe von behördlichen 
Verordnungen, betreffend Sommerzeit und Ein- 
schränkung des Licht- und Kraftverbrauchs, 
sowie Verordnungen, betreffend Stillö&gung ein- 
zelner Betriebe oder einzelner Maschinenarten, 
wie z. B. der Schrotmühlen auf dem Lande. 
Durch militärische Transporte war die Zufuhr 
von Betriebsstoffen oft sehr unsicher. Neben 
diesen schweren Beeinflussungen ging noch 
die Eıhöhung der Löhne und Gehälter und 
die Verteuerung der Betriebsstoffe, denen 
aber zum großen Teil vertraglich festgelegte 
Verkaufspreise gegenüber standen. Die Elek- 
trizitätswerke kamen dadurch in eine schwie- 
rige Lage, die durch die Elektrizitätswirt- 
schaftsstelle im August 1917 wenigstens z. T. 
behoben werden konnte durch .eine Ver- 
öffentlichung, in der eine angemessene Preiser- 
höhung für gerechtfertigt erklärt wurde, “Die 
Absicht der Elektiizitätswirtschaftsstelle, die 
Frage der Tariterhöhung auf gesetzlichem Wege 
zu regeln, scheiterte damals leider noch an dem 
Widerstand der Behörden. Erst nach fast zwei- 
Jährigem Bemühen ist es der genannten Stelle 
gelungen, die Herausgabe der ‚, Verordnung über 
die schiedsgerichtliche Eıhöhüung des Preises 
bei der Lieferung elektrischer Arbeit, Gas und 
Leitungswasser“ vom 1. II. 1919 zu erreichen. 
Durch sie wurde den Elektrizitätswerken wieder 


ihre wirtschaftliche Sicherheit gegeben, und sie 
wurden wenigstens von diesem Zeitpunkt an für 
die schweren Opfer (die sie z. T. lange vorher 
schon gebracht haben) entschädigt. 

Die außerordentlichen Steigerungen der 
Kohlenkosten und Löhne sind vorstehend schon 
behandelt worden; daneben sind auch alle an- 
deren Ausgaben für Betrieb und Unterhaltung 
ungefähr ebenso in die Höhe gegangen. Wäh- 
rend des Krieges konnten die maschinellen An- 
lagen bei weitem nicht in dem Maßein Ordnung 
gehalten werden, wie dies in Fiiedenszeiten in 
solehen Betrieben üblich gewesen ist, so daß die 
Werke noch lange-hinaus an den Folgen des 


»Kıieges zu tragen haben werden. 


Durch die soeben in Behandlung befind- 
liche Elektrizitätsgesetzgebung stehen den Elek- 
trizitätswerken wieder außerordentlich tiefe 
Eingriffe in ihre Rechte bevor, deren Folgen 
augenblicklich noch gar nicht voll zu über- 
sehen sind; erst wenn das Rahmengesetz über 
die Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft 
fertiggestellt und durch die noch notwendigen 
weiteren Gesetze ergänzt sein wird, kann man 


beurteilen, wie die Zukunft der Elektrizitäts-. 


werke sich gestalten wird. Waren also .die Ein- 
wirkungen der Kriegsjahre schon sehr schwere, 
so sind die Einwirkungen der Revolution hier 
noch viel tiefer greifende, so daß sie geeignet 
sind, die ganze bisherige Entwicklung der Elek- 
trizitätswerke außerordentlich zu beeinflussen. 
Wenn somit die wirtschaftliche Zukunft 

der Werke z. Zt. noch völlig unsicher ist, wird 
man doch über die technische Weiterentwick- 
lung sich schon einigermaßen ein Bild machen 
können. Man kann mit ziemlicher Sicherheit 
annehmen, daß die Anschlußbewegung bei den 
Elektrizitätswerken in Zukunft außerordentlich 
lebhaft werden wird, denn die großen Vorteile 
der zentralen Versorgung haben sich ganz be- 
sonders im Kriege gezeigt. 
glaubeich, daß de Überlandzentraleneinergün- 
stigen Entwicklung entgegengehen, da nicht 


nur der ländliche Dr in Zukunft stark stei-' 


gen wird, sondern auch die industrielle Betäti- 
gung sich sehr auf das Land hinaus erstrecken 
wird. Ich halte es für sicher, daß sich mit der 
Zeit eine starke Dezentralisation der Industrie 
ergeben wird; eine solche Bewegung wird aber 


such nur dadurch möglich sein, daß die Über- 


landzentralen überall die Gelegenheit zur billi- 
gen Einrichtung von Kraıbeiriepen bieten. 


Rs werden a nicht nur die Strombezieher . 


ihren Vorteil finden, sondern auch die Über- 
landzentralen werden durch eine solche Ent- 
wicklung günstig beeinflußt werden, denn die 
jetzigen relativ hohen Leerlaufverluste werden 


sich dann beträchtlich günstiger stellen. Die _ 


Vereinigung von Industrie und Landwirtschaft 
wird den Überlandzentralen wesentlich günsti- 
sere Bedingungen geben» als sie bisher zum 
großen Teil gehabt "haben, 

Nicht nur in Handel, Gewerbe und Indu- 
strie, sondern auch im Hause wird eine Vermeh- 
rung des elektrischen Betriebes eintreten, die 
der Entwicklung der Elektrizitätswerke günstige 
Bahnen weisen wird; die höheren Herstellungs- 
kosten für Kraftwerke und Leitungen zwingen 
aber auch zu einer besseren Ausmützung. Die 
Erzielung einer gleichmäßigeren Belastung wird 
noch mehr als bisher die Hauptsorge der Elek- 
trizitätswerksleiter sein müssen. Die Einfüh- 
rung der achtstündigen Arbeitszeit wirkt bei 
Werken, diein erheblichen Umfange Kraftbe- 
triebe angeschlossen haben, verhältnismäßig 
günstig, denn es wird die Motorenbelastung zum 
großen Teil schon abnehmen, wenn die Licht- 
belastung in den Wintermonaten einsetzt, so 
daß die Abendspitze bei solchen Werken wahr- 
scheinlich ganz wegfallen wird. Durch geeignete 
Verlegung des Anfanges der Arbeitszeit in den 
Fabriken wird es wohl auch möglich sein, die 
Morgenspitze zu vermeiden; dadurch kann die 
Wirtschaftlichkeit der Werke beträchtlich ge- 
steigert werden. 
einige Werke dadurch beeinflußt werden, daB 


S 


Im besonderen - 


Ungünstig dagegen werden 


seit der Revolution Nachfschichten nurin ganz 
geringerem. ‚Umfange durchgeführt werden und 
somit die Ausnutzung in der Nacht schlechter 
wird, als dies früher schon der Fall war, 


Bei den Überlandzentralen wird man auch 
in-Zukunft die Dreschordnungen, die sich im 
Kriegeals unbedingt notwendig erwiesen haben, 
beibehalten müssen, damit dort nicht bei Ein- 
tritt schlechten Wetters so plötzliche Bela- 
stungssteigerungen eintreten; ebenso wird man 
auch in Zukunft bemüht bleiben müssen, die 
starke und plötzliche Entlastung der Werke um 
die Mittagszeit durch entsprechende Verschie- 
bung der Mittagspause in den Fabıiken zu be- 
seitigen. 

Infolge der Erhöhung der Löhne wird im 
Elektrizitätswerksbetriebe, namentlich in dem 
der Überlandzentrale versucht werden müssen, 
Ersparnisse zu erzielen. Man wird alles tun 
müssen, um die Kosten für die Instandhaltung 
der Netze und die Einziehung des Geldes her- 
unterzusetzen; man wird prüfen müssen, in- 
wieweit die Leerlaufsverluste infolge der Er- 
höhung des Preises der elektrischen Arbeit ge- 
gebenenfalls heruntergesetzt werden können; 
im inneren Betriebe der Werke wird man ver- 
suchen müssen, die Wirtschaftlichkeit durch 
tadellose Einrichtungen noch weiter als bisher 
zu'erhöhen. Infolge der Steigerung der Kohlen- 
preise wird zu überlegen sein, ob Verluste ver- 
mindert werden können. Früher durchgeführte 
Vergleichsrechnungen in bezug auf Verluste, 
 Anlagekosten usw. werden unter den jetzt 


_ veränderten ‘Verhältnissen wiederholt werden 


\ 


müssen, weil sich ja die Grundlagen vollständig 
verschoben haben. 

Die Elektrizitätswerke werden aber viele 
neue Betätigungsgebiete finden und die bisheri- 
gen weiterausbauen können. Insbesondere wird 
der Anschluß der bisherigen Einzelanlagen not- 
wendigerweise stark gefördert werden müssen, 
denn diese arbeiten in bezug auf Ausmutzung 
der Kohle äußerst unwirtschaftlich. Die große 


Steigerung der Löhne und die außerordentlich. 


hohen Herstellungskosten solcher Anlagen wer- 


den von selbst bedingen. daß die Konkurrenz- 


möglichkeit für die Elektrizitätswerke wesent- 
lich erhöht wird; im Interesse der günstigsten 
Kohlenausnutzung sollten aber hier nicht nur 
die Kosten ausschlaggebend sein, sondern auch 
das Gesamtinteresse. Gegebenenfalls müßte 


- hier vom Staate aus ein Zwang ausgeübt wer- 


‘den, 

Die Aussichten für den Ausbau der elek- 
trischen Vollbahnen sind jetzt gestiegen. woraus 
die Elektrizitätswerke in Zukunft Vorteile 
ziehen werden. Ganz besonders werden die 
Elektrizitätswerke aber in der Landwirtschaft 
‚einen guten Abnehmer in Zukunft finden. Die 
Elektrokultur wird vielleicht doch noch zu einer 
gewissen Bedeutung gelangen, wenn die Ver- 
hältnisse genügend studiert sein werden. Eine 
beträchtliche Abgabe elektrischer Arbeit kommt 


‚zwar hier nicht in Frage, aber Elektrokultur- 


anlagen werden vielfach Bahnbrecher sein und 
der Industrie können sie Beschäftigung ‘brin- 
‚gen. Bessere Aussichten scheinen die Bereg- 


nungsanlagen zu bieten. diein Deutschland für 
etwa 8 Mill. ha in Frage kommen können. 


Nach 
Geh. Rat Prof. Dr. Krüger!) sind bei den 
Bromberger Versuchen die in nachstehender 
Zahlentafel 4 angegebenen Resultate erzielt 


Zahlentafel 4 


Frucht Sunset! | Bewässert | _ sieigerung 
dz/ha | dz/ha |dzyra| % 

Kartoffel- | 
Knollen . 16%. 1253 90 56 

Kartoffel- 

h Stärke 15,8 | 26 10,2 65 
Zückerrübe 268 | 334 66 “25 
HAIer.... 16,6 25,0 9,4 60 
Winterroggen 17,4 | 23,8 6,4| 37 


ı) „Die Technik der Landwirtschaft“ 1919, Nr. 2, S. 67. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 


1920. 


worden. In der praktischen Anordnung werden 
die Ergebnisse vielleicht nicht so groß sein, aber 
doch noch groß genug, um höchste Beachtung 
zu verdienen. Weiterhin wichtig ist natürlich 
noch der weitere Ausbau des schon jetzt gut 
eingeführten elektrischen Antriebes in der 
Landwirtschaft; während bisher im allgemeinen 
die größeren und mittleren Betriebe sich der 


- Elektrizität zugewendet hatten. werden in Zu- 


kunft auch die kleinen und klein-ten Bet’ iebe 
hierfür in Frage kommen. Es ist deshalb inter- 
essant Zu sehen, wieviel Betriebe der verschie- 
denen Größenarten esz. Zt. gibt und was für ein 
Flächeninhalt ihnen zukommt; nachstehende 
Übersicht gibt darüber Aufschluß: 


Zahlentafel 5. 


nn nn, 


Größenart Zahl Flächeninhalt 
53 der Betriebe | Br 
“unter 0,5 2 084 060 359553 ° 
0,5 bis 2 1 294 449 1371 758 
PER 1 006 277 3 304 878 
et) 1.065 539 10 421 564 

20 „ 100 262 19] 9 322 103 
über 100 23 566 7055 018 
Man sieht daraus, daß der Entwicklung des 


elektrischen Betriebes noch große Möglichkeiten 
offen stehen, denn nur ein kleiner Teil dieser 
großen Zahl von Betrieben ist bis jetzt erst ver- 
sorgt. Der Leutenot auf dem Lande wir d durch 
die Einführung des elektıischen‘ Betriebes we- 
sentlich gesteuert, und auch der Mangel an 
Pferden wird z. T. durch die Elektıizität be- 
hoben werden können; betrug doch die Zahl 
der Pfe’de im Deutschen Reich im Juni 1919 
nur 8760000 gegenüber 4520000 vor dem 
Kiege. Welch günstige Entwicklung die Elek- 
tiizitätsverwendung auf dem Lande schon 
während des K'ieges genommen hat, Jäßt sich 
einigermaßen erkennen aus der Zunahme der 
Elektrizitätsgenossenschaften; es bestanden 
deren in Deutschland am 1. I. 1919 1499 gegen 
1283 am 1. I. 1918. Das entspricht einer Zu- 
nahme von 17% in einem Jahre. Man wird also 
hoffen dü'fen. daß eingroßer Teil der Elektrizi- 
tätswerke in der Zukunft einer günstigen Ent- 
wieklung entgegen‘ieht. Die augenb'ickliche 
wirtschaftliche Lage wird natürlich verhinde'n, 
daß dieser Aufschwung schnell vor sich geht, 
aber es wird nach einer gewissen Beruhigung 
unseres wirtschaftlichen Lebens sicher eine Auf- 
wärtsbewegung einsetzen. Eine schnelle Zu- 
nahme der Belastung der Elektiizitätswer ke 
würde ja auch zwecklos sein, da zunächst die 
Kohlen hierfür n’cht zur Verfügung stehen; 
eine allzu schnelle und starke Steigerung der 
Abgabe elektrischer A’ beit würde, wenn sie sich 
überhaupt erreichen ließe, zunächst gar nicht 
befriedigt werden können. denn die Beseitigung 
des jetzt in schärfster Weise sich zeigenden 
Kohlenmangels wwd noch lange Zeit in An- 
spruch nehmen. 

Zur Behebung der Kohlennot wird die 
Elektrotechnik noch besonders dadurch bei- 
tragen können, daß sie es ermöglicht, dieWasser- 
kräfte Deutschlands mehr als bisher auszu- 
mıtzen. ‘Die Angaben über die. verfügbaren 
Wasserkräfte schwanken außerordentlich stark; 
es scheint, als wenn der wirkliche Weit der ans- 
bauwürdigen Wasserkräfte auf 2 bis 8 Mill. PS 
beriffertiwerden könnte, von denen rdeine halbe 
Million ausgebaut, aber auch noch nicht vol] 
ausgenutzt ist. Die Grenze, was als ausban- 
würdig anzusehen ist, hat sich natirlich dırch 
die völlig veränderten Lohn- und Baukosten 
verschoben. und es wird notwend g werden 
jeweils den jetzt veränderten Ve: hältnissen ent- 
spfechend neue Rechnungen durchzufüh'en. 
Besondere Aufmerksamkeit wird auch den mitt- 
leren und kleineren Wasserkräften zugewendet 
werden müssen, deren Ausnutzung zu jeder 
Stunde des Tages mancherlei Schwierigkeiten 
bietet. Nach Dr. E. Adler!) wird der Asyn- 


') „Blektroteehn. u. Maschinenb.“ 1919, 8. 221. 


Heit 5. 


chrongenerator geeignet sein, die Ausnutzung 
dieser Wasserkräfte zu fördern. Dr. E; Rosen- 
berg!) dagegen ist anderer Ansicht, was z. T. 
berechtigt sein mag. 

Neben der stärkeren Ausnutzung der Was- 
serkraft werden auch die großen Torfflächen’ 
des Deutschen Reiches dazu beitragen müssen, 
die verlorenen Kohlenlager zu ersetzen, wie 
überhaupt der Verwendng geringweıtiger 
Biennmaterialien noch in Zukunft mehr Auf- 
merksamkeit zugewendet werden muß; vorteil- 
haft kann dies ja meistens nur auf elekt!ischem 
Wege geschehen. Wichtig wirdes auch sein, 
die Abgase industiieller Anlagen weitgehendst 
auszunutzen.» 

Besonders große Hoffnungen werden viel- 
fach auf die Ausnutzung der Windkraft gesetzt. 
Obwohl natürlich nach dieser Richtung hin 
noch viel zu erreichen ist, glaube ich aber, daß 
die übertriebenen Hoffnungen vielfach nicht 
ihre Erfüllung finden werden. Die Ausbeute 
einer Windanlage ist nach den praktisch vor- 
liegenden Erfahrungen verhältnismäßig gering. 
Bei einer Versuchsanlage in der Nähe von Dres- 


den mit einer Turmhöhe bis Mitte Windrad 


von 25 m und einem Raddurchmesser von 
8,5 m wurden im Jahre im ganzen 10 000 kWh 
nntzbar gewonnen. Die örtliche Lage dieser 
Windanlage war nicht besonders günstig, da 
Höhenzüge vorgelagert waren; immerhin wird 
man im Binnenlande im allgemeinen nicht er- 
hebfich höher kommen. als vorstehende Zahl 
angıbt; an der Küste liegen die Verhältnisse 
günstiger. Nach Berichten aus Dänemark, wo 
bereits 250 Windanlagenin Betriebsind. hat die 
größte Anlage, die mit 6 Flügeln ausgerüstet 
ist, jährlich 33 000 kWh abgeben können. Wenn- 
gleich der Ausnutzung des Windes noch viele 
Entwicklungsmöglichkeiten durch Verbesserung 
des Wir kunesgradesin Aussicht stehen, so wird 
es hier doch immer nur bei Anlagen bescheide- 
ner Leistung bleiben. 

Schließlich sei hier noch auf die Möglich- 
keit der Entwicklung der Ausnutzung der 
Meereswellen hingewiesen; bei dem geringen 
Unterschied zwischen Ebbe und Flut an unserer 
Küste Jiegen die Verhältnisse allerdings nicht 
besonders günstig, und es ist noch zu unter- 
suchen, inwieweit bei den gestiegenen Kohlen- 
preisen eine Anlage zur Ausnutzung der Meeres- 
wellen jetzt wirtschaftlich sein kann; denn auch 
die Herstellungskosten der Anlage sind unter 
den jetzigen Veı hältnissen wesentlich höher, als 
früher in Aussicht genommen war. Es bedarf 
erneuter Untersuchungen, ob die Verhältnisse 
jetzt günstiger liegen als früher. An der fran- 
zosischen Küste sind die Bedingungen wesent- 
lich günstiger dadurch, daß der Unterschied 
zwischen Ebbe und Flut größer ist, Nach An- 
gaben in den .,Nachrichten für Handel, Indu- 
strie und Landwirtschaft“ ist in Frankreich die 
Herstellung einer solchen An’agein Aussicht ge- 
nommen, die 1200 bis 1500 Fr Herstellungs- 
kosten für 1 PS bedingen soll. 

Die Ausnutzung der Nebenprodukte bei 
Kraftan'agen ist schon seit einigen Jahren 
Gegen’tand eingehender Verhandlungen; die 
Hanptschwie igkeiten liegen hier für die Elek- 
tizitätswerke in der stark wechselnden Bela- 
stung; wenn es in Zukunft gelingt, die ..Spitze‘ 
mehr als bisher zu vermeiden, so werden sich 
die Ve’ hältnisee wesentlich günstiger gestalten. 
Das Gebiet ist noch so wenig geklärt, daß ganz 
neue Wege noch eı wartet werden können. Bei- 
spielsweire sei hier auf den’neuen Vorschlag von 
Wilkens?), de nur den Tie/temperaturteer aus- 
nutzen will. hingewiesen. 

Die außer o1 dentliche Steigerung der Löhne 
und Gehälter wird es notwendig machen. in Zu- 
kunft überflüssige Arbeiten für Projektierung 
von Anlagen mehr als bisher zu vermeiden. Es 
wird in Zukunft nicht mehr zulässig sein. daß 
zehn- bis zwanrigmal die gleichen Vorarbeiten 
gemacht werden und bestenfalls nur eine dersel- 


1) „Elektrotechn. u. Maschinenb.* 1919, 8. 353. 
®) "El. Kraftbetr. u. Bahnen“ 1919, $. 288. 


94 - Elektrotechnische Zeitschrift. 


ben Verwendung findet; hier wird eine Be- 
schränkung sicherlich eintreten müssen. Durch 
weitergehende Veı wendung statistischer Unter- 
lagen wird man versuchen müssen, unnötige Ar- 
beit zu sparen und die vorhandenen Arbeits- 
kräfte wirtschaftlicher auszumutzen. Auch auf 
dem Gebiete der technischen Literatur wird es 
notwendig werden, wirtschaftlicher zu arbeiten, 
wenn in Zukunft Wissenschaft und Technik 
nicht leiden sollen. Darüber habe ich mich in 
meinem Aufsatz „Die Zukunft der technischen 
Literatur‘) eingehender ausgelassen. Auch die 
Durchführung wissenschaftlicher Untersuchun- 
gen wird zweekmäßiger eingerichtet werden 
müssen, denn es ist unwirtschaftlich, daß an 
vielen Stellen die gleichen Arbeiten unabhängig 
voneinander durchgeführt werden; eine solche 
Verschwendung, wie wir sie bisher uns leisten 
konnten, werden wir in Zukunft vermeiden 
müssen. Durch Vereinheitlichung der Bezeich- 
nungen wird man neben der sonstigen Normali- 
sierung, Typisierung und Spezialisierung überall 
versuchen müssen, Vereinfachungen und Zeit- 
ersparnis zu erreichen. 

Der Einführung des Taylorsystems wird 
größere Aufmerksamkeit gewidmet werden 
müssen. 

Auch die Ausbildung und Fortbildung der 
Ingenieure und Techniker wirdin Zukunft noch 
mehr als bisher gepflegt werden müssen, damit 
sie den erschwerten Bedingungen, unter denen 
wir infolge des Krieges und besonders der Revo- 
lution in Zukunft zu arbeiten haben, gerecht 
werden können. Bezüglich der Verbesserung 
der Ausbildung ist der Deutsche Ausschuß 
für das technische Schulwesen im Verein 
mit den Hochschulen und Mittelschulen 
bereits tätig, das nötige zu veranlassen. 
Was die Fortbildung anbetrifft, habe ich 
bereits 1905 eine Anregung?) gegeben, die vom 
PFlektrotechnischen Verein seinerzeit aufge- 
nommen worden ist; bis zum Ausbruch des 
Krieges und auch nach dem Kriege sind solche 
Fortbildungskurse jeden Winter abgehalten 
worden. Durch weiteren Ausbau dieser Eimich- 
tung würde noch viel Gutes getan werden kön- 
nen. Einige andere Vereine haben hin und wie- 
der auch solche Fortbildungskursedurchgeführt, 
und es wäre zu wünschen, daß dies in größerem 
Maße geschehen würde. Erfreulicher weise hat 
der -Elektrotechnische Verein des rheinisch- 
westfälischen Industriebezirks in Verbindung 
mit dem rheinisch-westfälischen Verband für 
technisch-wissenschaftliche Vorträge im letzten 
Sommer in großzügiger Weise einen Hochschul- 
fortbildungskursus®) für Elektrotechnik durch- 
geführt, der bei den Beteiligten große Befriedi- 
gung hervorgerufen hat. 

Für viele wird sich eine Möglichkeit der 
Zeitersparnis und der Ersparnis von Kosten er- 
geben durch die beabsichtigte Zusammenlegung 
aller Jahresversammlungen der auf dem Gebiete 
der Elektrotechnik tätigen Vereine und Ver- 
bände. Der Verband Deutscher Elektrotech- 
niker hat die anderen elektrotechnischen Ver- 
einigungen und Verbände aufgefordert, daß sie 
alle ihre Jahresversammlungeh ungefähr zu 
gleicher Zeit und am gleichen Ort abhalten, so 
daß in Zukunft jedes Jahr eine ‚Elektrische 
Woche‘ ineiner Stadt Deutschlands stattfinden 
wird. Abgesehen von der Zeit- und Kostener- 
sparnis. wird auch die Wirkung einer solchen 
Zusammenlegung aller einzelnen Jahresver- 
sammlungen nach außen hin wesentlich geför- 
dert; durch Abhaltung von Vortragsreihen an 
diesen Orten kann weiterhin noch die Fortbil- 
dung der Fachgenossen unterstützt werden. 

Faßt man das vorstehende, mit Rücksicht 
auf den Zeit- und Raummangel flüchtige Bild 
zusammen, so zeigt sich, daß der Krieg und die 
Revolution zwar der Elektrotechnik sehr viel 
neue Schwierigkeiten gebracht haben, daß ihr 
aber auch viele Möglichkeiten der Entwicklung 
neu gegeben worden sind, so daß man mit einer 

) Val Ze > 

% Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 297. 


1920. 


gewissen Beruhigung der Zukun‘t entgegen- 
sehen. kann; jeden‘alls scheint die Elek- 
t:otechnik einer von den Indrist iezweigen zu 
sein, de en Zukun‘t sich noch ve hältni mäßig 
günstig gestalten wud. 


Gesetz, betreffend die Sozialisierung 
der Elektrizitätswirtschaft. 


Vom 31. Dezember 1919. 


Die verfassunggebende Deutsche National- 
versammlung hat zum Zwecke einer besseren 
Versorgung des gesamten Reichsgebiets mit 
Elektrizität das folgende Gesetz beschlossen, 
das mit Zustimmung des Reichsrats hiermit 
verkündet wird: E 

SER 
Das Reichszebiet ist bis spätestens 1. Ok- 


tober 1921 zum Zwecke der Eilektrizitäts- 
hewirtschaftung in Bezirke inzuteilen, die 
sich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten 
gliedern. B 


Für diese Bezirke sind unter Führung (des 
Reichs Körperschaften oder Gesellschaften zu 
bilden, in denen jedenfalls die der Erzeugung 
und Fortleitung elektrischer Arbeit dienenden 
Anlagen  zusammenzuschließen sind, mit Aus- 
nahme derjenigen Unternehmungen, die die 
von ihnen erzeuete elektrische Arbeit aus- 
schließlich oder ganz überwiegend für eigene 
Betriebe verbrauchen. ne 

Das Nähere bestimmt ein bis zum 1. April 
1921 einzubrinzendes Gesetz zur Regelung der 
Elektrizitätswirtschaft, soweit sie nicht be- 
reits in diesem Giesetz 'erfolst ist. - 

SD 

Das Reich ist befugt, 

1. das Eigentum oder das Recht der- Aus- 
nutzung von Anlagen, welche zur Fort- 
leitung von elektrischer Arbeit in einer 
Spannung von 50000 Volt und mehr be- 
stimmt sind und zur Verbindung mehrerer 
Kraftwerke dienen, 
das Bigentum oder das Recht der Aus- 
nutzung von Anlagen zur Erzeugung 
elektrischer Arbeit (Blektrizitätswerke) 
mit seiner installierten Maschinenleistung 


ID 


von 5000 Kilowatt und mehr, welche im. 


Eigentume privater Unternehmer stehen 
und nicht ganz überwiegend zur Erzeu- 
sung elektrischer Arbeit für eigene Be- 
triebe dienen, 

3. privaten Unternehmern zustehende Rechte 

zur Ausnutzung von Wasserkräften für 
‚die Erzeugung elektrischer Arbeit hit einer 
Leistungsfähigkeit von 5000 Kilowatt und 
mehr. welche nicht ganz überwiegend zur 
Erzeusung elektrischer Arbeit für eigene 
Betriebe bestimmt sind, einschließlich des 
Eigentums an den in Ausübung dieser 
Rechte errichteten Anlagen und des Rechts 
auf Benutzung technischer Vorarbeiten ge- 
gen angemessene Enischädisung zu über- 
nehmen. 

Auf Antrag eines Landes ist das Reich ver- 
pflichtet, dessen beim Inkrafttreten dieses Ge- 
setzes bestehende oder auf Grund von vor (dem 
15. Oktober dieses Jahres abseschlossenen 
Verträgen in Ausführung begriffene staatliche 
Leitungsanlagen der im ‚Abs. 1 Ziffer 1 ge- 
nannten Art zu übernehmen. Der Antrag muß 
binnen zwei Monaten nach der Mitteilung des 
Reichs an das Lamd darüber, ob und welche 
Anlagen es übernehmen will, gestellt werden. 

Zu. den Elektrizitätswerken im ‘Sinne des 
Absatz 1 Ziffer 2 gehören alle Anlagen und Ein- 


richtungen, welche mit dem Kraftwerk eine wirt-_ 


schaftliche -Einheit bilden, insoweit sie zum Be- 
triebe des Kraftwerks noiwendige sind. Die- bis- 
herigen Eigentümer können verlangen, daß dar- 
über hinaus solche Anlagen und Einrichtungen 
mit übernommen werden, die bei’ einer Abtren- 
nung für sie nicht mehr mit Vorteil benutzt wer- 
den könnten. Infolge der Inanspruchnahme des 
vechts zur Ausnutzung können sie den Erwerb 
der Anlage verlangen, sofern andernfalls eine 
unbillige Schädigung für sie eintreten würde, 
Die nach Abs. 3 bei der Uebernahme eines 
Elektrizitätswerkes durch das Reich nicht über- 
nommenen, zu der wirtschaftlichen Einheit ze- 
hörigen Anlagen und Einrichtungen zur Vertei- 
lung elektrischer Arbeit können in ihrer Gesamt- 
heit unter sinngemäßer Anwendung der Bestim- 
mungen «dieses Gesetzes durch die zuständigen 
Länder, Gemeindeverbände oder Gemeinden über- 
nommen werden, Die näheren Vorschriften, 
welche Länder, Gemeindeverbände oder Gemein- 
den einzeln oder gemeinsam zur Uebernahme 
befugt-sind, werden in den nach $ 21 zu 'erlas- 
senden Ausführungzsbestiimmungen getroffen. 


Heft 


SER. TEE E 
Bei ’gemischt-wirtschaftlichen Unternehmun- 
gen, in denen die Beteiligungen von Privaten ge- 
genüber den Beteiligungen der Länder, Gemeinde- 
verbänden und Gemeinden am 1. Oktober 1919 
weniger als 25 vom Hundert betragen, kann ein 
Uebernahmerecht des Reichs gemäß $ 2 Abs. 1 
Ziifer 2 und 3 nur dann ausgeübt werden, wenn 
die beteiligten Länder, Gemeindeverbände und 
Gemeinden nicht auf Aufforderung des Reichs 
binnen neun Monaten dem Reiche und den Un- 
ternehmungen gegenüber erklären, daß sie ihrer- 
seits gemeinsam oder einzeln die im $ 2 Abs. 1 
Zitfer 2 und 3 genannten Anlagen und Rechte 
übernehmen wollen. ; 

Bei gemischt - wirtschaftlichen Unternehmun- 
zen, bei denen die Beteiligungen von Privaten ge- 
eenüber den Beteiligungen der Länder, Gemeinde- 
verbände und Gemeinden am 1. Oktober 1919 
25 vom Hundert oder mehr betragen, hat das 
Reich das Recht, Anlagen und Rechte der im 
$2 Abs. 1 Ziffer 2 und 3 genannten Art zu über- 
nehmen. 

Im Falle der Uebernahme eines Elektrizitäts- 
werkes durch das Reich gemäß Abs. 1 und 2 
finden die Bestimmungen des $S 2 Abs, 4 ent- 


sprechende Anwendung. 


Machen Länder. Gemeindeverbände und Ge- 
meinden von dem ihnen nach Abs. 1 eingeräum- 
ten Rechte Gebrauch, so gelten für die Ueber- 
nahme der Anlagen und Rechte die Bestimmungen 
dieses Gesetzes. Das Uebernahmerecht der Län- 
der, Gemeindeverbände und Gemeinden erstreckt 
sich in diesem Falle auch auf die zur wirtschaft- 
lichen Einheit des Elektrizitätswerkes gehörigen 
Anlaeen und Einrichtungen zur Verteilung elek- 
trischer Arbeit, ö : 

EN 

Nach dem 1. Juli 1919 getroffene Verfügun- 
gen oder abgeschlossene Rechtsgeschäfte, durch 
die das Uebernahmerecht des Reichs aufgehoben 
oder in seinem Umfang beschränkt oder wirt- 
schaftlich : beeinträchtigt wird, sind dem Reiche 
gegenüber unwirksam. 


S5. 


Bei Uebernahme der im $ 2 genannien An- 
lagen und Rechte gehen die auf sie bezüglichen 
Rechte und Pflichten der bisherigen Eigentümer 
und Berechtigten gegenüber Dritten auf das Reich 
über, jedoch werden Verpflichtungen, die Dritten 
monopolartige Rechte auf Lieferungen und Lei- 
stungen geben, insoweit unwirksam, als die dafür 
eeforderten Preise diejenigen Preise erheblich 
übersteigen, welche zur Zeit der Lieferungen 
und Leistungen bei freiem Wettbewerbe zu er- 
zielen sein würden. 

Uebernahme- und Heimfallrechte, die durch 
einen vor dem 1, Juli 1919 geschlossenen Vertrag 
zugunsten eines Landes, eines 'Gemeindeverbandes 
oder einer \Gemeinde begründet sind, können auch 
nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes mit Wir- 
kung gegenüber dem Reiche nach Maßgabe des 
Vertrags ausgeübt werden, solange die Anlagen 
und Rechte nicht vom Reiche übernommen sind. 
Sie erlöschen mit der Uebernahme der Anlagen 
und Rechte durch das Reich. Dem Berechtigten 
ist in diesem Falle eine angemessene Entschädi- 
gunz zu gewähren. Sie soll auf Verlangen des 
Berechtigten in einer Beteiligung an den über- 
nommenen Rechten und Anlagen oder in einer 
Rente bestehen, f 

Rechte der Länder, Gemeindeverbände und 
Gemeinden, 
und Genossenschaften im Sinne des $ 3 von pri- 
vaten Inhabern zu übernehmen. erlöschen, wenn 
das Reich diese Geschäftsanteile übernimmt, 

Zueunsten einer Einzelgemeinde bestehende, 
auf ein Blektrizitätswerk bezügliche Uebernahme- 
und Heimfallrechte erlöschen nicht, wenn die Bin- 
zelgemeinde sie auf Grund eines vor dem 1. Juli 
1919 geschlossenen Vertrags bis zum 1. April 
1925 ausüben kann und ausübt und wenn das 
Elektrizitätswerk ausschließlich oder ganz über- 
wiegend der Stromversorgung der betreffenden 
Einzelgemeinde oder einzelner mit ihr unmittel- 


bar zusammenhängender Gemeinden dient. 


Ueber die Anlagen und Rechte abgeschlossene 
Betriebs- und Pachtverträge endigen mit der 
Uebernahme der Anlagen und Rechte. Das 
Reich hat die bisherigen Betriebsunternehmer und 
Pächter angemessen zu entschädigen. 


S-6. 

Die Entschädigung für die Uebernahme von 
Anlagen der im $ 2 bezeichneten Art besteht nach 
Wahl des Unternehmers entweder in den Geste- 
hungskosten unter Berücksichtigung angemesse- 
ner Abschreibungen oder in dem Ertragswert, 


berechnet nach dem im Durchschnitt der letzten. 


drei vor dem 1. August 1914 liegenden 'Geschäfts-. 
jahre erzielten Ertrage. Wählt der Unternehmer 
Entschädigung nach dem Ertragswert, so bleiben 
die erst nach Ablauf der maßgebenden drei Ge- 
schäftggahre in Betrieb genommenen Teile der 
Anlagen bei Bemessung der’ Entschädigung 
außer Betracht. Im Falle des $ 7 werden die Ge- 


Br A 


Geschäftsanteile von Gesellschaften 


LEN 


LEHE N > VEN 


29. Januar 1920. 


stehungskosten abzüglich angemessener Abschrei- 
bungen vergütet. 

Die Entschädigung für die Uebernahme von 
auf Grund staatlicher Verleihung erworbenen 
Rechten zur Ausnutzung von Wasserkräften für 
die Erzeugung elektrischer Arbeit ($ 2 Abs. 1 
Ziffer 3) besteht in dem Ersatze der Aufwen- 
dungen. die den bisherigen Berechtigten in be- 
zug auf die zu übernehmenden Rechte erwachsen 
sind. 2 
Die Entschädigung bei Uebernahme von Be- 
teilligungen im Sinne des $ 3 Abs, 1 ist nach 
dem Werte der Anlagen, auf welche die Beteili- 
gungen sich beziehen, unter sinngemäßer An- 
wendung der vorstehenden Abs. 1 und 2 zu be- 
ınessen, 

Die Entschädigung für die Aufhebung wines 
Betriebs- oder Pachtvertrags gemäß $ 5 Abs. 5 
besteht in dem Ersatz eines dem bisherizen Be- 
triebsunternehmer oder Pächter durch die Auf- 


hebung des Vertrags entstehenden Schadens, 
Entgangener Gewinn für eine über ein Jahr 
nach Aufhebung des Pachtvertrags hinaus- 
gehende Zeit wird nicht entschädigt. - | 

Umstände des Einzelfalls sind bei Fest- 


setzung der Entschädigung zu berücksichtigen, 
soweit sonst unbillige Härten eintreten würden. 
7. 

Unternehmen, denen das Reich durch Aus- 
übung der ihm nach $ 2 zustehenden Befugnisse 
die Anlagen zur Erzeuzung elektrischer Arbeit 
ganz oder teilweise entzogen hat. ist’auf Ver- 
langen, sofern sie sich mit der Verteilung elek- 
trischer Arbeit befassen, vom Reiche elektrischer 
Strom in dem Umfang und zu dem Preise zu 
liefern, zu denen sie sich ihn selbst jeweils 
mit den überlassenen Anlagen hätten herstellen 
können. 


RS One 


Das Reich kann verlangen, daß Anlagen zur 
Fortleitung elektrischer Arbeit und Elektrizitäts- 
werke, auch wenn sie nicht unter $ 2 Abs. 1 Zif- 
fer 1 und 2 fallen, in Gesellschaften, an denen 
das Reich beteiligt, eingebracht werden. wenn 
‚den Interessen der Gemeinwirtschaft nicht durch 
Austausch elektrischer Arbeit genügt werden 
kann. . Hinsichtlich der beim Inkrafttreten dieses 
Gesetzes bestehenden oder in Ausführung begrif- 


fenen sowie der künftig mit Zustimmung des’ 


Reichs errichteten staatlichen und kommunalen 
Anlagen der im $ 2 Abs. 1 Ziffer 1 bezeichneten 
Art können die Länder, Gemeindeverbände und 
Gemeinden dasselbe Verlangen an . das Reich 
stellen, solange die Anlagen vom Reiche nicht ge- 
mäß $ 2 übernommen werden. Die bisherigen 
Eigentümer der einzubringenden Anlagen sind 
unter Berücksichtigung des Wertes der Anlagen 
an der Gesellschaft angemessen zu beteiligen. 

Die bisherigen Eigentümer können statt 
dessen die Uebernahme der Anlagen durch die 
Gesellschaft gesen anzemessene Entschädigung 
zemäß $ 6 verlangen. 

In beiden Fällen sind die finanziellen und 
wirtschaftlichen Interessen der hierdurch be- 
rührten Länder, Gemeindeverbände und Gemein- 
den voll zu wahren. 


$ 2 Abs. 3, 85 und $ 6 Abs, 4 finden sinn-' 


gemäß Anwendung. 

Befugnisse auf Grund dieses Parasraphen 
müssen bis zur Verabschiedung des im $ 1 vor- 
gesehenen Gesetzes geltend gemacht werden. 


z 8:9: 


Die Länder können verlangen, daß sie in Ge- 


 sellschaften innerhalb ihres Gebiets, an denen 
das Reich beteiligt ist. bis zu einem Drittel dieser 
Beteiligung gegen Erstattung der vollen Aufwen- 
dungen beteiligt werden, soweit es sich nicht um 
die im $ 2 Abs. 1 Ziffer 1 genannten Anlagen 
handelt und soweit durch die Beteiligung der 
Länder der Anteil des Reichs nicht unter 51 
vom Hundert sinkt. 


S 10. 

Kommt eine vertragliche Vereinbarung zwi- 
schen den Beteiligten über die Uebernahme und 
die Einbringung der in den $$ 2 und 8 be- 
“zeichneten Anlagen und Rechte zustande. so er- 
folgt die Uebernahme und Einbringung auf 

rund dieser vertraglichen Vereinbarung. 

Kommt eine vertragliche Vereinbarung nicht 
zustande, so wird in einem Schiedsverfahren fest- 
gesetzt, welche Anlagen und Rechte auf das 
Reich zu übernehmen oder in die Gesellschaft 
einzubringen sind und unter welchen Bedingun- 
gen die Uebernahme und Einbringung zu erfol- 
gen hat. 


Seal 


In dem Schiedsverfahren entscheidet ein 
Schiedsgericht von drei Mitgliedern., Je eines 
derselben wird von dem Beteiligten und dem 
Reichsschaizminister bezeichnet. Der Obmann 
wird von den bezeichneten Schiedsrichtern ge- 
wählt. Kommt eine Einigung der Schiedsrichter 
nicht zustande, so wird der Obmann von dem 


4 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


Ex 


Präsidenten desReichswirlschaftegerichts ernannt. 

Gegen die Entscheidung. des Schiedsgerichts 
über die Höhe der Entschädigung ($ 6) oder Be- 
teiligung ($ 8) ist Beschwerde an ein bei dem 
Reichsfinanzhof gebildetes Oberschiedsgericht zu- 
lässig. 

Die Entscheidungen im Schiedsverfahren er- 
folgen auf Grund der Bestimmungen dieses Üe- 
setzes nach vorheriger Anhörung der Parteien 
und im Rahmen der Anträge der Parteien. Sie 
werden den Parteien zugestellt. 


BSR, 

Mit Zustellung des Schiedsspruchs ($ 11 
Abs. 1) an die Beteiligten gehen das Eigentum 
an den Anlagen und die Rechte gemäß dieser 
Entscheidung auf das Reich oder die Gesellschaft 
über. 

S- 13. x 

Der Reichsschaizminister und die von ihm 
bestimmten Stellen sind berechtigt, jederzeit Aus- 
kunft über alle Umstände rechtlicher, technischer 
und wirtschaftlicher Art zu verlangen, welche 
sich auf Anlagen und Rechte der in $$ 2 und 8 
genannten Art beziehen. 

Zur Auskunft verpflichtet sind die Eigen- 
tümer, Betriebsunternehmer und Pächter der in 
$$ 2 und 8 genannten Anlagen und die Inhaber 
der im $ 2 Abs, 1 Ziffer 3 bezeichneten Rechte 
sowie Personen, die an Gesellschaften beteiligt 
sind, welchen solche Anlagen oder Rechte ge- 
hören oder welche den Betrieb solcher Anlagen 
führen. 

Die Auskunft kann durch öffentliche Be- 
kanntmachung oder durch Anfragen bei den ein- 
zelnen zur Auskunft Verpflichteten erfordert 
werden. 

Ss 14. 

Die zuständigen Stellen ($ 13 Absatz 1) und 
die von ihnen Beauftragten sind befugt. zur Er- 
mittlung richtiger Angaben Geschäftspapiere 
oder Geschäftsbücher einzusehen sowie Betriebs- 
einrichtungen und Räume zu besichtigen, über 
welche Auskunft verlanet wird. 


8715, 

Das Reich kann aus Gründen des öffentlichen 
Wohles das Recht zur Entziehung oder Be- 
schränkung von Grundeigentum gesen vollstän- 
dige Entschädigung für ein Unternehmen ver- 
leihen, das zur Erzeugung, Fortleitung und Ver- 
teilung elektrischer Arbeit bestimmt ist, und an 
dem das Reich auf Grund dieses Gesetzes betei- 
ligt ist oder bereits vor dem Inkrafttreten dieses 
Gesetzes beteiligt war. 

Die Verleihung wird von der Reichsregierung 
ausgesprochen. 

Bis zum Erlaß eines besonderen Reichs- 
gesetzes gelten für die Durchführung der Ent- 
eignung die landesrechtlichen Bestimmungen. 


Ss 16, 

Wer vorsätzlich die Auskunft, zu der er nach 
$ 13 verpflichtet ist, nicht in der gesetzten Frist 
erteilt oder wissentlich unrichtige oder unvoll- 
ständige Angaben macht, oder wer vorsätzlich 
der Vorschrift im S 14 zuwider die Einsicht in 
die (Geschäftspapiere oder Geschältsbücher oder 
die Besichtigung der Betriebseinrichtungen und 
Räume verweigert, wird mit Gefängnis bis zu 
sechs Monaten und mit Geldstrafe bis zu zehn- 
tausend Mark oder mit einer dieser Strafen be- 
straft. 

8 17. 


Das Reich kann die ihm nach diesem Gesetze 
zustehenden Befugnisse für das Versorgungs- 
gebiet eines oder mehrerer Länder oder Teile 
von diesen den Ländern auf ihren Antrag über- 
tragen. 

Das Reich hat vor der Ausführung eigener 
Leitungsanlagen innerhalb eines Landes die 
Landesbehörde zu hören. 

Der Stromausgleich innerhalb eines Landes 
oder Landesteils soll im Rahmen der vom Reiche 
erlassenen allgemeinen Anordnungen auf Ver- 
langen der Landesbehörde unter deren Mitwir- 
kung erfolgen. Die Länder können diese Be- 
fugnisse den Provinzen weiter übertragen. 


SE ISER 
Die von Stromerzeugungsanlagen der Länder 
in das dem Reiche gehörende Leitunzsnetz ze- 
lieferte elektrische Arbeit muß im Rahmen des 
technisch Möglichen gegen angemessene Ent- 
schädigung für die Uebertragung auf Verlangen 


des Stromlieferers an zu vereinbarenden Stellen 


zurückzeliefert werden. 
Den gleichen Anspruch haben Gemeindever- 
bände und Gemeinden zur eigenen Versorgung 


aus bereits bestehenden eigenen und ihnen beim ° 


Inkrafttreten dieses Gesetzes zur Stromversor- 


gung dienenden Anlagen. 
Ss 19. 
Bei der Verteilung der elektrischen Arbeit 
ist Vorsorge zu treffen. daß in den Ländern, aus 


Heft 5. 


95 


Energiequellen die Elektrizi- 


natürlichen 
tät erzeugt wird, die jeweilig erforderliche Kraft 
dauernd zur Verfügung bleibt, 

Die vom Reiche oder einer Gesellschaft, an 
der das Reich beteiligt ist, in einem Lande elek- 


deren 


trisch ausgenutzten Energiequellen (Wasser- 
kräfte, Kohlenlazer, Oelquellen) sind dem be- 


treffenden Lande auf Antrag wieder zur Verfü- 
gung zu stellen, wenn sie im eigenen Lande be- 
nötigt werden und weitere zur Ausnutzung 
gleich günstige Energiequellen nicht vorhanden 
sind. Von diesem Rechte kann ein Land nur 
Gebrauch machen. soweit die vom Reiche aus 
dem betreffenden Lande ausgeführte elektrische 
Arbeit größer ist als die eingeführte. 

Dem Reiche sind die für die Ausnutzung der 
Energiequellen verausgabten Gestehungskosten 


"abzüglich einer anzemessenen Abschreibung zu- 


rückzuvergüten. | 
S 20, 

Zur .beratenden Mitwirkung bei allen Ange- 
legenheiten der Reichs-Elektrizitätswirtschaft er- 
richtet die Reichsregierunz einen Beirat! dem ie 
fünf Vertreter des Reichstags, des Reichsrats 


und der Arbeiter- und Angestelltenorganisatio- 
nen sowie zwanzig Sachverständige angehören. 


von denen je vier von der Reichsregierung, den 


Ländern, den Vertretungen der Provinzen, Ge- 
meindeverbände und ‘Gemeinden. der Zentral- 
arbeitsgemeinschaft der industriellen und xge- 
werblichen Arbeitzeber und Arbeitnehmer 
Deutschlands und dem Deutschen Landwirt- 
schaftsrate zu wählen sind. ferner ie zwei Ver- 
treter der zewerblichen Groß- und Kleinver- 
braucher, die vom Deutschen Industrie- und 


Handelstag und vom Deutschen Handwerks- und 
Gewerbekammertage zu benennen sind. Der 
Beirat tagt auf Einladung und unter dem Vor- 
sitz des Reichsschatzministers oder seines Beauf- 


tragten. Seine Geschäftsordnung gibt sich der 
Beirat selbst. Sie unterlieet der Genehmigung 


des Reichsrats. 

Der Beirat muß von der Reichsregierung in- 
nerhalb zwei Wochen berufen werden, wenn 
neun seiner Mitglieder es- beantragen. 


s 21. 

Die erforderlichen Ausführungsbestimmungen 
zu diesem Gesetz erläßt die Reichsregierung 
unter Zustimmung des Reichsrats nach An- 
hörung des Beirats. 

82223 

Die in den vom Reiche erworbenen oder auf 
sein Verlangen in Gesellschaften eingebrachten 
Anlagen und in den zugehörigen Verwaltungen 
beschäftigten Arbeiter und Angestellten werden 
zu den Bedingungen der bestehenden oder mit 
den zuständigen Berufsorganisationen abzu- 
schließenden Tarifverträge übernommen. 

Die mehr als ein Jahr bei einer auf Grund 
dieses Gesetzes durch das Reich übernommenen 
oder auf sein Verlangen gemäß S 8 in eine Ge- 
lellschaft einzebrachten Anlage und in der zuge- 
höriecen Verwaltung beschäftigt gewesenen Ar- 
beiter und Angestellten. die nachgewiesener- 
maßen infolge dieses Gesetzes innerhalb der 
nächsten zwei Jahre nach Uebernahme oder 
Einbringung der betreffenden Anlage entweder 
vorübergehend oder dauernd arbeitslos werden. 
chne anderweit entsprechende Beschäftigung zu 
finden, oder wegen durch dieses Gesetz notwen- 
die gewordenen Berufswechsels oder Einschrän- 
kung des Betriebs geschädigt werden, erhalten 


Entschädieung bis zu einem Jahre aus der 
Reichskasse. e 
Die näheren Bestimmunsen, insbesondere 


über Umfanz und Bedingungen der Zuwendun- 
gen, erläßt der Reichsrat, jedoch mit der Maß- 
gabe, daß die Entschädigung im Falle einzetre- 
tener Arbeitslosiekeit nicht weniger betragen 
darf als Dreiviertel des entgangenen Arbeitsver- 
dienstes. 

23: 


Die infolge dieses Geseizes vorgenommenen 
Rechtsakte sind frei von öffentlichen Abgaben. 
Berlin. den 31. Dezember 1919. 
Der Reichspräsident. 
Ebert, 
Der Reichsschatzminister, 
Dr.: Mayer. 


Die neuere Entwicklung der Elektrotechnik 
und das Hochschulstudium!). 


Aus den unscheinbaren Werkstätten, in 
denen ehemals kleine dynamoelektrische Ma- 
schinen und Telegraphenapparate hergestellt 
wurden, hat sich ein gewaltiger Industriezweig 
entwickelt. Ein Bild über den heutigen Um- 
fang des elektrotechnischen Gebietes gibt zu- 


ı) Nach einer Antrittsvorlesung von Prof. Dr.iing. 
Binder, Dresden. 


y6 


- 


nächst die folgende Übersicht der Erzeugnisse: 
Starkstrom;: Elektr. Maschinen, Transforma- 
toren, Apparate für Niederpsannung, Apparate 
für Hochspannung, Leitungen und Kabel, In- 
stallationsmaterial, elektrochem. Einriehtun- 
gen, Glühlampen. Schwachstrom: Apparate 
für Leitungstelegraphie, Apparate für draht- 
lose Telegraphie, Apparate für Fernsprech- 
wesen, Apparate für Signalwesen, Meßinstru- 
mente und Zähler, elektromedizinische Appa- 
rate. Dieses an sich erfreuliche Bild starker 
Entwicklung hat aber auch seine Schattensei- 
ten. Es wurde eine weitgehende Arbeitsteilung 
erforderlich, Wie weit heutzutage die Gliede- 
rung durchgeführt ist, sollan einem Beispiel ge- 
zeigt werden. Bei der Herstellung einer Dy- 
namomaschine wirken mit: je eine Abteilung 
für Berechnung, Konstruktion, die Werkstätte, 
das Prüffeld. Die Arbeitsteilung hat aber damit 
noch nicht ihre Grenze erreicht. So ist bei den 
größeren Werken beispielsweise die Berech- 
nungsabteilung wieder gegliedert in die Unter- 
abteilungen für Gleichstrom mit besonderen 
Gruppen für normale Maschinen, Turbogene- 
ratoren, Umformer, Hebezeugmotoren, Bahn- 
motoren; für Wechselstrom mit besonderen 
Gruppen für Turbogeneratoren, Wasserkraft- 
generatoren, Induktionsmotoren, Kollektor- 
motoren. ROT 

Diese weitgehende Spezialisierung 
ist weniger durch das Bestreben hervorgerufen, 
mit gut eingearbeiteten Kräften ein möglichst 
nutzbringendes Arbeiten zu erzielen, als viel- 
ınehr durch die Tatsache, daß die in einen Son- 
derzweig sich darbietenden Aufgaben die Kraft 
eines Einzelnen vollin Anspruch nehmen. Selbst 
wenn in manchen seit Jahrzehnten bearbeiteten 
Zweigen keine grundlegenden Neuerungen mehr 
zu entwickeln sind, bildet doch der Ausbau für 
die größten Leistungen und die Verbilligung der 
Erzeugnisse eine nicht weniger umfassende Auf- 
gabe für die Werksingenieure, deren Tätig- 
keit bisher betrachtet wurde. ; ü 

Ein weites Feld für den Ingenieur bildet 
nun die Verwertung der Erzeugnisse. Es gibt 
heutzutage fast kein Gebiet in unserm vielseiti- 
gen Wirtschaftsgetriebe, in dem nicht die EleK- 
trotechnik eine Rolle spielt. Der Zeitpunkt ist 
nicht mehr fern; in dem die Kraftquellen des 
ganzen Landes durch ein vollständiges Netz von 
Leitungen verbunden sein werden und in jedem 
Landstrich elektrische Versorgung möglich sein 
wird. Unsere jetzige Not drängt dazu. Die Un- 
zahl der Aufgaben hat auch hier eine starke 
Unterteilung notwendig gemacht. Es ergaben 
sich, mehr oder weniger scharf umgrenzt, fol- 
gende Arbeitsgebiete: Kraftwerke und 
Netze für allgemeine Versorgung, Bergwerks- 
industrie, Hütten- und Walzwerksindustrie, 
Metall- und Holzbearbeitung, elektrochemische 
Industrie»Bahnen, Schiffe, Landwirtschaftusw. 

Den Projektierungsingenieuren ob- 
liegen die Aufgaben: Feststellung der besonde- 
ren Betriebsbedingungen, Beschaffung der für 
ganze Anlagen nötigen Teile, Ausarbeitung von 
Kostenanschlägen, Berechnungen auf Wirt- 
schaftlichkeit, Geschäftsverkehr mit der Kund- 
schaft. Diese Gruppe von Ingenieuren nimmt 
die Erzeugnisse als gegeben hin und verwertet 
sie. Sie braucht zwar nicht bis ins Einzelne über 
den Aufbau unterrichtet zu sein, muß aber die 
Eigenschaften. der Erzeugnisse kennen, Der 
Zahl nach ist diese Gruppe weitaus die größte, 
wie sich aus der folgenden Zusammenstellung 
ergibt: 

Bei einer unserer Großfirmen waren an 
Hochschulingenieuren im Jahre 1914 tätig: 
6,2% in den Berechnungsbureaus, 7,8% in den 
Konstruktionsbureaus für Maschinen, 12,6% in 
den Konstruktionsbureaus für Apparate, 5,1% 
inden Prüffeldern und Versuchsfeldern, 6,7 % in 
den Werkstättenbureaus, 7,5% in den Montage- 
bureaus, 47,8%, in den Projektierungsbureaus, 
2,4% in den Propagandabureaus, 3,9% in den 
Organisations- und Verwaltungsbureaus. 

Eine dritte Gruppe bilden die Betriebs- 
ingenieure, die in den erbauten Änlagen den 
Betrieb zu leiten haben. Bei diesen handelt es 
sich nicht darum, Waren zu erzeugen, sondern 
zu verwalten. Neben den technischen Aufgaben 
treten hier wirtschafuliche Fragen in den Vor- 
dergrund; es soll der technisch beste Betrieb 
und äuch der billigste Betrieb erreicht werden. 
Die große Zahl der gesewzlichen Vorschriften 
bringtes auch mitsıch, daß sich diese Ingenieure 
vielfach mit Rechtsfragen beschäftigen müssen. 

Zusammengefaßt sind daher erforderlich 
Ingenieure für: Forschung, Berechnung, Prüf- 
feld — Konstruktion, Werkstätte, Kosten- 
wesen — Projektierung, Geschäftsverkehr, Ver- 
. kauf Anlagenbau, Betrieb, Verwaltung. 
Zwischen dem linken und dem rechten Eck- 
pfeiler dieser Reihe besteht fast kaum mehr 
eine Beziehung. Die Forderungen hinsichtlich 
der Ausbildung werden daher ganz verschieden 
ausfallen, je nach dem man. an die eine oder 
die andere der Gruppen denkt. Es muß als 
ausgeschlossen gelten, dem angehenden In- 


Elektrotechnische 


u m Bann a m a na nn m 


a 


Zeilschrilt. 1920. Heit 5- 


genieur eine vollständige Ausbildung in jeder 
der Richtungen angedeihen zu lassen, Trotz- 
dem wäre es verfehlt, lauter Ingenieure aus- 
bilden zu wollen, die nur ihr Spezialfach über- 
sehen. Damit wäre weder dem Ingenieur, noch 
der Wirtschaft gedient. 

Abgesehen von den seltenen Ausnahmen 
hat der Ingenieurfolgende Stuf£enleiter vorsich : 
Ingenieur, Gruppenführer, Oberingenieur, Ab- 
teilungsvorsteher, Direktor. Will er sie bis in 
die oberen Höhen erklimmen, so muß er den 
nötigen Weitblick besitzen ; bleibt er auf einer 
der Anfangsstufen stehen, so soll er doch durch 
Anteilnahme an der niehttechnischen Gedan- 
kenwelt sein Lebensglück erreichen können. 

Damit ergibt sich die erste Forderung: 
das Studium muß aufeine breite Grundlage 
gestellt werden, die auch Wirtschaftslehre und 
Rechtskunde umfaßt und auch erlaubt, die 
Allgemeinbildung zu vertiefen. Die nötige Zeit 
kann nur durch Zusammenfassung und Kür- 
zungenin den bisherigen Lehrfächern gewonnen 
werden. 

Die zweite Forderung verlangt die Ver- 
tiefung in einer Richtung. Der angehende 
Ingenieur muß unbedingt an einem Beispiel 
sehen, daß auch die scheinbar einfachen Auf- 
gaben große Schwierigkeiten bieten, und daß nur 
gründliche Arbeit und Ausdauer zum Erfolge 
führt. Die Vertiefung des Studiums ist auch 
notwendig, wenn die Hochschule weiter eine 
Stätte der Forschung bleiben soll. Wahlfächer 
zusammen mit einer entsprechenden Prüfungs- 
ordnung befriedigen diese zweite Forderung. 

Die dritte Forderung, daß der Unter- 
richt wissenschaftlich sein muß, und die 
vierte Forderung, daß stets der Sinn für 
die Wirklichkeit erweckt werden muß, 
können unabhängig vom Aufbau der Hoch- 
schule von jedem Dozenten erfüllt werden. So 
ausgebildet wird der Ingenieur auch dann ge- 
rüstet sein, wenn seiner besonderen Fachrich- 
tung ferner liegende Aufgaben an ihn heran- 
treten. 


RECHTSPFLEGE. 


Belgische Patente. 

“ Eine Verfügung der belgischen Regierung 
vom 6. XI. 1919 regelt die Behandlung der bel- 
gischen Patente in bezug auf Taxzahlung und 
Ausübungspflicht für die Kriegsdauer, Die mit 
Verfügung vom 5. VIII. 1914 gewährte, seiner- 
zeit unbegrenzte Stundungsfrist für die Taxen 
wird bis zum 1. VIII. 1920 erstreckt. Die erste 
während des Krieges fällig gewordene Taxe ist 
an dem der Taxfälligkeit entsprechenden Tage, 
deraufeinen noch festzusetzenden Termin folgt, 
einzuzahlen. Die weiteren Taxen sind in den 
darauf folgenden Jahren jeweils am Fällig- 
keitstage zu entrichten. Die Taxen, die vor dem 
Kriege bereits mit Zuschlag fällig waren, bei 
denen jedoch dıe Zuschlagsfrist noch nicht ver- 
striehen war, können bis zu dem oben erwähn- 
ten Tage mit Zuschlag entriehtet werden. Die 
während des Krieges trotz der gewährten Stun- 
dung eingezahlten Taxen gelten als vorausge- 
zahlt. Die zwischen dem 1. VIII. 1914und dem 
endgültigen Friedensschluß liegende Zeit wird 
auf die Geltungsdauer der belgischen Patente 
nıcht angerechnet. 

Die Frist für die Ausübung der Patente 

wird entsprechend den Bestimmungen des Frie- 
densvertrages bis zu zwei Jahren nach endgül- 
tigem Friedensschluß verlängert. Die Priori- 
tätsfrist wird, soweit sie bei Kriegsbeginn noch 
nicht abgelaufen war, bis zu 6 Monaten nach 
dem endgültigen Friedensschluß erstreckt. 
. Die Vergünstigungen bezüglich Erstrek- 
kung der Prioritäts- und der Ausübungsfrist 
und bezüglich der Verlängerung der Patent- 
dauer um die Kriegszeit kommen Ausländern 
nur dann zugute, wenn der Heimatsstaat der 
betreffenden Ausländer belgischen Untertanen 
gleichwertige Vergünstigungen einräumt. Be- 
züglich der Prioritätsfrist und der Ausübungs- 
frist ist Deutschland die Pflicht zur Gewährung 
einer entsprechenden Vergünstigung durch den 
Friedensvertrag bereits auferlegt. 

Ob auch in Deutschland eine Verlängerung 
der Patentdauer eintritt, bleibt abzuwarten; 
vorläufig ist diesbezüglich die geforderte Ge- 
genseitigkeit in Deutschland noch nicht ge- 
sichert. ; 

Dipl.-3ng. A. Kuhn, Patentanwalt. 


Weitere Verfügungen über gewerblichen 
Rechtsschutz. _ 

Die nach dem vorstehenden Artikel für 
die belgischen Vergünstigungen erforderliche 
Gegenseitigkeit ist auch Voraussetzung für den 
Genuß der in einem dänischen Gesetz vom 
22. XII. 1919 Ausländern bezüglich der Ver- 
längerung oder Erneuerung ihrer dänischen 
Schutzrechte gewährten Vorteile, Durch dieses 


2 ZA Me r, 


28. Januar 1920. 


Gesetz wird, wie Dr. B. Alexander-Katz im 
„Berl. Tgblt.““ (14. I. 1920) ausführt, die Ver- 
längerung.oder Erneuerung der während des 
Krieges mangels Zahlung der Jahresgebühren . 
oder Verwertung hinfällig gewordenen Patente 
für maximal 5 Jahre ausgesprochen. Bei der 
Festsetzung der Dauer soll der Zeitraum be- 
rücksichtigt werden, während dessen der Pa- 
tentinhaber an der normalen Verwertung des 
Patentes verhindert gewesen ist. Auf Antrag 
werden auch Patentanmeldungen, deren Be- 
handlung in der Zeit vom 1. ‚VIlI. 1914 bis 
31. XII. 1919 wegen Unterlassung der Erledi- 
gung amtlicher Bescheide unterbrochen worden 
war, wieder in Kraft gesetzt. Die neu erworbe- 
nen Rechte können indessen denjenigen gegen- 
über. nicht geltend gemacht werden, die die Er- 2 
findung nach dem Erlöschen der ursprüng- | 
lichen Rechte und vor der Erneuerung bona ; 
fide im Dänemark benutzt oder hierfür wesent- 
liche Vorbereitungen getroffen haben. — 

Wie Patentanwalt BB Neumann dem j 


„Berl. Tgblt.‘“ (9. I. 1920) mitteilt, ist die in 


der „ETZ“ 1919, 8. 619, erwähnte, von der 
spanischen Regierung festgesetzte Frist zur | 
nachträglichen Regelung aller seit Kriegsbe- 
ginn schwebenden gewerblichen Schutzrechts- _ > 
verbältnisse vom‘31. XII. 1919 neuerdings bis 
31. III. 1920 verlängert worden. Dieser Ter- 
min verschiebt sich außerdem weiter bis zum 
30. VI. 1920, insofern Patentjahrestaxen u. 
dergl. noch nach ein-, zwei- oder dreimonatiger 
Verzögerung gegen Zahlung gewisser Strafge- 
bühren erledigt werden dürfen. — 

In Frankreich sind nach dem ‚Journal 
Officiel‘‘ vom 16. XII. 1919 die Bestimmungen 
des Gesetzes vom 12. IV. 1916, bezüglich der im 
Interesse der nationalen Verteidigung beschlag- “ 
nahmten Erfindungen, aufgehoben worden. 


Es 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Elektrotechnik im Kriege, (Kriegsa 
album der Elektrobataillone.) Im Auftrage 
des Elektro-Offizierkorps zugunsten des 
Mannschafts-Fürsorgefonds bearbeitet und 
herausgegeben von Oberleutnant d. R. ®t.- 
Song. techn. R. Pollak Ritter von Rudin. 
376 S. in 8°. Verlag für Fachliteratur G. m. 
b. H., Wien Iund Berlin W. 1919. Preis geb. 
30 M. (50 Kr). 

Der Krieg entwickelte sich letzten Endes 
zum Kampfe der Technik. Unsere Oberste 
Heeresleitung hat dieser Tatsache nicht vol 
Rechnung getragen. Der deutsche Ingenieur, 
unvorbereitet für einen Krieg, eingezw ängt 
dureh Verfügungen, die aus Überhebung des 
Könnens militärischer Kreise entstanden, hat 
an der Front leider das nicht leisten können, 
wozu er befähigt, zum Schaden Deutschlands. 
Über technische Aufgaben größter Tragweite 
entschieden in letzter Instanz Militärs. Die 
österreichische Heeresleitung war uns in Aus- 
nutzung technischer Intelligenz im Heere 
voran, da befand sich auch der Nichtoffizier 
zuletzt als ‚Landsturmingenieur“ in gehobener 
Stellung. ; i 

Vorliegendes Buch stellt den Werde- 
gang der österreichischen Starkstrombataillone 
dar, beschreibt dann Ausbildungsmethoden,gibt 
eineDarstellung des riesigen, aufgebotenen Ap- 
parates. Elektrizität spielte an der Front eine 
große Rolle. Der Strom war Verteidigungs- 
und Hilfsmittel, unersetzlich für Beleuchtung 
wertvoll als Ersatz für Menschen- und Tier- 
kraft, ın der Etappe hing die ganze Industrie 
des Heeres davon ab. Der beschreibende Teil 
des Buches, der an der Front tätig gewesene 
Ingenieure besonders interessieren wird, ent- 3 
hält Berichte der Elektrobataillone über an 2 
allen Fronten geleistete Arbeiten. Man erkennt, 
wie mühselig Erfahrungen gesammelt werden ; 
mußten, wie trotz Ungunst äller Verhältnisse _ 
der Frontelektrotechniker doch sein Ziel er- 
reichte. Während bei uns die Ausnutzung der 
Großkraftwerke im größten Maße angestrebt 
wurde, waren die österreichischen Elektro- 
bataillone viel mehr auf mobile Anlagen an- 
gewiesen. Die Darstellungen der einzelnen 
Truppenteile sind verschieden gehalten, von 
reiner technischer Beschreibung bis zur im 
Plauderton vom einfachen Manne geschriebenen 
Erzäblung. Der Text wird von vielen Bildern 
und Skizzen begleitet, so kann der Leser guten 
Einblick in die trefflichen Leistungen mancher 
Truppe erhalten. Die Hauptbeteiligten sind 
abgebildet und damit wird dem Buch auch die 
Note eines Kriegsalbums aufgedrückt. 

SER? . E. Cramer... 


Anleitung zu genauen technischen Tem- 
peraturmessungen mit Flüssigkeits- 
und elektrıschen Thermometern. Von 
Prof. Dr. 0. Knoblauch und Dr.Sng. 


Den m wer, a 
Be . 
F a 


3 
a 


29. Januar 1920. 


Hencky. Mit 65 Textabb. 128 S. in 8°, Ver- 
lag yon R. Oldenbourg. München und Ber- 
lin 1919. Preis 10 M-+-10% T.Z. 


Die Thermometrie steht heute auf einer 
hohen Stufe der Vollkommenheit. Die Fabri- 
kation der Flüssigkeitsthermometer vermag 
allen berechtigten Forderungen Rechnung zu 
tragen; die Gesetze denen die elektrischen 
Thermometer folgen, sind aufs beste bekannt, 
umd, soweit der Forscher nicht selbst die Kon- 
stanten seiner Instrumente, sowie ihre unver- 
meidliehen Fehler zu ermitteln gewillt ist, 
nimmtihm das Prüfungslaboratorium der Phy- 
sikalisch-Technischen Reichsanstalt auch diese 
Sorgeab. Trotzdem ist die Temperaturmessung 
noch vielfach ein Stiefkind der wissenschaft- 
lichen Forschung — sogar bei Physikern. Wohl 
die meisten Chemiker — um nur ein Beispiel 
zu nennen — verschmähen es, die Hilfe der 
amtlichen Prüfungsstelle in Anspruch zu neh- 
men. Sie,glauben schon genug getan zu haben, 
wenn sie ihr Thermometer in einer bekannten 
Handlung erwerben; sie messen mit ihrem 


Thermometer die Schmelz- und Siedepunkte 


der von ihnen untersuchten Substanzen auf 
Zehntelgrade genau, und es kommt ihnen gar 
nicht in den Sinn, daß ihr Thermometer durch 
die Nachlässigkeit des Verfertigers vielleicht 
gar ar um mehrere Grade falsch zeigen 
onnte. 


Selbstverständlich schützt auch die amt“ 
liehe Prüfung nicht vor törichter Benutzung 
eines Thermometers. Wenn der Chemiker die 
Siedetemperatur einer Flüssigkeit in der Nähe 
von 300° in der Weise bestimmen will, daß er 
nur das Gefäß, die Kugel, des Thermometers in 
die Flüssigkeit eintauchen, den ganzen übrigen 
Faden aber herausragen läßt, so bekommt er 
trotz Anwendung des besten Thermometers 


- eine zu niedrige Temperaturangabe, die bis zu 


10°fehlerhaft sein kann. Oder esglaubt jemand, 
dadurch recht genau messen zu können, daß 


- er sich ein Thermometer: mit sehr weiter Tei- 


lung herstellen läßt. Gibt er dem Celsiusgrad 
eine Länge von 20 cm, so kann er zwar sein 
Thermometer noch in tausendstel Grade ein- 
teilen und mit optischen Hilfsmitteln gar noch 
genauer ablesen ; aber diese Genauigkeit istnur 


‚eine eingebildete, denn mit der Gradlänge 


wächst auch die Quecksilbermenge, die das Ge- 
fäß des Thermometers füllt, und es wird länger 
dauern, bis diese Quecksilbermenge die Tem- 
peratur eines Bades annimmt, als es möglich 
ist, das Bad auf weniger als 1/1000 konstant zu 
halten. Mit diesen beiden Beispielen befinden 
wir unsim Rahmen des hier angezeigten Buches, 
das für den technischen Physiker und den in 
der Praxis stehenden Ingenieur bestimmt ist, 
bei dem man im allgemeinen nicht die dem 
geschulten Physiker eigene, umfassende Er- 
fahrung voraussetzen darf. Es will weitere 
Kreise darauf hinweisen, daß auch mit einem 
noch so teuren Meßinstrument eine genaue 
Temperaturbestimmung nur dann erzielt wer- 
den kann, wenn das Instrument mit der nötigen 
Sachkenntnis benutzt wird. L 

Der Inhalt des Buches zerfällt in drei Teile. 
Unter dem Gesichtspunkt, daß sich alle mög- 
lichen. Fehlerquellen einheitlich beschreiben, 
zahlenmäßig ihrer Wirkung nach beurteilen 
und endlich auch vermeiden lassen, wenn man 
die Temperaturmessung als ein Problem der 
Wärmeübertragung auffaßt, sind zunächst die 
darauf bezüglichen Gesetze und ihre Anwen- 
dung auf einige wichtige Fälle der Temperatur- 
Psung in leicht verständlicher Weise behan- 

elt. 

‘ Im zweiten Teil des Buches sind die Tem- 
peraturmeßgeräte beschrieben; das Flüssig- 
keitsthermometer mit seinen Sonderformen, 
dem Beckmann-Thermometer und dem Faden- 
thermometer ; das Thermoelement und die Mes- 
sung der Thermokraft mit Ausschlaginstrumen- 
ten und Kompensationsapparaten ; das Wider- 
standsthermometer mit der Wheatstoneschen 
Brücke und dem Differentialgalvanometer; 
endlich die Apparate zur Kontrolle der Tem- 
peratur-Meßinstrumente, Fısgefäß, Wasser-und 
Schwefelsiedeapparat. Dieser Teil des Buches 
hätte etwas ausführlicher behandelt werden 
sollen ; in seiner jetzigen Form hat er als eine 
kurze Übersicht nur für denjenigen Wert, der 
schon im Laboratorium die Thermometrie 
praktisch kennen gelernt hat. Um Ferner- 


stehende für die Sache zu interessieren, müß- 


ten die beigegebenen Figuren — wie auch an 
anderen Stellen des Buches — z. T. erheblich 
verbessert werden. Unter den Klexen der 
Fig. 23a des Widerstandsthermometers kann 
sich selbst der Eingeweihte nur schwer etwas 
vorstellen. 

Der Schwerpunkt des Buches liegt in dem 
letzten Teil: Anwendungen der Thermometer 
in-der Praxis. Es wird zunächst die Tempera- 
turmessung in festen Körpern, sodann aus- 
führlich die Messung von Oberflächentempe- 
aturen an festen Körpern behandelt, Hier 


- Elektrotechnische Zeitschrilt. 


1920. 


wird gezeigt, daß man beispielsweise die Tem- 
peratur der Oberfläche eines Körpers nicht 
durch bloßes Heranfühlen mit der Lötstelle 
eines Thermoelementes finden kann, Auf diese 
Weise würde man der Oberfläche gerade an der 
Stelle, wo man ihre Temperatur kennen lernen 
will, durch Ableiten längs der Schenkel des 
Elementes Wärme entziehen und somit ein 
stark verfälschtes Resultaterhalten. Es werden 
die Wege gewiesen, wie man diese Fehlerquelle 
vermeiden kann, beispielsweise dadurch, daß 
man den Schenkel des an ein Heizrohr ange- 
legten Elements zunächst einige Male um das 
Rohr herumwickelt, bevor man sie zu den Meß- 
instrumenten führt, und anderes mehr. 

Besonders liebevoll ist das Kapitel der 
Temperaturmessung in Gasen und Dämpfen 
behandelt. Gleich im Anfang finden wir das 
wiehtige Prinzip des Aspirationsthermometers 
erwähnt, bei dem der Strahlungseinfluß der 
Umgebung dadurch beseitigt wird, daß die 
Luftgeschwindigkeit und daher die Wärme- 
abgabe durch einen Saugventilator mit Uhr- 
werksbetrieb künstlich erhöht wird. Befremd- 
lich wirkt hierbei, daß der Vater des Aspira- 
tionsthermometers, der um die Meteorologie 
der freien Atmosphäre hochverdiente Professor 
Aßmann, nicht genannt wird, während das 
Buch sonst mit Zitaten nicht spart. Es folgen 
dann die Messungen in geschlossenen Kanälen ; 
hierbei verdienen die Mittel, die angewendet 
werden, um dasin das Rohr eingeführte Thermo - 
element gegen die Einflüsse der anders tem- 
perierten Rohrwände zu schützen, besonderes 
Interesse. Es wird gezeigt, daß man den an- 
gedeuteten Zweck einerseits durch eine passend 
angewandte Isolierung, anderseits durch ein 
besonderes, das Thermoelement umgebendes 
Schutzrohr erreichen kann, das elektrisch auf 
eine dem Thermoelement nahe Temperatur er- 
hitzt wird. Kurze Kapitelsind schließlich noch 
der Messung schnell wechselnder Temperaturen, 
sowie der Temperaturbestimmung rotierender 
Körper gewidmet. 

Überblicken wir den Inbalt des Buches in 
seiner Gesamtheit, so kann man dem gewollten 
Zweck die Anerkennung nicht versagen. In der 
Temperaturmessung liegt manches noch sehr 
im Argen, und jeder Versuch, hier bessernd ein- 
zugreifen, ist mit Freuden zu begrüßen. In 
diesem Sinne ist dem Buche, das dank der 
fleißigen Arbeit der Verfasser viele fruchtbare 


"Anregungen bietet, weiteste Verbreitung zu 


wünschen. Scheel. 


DeutscheForschungsstätten technischer 
Arbeit. Handbuch der auf dem Gebiet der 
Technik und verwandten Wissenszweige ar- 
beitenden Forschungs-, Versuchs- und Prüf- 
anstalten und dergl., sowie der diese Anstal- 
ten unterstützenden Vereine, Körperschaften 
und Organisarionen. Bearbeitet von Dipl.- 
Ing. Wallich. Herausgegeben vom Verein 
deutscher Ingenieure. 208 S. in 8°, Selbst- 
verlag des V.d.I., für den Buchhandel Julius 
Springer, Berlin 1919. Preis 7,50 M, für 
Mithlieder des V.d.I. 6,50 M. 

_Man findet in dieser. Schrift sämtliche 
deutsche Forschungsinstitute, 232 an der Zahl, 
aufgeführt, wobei ihre Briefanschrift und die 
Zeıtihrer Gründungangeführtsind,und Angaben 
über Zweck und Arbeitsgebiet, Leitung und 
Personal, sowie die finanzielle Unterhaltung 
gemacht werden. Angesichts dieser hohen Zahl 
von Forschungsstätten muß man sich fragen, 
ob nıcht, um Doppelarbeit zu ersparen, eine Zu- 
sammenlegung derselben zu einer kleineren 
Zahl entsprechend besser ausgestatteter Insti- 
tute von großem wirtschaftlichen Vorteil wäre. 
Die Schrift enthält über den Titel hinaus noch 
weitere wertvolle Ausführungen, indem im 
II. Teil Stiftungen, Vereine, Verbände usw, zur 
Förderung gemeinnütziger Forschungen auf 
dem Gebiete der Technik und verwandter 
Wissenszweige aufgeführt werden. Wenn auch 
in vielen dieser Vereine Forschungen in stren- 
gerem Sinne nicht betrieben werden, so sind sie 
in gewissem Sinne doch als Einrichtungen auf- 
zufassen, welehe die wissenschaftlichen und 
technischen Erkenntnisse fördern. In einem 
III. Teil wird, ein alphabetiseches Stichwort- 
verzeichnis der im I. und II. Teil aufgeführten 
Anstalten, Stiftungen und Vereine gegeben, 
welches die Handbabung des nützlichen Buches 


außerordentlich erleichtert. Zehme, 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher. 


Die Vereinheitlichung von Installations- 
Material für elektrische Anlagen. Erster 
Teil: Haus- und Wohnungaanschlüsse. Von W, 
Klement und C. Paulus. Mit 450 Textabb, 
XII und 213 S. in 8°, Verlag von Julius Springer. 
Berlin 1919. Preis geb. 10 M. 


Heit 5. 


u7 


Handbuch der Deutschen Gesellschaften 
m, b.H. Ein Hand- und Nachschlagebuch für 
Bankiers, Industrielle, Kapitalisten, Behörden und 
Auskunfteien. Herausgegeben und unter Berück- 
sichtigung der neuesten Gründungen bearbeitet 
von C,Greulich und F. Voullliöme, Jahrgang 
1920. 1154 u. 336 $S. in 40, Brandussche Ver- 
lagsbuchhandlung, Berlin 1920, Preis geb. 36 M. 

[Durch Beifügung yon Adressen, der Reichs- 
bankgiro-, Postscheck- und Bankkonten haben die 

Herausgeber den Jahrgang 1920 des noch die alten 

Reichsgrenzen berücksichtigenden, als Nachschlage- 

werk sehr willkommenen Handbuches in dankenswer- 

ter Weise erweitert. Der Abschnitt „Elektrizität“ um- 
faßt in der neuen Ausgabe 788 Firmen. Es wäre 
erwünscht, wenn künftig bei großen Gesellschaften, 
wie z. B. den Siemens-Schuckertwerken, die Über- 
sicht durch Hervorhebung wichtiger Hinweise in 

Sperrdruck erleichtert würde. Das Inhaltsverzeich- 

nis sollte an den Anfang gestellt werden.] 


Neue Zeitschriften, 


„Edel-Erden und -Erze.“ Zeitschrift für das 
Gesamtgebiet der seltenen Erden und Erze, für 
die Industrie ihrer Gewinnung, Verarbeitung und 
Verwertung. Herausgegeben von Dr. R. Escales. 
Verlag von Georg D. W. Callwey, München. 
]. Jahrgang 1919. Heft 1 bis 5. Erscheint zwei- 
mal im Monat. Bezugspreis halbjährlich 15 M. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und obne deren Verbindlichkeit.) 


Die Messung starker Gleichströme auf große 
Entfernungen. 

Herr BESAG veröffentlicht in der „ETZ‘** 
1919 S. 436 ein neues Verfahren zur Messung 
starker Gleichströme auf weite Entfernungen, 
Das von ihm angegebene Verfahren ist so ein- 
fach und sinnreich, daß es kaum übertroffen 
werden kann, solange es in unmittelbarer Nähe 
moderner Wechselstromzentralen Anwendung 
findet. 

Leider haftet dem Verfahren so, wie es 
beschrieben ist, der nicht zu unterschätzende 
Nachteil an, daß die nach ihm gewonnenen 
Meßergebnisse von der Spannung des Meß- 
wechselstromes abhängig sind. In großen Be- 
trieben, die an abgelegene Zentralen ange- 
schlossen sind, ist daher das Verfahren wegen 
der darin auftretenden Spannungsschwankun- 
gen unzuverlässig, Es muß zu einem kleinen 
Spezialumformer gegriffen werden, um wieder 
zuverlässige Meßergebnisse zu erhalten. Jener 
Umstand gibt mir Veranlassung, ein anderes 
Verfahren zur Gleiehstromfernmessung anzu- 
geben (ausgedacht im Jahre 1913). 

- Abb. 1 zeigt die schematische Darstellung 
der Meßeinrichtung. Ein kleiner Wechsel- 


(+) 0.3000A 


Meßfernleitung 


Webenschluß * 


Abb, 1. Schema der Fernmeßeinrichtung. 


strommotor treibt eine kleine Gleichstrom 
meßdynamo an. Um die reichlich bemessene 
Magnetwicklung der Dynamo ist eine starke 
Gegenkompoundwicklung (eine Windung) ge- 
legt, die nach Art der Hauptstromwicklung 
der G-Zähler von S. & H. an einen Nebenschluß 
von 60 bis 120 mV angelegt ist. Der Neben- 
schluß ist wegen des Amperemeters in Nähe 
des DBetriebsumformers sowieso notwendig, 
Fließt kein Verbrauchsstrom, dann ist auch 
die Gegenkompoundwicklung der Meßdynamo 


stromlos. Die Meßdynamo hat die höchste 
Spannung. Der Fernstrommesser macht einen 
Höshstausschlag nach links; der Zeiger geht 
aufden Meßnullpunkt. Mit zunehmendem Ver- 
brauchsstrom nimmt auch der Strom in der 
Gegenkompoundwicklung zu. Die Spannung 
der Meßdynamo geht zurück und damit der 
Zeiger des Fernstrommessers. Dieser zeigt so 
die Größs des Verbrauchsstromes an. Da der 
Antriebsmotor ein kleiner Ferrarismotor ist, 
ist die M»assung völlig unabhängig von den 
Spannungsschwankungen des Betriebswechsel- 
stromes und nur abhängig von der Frequenz, 
die aber immer konstänt ist. Die maximale 
Spannung, die den Meßnullpunkt des Fern- 
strommessers bestimmt, wird durch den 
Justierwiderstand W aus Manganin fest ein- 
gestellt. Die magnetische Hysterese der Meß- 
dynamo bringt einen Meßfehler in das Ver- 
fahren herein. Es wird nämlich bald auf dem 
auf-, bald auf dem absteigenden Aste der Ma- 
enetisierungskulve der Meßdynamo gemessen. 
Der dadurch entstehende Meßfehler wird auf 
die Hälfte, nämlich auf £ 1,5 bis 2%, herabge- 
setzt, indem der Fernstrommesser nach der 
mittleren Magnetisierungskurve geeicht wird. 
Es ist klar, daß die Eichung des Fernstrom- 
messers nicht zu weıt unten auf der Magneti- 
sierungskurve erfolgen darf, weil sonst der 
Meßfehler zu groß wird. Das führt dazu, daß 
der absolute Nullpunkt unterdrückt sein muß. 


Die Skala des Fernstrommessers ist so einge- 


richtet, daß der Zeiger bei Überschreitung der 
Skala nach dem absoluten Nullpunkt zu voll- 
ständig ‘verschwindet. Um z. B. bei zwang- 
läufiger Abschaltung der ganzen Meßeinrich- 
tung eine Verwechslung über den Betriebszu- 
stand auszuschließen, ist der Zeiger so Jange 
überhaupt nicht sichtbar. Das .ganze Meß- 
aggregat kann ähnlich den Motorzählern aus- 
geführt und bequem in dem Gehäuse eines 
solchen untergebracht werden. Natürlich kann 
die beschriebeneFernmeßeinrichtung zurStrom- 
richtungsanzeigung auf weite Entfernung be- 
nutzt werden. Der Meßnullpunkt dann in der 
Mitte. 
Hamburg, 4 X: 1919. 

Hugo Ring, i. F. Blohm & Voß. 
Erwiderung. 

Auf die Zuschrift des Herın RING muß ich 
zugeben, daß für die Lösung der Aufgabe des 
Gleiehstrom-Fernmessers die Zuhilfenahme von 
Wechselstrom an und für sich eine Notwendig- 
keit darstellt, der auch Herr RING nieht aus- 
zuweichen vermochte. Der Meßfehler, der bei 
dem von mir angegebenen Fernmeßverfahren 
durch veränderliche Wechselspannung auf- 
treten kann, ist durch verschiedene mir paten- 
tiertte Kompensationsmethoden zu beheben. 
Ich glaube, daß der technische Vorteil meines 
Verfahrens gegenüber dem von Herrn RING 
beschriebenen in dem Fortfall sämtlieher be- 
wegter Teile zu suchen ist, wodurch ohne 
Zweifel manche denkbare Störungsursache von 
Grund auf vermieden wird. Bei der von Herrn 
RING beschriebenen Anordnung will es mir 
scheinen, daß bei einem größeren Kurzschluß 
auf der Gleichstromseite ein Umpolen der 
kleinen gegenkompoundierten Meßdynamo vor- 
kommen kann. Im Prüfraum der Voigt & 
Haeffner-A.G. wurde übrigens seinerzeit eine 
ähnliche Lösung wie diejenige des Herrin RING 
durchgesprochen. Man wollte aber damals 
einen einfacheren Weg beschreiten und die 
Meßdynamo als Wechselstrommaschine aus- 
bilden, weil dabei statt des Kollektors nur 
Schleifringe notwendig waren. Die Erregung 
der Maschine sollte unmittelbar von der Haupt- 
sammelschiene gebildet werden. Die Verfol- 
gung dieser Idee wurde aber aufgegeben, nach- 
dem das jetzt veröffentlichte ruhende Fern- 
meßverfahren von mir gefunden war. 

Frankfurt a. M., 29. IX. 1919. 
Ernst Besag. 


Die Nummern im Fernsprechbetriebe. 
= Herr KR. kann meinen Aufsatz über die 
Nummern im Fernsprechbetrieb unmöglich 


genau gelesen haben, sonst könnte er auf 
S. 526 der „ETZ“ 1919 nicht zu der An- 


sicht kommen, ich wolle die Null ans rechte 
Ende verlegen. Ich habe vielmehr ausdrück- 
lich gesagt: „Wenn man, wie es zweck- 
mäßig und allgemein üblich ist, mit Null an- 
fängt, zu zählen ...‘“ Ich will weiter nichts, 
als die Kennzeichnung der Klinken 0, 5, 10 und 
15, entsprechend der Kennzeichnung dieser 
Zahlen durch längere Striche auf jedem Maß- 
stab, gerade damit man den Beginn mit Null 
beibehalten kann. Auch daß keine Ämter mit 
mehr als 10000 Teilnehmern mehr gebaut 
werden, weiß ich: Aber es gibt doch noch solche! 
Da die Erwiderung des Herrn KR. auch in den 
übrigen Punkten an dem vorbeigeht, was ich 
vorgeschlagen habe, habe ich keine Veran- 
lassung, näher darauf einzugehen,und bemerke 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


nur noch, daß ganz unabhängig von meinen 
Vorschlägen in der Zeitschrift für ‚Telegraphen- 
und Fernsprechtechnik“ gleichzeitig ein Auf- 
satz von Herrn Telegraphendirektor Olivier 
erschienen ist, der in wesentlichen Punkten zu 
denselben Forderungen kommt, z. B. fordert 


-er auch die Aussprache ‚„zwo“. Für besonders 


bedauerlich halte ich es aber, wenn die ‚„‚Fern- 
sprechnot‘‘ beschönigt wird, und wenn Vor- 
schläge zu ihrer Milderung ohne genaue Prü- 
fung gewissermaßen von oben herab abgetan 
werden. \ 

Berlins23. x 1919: Karl Ammon. 


Hierzu bemerkt unser Berichter: 

Der Vorschlagdes Verfassers läuft darauf bin- 
aus, fürdie Beamtin die Zählweise dureh Aus- 
schaltung der Nullam Anfang zu ändern, weiler 
voraussetzt, daß Irrtümer beim Aufsuchen der 
Finzelklinke dadurch entstehen, daß bei der 
jetzigen Bezeichnungsweise die Nullam Anfang 
berücksichtigt werden muß. Hiergegen habe 
ich mich gewendet, von einer konstruktiven 
Verlegung der Nullklinke ist in meinen Ausfüh- 
rungen .nicht die Rede. 

Die Vorschläge des Herrn T. D. Olivier 
bewegen sich in anderer Richtung als die des 
Verfassers. Die Aussprache ‚„zwo “statt „zwei“, 
die übrigens schon verschiedentlich gebraucht 
wird, ist weder vom Verfasser noch vom Herrn 
Olivier neu vorgeschlagen (vgl. „Prometheus“ 
1911, S. 288). 

Eine Beschönigung der Fernsprechnot usw. 
dürfte in meinen Ausführungen nicht zu er- 
blicken sein, sondern nur die Ablehnung von 
Vorschlägen, die überholt sind. Kr. 


Die Bedeutung der Tarife für die Entwicklung 
der ländlichen Stromversorgung. 

Von verschiedenen Seiten werde ich auf 
einen Irrtum hingewiesen, der mir in der Dis- 
kussion über meinen Vortrag in Stuttgart 
(„ETZ‘“ 1919, S. 677) unterlaufen ist, und den 
ich hiermit richtigstellen möchte. Die Beden- 
ken des Herrn BÜGGELN bezüglich des Anlaufs 
eines Zählers für 5,5 kW suchte ich mit dem 
Hinweis zu entkräftigen, daß der Verbrauch 
einer 16-kerzigen Lampe bereits einer Belastung 
von 4% entspräche, während dieser Verbrauch 
tatsächlich nur 0,4% entspricht. Trotz dieser 
falschen Begründung kann ich die Befürchtun- 
gen des Herrn BÜGGELN nicht teilen, da, wie 
bereits in der Diskussion erwähnt, man bei den 
meisten Anlagen mit einem Zäbler bis zu etwa 
3kW auskommen wird, zumal, wenn in zweck- 
mäßiger Weise die Überlastung:fähigkeit der 
Zäbler ausgenutzt wird. Diese betiägt bekannt- 
lich 25% dauernd, 50% vorübergehend auf 
3 bis 5h und 100% kurzzeitig. Außerdem bat 
beim Gıundgebührentarif, wieschon von Herın 
PRTRI hervorgehoben wurde, die zeitweise 
Nichtregistiierung des Verbrauchs einiger Lam- 
pen keine ausschlaggebende Bedeutung. 

Berlin, 31 X17,.:191% Warrelmann. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Hochschulnachriehten. Dr. techn. Franz 
Unger wurde als ordentlicher Professor für das 
Lehrgebiet ‚Elektromascebinenbau“ an die 
Technische Hochsebule Braunschweig berufen. 
Er ist 1882 in Preßburg geboren, studierte an 
der Technischen Hoebschule in Wien, war in 
den Jahren 1906/10 bei den Siemens-Schuckert- 
werken in Berlin, 1910/ll an der Deutschen 
Technischen Hochschule in Prag, 1911 bei den 
österr. Siemens-Schuckertwerken in Wien und 
seit 1911 als Konstruktionsingenieur für Elek- 
tromasebinenbau an der Technischen Hoch- 
schule Berlin tätig. Seine Hauptarbeitsgebiete 
aan elektrische Bahnen und Elektromaschinen- 

au. 


BR. Meyer. Am 19. Januar d. Js, konnte 
Ingenieur Riebard Meyer auf eine 50-jährige 
Tätigkeit bei den Siemens-Gesellschaften zu- 
rückblicken; i. J. 1870 als Mechanikergebilte 
in den Dienst der Telegraphenbauanstalt von 
Siemens & Halske getreten, wurde er zwei 
Jahre später von der damals neu erriehbteten 
Firma Gebr. Siemens & Co. übernommen und 
ist seither dort dauernd tätig gewesen, seit 
Jahren als Leiter ihrer Meßapparateabteilung. 
Er hat sich besonders um die Verbesserung und 
Durehbildung des von Werner Siemens eıfun- 
denen Alkoholmessers verdient gemacht. 


Auszeichnungen. Dr. H. Behn-Eschen- 
burg, Generaldirektor der Maschinenfabrik Oer- 
likon, wurde von der Technischen Hochschule 
in Zürich zum Ehrendoktor der ‚technischen 
Wissenschaften ernannt. . : ; 


nn > 


- Beft 5. 


29. Januar 1920, 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Einheitliche Stromversorgung Spaniens. — 
G. F. Paul berichtet über ein vorliegendes Re- 
gierungsprojekt zur einheitlichen Elektrizitäts- 
versorgung Spaniens unter Zusammenfassung 
vorhandener Werke, Ausnutzung größerer Was- 
serkräfte und Heranziehung der Kohlenlager. 
Spanien besitzt eine ganze Reihe von Kohlen- 
lagern, deren Abbau nur lohnt, wenn die min- 
derwertige Kohle an der Grube selbst ver- 
feuert wird. Diese Felder sollen ausgenutzt 
werden, um in den periodischen Zeiten der 
Trockenheit die Wasserkraftwerke zu unter- 
stützen, da die klimatischen Verhältnisse eine 
ausreichende Stromabgabe der Wasserkraft- 
werke während des ganzen Jahres nicht zu- 
lassen. Im Zentrum Spaniens beginnt die 
Trockenheit etwa Mitte Juni und dauert 5 bis 6 


Monate,im Nordwesten, südlich vom Meerbusen 


von Biskaya, dauert sie etwa 3 Monate von An- 
fang Juli an, im Nordosten südlich der Py.e- 
näen gibt es zwei derartige Perioden, eine im 
September und Oktober, und eine zweite im 
Januar und Februar. In Zahlentafel 1 sind die 
für die Ausnutzung in Aussicht genommenen 
Wasserkräfte über 2000 PS mit insgesamt 
2 Mill. PS zusammengestellt: 


Wasserkräfte R 1000 PS 
Leon 126 alletar. ae ee 70 
ASTUTIEN TE re ee 40 
Santander Nr Se 30 
Ebro’ vor Saragossa „une 65 
Pyrenäenabhänge . : z 490 
Ebro hinter Saragossa Be 130 
AD EELO>IN Spanier cn een 90 
Duero a. d. portugies. Grenze . 150 
Nebenflüsse des Duero ... .. 50 
TalOR ne er De An N 110 
‘Nebenflüsse des Tajo . ... .“% 50 
GUaManası ee 35 
GuadalauiyiL usw. ne 40 


Juear:u, Caprielsr. Sr zes 90 
Abbänge am mittelländ. Ozean‘. . 60 
Kleinere Wasserfälle 


Die mit der Bearbeitung desin Abb. 1 dargestell- 
ten Planes betraute Kommission schlägt vor, die 
Hauptzweige des Kraftübertragungsnetzes mit 
Drehstrom von mindestens 120 kV zu betreiben 
und die in Spanien gebräuchliche Frequenz 50 


zu benutzen. Um die Kosten angenäbert zu er- . 


mitteln, sind folgende Annahmen gemacht wor- 
den. Es sind nötig 1420 km Leitung mit 50 mm? 
Querschnitt und 1760 km mit 100 mm?. Diese 
Leitungsstränge würden durchweg doppelt aus- 
geführt und mit Erdseil und 4 Fernsprechlei- 
tungen versehen werden. Die zur Verwendung 
gelangenden Stahltürme auf Betonfundamenten 
erhalten im Mittel123 m Abstand. Als Isolatoren 
dienen 6-gliedrige Ketten von Hängeisolatoren. 
Die Kosten für das km bei 100 mm? werden wie 
folgt berechnet: 8 Stahltürme von je 800 kg’ mit 
Aufstellung und Gründung 1235 $; 48 Isolator- 


ketten 695 $; 1000 m Erdseil, 10 mm Durch- 


messer, 0,5kg/m, montiert 193 $; 6 Leiter von 
100 mm? (5400 kg) 2084 $; Verluste in Kurven 
5% 104 $; Schutz- und Schaltstationen 482 $; 
Fernsprechleitungen 164 $. Ks ergeben sich 
daraus 4958 $/km, die durch verschiedene 
Nebenausgaben auf 5790 $abgerundet werden. 
Für die Linien mit 75 mm? ergeben sich 5269. 
und für 50 mm? 4748 $/km. Die gesamten Lei- 
ee ergeben sich daraus zu 25,090 Mill. 
Doll. 

Hinsiehtlich der gesetzlichen Regelung und 
der Aufbringung der Kosten schlägt die Kom- 
mission var, daß die Abnehmer, welehe Strom 
aus dieser Kraftübertragungsanlage beziehen, 
an den Staat eine jährliche Abgabe zu leisten 
haben, die ebenso wie die Strompreise für die 
verschiedenen Bezirke gesetzlich festgelegt wer- 
den soll. An das allgemeine Verteilungs- 
system sollen auch vorhandene Werke ange- 
schlossen werden können, die nur zeitweise 
Strom abnehmen oder zeitweise überschüssigen 
Strom abgeben können oder beides. Das Sy- 
stem soll indessen in erster Linie dazu dienen, 
ausabgedämmten Flußläufen gewonnene Ener- 
gie zu verteilen. Vorhandene Werke, welche 
nicht genügend gegen Betriebsunterbreechungen 
und die damit verbundenen Schädigungen ihrer 
Abnehmer gesichert sind, sollen gezwungen 
werden, entweder entsprechende Vorkehrungen 
zu treifen, die dies ermöglichen, oder sich 
an das Netz anzuschließen. Die näheren 
Einzelheiten des Gesetzentwurfes sind ent- 
halten in der amtlichen Veröffentlichung 
„Proyecto de Ley para el Establieimiento 
de Una Red Nacional de Distribucion 
de Corriente Electrica‘“ des Ministerio de Fo- 
mento, Madrid 1919. (Bleetrieal World, Bd. 74, 
1919, 8.122.) Et EN ErÜUPIZER 


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BEE Geringwertige Kohlenfelder. 


Gebiete, die elektrische Energie empfangen. 


BitumlInöse Kohlenfelder. 


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FRANKREICH 


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Verfüghare Wasserkräfte. 


IM 


® Ausgenutzte Wasserkräfte über 2000 PS. 


Geplante Wasserkraftausnutzung über 2000 PS. 


Abh. 1. Künftiges Stromversorgungsnetz Spaniens. 


Elektromaschinenbau. 


15 000 kW Dreiphasen-Turbodynamo. — 
‚. A, Parsons & Co. Ltd. in New-Castle on 
Tyne haben für das Lots-road-Kraftwerk 
in Chelsea (London) eine dreiphasige 15 000kW - 
Turbodynamo geliefert. Infolge des verhält- 
nismäßig niedrigen Dampfdruckes und der nie- 
drigen Überhitzung und mit Rücksicht auf et- 
- waige künftige Änderungen in der Kesselanlage 
mußte die Turbine für einen Eintrittedampf- 
druck von 14,06 at bei 315,6°C gebaut werden, 
während für den Probebetrieb 13 at Eintritts- 
dampfdruck bei 260°C, also nur 51,65°C Über- 
‚ hitzung vorgeschrieben wurden. Hierbei ist der 
Dampfverbrauch für 1 kWh etwa 7% höberals 
bei den erwähnten höheren Werten von Druck 
und Temperatur. Ferner sollte die Turbine 
imstande sein, 50% Überlast mit Dampf von 
12,5 at mit einem am Turbinenaustrittsstutzen 
gemessenen Vakuum von 711,2.mm statt des 
normalen Vakuums von 736,6 mm herzugeben. 
Es wurde auch eine Überlastbarkeit von 20% 
‘ daueınd und 50% momentan gefordert. Die 
seforderten Dampfgarantien gibt folgende 
Zaihlentafel: ‘ 


Dampfgarantien bei verschiedener 
Belastung. 


. Dampfverbrauch in kg für 1 kWh 
bei normalem?) Dampfdruck, Temperatur, 


Belastung Spannung und Drehzahl 
in = 
. der wirt- Vakuum Vakuum 
schaftlichen ') bei vermindert erhöht auf 
Belastung normalem | auf 50,8 mm 19,05 mm 
Vakuum absoluten absoluten 
Gegendruck | Gegendruck 
50 5,98 6,51 5,85 
75 5,65 6,075 0,53 
90 sn! 5,92 5,42 
100 5,45 5,85 Did 
120 5,65 6,05 5,58 


Die für die Erregung des Stromerzeugers 
erforderliche Energie sollte gleichfalls die Tur- 
bine hergeben, nicht jedoch diejenige tür die 
übrigen Hilfsmaschinen. Bei einem Dynamo- 
wirkungsgrad von 95% einschließlich Erregung 
‚ergibt sieh ein Damptverbrauch für 1 gebrem- 
stes kW von 5,17 kg/h, entsprechend einem ge- 
bremsten Wirkungsgrad von 77,5%. 

Die Dynamo ist vollkommen geschlossen 
und wird mittels zweier an den Stirnseiten des 


- U). Wirtschaftliche Belastung = 1500 kW (eos p = 0,9% 
nacheilend) bei 11000 V an den Sammelschienen. 

ormaler Dampfdruck = 13,2 at am Absperrventil. 
Normale Temperatur = 260° C. Normales Vakuum = 25,4 mm 
(Quecksilbersäule, absoluter Gegendruck am Auspuffflansch. 


Läufers angeordneter Ventilatoren mit gefil- 
terter Luft gekühlt. Die Leistung beträgt 
15 000 kW beicosp=1, Spannungan den Klem- 
men der Maschine 11000 V. Die Spannung 
kann in Stufen von 50 zu 50 V von 10 500 V bei 
Leerlauf auf 11 500 V bei der maximalen Über- 
last von 50 % geregelt werden. Die Spannungs- 
erhöhung durfte bei Absehaltung einer nicht 
induktiven Belastung von 15000 kW 20% 
und bei Abschaltung einer induktiven Be- 
lastung von 15 000 kVA bei cos p = 0,95 30% 
nicht überschreiten. .Ferner forderten die 
Lieferungsbedingungen, daß der augenblick- 
liche Ständerstrom bei Kurzschluß an den 
Klemmen bei 11000 V Leerlaufsyannung 
nicht über 15000 A als höchsten Spitzen- 
wert, und daß der Dauerkurzschlußstiom, wenn 
die Maschine bei 15 000 kW Leistung kurzge- 
schlossen wurde, nicht über 1750 A steigt. Fer- 
ner muß die Maschine imstande sein, eine 
Leistung von 22500 kW 5 s lang aufrecht 
zu erhalten. Die Temperaturerhöhbung bei nor- 
malem Betrieb sollte 36° C bei einer Luftein- 
trittstemperatur von 15°C oder 39°C bei einer 
Lufteintrittstemperatur von 40°C nicht über- 
steigen. Bei einer Spannung von 18000 V 
wurde eine um 7° höhere Temperaturerhöhung 
zugelassen. (,„Engineering‘, Bd. 103, S. 465.) 
Ky. 


Das Verhalten der kompoundierten Syn- 
chronmaschine im Parallelbetrieb. — Eine 
analytische Untersuchung des Verhaltens 
von Synehronmaschinen mit Kompoun- 


dierung nach Danielson beim Parallelschalten, 


die M. Liwschitz anstellt, zeigt, daß bei der 
kompoundierten Maschine die synehronisie- 
rende Kraft bedeutend größer ist als bei der 
nicht kompoundierten; dadurch wird der Be- 
trieb unrubiger, da kleine Änderungen in der 


-Stellung des Polrades schon große Leistungs- 


änderungen verursachen. Die kompoundierte 
Maschine fällt aber nicht so leicht aus dem Tritt. 
Den ruhigsten Betrieb gibt eine stark gesättigte 
Maschine ohne künstliche Spannungsrege- 
lung. Bei einem Motor wird durch die Kom- 
poundierung auf Wattstriom die synchronisie- 
rende Kraft verkleinert. Der Verfasser ermit- 
teltunter der Annahme kleiner Winkel zwischen 
den Vektoren der EMK die synehronisierende 
Kraft für zwei parallel geschaltete Maschinen; 
der Netzstrom wird als verschwindend ange- 
nommen. Die Ergebnisse zeigen, daß der Ein- 
fluß der Kompoun)dierurg sich-nicht bemerkbar 
macht und das Auftreten eines zu Freipendelun- 
gen Anlaß gebenden, negativen Dämpfungsmo- 
mentes auch bei kompoundierten Maschinen 
möglich ist. (Elektroteehn, u. Maschinenb,, 
Bd. 35. S. 564.) Ght., 


Zeitschrift. 1920. Helft 3. 


Ein neues- graphisches Verfahren zur Vor- 


ausbestimmung der Erwärmung elektrischer 
Maschinen und Apparate für intermittie- 
rende Betriebe einschließlieh Bahnen. — 


Die Vorausbestimmung der Erwäimung von 
Babnmotoren, vor allem die richtige Wahl 
der für einen bestimmten Betrieb passenden 
Motorleistung, bereitet zur Zeit noch gewisse 
Schwierigkeiten. Die Bemessung der Motoren 
erfolgt im allgemeinen derart, daß aus zuvor 
aufgezeichneten Fahrschaubildeın. die mittlere 
Leistung oder der mittlere, quadratische Strom 
ermittelt und hiernach der Motor derart ge- 
wählt wird, daß er mit dem ermittelten Stiom 
dauernd betrieben, die zulässige Übertempera- 
tur nicht überschreitet. Diese MetLode ist na- 
türlich ungenau, da sie eine Reihe von Verein- 
fachungen enthält, die bei exakten Berechnun- 
gen unzulässig sind. Sie berückrkichtigt weder 
die verschiedene Verteilung der inneren Ver- 
luste und die Wärmekapazität der Motoren, 
noch die Abkühlung während der Pausen, noch 
den Einfluß der veränderlichen Drehzahl, die 
wieder auf die Ventilation und Kühlung von 
großem Einfluß ist. Es wurden bereits ver- 
schiedentlich Vorschläge zur Korrektur des 
quadratischen Mittelwertes gemacht unter Be- 
rücksiehtigung der Verluste und der verminder- 
ten Kühlung bei Stillstand und bei Anlauf. Doch 
allen diesen Methoden haftet der Nachteil an, 
daß -die eigentliche Wärmekapazität der Ma- 
schinen, also vor allem das verschiedenartige 
raschere oder langsamere Anwachsen und Ab- 
nehmen der Erwärmungen nicht berücksichtigt 
wird. So kann es vorkommen, daß 2 Motoren, 
die bei einem bestimmten Dauerstrom die glei- 
chen Erwärmungen erreicben, im tatsächlichen 
Betriebe bei schwankender Belastung in den 
auftretenden Temperaturspitzen unter Umstän- 
den Unterschiede bis zu 100% aufweisen kön- 
nen. Auf diese schweren Unstimmigkeiten 
zwischen Bereebnung und Wirklichkeit weist 
Gut im ‚Bulletin‘ des Schweizerischen 
Elektroteebnischen /ereins 1918, Heft 2, 
hin; zur genaueren Bestimmung der Eıwär- 
mung schlägt er vor, den von Oelschläger 
eingeführten Begriff der „Zeitkonstanten“ zu 
verwenden, das ist jene Zeit, die ein Leiter oder 
Körper brauchen wüıde, um sich auf die böchst- 
zulässige Temperatur zu eımäiımen, wenn keine 
Wärmeabgabe nach außen vorhanden wäre. 
Diese Zeitkonstante ermöglicht, ein klares Bild 
über die Steigerung und die Abnahme der Tem- 
peratur zu bekommen, die je nach der Ab- 
nutzung des Materials und der Kühlung beiden 
verschiedenen Maschinen verschieden sein wird. 
Der Begriff der Stundenleistung, der zur Zeit 
noch zur Bewertung der Leistungsfähigkeit von 
Bahnmotoren und anderen Maschinen für inter- 
mittierende Betriebe verwendet wurd, würd 
ebenso wie ihr Verhältnis zur Dauerleistung 
durch die Einführung der Zeitkonstante klar- 
gestellt. Je nach der Größe der Zeitkonstante 
wird das Verbältnis der Dauerleistung zur 
Stundenleistung verschieden sein. Beispiels- 
weise wird beieinem künstlich ventilierten, mo- 
dernen Bahnmotor mit einer Zeitkonstante von 
nur 30 min die Stundenleistung bloß um 8% 
höher sein, als die Dauerleistung, während bei 
einem älteren, geschlossenen Bahnmotor obne 
Ventilation mit einer wesentlich höheren Zeit- 
konstante die Stundenleistung eiwa das Drei- 
fache der Dauerleistung beträgt. Mit Hilfe einer 
besonderen,nach dem ‚„nomographischen‘“ Ver- 
fahren des französischen Mathematikeıs 
D‘Oeagne entworfenen Rechentafel zeigt Gut, 
wie es möglich ist, in verhältnismäßig einfacher 
Weise die schwierigsten Erwärmungsprobleme 
zu lösen. Zur Aufstellung dieser Rechentafel 
werden die bekannten Erwärmungsgleichungen 
verwendet. Durch Einführung einzelner zweck- 
mäßiger Vereinfachungen kann die Gutsche 
Rechentafel mit verhältnismäßig nur geringem 
Zeitaufwand auch zur genauen Vorausbestim- 
mung der passendsten Motorleistung für ge- 
gebene Betriebsverhältnisse verwendet werden. 
So wird es beispielsweise für einen Bahnbetrieb 
mit ganz regellosem Fahrplan, verschiedenen 
Zuggewichten und Haltestellenaufenthalten 
nicht erst erforderlich sein, für den gesamten 
vielleicht 15-stündigen Fahrplan einzelne Tem- 
peraturdiagramme aufzustellen. Auf Grund 
einer kurzen Vorbereehnung wird festgestellt, 
wann voraussichtlich die größte Übertempera- 
tur auftreten wird; für diesen Zeitabschnitt 
wird dann die Erwärmung bestimmt und hier- 
nach die Motorleistung festgelegt. Natürlich 
erfordert auch das Verfahren von Gut genaue 
Meßergebnisse im Prüffeld, vorallem die Kennt- 
nis der Temperaturcharakteristiken der einzel- 
nen Motorteile, die wieder je nach der Bauart 
und der elektrischen Auslegung der Maschine 
verschieden sein werden. Jedenfalls ist jedoch 
der Vorschlag von Gut, in Zukunft bei der Be- 
wertung von Bahnmotoren und Maschinen mit 
kurzzeitigem Betrieb neben der mechanischen 
und elektrischen Charakteristik auch die ther- 


100 


nische Charakteristik (Zeitkonstante für 
volle Drehzahl und für Stillstand sowie End- 
Wemperaturkurve)anzugeben, beachtenswert. 
(G. Gut. Bulletin des Schweizerischen.elektro- 
technischen Vereins, Bd. 10, 1918, 8. vn 


Verkehr und Transport. 


Elektrisierung südafrikanischer Eisenbah- 
nen. — Die Ingenieure Merz und MeLellan 
haben der Regierung einen Entwuıf zur Elek- 
trisierung von vier Abschnitten der Südafrika- 
nischen Eisenbahnen eingereicht, nämlich 1.der 
Hauptlinie zwischen Kapstadt und dem Touws- 
Fluß einschließlich der Vorortslinien der Halb- 
insel, 2. der Natal-Hauptbahn von Durban 
nach Gleneoe mit der Zweiglinie Glencoe — Vry- 
heid Ost, 3. der Bahn Witbank — Germiston — 
Randfontein, 4. der Delagoabay-Linie zwischen 
Witbank und Komati Port. Diese vier Linien 
haben eine Gesamtlänge von rd 1050 km, von 
denen zuerst die unter 2. genannte Linie zur 
Ausführung kommen soll. Höhere Einnahmen 
erhofft man weniger von der Elektrisierung als 
vielmehr Herabsetzung der Betriebskosten. 
Die Fahrgeschwindigkeit soll indessen erhöht 
werden. Als Stromart erachtet man für, die 
Eigenart der südafıikanischen Bahnen den 
hochgespannten Gleichstrom. mit ober- 
irdischer Fahrleitung am zweckmäßigsten. Ob- 
wohl die Schmalspur den Bau von Hochspan- 
nungsmotoren erschwert, hat man die Fahr- 
drahtspannung zu 3000 V festgesetzt. Von der 
Nutzbarmachung der Wasserkräfte verspricht 
man sich keinen wesentlichen Gewinn. Zur 
Stromlieferung kommen in Frage: Für 1. je 
ein Kraftwerk bei Kapstadt und am Touws- 
Fluß, für 2. je ein Kraftwerk bei Durban und 
bei Tayside unweit Glencoe, für 3. ein Kraft- 
werk am Great Olifants-Fluß und die Victoria 
Falls Co., für 4. ein Kraftwerk bei Komati Port. 
Die Güterzuglokomotiven sollen eine Zugkraft 
von 21775 kg, die Personenzuglokomotiven 
eine solehe von 13 600 kg erhalten. Die Fahr- 
geschwindigkeit in gebirgigem Gelände soll für 
Güterzüge 32 bis 37 km/h und für Personenzüge 
45 bis 46,5 km/h betragen. Die Personenzug- 
lokomotiven sollen in.der Wagerechten Züge 
von 15 Hauptbahnwagen mit 88,5 km/h beför- 
dern. Der Vorortbetrieb bei Ka pstadt wird mit 
Triebwagenzügen bewerkstelligt werden. Da 


in dem gebirgigen Gelände lange Gefällstrecken 


vorkommen, istelektrische Bremse mit Strom- 
rückgewinn in Aussicht genommen, („South 
African Min. a. Eng. Journ.‘‘) e 


Beleuchtung und Heizung. 


Wiederherstellung durchgebrannter Metall- 
drahtlampen. — Das Verfahren der Aladdin 
Renew Eleetrie Lamp Corp. Ltd. zur Erneue- 
rung von Metalldrahtlampen, deren Leucht- 
draht durebgebrannt ist, ist folgendes. Zu- 
nächst wird die Zuschmelzspitze der Birne 
entfernt und die Öffnung auf etwa 6 mm er- 
weitert. Durch diese Öffnung hindurch geht 
die ganze Erneuerung vonstatten. Wie Abb. 2 


Abb. 2. 


zeigt, wird auf die obere Fläche des Fadenträ- 
gers Fein kurzes, vorher mit einer kleinen Glas- 
perle P versehenes Stück Nickeldraht N auf- 
geschmolzen, wobei eine feine Gebläseflamme 
durch die Öffnung O auf die betreffende Stelle 
gerichtet wird. Diese Verlängerung des Faden- 
trägers dient zur Befestigung einer Hilfsvor- 
richtung, diein Abb. 3 dargestelltist. Bekannt- 
lich ist der Leuchtdraht der Lampen über zwei 
sternförmig um den Träger F' angeordnete 
Gruppen von Häkchen H aufgewickelt. Die 
unteren Häkchen bestehen aus Niekeldraht und 
sind ziemlich fest, die oberen aber bestehen aus 
Molybdändraht und sind absichtlich schwächer 
gehalten, um durch eine gewisse Federkraft der 
Längenänderung des Glühfadens beim Brennen 
bzw. beim Abkühlen Rechnung zu tragen. 
Diese Häkchen sind zwar stark genug, um den 
Glühdraht vor dem Einbau des Halters in die 
Birne aufzubringen, sie sind aber zu schwach, 


um den Draht im Innern der Birne von außen | 


her aufzuwickeln. Deshalb wird der Hilfsstern 
(Abb, 3) auf den Nickeldraht N in Abb. 2 auf- 
BL so daß seine Häkchen X genau über 

ie alten Häkchen H zu liegen kommen. Der 
Hilfsstern besteht aus einem feinen Stahlröhr- 
chen St mit einer Vulkanitscheibe V. Die Häk- 


1920. 


Heit 


chen K aus Kupferdraht sind in Wachs ein- 
gebettet und in Zahl und Stellung genau dem 
vorhandenen alten Stern angepaßt; ein Häk- 
chen dient als Reserve, Vor dem Aufschieben 
des Hilfssternes auf den Nickeldraht N wird 
die innere Wandung der. Birne von dem Nieder- 
schlag ‚gereinigt, u. zw. zunächst durch Ein- 


Ahb. 3. 


Abb. 4. 


bringen eines geeigneten Lösungsmittels, die 
Birne wird dann mit warmem Wasser und spä- 
ter mit Alkohol ausgewaschen und endlich sorg- 
fältigausgetrocknet. Nunmehr werden die alten 
Lötstellen an den Stromeinführungsdrähten E 
(Abb. 4) durch ein Spezialwerkzeug abgesehnit- 
ten und die ‚Drähte nach auswärts gebogen. 


‚ Daun wird der Hilfsstern, dessen Häkchen auf- 


gebogen sind, eingebracht, und die Häkchen wer- 
den so ausgerichtet, daß sie unmittelbar über 
den alten Häkchen stehen. Vor Einbringung des 
neuen Fadens, der auf richtige Länge vorber ab- 
geschnitten wird, wird an seinen beiden freien 
Enden eine feine enggewickelte Stahldrahtspi- 
rale Spdurch Einklemmen des Fadens zwischen 
zwei Windungen angebracht. Die gleiche Spirale 
dient zur Herstellung des Kontaktes mit den 
Einführungsdrähten E. Um auch diese zwi- 
schen zwei Windungen der Spirale einzuklem- 
men, wird wiederum eine Spezialzange benutzt, 
welche zuerst die Spirale spreizt und sie nach 
Einführen des Fadens wieder zusammenfedern 
läßt. Nunmehr wird der Faden in seiner ganzen 
Länge in die Birne eingeführt und über die un- 
teren alten Häkchen einerseits und die oberen 
Häkchen bes Hilfssterns anderseits so aufge- 
wickelt, daß er zwischen je drei Häkchen ein 
umgekehrtes V bildet. Es ist dabei darauf zu 
achten, daß die alten, oberen Häkchen stets 
innerhalb dieses V liegen. Ist der Faden aufge- 
bracht, so wird er unter Strom gesetzt, um ihm 
durch Glühen seine Federkraft zu nehmen, wo- 
rauf er nicht mehr den gleichen Zug wie vorher 
auf die oberen Häkchen ausübt. Dieses Aus- 
glühen muß unter Luftabschluß oder in einem 
indifferenten Gase ausgeführt werden, wozu die 
Birnenöffnung vorübergehend durch einen 
Gummistopfen mit Gaszuführungsrohr ver- 
schlossen wird. Nach diesem Vorgang wird der 
Hilfsstern wieder entfernt, und es wird ein Glas- 


rohr an die Birne angeschmolzen, worauf die 


weitere Behandlung derjenigen bei der Herstel- 
lung neuer Glühlampen entspricht. 

Nach dem beschriebenen Verfahren sollen 
gegenwärtig inEngland 1 Mill. Lampen jährlich 
erneuert werden. Der Preis, der für eine Er- 
neuerung gefor dertwird, beträgt bei Lampen für 
200bis 250 V2sh3d gegenüber 3sh 6d als Preis 
einerneuen Lampe. Die Heranschaffungeinerge- 
nügenden Zahl von reparaturbedürftigen Lam- 
pen ist bei allen derartigen Regenerierverfahren 
eine sehr wichtige Frage. Dies hat auch die 
oben genannte Gesellschaft erkannt und hat da- 
für eine besondere Organisation geschaffen. 
Wie bekannt, werden auch in Deutschland in 
neuerer Zeit Metalldrahtlampen erneuert, doch 
läßt sich -ein abschließendes Urteil über die Be- 
währung dieser Verfahren noch nicht fällen. 
(‚, The Eleetrieian‘‘, Bd. 83, 1919, 3. 750.) Piz. 


Elektrische Dampfkesselheizung als Notbe- 
helf. — W. Kummer empfiehlt, die außerge- 
wöhnlich schwierigeund kostspielige Kohlenbe- 
schaffung für den Betrieb der Dampflokomoti- 
venin der Schweiz dadurch zu umgeben, daß 
dieDampflokomotiven mit elektrischer Heizung 
versehen werden. Zu diesem Zwecke sollen be- 
helfsmäßig Fahrleitungen verlegt, Speisestellen 
errichtet und die Dampflokomotiven mit elek- 
trischen Heizvorrichtungen versehen. werden. 
Über die Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahme 
werden folgende Angaben gemacht: 


Kohlen- und Dampfverbrauch. 


R D fverb h 

een | — kei 
Bahnen R n ‚Sat Heil, 
2 llihatrel hetnab 
Rhätische Bahn . 0,100 0,700 0,600 
Gotthardbahn . . .| 0,080 0,560 0,430 
S:B.B.-Kreise ] bis4 | 0,075 0,525 0,450 


29. Januar 1920. 


Unter Berücksichtigung eines Wirkungsgrades 
‘der Energieübertragung zwischen Speisepunkt 
und Kesseldampf ‘von 0,86 bei Sattdampf und 


FZ 


0,81 bei Heißdampf ergeben sich die Zusammen- 


hänge 
1 kg Sattdampf 857 Wh 
1 kg Heißdampf 1000 Wh. 
Hieraus folgt der Verbrauch elektrischer Ener- 
gie für die Dampfkesselheizung, dem die Werte 
für den eigentlichen elektrischen Betrieb gegen- 
übergestellt sind: _ 


Elektrische Energie in Wh/tkm 
ab »peisepunkt an der Fahrleitung 


Bahnen 2 Ei : 
Daupf igentlicher 
| | heizung ES 
Rhätische Bahn . N 600 . 48,1 
Gotthardbahn . . . 480 | 46 bis 47 
S.B.B.-Kreise 1 bis 4 450 | 45 bis 46 


Beträgt der Einleitspreis der Kohle 100 
Fr/t und der des Stromes 1,5 Rp/kWh, so er- 
geben sich folgende Kosten der Dampfheizung: 


Kosten der Dampfheizung in Rp’tkm 


Bahnen He re | 
at chie | Elektrische Heizung 
RhätischeBahnen | 1,09 0,90 olnd. ‚Be= 
Gotthardbahn . | 0801 0,72 (ren 
S.B.B.-Kreise 1 und Lokomo- 
I 0,75 | 0,675 ) tivenumbau. 


Der sehr niedrige Strompreis wird damit 
begründet, daß nur Strom aus Großkraftwer- 
ken in Frage kommt und die Leistungsschwan - 
kungen bei elektrischer Heizung nicht so groß 
sind, wie beim eigentlichen elektrischen Be- 
triebe. i = 

Die Betriebskosten für Fahrleitungen kön- 
nen angenommen werden zu g 

0,043 Rp/tkm (Gotthardbahn), 
bis 0,055 Rp/tkm (8.B.B.). 

Die Betriebskosten, die aus dem Umbau 
der Dampflokomotiven für elektrische Heizung 
folgen werden, schätzt der Verfasser auf 0,015 
bis 0,020 Rp/tkm. Somit kommt man zu dem 
Schluß, daß die Gesamtkosten der Dampfer- 
zeüugung bei elektrischer Heizung etwa die glei- 
chen sind wie bei Kohlenbeizung. 


In einem anschließenden Aufsatz verfolgt. 


L. Thormann die obigen Vorschläge hinsicht- 
lich ihrer praktischen Ausführbarkeit noch 
' weiter. - 

Wird ein Zug von 400t Gesamtgewicht auf 
einer Steigung von 10%/, mit 50 km/h befördert, 
so errechnetsich für 1km Länge beielektrischer 
Dampfkesselheizung: 


die gesamte zugeführte Ener- 


a a A re 220 kWh, 
die mittlere Leistung bei ' 

50km /h.- .,.05%.2%2, 11000. EWR 
der Dampfbedarf für Ikm 220 kg, 
die Kesselleistung .. . . 11000 kg/h; 
die Heizfläche (12 kg/m?). Bulzeenn. 


Wenn 250 m® Heizfläche bereits auf der 
Dampflokomotive vorhanden sind, so wären 
hinzuzufügen rd 650 m?, was einem Baugewicht 
einschließlich der Tragteile von 60 bis 80t ent- 
sprechen dürfte. Für den mitzuführenden 
Transformator werden weitere 80 t hinzu- 
kommen. 4 

Weiter macht Thormann darauf auf- 
merksam, daß wegen des ungewöhnlich großen 
Energiebedarfes, der etwa zehnmal so groß ist 
wie bei dem eigentlichen, elektrischen Betriebe, 


nicht nur Wasserwerke, sondern auch Übertra- 


gungs- und Transformierungsanlagen neu ge- 
schaffen werden müßten, deren Bau gegenwär- 
tig so kostspielig ist, daß die Energie niemals 
zu us Rp/kWh am Fahrdraht erhältlich sein 
wırd. \ / \ 

In einer Entgegnung weist Kummer da- 
rauf hin, daß auf Steigungen die Geschwindig- 
keit wesentlich herabgesetzt werden kann, wo- 
durch die den Zügen zuzuführende Leistung 
auf mindestens den 4. Teil, also auf höchstens 
2750 kW in dem Thormannschen Beispiel sinkt. 

Ebenso könne man, da die elektrische Hei- 
zung ja nur ein Notbehelf sei, mit kürzeren 
und dafür leichteren Zügen rechnen. Schließ- 
lich sei die angenommene Kesselanstrengung 
viel zu gering. 

m Anschluß an den Vorschlag von Kum- 
mer regt Trautweiler an, die Tender mit gut 
isolierenden Doppelwänden zu versehen und 
das Speisewasser in feststehenden Anlagen elek- 
trisch vorzuwärmen. Bei einem Umlauf von 


20 Lokomotiven errechnet er eine tägliche 


Kohlenersparnis von 3 t. , 

Wenn wir die Kummerschen Vorschläge 
unbefangen prüfen, so wird zwar niemand an 
der Ausführungsmöglichkeit zweifeln; da aber 


29. Januar 1920. 


dieganze Bahnstrecke mit Oberleitung versehen 
werden muß, wahrscheinlich auch besondere 
Speisestellen angelegt oder zum mindesten vor- 
handene verstärkt werden müssen, auch Loko- 
motiven mit hochwertigen, elektrischen Einrich- 
tungen versehen werden müssen, so ist es nicht 
einzusehen, warum nicht statt dieser doch nur 
als Notbehelf anzusehenden Arbeiten mit mög- 
lichster Beschleunigung die eigentliche be- 
währte elektrische Betriebsweise durchgeführt 
wird. Kummer selbst schreibt gleich im Anfang 
seines Aufsatzes, „man braucht nur den staat- 
lichen Machtspruch, um unverzüglich eine 
Reihe großer elektrochemischer Werke zur 
Heizstromabgabe an unsere wichtigsten Ver- 
kehrsmittel zu zwingen“. (Schweiz. Bauztg., 
Bd.- 70,78. 5, Y Weh. 


Fernmeldetechnik. 


Mehrfachtelegraphie mit Hughesapparaten. 
Um ein gleichzeitiges Arbeiten mit mehre- 
ven Hughesapparaten auf derselben Leitung 
zu ermöglichen, schlägt Srnka vor, Wechsel- 


ströme verschiedener Frequenz zu benutzen. 


Als Sende- und Empfangsapparate werden 
normale Hughesapparate mit mechanischer 
Auslösung benutzt, diein Ortsstromkreisen von 
Resonanzempfängern liegen bzw. Ströme be- 
stimmter Frequenz beim Senden in die Leitung 
- schieken. Als Resonanzempfänger schlägt der 
Verfasser die Benutzung von Saitenresonato- 
ren vor. Diese bestehen aus einem Elektro- 
magnet, in dessen Kraftlinienfeld auf eine 
bestimmte Frequenz genau abgestimmte Eisen- 
drahtsaiten angebracht sind, die nur bei dieser 
Frequenz in Schwingung geraten und auf ein 
Mikrophon einwirken, Die Widerstandsände- 
rungen des Mikrophons werden benutzt, um 
- ein empfindliches Telegraphenrelais in Diffe- 
 rentialschältung zu betätigen. Im Ortsstrom- 


kreis dieses Relais liegt der Empfangs-Hughes. 


Die Sendeeinriehtung besteht aus einem mehr- 
stufigen Kollektor, der mit einem Motor ge- 
kuppelt ist. Die verschiedenen Kollektor- 
stufen entsprechen den verschiedenen Wechsel- 
zahlen, liefern zerhackten Gleichstrom wech- 
selnder Richtung und stehen über Umformer 
mit dem Sendestromkreis der Hughesappa- 
rate in Verbindung. Bei dieser Anordnung der 
Zeiehengebung ist es schaltungstechnisch ohne 
‚ weiteres möglich, die im Verkehr voneinander 
unabhängigen Apparate entweder an den En- 
den der Leitung oder auch bei Zwischenanstal- 
ten anzuschließen. (Elektrotechn. u. Ma- 
schinenb., Bd. 37, 1919, S. 366.) Kr. 


Sehallgeber und Schallempfänger. — W. 
Hahnemann und .H. Hecht behandeln in 
diesen Arbeiten Tkeoıiie und Wirkungs- 
weise einer Gruppe von. Schallgebern und 
Schallempfängern, wie sie pıinzipiell im Tele- 
phon vorliegen, Theoretisch kann ein solcher 


Schallgeber als elektıischer Transformator be- 


handelt werden, indem die mechanische Wir- 
kung der Ankerbewegung durch elektrische 
Vorgänge gedanklich ersetzt wird. Für Re- 
sonanz und Verstimmung werden Diagramme 
solcher elektromechanischer Transformatoren 
aufgestellt und werden wichtige Beziehungen 
zwischen den elektıischen und mechanischen 
Größen abgeleitet, die durch Beobachtungen 
bestätigt werden. (Physik. Zeitschr. Bd. 20, 


S. 104 und 245.) Zdr. 
Neue Funktelegraphenanlagen. — ‚„Elec- 
trical Review“ meldet, daß der finnlän-- 


dische Staatsrät einen Vorschlag für die 
Errichtung einer funktelegraphischen Anlage 
von 35 kW Leistung für Sandhamm, nahe bei 
Helsingfors, angenommen hat, die in einigen 
Monaten fertig sein soll. Ihre Reichweite, die 
ungefähr 2300 km betragen wird, soll ihr einen 
Verkehr ermöglichen mit London, Paris und 
Berlin. } ; 

Dieselbe Zeitschrift berichtet, daß mehrere 
Funkanlagen großer Reichweite indem Yukon- 
gebiete von der kanadischen Regierung errich- 


tet werden; daß ein funktelegraphischer Dienst 
für den allgemeinen Verkehr zwischen Kanada 


"und den Bermudainseln eingerichtet ist, und 
daß eine funktelegrapbische Verbindung er- 
öffnet worden ist für den öffentlichen Verkehr 
zwischen den Städten San Domingo (Republik 
Dominica) und Guantanamo auf Kuba. .(Jour- 
nal Telegraphique, Bd.43, $. 151.) Rp: 


Drahtlose Telegraphie in Häfen. — Das 
englische Ministerium für das Schiffswesen 


macht, wie ‚Times‘ vom 2. X. 1919 mit-: 


teilt, bekannt, daß neuerdings drahtloser Ver- 
kehr zwischen Schiffen, die in einem Hafen des 
Vereinigten Königreichs liegen, gestattet ist. 
Schiffseigner können danach drahtlos mitihren 
Schiffen in ihren Heimats- oder in anderen 
Häfen verkehren, indem sie für diesen Verkehr 
ihre Schiffe, die in ihren eigenen Häfen liegen, 
benutzen. Rp. 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 


, irgend einen Einfluß auf die Über- 


4 


1920. Hett 


Drahtlose Telegraphie England — Dänemark, 

Kae England und Dänemark ist 
neuerdings als Aushilfe für den Kabelverkehr 
drahtloser Dienst für die Übermittlung von ge- 
wöhnlichen und Pressetelegrammen eingerich- 
tet worden. DieWortgebühr ist die gleiche wie 
bei der Beförderung auf dem Kabelwege — 2% 
Pence für das Wort —, nur für Pressetele- 
grammeistsieauf 1 Pennyermäßigt. Die Tele- 
gramme müssen den Vermerk ‚‚via Wireless‘ 


—_ 


tragen, (,The Times“, Nr. 42198 vom 
:6-.1X.. 1919.) 5 

Japanische Großfunkanlage in China. 
— Nach ,„Millards Review“ ist in Kung- 


chuling (Provinz. Fengtien) durch die japa- 
nische Heeresverwaltung eine Funken-Groß- 
station eingerichtet worden, die mit den japa- 
nischen Stationen in Manchuria, Dairen, Port 
Arthur, Tsingtau und Tokio in Gebe- und 
Empfangsverkehr treten kann. — Das chine- 
sische Verkehrsministerium soll gegen die Er- 
richtung Einspruch erhoben haben, weil sie 
ohne seine Einwilligung erfolgt ist. (Nachr. 
f. Handel, Ind. und Landw. .vom 7. X. 1919.) 
Rp 

Verstaatlichung der drahtlosen Telegraphie 

in Australien, Nach einer Reutermeldung 
hat die Bundesregierung anläßlich eines Ange- 
bots der Marconi-Gesellschaft auf Errichtung von 
drahtlosen Telegraphenstationen für den inter- 


“nationalen Nachrichtendienst beschlossen, den 


Betrieb nicht in den Händen von Privatgesell- 
schaften zu belassen. Über die technische und 
finanzielle Seite des Planes sollen Sachverstän- 
dige gehört werden. (Nachr. f, Hand., Ind. u. 
Landw. vom 24, V. 1919, Nr. 110.) 


-  Funktelegraphie und die Sonnenfinsternis 
vom 28. V. 1919. — Der Leiter der Militär-Funk- 
telegraphie in Frankreich, General 
Ferrie, hat in Meudon zusammen 
mit M. Perron einen recht bemer- 
kenswerten Versuch unternommen. 
Es handelte sich darum; festzu- 
stellen, ob die Sonnenfinsternis 


mittlung von Hertzschen Wellen 
hat. Es ist bekannt, daß die Zei- 
chen der drahtlosen Telegraphie 
nachts vielleichter übermittelt werden als tags- 
über. Auf dem Observatorium in Meudon 
wurde ein besonderer Empfangsapparat auf- 
gestellt und abgestimmt auf die Funkanlage 
der englischen Insel Ascension, die mitten im 
Atlantischen Ozean, nördlich von St. Helena 
liegt. Die funktelegraphischen Zeichen Ascen- 
sions wurden nachts gehört, nicht aber am 
Tage. Im Augenblick der. vollständigen Ver- 
finsterung der Sonne, als der Mondschatten die 
Linie Ascension—Meudon passierte, wurden 
die von Ascension gegebenen Zeichen deutlich 
auf dem Observatorium gehört. Die Laut- 
stärke der Zeichen nahm allmählich ab und 
wurde Null, als die Finsternis zu Ende ging. 
(Journal Telegraphique, Bd.43, S.96.) Rp. 


. Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Riesenkondensator für Hochspannungsver- 
suche. — Die Federal Telegraph Co. hat in 
Palo Alto (Kal.) einen Riesenkondensator für 
Versuche mit 500 kV. und Frequenzen bis 
60 000 Per erbaut, der zusammen mit einem 
Poulsenschen Lichtbogengenerator für die Prü- 
fung von Hochspannungsisolatoren bemutzt 
wird. Der Kondensator (Abb. 5) ist in einem 


Abb: 5. Riesenkondensator. 


eigenen Holzhaus mit Auskleidung aus Well- 
blech untergebracht und besteht aus 2 Platten. 
Die untere Platte, ein aus Kupferblechen her- 


Beier Hohlkörper mit abgerundeten Seiten- 


Sockel sind aus Porzellanisolatoren von 10 cu 
Höhe aufgemanert, deren Schichten durch ein- 
gelegte Eisenbleche versteift sind, Die beiden 
horizontalen Flächen der unteren, festen Kon- 
densatorplatte haben 0,6 m Abstand. Die 
obere Belegung wird gebildet durch ein Eisen- 


| blech von 4,6 x 9maufHolzrahmen und hängtan 


Stahlseilen,ihr Gewiehtistdurch Gegengewichte 
ausbalanziert; sie ist mit der Eisenauskleidung 
des Schuppens gutleitend verbunden und 
dauernd geerdet. Die Kapazität wird durch 
Verstellung des Plattenabstandes geregelt, letz- 
terer beträgt maximal 1,6 m. Ein Poulsenscher 
Liehtbogengenerator von 30 kW dient als 
Stromquelle für die Versuche, er ist einseitig 
geerdet und auf der anderen Seite über eine 
zwischen den beiden Sockeln aufrecht stehende 
Spule aus Litzendraht von 2,7 m Länge und 
79 em Durchmesser an die feste Belegung an- 
geschlossen; ihre Induktanz beträgt 21 mH. 
Die Spule ragt durch eine Öffnung in die untere 
Platte der fetsen Belegung hinein, wodurch 
Koronaerscheinungen vermieden werden. Für 
gewisse Versuche wird der aus der Abbildung 
erkennbare, rohrförmige, am freien Ende gut 
abgerundete Ansatz an den,Kupferkörper an- 
gesteckt. Er ist nach Art der Ofenrohre zu- 
sammengesetzt, ist zusammenschiebbar und 
kann von 4,6 bis 6 m verlängert werden. Die 
zu prüfenden Gegenstände werden an diesen 
Ansatz angehängt, mit ihm leitend verbunden 
und an ihrem freien Ende geerdet. (Electrical 
World, Bd. 74, 1919, S. 404.) Pt2. 


Spulen und Kondensatorleitungen. — Die 
Arbeit ist vom K. W. Wagner in der Physi- 
kalisch-Technischen Reichsanstalt ausgeführt 
worden, Den Ausgangspunkt bildet der all- 
semeine Kettenleiter. Untereinem solchen 
ist die in Abb. 6 angedeutete Schaltung ge- 


R 


Abh. 6. Kettenleiter (erster Art). 


meint; darin bedeuten R und G die Schein- 
widerstände von beliebigen Zusammenstellun- 
gen aus Widerständen, Induktionsspulen und 
Kondensatoren. Es werden zunächst die aus 
der Theorie der homogenen Leitungen her be- 
kannten Begriffe des „‚Winkelmaßes‘“ und 
der „Dämpfungskonstante“ auch für den 
Kettenleiter definiert und die Formeln abge- 
leitet, welche die Abhängigkeit dieser Größen 
von der Frequenz darstellen. 

Als erstes Beispiel für die Anwendung die- 
ser Beziehung wird die Spulenleitung be- 
trachtet. Als Spulenleitung wird ein Ketten- 
leiter aus Gliedern nach Abb. 7 bezeichnet. 


Re 


Abb. * Glied einer Spulenleitung. 


[ 
S 


IS 
Q 
eo] 


L ist die Induktivität, R der Widerstand der 
Spuleund CO die Kapazität des Leitungsstückes. 
Die bereits bekannte Eigenschaft solcher Lei- 
tungen, daß sie alle Wechselströme abdrosseln, 
deren Frequenz oberhalb- der Eigenfrequenz 
liegt, wird hier aufeinem neuen,sehr einfachen 
Wege gefunden. Es wird die Veränderung der 
Dämpfungskonstänte in dem ganzen Frequenz- 
bereich von Null bis unendlich festgestellt. 
Das außerordentlich schnelle Anwachsen der 
Dämpfung bei und oberhalb der Eigenfrequenz 
beruht nicht auf wirklichen ‚Energieverlusten, 


‚sondern rührt von einer Art innerer Reflexion 


her. Deshalb ist die Dämpfung widerstands- 


‚loser Leitungen oberhalb der Eigenfrequenz 


merklich dieselbe wie die von Leitungen mit 


‘/ endlichem Widerstand. 


Die theoretisch gefundenen Eigenschaften 
der Spulenleitungen werden . durch oszillo- 
graphisch aufgenommene Kurven veranschau - 
licht. Die Spulenleitung eignet sich u. a. be- 
sonders gut dazu, eine Wechselstromkurve von 
ihren Oberschwingungen zu befreien. Das ist 
eine Aufgabe, die namentlich in der Meßtech- 
nik oft vorkommt, ferner beiden ungedämpften 


Sendern in der drahtlosen Telegraphie. 


Verdreht man die Glieder einer 'Spulen- 


‚leitung sämtlich um 90°,-so entsteht die soge- 
‘nannte Kondensatorleitung. -Darunter ist 


ein Gebilde verstanden, das aus Gliedern der 


in Abb. 8 gezeichneten Art besteht. Sie’bildet 


'ein eigenartiges Gegenstück zur Spulenleitung; 


ihre Eigenschaften bei einer gewissen Frequenz 


lächen ruht anf 2je 2,7m hohen Sorckeln. Diese «| entsprechen den Eigenschaften bei der rezi- 


‘ 


102 


proken Frequenz, sofern die Eigenfreque nz als 
Frequenzeinheit angenommen wird. Daraus er- 
gibt sich insbesondere, daß die Kondensator- 
leitung allen Strömen, denWeg so gut wie ver- 


C 


2L 2L 
2R 2eR 


Abb. 8. ‘Glied einer Kondensalorleitung. 


sperrt, deren [Frequenz unterhalb der Eigen- 
frequenz liegt]. Diese theoretischen Folgerun- 
sen werden durch .die mitgeteilten Oszillo- 
gramme veranschaulicht. ; 

* Kettenleiter, deren Glieder zwei verschie- 
dene Hauptfrequenzen besitzen, sind die Lei- 
tung mit Nebenschlußspulen Abb. 9 und 


Abb. 9. Glied einer Leitung mit Nebenschlußspulen. 


die Leitung mit Reihenkondensatoren 
Abb. 10. Die erste Anordnung entspricht einem 
Vorschlag, der vor langen Jahren von 8. P. 
Thompson zur Verbesserung von Fernsprech - 
leitungen gemacht worden ist. 


L K 


a 


Abb. 10. Glied einer Leitung mit Reihenkondensatoren, 


Diese Leitungen haben die Eigenschaft, 
daß sie nur Ströme eines scharf begrenzten 
Frequenzbereiches gut hindurchlassen, alle an- 
deren Ströme aber sehr stark dämpfen. Der 
senannte Frequenzbereich läßt sich durch ge- 
eignete Bemessung der, Leitungskonstanten 
beliebig eng machen. Leitungen dieser Art 
können also dazu benutzt werden, aus einer zu- 
sammengesetzten Wechselstromkurve eine be- 
stimmte Oberschwingung herauszuziehen. In 
den Empfangsanordnungen der drahtlosen Te- 
legraphie können solche Kettenleiter zur Er- 
zielung von Störungsfreiheit, u. a. auch gegen 
Empfangszeichen von gleicher Welle aber ande- 
rer Tonhöhe dienen (Tonselektion). Hierauf 
läßt sich weiter ein Verfahren zum gleichzeiti- 
sen Empfang von mehreren mit derselben 
Welle gesandten Telegrammen gründen (Viel- 
fachtelegraphie). 

Zum Schluß wird noch gezeigt, daß es 
auch Anordnungen gibt, die alle Ströme au ßer- 
halb eines gewissen, endlichen Frequenzberei- 
ches hindurchlassen, dagegen die Stiöme inner- 
halb dieses Bereiches abdrosseln (auswählende 
Absorption). (K.W. Wagner. Archivf. Elektr. 
Bd. 8,1919, S. 61,) Vg. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Einheitskessel für elektrische Großzentra- 
len. — Der Ausschuß für wirtschaftliche 
Fertigung stellt in seinen Mitteilungen (1919, 
Heft 4, S. 15) zwecks Einleitung einer Be- 
sprechung über ein einheitliches Kessel- 
aggregat für elektrische Großzentralen 
diejenigen Punkte zusammen, die bei der Aus- 
wahl der einzelnen Teile eines solchen zu. be- 
rücksichtigen wären, um aus den zahlreichen 
Kesselformen und -größen die erfahrungsge- 
mäß zweekmäßigsten endgültig auszuwählen. 
Wie in der als Anregung gedachten Veröffent- 
liehung ausgeführt wird, sollte das einzelne 
Kesselaggregat einer elektiischen Großzen- 
trale Schwankungen von 5000 kg Dampf/h 
bis 25000 kg aufnehmen. bei einer mittleren 
Belastung von 12000 kg, damit keine un- 
nützen Reservekessel unter Feuer gehalten zu 
werden brauchen. Daneben müßte der mittlere 
Danerwirkung:grad des ganzen Aggregats sich 
einschl]. aller Nebenarbeiten je nach Kohlenart, 
Leistungskuive oder Betriebsschwankung zwi- 
schen 75 und 82% bewegen. Schwankt nun, 
so wird vom AwF. bemerkt, der Dampfver- 
brauch des Turbogenerators zwischen 5,5.und 
7 kg/kWh, so erzeugt 1 cal 0,15 bis 0,20 W/h, 
während man heute in den besten und größten 
Elektıizitätswerken mit der besten, kaum noch 
erhältlichen Kohle höchstens 0,15 W erzielt, 


‚Zu. diesen - Brennstoffersparnissen- kommen 
noch solehe an Raum- und Baukosten, feıner 
durch Massenproduktion, Mechanisierung und 


andere. Diese Gründe drängen unaufhaltsam 
zur Normung und Typung unserer Großelek- 
EEENELS und rechtfertigen ihre Dringlich- 

eit. 
füglich „Einheitskessel‘‘ ‘nennen sollte, 
werden zu einem „Einheitskesselhaus“ ver- 
einigt, das bis zu 4 x 24 000 kg — 96 000 kg 
Dampf/h - entsprechend 16000 kW leistet. 
Beide sind demnach die Grundeinheiten, aus 
denen die elektrischen Kesselhäuser zusammen- 


"zusetzen sind.‘ 


Berg- und Hüttenwesen. 


Die elektrischen Ofen in Großbritannien 
1918: — In Großbritannien sind 141 elektrische 
Öfen gebaut oder im Bau für eine Gesamt- 
aufnahme von 112 000 kVA. Von diesen Öfen 
dienen 24 für besondere metallurgische Zwecke 
(Nickel-Kupfer, Mangan-Kuvfer, Ferrolegie- 
rungen usw.),so daß 117 elektrische Öfen für die 


eigentlichen Zwecke der Elektrostahlerzeugung 


bleiben. Diese verteilen sich wie folgt: 
- Ge- & Nominelles 
| Ans | samt NE AUS 
Sarg arm Ein- | samt- |. ‚bringen 
2 zahl satz kyg , m Monat : 
t E t 
Eleetro-metals ..._| 27 73 120274 6740 
Greaves-Etchells. | 26 | 641/,| 18830 5 680 
Heroultr en: 45 |180l/,|43 220 13 760 
Rennerfelt....... 4 7 1 895 750 
Sur dere 6 9:51 3150| 1200 
Special... 2.8: 2 2 750 230 
DEABSANO en: 2 2 600 240 
Stobier. ea. 5 451/, | 10 050 2 600 
zusammen | 117 ‚384 |98769| 31250 


Das Ausbringen ist gerechnet auf Basis 
von 5 Arbeitstagen je Woche und 4 Wochen im 
Monat. 

Bezüglich des Erzeugnisses verteilen sich 
diese Öfen folgendermaßen: 


4 | Monats- 
Ofen ah kKVA | ausbringen in t 
für | Nomi- | Tat- 
nell \sächlich 
Stahlguß.... 48 116,5 | 32939) 10840 | 7047 
Blöcke. .: 69 267,5 , 65830 | 20 410 | 16 032 
zusammen | 117 | 384 93 769 | 31 250 | 23 081 


Die Zahlen zeigen, daß in Großbritännien 
eine Erzeugungsmöglich keit von 300 000 t Elek- 
trostahlim Jahr mit einemErergieaufwand von 
gegen 100 000 kVA vorhanden wäre. 

Eine ausführliche Tabelle bringt Einzelhei- 


ten und Durehschnittswerte über den Betrieb 
von 10 t-und 12 t-Öfen, welehe Durchsehnitts- 
werte hauptsächlich den Metallurgen interessic- 
ren, und bezüglich welcher auf die Originalaı beit, 


verwiesen wird. 


Was im allgemeinen den Betrieb der Elek- 


trostahlöfen in England im Jahre 1918 anbe- 
langt, so sollen Stillstände wegen Unterbrechung 


der Stromzufuhr verhältnismäßig selten vorge-. 
kommen sein. Häufiger waren Stillstände durch : 


Störungenan den Kippvorrichtungen und Elek- 


troden-Bewegungsvorrichtungen, und es wird: 


zugegeben, daß die bezüglichen Einrichtungen 


bei einzelnen Öfen nicht in einer den Betrie bs-, 
erfordernissen der Stahlwerke Rechnung tra- 


genden Weise dureh geführt waren. Ebenso gab 
es viele Störungen in den Wasserkühlungen bei 
den Elektrodendurehführungen. Auch die Elek- 
trodenhalter entsprechen nicht immer den an 
sie zu stellenden Anforderungen... Eine weitere 
Tabelle, auf welche ebenfalls verwiesen sei, gibt 
die Abmessungen der Elektroden und deren Be- 
lastung sowohl für Grapbitelektroden als. für 
amorphe Kohlen. Die Frage der Elektroden- 
halterwarbeiGraphitelektroden leichterzu lösen 
als bei amorphen Kohlen. Größere Aufmerk- 
samkeit als bisher müsse man aueh der Be- 
messung der Leitungen zuteil werden lassen. 
Transformatoren für die Öfen waren oft etwas 
zu schwach bemesten. Die automatisehen 
Spannungs- und Stromregulatoren haben zu- 
friedenstellend gearbeitet. Zum-Schlusse stellt 
der Verfasser den für England angeführten 117 
Elektrostahlöfen die Zahlen für die Vereinigten 


Staaten mit 287 und für Kanada mit 43 Öfen: 
The Electrician.' 


gegenüber. (R. G. Mercer. 
Bd. 82. 1919, S. 694.) V-:E 
Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Der Deutsche Verein für den Schutz des 
ewerblichen Eigentums hält am Donnerstag, 
en 12. II. 1920, abends. 7 Uhr, im Saale der 


Nichtigkeitsabteilung des Patentamte, Eingang 


Vier solcher Kesselaggregate, die man. 


Gitschiner Straße, eine Vereinsversammlung ab, 
in der Patentanwalt Herse, Berlin, einen Vor- 
trag über Vorschläge zur Reform unserer 
Patentrechtsprechung halten wird. Gäste 
sind willkommen. 


Energiewirtschaft. 


Verminderung des 'Kohlenselbstverbrauchs 
durch verschärfte Betriebsüberwachung. — 
G. Gräf, Hambeorn, gibt in ‚„Glückauf‘, Bd. 55 
1919, S. 897, unter Hinweis darauf, daß eine 
solche gleichbedeutend sei mit einer gerade in 
der gegenwärtigen, brennstoffarmen Zeit be- 


‚sonders wichtigen Fördersteigerung einen Weg 
‚an zur Erreichung dieses Zieles. Er sieht diesen 


vor allem in einer plan- und regelmäßigen Be- 
obachtung aller maschinenmäßigen Einrich- 
tungen über und unter Tage. Die Beobach- 
tungen sollen nach Maschinen- oder Anlagen- 
gruppen erfolgen, deren Einteilung für eine 


-Zechenanlage ohne Kokerei angegeben wird. 


Sie sind in entsprechend ausgestaltete Frage- 
bogen einzutragen, um dem Tagesbetriebsfüh- 


‚rer möglichst wenig Schreibarbeit zu verur- 


sachen ; ein Muster eines solchen Fragebogens 
über Dampferzeugung und -verbrauch, wie es 
seit einigen Jahren bei der Gewerkschaft 


-Friedrich Thyssen gebraucht wird, ist wieder- 


gegeben. Sorgfältige, gewissenhafte und pünkt- 
liche Ausfüllung dieser Fragebogen ist Bedin- 
gung zur Erreichung des Zieles. Die Auf- 
zeichnungen sellen sich über einen Menat er- 
strecken. Es werden die wichtigsten, zu beob- 
achtenden Punkte und die hauptsächliehsten 
Gruppen genannt, wie z. B. die besonders wich- 
tige Gruppesder Kesselanlage, bei welcher 


'|- sieh die Beobachtungen besonders auf die 


verbrauchte Kohlenmenge, deren Heizwert, 
die Abfallerzeugnisse, die Speisewassermenge 
und deren Vorwärmung, auf die Zusammen- 
setzung und Temperatur der Rauchgase, Mes- 
sung der Zugstärke, die . Überwachung der 


-Wasserreinigungsanlagen, regelmäßige Reini- 


gung der Kessel usw. zu erstrecken haben. 
Empfohlen wird ferner ein mindestens einmal 
im Jahre vorzunehmender Leistungsversuch 


und möglichst weitgehende Verwendung selbst- 


aufzeichnender Instrumente. Diese letzteren 


besonders auch bei Beobachtung von Betrıiebs- 


zeit, Umlaufzahbl und Druck der Nieder- 
druck- und Hochdrucekkompressoren. 
Der Lieferung‘grad der Kompressoren soll 
vierteljährlich durch Düsenmessung und 
ebenso der Dampfverbrauch durch viertel- 
jährlich vorzunehmende Versuche festgestellt 
werden. Nebenher wären regelmäßige Indi- 
zierungen vorzunehmen. Die Kosten für die in 
manchen Fällen nötige Anlage von besonderen 
Leitungen und Absperıvorrichtungen zum Um- 
schalten der einzelnen Kompressoren auf ein- 


:zelne: Kessel oder Kesselgruppen sind nicht zu 


scheuen. Bei vorhandenen Kondensations- 
anlagen ist das Vakuum durch selbstauf- 
-zeichnende Instrumente dauernd zu beobach- 
ten. Zur Feststellung der Pumpenleistungen 
und zur Erhöhung des Vakuums, sowie zur Er- 
zielung einer besseren Wirkungsweise und da- 
mit verbundener Kohlenersparnis namentlich 
auch bei älteren Mischkondensatiensanlagen 
werden Hinweise segeben, -Für Förderan- 
lagen sind. selbsttätige Zugzahl- und Ge- 


‚sehwindigkeitsschreiber wesentliches Eıforder- 


nis. -Vierteljährliche indizierungen und jähr- 
liche Feststellungen des Dampf- bzw. Strom- 
‘verbrauchs auf ein Schachtpferd werden ver- 
langt. Bei Wasserhaltungen ist ständige 
Überwachung hiusichtlich des Pumpenliefe- 
Tungsgrades, am einfachsten mit Hilfe eines 
im Ausguß der Steigleitung eingebauten Über- 
fallwehres, und jährliche Wirkungrgradprüfung 
nötig. Das Letztere wird auch für die Ven- 
tilatoranlagen verlangt, die mit selbstauf- 
zeichnenden Mengen-, Depressions- und Ge- 
schwindigkeitsmessern zu versehen sind. Es 
wird empfahlen, für die Vornahme der sämt- 


lichen Beobachtungen und Messungen, nament- 


lich bei größeren Werken, eine besondere Meß- 
abteilung einzwichten, deren Kosten sich mit 
Rücksicht auf die vielfacb Millionenwerte er- 
tveichenden Umsätze wohl lohnen würden. Die 
ausgefüllten Fragebogen werden planmäßig in 
monatliche Übersichtslisten umgearbeitet, von 
welehen ein Muster der bei der Gewerkschaft 
Thyssen gebräuchlichen wiedergegeben ist. Ein 
Vergleich der verschiedenen Betiıiebe wird in 
Anbetracht der Verschiedenheit der einzelnen 


Anlagen nur selten möglich sein, aber für die. 


Einzelanlage selbst dürften die monatlichen 


Vergleiche wertvolle Aufschlüsse über die Ar- 


beitsweise der einzelnen Gruppen geben und 
zur Erkennung etwaiger Fehler und zur Besei- 
tigung von auftretenden Mängeln beitragen, 
sowie die Führung des Betriebes erleichtern. 
Bei einer Jahresförderung der Ruhrzechen von 
115 Mill. t im Jahre 1913 dürfte infolge der 
schärferen Überwachung eine Verringerung des 
Selbstverbrauches nm mindestens 1%, also 


29. Januar 1920. = 


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29. Januar 1920. 


ohlim Bereieh der Möglichkeit liegen. Sollte 
es gelingen, die einzelnen Stellen zu sachlicher 
und verständnisvoller Zusammenarbeit und 
Verwertung der gemachten Beobachtungen zu 
bringen, so dürfte für den Kohlenselbstver- 
brauch der Zechen allmählich das zu erstre- 
bende Mindestmaß erreicht werden. Außer 


haftigkeit bei der Ausführung der Beobach- 
tungen ist selbstverständlich eine verständnis- 
- volle Auswertung der gewonnenen Ergebnisse 
und deren Nutzanwendung für die Steigerung 
des wirtschaftlichen Erfolges des betreffenden 
Betriebes erforderieh. Bei der Ein- und 
Durchführung der angeregten Beobachtungen 
_ dürften sich mancherlei Schwierigkeiten und 
' Hemmungen bemerkbar machen, die aber in 
Anbetracht der dringenden Notwendigkeit einer 
mit allen Mitteln zu erzie'enden Steigerung der 
Kohlenförderung überwunden werden müssen. 

® St —er. 


= Das Gesetz, betreffend die Sozialisierung 
der Rlektrizitätswirtschaft. — Wir veröffent- 
lichen auf S. 94 nunmehr den Wortlaut des 
_ unter dem 31. X1I.-1919 von der Reichs- 
—regierung im „BReichsanz.‘“ 1920, Nr...10, 
bekannftgegebenen Gesetzes, betreffend die 
— Sozialisierung der Elektrizitätswirt- 
 sehaft, das, ohne Rücksicht aufwichtige Vor- 
arbeiten, zahlreiche Vorschläge und ernste 
Mahnungen der interessierten Fachkreise !) in 
der Nationalversammlung dureh gepeitscht, kei- 
neswegs eine befriedigende Lösung der als not- 
- wendig erkannten Aufgabe darstellt. Es bleibt 
nun abzuwarten, wie die von der Reichstegie- 
rung zu erlassenden Ausführungsbestimmungen 
- gestaltet werden, bis zu welchem Grade es dem 
im Gesetz vorgesehenen Beirat ermöglicht wird, 
dessen Anwendung so zu leiten, daß die elek- 
 trische Arbeit, wie es die beteiligten Fach ver- 
 bände in ihrer Entschließung vom 21. X. 1919 
_ ausgesprochen haben, wirklich der Lebensnerv 
des gesamten deutschen Wirtschaftslebens 
_ wird, und inwieweit schließlich das bis zum 
_ —1.1V.1921 einzubringende Gesetz zur Regelung 
der Elektrizitätswirtschaft die Lücken und 
- Mängel ergänzt bzw. beseitigt, die dem jetzt er- 
 lassenen noch in vieler Beziehung anhaften. 


Die englische Electrieity Supply Act. — Das 
- Unterhaus hat die von dem House of Loıds an 
- der Bleetrieity (Supply) Bill vorgenomme- 
_ nen Änderungen angenommen, und dem Gesetz 
‚ist um die Jahreswende die königliche Geneh - 
 migung erteilt worden!). So recht zufrieden 
_  seheint man in England mit dem Ergebnis der 
eingehenden und sorgfältigen Behandlung des 
-— Gesetzentwurfs nicht zu sein. Es war die Auf- 
gabe, die Lieferung elektrischer Arbeit einem 
dringenden Bedürfnis entspreebend zu reor- 
 ganisieren, und wenn, wie ‚‚The Eleetrician‘“ be- 
merkt, die Vorlage sich darauf beschränkt bätte, 
hierfür allgemein Vollmachten zu geben, würde 
sie allen, denen die Elektrizitätswirtschaft am 
- Herzen liegt, willkommen gewesen sein. Statt 
dessen hat’ man versucht, im einzelnen Mittel 
‚und Wege für eine Neugestaltung festzulegen 
_ und damit in ein Wespennest gestochen, weil 
sich das Problem nicht generell für die verschie- 
denen Bezirke mit Eıfolg lösen läßt, jeder viel- 
_ mehr eine besondere Behandlung verlangt. Es 
kommt nun ganz darauf an, wie die im Gesetz 
vorgesehenen Elektrizitätskommissare dieibnen 
- eingeräumten Befugnisse anwenden, und ob es 
gelingt für sie die geeigneten Persönlichkeiten 
zu finden. 


SP. Ein Entwurf zueinem ungarischen Elektrizi- 
_  tätsgesetz. — Ungarn bat unter den Folgen des 
Krieges, insbesondere der politischen Wirren 
außerordentlich gelitten und kann erst jetzt 
nach Festlegung seiner künftigen Grenzen 
durch den Friedensvertrag von Neuilly. daran 
denken, Fragen, wie der einer geordneten Elek- 
_ trizitätswirtschaft, aufs neue näherzutre- 
ten. Wiehtige Richtlinien dafür hatte u.a. Dr, 
Bläthy noch vor Beginn des Zusammen- 
bruches gegeben?). Vielleicht wird dabei ein 
- Entwurf gute Dienste leisten, den L. Stark, 
- D. Jakobovits und Dr. G. Vikär 1917 im 
-  Anftrage des damaligen Handelsmmisters Gra- 
fen Ser6nyi ausgearbeitet haben, und über den 
L.Stark vor kurzem im „Pester Lloyd‘ berich - 
_ tete. Er unterwirft alle zur Erzeugung und 
- Fortleitung elektrischer Arbeit dienenden An- 
Jagen im Interesse des Zustandekommens von 

_ Überlandwerken dem staatliehen Konzessions- 
zwang und bemißt im allgemeinen die Kon- 
 zessionsdauer je nach Art des Unternehmens 

auf 50 bis 60 Jahre, für Selbsterzeuger auf 40 
ahre. Für die Leitungen wird das Nutzungs- 
echt privater und öffentlicher Gebiete und Ob- 


der bereits betonten Sorgfalt und Gewissen- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 5. 


_ eine jährliche Kohlenerspainis von 1,15 Mill. t | jekte unter bestimmten Einschränkungen zuge- 


sichert; auch kann im Bedarfsfalle das Enteig- 
nungsrecht beansprucht werden. Den Unter- 
nehmern gewährt der Entwurf auf einem genau 
umsebriebenen Gebiet das Stromlieferungs- 
monopol, das indessen das Durchzugsreeht für 
Leitungen nicht behindert. Wie Stark ausführt, 
gipfelt der Entwurf darin, die Erzeugung und 
Fernleitung elektrischer Arbeit zu einer Staats- 
aufgabe zu machen, doch glaubten die Verfasser, 
der beweglicheren Initiative des Privatkapitals 


vorläufig nicht entraten zu dürfen, von dem, 


da die besten Absatzgebiete sich bereitsin festen 


.Händen befinden, kaum zu erwarten ist, daß es 


sich mit großem Schwunge auf die Erwerbung 
neuer Gebietskonzessionen werfen wird. Zen- 
tralen an Koblenwerken und Wasserkräften 
dürften geeignetere Objekte für das Privat- 
interesse bilden. Beide Arten der Betätigung 
benötigen aber in yielen Fällen einer kräftigen 
Förderung seitens des Staates, deren Gewäh- 
rung der.Entwurf an die Meinungsäußerung 
eines Landes-Elektrizitätsrates bindet. Um die 
Kreditfähigkeit der Unternehmen zu heben, 
sollen die RElektrizitätswerke durch ein Elektri- 
zitätsbuch zur immobilen grundbücherlichen 
Sache qualifiziert werden. Soweit es das öffent- 
liche Interesse begründet, kann der Staat auch 
zwischen einzelnen Werken Koonerationsleitun- 
gen sowie landwirtschaftlicehe Verteilungsnetze 
selbst erriehten oder zu deren Kosten beisteu- 


‘ern. Diesen Rechten und Begünstigungen steht 


eine Reihe von Verpflichtungen der Konzessio- 
näre gegenüber, so ein Lieferungszwang un- 
ter den im Konzessionsverfahren festgelegten 
Stromlieferungsbedineungen, Einbalten der im 
Interesse der Einheitlichkeit von Stromerzeu- 
gung und -verteilung vorgeschriebenen Energie- 
elemente (Stromart, Spannung, Frequenz), Be- 
aufsichtigung des Betriebes und Lieferungs- 
dienstes duich ein Oberinspektorat, dem jähr- 
lieh eine Betriebs-und Geschäftsstatistik vorzu- 
legen ist. Über Erweiterungen vollbelasteter 
Zentralen bzw. Deekung des Mehrbedarfs aus 
einer fremden Stromquelle entscheidet der Han- 
delsminister. Um den überflüssigen Aufwand 
an Material und Geld hintanzuhalten, sind die 
‘Werke verpflichtet, ihre Reserveanlagen ande- 
ren gegen Entgelt zur Verfügung zu halten; 
auch ist eine gegenseitige Aushilfe der Kon- 
zessionäre bei Betriebsstörungen auf Weisung 
des Oberinspektorats vorgesehen. Die Stron- 
lieferungsbedingungen werden alle 5 Jahre von 
amtswegen überprüft; außerordentliche Über- 
prüfungen können in der Zwischenzeit bean- 
tragt werden. _Die Verfasser sehen in dieser 
„TLaritoberboheit‘‘ des Staates das richtigste 
Mittel, um den Energiepreis, dessen Modifizie- 
rung im übrigen von eingetretenen wesentlichen 
Änderungen der Ausgaben und Einnahmen ab- 
hängig gemacht wird, den jeweiligen Verhält- 
nissen anzupassen. : 

Nach Stark führt der Weg zur Staatswirt- 
schaft über die Ablösung bzw. über den Heim- 
fall der Anlagen (nebst Grundstücken und Zu- 
behör);ohne staatliche Zustimmung dürfen sich 
daher die Unternehmen über den Zeitpunkt der 
nächsten Ablösung hinaus in keiner Richtung 
binden. Bei Ablösung bzw. Heimfall gehen die 
Stromverteilungsanlagen und das Stromliefe- 
rungsgeschäft auf die Gemeinden über, die zu- 
gleich Großabnehmer des Staates werden. Für 
den von den Kommunen zu entriehtenden 
Strompreis gelten besondere Bestimmungen. 
Bei Ablauf der Konzessionsdauer fallen die im 
Sinne der Urkonzession errichteten Anlagen 
samt Grundstücken ohne Gegenleistung an den 
Staat und die Gemeinden, während für spätere 
Errichtungen je nach dem Alter des Anlageteils 
im Verhältnis zur Konzessionsdauer Entgelt zu 
leisten ist. Nach dem Entwurf kann die Ab- 
lösung zum ersten Mal bei Ablauf der ersten 
Hälfte der Konzessionsdauer, beilängeren Kon- 
zessionen im 30. Jahre erfolgen ; danach hat der 
Staat ein fünfjähriges Ablösungsrecht. 
Verfasser zerlegen den Ablösungsbetrag in zwei 


Teile, von denen der erste aus den Anschaffungs-. 


kosten der Anlagen und Grundstücke, ähnlich 
wie beim Heimfall, errechnet wird, jedoch so, 
daß auch die ersten entsprechend verminderten 
Anlagekosten ersetzt werden. Der zweite Teil 
als Schadensersatz für das frühzeitige Aufhören 
des Geschäftes ergibt sich aus dem halben mitt- 
leren Nettobetriebsüberschuß der letzten vier 
Jahre, multipliziert mit der Anzahl der vest- 
lichen Jahre; die Grenze bildet indessen das 
1 1%-fache des Ansehaffungswertes, von dem 7% 
für Zinsen, Amortisation und Erneuerung den 
Ausgaben hinzuzurechnen sind. Im Interesse 
einer wirtschaftlichen Verwertung von Heiz- 


"materialunterwirft der Entwuifauch die Selbst- 


erzeuger dem Konzessionszwang und erteilt die 
in diesem Fall verlängerbare Konzession, wenn 
der Reflektant von einem Stromlieferungsun- 
ternehmen nicht zu vorteilhafteren Bedingun- 
sen versorgt werden kann. Während dieser 
Kategorie auch das Nutzungsrecht zugespro- 
chen wird, soll sie das Enteignungsrecht nur in 


Die‘ 
aber störungslos vollzogen 


103 


Fällen wiebtiger wirtschaftlicher Interessen er- 
halten. Anlagen dieser Art gehören nicht in das 
Elektrizitätsbuch, und die auf Ablösung und 
Heimfall bezüglichen Paragraphen des Ent- 
wuıfs haben für sie keine Gültigkeit. 

Als oberste Behörde in den von diesem Ge- 
setzesvorschlag umfaßten Angelegenheiten gilt 
den Verfassern der Handelsminister mit dem 
Elektrizitäts-Oberinspektoratalsausführendem 
Organ. Konsultativ wirktein Landes-Elektrizi- 
tätsrat. Wie die Verfasser, die die Ein- und 
Ausfuhr elektrischer Arbeit von der Zustim- 
mung des Handelsministers abhängig machen 
und alle. auf die bereits vorhandenen An- 
lagen bezüglichen Verfügungen in eine beson- 
dere Paragraphengruppe -,, Übergangsbestim- 
mungen‘ zusammenfassen, am Schluß »usfüh - 
ren, waresihre Absicht, mit dem Entwurfeiner- 
seits die Förderung einer ökonomischen Elek- 
trızitätswirtschaft auf das richtige Gleis zu 
bringen, anderseits die Möglichkeit für einen 
Übergang auf die Staatswirtschaft zu schaffen, 
ohne die Richtlinien der künftigen inneren Poli- 
tik vorzeitig nach rechts oder links krümmen zu 
wollen. 


Industrie und Handel. 


Der Siemens-Schuckert- Konzern im Jahre 
1918/19. — Alle drei Hauptgesellschaften be- 
tonen in ihren Geschäftsberichten die bekann- 
ten einschneidenden Folgen des verlorenen 
Krieges und der politischen Umwälzungen. Bei 
der- Siemens & Halske A.G. sind von den 
nach Durebführung des Achtstundentages mög- 
lichen Arbeitsstunden seit der Revolution nur 
etwa 70% geleistet worden, was die Umstellung 
von der Kriegs- auf die Friedensfabrikation er- 


‘heblich verzögerte und dazu führte, daß die 


starke Nachfrage des In- und Auslandes nur 
zum geringen Teil befriedigt werden konnte. 
Die Schwankungen der deutschen Währung 
und die Unsicberbeit in der Bereebnung der 
‚Gestehungskosten erschwerten den Abschluß 
von Geschäften mit längerer Lieferfrist be- 
sonders im Auslande. Durch aufreibende Ver- 
handlungen wurde die Arbeitskraft der leiten- 
den Beamten der produktiven Tätigkeit in un- 
zulässig starkem Maße entzogen. Nachdem 


sich die Zahl der Arbeiter und Angestellten 


in der ersten Zeit des Geschäftsjahres noch er- 
höht hatte, ging die Arbeiterbelegschaft nach 
Abschluß des ‘Weffenstillstandes etwa auf den 
Friedensstand zurück. Während im vorigen 
Geschäftsjahr 120 Mill. Arbeitestunden ge- 
leistet worden sind, betıug deren Zahl 1918/19 
nur 78,5 Millionen. Trotzdem haben sich die 
Ausgaben für Löhne und Gehälter bei der Sie- 
mens & Halske A. G. und der Siemens - 
Schuckertwerke G. m. b. H. auf 254 Mill. M 
erhöht gegen 208 Mill. M im Vorjahre, Aus- 
gaben, die im laufenden Geschäftsjahr in dau- 
eındem Steigen begriffen sind. 

Wie die Siemens-Schuckertwerke aus- 
führen, bat der unvermittelte Übergang zu 
kürzerer Arbeitszeit die Störungen der Produk- 
tion in einem Umfang vergrößert, der durch 
schrittweise und planmäßtige Einführung ver- 
mieden worden wäre. In Zukunft werden die 
drückenden Lasten des Friedensvertrages und 
die Steuerpolitik des Reiches die Firma vor 
sehr schwere Aufgaben stellen. Der große Welt- 
bedarf könnte reichliche Arbeit geben, die aber 
im Interesse der deutschen Wirtschaft lohnend 
gestaltet werden muß; der schleebte Stand 
unserer Valuta darf nicht zur Verschleuderung 
deutscher Werte führen. Nur eine wesentliche 
Erhöhung der Produktion, die bei der heutigen 
Arbeitsleistung nicht erreich bar ist, verbunden 
mit sparsamster Wirtschaft im Innern und. 
sachverständiger Finanzpolitik, kann eine Ge- 
sundung der deutschen Volkswirtschaft herbei- 
fübren. Die Umstellung von Kriegsarbeit auf 
Friedensarbeit hat bei den Siemens-Schuckert- 
werken zwar reichliche Mühe verursacht. sich 
Nach Aufhebung 
der Robstoffrationierung ist die Beschäftigung 
der Zentralen-Abteilung beträchtlich gewach - 
sen. Der Lieht-und Krafthunger auf dem Lande 
rief zablreicbe Überlandunteinehmungen ins 
Leben, und auch die Arbeiten der Abteilung 
„Industrie‘‘ haben nach anfänglicher Lähmung 
durch die politischen Wirren bedeutenden Um- 
fang angenommen.  Abgenutzte Betriebsein- 
richtungen mußten erneuert, Umänderungen 
und Neubauten unter dem Gesichtspunkte 
höchster Wirtsebaftlichkeit geschaffen werden. 
Das neutrale und feindliche Ausland. zeigte 
größtes Interesse für die hochentwickelte Tech - 
nik der Gesellschaft. Die bei der Abteilung 
„Kleinfabrikate‘‘ eingegangenen Bestellungen 
übertrafen bei weitem die Summe des Vor- 
jahres; die ausgeräumten Lager der Geschäfts- 
stellen und Werke konnten die Nach frage nicht 
mehr befriedigen, während ' die Produktion 
niebt einmal den normalen Bedarf deckte und 
deshalb eine große Reihe von Aufträgen abge- 
lebnt werden mußte, Die Abteilung ‚, Über- 


104 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 


5. 


see“ stand noch unter der ungünstigen Ein- 


wirkung des Krieges; doch zeigte sich eine _ 


lebhafte Nachfrage der ganzen Welt. 
Sehwerer als bisber hatten im Berichtsjahr 
die Elektrizitätsversorgungs- und Verkehrs- 
unternehmungen der FElektrizitäts-A.G. 
vorm. Schuckert & Co. zu leiden. „Der 
ständig fallende Wert der Mark“, so schreibt die 
Gesellschaft, „erforderte unerbörte Aufwendun- 
gen für persönliche und sachliehe Ausgabentrotz 
stark reduzierten persönlichen Leistungen bei 
einem durch Streiks und Kohlenmange] ge- 
störten Betrieb. Für die Abwälzung der Teue- 
rung sind aber den genannten Unternehmungen 
Grenzen gezogen, weil der Verbrauch elektri- 
schen Lichtes, besonders jedoch die Benutzung 
der Verkehrsmittel eingeschränkt wird, sobald 
die Tarife über eine gewisse Höhe hinausgehen. 
Die infolgedessen eintretende geringere Aus- 
nützung der Betriebsanlagen vergrößert die 
Verluste, wodurch für den Bestand der Unter- 
nehmungen recht trübe Aussichten entstehen, 
wenn nicht endlich Maßnahmen geschaffen 
werden, die der Geldentwertung Einhalt bie- 
ten. Die Möglichkeiten für den Bau und Betrieb 
von Elektrizitätswerken und Straßenbahnen im 
Ausland sind deutschen Unternehmern für die 
nächste Zeit verschlossen. Im Inland ist der 
Unternehmergeist, der im deutschen Reich die 
großzügige Elektrizitätsversorgung machtvoll 
gefördert hat, durch die im Werden begı iffenen 
Elektrizitäts- und Kommunalisierungsgesetze 
stark gelähmt. Es ergibt sich daraus für uns 
die Aufgabe, unsere Tätigkeit auf neue Gebiete 
auszudebnen. Wir haben diese teilweise Um- 
stellung seit längerem vorbereitet und schon 
nach verschiedenen Richtungen hin Beziehun- 
gen angeknüpit, von denen wir üns eine gün- 
stige Weiterentwicklung im Interesse einer vorT- 
teilbaften Ausgestaltung unserer geschäftlichen 
Tätigkeit versprechen. Über die Abwicklung 
unserer Auslandsbeteiligungen in Triest, Pe- 
tersburg, Barcelona und Paris sind in.den Frie- 
densvertiägen mehr oder weniger klare Richt- 
linien angegeben. Wir hoffen, daß unsere im 
Gange befindlichen Verbandlungen zu, einem 
tesultat führen, das einer angemessenen Be- 
wertung unserer Ansprüche gerecht wird.‘ 


Der Nutzen des Krieges für die amerikani- 
sche Elektroindustrie, — Einer uns erst ver- 
spätet zugegangenen Nummer der .‚Eleetrical 
World‘ (Bd. 73, 1919, Nr. 24) entnehmen wir 
die in Abb. 11 wiedergegebenen Entwicklungs- 


Millionen Doll 
225 


o 
71909 10 TI 192 1908 1974 1975 1976 197 7918 


Abb. 11. Verkaufswerte der amerikanischen 
 Großelektroindustrie. 


kurven des Warenabsatzes der General 
Electric: Co., der Westinghouse Eleetrie 
& Manufakturing Co. und der Western 
Electrie Co.in den Jahren 1909 bis 1918 (bei 
der Westinghbouse Co. auf das Fiskaljahr bezo- 
gen). Die General Electric Co. hatte 1918 einen 
Absatzim Wert von 216,815, die Westinghouse 
Go. von 160,380 und dıe Western Electrie Co. 
von 145,226 Mill. $, so daß sich der Verkauf 
aller drei Unternebmungen auf 522,421 Mill. $ 
stellt. Während aber erstere beiden eine Stei- 
gerung um 20 bzw. 65 Mill. $ gegen das Vorjahr 
verzeichnen konnten, blieb der Absatz der 
Western Electrie Co. um 5 Mill. $ hinter dem 
von 1917 zurück. Das Schaubild zeigt deutlich 
die beträchtliche Zunahme der Werte während 
des Krieges von 1915 an, wobei allerdings zu 
berücksichtigen ist, daß diese nicht nur die 
normale Produktion der Gesellschaften, son- 
dern auch Kriegsaufträge und die Herstellung 
von Munition umfassen. 


Annahme des Betriebsrätegesetzes. — Die 
Nationalversammlung bat das Betiiebsräte- 
gesetz!) am 18. I. 1920 mit 213 Stimmen 


ı) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 476, 516, 532. 


gegen 64 der Deutschnationalen, der Deutschen | 


Volkspartei und der Unabhängigen angenom- 
men. Die Verhandlungen sind durch Obstruk-- 


tion der letzteren erheblich verzögert worden 


und haben, wie bekannt, leider auch zu blutigen 
Exzessen Veranlassung gegeben. 
heiten des insbesondere für die deutsche 
Industrie eminent wichtigen Gesetzes, 
über dessen Folgen sich heute. wobl noch nie- 
mand ein zutreffendes Urteil bilden kann, kom- 
men wir zurück. 


Gewinnung. Ausfuhr, Verbrauch und Preis von 


Kupfer in den V. $. Amerika. — Nach einem von 
den ‚‚Nachr. £. Hand., Ind. u. Landw.‘ wieder- 
fi gegebenen Auszug’ 
aus dem Bericht des 
United States Geo- 
logical Surveyist die 
Weltproduktion 
von Kupfer!) in den 
Jahren 1907 bis 1918 
von 1,589 auf 3,075 
Mill. bs gestiegen. 
Wie Abb. 12 zeigt, 
kam sie 1912 mit 
2,260 Mill. 1bs auf 
einen Hochstand, 
sing dann etwas zu- 
rück und' erreichte 
1917 mit 3,142 Mill. 
lbs ihren Höchst- 
wert. Die Gewin- 
nung der ameri- 
kanisehen Hüt- 
ten an raffiniertem 
"Kupfer 1. Sorte 
wuchs von 1,032Mill. 
lbs in 1907 auf 2,432 
:Mill.: »1bs in 1918, 
während die Erzeu- 
gung aus heimi- 
schen. Erzen sich 
von 0,868 auf 1,908 
Mill. lbs: hob. Da- 
neben haben dieV.S. 
Amerika 1907 rd 
0,25, 1918 aber 0,58 


Mill. Ibs 
32 


: geführt. Der 1907 
rd 0,51 Mill. 1bs be- 
tragende Export 
metallischen 
Kupfers' ‘zeigt 
mehrfache Schwan- 
kungenunderreichte 
1917 einen Höchst- 
wert von 1,127 Mill. 
lbs, um dann im fol- 
genden Jahre wieder 
auf 0,744 Mill. lbs zu 
fallen. Die Werte des 
amerikanischen 
Verbrauchs wech- 
selten bis 1914 nicht 
unerheblich bei 
einem Maximum von 
0,812 Mill. Ibs‘ in 
1913, dem’ein Abfall 
auf 0,620 Mill. Ibs 


sum miteiner Unter- 
breehung im Jahre 


men. Der jährliche 
Durehsebnitts- 
preis ..in .. $/lb -be- 
wegte sich in dem 
genannten Zeitab- 
schnitt zwisehen 
0,13 und 0,27, Sein 
Höchstwert lag 1917 
bei 0,273 $/lb. ‘Wie 
weiter ‘ein ‚Bericht 
der Federal Trace 
Commission, besagt, 
stellten sich die Kupfer-Gestehungskosten 
von 85 Gesellschaften der V. S. Amerika, 
Kanadas, Mexikos, Kubas und Südamerikas 
1918-im Durchschnitt auf etwas über 16 ets/lb. 


Reichsverband der Elektrizitäts-Abnehmer 

e. V. — Wie uns der kürzlich gegiündete Ver- 
band (Rea, Gesehäftsstelle: Steglitz, Hohen- 
| zollernstr. 6) mitteilt, will er die berechtigten 
Interessen der Strom beziehenden Kemmunen, 
Handeis-, Gewerbe-, Industrie- und landwirt- 
schaftlichen Betriebe zusammenfassen, ver- 
treten und den seiner Ansicht nach vielfach 
“übermäßigen Preisforderungen der Elektrizi- 
tätswerke durch Zusammenschhiß seiner Mit- 
glieder zu Orts-, Bezirks-,.  Provinzial- oder 
Landesgruppen entgegenwirken. Seine Ab- 


1) Vgl. auch „ETZ“ 1919, 8:36. ° 


Abb. 12. Die Kupferbewegung 
in den V. 8. Amerika 1907/1918. 


Auf Einzel- 


‚sich an. 


Mill." Ibs Erz” ein-- 


burg gestellt worden. 


; Elektrolytkupfer (wire- 


folgte. Von 1915 an | 
sehen wir den Kon- 


1917 von 1,043 auf: 
1,662 Mill. !Ibs zuneh- ' 


sicht ist ferner, auch auf die ‚Gesetzgebung der. 


Elektrizitätsversorgung Einfluß zu ‚gewinnen 
und seinen Mitgliedern in Streitsachen Rat und 


Auskunft zu erteilen. 


. Kleine geschäftliche Mitteilungen. _ 


yabılien. — Die Hoddernheimer Kug m 


ferwerk und Süddeutsche Kabelwerke 
A.G., Frankfurt a. M. und Mannheim, hat ge- 
legentlich des 25-jäbrigen Bestehens der A.G.und 
des 65-jährigen Jubiläums des Unternehmens 
eine sehr geschmackvoll ausgestattete Fest- 
schrift herausgegeben, in der die Geschichte 
der Firma von der Umwandlung des Hauses 
F. A. Hesse Söhne in die A.G. Heddernheimer 
Kupferwerk vorm. F. A. Hesse Söhne bis zur 
Aufnahme der Süddeutschen Kabelwerke und 
zur Gründung der gegenwärtigen Aktiengexell- 
schaft behandelt wird. Interessante Angaben 
über die Fabrikate und Rohstoffe, die Betiiebs- 
mittel, sozialen Einriehtungen usw. schließen 
Anläßlich ihres 25-jährigen Be- 
stebens versandte die Dr. Paul Meyer ’A.G,, 
Berlin, eineSammlung charakteristischerKunst-. 


blätter, die uns in die Werkstätten dieser 


elektrotechnischen Spezialfabrik führen. 
Die Deutsche Kabelwerke A.G.,- Berlin- 
Lichtenberg, sieht auf 30 Jahre ihres Be- 
stehens zurück. Das Unternehmen hat sich 
unter der Leitung seiner Begründer S. und B. 
Hirschmann zu einem bedeutenden Werk der 
deutschen Kabelindustrie entwickelt. E> 


Aus der Geschäftswelt. — Der bisherige 
Vorsitzende im Direktorium der Siemens- 
Schuekertwerke G. m. b. H,K&K.E. v. Sie- 
mens, hat diese Stellean Direktor Henrich abge- 
treten und den Vorsitz im Aufsichtsrat über- 
nommen. — Die Firma der Einkaufsgenossen- 
schaft der Elektroinstallateure, Berlin, lautet 
nunmehr Genossenschaft der Elektroin- 
stallateure, Werk- und Einkaufsvereinigung. 
— Die E: Kahle.G.:m. b. H., Frankfurt a. M., 
wurde mit den Zweigniederlassungen in Köln 
und Dortmund dureh Beschluß der Gesellschaf- 
terversammlung in eine Kommanditgesellschaft 
mit 0,6 Mill. M Kapital umgewandelt.. — Das 
städtische Blektrizitätswerk, die Gas- und 
Wasserwerke sowie andere Betriebe Aschaffen- 
burgs sind unter eine Direktion mit der. Be- 
zeichnung Stadtbetriebsamt Aschaäffen- 
8. Die . holländische 
Philips’ Glühlampenfabrik hat dureh Ak-. 
.tienaustausch.eine Interessengemeinschaft mit 


"der General Electric. Co., New York, der Intern. 


General Eleetrie Co. und der englischen Edison 
Swan Eleetrie Co. zwecks Auswechslung von 
Patenten und Erfahrungen vereinbart; ihr 


höht. 


Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer- 
börsenvorstandes in M/100 kg: 


"Metall eo 


Ö 


bars), prompt, cif Ham- 
“ ‘burg, Bremen, Rotterdam 


Raffinadekupfer 

- .99/99,8',1okoGroß-Berlin 

Originalhütten- Weich- 
:blei, ab Hütte oder loko 


2900 


2745 


2750-2800 2500—2550 


;Groß-Berlin- . ... . 1000-1050) 950— 975 
Originalhütten- Rohzink, 

Syndikatspreis ab Hütte Ma 

oder ‚Bapar 2... 01 650 510 
desgl. Preis im freien Ver- 

kehr, ab Hütte oder : Ei 

Läger..4.,% 970— 980 940. 


Originalhütten-Alumi- 
nium 98/99 %/, in gekerb- 
‚ten Blöckchen, ab Hütte 
‚oder loko Groß-Berlin 
Zinn, DBanka-, Straits-, 
Billiton-, loko Hamburg 
oder Groß-Berlin : 
Hüttenzinn, mindestens | 
99%, 1oko Hamburg oder | 
Groß-Berlin: . 22. 
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Hamburg oder Groß- 
Berlin NE 
Antimon-Regulus, 1loko 
Hamburg oder. Groß- 


Berlin . N Re 


| 1600-1700 1350-1400 
"Metallzuschläge für isolierte Drähte. 
Für die Woche vom 25. bis 31. I: 1920. beträgt der 


schlag 30M. 


Abschluß des Heftes: 24. Januar 1920. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. ©. Zeh me In Berlin. — Verlag von Julius 8pringerin Berlin. 


29. Januar 1920. = 


De ea TAN a da) Ba er 


Pi 
RE EN 


Metällpreise. Nach den Notierungen der 


. 14100 430013800-4000 


9300-10 000|8600--8800 


Kupferzuschlag 50 M, der Aluminiumzu- = 


Aktienkapital wird auf 20 Mill. holl. Gld.er- 


notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall- SR 


5500-5800 5300— 5400 ° 


105 


- Elektrotechnische Zeitschrif 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 5. Februar 1920. 


Vorarbeiten für Hochspannungs-Freileitungen. 
Von Fr. Schmidt, Gröbers b. Halle a. S. 


Übersicht. Es empfiehlt sich, vor Vergebung 
der Arbeiten genaue Projektierungsunterlagen an- 
zufertigen dadurch, daß an der Hand der amtlichen 
Flurkarten die Linienführung der Leitungen fest- 
gelegt, jeder Mast bestimmt und berechnet und der 
Standort vertraglich gesichert wird. Es sollte zur 
Erzielung höchster Betriebssicherheit an den. Bau- 
kosten nicht gespart werden, da dann die Betriebs- 
kosten niedriger werden. Die vorherige Aufstellung 
eines genauen Kostenanschlages erspart eine spätere, 
umfangreiche Bauabrechnung. Die Herstellung eige- 
ner Fernsprechanlagen ist nur vorzusehen, wenn be- 
sondere Postleitungen nicht ausführbar sind. 


Beim Bau der Hochspannungs-Freileitun- 
gen der Überlandwerke verfuhr man in der 
Regel in der Weise, daß einer Unternehmer- 
firma die zu versorgenden Orte mitgeteilt wur- 
den, die Firma danach den Plan zu einem allge- 
meinen Leitungsnetze aufstellte und dann an 
die Einzelbearbeitung und Ausführung ging. 
Über die Höhe der Kosten war vor der are 
bung der Arbeiten niehts Zuverlässiges bekannt. 
Man wußte ungefähr die Kilometerlänge der 
Leitungen und rechnete mit Einheitssätzen für 
das km., Trotz vorsichtigster Berechnungen 

warden die Ausführungskosten gewöhnlich 

überschritten. Grundsätzlich wollte man mög- 
Jiehst billig bauen. Hinterher stellte sich dann 
heraus, daß man auf Kosten der Betriebssicher- 
heit billig gebaut hatte und mit erheblichen 
neuen Aufwendungen erst richtig bauen mußte. 
Hierin liegt ein Hauptgrund für die meisten in 
Überlandnetzen vorkommenden Störungen. 

Bei der Aufstellung des Planes für das ge- 
samte Leitungsnetz ist davon auszugehen, daß 
das Netz ein zusammenhängendes mit mög- 
lichst wenig Stichleitungen wird. Jeder ver- 
sorgte Ort soll nach Möglichkeit von 2 Seitenaus 
erreicht werden. Zu diesem Zwecke macht man 


mit einer Leitung,lieber einen kleinen Umweg‘ 


„und stellt kurze, eigentlich nicht erforderliche 
Verbindung gsleitungen. her. Ein maschenartig 

- zusammenhängendes Netz bietet den Vorteil, 
daß der Querschnitt der einzelnen Leitungen 
schwächer sein kann und der Spannungsabfall 
trotzdem nicht zu groß wird. Allerdings soll 

' man beim Leitungsquerschnitt nicht knausern. 
- Einmal verbessert sich der Leitungsverlust, und 
dann kommt man später bei zunehmender Be- 
Jastung nicht in Verlegenheit. Es soll nur ver- 
seiltes Leitungsmaterial verwendet werden. 

Alle Leitungen, welche als Durchgangslei- 
tungen erhöhte Bedeutung haben, sollte man 
nur unter Verwendung von Eisenmasten im 
Weitspannsystem ‚vorsehen. Bisher war es üb- 
lich, allenfalls nur die wichtigen, durchgehenden 
Speiseleitungen mit Eisenmasten auszuführen; 

‚im Weitspannsystem führte man gewöhnlich 
nur durchgehende Leitungen hoher Spannung 
‚aus. Die Herstellung von Leitungen für 10 000 
oder 15000 V in Eisenmasten im Weitspann- 
system erfordert allördings höhere Kosten 
gegenüber einer Leitung auf Holzmasten. Sehr 
vie] höher sind die Kosten nicht. Verwendet 
man Holzmaste, dann muß man im Durch- 
schnitt alle 40—50 m mit einem Mast rechnen, 
gegen 175—200 m beim Weitspannsystem in 
Eisenmasten. Bei diesem System spart manauf 
1 km für 14 Maste die Armatur und Montage, 
wodurch in Verbindung mit der geringeren An- 


we 


‘zahl der Maste die Mehrkosten der Eisenmaste 


zum erheblichen Teil ausgeglichen werden. 
Jeder Mast bedeutet einen Gefahrenpunkt. Für 
die Sicherheit und Ruhe des Betriebes ist es 
aber sehr wesentlich, daß die Gefahrenpunkte 
nach Möglichkeit vermindert werden. Viel Ar- 
beit und Verdruß kann man durch möglichst 
sichere Leitungen dem Betriebspersonal und 
den angeschlossenen Verbrauchern sparen. Für 
beide ist es angenehmer, wenn sie nicht bei 
jedem stärkeren- Winde oder Regen usw. mit 
Störungen rechnen müssen. Gerade darauf ist 
bisher viel zu wenig Wert gelegt worden. Die 
Ingenieure, welche Leitungsnetze projektieren 
und bauen, haben gewöhnlich mit dem künf- 
tigen Betriebe nichts zu tun und kennen den 
Ärger und die Verdiießlichkeiten nicht, welche 
eine nicht sorgfältig durchdachte und ausge- 
führte Leitung einem geplagten Betriebsleiter 
verursachen können. Projekten- und Bauin- 
genieure sollten längere Zeit im Betriebe tätig 
gewesen sein; es würden dann manche Fehler 
bei der Projektierung und dem Bau vermieden 
werden. Für das Weitspannsystem kommt noch 
als Vorteil. hinzu, daß man weniger Grund- 
stücke in Anspruch zu nehmen braucht, weni- 
ger mit Grundstücksbesitzern zu verhandeln 
hat — eine Tätigkeit.von eigener Art, worauf 
ich noch zu sprechen komme — und Entschädi- 
gungen spart. Für die Wirtschaftlichkeit eines 
Überlandwerkes spielen weniger die Anlage- 
kosten eine Rolle als der laufende Aufwand an 
Unterhaltungskosten und Abschreibungen. 
Eine Leitung auf Eisenmasten im Weitspann- 
system erfordert weniger laufende Unkosten, 
da sie betriebssicherer ist. Während man bei 
Leitungen auf Holzmasten mit einer Lebens- 
dauer für Maste und Armatur von 15 Jahren 
rechnen, also etwa 6% abschreiben muß, haben 
Eisenmaste, wenn sie alle 4—5 Jahre gestrichen 
werden, eine so große Lebensdauer, daß man 
mit einer Abschreibung von 11,%, auskommt. 
Die Ersparnis an Aufwand bei Eisenmasten im 
Weitspannsystem ist so groß, daß dadurch 
nicht nur eine Verzinsung für die entstandenen 
größeren Baukosten gedeckt wird, sondern noch 
ein Überschuß vorhanden sein dürfte gegen- 
über dem Aufwande für eine Leitung mit Holz- 
masten. Nur auf den finanziellen Erfolg des 
laufenden Betriebes kommt es aber an, nicht 
auf die Anlagekosten. 

Besteht für eine wichtige Durchgangslei- 
tung die Vermutung, daß eine Spannungser- 
höhung oder Verstärkung des Leitungsquer- 
schnittes später in Frage kommen kann, dann 
empfiehlt sich die Verwendung von Hängeisola- 
toren. Bei späteren Spannungserhöhungen fügt 
man ein weiteres Isolatorenglied hinzu, ohne die 
Leitung herunternehmen zu müssen (bei der 
Projektierung sind entsprechend längere Maste 
vorzusehen). - Bei Auswechslung der Leitung 
gegen eine stärkere ist die Arbeit schnell und 
mit verhältnismäßig wenig Kosten gemacht. 

Für Leitungen untergeordneter Bedeutung 
und Stichleitungen wird man auch ferner Holz- 
maste verwenden mit der Einschränkung, daß 
überall da, wo ein Mast durch Zug beansprucht 


wird — also an jedem Winkelpunkt der Lei- 


tung —, Eisenmaste oder Betonmaste zur Ver- 
wendung kommen.‘ An Winkelpunkten kann 
man einfache Holzmaste nicht verwenden, man 
muß Doppelmaste oder Maste mit Streben usw. 
nehmen; dadurch würden sowieso höhere Ko- 
sten entstehen. 


Heft 6. 


Bei der Festlegung der Linienführung der 
Hochspannungsleitungen wird man zunächst 
den kürzesten Weg ins Auge fassen. Verläuft 
die Leitung möglichst gerade, dann werden die 
meisten Maste nicht durch Zug beansprucht und 
dadurch leichter und billiger. Man wird die 
Führung der Leitung nach Möglichkeit durch 
Wälder oder in der Nähe größerer Bäume ver- 
meiden, denn ein während der Herbst- oder 
Frühjahrsstürme in die Leitung geratener 
trockener Zweig kann ganz niederträchtige Stö- 
rungen und schwere Schäden hervorrufen. Die 
Zweige der Bäume pflegen sehr schnell in die 
Leitungen hineinzuwachsen. Deshalb ist fort- 
währende Kontrolleund Ausästen der Bäume er- 
forderlich, wodurch unnütze laufende Betriebs- 
kosten entstehen. Das ganze Leitungsnetz wird 
auf der Generalstabskarte und die einzelnen 
Teile zunächst in Meßtischblätter 1 : 25 000 
eingetragen. Die Meßtischblätter, welche sehr 
genau sind und den kleinsten Weg enthalten, 
geben schon einen ungelähren Anhalt für die 
eigentliche Linienführung. Ist man sich über 
diese klar, dann bearbeitet man zunächst zu 
Hause die Festlegung der Liniean der Hand der 
amtlichen Flurkarten. Diese sind gewöhnlich 
im Maßstabe 1 : 2500 oder 1 : 3000 hergestellt 
und enthalten die Grenzen der einzelnen Glund- 
stücke, deren Flur- und Grundbuchbezeichnung 
und die Namen der Eigentümer. Man wird sich 
nunmehr über die Spannweite der Leitung, d.h. 
den Abstand der Maste voneinander schlüssig 
werden müssen. Je größer der Abstand wird, 
desto größer wird der Durchhang der Leitung 
und desto höher und teurer müssen die Maste 
werden. Wenn man bei Wahl größerer Spann- - 
weiten Maste spart, so muß man dafür ander- 
seits höhere Maste, die teurer sind, vorsehen. 
Bei Gegenüberstellung der Ersparnis und der 
Mehr Koller kommt Dan zu einer wirtschaftlich 
günstigsten Spannweite; bei Verwendung von 
Fisenmasten und Hängeisolatoren wird sie etwa 
bei 160 bis 180 m liegen. 

Kommt die ‚Kreuzung von Reichstele- 
graphenleitungen in Frage, so wird man die 
Mastenabstände des Weitspannsystems nicht 
unterbrechen und für den Schutz der Reichs- 
leitungen entweder ein Schutznetz um diese 
oder zu beiden Seiten der Reichsleitungen Fang- 
bügel auf Holzmasten mit einem Netz zum Auf- 
fangen etwa reißender Hochspannungsdrähte 
vorsehen. Das ist immer’billiger als eine beson- 
dere sog. Postkreuzung mit zwei besonders 
schweren Eisenmasten und bruchsicherer Auf- 
hängung der Leitung). Ist die Anbringung eines 
Schutznetzes oder eines Fangnetzes nicht mög- 
lich, dann erst wird man sich zur Herstellung 
einer besonderen Postkreuzung entschließen. 
Leider verlangen die Eisenbahnbehörden beim 
Kreuzen von Bahnen stets die Herstellung be- 
sonderer Bahnkreuzungen. Diese. Behörden 
dürftenim Einzelfalle wohl erwägen können, ob 
nicht die Herstellung von Fangnetzen denselben 
Zweck erfüllt. 

Bei der Festlegung der Mastenstandorte 
wird man berücksichtigen müssen, .. daß der 
Landwirt sich gegen 'die Aufstellung eines 
Mastes inmitten des Ackers sträuben wird, 
denn ein solcher Mast muß die Beaekerung emp- 
findlich stören. Man wird daher als Standorte 
die Grenzen zwischen zwei Äckern wählen, weil 
hier die Bewirtschaftung weniger gestört wird, 


5 ') vu hierzu die. neuen Bestimmungen .„ETZ“ 1920, 
. 78. ‚9 


106 


re mn nn nme 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 6. 


5. Februar 1920. 


Dadurch wird sich öfter die angenommene 
Spannweite verschieben, man wird dann einer- 
seits eine etwas geringere, anderseits eine etwas 
die 


größere Spannweite nehmen, wodurch 
Größe der Maste etwas beeinflußt wird. 


Ist nunmehr die Linienführung und der 
Standort jedesMastesaufdemPapierfestgestellt, 
dann beginnen die Verhandlungen mit denin 
FragekommendenGrundstückseigentümern we- 


gen der Genehmigung der Aufstellung der Maste, 
unddasistein mühseliges und wenig angenehmes 
Geschäft. Beim Weitspannsystem kommen ver- 


hältnismäßig wenig Grundstückseigentümer in 
Frage. Will ein einzelner Eigentümer durchaus 


die Genehmigung nicht erteilen, so hat man zu- 
nächst die Wahl zwischen zwei Grundstücken, 
da die Maste auf den Grenzen projektiert sind, 
oder man wird einanderes Grundstück in Aus- 
sieht nehmen und die Spannweiten entspre- 


chend anders gestalten. Die Genehmigung wird 


man als Miete festlegen, weil Mietsverträge 
einer besonderen — notariellen o. dergl. — 
Form nicht bedürfen und beim Verkauf eines 
Grundstücks das Mietsverhältnis auch für den 
neuen Grundstückseigentümer gilt, denn Kauf 
bricht nieht Miete. Nachstehend das Muster zu 
einem solchen. Mietsabkommen. 


i$ 

Der N.N. räumt der Überlandzentrale X 
oder deren Rechtsnachfolgern das mietsweise 
Recht ein, auf seinem Grundstücke Band .... 
Blatt .... des Grundbuches von Z. einen eiser- 
nen Mast für elektrische Leitungen aufzustellen, 
das Grundstück in der Luft mit solcher Leitung 
zu überspannen und es zum Zwecke der Unter- 
haltung des Mastes und der Leitung dureh ihre 
Beauftragten betreten zu lassen. 


IE 

Die Mietszeit dauert 30 Jahre, vom Beginn 
des Jahres ab gerechnet, in welchem der Mast 
zur Aufstellung gekommen ist. Nach Ablauf 
dieser Zeit verlängert sich das Abkommen jedes- 
mal um 1 Jahr, wenn nicht sechs Monate vor 
jedesmaligem Ablauf von einem der beiden 
Teile gekündigt worden ist. 


Te 

Die Miete beträgt .... M jährlich. Sie ist 
in den ersten 8 Wochen des Beginnes eines jeden 
Jahres zu zahlen. 

Die Überlandzentrale X trägt außerdem 
den Schaden, welcher bei Aufstellung des 
Mastes und Herstellung der Leitung sowie bei 
der Unterhaltung am Aufwuchse des Grund- 
. stückes entstehen sollte. Sollten etwa beide 
Teile über die Höhe des Schadens nicht einig 
werden, so unterwerfen siesich der Feststellung 
durch den Gemeindevorsteher. 

IV. 

Die Überlandzentrale X haftet dem Ver- 
mieter gegenüber für jeden Schaden, welcher 
aus dem Vorhandensein der Leitung Personen 
oder Sachen entstehen sollte. 

V. 

Etwaige Stempelkosten oder deıgl. trägt 

die Überlandzentrale X. 


Sind diese Arbeiten-erledigt, dann wirdan 
Ort und Stelle jeder Stand des Mastes bestimmt, 
die Linie aufgemessen und die Winkel der Lei- 
tung für jeden Mast bestimmt. Aus der Bruch- 
festigkeit des zu verwendenden Drahtmaterials 
(Kupfer, Aluminium, Eisen oder zusammenge- 
setztes Aluminium-Eisen- Seil) ergibt sich der 
Zug, mit welchem der Draht zu spannen ist, und 
der im ungünstigsten Falle eintretende Durch- 
hang. Aus dem Querschnitte der Leitung er- 
gibt sich die Zahl der Zugkräfte. Es läßt sich 
nunmehr aus dem Durehhang die Höhe der 
Maste über Erdeund damit deren Gesamtlänge, 
aus Länge und Zugkräften die Beschaffenheit 
und das Gewicht der Maste nach den Verbands- 
vorschriften berechnen. Die Länge der Maste 
ist außerdem noch abhängig von dem Abstand 
der 3 Leitungsdiähte unter sich. Dieser Ab- 


stand ist so zu wählen, daß ein Zusammen- 
schlagen der Drähte zwischen zwei Masten bei 
Sturm unter allen Umständen vermieden wird. 


Bei einer Spannweite von 160 bis 180 m und 
Verwendung von Kupfer- oder Eisenseilen wird. 
man mit. 1 m Drahtasbtand auskommen; bei 


Verwendung von reinen Aluminiumseilen muß 
man mit Rücksicht auf das durch die Leichtig- 
keit dieses Metalles bedingte Flattern des Seiles 


m Winde den doppelten Abstand wählen. 


Gerade bei Aluminiumleitungen ist ein Zusam- 
menschlagen der Drähte insofern sehr gefähr- 
lich, als bei dem niedrigen Schmelzpunkt des 


Aluminiums solche Drähte beim Zusammen- 
schlagen in der Regel immer durchschmelzen 


und oft folgenschwere Drahtbrüche entstehen. 
Verwendet man Hängeisolatoren, so kann man 


bei Kupfer- oder Eisenseilen den Drahtabstand. 


etwas geringer als oben angegeben, wählen, 
denn beim Winde schwingen die Drähte nicht 
hin und her, sondern stellen sich infolge der Be- 
weglichkeit der Hängeisolatoren je nach der 
Stärke des Windes mehr oder weniger schräg 
ein und verharren in dieser Lage während des 
Windes, $ 

Eisenmaste, welche durch Zugkräfte seit- 
lich beansprucht werden, setzt man in ein Be- 
tonfundament. Die Stärke des Betonblockes 
berechnet sich nach den Verbandsyorschriften. 
Für Maste auf gerader Strecke, welche nur durch 
die geringen Zugkräfte des Winddruckes seitlich 
beansprucht werden, erübrigen sich Betonfun- 
damente; es genügt, diese Mastegutin der Erde 
festzustampfen. Ist der Boden nicht wider- 
standslähig genug, dann wird man davon Ab- 
stand nehmen müssen. Sind Steine billig zu 
haben, dann umgibt man diese Maste in der 


Erde mit einer Packung von Steinen. Seit eini- | 


gen Jahren gibt man den Eisenmasten an Stelle 
eines Betonfundamentes einen Fuß von Schwel- 
len aus Holz oder Eisen. Da dann aber eine 
größere Grube ausgeschachtet werden muß, 
und die Schwellen auch Geld kosten, so ist ein 
solcher Mastenfuß nicht viel billiger als ein 
Betonfundament. Auf jeden Fall ist zu beach- 
ten, daß durch ein Betonfundament nicht ge- 
schütztes Eisen in der Erde einem schnelleren 
Verrosten ausgesetzt ist. 

Ist nunmehr ein genauer Bauplan aufge- 
stellt, dann kann man die Lieferung der Maste, 
der Isolatoren und des Drahtes ausschreiben und 
hat nur noch die Aufstellung und Armierung 
der Maste sowie den Drahtzug an einen Unter- 
nehmer zu vergeben. Gegenüber der Vergebung 


:der Projektierungs- und Ausführungsarbeiten 


ist das Elektrizitätswerk dagegen geschützt, 
daß zu viele und zu schwere Maste vorgesehen 
werden, wozu ein Unternehmer leicht veranlaßt 
werden kann, wenn ihm gute Preise bewilligt 
sind und eran jedem kg Eisen eines Mastes und 
an jeder Armierung gut verdient. 

Die vorherige Aufstellung eines genauen 
Bauplanes gibt den Vorteil, daß nach Fertig- 
stellung der Arbeiten ein Aufmaß sich erübrigt 
und die Bauabrechnung wenig Schwierigkeiten 
macht. Das ist ein sehr wichtiger Umstand, 
wenn man bedenkt, daß viele Überlandzentra- 
len sich mit der Bauabrechnung jahrelang 
quälen mußten und trotzdem nicht damit fertig 
wurden, ihre Zuflucht vielmehr zu Vergleichen 
mit den Unternehmern nehmen mußten. 

Zum Schlusse sei die Herstellung eigener 
Fernsprechanlagen für Überlandwerke erörtert. 
Die meisten Werke haben an solehen Anlagen 
wenig Freude erlebt. Es kommt dies daher, daß 
die an demselben Gestänge mit den Hochspan- 
nungsleitungen aufgehängten Fernsprechleitun- 
gen trotz Verdrtillung der Drähte starken Induk- 
tionswirkungen durch dieHoehspannungsdrähte 
ausgesetzt sind und die Sprechapparate eines 
besonderen Schutzes bedürfen, der -bei nicht 
sorgfältiger Pflege versagt. Bevor man an die 
Herstellung eigener Fernsprechanlagen geht, 
sollte man prüfen, ob die Herstellung solcher 
Anlagen durch die Postverwaltung auf ‘deren 


| Kosten billiger wird. Die Post erhebt für solche 


Anlagen cine Miete nach der Leitungslänge und - 


der Zahl der Sprechstellen. Die Miete wird in 
den meisten Fällen niedriger sein, als der lau- 
fende Aufwand einer Überlandzentrale an Un- 
terhaltung und Abschreibung nebst Verzinsung 
des Kapitals für eine eigene Anlage. 


Eine Theorie der Stirnstreuung. 
Von Ludwig Dreyfus, Ludvika, Schweden. 


Übersicht. Zunächst wird versucht, die be-_ 
grifflichen Schwierigkeiten zu beseitigen, welche der 
räumlichen Vorstellung des Stirnstreufeldes im Wege 
stehen. Auf den so gewonnenen Anschauungen 
fußend, wird eine Theorie der Streuung eines ein- 
zelnen Wickelkopfes entwickelt und ihre Ergebnisse 
werden mit denen anderer Verfasser verglichen: Mit 
der Berechnung der gegenseitigen Induktion zwi- 
schen Spulenköpfen derselben und verschiedener 
Phasen wird die Theorie abgeschlossen. Ein voll- 
ständig durchgerechnetes Zahlenbeispiel illustriert 
die gefundenen Gesetzmäßigkeiten: 2 


Während die Bestimmung der Nuten- 
streuung seit langem geklärt ist, während ferner 
über die Zahnkopfstreuung des Induktions- 
motors eine Reihe wertvoller Arbeiten vor- 
liegen, ist man ‚bei der Berechnung der Stirn- 
streuung wohl zu praktisch brauchbaren Nähe- 
rungsformeln, aber noeh nicht zu einer Theorie 


gelangt. Der Grund hierfür liegt nur z. T. in 


der Schwierigkeit der Aufgabe, weit mehr aber 
in der Art, wie man sie anpackte. Schon wenn 
man gar nicht rechnen, sondern nur definieren 
will, was unter dem Begriff der Stirnstreuung 
zu verstehen ist, muß man sich zuvor eine klare 
Vorstellung über die Verteilung des Stirnfeldes 
gebildet haben. Gerade das scheint man jedoch 
versäumt zu haben. Darüm fehlte der Rech- 
nung von jeher die sichere Unterlage. 

Aber auch losgelöst von der Rechnung er- 
scheint mir die physikalische Vorüberlegung 
wichtig genug, ja wichtiger als die Rechnung 
selbst. Denn eine neue, richtige Vorstellung, 
unterstützt von guten Arbildungen, wird sich 
einbürgern, während es nenen Gleichungen 
schwer fallen dürfte, die einmal einge wurzelten, 
empirischen Näherungsformeln zu verdrängen. 
Wenn ich trotzdem auch die Rechnung ziem- 
lich genau durchführe, so geschieht es, weil sie 


ME Al a te rt ak ua kan a Kummer tin 24 ad a Zn 


uns über einige Punkte von prinzipieller Be- 


deutung zuverlässigen Aufschluß geben soll. 

Es handelt sich um folgende Fragen:- 

1. Welchen Einfluß hat die Risennähe auf die 
Induktivität eines Spulenkopfes? 

2. Wie stark induzieren»sich die Spulenköpfe 
ein und derselben Phase? x 


3. Wie stark induzieren sich die Spulenköpfe | 


verschiedener Phasen? 


I. Charakter und Abgrenzung des 
Stirnstreufeldes. 


Eine Untersuchung des Stirnstreufeldes 


muß auf zwei Grenzbedingungen Rücksicht 
nehmen: Erstens auf die benachbarten Stirn- 
flächen des Stator- und Rotoreisens, zweitens 
auf. die Unterbrechung dieser Stirnflächen. 
durch den Luftspalt und eventuell die Polzwi- 
schenräume. Idealisiert man diese Grenz- 


® 


Abb. 1. Schema einer Phase der Zweietagenwioklung. 


bedingungen ein wenig, so gelangt man zu dem 
Ersatzschema der Abb. 1, in welchem der 
Einfluß der Ankerkrümmung und des Pol- 


r 


2, 


5. Februar 1920. 


$ 
za 
Ti 


- zwischenraumes vernachlässigt und die Stirn- 


. Nlächen von dem Potentialunterschied 0,4 8 . — 
. fungieren (Abb. 2). 


flächen nach oben und unten ins Unendliche 
‚fortgesetzt sind, Diese Voraussetzungen sind 
für einen Induktionsmotor mit abgenommenen 
Lagerschildern oder Schutzkappen am besten 
erfüllt. Sie dürfen aber auch für die Synehron- 
maschine mit ausgeprägten Polen zugrunde 
gelegt werden. 

Wir beginnen damit, den Einfluß der ge- 
nannten Grenzbedingungen auf die Verteilung 
des Stirnstreufeldes zu untersuchen. Dieser 
Einfluß zeigt sich am klarsten in der Mittel- 
ebene eines Spulenkopfes, wie denn überhaupt 
die Feldverteilung in dieser Ebene den Schlüs- 
sel zum Verständnis des Stirnfeldes bildet. 
Denkt man sich die ganze MMK der Anker- 
wicklung längs eines reduzierten Luftspaltes d’ 
verbraucht, so ist dort ein Feld von der Dichte 


iw 
B=04An.ggr 


anzunehmen, Dieses Luftspaltfeld sendet seine 


Ausläufer aucb über die Stirnflächen hinaus, 
die ihrer hohen Permeabilität wegen als Niveau- 

TWw 

2 
Man könnte sich auch 
den Luftspalt ausgefüllt und an seiner Stelle 
> 
angelegt denken. Wie man aus dem Vergleich 
der Abb. 2 und 2a erkennt, würde ein solcher 


einen halbrunden Leiter von Stromvolumen 


4 


staror G 


Abb. 2. Seitliche Luftspaltstreuung. 


Ersatzleiter die Rückwirkung des Luftspaltes 
auf das Stirnfeld vollkommen richtig vertreten, 


Anh. 2a. Vergleich der seitlichen Luftspaltstreuung 
mit dem Feld eines halbrunden Leiters. 


Die Ausläufer des Luftspaltfeldes ver- 


_ laufen jedoch nicht ungestört, sondern werden 


- nach Abb. 3 ausbilden, das die -Stirnflächen 


von dem Felde des Spulenkopfes überwuchert. 


- Denn dieser führt ein doppelt so großes Strom- 


volumen (w) wie der Ersatzleiter. An einer 


_ kontinuierlichen Eisenwand würde er ein Feld 


wiederum als _Niveauflächen enthält. Da sich 
‚ıhm aber die Ausläufer des Inuftspaltfeldes 
superponieren, entsteht eine Feldverteilung 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Abb. 9. Feld eines langen Spulenkopfes 
vor einer ebenen Eisenwand. 


Abh. 4. Stirnstreufeld in der Mittelebene 
des Spulenkopfes. 


‘nach Abb. 4. Sie ist als ebene Strömung für die 
Mitte eines langen, runden $pulenkopfes ent- 
worfen. Ihre Ergänzung bildet Abb. 5, in der 


Abb. 5. Teilansicht des Stirnstreufeldes. 


auch-das Feld der achsialen Ausladung sicht- 
bar wird. 

Jetzt erhebt sich die Frage: welche Kraft- 
linien tragen zu derjenigen Spannung bei, die 
man kurzerhand als EMK des Stirnstreufeldes 
bezeichnet? Hierauf wird die Antwort bei 
Synehronmaschinen und Induktionsmotoren 
etwas verschieden lauten, gemäß der verschie- 
denen Rolle, die in der Theorie beider Maschi- 
nen die Streuung spielt. 

Bei der Synehronmaschine sucht man 
durch die Streuspannung alle diejenigen Kraft- 


| linien zu berücksichtigen, welche der- Arbeits- 
‚strom ausbildet und welche in den elektromo- 


torischen Kräften des Hauptfeldes (EMK der 
Drehung im Längsfeld und im Querfeld) noch 
nicht zum Ausdruck gekommen sind. Die Streu- 
felder der Synchronmaschine sind also „Rest- 
felder‘,und ihre Definition ist bis zu einem ge- 
wissen Grade willkürlich. Sie hängt davon ab, 
wo und wie man die Grenze gegen das Haupt- 
feld ziehen will. 

Fragen wir z. B. nach der totalen Induk- 
tivität eines Spulenkopfes, herrührend von 
allen mit ihm verketteten Kraftlinien des Stirn- 
feldes., Dann ist es klar, daß sämtliche Linien 


‘zwischen M und gg’ (Abb. 4) zu dieser Induk- 


tivität beitragen. Es wäre also an sich kein 
Fehler, die Selbstinduktion ‚des Spulenkopfes 


1920. Heit 6. 


107 


nn nn nn 


aus der Gesamtheit dieser Linien abzuleiten, 
Nur müßte man dann das Luftspaltfeld stets 
mit derselben Grenzlinie gg’ abbrechen, 
gleichgültig, ob es durch eine Ankerphase oder 
durch die Vicklung der Hauptpole erregt wird. 
Für das Erregerfeld ist jedoch diese Abgrenzung 
nieht gebräuchlich. Man begnügt sich hier 
damit, die ‚seitliche Luftspaltstreuung dureh 
einen kleinen Zuschlag zur wirksamen Leiter- 
länge in Rechnung zu setzen, zählt also das 
Kraftlinienbild der Abb. 2 zum Hauptfeld. 
Schließen wir uns diesem Gebrauche an, so 
müssen wir uns auch im vorliegenden Falle die 
Ausläufer des Luftspaltfeldes zusammen mit 
dem Hauptield erledigt denken. Für die 
Streuspannung kommt dann nur das Eigenfeld 
der Stirnverbindungen zwischen M und B’ 
(Abb 3), dieses aber ohne weiteren Abzug, in 
Betracht. 

Bei Induktionsmotoren wird der Begrifi 
der Streuung wesentlich schärfer gefaßt. Hier 
kommt es darauf an, ob die Kraftlinien, welche 
das eine System, z. B. der Stator, ausbildet, mit 
Leitern des anderen Systems, des Rotors, ver- 
kettet sind oder nicht. Im ersten Fall sind sie 
keine Streulinien, auch wenn sie nicht unter 


‚die Kategorie der Hauptfeldlinien fallen. Wir 


haben daher nochmals zu prüfen, ob die für 
die Synchronmaschine berechtigte Abgrenzung 
des Stirnfeldes beibehalten werden kann, ob 
also auch bei Induktionsmotoren die seitliche 
Luftspaltstreuung zum Hauptfeld zu rechnen 
ist, und ferner, ob das so verminderte Stirnrest- 
feld nun wirklich nur Streulinien im engeren 
Sinne enthält. Die erste Frage ist nach Abb. 2 
zu bejahen. Wenigstens ist weitaus der größte 
Teil dieses Kraftlinienbildes mit beiden Wick- 
lungssystemen verkettet. Ebenso zeigt Abb. 8, 
daß der abgegrenzte Bezirk des Eigenfeldes 
der Stirnverbindungen ausschließlich Streu- 
linien umfaßt. Dagegen erzeugen die achsialen 
Ausladungen ein Feld (Abb. 5), das sicherlich 
z. T. auch mit den parallelen Ausladungen der 
Rotorwicklung verkettet ist, und ein gleiches, 
wenn auch in viel beschränkterem Maße, kann 
für die radialen Kröpfungen zutreffen. Was 
für die Synehronmaschine mit Fug und Recht 
als Stirnstreufeld zu bezeichnen war, ist also 
für den Induktionsmotor streng genommen 
nur ein „Stirnrestfeld‘‘, das noch immer einige 
doppelt verkettete Linien enthält. Doch sind 
die Unterschiede meist so gering, daß ich in 
diesem Aufsatz von ihnen absehe. 

Wir wissen nun, welche Kraftlinien zu be- 
rechnen sind. Aber noch mehr: Die erlangte 
Vorstellung von dem. Charakter des Stirn- 
feldes befähigt uns auch, diese Rechnung 
durchzuführen. Bekanntlich meistert man 
Probleme dieser Art mit Hilfe des Biot-Savart- 
schen Differentialgesetzes. Zwar bezieht sich 
dieses Gesetz auf Leitergebilde in einem Me- 
dium konstanter Permeabilität, setzt also die 
Abwesenheit von Eisen im magnetischen Feld 
voraus. Doch bedarf es nur einer einfachen 
Umformung, um von dem Schema der Abb. 1 
zu einer gleichwertigen eisenfreien Anordnung 
zu gelangen. 

Den ersten Schritt in dieser Richtung 
unternimmt Abb. 2a. Nach ihrer Anweisung 
ersetzen wir den Luftspalt durch einen Leiter 


vom Stromvolumen = und geben dem Wickel- 


kopf, da er das doppelte Stromvolumen führt, : 
zwei Windungen. Das Resultat der Transfor- 
mation ist eine fortlaufende Wicklung vor einer 
unendlich ausgedehnten Eisenwand (Abb. 6). 
Von dieser aber wissen wir — oder nehmen es 
wenigstens ant) —, daß sie überall eine Niveau- 
fläche der Induktionsströmung bildet. Wir 
können daher ihre Wirkung durch eine zweite 
Wicklung gleicher Ausführung ersetzen, die 
zur ersten in bezug auf die frühere Eisenwand 
spiegelbildlich gelegen ist (Abb. 7). An der 
Verteilung des Stirnfeldes wird dadurch nichts 


ı) Wir vernachlässigen also die Rückwirkung der 
Wirbelströme in den Spannplatten. 


108 


Abb. 6. Ersatz des Luftspaltfeldes durch die 
Leiterabschnitte A, Bo, Bo Aı, Aı Bı USW. 


geändert. Denn die Mittelebene beider Systeme 
ist eine Niveaufläche geblieben. Das folgt 
unter Berücksichtigung der Stromriehtungen 
schon aus Symmetriegründen. 


Spiegelbild, Pr 
a Wickelkopf 
ZU 


Alhh. 7. Eisenfreies Ersatzschema zur Berechnung des 


Stirnfeldes einer Zweietagenwicklung. 


So sind wır durch den bekannten Kunst- 
griff der Spiegelung zu einem endgültigen 
eisenfreien Ersatzschema “ gelangt. Offene 
Stromkreise, die keine physikalische Realität 
besitzen, kommen in ihm nicht vor. Die ganze 
Anordnung ließe sich vielmehr auch experi- 
mentell verwirklichen. Abb. 7 ist für die ge- 
bräuchlichste Bauart entworfen, bei der in 
jeder Phase weiter und kürzer ausladende 
Spulenköpfe aufeinanderfolgen, Man bezeich- 
net sie häufig als Zweietagenwicklung. Auch 
die Rechnungen der folgenden Abschnitte be- 
ziehen sich stets auf diese Form der Stirnver- 
bindungen. Doch wird dabeı das Feld der 
Leiterabschnitte A, B,, B} A, usw. nicht berück- 
sichtigt werden; denn es vertritt die Ausläufer 
des Luftspaltfeldes, die wir zuvor von dem $tirn- 
restfeld ausdrücklich ausgeschlossen haben. 


il. Das Stirnrestfeld eines einzelnen 


Wickelkopfes. 

Es werde nur eine einzige Phase mit Wech- 
selstrom erregt. Verlangt sei die Berechnung 
der Streuspannung eines Wickelkopfes infolge 
des oben definierten Stirnrestfeldes. Diese 
Aufgabe wollen wir uns noch dadurch erleich- 
tern, daß wir die induzierende Wirkung be- 
nachbarter Spulenköp!e außer acht lassen. 
Dann schrumpft das Problem auf die einfache 
Frage zusammen: Welche Kraftlinienverket- 
tungen erzeugt das Restfeld des wirklichen 
Wickelkopfes und seines ideellen Spiegelbildes ? 

Man kann diesen Fall ziemlich exakt be- 
handeln. Da aber gewöhnlich die Länge der 
Stirnverbindungen 1, die Ausladungen 1, und 1, 
um eın Vielfaches übertrifft, so lassen sich 
auch einfache Näherungsgleichungen ableiten, 
die zum Ersatz oder doch wenigstens zur Beur- 
teilung der gebräuchlichen halb empirischen 
Formeln besser geeignet sind. In beiden Fällen 
gebe ich den Rechnungsgang nur in gekürzter 
Form, denn die mathematischen Grundlagen 
haben. bereits andernorts!) eine ausführliche 
Darstellung gefunden. 


Zu diesen Grundlagen gehört auch die Be- 


rücksichtigung des endlichen Spulenquerschnit- 


.) Vgl. Sumec, „ETZ“ 1906, 8. 1175. Orlich, „Ka- 
Barker, Se Induktivität“, Verlag Vieweg & Sohn, 1909, Ab- 
schni h 


Elektrotechnische Zeitschrift: 1920. Heit 6 _ n 


tes. Wir haben bisher den Wiekelkopf meist nur . 


dureh die Mittellinie seines Querschnittes mar- 
kiert. Es ist aber nicht gleichgültig, welche 
Form und Größe dieser Querschnitt besitzt. 
Denn jeder Abschnitt eines Leiterbündels er- 
zeugt Kraftlinien, die ganz oder teilweise 
innefhalb seines Querschnittes verlaufen und 
deshalb nur mit Teilen der gesamten Win- 
dungszahl w verkettet sind. 

Wie man auch diese inneren Kraftlinien- 
verkettungen berücksichtigt, ohne die formu- 
lare Einfachheit der Rechnung zu beeinträch- 
tigen, ist bei Orlich an dem Beispiel der Doppel- 
leitungen gezeigt. Dort werden röhrenförmige 
Ersatzleiter eingeführt, deren Radien g; und 
Abstände 9;;’ so bemessen werden, daß die In- 
duktivitäten der fingierten und wirklichen 
Leitung übereinstimmen. Mit Maxwell be- 
zeichnet Orlich g; und 9;;’ als die mittleren 
geometrischen Abstände (m.g. A.) der Quer- 
schnitte von sichselbst und voneinander, und 
er entwickelt Formeln für die praktisch wich- 
tigsten Querschnitte. 

Genau dasselbe Verfahren bewährt sich 
auch in unserem Falle. Zwar verlieren die Ab- 
leitungen an Strenge, wenn man sie vonlangen, 
geraden Leitungen auf gekrümmte Spulen 
überträgt. Doch hat sichgezeigt!), daß trotzdem 
nur geringfügige Fehler zu erwarten sind. Wir 
werden daher selbst den Spulenkopf der Mehr- 
lochwicklung, der eine größere Zahl von Loch- 
spalen umfaßt, als einen einzigen kombinierten 
Querschnitt im Sinne der Theorie der Doppel- 
leitung behandeln. 


6. Februar 1920. 


3. Ein Leiterbündel ? w erzeugt in einem 
Rechteck gleicher Höhe in der Anordnung der 
Abb. 10 die -Kraftlinienzahl 


N=02iwl 
$y Art! BzazRzml| e 
In. = LAN. 
> E q\ i Pr+l l y ( 
4. Daher erzeugen zwei parallele Leiter- 
bündel als Hin- und Rückleitung in dem zwi- 


schenliegenden Raume (Abb. 11) eine Kraft- 
linienverkettungt) 


®=04iw?l 
13 21 
> h 
[ gg PyHti 


Dabei sind gund g,,die mittleren geometrischen 
Abstände der Querschnitte von sich selbst und 
voneinander., : PR 


_ (ge Ne. 2] (4 


— a 


Abb. 11. Verkettungszahl zweier paralleler Leiterbündel. 
ö / 


5. Ein Leiterbündel L erzeugt in einem 


Rechteck von der Höhe I in der Anordnung ‘ 


der Abb. 12 den Kraftfluß 


N=0,liw [7 In Ir Ehenllz —/2,/In I pi + ll - /2,- L/In A art eo 


9ı get /2l ne 
$ nt/boz 
+/Lb=2j:ln gı ee] 


Dies vorausgeschiekt, nenne ich kurz die 
wichtigsten Formeln, welche das Feld eines 
Wickelkopfes auf die Feldbeiträge seiner Unter- 
abschnitte zurückführen. 

1. Ein Leiterelement dI vom Stremvolumen 
werzeugt im Abstand r die Feldstärke (Abb. 8) 


au=01i,-.sing Earl 


Der Vektor der Feldstärke steht senkrecht auf 
der durch dl} und den betreffenden Punkt ge- 
legten ' Ebene (Biot-Savart-Laplacesches Ge- 
setz). 


Abb. 8. Feld eines Strom- 
elementes. 


Abb. 9. Feld eines Leiter- 
bündelslängs einer Geraden. 


2. Ein Leiterbündel @w erzeugt über einer 
parallelen Strecke I ein Feld von der mittleren 
Induktion 


Bimite. =0,1 


iw (+ n)-(p+9) 
m n j 
Däbei ist g der mittlere geometrische Abstand 


zwischen der Richtung von l und dem Leiter- 
bündel (Abb. 9). 


@ 


170 


Ir > f FERT 3: 
BR Az a 


Abb. 10. Flux eines Leiterbündels durch ein Rechteck 
gleicher Höhe. 


"ı) Vgl Orlich, 
schnitt 2. 


I P3 + I2ıl 
++ tn] ya (5 


Länge des Drahtes“, so gilt 


„Kapazität u. Induktivität“, Ab- 


9 S+t/la-L/ 


(Die / / bedeuten, daß nur der absolute 
Betrag der eingeklammerten Größe ohne Rück- 


sicht auf das Vorzeichen in die Rechnung einzu- 


führen ist.) Zu beachten ist ferner die Relation 


= 9. ut /2)/ N i NH—l2ol 
I got /2,/ 9% %—I12/ 


(a 


Abb. 12. Flux eines Leiterbündels durch ein Rechteck. 


6. Daher erzeugen zwei parallele Leiter- 
bündel als Hin- und Rückleitung zwischen zwei 
spiegelbildlich dazu gelegenen Leiterbündeln 
(Abb. 13) die Kraftlinienverkettungen 


D=04iwl 
Pat zen er] 3 
[in 2 ER 5] (6 


. ,„) Die „Kraftlinienverkettungen“ oder „Kraftlinien- 
windungen“ ‘eines Leiterabschnittes kann man auf zwei 
Weisen definieren. Entweder man bestimmt zu jedem An- 
teil 4w der Windungszahl den Kraftfluß N, der ihn um- 
schlingt, und summiert diese Beträge über alle Windun- 


gen. Dann folgt 
p=3(4w.N). 


Oder man bestimmt zu jeder Kraftröhre N die Win- 
dungszahl w, mit welcher sie verkettet ist. und summiert. 
diese Anteile über das ganze Kraftlinienbild. Dann erhält 
man die Schreibweise 


p=a(W.dN): 


Mit der EMK der Selbstinduktion nnd mit dem Selbstin- 
duktionskoetfizienten ist die Kraftlinienverkettung durch 
die folgenden Gleichungen verknüpft: 


dp 


nn: 10=8(Volt); L= - .10-38 (Henry). _ 


Bezeichnet man nach Arnold % als die „Leitfähigkeit des 
die Drähte umgebenden magnetischen Kreises pro em 


. Feld. 


Yichtet sind (Abb. 14). 


Ist, wie fast. durchweg Is > Br 
- näherungsweise 


8; ICTURE 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 


1920. 


I 
j | 
Ä | 
[/ 


r 


el 
Abb.-18. Rückwirkung zweier paralleler Leiterbündel 
auf die Verkettungszahl der Spiegelbilder. 


a) Der Beitrag der achsjalen Aus- 
ladungen. 


Bei dem doppelt gekröpften Spülenkopf 


unterscheiden wir drei Abschnitte: die ach- 
siale Ausladung 1,, die radiale Kröpfung 1. 


und die eigentliche Stirnlänge 1,;. 


Den geringsten Anteil zur gesamten Kraft- 
linienverkettung pflegt die achsiale Ausladung 
zu liefern, Denn sie ist gewöhnlich nicht groß 
und die Nähe der Eisenwand schwächt ihr 
Man erkennt dies in unserem Ersatz- 
modell daran, daß die Stromteile der Spiegel- 
bilder AF’ und BC’ denen der wirklichen Aus- 
ladungen AF und BC entgegengesetzt ge- 
Die letzteren erzeugen 


[A 
Abb. 14 
D. Ir 
En 
1 
RE 
Abb. 14a. 


_ Abh. 14. Zur Bestimmung der Kraftlinienverkettungen 


‚eines einzelnen Wickelkopfes. 


Eerhaih des Rechteckes ABCE-eine Kraft- 
Iinienverkettung (nach @. 4). 


ne! ls Ir Te (de Fr a]. (7 
so setzt man 


174 
da=1 (I 518 - 


1 ) 
| 


A NR! “| 
Dr Fe 
Dadurch erhält man die für die Ausrechnung 


bequemere Fassung 
DW 


2la , Ya Tessa 
<[(n 5, ng 315) ]0 
Br Felde der achsialen Ausladung wirken 


die Welder der Spiegelbilder AF’ und BO’ ent- 
gegen. Dadurch schwächen sie die Kraftlinien- 


und (8 


 windungen gemäß Gl, (6) um 


®." = —0,4iw8l, 
data (2 da+ Ja) AE 
<[n: eat 2la (67 2 lu 


(&o+ lo 


u 


Gebraucht man hierin wieder die oben mit- 
geteilten Eintwicklungen (8) und fügt dazu die 
Näherungsformeln 


la2 la! 
en | 


und 


1 Ba a (248 ERLu | 
N a RER 


so ergibt sich 
)] (10a 


D. = —-04iwl 

I. 9a Kal les 
=[(m2-— DE, )-& LTE 
Insgesamt beträgt also der Anteil der achsialen 
Ausladungen an der Kraftlinienverkettung des 
Spulenkopfes 


= Le Arape I; Ia(eat+ 21a) 

Da=Da+D.=0Aiw 1u| m ae 

_ @l +3, +ea)— (ddat+3 ga) 
DIR 


Oder für praktische Aufgaben in abgekürzter 
Form 
® ARE 0, Aw ös 2 


ei, 1)-6+ 11] 0 


b) a Beitrag der radialen 
Kröpfungen!). 

Eine wichtigere Rolle als 
die achsiale Ausladung spielt 
die radiale Kröpfung I,. Denn 
die Kraftlinien dieses Ab- 
schnittes, die das Rechteck 
CDEF durchfluter, werden 
durch die Nähe, der Eisen- 
wand verstärkt. 

Gl. (4) bestimmt die Ver- 
kettungszahl der Abschnitte 


ai 


CD und EF Gl. (8) den 
Beitrag der - Spiegelbilder 
C’D’ und E’F’. Wir erhal- 


ce’ „ten so mit den Bezeichnungen der 
Abb. 14 
0,4402. | In - ei 
nz Fake E d-+ br 
’B Se 
De a 
Ir 
& und 
ea fr 2: Ir 
£ D,' =0,4 01. | 21 EL 


E 


Hierin 'gebrauchen wir für 1, > 21, die 
.  Näherungsgleichungen (8) und (10) und 
fügen dazu für I, > 21, die abgekürzten Reihen- 
entwicklungen 


RE 
a ee rn 
ee (de -) 
eo 
1.722 EIS 5 
Behr von 
21, Sr 14 
; lo? 1.8 1,272 ( 
a) 
& r 
Zar tesa 1 ) 
ea Ir FEN m ir) 
a -(7 61 ee | 


Dadurch gehen die Gleichungen (12) und (13) 
in die einfachere Schreibweise “über 


21 
0, =0,4Aiw8l, [Im R, +) 
Ir r). 
1.,%3 
DE BE MW 
ı). Für den geraden Spulenkopf verschwindet mit Z, 


anch die Kraftlinienverkettung Pp. Die Gleichungen für 


die Kraftlinienverkettungen der Übrigen Abschnitte gelten 
ungeändert. i 


. (12a 


Heft 6. 


125 (fr + a) — (er + Icıs 


—— — - = 


und 
2 . 
®, =0,4iw2l, (m SIR {? 
Dee Lern 
Gare]: am 
Bummieren“ wir endlich die Gl. (12) und (13) 
bzw. (122) und (13a), so erhalten wir für den 


Anteil der radialen Kröpfungen und ihrer 
Spiegel bilder 


DR=D, + ®;," 
; [ix % (fr +1.) 
& 2 Ä 
Ben 0,4 Tw I; [m Ir ‘ (dı + Ir) (er or I.) 
a nn (15 


Ir 


oder für die Ausrechnung bequemer 
DR=0,4iw?l, 
>| (m Ir f a a. tee) 
r 


Ir En ER, 
El ERTL IT a) Go 
c) Der Beitrag der tangentialen Stirn- 
verbindungen, 


Wir kommen jetzt zum letzten und wich- 
tigsten Abschnitt des Spulenkopfes, der. Stirn- 
länge I,. Zu berechnen sind die Kraftlinienver- 
kettungen des Restfeldes, das durch das Recht- 
eck A’B’DE abgegrenzt wird (Abb. 14). 
Dabei bewirkt die Eisennähe eine Verstärkung 
oder Schwächung dieses Feldes, je nachdem der 
Abstand 21, des Spiegelbildes kleiner oder 
größer als die Entfernnng 1; zwischen Wickel- 
kopf und Luftspalt ist. 

Die wirklichen Stirnverbindungen liefern 
gemäß Gl. (4) und Abb. 14 


0; = 0,2 iw? L; 
26 (le tk)— (gs +.) 
[u 4, 1. (16 


Dagegen entspricht dem Spiegelbild gemäß 

Gl. (8) und Abb. 14a 

0 = —02iuw8L, 
2la dd -+l; — (+1) = 

= [m BEE En (17 

Hierin entwiekeln wır nach denselben Grund- 

sätzen wie früher 


(de+ 214) 


Ih. 
gas (1+ 2 18 Ss) 
21, 15 
Ei ng 12 Se 
a la 
ar. 


und erhalten 


B l 
02T WW, (m nn + 2 — Be 


s =—02i Pi 


am 2 la (2 a la 
>| In = nl 


1 en) 
A 


+4 Alt a 


w 


Somit Zr sich für das Zusammenwirken von 


Wickelkopf und Spiegelbild 
Os=0;+P;:'=02iwl, 
k 4? ls (eat l;) 
ni gerla (de +) 
(ls tlotb te) (eg t2ur2 La) ] (19 
IE - 


oder einfacher 
« y? Is ) 
BT 2 
Ds=02iwRl, [(r Da E r 
94 la 1 a] 
ls DEE PE 


Zahlenbeispiel. 
Der physikalische Inhalt der abgeleiteten 
Formel möge sogleich an einem Zahlenbeispiel 
erläutert Werder, Abb. 15 zeigt die Spulen 


.. (19a 


110 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


köpfe eines mittelgroßen Synehrongenerato:s 
mit Dreilochwieklung. Der Querschnitt einer 
Lochspule bildet ein Rechteek von der Breite 
b=12 cm 
und ‚der Höhe 
h==3,020m% 


Der Abstand der Lochspulen beträgt in den 


Ansladungen 
94 2 
Van Een 
a) 


und in den N 


7, = 1 bECmE 
Auf Grund dieser Daten sind zunächst die 
mittleren geometrischen Querschnitte des 


Wiekelkopfes zu bestimmen. 


Damit haben wir den Spulenkopf der 
Dreilochwicklung auf unser normales Schema 
(Abb. 14) gebracht. dessen Bestimmungsstücke 
folgende Abmessungen besitzen? 


Innerer ("kurzer‘) Äußerer („langer*) 
Spulenkopf Spulenkopf 


Achsiale Ausla- 


dungen aeibiech 1.10 ‘cm 
Ja 2,26 a ea 2,26 ” 
Radiale Kröp- 
fungen. ge) # RSS, 
In 2,26 ” ee 2,20 ” 
Mmailzsie, :#,— 21945, 
Stirnverbin- 
dungen  .„.. s=24 ae! N, 
dee 1,86... os 0 
us 11,180 Na en, Lie 


Wir treten damit in die 


N 


III 


KA 2 
7 Gleichungen der Kraftlinien- 
ZD 2: 2 verkettungen ein und erhal- 
2 u: 9 ten für den kürzeren Wickel- 
7 
A Ne Da=04iw. 24, 
3 DRr=0,&i w? .10,4, 
N Ds=0,4iw?.19,7. 
' TA g 
j | G Insgesamt folgt also für die 
Abb. 15. Spulenköpfe einer Dreilochwicklung. | D Verkettungszahl des Stirn- 


Der mittlere geometrische Abstand eines 
Tochspulenquerschnittes von*sich selbstt ist 
nach Sumec!) KERERE em, 

0235 (d+M)=0 cm. . (0 
Ferner berechnet sich der mittlere geometrische 
Abstand zweier benachbarter Lochspulen nach 
Orlich 2) 


1 t\%2 t\2 1 

In gs = + 5° In gb. n Ing+5ing 
. (21 

Dabei sind gg, ge und ga+, die mittleren geo- 

metrischen Abstände der Rechtecke mit den 

Grundlinien db, 4 und b +8 von sich selbst. Es 

folgt darnach für die Ausladungen I, und 1, 

lg 91: = 5,21g 1,535 — 4,94 1g 1,267 + 0,5 18.0,94 

=.0, 447, 
d. h. 


91a — 
Ist schon für unmittelbar benachbarte 
Lochspulen der mittlere geometrische Abstand 
von dem geometrischen Abstande #, der 
Schwerpunkte kaum verschieden, so gilt für 
die äußeren Lochspulen mit noch größerer An- 
näherung 


2,8 cm. 


93 =24=dE em. 

Daraus folgt für den mittleren geometrischen 
Abstand des ganzen Phasenquerschnittes von 
sich selbst 


2g gb +5 
u 


18 9a 9 18 91. a 9 18 9ı3 


und daraus 
Ja= Ir = 2,26 cm. 

Fast denselben Wert hätte man erhalten, 

wenn man den gesamten Spulenquerschnitt 

als das in Abb. 15 schraffierte Rechteck ge- 


deutet hätte. Hieraus folgt nämlich nach 
Gl. (20) unmittelbar 


9a = 0,2235 (Qta+b-+A)=2,13 cm. 


Für die Stirnverbindungen, in denen die 
wochspulen noch näher zusammenliegen, wird 


die Annäherung noch besser ausfallen. Wir 
setzen daher hier ohne weißeres 
9: = 0,2235 (2%, +b-+h) =1,66 cm. 
!) Sumee, „ETZ“ 1906, 8. 1175. 
2) Orlich, „Kapazität u. Induktivität#, Abschn. 24. 


- restfeldes; 
D=Da+PDr+ 05 =0,4iw?.32,5, 


wobei auf die einzelnen Abschnitte folgende 
Prozentsätze entiallen: 


Achsiale Ausladungen: 71/,%,, 
Radiale Ausladungen: 32%; 
Tangentiale Stirnverbindungen: 601/, %,, 


100 %. 


Der Vergieich dieser Resultate, mit denen 
des weiter ausladenden (langen) Spulenkopfes, 
ist nicht uninteressant. Wir finden hier: 


Da=04iw. 81, 
OR=04i ww. 92, 
Ps=0,4iw2.183. 


Jetzt liefert also die Gesamtsumme der KR: aft- 


linienverkettungen: 
D=Pı+Dr+ Ds= 35,6, 


„woran die einzelnen Unterabschnitte mit fol- 
genden Prozentzahlen beteiligt sind: 


Achsiale Ausladungen: 23%, 
Radiale Kröpfungen: 26 %/,, 
Tangentiale Stirnverbindungen: 51°/,, 


100 %9%. 


‚Es ist auffallend, daß nach der Theorie 
die Stirnstreuung des äußeren Wickelkopfes nur 
10%, größer ausfällt als die des innen liegenden 
Kopfes, während doch seine Gesamtlänge um 
20% größer ist. Auch wird man bemerken, 
daß die Verkettungszahl ®, der Stirnverbin- 
dungen beim äußeren Wickelkopf etwas kleiner 
ist, obwohl hier mit dem größeren Abstand L; 
vom Luftspalt auch die induzierte Fläche ge- 
wachsen ist. Man darf eben den Einfluß der 

| Spiegelbilder oder richtiger der Eisennähe 
nicht übersehen. Für den inneren Wieckelkopf 
bilden die Punkte DB’D’ nahezu ein gleich- 
seitiges Dreieck. Daher wird seine Fläche nur 
von wenigen Kraftlinien des Spiegelbildes 
(u. zw. im feldverstärkenden Sinne) durchsetzt. 
Beim äußeren Wickelkopf ist dagegen L; sehr 
viel kleiner als 21,. so daß eine merkliche Ge- 
genwirkung zustande kommt. 


Man wird fragen, wie sich die gefundenen 
Ergebnisse zu denen anderer Autoren verhalten. 
Ein solcher Vergleich wäre mühsam und ich 
bilde mir nicht ein, durch ihn ältere, eingebür- 
gerte Näherungsformeln aus dem Sattel heben 


Heit 6, 


‘eine Vernachlässigung der Wirkung des Spie- 
‚gelbildes bzw. der Eisennähe heraus, 


5. Februar 1920. r 


zu können. Das war auch gar nicht das Ziel 
dieser Arbeit. Sie sollte ‚vielmehr die physi- 
kalische Anschauung vertiefen und zugleich 
dartun, wie sich diese verfeinerte Ansehauung 
in Formeln kleiden läßt. Diese Formeln aber . 
noch weiter für die Bedürfnisse der Praxis zu- 
rechtzuschneiden, erscheint mir zwecklos, nach- 
dem man bisher mit anderen Näherungs- 
formeln ausgekommen ıst, Wenn also die neue 
Theorie älteren Arbeiten gegenübergestellt wer- 
den soll, so empfiehlt es sich, nicht die fertigen 
Formeln, sondern die ihnen zugrundeliegenden 
Vorstellungen und Methoden nikdinander zu 
vergleichen. 

Ich beginne mit der in e nolds Wechsel- . 
stromtechnik!) vertretenen Anschauung: Auch 
Arnold sucht für die wirkliche Streulinienver- 
kettung ein eisenfreies Ersatzmodell zu finden. 
Aber er glaubt bereits ein genügend genanes 
Modell zu besitzen, wenn er die beiden Spulen- 
köpfe zweier Stirnseiten zu eimem einzigen ge- 
schlossenen Stromkreis aneinanderfügt (Abb. 
16). Dieser Ausweg scheint auf den ersten Blick 


Abb. 16. Eisenfreier Ersatzstromkreis nach 
Methode Arnold-Sumec. 


unserem eigenen Verfahren ganz ähnlich. Doch 
ist er in Wirklichkeit etwas Grundverschiedenes. 
Der hinzugefügte Wickelkopf ist nämlich keines- 
wegs das Spiegelbild des wirklichen Kopfes. 
Vielmehr besitzt er gerade die umgekehrte 
Stromrichtung wie dieser; würde also‘ die 
Arnoldsche Methode mit derselben Genauig- 
keit wie unsere Methode durchgeführt, so 
müßten sich Werte ergeben, die um den doppel- 
ten Einfluß des Spiegelbildes verschieden wä- 
ren. Ob das viel oder wenig ausmacht, ist aus 
den bisherigen Zahlenangaben unseres Beispiels 
noch nicht zu ersehen. Ich trenne daher in 
Zahlentafel 1 die Beiträge des Spulenkopfes 
und seines Spiegelbildes. Dabei zeigt sich, daß 
die Arnoldsche Vorstellung bei konsequenter 
Durchführung der Rechnung die gesamte Stirn- 
streuung des inneren, kurzen Spulenkopfes 
ziemlich richtig angibt, weil hierauf die Eisen- 


‚nähe praktisch ohne Einfluß ist. Dagegen würde 


man die Induktivität des außen liegenden, | 
langen Kopfes um 30% zu groß berechnen. 

Im Gegensatz zu Arnold betrachtet Pe- 
tersen?) die Stirnfläche des Stator- und Rotor- 
eisens als eine Niveaufläche der Induktions- 
strömung und gelangt so zu einer-weit besseren 
Vorstellung. Leider vertieft er diese nicht weit 
genug, um die ganze Verteilung des Stirnstreu- : 
feldes anschaulich zu machen und seine An- 
schauang zu einer analytischen Formel ver- 
dichten zu können, 

‚Während Arnold das Bedürfnis fühlt, die 
Berechnung der Stirnstreuung auf die Berech- 
nung der Selbstinduktion eines geschlossenen, 
eisenfreien Stromkreises zurückzuführen, geht 
Kl10£?) ohne weiteres von den Kraftlinienver- | 
kettungen aus, welche die einzelnen Abschnitte 
des Spulenkopfes erzeugen. Er berechnet also 
die Induktivität eines offenen Stromkreises, 
und man kann daher nieht gut sagen, welche 
physikalische Anschauung seiner Methode zu- 
grunde liegt. Doch kommt sie praktisch auf 


Daher 
müßten seine Resultate bei analoger Durch- 
bildung der Rechnung zwischen den Werten 
unserer und der Arnoldschen Methode liegen. 


ER Bd. L,:8. 068; „3 
Bd. I aid), 
a Ki Bad. II, 


8. 101 
„Die Berechnung der Stirngtrenung ji in 
Dr a „ul eRteotöche u. Masehh.“, 1910, S 


e Er Sl O CH UL KOzGeLEREZ 
bis 
RR "Allgemeine Elektrotechnik*, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 6. 


Zahlentafelil. Zur Beurteilung der Stirnstreuung eines einzelnen Wickelkopfes. 


_ Kraftlinienverkettungen . 
Streuinduktionskoeffizient . 


+ 


„Leitfähigkeit des Stirmstreufeldes pro em Leiterlänge® 4 = 0,4 


Erklärung. 


®=04iwW. (CA tar + Rs) 


L= 08 w.10°.(&a +zxr +2s) 
wa tr +%s 


2a +2 tl 


» 


Achsiale Ausladungen @) Radiale Kröpfungen (&p) 


Ganzer Wickelkopf 


wjtept% 


.  Tangentiale 
Stirnverbindungen (z g) 


Werte von z= = n ; : — : i = re “ 
0,4 1w? Wickelkopf | Spiegelbild Wickelkopf | Spiegelbild Wickelköpf | Spiegelbild Wiekelkopf | Spiegelbild 
BC+FA |BC+FA| cCD+ErF |cp' + Er DM Sr ODE BCDEFA BC! D'E'FA 
5 | 12 — 3,9 8,6 0,6 20,5 — 22 AA 

= nach der entwickelten Theorie X 3 dr | Ay ? } A RE 
98 8,1 9,2 18,3 
SE 12 3,9 8,6 — 0,6 20,5 
So nach Methode Arnold-Sumeec = 

= 15,9 8,0 22,7 

Pz > _— _— —_. 

nach Methode Kloß!) 23,6 —_ 18,9 —_ 25,7 | 
er f 42 — 1,8 86 | 1,8 18,8 

= nach der entwickelten Theorie EEE 5 
.E 2,4 10,4 19,7 
©2 SRERZ, 
57 S 4 1,8 8,6 — 1,8 18,8 
24 nach Methode Arnold-Sumee — —— — 
ee 6,0 6,8 17,9 
N we:  ——— —— 

> nach Methode Rloß )) 11,8 = 18,9 2r 29 | 
In Wirklichkeit liefern seine Formeln weit Amperestundenzähler bis 30 A ..... 6M, 5; Gebühren für Leistungsmesser, 


größere Abweichungen, weil er der Einfachheit 
halber für die Kraftlinienverkettungen der ein- 
zelnen Unterabschnitte einen Ansatz verwen- 
det, der, streng genommen, nur für einen un- 
endlich langen, geraden Leiter gilt. Die Zahlen- 
tafel zeigt, daß man damit den Einfluß der 
achsialen und radialen Ausladungen gewaltig 
überschätzt, was auf das Gesamtresultat emp- 
findlich zurückwirkt. In unserem Falle würde 
man die Stirnstreuung um 90 bzw. 65 % zu 


hoch erhalten. 
7 (Schluß folgt.) 


Mitteilungen 
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 


Bekanntmachung _ 
über Prüfungen und Beglaubigungen durch die 
Elektrischen Prüfämter.?) 


Nr. 129. 


Betrifft: Gebührenordnung für die 
elektrischen Prüfämter. 


Auf Grund des $ 10 des Gesetzes betreffend 
die elektrischen Maßeinheiten vom 1. Juni 1898 
werden nachstehende Bestimmungen über die 
Gebühren, die für die Prüfung und Beglaubi- 
gung von elektrischen Meßgeräten durch die 
Elektrischen Prüfämter zu erheben sind, mit 
Wirksamkeit vom 1. Januar 1920 ab erlassen; 
der Absatz B und C des $ 19 der Prüfordnung 
für elektrischeMeßgeräte wird mit dem gleichen 
Tage außer Kraft gesetzt. 


1. Gebühren für Gleichstromzähler bis 


500 V®). 
Eineich Zweileiter Dreileiter 
bis 30 A 10 M‘ 12 M 
” 100 » ae 18 * . 
20, 20 5 DIV“, 
D) 500 „ Den | 30 „ 
?. AO 30 2 | 3 „ 
» 1500 „ 35 7 | 2, 
„21000 „| [20+ (10>x#)] M [30-+(10>=R)]M 


') Ich möchte speziell beim Vergleich mit der 
Methode von Kloss hervorheben, daß nur seine Methode, 
nicht seine endgültigen Formeln benutzt sind. Den mit- 
geteilten Zahlenwerten liegen folgende Formeln zugrunde: 


PA = 0,4 iw2. la ? di, . 

Ja 

PR Z 0,4 uw2:lr. a, 

Ir 

PS 04 iun.le u 
3 92 Is 


*) „Zentralblatt für das Deutsche Reioh“ 1919. 8. 931. 
°) "Zuschlag für weitere je 500 V Spannung: 3M. 
%) n= ganze Zahl. 


bis n > 5000 V | [10 + (4><n)] M 


im übrigen gleiche Gebühren für Ampere- und 
Wattstundenzähler., 


seprüft mit Gleichstrom bis 500 VW) 
oder mitWechselstrom von 15 bis 65 Per/s 


9 .. PER 4 vE R 
2. Gebühren für Wechselstromzähler ShrekMaßwardler 
bis 500 V2). De re 
a) Ohne Meßwandler. N Schalttafe- | _Präzisions- 
SET EST ETGE 3 rom ıch * 1 » 
Einphasenzähler Dreiphasenzähler ee. rumen! 
Strom- ENTE { 3 
meßbereich Re: eye ohne | mit bis 200 A 10 M 20 M 
Aweileitep| Breileiter Nulleiter | Nulleiter oe 13 2, 
Ber | TE Teer Berg 1000 18: % | 32, 
bis Al om 12m | 12M | 15 M et En SE 
». 100 „ 2 „ 2 » 2 : | En D) 309 962, | 44 
»„ 200, =) » 25 ZEN 0, „23000, 34; | 56 „ 
„ 500 „ 2, 30 „ S0E, | 39 y 
b) 'Mit Stromwandlern. 
R Einphasenzähler Drehstromzähler 
keßbereich = = RAU: ER 
Zweileiter Dreileiter ohne Nulleiter mit Nulleiter 
bis 500 kW s>M=- |. oM 4 M 60 M 
EEE L00D F 8 2 dn, 50 „ | 65 „ 
ä 1500 . 40», 50 „ 55, | 70, 
x 2000 , Auen, 55 3: BO RORS 
„n><100 „ |[25-+(10>x<r)) M| [40 + (10>xn)] M | [55-+ (10>xr)] M 
c\) Mit Strom- und Spannungswandlern. 
Mepbeeeten ; Einphasenzähler Be Drehstromzähler 7 ; 
Zweileiter ohne Nulleiter | mit Nulleiter 
bis 500 kW 40 M 60 M 75 M 
2 1000. PIE 65, BO, 
ei 1500, 50 On: | 8 , 
» 2000 , 55, 1b % , 
„n><1000 | 35-+(10>n)] M 55-+(10>xn)]) M [70+(10x»r)) M 


3. ‚Gebühren für Strommesser, geprüft 
mit’ Gleichstrom oder Wechselstrom. 


Präzisionsinstrument 


: Schalttafel- = 
Meßbereich insthumönkt Drebesall Dynamo- 
meter 
bis 200 A 6M 15 M 20 M 
ERS NER Eher 19,75 20), 
722100075 IE; 28 5 30. , 
„a1000,%, 1d.2, LEER Sal 
„2000125 18. N, 40 . 
280007, , 2 39, 50 „ 


4. Gebühren für Spannungsmesser und 
Isolationsprüfer, geprüft mit Gleich- 
strom oder Wechselstrom. 


er 
% Sohalttafel- = |. » m aumon 
- Meßbereich tern önk AR Deneine. 
spul- meter 
° bis 500 V 6M 15M | M 
1000. 10°, Br, 25, 
9000" ; 14 „ Don 30, 


6. Gebühren für Leistungsmesser, 
geprüft in Verbindung 
a) mit Stromwandlern. 


Schalttafelinstrument für 


\erlach sen Hinphasenström | Mehrphasenstrom 
bis 500 kW 23 M 32 M 
LOB, las, 30, 
2. 200005 bc, 40. „ 


bis n >= 1000 kW] [23 + (4><n)] M|[32+(4>xn)] M 


b) mit Strom- und Spannungswandlern. 


Schalttafelinstrument für 


a - RE | Mehrphasenstron 
bis 500 kW 30 M 45 M 
ER EUNMD EE. 34, 49... 
2 2000 Due ba: 


bis n >< 1000 kW|B0-+(4x<n)] M [45 + (4><n)| M 


7. Die Grundprüfung der Zeigerinstru- 
mente erstreckt’sich auf die Messung an drei 


1). Zuschlag für weitere je 500 V Spannung: 3 M. 


112 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 6. 


r 1 aut F P- LT ERERT, 
N i s se I X EN Dr an 

\ Ge Br! 

RT En , NE, cr 


5. Februar 1920. 


a —  — — — — — , , —,— + {  — ——— — —Z—Z Z,Z ————— mm ——— mm mama — — — — — — | — — — — 


Punkten der Skala. Für jede Messung bei einem 
weiteren Punkt wird ein Aufschlag von je 10% 
der Gebühr für die Grundprüfung berechnet. 

Bei einem Instrument mit mehreren Meß- 
bereichen wird die Gebühr für den höchsten 
Meßbereich, in dem geprüft wird, zugrunde ge- 
legt. Für jede Messung in anderen Meßberei- 
chen tritt ein Zuschlag hinzu, der sich zu 10% 
des für den jeweiligen Meßbereich geltenden 
Satzes berechnet, 


Wird ein Apparat für verschiedene Ver- 


wendungszwecke, z. B. als Spannungsmesser, 
Strommesser, Isolationsmesser u. dgl., geprüft, 
so wird nur der höchste in Frage kommende 
Satz in Rechnung gestellt, zu dem dann Zu- 
schläge von je 10%, des für den jeweiligen Meß- 
bereich geltenden Satzes für jeden weiteren 
Messungspunkt hinzutreten. 

Wird ein Apparat sowohl mit Gleichstrom 
wie mit Wechselstrom geprüft, so wird die Be- 
rechnung der Gebühren ausgeführt, wie wenn 
zwei verschiedene Apparate geprüft wären. 

Für die Erzeugung einer vorgeschriebenen, 
von der Zimmertemperatur abweichenden Tem- 
peratur wird ein Zuschlag von 10 M berechnet. 

Für die Prüfung eines Registrierapparates 
wird ein Zuschlag von 10 M erhoben. 

8. Wird ein Apparat auf Grund einer Vor- 
besichtigung von der Prüfung ausgeschlossen, 
sind 2 M Gebühren zu entrichten. 

9, Die Gebühren für Prüfungen außerhalb 
der Prüfämter werden nach dem Zeitaufwand 
nach näherer Vereinbarung mit dem .betreffen- 
den Prüfamt berechnet; die Mindestgebühr be- 
trägt 35 M für den Tag. Hierzu treten gegebe- 
nenfalls Reise- und Tagegelder, Transport- 
kosten für Apparate usw. 

Für. Prüfungen während der Nacht wird 
das 114-fache der Gebühren in Anrechnung ge- 
bracht. 

10. Werden mehrere einander gleiche Ap- 
parate zusammen eingereicht, die gleichzeitig 
und in genau derselben Weise geprüft werden 
können, oder werden laufende Prüfungen auf 
Grund einer festen Vereinbarung mit Blektrizi- 
tätswerken usw. ausgeführt, so tritt im allge- 
meinen eine Ermäßigung der Gebühren ein, 

11. Die Gebühren für die Prüfung von 
Höchststrommessern, Zeitzählern und anderen 
Apparaten, die nicht in der vorstehenden Zu- 
sammenstellung aufgeführt sind, werden nach 
der aufgewendeten Arbeitszeit berechnet. 

12. Zu sämtlichen, vorstehend an- 
seführten Gebührensätzen tritt 
Teuerungszuschlag, der von Zeit zü 
Zeit von der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt festgesetzt wird; er be- 
trägt. vom 1. Januar 1920 ab 150%. 

Charlottenburg, den 12. Dezember 1919. 
Der Pıäsident 

der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, 
E. Warburg. 


Das staatliche Dampfkraftwerk Västeräs in 
Schweden.) 


Allgemeines, 
\ Das kürzlich in Betrieb genommeneDampf- 
kraftwerk bei Västeräs bildet, wie hier in einer 
Arbeit über „Die elektrischen Krafterzeugungs- 
und -verteilungsanlagen des schwedischen Staa- 
tes“) gesagt worden ist, gewissermaßen den 
Schlußstein in dem großen Gebäude der staat- 
lichen Kraftversorgungsanlagen Schwedens. 
Der schwedische Staat betreibt im mittleren 
und südlichen Teil Schwedens zwei große 
Wasserkraftwerke, das Trollhättan-Werk 
und das Älfkarleby-Werk.i Im ersteren sind 
z. Zt. 10 Turbinensätze mit insgesamt 86 000kW 
Höchstleistung, im Älfkarleby-Werk 5 Tur- 


binensätze mit 50 000 kW Höchstleistung auf-' 


gestellt. Die Wasserführung des Götastromes, 
der dem Trollhättan-Werk die Kraft liefert, ist 
ziemlich gleichmäßig, dagegen ist die Energie- 


ı) Nach „Teknisk Tidskrift* Elektroteehnik} vom 
3. TV. 1918 
2) Vgl. „ETZ“ 1918, 8. 425 und 1919, S. 525. 


ein - 


menge, welehe der Dalelv dem Älfkarleby- 
Kraftwerke zur Verfügung stellt, recht schwan- 
kend. Während zur Zeit dernordischen Schnee- 
schmelze im Mai bis Juli monatlich etwa 
40.Mill. KWh erzeugt werden könnten, sinkt 
die verfügbare Wassermenge in den Winter- 
monaten Januar, ‚Februar und März unter 
20 Mill. kWh. } 

Von der Wasserfalldirektion,. der staat- 
lichen, die Kraftwerke verwaltenden Behörde, 
wurde deshalb bald nach der Inbetriebnahme 
des Älfkarleby-Werkes der Plan ausgearbeitet, 
dureh die Erriehtung eines Hilfs-Dampf- 


'kraftwerkes der (Lieferung elektrischer Ener- 


gie größere Stetigkeit zu geben. Der für das 
neue Werk gewählte Ort Västeraäs, am Nord- 
ufer des Mälarsees belegen, ist vom Älfkarleby- 
Werke 110 km und vom Trollhättan etwa 
290 km entfernt. Da die Stromverteilungs- 
netze der beiden großen staatlichen. Wasser- 
kraftwerke infolge der während des Krieges 
aufgetretenen Kohlennot sehr schnell erweitert 
werden mußten, so daß ihre äußersten End- 
punkte kaum noch 100 km von&inander ent- 
ternt sind, wird das seit kurzer Zeit in Betrieb 
genommene Dampfkraftwerk in Västeras auch 
als Aushilfe für die Spitzenbelastung des Troll- 
hättan-Werkes dienen können; Eine Vereini- 
sung beider Stromverteilungsnetze ist denn 
auch in der Ausführung begriffen. Da ferner 
die genannten staatlichen Stromverteilungs- 
netze auch mit zahlreichen\kleineren, örtlichen, 
privaten Kraftquellen zusammengeschaltet 
werden können, wird das neue Dampfkraftwerk 
für eine größere Zahl sowohl staatlicher wie 
privater Wasser- und Dampfkraftwerke Süd- 
und Mittelschwedens als Belastungsverteiler 
und Belastungsausgleicher gute Dienste leisten. 
In erster Linie soll es jedoch das Älfkarleby- 
Wasserkraftwerk in den Zeiten ungenügenden 
Wasserzulaufes unterstützen ; es wird deshalb 
zunächst nur in Betrieb genommen - werden, 
wenn das verfügbare Kraftwasser des Dalelv 
den Mittelwert unterschreitet. 

Die Wasserführung des Flusses Dalelv 
hängt im allgemeinen von den Niederschlägen 
und den Temperaturverhältnissen ab ; die Be- 
triebszeiten für das Dampfkraftwerk Västeräs 


/ Kühlwasser- 


darauf genommen werden, das Werk in kür- 
zester Zeit mit möglichst geringer Bedienungs- 


mannschaft in Betrieb setzen zu können. 
Die an sich recht unbequeme Personal- 
frage ist so gelöst worden, daß dem Werke eine 
größere Werkstatt hinzugefügt ist, in welcher 
das zum Älfkarleby-Werke samt seinem Strom- 


verteilungsnetze gehörige Werkstattpeısonal be- _ 


schäftigt wird. Es sind deshalb stets genügend 
Mannschaften zur Bedienung der Dampfkessel 
und Maschinen vorhanden, ohne daß die Werk- 


leitung gezwungen ist, ihr Personal während 


der größeren oder kleineren Betriebspausen 
unvollständig beschäftigen zu müssen. Außer- 
dem gehört zum Geschäftsbereich des Dampf- 
kraftwerkes die Ausbeutung zweier unweit ge- 
legener Torfmoore, die späterhin dem Werke 
billigen Brennstoff liefern sollen. Da die Torf- 
werbung ungefähr mit der Stillage des Dampf- 
werkes zusammenfällt, kann dessen Maschinen - 
und Heizerpersonal teilweise zur Bedienung der 
Iet und Fördermaschinen herangezogen wer- 
en“. i 


Lage und allgemeine Anordnung, 

) Das neue Werk liegt 1 km östlich der Stadt 
Västeräs unweit des Mälarseest); es ist durch 
eine von, Norden her in das Werkgrundstück 
einmündende regelspurige Stichbahn mit der 
Haupteisenbahn verbunden; nach Süden hin 
ist gleich beim Beginn des Baues ein Anschluß- 
kanal zum Mälarsee durch das sumpfige Vor- 


gelände ausgebaggert worden, der in einer 


kleinen Hafenanlage an derWerksgrenze endigt. 
Auf diese Weise war es möglich, schon während 
der Bauarbeiten Baustoffe auf dem Wasser- 
wege zu beziehen ; gleichzeitig bietet der Kanal 
ein verhältnismäßig reines Kühlwasser für die 
Oberflächenkondensatoren. Die Lage des Wer- 
kes ist demnach wegen seiner günstigen An- 
schlußverhältnisse zur Eisenbahn und zum 
Wasserwege recht günstig, zumal wenn erst, 
die Vertiefung des Mälar-Ostsee-Kanals been - 
det ist, durch die auch größeren Seeschiffen die 
an in . den. Mälarsee möglich gemacht 
wird. 5 

Abb. 1bis 5 zeigen den Plan und Schnitte 
des Kraftwerkes. Die einzelnen Abteilungen, 


L 2 


Platz für stöochsches Gaswerk | 


asraäs —- 


mrabe ma 


Mala 7 Sen Zr und Ablauf 
See ! anlage i 
/ © 
7 za) Kessel- 
y - haus 
% 
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V— 
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R% / SL _Serlbahn 
r / Be DEN OOUM 


/ ? 
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/ \ Kahlenlager 
rt: N 
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&9 50 100 


on 20 30 0 5 609 m 
[EEE BE ER RATTE ET 


en 


30m 
= 


| 


HL 


Abb. 1. Lageplan des Kraftwerkes Västeräs. 


3 


werden deshalb in den verschiedenen Jahren 
recht ungleich sein. Nach dem bisher beob- 
achteten Verhalten des Dalelv rechnet man mit 
einer kürzeren Inbetriebnahme während des. 
Frühherbstes und einer längeren den Winter 
hindurch ; beide Betriebszeiten können in un- 
günstigen Jahren sich aneinander anschließen. 
Nach dem Eintritt der  Frühjahrsschnee- 
schmelze im Mai wird das Werk regelmäßig 
2bis 3 Monate vollständig still liegen. Selbst- 
verständlich soll es auch in dieser Zeit der Ruhe 
stets betriebsbereit sein, um bei Störungen 
in der Stromlieferung vom Wasserkraftwerke 
aus sogleich mit wenigstens einem Teile seiner 
Leistungsfähigkeit einspringen zu können. 

Ä Die Betriebsverhältnisse weisen also in 
jeder Beziehung auf ein‘ Aushilfs- und Bereit- 
schaftswerk hin; sie erschweren aber in wirt- 
schaftlicher Hinsicht die Entwurfsbearbeitung 
der Anlage, denn während einerseits das Werk 
in einfacher Weise ohne die große Rücksieht 
auf den Wirkungsgrad wie bei einer Anlage 
mit ununterbrochenem Betriebe, eingerichtet 
werden kann, muß anderseits größter Bedacht 


'Schalthaus, Kessel- und Maschinenhaus sind 
so angelegt, daß jedes für sich erweitert werden 
kann. Die Größe des Maschinenraumes ist so 
gehalten, daß 4 Maschineneinheiten in ihm 
Platz finden; dementsprechend kann das Kessel - 
haus 10 Dampfkessel aufnehmen. Sollte die 
Leistungsfähigkeit des Werkes über die zu- 
nächst vorgesehene Größe von 40 000 kW ver- 
größert werden müssen, so kann der Maschinen- 
saal verlängert werden, während ein zweites 
Kesselhaus neben das vorhandene gesetzt wer- 
den kann. Das Schalt- und Umfomerhaus soll 
übrigens schon in den nächsten Jahren erwei- 
tert werden. 

An Bauwerken sind weiter vorgesehen ein’ 
Wohnhaus für den Betriebsleiter und 3 Maschi- 
nisten, ein größeres Werkstattsgebäude für das 
Personal des Älfkarleby-Werkes sowie die 
nötigen Magazin- und Vorratsräume, Später 
sollen noch in der Nähe des Kraftwerkes Woh- 
nungen für das gesamte Betriebspersonal er- 
richtet werden. Südlich an das Kesselhaus 


N 


1) Vgl. Abb. 1.in „BETZ“ 1918, S. 426. 


Z n - 1 
re Di ra u ee an ar 


7 Di 
schließen sich die beiden Kanäle für das an- 
kommende und abfließende Kühlwasser an, 
außerdem sind hier noch reichlich Lagerplätze 
vorhanden. Der ganze Raum östlich der Linie 
Kesselhausgiebel —Werkstatteaußenwand istals 
Brennstoff-Lagerplatz bestimmt; er ist durch 


regelspurige Eisenbahngleise in verschiedene 
Abteilungen zerlegt. 


‘ Brennstoff-Förderanlagen. 

Da das Dampfkraftwerk nicht für ununter- 
brochenen Betrieb gebaut worden ist, konnten 
teure Anlagen zum Bewegen des Brennstoffes 
von den heranbringenden Fahrzeugen zum 
Lagerplatz und von ihm ins Kesselhaus nicht 
in Frage kommen. Man nahm daher davon 
Abstand, Brückenkrane, Elektrohängebahnen 
oder dgl. vorzusehen, sondern begnügte sich 
damit, den Lagerplatz mit einem angemessenen 
regelspurigen Schienenwerk zu versehen, auf 
‚dem Selbstentladewagen ‚ein Lokomotivkran mit 
Greifer oder Akkumulatorlokomotiven das Her- 
beischaffen der Kohle zum Kesselhause sowie 
das Entladen der ankommenden Eisenbahn - 
wagen zu besorgen haben. Die Selbstentlader 
schütten den Brennstoff (Kohle oder Torf) in 
einen am Ende des Kesselhauses angeordneten 
Betontrichter, aus dem er dann selbsttätig zu 
den einzelnen Kesseln geschafft wird. 

Für das Löschen der auf dem Wasserwege 
ankommenden Kohle sollen besondere Ent- 
ladevorrichtungen angeordnet werden, weil, 
um die Liegezeit der Schiffe möglichst abzu- 
kürzen, große Kohlenmengen in kurzer Zeit 
entladen werden müssen. 

Es sollen deshalb ein oder zwei Greifer- 
krane an der Kaimauer aufgestellt werden. 
Eine Seilbahn schafft von hier aus den Brenn- 
stoff weiter zu den Lagerplätzen, auf denen der 
Lokomotivkran mit Greifer die weitere Ver- 
teilung bewirken soll. 

- Es ist beabsichtigt, einen Brennstoffvor- 
rat für etwa 3 Jahre mittleren Wasserzulaufes 
zum Älfkarleby-Werk zu lagern, damit bei be- 
sonders großem Wassermangel und langen 
_ Wintern der Brennstoffvorrat auf jeden Fall 
von einem Sommer bis zum nächsten reicht. 

Aus dem schon erwähnten Betontrichter 
wird der Brennstoff durch ein Becherwerk von 
60 t Stundenleistung zu einem Kohlen- oder 
Torfbrecher gehoben, aus denen er dann in den 


Füllrumpf der Hauptbecherkette fällt (Abb. 2). ' 


SSESSTTY 


STEEEN 


IN 


Abb. 3. Querschnitt durch das Kesselhaus. 


Dieses Becherwerk mit pendelnden Bechern 
schafft den Brennstoff zuerst senkrecht 
hinauf durch einen 17,5 m hohen. Eisen- 
fachwerkturm und dann zu den einzelnen 
Kesseln des 65 m langen Kesselhauses. Die 
 Leistungsfähigkeit der Förderanlage ist zu 
30 t/h bestimmt, entsprechend dem stünd- 
lichen Brennstoffverbrauch des Werkes nach 
vollständigem Ausbau zu 40000 kW Ma- 
schinenleistung. Durch Einsetzen einer doppel- 
ten Anzahl Becher kann die Leistungsfähigkeit 
der Fördereinrichtung jedoch auf 60 t/h ge- 
steigert werden, falls es erwünscht sein sollte, 
die Vorratsbehälter der Dampfkessel zu füllen, 
während die Hauptmaschinen des Werkes am 
wenigsten belastet sind. 


Falls der Kohlen- oder Torfbrecher nieht. 


benötigt wird, kann das Hauptbecherwerk den 
Brennstoff auch unmittelbar aus dem Beton- 
triehter entnehmen. Einrichtungen sind auch 
vorhanden, um verschiedenartige Kohlensorten 
in geeigneter Weise zu mischen. Zu dem Zweck 
sind in dem Betontrichter zwei Füllöffnungen 
vorgsehen, so daß jeder Becher aus beiden Öff- 
nungen Kohle erhalten kann. 


Die Brennstoffbehälter des Kesselhauses. 


können insgesamt 450 t aufnehmen, ent- 
sprechend einem Kohlenverbrauch für 15 h 
bei Vollbelastung aller Maschinen. Zu je zwei 
Kesseln gehört ein Brennstoffbehälter. - Die 
beiden bisher ausgeführten sind aus Formeisen 
und Blechen zusammengenietet, die drei noch 
hinzukommenden für die noch fehlenden 6 
Dampfkessel werden aus Eisenbeton bestehen, 
weil für eiserne unverhältnismäßig hohe Preise 
und sehr lange Lieferzeiten gefordert wurden. 
'Fallrohre führen in üblicher Weise den Brenn- 
toff zur Feuerung, der vorher durch eine 


für jeden 


Kessel eingebaute Wage gewogen 
wird. 


Kesselhaus. 


Die 4 bisher aufgestellten Kessel haben 
Kettenroste und sind ausschließlich für Kohlen - 
feuerung eingerichtet (Abb. 2, 3u. 4). Alle Kessel 
sind Wasserrohrkessel mit : verhältnismäßig 
kleinem Wasserraum und großem. Verdamp- 
fungsvermögen. Nach Art der Schiffskessel sind 
sie durch Eisenbleche umhüllt, nur die Feuer- 
räume sind durch Mauerwerk gegen Ausstrah- 
lung geschützt. Als besondere Vorteile dieser 
Kesselbauart werden angeführt: Schnelles 
Dampfaufmachen, Möglichkeit hoher Anstren- 
gung, niedrige Anheiz- und Unterhaltungs- 


‚kosten, geringe Gründungskosten und verhält- 


nismäßig kleiner Platzbedarf. 

Die Kessel sind für 20 atm Überdruck und 
350° Überhitzung ausgeführt. Die Überhitzung 
kann jedoch ohne weiteres erhöht werden. 
Die sonstigen Abmessungen sowohl der Kessel 
wie auch der Kraftmaschinen sind so, daß die 
volle Leistungsfähigkeit der ganzen Anlage 
schon bei einem Kesseldrucke von 15 atm er- 
reicht wird ;es ist dadurch ermöglicht, trotz des 
geringen Wasserinhalts der Kessei Belastungs- 
schwankungen aufzunehmen, ohne daß die 
Wirtschaftlichkeit sinkt oder die Sicherheits- 
ventile abblasen. 

Der übliche Betriebsdruck der Kessel soll 
etwa 18 kg/em? betragen. Zwei der Kessel ohne 
Vorwärmer haben je 520 m? Heizfläche; sie 
sind von Munktells mechanischer Werkstatt in 
Eskilstuna geliefert worden ; die beiden ande- 
ren von je 425 m? Heizfläche wurden in Jon- 
köpings mechanischen Werkstätten hergestellt; 
diese sind mit schmiedeeisernen Speisewasser- 
vorwärmern ausgerüstet. 

Alle 4 Kessel sollen insgesamt bei gewöhn - 
lichem Betriebe 53 000 kg/h Dampf liefern, 
bei höchster Anstrengung 69000 kg/h, ent- 
sprechend einer 'Turbinenleistung von 10 000 
bzw. 12000 kW. Verfeuert wird eine Kohle 
von etwa 6000 W.E./kg.. Bei den Abnahme- 
versuchen erreichten die beiden kleineren Kes- 
sel mit Vorwärmern bei einer Dampferzeu- 
gung von 31,3 kg/m? Heizfläche einen Wir- 
kungsgrad von 83% ; angestrengt lieferte jedes 
Quadratmeter Heiztläche sogar 41,3 kg Dampf. 
Die beiden anderen Kessel kamen nicht über 
einen Wirkungsgrad von 70 % bei einer Dampf- 


Blechschornstein mit künstliehem Zug an- 
geschlossen ; die Rauchgase werden von den 
Windmaschinen unmittelbar angesaugt; die 
Einrichtungen wurden von der Gesellschaft für 
künstlichen Zug, Berlin, geliefert. Der Kraft- 
verbrauch beträgt weniger als 1% der Kessel- 
leistung. Die Wahl zwischen Schornsteinen 
mit natürlichem oder kürstlichem Zuge war 
nicht schwer. Die größere Betriebsbereitschaft, 
die Möglichkeit, die Kessel, wenn erforderlich, 
mehr anstrengen zu können und die größere 
Einfachheit der ganzen Anlage entschieden für 
den künstlichen Zug. Die Beseitigung der 
Asche aus dem Kesselhause geschieht von Hand 
mittels Kippwagen. 

In dem Keller ist eine Warmwaässerheiz- 
anlagefür Pumpenbetrieb untergebracht ;hier- 
zu gehört ein elektrisch geheizter Warmwasser - 
kessel von 200 kW Leistung, welcher in der Zeit, 
in der Überschußwasser im Wasserkraftwerke 
Alfkarleby vorhanden ist, benutzt wird, ferner 
ein mit Dampf geheizter Kessel für die Zeit, in 

. welcher das Dampfkraftwerk selbst im Betriebe 
ist, sowie einige gewöhnliche Warmwasserkesse] 
für die Zwischenzeit und als Aushilfe. 

Die Kessel werden durch 2 von Dampftur- 
binen angetriebene Zentrifugalpumpen ge- 
speist, von denen jede eine Leistungsfähigkeit 
von 100 m?/h besitzt; der Wasserzulauf zu den 
Kesseln wird selbsttätig geregelt. Den Pumpen 
fließt das Speisewasser aus einem im Kessel- 
hause aufgestellten Wasserbehälter zu, in den 
das Kondensat der Turbinen sowie das Zusatz- 
wasser geleitet wird. Der Abdampf der Speise - 
pumpen wird in einer in diesem Behälter liegen - 
den Rohrschlange ebenfalls niedergeschlagen 
und fließt in einen anderen unter dem_Asche- 
keller liegenden Wasserbehälter aus Beton, 
der auch das Niederschlagwasser aller Dampf- 
leitungen und der Warmwasserheizanlage auf- 
nimmt. Um Wärmeverluste möglichst zu ver- 
meiden, wird auch das nötige Zusatzwasser 
mittels eines Schwimmerventils zunächst in 
diesen unterirdischen Wasserbehälter einge- 
lassen, aus dem das Gemisch dann in den oberen 
Speisewasserbehälter hinaufgepumpt wird. Das 
Zusatzwasser wird nicht weiter chemisch ge- 
reinigt, da das Wasser des Mälarsees sehr weich 
ist, sondern nur durch ein im Aschekeller auf- 
gestelltes Sandfilter geschickt. Im Dach- 
geschoß des zwischen Maschinensaal und Um- 
formerhaus vorgesehenen Turmes befindet sich 


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TH qrayyseregm % % 3 e 


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1 
Rn 12 ja 


Abb. 2. Längsschnitt durch Maschinen- und Kesselhaus. 


lieferung von 27 kg/m? Der große Unterschied 
rührt jedenfalls vom Fehlen der Speisewasser- 
vorwärmer her, das sich bei Kesseln mit klei- 
nem Wasserraum besonders nachteilig geltend 
macht; auch scheinen die Verbrennungsräume 
für die verhältnismäßig schlechte Kohle zu 
klein zu sein. Für Abhilfe soll alsbald gesorgt 
werden. Der nächste Ausbau des Werkes sieht 


i 
j 
j 


Abh. 4. Kraftwerk, Erdgeschoß. 


zwei Wasserıohrkessel von je 692 m? Heiz- 
tläche vor; die Kessel sind bereits bestellt, aber 
noch niehtangeliefert. Sie werden Pluto-Roste 
erhalten und sollen hauptsächlieh mit Torf be- 
feuert werden. 

Je zwei und zwei einen 


Kessel sind an 


bh 
m 2 
UN 
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l IT Tl 


ein weiterer, 30 m? fassender Wasserbehälter, 
der zur Aufnahme des Kühlwassers dient. 
Zwei elektrisch betriebene Pumpen von je 
1200 l/min Leistung schaffen das Wasser aus 
dem Zulaufkanal hinauf. 

Die Hauptdampfleitung hat 300 mm 
1. W.; sie ist ebenso wie eine 65 mm weite Naß- 
dampfleitung und 2 Speisewasserleitungen von 
150 mm und 100 mm ]. W. auf den 
Kesseln verlegt. Vor der Trennwand 
zwischen Kesse]l- und Masehinenraum 
sind sie senkrecht hinuntergeführt. 
Die engeren Dampf- und Wasserlei- 
tungen schließen an die hier aufge- 
stellten Speisepumpen an. Die Haupt- 
dampfleitungen münden in zwei 
große, auf dem Kesselhaustlur aufge- 
stellteWasserabscheider, von denen sie 


| dann zum Maschinensaale weiter gehen und 


sich nach den einzelnen Hauptmaschinen ver- 
zweigen. An jeder Verzweigungsstellesind wieder 
Wasserabscheider eingeschaltet. Das selbst- 
tätig abgezapfte Niederschlagwasser fließt in 
den unter dem Kesselhause befindlichen 
Wasserbehälter. Alle Rohrleitungen, die außer 


den Druckwasserleitungen wärmedicht um- 
hüllt sind, bestehen aus nahtlos gewalzten 
Stahlrohren mit Flanschen aus Martinstahl. 


Die Abdampfleitungen sind galvanisierte, ge- 
nietete Blechrohre, die durch einen bis über 
das Maschinenhausdach geführten Dampf- 
schornstein mit der freien Luft in Verbindung 
stehen, Die Hauptturbinen sind durch 500 mm - 
Sicherheitsventile hieran angeschlossen, ebenso 
die Antriebsturbinen der Speisepumpen durch 
Wechselventile für den Fall, daß die Konden- 
sationsanlage versagen sollte. 

Bei Höchstbelastung der Hauptmaschinen 


114 


beträgt die Dampfgeschwindigkeit 70 m/s in 
der Frischdampfleitung. Große Sorgfalt ist 
deshalb auf gute Verankerung und ungehin- 
derte. Wärmeausdehnung der Rohrleitungen 
verwandt worden. AlleRohrleitungen hat nach 
Entwürfen der Wasserfalldirektion die Firma 
Calvert & Teilhaber in Göteborg geliefert und 
aufgestellt, desgleichen eine Wasserwage für 
40 m®/h zum Wiegen des Kondensates der 
Hauptturbinen. 


Kraftmaschinenanlage. 


Zur Zeit sind zwei Turbinensätze von je | 


5000 kW bei cos = 0,7, Höchstleistung 
7000 kW bei cosp = 1 und 6300/7000 V bei 
3000 Umdr/min aufgestellt. Diese Leistungen 
können bei jedem Kesseldruck zwischen 14 und 
19 atm abgegeben werden; die Überhitzung 
beträgt im allgemeinen 375°. Der eine Ma- 
schinensatz, bestehend aus einer Gleichdruck- 
turbine mit zugehörigem Stromerzeuger, wurde 
von der Schwedischen Laval-Damptturbinen- 
A. G. im Verein mit der Allgemeinen Schwedi- 
schen Elektrizitäts-A. G. (Asea) in Västeräs 
geliefert. Der andere Maschinensatz stammt 
von der Schwedischen Turbinenfabrik A. G. 
Ljungström in Finspong (Stal). Ein. dritter 
Tarbinensatz von 10000 bis 14000 kW Lei- 
stung ist bei gleicher Firma bestellt, jedoch 
noch nicht angeliefert. Diese beiden Maschinen 
sind Radialturbinen mit Schaufelsystemen in 
Form konzentrisch angeordneter Trommeln 
und treiben je zwei Stromerzeuger. Platz für 
einen vierten Turbinensatz von 10000 bis 14000 
kW ist vorhanden, 

Die Abnahmeversuche an den beiden bis- 
her aufgestellten Maschinen haben, bezogen auf 
325° Dampf- und 5° Kühlwassertemperatur 
folgende Ergebnisse gehabt: 

ODE NE 


de ara Stal 
bei 2500 kW Belastung 6,05 5,12 
bei 5000 kW Belastung 5,55. 4.72% 
bei 7000 kW Belastung 8,7 5,08 $ 


Die Zahlen sind für beide Maschinen etwas 
besser, als sie gewährleistet wurden. 

Legt man den Dampfverbrauch der Stal- 
turbine bei 5000kW Belastung zugrunde, so er- 
rechnretsich ein Kohlen verbrauch für Kohle 
von 6200W.E. bei 88% Wirkungsgrad der Kes- 
selanlage zu 0,70 kg /kWh,wobei 3 % für Verluste 
in den Rohrleitungen und für die Hilfsmaschinen 
abgerechnetsind. Derthermische Wirkungsgrad 
der ganzen Anlage ergibt sich zu 19,8%. 

Der von Stal gelieferte Maschinensatz ist 
auf den Kondensator aufgebaut und erforderte 
keine besondere Gründung. Die Laval-Asea- 
Maschine dagegen ruht auf 6 Betonpfeilern, die 
vom Maschinenhause vollkommen getrennt 
sind. Beim ersten Ingangsetzen der Maschine 
traten jedoch derartige Erschütterungen in dem 
Turme zwischen Maschinen- und Umformer- 
haus auf, daß der Betrieb alsbald wieder ein- 
gestellt werden mußte; die Trennungsfuge 
zwischen Maschinengründung und der nächst 
gelegenen Gebäudewand war versehentlich voll- 
geschüttet worden. Nach Reinigung der Tren- 
nungsfuge ist nunmehr der Gang der Turbine 
in den oben gelegenen Bureauräumen kaum 
noch zu merken. 

Die Kondensatoren stehen in Geländehöhe 
(Abb. 5); die Kühlwasserpumpen, von Elektro- 


Umformer 


N 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Het 6. 
—————lTTRMHbhbÖRÖWRaRÄRÄBÄBÄÖ@BÄBÄBppnRnanRbRBRB@a@aß®@ÖaaRßRaERÄWßEhHhnmnanRMRMRmnmnmnmnmnmnmnmnnnnnmnmnmnmnmRhnmhmhıı|—_,————————— | 


schaftliche Luftreinigungsanlage ist jedoch vor- 
gesehen. 

Die Spannungsregelung der Strom- 
erzeuger erfolgt durch Widerstände, die in das 
Feld der Erregermaschine geschaltet sind. Ein 
Schnellregler — Bauart Fuß — ist außerdem 
zur selbsttätigen Spannungsregelung vorhan- 
den. Die Überwachungsschalttafel liegt 2 m 
über dem Fußboden des Maschinenraumes in 
unmittelbarer Verbindung mit ihm. 

Ein Vollbahngleis führt bis ins Maschinen - 
haus, das außerdem mit einem 37,5 t-Laufkran 
ausgerüstet ist, 

Alle Motoren sowie die Beleuchtung des 
ganzen Werkes werden mit Drehstrom von 
190/110 V gespeist, der von zwei Umformern 
von 400 bis 600 kW Leistung geliefert wird. 

Die für den örtlichen Dienst notwendigen 
Anlagen, der Überwachungsraum, die Bureau- 
räume sowie eine kleine Werkstatt liegen in dem 
zu einem 'Turme ausgebildeten Mittelbau zwi- 
schen Maschinen- und Schalthaus. 


Schalt- und Umformerhaus. 


Die Stromerzeuger sind durch je zwei 
Kabel von 3X 240 mm? Querschnitt mit den 


nach Älfkarleby 
70000 Volt 


® 


Bezirksleitung 
20000 Vot 


| 


Orfsleftung 


Br} 


6. Februar 1920. 


1,850 Mill. M zur Verfügung gestellt worden. 
Die jetzt in der Ausführung begriffene Erweite- 
rung .um einen Maschinensatz von 14000 kW. 
mit den dazugehörigen Kesseln und Neben- 
anlagen war auf‘1,680 Mill. M veranschlagt. 


Hansmann ‚ Stettin. 


Die Elektrizitätsversorgung der Provinz. 
Ostpreußen.!) x 


Auf Grund einer ‚Vorlage, betreffend die 
Versorgung der Provinz mit elektrischer Ener- 
gie“, vom 25. XI. 1919 sind die langwierigen 
Verhandlungen und Erwägungen über die 


r 


a 
ET SENT 0ER: 


Frage der Elektrizitätsversorgung Ost- 


preußens durch einen bedeutungsvollen Be- ® 


schluß des Provinziallandtages zum Abschluß 
gebracht worden. 


Da infolge des fast rein landwirtschaft- 


lichen Charakters des Landes und der sich hier- 
aus ergebenden geringen Wirtschaftlichkeit der 
Elektrizitätsversorgung deren Ausbreitung ge- 
genüber dichter bevölkerten und industriell 


mehr durchsetzten Gebieten zurückgeblieben 


war, hatten sich die ostpreußischen Verwal- 
tungsbehörden und Fachkreise sehon lange vor 
dem Kriege mit der Lösung dieser Frage be- 
schäftigt, ohne daß man aber — mit Ausnahme 


gekommen wäre, was ja auch ange- 


Der Krieg 


wendigkeit einer rascheren Lösung 
dieser Frage nahegelegt, und be- 
reits im Frübjahr 1916 wurden von 


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EN Mer fl dem). Provinziallandtag Grundsätze S 
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En Umfermer für Sat: ih Tr, Drekstrom-Gleichstrom- 
y VRITLUNgE RI HE | Le Umformer. are z 


Abb. 6. Schaltplan. 


Sehaltern im ' Schalthause verbunden. Die 
Sammelschienen für 6000 V sind doppelt ver- 
legt; von ihnen zweigen die Leitungen für die 
beiden Hauptumformer und die Ortsleitungen 
nach Västeräs ab (Abb. 6). Um die Belastung 

dieser Ortsleitung unabhängig von 


Werkstalt- 
a +60 


Abb. 5. Kraftwerk, 1. Obergeschoß. 


motoren angetrieben, saugen aus Kanälen im 
Fußboden ;für jede Hauptmaschine sind 500 1/s 
Kühlwasser nötig. Zur Aushilfe ist eine Tur- 
binenpumpe für die Lavalturbine aufgestellt 
für den Fall, daß bei Inbetriebnahme des Wer- 
kes elektrische Kraft nicht zur Verfügung 
steht. 

Die Kühlluft für die Stromerzeuger wird 
durch geschlossene Kanalleitungen zu- und ab- 
geführt ; besondere Filter sind bisher nicht ein- 
gebaut, Platz für eine allen Maschinen gemein - 


org Peg den verschieden hohen Spannungen 
Vo @ re zu machen, die an den 6000-V:Sam- 

+10 Se 70000 KV-Raum melschienen gehalten werden müssen, 

129 ray Mm zer \P__ I DT wenn das Werk mit verschiedenen Be- 
/ St all lastungen das Älfkarleby-Werk unter- 
EN She Fa ir pri stützt,sollein 6000-kW A-Induktions- 

U.b regler für £ 10% Spannungsschwan- 


kungen eingebaut werden. 

Die beiden Hauptumformer wur- 
den von der Allgemeinen Schwedischen Elek- 
trizitäts-A. G. geliefert ; jeder leistet 5000 kVA, 
ist mit zwei Hochspannungswicklungen von 
AN ee und 70 000 V versehen und wiegt mit 
Ol 40 t. 

Für die 20 000-V-Leitungen sind besondere 
Sammelschienen angeordnet, von denen die 
Bezirksleitungen abzweigen. 

Die 70 000-V-Leitungen sind unmittelbar 
an die vom Älfkarleby-Werk kommenden 
beiden Fernleitungen angeschlossen, sind jedoch 
so miteinander verbunden, daß beide Linien 
von einem Umformer bzw. eine Linie von beiden 
‚Umformern gespeist werden kann. 

Bei der weiteren Vergrößerung des Werkes 
soll auch: eine Erhöhung der ausgehenden 
Spannung für die neuen Linien vorgenommen 
werden, da der Anschluß des Dampfkraftwerkes 
an das Trollhättan-Werk beabsichtigt ist und 
die Stromlieferung auch noch für nördlicher 
gelegene Teile Schwedens aufgenommen wer- 
den soll. 

Für den ersten Ausbau des Werkes (2 Ma- 
schinensätze von je 7000 kW und 4 Kessel) 
waren im Jahre 1915 vom schwedischen Staate 


einiger Kreise — über die Aufstellung 
von Projekten und die Vornahme 
bestimmter Untersuchungen hinaus- - 


sichts der Größe und Neuheit der Auf- | 
gabe, ein so gewaltiges Gebiet nach 

einheitlichen Gesichtspunkten zu ver- 
sorgen, nicht wunder nehmen kann. 
mit allen. seinen, 
namentlich für Ostpreußen, so ver- 
hängnisvollen Folgen hat die Not- 


we. sen 


für die Versorgung der Provinz durch die öffent-. | 


lichen Körperschaften aufgestellt. Ganz Ost- 
preußen solltein drei Gebiete eingeteilt werden, 
in 
richten wollte. Es war beabsichtigt, die Organi- 
sation der Versorgung jedem der .Gebiete zu 


denen man jeweils ein Dampfkraftwerk er- 


er 


überlassen, doch sollten zur Wahrung der Ein- i 
heitlichkeit gewisse technische und wirtschaft- 


liche Bedingungen von der Provinz aufgestellt 
werden, zu deren Einhaltung die Provinz zwar 
keine rechtlichen Machtmittel besaß, wohlaber 


einen wirtschaftlichen Zwang durch die Gewäh- 
rung gewisser Vorteile, insbesondere finanzieller 
Unterstützung, ausüben konnte, Schon damals | 
waren mit dem Preußischen Staat Verhandlun- 


gen über eine staatliche Beihilfe in Gestalt eines 


von der Provinz und den Kreisen aufgebracht 
werden sollte, während der Rest der Anlage- 
kosten, die damals auf etwa 95 Mill. M veran- 


schlagt wurden, durch Darlehen aufgebracht 


werden sollte, für deren Zinsen und Tilgung 


) Vgl.auch „ETZ* 1914, 8.1121;1916.8.586; 19168. 92,481, 


rt 


- 6. Februar 1920. 


18 
Provinz und Kreise Garantie übernehmen soll- 


ten, u. zw. unter Gewährung eines Zuschusses 


seitens des Preußischen Staates. A. 
Die bei diesen Verhandlungen vom Preußi- 


schen Staat ins Auge gefaßte Stromzuführung 
 ausoberschlesischen und mitteldeutschen Braun- 


kohlenrevieren wurde durch den unglücklichen 
Ausgang des Krieges vereitelt; die Sachlage 
wurde ferner dadurch verändert, daß auf Grund 
des der Nationalversammlung vorgelegten Elek- 
trizitätsgesetz-Entwurfes das Reich dieFührung 
in dieserFrage beanspruchte, zumalPreußen bei 
seiner augenblicklichen Finanzlage nicht in der 
Lage war, die geforderten Zuschüsse in Aussicht 
zu stellen. Mußte doch inzwischen mit einer 
Steigerung der Herstellungskosten von rd 100 


Mill. Mauf 400 Mill. M gerechnet werden, wovon 


100 Mill. Mauf die Kraftwerke, Oberspannungs- 
leitungen und Haupttransformatorenstationen, 
der Rest auf die Mittelspannungs- und Vertei- 
lungsleitungen, Ortsnetze und Zähler entfallen. 

Dem Provinziallandtag wurde nunmehr 
folgende Lösung vorgeschlagen: Entsprechend 
der im Elektrizitätsgesetz dem Reiche übertra- 
genen Verfügungsfreiheit über Kraftwerke und 


- Hochspannungsleitungen wird für den Bau und 
Betrieb der Kraftwerke und des Oberspannungs' 


netzes gemeinsam vom Reich und der Provinz 
eine Aktiengesellschaft, die „Ostpreußische 
Kraftwerke A. G.‘, mit einem Kapital von 
100 Mill. M gegründet. 
dem Reich, vertreten durch den Reichsschatz- 
minister, und der Provinz ein Vertrag verein- 
bart, demzufolge das Reich 51 Mill. M, die Pro- 


_vinz 49 Mill.M vom Kapital übernehmen. Von 


den 7 Aufsichtsräten sollen 4 vom Reich und 
3 von der Provinz gewählt werden. Der Vor- 
stand soll aus 2 Personen bestehen, von denen 


‚mangels einer Verständigung je eine von den 


Vertragschließenden ernannt wird. Als Zweck 
des Unternehmens bestimmt $ 5: „Das Unter- 
nehmen soll alle Kraftwerke, Oberspannungs- 
leitungen und Umspannwerke selbst bauen oder 
übernehmen und betreiben, die erforderlich sind, 
um unter Zusammenfassung der gesamten Elek- 
trizitätswirtschaft der Provinz den Strom an 
eine von der Provinz und ihren Kommunalver- 
bänden zu bildende Verteilungsgesellschaft zu 
einem Preise abzugeben, durch welchen die 
Selbstkosten des Unternehmens einschließlich 
einer angemessenen Verzinsung des Aktien- 
kapitals gedeckt werden, so daß jedenfalls die 
Verzinsung und Tilgung der- für die Aufbrin- 
gung des Aktienkapitals aufzunehmenden An- 
leihen gesichert ist.‘ 

In einem weiteren Vertrage werden die 


gegenseitigen Verpflichtungen zwischen der. 


Provinzund den Kreisen festgelegt. Diese grün- 
den mit der Provinz die „‚Überlandzentrale 
Ostpreußen A. G.‘, dienach $6des Vertrages 
in jedem Kreise die Mittelspannungsnetze mit 
den Transformatorenstationen sowie die Orts- 
netze selbst bauen oder übernehmen und betrei- 
ben, die Zähler vorhalten sowie den Strom von 
der „ÖOstpreußische Kraftwerke A. G.‘“ beziehen 
soll. Das Aktienkapital sollspäter 5 Mill. M be- 
tragen, von denen die Provinz und die Kreise 
je die Hälfte übernehmen, d. h. bei 35 Kreisen 
jeder 70 000 M: Für die Beschaffung des über 
das Aktienkapitalhinaus erforderlichen Anlage- 
kapitals sollen bis zum Höchstbetrage von 300 
Mill. M Darlehen aufgenommen oder Obliga- 
tionen ausgegeben werden, für welche Provinz 
und: Kreise eine gemeinsame Zins- und 'Til- 
gungsgarantie übernehmen. Der Aufsichtsrat 
sollaus 8 Personen bestehen, von denen 3 die 
Provinz, 3 die Kreise und 2 das Reich wählen. 
In den aus 2 Personen bestehenden Vorstand 
soll jeweils der Landesingenieur der Provinz ab- 
geordnet werden. Dabei ist für beide Aktien- 
gesellschaften der gleiche Vorstand in Aussicht 
senommen. Die ‚, Überlandzentrale‘ wird zu- 
nächst von der Provinz mit einem Kapital von 
1 Mill. M allein gegründet und das Aktien- 
kapıtal mit dem Hinzutritt der Kreise allmäh- 
lich erhöht. Yraz 


Von wesentlichster Bedeutung ist schließ- 


lich noch ein Vertrag zwischen Reich und Pro- 
vinz, in welchem letztere zur Gründung der 
„Überlandzentrale Ostpreußen A.G.‘ verpflich - 
tetwird. Das Reich anderseits verpflichtet sich, 
zur Aufbringung der Zins- und Tilgungsbeiträge 
von insgesamt 6,5% der von der Überlandzen- 
trale aufzunehmenden Darlehen von 300 Mill. M 
auf die Dauer von 15 Jahren, von der Aufnahme 
jeden Teilbetrages des Darlehens an gerechnet, 
einen Zuschuß von 3% zu gewähren. Eine Her- 
absetzung der Tarife ist für die Dauer der Zu- 


‚schußpflicht des Reiches von der Zustimmung 


des Reichsschatzministers abhängig. 

Der Provinziallandtag hat diese Verträge 
gutgeheißen,so daß die Elektrizitätsversorgung 
des Landes nunmehr in Angriff genommen wer- 
den kann. Hierbei kommen in Frage sämtliche 
Landkreise Ostpreußens, mit Ausnahme des 
Kreises Braunsberg, der die Versorgung seines 
Gebietes im Anschluß an eine Wasserkraft der 
Firma Schichau selbst durchführen will, sowie 


Hierüber ist zwischen. 


“Blekirotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 6. 


Be ms Ss 


die Landkreise der Provinz Westpreußen, im 
ganzen 35. Auch den selbständigen Stadtkrei- 
sen soll der Anschluß an das Versorgungsgebiet 
in gleicher Weise wie den Landkreisen möglich 
sein. Als Stromquellen sind zunächst zwei 
Wasserkraftwerke an der Alle in Fried- 
land und Gr. Wohnusdorfin Aussicht ge- 
nommen, u. zw.in Verbindung mit dem Dampf- 
kraftwerk der Stadt Königsberg, dessen 
Übernahme von der Kraftwerksgesellschaft vor- 
gesehen ist. 

In welehem Ausmaß der Ausbau vorge- 
sehen ist, mit welchem Absatz und mit welehem 
Ergebnis die Unternehmungen voraussichtlich 
arbeiten werden, geht aus der Vorlage an den 
Provinziallandtag nicht hervor. Angedeutet ist 
lediglich, daß ein Liehttarif von 1,50 bis 2 M/ 
kWh, ein Landwirtschaftstarif mit einer 
jährlichen Grundgebühr je Morgen Ackerland 
von 6 bis 3 M und einem Strompreis von 45 bis 
50 Pf für Licht und Kraft, ein Kleingewerbe- 
tarif mit einer Grundgebühr für jede installierte 
Pferdekraft und Lampe und einem gleichen 
Kilowattstundenpreis wie bei der Landwirt- 
schaft in Aussicht genommen sind. Erwäh- 
nenswert ist schließlich, daß für die gesamte 
Bauzeit von 10 Jahren Bauzinsen von 5,5% 
vorgesehen sind, und daß man Fehlbeträge, die 
trotz des Reichszuschusses von 3% sich er- 
geben sollten, zunächst durch Zuschußanleihen 
decken will. 

Es ist ein gewaltiges Unternehmen, das 
hier als erstes seit Einführung des Elektrizitäts- 
gesetzes ins Leben gerufen wird. Ob es sich be- 
währt,.ob es imstande ist, die auf es gesetzten 
Erwartungen zu erfüllen, muß die Zukunft leh- 
ren. Gegen die in Aussicht genommene Finanz- 
gebahrung müßte von privatwirtschaftlichem 
Standpunkt aus mancherlei geltend gemacht 
werden. Immerhin muß zugegeben werden, daß 
die Elektrizitätsversorgung des Landes mit größ- 
ter Beschleunigung in Angriff genommen werden 
muß,daß dies aber unmöglich wäre, wenn man 
die Vorlage einer unbedingt sicheren Wirtschaft- 
lichkeitsbereehnung zur Voraussetzung machen 
würde. Auch hat man sich vermutlich von der 
Überlegungleiten lassen, daß der wirtschaftliche 
Aufbau des Landes ohne eine ausgedehnte Elek- 
trizitätsversorgung unmöglich und der hier- 
durch für die Gesamtheit zu erwartende Vorteil 
höher zu veranschlagen sei als etwa der un- 
mittelbare Verlust, der sich möglicherweise hei 
dem Unternehmen selbst ergeben könnte. 

: Sgl. 

Hierzu wird von der Provinzialverwaltung 
in Königsberg noch folgendes mitgeteilt: 

Nachdem der Provinziallandtag am 19. XII, 
'1919 die Vorlage, betreffend die Versorgung der 
Provinz mit elektrischer Energie, einstimmig 
angenommen hatte, sind am 10. I. 1920 die 
Elektrizitätsgesellschaften gegründet worden, 
u. zw. durch Reich und Provinz die ‚„‚Ost- 


. preußische Kraftwerke ‘A. G.“ mit dem 


Sitz in Königsberg für den Bau und Betrieb der 
Kraftwerke und des Oberspannungsnetzes nebst 
den Haupttransformatoren sowie durch die 
Provinz die „Überlandzentrale Ostpreu- 
Ben A. G.“, gleichfalls mit dem Sitz in Königs- 
berg, für den Bau und Betrieb der Mittelspan- 
nungsnetze mit den Transformatorenstationen, 
der Ortsnetze (Niederspannungsnetze) in den 
Landgemeinden und Städten, soweit letztere 
von dem Bau eigener Netze Abstand nehmen, 
und für die Vorhaltung der Zähler. Den Krei- 
sen ist die Beteiligung an der Überlandzentrale 
vorbehalten. Zum Vorstand der beiden Elek- 
trizitätsgesellschaften wurden bestellt: Geh. 
ÖOberregierungsrat Wiehler und Landesbaurat 
Lowes, beide in Königsberg. 


Strompreise für die offenen Ladengeschäfte. 
Die Ladengeschäfte in Steglitz haben 
einen Stromverbrauch gehabt 
im Monat Oktober von 6677 kWh 
Bl „„... November ,, 7996. ,, , 
nach diesen Zahlen kann man ungefährschätzen 
den Dezember-Verbrauch auf 9500 kWh 


„  Januar- A 8,8000: ,, 
„ . Februar- EN 7.600078, 
ER} März- ” > 4000 ” ’ 


somit insgesamt rd 42 000 kWh, unter der Vor- 
aussetzung, daß die Läden auch ferner nur bis 
6 Uhr geöffnet sein dürfen. Diese 42 000 kWh 
beziehen sich auf eine Benutzungsdauer von 
250 Stunden unter der Annahme, daß die Läden 
1/, Stunde vor Beginn der Straßenbeleuchtung 
erhellt und noch Y5' Stunde nach Geschäfts- 
schluß beleuchtet werden, eine Annahme, die 
für die Läden eher zu optimistisch ist. Sie ent- 
sprechen bei 250 Benutzungsstunden einer 
Ladengrundbelastung von 42000 kWh: 250 
Stunden = rd 170 kW. Diese Grundbelastung 
ist so gering infolge der Verordnung des Reichs- 


kommissars für die Kohlenverteilung, da sämt- 
liche Außenbeleuchtung verboten und auch die 
Innenbeleuchtung scharf eingeschränkt ist. 

wu Die Selbstkosten einer Kilowattstunde 
Spitzenstrom errechnen sich annähernd nach 
folgender Formel: 


FR K-+-k.n 
N 
Es bedeutet; 
S = Selbstkosten einer Kilowattstunde 


Spitzenstrom, 
K = feste. Kosten, 
= Kohlenkosten für eine Kilowattstunde, 
y = Benutzungsstunden (Brennstunden). 
Nach dem Etatansatz für 1920 betragen 
die Kosten zu K in M: 


u Verwalbuner kurs teha  kh 176 434,67 
2%. Betrieb des Kraftwerkes . . 229 977, — 
3. Materialien mit Ausnahme der 

Kohlen ERROR END TIAE 15 500, — 
4. Unterhaltung und Ergänzung 72 500, — 
5. Betrieb und Unterhaltung des 

NEE EN a hl ik. 53 418 
6. Anteilige Kosten der Hausan - 

schlüsse . . . AR ah 7740, — 


7. Schuldendienst 
8. Rücklagen 


187 516,33 
407 672, — 
1 150 758, — 
Diese 1150 758 M beziehen sich auf eine 
Spitzenleistungdes Kraftwerkes von 2000 kW, 
es kostet somit 1 KW Spitzenleistung: 
1150 758 : 2000 = 580 M. 


Die Kosten für k betragen nach dem Etat- 
ansatz 0,20 M, entsprechend einem Steinkoh - 
lenpreis von 120 M/t frei Werk. 

n beträgt 
für 6 Uhr-Ladenschluß . . . . 250 Stunden 

EN EUNER » EEE 
RE SUREN > + .180 = 610 

Hiernach ergeben sich die Selbstkosten 

für 6 Uhr-Ladenschluß: 
5830 - 0,20. 
2 250 
Uhr-Ladenschluß : 
580 4 0,20. 430 
430 
für S Uhr-Ladenschluß: 
580 + 0,20. 610 
610 

Bei einem Köhlenpreis von 120 M/t beträg! 
der Strompreis nach Tarif I 1,40 M/kWh, d.h. 
das Elektrizitätswerk hat einen Verlust von 

2,52 M 
ER 
a 
für jede Kilowattstunde Ladenbeleuchtung bei 
6 Uhr-Ladenschluß. 

Die Vermeidung eines Verlustes ist nur 
möglich unter Schaffung eines gleitenden Tarifs 
für die Ladenbeleuchtung, beeinflußt durch die 
verschiedenen Ladenschlußzeiten. 

Es gibt zwei Wege, um dieses Ziel zu er- 
reichen: 

Erhebung einer Grundgebühr auf das Kilo- 
watt Belastung und die Erhebung einer Gebühr 
für die Anzahl der entnommenen Kilowattstun- 
den, 

Diese Lösung ist nicht zu empfehlen wegen 
der schweren Kontrolle. Die Aufstellung von 
Strombegrenzern ist wegen der größeren Be- 
lastung in den Läden nicht zu empfehlen und 
die ständige Kontrolle der Geschäfte durch be- 
sondere Beamte zu teuer, 1 

Es muß vielmehr die Lösung auf dem zwei- 
ten Wege gesucht werden durch einen allge- 
meinen gleitenden Tarif auf Basis der verschie- 
denen Ladenschlußzeiten. 3 

Bei dem gleitenden Tarif I beträgt in Steg- 
litz der Preis für 1 kWh 0,40 M bei einem Stein- 
kohlenpreis von 20 M/t frei Werk. Er erhöht 
sich für jede Kilowattstunde um 10% für jede 
angefangene 4 M Kohlenpreissteigerung. 

Dieser Tarif verläuft gemäß Kurve I (Abb. 
1, S. 116) nach einer Geraden und entspricht 
einer Preisklausel von 1 Pf/kWh je Mark für die 
T'onne Kohlenpreis. Die Kurven II, III und IV 
entsprechen den Selbstkostenpreisen nach obi- 
gem Ansatz für die verschiedenen Ladenschluß- 
zeiten. Das Kurvenbild zeigt deutlich, daß der 
Zuschuß des Werkes bei Lieferung des Stromes 
nach dem allgemeinen Tarif um so größer wird, 
je geringer die Kohlenpreise sind. 

Bei einem Kohlenpreis von 20 M/t hat das 
Elektrizitätswerk bei 6 Uhr-Ladenschluß einen 
Verlust von (2,35 — 0,40) 250 — 487,50 M jähr- 
lich für jedes Kilowatt Ladenbeleuentung. Erst 
bei einem Kohlenpreis von rd 260 M/t schnei- 
det die Tariflinie die Linie der Selbstkosten. 

Das Bild zeigt ferner, daß der Preis für die 
Wattstunde nur sehr geringen Schwankungen 
ausgesetzt ist, derartig geringen, daß je ein Ein- 


250 


—=22,52:M/kWh, 


” 


für 7 


—= 115 EL 


TE 


heitspreis für die beiden Ladenschlußzeiten ge- 
nügt, um das Elektrizitätswerk vor großen 
Schädigungen zu bewahren. Für Steglitz kann 
man mit genügender Genauigkeit folgende 
Strompreise für die offenen Ladengeschäfte fest- 
setzen: 

a) für 

b) 
mit dem Zusatz, daß, falls die Preise des allge- 
meinen 'Tarits vorstehenden Preis überschrei- 
ten, die Verreehnung zu den Preisen des allge- 
meinen gleitenden Tarifs vorgenommen wird. 

Diese Preiserhöhung würde für das Elektri- 
zitätswerk eine Mehreinnahme von 
42000 . 1,60 = 67 200 M 

bedeuten. ‘Eine Abschreckung der Abnehmer 
ist nicht zu befürchten, denn weniger als jetzt 
können sie nicht gebrauchen. Eine Abwande- 
rung auf Gasbeleuchtung wird auch nicht oder 
nur wenig stattfinden, weil für eine kurze Brenn- 
zeit die Beleuchtungsart. gewählt wird, die die 
bequemste ist. 


6 Uhr-Ladenschluß 3 M/kWh, 
- & 5) 


”s 4 >» > - PR} 


3,00 


2,60 


> 


2,20 


& 
S 


a 
AS 
SQ 


Ötrompreise in M/kWh 
a 
I 
Ss 


. 
Ss 


Mr aa 


ne 
33 66 70 


0 20 [27] 


20 P/7] 
700 740 780 
M/t Steinkohle 


Abb. 1. Gleitender Tarif (7) und Selbstkosten für 1 kWh 
Ladenbeleuchtung (IZ bei 8 Uhr-, III bei 7 Uhr-, IV bei 
6 Uhr-Ladenschluß) des Städt. E.-W., Steglitz. 


30Pf 
300° 5 


Der S Uhr-Ladenschluß wird in Deutsch- 
land niemals wieder eingeführt werden. Diese 
Tatsache zwingt die Elektrizitätswerke, beson- 
ders diejenigen, deren Wirtschaftlichkeit in 
erster Linie von der Beleuchtung abhängt, vor- 
sichtiger als bisher in der Preispolitik zu sein, 
besonders ne Kohlenpreisen. Geben 
wir ferner den Läden die elektrische Arbeit zu 
den gleichen Bedingungen wie den Wohnungen, 
so schädigen wir die guten Abnehmer auf Ko- 
sten der schlechten. Der Ladenbesitzer wird, 
besonders für eine kurze Brennzeit, viel Licht 
einschalten, und nur eine gute Preispolitik 
kann die Auswüchse ‚der Spitzenbelastungen, 
wie sie vor dem Kriege bestanden, beseitigen. 

Wer elektrische Arbeit während der Spitzen- 
belastung, u. zw. nur während der Spitzenbe- 
lastung, beansprucht, muß sich auch damit 
abfinden, dem Werk zumindest die Selbst- 
kosten zu erstatten. 

Die kürzere Arbeitszeit hat schon einen 
heilbaren Einfluß auf die Spitzenbelastung ge- 
habt. Hoffentlich genügt auch diese kleine An- 
regung, für die verbleibende Spitze die not- 
wendigen Strompreise zu fordern. 

Rehmer. 


Die Zerstörung der Großfunkstelle 
Kamina (Togo). 


In Nr. 81 der „Wireless World‘ von 1919 
- ist ein Aufsatz über die deutsche Großfunk- 
stelle Kamina in Togo enthalten, in dem die 
Anlage kurz beschrieben, ihr Zweck als Ver- 
mittlungsstelle zwischen Deutschland und ähn- 
lichen Großfunkstellen in Deutsch-Südwest- 
afrika und Deutsch-Ostafrika dargelegt und 
schließlich ihre Zerstörung geschildert wird. 
Da der Verfasser bei der Zerstörung nicht an- 
wesend war, enthält seine Darstellung Unrich- 
tigkeiten. Aber abgesehen davon verdienen 
seine daran angeknüpften Bemerkungen Zu- 
rückweisung. „Unter Hinweis auf Photogra- 
phien, die das Zerstörungswerk veranschau- 
lichen sollen, spricht er von der dabei änge- 
wandten „teutonischen Gründlichkeit‘“ und 
fährt fort, daß eine derart völlige Zerstörung 
eines technischen Werkes, die sich bis auf seine 
kleinsten Teile erstrecke, wahren Ingenieuren 
unerklärlich sei. Diese würden sich damit be- 
gnügt haben, die Station betriebsunfähig zu 
machen, nicht aber unwesentliche Teile zer- 
schlagen. Wer die Bilder ansähe, sei geneigt, 
die Zerstörer für „unartige, kreischende Kıin- 
der“ zu halten, die ihr Spielzeug zerbrechen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


\ 


Diese Äußerungen erinnern mich, der ich 
die harte Aufgabe hatte, das Zerstörungswerk 
vorzubereiten und zu leiten,an eine Bemerkung, 
die der Führer der verbündeten Truppen nach 
der Einnahme Kaminas, ‚dessen Verteidiger 
schließlich einem an Zahl und Feuerkraft weit 
überlegenen Gegner weichen mußten, machte: 
er verstünde nicht, warum die Deutschen die 
Anlage zerstört hätten, man hätte sie doch 
ruhig bestehen lassen und übergeben können. 


Gerade diese Äußerung bewies uns damals, |‘ 


wie nötig vom deutschen Standpunkt aus die 
Zerstörung, die übrigens von der zuständigen 
heimischen Stelle befohlen worden war, ge- 
wesen war. Das Zerstörungswerk war eine un- 
vermeidliche Folge des Krieges. Man durfte 
dieses wichtige Nachriehtenmittel nicht in die‘ 
Hände des Gegners fallen lassen, wollte man 
ihm nicht die Möglichkeit bieten, sie für seine 
Zwecke zu verwenden, und damit die eigenen 
Interessen aufs schwerste schädigen. Nament- 
lich hätten die Gegner den Verkehr der deut- 
schen Kriegsschiffe und, besonders den Verkehr 
zwischen Duala und Windhuk und zwischen 
Windhuk und Nauen stören können. Wenn wir 
uns aber etwa auf die Vernichtung wichtiger 
Teile hätten beschränken wollen, so konnten 
die ganz gebliebenen Teile immer noch unter 
Benutzung von Ersatzstücken wieder betriebs-- 
fähig gemacht oder anderweit für Zwecke der 
Kriegführung verwendet werden. Sie,hätten 
also zur Vermehrung der gegnerischen Kriegs- 
mittel gedient. Da es überdies unsere Pflicht 
war, die Anlage so lange als irgend möglich im 
Interesse ihrer Beibehaltung als Verkehrsver- 
mittler betriebsfähig zu erhalten, so mußte 
schließlich die Zerstörung der gewaltigen, ein 
ausgedehntes Gelände beanspruchenden An- 
lage mit ihren neun hohen Türmen mit größter 
Sehnelligkeit ausgeführt werden, damit der 
immer näher heranrückende Feind, dem die 
schwachen Verteidigungstruppen mehrfach Halt 
zu bieten, den sie aber nieht zurückzuwerfen 
vermocht hatten, uns nicht vor der Vollendung 
des Vernichtungswerkes überraschte. Wir konn- 
ten daher nicht in aller Gemächlichkeit die Teile 
auswählen, die uns ausreichend erschienen, um 
die Anlage so betriebsunfäbig zu machen, daß. 
sie nicht in kurzer Zeit wieder hergestellt wer- 
den konnte, sondern die Zerstörung mußte in 
kürzester Zeit, noch dazu während der Nacht, 
erfolgen. Weiter aber war bei der Zerstörung 
der Anlage der Gesichtspunkt maßgebend. daß 
der Feind nicht wertvolle Fabrikationsgeheim- 
nisse u. dgl. erfuhr, zumal es: bis dahin den Eng- 
ländern und Franzosen nicht gelungen war, auf 
eine derartige Entfernung in den Tropen einen 
betriebssicheren Funkverkehr herbeizuführen. 

Entscheidend war also die unerbittliche 
eiserne Notwendiekeit, die zur Vernichtung die- 
ses großartigen Werkes zwang. Nur weil wir 
alle diesen harten Zwang einsahen, konnten 
diejenigen, die’zum Teil jahrelang an dem 
nahezu vollendeten Werke mitgearbeitet und 
große Hoffnungen auf seine Leistungen ge- 
setzt hatten, es übers Herz bringen, bei der Ver- 
niehtung mitzuwirken. Manchem der braven 
Ingenieure, Telegraphisten, Monteure usw. 
traten die Tränen in die Augen, und wir alle 
konnten nur mit Mühe unsere Rührung unter-. 
drücken, als wir am anderen Morgen das einem 
Trümmerfeld gleichende Stationsgelände er- 
bliekten, in dem die weißen Fundamente der 
umgestürzten Türme gleichsam als Leichen- 
steine auf dem Grabe eines Werkes hervor- 
ragten, dessen Leistungsfähigkeit wir alle wäh- 
rend der Verteidigung alltäglich durch das 
Lesen .der aus der Heimat hinübergefunkten 
und lückenlos aufgenommenen Nachrichten 
schätzen gelernt hatten. . 

Bezeichnend für das Bestreben des Ver- 
fassers jenes Aufsatzes, alles, was mit den Deut- 
schen Beziehung hat, herabzusetzen, sind noch 
zwei andere Bemerkungen. Er bringt eine von 
dem Baupersonal hergestellte Photographie 
des Gebäudes für die Sende- und Maschinenan- 
lage der Großfunkstelle mit dem Bau- und Be- 
triebspersonal und knüpft daran abfällige Be- 
merkungen über die vielen Farbigen, die auf 
dem Bilde stehen. Selbst größere Stationen 
als Kamina — welche größere Anlage im Jahre 
1914 die Marconigesellschaft in den Tropen er- 
baut hatte, darüber schweigt sich aus begreif- 
lichen Gründen der Verfasser völlig aus! — be- 
dürften eines so großen Bestandes ungeübter 
Leute nicht. Der schwer zu erratende Beweg- 
grund dafür, die vielen Eingeborenen auf das 
Bild zu bringen, sei wohl der gewesen, daß man 
Propaganda hätte machen wollen. — Wenn die 
Marconigesellschaft schon Erfahrungen in der 
Herstellung großer Funkstellen in den Tro- 
pen damals gehabt hätte, würde sie wissen, daß 
zu den umfangreichen Erd-, Ausrodungs-, Ent- 
wässerungs- und Hochbauarbeiten eine sehr, 
große Zahl von Arbeitern gehört. Die Togo- 
eingeborenen haben dank ihrer Anstelligkeit 
und der angemessenen Unterweisung in der. 
Tat tüchtig bei dem Stationsbau mitgeholfen ; 


‚Der 


ES Kr ng e 


es war also ganz berechtigt, sie als Baumänn- 


schaft auf der Platte mit festzuhalten. 
Der Verfasser kann die Bedeutung der 
Großfunkstelle nieht in Abrede stellen, bezeich- 
net die Anlage als ein Beispielder besseren Seite 
der deutschen Kolonisierungsmethode (viel- 
leicht wird die Entwicklung bald lehren, daß 
es noch manche andere soleher guten Seiten 
gibt), fügt abersofort, um dieses un vermeidliche 
peinliche Lob genügend abzuschwächen, hinzu, 


daß sie zweifellos in erster Linie als ein „Vor- 


posten! der Wilhelmstraße‘ aufzufassen . sei. 
Offenbar um die sich den Lesern aufdrängende 
Frage, warum die Marconigesellschaft damals 
nicht auch solche Großfunkstellen in den 'Tro- 
pen hergestellt habe, gleich abzutun, ergeht 
sich dann der Verfasser in abfälligen Bemer- 
kungen über die große Geldverschwendung. 
Jede Maschine sei doppelt vorhanden gewesen, 
so daß die ganze technische Einrichtung eigent- 
lich in zweifacher Ausführung da war. Es ist 
nieht anzunehmen, daß der Verfasser, obgleich 
die Marconigesellschaft noch keine Erfahrungen 
aufdem Gebiete hatte, wirklich die Notwendig- 
keit eines genügenden Ersatzmaterials 
Funkanlagen in Gegenden, wo die Beschaffung 
von Ersatzstücken mehrere Monate dauert, 
nicht einsieht. Vielmehr hat eben auch bei 
dieser Bemerkung das Bestreben mitgesprochen, 
alles, was von den Deutschen kommt, soschlecht 
als möglich zu machen. 


5. Februar 1920. u. 


fürz 


Daß dies dem Verfasser gelungen ist, muß 


als ausgeschlossen gelten, soweit es sich um 
vorurteilslose Leser handelt, die die Dinge an- 
sehen, wie sie sind. Und für diese ist eine Her- 


absetzung dieses in Togo geleisteten Werkes, 


nicht möglich. Denn die Großfunkstelle Ka- 
mina, deren ausgezeichnete Leistungen auch 
die siegreichen Angreifer nach der Einnahme 
der Station an der Hand der lückenlos aufge- 
nommenen Berichte der deutschen Obersten 
Heeresleitung haben anerkennen müssen, war 
ein herrliches Denkmal deutschen Fleißes und 
deutscher Zähigkeit (d. bh. der auch in jenem 
Aufsatz bespöttelten ‚„Gründliehkeit“), das 
trotz der durch ein verhängnisvolles Gesehick 
nur kurzen Dauer seiner Wirksamkeit seinen 
Fa in der Geschichte des Verkehrs behalten 
wird. 

Daß dieses Werk der Vernichtung anheim 
fiel, geschah deshalb, weil der Krieg nach 
‚Afrika getragen wurde.. Vielleicht beschäftigt 
sich der Verfasser jenes Aufsatzes auch einmal 
mit der Frage, ob-es überhaupt gerechtfertigt 
und. nötig war, den Krieg auf Afrika auszu- 


dehnen und den Eingeborenen das Schauspiel 
der Bekämpfung der weißen Rasse unterein- 


ander zu bieten. Vielleicht lenkt der Verfasser 
seine Aufmerksamkeit auch einmal darauf, wie 
man nachher mit den Erbauern und Vertei- 
digern der Großfunkstelle Kamina in der Ge- 
fangenschaft verfuhr. Bei der grausamen, un- 
menschlichen Behandlung, dieihnen da von den 
Landsleuten der Eroberer Kaminas zuteil 
wurde, offenbarten diese einen Zerstörungs- 
trieb, der denjenigen, von dem'angeblich die 
Deutschen bei der Vernichtung der Großfunk- 
stelle beseelt gewesen waren, weit übertraf! In 
Kamina richtete sich der Zerstörungstrieb 
gegen eine tote Sache, in der Gefangenschaft 
dagegen gegen wehr- und schuldlose Menschen, 
die lediglich ihre Pflichtihrem Vaterland gesen- 
über erfüllt hatten. 
Dr. Max Roscher. 


f 


x 


LITERATUR. 


Besprechungen. ) 


Brntnitt. 2dber erfahrungs- 
wissenschaftlichen Intelligenz 
‘in die Verwaltung. Von Geh. Reg:- 
‚Rat Prof. Dr. Eckert. Heft 5 der Schriften 
‘ der. Deutschen Gesellschaft für soziales 
Recht. 241 8. in 8° Verlag von Werd, 
Enke, Stuttgart 1919. Preis geb. 12 M, 
Dieses Sammelheft der Deutschen Gesell- 
schalt für soziales Recht enthält 14 Einzelauf- 
sätze namhafter Verfasser‘ verschiedenster Be- 
rufe und. Richtungen. 
alle. kennzeichnet, 
dureh: Die einseitig formale huma- 
nistisch-philolo eisch-juristische 
Ausbildung unserer Verwaltungsbeamten muß 
immer mehr einer 
tisch-naturwissenschaftlich-tech- 
nisch-volkswirtschaftlichen 
bildung weichen. Die. geschichtliche \Entwick- 
lung zeigt, daß zur Zeit Friedrich Wilhelms I, 
und Friedrichs des Großen der preußische Ver- 
waltungsbeamte nur naturwissenschaftlich-ka- 
meralistische. keine juristischen Vorkenntnisse zu 
besitzen brauchte (s. Studienplan der Kameral- 


Als. Leitmotiv,- das sie 
zieht sich durch sie hin-_ 


allgemeinen prak- 


Vor- 


behandelt 
‚Hochschule 


5. Februar 1920. 


- m 
schule in Bonn). Auch der Reichsfreiherr v. Stein 
verlangt noch keine iwfästische Vorbildung;. erst 
in der Hardenbergschen Zeit, 1817, erwartet 
man von dem Verwaltungsbeamten auch gründ- 
liche Kenntnisse des Rechts neben der er: 
fahrungswissenschaftlichen Vorbildung und 
stellte die Tätigkeit als Auskultator bei einer 
Gerichtsbehörde frei. Erst 1846 wurde das 
Bestehen der zweiten. juristischen Prü- 
fune zum Referendariat zur Vorbedingrung 


für den Eintritt in den Verwaltungsdienst. 
immer aber noch unter Nachweis . volkswirt- 
schaftlicher _ Kenntnisse. Allmählich ° aber 


schwanden auch diese Anforderungen, und es 
genügte eine rein juristische Ausbildung. In 
veuerer Zeit erst wieder tritt nach dem "ersten 
neferendariatsjahr eine Trennung .in der Aus- 
bildung der Regierungsreferendare von den 
Gerichtsreferendaren auf. 
alle diese Reformbestrebungen stellen sich alle 
14 Verfasser auf den Standpunkt, daß jede 
erfahrungswissenschaftliche Hochschulbildung, 
ergänzt durch praktische Kunde des Rechtes, 
zum Eintritt in den höheren Verwaltungsdienst 
berechtigen müsse. 


 Einleitend beleuchtet Regierungsbaumeister 
0. Schleicher aus Heilbronn den „Kern 
der . Frage“. OÖberregierungsrat Franz 
Kohler behandelt den „Bürokratismus“. 
Dieser stellt die Form über die Sache, ist 
weltfremd, schwerfällis, langsam und wun- 
schlüssig, ihm fehlt das hohe sittliche Verant- 
wortungsgefühl, und das persönliche Interesse 
an den Geschäften, er arbeitet unwirtschaft- 
lich. Neben den Formelmenschen fehlen. die 
Praktiker. Als Grundlagen des ‚Technischen 
Denkens“ nennt Herr Prof. Th. Janssen von 
von der Charlottenburger Technischen Hoch- 
schule „Das Erkennen der Stoffe und Kräfte 
der Natur und ihrer Wirkungen sowie die be- 
wußte, gewollte Anwendune‘ der Erkenntnisse 
zur Befriedigung der menschlichen Bedürf- 
nisse“. Privatdozent Dr. Ernst Schultze 
von der Leipziger Universität erkennt „Die 
Entschlußkraft“. *als die Grundbedingung der 
Verwaltungsreform, Professor W. Franz 
„Die Technische Hochschule als 
der höheren Verwaltung“. Die 


_ beste Vorbildunge des Verwaltungsbeamten ist 


, 


die juristisch-technisch-wirtschaftliche, wie sie 
z. B. schon heute der Verwaltungsingenieur er- 
hält. Der Professor der Handelswissenschaften 


an der Königsberger Handelshochschule, Dr. 


FelixWernser, weist seinerseits darauf hin, 
laß „Die Handelshochschule als Hochschule 


der Verwaltung“ selten könne, und nennt eine- 


Reihe von Gebieten, auf denen gerade Diplom- 
kaufleute als Verwaltungsbeamte Verwendung 
finden sollten, -Prof.- Dr. Karl Kinder- 
mann’ von der. Landwirtschaftlichen Hoch- 
schule Hohenheim-Stuttgart' bespricht die Auf- 
gaben „der landwirtschaftlichen Hochschule in 
den Meisterjahren“. In etwas schwärmerischer 
Auffassung der jetzigen Verhältnisse — „Das 
deutsche Volk ist am "Werk, nach seinem 
Kriegsmeisterstück sein Bürgermeisterstück zu 
liefern“ beginnt er schreibt _ er den land- 
wirtschaftlichen Hochschulen hohe erzieherische 
Aufgaben auch füp Verwaltungsbeamte zu. 
Prof. Dr. Fritz Stier-So’mlo aus Köln 
behandelt „Die Verwaltungshochschulen und 
die erfahrungswissenschaftliche 
Prof, Dr. phil. :et jur: Kollmann aus 
Darmstadt würdigt den , ee als Organi- 
sator in Staat und Gemeinde“. Das Versagen 
der formalen’ Verwaltungsbeamten stellt er 


dem frischen Wirken des technischen Organi- 
..sators 


gegenüber. Julius Steinberg 
aus Bonn wieder nennt eine Reihe von Gebie- 
ten, die dem „Kaufmann als Organisator“ vor- 
behalten bleiben sollten. Über ‚die Vorbil- 
dung. zum. höheren Staatsdienst“ macht dann 


der Geh. Oberpostrat Prof. Dr. Strecker 
aus Berlin seine schon in der „ETZ“ be- 
sprochenen Ausführungen. Der Abgeordnete 


Peus aus Dessau tritt 
„Dem Tiüchtigen freie Bahn“ u. a, für eine 
stärkere Heranziehung von Politikern und Ge- 
werkschaftsbeamten ein. Dr. Heinz Pott- 
hoff aus München führt in ‚Soziales Recht 
im: Volksstaat“ aus, daß in dem Ziele des 
höchsten Glückes aller, beruhend auf der höch- 
sten Leistung aller, die Synthese zwischen den 
fälschlich für Gegensätze gehaltenen liberalen 
und sozialistischen Anschauungen gegeben ist. 
Im Schlußaufsatz betont Dr.-Sng. Ritzmann 
aus Karlsruhe, daß die unmittelbare Nutzbar- 
machung auch “nichtjuristischer Intelligenz 
für die Verwaltungsarbeit zu erstreben .ist 
und der Aufgabenkreis der einzelnen Verwal- 


tungsbeamten den verfügbaren Kräften besser 


angepaßt werden muß. Die Fachausbildung 
darf weder im Studium, noch in der Vorberei- 
tungszeit ganz einseitig sein, sie muß ‚den An- 
schluß an die anderen Fachgebiete, die im öf- 
fentlichei Leben von Bedeutung sind, ‘soweit 
vermitteln, daß gegenseitiges Verstehen mög- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Weitersehend als 


Ausbildung“, 


in dem Aufsatz 


1920. 


lich ist. So wird dem Verwaltungsbeamten der 
Zukunft die Freiheit des Handelns wiederge- 
wonnen werden. ‘Er wird wieder fähig wer- 
den, sich nicht nur formal, sondern auch ma- 
teriell verantwortlich zu bet ätigen, 

Im ganzen stellt das Sammelheft ein beach- 
tens- und lesenswertes Werk dar. 


W. Becker, Reg.-Bauneister a. D 


Handbuch der Radiologie. Bd. 5. Von 
Prof. Dr. Erieh Marx. Mit 307 Textabbil- 
dungen und Tabellen. 706 S.in 8°. Akade- 
mische Verlagsanstalt. Leipzig 1919. Preis 
65 M. 

Trotz erheblicher, in den Zeitumständen 
begründeter Schwierigkeiten ist der 5. Band 
des von E. Marxherausgegebenen Handbuches 
der Radiologie nunmehr erschienen. Er zeiht 
sieh den bisher erschienenen Bänden- (1I. Ra- 


dioaktive Substanzen, von E. Rutherford. 
III. Glimmentladung von E. Gehreke; Posi- 
tive Säule von R. Seeliger: Lichtelektrizität 


von W. Hallwachs. IV. Kanalstrahlen von 
W. Wien; Liehtbogen von A. Hagenbach; 
Glühelektroden von O0. W. Richardson; 
Flammenleitung von E. Mar x) würdig an. 
Das im Laufe der letzten 25 Jahre zu unge- 
heurer Bedeutung Aaremnällene Gebiet. der 
Kathoden- und "Röntgenstrahlen ist in er- 
schöpfender Weise von berufensten Mitarbei- 
tern dargestellt. Es haben geschrieben über: 
die Spezifische Ladung des Elektrons A. Be- 
stelmeyer, die Reflexion, Diffusion, Absorp- 
tion, Sekundärstrahlung von Kathodenstrah- 
len H. Starke, Röntgenstr ahlen E. Marx. 
Die gewaltige Entwicklung gerade des 
letztgenannten Gebietes in den allerletzten Jah- 
ren, namentlich durch die an die Lauesche 
Entdeckung der Interferenz der Röntgenstrah- 
len anknüpfenden zahlreichen Untersuchungen 
brachte es mit sich, daß die Darstellung, mehr 
als vielleicht vom didaktischen Standpunkt aus 
wünschenswert, historische Form annehmen 
mußte, damit nicht die bereits fertiggestellten 
Teile schon während des Druckes veralteten. 
Wird auch dadurch, namentlich durch die häu- 
figen Verweisungen auf späteres, das Studium 
nicht gerade erleichtert, so -bietet sich doch 
anderseits als Lohn der Arbeit dem Leser der 
Genuß einer ausführlichen zusammenhängen- 
den Darstellung des Werdens und des jetzigen 
Standes unserer Kenntnisse vom Wesen der 
Röntgenstrahlen und von dem durch ihre Ver- 
mittlung aufgehellten Aufbau der Materie aus 
ihren Atomen und der Atome selbst aus ihren 
noch kleineren Bestandteilen, den Rutherford- 
Bohrschen Kernen und den sie als Planeten um- 


kreisenden Elektronen. W. Kaufmann. 
Eingänge. 
(‚Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
. Bücher. 
Nacht und Morgen der Weltwirtschaft. Eine 
objektive Betrachtung der gegenwärtigen in- 


dustriellen Wirtschaftslage der Erde, unter be- 
sonderer Berücksichtigung Deutschlands. Von 
Oberingenieur OÖ. ©, Roedder. 50 S. in 80. In- 


_  dustrieverlag Vogler &Seiler, G.m. b. H., Chemnitz 


1919. : 


Grundriß der Funkentelegraphie in gemein- 
verständlicher Darstellung. Von Dr. F. Fuchs. 
11. Aufl. 130 Textabb. 72 S. in 80. Verlag von 
R. Oldenbourg, München und Berlin 1920. Preis 
geh. 2,75 M. 


Kleiner Leitfaden der praktischen Physik, 
Von Friedr. Kohlrausch. 3. Aufl. Neubearb. 
von Prof. Dr. H. Scholl. Mit 165 Textabb. XX 
und 3248. in 80. Verlag von B. G. Teubner, 
Leipzig und Berlin 1919. Preis geb. 10 M. 


Doktordissertationen. 


R. Kröner. Versuche über Strömungen in stark 
erweiterten Kanälen. Technische Hochschule 
Berlin. 1915. 


F, Müller. Über die Ermittlung des Temperatur- 
verlaufes von schnellströmenden Gasen oder 
Dämpfen bei Expansion in einer Laval-Düse. 
Technische Hochschule Berlin. 1919. 


"M. Enzweiler. Die Grundwasserabsenkungsmethode 


in ihrer Anwendung auf den Unterwassertunnel- 
bau unter besonderer Berücksichtigung der Groß- 
Berliner Verhältnisse. Technische Hochschule 
Charlottenburg. 


Zeitschriften. 


Archiv für Elektrotechnik. Bd. 8, Heft 10, 
enthält folgende Arbeiten: R. Nagel, Die Ver- 
wertung der Glimmwirkung elektrischer Leiter 
zum Schutz gegen Überspannungen. M. Jakob, 
Zur Frage der Messung von Öberflächentempera- 
turen in der Elektrotechnik. Erwiderung auf die 
Bemerkungen des Herrn Kade. V. Vieweg, Be- 
stimmung der Dieke der Ölschicht bei Lagern. 


Helt 6. 


1.27 


„Werkstatis-Technik“. 2.Sonderheft, Nov. 1919. 
Meßgeräte und Mefß’verfahren. Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1919. Preis 3 M (für Abonnen- 
ten 1,20 M). 

[Das Sonderheft enthält folgende Aufsätze: 
Meßgeräte und Meßßverfahren. Von M.Kurrein. — 
Interferenzkomparator für Endmaßle. Von F, Göpel. 
— Was muß in der Werkzeugmacherei an Meß- 
werkzeugen vorhanden sein? — Fühlhebel in der 


Werkstatt. — Meßßmaschinen. — Neujustierung und 
Genauigkeit von Mikrometern. — Selbstherstellung 
von Kalibern. — Zifferblatt-Mefßßwerkzeuge. | - 


Neue Zeitschriften. 


„Zeitschrift für Fernmeldetechnik, Werk- 
und Gerätebau“. Herausgegeben von Prof. Dr. 
R. Franke, Borlin-Lankwitz. Bd. 1, 1920, Heft 1. 
Verlag von R. Oldenbourg, München und Berlin, 
Bezugspreis 20 M (Ausland 26 M). 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Hochleistungsschalter. 
(Ölschafter für Gleichstrom.) 

In einem Zusatz zu seinem Diskussions- 
beitrag im Sitzungsbericht des Elektro- 
technischen Vereins vom 29. .IV. 1919 
in der ‚„ETZ‘“ 1919, S. 655, meint Herr BIER- 
MANNS, daß die günstigen Erfahrungen, die 
ich über Ölscahlter für Gleichstrom mitgeteilt 
babe, darauf zurückzuführen seien, daß die 
Anwendung sich auf Nebenschlußmotoren be- 
schränkt habe. Das trifft aber nieht zu, sondern 
die Gleiehstrom-Ölschaltersind auch an zabl- 
reichen Stellen zum Schutz von Hauptstron:.- 
motoren (Krane usw.)angewendet worden. Daß 
nach dem Schema des Nebenschlußmotors, rich - 
tige Schaltung des Anlassers vorausgesetzt, bei 
der Unterbrechung keine Überspannungsget fahr 
vorhanden ist, ist klar. Dasselbe gilt aber auch 
für Hauptstrommotoren, wenn sie im Laufen 
abgeschaltet werden. In diesem Falle ist näm- 
lich bekanntlich im Moment der Abschaltung 
die EMK des Ankers der durch die Abschaltung 
des Feldes erzeugten EMK entgegengerichtet, 
so daß nur die Differenz beider zur Wirkung 
kommen kann. Dementsprechend ist ja auch 
das Absehaltfeuer eines laufenden Hauptstrom- 
motörs sehr gering, und das Feuer wird nur be- 
denklicb, wenn der Motor beim Versuch des 
Anfahrens noch in ruhendem Zustande abge- 
schaltet wird. Diese Vorgänge sind vom Stra- 
ßenbahnbetrieb her allgemein bekannt. Nun 
ist aber die Stromunterbrechung durch den Öl- 
schalter bei Gleichstrom gar nicht so momentan, 
wie irrtümlich immer behauptet wird. Im 
Gegenteil, der Liehtbogen zieht sich bei Gleich - 
strom und den hier in Betracht kommenden 
höheren. Stromstärken unter Öl ziemlieh lang, 
was durch Versuche leicht festzustellen ist. Da- 
mit entfällt aber auch der Grund für eine angeb- 
lich größere Überspannungsgefahr, die nach 
meiner Anschauung sicher nicht erößer ist, als 
bei den sonst üblichen Automaten mit magneti- 
scher Blasung. 

Da, wie auch in der Diskussion wiederholt 
betont wurde, auch an anderen Stellen seit vie- 
len Jahren mit Ölschaltern für Gleichstrom nur 
günstige Erfahrungen gemacht wurden, so hoffe 
ich, daß nunmehr das speziell in Berlin herr- 
sebende Vorurteil gegen die Anwendung von 
Gleichstrom-Ölschaltern endgültig beseitigt ist. 

Frankfurt a, Main, 22. XII. 1919. 
Max Vogelsang. 


“Erwiderung, 


Herr VOGELSANG befindet sich im Irrtum, 
wenn er'annimmt, daß Hauptschlußmotoren 
sich beim Abschalten ähnlich günstig verhalten 
wie Nebenschlußmotoren, das Gegenteil ist viel- 
mehr, wie ja auch die aus dem Kontrollerbau 
bekannten Erfahrungen beweisen, der Fall. 
Beim abgeschalteten Hauptschlußmotor ist 
keinerlei Verkettung der Erreger- und auch — 
infolge der Stellung der Bürsten in der neutralen 
Zone — der Ankerwindungen mit dem magne- 
tischen Felde mehr vorhanden, im Momente der 
Unterbreehung verschwinden somit das magne- 
tische Feld und die von ihm induzierte Gegen- 
EMK des Ankers, und es entsteht eine hohe 
EMK. der Selbstinduktion, deren Größe durch 
die Rotation des Ankers nicht im mindesten be- 
einflußt wird. Daß der Gleichstrom-Liehtbogen 
im Ölschalter verhältnismäßig lange stehen 
bleibt und dadurch eine starke Verrußung des 
Öles bedingt, ist von jeher als großer Nachteil 
des Ölschalters empfunden worden ; die Unter- 
brechungsüberspannung entsteht, wie aus den 
seinerzeit von mir veröffentlichten Oszillogram- 
men?) deutlich zu ersehen ist, erstin dem Augen- 


I, „Über das en Be Wechselstromener- 
gien“, „Archiv f. Elektr.“ Bd. 


118 


1920. 


blicke, in welchem der Liehtbogen erlisclit. Da 
ich an der erwähnten Stelle mich eingehend mit 
den hier herrschenden Verhältnissen befaßt 
habe, kann ich mir hier. weitere Worte ersparen. 
Ganz abgesehen von der Überspannungsfrage 
stehe ieh auf dem Standpunkt, daß die markt- 
gängigen Luftschalter sich selbst in den 
größten Gleichstromanlagen aufs beste bewährt 
haben, so daß also in den weitaus meisten Fällen 
gar keine Veranlassung zur Einführung der in 
Wechselstromanlagen nur als notwendiges Übel 
‚betrachteten Ölschalter besteht. Das Vorurteil 
vieler Fachgenossen gegen die Anwendung von 
Gleichstrom-Ölschaltern ist aus den beiden an- 
geführten Gründen wohl berechtigt. 
Berlin-Pankow, 4. I. 1920. 
J. Biermanns. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreisa erbeten.) 


Th. Koehn 7. In Mailand starb am 23. Ja- 
nuar im Alter von 64 Jahren infolge eines 
Schlaganfalls der Geh. Baurat Theodor Koehn, 
ehemaliger Direktor der Union El.-Ges. und 
später der Continentalen Gesellschaft für elek- 
trische Unternehmungen in Nürnberg. Der Ver- 
storbene hat sich eingehend mit allen Fragen 
der Ausnutzung der Wasserkräfte zur Erzeugung 
von Elektrizität beschäftigt, und übte nach seiner ° 
Rückkehr nach Berlin auch beratende Tätigkeit 
auf diesem Gebiet aus. 


Hochschulnachrichten. Der Privatdozent 
für theoretische Physik an der Universität 
Breslau, Prof. Dr. R. Ladenburg, erhielt 
einen Lehrauftrag für Elektronik. — Dr. O. 
Stern, Privatdozent für theoretische Physik 
an der Universität Frankfurt a. M. erhielt den 
Professortitel. — Dr. F. Goos habilitierte sich 
an der Universität Hamburg für Physik. 


EEE ZZWERNTEDRZEREEEERTEEE TEEN ENTER TESTER EEETERTERETEN 
VEREINSNACHRICHTEN,. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Die nächste Sitzung des Elektrotechni- 
schen Vereins ist eine außerordentliche und 
findet statt 

am Dienstag, den 10. Februar 1920, 

abends 71, Uhr pünktlich, 
in der Technischen Hochschule Charlottenburg, 
Saal 141. 
Tagesordnung: 
Vortrag des Herrn Oberingenieurs W. Hoepp 
über: „Berechnung von Kontakten“. 
Inhaltsangabe: 

1. Oxydationsvorgang an Kontakten. — 
2. Erlahmungstemperatur. — 3. Betriebsdauer. 
— 4. Schmierung. — 5. Zweekmäßige Über- 
temperatur. — 6. Einfluß der Raumtempera- 
tur. — 7. Temperaturverteilungim Schalter. — 
Ss. Querschnittsänderungen. — 9. Schalter mit 
zwei Kontaktstellen. — 10. Schienenbelastung. 
— 11. Kontaktwiderstandsformel. — 12, Kon- 
taktformen. 13. Kontaktdruck bei Kon- 
trollerfingern und Stromschützkontakten. — 
14. Schienenverschraubungen. — 15. Flächen- 
beschaffenheit. — 16. Stannioleinlagen. — 17. 
Erschütterungen. — 18, Verstärkte Anschluß- 
schienen. — 19. Angrenzende Massen. — 20. 
Zusammenfassung, 2% 

Gäste sind willkommen. 

Der Vorsitzende: 
Ad. Franke. 


Die nächste Fachsitzunge des Elektro- 
technischen Vereins findet statt 
am Mittwoch, den 18. Februar, 
abends 71/ Uhr pünktlich, 
‚im Hörsaal des Telegraphen-Versuchsamts, 
Berlin, Königgrätzer Straße 20 
(m Potsdamer Platz). 
& Tagesordnung. 
Vortrag des Herrn Prof. Dr. Kiebitz über: 
„Drahtlose Richtungstelegraphie‘“. 
Inhaltsübersicht. 
Die möglichen physikalischen Vorgänge. 
Die technischen Möglichkeiten. 

. Stand der Technik vor dem Kriege. 
Entwicklung im Kriege. a) Riehtempfänger 
im Landheer, b) Richtsender der Marine, 
©) Riehtwirkungen der Flugzeugantennen. 


Pwvr 


5. Kursweiser. Ru 
6. Rahmen- und Spiralantennen. 
7. Aufgaben für die Zukunft. ’ 


Zu den Fachsitzungen sind alle Mitglieder 
Elektrotechnischen Vereins eingeladen. 


des 3 € 
Gäste sind willkommen. 
Der Fachausschuß für elektrisches 
Nachrichtenwesen, 
Wagner. 


Sitzung 
am Dienstag, den 16. Dezember 1919, 
abends 71, Uhr, 
in der Technischen Hochschule Charlottenburg, 
Hörsaal Nr. 141. e 
Vorsitzender Herr Prof. Kloß. 


Anwesend etwa 250 Mitglieder und 10 Gäste. 


Vorsitzender: Ich eröffne die Sitzung. 

Die Berichte der drei letzten Sitzungen 
sind fertiggestellt und befinden sich bei der 
Schriftleitung der 
schrift‘. Sie werden in den nächsten Nummern 
der „ETZ“ abgedruckt werden !). 

Neuanmeldungen sind eingegangen, das 
Verzeichnis liegt aus. 


Gegen die in der letzten Sitzung ausgeleg- 


ten Anmeldungen neuer Mitglieder sind keine 
Einwendungen erhoben worden, die Angemel- 
deten sind danach als Mitglieder in den Verein 
aufgenommen worden. 

Der Verein wird in diesem Winter wieder 
wie früher Monteur-Fortbildungskurse veran- 
stalten; die erforderlichen Ankündigungen 
werden in der „ETZ“ erlassen. 

Herr Prof, Wagner wird eine Vortrags- 
reihe über „Aufgaben der elektrotechnischen 
Praxis in mathematischer Behandlung‘ am 
12. I. 1920 beginnen und in 12 Vorträgen bis 
Ende März durchführen. Eine Bekannt- 
machung darüber ist in der „ETZ‘“ erschienen. 

Der Verband Deutscher Elektrotechniker 
verlegt seine Bureauräume nach der Potsdamer 
Straße 68, Ecke Winterfeldstraße; der Verein 
zieht gleichzeitig mit in die neuen Räume, Der 
Umzug hat heute stattgefunden. 

Fräulein 'Reis, die Tochter des Erfinders 
des Telephons, die in dürftiger Vermögenslage 
ist, hat vom Ehrensold der Deutschen Industrie 
eine jährliche Unterstützung von 1500 M (in- 
zwischen auf 2100 M erhöht) und vom Verein 
eine einmalige Gabe von 500 M erhalten. 

Es liegt die Ankündigung eines Werkes 
unseres Mitglieds, Herrn Dr. Neuburger vor: 
„Die Technik des Altertums‘“‘, welches der In- 
haltsübersicht nach zu schließen ein sehr emp- 
fehlenswertes Werk ist. Wenn sich die Herren 
dafür interessieren, so wird die Buchhandlung 
uns ein Probeexemplar zur Verfügung stellen, 
welches in der nächsten Vereinssitzung ausge- 
legt werden könnte. Auch will der Buchhänd- 
ler bei Bestellung einer größeren Zahl im Preise 
entgegenkommen. 

Damit die lebenswichtigen Betriebe nicht 
durch allzu scharfe Ausübung des Streikrechts 
in Mitleidenschaft gezogen werden, hat sich die 
„Technische Nothilfe‘“ gebildet, eine Arbeits- 
gemeinschaft mit strenger Arbeitsdisziplin, 
deren Aufgabe es ist, im Falle des Streikes die 
etwa in Mitleidenschaft gezogenen lebenswich- 
tigen Betriebe, wie die Lebensmittelzufuhr, die 
Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke, den 'Teele- 
graphen- und den Fernsprechdienst u. a. m. 
aufrechtzuerhalten. Ihre Führer sind an allen 
Stellen Fachleute, und Fachleute werden auch 
als Helfer gesucht. Insbesondere fehlt es an 
Flektrotechnikern ; deshalb besonders hat sich 
die „Technische Nothilfe‘“ an den Verband ge- 
wandt, der die Angelegenheit an die Vereine 
weitergegeben hat. Wir bitten unsere Mitglie- 
der, dieser Angelegenheit ihr volles Interesse 
zuzuwenden und sich der „Technischen Not- 
hilfe“ zur Verfügung zu stellen. Auskunft über 
die „Technische Nothilfe‘, ihre Organisation, 
Bezüge, Fürsorge bei Unfällen u. dergl. er- 


teilen die Vertrauensmänner, die auch Beitritts-_ 


erklärungen entgegennehmen. Für Berlin ist 
dies Herr Ingenieur Joachim Strobel, Kur- 
fürstendamm 193/194. Die Vertrauensmänner 
für andere Bezirke können von der Geschäfts- 
stelle erfragt werden. 

Die Deutsche Maschinenfabrik hat bei Ge- 
legenheit der diesjährigen Hauptversammlung 
des Vereins Deutscher Ingenieure eine Aus- 
stellung veranstaltet. Der Verein empfiehlt die 
Besichtigung; insbesondere ist bemerkenswert 
ein feststebender Riesenkran von 250 t Trag- 
kraft, ein Schwimmkran von 275t Tragkraft 
und ein großes Modell eines Kanalhafens mit 
allen möglichen Lösch- und Ladevorrichtun- 
gen usw. Die Besichtigung steht jederzeit frei. 

. Wird zu Punkt 1 der Tagesordnung das 
Wort gewünscht? Wenn dies nieht der Fall 


!) Vgl. „ETZ* 1919, S.. 679, 694, 1920, 8. 14. 


Heft 6. 


„Elektrotechnischen Zeit- 


5. Februar 1920. 


ist, so kommen wir zu Punkt 2, und ich erteile 


das Wort Herın Oberihgenieur Moritz Schen- 


kel zu seinem Vortrag. 


Herr Schenkel sprach über die Strom- 
rückgewinnung bei Wechselstrombah- 
nen, deren Bedeutung für die Wirtschaftlich- 
keit des Betriebes bekannt ist, und die der Elek- 
trotechnik neue Aufgaben, Beseitigung von 
Selbsterregungserscheinungen und Erzielung 
eines guten Leistungsfaktors stellt; der Vor- 
tragende zeigte die benutzbaren Schaltungen 
und deren Betriebscharakteristiken, die Ände- 
rungen der Zugkraft, des Leistungsfaktors und 
des Wirkungsgrades mit der Geschwindigkeit 
und den Einfluß der Regelung am Haupttrans- 
forımator der Lokomotive; eine Erörterung der 


'Vor- und Nachteile bildete den Schluß. An der 
, Besprechung beteiligten sich die Herren Adler, 


Döry, Monath, Wichert und der Vortra- 
gende selbst. 


\ 


N 


u Fe Ban nn Er te Fl 


Te ee 


a 


Vorsitzender: Das Wort wird nieht mehr 


verlangt, wir kommen daher zum letzten Punkt 
der Tagesordnung, und ich erteile das Wort 
Herrn Dr. Skaupy zu seinem Vortrag. 


Herr Skaupy berichtete alsdann über 
einen, dem bekannten Quecksilber-Gleichrieh- 
ter ähnlichen Gleichrichter, der bei wesentlich 
niedrigeren Stromstärken als jener (unter 3 bis 
0,5 A) verwendet werden kann. Als gasför- 
miger Leiter wird ein Edelgas, in der Regel 
Argon, als Kathodenmetall- ein leicht ver- 


dampfbares Metall, z. B. ein Alkalimetall, ver-. 


wendet. Der Wirkungsgrad eines Gleichrieh- 
ters für etwa 30 bis 100 V beträgt 60 bıs 65%. 
An der Besprechung des Vortrages beteiligten 


sich die Herren Lienhold, Schüler und der 


Vortragende selbst. 
Beide Vorträge und die anschließenden 
Besprechungen werden in der ‚„ETZ“ ver- 


öffentlicht werden. C 
Im Auftrage des Vorstandes: 
Strecker. " 


Neuanmeldungen zum E.V.: 


Elektritätswerk und ’Straßenbahn der Stadt 
Remscheid, Remscheid. 

Hamm, Arthur, Dr.-Sng,, Charlottenburg. 

Klughardt, Hugo, Elektroingenieur, Berlin. 

Maletzki, Erich, Ingenieur, Tempelhof. 

Mayer, Emil, Dr.-$ng., Oberingenieur der Telefunken ‘ 
G.m.b. H., Charlottenburg. 

OÖehme, Georg, Prüffeldingenieur, Berlin. 

Peret, Josef, Ingenieur, Berlin. 

Riffart, Carl, Ingenieur, Wilmersdorf. 


Verband Deutscher Elektrotechniker 
(Eingetragener Verein.) 
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9306. 

Betr.: Bericht über die Jahresversammlung1919. 


Der Bericht über die Jahresversammlung 
1919 in Stuttgart wird auch diesmal wieder als 
Sonderdruck erscheinen. Er enthält das Proto- 


koll der Jahresversammlung und den Wortlaut. 


der Vorträge nebst Diskussion. Der Preis eines 
Exemplars beträgt 3 M für Mitglieder, 5 M für 
Nichtmitglieder. Bestellungen von Mitgliedern 
sind an unsere Geschäftsstelle, von Niebtmit- 
gliedern an die Verlagsbuchhandlung Julius 
Springer, Berlin W 9, Linkstraße 23/24, zu 
richten. 
Verband Deutscher Elektrotechniker, 
Der Generalsekretär: | 
Dr.-ösng. G..Dettmar. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Zur Charakteristik der Kraftübertragungs- 
linien. — W. Nesbit behandelt in einer Reihe 
von Aufsätzen die Charakteristiken von Fern- 
leitungen. Zunächst wird die Berechnung von 
Widerstand und Induktanz massiver und ver- 
seilter Leiter und deren Hautwirkung behandelt, 


und es werden die Ergebnisse in Zahlentafeln 


zusammengestellt. Es folgen Berechnungen der 
Reaktanz von Drehstromleitungen bei verschie- 
denartiger Leiteranordnung. 
Abstände der Leiter, so ist derin der gegebenen 


| 8731. ro 
Formel benutzte Leiterabstand D=YVA.B.C. 
‘Für flache Dreiecksanordnung soll man D= 


12,6 A nehmen, wenn A der Abstand zwischen 
dem mittleren und einem äußeren Leiter ist. 
Weiter werden eine Formel zur Berechnung von 


Kapazitäten und Tafeln zur schnellen Berech- 
nung der Ladeströme für die Längeneinheit ge- 


2 ee ri PR RRETFE ST. 77 ESTER 
L - ie Ars Er m Kuh ar; 


Sind ABC die 


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‘ 


Jsolatoren 


‘ ‚tragen, 


5. Februar 192%0. 


nn a nee 


geben, u. zw. für verschiedene Leitungsbilder 
und Querschnitte.. Gewarnt wird vor dem Feh- 
ler, bei der Berechnung des Ladestroms kon- 
stante‘Spannung über die ganze Länge der Lei- 
tung anzunehmen. Abb. 1 zeigt die Größe die- 


70 
65 


u N! 
IR 
IN 


SCHEN 
R 


Bene 
200° 400 6 
Abstand von der Verbrauchstelle 


| 


Abb.1. Fehler bei Berechnung des Ladestromes von Hochspannungsleitungen. 


ses Fehlers bei unbelasteter Leitung, wenn man 
die Spannung am Verbrauchsende der Leitung 
zugrunde legt. Er nimmt mit der Länge der 
Leitung zu und ist besonders groß bei 60 Perio- 
den: (Electrical World, Bd. 74, 1919, S. 423, 
478 nach Electric Journal Juli/Aug. 1919.) 
Pi2. 


Apparatebau. 


Hörnerschalter für 100 kV und 5000 kVA. 
— G.T. Southgate beschreibt eine neue Form 
eines im Betriebe erprobten Hörnerschalters für 
100 kV und 5000 kVA, der in Abb. 2 dargestellt 


RQ 
25,4mm Rohr Pe 
Träger der Kontakt: 
scheiben 


Welle der 


E 
7 Kupferfedern 


Abb. 2. Hochspannungsschalter. ” 


ist. Die 'Schaltbewegung erfolgt in’der Weise, 
daß die die Kontaktorgane tragenden Isola- 


toren um ihre Achse gedreht werden, während . 


bei den sonst üblichen Formen die Isolatoren in 
einer vertikalen Ebene um horizontal gelagerte 
‘Zapfen schwingen. Wie aus der Abbildung zu 
erkennen, wird der Kontakt durch Scheiben aus 
Aluminiumguß, die unter der Wirkung von Fe- 
dern stehen und Sich gegeneinander wälzen, her- 
gestellt ; überihnen liegen die Hörner. Die Ein- 
schaltung des isolierenden Zwischengliedes an 
dem obersten Teil des Schalters hat den Zweck, 


den Strominderrichtigen Richtungüberdie Hör- | 


ner fließen zu lassen, so daß der elektromagne- 
tischen Blaswirkung ein Maximum wird. Die 
Drehung der Isolatoren, welche die Hörner 
‘erfolgt durch Kegelräder, die 
auf dem Schaltersockel montiert sind. Jede 
Schaltwelle trägt ein derartiges Zahnrad, das 
mit einem horizontal gelagerten Rad in Eingriff 
steht; letzteres wiederum wird angetrieben 


dureh ein mit dem Bedienungshebel gekuppeltes 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


km 


Rad. Als Vorzüge dieser Bauart werden ihre 
Einfachheit und Billigkeit angegeben. Der 
Schalter kann in jeder Lage verwendet werden. 
Seine meisten Teile können normalsiert 
und dann für alle Größen benutzt werden. 
Es ändern sich jeweils nur die 
Hörner, Stangen und Rohr- 
stutzen für die Kontakträder. 
Von 49 Teilen können 46 vom 
Lager genommen werden, um 
Schalter für 70 bis 140 kV zu- 


sammenzubauen. (Electrical 

World, Bd. 74, 1919, 8.407.) 
PR: 

Ein Hochspannungs-Prüffeld 

für 600 kV, — 0. F.- Har- 

ding beschreibt die neuen 


Einrichtungen des elektrischen 

Hochspannungs-Prüffeldes der 

Universität Purdue. Es werden 

zwei Einphasentransformatoren 
p ‚für je 135 kVA, 60 Per und 
x 300 kV mit Ölfüllung benutzt, 
die sekundär in Reihe geschal- 
tet werden ‚können. Ein Pol 
der Hochspannungswicklung 
ist mit dem Ölbehälter geerdet, 
der zweite ist,an eine Konden- 
satorklemme geführt, die gleich- 
zeitig den Ladestrom für 
einen : Scheitelspannungsmesser 
S.V. liefert (Abb. 3). Die?Höhe eines solchen 
Transformators bis zur Spitze’ der Hochspan- 
nungsklemme beträgt 4,7 m. Zur Messung der 


zur öchalttafel 


1235456 7891011 12131415161718 192071 


zur Schalttafel 


zur Schalttafel Kondensator klermme 
E33 BOD.KV © 


Abb. 3. 


Spannung und zum Anschluß der Spannungs- 
spule eines Wattmeters ist eine tertiäre Wick- 
lung vorgesehen. Um die bei Hochspannungs- 
prüfungen notwendige feinstufige Regelung der 
Spannung ohne Verzerrung der Spannungs- 
kurve über den ganzen Spannungsbereich zu 
erzielen, wurde nach gründlicher Erwägung die 
aus Abb. 3erkennbare Schaltung benutzt. Die 
Hochspannungstransformatoren werden ge- 
speist von einem. Reguliertransformator R.T. 
mit 20sekundären Anzapfungen. Jede der da- 
durch erhältlichen 20 Spannungen kann weiter 
unterteilt werden durch einen Hilfstransforma- 
tor 4. T, mit 4 Anzapfungen. Es ergeben sich 
dergestalt 480 gleiche Stufen, entsprechend je 
0,2% der Prüfspannung. Die Einstellung er- 
folgt durch zwei Schaltwalzen, die mit einer 
Übersetzung von 1: 24 gekuppelt sind. Die 
spätere Aufstellung eines dritten Prüftransfor- 
mators gestattet Untersuchungen mit Dreh- 
strom, bei Sternschaltung bis 300 kV pro Phase, 
oder mit 520 kV Außenspannung. (Electrical 
World, Bd. 74, 1919, S. 284.) Pte. 


Zählerrevisionen. — In Heft 148, S. 712, 
1919, des ‚„‚Elektrotechnischen Anzeigers‘‘ sowie 
in Heft1, 8.9, 1920 des ‚‚Helios‘‘ wird in einem 
Artikel mit der Überschrift,,Zähler-Revisionen ‘“ 
erklärt, daß die Zählerrevisoren eines Revi- 
sionsbureaus ‚ohne weiteres bereit sind, auf 
Wunsch die Zähler auf den gesetzlichen höchst- 
zulässigen Plusfehler einzustellen, wodurch 
allein schon eine Deckung der Revisionskosten 
vorhanden ist.‘* 

Die Physikalisch-Teehnische Reichsanstalt 
weist demgegenüber darauf hin, daß durch An- 
wendung eines solchen Verfahrens die Elektrizi- 
tätswerke Gefahr laufen, sich strafbar zu ma- 
chen. Der Gebrauch unrichtiger Meßgeräte ist 
nach $6.des Gesetzes betreffend die elektrischen 
Maßeinheiten im Deutschen Reiche verboten 
und nach $ 12 unter Strafe gestellt. Wenn in 
den Ausführungsbestimmungen zu diesem Ge- 
setze gewisse Abweichungen von der Richtig- 


123456 78 B1joN 1713141516 1718 197021 2273 74 75 


keit der Meßgeräte (Verkehrslehlergrenzen) zu- 
gelassen sind, so war dafür die Erfahrung maß- 
gebend, daßein richtig eingestellter Zähler im 
Gebrauche Abweichungen zeigt, die in seinen 
inneren Bigenschaften begründet sind, und für 
die das Elektrizitätswerk nieht verantwortlich 
gemacht werden kann. Wenn dagegen ein 
klektrizitätswerk seine Zähler auf den höchsten 
zulässigen Pluswert der Fehlergrenzen einstellen 
läßt, so ist der im Gesetz vorgesehene Spiel- 
raum für die im Betriebe auftretenden Abwei- 
chungen nach der Plusseite hin beseitigt. Über- 
schreitungen der Fehlergrenze stellen in diesem 
Falle ein strafbares Verschulden des Elektrizi- 
tätswerks dar. 

Die Reichsanstalt wird in jedem derartigen 
Falle, der ihr zur Kenntnis kommt, die Einlei- 
tung eines Strafverfahrens veranlassen. 

\ Der Präsident 
der Physikalisch-Teehnischen Reichsanstalt 
gez. E. Warburg. 


Verkehr und Transport. 


Die Stromart der elektrischen Haupteisen- 
bahnen. — Die Frage der für die Elektrisierung 
der Haupteisenbahnen zu wählenden Stromarı 
wird nicht so, bald von der Tagesordnung ver- 
schwinden, wenngleich eine ganze Reihe von 
Staaten oder Eisenbahnverwaltungen sich darin 
schon schlüssig geworden sind. Es gilt, wie 
neuerdings F. Niethammer, Prag, ausführt!), 
diese Elektrisierungen in möglichst wirtschaft- 
licher und für die ganze Energiewirtschaft des 
Landes vorteilhafter Weise durchzuführen. Die 
Entscheidung in dieser Frage belastet die maß- 
gebenden Behörden mit einer ganz ungewöhn- 
lichen Verantwortung. Die Schweiz, Deutsch- 
land, Deutschösterreich und Schweden haben 
sich zu einphasigem Wechselstrom entschieden, 
während in!den Vereinigten Staaten 
und Frankreich der hochgespannte 
Gleichstrom das Übergewicht. hat. 
Nach einem} Überblick über die heute 
bestehenden, hauptbahnartigen Be- 
triebe der Welt betont Verfasser mit 
Recht, daß fürdie Wahlder Stromart nicht allein 
rein bahntechnische Gesichtspunkte maßgebend 
sein können, 'daß vielmehr die allgemeine Elek- 
trisierung des Landes füralle Zwecke, einschließ- 
lich der Bahnen, ins Auge gefaßt werden müß- 
ten. Nach dem heutigen Standpunkt der Elek- 
trotechnik erfolge die allgemeine Elektrisierung 
großer Gebiete mit hochgespanntem Dreh- 
strom bis 150 kV und 50 Per/s. Es sei nahelie- 
gend, diese Stromart aus gemeinsamen Kraft- 
werken auch den elektrischen Hauptbahnen zur 
Verfügung zu stellen. Danach kämen für diese 
folgende Betriebsarten in Betracht: 1. Dreh - 
strombahnen mit 3000 bis 6000 V Fahrdraht- 
spannung und 50 Per/s; Unterwerke mit Dreh - 
stromtransformatoren längs der Strecke. 2. Ein- 
phasenstrom-DrehstrommitPhasenspalter, 
15000 V Einphasen-Fahrdrahtspannung und 
50 Per/s, Drehstrommotoren mit 50 Per/s ; Ein- 
phasentransformatoren längs der Strecke. 3. 
Hochgespannter Gleichstrom mit 3000 
bis 5000 V Fahrdrahtspannung; Drehstrom- 
Gleichstrom-Unterwerke längs der Strecke. Die 
Umformung des allgemeinen Drehstroms von 
50 Per/s in solchen von 16?/, Per/s oder gar in 
Einphasenstromvon 16?/,Per/skommt wegen 
der sehrkostspieligenFrequenzwandler ernstlich 
nicht in Betracht. Wenn schon dieser Dreh- 
strom für Bahnzwecke in umlaufenden Ma- 
schinen umgeformt werden müsse, so solle in 
Gleichstrom umgeformt werden. e 


Zur Elektrisierung der norwegischen Staais- 
bahnen. — Die erste norwegische Staatsbahn- 
strecke, welche für elektrischen Betrieb einge- 
richtet wird, führt von Kristiania nachDram - 
men, Die Strecke ist 53km lang, normalspurig 
und auf der 13 km langen Teilstrecke zwischen 
Kristiania und Sandviken zweigleisig ausge- 
baut. Zwischen Kristiania und Sandviken und 
teilweise Asker (23 km von Kristiania) herrscht 
ein sehr reger Vorortverkehr, der ständig im 
Zunehmen begriffen ist. Der übrige Verkehr 
umfaßt hauptsächlich Personenverkehr und ist 
7. Zt. ungefähr von derselben Größe wie der 
Vorortverkehr. Für den Ausbau der elektri- 
schen Anlagen rechnet man damit, daß nach 
Eröffnung des elektrischen Betriebes 300 Mill. 
Brutto-tkm jährlich erreicht werden sollen. Die 
größte, aber ganz kurze Steigung der Strecke 
ist 16%%0, außerdem kommt eine längere mit 
rd 15°, und eine von rd 14°%%,, vor. Der 
kleinste Krümmungshalbmesser auf freier 
Streeke beträgt 250 m. Die Bahn soll mit Ein- 
phasenstrom vonrd 16000 V und 15 Per/s be- 
trieben werden. Für die Stromerzeugung baut 
der norwegische Staat eine Wasserkraftanlage 
mit sehr großen Akkumulierungsmöglichkeiten 
aus. Das Wasser wird in zwei größeren Seen 
aufgespeichert, durch Tunnel von rd 1500 m 
Länge und Rohrleitungen von rd 1000 m Länge 


ı) „Elektrotechn. u. Maschinenb.“ Bd.37, 1919, 5. 510. 


12) 


\ 


\ 


Elektrotechnische Zeitschrüt, 1920. Heft 6. 


5. Februar 1920. 


an das Kraftwerk geleitet, we vorläufig 3 mit- 
tels Peltonrädern. angetriebene - Generatoren 
von je 2700 kVA Dauerleistung installiert wer- 
den. Die gesamte Gefällshöhe beträgt dabei 
rd 390 m, und nach vollständiger Regulierung 
kann mit 1,2 m°’/s Wasser gerechnet werden. 
Wenn die Elektrisierung der Staatsbahnen 
weiter fortschreitet, ist in Aussicht genemmen, 
diese Anlage mit einer oder mehreren anderen 
Wasserkraftanlagen parallel arbeiten zu lassen, 
wobei die oben beschriebene Anlage die Be- 
lastungsspitzen liefern zoll. 

Vom Kraftwerk wird der Strom mit rd 
60 000 V durch eine 50 km lange Fernleitung 
nach Asker geführt, wo das Unterwerk gelegen 
ist. Es wird nur eine Mastenreihe mit 4 Lei- 
tungen angeordnet. Die Fernleitung wird durch 
Sehalthäuser in 4 Sektionen unterteilt; die 
Kupferleitungen erhalten je einen Querschnitt 
von 35 mm?°, und es werden nur eiserne Maste 
verwendet. Das Unterwerk in Asker setzt den 
hochgespannten Strom in solchen von rd 
16 000 V um (Leerlauf 55 000/16 000 V). Zwecks 
teilweisen Ausgleichs des Spannungsabfalles 
ist im Kraftwerk eine Überkompeundierung 
von rd 20% vorgesehen, 

Die Fahrleitung wird mit Kettenaufhängung 
ausgeführt. Die beweglichen Ausleger werden 
von den eisernen Masten durch Isolatoren, die 
direkt an den Masten montiert sind, isoliert; 
soweit angängig, kommen Einzelmaste zur Ver- 
wendung. Bei den Brücken wird die Iselierung 
der Ausleger in derselben Weise wie bei den 
Masten ausgeführt, man vermeidet also Isola- 
toren unmittelbar über dem Gleis. vollständig. 
'Tragseil, Hängedrähte und Fahrdraht werden 
aus Kupfer hergestellt, u. zw. von 50 bzw. 
s0 mm? Querschnitt für Tragseilund Fahrdraht 
über dem Hauptgleis und von 35 bzw. 50 mm? 
über Nebengleisen. Parallel mit der Fahrlei- 
tung und an deren Masten aufgehängt, läuft 
längs des Einzelgleises zwischen Sandviken und 
Drammen eine 50 mm?’ starke kupferne Speise- 
leitung. i 

Die Bahn führt dureh stark bebaute Vor- 
orte mit ausgedehntem Fernsprechverkehr. Um 
die störenden Einflüsse des 'Starkstroms auf 
die Schwachstromleitungen möglichst zu be- 
seitigen, werden in Abständen von etwa 1,5 km 
Saugetransformatoren angeordnet, u. zw. auf 
der doppelgleisigen Teilstrecke solche mit zwei 
Wicklungen, auf der eingleisigen mit 3 Wick- 


lungen (für Fahrleitung, Speiseleitung und 
> 029 {=} 
Gleis). Die Transformatoren werden so be- 


messen, daß bei etwa 250 A Fahrleitungsstrom 
volle Kompensierung erreicht wird. Bei Kurz- 
schlüssen sollen die nicht kompensierten Am- 
perekilometer dabei 2500 nicht überschreiten. 

Es sind zwei verschiedene T'ypen von elek- 
trischen Lokemotiven vorgesehen. Für den 
Vorortverkehr, langsamere Personenzüge und 
Güterzüge gelangt eine B-+- B-Lokomotive, 
für die Schnellzüge voraussichtlich eine 1C 1- 
Lokomotive zur Verwendung. Die ersteren 
erhalten ein Gewicht von rd 60, die letzteren 
von 68 bis 70t. Beider B-+ B-Lokemotive 
werden die Motoren, je einer für jedes Drehge- 
stell, hochgelagert. Die Übertragung auf dıe 
Triebräder erfolgt durch Zahnräder und Kup- 
pelstange. Jeder Motor gibt, an der Motorwelle 
gemessen, eine Leistung von etwa 260 kW bei 
690 Umdrehungen ab. Für die 1LC1-Loko- 
motiven sind die definitiven Daten noch nicht 
festgelegt. 

Die Elektrisierung der Strecke, der Ausbau 
von Kraftwerk, Unterwerk und Fernleitung ist 
in Angriff genommen und die elektrischen 
B —+- B-Lokomotiven sind bestellt; es besteht 
die Absicht, den elektrischen Betrieb auf der 
Vorortstrecke Anfang 1921 zu eröffnen. Auf 
der sanzen Strecke dürfte der elektrische Be- 
trieb in vollem Umfange erst Anfang 1922 auf- 
genommen werden können. 

Hj- 


Die Elektrisierung der Vorortbahnen in 
Melbourne. — Der von den Ingenieuren Merz 
und Me Lellan.s. Zt. bearbeitete Entwurf zur 
Elektrisierung der Vorortbahnen von Mel- 
bourne in Australien ist nun zu seinem größten 
Teil zur Ausführung gekommen. Es wurden bis 
jetzt 322 km elektrisiert; die längste Ausfall- 
strecke mißt 42km. Es kam hochgespann- 
ter Gleichstrom von 1500 V Fahrdraht- 
spannung mit oberirdischer Stromzuführung 
zur Anwendung. Nach Ausweis der s. Zt. ein- 
gereichten Kostenanschläge würde Einphasen- 
Wechselstrom um etwa 23% höhere Anlagekosten 
und um 36% höhere Betriebskosten als Gleich- 
strom erfordert haben. Das am Yarra-Fluß ge- 
legene Kraftwerk hat zwei Kesselhäuser mit je 
in zwei Reihen zu je 6 einander gegsenüberlie- 
genden Babcock- und Wilcox-Kesseln mit Über- 
hitzern, Rauchgasvorwärmern und künstlichem 
Zug. Im-Maschinenraum stehen 6 Parsonssche, 
liegende Reaktions - Dampfturbinen von je 
10 000 bis 15000 kW Leistung. Der in den 
Turbodynamos erzeugte Drehstrom von 3300 V 


Schreiner. 


wird auf 20 000 V hinauftranslermiert und teils 
unterirdisch, teils in Frejleitungen den Unter- 
werken zugeführt. Der ın Ketten gespannte 
Fahrdraht von 161 mm? Querschnitt wird von 
Eisenmasten getragen und zwischen je zwei 
in 900 m Abstand stehenden Ankerjochen durch 
Gewichte selbsttätig nachgespannt. Die ganze 
Fahrleitung ist in voneinander isolierte Ab- 
schnitte geteilt, die durch Kabel von dem 


nächstliegenden Unterwerk gesondert gespeist 


werden. Der Fahrpark besteht bis jetzt aus 
359 Triebwagen mit 1 bzw. 2 Führerabteilen, 
56 Anhänge-Triebwagen und 287 reinen An- 
hängewagen. Ein Zug besteht aus 2 bis 3 Ein- 
heiten, jede Einheit aus einem Trieb- und einem 
Anhängewagen. (TechnicalReview Bd. 5,1919, 
S. 264 nach Railway Review vom!. XI. 1919.) e 


Krankenfahrstuhl mit elektrischem. An- 
trieb. — Eine Londoner Firma hat einen elek- 
trisch betriebenen Krankenfahrstuhl herausge- 
bracht.- Sie verwendet eine Akkumulatoren- 
batterie von 24 Zellen, welche unter dem Sitz 
angeordnet ist, und einen kleinen, elektrischen 
Motor, der durch eine haubenartige Verkleidung 
geschützt über den Vorderrädern liegt und diese 
durch Kegelräder antreibt. Die Steuerung er- 
folgt mittels Lenkstange. Für die Aufladung der 
Zellen ist ein Steekkontakt vorgesehen. Der 
Fahrschalter befindet sich in bequemer Lage 
zur rechten Hand des Benutzers und ist für 
4 Vorwärts- und eine Rück wärtsgeschwindig- 
keit eingerichtet. Die Höchstgeschwindigkeit 
beträgt 9 km/h. Eine elektrische und eine 
Handbremse vervollständigen die Ausrüstung. 
Auszusetzen wäre an der Konstruktion, daß 
keine Vorrichtung vorgesehen ist, die bei et- 
waigem Bewußtloswerden des Fahrers, mit wel- 
cher gerade:.bei der Natur dieses Gefährts ge- 
rechnet werden muß, den Strom ausschaltet. 
(Eleetrieian, Bd. 83, 1919, S. 731.) W. 


Beleuchtung und Heizung. 


Über die Bereehnung elektrischer Beleuch- 


tungsanlagen in Eisenbahnwerkstätten. — Nach 
Halbertsma ist die erforderliche mittlere Be- 
leuchtungsstärke je nach dem Charakter ‚der 
in einer Werkstatt auszuführenden Arbeiten 
mit zwischen 150 Lux (Uhrmacher, Gravierer 
usw.) und 20 Lux (Walzwerke, Grobschmieden 
usw.) zu wählen. Der erforderliche Netto- 
liehtstrom ist gleich dem Produkt aus der zu 
beleuchtenden Bodenfläche F im m? und der 
oben erwähnten Beleuchtungsstärke Ein Lux. 
Der tatsächlich zu erzeugende Bruttolicht- 


i i ET DEREN ; 
strom in Lumen # ist gleich —_ -, wobein der 


Wirkungsgrad der Beleuchtungsanlage ist. 
Monasch hat auf Grund von Versuchen für n 
folgende Mittelwerte festgestellt: bei indirekter 
Beleuchtung 40 %, bei halbindirekter Beleuch- 
tung (Armatur mit mattierter Glocke) 50%. 
Nach Halbertsma beträgt 7 bei normalen 
Raumverhältnissen und normaler Aufhänge- 
höhe: Für Räume mit weißer Decke und hellen 
W-änden bei halbindirekten oder direkten Be- 
leuchtungskörpern 35 bis 40 %, für Werkstätten 
mit reflektierender Decke bei direkter Be- 
leuchtung mit Reilektoren 30 bis 35%, bei halb- 
indirekter Beleuchtung 30%, für Werkstätten 
ohne reflektierende Decke bei direkter Be- 
leuchtung mit lichtstreuenden Glocken 25 bis 
30 %, bei Schmieden und Gießereien bei direkter 
Beleuchtung mit liehtstreuenden Glocken 15 
bis 20%. Ist der Lichtstrom in Lumen auf 
Grund obiger Angaben ermittelt, so läßt sich 
für normale Werkstättenraumverhältnisse bei 
einer mittleren Aufhängehöhe von 4 bis 5 m 
die Zahl und Stärke der Glühlampen aus fol- 
gender von Halbertsma aufgestellten Zahlen- 
tafel 1 ermitteln. 


Zahlentafell. - 


100 bis 


200 bis 100 bis E bis 

Ww 130 V 230 V Ww 130 V 230 V 

‚ Lnmen Lumen Eumen Lumen 

dos [8 0 300 | 5.600 | 5.000 

60 750 = 500 | 10000 |, 9200 

75 1050 850 750 , 15000 | 14000 

100 1500 1250 1000 | 21000 |:19:000 

150 2500 3100 1500 | 32.000 | 30.000 
2300 3500 3000 


Beträgt der Liehtbedarf z. B. 40 000 Lu- 
men,so kann die Werkstätte entweder mit zwei 
1000 W.-Lampen oder mit drei 750 W-Lampen 
genügend beleuchtet werden. (H. Müller, 
Ann. f. Gew. u. Bauw. Bd. 84, 1919, ae 

In. 


Graetzor-Plätteisen. — Von allen elektri- 
schen Wärmeapparaten haben die elektrischen 
Plätteisen die weiteste Verbreitung gefunden, 
da ihre große Sauberkeit, Bequemlichkeit und 
schnelle Betriebsbereitschaft schwerer wiegen 
als etwas höhere Betriebskosten gegenüber dem 
Plätten mit Gas, Kohlen, Spiritus usw. Die er- 


heblieh gesteigerten Gaspreise und die Ver- / 
brauchsbeschränkungen dieses Energieträgers 
haben die Verhältnisse in letzter Zeit zu- 
gunsten der Elektrizität verschoben. 

Das neue ‚‚Graetzor‘‘-Plätteisen der Firma 
Ehrich & Graetz, Berlin -Treptow, weist 
Konstruktionseinzelheiten auf, durch die 
eine wesentlich bessere Wärmeausnutzung er- 
zielt wird. Die dem Eisen zugeführte Energie. 


soll möglichst nur zur Erreichung und Erhal- 


tung der Bügeltemperatur der Plättsohle die- 
nen, und die gleichzeitige Erwärmung anderer 
Teile bedeutet daher einen Verlust an nutz- 
barer Wärme, abgesehen. davon, daß die 


von diesen Teilen ausgestrahlte Wärme den . 


Plättenden unnötig belästigt. Läßt sich auch 


die Miterwärmung der oberen Fläche naturge- 


mäß nicht ganz unterdrücken, so kann sie 
doch, wie bei dem neuen Graetzor-Plätteisen, 


aufein Minimum beschränktwerden,dennfürdie 


Güte eines elektrischen Bügeleisensist auch der 
Temperaturunterschied zwischen Sohle und obe- 
rer Fläche maßgebend. Wie aus der Abb. 4 er- 


su2 


TIEF 


7 ZT, 777, 


5 RER, 
BB, % 
TANTE piemerr 
Aaltsohle 
Abb. 4. Graetzor-Plätteisen. 


kennbar, besteht die Plättsohle beim Graetzor- 
Plätteisen aus einer glatten Platte mit angepreß- 
tem Heizelement. Letzteres ist durch eine die 


ganze Sohle überdeekende Asbestplatte gegen 
Wärmeausstrahlung nach oben isoliert. Über der 


Heizsohle und von ihr überalldureh Luft isoliert 
befindetsich das Beschwerungsstück, das zur Er- 
gänzung des erforderlichen Gewichtes des Plätt- 
eisens dient. Heizelement und Beschwerungs- 
stück werden von einer Haube aus Stahlblech 
überdeckt, die gegen Wärmeleitung von der 
Heizsohle durch die Asbestzwischenlage, von 
dem Beschwerungsstück durch eine auf allen 
Seiten genügend große Luftschicht isohert ist. 

Die Vorzüge der neuen Konstruktion hin- 


sichtlich des oben erwähnten Temperaturunter- 


schiedes gegenüber anderen Fabrikaten läßt 
Abb. 5 erkennen. Die Kurven geben den Ver- 


Bee 
re 
= 
= 
ee 


Abb. 5. 


lauf der Temperaturzunahme für die Sohle und 


für die obere Fläche und zeigen, daß die Erwär- 


mung der Haube des Graetzor-Plätteisens im 


Vergleich zu dem Verhalten eines gleich großen 


Plätteisens anderer Herkunft eine nur ganz ge- 
ringe ist;sie beträgt bei ersteren nach 12 min 
erst 30% der Sohlentemperatur, während sich 
bei anderen Fabrikaten die obere Fläche schon 
in den ersten Minuten auf 90 bis 95% der 
Sohlentemperatur erwärmt. Wp. 


Elektrische Wärmerolle. — Die Firma Alter- 
tum&Co.!) bringt eine neue elektrische Wärme- 
role unter dem Namen „Lisette“ : 
Markt, die im Gegensatz zu sonstigen, beson- 
ders hygienischen Zwecken dienenden Heiz- 
apparaten nicht einen drahtförmigen Wider- 
standskörper als Wärmeerreger besitzt, sondern 
als solchen lediglich eine Kohlefadenlampe be- 
nutzt. Die Lampe ist in einen Stahlbleehmantel 
eingebaut, den ein Stoffüberzug aus Plüsch u. 
dgl. umgibt. Diesesüberaus einfache und dauer- 
hafte Vorrichtung hat den Vorzug der Billig- 
keit und unbedingten Betriebssicherkeit, so daß 


sie auch in Betten und anderer brennbarer Um- 


gebung benutzt werden kann, also im Haushalt, 


in Krankenhäusern, Sanatorien und G°schäfts- 


zimmern. Obwohl zur Wärmeerzeugung nur eine 


Y1) Berlin S 4%, Ritterstr 86, 


auf den 


x 


‚selstrom ausgeführt wird, 


zuschalten. 


‘gewicht ausgeglichen ist. 


5, Fobruan 1920. 


eg 


einzige Glühlampe dient, tritt die volle Wirkung 
der Wärmerolle doch schon in wenigen Minuten 
nach ihrem Anschluß an eine Steekdose, u. zw. 
in einer recht ergiebigen Weise ein. Ihr Strom- 
verbrauch stellt sich auf etwa 50 W, ihr Ge- 
2. auf etwa 600 g und der Preis auf 28 M 
TORE 


Berg- und Hüttenwesen. 
Selbsttätige Elektrodenregelvorrichtungen für 


Liehtbogen-Elektroöfen. — DieLeistungsschwan- _ 


kungen, die bei den Lichtbogenöfen intolge ver- 
änderlichen Zustandes des Einsatzes und Elek- 
trodenabbrandes auftreten, müssen durch eine 
dauernde Regelung der Elektroden schnellstens 
beseitigt werden, umeinen regelmäßigen Betrieb 
durchzuführen. Größere Oleneinheiten rüstet 


man heutzutage hinsichtlich. wirtschaftlicher 


Vorteile, die man erzielt, mit selbsttätig wirken- 
den Regelvorrichtungen aus, während Ö!en klei- 
nerer Fassung für Handbetätigung der Elek- 
troden durch Windenantriebe gebaut werden. 
Kunze gibt eine Zusammenstellung über die 
Bedingungen an, die man an eine brauchbare 
Selbstregelung stellt. Die Regelung muß durch- 
aus selbsttätig geschehen, die Beobachtung 
durch zweckmäßig vorgesehene "Instrumente 
leieht möglich sein, wie auch eine einfache Um- 
steuerung von Hand- auf Selbststeuerung er- 
forderlich ist. Jede Elektrode erhält eine be- 
sondere Regelvorrichtung, die in erster Linie 
auf Stromänderungen anspricht. Die Beein- 
flussung der Regelung auf konstante Leistung 
oder konstanten Strom mit Abhängigkeit von 
der Spannung ist in einigen besonderen Fällen, 
wie z. B. beim Einphasen-Heroult-Ofen, er- 
forderlich. Beim Girod- und Nathusius-Ofen 
kommt wegen besonderer Schaltung der 'Bo- 
denpole mit den Elektroden eine Spannungs- 
beeinflussung nicht in Frage. Die Art der 
Schaltung und Wahl der Apparate für die ein- 
zelnen Regelsysteme richtet sich nach der zur 
Verfügung stehenden Hilfsstromquelle. Die 
Regulierungen zerfallen in unmittelbar und 
mittelbar wirkende. Bei ersteren werden die 


Elektrodenhubmotoren direkt, bei letzteren, 


unter Zwischenschaltung von elektromagne- 
tischen Kuppelungen betätigt, und ist bei beiden 
die richtige Wahl der Elektrodengeschwindig- 
keit für die Arbeitsweise sehr wesentlich. Mit 
Rücksicht ‚auf das Zustellen, Abstechen, 
Schlackenziehen, wie auch bezüglich der Pen- 
delerscheinungen ist für das Heben und Senken 
die Möglichkeit verschiedener Geschwindigkeit 
notwendig, die man bei Gleichstrom-Hubmoto- 
ren, z. B. durch die angegebene Widerstands- 
schaltung, sogen. Meyer-Schaltung, bei Dreh- 
strom-Hubmotoren in beschränktem Maße, z.B. 
durch Polumschaltbarkeit erreicht. Die äuße- 
ren Einflüsse, welche auf die Regelung ein- 
wirken, ergeben sich dureh das Ofensystem 
und dessen Art und Führung des Schmelzbe- 
triebes. "Bis zu Kriegsbeginn sind größtenteils 
die unmittelbar wirkenden Thury-Regelungs- 
vorrichtungen der Firma H. Cuenod A. G., 
Chatelaine b. Genf, verwendet worden. Wäh- 
rend des Krieges sind verschiedene Ausfüh- 
rungsformen automatischer Elektrodenregu- 
liervorricehtungen gebaut worden. Das Prinzip 
des Cuenod- Reglers!)bestehtineinerelektromag- 
netischen Wage, welche für Gleich- und Wech- 
auf Stromände- 
rungen anspricht und dazu dient, einen Um- 
schalter nach der einen oder anderen ‚Seite ein- 
A Der Hubmotor erhält dadurch 
Strom in der einen oder anderen Riehtung und 
führt entsprechende Elektrodenbewegungen 
herbei. Die z. Zt. von der Bergmann Gesellschaft 
ausgeführte Elektrodenregelung. wird von 
Kunze eingehend beschrieben und wird durch 
folgende Merkmale gekennzeichnet. Bei Ver- 
wendung von Gleichstrom-Hubmotoren wird 
die Ein- und Ausschaltung durch ein Strom- 
telais eingeleitet. Der .Ofenstrom wirkt auf den 

ern eines Stromrelais, das durch ein Gegen- 
5 \ Sinkt der: Strom, so 
überwiegt die Gewichtswirkung des Kernes, 
und es wird. der untere Kontakt vom Relais 
geschlossen, der ein Zwischenrelais und durch 
dieses ein zweipoliges Schaltwerk zum An- 
sprechen bringt, welch letzteres den Hubmotor 
in der Senkrichtung einschaltet und den Licht- 
bogen solange verkürzt, bis der Strom den nor- 
malen Wert erreicht hat. In der gleichen Weise 


‚erfolgt das Heben der Elektroden über ein 


wird. 


"zweites Zwischenrelais und Schaltwerk, indem 


der obere Kontakt des Stromrelais geschlossen 
Um ein zu starkes Nachlaufen der Elek- 
troden, wodurch ein Überregulieren bedingt ist, 
zu verhindern, wirdein Rückführungsrelais an- 
geordnet. Dieses besteht aus einem Eisenkern, 
der beim Einschalten des Hubmotors magneti- 
siert wird und den am Kontakthebel des Strom- 
relais sitzenden Anker zugleich mit dem Kon- 
takthebelfin die Nullage zurückzuziehen sucht. 
Da das aber nur ehe kann, wenn die 


ı) Vgl. „ETZ“ 1918, 8. 10,130, 71; 1919, 8. 123, 207. 


| Elektrotechnische  Zeitschrilt, 1920. Heit 6. | 


Abweichung «der Relaiszugkıalt von - dem 
normalen Wert gleich oder kleiner als der 
magnetische Zug des Rückführungsrelais ist, 
so wird kurz vor. Erreichen des Normal- 
zustandes der Relaiskontakt unterbrochen und 
damit der Hubmotor stillgesetzt. Ist jedoch 
der Normalzustand noch nicht erreicht, so. wird 
von neuem Kontakt hergestellt, die Rück- 
führung wirkt wieder, und der Motor erhält so 
einzelne Stromstöße, die ihn nieht auf volle 
Drehzahl kommen lassen. Auf diese Weise 
wird kurz vor Erreichen des Normalzustandes 
die Hub- oder‘ Senkgeschwindigkeit der Elek- 
trode vermindert und so eine feinere und lang- 
samere Einstellung erzielt. Nach giner ande- 
ren. Ausführung bei Verwendung von Dıeh- 
strom-Hubmotoren, wird das Rückführungs- 
relais durch zwei Pendelkontakte in Verbin- 
dung mit einem Durchzugskontakt ersetzt. 
Hier wird der Motor dauernd mit Stromstößen 
betrieben, nur bei größeren Abweichungen in 
der Stromstärke wird dieses stoßweise Arbeiten 
aufgehoben. Zu diesem Zwecke sind zwei Pen- 
delrelais, eines für zu hohen, eines für zu nie- 
drigen Strom, angeordnet, welche nach Art 
eines, Selbstunterbrechers schwingen und bei 
jeder Schwingung den vom Stromrelais ge- 
machten Kontakt unterbıechen, so daß der 
Motor dauernd die erwähnten Stromstöße er- 
hält. Wird die Kontaktfeder des Stromrelais 
bei großen Stromabweichungen stark durchge- 
bogen, so wird der’ Durchzugskontakt geschlos- 
sen, welcher den Pendelrelaiskontakt über- 
brückt, so daß das Schaltwerk während dieser 
Zeit dauernd eingeschaltet ist und der Hub- 
motor läuft. Man läßt den Durchzugskontakt 
nur beim Heben der Elektrode wirken, weil für 
das Senken die höhere Drehzahl, wenigstens 
beiÖfen mit festem Einsatz, nicht erwünscht ist. 
Die Pendelkontakte scheinen ausschließlich für 
Drehstrom-Hubmotoren verwendet zu werden, 
da sie durch Einstellung der Kontaktdauer ohne 
Zuhilfenahme von Widerständen eine Vermin- 
derung der Drehzahl des Motors gestatten. 
Außerdem ist noch ein Nullspannungsrelais 
vorgesehen, welches beim Wegbleiben der Netz- 
spannung und beim Eintauchen der Elektrode 
ins Bad eine Senkung der Elektrode verhüten 
soll. Sämtliche Relais und Kontaktapparate 
werden zusammen in ein abschließbares Me- 
tallgehäuse eingebaut. Vorhandene Pendel- 
relais bzw. magnetische Umschalter bilden pro 
Phase einen selbständigen Apparat, welcher 
in- allen Teilen der Oflenbedienung leieht zu- 
gsänglich ist. Auch eine vorteilhafte Anordnung 
sämtlicher Relais und Kontaktapparate wird 
pro Phase gesondert durchgeführt. Die An- 
triebe der Steuerwalzen mit den in ihrem 
Gehäuse untergebrachten Widerständen müs- 


:sen bei gleichzeitiger Beobachtung der Bewe- 


gungen der Kohlen bequem zu betätigen sein. 
Die reichlich bemessenen Hubmotoren werden 
in vollkommen geschlossener Bauart in Aus- 
führung mit Ringschmier- oder Kugellager in 
getrennter Anordnung oder zum direkten 
Anbau an die Ofenwanne verwendet. Bei mit- 
telbar wirkenden Regelvorriehtungen ist jeder 
Elektrodenantrieb, bestehend aus Hubmotor, 
elektromagnetischer Kuppelung und in Öl ge- 
kapselten Wendegetrieben, auf. gemeinsamer 


Grundplatte oder Träger angeordnet. Die 
2 a s 
Übertragung der Spindelbewegung auf die 


Elektroden geschieht mittels Drahtseil oder 
Kette über lose und feste Rollen. Beispiele von 
Elektrodenantrieben mit nieht am Ofen aufge- 
bauten Elektrodenaufhängungen von den West- 
deutschen Thomasphosphatwerken sind an 
einem’ Nathusius-Olen, ‚mit an der Ofenwanne 
angebauten mechanischen Elektrodenantrieben 
der de Fries & Co. A. G., Düsseldorf, bei einem 
H6roult-Ofien veranschaulicht. (Stahl u. Eisen, 
Be..38,_S. 125, 145, 189, 211.) v. BR: 


Fernmeldetechnik. 


‘Der Funkverkehr Deutschlands mit Ame- 
rika, Spanien und Schweden. Seit Juli 
1919 ist die funktelegraphische Beförderung 
von Handelstelegrammen nach den Vereinigten 
Staaten von Amerika wieder zugelassen. Wäh- 
rend bis vor einiger Zeit alle drahtlos von unse- 
ren Großfunkstellen zu befördernden Privat- 
telegramme bei den Handelskammern aufge- 
liefert werden mußten — eine durch die Kriegs- 
verhältnisse herbeigeführte vorübergehende 
Maßnahme, die im Interesse der Handelswelt 
erforderlich war, um wenigstens die Beförde- 
rung der allerwiehtigsten 'Telegramme sicherzu- 
stellen — ist nunmehr nach der inzwischen er- 
folgten Wiedereröffnung des Kabelverkehrs die 
Bestimmung getroffen worden, daß alle drahtlos 
zu befördernden 'Telegramme nach diesen Län- 
dern, wie auch die sonstigen Telesramme, bei 
jeder für den 'Telegrammverkehr geöffneten 
Verkehrsanstalt aufzugeben sind. 

Nachdem für die nach Amerika bestimm- 
ten Telegramme, gleichviel ob sie drahtlos 
oder auf dem Kabelwege befördert werden, 


121 


gleich hohe Gebühr®nsätze eingelührt worden 
sind, ist es dem Auflieferer überlassen, den Be- 
lörderungsweg selbst; zu bestimmen. Gibt er 
keinen Leitweg an, so sollihn der Annahmebe- 
amte auf die beiden Beförderungsmöglichkeiten 
hinweisen und ferner darauf aufmerksam 
machen, daß die Telegramme bei der draht- 
losen Beförderung. unmittelbar zwischen der 
Großfunkstelle Nauen und einer amerikahni- 
schen Gegenstation ausgetauscht werden, wäh- 
rend sie im andern Falle zunächst nach London 
befördert werden und dort auf das transatlan- 
tische Kabel übergehen. Wenn hiernach der 
Absender auf Bestimmung des Leitweges ver- 
zichtet und diese damit der Reichs-Telegra- 
phenverwaltung anheimstellt, so wird das Tele- 
gramm ohne Leitvermerk entweder dem Haupt- 
telegraphenamtin Berlin N. 24oder einem etwa 
schneller erreichbaren deutschen Telegraphen- 
amt, dasin unmittelbarem Verkehr mit London 
steht, zugeführt. Das Haupttelegraphenamt 
gibt das Telegramm der jeweiligen Lage der Be- 
triebsverhältnisse der Kabelverbindung und der 
drahtlosen Verbindung entsprechend entweder 
nach London oder durch die Funkleitung nach 
Nauen weiter. Diese deutsche Großfunkstelle 
steht z. Zt. meit den amerikanischen Stationen 
Annapolis und New Brunswick in Verbindung. 
Die übrigen unmittelbar mit London verkeh- 
renden Telegraphenämter geben die Tele- 
gramme, je nachdem es günstiger erscheint, 
nach London oder Berlin weiter. Hinsichtlich 
der Kabelverbindungen nach Übersee ist noch 
zu bemerken, daß die Abwicklungunseres Über- 
seeverkehrs nicht nur darunter leidet, daß diese 
Telegsramme nur noch auf fremden Kabellinien 
befördert werden können ; auch unsere telegra- 
phischen Verbindungen bis nach England sind 
gegen früher wesentlich beschränkt, weil meh- 
rere dieser Kabel englischerseits bisher noch 
nicht wieder instandgesetzt worden sind. In- 
folgedessen stehen für den Verkehr mit England 
und den deutschen Überseedienst z. Zt. nur 11 
Leitungen zur Verfügung, während vor dem 
Kriege deren 30 vorhanden waren. Eine In- 
standsetzung der noch nicht wieder in Betrieb 
genommenen Kabel auf deutscher Seite ist z. T. 
unmöglich, da auch die beiden reichseigenen 
Kabelschiffe an die Entente haben abgeliefert 
werden müssen. 

Die auf dem Funkweg nach den Vereinig- 
ten Staaten zu befördernden 'T'elegramme erhal- 
ten im Telegramm-Aufgabeformular an der für 
die Wegangabe vorgesehenen Stelle fortan den 
gebührenfreien Vermerk ‚Funk‘ Der Dienst- 
vermerk ‚Radio‘ kommt für die Folgenurnoch 
für die zwischen Küstenfunkstellen und Bord- 
funkstellen ausgewechselten Seetelegramme in 
Betracht; er wird als erstes Wort in den Kopf 
der Telegramme gesetzt. 

Nach den Vereinigten Staaten von Amerika 
sind Telegramme in offener deutscher und eng- 
lischer Sprache und in Codesprache zugelassen. 
Die Wortgebühr beträgt z. Zt. jenach der Zone 
5,60 bis 7,80 M, gegen 2,20 bis 2,55 M am 1. No- 
vember 1915. Die Erhöhung der Gebühren 
gegenüber dem früheren Tarife isthauptsächlich 
darin begründet, daß die Abrechnung mit den 
amerikanischen Stellen in Goldwährung aufzu- 
stellen ist, die Gebühren aber nach dem niedri- 
sen Markkurs erhoben werden ; mit der Besse- 
rung des Kurses werden auch diese Gebühren 
entsprechend heruntergehen. 

Für funktelegraphische Pressetelegramme 
nach den Vereinigten Staaten von Amerika be- 


‚trägt die Gebühr 1 M 35 Pf für das Wort. 


Zur Beschleunigung des drahtlosen Tele- 
grammverkehrs von Deutschland nach Amerika 
und umgekehrt können die Radiotelegramme, 
soweit sie die deutschen Drahtleitungen durch - 
laufen, als „dringend‘' befördert werden ; hier- 
durch wird die bisherige Gesamtgebühr um 
20 P£ für das Wort erhöht. 

Nachdem das inländische Funknetz weiter 
ausgebaut worden ist,sollin größerem Umfange 
von diesen Anlagen Gebrauch gemacht werden. 
Zu diesem Zweck behält sich die Reichs-Tele- 
graphenverwaltung fortan für die Abwicklung 
des telegraphischen Verkehrs im allgemeinen 
freie Wahl hinsichtlich des zu benutzenden 
Weges (Draht- oder Funkweg) vor. Befürchtet 
jedoch der Absender ein Mithören des 'Tele- 
gramms dureh Unbefugte, was bei der Eigenart 
der drahtlosen‘ Telegraphie nieht durchweg 
ausgeschlossen ist, und wünscht er daher aus- 
drücklich die Drahtbeförderung, so hat er im 
Telegramm-Aufgabeformular an der fürdieWeg- 
angabe vorgesehenen Stelle den gebührenfreien 
Vermerk „Draht“ niederzuschreiben. Der Vor- 
druck derlinken Seite des Telegramm-Aufgabe- 
formulars wird demnächst ergänzt werden. 

Das gleiche gilt für den Telegrammverkehr 
Deutsehlands mit den europäischen Ländern, 
soyeit die Gebühren auf Draht- und Funkweg 
nach diesen gleichgestellt sind. Vorläufig ist 
letzteres der Fallim TelegrammverkehrDeutseh - 
land — Schweden, für den über die von der 


122 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 6. 


any 


R. T. V. betriebene Hauptfunkstelle Königs- 
wusterhausen eine Runkverbindung zur Ver- 
fügung steht ; Königswusterhausen arbeitet mit 
der schwedischen Station Carlsborg. Die Tele- 
grammgebühren betragen für Privattelegramme 
60 Pfund für Pressetelegramme 30 Pf das Wort. 
Im Telegrammverkehr Deutschland — 

Spanien, für den eine Gleichstellung der Dralit- 
und Funkgebühren noch nicht erfolgt ist, hat 
der Absender, wenn er den Drahtweg ausdrück- 
lich wünscht, dieses durch den gebührenfreien 
Vermerk „Draht‘ an der für die Wegangabe 
vorgesehenen: Stelle im Telegramm-Aufgabefor- 
mular auszudrücken; trifft er keine Bestim- 
mung über den zu benutzenden Weg, so. werden 
die Gebühren für den Funkweg erhoben. Die 
Gebühr für private Funktelegramme nach 
Spanien beträgt z. Zt. 1,70 M (gegen 1,85 M für 
Kabeltelegramme); für funktelegraphische 
Pressetelegsramme beträgt die Gebühr nach 
Spanien z. Zt. 85 Pf. Die Funktelegramme wer- 
den von der deutschen Großfunkstelle Eilvese 
an die spanischen Stationen Madrid oder 
Aranjuez gegeben. HIN: 


Zur Entwicklung der drahtlosen Telegra- 
phie für den Flugzeugverkehr. — In „Electrical 
World“ Bd. 73, S. 27 schildert R. Doyle kurz 
die Entwicklung, die die drahtlose Telegraphie 
für den Flugzeugverkehr bei unseren Feinden 
während des Krieges genommen hat, und zählt 
die Aufgaben auf, deren Lösung bisher nicht 
gelungen ist. Danach ist man wie in Deutsch- 
land von der durch Sammlerbatterie versorgten 
Sendeanlage über den durch besondere Luft- 
schraube getriebenen Umformer schließlich zum 
Sender gelangt, dessen Stromerzeuger durch 
den Flugzeugmotor angetrieben wird. Viel 
Kopfzerbrechen hat offenbar die Antennenfrage 
sowohl für die Flugzeuge selbst wie für die 
Landstationen gemacht; sie ist denn auch im 
Kriege nicht gelöst worden. Nach den dem 
Aufsatz beigegebenen Abbildungen sind für 
Sendezwecke ausschließlich Antennen mit frei 
herabhängenden Enden verwendet worden, 
die eine ganze Reihe von Unannehmlichkeiten 
zeigen. Besonders störend ist ihre ausge- 
sprochene Richtwirkung, die ein Maximum in 
der Flugriehtung und 45° zur wagerechten Lage 
des Flugzeuges abwärts zeigt. Die bei Land- 
stationen gewöhnlich benutzte L-Antenne hat 
wiederum nicht genügend Richtwirkung nach 
oben. Für letztere wird der eigenartige Vor- 
schlag gemacht, die Antenne gewissermaßen 
auf den ‚Kopf zu stellen, d.h. eine Schirm- 
antenne zu bauen, deren Gegengewicht über 
den Luftdrähten liegt. Abb. 6 veranschaulicht 


A= Turm, BB= Antennendrähte, C=vom Turm isoliertes Gegengewicht, 
D=Sender, E = Umformer, F = Starkstromzuleitung. 


Abb. 6. Landstation für den Verkehr mit Flugzeugen. 


den Vorschlag. Der dargestellte Turm soll aus 
Stahl bestehen, um die Kapazität des Gegen- 
gewichtes zu vermehren. Als Höhe ist für ihn 
angegeben 30 bis 150 m, die Luftdrähte sollen 
eine Länge von 100 bis 300 m erhalten. Die 
Richtwirkung nach oben wächst nach den An- 
gaben des Verfassers mit der Höhe des Turmes 
und der Länge der Luftdrähte. Der Aufsatz 
schließt mit einem Ausblick auf die zukünftigen 
Verwendungsmöglichkeiten für Flugzeuge, bei 
deren Ausnutzung die Verwendung der draht- 
losen Telegraphie Vorbedingung ist. Rp. 


‘  Mechanisierung des dänischen Telephon- 
betriebes. — Der Streik der Telephonistinnen in 
Dänemark, dessen Ende zurzeit noch nicht ab- 
zusehen ist, legt den Telephongesellschaften den 
Gedanken nahe, die menschliche Arbeitskraft 
durch Automaten, welche die. Herstellung der 
Verbindungen besorgen, zu ersetzen. Angebote 
könnten daher wahrscheinlich bei den dänischen 
Telephongesellschaften Interesse finden. Es 
kommen folgende Gesellschaften in Betracht: 
Köbenhavns Telefon A/S, Kopenhagen, Nörre- 
sade 21, Iydsk Telefon A/S Aarhus, Forenede 

' Sydjydske Telefon-Selskab inKolding, Laaland, 
Falster-Telefon A/S, Nyköbing, F., Fyens 
Kommunale Telefon Selskab, Odense. ‚‚(Indu- 
strie- und Handels-Zeitung‘‘ v. 22. I. 1920.) e 


Physik und Theoretische Elektrotechnik. 


Über die graphische Darstellung des Wechsel- 
potentials und die Lage des Erdpotentialsin Dreh- 
stromanlagen. — Eine ‚besonders übersichtliche 
Art, die Spannungen in. einem Wechselstrom- 
system darzustellen, ist die topographische Me- 
chode. Soweit man, wie man es in den Anwen - 
dungen meist tut, annimmt, daß zwischen zwei 
Punkten eines Stromkreises eine eindeutige 
Wechselspannung besteht, kann man auch jedem 
dieser Punkte ein Wechselpetential zuschreiben 
und die Spannung als Differenz dieser Poten- 
tiale betrachten. Diese Wechselpotentiale kann 
man durchs Punkte einer Ebene darstellen, 
deren Abstand voneinander nach 'Größe und 
Richtung die Spannung angibt (vgl. Görges, 
„ETZ“ 1898, S. 164). Der Verfasser geht aber 
in der Darstellung noch weiter. Es wird ge- 
zeigt, daß zwei Spannungen nur dann iden- 
tisch sind, wenn sie nicht bloß nach Größe und 
Phase, sondern auch in den Potentialen mit- 
einander übereinstimmen. 

Nach Betrachtungen über die Grundlagen 
der graphischen Darstellung des Wechselpoten- 
tials wırd die allgemeine Lage des Erdpoten- 
tials bestimmt, wenn die drei Leiter eines Dreh- 
stromsystems dureh wahren Widerstand, Selbst- 
induktion und Kapazität in Reihen- oder Pa- 
rallelschaltung mit der Erde verbunden sind. 
Die allgemeine Lösung wird auf verschiedene 
Sonderfälle angewendet. Es werden unter- 
sucht: 1. die Parallelsechaltung von Widerstand, 
Kapazität und Selbstinduktion zwischen je 
einem Leiter und Erde, 2. einfache Fälle von 
Überspannungen, 3. die Überwachung des Iso- 
lationszustandes durch Spannungsmessungen 
und 4. der Kondensator und die Induktions- 
spule in Reihenschaltung.. Enthält im letzten 
Fall die Induktionsspule Eisen, so sind im all- 
gemeinen zwei Gleichgewichtszustände mög- 


lich. (H. &örges. Archiv tür Elektr., Bd. 6, 
1917, 8. 1] vg. 
Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Die Umgestaltung des American Institute of 
Elecetrieal Engineers. — Der Krieg zeigt in sei- 
nen revolutionierenden Folgen auch in den bis- 
her von ihm am wenigsten heimgesuchten Ver- 
einigten Staaten von Amerika seine Wirkungen. 
Nun machen sich diese auch bei der großen Ver- 
einigsung der Elektrotechniker dieses Landes, 
dem American Institute of Electrical 
Engineers (A.l.E.E.) bemerkbar. Es handelt 
sich hierbei einmal um den Verein selbst und 
dann auch um seine unter dem 
Namen Proceedings und 
Transactions‘ bekannten 
monatlichen bzw. jährlichen 
Veröffentlichungen. Der Ver- 
ein sieht sich, trotzdem 
erim Jahre 1918/19 ein Ein- 
kommen von 135 000 $ hatte, 
eenötigt, neue FEinnahme- 
quellen zu suchen, und er- 
wägt eine Erhöhung des 
Jahresbeitrages der Mitglie- 
der um 5bis 10 $. Man könnte 
mit einer geringeren Erhö- 
hungauskommen, aber da in- 
folge der vermehrten Kosten 
für Papier, Arbeitslöhne usw. 
mit einer Steigerung der 
Ausgaben auf alle Fälle 
gerechnet werden muß, So 
hat man die Gelegenheit benutzt, um ein Pro- 
sramm auszuarbeiten, welches das Tätigkeits- 


gebiet des A.I.E.E. vom 1.1. 1920 ab nach ver-' 


schiedenen Richtungen hin erweitern soll. Der 
Hauptgrund hierfür ist aber wohl der, daß der 
Verein fürchtet, rückständig zu werden, und 
sich deshalb durch Organisationsänderungen 
den heutigen Verhältnissen, namentlich den 


Ideen und Wünschen der jüngeren Generation 


besser anpassen, dadurch seine Mitgliederzahl 
heben und seinen Einfluß stärken möchte. 
Solche Änderungen liegen jetzı allenthalben in 
der Luft, und das A.l.E.E. folgt nur, wo die 
amerikanischen Maschineningenieure (Ameri- 
can Society of Mechanical Engineers) vorange- 
gangen sind, die jetzt auch eine monatliche 
Fachzeitschrift herausgegeben haben und das 
Anzeigengeschäft besonders energisch. bearbei- 
ten. Der Etat des A.Il.E.E. für das nächste Ge- 
schäftsjahr wird 206 500 $ betragen, und die 
Vorschläge seines ‚Development Committee‘ 
lagen der 35. Jahresversammlung, die im 
Juni 1919 in Lake, Placid im Staate New 
York stattfand, vor. Diese Vorschläge be- 
zogen sich auf 6 Punkte, nämlich: 
Veröffentliehungen: Die. bisher 
monatlich erscheinenden ‚‚Proceedings‘‘ sollen 
durch eine Fachzeitschrift im Format von 
220 x 292 mm ersetzt werden. Die allerwichtig- 
sten Abhandlungen würden in dieser im ganzen 
| Umfang gebracht, alle anderen stark gekürzt. 


Durch die Trennung des Inhalts jedes Heftes in 
2 Teile, von denen der eine bleibenden und der 
andere vorübergehenden Wert hat, sollen ge- 


‘gebenenfalls die „Transaetions“, die bisherige 


Zusammenfassung der ‚Proceedings‘ zu Jahres- 
bänden, die jährlich 18000 $ kosten, erspart 
werden, da jedes Mitglied sich leicht die Heft- 
teile von bleibendem ‘Wert selbst einbinden 
lassen kann. Es soll versucht werden, aus dem 
Anzeigenteil eine gute Einnahmequelle zu 
machen. i ! 

2, Organisation: Außer den schon be- 
stehenden. Ortsgruppen soll eine New Yorker 
Ortsgruppe gebildet werden. Versammlungen 
werden dann nicht nurin New York,sondern der 
Reihe nach in den einzelnen Sitzen der Orts- 
gruppen abgehalten. Den Vizepräsidenten wer- 
den Gebietsteile zugewiesen ; gegebenenfalls wird 
die Anzahl der Vizepräsidenten erhöht. Vize- 


| präsidenten werden in Zukunft aus den betref- 


fenden Gebietsteilen entnommen. Zu Präsiden- 


ten und zu Gesehäftsführern sind wie bisher alle - 
Mitglieder wählbar. An die Beamten und Mit- 


glieder der Geschäftsleitung, welche Vereins- 
versammlungen besuchen, werden Reisespesen 
gezahlt. Hierdurch und durch die Verringerung 
der Anzahl der Versammlungen wird ein besse- 
rer Besuch, auch aus den entfernteren Orten, 
angestrebt. Jeder Vizepräsident muß die Orts- 
gruppen seines Gebietsteils mindestens einmal 
jährlich besuchen, auch sollen Vizepräsidenten 
einander besuchen. Vizepräsidenten bleiben 
nicht ein Jahr, sondern deren zweiim Amt und 
können zu Gesehäftsführern gewählt werden. 
Kein Mitglied sollein Amt ununterbrochen län- 


ger als 6 Jahre bekleiden, mit Ausnahme von. 


Gesehäftsführern oder Vizepräsidenten, die zu 
Präsidenten gewählt werden. ; 

3. Tätigkeitsbereich:- Die Frage,. die 
Arbeit der jetzigen Ausschüsse zu dezentralisie- 
ren, wird geprüft. Hochwertige Abhandlungen 
aus dem Gebiete des allgemeinen Maschinen- 
baus sind in größerer Anzahl wie bisher zu ver- 


öffentlichen. Jüngere Mitglieder sind in erwei- 


tertem Umfange zu den Arbeiten der Ausschüsse 
heranzuziehen. s 

4. Örtliche Organisation: Es ist zu 
versuchen, örtliche Fachvereine dem Verein 
anzugliedern. Andere, der A.I.E.E. gleichwer- 
tige "Körperschaften sind zu ähnlichem Vor- 
gehen anzuregen. Örtliche Ingenieurräte sind 
zu bilden. ; 

5. Landes-Ingenieurrat: Die - ört- 
lichen Ingenieurräte sollen mit einem aus Ver- 
tretern möglichst vieler Ingenieurvereine be- 
stehenden Landes - Ingenieurrat zusammen- 
arbeiten. Dieser Rat soll dafür sorgen, daß die 


Mitarbeit der Ingenieure bei allen öffentlichen 


Angelegenheiten gesichert wird. 


6. Fachkongresse: Von Zeit zu Zeit 
soll ein Fachkongreß 
abgehalten werden, zu dem Vertreter nach be- 
sonderen Gesichtspunkten aus allen Teilen des 
Landes abzuordnen sind. Der Kongreß soll zu 
Fragen von fachlicher und allgemeiner Bedeu- 
tung Stellung nehmen. En 


An einer lebhaften mündlichen und schrift- 
lichen Diskussion über diese Vorschläge nah- 
men Dr. Steinmetz, Dr. Bell, Prof. Ewing, 
Prof. Slichter, Prof. Clark, Prof. Parker, 
Prof. Harding und viele andere teil. 


Im allgemeinen wurde den Vorschlägen des 
„Development Committee‘ zugestimmt, doch 
erhob sich energischer Widerspruch gegen eine 
Änderung der ‚Proceedings‘ nach Form und In- 
halt und namentlich gegen die beabsichtigte 
Vergrößerung des Anzeigengeschäfts. Wider- 
spruch gegen die Erhöhung des Beitrages wurde 
nicht erhoben, doch wurde eine weitere Ände- 
rung in der Staffelung der Beiträge vorgeschla- 
gen; eine Staffelung der Beiträge besteht jetzt 
schon. Es werden Fellows; Members und Asso- 
eiätes unterschieden, die Beträge in verschiede- 
ner Höhe entrichten. Nach dem Vorschlag in der 
Diskussionsollte das Vereinseinkommendadureh 
erhöht werden, daß Mitglieder, die jetzt einen ge- 
ringeren Rangeinnehmenals denjenigen, zudem 
sie berechtigt sind, befördert werden und die 
entsprechenden höheren Beiträge zahlen. Er 
wähnt sei noch, daß die Einnahmen aus Anzei- 
gen in den „Proceedings“ im letzten Geschäfts- 
jahre 8000$ einbrachten,und daß das „Develop- 
ment Committee“ glaubt, durch invensive 


Werbearbeit diesen Betrag auf ein Vielfaches 


steigern zu können. 


Aus dem uns vorliegenden Bericht geht 
nicht klar hervor, ob auch die Vorschläge be- 


züglich der unter 1. aufgeführten Fachzeit- 


schrift, speziell soweit es sich um Erweiterung 
des Anzeigengeschäftes handelt, angenommen 
wurden.‘ Alle übrigen Vorschläge wurden von 


der Jahresversammlung angenommen und den 


Direktoren zur weıteren Veranlassung zuge- 
wiesen. (,„Eleetrical World‘, Bd. 74, 1919, S. 
16,.241,: 354, 522.) W, 


5. Februar 1920. = 


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(Engineering Congress) 


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6. Februar 1920. ; 


- Verschiedenes. 

* Emil Rathenau-Stiltung. — Zum Gedächt- 
nis des im Jahre 1903 verstorbenen Direktoss 
Erich Rathenau sind für das Jahr 1920 zur 
Ausbildung in einem technischen Berufe von 
der Erich Rathenau-Stiftung an Angestellte 
oder Angehörige von Angestellten der AEG 
45 Stipendien im Gesamtbetrage von 68 690 M 
verliehen worden. 2 


Industrie und Handel. 


Ein Kreditabkommen mit Holland; Valuta 
und Kohlennot. — Aus einem Wust von Ver- 
handlungen, Vorschlägen, Meinungsäußerungen 
und Richtlinien, die sich innerhalb und atßer- 
halb Deutschlands alle mit der einen großen 
Frage befassen, wie die Weltwirtschaft und ins- 
besondere die mehr und mehr einer Katastrophe 
zusteuernde Wirtschaft der im Kriege unter- 
legenen Staaten saniert werden könnte, ohne 
bisher aueh nur ein wirklich praktisches und 
Besserung versprechendes Ergebnis gezeitigt zu 
haben, hebt sich als erster positiver Erfolg das 
soeben zwischen bevollmächtigten Kommissio- 
nen vereinbarte deutsch-holländische Kre- 


ditabkommen heraus. Es sichert uns auf 10° 


Jahre einen Staatskredit über 200 Mill. holl. 
Gld zu 6%, von denen 60 Mill. für die Besehaf- 
fung holländischer Lebensmittel, 140 Mill. aber 
für den Erwerb von Rohstoffen aus belie- 
bigen Bezugsquellen in Anspruch genommen 
werden dürfen. Nach dem dabei vorgesehenen 
System der Wiederauffüllung soll von dem 
Verkaufsertrag jedes Fabrikate, das aus mit 
dem holländischen Kredit gekauften Rohstoffen 
hergestellt ist, eine dem Erwerbswert letzterer 
entsprechende Summe dem deutschen Gut- 
haben in Holland immer wieder zufließen. 
Sehuldverschreibungen der deutschen Regie- 
rung dienen als Sicherheit; außerdem wird 
parallel zu einer Verrechnungsstelle im Haag 


“in Berlin eine Treuhandgesellschaft gegründet, 


die unter Wahrung des Geschäftsgeheimnisses 
die Kredite selbständig verteilt, Holland aber 
auch den erforderlichen Einblick in die Ge- 
schäftsgebarung gewährt. Daneben hat man 
sich über die weiteren Kohlenlieferungen auf 
Grund einer neuen Weltmarktpreisbasis ver- 
ständigt, die &eitens der Niederlande unabhän- 
gig von dem Kreditabkommen bezahlt werden 
und die Lebensmittelkredite decken sollen. 
Leider ist die Erwartung, daß dieses außer- 
ordentlich wertvolle, allerdings noch nicht rati- 


fizierte Übereinkommen günstig auf den Stand 


der deutschen Valuta wirken würde, vor- 
läufig getäuscht worden. Unlautere Machen- 
schaften auf dem Devisenmarkt, die immer 
mehr Markbeträge in das Ausland treiben, 
drücken unsere Währung täglich tiefer — am 
27. I. 1920 notierte die Mark in Amsterdam 2,35 
— und die jetzt nach dem Friedensvertrag Er- 
füllung heischenden Forderungen der Entente 
auf Lieferung von Kohle sowie die äußerst kri- 
tische Lage der deutschen Kohlenversor- 
gung sind nicht geeignet, dieses Sinken des 
Kurses zu hemmen. Wenn es zunächst auch 
gelungen ist, in den Verhandlungen mit den 
Bergarbeitern die sofortige gewaltsame Ein- 
führung der Sechsstundenschicht unter 
Tage zu verhindern, so lassen doch die gefaßten 


"Entschließungen und leider auch die Erklärun- 


gen der Regierungsvertreter deutlich erkennen, 
daß mit dieser unter den in Deutschland berr- 
schenden Wirtschaftsverhältnissen geradezu 
efährlichen Verkürzung der Arbeitszeit und in- 
olgedessen mit einem weiteren Niedergang der 
heute schon für viele industrielle Unteineh- 
mungen fast katastrophalen Kohlenförderung 
gerechnet werden muß, wenn — wie oft wurde 


es schon gesagt! — man sich nieht endlich bei 


uns wieder zum ehrlichen Arbeiten und Sparen, 
international aber zu ganz.energischen 
Maßnahmen, etwa im Sinne der kürzlich in 
Amsterdam von führenden Finanzyertretein 
aufgestellten Richtlinien für eine wirklich groß- 


- zügige Kreditaktion, entschließt. Esgeht, was 


so viele immer noch nicht begreifen, um das 
Schicksal Europas, ja um mehr! 


Von der Reichsstelle für Sparmetalle. 


Die Reichsstelle für Sparmetalle ist aufgelöst 


worden; ihre Geschäfte wird der  Reichskom- 
missar für Metallwirtschaft abwickeln. 
Mitteilungen der Zentralstelle für die Aus- 


fuhrbewilligung in der Elektrotechnik. — Die 
Zentralstelle macht darauf aufmerksam, daß es 


zur Vereinfachung des Geschäftsganges zweck- 


mäßig ist, auch Einfuhranträge ihr zugehen 


zu lassen, weilsie von dem für solehe zuständi- 


gen Einfuhramt doch zuvor gutachtlich gehört 


_ wird. Dagegen sind Durchfuhranträge di- 


{ 


gen und 


rekt an den Reichskommissar für Aus- und 
Einfuhrbewilligung zu senden. Verlängerun- 
inderungen von Ausfuhran- 
trägen wird die Zentralstelle künftig kostenlos 
vornehmen, Das Ausfuhryerbot und damit die 


een gun rer m. 


” 


Elektrotechnische Zeitschriit, 1919, Heit 6. 


123 


Kontrolle für Installa- 
tionsartikelhat die Regie- 
rung erst jetzt wieder in 
Kraft gesetzt: Wie die ‚„‚Mit- 
teilungen‘‘“ betagen, ist es in 


Jar: 19. febr. März April Mai Jumi Jul Aug. Sept Okt. Nov. bes. 


R5 
330; 


370 


. den letzten Wochen gelun- 


"Blei im Jahre 1919 an der Londoner 


gen, deren Preis im allgemei- 


nen wieder. zu, heben, Die 
Preisstelle des Z.-V, und auch 


ein großer Verband von Spe- 


zialiirmen hat bereits be- 

schlossen, sich den Grund- 2% 

sätzen des. Merkblattes der N 

Zentralstelle anzuschließen, 3,39 BR EV 
> ” & EEE. 

so daß also dessen Bestim- rare 

mungen auch für Instal- Ebh 

lationsartikel gelten; nach Mor Te 

diesen ist der den Dezem- 


beraufschlägen entsprechend 


um 450 bis 540% erhöhte 


deutsche Friedenspreis als 


jetziger Inlandpreis umzu- 


| 


rechnen: : Allgemein kann bei 
der Preisbemessungnach 


dem Auslande heute min- 


destens der 20-fache Friedens- 


preis für eme Ware gefordert 
werden, doch trifft das nicht 


füralle Waren zu. Ein blanker 


K.upferdreht, dessen Kupfer 
die deutsche Industrie zum Abbe 7 
'Weltmarktpreis aus dem ‘ 

Ausland kaufen muß, kann selbstverständlich 
bei der Ausfuhr nur einen geringen Aufschlag 
vertragen, weilin diesem Fall infolge des tenern 
Bezuges an Rohstoff und der geringen darauf 
verwendeten Arbeit der deutsche Inlandpreis 
ungefähr gleich dem Weltmarktpıeise ist. Die 
Einfuhr von blankem und baumwoll- 
umsponnenem Kupferdraht sowie von 
Dynamoblechen, Halbfabrikatfen, die außer- 
ordentlich knapp sind und die Deutschland 
dringend benötigt, wird gestattet, wenn sich 
eine ihr entsprechende, den Einkauf im Aus- 
lande «deckende Menge an Ausfuhr von Fertig- 
fabıikaten nachweisen läßt. DBezügliche An- 
träge sollen über die Zentralstelle an das Ein- 
fuhramt gerichtet werden. Die Ermächtigung 
der Zollstellen, Elektrisiermaschinen und 
physikalische Lehrapparate ohne Aus- 
luhrbewilligung zum Export zuzulassen, hat 


‚der Reichskommissar zurückgezogen; dasselbe 


gilt neuerdings auch bezüglich Glühbirnen 
für elektrische Taschenlampen. Nach 
dem neuesten ‚Merkblatt‘ der Zentralstelle ist 
in den Anträgen für Ausfuhrbewilligung die 
Gewichtsangabe der Sparstoffe auch 
fernerbin noch notwendig bei Verwendung von 
Gold, Platin, Silber und anderen sehr wertvollen 
Metallen und Stoffen, wie Osram usw., sodann 


‚bei Stoffen, an denen Deutschland großen Man- 


gel leidet, wie z. B. Glimmer, bei Anträgen über 
Kabel, Leitungen, Akkumulatoren, wenn das 
Gesamtgewicht 1000 kg übersteigt, und schließ- 
lich beim Veredelungsverkehr. 

Wie die „Mitteilungen ‘“‘, so betont auch das 
„Merkblatt“ für Januar 1920 aufs neue die Wich- 
tigkeit einer richtige nPreisbemessung bei 
Lieferungen an das Ausland. Bezügliche 
Angaben über die Berechnungsart, den Kurs- 
nachlaß und den Auslandaufschlag finden sich 
in dem Merkblatt. Lieferungen an auslän- 


dische Wiederverkäufer werden zu den 


Bedingungen, die für den Wohnsitz des Wie- 
derverkäufers gelten, berechnet. Deutsche Un- 
ternehmungen im europäischen oder übersee- 
ischen Auslande, deren Inhaber oder Zentral- 
unternebmen in Deutschland ihren Sitz haben 
(z. B. industrielle Unternehmungen, Rlektrizi- 
tätswerke usw.) müssen, auch wenn die Bestel- 
lung von.der deutschen Firma vergeben wird, 
wie Lieferungen für das betreffende Ausland be- 
handelt werden.. Diese Grundsätze sollen eine 


Änderung erfahren, sobald sich das mit Rück- 


‘sicht auf die Bewegungen des Auslandsmarktes 


im Interesse des deutschen Absatzes als not- 
wendig erweist. 


Weiterer Zusammenschluß in der Glüh- 
lampenindustrie. — Wie das W. T. B. mitteilt, 
hat die Siemens & Halske A. G. von dem 
ihr vorbehaltenen Recht, dem gemeinsamen 
Unteinehmen der Glühlampenfabrik der Allge- 
meinen Elektrieitäts-Gesellschaft und der Os- 
ramwerke!) beizutreten, Gebrauch gemacht. 


- Die Preisbewegung an der Londoner Metall- 
börse im Jahre 1919. Abb. 7 gibt ein Bild, wie 
sich die Preise für Zinn, Kupfer, a 

@- 
tallbörse gestaltet haben?). Die Angaben für 
Zinn und Kupfer sind die offiziellen Kasse- 
Notierungen für „fine foreign“ und „standard‘“. 
Der Preis für Blei bezieht sich auf englisches, 
der für Zink auf amerikanisches Metall. 


R\ "Vgl „ETZ" 1919, S..516, 576. \ 
2) Nach „Engineering“ Bd. 109, 1990, 8, 24. 


Preisbewegung an der Londoner Metallbörse im Jahre 1919. 


Kleine geschäftliche Mitteilungen. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotechnischen 
Industrie. — Auf Seite 124 findet der Leser die 
Zuschlagsliste Nr. 26 (grün) der Preisstelle für 
Februar 1920.- Sie bringt fast durchweg Er 
höhungen der Aufschläge und außerdem Er- 
gänzungen durch die Nummeın 23a (Ersatz 
Glaskörper für Gleichrichter), 70 (Linienwähler- 
Anschlußschnüre) und 71 (Stöpsel- und Appa 
ratschnüre). Bei Nr. 25 sind Erdschluß- und 
Stromriehtungsanzeiger eingefügt worden. Ab 
züge der Liste können, wie bisher, zu den in der 
„ETZ“ 1920, S. 63, angegebenen Bedingungen 
von unserem Verlag bezogen werden. 

Elektrizitätszähler. — Der Verband der 
Zählerfabriken hat beschlossen, den Teue- 
rungszuschlag auf die seit Jahresanfang gelten- 
den dreifachen Grundpreise vom 15.1. 1920 ab 
auf 150% zu erhöhen. 

Weißblech. Vom Reichswirtschaftsmi- 
nister ist die Verfügung, betreffend Beschlag- 
nahme und Meldepflicht von Weißblech, 
unter dem 23. XII. 1919 aufgehoben worden. 

Preiserhöhung für Starkstromfabrikate in 
Österreich. — Die Starkstrom-Elektrizi- 
tätsfirmen Österreichs haben nach der ‚Frnkt. 
Ztg.‘‘ den Teuerungszuschlag auf 250% erhöht. 

Metallpreise. — Nach den Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer- 
notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall- 
börsenvorstandes in M/100 kg: 


Metall 30. I. I7.-T. 


Elektrolytkupfer (wire- 
bars), prompt, cif Ham- 


burg, Bremen, Rotterdam 3515 3890 
Raffinadekupfer f 
99/99,3%,,1okoGroß-Berlin |3200—3300 3400—3600 


Originalhütten- Weich- 
blei, ab Hütte oder loko 
Groß-Berlin her 

Originalhütten-Rohzink, 
Syndikatspreis ab Hütte 


1125 —1175 1150—1200 


oder. Bagan m 2 650 650 
desgl. Preis im freien Ver- 

kehr, ab Hütte oder | 

Lager 1075—1100 — 


Originalhütten-Alumi- 
nium 98/99%, in gekerb- 
ten Blöckchen, ab Hütte 
oder loko Groß-Berlin 

Zinn, Banka-, Straits-, 
Billiton., loko Hamburg 
oder Groß-Berlin . . . 

Hüttenzinn, mindestens 
990/0, loko Hamburg oder 
Groß-Berlineen, a =. — \ 

Reinnickel 98/99 /,, 1oko 
Hamburg oder Groß- 
Berlin . EN Ne 

Antimon-Regulus, loko 
Hamburg oder Groß- | 
Berlin . 22.2.2 .. 12100—2200,2200—2400 

Meta)llzuschläge für isolierte Drähte, 

Für die Woche vom ]l. bis 7. II. 1920 beträgt 

der Kupferzuschlag 140 M, der Alumi- 

niumzuschlag 60 M. 


Abschluß des Heftes: 31. Januar 1920, 


t 


5000  '5300—5500 


12 500—13000 15900— 16 000 


6500— 7000 7000 --7500 


124 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 6. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für Februar 1920. 


Die grüne Zuschlagsliste Nr. %6 gilt für den Monat Februar 1920 für 
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis- 
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden Für die Abrechnung von Auf- 
trägen mit den bis 31. XII. 1919 giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu- 
schlagsliste Nr. 26 A maßgebend. Für die Berechnung der Teuerungs- 
zuschläge gilt für Aufträge, die vom 1. XII. 1919 (für Zähler vom 1.1. 1920) 


ab eingegangen sind, folgende Formel: 


1. Der Preisstichtag liegt um die in Spalte A der Teuerungszuschlagsliste 
genannte Frist vor dem Liefertag (A-Frist); ist diese Frist mit 0 bezeichnet, 
so wird der am Liefertage ‚giltige Preis berechnet. 


a Für Spar- z 
. a Pa Für an Für $ { 
führung | Frsatz- führung | Ereatz-. 
„mit metall- |A-Frist B-Friet (mit metall- |A-Frist|B-Frist 
Gegenstand wapfen Aus- Gegenstand mans Aus- 
Bone, | führung Bronze’ | führung 
usw.) usw.) q 
Zuschlag | Zuschlag | Mo- Mo- 5 Zuschlag | Zuschlag | Mo- Mo- - 
9% %o nate | nate On % nate | nate 
Generatoren, Motoren und Umformer, 33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen E 
soweit nicht für Sonderausführungen (außer Schutz- u. Re a) 340 290 
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 34. Schutzdrosselspulen . . . . . . 380 330 
1. bis 5 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungan) 540 540 35. Erdungsdrosselspulen . . 340 290 
3. überd bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um- | 36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen z 
drehungen) . 540 540 1 2 Schaltern . . . 5 i 340 290 a 2 
3. über 100 kW (bezogen a auf 1000 Umdre- | 37. Vollständige Schaltanlagen, Schalt- 5 | 
Be) : f 540 540 schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. 340 290 
3 38. Schaltkästen ausschl. DERART m 340 290 
Sonderausführun gen. j 39. Gußgekapseltes Material ; 340 300 
4 Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . 520 520 40. Schaltänlagen für Schiffe. : 340 — 
5. Elektrisch betriebene NL | Meßapparate und Zubehör 
nen . 350 350 F r R 
6. Elektrisch betriebene Höusw asderpumBen, 41. Meßinstrumente . . 170 Fer 
Entstäubungspumpen und Kompressoren 370. 240 ' 42 Zähler einschl. Verpackung N 200 | i 2 
7. Gesteinsbohrmaschinen und- -geräte 310 190 1 43. Meßwandler 300 FR 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Installation RL 
Motorschleifen, Motortragen,Motorwagen 360 250 44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 190 160 5 
9. Spezial-Elektromotoren in Marineausfüh- 45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel, 
rung und durch solche angetriebene Ma- Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw. 
schinen nebst zugehörigen Anlassern laut Paßschrauben und Kontaktschrauben, 
2 besonderer Aufstellung 540 IR Größe I und II (Klein- und Normal-Edison- - 
urbosätze. Gewinde) . . 160 130 : 
10. Turbosätze, bestehend aus: Turbogene- 46. Wie 45, jedoch ‚Größe HIT bis V (Groß- 
ratoren, Dampfturbinen und Kondensa- -_ Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 180 150 
tionsanlagen einschl. Pumpen sowie Zahn- 47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 
radvorgelege. 3 305 Te zum. wer: -Sicherungssystem (Sie- 
1l. Turbogeneratoren allein € 340 —_ 9 92 mens) 220 190 
12. Dampfturbinen sowie Zahnradvorgelege, 48. Patronen zum " Ringbolzen- Sicherungs- 
Turbokompressoren und Turbogebläse . 245 — system (Siemens) . . 160 130 
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaus- 49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 
tauschapparate . . 390 a: und Patronen zum Keilkontakt-Siche- 
= ; rungssystem (Siemens) . 150 120 
Zubehör zu Maschinen. 80. Verteilungstafeln und Gruppen, doweit 
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tıiet-, Web- | nicht in Gußgehäuse 220 190 
stuhl-, Sterndreieck-Schalter. . . . . 350 350 |) öl. Freileitungs- und Hausanschluß- Siche- 
15. Kran- und Aufzugsapparate, Schützen- “ y | rungen, Freileitungs-Armaturen bis 600 : 
steuerungen . f 1 2 Volt, soweit nicht in Gußgehäuse 20 190 1 2 
16. Gleitschienen, Verankerung, Kupplungen. | 52. Zählertafeln, armiert 220 190 
Zahnradvorgelege . 360 360 53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, 
Behimatertar soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan- 
N ; 5 Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen, 
Bi eo an en Bromsen 440 440 -Kabelschuhe und -Verbinder u. dergl. 320 190 
. . schalter und Stromabnehmer für 3 == 54. Gußgekapseltes Installationsmaterial . . 340 300 
ahnen . re N Ay 370 370 55. Metallfassungen, Schalenhalter, Supeel 
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen | > 
& i { i ‚und dergleichen 220 190 
für Straßenbahntriebwagen und mit elek- 56 Glühlichtarmaturen ' Sinschl: nnserdich: 
trischer Bremse versehene Anhängewagen, i ter Fassungen und Handlampen 220 190 
ausschl. Leitungen und Montage 400 400 } 2 57. Bord-Installeisofemnienis] (enesh. Ma- = ; 
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen rine-Streifensicherungen, aber ausschließ- 
von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- : lich 58 und 59) . 220 —— 
a a einschl. Montage 410 ze 58. Marine-Patronensicherungen 120 = 
21. ektrische Lokomotiven für Bergbau = 9 Es 
nie . Ir u 59. Meßstöpsel DR 270 
: EEE : 370 10 60. Installationsmaterial "tür Handelsschiffe 
Transformatoren und Gleichrichter. | (ausschl. der. zweiteiligen Stöpsel aus 
29. Transformatoren . Bad 420 380 Gruppe 45 und 46) 2 135 28 
23. Gleichrichter mit Glaskörper, E einsznl‘ | Isolierrohr und verbandsmäßiges ze ; $ 
Zubehör ; : 280 980 2 behör.: 
238. Ersatz- Glaskörper . Bir ; 25 25 - 61. Verbleite Eisenrohre (Bieirohre) ea 935 
24. Gleichrichter mit Bisonkönper einschl 62. Verzinkte Eisenrohre 3 m 95 
Zubehör 1 ; r 540 540 63. Feinzinkrohre (kein verzinktes Eisen- 4 
Schaltapparate und Material für bleh) . . u... = 3 
Shellanlareı 64. Messingrohre — 80 
25. Hebelschalter‘ Erdschluß- und Stromrich- 65. Papierrohre mit Stahlpanzerschutz (Stahl- 105 
tungszeiger, Instrumenten- und Kurbel- > f Te 
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse 320 280 > Ba er ar Metall- 115 
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl- 67 are: (S st S P: h N obs t B Be 
füllung und nicht in Eisen- oder Gufge- : un Mohn ea ogen er 330 
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 340 290 RL EA 5 j | 
rk, Niederspannungs-Streifen- und Röhren- Glühlampen. 
Sicherungen für Schalttafelbau einschl. 68. Glühlampen jeder Art (ausschl. Heiz- 
Einsätzen . RER 300 310 lampen): Auf die ab 28. Januar 1919 | 
28. Hochspannungs- -Trennschalter, " Mast- geltenden Preise ; 150 150 
schalter, Streckenschalter,. soweit nicht ; Telegraphie und Kerne 
fir 01. es IE 330 If RI 
39. Hochspannungssicherungen einschließ- 7 z eng = } 
‘ lieh Schmelzeinsätze, ‘armierte Stützen A en Linienwähler-Anschlußschnüre ; Dn E: N 1 1 
und armierte Wanddurchführungen . 360 310 Spas uns DPATuiEChuusp rivattypen) , E = i 
30. Freileitungs-Hörnerschalter . . . ?. 360 310 Verschiedenes. 3 
31. Konzentrische Klemmen (Zeutralklem- } Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: . Tagespreis; 
Ba E Ä * 380 330 : “nindestens aber 800 M für 100 kg ohne Faß. ) _ 
2. schalter (ohne Öl "einsch Hil appa- . 
8 a alter (ohne Öl is pp = 340 290 Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) { a ee Beben 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C, Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus8 pringer in Berlin, 


2: 


4. Als Bestelltag 


eltende 


6. Februar 1920. 


Soweit in Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird wenn innerhalb 
dieser Frist geliefert wird, der am Bestelltag P 

3. Der am Bestelltag geltende Preis ist bis au 
ilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist, 


reis berechnet. 
weiteres Mindestpreis. 


daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung. durchgeführt 


werden kann. 


_ rechnen. 


wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 


\ 


Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzu- 


Für Aufträge, für die eine längere "Lieferzeit als 18 Monate ver einbart. 


2 


Fe 


> 


b 


Ei stechnische Zeitschrift 


125 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C., Zehme, Dr. F. Meißner, K, Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Das Kilowatt 
als allgemeine Einheit der Leistung. 


Von RK. Strecker. 


InFıankreich ist auf Grund eines Gesetzes!) 
vom 2. April 1914 über die Maßeinheiten am 
5. VIII. 1919 eine Verordnung erschienen, in der 
Einheiten der geometrischen Größen (Fläche, 
Raum, Winkel), der Masse, der Zeit, der mecha- 
nischen, elektrischen, Wäıme- und Lichtgrößen 
festgesetzt werden?). 

Unter den mechanischen Größen findet 
man zunächst das Sthöne®), die Kraft, welche der 
Masse 1tin 1s die Beschleunigung Im/s erteilt. 
Dann kommen Energie und Leistung: Die Ein- 

heit der Energie ist das Kilojoule, gleich der Ar- 
beit, die 1 Sthöne leistet, wenn der Angriffs- 
punkt der Kraft sich in der Richtung der Kraft 
um 1m verschiebt; die Einheit der Leistung ist 
das Kilowatt = 1 Kilojoule in der Sekunde. 
Neben diesen Einheiten werden (an anderer 
Stelle der Verordnung) auch die Einheiten Kilo- 
grammgewicht oder Kilogrammkraft, Kilo- 
srammeter, Pferdestärke festgelegt und auf die 
vorher erwähntenabsoluten Einheiten bezogen; 
das Kilogrammeter ist praktisch gleich 9,8 
Joule, die Pferdestärke gleich 0,785 Kilowatt. 

In Deutschland haben wir für die meisten 
dieser Einheiten keine amtlichen Festsetzungen. 
Der AEF hat schon im März 1914 nach seinem 
eigenen Entwurf vom Juni 1911 und nach dem 
Vorgang der Internationalen Elektrotechnischen 
Kommission®) festgesetztö): „Die technische 
Einheit der Leistung heißt Kilowatt. Sie ist 
praktisch gleich 102 Kilogrammeter in der Se- 
kunde®) und entspricht der absoluten Leistung 
1010 Erg in der Sekunde. Einheitsbezeichnung 
kW.“ Ferner wurde im Januar 1914 ein Ent- 
wurf?) veröffentlicht, welcherlautete:,,Die Ener- 
gieeinheit der Wäıme ist das internationale Kilo- 
joule oder die internationale Kilowattsekunde.“ 

In neuerer Zeit scheinen sich in unserer 
elektiotechnischen Industrie Bestrebungen zu 
regen, als Einheit der Leistung neben dem Kilo- 
watt regelmäßig die Pferdestärke zu benutzen, 
vermutlich in der Meinung, das Kilowatt sei 
eine elektrische, die Pferdestärke eine mechani- 
sche Einheit, jenes werde durch das Produkt 
von Strom und Spannung, dieses durch das 
Produkt von Drehmoment und Winkelge- 
schwindigkeit bestimmt. Dies ist aber ein Iır- 
tum, hervorgerufen lediglich durch länge Ge- 
wöhnung, weil man bei, der Entwicklung der 
Elektrotechnik kein eigentliches elektrisches 
Energiemaß (wiein der Wärmelehre die Kalorie) 
geschaffen hatte, sondern sofort zur mechani- 
schen Energieeinheit übergegangen waı®). Man 
sieht aus der französischen Verordnung, daß 
man dort das Kilowatt und das Kilojoule unter 
die mechanischen Größen rechnet ; bei den elek- 
tıischen findet man Spannung und Elektrizi- 
tätsmenge (Strom und Widerstand waren schon 
vorher gesetzlich festgelegt). Ebenso hat der 


5 a Übersetzung des Gesetzentwurfes vgl. „ETZ“ 1914, 
i E Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 82 


. 82. 
®) Griechisch, 70 09vos, Stärke, Kraft, Mut. 
*) Vgl. „ETZ“ 1910, S. 1006; 1911, 8. 1059, 1124. 
5) Vgl. „ETZ* 1911, 8. 722; 1912, 8. 963; 1914, S. 687. 
6) Leider haben die Franzosen das Kilogrammeter 
praktisch gleich 9,8 Joule gesetzt; darnach wird das Kilo- 
watt nach französischer Rechnung = 102,04 kgm/s, aller- 
dings ‚ praktisch" genügend gleich mit unserer Zahl 
102 kgm/s, aber doch ein Unterschied, der ohne Mühe hätte 


den werden können. Noch bedauerlicher ist die 
- Festsetzung, daß die Pferdestärke = 0,735 kW sei (statt 0,736). 
”) Vgl TZ“ 1914, 8. 281. 


8) Vgl. „ETZ“ 1914, 8. 281. 


Berlin, 12. Februar 1920. 


AEF das Kilowatt als allgemeine Leistungsein- 
heit, befreit von dem Nebenbegriff des elektri- 
schen, und das Kilojoule als Wär meeinheit fest- 
gelegt. Aus der Erläuterung zu dem Vorschlag 
der Wäımeeinheit ist zu ersehen, daß man 
„mechanische Arbeiten und Wäımemengen 
durch dieselbe Maßeinheit ausdrücken“ und 
eine „mechanische Energieeinheit‘“ schaffen 
wollte. Es wäre mindestens eigentümlich, wenn 
die deutsche Elektrotechnik den Schritt, den 
sie vor 9 Jahren,. mindestens gleichzeitig mit 
den Franzosen, getan hat, nın in Verkennung 
des logischen Zusammenhangs vückgängig 
machen wollte. Der AEF, davon bın ich über- 
zeugt, wird diesen Krebsgang nicht mitmachen. 

Man macht wohl geltend, daß es bequemer 
für die Anschauung sei, Leistungen mechani- 
scher Form in Pferdestärken, solche in elektri- 
scher Form in Kilowatt anzugeben. Wenn man 
dann aber einen Wirkungsgrad berechnen will, 
hat man die für das Rechnen äußerst unbe- 
queme Zahl 736 einzuführen; da ist es doch weit 
bequemer, wenn man die Leistungen beide in 
Kilowatt vor sich hat; der Quotient ist der Wir- 
kungsgrad. Jener Vorteil beruht nur auf der 
Gewöhnung; es ist kaum zu verstehen, daß der 
Ingenieur. für den die Leistung einer der aller- 
wichtigsten Grundbegriffe ist, das Bedürfnis 
haben sollte, hier begrifflich die verschiedenen 
Formen zu unterscheiden; Energie, Arbeit, Lei- 
stung sind Größen, die von den Erscheinungsfor- 
men unabhängig sind; in welcher Form sie auch 
auftreten, immer kann man sie mit derselben 
Einheit messen. Diese Erkenntnis, mit der jeder 
Physiker, jeder Ingenieur vertraut ist, sollte 
nicht dadurch verleugnet werden, daß man für 
diese Größen je nach der Erscheinungsform ver- 
schiedene Einheiten einführte. 


Ist die drahtlose Telephonie als Verkehrs- 
mittel für Ueberlandzentralen geeignet? 


Von J. Nübel, 


Oberingenieur der Süddeutschen Telephon-Appa- 
rate-, Kabel- und Drahtwerke Aktiengesellschaft, 
Nürnberg. 


fbersicht. Es werden die Telephonsysteme mit 
und ohne Draht auf ihre Anwendung für Betriebsfern- 
sprechanlagen von Überlandwerken in technischer 
und wirtschaftlicher Hinsicht miteinander verglichen. 
Hieraus ergibt sich, daß das drahtlose System das 
Drahtsystem nicht zu ersetzen vermag und diesem 
gegenüber sich sowohl in technischer als auch in wirt- 
schaftlicher Hinsicht ungünstiger stellt. 


Telephonische Verbindungen zwischen den 
einzelnen Kraftwerken und Umformerstatio- 
nen, zwischen diesen und den einzelnen Trans- 
formatorenhäusern, Bezirksmonteuren und be- 
deutenden Stromabnehmern sowie mit dem 
auf der Strecke arbeitenden Personal sind eine 
unabwendbare Notwendigkeit für den Betrieb 
eines Überlandwerkes. Da Sprechstellen des 
staatlichen Telephonnetzes dort zumeist nicht 
zur Verfügung stehen, wo sie im Dienste des 
‚Überlandbetriebes benötigt werden, die nächst- 
gelegene Sprechstelle von der Strecke bzw. vom 
Transformatorenhaus oft nur mit großem Zeit- 
verlust zu erreichen ist, der staatliche Telephon- 
betrieb außerdem zu gewissen Tageszeiten, 
nachtsüber und sobald ein Gewitter im Anzug 
ist, stillgelegt wird, muß jedes Überlandwerk 
eine eigene Betriebstelephonanlage unterhalten, 
deren Sprechstellen an allen wichtigeren Punk- 


Heft 7. 


ten des Versorgungsgebietes jederzeit zur Ver- 
fügung stehen und unter allen Umständen be- 
triebsbereit sind. 

Die bisher allein angewendete Drahttele- 
phonie bedingt die Verlegung einer Fern- 
sprech-Doppelleitung am Hochspannungsge- 
stänge unterhalb der Hochspannungsleitungen, 
weil die Errichtung eines besonderen Gestän- 
ges für die Betriebstelephonanlage diese er- 
heblich verteuern würde, zumeist aber aus an- 
deren Gründen überhaupt nicht ın Frage 
kommt. Durch die Verlegung der Fernsprech- 
leitungen am Hochspannungsgestänge werden 
besondere Verhältnisse geschaffen, welche der 
Betriebstelephonanlage den Charakter einer 
Starkstromanlage verleihen. Nach den Vor- 
schriften des Verbandes „Deutscher Elektro- 
techniker sind die am Hochspannungsgestänge 
verlegten Fernsprechleitungen mit Rücksicht 
auf die Möglichkeit eines Übertrittes von Hoch- 
spannung als Folge eines Leitungsbruches wie 
auch mit Rücksicht auf die in den Fernsprech- 
leitungen durch elektromagnetische und elek- 
trostatische Induktion auftretenden, unter Um- 
ständen sehr beträchtlichen elektrischen Ener- 
gien als Hochspannungsleitungen zu behandeln. 
Dieansolche Fernsprechleitungen angeschlosse- 
nen Fernsprech- und sonstigen Apparate müssen 
demnach so konstruiert sein, daß ihre Benut- 
zung unter allen praktisch vorkommenden Be- 
triebsfällen gefahrlos ist, und es müssen auch 
Maßnahmen getroffen werden, um die in den 
Leitungen auftretenden Fremdströme für den 
Fernsprechbetrieb unschädlich zu machen. Die 
Erstellung einer Betriebstelephonanlage mit 
am Hochspannungsgestänge verlegten Frei- 
leitungen ist also an eine Reihe von Voraus- 
setzungen und Bedingungen geknüpft, die sich 
je nach Ausdehnung des Leitungsnetzes, Be- 
triebsspannung der Hochspannungsanlage, An- 
zahl der parallel angeschlossenen Sprechstellen 
usw. verschieden gestalten und welchen nur 
auf Grund einer genauen Kenntnis dieses für 
unsere Elektrizitätsversorgung wichtigen Spe- 
zialgebietes der Fernsprechtechnik und weit- 
gehender, praktischer Erfahrungen entsprochen 
werden kann. 

Da sich die Ausführung von Betriebstele- 
phonanlagen nur infolge der Verhältnisse, 
welche sich aus der Verlegung der Freileitungen 
am Hochspannungsgestänge ergeben, kompli- 
ziert gestaltet, die Herstellungs- und Unter- 
haltuneskosten des Leitungsnetzes ungefähr 
1/0 der Gesamtanlage ausmachen und vor- 
kommende Betriebsstörungen sich zumeist auf 
Leitungsschäden zurückführen lassen, ist es 
wohl zu verstehen, wenn die Leiter von Über- 
landwerken, zumal wenn sie mit schlecht aus- 
geführten Anlagen trübe Erfahrungen gesam- 
melt haben, schon lange, seitdem von der draht- 
losen Telephonie in der breiten Öffentlichkeit 
gehört wurde, in dieser die einzig mögliche 
Rettung aus allen Ärgernissen erkannten und 
die Zeit herbeisehnten, in der die Ausgestaltung 
des neuen Verkehrsmittels soweit gediehen ist, 
daß seine praktische Anwendung im Dienste 
von Überlandwerken in Erwägung gezogen 
werden kann. Nach den Fortschritten, welche 
die drahtlose Nachrichtenübermittlung wäh- 
rend des Krieges gemacht hat, wird nunmehr 
deren Einführung auch für private Zwecke pro- 
pagiert. Esist daher wohl an der Zeit, die Vor- 
und Nachteile des drahtlosen Systems mit 
Bezug auf seine Anwendung als Verkehrsmittel 


"126 


im Dienste von Überlandwerken gegenüber dem 
System mit Draht abzuwägen und damit allen 
denjenigen an die Hand zu gehen, die sich für 
das eine oder andere zu entscheiden haben. 

Was der Fortfall der Leitungsanlage be- 
sonders bei ausgedehnten Versorgungsgebieten 
wirtschaftlich und technisch bedeutet, ist vor- 
hergehend schon angedeutet worden, und es 
dürfte sich erübrigen, hierauf weiter einzu- 
gehen. Er wirkt an sich in jeder Hinsicht ge- 
radezu bestechend. Leider stehen ihm aber 
auch Nachteile gegenüber, selbst wenn man den 
vollkommensten Stand der drahtlosen Tele- 
phonie (u. a. Gegensprechbetrieb mit nur einer 
Antenne) und ihre vorteilhafteste Ausgestal- 
tung für Privatanlagen ins Auge faßt. 

Die Einrichtung einer Sprechstelle nach 
den beiden zu vergleichenden Systemen be- 
steht aus 


für drahtlose für Draht- 
Telephonie: telephonie: 
1. Blitzsehutzvorrich- 1. Schutzvorrichtung 
tung gegen Blitz und 
Hochspannung 
2. Sprechapparat mit 2. Sprechapparat mit 
Anrufläutewerk Anrufläutewerk 
3. Sendeapparat 3. Erdungsdrossel- 
spule 
4. Empfänger 4. 2 primären Mikro- 
phonelementen 
5. Verstärker 5. Erdanschluß 
6. Umformeraggregat 
7. Sammlerbatterie (Soll die Einrichtung 


einen wahl weisenAn- 
ruf nach mehreren 
Richtungen ermög- 
lichen, so kommt ein 
doppelpoliger Schal- 
ter für jede Richtung 
hinzu.) 


zum ‘Heizen der 
Glühkathoden der 
Kathodenröhren 
8. Sammlerbatterie 
für den Betrieb des 
Umformeraggrega- 
tes 
Trockenbatterie rd 
80V als Spannungs- 
quelle für Empfän- 
ser und Verstärker 
Einrichtung zum 
Laden der Samm- 
lerbatterien 
11. Antenne 
12. Erdnetz 


Wie sich aus dieser Gegenüberstellung zu- 
nächst ergibt, umfaßt die Einrichtung für 
drahtlose Telephonie erheblich mehr Teile als 
eine solche für Drahttelephonie, wäs einen ent- 
sprechenden Unterschied sowohl in den An- 
schaffungskosten als auch in den laufenden 
Unterhaltungskosten bedingt. Letztere wer- 
den aber durch das Vorhandensein und den na- 
türlichen Verschleiß der für drahtlose Nach- 
richtenübermittlung unerläßlichen Kathoden- 
röhren noch sehr zuungunsten der drahtlosen 
Telephonie beeinflußt. Ein. Sender kleinster 
Ausführungsform enthält eine, der Empfänger 
zur Wahrnehmbarmachung der ankommenden 
Wellen ebenfalls eine und der Verstärker min- 
destens zwei Kathodenröhren. Für Überland- 

werke mit ausgedehnterem Versorgungsgebiet 
ist je nach den in Frage kommenden Entfer- 
nıngen eine größere Anzahl von Kathoden- 
vöhren für Sende- und Empfangszwecke erfor- 
derlich. Auf eine Sprechstelle entfallen dem- 
nach mindestens vier Kathodenröhren, für 
welche im Mittel eine Lebensdauer von 500 
Brennstunden angenommen werden kann. 
Sollen die Sprechstellen jederzeit empfangs- 
bereit sein, so müssen Empfangs- und Ver- 
stärkerröhren ununterbrochen eingeschaltet, 
d. h. der Heizstromkreis dauernd geschlossen 
sein. Bei der durchschnittlichen Lebensdauer 
von 500 Brennstunden muß also damit gerech- 
net werden, daß mindestens 8 Kathodenröhren 
bei täglich 12-stündiger Brenndauer alle sechs 
Wochen, bei täglich 24-stündiger Brenndauer 
alle 3 Wochen erneuert werden müssen, was bei 
einem Stückpreis von 90 bis 100 Manlaufenden 
Unterhaltungskosten im Jahre rd 2500 bzw. 


Su 


10. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


5000 M für jede einzelne Sprechstelle ausmacht. 

Hierzu kommt noch der natürliche Verschleiß 
der Senderöhren und der Röhrenverbrauch in- 
folge mechanischer Defekte, die Kosten für die 
Unterhaltung und das regelmäßige Aufladen 
der Sammlerbatterien sowie der natürliche Ver- 
schleiß der Anoden-Trockenbatterie, welcher 
bei der Trockenelementen kleinerer Form eige- 
nen geringen Lebensdauer auch nicht zu uber- 


‚schätzen ist. 


Demgegenüber beschränkt sich der natür- 
liche Verschleiß bei einer Sprechstelle für Draht- 
telephonie, wenn man von den Teilen, welche 
dieselbe mit der Einrichtung für drahtlose Te- 
lephonie gemeinsam hat, absieht, auf die zwei 
primären Mikrophonelemente mit einem Kosten- 
aufwand von höchstens 6 M für 1 Jahr. Bei 
der Drahttelephonie werden Unterhaltungs- 
kosten eben zu einem weitaus überwiegenden 
Teil durch die Leitungsanlage bedingt. Sie 
stellen sich sehr verschieden hoch, je nach dem 


verwendeten Material, einer mehr oder weniger 


sachgemäßen Ausführung und je nach den 
örtlichen Verhältnissen. Jedenfalls hat man es 
in weiten Grenzen in der Hand, die Unterhal- 
tungskosten einer Freileitungsanlage durch 
eine widerstandsfähige Ausführung verhältnis- 
mäßig niedrig zu halten, während dieselben 
beim drahtlosen System durch den unvermeid- 
lich raschen natürlichen Verschleiß einer An- 
zahl hochwertiger Bestandteile unabwendbar 
bedingt werden. Aber auch für billig- bzw. 
schlechtgebaute Freileitungsanlagen belaufen 
sich die Unterhaltungskosten nur auf einen 
Bruchteil derjenigen, welche allein für die 
Sende- und Empfangsapparate einer geringen 
Anzahl drahtloser Sprechstellen aufgewendet 
werden müssen. Beschädigungen der Sprech- 
stelleneinrichtungen für Drahttelephonie durch 
Blitz oder übergetretene Hochspannung kom- 
men bei richtiger Konstruktion und hinreichen- 
der Sicherung erfahrungsgemäß nur selten vor, 
so daß sich hieraus keine nennenswerte Be- 
lastung der Betriebskosten ergibt. 

Die Betriebs-Fernsprechanlage eines Über- 
landwerkes sol] stets und-mit Rücksicht auf 
den Wechsel des Streckenpersonals von jeder- 
mann ohne besondere Schulung benutzbar sein, 
sie soll möglichst geringer Wartung bedürfen, 
weil die meisten und häufig auch wichtige 
Sprechstellen nicht dauernd besetzt sind. d,h. 
nicht ständig eine Person anwesend ist, welche 
für die Erhaltung des guten Zustandes sorgen 
kann. 

Diesen wichtigen Anforderungen entspricht 
erfahrungsgemäß eine gut ausgeführte Anlage 
nach dem Drahtsystem, denn es kann zu jeder 
Zeit und bei jedem Wetter, auch während eines 
Gewitters und während des Bestehens eines 
Erdschlusses im Hochspannungsnetz gefahrlos 
telephoniert werden. Ein Leitungsbruch kann 
nur für solche Sprechstellen eine Störung be- 


deuten, welche auf nur einer Leitungsstrecke 


erreichbar sind. Zumeist ergibt es sich aber 
schon aus der Anlage des Hochspannungsnetzes 
(geschlossene Kreise), daß die Sprechstellen 
mit geringen Ausnahmen auf wenigstens zwei 
verschiedenen Strecken erreichbar sind. Die 
regelmäßige Wartung beschränkt sich auf 
die Instandhaltung der Schutzvorrichtungen 
gegen Blitz und Hochspannung und der pri- 
mären Mikrophonelemente. Es handelt sich 
hierbei um höchst einfache Arbeiten, die auch 
jedem Starkstrommonteur geläufig sind, oder 
wozu jedermann leicht angelernt werden kann. 

Ganz anders liegen die Verhältnisse für 
das drahtlose System. Da Erfahrungen hin- 
sichtlich der Anwendung desselben für Be- 
triebsfernsprechnetze 2. Zt. noch nicht vorlie- 
gen, kann nur erörtert werden, was man von 
demselben nach dem heutigen Stand der Tech- 


‚nik und mit Bezug auf die vorgenannten Be- 


triebsanforderungen erwarten darf. Zunächst 
steht fest, daß die stete Benutzbarkeit der 
Sprecehstellen nicht bzw. nur bedingungsweise 
gegeben ist. Während ein Gewitter über dem 


1920. Helt 7. 


ae 2 


Versorgungsgebiet steht oder während starker 


Schneefälle (Schneesturm) kann nicht draht- 
los telephoniert werden. Also gerade dann, 


wenn eine telephonische Verständigung für den 
Betrieb eines Überlandwerkes von der größten 


Wichtigkeit ist, weil mit dem Eintritt von 


Störungen auf der Strecke gerechnet werden 
Da @ 
ch an kleineren Plätzen der staatliche Fern- 
Gewitters be- | 
kanntlich eingestellt wird, so ist jede Verstän- 


muß, versagt die drahtlose Telephonie. 
sprechbetrieb während eines 


digungsmöglichkeit genommen, soweit nicht 


auch noch eine Betriebstelephonanlage nach 


dem Drahtsystem zur Verfügung steht. Im 
übrigen ist die Betriebsbereitschaft drahtloser 
Sprechstellen für die Zeit gegeben, während 
welcher man den Heizstromkreis der Empfangs- 
und Verstärkerröhren geschlossen hält. Die 
Betriebsbereitschaft wird also zu einer .Kosten- 
frage, u. zw., wie aus der vorhergehenden Ge- 
genüberstellung der laufenden Unterhaltungs- 
kosten hervorgeht, zu einer nicht unbeträcht- 
lichen. Sind z. B. nur 10 drahtlose Sprech- 
stellen vorhanden, so handelt es sich, wenn man 
nur den Verschleiß der Empfangs- und Ver- 
stärkerröhren in Betracht zieht, um einen Un- 
terschied von mindestens 25 000 M im Jahre, 


je nachdem, ob die stete Betriebsbereitschaft 


für 12 Stunden, also nur tagsüber, oder für 
24 Stunden, Tag und Nacht geschaffen wird, 
Die Wartung drahtloser Sprechstellen stellt 


weit höhere Anforderungen an das Personal als 


diejenige von Sprechstellen nach dem Draht- 
system. Abgesehen von dem größeren Umfang 
der Einrichtung an sich, erfordert die Beobach- 
tung der verschiedenen Sammler- bzw. Trocken- 
batterien, das regelmäßige Aufladen der erste- 
ren und rechtzeitige Auswechseln der letzteren, 
das Ölen und Reinigen des Umformeraggre- 
gates und das rechtzeitige und sachgemäße Aus- 
wechseln der ver brauchten Kathodenröhren 


sehr viel Aufmerksamkeit und auch besondere - 


Sachkenntnis. Man wird nicht jedermann für 


diese Arbeiten verwenden können, zumal von 
deren richtiger und rechtzeitiger Ausführung ° 


die Ver wendungsbereitschaft jeder Sprechstelle 
abhängig ist. Wenn man weiß, wie schwierig 
schon eine gewissenhafte Ausübung der denk- 
bar einfachen und geringen Instandhaltungs- 
arbeiten, welche bei einer 
leisten sind, sichergestellt werden kann, dann 
möchte man behaupten, daß die Instandhal- 
tung drahtloser Einrichtungen im Betriebe 


eines Überlandwerkes nur denkbar ist, wenn 


dafür ein besonderes Fachpersonal unterhalten 
wird. Damit erhöhen sich allerdings die laufen- 
den Unterhaltungskosten des weiteren zuun- 
gunsten des drahtlosen Systems, denn die ein- 
fachen Instandhaltungsarbeiten werden bei 


Anlagen nach dem Drahtsystem von dem vor- 
handenen Personal leicht nebenbei bewältigt. 


Die Sprechstelleneinrichtungen müssen 


starke Temperaturschwankungen und Feuch- 


tigkeit vertragen können, weil sie vielfach in 
Räumen untergebracht werden müssen, welche 
nicht geheizt werden, also starken Temperatur- 
schwankungen, verbunden mit Feuchtigkeits- 
niederschlägen, ausgesetzt sind. Auch ist damit 


zu rechnen, daß Sprechstelleneinrichtungenin. 
Transformatoren- und Schalthäusern bei offen 
stehender Tür oft für längere Zeit feuchter, 


nebliger Luft direkt ausgesetzt sind. 
Die Sprechstelleneinrichtungen für Draht- 


'telephonie sind auf Grund langjähriger prak- 


tischer Erfahrungen so ausgeführt, daß Tem- 


peraturschwankungen und die als Folgeerschei- 


nung auftretende Feuchtigkeit weder den Appa- 
raten schaden, noch ihre Funktionsweise dau- 
ernd oder vorübergehend beeinträchtigen. Ob 


es möglich sein wird, die Apparatur einer. 
Sprechstelleneinriehtung für drahtlose Tele- 
 phonie ebenso widerstandsfähig zu machen, 
daß die gegen Isolationsschwankungen sehr 


empfindlichen Empfangs- und Verstärkerappa- 
rate unter den gegebenen Verhältnissen keinen 


dauernden Schaden erfahren und auch nicht 


12. Februar 1920. 


Drahtanlage zu 


Be EN 


18. Februar 1920... 


vorübergehend in ihrer Funktien gestört wer- 


den. wird wohl erst die Erfahrung ergeben. 
Jedenfalls wird die wesentlich komplizie te'e 
- und mit hohen ‘Stromspanmıngen arbeitende 
Ein ichtung einer d ahtlosen Sprech-telle gegen 
Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit 
immer viel empfind icher sein, als die ein'ache, 
aus den praktischen BE fahrungen vieler Jahre 
hervo’gegangene Sprechstelle. für Diahttele- 
phonie. | oh 

Eine Betriebstelephonan'age ist um so 
zweckdien'icher, je mehr Sp’ echgelegenheiten 
gegeben sind. In besonde' e ist es. wichtig, daß 
eine möglich-t weitgehende Verständigungs- 
möglichkeit mit dem auf der Strecke aı beiten- 
den Personal geschaffen wiıd, damit einerseits 
das Personal bezüglich der auszufüh' enden Ar- 
beiten Info mationen einholen bzw. das An- 
und Abschalten einzelner Leitungsstiecken ver- 
ab edet we den kann, anderseits, um das Ein- 
treffen des Personals auf der Arbeitsstelle und 
den Fortgang der Arbeiten kontrollieren zu 
können. Dazu ist es erfo"de lich, jedes Trans- 
formatoren- und jedes Schalthaus, die Woh- 
nungen der Bezi k-monteure und die bedeuten- 
deren Stromabnehmer an das Betiebstele- 


phonnetz anzuschließen. Fe' ner empfiehlt sich 


auch die Anwendung tragbarer Sprechappa- 
“ rate, welche mittels eines zusammen’'egbaren 
Gestänges an die Freileitung angeschlossen 
we den können und einen telephonischen Ver- 
kehr mit der nächstgelegenen daueınd besetz- 
ten Spiechstelle von jedem Punkt der Leitungs- 


anlage aus ermöglichen. Jedes Automobil soll 


- mit einem tragbaren Sprechapparat ausgerüstet 
sein, und das auf freier Strecke arbeitende Per- 
sonal soll mittels eines solchen die telephonische 
Ve bindung mit der nächstgelegenen statio- 
nären Spvechstelle aufrechte: halten. 

Bei der Drahttelephonie ist eine so dichte 
Anordnung von Sp“echgelegenheiten nicht nu 
möglich, sonde n eigentlich selbstverständ ich. 
da die Anschaffungskosten der stationä’en 
Ein’ichtungen wie auch die der tragbaren Ap- 
, parate gegenüber den E’stellungskosten de 
Leitungsan'age nur einen ge’ingen P:ozentsatz 
ausmachen und auch die Unte:haltungskosten 
der Gesamtan'age durch die Anzahl der Sprech- 
. apparate nicht nennenswert beeinflußt we: den, 
Bei der d’ahtlosen Telephonie liegen die 


Verhältnisse gerade ümgekehit. Die Anschaf- 


fungs- und Unte haltungskosten für die An- 
‚ tennen und E dnetze, welche an die Stelle der 
Leitungsan'age treten, machen nur einen ge- 
" ringen Teil der Gesamtkosten aus, die sich 
hauptsächlich aus dem Anschaffungswert der 
apparatetechnischen Ein ichtungen bzw. de’ en 
- Unterhaltung egeben. Wenn auch in Anbe- 
tracht der-wichtigen Bet iebsvorteile. welche 
durch eine reich'iche Vorsehung von Ve: kehrs- 
möglichkeiten geboten werden. die Aufwendnng 
der Anschaffungskosten für Sp"echstellenein- 
 riehtungen in dem einen oder anderen Falle 
nicht gescheut we: den, so wird doch mit Rück- 
sicht auf die mit .dem Hinzukommen jeder 
Sprechstellenein’ichtung stark zunehmenden 
Unterhaltungskosten (2500 bzw. 5000 M im 
Jahre) eine Besch änkung auf das Allernot- 
wendigste stattfinden müssen. Darin liegt 
. zweifellos ein Nachteil für die Anwendung des 
- drahtlosen Systems in allen Fällen, in welchen 
es sich um Anlagen handelt, die eine größere 
Anzahl von Sprechstellen umfassen. 
.. Es kommt noch hinzu, daß die unerläß- 
liche regelmäßige Beobachtung und In-tand- 
haltung d’ahtloser Sprechstellenein ichtungen 
nicht nur viel Geld, sonde'n auch viel Zeit be- 
ansprucht, besonders wenn die Sprechstellen 
in größeren Entfe mıngen voneinander liegen. 
Alledings wird man die Sprechstellen der 
Hauptpunkte von einer dort ständig anwesen- 
den Person in“tandhalten lassen die hierzu an- 
geleınt weden mıBß, aber die In-tandhaltung 
der auf der Strecke liegenden Sprechstellen 
müßte doch durch eine oder duıch mehrere Per- 
onen erfolgen, welche zu diesem Zwecke die 


Eiektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heit 7. 


einzelnen O:te täglich nacheinander aufzu- 

suchen hätten. Dieses wirdauch in vielen Fällen 

ein zwingender Grund sein, sich auf die aller- 
notwendigste Anzahl von Sprechstellen zu be- 
schiänken. 

Tıagbare Sprechapparate, wie solche in 
der D:ahttelephonie vielfache Anwendı ng fin- 
den, sind für d,ahtlose Telephonie wegen des 
Zubehörsan Sammle' batteı ien Umfo' me' aggı e- 
gat usw. nicht denkbar. Diahtlose Sp ech- 
stellen, welche transpoıtabel sein sollen müssen 
fah bar eingerichtet, am besten wohl in Auto- 
mobile eingebaut we: den. Ob es dabei gelingt. 
die Kathoden’öh'en gegen Beschädigı ngen 
durch starke E schütterungen hin eichend zu 
schützen, muß abgewartet we’ den. 

Vorstehende Betrachtüngen über die auf 
den ersten B.ick sehr voıteilhaft scheinende 
Anwendi.ng der drahtlosen Telephonie als Ver- 
keh'smittel im Dienste von  Übe landwe' ken 
e geben. daß dieselbe den eigenaitigen Anfor- 
derungen, welche auf diesem Gebiete gestellt 
weı den müssen, in verschiedener Hinsicht nicht 
zu entsprechen vermag. Dem verlockenden 
Wegfall der Leitungsan'age steht eine Reihe 
gewichtiger Nachteile gegenüber, die sich wie 
folgt zusammenfassen lassen: 

1. Beigewittiigem Wetter und starken Schnee- 
fällen ist ein dıahtloser Ve: kehr unmöglich. 

2. Auch bei günstigem Wetter ist eine stete 
Betiiebsbereitschaft praktisch nicht gege- 
ben, denn der schnelle Verb’auch _deı 
teuren Empfangs- und Verstä' kerröh'en 
zwingt dazu, den telephonischen Ve: kehı 
auf bestimmte Stunden zu besch’änken. 

3. Die Unte b ingüng d'ahtloser Sprechstellen 
an solchen Stellen, wo sich nicht ständig 
eine 
Schalthäuscr u. dergl.), ist praktisch un- 
denkbar, 

4. Die Instandhaltung doahtloser Sp ech- 
stelleneinrichtungen bedingt einen seh be- 
deutenden laufenden Kostenaufwand. 

5. Die Betriebssiche heit eine) d ahtlosenFern- 

 sprechan'age ist entsprechend der ve: hält- 
nirsmäßig großen Anzahl zum Teil sehr emp- 
find icher und einem schnellen Verschleiß 
unte liegender Bestandteile in hohem Maße 
von der Sachkenntnis, Regelmäßigkeit und 
So’ gfalt, welche für die Instandhaltung auf- 
gewendet werden. abhängig. 

6. Durch die hohen Anschaffungs- und insbe- 
sonde"e durch die Unte: haltungskosten wir d 
eine Besch änkung auf die alle'notwendig- 
ste, unter dem eigentlichen Betriebseifor- 
de'nis liegende Zahl von Sprechstellen be- 
dingt, 

Nach alledem käme die drahtlose Tele- 
phonie mır für die Ve bindung der Haupt- 
punkte eines Versorgungsgebietes ernstlich in 
Frage,. während für den Verkehr von den 
Hauptpunkten nach den verschiedenen auf de' 
Strecke liegenden Betiiebspunkten an der den 
Bet’iebsbedü’fnissen sich besser anpassenden 
Drahttelephonie unbedingt festgehalten wer- 
den muß. Wird dies aber als zutreffend an- 
eı kannt, so e'gibt sich daraus die Beibehaltung 
der Fe'nsprechleitungen am Hochspannungs- 
gestänge in einem zumeist nur sehr wenig be- 
sch'änkten Umfange, und die Hauptptinkte 
müssen für den Verkehr nach der Strecke neben 
den d’ahtlosen auch mit Sprechstellenein ich- 
tungen für D’ahttelephonie ausgerüstet wer- 
den. Unwillkü lich wird man dann noch einen 
kleinen Sch itt weiter gehen und die Haupt- 
punkte des Versorgungsgebietes d ahtlich un- 
tereinander ve"binden. auch wenn sich dieses 
nicht schon ans denE'forde'nissen desStrecken- 
ve'kehrs e’geben sollte, um sich auf diese 
Weise die Möglichkeit zu verschaffen, auch 
wäh'end eines Gewitters oder Schneesturmes. 
wenn der d ahtlose und der staatliche Te!e- 
phonve kehr versagen wie übe'haupt zu jede 
Zeit und unter allen Umständen te!ephonie'en 
zu können. Das bedeütet aber, daß man trotz 
des Vorhandenseins drahtloser Sprechstellen 


Peıson aufhält (Transformatoıen-, 


127 


(doch eine vollständige Betriebstelephonan'age 
nach dem Diahty-tem benötigt, odeı mit an- 
deren Worten. daß die d ahtlose Telephonie 
nicht dazu geeignet ist, die D ahttelephonie zu 
ersetzen. Die d ahtlosen Ein ichtı ngen können 
sonach auf dem: Boden des Übe landwe kes 
nur als Rese' ve für den Fall einer totalen Stö- 
rung der Diahttelephonie Geltung haben. 
Solche totale Störungen kommen aber eıfah- 
rungsgemäß bei einer gut angelegten An’age 
nach dem D:ahtsy:tem sehr selten vor, denn 
die Sp’ echstellen sind wie schon vo he gehend 
einmal] e' wähnt, sämtlich odeı wenigsten- zım 
größten Teil auf meh e’en Leitungs wegen er- 
veichbar, so daß se'’b-t ein Dahtb uch noch 
keine Totalstö ung bedei tet. De) Ve keh wiid 
sich somit in de Regel auf deı Bet 1eb-tele- 
phonan age nach dem D aht-y-tem abwickeln. 
weil sie für den übe’ wiegenden Ve keh'! mit 
den auf der St ecke liegenden Sp ech-te len 
allein in F age kommt, weil sie jede'zeit be- 
t:iebsbe' eit ist, das Pe'sonal mit der Hand- 
habıung der ein'achen Ein ichti ngen vertraut 
und an diese gewöhnt ist. Auch die hohen Be- 
t ieb: kosten der d’ahtlosen Sp'ech-tellen wer- 
den dafür bestimmend wirken dierelben nur 
ausnahmsweise zu benutzen. Selten ben: tzte 
Ein ichtungen sind aber erfahrungsgemäß dann 
nicht in Ordnı ng, wenn man sie einmal be- 
nutzen will, weil sie nicht mit deı nötigen Re- 
ge'mäßigkeit und So'gfalt intand gehalten 
werden. Bei den äußergewöhn ich hohen An- 
for derungen. welche das d ahtlose Sy-tem hin- 
sichtlich der Instandhaltung stellt, ist dieses 
vm so sicherer zu eıwarten. Da für den Fall 
einer totalen Störung der Bet iebstelephon- 
an’age nach dem D:ahtsy:tem doch auch das 
für den Ve kehr mit St’omabnehme'n und 
Lieferanten unentbeh liche Staatsteleprhon zur 
Ve fügung steht, so kommt man zu demSchlvß, 
daß die hohen Anschaffungskosten ınd die 
auße'o dentlich hohen In tandhaltungskosten 
für d’ahtlose Sprechein ichtungen auf dem 
Boden des Übe'landwerkes obne jeden Nach- 
teil für dem Bet’ieb gespart we den können. 

In den vorstehenden Ausführungen wurde, 
wie eingangs eı wähnt ist, der vollkommen°te 
Stand de: d ahtlosen Telerhonie vor ausgeretzt, 
oder mit anderen Worten eine solche Entwick- 
Inngsstufe angenommen, welche unte) no’ malen 
Ve hältnissen und beisachgemäßer Behand ung 
der Ein ichtungen eine ausreichende Beti iebs- 
siche heit gewäh leistet. Inwieweit diese An- 
nahme heute schon zutrifft, ist für eine grund- 
sätzliche Beurteilung der Frage, ob die d’aht- 
lose Telephonie für den Bet’ ieb von Übe'land- 
we' ken in technischer und wiitschaftlicher Hin- 
sicht vorteilhafte Anwendı ng finden kann. zu- 
nächst von unte'geo' dneter Bedeuting. zumal 
feststeht, daßan der Entwicklung noch inten- iv 
geaı beitet wird. Es dü fte aber jedenfalls ange- 
b’acht sein. an dieser Stelleauf den in de' Zeit- 
sch ift „Telegraphen- und Fe n<pıech-Tech- 
nik‘) erschienenen Aufsatz „Über die d’aht- 
\ose Telephonie“ von A. Meißner hinzuweisen. 
Im letzten Absatz (8. 48) sagt der Veıfasser: 
„Im Landve kehr wi’d die d.ahtlose Tele- 
phonie kaum die Bedeutung e’halten wie im 
Schiffsve'kehr. Die D:ahttelephonie ist doch 
noch immer sicherer als die d ahtlose. Bei der 
Häufung der d’ahtlosen Stationen treten oft 
zahlreiche und e heb'iche Behinderungen durch 
Stö'er auf, die nur durch eine ausgezeichnete 
O ganisation eingeschränkt weıden können 


usw.“ 


Damit soll die hohe Bedentung der draht- 
!osen Telephonie als Ve keh'smittel keine®wegs 
herabgesetzt we'den. Die d ahtlose Te'ephonie 
wi' d zweifellos auf vielen Gebieten zum Segen 
der Menschheit Hervorragendes leisten. - Sie 
wi'dübe'allam P'atze sein wo man dwch ih'e 
Anwendıng die Verlegung kostspie iger Lei- 
tungsan'agen wirklich erüb igen oder voıhan- 
dene Fe n’eitungen entlasten kann. oder wo 
die Erstellung einer Leitungsan!age übeıhaupt 


») Bd. &, 1919, 8. 45. 


"128 


Elektrotechnische Zeitschriit, 


1920. Helt 7. 


REREOR 


6-7 ci 
N, 


1%, Februar 1920. 


nicht in Frage kommt, z. B. für den telephoni- 
schen Verkehr vom Land nach auf See befind- 
lichen Schiffen, zwischen auf See befindlichen 
Schiffen, ferner für den telephonischen Verkehr 
von und nach fahrenden Eisenbahnzügen, für 
den Eisenbahnsicherungsdienst und für den 
Verkehr zwischen Eufklahrsängen untereinan- 
der und von diesenzum Landu. dergl. Wie sich 
aber niemals alles für alles eignet, so ist es auch 
ein undankbares Beginnen, die drahtlose Tele- 
phonie in den Dienst des Überlandwerkes 
stellen zu wollen. Dieses Gebiet gehört kon- 
kurrenzlos der Drahttelephonie, die sich seit 
vielen Jahren allen den eigenartigen Betriebs- 
erfordernissen und Betriebsverhältnissen so an- 
gepaßt hat, daß nichts mehr zu wünschen übrig 
bleibt. Die Übelstände, welche früher einmal 
den Fernsprechanlagen, deren Freileitungen am 
Hochspannungsgestänge verlegt sind, angehaf- 
tet haben und Anlaß zu so manchem Ärger 
und Verdruß waren, sind längst beseitigt. Eine 
dem heutigen Stand der Technik entsprechende 

gut ausgeführte Anlage ermöglicht einen be- 
friedigenden und gefahrlosen Sprechverkehr zu 
jeder Zeit, bei jeder Witterung und unter allen 
praktisch vorkommenden Verhältnissen. Das 
Weitspannsystem bedeutet dabei technisch 
ebensowenig ein unüberwindliches Hindernis 
wie die höchsten vorkommenden Betriebs- 
spannungen im Hochspannungsnetz. 


Eine Theorie der Stirnstreuung. 
Von Ludwig Dreyfus, Ludvika, Schweden. 


(Schluß von S. 111.) 


II. Die Wechselinduktion zwischen 
Spulenköpfen derselben Phase. 


Den Gegenstand der bisherigen Rech- 
nungen bildete ein einzelner Spulenkopf. Er 
war aus dem Zusammenhang der ganzen Pha- 
senwicklung künstlich lorgelöst und wurde so 
behandelt, als stände dem Stirnfeld außerhalb 
der Windungsfläche ein in der «-Richtung un- 
endlich ausgedehnter Raum zur Verfügung. 
Diese Voraussetzung trifft nach Abb. 5 nicht 
zu. Infolge der Anwesenheit der übrigen Spu- 
lenköpfe wird vielmehr der Kraftfluß auch 
außerhalb der Windungsfläche genau oder 
nahezu auf den Raum einer Polteilung 
(AN + Bn) zusammengedrängt. Die früheren 
Gleichungen für die Kraftlinienverkettung 
müssen daher etwas zu hohe Werte liefern, und 
man erhält die wirklichen Beträge erst dann, 
wenn man auch die induzierende Wirkung der 
anschließenden Spulenköpfe berücksichtigt. 

Die mir bekannten Arbeiten über die Stirn- 
streuung vernachlässigen diese Korrektur. Und 
. das mit Recht. Denn sie ist jedenfalls klein 
gegenüber den Unsicherheiten, welche irgend 
einer der gebräuchlichen Näherungsformeln an- 
haften. Ob dieses Urteil aber auch für unsere 
genauere Theorie Geltung besitzt, kann ohne 
Rechnung kaum entschieden werden, und da 
diese Arbeit wohl überhaupt den ersten Ver- 
such bildet, eine Theorie des Stirnstreufeldes 
‚auf wissenschaftlicher Grundlage aufzubauen, 
‚ 80 erschien mir trotz ihrer geringen praktischen 
Bedeutung eine Klärung der aufgeworfenen 
Frage nicht überflüssig. Ich unterseheide dabei 
wie früher den Einfluß der achsialen Ausladun- 
gen, der radialen Kröpfungen und der tangen- 
tialen Stirnverbindungen, 

a) Der Beitrag der achsialen 
ladungen I, bzw. L.. 

Am Ankerumfang, den wir uns in eine 
Ebene ausgebreitet denken, folgen kurzer und 
weiter ausladende Wickelköpfe aufeinander 
“ (Abb. 17). Wir numerieren die Spulenköpfe, 
“wobei wir von dem zuvor allein betrachteten 
Wickelkopf (Index 0) ausgehen, und unter- 
suchen die Wechselinduktion zwischen diesem 
Wickelkopf und einem anderen allgemeiner 
. Lage (Index m). Voraussichtlich wird auch 


Aus- 


hier der Einfluß der achsialen Ausladungen die 
geringste Rolle spielen. Denn das Feld, welches 
die wirklichen Ausladungen A„F'm und BmCm 
innerhalb der Windungsfläche AgBoCoFo EX- 


(em-D% 
X 


Abb. 17. Zur Bestimmung der Wechselinduktion zwischen Wickelköpfen 
derselben Phase (Beiträge der Abschnitte /, und [.). 


zeugen würden, wird durch die Spiegelbilder 
Amfm’ und Bm’Cm Zum größten "Teil wieder 
aufgehoben. 

Um allgemein zu bleiben, nohiken wir die 
Größe der Ausladungen Io und I, m verschieden 
an. Dann folgt für das mittlere Feld, welches 
die Ausladung A„Fm und ihr Spiegelbild im 
Abstande x längs der geraden a,f, erzeugt 
(@. 2) ee 


oder sehr nahezu 
a La 
w 


a rk ‚02 


Für einen langen Erulenkge | 


sind 7, und L.„ zu vertau- 
schen. 


einen langen oder kurzen 
Spulenkopf fällt also prak- 
tisch gleich groß ‚aus, so- 
weit der Einfluß der achsia- 
len Ausladungen in Frage 
kommt. Doch wird dieser Beitrag erst bei sehr 


- großen Ausladungen bemerkenswert. 


b) DerBeitrag der radialenKröpfungen. 

Wir übernehmen die Nummerierung der 
Wickelköpfe aus Abb. 17 und betrachten die 
Verkettung eines beliebigen Spulenkopfes m 
mit den radialen Kröpfungen des Spulen- 


kopfes 0. Da es sich nur um die: Abschätzung 


Bnittl. =— = = 


Ay? + RE, ne Vx? + le — 


— Va H+ (om — la? —] 


5% [Va? ar (lam+ lao)? nn Vx?-+ lm — 


Hierin gebrauchen wir für die Wurzeln die ab- 
gekürzte Reihenentwicklung 
1774 
Be)’ 


12 

VEFR=ell+, DR 
was sich durch die Kürze der Ausladungen 
gegenüber der Entfernung der Spulenköpfe 
rechtfertigt. Bis auf die vierten Potenzen heben 
sich dann alle Glieder fort, und es bleibt nur: 


1 2 


Vai + lao]}- 


eines Korrektionsgliedes handelt und die Ent- 
fernung der Spulenköpfe groß ist gegen die 
Länge I, der Kröpfung, so darf man I, als ein 
Längenelement betrachten, auf das sich das 
Laplacesche Differentialgesetz unmittelbar an- 
wenden ]Jäßt. Wir schreiben also für den Mittel- 
wert des Feldes, daß die Ausladung E„ F„ und 
ihr Spiegelbild über der geraden e, fo erzeugt 
(Abb. 17) 


1 


Bnitt.=— O,liw.l, [ 


> —- (lam-— lao 
lam? + la0? 


Br an] [siehe Gl. (1)] 


= —02 a E 
& 


Javlamı. 


Bnit.=—0,15iw. (22 
Diesen Ausdruck integrieren wir zwischen den 
Grenzen A, und B, und fügen dazu das in 
gleicher Weise berechnete Feld der Ausladung 
BmCm und ihres Spiegelbildes. Im ersten 
Falle sind die Integrationsgrenzen (9 m—]) . 


2 


l; | 


1 r 
Diesen Ausdruck integrieren wir über die 
radiale Fläche (C,D,EoF, des induzierten 
Wickelkopfes und lügen dazu den Fluß der, 
Kröpfung C„D„ und ihres Spiegelbildes, den 
wir auf dieselbe Weise berechnen. Dann ergibt 
sich für den Anteil eines beliebigen Spulenkopfes 
an der radialen Komponente der Kraftlinien- 
verkettungen: } 


la m En: la 


Mer 
(Orm=— 02 7 |(5 


m—l| 


und 2m.l, im zweiten Falle Am.1l, und 
(2m-+1).1l,. Insgesamt folgt so für den Ein- 
fluß eines beliebigen Wickelkopfes auf die 
achsiale Komponente der Krafttlinienverket- 


. tungen: 


(Da)mo= — 0,8 iw: en 
2 

Br: = 

lee et] (23 


Endlich haben wir noch die Wirkung aller 
Spulenköpfe rechts und links des Spulen-: 
kopfes 0'zu summieren. Nehmen wir diesen 
als kurzen Spulenkopf an (ko= 1a, laı = La 
usw.), £0 ergibt sich für die gesamte Ver 
tungszahl der Wechselinduktion die unendliche 
Reihe 


> @amo= 2 Dos 2 Nom 


nes n=24 


3 » 
= = 01yw “ls La? > te 


‚| 
m aa) 


(em De N 
(26 


Nun brauchen wir nur noch die. Beiträge aller 
Spulenköpfe zur rechten und linken zu sum- 
mieren; dabei treten zwei unendliche Reihen 
auf, von denen uns eine schon bei der Unter- 
suchung der achsialen Ausladung begegnet ist. 
Die andere Reihe liefert: 


312 


x 1 1 1 
I lem m + me) 


1,2. 


Bi \% 
wann; er ar 


WE darfetten 


= 0,368. 


a 732 De 7 N), 


“a 45.. 
SE n 1 "in 
Da hierin Ze ir hs Pre) =1,052 
),8.+ 6 
1 re "an 
n 
Be Se N 
Haie ; 580, 
0.0 
so folgt Daa= >, Odmo=— li [TILL]. . 2 2.» (4 
? 8 


Die Wechselinduktion al- 
ler übrigen Spulenköpfe auf 


5 I Fe a 1 
a > . 
EL Du : 


R 12. Februar 1920. 


| __Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 


daraus für Kane und kurze Spulonköpfe 1 


selbe Resultat 


und allein von der Lage des Spulenkopfes, ge- 
rameter m, ab. Die 
unendliche Reihe, welche bei der Summation 


Dar = I (Or)mı= Itammıt Da 


mals. 


oder 


.  DRR=—, vi -[o 386 — 0,263 


Bet ] (27 


‘c) Der Beitrag der a rbiadingon. 
Gl. (2) und Abb. 18 beträgt der 
welches die Stirnver- 
Spulenkopfes » längs 


Nach 
Mittelwert des Feldes, 
bindung DEn des. 


Abb. 18. Zur Bestimmung der Wöchselinduktion zwischen 
_Wickelköpfen derselben Phase (Beiträge der Abschnitte /,). 


einer parallelen Geraden d,e, des Spulen- 
kopfes O erzeugt: 


Bau. =0.1 Vom + y 14 y° 
— 2 YA m IE +YRm— 118422]: 
Dafür schreiben wir. näherungsweise, indem 


wir die Wurzeln in eine Reihe entwickeln nnd 
nach dem zweiten Gliede Be 


£ 1 
Bam. =0.liw 5 | 1 m ta — | 
= ARE kur 98 
= Q,liw 21, "m (4m? —1) R (45 


Das Feld wächst also proportional dem Abstand 
von der verlängerten Mittellinie des Leiter- 
bündels DmEm-. Da es sich bei Berücksich- 
tigung der ferner liegenden Spulenköpfe wieder 
nur um ein Korrektionsglied handelt, so ver- 
nachlässige ich die Verminderung der Streu- 
linienverkettung infolge des endlichen Quer- 
schnittes des Spulenkopfes O und integriere das 
Feld zwischen den .Grenzen 9= lam— lao 
und = Im. Auf diese Weise ergibt sich 


DT den Ze | 


(D;)mo = 0.1 21, D) >) 


eh 
mm 1). 


‚Für das Feld dos Spiegelbildes Dy’Em’ eilt 
formell ebenfalls Gl. (28), doch ist jetzt die 
" Integration zwischen y= hm und Yy=lam 
+ 1a0 auszuführen, was für die Kraftlinienver- 
kettung den negativen Beitrag 


i ww? 1 m la 2 L m” 
(®s')mo — 21; . = T ” = 2] 
| RER 
“m (4m? —1) 
liefert. Daraus folgt zunächst für den Bei- 


trag einer beliebigen Stirnverbindung m zu den 
Kraftlinienwindungen des Spulenkopfes O 


 (Ds)m=l2iwL, 


Lem: — lam: la A 1 
41s? "m (4m? —1) 


und es ist bemerkenswert, daß dieser Beitrag 
auf eime Erhöhung der Selbstinduktion des 
Spulenkopfes O hinzielt, während die früher 
berechneten negativen Beiträge eine Ver- 
 minderung der Selbstinduktion Bu GECEIOR: 
Da außerdem die Differenz 


um: = lam- = Fo - lao, a 


für lange und kurze ae überein- 
stimmt, so hängt der berechnete Beitrag einzig 


„? 
£ | 0356 


2 li 
— — VArWw „ 


(29 


m=2,4. 
Le +1 3 B 

ARE 7.1052] 
der Induktionswirkungen sämtlicher Spulen- 
köpfe auftritt, wurde schon früher berechnet. 


Ich schreibe daher gleich das Resultat in der 
endgültigen Form 


Oss=2 > (Momo 
1,2... 


Elle. 


0.193 a lao” (30 
Zahlenbeispiel. 

Wir können jetzt das auf $. 109 begonnene 
Zahlenbeispiel fortsetzen und die Änderung der 
Kraftlinienverkettung eines Spulenkopfes in- 
folge der Wechselinduktion der übrigen Spulen 
derselben Phase in Rechnung setzen. Es er- 
geben sich 3 no ; 


De 
3 2 
= —0,4i w?.0,036,, 
2 RER 
OrRR=—OAiuR. 2. [0.356 — 0,263 2 | 
8 8 
= — 0,4iw? .0,877 


DBura=—04Liu2. 0.6- 


und 


ke — 21 
®ss=02iw:.1,.0, 193 = 723 Se 
a 
also für den kurzen Spulenkopf: 
Oss =0,4i w?.0,301, 
und für den langen Spulenkopf: 
Dss=0. 


Die gesamte Wechselinduktion ergibt sich 
daher für einen langen Spulenkopf als eine 
Verminderung der Kraftlinienverkettung um 


Daat+ DerR+ Dss= — 04iw?.0,91, 
für einen kurzen S$pulenkopf sogar nur um F 
Dart DRrR-+ Dss= — 0,4iw?.0,61. 
Vergleicht man damit die Werte 
für den langen Kopf ®=0,4i w?. 35,6 
bzw. für den kurzen Kopf ® = 0,4: w?.32,5, 


welche ohne Rücksicht auf die induzierende 
Wirkung benachbarter Spulen abgeleitet wurden, 
so wird man sich berechtigt fühlen, die Wechsel- 
induktion zwischen Spulenköpfen derselben 
Phase überhaupt zu vernachlässigen. In dieser 
Hinsicht ist also gegen das in der Praxis 
übliche Verfahren kein Vor- 
wurf zu erheben. Doch ist 
es auch ebenso leicht mög- 
lich, die gefundenen Korrek- 
turglieder den Formelng (11a), 
(15a), (19a) einzuverleiben, wo- 
durch sich die Koeffizienten 
einzelner Glieder eine Kleinig- 
keit ändern. 


IV. Die Wechselinduktion 
zwischen Spulenköpien ver- 
schiedener Phasen. 


Nachdem sich die Wechselinduktion zwi- 
schen Spulenköpfen ein und derselben Phase 
als unerheblich herausgestellt hat, beschränkte 
ich mich in diesem Kapitel darauf, die Wechsel- 
wirkung unmittelbar benachbarter Spulen- 
köpfe zu untersuchen. Ob diese bei normalen 
Spulenköpfen der Mehrlochwicklungen zu be- 
rücksichtigen sei oder nicht, scheint vor der 
Hand noch nicht festzustehen,. Nach Arnoldi) 


1) „Wechselstromtechnik*“, Bd. IV, „Die synchronen 
Wechselstrommaschinen“ (1913), 8. 18. 


6 nn nn un 


spielt die Wechselwirkung keine Rolle. KloßN 
dagegen berücksichtigt sie, wobei er allerdings 
die Feldgleichung des unendlich langen Leiters 
zugrunde legt, was der Zuverlässigkeit seiner 
Resultate Eintrag tut. Rein experimentell ist 
die Frage kaum zu lösen. Denn die im ersten 
Abschnitt als zweckmäßig erkannte Ahgren- 
zung des Stirnrestfeldes von dem totalen 
Stirnfeld läßt sich nur rechnerisch durchführen. 
Aus diesem Grunde sind auch die Versuche 
Rezelmanns?), der bei Zweietagenwicklung 
eine gegenseitige Beeinflussung der Phasen 
nicht feststellen konnte, kein einwandfreier 
Beweis. 

Erschien es mir aus diesem Grunde not- 
wendig, die schwebende Unsicherheit durch 
genauere Rechnung zu beseitigen, so war ich 
mir doch bewußt, daß lediglich das Resultat 
dieser Rechnung Interesse beanspruchen würde. 
Denn die Rechnung selbst bietet gegenüber 
den vorigen Abschnitten nichts Neues. Des- 
halb beschränkte ich mich auf die Wiedergabe 
der Formeln, wie sie unter Vernachlässigung 
der endlichen Spulenquerschnitte aus den 
Gl. (1) bis (6) hervorgehen. Der Vorzeichen- 
gebung liegt die Annahme zugrunde, daß die 
Ströme in den.achsialen Ausladungen unmittel- 
bar benachbarter Spulenköpfe gleichgerichtet 
seien. 


1. Wechselwirkung zwischen zwei 


gleichen, inneren oder äußeren Spulen- 
köpfen. 
a) Der Beitrag der achsialen Anus- 


Jadungen (Abb. 19). 


Der Abschnitt BC erzeugt innerhalb der 
Fläche AgBoCoFo die Kraftlinienverkettung 


Vı=02IiW2% 


daıt la I; 
[mi ET RND 


Abb. 19c. 


Abb. 19. Zur Bestimmung der Wechselwirkung zwischen zwei gleichen, 


inneren oder äußeren Spulenköpfen. 


Dagegen bewirkt das Spiegelbild BC’ inner- 
halb derselben Fläche 


eaıt 2la da2t la 
Sa De ER), 2 ? 
[27 as 0,2 ıw la [m Cart 2 daıt la 


N 2 (de2-—- dat) — (e&a2— Caıt =] (31b 
2 la 5 


:) „Die Rerpelzang, der Stirnstreuung in Drehstrom- 
motoren“, „E. u 1910,_8. 53. 
2) Reze 1: 5 ann „Leakage reactance*, 


) „Electricıan“, 
London, Bd. 63, S. 742/7%. 


\ 4 


130 Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heft 7. 


12. Februar 1920. 


Im gleichen Sinne erzeugt der Abschnitt AF | Beeinflussung der Induktivität eines 
innerhalb der Fläche AgBoCoF, die Kraft- | außenliegenden Spulenkopfes durch 
linienverkettungen einen benachbarten kürzeren Spulen- 
kopf. 
a) Der Beitrag der achsialen Aus- 
ladungen (Abb. :20b). 

Der Abschnitt BC erzeugt innerhalb der 
Fläche a,B,Chf, die Kraftlinienverkettung 
dat La 
Ta pe 


Pa=—02iw [0 1014 — 0014375, |82a 


Dagegen entspricht dem Spiegelbild AF’ inner- 
halb derselben Fiäche: 


Va 0,2: w? 1. [0161 -7% 0,10] (32b 


Für den gesamten Einfluß der achsialen Aus- 
ladungen kann die Näherungsgleichung 

(daı + la)? 
ls (eaı+ 2 la) 


EEK 4 deı— Cal Ls 1 {3 1,\3 
Wr =02:w2la [n: = ! an )- 5 (= =u i (33 


gebraucht werden. 


saıt+latla 
ea2+La- la 


b) Der Beitrag der radialen Kröpfun- | 


gen Abb. 19a) Be [@: la) In 
fo) . a . 


1.) m2 


+ (das— dar) — Ya2— far) + (as— ca) 3] 


— la In 


und analog das Spiegelbild C’D’ innerhalb der- \ 


selben Fiäche 


fir ea3 rt I; 
= — 02iw [ind Ur DECHR; 
Sr le 042) = - (&r3 => er) 43b 
N 


| Trotz ihrer größeren Entfernung überwiegt ge- 


fait (La— la) Cart la 
RL ee en, 


? 


wöhn'ich die Gegenwirkung der Abschnitte OD 


Dagegen bewirkt das Spiegelbild BC. inneihalb derselben Fläche: 


und C’D’. Eine genügend genaue Schätzung 
Caı+t la Bern daı-+ La 
Ca2t+ er y) Be La 


Der Abschnitt CD erzeugt innerhalb a OR RR, IR a a: or > ß 39b 
CsDoEsF, die Kraftlinienverkettungen re ae SE +3 3 
V,=02iwRl, Diese Gegenwirkung unterstützt der Abschnitt AF innerhalb der Fläche A,B,C,F, mit 

dyı +1; Euer | daa+L far. Ca2t L 
>IIn4 _ 34a = RR r la2 Re TR a? LIFE a2 al 
[ PR 1, ( 2a9= —Oliw [2.135 BL, (La — 1.) In 2,5 Dee u. +4,25 - EEE | 
. . f ; Bi ld @D’ 
a a en (0% 
ee E es Hingegen entspricht dem Spiegelbilde A’F’ innerha'b derselben Fläche: 
rı VE Twlr SEE ehr Te . 
; eal erı+l- ea2+L Da 
‚) at at la Ca2 tr la la dao+ La 
va (34b Ya2 0 iw [2.41 In east Ber 7 In Ca3+ la —Zaln das+ La 
Dagegen schwächen die Kröpfungen EP und + (a8 &a2) — (Cas Ca2) — (das— da2) + | wur 


E’F’ die Ne um 


EEE Ir? m x 02 a? 
RE oh [o. 161 0,0143 | (35a wa=0,liu [1.081027 9 tg = + (das— RN ne ] (a1 
3 
bzw. 
= —01iul, beurteilt werden. des gesamten Einflusses der radialen Kröpfun- - 


o 


h 1 1,3 1,3 ] { 
In 3 E1 Ba 
> (- ) 12 | BE (35b 


Eine Näherungsbetrachtung liefert für den 
gesamten Beitrag der radialen Kıöpfungen 


(Abb. 20a). 


Der Abschnitt C'D erzeugt - shit der 
Fläche C5Do&%fo die Kraftlinienverkettung 


2 | 
(d+i-+ l.) (eri+ 1.) (1-3) re (erı 3 ea1) | 


ls. Cal ly 


YrR=02iwWL, (1 3 


b) Der Beitrag der radialen Kröpfungen 


Der resultierende Einfluß der achsialen Ausladungen kann nach der Näherungsgleichung 


gen erlaubt die Näherungsformel 
a v- | Lie )) 
Ws 
2(- 2 lung! (1018 3e)] (44 
I; 


ea2 fa2 
c) Der Beitrag der tangentialen Stirn- 
verbindungen (Abb. 20e). 


1013 > EEE ae A 3 la\2 1 9 I 3\ : Führen die Ausladungen BC und. Aofo 
ET een 1.) a are, i (36 | Stromvolumina gleicher Richtung, so ist die 
y i AB Stromrichtung in. den Stirnverbindungen ver- 
c) Der Beitrag der tangentialen Stirn- | | ja frı tie _ Pe een ; 
verbindungen (Abb, 19e). rm 02100, | oc, m Re 
Führen die benachbarten Ausladungen Das Spiegelbild C’D’ erhöht diese Be um 
A,FoE, und BCD Ströme gleicher Richtung, - Er 
so eıhöht die bisher betrachtete Wechsel wir- BEENDETE, [m erı tlr __ (&a2— @aı) — (er2— Erı) “(42 b 
wirkung die Selbstinduktion des Spulenkopfes. de ; f ea ent Ir 
Dagegen tritt durch die Wechselwi' kung der eh . : 5 UA RS Ne 
a naobın dringanY einer Vorallem eier Im entgegengesetzten Sinne bewirkt der Abschnitt ZF innerhalb der Fläche CoDoEoF'o 
Kıaftlinienverkettung ein, u. zw. infolge der 4 fa8 fr tb _ (fas—fa2)— (fra fr?) ' 
Verbindungen RD: = —02iw7, | In 422 Re ee I RE 433 
2 4 ] Is » ö schieden. und da hier die Leiterabscehnitte be- 
EN NER. E 1.1 N A et 13 et Se; | a7 nachbarter Spulenköpfe sehr nahe beisammen 
s=—VWlıw gute Al 2 a A a (2eı2— (es +e1))| (37a liegen, so über wiegt die Schwächung der Kraft- 
ats tg la) linienverkettung durch die Stirnverbindungen 
A Snrslos tes Said meist alle anderen Einflüsse. 
EB AN 022® Denn Der Abschnitt DE erzeugt innerhalb der 
"7 - 1 Fläche a,b,D. die Kraftlinienverkettungen 
7 est 1, 8 ehe 1 et IE ; 
7,'=0,11Ww zb. ‚in 5% in 5 er. 7 f, B% 5 n 
ea Er l; Pa --— 3 laß ”g bs 
+3 ea2t 3 l; eaıt 3 ne 
e:3 + iS, l; 
+ (E&as— &:3) — 2 (e&a2— 2) + (eaı— &1) .. (87 
2 is Ta 
; fa2+ B} l; Faı SRUhy: 
Näherungsweise beziffert sich die gesamte Verminderung der Kraftlinienverkettung auf Be Ar +5 BE ven de 2 
3 
Ik 2 fi 5 
ı let) Bm 15 12-2 (fas+2 + fa) —(ero+2fart en) ].,,, 
ws=0,liw21, Fu ee ARE . (88 he Sue '4ba 
\ ah .(ea1+ +) 8 8 8 


us \ 


. (89a 


A ne re N TARA 


t 


12. Februar 1920. 


La 


Abb. 20c. 


_ Abb. 20 Zur Beeinflussung einer äußeren Spulenkopfes 
durch einen benachbarten, kürzeren Kopf. 


Dagegen bewirkt das Spiegelbild innerhalb der 
Fläche a,’ by DoF', 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 7. 


/ 


3. Beeinflussung der Induktivität eines 

innenliegenden Spulenkopfes durch 

einen benachbarten, weiterausladen- 
den Spulenkopf. 


Für den Beitrag der achsialen Ausladungen 
(Abb. 21b) gelten die Formeln (39) bis (41), für 
den Beitrag der radialen Kıöpfungen (Abb.21a) 
die Formeln (42) bis (44). Alle diese Beitiäge 
überwiegt der feldschwächende Einfluß der 
Stirnverbindungen, u. zw. in noch höherem 
G ade als bei der Wechselwi' kung eines kurzen 
Spulenkopfes auf einen langen. Es gelten 
hierfür Abb. 21c und die Formeln (45), wenn 
man in ihnen & durch E, ersetzt. Warum die 
resultierende Wechselwi kung des langen auf 
den kurzen Spulenkopf gıößer ausfällt als 
die umgekehrte Wechselwi' kung des kurzen 
Spulenkopfes auf den weiterausladenden, wird 
im Anschluß an das folgende Zahlenbeispiel 
erklärt werden. 


Zahlenbeispiel, 


Ich habe den ganzen Formelapparat mit- 
geteilt, weil er, auf praktische Fälleangewendet, 
zu bestimmten Ansichten über die Größe und 
den Sitz der Wechselinduktion zwischen be- 
nachbarten Spulenköpfen führt und weil diese 
neuen Ansichten teilweise im Widerspruch zu 
früheren Arbeiten über denselben Gegenstand 
stehen. Der Vergleich zwischen den älteren 
und dem neuen Rechenveifahren sollte also 
durch die Mitteilung der genaueren Formeln 
erleichtert werden, und dies erschien mir um 
so mehr geboten, als ich den Vergleich nicht 
selbst durchführen will. Statt desselben werde 


En 2 | 
Li. vet 5% a2t+ 3 ls eig 
"pea=0,liw = Sn mM 2: —inN- 
east 3 Is ea2+ 5° Is eal > 
\ __ (ess-+2ea2+ &1) un nn ] 45b 
es 


131 


ich nur die Ergebnisse namhaft machen, welche 
die neue Theorie für unser fiüheres Zahlen- 
beispiel liefert... s geschieht dies am besten 


durch eine Zusammenstellung wie Zahlen- 
tafel 2, die auch die fiüher ermittelten Ergeb- 
Dabei wurde angenommen, 


nisse auffiischt, 


& 


\ Ze 
N 


EI 
0), 


ET 
GT Ta; 


Abb. 21e. 


Abb. 21. Zur Beeinflussung eines inneren Spulenkopfes 
durch einen benachbarten, längeren Kopf. 


Zahlentafel 2. Zur Beurteilung der Stromstreuung einer Drehstromwicklung, 


Kraftlinienverkettungen eines Wickelkopfes bei Erregung einer Phase . cz 
Beiträge benachbarter Spulenköpfe anderer Phasen zu den Kraftlinienverkettungen 


eines Wickelkopfes . 


Erklärung: 


° [2 u. D 


D=04AU,wW .(FSctFAx), 


ıb =0,4 bo w? . 2y. 


Achsiale Ausladungen- 


Radiale Kröpfungen 


Stirnverbindungen 


Total 
‚ Werte von == 577.58 = : Sur no} 
e Spulenkopf Spiegelbild Spulenkopf Spiegelbild Kopf | Bild Kopf Bild 
und von v= 545 ee Se Se tee T Eee 
nr BC | FA BC | FA cD | EF GBR Er: DE | D’E' | BCDEFA |BC'D’E’F' 
| Kur® 
TIIRZ 3 | | 
1 So | a0 mm] an a | | Sa 
8 Einzelner Kopf (x) 12,0 — 3,9 8,6 0,6 | | 
& xca=81 CRZN?L xs=1R3 zx = 35,6 
=| Rückwirkung der übrigen Se ee Eat a y Re. 
. Köpfe derselben Phase (A x) A 063 Den 080 RT ne 
z - 205 | —0,33 | — 1,26 | 0,30 1,38 | —021 | 032 | —0,15 y. 
= | Rückwirkung eines benach- E aa eg 0,7 0,4 2,2 —0, 
=| barten langen Kopfes - (y) Br ya ie = En 
a J YA Z 0,76 YrR = 1,34 yS=ı 08 NEN) 
= | 0,86 | —0,5 | —0,15 | 0,39 067 | —-05| 02) | — 037 ; = ” 
3 Rückwirk Ines benaah-" Ir, =. ao — 3,05 1,18 —2, ‚9 
3 ückwirkung eines benac RN : I 
4 | barten kurzen. Kopfes (y) 921 0,06 9,12 917 | BEN 3 
; ya=0,l5 YR=— 0,05 ys=—1,37 Zy=—18 
| | | | | 
a rn 2 5) 
2 20 | 23m | -onı | u 48 | 22 u IR 18,8 | 09 31,6 0,9 
3 Einzelner Kopf (x) 4,18 — 1,82 RN 1,85 | N 
E 2 2,4 10,4 19,7 32,5 
ale ee EEE RE EEE EEE REES) ERBETEN: I zu e Ye E z € 
”=\ Rückwirkung der übrigen 5 Buß, PN 22 
2 | Köpfe derselben Phaxe (x) = 9,08 naE 0,30 a ar 
3 . 0,57 | —0,08 | —0,46 | 0,08 1,38 | —021 | 0,75 | —020 | a a 
Röckwirkung eines benach- |” | h i | 947. | —.0,08 D u 
& barten Keen Koptes (y) nr Ya Tue ORB # en ER et = 
>, 0,11 1,72 — 0,55 13° a 
E Ya: 0,68 | —0 | —o,5 | 039 | 087 | —on5 | 090 | —o,37 ? SIE } 
.3| Rückwirkung eines benach- | 55 LTE BAR, 2 EL PR Tr Berhrd 3,92 
{| barten langen Kopfes (Y) e 2 2 : er Be Ber? 
0,15 — 0,05 — 4,02 392 


132 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Bett 7. 


12. Februar 1920. 


a a el a En ss TH Ir Tor nr ea Ton un me Saunen she Teck: Yo Fi TOnENETnT N TEE EEE ET 


daß das Stromvolumen unmittelbar benach- 
harter achsialer Ausladungen nach Größe und 
Richtung übereinstimme, was für die Deutung 
der Zablenwerte und Vorzeichen von Wichtig- 
keit ist. , 

Zunächst ist festzustellen, daß die Wechsel- 
induktion zwischen  Spulenköpfen derselben 
Etage auf eine Vergrößerung, zwischen Spulen- 
köpfen verschiedener Etagen auf eine Ver- 
minderung der Induktivität hinwirkt. Diese 
Gegensätzlichkeit findet in dem dominierenden 
Einfluß der tangentialen Stirnverbindungen 
zwischen zwei übergreifenden Spulenköpfen 
ihre Erklärung. Sie bewirkt, daß die gesamte 
Wechselwirkung einer Phase auf den Spulen- 
kopf einer anderen Phase kleiner ausfällt, als 
die stärkste Einzelwirkung zwischen benach- 
barten Spulenköpfen, ja daß sie wohl gar ver- 
schwinden kann, wie wir das an dem Beispiel 
des kürzeren Spulenkopfes sehen. Daß die 
Wechselwirkung in jedem Falle zu vernach- 
lässigen sei, kann dagegen nicht gut behauptet 
werden, solange man sich nicht auf den ein- 
seitigen Standpunkt der Berechnungspraxis 
stellt. Für diese spielt die Wechselwirkung 
allerdings keine Rolle, da die im Kurs befind- 
lichen Näherungsformeln mit weit größeren 
Unsicherheiten behaftet sind. Ich habe in- 
dessen schon erwähnt, daß auch dieses nega- 
tive Ergebnis vor der Aufstellung dieser Theorie 
nicht feststand. 

Vergleicht man dieWerte der letzten Spalte 
genauer, 8£o wird man bemerken, daß die 
Wechsel wirkung eines langen auf einen kurzen 
'Spulenkopf mit anderen Ziffern belegt wird, 
als die umgekehrte Wirkung eines kurzen auf 
einen langen Kopf. Das widerspricht nicht 
dem Gesetz von der Gleichheit der Wechsel- 
induktionskoeffizienten. Denn man darf nicht 
vergessen, daß bei der Berechnung der Ver- 
kettungszahlen die Ausläufer des Luftspalt- 
feldes keine Berücksichtigung fanden. Physi- 
kalisch aber sind sie von dem Stirnfeld ebenso- 
wenig zu trennen, wie die Rückleitungen AoBo 
und B,A4, von dem Ersatzstromkreis der 
Abb. 6, den sie erst zu einem geschlossenen 
machen. 

Im Anschluß an Zahlentafel 2 nennt 
Zahlentafel 8 die Werte, welche der mittleren 
Induktivität eines Spulenkopfes bei verschie- 
deenn Schaltungen einer Drehstromwicklung 


Zahlentafel 2. 


zukommen, Als Vergleichswerte”sind in der 
ersten Spalte die Zahlen für einphasige Erre- 
gung nochmals aufgeführt. 

Wird ein in Stern geschalteter Generator 
zwischen zwei Außenleitungen kurz geschlos- 
sen, so besitzen die Kurzschlußströme in den 
benachbarten achsialen und radialen Aus- 
ladungen dieselbe Richtung und Größe. In 
diesem Falle sind daher die Werte aus Zahlen- 
tafel 2 nach Größe und Vorzeichen verwend- 
bar. Da ferner jedem Spulenkopf nur ein 
kurzer und ein langer stromdurchflossener 
Kopf benachbart ist, so ergeben sich für die 
Streuungsbereehnung die Werte der 2. Spalte 
in Zahlentafel 3. 

Dieselben Werte gelten für die symme- 
trisch belastete Drehstromwicklung. Zwar 
sind hier jedem Spulenkopf 4 Wickelköpfe be- 


nachbart, nämlich je ein kurzer und ein langer: 


Kopf für jede Phase; aber zur Zeit, wo der Strom 
der 
reicht, sind die Ströme der beiden anderen 
Phasen nur halb so groß und entgegengesetzt 
gerichtet, so daß dieselbe Gesamtwirkung, wie 


bei dem zuvor untersuchten Falle, zustande 


kommt. 
Anders liegen die Verhältnisse für den 
Ausgleichstrom der dritten Harmonischen von 
Drehstromgeneratoren. Ich führe diesen Fall 
besonders an, weil für die dritte Stromharmo- 
nische der Sitz des induktiven Widerstandes 
fast ausschließlich in den Streufeldern zu suchen 
ist. Da die dritte Harmonische eines in Drei- 
eck geschalteten Generators in allen Phasen 
gleiche Größe und Richtung besitzt, so wech- 
selt hier in aufeinanderfolgenden achsialen 
Ausladungen das Stromvolumen beständig 
seine Richtung. Die Beeinflussung der Kraft- 
linienverkettungen eines einzelnen Spulen- 
kopfes durch die benachbarten Phasen erfolgt 
daher im umgekehrten Sinne wie für die Grund- 
welle, und sie ist außerdem doppelt so groß, 
weil die Ströme aller Phasen in jedem Augen- 
blick dieselbe Größe besitzen. Dies erklärt, 
warum in unserem Beispiel die mittlere In- 
duktivität eines Spulenkopfes für die dritte 
Stromharmonische etwa 10%, größer berechnet 
ist, als für die Grund welle der symmetrisch be- 
lasteten ‘Maschine. } 

Überträgt man die gefundenen Ergebnisse 
von dem Drehstromgenerator auf den Dreh- 


Stirnstreuung einer Drehstromwieklung 
o- {a} 


in verschiedenen Schaltungen. 


Phasen inY ‚35 Phasen in A 3 Phasen mit 


te von 2.2... abzw.y 1 Phase |? 
Klare ner | ie [8- Phase offen in Reihe Drehstrom 
Binzelner: Kopsn ara ee: ER 35,6 | 35,6 35,6 35,6 
2 Die übrigen Köpfe derselben Phase (1)JA & — 0,9 209 —.0,9 url) 
> EEE i 1,8 
S Benachbarter langer Kopf Phase 2 yr = | 1,8 — 1,8 er 
= ) | . 2 
2 ER 1,8 
© x y „Phase 3% i N er 18 — 
F onf %; —18 
= | Benachbarter kurzer Kopf Phase 2 y en — EB 1,8 in 
= 1 
z i; —1,8 
S Phase 3 y- = en \ Eur ge 
= ” ”» 2 %Y ;, 1,8 9 
AyzEeT Kan) ar DE ä = -— ren — ee 
AUS a ER NE SR ct AcCcHry EB 34,7 34,7 34,7 34,7 
1 
Einzelnen KOpLu mer anal ge 2 32,5 32,5 32,5 32,5 
f Die übrigen Köpfe derselben Phase (I) A& — 0,6 —0,6 0,6 0,6 
= Ne i 1,3 
= | Benachbarter kurzer Kopf Phase 2 y2 — 1,3 N in 
= % 2 
3 i \ 1,3 
S % 5 „1. Phase,3 yz = — a8 x 
z h 2 
VAliBek ep „8 —3,9 
| Benachbarter langer Kopf Phase 2 y ; — — 3,9 39 a 
© 1 
= RL. N — 3,9 
= D 9 Phase {9} Yy ü -— — 3,9 35 
ER ar ER == 
ots ee ee Ct AXC-HzY ER 31,9 | 29,3 87,1 29,3 
1 
ERBE a Be 20 FRE WERTE TER ER FUEL I 1 Da ED. 
2% | Total im Mittel: | 33,3 5 32 3,9. 32 
eg | 


betrachteten Phase sein. Maximum er-. 


strominduktionsmotor, so wird man die Streu” 


ung ein wenig überschätzen. Denn wie schon 
eingangs erwähnt, ist ein kleiner Teil des be- 


rechneten Statorrestfeldes — er rührt vornehm- 


lich von den achsialen Ausladungen her — 
auch mit der Rotorwieklung verkettet. Er 
würde darum im strengeren Sinne nicht unter 
das Streufeld zu rechnen sein. Doch will ich 
die Theorie in dieser Richtung nicht mehr er- 
weitern. h 


Die Torf- und Moorbewirtschaftung - 
in Bayern. 


Schon im Jahre 1912 hat die Kammer der 
Abgeordneten bei der bayerischen Staatsregie- 
rung den Antrag gestellt, daß eine Übersicht 
der bayerischen Hoch- und Niedermoore ange- 
fertigt werde. Die hierfür erforderlichen Er- 
hebungen wurden im Auftrage des Staatsmini- 
steriums des Innern von der Moorkulturanstalt 
vorgenommen und die Ergebnisse in einer kur- 
zen Übersicht nebst einer Moorkarte niederge- 


legt; durch den Krieg erlitten jedoch alle ein- _ 


schlägigen Arbeiten eine plötzliche Störung. 
Erst mit dem Rückgang unserer Koblenförde- 
rung und der dadurch bedingten Brennmittel- 
not erinnerte man sich wieder daran, daß wir 
in Bayern riesige Moorflächen besitzen, etwa 
über 1, Million Tagwerk, von denen über 
200 000 ha, ungefähr !/,, Hoch- und Übergangs- 
moore, und ?°/, Niedermoore und anmooriger 
Boden sind. (Wir entnehmen diese-und die fol- 
genden Angaben dem außerordentlich lesens- 
werten Aufsatz des Herrn Regierungsassessors 
Harttung bei der Landesanstalt für Moor- 
wirtschaft!). Von diesen Moorflächen liegen 
92% (also über °/,o) in Oberbayern, Nieder- 
bayern und Schwaben. In der hügeligen Vor- 
alpenlandschaft finden sich rd 50 000 ha Hoch- 
und Übergangsmoore und 40000 ha Nieder- 
moore und anmooriger Boden. Der in der sogen. 
Münchener Schotterebene. und im - Donau- 
tal gelegene Teil der Moore umfaßt über 
80 000 ha. Im Bayerischen Wald liegen über 
2500 ha Hoch- und Übergangsmoore. Auf die 
Oberpfalz und die fränkischen Kreise entfallen 
ungefähr 13 000 bis 14000 ba, auf die Pfalz 
etwa 2600 ha Moorfläche. Die gesamte baye- 
rische Moorfläche beträgt 2,7% der Gesamt- 
bodenfläche und etwa 5% der landwirtschaft- 
lich benutzten Fläche Bayerns. Kein Zweifel, 
daß ein großzügiger Abbau dieser Bodenschätze 
nieht nur einen großen Teil des Ausfalles an 
Kohlen decken, sondern auch bei einer land- 
wirtschaftlichen Nutzbarmachung dieser Ge- 
biete nach erfolgter Ausbeutung einerseits die 


Ernährungsschwierigkeiten bedeutend gemin- 


dert und anderseits für das heimische Siedlungs- 
wesen kostbares Neuland gewonnen und für 
Tausende von Volksgenossen neue Existenz- 
möglichkeiten geschaffen werden könnten. 
Ferner könnte das Heer von Arbeitslosen 
hier Arbeit und Verdienst finden und damit den 
größeren Städten eine fühlbare finanzielle Ent- 
lastung erwachsen. Dabei darf man allerdings 
die Erwartungen nicht zu hoch spannen; es 
muß der nächsten Zukunft überlassen bleiben, 
ob eine größere Zahl von Erwerbslosen von 
dieser sich bietenden Arbeitsgelegenheit auch 


Gebrauch machen wird, oder das Leben in der: 


rußigen Großstadt, selbst bei mäßiger Unter- 
stützung, der gesunden, wenn auch’körperlich 
anstrengenden Arbeit im freier Luft vorzieht. 

Dabei kann es sich natürlich nur um einen 
planmäßigen, nach einheitlichen @Gesichts- 
punkten orientierten Abbau handeln; alles 
„Darauflosorganisieren‘‘ muß im Interesse der 
Allgemeinheiu mit allen Mitteln hintangebalten 
werden, damit nicht auch auf diesem Gebiete, 
die wilde Spekulation und das Schiebertum 
ihre Orgien feiern und damit der höhere Zweck 
der, Unternehmung, der drückenden Not des 
Volkes abzuhelfen, vereitelt wird. 

Die hauptsächlichsten Gesichtspunkte, die 
der ganzen Organisation zugrunde liegen, sind 
folgende: ; 

Großzügige Ausnutzung aller für die Torf- 
gewinnung geeigneten Staatsmoore, Gewinnung 
von Torf zunächst für die Moorgemeinden und 
die benachbarten Städte, deren gewerbliche 
Betriebe hauptsächlich auf die Verwendung 
von Torf zu Feuerungszwecken eingerichtet 
sind, großzügige Abtorfung privater Moore 


nach einem geregelten Abbauplan, wobei aber 


Raubbau und Vergeudung zu verhüten sind, 
Bildung von Produktivgenossenschaften, an 
denen sich in erster Linie die Torfgrundbesitzer, 


große wie kleine, beteiligen und sich zu diesem 


‘) „Baverisches Industrie- und Gewerbeblatt“ 1919, 
Nr, 17/18 und 19/20. 


\ 


“ 
Er 
1 


Ah Rn, 3.27 
er 


12. Februar 1920. 


Zwecke zusammenschließen sollen. Baldıge In- 
angriffnahme der vorbereitenden Arbeiten, An- 
lage von EBEntwässeruneskanälen, Zufahrts- 
wegen und Feldbahnen, Überwachung und Be- 
ratung durch die Landesanstalt für Moorwirt- 
schaft. um die sachgemäße Durchführung der 
Abtorfung und der damit verbundenen Arbei- 
ten zu gewährleisten. Insbesondere auch Ver- 
hütung der 'Torfgewinnung in unentwässerten 

Mooren, damit nicht zugunsten eines augen- 

blicklieben Gewinnes weite Flächen «verwüstet 

und für spätere Nutzung unbrauchbar gemacht 
werden. 

Zu warnen ist dabei vor einem Fehler, den 
vielfach andere Länder während des Krieges 
gemacht haben, nämlich die torfhaltigen Grund- 
stücke in ihrer Gesamtheit zu enteignen, wobei 
Moorkolonisten, die ja meist nur soviel Land 
besitzen, um sich und ihre Familie durch land- 
wirtschaftliche Nutzung ibres Grund und Bo- 
dens in Verbindung mit der Abtorfung ihrer 
Grundstücke ernähren zu können, ihr Besitz 
weggenommen und damit durch eine wahllose, 
vorschnelle „Sozialisierung‘‘ auch zugleich eine 
„Proletarisierung‘‘der bodenständigen Bevölke- 
rung geschaffen würde, 
| Nachdem der bayerische Staat selbst der 
größte Moorbesitzer ist und am längsten die 
Torfgewinnnng betreibt, kommt ihm naturge- 
mäß in der Torf- und Moorwirtschaft eine füb- 
rende Rolle zu. Nicht nur Anregungen und 
Beispiele zu geben, sondern in erster Linie auch 
praktische Arbeit zu leisten, ist daher seine 
Anfgabe. Zu diesem Zwecke bedarf es vor 
allem einer zusammenfassenden Leitung, wel- 
cher der erforderlicefe Überblick und die not- 
wendige Kenntnis aller einschlägigen Verhält- 
nisse eigen sein müßte. 

Weiterhin bedarf es aber einer Organisa- 
tion, in der Praktiker, Theoretiker, Torf- und 
“ Moorbesitzer, Arbeiter, Klein,,wiesler‘, Staat 

ıınd Gemeinde, die seit Jahrzehnten sieh mit 

diesen Fragen theoretisch nnd praktisch be- 
schäftigen. auf einem neutralen Boden sich zu- 
sammenfinden, um, frei von allem politischen 

Gezänke, in ernster Arbeit den Weg zu weisen, 

auf dem die Angestrebten Ziele am besten zu 

erreichen sind. Völlige Entpolitisierung 
dieser reinen Wirtschaftsfragen muß 
dabei oberster Grundsatz sein. 

Eine solehe Arbeitsgemeinschaft hat sich 
nun in der Form des ..bayerischen Torfwirt- 
sehaftsrates‘“. in dem alle interessierten Kreise 
vertreten .sind, zusammengefunden. Nach lan- 
gen Verhandlungen, die bereits zu Anfang des 
Jahres 1919 von dem Abgeordneten Dr. Zar - 
hrecher eingeleitet wurden, die aber im Laufe 
der Zeit zahlreichen Schwierigkeiten begegne- 
ten. hat sieh nun eine solehe Arbeitsgemein- 
schaft von Vertretern aller in der Torfwirt- 
schaft interessierten Kreise zusammengefun- 
den, <o daß sieh in der ersten Sitzung am 
10. XT. 1919 der ‚bayerische Torfwirtschafts- 
rat‘ konstitwieren konnte. 

Dieser Torfwirtschaftsrat, welcher der 

Tıandesanstalt für Moorwirtschaft als beraten- 

des Organ heigegeben ist, hat folgende Auf- 

gaben zu erfüllen: 

a) möglichste Steigerung der Torfgewinnung 
aus staatlichen und privaten Mooren zur 

‘ Linderung der bestehenden Brennstoffnot 
und der Arbeitslosigkeit: 

b) Hebung und Pflege der Torfwirtschaft in 
staatlichen, gemeindlichen und privaten 
Mooren, insbesondere durch Förderung der 
Bildung von Torfgenossenschaften ; 

e) Begutachtung der Anträge auf Enteignung 
von Torffeldern im Sinne des Gesetzes betr. 
die Fnteignung von Holz und Torf vom 

22. V. 1919; Ka 

d) Begutachtung von Entwürfen, Geretzen und 
Verordnungen über Torfwirtschaft; 

e) die Aufklärung und Belehrung von Torffeld- 
besitzern über die Torfwirtschaft (Abhal- 
tung von Kursen, Vorträgen, Besuch von 
‚bestehenden Torfbetrieben, Herausgabe auf- 
klärenden Schriftenmaterials usw.); 

-£) die Aufstellung von Richtlinien über die 
Preisgestaltung des Torfes (Brenn- und 
Streutorf) und der Torferzeugnisse; 

g) die Begutachtung von Schutzmaßnahmen 
gegen Raubbau nnd unwirtschaftliche Aus- 
beutung von Moorgründen, insbesondere 
unter dem Gesichtspunkte der späteren 
land-, forst- und teichwirtschaftlichen Be- 
nutzung dieser Gründe. 


Der Torfwirtschaftsrat setzt sich zusam- 
men: ' 
1. aus einem Vorsitzenden und einem stellv. 
Vorsitzenden, die von dem Landwirtschafts- 


minister aus Mitgliedern des Landtages er- 


nannt werden können; . 

2. aus je einem Vertreter des Landwirtschafts- 
ministeriums, des Ministeriums des Innern, 
des Handelsministeriums und des Ministe- 
riums- für soziale Fürsorge, aus zwei Ver- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


tretern des Finanzministeriums (Forsten 
und Salinen), weiterhin aus zwei Vertretern 
der Landesanstalt für Moorwirtschaft, je 
einem Vertreter der Landeskohlenstelle und 
der Landesbrennholzstelle; 

3. auseinem Vertreter der staatlichen Torfpro- 
duktion, zwei Vertretern der privaten Torf- 
verwertungsgesellschaften, zwei Vertretern 
der landwirtschaftlichen Torfgrundbesitzer, 
zwei Vertretern der nrivaten Torfwerk- 
besitzer und je einem Vertreter der cehrist- 
liehen nnd freien Gewerkschaften für die 
in den Torfmooren beschäftigten Angestell- 
ten und Arbeiter. 


Die Tätigkeit der Mitglieder des Torfwirt- 
schaftsrates ist im allgemeinen eine ehrenamt- 
liche. Zur Aufschlußerteilunge über einzelne 
Sonderfragen ist der Torfwirtschaftsrat bererh- 
tigt, Sachverständige oder etwa besondere Be- 
teiligte mit beratender Stimme zu seinen Ver- 
handlungen zuzuzieben. 

Seine innere Tätigkeit regelt der Torfwirt- 
schaftsrat durch eine von ihm selbst aufgestellte 
Geschäftsordnung. 

Organe des Torfwirtschaftsrates sind: 

1. Die Vollversammlung, welche sich aus 
21 Mitgliedern des Torfwirtschaftsrates zusam- 
mensetzt; zu ihrem Wirkungskreis gehört die 
Erledigung aller dem Torfwirtschaftsrat im all- 
gemeinen obliegenden Aufgaben, die in der 
Hauptsache oben angeführt wurden. 


2. Die Vorstandschaft. Diese besteht aus 
5 Mitgliedern, die, abgesehen von dem Vor- 
sitzenden nnd dem stellv. Vorsitzenden, welehe 
vom Landwirtschaftsminister ernannt werden 
können, von der Vollversammlung gewähit 
werden. Die Vorstandschaft hat die Geschäfte 
des Torfwirtsehaftsrates zu führen, tunlichst 
alle vor die Vollversammlung zu bringenden 
Gegenstände vorzuberaten und vorzubereiten 
und insbesondere jene Aufgaben zu erfüllen, 
welehe ihr von der Vollversammlung im allge- 
meinen oder im einzelnen zur Erledigung zuge- 
wiesen werden. 


3. Sonderausschüsse. Die Vollversamm- 
lung ist berechtigt, zur Erledigung bestimmter 
Anfgaben Sonderaussehüsre einzusetzen. Die- 
selben können außer Mitgliedern der Vollver- 
sammlung auch Fachleute, die außerhalb des 
Torfwirtschaftsrates stehen, zu ihren Reratun- 
gen als Sachverständige beiziehen. Überdies 
kann die Vollversammlung anch noch einzelne 
Personen innerhalb oder außerhalb des Torf- 
wirtschaftsrates als Berichterstatter für be- 
stimmte Aufgaben bestellen nnd diesen Mitbe- 
riehterstatter zur Seite geben. Sonderaus- 
sehüsse und Kommissionen wählen ihre Vor- 
sitzenden und Schriftführer sowie deren Stell- 
vertreter. Die Vorsitzenden müssen jedoch Mit- 
glieder der Vollversammlung sein. Stellt die 
Mehrzahl der Mitglieder eines Sonderaussehns- 
ses unter Vorschlag des Beratungsgegenstandes 
den Antrag auf Einberufung des Sonderaus- 
schusses, so ist diesem Antrag. binnen 2 Wochen 
zu entsprechen. Die Beschlüsse der Sonderaus- 
schüsse unterliegen der Beratung und Geneh- 
migung durch die nächste Vollversammlung. 

Bereits in der konstituierenden Versamm- 
lung am 10. XT. 1919hat der Torfwirtschaftsrat 
einstimmig beschlossen, einen Antrag an das 
Landwirtsehaftsministerium zu richten, es solle 
mit größter Beschlennigung ein Notgesetz über 
die Fnteignung von Torf ausgearbeitet und dem 
Landtag. vorgelegt werden, damit die prakti- 
schen Arbeiten möglichst bald in Angriff ge- 
nommen werden können. In mehrfachen Sitzun- 
een der Sonderkommission für die Ausarbeitung 
des Gesetzentwurfes wurden die Grundzüge 
nnd Einzelheiten des Gesetzes eingehend durch- 
beraten, so daß in der 2. Vollversammlung des 
Torfwirtschaftsrates am 6. XII. 1919 ein bis ins 
kleinste ausgearbeiteter Gesetzentwurf über die 
Enteignung von Torf zur Beratung vorgelegt 
werden konnte, Dieser Entwurf wird dem- 
nächst dem Landtage zugehen und es ist zu er- 
warten, daß das Gesetz betr. die Enteignung 
von Torf baldigst in Kraft treten kann: 

Was die Organisation nach außen hin an- 
belangt, so ist beabsichtigt, in jedem Torf- 
und Moorbezirk Sach verständige des Torfwirt- 
schaftsrates aufzustellen und von den Berirks- 
ämtern Adressen von Torfwerkbesitzern, Unter- 
nehmern, Torfgrundbesitzern und Arbeitern 
einzufordern, auf Grund deren dann in allen 
'Torf- und Moorbezirken örtliche Torfaussehüsse 
eingesetzt werden sollen, denen Besitzer, Unter- 
nehmer, Arbeiter und Sachverständige ange- 
hören werden. 

Die denkbar größten Schwierigkeiten be- 
reitete der Organisation die Beschaffung und 
Zuteilung von Betriebsmaterialien, wie Feld- 
babnen, Baracken, Masebinen usw. Ferner be- 
darf auch dieFrage der Trinkwasser- und Unter- 
kunftsbeschaffung noch eingehender Erörte- 
rung, da ohne ihre zweckmäßige Lösung an eine 
großzügige Abtorfung überhaupt nicht gedacht 


Bett 7. 


werden kann. Dank dem Entgegenkommen de® 
Reichsschatzministeriums scheinen auch diese 
Da einer glücklichen Lösung entgegenzu- 
gehen. 

Jedenfalls sind verheißungsvolle Anfänge 
nunmehr gemacht und man darf erwarten, daß 
die gesteckten Ziele in gemeinsamer Zusammen- 
arbeit von öffentlichen und privaten Körper- 
schaften, von Unternehmern und Arbeitern in 
naher Zukunft zum Nutzen für die Allgemein- 
heit erreicht werden, Trometer, 

Sekretär des Torfwirtschaftsrates, 


Elektrische Weichenerhitzer. 


Störungen durch Schnee und Eis treten in 
Straßenbahnbetrieben zumeist in den Gleis- 
weichen auf. Auf den geraden Gleisstrecken 
kann der frischeefallene Schnee durch Bahn- 
räumer, Schneebesen oder besondere Schnee- 
reinicungs- und Schmelzmaschinen entfernt 
werden, während er in den Weichen nur durch 
Salzstreuen oder mit Hilfe besonderer Weichen- 
besen wegzubringen ist. Mit Kratzeisen u. dergl. 
kann der Schnee äus den Ecken und Öffnungen 
der Weichen beseitigt werden. Ist die Zugfolge 
einer Bahn dicht genug, um bei weiterem 
Schneefall die frischen Flocken im Schmelz- 
wasser schnell genug zu zerdrücken, dann wer- 
den die Weichen in den meisten Fällen auch be- 
weglich bleiben. Größere Schwierigkeiten ent- 
stehen, wenn die Verkehrs- und Gleisverhältnisse 
dies nicht zulassen. In solchen Betrieben wird 
im allgemeinen die Weichenvereisung beigroßer 
Kälte schnell eintreten, und dies umso leichter, 
wenn die Entfernungen von den Betriebsbahn- 
höfen zu den Weichen längere Zeit erfordern. 
Der Schnee hat sich dann schon meist in den 
tiefer liegenden Ecken so festgenreßt, daß nur 
mit besonderen Werkzeugen und nach Anwen- 
dung von Salz und einigem Zeitaufwande eine 
vollkommene Beweglichkeit der Weichen er- 
zielt werden kann. Es hat sich ferner gezeigt, 
daß bei starkem Froste das in den Weichen- 
kasten und Zungendrehpunkten gesammelte 
Schmelzwasser festfriert. Die Beseitigung des 
Eises bietet dann sehr große Schwierigkeiten 
und es kann hierdurch sogar der Betrieb zeit- 
weise auf den betreffenden Strecken lahmgelegt 
werden. Der Schaden, der hierdurch entsteht, 
ist zweierlei Art. Erstens verursacht das Auf- 
tauen der Weichen erhebliche Unkosten, und 
zweitens entsteht durch Unterbrechung des 
Verkehrs ein Einnahmeentfall für die Bahn. 
Die New Yorker Zentralbabn hat im Winter 1917 
für 1,6 km Gleislänse nnd 25 mm Schneefall 
1bis 3 Dollarfür Schneebeseitigung verausgabt. 
Um diesen Übelständen abzuhelfen, wurden 
schon verschiedene Mittel versucht. Neuer- 
dings hat man in den Gleisen der Straßenbah- 
nen elektrische Heizkörper eingebaut, die bei 
eintretendem Schneefall eingeschaltet werden 
können. Die Einrichtungen sind sehr einfach, 
sie müssen aber wasserdicht und wetterfest sein, 
da sie im Bahnkörper eingebettet sind. 

% Die New Yorker Zentralbabn hat, wie wir 
dem „Eleetr. Railway Jonrn.‘“ 1918entnehmen, 
solche elektrische Heizapparate in ihren Gleisen 
eingebant. Die einzelnen Heizkörper bestehen 
aus Widerstandsdraht, der um eine Porzellan- 
röhre gewickelt wird (Abb. 1). Diesel Heiz- 


Abb. 1. Heizkörper”für Eisenbahnweichen. 


spulen sind zum Schutz gegen änßere mecha- 
nische Einflüsse in schmiedeeiserne Rohre von 
rd 500 mm Länge und 85mm Durchmesser ein- 
geschlossen. Diese Schutzrohre werden mit 
Rohrkappen, die eine wasserdichte Verbindung 
zum Herausführen der Leitung enthalten, ver- 
schlossen. Mehrere solcher Heizkörner werden 
in Serien geschaltet und, wie aus Abb. 2 zu ent- 
nehmen ist, zwischen den Schwellen sowie unter 
den Weichenteilen eingebaut. Die Verbindung 
dieser Heizkörpereruppen mit der Fahrleitung 
oder, falls der Bahnbetrieb nicht elektrisch ist, 
mit einer anderen elektrischen Leitung, ge- 
schieht über einen Schalter, der an irgend einem 
passenden Punkt in der Nähe der Weiche an- 
gebracht wird. Bei Eintritt eines Schneestur- 
mes wird der Schalter eingeschaltet und die 
Heizkörper beginnen schon nach kurzer Zeit 
das umliegende Erdreich und die naheliegenden 
Eisenteile so zu erwärmen, daß der Schnee 
schmilzt und eine Vereisung nicht eintreten 


kann. Die Erfahrungen, welche während der 


-- 


134 


letzten drei Winter mit diesen Heizapparaten 
gemacht worden sind, zeigen, daß schon in der 
ersten halben Stunde an dem Heizapparat Tem- 
peratuıerl.öliungen von ıd 100°C, nach Verlauf 
einer Stunde ıd 135%C über Außentemperatur 
beobachtet weıden können. Die_strahlende 


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Abb mp ee Fe GE PE res m m m m pm 


tung angeschlossen wird. 
wuıde daduıch eızielt, daßein Rotkupierdıaht 
in eine Nute des oberen deı beiden Kastenteile 
eingelassen und die beiden Teile zusam menge- 
pıeßt wuıden. Dasseitliche Anbıingen des guß- 
eiseinen Heizkörreıbekälteıs ist nicht er- 


alal&lol&lol®lolelo 


Abb.2. Einbau der Heizkörper in die Weiche. 


Wärme war nicht so groß, um die Holzschwel- 
len zu entzünden, sie genügte aber, um Schnee 
und Eis sehr schnell zum Schmelzen zu bıingen 
und den Frost vom Boden feın zu halten. Bei 
richtiger Anlage der Weiclıenentwässerungen 
war eine Veieisung ausgeschlossen. Während 
der d’ei Jahre ereignete sich nur ein Fall, wo 
die Heizapy:arate den Schnee nicht so schnell 
schmelzen konnten, wie er-fiel. In diesem be- 
sonderen Fall war der Schneefall von einem 
starken Stuım, parallel zu den Gleisen, begleitet, 
der den Schnee zwischen die Weichenzungen 
und die Schienen trieb. Um eine Wiederholung 
soleher Störungen zu veımeiden, wuıden die 
Spurstangen und auf jeder Seite des Haupt- 
s+reckengleises die benachbarten Weichenzun- 
gen mittels hölzerner Schutzbohlen verkleidet. 
Die Heizarparate wurden unter diesem Schutze 
<o eingebaut, daß die Wärmestrahlung die 
emptindlicheren Teile treffen mußte und eine 
zu schnelle Ausstrahlung der Wärme ver] indert 
wuıde. Es war auch wichtig, die Platte, die sich 
mit, der Zungenweiche bewegt, einwandfrei 
warm zu halten, wodurch eine Anhäufung von 
Selınee und Eis auf derselben verhindert wer- 
den konnie, 

Ein Heizkörper weist bei einer Spannung 
von 26?);, V an seinen Klemmen einen Strom- 
veıbıauch von 1} Aauf. Für eine 5 m lange 
Zungenweicle wurden 18soleher Heizapparate 
verwendet. Die Kosten des Stromveıbrauchs 
sind, da der Stiom ja nur während des Schnee- 
falles eingeschaltet wind, nicht erleblich. Die 
Erfahrung hat gelehrt, daß die Wegaufsel er 
das Einschalten der Heizköryer schnell genug 
besorgen, um den Unannelmlichkeifen, welche 
die Scl.neeverwehungen mit sich bıingen, nach 
Möglichkeit zu entgelen. . Die Heizapparate 
können auch unter Rohrleitungen, Sigenalappa- 
raten, Drehscheibenvertiefungen, Gleiskleuzun 
gen u. dergl. mehr mit Vorteil verwendet wer- 
den. Bei richtiger Bemessung und beim Einbau 
einer genügenden Anzalıl der Heizkörper und 

leichzeitiger Anlage einer zweckentspiecl en- 
den Entwässerung der kıitischen Punkte kann 
eine Vereisung bzw.-die hierdurch entsterenden 
Betriebsstörungen in Balınanlagen vermieden 
werden. 

Die Amsterdamer Straßenbahn (Gemeente- 
Tram) hat ebenfalls mit elektrischen Heizkör- 
pern Versuche gemacht. Ihre Erfahrungen sind 
aber, wie der Disch. Straßen- u. Kleinbahn- 
Z*tg.. 1919 zu entnehmen ist, nicht gut. 
Das Mißlingen . dieses Versuches liegt in 
der‘ nieht: in allen Teilen richtigen Aus- 
führung. Die Einrichtung ist eine sehr einfache. 
Ein gußeiserner Kasten enthält eine Anzahl 
Heizkörper, der sich genau dem Weichenkörper 
seitlich anschließt. Ein Kabel führt zu einem 
nahestehenden Leitungsmaste, woselbst in ei- 
nem eisernen Kasten ein Schalter und eine 
Sicherung untergebracht sind. Der Heizkörper 
liegt miteinem Polan der Eıde, während das an- 
dere Ende mittels des Schalters an die Oberlei- 


wünscht, da das Fuhrwerk diesen Behälter zu 
leicht beschädigen kann. Auch ist nach Mitteln 
zu suchen, das Stromführungskabel vor Be- 
schädigung durch das Straßenptilaster zu schüt- 
zen. Wäse der Kriegszustand nicht eingetre- 
ten, der die gıößten Schwierigkeiten zur In- 


standhaltung des Betriebes und der Beschaf-. 


fung des nötigen Materials verursacht hat, 
so wäre der Versuch in Amsteıdam vielleicht 


weiter fortgesetzt und getıachtet woıden, die 


oben angeführten Mängel zu beseitigen. Eine 
gut 'angelegte Sel.neeschmelzvorıiehiung für 
Weieten kann aber dem Straßenbahnbetriebe 
gewiß große Vorteile bieten. a ml; 


LITERATUR. 


ı Besprechungen. 


Magnetische Ausgleichsvorgänge in 
elektrischen Maschinen. Von J. Bier- 
manns. Mit 123 Textabb. VI und 195 S. 
in 8%, Verlag von Julius Springer. : Berlin 
1919. Preis brosch. 17 M, geb. 19M. - 


Gegenstand der Darstellupg sind diejeni- 
gen Aurgleichsvorgänge in elektriselen Trans- 
formatoren und Maschinen, bei denen die in 
dem magnetischen Felde aufgespeicherte oder 
aufzuspeichernde Energie ausschließlich in Be- 
tracht kommt. Wenn eine Maschine aus einem 
Belastungszustand in einen anderen überge- 
führt wird, so ändert sich dabei im allgemeinen 
auch das magnetische Feld und die in ihm auf- 
gespeicherte - Energie. Der Übergang kann 
nicht zeitlos erfolgen, da eine Energieänderung 
von endliehem Betrage in einer unendlich 
kleinen Zeit eine unendlich große Leistung, also 
etwas physikalisch Unmögliches erfordern 
würde. Den stetigen Übergang von dem ur- 
sprünglichen Zusrand in den endlich eintreten- 
den neuen Beharrungszustand vermittelt der 
Ausgleichsvorgang. Die Felder, Spannungen 
und Ströme dieses Vorganges überlagern sich 
denen des Beharrungszustandes, wodurch unter 
Umständen Überspannungen und Stromstöße 
entstehen. Streng genommen gibt es keine 
rein magnetischen Aurgleichsvorgänge. Alle 
Stromkreise haben Kapazität, tragen also im 
Betrieb elektrische Ladungen; dıese ändern 
sich ebenfalls beim Übergang von:-einem Be- 


'triebszustand in den anderen, d. h. es spielt 


sich ‚auch ein elektrischer Aurgleichsvorgang 
ab. Bei Maschinen mit umlaufenden trägen 
Massen kommt meist noch ein Ausgleich der 
kinetischen Energie hinzu. Immerhin tritt bei 
einer Reihe von Vorgängen der Ausgleich der 
elektrischen und mechanischen Energie hinter 
dem magnetischen Energieausgleich so weit zu- 
rück, daß man berechtigt ist, diesen allein’ in 
Betracht zu ziehen, Solche Vorgänge sind z. B. 


Eine Abdichtung _ 


'als Ziel gesetzt. 


‘könnte man auch wohl anders 


12. Februar 1920. 


das Einschalten von Transformatoren, von Mo- 
toren, der Kurzschluß von Stromerzeugern und 
unter gewissen Bedingungen die Stromunter- 
brechung. 

Um die Aufklärung dieser Erscheinungen 
haben sich neben dem Verfasser namentlich 
L. Dreyfus und W. Linke verdient gemacht. 
Die einsel lägigen Arbeiten sind in der Lite- 
ratur zerstreut. Es ist dal’er sehr zu begrüßen, 
daß es der Verfasser unternommen hat, sie in 
einerfürden praktischen Ingenieur zugeschnitte- 
nen Bearbeitung in dem vorliegenden Büch- 
lein zu sammeln. Die von ihm hinzugefügten 
Beispiele und Zahlenwerte aus der Pıaxis sind 
eine wertvolle Bereicherurg des Intalts. 
Für eine spätere. Auflage wird es sich 
empfehlen, die Zwischenreel.nurgen, die an 
manchen Stellen weggelassen sind, doch aus- 
führlich zu bringen, wenn nötig in kleinerem 
Druck oder im Anhang. Einer. Rechnung, die 
der Ingenieur nicht selbst verfolgen kann, 
bringt er — ob mit Recht oder Unrecht, bleibe 


dahingestellt — stets Mißtrauen entgegen. Und 


dann ist zu bedenken, daß das Verständnis für 
den Inhalt einer Formel wesentlich erleichtert 
wird, wenn man den Gang ihrer Herleitung ge- 
nau verfolgt hat. 

Das Büchlein kann jedem, der sich über 
die magnetischen Aurgleichsvorgänge in elek- 
trischen Maschinen unterrichten will, bestens 
empfohlen werden. K. W. Wagner. 


Die Grundlagen des technischen Den- 
kens und der technischen. Wissen- 
schaft. Von Th. Janssen. 51 $S. in 8°%, Ver- 
lag von Julius Springer. Berlin 1917. Preis 
1,60 M. | 


Die Vertreter der Technik waren hei der 
starken Entwicklung der technischen Einzel- 
zweige so auf ihre werktägige Beschäftigung 
des Differentiierens eingestellt, in dem Be- 
streben, sich den Forderungen des Tages an- 
zupassen, daß vielen die Einscitigkeit ihres 
Tuns gar nicht recht zum Bewußtsein gekom- 
men ist. Das technisch-religiöse Bedürfnis, d. i. 
das des Verbindens mit dem geistigen All, des- 
Integrierens in mathematischer Ausdrucks- 
weise, war unter der dringenden Werktagsarbeit 
so begraben, daß für die meisten erst so stark 
aufräumende Ver}ältnisse, wie der Weltkrieg 
gegen das Deutschtum, dazu gel örten, um sie 
auf die feiertägige Erbauvng als notwendige Er- 
sänzung der Werktagrarbeit in einem harmo- 
nischen Dasein hinzuweisen. Der Einstellung in 
diese Richtung, wie sie in der Vorkriegszeit wohl 
am aurgesprochensten von E. Mach vertreten 
wurde, verdankt die Schrift von Janssen ihre 
Entstehung. \ 

Die Erfahrung, daß bei allen mit: Grund- 
begriffen arbeitenden Eıörterungen fo viel an- 
einander vorbeigeredet wird, ist dahin aus- 
zuwerten, daß der Begriffsinhalt mit der Wei- 
terentwicklung des. Geistigen unter dem Ein- 
fluß der Naturwissenschaften eine langsame 
Änderung oder Umbildung eıfährt, und dhängt 
dazu, den relativistischen Standpunkt an Stelle 
des absoluten aufzusuchen. Dies macht von 
Zeit zu Zeiteine Neueichung des veränderlichen 
Begriffsinraltes in den bleibenden Worten, 
als dauernd weitergereichten Begrifisschalen, 
notwendig. Auch die Wertung der einzelnen 
Grundbegriffe wechselt. “Eine solehe Nach- 


eichung der naturwissenschaftlichen und tech- 


nischen Grundbegriffe hat sich der Verfasser 
Gegenüber den Geistes- 
wissenschaften mit dem etwas einseitig bevor- 
zugten Pol des Nac} denkens wird für die neuere 


Prilosophie deı Technik und Naturwissenschaft 


auch dem anderen Pol des Beobachtens und 
experimentellen Nachprüfene zu seinem Recht 
vertolfen. Feıner wird dem Energiebegriff 
und dem für die Technik besonders wichtigen 
Richtungs begr11f die ihnen gebührende Stellung 
zugewiesen. Über das Prinzip der Wirtschaft- 
lichkeit wendet sich der Verfasser aledann den 
Elementen der Güterherstellvng zu und sucht 
den Beweis zu führen, daß die früher hierfür 
von Adam Smith eingeführten begrifflichen 
Elemente Natur, Arbeit und- Kapital zu er- 
setzen seien durch Materie, Energie und In- 
telligenz als unmittelbare Elemente der Güter- 
herstellung in dem Medium Zeit und Raum. 
Die _begriffliche Entwieklung - zeichnet sich 
durch Klarheit und Saehlichkeit aus. Manches 
sehen und 
etwas mehr Farbe und Blut dem Ganzen wün- 
schen durch Heranziehen geeigneter Einzelbei- 
spiele und Bilder. Als Anregung zum neuer- 
lichen Nachdenken und zur Vertiefung der um- 
fassenden Grundbegriffe kann die kleine Schrift 


aber allen empfohlen werden, die das Bedürfnis 


empfinden zu feiertäglicher Sammlung zwi- 
schen ihrer fachwissenschaftlichen Werktags- 
arbeit. Sie werden manche Anregung finden, 


‚den Inhalt wichtiger Begriffsschalen nachzu-- 
‘prüfen oder neu aufzufüllen. 


C. Heinke, München. 


rei 


Set: 


Dt 


12. Februar 1920. 


M&G-Kalender für Schwachstrom-In- 
stallateure. Herausgegeben von der A. G. 
Mix & Genest, Telepl on- und Telegrap! en- 
weıke, Berlin-SeLönebeig. 2. Auflage 1920. 

, „ Breis..6.M; 

‘ Der in Taschenbuchform herausgegebene 

: ent} ält in seinem 1. Teil einen Ab’iß 

er theoretischen Elektıotecl nik mit den für die 
Fernsprechtechnik wesentlichen Formeln und 
einigen Tabellen über spezifische Widerstände, 
Dielektrizitätskonstanten usw. Der 2, Teil be- 
handelt den Leitung: bau, die Sicherungen, die 

- Leitungen aus. Ersatzmaterial, die Fehlerein- 
renzung und die Sonderwerkzeuge, soweit sie 
ür Hausanlagen‘in Betracht kommen. Außer- 
dem enthält dieser Teil neben 71 einfacheren, 
Stromlaufzeichnungen (Klingel-, Uhren-, Fern- 
sprechanlagen usw.) kurze Angaben über die 
Beschaffung von Ersatzteilen, über die Strom- 

; quellen und die wesentlichen Unterlagen für 

— Postnebenstellen. Auszüge aus den Vorschrif- 

‚ten des V.d. E., kurze Abschnitte über Blitz- 
ableiteranlagen,über das Patentwesen und zahl- 
reiche Tarife und Tabellen allgemeinen Inhalts 

- beschließen das handliche Buch, das sicher von 
vielen Schwachstrom-Installateuren als will- 


2 kommener Ratgeber auf ihrem Gebiet begrüßt 
Br werden wiıd. Erd .... Kruckow. 

EV 

Bei. SB Mer 

N Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


E\ ; Bücher. 
N Lehrbuch der Physik Zum Gebrauch beim 
Unterricht, ‚bei akademischen Vorlesungen und 
zum Selbststudium Von E. Grimsehl. In zwei 
Bänden. Bd I. ‚Mechanik. Wärmelehre. Akustik 
und Optik. 4. verm. u. verb. Aufl. Herausgegeben 
E von Prof. Dr W. Hillers und Prof Dr. H 
» Starke. Mit 1049 Textabb., 10 Abb auf 2 farb. 
a Tafele und I Titelbild XVI und 1011 S. in 80. 
Verlag von B. G. Teubner. Leipzig und Berlin 
1920. Preis geb. 18 M. 
Die Abschätzung des Wertes industrieller 
-Unternehmungen. Von Dr. F.Moral. VII 
und 149 S, in 80. Verlag von’ Julıns Springer, 
Berlin 1920. Preis 12 M, geb. 14,40 M. 
Linienführung elektrischer Bahnen. Von 
Oberingenieur K. Trautvetter. VI und 1848 
-in &0, Verlag von Julius Springer, Berlin 1920, 
Preis 12 M; geb. 14 M. ; ; } 
Maschinenelemente. Leitfaden zur Berechnung 
und Konstruktion für technische Mittelschulen, 
Gewerbe- und Werkmeisterschulen sowie zum Ge- 
brauche in der Praxıs.. Von H Krause. 3 verm 
Aufl Mit 380 Textabb. XI und 307 S. in 80. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920./ Preis 
geb. 15 M. SE 
" Beiträge zur Geschichte der Technik und 
Industrie. Bd. 9 des Jahrbuchs des Vereins 
deutscher Ingenieure. Herausgegeben von C. 
Matschoss. Mit 120 Textabb. und £ Bildnissen. 
180 S in 4%, Verlag von Julius Springer, Berlin 
1919. Preis geb. 21 M. 


Sonderabdrucke. 


Temperaturänderung transvergaalschwingen- 
der Drähte. Von HA. Kost. „Verhandlungen 
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft“ 1919, 
Nr. 23/24. 


> BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er 
messen der Schriftleitung und obne deren Verbindlichkeit.) 


. Die a auf dem flachen 
ande. 


-- Die Ausführungen Petris stechen durch 
ihre Saclliehkeit gegenüber den bei ähn- 
lichen Anlässen bekundeten Äußerungen von 
Elektrotechnikeın in der Vorkriegszeit we- 
sentlich und angenehm ab. Leider unter- 
laufen aber auch ihm noch offensichtlich auf 
nur vereinzelte Betriebserıgebnisse — deren 
Richtigkeit noch nachzuprüfen wäre — sich 
 stützende Verallgemeinerungen, dienachstehend 
aufihre Stichhaltigkeit etwas näher untersucht 

-_ werden sollen. A 
:Vor allen Dingen ist darauf hinzuweisen, 
‚daß während des Krieges festgestellte Ergeb- 
nisse keine Anhaltspunkte für die Beurteilung 
, der Wirtschaftlichkeit einer Antriebsmaschine 
i für Dreschsätze bilden, da bekanntlich nicht 
nur die Maschinen schlecht unterhalten und ge- 
“wartet wurden, sondern auch die Schmiermittel 
nicht in der erforderlichen Güte beschafft wer- 
den konnten und vor allem die Leistungsfähig- 
keit der Dreschmaschinen durch mangelnde Be- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


— ——mmmaamaZm—[[  —mWBRÖÄÄÖÄÄÖÄRFRÄRB@eaÖasWOCmmm mm 


1920. 


Heft 7. 


1365 


dienung und mindere Ergiebigkeit des Getrei- 
des stark gesunken war, sowie noch sonstige 
Umstände verschlechternd auf den Wirkungs- 
‚grad der Dreschsätze einwirkten. Diese Ein- 
wirkungen waren aber durchaus nicht auf 
Dampfdreschsätze beschränkt; sondern konn- 
ten, wie ich in den rheinhessischen Gemeinden 
Appenheim, Biebelsheim, Oberhilbersheim und 
St. Johann 1917 und 1918 zu beobachten Ge- 
legenheit hatte, auch bei Elektrodreschsätzen 
festgestellt werden. Das durch mehrere große 
Elektrizitätswerke (Mainz, Worms usw.) ver- 
sorgte Überlandwerk Rheinhessen litt gerade 
in den genannten Jahren während der Dresch- 
zeit — Juli bis Dezember — unter häufigen 
Stromunterbrechungen und zu niederen Span- 
nungen, die den Wirkungsgrad noch weiter be- 
einträchtigten. 

‚Es stimmt wohl, daß die Kohlenpreise auf 
etwa das 5- bis 6-fache gestiegen sind, aber auch 
die Strompreise haben nicht bei dem Doppelten 
Halt gemacht, sondern mußten wohl oder übel 
den Kohlenpreisen — wenn auch. nicht im 
gleichen Schritt — folgen. Das für die Kohlen- 
versorgung günstig, unmittelbar am Rhein 
gelegene Elektrizitätswerk Mainz gibt durch 
eine ausführliche Mitteilung über die Fest- 
setzung- der Strompreise nach den jeweiligen 
Kohlenpreisen und Betriebsausgaben am 4. XI. 


' 1919im ‚„‚Mainzer Journal“ u.a. folgendes be- 


kannt: 


„Die Kohlenpreise betragen ab 1. X. 

1919 für 10 t Nußkohlen IV = 1082 M, vor 

Kriegsausbruch 175 M, demnach Teuerung 

907 M. Die einzelnen Abnehmergruppen 

hätten demnach zu zahlen: 

2. Kraftstrom für Kleina bnehmer (nach Ein- 
fachzählern): Auf den Grundpreis von 
20 Pf (1. Staffel)ist ein Zuschlag von 

0,04x 907 — 36,28 Pf, 
zusammen 20-136,28 = 56,28 rd 57 Pf zu 
zahlen. 

7. Strom für Großabnehmer: Auf die ver- 
traglich festliegenden oder durch Verhand- 
lungen noch zu verbessernden Grundpreise 
ist ein Zuschlag zu zahlen: von 0,03x 907 
— 27,21 Pf Zuschlag für die kWh hochge- 
spannten Strom, 

0;035x 907 = 31,15 Pf 

Zuschlag für die kWh niedergespannten 

Strom.“ 

Da Großabnehmer vor dem Kriege etwa 
8 Pf/kWh für niedergespannten Strom zahlten, 
so bedeutet der Zuschlag von rd 32 Pf eine Er- 
höhung auf das Fünffache, während der Koh- 
lenpreis auf rd das Sechsfache gestiegen ist. 
Da Kleinabnehmer im Durchschnitt etwa 18 
Pf/kWh zahlten, so bedeutet der Zuschlag von 
rd 36 Pf eine Erhöhung des Strompreises auf 
das rd Dreifache. Dreschbetriebe lagen bei der 
Tarifierung zwischen Klein- und Großabneh- 


‚mer und zahlten vor dem Kriege durehschnitt- 


lich 14 Pf/kWh. Sie sind zwar in der Bekannt- 
machung nicht näher angeführt, doch wird man 
nicht fehl gehen, wenn man den Zuschlag zu 
35 Pf schätzt, womit die Steigerung des 
Strompreises gegenüber Vorkriegszeit 
das rd. Dreieinhalbfache für die Dresch- 
betriebe betragen würde. 

Und das bei einem für die. Kohlen versor- 
gung immerhin günstig gelegenen Werk, Bei 
anderen Elektrizitätswerken. werden die Ver- 
hältni«se eher ungünstiger denn günstiger lie- 
gen. So berichtet Herr Dr.G. Heerde, Stettin, 
in Heft 14 der „Mitteilungen der Deutschen 
Landwirtschafts-Gesellschaft‘“ vom 5. IV. 1919, 
daß der Gestehungspreis für L kWh Strom bei 
den einzelnen Genossenschaften im Strombe- 
zug°gebiet Grevesmühlen 37,60 bis 59,51 Pf, 
und im Strombezugsgebiet Rostock 30,28 bis 
41,92 Pf betrug, u. zw. im Jahre 1915/16. In- 
zwischen werden diese Preise wohl noch ganz 


erheblich gestiegen sein. Die von Dr. Heerde 


mitgeteilten Gestehungspreise schbeßen Licht-. 
Kraft-und Dreschstrom zusammen. Wenn nun 
auch der Dreschstrom im Preise niedrig gehalten 
werden sollte, so steigen dafür die Preise für 
den sonstigen Kraftstrom und den Lichtstrem 
um so mehr, da ja doch ein Ausgleich stattfin- 
den muß. 

Nun zu dem Kohlenverbrauch der Dresch- 
lokomobilen. -Es ist nicht abzuleugnen, daß es 
noch Güter gibt, die auf eine Erneuerung ihrer 
abgewirtschafteten Lokomobile oder deıen In- 
standsetzung und Instandhaltung keinen Wert 
legen. Diese werden aber doch heute in der 
Minderheit sein und nur noch vereinzelt vor- 
kommen, es sei denn, daß sie nicht teure Koh- 
len, sondern minderwertige Brennstoffe, wie 
Torf und Holzabfälle, verfeuern, die im eigenen 
‚Betrieb gewonnen werden und daher wohlfeil 
zu stehen kommen. In geordneten Betrieben 
werden wohl Dampfdreschsätze mit 8bis 12 Ztr. 


Kohlenverbrauch bei 200 Ztr, Kornlieferung im | 


Tagesdurehsehnitt nur selten angetroffen wer- 


dampf-Dreschsätzen (60%x22" und 54x22" 
Trommelabmessung), die beide mit Kaffge- 
bläsen, Sackheber und Selbstbinde-Langst) oh- 
pressen versehen waren, in Rheinhessen unter 
kleinbäuerlichen Verlältnissen; nur 1 Hofgut 
mit etwa 170 Morgen Getreidebau zällte zu 
meiner Kundschaft. Da die Dreschsätze oft 
zweimal an einem Arbeitstag umgestellt wer- \ 
den mußten, betrug die tägliche Durchsch nitts- 
arbeitszeit nieht über 9 Stunden. Die durch- 
schnittliche jährliche Arbeitszeit betivg ıd 75 
Arbeitstage für jeden Dreschsatz, die Gesamt- 
leistung an Korn rd 34 000 Ztr. Von dem Ge- 
treide war etwa 6% Weizen, 35% Roggen, 45% 
Gerste und 14% Hafer, wähıend das Korn- 
Strohverhältnis etwa 1: 1,4im Durchschnitt 
betrug. 

Die tägliche Durchschnittsleistung betrug 
demnach trotz der ungünstigen kleinbäuerlichen 


e 340 
Verhältnisse ax rd. 227 Ztr. Der Ver- 


brauch der englischen Sattdampflokomobilen 
an Kohlen schwankte zwischen 6 und 8 Ztr. 
täglich und kann durchschnittlich zu 7 Ztr. an- 
genommen werden. 

Ein Konkurrenzunternehmen arbeitete seit 
1911 mit einem Heißdampf-Dreschsatz Wolf, 
der mit Kaffgebläse, Kurzstrohzuführung zur 
Strohpresse, Selbstbinde-Langstrohpresse und 
Sackheber ausgestattet ist, und dessen Dresch- 
trommel 60x20’ Abmessung hat. Die Durch- 
schnittsleistung kann zu etwa 200 Ztr. bei den 
gleichen kleinbäuerlichen Verhältnissen ange- 
nommen werden. Nach übereinstimmenden 
Angaben, die mir seitens der die Maschinen be- 
nutzenden Landwirte gemacht und auch von : 
dem Maschinisten bestätigt wurden, beträgt der 
tägliche Kohlenverbrauch. dieses Dreschsatzes 
4 bis 5 Ztr., ist also wesentlich niedıiger als der 
der englischen Sattdampfdreschsätze, was ja 
auch angesichts der besseren Ausführung und 
wirtschaftlichen Überlegenheit deutscher Ma- 
sehinen nicht verwunderlich ist. 

Bei den kleinbäuerlichen Verhältnissen ist 
angesichts deshäufigen Leerlaufs der Maschinen 
beim, Aufputzen der vier Getreidearten, die bei 
fast jedem Landwirt zu verarbeiten sind, und 
in Rücksicht auf die Ausstattung der Dresch- 
sätze mit Strohpresse und sonstigen Hilfsappa- 
raten mit einem Durehschnittsverbrauch von 
0,65 kWh für 1 Ztr. Kornleistung bei elektri- 
schem Betrieb zu rechnen. Der Stromverbrauch 
würde demnach bei den englischen Dresch- 
sätzen 227x0,65=1rd 148 kWh und bei dem 
Dreschsatz Wolf 200 x 0,65 = 130 kWh täglich 
betragen. 

Legt man nun für eine vergleichende Be- 
rechnung die vom Elektrizitätswerke Mainz 
festgesetzten Stromtarife mit Zuschlägen -und 
den vom gleichen Werk mitgeteilten Kohlen- 
preis mit einem Zuschlag für weiteren Transport 
zugrunde,so kommt für Dresehstrom ein Strom- 
preis von 14x35 — 49 Pf/kWh und für Kohle 
ein Preis von 6 M/Ztr. in Frage. 'Die Rechnung 
stellt sich daher wie folgt: 


A. Englischer Dreschsatz: 


Tägliche Stromkosten 148x 0,49. = 72.52 M 
& Kohlenkosten 7x6 »., —= 42,00 „ 
»» Mehrkosten an Strom . 30,52 M 
B. Drescehsatz Wolf: 
Tägliche Stromkosten 130x 0,49, = 63,70 M 
BE os Kohlenkosten 4,5x6. =127,0085 
» Mehrkosten an Strom . 36,70 


Die allgemein gehaltene Behauptung Petris, 
daß schon jetzt die reinen Kohlenkosten höter 
sind als die des elektrischen Betriebes, wird 
also kaum aufreeht erhalten werden können, 
denn vorstehende Berechnung — auf prakti- 
schen Betriebsergebniseen und Kohlen- und 
Strompreisen eines Elektrizitätswerkes aus den 
letzten Tagen aufgebaut — ergeben das genaue 
Gegenteil. x 

Was nun die Zukunft der Motorrflüge, des 
elektrischen Pfluges und des Dampfı fluges be- 
trifft, so dürfte auch die Annahme Petıis, daß 
die Anwendung der ersteren wesentlich nach- 
gelassen habe, kaum zutreffen. Die im Sep- 
tember v. J. in Magdeburg stattgerabte Aus- 
stellung der Deutschen Landwirtsehafts-Gerell- 
schaft, auf der etwa 20 verschiedene Motor- 
pflügeund Motortraktoren vertreten waren, von 
denen ein großer Teil zur Prüfung gestellt wu:de, 
läßt doch den Schluß zieren, daß man bei 
den namhaften Motorpflugfabriken nicht mit 
einem Abitlauen in der Benutzung dieser Pflüge 
mit Kraftbetrieb rechnet, sondern im Gegenteil 
eine glänzende Zukunft erwartet. ‚Wenn auch 
das Tempo in der Anschaffung der Motorrflüge 
etwas langsamer geworden sein sollte infolge der 
beträchtlichen Steigerung der Instandhältungs- 
und Brennstoffkosten, so ist doch mit Sicherl eit 
anzunehmen, daß auch hier mit der Zeit eine 
wesentliche Besserung eintreten wird. Ebenso 
ist zu erwarten, daß die Betriebssicherl eit der 


den. Ich arbeitete mit zwei englischen Satt- | Motorpflüge, deren geringer Grad wohl mit die 


136 Elektrotechnische Zeitschrit. 


Hauvtursache der  Verlangsamung des An- 
schaffungstempos ist, mit der Zeit auch ge- 
bessert wird, so daß sich deren Konkurrenz- 
fähigkeit hebt. Die Wirtschaftlichkeit der 
Dampfpvflüge wurde seit Einführung des Heiß- 
damvfbetriebes ganz bedeutend gehoben; sie 
werden daher auch weiterhin das Feld behaup- 
ten. Der Dimpvfvflug für tiefe Ackerung und 
schwierige Verhältrisse, sowie für mittlere und 
große Güter, der Motorpflug für flache Acke- 
rnng und kleinere Güter, dadurch werden in der 
Hauptsache die Anwendungsgebiete begrenzt 
sein. 

Der elektrische Pflug wird wohl unter be- 
stimmten Verhältnissen auch seine Bedeutung 
und seinen Wert für die Landwirtschaft behal- 
ten. Störend für seine weitere Ausbreitung wird 
aber immer der Umstand sein und bleiben, daß 
Pflug- und Drescharbeit zeitlich zusammenfal- 
len, daß sich also der größte Kraftbedarf der 
Landwirtschaft auf wenige Wochen im Jahre 
zusammenballt, wodurch die Bemessung der 
Erzeugerstationen, Leitungen und Transforma- 
toren so ausgedehnt werden muß, daß ein wirt- 
schaftlicher Betrieb äußerst erschwert, wenn 
nicht gar verhindert wird. Ob es gelingen wird, 
dureh anderweitige Maßnahmen eine gleich- 
mäßigere Belastung der Überlandwerke herbei- 
zuführen, ist füglich anzuzweifeln. 

Die Abdampfverwertung bei den von Petri 
angeführten Brennereien dürfte wohl nicht 
zweckmäßig durchgeführt worden sein, sonst 
hätte das Ergebnis ein besseres sein müssen. 
40 kWh entsprechen etwa 48 PSh. Diese hätten 
also mit Abdampfverwertung etwa 7 Ztr. = 
350 kg Kohlen, mithin 350 : 48 = 7,3 kg für 
1 PSh verbraucht. Ein derartig hoher Kohlen- 
verbrauch soll aber selbst bei den schlechtesten 
Dampfmaschinen ohne Abdampfverwertung 
nieht vorkommen. Der Dampfverbrauch einer 
canzeinfachen Sattdamnf-Kleindampfmaschine 
ist ungünstigenfalls zu 20 kg/PSh, der Kohlen- 
verbraneh dementsprechend zu etwa 3 kg/PSh 
anzunehmen, so daß bei 48 PSh Tagesleistung 
3x48 — 144 kg Kohle anf die Dampfmaschine 
entfallen. Bei vollständiger Abdampfverwer- 
tung, wie sie im PBrennereibetrieb gegeben ist, 
entfallen auf den Abdampf rd 85% und auf die 
Krafterzengung rd 15% des Gesamtkohlenver- 
branches, in vorliegendem Falle also 0,15 x 144 
— 21,6ke. Dem Verbrauch von 40 kWh Strom 
könnte »nlso günstigenfalls eine Ersparnis von 
21,6 kg Kohle und nicht von 350 kg gegenüber- 
stehen. Ob sieh dann noch der elektrische Be- 
“rieb wirtschaftlich gestaltet, ist doch recht 
fragli-h. 

Ähnlirh verhält es sich auch mit der ange- 
führten Molkerei, deren täglicher Stromver- 
hraneh 18 kWh beträgt, entsprechend etwa 
22 PSh Kraftbedarf. Der Korlenverbrauch 
hierfiir darfhöchstens 22x3 — 66 kz betragen, 
von denen wieder nur 0,15 x 66 = rd 10 kg auf 
die Krafterzevugung und der Rest mit 56 kg avf 
en im Betrieb verwertbaren Abdampf entfal- 
len. Dem Verbrauch von 18 kWh Strom stehen 
hier also günstigenfalls 10 kg Kohlenersparnis 
gegenüber, so daß auch hier durch den elektri- 
schen Antrieb bei riehtiger Führung des Dampf- 
betriebes keine- Erhöhung der Wirtschaftlich - 
keit zu erwarten ist. Herr Ing. Fischer, Ham- 
hrırg, bereehnet in seinem Aufsatz „Wirtschaft- 
liche Erzeurine und Ansuntzung von Kraftund 
Wärme in Molkereien“ (,.D>vtscher Landwirt- 
sehaftemaschinen-Bau“ 1919 Nr. 3) die durch 
Abdamrfverwertung beim Gesamtkohlenver- 
brauch für Kraft und Wärme zn errielende Er- 
«parnizanfrd 42%, trotzdem der Kraftdampf- 
bedarf einer Molkerei gegenüber dem Wärme- 
bedarf — Heizdampfbedarf — ein verhältnis- 
mäßig geringer ist, und kommt daher zu dem 
Schluß: 

„Die vorstehende Berechnung, die sich 
anfvpraktisch beobachtete Grundlagen stützt, 
läßt einige wiehtige Schlüsse zu. Es geht 
daraus hervor, daß erstens als die zweck- 
mäßiete Betriebskraft für Molkerejen aus- 
eehließlieh die Dampfkraft in Frage kommt, 
da hier bei sachgemäß durehgeführter Ab- 
wärmeverwertung die Betriebskosten für die 
Antrieb:kraft am niedrigsten sind.“ 

Aus den vorstehenden Narlegurgen geht 
hervor, daß der Goethesche Anssprnch ‚Eines 
schickt sieh nieht für Alle“ mit vollem Recht 
auch für die Flektrifizierung der Landwirt- 
schaft eilt. Die Versorgung der Landwirtsehaft 
mit elektrischer Kleinkraft und elektrischem 
Licht ist entschieden anzrıstreben, da ihre gün- 
stigen wirtschaftlichen Einflüsse unbestreitbar 
sind. Ob es sich aber empfiehlt, größere Ar- 
heitsmaschinen, wie Dreschmaschinen vnd 
Pflüge, deren Arbeiten sieh dazu noch anf wenige 
Wochen im Jahre znsammenballt, und die Ar- 
beitsmaschinen landwirtschaftlicher Nebenbe- 
triebe, die, wie Molkereien, Brennereien, Trock- 
nareien, Zieeeleien, Zuekerfabriken new. außer 
Kraft noch Wärme benötigen, elektrisch zu be- 
treiben und den dazu benötigten Strom in 


1920, Heit 7. 


12. Februar 1920. 


Wärmekraft- Überland-Elektrizitätswerken zu 
erzeugen, dasistfüglich zu bestreiten. Es dürfte 
vielmehr im Interesse der Volks- und Landwirt- 
schaft gelegen sein, kleinere örtliche Kraftwerke 
in Verbindung mit landwirtschaftlichen Neben- 
betrieben oder Werkstatthäusern zu schaffen 
und auf diese Weise Kleinkraft-, Lieht- und 
Wärmeversorgung wirtschaftlich einwandfrei 
zu vereinigen, dagegen die nur zeitweise arbei- 
tenden  Dreschmaschinen mit ihrem hohen 
Kraftbedarf durch Heißdampflokomobilen zu 
betreiben und das Pflügen durch Dampf- und 
Motorpflüge besorgen zu lassen. Der elektrische 
Dresch- und Pflugbetrieb ist nur dann am 
Platze, wenn Wasserkraft - Überlandelektrizi- 


‘tätswerke in der Betriebszeit über überflüssigen 


Strom zu verfügen haben, da sich'nur alsdann 
die Mehrkosten und Stromverluste größerer 
Leitungsanlagen und Transformatoren recht- 
fertigen lassen. 
Magdeb'urg, den 13. XI. 1919. 
J. Charbonnier. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Carl Zander +. Am 25. Januar ist in Zürich 
das Verwaltungsratsmitglied der Bank für elek- 
trische Unternehmungen, Carl Zander, nach 
kurzer Krankheit gestorben. Zahlreiche Ge- 
sellsehaften der (deutschen Industrie, denen er 
als Mitglied des Aufsichtsrates nahe stand, 
beklagen den Verlust dieses arbeitsfreudigen 
und erfahrungsreichen Beraters. 


A. M. Goldschmidt +. Am 1. Februar starb 
plötzlieh der Direktor der Brandenburgischen 
Carbid- und Rlektrieitätswerke A. G., Ingenieur 
Alfred M. Goldschmidt, im 47. Lebensjahre. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57. Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Betr. Jahrbuch der Elektrotechnik. 


Der Jahrgang 1918 des von K. Strecker 
herausgegebenen ‚‚Jahrbuchs der Elektrotech- 
nik‘ ist in diesen Tagen erschienen und wird 
den Mitgliedern des Verbandes zum Vorzugs- 
preise von 13,20 M (statt 26,40 M) geliefert. 
Bestellungen sind an die Geschäftsstelle des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker, Ber- 
lin W. 57, Potsdamer Straße 68, zu richten. 

Von den früheren Jahrgängen ist noch 
eine beschränkte Anzahl vorhanden, die zu 
folgenden Preisen geliefert werden: 


1912 . 4,80 M statt 9,60 M 
1913 . 6,00: 10 728,000 
1914 . 8,00- 1.555122. 12,00% 
1915 . 9,60,,255 0719,20 
1916 . 9,107, 18.15 
1917 11,003 385. 22.0074 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
Dr. Sing. G. Dettmar. . 


Normen für Spannungen unter 100 V. 


Die Jahresversammlung des Verbandes 
Deutscher Elektrotechniker am 27. IX. 1919 
hat einen Ausschuß für die Normung von 
Spannungen unter 100 V eingesetzt. Dieser gibt 
hiermit einen Entwurf nebst zugehörigen Er- 
länterungen bekannt. In Anbetracht seiner 
Wichtigkeit ist zwecks rechtzeitiger Durch be- 
ratung von Einwendungen eine rege Stellung- 
nahme erwünscht. Vorschläge zu Änderungen 
werden bis zum 10. III. 1920 an die Geschäfts- 
stelle des Verbandes Deutscher Flektrotechniker, 
Berlin W: 57, Potsdamer Straße 68, erbeten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
Dr.=Sng. G. Dettmar. 


Erster Entwurf zu Normen 
für die Spannungen elektrischer Anlagen 
unter 100 V. 


$ 1. Die nachstehenden Spannungen sind 
Nennspannungen, u. zw. gelten als solche die 
mittleren Spannungen an den Verbrauchs- 
klemmen ; bei Verwendung von Akkumulatoren 
gilt als Nennspannung diejenige Zahl, die sich 
ER Multiplikation der Zellenzahl mit 2 er- 
gibt. 

Se2, Nennspannungen sind für folgende 
Gebiete festgelegt: i 


1. Fernmeldung, 

2. Beleuchtung, 

3. Elektromedizin, 

4. Fahrzeuge und Motoren. 
$ 3.. Bei den in $ 2 genannten Gebieten 
gelten sämtliche nachstehend aufgeführten 
Nennspannungen für Gleichstrom und die mit 
einem * versehenen Stufen auch für Wecl sel- 
strom: ; Be 


pr 
ij 


beleuchtung Fernmeldung ee Ba 
N: | V Vv Vv 
— 1,5 — —, 
2 2 2 —_ 
3,5%) — _ — 
3 4 _ 4* 4 
8 8 BR SIG 8 
12 12 12* 12 
16 Bi 16 2 
24 24 u 94 
32 —_ -- —_ 
24 36* am Sr 
2 = = 40 
—_ 48* — — 
65 Te -- oo 
; TE s0 


Zweck der Normung. 

Die bisher herrschende Willkür bei Wahl 
der Spannungen für elektrische Anlagen brachte 
den großen Nachteil mitsich, daß Maschinen und 
Apnarate häufig besonders angefertigt werden 
mußten, oder nurin kleinen Mengen hergestellt 
werden konnten, wodurch eine Verzögerung 
und Verteuerung der Lieferung herbeigeführt 
wurde. In den meisten Fällen bestand kein 
zwingender Grund, die gerade gewählte Span- 
nung zu verwenden. weil der gleiche Zweck auch 
‚mit einer etwas abweichenden Spannung er- 
reicht werden konnte: Um hier eine Besserung 
herbeizuführen, ist es notwendig, eine Ein- 
schränkung der Auswahl der als normal gelten- 
den Spannungen zu treffen. Dadurch wird ein- 
heitliche Herstellung und Lagehaltung ermög- 
licht und der Ersatz erleichtert. Durch die 
Normalisierung wird eine Ermäßigung der 
Preise und eine Vereinfachung in der Herstel- 

' lung herbeigeführt: die Vorteile der Normali- 


sierung kommen dadurch sowohl dem Ver- 


braucher als auch dem Hersteller der elektri- 
schen Apparate zugute. 


Erläuterungen. 


- Zu $:1.. In die Nörmalisierung sind nur 
Anlagen nnter 100 V einbezogen ; nicht berück- 
sichtigt sind Reihenschaltungsanrnarate. deren 
Einzelspannung zwar unter 100 V liegt, die aber 
an ED Stromquelle über 100 V angeschlossen 
sınd.ar- RR 

Die Durchführung der Normalisierung gilt 
vor allem für nenberzustellende Apparate und 
Anlagen. Es soll dadnrch kein Zwang ansge- 
übt werden, an bereits bestehende Anlagen 
Änderungen vorzunehmen. 

Die bei den Anlagen über 100 V geltende 
Definition der Snannung konnte nicht für alle 
vorhandenen Fälle beibehalten werden, weil 
sich seit Jahren für die Niederspannungsan- 
lagen, bei denen Bleiakknmulatoren verwandt 
werden, eine Spannungsbenennung eingeführt 


hat, die weder. der Spannung des Frzeuger-- 


apparates noch der Spannungan den Klemmen 
des Stromverbravehers entspricht, sondern so 
festgelegt war, daß als Spannung diejenige galt, 
die durch Multiplikation der Zellenzahl mit 2 
entsteht. ° 
Zu $ 2. Es erschien nicht angängig, die 
Normalspannungen ganz allgemein als für alle 
Verwendungsgebiete gültig festzulegen, . da 
in vielen Anwendungsgebieten gar kein Bedarf 
für eine so reiche Anzahl von Spannungen vor- 
liegt und es Aufgabe der Normalisierung sein 


mnß. die Zahl der verwandten Spannungen 


möglichst einzuengen.. Es wurden 4 Gebiete 
ansgesondert.. Die Rlektrochemie wnrde dabei 
nicht mit in die Normalisierung einbezogen, 
weil die Eigenart der elektrochemischen Pro- 
er, eine Festlegung der Spannungen nicht zu- 
äßt. 

Zu $ 3. Es wurde erforderlich, viele auch 
bis jetzt gebräuchliche. Spannungen anszu- 


schalten, und nach Anhörung aller beteiligten 


Kreise wurden nur. die wichtigsten Spannnngen 
als Normalsnannungen ausgewählt. Dabei 
wurde auch berücksiehtigt, daß die Abstände 


zwischen den einzelnen Spannungen so gewählt: 


wnrden, daß die nicht genannten Spannnngen 
leicht nach oben oder unten angeschlossen 
werden konnten. 

Im Gegensatz zum den Anlagen über 100.V 
läßt sieh bei den Anlagen unter 100 V infolge 
ihrer großen. Verschiedenheitfen eine zahlen- 


mäßige Angabe über die zulässigen Spannungs-. 


schwanknngen richt festlegen. Der Leitunes- 
widerstand spielt in der Anlage vielfarh eine 
unverhältnismäßig große Rolle, so daß dureh 


78% Nur für Taschenlampen. 


12. Februar 1920. 


Eiektrotechäische Zeitschrift. 1920. Heit 7. 


137 


————————————————————— — — — — — —m—mmmm_—_— ,——m—————m—e———————— ——————, 


etwas längere oder kürzere Leitung die Span- 
nung im Verbrauchsapparat ganz « nennens- 
wert beeinflußt wird. Ferner ändert sich die 
Spannung der als Stromquelle dienenden 
Akinimulateree bei der Entladung um 10%; 
vielfach befinden sich aber auch Akkumula- 
toren während des Betriebes der Anlagen im 
Zustande der Ladung, wobei dann Spannungs- 
steigerungen bis zu 20% eintreten können. 
Ebenso ist bei Primärelementen je nach Gat- 
tung und Größe die Entladungskurve verschie- 
den und ergibt sich auch daraus ein von Fall zu 
Fall verschieden großer Spannungsabfall beim 
Gebrauch. Infolgedessen wurde nach gründ- 
liehen Erwägungen von einer Festlegung der 
zulässigen Spannungsänderung abgesehen. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Eigenartige Verkupplung von Kraftwerken 
mit 50 und 60 Perioden. — Unter der Erweiterung 
der Kraftübertragungsanlagen der Southern Ca- 
lifornia Edison Co. sind die Anlagen des Kraft- 
werks am Kern-Fluß bemerkenswert, erstens, 
weil die dortigen Turbinen unter der ungewöhn- 
lich großen Druckböhe von 243 m arbeiten, 
zweitens aber deshalb, weil dies Werk je nach 
Bedarf der verschiedenen Jahreszeiten Dreh- 
strom von 50 oder 60 Per liefern wird, u. zw. 
unter Benutzung der gleichen Generatoren. 
Um bei beiden Frequenzen mit gleichem Wir- 
‘ knngsgrad zu arbeiten, sind die Turbinenläufer 
auswechselbar; bei 50 Per wird ein Läufer für 
500 Umdr/min, bei 60 Per ein soleber für 600 
Umdr. benutzt. An der Hand des vereinfacht 
gezeichneten Schaltplanes (Abb. 1) seien die 


Werk Big Creek I 50 Per. Werk Big Creek 2 


66kV 


TSOKV 


Werk Kern-Fluß 


a 


Verbraucher 

R mit 60 Per 
SS 74 km Fermieitumg B0OkV 
8 
8 BORV i 
S 15/60. KV 
SS 
D| [20 oc enzumformer 50/60 Per. 
s | [a0 RT 
AS 
S !- Unterwerk Alichgrove 
Sı . 
nz 


218 Km 


f 1S0kV Unterwerk Eagle Rock 


BORV 
3 
Verbraucher. „  sSynchronmoforen Verbraucher 
Stromkreise Je TS0DOKVA . 30000KVA 


Abb. 7. Schaltplan der Anlagen der Southern 
California Edison Co. 


Betriebsverhältnisse der in Frage kommenden 
Kraftwerke näher erläutert. Die oben genannte 
Gesellschaft betreibt z. Zt. Werke mit einer 
Maschinenleistung von 196 000 kW und plant 
Erweiterungen nm 48000 kW. Neben der Er- 
weiterung der bestehenden Werke Big Creek I 
und II wird am Kern-Fluß ein neues Werk ge- 
"baut, dessen Energie durch eine 72 km lange 
doppelte Fernleitung nach dem schon bestehen- 
den Unterwerk Richgrove geleitet wird. Dies 


Unterwerk liegt an der etwa 386 km langen. 


doppelten Fernleitung Big Creek—Eagle-Rock 
(Pasadena), die mit 150 kV und 50 Per betrieben 
wird, in etwa 168 km Abstand von Big Creek. 
Vom Unterwerk Richgrove aus wirdauch Strom 
anandere Stromlieferungsgesellschaften, die San 
"Joaquin Light a. Power Co. und die Mount Whi- 
'tney Power a. El. Co. abgegeben, welche mit 
60 Per arbeiten. 
ein Frequenzumformer für 50/60 Per aufgestellt. 
Das neue Werk soll, um den Gesamtbetrieb wirt- 
schaftlicher zu gestalten, diesen bei größerem 
Bedarf an 60-periodigem Strom ersetzen und er- 
hält daher Maschinensätze, die einmal mit 50 Per 
bei 500 Umdr, das andere Mal mit 60 Per bei 600 
_ Umdr, u. zw. in beiden Fällen mit gutem Ge- 


Es ist daber in Richgrove 


samtwirkungsgrad arbeiten. Die Läufer der 
Turbinen sind zu diesem Zweck auswechselbar. 
Während der Wintermonate ist die durch Pum- 
penbetrieb dargestellte Belastung der 60 Per- 
Leitungen der San Joaquin Co. so gering, daß 
eine Unterstützung von Richgrove aus nicht 
notwendig ist. Das Werk am Kern-Fluß arbei- 
tet daher-zu dieser Zeit mit 50 Per. Nähert sich 
der Sommer, so steigt die Pumpenleistung, und 
Richgrove beginnt über den Frequenzumfor- 
mer Strom von 60 Per abzugeben.: Erreicht 
diese Leistung die Hälfte der Maschinenleistung 
eines der Generatoren im Kern-Fluß-Werk, so 
wird einer derselben auf 60 Per umgestellt und 
versorgt nun über Richgrove die 60 Per-Strom- 
kreise direkt, während der Frequenzumformer 
nur den Mehrbedarf zu decken hat. Steigt die 
Belastung weiter, so wird auch der zweite Gene- 
rator mit 60 Per in Betrieb genommen. Der 
Frequenzumformer dient dann als Ausgleichs- 
maschine für beide Richtungen. Bei Betrieb 
mit 50 Per arbeitet das Kern-Werk über das 
Unterwerk Richgrove mit den Werken Big 
Creek parallel. Zu diesem Zweck wird die Fern- 
leitungsspannung in Richgrove von 60 auf 150 
kV transformiert. Bei voller Belastung des 
Kern-Werks leistet jede seiner beiden Maschi- 
nen 16 000 kW oder 17500 kVA bei 75kV. Die 
Betriebsspannung der Fernleitung Big Creek — 


Eagle Rock beträgt dann bei Richgrove etwa 


164 kV. In dem Unterwerk Eagle Rock sind 
2 Synehronkondensatoren für 15 000 kVA und 
einer für 30 000 kVA aufgestellt, um den Lei- 
stungsfaktor zu erhöhen. Bei geringer Bela- 
stung des Netzes zwischen Mitternacht und 
Morgen werden die Werke Big Creek von der 
Fernleitung abgeschaltet und das Kern-Werk 
übernimmt den Betrieb allein. Seine Maschinen 
arbeiten dann mit 16000 kW (17 500 kVA) und 
66 kV; die Spannung auf der Hochspannungs- 
seite in Riehgrove beträgt dann etwa 145 kV. 
(„Electrical World‘, Bd. 74, S. 116.) Pk. 


Die Elektrizitätsversorgung Vorarlbergs. — 
Das erste Rlektrizitätswerk Vorarlbergs für 
öffentliche Stromabgabe entstand in Schruns 
(1896); ihm folgten, von kleineren Unterneh- 
mungen abgesehen, die Anlagen an der Schwar- 
zach (1900), in Bludenz (1901), Bezau, Au, 
Rieden, Feldkirch (1906) und das Andelsbucher 
Werk (1907). Sie versorgten, wie A. Loacker 
im Vorarlberger Technischen Verein berichtete, 
gegen Ende v. J.über 130 000 Einwohner, wäh- 
rend nicht ganz 6% der Bevölkerung noch der 
elektrischen Arbeit entbehrten. Zur Zeit der 
Höchstleistung, das war 1913, betrug die Strom- 
abgabe insgesamt etwas über 30 Mill. kWh bei 
ungefähr 11 500 kW Gesamtleistung. Von der 
Arbeitsmenge wurden gegen 85% mit Wasser, 
der Rest mit Dampf erzeugt. Nun handelt es 
sich in Vorarlberg seit Jahren darum, den Wert 
der Wasserkräfte durch Ergänzungswerke, 
durch eine Ersatzkraft für die Zeit niedrigen 
Wassers zu steigern, für welehen Zweck in dem 
Spuller- und Lünersee natürliche Staubecken 
zur Verfügung stehen. Die im Spullersee ge- 
gebene wertvolle Akkumulierungsanlage ist 
dem Lande durch den Beschluß der österreichi- 
schen Staatsregierung, sie für den elektrischen 
Betrieb der Arlbergbahn in Anspruch zu neh- 
men !), verloren gegangen. Disponibel bleibt 
der rd 1 Mill. m? große Lünersee mit etwa 
35,5 Mill. m® Inhalt bei einer auszunutzenden 
Wassertiefe von 42 m;er bedarf aber einer Ab- 
diehtung. Loacker und Kaufmann wollen 
das Gefälle durch zwei Kraftwerke, bei Brand 
(900 m) und bei Bürs (450 m), nutzbar machen, 
was jährlich 46 Mill. kWh ergeben würde, die 
schließlich mit Hilfe weiterer Zuflüsse in das 
damit noch nicht voll verwertete Seebecken 


‘und Anstauung auf 200 Mill. kWh gesteigert 


werden könnten. Bei Einleitung der Ill vom 
Madlenerhause aus würde man nach Loacker 
eine Speicheranlage gewinnen, die verschiede- 
nen Wasserkraftanlagen im Lande mit zusam- 
men 1 Milliarde kWh Jahresleistung auszuhelfen 
vermöchte. Was die Aussichten für nene Strom- 
abnehmen betrifft, so hält sich die Industrie, 
soweit sie bisher im Lande war, vorläufig zu- 
rück; ihre Entwieklung läßt sich z. Zt. nicht 
absehen. Loacker nimmt an, daß. der Strom- 
bedarf für Licht und kleinere Motoren, für die 
Landwirtschaft, für Koch- und Heizzwecke, 
Backöfen usw. steigen wird, und daß, wenn 
größere Arbeitsmengen bezieh bar sind, sich ver- 
schiedene industrielle Unternehmungen in 


Vorarlberg niederlassen werden, die für elek-- 


trochemische Zwecke große Quantitäten elek- 
triseher Arbeit verbrauchen. Sehr große Men- 
gen Winterkraft könnte man in das benach- 


barte Ausland, besonders nach Süddeutschland 


abgeben. Alle bestehenden Elektrizitätswerke 
sollten, wie Loacker empfiehlt, in einer ge- 
mischtwirtschaftlichen Gesellschaft (Land, Ge- 
meinden, Private) vereinigt und miteinander 
dureh Hochspannungsleitungen verbunden wer- 


Ygl..„ETZ“ 1919, 8. 500. 


den. Daß sich für ein Unternehmen dieser Art 
die Allgemeine Elektrieitäts-Gesellschaft zu 
interessieren scheint, ist inzwischen dureh Mit- 
teilungen aus der Schweizbekannt geworden. 


Elektromaschinenbau. 


Wechselstrommotor, der an Stelle von 
Schleifringen Vakuumröhren benutzt. — Be- 
kannt ist, daß das Anwendungsgebiet der 
Vakuumröhbren besonders in der Telegra- 
phie und Telephonie mit und ohne Draht 
dauernd größer wird. Daß die Röhren aber 
auch sonst nützliche Verwendung finden 
können, zeigt ein Vorschlag, der von W. H. 
Eceles und F. W. Jordan vor der Physical 
Society in London gemacht worden ist. Er 
betrifft einen Motor, der aus einer Gleichstrom- 
quelle betrieben wird, ohne daß Unterbrecher, 
Schleifringe od. dergl. zur Anwendung kom- 
men, und gibt eine einfache Lösung für die im 
Laboratorium, das dem Studium der elektri- 
schen Schwingungen dient, manchmal gestellte 
Aufgabe, auf elektrischem Wege irgend etwas 
in schnelle Umdrehung zu versetzen, wenn nur 
Gleichstrom zur Verfügung steht und Funken, 
die die Untersuchungen stören, unbedingt 
vermieden werden sollen. Die Abb. 2 zeigt, 


Abb. 2. 


wie hier die Vakuumröhre zum Ziele führt. 
D ist eine drehbare Scheibe, die an ihrem 
Rande Zähne Zaus Eisen trägt ; diese streichen 
bei der Drehung von Dan den Polsehuhen P 
und P, von zwei polarisierten Magneten M 
und M, vorüber. Die Wicklungen von M 
sind über K und G mit dem Gitterkreis der 
Vakuumröhre Y verbunden, die von M, mit 
dem Anodenkreis über K und A. Streicht Z 
an P von M vorüber, so entsteht in den Um- 
windungen eine Wechselstrom-EMK, die die 
Gitterspannung der Röhre beeinflußt. Da von 
dieser. Spannung der Strom im Anodenkreis 
abhängt, so wird also in den Wicklungen 
von M, ein Strom wechselnder Stärke fließen. 
M, ist zu M und den Zähnen Z so angeordnet, 
daß der infolge des wechselnden Stromes in 
den Wiceklungen sich ändernde Magnetismus 
die Drehung der Scheibe zu beschleunigen 
strebt. Die Wechselwirkung zwischen der 
EMK in dem Magnet M, der dadurch ge- 
steuerten Spannung des Gitters und dem von 
dieserabhängigen Stromstärke in dem Anoden- 
kreis bringt zuwege, daß sich die Dreh- 
geschwindigkeit der Scheibe so lange steigert, 
bis Reibungs- und andere Verluste die ganze 
Energie, die von der Gleichstromquelle in den 
Anodenkreis hinein geliefert wird, aufzehren. 
(The Wireless World, Bd. 7, 8. 259.) 
Re Rp. 


Nutenquerfeld und Wirbelstromwärme in 
massiven Ankerleitern bei Leerlauf. — Das 
magnetische Feld im Nutenraum einer elek- 
trischen Maschine läßt sich in zwei Kompo- 
nenten zerlegen, in eine radiale und eine tan- 
gentiale.. Beide Komponenten treten auch bei 
Leerlauf auf, v. zw. ist die radiale um so größer, 
je größer das Verhältnis von Nutschlitz zu Nut- 
tiefe, die tangentiale um so größer, je kleiner das 
Verhältnis von Nutbreite zu Nuttiefe ist. Die 
tangentiale Feldkomponente ist in den meisten 
praktischen Fällen die gefährlichere, insofern 
als sie starke Wirbelströme in den Ankerleitern 
zur Folge haben kann. Es ist bekannt, daß die 
Wirbelstromwärme bei Leerlauf inhohem Maße 
von der Zahnsättigung abhängig ist und beson- 
ders gefährlich wird, wenn die scheinbare Zahn- 
induktion etwa 22000 egs übersteigt; jedoch 
war man bisher nicht in der Lage, diese Wirbel- 
stromwärme zu berechnen. . Es ist deshalb zu 
begrüßen, daß Dreyfus in den Arbeiten ‚Die 
Berechnung des Nutenquerfeldes in unbelaste- 
ten Dynamoankern“ („Archiv f. Elektroteehn.““ 
Bd. 6, 8. 165) und „Wirbelstromverluste in 
massiven Ankerleitern bei Leerlauf‘ (‚Archiv 


8 NT a iektrolechnische Te re 


Elektrötechnische Zeitschrift, 


1920. Het 7. 


12. Februar 1920. 


t. Elektrotechn.“, Bd. 6, 8. 327) diese ophak 
liche Lücke in der Voraus: bereel. nung der elek- 
trischen Maschinen ausfüllt, wenigstens für die 
wichtigere Tangentialkomponente des Nuten- 
feldes (Nutenquerteld). 

In beiden Arbeiten setzt der Verfasser eine 
Maschine voraus, deren Luttspalt über den 
gıößten Teil des Bogens der Polschuhe kon- 
stant ist und sich in der Nähe der Polkanten 
mehr oder weniger plötzlich erweitert. Die Ver- 
teilung der mittleren Induktion am Ankerum- 
fang wud dann etwa durch die Kurve Br in 
Abb. 3 dargestellt, und die ,„Umfangskuıve ‘der 
Radialkomponente der Zahnfeldstärke (Hk) 
kann mit großer Annäherung durch ein Tıapez 
ersetzt weıden. Durch die Annahme einer sol- 
chen idealisierten Feldkuıve wird die rechne- 
rische Behandlung der Aufgabe erleichtert. An 
den Stellen des Ankerumfiangs, wo die radiale 
Zahnfeldstärke von ihrem Höchstwerte auf Null 
ab'ällt, sind die Radialkomponenten der Feld- 
stärke benachbar ter Zähne verschieden ;aus der 
Diiferenz der magnetischen Spannungen längs 
benachbarter Zähne erhält man die magneti- 
sche Spannung quer zur Nut. Der dieser magne- 
tischen Spannung entsprechende Queıfluß ent- 
lastet den Nach barzahn, wodurch das Querfeld 
bis zur Polmitte vorgetragen wird. Unter Be- 
rücksichtigung dieser Rückwirkung ergibt sich 
die in Abb. 3 unten dargestellte Umfangskurve 


q 
Ba 


Nut ist die Querteldinduktion [B=f Na: in 
Abb. 4 für eine Außenpolmasel ine, in 

für eineInnenpolmascl ine dargestellt. In beide i 
Fällen sind parallele Nutflanken voran: gesetzt, 
so daß sich beider Außenpolmaschine der Zahn 
von der Wurzel aus verbreitert, bei der Innen- 
polmaschine aber verjüngt. Hierauf sind die 
Unterschiede in den Verteilungskurven des 
Querfeldes bei Außen- und Innenpolmaschinen 
zurückzuführen. 

Die Umfangskurve (Bq in Abb. 3) enthält 
beträchtliche Oberwellen. Die Autlö: ung der 
Kurve in ihre Einzelwellen’ergab z. B. für einen 
Gleichstrommotor üblicher Bauart die folgende 
Zusammenstellung: 


im Verhältnis im iu, 
Ordnungszahl zum 

Maximalwert Grundwelle 
1 — 0,333 1,000 
a 0,313 0, 940 
5 — 0,230  — 0,690 
Y — 0,133 ; —0,400 
9 0, 172 0,517 
11 0,018 "0,055 
13 9: 104 —0, San 
15 0, "026 0,078 
17 0,043 0, 128 
19 Er 022 —(, ET 


Abb. 3. Reduziertes Schema der Nutenquerfeldkurve.: 


des Nutenquerfeldes Bg. Für jede Stelle (y in 
Abb. 4 und 5) im Nutenraum erhält man eine 
entsprechende Umfangskurve. Innerhalb der 


>" Zur Berechnung der Wirbelstr omwärme in 
den Ankerleitern bei Leerlauf führt der Verfas- 


‚ser die „reduzierte Stabhöhe‘ ein, wie sie be- 


BZ 


Bzw zu 


&, MAX, Memaz 


Abb. 4 Aussenpolmaschine. 


7 
Abb. 5. Innenpolmaschine. 


Rn 3 FT drmin 
WERT RT, ARZIRIZ, HR 


reits bei stromdurchflossenen DREIER 
verwendet wnd. Wenn man die Wü belstiom- 
wärme bei Leerlauf durch eine äquivalente 
Stromdichte («w)ausdıückt, die bei gleicl mäßi- 
ger Verteilung übeı den ganzen Stabquerscl.nitt 
dieselbe Wärme entwickelt, so kann man für 
die praktische BEN hBUnE der Loerlauews ärme 
schreiben 


NEE 
100 ° 1000, ee vr 


Darin ist »v die Gründfreguenz. und Mitt (Bu) 


= 004 


der quadratische Mittelwert der Höchstbetiäge 


‚der Umiangskurve (Bgin Abb. 3)an den Stellen 

(y) der Nut, wo sich dıe einzelnen Stablagen be- 
iinden. Rs ist die Höhe einer Sta blage und A die 
Leitfähigkeit des Wieklungsmetalls. Fu ist von 
der Form der Umfangskuıve und der Rückwir- 
kung der Wirbelstiöme auf das Quweifeld ab- 
hängig, im wesentlichen Aber eine Funktion der 
reduzierten Stabl öbe&. F, läßtsich berechnen 
oder experimentell ermitteln. 

Die ‘Wirbelstromwnärme wächst mit der 
Grundfrequenz bis & = 0,8 quadratisch, von 
& — 0,8 bis 1,2 gradlinig und darüber hinaus 
mit der Potenz 3/4. Wenn man bei einer Zwei- 
schichtwicklung mit 0,6<8<1,3eine Leerlaufs- 
Wirbelstromw ärme in.den Ankerleiteın zuläßt, 
die einer gleichmäßigen Strombelastung 01 gw 
= 1A/mm entspricht, erhält man unter den bei 
Gleichstromankern üblichen Verb ältnissen etwa 
1 Grenzwerte der Querfeldinduktion 
Mil (Bu): 


10 20, 30° 40 50 60° 


Mitt ( (8) 


‘ Zur Unterdrückung der Wirbelstromwärge 
; sind die Leiter in Einzelleiter zu unterteilen und 
so zu verschränken, wie es bei den Leitern zur 
Unterdrückung der einseitigen Stromverdrän- 
gung in Nutenwicklungen bekannt ist. 

Aus den Dreyfusschen Aıbeiten läßt sich 
nieht unmittelbar entnehmen, welchen Einfluß 
die Verteilung des Luftspaltes unter dem Pol- 
schuh auf die Wirbelstromwärme ausübt. Es 
wäre verdienstvoll, wenn der Verfasser auch 
diesen Einfluß noch behandeln und die Vertei- 
lung des Luftspalts bestimmen würde, welche” 
die kleinste Wirbelstromwärme in den Anker- 
leitern zur Folge hat. Es ist wohl anzunehmen, 
daß die sinusförmige Verteilung der Luftspalt- 
induktion bei ek günstiger ist als die tra- 
peziörmige. Da jene Verteilung auch die Wir- 
belstromwärme in den Zähnen beträchtlich ver- 
ringert, sollte man bei Maschinen mit hober 
Grundfrequenz die sinusförmige Verteilung be- 
SON SURER. Auf die Frage nach der gesamten. 

Wirbeistromwärme bei Belastung der Maschine 
ist der Verfasser noch nicht näher ey 
)L. Dreyfus. Archiv f. Elektrotechn., Bd. 
1917/18, E 165 u. 327.) Be 


Verkehr und Transport. 


Die Drehstromlokomotiven der italienischen 
Staatsbahnen. Nach, den. Periodischen 
Mitteilungen der Maschinenfabrik Oerlikon, 
Nr. 100 sind 'vor kurzem 6 Drehstrom- 
lokomotiven (Gruppe E 332) 2C 2 für die Italie- 
nischen Staatsbahnen geliefert worden, deren 
elektrische Ausrüstung von Oerlikon stammt, 
während das Fahrzeug nach Plänen der Staats- 
bahnen von der Construzione Mechaniche_ di 
Saranno gebaut wurde. Die 3 Triebachsen 
sind fest im Rahmen &elagert, dagegen haben 
die Drehgestelle, welehe die Blindwellen auf- 
nehmen, 50 mm seitliche Beweglichkeit. Diese 
Anordnung ergibt eine schräge Lage der Motor- 
kuppelstangen und damit eine günstige Bean- 
spruchung des Triebwerkes. Alle Achsen sind 
mit Einklotzbremse versehen. Die 

Handbremse wirkt nur anf die 
Triebräder, während Trieb- und 
Dretgestelle je einen besonderen 
Druckluft - Bremszylinder erhiel- 
ten. An den Enden des Fahr- 
zeuges liegen die abgeschlossenen 
Führerstände mit den Steuerurgs- 
organen, im Innern die beiden 
Triebmotoren von je 1065 kW 
bei 250 Umdrehungen mit je 14t 
Gewicht. In diesem sind die Welle 
‘ mit Kurbeln und die Lageıböcke 
inbegriffen, die am Motoigel äuse 
angeschraubt sind und auf dem 
Rahmen aufruten. Zwisrelen den 
Motoren liegen die Anlaßwider- 
stände mit zugelörigem Walzen- 
‚schalter, und der Kaskadenschal- 
ter; anf den Motoren selbst sind 
die Polumschalter aufgebaut. Ge- 
gen den hinteren Führerstand zu 
liegen 2 Motorkompressoren mit 
Dıuckıcglein. 
Foleerde Avfsielirirg zeigt 
die Haupimeıkmale der Lokomo- 
tiven: € 


310 2192179. 1585138..1267 


N 


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a HE 


Da 


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er, . ” 
= 


12. Februar 1920. 
Synehrone Geschwindigkeiten 
2 37,5 50 


B 75 100 km 
Stundenleistung am Rad 
920 1225 1940 1620 kW 
Stundenzugkraft am Rad 
9900 9000 9500 6000 kg 


Höchste Anfahrzugkıaft . 12000 kg 
Fahrdrahtspannunrg . 24.3.000-, V. 
Normale Periodenzahl 16% 
Spurweite x .2. 7=..". 1435 mm 
Triebraddurchmesser . 1630 ,, 
Laufraddurc} messer 960 . „‚® 
Länge über Puffer . 18.3100, 
Gesamter Achsstand . . . . 10600 „ 
weoster Achsstand 7... .".“.- 3600 , 
Achsstand der Dreh'gestelle . 2.000, 


Abstand zwischen Drebzarfen 

Gewicht des mechanischen Teiles 
Gewicht des elektrischen Teiles Kae, 
Triebachedtwek.. v8 13555 
Reibungsgewicht ...... »dE „ 


- 


N 


x 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 7. 


sechspolige und achtnolige Gehäusewicklung 
bewirken. Auch die Umschaltung des Primär- 
stromes von Stern auf Dreieck und des Sekun- 
därstromes erfolgt durch diese Schalter. Ganz 
ähnlich ist der Kaskadenschalter gebaut, dessen 
Walze zwischen den Polumschaltern achsial in 
einerGeraden liegt und daher mit diesen gekup- 
peltund durch einengemeinsamen Druckluftmo- 
torangetrieben werdenkann. Die’Türen der Pol- 
und des Kaskadenschalters, des Widerstands- 
schalters und des Hochspannungsraumes kön- 
nen nur mit einem Schlüssel geöffnet werden, 
derauch zum Aufrichten und Senken der Strom- 
abnehmer dient. Da dieser Schlüssel nur bei 
niedergelegten Stramabnehmern abnehmbarist, 
kann das Öffnen der Hochspannungsräume nur 
bei stremlosem Zustande der eingebauten Aus- 
rüstungsteileerfolgen. Im Hochspannungsraum 
liegen vier Trennmesser, bestimmt für die Ab- 
trennung des einen oder anderen Stromabneh- 
mers, zwei Induktionsspulen, vor denen die Lei- 


138 


Hilfseinrichtunrg, das nach den vorliegenden 
Uraenlapen sich mit 14,7 t berechnen läßt. 
Gegenüber Einphaseneinrichtungen ist es so 
hoch, daß damit schon ein guter Teil des Ge- 
wichtes des hierbei erforderlichen Transforma- 
tors gedeckt werden kann. TasM. 


Ortsbewegliehe Förderanlagen. — Das Auf- 
und Abladen von Hand ist lang am, teuer und 
keineswegs zufriedenstellend, und man ist be- 
strebt, durch die Einführung geeigneter mecha- 
nischer Vorrichtungen schneller und billiger 
zu arbeiten. Im folgenden sind einige Beispiele 
aus der modernen Praxis mitgeteilt: 

Die Firma Jenkins & Co. hat ihre bekannte 
Kohlenschleuder, die seit Jahren zum Füllen 
der Retorten in Gaswerken benutzt wird, so 
umgestaltet, daß sie dazu geeignet ist, Ozean- 
dampfer zu bekohlen. Die Se} leudern a: beiten 
nach dem durch Abb. 7 erläuterten Pıhinzip. 
Ein endloses Gummiband ist um 3 Riemen- 


an 


20530- 


ER Abb 


Form und Abmessungen der Lokomotiven 
gehen aus Abb. 6 hervor. Den Betriebsge- 
schwindigkeiten von 37,5, 50, 75 und 100 km/h 
entsprechen. folgende Motorschaltungen: Mo- 
toren in Kaskade mit 8 Polen, Motoren in Kas- 
kade mit 6 Polen, Motoren parallel mit 8 Polen, 
Mstoren parallel mit 6 Polen. Für die erste Ge- 
schwindigkeit ist dieWicklung des Primärfeldes 
dreiphasig, die der Anker aber sechsphasig, in 
Stern geschaltet, dagegen ist das Sekundänfeld 
in 6 untereinander um 60° elektrisch verscho- 
bene Teile aufgelöst und an die Anlaßwider- 

. stände angeschlossen. Die zweite Geschwindig- 
keit zeigt denselben Stromverlauf, nur sind die 
Wicklungen der Läufer zweiphasig und die des 

- Primärfeldes zu 3 in Dreieck und zu ?/3 in 
Stern geschaltet. Bei der ersten Parallelstufe 
sind ‚die Läufer sechsphasig, bei der zweiten 
zweiphasig geschaltet, während beide Feldwick- 


_ lungen an das Netz angeschlossen sind. . Der 


Widerstand ist beim Anfahren und beim Über- 
gang von einer Geschwindigkeit zur anderen 
. zunächst ganz angeschlossen, um dann in 14 bis 
16 Stufen abgeschaltet zu werden. Die End- 
stellungen sind: für Dauerbeanspruchung_ be- 
messen, die Kühlung erfolgt durch Luft, welche 
von einem Motorgebläse zuerst durch die Haupt- 
motoren getrieben. wird und dann an die Wider- 
stände gelangt. Ein Fahrschalter mit 3Walzen, 
der mit Druckluft vom Führerstand her ange- 
trieben wird, bewirkt die Widerstandsabschal- 
tung. Mit dem Motor organisch zusammenge- 
‘bant sind die Polumschalter. Sie bestehen ans 
2 Kontaktfingerreihen, die mit den Enden der 
Feldwieklungen verbunden sind und einer Walze 
mit Kontaktstreifen, die in 4 Stellungen eine 


tungen zur Blitzschutzvorrichtung abzweigen, 
die Hauptölschalter mit Nullspannungs- und 
Höchstauslösung, der Fahrtwender, ein zweiter 
Ölschalter, der für den Motorstromkreis be- 
stimmt ist, zwei Transformatoren nebst Öl- 
schaltern für die Nebenbetriebe, drei Strom- 
'wäandler für Meßzwecke und Schalterauslösung 
und vier einpolige Erdungsschalter. Wider- 
standsschalter, Motorschalter und Fahrtwender 
sind ebenfalls mit Druckluftantrieb versehen. 
Die verschiedenartigen Antriebe erfordern ver- 
hältnismäßig viel Bedienungshebel und dem- 


entsprechend untereinander sichere Verriege- 


lungen. Die Abnahmeproben ergaben, daß die 
zugesicherten Leistungen nicht nur erfüllt, 
sondern übertroffen wurden. Auffallend ist das 
verhältnismäßig hohe Gewicht der Steuer- und 


/ GE \ 
G g )) )) } 


Abb. 7. Prinzip der Kohlenschleuder. 


.6. Drehstromlokomotive 2 C 2 für die italienischen Staatsbahnen. 


scheiben und einen Teil des Umfanges einer 
großen, mit einer Rille versehenen Trommel ge- . 
führt und bewegt sich mit einer Geschwindig- 
keit von etwa 17 m/s. Die durch einen Trich- 
ter A einfallende Kohle wird durch die Zentri- 
fugalkraft 18 m und noch weiter geschleudert, 
je nach der Geschwindigkeit des Gummiban- 
des. Die Schleuder wird durch einen gekapsel- 
ten 22,5 kW-Elektromotor mit Drehzahlrege- 
lung (in 5 Stufen von 900 bis 1200 Umdr/min) 
angetrieben und ist auf einer Drehscheibe mit 
Rädern montiert; sie wiegt etwa 4t. Abb. 8 
zeigt die Arbeitsweise der Schleuder. 

Eine Vorrichtung für denselben Zweck 
wurde von Jones angegeben und besteht aus 
einem kurzen Bandförderer, dessen Elektro- 
motor staubdicht in der einen Bandtrommel 


. Abb. 8, Kohlensehleudern bei der Arbeit. 


140 


Blektrotechntsche: Zeitschent » 10302. Hei. 


12. Februar 1920. 


angeordnet ist. Diese Bandförderer bewegen 
sich an besonderen Deckenschienen in dem zu 
bekohlenden Raum, und bei der Arbeit sind 3 
und mehr miteinander verbunden. Die Kohle 
gelangt auf den ersten mittels Schurre, wird 
über die andern hinweg dem letzten zugeführt 
und von diesem in den Raum abgeworfen. Er- 
reicht der Kohlenhaufen diesen letzten För- 
derer, so sorgt eine Fühlereinrichtung da- 
für, daßersich ein Stück rückwärts bewegt und 
so fort, bis der ganze Raum gefüllt ist. Abb. 9 
zeigt einen kippbaren Bandförderer auf Dreh- 


TRETEN 
. Aufhahmetrichter 


lt 


‚iM V4 \ 
f r 


das Ladeende sich auf den Boden auflegt und 
Rollen trägt, damit es sich dem Steigen und 
Fallen des Schiffes anpassen kann. Abb. 11 
stellt. eine fahrbare Förderanlage für Kunst- 
dünger dar, die dazu dient, das Material vom 
Lager nach den Pack- und Wiegeräumen zu 
schaffen. Die Vorrichtung besteht aus einem 
Becherwerk und einem Trichter, der 10 Zentner 
faßt, und ist auf einem eisernen Fahrgestell mit 
Gummirädern montiert. Der Betrieb ist elek- 
trisch mittels Akkumulatorenbatterie. Für den 
Führer ist ein Sitz vorgesehen. von dem aus die 


FRE ji To Spannvorrichtung 


> 


Abb. 9. Kippbarer Bandförderer zum Auf- und Abladen’ 


scheibe mit Rädern. Der Abstand der Band- 
scheiben beträgt rd 9m, die Bandbreite 0,4 m. 
Das Band umspannt die treibende Scheibe fast 
vollständig. Der Kıaftbedarf ist ungefähr 
1,85 kW, die Geschwindigkeit des Bandes 1 m/s, 
wobei sich etwa 20t Kohle von 120 bis 150 mm 
Stückgröße i. d. Stunde befördern lassen. Das 
Beladen eines Eisenbahnwagens mittels dieser 
Methode kostet etwa 4 d/t, wobei für das Jahr 
nur 100 Arbeitstage zugrunde gelegt und der 
Lohn für 2 Mann, die Kosten für Strom, die 
Zinsen und Abschreibungen berücksichtigt 
sind. Eine ähnliche Konstruktion ist die 
„Mitchell“-Ladevorriehtung. Sie kat jedoch 
einen ausziehbaren Rahmen, um zu ermög- 
lichen, daß der Aufnahmetrichter an der Lade- 
seite ganz dicht an das zu ladende Material 
herangebracht werden kann. Schaufeln wird 
überflüssig und durch Hereinscharren des 
Materials in den Fülltrichter ersetzt. \ 
Zur Entleerung von Ziegelöfen und zum 
Beladen von Eisenbahnwagen mit Ziegeln hat 
man Bandförderer mit gepanzertem Band ge- 


baut, das über einen Rahmen mit einem Paar, 


sehr großer Laufräder in der Mitte geführt ist. 
Ausziehbare Stützen an beiden Enden passen 
den Förderer dem jeweiligen Arbeitswinkel an 
und machen die Anordnung stabiler. Die Lade- 
vorrichtung von Jeffrey arbeitet mit einer 
endlosen Eimerketve, ist also eine Art Elevator, 
der auf ein Fahrgestell, welches auch den Motor 
aufnimmt, montiert ist. Bei einigen Ausfüh- 
rungen wird der Motor dazu benutzt, das Fahr- 
gestell fortzubewegen. Ein trichterförmiger 
Behälter ermöglicht eine Ansammlung von Ma- 
terial, so daß der Elevator dauernd arbeiten 
kann, während, wie z. B. beim Füllen von 


Karren und Säcken, die Entnahme nur perio- 
Abb. 


disch stattfindet. 


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Abb. 10. Ortsbeweglicher Bandförderer für 
Tunnellierungsarbeiten. 


licher Bandförderer, der bei Tunnelbauten 
angewandt wird. .Das. endlose Band läuft: in 
2 Ebenen über einen Rahmen, der auf einem 
Schmalspur-Fahrgestell ruht. Der Förderer 
wird durch einen Elektromotor von 3 bis 3.7 kW 
angetrieben und von Hand bewegt. Die Lade- 
seite besitzt einen großen Fülltrichter ; die Ent- 
ladeseite ist mit einer Anzahl von Schurren 
versehen, die nach beiden Seiten und nach 
hinten zum Anfüllen von Kippwagen benutzt 
werden. In London finden ortsbewegliche 
Förderer Anwendung, um Reisegepäck, kleine 
Pakete und Kisten vom Bollwerk an Bord und 
umgekehrt zu schaffen. Gewöhnlich bestehen 
sie aus 2 parallelen endlosen Ketten zwischen 
denen Eisen- oder Holztafeln befestigt sind, die 
in ihrer Gesamtheit ein Transportband bilden. 
Bei diesem Förderer sind Getriebe, Motoren 
usw. vollkommen gekapselt und im Rahmen- 
werk untergebracht. Das Entladeende ist mit 
großen umklappbaren Haken zur Befestigun 

am Bollwerk oder am Schiff versehen, währenc 


10 ist ein ortsbeweg- 


Schalter und der Hebel, der den Trichteraus 
laß bedient, leicht erreichbar sind. 

In den Vereinigten Staaten benutzt man 
Elevatoren zum Herausschaffen von Asche aus 


den im Kellergeschoß liegenden Kesselanlagen: 


der großen Mietshäuser. Diese Elevatoren be- 


Abb. 11. 


Fahrbare Förderanlage für Kunstdünger 


stehen aus ausziehbaren, vertikalen Becher- 
werken, die zusammengeschoben ganz unter der 
Straßenoberfläche liegen. Soll Asche abge- 
fahren werden, so wird das Becherwerk nach 
oben ausgezogen und entlädt mittels einer 
Schurre direkt in den Müllwagen. (‚The Elee- 
trieian‘“,; Bd, 83, 1919, 8. 671 ff.) W. 


Beleuchtung und Heizung. 


Neuer Zündstöpsel für elektrische Zigarren- 
anzünder. — Bei den auf dem Markt befind- 
lichen elektrischen Zigarrenanzündern wird es 
recht unangenehm empfunden, daß die Lebens- 
dauer der Heizwıcklung des Zündstöpsels eine 
verhältnismäßig kurze ist. Dieser Nachteil ist 
darauf zurückzuführen, daß die Heizwicklung 
nicht genügend von der Luft: abgeschlossen ist 
und die glühenden Drähte beim Anzünden der 
Zigarre Beschädigungen ausgesetzt sind. Der 
neue „Graetzor“-Zündstöpselder Firma Ehrich 
& Graetz, Berlin-Treptow, beseitigt diesen 
Übelstand dadurch, daß die Heizwicklung in 
dreinebeneinander liegende Quarzröhrchen lutft- 
diehteingeschlossen ist (Abb.12). BeimEinschal- 


Abb. 12. Zündstöpsel. 


ten werden die dünnen Wandungen der Quarz- 
röhrchen durch dieHeizwicklungaufeineTempe- 
ratur gebracht, die zum Anzünden der Zigarren 
erforderlich ist. Der Luftabschluß und der me- 
chanische Schutz der Heizdrähte erhöht ihre 
Lebensdauer gegenüber den älteren Ausführun- 
gen-auf ein Vielfaches. Für den Fall des Durch- 
brennens ist gewöhnlich nur eins der leicht 
auswechselbaren Zündröhrehen zu Brsetgen- 
. P- 


‚tungsanlage. 


Kriegsverwendung schmiegsamer elektri- 
seher Heizapparate. — Luftfahrzeuge mußten 
im Kriege gıoße Höhen aufsuchen, deren nie- 
drige Temperaturen im Winter große Wärme- 
abfuhran Geräten und bei der Bemannung ver- 
ursachten, die durch elektrische Erwärmung er- 
träglich zu machen waren. Dafür standen als 
Energiequelle 200 W bei 50 V Gleichstrom aus 
der Dynamo der Funkeinrichtung zur Verfü- 
gung. Es wurden 2 Gruppen von Heizgeräten 
ausgebildet, für tote Apparate und für die Be- 
mannung. Die ersteren besorgten die elektri- 
sche Erwärmung der photographischen Kam- 
mern, der beweglichen Teile des Maschinenge- 
wehrs und des Steuerhebels, welch letzterer mit 
sogenannter Schnurheizung umwickelt wurde. 
Die Heizkleidung der Bemannung bestand zu- 
nächst aus dem Lederhandschuh mit 30 W 
Energieverbrauch und esonderer 
spitzenheizung. Ein Heizmuff mit beheizter 
Scheidewand zur Verhinderung des Luftdurch- 
zugs ermöglichte, die eingesteckten Hände auf 
der Innen- und Außenfläche zu erwärmen. Für 
die Füße wurde eine Heizgamasche ohne Ferse 
geschaffen, später durch Heizstiefelzum Unter- 
ziehen unter die Pelzstiefel ersetzt. Das Er- 
frieren des Gesichts verhüteten Halb- und Voll- 
heizmasken. Für U-Boots-Bemannung auf 
dem Turm, für die größere Energiemengen ver- 
fügbar waren, wurden vollständige Heizanzüge 
hergestellt. Die Energiezufuhr zu den einzelnen 
Heizgeräten erfolgte von einem Schaltgürtel, 
der mit Kontaktdruckknöpfen versehen war, 
die später durch Klappstecker ersetzt wurden. 
Der spezifische Wattverbrauch der Heizgeräte 


.wurde gefunden durch Multiplikation einer er- 


mittelten Windkönstante mit dem bei Heiz- 
kissen üblichen Wert von 5W/dm? einseitiger 
Oberfläche. Für die durch die Kriegserforder- 
nisse bedingten Konstruktionen erhofft der 
Verfasser eine weitere Benutzung in der Ver- 
kehrs- und Sportluftfahrt, in Autos und auf den 
Befehlsbrücken der Schiffe. (Heilbrun, ‚El. 
Kraftbetr. u. Bahnen‘, 1919, Heft 8/9.) 82. 


Elektrische Zugbeleuchtung der Maschiren- 


fabrik Oerlikon. — Dıe Spannungs- und Strom- 
regelungdes Oerlikoner Zugbeleuchtungssystems 


sründet sich auf ein Zusammenwirken einer Ver-. 
bundwicklung auf den Stromerzeuger mit 
einem Satz von 5 Magneten, die bei steigendem 
Maschinenstrom und Spannung der Reihe nach 
Widerstand in den. Generator-Nebenschlußkreis 
schalten und schließlich die Erregung auf einen 
so kleinen Betrag bringen. daß bei den Höchst- 
geschwindigkeiten die Maschinenspannung der 
Ruhespannung der Batterie entspricht und bei 
langsamer fahrendem Zug eine gänzliche Tren- 
nung zwischen Maschine und Batterie bewirkt 
wird. Abb 13 zeigt das Schema. der Zugbeleuch- 


72 
703 
73 77 
© DZ £EO® 29 N& 


Abb. 13. Schaltung für elektrische Zugbeleuchtung. 


Von den 5, von gemeinsamen 
Magnetwicklungen umschlossenen. Magneten 
dient der äußerste rechts dazu, nach Erreichung 
einer bestimmten Dynamospannung an die bei 
Stillstand des Zuges bestehende, unmittelbare 
Verbindung zwischen Netz und Batterie den 
einen Maschinenpol anzuschließen und gleich 


Finger- ) 


zeitig den Lampen den Widerstand e vorzu- 
schalten. Sobald bei weiterer Drehzahlerhöhung 
die Dynamostromabgabe jeweils einen gewissen 
Höchstwert erreicht hat, ziehen der Reihe nach 
die Magnete l, 2 und 3 an und schalten die 
Widerstände d, eund bin den Erregerkreis der 
Maschine. Durch das eigentümliche Zusam- 
menwirken der Magnetfedern 6 bis 10 wird die 
richtige Arbeitsreihenfolge erzielt, indem der 
Schalter lerst anziehen kann, wenn die Feder 6 
durch ihre Streckung eine Dehnung der Feder10 
und dadurch eine Entlastung der Feder 7 her- 
beigeführt hat usw. Nach Eintritt eines ge- 
wissen Höchstwertes der durch den Dynamo- 
strom und die Spannung erzeugten Gesamt- 
Amperewindungszahl auf dem Magnet 4 wird 
durch ihn und den Widerstand adie Maschinen- 
erregung endgültig so stark erniedrigt, daß sie 
nur noch bei Schnellzugsgeschwindigkeit die 
Ruhespannung der Batterie zu erzeugen ver- 
mag und bei schwächerer Fahrt eine gänzliche 
Abtrennung der Maschine von Batterie und 
Netz herbeiführt. Die Wiedereinschaltung fin- 
det erst nach dem nächsten Halt statt. - Bei 
brennendem Licht haben sich die Lampen und 
die Batterie in den durch die Systemanordnung 
bedingten Höchstwert des Dynamostromes zu 
teilen; auch wird in diesem Falle behufs 
Schonung der Lampen, vermutlich durch die 
Wirkung der in der Lampenleitung enthaltenen 
Wicklung, die Anziebspannung des Magnets 4 
heruntergesetzt. Wie in der Originalschrift an- 
gegeben ist, sollin den Fällen, wo der Netzstrom 
stark verschiedene Werte annehmen kann, der 
Magnet 4 bei einer um so höheren Ladespan- 
nung in Funktion treten, je größer der Lampen- 
strom ist. 1n welcher Weise diese Wirkung 
erzielt wird, geht aus dem Schaltplan nicht 
hervor. (Periodische Mitteilungen Oerlikon 
Nr. 96, Febr. 1919.) 


Berg- und Hüttenwesen. 


Das neue Elektrostahlwerk in Toronto 
(Kanada). — Das Werkdienvrür die Herstellung 
von Gescuossen und verwendet als Rohstotie die 
großen Mengen von Drehspänen und sonstigen 
Eisen- und Stahlabiällen der Umgebung. Die 
Anlage enthält 10 Hexroult-Ölen und wuıde un- 
ter der Leitung des Imperial Munitions Board 
in sehr kurzer Zeit errichtet. Im Januar 1917 
wuıde der Bau beschlossen. Der erste Oten 
wuıde am 16. VI. in Betrieb gesetzt, und bis 
18. VIII. waren alle 10 Ölen in Betrieb. Die 
Oienhalle mißt 186x30 m. Die Ölen tassen je 
6t. Sie werden durch Dıehstrom von 13 200 V 
25 Per betiieben. Die Spannung wird in Tıans- 
ioımatoren von je 1500kVA aut 100 V herabge- 
setzt. Jeder Ojen enthält drei Elektroden von 
0,43 m Durchmesser. Die Ölen sind mit Thuıy- 
Regulaioren versehen. Das Schrottlager faßt 
1200 t und veıfügt über zwei Krane von je 
10t Tragtähigkeit. Die Krane sind mit elektro- 
magnetischen Hebeeinrichtungen von 14 m 
Durchmesser zur leichteren Handhabung des 
Schrottes verselien. Das Werk erzeugt haupt- 
sächlich Blöcke von 0,3 m Seitenlänge und 
spezielle Blöcke für, Geschosse von 152 mm. 
( Genie Civil, 'Bd. 72, Nr. 26, 8. 479.) 

Ver DE 

Hochfrequenz-Induktionsofen von Northrup- 
Ajax. Eshandeltsichum einen von der Pyro- 
lectrie Instrument Co., Trenton, New Jersey, 
gebauten Induktionsofen für Laboratoriums- 
.zwecke und kleinere gewerbliche Anwendungen, 
welchersich von dem gewöhnlichen Induktions- 
ofen dadurch unterscheidet, daß er mit hoher 
Frequenz von etwa 20000 Per arbeitet, wo- 
durch der Eisenkern entfallen kann. Als Strom- 
quelle für Öfen unter 100 kW dient die Entla- 
dung einer Kondensatorenbatterie. Als Primär-. 


spannung dienen 100, 220 oder 440 V bei 60 Per.’ 


ie Spannung wird durch einen Transformator 
auf 8000 V umgeformt und damit die Konden- 
satorenbatterie gespeist. Durch einen Unter- 
brecher entsteht der oszillierende Strom, der 
durch eine einen Tiegel umgebende Spule ge- 
führt wird. Der thermische Nutzeffekt der 
Öfen-soll 50 bis 60% betragen. Neuartig ist die 
Bauart des Unterbrechers, welcher 2. Grafit- 
elektroden enthält, die in einem geschlossenen 
Eisengehäuse auf einer Quecksilberfläche wir- 

en. Diese wird durch Alkohol stets rein er- 
halten. Man soll Temperaturen von 1600°leicht 
erreichen und beliebige Metalle ohne Verun- 
reinigung durch Kohlenstoff sowohl in oxydie- 
render als reduzierender Atmosphäre als auch 
im Vakuum schmelzen können. Der Ofen wird 
auch zum Betriebe von Salzbädeın für Stahl- 
härtung vorgeschlagen. (Stahl u. Eisen, 
Bd. 39, 1919, 8. 479.) V..E. 


Fernmeldetechnik. 


Über die Bereehnung von Übertragern für 
Telephonzweceke.— R. Holm behandelttfolgendes 
Problem: Zwei Leitungsgebilde mit den Schein- 
widerständen, bzw. Charakteristiken 8, und 85 
sollen mittels eines Übertragers verbunden 


u 


R Elektrotechnische Zeitschrüt. 1920. Heit 7. 


141 


werden. Es gilt, den zweekmäßigsten Über- 
trager zu berechnen. Für die in das zweite 
Leitungsgebilde gelangende Energie W wird 
eine allgemeine Formel hergeleitet, aus welcher 
hervorgeht, daß % direkt proportional dem 
cos p von 8, und umgekehrt proportional einer 
gewissen Größe |92| ist. Dann wird das Pro- 
blem unter sehr vereinfachten Voraussetzungen 
behandelt. Mit Berücksichtigung von Wider- 
stand, Eisenverlusten, Windungskapazität und 
Streuung werden für 9 eine allgemeine Formel 
und für das Zustandekommen eines kleinst- 
möglichen |$?| die Bedingungen hergeleitet. 
Hierauf werden die Methoden, Windungskapa- 
zitäten, Eisenverluste und Streuung zu berück- 
sichtigen, auseinandergesetzt. Auch werden 
einige Anweisungen und numerische Angaben 
zur Berechnung der Kapazitäten und der Eisen- 
verluste gegeben. Der Fall, wo 83/3, sehr groß 
ist, stellt sich als ein Sonderfall mit hervor- 
tretender Bedeutung der Kapazitäten dar. 
Wenn 8, und 8, von derselben mäßigen Größen- 
ordnung sind, kann man meistens mit den sehr 
einfachen Breisigschen Formeln rechnen, um 
die zweckmäßige Übersetzungszahl n, und pri- 
märe Selbstinduktion L,. zu finden. Weil der 
Einfluß verschiedener Größen (z. B. Phase 
von$,, Eisenverluste, Kapazitäten) meist klein 
ist, wird der Einfluß jeder dieser Größen 
meistens unter Vernachlässigung der übrigen 
untersucht. Der Einfluß der Abweichungen 
von den Optimumbedingungen wird geschätzt. 
Im allgemeinen erhöht sich der Effekt des 
Übertragers bei wachsendem o. Eine Ausnahme 
bildet der Fall eines sehr großen 8&,. — Am 
Ende wird für das Problem 2, das sich vom 
Problem 1 nur dadurch unterscheidet, daß es 
sich hier um Energieströme in beiden Rıchtun- 
gen handelt, eine auf die Lösung des Problems 1 
gestützte Lösung gegeben. (Archiv f. Elektr. 
Bd2 16.9. 118.) Vo. 


Technische Entwicklung der Röhrensender. 
— L. Kühn befaßt sich mit der Entwick- 
lung der Röhrensender in den Laboratorien 
der Dr. Erich F, Huth, Ges. für Funkentele- 
graphie m. b. H. Nach einem kurzen, gc- 
schichtlicehen Überblick biespricht Veerfaisser 
zunächst die bei allen Sendern angewandte, 
nach ihm benannte Schaltungsart zur Erzeu- 
gung elektrischer Schwingungen. Das Kenn- 
zeichen dieser Kühn-Schaltung ist der in sich 
geschlossene Resonanzkreis, das sogenannte 
Schwungrad, das das Gitter der Kathoden- 
röhre über eine Selbstinduktion und Kapa- 
zität mit der Kathode verbindet. Eigenartig 
und abweichend von allen anderen, in der 
Technik gebräuchlichen Schaltungsarten ist 
bei dieser Schaltung, die ohne die sogenannte 
„Rückkopplung“ des Anodenkreises auf den 
Gitberkreis arbeitet, die Art und Weise, wie 
durch diesen Gitter-Resonanzkreis die zur 
Unterhaltung der Schwingungen nötige Gitter- 
spannung erzeugt wird. Die hierzu nötige 
Energie wird durch die im Gitterkreis in- 


tretende Stromresonanz aus der Röhre an 
keiner Stelle abgeführt, sondern, inner- 
halb der Röhre direkt dem Gitter mit- 
geteilt. 


Ein großer Vorteil dieser Schaltung ist, 
daß die Resonanz des Gitterkreises praktisch 
völlig unabhängig ist von den Kopplungs- 
und Abstimmungsverhältnissen im Anoden- 
bzw. Antennenkreis. Der Gitterkreis kann 
daher von vornherein wellenmesserähnlich 
geeicht werden, und man hat nur den An- 
tennenkreis auf die im  Gitterkreis  ein- 
gestellte, gewünschte Wellenlänge abzustim- 
men und die Anodenkopplung geeignet zu 


. variieren, um das absolute Leistungsmaximum 


des Senders zu erhalten. An'der Hand von 
Kurven und speziellen Beispielen erläutert 
der Verfasser diese Tatsache genawer. 

Ein weiterer Vorteil ist das praktisch 
vollkommene Fehlen der Oberschwingungen, 
die im Anodenstrom zwar vorhanden, durch 
den Gitterkreis aber nicht verstärkt werden 
wie die Grundschwingung, so daß sie prak- 
tisch unwirksam bleiben. - 

Mit genügenden, Abänderungen kann, wie 
der Verfasser mitteilt, diese Schaltung auch 


für den Empfang als selbstschwingendes 
' Audion nutzbar gemacht ‚werden — man 
braucht in den Anodenkreis nur ein durch 


einen Kondensator überbrücktes Telephon zu 
lesen —, so daß sich hieraus, wenigstens für 
kleinere Stationstypen, eine große konstruk- 
tive Vereinfachung ergibt, 

Ein größerer Abschnitt der Arbeit befaßt 
sich sodann mit der Frage der Erzeugung der 
zum Betrieb von Sendern größerer Energie 
(> 100 W) nötigen Hochspannungsenergie. 
Als durchaus zufriedenstellend haben sich 
hierbei die von der Firma Akkumulatoren- 
werke  (Oberschöneweide b. Berlin) her- 
gestellten Hochspannungs-Gleichrichter mit 
Wehneltscher Glühkathode erwiesen, die ge- 
statten, einen normalen. Wechselstrom von 


2—8300 V und 500 Per in einen Gleichstrom 
von mehreren tausend V Spannung mit Hilfe 
eines Hochspannungstransformators umzu- 
formen. Durch geeignet geschaltete Drosseln 
und Kondensatoren können diesem Gleich- 
strom die ihm a priori anhaftenden perio- 
dischen Schwankungen genommen werden, so 
daß die bei Wechselstrombetrieb zunächst 
unvermeidliche „Tonsender“-Wirkung so eut 
wie beseitigt wird, zum mindesten auf einen 
praktisch zu vernachlässigenden Prozentsatz 
herabgedrückt wird, wie der Verfasser an 
einem Beispiel nach einer im Laboratorium 
auszuführenden Methode zeigt. Auch die zur 
Heizung der Röhren zw. des Gleichrichters 
nötige Energie kann bei Wechselstrombetrieb 
aus dem Wechselstromsenerator entnommen 
werden,’ wobei die Schwankungen der. Heiz- 
ströme, die durch Belastung dureh die Strom- 
entnahme zur Schwingungserzeusun®e ent- 
stehen, durch geeignete Kompensationstrans- 
formatoren ausgeglichen werden können. 

Der Verfasser bespricht sodann die von 
der Firma Huth erbauten und praktisch vr- 
probten Sendertypen vom kleinen Flugzeug- 
sender von 20 W Antennenleistung bis zum 
1 kW-Sender, der als U-Boot-Sender verwendet 
worden ist. Auch die dabei benutzten und 
von der Firma Huth selbst durchzebildeten 
und konstruierten Röhrentypen werden unter 
Mitteilung der  charakteristischen Daten 
wiedergegeben. 

Zum Schluß gibt der Verfasser einen kur- 
zen Überblick über die Möglichkeit des draht- 
losen Fernsprechens mittels Röhrensendern. 
Außer der bei kleineren Energieen ausrei- 
chenden. Methode, dem Gitterkreis durch sein 
Mikrophon die Sprachschwingungen aufzu- 
prägen, hat sich bei größeren Antennen- 
jejistungen eine andere Methode als praktisch 
bewährt, die darauf beruht, bereits die der 
schwingungserzeugenden Röhre zugeführte 
Gleichstromleistung im Rhythmus der Sprache 
durch «ine besondere Steuer- oder Beein- 
flussungsröhre zu beeinflussen, Sobald die 
Patentlage es erlaubt, will der Verfasser so- 
wohl hierüber, als auch über weitere, damit 


verknüpfte Probleme, wie das des Gegen- 
sprechens ohne Umschaltung, Hochfrequenz- 


telephonie über Leitungen usw. weitere Mit- 
teilungen machen. -(Jahrb. d. drahtl. Tielegr., 
Bd. 14, 1919. S. 395.) @ssS. 

Drahtloser Schreibempfany über 12 000 km. 
— Der Teleiunkengesellschai, isı es gelungen, 
inihrer Empfangsanlage in Geltow!) die funken- 
telegraphischen Zeichen zweier G.oßstationen 
in Holländisch-Indien, nämlich der Stationen 
Tjılilin undMalabar, mit dem Morseschreiber 
aufzunehmen. Bisher fand der Empfang fun- 
kentelegraphischer Nachrichten mittels Tele- 
phons statt, welches die Zeichen in Form musi- 
kalischer Töne für das Ohr hörbar machte. 
Bestenfalls konnte man sie früher auf einer 
Phonographenwalze fixieren, von der sie jeder- 
zeit abzuhören waren, während es jetzt möglich 
ist, den Wortlaut des Telegramms nach den 
Morsezeichen auf dem Papierstreifen des Morse- 
apparates niederzuschreiben, wie es bei der 
Linientelegraphie üblich ist. Die javanische 
Station Tjililin verfügt über eine Antenne von 
150 m Höhe und eine Antennenenergie von 
etwa 80 kW, die ihr von einer Hochfrequenz- 
maschine nach dem Telefunkensystem zuge- 
führt wird. Die Station Malabar dagegen ar- 
beitet nach dem Lichtbogensystem von glei- 
cher Antenneneneigie, aber ewwa 2-bis 3-mal 
srößerer Antennenhöhe. Die Station in Geltow, 
die als die eigentliche Empfangsanlage der 
Großstation Nauen anzusehen ist, und durch 
die es erst möglich wird, daß Nauen ausschließ- 
lich für den Sendebetrieb verfügbar ist, em- 
pfängt mit einer Braunschen Rahmenantenne 
von etwa 80 m Seitenlänge. Die Bedeutung 
dieses Vorganges liegt, außer in der leichteren 
Kontrollmöglichkeit der Funksprüche in der 
durch Anwendung des Schreibempfanges ge- 
gebenen Möglichkeit, ein wesentlich größeres 
Telegraphiertempo bei der Nachrichtenüber- 
mittlung einzuhalten als dieses beim Höremp- 
fang auch für den geübtesten Telegraphisten 
möglich ist. Die Entfernung zwischen Geltow 
und den beiden javanischen Stationen beträgt 
etwa 12000 km, d. h. mehr als Y, des_Erd- 
quadranten. 

Drahtlose Telegraphie in China. — Die 
nach dem Vertrage zwischen der chinesischen 
Regierung und der Marconi-Gesellschaft von 
1918 zu liefernden Einrichtungen für drahtlose 
Telegraphie sind nach einer Meldung des ‚North 
China Herald‘ vom 23. VIII. 1919in Shanghai 
eingetroffen. Das Material im Gewicht von 
800 t wird mit der Eisenbahn bis Kalgan und 
von dort über Land an seinen Bestimmungsort 
weiterbefördert werden, was 6 bis 8 Monate ın 
Anspruch nehmen dürfte, Die erste Station 
wird in Lanchoufu, das noch sichere Drahtver- 


ı) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 41. 


142 


j! ? > 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Het 7. . 2 


bindung mit Peking besitzt, die zweitein Urum- 
ehi und die drittein Kaschgär errichtet werden. 
Die gesamte Entfernung beträgt 2460 km in 
der Luftlinie. Jede Station soll bei günstiger 
Witterung eine Reichweite von rd 2000 km 
haben. Die Errichtung der Anlagen wird unter 
Leitung eines Ingenieurs der Marconi-Gerell- 
sehaft erfolgen. Anßerdem erhält die chine- 
sische Regierung 200 tragbare drahtlose Feld- 
telephone, jedes mit einer Reichweite von 
100 km. (Nachriehten für Handel, Industrie u. 
Landwirtschaft vom 31. X. 1919.) Rp. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Elektrolytisch verkupfertes und verzinktes 
Eisen im Wechselstromfeld. — Der Ausschluß 
von Meuall eilen, die zu Wiıbelstromveilusten 
Veranlassung geben, aus Hochbfrequenzfeldern 
läßt sich heutzutage nicht mehr streng durch- 
führen. Die in dieser Beziehung besonders be- 
denklichen Eisengegenstände können jedoch 
durch Platten aus Kupfer oder Zink abge- 
schirmt werden, ja es genügt unter Umständen 
hierzu schon ein dünner, galvanischer Überzug. 
Um hierüber auch quantitativ vergleich bare 
Werte zu erhalten, bestimmten G. Preuner 
und L. Pungs!) auf kalorimetrischem Wege 
den Effektivwert des Widerstandes einer Hoch- 
frequenzspule, in deren Feld mehr oder weniger 
geschützte Eisenteile gebracht wurden, in Ab- 
hängigkeit von der zwischen 10 x 10% und 
40 x 10% variierenden Schwingnngszabl. Die 
auf Preßspan aus 1 mm dickem Vollkupferdraht 
gewiekelte Spule mit einem Selbstinduktions- 
koeffizienten von 860 000 cm bei 0,89 2 Gleich- 
stromwiderstand befand sich in einem 6 1 
fassenden Glasgefäß mit Paraffinöl, das mit 
einem wassergekühlten Mantelgefäß zum Kon- 
stanthalten der Temperatur des Luftraumes 
um das Gefäß umgeben war. Zum Rühren 
diente die von einem Elektromotor in Bewe- 
gung gesetzte Spule selbst, zur Temperatur- 
messung ein Beckmannsches Thermometer, das 
noch Tausendstel Grade abzulesen gestattete, 
aber vor Einschalten des Wechselstroms wegen 
der Wirbelströme im Quecksilber bis nach dem 
Wiederausschalien aus dem Bad genommen 
werden mußte, so daß der Temperaturgang 
während des ganzen Versuchs und etwas da- 
rüber hinaus nicht beobachtet werden konnte, 
ein Übelstand, der sich vielleicht durch-Wahl 
einer anderen Thermometerflüssigkeit hätte 
vermeiden Jassen. Der Temperaturanstieg 
während eines Versuchs von etwa 10 min Dauer 
betrug 1 bis 3°, der als Korrektion eingehende 
Temperaturgang vor- und nachher 0,001° bis 
0,008°i. d. min. 

Der gesuchte effektive Wechselstromwider- 
stand w» der Spule vom Ohmsehen Widerstand 
wog konnte nun dadurch ermittelt werden, daß 
man die durch einen Wechselstrom iw während 
der Zeit tw hervorgebrachte Temperaturer- 
höhung Tw der Flüssigkeit angenähert (= T'5) 
durch einen während der Zeit ig wirkenden, 
passend gewählten Gleichstrom ig herzustellen 


suchte. Es gilt dann, wie ohne weiteres er- 
sichtlich, ww = ws . eg: to Wegen der 
Tı.iw. to 


nahen Übereinstimmung von Tw und Tg war 
auch die Unsicherheit infolge der Wärmeab- 
gabe und des erheblichen Wasserwerts des Ka- 
lorimetergefäßes nur gering; die Veıfasser 
schätzen die Genauigkeit der einzelnen Messung 
"aufetwa 2%. 

Außer der Messung mit der Spule allein 
wurde noch eine g’ößere Anzahl von Messungen 
ausgeführt, bei. denen eine Eisenplatte von 
315 mm Durchmesser und 2,6 mm Dicke 16 mm 
von der unteren Stirnfläche der Spule befestigt 
war; diese wurde dann auch durch Kupfer- 
oder. Zinkplatten von 1 bzw. 0,5 mm Dicke 
geschützt oder galvanisch mit verschieden star- 
kem Kupfer- oder Zinküberzug versehen. 
Außerdem wurde im Innern der Spule koaxial 
ein Eisenrohr von 3 cm Durchmesser und 
2,6 mm Dicke befestigt, das ebenfalls ver- 
kupfert oder verzinkt wurde. Es eıgab sich, 
daß die Eisenplatte den effektiven Widerstand 
stand der Spule durchschnittlich auf das 2,3- 
fache, der Eisenzylinder sogar auf das 7-fache 
erhöhte, u. zw. stieg natuıgemäß der Wider- 
stand mit der Wechselzahl. Die Bedeekung der 
Eisenplatte mit den Scheiben  beseitigfe den 
Energieverlustim Eisen vollständig (ein kleiner, 
durch die Platte selbst bedingter Zusatzveilust 
bleibt natürlich), doch genüg e zu diesem Zweck 
auch schon nahezu voll:tändig ein galvanischer 
Niederschlag aus Kupfer von 0,03 bıs 0,04 mm 
oder aus Zink von 0,1 mm Dicke. Glch. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Verwendung elektrisch betriebener Trans- 
portgeräte im Werkstattbetrieb. — Elektrisch 


1) G. Preuner und L. Pungs, Verh. D. Phys. Ges. 
Bd. 21, 1919, 594, h 


= 


betriebene Karren und Schlepper bieten man- 
cherlei Vorteile, indem sie die Leistungsfäliig- 
keit der Werkstätten erhöhen, und die Betriebs- 
kosten versingeın. Dies wird namentlich durch 
die Ersparnis an Menschen und Zeit, sowie die 
bessere Ausnutzung der kostbaren Werkzeug- 
maschinen erreicht. Die Werkzeugmasehinen 
können leichter mit Rohstoffen versehen und 
laufend vom Fertigmaterial befreit weıden. 
Hubkarren können Lasten von bis zu 2 t mit 
Leichtigkeit bewältigen und Geschwindigkei- 
ten von 3 bis 10 km/h erreichen. Ein elektıi- 
scher Schlepper mit Anhängern kann Lasten 


‚bis über‘ 10 t mit annähernd der gleichen Ge- 


schwindigkeit befördern, wobei die vorkom- 
menden Steigungen kein Hindernis bilden. Die 
leichte Regelbarkeit der elektıischen Fahrzeuge 


stellt namentlich bei beengten Fahrstraßen 


einen großen Vorteil dar. Werden für den 
Transport der Materialien und Fertigwaren 
nach und von den Werkzeugmaschinen Kö’ be 
benutzt, so sind die Anlage- und namentlich 
die Betriebskosten besonders gering, da nur 
die Körbe während des Ladens und Entladens 
müßig sind. Elektrische Schlepper mit Anlän- 


-gern kommen besonders dort in Frage, wo 


Gruppen von Werkzeugmaschinen zu gleicher 
Zeit mit Material versorgtwerden müssen, oder 
wenn dasselbe sich zum Transport in Köıben 
nicht eignet. Elektrisch angetriebene Karren 
mit Kranen von etwa 1 t Tragkraft, die auch 
elektrischen Antrieb besitzen, sind außerordent- 
lich nützlich inssolchen Werkstätten, in denen 
schwere Arbeitsstücke auf die Werkzeugma- 
schinen gehoben werden müssen. Jedes elektri- 
sche Fahrzeug kann außerdem noch eine An- 
zahl wertvoller Dienste in den Werkstätten 
leisten, z. B. bei Beförderung sehr schwerer 
Stücke, Umstellung von Maschinen, Entladung 
von Eisenbahnwagen usw. Für das rationelle 
Arbeiten spielen dabei die Entfernungen keine 
so große Rolle als Menge und Art des zu hand- 
habenden Materials. Gerade die jetzige Zeit 
sollte für die Einführung der elektrischen Trans- 
portgeräte in die Werkstättenbetriebe günstig 
sein. Die sich auf diesem Gebiet ergebenden 


‚geschäftlichen Möglichkeiten sind nicht nur 


für die einschlägigen, elektrotechnischen Fa- 
b'riken von Interesse, sondern auch für die 
Elektrizitätswerke, da das Aufladen der Batte- 
rien dieser elektrischen Gefährte eine günstige 
Belastung darstellt. (‚The Technical Review‘ 
Bd. 5, S.266 nach „Electrical Review ‘‘, Chicago, 
1919, Nr. 6740.) Ww. 


Bakelit. — Das Isoliermaterial Bakelit, be- 
nannt nach dem Erfinder Dr. Leo H. Baeke- 
land, New York, dürfte in der elektrotech- 
nischen Industrie größere Verbreitung 
findent). Nach Mitteilungen der französischen 
Verwaltung ist das Material geeignet zum 


. Gießen von Typenrädern für Hnghes-Baudot- 


und Schnelltelegraphen. Typenräder dieser Art 
sollen wesentlich billiger herzustellen sein als 
die bisher gravierten und in bezug auf mecha- 
nische Haltbarkeit nicht nachstehen.. (Jonrnal 
Telegraphique, Bd. 43, $. 184), Kr, 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Die Ständige Ausstellungskommission für 
die Deutsche Industrie im Jahre 1919. — In dem 
von der. Kommi- sion herausgegebenen Jahr- 
buch für 1920 sind besonders die Ausführungen 
über die deutschen Messen und die Gefahren 
ihrer Zersplitterung interessant. Von dem 
richtigen Standpunkt ausgehend, daß Messe- 
politik Industriepolitik und nicht Kommunal- 
politik sei, war die Kommission bemüht, eine 
Durehbrechung der bisherigen Zentralisierung 


des deutschen Messewesens im Interesse der. 


Industrie wie auch einer richtigen Beurteilung 
unserer Wirtschaft im Auslande möglichst zu 
verhindern. .,Dem Drang zur Zusammen- 
fassung“, so sagt der Bericht, ‚von Angebot 
und Nachfrage, der sich in Leipzig mit unge- 
wöhnlicher Kraft. geltend macht, durch Ein- 
richtung neuer Messen entgegenzuwirken, heißt 
den wirtschaftlichen Zweck der Messe geradezu 
auf den Kopf stellen. Wenn sich der deutsche 
und besonders der ausländische Einkäufer erst 
im unklaren ist, ob er die von ihm gewünschten 

aren in Leipzig oder Frankfurt, in Breslau 


oder Köln, in Hamburg oder sonst irgendwo zu . 


suchen hat, wenn er. als gewissenhafter Kauf- 
mann es gar für notwendig hält, jede einzelne 
dieser Messen zu ‘besuchen, wenn. ferner der 
Industrielle aus Rücksicht auf die Konkurrenz 
oder die Kundschaft sich gezwungen &ieht, eine 
dieser Messen nach der anderen oder auch 
mehrere gleichzeitig zu beschicken, wenn der 
Aussteller der einen Branche seine Eigenschaft 
als Käufer der anderen verliert, weil diese nur 
zu anderer Zeit anderswo zu finden ist, dann hat 
der ganze Meßgedanke seinen Sian völlig ver- 


) Vgl. „ETZ* 1910. 8. 412. 


in 


» 


PRKZE h N 


12. Februar 1920. 


r ng 
loren.‘“ Man hat, um das deutsche Messewesen 
zwang“weise planmäßig zu regeln und die Aus- _ 


wahl der Messestädie zu bestimmen, die For- 
derung nach einem Reichs ımesseam terhoben. 


Ein solches würde nach Ansicht der Kommis- 


-ion, als Verbindung der privatwirtschaftlichen 
O ganisation mit eineramtlichen gedacht, nicht 
nu! in seinen Funktionen fast resilos die bereits 
jetzt der Kommission obliegenden Aufgaben 
wahrzunehmen haben, sondeın auch, abgerehen 


von der amtlichen Spitze, organisatorisch im - 
‚wesentlichen ihr nachgebildet werden müssen, 
Die Kommission aber besitzt in ihrem von der 
Industrie unter Einschluß des deutschen‘ In- 


dustıie- und Handelstages gebildeten Gesamt- 
vorstand das für Ausstellungs- und Messefiagen 
sachverständige O:gan und ist duıch ständige 
Vertreteı de: in Betracht kommenden Behö den 


"in der ‚Lage, bei diesen .in allen ‘einschlägigen 


Fragen mit Nachdruck ihren Standpunkı zur 
Geliung zu biingen. Auch verfügt die Regie- 
rung schon jetzt über wichtige Machtmitiel, 
die es ihr auch ohne einschneidende Eingriffe 
in die Gewerbefreiheit ermöglichen, auf die 


Durchführung von Messen entscheidenden Ein- 


fluß zu nehmen. Ein Bedürfnis für die Schaf- 
fung eines Reichsmesseamtes liegt daher nicht 
vor, wie das ja auch der Reichswirtschafts- 
minister Schmidt unter Hinweis auf die in 
der Kommission gegebene Zentralstelle aurge- 
sprochen hat. Gleichwohlerkennt die Kommis- 
sion eine planmäßige Regelung des deutschen 
Messewesens als berechtigten Kern der Forde- 
rungan und glaubt, eine Klärung der Frage, ob 
für das deutsche Wirtschaftsleben eine Ein- 
heitsmesse in Leipzig oder eine Vielheit von 


Messen zweckmäßiger sei, eventuell durch Ein- 


berufung einer Reichs messekonferenz her- 
beiführen zu können. Zu begrüßen ist die vor- 


läufige Regelung des Prämiierungswesens- 


auf gewerblichen Ausstellungen durch den 
preußischen Ministerialrunderlaß vom 22. XI. 
1919. Die Kommission nimmt an, daß auf 
Grund dieses Eılasses, dessen Bestimmungen 
sie auch für das übrig. Reich zur Durehfüh- 
rung zu bringen bemüht ist, die bisberigen Miß- 
stände im wesentlichen behoben werden Können. 
Eine wertvolle Übersicht über die für 1920 ge- 
planten in- und ausländischen Ausstellungen 
und Messen schließt den Jahresbericht. : 

Inzwi’chen hat der erweiterte neue Vor- 
stand die Änderung des Namens in „Ausstel- 
lungs- und Messe-Amt der deutschen 


Industrie‘‘ beschlossen, um die noch immer 


über die Tätigkeit der Kommission bestehenden 
Unklarbeiten endgültig zu beheben und deut- 
lieh zum Ausdruck zu bringen, daß ihr- Ar beits- 
gebiet sich auf das gesamte in- und ausländische 
Ausstellungs- und Messewesen erstreckt. Die 
Reichsmessekonferenz soll am 18. II. 1920 in 
Berlin stattfinden, und anschließend an sie will 
der Gesamtvorstand die entscheidenden - Be- 
schlüsse für eine planmäßige und durchgrei- 
fende Messepolitik der Zukunft fassen. 


Leipziger Messeamt an der Utrechter Messe. 
— Nach Micteilung der Geschäft:leiiung der 
niederländischen Jahresmesse in Utrecht wird 
dem Messeamt in Leipzig an der 4; Utrechter 
Messe (vom 23. II. bis 6. III. 1920) ein beson- 
deres Zimmer zur Erteilung von Auskünften 


zur Verfügung gestellt. Wie schon im vorigen 


Jahr hat man auch diesmal einen 'wirtschäft- 


“lichen Auskunftsdienst der fremden Gesandt- 


schaften eingerichtet, der sich für die deutsche 
Industrie als wertvoll erweisen dürfte. 


„Kunst und Industrie.‘ — Als Beilage der 
Zeitung ‚‚Die Leipziger Mustermesse‘ erscheint 
für die Vermittlung zwischen Künstlern und 
Fabrikanten die „Kunst und Industrie“, in 


deren erster Nummer u. a, Professor Peter 


Behrens den Sinn der Entwurfs- und. Modell- 
messe dahin präzisiert, dem Fabıikanten, 


Händler und Käufer den Entschluß zur Ver- 


edelung der Erzeugnisse zu erleichtern. 


Niederländisch - indische ‘ Jahresmesse in 
Bandoeng. — Die Erölfnung der Messe ist auf 
den 20. V. 1920 festgesetzt worden. 
Ständige Ausstellungskommission für die Deut- 
sche Industrie mittelit, werden Einsendungen 


auf holländischen Schiffen und ebenso auf den _ 


niederländisch-indischen Bahnen zu ermäßigten 
Frachten befördert. - 


Landwirtschaftliche Maschinen usw. auf der 
Jubiläums-Ausstellung in Lulea 1921. — In 
einer für die Ausstellung vorgesehenen land- 
wirtschaftlichen Abteilung dürfte nach einer 


Mitteilung der S’ändigen Ausstellungskommis- 


sion die deutsche Industrie mit einer sorgfäl'ig 


gesichteten Beteiligung Aussieht auf Erfolg 


haben. Die Benutzung der deutschen, zumeist 
leer gehenden Erzdampfer würde den Hintrans- 
port des Ausstellungsmaterials zu äußerst ge 


. ringen Frachtsätzen ermöglichen, 


Wie die 


EN A ee en a he Are Da ae Da ee nn 


a ae an 2 


vertrauen. 


12. Februar 1920. 


Sitzungskalender. 


Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell- 
schaft. 17. II. 1920, nachm. 7 Uhr, im Physika- 
lischen Hörsaal der Technischen Hochschule. 
Vortrag von Dr. Gehlhoff: ‚Über Bogen- 
lampen mit erhöhter Flächenhelligkeit‘‘ (mit 
Vorführungen). Hierzu sind die Mitglieder 
des Elektroteehnischen Vereins eingeladen. 


Die „Elektron“ Gesellschaft für rationelle 
Anwendung elektrischer Energie auf dem Lande, 
Berlin, veranstaltet am 19. II. 1920, vorm. 
91, Uhr, im „Kleinen Saal‘ im Lehrervereins- 
haus, Berlin, Alexanderstraße 41, eine Land- 
wirtschaftliche Elektrobörse, die dem 
Landwirt Gelegenheit geben soll, mit den Fa- 
brikanten elektrischer Maschinen für die Land- 
wirt-schaft zusammenzutreffen. Daran an- 
schließend findet ein Lichtbildvortrag 
von Zivilingenieur Jobs. Vogt: „Überblick 
über die mannigfaltigen Anwendungsmöglich - 
keiten der Elektrizität in der Landwirtschaft“ 
gegen 10 Uhr vorm. im gleichen Saale statt. 


Industrie und Handel. 


Aus der Generalversammlung der Sie- 
mens & Halske A. 6. — Der neue Vorsitzende 
des Aufsichtsrats, C. F. v. Siemens, hat den 
im Geschäftsbericht veröffentlichten Angaben!) 
diese Worte folgen lassen: 

Ein-schweres Jahr liegt hinter uns, und 
am Abschlusse desselben können wir nicht 
etwa aussprechen, daß die Schwierigkeiten, 
die sich uns entgegengetürmt haben, überwun- 
den sind, im Gegenteil, die Bahn, auf der sich 
unser Wirtschaftsleben bewegt, führt weiter 
immer schlimmeren und schwierigeren Zustän- 


den entgegen. Heute fängt die Erkenntnis an 


sich Bahn zu brechen, daß die Zukunft des 
deutschen Reiches einzig und allein davon ab- 
hängig ist, ob die Produktion, die während 
des letzten Jahres so außerordentlich gefallen 
ist, wieder auf ihre alte Höhe gebracht werden 


kann, und daß dazu in erster Linieruhige und 


gleichmäßige Arbeitsbedingungen not- 
wendig sind. Die Geldumsätze der Industrie 
sind in fortlaufendem Steigen begriffen, aber 
nieht durch erhöhte Produktion, sondern nur 
durch die Entwertung des Geldes. Vorläufig, 
bei dem großen Warenhunger Deutschlands so- 
wie der ganzen Welt, ist es vielen Industrien 
möglich, trotz der verringerten Leistung die 
erhöhten Kosten zu decken. Jetzt aber macht 
sich schon auf manchen Gebieten bemerkbar, 
daß auch beim Vorhandensein des großen 
Warenhungers es eine Grenze gibt, bei der an 
eine Befriedigung nicht mehr gedacht werden 
kann, weil die Kosten unerschwinglich werden. 


Bei manchen Verkehrsunternehmungen zeigt 


sieh schon, daß eine Erhöhung der Fahrpreise 
wegen der Verringerung des Verkehrs keine 
Mehreinnahmen gibt. So wird es auch in Kürze 
in der Industrie sein. Die Waren sind dann 
vielleicht vorhanden, aber die Konsumenten, 
die die Kaufpreise für sie tragen können, sind 
zu gering. Die Produktion muß dann weiter 
zurückgehen, die Gestehungskosten der Waren 
werden immer größer. Es sind ungeschrie- 
bene Gesetze, die die Wirtschaft be- 


"herrschen, dafür sindes aber eherne Ge- 


setze, gegen die die menschliche ETr- 
findungsgabe nicht angehen kann. Zu 
diesen ehernen Gesetzen gehört in erster 
Linie, daß ein Eingreifen mit roher Ge- 
walt, eine Erschütterung der komplizierten 
Maschine bald das Getriebe in Unordnung 
bringt, und wenn erst einmal der ruhige, gleich - 
mäßige Gang verloren ist, treten hohe Ab- 
nutzungen ein, die zu einem Stillstand in ab- 
sehbarer Zeit führen müssen. Wir dürfen den 
Gang der Wirtschaftsmaschine nicht unregu- 
liert lassen, aber wir sollen die Sorge und Pflege 
derselben den erfahrenen Fachleuten an- 
Es wird zu oft davon gesprochen, 
daß unser Wirtschaftsleben von dem Auslande 
abhängig sei, und daß es bald wieder in Gang 
kommen würde, wenn wir vom Auslande wie- 
derum die nötigen Materialien beziehen könn- 
ten. Das mag für die eine oder andere Industrie 
zutreffen, für viele Industrien aber nicht, und 
bei diesen zeigt sich der Niedergang ebenso 
stark wie bei denjenigen, die ausländischen 
Materials bedürfen. Mit die höchsten Preis- 
steigerungen haben die Produkte der Industrie 
der Steine und Erden, wie Baumaterialien, Zie- 
gel, Steine, wie Porzellan, Glas usw., zu deren 
Herstellung wir nicht für einen Pfennig Aus- 
landsmaterial beanspruchen. Es fehlt uns eben 
in erster Linie an Kohle, aber nicht dadurch, 
daß wir zu viele Kohle verloren haben oder an 
unsere Feinde abgeben müssen, sondern da- 
durch, daß wir nicht genügend Kohle im Ver- 


ı) Vgl. „ETZ* 1920, S. 103. 


Elektrötechnische Zeitschritt. 1920. Heft 7. 


gleich zum Frieden fördern und sie nicht ver- 
teilen können. Der Aufstieg der Industrie ist 
daher in aller erster Linie eine Kohlen- und 
Eisenfrage. Auch unser Haus leidet darunter 
am meisten. Mangel an ausländischem Roh- 
material ist vorläufig nicht vorhanden, aber 
Mangel an verarbeitetem deutschen und aus- 
ländischen Material, an Halbfabrikaten, ist in 
sehr großem Maße vorhanden. Wir, die wir im 
vollsten Sinne zur Fertigindustrie gehören, 
d. h. zu einer Industrie, die mit Rohstoffen 
allein nichts anfangen kann, die sie von ande- 
ren Industrien im gewissen vorgearbeiteten 
Zustande erhälten muß, können leider nur wenig 
an der Abhilfe dieses Mangels mitarbeiten. Die 
vielen Streiks, die plötzliche, nicht vorbereitete 
Abkürzung der Arbeitszeit haben in. erster 
Linie diesen Zustand geschaffen. Streiks be- 
deuten heute im Gegensatz zu frühe- 
ren Zeiten einen völligen Verlust der 
Produktion. Während früher nach einem 
Streik Arbeitgeber und Arbeitnehmer bestrebt 
waren, den gegenseitigen Schaden durch er- 
höhte Arbeitsleistung auszugleichen und dies 
meist erreicht wurde, sind heute bei der Un- 
möglichkeit des Nachholens durch Verbot von 
Überstunden, durch Mangel an Arbeitsinten- 
sität die Verluste, die durch Streiks eintreten, 
uneinbringbar. Wir haben in unserem Ge- 
schäftsbericht darauf hingewiesen, daß von 
den ‘unter dem Achtstundentag möglichen 
Arbeitsstunden nur etwa 70% geleistet worden 
sind, wobei zu bedenken ist, daß in der Stunde 
weniger geleistet wurde als z. B. in der Zeit vor 
dem Kriege. Wir können daher wohl sagen, 
daß unser Haus im letzten Jahre, nach dem 
November 1918. an der Menge von Waren ge- 
messen, nur die Hälfte von dem produziert hat, 
was es unter sonst gleichen Verhältnissen im 
Frieden produzierthat, und es unterliegt keinem 
Zweifel, daß wir erst dann wieder die Aussicht 
'baben, hoch zu kommen, wenn die Friedens- 
leistung erreicht worden ist. Durch das Hinein- 
tragen der Politik in das Arbeitsverhältnis ist 
aber nicht nur die Arbeitsleistung der Arbeiter 
und der Angestellten zurückgegangen, die pro- 
‘duktive Tätigkeit des Vorstandes und der lei- 
tenden Beamten ist trotz der größten Anstren- 
"gung und Aufopferung dieser Herren auf ein 
‚Minimum gesunken dadurch, daß ihre Zeit 
durch dauernde und aufreibende Verband- 
lungen innerhalb und außerhalb der Werke in 
ungebührlieher Weise in Anspruch genommen 
‚ist und sie nicht die Möglichkeit finden, sich 
auf.ıhr eigentliches Arbeitsgebiet zu konzen- 
trieren. Wir hatten gehofft, daß die Arbeiss- 
‘gemeinschaft der industriellen und gewerb- 
lieben Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutsch- 
lands, die im November 1918 offiziell gegründet 
werden ıst, und von der sich die deutsche In- 
 dustrie außerordentlich viel versprochen hat, es 
ermöglichen würde, die Politik aus den Betrie- 
ben fernzuhalten und die Gegensätze, die zwi- 
schen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vorhan- 
den sind, im gemeinsamen Interesse auszu- 
gleichen. Leider ist der Erfolg zum großen Teil 
ausgeblieben, da von radikaler Seite die Ar- 
beitsgemeinschaft den heftigsten Angriffen aus- 
gesetzt war und Streiks nicht vermieden wer- 
den konnten. Die plötzlicbe Einführung von 
Taritverträgen für Arbeiter und Angestellte, 
die in anderen Industrien Jahre zur Entwick- 
lung gebraucht haben, und die selbstverständ- 
lich bei der Kürze der Zeit und dem Mangel 
an Erfahrungen viele Fehler aufweisen, hat 
mit Recht viele Arbeitnehmer verstimmt und 
den vorwärtsstrebenden Elementen, auf denen 
allein der Fortschritt beruht, die Arbeitslust 
in erheblichem Maße beeinträchtigt. -Der 
Namederdeutschen Maschinenindustrie 
ruht auf der Güte ihrer Arbeit, die 
unerreicht in der Welt dastand. Neben 
der geistigen Arbeit war es in erster Linie die 
Überlegenheit unserer Qualitätshandarbei- 
ter, auf welche der deutsche Erfolg sich auf- 
gebaut hat. Wenn aber Geschick und Tüchtig- 
keit nicht mehr den ihnen gebührenden Lohn fin- 
den, wird jeder Ansporn untergraben und die 
Qualität der Arbeit leiden, damit wird Deutsch- 
land einen wichtigen Faktor zu seinem Wieder- 
aufbau verlieren. Die deutsche Industrie 
hätte sämtliche Gesetze, die zur Ruhe und 
Ordnung in den Betrieben geführt hätten, mit 
Freude begrüßt und aus freien Stücken den 
Arbeitnehmern gern viele Konzessionen ge- 
macht, wenn sie die Sicherheit einer geordneten 
und ungestörten Produktion dadurch erreicht 
hätte. Sie hat aber bei dem jetzt in Kraft 
getretenen Betriebsratsgesetz die große, auf 
früherer Erfahrung beruhende Befürchtung, daß 
es von den leider immer noch ausschlaggeben- 
den radikalen Elementen zur weiteren Beun- 
ruhigung benutzt wird. Die Industrie hat 
sich fast restlos auf den Boden der 
paritätischen Zusammenarbeit zwi- 
schen Arbeitgeber und Arbeitnehmer 
gestellt. Sie glaubte, durch eine solche Or- 
ganisation viele vermeintlichen Gegensätze aus 


143 - 


der Welt zu schaffen, wirkliche Gegensätze zu 
mildern und vor allem das Verständnis für die 
Pflichten und Aufgaben des Unternehmers zu 
wecken. Bei der heutigen Zeit kann die In- 
dustrie nur gewinnen, wenn ihre Bedeutung 
mehr erkannt wird. Die Wirtschaft ist die 
Grundlage des Staates, ihre Sicherung durch 
geeignete Gesetzgebung ist unerläßlich. Dies 
läßt sich aber nicht erreichen, indem man die 
Betriebsstätten zu Herden wilder Agitation 
macht, sondern nur in Körperschaften, die 
über die Erfordernisse des Einzelbetriebes bin- 
ausblicken, das Gesamtinteresse der Wirt- 
schaft und der Industriegruppen überschauen 
und daher ruhig, sachlich und unparteiisch 
urteilen können !). 


„Die Zeit für kleine Mittel ist vorbei.“ — 
Mit diesem Satz hat die ständige Valuta- 
kommission in ihrer zweiten Erklärung ?) 
prägnant ausgesprochen, wäs die Wirtschafts- 
lage verlangt. Sie hat auch energisch zum Aus- 
druck gebracht, daß ihre Vorschläge und For- 
derungen nur dann Hilfe bringen können, wenn 
sie ohne Verzug durchgeführt werden. In dem 
Kreditabkommen mit den Niederlanden °) er- 
blickt sie einen verheißungsvollen Anfang, und 
sie schließt sich den Grundsätzen an, die kürz- 
lich von ausländischen Finanzsach verständigen 
in einem Memerandum bezüglich einer weit- 
reichenden internationalen Finanzaktion auf- 
gestellt worden sind. Da indessen fremde 
Hilfe allein nicht ausreicht und, wenn gewährt, 
keine dauernde Rettung bringen kann, muß 
Deutschland sich durch gesteigerte Ar- 
beitsleistung selbst helfen. Die Kom- 
mission fordert die Finanzsachverständigen 
aller Ententeländer dringend auf, bei ihren 
Regierungen die sofortige Schließung der 
deutschen Westgrenze und die Inkraft- 
setzung der deutschen Wirtschaftsgesetze im 
besetzten Gebiet zu erreichen und sie entspre- 
chend dem Friedensvertrage zur Versorgung 
Deutschlands mit Rohstoffen und Lebens- 
mitteln. zu veranlassen. Sie tritt u. a. weiter 
erneut für eine noch schärfere Beschrän- 
kung der Einfuhr ein, u. zw. auch des 
Importes von Rohstoffen auf das der Verar- 
beitungsmöglichkeit entsprechende Maß; letz- 
teres um so mehr, als die greifbaren Weltvor- 
räte vieler Waren außerordentlich groß sind. 
Die beim Warenexport laufend anfallenden 
Devisen müssen sofort erfaßt werden, 
ebenso die Erlöse aus anderweitigen Verkäufen 
an Ausländer, und im Anschluß daran emp- 
fiehlt die Kommission eine Prüfung der Frage, 
inwieweit bereits bestehende Valutaguthaben, 
Bestände an ausländischen Noten und sonstige 
Geldforderungen an das Ausland erfaßt werden 
können. Ein erheblicher Teil des infolge des 
schlechten deutschen Valutastandes aus dem 
Verkauf von Waren nach dem Auslande für 
Industrie und Handelsich ergebenden Nutzens 
muß dem Reich zufallen, um die von der 
Kommission bekämpfte Angleichung der In- 
land- an die Auslandpreise aufzuhalten, schon 
deshalb, weil das Reich durch die in die Mil- 
liarden gehenden Zuschüsse zur Verbilligung 
der Lebenshaltung mittelbar einen erheblichen 
Teil der Produktionskosten trägt. 


Ein neuer argentinischer Zolltarif?). — 
Nach dem seit dem 1. I. 1920 in Argentinien 
geltenden neuen Zollgesetz unterliegen alle 
darin nicht besonders genannten zollpflichtigen 
Waren einem Zoll von 25% ihres Wertes. Er- 
zeugnisse, die als Rohstoffe für die Zwecke der 
in Argentinien ansässigen Industrien eingeführt 
werden, zahlen einen Zoll von 5% des Wertes, 
den der Werttarif für sie festsetzt, oder den der 
Importeur deklariert, vorausgesetzt, daß das 
Gesetz sie nicht als einfuhrzollfrei bezeichnet. 
Für in Paketen eingehende Waren und solche, 
die als nicht unter die Artikel 200 und 202 der 
Zollordnung fallende Muster verzollt werden 
sollen, ist ein Zuschlagszoll von 25% des Wertes 
zu entrichten, der im Wertschätzungstarif 
bestimmt ist, oder den der Importeur als Lager- 
wert bezeichnet, wenn die Waren für Privat- 
personen oder - für Vertreter ausländischer 
Häuser bestimmt sind, die in Argentinien keine 
eigene Niederlassung haben. Waren, die einem 
Einfuhrzoll von 20% und mehr unterliegen, 
haben einen Zuschlagszoll von 7 % ihres Wertes 
zu leisten. Für Erzeugnisse jeder Art, auch 
zollfreie, muß im argentinischen Ein-, Aus- und 
Durchgangsverkehr neben den etwaigen Zoll- 
gefällen eine statistische Gebühr von 2% des 
aus den Zollpapieren sich ergebenden Wertes 

ezahlt werden. Unter den im Tarif als zoll- 
reigenannten Gegenständen finden sich neben 
verschiedenartigen Maschinen auch solche für 
öffentliche Elektrizitätsanlagen, ferner 


!) Vgl. auch „ETZ“ 1919, S. 516. 

» Vel. „ETZ“ 1920, S. 83 

») Vgl. „ETZ“ 1920, 8, 123. : h 

4) Auszug aus einer nicht amtlich übermittelten Ab- 
schrift, der nach Eingang des „Boletin ‘öfficial“ ev. noch 
einer Berichtigung bedarf. . 


144 | i 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Helit 7. 


t 


Motoren sowie Instrumente und Apparate zu | Materialmonopole, die Wahrung der Interessen 


wissenschaftlichen Zwecken, soweit sie von den 
offiziellen Instituten der Nation oder der Pro- 
vinzen importiert werden. Mit einem: Zollsatz 
von 5% des Wertes sind belegt: reiner Kupfer- 
draht von weniger als 5 mm, Drähte und Kabel 
von mehr als 5mm Durchmesser, diese für 
elektrische Leitungen und für unterirdische 
Kabelanlagen, sodann Motoren, Leitungs-, In- 
stallations- und Wagenausrüstungsmaterial für 
elektrische Bahnen, weiter Maschinen im allge- 
meinen und deren Ersatzteile. Kohlen für Bo- 
genlampen zahlen einen Wertzoll von 35 9%. 
Zrd. 


e 

Der Außenhandel Großbritanniens mit eleK- 
trotechnischen Erzeugnissen im Jahre 1919}). 
Das Vereinigte Königreich hat 1919 dem 
Wert nach für 7,635 Mill. £ elektroteehnische 
Erzeugnisse (ohne blanke Drähte) ausgeführt, 
d.s. 4,217 Mill. £ mehr als 1918 (3,418). Der 
Import stellte sich auf 2,067 Mill. £ und 
war damit um 0,398 Mill. £ größer als im Vor- 
jahre (1,669), die Wiederausfuhr ist um 0,066 


von 0,063 Mill. £ in 1918 auf 0,129 Mill. £ ge- 


stiegen. Für die Beurteilung der aus. Zahlen- 
tafel 1 ersichtlichen Einzelanga.ben fällt natür- 


des Gewerbes bei der geplanten Sozialisierung 
der Elektrizitätswirtschaft, die Bekämpfung 
der Schmutzkonkurrenz und des Pfuschertums, 
der Einfluß auf die Zahlungsbedingungen der 
Lieferanten sowie die Reorganisation der Zah- 
lungsbedingungen der Kundschaft usw. lassen 
sich, wie der Aufruf sagt, nur durch festen Zu- 
sammenschluß aller Fachkollegen erreichen. 
Während Arbeiter und Angestellte, Fabrikanten 
wie Elektrizitätswerke den Nutzen der Berufs- 
organisationlängsterkanntund beachtethätten, 
bleibe allein der gewerbliche Mittelstand hierin 
noch zurück und setze sich damit der Gefahr 
aus, von der Macht der Verhältnisse erdrückt 
zu werden. 


Unsere Kohlenversorgung. — Nach einem 
Bericht des Generaldirektoıs Köngeter !) be- 
trug die Monatsförderung von Steinkohle im 
Ruhrbezirk in den letzten Monaten 68% der 
Durehschnittsförderung des Jahres 1913, 75% 
derjenigen im Herbst 1918 und in Oberschle- 
sien entsprechend 68% und 70%. Etwas 
günstiger lauten die Angaben bezüglich der 
Braunkohle; hier stellte sich die Förderung 
aller deutschen Gebiete in den letzten Monaten 


Zahlentafel1il. Der Außenhandel Großbritanniens mit elektrotechnischen 
Erzeugnissen im Jahre 1919. 


Ein- Ausfuhr Einfuhr zum Verbrauch Wiederausfuhr 
Erzeugnisse : - = — - = 
Je 1919 BadsTune 1919 Andpetne 1919 Fe 
1. Telegraphen- und Fern- 
sprechapparate....... e 420 450 | 224264] 306962 |+259353| 25321. + 22070 
2. Telegraphen- und Fern- 
sprechdrähte und -kabel. £ 1143 3879 + 2176 122479) +. 3001 2545 | -+ 2355 
3. Andere, aber gummiiso- 5 
lierte Drähte und Kabel | £ 828058 |+ 737970 7830 |+ 5610 79055 | + 46831 
4. Drähte und Kabel mit 
anderer Isolation. ... . ‚Is a e By, hi 979 . s a + r iR u 
: ur tück | 7,122 Mill. 0,528| 6,737. Mill. — 0,917| 0,160 Mill. "1 
a 13194 + sorsl 29686 — 3708| 1627 |-F mar 
0 Ciohlännes Stück | 7,972. Mill. 0,706| 2,562 Mill. |— 1,184) 0,898Mill.| — 0,001 
; DONE BEN £ 150357 +. 73923] 213771 |+ 18033 1339, ., = 96% 
7. Bogenlampen und Schein- f| Stück 464 — 242 109 + = 109 6 | + 4 
werfer:. Kr £ 7506 — 9669 203 + 203 207 | + 01 
8. Teile von solchen (außer 
Kohlenstäbe)....... 3 10670 |— 4687 71979 |— 26872 1 059 — 3140 
9. Elemente, Sammler. . .. E 435357 |+ 312764] 46314 |— 95446 423. | — 957 
10. Zähler, Meßinstrumente. . £ 239794 |+ 109621| 40260 \+ 8510 2447 | + 1184 
ll. Transformatoren. .... £ 104348 + 65022 — _ — — 
12. Schalttafeln (nicht für Te- : 
legraphenu.Fernsprecher) £ 492350 + 14534 1356 — 6554 71#+ 7 
13. Nicht näher bezeichnete | 
Waren und Apparate. . £ 1332432 |+ 914607| 453 607  |— 20987 51 873 + 29 660 
Elektrische Waren und i 
Apparate insgesamt . £ 15813435 |+3424612|1205161 |+156693| 102807 | -+48571° 
€ f| tons 546. + 292 _ — 
14. Bahnmotorenz rn N 91679 | 53954 = KL 
15. Stromerzeugerund andere 
Motoren (außer solchen für )| tons 5519 + 1259 1593 + 808 94 + 7. 
ee Kraftwagen u. £ [1059937 |+ 438977| 339553 |+163816|([ 26408 | + 16 565 
-räder) mare 
16. Nicht näher | tons 5734 — 184 2189 506 
elektrische Maschinen . . £ 669900 |+ 399925| 522070 |+ 77281 
Elektrische Maschi-/| tons 11719 + 1417 8782 |+ 1814 94 + 71 
neninsgesamt .. .\ £ 1821566 + 792156] 861623 241097] 26408 | - 16565 


lich die Erhöhung des Wertes aller Waren ins 
Gewicht. Elektrotechnische Erzeugnisse waren 
an der ganzen britischen Ausfuhr des Jahres 
1919im Wert von rd 798 Mill. £ mit 0,96 %, an 
dem rd 1632 Mill. £ ausmachenden Gesamt- 
import mit 0,13% beteiligt. 


Für die Interessen des Installationsgewerbes. 
— Der Verband der elektrotechnischen 
Installationsfirmen in Deutschland, 
dessen Mitgliederzahl bereits über 2500 gestie- 
gen ist ?), richtet einen Aufruf an alle Fach- 
genossen, sich zusammenzusehließen und 
zu organisieren. Die Notwendigkeit, eine 
machtvolle Vertretung der Gesamtinteressen 
des Installationsgewerbes zu schaffen, zeige 
sich täglich aufs neue, besonders deutlich bei 
den Lohnkämpfen, die gegen den -starken 
Deutschen Metallarbeiter-Verband  ausgefoch- 
ten werden müßten und erfolgreich nur von 
einer geschlossenen Organisation geführt wer- 
den könnten, wie es bisher mit bestem Ergebnis 
die Ortsgruppen des Verbandes unter Benutzung 
der von diesem aufgestellten Richtlinien getan 
hätten. Auch die Schaffung angemessener 
Verdienstmöglichkeiten durch Beseitigung. be- 
stehender oder angestrebter Installations- und 


1) Vgl. „ETZ* 1919, S. 448. 

2) Darunter Unterseekabel für 622452 £ (+ 44454 g.V.) 
% Darunter Unterseekabel für 33 £(+38 eg. V.). 

#) Geschäftsstelle: Frankfurt a. M., Scheffelstr. 1. 


des Jahres 1919 durchschnittlich auf 94% der 
Monatsförderung im Herbst 1918 und auf 116% 
derjenigen von 1913. Für die Industrie hat 
sich die Situation sehr verschleehtert; das 
kommt am deutlichsten im Rheinisch-West- 
fälischen Industriebezirk selbst zum Ausdruck, 
wo auch die großen Elektrizitätswerke zu 


- Einschränkungen und, zeitweiser Abschaltung 


-Beleuchtungsfach ausarbeiten und sie, 


der Industrie gezwungen wurden. Da die Aus- 
fuhr von Kohlen aufs äußerste verıingert, von 
der Einfuhr belangreiche Hilfe aber nicht zu 
erhoffen ist, bleibt nach Ansicht Köngeters nur 
die ganz intensive Steigerung der Kohlenför- 
derung und die Besserung der. Qualität der 
Kohle mit allen zu Gebote stehenden Mitteln 
übrig, soll unser Wirtschaftsleben nicht mehr 
und mehr der Erstaärrung anheimfallen. 


- Zentralstelle des Beleuchtungsfaches für 
Gesetzes- und. Steuerbearbeitung. — Um eine 
sachgemäße, gerechte und gleichmäßige Durch- 
fübrung der Luxussteuer zu ermöglichen, 
will die soeben gegründete Zentralstelle ge- 
meinsam mit dem  Reichsfinanzministerium 
die Ausführungsbestimmungen zum neuen Um- 
satz- und Luxussteuergesetz für das 
aus- 
führlich erläutert, in einer Broschüre den 
Fachgenossen zugänglich machen, Diese wer- 


ı) Vgl. „ETZ* 1919, S. 380, 


den von ihr aufgefordert, der Geschäftsstelle 


(Berlin N. 24, Friedrichstraße 13la) Fragen 


und Vorschläge mitzuteilen. 


Kleine geschäftliche Mitteilungen. 


.. Metallpreise. — Nach den Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer- 


notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall- 


börsenvorstandes in M/100 kg: 


Metall 


Elektrolytkupfer wen 
bars), prompt, cif Ham- 
burg, Bremen, Rotterdam 


Raffinadekupfer 
99/99,3%/4,10koGroß-Berlin 
Originalhütten - Weich- 
blei, ab Hütte oder loko 
Groß-Berlin Sr zer 
Originalhütten- Rohzink, 
Syndikatspreis ab Hütte 
oder Lager . a: 
desgl. Preis im freien Ver- 
kehr, ab Hütte oder 
Bager:. ven er 172.11250- 1276 
Originalhütten-Alumi- 
nium 98/99 0/, in gekerb- 
ten Blöckchen, ab Hütte 
oder loko Groß-Berlin . 5300—5400 
Zinn, Banka-, Straits-. 
Billiton-, loko Hamburg 
oder Groß-Berlin ; 
Hüttenzinn, mindestens 
99 0/9, loko Hamburg oder 
Groß-Berin. 2 22.00: 
Reinnickel 98/99 %), 10oko 
Hamburg oder Groß- 
Berlin Nur Reue 
Antimon-Regulus, loko 
.Hamburg oder Groß- 
Berlin a sa#, 2. 12200—2300 2100— 2200 


Metallzuschläge für isolierte Drähte. 
Für die Woche vom 8. bis 14. II. 1920 beträgt der 
Kupferzuschlag 210 M, der Aluminiumzu- 
schlag 72 M. ; 


4372 ‚4035 


32503350 3200—33(0 


1275—1800/1175—1200 
650 - 650 


1130-1150 


4900—5300 
13100 — 13 500.12 600—12 800 


7000—7200,7000— 7200 


Aktienkurse. —DieBerliner Börse hat 
im Januar 1920 folgende Kurse notiert: 


& 8.1.8 
Gesellschaften 38 ä RB 
2 | 8 | 4% 
Accumul.-Fabr., Berlin . . . 1336,—| 399,—1395,— 
A.G. f. El.-Aulg., Berlin . „ |115,— 115,—| — 
A.E.G., Berlin . bre 249,25) 330,—|325,— 
Bergmann, Berlin . . 1179,75 254,50 254,50 
B. Eu W.,“Berlin. ne n.0.0 159,—| 179,— 179, — 
5 5 Vorz.-A.. . | 90,—| 96,50) — 
Brown, Boveri, Mannheim . |1050,— 1135,—| — 
Continent. Ges, Nürnberg .| — — —_ 
? 5 Vorz.-A. |107,—| 130,—[130,— 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Cöln. |133,25| 183,50 183,50 
„ Niederl. „ A 211,— | 250,— |250,— 
„ .Südam. R 171,25] 300,—|279,— 
„ Übers. El.-G., Berlin . |665,—1030,— 955,— 
3 s Vorz.-A 1128,—| 132,—| — 
„ Kabelwerke, Berlin . |170,—| 220,25219,75 
Elektra, Dresden... ...| 83 71,— — 
| El. Licht- u. Kraft., Berlin . |123,75| 190,— |180,— 
Elektr.-Liefer.-Ges., Berlin . |155,— | 200,— 200, — 
E. W. Liegnitz .. .....1]90— 3— — 
Bank f. el. Untern., Zürich . |287,—| 310,—| — 
Felten & Guilleaume Carlsw. |251,—| 405,50 405,50 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin |151,25) 230,—1213,— 
Hackethal, Hannover. . . . |320,—| 410,—393,— 
Hamburgische E. W.. . . . [108,50 119, — — 
Körtings Elektr.-W., Berlin. |111,— 133,— — 
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M. |139,— | 220,— 220,— 
€. Lorenz, Berlin. . . . . . |264,50|.350,—1346,— 
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . |143,— | 220,—|208,— 
Mix & Genest, Berlin. . . . |132,—| 190,—185,— 
Neckarwerke, Esslingen . . |111,— 118,25/118,25 
H. Pöge, Chemnitz. . . . ..|240,50| 350,— |347,— 
Rhein. El.-A. G., Mannheim. |118,—| 130,—| — 
M. Schorch & Cie, Rheydt . 973,— 415,— — 
Sachsenwerk, Dresden . . . |301,—| 450,— 1429, — 
Schuckert & Co., Nürnberg. |154,75| 215,—|215,— 
Siemens“ El. Betr., Berlin. | 98,50) 142,751142,— 
Siemens & Halske, Berlin .. 1269,— 271,— — 
Stettiner E.W....... .. |108,—| 122,50) 122,50 
Teleph.-F. Berliner, Hannover |176,—| 234,50|216,— 
Fabr. isol. Drähte, Berlin. . |254,—| 305,—|285,— 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 4. Wer liefert automatische Schal- 
ter zum Laden einer Akkumulatorenbatterie 
in Verbindung mit Windmotoren ? 


Abschluß des Heftes: 7. Februar 1920. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. O. Zehme im Berlin. — Verlag von Julius 8pringerin Berlin. 


12.- Februar 1920.: , 


- 


ee. 


en 


1465 


- Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für 


Elektrotechnik) 


‚Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41 j Jahrgang. 


Der Quecksilberdampf-Gleichrichter der Glas- 
type, seine Theorie und praktische Aus- 
führung!). 

Von Ingenieur Fritz Kleeberg, Berlin-Südende, 


Betriebsleiter der Gleichrichter-Ges. m. b. H, 
Berlin. 


Übersicht. Die Klelkrischen und physikalischen 


Verhältnisse beim Gleichrichtungsvorgang im Va- 


kuumgefäß werden erläutert und die entsprechen- 
den Gleichungen abgeleitet.. Es wird gezeigt, daß 
der Gleichriehter in der einfachsten Ausführungs- 
form nicht ohne weiteres für die Praxis brauchbar 
ist, sondern noch besonderer Hilfsmittel bedaıf. 
Als wichtigstes Hilfsmittel dient die Drosselspule. 
Die einzelnen Schaltungsmöglichkeiten derselben 
und ihre Wirkungen werden besprochen und die 
Gleichungen für die Stromkreise abgeleitet. 


In der letzten Zeit hat sich in den Fachkrei-. 


sen.ein großes Interesse für. den Quecksilber- 
dam pi- Gleichrichter beme: kbar gemacht.. Über 
die genaue en elektrischen und physikalischen 
Vorgänge beim Gleichtiehtungsvorgangst aber 
bisher in bseiteren Fachkreisen sehr. wenig be- 


kannt geworden. Diese Vorgänge sind nur sehr 


Na 


wenigen Spezialisten, welche sich ausschließlich 
mit dem Batı von Qaecksilberdampf- Gleich- 
riehtern beschäftigt haben, bekannt. Zweck 
dieser Arbeit soll es sein, einige Aufklärung über 
-die immerhin sehr komplizierten Vorgänge, die 
‚beim Arbeiten eines Gleich:ichters auftreten, 
zu geben und zu zeigen, daß auch diese Vor- 
gänge rechnerisch erfaßbar sind. | 
Bei der überaus großen Fülle des Materials 
und dem zur Ve fügung stehenden beschränk- 
ten Raum kann mur auf die wichtigsten dieser 
Vorgänge näher eingegangen werden. Für den 
einfacheren Fall des Wechselstrom- Gleichiich- 
ters, welcher nur einen Spezialfall der allge- 


meinen Gleichungen für ein beliebig viel phasi-. 


ges System darstellt, sollen die physikalischen 
Vosgänse an Hand von Kurven näher betrach- 
tet und die Gleichungen abgeleitet werden, 
während die Gleichungen für das beliebige viel- 
phasige System ohne Ableitung gebracht sind. 

Zum besseren Verständnis wird mit den 
Vorgängen 'bei dem einfachsten Gleichtichter 
'beeonnen, um dann. Schritt für Schritt weiter- 

gehend, bis zu den jetzt gebräuchlichen Formen 
der Gleichiichter zu kommen. Bei allen theo- 
'retischen Ableitungen ist reine Sinusform der 
gelieferten Wechsel- bzw. Drehstromspannung 
vorausgesetzt. 

Abb. 1 zeigt das Schaltbild des einfachsten 
‚Gleichriehters für Wechselstrom, den Kolben G, 
. der hier als idealer, verlustlos arbeitender Kol- 
ben angenommen werden soll, T einen in der 

Mitte angezapften. Spartransformator, den Be- 
lastungswiderstand R und den höherohmigen 
Hiltsanodenwideistand TEA: 

_ Die beiden Quecksilberspiegel Bhahen nör- 
malerweise außer Berührung. Neigt man den 
Kolben, bis zwischen den beiden Qnuecksilber- 
gefäßen Kontakt eintritt, so fließt ein kleiner 
Wechselstrom durch den Stromkreis der Hilfs. 
‘anode, welcher 


und den Belastungswiderstand R bestimmt ist. 
.Biingt man dann den Kolben in seine Ruhelage 
"zurück, so müssen sich die beiden Quecksilber- 
spiegel wieder trennen. Im Trennungsmoment 


1) 
nischen Verein, Berlin, am 2. I. 1919, vgl: „ETZ“ 1419, $: 9. 


\ 


‚nach dieser hin beschleunigt. 


‚kathode wandern. 


"durch die Transformatoren, , 
spannung €7, den Hilfsanodenwiderstand ra 


ach einem Vortrag, gehalten im Rlektrotech- 


Berlin, 19. Februar 1920. 


t:itt Liehtbogenbildung ein. Erfolgt die Tren- 
nung in einem Zeitmoment, in welchem der 
Wechselstrom in der Richtung von der Kathode 
zur Hilfsanode fließt, so werden die Elektronen 
zur Hauptkathode wandern. Die positiven 
Ionen fallen zur Hilfsanode zurück und rufen 
durch ihren Aufprall den mehrere tausend Grad 
heißen Kathodentleck hervor, welcher seiner- 
seits neue, negative Elektıionen aussendet. Die 
negativen Elektronen werden nun nicht mur 
zur Hauptkathode wandern, sondern sie werden 
auch vom elektiischen Feld der Hauptanode A, 
In dem Moment, 
wo die ersten negativen Elektronen bei dieser 
Anode ankommen, tritt die Zündung des Licht- 
bogens an dieser Anode ein. Die Transfoıma- 
torenspannung 2er treibt jetzt einen Strom in 
der Richtung von der Hauptanode A, zur 
Hilfsanode. . Dieser Strom wird durch den 
höherohmigen Widerstand ra begrenzt. Ein 


G 
A, Az 
Tr EFT 
KFA HA 17] 
. 
+6 
R 
E&r er F 
se. M E: sin (@t) 
RVAVATANATATATATA 
v 
7 
| So 
Abb. 1. 
veılustlos arbeitender Bogen war “Voraus- 


setzung; es ist dann ohne weiteres klar, daß 
der‘ Kathodenfleck das gleiche Potential wie 
das linke Ende der Transformatorenhälfte 
haben muß. Ist-dies der Fall, dann muß aber 
auch das Potential der Hauptkathode jetzt 
unter das Potential des Kathodenfleckes ge- 
fallen sein. Von der Hilfsanode können jetzt 
keine negativen Elektıonen mehr zur Haupt- 
Die Spannung der linken 
Transformatorenhälfte (Abb. 1) sucht jetzt 
vielmehr einen Strom in der Richtung von der 
Anode A, zur Hauptkathode zu treiben. Um 
einen Strom ın dieser Richtung zu ermöglichen, 
müßte aber die Hauptkathode K negative 
Elektronen aussenden können. Der Kathode 
fehltaber die hierzu erfor derliche hohe Tempera- 
tur,so daß jetzt Ventilwir kung an der Oberfläche 
der kühlen Kathode eintritt. Eine sogenannte 
Fehlzündung ist eingetreten. Für die richtige 
Zündung egibt sich- eine Wahrscheinlichkeit 
von 50%, weil eine Halbwelle der Transfoı ma- 
torenspannung er ganz fortfällt. Aus diesem 
Vorgang erklärt sich die bekannte Tatsache, daß 
man manchmal einen Gleichrichter öfters kip- 
pen muß, ehe man Zündung erhält. 


Heft 8. 


Es sei nun nochmals zum Trennungsmo- " 
‚ment der Quecksilberspiegel zurückgegangen. 
Im Gegen:atz zu dem soeben beschriebenen 
Fall möge der Trennungsmoment aber in einen 
Zeitabschnitt fallen, in welchem der Wechsel- 
strom des Hilfsanodenkreises in der Richtung 
von der Hilfsanode zur Hauptkathode fließt. 
Jetzt werden die negativen Elektronen zur 
Hilfsanode wandern. Die positiven Ionen fallen 
zur Hauptkathode zwück und rufen den Ka- 
thodenfleck hervor. Die von dem letzteren aus- 
gesandten Elektronen we! den nun aber auch 
vom elektrischen Feld der Anode A, nach dieser 
hin beschleunigt, während sie vom Feld der 
Anode A, abgestoßen werden. Im Moment, wo 
die ersten Elektronen bei der Anode A, an- 
kommen} springt der Lichtbogen von dieser 
Anode zur Hauptkathode an. Die Größe des 
Stromes ist jetzt durch‘ die Transfoımatoren- 
spannung er und den Belastungswiderstand R 
gegeben, denn es ist immer noch verlustloser 
Bogen vorausgesetzt. Dieser Strom entwickelt 
eine gewisse Menge Quecksilberdampf, wel- 
cher El den möglichst hoch evakulerten 
“Raum des Kolbens auszufüllen sucht. 


Man sollte nun ohne weiteres annehmen, 
die Transformatorenspannung 2er würde diesen 
Dampf als Brücke benutzen und einen Kurz- 
schluß des Transformators über die Anoden 
A, A, hervorrufen. Diese mit Rückzündung be- 
zeichnete Erscheinung kann aber nicht ein- 
treten, denn in diesem Fall müßte ja die jetzt 
küble Anode A, Elektronen aussenden können: 
Ihr fehlt aber die hierzu wenigstens an einem 
Punkt erforderliche hohe Temperatur, so daß 
jetzt eine Ventilwirkung an. der Oberfläche 
dieser kalten Anode eintritt, welche: natürlich 
auch für den Stromkreis der linken Transfor- 
matorenhälfte wirksam wird. Unter kalt ist im 
Verhältnis zum Kathodenfleck noch immer eine 
Temperatur von Hellrotglut zu verstehen. 

Der von der Anode A, ausgehende Strom 
wird immer der Sinusspannung (Abb. 2) pro- 
portional sein, der Gleichung 


E sin (o t) 
R 
folgen und die Stromkurve ig durchlaufen. 
Die Sinusspannung wird sich immer mehr 


(1 


Pe 


dem Nullwert nähern, dureh. Null hin- 
durchgehen und negative Werte anneh- 
men. Im Nulldurchgang, ‘welcher ja nur 


eine unend!ich kleine Zeit in Anspruch nimmt, 
wird die Geschwindigkeit der von der Haupt- 
kathode ausgehenden Elektronen ebenfalls nur 
einen unendlich kurzen Moment gleich. Null 


E: sun (w&) 


Abb. 2 


146 


werden. Im nächsten Moment wird aber schon 
in der linken Transformatorenhälfte ein Span- 
nungsüberschuß im richtigen Sinne vorhanden 
sein, so daß sofort wieder eine Beschleunigung 
der Elektronen, jetzt aber in Richtung auf 
Anode A,. eintritt. Der Hauptlichtbogen wird 
an dieser Anode gezündet werden. Es ergibt 
sich also beim Kolben ohne Verlust und reiner 
Widerstandsbelastung eine Gleichstromspan- 
nung und ein Strom, welcher durch die 
Kurven epund i, in Abb. 2 dargestellt ist. 

Bei. einem wirklich praktischen Kolben. 
der einen Spannungsabfall e, vonrd 11 bis 20 V 
im Lichtbogen aufweist, treten natürlich auch 
ganz andere elektrische Verhältnisse ein. Der 
Spannungsabfall wird durch den Anoden- und 
Kathodenabfall, dem Druck im Kolben und die 
Konstruktionsverhältnisse des Kolbens be- 
stimmt. 

Abb. 3 zeigt ein ÖOszillogramm, welches 
zwischen Anode und Kathode eines arbeitenden 
Wechselstrom- Gleichrichters für niedrige Span- 
nung aufgenommen wurde. Wie kommt diese 
Kurve zustande? Die Meßschleife sei an die 


Abb. 3. 


Punkte A, und K (Abb. 1) angelegt. Arbeitet 
die Anode nicht, so liegt zwischen A, und der 
Kathode K die Spannung 2 er — eg; denn ey ist 
im Bogen verbraucht worden. Springt der 
Bogen auf die Anode A, über, so kann natürlich 
zwischen dieser Anodeund der Kathode K nur 
die Lichtbogenspannung e, herrschen. Wir er- 
halten daher diein Abb. 3 dargestellte Kurven- 
form. 

Die Spannung e,ist also unabhängig vom 
Strom und während der ganzen Zeit fast als 
konstant anzusehen. Nur zum Einleiten des 
Bogens ist eine etwas höhere Spannung erfor- 
derlich. 

Wieläßt sich nın diese etwas höhere Span- 
nungsspitze erklären ? 

In der Zeit, wo die Anode nicht gearbeitet 
hat, kühlte sich der zugehörige Anodenarm 
auch etwasab. Die erstenin diesen Anodenarm 
hineinwandernden Elektronen stoßen mit küh- 
leren Quecksilberdampfmolekülen zusammen 
und werden schließlich ganz von diesen aufge- 
fangen; sie müssen daher größere Geschwindig- 
keit erhalten, um zur Anode durchzukommen; 
das erfordert mehr Beschleunigungsdiuck, ins 
elektrische übersetzt, höhere Lichtbogenspan- 
nung. 

Bei der späteren Ableitung der Strom- 
gleichungen ist die Zündspannungsspitze nicht 
berücksichtigt, denn man würde zu praktisch 
ganz unbrauchbaren Ausdrücken gelangen. 

Bei allen abgeleiteten Formeln ist daher 
ein konstanter Spannungsabfall vorausgesetzt. 
Die Zündspannungsspitze kann aber bei der 
später gezeigten kombinierten, graphischen und 
rechnerischen Darstellung der Vorgänge gut 
berücksichtigt werden, indem man die später 
zu erläuternde Zündspannungskurve e&,min für 
die Zündspannungsspitze bestimmt, in den 
Gleichungen aber mıt dem konstanten Wert 
von e, rechnet. 

Einen wirklich praktischen Kolben in 
Ahb. 1 angenommen ergibt ohne weiteres, daß 
die Zündung nur in solchen Zeitmomenten er- 
folgen kann, in denen die Momentanwerte der 
Transformatorenspannung er größer als e, sind. 

Die richtige Zündung sei erfolgt. 

Im Stromkreis zwischen Kathode und 
Transformatornullpunkt wird jetzt nur noch 
die Spannung 


%=Esin (ot) — ey 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


wirksam sein können. i 
Spannung die Sinuskurve, so wird sie schließ- 
lich an den Zeitpunkt t, (Abb. 4) ankommen, wo 


Esin(ot)=& 
wird. 


E:sin (w£) 


Abb. 4. 


Für den Stromkreis KM (Abb. 1) bleibt 
jetzt keine Spannung mehr zur Verfügung. Der 
Strom i, wird gleich Null, der Liehtbogen reißt 
ab, die Elektronenausstrahlung aus der Ka- 
thode hört im gleichen Moment auf. Geht nun 
die Spannung er durch Null hindurch, und 


nimmt im Zeitpunkt ti, die Spannung er den) 


Wert —e, an, so könnte die Zündung des Bo- 
gens an der Anode A, (Abb. 1) erfolgen, wenn 
nicht inzwischen der Elektronenstrom aus der 


- Kathode K versiegt wäre. 


Die Ventilwirkung tritt jetzt ungewollter- 
weise an der Kathode ein. Sollte bei A, Neu- 
zündung erfolgen, so müßte der Elektronen- 
strom erst wieder künstlich errest werden. 

Wie liegen nun die Verhältnisse bei einem 
Drehstrom-Gleichrichter ? 

Die drei Spannungswellen des Drehstromes 
sindin Abb. 5 wiedergegeben. Es ist ersichtlich, 
daß immer ein Spannungsüberschuß für ‘den 
Gleichstromkreis vorhanden ist, solange der 
Wert e, den Wert 2 nicht überschreitet. Der 
Drehstrom-Gleichrichter wird also dauernd im 
Betriebe bleiben, weil der Elektronenstrom aus 
der Kathode nicht abreißt, und derselbe im 
Überschneidungsmoment der Drehstromkurven 
nur von einer Anode zur andern wechselt. 


E-sin (@t£) 


Helft 8. 


Durchläuft nun die 


XXX 


Ta EN Zu 


Ei , h EN A y 1% 
2 S Br “ ” F 
r f m “ö 


19. Februar 1820. 


Abb. 6 zeigt das Schema eines solchen 


Wechselstrom-Gleichrichters. Zwischen der Ka- 


M E-sn/w£) 


Abbfe. 


thode und dem Transformator-Mittelpunkt 
wird jetzt eine Spannungskurve e, =Esin@— &,, 
wie siein Abb. 7 dargestellt ist, wirksam sein. 


E-sin& k 


Sie besteht aus zwei sinusförmigen, positiven 
Spannungshalbwellen, die durch eine Null- 
strecke mit einander verbunden 
werden. - Bei reiner Widerstands- 
belastung muß man dann auch 
einen dieser Spannung propor- 
tionalen Strom erhalten, welcher 
durch die Gleichung 


. _ Esinea— 
ra, 2 De . 


dargestellt wird. Verziehtet man 
auf die Berücksichtigung der Zünd- 
spannungsspitze, so muß der Mo- 
mentanwert von E sin « für die 
Zeitmomente a, und «, gleich 
‚groß sein. ‘Der Mittelwert für den 


Arbeitet der Drehstrom-Gleichrichter aber ! Wellenstrom im Gleichstromkreis wird dann 


auf eine Akkumulatorenbatterie, so ist &9-+ep, 
worin eg, die Gegenspannung der Batterie be- 


deutet, allerdings fast immer größer als = Der 


Drehstrom-Gleichriehter wird in diesem Falle 


ohne besondere Hilfsmittel nicht betriebsfähig 
sein. 
Der nächste Schritt vorwärts liegt nun auf 


durch die Gl. (8) dargestellt. 


nn eo \2 
im=rV1-() 
= (m —2are sin $ (3 
nR E ER 


Der Effektivwert dieses Stromes ist durch 
Gleichung 


ya 5) 2 
nV I](E sem) m+209 32a ı-()]- BE 


der Hand. Man erhält den Elektronenstrom 
aus der Kathode dauernd aufrecht, indem man 
z. B. dauernd einen kleinen Hilfslichtbogen von 


wiedergegeben. 


Es bleibt noch zu untersuchen, ob ein 


solcher Gleichrichter für alle Fälle praktisch 


einer Hilfsanode zur Kathode aufrecht erhält. | brauchbar ist. Angenommen, der Gleichrichter 


2 


an 


eh ad m a in u 


ee en 


19. Februar 1 920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


sei an einen sehr großen Transformator ange- 
schlossen, der fast keineninduktiven Abfallund 
sehr wenig ohmschen Widerstand aufweist, und 
arbeite auf eine Akkumulatorenbatterie von 
120 Zellen mit einem inneren Widerstand von 
0,18 2. Der gesamte Widerstand einschließlich 
Leitungen sei 0,2 2, dann ergibt sich für die 
Strom- und Spannungskurven das in Abb. 8 


> 
Y Ver Sa 


pm: 2277 a EEE 
Fr te 


gezeigte Bild. Bei 2,2 V pro Zelle und 18 V 
Bogenve lust ist te = 282 V. Esei 395 V; 
dann wirkt nur ein sehr kleines Stückehen von 
der Spannungskurve im Gleichstromkreis, 
welche durch die Gleichung er = 325 sin (ot) 
— 282 gegeben ist. E 

Infolge des kleinen ohmsehen Widerstan- 
des treten die sehr hohen Stromspitzen der 
Abb. 8 auf. Für diesen Strom ergibt sich ein 
Mittelwert von ig = 48 A, während der Effek- 
tivwert öge = 100 A beträgt. Der Maximal- 
wert von ö,ist 216 A. Die Batterie wird mit 
48 A geladen, die ohmschen Verluste ent- 
sprechen dagegen einem Strom von 100 A und 
rufen eine zugehörige Erwärmung der Batterie 
hervor. 

Beim Mehrphasen-Gleichriehter liegt die 
Sache etwas günstiger, weil in der gleichen Zeit 
mehr Impulse auftreten. 

In der Praxis werden die hier absichtlich 
extrem gewählten Verhältnisse natürlich durch 
die Selbstinduktion des Stromkreises wesent- 
lieh korrigiert. Die Drosselspule ist daher ein 
sehr wichtiges Hilfsmittel im Gleiehrichter bau 
-geworden. Die einzelnen Schaltungsmöglich- 

keiten derselben sollen der Reihe nach durchge- 
sprochen werden. 
Bei allen Beispielen sind möglichst immer 
die gleichen elektrischen Verhältnisse voraus- 
. gesetzt, so daß man gleichzeitig einen Vergleich 
zwischen den einzelnen Schaltungsarten ziehen 
kann. Der Maßstab für Strom und Spannung 
ist bei diesen Beispielen so gewählt, daß sich 
die Strom- und Spannungskurven für den 
Gleichstromkreis decken. Alle vorgeführten 
Kurven sind auf rechnerischem Wege gefun- 
den, sie decken sich aber sehr gut mit’ den 
aufgenommenen Oszillogrammen, welche wegen 
des beschränkten Raumes nicht gebracht wer- 
den können. 
Abb. 9 zeigt die Schaltung eines Gleich- 
richters, bei dem zwischen Kathode und Trans- 
formatorenmittelpunkt, außer dem Belastungs- 
widerstand noch die Selbstinduktion L, einge- 
schaltet ist. Der Gleichrichter möge in der be- 
kannten Weise gezündet werden, u. zw. sei die 
Zündung in dem für den Einschwingungsvor- 
gang günstigsten Moment erfolgt. Dieser Fall 
tritt ein, wenn die ansteigende Sinusspannung 
den Wert &, erreicht hat. Für den Stromkreis 
der Anode A, gilt dann die Gl. (5). 


ses, =Ket DL 


1920. Heit 8. 147 
: dig er Halbwelle in Abb. 10 berechnen. Die Span- 
le nung an der Drosselspule kann man aber-auch 


Der Gleichriehter wird sich in der ersten 
Halbwelle genau so wie jeder Wechselstrom- 


E'sin(wt) E-sin(wt) 


Abb. 9. 


kreis einschwingen. Die Lösung der Gl. (5) er- 


giht die Gl. (6). 


e 
<|Rsin (w 27 Lo cos (@ £)]| — ;- (6 


Die Bien etz Glieder stellen die um den 
Betrag > verminderte Grundwelle (Abb. 10) dar, 


während das erste Glied den logarithmischen 
Stromanteil darstellt. Die Summe dieser beiden 
Ströme ergibt den Strom im Gleichstromkreis, 


auf einfachem, graphischen Wege finden. Hat 
man die Kurven für. den Gleichstrom und die 
Spannung am Widerstand gefunden, so trägt 
man die momentane Differenz zwischen der 
Transformatorenspannung er und der Gleich- 
stromspannung e, vom Werte -+e, nach der 
negativen Seite auf, denn aus Gl. (5) ergibt sich 


d; } / 
— L; Ei is, R+,—- Esin(wt). 


Die Strom- und Spannungskurven für die 
erste Halbwelle (Abb. 10) können jetzt voll- 
ständig aufgetragen werden. Kurz vor dem 
Nulldurchgang der ersten Spannungshälfte der 
rechten Transformatorenseite, wird der Zeit- 
moment «&, eintreten. In diesem Zeitmoment 
wird die Spannung an der Drosselspule einen 
Wert erreichen, welcher gleich der Spannung 
im Gleichstromkreis plus der jetzt noch ent- 
gegenwirkenden Spannung in der linken Trans- 
formatorenhälfte ist, in dem also die beiden 
Strecken Sin Abb. 10 gleich groß sind. Sofort 
nach dem Überschreiten des Zeitmomentes & 
wird, abgesehen von der Liehtbogenspannung 
%, ein Spa nnungsübersc :huß in Richtung A, K 
in der linken T ransformatorenhälfte des (leie »h- 
richters vorhanden sein. ‚Es werden jetzt also 
schon Elektronen von der Kathode aus nach der 
Anode A, beschleunigt werden. Ihre Wande- 
rungsgeschwindigkeit ist aber noch zu klein, so 
daß sie sich beim Zusammenstoß mit freien 
Dampfteilchen und positiven Ionen zu einem 
neutralen Körper vereinigen und gar nicht bis 
zur Anode gelangen können. Gehen nun die 
beiden in bezug auf den Punkt M um 180° ver- 
schobenenT’ransformatorenspannungen erdurch 
Null hindurch, so ist es sofort klar, daß jetzt die 
Drosselspule L, den Strom allein durch alle 
Widerstände des Kreises treiben muß. Die von 
ihr gelieferte Spannung muß also &7, = &+& 
sein. Sieht man vorläufig von der Zündspan- 
nungsspitze ab, so werden im gleichen Moment 
auch die ersten Blektronen bei der Anode A, 
ankommen und den 


Hauptlichtbogen an 
dieser zünden. Wir ha- 
ben jetzt den Fall, daß 
zwei parallele Licht- 
bogen von einer Strom- 
quelle über einen ge- 
meinsamen Vorschalt- 
widerstand gespeist 
werden. 

Bei der labilen Cha- 
rakteristik der Licht- 
bogen sucht _derje- 
nige Lichtbogen, des- 


Abb. 10. 2=190V, = 


15V, R=4282, 1; 


Den Wert der Konstante K für den gün- 
stigsten Zündmoment, wenn E sin (ol)gerade &, 
geworden ist, gibt Gl. (7) wieder. 

—E 
Raresin 
ae SE 
& L,w 


Ka 


[R®+(L; o)°)| 


e Se 
=[r$-2,0 1 -(&)] 


eo 


TE re (1, 


% eo 
Rarcsin- 
, E 


& L;w 2 


RR 

Multipliziert man Gl. (6) mit L, und diffe- 
rentiert man sie, so erhält man die Glei- 
chung für die Spannung e,;, an der Drossel- 
spule, welche in Gl. (8) wiedergegeben ist. 


ET RR 

R?+(L;,o)? 
x|Reos(ot)+L;,w?sin (ot)]. (8 

Führt man den Wert aus Gl. (7) in Gl. (6) ein, 

so kann man jetzt die Kurven für die erste 


4 


= 0,04 ITenry, iy mittel = 


sen Stromkreis den 
geringsten Spannungs- 
überschuß aufweist, 
den gesamten Strom an sich zu reißen. 
Dieser Spannungsüberschuß tritt sofort nach 
dem Null durchgang in der linken Transforma- 
torenhälfte auf, denn hier wirkt jetzt die Span- 
nung ep unter stützend, während sie in der rech- 
ten Hälfte dem Strom entgegenwirkt. Der 
Liehtbogen sucht also sofort mit seinem ganzen 
Stromwert von der Anode A, zur Anode A, über- 
zuspringen. Die Drosselspule L, kann dieses 
Überspringen mit gleichem Stromwert nicht 
verhindern, weil ja in ihr keine Fluxverände- 
rung eintritt. Für den Stromkreis der Anode A, 
muß natürlich nın wieder die Gl. (6) Gültigkeit 
haben, nur mit dem Unterschied, daß jetzt die 
Konstante K einen Wert annimmt, welcher 
dem Stromwert im Moment des Umspringens 
des Liehtbogens entspricht. Die Grundwelle 
selbst bleibt unverändert. Die-logarithmische 
Kurve läßt sich nun sehr einfach auf folgende 
Weise finden. Man trägt die Differenz zwischen 
dem Anfang der neuen Grundwelle und dem 
Strom zu Ende der vorhergehenden nach der 
Plusseite auf und hat so den Anfangswert der 
logarithmischen Kurve gefunden. Durch ein- 


20 A, 50 Per. 


148 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 8. 


19. Februar 1920. 


ma — 


fache Proportionalrechnung, entsprechend dem 
gleichen Punkte der ersten Kurve kann man 
leicht die Kurve Punkt für Punkt auftragen. 
Den Gleichstrom und die Spannung an dem 
Widerstand und der Diosselspule findet man 
wie bei der ersten Halbwelle beschiieben. Bei 
jedem Nulldurchgang wird sich der logarith- 
mische Stromanteil so lange vergrößern, bis die 
Strom- und Spannungswerte zu Anfang und’ 
Ende einer Halbwelle gleich groß geworden sind. 

Die beiden letzten Halbwellen der Abb. 10 
stellen den eingeschwungenen Zustand des 
Gleichiichters dar. Entsprechend dem plötz- 
lichen Anodenwechsel muß der dem Transfor- 
mator zufließende Strom i, die angegebene 
Form aufweisen. Die Gleichung 


EL IS 
Im + (Luopllı- 


gibt den Weit vonK für den eingeschwungenen 
Gleichiichter wieder. Fühiıt man dieren 
Wet in Gl. (6) ein und bestimmt man 
durch Integration dieser Gleichung den Mit- 
telwe:t des erhaltenen Wellenstromes, so er- 
gibt sich als Resultat Gl. (10). 


une] . ah) 


Die Gleichung zeigt, daß die Selbstinduk- 
tion L, keinen Einfluß auf den Mittelweit 
des geliefeiten Gleichstromes gewinnen kann, 
denn L, ist aus der Gleichung verschwunden. 
Integiiert man die Gl. (6) für den eingeschwun- 
genen Gleichrichter nach dem Effektivweıt, 80 


rn 
(de) 


Ft II 
er: 2 


für die Gaserzeugung verteilt und angeordnet 
werden, und die Vorzüge und Nachteile der ver- 
schiedenen Anordnungsmöglichkeiten inbezug auf 
ihre Wirtschaftlichkeit werden kritisch beleuchtet. 


Es diufte kaum eine Industıie oder einen 
Betriebszweig geben, wo der Grundsatz der 
billige Förder- und Gestehungskosten gewähr- 
leistenden Anwendung von Kranen in so voll- 
kommener Weise Anwendung gefunden hat wie 
in Siemens-Martinstahlwerken. Die weitest- 
gehende Ausrüstung der einzelnen Stahlwerks- 
abteilungen mit den besonderen Bedingungen 
eigens angepaßten Hebezeugen wird als Selbst- 
verständlichkeit betrachtet. Freilich liegen hier 
die Verhältnisse für den Kranbetrieb auch 
außergewöhnlich günstig: Möglichkeit der be- 
tıieblichen und örtlichen Trennung der ver- 
schiedenen Arbeiten in gleichartige, «o daß Son- 
derkranen ein weites Betätigungsfeld gelassen 
ist; große Fördeımengen und dadurch bedingte 
günstigste Ausnutzung der Leistungsfähigkeit 
der Hebezeuge mit entsprechend geringen Be- 
tiiebskosten auf die Gewichtseinheit des Er- 
zeugnisses; Zusammenfassung der Hebezeuge 
auf einem verhältnismäßig nicht großen Raum, 
so daß die Beaufsichtigung leicht durchzuführen 
ist und die Kraftverteilung einfach, übersicht- 
lich und billig wird; Zulässigkeit hoher Aıbeits- 
geschwindigkeiten infolge des Fehlens beson- 
ders hindernder Betriebseiniichtungen. 

Die in Siemens-Martinstahlweıken meist 
Kranen verschiedener Ausbil dung übertragenen 
Arbeiten gliedern sich in: 


1. Beschickung der Gaserzeuger mit den 
zu ve BarondeB Bene in der u wird 


erhält man als Lösung = Gl. a 1). 


el: BH en 

En 4 E2(L,0)? Jlıtes Lo E: 

!ge — NE a Tr af |R?+(L, @)2] +[4 Je an (11 
2R ae (La ayllı Zei Do 


In dieser Gleichung ist L, noch enthalten, also ist 
der Eifektivwert i,, von L,abhängig. Die Größe 
der Unterschiede der Mittel- und Eifektivwerte 
des Wellenstromes sind aus Abb. 11 zu er- 
sehen, wo die Werte des Beispiels als Funktion 


Ser 
u 


002 003 004 0,05 


Abb. 11. 


006 007 


einer veränderlichen Selbstinduktion wieder- 
gegebensind. Die Werte nähern sich asymptho- . 
tisch, um bei unendlich großer Selbstinduktion 
sleich groß zu werden. Praktisch sind sie schon 
viel früher gleich zu setzen. 

(Fortsetzung folgt.) 


Neuere Bestrebungen bei der Anordnung und 
Durchbildung der Krananlagen in Siemens- 
Martinstahlwerken. 


Von Ingenieur H, Hermanns, Berlin, 


Übersicht. Es wird gezeigt, nach welchen Ge- 
sichtspunkten im modernen Siemens-Martinstahlwerk 
die Hebezeuge zur Handhabung der Rohstoffe, Roh- 
eisen und Zuschläge, des Fertigerzeugnisses in 
üssiger und fester Form, sowie der Brennstoffe 


——00- 


BEE 


diese mit der Entladung, Beför deıung und Auf- 
speicherung der Brennstoffe und der Hinaus- 
schaffung der Brennstoffiückstände verbunden. 

2%. Handhabung der Einsatzmengen für die 
Öfen; hierbei handelt es sich in der Hauptsache 
um Eisen und Schrott. Son- 
stige Zuschläge. werden mit 
der Handschaufel in das Bad 
gegeben. Die Eimichtungen 
zur Bisen- und Schrottbewe- 
gung sind verschieden, je 
nachdem in die Öfen flüssi- 

ges Eisen von den Hochöfen 
ne Mischern oder Roheisen- 
masseln eingesetzt werden. 
Im letztgenannten Falle sind 
die Einrichtungen einfacher, 
da das gleiche Hebezevg zur 
Handhabung sowohl der 
Masseln als des Schrotts ver- 
wendet werden kann. 

3. Beförderung des tlüssi- 
Sen Stahls zwischen ‘den 
Öfen und den Gießstellen in 
Verbindung mit dem. Ver- 
gießen und dem Auskippen 
der Pfannenschlacke. 

4. Hebe- und Förderarbeiten, die mit der 
Vorbereitung der Gießaırbeit und der Bewe- 
gung der gegossenen Blöcke zusammenhängen. 
rn gehören das Einsetzen der Gießformen 
und Gießplatten in die Gießgruben, das Ab- 
streifen der Formen von den erstarrten Blöcken 
und das Verladen der Blöcke. Manchmal wer- 
den die Blöcke auch, unter Fortfall dieser Zwi- 
schenyv erladung, unmittelbar nach dem Er- 
starren in die Tieföfen oder Ausgleichgruben 
eingesetzt. Hierfür sind dann aber im allge- 
meinen gesonderte Einrichtungen vorgesehen, 
die schon dem Walzwerk zugezählt werden. 

Den besonderen "Betriebsanforderungen 
dieser einzelnen Arbeitsvorgänge sind die Krane 
heutiger Ausbildung in weitestgehendem Maße 

angepaßt. Es handelt sich also fast durchweg 
um ausgesprochene Sonderkrane. Dies trifft 
freilich nicht zu für die Krane zur Beschiekung 


0,08 


009 0,7 


der Gaserzeuger, da diese in der Regel als nor- 
male Greiferkrane für Zweiseilgreifer- Betrieb 
ausgebildet werden. Eigenartigerweise wird der 
Greiferkran in den weitaus meisten Gaserzeu- 


gerzentralen der großen Martinstahlwerke an- 


gewendet, obwohl der Laufkran mit Greifer bei 
den in den Gäserzeugeranlagen üblichen Ar- 
beitsbedingungen gewöhnlich nicht als das wirt- 
schaftlichste Hebezevg Bepehen werden 
kann. 

Erstens erfolgt in den nen. 
die Anfuhr der Brennstoffe fast durchweg'mit- 
tels Eisenbahnwagen, die gewöhnlich in das Gas- 
erzeugergebäude auf einem Längsgleis einge- 
fahren werden. Der Greifer wird unmittelbar 
zur Entladung der Wagen benutzt, u. zw. so- 
weit, als der verbleibende Kohleninhalt der 
Wagen noch eine hinreichende Füllung des 
Greifers zuläßt. Ein beträchtlicher Rest der 
Kohlen muß mit der Handschaufel entladen 
werden. Außerdem ist aber auch der Selbst- 
greifer zur Entladung von Eisenbahnwagen des- 
wegen wenig geeignet, weil er seine Leistungs- 
fähigkeit nur dann zu entwickeln vermag, wenn 
er in großen Materialmengen, offenen Haufen- 
lagern, Schiffen mit großen Entladeluken, ar- 
beitet. Die geringen Ladeflächen der Eisen- 
bahnwagen ce ein langsames Absenken 
und eine Führung durch einen oder zwei Ar- 
beiter erforderlich. 

Ein weiterer, grundsätzlicher Nachteil des 
Greifeıkrans im Vergleich zu anderen Um- 
schlageinrichtungen besteht auch darin, daß der 
Kran einen besonderen Steuermann verlangt, 
während Umschlageinrichtungen anderer Bau- 
art einen selbsttätigen Betrieb zulassen, ohne 


hinsichtlich ihrer Leistungen hinter dem Grei- - 


feıkran zurückzustehen. Auch ist infolge des 
bedeutenden Totgewichtes des Kranes mit Grei- 
fer und der mindestens die Hälfte der Gesamt- 
fahrten betragenden Leerfahrten der Leistungs- 
faktor eines Bekohlkrans nicht besonders gün- 
stig und hält in der Regel den Vergleich mit 
anderen Hebemitteln, Becherförderern, Hänge- 
bahnen usw. nicht aus. 

Als dıitter nachteiliger Umstand kommt 
hinzu, daß die Anlagekosten des gesamten Gas- 
erzeugergebäudes durch die Verwendung eines 
Kranes wesentlich verteuert werden, da die Ge- 


bäudewände für die Zusatzbelastung durch den 
Kran entsprechend stärker ausgeführt werden 


müssen. 

Für den erneuter kann im all- 
gemeinen der Greiferkran nur bei sehr großen 
Entlademengen in Verbindung mit Selbstent- 
ladern oder Eisenbahnwagenkippern als gün- 
stige Lösung betrachtet werden. Der Greifer 
entnimmt in diesem Falle die Kohlen aus großen 
Erdbehältern, kann also seine hohen Arbeits- 
geschwindigkeiten ausnutzen. Die Grenze der 
Wirtschaftlichkeit dieser Aıbeitsweise ist na- 
türlich immerfort im Fluß, entsprechend den 
jeweiligen wirtschaftlichen und betiiebstechni- 
schen Verhältnissen. Es ist aber in jedem Falle 
notwendig, in den Kreis der Vergleichsrechnun- 
gen bezüglich der Wirtschaftlichkeit der Bekoh- 
lung auch andere Fördermittel, insbesondere 
solche mit selbsttätiger und stetiger Arbeits- 
weise, mit einzubeziehen. Der Kran selbst wird 
für Zweiseilgreifer- Betrieb mit getrenntem Hub- 
und Schließseil ausgebildet. 


Was die Anordnung der übrigen Krane im 


| Martinwerksbetriebe angeht, so geht das Be- 


streben dahin, den Kranen weitestgehende 
gegenseitige Unabhängigkeit zu sichern, die Be- 
dienung auf Stahlwerksflur auf das geringste 
Maß zu beschränken, möglichst wenig verschie- 
dene Motorgrößen zu erhalten, mit hohen Ar-. 


beitsgeschwindigkeiten feinfühlige Steuerung - 


zu verbinden und die Krane weitgehend mit 
Hilfslaufkatzen auszurüsten, um einerseits eine 
möglichst günstige Ausnutzung der Krane zu 
erreichen, anderseits mit einer: geringen Zahl 
von: Kranträgern auszukommen. Auf die’be- 
sonderen Anforderungen an Gießkrane soll 


‚weiter unten noch eingegangen werden. 


1 u ee ee ee Me Sc) le a Fee ce ah A 


PR RE U VRTTTEREN 


- 
E 
” 
h 


& 19. Februar 1920. 


Zum Teil sind diese Bestrebungen schon 
bei älteren Maıtinweıken deutlich eıkennbar, 
besonders hinsichtlich der Ausbildung von 
Meh:katzenkranen. Bei der Anoıdnung des 
Siemens-Maıtinstahlweı ks der Acciaiıia e Ferni- 
era di P.ä, das nach den heutigen Begriffen nur 
dinftig mit Kranen ausgerüstet ist, trägt der 
Muldenbeschickkran eine Hilfslaufkatze von 
10 t Tragkraft. Dagegen werden sowohl die 
Gaserzeugerkohlen wie auch der Muldenschrott 
mit der Hand bewegt. Bis zu einem gewissen 
Grade findet diese Arbeitsweise hier ihre Be- 
gründung in der geschiekten Ausnutzung der 
Geländebildung. Da die Sohlen der Arbeits- 
hallen von der Gaserzeugeranlage nach dem 
Gießhause hin treppenförmig abfallen, so ge- 
staltet sich sowohl die Beschickung der Gaser- 
zeuger als auch die Füllung der Schrottmulden, 
die durch den Beschickkran gefaßt und unmit- 
telbar in die Öfen entleert werden, einfach, 

Bei der in Abb. 1 wiedergegebenen Anord- 
nung des Martinwerks des Gußstahlwerks 
Witten verdient die Verbindung der Roheisen- 
Pfannenkatze und der Muldenkatze auf einem 
Krantıäger besondere Beachtung. Außerdem 
können die Öfen auch von der Gießhalle aus mit 
flüssigem Eisen beschickt werden. Dain Witten 
vorwiegend schwere Stahlformgußstücke er- 
zeugt werden, so wird der gießhallenseitige 
Lagerplatz von einem 80 t-Laufkran bestrichen. 


Abb. 1. Krananlagen des Martinstahlwerks des Gußstahlwerks Witten. 


-Das Stahlwerk „Mark“ hat den Quer- 
schnitt wieder in anderer Fo'm aufgeteilt. Auch 
dieses Weık dient der Erzeugung von Stahl- 
formguß. Die Anordnung wird gekennzeichnet 
durch eine breite Gieß- und Foımhalle mit 
einem 25 t-Laufkran für schwere Gußstücke 
und eine neben dieser herlaufenden kleineren 
Halle mit einem 10 t-Kran für leichteren Guß. 
Die Muldenhandhabung wird hier insoweit mit 
der Hand bewirkt, als die Kippbewegung mit- 
tels eines Handkreuzes erfolgt, während das 
Hubweık elektıisch angetrieben wird. 

Die in Abb. 2!) dargestellte Anlage zeigt 
deutlich die neueren Bestrebungen, wie sie sich 
sowohl bei der Ausrüstung der Gaserzeuger- 
anlagen als auch der eigentlichen Arbeitshallen 


‚äußern, in denen die zur Verhüttung bestimm- 


ten Rohstoffe und das Stahlwerkenderzeugnis 


“gehandhabt werden. Die Anordnung kann als 


vorbildlich für neuzeitige Martinwerksanlagen 


in bezug auf die Ausrüstung mit elektrischen 


"min für das Querfahren. 
der Schrottkran fast stets mit Lastmagnet, der 
‚gegen ein Gehänge mit kippbaren Bügeln zur 


Hebezeugen gelten. Sie umfaßt: 

1. den Schrottlagerkran, der als Drei- 
motorenlaufkran ausgebildet ist. Seine Fahr- 
geschwindigkeiten werden sehr hoch bemessen: 
bis 200 m/min für das Längsfahren, bis 90 m/ 
Neuerdings arbeitet 


Aufnahme einer oder mehrerer Schrottmulden 
ausgetauscht werden kann; 

2. den Roheisenbeschiekkran. Er wird 
entweder als Viermotorenlaufkran (mit Haupt- 
und Hilfshubwerk) oder mit zwei getrennten 
Laufkatzen gebaut. Im allgemeinen ist der 


_ letztgenannten Bauart der Vorzug zu geben, 


dr 


da sie eine größere Leistungsfähigkeit der Hilfs- 
katze sichert, die bei geringerem Stromver-. 
brauch größere Fahrgeschwindigkeit entwickelt. 
Zweckmäßig ist es, zur Bestreichung der vollen 


j) Die Zeiehnungsunterlage zu Abb.2bis4 wurden dem 

Verfasser liebenswürdiger Weise von der Lauch- 
awmer in Düsseldorf zur Verfügung gestellt. Auch an 
dieser Stelle sei der Firma hierfür bestens gedankt. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


ZZENS 


Nessie ran zannzaN 


Hallenbreite für beide Laufkatzen getrennte 
Fahı bahnen vorzusehen. 

3. einen Muldeneinsetzkran, der im vor- 
liegenden Falle als auf Bedienbühnenflur fah- 
rend ausgebildet ist. Häufiger läßt man den 
Einsetzkran ebenfalls auf einem erhöhten Kran- 
gleis fahren, wenngleich beide Bauarten ihre 
besonderen Vorzüge und Nachteile haben; die 
Entscheidung hängt meist von persönlichen 
Ansichten und Eifahrungen ab. Bei der Ver- 
wendung einer Flurmaschine erfolgt die Be- 
schickung der Öfen mit flüssigem Eisen auf der 
Abstichseite entweder durch den Gießkran oder 
einen besonderen Roheisenpfannenkran. In äl- 
teren Stahlweırken, die zu einer Steigerung der 
Ofeninhalte schritten, hat sich neuerdings viel- 
fach auch die Verwendung von Roheisenwagen 
zur Beschickung der Öfen eingeführt, wobei 
beim Kippen der Pfanne die Ausgußschnauze 
in der gleichen Höhe verbleibt, also den Dreh- 
punkt bildet?). 

4. einen Gießkran von dem Abstichgewicht 
der Öfen entsprechender Tragfähigkeit, ent- 
weder mit losem Gehänge, wie im vorliegenden 
Falle, oder mit starrer senkrechter Führung 
der Pfanne. Der Gießkran erhält gewöhnlich 
zwei getrennte Laufkatzen mit besonderen 
Fahrbahnen. Die Hilfskatze dient sowohl zum 
Kippen der Pfanne als auch zu Hilfsarbeiten in 
der Gießhalle. 


d 


NIZASGZASSI 7 


5. einen Hilfskran, gewöhnlich als norma- 
ler Dreimotorenlaufkran auf besonderem Gleise 


oberhalb des Gießkrans fahrend. Er dient zum‘ 


Einsetzen der Gießfoımen In die Gruben, zur 
Verladung der Blöcke, zur Handhabung der 
Gespannplatten usw. 

6. Besondere Beachtung verdient die hier 
gewählte Art der Verbindung der Gießhalle mit 
den Tieföfen des Walzwerks. In den weitaus 
meisten Stahlwerken pflegt die Gießhalle mit 
dem Walzwerk nicht in unmittelbarer Verbin- 
dung zu stehen. Die Blöcke werden vielmehr 
auf bodenständigen Bahnen dem Walzwerk zu- 
gefahren. Diese Arbeitsweise hat bei gewissen 
Nachteilen auch entschiedene Vorzüge, da 
einerseits die Erschütterungen das Entweichen 
von in den Blöcken enthaltenen Gasen begün- 
stigen, anderseits auch die Blöcke sich auf dem 
Wege zwischen Gießhalle und Walzwerk soweit 
abkühlen, daß sie unmittelbar aus den Gieß- 
foımen ausgedrückt werden können. Besondere 
Vorteile bietet das Verfahren bei der Benutzung 
des sog. Wagengusses, da in diesem Falle eine 
Umladung der Blöcke nicht in Frage kommt. 
Beim Gießen in festen Gießgruben ist es da- 
gegen wegen der größeren Umständlichkeit des 
Betriebes nicht empfehlenswert. 

Schließt sich das Walzwerk, wie ın Abb. 2, 
unmittelbar an das Stahlwerk an, so bieten sich 
zweı Möglichkeiten, den gegossenen Blöcken 
die erforderliche Zeit zur Abkühlung zu geben: 
entweder eine große Gießhalle mit ausgedehnten 
Gießgruben zur Aufnahme mehrerer Güsse oder 
ein Zwischenlager zwischen den beiden Werks- 
abteilungen. Parallel mit der Gießhalle er- 
streckt sich dann eine besondere Blockhalle, 
neben der die Tiefofenhalle angeordnet ist. 

Die Schwierigkeit der möglichst zweck- 
mäßigen, billige Anlage- und Betriebskosten ge- 
währleistenden und den Großbetrieb in keiner 
Weise störenden Verbindung zwischen Walz- 


2) Ausführung der Maschinenbau-A. G. Tigler in 
abire eiderich. Vgl. hierzu „Stahl und Eisen‘ 1916, 
e ’ Ä 


1920. Helt 8. 


148 


werk und Gießhaus wurde in geschicekter Weise 
mittels eines Laufdiehkıans übeıwunden, der 
gleichzeitig als Abstieifeikran benutzt wird. 
Der Drehausleger hat lediglich die Aufgabe. 


Schrorflager 


Ko: 
SIT 


ee 


Abb. 2. Krananlagen eines Martinstahlwerks. 


Greßhalle 


SR 
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einerseits die Gießgruben mit fıischen Kokillen 
zu versorgenund die gegossenen Blöcke mit den 
Kokillen in die Blockhalle zu befördern, ander- 
seits die von den Formen befreiten Blöcke in den 
Bereich des Zangenkrans in der Tiefofenhalle 


150 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helft 8. 


19. Februar 1920. 


4 
= 
= —t nz 


Abb. 3. Querschnitt durch eine Ofen- und Gießhalle: 
Gießkran mit viner Laufkatze mit Pfannen- und Hilfshubwerk. 


zu bringen. Zur Aufnahme der leeren GieBß- 

formen dient ein mit einem Rost abgedecktes 
Lager. Die Abstreifvorrichtung hängt in der 
Lastmitte der Laufkatze. 

7. Der Beschickkran für die Gaserzeuger 
ist in üblicher Weise als Dreimotorenkran für 
Zweiseilgreiferbetrieb ausgebildet. 

Abb. 3 u. 4 zeigen noch verschiedene An- 
ordnungsmöglichkeiten des Gießkrans und der 
Eimtichtungen zur Handhabung und Beförde- 
rung der Schrottmulden. 


Gießhalle. Während bei der Anordnung 
nach Abb. 2 der Roheisenpfannenkran in der 
Ofenhalle fährt, wirdin Abb. 3 u. 4 der Gieß- 
kran gleichzeitig als Beschickkran für die Öfen 
benutzt. Gemeinsam ist den drei Ausführungs- 
möglichkeiten der auf dem oberen Gleis fah- 
rende Hilfskran. Dagegen zeigt der Gießkran 
verschiedene Bauarten. Die einfachste ist die 

“nach Abb. 3. Die Pfanne wird von einem Quer- 
haupt getragen, das an der Unterflasche des 
Haupthubwerks mit einem Tragbolzen aufge- 
hangen ist. Zum Kippen der Pfanne dient in 
üblicher Weise ein Hılfshaken mit besonderem 
Motor. 

Nach Abb. 4 wird die Gießpfanne durch ein 
doppeltes, durch einen gemeinsamen Motor an- 
getriebenes Hubwerk gehandhabt. Die beiden 
Seiltrommeln tragen ein die beiden Unter- 
flaschen verbindendes Querhaupt, an die das 
Pfannengehänge angelenkt ist. Auf dem Unter- 
gurt des Kranträgers fährt eine zweite Lauf- 
katze zum Kippen der Pfanne, die auch zu 
Hilfshebearbeiten herangezogen wird und bei 
geringerer Tragfähigkeit entsprechend höhere 
Arbeitsgeschwindigkeiten aufweist. Die Steue- 
rung aller Kran- und Katzenbewegungen erfolgt 
von dem mit der Hilfskatze fest verbundenen 
Führerkorb aus. Namentlich für schwere Güsse 
ist diese Gießkranbauart deswegen vorzuziehen, 
weil eine größere Bruch- und Betriebssicherheit 
erzielt und das gefährliche Schwanken der 
Pfanne während der Kranbewegungen in wei- 
tem Maße verhindert wird. 

Das die Pfanne tragende Querhaupt kann 
auch auf beiden Seiten starr geführt werden. 
Hierdurch werden nicht nur Pendelbewegungen 
der Pfanne, sondern auch sowohl der Gießbe- 
trieb als auch das Eingießen des Roheisens in 
die Öfen dadurch erleichtert und beschleunigt, 
daß die Pfanne genau eingestellt werden kann. 
Den höheren Anlagekosten stehen Ersparnisse 
anLöhnen, Kraft und Material sowie die größere 
Leistungsfähigkeit gegenüber. Neuere Groß- 
betriebe pflegen diese Anordnung vorzuziehen. 
Im übrigen erstrebt man bei modernen Gieß- 
kranen besonders eine feinfühlige Steuerung der 
zu hebenden Lasten. ‘Diese Forderung findet 
ihre Erfüllung in der Anwendung der Leonard- 
Schaltung für das Hubwerk. 


Ofenhalle. Die Muldeneinsetzvorrich- 
tung istin Abb. 3u. 4als ein auf erhöhtem Gleis 
fahrender Kran mit einer besonderen Katze für 
Hilfshebearbeiten ausgebildet. Zu diesen bei- 
den Laufkatzen tritt in Abb. 8 noch ein ge- 
trenntes, an dem einen Ende des Kranträgers 
fest angeordnetes Hubwerk mit entsprechen- 
dem Gehänge zur Handhabung der Mulden. 


SEERZBENI 


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Zu 
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Boreiratte 


Daraus ergibt sich zwar eine sehr weitgehende 
Ausnutzungsmöglichkeit des Krans. Jedoch ist 
zu berücksichtigen, daß infolge des großen Ge- 
wichtes des Krans und der verhältnismäßig ge- 
ringen Nutzlast der Mulden mit Inhalt die Ver- 
schiebung des Schrottesinnerhalb der Ofenhalle 
einen hohen Kraftverbrauch verursacht. 

Es erscheint entschieden wiıtschaftlicher, 
die Heranschaffung der Schrottmulden einem 
besonderen Hebezeug zu übertragen, wie in 
Abb. 4 dargestellt. Hier wird zu diesem Zwecke 
eine auf dem Unterflansch eines I-Trägers fah- 
rende Laufkatze benutzt. Es ist keineswegs er- 
forderlich, diese Lauikatze mit Führerstand 
auszurüsten und sie durch einen mitfahrenden 
Maschinisten steuern zu lassen. Vielmehr wird 
sich in den meisten Fällen leicht Fernsteuerung 
einrichten lassen. In diesem Falle kommen be- 
sondere Lohnausgaben für die Muldenbewegung 
nicht in Frage, weil die Muldenfüllmannschaft 
die Steuerung betätigen kann. Die Mulden wer- 
den auf einem Bockgerüst an der Außenseite 
des Gebäudes abgesetzt und durch denim vollen 
Kreise schwenkbaren Schwengel des Mulden- 
einsetzkrans gefaßt. Den wenig höheren An- 
lagekosten stehen Ersparnisse an Strom und 
größere Leistungsfähigkeit gegenüber. 


Die Kohlenklausel. 
Von Dr.-Äng. L. Bloch, Berlin. 


Übersicht. Eine richtig bemessene Kohlen- 
Klausel ist heute bei Stromlieferungsverträgen un- 
entbehrlich. Es werden einfache Formeln zur Be- 


"rechnung der Kohlenklausel aus der Erhöhung der 


Stromerzeugungskosten und der Kohlenkosten auf- 
gestellt. An Hand dieser sowie an einigen Bei- 
spielen wird gezeigt, welchen Einfluß die Erhöhung 
der Leistungs- und Arbeitskosten bei verschiedener 
Höhe der Benutzungsdauer auf die Bemessung der 
Kohlenklausel ausübt. 


Noch vor wenigen Jahren wurden von man- 


chen Elektrizitätswerken Lieferungsverträge | 


über bedeutende Strommengen ohne Kohlen- 
klausel abgeschlossen. Heute, wo die Kohlen- 
preise schon bis auf das Siebenfache des Vor- 
kriegspreises gestiegen sind, ist die Notwendig- 
keit eines nach dem Kohlenpreis bemessenen 
Zuschlags zu den Strompreisen allerorts aner- 
kannt. Man hat sogar schon seit einiger Zeit 
oft auch die Normalstrompreise für Kleinab- 
nehmer von der Höhe des Kohlenpreises ab- 
hängig gemacht. In vielen Fällen ist heute die 
Kohlenklausel die wichtigste Zahl des Strom- 
lieferungsvertrages, und diealten Grundpreise 
treten ihr gegenüber an Bedeutung ganzin den 
Hintergrund. Es erscheint daher wohl ange- 
bracht, einmal die Frage zu erörtern, ob und wie 
weit eine Kohlenklausel die Mehrkosten der 
Stromerzeugung richtig zum Ausdruck zu brin- 
gen vermag. Leider erfüllt die, Kohlenklausel 
durchaus nicht ihren Zweck so, wie es eigentlich 
wünschenswert wäre. Wenn dies tatsächlich 
der Fall wäre, so müßten heute nicht allenthal- 
ben Schiedsgerichtsverfahren zum Zwecke der 
Abänderung der Kohlenklausel durchgeführt 
werden. Die hier eit auftretenden Umstimmig- 


Abb. 4. Querschnitt durch eine Ofen- und Gießhalle: 
Gießkran mit getrennter Hub- und Hilfskatze; Muldenlaufkatze. 


keiten einigermaßen aufzuklären, soll im folgen- 
den versucht werden. 

In der Hauptsache sind gegenwärtig zwei 
verschiedene Arten. der Kohlenklausel in Ge- 
brauch. Sie mögen als Pfennigklausel und 
Prozentklausel bezeichnet werden. ° Di 
Pfennigklausel verlangt für jede Mark Kohlen- 
preiserhöhung über den Grundpreis von ko M/t/ 
einen Zuschlag zum Strompreis von.s Pf/kWh.- 
Beträgt der Stromgrundpreis p, Pf/kWh, so be- 
läuft sich bei Erhöhüng des Kohlenpreises auf 
k M der Strompreis in Pfennig je Kilowatt- 
stunde auf 5 
P=Pmts(k— ko). 

Der Zuschlag wird entweder auf jede ange- 
fangene oder jede volle Mark Kohlenpreiserhö- 
hung bezogen, manchmal auch auf jede halbe 
Mark oder auf mehrere volle Mark. Die Pfennig- 
klausel ergibt sich hiernach aus dem neuen und 
alten Strom- und Kohlenpreis zu 


Die 


Weniger häufig ist die Prozentklausel in‘ 


Gebrauch. Bei ihr wird für 2% Kohlenpreiser- 
höhung über den Grundpreis von ky M/t ein 
Zuschlag von q 2% auf den Stromgrundpreis 
von po Pi/kWh erhoben. Bei einem Kohlenpreis 
von k M/t beträgt hiernach der Strompreis in 
Pfennig je Kilowattstunde 


BER 
p=mlitg: = 2). 


Die Pıozentklausel q berechnet sich aus den 
neuen und alten Preisen in folgender Weise: 


qa= PD ky) _w 
erener 


Hierin bedeutet w die Strompreiserhöhung 
und x die Kohlenpreiserhöhung in Prozenten. 
Zwischen der Prozentklausel und der Pfennig- 
klausel besteht hiernach folgende Beziehung: 


ee, 
5 Po N 
Beträgt beispielsweise der ursprüngliche: 
Strompreis 15 Pf bei einem Kohlenpreis von 
20 M/t und soll bei Erhöhung des Kohlenpreises 
auf 120 M/t ein Strompreis von 45 Pf erreicht 
werden, so muß die Pfennigklausel s = 0,30 und 
die Prozentklausel q = 0,4 betragen. 
Manchmal kommt auch eine Kombination 
der Pfennigklausel und der Prozentklausel vor. 
Es wird für jede Märk Kohlenmehrpreis ein Zu- 
schlag von r%, auf den Strompreis erhoben. In 
diesem Falle ist ; 
Be , r(k—kı) 
Es wird dann 
P—2o 100 _ 100s 
(CK Rh u #) 
k—ko, Po:, Po 
Für obiges Beispiel wird 


Es soll nunmehr untersucht werden, in wel- 
chom Zusammeoahange die Kohlonklausel mit 


et a 


De. 7 u w Eee 
Fa 7 ” f ‘ 2 
« 


19. Februar 1920. Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 8. 


“ nn 


151 


er 7 


der Steigerung der Erzeugungskosten 


des elektrischen Stromes steht, und welche. 


Werte sie anzunehmen hat, damit sie die Stei- 
gerung der Erzeugungskosten zu decken im- 
stande ist. Die Erzeugungskosten des elektri- 
schen Stromes setzen sich bekanntlich aus zwei 
Teilen zusammen. Der eine Teil ist im wesent- 
lichen von. der Höchstleistung des Werkes ab- 
hängig und enthält in der Hauptsache die Kapi- 
talkosten sowie denjenigen Teil der Betriebs- 
kosten, der auch dann aufzuwenden wäre, wenn 
das Werk gar keinen Strom in das Netzabgeben 
würde; diese Kosten sollen weiterhin als Lei- 
stungskosten bezeichnet werden. Für jedes 
Kilowatt Höchstleistung mögen sie L Pf be- 
tragen. Dividiert man L durch die Benutzungs- 
dauer T der Höchstleistung, so erhält man die 
Leistungskosten in Pfennig für jede abgegebene 


Kilowattstunde als 7 = n- 


dauer der Höchstleistung wird erhalten, wenn 
man die Zahl der abgegebenen Kilowattstunden 
durch die Höchstleistung dividiert. 

Der zweite Teil der Erzeugungskosten ist 
von der Zahl der abgegebenen Kilowattstunden 


Die Benutzungs- 


abhängig und enthält den Hauptteil der Be- 


triebskosten. Diese Kosten mögen weiterhin 
als Arbeitskosten bezeichnet werden und 
a Pf für jede abgegebene Kilowattstunde be- 
tragen. Die gesämten Stromerzeugungskosten 
belaufen sich hiernach auf 


L 
P=mta=ita 


. Hierbei beträgt der Kohlenpreis k Mt. 
Bei einem Kohlengrundpreis von ky M/t mögen 
dagegen die Erzeugungskosten betragen haben 


po a ’ 

- Der Kohlenpreiserhöhung um 2%, stehe 
eine E'höhung der Leistungskosten um y%, und 
der Arbeitskosten um 2%, gegenüber. Es ist 
dann 


ae 


SE, 
- y=100 


und 
I) 


und 


a—da 
z2=1W ——. 
Ay 

Die Leistungspreiserhöhung sei u mal so 
groß und die Arbeitspreiserhöhung sei v-mal 
so groß wie die Kohlenpreiserhöhung, demnach 


MEU RE AU 


Wir können nunmehr aus dies®n Größen 
und den oben angegebenen Formeln berechnen, 
wie hoch die Kohlenklausel sowohl als Pfennig- 
klausel wie auch als Prozentklausel sein muß, 
damit sie die Steigerung der Erzeugungskosten 


deckt. Es ist 
: P.Py > 1—h+a—& 
eK, k—ko : 
._ yb+20%._uh+va 
SZ — irre 
. scko 10 
ae eher va 
pP . Po 


Diese beiden Formeln geben uns wichtige 
Aufschlüsse über die Faktoren, durch welche 
die Höhe der Kohlenklausel maßgebend beein- 
flußt wird. Während die Prozentklausel q von 
dem Kohlengrundpreis nicht unmittelbar ab- 
hängt, ist die Pfennigklausel s dem Kohlen- 
grundpreis umgekehrt proportional. Im übri- 
gen ändern sich sowohl s wie auch q mit der 
Höhe des Grundpreises für Leistung und Arbeit 
und mit den Faktoren u und v. len Verhältnis- 
zahlen der Steigerung des Leistungs- und Ar- 
beitspreises zur Steigerung des Kohlenpreises. 
Da der Leistungsgrundpreis 7, von der Be- 
nutzungsdauer der Höchstleistung abhängig ist, 
ändert sich auch die Kohlenklausel mit der 
Höhe der Benutzungsdauer, sobald w größer 
als O ist. Nur 'wenn u = 0, also der Leistungs- 
preis bei Erhöhung des Kohlenpreises unver- 
ändert geblieben ist, erbält man eine von der 


“die Kohlenklausel 


Benutzungsdauer unabhängige Pfennigklausel. 
Aber auch dann bleibt die Pfennigklausel nur 
so lange konstant, als v» unverändert bleibt. 
Mit diesem Zustand v = 0 und v = const. 
konnte man in früheren Jahren rechnen, und 
deshalb war damals eine unveränderliche Koh- 
lenklausel berechtigt. Heute sind dagegen so- 
wohl « als auch » beträchtlichen Änderungen 
unterworfen. Denn die Steigerung des Arbeits- 
preises hat sich immer mehr der Steigerung des 
Kohlenpreises angenähert und übertrifft sogar 
letztere schon mancherorts. Demnach ist v 
immer mehr gewachsen und hat den Wert 1 
manchmal schon überschritten. Ebenso - ist 
auch der Leistungspreis schon längst nicht mehr 
unverändert geblieben. Er ist zwar noch lange 
nicht in dem Maße wie der Kohlenpreis, aber 
doch auch schon recht beträchtlich gestiegen. 
Mithin ist auch « nicht mehr gleich 0 und hat 
im Laufe der Zeit schon Werte bis gegen 0,5 
erreicht. Infolge der ständigen Steigerung von 
wund verweist es sich als erforderlich, daß auch 
dementsprechend erhöht 
wird, damit die Elektrizitätswerke die Steige- 
rung ihrer Erzeugungskosten gedeckt bekom- 
men. 

Die Prozentklausel ändert sich ebenso wie 
die Pfennigklausel; außerdem hängt sie aber 
auch von der Höhe des Grundpreises ab, zeigt 
also für verschiedene Verhältnisse noch größere 
Verschiedenheiten als die Pfennigklausel. Nur 
wenn die Leistungskosten und die Arbeits- 
kosten ingleichem Maße ansteigen, also u gleich 
v wird, nimmt auch die Prozentklausel densel- 


.ben Wert an und wird von Benutzungsdauer 


Zahlentafell. 


Höhe angenommen, während der Leistungspreis 
sich im ersten Falle nicht, im zweiten Falle im 
gleichen Maße wie der Arbeitspreis geändert 
hat. Im ersten Falle e'hält man eine von der 
Benutzungsdauer unabhängige Pfennigklausel 
und eine stark veränderliche Prozentklausel. 
Im zweiten Falle ist dagegen umgekehrt die 
Pfennigklausel stark veränderlich und die Pro- 
zentklausel konstant. Im dritten und vierten 
Fall entspricht die Kohlenpreiserhöhung um 
600%, ungefähr den heutigen Verhältnissen. 
Für den Leistungspreis ist dabei eine Erhöhung 
um 300%, also « = 0,5angenommen. Vorläufig 
wird dieser Wert in Wirklichkeit wohl noch sel- 
ten erreicht. Der Arbeitspreis möge sich im 
dritten Falle etwas weniger als der Kohlenpreis 
geändert haben (v = 0,75); im vierten Falle 
übertrifft seine Erhöhung dagegen die Erhöhung 
des Kohlenpreises (v = 1,25). In beiden Fällen 
ist sowohl die Pfennigklausel wie auch die Pro- 
zentklausel bei verschiedener Benutzungsdauer 
verschieden. Besonders bei niedriger Be- 
nutzungsdauer fällt die Pfennieklausel weit 
höher aus als sie früher meist üblich war. 

In einer besonderen Spalte der Zahlen- 
tafel sind die Strompreiserhöhungen w in Pro- 
zenten des Stromgrundpreises angegeben. Die- 
sen Strompreiserhöhungen gegenüber spielt die 
ursprüngliche Höhe der Stromgrundpreise unter 
den heutigen Verhältnissen nur noch eine unter- 
geordnete Rolle. Um so wichtiger erscheint da- 
her die richtige Bemessung der Kohlenklausel, 
um eine die Steigerung der Erzeugungskosten 
deckende Erhöhung der Verkaufspreise zu er- 
zielen. 


Beispiele für die Erhöhung der Stromkosten und die hierbei 


nötige Höhe von Pfennig- und Prozentklausel. 


Koh- Steige- Rtaiger Steige- Benut- | Jei- Ar- |Gesamt-, Steige- 2 
len- „der ‚der der a , an stungs-| beits- | strom- ir Pfennig-\Prozent- 
Beispiel kosten ts Sins Be een in kosten kosten | preis | Strom- klausel | klausel 
ın | kosten | kosten | kosten Stun- ın ın ın pEBIEER En 
M/t %y, 0, Y- den |Pf/kWh| Pf/kWh | Pf/kWh %, Pf/M | % = 
k x -y z Urs AV ie b a p | w | s | q 
Grund- | | | soo | 20 4 24 I 
preisel| 2% | — — == — = | 2000 er: 9 I = 
5000 | 2 4 6) | | 
| 500 | 20 8 98071 781..090 11.0,17 
1 40 100 (0) 100 0) 1 2000 5 8 13 ,18245 0,20 | 0,45 
Be 5000 ı 2 8 10 | 67 | 020° |.0,57 
| ( 500 | 40 8 48 | 109°! 1,20. 1,0 
2. 40 | 100 100 100 1 j! 2000 10 fo) 18 100 | 0,45 1,0 
| \ 5000 4 8 12 100 0,30 1,0 
| 500 | 80 | 22 | 102 |'325 | 0,66 | 0,4 
3 140 600 300 450 0,5 | 025) 2000 20 21222 42, | :.367 | 0,275 | 0,61 
+ 5000 RE 8 1,38 30, 400 | 0% 0,67 
| 500 | s0 |. 34 | 11a | 375 | 0,75 | 0,68 
4 | 140 | 600 |“ 300 | 60 |- 05 125 2000 1.20 | 34.1. 54 | 500 | 0,375 | 0,R3 
| | 5000 8 34 42 | 600 | 0,30 | 1,00 


und Grundpreis unabhängig. Dieser Zustand 
wird vielleicht in späteren Jahren einmal er- 
reicht werden, trifft. dagegen heute in keinem 
Fall zu. Deshalb ist die Pfennigklausel gegen- 
über der Prozentklausel meist vorzuziehen. 
Nur für feste Einheitstarife erscheint auch die 
Prozentklausel am Platze. 

Zur Erläuterung dieser Ausführungen sind 
in Zahlentafel 1 verschiedene Beispiele für die 
Erhöhung der Stromkosten und die hierbei not- 
wendige Höhe der Pfennigklausel und der Pro- 
zentklausel durchegerechnet. Damit die einzel- 
nen Fälle möglichst charakteristische Unter- 
schiede zeigen, sind die ihnen zugrunde gelegten 
Yahlen so gewählt, daß sie nicht durchweg den 
bisher in Wirklichkeit vorkommenden Werten 
entsprechen. Den Beispielen sind Leistungs- 
kosten von 100 M/kW und Arbeitskosten von 
4 Pf/kWh zugrunde gelegt. Als Kohlengrund- 
preis ist 20 M/t angenommen. Im ganzen sind 
4 verschiedene Fälle in Betracht gezogen und 
jeder für eine Benutzungsdauer von 500, 2000 
und 5000 h durchgerechnet. In den zwei ersten 
Fällen ist eine Kohlenpreiserhöhung von 100% 
und eine Arbeitspreiserhöhung von gleicher 


Die wenigen Beispiele sind hier nur zur all- 
gemeinen Orientierung über den Ein’iuß der 
verschiedenen Faktoren auf die Höhe der Koh- 
lenklausel angegeben worden. Sie können na- 
turgemäß kein auch nur annähernd erschöpfen- 
des Bild von den tatsächlichen Verhältnissen 
geben, wie sie sich im Laufe der Jahre gestaltet 
haben und heute maßgebend sind. Hierzu sind 
die oben angegebenen Formeln bestimmt. Aber 
auch die hier vorgeführten Beispiele lassen 
schon erkennen, daß von einer festen Kohlen- 
klausel, die für verschiedene Werke oder auch 
nur für alle Konsumentenklassen desselben 
Werkes die Steigerung der Erzeugungskosten 
richtig erfaßt, heute keine Rede mehr sein kann. 
Aber auch eine einmal richtig festgesetzte Koh- 
lenklausel kann bei den sprungweisen Erhöhun- 
gen, denen Kohlenpreise und Arbeitslöhne noch 
ständig unterworfen sind, nicht auf Jahre hin- 
aus unverändert bleiben. Siemuß vielmehr von 
Zeit zu Zeit den veränderten Erzeugungskosten 
angepaßt werden. Es erscheint überhaupt frag- 
lich, ob es auf die Dauer möglich sein wird, die 
Teuerungszuschläge nur vom Kohlenpreis ab- 
hängig zu machen. Meine Absicht ist es nicht, 


152 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heit 8. 


- 19. Februar 1920. 


hier Ve: besserungsvorschläge zu machen. Es 
sollte nur einmal auf die große Bedeutung einer 
richtigen Bemessung der Kohlenklausel und auf 
die ihr anhaftenden Mängel aufmerksam ge- 
macht we’ den. Recht eıfreulich wäre es, wenn 
meine Ausführungen dazu Veran'assung geben 
würden, diese recht zeitgemäße Frage hier wel- 
ter zu erörternund Vorschläge zur besseren Aus- 
gestaltung der Tewerungszuschläge herbeizu- 
führen. 


Untersuchungen zur Ermittelung 
der Gleichungen der Luftreibungsverluste an 
umlaufenden, dünnen Blechscheiben. 


Von Dipl.-Sng. Kurt Heinrich, Chemnitz. 


Übersicht. Durch Versuche werden Kurven 
aufgenommen, deren Gleichungen durch einfache 
Betrachtungen ermittelt werden. Durch entspre- 
chende Rechnung mit diesen Gleichungen ergibt 
sich für den Luftreibungswiderstand umlaufender, 
dünner Scheiben eine einfache Beziehung als Grund- 
lage zu weiteren Rechnungen. 


Zu den Versuchen wurden kreisrunde 
Blechscheiben von verschiedenen Durch- 
messern D (700, 650, 600, 500, 400, 300 mm) 
verwendet, die Blechsıärke betrug bei allen 
Scheiben 05 mm, so daß nur die Luftrei- 
bung an den beiden Kreisebenen der Schei- 
ben in Frage kam. Für jeden Versuch 
wurde eine Scheibe an Stelle der Riemen- 
scheibe auf einen Gleichstrom-Nebenschluß- 
motor geseızt, der mit bei allen Versuchen 
gleichbleibendem Strome Jerr. = Konsı. fremd 
erregt wurde. Sumit kam für alle Versuchs- 
werıe ein undderselbeInduktionsflußinFrage, 
der ohne Berücksichtigung bleiben konnte. 
Gemessen wurde in den einzelnen Versuchs- 


zuständen der Ankerstrom JA und die an 


den Bürsten bestehende Spannung Pa. Durch 
jedesmaliges genügend langes Einfahren 
wurde der Ankerwiderstand R4 für alle Ver- 
suche gleichbleibend gemacht. 

Durch Aufnahme von Versuchswerten 
sind Kurven zusammengestellt worden. Aus 
dem Verlauf dieser Kurven sind durch ein- 
fache Betrachtungen Gleichungen ermittelt 
worden, die den Kurven genügen. An Hand 
dieser Gleichungen können gesuchte Werte 
durch Rechnung gefunden werden. 

Es wurde zunächst die Leistung Z"Ges. in 
"Watt für verschiedene Drehzahlen » umin-1 
bestimmt, die aufgenommen wurde, wenn 
eine Scheibe mit einem Durchmesser Din mm 
auf die Motorwelle gesetzt war. 

Bedeu:en: 

PAGes. die hierbei an den Ankerbürsten 
stehende Spannung in Volt, 

JA Gen. 
Strom in Amp, 

L’Ges. 

in Watt, 

den Ankerwiderstand, nachdem er 

gleichbleibend geworden ist, in Ohm, 

die aufgenommene Leistung, vermin- 

dert um die Kupferverluste, in Watt, 

dann ist: 


L'Ges = PA Ges. : JA Ges. = fı (n) Br (1 
L'Ges. = L’@es — J?aGes.. Ra=fa(n). (2 


Diese Beziehung (2) wurde in einem recht- 
winkligen Koordinatensystem aufgetragen, 
u. zw. die Drehzahl n als Abszisse und die 
Leistung ZL'ges. als Ordinate. 

Entsprechende Aufnahmen wurden an- 
schließend nach Abnahme der Scheibe wie- 
derholt. 

Bedeuten: 

Pıı die hierbeian den Ankerbürsten stehende 

Spannung in Volt, 

Ja, der hierbei durch den Anker fließende 

Strom in Amp, 

L', die hierbei aufgenommene Leistung in 

Watt, 


Ra 


L'Ges. 


der hierbei durch den Anker fließende 


die hierbei aufgenommene Leistung 


L", die aufgenommene Leistung, vermindert 
um die Kupferverluste, in Watt, 


dann ist: 
LDN= Pas san Teiln) mr (3 
De bj edıan Ba sfı[n) 7a 


Die Beziehung (4) wurde entsprechend 
wie Beziehung (2) in demselben Koordinaten- 
system aufgetragen. 

Durch Subtraktion der Beziehung (4) 
von Beziehung (2) ergibt sich 

Das Dis Tin) = 2 
als reine Verlustleistung der jeweiligen 
Scheibe. Auf graphischem Wege wurden 
durch Subtraktion der aufgetragenen Be- 
ziehungen (2) und (4) die Kurven der Be- 
ziehung (5) ermittelt. 

Eine nähere analytische Untersuchung 
der Beziehung (5) 


ie) 
ergibt, wenn für 
n=102% 
| 
gesetzt wird, die Gleichung 
ee (0 


die eine kubische Parabel darstellt, deren 
Wendepunkt der Koordinatenanfangspunkt 
und deren Wendetangente die Abszisse ist. 

Zur Ermittlung des Wertes «a wurden 


für verschiedene Kurvenpunkte 1,2, 3,...b 
die zugehörigen Koordinaten &,, %g, %3, ...%b; 
Yı, Ya Yar--- Yo festgestellt und aus jeder 
einzelnen Ermittlung nach Beziehung (6) die 
einzelnen Werte a, berechnet. 

Es ist dann für 5b Punkte: 


23 a ’ 05° 
a=—, lg = 5 3, er 
Yı Y3 Ya (7 
XCb 
A == Yo 


Da die einzelnen Werte a, untereinander 
sehr wenig verschieden sind, kann für das 
a der Beziehung (6) mit hinlänglicher Ge- 
nauigkeit der Mittelwert aller berechneten 
a, gesetzt werden zu: 


2° 
%» _2 


EEE NEE EEE 
— Num’10?:%) 


—— Scheibe + Motor 
== Scheibe - Motor (= -Ayfnahme -=-Gleichung) 
—-— Motor leer 


% Yu Fl a 
Bo 
; 60 BE 
16 21 Aod 100 um 30: 
18 3,0 5.832 1940 = 140.1. 
20 42 8000 1900 
24 5, 13 824 1970 Aufnahme. 
28 11,0 21 952 1980 
125 1 1940 
15,7 2 3880 
18,0 8 5820 
19,8 4 7 760 Gleichung. 
22,7 6 11 640 
25,0 8 15 520 
26.9 10 19 400 
33,8 20 38800 
Abb. 1. 


Die Beziehung (6) lautet dann: 


u 
h 


Ss 


28 32 

— um! (0°: 
a 
512 =ay 
nn Ay, = 486 
486 Ex} = 486 y 
486 | 
186 | £ Aufnahme. 
482 « 
484 
486 
a 

ZGleichvng. 


164,0 £ 
160,0 Aufnahme. 
159,5 

Gleichung. 


D 
u 


N N 


Ans rin A ee Cr uns 


| 


19. Februar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Helft 8. 


159 


Dieses Verfahren wurde für die sechs 


zu untersuchenden Scheiben angewendet 
und ergab folgende Werte: 
Dmm 300 400 500 600 650 700, 


a. .1940,0 486,0 1600 61,0 8372 272 


Die für die einzelnen Scheiben aufge- 
nommenen Kurven 


L"=f(m) 


wurden mit den nach Beziehung (9) ermit- 
telten Werten verglichen und zeigten fast 
völlige Übereinstimmung. 


700 


0 ESTER EEE EEE 
—— 7,910") 


x Y Pr a 
4 1,0 64 64,0 w=4ay; 
6 35 216 67 PREr IK 
8 84 512 60,9 ME 2 
10 16.5 1000 60.6 Bley: 
12 28,1 1728 61.5 
14 45,0 974 61,0 Aufnahme. 
16 67,0 4096 61,0 n 
39 1 6l 
5,0 2 122 
683 4 244 
72 6 366 
7.9 8 488 IB 
8,5 10 610 Gleichung. 
10,7 20 1220 
13,9 40 2440 
15,4 60 3660 
16,9 80 4830 
18,3 109 6100 
Abb. 4 4 


EZ BE DE FREE BEE 
7, mir.00°.%) 


( Y En a 

4 1,8 64 35,6 = av; 

8 13,6 512 37,6 au = 
10 27,0 1000 37,0 = 372.4: 
12% 46,7 1728», 37,3 
14 72,5 2744 37,9 Aufnahme. 

34 1 37,2 

4,2 2 74,4 

BE} 4 148,8 

6,1 6 203,2 

6,7 8 297,6 Gleichung. 

72 10 372,0 

91 20 744,0 
11,4 +. 40 1488,0 
13,0 60 2232,0 
14,4 &0 2976 0 
15,5 100 3720,0 

Abb. 5. 


Die Aufnahmewerte der einzelnen Ver- 
suche sind in Abb. 1 bis 6 graphisch dar- 
gestellt, Abb. 7 zeigt die Kurven der Be- 
ziehung 


L"=f(n) 
für verschiedene D. In der Gleichung 

| a En N 
ist nf Die . (10 


diese Beziehung (10) wurde in einem recht- 


winkligen Koordinatensystem als Kurve 
so aufgetragen, daß die D als Abszissen 
0 = si — & 
N | 
\ | 
son _ | 
| | 
80 oral! =T | r ] 
70 + an T- + a 
| | a 
so I I LT 1 + 
@ | 
2 Sr HK Er 
ne 
40 ] a 2 7 zen 1 
30 SE u RT 
| 
20 - = ZN IL |öcheide os || 
x ia | | | ID 
ae 


DRS Er DE RE 
Pe 7, ma 0 X) 


© Y % a 
4 2,2 64 29,0 "=ay;: 
6 7.8 216 27,8 a ION: 
8 195 512 26,3 2 = 
10 38.0 1000 - 264 == 272.Y- 
12 66,0 1728 26,2 Aufnahme. 
3,0 1 27,2 
3,8 2 544 
4,8 4 108,8 - 
6,0 8 217,6 Gleichung. 
6,8 10 20 
8,2 20 544, 
11,8 60 1632,0 
14,4 100 2720,0 
Abb. 6. 
60 SE 
EN SISI S S IS 
ISIEN 
55 D _ |SI8S | | > I! 
£ | 
soh4- 
45 it - ı + | 
4or—- ee rg IF Net ET 
35 i 
| 
30 nn = | 


25 nn — 

20 -_— + gie 

15 3: ae 

70 4 

5 4 

0 4 8 2 m m u 2,32, % 
—— 72mm 410°) 


Abb. 7. 


und die a als Ordinaten eingesetzt waren 
(Abb. 8). 

Die analytische Untersuchung der Be- 
ziehung (10) ergibt, wenn für 


a=zy 
DZA08% 
gesetzt wird, die Gleichung 
ER: (il 
Für eine Anzahl 2 Punkte der Kurven 


ermittelt man die Koordinaten &,, y, und 


erhält dann jeweilig nach Beziehung (11) 
durch Rechnung: 


ERLITT, 
4=% Yı; 


9=%'Y; 
a Yz 


CE Ya 


7] 0 200 300 #00 500 600 700 800 300 
—— mm Scheibendurchmesser D (x 10°) 
x a? Y c 
4 a 166 19 000 ICH 
5 3120 158 493 000 En R 
6 7760 62 481 000 Sim: 7 oa 
6,5 11 580 4 475.000 2, y=48.10ir er 
7 16 800 28 471 090 Aufnahme. 
4 1024 468,0 
5 3120 154,0 
6 7 760 61,8 Gleichung 
6,9 11 580 41,4 
7 16 800 28,6 
8 32800. 14.6 
9 59 000 8,2 
Abb. 8. 


Die so ermittelten Werte ce, sind unter- 
einander so wenig abweichend, daß für ce 
der Beziehung (11) der Mittelwert aller c, ein- 
gesetzt werden kann. Dieser lautet: 


eu 2a 
u— 2 — 2 I * . ’ ie 

so daß die Beziehung (11) dann lautet: 

DE 
ee 
Y z (14 
Als bereehneter Mittelwert aller ce; cı- 
gab sich ce zu: 

e—=4sr, 10° (15 


Unter Einsetzen von a für 8 D:LUr 10%, 2, 
c=48.10% lautet die Beziehung (11): 
D> 


700 :4=48.10' 


(16 


Aus Beziehung (6) errechnet sich @ zu: 
ge" 
art 
Ye 
unter Einsetzen von 
rn für ,10*. zuminm!, 
L" für y Watt 


ist: (17 

Durch Einsetzen des in Beziehung (17) 
erhaltenen Wertes für « in Beziehung (16) 
ergibt sich: 


2” n? N 
= a — 4 
IDEE RL N ee: 
Hieraus folgt: 
DE yEe 
I ee NAT; [0 
L"= 5:8 Watts; „ 619 


wenn D in min und a m u min=! eingesetzt 
wird. 


Beispiel: Eine kreisrunde Blechscheibe 


von 0,5 mm Dicke und 500 mm = D laufe 
mit an = 1000 min =! um. 
verlust L'' in Watt ist zu ermitteln. 


Der Luftreibungs- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 8. 


19. Februar 1920. 


nn m nn mm msn nn m m —m————— 


154 
j 5005 . 10° t 
277 4875.08 
3125 ..10'0%. 10° 3125 L 
— 7 a8 TOW as 6,5. Watt. 


Das Nachprüfen an Hand der graphi- 
schen Darstellung Abb. 7 zeigt die Uberein- 
stimmung des berechneten mit dem Ver- 


suchswert. 


Elektrizitätsgesetzgebung in Österreich. 


Politische und wirtschaftliche Gründe 
haben, wie in anderen Ländern, so auch in 
Österreich die Regierung veranlaßt, sich aufs 
neue mit dem Problem der Elektrizitätsgesetz- 
gebung zu beschäftigen und dem Parlament am 
Ende des abgelaufenen Jahres zwei neue Ge- 
setzentwürfe, ein „Gesetz, betreffend elek- 
trische Anlagen‘ (Elektrizitätsgesetz) und 
ein „Gesetz über die Elektrizitätswirt- 
sehaft‘‘ vorzulegen. 

Beide Entwürfe nehmen in wesentlichen 
Punkten Bezug auf zwei bereits in Kraft ge- 
tretene Gesetze, deren Hauptbestimmungen 
kurz hier wiedergegeben werden sollen. Das eine 
ist das ‚„‚Gesetz vom 29. VII. 1919 über ge- 
meinwirtschaftliche Unternehmungen‘, 
die zur Erfüllung wirtschaftlicher Aufgaben im 
Dienste der Allgemeinheit, insbesondere zum 
Zwecke der Vergesellschaftung von Wirtschafts- 
betrieben auf Grund dieses Gesetzes gebildet 
werden können. Solche Unternehmungen kön- 
nen entweder als ‚‚gemeinwirtschaftliche An- 
stalten‘‘ oder als „Gesellschaften gemeinwirt- 
schaftlichen Charakters‘‘ gegründet werden. 
Erstere werden nur durch den Staat, durch die 
Länder oder sonstige öffentliche Körperschaften 
errichtet und durch Stammeinlagen der grün- 
denden Körperschaften sowie durch Teilschuld- 
verschreibungen finanziert, deren Verzinsung 
und Tilgung durch die gründenden Körper- 
schaften garantiert werden müssen, und die 
Mündelsicherheit genießen. Auf die Stammein- 
lagen darf kein höherer Gewinnanteil als 5% 
entrichtet werden, der Rest ist zwischen den 
Arbeitnehmern der Anstalt und den gründen- 
den Körperschaften zu teilen. 

„Gesellschaft gemeinwirtschaftlichen Cha- 
rakters‘‘ kann jede Aktiengesellschaft oder G. 
m. b. H. werden, wenn den öffentlichen Körper- 
schaften oder gemeinwirtschaftlichen Anstal- 
ten sowie den Arbeitnehmern ein wesentlicher 
Anteil an der Verwaltung und Überwachung 
eingeräumt wird. Bei der Verteilung des Rein- 
gewinnes muß ein durch die Satzungen. be- 
stimmter Teil zum Vorteil der Arbeitnehmer 
verwendet werden; auch muß der Mehrgewinn 
über 6% Dividende zwischen Gesellschaftern 
und den beteiligten Gebietskörperschaften ge- 
teilt werden. Der Anteil der letzteren steigt 
progressiv mit der Höhe des Reingewinns. 

Das andere Gesetz, das als Grundlage für 
die Elektrizitäts- Gesetzentwürfe dient, ist das 
„Gesetz vom 30. V. 1919 über das Verfahren 
bei der Enteignung von 
betrieben‘, in dem allgemeine Bestimmungen 
über das Vorgehen bei der Enteignung, bei der 
Festsetzung der Entschädigung, bei der Über- 
nahme. der enteigneten Anlage usw. getroffen 
sind. So z. B. ist festgesetzt, daß die Enteig- 
nungin der Regel die Unternehmung als Ganzes 
umfaßt, daß jedoch einzelne selbständige Teile 
ausgeschaltet werden können. Über die -Ent- 
schädigung entscheidet mangels eines Überein- 
kommens endgültig ein Schiedsgericht, be- 
stehend aus 3 Berufsrichtern und 4 sachver- 
ständigen Laienrichtern. Im übrigen überläßt 
das Gesetz die näheren Bestimmungen über den 
Gegenstand und den Umfang der Enteignung 
sowie über die Festsetzung der Entschädigung 
besonders zu erlassenden Gesetzen. 

Die Kenntnis der vorerwähnten beiden 
Gesetze ist erforderlich, wenn man die Trag- 
weite der beiden Elektrizitäts- Gesetzentwürfe 
richtig einschätzen will. 

Der Gesetzentwurf über die elektri- 
schen Anlagen ist im wesentlichen ein Ge- 
nehmigungsgesetz. In fünf Hauptstücken wer- 
den die Vorbedingungen für die Verleihung von 
Leitungs- und Enteignungsrechten an Stark- 
stromunternehmungen und staatliche Schwach- 
stromanlagen, das hierbei einzuschlagende Ver- 
fahren und die zu beobachtenden Gesichts- 
punkte geregelt. 

Das 1. Hauptstück umfaßt Bestimmun- 
gen allgemeiner Art über die Einteilung der 
 ekkrechen Anlagen in Stromlieferungsunter - 
nehmungen, Eigenanlagen und Telegraphenan- 
lagen, über die Auskunftspflicht zur Aufstellung 
einer Elektrizitätsstatistik ; es bestimmt ferner, 
aaß vor Erlaß von Vollzugsanweisungen, tech- 


Wirtschafts-- 


nischen Vorschriften oder Verfügungen allge- 
meiner Bedeutung zur Durchführung dieses Ge- 
setzes ein Elektrizitätsbeirat zur Beratung 
zu berufen ist. Für gemeinwirtschaftliche und 
gemeinnützige Stromlieferungsunternehmungen 
ist Ausbaupflicht, Vertragszwang, Aus- 
schluß von Installationsmonopolen vorgeschrie- 
ben. Von besonderem Interesse ist die Bestim- 
mung, daß unter dem im Strafgesetze gebrauch- 
ten Ausdruck ‚Sache‘ und ‚„Gut‘‘ auch die 
elektrische Energie verstanden ist. 

Das 2. Hauptstück behandelt das Stark- 
strom-Wegerecht. Sämtliche behördlich ge- 
nehmigten Starkstromanlagen werden Lei- 
tungsrechte auf öffentlichem und privatem 


Grundeigentum zuerkannt; sie umfassen das_ 


Recht zur Führung und Unterhaltung von 
oberirdischen Leitungen, zur Anbringung und 
Unterhaltung von Stützpunkten und Transfor- 
matorenstationen sowie zur Ausästung unter 
tunlichster Schonung der Rechte der Betroffe- 
nen. Vertraglich bestehende Ausschließlich- 
keitsrechte innerhalb der Gemeinden dürfen 
hierdurch nicht berührt werden. Von besonde- 
rer Bedeutung ist die in diesem Zusammenhang 
getroffene Festsetzung, daß Starkstromleitun- 
gen, einschließlich der Schalt- und Transforma- 
torenanlagen, als ‚Zubehör‘ der Stromerzeu- 
gungsstätte zu gelten haben. Das Recht zur 
Enteignung wird nur den gemeinwirtschaft- 
lichen und als gemeinnützig anerkannten Un- 
ternehmungen verliehen, u. zw. für Leitungs- 
anlagen samt. Zubehör, wenn für diese Einrich- 
tungen die dauernde Erhaltung an einem be- 
stimmten Ort aus zwingenden technischen 
Gründen oder mit Rücksicht auf die unverhält- 
nismäßigen Kosten ihrer Verlegung geboten ist, 
ferner aber auch für das Kraftwerk, wenn es aus 
zwingenden wirtschaftlichen und technischen 
Gründen an eine bestimmte Baustelle gebunden 
erscheint. Für Leitungsrechte undEnteignungen 
ist für den Betroffenen Schadenersatz und Ent- 
schädigung vorgesehen. 

Das 3. Hauptstück behandelt die Geneh- 
migung der Starkstromanlagen.® Alle 


elektrischen  Starkstromanlagen werden der 
staatlichen Aufsicht unterstellt. Die Er- 


richtung, Änderung oder Erweiterung ist an 
eine staatliche Genehmigung gebunden, 
u. zw. bei Einzelanlagen seitens der zuständigen 
Gewerbebehörde, bei Stromlieferungsunterneh- 
mungen seitens der Landesregierung. Eigenan- 
lagen mit einer größeren Dauerleistungsfähig- 
keit als 500 kW können in Notfällen zur Auf- 
rechterhaltung der öffentlichen Elektrizitäts- 
versorgung herangezogen werden. Weiter ent- 
hält dieser Abschnitt Bestimmungen über das 
Genehmigungsverfahren über die hierzu not- 
wendigen Unterlagen, über die Baufristen, über 
das Erlöschen der Genehmigungs- und der Lei- 
tungsrechte und die hiergegen mögliche Be- 
rufung. 

Das 4. Hauptstück behandelt das Tele- 
graphen-Wegerecht, darunter auch die 
Privattelegraphenanlagen; letztere bedürfen 
einer Konzession . der Telegraphenverwaltung 
nieht, sofern sie ausschließlich zu Betriebs- 
zwecken dienen. 

Das 5. Hauptstück, endlich enthält die 
Schluß- und Übergangsbestimmungen. 
Änderungen und Erweiterungen schon be- 
stehender Anlagen bedürfen ebenfalls der Ge- 
nehmigung nach diesem Gesetz. Der Vollzug 
des Gesetzes ist dem Staatssekretär für Handel 
und Gewerbe, Industrie und Bauten anver- 
traut. j 

Dem Gesetzentwurf ist eine eingehende 
Begründung nebst Erläuterung beigefügt, aus 
der hervorgeht, daß sachverständige, zielbe- 
wußte Persönlichkeiten ohne Engherzigkeit der 
Ausbreitung der Elektrizitätsversorgung ' die 
Wege zu ebnen versuchten, und man muß zu- 
geben, daß ihnen dies auch im großen und gan- 
zen gelungen ist. Zwar enthält das Gesetz 
manche Vorschriften, die in der Hand bureau- 
kratischer Behörden eher zur Behinderung statt 
zur Förderung der Elektrizitätsversorgung an- 
gewendet werden können; auch bedürfen einige 
Bestimmungen, die eine überflüssige Belastung 
der Unternehmen bedeuten, der Abänderung, 
so z. B. die Bestimmung, daß dem Ansuchen um 
Genehmigung einer Starkstromanlage ein Ver- 
zeichnis der zu benutzenden fremden Liegen- 
schaften mit ihren Katastral- und Grundbuch- 
bezeichnungen beizufügen ist. Die. Erfüllung 
dieser 'Forderung würde eine ungeheuere Be- 
lastung des projektierenden Unternehmens dar- 
stellen und ist in den meisten Fällen vor Inan- 
griffnahme des Baues gar nicht durchführbar. 
Auch kann die Unterstellung aller elektrischen 
Starkstromanlagen unter die staatliche Auf- 
sicht zu höchst bedenklichen Belästigungen füh- 
ren. Doch sind diese Mängel gewissermaßen 
Sehönheitsfehler, und es kann erwartet werden, 
daß sie im Laufe der parlamentarischen Bera- 
tung entfernt werden, und daß späterhin der 
unverkennbar auf eine Förderung der Elektri- 


zitätsversorgung gerichtete Geist des Gesetzes 
auch bei seiner Anwendung obwalten wird. 


Würde allein dieser Entwurf mit den not- 


wendigen kleinen Abänderungen zum Gesetz 


erhoben, so wären die Erbauer elektrischer An- 


lagen in Österreich in einer beneidenswerten 
Lage und die Elektrizitätsversorgung würde 
voraussichtlich in kürzester Zeit die in wirt- 
schaftlicher und sozialer Hinsicht wünschens- 
werte Ausbreitung erhalten. Leider aber hat 
die österreichische Regierung, den politischen 
Zeitströmungen nachgebend, dem KElektrizi- 
tätsgesetz sofort den Entwurf eines Elektri- 
zitätswirtschaftsgesetzes folgen lassen, 
der eine allzu weitgehende bureaukratische So- 
zialisierung begünstigt; und da zu befürchten 
ist, daß durch die Nationalversammlung beide. 
Gesetze nur gemeinsam verabschiedet werden, 
so wird, wenigstens soweit das private Unter- 
nehmertum in Frage kommt, ihm durch das 
eine Gesetz genommen, was ihm durch das 
andere gegeben wird. Zwar hat Unterstaats- 
sekretär Dr. Ellenbogen bei der Einbringung 
des Gesetzes darauf hingewiesen, daß das Ge- 
setz weit hinter dem zurückbleibe, was in Eng- 


land und Amerika — er hätte mit größerem 


Rechtnoch hinzufügen können: auch inDeutsch.- 
land — z. T.. beabsichtigt, z. T. schon Tatsache 
ist (was übrigens für England und Amerika 
keineswegs zutrifft). Aber auch in dieser nach 
Ansicht der Regierung gemäßigten Form der 
Sozialisierung hemmt es die private Unterneh- 
mertätigkeit und hindert deren freie Beweglich- 
keit so sehr, daß ihr der Anreiz fehlt, sich mit 
Kapital und Initiative auf diesem Wirtschafts- 
gebiet in umfangreichem Maße zu betätigen. 


Das Gesetz bestimmt, daß zur planmäßi- 
gen Erzeugung und Nutzbarmachung der elek- 
trischen Energie in jedem Lande unter Beteili- 
gung des Staates eine gemeinwirtschaft- 
liche Landeselektrizitätsunternehmung 
nach den Grundsätzen des oben erwähnten Ge- 
setzes vom 29. VII. 1919 gebildet wird. Ihr 
steht das ausschließliche Recht zur Errichtung 
und zum Betrieb von Stromlieferungsunterneh- 
mungen zu, jedoch kann sie im Einvernehmen 
mit der Staatsregierung dieses Recht auf Bau- 
oder Betriebsgesellschaften übertragen. Die 
allgemeinen Versorgungspläne und Richtlinien 
werden zur Sicherstellung einer einheitlichen 
Behandlung unter Mitwirkung des der Staats- 
regierung unmittelbar unterstehenden „Was- 
serkraft- und Elektrizitätswirtschafts- 
amtes‘“ (W.E.W.A.) aufgestellt. Die Lan- 
des-Elektrizitätsunternehmung *kann Privat- 


anlagen gegen angemessene Entschädigung ent- 


eignen. Die Entschädigung hat entweder in 
einer angemessenen Beteiligung oder in Barzah- 
lung zu bestehen. Falls eine Vereinbarung über 
die En a BR nicht zustande kommt, ent- 
scheidet hierüber ein Schiedsgericht auf Grund 
des Gesetzes vom 30. V. 1919. Bei der Bewer- 
tung der Anlagen ist von den Gestehungskosten 
abzüglich angemessener Abschreibungen aus- 
zugehen und auf den Ertragswert, gegebenen- 
falls auf den Wert der Aktien oder Geschäfts- 
anteile der Unternehmungen in billiger Weise 
.Bedacht zu nehmen. Die seit dem 14. III. 1919 
gemachten Anschaffungen sind voll zu er- 
setzen. Heimfallrechte und Einlösungsrechte 
erlöschen mit der Übergabe unter Entschädi- 
gung des Berechtigten. Erweiterungen be- 
stehender Privatunternehmungen können vor- 
genommen werden, soweit hierdurch der allge- 
meine Versorgungsplan nicht gestört wird. Auf 
die möglichste technische Einheitlichkeit der 
Stromlieferungsunternehmungen innerhalb der 
Wirtschaftsgebiete sowie die Verbindung und 
das Zusammenarbeiten derselben auch über die 
einzelnen Länder hinaus ist Bedacht zu neh- 
men. Die Tarife sind in erster Linie nach den 
wirtschaftlichen Bedürfnissen der Abnehmer 


auszugestalten,' jedoch ist darauf zu achten, daß 


nach Bestreitung der Betriebsausgaben. und 
nach Vornahme angemessener Abschreibungen 
die Verzinsung und Tilgung des Anlagekapitals 
dauernd gesichert bleibt. 


Nach den dem Gesetz beigegebenen Erläu 
terungen bezweckt der Entwurf einmal die 
Herbeiführung einer systematischen Elektrizi- 
tätswirtschaft auf möglichst großem Gebiete 
und den Ersatz der privatwirtschaftlichen dureh 
gemeinwirtschaftliche Organisation. Er will 
anderseits die Bureaukratisierung der Elektri- 


| zitätswirtschaft vermeiden und dem ausländi- 
schen Kapital, ohne das nach Ansicht der Re- ° 


gierung eine ausgedehnte Elektrizitätsversor- 
gung nicht möglich sein wird, nicht den Weg 
zur Betätigung verschließen. Es muß aber be- 
zweifelt werden, daß diese z. T. einander wider- 
sprechenden Ziele durch den vorliegenden Ge- 
setzentwurf erreicht werden. Die Erfahrung hat 
doch genugsam gelehrt, daß Gemeinwirtschaft 
ohne Bureaukratisierung kaum durchzufüh- 
ren sein dürfte, und anderseits wird. bei-der 
außerordentlichen Beschränkung der Gewinn- 
möglichkeit, die durch das Elektrizitätswirt- 


er 5 
Nee 


} 
’ 


1%. Februar 1920. 


schaftsgesetz bzw. das Gesetz vom 29. VII. 1919 
bedingt ist, dem ausländischen Kapital kaum 
ein Anreiz zu ausgiebiger Betätigung gegeben. 
Zwar verleugnet auch dieser Gesetzentwurf 
nicht die Zusammenarbeit erfahrener Fachleute 
und verständnisvoller Wirtschaftspolitiker und 
hält sich weit von der verständnisarmen Rück- 
sichtslosigkeit entfernt, die das deutsche Elek- 
trizitätsgesetz kennzeichnet. ‚Es wäre jedoch 
im Interesse eines möglichst schnellen und um- 
fassenden Wiederaufbaues der österreichischen 
Volkswirtschaft lebhaft zu begrüßen, wenn die 
Regierung den Elektrizitätswirtschaftsentwurf 
ganz fallen lassen und sich auf die Durchbrin- 
gung des Elektrizitätsanlagengesetzes beschrän- 
ken würde, das ihr genügend Handhaben gibt, 
um die bei der Elektrizitätsversorgung zweifel- 


- los erforderlichen Rücksichten auf das Gemein- 


wohl zu erzwingen. Der deutschen Regierung 
aber sei empfohlen, daß sie sich, nachdem un- 
glücklicherweise der deutsche Entwurf Gesetz 
geworden ist, bei der Durchführung dieses Ge- 
setzes und bei der Aufstellung der Ausführungs- 
bestimmungen an wirtschaftlichem Verständnis 
von der Regierung unserer Nachbarrepublik 
nicht beschämen lassen nn 


Drug. G. Siegel. 


LITERATUR. 3 


Besprechungen. 


Aufgaben aus der Elektrotechniknebst 
deren Lösungen. Ein Übungs- und Hilfs- 
buch. Von Dr. E. Müllendorff. 3. neu- 
bearb. Auflage. Mit 29 Textabb. 280 8. in 
8%. Verlag von Georg Siemens. Berlin 1919. 
Preis 8 M. 

Das Buch, dessen erste Auflage 1902 er- 
schienen ist, umfaßte ursprünglich 106 Auf- 
gaben, die in 10 Kapiteln angeordnet waren. 
In der dritten, wesentlich erweiterten und er- 
gänzten Auflage sind als neue Kapitel hinzu- 
gefügt: I. „Kraftfelder‘“ und XII. „Elektrische 
Maschinen‘, während das- frühere Kapitel 
II. ,„Potentialtheorie“ in die drei Kapitel 
II. „Das Newtonsche Potential‘, III. „Das 
elektrostatische Feld“ und IV, ;,Das elektro- 
magnetische Feld‘ geteilt worden ist. Der Stoff 
ist also auf 14 Kapitel verteilt; die Zahl der 
Aufgaben ist auf 231 vermehrt worden. Nach 
den Worten des Verfassers im Vorwort zur 
dritten Auflage soll durch diese Aufgaben und 
deren, wie lobend hervorgehoben werden muß, 
mustergültig elegante Lösungen bei. dem Inge- 
nieur das Interesse an der mathematischen Be- 
handlung gefördert und der Sinn für die Schön- 
heit der Mathematik belebt werden. Die An- 
forderungen, die an das mathematische Wissen 
und Können des Lesers gestellt werden, sind 
teilweise ziemlich hohe. Demjenigen aber, der 
die Mühe nicht scheut, wird sicher das Studium 
‘der formvollendeten, eleganten Lösungen, die 
der Verfasser gibt, einen hohen Genuß bereiten, 
und der Studierende wird von einem solchen 
Studium großen Nutzen haben, indem er den 
Apparat, den ihm die Mathematik verschafft, 
auf konkrete, physikalisch-technische Aufgaben 
anwenden lernt, eine Sache, die ja bekanntlich 
den meisten Studierenden große Schwierig- 
keiten bereitet. Zur Erleichterung der Behand- 
lung gehen jedem Kapitel kurze Erklärungen 
der hauptsäehlichsten darin zur Anwendung 
kommenden Gesetze voraus. Das Buch kann 
besonders den Studierenden der Elektrotechnik, 
sowie auch Mathematikern und Physikern 
warm empfohlen werden ; aber auch der in der 
Praxis stehende Elektroingenieur wird, beson- 
dersin den Kapiteln VI „Das Ohmsche Gesetz‘, 


VII. „Stromverzweigungen‘“ und VIII, ‚„‚Strom-. 


verteilung‘‘, manche Anfgabe finden, die ihn 
interessiert, und deren Lösung er nützlich ver- 
wenden kann. - Drisd. Koöllert. 


Die Treibmittel der Kraftfahrzeuge. 
Von Prof. Ed.Donath und Prof. A. Gröger. 
Mit 7 Abb. IV und 171 S. in 8°. Verlag von 
Julius Springer. Berlin 1917. Preis 6,80 M. 

Die allgemeinen ersten beiden Teile des 

Buches geben einen guten Einblick in die 

physikalischen Vorgänge, welche im Explo- 

sionszylinder stattfinden. Vorher wird noch 
eine allgemeine Darstellung gegeben, in der 
über die Bedeutung der Kraftfahrzeuge, die 

Entwicklung des Benzinmotors, die Statistik 

der Motorfahrzeuge, die Aufgabe der Auto- 

industrie, die Wichtigkeit der Vereinheitliebung 
der Fabrikationsteile, der Einfluß des Straßen- 
baues, gesprochen wird. Es wird hierbei auch 
bereits darauf hingewiesen, daß die Möglichkeit 
nicht von der Hand zu weisen sei, nach dem 

Prinzip des Dieselmotors die Motoren gewisser 

schwererer Kraftfahrzeuge zu bauen. In dem 

Kapitel über die chemisch-physikalischen Vor- 

nge ist alles Wissenswerte eptbalten über die 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Het 8. 


wichtigsten Teile, die den Chemiker und Tech- 
niker, der nicht Spezialingenieur, interessieren. 
Besonders wichtig und beachtlich - erscheinen 
die eigenen Ableitungen, die die Verfasser auf 
8. 15 und 16 über das Wesen der Vorgänge im 
Explosionsmotor geben und das, was über die 
Grenzen des Nutzeffektes gesagt ist. 

Im dritten Teil ‚Treibmittel aus Erdöl“ 
ist es vergessen, Persien als Produktionsstätte 
anzuführen. Das andere statistische Materialist 
vollkommen befriedigend. Leider hören die 
statistischen Nachweise im Durchschnitt bei 
1911 auf. Es wäre wertvoll gewesen, sie 
etwas weiter zu ergänzen, da ja das Material 
vorliegt und zugänglich ist. Was die Ver- 
arbeitung der Erdöle angeht, so ist es nicht ganz 
richtig, was $. 29 unter 4. gesagt ist, daß näm- 
lich die Schmieröle, welehe über 350° sieden, 
stets unter Vakuum und Verwendung von über- 
bitztem Dampf destilliert werden. Eine große 
Anzahl von Anlagen arbeiten auch heute nicht 
mit beiden Mitteln gemeinschaftlich. Außer- 
dem kann man bei Verwendung von genügend 
überhitztem Wasserdampf das Vakuum in be- 
achtlichem Maßstabe entbehren. Die konti- 
nuierliche Destillation (8. 30) ist noch nicht über- 
all verbreitet. Sie findet aber jetzt immer mehr 
Eingang und hat eine außerordentlich große 
Bedeutung nicht nur wegen der Leistunsgfähig- 
keit der Fabriken, sondern auch in beachtlichem 
Maßstabe wegen der Wärmeausnutzung. Die 
Siedegrenzen auf S. 32 für Schwerbenzin sind 
nicht richtig angegeben. Fin solches Benzin 
soll ein sogenanntes Testbenzin sein und einen 
entsprechend hohen Flammpunkt haben. Es 
entbält daher auf keinen Fall unter 130° sie- 
dende- Anteile. Im allgemeinen siedet ein 
solches Benzin erheblich höher, etwa zwi- 
schen Schwerbenzin und Petroleum, d.h. also 
etwa bei 170° beginnend. Die Angaben über 
Lagergefäße und Lagermöglichkeiten sind voll- 
kommen erschöpfend. Die Ersatzprodukte für 
Benzin sind zweifellos noch nicht erschöpft. 
Es ist wichtig, daß hierauf noch hingewiesen 
ist auf S. 46. 


Die Mischung mit Pikrinsäure dürfte wohl 
nicht mehr ernstlich in Erwägung kommen. 
Dagegen sind die Crackprodukte und die ande- 
ren Ersatzprodukte von Bedeutung. Was-die 
Herstellung von Gasolin aus Erdgas betrifft, so 
ist mit Recht auf die Wichtigkeit dieser Sache 
hingewiesen. Leider wird der Vorgang noch zu 
wenig verfolgt. Immerhin ist nach der Riehtung 
hin Beachtliches in der nächsten Zeit zu er- 
warten, da die Gesamtfragen, die hierin ange- 
regt waren, als gelöst gelten können. Ob die 
Schiefer so, wie es auf S. 60 u. ff. ausgeführt 
wird, noch einmal von beachtlicher Bedeutung 
werden, bleibt abzuwarten bei dem hohen Aus- 
maß an totem Gestein. Immerhin sind auch 
diese Ersatzprodukte wertvoll geworden. Am 
wichtigsten ist jedenfalls die Verwendung des 
Benzols für uns als Benzinersatz und dies um 
so mehr, weil das Benzol eine besonders gün- 
stige Mischbarkeit mit den verschiedensten 
schwereren Treibmitteln und Spiritus hat. Ob 
man generell der Bunteschen Devise ‚Heize 
mit Koks, koche mit Gas“ folgen soll, ist von 
Fall zu Fall zu erwägen und doch vielleicht 
nicht ganz allgemein zu nehmen. Auf S. 71 
wird daranf hingewiesen, daß bei Teerdestilla- 
tionen, bei Anwendung von Blasen mit großem 
Fassungsraum, die lange Destillationsdauer 
störend wirkt. Dieses ist nicht ganz richtig, da 
bei geeigneter Vorwärmung eine außerordent- 
lich günstige Wärmeausnutzung und eine 
außerordentlich schnelle Destillation stattfin- 
det. Es gelingt, eine gut eingebaute 50 t-Blase 
mit Flammrohr in 7 bis 8h ohne Schwierigkeit 
abzudestillieren. 

Auf die beiden Punkte 1 und 2, S. 76, betr. 
erößere Gewinnung von Treibmitteln aus 
Kokereigasen und Leuchtgas, durch Kompres- 
sion und Ausfrieren kann nicht genügend immer 
wieder von neuem hingewiesen werden, wie dies 
die Verfasser auch tun. S. 78: reines Benzol er- 
starrt nieht bei 0°, sondern bei 46°. Der Hin- 
weis auf $. 85, daß die Bedeutung der Treib- 
mittel nicht nach der einen oder anderen Rich- 
tung. d.h. der Riehtung der Benzin- oder Ben- 
zol-Monopolstellung hin zu suchen ist, ist stark 
zu unterstreichen. Wertvoll ist das Kapitel 
über Naphthalin als Treibmittel. Es wird sich 
sicher einen bedeutenden Weg schaffen. Auf- 
fallend ist, daß in dem Büchlein auf das hy- 
drierte Naphthalin nicht hingewiesen worden ist. 


Anch das Kapitel der Tieftemperaturteere, 
d. h. die Destillation der Steinkoblen bei nie- 
drigen Temperaturen, ist beachtlich. Über 
Spiritus ist alles wichtige gesagt. Die Umwand- 
lung der Sulfitablauge in Spiritus ist immer 
nöch nicht genügend verfolgt. Auch die direkte 
Gewinnung von Spiritus aus Holzabfällen ist 
leider noch nicht in dem Maße durchführbar 
geworden , wie es wohl erwünscht gewesen 
wäre, Wertvoll ist die gesamte Spiritussta- 
tistik und alles, was nach dieser Richtung von 


den Verfassern gesagt ist. Über die Bedeutung 
der Mischungen ist bereits oben gesprochen 
worden. Die Verfasser führen alles, was bis 
zum Erscheinen des Büchleins vorlag, sorg- 
fältig an. Sie schließen sich hier im allgemeinen 
den Arbeiten von Dieterich an. Was über die 
Mittel zur Erhöhung der Exvlosionsenergie ge- 
sagt wird, ist ziemlich vollständig. Inzwischen 
ist manches neu hinzugekommen. Es ist jetzt 
ja auf dem Gebiet alles in rapider Entwicklung, 
und wird sich bald eine neue Ausgabe des wert- 
vollen Büchleins erforderlich machen. Es war 
mir wertvoll, zu sehen, wie oft ich dem Buch in 
der- kurzen Zeit, seitdem es erschienen ist, 
schon begegnet bin. Was bei den verschiedenen 
Lesern immer wieder als wertvoll bezeichnet ist, 
ist das Kapitel der Abhängigkeit der Vergaser 
von der Beschaffenheit der Treibmittel. Ge- 
rade auf diesem Gebiet ist eine allgemeine Be- 
lehrung in derForm, wie sie in dem vorliegen- 
den Büchlein gegeben wird, von ganz besonderer 
Bedeutung. Ich kann bier leider nicht auf Ein- 
zelheiten eingehen, möchte aber die Leser auf 
dieses Kapitel besonders hinweisen. Auch das, 
was unter Kapitel X der Treibmittel gesagt ist, 
wird vielfach Anklang finden. Etwas zn sehr 
haben sich die Herren den Arbeiten von Diete- 
rich in dieser Richtung angeschlossen. Es ist 
doch inzwischen einiges mehr und verändert zur 
Sache mitgeteilt, das hätte Berücksichtigung 
finden können. Die Untersuchnngsmethoden 
von Dieterich_gehben z. T. zu weit. Der ange- 
führte Prüfungsapparat hat sich aber für die 
Zwecke gut bewährt. 

Schließlieb werden noch in einem letzten 
XI. Kapitel wichtige Mitteilungen über das 
Elektromobil und das Dampfautomobil ge- 
macht. Die Bedeutung des Elektromobils für 
die Städte und für den begrenzten Verkehr 
ist ia allgemein bekannt. Ts wird der Akku- 
mulator weiter neben dem Verbrennungsmotor 
seine Bedeutung behalten. Interessant rind die 
kurzen Ausführungen über das Für und Wider 
für das Dampfautomobil. 

Das Büchlein wird Jedem, der es in die 
Hand nimmt, wertvolle Hinweise nnd Rat- 
schläge geben können, sowohl den Techniker, 
der sich über Allgemeinheiten unterrichten will, 
in die Materie einführen, wie dem Auto- 
mobilisten, der über sein Material Näheres er- 

‘fahren möchte, und darüber hinans wird es dem 
wirkliehen Forscher wertvolle Anbaltsnyunkte 
über die verschiedenartigen behandelten Fragen 
geben und dem Analy'iker praktisches Hand- 
material liefern. Es wird sich dem Sehmitz als 
ein wertvolles, mehr detailliertes Werk blei- 
bend angliedern. Drsk= Krank. 


Siebenstellige Werte der trigonome- 
trischen Funktionen von Tausend- 
stel zu Tanusendstel des Grades. Be- 
arbeitet im Auftrage der Optischen Anstalt 
C. P. Goerz A.G. von Prof. Dr. J. Peters, 
Observator am Kgl. Astronomischen Rechen- 
institnt zu Berlin. Verlag der Optischen Av- 
stalt ©. P. Goerz A.G. Berlin-Friedenan 1918, 
Zu beziehen dureh Gustav Enzelmann, Ber- 
lin-Friedenau. Preis brosch. 48 M. 

Prof. Peters, Observator im staatlichen 
Astronomisehen Recheninstitut zu Berlin hat 
im Auftrage der Ontischen Anstalt ©. P. Goerz, 
A.G., Berlin-Friedenau eine Tafel der sieben- 
stelligen Werte der trigonometrischen Funk- 
tionen berechnet. Genauere Berechnungen, bei 
denen trigonometrische Funktionen zu ver- 
wenden sind, hat man bisher fast ausschließ- 
lich logarithmisch ausgeführt. Um aber die 
Rechenmaschine verwenden zu können, muß 
man zu Tafeln greifen, die die Funktionen 
selbst geben. Die vorhandenen Tafeln dieser 
Art sind nicht im Hinblick auf das Reehnen 
mit der Maschine entworfen und daher in ver- 
schiedener Hinsicht unvollkommen oder unbe- 
auem. Die neue Peterssche Tafel füllt diese 
Lücke aus. 

Diese enthält diesiebenstelligen Funktions- 
werte des Sinus, Oosinus, Tangens und Cotan- 
gens von 0 bis 90° in Intervallen eines tausend- 
stel Grades. Da die siebenstelligen Funktions- 
werte für die kleinen Winkel in der Zahl der 
geltenden Ziffern für manche Zwecke nicht ans- 
reiehen, ist eine bis 0,580 gehende, achtstellige 
Hilfstafel beigegeben. 

Die Dezimalteilung des Grades an Stelle 
der bisher übliehen Teilung in Minuten und 
Sekunden ermöglicht es, in Rechnungen mit 
Winkeladditionen und -subtraktionen auch 
diese Rechenonerationen mit der Maschine 
anszuführen.. In der Trigonometrie war der 
Übergang zur Dezimalteilung, deren Vor- 
tejl in einer technischen Zeitschrift nicht aus- 
einandergesetzt zu werden braucht, bisher ge- 
rade dadurch erschwert, daß die wertvollsten 
und umfangreichsten Tafelwerke sich der bis- 
herigen Finteilnng bedienen. 

Am Schluß der Tafel werden einige Um- 
setzungstabellen gegeben: zur gegenseitigen 
Verwandlung von Bogenminuten und »sekun- 


156 


Elektrotechnische Zeitschriit. 


1920. 


Heit 8, 


_.. 19, Februar 1920. 


den in Dezimalteile des Grades und zur gegen- 
seitigen Verwandlung von Stunden, Zeitminu- 
ten und -sekunden in Grade und Dezimalteile 
des Grades. 

Trotz der großen Schwierigkeiten der Roh- 
stoffbeschaffung für das im Kriege entstandene 
Werk, hatsich die Optische Anstalt ©. P.Goerz, 
von der Erwägung ausgehend, daß für sicheres 
Rechnen erstklassiges Papier und hervorragend 
klarer und kontrastreicher Druck unbedingt er- 
forderlich sind, zur Aufgabe gemacht, den an- 
spruchsvollsten Forderungen auf diesem Ge- 
biet Rechnung zu tragen. Eine Reihe von Vor- 
versuchen wurde ausgeführt, um diejenigen 
Typen auszuwählen, die beim praktischen Ge- 
brauch für den Rechner am lesbarsten waren. 
Der Berichterstatter hat den Eindruck, daß die 
Lösung dieser Aufgabe in vollkommener Weise 
gelungen ist. K. W. Wagner. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Vernachlässigte Krafitquellen. 

Herr ZANDERhatim September 1919undich 
habeim März 1919 auf die Ausnutzung ausge- 
bauterKleinwasserkräftedurch ihren Anschluß 
an Elektrizitätswerke hingewiesen.!) Herr 
REINDL dehnt in seinem Aufsatz „ETZ‘“ 1920, 
S. 11, den Gedanken auf unausgebaute 
Kleinwasserkräfte aus und schildert den Man- 
gel an Interesse, den er bei der Propagierung des 
Gedankens bei den bayerischen Behörden ge- 
funden hat. Das veranlaßt ihn, den Zander- 
schen Vorschlag nach Bildung einer „‚Studien- 
gesellschaft“ zu unterstützen. Was soll diese 
Gesellschaft studieren? M. E. gibt es nicht viel 
zu Studieren. Es handelt sich nur um Propa- 
ganda und Ausführung. Das können die be- 
stehenden elektrotechnischen Firmen besorgen. 
Die Propaganda müßte vor allem darüber auf- 
klären, daß nicht nur „großzügige“ Anlagen 
unter den heutigen Verhältnissen zur Ausfüh- 
rung geeignetsind. Sie sollte bei den Elektrizi- 
tätswerken einsetzen und sich vorläufig auf die 
Ausnutzung ausgebauter Kleinwasserkräfte be- 


schränken. Die Elektrizitätswerke werden ge- 


eignete geschäftliche Formen zur Zusammenar- 
beit mit den Wasserkraftbesitzern finden und 
werden, sobald sie sich an die Zubringeranlagen 
gewöhnt haben, sich auch für unausgebaute Ge: 
fällstufen interessieren. 

Der Gedanke, die Energie von Kleinwasser- 
kräften elektrisch zu sammeln, ist vor etwa 10 
Jahren von Steinmetz entwickelt worden. In 
seinem groß angelegten Vortrag „Amerikas 
Energiequellen‘‘ vom Juni 1918 und in seinen 
Aufsätzen über denselben Gegenstand in der 
„General Electrie Review‘ vom August und 
November 1919 hat er seine Vorschläge genauer 
gefaßt und auf die Vorteile von Induktions- 
generatoren nachdrücklich hingewiesen. Er ver- 
gleicht eine Kraftmaschine mit Induktions- 
generatormit einemelektromotorischen Antrieb, 
bestehend aus Induktionsmotor und Arbeits- 
maschine. Ebenso wie dieser nur ganz ein- 
facher Einrichtungen bedarf und nicht dauernd 
gewartet werden muß, so braucht auch die In- 
duktionsgeneratoranlage nur die einfachste 
Ausrüstung und Bedienung. Steinmetz stellt 
folgendes Schema für die Ausrüstung von Klein- 
wasserkraftanlagen an Wasserläufen mit ver- 
hältnismäßig hohem Gefälle auf: 

Ein niedriger Damm quer zum Flußlauf, ge- 
rade hoch genug zum Aufstau über das 

. „ Oberwasserrohr, 

einige hundert Meter Wasserleitungsrohr, 
eine einfache Turbine, 

ein Induktionsgenerator für Niederspannung, 
Sicherungen, 

ein Hinauftransformator, 

Trennschalter, 

„Die Sicherungen sollen den Generator 
schützen, wenn die Turbine zum Stillstand 
kommt, z. B. durchjEisgang. Sie wären womög- 
lich mit Schmelzverzögerung zu versehen. Die 
Turbine braucht keinen Geschwindigkeitsreg- 


ler. Die umlaufenden Teile werden so ausge- 


führt, daß sie die Durehgehgeschwindigkeit aus- 
halten. Für Fälle, wo das unerwünscht ist, habe 
ich eine Schutzvorrichtung zum Patent ange- 
meldet, die bei Spannungsrückgang die Kraft- 
maschine abstellt. In Verbindung mit dem 
Voithschen Wasserstandsregler D.R.P. Nr. 216487 
wird die Schutzvorrichtung besonders einfach. 

Um sich der Änderung der Wassermenge 
anzupassen, kann man die Turbine mit Hand- 
regulierung ausführen, z. B. Hochdrucktur- 
binen mit mehreren Düsen. Der Revisor, der die 
Anlage täglich oder einmal in der Woche be- 
sucht, stellt die Beaufschlagung entsprechend 
der jeweils vorhandenen Wassermenge ein, 


) Vgl. „ETZ“ 1919, 8, 437 und 573. 


Wenn eine rudimentäre ‚Talsperre‘ vor- 
handen ist, so kann die Anlage aussetzend be- 
trieben werden. Das -empfiehlt sich besonders, 
wenn man dasWasser aufstaut, um es zu gewissen 
Stunden, wenn der Strom besonders benötigt 
wird, auszunutzen. Durch einen Schwimmer 
wird ein Betätigungsmotor geschaltet. In der 
höchsten Schwimmerstellung wird das Schleu- 
sentor geöffnet, in der niedrigsten Schwimmer- 
stellung wird es geschlossen. Das An- und Ab- 
stellen der Anlage erfolgt einfach durch An- 
und Abschalten der Anschlußleitung. Bei grö- 
ßeren Maschinen wird ein Zentrifugaleinschalter 
und ein Rückstromrelais verwendet. Der Zen- 
trifugaleinschalter legt beim Durchgang durch 
den Synchronismus den Generator ans Netz. 
Das Rückstromrelais sehaltetibn aus, wenn aus 
irgend einem Grunde die Turbine aufbört, Lei- 
stung abzugeben. Es wird so verhindert, daß 
der Generator als Motor weiterläuft. Die 
Schwimmersteuerung kann auch zur Betätigung 
der Turbinenregulierung benutzt werden. 


Bei Wasserläufen mit geringem Gefälle 
wird sich die Neuerrichtung solcher Zubringer- 
anlagen selten bezahlt machen, weil die Kosten 
der wasserbaulichen Arbeiten zu hoch sind. 
Man kann jedoch den Wasserüberschuß be- 
stehender Stauanlagen ausnutzen, indem man 
in den Überlaufeine Irduktionsgeneratoranlage 
einbaut. Solche Stauanlagen sind für Bewässe- 
rungszwecke, Schiffahrt und für die Kondens- 
wasserentnahme großer Dampfkraftwerke ver- 
schiedentlich errichtet worden. 


Wie verständnisvoll Steinmetz’ Gedanke in 


Amerika aufgenommen wurde, zeigt ein Be- 


richt von Ripley im Novemberheft 1919 der 
„General Electrie Review‘ über einige von der 
General Electric Companyausgeführte Anlagen, 
deren Hauptdaten nachstehend zusammenge- 
stellt sind: 


Gefäll | BAUR 
efälle | KW. 
Nr. Wasserlauf m | Si Jahr 
etwa | etwa | etwa 

EFT ] 
1:-Gebirsstiub Fey, 15 11400 | 6 
2 |\Überlauf eines Wasser-/| 25/37 900 | 3,5 
3 kraftwerkes .. . .. 2212 380 | 3 
4 | Überlaufeiner Kondens- | 

| wasser-Stauanlage. . 12,685 90| 0% 
5 | Aufgelassene Müble. . | 45 , 140 | 0,15 


Keine dieser Anlagen hat ständige Bedie- 
nung. Nr. 3hat eine Schwimmersteuerung. Die 
Anlagen Nr. 1/3 haben Kurzschlußankergene- 
ratoren, die beim Durchgang durch den Syn- 
chronismus eingeschaltet werden. Zu diesem 
Zweck ist in Anlage Nr. 1 ein stroboskopischer 
Schlüpfungsmesser vorgesehen, Er besteht aus 
einer Streifenscheibe auf der Generatorwelle 
und einer vom Netz gespeisten Bogenlampe. 


Die kalifornische Anlage Nr. 1 ist besonders 
interessant. Sie hängt an einem Netz mit etwa 
480 km 66 000 V- und 180 km 25000 V-Lei- 
tungen. Außerin der Bewässerungszeit ist die 
Netzbelastung gering, und es herrscht Phasen- 
voreilung. Der vom Generator verbrauchte 
Blindstrom ist unter diesen Verhältnissen kein 
Nachteil, sondern ein Vorteil. Man läßt deshalb 
den Generator als Motor weiter laufen, wenn die 
Turbine durch Eisgang oder dergl. zum Still- 
stand kommt. Es ist vorgekommen, daß bei 
Störungen alle am Netz hängenden Syncehron- 
maschinen abgefallen sind, nur der Induktions- 
generator ist weitergelaufen. Er erregt sich in- 
folge des Ladestroms selbst. Seine Frequenz 
und damit auch Spannung und Belastung hän- 
gen von der Einstellung der Turbine ab, wie 
nachstehende Versuchsergebnisse zeigen. Sie 
wurden aufgenommen, als 170 km 66 000 V-Lei- 
tungen angeschlossen waren: 


Drehzahl . 174722200 222 
Frequenz se 2... 50 58 64 
Spannung % :.. 75 99 127. 
Abgabe kW. . . ...300 650 875 
Leistungsfaktor % . 55 67 62 


Die Ausnutzung mittlerer Wasserkräfte 
wird beim Anschluß an kleinere Netze zweck- 
mäßig nicht mit Induktionsgeneratoren, son- 
dern mit. Synchrongeneratoren erfolgen. Darauf 
hat Dr. Rosenberg hingewiesen. Wenn die Zu- 
bringeranlage nicht allzu weit vom Mutterkraft- 
werk entfernt ist, so kann man die Bedienung 
durch Fernsteuerung vornehmen. Andernfalls 
kann man, wie dies in Amerika mit Erfolg 
durchgeführt wurde, die Zubringeranlage mit 
selbsttätiger Schwimmersteuerung ausführen, 
Eine Anlage dieser Art ist in den Jahren 
1916/1917 in Cedar Rapids, Iowa, errichtet 
worden. Sie besteht aus drei 400 kW-Einheiten. 
Es wird berichtet, daß die Anlage einmal 10 
Wochen ununterbrochen gelaufen ist, ohne daß 
sie in dieser Zeit nachgesehen worden wäre. 

Berlin, 13,.122920; Dr en. sAdler, 


Erwiderung. Ä - EM. 

Die Zuschrift des Herrn Dr. ADLERirrt bei 
der Behauptung, daß Herr ZANDER nur auf die 
Ausnutzung ausgebauter Wasserkräfte hin- 
gewiesen habe. Auf Seite 439 der „ETZ‘ 1919 
schreibt Herr ZANDER des längeren über den ° 
„Ausbau neuer mittlerer Wasserkraftquellen‘“, 
gibt Richtlinien für deren Typisierung und regt 
die Beteiligung der Einzelstaaten bei der Finan- 
zierung an. Auch eingangs seines Aufsatzes im 
ersten, die kleinen Kräfte behandelnden Teil 
wird mehrfach vom ‚Ausbau‘ und der Auf- 
nahme der „noch freien‘ Wasserkräfte ge- 
sprochen. ; 

Auch über das Arbeitsprogramm der 
Studiengesellschaft gibt Herr ZANDER im dritt- 
letzten Absatz seiner Arbeit, Herr SCHRADER in 
den beiden letzten Absätzen seiner Zuschrift 
(„ETZ“ 1919, S. 503) nähere Auskunft, wo- 
selbst Herr Dr. ADLER seine Frage, was die Ge- 
sellschaft studieren soll, beantwortet findet. 
Ich werde mich gerade über diesen Punkt in der 
„Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen‘ noch näher 
verbreiten. Vor der „Propaganda und Ausfüh- 
rung‘ kommt die Aufnahme und Auswahl 
der ausnützbaren und auszunützenden Kräfte 
— ausgebaute wie unausgebaute —, und eben 
diese Aufnahme, Auswahl, Propaganda und 
wirtschaftliche Durchführung des Ausbaues 
durch Typisierung und Beihilfe bei der Ausfüh- 
rung ist Aufgabe der Studiengesellschaft im 
Sinne Herrn ZANDERS und in meinem Sinne. 
Ohne eine ordnende Hand bleibt die Sache, dem 
Gutdünken: des einzelnen überlas°en, Stück- 
werk wie bisher. 

Eine Aufklärung und Propaganda durch 
die Firmen ist vom wirtschaftlichen und tech- 
nischen Standpunkt aus unbedingt zu verwer- 
fen. Eine solche Aufklärung wird niemals un- x 
parteiisch sein und den höchsten Nutzen für die 
Allgemeinheit bezwecken, sondern den höch- 
sten eigenen Nutzen! Gerade diese Einseitig- 
keit zu verhindern, ist mit eine vorzügliche 
Aufgabe der Studiengesellschaft, bei welcher 
jede einseitige Stellungnahme durch deren Zu- 
sammensetzung auszuschließen wäre. 

Mangel an Interesse habe ich nicht nur bei _ 
der bayerischen Behörde, sondern leider auch 
beim Reich gefunden, denn wie aus meiner 
Zuschriftin der „ETZ‘“ 1920, S. 11, ersichtlich, 
habe ich auch dem Reichswirtschaftamt meine 
Vorschläge unterbreitet. In der ‚‚Zeitschr. f. d 
ges. Turbinenwesen‘ wird die Einga be auszugs 
weise abgedruckt werden. Man darf also nicht 
Bayern allein mangelndes ‚Interesse vorwerfen, 
das Reich war auch nicht besser! E 

Die Ausnutzung der Kräfte und ihre Mittel 
sind bekannt. Herr Dr. ADLER faßt in seiner Zu- 
schrift eine Reihe von in der „ETZ‘“ und in 
„Elektrotechn. u. Maschinenb.‘‘, Wien, ver- 
öffentlichten Beispielen übersichtlich zusam- 
men. Bei der planmäßigen Vorbereitung der 
geordneten Ausnützung (durch die Studienge- 
sellschaft) handelt es sich nun um zweckmäßige 
Wahl einiger weniger typisierter Anlageformen F 
zur Erzielung billigster Kraftanlagen an Stelle 
regelloser und nicht immer glücklicher und bil- 
ligster Ausführungsart, wie dies die Propaganda 
der Firmen nicht auszuschließen scheint.. 

Die Reihe der von Herrn Dr. ADLER aufge- 
führten Beispiele kann ich außer durch die ° 
Literaturangaben in meiner letzten Zuschrift!) 
noch erweitern durch den Hinweis auf die von 
mir in der „Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen‘“ 
1911, S. 145 (Kleine Wasserkraft-Elektrizitäts- 
werke, besonders deren selbsttätige Regu- 
lierungsarten) und 1913, S. 102 (Kleinere Über- 
landwerke), gebrachten Beispiele von mehr oder 
weniger unbedient laufenden selbständigen oder 
Ergänzungswerken sowie auf das Wasserlei- 
tungskraftwerk in Meiringen, welches, mit Fern- 
steuerung und Fernthermometern ausgerüstet, 
ohne Aufsicht mit dem alten Hauptwerk parallel 
arbeitet und von dort aus kontrolliert wird. 

Die Elektrizitätswerke -haben heute viel- 
fach noch eine gewisse Abneigung vor dem Zu- 
sammenarbeiten mit kleinen Betrieben, z. T. 
wohl auf Grund unangenehmer Erfahrungen 
mit Anlagen, die in Ausführung oder Wartung 
mangelhaft waren, oder sie haben — als anderes 
Extrem — die Tendenz, die kleineren Betriebe 
aufzusaugen; diese beiden Erscheinungen zu 
vermeiden, ist ein weitererZweck der zu schaf- 
fenden Organisation. 

München, 25. IL, 1920. G. Reindl. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


5 £ v 
. Auszeichnungen. — Der Oberingenieur L._ 
Kohlfürst, Wien, wurde seiteis der Deut- 
schen Technischen Hochschule in Brünn zum 
Ehrendoktor der technischen Wissenschaften 
ernannt. . ö 


!) Bes. „Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen“ 1919, 8. 281 


19. Februar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 8: 


157 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


- Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Die nächste Sitzung des Elektrotechnischen 
Vereins findet statt 
am Dienstag, den 24. Februar 1920, 
abends 7!/, Uhr pünktlich, 
in der Technischen Hochschule Charlottenburg, 
(Hörsaal Nr. 141). 
Tagesordnung. 
1. Geschäftliche Mitteilungen. 
2. Vortrag des Herrn Ingenieur Sauer: „Über 
elektrische Schweißung‘. 
Inhaltsangabe. 
Allgemeines über elektrische Schweißung. 
— Lichtbogen und Kontaktschweißung. — 
Punkt-, Nabt- oder Stumpfschweißung. — 
Flicken von Maschinenteilen. 


Am Dienstag, den 9 März 1920, abends 
71/g Uhr pünktlich, hält der Elektrotechnische 
Verein in der Technischen Hochschule, 
Charlottenburg, im Hörsaal Nr. 14l,. eine 
außerordentliche Sitzung ab. 
an Tagesordnung. 
1. Vortrag des Herrn Baumeister Wattmann 
über: Elektrische Schienenschweißung. 
Inhaltsangabe. 
Allgemeines über Schienenstöße. 
trische Schienenschweißung. 
2. Vortrag des Herrn Baumeister Lange über: 
Thermitschweißung. 
Inhaltsangabe. 
Allgemeines über Thermitschweißung- 
Thermitschweißung an Schienen. 
Gäste sind willkommen. 
Der Vorsitzende: 
Ad. Franke. 


SITZUNGSKALENDER. 


Elek- 


Verein deutscher Ingenieure. 23. II. 1920, 
nachm. 5 Uhr, voraussichtlich in der Techni- 
schen Hochschule. Vortrag von Prof. Dr. 
Hamel: ‚Die Methoden und Bedeutung der 
Vektorenreehnung und ihre Anwendung in der 
Technik“. (Auskunft durch die Geschäftsstelle 
des V.D.I.) ; 


25. II. 1920, nachm. 7% Uhr, im Hause 
des V. D.I.: Vorträge von Reg.-Baumeister 
a.D. Frauendienst und Prof. Toussaint: 
„Die Neuordnung des Fachschulwesens in 
Groß Berlin.‘ 


23. II. bis 30. III. 1920 im Französischen 
Gymnasium, Reichstagsufer 6, abends 5 bis 
9 Uhr: Betriebswissenschaftliche Vorträge. 
a durch die Geschäftsstelle des V. 


Elektrotechnischer Verein. 24. II. 1920. 
Technische Hochschule. Vortrag des Herrn 
J. Sauer über „Elektrische Schweißung“. 

Weiteres siehe offizielle Ankündigung. 


- Deutsche Physikalische Gesellschaft. 20. 
II. 1920, nachm. 71, Uhr, im physikalischen 
In-stitut der Universität Berlin, Reichstags- 
ufer 7/8. 

1. Vortrag G. Leithäuser: „Anwendung 
der Elektronenröhre in der Hochfrequenz- 
technik‘ (mit Vorführungen). 

2. Vortrag W. Gerlach: ‚Bericht über die 
Bestätigung quantentheoretischer Forde- 
rungen.‘ 


Installations-Technischer Verband E.V. 21. 
und 28. II., 6 bis 8 Uhr, Größer Elektrotechni- 
scher Hörsaal der Technischen Hochschule 
Volkstümlicher Hochschul-Experimen- 
talkursus über Wechselstrom und Dreh- 
strom von Prof. Dr. Wedding. Auch Nicht- 
mitglieder können Programm und Teilnehmer- 
karten zu 20 M für den Kursus durch Herrn 
Patentanwalt Dr. Oskar Arendt Berlin W. 50, 
Kurfürstendamm 227, beziehen. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Dampfkraftwerk für 200 000 kW. — Die 
Nähe von Wasser und Kohle einerseits, die 
gleichzeitige Stromabgabe für Bahnen, Licht 
und Kraftzwecke anderseits, also eine gleich- 


mäßige Belastung, die dadurch besonders ge- 
währleistet wird, daß die Abnehmer sich auf 
drei benachbarte Staaten verteilen,sichern dem 
für eine Leistung von 200 000 kW geplanten 
Kraftwerk in Windsor(W.Va.) die bestmögliche 
wirtschaftliche Unterlage. Allein das versorgte 
Bahnnetz der West Power Co. umfaßt 500 km 
mit mehr als 400 Wagen. 
am Ohio gelegen, werden durch die Anlage 
beansprucht, und 600 m "davon liegt eine 
Kohlenmine, die einen Teil des benötigten 
Brennstoffes liefert, während der restliche Teil 
durch die Pennsylvania-Bahn herangeführt 
wird. Im Kraftwerk von 84>x<86 m bebauter 
Fläche sind bisher 2 Drehstrom-Turbogene- 
ratoren von 30 000kW für 11000 V und 60 Per 
aufgestellt, vier andere von gleicher oder 
größerer Leistung sind geplant. Zu jeder Ma- 
Schine gehören 4 Kessel. Eigenartig ist die der 
Kohlenstapelung dienende Unterkellerung des 
Heizraumes, in welche die Kohlenwagen auf 
Trägern einlaufen und auf leichteste Weise 
entladen werden können. Ein Merkmal der 
aufgewendeten Sparsamkeit ist insbesondere 


‘der Umstand, daß die erwärmte Kühlluft von 


in besonderen Kanälen zur 
Kesselfeuerung geleitet wird. Alle Hilfsma- 
schinen, für die ein Transformator von 
1800kVA miteiner Übersetzung von 11000 zu 
550 V aufgestellt ist, werden elektrisch ange- 
trieben. Jeder Stromerzeuger arbeitet über 
einen Ölschalter von 2000 A Schaltstromstärke 
auf eigene Sammelschienen, die mit denen 
der anderen Maschine durch Drosselspulen ver- 
bunden sind. Mit jedem der Stromerzeuger ist 
eine Erregermaschine von 210 kW gekuppelt, 
die für 2 Maschinensätze ausreicht. Erforder- 
lichenfalls kann die Erregung von einer Batte- 
rie gespeist werden, die für gewöhnlich nur den 
Steuerstrom für die Apparate zu liefern hat. 
Die Fernleitungen werden mit 25 000, 60 000 
und 130 000 V gespeist, die zugehörigen Trans- 
formatoren sind im Freien aufgestellt. (Genie 
Civil, Bd. 72, S. 417.) . M. 


Das Elektrizitätswerk Massaboden bei Brig 
der Schweizerischen Bundesbahnen. — ie 
ersten Elektrizitätsanlagen entstanden in den 
Jahren 1888/89 beim Bau des Simplontun- 
nels. Auf der Nordseite des Tunnels wurde 
das Gefälle der Rhone und auf der Südseite das 
Gefälle der Diveria ausgenutzt. Nach Vollen- 
dung des ersten Tunnels wurden die Kraftan- 
lagen von den S9.B.B. übernommen, zeigten je- 
doch durch den z. T. provisorischen Charakter 
der Arbeiten, z. T. durch die geringe Leistungs- 
fähigkeit Mängel, die den Betrieb gefährdeten. 
So sind für die Bahnzwecke im Winter 
manchmal nur 1400 kW, im übrigen nur höch- 
stens 1800 kW zur Verfügung gewesen. Zwei 
Züge, die gleichzeitig auf der Strecke fahren, 
gebrauchen jedoch bei fahrplanmäßiger Ge- 
schwindigkeit 2200 bis 2500 kW. Im zukünf- 
tigen Doppeltunnelbetrieb werden bis zu 3500 
kW verlangt. 

Von den verschiedenen Projekten zur Er- 
stellung eines Kraftwerkes gelangte die Errich - 
tung einer neuen Zentrale auf dem Massa- 
boden unter Einbau eines Ausgleich beckens 
in den Oberwasserkanal zur Ausführung. 

Für die maschinelle Anlage des neuen 
Kraftwerkes wurden mit Rücksicht auf den 
zweiten Simplontunnel folgende Leistungen 
vorgesehen: £ 


den Maschinen 


Im Durch-| Höchst- 


schnitt | betrag 

kW | kW 
1. Wechselstrom von 50Per: 
für Bahnhof- u. Tunnel- 

beleuchtung. ... . 80 120 

2. Drehstrom von 16 Per: - 

für Tunnelventilation u. 
Betrieb des Portalvor- 

hanzesam.  . Are... 250 380 
für Zugförderung über 
die ganzeStrecke Brig — 

Iselle RES; 520 3500 

Im ganzen . 850 4000 


Nachträglich wurde noch ein Drehstrom- 
generator mit einer Leistung von rd 1500 kW 
zwecks Abgabe der überschüssigen Energie an 
die A. G. Lonza in Visp aufgestellt. Bezüglich 
der einzelnen baulichen Teile, die sehr inter- 
essant sind, so besonders der Ausführung des 
Sammelbeckens des Kraftwerkes, wird auf die 
Quelle verwiesen. 

Im Maschinensaal sind 3 Doppel-Franeis- 
turbinen mit horizontaler Welle! von! je 3500 PS 
bei 500 Umdr/min aufgestellt worden, 2 davon 
mit Drehstromgeneratoren von 16 Per und 
3300 V für Bahnbetrieb gekuppelt, während die 
dritte einen vorhandenen Generatorfür Abgabe 
von Drehstrom von 50 Peran die A. G. Lonza 
antreibt. Außerdem wurden 2 Drehstrom- 
Perioden-Umformergruppen aufgestellt zur Er- 


24 ha Baugelände,- 


zeugung der Energie bei 4000 V und 50 Per für 
die Beleuchtung des Tunnels sowie des Bahnhofs 
Brig. Von den Schaltanlagen führen 4 Freilei 
tungen zum Tunnelyortal, Ferner werden von 
den 3300 V-Sammelschienen, deren einer Pol 
geerdet ist, die 2 vorerwähnten Umformer ge- 
speist. Die Deckelder Ölschalter sind mit Rück- 
sicht auf die hohe Stromstärke geschlitzt und 
besitzen eine Anzahl Löcher, auf welchen lose 
Holzscheiben aufliegen, die beider Abschaltung 
von schweren Kurzschlüssen abgeworfen wer- 
den. Die Leitungen bestehen überall aus 
Kupferrohr von 45 bzw. 30 mm äußerem Durch- 
messer. Die 4 Freileitungsstränge liegen auf 
einem gemeinsamen Gestänge. Außerdem ist 
ein Blitzschutzseil über die Spitzen der Maste 
geführt und mit deran Erde gelegten Phase der 
Zentrale verbunden. 

Die Gesamtkosten der Neubauten stellten 
sich auf 1,5 Mill. Fr, die Kosten der benutzten 
alten Anlageteile auf 0,7 Mill. Fr. 

Die Leistung des Kraftwerkes Massaboden 
beträgt bei der vorhandenen Wassermenge von 
5 cbm/s und einem mittleren Nutzgefälle von 
43,2 m 2200 kW. Im Jahre 1917 konnten 
153, Mill. kWh abgegeben werden, so daß ein 
Ausnutzungsfaktor von 81% erreicht würde. 

An Baukosten ergeben sich, bezogen auf 
das konstant vorhandene Kilowatt, rd 1000 Fr 
und auf-das installierte Kilowatt rd 340 Fr. 
Die Betriebskosten beliefen sich im Jahre 1917 
einschl. 6% Verzinsung und Abschreibung auf 
196 000 Fr, so daß die Selbstkosten der abge- 
gsebenen Kilowattstunde nur 1,27 ets betrugen. 
Eine so gute Ausnutzung der Anlage war nur 
dadurch möglich, daß die jeweils überschüssige 
Energie an die A. G. Lonza abgegeben werden 
konnte. (H. Eggenberger u. A. Dänzer. 
Schweizer. Bauztg. Bd. 73, 1919, 8. a 

st. 


Merkblatt über das preußische Wasserbuch 
und Rechtsgrundsätze des Landeswasseramts. 
— Mit Rücksicht darauf, daß die Frist für die 
Eintragung von Rechten in das preußische 
Wasserbuch mit dem 30. IV. 1924 abläuft, 
macht der Wasserwirtschaftliche Ver- 
band, Berlin-Halensee, auf ein von ihm heraus- 
gegebenes Merkblatt über das Wasserbuch 
und Rechtsgrundsätze des Landeswasseramts 
aufmerksam, dessen Inhalt geeignet erscheine, 
bei den Anträgen auf Eintragung von Rechten 
in die Wasserbücher verwendet zu werden. 
Der Verband will demnächst ein anderes Merk- 
blatt über die Abwässer folgen lassen und dann 
die einschlägigen Fragen für die Wasserkraft- 
anlagen besprechen sowie die dazu gehörigen 
Beschlüsse des Landeswasseramts mitteilen. 
Das Merkblatt behandelt die Einrichtung der 
Wasserbücher, die eintragungs- und die nicht- 
eintragungsfähigen Rechte und Unterhaltungs- 
pflichten, die Voraussetzungen für die Eintra- 
gung, den Eintragungsantrag, den Widerspruch 
dagegen, bezügliche Rechtsmittel usw. 


Versorgung der Berliner Industrie mit elek- 
trischer Arbeit. — Die ,‚Voss. Ztg.‘‘ hat vor 
kurzem berichtet, daß die Berliner Industrie 
infolge des Kohlenmangels und der noch nicht 
ausreichenden Versorgung mit Fernstrom z. Zt. 
nur rd 50% des Bedarfes an elektrischer Arbeit 
erhalte, daß ihr aber die Möglichkeit zu vollem 
Betrieb gegeben werden könnte, wenn sie einen 
wesentlichen Teil ihrer Tätigkeit in die Nacht- 
stunden verlege, da während dieser hinreichend 
Fernstrom zur Verfügung stände. Hierzu wird 
uns von den Städtischen Elektrizitätswerken 
Berlin mitgeteilt, daß mit einer erhöhten Zu- 
fuhr von Fernstrom aus dem Braunkohlenge- 
biet in diesem Jahr voraussichtlich nieht zu 
rechnen sei. Den Werken bleibe daher nichts 
übrig, als unter Aufwendung erheblicher Mittel 
Maßnahmen zu treffen, um so weit wie möglich 
die ihnen z. Zt. aus Golpa vertraglich zustehende 
Leistung von 30 000 kW bis zum äußersten aus- 
zunutzen. Sache der Industrie werde es sein, 
dieses Bestreben durch baldmöglichste Um- 
stellung ihrer Betriebe auf Nachtarbeit 
derart zu unterstützen, daß auch in den Nacht- 
stunden die genannte volle Leistung des Fern- 
stromes in Anspruch genommen wird. 


Neues Dampfkraftwerk beijParis. — Zur 
Zeit wird von der „Union Francaise d ‘Electri- 
eit6“ in Genevilliers bei Paris ein neues, bedeu- 
tendes Kraftwerk erstellt. Es soll für eine Lei- 
stung von rd 300 000 kW ausgebaut werden. 
Aus dem Wettbewerb um die Lieferung der 
Dampfturbinen, bei dem auch die amerikani- 
sche Industrie beteiligt war, ging die Zoelly- 
Turbine siegreich hervor. Sämtliche zur Ver- 
Bebung gelangenden Einheiten wurden nach 

ieser Bauart bestellt, unter » Verteilung des 
Auftrages an die Firmen: Soei6te Alsacienne de 
Construetions Mecaniques in Belfort, Schnei- 
der & Cie. in Le Creuzot und Escher Wyss & Cie. 
in Zürich. Jede Maschine weist eine Leistung 
von rd 45 000 kW auf. (,„Schweiz. Bauztg. » 
Bd. 75, 1920, S. 55.) 


158 


Apparatebau. 


Neuer Leitungs- und Isolationsprüfer. — 
Die Firma Dr. Th. Horn, Leipzig-Großzscho- 
cher, bringt einen Leitungs- und Isolations- 
prüfer auf den Markt, der als Ohmmeter 
und als Gleichstromvoltmeter verwendbar 
ist, Das Instrument (Abb. 1) besteht im we- 


Abb. 1. Isolationsprüfer. 


sentlichen aus einem kleinen, hoch emp- 
findliehen Drehspulensystem, mit Skala von 
6cm Durchmesser und einer leicht auswechsel- 
bareingebauten,normalen Taschenlampenbatte- 
rie, wie sie überall leicht käuflich ist; beides ist 
in ein flaches Holzkästehen, das bequem in der 
Tasche mitgeführt werden kann, eingebaut. 
Dieser Leitungsprüfer ist vollständig unab- 
hängig von magnetischen Einflüssen und kann 
daher in nächster Nähe von elektrischen 
Maschinen u. dergl. verwendet werden; eine 
bestimmte Lage im FErdfeld wie bei Gal- 
vanoskopen ist nicht erforderlich. Da sich 


der Zeiger schwingungsfrei einstellt, ist ein 


schnelles Messen möglich. Die Widerstandwerte 
werden auf einer Ohmskala unmittelbar abge- 
lesen. Das Instrument besitzt eine Einstellvor- 
richtung, die es gestattet, seine Empfindlich- 
keit der mit der Zeit sinkenden Batteriespan- 
nung anzupassen. Dem Leitungsprüfer werden 
eine auf eine Klemme aufschraubbare und eine 
mit Meßlitze und Isoliergriff versehene Kon- 
taktspitze beigegeben, die im Innern des Holz- 
kästehens untergebracht werden können. Bei 
der Messung wird, wie Abb. 1 zeigt, das Instru- 
ment in der linken Hand gehalten, mit der auf- 
geschraubten Kontaktspitze an den einen Pol 
der zu untersuchenden Leitung angedrückt, 
während die bewegliche Kontaktspitze mit der 
rechten Hand an den Gegenpol bzw. die Erd- 
leitung angehalten wird. Eine auf dem Leitungs- 
prüfer angebrachte Gebrauchsanweisung gibt 
näheren Aufschluß über die vielseitigen Ver- 
wendungsmöglichkeiten. Das Instrument be- 
sitzt entweder zwei Widerstands-Meßbereiche 
oder ein bis zwei Spannungsmeßbereiche (nor- 
mal 125/250 V), wobei Isolationsmessungen 
nicht nur mit der eingebauten Taschenlamnen- 
batterie (4 V), sondern auch mit 110 oder 220 V 
ausgeführt werden können. = 


Ausbildung der Zählerableser. — Amerika- 
nische Kraftwerke sind zu der Überzeugung ge- 
kommen, daß die Aufgabe der Zählerableser 
nieht nur darin bestehen darf, soviel Zähler als 
möglich in einer gewissen Zeit fehlerlos abzu- 
lesen !), sondern daß ein gewisses Maß techni- 
schen Wissens und die Fähigkeit des taktvollen 
Verkehrs mit den Konsumenten unerläßlich ist. 
So hat z. B. die Dayton (Ohio) Kraft-und Licht- 
Gesellschaft einen Ansbildungslehrgang für ihre 
Zählerableser eingerichtet und damit die besten 
Erfahrungen gemacht, namentlich durch die 
beträchtliche Anzahl von Fällen der entdeckten 
Hinterziehung elektrischer Energie. Die ge- 
nannte Gesellschaft wählte die Anwärter sorg- 
fältig unter verheirateten jungen Männern aus 
und ließ sie im Ablesen von Zäblern der ver- 
schiedenen Typen und deren Konstruktion 
unterrichten. Die Anwärter kamen dann auf 
eine Woche in die Reparaturwerkstatt, wo sie 
Zähler verschiedener Herkunft zusammenzu- 
bauen hatten. Hierauf folgte ein Lehrgang in 
der Montage der verschiedenen Typen für 
Gleich- und Wechselstrom in den betreffenden 
Anlagen, den die Anwärter unter Anleitung 
eines tüchtigen Zählermonteurs durchmaechten. 
Nach einer Woche wurden sie einem Inspektor 
zugeteilt, der sie auf seinen Rundgängen bei 
sich beschwerenden Kunden mitnahm. Sie 
sollten hierdurch lernen, sich den Kunden gegen- 
über taktvoll zu benehmen. In dem Lehrgange 
der so 3° Wochen dauerte, wurden sie mit allen 
Einzelheiten ihres Dienstes vertraut gemacht, 
und es zeigte sich bald, daß diese Leute nicht 
nur verläßliche Zählerableser wurden, sondern 
auch als Inspektoren branchbar waren. Sie 
bewährten sich besonders durch Auffinden von 
Fällen der Energiehinterziehung, und die Ge- 
sellschaft setzte, um dies zu fördern, eine Be- 
Johnung von 5 Dollars für jeden entdeekten 
derartigen Fall aus. Jetzt ist dies System der 


!) Die Amerikaner verwenden fast durchweg Zeiger- 
„ählwerke, welche schwieriger richtig ahzulesen sind, als 
«ie bei uns gebräuchlichen mit springenden Ziffern. 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heft 8. 


Belohnungen noch weiter ausgebaut worden. 
Alle Zählerableser erhalten Belohnungen für 
beschleunigte Erledigung der Ablesearbeit, 
u. zw., wenn sie mehr als 92% der ihnen ge- 
stellten Aufgabe erfüllen. Sie erhalten ferner 
die erwähnte Belohnung für Auffindung und 
Meldung von Energiehinterziehung und eine 
solche für den Nachweis von falschen Zähler- 
konstanten. Anderseits werden die Ableser 
für alle Ablesefehler bestraft. Die Ergebnisse, 
welche diese Maßnahmen gezeitigt haben, sind 
sehr bemerkenswert und rechtfertigen es durch- 
aus, daß die Ablesebeamten einen regelrechten 
Lehrgang durchmachen, bevor man ihnen 
selbständiges Arbeiten zumutet. Die Leute 
sind auch selbst mehr bei der Sache, da sie 
nicht mehr rein mechanisch arbeiten. (,Flec- 
trical World‘, Bd. 74, 1919, S. 533.) W. 


Verkehr und Transport. 


Erfahrungen über Hochspannungs-Fern- 
leitungen und Bahnen auf dem italienischen 
Kriegsschauplatze. — Während des Stellungs- 
krieses ‘am Karst wurden die Ladestation 
einer schmalspurigen Akkumulatoren-Feldbahn 
und einige andere Betriebe von «einer eiwa 
9 km langen Drehstromleitung von St. Daniel 
bis Dutovlje von 15000 V Spannung bei 
50 Per/s mit elektrischer Energie versorgt, 
die auf Holzmasten verlegt war und sich in 
15 bis 17 km Entfernung parallel zu den 
Schützengräben erstreckte. Diese Leitung 
lag, wie auch schon aus der angegebenen 
Lage ersichtlich, im Bereiche der weittragen- 
den feindlichen Geschütze, der es nur sein ein- 
ziges Mal, wohl durch einen Zufallstreffer, 
gelang, einen Masttransformator von siner 
Abzweigleitung zu treffen; letzterer befand 
sich inmitten eines erößeren Lagers, das 
wohl das Ziel des Artilleriefeuers gewesen 
sein dürfte. Die 9 km lange Hauptleituns 
wurde nur sein einziees Mal g„elerentlich 
eines Fliegerangriffs durch ein Sprengstück 
leicht beschädigt, es konnte jedoeh nicht mit 
Sicherheit festgestellt werden, ob diese Be- 
schädigung durch "ein Sprengstück von einer 
Fliegerbombe oder von sinem sisenen Ab- 
wehrschrapnell verursacht worden war. 
Ausser diesen beiden Fällen, wo der Schaden 
innerhalb weniger Stunden wieder gutoe- 
macht werden konnte, wurde durch feindliche 
Einwirkung weder die elektrische Kraftüber- 
tragungsleitunge noch der Betrieb der Zen- 
tralstation und der Ladestation auch nur ein- 
mal eestört. Die Hochspannungsleitung hat 
für den. Betrieb der Feldbahn und die Ver- 
sorgung der Truppen mit allem Material un- 
schätzbare Dienste «eleistet. Infolse techni- 
scher Fehler beim Bau dieser 15 000-V-Dreh- 
stromleitung mußte sie fast an jedem zweiten 
Tage wegen Reparaturen an den Masten und 
Isolatoren mehrere Stunden ausser Betrieb 
genommen werden, Die selieferten Hloch- 
spannungsisolatoren entsprachen weder in 
der Größe noch in der Güte des Materials. den 
Anforderungen; durch die schlechte Isolie- 
run entstanden zwischen den Phasen Kurz- 
schlußströme, und es vergine kaum in Tag, 
an dem nicht die Spitze: des einen oder 


anderen Mastes abbrannte. Obgleich es 
nicht angebracht ist, aus diesem Falle 
Schküsse zu ziehen, so ersieht man doch 


schon, wie schwer es für die Artillerie ist, 
eine, selbst 9 km lange parallel zur Front 
gelegene Leitung zu treffen. Eine technisch 
richtig gebaute Hochspannungsleitung, die 
öfters von der feindlichen Artillerie beschä- 
digt wird, dürfte jedenfalls leichter instand- 
zuhalten sein als die oben erwähnte Leitung, 
bei der man fast jeden 2. Tag einen oder 
mehrere abzebrannte Maste verkürzen oder 
durch neue ersetzen mußte. 

Die Vollbahn auf der italienischen Ge- 
birgsstrecke von Calalzo bis Feltre und front- 
wärts hat erößte Steisungen bis 25°/o und 
war, wie aus der Kartenskizze (Abb. 2) ersicht- 
lich, durch die Lage der Front eine Sackbahn, 
die erst durch den Ausbau der Zufuhrlinien 
erößere Bedeutung erlangte. Eine von diesen 
Zufuhrlinien war die mit schmalspurigen Ben- 
zantriebwagen und benzinelektrischen Feldbahn- 
züsen betriebene Strecke mit 70cm Spurweite 
von Toblach über Cortina d‘Ampezzo nach Ca- 
lalzo, die Steieungen bis über S0°o hatte, 
Die zum Betrieb der Vollbahnstrecke zur Ver- 
fügung stehenden “benzinelektrischen Daim- 
ler-Landwehrzüge konnten nicht vermehrt 
werden, da sie auch an anderen Stellen se- 
braucht wurden; man mußte sich daher ent- 
schließen, einige kleine Teenderlokomotiven 
und Güterwagen im- zerlesten Zustande auf 
der serpentinenreichen Straße von Vittorio 
nach Belluno zu bringen, wo sie zusammen- 
gesetzt wurden. Dieser Transport wurde mit 
Daimler-Landwehrzügen, die auch auf der 
Straße fahren können, durchgeführt. Die 
Dampflokomotiven waren für diese. Strecke 


19. Februar 1920. 


. man 


" nicht besonders geeignet, da in erster Linie’ 


die Kohlen fehlten, welche auf der Schmal- 
spurbahn befördert. werden mußten und da- 
durch diese Bahn wrheblich belasteten. Die 
40 km lange Strecke von Belluno bis Calalzo 
hatte, soweit ich mich entsinne, 43 Tunnels 
bei einer « rößten Steigung von 25 °/o und war 
dah'r auch aus diesem Grunde für Dampf- 
lokumotiven wenig geeignet. Wesen der wieit- 
hin siehtbaren Dampfschwaden und des ge- 
räuschvollen Auspuffes konnte man diese 
Dampflokomotiven nur außerhalb des Artille- 
rrefieuers verwenden, und es mußten die Frach- 


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05 0 % 20 25 30 35 40 km 
TIEREN 


Abb. 2. 


ten im letzten Abschnitt mit den beweglicheren 
leichteren benziwelektrischen Fahrzeugen und 
Schienenautos befördert werden, zu welchem 
Zwecke eine nochmalige Umladung notwen- 
die war. Wären elektrische Triebfahrzeuge 
vorhanden gewesen, so hätte man die ganze 
Vollbahnstrecke und die Kleinbahn mit Ober- 
leitune betreiben können, denn zwei Wasser- 
turbinenzentralen von etwa 15 000 kW standen 
zur Verfügung. Die elektrischen Lokomo- 
tiven hätten anstandslos und geräuschlos min- 
destens’ ebensoweit fahren können, als es 
unserem vorgesetzten Kommando für die 
Dampflokomotiven ratsam erschienen war. 


. Während der Dauer eines Jahres kann -ich 


mich auf der im Feuerbereiche gelegenen, 
im Betrieb befindelichen Strecke nur an zwei 
Volltreffer erinnern; die dadurch verursach- 


ten Beschädigungen des Oberbaues konnten 
in einieen Stunden behoben werden. Beschä- 


digungen an. einer eventl. Oberleitung hätts 
redenfalls in kürzerer Zeit beheben 
können. Dipl.-Sng, E. West, 


Lichtmaschine und Anwurfmotor für Fahr- 
zeuge, Bauart Rhodes-Firth. — Die Aufgabe 
bei der Beleuchtung von Fahrzeugen: die 
Dynamo bei wechselnder Fahrgeschwindig- 
keit mit gleichbleibender Umdrehungszahl an- 
zutreiben, wird bei einer in „Le Genie Civil“, 
Bd. 71, 8. 426, beschriebenen Lichtmaschine 
durch eine unter dem Einfluß eines Flieh- 
kraftreglers selbsttätig verändernde Über- 
setzung zu lösen versucht. 


Abb. 3. 


N und Y die Gewichte ‚des lliehkraftreglers, 
E ein Kranz, der auf dem Hohlkegel B sitzend, 
durch Reibung den Antrieb von der Welle U 


her auf die Planscheibe D und die Dynamo-. 
"welle überträgt. 
Hohlkegel unter dem Einfluß des Reglers auf D- 
bersetzung im umgekehrten. 


E verschiebt sich mit dem 


und ändert so die 


In Abb. 3. sind 


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148. Februar 1920. | 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Verhältnis zur, Drehzahl. Im der Stellung für 
die niedrigste Übersetzung, bei der die Dynamo 
eben noch Strom liefern soll, stößt ein Teller 
am Hohlkegel € gegen eine Rolle Z, die durch 
Hebel und Gestänge den Schalter %%' für den 
Dynamostrom betätigt. Die Bauart ist derart 
durchgeführt, daß sowohl Regelung als auch 
Ein- und Ausschaltung der Dynamo von 
der Geschwindigkeit der Antriebswelle abhän- 
gig sind. Der Antrieb der Welle erfolgt bei 
Automobilen vom Wagenmotor, bei Eisen- 
bahnfahrzeugen von der Wagenachse aus. Für 
Wagenbeleuchtung allein hat’die Dynamo Ne- 
benschlußwicklung und arbeitet mit einer 


. Batterie zusammen; bei Verwendung als An- 


wurfmotor in Automobilen erhält sie noch eine 
gleichsinnig zum Nebenschluß wirkende Haupt- 


_ schlußwieklung. In diesem Fall sitzt (Abb. 4) 


Abb. 4. 


über dem Reibrad E eine Kegelradverzaknung 
OÖ, die in das entsprechend verzahnte Ende 
der Ankerwelle eingreift. Eine besondere Ver- 
riegelung hält den Kegelradkıanz in seiner 
Lage, bis die Dynamowelle etwa ein Drittel 
ihrer normalen Geschwindigkeit erreicht hat; 
nach der dann selbsttätig erfolgenden Entriege- 
lung bringt’ der Fliehkraftregler die Verzah- 
nungen außer Eingriff und rückt die Reibräder 
ein. Beim -Stillstehen ist der Vorgang umge- 
kehrt. Die Dynamo für Automobile gibt 250 W 
bei 12 V, das Gewicht ist etwa 14kg. Für Zug- 
beleuchtung leistet die Maschine 1500 W, das 
Gewicht bleibt dabei unter 100. kg. Die Ge- 
schwindigkeitsschwankungen der Dynamowelle 
sollen 5% nicht übersteigen. (Für Personen- 
automobile erscheint die Bauart kaum geeig- 
net; man hält für diesen Dienst heute Dynamo- 
leistungen von 75 bis 150 W für ausreichend. 
Es ist fraglich, ob bei den geringen Abmessun- 
gen solcher Maschinen der Regler genügend 
Verstellkraft erhalten kann, um das .Reibrad 
unter der Last .des Antriebs und des erforder- 
lichen Anpressungsdruckes sicher und genau 
innerhalb der Drehzahlgrenzen zu verstellen, 
die sich wie etwa 1: 4 verhalten. Die für Auto- 
mobile bestimmte Dynamogröße von 250 W 
genügt schon den Anforderungen des Omnibus- 
betriebes.) schbk. 


Beleuchtung und Heizung. 


Anforderungen.an elektrische Kochgeräte. 
— Das Elektrizinätswerk Blankenese hat in sei- 
nem Anschlußgebiet fast gar keine Industrie, 
sondern es sind nur wenige kleine Motoren für 
Handwerksbetriebe angeschlossen. Bis. zum 
Jahre 1911 gab das Werk fast nur Energie für 
Beleuchtung ab. Als der Bau einer Gasanstalt 
geplant wurde, entschloß sich Direktor Coulon 
des genannten El.-W. die Einführung der elek- 
trischen Küche durch günstigen Eneıgietarif zu 
fördern. Dank seiner nachhaltigen Werbetätig- 
keit betreiben etwa 650 Familien voilständige 
oder teilweise elektrische Küchen. Er hat bei 
diesen Küchen den Energieverbrauch und die 
Eignung, sowie Haltbarkeit der verwendeten 


"Kochgeräte beobachtet und legt seine Erfah- 


zungen in einem Aufsatz nieder, der besonders 
an die Hersteller elektrischer Kochgeräte ge- 
richtet ist. Die von Coulon gestellten Anfor- 
derungen an elektrische Kochgeräte erstrecken 
sich sowohl auf den mechanischen Aufbau als 
auch auf den elektrischen Teil. Elektrische 
Kochgeräte sollen praktisch und dauerhaft, so- 


' wie solide und sicher sein, so daß sie im nor- 


heißen noch 'im 


malen Gebrauch keine dauernde Beschädigung 
erfahren können. Sie müssen deshalb aus kräf- 
tigem Rohstoff bestehen, handliche Form haben 
und unter Weglassung aller unnötigen. Aus- 
buchtungen und Ansätze außen einfach und 
glatt sein, Reinnickel, Aluminium, Kupfer und 
Messing sind für die Herstellung von Kechge- 
räten zu bevorzugen, aber auch gußeiserne 
Kochtöpfe, die innen durch Oxydation oder 
Emaillierung vor Rost geschützt sind, haben 
sich bewährt. Elektrische Kocher müssen 
warmwasserdicht gebaut sein, so daß weder im 
alten Zustande beim Ein- 
tauchen in Spülwasser Feuchtigkeitin den Heiz- 
raum eindringen kann. Es darf dabei auch kein 
„Atmen“ eintreten. Die im Heizraum einge- 


 sehlossene Luft, die sich beimErhitzen ausdehnt, 


Hett 8. 


darf nicht den Kocherboden ausbeulen. Der 
äußere Mantel der Kacher ist auf seiner Innen- 
seite mit einem Oxydationsschutz zu überziehen, 
damit nicht durch Schwitzwasser hervorge- 
rufene Rostbildung Kriechwege verursacht, die 
die Isolierung der Heizkörper und Kontakte 
überbrücken. Die Heiztiläche soll möglichst 
gleichmäßig belastet sein, so daß keine örtliche 
Überhitzung und ein Anbrennen der Speisen 
auftritt. Die spezifische Belastung des Heiz- 
körpers darf nicht zu hoch gegriften werden, 
und seine Konstruktion muß einen innigen 
Wärmekontakt mit der Kocherwandung ge- 
währleisten. Der Heizkörper ist desto halt- 
barer, je niedriger die Belastung und je besser 
die Wärmeabnahme ist. Seine gute elektrische 
Isolation muß auch den Einwirkungen der 
Wärme gewachsen sein. Der Wattverbrauch 
elektrischer Kochgeräte sollso gewählt werden, 
daß die Kochzeit weder allzu lang noch zu kurz 


‚ist, damit die gängigen Kocher bis zu 1,5 1 In- 


halt noch an die üblichen, mit 6A gesicherten 
Liehtverteilungsleitungen angeschlossen wer- 
den können. Bei größeren Kocnern ist eine gute 
Regulierung der Energieaufnahme vorzuseben. 
Bei gut gebauten, aus kräftigem Metall herge- 
stellten, nicht zu stark belasteten Kochgeräten 
wird ein vorübergehendes Trockengehen nichts 
schaden, so daß eine besondere Schmelzsiche- 
rung dafür nicht erforderlich ist. Auch die Kon- 
taktstifte müssen an ihrer Isolation große 
Kriechflächen haben. Sie müssen mechanisch 
geschützt und vor Überflutungen gesichert sein, 
am besten durch Anbringung geeigneter Schutz- 
kappen, die gleichzeitig als Eıdungselement 
auszubilden sind. Die Anschlußteile der Zulei- 
tungen dürfen auch bei dauerndem Gebrauch 
nicht beschäditg werden. Es ist unzweckmäßig, 
Stecker aus nicht armiertem Porzellan herzu- 
stellen, die beim Herabfallen absplittern und 
spannungsführende Teile bloßlegen. Die Ver- 
meidung der Berührung spannungsführender 
Teile an den Kontaktgriffen ist besonders zu 
beachten. | 

Die in elektrischen Küchen verwendeten 
Kochtöpfe sind an geeigneten Stellen in beque- 
mer Höhe anzuordnen. Ebenso wie bei Gas- 
und Kohlenheizung besondere ortsfeste Ein- 
richtungen (Gas- und Kohlenhert) vorhanden 
undan dafür geeignetenPlätzen aufgestellt sind, 
ist auch bei elektrischen Kocheinrichtungen für 
technisch richtige Ausstellung und Erdung der 
Geräte zu sorgen. Die Erdung kann durch ent- 
sprechende Ausbildung der Kontakteinrichtung 
und Zuführungsschnur herbeigeführt werden. 
Die bisher üblichen Einzelstecker sind durch 
Doppelstecker zu ersetzen, die bei jeder Regu- 
lierstellung alle spannungsführenden Kontakt- 
stifte vollüberdecken. Ihre Erdungseinrichtung 
muß sicheren Kontakt herbeiführen, bevor die 
elektrischen Teile des Kochers unter Spannung 
gesetzt werden. Die Verwendung von Mehrfäch- 
steekern hat auch den Vorteil, daß alle Adern 
der Schnur gemeinsam mit der Umklöppelung 
eingeführt werden können, wodurch eine größere 
Festigkeit der Schnur gegen Bruch an den 
Steckern erzielt wird. In Küchen sind vielfach 
die Zuleitungsschnüre durch schnurlose Kon- 
takte ersetzt, die auf Schaltpulten oder Koch- 
tischaufsätzen vereinigt sind. Deren Aufstel- 
lungsplatte für die Kochgeräte besteht aus Me- 
tall und ist geerdet. An handlicher Stelle befin- 
den sich Regulierschalter. 
R Bei den jetzigen hohen Strompreisen ist 
besonderer Wert auf besten Wirkungsgrad zu 
legen, = bei direkt beheizten Kochgeräten 
ziemlich hoch ist. Dagegen lassen die indirekt 
wirkenden Koch- und Heizplatten viel zu wün- 
schen übrig, und sie sind bei dem derzeitigen 
Zwang der Brennstoffersparung nur in beson- 
deren Fällen zu verwenden, wo sie durch direkt 


beheizte Kochgeräte nicht ersetzt werden kön-, 


nen. Zur Gesundung des Marktes für elektrische 
Koch- und Heizgeräte und Schutz der Benutzer 
vor unsachgemäß ausgeführten Geräten fordert 
Coulon die Errichtung einer Prüfanstalt zur 
Prüfung der einzelnen Fabrikate, von denen 
nur die den Verbandsvorschriften entsprechen- 
den neben dem Ursprungszeichen das Kontroll- 
zeichen der Prüfstelle tragen dürfen und seitens 
der Wiederverkäufer und Elektrizitätswerke 
den Verbrauchern zu empfehlen sind. (Mitt. d. 
Vereinig, d. El. W. 1919 Nr. 245, 8.189.) x. 


Einfache Glühlampen-Prüfvorriehtung. — 
In großen Industriewerken und Verwaltungs- 
gebäuden sind ständig Glühlampen auszu- 
wechseln und der sie ausgebende Beamte 
muß in der Lage sein, jede alte Lampe auf ihre 
Unbrauchbarkeit und jede neue Lampe auf ihre 
Güte unmittelbar zu prüfen. Eine sehr einfache 
Vorrichtung, welche rasches Arbeiten ge- 
stattet, wird durch Abb. 5 dargestellt. Zwei 
Messingschrauben sind im Abstand von etwa 
13mm durch eine Holz- oder Schieferplatte 
geführt und mit den Polen einer Lichtleitung 
von 110° V verbunden. Durch die untere 
Schraube wird ein rechtwinklig gebogener 


! 


Kupferstreifen so an der Platte befestigt, daß 
die äußere Fläche des freien, Schenkels der obe- 
ren Schraube zugekehrt ist. Wird das Edison- 
gewinde einer Lampe auf diesen Kupferstreifen 


Abb. 5. Einfache Glühlampen-Prüfvorrichtung. 


gelegt und mit dem Mittelkontakt die obere 
Schraube berührt, so muß die Lampe brennen, 
falls sie unbeschädigt ist. (‚‚Eleetrical World‘‘, 
Bd. 74, 1919, S. 249.) Ww. 


Berg- und Hüttenwesen. 


Schwungrad- Ausgleichmaschinen. — Die 
Arbeit bringt eine Übersicht über die Haupt- 
formen von Schwungrad - Ausgleichmaschi- 
nen und beschreibt einige wichtige Einzel- 
heiten dieser für verschiedene Betriebe wich- 
tigen und häufig angewandten Hilfsmaschinen. 
Nicht nur die Verhütung zu großer Spannungs- 
schwankungen, sondern auch die Verhinderung 
zu weit gehender Schwankungen der Frequenz 
stellen Aufgaben dar, die mit Hilfe von 
Schwungrad-Ausgleichmaschinen leicht gelöst 
werden können. Diese haben außerdem den 
Vorteil, eine oftsehr erwünschte Energiereserve 
darzubieten, die nicht allein derjenigen Arbeits- 
maschine, für deren Betrieb sie unmittelbar be- 
stimmt sind,sondern dem ganzen Netze zugute 
kommt, da die Ausgleichmaschinen, wenn im 
Netz, bei Gleichstromanlagen die Spannung, 
bei Drehstromanlagen die Frequenz, starksinkt, 
Energieins Netzabgebenunddamitzur Aufrecht- 
erhaltung eines störungsfreien Betriebes beitra- 
gen. Schwungrad-Ausgleichmaschinen verdan- 
ken ihre weitgehende Verbreitung der Einfüh- 
rung des elektrischen Antriebes von Haupt- 
schacht-Förderanlagen, für die sie im Jahre 
1901 zuerst von J. Ilgnerin der bekannten An- 
ordnung angewandt worden sind. Bezeichnend 
für das gegenwärtige Bestreben der Engländer, 
bei allem Guten und Brauchbaren, das aus 
Deutschland stammt, den deutschen Ursprung 
zu leugnen oder zu verschweigen, ist, daß auch 
in der hier vorliegenden Abhandlung über 
Schwungrad-Ausgleichmaschinen ihr Ursprung 
und der Name Ilgner verschwiegen wird, was 
bei einiger Objektivität, einer dem Engländer 
augenblicklich allerdings fremden Eigenschaft, 
nicht hätte vorkommen dürfen. i 

Schwungrad - Ausgleichmaschinen werden 
entweder nur für den Betrieb einer einzigen, 
starken Belastungsschwankungen unterworfe- 
nen Arbeitsmaschine (einer Fördermaschine, _ 
einer Walzenstraße o. dergl.) aufgestellt, oder 
sie dienen dazu, die im ganzen Netz vorhande- 
nen Belastungsschwankungen auszugleichen 
und eine annähernd gleichmäßige Zentralenbe- 
lastung und demgemäß gleichmäßige Spannung 
und, Frequenz im Netz herbeizuführen. Im 
ersteren Falle ist das Schwungrad mit einem 
Motorgenerator verbunden, der die ganze von 
der betreibenden Arbeitsmaschine verbrauchte 
Energie umformt; im zweiten Falle ist die mit 
dem Schwungrad verbundene Dynamomaschine 
mittelbar oder unmittelbar dem Netz parallel 
geschaltet. Die erstere Anordnung bildet die im 
Jahre 1901 von Ilgner eingeführte Form; die 
Vereinigung des Schwungrades mit :der Leo- 
nardschaltung ist Gegenstand des ihm in jenem 
Jahre in Deutschland erteilten Patentes ge- 
wesen, das 1916 abgelaufen ist. 

Die Aufspeicherung so großer Energie- 
mengen in rotierenden Schwungmassen, wie sie 
bei Fördermaschinen und Walzenstraßen in 
Frage kommen, hat sehr hohe Umfangsge- 
schwindigkeiten der Räder zur Folge, die nur 
bei Verwendung von Scheibenschwungrädern 
aus überschmiedetem Stahlguß möglich sind. In 
Deutschland werden Umfangsgeschwindigkei- 
ten bis zu etwa 140 m/s gewählt, welcher Wert 
mehr als 5-mal so groß ist wie die Höchstge- 
schwindigkeit unserer Schnellzüge. Im Auslande 
geht man selten über 100 m/s. Die vorliegende 
Abhandlung des ‚„Eleetrician “nennt als höchste 
angewandte Umfangsgeschwindigkeit nur etwa 
6600 m/min und rechnet bei dem von ihm be- 
handelten Beispiel mit einem Höchstwert von 
5400 m/min, entsprechend rd 90 m/s. Die für 
den Ausgleich der Belastungsschwankungen 
nutzbare Energie ergibt sich bei einem be- 
stimmten Abfall der Drehzahl, entsprechend 
dem Unterschiede der Quadrate der höchsten 
und niedrigsten Umfangsgeschwindigkeit, Im 


180 


allgemeinen wird mit einem Abfall der Drehzahl 
von 15 bis 20% gerechnet. Darüber hinauszu- 
sehen, hat nicht viel Wert, weil der Gewinn zu 
gering ist und ihm, wenigstens bei Aufstellung 
in einem Drehstromnetz, das meistens in Frage 
kommt, ein zugroßer Verlustim Schlupfwider- 
stand des Drebstrommotors gegenübersteht. 
Die in Abb. 6 dargestellten Kurven geben die 


| 


weichungen von den deutschen Vorbildern ge- 
bracht, ein Eingehen darauf kann daher als 
überflüssig angesehen werden. 

Abb. 7 zeigt die Schaltung einer Schwung- 
rad-Ausgleichmaschine, bei der die mit dem 
Schwungrade gekuppelte Dynamo, eine Gleich- 
strom-Verbundmaschine, mit dem Netz parallel 
geschaltet ist. Muß die Ausgleichmaschine aus 
irgend einem Grunde im Betriebe 
abgestellt werden, so wird da- 
durch nicht, wie bei Ilgner-För- 
deranlagen, der Stillstand einer 
wichtigen Arbeitsmaschine her- 
beigeführt, sondern nur der Aus- 
gleich der Belastungsschwankun- 


130 


Es 
SES 
IV AA, 
BEE: SV 4 
- ; MAP 
60 V 
= ie — 87 0% 
1 140 


gen zeitweise ausgeschaltet. 

Die Hauptstromwicklung der 
Puffermaschine wird. von dem 
zu den Anschlußanlagen, die hier 
in einer Anzahl großer Erzver- 
ladebrücken bestehen, führenden 
Strom durchflossen, so daß die 
Drehzahl in einem bestimmten, 
durch die Stromstärke bedingten 


IS 
Radlgewicht mt 


- Maße herabgedrückt und damit 
die entsprechende Energiemenge 


dem _ Schwungrade entnommen 


wird. Vor die Hauptstromwick- 
lung ist ein Magnetschalter gelegt 
‘ und derart geschaltet, daß die 
Hauptstromwicklung erst bei einer 


ge 
—TZ 


bestimmten Stromstärke, hier 
etwa 400 A, eingeschaltet und da- 
durch die Drehzahl der Maschine 


28 
4 
DC 
en. 
er 
N 


berabgedrückt wird. Auch die 
Anordnung der Nebenschlußwick- 
lung ist aus dem Schaltplan 
Abb. 7 zu ersehen. Mit Rücksicht 


Möglichkeit einer graphischen Berechnung des 
bei verschiedenen Werten für den nutzbaren 
Drehzahlabfall und bei verschiedenen Schwung- 
raddurchmessern, Drehzahlen und auszuglei- 
ehenden Energiewerten erforderlichen Schwung- 
radgewichtes. Dabeiist vorausgesetzt, daß der 
Trägheitsradius des Schwungrades das 0,78- 
fache des Außenradius ist, ein Wert, der unge- 
fähr den üblichen Formen der Schwungrad- 
scheibe entspricht. Der punktierte Linienzug 
zeigt den Weg, der bei Bestimmung des 
Schwungradgewichtes zu verfolgen ist. Auf der 
Kurve des Drehzablabfalles ist zunächst der ge- 
wählte Wert, beispielsweise 20%, zu suchen, 
dann ist auf die Linie des gewählten Trägheits- 
radius herabzuloten, eine Wagerechte bis zur 
Linie der gewählten Drehzahl und zum Schluß 
eine Senkreehte nach oben zur Linie, die der 
auszugleichenden Energiemenge entspricht, zu 
ziehen. In der Ordinate des Schnittpunktes er- 
gibt sich dann das gesuchte Schwungradge- 
wicht. Die dem Drehzahlabfall entsprechende 
Kurve zeigt, wie wenig beistarker Zunahme des 
Schlupfes die nutzbar dem Schwungrade noch 
zu entnehmende Energiemenge anwächst. 


Für die beim Schwungrad auftretenden | 


Luft- und Lagerreibungsverluste wird zurück- 
gegriffen auf die von den S8.S.W. aufgestellte, 
von Dr. Becker in der Zeitschrift ‚Elektrische 
Kraftbetriebe und Bahnen‘ 1907, Seite 490, 
veröffentlichte Formel: 


Y = V25 D’(1-50). 10-5 PS, 


worin D der Schwungraddurchmesser und b die 
Schwungradbreite ist. 

Die Schwungradlager sindgegenwärtigwohl 
stets Gleitlager mit Drucköl- oder Ringsehmie- 
rung. Kugellager haben sich nicht bewährt und 
werden wohl überhaupt nicht mehr ausgeführt. 
Der Berechnung der Lagerabmessungen kann 
ein zulässiger Druck von etwa 10 kg/cm? zu- 
grunde gelegt werden, wobeials belastete Fläche 
das Produkt aus Länge und Durchmesser des 
Lagerzapfens zu rechnen ist. Bei Drucköl- 
schmierung wird das Öl durch kleine Pumpen 
unter die Lagerzapfen gepreßt, so daß sich eine 
dünne Ölhant zwischen Zapfen und Lager 
schiebt und die Welle trägt. Beim Anlassen ge- 
nügt es im allgemeinen, durch eine derartige 
kleine, von einem besonderen Motor angetrie- 
bene Pumpe zunächst Öl unter die Lagerzapfen 
zu drücken, z. T. wird auch eine besondere An- 
drehvorrichtung mit dem Umformer verbun- 
den, die selbsttätig abgeschaltet wird, sobald 
die Welle eine Geschwindigkeit von 2 bis 3 
Umdr/min erreicht hat. 

Die wichtigsten Schaltungseinzelheiten von 
Ugner-Schwungradumformern dürfen als ge- 
nügend bekannt vorausgesetzt werden, auch 
die englischen Anlagen, die der Abhandlung des 
„Blectrieian‘“ zugrunde liegen, haben keine Ab- 


auf die annähernd unveränderliche 
Netzspannung muß die Strom- 
stärke in der Nebenschlußwick- 
lung den Änderungen der Drehzahl 
entsprechend ebenfalls verändert 
werden. WenndasFeld zu schwach 
wäre, würde die Ankerstromstärke 
h . zugroßwerden undder Betrag der 
von ihr aufgenommenen Energie zu hoch sein, 
und wenn die Maschine als Generator arbeiten 
soll, würde die Spannung zu klein sein, um 
genügend Energie ins Netz geben zu können. 
Dies wird durch selbsttätiges Einschalten 
verschieden großer Widerstände geregelt. 

Die Verwendung einer derartig einfachen 
Ausgleichmaschine, die nur aus einer gewöhn- 
lichen Gleichstromdynamo und dem mit ihr 
gekuppelten Schwungrade besteht, ist nur bei 
einem Gleichstromnetz möglich. Handelt es 


1Z 


zum !e 
zu den 
Anschlußanlagen 


Abb. 7. Schaltung einer Schwungrad-Ausgleichmaschine 
für Anschluß an ein Gleichstromnetz, 


sich um ein Drehstromnetz, so muß entweder 
ein Drehstrommotor mit abfallender Charak- 
teristik genommen werden, wie z. B. ein Dreh- 
strom-Kollektormotor mit Bürstenverschie- 
bung, oder der Drehstrom ist mit Hilfe eines 
Einankerumformers in Gleichstrom umzuwan- 
deln, welch letztere Anordnung uuter dem Na- 
men „System Westinghouse“ in der Literatur 
vielfach erwähnt ist. Leider fehlen über solche 
Anlagen noch Betriebszahlen, die die Wirt- 
schaftlichkeit erkennen lassen. Zu den Ver- 
lusten im Puffersatz treten noch die Ver- 
luste im Einankerumformer hinzu, so daß der 
Ausgleich der Belastungsschwankungen im all- 
gemeinen ziemlich teuererkauft wird, zumal die 
Anlagekosten hoch sind. Wenn nicht besonders 
ungünstige Zentralen- und Netzverhältnisse 
vorliegen, kommt daher in Drehstromanlagen 
die Aufstellung von Schwungrad-Ausgleichma- 
schinen kaum in Frage. (The Eleetrieian, Bd.78, 
S. 598.) Ph. 


Fernmeldetechnik. 


Theoretische Untersuchung über ‚die Strah- 
lung von Antennensystemen. — M. Abraham 
stellt zunächst die Grundformeln auf für 
das elektromagnetische Feld von Antennen, 
die als Dipole anzusehen sind, und berech- 
net dann die EMKe, welche zwei syn- 
ehrone Antennen aufeinander ausüben, und 
die Leistungen dieser EMKe. Hierauf wird 
das Strahlungsfeld zweier synehron schwin- 
gender Antennen untersucht, und es werden 
Formeln abgeleitet sowohl für die Intensität 
der längs der Erdoberfläche entsandten Strah- 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heit 8. 


19. Februar 1920. 


lung, als auch für die Gesamtstrahlung. Aus 
der letzteren ergeben sich im Abschnitt 4 die 


drei Strahlungswiderstände des Systems, von 


denen die beiden ersten sich den Strahlungs- 
feldern der einzelnen Antennen zuordnen, 
während der dritte von der Kopplung dieser 
Felder herrührt; es wird eine Anwendung anf 
die wirksamen Widerstände zweier gleicher, 
von gleich starken Strömen in gleicher oder 
entgegengesetzter Phase durchflossener An- 
tennen gemacht. Die Kopplung der Antennen 
durch das elektrische Feld hat übrigens (Ab- 
schnitt 5) zur Folge, daß nicht nur die wirk- 
samen Widerstände der Antennen sondern 
auch die Frequenzen ihrer Eigenschwingungen 
sich ändern. 


Weiterhin beschäftigt sich Verfasser mit ' 


einem System zweier Antennen, von denen nur 
die erste primär erregt ist, während die zweite, 
die Hilfsantenne, sekundär durch das Feld der 
ersten in Schwingungen versetzt wird. Es 
wird das Strahlungsdiagramm des Systems er- 
mittelt und gezeigt, daß unter gewissen Be- 
dingungen die Hilfsantenne einen vollkomme- 
nen Schatten wirft. Auf deranderen Seite übt 
sie eine Spiegelwirkung aus; es wird der für 
diese Wirkung maßgebende Verstärkungs- 
faktor berechnet, u. zw. erstens für den Fall 
eines gegebenen Ladungsmomentes des Sen- 
ders, und zweitens für den praktisch wichti- 
geren Fall einer gegebenen Senderleistung; zu 
diesem Zwecke bedurfte es der Ermittlung des 
Einflusses der Hilfsantenne auf die Sender- 
leistung. Im folgenden wird sodann die Hilfs- 
antenne durch ein System zweier eng durch das 
Feld gekoppelter Antennen ersetzt, welches 
auf den Sender abgestimmt ist, und es wird 
das Strablungsdiagramm diuser drei Antennen 
abgeleitet. ? 
Schließlich wird die Schattenbildung durch 
eine auf der Empfangsseite errichtete Hilfs- 
antenne erörtert. Dem oben behandelten 
Falle des elektrischen Senders, d.h. einer ver- 
tikalen Antenne als Strahlungsquelle, ent- 
spricht bei dem umgekehrten Vorgange wieder- 
um eine vertikale Antenne als Empfänger; 
verwendet man einen solehen ‚elektrischen 
Empfänger‘ zur Untersuchung des Feldes, so 
wird ein von der Hilfsantenne geworfener 
Schatten als ‚‚elektrischer‘‘ anzusprechen sein. 
Wird dagegen das Feld mit Hilfe einer Emp- 
fangsspule untersucht, welche auf das magne- 
tische Feld anspricht, so handelt es sich um 
den ‚„‚„magnetischen Schatten“ der Hilfsantenne. 
(Archiv f. Elektr., Bd. 8, 1919, $. 92.) vg. 


Hochfrequenz - Mehrfachtelephonie und 
-telegraphie längs Leitungen. — Der Telegraphie 
bzw. Telephonie auf Leitungen ist die draht- 
lose Nachrichtenübermittlung durch elektri- 
sche Wellen insofern überlegen, als sie von 
festen Leitungen frei und somit nicht an 
feste Standorte gebunden ist. Es wäre je: 


doch falsch, sie deswegen grundsätzlich über 


die Leitungstelegraphie zu stellen. Leitungs- 
anlagen lassen sich stärker nutzbringend be- 
lasten, wodurch sie ihrerseits dem drahtlosen 
Nachrichtenaustausch als prinzipiell überlegen 
erscheinen. Die Benutzung von Leitungen 
schließt die Möglichkeit in sich, zwischen 
zwei. Stationen gleichzeitig mehrere Nachrich- 
ten zu übermitteln. In den letzten Jahren hat 
der Drahtverkehr in dieser Beziehung einen 
weiteren Ausbau erfahren durch Benutzung 
hochfrequenter Wechselströme. Bei der der- 
zeitigen, außerordentlich starken Überlastung 
unserer Leitungssysteme ist der hier erreichte 
Fortschritt von hervorragender wirtschaftlicher 
Bedeutung, zumal da dieser Fortschritt bereits 
einen derartigen Stand erreicht hat, daß für die 
praktische Einführung des Systems keine un- 
überwindlichen Schwierigkeiten mehr vorhan- 
den zu sein scheinen. 

In der vorliegenden Arbeit geben die Ver- 
fasser einen kurzen Überbliek über die Ent- 
wicklung eines Systems der Mehrfachtelephonie 
und -telegraphie, wie es vor dem Waffenstill- 
stand für militärische Zwecke bereits fertig aus- 
gearbeitet war und später für die Bedürfnisse 
des Post- und Eisenbahnbetriebes erweitert 
wurde. Im ersten Teil der Arbeit wird speziell 


auf die Mehrfachtelephonie mit Hochfrequenz 


eingegangen. Wesentlich für den Ausbau des 
Systems — sowohl bei Telephonie wie bei Tele- 
graphie — und bestimmend für die Schaltung 
ist die Energiequelle. FaßbenderundHabann 
benutzen zur Erzeugung der hochfrequenten 
Prcms Glühkathodenröhren mit Rückkoppe- 
ung. i . 

Die Schaltung der ersten Telephonieappa- 


rate für Militärzwecke charakterisiert sich etwa 


wiefolgt:Sowohlder Anodenkreis alsauch der Git- 
terkreis des Senders (vgl. Abb. 8) werden auf die 
Wellenlänge abgestimmt. In den Gitterkreis ist 


unter Zwischenschaltung eines Transformators 


E Tr., der die Anpassung des inneren Widerstan- 
des anden äußeren bei gegebener Röhre und ge- 


gebenem Mikrophon bewerkstelligt, das Mikro- | 


\ 


{ 


BE I ah N a sn a nn nn 


u a 


19. Februar 1920. 


Bi eingeschaltet. Der induktive Widerstand 
es Transformators ist durch eine genügend 
große Kapazität B Cüberbrückt, welche die Ab- 
stimmung des Gitterkreises nicht ändert. Die 
Fernleitung ist induktiv mit Sender und Emp- 
 fänger gekoppelt, sie enthält die Anrufklingel 
(für Niederfrequenz) mit parallel geschaltetem 
- Bloekkondensator. Der Empfänger (Audion) 
besitzt einen abstimmbaren Gitterkreis, der 
Fernhörer ist (analog dem Mikrophon beim 
Sender) über einen Ausgangstransformator 
ATr.in den Anodenkreis gelegt. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


ser Übelstand wurde durch besondere ‚Ton- 
transformatoren“, die nur Ströme hörbarer 
Frequenzenübertragen, oderdureh abgestimmte 
Relais. vermieden. Als solche können die be- 
kannten Pendelumformer verwendet werden. 
Störungen durch Oberwellen, wie sie beim Hör- 
empfang auftreten, werden beim Schreibemp- 
fang mit Relaisbetrieb verhindert. Die Reich- 
weite bei Schreibempfang beträgt etwa 200 km, 
bei A = 3000 bis 4000 m. 

Die Verwendung von Hochfrequenzappa- 
raten ist auch im Zusammenhang mit Hughes- 


Hett 8. 


161 


strom, welche aus Einzelleitern zusammenge- 
L h 
setzt sind, für jeden Einzelleiter [y?dx stets 


0 

denselben Wert ergeben muß. Hierbei bedentet 
y den Abstand vom Nutengrund, während x 
und L die Nutenlänge bezeichnet. Es ergibt 
sich also das Gesetz, daß die Schwerpunkte 
vom Nutengrund denselben Abstand besitzen. 


Vg. 
Experimentelle Ermittlung der Spannungs- 


> at en oder Siemens- weltng bei ee = a 
SR : Fame ERrE  e re chnelltelegraphen mit chwaıger zeigt im Archiv f. Elektr., ws 
Re N ER a ERS maschinellgelochten $trei- rn 191, = die eh Er Spannungs- 
Ber] fen möglich. verteilungan Hängeisolatoren ohne weiteres auf 
l | rer: Für den praktischen | Spulen übertragen werden können, Die aus 
Er! | iz Fo] uch kommen bei Te- LO ETNUDON. eu re elal: 
Be rm. e | egraphie und Telephonie ‚ung ı1St ıeselbe, 16 ersuche 1aben dıe Zu- 
| ach Al ah Sn 5, I folgende Gesichtspunkte | lässigkeit der Annahme, daß die Spannungsver- 
| = | i in Frage: Gesteigerte Sen- | teilung an. Spulen dem Gesetz 
Mikroph NG as | deenergie und dementspre- Si 
Er TER Es en chend geschwächte Emp- I ZERR 
e£} Race Telephor  fangsempfindlichkeit ver- } Sin«z 
eh ! FL | ringern die Wahrschein- | , a: ISRL x 
a; | arte | en Bender Harn folgt, bestätigt. P bedeutet die gsamte Span- 
> Bei | WA | gen. Übersprechen auf | nung an der Kette, « = e—= Erdkapa- 
Aullhlill 22 41 | INNEN 22 ul oJ fremde Leitungen kann C 
All ll Dei eaeauenz Auen zität, 0 == en einer Spule, 
Sendeapporafur Emvfangsopparafur durch kapazitiven Einfluß | 2= Gesamtzahl der Glieder, 
: 7 BRargeAR Fa herbeigeführt werden. Die Versuche wurden mit stationären 


Abb. 8. Schaltung bei Hochfrequenz-Mehrfachtelephonie. 


. Versuche mitdieser Schaltung wurden bereits 
im August 1918 mit 6 Hochfrequenz- und 2 Nie- 
— derfrequenzapparaten in derselben Leitung der 
obersten Heeresleitung vorgeführt. Mit einer 
Sendeleistung von 1 Watt konnte eine Entfer- 
nung von 110 km ohne Anwendung von Verstär- 
kern störungsfrei überbrückt werden. 

Für den Streckenverkehr wird von den 
Deutschen Telephon-Werken ein Apparat mit 
einer ähnlichen Schaltung gebaut. Die Wellen- 
länge beträgt etwa 2000 m, die Senderleistung 
etwa 0,3Watt. Der Eingangstransformatorliegt 
im Anodenkreis, Die Sprechströme werden auf 
der Sendeseite durch einen Niederfrequenzver- 
stärker verstärkt, bevor sie in den Eingangs- 
transformator gelangen. Außerdem wird durch 
Potentiometerschaltungen bewirkt, daß die 
Spreehströme die Hochfrequenzströme selbst 
auslösen, ein Verfahren von hohem praktischem 
Vorteil, da es die Interferenzströme mehrerer 
Lampen in derselben Leitung vermeidet. 

Die Verwendung von Hochfrequenzappa- 
raten in Stadtnetzen mit Ämterbetrieb verlangt 
prinzipiell die Verwendung von Niederfrequenz- 
strömen zwischen Teilnehmer und Amt, wäh- 
rend die Hochfrequenz auf die am stärksten be- 
lasteten Verbindungen zwischen den Ämtern be- 
schränkt bleibt. Die Teilnehmeranschlüsse wer- 
den in der Regel nur einfach belegt. Die Hoch- 
frequenzapparate befinden sich also auf den 
Amtern, denen auch ihre Wartung zufällt. Die 
Teilnehmerapparate haben vollkommen nor- 
male Ausführung. Eine Vervielfältigung der 
Teilnehmerzahl wie auch der auf der Zentrale 
aufstellbaren Fochfrequenzapparate ist ohne 
weiteres möglich. 

; Die Schaltung dieser Apparate ist der 
x schon beschriebenen sehr ähnlich. Die Ausfüh- 
. Tung sieht jedoch nur eine einzige Röhre vor, 
die gleichzeitig Sende- und Empfangszwecken 
dient. Auch die Anrufvorrichtung kann mit 
Hochfrequenz betrieben werden, so daß der An- 
rufnur von den auf die Anrufwelle abgestimm- 
ten Empfängern gehört wird. 

. „Der zweite Abschnitt der Arbeit behandelt 
die Mehrfachtelegraphie. Hier ist im Gegensatz 
zur Telephonie gedämpfter und ungedämpfter 
Verkehr möglich. Besprochen werden nur unge- 
dämpfte Apparate. Der Empfang ist Schwe- 

-bungsempfang. Infolge der geringen Energie- 


verluste auf der Leitung wird es möglich, den 


- Sender selbst beim Empfang als Überlagerer zu 
benutzen. Die geringe Sendeenergie erlaubt 
ferner, die Empfangseinriehtungen ständig ein- 

geschaltet zulassen. Dadurch wird der Betrieb 
_ dem Gleiehstrombetrieb völlig analog. 

. Die Sehaltung ist mutatis mutandis die 
gleiche wie beider Telephonie. Die Wellenlänge 
. liegt zwischen 600 und 1800 m. Auch hier kann 
der Klingelanruf durch Hochfrequenzstrom 
übertragen werden. Mit derartigen Appa- 
‚raten wurde bei Verwendung gewöhn- 
licher Überlagerungslampen. mit einer 

Leistung. von 0,03 Watt im März 1919 
die StreckeBerlin— Weimar überbrückt. 

_ Die Leitung bestand aus 5 mm Kupfer. 

2 Die Apparate können für Hör- und Schreib- 

empfang benutzt werden, für letzteren Fall ist 
eine Zusatzapparatur. mit Gleichrichterröhre 
und Relais erforderlich. Beide sprechen auch 
auf Schwebungsfrequenzen an, die oberhalb der 
physiologischen Skala liegen, so daß die Ab- 
stimmung bei Schreibempfang schlecht wird, 
3 was gegenseitige Störungen zur Folge hat. Die- 


> 
. 


Hiergegen ist das „Kreu- 
zen‘ der Leitungen un- 
wirksam. Besondere Kabelkonstruktionen wer- 
den erforderlich, Auflangen Leitungen werden 
nach Maßgabe ihrer räumlichen Dämpfung 
Hochfrequenzverstärker eingeschaltet. 

Zum Schluß werden noch Angaben über 
die Schaltung von Sprechverstärkern, über die 
Wahl der günstigsten Wellenlängen sowie über 
die Verwendung von Hochfrequenzverstärkern 
gemacht. 24 

Bezüglich der theoretischen Grundlagen 
des Systems wird auf eine demnächst erschei- 
nende Arbeit der Verfasser verwiesen. (H. Faß- 
bender und E. Habann, Jahrb. d. draht!. 
Telegr. u. 'Teleph,,. Bd. 14, S. 451.) = 
ck, 


Physik und Theoretische Elektrotechnik. 


Über den Kontaktwiderstand. — Um den 
Einfluß der Oberflächenbeschaffenheit und des 
Druckes: bei verschiedenen Metallen auf den 
Kontaktwiderstand zu untersuchen, geht Franz 
Kraus, Wien, in der Weise vor, daß er aus den 
verschiedenen Metallen Scheibenringe von glei- 
chem äußeren und inneren Durchmesser und 
gleicher Stärke fertigtund diesein größerer Zahl 


| aufsehiehtet. Die so entstehende Säule, deren 


Temperatur durch ein in der Höhlung eingesetz- 
tes Thermometer bestimmt werden kann, wird 
in eine Vorrichtung gesetzt, die gestattet, den 
auf die Scheiben auszuübenden Druck in ein- 


facher Weise meßbar zu regeln. Die Anfangs- 


und Endscheibe erhalten Stromzuführungen 
mit Strom- und Spannungsmesser, so daß der 
Spannungsabfallin der Säule und die jeweilige 
Strombelastung ermittelt werden können. Die 
Untersuchungen sind auf Kupfer, Messing, 
Zink, Aluminium, Eisen und Zinn ausgedehnt 
worden und umfassen im wesentlichen die Be- 
dingungen, wie sie bei Schraubstellen und 
Schalterkontakten gegeben sind. Die Ergeb- 
nisse sind im wesentlichen folgende: 1. Der 
Kontaktwiderstand übersteigt den Metallwider- 
stand so wesentlich, daß der Metallwidersrand 
bei den Messungen vernachlässigt werden 


konnte. 2. Messungen bei verschiedener Strom- 


belastung ergaben, daß der Kontaktwiderstand 
dem Ohmschen Gesetz folgt. 3. In bezug auf die 
Abhängigkeit von der Temperatur ergab sich 
kein einheitliches Bild. Der T'emperaturkoeffi- 
zient erreichte niemals eine Größe, die an den 
des Meralls heranreichte. 4. Mehrmaliges Er- 
wärmen unter Druck führt zu einer Art Sinte- 
rung der Platten, deren Folge in bezug auf den 
Kontaktwiderstand sehr verschieden war. 
Manchmal sank der Kontaktwiderstand bis auf 
die Hälfte des ursprünglichen Wertes. 5. Unter 
dem Einfluß des Druckes verhalten sich die ver- 
schiedenen Metalle in bezug auf den Kontakt- 
widerstand verschieden. Der Widerstand wird 
mit wachsendem Druck kleiner, wird jedoch 
nieht Null,sondern nähert sich einer konstanten 
Größe. Diese ist um so kleiner, je weicher und 
unelastischer das Material ist, und je besser die 
Kontaktflächen aufeinander abgepaßt sind. 
Auf die besonderen Bedingungen für den Kon- 
taktwiderstand, wie sie in den Apparaten der 
Fernmeldetechnik vorliegen, erstrecken sich die 
Untersuchungen nicht. (,Elektrotechn. u. 
Maschinenb.‘“ Bd. 38, S. 1.) Kr. 


Stromverdrängungsfreie Leiter für Wechsel- 
strom. — L. Fleisehmann zeigt im Archiv f. 
Elektroteehn. Bd. 8, 1919, S. 203, daß für alle 
stromverdrängungsfreien Leiter für Wechsel- 


Wechselspannungen durchgeführt, und es be- 
steht noch die Frage, ob die gleiche Sprung- 
verteilung auch beim Aufprall von Spannungs- 
wellen auftritt. Dies wird sicher der Fall sein, 
wenn die ganze erste Windung der Spule sofort 
die Spannung der Sprungwelle annimmt. Dies 
widerspricht aber der Erkenntnis, daß im ersten 
Augenbliek nur ein Strom quer zu den Windun- 
gen auftreten kann und der Strom durch den 
Draht der Windungen gleich Null sein muß. 
Hier liegt eine Unstimmigkeit bzw. Unzuläng- 
lichkeit der Ersatzschaltung der Spule vor 
Voss 

Zur Elektrodynamik von Strahlerkreisen. 

— K. W. Wagner führt im Archiv £f. Elektr., 
Bd. 8, 1919, S. 145 für die wichtigsten Strahler- 
gebilde ein elektromagnetisches Normalschema 
ein (Abb. 9). Es besteht aus einem homogenen 


Bo 


Abb. 9. Allgemeines Normalschema eines Strrahlers 


Strahlerteil mit gleiehförmig verteilter Kapa 
zität und Induktivität und mit Beschwerungen 
an einem oder beiden Enden, die aus Kapazi- 
täten, Induktivitäten und Widerständen belie- 
big zusammengesetzt sein können. Nach dieser 
Auffassung kann der gesamte Strahlerkreis 
wie eine an beiden Enden belastete Kabellei- 
tung behandeltwerden. Esist üblich, Antennen 
durch eine Kapazität O« und eine Induktivität 
La in Reihenschaltung nachzubilden, wobei Ca 
und La von der Betriebswelle abhängen. Der 
Verfasser fordert, daß bei demselben Antennen- 
strom in der künstlichen Antenne dieselbe 
Schwingungsenergie umgesetzt wird wie im 
natürlichen Strahler und gelangt so zu einer 
Nachbildung, deren Kapazität Ü« von der Be- 
triebswelle weniger abhängt und die gleichen 
Dämpfungs- und Kopplungsverhältnisse auf- 
weist wie der Strahler. Zu einer künstlichen 
Antenne, deren elektrische Bemessung von der 
Betriebswelle unabhängig ist, führt die Ket- 
tenleiterschaltung (Abb. 10). Die Kettenglied- 


Abb. 10. Kettengliedantenne 


antenne kann aus elektrischen Konstanten be- 
rechnet oder experimentell an dem wirklichen 
Strahlergebilde bestimmt werden. Weiterbin 
werden die elektrodynamischen Eigenschaften 
und die Eigenwellen von kapazitiv verkürzten 
Strahlern, von Strahlern mit Endkapazitätund. 
Strahlern, die mit einem Zwischenkreis gekop- 
pelt sind, untersucht. Zum Schluß wird die 
Theorie von Strahler und Zwischenkreis auf 
exakte Grundlage gestellt, v9. 


£lektrotechnische Zeitschrikt. 1920. Heft 8. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Universalhilfsmaschine für Ankerrepara- 
turen. Die Werkstatt der ‚Washington 
Railway & Eleetrie Co.‘ benutzt eine Hilfs- 
maschine, mit der alle bei einem Anker vor- 
kommenden Reparaturen vorgenommen wer- 
den können. Die Maschine ist nach Art einer 
Drehbank gebaut, hat einen Antriebsmotor 
von 1,5 kW, und solche Abmessungen, daß 
Anker von 3,73 bis 298 kW aufspannbar sind. 
Für das Wickeln von Bunden ist eine Vorrich- 
tung vorhanden, welche die Drahtspannung ge- 
nau einzustellen gestattet. Durch eine selbst- 
tätige Verriegelung kann diese Drahtspannung 
auch nach Fertigstellung der ersten Bunde er- 
halten werden, so daß gegebenenfalls weitere 
Anker genau gleichartig bewickelt werden kön- 
nen. Zum Schlitzen der Kommutatorsegmente 
dient eine abnehmbare, durch eigenen 0,1 kW- 
Motor angetriebene Vorrichtung, welche unter 
Umständen an der betreffenden Ankerwelle an- 
gebracht wird und auch zur Herstellung von 
zur Achse nicht parallelen Schlitzen verwendet 
werden kann. Weiter ist eine Kommutatorab- 
schleifvorriehtung mit selbsttätigem Vorschub 
vorhanden, deren Antrieb mittels 3-stufiger 

tiemenscheibe und Teleskopwelle mit zwei Uni- 
versalgelenken erfolgt, wobei die Auswechslung 
der Teleskopwelle nach Entfernung nur eines 
Bolzens vorgenommen werden kann. Es lassen 
sich Kommutatoren bis 600 mm Durchmesser 
und 400 mm Länge bearbeiten. Schließlich 
wird eine Spulenscheibe benutzt, welche zum 
Wickeln von Anker- und Feldspulen jeder Art 
dient. Der große Vorteil dieser Universalhilis- 
maschine besteht darin, daß nach dem Auf- 
bringen der Wicklungen der einmal einge- 
spannte Anker bis zur Fertigstellung nicht mehr 
herausgenommen zu werden braucht. (,Elec- 
trical World‘, Bd. 74, 1919, S. 250.) W. 


Ortsbewegliche Ausrüstung für die Fäulnis- 
schutzbehandlung von Holzmasten. Eine 
amerikanische Elektrizitätsgesellschaft ” im 
Staate Indiana hat gefunden, daß es bequemer 
und billiger ist, die Fäulnisschutzbehandlung 
der Holzmaste an Ort und Stelle auszuführen, 
als sie nach dem herkömmlichen Verfahren 
in einer Zentralstelle zu behandeln. Das 
Holz wird vom Erzeuger unmittelbar nach 


Abb. 11. Fahrbare Tränkanlage. 


dem Ort des Verbrauchs geschafft, die Um- 
ladung, die bei 10 m langen Masten eine nicht 
zu üunterschätzende Arbeit und Ausgabe dar- 
stellt, fällt also fort. Die Ausrüstung selbst 
(Abb. 11) wird durch Kraftlastwagen befördert 


| Drehzahl ns = 667. 


m 


eine in den Behälter eingelegte Heizschlange 
mittels Dampf erwärmt. Die Maste gelangen 
zuerstin diesen Behälter, daraufin den andern, 
mit kalter Flüssigkeit gefüllten, und sind dann 
fertig. Die Arbeit beginnt mit der Aufstellung 
des Ladebaums, mit dessen Hilfe nicht nur die 
anderen Geräteabgeladen und aufgerichtet, son- 
dern auch die Maste bewegt werden. (,BElectr. 
World“, Bd. 74, 1919, $S. 248.) W. 
Allgemeiner Maschinenbau. * 
Versuchsergebnisse miteiner Kaplan-Turbinet). 
— In dem wirtschaftlich zur Verbilligung der 
Krafthaus- und Maschinenkosten notwendigen 
Streben hat Prof. Dr. Kaplan in Brünn durch 
seine vieljährigen, systematischen Bemühun- 
gen?) bemerkenswerte Erfolge errungen und 
die Schnelläufigkeit, welche bekanntlich durch 
3 n.YN 
die TEE 
H.yvH 
d.i. die Drehzahl einer Turbine von 0,736 kW 
(1PS)Leistung in 1 m Gefälle, charakteririert 
wird, auf das Doppelte bis Dreifache des bisher 
Erreichten gebracht. Die Kaplan-Turbineist ge- 
kennzeichnet durch ein eigenartiges, achsial 
durehströmtes Laufrad mit wenigen Schau- 
feln (Abb.12), dem das Wasser aus einem Leit- 


„spezifische Drehzahl“ ns = 


Abb. 12. Profil der Kaplan-Turbine. 


rad L mit.Drehschaufeln unter zwangloser Um- 
lenkung um 90°in einem schaufelfreien Raum 
zuströmt, wodurch auch die Reibungsverluste 
ein Minimum werden, sowie durch größt- 
möglich gesteigerte Ausnutzung der Austritts- 
energie im Saugrohr. 

Eine von der Lizenzfirma Ign. Storek, 
Brünn, gebaute Kaplan-Turbine ist unlängst in 
betriebsmäßigem Einbau eingehend gebremst 
und das Ergebnis-von Prof. Budau durch Kon- 
trollbremsungen voll bestätigt worden. Die 
Turbine war entworfen für: . 


Wassermenge 1,10 m3/s, 

Gefälle 3,00 m, 
Umdrehungen . 500 i.d. min, 
Leistung . . 26 kW. (35,3 PS) 


Der Laufraddurchmesser beträgt 600 mm, zu 
garantieren waren bei Vollast 80%, bis zu Halb- 
last nicht unter 78% Wirkungsgrad. Die 
Wassermessung erfolgte durch einen Überfall 
mit Seitenkontraktion im Unterwasser nach 
der Formel von Freese unter Nachprüfung 
mittels Schirmmessung im Ober- 
kanal, die Leistungsmessung durch 
einen Bremszaum und Dezimal- 
wage. 

Die Versuche wurden bei 4 ver- 
schiedenen Beaufschlagungen aus-- 
geführt zwischen 420 und 1100 
l/s. Abb. 13 zeigt die Wirkungs- 
grade und Leistungen bei der Ent- 
wurfsdrehzahl von 246 in Im Ge- 
fälle, entsprechend der spezifischen 
Der Wirkungsgrad liegt 
fast im ganzen Verlauf zwischen % und !/, Be- 
aufschlagung über 85% und steigt bis zu 86% 
bei halber Beaufschlagung. Abb.14 gibt die 
Kurven für 2831 Umdrehungen, bezogen auf Im 
Gefälle, entsprechend einer spezifischen Dreh- 
zahl ns = 761 bei voller Leistung; auch hier 


Abb. 13. Versuchsergebnisse der Kaplan-Turbine bei n, = 667. 


und von 6 Mann bedient. Sie besteht aus 2 Be- 
hältern, einem Ladebaum, einem Masthalter, 
um die Maste in vertikaler Lage zu erhalten, 
während sie in den Behältern stehen, den Kraft- 
lastwagen und einer alten Lokomobile oder 
Straßenlokomotive, die als Dampferzeuger 
dient, Das Tränkungsmittel 


wird durch | 


90 

= N 85 

530 
7100 z Re 
ER © 
EEE R 
OR S 
ER N 
50 & t e 
40 


Abb. 14. 


liest der Wirkungsgrad noch dauernd über | 
82%. Bei einer spezifischen Drehzahl von 900 
wurde noch ein Wirkungsgrad von 78% er- 


!) Nach „Die Wasserkraft“ 1919, Heft 17; Verlag 
Pflaum, München, Bavariaring 44. ; 

) „Zeitschr. d. österr. Ing.- u. Architekten-Vereins* 
1917, Heft 88 u. £. 


stände 


reicht, die höchste spezifische Drehzahl von 
1000 ergab 75 %- 

- Was die Kaplan-Turbine neben der gegen 
die bisherigen Franeis-Turbinen um das Mehr- 
fache gesteigerten Drehzahl auszeichnet, ist 
der flache Verlauf der Wirkungsgradkurve und 
die große Proportionalität zwischen Beauf- 
schlagung und Leistung, welche diese Turbine 
auch für sehr wechselnde Wassermengen besser 
als die Franeis-Schnelläufer eignet. In dieser 
Hinsicht ist die Kaplan-Turbine etwa Francis- 
Turbinen mit 4 der Drehzahl ebenbürtig. 
Die bisher schnellsten Franeis-Turbinen zeigen 
bei voller Leistung bei einer spezifischen Dreh- 
zahl von etwa 350 bis 400 den gleichen Wir- 
kungsgrad wie die vorliegende Kaplan-Turbine 
bei 750 bis 800 spezifischen Umdrehungen, näm- 
lich rd 83% ; während aber bei halber Leistung 
die Kaplan-Turbine noch etwa 81 bis 82% Wir- 


‚kungsgrad zeigt, finden wir bei den Franeis- 


Schnelläufern nur noch etwa 72%. 
Der durch die hohe Drehzahl der neuen 


lee 


Turbine bedingte Gewinn liegt in der Verkleine- - 


rung und Verbilligung der Turbinen, deren 
Einbau und der Generatoren. So bedingt z. B. 
bei einer Leistung von 2000 PS unter 25 m Ge- 
fälle die Franeis-Turbine als einfache Spiraltur- 
bine eine Drehzahl von rd 400, eine teure 
Doppelspiralturbine etwa 650 Umdr, während 
eine Kaplan-Turbine mit 1000 Umdr ein bil- 
liges Turboaggregat gibt. Bei 8m Gefälle und 


5000 PS Leistung gibt eine Kaplan-Zwillings- 


turbine 200 bis 250 Umdr, eine Vierfach-Fran- 
cis-Turbine 140 bis 187,5 Umdr. Auch in Klein- 
kraftanlagen ist die Kaplan-Turbine zur erfolg- 


reichen Verbilligung berufen: eine solche An- - 


lage für 100 PS unter 6m Gefälle, z. B. bedingt 
mit einer einfachen Franeis-Turbine bei etwa 
300 Umdr Riemenantrieb und viel Raum, bei 
einer teureren Zwillingsturbine mit 500 Umdr 
bei direkter Kupplung einen teueren Generator, 
während die einfache Kaplan-Turbine mit 750 


oder 1000 Umdr kleine Grundfläche und einen . 


billigen Generator vereinigt. Ausführungs- 


arten, die sich speziell für kleinere Anlagen 
eignen, sind in Bearbeitung. Eine weitere Ver- 
wendungsmöglichkeit bietet der Umbau be- 
stehender Anlagen anf eine um 50 bis 100% 
erhöhte Leistung durch bloße Auswechslung 
der Turbinenlaufräder und einiger Be 
urch 


Teile, sowie Ersatz der Generatoren 
schneller laufende , Maschinen. 


Abb.15 zeigt ein Schaubild der Kaplan- 
Turbine, mit welcher die dargestellten Brems- 


ergebnisse gewonnen worden sind. Das Leit- 
rad L ist mit Drehschaufeln in der üblichen 
Weise ausgeführt, das Laufrad läuft in einem 
Leitrohr L, und gießtin den Saugrohransatz S 
aus, dereine von den Franeis-Turbinen recht ab- 
weichende, in langer Versuchsarbeit gewonnene 
Form aufweist, und ist rückseits durch den 
Deckel D zugänglich. 

In langer und gegen zahlreiche Wider- 
ankämpfender Arbeit ist mit der 


Versuchsergebnisse bei », = 761. 


Kaplan-Turbine ein bedeutender Fortschritt in 
der Verbilligung beim Ausbau der Wasser- 


kräfte großer wie kleiner Leistung geschaffen. 


worden. Ing. C. Reind!. 

1) Vgl.Zander, Vernachlässigte Kraftquellen. „ETZ* 
1919, 8. 437 und die Äußerung des Berichterstatters hierzu, 
„ETZ* 1920, 8.11, bezüglich Verbilligung des Ausbanes, 


Kr; 


ER TE 


Eee 


19. Februar 1920. 


Industrie und Handel. 


Die englische Elektroindustrie an der Jah- 
reswende. — Die von der englischen Fachpresse 
einem Rückblick auf das Jahr 1919 gewidmeten 
Artikel zeichnen im großen und ganzen ein für 
die Elektroindustrie recht günstiges und im 
Hinblick auf die Zukunft aussichtsreiches Bild, 
wie denn ja auch hier und dort von einem zu 
erwärtenden ‚Boom‘ im Handel mit elektro- 
technischen Erzeugnissen gesprochen . wird. 
Natürlich haben die Ausstände, insbesondere 
der verhängnisvolle Generalstreik imEisenbahn- 
betrieb, sowie die Unrast und eine nicht zu leug- 
nende Desorganisation der Arbeiterschaft die 
Entwicklung nachteilig beeinflußt, leidet doch 
die englische Elektroindustrie jetzt noch unter 
der lähmenden Wirkung des Formerstreiks. 
Und wenn die befürchtete Arbeitseinstellung 
im Ener auch nicht Een ist, 
so machten sich gleichwobl die z. T. durch die 
schwankende Politik der Regierung in bezug auf 
-eine Nationalisierung der Gruben verursachten 
Schwierigkeiten in der Belieferung mit Brenn- 
stoff gerade für die auf billige Feuerung ange- 
wiesene Elektroindustrie sehr fühlbar. 

Die Versorgung mit elektrischer Ar- 
beit — hier muß die neue Zentrale in Rother- 
ham erwähnt werden — stand während des ab- 

elaufenen Jahres unter dem Eindruck der Ver- 
andlungen über die zuerst im Mai eingebrachte 
Electrieity (Supply) Bill, die nunmehr in 
egen den ursprünglichen Entwurf durch das 
ARTEN der Distriet Boards und der zwangs- 
weisen Enteignung von Kraftwerken wesent- 
lich veränderter Form Gesetzeskraft erlangt 
hat. Die Nachfrage nach Kraftstrom ist in 
England gewachsen, konnte aber wegen nicht 
rechtzeitiger Lieferung der für die nötigen Er- 
weiterungen der Werke notwendigen Einrich- 
tungen nur teilweise befriedigt werden. Auch 
die Beleuchtung hat is Fortschritte ge- 
macht, zumal man sich gelegentlich neuer Sied- 
lungsprojekte in verschiedenen Landesteilen 
für das elektrische Licht entschied. Um dessen 
Vorteile voll ausnutzen zu können, verlangt 
„Ihe Electrician‘‘, dessen Ausführungen wir 
‚hier folgen, eine starke Verringerung der In- 
stallationskosten; sie scheint ihm wichtiger 
als die Verbilligung der elektrischen Arbeit. 
Fortschritte werden weiter auf dem, Gebiet des 
Heizens und Kochens konstatiert, während 
“große Neuerungen sich weder im Bereich der 
eleuchtung noch der Kraftanlagen feststellen 
lassen. Vom gesundheitlichen Standpunkt 
aus fühlt man in England das Bedürfnis nach 
ESepeten Armaturen für die gasgefüllten 
ampen, denen gegenüber auch jenseits des 
Kanals die altbewährte Bogenlampe mehr und 
mehr verschwindet. Nach dem Bericht eines 
Sonderausschusses der Illuminating Engi- 
neering Society !) hatte sich in England die 
eugnE elektrischer Glühlampen gegen Ende 
1919 dem Verbrauch angepaßt, und die Fa- 
brikanten dürften jetzt in der Lage sein, ge- 
nügende Vorräte anzusammeln, um die Lie- 
ferung jeder gewünschten Lampensorte zu ge- 
währleisten. Noch nicht befriedigend war die 
Lage hinsichtlich der erforderlichen Birnen 
und Glassorten, und eine gewisse Anzahl erste- 
rer mußte von auswärts eingeführt werden. Man 
ganbt aber, daß der Bedarf hieran in nächster 
eit durch heimische Erzeugung, hauptsächlich 
infolge der Einführung von Maschinen zur An- 
fertigung von Birnen und Röhren, sich werde 
decken lassen. Die Versorgung mit Wolfram- 
draht und Gas für die Füllungen reiche aus. 
Für gasgefüllte Lampen sei bereits eine Preis- 
ermäßigung von ungefähr 20% eingetreten und 
werde auch für andere Lampenarten erwartet. 

Die im Interesse der Elektrizitätsverwer- 

. tung außerordentlich BE Propaganda 
hat sich unter Führung der Electrical De- 
velopment Assoeiation (Direktor J. W. 
Beauchamp) sehr gehoben. Diese ist vor kur- 
zem als eine „Company limited by guarantee‘‘ 
engettagen worden, um die Anwendung von 
und den Bedarf an elektrischer Energie ın In- 
dustrie, Handel, Haushalt, Landwirtschaft und 
Öffentlichkeit zu fördern. 

Verschiedene Eisenbahngesellschaften wa- 
ren 1919 mit der Elektrisierungsfrage be- 
schäftigt, die sich angesichts des besonders in 
der Umgebung großer Städte außerordentlich 
gewachsenen Verkehrs ‚mancherorts als drin- 
gend erweist. Hervorgehoben zu werden 
verdient in diesem Zusammenhang der Ent- 
schluß der North-Eastern ae Co., 
ihre Hauptlinie York-Newcastle für‘ den 
elektrischen Betrieb einzurichten; übrigens 
werden auch aus anderen Ländern, z. B. Indien 
und, Südafrika, entsprechend weitreichende 
Projekte gemeldet. Im Betrieb der Straßen- 


bahnen sind erwähnenswerte Fortschritte nicht 


zu verzeichnen, doch scheint man in England 


2) „Weltwirtsch. Nachr.“, nach „The Times Trade 
Supplement“. 


Y 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1919, 


‘die Möglichkeit eines teilweisen Ersatzes dieses 
Transportmittels durch Motoromnibusse zu er- 
wägen. 


Der schweizerische Spezialhandel mit elek- 
trotechnischen Erzeugnissen im ersten Halb- 
jahr 1919.) — Aus der Zahlentafel 1 ist er- 
sichtlich, daß im ersten Halbjahr 1919, ver- 
glichen mit dem entsprechenden Zeitabschnitt 


Zahlentafel |. 


Helft 8. 


163 


rend der letzten Jahre für die schweizerische 
Maschinenindustrie eine entsprechende Ver- 
mehrung des Inlandabsatzes herbeigeführt habe. 
Ohne Zweifel hat sich dieser gegenüber frühe- 
ren Jahren infolge Verminderung des auslän- 


| dischen Wettbewerbs während des Krieges ge- 


hoben, keinesfalls aber im Umfange des durch 
die .handelsstatistischen Ziffern ausgewiesenen 
Importausfalls. Ein wesentlicher Teil des Rück. 


Schweizerischer Spezialhandel mit elektrotechnischen 
Erzeugnissen im 1. Halbjahr 1919. 


| —— nm 200 


Erzeugnisse 


1918 


1. Dynamoelektrische Maschinen . 180 
DrAkkumulatoren ars. le 51 
3. Elektrische Kontrollapparate und 
Instrumenten San an ee 105 
4. Nicht genannte Instrumente und 
Apparate für angewandte Elek- 
IrIzU ab NR 1 454 
5. Telephon- u. Telegraphenapparate 103 
bBogenlampene. mean nee), 1 
7 Glühlampen 720 nmel. 1255 
8. Kabel, blank und isoliert; isolierte 
Drähte . EAN RE NG 51 
9. Porzellanisolatoren . 4779 
10. Lichtkohlen . NL 267 
11. Elektroden, nicht montiert. . | 42293 
Zusammen . .| 50539 


von 1918, eine kleine Steigerung der Menge 
und des Wertes der Ausfuhr wie des Import- 
-wertes eingetreten ist. Nach Menge- und 
Wert zugenommen hat der Außenhandel mit 
dynamoelektrischen Maschinen, elektrischen 
Kontrollapparaten und Instrumenten, Fern- 
sprech- und Telegraphenapparaten. Die Menge 
der ein- und ausgeführten ‚„‚Nichtgenannten In- 
strumente und Apparate für angewandte Elek- 


trizität“ und der Glühlampen war, z. T. be- 


trächtlich, geringer. _ 

Nach einer ım Jahresbericht für 1918 des 
Vereins schweizerischer Maschinen- 
industrieller veröffentlichten Zusammen- 
stellung über die Entwicklung der einzelnen 
Ausfuhrpositionen im Durchschnittskriegsjahr 
verglichen mit 1912 und 1913 ergeben sich für 
die Gruppe ‚„Dynamoelektrische Maschinen“ 
folgende Mengenwerte in dz: ; 


Ausfuhr Durchschnitt Unterschied gegen 
192, | .1918 | 191211918 1912 | 198 
69043 | 79363 62415 | — 6628 | — 16948 


Ahnliche Unterschiede weisen die Aus- 
fuhrmengen bei den übrigen Maschinengattun- 
"gen (ausgenommen Werkzeugmaschinen und 
Automobile) auf, so daß, wie. der Bericht sagt, 
entgegen vielfach geäußerten Ansichten, fest- 
gestellt werden muß, daß für die schweizerische 
Maschinenindustrie das Exportgeschäft wäh- 
rend des Krieges sich nicht nur nicht gehoben 
hat, sondern in seiner Entwicklung vielfach 
ganz gewaltig gehemmt worden ist. Auch für 
die elektrische Industrie gelten mit wenig Ein- 
schränkungen obige Ausführungen. Für dy- 
namoelektrische Maschinen war, sofern Roh- 
material zur Verfügung stand, über Absatz 
nicht zu klagen. Seit der Rückfluß der Ar- 
beiter aus der Kriegsindustrie begann, herrschte 
auch an Arbeitskräften kein Mangel. Schwie- 
riger war die Aufgabe, den Preis der Erzeug- 
nisse den immer steigenden Materialpreisen 
und Löhnen anzupassen. Die vorgenommenen 
Teuerungszuschläge hielten mit dem fortwäh- 
renden Wachsen der Produktionskosten kaum 
in genügendem Maße Schritt. Im elektrischen 
Apparatebau wurde nach Einstellung der 
Feindseligkeiten und zu Beginn von 1919 flauer 
Geschäftsgang festgestellt und die Aussicht für 
die nächste Zukunft als wenig erfreulich be- 
zeichnet. Im Bau von Heiz- und Kochappara- 
ten war die Konjunkturlage sehr schwankend, 
da der unregelmäßige Inlandabsatz nicht in 
genügendem Maße durch Ausfuhraufträge aus- 
geglichen werden konnte. Auch auf diesem 
Gebiet wird die Zukunft als ungewiß bezeichnet. 
Für Glühlampen war die Nachfrage im Ausland 
zu Beginn von 1919 weniger gut wegen der dort 
neuerdings einsetzenden Schutztendenzen. Die 
Firmen der Schwachstromtechnik meldeten ge- 
nügende BCHSELLEGHE für das Inland, die 
jedoch nicht immer lohnend gewesen sei. 

Was die Einfuhrziffern betrifft, so bemerkt 
der Bericht, daß es ein Irrtum wäre, zu glauben, 
daß der Rückgang im Maschinenimport wäh- 


ı) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 844; 1920, S. 68. 


Einfuhr Ausfuhr 

Menge in dz |Wert in Mill. Fr | Menge in de | Wert in Mill. Fr 

1919 1918 1919 1918 1919 1918 1919 
470| 0,186 | 0,474 |30286 82583 | 14,135 | 21,339 
510| 0,056 | 0,125 256 278\ 0,116 0,106 
386 0,234 | 0,625 | 1098| 1150| 1,994 | 2,810 
1341| 1,236 | 1,507 | 4972| 4448| 3,795 | 4,189 
219| 0,222 | 0,610 18| 21| 0,047 | 0,084 

4| 0,001 | 0,009 — 3 — 0,007 

665 | 2,791 | 2,174 621) 582 | 2,096 | 2,537 
7271 0,052 | 0,735 "503 208| 0,491 | 0,195 
15958| 0,877 | 2,543 2173| 0,052 | 0,001 
575| 0,130 | 0,181 445 91) 0,204 | 0,062 
23 765 | 1,844 1,005 _ DI — 0,009 
45 164 |. 7,629 | 9,988 [38 191 | 39 589 | 22,930 | 31,339 


ganges der Einfuhr ist auf Bedarfsverminderung 
und mangelnde Unternehmungslust bei den 
schweizerischen Abnehmern zurückzuführen. 
Für die elektrische Industrie brachte die 
mit Hochdruck betriebene Elektrisierung eini- 


» ger Haupt- und Nebenbahnen willkommene Be- 


schäftigung. Mn. 


Wie uns weiter mitgeteilt wird, hat der 
schweizerische Export elektrotechnischer Er- 
zeugnisse in den ersten 9 Monaten des 
Jahres 1919 an Wert um fast 50% zuge- 
nommen. Etwa ®/, der Lampenausfuhr gingen 
nach Italien, das auch !/, der Ausfuhr von elek- 
trischen Meß- und Zählapparaten erhielt. Da- 
gegen traten Holland mit 8,8 Mill. Fr, Frank- 
reich mit 6,8 Mill. Fr und Spanien mit 3,8 Mill. 
Fr als Hauptabnehmer für Dynamomaschinen 
auf. Besonders bemerkenswert ist die Steige- 
rung des Exportes dieser Maschinen nach Hol- 
land, das 1913 in der Schweiz Dynamomaschi- 
nen für nur 0,277 Mill. Fr kaufte und jetzt 
unter den Abnehmern solcher die erste Stelle 
einnimmt. 


Die Beschäftigung im Dezember 1919. — 
Die Stromerzeugung und -versorgung 
hatte, wie das ‚Reichs-Arbeitsbl.‘‘ schreibt, 
im Dezember 1919 mit der gleichen, womöglich 
noch gesteigerten Schwierigkeit wie bisher zu 
kämpfen. Die Belieferung der Kraftwerke mit 
der nötigen Kohle wurde durch das zeitweise 
Eintreten von Frost sehr erschwert, da dieser 
die Betriebslage der Eisenbahnen stark be- 
einflußte und in der Bianenschiffahrt auf 


Oder, Netze, Elbe und Dortmund-Herne- 
Kanal zeitweise Einstellung des Verkehrs 
brachte. Eine Anzahl wichtigster Werke, 


namentlich die von dem Ruhrkohlengebiet aus 
versorgten, gerieten in Not, so daß die ange- 
sehlossenen Industriebetriebe sowie die Stra- 
ßenbahn stillgelegt werden mußten. Unter den 
ihren Brennstoff aus Oberschlesien beziehenden 
Elektrizitätswerken befanden sich einige der 
pommerschen Überlandzentralen in besonders 
ungünstiger Lage. Auch bei den von dem mit- 
teldeutschen raunkohlenbezirk belieferten 
Zentralen gestaltete sich die Versorgung schwie- 
rig. In der Industrie der elektrischen 
Maschinen und Apparate war den Be- 
richten zufolge die Beschäftigung während des 
Dezember wie bisher unverändert zufrieden- 
stellend; für die Werke der Berliner Groß- 
industrie konnte sie, wenn auch z. T. noch durch 
die Nachwirkung des Metallarbeiterstreiks be- 
einflußt, wieder als normal angesehen werden. 
Von den sonstigen Zweigen der Elektroindustrie 
waren, soweit Berichte vorliegen, die Fabriken 
für den Bau von Schwachstromappara- 
ten besser als bisher beschäftigt. In den Werk- 
stätten wurde ausnahmslos voll gearbeitet, die 
Belegschaften weisen stark steigende Tendenz 
auf. Die Fabriken isolierter Drähte und 
Kabel hatten gleichbleibend gut zu tun; da 
die Nachfrage nach allen ‘Sorten?Kabel sehr 
stark anhält, sind sie auf mehrere Monate mit 
Aufträgen versehen. Das Arbeiterangebot ist im 
allgemeinen normal. Aus einzelnen Betrieben 
wird berichtet, daß die Wiederaufnahme 
der Akkordarbeit die Arbeitsleistung erhöht 


164 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


habe. Kohlenmangel machte es aber noch 
meist unmöglich, die Arbeiterschaft voll zu be- 
schäftigen. Viele Betriebe lagen während der 
letzten Monatswochen- still. 


Ausfuhrverbote für elektrotechnische Er- 
zeugnisse. Der Reichswirtschaftsminister 
hat unter dem 5. II. 1920 die Ausfuhr sämt- 
licher Waren des Abschnittes 18 des Zolltarifs 
(Maschinen, elektrotechnische Erzeug- 
nisse, Fahrzeuge) ohne Genehmisung des 
Reichskommissars für Aus- und EBinfuhrbe- 
willigung in Abänderung aller auf Grund der 
Verordnung vom 31. VII. 1914 erlassenen, auf 
Abschnitt 18 bezüglichen Bekanntmachungen 
verboten. Ausgenommen sind von elektro- 
technischen Erzeugnissen (Ausfuhrnummern 
907e, 910b und e, 912i des statistischen Waren- 
verzeichnisses) Ersatz- und Reserveteile. für 
elektrische Maschinen (außer Ankern und Kol- 
lektoren), elektrische Bogenlampen (außer 
solchen besonderer Bauart für kinematographi- 
sche Aufnahmen), Quecksilberdampf-, Quarz- 
und ihnen ähnliche Lampen, ferner vollständige 
Gehäuse für Bogenlampen, Quecksilberdampf-, 
Quarz- und ihnen ähnliche Lampen in Verbin- 
dung mit Glasglocken, auch umsponnen, so- 
dann Teile von Bogenlampen (außer solchen 
von besonderer Bauart für kinematographische 
Aufnahmen und außer Kohlenstiften), schließ- 
lich elektrische Vorrichtungen für Heiz- und 
Kochzwecke, Heizlampen (soweit sie ohne Ver- 
wendung von Platin und Gold hergestellt sind) 
und Bestandteile solcher Gegenstände. 


Einstellung der Vergebung von Unterauf- 
trägen in der Schwachstromindustrie. — Ver- 
handlungen des Reichskommissars für Eisen - 
und Metallverarbeitung mit dem Fachausschuß 
für Elektrotechnik und.der Kommission für die 
Bearbeitung der Reichspostaufträge, die sich 
aus Vertretern der Haupt- und Unterlieferer 
sowie der Arbeitnehmer zusammensetzt, haben 
zu der Feststellung geführt, daß ein Notstand 
im Sinne der Regierungsmaßnahmen bei den 
Firmen der Schwachstromindustrie 
allgemein nicht mehr besteht, und daß 
eine Förderung in der Fertigstellung der Reichs- 
postaufträge durch die zwangsweise Weiter- 
vergebung von Unteraufträgen nicht zu er- 
warten ist. Der Reichskommissar hat daher.der 
Einstellung weiterer Vergebungen von 
Unteraufträgen zum 1. III. 1920 zugestimmt. 
Die Postlieferfirmen sind danach von diesem 
Zeitpunkt ab nicht mehr verpflichtet, wegen 
Vergebung von Unterlieferungen mit Unterlie- 
feranten in Verhandlung zu treten. Soweit Ver- 
handlungen zwischen .Haupt- und Unterlie- 
ferern über solche Vergebungen eingeleitet 
sind oder bis zu obigem Zeitpunkt noch einge- 


leitet werden, müssen sie unter den bisherigen. 


Bedingungen fortgeführt werden. “Ist bis zum 
1. 111.1920 ein solcher Auftrag vom Unterliefe- 
rer nicht fest übernommen, so ist dem Hanpt- 
lieferer die Selbstherstellung der Teile ohne 
weiteres gestattet. An den laufenden Verträgen 
wird durch diese Bestimmung niehts geändert. 


Warum die Kapitalserhöhungen? — In den 
‚„Wirtschaftlichen Mitteilungen aus dem Sie- 
mens-Konzern“ begründet A. Schacht die 
auffallend zahlreichen Kapitalserhöhungen 
der Handelsgesellschaften mit dem Hin- 
weis, daß sich die Materialkosten infolge der 
Erhöhung aller Weltmarktpreise und der Ent- 
wertung des Geldes durchschnittlich etwa ver- 
zehnfacht haben. 1000:kg Kupfer kosteten im 
Frieden etwa 1400 M, jetzt rd 24 000 M, und 
die gleiche Menge Dynamobleche, die vor dem 
Kriege mit 526 M. bezahlt wurde, erforderte 
schon zu Anfang des Jahres rd 4600 M. Durch 
die gegen früher wesentlich verlängerte Zeit, die 
das Rohmaterial zum Durchlaufen der Werk- 
stätten bis zum Fertigfabrikat braucht, wird 
weiter ein sehr großes Kapital festgelegt. So 
betrug in der Elektrodenfabrik von Siemens 
die monatliche Leistung je Kopf im Oktober 
1918 etwa 3,36 t, im Juni 1919 aber nur 1,85 t 
bei fast gleicher Belegschaft. Kohlenmangel 
und Streiks haben in einem der dem Konzern 
angehörenden Werke in der Zeit von der 24. 
bis zur 40.- Lohnwoche 1919 die geleisteten 
Arbeitsstunden um rd 26%, in gleichem Maße 
also auch die Produktion verringert. Ein wei- 
terer Grund für die Vermehrung des Aktien- 
kapitals ergibt sich aus der Notwendigkeit, die 
Lagervorräte wieder aufzufüllen. Sodann ver- 
langen die Eisenwalz- und Messingwerke bei 
Tätigung von Lieferungsabschlüssen die Hälfte 
oder wenigstens ein Drittel der Abschlußsumme 
als Anzahlung, den Rest bei Lieferung. Dieses 
Geschäftsgebaren bedeutet angesichts der heute 
üblichen langen Lieferungsfristen von etwa 
5 bis 6 Monaten, während welcher die ange- 
zahlte Summe nicht einmal verzinst wird, bei 
einem Monatsbedarf von beispielsweise 1000 t 
Dynamoblechen und deren 4,6 Mill.M betragen- 


den Preis eine sofortige Anzahlung von 2,3 Mill, 


M, und es müssen, da das Werk sich wegen der 


üblen Lieferungsverhältnisse auf etwa 6 Monate, 
einzudecken hat, 13,8 Mill. M festgelest werden. _ 


Weil bei Lieferung im'5. Monat die zweite Rate 
der ersten Lieferung, also weitere 2,3 Mill. M 
fällig sind, werden allein für die Beschaffung der 
Dynamobleche über 16 Mill. M vom. Betriebs- 
kapital nötig, anstatt wie früher 0,5 Mill. M. 


Klagen über deutsche Preispolitik im Aus- 
lande. — Während man früher im Auslande das 
größte Vertrauen in die Geschäftsgebarung des 


deutschen Handels setzte, mehren sich neuer- 


dings leider die Fälle, in denen über unlauteres 
Verhalten Klage geführt wird. So sollen es 
sich manche Firmen angewöhnt haben, zwecks 
Einleitung von Verbindungen erste Angebote 
zu machen, deren Preisfestsetzung von vorn- 
herein einen Geschäftsabschluß unmöglich er- 
scheinen läßt, um dann die Preise langsam in 
die Höhe zu schrauben. Ein solches Vorgehen 
hat, wie der ,,Deutsche Außenhandel‘ berichtet, 
die spanische Botschaft in Berlin vor kurzem 
veranlaßt, die heimischen Kaufleute zu war- 
nen, von deutschen Häusern zu kaufen und 
Geldüberweisungen zu machen, bevor sie nicht 
die Sicherheit haben, daß die Ausfuhr der Ware 
auch zu den vereinbarten Preisen gestattet ist. 
Ahnliche Beanstandungen kommen aus Frank- 
reich, Dänemark, Norwegen, Holland, u. zw. 
auch darüber, daß sich deutsche Fabriken, der 
Ausführung früher abgeschlossener Kontrakte 
entziehen. Wir glauben, daß es sich hier um 
einzelne aus der Verwilderung der Valutaver- 
hältnisse zu erklärende, allerdings da mit nieht 
zu entschuldigende Fälle handelt, die sich 
hoffentlich nicht wiederholen werden. 


461, -stündige Arbeitszeit in der Berliner - 


Metallindustrie. — Ein im Eihvernehmen mit 
dem Metallarbeiterverband berufenes unpar- 
teiisches Schiedsgericht hat mit Rücksicht auf 
die Wirtschaftslage eine Steigerung der Pro- 
„Auktion für unbedingt notwendig erklärt und 
sich für Einführung der 46 %-stündigen Ar- 


beitszeit je Woche in allen dem Verband 
Berliner Metallindustrieller angehörenden Be-: 


trieben ausgesprochen. 


Außenhandel. Die Einfuhr von in 
Deutschland und den ihm während des Krieges 
verbündeten Ländern produzierten oder direkt 
von hier importierten und von solchen Waren, 
die.aus mehr .als 5% deutscher usw. Erzeug- 
nisse bestehen, nach Australien ist verboten. 
Trotzdem eingeführte Gegenstände verfallen 
der Beschlagenahme. Wie der ‚Deutsche Außen- 
handel“ berichtet, geht die britische Regierung 
über diese Bestimmung aber noch hinaus und 

‚ verlangt sogar, von neutralen Exporthäusern 
die schriftliche Erklärung, daß eine für Austra- 
lien bestimmte Sendung ausschließlich aus 
Rohstoffen des neutralen Landes hergestellt sei 
und kein Material enthalte, das aus den früher 
femdlichen Staaten stamme. — \ 

Im Gegensatz zu Australien können nach 
Indien, den britischen Kolonien und 
Schutzgebieten, einschließlich Kanada und 
Südafrika, Waren ohne Rücksicht auf den 


Prozentsatz an deutschem, österreichischem '| 
usw. Material oder Arbeit eingeführt werden. . 


Auch für Engländ selbst, das bezüglich, der 
Wareneinfuhr keine Ursprungszeugnisse mehr 


verlangt, gilt eine unterschiedliche Behandlung 


nach dem Prozentsatz feindlichen Materials 
oder feindlicher Arbeit nieht. Die deutsche Ein- 
fuhr nach England ist heute keinen anderen 
Beschränkungen mehr unterworfen wie der 
Import sämtlicher andereo Staaten. Allein ver- 
boten ist noch die Einfuhr. von Erzeugnissen 
der sogenannten Schlüsselindustrien, die sich 
während des Krieges in England großenteils 
mit Regierungsunterstützung entwickelt haben 
und jetzt die freie Konkurrenz scheuen. — 

Ein Erlaß des Reichskanzlers vom 9. X. 
1914 hatte dem ehemaligen Staate Österreich- 
Ungarn hinsichtlich. der Warenausfuhr aus 
Deutschland besondere Erleichterungen ge- 


währt, die nach einer Bekanntmachung. des. 


Reichswirtschaftsministeriums jetzt keine An- 
wendung mehr finden. — 
Die luxemburgische Regierung hat 
darauf hingewiesen, daß der Einfuhr von Waren 
aus Deutschland Juxemburgischerseits nichts im 
Wege steht und Einfuhrgenehmisungen nicht 
erforderlich sind. — 

Der Ende vorigen Jahres abgelaufene 
Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem 
Deutschen Reich und Schweden ist bis zum 
31. III. 1920 verlängert worden. — 


Kleine geschäftliche Mitteilungen. 


Kohle. — Mit Genehmigung der Regierung . 


hat der Reichskohlenverband eine weitere 


1929. Heit 8. 


« Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zehme in -Berlin. — Verlag von Juliur8 


19: Februar 1820. | N 


Erhöhung der Kohlenpreise ab 1.11. 1920 


Steuer vorgenommen, u. zw. ausschließlich je 
Tonne beim Rheinisch-Westfälischen Kohlen- 
syndikat um 35 M, beim Niederschlesischen 
Syndikat um 65 M, beim Niedersächsischen Re- 
vier um 35 M, für sächsische Steinkohle um 


53M und für Braunkohlenbriketts beim Mittel- 
deutschen und OÖstelbischen Syndikat um 12M.— 


Die Oberschlesische Kohlenkonven- 
tion ist bis zum 30, IX. 1925 verlängert worden. Ei 


-Eisen und Stahl. — Die vom Stahlbund 
neuerdings festgesetzten Preise, einschl. Um- 


satzsteuer und ab 1. II. 1920 geltend, stellen 
sich für Rohblöcke auf 2255, für Knüppel auf 
2325, für Platinen auf 2330, für Formeisen auf 
2620, für Stabeisen (Thomas) auf 2650, für 
Walzdraht auf 3150 und für Bleche auf 3435 
bis 4535 M/t. 
werden 250 M/t aufgeschlagen. 


Asbest.’ — Nach den neuesten Festsetzun- 


gen des Wirtschaftsvereins der deut- 


schen Asbestindustrie betragen der ‚Voss. . 


Ztg.‘“ zufolge die Mindestpreise für Platten, 
Handelsware, 10 M/kg, für weiße Handelsfäden 
70 M/ks, für Packungen, trocken, handelsrein, 


weiß 76 M/kg und für Asbest-Kautschukplatten 
50-.M/ke. —. | 


. „Schmiermittel. — Der Reichswirtschafts- 
minister hat die Bekanntmachung der K. R. A. 
Nr. Bst. I. 100/9. 16, betreffend Bestands- 


erhebune für Schmiermittel vom 22. IX. 1916 
außer Kraft gesetzt. 


Beleuehtungskörper. — Die Konvention 


der deutschen Erzeuger von Beleuch- 


tungskörpern hatden Teuerungszuschlag 
für nach dem 25. I. 1920 erteilte Aufträge auf 
170% erhöht. Für Ausführung in Messing wird 
ein Sonderaufsehlag von 75% erhoben. 


. Metallpreise. — Nach den Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer- 
notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall- 
börsenvorstandes in M/100 kg: ‘ 


Metall | 13-1L. | 10. II. 
Elektrolytkupfer (wire- 
bars), prompt, cif Ham- | 
burg, Bremen, Rotterdam 4652 4700 


Raffinadekupfer 
99/99,3%,,10okoGroß-Berlin 

Originalhütten- Weich- 
blei, ab Hütte oder loko 
Groß-Berlin . . 


3500 —3550 3500—3550 


ans 


Originalhütten-Rohzink, A 
Syndikatspreis ab Hütte Kae 
oder Lager . ur 650 650 
desgl. Preis im freien Ver- 
kehr, ab Hütte oder | 25 
Lager . 11325— 135011325 — 1350 


Originalhütten-Alumi- 
nium 98/990, in gekerb-' “ 
ten Blöckehen, ab Hütte i ; 
oder loko Groß-Berlin . |6100—6200 5600 —58C0. 

Zinn,, Banka-, Straits-, 
Billiton., loko Hamburg 
oder Groß-Berlin ; 

Hüttenzinn, mindestens ' 
99V/,, 1oko Hamburg oder 


14.200 14500 .14000—14500 


Groß-Berlinie,, Kuke m.cr . —_ 
Reinnickel 98/99%/, loko 
Hamburg, oder Groß- g2 r 
Berlin . FOREN en N 750) - 7500 
Antimon-Regulus, loko gi . 
Hamburg oder Groß- A 
Berlin . 22.2.2. 123002400 2300—2400 


Metallzuschläge für isolierte Drähte. 
Für die Woche vom 15. bis 21. 11. 1920 beträgt 
der Kupferzuschlag 220 .M, der Alumi- 


niumzuschlag 96 M. 


Bezugsquellennachweis. 


Frage Nr. 5. Wer.liefert Veneazit zur‘ 
Verwendung als Steckkontakt-, Stecker- und 
Schaltmaterial ? eE 


Berichtigung. 


"In dem Bericht über Umrechnung von- 


Kennlinien eines Hauptstrommotors vom Re- 
gelfeld auf geschwächtes Feld in der „ETZ“ 


i 4 1 hi ' 
Zeilen statt ,!; mal größer“ 37 mal größeı“ 


und statt „Zyw2,\ a beißen. Br 


2 Er 


‘ Abschluß des Heftes: 14. Februar 193. ER ; 


S 


mm 


pringerin Berlin f ö 2 ; er 


Für Siemens-Martin- Qualität 


e- 
er a 


3 
» 
E, 


‚1920, 8. 79, muß es in den beiden letzten 


166 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik), 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F, Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 26. Februar 1920. 


Heft 9. 


-Fortschritte im Elektromaschinenbau 
während des Krieges. 


Von Dr. E. Rosenberg, Weiz, Steiermark. 


Übersicht. Es wurden sehr große Turbogene- 
ratoren und Transformatoren gebaut, stofflose Luft- 
filter wurden eingeführt, der elektrische Antrieb 
von Schiffen wurde vielfach verwendet, Traktions- 
versuche mit Gleichstrom von 5000 V wurden an- 
gestellt, Quecksilber-Gleichrichter für hohe und für 
normale Spannung entwickelt, die elektrische Schwei- 
ßung, besonders im Schiffsbau, machte große Fort- 
schritte. 


Den ersten Teil der Kriegszeit -— bis 
Ende 1916 — habe ich auf englischem Boden 
verbracht, ‚„‚procul negotiis‘, die andere Hälfte 
auf österreichischem. In England hatte ich, 
wenn auch fern von Geschäften, genügende Be- 
rührung mit der Fachliteratur, um zu wissen, 
daß auf jener Seite im: Elektromaschinenbau 
keine welterschütternden Fortschritte gemacht 
wurden. Die Lage in Deutschland und den ver- 
bündeten Gebieten war aber damals für mich 
hinter einem geheimnisvollen Schleier verbor- 
gen. Es war zu einer gewissen Zeit die Politik 
eines Teiles der englischen Presse, die Deut- 
sehen nicht nur als Ausbund der Niedertracht, 
sondern auch als Ausbund der Tüchtigkeit 
hinzustellen, und. da auch der durch die 
Blockade verursachte Mangel an Rohstoffen 
übertrieben wurde, und man doch aus ge- 
legentlichen Berichten in amerikanischen 
Fachzeitschriften, wie der Veröffentlichung 
der Zinknormalien, sah, daß in deutschen 
Elektrowerkstätten gearbeitet wurde, so 
schien es fast, als hätte die deutsche Kriegs- 
wirtschaft Wunder geleistet und die deutschen 
Ingenieure nichts geringeres erreicht, als elek- 
trische Maschinen “ohne Eisen und Kupfer zu 
bauen. _ 

"Alsieh später das Bild hinter dem Schleier 
sah, da fand ich, daß diese märchenhaften Vor- 
stellungen von der Wahrheit etwas abgeirrt 
waren. Wunder waren mit den Ersatzstoffen 
nicht geleistet worden, wenn es auch über allen 
Zweifel erhaben ist, daß es eine bedeutende Tat 
war, die geringen Vorräte an Rohstoffen so zu 
strecken, wie es geschehen ist, und Maschinen 


zu bauen, deren Güte nur wenig hinter der der» 


Friedensmaschine zurückbleibt. Von der An- 
“wendung der Ersatzstoffe soll in dieser Über- 
sicht nur an einer Stelle gesprochen werden. 
Im übrigen muß man wohl gestehen, daß zwar 
die Fabrikation außerordentlich erweitert 
wurde, daß aber die generellen Fortschritte im 
Elektromaschinenbau während der Kriegszeit 
in allen Ländern nur gering waren, und daß es 
in den letzten Jahrzehnten sonst keine fünf- 
jährige Periode gegeben hat, die so wenig prin- 
zipielle Neuheiten aufzuweisen hatte. Immer- 
hin hat es bei der fieberhaften industriellen 
Tätigkeit eine Fortentwicklung und interessante 
neue Anwendungen gegeben, wenn auch vieles, 
was während des Krieges veröffentlicht wurde, 
eigentlich auf die Vorkriegszeit zurückzuführen 
ist. Zweifellos werden aber viele während der 
Kriegszeit zur Anwendung gebrachte Errungen- 
schaften erst nachträglich zur Veröffentlichung 
kommen. 

Im Bau von Dampfturbinen und Wech- 
selstrom-Turbogeneratoren wurden die 
bis zum Kriege bekannten größten Einheiten 
in den Schatten gestellt. In erster Linie sind 


A. E. G.- und $. S. W.-Turbinen von 60 000 
kVA, 50 Per und 1000 Umdr/min für das 
Goldenberg-Werk zu erwähnen!). Von ameri- 
kanischen Turbinen ist eine Konstruktion der 
General Electric Co für die Commonwealth 
Edison Co, Chicago für etwa 85 000 kW Höchst- 
leistung, 1500 Umdr., 25 Per beschrieben wor- 
den?), doch ist auch diese Größe jenseits des 
Atlantischen Ozeans überschritten worden. Von 
Brown, Boveri & Cie. ist schon früher?) eine 
Maschine mit 29500 kW Maximalleistung für 
Mark in Hagen gebaut worden. Interessante 
Einzelheiten über die Konstruktion eines 60- 
periodigen 20000 kVA Generators mit einer 
Drehzahl von 1800 sind von A. B. Field ver- 
öffentlicht worden?) 

Von Fortsehritten im Bau von Gleich- 
strom-Turbogeneratoren war während der letz- 
ten Jahre nicht viel zu vernehmen. In England 
und Amerika sind große Turbinen mit 
Zahnradvorgelege zur Anwendung gekom- 
men, teilweise zum Antrieb von Generatoren, 
teilweise für den Schiffsbetrieb. In der Lite- 
ratur) ist während des Krieges eine lange vor- 
her von Westinghouse, Manchester, ausgeführte 
Anlage mit einer zahnrad-angetriebenen, 1500 
kW, 25-periodigen Drehstrommaschine be- 
schrieben. Eine viel interessantere, dem Be- 
richter bekannte, aber anscheinend bis. jetzt 
noch nicht beschriebene Anlage in London, die 
seit 1914 im Betrieb ist, besteht aus einer 4000 
kW Parsons-Dampfturbine von 3000 Umdr., 
die mittels eines von Parsons angefertigten 


Zahnra dvorgeleges2Westinghouse- Gleichstrom-- 


generatoren von je 2000 kW Normalleistung 
und etwa 360 Umdr. antreibt. 

Eine große Änderung hat die Kriegsnot in 
den für Turbogeneratoren angewendeten Luft- 
filtern gezeitigt. Vor dem Kriege waren in 
Deutschland fast ausschließlich Stoffilter in 
Gebrauch. Die Ersetzung derselben durch stoff- 
lose Filter ist ein wirklicher Fortschritt, der den 
Krieg überdauern wird. Im Auslande waren 
schon vor dem Kriege statt der Filter Luft- 
waschapparate angewendet worden (Sturte- 
vant Co. und andere), in denen der Staub aus 
der Kühlluft vermittelst eines fein verteilten 
Sprühregens niedergeschlagen wurde. Diese 
Apparate hatten sich an mehreren Orten (z. B. 
Brighton) bestens bewährt, trotz der anfäng- 
liehen Befürchtung, daß freie Feuchtigkeit in 
der Kühlluft die Hochspannungswicklungen 
der Generatoren gefährden würde. In Deutsch- 
land haben die Luftwaschapparate anscheinend 
keinen Eingang gefunden,. doch wurden hier 
während des Krieges verschiedene andere stoff- 
lose Filter eingeführt.6) 

Der elektrische Antrieb von Schif- 
fen kam im Kriege im ausgedehnten Maße zur 
Anwendung, vor allem im Betrieb von Unter- 
seebooten. Eine wichtige Anwendung fand da- 
bei die kühne, von Trettinund Hülss erdachte 
Schaltung von Gleichstrommotoren ohne Vor- 
schaltwiderstand”), ‚die allerdings bei der Ver- 
größerung der Boote modifiziert wurde. 

Auch die Anwendung der elektrischen 
Kraftübertragung zwischen Turbine undSchiffs- 
propeller mittels Drehstrom hat große Fort- 
schritte gemacht. Ein Bericht über das ameri- 


ö „ETZ# 1918, 8. 188, und „ETZ“ 1919 8. 627. 
1. „ETZ“ 1917, 8. 69. 


E 1917, i 
gl. „ETZ“ 1918, 8. 409. 
Vgl. „ETZ“ 1912, 8. 79. 


kanische 20 000-Tonnen-Schiff „‚ Jupiter‘) be- 
sagt, daß dessen Propeller durch 36-polige 
Drehstrom-Schleifringmotoren von je 2050 kW 
angetrieben werden. Über die neueren Ausfüh- 
rungen des elektrischen Propellerantriebes.bei 
großen Schiffen sind wohl noch ausführliche 
Berichte zu erwarten. Bei amerikanischen 
Schlachtkreuzern sollen auf jedem Schiff vier 
Turbogeneratoren von je 33 500 kW und 8 Elek- 
tromotoren für die Propeller zur Anwendung 
gekommen sein.?2) Die Entscheidung der ame- 
rikanischen Admiralität zugunsten der elek- 
trischen Kraftübertragung zwischen Turbine 
und Propeller wurde von den Anhängern der 
Zahnradübertragung heftig angegriffen. Den 
Veröffentlichungen über die technischen Ein- 
richtungen der deutschen Schiffe kann mit 
größtem Interesse entgegengesehen werden. 

Deutschland hat im Kriege elektrische 
Fernlenk-Torpedoboote angewendet.3) 

Über Einankerumformer ist nur wenig 
veröffentlicht worden. Eine vom Berichter vor 
dem Kriege erfundene Methode zum Selbst- 
synchronisieren von Umformern wurdet) be- 
kannt, und es wurden von Linke die verschie- 
denen Methoden des Anlassens untersucht.) 
Eine außerordentlich wertvolle Untersuchung 
von Linke®) über den schädlichen Einfluß einer 
fünften und siebenten Harmonischen in der 
Spannungskurve auf die Kommutierung von 
Einankerumformern hat Schwierigkeiten auf- 
geklärt, die vielen Konstrukteuren schlaflose 
Nächte bereitet hatten (Archiv für Elektro- 
technik“, Bd. 2, 8. 395). 

FürGleichstrom-Hochspannung wurde?) 
von der A. E. G. ein kleines 10 000 V-Aggregat 
mit 4 hintereinander geschalteten Kollektoren 
von je 2500 V Spannung für 1 A ausgeführt. 
Ein neuer Hochspannungsrekord ist dies natür- 
lich nicht, da Thury schon Laboratoriums- 
maschinen für 20 000 und 25 000 V gebaut hat. 
Das Besondere liegt nur in der Verwendung 
normal gebauter Maschinen für diesen Zweck. 

Große Transformatoren von 22 000 kVA 
sind von der’A.E. G. für Golpa gebaut wor- 
den8), ein Motorgenerator von 3000 kW von 
den Siemens-Schuckertwerken?). Diese Lei- 
stungen sind seitdem überschritten worden. 
Für das Goldenberg-Werk sind 50000 kW- 
Transformatoren gebaut worden.!P) 

In der elektrischen Traktion ist wäh- 
rend des Krieges einiges Neue gebaut und vieles 
früher Gebaute bekannt geworden. In Europa 
kam bei den meisten Neubauten und Erweite- 
rungen das Einphasensystem mit etwa 16 Per 
und wenigen großen Motoren auf einer Loko- 
motivezur Anwendung. (Riksgränsen-Bahn')), 
Gotthardbahn!2)). Das Kraftwerk der Riks- 
gränsen-Bahn verwendet große Einphasengene- 
ratoren!®), die neben einer indirekten Kompoun- 
dierung nach Danielson auch Schnellregler benö- 
tigen. In Amerika gelangte die große Phasen- 
umformer-Lokomotive der Pennsylvanıa- 
Bahn zur Ausführung), ein kompliziertes Zwit- 


. „ETZ“ 1915, 8. 314. 
Vgl. „E'T7Z“ 1918. 8. 80 und 70. 
. „ET7Z* 1918, 8. 369 
. „ETZ* 1915, 8: 456. 
5) Vgl. „ETZ“ 1915, S. 18 und 298. 
. „ETZ“ 1915, 8. 6 


: “ 1918, 8. 208. 
. SETze 1915, 8. 225. 
“ vgl. „ETZ“ 1918, 8. 398. 


166 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


) 


j | 
1920. 


Heit 9. 


26. Februar 1920. 


terding, das Ein- und Mehrphasensystem mitein- 
ander versöhnen soll durch Verwendung einer 
einphasigen Oberleitung, mehrphasiger Lokomo- 
tivmotoren und eines Phasenumformers. Auch 
Gleichstrom hoher Spannung bis 5000 V wurde 
versuchsweise angewendet, u. zw. nach einem 
Vorschlag N. W. Storers unter Verwendung 
eines Zwillingemotors, dessen zweipolige Anker, 
für je 2500 V Kollektorspannung, mit ihren 
Trieben auf eingemeinsamesZahnra darbeiten.?) 
Dabei wurden auch Quecksilbergleichrichter 


für hohe Spannung auf der Lokomotive aus-, 


probiert, doch ist mit Sicherheit anzunehmen, 
daß bei Adoptieıung der Bahnmotoren für 
hohe Spannung die Gleichrichter nicht auf Lo- 
komotiven, sondern in Unterstationen Platz 
finden werden. Die Versuche sind hochinter- 
essant, und es fragt sich nun, ob das System 
des hochgespannten Gleichstroms von der 
Westinghouse-Gesellschaft, die diese Versuche 
gemacht hat, definitiv aufgenommen werden 
wird. Bisher hatte sich diese Gesellschaft im 
Gegensatz zur General Electrie Co. für den ein- 
phasigen Wechselstrom eingesetzt. 

Einige interessante Konstruktionen von 
gelüfteten Bahnmotoren wurden während 
der Berichtszeit beschrieben. Bei der Ver- 
bundlüftung?) wird ein Luftstrom von der 
Kollektorseite durch den Anker gezogen, wäh- 
rend ihn auf der Zahnradseite ein zweiter Luft- 
strom trifft und mit ihm vereinigt durch die 
Magnetspulen geht. Zur Hervorbringung der 
beiden Luftströme wird ein Doppelventilator 
auf der Zahnradseite verwendet, und das Mo- 
torgehäuse hat auf beiden Seiten geschützte 
Öffnungen. Laut „ETZ“ 1917, 8. 184, werden 
in den Vereinigten Staaten für kleine und große 
Leistungen gelüftete Motoren allgemein ange- 
wendet. Die Lüftung erhöht naturgemäß ins- 
besondere die Dauerleistung, während die Ein- 
stundenleistung durch die Lüftung wenig beein- 
flußt wird. 

Im Kıiege wurde vielfach mit großem 
- Erfolg die elektiische Kraftübertragung bei 
Automobilzügen angewendet. Jeder Wagen 
des Zuges wurde durch Reihenmotoren ange- 
trieben, die ihren Strom mittels einer duıch- 
gehenden Leitung von einer auf dem Gene- 
ratorwagen aufgestellten durch Benzinmotor 
angetiiebene Gleichstrommaschine empfingen. 

Quecksilber-Gleichrichter für normale 
Gebrauchsspannungen und einige hundert Kilo- 
watt Einzelleistung wurden in Europa von 
Brown, Boveri, Haıtmann & Braun und an- 
deren zur Ausführung gebracht.?) Nach den 
neuesten Berichten kann angenommen werden, 
daß ein Großteil der Anfangsschwierigkeiten 
überwunden ist und daß erhebliehe Fortschritte 
gemacht worden sind. 

Auf dem Gebiete der Normalisierung 


wurde mit der Normalisierung der ölgekühlten. 


Aluminiumtransformatoren kleinerer Leistung 
ein bedeutender Fortschritt gemacht. Ein 
außerordentlich beachtenswerter Vorschlag von 
Rüdenberg, zuerst über die Normalisierung 
von Drehstromspannungen und dann über den 
Entwurf technischer Modellreihen®) geht dahin, 
als geometrische Reihen gebaute Normalreihen 
zu verwenden, deren Quotienten Wurzeln 
aus 10sind. Bei der Normalisierung von Dreh- 
stromspannungen hat Rüdenberg als Quotient 


4“ 
YA10 =1.778 


N) 

Reihen wird Y10 = 1,26 oder V10=1,12 
empfohlen. Der Vorschlag ist ein so wohl- 
durchdachter und bringt in das Chaos von Nor- 
malisierungsvorschlägen ein so verständliches 
und vernünftiges Prinzip, daß die Hoffnung be- 
rechtigt ist, er werde sich zum Schluß Durch- 
bruch verschaffen, obwohl leider in den bisher 
angenommenen Normalien von seiner Anwen- 
dung noch nicht viel zu spüren ist. 


vorgeschlagen. Bei. anderen 
10 2 


1) Vgl. „ETZ“ 1916. S. 25 und 476. 
e) Vel. „ET7“ 1916, 8. 384. 
) Vgl. „ETZ“ 1917, S. 89 und „ETZ* 8: 8. 321. 


gl. 
2 Vgl. "ETZ* 1918, 8. 238; „Zeitschr. d wave, 1918, 


'In das Gebiet der Normalisierung oder 
Namengebung fällt die Annahme der hübsch 
gewählten Ausdrücke „Blind-“ und „Wirk- 
strom“ für wattlosen und Wattstrom!). 

Ganz bedeutende Fortschritte hat die An- 
wendung der elektrischen Schweißung während 
des Krieges gemacht, u. zw. besonders beim 
Schiffsbau, wie aus einer Veröffentlichung in 
amerikanischen Zeitschriften hervorgeht?). So- 
wohl die Widerstandsschweißung mit Wechsel- 
strom niediiger Spannung und -sehr hoher 
Stromstärke als auch die Lichtbogenschweißung 
sind in »starkem Maße zur Anwendung: ge- 
kommen. Für Punktschweißung wurden Ma- 
schinen großer Leistung mit Transformatoren 
bis 2 x 450 kW verwendet, die Bleche von 
20 mm schweißen und Nietung mit 44 mm-Nie- 
ten ersetzen. AR ’ 

Ob die elektiische Schlagschweißung, bei 
der im Augenblick der Berührung zweier 
Drahtenden eine Kondensatorentladung statt- 
findet3), stark zur Anwendung gekommen 
ist, geht aus den Veröffentlichungen nicht 
hervor. Soviel dem Berichter bekannt, wurde 
diese Methode zuerst für Schweißung von 
Aluminiumdrähten in Aussicht genommen. In 
Deutschland ist ein Fortschytt im  Stumpf- 
schweißen mit dem Abschmelzverfahren er- 
zielt worden®). Lichtbogenschweißung wird in 
Amerika für Transformatorenkästen aus star- 
kem Blech bis herunter zu 1,6 mm Blechstärke 
angewendet), 

- Für die Entwicklung der elektrischen 
Zugbeleuchtung war die Kriegszeit nicht 
günstig. In vielen Fällen wurde ja die elek- 
trische wie die Gasbeleuchtung, wo sie bestand, 
außer Betrieb gesetzt, um Brennmateral zu er- 
sparen, und naturgemäß trat ein fast voll- 
kommener Stillstand in Neuinstallationen ein. 
Eine Veröffentlichung über das vereinfachte 
System Dick findet sich in „ETZ“ 1914, S.1077. 
Veröffentlichungen über das amerikanische Sy- 
stem der Electrical Storage Battery Co., in dem 
nach einem ‚Vorschlag von Woodbridge eine 
Rosenberg-Maschine in einem System konstan- 
ter Spannung verwendet wird, finden sich in 
der. „Zeitschr. d. V. d. 1.“ 1915, S. 380, und in 

„Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen“ 1916, 
Heft 34, 1917, Hefte 1 und 2 (Büttner, 
„Über Neuerungen und Fortschritte der elek- 
chen Zugbeleuchtung“‘). Fast alle dort er- 
wähnten Neuerungen rühren aus der Zeit vor 
dem Kıiege her, - 

In Deutschland haben auch naturgemäß 
die Maschinen zur Beleuchtung von Automo- 
bilen und der elektrische Anwurfmotor für 
Automobile während des Krieges nur mäßige 
Fortschritte gemacht. In Amerika war beides 
vor dem Kriege schon außerordentlich stark 
verbreitet, und es findet sich ein Auszug aus 
einem Aufsatz über englische Systeme dieser 
Art'in „ETZ“. 1917, S. 569. 

Phasenschieber und der Vibrator "von 
Kapp haben mehrfache interessante Anwen- 
dungen gefunden®). 

Von Taylor rührt ein Vorschlag von nur 
geringer praktischer Bedeutung her, die Fre- 
quenz eines zugeführten Wechselstroms dureh 
Hintereinanderschaltung der Wicklungen eines 
stark und eines schwach gesättigten Eisenkerns 
auf das Dreifache zu erhöhen’). Rüden- 
berg schlägt Asynehronmotoren mit Selbst- 
anlauf durch tertiäre Wirbelströme voı8), die 
im Anlauf und Betrieb gewisse Unterschiede 
zeigen gegenüber einfachen Kurzschlußmotoren 
mit großem Rotorwiderstand. Eine besondere 
Anordnung für Hochspannungstransfoı matoren 
schlägt Dessauer vo1)). 

Eine sehr interessante geschichtliche 
Zusammenstellune über die Entwicklung 


Dee ek 1016, 8.407 ee 5 
9 8. u: 
„RTZ. 18 „"Plektrotechn. u. Maschinenb.“ 1919, 8. 389, u 


Vel. „Arzu 1904, S- an u. 1916, S. 213. 


4) Vgl. „ETZ“ 1917, 8. 
r „Elektrotechn. u. Maschinenb.“ Wien I ‚8. 545. 
2 ya BndzL mar S. a u: 1919, S. 408. 


8) Vgl. “Erze 1918, 8. i8s. 
9) Vgl. „ETZ“ 1918, 8..378. 


\ 


des Transformators wurde von L, Schüler!) 


und über die Geschichte des Drehstroms von 


einem der hervorragendsten Erfinder ‚auf: die- 


sem Gebiete, Dobrowolsky?), gegeben: 


Von. theoretischen Untersuchungen mögen 


nur einige wenige Erwähnung finden. Sehr in- 


tensiv beschäftigte man sich in der Berichts- 
zeit mit den zusätzlichen Verlusten durch 
die Stromverdrängung in den Leitern von elek- 
trischen Maschinen, ein Gebiet, auf dem A. B, 
Field schon vor mehr als einem Jahrzehnt die 
grundlegende Arbeit geleistet hat. Im „Archiv 
für Elektrotechnik“, Bd. 2bis 6, finden sich aus- 
führliche Arbeiten über diesen Gegenstand von 
Rudolf Richter, Rogowski, Dreyfus, Hille- 
brand u. a. ‚Die Schaltvorgänge wurden von 
Linke) anschaulich behandelt, der plötzliche 
Kurzschluß von Drehstrom-Synehronmaschinen 
von Biermanns untersucht#). Eine Untersu- 
chung über den einseitigen magnetischen Zug in 
elektrischen Maschinen rührt vom Berichter 
heıd), eine Abhandlung über Überspannungen 
bei Leitungsbrüchen und einpoligen Schaltvor- 
gängen von Petersen®). 

Im, Ganzen wurde in den letzten 5 Jahren 
im Elektromaschinenbau wenig erfunden, we- 
nig entdeckt, wenig theoretisch Neues geschaffen 
und viel fabriziert. Die unmittelbaren Aussich- 
ten auf erhebliche Fortschritte sind nur gering. 
Die Nahrungssörgen und damit die Lohn- und 
Klassenkämpfe haben den Ehrgeiz des jungen 
Ingenieurs, etwas Neues zu finden und VEr- 
besserte Konstruktionen zu schaffen, in den 
Hintergrund gedrängt. Bei der Fabrikation 
treten anderseits solche Schwierigkeiten in der 
Materialbeschaffung auf, daß die Einführung 
von Neuerungen nur mit großen Verzögerungen 
möglich ist, und Verzögerungen bedeuten heute 


bei den sprungweisen Erhöhungen der Material- " 


preise eine solche Verteuerung, daß sie in den 
seltensten Fällen durch ökonomischere Aus- 
nutzung des Materials ‘wettgemacht werden 
kann. Es gab eine Zeit in der industriellen 
Tätigkeit, wo der Ingenieur zugunsten des Ver- 


‚käufers zurückgesetzt wurde, weil es als viel 


schwieriger betrachtet wurde, eine Maschine 


zu verkaufen als eine zu: konstruieren oder zu 


fabrizieren. Heute hat sich dies zugunsten des 
Einkäufers verschoben, denn jetzt ist in einem 


industriellen Unternehmen die Materialbeschaf- ‚ 


fung das Wichtigste, und während ein tüch- 
tiger Konstrukteur durch geschiekte Ausnut- 
zung vielleicht 5 oder 10%, der Baustoffe»einer 
Maschine ersparen kann, kann im Einkauf'eine 
Geldersparnis oder Verschwendung eines Viel- 


fachen von diesem Betrage erzielt werden. 


Anderseits kann bei der ungeheuren Nachfrage 


nach Fabrikaten jede Maschine verkauft wer- 
ob ihre technische . Voll-- 


den, gleichgültig, 
kommenheit etwas größer oder geringer ist. 

. Für die allernächste Zeit besteht daher 
kein großer Anreiz für technische Vervollkomm- 
nungen, und anderseits fehlt vorläufig auch 


noch vielfach der psychische Zustand der Inge- 


nieure hierfür, 


P 


Anwendung von Elektrizität 
in den Goldminen des Witwatersrand, 
Südafrika (Transvaal). 


Von "Dipl 
Übersicht. 


sg. E. G. Weyhausen. 


Während in früheren Arbeiten 


über die Rand-Kraftgesellschaften !) die geschicht- 


liche Entwicklung der Unternehmungen: und ihrer 


Kraftwerke und Kraftübertragungen behandelt wor- 
. den. ist, wird hier das Augenmerk auf die Ver- | 


braucher gelenkt, indem in großen Zügen der Gang 
der Verhüttung der Golderze von ihrer Ankunft am 


N. 


‚ „ETZ“ 1917, 8. 185. 
"E 


2 E 7 358. 
Y , „ETZ“ 1908, Ss. 759; 1910, 8, 242 u. 808; 1911 
3.818, Pe “= Rs; 1913, 8.25. 1430; 1919, S. 552 u. 566. 


N 


ec une N ran en Tu a ie de 


a) = 
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” es 
en 


ee 


E- 
hi. 


immer noch eine begrenzte war, 


26. Februar 1920. 


Schacht bis zur Herstellung der versandbereiten 
Goldbarren mit den hierbei in Betracht kommenden 
elektrischen Antrieben geschildert wird. 


Elektrirität ist in den Goldminen des Wit- 
watersrand schon früh in Anwendung gekom- 
men, da die Verhüttungsanlagen Kraftantriebe 
an so vielen und so weit voneinander entfernten 
Punkten erfordern, daß eine wirtschaftliche 
mechanische Kraftübertragung (durch Trans- 
missionen usw.) ausgeschlossen ist. So finden 
sich bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts 
neben den unmittelbar durch Dampf angetrie- 
benenFörder-, Drucklufterzeugungs- und Pump- 
anlagen auf jeder Mine meist mehr oder weniger 
große Kraftstationen, in denen Elektrizität 
erzeugt und von hier über die Verhüttungs- 
anlagen verteilt wird. Im Jahre 1895 wurde 
dann die Rand Central Electrie Company und 
bald darauf die General Blectric Power Com- 
pany gegründet!), deren Zweck es war, durch 
Errichtung größerer Zentralen, die eine ganze 
Reihe von Minen mit Strom versorgen konnten, 
die Elektrizitätserzengung wirtschaftlicher zu 
gestalten. Da die Kapazität dieser Zentralen 
blieb auch 
dann noch die Anwendung von Elektrizität zu- 
meist auf die Verhüttungsanlagen beschränkt. 
Erst nachdem die Victoria Falls & Transvaal 
Power Co. mit ihrer Tochtergesellschaft, der 
Rand Mines Power Supply Co. gegründet 
wurde, welche die Erzeugung von Elektrizität 
in größtem Maßstabe unternahm, wurden auch 
die üb'igen Minenanlagen für elektrischen Be- 
trieb eingerichtet, so daß heute die Elektrizität 
mit wenigen Ausnahmen das ganze Minen- 
gebiet beherrscht. Wenn heute noch einzelne 
Förderanlagen oder Kompressoren unmittelbar 
durch Dampf betrieben werden, so ist in den 
meisten Fällen der Grund darin zu suchen, daß 
die Strompreise der obengenannten Gesell- 
schaft auf dem Belastungsfaktor "basiert, 
d.h. um so niedriger sind, je besser der Be- 
lastungsfaktor der ganzen Mine ist. Da nun 
Förderanlagenund Kompressoren durehschnitt- 
lich mit einem Belastungsfaktor von etwa 30% 
arbeiten, während der der Verhüttungsanlage 
etwa 90%, beträgt, ist es manchmal für eine 
Mine vorteilhafter, bei einzelnen Anlagen mit 
niedrigem Belastungsfaktor Dampfantrieb bei- 


‘ zubehalten, um nicht ihren Gesamtbelastungs- 


faktor zu verderben und dadurch höhere Ein- 
heitspreise für die ganze Anlage bezahlen zu 
müssen. 

Einen wie gewaltigen Abnehmer die Gold- 
minen für die Stromlieferungsgesellschaft dar- 
stellen, geht am besten daraus hervor, daß für 
jede Tonne monatlich verpochtes Erz bei 
vollkommener Elektrisierung der Mine etwa 
1,3 kWh/Tag verbraucht werden. Eine mitt- 
lere Goldmine des Rands, die etwa 40000 t 


- Erz im Monat verpocht, verbraucht also etwa 


52000 kWh/Tag. . Von dieser Energie wird 
der bei weitem größte Teil in der eigent- 
lichen Verhüttungsanlage verbraucht. Setzt 
man den Kraftbedarf der Verhüttungsanlage 
und den der übrigen Anlagen (Wasserhaltung, 


‘ Förderanlagen und Kompressoren) etwa gleich, 


was ungefähr den tatsächlichen Verhältnissen 
entspricht, und rechnet man mit den schon 
oben genannten Belastungsfaktoren von 90 
bzw. 30%,. so verhält sich der Energieverbrauch 


der Verhüttungsanlage zu dem der übrigen An-' 


agenwie3 :1, d.h. die Verhüttungsanlage ver- 


braucht etwa 75%, der Gesamtenergie. 


Dieser Energieverbrauch verteilt sich auf 
ine sehr große Anzahl von Verbrauchern (Mo- 


- toren), und es soll im folgendenin großen Zügen 


der Gang der Verhüttung der Golderze von 
ihrer Ankunft am Schacht bis zur Herstellung 
der versandbereiten Goldbarren mit besonderer 
Berücksichtigung der hierbei in Frage kommen- 
den elektrischen Antriebe geschildert werden. 


"Zur Erleichterung der Übersicht ist noch eine 


schematische Darstellung des Ganges der 


1) Die kenchichtiiohe Fntwieklung der Rınd-Kraft- 
gesellschaften. Siehe „ETZ* 19183, 8. 25 u. 1919, S. 552. 


% 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


di 


1920. 


Verhüttung (Abb. 1 u. 2) beigefügt, auf 
welche die im Text in Klammern stehen- 
den Ziffern verweisen. Ferner sind, » so- 
weit es möglich ist, bei jedem Punkte, an 
dem elektrischer Antrieb in Frage kommt, 
die Anzahl der Pferdestärken angegeben, die 
unter normalen Verhältnissen auf einer Mine, 
die etwa 1000 t Erz pro Tag verpocht (also einer 


Durchsehnittsmine des Rands) installiert sein. 


würden. 
Das zutage geförderte Erz und Gestein 
wird vom Skip zunächst auf einen Stürzrost 
(1, Abb. 1) gekippt, durch den Stücke, die 
kleiner als etwa Faustgröße sind, von den größe- 
ren geschieden werden. Beide fallen in beson- 
dere Behälter (2, Abb. 1), aus denen erstere 
direkt zum: Pochwerk, letztere zur Sortier- 
und Erzbrecheranlage gebracht werden. Dieser 
Transport wird auf den einzelnen Minen auf 
verschiedene Weise bewerkstelligt. Am ge- 
bräuchlichsten sind folgende Methoden: 
1. Bei Entfermingen über 2500 m Transport 
auf Gleisbahn (Voll- oder Schmalspur) 
mit Dampf- oder elektrischen Lokomotiven. 
2%. Bei Entfernungen von 150 bis 2500 m För- 
derung mit endlosem, Seil mit ange- 
klemmten Kippwagen auf Schienen (8), wo- 
bei das Seil elektrisch angetrieben wird. 
3. Bei Entfernungen unter 150 m Förderung 
auf Transportband (4), wieder mit elek- 
trischem ‚Antrieb. 

Die erforderliche Motorgröße hängt bei 
allen diesen Transportarten natürlich ganz von 
den örtlichen Verhältnissen ab und ist nach be- 
kannten Formeln zu berechnen. 

In der Sortier- und Erzbrecheran- 
lage wird zunächst das taube Gestein von dem 
soldhaltigen Erz geschieden und dann letzteres 
bis auf eineim Pochwerk zulässige Größe zer- 
kleinert. Das taube Gestein unterscheidet sich 
im Aussehen wesentlich vom goldhaltigen Erz, 
so daß das Sortieren nach voraufgegangener 
Waschung selbst von Eingeborenen vorgenom- 
men werden kann. Während ersteres lediglich 
Quarz ist, besteht letzteres aus einem Konglo- 
merat von Quarzkieseln, die durch eine Ma- 
trix von dunkelblauer Färbung miteinander 
verbunden sind. Diese Matrix ist der eigent- 
liche goldhaltige Bestandteil des Erzes und be- 
steht zum großen Teil aus Kieselerde Si 0, 
(etwa 87%). Außerdem ist noch besonders gold- 
haltiger Eisenkies, Fe S, (Pyrit) darin ent- 
halten. Die Kiesel selbst sind nicht goldhaltig, 
abgesehen von der Oberfläche und etwaigen 
Rissen. 

In einer normalen Sortier- und Erzbrecher- 
anlage 
durch Backenbrecher (5, Abb. 1) bis 
auf Stücke von etwa doppelter Faustgröße 
zerkleinert, um das Sortieren zu erleichtern. 
Diese Brecher werden gewöhnlich in Einheiten 
für eine Verarbeitung von 40 bis 60 t/h gebant, 
wobei der Kraftbedarf etwa 20 bis 30 PS 
beträgt. Von den Brechern gelangt das 
Erz und Gestein in die Waschtrommeln 
(6, Abb. 1), in denen es gewaschen wird. 
Dies sind rotierende Trommeln aus Stahlblech 
mit duxchlöchertem Mantel, durch den das 
Wasser und bei der Zerkleinerung entstandener 
Sand zum Pochwerk abfließen. Auf einer 
Durchschnittsmine ist meist nur eine Trommel 
in Betrieb (eine als Reserve), die zu ihrem An- 
trieb einen Motor von etwa 5 PS erfordert. In 
vielen Anlagen wird das Waschen des Erzes 
nicht in Trommeln, sondern durch Bespren- 
gung auf dem Sortierbande (s. später) vorge- 
nommen, ein Verfahren, das zwar billiger, aber 
nicht so gründlich ist. Von den Waschtrom- 
meln gelangt das Erz und Gestein auf das 
Sortierband (7, Abb. 1), an dem ent- 
lang die Sortierer aufgestellt sind, welche das 


taube Erz aussortieren und auf ein Transport- 


band (8) werfen, von dem aus es mittels Förde- 
rung mit endlosem Seil (9) auf die Gesteins- 
halde gebracht wird. Das Sortierband erfordert 
zu seinem Antrieb je nach Länge einen Motor 


Heft 9. 


mm, 


"wenn der größte Teil des Endproduktes, 


ird das Erz und Gestein zunächst. 


187 


von 5 bis 10 PS. An Stelle des Sortierbandes 
wird auf manchen Minen ein rotierender Sor- 
tiertisch verwendet. Von dem Sortierband 
oder -tisch gelangt das Erz in die Feinerz- 
brecher (10, Abb. 1), in denen es bis 
auf die für das Pochwerk erforderliche Größe 
(etwa Faustgröße) zerkleinert wird. Dies sind 
entweder Backen- oder Rotationsbrecher, von 
denen eine normale Einheit etwa 25 PS erfor- 
dert. Von diesen wird das Frz mittels Trans- 
portband (11) in das Pochwerk gebracht, wo 
es mittels eines weiteren Bandes (12) mit Ab- 
werfer in die einzelnen Behälter (13) geworfen 
wird. 

Das Pochwerk (14, Abb. 1) hat, zusam- 
men mit den darauf folgenden Rohrmühlen die 
Aufgabe, das Erz soweit zu zerkleinern, daß es 
für eine wirksame Behandlung mit Zyankali- 
lösung geeignet ist. Dies ist dann der Fall, 
der 
sogenannten Erztrübe, so fein ist, daß es durch 
ein Sieb mit 0,15 mm Lochweite fließt. Im 
allgemeinen wird das Erz im Pochwerk bis auf 
etwa Bohnensröße verpocht, während die 
weitere Zerkleinerung den Rohrmühlen über- 
lassen bleibt. Das Verhältnis der Anzahl der in 
neneren Anlagen aufgestellten Stempel zu der 
Zahl der installierten Rohrmühlen schwankt 
mit der gewählten Größe des Pochwerkpro- 
duktes. 

Der Kraftbedarf eines Fallstempels be- 
rechnet sich aus der Formel: 

PR SM PS, wobei 
 75x60x n 
G das Gewicht des Stempels in kg, 
h die Fallhöhe in m, 
n die Fallzahl pro Minute, 
n der Wirkungsgrad (rd 0.8 bis 0,83) ist. 

In der Regel bilden je 5 Stempel eine Bat- 
terieeinheit, und je 10 Stempel werden von 
einem Motor mittels Riemen von der durch- 
gehenden Daumenwelle aus angetrieben. Ge- 
genwärtig sind Stempel bis zu einem Gewicht 
von 900 kg in Gebrauch, mit einer Fallhöhe von 
0,19 m oder mehr und einer Fallzahl von 100 
1. d. Minute. Der Kraftbedarf 10 solcher Stem- 
pel beträgt nach obiger Formel etwa 50 PS. 
Da ein derartiger Stempel ferner etwa 18 t Erz 
in 24 Stunden von Faust- bis auf Bohnengröße 
zerpocht, wären bei einer Tagesleistung von 
1000 t etwa 60 Stempel zu installieren mit 
6 Motoren von etwa 50 PS Einzelleistung. 

Während des Pochens wird das Erz reich- 
lich mit Wasser versetzt (7 Teile Wasser auf 
1 Teil Erz). Das Produkt des Porhwerks, die 
Pochtrübe fließt durch ein Sıeb ab und 
wird dann.auf eine solche Höhe gefördert, daß 
nach Möglichkeit ein nochmaliges Hochfördern 
während der ganzen weiteren Behandlung un- 
nötig gemacht wird. Dies geschieht entweder 
durch ein 
1. Schöpfrad (15, Abb. 1). Dies ist ein 

Rad von einem Durchmesser bis zu 25 m, 
das am Kranze mit Bechern versehen 
ist. Die Pochtrübe fließt unten zu, wird um 
etwa 75% des Raddurchmessers gehoben 
und fließt dann oben ab. Angetrieben wird 
das Schöpfrad meist mittels Seil durch 
einen Motor, dessen Größe mit der des Ra- 
‚des schwankt. 
Neuerdings werden die Räder häufig 
ersetzt durch 
2. Zentrifugalpumpen mit gekuppeltem 

Motor. Diese müssen für diesen Zweck be- 
sonders konstruiert sein, da die Trübe das 
Material’ stark abnutzt. 

Nachdem die Trübe hochgeför dert ist, fließt 
sie durch offene Rinnen zunächst in Tren- 
nungstrichter (16, Abb. 1). Dies ‘sind 
auf der Spitze stehende Hohlkegel aus Stahl 
mit einem größten Durchmesser von etwa 
9,5 m und einer Höhe von etwa 3 m. In diesen 
sinken die schwereren Bestandteile der Trübe, 
die noch in den Rohrmühlen weiter verarbeitet 
werden müssen, nach unten, während die leich- 


168 


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Elektrotechnische Zeitschriit,. 1920. Heft 9. 


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Wasserbehafter 


5x700PS 


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- -——-- £rz u, Gestem, Irübe 
Sarıd 
een Schlämme 
ee — Wasser 
— — — — goldhaltige Lösung 
- Danke ohne Gold 
— © —--— Goldamalgam 
ee. Zink a Blei mit Gold 


nn [ 


= — — AHılfsmaterialien 
GL] & Motor 
I Pumpe mit Elektromotor 
L Pumpe mit Riermenantrieb 


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te 
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Abb. 1. Schema des Goldverhüttungsvorganges. 


teren durch Suspension hochgehalten werden | ter von gewöhnlich 6,5 m Länge und etwa 


und über den Rand überfließen. Die schwere- 
ren ‚werden an der Spitze der Trichter abge- 
zogen und in weitere Entwässerungskegel 
gebracht (17), die den Zweck haben, die Trübe 
von dem überschüssigen Wasser zu befreien. 
Aus diesen fließt die Trübe dann direkt in 
die Rohrmühlen (18, Abb. 1). Dies sind 


tählerne Trommeln mit auswechselbarem Fut- 


1,75m Durchmesser, die mit etwa 380 Umdr/min 
rotieren. Das Zermahlen der Trübe wird be- 
wirkt durch Quarzkiesel von etwa Faustgröße, 


‘die dem Erz entnommen werden. Der Antrieb 


der Mühlen erfolgt mittels Vorgelege und Rie- 
men und der Kraftbedarf einer Mühle von 
obigen Dimensionen schwankt zwischen 90 und 
110 PS. Eine Rohrmühle von der obigen Größe 


EN 


zermahlt etwa 200 t in’24 h von Bohnengröße 
bis zu der endgültigen Größe, so daß für eine, 
Tagesleistung von 1000 t 5 Rohrmühlen zu in- 
stallieren wären. a Era 

‘Aus den Rohrmühlen fließt die Trübe zu- 
nächst über Amalgamtische (19, Abb. 
Dies sind entweder feststehende Tische öder 
Schütteltische (für letztere bei 


26. Februar 1820. 


1) 


normaler 
Größe etwa 0,5 PS zum Antrieb erförder- 


De a ee A Te ed 1 TI al rn a un in u tmme u Su La 2 hi m en 


ı 


‚beschriebene Anlage untergebrächt ist, 


2. Ein Sehüttelamalgamtisch (24), 


Abb. 2. Goldverhüttung. 


lich). Die Tische sind geneigt und mit etwa 
5 mm starken Kupferplatten belest. Letztere 
sind amalgamiert, d.h. mit Quecksilber über- 
zogen. Die dnrch das Pochen und Mahlen bloß- 
gelegten Goldpartikel werden von dem Queck- 
silber der Platten benetzt, das sie infolge der 
Oberflächenspannnng gesen die Platten drückt, 
wo sie dann durch Adhäsion haften bleiben. 
Die Wirknnesweise der Tische ist also eine rein 
physikalische. 

Das Goldamalgam wird täglıch von den 
Platten geschabt und in eine Presse (20) se- 
bracht, in der das überschüssige Qnecksilber 
auszepreßt wird. Dadnreh entsteht ein festes 
Amalgam, das in Retortenöfen (21, Abb. 1) 
erhitzt wird. wodurch das Gold vom Qneck- 
silber geschieden wird. Das Gold wird dann 
in einem weiteren Schmelzofen (22, Abb. 1) 
in Barren gegossen. 

In demselben Gebände, in dem die zuletzt 
be- 
findet sich gewöhnlich noch eine Maschinen- 
anlage zur Verarbeitung des feinen Sandes, der 


beim Pochen in den Stempelkästen zurück- 


geblieben ist, des sogenannten Amboßsan- 

des. Diese Anlage besteht ‚aus folgenden 

Teilen: 

1. Eine kleine Rohrmühle as) von etwa 2 m 
Länge und 1 m Durchmesser, in dem die 
eventnell noch vorhandenen gröberen Sand- 
partikel zermahlen werden. 

der genau 
denselben Zweck hat, wie die eben beschrie- 
benen großen Tische. 

3. Fin sogenannter Pachnca-Tank (25), in dem 
der Sand durch Zuführung von Druckluft 
von einem kleinen Kompressor (26) aus gut 
gelüftet und dann mit Ayankalilösung ver- 
setzt wird. Die so gewonnene go!dhaltige 
Lösung wird dann meist in die Hauptfäll- 
anlage genumpt (27). Der Antrieb des er- 
_wähnten Kompressors, der Pumpen und des 
Sehütteltisches erfolgt gewöhnlich von 
einem gemeinsamen Motor aus mul Trans- 
mission (28). 

Wir kehren jetzt zu den hinter den Rohr- 
mühlen aufgestellten Amalgamtischen (19) zu- 
rück. Die von diesen abfließende Erztrübe 
fließt zurück zum Schöpfrad (15) und macht 


jetzt denselben Weg noch einmal-wie die Poch: 


trübe, wobei jetzt nur ein größerer Bestandteil 
über den Rand der. Trennungstrichter (16) 
überfließt und so direkt zur Zyankalianlage 
gelangt. 

- Bevor wir zur Beschreibuns der letzteren 


übergehen, wollen wir kurz die chemischen , 


Grundlagen des hier vor sich gehenden Pro- 
zesses darstellen. 


Bei der Trübe sind 8 Bestandteile zu unter- | 


scheiden: 

1. Wasser, 

2. Sand, d.h. solche Teile, die ne durch ein 
Sieb von 0.076 mm Lochweite gehen, also 
von einer Größe von 0.15 bis 0,076 mm sind. 
Sand ist anßerdem laugbar, d.h. Flüssig- 
keit dringt ohne künstlichen Druck durch 
die Zwischc. räume zwischen den einzelnen 

- Partikeln. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 9. 


169 


3. Schlämme, d. h. also 
solche Teile, die durch 
das obige Sieb ge- 
hen und nicht laug- 
bar sind. Sie lassen 
also Flüssigkeit nicht 
durchsiekern, setzen 
sich aber bei richtiger 
Behandlung in solcher 
Flüssigkeit zu Boden. 
Dadurch, daß Sand 

laugbar ist, Schlämme 

aber nicht, ergibt sich 
die Notwendigkeit einer 
verschiedenen Behäand- 
lung beider. Sie müssen 
also voneinander getrennt 
und dann je einer be- 
sonderen Anlage zugeführt werden. Diese 

Trennung geschieht in den weiter unten er- 

wähnten Trennungstrichtern. * 
Der chemische Prozeß bei der Anflösnng 

von Gold in Zyankalilösung ist für beide Teile 

derselbe und geht nach der folgenden (Elsner- 
schen) Formel vor sich 


Au,+4K 0y-+0-+H,0=2 KAucy-+2KOH 


Wie aus der Formel ersichtlich. ist noch 
die Zuführung von Sauerstoff erforderlich. 
Dies geschieht in neneren Anlagen ausschließ- 
lich in Form von Luft. 

Die eigentliche 7yankalianlage besteht 
nun aus folgenden Teilen: 

1. Trennungstrichter. 

9%. Sandbehandlungsanlage. 

83. Schlämmbehandlungsanlage. 

4. Fäll- und Schmelzanlage. 

Diese sollen jetzt im einzelnen beschrieben 
werden. 

1. Die Trennungstrichter (29, Abb. 1)- 
In diesen wird die schon oben als erfor- 
derlich dargestellte Trennung von Sand und 
Schlämme vollzogen. indem der Sand nach 
unten sinkt und die Schlämme über den Rand 
überfließt. Beide fließen dann in Rinnen in die 
für sie besonders eingerichtete Anlage. 


2. Die Sandbehandlungsanlage. Diese 


besteht neuerdines meist aus: | 
a) rotierenden Filtertischen (30, Abb. 1). 

Dies sind flache zylindrische Behälter 

von etwa 8 m Durchmesser, die von 

einem “Motor mittels Schneckenvorgelere 
 lanesam <zedreht werden. Sie sind am 

Boden mit Filtern versehen, dureh die das 

im Sande vorhandene Wasser mittels Va- 
kuumpumpe (31) abgesangt wird. Dieses 
wird dann zum Wasserbehälter zurückge- 
pumpt, während der ‚trockene‘ Sand in- 
folge eines am Rande der Behälter ange- 
brachten feststehenden „‚Pfluges““ über den 

Rand überläuft und mittels eines Trans- 

portbandes gebracht wird in die 
b) Behandlungsbottiche (82, Abb, 1). 

Dies sind große zylindrische Behälter aus 

Stahlblech von 8 bis 20 m Durchmesser und 

9% bis 3 m Tiefe, In diese wird von oben 

Zyankalilösune gepumpt. die dann durch 

den Sand durchsickert und mit dem hierbei 

gelösten Golde nach der Fällanlare abfließt. 
Der zurückbleibende Sand wird dann mit- 
tels Transportband nd Ausleger oder mit- 
tels Förderung mit enudlosem Seil nach der 

Sandha]de geschafft. 

3. Die Schlämmbehandlungsanlage. 
Die ans den Trennungstrichtern (29. Abb. 1) 
“überfließende Schlämme wird zunächst noch- 
mals in weitere Trennungstrichter (33, Abb. 1) 
gebracht. in denen sich der noch vor- 
harıdene - Sand absetzt und zurück. in die 
SandhehandInngesan'age gebracht wird. Die 
eigentliche Schlämmbehandlungsanlage be- 
steht dann im wesentlichen aus folgenden 

"eilen: 
a) Die Sammelbottiche (34. Abb. 1). Dies 
sind große, zylindrische Stahlbehälter von 


10 bis 20 m Durchmesser mit koni- 
schem Boden. In ihnen setzt sich die 
vorher zu diesem Zwecke mit ungelöschtem 
Kalk versetzte Schlämme bei kontinnier- 
lichem Zufluß zu Boden, während das über- 
schüssige Wasser über den Rand abfließt. 
Nachdem sich genügend Schlämme abee- 
setzt hat, wird auch das darüber stehende 
Wasser dureh besondere Vorrichtunsen ab- 
gezogen nnd zusammen mit dem über den 
Rand abgeflossenen zum Hauptbehälter 
zurückgepumpt. Hierauf wird die zurück- 
bleibende Schlämme mit Zyankalilösung 
versetzt und mit dieser zusammen ge- 
pumpt in 

b) die ersten Behandlungsbottiche (85, 
Abb. 1). Diese sind von derselben 
Form wie die Sammelbottiche, In ihnen 
setzt sich wieder die Schlämme am Boden 
ab, während jetzt die eoldhaltire Lösung 
oben abeezogen wird und in die Fällanlare 
abflıeßt. Die gesetzte Schlämme wird dann 
nochmals mit verdünnterer Zyankalilösnng 
versetzt und mit dieser gepumpt in die 

ec) zweiten Behand!ungsbottiche (86). Hier 
wiederholt sich der eben beschriebene Pro- 
zeß. nur daß zum Schlvnß die zurückblei- 
bende Schlämme jetzt mit Wasser verdünnt 
und in die Schlämmdämme gseprmpt wird. 
Von hier wird etwa noch vorhandene dünne 
Lösung in die Lösungsbehälter zurückge- 
pımpt (37). 

Nenerdings wird die eben beschriebene 
Schlämmbehand'nngsanlage meist ersetzt dreh 
eine Butters- Vakuumfilter-Anlage. Das 
Prinzip derselben ist folgendes: Aus den Sam- 
melbottichen (34) wird die mit Cyankalilösung 
versetzte Schlämme zunächst in sogenannte 
Pachuea- Tanks (38) gepumpt. in denen sie 
zwecks Zuführung von Sanerstoff (vel. oben) 
reichlich mit Lnft in Berührung gebracht wird. 
Die hierzu erforderliche Druckluft wird meist 
von einem besonderen, kleinen, elektrisch ange- 
triebenen Kompressor (39) geliefert. Aus diesen 
Tanks wird Schlämme und Lösung in weitere 
Sammelbottiche (40) genumpt, von denen 
sie in große Stahlkasten fließt. in denen eine 
große Anzahl von Filterrahmen (41) aufgehängt 
sind. Das Innere dieser Rahmen steht mit 
einer Vakunmpumpe (42)in Verbind"ng, welche 
die goldhaltiee Lösung durch die Filter sangt, 
wobei die Schlämme außen an den Rahmen 


‚hänsen bleibt. Die Lösuns eelanst dann in die 


Fällanlage, während die Schlämme nach noch- 
maliıser Auswaschuns mit verdünnter Lösung 
mit Wasser versetzt und ın den schon oben ge- 
nannten Schlämmdamm seprnmpt wird. 

Wir kommen jetzt zu dem letzten Teile der 
Verhüttunssan'ase, der Fällanlage. Das 
Fällen des Goldes aus der aus den Sand- 
und Schlämmebehandlunssanlacen abfließen- 
den Zyankalilösung geschieht in Stahlkam- 
mern (43, Abb. 2), welche mit mit Blei- 
azetat überzogenen YZinkdrehspänen gefüllt 
sind. Letztere werden auf einer be“onde- 
ren Drehbank (44) hergestellt. Bei Berüh- 
rung mit, Wasser werden von dem Blei und Zink 
unzählige kleine galvanische Elemente cebildet, 
die das Wasser nach folgender Formel zer- 
Setzen: 


Zn +2 H,0 = Zn (OH), + 2 H(+ 17,4 cal) 


Anf diese Weise wird der für die Fällnng des 
Goldes notwendige Wasserstoff gebildet. Die 
Fällung erfolgt nämlich nach der Formel: 


2KAucy +3 H =2HCy+2KCy+ Au, 


Nachdem ein gewisses Quantum Lösung durch 
die Stahlkammern hindurchgeflossen ist, wer- 
den die Zinkspäne herausgenommen, das auf 
denselben abseschiedene Gold mit losem Zink 
und Blei in Waschtrommeln abgelöst und in 
Behälter mit einer Lösung von Natriumbisulfat 
gebracht (45). Hierin löst sich das Zink nach 
der Formel: 


2 NaH SO, +Zn = NwS0, +Zn SQ, +H; 


170 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heft 


9, 26. Februar 1920. 


Die zinkhaltige Lösung wird dann entfernt und 
der Rückstand durch ein Filter (46) gepreßt, 
aus dem er als plastischer Kuchen hervorgeht. 
Dieser Kuchen wird dann in die Schmelzan- 
lage gebracht. Diese besteht aus * 


a) 1 Kalzinierofen (47, Abb. 2), in dem der 
erwähnte Kuchen getrocknet wird, 

b) 1 Flammofen ((48, Abb. 2), in dem das 
getrocknete Produkt in Tiegelngeschmolzen 
wird, 

c\) 1 Tiegelofen (50, Abb. 2), in dem die 
im Flammofen erzeugte Schlacke geschmol- 
zen wird, nachdem sie vorher in einer klei- 
nen Kugelmühle (49) zermahlen ist, 


d) 1 Kupolofen (51, Abb. 2), in dem 
Gold und Blei durch Erhitzen getrennt 
wird, 


e) 1 Schmelzofen (52, Abb. 2), 
Gold in Barren gegossen wird. 


in dem das 


Die beiden letzteren Öfen erhalten die er- 
forderliche Blasluft durch einen kleinen elek- 
trisch angetriebenen Kompressor (53). 

Aus obigem geht hervor, eine wie große 
Anzahl von Elektromotoren der verschieden- 
sten Größen in den Goldverhüttungsanlagen 
zur Verwendung kommt. Auf die übrigen 
Stromverbraucher, wie Förderanlagen, Wasser- 
haltungen, Drucklufterzeuger u. a, braucht hier 
nicht eingegangen zu werden, da sie bei den 
Goldminen die gleichen sind, wie bei anderen 
Bergwerksbetrieben. Wie aber eingangs schon 
erwähnt, ist der Kraftbedarf der letzteren un: 
gefähr gleich dem der Verhüttungsanlage, nur 
daß eben wenige, größere Einheiten in Frage 
kommen. 


Aluminium 
im Telegraphen- und TFernsurochbeieieh, 


(Mitteilung aus dem Tele raphen- Versuchsamt.) 
Von Dr. Ulfilas Meyer, Tel.-Ing., Berlin. 


Übersicht. Im Telegraphen-Versuchsamt ist 
während des Krieges die Verwendungsmöglichkeit 
von Aluminium in der Telegraphen- und Fernsprech 
technik untersucht worden. Bei der Verwendung 
zu Leitungen in Kabeln ergeben sich gewisse 
Schwierigkeiten bei der Herstellung der Verbin- 
dungen; die Untersuchung zeigte, daß an verdrillten 
Verbindungen Übergangswiderstände bis zu 10 2 
auftreten können, die aber eine starke Neigung be- 
sitzen, abzunehmen. Bei Benutzung von Quetsch 
hülsen waren die Übergangswiderstände sehr vie 
kleiner. Die Versuche, Aluminium für Leitungs- 
schienen in Maschinen- und Sammlerräumen zu ver- 
wenden, haben ein günstiges Ergebnis gehabt. Ferner 
wurde in Papierkondensatoren die Zinnfolie durch 
Aluminiumfolie ersetzt, diese Kondensatoren zeigten 
infolge der größeren Leitfähigkeit des Aluminiums 
einer sehr kleinen Verlustwinkel, ob diesem Vor- 
teil eine geringere Beständigkeit gegenübersteht, 
müssen erst weitere Beobachtungen zeigen. Die bei 
dieser Gelegenheit mitgeteilten Zahlenwerte zeigen 
erneut die Wichtigkeit der Unterteilung der Bele- 
gungen bei solchen Kondensatoren. 


Die Knappheit an verschiedenen Metallen 
während des Krieges stellte auch die Reichs- 
telegraphenverwaltung vor die Aufgabe, zu 
untersuchen inwieweit sich sogenannte Spar- 
metalle durch andere in ihrem Betriebe er- 
setzen ließen. Als Ersatzmetall kam dabei vor 
allen Dingen Aluminium in Betracht, da es 
nächst Kupfer die größte Leitfähigkeit besitzt. 
Im Telegraphen-Versuchsamt wurden daher 
Versuche über die Verwendbarkeit von Alu- 
minium im Telegraphen- und Fernsprechbe- 
trieb angestellt, über deren Ergebnisse im fol- 
genden kurz berichtet werden soll, da auch in 
der Zukunft noch mit einer Kupferknappheit 
gerechnet werden muß und manche der ge- 
fundenen Tatsachen auch für weitere Kreise 
von Bedeutung sein werden. 

Der Verwendung von Aluminium als Lei- 
tungsmaterial stehen hauptsächlich zwei Be- 
denken entgegen, die beide auf seiner leichten 


A 


Oxydierbarkeit beruhen: erstens ist Aluminium 
bedeutend empfindlicher gegen Witterungs- 
einflüsse als Kupfer, und zweitens ist die Her- 
stellung von Verbindungen sehr viel schwieri- 
ger. ‚Versuche über Wetterbeständigkeit neh- 
men naturgemäß eine lange Zeit in Anspruch; 
daher kann darüber vorläufig noch nicht be- 
richtet werden, nach den bisher vorliegenden 
Erfahrungen scheirt jedoch die Wetterunbe- 
ständigkeit nicht von so großer Bedeutung zu 
sein, wie vielfach angenommen wird!). An 
Aluminiumschienen im Akkumulatorenräumen 
ist eine gute Beständigkeit beobachtet worden, 
darüber wird weiter unten näheres mitgeteilt. 
Für die feste Verbindung von Aluminium- 
leitungen sind die verschiedensten Vorschläge | 
gemacht worden. Am einfachsten ist noch das | 
Schweißen, während die verschiedenen Löt- 
verfahren ziemlich umständlich sind; in beiden 
Fällen muß aber mit großer Vorsicht vorge- 
sangen werden, um ein zu weit gehendes 
Schmelzen der meist recht dünnen Aluminium- 
drähtein Kabeln zu vermeiden. Praktisch kom- 
men daher bisher nur mechanisch hergestellte 
Verbindungen in Betracht. Zur Feststellung 
der dabei auftretenden Übergangswiderstände 
wurden im Telegraphen-Versuchsamt folgende 
Versuche ausgeführt. Abschnitte von Alumini- 
umdrähten mit einem Durchmesser von 0,6 


| und 0,8 mm wurden durch Verdrillen der Enden 


miteinander verbunden. Durch so hergestellte 
Verbindungen wurde ein elektrischer Gleich- 
strom geschickt, der langsam gesteigert werden 
konnte; sowohl der Spannungsabfall in der Ver- 
bindungsstelle wie der hindurchfließende Strom 
wurden gemessen, das Verhältnis beider ergab 
dann den Übergangswiderstand. Es zeigte sich, 
daß bei sehr kleinen Strömen der Widerstand 
1 bis 10 2 beträgt und bei Steigerung der 
Stromstärke zunächst fast konstant diesen 
Wert behält. Wenn jedoch die Stromstärke 
soweit erhöht wurde, daß der Spannungsabfall 
ungefähr 0,2 V betrug, so nahm die Größe des 
Über gangswiderstandes ab, u. zw. derart, daß 
nun die Spannung konstant blieb oder sogar 
etwas abnahm. Beilängerem Stromdurchgang 
trat ein weiteres Abnehmen des Widerstandes 
auf, ebenso bei mechanischen Erschütterungen 
der Verbindungen oder ruckweisem Verändern 
der Stromstär ke Diese niedriegeren Werte des 
Übergangswiderstandes blieben auch erhalten, 
wenn die Stärke des hindurchfließenden Stro- 
mes wieder herabgesetzt wurde. In der Thom- 
sonbrücke wurden für derartige Verbindungen 
bei einer Stromstärke von 0,5 A 0,01 bis 
0,1 2 gemessen. Das Ergebnis dieser Versuche 


Übergangswiderstände von höchstens 0,002 2 
festgestellt. 
keine Änderung ihrer elektrischen Eigenschaf- 
ten, wenn sie längere Zeit den Witterungsein- 
flüssen ausgesetzt worden waren, selbst in sol- 
chen Fällen, in denen sich an den freien Alu- 
miniumdrähten schon deutliche Korrosionser- 
scheinungen bemerkbar machten, 


Ähnliche Versuche wurden mit Alumini- 
Zwei Aluminiumschie- . 


„umschienen angestellt. 
"nen von 4 x 0,5cm Querschnitt wurden durch 
'einen Messingbolzen miteinander verschraubt, 
der Übergangswiderstand der so hergestellten 
Verbindungen war so gering, daß er nicht ge- 
messen werden konnte, u. zw. auch noch nach 
achttägigem Liegen im Wasser. Es wurden 
dann versuchsweise in einer Fernsprechver- 


mittlungsstelle sowohl im Maschinen- wie im 


Batterieraum einige kupferne Leitungsschie- 
nen durch solche aus Aluminium ersetzt. Zum 
Schutze gegen Säuredämpfe wurden die Schie- 
nen dabei mit einem dünnen Vaselinüberzug 
versehen. Während einer Beobachtungsdauer 
von 24, Jahren haben sich an diesen Schienen 
keinerlei Anzeichen bemerkbar gem acht, die zu 
Bedenken Anlaß geben könnten. 


lose aufeinandergelegten Schienen einen merk- 
baren Übergangswiderstand festzustellen. Da- 


nach erscheint Aluminium als Ersatz für Kup-. 


fer zur Herstellung von Leitungsschienen durch- 
aus geeignet zu Sein. 

Anßer diesen Versuchen, bei denen es sich 
um den Ersatz von Kupfer durch Aluminium 
handelt, wurde auch untersucht, ob es möglich 
ist, für dieBelegungen von Fernsprechkonden- 
satoren Aluminium zu verwenden. Diese Kon- 
densatoren bestehen bekanntlich in der bis- 
herigen Ausführung aus zwei dünnen Zinn- 
folien, die mit zwischengelegtem Papier zu- 
sammengewickelt sind. Wenn man dabei das 
Zinn durch Aluminium ersetzen will, so ergeben 
sich zunächst, gewisse Schwierigkeiten aus der 
Tatsache, daß sich das Aluminium nicht so 
dünn auswalzen läßt wie Zinn, daß aber ander- 
seits die äußeren Abmessungen der fertigen 
Kondensatoren nicht vergrößert werden kön- 
nen, ohne die Platzeinteilung in den Apparaten 
und damit in denÄmtern weitgehend zu ändern. 
Es gelang mehreren Firmen, diese Schwierig- 
keit zu überwinden und Kondensatoren mit 
Aluminiumfolie zu 2uF in den bisherigen Be- 
hältern 'herzustellen.: 

In der untenstehenden Zahlentafel a die 
mit der Wechselstrombrücke bei verschiedenen 


— 


Zum n#olie 


Aluminiumfolie 


Frequenz Ein Wickel Ein Wickel Zwei Wickel Zwei Wickel Ein Wickel Zwei Wickel 
Anschluß am | Anschluß !/ der . Anschluß Anschluß Anschluß */, der Anschluß 

Anfang Länge vomAnfang am Anfang in der Mitte [Länge vom Anfang| in der Mitte 

o K | to BE. K tg 0 K | to R wo | ® | te 
3 000 | 2,103 0,108 2,178 | 0,0837 | 1,991 | 0,0221 | 2,331 | 6,0153 | 2,056 | 0,0145 | 2,053 | 0,0086 
5000 | 2,043 ı 0,159 | 2,164 | 0,0570 | 1,986 | 0,0325 | 2,324 | 0,0175 | 2,050 | 0,0185 | 2,048 | 0,0094 
10000.| 1,930 | 0,198 | 2,131 | 0,1050 | 1,975 | 0,0574 | 2,313 | 0,0230 | 2,040. | 0,0260 | 2,043 | 0,0112 
30000 | 1,598 | 0,420. | 1,970 | 0,2670 | 1,930 | 0,1548 | 2,336 | 0,0420 | 2,030 | 0,0552 | 2,047 | 0,0189 


läßt sich also folgendermaßen zusammenfassen: 
An durch Verdrillen hergestellten Verbindungen 
dünner Aluminiumdrähte können bei geringen 
Stromstärken Übergangswiderstände von der 
Größenordnung 1 bis 10 2 auftreten, in prak- 
tischen Fällen werden sie aber infolge der stets 
vorhandenen, mechanischen und elektrischen 
Erschütterungen immer geringer sein; der Span- 
nungsabfall in der Verbindungsstelle beträgt 
nie mehr als 0,2 V. Bedeutend bessere Resultate 
wurden bei der Verwendung von Quetsch- 
hülsen erzielt. Da solche aus Aluminium nicht 


zur Verfügung standen, wurden vernickelte 


Kupferhülsen benutzt; an damit hergestellten 
Verbindungen von Aluminiumdrähten wurden 


') Bei der Verwendung von Aluminiumdrähten als 
Freileitungen besteht noch ein weiterer Nachteil in der 
Bere Windempfindlidkeit der Aluminiumleitungen in- 

olge geringeren Gewichtes und größeren Durchmessers. 


Kreisfrequenzen @ gemessenen Werte der Ka- 
pazität K und des Verlustwinkels $ bei 6 Kon- 


densatoren verschiedener Bauart zusammenge- 


stellt. In der zweiten Reihe ist darinangegeben, 
ob die Kondensatoren aus einem oder aus zwei 
parallelgeschalteten Wickeln bestehen, und an 
welchem Punkte der Folie sich der Anschluß 
befindet; das sind, wie die folgenden theoreti- 
schen | Überlegungen zeigen, die für das Ver- 
halten der Kondensatoren wichtigsten Einzel- 
heiten der Bauart. Man kann nämlich solche 
Kondensatoren, deren Belegungen aus Bändern 
bestehen, als Leitungen auffässen, dann lassen 
sich die bekannten Gleichungen darauf anwen-. 


den. 
ET et er A 
Ja =&uiry% Me re 


Alle diese Verbindungen zeigten . 


Nach Ab- 
lauf dieser Zeit wurden die Schienen heraus- 
genommen, es war nicht möglich, zwischen den 


ee dm 


% 


—rmwWag " EN De yr 


26. Februar 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


Heft 9. 


171 


Da der Strom am Ende gleich Null ist, er- | 


gibt sich daraus 


1 HET 
oK(gd+N) — Ja 


wobei K die scheinbare Kapazität des Konden- 
sators, d sein Verlustwinkel ist. Wenn R der 
Widerstand der Belegungen, C ihre Kapazität 
und der von der Zwischenschicht, dem Papier, 
herrührende Verlustwinkel sind, so sind und 


=B0gy 


y dureh die Gleichungen bestimmt 


30223 dr RE 
e allg y +. 


denn die Selbstinduktion einer solchen Anord- 
nung ist zu vernachlässigen. Wenn Ro C klein 
gegen 1 ist, kann die Reihe für Ctgy nach dem 
ersten Glied abgebrochen werden; dann ist 


1 n 1 R 
aKlgs3+) oa0Wäsr)Tt? 


?=Rol(tg$-+i, 


In diesem Fall läßt sich also der Gesamtkon- 
densator durch einen Kondensator von der 
Größe C und dem Verlustwinkel 9 darstellen, 
dem ein Widerstand von der Größe = vorge- 
schaltet ist. Je größer der Widerstand der Be- 
legungen vom Anschlußpunkt bis zu den Enden 
ist, um so größer wird daher der Verlustwinkel 
des fertigen Kondensators. Dieses Ergebnis un- 
serer Überlegungen wird durch die obigeZahlen- 
tafel sehr schön bestätigt; sie ist so geordnet, 
daß von Spalte zu Spalte die Widerstände der 
Belegungen abnehmen, zunächst durch bessere 
Unterteilung der Belegungen und dann durch 
das besser leitende und in dickeren Folien 
verwendete Aluminium; in demselben Maße 
nehmen die Verlustwinkel abl). Auch die Ab- 
hängigkeit der Kapazität von der Frequenz 
wird durch obige Formel gut dargestellt; unter 
der Annahme C=2uF, R = 20.2 (so groß war 
der Widerstand der Belegungen bei dem ersten 
Kondensator) und $ = 0 sind nach der strengen 
Formel folgende Werte berechnet: 


Pag 
3.000 | 1,996 0,0340 
5.000 1,989 0,0666 
10.000 1,958 0,1327 
30.000 0,3842 


» 1,689 | 


Ungefähr entspricht der Verlauf der Werte 
den bei dem ersten Kondensator gemessenen; 
die Abweichungen erklären sich aus der Nicht- 
berücksichtigung der Größe $, die bei diesem, 
schon ziemlich alten Kondensator, wahr- 
scheinlich recht groß war. 

Zusammenfassend läßt sich sagen: Der 
Ersatz des Zinns durch Aluminium bei Fern- 
sprechkondensatoren setzt den Verlustwinkel 


beträchtlich herab, daneben hat .die Unter- 


suchung erneut gezeigt, wie wichtig die mög- 
lichste Unterteilung der. Belegungen durch 
günstige Wahl des Anschlußpunktes ist. Wenn 
auch ein niedriger Verlustwinkel für die Fern- 
sprechtechnik von sehr großer Bedeutung ist, 
so läßt sich ein endgültiges Urteil über die 
Brauchbarkeit der Aluminiumkondensatoren 
noch nicht abgeben, da außerdem die Bestän- 
digkeit der Kondensatoren von ausschlaggeben- 


der Wichtigkeit ist. Die darüber angestellten 


Versuche sind noch nicht beendet. 


. ,') Zweifellos sind die Unterschiede in den Verlust- 
Finkei zum Teil auch durch die Verschiedenartigkeit des 
Dielrktrikums hervorgerufen; wie eine Nachmessung der 
Widerstände der Belegungen an auseinandergenommenen 

ondensatoren zeigte, verursachten diese jedoch bei allen 
untersuchten Kondensatoren den größeren Teil der Verluste. 


Der Quecksilberdampf-Gleichrichter der 
Glastype, seine Theorie und praktische 
Ausführung}). 


Von Ingenieur Fritz Kleeberg, Berlin-Südende, 
Betriebsleiter derGleichrichter-G.m.b.H., Berlin.) 


(Fortsetzung von 8. 148.) 
Es bleibt nun noch zu untersuchen, welche 
Mittel- und Effektivwerte die Spannung an der 
Drosselspule L,annimmt. Führt man den rich- 
tigen Wert von K in Gl. (8) ein, so erhält man 
nach Integration für den 
Mittelwert von er, den 


Wert Null. Dieses Re- 
sultat zeigt, daß der 
Gleichrichter eine vom 


Belastungsstrom unab- 
hänsige Spannung liefern 
wird, wenn man von in- 
duktivem und ohmschen 
Abfall im Transformator 
absieht. Integriert man 
Gl. (8) nach dem Effektiv- 
wert, so erhält man als 
Resultat 


Abb. 12. E=150V, = 


Wie verhält sich nun ein Gleichriehter mit 
Drosselspuleim Gleichstromkreis beim Arbeiten 
auf eine Gegenspannung ? 

Die Gegenspannung sei zu e, hinzugerech- 
net und kurzerhand e, = 90 V genommen. R 
sei dagegen auf 0,275 Q gesunken. Dann erhält 
man für den Einschwingungsvorgang die Kur- 
ven der Abb. 12. Der Einschwingungsvorgang 
geht sehr langsam vonstatten. Die theoretische 
Zündstrecke ist sehr kurz, die praktische natür- 


90V, R=02758%, L;= 0,04 Henry, iymittel =20 A, ® =. 


1% 


_ Rn | 
2(L, 0) Rlite Lo\ 


eSL;e = E 


Die sich für das Beispiel ergebenden Werte von 
es13 effektiv bei veränderlicher Selbstinduktion 
sind ebenfalls aus Abb. 11 zu ersehen. In Abb. 
10 ist die Strecke Z eingetragen. Diese Strecke 
stellt den Zeitabschnitt dar, in welchem theo- 
retisch ohne Berücksichtigung des Minimal- 
stromes eine Zündung des Gleichrichters erfol- 
sen kann. Vor diesem Zeitabsehnitt kann die 
Zündung nicht erfolgen, weil ja E sin (wt)<e,. 


Würde nach der Strecke Z gezündet, so würde 


der Strom an der tiefsten Stelle der zweiten 
Halbwelle wieder auf Null heruntersinken. In 
Abb. 11 ist die Zündstrecke Zin %, der vollen 
Periode eingetragen. Abb. 10 zeigt ferner, daß 
es praktisch unwirtschaftlich ist, mit der Größe 
der Selbstinduktion über einen bestimmten Be- 
trag hinaus zu gehen, denn man erreicht mit 
der Vergrößerung von L, keine wesentliche 
Verkleinerung der Pulsation, was die Kurven 
igmax Und iymin deutlich zeigen. 

Es bleibt jetzt noch zu erklären, was unter 
Minimalstrom zu verstehen ist. Bekanntlich 
hat der Quecksilberdampf-Lichtbogen eine un- 
tere Stromgrenze, bei deren Unterschreitung 
auch der mit Gleichstrom gespeiste Lichtbogen 
abreißt. Dieser Grenzwert ist abhängig von’der 


er) 


Rn (12 


n [re se ro) li er S 


lich infolge des Minimalstromes noch kürzer. Es 
wird also ein großer Zufall sein, wenn man den 
Gleichrichter einmal zum Zünden bringt. In 
der Praxis hilft man sich damit, daß man den 
Gleichrichter zuerst auf einen Widerstand an- 
läßt und dann ohne Stromunterbrechung auf 
die Gegenspannung umschaltet. 

Abb. 13 zeigt den Einschwingungsvorgang 
für einen Drehstrom-Gleichrichter in gleicher 
Schaltung. Die Grundgleichung 6 ist dieselbe 
geblieben, es ändert sich mır der Wert für die 
Konstante entsprechend dem geänderten Über- 
schneidungswinkel im Dreiphasensystem, beim 
eingeschwungenen Gleichrichter Gl. (13). 


1,132 EL,o 
R A S2e: 
er ee Ta 
(13 


NS ner 
R,+ (L;, 0)’ 


Durch diese Änderung erhalten die von dieser 
Konstanten abhängigen Gleichungen andere 
Formen, diein den Gl. (14), (15), (16) und (17) 
wiedergegeben sind. 


088 E— 


Im R (14 


R 
’ — 0,523 8 


R 
e* — 2.615 ne] 


d 9E?2 JR w° + 3 E? [1,479 R2 L 3,095 (Lz o)2] 

ige = RL RT 6,28 [R?+ (Z, oJ] 

12,56 R R +(Z, 0] P ge h 2615, a) 
0,8275 2° (Lo? _ © go; 2% 15 
nr R2 u (1% o)? Fir. R? 1,655 R ( 
esLm 0% (16 
5 Ka 
0,5237 — 0,2615 —— 
ro’ 1BBER+ABLlao?) 0761 La) Re ee = 

es Lse = she = 7 


628[R?+ (Lo) | 


Größe des Raumes, in welchem der Bogen 
brennt. Bei einem großen, weiten Vakuumgefäß 
wird er höher sein als in einem engen, kleinen. 
Der genaue Wert, bei dem der Bogen unbedingt 
sofort abreißt, ist noch nicht festgestellt wor- 
den. Z. B. reißt ein Bogenin einem bestimmten 
Gefäß einmal bei 8 A nach kurzer, einmal nach 
längerer Zeit ab; mit kleiner werdendem Strom 
werden die Abreißzeiten immer kürzer. Beil A 
beträgt die Zeit nur noch Bruchteile einer Se- 
kunde. Auf jeden Fall wird aber die theoreti- 
‚sche Zündstrecke durch diese Eigenschaft des 
Lichtbogens weiter gekürzt. 


». ,» Nach einem Vortrag. gehalten im Elektrotech- 
nischen Verein, Berlin, am 28. I. 1919 vgl. „ETZ“ 1919, S. 95. 
.... 2) Die der vorstehenden Veröffentlichung zugrunde 
liegenden Versuche sind von mir während meiner Tätigkeit 
im Gleichrichter-Laboratorium der „AEG“ durchgeführt 
worden; die vorgeführten Apparate sind von der „AEG“ 
ı gebaut worden. Der Verfasser. 


3 TEEN, 
RrElz, n):) |. 02 1 4702615 10] 


Der Gleichrichter mit Drosselspule im 
Gleichstromkreis KM liefert also praktisch 
eine von der Belastung unabhängige Gleich- 
stromspannung, wenn man die Pulsation klein 
hält. Man wird diese Schaltung daher immer 
dort anwenden, wo man möglichst konstante 
Spannung wünscht, z. B. bei der Speisung von 
"Leitungsnetzen. 

Für viele praktische Fälle ist es nun aber 
sehr erwünscht, dem Gleichrichter einen 'Span- 
nungsabfall zu geben, z. B. bei der Speisung 
von Scheinwerfern, bei Batterieladungen usw. 
Für Erzeugung dieses Spannungsabfalles wird 
man selbstverständlich zur induktiven, also 
wattlosen Vorschaltung greifen. Die eben be- 
sprochene Schaltung der Drosselspiule war für 
den jetzt gewünschten Zweck nicht zu ge- 
brauchen. 


172 


Elektrotechnische Teitschritt. 


I 


1920. 


Esin(wt) 


N 
AN 
B 


MN N 
KARX 


Abb. 13. E=150V, 0=15V, R=48%, L= 


In Abb. 14 ist die Schaltung. für einen 
Wechselstrom- Gleich: ichter dargestellt, bei dem 
vor jede Anode eine Drosselspule L, geschaltet 
ist. Der Gleichrichter wird wieder in der be- 
kannten Weise gezündet. Für die erste Halb- 


Abb. 14 


welle müssen dann auch die gleichen Verhält- 
nisse wie beim vorigen Beispiel Gültigkeit 
haben, denn es muß gleichgültig sein, ob die 
Selbstinduktion vor oder hinter dem Kolben 
liegt. ‘Welche Vorgänge werden sich also bei 


E sın (wt) 


A__-F-sinfot) A 


0,04 Henry, »e = 50. 


letztere Spannung wirkt ja jetzt der Richtung 


des Stromes entgegen. Die zur Überwindung. 


von &, von L, gelieferte Spannung kann aber 
jet:t auf den Stromkreis der Anode A, nicht 


mehr einwirken, denn sie wird ja schon vor dem’ 


gemeinsamen Stromkreisteil im Bogen der 
Anode A, verbraucht. Der Zündvorgang muß 
demnach anders als bei 'der Drosselspule im 
Gleichstromkreis vor sich gehen. Nach dem 
Nulldurehgang wird die Spannung im Strom- 
kreis der Anode A, im richtigen Sinne ansteigen 
und wird schließlich im Zeitpunkt &, (Abb. 15) 
ankommen, wo sie den Weıt e, erreicht hat. 
Von. diesem Zeitpunkt an werden auch Elek- 
tronen von der Hauptkathode zur Anode A, zu 
wandern suchen. Vorläufig können sie aber 
noch nicht bis zur Anode A, gelangen, weil sie 
infolge zu kleiner Geschwindigkeit unterwegs 
durch Abkühlung und Zusammenstöße mit 
freien Dampfteilchen und positiven Ionen wie- 
der zu neutralen Teilchen umgebildet werden. 
Erreicht nun die Spannung er in der linken 
Transformatorenhälfte den Weit e,+e,, wobei 
für e, jetzt der Wert der Zündspannungsspitze 
zu setzen ist, so werden die ersten Elektronen 
die Anode A, erreichen und den Bogen an dieser 
Anode zünden. Die Zündspannungskurve wird 
gefunden, indem man den Wert der Zündspan- 
nungsspitze von der Spannung e, nach oben zu 
aufträgt, Der Schnittpunkt dieser Kurve mit 
der Spannung e, der zweiten Halbwelle gibt 
dann den Zündmoment «, des zweiten Bo- 
gens an. 

Im Stromkreis der Anode A, kann aber der 
Strom jetzt nicht momentan verschwinden, 
weil er von der Selbstinduktion L, daran ge- 
hindert wird. Aus dem gleichen Grunde kann 


E:sinl[@b+ w) _ 


en Bi Hr 


Het 9. ; 


28: Februar 1920. \/ 


FE. sin (w£ 


‘cher Zeit laufen. Für die beiden Stromkreise 


gelten dann die Gl. (18) und ER deren Lösung 


Esin(wt)=0 
as 


— (ia, + ia) R— 9 — Ly‘ 


me 


Sun 


— (it ia) R— & ae 


+ Esin(ot)= 0 
(1027 

nach i,, und i„, gegeben ist, durch Gl. (20) und 

(21), wobei unter i„, immer der abklingende, 


_2R, z 
EIER : 
la, — 3R 2Ra —1 sin &; 
€: L;w \ 
ZEV 95 [eos (at) — eosa,]. (20 
Rx zB, 
i ya DRAN Sa la { 
La, — KR, € +5R ERBEN +1jsin o, 
; g Do 
E Pr i 
+0 [208 (@ 0) — cos al RR (21 


an ia, der einschwingende Strom verstan- 
den weiden muß. In dem Stromkreis der 
Anode A, wird der Strom nach der Kurve i,, 
(Abb. 15) abklingen, während er in dem anderen 
Kreis nach der Kurve ia, aufsteigt. 

Die Summe der beiden Stıöme ergibt den 
Gleichstrom i,. Beide Stıöme fließen vom 
Transformatoı mittelpunkt fort, die entmagne- 
tisierenden Amperwindungen weı den also pro- 
portional der Differenz der beiden Teilströme 


| sein; mithin wird dem Transfoımator primär 


ein Str om i, (Abb. 15) zufließen, welcher gleich 
der Differenz der Ströme i,, und “ ist, wenn 


—= 1 setzt. 


Die Spannungen an den Selbstinduktionen 
während der Überlappungsperiode eıhält man, 
indem man wieder die Gl. (20) und (21) mit L, 
multipliziert und dann differenziert; graphisch 
kann man diese Spannung aber auf einfache- 
rem Wege finden, indem man von folgenden, 
Überlegungen ausgeht: Die Drosselspule im 
abklingenden Stromkreis muß in der Über- 
lappungspeiiode die Spannungen e+e, und 
die entgegenwirkende Spannung er überwin- 
den. Die Spannungskurve e,z, wird konstruiert, 
indem man &9+6, in den Züı kel nimmt und von 
der Simuskurve er der zweiten Halbwelle nach 
oben aufträgt. Die Drosselspuleim Stromkreis 
des sich einschwingenden Stromes darf von der 
Sinusspannung nur soviel fortnehmen, daßnoch 
genügend Spannung zur. ma ‘von 


man das Übersetzungsverhältnis 27 A: 


SPANIER 


DES 06H &, &y 


\ Abb. 15. E=150V, = 


\ 
dieser Schaltung zu Ende der ersten Halbwelle 
abspielen 

Vom Null durchgang der Spannungswelle 
er an muß natürlich die Selbstinduktion L, wie- 
der die Spanhungen &-+e,+erliefern. denn die 

\ 
\ 


\ 


\ 


15V, R=42, L= 0,094 Henry, ®=50. 


&z 


er natürlich im Stromkreis der Anode A, nicht 
plötzlich ansteigen. Das Abklingen und Ein- 
schwingen beider Ströme kann nur allmählich 
erfolgen. Es muß also bei dieser Schaltung eine 


Periode geben, in welcher beide Bogen zu glei-, 


Abb: 16. E=150V, 0@=15V, B=49, Br Henry, ®=50. 


2 29 a 2 N 


@+e, übrig bleibt. Man erhält also die En | 
nungskurve an der Drosselspule, indem man 
ea+e,in den Zirkel nimmt und diesen Wert von 
der Sinuskurve der ersten Halbwelle ebenfalls 
nach oben Se wasin Abb. 15 geschehen 


Tg “ = > Ki \ 


26. Februar 1920. 


ist. Die Spannungsgleichungen selbst sind in 
den Ausdrücken 22, 23 wiedergegeben. 


2R, 
3 Kee R 8 La 
ey =Ke. DM R+Esina gg, 
a Wh, gs Te 
+Esin(wt). . .. (22 
DAR, i 
5 g L ; 
e1,'= Esina, ER Fre Esin (ot) (23 
ee 
% u E F3 L;w 


\ x 
. Kommt nun der abklingende Strom i,, 
beim Nullwert an, so reißt der Bogen an der zu- 


. gehö:igen Anode ab. Von diesem Moment an 


folgt der Gleichstrom wieder der Gl. (6), nur 
mit einem logarithmischen Stromteil, der dem 
Stromwert im Moment «, entspricht. 

Der erste Punkt der logarithmischen Kurve 
im Zeitmoment «&, wird wieder gefunden, in- 
dem man die Strecke von der Grundwelle bis 
- zum G!eichstromweıt im Moment «&, nach oben 
aufträgt. Die ürbigen Punkte werden dann 
durch einfache Proportionalitätsrechnung er- 
mittelt, und durch Addition dieser Kurve mit 
der Grundwelle wird die Kurve für den Strom 
i, in der zweiten Halbwelle konstruiert. 

Beim nächsten Anodenwechsel wiederholt 


“sich der Vorgang in der gleichen Weise, nur mit 


anderen Werten. Der Gleichiichter ist einge- 
schwungen, wenn der Momentwert zu Anfang 
und zu Ende einer Halbwelle gleich ist. Für 


dieses Beispiel waren die gleichen elektrischen 


Verhältnisse, wie beim voiıheigehenden mit 
Drosselspuleim Gleichstromkreis gewählt. Der 


gelieferte Gleichstrom und die zugehörige Span- 


nung sind hier viel kleiner, mithin muß die 
Drosselspule großen Einfluß auf diese Werte 
ausüben. . 

Es bleibt nun noch zu untersuchen, wie 
sich die Verhältnisse bei einem Mehrphasen- 
Gleichiichter mit Drosselspulen vor den Anoden 

- gestalten wird. Die einzelnen Spannungskurven 
sind nicht mehr wie beim Wechselstrom-Gleich- 
richter um 180% gegeneinander verschoben, son- 
dern die Welle, in welcher. der eine Lichtbogen 

. schon läuft, eilt derjenigen, in der der neue 
Bogen geründet wird, um den Winkel a) voraus 
(Abb. 16). ‚Bei gleichen elektiischen Veıhält- 
nissen muß auch die erste Halbwelle wieder die 


„gleiche wie beim Wechselstrom- Gleichi ichter 


sein. Die Zündspannungskurve &,min wu d auf 
die gleiche Weise gefunden, nur erfolgt der 
Schnittpunkt, welcher uns a, angibt, viel früher. 
Für die beiden Teilströme eıgeben sich jetzt die 
Gl. (24) und (25), 


— (ia, ti) R—%— L,, ._ + Esin (ot)=0 
R B (24 
SE h dia 
Be] (ka, Ti)R Treo Ly d 2 
+Esinwt+W)=0 (25 


deren Lösungen für den einschwingenden Strom 
Gl. (26), für den abklingenden Gl. (27) dar- 


stellen. 
FÜ era E 
& Le 
la, = | ni 10 (26 
BET: L,w i 
R Zr 
BR, E LI 
la, = KR, € | San +i|e 
f TER 740 
Ara E eo 
De Er N R (27 


Den Wert der Konstanten C zeigt Gl. (28), 
den der Funktion F Gl. (29). 


= 


RL, @ [cos a, + cos (a, + W)]+ (L, oJ? sina, +2 R? |sin «, — sin (a, + Y)] 
| AR’t (Lo) : 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 9. 


Die Gl. (26) bis (29) haben Gültig- 
keit für jedes Mehrphasensystem,. Führt man 
in die Gl. (28) .bis (29) für w 180° ein, so 
erhält man tatsächlich wieder die einfachen 
Ausdrücke wie beim Wechselstrom- Gleichrich- 
ter, Im übrigen erfolgt die Konstruktion 
der einzelnen Kurven wie in Abb. 15 ge- 
zeigt. Bei dengewählten Verhältnissen tritt der 
interessante Fall ein, daß sich der Gleiebrichter 
mit abwechselnd großen und kleinen Wellen 
einschwingt. Die kleinen Wellen werden immer 
größer, die großen Wellen immer. kleiner, bis 
beim eingeschwungenen Zustand alle Wellen 
gleich groß sind. Dieser Vorgang findet seine 
Begründung in folgendem: In der ersten Halb- 
welle steigt der Strom höher an, als er beim ein- 
geschwungenen Gleichrichter ansteigen kann, 
weil mehr Zeit für diese Welle vorhanden war. 
Aus dem gleichen Grunde fällt der abklingende 
‘Strom sehr spät auf Null. In der zweiten Welle 
erfolgt aus dem gleichen Grunde die Zündung 
zu spät, der Strom steigt nicht hoch genug an; 
dadurch erfolgt die Zündung der dıitten Welle 
wieder zu früh und so fort. Würde die Zündung 
in der ersten Halbwelle später erfolgen, so 
würde sich der Gleichrichter mit immer weiter 
steigenden Impulsen einschwingen. Die Schal- 
tung mit Drosselspulen vor den Anoden hat den 
Nachteil, daß der Gleichrichter bei großen 
Drosselspulen einen sehr starken Spannungs- 
abfall aufweist. Bei kleinen Drosselspulen er- 
hält man eine starke Pulsation des gelieferten 
Gleichstromes und, dadurch bedingt, einen 
hohen Minimalstrom. 

Für verschiedene praktische Fälle muß 
man sich daher nach weiteren Hilfsmitteln um- 
sehen. Zunächst soll nun die Wirkung einer 


magnetischen Verkettung der Drosselspulen 


vor den Anoden untersucht werden. : 
Abb. 17 zeigt die Schaltung eines 
Wechselstrom- Gleichrichters, bei dem die Dros- 


Abb. 17. 


selspulen so verkettet sind, daß der sie 
durchsetzende Fluß ein Wechselfluß wird. Zu- 
nächst sei die Verkettung der Spulen ideal an- 
genommen. Für die erste Halbwelle nach der 
Zündung müssen wieder dieselben Verhältnisse 
wie bei denunverketteten Spulen eintreten. Der 
Unterschied kann sich erst beim Zünden des 
zweiten Bogens bemerkbar machen. Geht nun 
die Spannung er der ersten Halbwelle durch 
Null hindurch, so muß von diesem Moment an 
die Drosselspule der Anoden A, wieder die Span. 
nung eg+e,-+erliefern, denn dieletztere Span, 
nung wirkt ja jetzt dem Strom entgegen. In 


(28 


m — RD 0 [sin (ot) — sin a, + sin (ot + W)— sin (+ v)] + (L, @)? [eos (w 1) — cos «,] 


- 4R°+ (2,0)? 


+ 28 [eos (01) — 0050, — 005 (nt +) + os (as + W)] 
O TARH+L,0) a ci 


x 


(29 


173 


folge der idealen Verkettung entsteht nun aber 
in der Drosselspule der Anode A, die gleiche 
Spannung, welche eine Zündung des Bogens an 
dieser Anode zu verhindern sucht, so daß sich 
die Zündspannungskurve e,min (Abb. 18) er 


Ez min 


e ‚-Esin{wt) 


e,-Esin/w£) 


Abk. 18. °28=160V, =15V, R=42%, L = 0,04 Henry, 
s=1, 8=B0. 


gibt. Diese Kurve schneidet die Spannungs- 
kurve er der zweiten Halbwelle erst in dem 
Zeitmoment, wo die über die Nullinie hinaus 
verlängerte Spannungskurve e, den Wert —e, 
angenommen hat. Praktisch wırd natürlich der 
Gleichrichter schon beim Nulldurchgang der 
Spannung e, verlöschen. Diese Schaltung ist 
für die Praxis unbrauchbar. 


(Schluß folgt.) 


Die elektrische Schweißung in Amerika. 


Von Oberingenieur Julius Sauer, 
Berlin-Karlshorst. 


Nachdem wir in einer Betrachtung über 
das elektrische Schweißen in Deutschland und 
den Vereinigten Staaten während der Kriegs- 
zeit schon auf das dem elektrischen Schweißen 
gewidmete Sonderheft der „General Electric 
Review‘‘ Bd. 21, 1918, Heft 12, zurückgekom- 
men waren, bringen wir im nachfolgenden an 
Hand der genannten Quelle die amerikani- 
schen Erfahrungen in der Verwendung elek- 
trischer Schweißung. Es interessieren uns 
hierbei jedoch nur solche Werte, die von 
den in Deutschland üblichen abweichen bzw. 
diese erweitern. 

Während des Krieges wurde zweifelsohne 
‚in Amerika in bezug auf Verwendbarkeit elek- 
trischer Schweißung durch die U. S. Shipping 
Board EmergencyFleet, Corporation viel Ernst- 
haftes geleistet, was umsomehr einzuschätzen 
ist, da in Amerika vor dem Kriege die elektri- 
sche Schweißung weniger Verbreitung gefunden 
hatte als in Deutschland. Der Ansporn des 
oben genannten Ausschusses für die Einführung 
leistungsfähiger Arbeitsmetboden war auch in- 
folge der ungeheuren Tonnagevernichtung sehr . 
groß, da nach eigenen Angaben der Amerikaner 
der Verlustan Handelsschiffen biszum 1.1IX.1918 
21 404 913»t Tragfähigkeit betrug, während in 
derselben Zeit nur 14 247 825 t neuen Schiffs- 
raumesgebautwurden. Der Hauptgesichtspunkt 
der Fleet Corporation, wie wir sie kurz nennen 
wollen, ist naturgemäß auf die Verwendung der 
elektrischen Schweißung im Schiffsbau ge- 
richtet. Es wurde sofort erkannt, daß das 
Haupterfordernis der erfolgreichen Einführung 
der elektrischen Schweißung, speziell der Licht- 
bogenschweißung im Schiffsbau, unbedingt 
einespezielle Schulung des Schweißpersonals er- 
fordert, und es ist dem amerikanischen Aus- 
schuß durch eine großzügige Organisation ge- 
lungen, eine große Anzahl Schweißer für die 
auszuführenden Arbeiten eingehend auszu- 
bilden, so daß der Erfolg hierdurch gewähr- 
leistet war. 

Die amerikanischen Erfahrungen, soweit 
sie die elektrische Widerstandsschweißung be- 
treffen, interessieren erst von dem Moment ab, 
wo die ersten Versuche für die Einführung der 
Punktschweißung für stärkere Blechplatten 
einsetzten. Die Verwendbarkeit der Punkt- 
schweißung für dünnere und mittelstarke 
Bleche bzw. Eisenkonstruktionen war zweifels- 


174 


Bert 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 9. 


a 


26. Februar 1920. 


nnd nn nn CC... , m mm mm—mm—m-mRma[„„ m, FF FF FF V 


ohne in Deutschland weiter ausgedehnt wie in 
Amerika. Dagegen hat man in Deutschland 
vor der Schweißung von starken Blechen Halt 
gemacht, und erst durch die amerikanischen Er- 
fahrungen angeregt, ist man auch in Deutsch- 
land an die Weiterdurchbildung von schweren 
Punktschweißmaschinen herangegangen. Für 
die ersten grundlegenden Versuche der Ver- 
wendbarkeit der elektrischen Punktschweißung 
für starke Bleche hat man in Amerika eigens 
einen Transformator von 2000 kVA Leistung 
mit einer Stromstärke von 100000 A bei 20 V 
Sekundärspannung gebaut, der an einen Motor- 
generator von 500 bis 6000 kVA Leistung an- 
geschlossen wurde. Der Sekundärstrom des 
2000 kVA-Transformators wurde mittels meh- 
rerer Sekundärleitungen mit der eigentlichen 
Sehweißvorrichtung verbunden. Die Elektro- 
den der Schweißvorrichtung konnten unter 
einen Druck von maximal 36 t gestellt werden. 
Die Versuche ergaben, daß 13 bis 19 mm-Bleche 
einen Schweißdruck von rd 9000 bis 14 000 kg 
erfordern bei 25 bis 50000 A Schweißstrom, 
zwei Bleche von 13mm Stärke konnten in 
12 bis 15s beieinem Schweißstrom von 31 000 A 
und einem Schweißpunktdurchmesser von 25bis 
30 mm gut verschweißt werden. Eine der 
stärksten Punktschweißungen wurde in drei 
Blechschichten von je 25 mm Stärke, also 
insgesamt 75 mm ausgeführt. Die Versuche 
haben ergeben, daß die Schweißung vollständig 
einwändfrei gelungen war. Auch das Ver- 
sechweißen mehrerer Blechschichten wurde 
an der Versuchsmaschine eingehend durchpro- 
biert. Beispielsweise wurden 16 Bleche von je 
1,6 mm Einzelstärke, also insgesamt 25,6 mm 
Gesamtstärke, einwandfrei verschweißt. 

Eine große Schwierigkeit bei der Ausfüh- 
rung von starken Punktschweißungen ergab die 
Wahl der Punktschweißelektioden. Bei den 
Punktschweißelektroden ist mit einer außer- 
ordentlich hohen Stromdichte zu rechnen, und 
außerdem müssen dieselben in der Lage sein, 
die hohen Schweißdrücke aufzunehmen. Als 
Material für diese Punktschweißelektroden 
wurden die verschiedensten Metalle durchpro- 
biert, ohne jedoch zu einem günstigen Ergebnis 
zu gelangen. Notgedrungen ist man wieder zum 
Kupfer als Elekirodenmaterial zurückgekehrt 
und hat die Kupferelektroden als zylindrische 
Stempel ausgeführt. Vermittels derartiger 
Schweißelektioden ist es gelungen, bis zu 
160 Punktschweißungen von etwa20mm starken 
Bleehen einwandfrei durchzuführen. Um den 
Elektrodenverschleiß möglichst gering zu hal- 
ten, hat man die Elektroden mit Kupferkappen 
von etwa 3mm Stärke verselien, die nach Ver- 
brauch bequem ausgewechselt werden konnten. 
Mit diesem Resultat hat man sich vorläufig zu- 
fıieden gegeben. 

Auf Grund der ersten Versuchsanlage 
wurden die für den amerikanischen Schiffsbau 
in Aussicht genommenen Spezialmaschinen ent- 
wickelt. Die statistischen‘ Arbeiten ergaben, 
daß ungefähr 80% aller Schiffsverbindungen 
durchzuführen sind mit einer Punktschweiß- 
maschine mit einer Ausladung von 305 mm, 
die restlichen 20% eıfordeın eine Ausladung 
von 686 mm. Aut Grund dessen hat man sich 
entschlossen, zwei transportable Schweißma- 
schinentypen für die Arbeiten am Schiff selbst 
durchzubilden. Die Maschinen haben ungefähr 
die Form der früheren hydraulichen Nıetma- 
schinen und werden vermittels Kranes an das 
Schiff herangebracht. Die Maschiue mit der 
kleineren Ausladung von 805 mm hat eine 
Leistung von 265 kVA, während die Maschine 
für die gıößere Ausladung von 686 mm für eine 
Leistung von 350 kVA vorgesehen ist. Zur 
Vornahme von Schweißverbindungen in der 
Schiffswerkstatt ergab sich die Notwendigkeit 
zur Entwicklung einer weiteren stationären 
Type mit einer Ausladung von 1800 mm. Die 
Maschine wurde als Doppelschweißmaschine 
ausgeführt, Sie ist mit zwei Schweißtransfor- 
matoren ausgerüstet, die möglichst nahe an der 
Schweißstelle in den Bügeln der Schweißma- 
schine untergebracht sind. Die Schweißstellen 
sind sekundär hintereinander geschaltet. Jede 
Punktschweißelektrode kann für sich unter 
Druck gestellt werden. Diese Maschine 
schweißt zwei Bleche von je 19mm Stärke an 
zwei Schweißstellen gleichzeitig. Der Druck 
pro Punkt beträgt 13 600 kg, also zusammen 
27 200 kg, die größte Stromstärke 50 000 A bei 
500 V, 60 Per und 35s Schweißzeit. Die Trans- 
formatoren dieser Schweißmaschine sind wegen 
ihrer Kleinheit und des kleinen Gewichtes 
wegen besonders interessant. Die Spulen haben 
innere Wasserkühlung, so daß man mit Strom- 
dichten, die bedeutend über denjenigen der nor- 
malen liegen, arbeiten kann. Die Primärspulen 
bestehen aus Kupferrohr, das vor dem Auf- 
wickeln ausgeglüht wird, und die U-förmigen 
Sekundärspulen, die eine Wicklung haben, 
sind in den meisten Fällen ebenfalls mit Wasser- 
kühlung versehen. Die Transformatoren sind 
mit besonders hitzeständigem Iseliermaterial 


ausgeführt und vertragen Temperaturen bis 
zu 150° ohne Beschädigung. 

Außer der Verwendung der Punktschwei- 
Bung im Schiffbau hat man in Amerika bereits 
versucht, sie für den Waggonbau auszu- 
nutzen. Auf Grund der bisberigen Erfahrungen 
hat sich herausgesteilt, daß die Herstellung 


‘eines punktgeschweißten Wagens ungefähr ?/5 


der Zeit eines genieteten Wageus in Anspruch 
genommen hat. Der geschweißte Wagen ergab, 
daß er bedeutend stärker ist wie ein genieteter 
Wagen ; er wurde mit 150% seiner Tragfähig- 
keit belastet und sodann in den Dienst gestellt. 
Die bisherigen Betriebsergebnisse waren in 


jeder Beziehung einwandfrei. Die Verwendung 


der elektrischen Punktschweißung für schwere 
Punktschweißarbejiten wurde auch in der son- 
stigen Fabrikation weitgehendst aufgenommen, 
z. B. bei der Fabrikation von eisernen Leitern, 
Rundeisen auf Winkeleisen usw. Man ist zu 
dem Ergebnis gekommen, daß die Punktver- 
bindung im Gegensatz zur bisherigen Nietung 
eine bedeutend höhere Festigkeit zeigt. 

Auffallend ist, daß man scheinbar in Ame- 
rika die elektrische Stumpfschweißung für 
große Querschnitte bis jetzt verhältnismäßig 
wenig herangezogen hat, wohingegen in Deutsch- 
land elektrische Stumpfschweißmaschinen 
zum Schweißen von Querschnitten bis zu 
8000 mm? seit Jahren mit besten Erfolg ver- 
wendet werden. - 

Die ausgedehnte Anwendung hatin Amerika 
die elektrische Licehtbogenschweißung erfahren. 
Die Verwendbarkeit dieser Arbeitsmethode für 
die Reparatur von Stahl-, Grau- und Metall- 
gußstücke war, wie in Deutschland, seit 


Jahren festgestellt. Auf Grund der Ergebnisse, 


haben die Amerikaner seinerzeit die von der 
deutschen . Besatzung absichtlich unbrauchbar 
gemachten internierten Schiffsmaschinen inner- 
halb kürzester Frist wieder repariert, dagegen 
stand man bei der Verwendung der elektrischen 
Liehtbogenschweißung für Blecharbeiten aller 
Art vor neuen Aufgaben. Um die Brauchbar- 
keit dieser‘ Schweißung festzustellen, wurden 
die umfangreichsten Versuche durchgeführt. 
Die ‚meisten Blechschweißungen werden. in 
Amerika vermittels Metallelektroden, also 
nach dem Slavianoffschen Verfahren, durch- 
geführt. Der eine Pol der Stromquelle liegt 
an dem zu schweißenden Stück und der Gegen- 
pol endet in eine Handelektrode, in die ein 
Metallstab eingespannt wurde. Beim Be- 
rühren der beiden Elektroden bildet sich der 
Lichtbogen zwischen Eisenstab und Schweiß- 
stück, der Metallstab selbst dient als Zusatz- 
material. Eine der ersten Fragen, die in Ame- 
rika eingehend beantwortet wurde, war die 
Feststellung der Stromart. Während man in 
Deutschland derartige Arbeiten bis vor kurzer 
Zeit nur mittels Gleichstrom ausgeführt hat, 
sind die Amerikaner dazu übergegangen, auch 


Wechselstrom hierfür zu verwenden. 
Frage, ob Wechsel- oder Gleichstrom für der- 
artige Lichtbogenschweißung günstiger ist, 
ist in weitläufigen Abhandlungen vielseitig 


diskutiert worden. Die Ansichten hierbeistehen 


sich jedoch diametralgegenüber, Während ein 


‚großer Teil behauptet, daß der Wechselstrom 


Die 


bei Schweißarbeiten überlegen ist, behauptet | 


die Gegenpartei genau das Umgekehrte. Fest- 
stehen dürfte im allgemeinen, daß bei der Aus- 
übung vermittels Wechselstrom der Schweißer 
eine bedentend größere Geschicklichkeit haben 
muß,daderWechselstrom-Lichtbogen mehrzum 
Abreißen neigt wie der Gleichstrom-Lichtbogen. 
Nach meiner Ansicht dürfte der Gleichstrom- 


Lichtbogen dem Wechselstrom - Lichtbogen 


immer vorzuziehensein, daaußerderschwierigen | 
Haltung desWechselstrom-Lichtbogens beiletzte- 
rem auch keine Möglichkeit vorhanden ist, die 
Wahl der anzuschließenden Pole je nach Größe 
und Art der Stücke zu wählen. Beim Gleich- 
strom-Lichtbogen iststetsein Temperaturgefälle 
von Plus nach Minus von einigen hundert Grad 
vorhanden, so daß man beim Gleichstrom-Licht- 
bogen die Möglichkeit hat, die größere Hitze 
entweder auf das Stück oder auf die Metall- 
elektroden zu schalten. Da meistens das 
Schweißstück infolge der Wärmeabziehung im 
Stück eine größere Wärmezufuhr benötigt wie 
die verhältnismäßig dünne abzuschmelzende 
Elektrode, so legt man bei- Gleichstrom den 
Pluspol in der Regel an das zu schweißende 


Stück und den Minuspolan die Metallelektrode. . 


Diese Möglichkeit ist natürlich beim Wechsel- 
strom-Lichtbogen nicht vorhanden. 

Betreffs der Wahl der Schweißelektroden ' 
gehen die amerikanischen Erfahrungen dahin, 
daß für die Wechselstrom - Lichtbogenschwei- 
ßung nur besonders präparierte Elektroden zu 
verwenden sind, während bei der Verwendung 
von Gleichstrom sowobl mit unüberzogenen 
sowie mit überzogenen Metallelektroden ge- 
schweißt wird. Die Gleichstrom-Liehtbogen- 
spannung ist übereinstimmend mit den Er- 
fahrungen in Deutschland zu 15 bis 45 V je 
nach der Schweißstromstärke von 100 bis 
300 A festgelegt. Für die Wechselstrom-' 
schweißung benötigt man im allgemeinen eine 
bedeutend höhere Spannung von etwa 50 bis 
90 V. Die Periodenzahl des Wechselstromes 
scheint hierbei keinen wesentlichen Einfluß zu 
haben. Die Fleet Corporation hat zu Infor- 
mationszwecken einen Stahlblechbehälter von 
3,6 zu 2,7 zu 3m gebaut, wobei die Blechstärke 
rd 13 mm betrug. Die Versuchsresultate 
ergaben, daß die Nähte glatt und sauber aus- 
sahen und die ganzen Arbeiten einen soliden 
Eindruck machten. Der geschweißte Kasten 
wurde unter einen Druck ven 2,8 at gesetzt, 
wobei sich die Wände durchgebogen haben. 
Der Kasten wurde weiter unter Vakuum’ von 
560 mm gesetzt; dabei bogen sich die langen 


Zahlentafel2. Angaben über Liehtbogenschweißung mit Metallelektroden. - 


Stärke Sehr 
B:echstä . Elek- . ta!l-Ver- ET ni 
mm mm Schweißnaht et 
1,58 1,58 30 |Überlappung 4,86 & Be) 
3,17 3,92 100 |Überlappung 3,35 - 0,2075 a5» 
£ Stumpf- | 
3,17. 3,92 95 schweißung 2,28 0,34 CRD 
4,76 3,92 130 | Überlappung 3,04 0,325 fe 
1,10 Se aan. SZ pEr 1,92 0,459 —— 
6,35 3,92 140 |Überlappung 1,82 0,502 ve 
3 0° 
6,35 B,02 > Azul ee 1 all 0,74 — 
9,52 3,92 140 | Überlappung 122) 0,695 er! 
; Stumpf- R | ER 
9,52 3,92 102 eretlane 0,76 0,83 —r— 
12,70 4,76 150 |Überlappung 1,097 0,80 ee 
£ a Stumpf- N 22° N 
| 12,70 4,76 150 schreilfihs 0,61 1,48 en 
15,87 4,76 165 |Überlappung 0,61 1,48 a ae 
r Yes |  Stumpf- | 647 
: Ersatz für | 2 min pro 0,1 
a 22 en Verstemmen | Schweißung | pro "Niet rn 
Stellstift mit ? Ersatz für | 22 min pro. 20.18, . 
12 mm Blech 3,92 150. Verstemmen | Schweißung pro Stift AÜmeRN ! 
50 mm Kesselrohr mit | P Spezial- 3 min pro |, 0,059 : 
6,3—-3,1 mm Blech 992 1355. | Schweißung | Schweißung | pro Rohr he 2 


u De Be rs dei 


» 


3 


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{ 


ea LO rt 2 Fe Bar Zur 2 FI A Zr 
Beh. N ©. RE: hi ’ 
# 


= 


26. Februar 1920. 


Zahlentafeli. 


Y Stahl- | _ DEREN: 
blech 1 Pan 3 4 
Kohlenstoff. | 0,25 | 0,049| 0,10 | 0,078| 0,185 
Mangan .... | 0,40 | 0021| 0,16 0,041 | 0,561 
Phosphor... | 0,025 | 0,025| 0,010 | 0,011| 0,037 
Silizium .... | 0, 0,08 |Spuren| 0,000 | Spuren 
Schwefel ... | .0,028 | 0,007 | 0,046 | 0,032 | 0,038 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 9, 


= ER 


Seitenwände um rd 200 mm nach innen durch. 
Die Versuche wurden mehr als 200-mal mit 
einem Atmosphärenüberdruck und 558 mm Va- 
kuum wiederholt, ohne daß ernsthafte Beschä- 
digungen der Schweißnaht auftraten. An Hand 
dieses Versuchsobjektes war die Frage der Ver- 
wendbarkeit der elektrischen Schweißung für 
den Behälterbau günstig beantwortet, und findet 
diese Art der Schweißung für die verschieden- 
sten Arbeiten in Amerika reichliche Verwendung. 
So werden Eisenbehälter, Transformatoren- 


Zahlentafel4 Angaben über Kasten, mit Lichtbogen geschweißt. 


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30° 5 1—B . | 150 | 2,02 | 1,80 | 0,225 3,55 | 230|17|11,110,51 | 9,45|1,40 | 4,82! 61 |4,76 | 70 
9° 2—-A |150|3,25|2,92|0,34 |3,55| 25|19]10,3 [0,83 | 6,42|1,85 | 5,38) 61 |4,76158 
en er | SE x 
8 2-B |140| 2,25 2,02|0,225|3,55, 28|16|10 |0,577| 7,82|1,49 | 445 | 64 |4,76 |70 
3 3—A (1) 150|5,51 14,84 |0,675 [3,65 | 500 421122 |1,33- | 85410,73 |112 | 74 14,76 [35 
13) (2) x 34 
er) 160 4,05 13,71 |0,34 |6,92| 405 |26| 8,3 10,532| 6,92 1,70 | 3,87| 53 |4,76 128 
= 3—B(1) 150 4,05|3,71 0,34 |2,69| 3%|25| 831,38 | 6,6510,76 | 9,25 63 \4,76 35 
\ Be RE A 
- @ DaB, 2 A g "ln 
@.-5) 150/439 |4,05|0,34 1533| 38123 | 7,7|0,754| 5.621,56 | 4,26 60 14,76 159 
» 30—(1) 163 13,95 3,60 0,34 |2,69| 3.026 86|1,34 | 7,14|0,73 | 9,64 |.57 [4,76 |5 
m | 7 er Eu 
13) 12) Sicahilne Bel ler £ 
| (ara) |150|4,16 3,65 0,509 5,88 | 330 25|12,1/0,77 | 4,761 1,10 | 4,65, 58 14,76 70 
# A» 1504,05 [8,71 10,34 |5,83| 455|28| 8,310,686| 7,48 1,18 | 4,79 56 |4,76 |58 
cl B Sr an as 
a5 150 6,08 |5,52 0,562 12,92 | 447 |35| 9,3 11,95 | 6,28 | 0,609 11,99 | 65 | 4,76 | 62 
% 
HR ni IR 150 3,82|8,49|0,34 |5,83| 440 |30|.8,8 0,592, 8,54|1,24 | 5,11157 \4,76 70 
( B — Ar RE ü 
150 5,74 5,18 | 0,562 | 2,92| 455 37| 9,8 | 1,78 | 7,1 0,609 |12,6 \.69 |4,76 66 
5 Ar 150 4,72 |4,28| 0,45 |5,34| 45586 | 9,5 0,80 | 8,35 1,09 16,71 | 65 [4,7666 
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Zahlentafel5. Angaben über Kasten, mit Lichtbogen "geschweißt. 
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8 5-2-0C | 150 |8,71/3,26 |0,45 |%67| 245 15|12,1|1,28) 4,62,0,97| 5,6 | 48 |4,76 | 62 
5-4-A |150|2,59'2,36 |0,225|2,67| 155 [11 | 8,7/0,88| 4,62 1,4 | 4,1 | 51 |4,76]31 
er 7 über Kopf 
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Vertikal 
1 z 5-3—A |150 13,15 |2,81 10,34 |23,67| 3901925 |10,7]1,05| 8,8 | 0,76| 9,35 | 68 |4,76 48 
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6—1—A |15014,61 3,93 |0,675 2,92| 420 |33 | 14,6 | 1,34|.8,27| 0,67| 11,3 | 68 | 4,76 |58 
al A Finn a te ar 
6—1—B )150|3,15)2,92 |0,925|292| 2021| 7,7) 1,01| 7,15) 1,25| 7,52) 83 |4,76. 66 
m ———— - 
6—2—A 160 [4,05 |3,43 10,56 |2,92| 4125| 139/12 | 7,ı | 0,67) 8,521 48 | 4,76 |70 
BDIEH ‚8—2—-B |150|3,15|2,7 |0,45 |2,92' 2018| 14,3 [0,98 | 6,6 | 1,25) 6,16).69 |4,76|62 
=) eh | 150 292 3,54 7,7|0,77 | 7,33) 1,28| 5,63 | 65 | 4,76 | 66 
= 7—1—B |150|3,38 3,04 0,84 |3,54| 45 |27|10 |0,86| 8,8 | 0,73) 7,62| 51 \4,76|70 
A | | Ur Leicht-Schweißung 
P 7—-2-A |150|2,48 2,25. |0,225 |3,54| 3416| 9,1'0,64| 7,04] 0,97) 4,55 | 39 |4,76 | 70 
7—2-B [150 |3,38|3,04 | 0,34 |3,54| 4|27|10 |0,74| 8,8 | 0,73| 7,62| 50 |4,76 | 63 


175 


kästen der verschiedensten Größen usw. mit 
gutem Erfolg geschweißt. Auch das Einschwei- 
ßen der Siede- und Rauchrohre in Feuer- 
büchsen hat sich gut bewährt. Über die Vorbe- 
reitung der Schweißstücke’ für die elektrische 
Schweißung in Amerika geben die nachfol- 
genden Zahlentafeln ‚eingehender Aufschluß. 


Zahlentafel3. Angaben über Licht- 
bogenschlweißung mit Metall- 
elektroden. 


stück | Schweiß | amp | mm 
in om | art pro Kohle 
1,58 Hand 37 3,657 | 2,743 
1,58: Masch. 50 | 7315 | 4,967 
4,91 Hand 50 3,657 2,133 
4,91 Masch. 65 7,315 3,352 
Schweißskizze EHER 


Als Elektrodenmaterial haben sich nach‘ 
den amerikanischen Angaben norwegisches oder 
schwedisches Eisen, Tongandraht, Armgo- 
draht, Roeblingscher, glänzender, hartgezogener 
Schweißdraht bewährt. Die Zusammensetzung 
der Elektroden und des Stahlbleches ist aus 


der Zahlentafel 1 ersichtlich. 


.  Dieelektrisehe Liehtbogenschweißung wird 
nach dem Slavianoff-Verfahren im Schiffbau 
zum Schweißen der Außenhaut der Schiffe ver- 
wendet; die;Platten werden hierbei entweder 
überlappt oder stumpf verschweißt. Die ge- 
schweißten Schiffe haben sich bis jetzt im Be- 
trieb vollständig einwandfrei bewährt. Es ist 
festgestellt, daß diefrüheren Reparaturen durch 
Undichtigkeit der Nieten u. dgl. bei geschweiß- 
ten Schiffen vollständig in Wegfall kommen. 

Die durchschnittliche Festigkeit mittels 
des Lichtbogens stumpf geschweißter Nähte be- 
trägt etwa 90% des: vollen Materials. Bei 
Verstärkung durch Laschen kann man die 
Festigkeit bis 100% des vollen Bleches steigern, 
wohingegen dreifach genietete Stöße nur un- 
gefähr 70% Festigkeit des vollen Materials be- 
sitzen. Die Kosten im Vergleich zur Nietung 
im Schiffsbau verringern sich nach den ameri- 
kanischen Angaben bei den minderwertigen 
Teilen eines Schiffes um mindestens 60 % gegen- 
über den Nietkosten. Bei wichtigen Teilen, wie 

Rumpfplatten u. dgl., beträgt die Ersparnis un- 
gefähr 25% der Kosten der entsprechenden 
Nietverbindung. Wichtig im Schiffsbau sind 
die mittels der Lichtbogenschweißung erzielten 
Materialersparnisse. Sie betragen an Stahl 
meistens 20%, wobei bemerkt sei, daß gleich 
von vornherein 5% des Gewichtes erspart 
werden an Nieten, Winkeleisen, Laschen u. dgl]. 
In bezug auf Wasserdichtigkeit ist es wichtig, 
daß elektrisch geschweißte Nähte nicht wie 
bei der früheren Nietung verstemmt werden, 
und daß vor allen Dingen die Dichtigkeit der 
Nähte eine vollständig dauerhafte ist. 


Ein elektrisch geschweißter Leichter von 
275 t ist bereits seit Juni 1918 im engli- 
schen Kanal im Betrieb. Ein Boot von 12,6 m 
Länge steht in Amerika seit drei Jahren Winter 
und Sommer hindurch im Dienst und hat die 
stärksten Beanspruchungen mit gutem Erfolg 
bestanden, wie ein genietetes Boot sie nicht 
hätte aushalten können. Interessant ist, daß 
nach den amerikanischen Angaben bereits im 
November 1915 ein geschweißtes Boot vom 
Stapel ging, das zum größten Teil mittels elek- 
trischer Lichtbogenschweißung hergestellt war. 
Die Nähte an diesem Boot wurden stumpf ge- 
schweißt, wogegen der englische Leichter mit 
überlappter Schweißung ausgeführt war. Das 


amerikanische Boot hat eine Reihe von schwe- 


ren Unfällen durchmachen müssen. So wurde 
es bei einem Unglücksfall gequetscht, wobei 
sich herausstellte, daß die gesamte Konstruk- 
tion zusammengedrückt wurde. Hierbei haben 
jedoch die elektrisch geschweißten Nähte alle 
ihre Dichtigkeit behalten, währenddem die 
noch vorhandenen wenigen Nieten undicht wur- 
den. Dieses Boot hat sich durch eine Eis- 
schicht von 20 bis 25 mm Dicke durcharbeiten 
können, ohne daß Beschädigungen der ge- 
schweißten Nähte zu bemerken waren. Nach 
den bis jetzt genannten Erfahrungen kommt die 
„Fleet Corporation“ zu dem Schlusse, daß in 
bezug auf Arbeit bei der elektrischen Schwei- 
Bung noch mehrere Probleme zu lösen sind, daß 
aber heute keine technische Frage mehr aus- 
stehe, deren Lösung abgewartet werden müsse, 
ehe man zum allgemeinen Bau von geschweiß- 
ten Schiffen übergehen könne. 


176 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 9. 


Zahlentafel 6 Einzelheiten über mit Lichtbogen geschweißte Kasten. 


Schweiß- 


er 


Schwei g- 


Sud 
er 


26. Februar 1920. 


"Amp. |Schweiß-"draht- | Abfall- “N. np.) Schweiß | kWh/kg 
Schweiß bei draht- verbr. Bade SE : a draht- |Schweiß- BT kWh/m |zeit in %0). Drabt- | gchwer- 
Schweißskizze “ 25.V: ver-. | EINBCDL I HWweiß- Stunden| kWh ver- | draht- i Sehweiß-| _ der stärke 
h Ar, Gleich- | brauch LES draht Ne / brauch ver- a) naht Gesamı- ah 
strom kg kg kg ih % kg/m | brauch | - myh zeit mm 
A Ia-a-a| 10 | 550. | 315] 034 |. a82.| a0 | =] ar |o9 | mes | one | 885 | 55 | ame | 58 
l 
lk 7-3-B| 150 ı| a7 | 347 | 093 | 352) . 30 22 | "83 | 0,695 | 968 | 0,914 | 692 | 51 | 4264| 62 
A 8a | 180.1 3% '|. 2927| 0,34 | 3,52 | 350 20 | 103 1'082 | 682 1.10 .- 564 | Bl. arelasEs: 
. 77 y zen 
i s-B | ıs0o | ası |’ 258.| 093 |- 352 | os | s | 8 |o7 | 68 | 116.| 508. | 52 | 476 | 66 
2, 9a | 10 | 696 1-61 | 079 | 3,65 | >96 | 19, 2188 19 17 |.0366 | 352 15- | 476 | 58 
| i% Ai 
al 9B+C| 180 | 538 | 46 | 068 | 692 | 5” | sı | 138 |'o,665 | 7,26 | 131 -| 491 | 56 | «476 | 70 
Gemischte Schweiß- | | | 
arten, U-Eisen, Mann- IK | i 
löcher 10 [ma | 686 | 056 | 1158 | 1m 6 | 75 | 0606 | 94 | 064.1 555 | 32 | 476 | 58 
ee m nn 
Totale* und mittlere | | | 3 
Werte für Schweißen | ve j i 
allgemein . 150% 1150,5* 1134,0* | 15,8* |189,7* | 165* Jıo* | 114 | 094 | 7asa| 091401 65a] 602 | 4,76 
wertung der Erfindung durch die Umstellung | liche Ausnahmegesetze und entwickelt eine 
RECHTSPFLEGE. des Wirtschaftslebens für die Zwecke der Krieg- | rührige Propaganda zur Verbreitung seiner auf 


Zur Frage der Verlängerung der gewerblichen 
Schutziristen. 


Schon bald nach. Ausbruch des Krieges 
wurde die Frage, ob der Krieg eine Verlänge- 
rung der Dauer der Patente und Gebrauchs- 
muster rechtfertige, aufgeworfen und lebhaft 
erörtert. Zunächst schien der Gedanke freilich 
wenig Anklang zu finden; die Bedenken über- 
wogen entschieden, und selbst die beteiligten 
Kreise verhielten sich ablehnend. In einer 
Sitzung der Patentkommission des Vereins für 
den Schutz des gewerblichen Eigentums im 
Dezember 1915 fand sowohl der Vorschlag einer 
allgemeinen ‚Verlängerung der Schutzfristen 
wie derjenige einer Verlängerung auf Antrag 
und Prüfung im Einzelfall fast einhellige Ab- 
lehnung. 

Allmählieh hat sich jedoch ein Wandel der 
Anschauungen vollzogen. Je länger sich der 
Krieg hinzog, um so stärker wuchsen die Stim- 
men, die sich für eine der Dauer des Krieges 
entsprechende Erstreckung der Fristen ein- 
setzten. Im Jahre 1918 bildete sich eigens für 
diese Bestrebungen ein Ausschuß, der eine rege 
Agitation entfaltete.e Schon im Jahre 1916 
hatte sich auch die Regierung mit der Ange- 
legenheit befaßt. -Eine im Dezember 1916 vom 
Reichsamt des Innern einberufene Kommission 
von Sachverständigen verneinte jedoch das Be- 
dürfnis einer Verlängerung der Schutzfristen. 
Als im Frühjahr 1919 das Reichsjustizamt mit 
Rücksicht auf die erhebliche Bedeutung, die 
die Erörterung der Frage in der Öffentlichkeit 
gewonnen hatte, erneut eine Anzahl von Sach- 
verständigen zur Beratung zusammenrief und 
als Grundlage für die Verhandlungen einen un- 
verbindlichen Gesetzentwurf unterbreitete, fand 
der Grundgedanke der Verlängerung der Fristen 
bei der Mehrheit der Sachverständigen Zustim- 
mung. Trotzdem wurde in der Folge der gesetz- 
gebenden Körperschaft ein entsprechender Ge- 
setzentwurf von der Regierung nicht vorgelegt; 
die Regierung hat vielmehr, wie ausdrücklich 
erklärt wurde, von dem Plan Abstand genom- 
men. 

Dagegen überreichten die Abgeordneten 
Grünewald und Gen. im August 1919 der Na- 
tionalversammlung einen förmlichen Gesetz- 
entwurf, betr. Verlängerung-von Patenten und 
Gebrauchsmustern. Sein wesentlicher Inhalt 
geht dahin: 

Auf die Dauer eines Patents und Ge- 
brauchsmusters, das nach .dem 31. VII. 1914 
noch in Kraft war, wird die Zeit vom 1. VIII. 
1914 bis 31. VII. 1919 nicht angerechnet. Die 
in dieser Zeit bezahlten Gebühren werden auf 
die späteren Jahre verrechnet. Wer nach dem 
Erlöschen des Schutzrechts die Erfindung im 
Inland benutzt oder die zur Benutzung erfor- 
derlichen Veranstaltungen getroffen hat, ist bei 
Wiederinkrafttreten des Schutzrechts auf Grund 
des vorliegenden Gesetzes zur Weiterbenutzung 
befugt, hat jedoch dem, Schutzrechtsinhaber 
eine angemessene Vergütung für die Benutzung 
zu bezahlen. 

In der dem Gesetzentwurf beigegebenen 
Begründung wurden die gesetzlichen Maßnah- 
men damit gerechtfertigt, daß infolge des Krie- 

es fast alle Inhaber von Patenten und Ge- 
rauchsmustern nicht in der Lage waren, ihre 
Erfindung auszunutzen, sei es, daß sie persön- 
lieh Kriegsdienste leisteten, sei es, daß die Ver- 


führung, durch die Beschlagnahme wichtiger 
Rohstoffe, durch den Mangel an Arbeitskräften 
u.a. m. unmöglich war. Eine Berücksichtigung 
der in dieser Weise Geschädigten sei um so mehr 
am Platze, als sie ohne Nachteile für die Allge- . 
meinheit erfolgen könne, ja geradezu im In- 

teresse der gesamten Volkswirtschaft geboten 

sei. 
Die Beratung des Entwurfs erfolgte in der 
Sitzung der Nationalversammlung vom 25. XI. 
1919. Sie endete mit der widerspruchslosen 
Überweisung an den Ausschuß für Volkswirt- 
schaft. Die Stellungnahme zu den Absichten 
des Entwurfs war indes durchaus nicht einheit- 
lich. Einige Abgeordnete verhielten sich völlig 
ablehnend. Es wurde dabei insbesondere auf 
die zu befürchtende Störung der Rechtssicher- 
heit und weiter auf die Gefahr hingewiesen, daß 
das Gesetz vielfach eine Zuwendung auf Kosten 
der Allgemeinheit an sehr wohlhabende Staats- 
bürger — der größere Teil der Patente befinde 
sich-im Besitz der Großindustrie — bedeute. 
Der letztere Gedanke wurde fast von allen Red- 
nern aufgegriffen, und es wurde wiederholt und 
scharf betont, es müsse bei der Verlängerung 
jedenfalls unterschieden werden, ob die Aus- 
nutzung des Schutzrechts durch den Krieg un- 
terbunden war oder nicht. ‚Im letzten Fall 
müsse die Verlängerung entschieden abgelehnt 
werden; für eine „Liebesgabe‘‘ sei kein Anlaß. 

Der Reichsjustizminister erklärte, daß die 
Frage der Verlängerung keineswegs unstreitig 
sei; gewichtige Verbände hätten sich gegen den 
Plan ausgesprochen, so der Verein deutscher 
Maschinenbau-Anstalten, der Zentralverband 
der deutschen elektrotechnischen Industrie, die 
Vertreter des deutschen Industrie- und Handels- 
tages; deshalb habe sich auch das Justizmini- 
sterium noch im Sommer 1919 ablehnend ge- 
äußert. Er könne jedoch bei wiederholter Prü- 
fung seinen ablehnenden Standpunkt, so gute 
Gründe diesem auch-zur Seite ständen, nicht 
mehr durchaus aufrecht erhalten, er müsse sich 
einer bestimmten Stellungnahme vorerst ent- 
halten, werde aber an der Ausgestaltung des 
Entwurfs mit dem Ziele, etwas Wirkliches zu 
schaffen, teilnehmen. : ar 

Was nun die weitere Entwicklung sein 
wird, steht noch dahin. Es ist nicht bekannt 
geworden, ob in der Kommission, der der Ge- 
setzentwurf überwiesen ist, Beratungen statt- 
gefunden haben und mit welchem Ergebnis. 
Die Schwierigkeiten werden u. a. gerade darin 
liegen, die- von mehreren Abgeordneten ge- 
wünschte Ausscheidung derjenigen Schutz- 
rechte, die auch im Krieg ausgebeutet wurden 
und möglicherweise ihrem Inhaber reichen Ge- 
winn abgeworfen haben, vorzunehmen. Durch 
diese Differenzierung würde ohne Zweifel die 
Durehführung recht kompliziert. Man muß sich 
nur vorstellen, welcher Aufwand an Zeit und 
Arbeit erforderlich wäre, um die Tausende von 
Einzelfällen zu untersuchen und daraufhin zu 
beurteilen, ob sie eine Verlängerung verdienen 
oder nieht. Die Behandlung all dieser Gesuche 
würde eine solche Zeitspanne in Anspruch neh- 
men, daß eine fast unerträgliche Rechtsun- 
sicherheit auf lange hinaus in unser Wir tschafts- 
leben hineingetragen würde. 

Bemerkt sei noch, daß sich im vorigen 
Spätjahr zur Bekämpfung der in dem Gesetz- 
entwurf zum Ausdruck gekommenen Bestre- 
bungen ein besonderer Ausschuß gebildet hat. 
Er bezeichnet sich als Ausschuß gegen gewerb- 


Ablehnung der Verlängerung gerichteten Ideen. 
Er hat eine ausführlicue Denkschrift zur Wider- 
legung der für den Gesetzentwurf ins Feld ge- 
führten Gründe herausgegeben. 7 

Auch im Ausland sind Bestrebungen auf 


Verlängerung der Dauer der Schutzfristen her- 


vorgetreten und haben teilweise bereits zum 
Erfolg geführt. England hat die Patentdauer 
allgemein von 14 auf 16 Jahre ausgedehnt. 
Frankreich gestattet auf Antrag im Einzelfall 
eine Verlängerung bis zur Dauer von 5 Jahren, 
wenn das Patent infolge des Krieges nicht oder 
nicht normal ausgeführt werden konnte. K, 


Verlängerung der Prioritätsfristen in Schweden. 


Nach einer Bekanntmachung des Reichs- 
ministers der Justiz vom 4. II. 1920 sind in 
Schweden für Patente die Prioritätsfristen 


zugunsten der deutschen Reichsangehörigen. 


weiter bis zum 30. VI. 1920 verlängert worden. 


Angestelltenerfindungen. 
Zu der lebhaft umstrittenen Frage, ob die 


Erfindungen eines Angestellten Eigentum sei- 


nes Arbeitgebers seien, bringt „Ihe Electrical 
Review‘ einen erwähnenswerten Beitrag. Der 
Stadtelektrotechniker von Christehureh m Neu- 
seeland hatte einen elektrischen Wasserwärmer 
erfunden und das Recht auf dessen Herstellung 
und Verkauf dem Gemeinderat angeboten. Da 
der Apparat mit bemerkenswertem Erfolg von 
der städtischen Elektrizitätsabteilung abge- 
setzt wurde, beschloß man, dem Ingenieur die 
Tantiemen auszuzahlen. Hiergegen erhob ‚sich 
Widerspruch mit der Begründung, daß der Ar- 
beitgeber ein Recht auf die Erfindung des An- 


gestellten habe, die dieser innerhalb der Tätig- 


keit mache, für die er engagiert sei. Demgegen- 
über vertrat der Vorsitzende des Elektrizitäts- 


komitees die Ansicht, daß jedermann das Recht 


auf seine eigenen Erfindungen besitze, und die- 
ser Auffassung hat sich das Komitee mit Stim- 
menmehrheit angeschlossen. Das englische 
Fachblatt begrüßt die Entscheidung und be- 
tont, daß sie nicht nur moralisch, sondern auch 
gesetzlich korrekt sei. Es zieht Frost in „Pa- 
tentgesetz und Praxis‘ an, wonach, falls nicht 
ausdrücklich durch Vertrag.etwäas anderes fest- 
gelegt ist, die Erfindung eines Angestellten, 
selbst wenn er diese während der” Arbeitszeit 
mit den Einrichtungen und auf Kosten des Ar- 
beitgebers gemacht hat, nicht Eigentum des 
letzteren wird und ihn nicht berechtigt, Ein- 
spruch gegen die Erteilung eines Patentes an 
den Angestellten zu erheben. Dieser ist der 
alleinberechtigte Patentinhaber und das durch 
ihn erlangte Patent sein alleiniges Eigentum. 
„Ihe Electrical Review“ fügt hinzu, daß ein 
Patent, welches sich ein Arbeitgeber auf seinen 
Namen für eine von einem Angestellten ge- 


machte und ausgearbeitete Erfindung erteilen ° 


läßt, in England gesetzlich ungültig sei. 


Umsatzsteuer bei Lieferungsverträgen. 


Bei Lieferungsverträgen; die vor dem 1. I. 


1920 abgeschlossen sind, muß der Abnehmer, 
wenn die Zahlung erst nach diesem Termin er- 
folgt, mangels abweichender Vereinbarung den 
Unterschied zwischen der alten Umsatzsteuer. 
(regelmäßig 5"/y) und der neuen (regelmäßig 
150/0) vergüten. Bei Lieferungsverträgen aus 
der Zeit vor dem 1. VIII. 1918 ist die volle Um- 
satzsteuer zu ersetzen ($ 46 des UmsatzsteuergQ- 


1 


un 


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alten 


id aan u Bm 


in Ye en 


en a ee 


26. Februar 1920. ° 


„ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Het 9. 


177 


setzes vom 24. XII. 1919). Abgesehen von die- 
sen ältere Verträge betreffenden UÜbergangsvor- 
schriften darf bekanntlich die Umsatzsteuer 
en Abnehmer nieht in Rechnung gestellt 3% 
en. . 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Kurzer Leitfaden der Elektrotechnik. 
Von Rudolf Krause. Herausgegeben von 
H. Vieweger. Dritte, verbesserte Auflage. 
Mit 349 Textabb. XI und 296 S. in 8°. 
Verlag von Julius Springer. Berlin 1918. 
Preis. M. 8,—. = 

Nach dem Tode des Verfassers hat Vie- 
wegerdie Herausgabe der neuen Auflage über- 
nommen und dabei.eine Erläuterung der Strom- 
wendung bei Gleichstrommaschinen sowie ei- 
nige neue Beschreibungen in den Abschnitten 
über Meßinstrumente, Zähler und Lampen, so- 
wie eine solche über Großgleichrichter einge- 
fügt. In seinem Abbildungen zeigt das Buch 
nunmehr einen etwas störenden Mangel an 

Einheitlichkeit, da den ursprünglichen, leicht 

hingeworfenen Handskizzen eine Reihe von 

Abbildungen gegenüberstehen, die nach Reiß- 


brettzeichnungen oder auf photochemischem | 


Weg nach der Natur hergestellt sind. Die in 
der Besprechung der ersten Auflage erwähnten 
Unklarheiten sind noch nicht restlos beseitigt; 
so heißt es auf S. 201 unten, wobei noch ein 
Druckfehler hinzutritt: ‚Das Umwandeln der 
Stromart aus Wechselstrom in Gleichstrom be- 
sorgen sogenannte Umformer. Man unter- 
scheidet Drehformer und ruhende Umformer., 
Letztere sind die nur für Wechselstrom an- 
wendbaren Transformatoren, ..... Die Dreh- 
umformer werden nur angewendet, wenn man 
Wechselstrom in Gleichstrom oder umgekehrt 
verwandeln will, und es können entweder zwei 
gekuppelte Maschinen sein, .., oder auch 
nur eine einzige Maschine, ...“. Warum folgt 
‘ der Verfasser nicht der klaren Unterschei- 
dung der Maschinennormalien: Motorgenerator, 
Umformer, Transformator? ‚„Drehumformer‘, 
d. h. Motorgeneratoren, werden übrigens ge- 
legentlich auch gebraucht, um Wechselstrom 
anderer Phasen- oder Periodenzahl zu erhalten. 
Bei Asynehronmotoren spricht man besser von 
Primär- und- Sekundäranker, statt von Feld 
und Anker; vor dem Abschnitt über Strom- 
wendung vermißt man einen Hinweis auf die 
Folgen falscher Bürstenstellung bei Leerlauf. 
Bei dem Stromwandler wäre durch Text und eine 
andere Abb. 86 ein Hinweis auf die Hauptauf- 
gabe zweckmäßig, den Meßkreis von Hoch- 
‚spannung frei zu machen. 

Für die nächste Auflage wäre zu wünschen, 
daß, allenfalls unter Kürzung der Instrumente, 
Zähler und Lampen, ein "Abschnitt über Be- 
leuehtung — Lichtverteilung, mittlere Licht- 
stärke, Lichtstreuung u. dergl. in praktischer 
Darstellung, ferner eine Stichwortfolge (Re- 
gister) aufgenommen würde. Dadurch würde 
die Wertschätzung, die das Buch genießt, 
sicherlich noch wachsen. K. Hoerner. 


Einführung in die Mechanik defor- 
mierbarer Körper. Zum Gebrauch bei 
Vorträgen sowie zum Selbstunterricht. Von 
Prof. Dr. Max Planck. Mit12Abb. 1938. 
in 8%. Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1919. 
Preis geb. 11,50 M. 


Das Buch ist die Weiterführung der vor 
wenigen Jahren erschienenen „Einführung in 
die allgemeine Mechanik‘ desselben Verfassers. 
Sein Ziel ist, dem: Leser eine zusammenhän- 
gende, gründliche Begriffsbildung zu ver- 
schaffen ; daher werden. durchweg die Grund- 
gedanken und die fundamentalen Ansätze der 
Theoriehervorgekehrt ;alles Einzelne der ph ysi- 
kalischen Probleme und der mathematischen 
Technik tritt zurück und erscheint nur als Bei- 
spiel zur Klärung der großen Zusammenhänge. 
Zuerst werden die allgemeinen Bewegungs- 
gesetze eines stetig ausgedehnten Körpers ohne 
Rücksicht auf dessen Aggregatzustand, scharf 
geschieden nach kinematischen und dynami- 
schen Gesetzen, behandelt. Danach wird die 
Einschränkung unendlich kleiner Deformation 
eingeführt und das elastische Gleichgewicht 

„sowie die Schwingungsvorgänge in festen Kör- 
' pern dargelegt; letztere geben Anlaß zu einer 
- besonders liebevollen Abschweifung auf die 
Grundlagen der Musik. Dem Gebiet der un- 
endlich kleinen Deformationen gehören noch 
die akustischen Schwingungen in Flüssigkeiten 
und Gasen an. Diese leiten über zu dem eigent- 
iichen Gebiet der Hydrodynamik, bei welcher 
auch bei endliehen Deformationen der Druck 
allein von der augenblicklichen Deformation 
abhängt. Die Grundbegriffe, die Lehren von 


“ 


der wirbelfreien und der Wirbelbewegung so- 
wie die Ansätze für die Flüssigkeitsreibung ent- 
hält der letzte Teil des Buches. ; 
Daß das Lesen dieses Buches durch die 
Klarheit seiner logischen Entwicklung nicht 
nur lehrreich, sondern auch höchst genußreich 
ist, braucht bei einem Buch von Planck kaum 
besonders erwähnt zu werden. L. Hopf. 


Die wirtschaftliche und technische Be- 
deutung des elektrischen Antriebes 
für die Textilindustrie. Von Gustav 
W. Meyer. 55 8. in 8°. Verlag für Fach- 
literatur Ges. m. b. H., Wien und Berlin 
1919. Preis 4 M. \ 


Die Arbeit stellt einen Versuch dar, der 
Textilindustiie die Vorteile des elektrischen 
Antriebes klar zu machen. Sie gibt zü diesem 
Zwecke einen kurzen Überblick über die Aus- 
führungsmöglichkeiten des Antriebes der haupt- 
sächlichsten Textilmaschinen, wobei sie in der 
Hauptsache aus den Werbedrücksachen der 
Großfirmen schöpft. Leider wird der'Wert der 
Schrift dadurch beeintıächtigt, daß sie überaus 
flüchtig geschrieben ist und eine ganze Anzahl 
von Irrtümern enthält. Als Beispiel sei ange- 
führt, daß aut Seite 12 der Wirkungsgıad einer 
Anlage mit elektıischem Einzelantıieb, deien 
Motorwirkungsgrad mit 88 % angenommen 
ist, mit Hilfe einer umständlichen Formel zu 
89,5 berechnet wüıd: eine Folge davon, daß der 
Motoxverlust fälschlich aut die abgegebene 
statt auf die aufgenommene Leistung bezogen 
wird. Weiter ist die Auswertung von Selfaktor- 
versuchen, welche den Verfasser zur Befür- 
wortung des Gruppenantıiebes fühıen, insbe- 
sondere seine Figuı 7, durchaus irreführend; die 
Darstellung läuit aut die energetisch unrichtige 
Behauptung hinaus, daß der Seliaktor als sol- 
cher bei Einzelantrieb mehr Eneigie gebrauche 
als bei Antrieb in Gruppen. In Wahrheit zeigt 
sich in den mitgeteilten Versuchsergebnissen 
lediglich der Einfluß der Verluste in der An- 
triebstransmission und inihrem Motor, der vom 
Veriasser unıichtig bewertet wird. Dagegen, 
wird dem wichtigen Gesichtspunkt der Fern- 
haltung des Einflusses der Stöße der einzelnen 
Selfaktoren aui die Geschwindigkeit der ande- 
ren keinerlei Beachtung geschenkt. Überhaupt 
krankt die Aıbeit an dem Fehler, daß sie die 
textiltechnischen Gesichtspunkte, insbesondere 
den Einfluß des elektiischen Eihzelantriebes 
aut Menge und Güte des Erzeugnisses (Ver- 
minderung der Fadenbruchzahl usw.) ver- 
nachlässigt. Gerade diese Faktoren sind aber 
bei der Beurteilung des Wertes einer Antriebs- 
art in der Textilindustrie entscheidend, wäh- 
rend der vom Verfasser in den Vordergrund ge- 
schobenen Frage der Energieersparnis nur eine 
zweite Rolle zukommt. 

Irreführend ist auch der ganze Abschnitt 
über Zeugdruckeseien; hier wird u. a. die für 
Zeugdruckmaschinen kaum je angewandte 
Leonardschaltung besprochen und diese dabei 
noch mit der Zu-und Gegenschaltung verwech- 
selt, während das in zahlreichen Anlagen aus- 
geführte und bewährte Gleichstrom-Füntleiter- 
system unerwähnt bleibt. 

Schriften, welche sich die weitere Ausbrei- 
tung des elektrischen Antxriebes zum Ziele 
setzen, müssen, wenn sie ihrem Zwecke dienen 
sollen, in Form und Inhalt einwandfrei und wohl 
durchdacht sein; die vorliegende weist — an 
diesem Maßstabe gemessen — so erhebliche 
Mängel auf, daß leider zu befürchten steht, daß 
sie mehr Schaden als Nutzen stiften wird. 

Dr.-äng. Wilh.. Stiel. 


; Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. a 


Buchführung, Kalkulation und Stoeuerbe- 
rechnung für Kaufleute, Fabrikanten und andere 
Gewerbetreibende. Leichtfaßliche Anleitung, eine 
von Steuerbehörden und amtlichen Berufsver- 
tretungen empfohlene, arbeitsparende Buchführung 
nebst zweckmäßiger Kalkulation und neuzeitlicher 

‘ Steuerberechnung durch Selbstunterricht zu er- 
lernen, Mit Übungsaufgaben, Lösungen und 
einem Jahresübersichtsblatt zur jederzeitigen 
Feststellung des Betriebserfolges und der sonsti- 
gen  Betriebsergebnisse, Bearbeitet von H. 
Meyerheim. 54 S. in 8%. Handelspraktischer 
Verlag, Berlin NO. 43, 1920. Preis 5 M. 


Wiederaufbau und Sozialversicherung. Vor- 
schläge zur Änderung der Reichsversicherungs- 
ordnung. Von Dr, Dr. P. Kaufmann. 618. 
in 80, Verlag von G. Stilke, Berlin 1920. Preis4M. 

Kugellager und Walzenlager in Theorie und 
Praxis. Von P. Haupt. Mit 245 Abb. und 
55 Tabellen. VI und 199 S. in 80. Verlag von 
R. Oldenbourg, München und Berlin 1920. Preis 
geb. 21,40 M. 


Vereinheitlichung in der Industrie. - Die 
geschichtliche Entwicklung, die bisherigen Ergeb- 
nisse, die technischen und wirtschaftlichen Grund- 
lagen, Von Dr. G. Garbotz. Mit 13 Textabb. 
IV und 218 S. in 8%. Verlag von R. Oldenbourg, 
München und Berlin 1920. Preis geb. 12 M. 


“Vorgänge in der Scheibe eines Induktions- 
zählers und der Wechselstromkompen- 
satoralsHilfsmittelzu deren Erforschung. 
Von ®Dr.-Ang. W. v. Krukowski. Mit 63 Text- 
abbildungen. Mitteilung aus dem Zählerlabora- 
torium der Siemens-Schuckertwerke. 139 S. in 8°, 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
geh. 20 M. 


Versuchsergebnisse des Versuchsfeldes für 
MaschinenelementederTechnischenHoch- 
schule zu Berlin. Heft 2. A, Entstehung 
der Lagerversuche. Von Dr.:$rng. Kammerer. 
B. Durchführung. der Lagerversuche. Von 
Dr.-Ing. G. Welter und Dipl.-Ing. G. Weber. 
Mit 74 Textabb. VI und 66 $. ia 40, Verlag von 
R. Oldenbourg, München und Berlin 1920. 
Preis 12 M. 


Electriciteitsvoorziening. Een Hoogspan- 
ningsluchtnetvoor Nederland tot Voeding 
van de intercommunale 10000 Volts Ver- 
deelnettenentotKoppelingvan destroom- 
leverende Contralen. 4e Gedeelte. Het Zuid- 
Limburgsche Mijndistriet en de Electrieiteitsroor- 
ziening. Verslag uitgebracht door de „Commissie 
voor Hoogspanningslijnen“, als Inleiding tot een 

’ Bespreking in de eerstvolgende Ledenvergadering. 
Herausgegeben von der Vereeniging van Direc- 
teuren van Electriciteitsbedrijven in Nederland. 
115 S. in 4%. Verlag P. N. van Kampen & Zoon, 
Amsterdam 1919. 


High-Tension Cables. Some remarks about the 
latest improvements in their manufacturing and 
about their use in camparison with ovesıhead wires. 
Von P.V. Hunter. To the members of the „Ver- 
eeniging van Directeuren van Electrieiteitsbedrijven 


in Nederland“ at their Meeting at Amsterdam 
30. X. 1919. 
Gewinnung und Verwertung der atmo- 


sphärischen Elektrizität. Beitrag zur Kennt- 
nis ihrer Sammlung, Umwandlung und Verwen- 
dung. Von H. Plauson. Mit 82 Abb. auf 22 
Tafeln. VII und 75 S.in 80%. Verlag von Boysen 
& Maasch, Hamburg 1920. Preis \1 M. 


Die‘ Grundlagen der Einsteinschen Gravi- 
tationstheorie.e Von E. Freundlich. Mit 
einem Vorwort von A. Einstein. 3. erw. und 
verb. Aufl. 96 S.-in 8% Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1920. Preis 6,380 M. 


Neue Zeitschriften: 


Deutscher Meßhandel. Zeitschrift für Industrie 
und Handel, Import und Expoit. Herausgeber: 
Heinrich Müller, Offenbach a.M. Verlag: G. 
Krapp & Cie, Pfullingen-Stuttgart. Inlandpreis 
vierteljährlich 4 M. 

[Die sich als führendes Zentralorgan der 
deutschen Messen bezeichnende Halbmonatszeit- 
schrift will am inneren und äußeren Wiederaufbau 
mitarbeiten, insbesondere den deutschen Meßhandel 
fördern, und die Messen zu wirksamen und erfolg- 
sicheren Handelsinstrumenten ausbauen helfen.] 


% 
Ö 5 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Abmessungen der Einphasen-Bahnmotoren. 


In obigem Aufsatz, „ETZ‘““ 1920, S. 3, 
kommt Dr. UNGER zu dem Schluß, daß es rich- 
tiger und für den Konstrukteur handlicher 
wäre, insbesondere für Bahnmotoren einen 
Ausnutzungsfaktor einzuführen, der sich auf 
das Drehmoment anstatt, wie bisher üblich, auf 
‚die Leistung bezieht. An diese Bemerkung 
schließt Dr. UNGER die Ableitung eines solchen 
Ausnutzungsfaktors an. 

Hierzu bemerke ich, daß es seit langem 
in der Praxis üblich ist, sämtliche Gıößen 
bei Bahnmotoren auf das Drehmoment und 
nicht auf die Leistung zu beziehen. Kurven, 
die den Ausnutzungsfaktor als Funktion des 
Drehmomentes darstellen, habe ich überdies 
im Heft 44 der Sammlung Vieweg, ‚„‚Einphasen- 
Bahnmotoren“, S. 64, vorveröffentlicht. 


Berlin, 16. I. 1920. Dr. Iwan Döry. 


Erwiderung. 


Daß man vielfach in der Praxis sämtliche 
Größen bei Bahnmotoren auf das Drehmoment 
bezieht, ist mir aus eigener praktischer Erfah- 
rung nicht unbekannt, habe ich doch selbst 


173 


Elektrotechnische' Zeitschrift. 


Me EN 
1920, 


schon im Jahre 1908 auf Drehmoment bezogene 
Schaulinien von Einphasen-Bahnmotoren be- 
rechnet. Leider finden sich aber sogar in der 
neuesten Literatur noch Angaben über Bahn- 
motoren, die auf Leistung bezogen sind. Es 
scheint demnach immer noch Leute zu geben, 
die anders über diesen Gegenstand denken. 


Zu. Anfang 1919, als ich meinen Aufsatz 


schrieb, konnte ich nieht wissen, daß Herr Dr. 
DÖRY Ausnützungskurven veröffentlichen werde, 
Übrigens bezieht Herr Dr. DÖRY seine O-Werte 
auf Leistung und nicht auf Drehmoment, wie 
man auf S. 63 seines Buches lesen kann. Mit 
der aufgenommenen Leistung kann der Rechner 
leider nicht viel anfangen, darum bin ich auch 
von der abgegebenen Leistung bzw. dem Nutz- 
drehmoment ausgegangen. Die O-Kurven des 
Herrn Dr. DÖRY sind übrigens über Drehmo- 
ment aufgetragen, was nur dann zulässig ist, 
wenn man Drehmoment und Polteilung einander 
proportional setzt. Eine solche Proportionalität 
ist aber höchstens für eine Typenreihe möglich. 
Ich bin demnach der Meinung, daß es. richtiger 
ist, die O-Werte über Durchmesser aufzutragen, 
wie es Pichelmayer für andere Maschinenar- 
ten getan hat. 

Ich habe diese Erwiderung nur geschrieben, 
um zu betonen, daß meine Arbeit in keiner 
Weise durch das Buch des Herrn Dr. DÖRY 
beeinflußt worden ist. Sein Buch selbst halte 
ich für eine der besten Arbeiten auf dem Ge- 
biete der Einphasen-Kommutatormotoren und 
freue mich, das an dieser Stelle aussprechen zu 
dürfen. 

Charlottenburg, 3.-I. 1920. 
Franz Unger. 


Einpolige Bremskupplungen für Straßenbahn - 
wagen. 

Aus den Ausführungen des Herrn KIND- 

LER auf S. 34 der „ETZ‘“ 1920 geht zunächst 
hervor, daß dievom Unterzeichneten in „Elektr. 
Kraftbetr. u. Bahnen‘ 1918, Heft 29, gemach- 
ten Angaben über die Einrichtungen an den 
Wagen der Dresdner Straßenbahn bei Einfüh- 
rung einpoliger Bremsleitungen und die damit 
erzielten Vorteile erfreulicherweise sinngemäß 
Verwendung und Bewertung bei der Großen 
Berliner Straßenbahn gefunden haben.!) Im 
Bericht des Herrn KINDLER wird aber gesagt, 
daß die Anordnung des Bremsstöpsels im 
Schlußwagen unzulässig und als ein Verstoß 
gegen $ 40, Abs. b, der Balhnvorschriften : des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker zu be- 
zeichnen ist. Dem Verfasser scheinen die Ver- 
bandsvorschriften nicht geläufig zu sein, denn 
aus dem Schaltplan (Abb. 1b) ist ohne weiteres 
zu sehen, daß eine unbeabsichtigte Unter- 
brechung der Bremsleitung mit Ausnahme am 
Fahrschalter ausgeschlossen ist. Wird. der Erd- 
schlußstöpsel am letzten Wagen entfernt, so ist 
dies nichts anderes, als wenn der Stöpsel zwi- 
schen Trieb- und erstem Anhängewagen un- 
beabsichtigt entfernt wird. Die Anhängewagen 
werden alsdann sowohl nach Sehaltung Abb. Ib 
(Dresden) wie auch nach Abb. 4e (Berlin) 
stromlos, und es ist nicht erklärlich, wie dies 
Herr KINDLER mit der vorgeschlagenen Schal- 
tung verhindern will. Im übrigen bleibt der 
Bremsstrom in beiden Fällen geschlossen infolge 
des Sicherheitswiderstandes. Die Vorschriften 
des V.D.E. werden daher bei der Dresdner An- 
ordnung vollkommen erfüllt. 
Soweit die Abbildung des bei der Großen 
Berliner Straßenbahn verwendeten Brems- 
stöpsels, der durch D.R.G.M. geschützt ist, er- 
kennen läßt, ist dessen Lösung aus der Dose 
viel leichter möglich, wie bei dem im vorerwähn- 
ten Aufsatz des Unterzeichneten in „Elektr. 
Kraftbetr. u. Bahnen‘ ‚abgebildeten, da bei 
diesem noch eine Rast am vorderen Rande vor- 
gesehen ist, hinter welche sich die Kontakt- 
federn legen und dem Stöpsel daher festeren 
Halt in der Dose geben. 

Ferner ist auch die Annahme des Herrn 
KINDLER, daß bei der im Dresdner Straßen- 
bahnbetrieb bestehenden einpoligen Brems- 
schaltung die Kupplungsdosen 2 Kabelan- 
schlüsse behalten, irrig, da in die alte Dose, 
deren bisherige Doppelkontakte miteinander 
verbunden sind, entweder nur der Erdungs- 
oder der Kupplungsstöpsel einzuführen ist. 

Die weiter von Herrn KINDIER als Nach- 
teil der Dresdner Schaltung angeführte Erd- 
leitung von Bremsdose zu Bremsdose ist natür- 
lich nieht mehr erforderlich, da diese sich durch 
die leitende Verbindung im Fahrgestell mit 
Hilfe des Kurzschlußstöpsels erübrigt. Der im 


Aufsatz in „Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen‘ oe- | 


machte Hinweis auf die gleichmäßige Polarität 
der Dosen bezog sich nur aufjdie Übergangszeit 


!) Wir stellen hierzu, fest, das Herr Kindler erst 
von uns auf den Aufsatz in Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen 
aufmerksam gemacht wurde und ihn auf unseren beson- 
deren Wunsch in seinem Artikel berücksichtigte D. S. 


Heit 9. 


26. Februar 1920. 


und ist jetzt selbstverständlich hinfällig ge- 
worden. 
Völlig unklar ist der Vergleich des Herrn 


"KINDLER über die Vor- und Nachteile.der Ne- 


ben- und Hintereinanderschaltung der Brem- 
sen in den Anhängewagen. Herr KINDLER 
könnte durch einen einfachen Versuch leicht 
feststellen, daß bei Hintereinanderschaltung 
der jetzt bei der Großen Berliner Straßenbahn 
nebeneinander geschalteten Bremsen, bei glei- 
cher Bremskraft die Stromstärke im Brems- 
stromkreis wesentlich niedriger ist als bei 
Nebeneinanderschaltung. Da bekanntlich bei 
Hauptstrommotoren mit dem Strom auch die 
Spannung abnimmt, so ergibt sich, daß die Be- 
lastung der Motoren bei Hintereinänderschal- 
tung der Bremsen geringer wird und demzu- 
folge auch die Unterhaltungskosten der Moto- 
ren abnehmen. Een 

Die anscheinende Überlegenheit der Neben- 
einanderschaltung gegenüber der Reihenschal- 
tung liegt eigentlich nur in der Möglichkeit, daß 
bei Lösung des letzten Anhängewagens oder 
infolge Leitungsunterbreehung in einer der 
Bremsen die übrigen Bremsen betriebsfähig 
bleiben. Dem steht aber der große Nachteil 
gegenüber, daß bei Erdverbindung einer Spule 
alle übrigen Bremsen versagen und die Trieb- 
wagenmotoren die Bremsung des gesamten 
Zuges zu übernehmen haben, was vom Führer 
nicht leicht bemerkt werden kann. Dieser Fall 
tritt aber bei Hintereinanderschaltung der 
Bremsen wie im Dresdner Betriebe nur dann 
ein, wenn der Erdschluß am ersten Anhänger 
erfolgt. -Anderseits bleibt der Vorzug bestehen, 
daß bei Hintereinanderschaltung der Bremsen 
durchweg die gleiche Stromstärke gesichert ist, 
während (dies bei Nebeneinanderschaltung der 
Bremsen von jeweiligen Spulen- und Übergangs- 
widerständen abhängt. Die jahrelangen Be- 
triebserfahrungen mit beiden Schaltungen in 
Dresden haben daher der Hintereinanderschal- 
tung den -unbedingten Vorzug eingeräumt. 

. Nach alledem ist die Einrichtung der ein- 
poligen Bremsschaltung, wie sie bei derDresdner 
Straßenbahn seit dem Jahre 1917 eingeführt 
ist, mindestens gleichwertig der Einrichtung 
der Großen. Berliner Straßenbahn. Beweis 
a bildet deren völlig störungsfreies Ar- 

eiten. 


Dresden, 30. 1. 1920. 


R. Wolff. 


Erwiderung. 


Maßgebend für den Bau und Betrieb elek- 
trischer Bahnen ist in erster Linie die Betriebs- 
sicherheit und hier wieder die der Bremsmittel. 
Herr WOLFF vermengt in seinen obigen Aus- 
führungen grundsätzliche Fehler und betriebs- 
mäßig auftretende Mängel an Bremsmitteln, $40, 
Abs.b der Bahnvorschriften des V.D.E. lautet: 
„Erdleitungen sowie vom Fahrstrom unab- 
hängige Bremsstromkreise dürfen nur im 


, Fahrschalter abschaltbar sein“, und ist 


seinerzeit auf Grund eines ähnlichen Anlasses 
festgestellt worden. Der Dresdner Kurzsehluß- 
stöpsel (Abb. 1b) macht die Erdleitung von 
sämtlichen  Anhängewagen eines Zuges ab- 
schaltbar. Im vorliegenden Fall ist dies um so 
gefährlicher, als er jedermann zugänglich ist. 
Nachstehend sind einige Beispiele gegeben wie 
Gefahr und Unzuträglichkeiten entstehen kön- 
nen, Das Einrücken des Kurzschlußstöpsels 
muß beim Umkuppeln der Wagen an jedem 
Endpunkt durch das Fahrpersonal erfolgen 
und kann vergessen werden. Der Kurzschluß- 
stöpsel kann leicht und unbemerkt von unbe- 
fugter Hand, selbst während der Fahrt, wieder 
entfernt werden. Dasselbe könnte man von den 
Bremskupplungskabeln zwar auch sagen, aber 
diese sind jedermann sichtbar, und wird daher 
nicht so leicht ein Eingriff gewagt. Jeder, 
selbst der beste Kontakt, kann schadhaft wer- 
den. Nach einem Zusammenstoß kann der 
Führer heimlich und unbemerkt den Kurz- 
schlußstöpsel auslösen, um die Entschuldigung 
zu haben, es sei von unbefugter Hand gesche- 
hen. Ein Verfahren, wie es wiederholt bei 
Luftbremsen durch Schließen der Absperr- 
hähne ausgeübt wurde. 

Alle sonstigen Vorteile des einen oder an- 
deren Systems, wie Stromverringerung, ver- 
blassen gegen die Komplizierung und Gefahr, 
welche dem Kurzschlußstöpsel innewohnt, und 


‚der auch meines Wissens einzig dasteht. Wenn 
Herr WOLFF sich sagt: „Dieser Schalter ist | 


kein Schalter‘‘ oder „Es ist noch immer gut 
gegangen“, so sollte doch wenigstens vor Ein- 
führung derartiger Bremsaussehalter in sach- 
licher Form gewarnt werden, um so mehr, als 
dem Verfasser bekannt ist, welcher peinlichen 
Kritik die Bahnbremsen z. B. bei Gerichtsver- 
handlungen, unterworfen werden. rs 
Friedenau, 5. II. 1920. RS 
E. Kindler. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten) K 


Auszeichnungen. Prof. Dr. 1% Prandtl, 
Direktor des Instituts für angewandte Mathe- 


Anerkennung hervorragender Leistungen auf 


matik an der Universität Göttingen, wurde in 


Er 


dem Gebiete der technischen Elektrizitätslehre 


von der Technischen Hochschule in Danzig zum. 


Dr.-Ong.. ehrenhalber ernannt. 
Hochschulnachrichten. — 


tingen, Dr. P. Debye, ist zum ord. Professor 


an der Eidgenössischen Technischen Hoch- 


schule in Zürich ernannt worden. — Dr. Fr. 
Paschen, ord. Professor der Physik an der 
Universität Tübingen, ist in 
schaft an die Universität Bonn berufen worden. 
K. Wilkens, langjähriger Direktor der 
Berliner Elektrieitäts-Werke, ist am 1. I. 1920 
aus dem Vorstand der Elektrowerke A. G. aus- 
geschieden und hat sich in Berlin-Wilmersdorf 
als Beratender Ingenieur für Blektrizitäts- 
werke und.Kraftanlagen niedergelassen. 
LEEREN EEE TSEETEEEEEESTTTEE 


VEREINSNACHRICHTEN, 


\ 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) ? 


Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 63. ; 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


„ 


Betr. Mitgliederverzeichnis. 


Das Mitgliederverzeichnis nach dem Stande 
vom Oktober 1919 ist in diesen Tagen er- 
schienen und wird von der Geschäftsstelle zum 
Preise von M. 3,50 einschl. Porto abgegeben. 
Mitgliederdes Verbandes erhalten dasMitglieder- 
verzeichnisdurchdie Vereine kostenloszugestellt. 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 

Der Genenalsekretär: / 
I. V.: Zimmermann, 
Oberingenieur. 


Der bisherige | 
Professor der Physik an der Universität Göt- 


BreiobeT Eigen-. 


S. 


ETERRIZESTAEESEREENERETSTTTTETR TERN 


Sitzungskalender. 


Berliner Mathematische Gesellschaft. 25. II. 
1920, nachm. 7%, Uhr, kl. Hörsaal des Phys. 
Instituts der Universität, Reichstagsufer 7—8: 
W. Jacobsthal „Charakteristische Irrational- 
täten der sphärischen Trigonometrie‘“. 

Verein für Wasser- und Gaswirtschaft E.V. 
26. II. 1920, vorm. 10 Uhr, Rheingold, Eben- 


holzsaal: Vortrag Oberbürgermeister Schmie - % 


der „Gaswerk und Stadthaushaltplan früher, 
jetzt und in Zukunft“. Zivilingenieur O. Geiß- 
ler „Über die technische und wirtschaftliche 
Durehführbarkeit von Wasserwerken und Ka- 


„Organisation des Gaskokssyndikats nach den 


'nalisationen nach dem Kriege‘. DirektorC. Ohly 


Ausführungsbestimmungen über das Gesetz zur 


Regelung der Kohlenwirtschaft vom 23. IR 
1919“. 

Verein deutscher Gießereifachleute E. V. 
26. II. 1920, abends 7 Uhr, Ingenieurhaus: Vor- 
trag Hubert Hermanns „Abfallwirtschaft in 


: Eisen- und Stahlgießereien“. ’ 


Elektrotechnischer Verein. 9, III. 1920, 
abends 71, Uhr, Ingenieurhaus: 701 
Wattmann „ElektrischeSchienenschweißung ; 
und Vortrag Lange „Thermitschweißung‘“. 
Weiteres siehe offizielle Ankündigung. 


RE 


BE He 


Deutscher Verein für den Schutz des ge- 


werbliehen Eigentums. 9. III. 1920, vorm. 12 


Uhr, Reichspatentamt,  Gitschinerstr. 97: Ge- 


denkfeier für Joseph Kohler. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Ein neues Verfahren für die ea N 


der Maste von Fernleitungen. — Ks wir 
i „Bulletin des - 
Vereins“ 1919, Nr.9, der Vorschlag gemacht, bei 


Hochspannungsleitungen mit 


N 


Si 


Schweizer Elektrotechn. 


gewöhnlichen 


Fisenmasten von 1 bis 2m Fußbreite die Beton- 


fundamente nieht mehr aus einem Klotz her- 
sondern die Mastfüße auf vier ein- 
Blöcke zu stellen, die die Form 


zustellen, 
zelne schlanke 


eines Kegelstumpfes und einen wesentlich 


»; 
A 


5 


kleineren Rauminhalt als der Klotz haben. 
Dem neuen Verfahren, das in der Schweiz ge- 
setzlich geschützt ist, werden folgende Vorteile 


nachgerühmt; 


nötigen Betonmenge gespart. 2.Demgemäß ver- 


mindern sich auch dıe Kosten für Heranschaf- 


fung der Baustoffe u. dgl. 3. Weil die 4 Blöcke, 


nicht so viel Grundfläche einnehmen, wie ein 
Klotz, wird auch der Grunderwerb erleichtert. 
Zu Punkt 3 wäre zu bemerken, daß das Boden- 


1. Es werden bis d/g der sonst 


a 


\ 


EN" Il a 3 au u PS A A 7 
a OT, ; ; SEreN 
E- T » E \ 4 t 


[4 eo‘ 


26. Februar 1920. N 


kreuz innerhalb des Mastes vom Landmann 
doch nicht bestellt werden kann und eher als 
Unkrautinsel bewertet wird. Was nun den Be- 
ton anbelangt, so hat man die steigenden Kos- 
ten auch in Deutschland als einen drückenden 
Übelstand empfunden und geht mehr und mehr 
dazu über, den Beton ganz zu sparen und die 
Masten auf Plattenfundamente zu stellen. Es 
ist auch nieht ganz neu, daß man die Maste 
mit drei oder vier einzelnen Füßen ausbildet 
und diese getrennt verankert. Neu ist wohl nur 
die allgemeine Anwendung von 4 getrennten 
Fundamentblöcken bei gewöhnlichen Masten 
mit 1 bis 2m Fußbreite, wie sie bei Hochspan- 


 nungsleitungen üblich sind, und die damit ge- 


wonnene Ersparnis an Beton, die bis etwa 80% 
gehen soll. Sollman aber überhaupt das Unter- 
teil. des Mastes in die Erde reichen lassen, oder 
soll man ein besonderes Fundament herstellen 
und den Mast darauf setzen % Viele Fachleute 
geben dem ersten Verfahren den Vorzug; doch 
sei hier nur bemerkt, daß für das hier in Rede 
stehende Gründungsverfahren nur der zweite 
Fallin Betracht kommt. Wohl jeder, der sich 
mit Leitungsbau beschäftigt, hat sich auch 
sehon mit der Frage befaßt, wie man den Beton- 
verbrauch einschränken könne, und der Bau- 
leiter versteht es gewiß auch, bei gutem Boden 
kleine Ersparnisse zu machen. Aber umgekehrt 
ist es Tatsache, daß bei schlechtem Baugrund 
die üblichen Fundamente manchmal noch 
nicht groß genugsind. Daher wird es die Fach- 
welt nicht wenig überraschen, daß es möglich 
sein soll, den Betonverbrauch ohne besondere 
. Maßnahmen einfach in dem angegebenen Um- 
fang einzuschränken. Der Erfinder sagt dazu: 
„Biegungsbeanspruchungen von Tragwerken, 
seien sie durch Winddruck oder Zug durch 
die Leiter hervorgerufen, haben Zug- und 
Druckkräfte in den Eckpfosten bzw. den Füßen 
zur Folge. Es genügt daher, wenn jeder Fuß 
einen Anker erhält, der. geeignet ist, diese 
Kräfte mit dem gewünschten Sicherheitsgrad 
auf das Erdreich zu übertragen.“ Dazu sollen 
die vier Betonkegel genügen, indem die Belast- 
barkeit des gewachsenen Bodens in weitgehen- 
der Weise ausgenutzt wird. Demnach will der 
Verfasser die wagrechte Kraft ganz vernach- 
lässigen. Nach der bisher geltenden Anschau- 
ung ist das aber nicht zulässig ; das kommt auch 
in Dr. Fröhlichs Formeln!) zum Ausdruck, und 
erscheint um so bedenklicher, als die neue Fun- 
damentform sehr kleine Seitenflächen hat. 
Offenbar haben das auch die mit den neuen 
Fundamenten angestellten Versuche bestätigt, 
die wir nun beschreiben wollen. 
Versuch I. Ein Betonklotz 1,9 m hoch, 
unten 0,5 x 0,5 m, oben 0,3 x 0,3 m wurde 
‚eingegraben (Sand und Kies) und einem senk- 
rechten Zug unterworfen. Er begann bei 10 000 
kgsich zuheben und löste sich ganz bei 18 000kg. 
Es zeigte sich, daß infolge eines Fehlers beim 
Stampfen ein 40 em langes Stück abgebrochen 
und stecken geblieben war. / 
Versuch II. Gleiche Anordnung. Form 
des Blockes unregelmäßig, größter Querschnitt 
0,8 x 0,63 m?, Höhe 1,9 m., Beginn der Hebung 
bei 10,000 kg, Ende bei 28 000 kg. | 
Versuch III. Ein Mast steht auf vier 
Kegeln: 1,9 m hoch, unten 0,6, oben 0,45 m 
Durchmesser, und wird in derLeitungsrichtung 
durch Zug belastet. Beieiner Belastung von rd 
18 000 kg auf Zug bzw. Druck (35% über Vor- 
schrift) ist die Hebungund Senkung der Kegel 6 
bis 11 bzw. 0,5 bis 3 mm (Lehm mit Kalkstein). 
Versuch IV, wie III. Zugsockel 2,65 m 


‘ hoch, unten 1,05, oben 0,49 m Durchmesser. 


- Drucksocke] 1,54 m hoch, unten 0,8, oben 0,7 m 
Durchmesser. Beginn der Bewegung bei etwa 
3000 kg. Hebung bzw. Senkung bei 15 000 kg 
Zug(Druck) nach Vorschrift 35 bis 45 bzw. 8 bis 
15 mm (nasser Letten). 

Versuch V, wie III. Höhe der Sockel 
1,9 m, unten 0,65, oben 0,3 m Durchmesser. 
Bei 5500kg Zug(Druck) nach Vorschrift 3 bzw. 
l mm Hebung bzw. Senkung (Letten). 

Die Versuche bestätigen die Richtigkeit 
unserer Zweifel an der Zuverlässigkeit der 
kleinen Fundamente. IundII sind nicht ent- 


 seheidend, weil dort nur lotrechter Zug ange- 


wendet wird; bei den übrigen wird nicht ge- 
sagt, ob auch wagrechte Verschiebungen statt- 
gefunden haben, die bei einem Zug von 5000 bis 
10000 kg möglich sind (die Bewegung der 
Mastspitze besagt in diesem Falle kaum etwas, 
weil sie z. T von der Durchbiegung herrührt). 
Bei Versuch III ist nicht angegeben, wie das 

‘ Verhalten bei der vorgeschriebenen Be- 

lastung war. Bei IV erwiesen sich die Funda- 
mente als viel zu klein für die Bodenart und 

bei V gerieten sie bei der yorgeschriebenen Be- 
lastung auch schon in Bewegung. Daher emp- 
fiehlt der Erfinder, den Mastfüßen Gelenke zu 
geben und Spielraum für wagrechte Verschie- 
bungen gegen die Fundamente, damit sie nicht 
abbrechen! er 


1) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 230. 


Zum Schlusse möchten wir dem Verfasser 
darin beipflichten, daß in der Frage nach der 
Standsieherheit der Maste noch Arbeit zu tun 
bleibt. Die geltenden Formeln tragen der 
Bodenbeschaffenheit wenig Reehnung, und so- 
lange man für diese keine zahlenmäßigen Unter- 
lagen hat, wird man lieber vorsichtig rechnen, 
um die Anlage nicht zu gefährden. Neue Unter- 
suchungen in der angedeuteten Richtung müß- 
ten auch in Verbindung mit der Frage nach der 
Lebensdauer der Maste gebracht werden. 


‚Schl. 
Die Steigerung der Selbstkosten des elek- 
trischen Stromes bei den Oberschlesischen 


Elektrizitätswerken seit 1914. — Bergmann 
bringt Beispiele der Gestaltung der durch- 
schnittlichen Betriebskosten bei den Ober- 
schlesischen Elektrizitätswerken für den im 
Leitungsnetz nutzbar abgegebenen Strom 
bei Stromabgabe a) für Industriezwecke, 
hochspannungsseitig gemessen; b) für Indu- 
striezwecke, hinter dem Transformator gemes- 
sen, und c)für Kleinabnehmer, aus den Nieder- 
spannungsnetzen entnommen, u. zw. für die 
Jahre 1914, 1918 und 1919. Er weist aus den 
Berechnungen nach, daß nicht eine feste Teue- 
rungsklausel in Pf/kWh Strompreissteigerung 
für 1 M/t Kohlenpreiserhöhung ausreicht, um 
die tatsächlichen Betriebsmehrkosten unter den 
heutigen Verhältnissen zu erfassen, sondern daß 
als Steigerungsfaktor eigentlich eine veränder- 
liche Größe in Abhängigkeit von der Jahresbe- 
nutzungsdauer angewendet werden muß, wenn 
die Teuerungsklausel ihren Zweck voll erfüllen 
soll. (Mitt. d. Vereinig.‘d. El.-W., Bd. 18, 
1919, 8. 97.) Zim. 


Kraftwerke mit Asynehrongeneratoren. — 
Die San Joaquin Light and Power Corpo- 
ration of Fresno, Col. hat am San-Joaquin- 
Flusse einige Wasserkraftanlagen, die von 
einem Staubecken von etwa 55 Mill. m? Inhalt 
gespeist werden. Die Druckhöhe schwankt 
von etwa 36m bis zu einem ganz kleinenWerte, 
wenn das Becken nahezu geleert ist. Diese 
Staudruckhöhe ist bisher unbenutzt geblieben, 
vielmehr ist. das Stauwasser durch einen Tunnel 
unter dem Staudamm in den ziemlich langen 
Oberwassergraben des Kraftwerkes 3 der Ge- 
sellschaft geleitet worden. Jetzt soll die 
schwankende Staudruckhöhe im durehschnitt- 
lichen Betrage von etwa 30 m durch ein kleines 
Kraftwerk von 1000 kW. ausgenutzt werden. 
Ein Eisenrohr von 122cm]. W.istin das untere 
Ende des Tunnels in Zement eingelassen und 
führt zum Turbineneinlauf. Die Wassermenge, 
die hier durchfließen soll, wird durch die Größe 
der Durchlaßöffnung an der Turbine geregelt; 
hierbei ändert sich natürlich die Generator- 
leistung mit der Wassermenge und Druckhöhe. 
Der Antrieb des 1000 kVA-Westinghouse-Syn- 
ehrongenerators erfolgt durch eine mit ihm 
gekuppelte Pelton-Franeisturbine von 1000kW. 

Die Turbine arbeitet ohne Regulator, 
damit diegesamte verfügbareWassermenge aus- 
genutzt werden kann. Jedoch wird durch 
einen mittels! Schwimmers gesteuerten Motor 
der Turbineneinlauf bei bestimmtem, tiefsten 
Wasserstand geschlossen; auch schaltet der 
Motor den Generator ab, falls die Verbindung 
mit dem Hauptnetz aus irgend einem Grunde 
unterbrochen sein sollte. Es wurden Asyn- 
chrongeneratoren gewählt, um Schaltappa- 
rate und Bedienung möglichst zu vermindern. 
Die Anlagen sollen nur von den Wärtern des 
nächsten Hauptkraftwerkes (das mit Synchron- 
generatoren arbeitet) gelegentlich: besucht wer- 
den. Auf diese Weise werden (zusammen 
mit einer ähnlichen Anlage an einer anderen 
Stelle) etwa 1400 kW :mit äußerst geringen 
Kosten nutzbar gemacht. (L. J. Moore. Elec- 
trical World, Bd. 72, 1918, S. 831.) E. Ph. 


Elektromaschinenbau. 


Über die Leitung eines Wechselflusses durch 
massive Joche und Pole von Dynamomaschinen, 
— L. Dreyfus untersucht die Leitung eines 
Wechselflusses durch massive Joche und Pol- 
kerne. Diese Erscheinung tritt bei den syn- 
chronen “ Einphasenmaschinen unerwünscht 
auf, dagegen ist sie außerordentlich wichtig für 
den asynchronen Anlauf synchroner Maschinen 
und Einankerumformer. In ausführlieher Weise 
wird die Berechnung der magnetischen Wechsel- 
stromcharakteristiken und der Wirbelstromver- 
luste für die drei Abschnitte eines massiven ma- 
gnetischen Kreises — Joch, Polkern und Luft- 
spalte mit Polschuh — durchgeführt. Die Super- 
position der drei magnetischen Charakteristiken 
liefert die Gesamtbilanz des Magnetisierungsvor- 
ganges. Die Aufstellung dieserBilanz ist notwen- 
dig für die Berechnung des asyncehronen Anlauf- 
momentes einer Synchronmaschine. Die Be- 
technungen werden mit analytischen und gra- 
phischen Methoden durchgeführt und an zahl- 
reichen Beispielen erläutert. (Archiv f. Elektr., 
54.5.1916, 8.175.) % ’ .Vg. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 9. 1.179 


DerÜibergangswiderstand von Kohlenbürsten 
am Kollektor. — Nach einer Einleitung über 
die bisherigen Untersuchungen und Ergebnisse 
beschreibt R. Czepek die von ihm verwen: 
dete Methode zur Bestimmung des Bürstenüber- 
gangswiderstandes. Durch eine große Reihe 
von Versuchen kommt er zu folgendem Ergeb 
nis. Der, Bürstenübergangswiderstand kann als 
Kombination eines Widerstandes eines festen 
Leiters mit einemlichtbogenähnlichen Vorgang 
‚aufgelaßt werden. Seine Spannung-Strom-Cha- 


"rakteristik ist deshalb eine für steigende Stiöme 


anfangs rasch, später allmählich ansteigende 
Linie. Wegen der großen Temperaturempiind- 
lichkeit zeigt der Bürstenübergangswiderstand 
bei Wechselstrom die Eigenschaft der Hyste- 
rese. Dies zeigte sich sowohlin der dynamischen 
Charakteristik, als auch in der Kurve des Wi- 
derstandes in Abhängigkeit vom Strom. Da die 
beiden Elektroden bedeutend verschiedene 
Wärmeleitfähigkeiten besitzen, kehrt die Hyste- 
reseschleife beim Wechsel der Kathode in der 
Regel ihren Umlaufsinn um, weiter tritt eine 
Spannungspolaritätauf. Die Spannung Kollek- 
tor— Bürste ist meisthöher als bei umgekehrter 
Stromrichtung. Von Einfluß ist ferner die 
Thermoelektrizität, welche von:der ungleich- 
mäßigen Erwärmung der Elektroden herrührt. 
Die Richtung der Thermospannung hängt von 
der Beschattenheit des Materials der Kohlen- 
bürsten’ab. Die Kupferbürste zeigt ein ähn- 
liches, nur wesentlich abgeschwächtes Verhal- 
ten wie die Kohlenbürsten. Eine Erklärung 
hierfür ist in der Bildung des Kupieroxydes 
zu suchen. . (Archiv f. Elektr, Bd. 5, 1916, 
S. 161.) v9: 


Apparatebau. 


Elektromagnetische Apparate. zum Anf- 
suchen metallischer Gegenstände im Erd- 
boden. — 1. Die Induktionswage. Zum 
Aufsuchen von blind gegangenen Grana- 
ten und anderen unter dem Erdboden ver- 
borgenen Metallgegenständen hat der Inge- 
nieur Chanoit auf Anregung des französi- 
schen Ober-Telegrapheningenieurs de Ner- 
ville einen Apparat gebaut, dessen Einrich- 
tung und Gebrauch aus Abb. 1 hervorgeht !). 


Abb. 1. 


Er beruht auf der Anwendung der Induktions- 
wage nach Hughes. Ein von einem Ruhm- 
korffschen Induktionsapparat _gelieferter 
Wechselstrom durchläuft die beiden vollkom- 
men gleichen Primärspulen J, I‘ hinterein- 
ander, und induziert Strömein den ihnen gegen- 
über liegenden,ebenfalls untereinander gleichen 
Sekundärspulen S$, S'. Diese Spulen sind gegen- 
einander geschaltet und wirken auf einen dop- 
pelten Kopffernhörer. Wenn die Kopplung 
zwischen den Spulen I, S genau dieselbe ist 
wie zwischen den Spulen I‘, $', so heben sich die 
in den Sekundärspulen induzierten elektro- 
motorischen Kräfte auf, in den Fernhörern ist 
kein Strom wahrnehmbar. Da die völlige 
Gleiehheit der Kopplung schwer herzustellen 
und aufrechtzuerhalten ist, ist zur Feinab- 
gleichung noch eine schwache regelbare Kopp- 
lung zwischen den beiden Stromkreisen vorge- 
sehen. Sie besteht aus einem kleinen Kopp- 
lungsvariometer, dessen fester Teil im Primär- 
kreis, dessen beweglicher Teil im Sekundär- 
kreis eingeschaltet ist. Das Variometer be- 
findet sich an der Spitze des Winkels, der die 
beiden Hauptspulen trägt, und wird kurz vor 
der Ingebrauchnahme des Apparates so ein- 
gestellt, daß der Ton im Fernhörer völlig ver- 
schwindet. Gelangt nun ein metallisch leiten- 


. der Körperin das Feld des einen Spulensystems, 


so wird durch die Rückwirkung der in dem Me- 
tallkörper entstehenden Wirbelströme das Feld 
des betreffenden Spulenpaars und somit auch 
das elektrische Gleichgewicht zwischen den 
beiden Spulenpaaren gestört. Die Anwesen- 
heit eines Metallkörpers macht sich daher durch 
einen Ton im Telephon bemerkbar. Die Spulen- 
paare haben 60 cm Durchmesser. F Jedes Spu- 
lenpaar ist an den beiden unter 45° gegen den 
Boden "geneigten hölzernen Schenkeln eines 
Winkels befestigt; die beiden Schenkel werden 
durch einen Querträger in ihrer Lage gehalten. 
Die Mittelpunkte der Spulenpaare haben 1,50 m 
Abstand. Die Stromquelle (Trockenelemente 


ı) Nach Le Gönie Civil, Bd. 71, 1917, 8. 312.. 


180 


und Induktionsapparat) befindet sich in einem 
besonderen Kasten, der durch bewegliche 
Schnüre mit dem Sucher verbunden ist. Die 
Bedienung des Apparates ist einfach. Man 
gleicht ihn zunächst fein ab und begeht dann 
den abzusuchenden Geländestreifen, wobei die 
Spulenpaare dicht über den Erdboden gehalten 
und hin- und herbewegt werden. Eine zweite 
Person trägt den Kasten mit der Stromquelle. 
Die Versuche ergaben, daß eine etwa 10 kg 
schwere und in 40 bis 50 cm 'Tiefe vergrabene 
Metallmasse mit dem Apparat leicht gefunden 
werden konnte. 

2. Der Hochfrequenzkreis. Im Gegen- 
satz zu dem oben erwähnten Apparat: ge- 
stattet eine im „Engineering and Mining Jour- 
nal“ vom 25. VIII. 1917!) beschriebene Einrich - 
tung das Auffinden metallischer Massen, so: na- 
mentlich von Metallerzadern,in größeren Tiefen. 
Abb. 2 zeigt den elektrischen Schaltplan. Die 


Abb. 2. 


Wechselstromquelle I speist den_Transforma- 
tor T, dessen Sekundärkreis auf eine Funken- 
strecke S wirkt. Parallel zu ihr ist über Kon- 
densatoren b und c eine kreisförmige Spule P 
von etwa 70 m Durchmesser angeschlossen. 
Beim Ansprechen der Funkenstrecke entsteben 
in dem Kreise b, c, P hochfrequente Schwin- 
gungen. Das hochfrequente Wechselfeld der 
Spule P, die sich dieht über dem Erdboden be- 
findet, ist von kreisförmiger Symmetrie, wenn 
der Erdboden gleichförmige Beschaffenbeit hat. 
Befindet sich jedoch in dem Boden unterhalb 
der Spule eine gut leitende Masse O, wie in der 
Abb. 2 angedeutet, so wird die Symmetrie_des 
Feldes gestört. Das Verfahren beruht nun dar- 
auf, daß mittels zweier Suchspulen a, und a, 
die Feldkurven aufgenommen werden. Jede 
der Spulen wirkt über einen Gleichrichter auf 
dasselbe Galyanometer g. Indem die eine fest- 
gehalten, die andere im Raum bewegt wird, 
werden die Orte gleicher Felddichte bestimmt. 
Da bei diesem Verfahren nur relative Feldunter- 
schiede in Betracht kommen, fallen die von den 
Intensitätsschwankungen im Hochfrequenz- 
kreis herrührenden Störungen beraus. 
Versuche, die mit dieser Einriebtnng in 
der an Metallerzen reiceben Gegend von Joplin 
gemacht worden sind, hatten folgendes Er- 
gebnis. An 1] Stellen zeigte das Verfahren die 
Anwesenheit leitender Körper im Boden an. 
An'sieben dieser Stellen fand sich die Anzeige 
beim Bohren bestätigt und führte zur Ent- 
deckung von 6 Lagern Pyrit und von einem 
Lager Galenit. Die 4 mißglückten Fälle 
sollen zu Beginn der Versuche stattgefunden 
haben, als noch nieht hinreiebend praktische 
Erfahrungen vorlagen. Selbstverständlich ist 
das Verfahren nur für solche‘ Erze branchbar, 
die elektrisch gut leiten. K.W.W. 


Kugelableiter. — Bei einer Anfang 1917 von 
der Hochspannungs- Apparate - Baugesellschaft 
in Dresden erstmalsunter dem Namen „Kugelab- 
leiter‘ auf den Markt gebrachten Blitzschutz- 
vorrichtung (Abb.3) bildet sich der Lichtbogen 
zwischen Hörnern, jedoch unter dem Einfluß 


Abb. 3. j 


!) Nach Le G6nie Civil, Bd. 71, 1917, $. 360. 


 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 9. 


fr z ? 
f BR; + 


26. Februar 1920. 


7 


eines von Kugelelektroden homogen gemachten 
elektrischen Feldes, während im weiteren Ver- 
laufe der entstandene Liehtbogen nur noch 
unter dem Einfluß der Hörner steht, An der 
Überschlagstelle sind große, wärmeleitende 
Flächen und Massen vorhand&h, so daß auch 
bei wiederholtem Ansprechen keine Erwärmung 
der Überschlagstelle und damit Ionisierung 
der Luftstrecke und Herabsetzung der Über- 
schlagspannung eintritt. S. 


Verkehr und Transport. 


Die Zukunit der elektrischen Eisenbahnen 
in England!). — John Aspinall hatte in seiner 
Antrittsrede vor dem Institution of Eleetr. Eng. 


in London darauf hingewiesen, daß die Haupt- _ 


fragein der Entwicklung der Eisenbahnen die 
Vergrößerung des Lichtraumprofils der Strecke 
und somit auch der Fahrzeuge sei, die im gan- 


zen Lande auf Nationalkosten durchgeführt 


werden solle. Hierbei dürften naturgemäß die 


‚ Oberleitungen und Stromabnehmer der elek- 


trischen Bahnen nicht übersehen werden. Mit 
dieser Frage und der Zukunft der elektrischen 
Zugförderung auf Eisenbahnen beschäftigt sich 
in seiner Antrittsrede nun auch. der neue Prä- 
sident dem Institution of Electr. Engineers. Die 
Förderung längerer Güterzüge mit höherer 
Fahrgeschwindigekeit als bei Dampfbetrieb 
richte bei elektrischem Betrieb die Aufmerk- 
samkeit vor allem auf die Kuppelungen der Fahr- 
zeuge, deren zugelassene Beanspruchung mit 
12,5 t nicht immer innegehalten werde, wie 
zahlreiche Kuppelungsbrüche bewiesen. Diese 
Belastung sei bei elektrischem Betriebe gleich- 
falls zu erhöhen, wie dieser auch die Einführung 
der durchgehenden Bremse bei Güterzügen er- 
fordere. Weiterhin seien die Überholungsgleise 
auf Güterzüge von mindestens 100. Wagen ein- 
zurichten. Was die Größe der Güterwagen 
selbst angehe, so müßten die jetzigen Wagen 
von 10 bis 12 t Ladungsfähigkeit, die die Zug- 
länge ungünstig beeinflußten, durch größere 
Wagen ersetzt werden, wozu sich. indessen 
bis jetzt nur einige wenige Zechen bereitge- 
funden hätten. Alle diese Änderungen be- 
dürften jahrelanger Arbeit. Bei großen, neu- 
zeitlichen Kraftwerken seien nur 40% der in 
Dampflokomotiven verfeuerten Kohlenmengen 
erforderlich. Das würde eine Ersparnis ‘von 
7 Mill. t Kohlen im Jahre ergeben, was bei 
einem Kostenpreise von 45 s/t und bei den 
Kosten von 300 Mill. £ der Elektrisierung aller 
‚Eisenbahnen Großbritanniens schon eine Ver- 
zinsung von 5% dieser Anlagekosten entspreche. 
Die augenblicklichen. Betriebskosten für das 
Zugkilometer sind bei Personenförderung 1s 4d 
und bei Güterförderung 2s 11 d. Nach den auf 
amerikanischen Hauptbahnen gemachten Er- 


fahrungen wird die Förderleistung beim Über-- 


gang vom Dampf- zum elektrischen Betrieb bei 
Personenförderung von 27 auf 40 und bei Güter- 
betrieb von 10 auf mindestens 20 erhöht. Mit 
diesen Werten und der Annahme, daß alle 
Ausgaben bei beiden Betriebsarten, Kohlen- und 
Wasserkosten ausgenommen, gleich sind, was 
zuungunsten des elektrischen Betriebes spricht, 
stellen sich diese Ausgaben bei elektrischer Per- 
sonenförderung zu 6,2 d und bei Güterförderung 
zu 12,4 d. Mit diesen Minderkosten des elektri- 
schen Betriebes sind der Strom und die Verzin- 
sung. der elektrischen Einrichtung 
st. eiten. 


Der elektrische Betrieb der „Central Argen- 
tina“. — Am 24. VIII. 1916 bat die Eisen- 
bahngesellschaft „Central Argentina‘ den elek- 
trischen Betrieb auf einer ihrer Linien eröffnet. 
Die Linie führt vom Endbahnhof Retiro der 


‚Stadt Buenos Aires nach Tigre an der Mündung 


des Rio Lujanin den Rio dela Plata. Die Elek- 
trisierung gerade dieser Strecke von rd 30 km 
Länge des im ganzen 5300 km umfassenden 


ı) Nach „The Eleetrician“, Bd. 88, 1919, 8. 572. 


zu be- 
e 


Mill. Fahrgäste betrug, während auf dem ge- 


samten Netz der Bahngesellschaft nur 23 Mill. _ 
Reisende befördert wurden. Die Bahn wird mit 
Gleichstrom von 800 V, Stromzuführung 
dureh dritte Schiene, betrieben. Der Strom wird. 


in einem Dampfkraftwerk in der Nähe des 
Bahnhofs San Fernando bei Tigre als Dreh- 


' strom von 25 Per erzeugt und mit einer Spän- 


nung von 20 000 V drei Umformerwerken auf 


mittelbar mit dem Kraftwerk zusammen- 
gebaut ist, das zweite etwa in der Mitte der 


Strecke liegt und das dritte in der Nähe des 


Bahnhofs Palermo, 4 km. vom Endbahnhof 
Retiro in Buenos Aires. Dieser letzte Strecken- 
abscehnitt in der unmittelbaren Umgebung von 


Buenos Aires ist viergleisig, die übrige Strecke. 


zweigleisig. Im ganzen sind 160 km Einfach- 


a 
Netzes der Gesellschaft war gerechtfertigt durch 


die große Verkehrsdichte auf dieser Linie, die 
bereits 1914, also vor der Elektrisierung, 16 


der Strecke zugeführt, von denen das erste un- 


gleis mit dritter Schiene ausgerüstet. Zwei wei- 


tere Unterwerke liefern lediglich Strom für Be- 
leuchtung und Kraft. Das Kraftwerk, unmittel- 
bar am Ufer des La Plata, ist wegen des sumpfi- 
gen . Bodens auf eine durchgehende armierte 
Betonplatte von etwa 0,75 m Dicke gestellt, die 
anf 3000 Betonpfählen ruht, Letztere reichen 
10 m tief bis auf eine tragfähige Tonschicht. 
Das Kesselhaus enthält in zwei Reihen 6, bei 
vollem Ausbau 8, Wasserrohrkessel von 375 
m? Heizfläche und 9 m? Rostfläche, die mit 
ihren Rauchgasvorwärmern. und Überhitzern 
paarweise zusammengebaut an 4 Blechkamine 
angeschlossen sind und mit künstliebem Zug 
arbeiten. Jede Kesselgruppe besitzt einen Ven- 


tilator, der Verbrennungsluft unter den Rost 


bläst. Die Schwierigkeiten in der Brennstoff- 
beschaffung machten es erforderlich, die Feue- 


tungen so einzurichten, daß die verschiedensten 


Kohlen-und Ölsorten verbrannt werden können. 
Während des Krieges mußten die Roste teil- 
weise für Verfeuerung von, Holz, und sogar 
Maisstengeln umgeändert werden. Letztere 
sollen ungefähr dem roten Quebrachoholz 
gleichwertig sein. In einer der letzten Wochen 
wurden 72,5t Kohlen, 15,5t Ölund 690 t Holz 
verbrannt. Ein Drehkran mit Greifer zieht die 


ankommenden Koblen aus den Bahnwagen 


und schüttet sie entweder in das offene Lager 
oder in Trichter vor der Längswand des Kes- 
selhauses. Über diese Trichter ist außerdemein 


Gleisstrang hinweggeführt, so daß Bodenentla- 
der unmittelbar in die Trichter ausschütten 
können. 
über Förderer in die Bunker zwischen. den 
Kesselreihen. Schlacke und Asche werden 
dureh eine Sauganlage in Brecher und dann 
weiter in einen Sammelbehälter gefördert, aus 


dem sie in die Bahnwagen abgezogen werden. 
Das Maschinenhaus enthält 4 Turbosätze, Bau- 


art Parsons, von je 3750 kW Dauerleistung bei 
cos g = 0,85 und 2500 V, Frequenz 25, mit an- 
gebauten Erregermaschinen. Die Turbinen ar- 
beiten mit 14 at Eintrittsspannung und 62 mm 
Q.S. Vakunmm. Jeder Maschinensatz besitzt 
eine eigene Dampfölnumpe und, wie allgemein 
üblich, eigenen Kondensator mit den erforder- 
lichen Pumpen. Die Antriebsmotoren der Punm- 
pen sind an einen Transformator (2500/440 V) 


angeschlossen,der aufjedeneinzelnenderTurbo- 


generatoren geschaltet werden kann. Letztere 
arbeiten jederüber einen Transformator anf die 
20 000 V-Sammelschienen, die in der Mitte 
unterteilt sind. Von jeder Sammelschienen- 


hälfte geht ein Kabel zu jedem der Unterwerke 


ab. Die Unterwerke enthalten je 3 Binanker- 


umformer für Anlassen mit Teilspannung für 


folgende Leistungen: 1000 kW dauernd, 1500 
kW zwei Stunden lang, 2000 kW zehn Minuten 


lang, stoßweise 3000 kW. Bemerkenswert ist, 


daß auf der Welle der Umformer Platz gelassen 
ist für den’späteren Anbau von Saugemaschi- 
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Abb. 4. Triebwagen der Central Argentina. 


Die Kohlen gelangen in Brecher und E 


Der Wagenpark besteht aus sehr eleganten 


Durchgangswagen I. und II. Klasse mit Mittel- 
gang und Quersitzen, u. zw. sind 67 Motor- 
wagen und 50 Anhbängewagen vorhanden. 55 
der Triebwagen (Abb. 4) besitzen 2 Drehge- 


“ stelle mit je 1 Motor, 12 Stück solehe mit je 


2 Motoren. Letztere werden dazu verwandt, 


. beistarkem Verkehr mit Hilfe der vorhandenen 


Wagen des Dampfbetriebes Zugeinheiten mit 
6 Anhängewagen und je einem Triebwagen an 
den Enden zu bilden. Das Gewicht der Trieb- 
wagen beträgt 50,5\und 61 t, davon entfallen 
auf die elektrische Ausrüstung 11,5 bzw. 20 t 


(2und 4 Motoren); die Anhänger wiegen 34,5 tt. 


Die Motoren sind so bemessen, daß Züge, die 
aufallen Stationen halten, eine mittlere Reise- 
geschwindigkeit von 36 km, Eilzüge eine solche 
von 60 km erreichen. Die Anfahrbeschleuni- 
gung ist wegen der verhältnismäßig großen 
Haltestellenentfernung (2,1 km) mäßig. 
ungeteilten Motoren von 185 kW -Leistungsind 
in üblicher Weise in den Drehgestellen aufge- 
hängt und treiben die Laufräder von 1,07 m 
Durchmesser mit einer Zahnradübersetzung 
72/22 an. Ein Ventilator auf der Ankerwelle 
saugt die Kühlluft aus dem Wageninnern an. 
Wegen der hohen Spannung sind die beiden 
Lagen der Ankerwicklung durch Mikanit von 


_ einander isoliert. Die Bürstenhalter haben Mi- 


kanitisolation und sitzen auf Trägern mit Por- 
zellanisolatoren. Die Vielfachsteuerung aıbei- 
tet mit Reihenschaltung, Parallelschaltung und 
Paral’“-Ischaltung mit Feldschwächung. Die 
Hüpfer, in Stahlblechkästen am Wagenfuß- 
boden aufgehängt, sollen bei 480 bis 850 V zu- 
verlässig arbeiten. Die Wagen haben Vakuum- 
bremse, die auch durch die Totmannskurbel 
ausgelöst wird. Die dritte Schiene (Abb. 5) liegt 


Abb. 5. 


seitlich der Fahrschienen und ist’ besonders 
sorgfältig gegen Berührung geschützt wegen der 


° Gewohnheit der Argentinier, den Bahndamm 


als Weg zu benutzen. Der Schutz hat sich als 
sehr wirksam erwiesen, da es vorgekommen ist, 
daß Kinder barfuß auf dem Holzbelag entlang 
liefen oder daß Leute ihn als Lauffläche für 
Schubkarren benutzten, ohne daß ein Unfall 
eintrat. Die Stromabnehmer gleiten auf der Un- 


terseite des oberen Flansches der Stromschiene. | 


Bemerkenswert ist die Betriebssicherheit der 
Anlage: auf 41 706 Züge kamen im ersten Jahre 
817 Minuten Verspätung. Nur 0,213 % der Züge 
erlitten Verspätungen, und nur 0,129%, dieser 
Verspätungen dauerten über 5 Minuten. Ein 
Teil der Verspätungen war dabei noch durch 
den übrigen Zugverkehr bedingt. (Genie Civil, 
Bd. 73, 1918, S. 489.) . Gth. 


Beleuchtung und Heizung. 


Untersuchungen über die zweckmäßigste 
Verwendung von Glühlampen für die Beleuch- 
tung von Bahnhofsanlagen.. — Die Bedeutung 
der künstlichen Beleuchtung ist für Bahnhofs- 
anlagen sowohl mit Rücksicht auf die Betriebs- 
kosten, ‚als auch mit Rücksicht auf die Be- 
triebssicherheit sehr groß. Es werden z. B. für 
die Beleuch tung des preußischen Teils des neuen 
Leipziger Bahnhofs rd 7-mal so viel elektrische 
Energie verbraucht, als für sämtliche Elektro- 
motoren. Es liegen nur sehr spärliche Zahlen 
über die notwendige Mindestbeleuchtung der 
einzelnen Teile von Bahnhofsanlagen vor, so 
z. B. in den Normen der österr. Staatseisenbahn- 
verwaltung. Aber auch diese Angaben sind viel 
zu allgemein gehalten. Nach einer Besprechung 
der Eigenschaften der neueren Glühlampen be- 
tont Baurat Glinski in den „Annalen für Ge- 
werbe u. Bauwesen‘“!) die Wichtigkeit zweckent- 
sprechender Beleuchtungskörper. 
aus blankem Metall sollen, damit sie dauernd 
ihren Zweck erfüllen, nur aus besten Schmelz- 
flüssen hergestellt werden, damit die Wirkun 
des Reflektors nieht bald durch Risse un 
Sprünge aufgehoben wird. Der Beleuchtungs- 
körper muß herablaßbar sein, um gut gereinigt 


ı) Bd 84, 1919, $ 21 u. 31-88. 


Die 


lust verbunden. 


Reflektoren 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 9. 


181 


und instandgehalten werden zukönnen. Er muß 
so EMail sein, daß die Lampe in bezug auf den 
Reflektor an der richtigen Stelle sitzt. Um die 
schädliche Wirkung der Blendung, besonders 
bei reicher beleuchteten Bahnsteigen mit nie- 
driger Bedachung zu vermeiden, soll der Blen- 
dungsschutz durch den Beleuchtungskörper 
selbst"und nicht durch mattierte Glühlampen 
durchgeführt werden. Die rechnerischen Unter- 
suchungen beschäftigen sich mit der Frage, wie 
eine ausreichende Beleuchtung mit geringsten 
Betriebskosten erzielt werden kann. Wenn w 
der Strompreis in Mark für die Wattstunde, 
W die Leistungsaufnahme iin Wätt, P die Lam- 
penkosten in Mark sind, 'so ergibt sich die 
Brenndauer T', bei der die Kosten des Stromes 
und des Lampenersatzes, bezogen auf die kurz 
vor dem Auswechseln noch vorhandene Licht- 
stärke ein Minimum werden, zu 


P er PR 
TV wlsw+; wow: 

Hierbei wird angenommen, daß die Lichtstärke 
nach 1500 Stunden auf 80%, der Stromver- 
brauch auf 96% zurückgegangen ist. Im allge- 
meinen liegt die günstigste Brenndauer bei etwa 
1000 Stunden. Die Beleuchtung der Gleisan- 
lagen, die dem Verschiebegeschäft dienen, muß 
möglichst gleichmäßig sein und darf nicht unter 
einen gewissen Mindestwert sinken. Eine be- 
sonders hohe Beleuchtung an einzelnen Stellen 
hat keinen Wert. :Man muß im Gegenteil eine 
um so größere Mindestbeleuchtung verlangen, 
je stärker die Höchstbeleuchtung in der Nähe 
derLampen ist. Bei rechnerischen Untersuchun- 
gen der Beleuchtung von Gleisanlagen muß man 
daher von einer @min ausgehen. Bei Beleuch- 
tung von Bahnsteigen, wo eine starke Beleuch- 
tung unter den Lampen einen gewissen Wert 
hat, kann man das Produkt aus emin und 
emittl berücksichtigen. Der Verfasser unter- 
sucht auf Grund dieser Erwägungen die zweck- 
mäßigste Stärke und Lage der Lampen einmal 
für sehr schmale Streifen, dann für weit ausge- 
dehnte Flächen und zuletzt für verschieden 
breite Streifen. Die günstigste Lampengröße 
wird im Zusammenhang mit der Jahresbrenn- 
dauer, dem Strompreis und den Anlagekosten 
in Tabellen zusammengefaßt. Diese günstigste 
Lampengröße ist unabhängig von der Stärke 
der efforderlichen Beleuchtung. Die Licht- 
punkthöhe soll nicht weniger als 0,2 des Lam- 
penabstandes betragen. Es werden noch einige 
Aufgaben der Gleisbeleuchtung allgemein un- 
tersucht und Kennlinien für Lichtstärke und 
Beleuchtung bei verschiedenen Verhältnissen 
gegeben. Sth. 

Synthetisches Tageslicht. — Von einer ‚be- 
deutsamen Erfindung‘ wurde vor kurzem in 
einem vor der englischen Royal Society of Arts 
gehaltenen Vortrag berichtet. _Danach ist es 
L. 6. Martin vom Imperial College of Science 
und dem Majer A. Klein gelungen, einen zu- 


‘erst von G. Sheringham konstruierten Apparat 


soweit zu vervollkommnen, daß er nunmehr 
auf einfache Weise die Herstellung einer dem 
Tageslicht vollkommen gleichenden Beleuch- 
tung. gestattet. Als Beleuchtungsquelle erfor- 
dert die Vorrichtung eine ‘elektrische Lampe 
mit einer Lichtstärke von 300 FR. Unterhalb 
des Beleuchtungskörpers-ist ein opaker Re- 
flektor angebracht, der die Strahlen nach oben 
auf einen Schirm wirft, auf dem sich in be- 
stimmter Anordnung verschiedene Farben- 
flecken befinden. In dem reflektierten Lichte 
soll jeder farbige Körper genau dieselbe Fär- 
bung zeigen wie im gewöhnlichen Tageslicht. 
Es lenehtet ein, daß man nach diesem, durch 
die „Voss. Ztg.‘‘ vom 19. I. 1920 hier bekannt 
gegebenen Verfahren das Licht beliebig färben 
kann, doch is’ damit ein erheblicher Lichtver- 
ne. 


Fernmeldetechnik. 


Einführung des Wählerbetriebes in New 
York. — Nach Abschluß des Waffenstillstan- 
des hat sich im Fernsprechnetz New York eine 
außerordentliche Zunahme des Fernsprechver- 
kehrs bemerkbar gemacht. Nicht nur, daß die 
Zahl der Neuanmeldungen im Jahre 1919 
(150 000) um 50 000 höher war als im vorher- 
gehenden, sondern auch die Zahl der Gespräche 
für die, einzelne Anschlußleitung ist ganz we- 
sentlich gestiegen, und die mittlere Gesprächs- 
dauer hat um 25% zugenommen. Die Aufwen- 
dungen für den Ausbau des Liniennetzes muß- 
ten gegen den Voranschlag vervierfacht wer- 
den. Es sind für diesen Zweck für 1920 
20 Mill, $ angesetzt, wobei zu berücksichtigen 
ist, daß im vergangenen Jahre Arbeiten im 
Werte von 11,4 Mill. $ in Angriff genommen 
und z. T. beendet worden sind. Unter anderem 
sind die Häuser für 6 neue große Vermittlungs- 
anstalten im Bau. Die Personalfrage bereitet 
immer größere Schwierigkeiten, sowohl. in be- 
zug auf die Bereitstellung als auch auf’die Ent- 
lohnung. In den letzten 9 Monaten sind allein 


2000 neue Fernsprechgehilfinnen eingestellt 
worden. Weitere 1000 sollen, folgen, so daß 
12 000 Kräfte im Vermittlungsdienst vorhanden 
sein werden. Die Personalschwierigkeiten ha- 
ben zur Einführung des Wählerbetriebes in 
Groß-New York geführt. Zunächst werden die 
Vermittlungsanstalten Pennsylvania, Academy 
und Canal ausgebaut. Die Arbeiten werden 
aber nicht vor Ablauf des Jahres durchgeführt 
sein. (‚Telephone Engineer“, Bd. 23, S. 34 u. a.) 
Has 


Bestimmung der Eigenschwingung von An- 
tennen. — L. Meißner berechnet annähernd 
die Eigenschwingungen von Antennen aus.der 
Formel A, =h. |, wobei der Faktor kfür einen 
geraden Draht —= 4, aber für jede andere An- 
tenne um so größer ist, je größer bei gleicher 
Antennenkapazität das. Verhältnis der An- 
tennenkapazität zur Antennenselbstinduktion 
und je großflächiger die Antenne ist. Der Wert 
von k kann aber mehr als doppelt so groß 
werden. (Physikal. Zeitschr., Bd. 20, a) i 

} dr. 


Marconi in Brasilien. — In Rio de Janeiro 
ist, wie „Le Bı6&:il‘‘ vom 26. X. 1919 meldet, eine 
brasilianische Aktiengesellschaft für drahtlose 
Telegraphie gegründet worden mit einem Ka- 
pital von 200 Contos, geteilt in 2000 Aktien, 
deren Hauptaktionär (1940 Aktien) die Mar- 
coni Wireless Telegraph Co. ist. Rp. 


Automobile mit drahtloser Einrichtung. — 
G. Martin, der Chefkonstrukteur eines großen 
amerikanischen Flugzeugwerkes, hat, wie die 
„Umschau“ vom 1. XI. 1919 mitteilt, "sein 
Automobil, wie er der. Zeitschrift ‚Seientifie 
American‘ schreibt, mit einer drahtlosen Ein- 
richtung ausgestattet, so daß es ihm auch wäh- 
rend der Fahrt möglich ist, mit seinem Werk 
und den Fliegern in der Luft dauernd in Ver- 
kehr zu bleiben. Zurzeit kostet diese Einrich- 
tung 2200 $, aber es ist vorauszusehen, daß sie 
bald höchstens 500 $ kosten wird und dann 
wohl in allen teureren Wagen eingerichtet wird. 
Für drahtlose Teelephonie hat sie eine Reichweite 
von 50 km; das einfache Drehen eines Um- ' 
schalters genügt, um sie in eine telegraphısche 
Station von 500 km Reichweite umzuwandeln. 

Rp. 

Funkentelegraphische Wettermeldungen. — 
Das englische meteorologische Institut ist, wie 
die dänische Zeitung „Politiken‘‘ meldet, be- 
strebt, ein internationales Abkommen über die 
Form funkentelegraphischer Wettermeldungen 
über die ganze Erde zustande zu bringen. An- 
gestrebt wird, den Schiffen überall, wo sie sich 
befinden, zuverlässige Wetterberichte und Wit- 
terungsaussichten mittels eines internationalen 
Funkenkodexes zu übermitteln. Rp. 


Mareoni in der Bordfunkerei. — Die Mar- 
coni International Marine hatte 1918 einen 
Reingewinn von 186 341 £ (192 056); Dividende 
15 (15) % Die Gesellschaft besitzt und be- 
treibt 2549 (2265) Telegraphenstationen. Mit 
den Untergesellschaften hat sie jetzt 4000 Han- 


delsschiffe mit Stationen ausgerüstet. Künftig 


ist der Besitz von drahtlosen Anparaten für alle 
englischen Schiffe über 1600 br. R. T. gesetz- 
lieh vorgeschrieben. Rp. 


Funktelegraphischer Verkehr Lyon—Indo- 


china. — In Indochina gibt es seit Anfang 
1919 Verbindungen zwischen Hanoi und Sai- 
son, Hanoi und Singapur, Tongking und 


Kwangschou; alle halten einen, regelmäßigen 
täglichen Verkehr aufrecht. Die große Station 
von Paschmai, die eine Reichweite von 3000km 
besitzt, soll durch die Errichtung von drei 
neuen, 120 m hohen Stahlmasten verstärkt 
werden. Der direkte Verkehr mit der großen 
Kraftstation in Lyon ist von ihr angeblich be- 
reits aufgenommen worden. (,Weltwirtschaft“ 
Jahrg: 9, Nr. 7.) Rp. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Kinematographie mit 50 000 Aufnahmen 
i.d. Sek. — Gewisse, sehr schnelle Bewegungen, 
besonders in der Ballistik, können nicht durch 
die gewöhnlichen kinematographischen Auf- 
nahmemethoden aufgezeichnet werden; das 
nachstehend beschriebene Verfahren erlaubt es 
jedoch, die sekundliche Bildzahl auf 20 000, 
ja auf 50000 zu steigern. Schon Bull hat 
3000 Aufnahmen i.d. Sek erreicht, u. zw. 
unter Verwendung eines geöffneten Objektivs 
und eines dauernd bewegten Films, indem er 
als. Lichtquelle die Funken eines Ruhmkorff- 
schen Induktors verwendete, in ähnlicher Weise, 
wie: Boys, als er Augenblicksaufnahmen 
fliegender Geschosse herstellte. Die neue An- 
ordnung- gestattet, die sekundliche Funken- 
zahl ganz erbeblich zu steigern. Der Konden- 
sator Cin Abb.'7 bat eine Kapazität von 0,54F, 
ist für 20 000 V. Spannung isoliert und wird 
mittels eines Transformators oder’ Ruhmkorff- 
schen Induktors B, der mit einer Kathoden- 


182 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heit 9. 


26. Februar 1920. 


röhre oder einem Villartschen Ventil in Reihe 
arbeitet, auf 12 000 bis 15 000 V aufgeladen. 
Er wird durch die spannungbeschränkende 
Funkenstrecke |, welche in Reihe mit dem Wi- 
derstand r liegt, geschützt; ein Elektrometer 
im Nebenschluß (nicht gezeichnet) zeigt ständig 
die Ladespannung an. Die. Kapazität CO ge- 
nügt, um die Leydener Flasche L sehr oft auf- 
zuladen, ohne daß sich das Potential von CO 
merklich erniedrigt. Sobald mit der photo- 
grapbischen Aufnahme begonnen wird, öffnet 
sich der Schalter A, selbsttätig, damit jede 
Störung, die von dem Induktor B ausgehen 
könnte, vermieden wird, Unmittelbar darauf 


re 


Abb. 7. Schaltung für 50000 kinematographische 
Aufnahmen i.d, Sek. 


schließt man den Schalter A,, der im Entlade- 
stromkreis liegt. Esistübrigensratsam, da ja © 
nureine bestimmte Energiehergeben kann, einen 
dritten Schalter vorzusehen(nicht gezeichnet),der 
den Entladestromkreis im geeigneten Moment, 
z. B. nach 100 oder 200 photographischen Auf- 
nahmen, öffnet. Die kleine Leydener Flasche L 
besitzt eine Kapazität von weniger als 10-3 uF 
und wird über den regelbaren Flüssigkeits- 
widerstand R geladen. Sie bestimmt den 
Stromwert und die Frequenz der Entladungen. 
Der aus E und L gebildete Entladestrom- 
kreis ist sehr kurz, so daß man auch 
sehr kurzdauernde Funken erhält, die sehr 
aktinisch sind und zur Beleuchtung 
in ‘Bewegung befindlichen Gegenstan- 
des dienen. Ihre Dauer beträgt etwa 10-6 s, 
so daß praktisch Momentaufnahmen erzielt 
werden. Die Funkenstrecke E wird durch zwei 
Halbkugeln aus Aluminium gebildet, welche 
vor jeder Aufnahme mit feinem Schmirgel- 
leinen gesäubert werden, und deren Abstand 
etwa 1 mm beträgt. Die Anordnung ergibt 
ohne Schwierigkeit eine Funkenfrequenz von 
über 50000 i. d. s. Die Bilder sollten auf 
einem sehr rasch bewegten Film aufgenommen 
werden. Zu den ersten Versuchen mit der ge- 
schilderten Anordnung wurden Scheiben aus 
Bromgelatinepapier von 20 em Durchmesser 
verwendet, die auf die Welle eines mit 6000 
Umdr/min laufenden Motors aufgesteckt 
waren. Man erhält jedoch bessere Resultate, 
wenn man einen Film sich auf einen sehr schnell 
rotierenden Zylinder aufrollen läßt. (,,Ge&nie 
Civil“, Bd. 75, 1919, S. 610.) W. 


Gase und Dämpfe von Glas. — R. G. 
Sherwood beschreibt eine dynamische Me- 
thode zur Messung der adsorbierten okklu- 
dierten Gase "und Dämpfe, die sich beim 
Evakuieren von Glasgefäßen langsam von 
deren Wänden ablösen, sogar bei Zimmertem- 
peraturen, u. zw. schneller bei inerten Gasen 
als bei Dämpfien. Die adsorbierten Gas- 
schichten haben nur die Dicke einer Molekel. 
Zwei deutlich verschiedene, gasförmige Pro- 
dukte werden nachgewiesen: das eine von 
Adsorption, das andere wahrscheinlich von 
neu sich bildenden chemischen Gleichgewichten 
herrührend. (Physical Review, Bd. 12, een 

r. 


des 


'Vakuumröhren als Verstärker und Schwin- 
gungserzeuger. — Mühlbrett geht zunächst 
auf die Gesetze der Vakuumröhre ein. und be- 


EEE ER PTR 


schreibt dannihre Wirkung als Verstärker. Abb.8 
zeigt die normale Schaltungeines Verstärkers. T, 
ist der Eingangstransformator, er führt dem 


n_ TrrEBBeRTrEETTENG Te 
TRISFT MENT, 


Gitter der Röhre R, eine erhöhte Steuerspan- 
nung zu, die im Anodenkreise einen Wechsel- 
strom zur Folge hat. Dieserspeist den Zwischen- 
transformator T,, der wieder die Spannung er- 
höht. T3 ist der Ausgangstransformator, an 
dem der Verbraucher, meist ein Telephon, 
liegt. Jeder Verstärker kann auch als Schwin- 
gungserzeuger dienen. Für größere Leistungen 
hat man besondere Senderöhren gebaut. ie 
Gesetze für die Schwingungen dieser Röhren 
werden erläutert. Zum Schluß wird noch die 
experimentelle Untersuchung der Röhren be- 
schrieben. (K. Mühlbrett. Archiv£f. Elektr., 
Bd- 8, 1919, 8.32.) v9. 


Berechnung des Durchgriffs von Verstärker- 
röhren. — M. Abraham zeigt, daß es sich bei der 
Berechnung.des Durehgrifis von Verstärkerröh- 
ren um ein elektrostatisches Problem handelt, u. 
zw. um einen. Sonderfall des Dreileiterproblems. 
Der „Durchgriff“ gibt an, in welchem Maße, 
bei gegebener Spannung, die Anode durch das 
Gitter hindurch, verglichen mit dem Gitter 
selbst, zu dem auf der Kathode mündenden 
Kraftflusse beiträgt. Der Durchgriff Dist.defi- 
niert als ; \ 

D= Cy/03, 


wobei Cı3 und Os; die Kapazitätskoeffizienten 
zwischen Anode und Kathode bzw. Gitter und 
Kathode bedeuten. Für den so definierten 
Durchgriff wird die angenäherte Lösung ge- 


geben: 
( ) 
Nn.c 


= er 
n.log (.) 

Hierin bedeutet: a Radius des Gitters, bestehend 
aus ngleichen Drähten vom Radius 6, b Radius 
der als Kreiszylinder ausgebildeten Anode. Die 
Formel ergibt, daß der Durchgriff unabhängig 
ist von dem Radius der Kathode. (Archiv. 
Elektr., Bd. 8, 1919,.S. 42.) vg. 


Elektrische Antriebe. 


Elektrische Ballenpresse für einen Druck 
von 200 t. — Die South Indian Export Com- 
pany in Bombay hat sich eine Ballenpresse 
herstellen lassen, welche dazu dient, Ballen von 
Häuten, zwecks Frachtersparnis, auf einen 
möglichst kleinen Raum zusammenzupressen. 
Wie austAbb. 6 erkennbar, besteht der 


[} 
| 
| 
| 
| 
- 


Mischer 
70x 1750 


lichte Werte 460mm 
BE gu Eee 


1820 ---— 


Abb. 6. Elektrische Ballenpresse. 


Rahmenbau der Presse aus Profileisen und 
Blechen. Der Motor, das Getriebe, die Seil- 
trommeln und die Bremsen sind aufeinem, auf 
dem Rahmenbau befestigten Gußteil angeord- 
net. Der Preßtisch liegt normal in der Ebene 
des Fußbodens -(die Presse ist entsprechend 
versenkt eingebaut) und wird, nachdem die 
Häute aufgebracht sind, durch Flaschenzüge 
mit einem Übersetzungsverhältnis von 10:1 
und Stahlseile von 75mm Durchmesser ange- 
hoben. Die Last verteilt sich dabei auf 40 Stahl- 
seile, sodaß, da sich der Motor bei Erreichung 
eines Druckes von 200 t selbsttätig abschaltet, 
jedes Seil mit höchstens 5 t beansprucht wird. 
Der Gleichstrommotor (440 V) besitzt Reihen- 
wieklung und ist für eine vorübergehende 
Höchstbelastung von 22,4 kW gebaut; er ent- 
wickelt dann 230 Umdr/min und hat eine Leer- 
laufgeschwindigkeit von 1200 Umdr/min. Von 
jedem Flaschenpaar ist das Stahlseil zu den 
mit Rillen versehenen Seiltrommeln geführt, die 
der Motor durch. Schneckenradgetriebe an- 
treibt. Der Druck kann beliebig lange ausgeübt 
werden, da der Motor mit einer elektromagneti- 
schen Scheibenbremse ausgerüstetist. Dadurch, | 


und: das Herausnehmien des 


a 


RR RR NE nn. ol d.E I Ba er RN PEST HER RN 


daß der Motor mit Kugellagern versehen ist, 
und durch seine Charakteristik als Reihen- 
maschine ist äußerst flottes Arbeiten gewähr- 
leistet. Der vorgesehene Druckknopfsehalter 
hat nur 3 Schaltstellungen: Vorwärts , Rück- 
wärts und Anhalten; außerdem sind noch 
2 Hilfsausschalter vorhanden, die der Tisch 
bei der Erreichung der Endstellungen selbst be- 
tätigt. Der Preßtisch ist 1,75 m lang und 1,17 m 
breit; die liehte Höhe, welche für das Material 
zur Verfügung. steht, beträgt 1,46 m. Bei 
einem Versuch mit der Presse wurde ein Ballen 
Jutesäcke von 1,46 m auf 58,5 cm in 26 s zu- 
sammengepreßt. Die Senkung des Preßtisches 


36s in Anspruch. Der Höchststrom betrug 
60A bei 440 V, und für den Ballen wurden etwa 
0,125kWh verbraueht. („Engineering“, Bd.109, 
1920, S. 92.) W. 


Werkstatt und Baustoffe. 


‚Schweißen von Aluminium. — Die Eigen- 
schaft des Schmiedeisens vor dem Schmelzen 
zu erweichen, wird bekanntlich von altersher 


| benutzt, um durch Zusammenschweißen Ver- 


bindungen herzustellen. Damit die Schweißung 
dauerhaft ist, dürfen in der Schweißnaht keine 
Eisenoxyde oder andere Verunreinigungen vor- 
handen sein. Nun kann das sorgfältigste Blank- 
machen der zu vereinigenden Flächen nicht 
hindern, daß sich beim Erhitzen an der Luft 
das Metall oxydiert. Man bestreut deshalb die 
gereinigten Flächen mit einem „Schweißpul- 
ver‘, welches in der Glühhitze schmilzt und 
das Oxyd chemisch-auflöst. Ein Hauptbestand- 
teil des Schweißpulvers pflegt Borax zu sein. 
Auch beim Hartlöten des K upfers wird Borax 
verwendet, um das entstehende Kupferoxydul 
und Kupferoxyd zu lösen. In jenem Falle ent- 
hält die glasartige Schlacke borsaure Salze 
(„Borate‘‘) des Eisens, in diesem Kupfer- 
borate. , 

Auch das Aluminium, das heutzutage 
so vielfach in der Elektrotechnik verwendet 
wird, erweicht unterhalb seines bei 657° liegen- 
den Schmelzpunktes, so daß es sich mühelos 
schweißen ließe, wenn nicht die feine Haut, 
welche jede Fläche dieses sehr leicht oxydier- 
baren Metalles überzieht, es hinderte. Borax 
läßt sich als Schweißpulver schon deshalb 
nicht verwenden, weil der wasserfreie Borax 
erst bei 741° schmilzt. Zuerst gelang es der 
bekannten Platinfirma Heraeus ın Hanau, ein 
brauchbares Schweißverfah- 
ren für Aluminium zu finden 
(D.R.P. 118 868 vom 19.1. 
1900), bei welchem unter In- 
nehaltung einer bestimmten, 
besonders günstigen Tempe- 
ratur das Aluminiumoxyd 
durch geschicktes Hämmern 
aus der Schweißfuge heraus- 
gequetscht wird. Nach die- 
® sem Verfahren hat Heraeus 


zu ; gewaltigen Abmessun 
gen, “2. .B. riesige Bottiche 
für Brauereien, hergestellt. 
en ahre später ließ sich 
die A.G. für autogene Alu- 
miniumschweißung in Zü- 
rich durch D.R.P. 2222960 
und 224 284 (vom 13. XI. 
1906 und 11. X. 1907) ein 
Schweißpulver schützen, wel- 
ches: als wirksamen Be- 
standteil Natriumfluorid und 
andere Haloidsalze der 
Alkalien (also z. B. a- 
triumehlorid) enthält. Da 
sich diese Salze als brauch- 
R . bar erwiesen, so entspann 
sich ein heftiger, jahrelanger Kampf um 
die beiden Patente, welcher schließlich zu 
gunsten der Schweizer Besitzerin dahin ent- 
schieden wurde, 
gemein die Haloidsalze der Alkalien, besonders 
die Fluoride, einzeln oder in Mischung um- 
faßt. Die Gegnerin, die Chemische Fabrik 
Griesheim-Elektron, kaufte nunmehr die 
beiden Patente an; sie erteilt Lizenzen zur 
Ausübung des Verfahrens nur an solche Fir- 
men, welche von ihr auch das Schweißpulver 
kaufen. 

Von Zeit zu Zeit erscheinen neue Mittel zum 
Schweißen und zum Löten. des Aluminiums. 
Jüngst wurde z. B. der ‚Frankfurter Zeitung‘“ 
aus Madrid berichtet, daß. dort auf einem Inge- 


nieurkongreß ein Herr Fernandes-Rojas ein 


Aluminiumschweißverfahren eigener Erfindung 
vorgeführt habe. Mit Recht weist Griesheim- 
Elektron in einer Entgegnung am 28. I. 1920 
darauf hin, daß durch die oben erwähnten Pa- 
tente das Problem bereits gelöst sei. 


Ballens nahmen 


seither Aluminiumgefäße bis 


daß der Patentschutz all- . 


LE EN WEBER ER. SuR, Sul 


Betriebe, Anbahnung des 


26. Februar 19820. 


’ 
% 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Helt 9. 


183 


N nenn ll lem ——— 


Energiewirtschaft. 
Elektrisierung Polens. — Die neugebildete 
Rada Elektrotechnieza (Elektrotechni- 


scher Rat) beim polnischen Handelsministerium 
hat unter dem Vorsitz des Handelsministers 
ihre erste Sitzung abgehalten. Gegenstand der 
Beratung war die Durchführung der Elektri- 
sierung Polens, als deren Vorbedingung ein 
vom Reichstag zu billigendes Elektrisierungs- 
statut bezeichnet wurde. Gegen die von der Re- 
gierung geplante hohe Besteuerung der Elektri- 


‘zität in Warschau nahm der Rat einmütig Stel- 
‚ ung. Zur Ausarbeitung des dem Reichstag vor- 
zulegenden Elektrisierungsstatuts und eines 


Planes für die allgemeine Elektrisierung des 


Landes wurden zwei Kommissionen gewählt. 


j Industrie und Handel. 


Das Wirtschaftsjahr 1919. — Wissenschaft, 
Technik, Fleiß und Wagemut hatten die .deut- 
sche Volkswirtschaft innerhalb 40 Jahre zu 
einem nee sondergleichen geführt, bis 1914 
jene welterschütternden Ereignisse eintraten, 
deren wirtschaftliche Folgen die Handels- 
kammer zu Berlin jetzt.in einem ihren Jah- 
resbericht für 1919 einleitenden ausgezeichneten 
Überblick schildert. Ein Krieg von ungeahnter 
Dauer, Erbitterung und Ausdehnung hatte das 
gesamte Erwerbsleben fast ausschließlich in 
seinen Dienst gestellt. Ausländische Rohstoffe 
begannen infolge der Blockade sehr bald zu 


„fehlen, ohne daß es möglich war, den Mangel 


an Material durch Sparsamkeit, Streckungs- 
methoden und Heranziehung von Ersatzstoffen 
zu beheben. Zugleich mit fortschreitendem-Zu- 
rückdrängen und Ausschalten der Bedarfs- 
deckung für die bürgerliche Bevölkerung stiegen 
die Preise aller Bedarfsartikel außerordentlich. 
Ein “dichtes Netz von Verordnungen, Zwangs- 
organisationen, Gesellschaften und Amtsstellen 


‘ umspannte sehr bald den ganzen Verkehr. Die 
_ restlose Ausnutzung der vorhandenen Produk- 
. tions- und Verkehrsmittel durch Hochleistungs- 
 betriebe wurde das Ziel des Hindenburg-Pro- 


gramms und führte zur Stillegung vieler kleine- 
rer Betriebe. Den vermehrten Anforderungen 
an Arbeitskräften sollte das Hilfsdienstgesetz 
entsprechen ; gleichwohl war das Gesamtergeb- 
nis. der fast ausschließlich dem Kriegsziel dienst- 


. bar gemachten Volkswirtschaft den Friedens- 


verhältnissen gegenüber bei weitem geringer. 
In Preußen weisen nur die ausgesprochenen 
Rüstungsindustrien im Vergleich der Jahre 
1913 und 1918 eine Vermehrung der Betriebe 
und Arbeiter auf, und trotzdem ist auch hier 
eine sichere Schlußfolgerung auf den Umfang 
der Produktionssteigerung nicht möglich, weil 
die Leistungen der neu eingestellten ungeübten 
Kräfte erst allmählich und nur teilweise denen 
der geübten Belegschaft gleichkommen konn- 
ten. Die Löhne hatten bereits. 1918 einen außer- 
ordentlich hohen Stand erreicht. In der Ber- 
liner Metall- 
waren sie Ende 1918 für Dreher schon um 270%, 
für Schlosser um 267%, für Modelltischler um 


' 251% und für ungelernte Arbeiter durchschnitt- 


lich um 192% gewachsen. Darin, daß die Heeres- 


verwaltung stets bereit war, die Dohnsteigerun- 


gen in nachträglichen Preiszuschlägen für die 


 abzunehmenden Waren auszugleichen, erblickt 


die Handelskammer einen wesentlichen Grund 


für den hohen Lohnstand gegen Ende 1918. 


Der Handel, insbesondere der Großhandel, war 
während des Krieges durch die Zwangswirt- 
schaft sehr beschränkt und als Lieferant von der 
Versorgung der Heeresverwaltung, die selbst 
über die Betriebsmittel und Rohstoffe verfügte, 
grundsätzlich ausgeschaltet. Auch die Möglich- 
keit der Einfuhr von Waren aus den neutralen 
Ländern bestand wegen der von der Entente 
getroffenen Maßnahmen nur in beschränktem 


Maße, ein Zurückdrängen des Importes wurde 


infolge des Sinkens unserer Valuta. sehr bald 
Pflicht der Regierung. Dagegen gelangte das 


Geschäft unbefugter, die Vorschriften mißach- » 


tender Zwischenhändler und der Kettenhandel 
zur Blüte. - fi 

So zeigte die deutsche Volkswirtschaft 
Ende 1918 ein Bild der Schwäche und Er- 
sehöpfung. 


dann neuen, schweren Belastungsproben aus. 
Milliarden Werte des Volksvermögens zerstörte 
die überhastete Demobilisierung. Die Eisen- 


“bahnen mußten einen beträchtlichen Teil ihres 


rollenden Materials den Gegnern überlassen, 
und wichtige Quellen der Erz- und Kohlenver- 
sorgung entriß die Besetzung: dem deutschen 
Wirtschaftskörper. ° Seine Produktionskraft ist 
dadurch bei Roheisen, um 30%, bei Flußstahl 
um 26%, bei Blei um 23,5%, bei Zink um 15,25% 
und bei Kohle (Saar) um 11% verringert worden. 
Nun hätte es der Zusammenfassung aller ver- 
fügbaren Kräfte bedurft, um durch Umstellung 
auf Friedensarbeit, Ingangsetzung stillgelegter 
uslandverkehrs wie- 


und Maschinenindustrie z.' B.: 


weniger :Seltenheitswert. 


] Revolution wie Waffenstillstand - 
mit ihren. demoralisierenden Folgen setzten sie: 


der in normale Wirtschaftsbahnen zu gelangen. 
Statt dessen brachen über das öffentliche und 
Ne Leben die politischen Wirren und 

as Ringen um die Macht im Staate -herein, 
lähmten die Unternehmungslust und Tatkraft 
der Arbeitgeber, während politische Leiden- 
schaften die Massen der an Energie und Ar- 
beitswilligkeit infolge des Kriegsdienstes schon 
geschwächten Arbeitnehmer durchwühlten. Bin 
wahres Streikfieber brach aus, das auch lebens- 
wichtige Betriebe für längere oder kürzere Zeit 
lahmlegte. Unter den Ausständen im Berliner 
Wirtschaftsgebiet stehen die der metallverar- 
beitenden Industrie mit 162 Tagen an der Spitze; 
die Zahl der Streiktage war im April (121), die 
der Ausstände im’ Juli 1919 (14) am größten. 
Innerhalb der durch den Achtstundentag ge- 
kürzten Arbeitszeit blieben die Leistungen 
weit hinter den früheren zurück, und die Er- 
setzung des Akkords durch den Zeitlohn unter 
Ablehnung von Überstunden verringerte na- 
türlich den Antrieb zum Fleiß. Ein verderb- 
licher Kreislauf von Lohnforderungen und Ver- 
teuerung aller Lebensbedarfsgüter, den aufzu- 
halten bisher nicht gelungen ist, trug dazu.bei, 
die Arbeiterfrage zur Lebensfrage der deutschen 
Gewerbstätigkeit zu machen, Alle diese Hem- 
mungen fanden besonderen Ausdruck in Roh- 
stoff-,. Verkehrs- und Kohlennot. Die Erwar- 
tung, beträchtliche Mengen freiwerdender Hee- 
resbestände zu erlangen, hatte die Revolution 
getäuscht. Der niedrige Währungsstand ver- 
bot, die einschränkenden Bestimmungen für die 


‚Einfuhr von Rohstoffen mit einem Schlage auf- 


zuheben, und in der Folge haben gewisse Er- 
leichterungen, wie die Aufhebung der Devisen- 
ordnung, selbst unter Inanspruchnahme von 
Krediten durch die Gewerbetreibenden doch nur 
kleine Mengen Rohstoff der heimischen Erzeu- 
gung zuzuführen vermocht. Dagegen brachte 
die Besetzung des linksrheinischen Gebietes eine 
Überflutung mit teuren, zum großen Teil nicht 


‚dringend notwendigen Artikeln und einen wil- 


den Handel an den westlichen Grenzen, dem in 
nicht geringem Maße die katastrophale Ver- 
schlechterung unserer Valuta zuzuschreiben 
ist. Zugleich wurden durch die Besetzung Han- 
del und Industrie der betroffenen Gebiete unter 
von der Gewerbstätigkeit des übrigen Deutsch- 
lands völlig abweichende Bedingungen gestellt. 
Dem allgemeinen Ruf’ nach Aufhebung der 
Zwangswirtschaft hat man auf einzelnen Gebie- 
ten nachgegeben; die damit freigewordenen Ar- 
tikel zeigten sofort die Tendenz, sich dem Welt- 
marktpreis zu nähern. Unter der Einwirkung 
des Kohlenmangels und des Fehlens von rollen- 
dem Material stellten sich im Verlauf des Be- 
richtsjahres außerordentliche Beförderungs- 
schwierigkeiten ein, die zu Verkehrsbeschrän- 
kungen und schwerer Beeinträchtigung der In- 
dustrie infolge Wagenmangels führten. 

Als Mittelpunkt der wirtschäftlichen Kala- 
mitäten hat nach Ansicht der Handelskammer 
die Kohlenversorgung zu gelten, war doch die 
Förderung an der Ruhr und in Oberschlesien 
Mitte 1919 um etwa 60% knapper als zu dersel- 
ben Zeit: des Vorjahres. Das Berliner Wirt- 
schaftsgebiet und selbst die lebenswichtigen 
Betriebe in ihm standen am Jahresschluß un- 
mittelbar vor der ‘drohenden Gefahr völligen 
Kohlenmangels. Was die 1919 erzeugte Güter- 
menge. betrifft, so ist sie. wesentlich hinter der 
Leistungsfähigkeit der Betriebe und hinter dem 
inländischen Bedarf zurückgeblieben ; als natür- 
liche Folge der hohen Rohstoffpreise, Löhne und 
Frachtsätze erhielten alle Waren mehr oder 

Der ee Fi- 
nanzbedarf warf die bisher üblichen Verkaufs- 
und Lieferungsbedingungen über.den Haufen; 
längere Kredite konnte selbst der Großhandel 
nicht mehr einräumen, Bei dieser Wirtschafts- 
lage vermochte die reguläre Ausfuhr keinen er- 
heblichen Umfang anzunehmen, so dringend 


‘wünschenswert sie zur Verbesserung unserer 


Zahlungsfähigkeit erschien. Dagegen. wirkte 
der traurige Kurs der Mark,wie eine hohe Aus- 
fuhrprämie und begünstigte in erschreckender 
Weise den Ausverkauf Deutschlands, während 
das Ausland gleichzeitig zu Klagen über Preis- 
schleuderei- und der Androhung von Schutz- 
maßregeln Veranlassung fand. Eine Abwehr 
gegen diese Zustände ist auf verschiedenen 
Wegen versucht worden, einmal insdem Sinne, 
die Verkaufspreise für das Ausland in ein an- 
gemessenes Verhältnis des Markwertes zu der 
ausländischen Währung zu bringen, sodann 
durch Einrichtung von Preisprüfungsstellen 
innerhalb der einzelnen Gewerbezweige wie 
auch durch den Plan eines Ausfuhrzolles, gegen 
den :sich indessen wegen seiner Starrheit 
schwerste Bedenken geltend gemacht haben. 
Beim Jahresschluß griff man dann aufs neue 
zu Ausfuhrverboten für gewisse im Inland be- 
sonders notwendige Waren; ein Ausbau der 
Außenhandelsstellen als Selbstverwaltungsor- 
gane der Gewerbezweige sollte folgen. 

Trübe wie das für das Wirtsehaftsleben des 
abgelaufenen Jahres gezeichnete Bild ist der 


Ausblick, den die Handelskammer am Schluß 
ihrer allgemeinen Übersicht eröffnet. Der am 
28. VI. 1919 unterzeichnete Friedensvertrag hat 
unserem Wirtschaftsgebiet wertvolle Hilfsmit- 
tel der industriellen und gewerblichen Tätigkeit 
entzogen, und die deutsche Industrie wird daher 
für absehbare Zeit unter Roh- und Brennstoff- 
mangel zu leiden haben. Hinsichtlich der Stein- 
kohle hängt der Grad dieser Passion von dem 
Verbleiben Oberschlesiens beim Reiche ab, das 
vor dem Kriege mit rd 43,5 Mill. t oder 23% an 
der deutschen Jahresförderung von rd 190 Mill. t 
beteiligt war. Im Saargebiet haben wir zunächst 
während der nächsten 15 Jahre mit einem jähr- 
lichen sicheren Ausfall der Kohlenproduktion 
von etwa 13 Mill. t zu rechnen, während durch 
die Abtretung Elsaß-Lothringens unserer In- 
dustrieim Jahre annähernd 4 Mill. t und außer- 
dem 21 Mill. t Eisenerze verloren gehen; die 
Gewinnung letzterer verringert sich damit bei 
bisher etwa 28 Mill: t auf ungefähr 25%. Dazu 
kommt die Notwendigkeit einer wesentlichen 
Steigerung der Nahrungsmitteleinfuhr. Die 
Schuldenlast des Reiches wird erhebliche Be- 
standteile der wirtschfatlichen Kapitalkraft und 
des Einkommens aufsaugen. Große Vermögens- 
abgabe, Finanzreform und indirekte Steuern wer- 
den empfindlich an den Quellen der Kapitals- 
bildung und an den aus der Erzeugung erzielten 
Überschüssen zehren. Die Gestaltung der Valuta 
bezeichnet die Handelskammer als das größte 
wirtschaftliche Unglück sowohl was die Wir- 
kung auf das Auslandsgeschäft als, noch be- 
denklicher, die täglichen - Schwankungen be- 
trifft, denen der Verkehr ausgesetzt ist. Das 
ungünstige Bild wird schließlich vervollständigt 
durch die vorläufige Unmöglichkeit, in Ge- 


‚schäftsverbindungen mit dem Osten zu treten 
‘und Ausmaß wie Wirkung der bevorstehenden 


neuen Opfer und der zwangsmäßigen wirtschaft- 
liehen Umgestaltung zu beurteilen. 
„Die Vorbedingungen der Gesundung un- 


'seres Wirtschaftskörpers liegen demnach so- 


wohl in dem Willen der Sieger als auch in 
einer ruhigen, den Tatsachen des Weltverkehrs 
und der Wirtschaftsorganisation Rechnung 
tragenden Inlandspolitik. Gibt kühle Berech- 
nung allein den Ausschlag, so müßten die 
Sieger zur Überzeugung gelangen, wie sehr sie 
ihrem eigenen Vorteil dienen, wenn sie nicht 
hindern, daß die technisch hoch entwickelte 
und leistungsfähige deutsche Gewerbstätigkeit 
wieder in die Weltwirtschaft eingereiht wird 
und sich wieder als Lieferant und Käufer auf 
den Weltmärkten betätigt. Letzteres kann 
aber nur eintreten, wenn man nicht gewaltsam 
in die freie Entwieklung eingreift, um zur Ver- 
wirklichung unerprobter Theorien Gütererzeu- 
gung und -verkehr in Formen zu zwängen, die 
von den in den konkurrierenden Ländern 
herrschenden völlig. abweichen und sich ihnen 
nicht anpassen können“. Nur unter diesen 
Voraussetzungen darf man hoffen, daß deutsche 
Wissenschaft, Technik, Fleiß und Wagemut 
auch künftig wieder erfolgreich wirken. 


Etwas hoffnungsvoller äußert sich das 
„Reichs-Arbeitsblatt‘:,„Ausderlangsamen, 
aber stetigen Abnahme der Erwerbslosenzahl, 
der entsprechend das ganze Jahr hindurch stän- 
dig steigenden Zahl der versicherungspflichti- 
gen Krankenkassenmitglieder, der ähnlich ver- 
laufenden Arbeitslosigkeitsziffier der Gewerk- 
schaften und den Berichten der Industrie läßt 
sich entnehmen, daß mit der Konsolidierung 
der inneren Zustände, der allmählichen Wieder- 
anbahnung der Außenhandelsbeziehungen und 
Rohstoffzufuhren im zweiten halben Jahre, der 
nach und nach auch wieder steigenden Kohlen- 
förderung erfreuliche Anzeichen für ein Wieder- 
ingangkommen der deutschen Industrie gege- 
ben sind. 

Es wäre verfrüht, hieran andere als die 
allerbescheidensten Hoffnungen zu knüpfen; 
denn noch übersteigt im Kohlenbergbau- die 
Monatsförderung des Dezember 1919 mit 10,65 
Mill. t trotz stärkerer Belegschaft .als im Frie- 
den nicht ?/, der Dezemberförderung des letzten 
Friedensjahres: 15,60 Mill. t. Noch kämpfen 
die Betriebe des Maschinenbaues, der!Elektrizi- 
täts- und der chemischen Industrie Schritt um 
Sehritt mit der Stillegung infolge Brennstoff- 
mangels, noch arbeitet die Textilindustrie bei 
den gleichen Hemmungen mit kaum mehr als 
der Hälfte aller Spindeln und Stühle, noch 
immer ruht jede größere Bautätigkeit, stockt 
der Verkehr und drohen politisch-wirtschaft- 
liche Massenstreiks, das Erwerbsleben zu stö- 
ren; doch ist immerhin soviel zu erkennen, daß 
ein Ausschalten der deutschen Arbeit aus dem 
weltwirtschaftlichen Austausche sich als un- 
denkbar erwiesen hat, und daß damit der Weg 
gezeigt ist, der bei Wiederentfaltung der frühe- 


ren intensiven Arbeitsamkeit emporhelfen 

kann.“ 2 
Herstellung und Besteuerung ‚elektrischer 

Leuchtmittel. — Nach der Statistik über die 


Bl 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 9. 


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26. Februar 1920. 


= Sn ee nn — = — 


der Leuchtmittelsteuer unterliegenden Er- 
zeugnisse sind in den Kriegsjahren 1914 bis 
1918 32,328 Mill. Kohlefadenlampen, 369,288 
Mill. Metallfadenlampen und 15,643 Mill. 
Brennstifte im deutseben Zollgebiet hergestellt 
worden. Vom Ausland eingeführt wurden 0,151 
Mill. Kohlefadenlampen, 3,206 Mill. Metall- 
fadenlampen und 0,386 Mill. Brennstifte. Der 
Steuer unterlagen 23,133 Mill. Kohlefaden- 
lampen, 225,765 Mill. Metallfadenlampen und 
10,351 Mill. Brennstifte, während 9,275 Mill. 
Kohlefadenlampen, 125,404 Mill. Metallfaden- 
lampen und 5,481 Mill. Brennstifte unver- 
steuert in das Ausland exportiert worden sind. 
Ohne Berücksichtigung des Steuernachlasses 
betrug die Einnahme aus der Leuchtmittel- 
steuer für die genannten Fabrikate, einschl. 
Brenner für Nernstlampen, Quecksilberdampf- 
lampen usw., insgesamt 72,4 Mill. M. 


Ausfuhr von Glühlampen für elektrische 
Taschenlampen. — Nach einer Mitteilung der 
Zentralstelle für die Ausfuhrbewilligungen von 
galvanischen Elementen und Taschenlampen 
hat, wie an anderer Stelle schon kurz erwähnt 
wurde, der Reichskommissar die Ermächtigung 
der Zollstellen, Glühlampen für elektri- 
sche Taschenlampen (Zwerglampen) ohne 
Ausfuhrbewilligung zum Export zuzulassen, 
wenn eine ee der zuständigen Han- 
delskammer dafür beigebracht wird, daß die 
Lampensockel aus Eisen (auch verzinktem oder 
vermessingtem Eisen) und die Zuleitungs- 
drähte (Durchführungsdrähte) aus Platinman- 
tel- oder Platindrahtersatz bestehen, (aus 
Nr. 911a und b des Statistischen Warenver- 
zeichnisses) zurückgezogen. 


Geschäftsstelle für industrielle Abrüstung 
beim Reichsverband der deutschen Industrie. — 
Die mit der Erfüllung der Bestimmungen 
des Friedensvertrages, soweit sie sich auf 
die Schließung von Kriegsbedarf liefernden Fa- 
briken, auf die Auslieferung von Kriegsgerät, 
die Herstellung von Kriegsmaterial usw. be- 
ziehen, zusammenhängenden Arbeiten sind im 
Wiederaufbauministerium als Zentral- 
stelle zusammengefaßt worden, das auch sonst 
mit der Durchführung des Friedensvertrages 
betraut ist. Im Einvernehmen mit der Regie- 
rung hat nun der Reichsverband der deutschen 
Industrie sich bereit erklärt, eine Geschäfts- 
stelle einzurichten, durch die der Verkehr mit 
der deutschen Industrie geleitet werden soll, 
und ohne deren Rat von der Regierung keine 
entscheidenden Beschlüsse gefaßt werden sollen. 
Leiter dieser Geschäftsstelle ist Oberst Koeth. 


Bleimangel in England. — Vor dem Kriege 
hat England im Jahre über 0,2 Mill. t Blei 
importiert, u. zw. etwa Dreiviertel dieses Be- 
trages aus Australien und Spanien und durch- 
schnittlich rd 30 000 t über die V. S. Amerika 
aus Mexiko. Da die Regierung während des 
Krieges die ganze australische Produktion 
nebst großen Mengen Blei in Spanien und Ame- 
rika aufkaufte, stieg ihr Vorrat, der beim Waf- 
fenstillstand etwa 60 000 t enthielt, nach Auf- 
hören des Kriegsbedarfs bis Mai 1919 sehr 
schnell auf annähernd 0,13 Mill. t; außerdem 
standen in Australien noch erheblich größere 
Mengen zur Verfügung. „Electrical Review“ 
untersucht nun die Frage, warum trotz dieses 
günstigen Standes der Bleiversorgung jetzt mit 
einem ernst zu nehmenden Mangel an Blei ge- 
rechnet werden müsse. 1919 hat England rd 
0,218 Mill. t eingeführt, über die Hälfte davon 
aber im ersten Halbjahr, gegenüber einem Ex- 
port von rd 36 400 t. Der für den heimischen 
Verbrauch verfügbare Überschuß betrug somit 
ohne die staatlichen Vorräte rd 0,181 Mill. t. 
Nun ist die australische Gewinnung aber in- 
folge von Streiks seit Mai 1919 nahezu einge- 

. stellt worden, und es besteht vorläufig keine 
Aussicht auf Wiedereröffnung der Gruben. 
Damit hat eine Versorgung, die sich für Eng- 
land im letzten Jahre auf nicht weniger als ıd 
93 300 t belief, zunächst aufgehört; außerdem 
sind von den australischen Lagern große La- 
dungen nach Japan und China gegangen, so daß 
man in England jetzt tatsächlich nicht mit 
einem Vorrat freien Bleies rechnen kann. Aus 
Spanien hat England 1919 nur rd 39 500.t er- 
halten, und nach Angabe der Hauptproduzenten 
dieses Landes wird deren Erzeugung im laufen- 
den Jahre vom europäischen Kontinent absor- 
biert. Das Verhältnis, in dem England im 
Laufe der letzten Monate mit Blei versorgt wor- 
den ist,"jergibt, daß die Regierung jetzt kaum 
noch über viel unverkauftes Blei verfügt. Dabei 
wächst der Privatbedarf stark, und in Europa 
besteht Knappheit an Blei. Überdies haben 
Deutschland, Holland und Frankreich in letz- 
ter Zeit beträchtliche Mengen aus England ent- 
nommen, während anderseits die Lieferungen 
Amerikas gegen Ende 1919 [sehr geringfügig 
gewesen sind. Ä 


Amerikanische Kapitalanlagen eine Gefahr 
für Deutschlands Wirtschaft. — An der New 
Yorker Börse wird z. Zt. die Bildung von sehr 
kapitalkräftigen Holding-Konzernen, d.s. 
Gesellschaftsorganisationen zum Zweck der 
Kapitalanlage in Wertpapieren, erörtert. Es 
ist damit zu rechnen, daß,diese Organisationen 
ihr Interesse auch auf deutsche Werte er- 


strecken und damit dem. von holländischen, - 


schwedischen, schweizerischen und neuerdings 
auch spanischen Verwertungsstellen gegebenen 
Beispiel folgen werden. ie unangreifbare 
Stellung des Dollars leistet derartigen Plänen 
Vorschub. Der Weg des Anteilerwerbs enthebt 
das Unterkunft suchende Kapital der Notwen- 
digkeit, zu den jetzt ja so außerordentlich 
erhöhten Baukosten eigene Betriebe zu errich- 
ten. Es wird, wie die „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘ 
bemerkt, von höchstem Interesse sein, zu beob- 
achten, zu welcher Stellungnahme die von der 
Festsetzung ausländischen Kapitals am meisten 
bedrohten Volkswirtschaften Frankreichs, Ita- 
liens, dann aber auch Englands gelangen: wer- 
den. Für Deutschland -= von seinen öst- 
lichen Nachbarn ganz zu schweigen — ist 
diese Frage geradezu identisch mit 
der seiner künftigen wirtschaftlichen 
Selbständigkeit, und es erscheint nicht 
zweifelhaft, daß das amerikanische Kapital 
gerade in der Interessenahme an der durch die 
valutarischen Verhältnisse des Schutzes ent- 
blößten deutschen Volkswirtschaft einen star-. 
ken Anreiz finden dürfte. Es muß bei dieser 
Gelegenheit wiederholt darauf hingewiesen 
werden, daß die verschiedenen bisher vorge- 
nommenen Mehrheitssicherungsaktionen (Aus- 
abe von Vorzugsaktien mit. mehrfachem 

timmrecht) dem Ernst der Bedrohun gnicht 
in der erwünschten Weise gerecht werden. 


Außenhandel. — In England hat ein 
kürzlich vom Richter Sankey gefälltes Urteil 
über die Rechtsungültigkeit der durch könig- 
liche Proklamationen erlassenen Einfuhrver- 
bote deren zeitweilige Aufhebung zur Folge ge- 
habt. Die Regierung beabsichtigt jedoch, den 
„Weltw. Nachr.‘‘ zufolge, entweder eine Ände- 
rung dieses Urteils zu beantragen, oder durch 
ein Ermächtigungsgesetz eine begrenzte An- 
zahl von Einfuhrbeschränkungen, besonders 
zum Schutz der Schlüsselindustrien, wieder 
einzuführen. Damit müssen Importeure rech- 
nen. Mit Bezug auf Waren, die zwischen dem 
Datum des Urteils und dem einer Wiederein- 
führung der Beschränkungen bestellt oder nicht 
geliefert worden sind, wird keine besondere 
Vergünstigung gewährt werden. — 

Ein Bericht der ‚Weltw. Nachr.‘‘ aus Rio 
de Janeiro macht darauf aufmerksam, daß für 
Brasilien bestimmte Kataloge, Preislisten 
usw. in portugiesischer Sprache abgefaßt wer- 
den müssen, weil spanisch dort als eine Zurück- 
setzung empfunden wird. — 

Nach einer von den ‚„Weltw. Nachr.‘‘ wie- 
dergegebenen Mitteilung des „Public Ledger‘ 
hat das Repräsentantenhaus der U. Ame- 
rika den Fordney-Gesetzentwurf angenommen, 
der verhindern soll, daß ausländische Fabri- 
kanten die amerikanischen Märkte mit Waren 
überschwemmen und in den Vereinigten Staa- 
ten zu niedrigeren Preisen verkaufen .als im 
Ursprungslande. — 

Einer Regierungsverordnung zufolge sind 
für Einfuhrwaren in Jugoslawien Ursprungs- 
zeugnisse vorgeschrieben. Sie können bei di- 


rekten Bahn- und Schiffstransporten durch | Originalhütten - Weich- 


Verladescheine ersetzt werden. — 

Das von den Niederlanden Ende vori- 
gen Jahres erlassene Ausfuhrverbot für. Glüh- 
lampenarmaturen ist nicht mehr in Geltung. — 

Waren deutschen Ursprungs dürfen in die 
französische Zone Marokkos nur eingeführt 
werden, soweit der Generaldirektor der Finan- 
zen Abweichungen von den bisher geltenden 
Bestimmungen zuläßt. Für gewisse Waren- 
kategorien können nach dem ‚‚Überseedienst‘‘ 
Abweichungen allgemein unter gleichen Bedin- 
gungen und ohne Begrenzung der Mengen‘ 
innerhalb eines bestimmten Zeitraumes gewährt 
werden. Diese Waren unterliegen dem allgemei- 
nen Wertzuschlagszoll von 10oder5% und einem 


besonderen Wertzoll von 10% für auf direktem | Hüttenzinn, 


Wege aus Deutschland eingeführte und von 
15% für auf anderem Wege in die französische 
Zone gelangende Waren. — 

Durch ein im belgischen ‚Staatsanzeiger‘‘ 
veröffentlichtes königliches Dekret sind einer 
Mitteilung der ‚„Ind.- u. Hand.-Ztg.‘ zufolge 
die Einfuhrlizenzen von Belgien aufgehoben 
worden. Dadurch wird der freie Handel mit 
Deutschland, der in der Hauptsache durch die 
Lizenzen getroffen werden sollte, wiederherge- 


-stellt. — 


"Nach einer vom ‚Überseedienst‘‘ wieder- 
gegebenen Mitteilung der französischen Ge- 
sandtschaft in Brüssel ist der Prozentsatz der 
Stoffe deutschen, österreichischen und unga- 


rischen Ursprungs, die in allen anderen Län- 
dern zur Herstellung von Fabrikaten dienen 
können, ohne daß für die Einfuhr dieser Er- 
zeugnisse nach Frankreich andere Zollbe- 
stimmungen in Anwendung gebracht werden, 
provisorisch auf 50% erhöht worden. — 

Wie wir der ‚„Ind.- u. Hand.-Ztg.“ ent- 
nehmen, steht der Verschiffung deutscher 
Waren nach der Türkei über neutrale Häfen 
mit neutralen Schiffen nichts im Wege. — 

Für das jetzt Ausland gewordene Memel- 
gebiet bedürfen Ausfuhr und Einfuhr nun- 
mehr der Bewilligung des Reichskommissars, 
doch soll bei der Behandlung der Anträge dem 
Bedarf der Bevölkerung und der Industrie be- 
sonders Rechnung getragen werden. — 

Die Einfuhr nach Danzig und die Aus- 
fuhr aus dem Gebiet der freien Stadt ist von 
besonderer Genehmigung abhängig, doch be- 
dürfen Waren, die aus’ Deutschland importiert 
werden, keiner Einführbewilligung. — . 

Wie der ‚Deutsche Außenhandel‘ mit- 
teilt, kann der deutsch-italienische Verede- 
lungsverkehr ohne Schwierigkeiten wieder ein- 
geleitet werden. Er bedarf lediglich der Zu- 
stimmung der Zollbehörden für diejenigen Wa- 
ren, deren Ausfuhr ohne weiteres gestattet ist 
und der ministeriellen Genehmigung für beson- 
ders genannte Gegenstände. 


Verwendung minderwertiger Brennstoffe. 
— Das’ Reichswirtschaftsministerium teilt mit, 
daß die. Verwendung minderwertiger 
Brennstoff6 von der Genehmigung der amt- 
lichen Verteilungsstellen abhängig ist. Hier- 
durch wird gewährleistet, daß solche Brenn- 
stoffe nur bei Vorhandensein genügender 
Transportmittel versandt und nur an solche 
Verbraucher geliefert werden, die auf ihre Be- 
nutzung eingerichtet sind. 2 - 


Keine Zwangswirtschaft für Sparmetalle. — 
Nach einer Mitteilung des Reichswirtschafts- 
ministeriums kann nur dort ein Eingreifen 
in die privaten Vorräte von Sparme- 
tallen nötig werden, wo augenscheinlich durch 
Zurückhaltung der Vorräte zu spekulativen 
Zwecken eine künstliche Notlage der verarbei- 
tenden Industrie geschaffen wird. 


Handel mit Ferrosilizium. — Das Reichs- 
wirtschaftsministerium hat das 1916 erlassene 
Verbot des Handels mit Ferrosili- 
zıum aufgehoben, doch bedeutet das keine 
Einfuhrfreiheit; es soll vielmehr von Fall zu 
Fall geprüft werden, ob und in welchen Mengen 
Ferrosilizium aus dem Auslande importiert 
werden darf; soweit es im Hochofen hergestellt 
wird, will man die Bewirtschaftung dem künf- 
tigen „‚Eisenwirtschaftsbund‘“ vorbehalten. 


Kleine geschäftliche Mitteilungen. 


Metallpreise. — Nach den Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer- 
’'notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall- 
börsenvorstandes in M/100 kg: 


Metall 20.1. | ‚mE 
Elektrolytkupfer (wire- 
bars), prompt, cif Ham- 
burg, Bremen, Rotterdam 4549 4625 


Raffinadekupfer 


99/99,3%,10koGroß-Berlin |3700—38t 013500—3550 


blei, ab Hütte oder loko 


Groß-Berlin -. . . ... 1800 - 11725—1750 
Originalhütten - Rohzink, ey 

Syndikatspreis ab Hütte 

oder.Lager . -. .. 650 650 
desgl. Preis im freien Ver- 

kehr, ab Hütte oder 

Lager . 1650 1450 


. Originalhütten- A lumi- 
nium 98/99 %/, in gekerb- 
ten Blöckchen, ab Hütte 
oder loko Groß-Berlin . |6000-—6100|16200—6300 

Zinn, Banka-, Straits-. 
Billiton-, loko Hamburg 
oder Groß-Berlin .. 114100 — 14.200114 500—14 600 

mindestens ü s 

99 0/9, loko Hamburg oder 
Groß-Berlin . . 0. | u .® _ 
Reinnickel 98/99 %/,, loko 


Hamburg oder Groß- 

Berlin . 2. 2... |7900--8000|8000-— 8200 
Antimon-Regulus, loko ' 

Hamburg. oder Groß- | a 

Berlin sm N 2400 |2300—2400 


Metallzuschläge für isolierte Drähte. 
Für die Woche vom 22. bis 28. II. 1920 beträgt der 
Kupferzuschlag 210 M, der Aluminiumzu- 
schlag 9M. ? \ ' 


Abschluß des Heftes: 21. Februar 1920. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: B. 0. Zehme in Berlin — Verlag von Julius ßprimger in Berlin. 


186 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. 


Meißner, K 


Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 4. März ‚1920. 


Heft 10. 


Die bisherigen und zukünftigen 
heit in der deutschen 
Elektrotechnik. ı) 


Von Dr.:äng. e. h. G. Dettmar. 


Übersicht. Nach einem kurzen Bericht über die 
bisherige Entwicklung der Arbeiten des V.D.E. be- 
züglich der Herstellung von Vorschriften, Normalien, 
Leitsätzen usw. wird darauf hingewiesen, daß diese 
Arbeiten in Zukunft noch von höherer Bedeutung 
sein werden, und es wird gezeigt, welche Ände- 
rungen in der Organisation hierzu als notwendig 
erachtet wurden. Zum Schluß ist noch ein kurzer 
Beitrag zu der Frage gegeben worden: Wann soll 
man normalisieren ? 


Als der Verband Deutscher Elektrotech- 
niker im Jahre 1893 gegründet wurde, nahm er 
sofort die Bestrebungen zur Vereinheitlichungin 
sein Programm auf und verfolgte sie mit Nach- 
druck. Anf der ersten Jahresversammlung in 
Kölnhielt®r.-$ng.H.Voigt einenVortrag,, Vor- 
schläge zur Einführung einheitlicher Kontakt- 
größen und Schrauben bei Ausschaltern, Siche- 
rungen sowie größeren Apparaten von 50 A 
an“. Der Vortragende zeigte darin ganz allge- 
mein die Bedeutung der Vereinheitlichung und 

‚regte nicht nur mit seinen Vorschlägen die Nor- 
_ malisierung und Typisierung der Kontakte an, 
sondern empfahl auch Kabelschuhe, die Be- 
lastung von Leitungen an Schalttafeln, die Aus- 
führung von Schmelzsicherungen, Glühlampen- 
fassungen, Nippel usw. zu normalisieren. Die 
Ausführungen Voigts haben den Weg damals 
schon so klar gekennzeichnet, daß die Zweck- 
mäßigkeit seiner Weiterverfolgung jedem ein- 
leuchten mußte; er wurde auch vom Verbande 
nieht nur beibehalten, sondern noch dadurch 
erweitert, daß neben der Normalisierung und 
Typisierung schon bald auch die Bearbeitung 
von Vorschriften aufgenommen wurden. Schon 
auf der zweiten Jahresversammlung 1894 in 
Leipzig wurde von Gunderloch der Antrag 
gestellt, eine Kommission einzusetzen, welche 
auf Grund der gesammelten Erfahrungen ein- 
heitliche Bestimmungen für Einzel- und An- 
schlußanlagen ausarbeitet. Fast in jedem der 
folgenden Jahre wurde nun das Arbeitsgebiet 
erweitert, wie sich aus nachstehender Übersicht 
ergibt. 
Man begann zu bearbeiten: 
1893 die Kontaktgrößen und Schrauben, 
1894 die Erriehtungsvorschriften (Sicher- 
‚heitsvorschriften) und die Kupfernor- 


-  "malien, 

1896 Glühlampen, 

1897 Glühlampenfassungon und Steckkon- 
; takte, 

1899 die Vorschriften, betr. Konstruktion 


und Prüfung von Installationsmaterial 
und Schaltapparaten, sowie die Bahn- 
vorschriften, 

die Drähte und Kabel sowie die Ma- 
schinen und Transformatoren, 

die Vorschriften, betr. Erdströme, 
die Freileitungen und die ‚Bergwerks- 
vorschriften, 

die Betriebsvorschriften, 

die Lichtmessungen, 

die Anschlußbedingungen von Motoren, 
die Zähler, 

‘die Klemmenbezeichnungen, 


1900 


1901 
1902 


1903 
1904 
1905 
1906 
1907 


1) Gessilsch gehalten in der Eng, der Elektrotech- 


nischen Gesellschaft zu Köln am 7. I. 1 


1909 
1910 
1911 
1912 


die Isolierstoffe, 

die Hochspannungsapparate, 

die Koch- und Heizapparate, 

die Fernmeldeanlagen (Schwachstrom- 
anlagen) und die Erdung von Stark- 
stromanlagen, 

die Spannungen, die Porzellanisolatoren 
sowie die Schalttafel-Meßinstrumente, 
die Anlaß- und Steuergeräte, Fahr- 
leitungen und die Benennungen. 

Man ersieht aus Vorstehendem, daß fast 
das ganze Gebiet der Elektrotechnik vom Ver- 
bande behandelt worden ist, so daß z. Zt. 
45 Arbeiten!) in Geltung sind. In welchem 
Maße sich der Umfang derselben vermehrt 
hat, ergibt sich sehr deutlich aus der 
Seitenzahl des bekannten Normalienbuches. 
Nach 10-jähriger Tätigkeit des Verbandes 
wurde der damalige Generalsekretär vom Vor- 
stand beauftragt, alle s. Zt. gültigen Arbeiten 
des Verbandes als Buch herauszugeben, was 
im Jahre 1903 zum ersten Male geschah; das 
Buch erschien zunächst alle 2 Jahre und später 
alle Jahre neu. Ausder nachstehenden Übersicht 
über die einzelnen Auflagen, die die Erschei- 
nungsjahre und den Umfang wiedergibt, er- 
sieht man leicht, in welcher Weise sich die vom 
Verbande fertiggestellten Arbeiten veımehrt 
haben: 


1918 
1919 


Die 1. Auflage erschien 1903 mit 183 Seiten 
HROND.E Br Ar 1003-0 2190400, 
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Zur Erledigung dieser umfangreichen Ar- 
beiten war es naturgemäß notwendig, eine 
große Organisation zu schaffen. Dem jeweili- 
gen Bedarf entsprechend, wurden neue Kom- 
missionen eingesetzt, die zum großen Teil dau- 
ernd bestehen blieben, .z. T. nach Erledigung 
ihrer Arbeiten wieder aufgelöst wurden. Zur 
Zeit bestehen insgesamt 21 Kommissionen, die 
zusammen 355 Mitglieder zählen. Da eine 
Reihe von Herren mehreren Kommissionen an- 
gehört, sind in denselben ungefähr 250 Her- 
rentätig. Da nunaber diemeisten Kommissionen 
noch eineAnzahl vonUnterkomimissionen haben, 
deren Mitglieder sich nicht nur aus den Kreisen 
der Kommissionsmitglieder zusammensetzen, 
so dürften für die Vereinheitlichungsarbeiten 
des Verbandes z. Zt. ungefähr 350 Herren tätig 
sein. Welch große Arbeit von den Kommis- 
sionen im Laufe der Jahre geleistet worden 
ist, zeigt sich auch aus der Zahl der abgehalte- 
nen Sitzungen. In Abb. 1 ist dargestellt, wie 
oft die Kommissionen im Laufe der Jahre 
1895 bis 1919 getagt haben. Durch den Krieg 


„20 
Ss SIITISS SS KeeR 
SEE S S St 
Abb. 1. Anzahl der von den Kommissionen des V.D.E. 


abgehaltenen Sitzungen. . 
ı) Ein kürzlich herausgegebener ee reier durch 
die Arbeiten des V.D. E.“ gibt über dieselben Aufschluß. 


ist naturgemäß diese Tätigkeit stark beeinflußt 
worden, da ja in dieser Zeit keine neuen 
Arbeiten geleistet, sondern nur Bestimmun- 
gen über Ersatzausführungen aufgestellt wur- 
den. In der letzten Zeit leidet die Tätigkeit 
der Kommissionen stark unter den Verkehrs- 
schwierigkeiten. 

Die von Anfang an eingeschlagene Rich- 
tung, für einen bestimmten Kreis von Aufgaben 
je eine Kommission einzusetzen, deren Mit- 
gliederzahlen nicht zu groß, aber auch nicht zu 
klein ist, hat sich bewährt; die Zahl darf nicht 
zu groß sein, da sonst die Kommission ihre Ar- 
beitsfähigkeit verliert, sie darf aber auch nicht 
zu klein sein, da sonst leicht einseitige E’geb- 
nisse entstehen können; Spezialisten werden 
gegebenenfalls in den von den Kommissionen 
eingesetzten Unterkommissionen in ausrel- 
chender Weise zur Mitarbeit herangezogen. 
Durch rechtzeitige Veröffentlichung und 
weiteste Verbreitung der Entwürfe!) wird 
dafür gesorgt, daß nicht nur den in den Kom- 
missionen und Unterkommissionen tätigen 
Mitgliedern Gelegenheit zur Äußerung ihrer 
Ansichten gegeben wird, sondern es wird der 
ganze Kreis der Fachgenossen an der Mit- 
arbeit beteiligt. Durch Behandlung der Ent- 
würfe in den zum Verband gehörigen Vereinen 
wird noch weiterhin dafür gesorgt, daß alle An- 
schauungen Gehör finden, und es wird versucht, 
ein Ergebnis zu erzielen, das tunlichst weit- 
gehendste Zustimmung erfährt; es liegt in der 
Natur der Arbeit, daß es nicht möglich ist, jeden 
Wunsch restlos zu befriedigen; es wird aber der 
Versuch gemacht, alle bevechtigten Einsprüche 
zu verwerten. Für den Bestand der Vereinheit- 
lichungsarbeiten ist es wichtig, daß die Ent- 
würfe vor der Beschlußfassung gut durchge- 
arbeitet werden, damit zu oftmaliges Ändern 
vermieden wird. 

In der vorstehend geschilderten Weise ist 
es der deutschen Elektrotechnik gelungen, im 
Wege einer Selbstverwaltung sich ihre Vor- 
schriften selbst zu machen und dadurch den 
behördlichen Eingriff zu vermeiden. 

Anläßlich der Feier des 25-jährigen Be- 
stehens des Verbandes hat der Staatsminister 
Dr. Sydow im Auftrage der Reichsleitung und 
der Preuß. Staatsregierung die Wirksamkeit 
des Verbandes u. a. mit ae Worten an- 
erkannt: 

„An der Arbeit zweier Dezennien des 
Friedens ist es dem Verbande durch die 
ständige Verbesserung der von ihm aufge- 
stellten Vorschriften gelungen, die deutsche 
Starkstromtechnik zu einer zweckmäßigen 
Einheitlichkeit in Einrichtung und Betrieb 
zu führen, wiesie wohl keinanderer Industrie- 
zweig von ähnlicher Bedeutung besitzt. Die 
Arbeiten Ihrer Sicherheitskommission haben 
den Erlaß besonderer polizeilicher Schutz- 
vorschriften unnötig gemacht und es den 
Behörden ermöglicht, Ihre Sicherheitsvor- 
schriften zu übernehmen und die Kontrolle 
Ihrer Beobachtung im wesentlichen den Or- 
ganen der elektrotechnischen Industrie selbst 
zu überlassen. Dabei ist es Ihnen gelungen, 
den anfangs bestehenden Aberglauben von 
der besonderen Gefährlichkeit des elektri- 
schen Betriebes zu überwinden und auszu- 
rotten.‘“ 

1) Durch ein besonderes Abonnement auf die Nen- 


veröffentlichungen wird jedem noch die-Verfolgung dieser 
Arbeiten weitgehendst erleichtert. 


FR 


Es ist wichtig, sich auch darüber klar zu | Vereinheitlichung für die Drehriehtung bel 
werden, von welchen Stellen aus am besten | Anlassern und Reglern zu erzielen; ebenso ge- 
die Normalisierung und Typisierung durch- | lang es nicht, eine einheitliche Farbenbezeich- 
geführt und von wem sie vorbereitet wird. | nung bei Schaltanlagen zu erreichen, Dieschon 
Es ist nicht notwendig, daß dies immer die | früher mehrfach angestrebte Normalisierung der 
gleichen Stellen sein müssen Es können | Kabelschuhe erwies sich bisher nicht als durch- 
sehr gut auch andere Sonderverbände und | führbar; ebenso ist es erst in allerletzter Zeit 
Vereine einen Teil der Vorarbeiten über- | gelungen, die Widerstände gegen eine Verein- 
nehmen, damit eine Beschleunigung erreicht | heitlichung der Zählerabmessungen und der 
wird. In der gesamten Elektrotechnik kann | Zähleranschlüsse zu beseitigen. 


Aber auch die Industrie erkennt dankbar 
die regelnde Tätigkeit des Verbandes an, was 
z. B. aus dem Geschäftsbericht der Siemens & 
Halske A. G. aus dem Jahre 1912 hervorgeht: 

„Ein anerkennenswertes Blatt in der Ge- 
schichte unserer Industrie bildet z. B. die 
Wirksamkeit des Verbandes Deutscher Elek- 
trotechniker, welche sich von Anfangan der 
allseitigen Unterstützung und Mitarbeit der 


gesamten Industrie zu erfreuen gehabt hat. 
Durch ihn ist es auf dem rein technischen Ge- 


biet zu zahlreichen Normen und Vorschriften 


gekommen, die eine wohltätige Ordnung be- 
deuten und allgemein befolgt werden.“ 

In den anderen Industriezweigen ist bei 
weitem nicht in diesem Umfange vereinheit- 
licht worden wie in der Elektrotechnik; erst 
der Krieg hat auch dort den Vereinheitlichungs- 
gedanken stark gefördert, so daß durch den im 
Jahre 1918 gebildeten Normenausschuß der 
deutschen Industrie nunmehr auf allen Gebie- 
ten in gleicher Weise gearbeitet wird. Der Ver- 
band hat naturgemäß zu dem Normenausschuß 
die freundschaftlichsten Beziehungen und führt 
weiter die auf elektrotechnischem Gebiet lie- 
genden Normen aus und übergibt sie nach Fer- 
tigstellung dem Normenausschuß zur Ver- 
öffentlichung in seiner Sammlung; dadurch 
wird auch der Vorteil erreicht, daß die Normen 
des Verbandes in einen erheblich größeren 
Kreis von Interessenten getragen und auf diese 
Weise noch mehr bekannt werden. Die Tätig- 
keit des Verbandes erstreckt sich aber erheblich 
weiter als die des Normenausschusses, da er 
ja nicht nur normalisiert, sondern auch typi- 
siert, eine Arbeit, die von dem Ausschuß für 
wirtschaftliche Fertigung behandelt wird; 
außerdem stellt der Verband aber auch noch 
Vorschriften usw. auf, so daß also sein Arbeits- 
gebiet ein verhältnismäßig umfangreiches ist. 
Es ist auch zweckmäßig, daß diese drei Arbeits- 
gebiete in der Elektrotechnik in einer Hand 
sind, da sie gerade hier sehr stark inein- 
ander greifen, so daß sie voneinander kaum zu 
trennen sind; Normalisierung und Typisierung 
gehen vielfach ineinander über, und ebenso sind 
Vorschriften und Normalien Zweckmäßiger- 
weise vielfach gar nicht zu trennen. Den 
eigentlichen Vorschriften schließen sich an die 
Regeln (empfehlenswerte Maßnahmen), Richt- 
linıen und Leitsätze (Anleitungen), ferner Merk- 
blätter und einheitliche Bezeiehnungen; viel- 
leicht wird es möglich sein, in Zukunft auch hier 
eine . Vereinfachung durehzuführen und nur 
noch Vorschriften, Regeln, Richtlinien und 
Merkblätter zu unterscheiden. Bezüglich der 
systematischen Gliederung der Normalien hat 
Dr. Adler in der „ETZ“1920,S.1, Vorschläge 
gemacht, die manın Zukunft den Arbeiten zu- 
grunde legen kann. 

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß 
in Zukunft die Vereinheitlichung noch viel 


mehr Bedeutung haben wird, als. dies bisher“ 


schon der Fall war; unsere Industrie wird nur 
wirtschaftlich arbeiten können, wenn eine mög- 
lichst große Vereinfachung Platz greift; schon 
mit Rücksicht darauf wird es notwendig sein, 
die in Frage kommende Organisation ent- 
sprechend auszugestalten. Da nun die Rlektro- 
industrie aber außerordentlich tiefgehende Ver- 
bindung mit anderen Industriezweigen besitzt, 
so wird auch mit Rücksicht darauf eine Orga- 
nisationsänderung sich als nötig erweisen; fer- 
ner ist ein dauernd gutes Zusammenarbeiten 
mit dem Normenausschuß der deutschen In- 
dustrie und dem Ausschuß für wirtschaftliche 
Fertigung, der vom Verein deutscher Inge- 
nieure unter Mitwirkung des Reichswirt- 
schaftsministeriums gebildet ist, von größter 
Wichtigkeit. 

Unter diesen Umständen erschien es zweck- 
mäßig, einen besonderen Ausschuß zu haben, 
der nur ordnend und regelnd eingreift, selbst 
aber keine Arbeiten durchführt, sondern sie 
den schon bestehenden; gegebenenfalls neu ein- 
zusetzenden Kommissionen überträgt. 


man eine Reihe von Gruppen unterscheiden, 
die sich zum großen Teil auch besonders 
zusammengeschlossen haben; diese Gruppen 
sind folgende: 

Hersteller, 

- Händler, 

Installateure, 

Elektrizitätswerke, 

Straßenbahnen, 

Hochschullehrer, 

Beratende Ingenieure, 

Prüfämter. 

Nicht besonders zusammengeschlossen ha- 
ben sich die Behörden, ein großer Teil der 
Verbraucher, die Zulieferanten und die 
Weiterverarbeiter. 

Es erscheint nun richtig, daß, wenn eine Vor- 
schrift, eine Normalisierung oder Typisierung 
behandelt werden soll, dienur eine der vorge- 
nannten Gruppen betrifft, diese Gruppe die 
Arbeit selbst ausführt; werden dagegen durch 
die Aufstellung solcher Bestimmungen auch die 
Interessen einer oder mehrerer anderer Gruppen 
berührt, so erscheint es richtig, daß dann der 
alle Gruppen umfassende und zur Herstellung 
eines Ausgleichs am besten geeignete Verband 
Deutscher Elektrotechniker die Arbeiten durch- 
führt. Eine Vereinheitlichung hat nämlich nur 
Erfolg, wenn sie unter tunlichster Berück- 
sichtigung aller Interessen aufgestellt wird. 
Bei Außerachtlassung wichtiger Inter-. 
essen setzt sie sich entweder nicht 
dureh, oder muß bald einer Änderung 
unterworfen werden. Da es nun nicht 
immer ohne weiteres klar sein wird, ob und 
wann die Interessen einzelner Gruppen be- 
rührt werden, ist es zweckmäßig, einen die 
Hauptgebiete der Elektrotechnik und die 
wichtigsten Anwendungsgebiete umfassenden 
Ausschuß zu haben, der hier regelnd eingreift. 
Es ist daher von mir vorgeschlagen worden, ‘ 
einen „Technischen Hauptausschuß‘ zu bilden, 
der die vorbezeichnete Aufgabe übertragen er- 


hält; ihm würden außerdem noch folgende | 


Arbeiten zu überweisen sein: 

Die Arbeiten zur Vereinheitlichung müssen 
systematisch durchgeführt werden; bisher hat 
man sich im allgemeinen erst dann zur Auf- 
stellung von Vorschriften, Normalien usw. ent- 
schlossen, wenn gewisse Nachteile sich gezeigt 
haben, dann ist es aber oft schon sehr spät, 
wenn nicht sogar zu spät. Es würden viel‘ 
Schwierigkeiten vermieden, wenn System in 
die Arbeiten gebracht wird und rechtzeitig 
die Arbeiten aufgenommen werden. 

Als weitere Aufgabe dieses technischen 
Hauptausschusses ergibt sich, daß er ein Zu- 
sammenarbeiten der mit der Vereinheitlichung 
beschäftigten Kommissionen und Ausschüsse 
untereinander herbeiführen soll. . 

Schließlich hätte er die Aufgabe, etwaige 
den einzelnen Kommissionen bei der Durch- 
führung ihrer Arbeiten entgegentretende 
Schwierigkeiten zu beseitigen; es sind schon 
vielfach im Laufe der letzten Jahre solche 
Schwierigkeiten aufgetreten, gegen die die 
einzelnen Kommissionen schließlich nicht an- 
kommen konnten, die aber von einem solchen 
das gesamte Gebiet behandelnden Ausschuß 
wohl überwunden werden könnten. Als Bei- 
spiel sei hier erwähnt, daß es früher nicht &e- 
lungen ist, Streifensicherungen zu normalisie- 
ren, obwohl schon zweimal die Arbeiten aufge- 
nommen worden sind und das letzte Mal im 
Jahre 1912 die Normalisierung fast vollständig 
fertig war. Es ist ferner nicht gelungen, eine 


Zentralverband der deutschen 


Durch die Bildung dieses ‚Technischen 
Hauptausschusses‘“ wird es sicher möglich sein, 


solche Schwierigkeiten viel leichter zu über- . 


winden, als dies bisher’ der Fall war. Die 
jetzt durchgeführte Normalisierung der Span- 
nungen ist fraglos viel zu spät gemacht wor- 
den. Wenn sie 10 bis 15 Jahre früher 
durchgeführt worden: wäre, würden die 
‚Schwierigkeiten beträchtlich kleiner gewesen 
sein. Noch heute gibt es keine Einheitlich- 
keit in den Installationssystemen. Die Folge 
davon ist, daß alle Hersteller, Händler, In- 
stallateure, Elektrizitätswerke und die größe- 


ren Industriewerke riesige Läger von verschie- . 


denen Installationsmaterialien sich halten 
müssen, um etwa notwendigen Ersatz sofort 


' zur Verfügung zu haben; außerordentlich große 


Kapitalien liegen dadurch brach, und es ist 
trotzdem vielfach nicht möglich, die richtigen 
Ersatzteile zu bekommen. Welche Verluste 
dadurch bei Herstellern und Verbrauchern 
entstehen, braucht hier nicht weiter ausge- 
führt zu werden. Kennzeichnend für die augen- 
blicklichen Verhältnisse ist, daß bei einer grö- 
ßeren Firma für Installationsmaterialien bis 


jetzt in der ‚Preisliste 13000 Nummern vor- 


handen waren; durch energisches Vorgehen ist 
es jetzt gelungen, diese auf 6000 zusammenzu- 
streichen, und es ist inAussicht genommen, viel- 


leicht in einem weiteren Jahre die Zahl auf 


3000 zu verringern. Wenn aber erst einmal eine 


Anzahl Einheitssysteme aufgestellt sein wird, 


dann wird es wahrscheinlich möglich sein, die 
Zahl auf 1500 bis 1000 zu verringern. 

Dieser „Technische Hauptausschuß“ 
wurde nun vom Verbande in seiner Jahresver- 
sammlung 1919 gebildet und hat folgende Zu- 
sammensetzung . erhalten: 


Verband Deutscher Elektrotechniker: 
Geheimrat Prof. Dr. Dr.-Ing. Klingen- 
berg, Vorsitzender, 
Dr.-üing. Dettmar, . 
Bergassessor von und zu Löwenstein, 
Geheimrat Prof. Dr. Roessler, 
Dr.zing. H. Voigt; 
elektrotech-' 
nischen Industrie: i 
Dr.=öäng. Adler, 
Direktor Hissink, 
Baurat Dr. P. Meyer; 
Vereinigung der Elektrizitätswerke: 
Direktor Dr. Passavant; 
Bund der Elektrizitätsversorgungs-Unter- 
nehmungen: 
Direktor Koepcehen; 
Verband der elektrotechnischen Installations- 
firmen in Deutschland: 
Direktor Woelke; 
Verein Deutscher Straßenbahn- und Klein- 
bahnverwaltüngen: 2 
Professor Dr.={jng. Helm; 
Verein deutscher Eisenhüttenleute: _ 
.. Dr.=üng. Petersen; 
Verein deutscher Ingenieure: 
Direktor Hellmich. . 
Weiterhin wurde in der Jahresversammlung 
beschlossen, alle Kommissionen mit Ausnahme 


der Kommission für Erriehtungs- und Betriebs- 
vorschriften aufzulösen und neu zu bilden, wo- 


bei,dem Grundsatz Rechnung getragen wurde, 
eine möglichst zweckmäßige Verteilung der 
Kommissionsmitglieder auf die jeweils in Frage 


kommenden Gruppen vorzunehmen. (Die Berg- 


A 


4. März 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 10. 


187 


und Hüttenindustrie sowie die Chemiker sind 
unter den vom Verbande ernannten Mit- 
gliedern je nach ihrem Interesse vertreten, 
u. zw. auf Grund von Verhandlungen mit den 
entsprechenden Sonderverbänden). Ganz be- 
sonders wurde bei der Neuzusammensetzung 
auch darauf Rücksicht genommen, daß das. 
Verhältnis zwischen den Erzeugern und Ver- 
brauchern innerhalb der Kommissionen zweck- 
entsprechend ist. 

"In nachstehender Zusammenstellung aller 
2. Zt. beim Verband bestehenden Kom- 
missionen ist auch besonders angegeben, wie 
sich das Verhältnis der Erzeuger zu den Ver- 
brauchern stellt, Da nun früher auch vielfach 
Wert darauf gelegt worden ist, daß nieht nur 
die am Sitze der Verbandsleitung wohnenden 
Mitglieder Ein!luß erhalten, sondern auch aus- 
wärtige in genügendem Maße herangezogen 
werden, ist auch in einer besonderen Reihe hin- 
zugefügt, wie sich das Verhältnis der Berliner 
zu den Auswärtigen stellt. 


Zusammenstellung aller z. Zt. 


normalisieren soll, eine graphische Darstellung 
zu benutzen. In den Abb, 2 bis 6 ist als Abszisse 
die Zeit genommen und als O:dinate der Voll- 
kommenheitsgrad irgend eines Fabrikates. Die 
verschiedenen Hersteller, die zu verschiedenen 
Zeiten sich mit irgend einem Erzeugnis be- 
schäftigen, werden naturgemäß nicht alle den 
gleichen Vollkommenheitsgrad erreichen und 
werden auch auf verschiedenen Wegen zum 
jeweiligen Zustand gelangt sein. 

Abb. 2 soll nun für irgend ein Erzeugnis 
die Entwieklung kennzeichnen, für das eine 
Normalisierung angestrebt wird; man sieht, 
daß unter den dargestellten Verhältnissen eine 
vollkommen feste Normalisierung mit Nach- 
teilen für die Zukunft verbunden wäre, selbst 
wenn diese Normalisierung ziemlich hohen An- 
forderungen entsprechen würde, wie sie die 
ausgezogene Linie darstellt. Noch mehr würde 
dies der Fall sein, wenn man die Normalisie- 
rung der geringsten Leistung entsprechend 
durchführen würde, wie dies die punktierte 


bei dem V. D. E. bestehenden 


denen unsere Industrie in den letzten Jahren 
ausgesetzt gewesen ist, Rechnung getragen zu 
sein, und es ist wohl die Hoffnung nicht unbe- 
rechtigt, daß damit der Verband in die Lage 
versetzt ist, das zweite Vierteljahrhundert 
seiner Normalisierungsarbeit mit dem gleichen 
Erfolge aufnehmen zu können, wie er ihn im 
ersten Vierteljahrhundert erzielt hat. Die Ver- 
einheitlichungsarbeiten werden und müssen 
einen breiten Raum in der zukünftigen Tätig- 
keit des Verbandes einnehmen. Wenn vor dem 
Kriege schon manchmal dem Verbande der 
Vorwurf gemacht worden ist, er regle und nor- 
malisiere zu viel, so beruhte dies auf einer unge- 
nügenden Erkenntnis der Verhältnisse. Das 
Gegenteil davon ist richtig; es wäre zweck- 
mäßiger gewesen, wenn manche Arbeit schon 
früher aufgenommen worden wäre, Bezüglich 
der Frage, wann man«normalisieren soll, herr- 
schen offenbar vielfach noch falsche Vorstel- 
lungen, und es lohnt sich daher, dieser Frage 
noch näher zu treten, da sie bisher in der sonst 
umfangreichen Normenliteratur nur wenig be- 
handelt worden ist. 

Zur Vereinfachung empfiehlt es sich, 
bei ‚gar Untersuchung "der Frage, wann man 


Kommissionen. 
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| 
1. Erriehtungs- u Betriebs- | 
Vorschriften nn 29. . Ze ee 3310 123118118 
2. Freileitungen. ..... N ee OR ae EB BEE BR ne 
3. Fahrleitungen .. . ... Bao aa 1 251 747]518-] 69212110758 
Brdmarı.ın.... .15/3|1|1=|1/11-|-|-|1/|-|—-|4|116|] 5/)1| 9| 7 
5. Überspannungsschutz. .|3 | 6 | - — — - - | —- | - | 11—|—| 4}|14| 6| 8| 6| 8 
6. Porzellanisolatoren...|4 6 11-1 -|i—- 3 |-,- |- |—-|— | 2|16| 3113| 7/9 
7. Drähte und Kabel . Fr a a ER u era! 
8. Maschinen u. Transfor- | 
matoren ua erde cr Io ie 17119| 6) 18|7|12 
9. Installationsmaterial ..| 216 3 111 —- | -  - | — —- | —- |— 6/19). 8|11| 7/12 
10 Schaltapparate .. . . . 316.42) 21)— | | —-1—-|—|1-|—|:4|161 6|10| 4|12 
11. Anlaß- und Steuergeräte 2 6 2 | — — —1J—- |—- | |—-155/17| 6\11| 7|10 
12. Hochspannungsapparate | 4 6 | 21 —  — |  — — |- | — |— |—|5|17| 7/10) 6 1 
Kor Zählerg:. vera 4A\6|1- — — — -/- 1) — | 1/—|31/15/.6| 9|10| 5 
14. Koch- und Heizgeräte .| 216 11- — -— - 1 - -—|-|—- |—|3|12|6,6| 4/8 
15. Meßinstrumente. . . . . Das ae E16 21014 2.6 178108 | 6 
16, Liehttechnik, ... x... . 36 1 - -— - /- 1 -/- | - 1ı]J—-| 6/7] 6 ıll 6|11 
17,.Isolierstoffe. ... . ... DA el ler Lt | 5.181814 1917 8210:8 
18. Erdstrom . .. ... . a Re RB a ee ee —/—|4|ıl| 2| 9| 8/3 
19. Fernmeldeanlagen ... .— |4 5 1ıl=-|—-|i— |- |-|1|-—-|2!| 3)16| 5/11| 9| 7 
- 20. Beeinflussung von | | 
Schwachstromleitungen. |2|2 — — ı- -|-— | -—/—- | 21/3, 4|14| 3)1| 7| 7 
-21. Benennungen. ... .. Zaire. 5 .k 6.|,20 14|14| 6 
Mit der vorstehend geschilderten Neu- | Linie angibt. Der richtige Weg ist durch die 
. organisation scheint den Veränderungen, 


Abb, 3 und 4 dargestellt in der Weise, daß die 


- 


Abb, 3. Beispiel für eine richtige Normalisierung. 


Normalisierung eine gewisse Entwicklung er- 
möglicht und durch eine Änderung in ent- 
sprechendem Zeitabstand die Anforderungen 


. 
= 
-_ 


Abb. 4. Beispiel für eine gute Normalisierung. 


erhöht werden. Die Abb. 5 und 6 zeigen, wie 
man bei der Normalisierung von Erzeugnissen 
vorgehen muß, die sich noch sehr stark in der 
Entwicklung befinden; man muß dort die An- 


Abb.5 Beispiel für eine gute Normalisierung eines 
noch in starker Entwicklung befindlichen Erzeugnisses. 


forderungen möglichst ‚hoch stellen, wenn es 
geht, sogar über den jeweiligen Stand, was in 
der Tat gelegentlich der Arbeiten der Kom- 
mission für Fernmeldeanlagen bei der Normali- 


Abb. 6. Beispiel für eine gute Normalisierung eines 
noch in starker Entwicklung befindlichen Erzeugnisses. 


sierung der Rundklemmen geschehen ist. Bei 
Erzeugnissen, die sich noch in der Entwick- 
lung befinden, soll man daher folgende Grund- 
sätze durchführen: 
1. möglichst hohe Anforderungen stellen, 
2. Spielraum für die Entwicklung lassen, 
8. nach einiger Zeit die Anforderungen er- 
höhen. 

Durch Schaffung eines geeigneten Spiel- 
raumes wird eine frühere Normalisierung er- 
möglicht und dadurch der späteren, schärferen 
Normalisierung vorgearbeitet. Das Ändern von 
Normalien in diesem Sinne ist auch nicht als 
ein Nachteil aufzufassen, denn der normalien- 
lose Zustand ergibt ja für alle Beteiligten noch 
viel schwierigere Verhältnisse; man soll natür- 
lich nicht zu früh normalisieren, aber auch 
nicht zu spät, da sonst die Schwierigkeiten 
zu groß werden und die erreichbaren Vorteile 
nicht mehr groß genug. Wenn wirklich durch 
zu frühe Normalisierung ein kleiner Schaden 
entstehen sollte, so wird er schon mindestens 
durch die sonstigen Vorteile der Normalisierung 
ausgeglichen. Bei der Durchführung von Nor- 
malisierungsarbeiten, die sehr spät e'st in An- 
griff genommen werden, sieht man immer wie- 
der, welche außerordent!ichen Schwierigkeiten 
durch zu späte Inangriffnahme der Arbeiten 


188 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 10. 


4. März 1920. 


75 


entstehen, so daß ich zu der Überzeugung ge- 
kommen bin, daß bei vernunftgemäßer Durch- 
führung eine zu frühe Normalisierung unter 
Schaffung einer Entwieklungsmöglichkeit nie 
schadet, daß aber zu späte Normalisierung stets 
außerordentliche Schwierigkeiten und Verluste 
herbeiführt. 


Über das Nebensprechen in kombinierten 
Fernsprechkreisen.!) 


Von Leon Lichtenstein in Berlin: 


Übersicht. Die vorliegenden Ausführungen 
bilden den ersten Versuch einer Theorie des Neben- 
sprechens in kombinierten Fernsprechkreisen. Den 


Betrachtungen liegt ein System von vier räumlich ' 


parallel verlegten Leitern zugrunde Die Ergeb- 
nisse gelten mit hinreichender Annäherung, auch 
wenn es sich um eine „periodische“ Leitung han- 
delt, sofern nur die Periode eine gegenüber der 
Länge der Übertragung kleine Länge ist. Das 
Problem wird auf die Auflösung einer gewöhnlichen 
nicht homogenen linearen Differentialgleichung 
zweiter Ordnung mit konstanten Koeffizienten zu- 
rückgeführt. In den beiden’ besonders wichtigen 
Fällen einer sehr kurzen und einer sehr langen 
Übertragung ergeben sich dabei einfache Formeln, 
die eingehend diskutiert werden. 


Die folgenden Ausführungen enthalten 
einen Versuch einer Theorie der in kombinierten 
Fernsprechkreisen, insbesondere in den Fern- 
sprechkabeln seit lange bekannten Erschei- 
nungen des Mit- und Übersprechens oder, wie 


wir kürzer zusammenfassend sagen wollen, 
des Nebensprechens. 
Mit ‚der Fortpflanzung von Wechsel- 


strömen in Freileitungen und Kabeln beschäf- 
tigt sich eine lange Reihe bekannter Arbeiten. 
Namentlich seit dem Erscheinen der grund- 
legenden Abhandlungen von F. Breisig und 
K. W. Wagner besitzen wir eine formvollen- 
dete "Theorie der Fortleitung der Sprechströme 
in einfachen und pupinisierten Freileitungen 
und Kabeln. Mit dem schwierigen Problem 
der Beeinflussung eines Stromkreises durch 
einen benachbarten, stromdurchflossenen Kreis 
hat man sich demgegenüber bis jetzt nur wenig 
abgegeben. Es sei an dieser Stelle vor allem 
eine wichtige Arbeit von K. W. Wagner: ‚‚In- 
duktionswirkungen von Wanderwellen in Nach- 


barleitungen‘“, „ETZ“ 1914, 8. 639, 677, 705° 


genannt, in der die Fortpflanzung von Wander- 
wellen in Mehrfachleitersystemen mit durch: 
schlagendem Erfolge betrachtet wird?). Es 
gelingt Wagner, die Lösung ohne Integration 
von Differentialgleichungen in einer für prak- 
tische Berechnungen fertigen Form zu ge- 
winnen. In dem uns hier interessierenden 
Falle eines in einem langgestreckten Strom- 
kreise fließenden, räumlich gedämpften Sinus- 
stromes, der einen anderen, dem ersten räum- 
lich parallelen, gestreckten Stromkreis beein- 
flußt, ist eine so einfache Lösung nicht zu 
erwarten. ; 

Es würde eine aussichtslose Aufgabe be- 
deuten, wollte man der theoretischen YVer- 
folgung des Vorganges des Nebensprechens 
ein wirkliches Fernsprechkabel mit seiner 
aus fabrikatorischen Gründen 
zu  Sehritt wechselnden Leiteranordnung 
zugrunde legen. Sollte auch die exakte 
Lösung der Aufgabe gelingen, so würde sie 
unzweifelhaft so kompliziert ausfallen, daß 
eine Diskussion der Endformeln ausgeschlossen 
bleibt. Wie in manchen ähnlichen Fällen muß 


!) Nach einem Vortrag. gehalten in der Sitzung des 
Elektrotechnischen Vereins Berlin am 25. III. 1919 („ETZ* 
1919, 8. 205). Kine erweiterte Darstellung ist vor kurzem 
als eine gleichbetitelte Broschüre im Verlag« von Julius 
Springer erschienen. Um die Bezugnahme auf die ausführ- 
liche Arbeit zu erleichtern, ist die dort eingeführte Be- 
zeichnung der Formeln und Figuren in dem Folgenden bei- 
behalten worden. _ 3 
 ,...), Man vergleiche weiter F.Schrottke, „ETZ“ 1907, 
S. 6851.; F. Breisig, „Theoretische Telegraphie*. Braun- 
schweig 1910, S. 268 bis 278; O.Brauns, „ETZ" 1908, 8.388 ff.; 
A.Subrt, „Beitrag zur Berechnung der Influenzwirkung 
von Starkstromleitungen auf parallellaufende Schwach- 
nen „Elektrotechnik u. Maschinenbau*, Wien 
1918, Heft 33. 


von Schritt | 


man sich darum auf die Betrachtung eines 
Modells beschränken, die, wenn sie auch keine 
praktisch verwertbare Lösung bietet, doch 
geeignet erscheint, über den untersuchten Vor- 
gang einiges Licht zu verbreiten. In der Regel 
gelingt es später, auf die so gewonnenen Er- 
kenntnisse gestützt, zu Modellen überzugehen, 
die sich der Wirklichkeit besser anpassen. 

Das den folgenden Betrachtungen zu- 
grunde liegende Modell besteht aus vier räum- 
lich parallel, mithin ohne Drall verlegten, ganz 
gleichen Leitern 1, 2; 8, 4, die zu zwei Ader- 
paaren B und C (einem Vierer) zusammen- 
gefaßt und von einer gemeinsamen Hülle 
(Bleimantel) umgeben sind!). Eine solche Lei- 
tung wollen wir der Kürze halber als eine 
homogene Leitung bezeichnen. Die Ergebnisse 
dieser Arbeit gelten mit hinreichender An- 
näherung, auch wenn die Leitung aus einer 
größeren Anzahl nicht homogener, jedoch 
unter sich gleicher Teile besteht. In dem zu- 
letzt erwähnten Falle muß ferner angenommen 
werden, daß die elektrischen Werte sich stetig 
ändern. Die Leitung kann als ‚periodisch‘ 
bezeichnet werden. Die Periode wird als eine 
gegenüber der Länge der Übertragung kleine 
Länge vorausgesetzt. 

Treten punktweise verteilte Ungleich- 
heiten auf, so können sie das Bild nicht un- 
wesentlich verschieben. Solche Ungleichheiten 
liegen vor, wenn z. B. zwischen den Adern 2 
und 3 eines Vierers irgendwo eine punktförmige 
Kapazität vorkommt. Der Vorgung des Neben- 
sprechens kompliziert sich ferner auch dann, 
wenn die Widerstände der Hin- und der Rück- 
leitung eines der beiden Stromkreise oder auch 
der beiden Stromkreise ungleiche Werte haben. 

Beschränken wir uns zunächst auf die 
Betrachtung des Übersprechens, so gelangen 
wir unter der Voraussetzung räumlich ge- 
dämpfter Sinusströme in B und C zu einem 
System von zwei gewöhnlichen homogenen 
linearen Differentialgleichungen zweiter Ord- 
nung mit konstanten Koeffizienten?). Die In- 
tegration dieser Differentialgleichungen bietet 
keine Schwierigkeiten, um so schwieriger ist 
die Deutung der sich ergebenden verwickelten 
Formeln. Eine Vereinfachung tritt erst ein, 
wenn wir die Rückwirkung des Kreises C 
auf B vernachlässigen, d. h. annehmen, daß 
die Fortpflanzung der Sprechströme in B nach 
den bekannten Regeln, somit so, als ob CO nicht 
vorhanden wäre, vor sich geht. Diese Annahme 
entspricht den wirklichen Verhältnissen durch- 
aus. Ist der Strom J. im Kreise C gleich etwa 
dem zehnten Teile des Stromes in -B: 


il 
BET 10 IP: 


so beträgt der als Folge der Rückwirkung in 
B fließende Strom schätzungsweise 


1 \2 At 
en JB = 00. 78 
und kann vernachlässigt werden. 

Sieht man von der Rückwirkung ab, so 
erhält man zur Bestimmung des Stromes in C 
eine nicht homogene lineare Differential- 
gleichung zweiter Ordnung mit konstanten 


Koeffizienten. Die Endformel ist auch jetzt 
noch recht verwickelt. Sie vereinfacht sich 
aber sehr stark in den beiden beson- 


ders wichtigen Fällen einer kurzen und einer 
sehr langen Übertragung. Als kurz gilt etwa 
eine Übertragung, deren Länge I nicht größer 
als 1 km ist, als sehr Jang, wenn 


B1_25 


ist. Als recht lang kann also in diesem Sinne 


im allgemeinen jede voll ausgebaute Fern. | 


,.) Die Aderpaaro B und C bilden die beiden Stamm- 
kreise I und II. Den Vierer (1,2): (8,4) bezeichnen wir ab- 
gekürzt mit V. Man unterscheidet dementsprechend das 
bersprechen I auf IT-und IT auf I sowie das Mit- 
sprechen ,V; V, 1, IL V; y,1. 
.. _°) Die Betrachtungen dieser Arheit gelten für das 
Übersprechen ebenso gut wie für das Mitsprechen. Die 
Anzahl der Aderpaare im Kabel wird keiner Beschränkung 
unterworfen. r 


übertragung gelten. Die gewonnenen Formeln 
sind geeignet, einiges Licht über die Vorgänge 
des Nebensprechens zu verbreiten. Sie bringen 


Insbesondere eine Entscheidung darüber, von 


welchen Faktoren das Nebensprechen ab- 
hängt, ob es vorwiegend kapazitiver oder in- 
duktiver (magnetischer) Natur ist. g 

Sie führen ferner zu der Erkenntnis, daß 
es vor allem im Falle des Übersprechens nicht 
schwer ist, die grundlegenden elektrischen 
Werte der Fernsprechkreise durch direkte 
Messungen an einzelnen Fabrikationslängen zu 
bestimment). Die erwähnten Werte sind einer- 
seits: der Wechselstromwiderstand, die 
Kapazität, Selbstinduktivität und Ab- 
leitung, anderseits: der Koeffizient der 
gegenseitigen Induktivität sowie ein 
Wert, der als Maß der kapazitiven Kopplung 
der beiden einander beeinflussenden Fern- 
sprechkreise aufzufassen ist und der im folgen- 
den mit d,’ bezeichnet wird. ; 

Wir wollen jetzt die wichtigsten in dieser 
Arbeit gewonnenen Ergebnisse übersichtlich 
zusammenstellen und, soweit angängig, in ele- 
mentarer Weise erläutern. Die exakte Be- 
gründung bleibt vor allem dem Kapitel I vor- 
behalten. 

Es mögen (1), (2), (8), (4) die vier Leiter 
eines Vierers bezeichnen. Wie bereits erwähnt, 
betrachten wir der Einfachheit halber nur das 
Übersprechen des Kreises B (1, 2) auf € (8, 4); 
die Ergebnisse gelten sinngemäß auch für die 
beiden Arten des Mitsprechens. 

Betrachten wir irgend einen Normalsehnit 
der Leitung. 

Es sei E die augenblickliche Spannung in 
B?), E’ die Spannung in C. Die. augenblick- 
liche Ladung der Längeneinheit des Kreises B 
sei Q, diejenige des Kreises C sei @’. Wie sich 
zeigen läßt (vgl. Kapitel III), kann man -mit 
hinreichender Annäherung 


2 Q=dE; Q=dE+6'E 


setzen. Beim Überspreehen ist überdies 
ö=d'. Das Glied di‘ E bringt die kapa- 
zitive Kopplung der beiden Kreise B 
und C zum Ausdruck. 

Die Leitung sei kurz, die beiden Strom- 
kreise am Ende offen. Der Kreis B sei am 
Anfang an irgendeinen Stromerzeuger (z. B. 
eine Frankesche Maschine) gelegt, der Kreis C. 
am Anfang über einen beliebigen Scheinwider- 
stand R, (d. h. eine beliebige Kombination 
von Widerstand, Selbstinduktivität und Kapa- 
zität) geschlossen. > 

Der Strom durch R,, der bei konstantem 
Scheitelwert der Klemmenspannung &, des Ge- 
nerators als ein Maß für das Übersprechen be- 
trachtet werden kann, hängt bei einem nicht 
zu großen absoluten Betrage IR. |?) des Schein- 
widerstandes R, in der ersten Näherung von 
|Ra| überhaupt nicht ab und ist dem Werte di’ 
und der Länge I der beiden Schleifen propor- 
tional (vgl. Kapitel I $ 3). 

"Diese Erscheinung läßt sich wie folgt ele- 
mentar erklären: Die Ladungen auf B ‚„in- 
fluenzieren“ auf den Leitern 8 und 4 des 
Stammes C Ladungen, die sich über den 
Scheinwiderstand R, in Gestalt sinusförmiger 
Ströme (falls die Klemmspannung E,„ sinus- 
förmig ist) ausgleichen. Die augenblicklichen 
Ladungen auf 3 und 4 haben den Wert: 


Q' = Eudj' 1%) 


Zur Bestimmung des Stromes durch R, 
erhält man in komplexer Darstellung die 
Formel 

Sa = Eartwdı.t. 


r' Was aus Raummangel im folgenden nicht weiter 
ausgeführt werden soll. 


.,_») „Genauer, die momentane Spannung der beiden 
Leiter des Kreises B in dem betrachteten Querschnitt. 
3) Ist beispielsweise n 
Ra=w-+iwL, so ist |Ra|=Yw? + 02 L2. 
er Das dör vorhin angegebenen Formel für Q gemäß 
noch binzukommende Glied d’ Ey! kann zunächst ver- 
nachlässigt werden. ' 


| 
| 
| 
| 
| 


TE BRETT. = 


4. März 1920. 


diesen geschalteten Telephons (Abb. 3) fest- 
gehalten werden, proportional 


lognat | Sa’ |. 


Das Übersprechen (und ebenso das Mit- 
sprechen) wächst bei konstanter Spannung am 
Generator und, wie vorstehend, konstanter 
Charakteristik des Eichkastens und konstan- 
tem Scheinwiderstande des Fernsprechappa- 
rates mit der Länge der untersuchten Leitung 
(diese immer klein gehalten). 

Schließt man den empfangenden Strom- 
kreis Cam Ende über eimen Scheinwiderstand 
R,, so wird sich die auf (3) und (4) influenzierte 
Ladung über die beiden parallel geschalteten 
Widerstände NR, und R. ausgleichen. Ist ins- 
besondere 

Na ir J 


so findet man in einer ersten Näherung (vgl. 
Kapitel I $ 11) 2 


X = Sind. 


Das Übersprechen wird -kleiner. Der 
Dämpfungsexponent 8*1 des Übersprechens 
wächst um 


lognat 2=rd 0,7. 


Schließt man den gebenden Kreis B am 
Ende über einen nicht zu kleinen Scheinwider- 
stand, so ändert sich der Vorgang in C nicht 
merklich. Bei kurzen Längen ist die 
Erscheinung des Nebensprechens im 
wesentlichen kapazitiver Natur. Bei 
offenen Schleifen B und C kommt in der For- 
mel für $u’ der Koeffizient der gegenseitigen 
Induktivität M erst in den Gliedern dritter 
Ordnung, d. h. in den Gliedern, die l? enthalten, 
vor (vgl. die. Formel (41)). 

Auch in dem anderen der Rechnung zu- 
gänglichen Falle, nämlich dem Falle einer 
sehr langen Übertragung findet man, daß 
das Nebensprechen von dem Zustande am 
Ende der gebenden Schleife praktisch unab- 
hängig ist!). j 

Bei pupinisierten Übertragungen 
ist das Nebensprechen im allgemeinen 
im wesentlichen kapazitiver Natur; 
dies auch dann, wenn nur Stamm- 
kreise pupinisiert sind?). Natürlich gilt 
die zuletzt ausgesprochene Behauptung auch 
bei Übertragungen von mäßiger Länge. 

Den Wert d,’, der für das Übersprechen 
maßgebend ist, kann man durch einen Leer- 
laufversuch wie folgt bestimmen. Man legt 
den Stromkreis B an die Wechselspannung 


E. = &., ei®t 


und mißt dieam Anfang des beiderseits offenen 
Kreises C entstehende Spannung 


Ba = 6, eiwt 


Es ist, wenn wir von dem im allgemeinen 
unmerklichen Einfluß der Ableitung absehen, 


Wenn es sich um das Übersprechen han- 
delt, so ist überdies d= 0’. (vgl. Kapitel I 
$6). Handelt es sich um das Mitsprechen, so 


muß die Schaltung etwas modifiziert werden. - 


Zu einer weiteren Beurteilung der Quali- 
tät eines Kabels, was das Nebensprechen be- 
trifft, gehört die Kenntnis der Koeffizienten 
der gegenseitigen Induktivität M. Wie be- 


‚ reits erwähnt, ist bei kurzen Leitungen der 


} 


Einfluß der Größen M ganz unmerklich. Bei 
sehr großen Längen, somit im allgemeinen bei 


ı) Das Ende der empfangenden Schleife kann hier- 


bei offen oder über beliebige Scheinwiderstände ge- 
schlossen sein. (Gesprochen wırd am Kähelanfang: an 
gleicher Stelle wird auch das Nebensprechen beobachtet. 
k 2) Das gleiche gilt auch für Krarup-Kabel, überhaupt 
jedesmal dann, wenn M gegenüber L sehr klein ist. 


1920. Heit 10. 


189 


fertig ausgebauten Leitungen kann sich die 
Sache anders verhalten. - 


Ist der Dämpfungsexponent der Übertra- 
gung (im üblichen Sinne) #1 >2,5 bis 3,0, so 
gilt für das Übersprechen die Formel 

ER 1 yo, 
A* = — lognat | Fe 


L 


(vgl. Kapitel I $ 3). Der Dämpfungsexponent 
zerfällt in zwei Bestandteile, den kapazitiven 
z und den induktiven (magnetischen) — =. 
Der zuletzt genannte Bestandteil kann unter 
Umständen eine merkliche Rolle spielen. Im 
allgemeinen wird dies, wie schon erwähnt, bei 
pupinisierten Kabeln nicht der Fall sein, 
weil hier L groß ist. Es ist bemerkenswert, daß 
die günstige Wirkung der Pupinisierung sich 
auch auf das Mitsprechen induktiven (magne- 
tischen) Ursprungs erstreckt, und dies sogar 
dann, wenn nur die Paare pupinisiert sind. 
Dies folgt aus der zuletzt mitgeteilten Formel 
allerdings nicht. Diese gilt aber für das Mit- 
sprechen auch nicht (vgl. die auf das Mit- 
sprechen sich beziehende Formel (52)). Man 
kann darum sagen, daß bei pupinisierten 
Kabeln auch bei großen Längen das 
Nebensprechen im wesentlichen kapa- 
zitiver Natur ist. 


Kapitel I. 
$ 1. Allgemeine Formeln. 


Es mögen Bund C zweiräumlich parallele, 
langgestreckte, homogene Stromkreise be- 
zeichnen. Über die Art ihrer Verkettung wer- 
den zunächst keimerlei Voraussetzungen ge- 
macht; die sich ergebenden Formeln gelten 
daher sowohl für das Über- als auch für das 
Mitsprechen. Je nach der geometrischen Lage 
der Adern und einer etwaigen Verkettung wer- 
den die elektrischen Daten der Stromkreise 


erz + e7i® er® —e-/® 


ey (I-2) + e-Y (=) 


w der Widerstand der Hin- und Rückleitung 
für die Längeneinheit der Übertragung in 
Ohm/km, 

L die Selbstimduktivität für die Längeneinheit 
in Henry/km, 

d die Kapazität für die Längeneinheit in 
Farad/km, 

A die Ableitung für 
Siemens/km. 

Wir bezeichnen ferner mit: 
t dıe Zeit, 

x die Entfernung vom Anfang der Leitung, 

! die Gesamtlänge der Leitung, 

DV] .die imaginäre Einheit, 

o die Kreisfrequenz in sec-t, 

J den augenblicklichen Strom in Amp, 

E die augenblickliche Spannung in Volt. 

Wir -setzen unter Benutzung der Sym- 


die Längeneinheit in 


.bolik der komplexen Rechenmethode: 


E=Gevt, J-few,... cd 
ei+ß=y=V(w+tiwaLl)(A+tiod). (@ 
w+tioL . 
Sala \ 


8 ist die Charakteristik, y die Fortpflan- 
zungskonstante, 8 die Dämpfungskonstante 
des Stromkreises B. Nach bekannten Formeln 
(vgl. F. Breisig, Theoretische Telegraphie, 
5. 282) ist 


E=ajerzta,e-rx (4 
a a F 
I=S- parte... 6 


unter a,. und a, Konstante verstanden, die 
sich durch die jeweiligen Grenzbedingungen 
bestimment). 

Sind endlich &, und %. die Werte am 
Anfang, &, und %. die Werte am Ende der 
Leitung, so kann man auch setzen (vgl. 
F. Breisig, Theoretische Telegraphie, $. 282 
und 283): 


erli—z) — Ce (I—x) 


&=6, 9 —- 83%. gg —=& =.9 2 Se 5 (6 
ee EVx Vrrefzre vr er (ix) + e- 7 (Ir) Seile e-Y (li) % 
San er 5 —_ =% 5 ee 


verschieden ausfallen. Näheres hierüber ist in 


dem Kapitel Il angegeben. Wie wir bereits in 
der Einleitung hervorgehoben haben, wird an- 
genommen, daß die Leitung homogen ist, d.h. 
daß die Widerstände, die Selbstinduktivitäten 
usw. der Länge nach gleichmäßig verteilt sind. 
Bei Fernsprechkabeln läßt sich aus fabrikato- 
rischen Gründen diese Voraussetzung bezüg- 
lich der Kapazität und Selbstinduktivität nicht 
erfüllen. Wie an der angeführten Stelle er- 
wähnt, genügt es für eine angenäherte Gültig- 
keit der Ergebnisse, wenn sich dieselben_Werte 
der Länge nach periodisch wiederholen, sofern 
dabei ‚„‚die Periode‘ nur hinreichend kurz ist. 

Der Einfachheit halber wollen wir uns die 
beiden Stromkreise durch die Leiterpaare (1, 2) 
und (8, 4) (Abb. 1) veranschaulichen. Doch 


m nn nn 7 


C 
ke 0 --—- > 
Abb. 1. 


gilt alles folgende genau so gut auch dann, 
wenn der eine Stromkreis aus den beiden Ader- 
paaren (1, 2) — (3, 4), der andere aus den 
Drähten (1, 2) besteht (Mitsprechen). 

Die elektrischen Daten des Kreises B 
seien: 


1) Die zuletzt a Formel gilt, wie be- 
reits erwähnt, für das Ubersprechen. Es wird dabei an- 
enommen, daß die beiden Stromkreise B und C gleiche 
(apazität pro Längeneinheit d=6’ und gleiche Selbst- 
induktivität pro Längeneinheit Z = L’ haben. 


Wie ersichtlich, ist in den Formeln (4) 
bis (7) der Einfluß des in dem Stromkreise C 
durch 2 und J hervorgerufenen Strom- und 
Spannungszustandes nicht berücksichtigt. Von 
der Rückwirkung des Kreises C auf B 
wird also abgesehen. 

Es sei: 

w’ der Widerstand der Hin- und Rückleitung 
des Kreises C für die Längeneinheit der 
Übertragung in Ohm/km, 

L’ die Selbstinduktivität des Kreises C für die 
Längeneinheit in Herry/km, 

M die Gegeninduktivität von B und C für 
die Längeneinheit in Henry/km, 


Bu=Sterat dielSpannung.r .7...(8 
= Ss ernider Strom in 02)... 


Es sei ferner Q’ die Ladung für die Längen- 
einheit in Coulomb/km. Inder Abb.1 ist durch 
Pfeile,die positive Richtung des Stromes an- 
gedeutet. Die Spannung E’ zwischen den 
Punkten b; und Db,. entsprechend auf den 
Le.tern (3) und (4), gilt als positiv, wenn sie 
durch einen induktionslosen Widerstand einen 
Strom von b; nach b, schicken würde. 

Während wir unter Vernachlässigung der 
Rückwirkung in dem Stromkreise B die La- 
dung © für die Längeneinheit in der Form 


O0 (10 


ı) Die an der bezeichneten Stelle für X und Ba 
angegebenen Formeln sind infolge einiger Zeichenfehler 
unrichtig. r e j 

2) Die magnetische Energie des Leitersystems pro 
Längeneinheit ist gleich 


- (LR+2MITLLI®. 
Durch diese Formel denken.wir uns die Werte L, M, L’ 


namentlich beim Vorhandensein einer Verkettung der 
Stromkreise B und C (Mitsprechen) definiert. ‘ 


190 


ansetzen dürfen, ist demgegenüber, wie wir 
im Kapitel II zeigen werden, 

= E+Ö0E, (11 
zu setzen). 

Der den Isolationsverlusten und der di- 
elektrischen Hysterese entsprechende Strom 
berechnet sich aus der Formel 

A'E'+A'E URL. 

In der bekannten Weise (vgl. z. B. die Ab- 


leitung der Telegraphengleichung bei Breisig, . 


8. 280 u. 281) gewinnt man die beiden par- 
tiellen Differentialgleichungen 


Eee ed. 0J 
we ne dt My (12 
0J' Ö ’ 1 1 4 
= ABER ANE Sa 


Setzt man hier für E, J, E’, J’ die Werte 
aus (1), (8) und (9), so erhält man 


#5 Fr =(w+ioL)Y +Mio‘ (14 
RT ; N 2 
—-— 7 ze(A'+iod)E + (A +iod)E (15 


dx 

Augenscheinlich kommt in den Gliedern 
Miwo%, ind E, A,'E der Einfluß des Krei- 
ses B auf den Kreis C zur Geltung. Das Glied 
Miw‘% entspricht der induktiven (magneti- 
schen), dasGlied iod,’€ der kapazitiven Kopp- 
lung. DasGlied A,’€ bringt das Nebensprechen 
durch die Ableitung zum Ausdruck. 

Wir führen die weiteren Bezeichnungen 


B'+a'i=y' =Vw+ioL)(A+iod) (16 
IE = Yw' -+ i @ L‘) (A,' +i @ d,) (17 
_wtior 

Sr A'+iod' 


(18 
ein. 

Aus (14) erhält man durch Differentation 
a2 € ee a, EN 
I 

=-(w +ioL)(A'+iwd) & 
[at 
+w+ioly(A +iod)E-Mio {2 (19 
somit nach (16) und (17) 


BE 
rn ae) (0 
re 
fon? &C—- Ming, ei 


Die Funktion f (x) ist als bekannt zu be- 
trachten. Das allgemeine Integral der nicht 
homogenen linearen Differentialgleichung zwei- 
ter Ordnung mit konstanten Koeffizienten (20) 
ist, wie man leicht verifizieren kann, 


/ / 1 - ; 
ee er („" ar 
5, 
= er er ® 
d Se 
hr 7a Aytr 


) 


Te ge on 
ey 


$ 2. Die beiden Stromkreise am Ende offen. 


Wir spezialisieren jetzt das Problem in 
folgender Weise: Die beiden Stromkreise B 
und C sind am Ende offen. Der Stromkreis B 
ist am Anfang an einen Generator angeschlos- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 10. 


4. März 1920. 


alle Glieder, von dem fünften an vernachlässigt 
werden können. Durch Reihenentwicklung 
und Zusammenfassung ähnlicher Glieder er- 
hält man, unter ((B)), (()) die Gesamtheit der 
1, 14,.. bzw. 1, BD, .... usw. ‘enthaltenden 
Glieder verstanden, 


Na &ltartiad) I-R+ioD (Hi) / | 


+ (Brio Dr(d +iad— 2 (w+iwL) (A+iod) — 


- 3(w+iaLl)(d+iad)— Mia 


sen; die Klemmenspannung €, ist als gegeben 
zu betrachten. Der Stromkreis C ist am An- 


fang über einen punktförmigen Widerstand R 


und eine ebensolehe Selbstinduktivität L ge- 
| schlossen (Abb. 2). 


# Mein? {6 


“ Abb.2. 


Die Grenzbedingungen des Problems lau- 
ten jetzt: 
De — 0, A 0, 
Ga = Nasa aa 
Die allgemeinen Gleichungen führen auf 
eine recht unübersichtliche Formel, die für eine 


Nam &,.4,.10267 


(5 


(41 


(A+iwd)(A+iwd')\, = 
aa N 


Für die Länge I der Fernsprechübertra- 
gung, innerhalb deren die Formel (41) gilt, 
würde man etwa Werte von 5 bis 15 km 
bei unpupinisierten, bis 50 km bei pupinisier- 
ten Kabeln erhalten. 

Wir nehmen beispielsweise an: 

L=0, R=|Ra | = 1000 Ohm, 
w=w' =5 Ohm/km!), 
L=L'=6,5.10-* Henry/km!), 

M= 5,0.10-4 Henry/km?), 
AA Anl 
d=0d'=0,04.10-6 Farad/km, 
d,' = 0,02 d = 0,0008.10-6 Farad/km, 
—- 8 = 5000 sec-1, 
ad=@d'=2.10-4 Farad/km/sec; 
od, =4.10-6 Farad/km/sec, 
Dekan, 
Lo=L'’wa=3,25 Henry/km/sec. 
Wir finden 


> E —021X H — 0,04 = (5 +3,25 1) 110-4 — a (5+3,25:i)i10-4+05. 10-2) er «@)] (47 


Diskussion ganz ungeeignet ist (die Formel (30) 


der ausführlichen Veröffentlichung). Sie ver- 


einfacht sich jedoch ganz wesentlich in den 
beiden besonders wichtigen Fällen einer 
recht langen und einer kurzen Lei- 
tung. 

Wir nehmen zunächst an, daß Iso groß ist, 
daß die Werte 


le-2r!] und |y'leyılı) 


gegen 1 vernachlässigt werden können. 
trifft, sobald 


Dies, 


1225, 1225 


ist, somit im allgemeinen bei jeder fertig aus- 
gebauten Fernübertragung zu. 

Man erhält nach einigen Vereinfachungen 
die recht einfache Formel 


(23 
e7 8 — e7V,® e—Y® 


=a,ry 


Nachdem &’ bestimmt worden ist, erhält man aus (14) für X’ den Ausdruck 


8 (w+ioeL)=—y oe: +y'gea— 
j ( [p} Miw )| AFTER 
elgeıe 32.7) VL Te 


f }; Die genaue Formel lautet (vergl. Kapitel II) 
eigentlich 
Q=dEM' +4 E+dy Er, 


Hierin ist, wenn wir der Einfachheit halber 1,2,3,4 ale 


Kıaer einer Freileitung voraussetzen und den Fall des 
bersprechens betrachten, 


BLEI ZN 
2 2 { 


unter V,, V2, V5, V, Spannungen der Leiter 1, 2, 3, 4 gegen 
Erde verstanden. Der Koeffizient ds’ ist wie d,’ iS Gr 
Regel klein gegenüber ö’. Desgleichen sind 2” und E’ 
klein gegenüber X. Das Glied dy‘ E”, das gewissermaßen 
den Einttuß des Mitsprechens / auf V auf das Über- 
sprechen I anf 72 darstellt, kann gegenüber d’ E’ und 
di’ E vernachlässigt werden. Aus ähnlichen Gründen kann 
der „Isolationsstrom“ in der Form (11)* angesetzt werden, 
Im Kapitel II wird allgemein gezeigt. daß die Formel (11) 
auch dann gilt, wenn es sich um das Mitsprechen handelt. 
Den Wert 0,’ könnt» man als den Koeffizienten der 
kapazitiven Kopplung der Kreise / und 77 bezeichnen. 


yez yerae—y! 67% 

LO GLS 
iR A, 

+ a, er2—a,e- 2) 


1 1 


+] 
yHrler 


Im vorliegenden Falle erscheint die An- 
wendung der abgekürzten Formel (41) zu- 
lässig. 

Rechnet man mit einzelnen Fabrikations- 
längen eines Fernkabels oder mit Gruppen von 
Längen, wie sie bei Abnahmemessungen öfter 
aneinandergeschaltet werden (1 < 0,6 km), so 
'kann man für. |R.| selbst einen Wert von 
2000 2 setzen, ohne daß die Formel (41) ihre 
Brauchbarkeit verliert. Aus (47) folgt mit ge- 
nügender Annäherung Pr 
gu 
Eu 

Die Charakteristik der vorhin betrach- 
teten Fernsprechübertragung hat den Wert 


=4.10=2% 


 3=3'=298 0-°w = (962 — 1427) Ohm, 


I81= |831=298 Ohm. 


Wir nehmen jetzt an, daß der Generator 
über eine Eichleitung (Abb. 3) auf einen 
Scheinwiderstand R (einen Fernsprechapparat) 
geschaltet ist. Die Spannung am Generator 
sei wieder gleich &,; der Strom durch R wird 
mit %* bezeichnet. 
dem soeben betrachteten Werte an. 


Miw 


Na, el, er gehe Fe r) | (35 
SR REN 
| 
Rs seien anderseits |y3| und |y'2] so klein, daß in den Entwieklungen 
ai. N Ga a TEE RR Rn 
ee Bere: ; 9 op: ® 


!) Unter |m | ist der absolute Betrag von m zu ver- 
stehen. Es ist also: 


la+bil=y@ +2, 
jer2Yi) = [e=2p 12041 | =e2$T, 
Iy'te-2 1] =e—Pıl Ya? BR. 


1) Diese Werte entsprechen angenähert einem Kabel 2 


mit Leitern von 3mm Durchmesser. Der Einfachheit halber 
wird R, induktionsfr.i vorausgesetzt. Be 
2) Der Wert von Mist als hoch gegriffen zu betrachten. 
Da es sich hier re um eıne überschlägliche Rech- 
ung! handelt, so wir 
ssıgt. 


Wir nehmen J=%,/, 


der Einfluß der Ableitung vernach- 


PR 


. 
2 
: 
. 
| 


4. März 1920. 


_ Wie groß muß der Dämpfungs- 
exponent ß#*lder H-Schaltung (Abb.43) 
sein, wenn ihre Oharakteristik 3* be- 
kannt ist? 

Nach bekannten Formeln ist, wenn etwa 
8*1>3% ist, mit ausreichender Genauigkeit 
(vgl. F. Breisig, Theoretische Telegraphie, 
$. 280 bis 283): 


rar) |, 
iz Ir taril; ori ziert] 
Setzt man z.B. , 
R=8* :|Rl=13*| =2000 Ohm, 


so erhält man 
Brl=48. 
Nimmt man hingegen 
{ 


= = reellen Zahl, R%l= 2000 Ohm, 
r 13*!|=300 Ohm, 4% 
so findet man _ ie 
BTEHR: 
Wählt man drittens 


Ir — reellen Zahl, R|= 1000 Ohm, 
13*| = 300 Ohm, 
so erhält man 
B*1=6,0. | 

Wie ersichtlich, hängt das ‚„B*l des Neben- 
sprechens“ mit von den Eigenschaften 
der Eichleitung und des benutzten 
Fernsprechers ab}). 

Wir haben der zuletzt durchgeführten 
Berechnung 1 km einer homogenen Leitung 
zugrunde gelegt. Hätten wir statt dessen 
el= 0,5 km gesetzt, so würden wir y 


%=&..2.10-61{1—0O,li+...} 


gefunden haben. Für 8*l ergeben sich dann 
die Werte 


5,54 für |R| = |3*| = 2000 Ohm, 
6,05 für |R|=2000 Ohm, |3*|= 300 Ohm, 
6,70 für |R| = 1000 Ohm, |3*I = 300 Ohm. 
Die entsprechenden Werte für I = 0,2 km sind: 
6,44; 6,95; 7,60. 


Bei homogenen Leitungen wächst 
8*l mit abnehmender Kabellänge. Mit 
_ anderen Worten: Mit wachsender Länge 
der Übertragung (innerhalb der hier be- 
 trachteten Grenzen) wächst das Neben- 
sprechen, falls die Leitung homogen 
ist. 

Die Formel (41) ist, wie wir gesehen haben, 
nur innerhalb enger Grenzen für ziffernmäßige 
. Berechnungen brauchbar. Die vorstehenden 

Resultate behalten gewiß ihre Geltung, auch 
wenn 2 beträchtlich über die vorhin festgestell- 
ten Grenzen hinausgeht. 

Der vorhin ausgesprochenen Behauptung 
entgegen findet man in der: Praxis nicht 
selten, daß mit wachsender Länge (zwischen 
0,6 km und 6 bis 12 km) $*l wächst oder im 
wesentlichen ungeändert bleibt. Dies liegt 
einfach daran, daß die Leitung nicht homogen 
ist und die den einzelnen Fabrikationslängen 
entsprechenden Werte der Konstanten d’,, die 
teils positiv, teils negativ sind, einander mehr 
oder weniger kompensieren. Schaltet man 
- einzelne Kabellängen hintereinander, sorgt aber 
hierbei dafür, daß die Werte d,’ inallen Längen 
von gleichem Vorzeichen sind, so wächst, wie. die 
Versuche ergeben haben, das. Nebensprechen 
in der Tat mit der Länge. 


...» Das spezielle, soeben durchgerechnete Beispiel be- 
. zieht sich, wie man leicht sieht, anf das Übersprechen. 
Denn wir haben w=w‘, L=L/, d =‘ gesetzt. Beim Mit- 
sprechen würde man, wenn das Mitsprechen V auf I be- 


trachtet wird, w = - w’ zu setzen haben. Unsere Resultate 
erstrecken sich, qualitativ genommen, auch auf beide Arten 
des Mitsprechens. 


j “ 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


m — — — — — — — — — —— TC 1717, TI 


1920. 


Heft 10. 


191 


, 


a Ye Vorir eh. 


= 0,02 angenommen, 
Ist 

= =001 > 
so wird das Übersprechen geringer. Wir finden 
bei 1 = 0,2 km für #* folgende Werte 


7,14; 7,65; 8,30. 


Das Nebensprechen verschwindet 
sowohl bei unpupinisierten als auch 
bei pupinisierten Kabeln bei mäßigen 
Längen der Übertragung, wenn d,=0 
ist. Bei langen Übertragungen kann 
bei unpupinisierten Kabeln das induktive 
(magnetische) Moment wesentlich wer- 
den. Die Bedingung d, =0 genügt dann 
im allgemeinen nicht, um ein geringes 
Nebensprechen zu garantieren. 

Setzt man in (41) di = 0, so findet man 


Nase 08 


Das Nebensprechen verschwindet. Diese 
Schlußfolgerung gilt für Übertragungen mäßi- 
ger Länge. 

Damit ist die erste Hälfte unserer zuletzt 
ausgesprochenen Behauptung bewiesen. 

“ Betrachten wir jetzt eine lange, am 
Ende offene Leitung, die wir zunächst un- 
pupinisiert voraussetzen. Der Einfachheit 
halber beschränken wir uns fürs erste auf die 
Untersuchung des Übersprechens. Alsdann ist 


müssen, da ja bei der experimentellen Bestim- 
mung des Übersprechens derselbe Fernsprecher 
bald auf das zu-beeinflussende Leiterpaar, bald 
auf den Eichkasten geschaltet wird. 

Wir finden so, wenn wir 3*=8 setzen, 


at ENT 
G=zer RM+3HN)I 


Bel —H,2: 
(Schluß folgt.) 


(50 


Die öffentlichen Elektrizitätswerke Belgiens 
vor und während des Krieges. 


Von Kurt Pietzsch, Bremen. 


Übersicht. Es wird die Entwicklung der bel- 
gischen Elektrizitätsindustrie in den letzten Jahren 
beschrieben unter besonderer Angabe der Größe, 
Zahl, Leistungsfähigkeit und Stromerzeugung der 
Werke. 


Nach dem Durchmarsch der deutschen 
Heere durch Belgien im August und September 
1914 stand das gesamte öffentliche Leben Bel- 
giens naturgemäß stark unter dem Einfluß 
des Krieges. Die Industrien stellten zum 
größten Teile die Betriebe ein, und das öffent- 
liche Leben ging stark zurück. In den Städten 
schlossen Theater und Vergnügungslokale, auch 
die Geschäftshäuser stellten den Betrieb ein, 
der Verkehr in den Häfen kam zum Erliegen. 


w=w, A=4', L=L, d=d, Diese einschneidenden Einschränkungen in 
RT ER Handel, Verkehr und Industrie übten natürlich 

RR IR einen starken Einfluß auf die Blektrizitäts- 

Aus (34) und (35) ergibt sich. werke aus. Da indessen, von einigen Brenn- 
| Mo \=3 67 (es Mio i 
0 N, ag BCE BI NEN Atiod Sr) (48 


Diese Formel ist,von der Formel (41) ganz 
verschieden. Sie enthält die Länge I der Über- 
tragung nicht mehr. Wir wollen %,’ für das 
vorhin betrachtete unpupinisierte Kabel mit 
Leitern von 3 mm Durchmesser berechnen. 
Wir fanden vorhin 


131=298 Ohm. 
Wir nehmen jetzt der Einfachheit halber 


| Ra = 2000 Ohm, 2 = einer reellen Zahl, 
AA 0 


an und setzen 
M=0,.10-% Henry/km, 


d. h. gleich dem zehnten Teil des vorhin an- 
genommenen Wertes. Man findet 


ER! 
(Ba =1Eal5 Dun | 09R2—(0,0136+0,021 7). 
(49 


Der „kapazitive“ und der „induktive‘“ 
(magnetische) Beitrag sind dieses Mal 


[e) [6] 


t 
! 
' 
l 
! 
j 
--_ nt [nn 
! 
| 
' 
j 
5 


{6} o 
' 


Abb. 4. 


von gleicher Größenordnung, Im vor- 
liegenden Beispiele gleichen sich die beiden 
‘ 


Beiträge zum Teil aus.- Wäre = 0,09, 


so würde das ‚‚induktive‘‘ Moment unmittelbar 
eine Verstärkung des Nebensprechens bewir- 
ken. Offenbar wird auch bei d, =0 das Neben- 
sprechen jetzt, merklich!). 
Aus (49) folgt weiter 
Bi 
2° 2300 
Bei der Berechnung des Dämpfungsexpo- 
nenten A*l wird man RN=NR,. annehmen 


ee 
sa 


.21,8.10-3 = 0,475.10-. 


punkten größerer Kämpfe abgesehen, infolge 

des raschen Vormarsches das Land im allge- 

meinen von größeren Zerstörungen verschont 

blieb, so erholte sich das geschäftliche und in- 

dustrielle Leben verhältnismäßig rasch wieder, 

soweit nicht der Mangel an Rohmaterial eine 

Einschränkung, teilweise sogar eine völlige_ 
Stillegung einzelner Betriebe, besonders in der 

Eisenindustrie, zur Folge hatte, 

Die lange Dauer des Krieges und die Ab- 
schließung Deutschlands vom Weltmarkte 
zwangen indessen die deutsche Heeresverwal- 
tung, sich die industriellen Quellen des Landes 
2. T. nutzbar zumachen. Doch schon die ersten 
Versuche zeigten Schwierigkeiten, mit denen 
ursprünglich nicht gerechnet werden konnte. 
Die zum Betriebe industrieller Unternehmun- 
sen notwendige Lieferung elektrischen Stromes 
wurde durch die Weigerung der belgischen Bo- 
triebsleitungen unterbunden. Die_Belgier be- 
riefen sich, und nicht mit Unrecht, auf die Be- 
stimmungen der Haager Konvention, wonach 
sie zu Leistungen im Interesse des Feindes auf 
industriellem Gebiet nicht gezwungen werden 
konnten. Die deutsche Heeresverwaltung war 
infolgedessen gezwungen, die für ihre Zwecke 
nötigen Elektrizitätswerke unter Zwangsver- 
waltung zu stellen und die Betriebe dureh Mi- 
litär führen zu lassen.- Eine Abschaltung der 
von den öffentlichen Elektrizitätswerken ver- 
sorgten Gemeinden und eine Beschränkung der 
Stromlieferung auf die Betriebe, an deren Fort- 
führung die Heeresverwaltung ein direktes In- 
teresse hatte, war nicht möglich, da die Werke 
auch eine große Zahl wichtiger Lichtanlagen, 
z. B. auf Bahnhöfen, in Militärquartieren usw. 
mit Strom versorgten. Es blieb also nichts 
weiter übrig, als mit den Elektrizitätswerken 
gleichzeitig auch den Betrieb der Leitungsnetze 
mit zu übernehmen. 

Während die oben angeführten Gründe 
schon im ersten Kriegsjahre die Übernahme 
verschiedener belgischer Elektrizitätswerke nö- 
tig machten, so veranlaßten die bald eintretende 
Kohlenknappheit sowie der Mangel an Öl und 
Ersatzteilen eine allgemeine Überwachung auch 


192 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heit 10. 


4. März 1920. 


der Betriebe, die nicht von deutschen Militär- 
dienststellen geleitet wurden, um dadurch alle 
in Belgien arbeitenden öffentlichen Elektri- 
zitätswerke so arbeiten zu lassen, wie dies im 
Heeresinteresse und im öffentlichen Interesse 
nötig war. Das öffentliche Interesse, besonders 
der Landwirte, mußte schon wegen der immer 
schwieiiger werdenden Lebensmittel versor- 
gung weitgehend berücksichtigt werden, ab- 
gesehen davon, daß man der Zivilbevölkerung 
den ohnehin schon schwierigen Existenzkampf 
ohne Not nicht noch mehr erschweren wollte. 


olieupoort 


| Diksmuide 
o 


Bi Ü), KT 
Age: 


) Herne fie KG 
arldi 


stellen. Die Lage der wichtigeren Werke ist aus 
dem Lageplan (Abb. 1) ersichtlich. Man sieht 
aus dem allgemeinen Lageplan, daß nur ein 
ziemlich kleiner Teil Belgiens den Strom aus 
größeren Werken mit ausgedehnteren Netzen 
bezieht, ein erheblicher Teil des Landes, und 
zwar vorwiegend die rein landwirtschaftlichen 
Gegenden haben überhaupt keine größeren 
Werke. Zahlentafel 1 und 2 geben einen un- 
gefähren Überblick über Zahl, Größe und 
Stromerzeugung der Werke vor und während 
des Krieges. 


I 


L 4A 
WV 
[2] 


Turnhout 


Maasark, 


REEIEHTT. 


oMaastrıcht 


StTruiden 


o odachen 
Tongeren 


2] 


Namur 


DIE UETESHCHNAED 


fortaine- S 
SMaube Sc Yolmant ‚Acaz | "Riesmeere By Marche 
D Haumont” „,,,„Jeumo Thies 
Gambrai Berzee Alorermes 
Ad (Givet 
3 3 LUX jz. M Ka 
Weufchäteau BURG 
E& Boulion 
oMezieres 
a o 
Zeichenerklärung. Ir 
Staatsgrenze- e 
are: Etappengrenze. 2 
RR Longwy \ 
Mortmedy 


Abb. 1. Lageplan der wichtigeren Elektrizitätswerke Belgiens (Etappengrenze punktiert). 


Zu einer durchgreifenden Überwachung 
der Werke war es in erster Linie erforderlich, 
die vorhandenen Werke nach Lage, Zahl, Größe 
und Ausdehnung der Verteilungsnetze festzu- 


Zahlentafel |. 


kW Volt m 
Ville de Bruxelles ... . . [16000 5000 50 
Ste. la Bruxelloise... . . | 7000) 6 000/15 000! 50 
IXellesaee ze 4.000 5 000 50 
Droogenbosch . : 6.000 6000 1,50 
Haeylastkercs ee: BR. 560) 2200 50 
Electr. du Brabant Ois- | 

guared ar 6000 6000 40 
ROuR a Dee 10 050) 6000 ,40 
BaScOuUpEnerr Te ee 4 000 6 300 50 
Nord de la Belgique, 

Mechelns sms 4(C00 6500/15 000| 50 
Montianiesn 7 er. 2115000 6 300 50 
Entre 8. & M. Auvelais 9 500 11250  |50 
Ville#sHainase-ere 2% im Bau 6 300 50 
DBUMONE. Ser 19 000 10 000 50 
Borinagena.. 6000 6600 40 
ANLOIDE A RER 8.900 6000 40 
Ouest de la Belgique, Gent 630) 10 000/15 000) 50 
Centr. des Flandres 5 500 11000 50 
Blectr. Eseaut ....... 18 000) 6 500/15 000) 50 
Pays de Liege Sclessin 14 800 6300 ‚50 
Le Deux Arrert .. . .. 500 6600 50 
Ville de Liege... . . 9 400 6 000 50 
Est de la Belgique,Verviers | 6000 6000 50 
INamure mer ee N 1900 6000 50 


Zahlentafel 2. 


Leistung zusammen 


Größe der Werke|Zahl 
kW kWh 

1913 Obis1000kW| 55] 9000| 10000 000 

„Setztes 1001 „ 5000 „ | 11| 30000 20.000.000 
"onsjahr) | über 5000 . | 18|172000 213000000 | 

Summe | 8a] 2ı1 000 | 251.000 000 

1915 Obis1000kW| 55| 9000| 8.000.000 

(erstes 11001 „5000 „ | 11} 30000| 20.000.000 

Kriegsjahr) | über 5000 „ | 181172000 | 167 000 000 

Summe | 84 |211 000 | 195.000.000 

1917 0 bis 1000k W 120 | 11.000 | 11.000.000 

letztes [1001 „5000 „ | 11j 30.000| 25.000 000 

Kriegsjahr) | über 5000 „ | 18] 172.000 | 280.000 000 

Summe |158 [213 000 | 316 000 000 


Der starke Rückgang der Elektrizitäts- 
erzeugung im Jahre 1915 und die spätere Stei- 
gerung im Jahre 1917 waren bedingt einerseits 
durch die schon oben erwähnte Einschränkung 
des öffentlichen Lebens und anderseits durch 
die starke Inanspruchnahme der Werke durch 
industrielle, im Heeresinteresse arbeitende 
Werke. Ein deutliches Bild der Entwicklung 
städtischer Werke und industrieller Überland- 
zentralen geben die nachstehenden Stromer- 
zeugungskurven (Abb. 2 bis'6). Abb. 2 zeigt 
die Energieerzeugung des vorwiegend auf 
Lichtkonsum beruhenden Elektrizitätswerkes 
der Hauptstadt Belgiens, während die nächsten 
3 Kurvenbilder die Entwicklung industrieller 


' Werke zeigen (Montigny b. Charleroi, Auvelais 


b. Namur, Selessin b. Lüttich.) 

Die Fortleitung des Stromes erfolgt in 
Belgien im Gegensatz zu unserem Überland- 
werken der Hauptsache nach durch Kabel. 
Der Hauptgrund für das Fehlen von Hoch- 
spannungsfreileitungen liegt einmal darin, daß 


60 | 


Jan. Febr. Mörg April Mai url Juli Aug, Sept Ok Nor Dez. 


Abb.2. Stromabgabe des Elektrizitätswerks_ Brüssel. 


die Verbrauchsgebiete räumlich nicht sehr aus- 


eedehnt sind und daß ferner Belgien noch kein 


Enteignungsgesetz für elektrische Leitungen 
besitzt. Die Länge der Hochspannungsfern- 


leitungen betrug etwa 2000 km Kabel und 
300 km Freileitungen. Die Betriebsspannung 


LETTER 


Jan Febr März April Mai Juni Juli Aug. Sept Okt Now. Dez. 
Abb. 3. Stromabgabe des Elektrizitätswerks Montigny. 


ist eine weitgehend einheitliche, fast alle 
Werke arbeiten mit 6000 V Drehstrom, nur 
wenige Werke haben 10000 bzw. 15 000 V. 
Spannungen über 15 000 V gibt es in Belgien 


überhaupt nicht. Dafür ist aber die Perioden- _ 
zahl nicht einheitlich, 4 der größeren Werke ° 


arbeiten mit 40 Perioden. 


Abb. 4. Stromabgabe des Elektrizitätswerks Auvelais. 


tungsnetze festgelegte Kapital beträgt etwa 
200 000 000 Fr, entsprechend rd 950 Fr für ein 
installiertes kW einschließlich Leitungsnetz. 
Die Größen der einzelnen Maschinen gehen 
nieht über 5000 kW hinaus, auch in den indu- 


2917 


[ee 


Jan. Febr. Märg April Mai Juni Juli Aug. Sept Okt, Now _ Dez. 


Abb. 5. Stromabgabe des Elektrizitätswerks 
Selessin b. Lüttich. 


striellen Werken laufen keine Maschinen mit 
über 5000 kW Einzelleistung. EEE 

Die Maschinen und Kabel sind über wiegend 
deutsches Fabrikat, doch sind besonders in 'en 
letzten Jahren auch belgische Maschine) ın 
erheblichem Umfange aufgestellt wo en 


» \ ? 


Das in den Werken, einschließlich der Lei- 


DR 1 Sn a tan aa a 


4. März 1920. 


Französische, englische und amerikanische Fa- 
brikate finden sich fast gar nicht in belgischen 
Werken. Welche Entwicklung die Einführung 
außerbelgischer Fabrikate nach dem Kriege 
nehmen wird, ist natürlich nicht vorauszu- 
sehen, jedenfalls aber werden die belgischen 
Fabrikate weit mehr Eingang finden, wie bis- 
her, da Belgien neuerdings selbst recht lei- 
stungsfähige Fabriken für Dynamos und Kabel 
besitzt. Trotzdem werden in absehbarer Zeit 
auch deutsche Fabrikate wieder Verwendung 
finden, denn die belgische Industrie kann den 
eigenen Bedarf vorläufig nicht allein decken, 
undim allgemeinen war die belgische Industrie 
mit den mit deutschen Fabriken gemachten 
Erfahrungen durchaus zufrieden und die Stim- 


mung in industriellen Kreisen ist jedenfalls bei 


weitem nicht so antideutsch, wie dies die Presse 
der feindlichen Länder hinzustellen sucht. 
Die Entwicklungsfähigkeit der belgischen 
Elektrizitätswerke ist noch eine sehr große. 
Das Land besitzt eigene Kohlen in ausreichen- 
der Menge. Die Elektrisierung der Kleinbahnen 
wird nur eine Frage der nächsten Jahre sein, 
- die Netze dieser Bahnen sind im Verhältnis zu 
Deutschland weit ausgedehnter und ver- 
sprechen gute Abnehmer zu werden. Ferner ist 
Belgien infolge der geringen räumlichen Aus- 
dehnung des Landes und der Dichte der In- 
dustriegebiete geradezu geschaffen für eine ein- 
heitliche zentrale Elektrizitätsversorgung. Zwei 
Werke, von denen das eine im Kohlenbezirk 
Lüttich und das zweite im Kohlenbezirk 
Charleroi zu bauen wären, könnten bei je rd 
110000 bis 120 000 kW Leistungsfähigkeit ein- 
schließlich Reserven und rd 500 km Hoch- 
spannungsleitung von 60000 bis 100000 V 
Spannung alle vorhandenen größeren Werke 
wirtschaftlich vorteilhaft ersetzen. 


C 


“  Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 10. 


193 


_ LR+U- 0,70) sine,—| 


e,=£Esin(wb) 


e =Esin (wt) 


RS 


ZEHN 7 
my N 


Abb. 19. 


« 


wird. Der Schnittpunkt dieser Kurve mit der 


‘zweiten Spannungshalbwelle ergibt den Zünd- 


moment &,. _ 3 


Die beiden Teilströme folgen jetzt den 
Gl. (30) und (31), 


; ö Ita; 
rs (aut las) R — e, De Ls Fee 
+ sin (@)+0 1, u =0 (30 
% h BB, 
— (ia, + ia) KR — o,—Ls; SFR 
—Esin(oY)+oL, a =0.. (8 


= 


4R?+(1— 0) (L;o)? 


- RR+l—0)(Z; 02] [cos (mt) — eos a] — [2 R?+ (0? — 0) (Z, 0)2] [cos (ot + w)— cos (a, + W)] 


2R+(®—0)(L,0)]sin (a +YW)+RL,o(l+o)[c0os a, +c0s(. + W)] 


Zej0V, o=15V, R=42,2=0,04 Henry, 0=05, = 80. 


DIE —0) 


OR 


IBIRE , 
rel 2) 
rege, © 
st Hallo) 

E 
Di — ( (36 
L,o(1-+0) GER 

Re 
IE 
H —_ Eee 
E: Za(1— 0) 
ee 
ee) 
E i eo 
,@(1-+0) 


wiedeigeben. Die Gl. (38) und (89) b’ingen die 


E(l—o) 


TaRrl+o) = 


(37 


(38 


_ RL: |sin (ot) — sine, + sin (ot+ Y)  sin( + W)] 


4R?+ (1 — 0) (L,0)® 


Hoffentlich wird die politische Entwick- 
lung sich so gestalten, daß Deutschlands In- 
dustrie in absehbarer Zeit wieder mit Anteilan 
dem weiteren Ausbau der belgischen Elektri- 
zitätsversorgung nehmen kann. 


Der Quecksilberdampf-Gleichrichter der 
Glastype, seine Theorie und praktische 
Ausführung!). 


Von Ingenieur Fritz Kleeberg, Berlin-Südende, 
Betriebsleiter der Gleichrichter.- Ges. m. b. H,, 
Berlin. 


(Schluß von $. 178.) 


Wie verhält sich nun die gleiche Schaltung, 
wenn die Verkettung der Spulen nicht ideal ist. 
Abb. 19 zeigt den Einschwingungsvorgang eines 
solehen Gleichrichters bei 50% Verkettung. 
Die Vorgänge in der ersten Halbwelle sind wie- 
der .die gleichen. Die Zündspannungskurve 
min ermittelt man nach folgenden Über- 
legungen:. g 
Nach dem Nulldurchgang der ersten Halb- 
welle muß die Drosselspule vor A, (Abb. 17) 
wieder die Spannung eg+e,-+erliefern. In der 
Drosselspule vor A, entsteht dann die Span- 
nung 0 (e&o+e,+er), worin o- den Verkettungs- 
faktor zwischen der Spule darstellt. Diese 
Spannung sucht die Zündung zu verhindern. 
Die Zündung wird erst eintreten, wenn die 
Spannung er der zweiten Halbwelle um den 
Betrag o (e,+e,+er) größer als e,+e, geworden 
ist. Die Kurve e, min wird gefunden, indem die 
Strecke e,+esr; (Abb. 19) von +e, aufgetragen 


—. 


. ,) Nach einem Vortrag, gehalten im Elektrotech- 
nischen Verein, Berlin, am 28. I. 1919, vgl. „ETZ* 1919, 8. 9. 


AR®+(l- 0) (2,0)? 


bei denen das Glied, welches die Veikettung 
ausdrückt, neu hinzukommt. Aus der Auflösung 
dieser Gleichungen nach i,, und i,, folgen die 
Gl (32) und (83) S 

\ Si & 


TE REER 
Tier iu: 
2Ra, 
€ 
[eos (w £) — COS etz | 


L,® (1—0) ° 


hi 
4 


AL Wtl 0) 
RE) 
nahe 


(32 


2R 


ee 
PRil or. re Anl 
ir DR (1 + on) | EIN Gy ers | SIN az 
g Toll-o) - 
z »O8 S 60 (ms 
+ Daitoy own eos] 
Der Vergleich der Abb. 15 und 19 


lehrt sofort, daß durch die Verkettung eine 
weitere Verschlechterung der Verhältnisse ein- 
getreten ist. Es soll daher hier nicht näher 
auf die Schaltung eingegangen werden. Der 
Vollständigkeit halber seien nur noch kurz 
die Gleichungen beim Mehrphasen-Gleichrich- 
ter wiedergegeben. Die Ausdrücke für die 
Teilströme stellen Gl. (34), (35) dar, während die 
Gl. (36) und (37) die Lösungen nach i,, und ias 


a dis, 

— (ia, +ti)R—-&—L; Ze 
lan 

+Esin(ot)+0Z1s ei N (34 
Der, die, 
Hu) Re A 

er ne; 
+Esin(ot+wW)+0oL, = 0 (35 


(39 


Werte von C und F aus Gl. (36), (37). Es war 
gefunden, daß durch die Wechselflußverket- 
tung eine Zündungsverzögerung und weitere 
Verschlechterung der Verhältnisse eintreten 
mußte. Wie wird nun die Verkettung der Dros- 
selspulen wirken, wenn dieselbe ideal ist und 
die Schaltung derselben so gewählt wird, daß 
der Fluß ein pulsierender Gleichstromfluß wird ? 
Abb. 20 stellt die Schaltung eines solchen 


Abb. 20 


Gleichrichters dar. Die Verhältnisse in der 
ersten Halbwelle sind wieder die gleichen wie 
bei den verketteten Spulen. Kommt nun die 
Spannung er beim ersten Nulldurchgang an, so 


194 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 10. 


En N 2 2% < 
vo “ } 
ve &. 


muß von diesem Moment die Drosselspule vor 
der Anode A, wieder die Spannung @-+e,+er 
liefern. Die gleiche Spannung wird nun aber 
in der Drosselspule vor der Anode A, entstehen. 
Diese Spannung wird aber jetzt die Zündung 


bei dieser Anode unterstützen. Sofort nach dm 


Nulldurchgang wird im Stromkreis der Anode 
A, ein Spannungsüberschuß vorhanden sein, 
denn in diesem Kreis wirkt. die Transforma- 
torenspannung erunterstützend, während sieim 
Kreis der Anode A, entgegenwirkt. e,min (Abb. 
21) fällt mit der Spannung der ersten Halbwelle 
zusammen. Sofort nach dem Nulldurchgang 
wird der Strom mit dem vollen Wert auf die 
Anode A, überspringen. Die Drosselspule kann 
dlies nicht hindern, da in ihr ja keine Flußver- 
änderungen eintreten. Man erhält also für den 


2 R?+(co +1) (Z,w)2] sin a, — 


die Spannungen &-+e,+erliefern. In der Dros- 
selspule vor A, entsteht infolge der Verkettung 
eine Spannung vom Werte o (e,+-e,-Her), welche 
aber jetzt die Zündung bei A, unterstützt. Die 
Zündung an der Anode A, wird also einsetzen, 
wenn die Spannung der zweiten Halbwelle den 
Wert &9+e5—0 (e&o+e,+er) erreicht hat. - Auf 
Grund dieser Überlegung bestimmt man die 
Zündspannungskurve min. Ihr Schnittpunkt 
mit der zweiten Spannungshalbwelle ergibt den 


Zündmoment «,. Für die beiden Teilströme er- - 


geben sich jetzt die beiden Gl. (40) und (41), sie 


i : di 
— (ka tia) R=&— Is; a 
+Esin (wt) 01; en =) (40 


2R+(®+0(2,02sn, +WV)HRZ,o(l—o) ed BEN 


4. März 1920. 
Ber ei 
; es £ Zur) 
La; — 9 ( oe DR, —1 & 
g  Zaw(l+o) 
S | 
Ton G; 
er 
ia KR, 5 Ls 
+0) [7 zum‘ 
E(iito) |& Züto) 
Marl cd fr ] 4 
g Iw(lto) 
I ET eo 
Ru L,o (1—o) ER u 


und F nehmen die Formen von Gl. (48) und 
(49) an. 


= ART (IF 0% (2,0) SE 
F- [2 R?+(0 +1) (Z, w)?] [cos (w t) — 608 @,] — [2 R?+ (0? + 0) (L, w)?] [cos (wo + Y) — cos (; + W)] 
#3 4R’+(1+0)% (2,0)? 
—_ Rbo(ll-o) [sin (ot) — sina, +sin (ot +Y) — sin (u + W%)] 9 
ARLUt2(L,0) Pe 
Einschwingungsvorgang das Bild Abk. 21, wel- | R 2 Sohn, Das Vorstehende hat gezeigt, daß in der 
ches gleichwertig mit Abb. 10 ist. Durch die | (a, -: ia) iat.- Verkettung mit Gleichstromfluß ein wichtiges 


Veränderung der Verkettung kann beliebig 
zwischen den Verhältnissen der unverketteten 
Spulen und der Drosselspule im Gleichstrom- 
kreis gewählt werden. In Abb. 22 ist z. B. der 


Abb. 21. ZE= 


150 Ye &= 
o==r,aea 50% 


15V, R=42, L;= 0,04 Henry, 


Einschwingungsvorgang beieinem Gleichriehter 
mit 75%, Verkettung der Spulen wiedergegeben. 
Also ist « = 0,75. Die Verhältnisse der ersten 
Halbwelle sind bekannt. 

Wie bestimmt man nun die Zündspan- 
nungskurve &,min? Nach dem ersten Null- 
durchgang muß wieder die Drosselspule vor A, 


e,=E:sinfw@t) = £-sin/[w£) 


| Mr 


ON 


Abk. 2. Z=10Y, = 


Ar, 


15V, R=48, La = 0,04 Henry, o=— 0,756, »=50, 


— Esin (o Da 0 ala 


unterscheiden sich von den G1.’(80) und (31) 
nur durch das Vorzeichen vor dem Verkettungs 
glied. Die Auflösung der Gleichungen nach i, 


und i,, wird durch die Gl. (42) und (48) wieder. : 


2R 


 Bi+o) |e Zü-+o‘ 
“gRlio) 7 wen ne 
5 gr Zaw(1-+ 0) 


y [eos (nt) — cosez] . (42 


NS 
 D,o(l—o 


an 
i„=K,s:  b 


2R 
Lü+o" 


E(l+o) |s ß 
Fe IR(L-e) | IRe, + sin & 
g Lswll to) 
E e 
+ Tol-o [cos (w £) — cos a,]) — R (43 


gegeben. Die Ausdrücke für die Teilströme beim 
Mehrphasen-Gleichrichter geben die Gl. (44) 
und (45) wieder, deren Auflösung durch die Gl. 
(46) und (47) gegeben sind. Die Ausdrücke C 


— (ia, + ia) R— 0 — 1; a E 


+Esin (w)— 01,5 ie 


dt 


— (ia, + i,) R—e%—L; 


a Se v)—coL, en) 


en, 


| I, 
| Sg 


Abb. 24. E=150V, 9=15V, R=42, Z,=0,02 Henry, Z;=0,%2 Henry, »=50. 


Hilfsmittel für die Gleichrichter gefunden wurde 
Aber jeder Praktiker weiß, wie unzuverlässig 
alle magnetischen Rechnungen sind. Man wird 
daher diesen Weg nur da einschlagen, wo die 
Verhältnisse ein für alle mal festgelegt und 


E sin (wt) 


Abb. 23. 


durch einen Versuch korrigiert werden können. 
Für die wechselnden Fälle der Praxis muß man 
zu anderen Mitteln greifen. Denn dort tritt für 
sehr viele Fälle ein Bedürfnis nach einem klei- 


> | nen Spannungsabfall, welcher gerade noch aus- 


hr 
Be 
= Ra 


es m 
I/II 


VER TLEN > 


4. März 1820. 


reicht, um mehrere Gleichrichter in Parallel- 
schaltung arbeiten zu lassen und nach möglichst 
kleiner Pulsation des gelieferten Stromes auf. 

Es liegt nun eigentlich fast auf der Hand, 
daß man den kleinen Spannungsabfall mit klei- 
nen Drosselspulen vor den Anoden, den Pul- 
sationsausgleich durch eine große Drosselspule 
hinter der Kathode hervorbringt. 

Abb. 23 zeigt die Schaltung eines ‚Gleich- 
ıichters, bei dem außer den Drosselspu- 
len vor den Anoden noch eine Drossel: pule in 
den Gleichstromkreis geschaltet ist. Die Dros- 
selspulen sind so gewählt, daß 0,02 H vor jeder 
Anode und 0,02 H im Gleichstromkreis liegen. 
Für die erste Halbwelle gelten dann wieder die 
gleichen Verhältnisse wie bei allen bisher ge- 
wählten Beispielen, nur muß man die Summe 
der Selbstinduktion (Gleichung 50) in die Rech- 


a 
R’+[(Z,+ 2;)0]° 


x[R sin (@ ae (Z, + L;) » cos (wt)] — 2 (50 


RI. 
W=Kes Lo + 


nung einführen. Der Einschwingungsvorgang 
(Abb. 24) muß also in der ersten Halbwelle der 
bekannte sein. 

Wie ist nun bei diesem Gleichichter die 
Zündspannungskurve e,min zu finden? Nach 
dem Nulldurehgang der ersten Halbwelle müs- 
sen die beiden Drosselspulen wieder die Span- 
nungen e9+e,+er liefern, wobei die Höhe des 
gelieferten Spannungsanteils proportional der 
Größe der Drosselspulen sein muß. Die Span- 
nung, welchein der Drosselspule vor der Anode 
4, entsteht, kann auf die Zündung an der 
Anode A, keinen Einfluß ausüben. die Span- 
nung an der Drosselspule L,.(Abb. 24) wirkt 
aber auf den Stromkreis der Anode A, mit ein, 
u. zw. sucht diese Spannung die Zündung an 
dieser Anode zu begünstigen. Die Zündung 
wird eintreten, wenn die Spannung er der zwei- 
ten Halbwellegleich .-+e,—e, 7, wird. Auf Grund 
dieser Überlegung wird die Zündspannungs- 
kurve &,min (Abb. 24) und beim Schnittpunkt 
derselben mit der zweiten Spannungswelle der 
Zündmoment «&, gefunden. 

Die beiden Teilströme folgen nunmehr den 
Gl. (51) und (52), welche nach i,,undi,, aufge- 
die, 


di : 
eh (51 


en“ dia 

—(ati)B-0— 1,78 

Eat ta) 2 
DE (62 


!öst die Gl. (53) und (54) ergeben. Die Span- 
nung an der Drosselspule L, findet man, indem 
an Gl. (53) und (54) addiert, mit I, multipli- 


c- 2£#+2(30)%+317,L,0°+ (L, 0) sinaz — |2 R?+2(1,0)+ L; Z,@2] sin (a, +%) 


| daß 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heit 10. 


ziert und dann differenziert. Das Resultat die- 
ser Operationen wird durch Gl. (55) wieder- 


eh FE FE $ 
EIER SEN 
Ber: ATS 
+2E7 sin &, = ee (55 


s @L,+Z)o 


gegeben. Die Spannungenan den Drosselspulen 
vor den Anoden kann man auf gleichem Wege 
finden, indem man die Gl. (58) und (54) einzeln 
den gleichen Operationen unterwirft. Gra- 
phisch findet man die Spannung von dem Ge- 
sichtspunkt ausgehend, daß die Drosselspule 
im abklingenden Kreis eine Spannung &-t+eg-+ 
er—€sr; liefern muß, während in sich 'ein- 
schwingendem Kreis die Spannung an der Dros- 
selspule den Wert er-+e,r3—e,—e, haben muß. 
Die Konstruktion der Kurven erfolgt nach’ den 
bekannten Regeln. 

Abb. 24 zeigt die interessante Tatsache, 
die Drosselspule im Gleichstromkreis die 
gesamte Spannung für den gemeinsamen Kreis 
in der Überlappungsperiodeliefert, während die 
Drosselspulen vor den Anoden so wirken, daß 
sie die Spannungsabfälle e, überwinden und die 
zur Überwindung der entgegengesetzten Span- 
nung er bzw. diezur Abdrosselung des riehtigen 
Spannungsüberschusses von er erforderlichen 
Spannungen übernehmen. Beim Mehrphasen- 
Gleichrichter ergeben sich für die Teilströme 
die Gl. (56), (57), deren Auflösung durch Gl. 


r : Ida, 
De (ea, + ia,) R—&—Ls dt 
1 (la la : 
—L; a. +Esin(wt)=0. (56 
= . d ia, 
— (it ia) R— &— Lz dt 
1, Na Ha) | Esin(wt+y)=0 6 


(58), (59) wiedergegeben sind. Die Werte von 


2R “ 
_ E@%H4+L) | s Thorn‘ 
Eee SER IEET LE c 
ss @L+tz)o 
E E 
no (P). (58 
SC HBES 
„=K,e Ztl: 
\ 2 
E(2L;+L,) >e 2Ls+L; 
SDR mal 
:s Rou+Zz)0 


E eo 
a 


C und F sind durch die Gl. (60) und (61) be- 
stimmt. 


195 


Abb. 25 gibt die Schaltung für einen sol- 
chen Gleichrichter wieder. Nach erfolgter Zün- 
dung muß der Einschwingungsvorgang der Gl. 
(62) folgen, denn es ist gleichgültig, auf welche 
t ı E ne 
R°+[(2, +2) o] 


x [Rsin (wat) — (L, + L;) w cos (o t)] — 2 (62 


eu Be 2 
ia=Ks&s Ltl 


Teile des Stromkreises die Selbstinduktionen 
verteilt sind. Geht nun die Transformatoren- 
spannung er durch Null hindurch, so müssen 


Abb. 25. 


zunächst die gleichen Vorgänge wie beim 
Gleichrichter mit Drosselspule im Gleichstrom- 
kreis eintreten. Die gesamte Leistung des 
Gleichrichters muß wieder aus der Spule L;, 
kommen. Dieselbe muß in diesem Moment die 
Spannung e,+e, liefern. Sofort nach dem Null- 
durehgang tritt im gleichen Moment an der 


‚Anode A, ein Spannungsüberschuß auf, der den 


gesamten Strom an sich zu reißen sucht. Auf 
der sekundären Seite wird er auch durch nichts 
an diesem Umspringen gehindert. Anders da- 
gegen auf der Wechselstromseite. Das plötz- 
liche Umspringen würde eine rechteckige 
Stromkurve auf der primären Seite hervor- 
rufen. Die Drosselspule L, läßt diese aber nicht 
zu, da in ihr keine größere Spannung als die 
vom Netz aufgedrückte entstehen kann. Der 
Strom kann also nur so umspringen, daß 


di, 
dt 


wird; d. h., während der ganzen Überlappungs- 
periode können sich die Anodenströme nur so 


R L,o [cos a, — cos (a, + W)] 


L, -= E, sin (ot) 


i 2 sr 5 u (60 
.4R?+[(21;+ 2,)o]? 4 R?+[(21;+ L;) o] 
r- 2#+2(20)%+3L, 1,0 + (L,0)2] [cos (ot — cosa,] — [2 R?+2(L,0)?+L, L, 02] [eos (ot +) — eos (u; + %)] 
4R?+[(2L;-+ L,) wo]? 
__ RLyo [sin (ot) — sin a, + sin (wE+Y) — sin (u + Y)] (61 


FE 


n 2R 
BO LLy\e Dorn 
u 2) are,  — 1 \sine, 
R ss Qou+ti)o 


E 3 
SaRge: [cos (ot) — cosa,] . (83 
Bet 2er 
? ER, 5, at 
Me: BerL..r ERNORE , 
Du L;-+ 2; s 26+tL: 2 
re e IR, + sin @. 
Er ge Ri+l)o 
Be ost u (64 
RE: )— c08.0;] R 


IR+[@L,+L,)o} 


Der letzte Fall, der hier behandelt werden 
soll, weist einige sehr interessante Verhältnisse 
auf. 

Bei Gleichrichtern, welche einen hohen 
Spannungsabfall aufweisen sollen, z. B. Schein- 
weıferbetiieb, ergibt sich bei Verwendung 
von Drosselspulen vor den Anoden ein 
um ihren Spannungsabfall größerer Transfor- 
mator. ? 

Für die Praxis gewinnt daher die Schaltung 
noch Bedeutung, welche außer der Drosselspule 
im Gleichstromkreis noch eine Drosselspule vor 
dem Transformator verwendet. Denn bei dieser 
Schaltung ändert sich nur das Übersetzungs- 


' verhältnis des Transformators, 


ändern, daß ihre Differenz, welche ja gleich i, 
sein muß, sich so ändert, daß die Spannung in 
der Drosselspule gleich E, sin (wet) wird. Erst 
wenn der Lichtbogen bei A, abreißt, folgt 
der Strom wieder der bekannten Gleichung 
mit entsprechenden logarithmischen Strom- 
anteil. 

In der Überlappungsperiode kann der 
Gleichrichter nur aus der Drosselspule L, ge- 
speist werden. 

Für die Überlappungsperiode ergeben sich 
also die folgenden Bedingungen 

di, 


E,sin (@t)— Lo; =: 


196 


Elektrotechnische Zeitschrit. 


1920. 


Heit 10. 


4. März 1920. 


Nun ist aber i, = igı — ia, mithin wird 


Tu = 


1 
E, sin (ot) — L- .n +u=0. 


Für den sekundären Kreis gilt, da ja die Trans- 


formatorenspannung in der Überlappungs- 
periode Null sein muß, 
i 
1, Ha) — (in +) R-=0. 


Schließlich erhält man als Lösung für den ein- 
schwingenden Strom Gl. (63) und endlich für 


R ;v 
a -———t © HH 
IE Re ums 210,0 cos (wt) 
e K, E 
ar “ 
den abklingenden Strom Gl. (64). Der voll- 
la u cos(wt)+ Kt la, (64 
ken L, [) \ , 1 2 


ständige Einschwingungsvorgang 5 in Abb. 26 
wiedergegeben. 


en =E Sin (wt) 


also können sie sich etwas mehr Zeit nehmen, 
um nach der Anode zukommen. Der Beschleu- 
nigungsdruck kann also kleiner sein, d. h. ins 
Elektrische übersetzt, eine kleinere Spannung. 
Für die Spitze in der Kurve gibt es noch keine 
rechte Erklärung. Allem Anschein nach ent- 
steht sie durch Änderung des Kathodenfalles. 
Jedenfalls ist. diese Spitze kein Zufallsprodukt, 
sondern läßt sich bei jedem Kolben, wenn auch 
in mehr oder weniger ausgeprägter Form, fest- 
stellen. Nach Überwindung dieser Spitze fällt 
nun der Spannungsabfall sehr schnell ab. Mit 
steigendem Strom wird natürlich auch immer 
mehr Queeksilberdampf an der Kathode ent- 
wickelt. Die kühlende Oberfläche des Kolbens 
ist konstant, mithin muß nicht nur die Tempe- 
ratur im Kolben steigen, sondern auch der 
Dampfdruck im Kolben zunehmen. Die Menge 
des nicht ionisierten Quecksilberdampfes im 
Kolben wird immer größer werden. Diese 
Dampfmoleküle sind nun aber den Elektronen 
bei ihrer Wanderung im Wege; es erfolgen Zu- 
sammenstöße, die zur Neutralisierung führen. 
Die Elektronen müssen also Hilfe erhalten und 


720\30 


80 = 


a 172 SSR 
RE 


&y X &y 
Abb. 26. E= 


Zum Schluß der Arbeit soll noch einmal 
auf die Verhältnisse im Kolben selbst, u. zw. 
auf seine e, iy- Charakteristik zurückgegangen 
werden. 

Abb. 27 zeigt die Spannungsabfallcharak- 
teristik für einen Kolben in der Größe der nor- 
malen 40 A-Type für 350 V. Als Ordinate ist 
der Spannungsabfall e, aufgetragen, während 
als Abszisse der Strom aus der Kathode aufge- 
tragen wurde. Der Abfall wurde bei reinem 
Gleichstrom gemessen. Die drei Anodenströme 
wurden dabei gleich groß gehalten. Die in die 
Kurve eingetragenen Punkte sind nicht die sich 
momentan nach jeder Stromänderung ergeben- 
den Ppanouns ball; sondern stellen sich un- 
gefähr erst in 5 bis 10 min, je nach der Größe 
der Stromänderung, ein. Bei kleinem Strom 
fällt zunächst der Spannungsabfall mit steigen- 
dem Strom, macht einen eigentümlichen Knick, 
fällt dann zunächst schneller, geht langsam wie- 
der in eine steigende Kurve über, um dann in 
einen sehr steilen Anstieg überzugehen. Wie 
läßt sich nnu diese Kurve erklären? Bei klei- 
nem Strom ist der Kolben noch sehr kalt, man 
kann die Anodenarme noch gut mit der Hand 
anfassen. Die von der Kathode ausgehenden 
Elektronen müssen auf ihrer, ganzen Wande- 
rung einen kühlen Raum passieren, werden 
dabei zu neutralen Teilchen umgebil det, ehe sie 
an der Anodeankommen. Man muß sie deshalb 
schneller wandern lassen, damit unterwegs 
keine Neutralisierung eintreten kann. Dazu ge- 
hört ein größerer Beschleunigungsdruck, also 
höhere Spannung. Mit steigendem Strom wird 
auch die Temperatur im Kolben immer höher. 
Die Elektronen neutralisieren nicht so schnell, 


10V, =15V, R=42, L,=0,02 Henry, L; = 0,02 Henry, ® =50. 


bekommen sie von der Spannung. Bei ihrem 
Hindurcharbeiten durch die nicht geladenen 
Gasteilchen entsteht durch Anprall "und Rei- 
bung Wärme. Diese erzeugte Wärme erhöht die 
Temperatur, und trotz des dadurch entstehen- 
den, größeren Wärmegefälles in der Glaswand 
kann die entstehende Wärme nicht mehr ent- 
sprechend abgeführt werden. Es kondensiert 
weniger Dampf als an der Kathode entsteht. 
Das Gedränge der nicht geladenen Dampf- 
teilchen in der Lichtbogenstrecke wird größer, 
hierdurch entsteht wieder mehr Wärme, höhe- 
rer Druck und so fort. Der Spannungsabfall 
steigt aus diesem Grunde sehr schnell an. Indem 
tiefsten Punkt der Kurve wird der Kolben den 
besten Wirkungsgrad haben. 

Da nun viele Gleichriehter die meiste Zeit 
mit rd %, Last arbeiten, so wird man den Kol- 
ben für einen Nennstrom von 40 A verwenden. 
Den Kolben höher zu belasten, geht auch aus 
anderen Gründen nicht an. Es wurde vom Ver- 
fasser einwandsfrei festgestellt, daß die Gefahr 
der Rückzündung eintritt, wenn man mit der 
Belastung des Kolbens so weit geht, daß mit 
der Spannungsabfallkurve im aufsteigenden 
Ast über die Höhe der eigentümlichen Spitze 
hinausgeht. Die Erklärung kann auf folgende 
Weise geschehen, ohne dabei die streng physi- 
kalische Richtigkeit in Anspruch nehmen zu 
wollen. 

Mit immer weiter steigendem Dampfdruck 
wird das Gedränge dernicht ionisierten Dampf- 
teilchen im Kolben immer größer, bei dem fort- 
währenden Anprall und Hindurchzwängen der 
negativen Ionen werden schließlich einige von 
ihrem Wege vollkommen abgedrängt und kom- 


men so weit in die Nähe der falschen Anode, 
daß die auf ihrem weiteren Wege abgespalteten 
positiven Ionen von der falschen Anode ange- 
zogen werden. Nehmen wir z. B. einmal an, 
ein Elektron treffe von der linken Anode im 
Punkt P (Abb. 28) auf ein neutrales Dampfteil- 
‘chen und besitze soviel Energie, um das Teil- 
chen beim Aufprall zu spalten. ‚Dann werden 
die frei werdenden Elektronen nach der rechten 
Anode wandern. Die positiven Ionen werden 
nun aber der Einwirkung von zwei Kräften 
ausgesetzt sein. In Richtung auf die Haupt- 


‚ kathode herrscht das Spannungsgefälle er+eg:. 


worunter ex der Kathodenabfall, unter «3, 
die Teilspannung des Lichtbogens vom Punkte 
des Zusammenstoßes bis zur Kathode zu ver- 
stehenist. Nach der falschen linken Anode be- 
steht aber unbedingt ein Spannungsgefälle von 
der Größe 2er —(ea+egı), worin e„ den Ano- 
denabfall und eg, den Teilabfall des Lichtbogens 
vom Zusam abastoknun bis zur linken Anode 
bedeutet. 


Der Gleichrichter seı für 220 V ae 


stromspannung gebaut, dann wird das Span- 
nungsgefälle vom Zusammenstoßpunkt bis zur 
Kathodein runden Zahlen ausgedrückt rd 10 V 
betragen, während es nach der linken Anode 
hin rd 440 V betragen wird. Bei 440 V Gleich- 
stromspannung wird das Verhältnis dann unge- 
fähr 10 : 880 sein. -Bei 1000 V Gleichstrom- 
spannung wird das Verhältnis rd 10 : 2000 be- 


Abb. 27. 


tragen usf. Wie zu ersehen, ist es sehr‘ wohl 
möglich, daß die frei werdenden positiven Ionen 
den falschen Weg einschlagen. Trifft nun ein 
positives Ion auf die linke Anode auf, so wird 
zunächst ein winzig kleiner Kathodenfleck ent- 


2e,-[ea 789, ) 


Abb..28. 


stehen, der einige Elektronen aussendet. Diese 


Elektronen werden nun ganz in der Nähe der 


linken Anode neue Spaltungen von neutralen 
Dampfteilchen hervorrufen. Die frei werden- 
den positiven Ionen fallen jetzt sicher zur 
Anode zurück, vergrößern den Kathodenfleck 
usw. Das Ventil an der linken Anode ist 


% 


4. März 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrit. 


1920. 


Heit 10. 


197 


geöffnet; der Kurzschluß zwischen den Anoden 
ist da. 

Was lehrt nun diese Überlegung? Mit 
wachsender Gleichstromspannung wächst die 
Rückzündungsgefahr. Die Praxis bestätigt es. 
Die Verlängerung der Arme kann keinen vollen 
Erfolg bringen. Wollte man die Arme nach den 
Verhältnissen der auf die frei werdenden posi- 
tiven Ionen einwirkenden Spannungsgefälle 


 dimensionieren, so würde man bei höheren 


Spannungen bald zu unausführbaren Längen 


der Arme kommen. Es bleibt also nur ein Mit- 


tel: den Ionenstoß selbst zu vermeiden. Zu 
diesem Zwecke muß man den Kolben so hoch 
wie nur irgend möglich auspumpen, damit 
keine neutralen Luftteilchen gespalten werden 
können. Der Ionenstoß soll nur ganz in der 
Nähe der Hauptkathode stattfinden. In größe- 
rer Entfernung von der Hauptkathode sollen 
die Elektronen möglichst ungehindert wandern 
können. Die Kondensation des überschießen- 
den Quecksilberdampfes muß so rasch wie mög- 
lich stattfinden, damit die auf diese Weise 
schnell entstehenden größeren Tröpfchen nicht 
mehr durch Ionenstoß gespalten werden kön- 
nen und im falschen Anodenaım mit zur Neu- 
tralisierung etwaiger hineinfallender positiver 
Ionen beitragen. 

Bei der Dimensionierung der Kolben ist 
man also an ganz bestimmte Größen gebunden. 
Wollte man Glaskolben für größere Strom- 
stärken bauen, so käme man zu solchen Di- 
mensionen, daß an eine praktische Verwertung 
nicht zu denken wäre, Die Erreichung höherer 
Stromstärken mußte daher auf andere Weise 
erzielt werden. 

Vom Verfasser wurden daher Versuche 
unternommen, den Glaskörper im künstlichen 
Luftstrom zu kühlen. 

Das Resultat der Versuche war über- 
raschend. Ich hatte auf vielleicht 50%, Ver- 
besserung gehofft und den Versuch eigent- 
lich nur der Wissenschaft halber ausgeführt, 
weil ich mir sagte, der Nachteil des Venti- 
lators wiegt die Verbesserung anf. 

Das eigentliche Resultat der Versuche zeigt 
die Kurve 2 (Abb. 27); man sieht sofort eine 


Steigerung der Belastungsfähigkeit von 40 auf 


120 A, also 200%, Verbesserung. 

Jetzt war sofort die Möglichkeit gegeben, 
Gleichrichter mit nur einem Glaskörper bis vor- 
läufig 100 A zu bauen und einem dringenden 
Bedürfnis der Praxis abzuhelfen. Durch die 
Kurve 2 werden auch im gewissen Sinne die 
vorherigen Ausführungen über die Rückzün- 
dungsgefahr bestätigt. Wurde der Kolben ge- 
kühlt und nur mit 8 A belastet, so konnte er, 
der ohne Kühlung nur für 40 A und 350 V aus- 
reicht, für rückzündungsfreie Erzeugung von 
‘6000 Vund8A Gleichstrom verwendet werden. 

Im Vorhergehenden wurde gezeigt, daß 
man den Gleichrichter mit Hilfe der geeigneten 
Schaltung der Drosselspulen jeden gewünschten 
Verhältnissen anpassen kann. Selbstverständ- 
lich sind alle hier theoretisch gebrachten Er- 
fahrungen beim Bau moderner Gleichrichter in 
Anwendung. Wegen Mangel an Raum kann 
hier nicht auf die Gleichiichter selbst einge- 
gangen werden. Für Interessenten sei bemerkt, 
daß ein erweiterter Sonderdruck dieser Arbeit 
erscheinen wird, welcher auf die praktische Aus- 
führung und Vorteile der Gleichrichter näher 
eingeht und von der Gleichriehter G.m.b.H., 
Berlin, Friedrichstr. 155, bezogen werden kann. 


Das englische Elektrizitätsgesetz. 


Nach ausgiebiger Beratung in den beiden 
Parlamenten und wesentlicher Umgestaltung 
ist das englischeElektrizitätsgesetz Ende 
Dezember 1919 angenommen worden!). Man er- 
innert sich?), daß der ursprüngliche Entwurf 
hauptsächlich zwei Maßnahmen von einschnei- 


\),_ Vel. „ETZ“ 1920,8.103; „The Electrieian“, Bd. 84, 1920, 
S. 96; „The Electrıcal Review“, Bd. 86, 1920, 8: 13 
$ Vgl. „ETZ” 1919, 8. 461. 


dender Bedeutung vorsah, einmal die Ein- 
setzung einer Aufsichtsbehörde, die Elektrizi- 
tätskommissare, und dann die obligatorische 
Bildung von Bezirks-Elektrizitätskörperschaf- 
ten, denen die Erzeugung und Fortleitung und 
zum großen Teil auch die Verteilung der elek- 
trischen Arbeit zufallen sollte. 

. In das. endgültige Gesetz ist nunmehr die 
Einrichtung der Elektrizitätskommissare 
fast unverändert übernommen worden. Sie 
haben, fünf,an der Zahl, die Förderung, Rege- 
lung und Überwachung der Elektrizitätswirt- 
schaft zur Aufgabe. Ihre Ernennung ist von 
dem Handelsamt auf den neu eingesetzten Ver- 
kehrsminister übergegangen. Drei der Kom- 
missare sind aus den praktisch, kaufmännisch 
und wissenschaftlich erfahrenen Kreisen der 
Elektrizitätslieferungsindustrie zu entnehmen. 
Ihre Befugnisse sind folgende: Ausübung der 
dem Handelsamt durch des alte Elektrizitäts- 
gesetz übertragenen Rechte und Pflichten; 
Ausführung von Versuchen für die Verbesserun 
der Methoden der Elektrizitätsversorgung un 
der Nutzbarmachung von Energiequellen, Er- 
nennung eines Elektrizitätsbeirates und Über- 
wachung der gesamten Elektrizitätswirtschaft, 
namentlich der Geschäftsführung der mit ihrer 
Zustimmung bzw. auf ihre Veranlassung sich 
bildenden Elektrizitätsverbände; die Genehmi- 
gung für die Neueinrichtung und Erweiterung 
von Kraftwerken und Hauptfernleitungen, die 
Genehmigung der Elektrizitätsanleihen seitens 
der Gemeinden; Festsetzung von Stromart, 
Wechselzahl und Spannung auch bei bestehen- 
den Unternehmungen (unter Wahrung der 
Wirtschaftlichkeit derselben); Prüfung der Bi- 
lanzen der Elektrizitätsverbände; Einholung 
von allen von ihnen für erforderlich gehaltenen 
Auskünften und Statistiken der Elektrizitäts- 
unternehmungen; Erhebung von Beiträgen von 
den Elektrizitätsverbänden zur Bestreitung der 
durch die Geschäftsführung der Kommissare 
entstandenen Ausgaben. 

Wie man sieht, sind die Befugnisse der 
Kommissare recht weitgehend; sie aber, wie 
dies bei der Beratung des deutschen Elektri- 
zitätsgesetzes von Regierungsseite wiederholt 
geschehen ist, als diktatorisch zu bezeichnen, 
geht doch nicht an, sie können in der Haupt- 
sache nur beobachtend, anregend, überwachend, 
vereinheitlichend und abändernd auftreten, 
während ihnen die eigentliche Initiative nur in 
ganz beschränktem Maße zusteht. Sie ver- 
körpern vielmehr in geradezu vorbildlicher 
Weise die Rolle der fördernden und über- 
wachenden Staatsgewalt auf dem Gebiete der 
Elektrizitätswirtschaft. 

Eine grundsätzliche Änderung haben die 
Bestimmungen über die früher vorgesehenen 
Bezirks - Elektrizitätskörperschaften (distriet 
eleetricity boards) erhalten. Das Parlament hat 
es für nötig erachtet, hier eine freiere und elas- 
tischere Organisation vorzusehen. An ihre 
Stelle sind Gebilde getreten mit dem Namen 
„joint eleetrieity authority‘, die mit unseren 
Elektrizitätsverbänden gewisse Ähnlich- 
keiten haben und daher auch als solche be- 
zeichnet werden sollen. Ihre Einrichtung ist 
nicht obligatorisch, vielmehr bestehen jetzt 
noch drei Möglichkeiten: Die Dinge können 
innerhalb bestimmter Gebiete bleiben wie sie 
sind, oder aber, wenn die Kommissare die Ver- 
hältnisse nicht für befriedigend halten, so 
können sie in Gemeinschaft mit den Gemeinde- 
behörden, den zugelassenen Unternehmern, 
den Großabnehmern und anderen Interessenten 
eine Untersuchung darüber anstellen, ob und 
in weleher Weise sich ein Zusammenschluß 
zu einem Elektrizitätsverband empfiehlt. Die 
Interessenten innerhalb eines bestimmten Ge- 
bietes können hierüber Vorschläge machen, die 
der Begutachtung der Kommissare zu unter- 
breiten sind. Stimmen diese zu, so kann der 
Verband durch die Kommissare . genehmigt 
werden; er kann aber erst dann in Tätigkeit 
treten, wenn auch das Parlament seine Zu- 
stimmung hierzu erteilt hat. Halten die Kom- 
missare einen Zusammenschluß für notwendig, 
und er erfolgt nicht freiwillig, so kann ein 
solcher Verband durch Verordnungen der Kom- 
missare mit Genehmigung des Parlaments 
zwangsweise eingerichtet werden. 

Der Elektrizitätsverband hat die Aufgabe, 
für eine billige und reichliche Belieferung seines 
Bezirkes mit elektrischer Arbeit zu sorgen. Zu 
diesem Zweck kann er die in seinem Bezirk be- 
stehendene Unternehmungen, namentlich Kraft- 
werke und Fernleitungen, ganz oder teilweise er- 
werben, Kraftwerke und Fernleitungen erbauen 
und auch die Elektrizitätsverteilung überneh- 
men,.letztere jedoch in Gebieten bereits zuge- 
lassener Unternehmungen nicht ohne deren Zu- 
stimmung. Auch können Gemeindebehörden und 
Privatunternehmerihre Anlagen und Rechtedem 
Elektrizitätsverband freiwillig durch Verein- 
barung übertragen. Wesentlich ist, daß dem 
Elektrizitätsverband nicht das Recht zusteht, 
bestehende Unternehmungen zwangsweise zu 


enteignen. Sie können lediglich auf Grund 
freier Vereinbarungen von dem Verband erwor- 
ben werden. Die für die Enteignung der Elek- 
trizitätsanlagen in dem früheren Entwurf vor- 
gesehenen Entschädigungen sind bei der Par 
lamentsberatung durchaus bekämpft worden.!) 
Es wurde namentlich darauf hingewiesen, dal 
die Privatunternehmer das Wagnis großer Ka- 

italinvestitionen zu einer Zeit übernommen 

ätten, in der den Gemeindebehörden der Mut 
hierzu gefehlt habe. Es würde allen parlamen- 
tarischen und nationalenÜberlieferungen wider- 
sprechen, den Unternehmern, denen wohl er- 
worbene Rechte zur Seite stehen, ihre Anlagen 
nun zu weniger günstigen Bedingungen zu neh- 
men, als ihnen durch die bestehenden gesetz- 
lichen Bedingungen zugesichert sei. 

Man sieht, in England hat sich die Stimme 
der Gerechtigkeit Gehör verschafft, während 
bei uns der durch Schlagworte genährte Haß 
gegen den Kapitalismus die Gestaltung des Ge- 
setzes stark beeinflußte. ; 

Den Elektrizitätsverbänden werden weiter 
gewisse Wasser- und Wegerechte verliehen. Es 
kann das Recht der Übernahme bestehender 
Unternehmungen von Gemeinden auf sie über- 
tragen werden; es kann ihnen ferner durch die 
Kommissare die Befugnis erteilt werden, in 
noch unversorgten Gebieten zugelassener Un- 
ternehmer Strom zu liefern. Sie können An- 
lagen für die Ausnutzung von Abgasen und 
Nebenprodukten errichten, Installationsge- 
schäfte betreiben, die zugehörigen Teile liefern, 
vermieten und ausbessern, aber nicht ohne be- 
sondere Genehmigung herstellen und verkau- 
fen. Die Leitungsanlagen und Hausanschlüsse 
auf den Grundstücken der Abnehmer werden 
als Teile des Elektrizitätswerkes erklärt. 

Wie in dem ersten Entwurf ist auch in dem 
endgültigen Gesetz eine Bestimmung für eine 
weitgehende Entschädigung von Angestellten 
und Arbeitern, die durch Veränderungen ihrer 
Unternehmungen infolge des Gesetzes benach- 
teiligt werden, enthalten. \ 

Solange Elektrizitätsverbände innerhalb 
bestimmter Bezirke noch nicht gebildet sind, 
kann das Handelsamt, im Einvernehmen mit 
den Kommissaren, Kraftwerke, Hauptleitun- 
gen und andere Anlagen errichten und betrei- 
ben, mit den Befugnissen des Elektrizitätsver- 
bandes. Hierzu kann das Schatzamt dem Han- 
delsamt eine Summe von 20 Mill. £ zur Ver- 
fügung stellen. Diese Anlagen sollen unter 
Rückzahlung aller Auslagen einschließlich Zin- 
sen später in den Elektrizitätsverband einge- 
bracht werden. Ferner können sich in der Zeit 
zwischen der Annahme des Gesetzes und der 
Bildung eines Elektrizitätsverbandes zwei oder 
beliebig viele Unternehmer zur gegenseitigen 
Unterstützung zusammenschließen. 

Während in dem früheren Entwurf als vor- 
ee Behörde für die Kommissare das Han- 

elsamt vorgesehen war, sind alle dessen Be- 
fugnisse in bezug auf die Elektrizitätswirtschaft 
dem neuen Verkehrsminister übertragen wWor- 
den. Diesem sind die Kommissare verant- 
wortlich. 

Das Gesetz wird in der vorliegenden Form 
als ein bedeutungsvolles Ereignis in der Ge- 
schichte des Elektrizitätswesens in England be- 
grüßt?), da es eine vollkommene Abkehr von 
der durch das Elektrizitätsgesetz im Jahre 1882 
inaugurierten Politik, die für die Zersplitterung 
der Elektrizitätsversorgung in England verant- 
wortlich ist, bedeutet. Man erwartet hiervon 
einen großen Aufschwung auf diesem Gebiete. 
In der Tat berechtigt das Gesetz zu solchen 
Erwartungen, denn es hält sich von jeder bu- 
reaukratischen Bevormundung der Elektrizi- 
tätswirtschaft fern, überläßt vielmehr die Ent- 
wicklung den von den Interessenten selbst zu 
wählenden Verwaltungskörpern und hält sich 
von allen fiskalischen Gesichtspunkten frei. 
Die Regierung allerdings scheint mit dem 
Gesetzentwurf noch nicht zufrieden’); sie 
scheint die Beseitigung der behördlichen Elek- 
trizitätskörperschaften als Beschränkung ihrer 
Rechte zu empfinden und hat für die nächste 
Session eine Ergänzung des Gesetzes in dieser 
Richtung in Aussicht gestellt. Es kann jedoch 
keinem \ Zweifel unterliegen, daß die Unter- 
nehmer die von dem jetzigen Gesetz gebotene 
Gelegenheit zu freiwilligen Zusammenschlüssen 
benutzen werden, um einem weiteren zwangs- 
weisen Eingreifen der Regierung 7 

Siegel. 


. Der englische Verkehrsminister hat nun- 
mehr den früheren Präsidenten der Institution 
of Electrical Engineers Sir John F. C. Snell, 
ferner die Mitglieder dieser Vereinigung W. W. 
Lackie und Archibald Page sowie vom Han- 
delsamt H. Booth zu Elektrizitätskommissa- 
ren ernannt. D. 8. 


S 


ı) Vgl. „The Electrician“ Bd. 83, 1919, S. 601. 
2) Vgl. „The Electriecian“ Bd ‘84, 1920, S. %- 
Vgl. „The Times“ vom 10. I. 1920 


“ Bee 
198 Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heft 10. | . 4. März 1920. 

von drei Dimensionen ; im 2. Band soll die von | rade, was wir Techniker stets an dem J uristen 

vier und mehr Dimensionen gebracht werden auszusetzen hatten, daß er den Tatbestand, der 

LITERATUR. Runges Darsvellung ist meisterhaft. Die | der Entscheidung zugrunde zu legen ist, insbe- 

beiden ersten Kapitel behandeln die Vektoren ee wenn a en 2 Bnes en 

exp] ‚ößen nebst den Regeln zu ihrer elt, in seinen Einzelheiten nic urchschau 

De Di a 2 Das äußere | und in seiner Gesamtheit, seiner Wirkung 


Die Funkentelegraphie in allgemein- 
verständlicher Darstellung. VonC.W. 
Kollatz. Mit 33 Textabbildungen. 107 8. 
in 8%. Verlag von Georg Siemens. Berlin 
1919. Preis 4,25 M 

Eine allgemeinverständhche Schrift über 

Funkentelegraphie muß zu einer Zeıt, in der 

die Funkentelegraphie das einzige von unseren 

Feinden unabhängige Nachrichtenaustausch- 

mittelim Verkehr mit dem Auslande bildet und 

in der das Deutsche Reich dazu übergeht, diesen 

neuesten Zweig der Nachrichtenmittel auch im 

Innern Deutschlands — einmal zur Unter- 

stützung der Drahttelegraphie und sodann zur 

Verbreitung von Nachrichten allgemeinen In- 

halts — ein ausgedehntes Anwendungsgebiet 

zu geben, von erheblichem Werte sein. Denn 
es ist klar, daß der Kreis derer, die mit der 

Funkentelegraphie praktisch Befassung be- 

kommen, sich bedeutend erweitern wird. Das 

Erscheinen der vorliegenden Schrift ist daher 

zu begrüßen. Sie bringt nach einem geschicht- 

lichen Rückblick Einzelheiten über die tech- 
nischen Grundlagen der Funkentelegraphie, 
beschreibt die Funkstelle Nauen und schließt 
mit Ausführungen über die Funkentelegraphie 

im Weltverkehr und über die Entwicklung und 

die Aussichten des drahtlosen Fernsprechens. 

Der auf die Arbeit verwendete Fleiß und das 

Bemühen, dem technisch nieht vorgebildeten 

Leser verständlich zu bleiben, ist anzuerkennen. 

Immer ist es dem Verfasser freilich nicht ge- 

lungen, die so gar nicht leichte Forderung der 

Allgemeinverständlichkeit restlos zu erfüllen. 

So ist z. B. die Erklärung der Begriffe ‚„elek- 

trische Schwingungen und Wellen‘ wenig 

glücklich, ganz abgesehen davon, daß Angaben 
wie die, daß die Ladung eines Schwingungs- 
kreises, der eine Funkenstrecke enthält, mit 
einer Spannung von 110 Verfolgen können, und 
daß jede allmählich unter der Einwirkung der 
wechselnden Maschinenspannung vor sich ge- 
hende Entladung des Kondensators eine Fun- 
kenentladung in der Funkenstrecke hervor- 
riefe, besser vermieden würden. Etwas mehr 

Beachtung hätten wohl auch die von anderer 

deutschen Seite wie Telefunken für die Ent- 

wieklung der drahtlosen Technik gelieferten 

Beiträge verdient; sie sind in der Schrift recht 

stiefmütterlich behandelt worden. 

Reipert. 


Vektoranalysis. Von Prof.C. Runge. Bd.1: 
Die Vektoranalysis des dreidimensionalen 
Raumes. VIII und 195 S. in 8°. Verlag von 
S. Hirzel. Leipzig 1919. Preis geb. 13 M. 

Die prophetischen Worte, mit denen 

Graßmann die Vorrede seiner „Ausdehnungs- 

lehre‘‘ vom Jahre 1862 schließt: „Ich weiß, daß 

einst diese Ideen, wenn auch in veränderter 

Form, neu erstehen und mit der Zeitentwick- 

lung in lebendige Wechselwirkung treten wer- 

den‘, scheinen sich mehr und mehr erfüllen zu 
sollen. Zwar hat die Vektoranalysis, wie sie 
jetzt in physikalischen und technischen An- 
wendungen auftritt, noch nicht dıe Form, dıe 
ihr von Graßmann gegeben worden ist, und in 
der sie vornehmlich auf die Geometrie — diese 
allerdings im weitesten Sinne des Wortes ge- 
nommen — angewendet worden ist. Während 
nämlich Hamilton das Produkt zweier Vek- 
toren sofort wieder durch den zugehörigen 

Vektor ersetzt, führt Graßmann den selbstän- 

digen Begriff der Plangröße, des Bivektors, 

ein und baut sein System auf dem Begriff der 

Dimension oder, wie er sagt, der Stufe auf. 

Begnügt sich Hamilton mit dem Begriff des 

freien Vektors, so unterscheidet Graßmann 

naturgemäß zwischen dem freien und dem ge- 
bundenen Vektor. Heaviside und Gibbs 
vereinigten die beiden Richtungen miteinander 
und gaben der Vektoranalysis die Form, in der 

. sie bis heute von Phiysikern und Technikern 

zur Anwendung gebracht wird. Es ist nun sehr 

lehrreich, zu beobachten wie die mathematische 

Begründung, die die Relativitätstheorie durch 

Minkowski, Sommerfeld, Laue und Ein- 

stein erfahren hat, auf die Graßmannsche 

Ideenwelt hingedrängt hat. Nachdem die 

Graßmannsche Ideenbildung von den Phzsi- 

kern im dreidimensionalen Raume abgelehnt 

worden war, ist sie von den Physikern für den 
vierdimensionalen Raum angenommen wor- 
den. Die vierdimensionalen Vektoren haben 
eben für die Frage nach einer allgemein gültigen 

Formulierung der Naturgesetze grundlegende 

Bedeutung. Es ist daher warm zu begrüßen, 

daß Herr Runge sich vorgenommen hat, die 

Vektoranalysis im Anschluß und auf Grund 

Graßmannscher Gedanken darzustellen. Der 

vorliegende 1. Band enthält die Vektoranalysis 


Differentiation und Integration. 
und das vektorielle Produkt werden sauber 
unterschieden, Ergänzung eines Vektors und 
Ergänzung einer Plangröße werden eingeführt, 
desgleichen der Nabla-Vektor und seine Ergän - 
zung, wie bereits früher schon in den Vorlesun- 
gen des Berichterstatters über die Vektoren- 
rechnung aus dem Jahre 1905 (vgl. auch eine 
Arbeit im 26. Band des „Archivs der Mathe- 
matik und Physik‘ 1917). Es wird der Graß- 
mannsche Gedanke zur Geltung gebracht, daß 
es auf dasselbe hinauskommt, ob man einen 
Vektor mit einem anderen Skalar multiplzıert, 
oder ob man das äußere Produkt des Vektors 
mit der Ergänzung des anderen bildet. Das 
dritte Kapitel handelt von den Tensoren und 
dürfte ganz besonderer Beachtung sicher sein. 
Auf 8. 127 ist mir eine leise Unklarheit aufge- 
fallen. Der Lückenausdruck 


1, (DH N3(a0.b) +3 (az: 15) 


wird bereits als Trensor bezeichnet. Der vor- 
gelegte Ausdruck stellv aber doch einen Vektor 
dar. Was als Tensor zu bezeichnen ist, ist — 
wie natürlich weiterhin auch klar gesagt wird 
— der Ausdruck 


NA + No0g + 113 Qy. 


Das Buch kann Mathematikern sowohl wie 
Physikern und Technikern aufs angelegent- 
iichste zum Studıum empfohlen werden. 

E. Jahnke. 


Das juristische Denken und seine Be- 


deutung für die Erziehung des Tech- 
nikers. Von Rechtsanwalt Dr. H. Isay, 
39 S. in 8°. Verlag von Franz Vahlen. Berlın 
1919. Preis 2 M. 

Nachdem ich in meinem Aufsatz: ‚„An- 
schauliches und begriffliches Denken‘) ein- 
gehend die wesentlichsten Unterschiede zwi- 
schen dem technischen und dem juristischen 
Denken auseinandergesetzt hatte, haben sieh 
eine ganze Reihe von Technikern mit der Frage 
des technischen Denkens befaßt. Es ist nur zu 
begrüßen, wenn die Wesensverschiedenheiten 
in der Denkarbeit verschiedener Berufe aufge- 
sucht werden, um daran die Bedingungen fest- 
zustellen, aus denen die zu verrichtende geistige 
Arbeit hervorgeht. Allerdings ist dabei vielfach 
der Fehler begangen worden — ich meinerseits 
möchte mich ausnehmen —, das technische 
Denken als das allein brauchbare hinzustellen. 
Bei tieferer Beschäftigung mit diesen Fragen 
und vor allem bei Einblick in beide Denkweisen 
durch eigene Berufstätigkeit muß man unbe- 
dingt zu dem Schluß kommen, den ich auch am 
Ende meines genannten Aufsatzes gezogen 
habe, daß anschauliches und begriffliches Den- 
ken sich gegenseitig ergänzen und durchdringen 
müssen. Ban 

Zu diesem Schluß kommt auch der Ver- 
fasser der vorliegenden Schrift, wohl auch aus 
seiner Berufstätigkeit auf dem Gebiete des ge- 
werblichen Urheberrechts heraus, die ihm die 
Mängel und Vorzüge beider Denkweisen täglich 
vor Augen führt. Ich habe immer den Stand- 
punkt vertreten, daß durch die Schulerziehung 
bei den meisten Menschen das begriffliche Den- 
ken zum Schaden des anschauliehen bevorzugt 
wird, und daß gerade darin die Ursache zu 
suchen ist, warum unsere Juristen, deren Stu- 
dium, wenigstens soweit die Methode des Den- 
kens in Frage kommt, eine Fortsetzung dieser 


Schulerziehung bildet, sich vielfach den Vor- 


wurf der Weltfremdheit zuziehen. Auch Isay 
gibt dies zu und erklärt es aus der geschichtli- 
chen Entwicklung unseres Rechtes, das aus dem 
römischen Recht hervorgegangen ist. Die völ- 
lige Verschiedenheit der Grundlagen des römi- 
schen Rechtes gegenüber demjenigen des deut- 
schen Wirtschaftslebens ließ und läßt unser 
Recht, soweit es sich heute noch auf das römi- 
sche stützt, als einen Fremdkörper im deutschen 
Geistesleben erscheinen. Mit der Einführung 
des B.G.B. sollte die Herrschaft des römischen 
Rechtes in Deutschland endgültig zu Ende 
gehen. Daß dies nicht durchgreifend der Fall 
ist und daß vor allem der Geist der römischen 
Rechtslehre noch’nicht ganz aus unserm Reechts- 
leben vertrieben ist, setzt uns der Verfasser an 
einer Anzahl.von Entscheidungen des -Reichs- 
gerichtes auseinander. Er weist mit Recht da- 
rauf hin, daß die Herrschaft der anschauungs- 
armen Begriffe und des rein Verstandesmäßigen 
innerhalb des juristischen Denkens heute noch 
nicht zu Ende gekommen ist. Gerade in dem 
letzten Jahrzehnt hat sich eine Kampffront 
gegen die veraltete Denkweise aufgestellt, die 
immer siegreicher vordrängt. Das war es ja ge- 


!) „Gewerbl. Rechtsschutz u. Urheberrecht“ 1910, 8. 12. 


und seinem technischen und wirtschaftlichen 
Zweck nicht genügend würdigt. Es ist 
von außerordentlichem Wert, wenn gerade 
von juristischer Seite hierauf hingewie- 
sen wird, damit nicht uns Technikern immer 
wieder der Vorwurf gemacht wird, wir verstei- 
fen uns nur auf technische Einzelheiten. Das 
juristische Denken muß sich sozusagen auf das 


technische aufbauen, die Abstraktion darf erst 


vorgenommen werden, wenn die Tatbestände 
nach allen Seiten nicht nur aufgeklärt, sondern 
auch erfaßt sind. Wenn Isay sagt, daß die na- 
turwissenschaftliche Methode nicht ohne wei- 
teres auf das juristische Denken. übertragen 
werden kann, so ist das wohl richtig und wird 
auch nur von einigen Wenigen in dieser ganzen 
Schärfe behauptet. Gemeint ist wohl damit 


mehr das Verfahren der Induktion überhaupt, - 


also das Ausgehen von den einzelnen Fällen, 
aus denen dann der Begriff herausgezogen wird. 
Isay sagt, daß die gewöhnliche Formulierung, 
daß die juristische Arbeit auf begrifflichem, die 
technische auf anschaulichem Denken beruhe, 
anzufechten sei, weil sich diese Meinung durch 
die ältere römische Jurisprudenz gebildet 
habe. Dazu ist zu bemerken, daß er vor- 
her selbst zugegeben hat, daß diese Jurispru- 
denz heute noch nieht ganz verschwunden ist 
und erst in allerletzter Zeit bekämpft wird. 
Wenn er dann weiter behauptet, daß das be- 
griffliche Denken des Technikers sich erheblich 
von demjenigen des Juristen unterscheidet und 
als Beispiel dafür das geometrische Gebilde und 
das Diagramm aufführt, so kann man doch diese 
Darstellungsweisen nicht als Produkte begriff- 


lichen Denkens ansprechen, denn sie verlassen 


ja in keiner Weise den Boden der Anschauung 
und stellen vielfach die höchste Anschauung 
dar, indem sie ermöglichen, zeitliche Vorgänge 
durch räumliche Darstellung wiederzugeben. 
Darin aber müssen wir dem Verfasser ohne wei- 
teres recht geben, daß er den T'echniker drängt, 
sich mehr als bisher mit dem juristischen Den- 


ken zu befassen und seine eigene Denkweise- 


auch nach dieser Richtung zu erweitern. Das 
Arbeitsgebiet des Technikers ist heute nicht 
mehr allein auf das tote Objekt beschränkt, son- 
dern greift gesellschaftlich und wirtschaftlich 


auf den Menschen über. Je mehr der Techniker - 


nach der ihm zustehenden Stellung in unserer 


Verwaltung strebt, um so mehr müssen wir auch“ 


von ihm fordern, daß er die Fähiskeit besitzt, 
die einzelnen mensehlichen Energien zu ordnen 
und gegensätzlich gerichtete Interessen und Be- 
strebungen auszugleichen unter Heraushebung 
des Wesentlichen aus dem Unwesentlichen. 
Dazu ist ein vorzügliches Mittel die juristische 
Denkweise, namentlich wenn sie in dem Sinne 
ausgeübt wird, wie sie der Verfasser dem Ju- 
risten selbst empfiehlt, nämlich unter Aufbau 
auf die Wirklichkeit und unter ständiger Füh- 
lungnahme mit ihr. 

Wir möchten daher die kleine vorzügliche 
Schrift nieht nur dem Techniker, für den sie be- 
stimmt und überaus nützlich ist, empfehlen, 
sondern auch dem Juristen, damit er sieht, 


welche jahrhundertelang geübten Fehler wieder 


gutzumachen sind.: e 3 
Dipl.-Sng. Carl Weihe. ° 


Eingänge. i 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher. E 

Theorie und Wirklichkeit bei Triebwerken 
und Bremsen. Von St. Löffler. 94 S. in 8). 
Verlag von R. Oldenbourg, Berlin und München 
1919. Preis geh. 5,50 M. 

Lehr- und Aufgabenbuch der Physik. Von 
Wiegner-Stephan. 1. Teil: Allgemeine Eigen- 
schaften der Körper. Mechanik. Mit zahlreichen 
Textabbildungen und Musterbeispielen. 2. verb. 
Aufl. 229 S. in 8%, Verlag von B. G. Teubner, 
Leipzig und Berlin 1920. Preis 5,60 M. %; 


Neue Zeitschriften. 


ZeitschriftfürFernmeldetechnik, Werk-und 
Gerätebau. Heft 1, 1920. Herausgeber: Prof. 


Dr. Rudolf Franke, Berlin-Lankwitz. 
R. Oldenbourg, München und Berlin. 
scheint am ]. und 15. jeden Monats. 
Jahrgangs 20 M. 


Verlag: 
Er- 


[Diese neue Zeitschrift behandelt das Gebiet. 
der Fernmeldetechnik im weiteren Sinne und zwar 


die Fernsprechtechnik, die Telegraphentechnik, die 
Signaltechnik, die. mechanische Nachrichtenüber- 
mittlung, die Fernübertragung von physikalischen 


Zuständen, die Fernsteuerungen und den Werk- 


Preis des 


- 


Bee Ne ee 


er 


en 


4. März 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


und Gerätebau. Das erste Heft enthält Beiträge 
aus dem Gebiet der Fernsprechtechnik („Die Wesens- 
unterschiede der Fernsprechsysteme mit Wähler- 
betrieb“, Lubberger), der allgemeinen Fornmelde- 
technik („Die Fernmeldetechnik und die deutschen 
Patentklassen‘, Wurm), dem Goerätebau („Über 
die Verwendbarkeit von Meßgeräten für höhere 
Frequenzen“, Keinath, sowie „Ein neuer Schiffs- 
geschwindigkeitsmesser“, Denkert) und behandelt 
in der Rundschau die jetzige Lage der Schwach- 
stromindustrie und die z. Zt. im Vordergrund 
des Interesses stehenden Fragen der Ausbildung 
von Schwachstromingenieuren Kr.] 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Dr. A. Calmes. Unser Mitarbeiter, der Or- 
dinarius für Privatwirtschaftslehre an der Uni- 
versität Frankfurt a.M., Professor Dr. Albert 
Calmes, scheidet aus dem preußischen Staats- 
dienst aus, um in die luxemburgische  Eisen- 
industrie einzutreten. 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutsche Physikalische Gesellschaft. 5. II. 
1920, nachm. 7%, Uhr, Physikalisches Institut 
der Universität, Reichstagsufer 7: 

1. Vortrag E. Grüneisen: „Eine neue Be- 
stimmung der absoluten elektrischen Wider- 
standseinheit.‘“ Gemeinsam mit E. Giebe. 

2. Vortrag J. Franck: „Uber Helium und 
Parhelium‘, nach gemeinsam mit P. Knip- 

ing angestellten Versuchen. 

3. Vortrag J. Franck: „Über Auswahlprin- 
zip und Reaktionsgeschwindigkeit.‘“ 


Deutscher Verband Technisch-Wissenschaft- 
licher Vereine, gemeinschaftlich mit einer Reihe 
von Vereinen. 4. IIf. 1920, abends 7 Uhr, Gr. 
Sitzungssaal des ehem. Herrenhauses: „Gemein- 
same Kundgebung zur Erneuerung der öffent- 
lichen Verwaltung“. Einlaßkarten bei genanntem 
Verband, Berlin- Wilmersdorf, Hohenzollern- 
damm 190. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Die Schaltung großer Energiemengen. — 

Der sich ständig steigernde Bedarf an elektri- 
scher Energie hat den Bau größerer Zentralen 
bzw. die Zusammenfassung kleinerer Werke zu 
großen Einheiten zur Folge. Hiermit ist aber 
bei Kurzschlüssen und Störungen im Netz 
nicht nur für die Zentrale selbst, sondern auch 
für die Verbraucher eine wachsende Gefahr 
verbunden infolge der erhöhven Anforderun- 
gen, dıean die Maschinen und besonders an die 
Schaltapparate gestellt werden. Dem könnte 
durch entsprechende konstruktive Verbesserun- 
en (Vergrößerung, kürzere Abschaltzeit der 
chalter usw.) begegnet werden. Es würde dies 
aber, abgesehen davon, daß man dabei schließ- 
lich doch an einer Grenze anlangte, eine solche 
Verteuerung der Anlage bedingen, daß unter 
Umständen die Rentabilität in Frage gestellt 
würde. Ein wirksames Mittel, Kurzschlüsse 
aufeinen für die Anlage gefahrlosen Wertherab- 
zudrücken und somit die Schaltapparate in zu- 
lässigen und geeigneten Größen zu halten, ist 
nach E. B. Wedmore die Verwendung und 
sinngemäße Verteilung von Reaktanzen in 
dem zu schützenden System. Vom wirtschaft- 
lichen Standpunkt aus wäre es am zweckmäßig- 
sten, den Sitz der Reaktanzen in die Genera- 
toren und Transformatoren zu verlegen, d.h. 
sich mit sogenannten inneren Reaktanzen zu 
Degnügen. In vielen Fällen jedoch wird dieses 
Verfahren unzureichend sein, und man muß 
sich zum Einbau künstlicher Reaktanzen ent- 
schließen. Ihr Einbau entweder zwischen den 
einzelnen Sammelschienenabschnitten oder in 
die Verbindungsleitungen der Sammelschienen 
verschiedener Stationen oder auch in die Ver- 
bindungsleitungen angrenzender Teile des Sy- 
stems hat den entschiedenen Vorzug, daß sie 
nur den Teil der Belastung führen, der von Ab- 
schnitt zu Abschnitt übertragen wird, daß sie 
also einerseits ein Minimum von Energieverlust 
verursachen, anderseits die Regulierung nicht 
beeinflussen. Allgemein kann gesagt werden: 
Schutzreaktanzen begrenzen Störungen in allen 
Teilen des Systems, die zwischen ihnen und der 
'Störungsstelle liegen und isolieren gleichzeitig 
. Störungen von allen gesunden, zwischen ihnen 


1920. Heft 10. 


1998 


und der Zentrale gelegenen Abschnitten. Die 
wichtigsten Anordnungen der Reaktanzen mit 
ihren Vorteilen und Nachteilen werden kurz 
behandelt. 


Innere Reaktanz. In den meisten Fäl- 
len bilden ®enerator und Transformator eine 
Einheit. Hier kann die Transformatorreaktanz 
als Zusatz zur Maschinenreaktanz angesehen 
werden, Erstere beträgt gewöhnlich 4% des 
Spannungsabfalles bei Vollast. Es steht in- 
dessen nichts im Wege, dem Transformator von 
vornherein einen höheren Prozentsatz zu geben, 
wenn dies die Verteuerung, die durch eine be- 
sondere, zusätzliche, äußere Drosselspule ver- 
ursacht werden würde, geboten erscheinen 
läßt. Die aus praktischen Gründen bestehende 
Grenze darf aber nicht überschritten werden. 
Reaktanzen in dieser Anordnung dienen ledig- 
lich dazu, den Kurzschlußstrom zu begrenzen, 
sind aber nicht in der Lage, für alle übrigen ge- 
sunden Teile der Anlage die Spannung aufrecht 
zu erhalten. Es ist dann eine zusätzliche Reak- 
tanzin den Sammelschienen oder Leitungen er- 
forderlich. Diese zusätzlichen Reaktanzen dür- 
fen aber wiederum die Spannungsregulierung 
nicht beeinflussen. Wie sind also, wenn ein be- 
stimmtes Verhältnis zwischen beiden Faktoren 
bestehensoll, beiderWahlderinneren Reaktanz 
an gewisse Grenzen gebunden, Man muß hier- 
bei mit der Größe des Stromes rechnen, der der 
Ausbildung eines Fehlers folgt. Derhohe Strom 
entmagnetisiert das Feld(Abb.1) und klingt bald 


JS OIMES 
Ss 


Aurzschlußstrom als Vielfaches d. Vollas 


Pe 
en 


RS ES ELSE VENEN) 


N 


Ur 


Sekunden 


EL ZRRENBER 
IN EBREHEGE 


ungen 
1 7. 


Q 


[% 


’ ’ 


A = vollkommener Kurzschluß ohne Reaktanzen. 
B = durch Reaktanzen begrenzter Kurzschluß. 
Abb. 1. Abnahme des Kurzschlußstromes im Generator. 


ab, aber für den ersten Augenbiick wird das Feld 
durch Wirbelströme im magnetischen Kreise 
aufrechterhalten, und der Strom wird nurdurch 
die Streureaktanz der Windungen begrenzt. 


Künstliche Reaktanzen in den Lei- 
tungen, die die ganze Last führen, üben im all- 
gemeinen einen ungünstigen Einfluß aus, da sie 
hohe Energieverluste verursachen und die Re- 
gulierung verschlechtern. Widerstand und Re- 
aktanz in einer einzelnen Leitung beeinflussen 
Störungen in folgender Weise. 

1. Die Spannung aller diesseits, d. h. zwi- 
schen der Impedanz und der Stromquelle lie- 
genden Teile des Systems wird bei einem Fehler 
jenseits der Impedanz wenig beeinflußt. 

Der Fehlerstrom wird für alle jenseits 
der Impedanz liegenden Punkt begrenzt. 

Die Spannung aller jenseits der Impe- 
danz liegenden Leitungsabschnitte wird bei 
einem Fehler daselbst beeinflußt. 


Sollen besondere zusätzliche Reaktanzen 
Verwendung finden, so ist es zweckmäßig, diese 
gemäß Punkt l und 3 den zu schützenden Stel- 
len möglichst nahe anzuordnen, während 
Punkt 2für einen der Stromquelle möglıchst 
nahe hıegenden Einbau spricht. 

Da durch geeignete Unterteilung der von 
den Sammelschienen zu den Unterstationen 
führenden Leitungen in mehrfache parallele 
Einzelleitungen und. durch Unterteilung der 
Unterstationen selbst sich die Eigenimpedanz 
bedeutend erhöhen läßt (Abb. 2u.3)und außer- 
dem in ausgedehnten Netzen durcht die vor- 
handenen Transformateren an und für sich 
schon eine wesentliche Reaktanzerhöhung ge- 
schaffen ist, kann, wenn es sich nicht um aus- 
nehmend hohe Energiekonzentrationen handelt, 
von dem Einbau besonderer, künstlicher Reak- 
tanzen Abstand genommen werden. Sind letz- 
tere jedoch erwünscht, so sollen sie den zu 
schützenden Teilen des Systems möglichst nahe 
angeordnet werden (Abb. 4). Wedmore kommt 
zu dem Schluß, daß von der Eigenimpedanz im 
Interesse der Aufrechterhaltung der Spannung 
weitgehendster Gebrauch zu machen ist, und 
daß künstliche Reaktanzen nur dann Verwen- 


dung finden sollen, wenn Störungen lokalisiert 
und die Anlage gegen außergewöhnlich hohe 
Beanspruchungen geschützt werden soll. 


sammelschienen der Zentrole Sammelschienen der Zentrale 


man 


Abb. 2. Anordnung der 
Leitungen mit geringer 
Eigenimpedanz. 


Abb. 3. Anordnung der 
Leitungen mit hober 
Eigenimpedanz. 


Sarmmelschienen der Zernrale 


SS Drosse/spulen 
Abb.4. Zweckmäßige Anordnung der Reaktanzen 
in Freileitungen. 


‚, Drosselspulen in den Sammelschie- 
nen. Man unterscheidet hierbei Stern- und 
Ringanordnung. Bei der ersteren sind die Dros- 
selspulen mit den zugehörigen Sammelschienen- 
abschnitten parallel geschaltet und mittels Ver- 
bindungssammelschiene in einem Punkte ver- 
bunden, Bei der Ringanordnung dagegen ist 
jeder Sammelschienenabschnitt mit dem näch- 
sten durch eine Drosselspule verbunden. Der 
Vorteil der Sternanordnung gegenüber dem 
Ringsystem liegt, abgesehen von der Erforder- 
nis verschiedener zusätzlicher Hilfsapparate 
beim letzteren, hauptsächlich darin, daß eine be- 
liebige Anzahl Abschnitte je nach Wunsch über 
die Verbindungsschiene parallel geschaltet wer- 
den können, während die Vorteile des Ring- 
systems illusorisch werden, sobald ein Ab- 
schnitt abgeschaltet werden muß, 

Es fragt sich nun, inwieweit in einem Sy- 
stem der Kurzschlußstrom durch Sammel- 
sehienenreaktanzen begrenzt werden kann. Die 
Größe des Kurzschlußstromes hängt von 5 Fak- 
toren ab, von der Betriebsspannung, von der 
Gesamtleistung des Generators, von der Reak- 
tanz des Generators, von der Sammelschienen- 
reaktanz und von der Anzahl der Sammelschie- 
nenabschnitte. Ohne Sammelschienenreaktanz 
ergibt sich die Kurzschlußleistung Lin kVA aus 


GesamtleistungdesGeneratorsinkVA x 100 
— prozentualer Betrag der Generatorreaktanz’ 


wobei unter Generatorreaktanz die gesamte Re- 
aktanz der Einheit, d.h. innere Reaktanz-H-zu- 
sätzlicher äußerer+Transformatorreaktanz ver- 
standen ist. Nimmt man diese KurzschluBßlei- 
stung als Einheit an und bezeichnet mit B die 
Sammelschienenreaktanz in Beträgen der Ge- 
neratorreaktanz A, so lassen Abb. 5 und 6!) er- 


Zahl der Sammelschienenabschmmfe 
Ms DB BERNER / 


05 
Aurzschlußjaktor f 


Abb. 5. Begrenzung des Kurzschlußstromes 
(Reaktanzen in Sternschaltung). 


ı) Da hier Strom von beiden Seiten zufließt, sind 
Reaktanzen von annähernd dem doppelten Ohmwerte für 
denselben Schutzgrad erforderlich. Der Ordinatenmaßstab 
ist hier verdoppelt, um die Ähnlichkeit der Kurvenform 
deutlicher hervortreten zu lassen, 


200 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 10 


4. März 19820. 


kennen, wie schon relativ kleine Sammelschie- 
nenreaktanzen bedeutende Reduktionen der 
Kurzschlußströme herbeiführen. Der Kurz- 
schlußfaktor f stellt das Verhältnis der maxi- 
malen Kurzschlußströme mit und ohne Reak- 
tanzen dar und ergibt sich aus der Formel 


a-y+lg- +1) 


= B ’ 
N (. IR 1) 
wobei A = Generatorreaktanz, B = Sammel- 
schienenreaktanz, N — Anzahl der Sammel- 


schienenabschnitte bedeuten. Eine wesentliche 


Zahl der Sarmmelschiemenobschritte 
0 055 WI 3 2 7 


12 


08 70 


’ 


0 02 0,4 06 
K urzschlußfaktor BE 


Abb. 6. Begrenzung des Kurzschlußstromes 
(Reaktanzen in Ringschaltung) 


Verbesserung und gleichzeitig bedeutende Ver- 
einfachung speziell hinsiehtlich Begrenzung der 
Ströme bei Erdschluß stellt das von Prof. Pe- 
tersen angegebene Verfahren der Verwendung 
einer Erdschluß-Drosselspule zwischen Null- 
punktdes Generators und Erde dar, bei dem der 
kapazitiveErdschlußstrom durch den nacheilen- 
den Strom der Drosselspule bis auf einen gerin- 
gen Reststrom kompensiert wird!), (Journ. 
Inst. El, Eng., Bd. 56, 1918, S. 269.) Bort. 


Elektrische Anlagen in Norwegen. — Nach 
den Jahresberichten der staatlichen Inspekto- 
ren für die elektrischen Anlagen Norwegens, 
haben sich diese in den Rechnungsjahren 1917 
und 1918 wie folgt entwickelt?): 


Zahl, Leistung, Anschluß 


Zahl der Stromerzeugungsanlagen 


Gesamte Generatorenleistung in kW 

Zahl der Akkumulatorbatterien 

Kapazität der Akkumulatoren in kWh 
Für Motoren verwendet . kW 


Für elektrochemische Zwecke verwendet kW 
Im Ganzen installiert; 

Glühlampen 

Bogenlampen 

Motoren . 


Die durchschnittliche Größe der Anlagen 
ist weiter von etwa 585 kW in 1917 auf rd 673 
kW in 1918 gestiegen. Ende 1918 waren etwa 
1,14 Glühlampen je Einwohner installiert. Die 
Durchschnittsgröße der Motoren betrug etwa 
9,1 kW gegen etwa 10 kWi. V. 36 Brände und 
15 Unglücksfälle sind im Jahre 1918 durch 
Elektrizität verursacht worden. N.Sch. 


Elektromaschinenbau. 


Ergänzung der Erwärmungsvorschriften. 
— Vidmar hat in ‚„Elektrotechn. u. Ma- 
schinenb.‘‘ Bd. 36, 1918, S. 65, vorgeschlagen, 
die höchste Temperatur t, einer Wieklung 
durch die Gleichung zu begrenzen 


wobei t,, die mittlere Temperatur durch Wider- 


standsmessung jund f, die Oberflächentempe- 
ratur bedeuten. Nach Vidmar liegt die Kon- 


; ag . 
stante Ce = ra 7 zwischen den Werten ?/, 
Mer) 
T 
und 2/3 und ist von ıhm. zu % angenommen 
worden. 


W.Rogowski berechnet nun für einige 

charakteristische Hauptfälle von Wicklungen 
ı) Vgl. „ETZ" 1919, 8. 5 und 19. 
#) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 204. 


die Konstante c. Er findet dabei folgende 


Ergebnisse. 


1. Für die Spule mit einem langgestreckten 
Rechteck als Wiekelquersebnitt (Zylinder- 


wicklung) 
e=%Yz 
2. Für die Spule mit kreisrundem Wickel- 
querschnitt 
ce=!h 
3- Für das runde Knäuel 
c —=2,. 


Die in der Praxis vorkommenden Spulen- 
formen werden im allgemeinen Zwischenstufen 
der Fälle 1 und 2 sein; Formen, die sich dem 
Knäuel nähern, dürften nur selten vorkommen. 
Infolgedessen kann man erwarten, daß die 
tatsächlichen Werte der Konstanten zwischen 
2/, und 1, liegen werden. Der Vidmarsche 
Vorschlag für die indirekte Messung der höch- 
sten Temperatur scheint vom Standpunkt der 
Rechnung eine geeignete Grundlage zu Sein. 
(Archiv £. Elektr., Bd. 7, 1918, S. 41.) v9. 


Zur Theorie des Parallelbetriebes von Syn- 


ehronmaschinen. — . Dreytus. wendet 
sich im wesentlichen gegen die Schrift 
von Benischke, Der Parallelbetrieb von 
Wechselstrommaschinen. 2. Aufl. 1918. Es 
werden einzelne von DBenischke verfoch- 
tene Hypothesen den Ergebnissen einer 


wohlbegründeten, analytischen Theorie gegen - 
übergestellt. Zunächst setzt sich Benischke zu 
den Grundlagen nicht durch die Annahme der 
Kupplung an sich, sondern nur durch die An- 
nahme der losen Kupplung in Widerspruch. 
Der zweite Punkt, in dem er sich nicht zur 
herrschenden Theorie bekennt, ist der, daß er 
ungedämpfte oder gar negativ gedämpfte 
Schwingungen nicht für möglich hält. Der Ver- 
fasser hofft, durch die kurze Gegenüberstellung 
zu zeigen, daß die herrschende Theorie einer 
Reform ihrer Grundlagen nichtbedarf. (Archiv 
f. Elektr. Bd. 8, 1919,.8. 132.) vg. 


Die induktiven Vorgänge in einem Kern- 
transformator mit Stern-Stern-Schaltung bei 


einspuliger Last. — R. Bauch, versteht unter , 


„einspuliger Last“ eines primär in Stern 
geschalteten Transformators die sekundäre 
Energieabnahme von nur einem einzigen 
Schenkel. Der Strom in der Primärwick- 
lung des gleichen Schenkels muß daher 
über die Wicklungen der beiden anderen, 
nicht belasteten Schenkel zurückfließen, wo- 
durch große, induktive Spannungsabfälle ent- 
stehen. Eine solche einspulige Last tritt auch 


Stand am 

31. XI. 1918 31. XIL 1917 1. VD. 1916 
1 887 1 760 1 620 
12240227 1 028 758 888 363 
155 1310) 128 
18 519 19 162 19 118 
362 258 | 343 273 241 292 
568 386 478 763 424 335 
3 027 518 2 704 374 2 282 698 
2152 2815 3 132 

39 838 34 963 28 Park 


bei Windungsschluß in irgend einer Primär- 
oder Sekundärspule ein. - Verfasser berechnet 
die Spannungen und Stromstärken in den ein- 
zelnen Stromkreisen des Transformators mit 
einem sehr großen,wenıg übersichtlichen, mathe- 
matischen Apparat, zunächst unter Vernach- 
lässigung der Jochstreuung. Bei einem nor- 
mal belasteten Transformatorergibt die Summe 
der primären und sekundären Last-Amperewin- 
dungen für jeden einzelnen Schenkel null. Bei 
dem einspulig belasteten Transformator ergibt 
dagegen diese Summe für jeden Schenkel den 
gleichen, in gleicher Richtung liegenden Betrag. 
Die erzeugten, zusätzlichen Kräftlinienströme 
finden daher ihren Rückweg durch den Luft- 
raum zwischen den Jochen. In einer Wieder- 
holung der Rechnung berücksichtigt Verfasser 
diese Streuung. Leider vermißt man eine zah- 
lenmäßige Berechnung derselben, obgleich sie 
die wichtigste Erscheinung beidem ganzen Vor- 
gang ist. Der Hinweis auf eine von Forbes vor 
25 Jahren ausgeführte Berechnung ist ohne 
Quellenangabe nicht verwendbar. Man ist also 
auch nach dem Studium des Aufsatzes von 
Herrn Bauch nicht imstande, anzugeben, wel- 
eher zahlenmäßige, zusätzliche Spannungsabfall 
auftritt, wenn man einen gegebenen Transfor- 
mator in der genannten Weise belastet. Diese 
Belastungsweise ist aber sehr viel üblich. 
(Elektrotechn. u. Maschb., Bd. 35, 1917, 8. 371, 
423, 430.) Kdf. 


Verkehr und Transport. 


Neuartiger elektrischer Paketwagen. — In 
England hat man bekanntlich die Straßenbahn 
schon seit Jahren für den Versand von Paketen 
im Stadtgebiet nutzbar gemacht. Die Stadt 
Bradford ist nun einen Schritt weiter gegangen 
und hat einen Lieferungswagen für schienen- 
losen Betrieb eingestellt. Der Wagen ist nicht 
nur mit einer Kontaktstange, sondern auch mit 
einer Akkumulatorenbatterie ausgerüstet und 
kann daher auch auf Straßen benutzt-werden, 
in denen Oberleitung fehlt. Ein derartiges Ge- 
fährt ist seit 3 Jahren zwischen Bradford und 
Leeds in regelmäßigem Betrieb; die Betriebs- 
kosten sind angeblich geringer als die der üb- 
lichen Kraftwagen. (, Times“, 3.1. I), 


Die Mittel zur Verhütung des Überfahrens 
der Haltsignale. — In einer Sitzung des Dresde- 
ner Elektrotechnischen Vereins hielt Oberbau- 
rat Prof. Möllering einen Vortrag über die 
Mittel zur Verhütung des Überfahrens der 
Haltsignale.. Bei einem noch so gut ausgebil- 
deten System mit reinen Streckensignalen, d.h. 
Signalen, dienuraufdem Bahnkörper angeord- 
net sind, bleibt die Gefahr des Überfahrens 
eines Haltsignals deswegen stets bestehen, weil 
der Lokomotivführer auf die rechtzeitige Wahr- 
nehmung der Signale angewiesen ist; übersieht 
er bei Nacht und Nebel ein Vorsignal, dessen 
Siehtzeit dann nur wenige Sekunden beträgt, 
so kommt sein Zug in die gefährlichste Lage. 
Maßnahmen zur Unterstützung des Lokomotiv- 
führers durch hörbare Streckensignale (Knall- 
signale, Rasselwerke, Pfeifensignale usw.)schaf- 
fen wegen der Möglichkeit des Überhörens bei 
hohen Fahrgeschwindigkeiten keine ausrei- 
chende Abhilfe. So wurde seit langem versucht, 
durch Führerstandssignale, d. h. hör- und 
sichtbare Signale auf der Maschine, dem Führer 
zu Hilfe zu kommen. Der Vortragende betont 
ganz richtig, daß hier in erster Linie das von 
vielen Erfindern mit einer gewissen Leichtfer- 
tigkeit behandelte Problem zu lösen ist: Wie 
wird mit Sicherheit an der richtigen Stelle und 
im riehtigen Augenblick irgend eine Energie- 
menge vom Bahnkörper auf die Lokomotive 
übertragen ? Weit weniger schwierig ist .dann 
die weitere Aufgabe, mit dieser Energiemenge® 
auf der Maschine Signale zu geben oder gar die 
Bremse auszulösen. Es werden der Reihe nach 
die bisherigen beachtenswertesten Vorschläge 
und die Versuche mit ihnen bei verschiedenen 
deutschen Staatsbahnverwaltungen und im 
Ausland behandelt. Sie werden am besten ge- 
gliedert in Anordnungen 1. mit rein mechanf- 
scher Kraftübertragung, 2. mit elektrischer 
Kraftübertragung-durch Schleifberührung und 
3. mit elektrischer Kraftübertragung durch 
Fernwirkung, sei es elektromagnetisch oder 
durch elektrische Wellen. Die Anordnungen 
zu 1. und 2. haben durchweg bei längeren Ver- 
suchen nichv standgehalren, insbesondere wurT- 
den die mechanischen Anschläge und die 
Sehleifvorrichtungen bei Schnee und Rauhreif 
beschädigt oder gar zerstört. Einzelnen Anord- 
nungen zu 3 blieb der Erfolg wegen ihrer Ver- 
wickeltheit versagt, bei anderen konnten die 
Versuche wegen des Krieges nicht fortgesetzt 
werden. Wenn auch für die Zukunft in dieser 
Richtung das Ziel zu suchen sein wird, so 
kommt der Vortragende für die Gegenwart zu 
dem: Schluß, daß wir noch keine den Anforde- 
rungen des Betriebes entsprechende Einrich- 
tung besitzen. 

Die weitere Frage, was mit der auf die 
Lokomotive übertragenen Energie anzufangen 
sei, wird dahin beantwortet, daß man lediglich 
dem Lekomotivführer den Standort des Vor- 
Signals anzeigen und darauf verzichten solle, 
ihm etwa die Signale selbst (Halt, freie Fahrt 
auf dem durchgehenden Gleis, freie Fahrt mit 
Ablenkung) anzuzeigen, weil in diesem Fall 
seine Aufmerksamkeit nachlassen würde und, 
da die Streekensignale nicht entbehrt werden 
können, zwei Signalsysteme nebeneinander be- 
stehen müßten. Auch die Frage, ob die Brem- 
sen am auf Halt vorbereitenden Vorsignal 
selbsttätig auszulösen seien, wird für unsere " 
Haupt- und Nebenbahnen, selbst bei Aus- 
rüstung der Güterzüge mit durchgehender 
Bremse, mit Rücksieht auf die gänzlich ver- 
schiedenen Zuglängen, Geschwindigkeiten und 
Bremswege verneint. Anders bei städtischen 
Schnellbahnen, wo. die Einheitlichkeit der 
Fahrbahn und der Betriebsmittel, insbesondere 
der kurze Bremsweg die Verwendung von 
Fahrsperren am Hauptsignal unter Ein- 
schaltung von Schutzstrecken für den Fall des 
Überfahrens dieses Signals ermöglichen. Wenn 
so der Vortragende dahin urteilt, daß für die 
Haupt- und Nebenbahnen außer dem Knall- 
signal der deutschen Eisenbahnsignalordnung. 
kein anderes Mittel zur Unterstützung des Lo- 
komotivführers beim Ausschauen nach den 
Signalen zur Verfügung stehe, so seidoch daran 


Er. 


) 


4. März 19%0. 


& Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


Helft 10, 


201 


erinnert, daß die Vereinigten Staaten von 
Amerika, wie im Vortrag nur angedeutet, die 
Weiterbildung der Führerstandssignale und der 
selbsttätigen Bremsung mit großer Energie be- 
treiben. Z.B. bringt der Bericht des Block- 
signalausschusses der amerikanischen elektri- 
schen Leichtbahnen anscheinend beachtens- 
werte Fortschritte auf dem Gebiet dieser so- 
genannten „Cabsignals‘“ auch für Fernbahnen 
(„Zeitg. d. Vereins Deutscher Eisenb. -Verw.‘“ 
1915 S. 519 u. 531). Verwiesen sei auch auf 


‘einen lehrreichen Meinungsaustausch amerika- 


nischer Signalfachleute in Bd. 75/76, 1915 des 
„Eleetrieian‘“. Anderseits scheint man in Eng- 
land, wenigstens nach der Stellungnahme der 
British Institution of Mechanical Engineers 
(„Electrie Railway Journ.“ Bd. 45, 1915, 
8.125), gegenüber den Cab signals zurückhal- 
tender zusein. Jedenfalls müssen wir die Augen 
offen behalten. Wir sind schon einmal auf dem 
Gebiete des Eisenbahnsicherungswesens — beim 
selbsttätigen Signalsystem — vom Ausland 
überflügelt worden. Reuleaux. 


Beleuchtung und Heizung. 


Neue Glühlampenfassung. — Unter dem 
Namen ‚„Sava-Fassung‘“ bringt die Allgemeine 
Elektrieitäts-Gesellschaft eine neue Glühlam- 
penfassung auf den Markt, welche die bei ge- 
wöhnlichen Glühlampenfassungen gebräuch- 
liehen und durch die Verbandsnormalien vor- 
geschriebenen Porzellanringe überflüssig macht 
und einen sicheren Schutz gegen die Berührung 
stromführender Metallteile gewährt. Wie lästig 
die Anwendung der Porzellanringe. bei den 
Glühlampenfassungen ist, wissen wir alle. Bei 
den starken Verschiedenheiten der Sockel von 


Glühlampen verschiedener Herkunft und ver- 


schiedener Kerzenstärke, gelingt es häufig 
nicht, die Lampe so weit einzuschrauben, daß 
sie mit dem Mittelkontakt der Fassung in me- 


Abb. 7. Lampen in gewöhnlichen Fassungen mit verschiedenartigen Porzellanringen. 


tallische Berührung tritt, und man greift dann 
zu dem unvorschriftsmäßigen Hilfsmittel, einen 
alten, ganz niedrigen Porzellanring zu verwen- 
den. Werden aber selbst Porzellanringe von 
vor: chriftsmäßiger Höhe verwendet, so ist die 
Möglichkeit, stromführende Teile des Gewindes 
zu berühren, beim Beginn des Einschraubens 
keineswegs ausgeschlossen. In Abb. 7 sind vier 


Abb. 9. » 
Sava-Fassung vor und nach dem Einschrauben der Lampe. 


Abb. 10. 


gewöhnliche Fassungen mit vier, den abwei- 
chenden Lampenarten entsprechenden, ver- 
schieden hohen Porzellanringen dargestellt. 
Abb. 8 zeigt die Anwendung ein- und derselben 
„Sava“-Fassung für dieselben vier Lampen- 
typen. Die konstruktiven Einzelheiten der 
neuen Fassung zeigen die Abb. 9 und 10. An die 


Stelle des starren Porzellanschutzringes ist ein 
beweglicher, metallischer, aber isolierter 
Schutzring getreten, der sich der Form des 
Glaskörpers anpaßt und die stromführenden 
Metallteile der Berührung entzieht. Selbst 
beim Ansetzen der Lampen (Abb. 9) sind alle 
stromführenden Teile völlig verdeckt. 
zwischen einer Einschnürung am oberen Ende 
des Fassungsmantels und einem Ansatz des 
Schutzringes im Innern der Fassung eingela- 
gerte Spiralfeder bewirkt, daß der Schutzring 
nach außen selbsttätig vorspringt, bis der An- 
schlagam Gehäuse erfolgt. Beim Einschrauben 
der Lampe wird der Schutzring durch den über 
den Lampensockel erweiterten Lampenkörper 
so lange zurückgedrängt, bis zwischen 
Lampensockel und Mittelkontakt der Fassung 
Berührung erfolgt. Umgekehrt folgt der Schutz- 
ring dem Lampenkörper beim Herausschrauben 
so lange, bis Fassung und Lampe außer Be- 
rührung sind. Es ist dabei ganz gleich, ob es 
sich um niedrigere oder hohe Lampensockel, 
um Kugellampen oder Birnenlampen handelt. 
Die Abmessungen von Mantel und Schutzring 
sind derartige, daß alle gangbaren Lampen in 
ein und derselben Fassung, also miteinund dem- 
selben Schutzring Verwendung finden. können. 

Durch die ‚Sava‘-Fassung ist der Ver- 
braucher der Sorge um den Ersatz und die rich- 
tige Auswahl der bisherigen Porzellanringe ent- 
hoben, und es werden gleichzeitig Kosten an 
Material und Arbeitslohn für das Ersetzen der 
Porzellanringe gespart. Zur Vervollkommnung 
der Fassung kann außen auf den oberen Fas- 
sungsteill ein Kupplungsring aufgeschraubt 
werden, welcher das Herausdrehen des Fas- 
sungsunterteiles beim Einschrauben der Lam- 
pen, namentlich in Schnurpendel, verhindert, 
und ein Schalenhalter, welcher sich nachträg- 
lieh auf installierte Fassungen aufsetzen läßt. 
Für bessere Beleuchtungskörper soll eine An- 
zahl Verkleidungen ausgeführt werden, welche 


x 


derartig an den Fassungen befestigt sind, daß 
unabhängig von der Form der Glühlampen 
die Auswahl nach freiem Ermessen und Ge- 
schmack des Verbrauchers erfolgen kann. 
—2. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Neues Hilfsmittel für Freileitungsbau. — 
Das Anbringen oder Abnehmen von Frei- 
leitungsapparaten, z. B. Mastschaltern, mit 
meist beträchtlichem Gewicht am stehenden 
Mast ist umständlich und erfordert oft den Bau 
eines besonderen Gerüstes. Die nachstehend 
beschriebene Vorrichtung, die von der Hoch- 
spannungs-Apparate- Bau - Gesellschaft, Dres- 
den, hergestellt wird, ermöglicht dagegen der- 
artige Arbeiten ohne weitere Vorkehrungen 
durch 2 Mann in leichter Weise. 


Am Mast ist ein Lagerbock mit zwei 
Armen mittels leicht lösbarer Verbindungen, 
z. B. mit: Zugbändern, festgeklemmt; die 
Klemmvorrichtung paßt sich verschiedenen 
Maststärken an. In die beiden Arme ist ein 
Ausleger eingesteckt, über dessen obere Rolle 
das Aufzugsseil von einer unten am Mast in 
gleicher Weise aufgeklemmten leichten Hand- 
winde aus im Innern des Rohres geführt ist. 
An diesem Ausleger, derin Lagern drehbar ist, 
ist ein Griffhebel angeordnet, der um 90° ge- 
klappt werden kann. In heruntergeschlagener 
Stellung greift der Hebel hinter eine von zwei 
am Lager «angebrachten Nasen und verriegelt 
den Ausleger in der ausgeschwenkten Stellung 
oder in eingeschwenkter Stellung, so daß das 
Aufwinden der Last, Absetzen oder Arbeiten 
nicht durch eigenmächtiges Verdrehen des Aus- 
legers gestört wird. Hochgeklappt, entriegelt 
der Hebel den Ausleger und dient als Griff zum 
Drehen desselben. 

Zum Halten der Last dient ein besonderer 
klauenähnlicher Greifer. Am Bügel db sind 4, 
unten hakenförmig gebogene Klauen e drehbar 


j 


Eine |! 


Abb. 8. Dieselben Lampen in Sava-Fassungen. 


befestigt, welche, je zu zweien zusammenwir- 
kend, den zu fassenden Gegenstand, z. B. Form- 
durch 


eisenkonstruktionen, dessen Eigenge- 


Abb. it. Mastwinde. 


wicht halten. Lose übergelegte Gliederlinge 


sichern die Last gegen Loslösung; sie kann 
nach 


dem Absetzen durch Nachlassen des 


DB) 
SE 


Seiles und Auseinanderschlagen der Klauen 
ebensoleicht abgenommen werden. 


Zur Anbrıngung der Vorrichtung am 
Mastenkopf wird auf der Erde ein Lagerbock 
mit Zugbändern lose um den Mast gelegt, der 
Ausleger eingesteckt und die ganze Vorrichtung 
von einem den Mast besteigenden Mann vor 
sich hergeschoben, wobei ein Zurückgleiten 
durch die selbstsperrende Wirkung der sich 
dann unter dem Gewicht der Vorrichtung ' 
klemmenden Zugbänder verhindert wird. Oben 
angelangt, wird die Vorrichtung durch Anziehen 
der Muttern an den Zugbändern festgelegt. 
Das Abbauen der Vorrichtung geht umgekehrt 
vor Sich. PRy.Hr 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Verband deutscher Elektro - Installations- 
Firmen e. V., Frankfurt a. M. — Wie uns der 
Verband der elektrotechnischen Installations- 
firmen in Deutschland e. V. mitteilt, hat er, 
um den durch den Friedensschluß aus dem 
deutschen Reichsgebiet ausscheidenden Mit- 
gliedern Gelegenheit zu bieten, ihre Zugehörig- 
keit aufrecht zu erhalten, seinen Namen in 
„Verband deutscher Elektro-Installa- 
tions-Firmen e.V.“ geändert. Die Zahl 
seiner Mitglieder ist im Jahre 1919 um nahezu 
1300 auf 2500, die der Bezirksvereine auf 20 
und die der über ganz Deutschland verbreiteten 
Ortsgruppen auf über 100 gestiegen. Der Ver- 
band hat viel beachtete Richtlinien für den 
Abschluß von Tarifverträgen mit den Arbeit- 
nehmern herausgegeben, und neuerdings ist 
der deutsche Metallarbeiter-Verband an ihn 
mit dem Vorschlage herangetreten, einen 
Rahmentarif für die elektrotechnischen In- 


'stallationsfirmen in Baden, Bayern, Hessen, 


Württemberg und Hohenzollern abzuschließen. 
Im V.D.E. hat der Verband für die wichtigen 
technischen Fragen, die die Zeitumstände mit 


202 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


sich bringen (Materialknappheit, Ersatzmate- 
rial, Normalisierung, Typisierung und Speziali- 
sierung) eine stärkere Vertretung erhalten. 


Verschiedenes. 
Die Rostgefahr bei Seeschiffen. — Der 
bekannte Vorgang des Rostens hat ver- 
schiedenartige, chemische Deutungen eıfah- 


ren. Zwar ist man sich darüber einig, daß 
Rost im engeren Sinne Eisenoxydhydfat mit 
veränderlichem Gehalt an chemisch gebunde- 
nem Wasser (F&,03;(H,0) x) ist, dessen Farbe 
sich mit dem Wassergehalt von gelblichrot bis 
schwarzrot ändert, aber das Zustandekommen. 
dieser chemischen Verbindung wurde von Ver- 
schiedenen Forschern in ganz verschiedener 
Weise erklärt. Es handelt sich eben nicht um 
einen gewöhnlichen Oxydationsprozeß, sondern 
um einen, keineswegs einfachen, physikalisch- 
chemischen Vorgang, der bis heute noch nicht 
völlig aufgeklärt ist, und an dessen Unter- 
suchung, wie zahlreiche Veröffentlichungen 
beweisen, eine Reihe von Forschern des In- 
und Auslandes mit einer durch die praktische 
Bedeutung des Problems gerechtiertigten Be- 
harrlichkeit arbeitet. 


Da indessen ohne Feuchtigkeit kein Rosten 
eintritt, so liegt es nahe, der elektrolytischen 
Deutung der Rostbildung den Vorzug zu geben. 
Eisen ist im allgemeinen weder chemisch rein, 
noch mechanisch homogen. Die stets vorhan- 
denen Beimengungen, die z. T. auch mit dem 
Eisen legiert sind, und die Unterschiede im 
mechanischen Gefüge, verursachen Potential- 
differenzen und Lokalströme, sobald Eisen 
mit Feuchtigkeit in Berührung kommt. Der 
Elektrolyt wird zersetzt, und an denanodischen 
Stellenoxydiert derfreiwerdende Sauerstoff, das 
Eisen. Beim Seeschiffbildenin diesem Falle das 
metallische Eisen, der Rost und das Seewasser 
ein durch den Schiffskörper geschlossenes gal- 
vanisches Element, und die Rostbildung schrei- 
tet fort, solange die Feuchtigkeit zwischen 
Eisen und Rost eindringen kann. Seewasser ist 
dabei hauptsächlich dureh seinen Gehalt an 
Chlormagnesium ungleich wirksamer als Fluß- 
wasser. Da bei der Rostbildung eine erhebliche 
Zunahme (etwa 70%) des Volumens auftritt, 
zeigt sich eine starke Sprengwirkung, die das 
Weitervordringen des Rostes begünstigt Be- 
sonders starke Korrosionen treten auf, wenn 
die vom Seewasser bespülten Schiffsteile aus 
heterogenen Metallen bestehen (Bronzepro- 
peller). 


Besteht somit die Gefahr, daß der eiserne 
Schiffskörper durch das Rosten von außen 
nacn innen geschwächt wird, so geht gleichzei- 
tig an vielen Stellen im Innern des Schiffes, 
nämlich überall da, wo Feuchtigkeit auftritt 
und infolge mechanischer oder chemischer Ein- 
flüsse das Eisen bloßgelegt wird, wie z. B. in 
Kohlenbunkern, Laderäumen, Bilgen, ein ana- 
loger Prozeß in entgegengesetzter Richtung 
vor sich. Ja, es wird sogar angenommen, daß 
die Gefahr des Rostens von innen nach außen 
die größere ist. Temperaturunterschiede be- 
günstigen nämlich die Korrosion, und das Auf- 
treten heterogener Metalle ist im Schiff noch 
weniger zu vermeiden, als an der Außenseite. 

Ein Radikalmittel gegen die Rostgefahr 
bei Seeschiffen gibt es bis jetzt nicht. Es bleibt 
nichts anderes übrig, als die primäre Rost- 
bildung möglichst zu verhindern, den elektro- 
lytischen Prozeß zu stören, und die Eisenober- 
fläche vor der Berührung mit dem Seewasser 
zu schützen. 


Die primäre Rostbildung sucht man in 
Amerika dadurch zu verhindern, daß man das 
Eisen mit Kupfer, Kobalt oder Nickel legiert 
in der Hoffnung, dadurch eine besonders große 
Widerstandsfähigkeit zu erreichen. Sind die 
verwendeten Metallzusätze mit dem Eisen le- 
giert, so ist es nicht ausgeschlossen, daß die 
Legierung edler wird als ihre Komponenten. 
Bleibt es aber beim Gemenge, so verschlimmert 
der Metallzusatz unter Umständen die Lage. 
Daher kommt es offenbar auch, daß in Amerika, 
gelegentlich mit dieser Methode Enttäuschun- 
gen erlebt worden sind, obwohl Laboratoriums- 
versuche vielfach günstige Ergebnisse mit Zu- 
sätzen ergeben haben. Leider ist es mit großen. 
Senwierigkeiten verknüpft, praktische- Ver- 
suche in dieser Richtung anzustellen, da das 
Risiko zu groß ist. Auf Grund von Versuchen, 
die im Reagenzglase gemacht sind, kann man 
eben kein Schiff bauen. 

Man hat schon lange erkannt, daß die 
Oxydulschicht in Gestalt der Walz- oder Guß- 
haut an sich ein sehr guter, natürlicher Rost- 
schutz ist. Wird sie aber verletzt, so tritt Rost- 
bildung mit Sprengwirkung ein. Der Reeder 
wird dadurch in Verlegenheit gesetzt. Rauht 
er die Beplattung auf, um den Schutzanstrich, 
von dem noch die Rede sein soll, zum besseren 
Haften zu bringen, so zerstört er die natürliche 


Schutzschicht. Sieht er davon ab, so muß er 
damit rechnen, daß die Deckfarbe schlecht 
hält. Gegen die vermehrte Korrosion, die beim 
Vorhandensein von Bronzepropellern auftritt, 
wendet man mit Erfolg Zinkschutzplatten an, 
dieam Hinterschiff befestigt werden. Da Eisen 
edler ist als Zink, so schützt dieses die Schiffs- 
wand einigermaßen gegen die drohende Kor- 
rosion, indem es selbst zur Anode und deshalb 
natürlich allmählich aufgezehrt wird. 


Was die Störung des elektrolytischen Pro- 
zesses anlanst, die man einleiten muß, sobald 
die primäre Rostbildung eingesetzt hat, so han- 
delt es sich darum, die sich allmählich bilden- 
den Roststellen peinlichst zu entfernen. Bei 
der kurzen Zeit, die gewöhnlich fürsdas Docken 
verwendet wird, ist das meist nicht möglich, 
wenigstens mit den jetzt gebräuchlichen Ein- 
richtungen. r 

Die wirksamsten Maßnahmen gegen die 
Rostgetahr bei Seeschiffen sind im übrigen 
diejenigen, welche das Eisen durch Schutzüber- 
züge abschließen. Wesentlich ist dabei, daß 
diese Schutzüberzüge schon an den noch unver- 
arbeiteten Platten und Winkeln beim Bau des 
Schiffes angebracht werden, um der primären 
Rostbildung vorzubeugen. 

Man hat zweierlei Schutzüberzüge zu 
unterscheiden, metallische und solche, die aus 
„Farbe‘‘ bestehen, wie der Seemann sagt. Be- 
züglich der metallischen Schutzüberzüge ist 
von vornherein klar, daß nur solche Metalle 
Anwendung finden können, die dem Eisen ge- 
genüber anodisch sind. Es kommt somit prak- 
tisch nur Zink in Betracht. Den Zinküberzug 
kann man nach verschiedenen Methoden auf 
dem Eisen anbringen. Der zu verzinkende 
Eisenkörper wird entweder in ein Bad von ge- 
schmolzenem Zink getaucht, oder elektroly- 
tisch behandelt. Neuerdings ist zu diesen Me- 
thoden noch dassogenannte Sherardisieren ge- 
kommen. Die zu schützenden Eisenkörper 
werden dabei in einem Gemenge von Zinkstaub 
und Sand erhitzt. Auch das Schoopsche Me- 
tallspritzverfahren kommt in Betracht. Durch 
hochgespannte Gase wird dabei flüssiges Zink 
zerstäubt und gegen den zu verzinkenden Kör- 
per geschleudert. Man verwendet dazu Hand- 
apparate, sogenannte Drahtspritzpistolen, in 
denen z. B. imm Zinkdraht durch eine Düse 
geführt wird, in der der Draht geschmolzen 
und zerstäubt wird. Der Vorschub des Drahtes 
geschieht durch eine kleine Turbine, die von 
dem expandierenden Gas angetrieben wird. 


Die Farbenanstriche haben 
die Aufgabe, die Eisenoberfläche vom See- 
wasser abzuschließen. Man muß verlangen, 
daß sie festhaften, dichthalten und chemisch 
unwirksam sind. Diese Forderungen werden 
selten restlos erfüllt. Deshalb muß der An- 
strich ständig überwacht und erneuert werden, 
denn’ sonst kann infolge der mehrfach erwähn- 
ten Sprengwirkung des Rostes, leicht der An- 
strich abgeblättert werden und die Rostbildung 
rasch um sich greifen. Als zweckmäßig werden 
Anstriche angewendet, welche gelösten Kaut- 
schuk enthalten, weil sie besonders dicht sind. 
Für Bodenanstrich sieht man in dem gewöhn. 
lichen Kohlenteer oder Teerfirnis ein gutes und 
billiges Mittel der Konservierung. Man streicht 
darüber noch eine Farbe, die das Bewachsen 
verhindern soll. 

Über Leinölfarben sind von dem Ameri- 


kaner Cushman eingehende Versuche ange-“ 


stellt worden, als deren Ergebnis anzusehen ist, 
daß man rostverzögernde (z. B. Zinkoxyd), in- 
differente (z. B. Kreide) und rostfördernde 
(z. B. Oeker) Pigmente unterscheiden muß. 
Bei der Auswahl des Anstrichmaterials ist 
also. größte Vorsicht am Platze. Es kommt vor, 
daß unter dem unversehrten Schutzanstrich 
die Rostbildung einsetzt, was schließlich zum 
Abspringen des Schutzüberzuges führt.- 
Auch die Dauerhaftigkeit des Anstriches 
im allgemeinen ist sehr verschieden. Deshalb 
sind in Amerika eingehende Versuche ange- 
stellt worden, bei denen die gebräuchlichsten 


Pigmente nach der Dauer der Wirkung des 


Schutzüberzuges auf Versuchsstahlblechen be- 
wertet werden. Die besten Ergebnisse wurden 
dabei mit basischem Bleichromat und Chrom- 
grün, die schlechtesten mit Kreide und Ultra- 
marin erzielt. \ 

Im übrigen ist es zweckmäßig, den Schutz- 
anstrich aus verschiedenen Schichten aufzu- 
bauen, einem Grundanstrich, der den eigent- 
lichen Rostschutz gewähren soll, und mehreren 
Deckanstrichen, die hauptsächlich haltbar und 
beständig äußeren Einflüssen gegenüber sein 
müssen. 

Nach dem Gesagten ist klar, daß es zu 
keinem Erfolg führen kann,. wenn man bei 
zweifelhaftem Farbenmaterial die Schutzwir- 
kung durch die Dicke der Schicht bzw. die Zahl 
der Anstriche erzwingen will. Die Erfahrung 
lehrt, daß beieiner Reihe von Farben die Rost- 


Heit 10. 


ebenfalls: 


4. März 1920. 


bildung durch die Zahl der Anstriche sogar 
vermehrt wird. E : 

. Selbst wenn man aber einen zuverlässigen 
Anstrich gewählt hat, muß damit gerechnet 
werden, daß im Betrieb durch mechanische 
Beschädigungen, z. B. an Kaimauern, anlegen- 
den Booten, Ankerketten usw. die Farbe be- 
seitigt und der eiserne Schiffskörper bloßgelegt 
wird, und es bleibt nichts anderes übrig, als 
diesen Stellen große Aufmerksamkeit zu schen- 
ken und bei passender Gelegenheit den Schutz- 
anstrich sorgfältig zu erneuern. 

Im Innern des Schiffes wird als Rostschutz. 
auch hitzebeständiger Zement, speziell für 
Tankdecken unter den Schiffskesseln verwen- 
det. Der Zement wird im heißen Zustande auf 
einen Unteranstrich aufgetragen und verbindet 
sich so innig mit dem Eisen, daß eine Rost- 
bildung verhindert wird. Wasserführende 
Zellen, Tanks, Bunkerwände usw. können auf 
diese Weise konserviert werden. 2 


Fassen wir den Begriff der ‚ Rostgefahr“ 
noch etwas weiter, als es bisher geschehen ist, 
und denken wir an die Korrosionen im allge- 
meinen, welche beim Zusammentreten von See- 
wasser und heterogenen Metallen eintreten, so 
sind in diesem Zusammenhange auch die 
äußerst störenden Durchbrüche an den Kon- 
densatorrohren der Seeschiffe zu erwähnen. 


An Bord kommt nur Oberflächenkonden- 
sation inFrage, und die aus einer Legierung von 
Kupfer und Zink hergestellten Kondensator- 
rohre werden erfahrungsgemäß, wenn nicht be- 
sondere Schutzeinrichtungen angewendet wer- 
den, sehr rasch zerfressen. Um den Konden- 
sator auf die Dichtheit seiner Rohre ständig zu 
kontrollieren, hat man sogar schon elektrische _ 
Meßeinrichtungen konstruiert, die den Salz- 
gehalt des Kesselspeisewassers anzeigen. 


Als Schutz gegen die Korrosionen der Kon- 
densatorrohre hat man zunächst zu dem Mittel 
der Zinkschutzplatte gegriffen, wodurch die 
Korrosion auf diese Zinkplatte abgewälzt wird. 
Indessen ist dieses Mittel nur solange wirksam, 
als die Oberfläche nicht oxydiert ist. Ist 
die Oxydation eingetreten, so wirkt die Schutz- 
platte, wenn sie nicht erneuert wird, geradezu 
zerstörend. da die Zinksalze zur Kathode wer- 
den. Um nun dieser Gefahr radikal entgegenzu- 
treten, hat Cumberland ein Verfahren aus- 
gearbeitet, bei dem der elektrolytischen Kom- 
bination durch eine äußere Stromquelle eine 
Schutzspannung künstlich aufgedrückt wird. 
Dadurch hat man esan der Hand, durch Wahl 
der Spannung das zu schützende Metall zur 
Kathode zu machen. Es ist nicht ausgeschlos- 
sen, daß auf diesem Wege ein wirksamer Schutz 
der Kondensatorrohre erreicht wird, und es 
würde dadurch die DBetriebssicherheit des 
Schiffes sehr wesentlich erhöht werden. 

Nach meiner Ansicht ist auf dem Gebiete 
des Rostschutzes bei Seeschiffen noch viel Ar- 
beit zu leisten. Es wäre deshalb zweckmäßig, 
wennin Deutschland einem unserer Forschungs- 
institute eine Abteilung angegliedert werden 
würde, die sich mit dieser Spezialfrage beschäf- 
tigt. Zweifellos würde diese Stelle von allen 
interessierten Industriezweigen, staatlichen 
Einrichtungen usw. die nötige Unterstützung 
erfahren. Die Reedereien, die Klassitikations- 
gesellschaften, die Werften, das Reichs-Ma- 
rineamt, die Eisenindustrie und die elektro- 
technische -Industrie würden sicher bei ener- 
gischem Betreiben bei der Gründung dieses 
Rostschutz-Forschungsinstitutes mitwirken. 


 ‚Stauch. 
Zählerrevisionen. — Der ‚Elektrotech- 
nische Anzeiger‘, dessen Veröffentlichung 


„Zählerrevisionen‘‘ der Physikalisch - Techni- 
schen Reichsanstalt Anlaß zu der Bekannt- 
machung auf S. 119 der „ETZ‘“ 1920, gegeben 
hat, legt Wert darauf, festzustellen, daß der be- 
treffende Artikel in der Form einer ‚‚Zuschrift 
an die Redaktion‘ der Kritik der Öffentlichkeit 
von ihm übergeben worden ist. - 


Statische Ladung von Motorlastwagen durch 
Sandstürme. — Bei Sirokkostürmen ist es häu- 
fig vorgekommen, daß Lastwagen sich auf der 
Strecke Gabes— Tatouine mit statischer Elek- 
trizität geladen haben, so daß die Führer, wenn 
sie nach einem Halt den Motor wieder anwerfen 
wollten, bei der Berührung der Kurbel einen 
heftigen elektrischen Schlag erhielten. Man . 
führt dies darauf zurück, daß der durch den 
Sirokko statisch geladene Sand seine Ladung 
an die Metallteile des Wagens, wenn er auf diese 
aufprallt, abgibt. Dort verbleibt sie, da die 
Gummireifen den Abfluß zur Erde verhindern. 
Um diesen Belästigungen zu entgehen, lassen , 
die Wagenführer, welche jene Strecke zur Zeit 
des Sirokko befahren, einen am, Wagengestell 
befestigten Draht auf dem Erdboden nach- 
schleifen, wodurch die as abgeleitet 
werden. (,La feuille‘‘, Genf, 9. II. 20.) W: 


s 


4. März 1920. 


Energiewirts chaft. 


Urteil der Elektrische Licht- und- Kraftan- 
lagen 'A.-6., Berlin, über das Elektrizitäts- 
gesetz. — ‚„‚Für die Stromversorgungsunterneh- 
mungen hat das trotz einmütiger Warnungen 
aller sachkundigen Kreise kürzlich verabschie- 
dete Gesetz über die Sozialisierung der Elek- 
trizitätswirtschaft die Fortsetzung ihrer groß- 
zügigen Entwicklung gerade in dem Augen- 
blick abgeschnitten, wo die Allgemeinheit in- 
folge der Kohlenknappheit und der Unzuläng- 
lichkeit des Transportwesens ihrer zur Ver- 
besserung der gefährdeten Energieversorgung 
am meisten bedarf. Das Gesetz verwandelt die 
langfristigen Konzessionen, innerhalb deren die 
in der Regel nur langsam reifende Ertragsfähig- 
keit solcher Unternehmungen eine zureichende 
Verzinsung und Tilgung der aufgewandten 
Mittel erzielen konnte, in jederzeit gegen un- 
zureichende Entschädigung widerrufliche, und 
es macht damit weiteren Kapitalaufwand für 
Erweiterungen und Neuanlagen im allgemeinen 
unmöglich. Da die Zukunft der kommunalen 
Werke durch die dem Reiche auch ihnen gegen- 


über eingeräumten, zeitlich nicht begrenzten 


Befugnisse gleichfalls unsicher geworden ist, so 
ist auch bei ihnen eine starke Zurückhaltung 
der früher im Gange gewesenen Entwicklung 
zu erwarten. Anderseits wird das Reich wegen 
der Größe der organisatorischen, besonders aber 
der, ohne Not noch zw allen . 


Elektrotechnische Zeitschritl. 1919. Helt 10. 


2087. 


4000 Yen nach Japan importierte (0 i.V.). Die 
Einfuhr Englands ist mit Ausnahme von Glüh- 
lampen und elektrischen Kohlen durchweg zu- 
rückgegangen, die der V. S. Amerika an elek- 
trischem Leitungsmaterial dem Wert nach von 
9000 auf 16 000, an isolierten Drähten von 
47 000 auf 70 000 Yen gestiegen. Für das An- 
wachsen des japanischen Exportes elektri- 
scher Maschinen kommen als Abnehmer be- 
sonders das Kwantung-Gebiet, China, Frank- 
reich, Holländisch-Indien und Australien in 
Betracht, für isolierte Drähte Australien, Bri- 
tisch- und Holländisch-Indien sowie Argen- 
tinien. Wesentlich an Wert’ eingebüßt hat die 
Ausfuhr elektrischer Lampen, u. zw. haupt- 
sächlich infolge der sehr stark reduzierten Auf- 
nahme durch das asiatische Rußland, das als 
Konsument gegen 1917 überhaupt außerordent- 
lich zurückgetreten ist, und die V. S. Amerika, 
während auch hier Australien und China eine 
Steigerung der Bezüge aufweisen. 5 


Zur Lage des Kautschukmarktes. — S. Fig- 
£is &Co., London, schätzen nach der „Gummi- 
Ztg.‘‘ die Weltproduktion von ‚Rohgummi 
im Jahre 1919 auf 0,334 Mill. t und den beson- 


ders infolge der jüngsten Entwicklung der Auto- | 


mobilindustrie gewachsenen Verbrauch Euro- 
pas auf 60 500t, Japans und Australiens auf 
7500 t, Amerikas und Kanadas auf 0,230 Mill. t, 
insgesamt mithin zu 0,298 Mill. t, beides ohne 
die Lager und schwimmenden Mengen. Da- 


anderen übernommenen, fi- 3/8 


nanziellen Aufgabe schwer- 


lich imstande sein, sie mit sei- 
nen Mitteln ganz oder doch | 
zum weitaus größten Teile 


3/4 


3 


allein zu erfüllen, wie es 
nach Ausschaltung der übri- 


gen Wirtschaftskräfte seine 2/8 
Pflicht sein müßte. Die All- 


gemeinheit und besonders die 
auf zureichende Energiever- 
sorgung durchaus angewiese- 
nen Wirtschaftszweige wer- 
den daher unter den Wirkungen dieses Gesetzes 
voraussichtlich empfindlich zu leiden haben, 
bis unter dem Zwange der Umstände eine den 
tatsächlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten 
entsprechende Änderung eintritt.‘“ (Bericht 
über 1918/19.) 


Industrie und Handel. 


‘ Außenhandel Japans mit elektroteehnischen 
Erzeugnissen. — Die Entwicklung Japans wäh- 
rend des Krieges und sein Streben, sich neue 
Gebiete des Weltmärktes zu erobern, verleihen 
der Gestaltung des japanischen Außen- 
handels besonderes Interesse. Zahlentafel 1 
gibt nach ‚‚The Electrical Review‘ dessen 
Werte wieder, wie sie in den Jahren 1917 und 
1918 mit wichtigen elektrotechnischen Waren 


Zahlentafelı. Außenhandel Japans 
mit elektrotechnischen Erzeugnissen 
1917/18 in 1000 Yen!). 


Ände- 
1918 | 1917 rung 
Erzeugnisse g. V 
Einfuhr 
1 
1. Dynamomaschinen, Moto- 

ren, Transformatoren usw. |3061 | 1130, + 1931 
Dr Akkummlatoren!. . =. „2.26 1861.-— 410 
3. Telegraphen-u.Fernsprech- 

apparate nebst Teilen -.| 91] 61+ 30 
4. Watt-, Ampere- und Volt- 

IRSLET TER TE Veet, 673) 647+ 31 
5 Glühlampen‘. 7...” 2... 44\ 15/-+. 29 
6. Leuchtfäden für solche . . [8320| 4161— 96 
7. Kohlen für elektrische 

WERKE ee 2375| 2236| + 49 

Erzeugnisse i | Ausfuhr 
1. Elektrische Maschinen und 

Teile seicher......... . 3984 12493 | + 1491 
2. Fernsprechapparate und ? 

Belle Solehem .: ..7.52° 1.421.430, — 29 
3. Elektrische Lampen 2570 12847 |— 277 | 
4. Isolierte Drähte... . . . 8324 | 3119 | + 5205 


erzielt worden sind. Die allgemeine Wert- 
steigerung ist bei ihrer Beurteilung natürlich 
zu berücksichtigen. An der Zunahme des Im. 
portes von Dynamomaschinen, Motoren und 
Transformatoren wie auch anderer Waren- 
gruppen waren vor allem die V. S. Amerika be- 
teiligt, deren Einfuhr sich allein bei Leucht- 
fäden verringert hat. Deutschland konnte 
1917 noch für 2000 Yen Dynamos usw. liefern, 
fiel damit im folgenden Jahre aber ganz aus, 
während es 1918 Akkumulatoren im Wert von 


”; ı Yen nach Münzparität = 2,09 M; heute = etwa 


28 ımgd. 


HERE UNE IE E 
. Bewegung des Gummipreises (London) in den Jahren 1917/19. 


“folgt künftig unter Zugrundelegun 


REG PÜ PD. 2.0.6 


nach hätte also die Erzeugung den Konsum 
merklich übertroffen. Die Ausfuhr der ver- 
bündeten Malayenstaaten usw. an Pflanzungs- 
gummi betrug 0,221 Mill. t gegen 22 200 t im 
Jahre 1912, und die Aussichten für das lau- 
fende Jahr entsprechen- dieser außerordent- 
lichen Steigerung. Mit Kautschuk bepflanzt 
waren nach Annahme von Figgis & Co. 1919 
etwa 1,913 Mill. Acres (etwa 0,8 Mill. ha). Was 


‚die Preise betrifft, so sind diese nicht, wie er- 


wartet wurde, seit Jahresanfang gefallen; 
bester Pflanzungsgummi hielt sich vielmehr, 


‚wie die „Frankf. Ztg.‘‘ berichtet, in letzter 


Zeit ziemlich beständig nahe 2s 9d. Die Ent- 
wicklung in den vergangenen Jahren zeigt 
Abb. 12, die wir mit Erlaubnis der Deutschen 
Bank deren jährlichen Preisbewegungstabellen 
entnehmen. Während die Londoner Schluß- 
notierung für „Hard Fine Para‘ spot. 1917 
zwischen 25 545 d und 3s 5d, im Jahre 1918 
zwischen 23 6%, d und 3s 8 d lag, betrug 1919 
der niedrigste Satz 2s 4Y, d, der höchste nur 
2s 71, d/lb. 

Ausfuhrverbot für elektrotechnische Er- 
zeugnisse. — Nach einer Verfügung des Reichs- 
wirtschaftsministers vom 20. II. 1920 ist das 
Ausfuhrverbot von Waren des Abschnittes 
18 des Zolltarifs (elektrotechnische Er- 
zeugnisse) auch auf diejenigen Produkte er- 
weitert worden, die in der Verfügung vom 
5. 11. 1920 (,,‚ETZ“ 1920, 5. 164) ausgenommen 
waren. 

- 


Kleine geschäftliche Mitteilungen. 


k Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotechnischen In- 
dustrie. — Wir machen auf die S. 204abgedruckte 
neue Zuschlagsliste Nr. 27 (grün) der Preis- 
stelle für März 1920 aufmerksam. Abzüge 
können, wie bisher, zu den in der „ETZ‘“ 1920, 
S. 63, angegebenen Bedingungen vom Verlag 
Julius Springer, Berlin W 9, Linkstr. 23/24, 
bezogen werden, 


Metallzuschläge für isolierte Drähte. — Die 
bisher von der Preisstelle des Zentralverbandes 
der deutschen elektrotechnischen Industrie be- 
kanntgegebenen Metallzuschläge für iso- 
lierte Drähte werden vom 1.1III. 1920 ab 
nicht mehr veröffentlicht. Die Berechnung er- 
der dem 
Tage des Auftrageingangs unmittelbar folgen- 


den Notierung der Vereinigung für die deutsche 


Elektrolytkupfernotiz und der entsprechenden 
Höchstnotierung der Kommission des Berliner 
Metallbörsenvorstandes für Aluminium. Die 
Kupfer- (Aluminium-) Klausel lautet zu- 
sammengezogen: Die Kabel- bzw. Leitungs- 
preise. beruhen auf'einem Grundpreise für Elek- 
trolytkupfer (Aluminium) von 2500 (3000) M 
je 100 kg und erhöhen sich um 10 (3) Pf für 


1 mm? Kupfer- (Aluminium-) Querschnitt und 
1000 m Länge für jede angefangene Mark bzw. 
erniedrigen sich um den gleichen Betrag für 
jede volle Mark, um die die‘ Höchstnotierung 
der Vereinigung für die deutsche Elektrolyt- 
kupfernotiz zu Berlin (Kommission der Ber- 
liner Metallbörse) für 100 kg an dem dem 
Tage des Eingangs der geklärten Bestellung 
folgenden Dienstag bzw. Freitag höher oder 
niedriger als 2500 (3000) M ist. 


Metallpreise. — Nach den Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer- 
notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall- 
börsenvorstandes in M/100 kg: 


Metall 20a I: 24. II. 
'Elektrolytkupfer (wire- 
bars), prompt, eif Ham- 
burg, Bremen, Rotterdam 4476 4406 
Raffinadekupfer 


99/99,3%/,,10koGroß-Berlin 
Originalhütten-Weich- 
blei, ab Hütte oder loko 
Groß-Berlin . .... 
Originalhütten-Rohzink, 
Syndikatspreis ab Hütte 


8700—3800 3500—3600 


1750 —1800 1750— 1800 


oder Lager che 1000 650 
desgl. Preis im freien Ver- 
kehr, ab Hütte. oder 


Daran meer 
Originalhütten-Alumi- 
nium:98/99%, in gekerb- 
ten Blöckchen, ab Hütte 
oder loko Groß-Berlin . |6100—6200 5900-6100 
Zinn, Banka-, Straits-, F 
Billiton., loko Hamburg 
oder Groß-Berlin ; 
Hüttenzinn, mindestens 
99%/,, loko Hamburg oder 
Groß-Berlin . ... .. _ — 
Reinnickel 98/99 %/,, loko 


. 11675— 170011650 — 1675 


14300—14500 13850—14 000 


Hamburg oder Groß- 

Berlin. . .. 2.2... 3000-8100 7900—8C00 
Antimon-Regulus, loko 

Hamburg oder Groß- 

Berlin. . . 2.2. .)2400—2450 2350 — 2400 


.. Aktienkurse. — Die B erliner Börse hat 
im Februar 1920 folgende Kurse notiert: 


& Sl: 8 

Gesellschaften 38 ä S 

2.2 2 » 

Ei 2 a 
Accumul.-Fabr., Berlin . . . 1402,—| 535,—|535,— 

A.G. £. El-Anlg., Berlin ..| — _ 
A. EG Berlin 2 9.92% 329,25) 440,— 440,— 
Bergmann, Berlin ..... 260,—| 324,75 313,— 
B.E. W., Berlin. .... . 2 |180,— 285,—|255,— 
a Vorz.-A.. . | 96,50) 112,50,105,— 
Brown, Boveri, Mannheim 1350, - 11720, — |1720,— 

Continent. Ges., Nürnberg , | — E— _ 
E N Vorz.-A. |130,—| 171,25 160,— 
Ditsch.-Atlant. Telegr., Cöln.. |156,—! 201,751184,75 
»„ Niederl. „ Bi 220,— | 265,— |249,— 
,„ Südam. „ 5 262,—| 300,—|283,75 
» Übers. El.-G., Berlin . |980,—|1100,— 1095, — 
I 5 Vorz.-A |130,— | 140,— |140,— 
„ _Kabelwerke, Berlin . |226,— 400,— |340,— 

Elektra, Dresden... ... En — = 
El. Licht- u. Kraft., Berlin . |142,50) 183,75|145,75 
Elektr.-Liefer.-Ges., Berlin . |205,— | 260,— 1244,75 

EB. W..Liegnitzeo u... 02. — — _ 
Bank f. el. Untern., Zürich . |323,—| 400,— |400,— 
Felten & Guilleaume Carlsw. |435,— 615,— 567,50 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin |215,— | 225,—|221,— 
Hackethal, Hannover. . . . [330,—| 412,—1375,— 
Hamburgische E.W.. .:. . 1145,— 205,—|156,— 

Körtings Elektr.-W., Berlin. | — _ _ 
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M. |250,— | 300,— 230,— 
C. Lorenz, Berlin. ... . . . |368,—| 414,50)390,— 
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . |200,— | 272,—251,— 
Mix & Genest, Berlin. . . . |187,—| 270,—\258,— 
Neckarwerke, Esslingen . . |125,—| 220,—|185,— 
H. Pöge, Chemnitz. . . . .. |320,50| 370,— 1352,50 

Rhein. El.-A. G., Mannheim. |155,—| 155,—| — 
M. Schorch & Cie, Rheydt . |462,—| 590,.— 590,— 
Sachsenwerk, Dresden . . . [41650 475,— |475,— 
Schuckert & Co., Nürnberg. |228,50) 274,— |260,— 
Siemens“ El. Betr., Berlin. |133,—| 185,—|170,— 

Siemens & Halske, Berlin . — —_ - 

Stettiner E.W... ......|1 — — +S 
Teleph.-F, Berliner, Hannover |225,—| 250,— 250,— 
Fabr. isol. Drähte, Berlin. . |294,75| 358,—|350,— 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 6: Wer liefert kleine zylindrische 
Papierkondensatoren für 2.uF? 


Abschluß des Heftes: 28. Februar 1920, 


204 Elektrotechnische Zeitschrilt, 1929. Heft 10. 4. März 1920. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für März 1920. N 


Die grüne Zuschlagsliste Nr. 27 gilt für den Monat März 1920 für | 2. Soweit in Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird, wenn innerhalb 
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis- dieser Frist geliefert wird, der am Bestelltag geltende Preis berechnet. 
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf- | 3. Der am Bestelltag geltende Preis ist bis auf weiteres Mindestpreis. 
trägen mit den bis 31. XII. 1919 giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu- | 4. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist, 
schlagsliste Nr. 27 A maßgebend. Für die Berechnung der Teuerungs- daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt 


ne gilt folgende Formel: 
1. Der 
genannte Frist vor dem Liefertag (A 


so wird der am Liefertage giltige Preis berechnet. 


reisstichtag.liegt um die in Kran A der Teuerungszuschlagsliste 
rist);ist diese Frist mit 0 bezeichnet, 


werden kann. 


Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzurechnen. 
Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 18 Monate vereinbart 
wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 


Fü N 
mei l- Für \ vn BL Für 
führung | Ersatz- führung Ersatz- 
(mit metall- |A-Frist B-Fri (mit metall- |A-Frist!B-Fri 
Gegenstand „Kupfer, A-Frist B-Frist) dekonttand „Kupfer, a A-Frist|B-Frist 
ronze führung Bronze” führung 
usw. usw. 
Zuschlag Zuschlag Mo- | Mo- Zuschlag | Zuschlag | Mo- | Mo- 
% A SM EL SEEN BE N RN RER RR An nate | nate % % nate | nate 
Generatoren, Motoren und Umformer, x 83. Überspannungs-Schutzvorrichtungen 
soweit nicht für Sonderausführungen (außer Schutz- u. Erdungsdrosselspulen) ‚520 460 
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. Ä 34. Schutzdrosselspulen . . . . en 540 480 
l. bis5 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) 770 770 35. Erdungsdrosselspulen . . 520 460 
2. über5 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um- 36. Motorschalttafeln, auch mit selbstiätigen 
drehungen) . . 770 770 1 2 Schaltern . - f 520 460 1 2 
3. über 100 kW ezogen & auf 1000 Umdre- 37. . Vollständige Schaltanlagen, Schalt- { 
hungen) . . E 770 770 schränke, Schaltpulte uud Schaltzellen. 520 460 
So ER TE N, 38. Schaltkästen ausschl. DIENT ahlen I 5920 460 
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . 740 740 39. Gußgekapseltes Material . . Bach 520 520 
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi- 40. Schaltanlagen für Schiffe. . ER 520 „ Br 
Den. .% 2 460 460 Meßapparate und Zubehör. 
6. an betriebone Hauswassorpumpen, 41. Meßinstrumente . . . 300° Eat 1) D) 
ntstäubungspumpen und Kompressoren 540 360 42 Zähler sowie deren Verpackung” —_ 300 0) _ 
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte ... 410 260 u 
1 9 43. Meßwandler LANE 500 ‚v 2 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, steht 
Motorschleifen ‚Motortragen, Motorwagen 520 370 > nstallationsmaterial. Y 
9. Spezial- Elektromotoren in Märinesusfüh- ; 44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 320 280 
rung und durch solche angetriebene Ma- . 45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel, 
schinen nebst zugehörigen Anlassern laut Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw. 
besonderer Aufstellung‘ { 770 AR ae und . Kontaktschrauben, 
Turbosätze. röße I und IL (Klein- und Normal-Edison- 
10. Turbosätze, bestehend aus: Gewinde) . . 270 230 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit 46. Wie 45, jedoch "Größe Im bis V (Groß- 
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon- Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 300 260 | 
densationsanlagen . R 5925 = 47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 
b) Turbokompressoren Den Those: 7 zum re be (Sie- 
bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf- ; mens) . 570 500 
turbinen und Kondensationsanlagen . 470 a 9 2 48. Patronen zum " Ringbolzen-Sicherungs- 
ll. Turbogeneratoren allein . . . 600 _ Mr system (Siemens) . 240 210 
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbo- 49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 
kompressoren und Turbogebläse allein. 415 zu und Patronen. zum Keilkontakt-Siche- : 
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaus- rungssystem (Siemens) . . . 250 220 
tauschapparate allein Ä 545 3% 50. Verteilungstafeln und Gruppen; Boweit 
Zubehör su Masche nicht in Gußgehäuse 2 350 300 
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-, Web- 51. Freileitunge- und Hausanschluß-Siche- 
stuhl-, Sterndreieck-Schalter . Th Freileitungs-Armaturen bis 600 1 D) 
15. KrEst Rd Aufzugsapparate, Schützen: 510 510 Volt, soweit nicht in Gußgehäuse 350 300 
kleuerungen f 1 9 52. Zählertafeln, armiert 2 330 290 
16, Gleitschienen: Verankerung, Kupplungen, 53. Drehschalter, Steckdosen und "Stecker, 
E soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan- 
Zahnradvorgelege . A 3 590 590 Abiweisdes Schöiben AaRL 
Bahnmaterial. N ae - 
17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen | 710 | 710 ee 
18. De und Stromabnehmer für Es 6 gußeisernes Installationsmaterial DENE 500 500 
19. Vollständige elektrische Ausrlistungen 88 re BeuainE allen Bunge} 360 310 
für Straßenbahntriebwagen und mit elek- b6. Glühlichtarmaturen einschl, wasserdich- 
ae Te | lo [17 | 2 || 5, Sr Fesmungen und Hndlampen | 00 | 300 
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen : ae Sereir ae on 1. Ma- 
von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- Tch u 59) ce agree, 320 E t 
Triebwagen einschl. Montage . 690 SE 58 Maine Pirasbh sche Degen. 190 — 
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau 59. Meßstöpsel es 330 N 
und Industrie... . » 630 630 .60. Installationsnieterial "für Handelsschiffe 
Transformatoren und Gleichstehter (ausschl. der zweiteiligen Stöpsel aus 
2 Aa ie uatoren 3 600 550 R Gruppe 45 und 46) Sa k 300 260 
ee ee Glaskörper, "einschl. an a Isolierrohr und verbandsmäliges Zu- 
23a. Ersatz-Glaskörper . B 25 25 ; 2 Penn Ne 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, nach 61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . . - m =N . 
Zubehör ek SE 770 770 62. Verzinkte Eisenrohre er ER B 
Schältappdrate a RR, für 63. ae (kein Yerzinktes Eisen- I 
Schaltanlagen. 64 ee RS Er 
25. Hebelschalter‘ Erdschluß- und Stromrich- | re R sa 
tungszeiger, Instrumenten- und Kurbel- 2: a #Stahlpanzerschutz (Stahl- ar | “ EU), | 
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse 490 430 n = 
96. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl- 6. BE Mes Papierrohre ohne” Metall- ER j 
füllung und nicht in Eisen- oder Gußge- 5 5 . j 
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 520 460 67. tn an ee Peschel) m nebst st Bogen 600 | 
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren- ; ARYS = 4 
Sicherungen für Schalttafelbau . s 550 480 Glühlampen. > 
972.Schmelzeinsätze für I ee a 68. Glühlampen jeder Art (ara. Heiz- 
Sicherungen . . REDE 780 690 lampen): Auf die ab 28. Januar 1919 
28. Hochspannungs- -Trennschalter, " Mast- 1 2 geltenden Preise 150 150 
schalter, Streckenschalter, soweit nicht Telegraphie und rare an. 
29 rn ie . . "si Y RE NCHERT, 720 640 69. Apparate 
ü ochspannungs - Sic nee armierte BR N 
Stützen u.armierte Wanddurchführungen 550 480 es nn Anschlußschnüre R ” = \1ı 1 
% R öpselschnüre (Privattypen). . . 225 —_ 
293.Schmelzeinsätze für Hochspannungs 72. Apparatschnüre (Privatt 150 
Sicherungen . f ß 780 690 SAL Re Eivattypania = Baal 
30. FreileitungscHörnirechalter E 550 480 Verschiedenes. ; 
31. Konzentrische Klemmen (Zentraiklem- Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Tagespreis; 
men). . 720 640 mindestens aber 1500 M für 100 kg ohne Fat. 0 | — 
32. Ölschalter (ohne öl einschl, Hilfsappa- Be 0/, Zu- £ Ü | 
rate, alter (ohne ÖD RS: pp pe 520 460 ' \ Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) { RE Mer ver Bor 


Für die Sobriftleitung verantwortlich: B. CO, Zebme in Berlin. — Verlag von Julius&pringer in Berlin, _ 


[2 


De > 
x 


205 


_ Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für 


Elektrotechnik) | 


Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 11. März 1920. 


Heft 11. 


Die Earechnung von Kontakten.!) 


Von Wilhelm ‚Höpp; 
Oberingenieur der AEG- -Apparatefabrik, Berlin. 


‚Übersicht. In der vorliegenden Arbeit werden an 


Hand von Oxydationsmessungen die Gesichtspunkte 


erörtert, nach welchen Kontakte für Schaltapparate 


. zweckmäßig zu berechnen sind und eine Berechnungs- 


formel entwickelt. Es werden darin die durch Kontakt- 
widerstände entstehenden zusätzlichen Verluste und 
der-Einfluß von Querschnittänderungen berücksichtigt. 
Es wird eine «Formel angegeben für Vorausberechnung 
des Spannungsabfalles in’ Kontaktstellen, welche es 
ermöglicht, bei einer beliebigen Kontaktstelle die Rein- 
heit der Kontaktflächen und die Höhe des Kontakt- 
druckes zu kontrollieren. 
Übergangsverluste praktisch unabhängig von der Größe 


Es wird gezeigt, daß die 


der Kontaktfläche sind und nur der Gesamtkontakt- | 


druck und die Reinheit der Flächen maßgebend ist. 
Die Formel ermöglicht, ferner die Vorausberechnung 
der Überlappung bei festen Schienenverschraubungen. 
Es wird besonders auf lie Gefährlichkeit der Oxyda- 
tionserscheinungen der Kontaktflächen, die an allen 
Schaltern mit Kupferkontakten auftreten, hingewiesen 
und gezeigt, daß die Höhe der zulässigen Dauerbelastung 


. von der Häufigkeit der Schmierung abhängt. Der ab- 


kühlende Einfluß von den mit den Kontakten in Be- 


rührung stehenden Konstruktionsteilen wird an einem 


Beispiel erläutert. 


Einleitung. Die Strombelasbung eines 
Schalters ist dadurch begrenzt, daß bei Über 


schreitung einer bestimmten Temperatur ein | 


Zustand erreicht wird, bei welchem der Verlust 
in den Kontaktstellen dauernd zunimmt. Da- 
durch steigt aber die Temperatur weiter und 
die Verschlechterung schreitet immer schneller 
vorwärts. Bs tritt schließlich bei Kontakten mit 
innerer Federung ein Erlahmen, Ermatten?) 
ein. 

Es mag hier gleich hervorgehoben werden, 
daß entgesen den Ausführungen von Meyer, 
das eigentliche Ermatten noch nicht eintritt, 
wenn die Erwärmungskurve eines Schalters 
(Abb. 1) den ersten Knick zeigt, sondern ge- 


90 


" Temperatur °C 


070 20 60 80 70 7120 140 160 760 
. Minuten i 


‚Abb. 1. Plötzliche Änderungen des unsnabfelies 
infolge Wärmeausdebnung und ruckweiser Verschiebung. 


wöhnlich später. Der Beweis für diese Behaup- 


tung ist der, daß Kontakte, die bereits sehr 


hohe Temperaturen erreichten und eine starke 
Widerstandszunahme zeigen, sofort wieder auf 
den ursprünglichen Zustand gebracht werden 
können, wenn die Kontaktflächen von an- 


W) Vortrag, gehalten ar > IL 1920 im Elektrotech- 
nischen Dan Berlin. Vgl. „ 1920, S 118. 

Rd zZ“ 1909. 8. Br G Meyer, Versuche über 
Kontakte im Apparatebau. 


haftenden Oxydschichten gereinigt werden. Es 
wurde z. B. ein 600 A Fernschalter (Abb. 2) mit 
einer Stromstärke von 2000 A belastet, wobei 
eine Temperatur von 162° an den Kontakt- 
stellen eintrat. Der Spannungsabfall bei 600 A 


Abb. 2. Fernschalter für 600 A mit Bürstenkontakt. 


war von 10 mV nach dem Erkalten auf 220 mV 
gestiegen. Nach der Reinigung der Flächen 
mit Sandpapier hatte der Spannungsabfall 
wieder den anfänglichen Wert. Ein Ermatten 
der Bronzefedern hatte also trotz der hohen 
Temperatur nicht stattgefunden. 

Da die Oxydbildung nicht plötzlich vor 
sich gehen kann, so ist die plötzliche Zunahme 
im Spannungsabfall in Abb. 1 nur dadurch zu 
erklären, daßinfolge der Längenausdehnung und 
der verschieden großen Kontaktreibung bei 
Ruhe und Bewegung, ruckweise Schiebungen 
auftreten, wobei die Bürstenlamellen plötzlich 
auf oxydierte Stellengelangen. Es handelt sich 
also nicht um ein Ermatten der Kontaktfedern, 
sondern um einen chemisch-mechanischen Vor- 
gang. 

Oxydationsvorgang. Es ist one be- 


kannt, in welch hohem Maße eine Widerstands- 


erhöhung selbst in gewöhnlicher Atmosphäre 
durch die Oxydbildung eintritt, und nur bei 
chemischen Betrieben oder Zentralen mit Saug- 
gasmaschinen waren die Oxydationserscheinun- 
gen augenfällig, weil die starke Schwärzung der 
Kontaktflächen nach kurzer Betriebszeit be- 
reits auffiel. Die Oxydation, welche dagegenin 
gewöhnlicher Luft vor sich geht, hinterläßt an- 
fänglich nur eine Färbung, die von der Farbe 
des Kupfers zu wenig abweicht, um aufzufallen 
und doch isolieren bereits äußerst dünne Schich- 
ten des Oxyds stellenweise vollkommen. Kon- 
takte, die scheinbar vollständig saubere Flä- 
chen hatten, zeigten in trockenem Zustande 
bisweilen mehr als das 30-fache des normalen 
Widerstandes. Dazu kommt noch, daß unter 


dem Bedienungspersonal vielfach die Meinung 
herrscht, daß eine Schmierung von. Bürsten- 
kontakten (Tastbürsten) nicht notwendig oder, 
da Öl und Fett ein Isolator ist, sogar schädlich 
sei. In der Tat ist der Kontaktwiderstand von 
gefetteten Fiächen etwas höher als bei absolut 
reinen Flächen, dafür jedoch beständiger, weil 
eine Oxydation nur in äußerst geringem Maße 
stattfindet, wenn die Flächen ständig gut ein- 
gefettet sind. Bei Schaltern, welche wochen- 
und monatelang nicht ausgeschaltet werden, 
nutzt selbst eine extra reichliche Bemessung 
nicht viel, da auch größere Kontakte schließ- 
lich oxydieren, zum mindesten tritt eine be- 
trächtliche Energievergeudung in den. Schal- 
tern auf. 

Eine Widerstandszunahme an trockenen 
Kontaktstellen ist nur zu vermeiden, wenn so 
hohe Drucke angewendet werden, daß der Luft 
der Zutritt verwehrt wird und außerdem die 
Kontakte betriebsmäßig nicht geöffnet werden. 
Ein Beispiel dieser Art sind alle Schienenver- 
schraubungen. Derartig hohe Drucke lassen 
sich aber aus praktischen Gründen bei Schalter- 
kontakten nicht anwenden, hätten auch keinen 
Sinn, da die Schalter nicht dauernd eingeschal- 
tet bleiben. 

Um über die Höhe der Eweckmäßigeh 
Temperaturzunahme Anhaltspunkte zu ge- 
winnen, war es notwendig, den Oxydations- 
vorgang an Schaltern während einer größeren 
Zeitdauer zu verfolgen. Da bekanntlich. die 
Oxydationsgeschwindigkeit mit der Temperatur 
zunimmt, die Temperatur selbst aber mit fort- 
schreitender Oxydation infolge der dadurch her- 
vorgerufenen Widerstandserhöhung steigt, so 
ist zu erwarten, daß die Temperaturkurven nach 
und nach immer steiler verlaufen. Es fehlt je- 
doch jedes Maß über die. Einzelheiten des Vor- 
ganges, insbesondere darüber, ob es eine be- 
stimmte Temperaturgrenze gibt, unterhalb wel- 
cher praktisch eine schädliche Oxydation nicht 
eintritt. An Hand der Versuche, welche vom 
Verfasser im 'Jähre 1913 im Apparatelabora- 
torium der AEG vorgenommen wurden, ergab 
sich nun einwandsfrei, daß es nıcht ratsam ist, 
bei Luftschaltern wesentlich über 30° Tempera- 
turzunahme zu gehen, weil dann eine zu häufige 
Reinigung und Fettung der Kontaktflächen er- 
forderlich wird. 

Der in Abb. 2 dargestellte Versuchsschal- 
ter wurde tagsüber mit einem konstanten Strom 
belastet und Temperatur und Spannungsabfall 


80) = 
70 — 
60 4 
50 ] 
ES 
N ! 
Sy 
30 Bere, 
20 
kn 


30 40 50 60 70 
Minuten 

Abb. 3. Rückgang des Spannungsabfalls infolge 

Verschiebung der Lamellen auf weniger stark 

oxydierte Stellen. 


[7] "0 20 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 


1. März 1920. 


gemessen.“ "Es zeigte sich zunächst, daß selbst 
bei verhältnismäßig hoher Belastung und Tem- 
peratur während des ersten Tages einer Ver- 
suchsreihe eine wesentliche Änderung durch 
Oxydation nicht eintritt. Während der Abküh- 
lung zur Nachtzeit jedoch schrumpfen die La- 
mellen etwas zusammen und gelangen dabei auf 
die zwischen denLamellen gelegenen, stark oxy- 
dierten Stellen. Der Spannungsverlust am An- 
fang jedes folgenden Tages ist daher sehr groß, 
fällt jedoch, wie Abb. 8 zeigt, infolge der Er- 
wärmung’ ziemlich schnell, um schließlich an- 
nähernd konstant zu werden. Dieses Spiel wie- 
derholt sich in jeder neuen Erwärmungsperiode, 
und die Endtemperaturen fallen von Tag zu 
Tag höher aus, wie die Abb. 4 zeigt, in welcher 


ee EEE TETTTE, 
lage 


'Abb. 4. Allmähliche Steigerung der. Temperatur 
infolge Oxydation der Kontaktflächen bei 1000, 
1500 und 2000:A\Dauerbelastung; 


dieselben für 1000, 1500 und 2000 A eingetragen 
sind. Das gleiche Verhalten wurde bei einer An- 
zahl anderer Schaltertypen festgestellt. Trägt 
man die Kurvenwerte für die gleiche Höchst- 
temperatur, welche man im änßersten Falle 
noch zulassen will, etwa für 150°, in Abhängig- 
keit von der Strombelastung auf, so ergibt sich 
die Kurve der höchstzulässigen Betriebsdauer 


(Abb. 5). Dabei ist vorausgesetzt, daß der 
lage 
| 2 80 


500 


VD 20 3 20, TOO 
Tage 
Abb. 5. Höchste Betriebsdauer in Abhängigkeit von 


der Dauerstromstärke. 


Schalter vor jeder Versuchsreihe frisch gesäu- 
bert und gefettet wird, so daß er immer wieder 
in denselben Anfangszustand. versetzt wird. 

Dieser Anfangszustand war erst dann nicht 
mehr herzustellen, als der Schalter über etwa 
200° erhitzt wurde, wie aus Abb. 6 deutlich her- 


80° 720° 160° 20 
Temperatur 
Abb. 6. Spannungsabfall in Abhängigkeit von der 
voraufgegangenen Höchsttemperatur. 
Feststellung der Erlahmungstemperatur. 


vorgeht, in welcher der Spannungsabfall nach 
der Reinigung und Fettung in Abhängigkeit der 
voraufgegangenen Höchsttemperatur ' aufge- 


tragen ist. Die Erlahmungstemperatur liegt 

offenbar dort, wo die erste merkliche Abwei- 

chung von der geraden Linie stattfindet. 
Selbstverständlich können die Kurven 


nicht verallgemeinert werden, und jede Kon- 


struktion wird sich etwas abweichend verhalten. 
Schalter, welche häufiger geschaltet werden, 
so daß sich die Kontakte hin und wieder anein- 
ander reiben. können zwar länger ungeschmiert 
bleiben, jedoch ist zu bedenken, daß beim er- 
wärmten Schalter die Kontaktflächen nach der 
Unterbrechung vollständig der Luft ausgesetzt 
sind, also auch wieder leichter oxydieren. Das 
zeigtesich deutlich an obigem Versuchsschalter, 
bei welchem zuletzt die freiliegenden Flächen 
vollständig messinegelb angelaufen waren, 
während die eigentlichen Kontaktflächer nur 
geringe Braunfärbung angenommen hatten. 

Eine starke Zunahme des Kontaktwider- 
standes kann selbst bei Schaltern eintreten, die 
dauernd ein- und ansgeschaltet werden und 
deren Temperatur gar nicht ‚erhöht wird, also 
bei Raumtemperatur von 20°, wie die Versuchs- 
ergebnisse.in Abb. 7 deutlich zeigen. Ein Fern- 
schalter für 2000 A mit lamellierter Kontakt- 
bürste wurde mit Hilfe einer rotierenden Kon- 
taktvorrichtung "dauernd stromlos geschaltet 
und.nach je 100 Schaltungen der Spannungs- 
abfall gemessen. Die ausgezogenen Kurven 
gelten für trockene und die punktieiten für ein- 
mal zu Beginn ‚eingefettete Kontaktflächen. 

Merkwürdigerweise wurden die höchsten 
Werte nur dann erhalten, wenn die Einschal- 


tung selbsttätig mittels der Schaltmagnete vor- 


genommen wurde. Beilangsamer Einschaltung 
von Hand war der Kontaktwiderstand in jedem 
Fall geringer. Ob für dieses Verhalten die Oxy- 
dation allein verantwortlich zu machen ist, 
wurde nicht näher untersucht. Jedenfalls 
ersieht man auch aus diesem Versuch 
die Wichtigkeit der Schmierung. 

Schmiervorschrift. Sehr wirksam hat 
sich eine Maßnahme der Allgemeinen Elektri- 
citäts- Gesellschaft erwiesen, in der Form, daß 
auf sämtlichen Schaltern mit Bürstenkontakten 
ein kleines Schildchen (Abb. 2 u. 8), welches 
Angaben über die Art der Schmierung enthält, 
möglichst auffällig angeordnet wird. 

Höchste Dauerstromstärke. Die 
Oxydationskurven lehren deutlich, daß sich die 
Höhe der zulässigen Danerstromstärke nach 
der Wartung richtet. Ein Schalter, der häufiger 
gereinigt und gefettet wird, kann unbeschadet 
überlastet werden. 

Kontakte an Sicherungen. Zur unbe- 
dingten Notwendigkeit wirdaber gute Wartung 
an solchen Kontakten, welche betriebsmäßig 
eine hohe Temperatur auszuhalten haben, wie 
z. B. Kontaktean größeren Steckpatronensiche- 
rungen. 

Zweckmäßige Übertemperatur. Die 
Kurven der Betriebsdauer (Abb. 5) haben an- 
scheinend eine Asymptote bei etwa 900 A, was 
besagen würde, daß bei dieser Belastung — eine 
Raumtemperatur von nicht mehr als 25°C vor- 
ausgesetzt — eine Schmierung überhaupt nicht 
mehr nötig sei. Es ist leicht einzusehen, daß 
eine Asymptote tatsächlich vorhanden sein 


muß, denn sicher kann der Kontakt irgend eine: 


kleine Strombelastung dauernd tragen, auch 
selbst wenn die Oxydbildung weiter fort- 
schreitet, schon deswegen, weil bei Erreichung 
etnes bestimmten Spannungsabfalles dieSchicht 
immer wieder durehschlagen wird, ein Vorgang, 
welcher besonders bei gut aufeinandergepaßten 
trockenen Klotzkontakten beobachtet werden 
kann. Man kann nınaber wohl verlangen. daß 
ein Schalter in gewissen Zeitabschnitten einmal 
neu gefettet wird, z. B. in obigem Fall minde- 
stens nach einem Jahr. Dann ist aber eine Be- 
lastung von 900A bei etwa 20° Raumtempera- 
tur durchaus zulässig. Da die Kurve ziemlich 
schnell umbiegt, so sinkt die Betriebsdauer sehr 
rasch bei dauernder Überslastung. Z. B. würde 
bei einer Belastung mit 1300 A eine Reinigung 


der Kontaktflächen spätestens nach 15 Tagen 
erforderlich sein. 

Diejenige Anfangstemperatur, bei welcher 
eine Reinigung nur nach sehr langer Zeit erfor- 
derlich ist, entspricht im vorliegenden Fall einer 
Strombelastung mit 900 A und beträgt etwa 


10 — 


o\ ee 
120 BEBSEUNNGE 


Millivolt 
Se 


100 2000 , 6000 8000 
r Anzahl der Schaltungen 
Abb. 7. Zunahme das Kontaktwiderstandes bei 


Raumtemperatur bei geschmierten und trockenen 
Kontaktflächen. 


48° (0, bei einer Raumtemperatur von etwa 
230 C. Die normale Übertemperatur 
sollte also für gewöhnlich höchstens 
25 bis. 800 betragen. 

Einfluß der Raumtemperatur. Man 
erkennt jetzt auch leicht den schäd)ichen Ein- 
fluß einer hohen Raumtemperatur. Der Schal- 
ter, der bei 900 A Dauerbelastung bei gewöhn- 
licher Zimmertemperatur kaum einer Wartung 
bedarf, müßte bei einer Raumtemperatur von 
350 und derselben Strombelastung bereits nach 
20 Tagen gereinigt und neu gefettet werden, um 
keine höhere Temperatur als rd 150° zu errei- 
chen. Ist also eine sorgfältige Überwachung 
nicht durchführbar, so dürfte in diesem Falle 


‘der Schalter höchstens 50 — 35 = 15° Über- 


temperatur annehmen und dementsprechend 
nur mit etwa 700 A belastet werden! 


ACHTUNG. 
DIE KONTAKTFLÄCHEN: MUSSER STÄNDIG MIT 


e) 


REINER: VASELINETEINGEFETTETS SEIN 
RBIWENE: "VORHERIGE SAUSWASCHUNG 
T.: BENZIN .TRFORDERLICH., 
TUNGESCHMIERTE KONTAKTE 
„WERDEN HEISS! ö 


Abb. 8. Schmiervorschrift für Schalter. 


In ‘der Praxis liegen die Verhältnisse 
jedoch nicht immer so ungünstig, wie die, 
unter denen der obige Versuch durchgeführt 
wurde Nur in wenigen Anlagen, z. B. 
in chemischen Fabriken, ist es nicht immer 
möglich, den Schalter genügend oft auszu- 
schalten und zu reinigen. Aber auch in diesen 
Fällen ist oft eine ziemlich gleichbleibende Be- 
lastung während der Tag- und Nachtzeiten vor- 
handen, so daß die Temperaturschwankungen 
viel geringer sind und ein plötzliches Anwachsen 
des Übergangswiderstandes, wie es bei einer 
starken Abkühlung stattfindet, fortfällt. 

Berechnung. Nachdem wir die Höhe der 
zulässigen Temperatur in den Kontaktflächen 
festgelegt haben, besteht nun die Aufgabe für 
den Konstrukteur darin, die Abmessungen des 
Schalters so zu wählen, daß die gewünschte 
Temperatur auch wirklich erreicht bzw. nicht 
überschritten wird. 

Das allgemeine Schema eines Schaltern ist 
in Abb. 9 wiedergegeben: eine Tastbürste, 


Abb. 9. Schema eines Tastbürstenschalters. 


welche zwei feststehende Kontakte überbrückt, 
wobei der Querschnitt der Schalterteile ver- 
schieden ist von dem Querschnitt der Anschluß-_ 
schienen. Um die Aufgabe nicht unnötig zu. 


"70000 


1l. März 1920. 


komplizieren, sei der Qnerschnitt der Bürste 
und feststehenden Kontakte untereinander 
gleich. Ferner sei der Übergangswiderstand an 
den Anschlußstellen gleich Null, so daß daselbst 
keine zusätzliche Temperature höhung auftritt. 
Wie später gezeigt werden wird, ist es praktisch 
immer möglich, den Anschluß so zu gestalten, 
daß die Übergangsverluste keine zusätzliche 
Temperaturerhöhung herbeiführen. ‘Die Ab- 
messungen der Anschlußschienen sind gegeben. 
' Sie sind entweder für eine Berkimmte, Erwär- 
mung oder mit Rücksicht auf Spannungsabfall 
bemessen. Solange die Anschlüsse nicht einen 
wesentlich kleineren Querschnitt als die Schal- 
terkontakte aufweisen, fließt Wärme. vom 
Schalter nach den Schienen. Nur bei stark ver- 
mindertem Querschnitt fließt Wäıme von den 
Anschlußschienen in den Schalter. Wann der 
eine oder andere FAll eintritt, ergibt die weitere 
Rechnung. Die Temperaturverteilung eıhellt 
aus folgenden Überlegungen. 

Ein gerader gestreckter Leiter von gleich- 


bleibendem Querschnitt und Profil erreicht bei 


einer bestimmten Strombelastung, wenn keine 
Kontaktstelle vorhanden ist, im Beharrungs- 
zustand an jeder Ste'le dieselbe Übertempera- 
tur T° (Abb. 11). Wird der Leiter an einer 
Stelle durchgeschnitten und die beiden Teile 
gegeneinande'gepr eßt, so entsteht in der Trenn- 
stelle ein zusätzlicher Verlust infolge des Über- 


gangswiderstandes. Die entstehende, zusätzliche fe 


Wä'me wird je zur Hälfte nach links und nach 
rechts abgeleitet und muß letzten Endes genau 
in derselben Weise wie die Wä' me, welche durch 
die Ohmschen Verluste im Leiter selbst ent- 


steht, nach außen an die umgebende Luft abge- | 


geben werden. Soll jetzt bei der gleichen Strom- 

belastung. die Temperatur an der Trennstelle 

wieder auf den ursprünglichen Wert wie beim 
ungeschnittenen Leiter verminde't wer den, so 

‘ist dies nur möglich, wenn der Qıerschnitt der 

Bürste oder des ganzen Schalters verstärkt 
wird, also unter Herabsetzung der Ohmschen 
Verluste in den Leiterteilen selbst. 

Für die Berechnung sind folgende. Be- 
zeichnungen gewählt: 

Jg —= Zulässige Strombelastung eines Abe: 
schnittenen Leiters von gleichbl eiben- 
dem Querschnitt und P:ofil (Ampere). 

J — Zulässige Strombelastung des Schalters 

unter Berücksichtigung der 'Kontakt- 

widerstände. 

— Übe'temperatur an der Kontaktstelle 

in.06, 

— Zu der Belastung 57 gehö-ige Über- 
temperatur in 0 0. (= 309). 

— Übe temperatur des Schalters für den 
Fall, daß keine Übe gangswiderstände 
vo handen sind und die Anschlüsse die 
gleiche Temperatur aufweisen. (Vergl. 
Abb. 13.) 

— Übertemperatur der Anschlußschienen 
unter den Bedingungen wie vorgehend, 
d. h. ohne innere Wärmezu- oder -ab- 
fuhr in der Längsrichtung. 

— Totale Zusatztemperatur in der Kon- 
taktstelle, die sich bei der Strombe- 
lastung J, einstellen wü' de (Abb. 14). 

— Zusatztemperatur in der Kontaktstelle, 

wenn nur deren eine vorhanden wäre. 

— Desgl., jedoch im Abstande x von der 

Kontaktstelle, 

— Zusatztemperatur, die von der Quer- 
schnittsänderungim Abstand x, von der 
Verjüngerung herrührt. 

—= Desgl., jedoch im Abstande c+zx, von 
der Ve' jüngerung. 

9: 9 = Querschnitt der Schalterkontakte und 

‘der Anschlußschienen bzw. (em?). 


= (s+h) =halber Umfang des Leiters (cm). 


© = Abstand der beiden Kontaktstellen v von- 
/ einander in cm. : 
7, — Abstand der nächstliegenden Kontakt- 
stelle in cm von der Qierschnittsver- 
jüngerung 


R Te = 7 
In, 


T, 


gr 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 


1i. 2807 


eg = Spannungsabfall an einer Kontaktstelle 
in Millivolt bei der Strombelastung Jy. 

P = Gesamtdruck, der auf jeder Kontakt- 
stelle lastet, in kg. 

p = Spez. Druck in kg pro em? Leitungs- 
querschnitt (nicht pro cm? Kontakt- 
fläche). 

e — Konstante — 0,10.10=3 bis 0 3.10? 
für saubere bzw. etwas oxydierte Kupfer- 
kontaktbürsten (normaler Bet'ieb). 

v = elektrische Leitfähigkeit bezogen auf 
1 Meter Länge bei 1 mm? Q :1erschnitt 
bei der mittleren Schaltertemperatur 
(für Kupfer bei 50° » = 50). 


ce = Koeffizient der inneren Wärmeleitung 


(für Kupfer & 1,0). 


& = Grundzahl der nat. Logarıthmen = 
2718. 
k = Konstante = 172 für Kupfer. 


C = Konstante = 0,22 für Kupfer. 
# = Konstante » 0,173 für Kupfer bei T, = 
IRA. 
A,a.b = Konstanten, siehe Text. 

Bei der. folgenden Entwicklung ist zu- 
nächst die vereinfachende Annahme gemacht 
worden, daß die Wärmeabgabe nach außen, so- 
weit nur die Zusatzverluste in Betracht kom- 
men, proportional der Übertemperatur an jeder 
Stellesei. Bekanntlich ist dies, wieauch Abb.10 


150 T— 


Ir 
S 


Vemperatur 


g f 


EEE HEN ENT 
"  yAnd=T2 


Abb. 10. Angenäherte Proportionalität zwischen 
bertemperatur und Wattverlusten. 


zeigt, nur annähernd der Fall. In Wirklichkeit 
wächst die Übertemperatur nicht genau linear 
mit dem Q:adrat der Strombelastungt). 

Da die Ve einfachung nur auf die Zusatz- 
temperatur angewendet wu dundin den Schluß- 
formeln die Reduktion auf die Noımalstiom- 
stärke nur inne halb eines kleinen Interpola- 
tionsgebietes vo' genommen wird, ist der wıık- 
liche Fehler praktisch ve’ nachlässigbar. 

Fe’ner ist der Koeffizient der inneren 
Wä:meleitung und die elekt:ische Leitfähig- 
keit als konstant angenommen. Schließlich sind 
die Querschnittsfo men und die gegen“eitige 
Lage der Schalterteile an fertigen Schaltern 
nicht so einfach, als in dem Beispiel der nach- 
folgenden Berechnung zugrunde gelegt. Tıotz- 
dem ist die Abweichung zwischen Berechnung 
und Messung gering. 


Zusatztemperatur infolge Über- 
gangswiderstand. Wir setzen also: 
Au daL 
N) RE EN Sn 2d (1 


worin L der Verlust über die Länge I bzw. & 
bedeutet (Abb. 11).. Die nach außen abgehende 


DEE 


Abb. 11. 


Temperaturzunahme infolge Übergangs- 
widerstand. 


zusätzliche Wärme in Watt ist somit pro Län- 
genelement 
1! 
—-dL=79d® SE N 


1)" Vel. Teichmüller. Die Bryirmung der elek- 
trischen Leikungent, Stutigarı 1VUb, a Enke. 


— 


Die in Abb. 11 rechts zwischen der T,-Gera- 
den und der 3-Kurve liesende Fäc ha ent” 
spricht der Hälfte der Veruste im Über- 


gangswiderstand, entsprechend dem Integral 


1 © 
-L=. fsae. ER 
0 


ı Dieinne*e Wärmeleitung.ist für den stationären 
Zustand nach Fourier gegeben durch 


eq en 


L=— 03° ee I 


Aus diesen en a sich fol- 
gende Gleichungen für die Temperaturen her- 


leiten!) : 
= 024a r 
eva — c q 18 . . . (5 


d. h. die 'weitergeleitete Wärme ist an jeder 
Stelle propoıtional der Zusatztemperatur an 
dieser Stelle. Da diesäuch für den Ausgangs- 
punkt 2=0 zütrifft, so ist, wenn 


van 
REEL, 


1 e 
ee 
Es ist gemäß Gl. (1) a = A/u die Temperatur- 
e:höhung für 1 Watt Verlust auf 1 cm Länge 
und kann zweckmäßig aus der Temperatur- 
e'höhung T, des ungeschnittenen Leiters be- 
rechnet weıden. Das gibt 


gesetzt wird 


3 (6 


10 000 7,» q ir 
= 75 IF... 
Eingesetzt ın 6 folgt dann 
v7) ehe VT, eo . . . . . (S 
worin <=0,0245Y»/e .. ...0 


Für Kupfer ist 
= 0,0245 ./5%/,0 2 91738. 
T, war zu 30° festgesetzt worden. Damit wird 
x2./ 720,9. 


Die Zusatztemperatur in der Kon- 
taktstelle ist also proportional dem 
Spannungsabfall in der Kontaktstelle. 

Praktische Messungen an einem 35 mm 
dicken Rundkupferstab an Flachkupferschie- 
nen und an fertigen Schalte n e'gaben für die 
in der Praxis vorkommenden Tempe’ aturen 
recht gute Annäherung an die P opo’ tionalität 
zwischen de Zwsatztempe atur vnd dem Span- 
nm'ngsabfall in der Kontaktstelle, wie aus Abb. 
12 hervorgeht. Für die Konstante x ergaben 


100° 


90 


80 


Temperatur 
an 
Ss 
° 


10° m E| 


7) ec 
0: 202 30 40 50 60 0 8% 
& Millivolt 


Abb. 12. Proportionralität zwischen Spannungsabfall 
Temperaturzunahme. 


sich jedoch kleinere Werte. Aus mehreren Mes- 
sungen an Kupferschienen ergab sich der Weıt 


!) Anf die ausführliche Entwicklung muß hier auf 
Raumma:gul verzievhtet werden. 


208 


Elektrotechnische Zeitschrift. | 


Yy 


1920. Heit t. 


il. März 1920, 


x —= 0,1% bis 0,15, was dem Einfluß benach- 
barter wäımeableitender Massen zuzuschrei- 
ben ist. 

Die Übertemperatur in der Kontaktstelle 
ist 

T;=T,+% 10 

Dies muß reduzieit werden auf die Temperatur 
des ungeschnittenen Leiters, indem die Stiom- 
belastung veringeit-wiıd. Da sich die Über- 
temperatur en angenäheit zueinander verhalten 
wie die Quadrate der Strombelastungen, wud 
die zulässige Belastung eines an nur einer Stelle 
geschnittenen Leiters , 


= RR 
J=n) TKtH 


Temperaturverteilung. Die Tempera- 
. turverteilung selbst ist gegeben dureh die Glei- 
chung 


a1 


2=bin 2 5 
oder Ri (12 
II 
: 205 v7, VTev er , 1500 
worin ab= 7 u (15 
q ar 


(Schluß folgt.) 


Über das Nebensprechen in kombinierten 
Fernsprechämtern. 


Von Leon Lichtenstein in Berlin. 


(Schluß von 8. 191.) 
Ganz anders liegen nun die Verhältnisse 
bei einer langen pupinisierten Übertra- 
gung. Betrachten wir wieder zunächst nur das 


Übersprechen und denken wir uns, daß ledig-. 


lich die Stammleitungen jedes Vierers pupi- 
nisiert sind. Die Selbstinduktivität jeder Spule 
sei gleich 0,15 Henry, der Kupferwiderstand 
(bei Wechselstrom ® = 5000sec!) gleich 4,5 2 
Auf je 1,7 km Entfernung möge eine "Spule 
kommen. Der Einfluß der Spulenkapazität 
wird der Einfachheit halber vernachlässigt. 

Es sei übrigens bemerkt, daß unsere bis- 
herigen Betrachtungen zwar streng genommen 
eine durchaus : homogene, somit jedenfalls 
nicht pupinisierte Leitung voraussetzen; die 
Ergebnisse gelten indessen angenähert, auch 
wenn die Leitung pupinisiert ist, falls nur der 
Abstand zweier Nachbarspulen klein gegen die 
Wellenlänge ist. 

Die Selbstinduktivität der Leitung selbst 
ist gegen diejenige der Spulen zu vernach- 


lässigen. _Wir erhalten jetzt 
„Ao 
Dale % - =0,088 Henry/km, 
w=b Ar T 2 — 17,64 Ohm/km. 


: Für die kilometrische Gegeninduktivität 
M nehmen wir mit Absicht den hohen Wert 


3,0.10-4 Henry/km 


an. Die Charakteristik der Leitung hat jetzt 
den Wert 


3=8'=1480 Ohm bei & = 5000 see-1. 


Nimmt man R,= 2000 .2 an, so erhält man 


nach (48), wenn zur Vereinfachung wieder’ 


A=4,/ =0 gesetzt wird, 
1er. 
a 5 zug0 (0:02 — 0,0084). 


Selbst bei einer hohen Gegeninduktivität der 
Leitungen . von 3,0.10* Henıy/km beträgt 
der „induktive‘‘ (magnetische) Anteil an dem 
Übersprechen lediglich 17 %/, des „‚kapazitiven“, 
Die Pupinisierung der Leitung hat 
nicht allein zur Folge, daß der Dämp- 


fungsexponent ßl sinkt, daher die 
Reichweite wächst. 
zugleich auch das ‚„induktive“ Über- 
sprechen herabgedrückt. 

Beilangen pupinisierten Leitungen 
erhält man für das 8*1 des Übersprechens unter 


Umständen einen besonders einfachen .Aus- 


druck. Die.Charakteristik des Eichkastens 3* 


möge derjenigen der Leitung selbst gleich sein: 


an. 


Wie wir bereits gesehen aber, ist ferner 


in der Regel 
REN: 
A und A,’ verschwinden gegenüber od und 
od), desgleichen ist w klein gegenüber mL. 
Für (48) und (50) schreiben wir daher 
di M\ 
EHR)- + = 7) 


u, 


a 


und 


Hieraus folgt aber 


AH ARNE —yr RO ES U. 
a ie Io 
Im vorliegenden Falle ist 
 rI=b. 
Ist die Leitung so weit ausgeglichen, daß 
di | 
> = 0,005 


ist, so findet man 
BFISMS: 


Alle vorhin abgeleiteten Ergebnisse gelten 
auch noch für das Mitsprechen. Die Rech- 
nungen sind nur diesmal etwas umständlicher, 
da jetzt ww und im allgememen L’+L, 
v’+y 3’+3 ist. Man muß darum von der 
allgemeinen Formel (85) ausgehen. 

Es ist nun bemerkenswert, 
die günstige Wirkung der 
rung (Herabdrückung des induktiven 
Beitrages) auch beim Mitsprechen be- 
steht, selbst dann sogar, wenn nur die 
Paare und nicht auch die Vierer pu- 
pinisiert sind. 

Nach (85) ist der LET Beitrag dem 
Ausdrucke 


nd Mio 
vr). 8 


daß 


SUMEer 


= Mio Atiod 


Hswird vielmehr: 


Pupinisie- 


am Ende entsprechend über die Scheinwider- .- 


stände R,' und R, geschlossen sind. Der 
Zustand am Ende einer sehr langen 
Leitung. 


ist ohne merklichen Einfluß 


auf den Vorgang des Nebensprechens 


am Anfange dieser ı 
Die Grenzbedingungen (Abb. 5) lauten 
jetzt 


C. = 2,0 Se - (53 
OR 
E'=R De „(BB 


Führt man diese in die allgemeinen For- 


meln (80) ein, so erhält man nach einigen: 


Zwischenrechnungen, die wir übergehen, wieder 
us Gl oDUng 


1 Er Mio 
TRtZ yo‘ "SE } Ri 
Diese Formel ist aber in der Tat mit der 
Formel (85) identisch. 
Die Schlußfolgerungen, die wir in $ 3 für 


den Fall sehr langer am Ende offener Leitungen 
abgeleitet haben); gelten mithin allgemein, auch 


wenn die Leitungen am ‚Ende über beliebige 


Scheinwiderstände geschlossen sind. 


SA. Sehr lange Leitungen. Nehenspreahen 
am Ende der empfangenden Schleife.*) 


Wir haben bis jetzt durchweg angenom- 


| men, daß der Generator (im allgemeinsten 


Sinne des Wortes) und der durch Neben- 


sprechen beeinflußte Apparat sich beide am 
"Anfang, oder, was auf dasselbe hinauskommt, ° 


beide am Ende der Leitung befinden. Den Be- 


trachtungen dieses Paragraphen legen wir die 


in der Abb. 6 veranschaulichte Schaltung zu- 
grunde. Am Anfang der Leitung wird also ge- 


m Sn, 
"Abb. 6. 


en am Ende das Neben beob- 
achtet. Zur Vereinfachung der sonst recht 
komplizierten Formeln nehmen wir 


Re = RB, MD 


L 


w+kioL Vorta DAT red) Ve aan 


proportional. Sind sowohl die Stammleiter 


als auch die Vierer pupinisiert, so sind L und: 


L’ groß. Sind nur die Paare mit Pupinspulen 
versehen, so ist jedenfalls einer der beiden 
Werte L und L’groß. Handelt es sich um das 
Mitsprechen I auf V, so ist L groß, L’ klein; 
betrachtet man das Mitsprechen V auf I, so ist 
L’ groß, L klein. In beiden Fällen ’ist der 
Nenner verhältnismäßig .groß,. das ‚induk- 
tive‘ Mitsprechen klein. 


$ 8. 


Sehr lange, am Ende über Sehennwidere 
stände geschlossene Leitungen.*) 
In dem vorhergehenden Paragraphen ha- 
ben wir eine sehr lange Leitung untersucht, 
dabei aber vorausgesetzt, daß die beiden Schlei- 


f 


Abb.*d, 


fen B und CO am Ende offen sind. Die Formel 
(35) gilt nun, auch wenn die beiden Schleifen 


*) In. der ausführlichen nenn als $4 


bezeichnet, 


‚an. 


{ : ; 2 —- yvl_eo-yl —y’ 
| LER LA 
ne —ıSa g' Su en y 3 1 


(52 


am Schluß des $ 3 auseinandergesetzten- Grün- 
den die Annahme M = 0 durchaus zulässig. 
Die Grenzbedingungen lauten jetzt 


Sa =0, &.' Sen ER IHEN (68 


Nach einigen Zwischen: echnungen, derent- 
wegen auf die ausfüh.liche Veröffentlichung 


veı wiesen weı den muß, eıhält man als End- 


resultat die Foımel 


za 


(74 


Diese Formel ist von der Hortaeh die man 
erhält, wenn man in (85) M=0 setzt, ganz 
Törschloden. Wegen der Exponentialfakto en 
e-?!, e=Y't ist $,’ beträchtlich kleiner als $a’ 
(aus (35) gewonnen). 
jetzt geringer als bei der Schaltung nach 
Abb. 2. Diese Folgerung dürfte von den An- 
nahmen (67) unabhängig sein und auch bei 


mäßigen Längen der. Übertragung ‚zutreffen, 


Wie wir in $ 3 gesehen haben, ist bei pu- 


pinisierten Leitungen der induktive Anteil des 
Nebensprechens gegenüber dem kapazitiven 


 *) Entspricht dem $ 5 der ungekürzten Arbeit. 


(66 


Cu 


Bei pupinisierten Leitungen. ist aus den 


‚Das Nebensprechen ist 


"Blektrolechnische: Zeitschrift; 


1920. 


Heil. 


unwesentlich. Wir setzen daher in (85) zur 
Vereinfachung M = 0 und erhalten, wenn wir 
ferner beachten, daß bei Fernsprechkabeln 


4, gegenüber @ d,in der Regel verschwindet, 


den sechs 


N Kia! 2 Kt 

Bu STR Wet) 

ae wie D)iwd 

— fa 5 Ra y' (v +y') 
Diese Formel gilt sowohl für das Übersprechen 
I auf II und II auf I als auch für die vier 
Arten des Mitsprechens I auf Y;.V auf I; 
Il auf V; V auf II.. Wie im Kapitel II aus- 
führlich begründet wird, sind die den sechs 
Arten des Nebensprechens entsprechen- 
Werte di‘ paarweise ein- 
ander gleich. Bezeichnen. wir. ferner - mit 
Co, €; usw. die „gegenseitigen Kapazitäten“ 
der Leiterpaare (1),-(2); (1), (8) usw.), so ver- 


(75 


schwinden alle drei Werte d,, wenn - 


ee (76 


ist. 

Aus praktischen Gründen ‘werden die’ 
Gleichungen (76) durch die ihnen gleichwer- 
tigen Gleichungen. 


Pers, P=Cha— CH 
Prg=0, I=A4ıT (nm 
rH+3=0, was Gy 
| N 
ersetzt?). 


In den drei letzten Paragraphen haben wir 
uns mit sehr langen Fernsprechübertragungen 
beschäftigt. Wir kehren jetzt zur Betrachtung 
kurzer Leitungen zurück. Das Studium dieser 
ist aus Joppeltem Grunde von Interesse: zu- 
erst liegen bei den Laboratoriumsversuchen 
meist nur kurze Kabelstrecken vor, zweitens 
gewinnt man aus der Betrachtung kurzer 


Schleifen Methoden zur experimentellen Be- 


‚stimmung der elektrischen Konstanten, vor 


allem der Konstanten M und dir 
8 5. Kurze Leitungen. Beiderseits offener 
empfangender Kreis.?) 


Wir betrachten jetzt den in der neben- 
stehenden Abb. 7 veranschaulichten Betriebs- 


fall. Der Stromkreis Bist am Ende, der Strom- 


& BEP Mi 8. 
& % £ 
"Abb. 7. 


kreis © beiderseits offen. Die Grenzbedingun- 
gen sind jetzt 


N A RE N: 


Ne _ nsa — 
Nach einigen Zgischenrechnungen, die an 


dieser Stelle übeıgangen werden müssen, erhält 


ınan bis auf Glieder zweiter -Ordnung 


oder, da bei @ = 5000 die Weite A’ und Ay 


in der Regel entsprechend gegenüber od’ und 
@d, verschwinden, 


. (& 


r der Formel (82) bezeichnet d’ die Ka- 
pazität des. Stromkreises B für 1 km. Ist, 
diese Kapazität bekannt, so liefert 
die Gleichung (82) sogleich den maß- 


') Bei der Bestimmung von c;7. werden alle Leiter, 


außer (%) und (k), von einander und von dem Bleimantel 


(der Erde tıei Freileirungen) isoliert gehalten, während (:) 
und N n die Spunnungsquelle angeschlossen werden. 
Yek dio genauere Theorie im Kapitel Il, $ 2 der 
ausführlic en Arbheit.o 
%) Entspricht dem $ 6 der ausführlichen Veröffent- 
lichung. 


gebenden Wert d,’ der Größe und dem 
Vorzeichen nach. 


8 6. Kurze Leitungen. Der gebende Kreis 
kurzgeschlossen, der empfangende Kreis 
über einen kleinen Widerstand geschlossen.!) 

Es wird jetzt der folgende Betriebsfall be- 
trachtet. (Abb. 8.) Der Stromkreis B’ist am 


ee 
Be 


Abb. 8. 


Ende kurzgeschlossen, der Stromkreis C ist am 
Anfang kurz, am Ende über einen Scheinwider- 
stand 

"N.=RtioLl,, 


geschlossen, (Abb. 8). Offenbar ist jetzt 
BEE .. (88 


Nach einigen ziemlich umständlichen Um- 
formungen . erhält man als Endresultat die 
Formel 


Mio 


a 


Hier bezeichnet 1 M die gegenseitige Indukti- 


vität der Stromkreise B und ©. Der Nenner 


I(w +ioL)+N. ist der gesamte Schein- 
widerstand des Stromkreises C (den Schein- 
widerstand Rt, mitbegriffen). Wie ersichtlich, 
verhalten sich die beiden Strom- 
kresse B und C so, wie, wenn. die 
Selbst- und die gegenseitige Indukti- 


vität punktförmig und nicht gleich- 


mäßig verteilt wären. Der Einfluß der 
Kapazität (kapazitiver Kopplung) 
äußert sich erst in dem Gliede ((B)). 
Aus (83) und (95) folgt nunmehr 


. MiwoNR. 5 
&.= — Sa w FiaL) ER, +(()) 


(96 


Ist insbesondere R,=0 (d. h. C kurz- 
geschlossen), so ist 


& Mio 
rose er za) 


Die Formel (96) eröffnet die Mög- 
lichkeit, den Koeffizienten der Gegen- 
induktivität M an. kürzeren Über- 
tragungen (einzelnen Fabrikationslängen oder 
Gruppen von Längen) experimentell zu 
bestimmen. Man wird so z.B. den Ein- 
fluß der Verschiedenheit der Dralle auf den 
Wert M verfolgen können. 


Our I 2 
NErTT 


(97 


"= — Ya (1+0)(wW-tioL)) le 


erüi-m)te-ri—n 


Die Stromschleife B ist am Ende kurz 
geschlossen, die Stromschleife C ist am Anfan 
und am Ende entsprechend über die Schein 


Are] 


Ra CH 


‘ 


Abb. 9. 


Re 


widerstände R, und R, geschlossen (Abb. 9). 
“ Nach einer längeren Reihe von Umfoımun- 
gen erhält man jetzt 


Miol 
Va=gr FR, F(P)) | a2 
‚Ist insbesondere | R.| = © (Schleife C 


am Ende offen), so folgt aus (121) unter der 

Annahme o<|a* < 
a 

Ka '=((B)). (122 

Die Formel (121) ist der früher abgelei- 


Mio ; 
saw TIoISIR, ! ((12)) v 


(95 


teten Formel (95) ganz analog. Jene Formel 
(95) haben wir unter der Annahme erhalten, 
daß |R,| von der Größenordnung |w+ioL’ 1 
sei. Im vorliegenden Falle ist uun die Größen- 
ordnung der Scheinwiderstände R, und R, 
eine ganz andere. 

In den Formeln (95) und (121) ist ML die 
gesamte gegenseitige Induktivität der Strom- 
kreise Bund C; die Nenner (wtioL)+NR, 
und Ru + R, stellen den gesamten Schein- 
Widerstand des Kreises C!) dar. Wie ersicht- 
lich, verhalten sich die beiden Stromkreise so, 
wie wenn die Selbst- und die gegenseitige In- 
duktivität punktförmig und nicht gleichmäßig 
verteilt wären. Der. Einfluß der Kapazität 
äußert sich in dem Gliede (()). 


$ 8. Kurze Leitungen. Der empfangende 

Kreis am Ende offen. Der gebende Kreis über 

einen verhältnismäßig großen Widerstand ge- 
schlossen.?) 


Wir sind nunmehr in der Lage, den Ein- 
fluß eines am Ende einer kurzen Schleife B . 
(< 1 km) angeschlossenen Apparates auf den 
Vorgang in dem am Ende offen gedachten 
Stromkreise C zu untersuchen. (Abb. 10.) 

Es ist allgemein (vgl. F. Breisig, Theo- 
retische Telegraphie, $. 283), wenn &, und 3 
wie bisher die Spannung und den Strom am 
Ende der Schleife B: bezeichnen, 


OU) 


E=&% ; , 7 


1eY ya 


ee 
(123 
ert-d) + e-rl-n) 


3=& 5 9 


Ist der Widerstand nicht am Ende, sondern 
am Anfang der Schleife C untergebracht, so ist 


VE IMiw 
a a Tag ro) rn. rl 
Auch jetzt wird vorausgesetzt, daß 
N. = 0' (wi +ioL)l 


ist, unter 6' eine komplexe Zahl von der 
Größenordnung 1 verstanden. 


(2)) (98 


3 


$ 7%. Kurze Leitungen. Der gebende Kreis 

kurzgeschlossen. Der empfangende Kreis 

beiderseits über verhältnismäßig ‚große Wider- 
stände geschlossen.) 


Wir betrachten jetzt den Den Be- 
triebsfall: 


1) Vergleiche $ 7 der ausführlichen Arbeit. 
®2) Zugleich $ 8 der ausführlichen Arbeit, k 


fi) = nse 2 | 
Ist der Scheinwiderstand des Apparates 
am Ende von B gleich R,, so ist ferner 
ER. (124 


Die Werte des Stromes und der Spannung 
in einem beliebigen Punkte x der Schleife B 
sind lineare, homogene Funktionen der Werte 


SSH %, 
A= % 
. - Abb. 10. 


1) In (121) ist I(w’+iwLN) gegen Ra +NRe von der 


I Ordnung !; der Einfluß dieses Widerstandes äußert sich 


daher erst in dem Gliede ((l3)). 
2) Vergleiche $ 8 der ausführlichen Arbeit, 


210 


GE und $. Die Differentialgleichungen (14) 
und (15) enthalten € und $ linear. Denselben 
linearen Charakter haben auch die Grenz- 
bedingungen. Auch %,’ und €,’ werden sich 
somit als limeare, homogene Funktionen von 
&, und $. ergeben: 
Va 9er gNe; 
= —(R+ioD) (p&e+gNe) (125 
Die Konstanten p und q haben, wie man 
leicht sieht, folgende Bedeutung: 
Setzt man in (125) 
0 &=1, 
so erhält man BÜR 
ae RT SEEN LOG 
Offenbar ist p derjenige Strom %a’, der beim 
Leerlauf der Schleife B den Scheinwiderstand 
R-+io L durchfließt. sofern "ugleich die Span- 
ınne &, den Wert 1: Setzt man 
&=n. aaa 
so findet man 72 
(127 
Schließt man den Stromkreis B kurz und re- 
ouliert die Spannung € so ein, daß = 1 
wird, so erhält man q=$a‘. NER 
Rs gilt nun. wie sich ohne Schwierigkeiten 


zeisen läßt, 
((8)) 


und, wenn | R von der Größenordnung |Z| ist. 
endgültig 


a ee: 
Sa =q 


| Su =(A4 +iodh)3Ea +) | (133 


Unter den im Laufe dieser Unter- 
suchung gemachten Voraussetzungen 
81=<0,01, 2<1ikm 

| Ro | 


I. 


134 


N.>B 


ist somit der Strom am Anfange der 
(offenen) Schleife © von dem Zustande 
am Ende der Schleife B unabhängig. 
Die magnetische Kopplung der beiden 
Schleifen B und C verschwindet ge- 
genüber der kapazitiven. 

Dasselbe Ergebnis haben wir in $ 3 für den 
Grenzfall eimer sehr langen (pupinisierten) 
Leitung abgeleitet. 


$9. Kurze Leitungen. Der gebende Kreis 
offen. Der empfangende Kreis beiderseits 
über große Widerstände geschlossen.!) 


Wir betrachten jetzt die folgende Anord- 
nung. -Die Stromschleife B ist am Ende offen, 


Abb. 11. 


die Schleife C am Anfang und am Ende ent- 


sprechend .über die Scheinwiderstände R, 
und R, geschlossen (Abb. 11). 
Die Grenzbedingungen sind jetzt: 


Te = 0, &a' zZ Na, Na &,' — Re a (135 


Aus den allgemeinen Formeln ergibt sich 
nach einer Folge von Zwischenrechnungen die 
Formel 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 11. 


11. März 1920. 4 


m 


Diese Formel stimmt mit der Formel (41) voll- 
ständig überein. An jener Stelle ist die Ent- 
wieklung um ein Glied (mit 13) weiter getrieben 
als jetzt. Für R. haben wir dort R+ioL 
gesetzt. a 

Die einzelnen Glieder der Formeln (150) 
und (151) gestatten (im Falle des. Über- 
sprechens) die folgende anschauliche elemen- 
tare Deutung: Die auf die Spannung €, ge- 
brachten Leiter 1 und 2 der Sehleife 'B ‚‚in- 


+ art Kan PT REN 15 I Re 
ö B ö F Ia = Cl N, 
fluenzieren‘ aul den Leitern 3 
3 c 5 und 4 der Stromschleife C Ta- 
Oo O dungen 
: d'G. und —I'C. 
e 
YYimn; Diese gleichen sich, da die Span- 
nung in B sieh sinusförmig än- 
dert, durch Sinusströme über 
die parzllel geschalteten Wi- 
derstände NR. und R. aus. Der 
Strom am Anfang der Schleife C 
au hat den Wert | 
Ra 
; a SE KON oe 
Abb. 12. Sala — (%k 
al Rat Ke ; = 


wenn zur Vereinfachung von der Ableitung ab- 
geseksn wird; E,2d,' ıst die Gesamtladung 
auf (8. Da. bei der auf’ der Abb. 12 
veranschaulichten Anordnung di’ <O ist, so 
hat J„ die durch den Pfeil (Abb. 12) angedeu- 
tete augenblickliche Richtung). 

Der Ladestrom in B ist, wenn wieder 
A = 0 gesetzt wird, 


S,lodi. 


Der durch die gegenseitige Induktion 
in C hervorgerufene Strom ist gleich 


(153 


(154 


In der Tat ist M die gesamte gegenseitige 
Induktion der beiden Schleifen, NR, HN, der 
gesamte Widerstand des Stromkreises C (denn 
w'l + io L’l verschwindet gegenüber RN, +R.). 
Der Ausdruck (154) ist bis auf den Beitrag 
der Ableitung das zweite Glied der Formel 
(150). Die übrigen Glieder rühren von der 
Eigenkapazität des Stromkreises C her. Der 
Einfluß dieser läßt sich an Hand der Formel 
(151) bequem elementar verfolgen. Die Wir- 
kung der gegenseitigen Induktion wird un- 
merklich (der Stromkreis C ist offen). Der 
durch Influenz hervorgernfene Strom in € ist 
gleich 


(155 


Die Spannnng an den Klemmen des Wider- 
standes N, ist 


Guliwdr. 


—- NRElind;. (156 
Der dieser entsprechende Ladestrom ist 
NE. liwd'.liwd' (157 
Der Gesamtstrom i somit 
Gliod’A-Rlind). . (158 


Dies ist aber bis auf den Beitrag der Ableitung 


der Ausdruck (151). 


ek ati ulldHiet) l E Ra —Re 


RatRe 
SEN! 


Hr Atias)(A timd))+R))} 


14 KatNRe DER a Denn Latte) 


. (150° 


In dem besonderen Falle R, = © (die Schleife © offen) ergibt sich hieraus einfacher 


Fa’ = E31 KA HIN) IR (A Hi) (Ati) HL. . 


N Vergleiche $ 10 der ausführlichen Arbeit. 


(151 


'), In der Abb. 12 ist vorausgesetzt, daß die Ladung 
des Leiters | im Wachsen begriffen ist. 


 widerstände R, und R, hefinden, 
die Schleife B über einen beliebigen Schein- 


3 1 
(A’+iwd)— P 


$ 10. Kurze Leitungen. Einfluß der Ab- 
zweigspulen auf den Wert des Dämpfungs- 
exponenten £;. 1 des Nebensprechens.!) 


Wir sind nunmehr in der Lage, den 


Strom $,’ zu bestimmen, wenn wie zuletzt - 


am Anfang und Ende der Schleife Osich Schein- | 
während 


widerstand WR, geschlossen ist (Abb. 13). Wir 
verfahren genau so wie in $.10 und erhalten 


ct+o) | .- wo 


In der Regel wird das zweite Glied in dem 
Klammerausdruck gegenüber dem ersten ver-, 
schwinden, (dies wegen des Faktors 

1 1 

Ne NatRe 
In der Regel ist daher auch jetzt noch 
der Vorgang .der Beeinflussung des 
‚Stromkreises © durch den Stromkreis 
B als ein Vorgang im wesentlichen 
kapazitiver Natur anzusprechen. Bei 
nicht zu kleinem |R,| ist der: Zustand in C von 
dem Werte des Widerstandes AR, unabhängie. 
Bei alledem ist im Auge zu behalten, daß 
allen unseren Schlüssen die Voraussetzungen 


®1<0,01 (es ai 
BEN, “ Res o Ba 
oder 
RR, ver Fa e=2yı—]| 
Be el 
Bi 
ER) 


zugrunde liegen. BL. 

' Die Formel. (160) gestattet, den 
Einfluß der Abzweigspulen auf das 
Nebensprechen zu überschauen. 

Der Einfachheit halber betrachten wir 
lediglich das Übersprechen. In den Abb. 14 
und 11 sind zwei zu vergleichende Schaltungen 
wiedergegeben. In. beiden Fällen ist der ge- 
bende Kreis (B) am Ende offen. Der empfan- - 
gende Kreis C ist einmal (Abb. 14). offen, 
wenn wir uns der Einfachheit halber auf die 
mit 4 multiplizierten Glieder (Glieder erster 
Ordnung) beschränken, das 


Abb. 18. 


andere Mal über einen Secheinwiderstand Rt, 
geschlossen. Unter R, ist eine Abzweigspule, 


-eim eingeschaltetes Fernsprechgehäuse, über- 


haupt irgendein Scheinwiderstand am ent- 
fernten Kabelende zu verstehen. Zur Verein- 
fachung setzen wir 


NR. 


e 


(162 


Sind, wie wir voraussetzen wollen, die Strom- 


kreise Bund C sehr kurz, so berechnet sich der 


= Er, 
Abb. 14. € 


Strom am Anfang des Kreises © bei offenem C N 
in der ersten‘ Näherung zu 


Ha =Erlld+iwdr) (163 


Ü Vergleiche $ 11 der ausführlichen Arbeit. - 


und 


ıl. März 1980. 


hei geschlossenem © aber zu 
jr er es N r 
Na =g Cal(di+iwd)') el: 


Das Übersprechen ist beim Vor- 


 handensein der Abzweigspule am Ende 
des empfangenden Kreises geringer 


als ohne diese, 

Dieses Ergebnis gilt in ähnlicher Weise 
auch beim Mitsprechen. 

Daß das Einschalten von Ab- 
zweigspulen u. dgl. am Ende des geben- 
den Kreises ohne- wesentlichen Ein- 
fluß auf den Zustand des empfangen- 
len Kreises ist (kurze Leitungen und 
großen Widerstand der Spulen vorausgesetzt), 
haben wir in $$ 9 und 11 gesehen. 

In dem vorliegenden Falle (Abb. 14 und 
11); R=NR, beträgt die Erhöhung des 
Dämpfungsexponenten ß*3 des Übersprechens 
infolge der Einschaltung des Widerstandes R,, 
wie sich aus (50) leicht errechnen Jäßt, 


lognat 2 = 0,7. 


$ 11. Die Spannung &, im  Vierer.!) 
Betrachten wir den Vierer (1, 2, 3, 4). Der 
Einfachheit halber denken wir uns die Lei- 
tungen (1), (2), (3), (4) am Ende isoliert (offen) 
nur am Anfang in der betriebsmäßigen 
Schaltung miteinander verbunden (Abb. 15). 


Ma 23:3 7 


Abb. 15- 
e 


7 


Es sei w,. der Scheinwiderstand jeder Abzweig- 
spule gegenüber dem Viererstrom, NR,’ der 
Scheinwiderstand des Fernsprechers im Vierer- 
kreise. Mit B,,D,, Bz, VB, bezeichnen wir die 
Spannungen der Leiter gegen den Bleimantel 
an einer beliebigen Stelle des Kabels, mit B;., 
Bra, Ba, Bin die entsprechenden Werte an 
seinen Anfang; BD, VB, D,, 
Paar 


la» 2a> 
4a Sind im allgemeinen komplexe Werte. 
Wir betrachten das Mitsprechen I auf V 
und denken uns den Stamm I etwa durch eine 

Frankesche Maschine betrieben. 
Eine „Spannung im Vierer‘ im eigent- 
lichen Sinne gibt es nicht. 
zwei Leiter für das Sprechen im Vierer pa- 
rallel geschaltet sind, haben alle vier Leiter 
im allgemeinen verschiedene Spannungen gegen 

den Bleimantel, x 
Wir führen den Ausdruck ! 
a Di De BrYı j 
2 2 


ff 


(165 


ein und bezeichnen €, als die (fiktive) 
Spannung im Vierer. Auch &, bezeichnet 


einen komplexen Wert. Es ist eigentlieh nur. 


eine Übereinkunft, gerade €, als die Spannung 
im Vierer zu bezeichnen. Doch diese Definition 
ist zweckmäßig, denn sie gestattet, die 
allgemeinen Ergebnisse dieses Kapi- 
tels auf das Mitsprechen anzuwenden. 
Führt man nämlich €, und die dazu- 
sehörigen (im Kapitel IL $$ 1 u. 2 bestimmten) 
Werte d’ und d,’ ein, so erhält man beispiels- 
weise für den in dem vorliegenden Paragraphen 
vorausgesetzten Betriebszustand (Abb. 15), 
wie wir gleich sehen werden, aus der Formel (41) 
mit Leichtigkeit den Strom &,’ durch den 
Scheinwiderstand NR,’ im Viererkreise.' 


!) Entspricht dem $ 12 der ausführlichen Arbeit. 


Denn wiewohl je 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 11. 


2ıl 


Ist der Scheinwiderstand der Abzweig- 
spulen gegenüber den Strömen in den Stamm- 
kreisen w, der Strom, den die Frankesche 
Maschine direkt durch die Abzweigspule in I 
schickt, a, der (durch Übersprechen hervor- 
gerufene) Strom im Stamm ZI %*, die Span- 
nung der Punkte T und U gegen den Blei- 


mantel WB, und B,. so ist 


SS 
Sy Hy Sa ar 


ı 
ee | 
a—2n a a. to Sa; 


A 
1 yır s AU) u SEHEN: 
Gum Be 2m, IN, 
EN (166 
a Er 
Ba Dat 21a Ze EN 


daher 


Sam 


Vat Ba Vya gie Dia | 
5 2 


—— Du _—% I 2 Da En 

Die Formel (41) ist nun ohne weiteres an- 
wendbar, wenn wir für &,’ in $ 2 den Wert 
&,. und für den an jener Stelle eingeführten 

Widerstand R. den Wert 
Nat 21a .. (168 
setzen. Aus (167) ersieht man, daß der Wert 
„ der an einer willkürlich heraus- 
gegriffenen Stelle des Kabels eine le- 
diglich fingierte Spannung darstellt, 


am Anfang des Kabels eine unmittel- 


bare physikalische Bedeutung hat. 


Kapitel II. 
Die Bestimmung. der Konstanten d‘ und d, 
der Stamm- und Viererkreise, wenn die Teil- 


kapazitäten c,,, C,; usw. je zweier Adern im 
Vierer bekannt sind. 


$ 1. Teilkapazitäten cj, Cıs, - - . 

Den folgenden Überlegungen wird der aus 
den Adern (1), (2), (3), (4) bestehende Vierer 
eines vieladrigen Fernsprechkabels (Abb. 16) 
zugrunde gelegt. Die. Adern (1) und (2) bilden 
den Stamm I, die Adern (8). und (4) den 


Stamm II. Es wird wie immer vorausgesetzt, 


daß alle elektrischen Werte der Länge nach 
gleichmäßig verteilt sind. Die Ergebnisse 
gelten, wie wiederholt betont, mit hinreichen- 
der Annäherung, auch wenn Ungleichmäßig- 
keiten vorkommen, falls sich diese der Länge 
nach periodisch wiederholen und die ‚Periode‘ 
hinreichend kurz ist. 

Die Teilkapazität e,, wird als die.der Schal- 
tung Abb. 16 entsprechende Kapazität defi- 
niert. Die Adern (1) und (2) sind an die Strom- 
quelle angeschlossen, alle übrigen Adern des 
Kabels bleiben isoliert. 

Es mögen allgemein im Kabel n Adern 
enthalten sein. Wir bezeichnen ihre Poten- 
tiale, das Potential der Hülle gleich. Null ge- 
setzt, mit { 

EN 
ihre Ladungen für die Längeneinheit mit 
DO (170 

Es gelten dann die Maxwellschen Bezie- 
hungen 

Prem ht &+-.-+Mın un | 

Hays FR ot... + n An ( 

ee u | Qı, + Mn? (As Hk lan Or 
Bi = Ba» 18,= Bann» in Tun nn 

Wir nehmen an, daß die Leiter (5), (6),. ., (n) 
von (1), (2), (3), (4) voneinander und von 
der Hülle isoliert sind. Ihre Ladung ist dann 


ı) Es wird ein elektrischer Gleichgewichtszustand 
vorausgesetzt. Die fol also 


(169 


f olgenden Betrachtungen sind 3 
elektrostatischer Natur. Alle Spannungen sind Gleich- 
spannungen. 


gleich Null (eine etwa von Anfang an vor- 
handene Ladung wird allmählich verschwin- 
den): 

ea else (172 


"Wir sehen im folgenden von allen Zwischen- 
rechnungen ab, geben nur die Hauptformel an. 
Die fehlenden Glieder unserer Überlegungen 
finden sich in der ausführlichen Veröffent- 
lichung. 

$S 2. Die Konstanten d’ und d,'. 

Wir bezeichnen jetzt die Spannung im 
Stamme I mit E,, im Stamıme II mit E,, im 
Vierer mit E,. Unter E, verstehen wir ent- 
sprechend den Ausführungen in $ 12 des I. Ka- 
pitels den Ausdruck 


(181 

Es gut 

Q =gu BE +0. Ext qw Kr; 
"= gq Ei + 092 Ey) + Go Er, | 
(a = Wwı Ei T Wr E; ar Gvv En 
92 = 920 Tw— Joy -Iav = Qe2> 
unter dp» N ++. gewisse explizit angebbare 
komplizierte Funktionen der Konstanten, w,.. . 
ij, — verstanden. 

Betrachten wir jetzt beispielsweise das 
Mitsprechen I auf V. In den allgemeinen For- 
meln des ersten Kapitels haben wir die Ladung 
im Kreise C (jetzt V) gleich 

az E'+ö'E 


(193 


(194 
gesetzt. 

Für die Ladung Q, erhalten wir 
jetzt indessen den dreigliedrigen Aus- 
druck 91%, +3 Ea +9, Ex. Dies kommi 
daher, weil infolge des Übersprechens 
auch im Kreise II eine Spannung E, 
entsteht. 

In kombinierten Systemen hat man. in 
Wirklichkeit stets mit einem Vorgang in alleu 
drei Kreisen Z, II, V gleichzeitig zu tun. Die 
Anwendung der vereinfachten Formel (194) 
ist aber doch durchaus zulässig. Im vo:liegen- 
den Falle des Mitsprechens I auf ‚V sind er- 
fahrungsgemäß E, und E,. klein gegen E.. 
Desgleichen sind die Koeffizienten q,,; und > 
klein gegenüber q,,. Das zweite Glied rechter 
Hand. in der. Formel für Q, ist klein gegenüber 
dem ersten und dem dritten Gliede, die von 
gleicher Größenordnung sind. Mit genügender 
Annäherung darf man daher setzen: 

I auf VI! = gu ZT un 2, 
und in ähnlicher Weise 

IL aus Vo, = 05, 0m Bi: 

Paar Or Bier nr, 

RER on 

I „ IE: Q' =, E + 02 Es 

I „ 2 =quFı-t ge Er 

Den allgemeinen Formeln des I. Kapitels 
gemäß ist für die Beeinflussung der Strom- 
schleife C durch die Schleife B vor allem der 
Wert d,' maßgebend. Je kleiner dy‘, um so ge- 
Yinger wird unter sonst gleichen Bedingungen 
das Nebensprechen ausfallen. Der Wert Ö/ 
ist nun nach (195) gleich: 


(195 


Nebensprechen I auf IT... da = I» 
J a N 
DE in 4196 
v TE We. 
a N A NEN 
M Va IE: 


Wie im Kapitel I bereits erwähnt, 
sind die : sechs Werte d,’ paarweise 
einander gleich. 

Bei kurzen Längen (<1 km) sind nach 
(41) demnach. die Werte #*1 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 11. 


>11. März 1820. 


212 
I gegen II und II gegen I, 
. E ” v „ V 72,23 7° 
DIE ee IE 


einander gleich. Auch bei sehr großen Längen 
(8322,5) ist nach (51) das Übersprechen 
gegen II gleich dem Übersprechen II gegen I. 
Dagegen wird im allgemeinen bei sehr großen 
Längen, da die Formel (51) in bezug auf ie 
elektrischen Daten der Stromkreise B und C 
unsymmetrisch ist, das Mitsprechen I gegen V 
vom Mitsprechen V auf I verschieden aus- 
fallen. Der Unterschied dürfte indessen un- 
beträchtlich sein. 

Es gilt nur mit hinreichender Genauigkeit 


pıı — Ca ’ 
AR 
B2SE C34 
l ( 1 1 1 h; 
DER nA \Cı3 C94 et C23 
: 1 E 
ET herz) (199 
Ca Cz4 
1 1 1 1 1 
BT B ke Cı3 & Cı4 a C93 = nn 
&r (-. a EN 
ER C13 14 Coa Ca)" 
+ | ) 
PR ee ® 694  „Cı3 693.) 
Setzt man zur Vereinfachung 
1 1 1 1 
= = — — —— (200 
C13 C9g ’ Cy4 094 ( 
1 1 1 1 
ea Nee ee: 
€ı3 C14 C93 094 
so findet man zunächst die Identität 
PZ-QZzZR-=-S,. (201 
ferner. die. Beziehungen 
r i 
taseı9r (2) 
3 
Pn=4-(P+Q) (202 


Pr=—(R+8) 


Für das Abgleichen der Fernsprechkabel 
ist das vorhin abgeleitete Resultat, daß alle 
drei Werte d,' verschwinden, sofern 


3 = 14 093 7.0 - (203 
ist, von besonderer Wichtigkeit. Setzt man 
P= (137 693, .9 = 014 64 
(204 
761377 616 803 77694 


so ist die Bedingung (203), wie leicht zu 
verifizieren, den bekannten Bedingungen 


Pr-ger— s=0 
P+g=0, ro 0 
gleichwertig. 


Soll das Abgleichen sich lediglich auf das 

Übersprechen erstrecken, so ist nach (196) und 

(202) die Beziehung 
F-Q=R—-I=0. (206 


zu erfüllen. Für das Mitsprechen I auf. V und 
V auf I erhält man 


P+Q=0. (207 
für. das Mitsprechen II auf V und V auf II 
RHS=0. (208 


Die Beziehungen (206), (207), (208) gelten 
übrigens wie die Formeln-(198) nur angenähert. 


Es ıst nun 
x 12: 1 1 1 
ai) 
C13 C93 C4 694 
U Te A Nr A 
Cı3 € „ea O4 


Da die beiden Produkte 613 095 und Cy4 Ca 


nahezu gleich sind, so kann man für (206) 
(023 — 63) — (ey — cu) =0 „(209 
oder nach (204) auch. 
p=ger—s=0. . (210 
setzen. Für das, Verschwinden des Mit- 
sprechens I auf V und V auf I erhält man 
ebenso angenähert die Bedingung 

9:00... 


für das Mitsprechen IIauf V und V auf II die 
Bedingung 


r+s= . (212 


‘Vergangenheit und Zukunftsaussichten der 


schwedischen Staatsbahn - Elektrisierung.!) - 


Die ersten Anregungen zur Elektrisierung 

der schwedischen Eisenbahnen wurden auf der 
. Technikerversammlung in Malmö 1896 und in 
Gäfle 1901 gegeben und dabei klar zum Ausdruck 
-| gebracht, daß für ein kohlenarmes, aber wasser- 
reiches Land wie Schweden mit allen zur Ver- 
fügung stehenden Mitteln der elektrische Be- 
trieb der Eisenbahnen angestrebt werden müsse. 
Im selben Jahre hat sich auch Prof. Arrhenius 
von der Stockholmer Techn. Hochschule über 
die Stromversorgung dahin ausgesprochen, daß 
nur hochgespannter Wechselstrom, der durch 
Wasserkräfte erzeugt wird, für die Elektrisie- 
rung der schwedischen Staatsbahnen in Frage 
kommen kann. Über andere Kraftquellen, wie 
etwa die der Torfmoore, zum Betriebe der Kraft- 
werke hat sich Anfang 1902 auch der Prof. J.G. 
Richert dahin geäußert, daß für die großen 
Dauerleistungen der elektrischen Hauptbahnen 
diese nicht in Frage kommen können, Bereits 
im selben Jahre (1902) hat die schwedische 
Eisenbahnverwaltung eingehende Untersuchun- 


gen über die Einführung des elektrischen Be- 


triebes auf den Staatsbahnlinien angestellt, und 
in den Jahren 1905 bis 1907 wurden auf den 
Strecken Tomteboda-— Värtan und Stockholm 


— Järfva die. bekannten Versuche?) mit ‘elek- . 
trisch betriebenen Hauptbahnfahrzeugen unter. 


Benutzung von Fahrdrahtspannungen bis zu 
20 000‘ V ausgeführt. Ferner wurden Sachver- 
ständige in das Ausland entsandt, um einen 
Überbliek über den damaligen Stand der Frage 
zu gewinnen. TREE Re 

‚Auf Grund dieser Vorstudien gelangte die 
Regierung zu dem Ergebnis, daß genügend 
technische Erfahrungen vorlägen, um den Ent- 
schluß zu rechtfertigen, die Einführung des 
elektrischen. Betriebes auf den schwedischen 


Staatsbahnen ernsthaft in Angriff zu nehmen. 


Hierfür wurde Einphasen-Wechselstrom mit 
15 Per/s als am besten geeignet befunden. Wei- 
terhin mußte sich der Staat für diesen Zweck 
geeignete Wasserfälle, insbesondere im südli- 
chen und mittleren Schweden sichern. Es wur- 
den nach ‚vorbereitenden Untersuchungen und 
Unterhandlungen einige Wasserfälle, u. a, in 
Lagen, darunter der Karsefall, sowie im Motala- 
strom die Fallstrecke zwischen den Seen Boren 
und Boxen, ebenso der Hammerbyfallin Järlean 
angekauft. EREEN 

Da somit auch Kraftquellen, außer Troll- 
hättan?) und Aelfkarleby-Fall*), welche schon 
vorher dem Staate gehörten, vorhanden waren, 
mit denen man rechnen konnte und man über 
größere Erfahrungen sowohl durch die Ver- 
suche, als auch von ausländischen Anlagen ver- 
fügte, wurden am Anfang des Jahres 1907 die 
eisenbahntechnischen und auch wasserbautech- 
nischen Fragen für den größten. Teil des 
Staatsbahnnetzes eingehend behandelt und 
darüber in einem Vortrage auf der Jahresver- 
sammlung des Technologischen Vereins Stock- 
holm im März 1907 berichtet. Für die in Betracht 
kommenden Eisenbahnlinien Schwedens, deren 
gesamte Länge etwas über 20001 m betrug, wurde 
mit 5 Wasserkraftwerken für den Hauptbetrieb 
und mit 2 Torfkraftwerken für Notbetrieb und 
Spitzenbelastung gerechnet. Als Verkehr wurde 
für das Jahr 1920 ein um 60% höherer Wert 
als der für das Jahr 1905 angenommen. Die Be- 
rechnungen ergaben, daß bei einem Kohlenpreis 
von etwa Kr. 16/t entsprechend dem Mittelwert 
der vorhergegangenen 10 Jahre, die jährlichen 
Kosten für den elektrischen Betrieb trotz der 
erheblichen Mehrleistung im Jahre 1920 um 


') Nach einer Denkschrift „Elektrisk Drift Pa Stats- 
banorma“ von Dahlander veröffentlicht in „Teknisk Tid- 
krift „Veckou pplagan), Jahrg. 48, Heft 52. 

» Vel. „BETZ“ 1907, 8. 511; 1903, 8.567; 1909, 8. 42; 1910, 


9) Vel. „ETZ“ 1910, 8, 350, 1180: 1918, 8. 495. 
*) Vgl. „ETZ“ 1916, 8. 698; 1918, 8. 425. 


’ 


(211 


‘ des elektrischen Lokalverkehrs Stockholm — 


:Kohle besser in den Kesseln des Rlektrizitäts- 


elektrischen Betriebes auf den genannten ‚beiden | 


' wrischen Betriehes bedeuten, weil die frei werdenden Loko- 


ungefähr Kr 1 500 000 niedriger würden, als der 
Betrieb mit Dampflokomotiven im Jahre 1905 
erforderte. E : 
Es mußte nun zunächst die Frage gelöst 
werden, welche Staatsbahnstrecke zuerst elek- 
trischen Betrieb erhalten sollte. In erster Linie 
kamen solche Strecken in Betracht, die folgende 
Forderungen erfüllten: Möglichst gleichartiger 
Betrieb, große Zugleistungen und das Vorhan- 
densein einer größeren Wasserkraft in nicht zu 
großer Entfernung von der Bahn. Auf Grund 


.einer ausführlichen Denkschrift der Eisenbahn- 


verwaltung entschied sich die Regierung für die 
im Norden- des Landes rn « Strecke 
Kiruna— Riksgränsen!). Diese Strecke dient 
hauptsächlich dem Erztransport. Für die Er- 
zeugung des Stromes zum Betrieb der Riks- 
gränsenbahn wurden anfangs die in einer Ent- 


.fernung von rd 20 km nördlich von Kiruna-ge- 


legenen Wasserfälle Tarrakoski und Vakko- 
koski in Betracht gezogen. Beide haben reich- 
liche Speicherfähigkeit, eine genügende Lei- 
stung für den: Betrieb der Bahn und sie 
hätten außerdem noch 40% der Energie für in-. 
dustrielle Zwecke abgeben können. Trotz dieser 
günstigen Verhältnisse hat sich der schwedische 
Reichstag für den etwa 120 km südlich von 
Kiruna im Luleälf liegenden Porjusfall!) ent- 
schieden, weil seine Ausbaufähigkeit wesent- 
lich günstiger ist. N er 

Bei den technischen Anordnungen. der 
Riksgränsenbahn sind verschiedene bei der 
Versuchsanlage der Staatsbahnen gewonnenen 
Erfahrungen mit Erfolg zur Anwendung ge- 
kommen.: Für die Erzzüge, die 1855 t wiegen, _ 
werden zwei Lokomotiven angewandt, eine 
ziehende und eine schiebende, die auf Steigun- 
gen zusammen eine Leistung von rd 2950 kW 
entwickeln. Die Schnellzüge haben eine größt- 
zulässige Geschwindigkeit von 100 km/std. Der 
technische Erfolg war im Verhältnis zu den be- 
deutenden Schwierigkeiten, die zu überwinden 
waren, äußerst gut und. die Betriebssicherheit 
war vollständig zufriedenstellend. Die einzige 
elektrische Störung bestand in Nebenströmen, 
die in den längs der Bahn gezogenen Telephon- 
und Telegraphenleitungen entstanden. iese 
Störungen wurden nach kurzer Zeit zufrieden- 
stellend beseitigt. Auch die wirtschaftlichen _ 
Vorteile des 'elektrischen Betriebes auf der 
Riksgränsenbahn im Vergleich zum Dampfbe- 
trieb waren sogar beim Kohlenpreise, der vor 
dem Kriege gültig war, äußerst zufriedenstel- 
lend.: Die Ersparnisse bei den z. Zt. nöch höhe- 
ren Kohlenpreisen werden noch bedeutend 
größer sein. Eine.elektrische Erzzuglokomotive 
erspart bei normaler Benutzungszeit im Linie- 
dienst 3200 und eine Schnellzuglokomotive 
1500 t Kohlen jährlich, was bei einem Kohlen- 
preise von 175/t 560 000 Kr, bzw. 262 000 Kr 
entspricht. Die gesamten Anlagekosten für die 
Elektrisierung der Bahn haben, einschl. Loko- 
motiven und den für diesen Zweck bestimm- 
ten elektrischen Maschinen und anderen Ein- 
richtungen im Kraftwerke, 9,4 Mill. Kr betragen. 

: Die Eisenbahnverwaltung machte im Hin- 
blick auf die guten Erfolge der Riksgränsenbahn 
den Vorschlag zur Elektrisierung des Lokalver- _ 
kehrs zwischen Göteborg und Alingsas sowie 
zwischen Stockholm und Märsta, ersteren mit 
Kraft vom  Trollhättawerk, letzteren vom 
StockholmerElektrizitätswerk. Durch den elek- 
trischen Betrieb der Strecke Göteborg— Aling- 
sas wird die Steinkohlenzufuhr um‘60 000 Kr 


selben Maße steigen, wie die Wegstrecke und 
Anzahl der Züge vergrößert wird. Auch infolge . 


b 
h 
. Jährlich verringert; diese Ersparnis wird in dem- 


Märsta kann die Steinkohleneinfuhr vermindert 
werden, wenn auch der Betriebstrom aus den 
mit Kohlen betriebenen Stockholmer Elektrizi- 
tätswerk geliefert wird, da der Heizwert der 


werkes als auf der Dampflöokomotive ausgenutzt 
wird. Nach den bisherigen Erfahrungen würden 
hierdurch ungefähr die halben für die Dampf- 
lokomotiven erforderlichen Kohlenmengen er- 
spart werden. F i 

Die gesamten Anlagekosten für Einführung 


Lokalstrecken betragen: 

1. für Leitungen und Umformer 2 
a) Stockholm — Märsta : 800 000 Kr 
b) Göteborg— Alingsas . 1.000.000 Fr 

| Summa .1800 000 Kr. 


2. für Fahrzeuge einschl. Ersatz 
a) für Stockholm — Märsta 
5 Zugeinheiten -. . ... 
b) für Göteborg— Alingsas 
8. Zugeinheiten . .. 32 


750 000 Kr 


750.000, 
Summa 1500000 Kr?) 
1) Vgl. „ETZ“ 1015, 8 225, 308 u.'412. j 


.,,9, Die Kosten für Fahrzeuge von 150000 Kr können 
nicht eine erhöhte Kapitalanlage für Einführung des elek- 


motiven und Wagen für anderen Verkehr benntzt werden 


können. Der wirkliche Aufwand für die Rinführung elek- 
trischen Betriebes beläuft sich demnach nur auf 1800000 Kr. 


11. März 1920. 


Weiter schlug die Eisenbahnverwaltung im 
Jahre 1916 der Regierung die Elektrisierung der 
Fortsetzung der Riksgränsenbahn südlich von 
Kiruna bis Luleä bzw. Svartö vor. Die Anlage- 
kosten für diese Linie wurden im Jahre 1916 mit 
16 565 000 Kr und im Jahre 1917 mit rd 
29 000 000 Kr berechnet. Auch bei diesen er- 
höhten Kosten der Anlage wäre die Elektrisie- 
rung der Bahn Kiruna— Svartö, nach dem Be- 
‘richt der Staatsbahnverwaltung, wirtschaftlich 
möglich, weil auch der Kohlenpreis in dieser Zeit 
um ein Vielfaches gestiegen ist und höhere Stein- 
kohlenpreise als im Jahre 1916 auch später 

- jedenfalls bestehen bleiben werden. _ 

‘ Mit den Arbeiten zur Erweiterung der elek- 
trischem Zugförderung ist inzwischen auf dieser 
Strecke begonnen worden. 

Dahlander kommt in seinem Bericht zu 
folgendem Ergebnis: Die Ausnutzung der Was- 
serfälle für die Elektrisierung der schwedischen 
Bahnen ist eine der wichtigsten Aufgaben für 
die Zukunft. In welcher Reihenfolge diese er- 
folgen soll, muß von Fall zu Fall genau erwogen 
werden. Für eine Elektrisierung der am stärk- 
sten beanspruchten Staatsbahnlinien sprechen 
indessen besondere Gründe. Wenn auch die 
Dampflokomotiven technisch verbessert wer- 

. den, so kann man mit Sicherheit annehmen, 


daß eine solehe Lokomotive stets die Kohle. 


. wesentlich schlechter ausnutzen .wird, als eine 
. ortsfeste Dampfanlage.. Die Dampflokomo- 
tiven verbrauchen in der Regel zwei- bis dreimal 
‚so viel Kohle, als ein zeitgemäß eingerichtetes’ 
Kraftwerk. Die Zufuhr und Verteilung der 
Lokomotivkohlen wird bei elektrischem Betrieb 
aus Wasserkräften erspart und die Gleisanlagen 
‘zum Vorteil des Nutzbetriebes entlastet. Die 
Einführung .des elektrischen Betriebes auf den 
‚Eisenbahnen ermöglicht es, erheblich schwe- 
rere Züge und größere Geschwindigkeiten als 
‘ mit Dampflokomotiven zu erreichen. Wirt- 
schaftlich bedeutet dies auch eine weit bessere 
Ausnutzung der Eisenbahnen, sowohl der Gleis- 
‚anlagen, als auch des rollenden Materials, und 
‘ man erspart meistens auch die sehr hohen 
Kosten für den Umbau von eingleisigen auf 
doppelgleisigen Oberbau. 

Es gehört demnach zu den vornehmsten 
Aufgaben der schwedischen Regierung, die 
‚Elektrisierung ihrer Bahnen nach Kräften zu 
fördern. — le. — 


Einiges über den Isolationszustand 
elektrischer Starkstromanlagen und 
Feststellung desselben. 


or Nach: 
jede elektrische Starkstromanlage einen ange- 
messenen Isolationszustand besitzen, u. zw. ist 
‚festgesetzt für Niederepannungsanlagen 1000 2 
multipliziert mit der Voltzahl der Betriebs«par- 
nung, so.daß also bei einer Spannung von 120 V 
der Isolationswiderstand mindestens 120 0008 
betragen muß. Die vor dem Kriege vorzugs- 
weise verwendeten Gummiaderleitungen be- 
saßen eine vorzürliche Isolationshülle, und es 
arein Leichtes, die Installationen in bezug auf 
Isolationswiderstand so auszuführen, daß sie 
‘den Vorschriften entsprachen, und die Revi- 
sionsstellen konnten mit eutem Recht die Be- 
seitigung der kleinsten Mängel verlangen. 
Anders lagen die Verhältnisse während des 
. Krieses und z. T. auch noch eesenwärtize. Die 
ans Breatzstoff hergestellte Isolationshülle der 
 K. 6.-Drähte ist besonders gesen mechanische 
.Beansprnehung sehr empfindlich, schon beim 
starken Biesen des Drahtes bröckelt häufig die 
Isolation ab oder es entstehen anfklaffende, bis 
‚anf den blanken Leiter reichende Risse an der 
‚äußeren Biezungsseite des Drahtes, so daß häu- 


fix blanke Stellen zutage treten, was bei den: 


früher verwendeten G. A.-Drähten als ansge- 
schlossen gelten konnte. Bei größter obwalten- 
der Vorsicht während des Verlegens läßt sich 
doch nieht immer vermeiden, daß schlechte 
und manchmalauch blanke Stellen in das Rohr 
zu liegen kommen: Zieht man das während 
des Krieges infolge Leutemangels verwendete 
jugendliche und härnfig unausgebildete Mrn- 
tagepersonal mit in Rechnung, so kann man den 
unvorsehriftsmäßigen Zustand mancher wäh- 
rend des Krieges ausgeführten Anlagen ent- 
schnldbar finden. Anch die Revisionsstellen 
mußten den veränderten Zeitverhältnissen 
‚Reehnung tragen, indem sie kleinere Abwei- 
chungen von den Verband=vorschriften, beson- 
ders dann, wenn die Behebung derselben eine 
Materialauswechslung notwendig machte, un- 
beanstandet ließen, bewogen durch die außer- 
ordentliche "Materialknappheit. 

Allmählich muß wieder neven Zeitverhält- 
nissen Rechnung getragen werden. Es ist mit 
‚Bestimmtheit zu erwarten, daß mit Eintreffen 
der entsprechenden Mengen des geeigneten 


| Elektrotechnische Zeitschrift, : 


$ 5 der Verbandsvorschriften muß 


1920. Heft 


Rohstoffes auch die Isolation unseres Leitungs- 
materials wieder besser wird und ein unbeding- 
tes Einhalten der Verbandsvorschriften rück- 


| sichtslos gefordert werden kann, damit gleich- 


zeitigeine ausgleichende Gerechtigkeitschaffend 
zum Schutze der Qualitätsarbeit gelernter 
Facharbeiter gegen jene Massen ungelernter Ar- 
beiter anderer Berufsarten, welehe mit der Aus- 


führung elektrischer Installationen betraut wer-. 


den. Es ist eine sehr bedauerliche, aber logische 
Tatsache, daß durch diese Zustände beim ge- 
lernten Facharbeiter der Ehrgeiz und Ansporn 
zu Qualitätsarbeit untergraben wird. 

Bei Beurteilung des ordnungsgemäßen Zu- 
standes einer elektrischen Anlage wird der Iso- 
lationszustand in erster Linie mit in Erwägung 
gezogen. Ein direktes Maß für die Güte und 
Feuersicherheit einer elektrischen Mnlage ist 
der Isolationszustand nicht, aber doch kann 


hältnisse, wie sehrausgedehnte Leitungsanlagen, 
viele feuchte Räume usw., sich ein Urteilbilden 
über den ordnungsmäßigen Zustand. Die Iso- 
lationsmessung wird bei kleineren Anlagen fast 
stets.an der: Gesamtanlage oder bei Lichtanla- 
gen mit mehreren Stromkreisen an jedem ein- 
zelnen Stromkreis vorgenommen. Nach den 
Erläuterungen der Vorschriften von Dr. C. L. 
Weber.soll die Messung nicht nur an der Ge- 
samtanlage, sondern auch an ihren einzelnen 
Teilen erfolgen mit der Begründung, daß bei 
sehr ausgedehnten Leitungsanlagen der vorge- 
schriebene Grenzwert nicht immer erreichbar 


‘sein wird, und es ist in diesen Fällen genügend, 
wenn die einzelnen Teilstrecken den Vorschrif- 


ten entsprechen. 

Wie weit soll nun eine Anlage unterteilt 
werden ? Zur Beantwortung dieser Frage stelle 
ich die Behauptung anf, daß aus dem Ergebnis 
der Messung an der Gesamtanlage sowie auch 
an einem einzelnen Stromkreis ein Isolations- 
fehler nicht immer zutage tritt bzw. auf die 
‚Größe des Fehlers nicht zu schließen ist und 
sehr häufig. der Isolationswiderstand sehr groß 
sein kann und den Vorschriften genügt, wäh- 


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Abb. 1. Installationsplan. 


rend trotzdem blanke Stellen an den Rohren 
anliegen und diese unter voller Spannung ste- 
hen, ganz besonders in ländlichen Anwesen, wo 


vorhanden ist. Ich versuche den Beweis zu er- 
bringen an einem aus der Praxis eninommenen 
einfachen Beispiel. Vorstehender Gebäude- 
grundriß (Abb. 1) zeigt ein landwirtschattliches 
Anwesen mit Leitungsplan der elektrischen 
Lichtanlage. ; 

Die Netzspannung beträgt 120 V, der Iso- 
lationswiderstand muß also mindestens 120 000 
Q betragen. Die Messung eriolgte mit einem 
Isolationsprüfer mit eingebautem Gleichstrom- 


erdete Ortsnetz-Nulleiter verwendet. Ich setze 
‘voraus, daßin der Küche und im Hausgang an 
den in der Zeichnung mit, Blitzpfeil versel enen 
und mit E bezeichneten Stellen blanke Dıaht- 
stellen an den Rohren anliegen und diese des- 
halb unter Spannung steken. 


. Messung I: 


Leiter I gegen Leiter II 1800 000 2 
Wi, N Erde 1 700 000 „, 
ER % 300 000 „, 


Aus dem Meßresultat ist wohl ersichtlich, 


vorhanden sein muß, aber nachdem der ge- 
messene Wert über das Doppelte beträgt als in 
den Vorschriften verlangt, braucht ja eigentlich 
nicht weiter darauf eingegangen zu werden, 
denn die Anlage entspricht den Vorschriften. 
Ein Zweifel darüber dürfte nicht bestehen, daß 
'Isolationsfehler, wie sie in der hier beschriebe- 
nen Anlage vorhanden sind, auf jeden Fall ge- 
funden und beseitigt werden müssen. Der 
Grund, warum diese Isolationsfehler in der 
Messung nicht zutage treten, ist der nichtlei- 


man unter Berücksichtigung der jeweiligen Ver- 


gewöhnlich ein Gas- und Wasserrohrnetz nicht. 


erzeuger (Meßspannung 150 V) an der in der. 
Zeichnung mit S bezeichneten Verteilung:siel, e- 
rung. Als Eıde wuıde deriür diesen Zweck ge- 


daßim.Leiter IIgegen Erde ein Isolationsfehler’ 


tende Zustand des trockenen Mauerwerks. 
Wenn auch im Augenblick der Messung ein ei- 
gentlicher Erdschluß und, damit zusammen- 
hängend, ein Stromverlust größer als nach den 
Verbandsvorschriften zuläsrig, nicht vorhan- 
den ist, so muß man doch damit rechnen, daß 
in feuchten Jahreszeiten, beim Tünchen der 
Wände usw. die Erdschlüsse gefährliche For- 
men annehmen oder doch zum mindesten gro- 
ßen Stromverlust zur 'Folge haben können. 

“Die ‚Messung des Isolationswiderstandes 
der Leitungen gegen den Rohrmantel wird nur 
dann die Fehler anzeigen, wenn Blechabzweig- 
dosen eingebaut und dadurch die einzelnen 
Rohrstücke leitend unter sich verbunden sind. 
Der größte Teil der in den Handel gebrachten 
Abzweigdosen besteht aus Isoliermaterial. Auch 
in der beschriebenen Anlage sind solche Ab- 
zweigdosen verwendet. 


Messung II der Leitungen gegen den Rohr- 
mantel am Gesamtstromkreis an der Siche- 
rung S: 

Leiter I gegen Rohrmantel 1 700 000 2 
sy FR AR 1 500 000 „, 


Daß die Isolationsfehler auch in diesem Fall 
nicht hervortreten, ist darauf zurückzuführen, 
daß die unter Spannung stehenden Rohrleitun- 
gen in der Küche und im Stallgang durch die 
Abzweigdosen A, Bund C elektrisch getrennt 
sind vom Rohrstück SA, an welches der eine 
Pol vom Meßinstrument angelegt war. 

Die Abzweigdosen wurden nun durch 
Drahtstücke übeıbrückt, so daß die einzelnen 
Teilstrecken der Rohre leitend verbunden 
waren. 3 

Messung III: 

Leiter I gegen Erde 

Messung IV: 

Leiter I gegen Rohrmantel 1500 000 2 


Aus dem Ergebnis der Messung III sind 

die Erdschlüsse im Leiter II bereits deutlich 

3 zu erkennen, denn der Isolationswi- 
derstand beträgt nunmehr 120 000 2, 
was darauf zurückzuführen ist, daß 
der Widerstand gegen Erde des Ge- 
samtrohrnetzes kleiner ist als der 
einzelner. Rohrstrecken. 

Bei Messung IV, Leiter II ge- 
gen Rohrmantel zeigt das Instru- 
ment einen direkten Ausschlag an, 
und es ist ans dem Meßresultat von 
100 2 der Fehler bestimmt zu er- 
kennen. 

Um eine sichere Gewähr zu haben, 
daß aus dem Ergebnis einer Isolations- 
messung auch tatsächlich jeder in der 
Anlage vorhandene Isolationsfehler 
zutage tritt, ist es notwendig, daß 

“ auch eine Messung gegen die Schutz- 
rohre stattfindet, v. zw. müssen dazu 
bei Messung an der Gesamtanlage bzw. 
aneinem Gesämtstromkreis die durch 
isolerende Abzweigdosen getrennten 

Rohrstücke leitend verbunden oder die einzel- 


1.700 000 2 
120 000 ‚, 


nen Teilstrecken zwischen zwei Abzweigdosen 


einzeln gemessen werden. 
Ingenieur Heinr. Breit. 


Normung von Metallen. 


Allgemeine Richtlinien. Im Mai 1917 
war durch den Verein deutscher Ingenieure in 
Verbindung mit dem Fabrikationsbureau in 
Spandau ein Normenausschuß für den allge- 
meinen Maschinenbau gegründet, in dem bald 
ein besonderer Arbeitsausschuß für Werkstoffe 
und später aus diesem ein Unterausschuß für 
Metalle und Legierungen gebildet wurde. Be- 
strebungen zur Vereinheitlichung und Einschrän- 
kung von Legierungen lagen bei einzelnen Fir- 
men und Behörden schon vor dem Kriege vor; 
so berichtet z.B. Moellendorff, daß die Allge- 
meine Elektrieitäts-Gesellschaft ihren Welt- 
markt nur mit 7 walz- und ziehbaren Bronzen 
deckt!), während Schott etwa 500 Bronzen 
veröffentlicht?). Der Widerstand der Hersteller 
von Legierungen gegen eine Normierung dersel- 
‚ben war wohl hauptsächlich darin begründet, 
daß man in der Zeit der Hochkonjunktur, wie 
wir sie vor dem Kriege erlebt haben, mit Recht 
große Hemmungen in der Produktion befürch- 
tete, zumal wenn solehe Normungen ohne go- 
nügende Beteiligung der, Industrie vom grünen 
Tisch aus dekretiert würden. Die jetzige, Orga- 
nisation des Normenausschusses und der jetzige 
Zeitpunkt sind für eine solche Einführung 
durchaus günstig. 


1) „Gießerei-Ztg:* 1914, S. 26- e 
2) A. Schött, Die Metallgießerei, 1913, 


214 


Bereits im Frühjahr 1918 ‘konnte Prof. 
Schlesinger seinen im Berliner Bezirks-Ver- 
ein deutscher Ingenieure gehaltenen Vortrag 
über,,Normalisierung‘‘mit den Worten schließen: 
„So sieht man, daß die Normalisierung bereits 
aus dem engen Kreise der Fabrikeinzelwirt- 
schaft heraus zu einem Faktor des Gesamtwirt- 
schaftswesens heranwächst und dieses immer 
stärker beeinflußt, je zielbewußter und sach- 
verständiger die Normung durchgeführt wird.‘ 

Ein weiterer Grund gegen Metall-Normie- 
rungen liegt in der großen Geheimniskrämerei, 
die gerade auf dem Gebiete der Legierungen 
herrscht. Durch die in den letzten Jahren er- 
folgten Veröffentlichungen in der ‚Zeitschr. d. 
V.d. I.“ und seinen Forsehungsheften, ‚Tech- 
nik u. Wirtschaft‘, ‚Mitteil. des Material- 
Prüfungsamtes‘“‘, „Metallurgie‘‘, ,„Metallu. Erz‘, 
„Metallbörse‘‘ usw. sowie den Büchern von 
Krupp!) und Bauer?) hat eine Aufklärung 
hierüber eingesetzt und betrachtet auch der 
Metall-Normenausschuß die weitere Aufklärung 
auf diesem Gebiete als eine seiner Hauptauf- 
gaben. Aus diesem Grunde sollen neben den 
eigentlichen Normblättern erläuternde Zu- 
sammenstellungen von normierten und nicht 
‘ normierten Legierungen gemacht und ein- 
zelne Merkblätter herausgegeben werden. Ne- 
ben den Haupteigenschaften der Legierungen be- 
züglich ihrer Festigkeit sollen darin auch einige 
ehsndlungererschriften. wie Gießverfahren, 
Wärmebehandlung usw., berücksichtigt wer- 
den; weiterhin sollen durch Beispiele die Haupt- 
verwendungsgebiete, namentlich soweit solche 
bei Behörden und Großverbrauchern bereits 
vorgeschrieben sind, angegeben werden, um 
dadurch die Wahl eines geeigneten Materials 
bei anderen Verbrauchern zu erleichtern. Es 
sollen dadurch auch die Massenerzeugung und 
die damit zusammenhängenden wirtschaftlichen 
Vorteile, über die Neuhaus?), Sütterlin?) 
u. a. eingehend berichtet haben, weiter geför- 
dert werden. 

Durch die Einführung normierter Ma- 
terialien wird sicher auch eine Verbilligung der- 
selben — nicht normierten gegenüber — ein- 
treten, sobald die Einstellung auf diese Ma- 
terialien in größerem Umfange bei den Metall- 
werken: durchgeführt sein wird. Es wird sich 
auch als notwendig erweisen, überall da nor- 
mierte Legierungen zu verwenden, wo es sich 
um Ersatzstücke oder normierte Maschinenteile 
oder um besondere Anforderungen, wie Bestän- 
digkeit gegen atmosphärische, elektrische und 
One Einwirkungen, Seewasser usw., han- 
delt. 

Bei der Normung von Metallen und Legie- 


rungen müssen ferner in besonderem Maße un-: 


sere heimischen Metalle sowie die während des 
Krieges gemachten Erfahrungen mit Ersatz- 
stoffen, Altmaterialien und auch die Ausland- 
verbraucher berücksichtigt werden. In letzter 
Beziehung werden wir uns teilweise nach den 
Normen des Auslandes richten müssen, nament- 
lich für solche Fabrikate, -die für die Ausfuhr 
bestimmt sind. Die Einführung internationaler 
Normen auf dem Gebiete der Metalle und Le- 
gierungen wird leichter und schneller vonstatten 


gehen als die der Normen von Maschinen usw.,, 


weil bei letzteren das verschiedene Maßsystem 
(Zoll und Meter) zu berücksichtigen ist. In der 
Tat enthalten auch die anf angs1918 von dem 
International Aircraft Standards Board (I.A.S. 
B.) herausgegebenen Weltflugnormen®) nur 
wenig Fertigteiie, sondern hauptsächlich. eine 
Zusammenstellung genormter Materialien 
für den Flugzeugbaun. 

Stand der Arbeiten. Die ersten Arbeiten 
des Normen-Ausschusses für Metalle bezogen 
sich auf Messing, Bronze und Kupfer; die Er- 
gebnisse über die Einführung einheitlicher Be- 
zeichnungen, Zusammensetzung, Reinheitsgrad 
und zulässige Abweichungen der Legierungen 
und ihr Verwendungsbereich sind in den 
Sitzungsberichten®) niedergelegt und führten 
zur Aufstellung von Entwürfen für Normal- 
blätter, die z. Zt. den beteiligten Kreisen zur 
Kritik unterbreitet sind. 

Für die Normung von Kupfer wurde der 
von Dr. Nielsen (Hirsch, Kurfer- und Mes- 
singwerke) herrührende Bericht?) als Grundlage 
benutzt. Entsprechend den darin gemachten 
Vorschlägen haben am 4. Februar Einzelbera- 
tungen für die drei Hauptverwendungszwecke 
stattgefunden, nämlich 1. für elektrotechnische 
(Drähte), 2. maschinenbauliche (Bleche, Rohre, 
Stangen), 3.. Legierungszwecke. Im Anschluß 
hieran soll ein Unterausschuß für einheitliche 


!) A. Krupp. Die Legierungen. 3. Aufl. 190. 

2) Ledebur-Bauer, Die Legierungen. 5. Aufl. 1919. 

°) „Technik u. Wirtschaft“ :1910, S. 577, 649 sowie 
1914, 8. 68. . 

A 3 ihrh, d Schilfbant. Ges.“ 1919, 8. 596. 

°) Selbstvgrlag, der Deutschen Versuchsanstalt für 
alla E.V. Mberlin-Adlershör 1918, übers. v. Dr. Mrs 
ing: re 

6) „Mitteil. des Normen-Ausschusses d. deutsch. Ind. 
1919, S. 116. E 

?f) „Metall u. Erz“ 1920, S. 4 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 11. 


Analysenmethoden gebildet werden. Die ersten 
Vorschläge für die Normierung von Aluminium 
und seinen Legierungen (Cu—Al, Zn-Al, 
Ou—Zn—Al, Mg—Al und ‘Ni— Al) stammen 
von Dir. Borbeck (Basse & Selve); unter Be- 
rücksichtigung der Weltflugnormen wird z. Zt. 
ein Normalblatt für Al und seine Legierungen 
entworfen, 


‘Über Weißmetall hat Geheimrat Half. 


mann!) berichtet, und für die weiteren Bera- 
tungen sollen zunächst die folgenden 5 Legie- 
rungen mit den hierunter angegebenen pro- 
zentualen Metallgehalten zugrunde gelegt wer- 


den: 
I II III TV, V 
Sn: 80 70 40 20 5 
Ou: 6 6 2 2 1 


Kl BR 14 14 15 
Pb: 2—3 11 44 64 79: 
(Verunreinigung) 


Die’weiteren in Aussicht genommenen Arbeiten 
beziehen sich auf Nickel, Zink nebst ihren Le- 
gierungen und eine Vereinheitlichung der wich- 
tigsten Abnahmevorschriften für die Halbfabri- 
kate aus Metallen oder ihren Legierungen. 


Marineoberbaurat B. Schulz. 


Die Jahresberichte der Preußischen 
Regierungs- und Gewerberäte und Berg- 
behörden für 1914 bis 19182). 


Da seit 1913 keine Jahresberichte der 
Preußischen Regierungs- und Gewerbe- 
räte und Bergbehörden erschienen waren, 
durfte man. füglich auf das Erscheinen der 
fünf Jahre zusammenfassenden Berichte um 
so mehr gespannt sein, als sich in diesen 
Kriegsjahren außergewöhnliche Ereignisse ab- 
spielten und gewaltige Anforderungen an un- 
sere Gewerbeaufsichtsbeamten gestellt wurden. 
Man kann das jetzt erschienene umfang- und 
inhaltreiche Werk als ein Dokument von ge- 
schichtlichem Wert ansprechen, denn es ent- 
hält in den meist trockenen, durch Zahlenmate- 
rial unterstützten Berichten eine Fülle von Be- 
weisen von der ungeheuren Schaffenskraft und 
Leistungsfähigkeit des deutschen Volkes, von 
deutschem Erfindergeist und Organisations- 
talent, ohne welches die gewaltigen Erfolge der 
ersten Kriegsjahre nie und nimmer möglich ge- 
wesen wären. Wenn schließlich der Ausgang 
des Krieges für Deutschland unglücklich war, 
so ist das bei der Überzahl der Gegner kein 
Wunder und kann diesen durchaus nicht zur 
Ehre gereichen. { 

..Zu dem Inhalt des Werkes selbst ist, so- 
weit die elektrotechnische Industrie in 
Frage kommt, viel Bemerkenswertes zu sagen, 
jedoch überwiegt in allen Berichten mehr das 
Handwerksmäßige, Berufliche ohne besondere 
Bevorzugung der einen oder anderen Berufsart. 
Das ist auch, vom Standpunkt des Aufsichts- 
beamten gesehen, ganz richtig und beeinflußt 
daher die Tätigkeit der Beamten nur insoweit, 
als sie innerhalb des Bereiches ihres Arbeits- 
feldes liegt. 

Im Gewerbeaufsichtsdienst waren am 
Schluß des Jahres 1918 tätig: bei den Regie- 
rungen 33 Regierungs- und Gewerberäte, 1kom- 
missarischer Gewerberat mit 10 Hilfsarbeitern 
und in der Ortsverwaltung 191 Gewerbeinspek- 
toren, 41 Gewerbeassessoren und 50 Gewerbe- 
inspektionsassistontinnon, zusammen 326 Be- 
amte. 

Über die Tätigkeit der Aufsichts- 
beamten gibt eine Reihe von Zahlentafeln 
übersichtlichen Aufschluß, und daß sie nicht 
gering gewesen ist, sieht man sofort, wenn man 
z. B. die Anzahl der ausgeführten Revisionen 
gewerblicher Anlagen im Jahre 1918 anführt; 
sie ergibt die stattliche Zahl von 132 444, an 
Unfalluntersuchungen 22 939. \ 

„Im allgemeinen sind die Berichte der Auf- 
sichtsbezirke, es sind im ganzen 39, davon 
5 Oberbergamtsbezirke, in bezug auf Arbeiter- 
schutz, Wohlfahrtseinriehtungen usw. ziemlich 
einheitlich, jedoch in bezug auf Wohnungsver- 
hältnisse, Arbeitsmöglichkeiten, Ernährungs- 
und Lohnfragen z. T. recht verschieden. Am 
besten schneiden in fast allen Fällen die Ar- 
beiter der Großindustrie, besonders in den 
Großstädten ab. Sehr bemerkenswert sind 
auch die Erfahrungen im Landespolizeibezirk 
Berlin. Hier war es besonders schwierig, bei 
Ausbruch des Krieges Arbeitsgelegenheit zu 
schaffen, da unter dem ersten Eindruck ein all- 

emeiner Stillstand des wirtschaftlichen Le- 

ens einsetzte. Viele Werkstätten wurden 
stillgelegt, da der ganze Handel mit dem Aus- 
lande lahmgelegt wurde. Die Verhältnisse än- 


!) „Metall u. Erz“ 1920, 8. 11. 
?) Über die Berichte für 1913 vgl. „ETZ* 1914, 8. 913. 


4 


11. März 1820. 


derten sich man sehr bald, nachdem die ge- 
steigerten Heeresbedürfnisse nicht mehr von 
den staatlichen Werkstätten gedeckt werden 
konnten und daher die Privatindustrie heran- 
ezogen werden mußte. Es trat alsbald ein 
ühlbarer Arbeitermangel ein, der besonders 
in der Großindustrie zutage trat. Die Um- 
stellung fast sämtlicher elektrischer Großbe- 
triebe für die Rüstungsarbeit ging verhältnis- 
mäßig rasch vonstatten, es mußte allerdings 
eine größere Anzahl hochwertiger Handwerker 
vom Heeresdienst befreit werden, aber nur 
zeitweise, da nach und nach weibliche Arbeiter 
als Ersatz Ken wurden. Man ging 
sogar soweit, weibliche Handwerkerinnen in be- 
sonderen Lehrwerkstätten heranzubilden, und 
hatte damit recht gute Erfolge, so daß die in- 
zwischen ausgebildeten Kräfte auch noch nach 
dem Kriege beibehalten wurden. 
Infolge des ständig zunehmenden Mangels 
an Rohstoffen, wie Kohlen, Petroleum, Spreng- 
stoffen usw., nahm die Beschäftigung in der 
Elektroindustrie und -chemie gewaltig zu. Die 
Landwirtschaft mußte infolge Arbeitermangels 
die motorischen Kräfte einspannen, infolge 
Petroleummangels elektrische Beleuchtungs- 
anlagen beschaffen, die Herstellung von Stick- 
stoff auf elektrochemischem Wege mußte ins 
Ungeheure vermehrt werden. Der Bedarf der- 


 Heeresleitung an Stark- und Schwachstrom- . 


anlagen, elektrischen Beleuchtungsgegenstän-: 
den, Fernsprechern u. a. m. stieg gewaltig, 


‚Auch die Marine hatte riesigen Bedarf an elek- 


trischen Ausrüstungsgegenständen aller Art für 
Kriegsschiffe, U-Boote, Hafenanlagen und Be- 
festigungen. 

aß sich infolge der ins Ungemessene ge- 
steigerten Arbeitsleistung allerlei Mißstände 
herausbildeten, ist nicht zu verwundern; die 
Aufsichtsbeamten hatten einen schweren Stand, 
um die ständig zunehmenden Unfallgefahren 
einzudämmen. Die vermehrten Unfälle sind 
allerdings zum großen Teil auf die stark ange- 
wachsene Arbeiterzahl in den Sprengstoff- 
fabriken und anderen mit Sprengstoff arbeiten- 
den Werkstätten zurückzuführen. Immerhin 
blieb die Zahl der sonstigen Unfälle in mäßigen 
Grenzen; diese betrafen nur in ganz vereinzel- 
ten Fällen die Elektroindustrie. 

Großen Raum in den Berichten nehmen’ 
die wirtschaftlichen und sittlichen Zu- 
stände der Arbeiterbevölkerung sowie die 
Wohlfahrtseinrichtungen ein. Infolge der 
wachsenden Nahrungsmittelnot mußten Volks- 
en für Massenspeisung eingerichtet wer- 

en. 
durch Beschaffung billiger Lebensmittel Er- 
leichterung zu bringen. Wohnungsgelegen- 
heiten mußten unter oft recht schwierigen Ver- 
hältnissen beschafft werden. Leider hatten sieh 
auch viele Mißstände in sittlicher Beziehung 
herausgebildet, die unschwer als Folge der Ver- 
wahrlosung unter der jugendlichen Bevölke- 
rung zu erkennen sind. Auch die Kriegerfrauen 
gaben oft. genug Veranlassung zu recht uner- 
quicklichen Auftritten. MER 
Durch die überaus große Zahl der Kriegs- 
beschädigten entstand für die Aufsichts- 
beamten eine ganz besonders schwierige Ar- 
beit. Da diese meist noch arbeitsfähigen und _ 
sonst gesunden Männer untergebracht werden 
mußten, damit sie nicht ganz und gar dem 

Staate zur Last fielen, waren schon nach kur- 
zer Zeit unter Leitung von sachkundigen Ärzten 
und Ingenieuren Bewegungen im Gange, um 
die schwerbeschädigten Kriegsteilnehmer wie- 
der arbeitstüchtig zu machen, sei es durch 
richtig gewählte Arbeitstherapie oder durch 
Ersatzglieder. Unter diesen Opfern des Krieges 
nimmt der Kriegsblinde das größte Mitgefühl 
in Anspruch, und es sind auch hier verständ- 
nisvolle Menschen zur rechten Zeit eingesprun- 
gen, um auch diesen Unglücklichen Trost und 
Hilfe zu bringen. Der beste Trost für die Blin- 
den ist die Arbeit, und da es nach einigen Ver- 
suchen bald gelang, den Blinden auch in ge- 
werblichen Betrieben zu beschäftigen, so war 
auch diese schwierige Frage mit Erfolg gelöst. 


Auch hier hat die elektroteehnische Industrie 


mit Erfolg eingegriffen und die ersten Blinden 
in ihre Werke eingestellt, wo sie auskömm- _ 
lichen Verdienst haben ‘unbeschadet ihrer 
Rente, die ihnen für alle Fälle sicher ist. 
Arbeiterbewegungen infolge zu langer 
Arbeitszeit und geringer Entlohnung sind wäh- 
rend dei Kriegszeit nur vereinzelt vorgekom- 
men. Die entstandenen Streiks wurden meist 
durch die Militärbehörden gütlich beigelegt mit 
einigen Ausnahmen, wo politische Treibereien 
dahinter steckten und mit strengen Maßnahmen 
bekämpft werden mußten. : 
In den Bergwerkbetrieben sind ähn- 
liche Schwierigkeiten zu verzeichnen; der Ar- 
beitermangel war zeitweilig‘ sehr groß, auch 
hier mußten weibliche: Kräfte eingreifen und 
2. T. Kriegsgefangene, von denen sich nament- 
lich die russischen gut bewährten. Der Mangel 
an rollendem Material machte sich recht fühl- 


Die Fabriken suchten ihren Arbeitern | 


11. März 1920. 


bar, da alles verfügbare Eisenbahnmaterial für 
Heereszwecke beschlagnahmt wurde. \ 
Die Löhne sind entsprechend der zuneh- 
menden Teuerung überall gestiegen bis 
300% — und noch im Steigen begriffen; be- 
sondere Zahlentafeln geben auch hierfür zuver- 
lässige Angaben. \ 2 
ie Bautätigkeit war für Privatbauten 


- recht beschränkt, dagegen für die Industrie 


sehr rege; besonders viele Erweiterungsbauten 
für Heereszwecke sind zu verzeichnen, darunter 
mehrere Elektrizitätswerke.. Hierzu gehört 
auch die Stickstoffindustrie und die Elektro- 
metallurgie (Gewinnung von Aluminium sowie 


von Ferromangan und Ferrochrom für die 


Stahlindustrie), S ; 
Ungünstig lagen die Verhältnisse für, die 
Textilindustrie, Bleifarbenindustrie, die Braue- 
reien, Spiritusbrennereien, Zuckerfabriken, da 
sie sämtlich unter dem Mangel an Rohmaterial 
zu leiden hatten und deshalb nur in beschränk- 
tem Maße ihren Betrieb aufrecht erhalten 
konnten. OT" B 

Zu der Arbeiterfrage wird besonders 
viel Material beigebracht. Die Wohnungsfrage, 
Entlohnung, die Unfälle, Arbeitszeiten, Sonn- 
tagsarbeiten, Nachtschichten, Streiks usw. ga- 
ben reichlich Stoff zur Bearbeitung. 

Allesin allem geben d'e Berichte ein anschau- 
liehes Bild von deutschem Fleiß, deutscher Or- 
ganisation und von der Entwicklung unserer 
Industrie während der  Kriegszeit, welches 
trotz allen Mißerfolges die Aussicht auf einsti- 

es Wiedererstarken des deutschen Reiches er- 
hoffen läßt. « Perls, 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Taschenbuch für den. Maschinenbau. 
‚Von Prof. H. Dubbel. 2. verb. Aufl. Mit 
"2510 Tex'abbild. und 4 Tafeln. In zwei Tei- 
len. XI und 1533 S.in 8°. Verlag von Julius 
Springer, Beılin 1919. Preis geb. 30 M, in 
zwei Bänden geb. 33 M. ER x 
Die zweite Auflage unterscheidetsich kaum 
von der ersten Auflage. Die für jene aufgestell- 
ten Leitsätze sind auch für diese beibehalten. 
Das Buch ist lediglich nach den Fortschritten 
der Technik überarbeitet). ; 
Damit wird ein ausführlicheres Eingehen 
auf die Leitsätze, sowie auf den Inhalt des 


Buches im ganzen unnötig. Wenn heute der Be-, 


sprechung von damals etwas hinzugefügt wird, 
so geschieht es mit Rücksicht auf das neuerdings 
immer stärker hervortretende Verlangen nach 
Vereinheitlichungim Unterrichtswesen. Gerade 
ein den ganzen Maschinenbau umfassendes 
Lehrbuch müßte einen weitestgehenden Zu- 
sammenhang der einzelnen Teile aufweisen. 
Darin — in diesen engen Zusammenhängen — 


beruht ja schließlich der große Vorteil derartiger. 


Bücher, Sie können das, was einzelne Spezial- 
bücher bieten, nicht geben, weil sie sonst zu 
groß werden. Sie können aber in der Einheit- 


- Jiehkeit des Aufbaus Vorteile bieten, die Fin - 


zelbücher nicht geben können. In der neuer- 
lieben Zusehrift zur Hoehschulreform in der 
„Zeitschr. d.V.d.I.“ vom 27. XII. 1919wird be- 
tont,daßeine gesunde Hochschulreform nur dann 
eintreten kann, wenn es gelingt, die Haupt- 


wissensgebiete durch engste Fühlung- 


nahme ihrer Lehrer organisch zusammen- 


zufassen. Diese Forderung möchte man gerade: 


für das vorliegende Buch aufstellen, für das 
erste, wirklich in Betracht kommende Buch 
mehrerer an der gleichen Schule wirkender 
Lehrer. Daß dieser Forderung bei der ersten 
Auflage nicht entsprochen ist, erklärt sich 
leicht aus der Art des Arbeitens eines Autors, 
. Bei der zweiten Auflage, bei welcher jeder ein- 
zelne Mitarbeiter das, was dieanderen brachten, 
vor sich liegen hatte, hätte ein engerer Zusam- 
‚menschluß sich erreichen lassen müssen. Ein 
kleiner Hinweis in dieser Richtung: Schmie- 
rung, Ölnutenanordnung,. Riemenlängenberech- 
nung, ... hätten aus den Werkzeugmaschinen 


gut in die Maschinenelemente überführt werden . 


können, Die Gesperre hätten dort auch zusam- 
mengefaßt sein können, anstatt in Hebezeugen 
und Werkzeugmaschinen behandelt zu werden. 
Vielleicht könnte man auch die Kräftepläne für 
die Werkzeugmaschinengestelle, wie diejenigen 
für die Krangestelle als Beispiele in die Me- 
chanik bringen, die ohnedies verhältnismäßig 
wenig Beispiele zeigt. \ 

. Das obige sind Wünsche für die 3. Auf- 
lage. Der große Wert des Buches wird wegen 
ihrer vorläufigen Nichterfüllung natürlich kei- 


, neswegs angezweifelt.. 


> 


ı) Vgl. „ETZ“ 1915, 8. 222. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 11. 


... "Das Buch wird neben dem Unterricht gün- 
stige Resultate ergeben, wenn schon es natürlich 
auch. nicht annähernd das enthält, was der 
Lehrer in jedem einzelnen Fache auf einer 
höheren Maschinenbauschule bringen muß. Wer 
sich auf den Standpunkt stellt, daß ein Lehr- 
buch mebr enthalten müsse, als der Lehrer vor- 
trägt, der wird es nätürlich nicht verwenden 
können. Aber diese Zielstellung für technische 
Lehrbücher ist ziemlich vereinzelt geblieben, 
Außer zur Verwendung im Unterricht, d. h. 
neben dem Vortrag des Lehrers, wird der 
Dubbelsich als Handbuch für den Techniker in 
der Praxis viele Freunde erwerben. Für diesen 
Zweck möchte man einiges missen. Mir fallen 
besonders die Zahlenbeispiele für Gleichungen 
ersten Grades mit einer und mehreren Unbe- 
kannten auf. Wer für deren Lösung Hilfe 
braucht, der kann den Dubbel sowieso nicht 
benutzen. Es überrascht, diese Zahlenbei- 
spiele in einem Buche zu finden, in dem 
die Fourierschen Reihen behandelt werden. 
In den Maschinenelementen, die zu knapp ge- 
halten erscheinen, ist das Beispiel über die 
Schrumpfringbereebnung unrichtig: der Ver- 
fasser addiert die Vorspannung zur Nutzspan- 
nung, anstatt sie dureh diese ablösen zu lassen, 
Wenn für den normalen Betrieb eine Aufein- 
anderpressung der beiden Hälften mit 24 t ver- 
langt wird und die Zentrifugalkraft allein dabei 
12tausmacht, so ergibt das wohleine Belastung 
von nur 36t, Aber dann ist die Belastung bei 


‚einer auf 48 t erhöhten Zentrifugalkraft nicht 


48-+-24t, sondern nur 48t. Die Beanspruchung 
kann bei der größeren Zentrifugalkraft nur 
dann von der bei der niedrigen abweichen, wenn 
sich die Flächen voneinander abheben, nicht 
aber, wenn auch dann noch eine Kraft an den 
Fläcben auftritt, d.h. wenn diese Flächen auf- 
einander liegen. Laudien. 


Teehnischer Wortschatz. Bearbeitet und 


herausgegeben von K. Hager, H. Lieb- 
mann, N L0O88o wc. Steidle. 
410 S..in 8%. Deutsche Verlagsanstalt. 


Stuttgart und Berlin 1919. Preis geb. 14M, 

- In der rasch sich entwickelnden Technik 
erscheint es natürlich, daß für neu geschaffene 
Begriffe, Handlungen, Stoffe, Gegenstände 
auch neue Benennungen entstehen. In deut- 
scher Gründlichkeit zögern wir: meist, neue 
deutsche Namen für neue Sachen allgemein 
anzuerkennen, fellssienicht, so treffend siesonst 
scheinen, wie eine chemische Formel in Kürze 
möglichst erschöpfend das ganze Wesen des 
Dinges kennzeichnet. Man behilft sich da 
meist mit das Wesen mehr oder weniger 
verschleiernden Fremdworten. Es haben aber 
doch viele deutsche Ausdrücke in der Technik 
Heimatrecht erworben, die wert sind fest- 
gehalten zu werden. Diese technischen Be- 
zeichnungen Sind zwar dem auf den einzelnen 
Sondergebieten wobl Bewanderten sehr ge- 
läufig, es macht aber schon dem den ein- 
zelnen Fachgebieten ferner Stehenden häufig 
Schwierigkeiten, sich schnell über einzelne 
Ausdrücke Klarheit zu verschaffen, ohne Bände 
von technischen oder physikalischen Wörter- 
büchern wälzen zu müssen , und noch schwerer 
ist es für den Laien, den Juristen, Verwaltungs- 
beamten, Kaufmann, der des öfteren auf tech- 
nische Ausdrücke stößt, in ibr Verständnis 
einzudringen. Diesen Schwierigkeiten soll der 
technische Wortschatz abhelfent). Es ist nicht 
leicht, verwiekelte technische oder physikali- 
sche Begriffe in knapper Darstellung verständ- 
lich zu erklären. Lösbar scheint dies nur, wenn 
für jedes Sondergebiet der erfahrene Fach- 
mann die Bearbeitung übernimmt. Eine An- 
zahl von Gelehrten hat sich in dankenswerter 
Weise der Mühen unterzogen, auf rd 400 Seiten 
für eine große Zahl technischer und physikali- 
scher Ausdrücke Aufklärung zu bringen. Die 
Bearbeitung durch mehrere Mitarbeiter bringt 
aber die Gefahr, daß der Stoff nicht einheitlich 
bearbeitet wird. So werden auf dem einen 
Fachgebiet ausführliche Erläuterungen ge- 
geben, auf dem anderen meist nur die Wirkungs- 
weise oder der Zweck ‘angegeben. An Worte 
aus der technischen Physik schließen sich lange 
wissenschaftliche Abhandlungen, während ins- 
besondere die Starkstromelektrotechnik zürück- 
tritt, die doch gerade im öffentliehen Leben eine 
große Rolle spielt. Kennzeichnende Bilder sind 
insbesondere auf dem. Gebiete der Architektur 
mit Gesebick ausgewählt, sie würden auch auf 
anderen Fachgebieten in dem Buche lange 
schwierige Erklärungen sparen. Trotz der Fülle 
des Gebotenen gibt es doch Ausdrücke, nach 
denen auch der angehende Techniker vergeblich 
suchen wird. Worte aus den Elementen der 
Technik, wie Rippe, Warze, Nocke, Made 
(Schraube), Lagerschild, Kugellager und viele 
dergleichen fehlen. Manche teehnische Aus- 
drücke erscheinen ganz unverständlich, wenn 


.) Vgel.Brelow. Dammer und Hoyer Techno- 
logisches Lexikon für Gewerbetreibende und Industrielle. 


215 


I 


man ihre Entstehungsgeschiehte nicht kennt. 
So werde ich auf die Herkunft des im Wort- 
schatz nicht enthaltenen ‚Franz Spieß“ für 
erkerartige Vorsprünge ' von Gebäuden auf- 
merksam gemacht, das in verwaschener Aus- 
sprache aus dem englischen frontispiece her- 
stammt, 

Entsprechend der etwas stiefmütterlichen 
Behandlung des Starkstroms finden sich bei 
allgemein technischen Ausdrücken keine Hin- 
weise auf die Elektrotechnik, so bei Arbeit- 
zählern, bei denen die Wattstundenzähler un- 
erwähnt sind, bei Schienenstößen sind auf die 
möglichst widerstandlosen Bunde, den Melaun- 
stoß, die Goldschmidtsche Schienenschweißung 
nicht hingewiesen, bei den Kommandoappara- 
ten nicht auf die ausgedehnten elektrischen 
Einriehtungen auf Schiffen, Gruben. Bei Me- 
tallen fehlen Legierungen für elektrische Leiter 
und Widerstände, wie Elektron, Magnalium, 
Manganin, Resistin, Silit, lichtbogenfestes 
Wurts’ Metall (Zink-Antimon) u. deıgl. bei 
Bronzen die Hobenzollernbronze, Köpeı bronze. 


Von‘. den elektrotechnischen Ausdrücken 
sind einzelne nicht genau wiedergegeben. So 
ist statt Spannung oder Potentialunterschied 
fast ausnahmslos Spannungrdifferenz gesetzt. 
Das früher für Überspannungsschutz gebräuch- 
liehe Wort Blitzableiter wird allgemein nur als 
Ableiter bezeichnet; da, wie in der Erklärung 
des Wortesim Wortschatz auch ausgeführt, die 
Ableiter keinen sicheren Schutz gegen unmittel- 
bare Blitzechläge bieten. Daß unter Ökonomie 
des Lichtbogens der Verbrauch von 930 W 
sich auf 1500, nicht auf 15 Kerzen bezieht, ist 
einem Druckfehler zuzuschreiben. Bei Er- 
wähnung der elektrischen Einheiten würde es 
für den Laien verständlicher sein, wenn die viel- 
sinnigen Worte Energie, Effekt eindeutig durch 
Arbeit, Leistung ersetzt würden. Das Wort 
Großpferd für die Leistungeinheit von 1 kW 
hat sich noch nicht eingebürgert. 

Zum Teilsind nicht ganz einwandfreie Er- 
klärungen gegeben. Bei Bogenlampen mit 
Reinkohle wird nicht der Flammenbogen, son- 
dern die Temperaturstrahlung an den Spitzen 
der Kohlestäbe für die Beleuchtung ausgenutzt. 
Bei Glühlampen ist ein Vakuum bekznntlich 
nicht nötig. Phase ist kein Bruchteileiner Perio- 
de, sondern der augenblickliche Zustand eines 
periodisch veränderlichen Vorgangs, entspre- 
chend der Mondpbase. Ebenso ist die Deutung 
von Potential ungenau. Potential ist nicht 
Spannung, diese ist vielmehr Potentialdifferenz. 
Potential könnte man als Spannungszustand 
bezeichnen. Für den Laien leicht ırıefübrend 
sind Erklärungen wie; „Leistung“ ist „Arbeit“ 
in der Sekunde, ebenso Leerlauf,,arbeit‘“ ist 
die Leistung. . .... Die verschieden dimen- 
sionalen Einkeiten von Arbeit und Leistungen 
sollte man scharf trennen. Bei Erklärung von 
Sternschaltung hätte ein einfaches Bild genügt, 
um gekünstelte Erklärungen zu vermeiden, 

Um den Umfang des Bucbes nicht zu sehr 
anschwellen zu lassen, mußten sich die Ver- 
fasser in der Aufnahme von Worten Beschrän-. 
kungen auferlegen. Man findet aber auch 
in nicht rein technischen Aufsätzen viele Aus- 


- drücke, die man im Wortschatz vermißt. Wäh- 


rend auf der einen Seite soweit gegangen wird, 
Worte wie Meilenstein zu erläuteın, fehlen in 
der alphabetischen Folge Worte wie Käfig- 
anker (unter Kurzschlußanker beschrieben ), 
Kaskadenumformer, _Einkessel - Dreikesselöl- 
schalter, Dämpfungswicklung, Selbstmord- 
schaltung (Aufbeben schädlicher Remanenz- 
spannung), Anwurfmotor, Pendeln von syn- 
chron -laufenden Wechselstrommaschinen, 
Fächer, Selbstanlasser, Schnellregler, End- 
schalter, Oberspannung, Unterspannung von 
Transformatoren, Oberschwingung (schädliche 
höhere Harmonische), Schwungmoment GD°®, 
Kriechweg;, Gaedepumpe, Molekularpumpe, 
Hochvakuumpvmpe, 'Sprungwellen, Wander- 
wellen ‘(bei Überspannungsschutz erwähnt), 
Temperatursicherung, in Theaterbeleuchtung 
Rundborizont und Kuppelhorizont, Spione 
(Meßkeile), Schaufelsalat (zerstörte Dampf- 
turbinenschaufeln), Rundfeuer, Ziehfener, Perl- 
feuer an Kommutatorbürsten. Schon eine 
flüchtige Durchsicht der Preislisten und Druck- 
schriften elektrotechnischer Werke gibt noch 
eine große Zahl nieht aufgenommener Worte. 
Vielfach wurden Sehbaltungen und Aprarate 
nach dem Urheber benannt, die gleichfalls feh - 
len, wie Piranischaltung (Pufferschaltung), Leo- 
nardschaltung (Erregerschaltung), Scottschal- 
tung (Mehrphasenschaltung), Aronschaltung 
(Drebstrommeßschaltung), Dick-, Thury-, 
Tirril-Regulator, Rosenberg-Maschine usw. 
Die Ausarbeitung im Wortschatz ist klar, 
erwünscht wäre aber, daß trotz der wissen- 
schaftlichen Behandlung entbehrliche Fremd- 
worte. wie disruptiv, Ökonomie, Rotation 
Instrument u. dgl. vermieden werden. Ein, 
heitlich könnte auch die Schreibweise durchge- 
führt werden. So ist die Mehrheit von Motor 


216 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 11. 


. 8. 104 richtig Motoren, S. 196 Motore geschrie- 

ben, In den Tafeln am Sehluß, in denen vor- 
teilhaft noch die Umwandlung°zahlen der Ar- 
beit in Kilogrammkalorien, Kilowattstunden, 
Kilogrammeter aufzunehmen sind, ist die Um- 
rechnungszahl der Wärmeeinheit mit 428 kg, 
Sur S. 193 mit 427, auf $S. 381 mit 424 ange- 
geben. 

Ist das Buch nach der einen Richtung er- 
weiterungsfähig, so könnten anderseits längere 
wissenschaftliche Abhandlungen, die dem Laien 
doch unverständlich bleiben, gekürzt werden. 
Im allgemeinen sind die großen Schwierigkeiten, 
auch dem Laien verständlich zu bleiben und 
doch ohne zu große Breite das Wesentliche ber- 
auszuschälen, glücklich überwunden. Der 
empfehlenswerte Wortschatz wird Vielen, 
Laien und Technikern, ein gern zu benutzendes 
Nachschlagewerk sein, Michalke. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Telephonric Transmission, Theoretical and 
Applied. Von J. G. Hill. Mit 196 Abb. XVI 
und 398 S.in 80. Verlag von Longmanns, Green 
and Co., London 1920. Preis geb. 21 sh. ret. 


Das Wesen des Lichts. Vortrag von Prof. Dr 
M. Planck, gehalten in der Hauptversammlung 
der Kaiser-\ ilhelm-Gesellschaft am 23. X. 1919. 
23 S. in 80, Verlag von Julius Springer, Berlin 
1920. Preis 1,60 M. 

Chemische Bilderschrift. Ein neues Lehrver- 
fahren. Von J. Stahl Mit 19 Tafeln. 798. 
in 160. Selhstveilag des Verfassers, Oberingel- 
heim 1919.. Preis 2,50 M. 

Antike Technik. Sieben Vorträge von MH. Diels, 
9. erw. Aufl' Mit 78 Abb. 18 Tafeln und 1 Titel- 

. bild. 232 S. in 80. "Verlag von B. G. Teubner, 
Leipzig und Berlin 1920. Preis geb. 11 M. 


Rätsel der Natur und Totenrgräber. der 
Wahrheit Von Johannes ZachäArias. Mit 
5 Abb 120 S. in 80. WVerlae von Johann Goebel, 


München 1920. Preis geh. 5,60 M. 

Grundzüge der Elektrotechrik. Fin Lehrbuch 
für Schule und Praxis: Von Dr. R. Wotruba. 
Bd. 1. Mit 110 Textabb. 1A8 S. in 80, Verlag 
von Richard Carl Sehmid+ & Co. Berlin 1920: 
Preis geb. 10 M + 40%, T Z 

Schmieden im Gesenk und Herstellung der 
Schmiedsgesenke. Von ®r.-Xna. W. Pock- 
randt. Zugleich zweite, völlige selbständige und 
neu bearbeitete Ausgabe des gleichnamigen Werkes 


von Jos V.Woodworth. Mit 160 Abb. VII urd 
215 S. in 89, Verlag von Otto Spamer, Leipzig 
1920 \ 


Einführung in das neue Umsatz- und Lnxus- 
steuarrecht nach dem Umsatzsteuergesetz vom 
24. XTL 1919 unter Berücksichtieung der vor- 
läufigen Ausführungsanweisung und des Erlasses 
über dia Buchführungspflicht nebst Formularen 
für die Luxussteuerbücher.:. Von Dr. J. Popritz. 
135 S.--in 80, Verlag von Otto Liebmann, Berlin 
1920 : Preis 9 M. s 

Schmiermittelnot und ihre Abhilfe. Erfah- 
rungen mit Schmiermitteln während des Krieges 
und Vorschläge zur Verbesserung der Schmier- 
mittelwirtschaft. Herausreegehen im Auftrage des 
Vereins deutscher Eisenhüttenleute von der Be- 
ratunes- und Freigahestelle für Schmiermittel 
dar Rheinisch-Westfälischen Montanindustrie in 
Düsseldorf Pearheitet von P. Kessler, AR .S. 
in 80. Verlae Stahleisen m. b H, Düsseldorf 1920, 

Elektrotechnisehe Mefinstrumente VonK. 
Gruhn. Mit 331 Textabbildungen. 294 S. in &. 
Verlag von Jalius Springer. Berlin 1920. Preis 
17 M. geb. 20. M 

Lagermetalle und ihre technologische Re- 
wertung Ein Hand- un? Hilfsbuch für den 
Betriebs-. Konstruktions- und Materialprüfungs- 
ingenieur. Von J. Crochralski und & Welter. 
Mit 130 Textabb. VI und 192 8. in 80. Verlar von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 9 M, geb. 12 M. 


Noktordissertationen. 


R € H Sehubert Über den spezifischen Mahlungs- 
grad und den spezifischen Mahlungskoeffizient 
hei der Holländerarbeit.. Technische Hochschule 
Darmstadt. 1919. 


Sonderabdrucke. 


Die kürzesten, mit Vakuumröhren herstell- 
haren Wellen. Von H. Barkhausen und 
K. Kurz. (Mitteilungen aus den Laboratorien 
der Torpedo-Inspektion.) „Physikalische Zeitschr.“, 
Bd. 21, 1920, S. 1ft. h 

Die Kraftwirtschaft. im Frieden von St. 
Germain. Von Dr. H. Schreiber. „Technische 
Blätter“ 1920, Nr. 2. 


in der „ETZ‘ 1920, S. 69, nur 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck -eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Gleichmäßige Verteilung großer Stromstärken 
auf mehrere Teilleiter. 
Herr F. Punga erwähnt in seinem Artikel 
die A.E.G.- 
Patente D.R.P. Nr. 294 023 und D.R.P. Nr.: 
‘282 195, während das gleichfalls der „A.E.G.“ 
gehörige D.R.P. 259 879, welches einen voll- 
kommen stromverdrängungsfreien Leiter 
beschreibt, von ihm nicht angeführt wird. 
Der theoretische Nachweis auf Grund eines 
allgemein gültigen Gesetzes, daß derartig her- 
gestellte Leiter vollkommen stromverdrängungs: 
frei sind, findet sich in meiner Arbeiti m „Archiv 
für Elektrotechnik“ Bd. 8, 1919, S. 203. 
Berlin, 23. I. 1920. 
RR L. Fleischmann. 


Erwiderung. 


Obgleich meine Arbeit mehrere Monate 
vor dem Erscheinen des interessanten Artikels 
des Herrn Dr. Fleischmann eingereicht wor- 
den ist!), so war mir doch das Patent Nr:259879 
durch die Arbeit Hillebrands?) gut bekannt, 
und es ist in dem Artikel, den ich mit Herrn 
Roos speziell über verdrillt6 Stäbe zu veröffent- 
lichen beabsichtigte, ausführlich behandelt. 
Meines Erachtens kommt diesem Stab ein 
großes theoretisches Interesse zu, weil er eine 
Ausnahme zu der in allen übrigen verdrillten 
Stäben benutzten Idee darstellt, nach welcher 
ein jeder Teilleiter alle möglichen Lagen im 
Stab durchwandert. Es’sind wohl die großen 
Schwierigkeiten, die durch das erzwungene 
Verhältnis von Länge zu Breite hereinkommen, 
die Ursache gewesen, daß dieser Stab in den 
Turbodynamos der „A.E.G.‘“ meines Wissens 
bis jetzt noch nicht benutzt worden ist. Aus 
diesem. Grunde hatte ich bei der kurzen Er- 
wähnung der ,A.E.G.‘-Patente das Patent 
Nr. 259 879 nieht mit in Beträcht gezogen. 

Mülheim-Ruhr, 12. II. 1920. \ 
F. Punga. 


EEE EBENEN EEE ERNEST IITRT 
_ VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
"  G@esohäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu. richten. 


Die nächste Fachsitzung des Elektrotech- 


“nischen Vereins findet statt 


am Mittwoch, den 17. März, ' 
abends 714, Uhr pünktlich, 


im Hörsaal des Telegraphen-Versuchsamts, 


Berlin, Königgrätzer Str. 20 (beim Potsdamer 


Platz). 


Tagesordnung: 


I. Vortrag, des Herrn Postrats Arendt 


über: „Abhören und Erdtelegraphie im 
Kriege.“ 
Inhaltsübersicht. 

1. Abhören von Fernsprechleitungen, — 
2. Schutz gegen Abhören. — 3. Abhören von 
Telegraphenleitungen. — 4. Erdtelegraphie. — 
5. Lauschmikrophone. ER : 

II. Technische Mitteilung des Herrn Ober- 
ingenieurs Falkenthal über „Messungen 
an Erdantennen.“ 


Zu den Fachsitzungen sind alle Mitglieder 
des Elektrotechnischen Vereins eingeladen. 
Gäste sind willkommen. 


Der Fachausschuß für elektrisches Nachrichten- 
‚wesen, 
Wagner. 


Sitzung 
am Dienstag, den 27. Januar 1920, 
abends 71, Uhr pünktlich. 
Vorsitzender: Herr Professor Kloß. 
Anwesend etwa 100 Mitglieder und Gäste. 


Vorsitzender: Ich eröffne die Sitzung. Sind. 
Sitzungsberichte 
„ETZ“ 1919, 8. 679),- 


Einwendungen gegen die 
vom 16. September ( 
28. Oktober (,„ETZ‘ 1919, S. 694) und 25. No- 
vember (,,‚ETZ‘‘ 1920, 5. 14) zumachen ? Wenn 


der Veröffentlichung einige Zeit „nrückgestellt. 


‘) Die Arbeit wurde auf Wunsch des tn 2 
3) „Arch. f. Kl“, Bd. IL, Heft 5 ' 


beim Reichsausschuß akademischer 


‚Preise der früheren Jahrgänget). 


'ganienre lädt zu einer Sitzung am 28. Januar 


. Wenn dies nicht der Fall ist. so erteile ich das 


hat im Jahre 1919 acht ordentliche und 1 außer- 


-11. März 1920. 


dies nicht der Fall ist, gilt die Niederschrift als 
festgestellt. - _ k Bi 

„Der Sitzungsbericht vom 16. Dezember ist 
noch nicht in der „ETZ‘ abgedruckt. 

... Einspruch gegen die in der Dezember- 
sitzung ausgelesten Neuanmeldungen ist nicht 
erhoben worden. Die Angemeldeten sind somit 
als Mitglieder aufgenommen. 

55 Neuanmeldungen sind eingegangen, das 
Verzeichnis liegt hier aus. _ N 

Der Vorstand hat beschlossen, den Verein 
als körperschaftliches Mitglied zum Reichs- 
bund Deutscher Technik anzumelden; 
außerdem sind wir körperschaftliches. Mitglied 
Berufs- 
stände. Esist in der heutigen Zeit wichtig und 
notwendig, berufständischen Vertretungen an- 
zugehören, teils um die eigenen Interessen der 
Fachgenossen, teils um den ganzen Berufsstand 
zu fördern. 

Der körperschaftliche Beitritt zum Reichs- 
bund Deutscher Technik macht nicht etwa. die 
Einzelmitgliedschaft unserer Vereinsmitglieder 
entbehrlich. Die Einzelmitglieder schließen sich 
in Ortsgruppen zusammen und haben hierdurch 
ihre Vertretung in der Bundesversammlung, auf 
je 300 Mitglieder eine Stimme. Die körperschaft- 
lichen Mitglieder entsenden auf je angefangene 
5000 Mitglieder einen Vertreter in die Bundes- 
versammlung. Zur Förderung der Ziele des 
RDT ist es dauernd wichtig und nötig, daß die 
Angehörigen unseres Vereins dem RDT als Ein- 
zelmitglieder beitreten. x a 

Mit der Verlagsbuchhandlung Julius 


ri de Te ae „ 


‘ Springer sind neue Verabredungen getroffen 


worden, durch welche eine erhebliche Erweite- 
rung des Textteiles der „ETZ‘“ sicher gestellt 
worden ist. 
Eingegangen ist der soeben erschienene 
7.. Jahrgang des von Herrn Strecker mit Unter- 
stützung des Verbandes und des Vereins her- 
ausgegebenen Jahrbuchs der Elektrotechnik. 
Die Verhands- und Vereinsmitglieder haben das 
Recht, das Jahrbuch zum halben Ladenpreis zu 
beziehen. Der vorliegende Band würde für die 
Vereinsmitglieder 13.20 M kosten. Er liest zur 
Ansicht aus, desgleichen ein Verzeichnis der 


Es liegt ferner aus dieAnkündigung, sowie 
ein Probeexemplar der neuen technischen Aus- 
landszeitsehrift ‚„‚Industrie und Technik‘, die 
vom Verein deutscher Ingenieure, Verein Deut- 
scher Hüttenleute und Verband Deutscher Rlek- 
trotechniker in deutscher, englischer und spani- 
scher Sprache herausgegeben wird. Das. Ziel 

dieser Zeitschrift ist, ‚‚der deutschen Industrie 
wieder Eingang in den Weltmarkt zu verschaf- 
fen und zu zeigen, welche großen Kräftenunim 
friedlichen Wettbewerb zum Nutzen der ganzen 
Welt wieder frei werden.‘ Die Zeitschrift kann | 
von unsern Mitgliedern zum Vorzugspreise von 
24 M in der deutschen Ausgabe, welche ohne. die 
Anzeigen erscheint, oder der englischen oder 


es rn = hi 


Ei A 


‚spanischen Ausgabe für 30 M (mit den Anzei- 


gen) bezogen werden. 
Anzeige liest ans. - N 
Es sind ferner eingegangen: Probenum- 
mern der Zeitschrift des Vereins für dasDeutsch- 
tum im Ausland „Volk‘und Heimat‘, das No- 
vemberheft der Deutschen Akademischen Zeit- 
schrift, mehrere Nummern der Weltwirtschaft- 
liehen Nachrichten, das ‚Januarheft der „Mit- 
teilungen des Verbandes Deutscher Gutachter- 
kammern‘“; die Urania, Institut für volkstüm- 
liche Naturkunde, hat ihr Vorlesungsverzeich- 
nis für Januar— März 1920 vorgelest. ® 
Der Deutsche Verein für den Schutz des 
gewerblichen Eigentums lädt zu einer Sitzung 
am 12. Februar ein, in welcher Herr Patentan- 
walt Herse über: „Vorschläge zur Reform un- 
serer Patentrechtsspreehung‘““ vortragen wird. 
Der Berliner Bezirksverein deutscher In- 


Eine buchhändlerische 


ein, deren Tagesordnung lautet: we 
l. Gegensätze .zwischen Stadt nnd 
Land und ihr möglicher: Ausgleich. 
a) Dr. Passavant, Direktor der Städti- 
schen Rlektrizitätswerke, Berlin: ‚Die 
- städtische Wirtschaft‘, i ee 
«b) Dr..Seedorf. Hauptgeschäftsführer der 
Landwirtschaftskammer für die Provinz 
Brandenburg: „Die ländliche Wirt- 7 
.. „schaft“. Be. ES 
2%. Aussprache. . } % $ 
Einladungszettel zur Sitzung liegen hier 
aus. 7 RE ; 1 } 
"Wird hierzu noch das Wort verlangt? 


Wort Herrn Strecker zur Erstattung des 
Geschäftsberichts. ne 3 3 


“ Herr Streeker: Der Elektrotechnische Verein 


- 1). Die einzelnen Tahrzänge kosten für Mitglieder der 
VDE und des RV: 1912 4,850M: 1913 6M ; 1914 6 M; 1915 9,60 M; 
1916 9,10.M; 1917 11LM; 1918 13,20M. . . u ve 


Bf. 


tl. März 1920. 2 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 11. 


217 


ordentliche Sitzung hbgehalten, in denen fol- 
gende Vorträge gehalten wurden: 
Herr Inneren Fritz Kleeberg: „Der Queck- 
© silberdampf-Gleichrichter der Glastype‘. 
(„ETZ“ 1920, S. 145 ff.) 
Herr Graf Arco über: „Röhrenverstärker und 
Röhrensender‘. („ETZ“ 1919, S. 330.) 
Prof. Dr.-Sna. L. Lichtenstein über: 
„Das Nebensprechen in kombinierten 
Fernsprechkreisen‘“. (,,ETZ‘‘1920,8.188.) 
Direktor Max Vogelsang, Frankfurt 
a.M., und Herr Obering. Franz Schrott- 
ke, Berlin, über: ‚„‚Hochleistungsschal- 
ter“. („ETZ“ 1919, S. 597, 625.) 
Herr Prof. Dr. K. W. Wagner über: ‚„Vielfach- 
telephonie und -telegraphie mit schnellen 
Wechselströmen“. (,„ETZ“ 1919, S: 383.) 
Prof. Dr. H. Schering über: „Ein 
‘ Schlüpfungszeiger zur Messung starker 
Schlüpfungen bei Asynehronmotoren 
nach gemeinsamen Versuchen mit V. 
‚Vieweg“. ' . 
Herr .Prof. Dr. 0. Martienssen, Kiel, über: 
„Der Kreiselkompaß beim Schachtbau‘“. 
Herr Generalsekretär Dr.-Sng. G. Dettmar 
‚über: „Die Folgen des Krieges und der 
Revolution für die Elektrotechnik“. 
(„ETZ‘“ 1920, S. 65.) 


Herr Obering. Moritz Schenkel über: „Strom- 


Herr 


Herr 


Herr 


rückgewinnung bei Wechselstrombah- . 


nen. 


Herr Dr. Skaupy: „Über einen neuen Gleich- 
richter‘“. : 


Neben den regelmäßigen Vereinssitzungen 
hat der Verein auch Fachsitzungen abgehalten, 
deren Vorträge sich mit Gegenständen beschäf- 

tigen, die nicht von genügend weitem Allge- 
meininteresse sind, um in den Vereinssitzungen 
gehalten zu werden. In den Fachsitzungen 
wurden die folgenden Vorträge gehalten: 

Herr Geh. Oberpostrat Prof. Dr. K. Strecker: 
„Die Ausbildung. des Schwachstromin- 
genieurs‘“. 

Herr Prof.Dr. Rudolf Rothe: ‚Uber Aufgaben 

' aus der praktischen Mathematik“. 

Herr Direktor Dipl.Sna. B. Rosenbaum: 
„Auf welehen Gebieten ist die Funken- 


\ telegraphie ‚weit genug, um normalisiert | 


zu werden‘, 


Von den Arbeiten der Unterausschüsse ist 
zu erwähnen: Der Unterausschuß für Unter- 
suchungen über die Wärmebeständigkeit von 
‚Isolierstoffen hat ‚seine Arbeiten fortgesetzt; 
insbesondere hat Herr Schering in der Physi- 
kalisch-Technischen Reichsanstalt Versuche an- 

stellt, wonach sich ergibt, daß die Annahme, 
ie Elastizität der Baumwolle ermatte durch 
übermäßige Erwärmung und Erschütterung, 
. wodurch der Abstand der Windungen herabge- 
‚setzt und infolgedessen beim Auftreffen von 
Wanderwellen der Durchschlag leichter einge- 
leitet werde, unhaltbar sei. Die Untersuchun- 
gen werden fortgesetzt. 
- Die Arbeiten des Unterausschusses für Un- 
tersuchungen von Ersatzbaustoffen, die sich 
hanptsächlich mit dem Aluminium beschäftigt 
haben, wurden gleichfalls fortgesetzt; .sie ver- 
sprechen-in der nächsten Zeit ein Ergebnis zu 
liefern. \ 

Der Unterausschuß für den höheren Schul- 
unterricht arbeitet mit einem . Ausschuß des 
Deutschen Verbandes technisch -wissenschaft- 
licher Vereine zusammen weiter an den Auf- 
gaben, die physikalischen Schulbücher dadurch 
zu verbessern, daß den Verfassern dieser Lehr- 
bücher wie auch den Lehrern geeigneter Stoff 
‚zur Belehrung über technische Gegenstände zu- 
gänglich gemacht wird. Er beabsichtigt nun- 
mehr mit dem Verein zur Förderung des mathe- 
matischen und naturwissenschaftlichen Unter- 
richts in einem gemeinschaftlichen Ausschuß 
. weiterzuarbeiten, um für eine bessere Vorbil- 


dung der Lehrer in den technischen Fächern zu. 


wirken. Wen ; 
Der Unterausschuß für geschichtliche Ar- 
. beiten hat mit einer großen Zahl von Fachge- 
° nossen Beziehungen angeknüpft, um Stoff zu 
Veröffentlicehungen, der ihm auch bereitwillig 
zugesagt worden ist, zusammeln, doch kann zu- 
nächst noch nicht in Aussicht genommen wer- 
den, einen. besonderen Band einer solchen 


Sammlung herauszugeben, da dies gegenwärtig 


außerordentlich teuer sein würde. 

Der Unterausschuß für technische Besich- 
tigungen hat den’ Besuch der Ausstellung von 
Telefunken und des Wernerwerks der Siemens 
& Halske Aktiengesellschaft veranstaltet. 

Im verflossenen Herbst hat eine Vor- 
tragsreihe der Herren Dr. Rukop und Dr. 
Häausser über „Die elektrische ortaus in 
Gasen und im Vakuum mit technischen Anwen-, 
dungen‘ stattgefunden. a 

Der Verein hat mit gutem Erfolg die Mon- 
teur-Fortbildungskurse wieder aufgenommen. 


Der Verein hat das von Herrn Prof. 
Guertler herausgegebene große Werk über 
Metallographie durch einen Beitrag von 1000 M 
unterstützt. - : 


Fräulein Elise Reis, die Tochter von Phi- 


lipp Reis, dem Erfinder des Telephons, welche 
in dürftigen Verhältnissen lebt, hat auf Antrag 
des Vereins vom Ehrensold der Industrie eine 
laufende Unterstützung erhalten. Der Verein 
hat sich seinerseits an dieser Unterstützung be- 


RR ‚ 
er Verein zählte am 31. Dezember 1918 


1.2048 Mitglieder, von denen 1662 in Deutsch- 
land, 167 im früheren Gebiete Österreich-Un- 


garns und 219 im übrigen Ausland wohnen. 
Durch den Tod verloren hat der Elektro- 

technische Verein die folgenden Mitglieder: 

Aschke, Leopold, Verantwortl. Scehriftleiter 
der Zeitschrift für Dampfkessel- und Ma- 
schinenbetrieb, Berlin. 

Denzer: Albert, Dr., Direktor, Fluntern-Zü- 
rich, 

Dolivo-Dobrowolsky, Michael, Dr.öng. e.h. 
Darmstadt!). 

Estel, Fritz, Dipl.-Sing. Berlin. 

Geilfuß, Fritz, Ingenieur, Luzern., 

Heubach, Ottokar, Kommerzienrat, Direktor 
der Porzellanfabrik Gebrüder Heubach, 
Lichte bei Wallendorf. : 

Karsch,. Arno, Ingenieur, Berlin. 

Korda, Desire, Ingenieur, Zürich?). 


Rabels, Hans, Ingenieur, Nauen i. Mark, 


Dammstraße. 


Roenne, Hermann, Ingenieur, Charlotten- 


burg. 


Otto, Carl, Baurat, Direktor der Großen Ber- 


liner Straßenbahn, ‚Charlottenburg?). 

Schröder, Roman, Dipl.-Sing,, 
Elektrizitätswerks der Stadt. Luxem- 
burg, Luxemburg. 


von Siemens, Wilhelm, Dr.:Sng., Geh. Reg.- 
Rat, Siemensstadt#). 


Skirk, Karl, Elektrotechniker, Nowawes. | 


Tepelmann, Bernhard, Dr., Verlagsbuchhänd- 


ler, Braunschweig. 
Thien, Otto, techn. Beamter, Weiz. 
Weber, Leonhard, Dr., Professor, Geh. Regie- 
rungsrat, Kiel’). 


Vorsitzender: Unter den Mitgliedern, deren 
Tod wir in diesem Jahre zu beklagen haben, 
sind mehrere von hervorragender Bedeutung 


- für den Verein und für unser Fachgebiet. Die 


Worte, die ich vor kurzem anläßlich des Todes 
von Wilhelm von Siemens und Michael Dolivo- 
Dobrowolsky gesprochen habe, sind wohl noch 
in Erinnerung. Auch ein Nachruf für Leonhard 
Weber ist von dieser Stelle erfolgt. 

‘ Der verstorbene Herr Karl Otto, Direktor 
der Großen Berliner Straßenbahn, war ein reges 
Mitglied unseres Vereins, dessen Ausschuß er 
zeitweise angehört hat, und der sich auf dem 
Gebiete des elektrischen Bahnwesens große 
Verdienste ‘erworben hat. ; 

‚. Herr Desir&e Korda, Privatdozent an der 
Technischen Hochschule in Zürich und Präsi- 
dent des Verwaltungsrats und Direktor indu- 


'strieller Gesellschaften, hat sich auf unserem 


Fachgebiete sehr große literarische Verdienste 
erworben. Aufsätze von ihm sind auch in der 
„ETZ“ in großer Zahl erschienen. . 

Herr A. Denzler, Direktor des Elektrizi- 
tätswerks in Zürich, war gleichfalls ein durch 
seine Arbeiten bekannter Fachmann. 

Meine Herren: Ich bitte Sie, sich zu Ehren 
der Verschiedenen von Ihren Plätzen zu er- 
heben. (Geschieht.) Ich danke Ihnen. 

Ich bitte Herrn Strecker, in seinem Be- 
richt fortzufahren. > 


Herr Streeker:: Wir kommen nun zu der 
Vermögensübersicht, der Abrechnung über das 
verflossene und dem Anschlag für das kom- 
mende Rechnungsjahr. 

Das Vermögen des Vereins beträgt rd 
275 000 M. Gegenüber dem Vermögensstande 
am Ende des Jahres 1918 mit 282 000 M ist die 
Verringerung nicht bedeutend; aber auch selbst 
dem Stande vor dem Kriege im Jahre 1913 
gegenüber mit 297 000 M ist der Rückgang in 
Anbetracht der Verhältnisse nicht groß, wenn 
man.in Betracht zieht, daß im Jahre 1918 rd 
38 000 M auf die Effekten infolge ihres Kurs- 
rückganges abgeschrieben werden mußten und 
im Jahre 1919 infolge des Verkaufes des größten 
Teiles der Kriegsanleihen, die wir noch mit 84% 
abstoßen konnten, und durch Abschreibung der 
Effekten ein Verlust von rd 25 000 M entstan- 
den ist. In Besitz behalten haben wir 30 000 M 
Kriegsanleihe, die mit 77,50% zu Buche stehen. 


1) Vel. „ETZ“ 1929, 8.12. 
2) Vgl. „ETZ“* 1919, 8. 342. 
3) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 445, 542. 
% Vel. „ETZ* 1919, 8.548, 609. 
5) Vgl, „BETZ“ 1919. 8, 29u, 


Direktor. des” 


Vermögensnachweis 
am 31. Dezember 1919. 


d e Pf M |IPf 
Bestand am 31. XII. 1918 laut 
Kassabuch. ... . OL IN 281 878 | 90 
Verlust aus 1919. . 6403 | 64 
‚| bestehend in: 
1. | 174500 M 31/,%% Deutsche 
Reichsanleihe zu 63%/, 109 935 | — 
2, | 107400 M 3'/;%% Preußische 
Konsols.zu63 a +... cut 67 662 | — 
3, | 30.000 M 31/%% Kur- und Neu- 
märkische Kommunal-Obli- 
gationen zu 8%: »... 26 400 | — 
4. | 50.000M 31% Landschaftliche 
Zentral-Pfandbriefe zu 030 / | 46500 | — 
5. | 30000 M VIIL und IX. Kriegs- 
- ‚anleihe zu 77,50% =... „| 23250) — 
Zusammen » 2. nee. 273 7477| — 
6. | Bankguthaben. ...... 26 427 | 15 
7. | Guthaben auf Postscheck- ; 
Kontor Nu slierlieineihe 19 584 | 93 
sur Barbestand 7 4.7 2 vn 766. 18 
320 475 | 26 
Rückstellung für 1919 45.000 | — 
275 475 | 26 | 275 476 | 26 


Was die Gewinn- und Verlustrech- 
nung betrifft, so sind die Einnahmen gegen- 
über dem Voranschlag günstiger für den Ge- 
winn aus der „ETZ“ um etwa 5500 M, die Er- 
trägnisse. aus Kapitalsvermögen um die Zinsen 
der Kriegsanleihen, die wir behalten haben, um 
rd 1500 M. Daß die Mitgliederbeiträge um rd 
30000 M größer sind als veranschlagt, rührt 
daher, daß der Mitgliederbeitrag für 1920 er- 
höht worden ist und daß für 1919 eine Reihe 
von Mitgliedsbeiträgen nachträglich eingezahlt 
wurden. Die Einnahme aus einer Vortragsreihe 
mit 1840 M war unerwartet und zeigt das In- 
teresse an diesen Vorträgen. 


Bei den Ausgaben sind die Mehrbeträge um 
1000 M- für den Bezug der „ETZ“ und um 
1500 M für die Beiträge zum VDE, durch die 
erhöhte Mitgliederzahl, die Mehrkosten für Ge- 
hälter und Pensionen um 2000 M und für Druck- 
sachen und Bureaumaterial um 1100 M durch 
die allgemeine Verteuerung bedingt. Wesent- 
lich niedrigere Ausgaben als in Aussicht ge- 


nommen, haben wir für Wohlfahrtszwecke ge- 


macht, 350 M gegenüber dem Voranschlage mit 
4000 M. Wenn wir die für 1920 in Aussicht ge- 
nommene Rückstellung von 22000 M auf 
45 000 M erhöht haben, so entspricht das den 
erhöhten Einnahmen infolge der Erhöhung der 
Mitgliederbeiträge. 

Die Abrechnung schließt mit einem buch- 
mäßigen Verlust von 6400 M ab. 

Mit großer Vorsicht ist der Voranschlag 
für 1920 aufgestellt, da wir in’ eine sehr un- 
sichere Zeit eintreten. Die Ausgaben für den 
Bezug der „ETZ‘, die, Beiträge zum VDE 
und die Einnahmen für Mitgliederbeiträge än-. 
dern sich in ähnlicher Weise mit der Zahl der, 
Mitglieder. Ob die Erhöhungen der Positionen 
für Gehälter und. Pensionen um 4000 M, für 
Bureaumiete und allgemeine Unkosten und 
ferner für Drucksachen und Bureaumaterial um 
je 1500 M ausreichen werden. läßt sich nicht 
sagen. In den Posten „Verschiedenes und Un- 
vorhergesehenes‘‘ glauben wir mit 10000 M 
eine ‘genügende Sicherheit hineingelegt zu 
haben. Auf 2200 M erhöht haben wir die für 


' Zwecke berufsständischer Politik in Aussicht 


genommenen Ausgaben. Neu: aufgenommen 
haben wir den Posten der Vermögenssteuer, da 
auch Vereine zum sogenannten 'Reichsnotopfer 
herangezogen werden sollen, Da ein neues Mit- 
gliederverzeichnis des VDE aufgestellt wird, 
haben auch wir ein Verzeichnis der Mitglieder 
des Vereins in Aussicht genommen und dafür 
einen Betrag von 2300 .M eingesetzt. Die für 
1921 in Aussicht genommene Rückstellung, die 
erforderlich ist, weil die Mitgliederbeiträge für 
1921 zum größten Teil bereits im Jahre 1920 
eingehen, ist mit 46 000 M in fast derselben 
Höhe wie für 1920 angesetzt. Ob. der Gewinn 
aus der „ETZ‘ mit 11 500 M angenähert richtig 
eingesetzt ist, ist schwer zu sagen ; der Vorstand 
legt zwar größeren Wert darauf, daß die „ETZ 
inhaltlich und dem Umfange ‚nach würdig ist, 
als daß ein großer Gewinn bleibt, doch muß die 
„ETZ“ sich auch rentieren. 

Ganz allgemein kann man sagen, daß der 
Verein vom wirtschaftlichen Standpunkt. die 
Kriegs- und Nachkriegszeit bis jetzt gut über- 
standen hat und auch der nächsten unsicheren 
Zukunft auf Grund seines Vermögens und seiner 
vorsichtigen Verwaltung mit einer gewissen 
Ruhe entgegensehen kann. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 11. 


Gewinn- und Verlustrechnung 
am 31. Dezember 1919. 


Vor- Vor- 
Nr: Ausgaben M | Ppf| anschlag |INr. Einnahmen M .pf| anschlag 
: | EL | MUSTER 
Ar | | 
1. | Bezug der „ETZ* . . ... „| 17518 | 85 | 16500 | 1. | Mitgliederbeiträge | | 
2. | Beiträge zum V.D.E.. . . . | 11019 | 50 | 9500 a) für das Jahr 1919. 9034 |'58 88000 
3. | Kosten der Vereinssitzungen. 1485 | 80] 1200 b) für das Jahr 1920 . 58661 | 61 
4. | Sitzungen der Unterausschüsse _ _ 500 2. | Gewinn aus der „ETZ* . ... | 12596.) 40 | 7000 | 
5. | Gehälter und Pension. . . . 10984 | — 9000 | 2. | Erträgnisse des Kapitalver- | 
6. | Bureaumiete und allgemeine | He ! Mögen NE ee 15190 | 75 | 13500 | 
Unkosten u. =. au. J 2560 | 23 | 2500 4. ı Einnahmen für den A.B.B. 328 | 46 =. 
7. | Drucksachen und Burean- ? | | 5. | Einnahme aus Vortragsreihe , 1839 | 70 =! | 
material en a ee» 2615 | 60 | 1500 6. | Verschiedene Einnahmen . . 555 | 05 | 
8. | Porti und kleine Kasse . . . 825 | 05 600 7. | Rückstellung aus 1918. . . . | 19000. | — | 
9,| Förderung der Fachwissen- 8. | Saldo . AN 6403 1-64 | — | 
Behalten ae, e 4259 | 30 | 4000 ; | |: 
10. | Berufsständische Politik . . 224 , 20 | 1000 | 
11. | „Archiv für Elektrotechnik“. 1267 | 06 | 1200 | 
12. | Auslagen für den AEF . 127 | 20 Ezge | 
13. | Für Wohlfahrtszwecke 350. =- | "4000 | | 
14. | Verschiedene Ausgaben .. 356 | 65 I 3000 | | 
15. | Rückzahlung von Mitglieds | 
beiträgen =... ...:. er 202 | 70 Re . 
16. | Verlust durch Abschreibung Kant | 
der Effekten . ... - .. +..1°94.870 1. — | | 
17. | Rückstellung für 1920 . 45.000 | — | 22.000 | 
123610 | 14 1233 610 | 14 | 
- | | 


Voranschlag für 1920. 


Einnahmen» M.- | M DE 


Nr. Ausgaben | M | M 
‚| Bezug der „ETZ* 20 000 
2.| Beiträge zum V.D.E.. 26 000 
3.| Kosten der Vereinssitzungen. 2.000 
4. | Sitzungen der Unterausschüsse 1.000 | 
5.| Gehälter und Pension. . . 15.000 
6.| Bureaumiete und allgemeine \ 
Unkosten y..0,.2. 1 a 4.000 
7.| Drucksachen und Bureau- | 
material 2 . ut page al 4.000 | 
8. | Porti und kleine Kasse . . 1000 
a.| Förderung der Fachwissen- 
schaft. Ns RER N re 4.000 
10.] „Archiv für Elektrotechnik“ . 1200 | 
11.| Für Wohlfahrtszwecke 3 1:000 | 
12.| Verschiedenes und Unvorher- | 
gesehenes = u... aus. 10.000 
13. | Mitgliederverzeichnis . . » » 2.300. 
14. | Für Zwecke berufständischer | 
Politik ee Be 2.200 
15.1 Rückstellung für 1921. . 46 000 
16. | Vermögenssteuer. . 2.000 
1417700 


Vorsitzender: - Wir. schreiten nunmehr zur 
Wahl der Kassenrevisoren. Die beiden Herren 
Lux und Blane sind seit Jahren in diesem 
Amte außerordentlich erfahren und haben sich 
bewährt und es darf daher wohl angenommen 
werden, daß die Versammlung damit einver- 
standen ist, daß wir die Anerkennung für ihre 
treuen langjährigen Dienste dadurch zum Aus- 
druck bringen, daß wir sie wiederwählen. Ich 
stelle fest, daß die Versammlung so beschlossen 
hat. 

Vorsitzender: 
wahl des Vorstandes und Ergänzungswahl des 


Ausschusses. Die Wahl kann durch Abstim- 
mung oder auf Wunsch auch durch Zuruf er- 
folgen. 


Herr Kahle: Ich stelle den Antrag; die: 
Wahl durch Zuruf zu bewirken. 


Vorsitzender: Ich. bringe zur Abstimmung, 
ob die Versammlung damit einverstanden ist, 
daß die Wahl durch Zuruf erfolgen soll. Wer 
dafür ist, den bitte ich die Hand zu erheben. 
Die Wahl durch Zuruf ist angenommen. 

Aus dem Vorstand scheidet der bisherige 
Syndikus, Herr Triloff, auf seinen Wunsch 
aus. Ich möchte an dieser Stelle Herrn Triloff 
für die eifrige Mitarbeit danken, die er uns jahre- 
lang gewidmet hat. Als Nachfolger für Herrn 
Triloff wird Herr Postrat Dr. jur. Eberhard 
Neugebauer vorgeschlagen. 
ten, für die Wahl des Vorsitzenden von meiner 
Person abzusehen, da ich als Mitglied der preu- 
Bischen Landesversammlung zu stark in An- 
spruch genommen werde und deshalb mehrfach 
von der Teilnahme an Vorstandssitzungen im 
letzten Jahre habe absehen müssen, und das 
liegt nicht im Sinne der richtigen Erledigung. 
Und bloß den Namen und die Würde eines er- 
sten Vorsitzenden auf mich zu nehmen und 
wenig an der Arbeit selbst zu tun, entspricht 
nicht meinen Empfindungen und meinem 
Pflichtgefühl. Es wird daher ‘vorgeschlagen, 
als Vorsitzenden Herrn Direktor Dr. phil. Ad. 


Wir kommen jetzt zur Neu- 


| Meyer, Paul, Dr. phil., Baurat, 


Ich möchte bit- 


1. | Mitgliederbeiträge 70.000 
2. | Gewinn aus der „ETZ* „.. , 11 500 
3. | Erträgnisse des Kapitalver- 
MORORSIS HL ee Ne E 15 200 
4. | Rückstellung aus 1918... 45 000 
141700 | 
} 
N | | 
1 | 
N | | 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
® | RE tet 
| 141 700 


Franke zu wählen. während ich als stellver- 


tretender Vorsitzender vorgeschlagen werde. . 


Schatzmeister und Ordner bleiben die 
Herren Dr. Ebelung und Geh. Rät Gumlich. 
Als erster Schriftführer würde Herr Geheimrat 
Strecker, als zweiter Herr Geheimrat Weber 
zu wählen sein. Ne 

Aus dem Ausschuß sollten satzungsgemäß 
ausscheiden die Herren: ; 

a) Berliner Mitglieder: 
Bundzus, A. R., Fabrikdirektor, 
Feyerabend, E., Geh. Oberpostrat’u. Vortra- 

gender Rat im Reichspostministerium, 
Levy, Max, Dr. phil., Fabrikbesitzer, 
Matschoss, C., Professor, Direktor des Ver- 
eins Deutscher Ingenieure, 


Rogowski, W. Dr. phil., 

Jena). 
Rothe, Rudolf, Dr. phil., Professor, 
Rüdenberg, R., Dr =ssng., Professor, 


Professor (jetzt 


Schröder, L., Direktor der Aceumulatoren- 


fabrik A. G., 
Trettin, C., Oberingenieur der SSW. 
Zur Wiederwahl werden vorgeschlagen die 
Herren: 
Bundzus, A. R., Fabrikdirektor, 
Feyerabend, E., Geh. Oberpostrat u. Vortra- 
gender Rat im Reichspostministerium, 
Rothe, Rudolf, Dr. phil., Professor, 
Rüdenberg, R., Dr.=Ssng., Professor, 
Schröder, L., Direktor der. Aecumulatoren- 
fabrik A. G,, 


Trettin, C., Oberingenieur der SSW., 

Zur Neuwahl werden vorgeschlagen die 
Herren: ERSE 
Biermanns, J., Oberingenieur der AEG., 
Bloch, L., Dr.Sng,, 

Breisig, Fr:, Dr. phil., Prof., Geh. Postrat, 
Hoepp, W., Oberingenieur der AEG. 


11. März 1920. 
EA ES A N EN ET 


b) Auswärtige Mitglieder. 
Die Zahl der auswärtigen Mitglieder des 


Ausschusses ist im Verhältnis zu den auswärti- 


gen Vereinsmitgliedern allmählich zu groß ge- 
worden, weil die Zahl unserer auswärtigen Mit- 
glieder sich stetig verringert hat. Der Vorstand 
und Ausschuß machen daher den Vorschlag, 
künftig 
mitglieder zu wählen und in diesem Jahre da- 
mit den Anfang zu machen, so daß an Stelle der 
ausscheidenden 8 nur 4 Ausschußmitglieder neu 
zu wählen wären. Es wird vorgeschlagen, von 
den ausscheidenden 8 Herren, nämlich den 
Herren: X SH A 
Deri, Max, Geh. Hofrat, Diw.-Sng., Baden bei 
Wien, in 
Eichberg, Fr., Du.=Sng., Direktor, Breslau. 
Görges, Joh., Geh.: Hofrat, Professor, Dres- 
den-Plauen. 


-Haas, Robert, Dr Badinch Rheinfelden: 


von der Herberg, C., Direktor, Carlswerk 
’ bei Mülheim ‘a. Rhein. 
Holmgren, T., Oberingenieur, Stockholm. 
Kurda, K., Obering., Nürnberg. $ 
Schuurins,.J. G., Dipt.-ng., Rotterdam, 
wiederzuwählen die Herren: . “ 
Deri, Max, Geh. Hofrat, Dr.=ing., Baden bei 
Wien, FRE 
Eichbers, Fr., Dr.-Sng., Direktor, Breslau, 
Görges, Joh., Geh. Hofrat, Professor, Dresden 
Plauen, | 
Holmgren, T., Oberingenieur, Stockholm. 
Von den; andern auswärtigen Mitgliedern 
des Ausschusses sind gestorben die Herren; 
Dolivo-Dobrowolsky, M., Dr.-Sng., Darnı- 
stadt, 
Weber, Leonhard, Dr. phil., Professor, Kiel. 


"An ihrer Stelle sollen gewählt werden die 
. Herren: RE, | 
Hahnemann, Walter, Ingenieur, 


_ Direktor, 
Kitzeberg bei Kiel, ’ } 
Rogowski, W., Dr.-&ug., Professor, Jena. 
5 Die Wahlen erfolgten sämtlich dureh Zu- 
ruf. : % 


Herr Franke: Meine Damen und Herren: 


Ich bitte Ihnen zunächst meinen Dank sagen zu - 


dürfen für das Vertrauen, welches Sie mir durch 
die Wahl zum Vorsitzenden entgegengebracht 
haben. Ob es mir gelingen wird, dieses Ver- 
trauen in dem Maße zu verdienen, wie ich es 
selbst dringend wünsche, das muß sich erst zei- 
gen. Auch bei mir häufen sich die Berufspflich- 
ten in dem Maße, daß es immer schwerer wird, 
den angemessenen Teil für ehrenamtliche Ar- 
beit an Kraft und Zeit einzusparen. Jedenfalls 
werde ich zufrieden und glücklich sein müssen, 
wenn es mir gelingt, in dem Maße, wie es unse- 
rem bisherigen Vorsitzenden trotz, Häufung sei- 


ner Amter und entgegenstehender Schwierig- 
keiten gelungen ist; denn wenn Sie aus seinen 


Worten etwa den Schluß gezogen haben sollten, 


als wenn er sich tatsächlich durch diese Häu-. 


fung von seinen Verpflichtungen gegenüber dem 
Verein hätte zurückhalten lassen, so. würde das 
ein falscher Eindruck sein. Er war nicht nur 


regelmäßig in den Vereinssitzungen, sondern - 


hat auch die Vorstandssitzungen mit großem 
Eifer und großer Regelmäßigkeit geleitet, und 
es ist ihm gelungen, obgleich das besonders 
schwere Jahr auch hier eine Reihe von beson- 
deren Tätigkeiten nötig. gemacht hat, von denen 
der vorgetragene Geschäftsbericht nur einen 
kurzen Auszug gegeben hat. Ich glaube, in 
Ihrem Sinne zu sprechen, wenn ich unserem bis- 


herigen Herrn Vorsitzenden für die im Interesse 


des Vereins 
Dank sage. : 


"Vorsitzender: Ich erteile nunmehr das Wort 
Herın Geheimrat Weber zu. seinem Vortrag 
über: ,25 Jahre Vorschriften des Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker“. 


Herr Weber schilderte hierauf die Entwick- 
lung der Vorschriften des VDE, die mit den 
Sicherheitsvorschriften im Jahre 1895 began- 


geleistete Arbeit den herzlichsten 


nen. Er hob ihre große Bedeutung für die tech-- 


nische Entwicklung des Faches hervor und be- 
tonte besonders, daß sie ein Vorbild seien für 
eine gute und wirksame Selbstverwaltung. Der 
mit’gsroßem Beifall aufgenommene Vortrag wird 
in der „ETZ“ abgedruckt. EDER 

Vorsitzender: Wünscht jemand das Wort zu 
diesem Vortrage? Das ist nicht der Fall. Dann 
möchte ich Herrn Geheimrat Weber für seinen 
außerordentlich wertvollen Vortrag aufrichtig 
danken. RE 


Meine Damen und Herren: Sie haben ein 


Bild vor sich entrollen sehen von einer langen, 
mühsamen, und wie wir mit Freuden anerken- 


nen müssen, erfolgreichen Arbeit. Der Haupt- 


wert unserer Vorschriften, die der Verband 


Deutscher Elektrotechniker aufgestellt hat, 


liegt ja darin, nicht nur, daß wir die Anlagen 


nur halb so viel auswärtige Ausschuß- 


a 


se 


3 | 
11. März 1920. 


- Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


dadurch betriebssicher gemacht haben und da- 
mit die Möglichkeit gegeben haben für die ge- 
waltige Entwicklung unserer Elektrotechnik, 
die alle Wirtschaftsgebiete unseres modernen 
Lebens treibt, sondern es zeigt sich auch, wie 
nutzbringend eine solehe Arbeit der Selbstver- 
waltung ist und auch ich, der ich mitten im po- 
litischen Leben stehe, möchte gerade auf diesem 
Beispiele aufbauend als Riehtschnur hinstellen, 
daß wir daran lernen sollen, nieht durch Verord- 
nungen, Gesetze, Vorschriften, von heute zu 
morgen etwas plötzlich umkrempeln und umge- 
stalten zu wollen, sondern daß alles aus der na- 
türlichen Entwicklung heraus wachsen und sich 
entfalten muß. An diesem ‚Beispiel sehen wir, 
wie hier Nutzen geschaffen ist, und das sollte 
bahnbrechend sein für alle unsere Wiederanf- 
bauarbeiten. 


Im Anftrage des Vorstandes 
‚Strecker. 


“ Neuanmeldungen. 


Bender, Robert, Betriebsingenieur der Großen Berliner 


Straßenbahn, Friedenau. m 
Bilgrey, John, Ingenieur, Amsterdam. 
Dellermann, Gustav, Ingenieur, Siemensstadt. 
Dengler, Martin, Ingenieur, Charlottenburg. 
Foehr, Ernst, Oberingenieur der SSW., Charlottenburg. 
Fritz, Josef, Ingenieur, Laubegast. 
Fliegenschmidt, Carl, Ingenieur, Charlottenburg. 
Fryz, Adolf, Ingenieur, Lindau am Bodensee. 
Getreuer, Kurt, techn. Beamter, Berlin. . 
Grefe, Wilhelm Georg, Berechnungsingenieur, Wilmers- 
‘ dorf. N 
Giebe, Erich, Prof., Dr., Charlottenburg. 
Heffner, Karl, Dipl.-Ing , Schöneberg. 
Heise, Heinrich, Konstrukteur, Berlin. > 
Hupperz, August, Betriebsingenieur, Hirschberg i. Schl. 
Helf, Lothar, Ingenieur, Charlottenburg. 
Hubel, Gustav, Dipl.-ng., Georgsmarienhütte. 
Helmdach, Franz, Telegrapheningenieur, Friedenau. 
‚Flaum, Z., Ingenieur, Wilmersdorf. 
Fiala, Leo, Techniker, Niedersedlitz-Dresden. 
Kassina, Agnes, Laborantin, Baumschulenweg. 
Kirchgässner, Willy, Ingenieur, Charlottenburg. 
Kirmes, Willy, Ingenieur, Charlottenburg. 
Knirsch, Rudolf, Elektroingenieur, Dresden. 
Krüger, Otto, Elektrotechniker, Pankow. : 
von Kiepach, Milan, Zipl -$ng., Charlottenburg: 
Leuttoff, Bruno, Ingenieur, Berlin. 
Linstedt, Hermann, Ingenieur, Berlin. 
Lorenz, Hugo, Ingenieur, Weiz. 
Mahler, Alfons, Ingenieur, Siemensstadt. 
Massmann, Otto, Elektroingenieur, Karlshorst. 
Mellinger, Ludwig, Divl -na , Charlottenbure. 
Meissner, Erich, Ingenieur, Charlottenburg. 
Marx, Karl, Ingenieur, Berlin. Ri 
Müllner, Edmund, Ingenieur der Telefunken, Berlin. 
Müller; Johannes, Dr. phil., Elsfluth.a. M. . 
Meuser, Hans, Ingenieur, Berlin. y 
Ment, Josef, Ingenieur, Charlottenburg. 
Otte, Richard, Ingenieur, Siemensstadt. 
Richter, Max, Ingenieur, Paderborn i. W. 
Rinck, Franz, cand. ing., Friedenau. - : 
Schildorfer, Albert, Ingenieur, Krems a. d. Donau. 
. Schrinner, Willy, Oberingenieur, Berlin. 
Sybel, Johannes, Ingenieur, Berlin-Buchholz. 
. Spiess, Otto, Physiker, Charlottenburg. 
Stamm, Hans, Ingenieur, Berlin. 
Straßburger, Felix, Ingenieur, Charlottenburg, 
Springe, Adolf, Zivilingenieur, Neumünster. 
Tule, Daniel, Ingenieur, Laubegast-Dresden. 
Vermeulen, Hendrik, Elektroingenieur, Dordrecht. 
Wogurek, Josef, Ingenieur, Charlottenburg. 
Wegener, Wilhelm, Ingenieur, Charlottenburg. 
Wehrmann, Albert, Dipl -$ng., Berlin. 
Windel, Walther, Oberingenieur, Dr. rer. pol... Dr. 
jur., Steglitz. 
Wurm, Erich, Dipl.«ing., Patentanwalt, Berlin. 
Ziehm, Eugen, Ingenieur, Berlin. 


Sitzungskalender. 


Elektrotechnischer Verein. Fachsitzung. 
17. III. 1920, abends 71, Uhr, Hörsaal des Te-: 
legraphen-Versuchsamts: 
1. Vortrag .Postrat Arendt: 

Erdtelegraphie im Kriege.‘ 
2. Vortrag _Obering. Falkenthal: „Messun- 

gen an Erdantennen.‘‘ 

Weiteres siehe offizielle Ankündigung. 

Verein deutscher Ingenieure. 12. III. 1920, 
abends 7% Uhr, Ingenieurhaus: Vortrag 
Kutsche „Vorbereitung, Überwachung und 
Abrechnung in Maschinenfabriken.“ 


Verein deutscher Ingenieure. 15. III. 1920, 


„Abhören und 


nachm., 5 Uhr, Techn. Hochschule: Vortrag Prof. 


Gümpel: „Die Dämpfung von Verdrehungs- 
schwingungen, elementare Theorie gedämpfter 
gekoppelter Schwingungen.‘ 


Verein deutscher Ingenieure. 22. III. 1920, 
nachm. 5 Uhr, Techn. Hochschule: Reg.-Rat 
Felgenträger „Elastische und unelastische 
Formänderungen von Wagen.“ 


Deutsche Gesellschaft für Metallkunde. 26. 
111. 1920, abends 7 Uhr, Ingenieurhaus: Ober- 
ing. Özochralski „Lagermetalle und ihre 
technologische Bewertung‘‘ (mit Liehtbildern). 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Die Viktoria-Fälle übersehätzt, — In einem 
Bericht an das ‚„Rhodesian Munition and Re- 
sources Committee‘ sagt W. Carter, daß die 
nutzbare Kraft der Viktoria-Fälle außerordent- 
lieh übertrieben geschätzt worden sei. Infolge 
der neueren Vermessungen und Lotungen muß- 
ten die früheren Berichte wesentlich abgeän- 
dert werden. Tatsächlich beträgt die mitt- 
lere Geschwindigkeit des Flusses etwa 10,8 
m/min und die überfallende Wassermenge 
25000 m®/min. Wenn man 118 m als reine 
Fallhöhe und weitere 6,5 m für den Höhen- 
unterschied zwischen Oberwasserspiegel und 
Flußsohle rechnet, so ergibt sich ein wirksames 
Gefälle von 121,3 m, unter der Voraussetzung, 
daß die Turbinen 3,3 m über dem Wasserspiegel 
im Abflußgerinne arbeiten und bei Vernach- 
lässigung des Einflusses der Reibung in der 
Rohrleitung. Falls.die Turbinen höher als auf 
Hochwassermarke aufgestellt werden, verrin- 
gert sich das nutzbare Gefälle auf 103,2 m. Für 
den Fall, daß die gesamte, geschätzte Wasser- 
menge ausgenutzt wird, ergeben sich bei einem 
Wirkungsgrad von 85% und nach entsprechen- 


dem Abzug für Reibungsverluste in den Rohr- 


leitungen etwa 263 000 kW. Der Berichterstat- 
ter ist der Ansicht, daß vorläufig noch keine 
Aussicht besteht, Kraft im großen nutzbrin- 
gend zu erzeugen. Immerhin ist es bei den 
wichtigen Fortschritten in der elektrochemi- 


‘schen Industrie leicht möglich, daß sich hie 


im Laufe der Zeit ein bedeutender Industrie- 
mittelpunkt entwickelt. (‚The Technical Re- 
view‘, Bd. 6, 1920, S. 172 nach ‚‚South African 
Mining a. Engineering Journal‘ 22. XI. ni) 


Ausländische Projekte. — Der Vorsitzende 
der Ontario Hydro-Electrie Commission, 
Beck, ,. hat kürzlich auf die außerordentliche 
Bedeutung der Wasserkräfte u. a. des St. Lo- 
renzstromes und der großen Seen hingewiesen, 
deren Ausnutzung zunächst rd 2,5 Mill. PS, im 
ganzen Staat Ontario (Kanada) aber etwa 
5 Mill. PS ergeben würde. Nach Becks An- 
sicht könnte man damit rd 100 Mill. t Kohle er- 
sparen. Der Energieverbrauch hat sich in 
9 Jahren von 10 000 PS auf 0,365 Mill. PS ge- 
steigert, und es ist wahrscheinlich, daß die 2,5 
Mil. PS innerhalb nicht langer Zeit ebenfalls 
Absatz finden. Nach einer Schätzung ‚sollen 
die Kosten des Ausbaues etwa 100 Mill. $ be- 
tragen. — Wie aus Niederländisch-Indien 
berichtet wird, hat ein dem Departement für die 
Gouvernementsbetriebe angegliederter „Dienst 
für Wasserkraft und Elektrizität‘ die Aufgabe, 
die Wasserkräfte systematisch aufzusuchen, zu 
inventarisieren und ihre industrielle Ausnut- 
zung in die Wege zu leiten; er soll. außerdem 
die Elektrisierung der Bahnen bearbeiten. — 
Die Stadt Yokohama, Japan, plant u. a. 
die Errichtung von Elektrizitätswerken in eige- 
ner Verwaltung und hat für elektrische Be- 
leuchtung und Kraftlieferung je 10 Mill. Yen, 
für elektrische Straßenbahnen 20 Mill. Yen 
zur Verfügung gestellt. Die neu gegründete 
Japan Hydro Electrie Co beabsiehtigt, ihre 
Wasserkraftrechte auszubeuten, u. zw. miteiner 
Leistung von 105 000 kW. Für den Absatz der 


‘elektrischen Arbeit kommen die beiden. Licht- 


gesellschaften in Osaka und Kyoto in Be- 


tracht. — Auf Island wird zurAusnutzung der 
‘Wasserkraft des Ellidarelfs bei Reykjavik ein 


Elektrizitätswerk von rd 1000 PS errichtet, 
dessen Baukosten man auf 2 Mill. Kr schätzt. — 
In Schottland plant man, so berichtet 
„Ihe Electrician‘‘, die Ausnutzung der in den 
Seen Ericht, Laidon, Rannoch und Tummel 
aufgespeicherten Energien und ihre UÜbertra- 
gung nach Dundee, u. zw. in drei Ausbauten, 
die nach jetzt vorliegenden Projekten zusam- 
men durchschnittlich 21 770, maximal 62 200 
kW und im Jahre etwas mehr als 189 Mill. kWh 
ergeben würden. Hiervon entfallen auf den 
Loch Ericht 5670 bzw. 16200 kW und 48,5 


-Mill. kWh, auf den Loch Rannoch sowie auf 


den Loch Tummel je 8050 bzw. 23 000 kW und 
70,5 Mill. kWh. Die Kosten des ersten Aus- 
baues, einschließlich der Leitung nach Dundee, 
werden auf 1,134, die des zweiten auf 1,903 und 
die des dritten auf 1,520 Mill. £, für die ganze 
Anlage mithin auf 4,6 Mill. £ geschätzt, wäh- 
rend man die jährlichen Ausgaben insgesamt 
zu 0,349 Mill. £ und den Preis der elektrischen 
Arbeit zu etwas über 0,4 d/kWh berechnet. Für 
die Ausnutzung der genannten Wasserkräfte 


Heit 11. 


219 


spricht gegenüber einer Dampfanlage die wach- 
sende Verteuerung der Kohle, der maschi- 
nellen Einrichtungen, Transporte, Gehälter und 
Löhne. — Nach der „Ind.- und Hand.-Ztg.‘‘ wer- 
den jetzt in Venezien Schritte unternommen, 
um die Elektrizitätsverwertung auf Landwirt- 
schaft, Bewässerung, das Beförderungswesen 
und auf Kanalbauten auszudehnen. Die Aus- 
nutzung der Wasserkräfte befindet sich heute 
hauptsächlieh unter der Kontrolle einer von 
der Societä Adriatica di Elettrieitä geführten 
Finanzgruppe. Genannte Gesellschaft hat 
kürzlich ihr: Kapital von 36,8 auf 60 Mill. 
Lire erhöht und ist fortgesetzt; bestrebt, um- 
fangreiche Beteiligungen bei anderen Unter- 
nehmungen zu erwerben. Verschiedene ihrer 
Untergesellschaften vermehren gleichfalls ihr 
Kapital. Die ‚„Adriatica“ bemüht sich jetzt, 
das Julische .Venezien, das Trentino, Istrien 
und möglicherweise auch Fiume mit Elektri- 
zität zu versorgen; ein Vertrag über die Be- 
lieferung Triests mit Elektrizität soll bereits 
zustande gekommen sein. — Wie wir der 
„Schweizer. Bauztg.‘‘ entnehmen, wird z. Zt. 
ein von R. Koechlin stammendes neues 
Projekt für die Ausnutzung der Wasserkräfte 
des Rheins zwischen Basel und Straßburg 
viel besprochen, das die Grundlage eines Kon- 
zessionsgesuches der A.G. Forces motrices du 
Haute Rhin in Mülhausen bildet. Es sieht 
8 Kraftwerke vor, u. zw. bei Kembs, Hom- 
burg, Blodelsheim, Neubreisach, Markols- 
heim, Diebolsheim, Gerstheim und Neuhof, mit 
einer durchschnittlichen hydraulischen Jahres- 
leistung von 0,65 bis 0,70 Mill. PS. Durch 
weiteren Aufstau ließe sich die Leistung der 
Zentrale Kembs, für die 10 vertikale Franeis- 
Turbinen von 7150 bis 12 000 PS vorgesehen 
sind, noch um. etwa 15 000 PS steigern, die 
nach Basel übertragen werden könnten. > 


Elektrömaschinenbau. 


‘Die Bruchlochwicklung (Teilloehwieklung) 
und ihr Entwurf. — Alle Bruchlochwieklungen 
lassen sich auf Urwicklungen mit denselben 
elektrischen Eigenschaften zurückführen. Der 
Entwurfergibt sich aus dem Nutenstern. Wick- 
lungen, deren Nutenzahl N und Polpaarzahl p 
teilerfremd sind, können unmittelbar mit dem 
Nutenschritt aufgezeichnet werden. Der Ver- 
fasser behandelt nur die symmetrischen Wick- 
lungen, die bei derselben Nuten- und Polpaar- 
zahl den größten Wicklungsfaktor der Grund- 
welle haben. Es werden zunächst die Bruch- 
lochwieklungen untersucht, bei denen alle 
Nuten bewickelt sind. Hierzu gehören die sym- 
metrischen Bruchlochwicklungen, deren Nuten- 
zahl und Polpaarzahl keinen gemeinsamen 
Teiler haben-und die symmetrischen dreiphasi- 
gen Bruchlochwicklungen, deren Nutenzahlund 
Polpaarzahl als größten gemeinsamen Teiler 2 
haben und deren Spulenzahl im Strang unge- 
vade ist. Als zweite Hauptgruppe werden die 
Bruchlochwicklungen mitmehreren unbewickel- 
ten Nuten untersucht. Zu dieser gehören a) die 
einphasige Bruchlochwicklung, b) die symme- 
trische dreiphasige Bruchlochwicklung mit nur 
drei unbewickelten Nuten, wobei Nutenzahl 
und Polpaarzahl teilerfremd, c) die übrigen 
symmetrischen dreiphasigen Bruchlochwick- 
lungen mit nur drei unbewickelten Nuten, und 
d) die symmetrische dreiphasige Bruchloch- 
wieklung mit mehr als drei unbewickelten Nu- 
ten. Die Ergebnisse sind in übersichtlichen Ta - 
bellen und Figuren zusammengestellt. (R. 


Richter. Archiv f. Elektr., Bd. 8, 1919, S. 
214.) | Vo. 
Leitungsbau. 

Leitungsisolator mit Metallglocke. — 1. 


- Neu berichtet über neuere Versuche mit Lei- 


tungsisolatoren, wobei er zu dem Ergebnis kam, 
daß Metallglocken, welche mittels Schwefels 
auf die Stütze aufgegossen sind, hinsichtlich 
des Isoliervermögens den Porzellan- oder Glas- 
isolatoren vorzuziehen sind. 

Der Vortragende ging davon aus, daß die 
Güte der Isolation eines Stoffes von seinem 
Leitungs- und seinem Oberflächenwiderstand 
abhängt. Da dieser bei feuchter Luft im all- 
gemeinen erheblieh geringer als der Leitungs- 
widerstand ist, so ist er für die Beurteilung 
eines Isolators in erster Linie maßgebend. Nach 
den von Harvey L. Curtis (Bureau of Stan- 
dards Washington) im Jahre 1915 veröffent- 
lichten, hierunter auszugsweise wiedergegebe- 
nen Zusammenstellungen ist der. Schwefel 
dem Porzellan und Glas an  Leitungs- und 
besonders an Oberflächenwiderstand bei feuch- 
ter Luft wesentlich überlegen. 


Der Leitungswiderstand von Iso- 
lationsstoffen: 

Schwefel . 100 000 Mill. M2 

Paraffin 2%.40:00055, E 

Porzellan, unglasiert 300 

Eatelelasenıkari en 207% Ir 


2230 


Der Oberflächenwiderstand von 
Isolationsstofien’ bei 90% Feuchtig- 
keitsgehalt ‘der Luft: 


‚Schwefel ......,.. '-100 Mill. M2 
Parafiin (spezial) > L0000 WE 5, 
Porzellan, gläsieıt 600 MR 

35 unglasiert BON; 
Tagelslası Mamma 20:2, 


Von dieser Tatsache ausgehend, hat der 
Vörtragende vergleichende Versuche mit einem 
gewöhnlichen : Porzellan-Doppelglockenisolator 
und einem Isolator vornehmen lassen, der aus 
einer einfachen Metallglocke bestand, die mit- 
tels Schwefels auf eine Stütze aus verzinktem 
Eisen aufgekittet war. Der Schwefelverguß 
war, wie dies aus der Abb. 1 ersichtlich ist, 
unten durch eine Paraffinschicht abgeschlossen. 
Die Porzellanudoppelglocke war auf einer Stütze 
von verzinktem Eisen mit Gips befestigt. 


KHemm= 
schraube 


Abb. 2. 


Abb. 1. 


Die mit einer Spannung von 410 V:.vor- 
genommenen , Messungen des Isolations- 
widerstandes zwischen Drahtlager und 
Stütze hatten folgende Ergebnisse in Megohm: 


Metallisolator To ir 
Bei trockener Luft > 500000 > 500 000 
Bei einer Luftfeuch- 
tigkeit von 90% > 500.000 40.000 


Bei senkrecht auf- . 
treffendem Regen 70000 bis 140000 6000 bis 7000 


BeieinemimWinkel 
von45° auftreffen- ; 
den Regen . .. 70.000 bis 90000 - 1500 


Ferner wurde bei senkrecht auftreffendem 
Regen die Kapazität beider Isolatoren bei 
einem Wechselstrom von 6000: V und einer 
Frequenz von 41 i.d.s gemessen. Dabei er- 
gab sich: 

für den Metallisolator eine: Ka- } 

PAazitab von. rn 7070,0000 2 

für den Porzellanisolator eine 

Kapazität von Be 0,00004 „, 

Endlich wurde noch das . Verhalten der 
beiden Isolatoren bei Hochspannung ver- 
glichen, die an das Drahtlager und an die 
Eisenstütze herangeführt wurde. Die Span- 
nung des dazu benutzten Wechselstromes, der 
eine Frequenz von 42 i.d.s besaß, wurde all- 
mählich bis zur Bildung eines Lichtbogens ge- 
steigert. 
Zustande machte sich von 10 000 Vabein Ent- 
ladungsgeräusch in seinem Innern bemerkbar. 
Die ersten Entladungsfunken zwischen Stütze 
und Glocke traten bei 16 000 V, ein Liehtbogen 
bei 18 000 V auf. Sodann wurden mit beiden 
Isolatoren Hochspannungsversuche bei’ einem 
im Winkel von 45° auftreifenden Regen vor- 
genommen. : Dabei bildete sich zwischen der 
äußeren Glocke und dem Gipsverguß des Por- 
zellanisolators ein Lichtbogen, wenn die Span- 
nung auf 9000 bis 10 000 V stieg. Beim Me- 
tallisolator wurden bei der gleichen Spannung 
Entladungsfunken zwisehen Glocke und Stütze, 
bei 11000 bis 11 500.V. ein Liehtbogen beob- 
achtet, 

Für die Versuche wurde eine Isolator- 
glocke aus Kupier verwendet. Zur fabrik- 
mäßigen Heıstellung empfiehlt der Vortra- 
gende die Verwendung von Stahlblech mit 
Blei-, Zink- oder Emailleüberzug. Das Gewicht 
der Metallglocke beträgt nur 100 g gegenüber 
einem Gewicht der Porzellandoppelglocke von 
535g. Der Vortragende betont ferner, daß die 
Glocke mutwilligen Beschädigungen ‚durch 
Steinwürfe sowie dem Bruch bei der. Betörde- 


Beim Metallisolator in. trockenem ' 


Flektrofechnische Zeitschrift. 1820. Het AL 


re Ad [nz 
ENT 


AS 


rung eıheblich weniger ausgesetzt sein würde 
als die Poızellanisolatoren. Nach seiner An- 
sicht würden. sich derartige Metallisolatoren 
sowohl für Telegraphen- und Fernsprechlinien 
als auch für Licht- und Kıraitanlagen bis zu 
3000 V Spannung eignen. Für letztere Zwecke 
empfieblt Neu Glocken von 63 mm Duıch- 
‚messer und 80 mm Höhe. SH 

Eine besondere Form des Metallisolators, 
wie sie in der Abb. 2 dargestellt ist,' wird zur 
Verbindung oberirdischer und unterirdischer 
Leitungen vorgeschlagen. A 


Plan 


Schließlich wird noch empfohlen, die Por- 


zellanisolatoren zur Verbesserung der Isolation 
mit einer Füllung von Schwetel oder Paraffin 
zu ‘versehen. PR 

- Der Bericht enthält keine näheren An- 
gaben über die Art der Befestigung der Metall- 
glocke auf der Stütze. Das bloße Vergießen 
mit Schwefel bietet wohl kaum eine aus- 
reichende Gewähr für die nötige Festigkeit, 
namentlich bei starkem seitlichem, Drahtzug. 
(Bull. de la Societ& Intern. des Electriciens, 
Bd... 8,1918, S. 85tf.) Ke. 


Apparatebau. 


Steckdosen mit selbsttätiger Steckerfest- 
haltung. — Bei langen oder schweren Litzen- 
leitungen kann leicht ein unbeabsichtigtes Her- 
ausziehen des Steckers aus der Steckdose statt- 
finden und zu unliebsamen Störungen Veran- 
lassung geben. Noch leichter kann dies bei 
schräg oder hängend angeordneten Steckdosen 
vorkommen. Um diesen Mißstand zu besei- 
tigen, stellt die G. Schanzenbach & Co. G. m. 
b. H., Frankfurt a. M., Steckdosen mit selbst- 
tätiger Steckerfesthaltung her. Abb. 3 zeigt eine. 


Abb. 3. 


derartige Porzellan-Wandsteckdose. Ein in einer 
Aussparung,der Doselleicht beweglich gelagerter 
Drahtbüge fällt nach Einführung des Steckers 
durch sein eigenes Gewicht herab und greift 
über einen am Stecker vorgesehenen, nasenför- 
migen Vorsprung. ‘Der Stecker kann daher 
erst herausgezogen werden, nachdem der Bügel 
von Hand angehoben worden ist. Eine ähn- 
liche Steckdose in Gußeisengehäuse für Ver- 


wendung in industriellen;Betrieben zeigt Abb. 4. 


IN 


RIIISSS 


N 


SI 


Abb. 4. 


Q 


Der Porzellansteceker ist hier zum Schutz mit 
einer Metallkapsel umgeben; ihr gußeiserner 
Deckel schließt das Gehäuse nach Herausnahme 
des Steckers durch Federdruck selbsttätig ab. 
Bei der schrägen Wandsteckdose (Abb. 5), 
wird der Stecker durch eine am Gehäusedeckel 
angeordnete Nase festgehalten, die sich nach 
Anschluß des Steckers unter. dem Druck der 
Scharnierfeder selbsttätig in die dargestellte 
Lage einstellt; eine Lösung des Steckers kann 
nur erfolgen, nachdem der Gehäusedeckel von 
Hand angehoben wurde.- Nach dem gleichen 
Prinzip baut die genannte, Firma gekapselte, 
wasserdichte Steckdosen für horizontalen, 
schrägen und vertikalen Steckeranschluß zur 
Verwendung in rauhen Betrieben. 2 A ed 

‘In Abb. 6 und 7 sind noch 2 Pendelsteck- 
dosen dargestellt, von. denen die ersten mit 
Porzellaneinführungstülle und isolierter Auf- 


hängung, die zweite mit Gußabzweigkasten 


und eingebauter Abzweigscheibe versehen ist. 


Die zu den letzteren Typen gehörigen Stecker 
(Abb. 8) besitzen einen: Hohlkörper aus Guß- 
eisen, an den sich ein schmiedeeiserner, die 


Abb. 5 


Kontaktstifte umgebender Schutzkra en an- 
schließt. Im Innern des Steckers befinden sich 
2 Abklemmplatten, zwischen welche ‚zwecks 


‚Abb. 6. ART 


Zu 

Kabels geklemmt wird. Von der Abklemm- 
stelle ab bis etwa 10 cm über den Stecker hin- 
aus, ist das Kabel von einer Hanfmanschette 
mit eingelegter Drahtspirale umgeben, um ein 


Knicken der Leitung unter allen Umständen zu 


vermeiden. Wp. 


Verkehr und Transport. 


Elektrisierung der französischen Eisen- 


bahnen. — Im „Genie Civil“, Bd. 74, 1919, 


8. 334 ff. behandelt P. Letheule die Frage der 


Elektrisierung der französischen Eisenbahnen 
und ihrer Rückwirkung auf den Betrieb der 
Telegraphen- und Fernsprechleitungen. In 
einem Aufsatz der ‚‚Annales des Postes, T&l6- 
graphes et T&l&phones‘, Dezember 1918, begrün- 
det Mauduit die Forderung der baldigen und 
möglichst vollständigen Elektrisierung der 
Eisenbahnen!) mit den erheblichen hygieni- 
schen und wirtschaftlichen Vorzügen des elek- 
trischen Betriebes. Diese Vorzüge hält er für so 
groß, daß demgegenüber die zu erwartenden 


Beeinträchtigüngen des Telegraphen- und Fern- 


sprechverkehrs keine Rolle spielen dürften. Er 
geht so weit, von der Telegraphenverwaltung 
zu fordern, daß sie ihre Leitungen rechtzeitig 


... 1) Der von der Regierung zur Prüfung der Elektri- 
sierungspläne eingesetzte Ausschuß, d-m auch Mauduit 


angehörte, hat sich inzwischen für hochgespannten Gleich- 


strom 'ausg*sprochen, u. zw Kae Ben der Is 
teiligen, Einwirkung auf. 


Wechselstrom befürchteten nac 
Schwachstromleitungen (vgl. „ETZ* 1920, 8. 40), ° 


‘ # 
il. März 1920. 


entlastung die losgelöste Umspinnung des - 


u; RENT, 


Bu he BA Ba a eh in 


ai 


4 2 De ” 
v T 3 \ RR 


‘il. März 1920, 


Blektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 


von den Bahnanlagen entfernen oder sie als 
Doppelleitungen in Kabel verlegen soll. Diese 
radikale Lösung entspricht nicht den Ansichten 
der Ingenieure der französischen Telegraplen- 
verwaltung; diese würden es vorziehen, wenn 
zwischen den beteiligten technischen Dienst- 


REN ein engeres Zusammenarbeiten zu- 
stan 


e käme, durch welches für jeden Fall die 
beste Lösung der sich ergebenden Aufgaben ge- 
sucht würde. ecke 

In den Vereinigten Staaten hat man be- 
reits diesen Weg beschritten und damit in- 


'teressante Ergebnisse erzielt, über die Arbeiten 
- vorliegen von M. Valensi in den „Annäles des 


Postes, Tel&graphes et Tel&phones,‘, Dezember 
1918, von M.H.S. Warren in den „Proceedings 
of the American Institute of Electrical Engi- 
neers“, August 1918, und schließlich von M. 
Valensi in den ‚„Annales des Postes, T&lögra- 
phes et T&l&phones‘‘ vom März 1919. Diese Ar- 
peiten, die praktische Erfahrungen und Theorie 
in gleicher Weise berücksichtigen, bilden eine 
wertvolle Ergänzung der mehr zusammenfas- 
senden Arbeit Mauduits. Die Dreiphasenlei- 
tungen behandelt Valensi eingehend in der 


ersten Arbeit, die Einphasenleitungen in der 


zweiten. Die erste Arbeit betont für die Drei- 
phasenleitung die Wichtigkeit folgenderPunkte: 
1. Beseitigung der Harmonischen in neuen 
Netzen, 2. Herabsetzung der nicht ausgegliche- 
nen Stıöme und Spannungen in allen Teilen des 
Parallelverlaufs, 3. saehgemäße, Verteilung von 


: Ye 
Abb.:9. Schaltung der Ausgleichstransformatoren bei der Naw-Haven-Eisenban. 


-Verdrillungen der Drehstromleitung und Kreu- 
. zungen. der Fernsprechleitungen über die ganze 


Stiecke des Parallelverlautes. Die Aıbeiı von 
M. H. 3. Warren behandelt die möglichen Stö- 
zungen und die vorgeschlagenen Schutzmittel, 


- die veils an der Schwachstiomlinie, teils an der 


Starkstiomlinie, teils an beiden zugleich anzu- 
bringen sind. Diese Schutzmittel haben sich 
zum gıoßen Teil bereits gut bewährt und haben 


. bisber fast übeıall den Unteinehmern radikale 


Lösungen, die übeıaus kostspielig wäılen, er- 
spart. Diein den Vereinigten Staawen beobach- 
teten schädlichen Wirkungen teilt Warıen wie 
folgt ein: 

.. I. Betriebsstörungen:a) Außerbetrieb- 
setzen der Leitungen duich Anspıechen von 
Sicherungen, b) talsche Anıufe bei Eisenbahn- 
signalanlagen, c) Sıörgeräusche in Feınspiech- 
leıtungen, besonders veruisacht duıch die Har- 
monischen, deıen Periodenzahlsich der Spıech- 
irequenz nälıert, wo schon eine Leistung von 
der Grıößenoidnung eines Zehntel Mikıowatt 
ausreicht, d) kEntstellung' von :Telegiaphier- 


.. zeichen. : ; 


.11. Beschädigungen des Materials: 

e) Entstehung von lreueisbrünsten, i) Magneti- 
sierung der Pupinspulen. 

Ill. Unfallgeiahren für Teilnehmer 


nnd Bedienungspersonal: g) elektrische 
Schläge, b) Knallgeräusche. 


Als Voıbeugungs- bzw. 
an: den Schwachstiomleitungen anzubıingen 
sind, sind in Amerika vorgeschlagen oder ange- 
wendet worden: Vergiößerung des Absiandes 
der beiden Linien, Enıladespulen, die zwischen 
die beiden Zweige einer Doppelleitung geschal- 
tet und in der Mitte geeıdet sind, Unverteilung 
der Schwachstromleiiungen, Anschaltung von 
Resonanzkreisen und ıegelmäßige Kıeuzungen 


in Verbindung mit soıgiältiger Isolation der. 


Leitungen. Außer diesen 2. '. recht schwierig 
anzuwendenden und wenig wirksamen Mitteln 
kommt als erstes und wiıksamstes Mittel für die 
elektrischen Bahnen in Frage: Versingerung des 
Rückstioms duıch die Eıde duich Veıwendung 


einer von der Erde isolierten metallischen Hin- 
und Rückleitung; außer den hoben Kosten hat 


dieses Mittel aber noch erhebliche Eıschwerun- 
gen des Baues und des Betriebes der Bahnen 
zur Folge. Weitere wirksame Mittel zur Ver- 
Tingerung des Erdiückstiomes sind: Vermeh- 
rung der Speisepunkte, oder Unterteilung des 
Falıdıahtes und Speisung jedes Abschnittes 
durch besondere Transfoımatoren. Bei den 
zweigleisigen Bahnen der City and South Lon- 
don Railway hat man die beiden Fahrdıähte 
mit den beiden entgegengesetzten Polen der Ma- 
schine verbunden und verwendet die unter sich 


"rhodium-Thermoelemente. 


Schutzmittel, die 


"stante c, = 1,46 cm.grad angibt. 


verbundenen Schienen nur als Ausgleichsleiter; 
den hieıdurch erzielten Vorteilen sıehen erheb- 
liebe Erschwerungen an den Weichen und Kıeu- 
zungsstellen gegenüber. Die Veriingeiung der 
Irıstiöme läßt sich eintacher duich „Aus- 
gleichstiansformatoren‘‘ erıeichen, deren Pıin- 
zip dem der Ausgleichsgruppen in Dıeileiter- 
gleichstromnetzen ähnelt, und die nach Abb. 9 
geschaltet werden. Auch Saugtiansiormatoıen 
dienen dem gleichen Zwecke, Re 
Aus Betriebserfahrungen, die neuerdings 
in: Amerika gemacht woıden sind, teilt Le- 
theule folgende mit: 
.. Die Inbetriebnahme der Einphasen- 
wechselstrom-Bahn mit Schienenrückleitung 
Woodlawn-Stamford (11 000 V, 25 Peı) traten 


in.der oberirdischen Fernsprechlinie New Yoık— 


Boston Spannungen bis zu 600 V, in der Kabel- 
linie nach New Haven solche bis zu 170 V aut. 
Beeinflussungen waren noch bemerkbar, wenn 
die Kabellinie bis zu 600 m entiernt war. Als 
Schutzmittelkamen Ausgleichstransformatoıen 
in Verbindung mit einer Rückleitung zur An- 
wendung (Schaltung nach Abb.9). In der Kraft- 
station Usind Drehstrommaschinen vorhanden ; 
eine Phase derselben aıbeitet auf den Fahr- 
draht und die Rückleitung EF. Die Inbetrieb- 
nahme der Schutzschaltung tiel zusammen mit 
einer Er weiterung des Netzes, unter deıen Ein- 
fluß.eine Steigerung der Spannungen in den 
Fernsprechleitungen bei den Freileitungen auf 
1500 V, in den Kabelleitungen aut 1000 V hätte 
2 eintreten müssen. Z. Zt. be- 
trägt die in den Kabelleitun- 
gen auftretende Spannung 
selten mehr als 30 V 

II. Bei der 9,6 km lan- 
gen New-Canaan Sirecke des- 
selben Netzes erreichten die 
Spannungeningewissen Feın- 
sprechkabelleitungen 1000 V 
im Augenblicke der ziemlich 
häutigen . Kuızschlüsse von 
2500 A. Man kat die Schie- 
nenveıbindungen veıbessert, 
die Kurzschlußstiöme duıch 
Einschaltung von Reaktan- 
zen in den Fahıdıaht heıab- 
gedrückt und 12 Saugtıans- 
tiormatoren in regelmäßigen 
Abständen von 800 m zwischen Schienen und 
Fahrdıaht geschaltet. RL h 

III. Auf der Stıiecke Philadelphia —Paoli 
der Pennsylvania-kisenbalin (32 km, 11000 V, 
Einphasenwechselstıiom) sind. Saugtıansioı ma- 


' toren in noch geringeren Abständen vorgesehen. 


Der Plan sieht außeıdem vor die Einiichtung 
neuer Unterstationen, um die Zahl der Speise- 
punkte zu erhöhen, die Unterteilung der Fahr- 


| dıähte und sogar die Entfeinung eines ober- 


iıdischen Teiles der Fernsprechlinie. Trotz die- 


-ser Schutzmaßnahmen und noch. einiger an- 


derer rechnet man damit, daß Spannungen bis 
zu 250 V im Augenblick der stärksten Kuız- 


'schlüsse auftıeien 'können. Li. 


Beleuchtung und Heizung. 


Die Lichtstärke des schwarzen Körpers in 
Hefinerkerzen und die Strahlungskonstanten 
der Glühlampenkohle. — Frl. Dr. H. Kohn hat 
eine Neueichung des Schwarzen Körpers aus- 
geführt und berichtet hierüber eingehend in 
den Annalen der Physik!). Die Hauptschwierig- 
keit macht die. Bestimmung der "lemperatur. 
Die Messung erfolgt mit. dem Platin-Platin- 
Da die Eichung 
des Thermoelementes aber nur bis zum Schmelz- 
punkte des Goldes (1064°) an die gasthermo- 
metrische Skala angeschlossen ist, so müssen 
die höheren Temperaturwerte aus einer em- 

irischen Formel extrapoliert werden. Die 
Werte dieser Skala stimmen nahezu mit ‘den- 
jenigen der strahlungstheoretischen Tempera- 
turskala überein, wenn man in der Wienschen 
Strahlungsgleichung den Wert für die Kon- 
Aber dieser 
Wert von c, ist nichts weniger als sicher, und 
die von verschiedener Seite vorgenommenen 
Neubestimmungen der Konstanten c, ergaben 
Schwankungen zwischen & = 1,460 und 
6, = 1,437. Je nachdem man den einen oder 
den anderen Wert zugrunde legt, ergeben sich 
nicht unbeträchtliche Differenzen in der Tem- 
peratur. Für die Werte ©, = 1,460; 1,450; 
1,440; 1,437 werden von Frl. Kohn die ent- 
sprechenden Temperaturen in einer Zahlen- 
tafel aufgeführt. So entsprechen beispiels- 
weise der er. ; 


Temperatur nach . Temperaturen entsprechend = 
Hulborn u. Day 1,460 1,450 1,440 1,437 


1400 abs. | 1401 1401,5° 1401,9 1402,6 
2000 2007. 2013,9 2020,8 . 2022,9 
2700 | 2714 2733,2 2752,4 2758,2 


}) Bd. 58, 8. 320. 


PPA 


1%; 


"+ Den auf Grund dieser verschiedenen Ska- 
len erhaltenen Temperaturwerten sind die von 
Fıl. Kohn gemessenen Werte der horizontalen 
und mittleren sphärischen Lichtstärke des 
schwarzen Körpers in der folgenden Zahlen- 
tafel zugeordnet: 


Absolute Temperatur für « Liohtetärke in 


; hor o 

= 1,460 = 1,450 = 1,440 =1437 | cm "cm! 
‚1295 1295 1925 1295. | 0,06 0,015 
1. 1586 1588 1590 1591 2,00 0,500 
BALTSL UN: 1738: 3 1788. & 1939 | 7,71 1.928 


Hieraus ist die Lichtstärke bei 2000° abs 
unter Benutzung der Rasch’schen Gleichung 
Hs, 1 1 
log (7) =:+|7 7 z.) log e berechnet worden, 
J 
wobei im Intervalle zwischen 1500° und 2000° 
x = 24 860 gesetzt wurde. Je nach der Tem- 
‚peraturskala, entsprechend den verschiedenen 
Werten von c,, ergibt sich für die 


Lichtstärke des schwarzen Körpers bei 2000° 


absolut 
53,05 U pei = 1,460 
cm 
51,05 „ „= 1450 
48,95 „, >: 6 = 1,440 
48,25 „ = 1,497. 


Die seinerzeit von Lummer und Prings- 

heim gemessenen Werte sind bezüglich 
49,77; 47,97; 45,87; 45,17 ber 
cm? 

Mit Hilfe der neugewonnenen Werte der 
Lichtstärke des schwarzen Körpers ist dann 
noch die Konstante im Gesamtstrahlungsge- 
setze der Glühlampenkohle und ihr Absorp- 
tionsvermögen A bestimmt worden. Da nach 
den Untersuchungen Lummers im sichtbaren 
Gebiete zwischen 1300° bis 2500° abs Kohle 
wie ein grauer Körper strahlt, so ist das Ab- 
sorptionsvermögen unabhängig von der Wellen- 
länge, und ihr Emissionsvermögen zeigt den 
gleichen Verlauf wie beim schwarzen Körper 
gleicher Temperatur. Ihr Gesamtstrahlungs- 
gesetz unterscheidet sich nur durch die Kon- 
stante von dem des schwarzen Körpers. 

Sind Si da, 8, o das Emissionsvermögen, 
die Gesamtstrahlung und die Konstante im 
Gesamtstrahlungsgesetze des schwarzen Kör- 
pers und Ei dA,E und u die entsprechenden 
Größen für die Kohle, so folgt auf Grund des 
Kirchhoffschen Gesetzes: 


[o >} [0 +] 
BZul: IJmaısAlSroN -A.cTH=A:8 
: 0 u 
BI HRS 


W=ArG. 
In gleicher Weise folgt für die Beziehung 


der Gesamthelligkeiten Ys und Hz des 
schwarzen und. grauen Körpers: 
Arot ; - 
ea Bdk— Ale8,dar= A:’Hs. 
Aviol. 


Hierin bedeutet e, die Helligkeitsemp- 


findlichkeit der, Netzhautzapfen. 

‚ Bei ein und derselben "Temperatur ist also 
das Verhältnis der Gesamthelligkeit zur Ge- 
samtstrahlung, oder in besonderen Einheiten 
die HAo-Zahl aut 1 W ausgestrahlter Energie 
für den schwarzen Körper die gleiche wie für 
den grauen Strahler, und anderseits folgen aus 
dem Verhältnis der Hefnerkerzenzahl oder 
auch der Gesamtstrahlung (pro een) 

So 

Watt Zahl, 
(d. h. gleicher Temperatur), unmittelbar, ohne 
Kenntnis der Temperatur das Absorptionsver- 
mögen und die Konstante im Gesamtstrah- 
lungsgesetze des grauen Körpers. Unter Be- 
-rücksichtigung eines Verlustes von 9% durch 
Reflexion an der Lampenglocke ergaben die 
Messungen. an einem unpräparierten Kohlen- 
faden eine mittlere sphärische Lichtstärke von 


ER) 


beider Strahler bei gleicher 


1,49 


an einem präparierten Faden 


em.” 
und da der schwarze Körper bei derselben Tem- 


fir ER re 
peratur {(1735° abs., d.h. 0,0394 Wax) eine 
mittlere sphärische Lichtstärke von 
1,928 80 
cm 


besitzt, so ergibt sich das Absorptionsvermögen 
der unpräparierten Kohle zu 


A, = 0,773, 


222 


das der präparierten zu 
A, = 0,524. 
Hieraus ergeben sich für die Konstante im. 
Gesamtstrahlungsgesetze die Werte 


up = 1,034.10712 g. Cal/em? sek.-Grad 
D=0,7010% 3 , 


Natürlich gelten diese Konstanten nur für 
die von Frl.Dr. Kohn gerade untersuchten, un- 
präparierten bzw. präparierten Kohlefäden. 
Da in der Arbeit keine Angaben über die Natur 
und die Herstellungsart der benutzten Kohle- 
fäden gemacht 'werden, so können die Kon- 
stanten auch kaum dazu dienen, aus der Ge- 
samtstrahlung einer beliebigen Kohlenfaden- 
lampe bzw. aus ihrer Leistung in FKu/W ihre 
wahre Temperatur zu bestimmen. Weder bei 
den unpräparierten noch bei den präparierten, 
Kohlefäden handelt es sich um eindeutig de- 
finierte Körper, denn sogar die sogen. 'graphi- 
tierten Kohlenfäden, die Frl. Dr. Kohn wahr- 
scheinlich meint, wenn sie von ‚„präparierten‘“ 
Kohlenfäden. spricht, sind,nichts weniger als 


reiner Kohlenstoff. le. 
Maschinenantrieb. 
Magnetische Reibungskuppelung. — Die 


L. von Rollschen Eisenwerke in der Schweiz 
haben eine durch Patent geschützte magneti- 
sche Reibungskupplung auf den Markt ge- 
bracht, deren Eigenart darin besteht, daß der 
Anker A des Magnets M (Abb. 10) nieht un- 


Abb. 10. Roll’sche magnetische Reibungskuppelung: 


mittelbar auf die Reibkörper wirkt, sondern 
seinen Druck auf diese mittels Federn F' über- 
trägt. Er kann deshalb bei richtiger Einstellung 
der Federlänge mittels des auf dem Anker in 
einem Gewinde achsial verschiebbaren Deckels 
D fest, d.h. ohne Luftspalt am Magnetgehäuse 
anliegen, so daß man mit einer verhältnismäßig 
kleinen Spule S und geringen Dauerstromstärke 
eine sehr kräftige Magnetisierung und Anpres- 
sung der Reibkörper E zwischen der auf dem 
Magnetkörper achsial verschiebbaren Reib- 
scheibe R und der Flansche des 
körpers erzielt. Die Reibklötze E ruhen in 
Gabeln der Flanschnabe G und übertragen so- 
mit das Drehmoment auf die anzutreibende 
Welle W;. 


174 


58 


R\ 
SR 


S 


N 
EN 

BIRNWTERIELBIE 
BESSER EN 


Ansiehung und Anpressung in & 


DD.R 9 Do 


Luftspalt in mm 
Abb. 11. Kennlinien des Kuppelungsmagnets. 


SchleifringeK. Nach Ausschaltung des Stromes 
drücken die Federn F den Anker vom Magnet- 
gehäuse wieder ab und machen schwache Hilfs- 
federn H durch achsiales Verschieben der 


genaueste ist. 


Magnet-: 


Die Stromzufuhr erfolgt über die 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 11. 


11. März 1920. 


Reibscheibe R die Reibklötze E spielfrei. In 


Abb. 11 sind die Kräfte in Abhängigkeit vom 
Luftspalt zwischen Anker und Magnetgehäuse 
dargestellt. 
spannungslinie und Dauerstromlinie herrscht 
labiles Gleichgewicht zwischen der magneti- 
schen Anziehung und der Federspannung. 


Im Schnittpunkt L der Feder- 


(‚„Schweiz. Bauztg.‘‘, Bd.74, 1919, S. 294.) e 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Über Messungen an Elektronenröhren. — 
G. Moeller beschreibt zusammenfassend ver- 


schiedene Versuchsanordnungen zur Prüfung 


von Verstärker-, Sende- und Audionıöhren 


und weist dabei auf einige Punkte hin, die man 
beachten muß, um Fehlerquellen auszuschlie- 


ßen. Ganz allgemein für jede Röhre kann man 


sagen, daß eine Einstellung der Fadentempera- 


tur nach der Heizspannung genauer ist als nach 
dem Heizstrom, daß aber die Einstellung nach 
Maßgabe des Emissionsstromes bei weitem die 
Wichtig für ein einwandfieies 
Aıbeiten der Röhren ist.es, daß sie gasfıei sind. 
Verfasser gibt eine Versuchsanordnung, mit der 
man in der abgeschmol- 
zenen Röhre auf elektri- 
schem Wege den Gas- 
gehalt bestimmen kann 
(Abb. 12). Aus der Auf- 
'.nahme der Kennlinien 
der Röhıen erhält man 
in bekannter Weise den 
Durehgriff und die Steil- 


Spannungsverstärkungs- 
verhältnissesgibt Verfasser: 
drei Schaltungen. Aus dem 
gefundenen Wert des 
Spannungsverstärkungs- 
verhältnisses lassen sich 
das Stromverstärkungs- 
verhältnis und der Ver- 
‚stärkungsgrad beıechnen. 
Da Verluste und. ÜbersetzungsverLältnis der 
Transformatoren von der Tonhöhe abhängen, 
so müssen diese Werte für verschiedene Ton- 
freguenzen aufgenommen weıden. Feıner gibt 
Verfasser noch Schaltungen an zur Bestimmung 
der Leistung, des Wirkungsgıades, des Null- 
stromes und. der günstigsten Rückkopplung für 


Abb. 12. 


Senderöhren sowie zuı Bestimmung der Emp- 


Arebiv 1. 
Alb. 


findlichkeit .von  Audionıöhren, ( 
Elektr., Bd. 8, 1919, S. 46.) 


Verschiedenes. 


Magnetische Wirkungen eines Blitzschlages. 
— Ein Blitzechlag, der in den Schornstein auf 
Zeche Margaretein Sölde i. Westf. ging, beschä- 
digte durch magnetische Wirkungen, nicht nur 
die kupferne Ableitung von 50 mm? sondern 
auch noch die elektrische Beleuchtungsanlage, 
soweit sie vom Zechenkraftwerk aus gespeist 
wurde. Der. Schornstein der Zeche ist 75m 
hoch ; die Auffangestange überragt die Krone 
um 3 m. Der Schornstein ist alle 2 m mit 
eisernen Bandagen versehen. Das Kupferseil 
ist entsprechend den Leitsätzen des. Verbandes 
direkt auf den Kamin verlegt. Durch den Blitz- 
schlag wurden nun in den eisernen Bandagen 
so erhebliche magnetische Kıäfte induziert, 
daß das aufliegende Kupferseil an den meisten 
Berührungspunkten mit den Bandagen zer- 
rissen wurde (Abb.13). An den Stellen, an denen 
es nicht gerissen ist, ist € 
es, wie aus der ‚Abbil- 
dung erkennbar, stark - 
nach außen gebogen, und 
es beträgt die Ausbuch- 
tung teilweise. bis zu 
60 em. Die Abreißstellen 
des Kupferseils zeigen 
auch vereinzelt Brand- 
stellen ebenso wie die 
Auflagestellen der Bän- 
der. Dieser Fall dürfte 
Veranlassung geben, für 
Kamine mit Bandagen 
die direkte Auflagerung 
der Ableitung nicht zu 
empfehlen. Die magne- 
tischen Kräfte würden 
sehr erheblich vermindert 
werden, wenn ‘die Ablei- 
tung auf Stützen vonetwa 
15cm Höhe verlegt wird. Der Blitz hatte aber 
noch weitere erhebliche Schäden im Gefolge. 
Links und rechts vom Schornstein stehen die 
Rauchgasvorwärmer, welche von 250 V-Dreh- 
strommotoren angetrieben werden. Die Zu- 
fübrungskabel waren einige Meter am Schorn- 
stein hochgeführt und zeigten nach dem Blitz- 
schlag Brandstellen am Ansatz der Endver- 
schlüsse. Das Bergmannrohr, welches im 
Innern der Vorwärmer verlegt war, war an den 
Stoßstellen 


heit. Zur Bestimmung des » 


‚ gewaltsam aufgebogen, wie aus 
‚Abb. 14 ersichtlich ist. Die aufklappbaren Win- 


kelstücke waren ebenfalls gewaltsam geöffnet 
und einzelne Teile davon fortgeschleudert 
worden. Die auseinandergetriebenen Rohr- 
muffen waren z. T.. verschmort. Von den 
beiden Vorwärmermotoren war der eine. in- 
folge Windungssehluß vollkommen verkoblt, 
der. andere zeigte an einem Wicklungskopf auf- 
gerissene Umwieklung und auseinandergetrie- 
bene Wicklung. Eine am Kamin befestigte 
1000 FK-Lampe wurde vollkommen zertrüm- . 
mert. Am Edison-Gewinde der Lampe zeigte 


4; 


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} 
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Be 
© 

| 

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Abh..13, - er Bil 
MITTE 
} + PER = 
sich. eine erbsengroße Schmorstelle. Die Gum- 
miader-Verbindungsdrähte waren beide in der 
Armatur verschmort und ein Draht aus der 
Klemme an der Zuführung herausgerissen. Die 
‘Lampen im Kesselhaus und im Pferdestall, 
welche an einen Transformator mit 50 V Unter- 
spannung angeschlossen sind, sind durchge- 
brannt, desgleichen eine Reihe Straßenlamren, 
welche von einem 250 V-Trausformator, der 
im Kraftwerk in der Nähe’ des Kesselhauses 
steht, gespeist werden. ‘Im Bureau wie im 
Direktionsgebäude sind eine: Reihe Sieherungs- 
stöpsel durchgebrannt, sowie 4 Spulen der 
Hausklingelanlage. Weiterhin sind die Siche 


Va Are Fangen i 


Abb. 14. 


rungen der Staatstelephonanlage durehge- 
schlagen. In der Küche wurde der Deckeleiner 
Verteilungsdose weit fort geschleudert. In 
dem 40 m weit entfernten Beamtenhaus wurde 
vom Aronzähler die Tür ausgebrochen und an 
die gegenüberliegende Wand geschleudert. Im 
Zähler selbst wurde von einem Pendel eine 
Stromspule hochgehoben und die Pendelachse 
abgebrochen. Unter Tage bemerkte ein Steiger 
in der Nähe des Schachtes blaue Flämmehen 
an den Wagen und Schienen und beschrieb sie 
wie St. Elmsfeuer, ‚Alvensleben, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 11. 


Energiewirtschaft. 


Gewinnung und Verwendung minderwer- 
tiger Beonnkion — Mankannnach Trenklert) 
zwischen feinkörnigen, aschen- und wasser- 
reichen Brennstoffen unterssheiden. Die fein- 
körnigen Brennstoffe lassen sich sowohl 
auf dem Rost verbrennen als auch im Genera- 
tor vergasen, wobei zufriedenstellende Wirk- 
ungsgrade zu erreichen sind. Neuerdings 
wendet man sich mehr und mehr der Kohlen- 
staubfeuerun zu, deren Anwendung 
in Zementfabriken: bei den Drehrohr öfen 
schon seit vielen Jahren bekannt ist. Die 
aschenreiehen Brennstoffe dagegen lassen 
sich allgemein nicht durch Verbrennung 
verwerten; man muß vielmehr eine Grenze 
für den Aschengehalt von 20% setzen. Dagegen 
bietet die Vergasung dieses minderwertigen 
Abfalles ein ausgiebiges Verwendungsgebiet, 
zumal “man in dem Drehrostgenerator mit 
Dampfzusatz das Mittel zur Verhütung von 
Schlaekenklumpen und zur Entfernung der 

oßen Aschen- und Schlackenmengen gefun- 

en hat. Bis zu:50% Aschengehalt eignen sich 
diese Brennstoffe auch zur Gewinnung der 
Wertstoffe. Man wird diese Wahl überall da 
treffen, wo Verwendung für Gas vorliegt. Die 
Gasfeuerung bei Dampfkesseln erhöht deren 
Leistung bis zu 50%, während die Gewinnung 
hochwertiger Teere in der heutigen Zeit der 
Not unschätzbare Vorteile in Aussicht stellt. 
Die Verwertung des Ölschiefers verspricht in 
Destillationsöfen mit Innenfeuerung einen grTo- 
ßen Nutzen für die Zukunft, wobei man frei- 
lich auf Überschußgas nicht rechnen darf. Von 
diesen Schiefern hat Deutschland rund 117 Mil - 
liarden t. Von den wasserreichen Brenn- 
stoffen eignen sich die feuchten Rohbraunkoh- 
len bei25% Feuchtigkeit sowohl für dieVerbren- 
nung als für Vergasung. Je höher der Feuchtig- 
keitagehalt, desto schwieriger gestaltet sich die 
Verbrenunng wegen des zu erzielenden Wir- 
kungsgrades. Im Generator hindert das Schwitz- 
. wasser den regelmäßigen Betrieb. Eine bessere 
Verwertung erreicht man dagegen durch Biıi- 
kettierung der Stoffe. Während Braunkohle 
keine Bindemittel hierzu braucht, bedingt die 
Staubkohle der Steinkohlensorten solche wie 
Pech usw., wodurch die Fabrikation verteuert 
wird. Viel vorteilhafter würde sich die Einfüh- 
rung der an Betelie erweisen, weil dadurch 
die Braunkohlenvorkommen in weit größeren 
Maße als bisher geschont würden. 


Die Folgen des Elektrizitätsgesetzes. — Die 
Vereinigung der-Elektrizitätswerke hat 
vor kurzem in ihren ‚Mitteilungen‘?) den all- 
‚emeinen Teil des von dem 14. Ausschuß der 
ationalversammlung erstatteten Berichtesüber 
das Gesetz, betreffend die Sozialisierung 
der Elektrizitätswirtschaft, veröffent- 
licht. Am Schluß einer voraufgehenden kriti- 
schen Betrachtung der vorgeschlagenen und 
teilweise erreichten Verbesserungen des Regie- 
rungsentwurfes werden die aus dem Gesetz sich 
ergebenden Konsequenzen und Notwendig- 
keiten wie folgt charakterisiert: 
„Für alle durch das Gesetz betroffenen 
Kreise, Gemeinden und Private sowie für die 
esamte deutsche Energiewirtschaft heißt es 
jetzt, sich mit den Tatsachen, d.h. mit dem 
Gesetze abzufinden. In welcher Weise dieses 
für die Einzelnen möglich sein wird, das muß 
die Zukunft lehren. Aber auch das Reich hat 
sich durch dieses Gesetz eine Last auferlegt, 
unter der es vermutlich noch recht oft seufzen 
wird, nicht bloß wegen der Rentabilität der in 
die Energiewirtschaft hineinzusteckenden Geld- 
'beträge, sondern auch wegen seiner prakti- 
schen Durchführung. Wenn de Reichsregierung 
glaubt, mit diesem Gesetze ihre Versprechun- 
en über die Sozialisierung des Wirtschafts- 
ebens auch nur in etwas einlösen zu können, 
80 befindet sie sich damit im Irrtum. Tatsäch- 
lich hat sie mit diesem Gesetz nicht sozialisiert, 
sondern‘ nur neue Probleme angeschnitten. 
Wenn spätere Zeiten über dieses Gesetz und 
sein Zustandekommen einmal objektiv urteilen 
werden, so wird der heutigen Regierung der 
vernichtende Vorwurf nicht erspart bleiben, 
daß sie ein Wirtschaftsgesetz nach politischen 
Erwägungen in überstürzender le unter 
Außerachtlassung objektiver Einwände und 
volkswirtschaftlicher Erfahrungen zustande ge- 
bracht, daß sie die deutschen Gemeinden und 
Kommunalverbände damit auf das schwerste 
geschädigt und der deutschen Industrie Hemm- 
schuhe schwerster Art in den Weg gelegt habe, 
daß sie aber den feindlichen’ Verbandsmächten 
die Wege geebnet habe, um auch auf die ge- 
sunde deutsche Elektrizitätswirtschaft in 
Reichsbesitz mühelos die Hand legen zu können. 
Für die beteiligten Kreise außerhalb der 
Regierung kommt jetzt eins in Betracht: Das 


Ä Fe Vortrag im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure 
m 20.1. . 
®) Bd. 19, 1920, 8. 5. 


ist die Notwendigkeit, daß alle in der Ener- 
giewirtschaft tätigen Kräfte sich noch 
weit mehr als seither zusammenschlie- 
ßen müssen. Nur dadurch wird es möglich 
werden, weiteren Plänen der Reichsregierung er- 
folgreich entgegenzutreten. Der Einzelne mag 
nicht denken, daß er besser fahren würde, wenn 
er sich abseits hält. Gerade bei der Beratung 
dieses Gesetzentwurfes hat es sich. deutlich ge- 
zeigt, wie wenig wirkungsvoll für den Einzelnen 
und wie unheilvoll für die Gesamtheit das ab- 
seitige Vorgehen Einzelner oder kleinerer Grup- 
pen ist. Sie gewinnen damit nichts, die Ge- 
samtheit aber verliert, und unsere gesamte 
deutsche Wirtschaft wird dadurch schwer ge- 
schädigt. Darum weiterhin engstes, ge- 
schlossenes Zusammenhalten!“ 


Elektrizitätswirtschaft in der Tschecho- 
slowakei. — In der Tschechoslowakei, über 
deren Elektrizitätsgesetz hier berichtet wor- 
den ist !), beträgt der Jahresbedarf an elektri- 
scher Arbeit, wie wir „Elektrotechn. u. Ma- 
schinenb.“‘ entnehmen, etwa 2,5 Milliarden kWh 
Durch Ausnutzung der vom Staat und den Län- 
dern beigestellten Wasserkräfte will man jähr- 
lich 6 Mill. t Kohle oder etwa 26%, der gesamten 
Förderung der Republik ersparen und rechnet 
mit Aufwendungen von 3,5 Milliarden K, ein- 
schließlich der Dampfzentralen. Diese sollen 
von gemischtwirtschaftlichen Gesellschaften 
errichtet werden, an denen der Staat, das Land, 
die Bezirke, Gemeinden und das Privatkapital, 
letzteres mit nicht mehr als 40% des Gesell- 
schaftskapitals, teilnehmen. 


Industrie und Handel. 


Aus den Mitteilungen der Außenhandels- 
Nebenstelle der Elektrotechnik. — Die nun- 
mehr in eine Außenhandels-Nebenstelle 
umgewandelte Zentralstelle für die Ausfuhr- 
bewilligung in der Elektrotechnik macht in 


‘ihren Mitteilungen für Februar 1920 darauf auf- 


merksam, daß sie die Erteilung von Ausfuhr- 
bewilligungen für Beleuchtungskörper an 
die Preisprüfungsstelle der Beleuchtungskör- 
per-Industrie (Berlin W 57, Pallasstraße 10/11) 
und für Porzellanisolatoren, Stanzpor- 
zellan und alle ohne Verbindung mit anderen 
Stoffen zum Versand gelangenden Porzellanteile 
an die Außenhandels-Nebenstelle für Fein- 
keramik (Berlin W 30, Motzstraße 34) abge- 
geben hat. — Was die künftige Behandlung 
der Anträge betrifft, so werden alle vor eini- 
gen Monaten zum festen Preis in Mark abge- 
schlossenen Geschäfte infolge des Rückganges 
der Valuta verlustbringend, weil der Preis der 


‚Rohstoffe aus dem Ausland, die der Verkäufer 


für Neuanfertigungen benötigt, um das drei- 
bis vierfache gestiegen ist. Dem steht ein un- 
vorhergesehener und unverdienter Gewinn des 
ausländischen Käufers gegenüber. Um dem 
Rechnung zu tragen, tätigt eine große Reihe 
von Firmen ihre Verkäufe unter den erforder- 
lichen Vorbehalten. Wo das nicht geschehen 
ist, ist die Firma zwar rechtlich gebunden, die 
Außenhandels-Nebenstelle hält sich aber für 
verpflichtet, um Millionenverluste der deut- 
schen Wirtschaft zu vermeiden, die Ausfuhr- 
bewilligungen unter diesen Umständen nicht zu 
erteilen. Sie bittet daher, mit dem Käufer in 
Verhandlung zu treten. Ist dieser hierzu nicht 
geneigt, so. müßte die Firma: den Verkaufsver- 
trag trotzdem einhalten und dem Käufer die 
Ware in Deutschland anstellen; die Ausfuhr- 
genehmigung würde aber versagt. Der aus- 
ländische Käufer kann die Ware in Deutsch- 
land weiter verkaufen oder anderweit darüber 
verfügen. Hater bei der Bestellung indessen die 
deutsche Mark für diesen Zweck angeschafft 
oder die Lieferung bezahlt, dann muß er die 
Ware ohne Einschränkung zum alten Preis und 
zu den alten Bedingungen erhalten. Nach die- 
sen Grundsätzen werden die Anträge von der 
Außenhandels-Nebenstelle jetzt behandelt. Sie 
hat seit Mitte v. J. das System verfolgt, den Aus- 
landpreis dadurch zu ermitteln, daß auf den 
deutschen Inlandpreis ein dem Unterschied 
zwischen diesem und dem Auslandpreis ent- 
sprechender Aufschlag genommen wird. Bei 
den starken Schwankungen des deutschen 
Kurses läßt sich dieses System jedoch auf die 
Dauer nicht mehr durchführen, und man ist zu 
der Überzeugung gekommen, daß das Verhält- 
nis zwischen dem früheren Friedenspreis und 
dem jetzigen Auslandpreis für die Bestimmung 
der Auslandpreise als neue Grundlage ge- 
nommen werden sollte. Nach dieser wird vom 
März an verfahren. Um die Änderung vorzu- 
bereiten, wünscht die Außenhandels-Neben- 
stelle, daß schon jetzt in den Anträgen ohne 
ihre Rückfrage der Friedenspreis der Waren 
angegeben werde, u. zw., wo es sich um Neu- 
ausführung handelt, nach Schätzung. — Im An- 
schluß "an die Verordnung über die Außen- 
handelskontrolle vom 20. XII. 1919 wird 


ı Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 658. 


der Reichskommissar noch Ausführungsbe- 
stimmungen erlassen. Die Bewilligungsge- 
bühren dürften erheblich erhöht werden, um als 
eine Art Besteuerung den durch die Ausfuhr 
einer Reihe von Erzeugnissen entstehenden 
Übergewinn für das Reich nutzbar zu machen. — 
Um dem Mangel an fremden Devisen 
abzuhelfen und den Außenhandelsstellen die 
Möglichkeit zu geben, die im Ausfuhrantrage 
gemachten Angaben über die Höhe des Ver- 
kaufspreises und sodann dessen Hereinkommen 
zum Nutzen der deutschen Wirtschaft zu 
kontrollieren, wird von Seiten der Regierung 
vorgeschrieben werden, daß. jede Firma, die 
Anträge stellt, ein Verpflichtungsschreiben 
unterzeichnet, nach dem sie sich für alle ihre 
Anträge verpflichtet, nach einem bestimmten 
Zeitraum den Gegenwert der Reichsbank zur 
Verfügung zu stellen oder innerhalb dieser 
Frist auf Verlangen den Nachweis über die Ver- 
wendung des erlösten Betrages zugunsten der 
deutschen Wirtschaft zu erbringen. Es werden 
Bestimmungen getroffen werden, die verhindern, 
daß Firmen, die eine regelmäßige und dauernde 
Ausfuhr haben, nun etwa für jede einzelne 
Sendung nach einem bestimmten Zeitraum über 
den Eingang des Geldes Auskunft geben müß- 
ten. Für diese Firmen werden monatliche Zu- 
sammenstellungen von den Außenhandels- 
stellen der Reichsbank übermittelt und an 
Hand dieser wird der Eingang der fremden 
Devisen überwacht. Eine Mehrbelastung oder 
‚Belästigung wird den im Exporthandel dauernd 
tätigen Firmen hierdurch nicht entstehen, wohl 
aber gibt die Verordnung ein Mittel, festzu- 
stellen, ob der in den Anträgen angegebene 
Betrag tatsächlich richtig ist, und Gelegenheits- 
händler zu zwingen, den Gegenwert der Reichs- 
bank zur Verfügung zu stellen. — Die Schwie- 
rigkeiten, die für die Einhaltung eingegan- 
gener Verpflichtungen sich ergeben, können 
vermieden werden, wenn nach dem Ausland 
ebenfalls mit gleitenden Teuerungszuschlägen 
verkauft wird und, vor allen Dingen, in aus- 
ländischer Währung, weil sich dann in der Zeit 
zwischen Verkauf und Lieferung die Verhält- 
nisse und Preise in Deutschland nicht so ändern, 
daß der Ausfuhrantrag wegen zu niedriger 
Preisstellung nicht mehr genehmigt werden 
kann. — Weiter enthalten die Mitteilungen noch 
beachtenswerte Ausführungen über die Markt- 
lage im Ausland, den Verkehr mit Elsaß- 
Lothringen usw. Es sei hier nur noch darauf 
hingewiesen, daß gemäß einem Fachgruppen- 
beschluß Installationsartikel nur noch in 
fremder Währung bzw. nach den festgesetzten 
Preisen (Länder mit schlechterem Kurs) ver- 
kauft werden sollen. Mindestpreise für In- 
stallationsartikel können nur in fremder Wäh- 
rung festgelegt werden, eine bezügliche neue 
Liste wird, um Irrtümer zu vermeiden, von der 
Außenhandels-Nebenstelle zusammengestellt. 
Auch das Merkblatt (Februar 1920) hat ent- 
sprechende Änderungen inbezug auf die Be- 
rechnung der Verkaufspreise usw. erfahren. 


Schiedsgeriehtliche Erhöhung von Beför- 
derungspreisen der Eisenbahnen, Kleinbahnen 
(Lokalbahnen usw.), Straßenbahnen und An- 
sechlußbahnen. — Laut einer Verordnung der 
Reichsregiefung vom 21. II. 1920 können Un- 
ternehmer von Eisenbahnen, Kleinbahnen (Lo- 
kalbahnen usw.), Straßenbahnen und An- 
schlußbahnen, die bei dem Inkrafttreten dieser 
Verordnung durch Vereinbarungen in der Fest- 
setzung der Höhe ihrer Beförderungspreise ge- 
bunden sind, Änderung der vereinbarten Preise 
verlangen, wenn und insoweit infolge der Ver- 
hältnisse des Krieges und der Übergangswirt- 
schaft die Höhe der Selbstkosten seit der letzten 
Preisvereinbarung so gewachsen ist, daß das 
Anwachsen bei Anwendung der Sorgfalt eines 
ordentlichen Kaufmanns nicht vorauszusehen 
war, und daß billigerweise die Tragung der 
Mehrkosten dem Unternehmer allein nicht zu- 
ne werden kann. Falls eine Einigung über 

ie Ansprüche nicht zustande kommt, sollen 

über diese Schiedsgerichte entscheiden, für 
die der Reichsverkehrsminister Leitsätze fest- 
stellen kann. Bezüglich der näheren Bestim- 
mungen verweisen wir auf „Reichs-Gesetzbl.‘ 
1920, S. 255. : 


Einstellung und Entlassung von Arbeitern 
und Angestellten während der Zeit der wirt- 
schaftlichen Demobilmachung. — Der Reichs- 
arbeitsminister hat unter dem 12. II. 1920 eine 
den inzwischen veränderten Verhältnissen 
Rechnung tragende neue Verordnung über 
die Einstellung und Entlassung von 
Arbeitern und Angestellten während der 
Zeit der wirtschaftlichen Demobilmachung er- 
lassen. Sie tritt an die Stelle der im „Reichs- 
Gesetzbl.‘‘ 1919, S. 1500, veröffentlichten vom 
3. IX, 1919 ?). 


„Friedensschluß“ und „Kriegsende“. — 
Die Reichsregierung hat unter dem 14. II. 1920 


ı. Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 488. 


224 


Elektrotechnische Zeitschriit, 


als Zeitpunkt des Friedenss’chlusse's’oder der 
Beendigung 
schäftlicher Erklärungen den 10. I. 1920 fest- 
gesetzt. Falls eine Macht den Friedensvertrag 
an diesem Tage noch nicht ratifiziert hat, tritt 
der Tag der Niederlegung der Ratifikationsur- 
kunde dieser Macht bzw. der Tag, an dem der 
Krieg mit dieser Macht für beendet erklärt wird, 
an die Stelle Für die Berechnung von Fristen 
und die Bestimmung von Terminen ist, auch 
soweit die Niederlegung usw. vorher stattge- 


funden hat, der Tag der Verkündigung dieser 


Verordnung maßgebend. 
Bestandsaufnahme von Zink. — Der Reichs- 


kommissar für Metallwirtschaft hat unter dem 


23. 1I. 1920 für unverarbeitetes Feinzink 
(Reingehalt mindestens 99,7%), desgl. für Hüt- 
ten-Rohzink (Reingehalt weniger als 99,7%) 
einschl. raffiniertem, Garantie- und Sonder- 
Zink, auch in Spezialmärken und -formaten, 
sowie für Alt- und Abfall-Zink, ohne 
Rücksicht auf den Reingehalt an Zink, die Ein- 
richtung und Führung besonderer Lager- 
bücher und die Auskunft durch Bestands- 
meldungen angeordnet. Letztere sind per- 
sönlich oder durch eingeschriebenen Brief bis 
spätestens zum 10. Tage nach dem Meldestich- 
tage an den Reichskommissar (Berlin W. 9, 
Potsdamer Str. 10/11) abzugeben. Näheres vgl. 
„Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 45. 


Ausfuhrverbote für Metalle und Metall- 
legierungen. — Der Reichswirtschaftsminister 
hat unter. dem 14. II. 1920 die Ausfuhr sämt- 
licher Waren der Unterabschnitte B bis H des 
Abschnittes 17 des Zolltarifs (Aluminium, 
Blei, Zink, Zinn, Nickel, Kupfer und 
deren Legierungen, ferner Waren, nicht 
unter die Abschnitte A bis G fallend, aus un- 
edlen Metallen oder aus deren Legierungen) 
ohne Genehmigung des Reichskommissars für 
Aus- und Einfuhrbewilligung verboten. Aus- 
nahmen hiervon (darunter auch Sicherheits- 
lampen für Bergwerke) sind im „Reichsanz.‘“ 
1920, Nr. 47, namhaft gemacht. 


Aufhebung der Riemen-Freigabestelle. — 
Die Riemen-Freigabestelle ist Ende Fe- 
bruar aufgehoben worden; die Abwicklung 
der noch schwebenden Angelegenheiten besorgt 
die „Reichslederstelle, Abt. Treibriemen‘‘, Ber- 
lin W 35, Potsdamer Str. 122 a/b. 


Betriebsrätegesetz. Nach einer Ver- 
ordnung der Reichsregierung vom 24. II. 1920 
werden diein $ 94 des Betriebsrätegesetzes 
dem Reichswirtschaftsrat zugewiesenen Auf- 
gaben dem vorläufigen Reichswirtschaftsrat 
übertragen und liegen bis zu dessen Errichtung 
dem Wirtschaftsrat beim Reichswirtschafts- 
ministerium ob. € 


Kleine geschäftliche Mitteilungen. 


Jubiläen. — Die Kraftübertragungs- 
werke Rheinfelden A.-G. hat Mitarbeitern 
und Freunden eine Gedenkschrift zum Tage 
ihres 25-jährigen Bestehens (28. XII. 1919) über- 
sandt. Sie gibt ein Bild der Entwicklung des 
Unternehmens seit den ersten Vorbereitungen 
im Jahre 1889, an der von der deutschen Elek- 
troindustrie die Allgemeine Elektrieitäts-Ge- 
sellschaft in hervorragendem Maße beteiligt 
war. \ 


Aus der Geschäftswelt. — Die deutsche 
Glühlampen-Vereinigung !) ist nunmehr unter 
der Firma Osramwerke G. m. b. H., Kom- 
mandit-Gesellschaft in Berlin mit 1 Mill. M 
Stammkaptial und 29 Mill. M Kommandit- 
kapital gegründet worden und hat sofort 
30 Mill.:M 41%,% ige Hypothekarobligationen 
begeben. — Der unterfränkische Kreistag hat, 
wie wir der „Frankf. Ztg.‘“ entnehmen, be- 
schlossen, zur Versorgung Unterfrankens mit 
elektrischer Arbeit die Kreiselektrizitäts- 
versorgung Unterfranken A.-G. als ge- 
mischtwirtschaftliches Unternehmen (Strom- 
verteilungsstellen in Würzburg und Schwein- 
furt) mit 0,1 Mill. M Kapital zu errichten. — 
Der 1919 anerkannte, vorläufig 17 Gemeinden 
umfassende Elektrizitätsverband Wit- 
tingen (Hann.) bezweckt, wie er uns schreibt, 
die Belieferung aller im Kreise Isenhagen noch 
unversorgten Ortschaften mit elektrischer Ar- 
beit. — Die Stadt Gleiwitz hat dem „Berl. 
Tgblt.‘“ zufolge ihr Flugplatzgelände an die 
Schlesischen Draht- und Kabelwerke 
N. Porombra, Berlin, (15 Mill. M Betriebs- 
kapital) zur Errichtung einer Spinnerei, Spu- 
lerei und eines Walzbetriebes zwecks Versor- 
gung des Ostens mit, Kabeln verpachtet. — 
n Aschaffenburg ist die Dynamotherm G. 
m. b. H. für Herstellung und Vertrieb elektri- 
scher Heiz- und Kochapparäate_;mit 0,250 Mill. 


1) Vgl. „ETZ“ 191°, 8. 380. 


des Krieges im Sinne rechtsge- 


-M Stammkapital eingetragen worden. — In 
‘ Bremen hat man mit 1,5 Mill. M Aktienkapital 


die Armit-Werke A.-G. für Erzeugung 
elektrischer Bedarfsartikel gegründet. — 
Die 1911 gegründete Leitzachwerke A.-G. 
hat ihr ganzes a unter Ausschluß der 
Liquidation auf die Stadtgemeinde München 
übertragen, die das Unternehmen, wie die 
„Frnkf. Ztg.‘“ berichtet, weiterführen wird. — 
Die Therma G. m. b. H., Spezial-Fabrik 
elektrischer Heiz- und Kochapparate, 


1926. Heit 11. 


München, hat vor kurzem eine bedeutende Ver- 


größerung erfahren und wird, wie sie uns mit- 
teilt, nach wie vor hauptsächlich auf erstklas- 
sige Qualität der Thermaapparate das Haupt- 
gewicht legen. — Für den Ausbau der städti- 
schen Werke hat die Stadtverordnetenversamm- 
lung von Oberhausen (Rhld.) rd 3,5 Mill. M 
als Grundkosten und dazu die Überteuerungs- 


zuschläge bis zur Fertigstellung bewilligt. — 


Die Berliner Stadtverordneten haben nach der 
„Voss. Ztg.“ für die Erweiterung der Städti- 
schen Elektrizitäts-Werke 20 Mill. M 
bewilligt. — Aus Hannover wird die Eintragung 
der „Elektrische Fernleitungen, System 
Höchstädter,-G. m. b. H.“ mit 30 000 M 
Stammkapital gemeldet. — In Freiburg i. Brsg. 
ist mit 0,1 Mill. M Stammkapital die Elektro- 
technische Fabrik ‚‚Watt‘‘ G. m. b. H. 
eingetragen worden. — In Kempten wurde die 
Allgäuer ÜUberlandwerk G. m. b. H. mit 
0,5 Mill. M Stammkapital gegründet. — Für 
den An- und Verkauf von elektrotechnischen 
Erzeugnissen, insbesondere auf dem Gebiet des 
Fernsprechwesens und hauptsächlich von und 
nach der Schweiz, wurde in Berlin mit 0,1 Mill.M 
Stammkapital die Deutsch-Schweizerische 
Handelsgesellschaft für Elektrotech- 
nik m. b. H. gegründet. — Der bisherige Leiter 
der. Planiawerke A. G., Ratibor, irektor 
Witthauer, tritt nach Meldung der ‚Voss. 
Ztg.‘“ in die Zentralverwaltung der Siemens- 
Schuckertwerke, Berlin, ein. 


Kapitalserhöhungen. Solche sind in 
letzter Zeit als durchgeführt bzw. beschlossen 
oder beabsichtigt für folgende Gesellschaf- 
ten gemeldet worden: Reiniger, 
bert & Schall A,G., Berlin: von 4 auf 
8 Mill. M. — Norddeutsche Kabelwerke 
A.G., Neukölln: von 2,5 auf 5,5 Mill. M. 
Concordia Elektrizitäts-A.G., _Düssel- 
dorf: von 1,3 auf 3 Mill. M. — Dr. Paul 
Meyer A.G., Berlin: von 6 auf 12 Mill.M. — 
Rheinische Elektrizitäts-A.G., Mann- 
heim: von 11 auf 16 Mill. M. — Reinlicht- 
Industrie-Gesellschaft m. b. H., München: 
von 0,1 auf 0,4 Mill.M. — Berliner Maschi- 


Geb- 


Y 


nenbau-A.G.vormalsL. Schwartzkopff: 


von 12 auf 24 Mill.M. — Kabelwerk Rheydt 
A.G., Rheydt: von 7 auf 14 Mill.M. — Baye- 
rische Elektricitäts-Werke A.G., Mün- 
chen: von 3. auf 6 Mill. M. — Deutsche Ka- 
belwerke A.G., Berlin-Liehtenberg: von 
6 auf 14 Mill.M. — A.G. Körtings Electri- 
citäts-Werke, Berlin: von 3 auf 6 Mill. M — 
Lech -Elektrizitätswerke A.-G., Augs- 
burg: von 18 auf 30 Mill. M. Sach- 
senwerk, Licht- und Kraft-A.G., Dres- 
den-Niedersedlitz:-von 15 auf 20 Mill. M (Er- 
werb des Radeberger Feuerwerks-Labogato- 
riums mit erheblichen Metallbeständen). - 
H. Schomburg.& Söhne A.G., Marga- 
rethenhütte: von 1,3 auf 1,8 Mill. M. — Elek- 
trotechnische Fabrik Rheydt Max 
Schorch & Cie., A.G., Rheydt: von 2,6 
auf 10,5 Mill. M. — Rheinische Elektrizi- 
täts-A.G., Mannheim: von 11 auf 16 Mill. M, 
— Kabelwerk Duisburg: von 3 auf 6 Mill. 
M. — Fabrik isolierter Drähte zu elek- 
trischen Zwecken (vormals C. J. Vogel) 
Telegraphendraht-Fabrik A.G., Berlin: 
von 7,5 auf 11,5 Mill. M. — Heddernheimer 
Kupferwerk u. Süddeutsche Kabel- 
werke A.G., Frankfurt a. M.: von 9 auf 
12 Mill. M. — Hackethal-Draht- und Ka- 
bel-WerkeA.G., Hannover: von 12 auf 24Mill. 
M. — Vereinigte :Isolatorenwerke A.G., 
Berlin-Pankow: von 1 auf 2 Mill. M A.G. 
Mix & Genest, Telephon- u. Telegra- 
phen-Werke, Berlin-Schöneberg: von 6,3 
auf 12,6 Mill. M. — Lloyd Dynamowerke 
A.G., Bremen: von 2,5 auf 4,2Mill.M. — Kraft- 
werk Thüringen A.G., Gispersleben-Kiliani: 
von 4 auf 4,5 Mill.M. — Vereinigte Zünder- 
und Kabel-Werke A.G., Meißen: von 1,2 
auf 2,4 Mill. M. 


Warenmarkt. — Akkumulatoren. Die 
Aceumulatoren-Fabrik A.-G., Berlin, hat 
in ihrer Bleiklausel (März 1920) den für die 
Zellengrundpreise geltenden Bleipreis auf 620 
bis 650 M je 100 kg frachtfrei Hagen i. W. her- 
aufgesetzt. — Elektrische Heiz- undKoch- 
apparate Die Vereinigten Fabrikan- 
ten elektrischer Heiz- und Kochappa- 
rate e. V. berechnen seit 16. -II. 1920 alle Lie- 


x 


preise je Tonne genehmigt: 


ı1. März 1920. 


ferungen für den Inlandsbedarf mit einem Auf: 
schlage von :700 Punkten für Heizapparate, - 
die hauptsächlich aus Porzellan oder aus Kup- 
fer, Zinn, Nickel’ oder deren Legierungen be- 
stehen bzw. mit diesen Metallen plattiert sind, 
und von 600 Punkten für alle übrigen Apparate, 
Zubehörteile, Zuleitungen usw. Stichtag‘ für 
Grundpreise und Teuerungszuschläge ist .der 
Lieferungstag. — Elektrizitätszähler. 
Der Verband der Zählerfabriken. hat 
den Teuerungszuschlag auf. die neuen Grund- 
reise ab 1. III. 1920 auf 300% erhöht. Als 
reisstichtag gilt. der Tag der Lieferung. — 
Isolierrohr. Die Verkaufsstelle ver- 
einigter Isolierrohr-Fabrikanten, Ber- 
lin, berechnet vom 1. bis 15. III 1920 für Blei- 
und Feinzinkrohr 350%, für Messingrohr 250%, 
für Stahlpanzerrohr 320% und für schwarzes 
Papierrohr 150% Aufschlag. — Eisen und 
Stahl. Die Regierung hat dem Stahlbund 
neuerdings mit Wirkung ab 1. II. 1920 un- 
ter Berücksichtigung der Umsatzsteuer. und - 
der Kohlenverteuerung folgende Werkgrund- 
für. Hämatit 
2210 M, kupferarmes Stahleisen 2200 M, 
Gießereiroheisen I und -IIIl 1625 M, Sieger- 
länder Stahleisen 1285 M, Spiegeleisen 1360 M, 
Thomas-Rohblöcke 2190 M, vorgewalzte Blöcke 


. 2225 M, Knüppel 2260 M,- Platinen .2265 M, 


Formeisen 2565 M, Stabeisen 2600 M, Bandeisen 
2860 M, Universaleisen 2860 M, Walzdraht 
3120 M, Bleche je nach-Stärke 3415 bis 3960 M. 
Für Siemens-Martin- Qualität beträgt der Auf- 
preis 150 M. Dazu kommen als Handelszu- 
schläge bis zu 4% Nutzen vom Grundpreis 
einschl. der Überpreise bei Lieferung unmittel- 
bär ab Werk an den Verbraucher und bis zu 
15% ,.Gesamtzuschlag vom Grundpreis einschl. 
der Überpreise beim Verkauf vom Händlerlager. 
Schließlich dürfen bei Abgabe von weniger als 
lt ab Lager unmittelbar an den Konsumenten 
Mindermengenzuschläge von max. 4 bis 6% 
auf die jeweilige Gesamtmenge berechnet. wer- 
den. Der Roheisenverband, Essen, hat 
beschlossen, die Verkaufspreise bis auf die 
durch die hundertprozentige Frachterhöhung 


.bedingten Zuschläge auch für März unver- 


ändert zu lassen. Er behält sich entsprechende 
Aufpreise vor, falls die z. Zt. geltenden Kohlen- 
und Kokspreise erhöht werden. — Metall- 


:preise. Nach den Notierungen der Vereinigung 


für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. 
der Kommission des Berliner Metallbörsen- 
vorstandes in M/100 kg: Ara 


Metall | 5. IH. “ Sehe 


Elektrolytkupfer (wire- se | 
bars), prompt, cif Ham- 
burg, Bremen, Rotterdam 4406 


Raffinadekupfer 
99/99,3%,, lokoGroß-Berlin 
Originalhütten - Weich- 
blei, ab Hütte oder loko 
Groß-Berlin ..... 
Originalhütten- Rohzink, 
Syndikatspreis ab Hütte 
: oder Lager . . 
desgl. Preis im freien Ver- 
kehr, ab Hütte oder Ren 
Lager. "2.2... ...]1575— 1600 
Originalhütten-Alumi- ww‘ 
.nium 98/99 %/, in gekerb- 
ten Blöckchen, ab Hütte 
oder loko Groß-Berlin 
Zinn, Banka-, Straits-. 
Billiton-, loko Hamburg 
oder Groß-Berlin h 
Hüttenzinn, mindestens . 
99 0%/,, loko Hamburg oder 
Groß-Berlin '.. x» 
Reinnickel 98/99 /,, loko 
Hamburg oder Groß- 
Berlin Wr ar Aha 
Antimon-Regulus, loko 
Hamburg oder Groß- 
Berlin Sy ar er 


3500—36C0 
1725—1750 


1000 


6300 


14100 — 14 200 


Rus 


..von Berlin ausgefallen. 


13900—14.000 


Die Notierungen sind wegen der Feier des 
“ hundertjährigen Jubiläums der Kaufmannschaft 


8100—8200 


"2400 


Am 3. III. 1920 notierte die Londoner 1 | 


Börse nach dem „Berl. Börs.-Cour.‘‘ folgende 
Preise in £/t: Kupfer Kasse 118,37; desgl. 
3 Mon. 121,87; Elektrolyt 127 bis 129; 
Best selected: 126 bis 128; Zink 58 bis 61,25; 
Zinn Kasse 409,75; desgl. 3 Mon. 411,62 und 
Blei 49 bis 50,25. InNew York stellte sich 


am gleichen Tage Elektrolytkupferloc. auf be | 


18,75 cts/lb. 


Bezugsquellennachweis. 


Frage Nr. 7: Wer liefert Alulol, Alufix, 


Tachylot, Magulot? 


Abschluß des Heftes: 6. März 120 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin, u ea DT 


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2 


. Jahre mit der „Verordnung über 


225 


_ Elektrotechnische Zeitschrift 


. (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von’ Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 18. März 1920. 


Erfahrungen mit der Strompreisverordnung 
vom 1. Februar 1919. 


Von Dr.-Ing. G. Siegel. 


Übersicht. Nach kurzer Darstellung der Vor- 
geschichte und der Wichtigkeit der Verordnung 
wird die Stellung der Schiedsgerichte zu den 


Hauptgesichtspunkten der Verordnung: Erhaltung 


der Lebensfähigkeit der Werke unter besonderer 
Berücksichtigung der Geldentwertung, Anpassung 
der Strompreise an die Veränderung der Erzeugungs- 
kosten, Abwälzung nach Billigkeitsrücksichten und 
zur Einbeziehung einiger weiteren Stromlieferungs- 
bedingungen besprochen. Auf die Notwendigkeit 
der Beibehaltung der Verordnung im Interesse der 
Elektrizitätswirtschaft wird ‚hingewiesen. 


® Die Erfahrungen, die nunmehr seit einem 
die 
schiedsgerichtliche Erhöhung'von Prei- 
sen bei der Lieferung von elektrischer 
Arbeit, Gas und Leitungswasser“ vom 
1-11: 1919) gemacht worden sind, gestatten 


und rechtfertigen einen Bericht hierüber. Noch 


ist es in aller Erinnerung, wie außerordentlich 
schwierig es war, die in Frage kommenden Be- 
hörden, die zwar die Notlage der Elektrizitäts- 
versorgungsindustrie nicht verkannten, aber 
aus allgemein rechtlichen Gründen mit einer 
Ausnahmeverordnung zögerten, zu einer gesetz- 
lichen Maßnahme zu veranlassen. Als sich end- 
lich die alte Reichsregierung hierzu entschlossen 
und die Verordnung bereits in ihrer heutigen 
Gestalt dem Bundesrat zur Genehmigung vor- 
gelegt hatte, brach die Revolution aus, und es 
ist fraglich, ob die neue Regierung zugunsten 


der Elektrizitätswerke eingegriffen hätte, wenn. 


nicht gerade die Revolution eine neue gewaltige 
Erhöhung aller Personal- und Materialausgaben 
gebracht hätte. In der Tat schloß für die mei- 
sten Elektrizitätsunternehmungen das. Jahr 
1918 trotz mancher freiwillig gewährten Strom- 


- preiserhöhungen mit einer bedrohlichen Unter- 


bilanz, die zwar dort, wo ein umfangreiches In- 


 stallationsgeschäft mit dem Elektrizitätsver- 
sorgungsunternehmen verbunden war, für den. 


Augenblick vermindert werden konnte, deren 
Wiederholung und Verschärfung aber einen un- 
mittelbaren Zusammenbruch der Elektrizitäts- 
versorgung mit allen seinen unabsehbaren' Fol- 
gen bedeutet hätte. 


Dieser Erkenntnis hat ich denn auch die- 


neue Regierung nicht verschlossen, und so er- 
schien am 1. II. 1919 die bekannte Verordnung 
mit ihren verschiedenen Ausführungsbestim- 


_ mungen und Richtlinien. 


"Während in früheren Anträgen der betei- 
ligten Kreise auf ‚Strompreiserhöhungen eine 
bestimmte Form der Preiszuschläge, ja z. T. 
bestimmte Beträge verlangt worden waren, hat 
die Verordnung die Entscheidung, ob ‚und in- 


wieweit eine Erhöhung eintreten soll, in neu- 


artiger Weise einem Schiedsgericht. überlassen. 
Heute.muß man sagen, daß dieser Gedanke ein 
sehr glücklicher gewesen ist, um so mehr, als die 
gewaltigen Veränderungen aller Berechnungs- 
grundlagen, die seit den ersten Bestrebungen 
um eine Strompreiserhöhung eingetreten sind, 


‚niemals vorausgesehen werden konnten, und 


die Verhältnisse so verschiedenartig sind, daß 
eine einheitliche Regelung gänzlich undurch- 
führbar ist. 


’) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 82, 112, 124, 148, 382, 


Sehr bewährt hat sich ferner die Aufstel- 
lung einer Schiedsrichterliste, weil hierdurch die 
Gewähr gegeben ist, daß die Entscheidung Per- 
sönlichkeiten anvertraut wird, die mit den Ver- 
hältnissen genau bekannt sind. Gleichzeitig 
wird hierdurch  böswilligen Schiedsbeklagten 
die Möglichkeit genommen, durch Ablehnung 
der Schiedsrichter das Verfahren aufzuhalten. 
Freilich ist von Stromabnehmern wiederholt 
beanstandet worden, daß die Schiedsrichter zu- 
meist den Interessentenkreisen entnommen sind. 
Dem muß aber entgegengehalten werden, daß 
gerade zur objektiven Prüfung der Anträge in 
jedem Falle genaue Sachkenntnis notwendig 
ist, die doch bei niemand mehr zu finden ist als 
bei den sogenannten ‚‚Interessenten“. Die Er- 
fahrung hat denn auch gezeigt, daß diese ‚„‚In- 
teressenten“ gerade mit Rücksicht auf ihre 
heikle Stellung streng darauf geachtet haben, 


‘die Entscheidungen durchaus dem Sinne der 
Verordnung anzupassen, und wohl in keinem 


Falle über das unbedingt Notwendige hinausge- 


gangen sind. 


Die Erwartung, daß vielfach schon das Er- 
scheinen der Verordnung allein die Parteien 
einer Einigung geneigt machen werde, hat sich 
vollauf bestätigt. In den meisten Fällen hat der 
Hinweis auf die Verordnung, auf die Ausfüh- 
rungsbestimmungen und den Kommentar ge- 
nügt, um eine den Interessen beider Parteien 
gerecht werdende Lösung zu finden. Die Zahl 
der berufenen Schiedsgerichte ist infolgedessen 
verhältnismäßig gering.. Bei dem Reichskom- 


‚missar für die Kohlenverteilung, . Abteilung 


Elektrizität, dem nach der Verordnung sämt- 
liche Schiedssprüche und Vergleiche eingereicht 
werden müssen, lagen :bis Ende. Januar 1920 
noch nieht 150 Entscheidungen vor. Nimmt 
man an, daß etwa die gleiche Zahl von Entschei- 
dungen noch nicht eingereicht war, und daß 
ebenso viele Schiedsgerichte z. Zt. noch schwe- 
ben, so kommt man auf etwa 500 Fälle, in denen 
Schiedsgerichte berufen worden sind, u. zw. 
nicht nur für Elektrizität, sondern auch für 
Gas- und Wasserlieferung, eine Zahl, die ganz 
außerordentlich niedrig ist. Es wäre aber voll- 
ständig verkehrt, daraus schließen zu wollen, 
daß die Elektrizitätswerke die Verordnung 
überhaupt nicht benötigt hätten, denn einmal 
hat, wie bereits erwähnt, gerade das Vorhanden- 


‚sein der Verordnung meist die Parteien zu 


einer Einigung geführt, und dann wären es 
häufig die größten und wichtigsten Abnehmer 
der Werke, bei denen das schiedsgerichtliche 
Verfahren zur Durchführung gebracht werden 
mußte. 

Dank der unermüdlichen Mitarbeit erfah- 
rener Fachmänner und wirtschaftlich geschulter 
Juristen und Verwaltungsbehörden sind die 
Verordnung und ihre Anweisungen so klar und 


‚eindeutig gefaßt, daß ihre Ausführung in der 
Praxis keinerlei Schwierigkeiten bietet und für. 


Zweifel und Unklarheiten kaum einen Raum 
übrig läßt. Sehr viel hat dazu auch der von 
Kauffmann und Ziekursch herausgegebene 
Kommentar beigetragen, dessen Ausführungen, 
von Sachkenntnis und wirtschaftlicher Ein- 
sicht getragen, keinerlei mißverständliche Aus- 
deutungen zulassen. 

Diese Klarheit und Eindeutigkeit der ge- 
setzlichen Bestimmungen und ihres Kommen- 
tars hat es auch zuwege gebracht, daß der 
größere Teil der einberufenen Schiedsgerichte 
durch Vergleiche beendet wurde. Hierbei und 


bei den Schiedssprüchen wurden vornehmlich 
zwei Hauptgesichtspunkte zur Geltung ge- 
bracht: 


1. die Erhaltung der Beikungählekeih und 
Be nnslale des liefernden Werkes 
und 


2. die dauernde Anpassung der Strompreise 
an die Veränderung der Erzeugungs- 
kosten. 


Bezüglich der Erhaltung der Lei- 
stungsfähigkeit und Lebensfähigkeit 
des liefernden Werkes haben sich die 
Schiedsgerichte mit Recht ausschließlich auf 
den Standpunkt gestellt, daß neben der 
Deckung der Betriebsausgaben und der unbe- 
dingt erforderlichen Mindestverzinsung für 
ausreichende Abschreibungen und Erneuerun- 
gen vorgesorgt werden müsse. Ohne diese Ge- 
währ wäre der hauptsächlichste Zweck der Ver- 
ordnung, die wirtschaftliche Sicherung der 
Elektrizitätswerke, für die nächsten Jahre un- 
möglich gemacht worden. Dabei ist es aber 
zweifelhaft, ob die für die Verzinsung vorge- 
sehenen Sätze von 5 bis höchstens 6%, für die 
Dauer ausreichen werden. Es ist bekannt, daß 
hervorragende Kenner des Geldmarktes für 
die nächste Zeit außerordentliche Steigerungen 
des Zinssatzes voraussagen, und da der Kapital- 
bedarf der Werke infolge des ungeheuer ge- 
sunkenen Geldwertes häufig schon für kleine 
Erweiterungen das Mehrfache des bisher in- 
vestierten Gesamtkapitals erfordert, ist es 
sehr zweifelhaft, ob die Werke auf die Dauer 
mit Preisen auskommen können, bei denen nur 
eine Verzinsung von 5 bis 6%, zugrunde gelegt 
ist. Die gleiche Erwägung ist auch bei der Be- 
messung der Rückstellungen anzustellen. Zwar 
wird von den Schiedsgerichten nicht verkannt, 
daß die früher gebräuchlichen Sätze für Rück- 
stellungen in Höhe von 1,5 bis 3% ohne weiteres 
auf 7 bis 10% erhöht werden müssen (auf das 
gesamte Anlagekapital gerechnet); wenn man 
aber berücksichtigt, daß heute, um ein Beispiel 
zu nennen, die Erneuerung eines Rostes mehr 
kostet als früher der ganze Kessel oder die Be- 
schaffung eines Ölschalters mehr als früher die 
ganze Schaltanlage oder der Ersatz eines Kes- 
sels unter Umständen mehr als ein vollständiges 
Kraftwerk, so ergibt sich ‘ohne wpiteres, daß 
selbst Beträge von 10% für Erneuerung kaum 
ausreichend sein dürften. Dazu kommt, daß die 
neuen Anlageteile trotz der ungeheueren An- 
schaffungspreise bei weitem nicht die Güte des 
Friedensmaterials erreichen. 

Der in manchen Schiedsgerichten gemachte 
Einwand, daß die Werke schon in den letzten 
Jahren entsprechende Rückstellungen hätten 
machen müssen, wird den tatsächlichen Ver- 
hältnissen nicht gerecht, denn einmal waren die 


‚Werke ja gerade wegen der unauskömmlichen 


Preise während des Krieges gar nicht in der 
Lage, größere Rücklagen zu machen, und sich 
aus Vorsorge buchmäßig einen Verlust zu er- 
rechnen, kann den Werken doch nicht zuge- 
mutet werden, es sei denn, daß der Verordnung 
rückwirkende Kraft beigelegt worden wäre, was 
jedoch trotz dringender Vorstellungen der Sach- 
verständigen von dem für die Verordnung maß- 
gebenden Justizminister nicht zugegeben wurde. 

Ferner muß berücksichtigt werden, daß schon 
während des Krieges und besonders in den letz- 
ten Monaten die Grundlagen für eine einwand- 

freie Bilanzierung völlig erschüttert worden 


226 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


“ 


1920. 


Heit 12. 


18. März 1820. 


sind. Es werden nämlich in den heutigen Bilan- 
zen zwei völlig verschiedene Währungssysteme 
durcheinandergeworfen, die Goldmark und die 
Papiermark. Den Anlagewerten und den Ver- 
bindlichkeiten ist die Goldmark zugrunde ge- 
legt, während die Gewinn- und Verlustaufstel- 
lung notgedrungen mit der Papiermark rechnen 
muß. Die notwendige Folge hiervon muß eine 
bedeutende Erhöhung der Erneuerungsrück- 
lagen nach dem jeweiligen Stande der Pa- 
piermark sein; das hat aber für die Unterneh- 
mungen unter Umständen die große Gefahr, 
daß dann die Buchwerte sich als viel zu niedrig 
ergeben. Diesem Zwiespalt könnte man nur 
entgehen, wenn auch die Vermögensrechnung 
auf Grund‘ der Papiermark aufgestellt wer- 
den könnte. Die Folgen hiervon sind aller- 
dings so weittragend, daß sie über die Ver- 
antwortlichkeit der Schiedsgerichte hinaus- 
gehen, immerhin werden sie Et diese Schwie- 
rigkeit hinweisen müssen, insbesondere dann, 
wenn Übernahmerechte für die Anlagen be- 
stehen. 

Von besonderer Wichtigkeit ist der zweite 
von. den Schiedsgerichten befolgte Grundsatz, 
die Strompreise den jeweiligen Ver- 
hältnissen dauernd anzupassen. Dieser 
Grundsatz war ja bei den Blektrizitätswerken 
nicht unbekannt, er wurde aber nur vereinzelt, 
bei Großabnehmern, und nur mit ausschließ- 
licher Berücksichtigung der reinen Kohlen- 
kosten angewendet. Die rasche Steigerung der 
Löhne wie auch der Unterhaltung und Erneue- 
rung machte aber eine laufende Anpassung 
sämtlicher Strompreise unbedingt erforderlich. 
Es lag nahe, die gebräuchlichen Kohlenklauseln 
entsprechend auszubauen, ein Weg, den die 
Schiedsgerichte auch fast ausnahmslos einge- 
schlagen haben. Sowohl Kleinabnehmertarife 
wie Großabnehmerpreise erhielten. eine Teue- 
rungsklausel, in der festgesetzt wurde: Die 
Strompreise beruhen auf einem Kohlenpreis von 
a Mark; sie erhöhen sich für jedes Prozent Koh- 
lenpreissteigerung um 2% (Prozentklausel), 
oder aber: sie erhöhen sich für jede Mark Koh- 
lenpreissteigerung um: y Pfennig (Pfennigklau- 
sel). Dabei hat sich eine einheitliche Preis- 
klausel für alle Abnehmer als untauglich her- 
ausgestellt; bei einer gleichen prozentualen 
Strompreiserhöhung für alle Abnehmer müßten 
die meisten Großabnehmer noch weit unter 
Selbstkostenpreis der Elektrizitätswerke belie- 
fert werden, und die Kleinabnehmer würden im 
Verhältnis zu hoch belastet werden; eine Preis- 
erhöhung um den gleichen Pfennigbetrag hätte 
umgekehrt die Großabnehmer weit über ihre 
eigenen heutigen Erzeugungskosten belastet. 
Gerade dieser Punkt hat in zahlveichen Schied&- 
gerichten zu weitläufigen Auseinandersetzungen 
geführt, weil jede Abnehmergruppe gern auf 
Kosten der anderen bevorzugt werden wollte. 
Eine Trennung machte sich jedoch fast überall, 
wenigstens re allen größeren Werken, notwen- 
dig. Vielfac# wurde die Prozentklausel bei den 
Kleinabnehmern, die Pfennigklausel bei den 
Großabnehmern festgesetzt. Die Berechnung 
erfolgte gewöhnlich in der. Weise, daß nach 
Möglichkeit die Ausgaben der beiden Abneh- 
mergruppen getrennt und für das letzte Frie- 
densjahr und den der Schiedsgerichtsentschei- 
dung zunächst liegenden entsprechenden Be- 


rechnungszeitraum gegenüber getellt wurden; 


die sich so ergebende Strompreiserhöhung je 
Kilowattstunde wurde dann in Beziehung zu der 
Kohlenpreissteigerung in demselben Zeitraum 
gebracht. Selbstverständlich kann es sich hier- 
bei nur um eine ungefähre Annäherung han- 
deln, eine Tatsache, die denn auch von den Ab- 
nehmern in den Schiedsgerichten weidlich aus- 
genutzt und bekämpft wurde. Es wurde be- 
hauptet, daß sämtliche anderen Ausgaben in gar 
keinem Verhältnis zu der Steigerung der Koh- 
lenpreise ständen, und daß daher die  Abhängig- 
machung der Strompreise von den Kohlenprei- 
sen ungerechtfertigt wäre. Nun kann Ja eine un- 
mittelbare mathematisch genaue Abhängigkeit 


wirtschaftlichen Verhältnisse 


der übrigen Ausgaben der Elektrizitätswerke 
von den Kohlenpreisen nicht nachgewiesen wer- 
den; prüft man aber unter gerechter Verteilung 
der Ausgaben für Abschreibung und Erneue- 
rung die Abhängigkeit der Gesamtausgaben je 
Kilowattstunde von den Kohlenpreisen, so er- 
gibt sich in den meisten Fällen die Tatsache, daß 
die Strompreise aus einem festen, von den Koh- 
lenpreisen unabhängigen Teil und einem Betrag 
bestehen, der praktisch der Steigerung der Koh- 
lenpreise proportional gesetzt werden kann. Zu 
dieser Erkenntnis führt auch die wirtschaftliche 
Überlegung, daß, wie gerade die augenblick- 
lichen Zustände unwiderleglich vor Augen füh- 
ren, das ganze Wirtschaftsleben von der Koh- 
lenbeschaffung abhängig ist, und daß jede 
Kohlenpreissteigerung notwendig eine entspre- 
chende Preiserhöhung bei allen Wirtschafts- 
gütern nach sich zieht. Gewiß ist es in manchen 
Fällen möglich !), eine Trennung der Ausgaben 
in Kapitalkosten, Kohlenkosten, Lohnkosten 
und übrige Ausgaben durchzuführen und für 
jeden dieser Teile besondere Klauseln, z. B. für 
die Löhne beruhend auf bestimmten: Lohn- 
tarifen, festzusetzen. Es ist aber jedem einsich- 
tigen Fachmann klar, welch ungeheuere Kom- 
plikation in der Stromverreehnung die prak- 
tische Durchführung einer solchen Berechnungs- 
art und die Prüfung ihrer Unterlagen bilden 
würde; die Mehrzahl der Schiedsgerichte hat 
sich daher trotz aller Einsprüche entschieden, 
die zweifellos bestehenden Ungenauigkeiten bei 
einer einheitlichen, auf den Kohlenpreisen be- 
ruhenden Preisklausel in Kauf zu nehmen und 
die Strompreise in einer der besprochenen For- 
men unmittelbar von den Kohlenpreisen ab- 
hängig zu machen. Dies ist in den meisten Fäl- 
len nicht für einen kürzeren Zeitraum, sondern 
für die gesamte Dauer der Verträge erfolgt. 
Hiergegen gab es zwar zahlreiche Einsprüche, 
die Schiedsgerichte haben sich aber meist mit 
Recht auf den Standpunkt gestellt, daß gerade 
durch die Preisklausel, mit den Kohlenpreisen 
als Grundlage, die Anpassung an die jeweiligen 
am besten  ge- 
währleistet sei: 


Schwieriger und auch nicht weniger bedeu- 
tungsvoll als die Frage der Strompreiserhöhung 
war die Entscheidung, inwieweit dem: Ab- 
nehmer die Tragung der Mehrkosten 
„billigerweise‘ zugemutet werden könne. 
Es ist menschlich begreiflich, daß jeder Abneh- 
mer für sich in Anspruch nahm, daß gerade er 
unter besonders schwierigen wirtschaftlichen 
Verhältnissen zu arbeiten habe, und daß ıhın 
daher der größte Teil der Mehrkosten nicht auf- 
gebürdet werden könne. Die Schiedsgerichte 
hatten in diesem Falle zunächst zu prüfen, in- 
wieweit diese Angaben der Abnehmer tatsäch- 


lich zutrafen, und es ergab sich meist, daß die. 


Abnehmer ohne weiteres in der Lage waren, 
jede von dem Schiedsgericht festzusetzende 
Strompreiserhöhung ihrerseits weiter abzu- 
wälzen. Hierbei wurde von den. Schiedsge- 
richten auch die Tatsache gewürdigt, daß die 
Abnehmer. schon jahrelang, insbesondere wäh- 
rend der letzten Kriegsjahre, sich des Vorteils 
der außerordentlich billigen Stromversorgung 
erfreuen konnten, während die Elektrizitäts- 
werke alle die Zeit her mit Verlust ihren 
Stromlieferungsverpflichtungen nachzukommen 
hatten. 


In sehr wenigen Fällen, hauptsächlich bei 
Straßenbahnen, wurde von dem $ 5 der Verord- 
nung, der .die.weitere Abwälzung der Strom- 
preiserhöhung vorsieht, Gebrauch gemacht. 
Hierbei wurde es wiederholt als Mangel, empfun- 
den, daß nicht auch die Mühlen, bei denen un- 
streitig heute die Kosten der Kraftbeschaffung 
einen ‘recht wesentlichen Teil der. Gesamtun- 
kosten ausmachen, von vornherein in den Kreis 
derjenigen Stromabnehmer aufgenommen wa- 
ren, denen die weitere Abwälzung auf Grund 
des $ 5 der Verordnung zugestanden ist. Die 


I): Vgl. Bloch, „BETZ“ 1920, 8. 150. 


Mühlen, die vielfach zu den billigst belieferten, 
wichtigsten Stromabnehmern gehören, suchten 
sich mit dem Hinweis auf den von der Reichs- 
getreidestelle ungenügend festgesetzten Mahl- 
Ion der Übernahme der Mehrkosten zu ent- 
ziehen, in den meisten Fällen wohl ungerecht - 
fertigterweise, da auch sie fast ausnahmslos in 
der Lage sind, sich auf andere Weise schadlos 


‘zu halten. Auf keinen Fall wäre es angebracht, 


die Mühlen auf Kosten der Elektrizitätswerke 
besser zu behandeln als andere Industrien, da 
alle mit Dampfkraft arbeitenden Mühlen, und 
das sind gerade recht bedeutende deutsche 
Großmühlen, genau mit den gleichen Verteue- 
rungen zu rechnen. haben. 


Im übrigen ist für die Berücksichtigung der 


_Billigkeit der Überwälzung eine eindeutige 


Grenze gesetzt. Erstes Ziel der Verordnung ist 
die Aufrechterhaltung der Lebensfähigkeit und 
Leistungsfähigkeit der Elektrizitätswerke. Dies 
ist nur dann zu erreichen, wenn die Strompreise 
so bemessen sind, daß nicht nur die unmittel- 
baren Betriebsausgaben, sondern auch aus- 
reichende Beträge für Verzinsung und Abschrei- 
bung erwirtschaftet werden, was aber unmög- 
lich wäre, wenn wichtige Großabnehmer Strom- 
preise zahlen würden, die diese HOrRPEUEE 
nieht erfüllen. 


Naturgemäß hat es sich bei den Be 
Schiedsgerichten hauptsächlich und in erster 
Linie um die Erhöhung der Strompreise gehan-, 
delt; jedoch auch Anträge auf Erhöhung der 
Zählergebühren wurden vielfach gestellt, 
denen mit Rücksicht:auf die außerordentlich ge- 
stiegenen Unterhaltungs- und Neuanschaffungs- 
kosten auch dort stattgegeben werden mußte; 
wo es sich um länger bestehende Anlagen han- 
delte. 

Recht selten ist von der ausdrücklich im 
Kommentar erwähnten. Befugnis, die Ver- 
tragsdauer zu verlängern, Gebrauch ge- 
macht worden, weil weder die Lieferer, noch die 
Stromabnehmer ein erhebliches Interesse hieran 
zeigten. Dagegen wurde wiederholt die Frage 
angeschnitten, ob die Schiedsgerichte aüch hin- 
sichtlich bestehender Bauverpflichtungen, 
die noch aus der Vorkriegszeit stammten, ein- 
greifen könnten. Von den Antragstellern wurde 
dabei darauf hingewiesen, daß ihnen doch mit 
Rücksicht auf die völlig veränderten Verhält- 
nisse nicht mehr zugemutet werden könne, 
Netzerweiterungen auf Grundlage der alten 
Verträge auszuführen. Die .Schiedsgerichte 
haben es zuweilen abgelehnt, sich mit dieser 
Frage, die sie als über den Rahmen der $trom- 
preisverordnung hinausgehend erachteten, zu 
beschäftigen. Diese Auffassung entspricht je- 
doch nicht dem Sinne der Verordnung, denn es 
kann keinem Zweifel unterliegen, daß, wenn 
heute ein Unternehmen auf Grund von Vor- 
kriegsverträgen gezwungen würde, erhebliche 
Erweiterungen auszuführen, seine Lebensfähig- 
keit sehr schnell in Frage gestellt würde. Zum 
mindesten müßten die Strompreise für die Er- 
weiterung so festgestellt werden, daß außer den 
unmittelbaren Betriebsausgaben ihre Verzin- 
sung und Abschreibung gesichert wären. Es 
würden sich dann aber wahrscheinlich, ganz ° 
abgesehen davon, daß die entsprechenden Be- 
träge infolge der Unsicherheit des voraussicht- 
lichen Verbrauches vielfach gar nicht festge- 
stellt werden können, so hohe Preise ergeben, 
daß der Stromverbrauch darunter leiden müßte. 
Es scheint daher durchaus geboten, daß sich 
die Schiedsgerichte auch mit dieser Frage be- 
fassen. ‘ 

Ob beruslch anderer Vertragsbestimmun- 
gen, 2. B. Meistbegünstigungsklausel, Garantie, 
Zurverfügungstellung größerer oder kleinerer 
Leistungen, von den Schiedsgerichten Entschei- 
dungen getroffen werden können, ist je nach 
Lage des Einzelfalles besonders zu prüfen. Es 
kann sehr ‘wohl notwendig werden, daß die 
Schiedsgerichte hierzu Stellung nehmen müssen, 
wenn sie dem Sinne der Verordnung gerecht 
werden wollen. Zum mindesten dürfte es 


18. März 1880. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 12. 


22? 


in allen solchen Fällen möglich sein, ent- 
weder durch Vergleich alle derartigen Fragen in 
den Rahmen einer Vereinbarung einzubeziehen, 
oder aber das ausdrückliche Einverständnis bei- 
der Parteien einzuholen, daß sich der Schieds- 
spruch auch auf die Regelung solcher Fragen 
beziehen soll. 


Bezüglich der gewährleisteten Mindest- 
stromabnahme wurde öfter festgesetzt, daß 
nur die alten Strompreise bei der Berechnung 
der Garantiebeträge zugrunde gelegt werden 
dürfen, wie anderseits die Preiserhöhung 
von der in den ursprünglichen Verträgen 
vorgesehenen Rabattgewährung ausgeschlossen 
wurde. 


Merkwürdigerweise haben sich die meisten 
Antragsteller nicht an die Bestimmungen der 
Strompreisverordnung, derzufolge die Wir- 
kung der Schiedssprüche erst vom Tage 
der Verkündung an in Kraft treten darf, gehal- 
ten und oft Strompreiserhöhung mit weit rück- 
wirkender Kraft beantragt. Diesem Verlangen 
konnten die Schiedsgerichte nicht stattgeben, 
oft sehr gegen ihre bessere Überzeugung, wenn 
es sich um besonders hartnäckige, jeder wirt- 
schaftlichen Einsicht bare Abnehmer handelte. 
Dagegen wurde in den meisten Fällen von dem 
Erlaß einer einstweiligen Anordnung Gebrauch 
gemacht, einmal, weil die den Schiedsgerichten 
eingereichten Unterlagen nicht immer ohne wei- 
teres zur hinreichenden Begründung eines 
Schiedsspruches ausreichten, und ferner, weil 
die Abnehmer von dem ihnen zustehenden 
Recht des Bestreitens der Richtigkeit der ein- 
gereichten Unterlagen vielfach Gebrauch mach- 
ten. Es muß aber zum Lobe der Elektrizitäts- 
werke gesagt werden, daß in den allermeisten 
Fällen, selbst bei eingehender Prüfung durch 
vereidigte Sachverständige, die Richtigkeit der 
Unterlagen erwiesen wurde. Es stellte sich so- 
gar heraus, daß die Anträge nicht selten unter 
dem durch die Bestimmungen der Verordnung 
vorgesehenen Mindestmaß verblieben. Ein sehr 
großer Teil der Schiedsgerichte konnte daher, 
wie schon erwähnt, durch Vergleiche beendet 
werden. In anderen Fällen wurde, obwohl die 
Parteien zu einem Vergleich bereit waren, ein 
Schiedsspruch nur deshalb gefällt, weil die eine 
Partei zur Weiterabwälzung des Schieds- 
spruches bedurfte. Proteste gegen die Schieds- 
. sprüche selbst wurden nur selten laut; da die 
Entscheidungen aber gemäß der Verordnung 
endgültig sind, konnte den Einsprüchen nicht 
stattgegeben werden. ° Namentlich waren es 
kleine Gemeinden, die im Interesse ihrer Strom- 
abnehmer glaubten sich gegen die Schieds- 
sprüche wehren zu müssen. Es kam sogar be- 
reits im Laufe des Sommers zu einer entspre- 
chenden Eingabe an den Reichsarbeitsminister, 
der jedoch auf Grund eingehender Information 
seitens der beteiligten Kreise nicht Folge ge- 
geben wurde. Lediglich die Leitsätze erhielten 
einige unwesentliche Ergänzungen, die aber an 
dem Sinne der Verordnung nichts änderten. 
Erst in neuerer Zeit haben es sich gewisse Kreise 
zur Aufgabe gemacht, eine für die Elektrizitäts- 
werke ungünstige Abänderung oder gar Besei- 
tigung der Verordnung herbeizuführen; dem 
muß jedoch mit aller Entschiedenheit entgegen- 
getreten werden, denn es kann immer wieder 
nur betont werden, daß die Strompreisverord- 
nung für die Elektrizitätswerke und damit 
für die gesamte Volkswirtschaft eine unbe- 
dingte Notwendigkeit war, daß sie den Wer- 
ken aber auch keine andere Möglichkeit gibt, 
als ihre nackte Lebens- und Leistungsfähigkeit 
zu erhalten. Diesen Zweck hat sie im großen 
und ganzen erfüllt. Ihre Beseitigung oder auch 
nur die vorzeitige Begrenzung ihrer Wirksam- 
keit würde die Blektrizitätswerke erneut vor 
unüberwindliche Schwierigkeiten stellen und 
jede weitere Entwicklung der Elektrizitäts- 
versorgung unmöglich machen. Auch im In- 
teresse der Stromabnehmer wäre dies zu be- 
klagen, da die Verordnung auch den Strom- 
abnehmern, deren Preise durch die Verordnung 


x 


erhöht worden sind, das Recht gibt, bei wesent- 
licher Umgestaltung der Lieferungsgrundlagen 


‚eine Veränderung der Schiedssprüche herbeizu- 


führen. | R 


Graphische Berechnung elektrischer 
Leitungsnetze. 


Von A. Schwaiger, Karlsruhe i.B. 


Übersicht. Es wird ein neues Verfahren der 
graphischen Berechnung elektrischer Leitungsnetze 
beschrieben, ‘welche auf anderen Konstruktions- 
prinzipien aufgebaut ist, wie die von Hochenegg 
angegebene Methode. Man kann sie als graphisches 
Verfahren zur widerstandsgetreuen Umbildung elek- 
trischer Leitungsnetze bezeichnen. Ihr Anwendungs- 
gebiet ist das gleiche wie dasjenige der Frick’schen 
Methode. Das Verfahren wird zunächst an Hand ein- 
facher Beispiele erläutert und dann zur Berechnung 
ganzer Leitungsnetze angewendet. 


Einleitung. 


Die von Hochenegg angegebene graphi- 
sche Methode zur Berechnung elektrischer Lei- 
tungsnetze beschränkt sich im wesentlichen auf 
einfache Leitungsgebilde; ihre. Anwendung 
selbst auf ganz einfache Netze gestaltet sich 


aber schon recht umständlich und unübersicht- 


lich. In der Praxis findet sie nur wenig Anwen- 
dung; denn wenn in der Praxis überhaupt eine 
Berechnung elektrischer Leitungen ausgeführt 
wird, so doch höchstens bei Leitungsnetzen, 
und gerade hier versagt diese graphische Me- 
thode. Der Verfasser möchte im folgenden eine 
neue graphische Methode mitteilen, deren 
Anwendung sich allerdings für einfache Lei- 
tungsstränge etwas umständlich, für große 
Netze dagegen überaus einfach und übersicht- 
lich gestaltet. Die alte graphische Methode 
stützt sich im wesentlichen auf die in der gra- 
phischen Statik gebräuchlichen Konstruktionen 
und läuft immer auf die Konstruktion von Seil- 
polygonen hinaus. Die vom Verfasser erdachte 
Methode weicht von dieser Methode ab, sie 
baut sich auf anderen Konstruktionselementen 
auf. Am besten wird es sein, wenn die neue Me- 
thode an: Hand ganz einfacher Beispiele 
dargelegt wird. Bei dieser Gelegenheit sollen 


‘zugleich die Konstruktionsregeln aufgestellt 


werden, die uns dann für die Berechnung 
ganzer Netze gute Dienste leisten werden. 


A. Einfache Leitungsanordnungen. 


1. Beispiel: Eine am Ende belastete Lei- 
tung. 


0 & & 
A r 
4 La 
Abb. 1. Die am Ende belastete Leitung. 
Unter 2 ist die einfache Länge der Leitung ver- 
standen, unter q der Querschnitt der Leitung, 
der Speisepunkt liegt inO, der Belastungsstrom 
ia wird in a abgenommen. ; 
Bei der Berechnung des Spannungsabfalles 
gehen wir natürlich auch bei dieser Methode 
von der Gleichung aus 


NEIN 


I 

A (1 
darin bedeutet e den Spannungsabfall, r den 
Widerstand der einfachen Leitung, & die Leit- 
fähigkeit des Leitungsmaterials . (für Kupfer 
o = 57). Der wahre Spannungsabfall hat na- 
türlich den doppelten Wert. Es stünde auch 
nichts im Wege, für die Länge der Leitung den 
Wert 21 einzusetzen. 

Betrachten wir die Größen |, q und w als 
konstant, so ist e eine lineare Funktion des 
Stromes i., die graphisch in folgender Weise 
dargestellt wird. In einem Koordinatensystem 
(Abb. 2) werden auf der Abszissenachse nach 
links die Werte von q@ in irgend einem passen- 
den Maßstab aufgetragen, auf der Ordinaten- 


Dieser Fall ist in Abb. 1 dargestellt. 


achse die Längen der Leitungen in m. Im vor- 
liegenden Fall.it ge =Om undl=On ge: 
macht. Ferner wird aufgetragen auf der Abszis- 
senachse nach rechts der Strom i in einem 


Abb. 2. Diagramm der am Ende belasteten Leitung. 


passenden Maßstab und auf der ÖOrdinaten- 
achse der Spannungsabfall e. Für e ist der 
Maßstab nicht mehr beliebig; man erhält ihn 
durch folgende Überlegung. 

. Es wurde gewählt 

für die Einheit von qw: u, mm; 

für die Einheit von ! (1 m): u, mm; 

für die Einheit von i (1 Amp.): u; mm; 

Unter Berücksichtigung der Gl. (1) erhält 

man dann für e den Maßstab 


HL: 
a 

Wir können nun zur Konstruktion des 
Spannungsabfalles schreiten. Wir verbinden 
m mit n und ziehen durch © die Parallele zu die- 
ser Verbindungslinie. Dann machen wir die 
Strecke Oo gleich dem Belastungsstrom ?, er- 
richten in o das Lot auf der Abszissenachse und 
erhalten mit der vorher gezeichneten Parallelen 
durch O den Schnittpunkt a. Die Strecke o a 
stellt dann den Spannungsabfall e am Ende 
der Leitung dar. Die Konstruktion ist so ein- 
fach, daß sich der Beweis für ihre Richtigkeit 
wohl erübrigt. 

Will man den Spannungsabfall im Punkt X 
der Leitung kennen, so verbindet man m mit 
x’ und zieht hierzu die Parallele durch ©. Diese 
Gerade gibt dann den Spannungsabfall einer 
Leitung von der Länge O X, abhängig vom Be- 
lastungsstrom, an. 

Manchmal liegt folgende Aufgabe vor. Es 
ist ein Leitergebilde gegeben; die einzelnen bei- 
ter dieses Gebildes haben verschiedene Quer- 
schnitte und es ist erwünscht, das System so 
umzubilden, daß alle Leitungsstränge den 
gleichen Querschnitt haben. Diese Auf- 
gabe ist nach dem eben Dargelegten leicht zu 
lösen. Wir zeichnen zunächst alle Leitungen 
mit ihren wahren Querschnitten und Längen 
ein. Dann zieht man zu allen Geraden die Pa- 
rallelen durch den Punkt m des einheitlichen 
Querschnittes und erhält auf der Ordinaten- 
achse die „auf den Einheitsquerschnitt redu- 
zierten Leitungslängen‘“. 

In Abb. 2 ist noch eine Leitung R einge- 
zeichnet, die, wie man sieht, einen anderen Wi- 
derstand hat wie die Leitung mn. Wir wollen 
nun fragen: Mit welchem Strom müßte dieser 
Leiter belastet werden an seinem Ende, um 
denselben Spannungsabfall aufzuweisen wie der 
Leiter O, mit einem Belastungsstrom ı„? Aus 
dem Diagramm sehen wir, daß der Strom am 
Ende von R gleich a,b’ sein müßte. Wir kön- 
nen also, wenn es uns nur auf die Kenntnis des 
Spannungsabfalles am Ende der Leitung an- 
kommt, den Strom i„ vom Leiter 0, auf den 
Leiter R verlegen, müssen ihn aber, um am 
Spannungsabfall nichts zu ändern, auf den 
Wert aob’ bringen. - Wir werden in Zukunft 
a,b’ stets den auf den Endpunkt von AR ver- 
legten Strom, und R die Ersatzleitung von Os 
nennen. 


2. Beispiel. Zwei Leitungen mit den bzw. 
Längen l,, l, und den Querschnitten q, und 
sind parallel geschaltet. Dieser Fall ist in 
Abb. 3 dargestellt. Im Punkt a ist das Lei- 
tergebilde mit dem Strom i„ belastet. Es 


ey 


228 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


—————mm 


soll die Stromverteilung auf die’beiden Leiter: 


und der Spannungsabfall gefunden werden. 


9 . La 


Abb. 3. Zwei parallelgeschaltete Leitungen. 


Man wählt für die Konstruktion wieder ge- 
eignete Maßstäbe und trägt links. die Quer- 


schnitte und Leitungslängen auf (Abb. 4). Wir 
verbinden m, mit n, und ziehen durch O die 
ur; Fon 
DAR 4 9% 


Abb. 4. Diagramm für zwei parallelgeschaltete Leitungen. 


Parallele hierzu. Nun wählen wir einen be- 
liebigen Strom 4’ = 0 o,', errichten in a das 
Lot und erhalten den Schnittpunkt a,‘. : Der 
Spannungsabfall i im Leiter 1 beim Strom i,’ ist 
also 0, 4. 

Da der Leiter 2 parallel zum Leiter 1 liegt, 
muß an seinem Ende natürlich derselbe Span- 
nungsabfall herrschen. Wir ziehen also durch 
9’ die Parallele zu MyN, bis zum Schnittpunkt 
@,', fällen in a,’ das Lot auf die Abszissenachse 
und erhalten in 0,’o,‘ den Strom im. Leiter 2. 
Der gesamte Strom in beiden ‚Leitern ist also 


ER on u N 


Es wäre natürlich ein großer Zufall, wenn 
wir es gerade so getroffen hätten, daß dieser 
Strom gleich dem wahren Strom i, ist. Da wir 


nun aber das Verhältnis kennen, .in welchem, 


die Ströme in den beiden Leitern zueinander 
stehen und ferner die wahre Summe ti, der bei- 
den Teilströme, könnten wir leicht die wahre 
Stromverteilung zwischen den beiden Leitern 
ausrechnen. Wir wollen aber‘ diesen Weg zur 
Berechnung der wahren Teilströme nicht. be- 
schreiten, sondern anders vorgehen. Wir legen 
durch O und a,’ die Gerade Ren Wie man aus 
dem Diagramm sieht, weist die durch Roa dar- 
gestellte Leitung beim Gesamtstrom O 0,’ der 
beiden Leitungen denselben Spannungsabfall 
‚ auf wie die beiden parallel geschalteten Leitun- 
gen; sie hat also denselben Widerstand wie diese 
beiden Leitungen; wir nennen sie deshalb ‚‚wi- 
derstandsgetreue Ersatzleitung‘ der 
wahren Leiteranordnung. ‘Wenn es sich bei 
unseren Aufgaben nur darum handelt, 
Spannungsabfall i im Punkt a beim Strom i, zu 
ermitteln, werden wir stets mit der widerstands- 
getreuen Ersatzleitung rechnen. 

Um also den Spannungsabfall beim wahren 
Strom O0, = i,„ zu ermitteln, errichten wir in 
0, die Senkrechte auf die Abszissenachse und er- 
halten den Schnittpunkt a, mit der Geraden 
Roa; 0530, ist ‚dann. der Spannungsabfall im 
Punkt a. 


Wir wollen nun auch die wahre ch 


teilung auf die beiden Leitungen kennen lernen. 
Zu diesem Zweck verlängern wir die mit 1 be- 
zeichnete Gerade bis zum Schnitt mit ayds; 
offenbar stellt dann die Strecke aya, den wahren 


Strom in der Leitung 1 und demnach die 


Strecke a,a, den wahren Strom in der Leitung 2 
dar. 

Wir wollen noch feststellen, daß bei paral- 
lelgeschalteten Leitungen die Anfangspunkte 
der die Leitungen darstellenden Linien auf ein 
und derselben Geraden liegen und ebenso die 
Endpunkte und diese beiden Geraden sind pa- 
rallel zur Abszissenachse selbst. Wir sehen’also, 

daß sowohl der Speisepunkt O ‘als auch der 


Belastungspunkt a des Schaltbildes im Dia-. 


gramm als Gerade erscheinen. 


Diesem Beispiel kommt insofern eine‘ große. 


Bedeutung zu, als es, wie der Leser bereits: be- 


lastete Leitung. 
.a, b, c mit den Strömen %,, %;, T. befastet. 


"und die Querschnitte 91: 95, Gp-. 


‚ermittelt werden (Abb. 5). 


den 


‚die Punkte durch Gerade miteinander, so er- 
. halten wir ein übersichtliches Bild über die 
. Spannungsverteilung längs der ganzen Leitung. | 


1920. 


Heft 12, 


'18. März 1920. 


' merkt’ haben wird, zugleich -den Fall einer von 


9 Seiten her gespeisten Leitung mit einem Be- 


‚lastungspunkt darstellt. Wir kommen auf die- { 
‚sen Fall später noch zurück. ; 


Die in mehreren Punkten be- 
Die Leitung sei in den Punkten 
Die 
Längen der Leitungsabschnitte seien L, I, 1 
Es sollen die 
Spannungsabfälle in den Punkten a, b. und c 
Wir tragen in be- 


3. Beispiel: 


04 L,.agh bizgl 2% 
EU AETN 
la Dr) %o 


Abb. 5. Die in mehreren Punkten belastete Leitung. 


"kannter Weise auf der linken Seite des Dia- | 
grammes die Leitungskonstanten auf und ziehen 


die Verbindungslinien zwischen den zusammen- 
gehörigen Punkten. 
Es sind zwei Lösungsmethoden möglich, 
die wir im folgenden besprechen wolien. 
Methode a. 
fachen Fall, und dadurch wird die Lösung so 


sehr vereinfacht, sofort die Srömverteilung i im: 


ganzen : Leitungsstrang angeben: im Leiter 1 
fließt der Strom Jı = Re. ım Leiter 2 
der Strom J, = i,+i,.; und endlich im Leiter 3 
der Strom 7, —4,.. Zur Ermittlung des Span- 
nungsabfalles im Leiter 1 machen wir in Abb. 6 


MM My IM: [0] 


Abb. 6. Diagramm der in ehroroh Punkten 
belasteten Leitung. 


die StreekeO o = J,. InO ziehen wir die Paral- 
lele zu mn, und erhalten dann in bekannter 
Weise durch die Strecke oa, den Spannungs- 
abfall im Eeiter 1. Auf der Geraden aya, tragen 
wir dann den Strom J, = a,b’ auf, ziehen durch 
a, die Parallele zu myn, und erhalten in a,b, den 
Spannungsabfall zwischen den Punkten a und b 
der Leitung. Die Strecke O b, stellt natürlich 
den gesamten Spannunssäbtall zwischen den 
Punkten O und 5 der Leitung dar, wie wohl 


nicht weiter auseinandergesetzt zu werden’ 
braucht.‘ In ähnlicher Weise erhalten wır end-, 


lich den Spannungsabfall in der Leitung 3 zu 
c’c;, und der Spannungsabfall von Anfang bis 
Ende der Leitung ist O c,. Wenn wir das Dia- 
gramm betrachten, können wir feststellen, daß 
die Belastungspunkte der Leitung (Abb. 5) 
auch hier wieder als Gerade erscheinen, die 
zur Abszissenachse parallel. verlaufen. Im 
Gegensatz zu vorher müssen wir hier aber 
feststellen, daß bei hintereinander geschal- 
teten "Leitern die Anfang-. und Endpunkte 
der, die Leiter darstellenden Geraden nicht 
mehr, auf derselben parallelen Geraden zur 
Abszissenachse liegen, die Geraden bauen sich 
also nicht nebeneinander, wie bei der 
Parallelschaltung der ‚Leiter, auf, sondern 
übereinander. Tragen wir über der Leitungs- 


‚länge O ce die für die einzelnen Punkte ermittel- 


ten Spannungsabfälle auf und verbinden wir 


„Methode b.: Die zweite Methode führen 
wir des.besseren.Verständnisses wegen in 3 Tei- 
len-durch. 


‘Wir können bei diesem ein- 


‚also der fiktive Strom j., wobei 


‘ wird in: Diagramm Abb. 8 durchgeführt. 


} Stromverteilune in der Leitung, also die Ströme 


Jı, Jg, Jz nicht bekannt seien. In den Auf- 
gaben, vor die wir später gestellt werden, 
wissen wir auch tatsächlich die Stromverteilung 
nieht, und unsere erste Aufgabe bei. der Er- 


"mittlung der Spannungsabfälle in der Leitung 
wird und muß dann stets sein, die Stromver- 


teilung ı in den Leitungen aufzusuchen. 
" Der erste Teil unserer Aufgabe besteht 


: also i in der.Ermittlung der Stromverteilung 


in den-Leitungen 1, 2 und 3. Wir zeichnen in 


‘einem Koordinatensystem (Abb. 7) wieder in. 


Q 


OLE Ber Se An EHE EEE 


! 
l 
i 
| 
) 
zZ . & 
mmmm. 3 00 7 P) 


Diagramm zur r Ermittlung der widerstands- 
getreuen Ersatzleitungen. 


Abb: 7. 
der bekannten Weise die Leitungsgeraden ein. 
Nun nehmen wir für die Konstruktion des 
Diagrammes einen beliebigen Strom O o an und 
‚konstruieren für diesen in bekannter Weise den 
Spannungsabfall im Leiter 1; ergibt die Strecke 
oa. Nun nimmt man an, daß derselbe Strom 
auch durch den Leiter 2 fließt, der in Reihe mit 
Leiter 1 geschaltet ist; man erhält für diesen 
Leiter. dann den Spannungsabfall ab. Wie das 
Diagramm zeigt, ‘wurde .der 'Spannungsabfall 
für den Leiter 2:über dem Diagramm für den 
Leiter 1.gezeichnet, weil die Leiter hinter- 
einander geschaltet sind, die Spannungsab- 
fälle sich also addieren. Endlich konstruiert 
man noch den Spannungsabfall im Leiter 3, 
wieder unter der: Annahme, daß ‘auch dieser 
Leiter vom gleichen Strom durchflossen wird; 


wir. erhalten für den BPARnUnGEe SE in diesem a 


Leiter die Strecke bc. 

Danach suchen wir noch die widerstands- 
getreuen Prsatzleitungen der Leitungen Ob 
und Oc auf und erhalten hierfür die Geraden 
Ros und Ro.- (In der Abb. 7 mit Ob undOe 
bezeichnet). 

Wir kommen nun zur. Brmittlang der 
Ströme in den Leitungen 1, 2 und 3. Bekannt 
sind uns ‚lediglich‘ die Belastungsströme 3 
%, und %.. Zur Ermittlung der Leitungs- 
ströme mit Hilfe der Belastungsströme gehen 
wir so vor: Wir verlegen den Belastungsstrom ?, 
auf den Punkt b der Leitung O,. Wie das ge- 
macht wird, "wissen wir bereits. In Punkt b7 
wirkt dann der verlegte Stromi„und der wahre . 
Belastungsstrom %, zusammen also der „tk- 
tive‘ Strom i,, wobei 


%»= — Rp 1 la» 
Den Strom 5, verlegen wir dann nach Pankt 6 


der Leitung O.c; dort wirkt dann der'verlegte 


Strom i, und der wahre Strom i., zusammen 


it. 


Wenn wir das gemacht haben, gehen wir den 
ganzen Weg wieder rückwärts und.finden dabei 
‚die wahren Leiterströme J;, Jg und J,, wie wir 
noch sehen werden. Die Verlegung der Ströme 
Auf 
der linken Seite ‚des Diagrammes tragen wir 
wieder die Leitungslinien ein; wir können sie 


alle der Einfachheit halber auf den gleichen E 


Querschnitt beziehen, indem wir sie alle durch 


den Punkt m gehen lassen; zu diesem Zweck. Re 
viehen wir durch den Punkt m die Parallelen zu 
den:einzelnen Leitungslinien des vorigen Dia- 
| grammes und zu den wrideretändägeizanen Er- 
Wir nehmen jetzt an, daß uns die, satzleitungen. 


er ’ 


18. März 1920. 


 Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 12. 


Und nun beginnen wir die Konstruktion 
les Diagrammes (Abb. 8). Wir machen die 
Strecke Oo gleich dem wahren Belastungs- 
strom t.„ des Punktes a der Leitung (also nicht 
gleich dem Leitungsstrom J,, den wir ja noch 


' nicht kennen). Für diesen Strom suchen wir in 


Ablı. 8. Verlegung Be Ströme. 


bekannter Weise den Spannungsabfall in der 


Leitung 1 und erhalten dafür die Strecke oa. 


Danach ziehen wir durch den Punkt O des Dia- 
grammes die Parallele zur Ersatzleitung Rox. 
Diese schneidet die Gerade a,a im Punkt b’. Wie 
wir bereits wissen, stellt die Strecke a,b’ den 
Strom dar, welcher am Ende der Ersatzleitung 
Ro» wirkend, dort den gleichen Spannungs- 


 abfall hervorruft, wie der wahre Strom i.„ im 


Punkt a der Leitung 1. Punkt b ist aber auch 
noch mit dem wahren Strom i, belastet; im 
ganzen wirkt also im Punkt b der Strom i, ti, 
— jp. Wir nannten j, den „fiktiven“ Strom des 
Punktes b der Leitung. Diesen Strom müssen 
wir noch im Diagramm darstellen. Wir machen 
zu diesem Zweck die Strecke b’ b’’ gleich dem 
wahren Strom ?,, errichten in b’ die Senkrechte 
zur Abszissenachse und erhalten mit der Ge- 
raden Ro» den Schnittpunkt b. Die Strecke 
b, b stellt dann nach Konstruktion den fiktiven 
Strom j, des Punktes b dar. 

Nun gehen wir noch einen Schritt weiter. 
Wir legen durch O die Parallele zur Ersatzlei- 


tung Ro. und erhalten den Schnittpunkt e’ auf 


der Strecke b,b. Die Teilstrecke b,e’ stellt dann 


. denjenigen Strom i i, dar, welcher, am Ende der 


Ersatzleitung wirkend,' den gleichen  Span- 
nungsabfall hervorruft, wie der Strom j, im 
Punkt b der Leitung. i, ist also der nach 
Punkt ec verlegte Strom des Punktes b. Im 
Punkt ce wirkt aber außerdem noch der wahre 


. ‚Strom i., im ganzen also der fiktive Strom j.. 


Wir machen die Strecke be” gleich diesem 
fiktiven Strom (c’e” =.) und erhalten mit 
Hilfe der gleichen Konstruktion, wie vorher 
dureh die Strecke c,c; den fiktiven Strom im 
Punkt e der Leitung. Wie wir leicht erkennen, 
muß die Strecke Oc, den wahren Spannungs- 
abfall im Punkt c der Leitung darstellen; von 


‚ der Richtigkeit dieser Behauptung können wir 
‚uns durch einei; Vergleich mit Abb. 6 über- 


zeugen. 
Wir haben jetzt das ganze Leitungsgebilde 
mit mehreren Belastungsströmen auf eine ein- 


 fache Leitung, welche an ihrem Ende mit dem 


Strom j, belastet ist, zurückgeführt. “Man sagt, 
das gegebene Leitergebilde sei’ schrittweise ver- 
einfacht worden. 

Wir kommen nunmehr zum nächsten Teil 
der Aufgabe: zur Eermittlung der Leiterströme 
Jz, J, und Jı. Den wahren Strom J, im Leiter 3 
können wir leicht berechnen. Den Gesamt- 
strom im Punkt e hatten wir zu 7. gefunden; 


von diesem haben wir den verlegten Strom iz 


zu subtrahieren und erhalten damit den Strom 


J, im ‚beiten 3, also ' 


‚A a ER PR 


Wir schreiben diesen- Strom i im Deltkaim, an 


 den-Leiter 3 an und zeichnen einen Pfeil dazu, 


welcher angeben soll, in welcher Richtung dieser 
Strom im. Leiter 3 fließt. Wenn wir die Sub- 
traktion j,—i, im Diagramm ausführen, dann 


Ermittlung des Stromes J, im Leiter 1. 


‚Strom 2, sein. 
aob', also der nach O, verlegte Strom zugleich 


- Speisepunkt 0,. 


finden wir, daß der Strom J, positiv ist; positive 
Ströme versehen wir mit einem Pfeil von unten 
nach oben, was ja ohne weiteres einleuchtet. 


(Um das Diagramm Abb. 7 nicht zu sehr zu 


belasten, wurde darauf verzichtet die Ströme 
und Pfeile einzutragen.) 

Und nunmehr kommen wir zur Ermittlung 
des Stromes J, im Leiter 2. Im’ Punkt b der 
Leitung. fließen die wahren Ströme weg: 
J, und (j,—i.); diese Ströme müssen durch die 
Leitung 2 zufließen; es ist also 


Ast —l)=ie ti. 


Wir schreiben diesen Strom J, im Dia- 
vramm an den Leiter 2 und versehen ihn mit 
einem Pfeil von unten nach oben, ‚weil wir für 
J, einen positiven Wert erhielten. 

Endlich kommen wir zum Pünkt « und zur 
Im 
Punkt a fließen die wahren Ströme weg: ja 
und J,; nach dem Punkt wurde kein Strom 
verlegt; also ist i gleich Null und der fiktive 


Strom ja ist gleich dem wahren Strom i.; wir 


erhalten also für Jı 
JS=Zjth=siutüHt ie: 


Auch diesen Strom schreiben wir im Diagramm 
ein. Daß'für die einzelnen Leiter diese Stromes 
sich ergeben mußten, ist:uns ja von der zuerst 
betrachteten Methode her bekannt. Nunmehr 
können wir die wahren Spannungsabfälle in den 
Punkten a, b und e konstruieren. Führen wir 
diese Konstruktion durch, so erhalten wir ein 


" Diagramm, . das genau mit Abb. 6 überein- 
‚stimmt, und damit ist die gestellte Aufgabe 


gelöst: 

Natürlich ist in einem so einfach gelagerten 
Fall, wo wir die Ströme in den Leitern 1,2 und 3 
ohne weiteres angeben können, diese umständ- 
liche Rechnung, wie wir sie eben durchgeführt 
haben, nicht am Platze. Es ist aber gut, sich an 
diesem einfachen Beispiel die Konstruktions- 
methode klar. zu machen. 


4. Beispiel: Die in einem Punkt belastete 
und’ in beiden Endpunkten gespeiste Leitung. 
In Abb. 9 ist dieser Fall schematisch dargestellt; 


el) a RE 
7 NEBEN, 
ER EY I 
in h 
Abb. ©, Die von zwei Seiten her gespeiste Leitung. 


die Punkte O;, und O, sind SpeisepunktederLei- 
tung. Haben diese beiden Speisepunkte die 
gleiche Spannung, und auf diesen Fall wollen 
wir uns in der vorliegenden Arbeit beschränken, 
so können wir offenbar die Leitungsanordnung 
auch so zeichnen, wie Abb. 3 zeigt und damit 
ist dieser Fall auf Beispiel 2 zurückgeführt. 

Es ist sehr interessant, daß man die von 
0, und O, auf a zufließenden Ströme auch noch 
in anderer Weise finden kann. Nehmen wir 
an, in Abb. 2 stelle mn die Leitung O;a und 
mr die ‚Leitung 0, 0, dar, ferner möge aüa der 
Man kann dann beweisen, daß 


der von O, her zufließende Strom und demnach 
b'a der von O, her zufließende Strom sein muß. 
Auf den Beweis selbst soll hier nicht näher ein- 
gegangen werden. 


5. Beispiel: Die in mehreren Punkten be- 
lastete und in beiden Endpunkten gespeiste 
Leitung. Dieser Fall ist in Abb. 10 dargestellt. 


} [07 t [74 b c 0, 
PA ©% v 4 PA 4 
% Ü b te 


Abb. 10. Die mehrfach belastete, doppelt gespeiste Leitung- 


Der Einfachheit halber sind für die Leitungs- 
strecke O, und O, dieselben Verhältnisse, also 
dieselben Leitungsdimensionen und Belastungs- 
ströme wie im Beispiel 3 gewählt. Neu kommt 
hier hinzu das Leitungsstück 4 und der zweite 
Es ist zu vermuten, daß die 


' Ströme unbequem ist. 
.man leicht beseitigen. Man legt z. B. auf das 


Lösung dieses Beispiels auf eine Vereinigung 
der Lösungsmethoden der beiden Beispiele 8 
und 4 hinausläuft. Allerdings versagt hier die 
einfache Lösungsmethode, die wir beim Bei- 
spiel 3 angewendet haben; denn diesmal sind 
uns tatsächlich die Ströme in den Leitungen 


1,2, 3 und 4 unbekannt. Wir müssen also zu- 


nächst‘ die Ströme J,, J, ermitteln. 

Wir lösen die Aufgabe ähnlich wie Bei- 
spiel 3 durch Entwerfen mehrerer Diagramme. 
Das erste Diagramm entspricht ganz dem Dia- 
gramm Abb. 7. Wir können also die Ersatz- 
leitungen ohne weiteres aus Abb. 7 entnehmen. 
Neu kommt, wie bereits bemerkt wurde, die 
Leitung 4 hinzu. Wir sehen, daß das Leitungs- 
stück 4 parallel geschaltet ist zu Leitung Bor 
vorausgesetzt, daß der Speisepunkt O, dieselbe 
Spannung hat wie O,), was wir auch antudhmen 
wollen. Danach müssen wir also im Diagramın 
die Leitung 4 gegenüber der Leitung R. so 
einzeichnen, wie wir es in Beispiel 4 bzw. 2 für 
zwei parallel geschaltete Leitungen kennen ge- 
lernt haben, d. h. die Anfangs- und Endpunkte 
beider Leitungen müssen auf den gleichen hori- 
zontalen Geraden liegen. Wir erhalten im Dia- 
gramm dann noch die neue widerstandsgetreue 
Ersatzleitung Roc. 

Unsere nächste Aufgabe ist die Verlegung 
der-Ströme ?„ und i, auf den Punkt ce der Lei- 
tung. Diese Aufgabe haben wir bereits im Bei- 
spiel 3 gelöst, die Lösung braucht also hier nicht 
mehr wiederholt zu werden. 

Immerhin soll bei dieser Gelegenheit darauf 
hingewiesen werden, daß wir die Stromver- 
legungen auch anHand der Abb.7 durchführen 
können, wir brauchen also kein neues Diagramm 
für diesen Zweck zu entwerfen, wie wir es im 
Beispiel 3 getan haben. 

Dem Diagramm haben wir keine bestimm- 
ten Ströme zugrunde zu legen, wir brauchten 
also keine Strommaßstäbe zu wählen. Nach- 
dem aber das Diagramm entworfen ist, können 
wir die Strecke a, a gleich dem Strom :, setzen; 
dann stellt die Strecke a, b’ den nach b verlegten 
Strom t„ dar. Zu diesem Strom addieren wir 
den Belastungsstrom i, und erhalten den fik- 
tiven Strom j;. Wir setzen nun die Strecke by b 
gleich: diesem fiktiven Strom; dann stellt die 
Strecke b, ec’ den nach c verlegten Strom i, dar. 
Zu diesem addieren wir den Belastungsstrom i de 
und erhalten den fiktiven Strom j.. Freilich 
wird dabei manchmal der Maßstab recht unbe- 
quem sein, die Längen der Strecken in mm, ge- 
teilt durch die Ströme, werden meist keine ganze 
Zahl ergeben, so daß das Ablesen der verlegten 
Diesen Mißstand kann 


fertig gezeichnete Diagramm ein Pauspapier 
und verlängert darauf die Strecke 1 über a hin- 
aus, vielleicht bis zum Punkt (a). Der Punkt (a) 
wird dabei so angenommen, daß die Strecke 
(a, a) einen bequemen Maßstab für den Strom 
ergibt (z. B.1 A = 10 mm u. dgl.). Dann kann 
man (a,b’) bequem in Ampere ablesen. Es 
empfiehlt sich dann, die Ströme , i und 5 ober- 
halb der einzelnen Geraden aya, bad, cye im Dia- 
gramm einzuschreiben. Bei dieser Methode 
dient das Diagramm sozusagen nur als Rechen- 
schieber zur Berechnung der zu verlegenden 
Ströme; inihrer wahren Größe treten die Ströme 
im Diagramm überhaupt nicht auf. 

Wir kommen nun zum zweiten. Teil der 
Aufgabe, zur Ermittlung der wahren Ströme in 
den Leitungen 1, 2, 3 und 4. 

Wir haben jetzt, nachdem alle Ströme nach 
ce verlegt sind, ein Leitergebilde ähnlich der 
Abb. 9 vor uns und unsere Aufgabe besteht 
darin, zu ermitteln, welcher Teil des Stromes 7. 
von O, und welcher Teil von O, nach dem Punkt 
e hinfließt. Wir legen hierzu das Diagramm 
Abb. 8 zugrunde. Die Aufgabe wird im Prinzip 
natürlich so ‚gelöst, wie wir es im Bespiel 4 ge- 
lernt haben. Die Konstruktion ist im Diagramm 
angedeutet. Damit kennen wir den ersten wah- 
ren Strom, den Strom J, im Leiter 4. Wir 
können also schon den Spannungsabfall von O, 


£30 


Rlektrotechnische Zeitschrilt. 1926, Helt 12. 


bis ce konstruieren, da wir den Strom J, kennen. 
Diese Konstruktion ist in Abb. 11 in bekannter 
Weise durchgeführt. 
Unsere nächste Auf- 
gabe besteht darin, den % 
Strom J, ım Leiter 8 
zu finden. Das kann ; 
durch Zurückverlegen N 
der Ströme geschehen. 
Der Gesamtstrom inc : 
war j.. Ein Teıl davon, f) 
nämlich J, Amp, wer- 
den vom Speisepunkt 
O, geliefert. Durch die 


ER 
Abb. 11. Konstruktion der 
Spannungsahfälie. 


Ersatzleitung Ro. fließt also noch der Strom’ 


jr. nach dem Punkte c, wobei 
Re —Je ze Jı . 
Für den Strom im Leiter 3 erhalten wir dann 


nach den früher bereits angestellten Über- 
legungen den Strom J, zu 


3=,JRe\'b 


Diese Subtraktion kann man im Diagramm 
Abb. 8 durchführen (der Strom jx. wird durch 
die Strecke (c,) (c) dargestellt). Man erhält für 
J; einen negativen Wert, d. h. der Strom 
fließt nicht von O,, sondern von 0, her in die 
Leitung 3; der Pfeil wäre im Diagramm Abb.7, 
also von oben nach unten zu richten. 

Wir können den Strom J, aber auch noch 
in anderer Weise finden: Von der Stromquelle 
O0, fließt der Strom J, in die Leitung. In e wird 
der wahre Strom i, abgenommen, also muß von 
der Stromquelle O, der Strom (J,—i.) in Rich- 
tung auf den Belastungspunkt b fließen, und das 
ist eben der Strom im Leiter 8. Also 


JhJ=dy te 


Bei dieser Berechnung erhalten wir für J; einen 
positiven Wert; d. h. der Strom fließt noch 
von. der gleichen Seite her, wie der Strom J,. 
Wir kennen jetzt also einen zweiten wahren 
Strom, den Strom J, im Leiter 3. In Punkt b 
muß der Spannungsabfall größer sein, als im 
Punkt ce; denn sonst könnte kein Strom von 
c nach b fließen. Im Diagramm Abb. 11 haben 
wir also den Spannungsabfall im Leiter 3 additiv 
zum Spannungsabfall im Leiter 4 aufzutragen. 

Unsere nächste Aufgabe ist, den Strom im 
Leiter 2 zu finden. Nach den zuletzt gemachten 
Überlegungen muß sein 


Jh)=J—i, 


Wir erhalten diesmal für J, einen negativen 
Wert, d. h. der Strom fließt in entgegengesetz- 
ter Richtung wie J,, er kommt also von O, her. 
Um keinen Irrtum mit den Vorzeichen zu be- 
gehen, empfiehlt es sich, die Ströme immer 
nach der gleichen Methode zu berechnen. 

Der Vollständigkeit halber soll aber auch 
der Strom J, mit Hilfe des fiktiven Stromes 
berechnet werden; wir erhalten 


J=j -J—-Uü . 


Für J, ergibt sich ein positiver Wert, d.h. der 
Strom fließt von der gleichen Seite her, wie der 
Strom jı- 

Wir können nun auch den Spannungsab- 
fall bis zum Punkt b konstruieren; in a muß 
eine höhere Spannung herrschen als wie in b, 
sonst könnte der Strom nicht von a nach b 
fließen. Dementsprechend ist auch der Span- 
nungsabfall im Diagramm subtraktiv einge- 
tragen. 

In gleicher Weise findet man den Strom J, 
und den Spannungsabfall in der Leitung 1. Im 
Spannungsabfalldiagramm müssen wir natür- 
lich wieder zum Ausgangspunkt zurückkom- 
men, das Diagramm muß einen geschlossenen 
Polygonzug ergeben. 

Damit ist die Aufgabe gelöst. 

Auch für diesen Fall ist die Lösung um- 
ständlicher als die Konstruktion mit Hilfe des 
andern graphischen Verfahrens; allerdings wäre 

‘ die Lösung einfacher geworden, wenn wir nur 


ein einziges Diagramm entworfen hätten. Der 
volle Vorteil dieser graphischen Methode wird 
sich aber erst bei der Berechnung ganzer Lei- 
tungsnetze zeigen, zu welcher wir uns jetzt 
wenden wollen. 


B. Leitungsnetze. 


Durch die vorstehenden Betrachtungen 
haben wir die Grundlagen für die Berechnung 
ganzer Leitungsnetze gewonnen. Das Auf- 
suchen der widerstandsgetreuen Ersatzleitun- 
gen und die Verlegung von Strömen erinnern 
an die unter der Bezeichnung „Transfigu- 
ration der Netze“ bekannte Rechenme- 
thode; und tatsächlich stellt die hier mitge- 
teilte Methode letzten Endes nichts anderes 


dar. als eine graphische Lösung der von Frick‘ 


angegebenen Methode der Leitungsnetzberech- 
nung durch schrittweise Vereinfachung der Lei- 
tungsnetze. 

Die in den beiden letzten Beispielen be- 
handelten Leitungsgebilde können wir auch als 
geschlossene Leitungen bezeichnen, denn wenn 
die beiden Speisepunkte gleiche Spannung 
haben, können wir uns den Leitungsstrang auch 
so zu einem Ring umgebogen denken, daß die 
beiden  Speisepunkte aufeinander zu liegen 
kommen; dann bildet die Leitung, eine ge- 
schlossene Figur. 

Abb. 12 zeigt den allgemeinen Fall ge- 
schlossener Leitungsanordnungen, ein sogen. 


Dres ed, 


Abb. 12. Leitungsnetz. 


Leitungsnetz!). In dem Beispiel ist angenom- 
men, daß das Leitungsnetz nur in den Punkten 
a, b, c, d belastet ist. Vergleichen wir dieses 
Leitungsgebilde mit dem in Abb. 10 darge- 
stellten Fall, so sehen wir, daß dort in den 
Punkten a, b und ce jeweils nur 2 Leitungs- 
stränge zusammenstoßen, während hier 3 Lei- 
tungen und mehr in’a, b, c, ... zusammen- 
treffen. Man nennt solche Punkte eines Lei- 
tungsnetzes gewöhnlich „Knotenpunkte“, 
versteht darunter also solche Punkte, in wel- 
chen 3 oder mehr Leitungen zusammentreffen. 
Es steht aber nichts im Wege, daß wir auch die 


‚Punkte a, b, e des einfachen Leitungsstranges 


als Knotenpunkte bezeichnen, vielleicht können 
wir sie zum Unterschied von den Knotenpunk- 
ten der Leitungsnetze ‚‚diskrete‘‘ Knoten- 
punkte nennen. Wir werden nämlich bei der 
Rechnung sehen, daß .die Knotenpunkte von 
Netzen gerade so behandelt werden, wie bei den 
einfachen Leitungen die diskreten Knoten- 
punkte. 

Außer den Knotenpunkten kommen im 
Netz noch Speisepunkte vor; auch diese werden 
in der Rechnung so behandelt, wie die Speise- 


‚ punkte des einfachen Leitungsstranges. 


Unsere Aufgabe ist es nun, die Stromver- 
teilung im ganzen Leitungsnetz zu finden, um 
danach die Spannungsabfälle in den einzelnen 
Leitungen ermitteln zu können. Wir teilen die 


!) Dieses Beispiel ist entnommen dem Buche: Theorie 
und Berechnung elektrischer Leitungen von Galluser u. 


‚Hausmann, wo das Netz analytısch durchgerechnet ist. 


Der Leser kann auf diese Weise beide Begimunennierhoden 
bequem vergleichen. Es sei noch bemerkt, daß die Be- 
lastung nicht in Ampere, sondern durch die Lampenzahlen 
angegeben ist. £ 


Aufgabe wieder in mehrere Teile, so wie wir es 


bei den einfachen Leitungssträngen gemacht 
haben. Zunächst werden wir also das Netz 
widerstandsgetreu umbilden und die Ströme 
verlegen, so daß wir nur mehr einen am Ende 


belasteten einfachen Leitungsstrang vor uns 


haben. 
‘Wir betrachten zunächst die Abb. 18; 
würde der Strom i,„ nicht direkt in a’ abgenom- 


‚men, sondern würde sich in a’ noch ein Lei- 


tungsstrang 3 anschließen, so könnten wir 


ONE. a’ 2 O2 


Ua 
Abb. 18. Element eines Leitungsnetzes. 


offenbar diese Leitungsanordnung dadurch um- 
bilden, daß wir, wie vorher, die beiden Leitun- 


gen 1 und 2 als parallelgeschaltet betrachten . 


und dafür die widerstandsgetreue Ersatzschal- 
tung Ro. aufsuchen. In Reihe mit dieser Er- 
satzleitung liegt die Leitung 3. Wir wollen dies 
in dem Schema andeuten 


1 
92+3- 


Nun sehen wir zu, ob wir nicht auch für 


‚das ganze Leitungsnetz der Abb. 12 ein sol- 


ches Schema aufstellen können. Das ist tat- 
sächlich möglich; das Schema lautet: 


d. h. in Worten: Die Leitungen 9 und 8 sind 
parallel geschaltet; in Reihe dazu liegt Lei- 
tung 7. Für dieses ganze Leitungsgebilde 
können wir die widerstandsgetreue Ersatzlei- 


‘tung ermitteln; wir nennen sie R’o.. Parallel 


zu R’o. liegt die Leitung 4; die Ersatzleitung 
ist jetzt Ro. usw. 
. Dieses Schema legen wir dem zu entwerfen- 


den Diagramm!) zugrunde (Abb. 14). Wir neh- 


Abb, 14. Diagramm zum Leitungsnefz. 


men für die Leitung 8 einen beliebigen Strom 


an'und ermitteln dazu den Strom in der zu 9° 


parallelgeschalteten Leitung 8, die denselben 
Spannungsabfall aufweisen muß, wie die Lei- 


‚tung 9. Leiter 7 ist in Reihe zu 9 und 8, ist also 


über diesen Leitungen zu zeichnen, u. zw. so, als 
ob er von demselben Strom durchflossen würde, 
wie 9 und 8 zusammen. 


Paralell zur ganzen Leitergruppe liegt die 


Leitung 4; wir tragen sie also so in das Dia- 
gramm ein, daß sie‘denselben Spannungsabfall 
ergibt, wie die ganze Leitergruppe. In dieser 


. Weise fährt man fort, bis das ganze Diagramm 


entworfen ist. Zieht man zum Schluß die Er- 


‘) Der linke Teil des Diagramms mit den Punkten 
... Ist in Abb. 14 der Raumersparnis 


Mıy My My: .., Nu, Na, N 
‚halber' weggelassen worden. 


18. März 1820. 


Sl ne ie Beer va e SE 


ab ie una . ae Ze 


GE 


N 


18. März 1920. 


satzleitung für das ganze Diagramm und hierzu 
durch Punkt m die Parallele, so schneidet diese 
auf der Ordinatenachse die Strecke Onr ab; 
diese Ersatzleitung hat denselben Widerstand 
wie das ganze Leitungsnetz. 

"Wenn man so das Diagramm für große 
Leitungsnetze zeichnet, dann erhält man ge- 
wöhnlich für die Zeichnung zu große Ausmaße, 
besonders wenn man die Ströme in den ersten 
Leitungen größer wählt, als es hier geschehen 
ist, was aber im Interesse der Genauigkeit not- 
wendig ist. Man bricht in einem solchen Fall 
das Diagramm an irgend einer Stelle ab, zeich- 
net die widerstandsgetreue Ersatzleitung des 
ganzen Diagrammes und beginnt damit, als 
wenn es eine wirkliche Leitung wäre, ein neues 
Diagramm; man kann dabei wieder mit einem 
beliebigen Strom beginnen. Das ist in Abb. 15 


Abb. 15. Fortsetzung zu Abb. 14. 


gemacht. Hätten wir in Abb. 14 die Leitungen 
1 und 2, die zu R’o. parallel liegen, noch ein- 
tragen wollen, dann wäre das Diagramm zu sehr 
in die Breite gewachsen. Deshalb wurde mit 
Leitung R’o. ein neues Diagramm entworfen. 

Vergleicht man dieses Diagramm mit dem 
Netz, so findet man auch hier wieder, daß allen 
Knotenpunkten des Netzes Gerade im Dia- 
gramm entsprechen, welche zur Abszissenachse 
parallel liegen. Die Speisepunkte selbst werden 
durch die Abszissenachse dargestellt. Diese 
Feststellung ist sehr wichtig, wir haben dadurch 
eine bequeme und leichte Kontrolle, ob die ein- 
zelnen Leitungen richtig eingezeichnet sind und 
nicht etwa ein Irrtum unterlaufen ist. 

Wir kommen nun zum Verlegen der Ströme. 
Die Verlegung der Ströme kann, wie wir ge- 
sehen haben, mit Hilfe eines neuen Diagrammes 
erfolgen oder aber, wie ebenfalls bereits darge- 
legt wurde, an Hand des eben entworfenen 
Diagrammes. Wir werden diesmal den letzt- 
genannten Weg gehen und die Stromverlegung 
direkt aus dem Diagramm ablesen. Es wurde 


oben empfohlen, zur Gewinnung eines beque-- 


men Maßstabes mit Hilfe eines Pauspapieres 
Nebenzeichnungen anzufertigen. Das geht bei 
80 einfachen Beispielen wohl zu machen, bei sehr 
großen Netzen aber wird dieses Verfahren viel- 
leicht doch zu umständlich. Der Verfasser geht 


- in solchen Fällen wie folgt vor: Das ganze Dia- 


gramm wird inTusche ausgezeichnet, und danach 


‚werden die Strecken, welche zur Vornahme der 


. Stromverlegung‘ nötig. sind, mit schwachen 


. ledigt, wir haben das ganze Netz auf einen ein- 
fachen Leitungsstrang, welcher an einem Ende. 


Bleistiftstrichen verlängert, so wie wir es vorher 
auf dem Pauspapier gemacht haben. Dann legt 
man einen Rechenschieber, welcher an seiner 
abgeschrägten Kante einen mm-Maßstab trägt, 
so vor die Reißschiene, daß der Nullpunkt des 
Maßstabes bei Verschiebung der Schiene längs 
der Ordinatenachse gleitet. Dann verschiebt 
man die Schiene soweit nach oben, bis die in 
Betracht kommenden verlängerten Geraden 
einen bequemen Maßstab am Rechenschieber 
treffen. - Statt des Rechenschiebers kann man 
natürlich auch ein ‚Prisma‘ mit Millimeterein- 
teilung benutzen. 

Hat man nun in dieser Weise die Größe der 
verlegten Ströme bestimmt, so schreibt man 
diese Werte, die Knotenpunktströme und die 


‚fiktiven Ströme in das Diagramm ein, am 


‘besten oberhalb der die Knotenpunkte dar- 
stellenden Geraden. 
Nunmehr ist der erste Teil der Aufgabe er- 


belastet ist, zurückgeführt und den fiktiven Be- 


‘ lastungsstrom bestimmt. 


Wir kommen jetzt zum zweiten Teil der 
"Aufgabe, zur Ermittlung der Stromverteilung. 


‘sind wahre Ströme. 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Melt 12. 


Wir wissen, daß wir nun wieder den ganzen 
Weg rückwärts gehen müssen. Bei der Durch- 
rechnung des Beispiels 5 haben wir die Ermitt- 
lung der Stromverteilung graphisch durchge- 
führt, um gleich die Strecken für die Ströme zu 
gewinnen zur Konstruktion des Spannungsab- 
falldiagrammes. 

Wir brauchen aber, wie wir noch sehen 
werden, den Spannungsabfall für das Netz mit 
der Belastung, wie wir sie angenommen haben 
(Belastung in den Knotenpunkten), nicht zu 
kennen. Wir können deshalb auf die Konstruk- 
tion der Stromverteilung in einem eigenen 
Diagramm verzichten, wir lesen sie aus den 
Diagrammen Abb. 14 und 15 ab und führen die 
Rechnungen, soweit solche durchzuführen sind, 
mit Hilfe der Reißschiene und des angelegten 
Meßlineals durch. 

Danach ergibt sich eine Verteilung der 
Ströme auf die einzelnen Leiter, wie sie im Dia- 
gramm an die Leiter eingeschrieben ist. Um 
dem Leser die Kontrolle zu ermöglichen, sollen 
einige Leiterströme im folgenden nachgerechnet 
werden. Am Endpunkt der Ersatzleitung Roa 
(Knotenpunkt a) greift der fiktive Strom j—205 
an. Dieser verteilt sich auf die 3 parallel ge- 
schalteten Leiter: 1, 2 und R’o«.- Nach dem 
Diagramm ergibt sich folgende Verteilungt): 
Leiter 1: J|, = + 50; Leiter 2: J, = + 101; 
Leiter‘ Roa: ja = + 54. Die Ströme J, und J, 
Aus ja = + 54 können 
wir den wahren Strom J, im Leiter 3 ermitteln 
durch Zurückverlegung von i=76; es ist 
sehr -i=+4 -716= —29;J, = —% 
fließt also vom Punkt a weg. Wenn die Rech- 
nung richtig ist, muß SJ (Summe aller J im 
Knotenpunkt a) gleich ia sein. J+J3+J; = 
+50-+101 — 22 = 129 = t,. Im Punkt b wird 
der fiktive Strom j = 245 abgenommen; durch 
die Leitung 3 fließt der Strom zu J,; = 22. Auf 
die Leitungen 5 und Ro, kommt also der Strom 
j— J, = 223. Davon trifft auf die Leitung 5 
der Strom J, = + 145 und auf die Leitung Ro» 
der Strom jr = + 78. Den Strom in Leitung 6 
erhält man durch Zurückverlegen von i = 92 
zu)=jir-i= +78 —- 9 = — 14. Indie- 
ser Weise wird die Rechnung fortgesetzt, bis alle 
Leitungsströme ermittelt sind. Die Ströme 
sind im Diagramm eingetragen. 

Damit ist der Hauptteil der Netzberech- 
nung beendet und die Aufgabe, die wir uns ge- 
stellt haben, gelöst. Wir hatten in unserem Bei- 
spiel angenommen, daß unser Netz nur in den 
Knotenpunkten belastet sei. Praktisch liegt 
stets die Aufgabe folgendermaßen vor: Es ist 
ein Netz gegeben, in welchem die Ströme in 


‘mehreren Punkten der einzelnen Leiterstränge 


abgenommen werden; es soll die Spannung der 
Knotenpunkte ermittelt werden. Man geht, wie 
als bekannt angenommen werden kann, so vor. 

1. Aufgabe: Man betrachtet alle Knoten- 
punkte als Speisepunkte und ermittelt, welche 
Ströme in diesen Speisepunkten zugeführt wer- 
den müssen. Diese Aufgabe kann mit Hilfe der 
im 4. Beispiel behandelten Methode für jeden 
einzelnen Strom durchgeführt werden, die 
Summe aller zuzuführenden Ströme eines 
Speisepunktes erhält man dann durch Zusam- 
menzählen der einzelnen Ströme; man sagt 
kurz: es werden alle Ströme auf die Knoten- 
punkte verlegt. 

2. Aufgabe. Nun nimmt man an, das 
Netz sei in den Knotenpunkten belastet, u. zw. 
mit den Strömen, die wır eben als zuzuführende 
Ströme berechnet haben. Für diesen Fall er- 
mittelt man dann die Stromverteilung. Dies 
haben wir eben gemacht. 

. 3s Aufgabe. Nun legt man die beiden 
durch die Lösung der beiden Aufgaben ermittel- 
ten Stromverteilungspläne übereinander und 
superponiert die Ströme. | 

4. Aufgabe. Man kennt nun die Ströme 
in jedem Teil des Netzes und kann die 


Spannungsabfälle für die einzelnen Knoten- 


i !) Im Diagramm Abb. 15 ist diese Konstruktion «der 
Stromverteilung nochmals maßstäblich durchgeführt. 


231 


punkte mittels eines Diagrammes ähnlich Dia- 
gramm Abb. 11 berechnen. 


Die Hauptaufgabe ist bei solchen Netz- 


‘ berechnungen immer die zweite Aufgabe, auf 


deren Lösung wir uns hier beschränkt haben, 
da ja nur dieser Teil der Netzberechnung neu ist. 

Das eben berechnete Netz war ziemlich 
einfach, da jeweils nur einzelne Leitungen (z. B. 
Leitungen 4, 5) zu Leitergruppen parallel ge- 
schaltet waren. Solche Bedingungen kann man 
beim Entwerfen von Netzen nicht immer ein- 
halten; es wird sich ‚häufig nicht vermeiden 
lassen, daß größere Leitungsgruppen in Parallel- 
schaltung auftreten. Das ist z. B. der Fall beim 
Netz mit folgendem Leitungsschema: 


Auch solche Netze können leicht graphisch 
berechnet werden. Man konstruiert im vorlie- 
den Fall die Ersatzleitungen jeder Leitergruppe 
zunächst für sich und vereinigt dann diese Er- 
satzleitungen in einem Hauptdiagramm. 
Wenn man bei der Berechnung dann zur 
Stromverlegung kommt, dann muß man be- 
achten, daß in den einzelnen Knotenpunkten 
mehrere verlegte Ströme zusammenkommen 
können: Im übrigen gestaltet sich die Berech- 
nung genau wie bei dem eben behandelten Fall. 
Um die schrittweise Vereinfachung von 
Netzen vornehmen zu können, ist es manchmal 
nötig, Maschen, deren Leiter ein Dreieck bilden, 
mit Hilfe der Kenellyschen Methode in einen 
widerstandsgetreuen Stern umzubilden. Auch 
diese Transfiguration kann auf graphischem 
Wege vorgenommen werden, so daß also auch 


in diesem Falle keine anderen als graphische 


Methoden zur Netzberechnung nötig sind. 

Wir sehen demnach, daß wir mit der oben 
beschriebenen graphischen Methode das gleiche 
Anwendungsgebiet beherrschen wie die Frick- 
sche Methode. 

Der Vollständigkeit halber sei hier noch 
erwähnt, daß man auch die Ausgleichslei- 
tungen nach dieser Methode berechnen kann. 

Der Verfasser kann, gestützt auf eigene 
Erfahrung, behaupten, daß man es beim Ent- 
werfen von Leitungsnetzen immer in der Hand 
hat, die Netze so zu gestalten, daß sie mit Hilfe 
dieser einfachen Methode behandelt werden 
können. Wer in die Lage kommt, Netze zu be- 
rechnen und sich die Aufgabe stellt, die Netze 
nachher im Betrieb durch Nachrechnung der 
Stromverteilung öfter zu kontrollieren, der 
wird sich sicherlich die Arbeit nicht dadurch er- 
schweren, daß er recht komplizierte Leitungs- 
netze entwirft, zu deren Berechnung und Kon- 
trolle ein ganzes System von Gleichungen gelöst 
werden muß; er wird vielmehr die Netze so zu 
gestalten suchen, daß sie möglichst einfach zu 
berechnen sind. . Deshalb glaubt der Verfasser 
in seiner Behauptung nicht fehl zu gehen, daß 
die Mehrzahl jener Netze, welche zur Ermitt- 


‚lung der Stromverteilung umständliche Rech- 


nungen erfordern, überhaupt nicht gerechnet 
sind. 
Schluß. 


Die Frage, ob man bei der Netzberechnung 
die rein analytische Methode oder eine graphi- 
sche Methode, also z. B. die in vorliegender Ar- 
beit erläuterte Methode, verwenden soll, wird 
immer durch den persönlichen Geschmack ent- 
schieden werden: der eine hat mehr V.orliebe 
für das’graphische Rechnen, der andere arbeitet 
lieber mit Gleichungen als mit Lineal und Zir- 
kel. Manche meinen zwar, daß der graphischen 
Methode der Fehler zu großer Ungenauigkeit 
anhaftet. Es wird zugegeben, daß man z. B. 
mit einer Rechenmaschine die Genauigkeit be- 


232 


liebig weit treiben kann, während man bei An- 
wendung der graphischen Methode immerhin 
mit einem Fehler von 1.bis 2 % rechnen muß. 
Wer aber in der Praxis schon Leitungsnetze be- 
rechnet und sich dann die Mühe genommen hat, 
seine Reehnungsunterlagen mit den wirk- 
lich auftretenden Verhältnissen zu vergleichen, 
der wird dem Verfasser darin beipflichten, daß 
derjenige, welcher bei praktischen Berechnun- 
gen sehr. große Genauigkeit fordert, Ziel und 
% weck der praktischen Leitungsberechnung 
verkannt hat. 

Wieder andere behaupten, daß die graphi- 
schen Methoden umständlicher sind und zeit- 
raubender als die analytischen. Diese Behaup- 
tung kann leicht durch einen Versuch widerlegt 
werden. 

Der Verfasser ist der Meinung, und dabei 
denkt er an die Entwicklung der Grapho- 
statik, daß die graphischen Methoden der 
Berechnung elektrischer Leitungen heute schon 
weit mehr "Aurchgebildet wären, wenn in der 
Praxis anf diesem Gebiet mehr gerechnet 
und weniger nach dem „Gefühl“. gearbeitet 
würde. 


Die Berechnung von Kontakten.!) 


Von Wilhelm Höpp, 
Oberingenieur der AEG-Apparatefabrik, Berlin. 


(Schluß von S. 208.) 
Einfluß von Querschnittsänderun- 
gen. Es ist nun weiter zu untersuchen, in wel- 
chem Maße die Temperatur an der Kontakt- 
stelle beeinfluß wird, wenn die Anschlußschie- 
nen einen abweichenden Querschnitt gegenüber 
den Schalterkontakten aufweisen. 


Wenn sich an einem ungeschnittenen Lei-' 


ter an einer Stelle der Querschnitt plötzlich ver- 
jüngt, so tritt diein Abb. 13 angedeutete Tem- 
peraturverteilung ein. Da die aufgenommene 


ed 77 
Abb. 13. Temperaturverteilung infolge 
Querschnittsänderung. 


Wärme in dem größeren Querschnitt gleich der 


ans dem kleineren Querschnitt übergeleiteten | 


sein muß, besteht die Gleichung 


p cn II _ CI Id 
7704: dei 704 de 
wong, die Temperatur abnahme am kleineren, 
9, die Temperaturzunahme am größeren Quer- 
schnitt an der Verjüngungsstelle bedeutet. 
Daraus folgt, daß sich das Temperaturgefälle 
an der Verjüngung plötzlich ändert, denn es 
folgt aus Gl. (14) 
a _ 92 Ua 
EB GE MGER 
Der Temperaturverlauf an dem Leiter mit denı 
größeren Querschnitt muß genau so erfolgen, 
als ob anstatt der Verjüngung ein Überga ngs- 
verlust vorhanden sei, ER En der Gl. (6) 
von der Größe 


5 = 0 b= 


„(14 


dA | 
Seen . 3 . (16 


‚cgq1\ 
0,24 ° 


denn es ıst gleichgültig, auf welche Weise die | 


Temperatur am Ende hervorgebracht wird. 
Es ist also auch hier 


x — A, b, In Zu | 
und ‘ 


| rllR 
Hd: oh 


) Vortrag, gehalten am 10. II. 1920 im Blektrotech- 
nischen Verein, Berlin. 


RR Elektrotechnische Zeitschrift. 


Diese vier Temperaturgleichungen ‚können ge 


1920. 


Für den Leiter mit kleinerem Querschnitt gilt 
genau dasselbe, da die Ausgangsformeln die- 
selben sind, nur ist hier die Temperatur negativ 
in Rechnung zu setzen, .d, h. sie ist von der 
Übertemperatur Ts abzuziehen. 


Es gilt a 
Ber 
3 


Be 
= NY) £, a2 a, bs | 
Da nun { 
„Sud = 9 by 


2 a,b, 


(18 


und 


und daher 


5 bi q 
1702 = F 8 — = Ei ’ 


(vergl. Gl. [5], 16] und [1]), da ferner nach 
Abb, 13. 


at Pa Ty-— T, ist, 
Be gi 
2 I. ST 
oder Ya. (19 
mu Gel a 
i A Joy 
In gleicher Weise ist 
R—T, 
ee re 
BELDNEN ei 
} I %ı 
Somit wird die Temperaturverteilung 
r 7 Be K0 3 
nn 
Iı%ı 
1 am j 93 Us 
und an ä (20 
Krauss n—T g sb: 
H I %ı 
1 + V 9 Us 
Schalter mit zwei Kontaktstellen. 


Sind zwei gleiche Kontaktwiderstände, etwa wie 
beim Schalter nach Abb. 2 im Abstand x vor- 
handen und beträgt die Entfernung der An- 
schlüsse bis zur nächsten Kontaktstelle z,, was 
dem allgemeinen Schema Abb. 14 entspricht, 


Heit 12. 


. schnitt benutzt werden. 


"Da p:.Q = 


18. März 1920. 


je zwei A werden. in: 


tm =evdn ae : a »). @ 


und 


| 5 rn ES ERar “ ee E 
vs = Veh re Bea Bi € a, bi nu DE abi )es 
‘ Ua! f N R £> 
ueyn: Us 


Die zulässige Strombelastung ist für diesen 


Fall, wenn die Temperatur in der Kontaktstelle. 


nicht größer werden soll als bei einem unge- 
sehnittenen Leiter von gleichbleibendem Quer- 
schnitt bei der. Belastung Jon: 


® Jo 


ar Be 9 a 


Zur Bestimmung von .J„ können vorteilhaft die ' 


von Teichmüll er angegebenen Formeln für 
horizontale Leiter mit kreisförmigem Quer- 
Sie geben auch für 
Leiter mit reckteckigem Querschnitt a 
genaue.Werte, wenn man als Umfang den Wer 

2 (s+h) benutzt. Rist die Höhe, s die Dicke dis 
Profils in em. Sie lautet!): 


A=kVe+n g+oYg. 
. Kontaktwiderstand. 
rechnung des Übergangswiderstandes hat Ver- 
fasser dieses gegen Ende des Jahres 1910 um- 
fangreiche Messungen ausgeführt, die das wich- 
tige Ergebnis hatten, daß es für praktische Be- 
rechnungen zulässig ist, den Übergangswider- 
stand für Kupferkontakte, bei denen die im 
Schalterbau üblichen Drucke in Anwendung 
gelangen, durch tolegnde; einfache Gleichung 
darzustellen: 


(25 


der Gesamtdruck ist, so wird 


» } N) ; . 5 


Diese Gleichung?) ist von größter praktischer 
Bedeutung, 
gar 


denn sie .besagt, daß es zu- 
nächst 


Kontaktfläche 


Gesamtdruck, denn so- 
‚lange dieser bestehen bleibt, 
hat der  Übergangswider- 
stand praktisch tatsächlich 
denselben Wert. Daß diese 


Gleichung praktische Gül- 
tigkeit hat, beweist schon 


Abh. 14. Temperaturverteilung bei einem Schalter mit zwei Kontaktstellen 
und ee 


so überlagern sıch ne em Daran wälehe 
durch Übergangswiderstände entstehen, den 
Temperaturen, welche durch die Querschnitts- 
änderungen hervorgerufen werden, und es er- 


gibt sich schließlich -die in Abb. 14 angegebene 


Temperaturverteilung. ‚Die totale Zusatztem- 
peratur 9, setzt sich augenscheinlich aus $0 vie- 


‘len Einzeltemperaturen zusammen, als Stö- 
rungsstellen vorhanden sind, nämlich: 


HEHE HIG 0 el 


Hierin ist 


ey Tee ai 2 
R % „. { 
Ie=xYVToeos ad aD 
,—T Er 
x = RN € ab; D (21 c 
Yı%ı : 
2%, 
etz 
go un & abi (ld. 
ya 
t + — 
I u2) 


‚und 


"jedoch ist ».sehr klein bei unbe Kupferhüireten. 


die Möglichkeit eines Kon- 
trollerfingers, dessen Auf- 


einer schmalen Fläche be-, 
steht (Abb. 15). 

nämlich . praktisch keinen 
NT im Übergangswiderstand, ganz. 


gleich, ob der Finger eine besondere Auflage- E 


fläc he aufweist (Abb. 15a), oder ob keine u 


az. 


Abb. 15. kreaen 
a) mit ausgeprägter, 
b) ohne besondere Köntaktfläche, 


d Die Köustanken sind komplizierte Funktionen der 
Raum- und Übertemperatnr und haben die Form: 


= 418 me® (a Tü Da 
AT ERET 


PER LE 


ET. +m ar (a? a 9): 


Hierin bedeutet 7; die mittlere Übertemperatur über die 4 
yund A Se" Kon- 
5 vi 


Raumtemperatur "R; m.“ ß 
stanten. Für Kupfer ist km 12 wd CN 
3), ‚Die genauere 6 leichung lautet 


Wu tn 


x 


ER . (24 


Zur Vorausbe- 


Ba ln a Lt li Li > nn UT u nn 


ja6: 4 


nicht auf die Größe der 
| an- 
kommt, sondern auf den 


lagefläche mitunter nur aus 


Man erhält 


18. März 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrüt. 


1920, & 


Het, 12.. 


233 


prägte Fläche (Abb. 15b) vorhanden ist. Das 
rührt zwar z. T. daher, weil eine mathematische 
genaue Berührung der beiden Flächen im prak- 
tischen Betriebe nicht denkbar ist, Bei einem 
Klotzkontakt ‚lindet z. B. der Stromübergang, 
wie eingangs erwähnt, zumeist nur an wenigen, 
mitunter sogar nur an einer einzelnen Stelle 
statt. Selbst wenn auch hierbei eine starke 
Einschnürung der Stromlinien eintritt, so-än- 
dert sich bei unverändertem Gesamtdruck der 
Widerstand nur unbedeutend, wenn eine zweite 
Stelle die Stromleitung mit übernimmt. Bei 
einem Versuch mit einer Schleifbürste an einem 
Langzellenschalter zeigte sich ebenfalls nur eine 
langsame ‚Zunahme des Spannungsabfalles, 
wenn die Bürste seitlich vom Kontakt abge- 
zogen wurde (Abb. 16). Bei gleichbleibendem 


8 


fall M Volt 
nn 


TUNGEA! 
SEES 


a 


0 80 90 mWO% 


ee ce in % 


Abb. 16. Unabhängigkeit des Überzangswiderstandes von 
der Größe der aufegeläähe bei konstanıem Gesamtdruck. 


Gesamtdruck steigt ja auch der spezifische 
Druck genau in dem Maße wie die Ber ührungs- 
fläche abnimmt, Die Kurve in Abb. 16 würde 
noch ein wesentlich schärferes Knie aufweisen, 


„wenn das Tordieren der Bürste und die damit 


verbundene Druckverminderung vermieden 
worden wäre. Bei einer Verschiebung um .die 
halbe Bürstenbreite ist eine Widerstandszu- 
nahme nicht zu merken. Darüber hinaus be- 
ginnt die Bürste zu kippen. Erfreulicher weise 
gibt gerade bei Kupfer kontakten und besonders 
bei sauber eingefetteten Flächen die Gl. (27) eine 
gute Übereinstimmung mit den Versuchsresul- 
taten. Da man nun praktisch ohnehin nicht mit 


‚den kleinsten erreichbaren Widerstandswe'ten 


rechnen darf, weil immer bald nach der Reini- 
gung und Neueinfettung eine Widerstandser- 
höhung von etwa 30 bis 70% eintritt und ferner 


. die Formel nur das praktisch in Anwendung 
Interpolationsgebiet zu decken | 


gelangende 
braucht, d. i. bei Drucken zwischen etwa 8 bis 
6 kg /em? Leiterquerschnitt, so treten die bei der 
Rechnung begangenen Ungenauigkeiten nicht 
in die Erscheinung. Man hat nur dafür zu SOr- 
gen, daß die der Rechnung zugrunde gelegten 
Werte im praktischen Betriebe nicht infolge 
schlechter Wartung überschritten werden. 

‘ Kontrolle von Kontakten mittels 


Millivoltmeter. Man ist nun mit Hilfe der 
‚Gleichung Ya 

a \ 

my md Ws p = pain. & 


“ „in der Lage, den Spannungsabfall an jeder be- 


liebigen Schienenverbindung, Anschlußklemme, 
an einem Kabelschuh oder dergl. anzugeben. 
Es ist beispielsweise immer möglich, bei Kupfer- 
kontakten einen Spannungsabfall von 


7 EN 
pm .... (8 


an a beliebigen Kontaktstelle zu erreichen. 


Eı gibt die Messung höhere Werte, so ist der an- 
genommene Druck nicht vorhanden, etwa weil 


die Schrauben nicht festgezogen sind, oder, was. 


häufiger der Fall sein wird, die Flächen sind 
nicht“ sauber, sondern oxydiert. Die Kontrolle 
von fertig montierten Apparaten mittels Milli- 
voltmeter nach obiger Formel ist seit ihrer 
praktischen Anwendung außerordentlich frucht- 


bringend gewesen, da auf diese Weise Fehler 


ausgeschieden wurden an Stellen, wo man bis- 


her schwerlich solche vermutet hätte und | 


weil früher jeder- sichere Werelotrkeria steh 
fehlte.t) 


"Kontaktformen. 
Kontakten und Kontaktflächen herrschen teıl- 
weise noch die widersprechendsten Ansichten. 
Die einen sehen alles Heil in recht großen 
Flächen, ohne sich wesentlich um den Kontakt- 
druck zu kümmern, ande"e suchen durch feine 
Unterteilung der Kontaktbürste in viele dünne 
Lamellen einen vörzüglichen Kontakt zu er- 
zielen, wieder andere benutzen besondere Ver- 
fahren zur Bearbeitung der Kontaktflächen. 
Man hat auch dureh Versuche herausgefunden, 
daß es bei Kontrollerfingern oder einfachen 
Druckkontakten ohne jegliche Unterteilung der 
Kontaktfläche möglich ist, dieselben für hohe 
Strombelastung- zu benutzen, wenn man den 
Kontaktdruck beträchtlich steigert. 

. In Wirklichkeit ist aber die Strombelastung 
durch die Querschnitte und den angewendeten 
Druck und die Reinheit der Kontaktflächen 
fast vollständig bestimmt und die Form und 
detaillierte Ausbildung spielt dabei eine neben- 


| sächliche Rolle. Diese soll vor allen Din- 


gen So sein, daß der verlangte Druck 


' dawernd gewährleistet und einer Oxy- 
:datıon nach Möglichkeit vorgebeugt 
wird. 


Spezifischer Kontaktdruck. Der spe-, 
zifische Druck der Kontaktflächen gegenein- 


. ander hat nur insofern eine gewisse Bedeutung, 


als es mit Rücksicht auf die Oxydation zweck- 
mäßıg erscheint, nicht zu getinge als auch nicht 
zu große spezifische Drucke anzuwenden. Zu 
große Drucke pressen das Schmiermittel zu, sehr 
aus. der Kontaktstelle heraus, so daß die Oxy- 
dation wegen desleichteren Luftzutritts wieder 
erleichtert wird. Auch tritt leicht ein Einfressen 
der Flächen ein. Bei. zu kleinen spezifischen 
Drucken verschmieren sich die Flächen leicht 
mit angetrocknetem oder verharztem. Fett. 
Das Einschleifen von massiven Klotzkon- 
takten hat nur insofern eine Bedeutung, dab 
bei ebenen, gut an’iegenden Flächen der Luft 
der Zut’itt erschwert, also die Oxydation besser 
verhindert wird. Es hat keinen Sinn, bei Bür- 
sten nach Abb. 17a den Winkel a möglichst 


ii 
ur en SG 


Abb. 17.. Verschiedene Kontaktformen. ' 


spitz zu machen, um im Verhältnis zum Quer- 
‚schnitt recht große Auflageflächen zu bekom- 


men, denn solange der Gesamtdruck nicht ge- 
ändert wird, tut eine Bürste jeder anderen 
Form (Abb.17, b bis d) dieselben Dienste. Aus 
diesem Grunde ist der spezifische Druck in den 
angegebenen Formeln durchweg auf den Quer- 
schnitt der Bürste bezogen und nicht auf die 
Kontaktfläche. 

Da es auf die Größe der Fläche nieht so 
sehr ankommt, ist esauch statthaft, wie Abb. 18 


Abb. 18. Bürste mit verkleinerter Auflagefläche: ' 


zeigt, die Kontaktfläche in besonderen Fällen 
kleiner zu machen, als den Bürstenquerschnitt, 
was mit Rücksicht auf, Raumersparnis manch- 
mal sehr erwünscht ist. 
Kontrollerfinger. 

der Anwendung bestimmter spezifischer Drucke 
— auf den Querschnitt bezogen — ergibt 
sich ganz von selbst bei der Dürchrech- 
- 1) Für beliebige Schraubkontakte ist annähernd J/P = 
konstant und beträgt etwa 2 bis 4, so daß der Spannungs- 


bei für alle guten Verschraubungen etwa 1 bis 2 Millivolt 
eträgt . A 


Über die Güte von 


Die Notwendigkeit | 


nung einer Kontaktserie z. B. bei Kontrollen 
fingern für verschielene Normalstromstärken. 
Schreibt man die Gl. (11) unter Benutzung von 
AR LRRENn 21a u. 28 in der Form 


2 A ee (30 
58 
ER 
Vitr I 


und rechnet man für alle Kontakte mit einem 
konstanten oder annähernd konstanten Ge- 
samtdruck P, so findet man, daß die Kontroller- 
finger für Walzenschalter sehr groß ausfallen 
für größere Stromstärken. Der Einfluß des 
Nenners in Gl. (30) wird bei größeren Strom- 
SuBr Ban immer stärker, 

Ersetzt man a P durch p.q und 
schreibt 


Js: Jo 


Se eTeneng: . 
V: REN 

a 
so tritt der umgekehrte Fall ein, wenn man p 


konstant hält, denn bekanntlich ist die Strom- 
dichte Jy/q bei großen Querschnitten sogar be- 


. ker 


 trächtlich kleiner als bei kleineren Querschnit- 


ten. Aus diesem Grunde wird der Einfluß. der 
Übergangsverluste, konstantes p für alle Schal- 
ter vorausgesetzt, bei Schaltern für große 
Stromstärken nunmehr immer kleiner. Die Be- 
anspruchung.eines Kontaktes in A/cm? (Abb. 
19). wird daher wesentlich gleichmäßiger bei 


400; 


FETTE EEE TREE, 
Querschrmitt cm? 


Abb. 19. Stromdichte bei Kontrollerfingern. 


konstantem spezifischen Druck als bei konstan- 


tem Gesamtdruck. - Aus denangegebenen Gün- 
: denist es daher erklärlich, daß die Stiombela- 


stung von Kontakten nach Art der Kontroller- 
finger “wesentlich gesteigert werden konnte, 
wenn man wesentlich höhere Drucke (die mit 
Rücksicht auf ein möglichst geringes Dreh- 
momentan der Schalt walze nicht beliebig ge- 


. steigert werden konnten) anwendete. 


GN 'Zahlentafel 1 sind die errechneten 
Strombelastungen J, für einen langen Kupfer- 
leiter ohne Kontaktstelle den Strombe- 
Jastungen Jp bzw. J, für denselben-Leiter mit 
nur einer Kontaktstelle, z. B.für Kontrollerfinger 
nach Abb. 20, mit einem spezifischen Druck von 


Abb. 20. Kontaktfinger für Walzenschalter. 


4 kg/em? Leiter querschnitt sowie für konstan- 
ten Gesamtdruck P-=2 kg gegenübergestellt. 


Zahlentafel!E. 


Quer- Amp£re ‚Dauerbelastung Millivolt 
Mr | J J abfall berdor 
Be Jo | E » trom- 
em , P=2ke =4kgj/em? | belastung J, 
1,5.0,& | 208 | 126 133 23 
1,5. 0,5 | 236 137 155 26 
2,0.0,5 | 301 161 200 25 
2,0.0,6 | 333 170° 227 i 24 
25.06 | 403 | 1% 279 23 
25.07 | 40 | 204 308 22 


234 


Elektrotechnische Zeitschriit. 


1929. 


Het 12. 


18. März 1920. 


Bei sauberen erschütterungsfreien Kontakten 
ist der Spannungsabfall ungefähr halb so groß 
wie in der Tabelle angegeben. Der Einfluß an- 
grenzender abkühlender Massen und der Zu- 
satzerwärmung durch Ausschaltlichtbögen ist 
in der Tabelle nicht berücksichtigt. 
Stromschütze. Da das Drehmoment der 
Walzenschalter bei hohem Kontaktdruck schon 
wegen der größeren Schalttrommeldurchmesser 
bei hohen Stromstärken sehr stark anwuchs, 
war man gezwungen, zu der Einzelbetätigung 
der Finger durch Elektromagnete oder Druck- 
luft überzugehen. Es entstand das Schütz, das 
vielfach noch mit lamelliertenHaupt-und massi- 
ven Abreißkontakten ausgerüstet wurde. Bei 
intermittierenden Betrieben, wo die Kontakte 
fortgesetzt in Bewegung sind, ist eine Oxyda- 
tion weniger zu befürchten als bei Dauerkon- 
'takten, weil dieselben bei der heute fast allge- 
mein üblichen rollenden und gleitenden Bewe- 
gung (Wälzkontakte) bis zu einem gewissen 
Grade ständig rein geschabt werden, und sind 
daher lamellierte Bürsten als Hauptkontakte 
nur dann von Nutzen, wennsie dauernd gefettet 
bleiben. (Vergl. oben.) 
Schienenüberlappung. Mit Hilfe der 
angegebenen Gleichungen ist es nun auchlleicht, 
die erforderliche Überlappung bei festen Schie- 
nenverbindungen vorauszuberechnen. Wir ge- 
winnen dabei ein Urteil, ob die bisher in der 
Praxis üblichen Schienenüberlappungen richtig 
bemessen sind. In Abb. 21 sei die Überlappung 


Abb. 21. Schienentiberlappung. 


zweier Schienen von gleichem Querschnitt dar- 
gestellt. Bei Schienen für große Stromstärken 
ist immer mehr als eine Schraube vorgesehen, 
so daß der Stromübergang auf mehrere ausein- 
anderliesende Stellen verteilt ist. Unter der 
Voraussetzung einer einigermaßen gleichmäßi- 
gen Stromverteilung, die bei den angewendeten 
hohen spezifischen Drucken und oxydfreien 
Flächen praktisch immer erfüllt ist, kann man 
nıın die Schienen soweit"übereinander schieben, 
daß die Übergangsverluste durch die von der 
Qnerschnittsvergrößerung herrhürende Ver- 
kleinerung der Leitungsverluste gerade ausge- 
glichen werden. Im extremen Fall würde eine 
vollständige Verdoppelung des Querschnittes zu 
erreichen sein. wenn die Schienen auf der gan- 
zen Länge einander berühren. Dieser Fall ent- 
spricht zwei parallelgeschalteten Schienen. Der 
Ausgleich der Verluste ist dann vorhanden, 
wenn ein an die Überlappung angelegtes Milli- 
voltmeter denselben Ausschlag zeigt als an 
einem Schienenstück, dessen Länge gleich der 
Überlappung x ist. In diesem Fall sind die 
Widerstände und somit die Energieverluste auf 
beiden Strecken &leich. Das Schienenstück hat 
den Widerstand w;, während die Überlappungs- 
stelle nur noch annähernd den halben Leitungs- 
widerstand wegen der Verdoppelung des Quer- 
schnittes hat. Dazu kommt jedoch der Über- 
gangswiderstand wz;. Es besteht bei vollkomme- 
nem Ausgleich somit die Gleichung: 


Be age m, 
2° qv10t " P7 qviot 


woraus die erforderliche Überlappung folgt zu 


(32 


=2000 ev, (33 


und da P = p.qist (p ist wieder auf den Quer- 
schnitt bezogen, nicht auf die Fläche), so folgt 


— 20.000 8 
p 


Wird also für alle Schienenverschraubungen 
derselbe Druck pro cm? Schienenquersc hnitt 


(34 


beibehalten, so erhalten wir das überraschende 


' Ergebnis, daß die Überlappung für sämt- 


liche Schienen die gleiche ist. 
Bei gereinigten Kupferschienen ist 


020,%.10-3, »250 (bei 50° 0). 
Für p =100 kg/cm? wird beispielsweise 


0,25.50 
103.100 = 2,5 cm. 


Der Druck von 100 kg/em? ist ohne Schwierig- 
keit zu erreichen und entspricht etwa den Ver- 
hältnissen der Praxis. 

Da die Überlappung vielfach gleich der 
Schienenbreite gemacht wird, so sind diese 
Überlappungen als reichlich zu bezeichnen bei 
Schienen über 25 mm Breite. 


Übergangskonstanten für verschie- 
dene Flächenbeschaffenheit. Folgende 
Tabelle gibt die Werte von oe für verschiedene 
Materialien und Kontaktflächen. Die ange- 
gebenen Werte sind Mittelwerte und wurden 
an einer Anzahl aufeinander geschichteten 
Scheiben mit normal bearbeiteten Flächen ge- 
messen. Für die Berechnung sind nicht die 
kleinsten, sondern etwa das dreifache derselben 
zu benutzen, da im praktischen Betriebe mit 
einer Oxydation stets gerechnet werden muß. 
Wärmeprüfungen an fertigen Schaltern mit 
vollkommenen reinen Kontakten ergeben daher 
auch kein praktisches Bild. 


2 =2000. 


den Flächen benutzt wird. Esist auch schwer, 
die Einlagen so glatt herzustellen, daß sich 
keine Falten bilden, die eine weitere Erhöhung - 
der Übergangsverluste bewirken. Selbst. das 
Verzinnen ist überflüssig, wenn die Flächen 
frisch gesäubert und gefettet miteinander so 
fest verschraubt und im Anfang nachgezogen 
werden, daß eine nachträgliche Oxydation nicht 
zu befürchten ist. > 
Einfluß der Anschlußschienen. Die 
angegebene Berechnung ist nun insofern noch 
nicht vollständig, als die Anschlußschienen zu- 
meist nicht mehr der errechneten Stromstärke 
entsprechen werden und daher die Rechnung 
mit geänderten Anschlußschienen oder Kon- 
takten wiederholt werden muß. Infolge der 
großen Wärmeableitung in Richtung der Schie- 
nenachse ist es von Interesse festzustellen, wie 
sich die Belastbarkeit eines Schalters.mit der 
Größe der Anschlußschienenändert. Trägt man 
die errechnete Strombelastung über den Nor- 
malstromstärken der Anschlußschienen auf, so 
ergibt sich die in Abb. 23 dargestellte Kurven- 
form. Eine genaue regelmäßige Kurve erhält 
man allerdings nur dann, wenn das Verhältnis 
von Schienenbreite zu Schienendicke ebenfalls 


gesetzmäßig geändert wird, etwa indem eine 


Kantenlänge oder das Verhältnis derselben kon- 
stant gehalten wird. 

Die genaue Strombelastung ergibt sich jetzt 
an dem. BunEt der Kurve, bei. welchem die 


Zahientn ee g, 


Material 


Kupfer gegen Kupfer 


Verzinntes Kupfer gegen 


unverzinntes Kupfer trocken 
i trocken 
Rerziuuien Rupor Eben geölt 


u—l un N EEE NE 


verzinntes Kupfer 


Kupfer gegen Kupfer mit 
glattliegender Stanioleinlage 


u Z 
er 
[| 
© 
2} 
[IE 
© 
>} 


Einfluß von Erschütterungen. Bei 
den Widerstand“messungen sind verschiedene 
Einflüsse in Rücksicht zu ziehen. Erschütte- 


a 8 


Beschaffenheit der Flächen 


sauber, jedoch trocken 
mit Benzin gereinigt 
trocken, geölt 
gefettet und schwach oxydiert 


ale Ser we wen Ye Keyikal. ua) 


BEE N er waren! 


Konstante>e 
Klotzkontakte | Schalterbürsten 


‚10-3 
‚1073 
„10 
‚107° 


0,10.10-3 


water enle 


ng pe BE RE 10 


0,30. 10-3 
.10= 


.103 
. 10-3 
.10-3 


a, ee, wie Fe 


.10-3 


Schienenbelastung J, mit der Schalterbelastung 
J übereinstimmt, vorausgesetzt, daß dieWärme- 
ableitung AUEEN angrenzende Massen gering ist, 
Einfluß angrenzen- 
der Massen. Eine gewisse 
Ableitung in die Befesti- 
gungsteilleundKontaktunter- 
‚lagen ist aber immer vor- 
handen und läßt sich 
nur aus . der vorgeleg- 
ten Konstruktion abschätzen 
oder näherungsweise berech- 


Spannungsabfall in Millivolt 
a 
Ss 


Minuten 


Abb. 22. Zeitlicher Verlauf des Spannungsabfalles vom Augenblick der 
Kontaktschließung an. Leichte Erschütterung nach 4'/; Minuten. 


rungen der Kontakte verursachen sofort eine 
beträchtliche Widerstandszunahme. Abb. 22 
zeigt den zeitlichen Verlauf des Spannungsab- 
falles: nach einer Erschütterung bzw. vom 
Augenblick der Einschaltung an. Man muß da- 
her den Beharrungszustand abwarten. 

Man erhält ferner bei steigendem Druck 
höhere Widerstandswerte als bei der allmähli- 
chen Druckentlastung, was auch von anderen 
Autoren beobachtet wurde. 

Stannioleinlagen. Über die Anwendung 
von Stannioleinlagen ist noch zu sagen, daß diese 
einen praktischen Vorteil nicht bieten. In den 
meisten Fällen sind sie nachteilig, weil dann die 
Anzahl der Kontaktstellen vermehrt wird, be- 


sonders wenn mehr als eine Einlage zwischen - 


nen. Bei Anordnung der Kon- 


latoren mit kleinen Stütz- 
flächen ist die 
Stromerhöhung meistens ge- 
ring, kann jedoch beträcht- 
' lich werden, wenn die Kon- 
takte der ganzen Länge nach 
auf Schiefer oder Marmorplatten aufliegen, wie 
z. B. bei großen Langzellenschaltern, Folgen- 
der Versuch zeigt dies deutlich: 
Eine kurze senkrechte Kupferschiene 4 x 40 
mm wurde so belastet, daß ihre Übertempe- 


ratur bei dauerndem Stromdurchgang etws 
Diese Belastungsstromstärke. 


30° erreichte. 
betrug etwa 470 A. Nun wurde auf der flachen 
Seite der Schiene eine Schieferplatte 18x 190 x 
235 mm angeschraubt und wieder die Strom- 
stärke ermittelt, bei welcher sich eine Über- 
temperatur von 30°C einstellte. Die 310 mm? 
Anschlußkabel zu der Schiene wurden dabei 
nicht durch stärkere. ersetzt. 


werden, .also auf das 1,28-fache. 


Er 


takte auf hochwertigen Iso- - 


zulässige 


4 


Die Strombe- 
lastung konnte jetzt auf rd 600 A gesteigert 


18. März 1920. 


Trägt man die Mehrbelastung der Schienen 
gegenüber der Schalterstromstärke in Prozen- 
ten auf, so erhält man sehr nahe eine gerade 
Linie (Abb. 23), was die Ausrechnung von 


200 400. 600 7000 1200 Armp 
62 


Abb. 23. Abhängigkeit der Schalterbelastung 


von der Stärke der Anschlußschienen. Lineare Beziehung | 


zwischen Schalter und Schienenstromstärke. i 


Zwischenwerten erübrigt. Diese Kurvendarstel- 
lung ermöglicht es, sofort für eine bestimmte 
Wärmeableitung die richtige Schalterstrom- 
stärke zu entnehmen. Ferner können daraus 


-sofort die erforderlichen Anschlußschienen er- . 


mittelt werden, wenn eine gegebene Schalter- 
‘größe dauernd um einige Prozente überlastet 
werden soll, ohne daß die Normaltemperatur 
überschritten wird. Selbstverständlich genügt 
eine Verstärkung der Anschlußschienen auf 
‘ wenige Meter Länge, um den gewünschten 
Effekt zu erzielen. an Se 
Fassen wir das Ergebnis vorliegender Be- 

trachtungen kurz zusammen, so ergibt sich: 

1. Oberhalb einer Kontakttemperatur 
etwa 50° C machen sich Oxydationserscheinun- 
gen bemerkbar, welche eine dauernde Steige- 
rung der Schaltertemperatur hervorrufen, wenn 
nicht für eine rechtzeitige Reinigung und Fet- 
tung der Kontaktflächen gesorgt wird. 


2. Hohe Raumtemperatur setzt die zu- 
lässige Stromstärke bzw. die Betriebsdauer 
eines Schalters stark herab. 


3. Die Kontaktquerschnitte können 
wegen der zusätzlichen Erwärmung in den 
Kontaktstellen und wegen der Wärmeüber- 
tragung aus den Anschlußschienen nur mit 
“einer kleineren Stromstärke belastet werden, 
als ein langer Leiter mit gleichen Querschnitts- 
"abmessungen.. 


4. Die zusätzliche Temperatur der Bürsten, 
‚welche infolge der reinen Übergangswiderstände 
entsteht, wächst linear mit der Größe des Kon- 
taktwiderstandes. - 

: 5. Der Übergangswiderstand einer Kon- 
taktstelle ist praktisch nur abhängig vom ge- 
samten Kontaktdruck und der Reinheit der 


Flächen, nicht aber von der Größe der Kon- 


taktflächen und ist nur wenig abhängig von 
der besonderen Flächenbearbeitung. Im übri- 
gen ist die Form belanglos. 


6. Die Form und Ausbildung der Kontakte 
soll, abgesehen von den speziellen Bedürfnissen 
der Praxis, eine solche sein, daß der Kontakt- 
druck und die Reinheit der Kontaktfläche mög- 

"liehst dauernd erhalten bleibt. 


7. Kontrollerfinger fürgrößere Stromstärken 
ergeben nur brauchbare Abmessungen, wenn 
der Kontaktdruck dem Querschnitt entspre- 
chend vergrößert wird, was bei Schaltwalzen 


ein entsprechendes Drehmoment oder Einzel- 


betätigung durch Magnet usw.erfordert (Strom- 
Schütze). ° 
8. Erschütterungen erhöhen den Kontakt- 
widerstand um so mehr, je geringer der Kon- 
-taktdruck ist. REES 
9. Schienenverschraubungen bei beliebi- 
‘gen Querschnitten erfordern nur eine Über- 


lappung von etwa 2,5 bis 83cm, wenn der Kon- 


taktdruck proportional mit dem Schienenquer- 
schnitt vergrößert, also ein konstanter, spezifi- 


\ 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


scher Druck (bezogen auf den Querschnitt, 
nicht Kontaktfläche) von rd 1 kg/mm? Quer- 
schnitt angewendet wird. 


10. Verschraubungen mit Stanioleinlagen 
ergeben keine Verkleinerung des Übergangs- 
widerstandes, sondern sind nachteilig, sofern die 
Flächen an sich sauber sind. 

Eine Oxydation kann bei guten Verschrau- 
bungen nicht eintreten, sofern dafür gesorgt ist, 
daß keine Druckänderungen, etwa infolge 
sehr verschiedener Wärmeausdehnungen von 
Schraubbolzen und Schienen, auftreten. 

11. Angrenzende Massen und verstärkte 
Anschlußschienen erhöhen die Belastungsfähig- 
keit von Kontakten. 


Der elektrische Schiffschraubenantrieb.!) 


Die‘ Firma Soeidt& des anciens Etablisse- 
ments Sautter Harlöist in ein Vertragsverhält- 
nis zur Svenska Turbinfabriks Aktiebolaget 
Ljungström (Stal) eingetreten, so daß die be- 
kannte Ljungström-Turbine nunmehr auch in 
Frankreich gebaut wird. Die Gesellschaft 
Sautter-Harle ist im Begriff, zwei Handels- 
schiffe mit Ljungström-Turbinen auszurüsten. 
Foillard erblickt in der bei den mechanischen 


"Lösungen des Problems erforderlichen Rück- 


wärtsturbine große Nachteile, die besonders sich 
darin ausdrücken, daß die -Anwendung von 
überhitztem Dampf sich verbietet. Er gibt fer- 
nereinen Rückblick über die Bestrebungen, die 
direkt wirkende, langsam laufende Dampftur- 
bine zu verbessern, und stellt, wie das ja schon 
sehr häufig geschehen ist, fest, daß alle diese 
Bestrebungen, die widersprechenden Eigen- 


| schaften der rasch-lJaufenden Dampfturbine und 


der langsam laufenden Schiffsschraube in Ein- 
klang zu bringen, zu unbefriedigenden Kom- 
promissen geführt haben. Es ergibt sich eben 
bei solchen vermittelnden Konstruktionen ein 
schlechter Wirkungsgrad ‘der Turbine, ein 
schlechter Wirkungsgrad der Schraube und ein 
sehr schlechter Wirkungsgrad für das Ganze. 
Man hat deshalb versucht, durch Anwendung 
einer größeren Zahl von Schrauben die Zulässig- 


keit höherer Drehzablen für diese und durch. 


gleichzeitige Unterteilung und Staffelung der 
Turbinen eine größere Wirtschaftlichkeit zu er- 
reichen. Auf den Postdampfern „Heliopolis‘“ 
und ‚„Cairo“ hat man 3 Schrauben mit 350 
Umdr/min verwendet, deren mittlere von einer 
Hochdruckturbine angetrieben ist, während die 
beiden äußeren Schrauben von 2 Niederdruck- 
turbinen angetrieben werden. Auf „La France“ 
sind 4 Schrauben. mit 250 Umdr/min vorgesehen. 
Von den beiden äußeren wird die eine von der 
Hochdruck-, die andere von der Mitteldruck- 
turbine angetrieben; die beiden inneren sind 
mit 2 Niederdruckturbinen besetzt. Die „Lusi- 
tania““ hatte 4 Schrauben mit 190 Umdr/min 
in 2 symmetrischen Gruppen, wobei je. eine 
äußere Schraube von einer Hochdruckturbine, 
und je eine innere von einer Niederdruckturbine 
angetrieben wurde. Diese Lösungen verbessern 
die Verhältnisse ein wenig. Schließlich kom- 
binierte man auch die Kolbendampfmaschine 
mit einer Turbine, die den Abdampf der Kol- 
benmaschine aufzunehmen hatte. So werden 
auf der „Britannic“ der White Star Line die 
beiden seitlichen Schrauben mit 77 Umdr/min 
durch Dreifachexpansions-Kolbenmaschinen be- 
trieben, während die mittlere Schraube 170 
Umdrehungen macht und von einer Abdampf- 
turbine angetrieben wird. Die ‚„Lusetia‘ der 
Cie. Sud-Atlantique und „Rocbambeau‘ der 
Cie. Generale Transatlantique haben 4 Schrau- 
ben in 2symmetrischen Gruppen. Jede Gruppe 
hat eine Kolbenmaschine mit 110 Umdrehungen 
für die innere Schraube und eine Niederdruck- 
turbine mit 429 Umdrehungen für die äußere 
Schraube. 

Da alle diese Lösungen noch recht unbe- 
friedigend sind, ist man schließlich zu der Ein- 
sicht gelangt, daß es notwendig ist, zwischen die 
rasch laufende Turbine und die langsam lau- 
fende Schraube eine besondere Kraftübertra- 
gung mit Übersetzung einzuschalten, und dieser 
Gedanke hat inzwischen 3 verschiedene Lösun- 
gen gefunden: eine mechanische, eine hydrau- 
lische und eine elektrische. Die mechanische 
Lösung ist ausgeführt worden auf dem Post- 
dampfer ‚„Transylvania‘ der Cunard .Linie. 
Dieses Schiff hat 2 Schrauben mit 128 Umdr 
1..d. min. Jede Schraube wird von 2 Turbinen, 
einer Hochdruck- und einer Niederdruckturbine 
von 1500 Umdr/min unter Vermittlung eines 
Zahnrädervorgeleges angetrieben. Man ist da- 
mit beschäftigt, auf diesem Wege fortzuschrei- 


ı) Nach „Le Gönie Civil“ 1918, Bd. 73, 8. 21. 


Heft 12. 


236 


ten, indem man noch höhere Übersetzungsver- 
hältnisse und größere Leistungen zu überwinden 
sucht, und es bleibt abzuwarten, welche Erfah- 
rungen man mit diesem System erzielen wird. 

Die hydraulische Lösung, der Föttinger- 
Transformator, ist angewendet worden auf 
einem 500-pferdigen Hamburger Hafenschlep- 
per und dann auf einem großen Postdampfer, 
der „Königin Luise‘. Der Verfasser hält die 
hydraulische Lösung für zu kompliziert wegen 
der doppelten Einrichtung, die für Vor- und 
Rückwärtsgang notwendig ist, und für unbefrie- 
digend wegen der niedrigen Übersetzungsver- 
hältnisse von 1: 3 oder 1 :'4, die durchaus un- 
genügend sind, 

Die Anwendung der Ljungström-Turbine 
für Schiffsschraubenantrieb ist bekannt, und 
der Aufsatz von Foillard bringt darüber nicht 
viel mehr als das, was eine vor einiger Zeit er- 
schienene Broschüre der Ljungström-Gesell- 
schaft auch schon enthält. Das Wesentliche ist 
in beiden Veröffentlichungen eine vergleichende 
Zusammenstellung der technischen Daten und 
Betriebsergebnisse auf zwei Fahrzeugen: „Mi- 
mer‘ und ‚‚Mjölner‘‘, von denen das erste mit 
Kolbendampfmaschinen und das zweite mit 
Ljungström-Turbinen und elektrischer Kraft- 
übertragung ausgerüstetist. Der nachstehenden 
Tabelle können die einzelnen Zahlen entnom- 
men werden, und es geht insbesondere daraus 
hervor, daß die Anwendung des neuen Systems 
eine außerordentliche Kohlenersparnis gebracht 
hat. 


Name des Schiffes: Mimer Mjölner 
5 Ljungström-Tur- 
Pb binen mit elek- 
sıons-Molben= 1 
Art der Maschi- ekrlen ee Bratt, 
nenanlage BE SEIER, 
7 * 11490x812Xx1320 | 2 Gruppen von 
840 400 kW, ei V, 
7200 Umdr/min 
Leistung in PS | 
indiziert. 1000 1000 
effektiv . 900 900 
Kessel: | ®; 
Zahl 0. ZN. 2 
Durchmesser , 3,650 m 3,3:m 
Länge. 3,050 „, 3,240 „, 
Druck. 2: s; 12,5 kg 15,5 kg 
Heizfläche‘. , . 293 m? 200 m? 
Rostfläche.. . . 6,8 „, 3,78; ;, 
ZU NEE natürlicher künstl. Zug 
Überhitzung . . keine Schmidt’scher 
e | Überhitzer 
Versuchs- | 
ergebnisse; 
Wasserverdrän- 
gung bei den 
Versuchen. .t 1698 1648 
‚Leistungen PSe 730 | 843 
Umdr/min der j 
Schrauben .. 87 | 88 
Kohlenver- 
brauch kg/PSh 0,812 0,472 
Heizwert der Ä 
Kohler;;12.:% 7500 7490 
Feuchtigkeits- 
grad 2.2... 4,1 2,2 
Aschegehalt . % 3,6 [& 5 


Foillard berichtet dann noch von einem 
englischen Fahrzeug, das mit diesem System 
ausgerüstet worden ist. Das Schiff heißt 
„Wulsty Castle“, ist in Sunderland gebaut von 
der Laneashire Shipping Co., und die Maschinen 
sind geliefert von der British Ljungström Ma- 
rine Turbine Co. 

Die allgemeine Anordnung ist auf diesem 
Schiff ungefähr dieselbe wie auf ,„‚Mjölner“, d.h. 
es sind. zwei Primärsätze System Ljung- 
ström mit Drehstromgeneratoren der Brush 
Electrical any aufgestellt. Die Genera- 
toren haben eine Leistung von 625 kW für 
den Satz bei 3600 Umdr/min. Die gewählte 
Spannung ist 650 V, die Frequenz 60 Per. Die 
Sätze speisen 2 Drehstrommotoren von je 
785 PS und 714 Umdr/min, welehe unter Ver- 
mittlung eines Zahnradvorgeleges auf die mit 
76 Umdr/min laufende Schraubenwelle arbeiten. 
Die Motoren haben Schleifringanker und wer- 
den mit Hilfe von Flüssigkeitswiderständen an- 
gelassen und geregelt. Der Umschalter für die 
Umsteuerung ist mit dem Anlaßapparat orga- 
nisch verbunden. 

Abb.1 zeigt den Einbau der gesamten An- 
lage in das Schiff, und man muß gestehen, daß 
die Anordnung durch ihre Gedrängtheit über- 
rascht. Die beiden Primärsätze mit unmittelbar 
darunter liegendem Kondensator sind infolge 
der bei der Ljungström-Turbine verwendeten 
hohen Drehzahl so: klein, daß sie bequem zu 
beiden Seiten der Elektromotoren unterge- 
bracht werden könnten, 

Neben diesen beiden Ausführungen (,,Mjöl- 
ner‘ und „WulstyCastle‘) zeigt der Verfasser 


236 


noch an einer Studie, daß sich das System auch’ 
für rascher laufende Fährzeuge eignet. Die 
Studie beschäftigt sich mit einem bestehenden 
Postdampfer, der 3 Schrauben hat, die mit 400 
Umdr/min laufen, und von 3 Turbinen, einer 
Hochdruckturbine für die mittlere Schraube 


117 
ACT 
rt} 


R- 


Abb. 1. Grundriß des Maschinenraumes des „Mjölner“. 


und 2 Niederdruckturbinen für die äußeren 
Sehrauben, angetrieben werden. Die Turbinen 
entwickeln je 2150 PS und geben dem Schiff 
eine Geschwindigkeit von 17 Seemeilen ; dabei 
beträgt: der Kohlenverbrauch in 24 h 160 t. 
Foillard nimmt an, daß bei Anwendung von 
Ljungström-Turbinen mit elektrischer Kraft- 
übertragung 1 PS/h an der Schraubenwelle 490 
bis 500 & Kohlen zu je 7500 calerfordern würde, 


so daß sich ein täglicher Kohlenverbrauch von: 


2150xX0,5xX 3x 24—=77 400 kg 'ergeben würde, 
oder ein Gesamtkohlenverbrauch unter 
rücksichtigung der Hilfsmaschinen usw. von 
85t, d.h. man könnte täglich 75 t Koblen, also 
mehr als 45% sparen. 3 Kessel von den jetzt 
vorhandenen 8 Kesseln würden überflüssig 
werden und die für sie benötigten 12 Heizer 
ebenfalls. Man würde also bei dieser Lösung 
nicht nur Kohlen sparen, sondern auch an Lade- 
raum gewinnen. Noch günstiger würden die 
Verhältnissewerden,wenn mandie Drehzahl/min 
der Schrauben von 400 auf 300 ermäßigt, was 
bei der Anwendung der elektrischen Kraft- 
übertragung ohne weiteres möglich wäre, Der 
Wirkungsgrad der Schrauben wird bei der nie- 
drigeren Umdrehungszahl entsprechend höher 
und der Dampfverbrauch niedriger. Der Koh- 
lenverbrauch von 500 g/PSeh entspricht einem 
thermischen Gesamtwirkungsgrad von 


635 
7500.0,5 — %169. 
. effektive Arbeit 


37 der Schrauberwelle 
635 Kalorien = {PS Stud. 


Kalarıen 
0629 = korkiste um Motor 
067 = 
2072 = 


“in den elektr Leitungen: 
Araftbedarf der Hilsmaschinen 
Üomdersationspumpen - Speisepumpe) 
243,36 = Verkısie in Vampfturbıne, Generstor 
Zrregung u Ventikation 


= Abdempfwarme. E 


2 Kerlusten den Bamafrohren. 
= Nesselreriaste 


IPS0 Kalorien 
l[QO51g Kobles 7500 Kal] 
Abb. 2. Verlustquellen. 


Abb. 2 zeigt ein Schema der Verlustquel- 
len. Wegen der höheren Umdrehungszahl der 
Schrauben ist bei diesem Projekt auf die Ver- 
ERÜUNE eines Zahnradvorgeleges verzichtet 
worden. 


Ss 6; “a, w En 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 


Be-_ 


‚ wendung der elektrischen Kraftübertragung ist: 


Der Verfasser faßt schließlich die Vorteile 
des Systems noch zusammen nach den Ge- 


‚sichtspunkten der Wirtschaftlichkeit des Be- 


triebes, der Sicherheit und ..des. Einbaues. -. 
In bezug auf den ersten Gesichtspunkt lie- 
gen die Vorteile des neuen Systems darin, daß 
die Dampfturbine mitihrer gün- 
stigsten Geschwindigkeit betrie- 
benwerden kann, wozunoch hin- 
“ zutritt, daß speziell die Ljung- 
. ström-Turbine infolge ihrer dop- 
pelten Rotation besonders gün- 
stige Verhältnisse ergibt. In dem 
Projekt war als Drehzahl für 
‚die Drehstromgeneratoren 3000 
mdr/min angenommen... Die 
relative Winkelgeschwindigkeit 
der beiden gegeneinander rotie: 
renden Turbinenteile 
also 6000 Umdr/min. Weiter ge- 
stattet die Anordnung die An- 
wendung einer höheren Dampf- 
temperatur, ‘d.h. die Ausnut- 
zung der Vort>ile einer hohen 
Dampfüberhitzung. ‘Ferner er- 
"blickt der Verfasser in der Mög- 
lichkeit der Anwendung elektri- 
schen Antriebes für die Schiffs- 
hilfsmaschinen einen wirtschaft - 
lichen Fortschritt, da auf. diese 
Weise Ersparnisse im Dampfver- 
brauch gegenüber .den kleinen 
Damfpmaschinen erzieltwerden. 
Eine weitere, beachtenswerte 


allerdings s 
Kriegsschiffen für die Marsch- 
‘fahrt: von Bedeutung ist: man 
kann nämlich durch die Verwen- 
dung mehrerer Motorenoder von 
Motoren mit Polumschaltung 


stige Dampf- bzw. Kohlenver- 
brauchs verhältnisse 'erzielen. 

In bezug auf den Betrieb hebt der’ Ver- 
fasser hervor, daß bei dem System bei Rück- 
wärtsfahrt die gleichen günstigen Verhältnisse 
in bezug auf Leistung, Geschwindigkeit und 
Wirkungsgrad vorliegen wie bei der Vorwärts- 
fahrt. Außerdem sind die auszufübrenden Hand- 
griffe dadurch, daß der Dampfteil gar nicht be- 
einflußt. zu werden braucht, außerordentlich 
einfach. Schließlich behauptet er, daß sich die 
Anlage auf See bei schlechtem Wetter besser 
halte als die älteren Systeme. Die 'beim 
Stampfen austauchenden Schrauben zwingen 
nämlich bei der alten Maschinenanlage dazu, 
die Fahrt zu verlangsamen, weil die periodi- 
schen Drehzahlerhöhungen bei diesem .Vor- 
gange Schwingungen hervorrufen. Bei der elek- 
trischen Kraftübertragung : mit konstanter, 
durch Regulator beherrschter Drehzahl des Pri- 
märaggregates beträgt die Drehzahländerung 
der Schrauben nicht mehr als 5%. 

. Der Umstand, daß die Einrichtung des 
Schiffsantriebes aus mehreren voneinander un- 
abhängigen Gruppen. besteht, 


tung des Betriebes durch Umschaltung besteht. 

Die außerordentliche Gedrängtheit der 
Konstruktion der Ljungström-Turbinen ergibt 
große Vorteile für den Einbau. Trotz der Ver- 


das Einbaugewieht nur nahezu die Hälfte .des- 
jenigen einer gleichwertigen Kolbendampfma- 
schine. Infolge des geringeren Gewichtes und 
des geringeren Raumbedarfes und infolge der 
Ersparnis an Raum für die Kesselanlage und für 
die Kohlenbunker ergibt sich £ine Vergrößerung 
des nutzbaren Laderaumes, d. h. also eine Ver- 
größerung ' des kaufmännischen Wertes des 
Schiffes. Beieinem Handelsschiff gewinnt man 
auf diese Weise 4 bis 6%. Die Unabhängigkeit 
in bezug auf die Aufstellung erlaubt eine große 
Zahl von Einbaumöglichkeiten. Man kann die 
Primäraggregate an beliebigen geeignet. er- 
scheinenden Orten aufstellen, man kann die 
Primärstation in mehrere Elemente unterteilen 
usw. 

In Zukunft können noch weitere Vorteile 
erreicht werden. Es ist möglich, sehr hohe 
Dampfdrücke und Dampftemperaturen anzu- 
wenden, z.:B. 20 bis 25 at und 375 bis 400° 
Temperatur. Hierdurch würden sich weitere 
Erparnissse ergeben. PASSICR. 


LITERATUR. 


Besprechungen. i 


Chemische Technologie.: Von Prof. Dr. 
Rudolf Sachsze. 2. Auf. Mit:96 Abb. VII 
und 182 S. in 8°. Verlag von B. G. Teubner. 
Bene Berlin 1917, Preis geb, 3,60 M 


beträgt . 


Tatsache wird angeführt, die, 
hauptsächlich bei‘ 


auch bei reduzierter Fahrt gün-. 


erhöht die. 
Sicherheit, indem bei Ausfall eines Teiles: 
immer noch die Möglichkeit der Aufrechterhal-. 


18. März 1920. 


12. 


..... Das gewaltige Gebiet der chemischen 
Technologie in einem dünnen Büchlein zu be- 
handeln, ıst ein fast unmögliches Unternehmen. 
Ich war daher gespannt, wie sich der Verfasser 
mit dieserschwierigen Aufgabe abfinden würde. 
Er gliedert den Stoff in 20 Abschnitte :'Leucht- 
gas, Erdöl, ehem. Industrie anorganischer 
Stoffe (Schwefelsäure, Chlor usw.), Kälteindu- 
strie, Eisen-, Metall-, Glashüttenwesen, Ton, 
Zucker, Stärke, Zellstoff und Papier, Gärungs- 
gewerbe, Holzdestillation, Fette und Seifen, 
Farben, Webstoffe, Explosivstoffe, Kautschuk, 
Gerberei, Druckverfahren. Beim Durchlesen 
‘des Buches habe ieh mich zunächst recht ge- 
ärgert, weilich in elektrochemischen Dirgenauf 
manches Falsche und Veraltete stieß. Z. B. ist 
der auf S. 13 als Muster eines Karbidofens ab ge- 
bildete radförmige Horry-Ofen lediglie heine ge- 
schiehtliche Merkwürdigkeit. Ebenso stammt 
die Angabe, Kalkstickstoff werde durch Über- 
leiten von Stickstoff über ein Gemisch von 
Kalk und Kohle gewonnen, aus einer alten Pa- 
tentschrift;in Wirklichkeit stellt.man aus Kalk 
und Kohle erst Karbid her und leitet den Stick- 
stoff durch feingepulyertes Karbid.: Die Be- 
hauptung auf S. 65, Rohkupfer werde um der 
beigemengten Edelmetalle willen elektrolytisch 
gereinigt, ist dahin zu ergänzen, daß allein die 
Elektrolyse das für die Elektrotechnik notwen- 
dige reinste Kupfer liefert. Die uralte Abbil- 
dung des Aluminiumgewinnungsbades von 
, Hsroult wandet seit 20 Jahren von Buch zu ' 
Buch, ist aber wirklich nicht mehr zeitgemäß. 
Der elektrochemische Gewährsmann des Ver- 
fassers scheint über. die heutigen Verhältnisse 
wenig unterrichtet zusein. Auch sonsthabeich 
auf anorganischem Gebiete allerlei zu. bemän- 
geln. Die Angabe in der Tafelauf S. 42, Kohlen- 
stoffgehalt vermindern die Schmelzbarkeit des 
Eisens, ist wohlnurein Versehen, da an anderer 
Stelle richtig gesagt wird, daß Gußeisen leichter 
schmilzt als das kohlenstoffarme Schmiede- ° 
eisen. - Ebenso bin ich in den gelegentlichen 
theoretischen Ausführungen mit dem Verfasser 
nicht immer gleicher Ansicht. Seine Angaben 
über  Orthokieselsäure und Metakieselsäure 
würde ich streichen, da sie in einem so kurzen 
Lehrbuche entbehrlich und obendrein nach dem - 
heutigen Stande der Wissenschaft höchst an- 
fechtber sind. In der organischen Chemie ist 
.der Verfasser augenscheinlich viel besser be- 
wandert. Freilich geht er in seinen gedrängten 
wissenschaftlichen Ausführungen z. T. wohl 
etwas zu weit. Z. B. sind die Strukturformeln 
der Benzolderivate und im besondern der Farb- 
stoffe auf S. 128 bis 135 für den Nichtehemiker 
' unverdauliches Futter, Der Chemiker aber 
kennt solche Dinge schon aus den Lehrbüchern. 
der organischen Chemie: Nach all dem Tadeln 
ist es mir eine besondere Freude zw bekennen, 
daß ich die, Abschnitte über Zucker, Stärke, 
Zellstoff, Gerberei usw. mit großem Vergnügen 
durchgearbeitetund aufdiesen mirferner liegen, 
den Gebieten bei den geschickten Darlegungen . 
des Verfassers mich an längst Vergessenes er- 
innert und Wertvolles hinzugelernt habe. Ich 
möchte nur den kleinen Wunsch äußern, daß im : 
Abschnitt über Kautschuk auch die aus Leinöl 
bereitete ‚„‚Faktis“ erwähnt und anschließend 
einiges über Guttapercha gesagt wird. Als gan- 
zes willich daher unter den obigen Vorbehalten 
das handliche Büchlein, welches eine unge- 
heure Fülle des Stoffes birgt, dem Elektrotech- 
niker empfehlen, der ja in seinem Berufe auf 
viele Erzeugnisse der chemischen Industrie an- 
gewiesen ist und zumeist überihre Herstellung 
sehr wenig Bescheid weiß. K. Arndt. 


- Grundlagen der Betriebsberechnungin 
Maschinenbauanstalten. Von Direktor 
H. Peiser. 106 S. in 8°. Verlag von Julius 
Springer. Berlin 1919. Preis 6.M, geb. 
7,60 M + 10% T. 2. | 4 

Die Literatur über das Rechnungswesen 
der Fabrikbetriebe weist erfreuliche Fort- 
schritte auf. Die allgemeinen Grundlagen gibt 

‘Leitner in seiner ‚„Selbstkostenberechnung - 

industrieller Betriebe“ und ergänzt sie durch 

sein Werk über die Kontrolle in kaufmänni- 
schen Unternehmungen. Lilienthal gibt so- 
dann in seinem Buche über die Firma Ludwig 

Loewe & Co., A.-G. eine Beschreibung eines be- 

stimmten Werkes. Peiser folgt den Spuren 

Lilienthals, will aber. nicht einen Musterbetrieb 


Großbetrieb mit Einzelanferti une im „Auge. # 
i ilderung des 


hier nac 
- 1.: Betriebsabteilungen, BR 
2. Vertriebsabteilungen, - - NER a 
‚3. Verwaltungs- und allgemeine Abteilungen. 
Diese werden nun nach Untergruppen auf- 
geteilt. Hier sollen diejenigen Abteilungen, die 
nach außen als getrennte Abteilungen auftre- 
ten, durch besondere Ziffern oder Buchstabe Ai 
kenntlich gemacht werden, Der 2. Abschnitt 


! 


18. März 1920. 


Elektrotechnische- Zeitschriit. 1920. Heit 12. 


237 


m a _ _ _ _—  _—_—  ———  — — — — — — — — —  —— — — — — TC nn 


behandelt den Aufbau der Selbstkosten und des 
Gewinns. Der Verfasser stellt hierbei den wich- 


tigen Grundsatz auf: „Alle Aufwendungen ge- 


hören zu Lasten desjenigen Auftrags, für den 
-sie geleistet werden. Unter Unkosten ist nur 
das zu verbuchen, was sich nicht zwanglos zu 
Lasten des Einzelauftrages erfassen läßt.‘“ Die 
Unkosten selbst werden eingeteilt in A. Be- 
triebskosten (direkte Werkstattunkosten, an- 
teilige Abschreibung, anteilige Unkosten an 
Hilfsbetrieben, Konstruktions- und. Verwal- 
tungsabteilungen) und B. Vertriebsunkosten 
(direkte Unkosten der Vertriebsabteilungen, 
anteilige Abschreibungen der Vertriebsabtei- 


- Jungen und anteilige Unkosten der Verwaltungs- 


abteilungen). ‘Diese Unkosten werden in der 
Praxis meist.auf die produktiven Löhne zuge- 
schlagen. Peiser zeigt an verschiedenen Bei- 
"spielen, daß diese Form mitunter recht roh ist, 
und gibt daher auch die anderen Wege an (Ver- 
‘rechnung auf Grund von geldlichen Werten, von 
Gewichtseinheiten, nach Raumwerten oder 
Zeitwerten). Schließlich Kommt er zu dem Er- 
gebnis, die Betriebsunkosten auf den Lohn, die 
Vertriebsunkosten auf die gesamten Herstel- 
lungskosten zuzuschlagen. . Eingehend werden 
noch die Nebenkosten (Sonderkosteh) behan- 


delt, zu denen er Ausgangsfrachten, Provisio- 


nen, Lizenzen, Reisekösten usw. rechnet. 

An die Erläuterung des Begriffs. Selbst- 
kosten schließt sich diejenige des Begriffs Ge- 
winn. Den Unterschied zwischen dem Erlös und 
den ihm gegenüberstehenden Aufwendungen 
(kalkulatorischer Bruttogewinn) bezeichnet er 
als „Deckung“ und untersucht nun, welche Be- 
träge die Buchhaltung von der Deckung abzu- 
setzen hat, um zu dem Reingewinn zu kommen. 
Peiser entscheidet sich dafür, die in jedem Mo- 
nat wirklich entstandenen Betriebsunkosten 
durch die Buchhaltung absetzen zu lassen. 


Die Unkosten werden nun im nächsten Ab- 
schnitt ‘genauer besprochen. -Sie sollen auf der 
einen Seite durch Unterteilung in Konten die 
Art der Aufwendungen zeigen, auf der’anderen 
Seite durch die Verteilung nach: Abteilungen 
einen Überblick über den Kostenaufwand er- 
"mitteln und damit ein sparsames Arbeiten aller 
Abteilungen ermöglichen. Zur Lösung dieser 
Aufgaben hält Peiser eine gesonderte Unkosten- 


sabteilung für erforderlich, die die Unkosten be-. 


arbeitet, wodurch in der Hauptbuchhaltung 
nur ein einziges Unkostenkonto notwendig 
wird. Diese Bearbeitung. der- 
ausführlich an Beispielen dargestellt und bildet 


wohl den wichtigsten Abschnitt des. Buches. 
Für die Buchhaltung wird der Grund- 


. satz aufgestellt, daß es nur reine Konten geben 


„ Erfolgskonten aufzulösen. 


solle, jede Buchung sei streng in Bestands- und 
In der Praxis wird 
sich freilich dieser‘ Grundsatz ‘nicht immer 
durchführen lassen, - ee u, 

' Über das Verhältnis von Haupt- und Be- 
triebsbuchhaltung äußert sich Peiser dahin, 


daß sich die Hauptbuchhaltung den Bedürt- 


nissen ‚des Gesamtunternehmens anzupassen 
habe, und daß die Hauptzahlen der Betriebs- 
buchhaltung stets von: der Hauptbuchhaltung 
ausgehen und 
Alle Buchungen sollen durch das Hauptjournal 
laufen; Buchungen, die durch kein Spezial- 
grundbuch laufen, werden in Hilfsmemorialien 
a die sich in der Praxis gut bewährt 
aben. | 


Hieran schließen sich Ausführungen über 


. Material, Lohn, Nebenkosten und Montage, die 


‚wertvolle Anregungen bieten. So wird u. a. für 


- die nachträglichen Aufwendungen ein „Fertig- 


‚rückstellungskonto‘ empfohlen. 


Die einzelnen entstandenen Kosten werden 
schließlich in „Hauptabrechnungsbüchern‘‘ ge- 
sammelt, die zunächst mit ihren Monatsschluß- 
summen die Buchungsunterlage für. die Ü.ber- 


ae der Konten in die Hauptbuchhaltung- 


en, sodann als Grundlage für die Abstim- 
mung der Nachkalkulationsziffern mit denen 
der Buchhaltung dienen und schließlich der 
Geschäftsleitung einen schnellen und zusam- 
menfassenden Überblick über die Ergebnisse 
der Einzelbereehnungen geben.. 


‘Den Schluß bilden Ausführungen über 
T: 


„Übersicht und Statistik“. u? 


Das Buch stellt eine ausgezeichnete Be-- 


reicherung_ der Literatur über das Reehnungs- 
wesen im Fabrikbetriebe dar und zeigt insbe- 


sondere gangbare Wege zu einer sicheren Er- 


folgsrechnung. In einer Zeit, in der alle Kräfte 
zu wirklich “ wirtschaftlichem Arbeiten ver- 


einigt werden müssen, wird dieses Bueh vielen 


ein zuverlässiger Führer sein können. 
Prof. Dr. Penndorf. 


” 


Unkosten wird. 


zu ihr zurückkehren müssen. 


Br Eingänge. 
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'" Verlag von M.Krayn, Berlin 1920. Preis geb. 28 M. 

Wahl und Aufgaben der Betriebsräte, der 
Arbeiterräte und der Angestelltenräte, sowie der 
Betriebsobleute. Gemeinverständliche Erläuterung 
des Betriebsrätegesetzes und seiner Wahlordnung. 
‘Von Dr. H. Schulz. VI und 167 8. in 8°. Ver- 
lag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 9,60 M. 


‘Vom Kienspan bis zur Quecksilberdampf- 


lampe und dem Tesla-Licht. Vortrag, ge- 
halten vor den Mitgliedern der Schweizer Bundes- 
veraammlung sowie zweimal vor dem Bernischen 
Hochschulverein. Von Prof. Dr. A. Forster. 
62 8. in 8°. 
1920. Preis 2 M. 


Wirtschaftliche und rechtliche Grundlagen . 


einer rationellen Elektrizitätsversorgung 
mitbesonderer Berücksichtigung Böhmens. 
Von Prof. Dr. A. Krasny. 36 S. in 80. Verlag 
für Fachliteratur @. m..b. H., Wien 1920. 
EINEN, Sonderabdrucke. : 
Begrififund Zählung der Temperatur. 
‘Von Dr. K. Schreber. „Naturwissenschaftliche 
Wochenschrift“, Bd. 35, 1920, Nr. 1. . \ 
Bericht über die Tätigkeit des Material- 
prüfungsamtesim Betriebsjahr 1918. (1. IV. 
1918 bis 31. II. 1919.) „Mitteilungen aus dem 
-Materialprüfungsamt zu Berlin-Lichterfelde- West“ 
.1919. Heft 5/6. “ 


Listen und Drucksachen. 


Blektrische „Brekom“- Wärmeapparate. Her- 
ausgegeben von Friedrich Brendel & Co. G. 
m. b. H., München-Laim, \ : 


n 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 


ınessen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Die Nummern im Fernsprechbetrieb. 


Herr KR. schreibt in seiner ‚Erwiderung. 


auf S. 98 der- „ETZ‘“ 1920: „...von einer 
konstruktiven Verlegung der Nullklinke ist 
in meinen Ausführungen nicht die, Rede“. 
Ich darf Herrn KR. vielleicht fragen, was er 
dann- mit dem Satz in seiner Erwiderung 


’ 


IV und 143 S.. 


Verlag von R. Dech & Co.. Bern 


‚ordentlichen 
‘Eigenschaft hat der Verstorbene an der Ent- 
„wicklung der Elektrizitätsversorgung Deutsch- 


auf S. 526 der „ETZ‘ 1919 gemeint hat: 
„Der Vorschlag, die Zählweise der Klinken 
durch Verlegung der Nullklinke an das Ende 
der Reihe zu ändern, wird durch die praktische 
Erfahrung nicht gestützt‘. Ich hatte in mei- 
nen Ausführungen gerade die Beibehaltung 
der Nullklinke am Anjfang der Reihe verlangt 
und nur ihre besondere Kennzeichnung vor- 
geschlagen, damit sie nicht versehentlich als 
„eins“ gezählt wird, Ob meine Vorschläge 
überholt sind, wird die Zukunft zeigen. Tat- 


- sächlich baut eine der größten BerlinerSchwach- 


stromfirmen bereits eine größere Privatanlage 
mit der von mir vorgeschlagenen Klinkenbe- 
zeichnung, trotzdem sich dies nach Ansicht des 


‚Herrn KR, aus fabrikationstechnischen Grün- 


den verbietet.‘ 
Berlin, 19.11. 1920. 
ı Karl Ammon. 
Erwiderung. 
Hierzu schreibt unser Berichterstatter: 
. „In meinen Ausführungen ist nur von einer 
Anderung der Zählweise die Rede. Der Vor- 
schlag des Verfassers zielt doch darauf hin, 
den Gedankengang der. Beamtin beim Auf- 
suchen der Leitung durch die anderweite Be- 
zeichnung so zu beeinflussen, daß sie in der‘ 


‚Zählweise auf die Nullklinken am Anfang keine 
‚Rücksicht zu nehmen hat, die Zählweise also 


dieselbe ist, als ob die Nullklinke sich am Ende 
der Reihe befindet. 

Wenn eine größere Berliner Privatfirma 
sich zu einer Abweichung von der allgemein 
eingeführten, erprobten Klinkenbezeichnung 


, für eine Privatanlage versteht, so ist dies meines 


Erachtens sehr zu bedauern. Sehr oft verwen- 
den’die Inhaber größerer Nebenstellenanla- 
gen, und nur solche kommen in Betracht, Per- 


‚sonal, das die Schule bei der Staats-Telegra- 


phenverwaltung durchgemacht hat. Die ver- 
einzelte Abweichung zwingt dann das Personal, 
sich umzugewöhnen und birgt in sich eine neue 
Quelle für Falschverbindungen, deren Ver- 
hütung doch angestrebt wird. 


Hiermit schließen wir diese Erörterung. 
DSL 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Albert Hempel 7. 


Am 19. Februar verstarb an den Folgen 
der Grippe Albert Hempel, Direktor der Elek- 
trieitäts-Lieferungs-Gesellschaft, Berlin, und 
der Elektrieitätswerk Westfalen A. G.,. Bo- 
chum. Einem .taten- und erfolgreichen Leben, 
das ihn von kleinen Anfängen zu einflußreichen 
Stellungen emporführte, wurde damit ein vor- 
zeitiges Ende gesetzt. 

Hempel:wurde am 14. X. 1872 in Schön- 
feld, Kreis Randow in Pommern, als Sohn eines 
Landwirts geboren, besuchte die Technische 
Hochschule in Charlottenburg, und. betätigte 
sich dann praktisch zunächst auf dem Gebiete 
des Schiffbaues ‘beim ‚Vulkan‘ in Stettin 
und bei den Oder-Werken in Grabow.. Mitte 
1896 stellte er sich der Abteilung für Zentral- 
stationen .der Allgemeinen Elektrieitäts-Ge- 


‚sellschaft zur Verfügung, war dann kurze Zei- 


bei der Bauabteilung der elektrischen Straßen : 
bahn in Stettin tätig und übernahm 1898 Bau- 
und Betrieb von Straßenbahn und Elektrizitäts- 
werk Altenburg i. Sa., 1900 den Betrieb des 
Elektrizitätswerkes Freiberg i. Sa. Als dieses 
der Elektricitäts-Lieferungs-Gesellschaft an- 
gegliederte Unternehmen 1904 städtisch wurde, 


"berief die Gesellschaft Hempel als Prokuristen 


in ihre Verwaltung; 1910 ernannte sie ihn zum 
Vorstandsmitglied. In dieser 


lands hervorragenden Anteil genommen. Sein 
weiter Blick, gepaart mit wirtschaftlichem und 
technischem Verständnis, befähigte ihn zur 
riehtigen Einschätzung vorhandener und neu 
zu schaffender Absatzmöglichkeiten für elek- 
trische Arbeit. und zur erfolgreichen Beein- 
flussung ihrer technischen Entwicklung. 

Von .den zahlreichen Unternehmungen, an 
deren Hempel mitarbeitete, verdient insbe- 
sondere die großzügige Ausgestaltung der Elek- 
trizitätsversorgung des östlichen Sachsens, 
später des Wesertales und vor allem West- 
falens Erwähnung. An der Gründung und dem 
Aufbau: des Elektrizitätswerkes Westfalen war 


‘er hervorragend tätig und ist auch nach dessen 


vollständigem Übergang an die Landkreise 
sein energischer und erfolgreicher Leiter ge- 
blieben. Seiner besonderen Fürsorge erfreuten 
sich auch die Auslandsunternehmungen. der 
Elektrieitäts - Lieferungs - Gesellschaft sowie 
einige der Tochtergesellschaften, wie Eisenach, 
Königsberg, Unterelbe, Märkisches Elektricı-. 


238 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heit 12. 


18. März 1920. 


tätswerk A. G., Bayerische Elektrieitäts-Liefe- 
rungs-Gesellschaft u. a., in deren Aufsichtsrat 
er eine rege und fruchtbringende Tätigkeit 
entfaltete. 

Nun hat der Tod diesem arbeits- und er- 
folgreichem Wirken, das sich nicht nur auf das 
Fachgebiet beschränkte, ein Ende gesetzt; 
die Erinnerung an den Verstorbenen wird unter 
seinen Mitarbeitern wie bei allen, die ihn kann- 
ten, fortleben, und in der Geschichte der Elek- 
trizitätsversorgung Deutschlands wird sein 
Name stets ehrenvolle Erwähnung finden. 


K. Ort }. In New York starb am 1. II. 
1920 im Alter von nur 31 Jahren der Diplom- 
ingenieur Karl Ort. Der Verstorbene war nach 
dem Studium in Karlsruhe als Assistent an der 
Technischen Hochschule Berlin tätig und wid- 
mete sich dann der wissenschaftlichen und prak- 
“ tischen Tätigkeit bei den Firmen C. LorenzA. G,, 
Telefunken und Siemens & Halske, Wien. Die 
letzten 5 Jahre verbrachte er in Amerika, u. zw. 
in leitenden Stellungen, u. a. bei der Western 
Electric Company, der Da open und 


zuletzt bei der Wireless Telegraph Co. of 
Amerika. Rr. 
W. Thoms. Der bisherige Leiter des Kreis- 


Rlektrizitätsamtes Stolzenau a. W., Oberinge- 
nieur W. Thoms aus Dannenberga. E., wurde 
unter gleichzeitiger Ernennung zum. Direktor 
dieses Elektrizitätsamtes vom Kreise endgültig 
angestellt. 

Hochsehulnachrichten. Der a. o. Prof 
an der Universität Jena, Dr.-Ang. W. Ro- 
vowski hat einen Ruf auf den Lehrstuhl für 
Elektrotechnik an der Technischen Hochschule 
zu Aachen als Nachfolger. von Prof. Grotrian 
erhalten. — Der Dozent für Elektrochemie an 
der Technischen Hochschule Berlin, Prof. Dr. 
Kalischer, ist zum Honorarprofessor daselbst 
ernannt worden. 

RETTEN TITTEN TEE TETETETEEUTETTELESER 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 
(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 


Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu. richten.) 


Die nächsteSitzung des Elektrotechnischen 
Vereins findet statt am 
Dienstag, den 23. März 1920, 
abends 71, Uhr, 
in der Technischen Hochschule Charlottenburg; 
Hörsaal E B 45. 


Tagesordnung: 

.. ‚Geschäftliche Mitteilungen. . 

2. Vortrag des Herrn. Geheimrat Dr. W- 
Reichel: ,„Welche Stromart und 
welche Art der Energieerzeugung 
sollen bei zukünftiger Elektrisie- 
rung von Vollbahnen zugrunde ge- 
legt werden ?“ 


Inhaltsangabe: 

. Eigenarten der elektrischen Ausrüstungen 

der Fahrzeuge. 

2. Wirkungsgrade der Fahrleitung und der 
Speiseleitungen. 

3. Wirkungsgrade und Kosten der elektri- 
schen Ausrüstungen der Unterwerke und 
Kraftwerke. 

4. Arbeits- und. Kohlenverbrauch der gan- 
zen Anlage. 


ERHEBEN NEST EEELEERREETIRETTREEERSTTBRRECNETEN 
SITZUNGSKALENDER. 


Pe 


Deutsche Physikalische Gesellschaft. 19. 
III. 1920, abends 71, Uhr, Physikalisches In- 
stitut der Universität, Reichstagsufer 7: 

1. Vortrag G. Jaeckel: ‚Die physikali- 
schen Grundlagen für die Beurteilung der 
Größe und Entfernung von irdischen und 

\ Himmels-Körpern.“ 


2. Vortrag W. Westphal: „Die Möglich- . 


keit einer Deutung .der Photophorese als 
Radiometereffekt. 


Verein deutscher Ingenieure, Ausschuß 
für Wärmewirtschaft.: 22. III. 1920, 
abends 7 Uhr, Ingenieurhaus: Vortrag Haus- 
brandt ‚Fernleitung der Wärme.‘ 


Elektrotechniseher Verein. 23. III. 1920, 
abends 71, Uhr, Technische Hochschule, Hör- 
saal E B 45: Vortrag Dr. W. Reichel „Welche 
Stromart und welche Art der Energieerzeugung 
sollen bei zukünftiger Elektrisierung von Voll- 
bahnen zugrunde gelegt werden ?‘“ 

Weiteres siehe offizielle Ankündigung. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Die Entwicklung des „Load dispatcher‘). 
— Als die Philadelphia Electric Co. vor 10 Jah- 
ren einen besonderen Beamten (system operator 
oder load dispatcher) damit betraute, den 


Strombedarf des von ihr belieferten Gebietes. 


von 153 km? (mit einem Anschlußwert von 
38000 kW) zu regulieren, waren zwei Kraft- 
werke miteiner Jahresleistung von 76 Mill. kWh 
vorhanden. Jetzt hat sich das Gebiet auf 627 
km? mit 5870 km Leitungen, die Gesamtma- 
schinenleistung auf 240000 kVA bei einer 
Spitzenbelastung von 190 000 kVA und einer 
Jahresleistung von 700 Mill. kWh vergrößert, 
und es werden nicht nur 250 V Gleichstrom für 
gewerbliche Zwecke und 600 V Gleichstrom für 
Bahnbetrieb, sondern auch Zwei- und Vier- 
phasenstrom von 2400 V 60 Per, Dreiphasen- 
strom von 66.000 V 60 Per, Dreiphasenstrom 
von 13 200 V 25 und 60 Per und Zweiphasen- 
strom von 6000 V 60 Per für die Fernleitungen, 
sowie Gleich- und Wechselstrom für Reihen- 
straßenlampen geliefert. 

Früher saß der ‚System operator‘“ im 
Hauptkraftwerk und erledigte seine Aufgabe 
unter Beobachtung der Meßinstrumente, welche 
die Belastungen der einzelnen Stromkreise an- 
zeigten und mit Hilfe eines großen Lageplanes, 
in welchen alle Leitungen und die Schaltungs- 
schemas aller Werke und Unterwerke einge- 
zeichnet waren. Seine Befehle gab er mittels 
Telephons, empfing auf demselben Wege deren 
Bestätigung und markierte den Zustand der 
Schalter durch Metalltäfelchen, welche an ent- 
sprechende, am Lageplan angebrachte, Häk- 


chen gehängt wurden. Nachdem aber die oben, 


kurz angedeutete Vergrößerung stattgefunden 
hatte -und aus zwei Kraftwerken deren 10, aus 
12 Unterwerken deren 28 geworden und noch 
45. Privatunterwerke hinzugekommen waren, 
konnte ein Mann die Arbeit nicht mehr bewäl- 
tigen, selbst wenn ihm die Betriebsleitung der 
Kraftwerke, die ihm bis dabin auch übertragen 
war, abgenommen wurde, Man gab daher einem 
„Chief dispatcher“ 3 ‚„Dispatcher“ und 3 Assi- 
stenten bei und setzte die Aufgaben seiner Ab- 
teilung neu fest. Diese soll jetzt in jedem Au- 
genblick für die rationelle Erzeugung, Fortlei- 
tung und Verteilung der Energie verantwort- 
lich sein, hat also den voraussichtlichen Bedarf 
zu überschlagen, ihn auf die 
zu verteilen, sich zu vergewissern, daß überall 
genügend mechanische Betriebskraft und elek- 
trische Leistung vorhanden ist, um die zu er- 
wartende Belastung aufnehmen zu können, und 
daß auch für den Fall, daß die größte Betriebs- 
maschine stillgelegt werden muß, genügend 
Reserven vorhanden sind. Kein Schalter wird 
ohne Befehl des ‚Load dispatcher“ ein- oder 
ausgeschaltet, es sei denn, esgeschieht auf Grund 
ständiger Anweisungen, die sich auf Störungs- 
fälle beziehen. Auch die Inbetriebnahme oder 
Außerbetriebsetzung irgend welcher Maschinen 
darf nur mit seiner Zustimmung erfolgen. Diese 
Vielheit von Aufgaben ließ sich mit dem alten 
System der Metalltäfelehen und Häkchen nicht 
mehr bewältigen, und man entwarf deshalb einen 
elektrischen 
im Mai 1919in Betriebgenommen wurde(Abb.]). 


Abb. 1. Im Dienstraum des „Load dispatcher*. 


Er besteht z. Zt. aus 105 Stahlblechtafeln, dieje 
28x 41cm groß und matt dunkelgrün emailliert 
sind, so daß sich die in weißem Zelluloid ausge- 
führte Zeichnung im angenehmen Kontrast ab- 
hebt. Schalter werden durch Lampen markiert, 


ı) Vgl. „ETZ“ 1910, 8. i121. - 


Kraftwerke 


bersichtsplan ’(electrie chart), der. 


die seltener benutzten durch Stöpsel. Alle an- 
deren Apparate, Maschinen usw. werden durch 


einfache Symbole, wie Kreise, Vierecke usw. 


dargestellt, in welche 2 Signallampen, eine rote 
und eine grüne, versenkt eingesetzt sind. Die 
Lampen werden von einer Schalttafel mit 1620 


: Schaltern bedient, u. zw. bezeichnen grüne 


Lampen, daß die betr. Apparate sich in nor- 
malem Betrieb befinden, rote Lampen, daß sie 


nicht betriebsfähig oder in Reparatur sind. . 


Apparate, Maschinen usw., deren Lampen nicht 
brennen, sind außer Betrieb. Der Load dispat- 
cher hat 160 direkte Telephonleitungen zurallei- 
nigen Verfügung, durch die er mit allen Kraft- 
werken, Unterwerken und den größeren Privat- 
unterwerken in direkter Verbindung steht, u. 
zw. kann er zur Erhöhung der Betriebssicher- 


heit Leitungen von zwei verschiedenen Tele- 


phongesellschaften benutzen. 

Das Bureau selbst ist ein liehter Raum von 
6,7x10,7 m Bodenfläche, der bei Dunkelheit 
durch sechs 150-Wattlampen in: mattierten 
Glasglocken beleuchtet wird. In einer Ecke ist 
die im Grundriß etwa viertelkreisförmige, 6 m 


‘lange und 3 m hohe, Wand, welche den aus 105 


Tafeln zusammengesetzten Schaltplan trägt, 
mit der konvexen Seite gegen die Ecke zu auf- 

estellt. 3m davor, in der Richtung einer Sehne, 
befindet sich der Schalttisch für die Betätigung 
der Signallampen und der gewünschten Tele- 
phonverbindungen. Die Signallampen und Stöp- 
sellöcher für den Telephonverkehr sind an dem 
rechten und linken Drittel der ‘senkrechten 
Wand eines Aufsatzes auf diesem Tisch ange- 


ordnet, während 100 Schalter für den Schalt- 


plan das mittlere Drittel einnehmen. Die übri- 
gen 1520 Schalter finden auf einem horizontalen 
Ausbäu der Tischplatte nach vorn Platz. Die 
zwei Beamten, welche gleichzeitig Dienst haben, 
sitzen rechts und links von diesem Ausbau und 
haben so den Schaltplan und die Telephonsig- 
nallampen vor sich, sowie alıe Schalter bequem 
zur Hand. Außerdem sind ein Schreibtisch für 
den ‚‚Chief‘“, der mittels Telautograph mit den 
Betriebsleitern der Kraftwerke verkehren kann, 
Arbeitsplätze für 4 Schreiber, Schränke für 
Karteien und. Briefordner und ein Diktaphon 


' für die Aufnahme von Berichten vorhanden. 


Wie man sieht, ist ein ziemlich erheblicher Ap- 


parat aufgeboten, um dieeinheitliche Verfügung _ 


über dieses ausgedehnte Netz von eimem 
Punkt aus zu ermöglichen. Unzweifelhaft wird 
dadurch eine rationellere Ausnutzung der An- 
lage als essonst der Fall wäre, gewährleistet,und 
es leuchtet ein, daß ein schnelleres und über- 
sichtlicheres Arbeiten nur schwer, wenn über- 
haupt erdacht werden könnte. (,Electrical 
World“, Bd. 74, 1919, S. 347.) Ww. 


Blitzschläge in elektrische Leitungen. — 


Aus Columbia erhalten wir von Herrn A. 
Wöbcken Mitteilungen über Beobachtungen, 
die er bei Blitzschlägen an einer 26 km langen, 
auf der Hochebene von Bogotä liegenden 
20 000 V-Drehstrom-Fernleitung gemacht hat. 

Im Verlauf von 9 Jahren konnte der Be- 
obachter bei 3 Blitzschlägen in Hochspannungs- 
leitungen feststellen, daß, nach den, Begleiter- 
scheinungen zu urteilen, die Blitze in der dor- 
tigen Gegend besonders wenig Energie ent- 
halten. Die von hohen Bergen eingeschlossene 


"Hochebene ist 150 km lang, 25 bis 40 km breit 


und hat eine durchschnittliche Höhe von 
2600 m. Im Gegensatz zu dem westlich liegen- 

den Flußtal des Magdalenen- 
stromes ist die Zahl der Gewit- 
ter gering. 
druck beträgt nur 540 mm. 


..gehaltes der Luft sollen Zün- 
dungen durch Blitzschläge dort 
nie vorkommen, wie überhaupt 
Hochspannungsleitungen ist je- 

‘ lator auf freier Strecke ge- 

. sprengt worden,die Schutzappa- 
rate haben angesprochen, wei- 
nicht beobachtet werden. Insbe- 
sondere haben die Transforma- 
toren nie Schaden gelitten. 


verliefen direkte Blitzschläge 
immer harmlos. Bei Einschlag- 


nur ganz geringe Absplitterun- 


ableiter sprachen nur wie bei ge- 


’ .. wöhnlichen Induktionsschlägen 
an. Die weiteren Beobachtungen des Herrn 
Wöbcken decken sich mit bekannten Begleit-. 
erscheinungen bei Blitzschlägen in elektrische ° 


Leitungen. ‚Für Freileitungsnetze in von Ge- 
wittern stark heimgesuchten Gegenden ist es 


nach Ansicht des Herrn Wöbeken zweckmäßig, Re 
| die_Hausinstallationen durch kleine, nnd daher _ 


Der mittlere Luft- , 


Infolge des geringen Sauerstoff 


Schadenbrände seltenauftreten. 
Bei den. Blitzschlägen in die 


desmal ein Hochspannungsiso- 
tere Beschädigungen konnten 


Auch im Niederspannungsnetz. 


stellen an Holzmasten waren. 


gen zu beobachten ; die Hömer- 


ne SD ee 


18. März 1920.\ 


billige Induktionsspulen zu schützen. Diese 
müßten natürlich sehr kurz ausgeführt werden; 
15 Windungen dürften vielleicht schon ge- 
nügen. Die Spulen müßten außerhalb der Ge- 
bäude vor den Hauseinführungen angebracht 
werden. CR, 


Elektromaschinenbau. 


Verfahren zum Schutz der Lötstellen an 
Kurzschlußankern. — Motoren mit Kurzschluß- 
ankern werden oft dadurch unbrauchbar, daß 
die Lötstellen dureh starke Erhitzung infolge 
von häufig auftretenden, plötzlichen Belastungs- 
schwankungen ausschmelzen. Die Zentrifugal- 
kraftschleudert dann das erweichte Lot gegen die 
Ständerwicklung, wobei die Isolierung stellen- 
weise verkohlt und Kurzschlüsse herbeigeführt 
werden. Die französische Firma Breguet besei- 
tigt diesen Übelstand, indem sie die vorher 
durch Sandstrahl sorgfältig gereinigten Löt- 
stellen mit einem Kupferüberzug mittels des 
.Schoopsehen Metallspritzverfahrens versieht. 
Hierdurch wird nicht nur der Kontakt verbes- 
sert, sondern ein Ausschleudern des erweichten 
Lotes ist wirksam verhindert. Versuche haben 
gezeigt, daß so behandelte Lötstellen, ohne zu 
leiden, eine Temperatur von 250 °C und sogar 
eine mehrere Minuten andauernde Einschaltung 
bei festgehaltenem Läufer und volier Spannung 
"aushalten. (Revue Generale de V’Electricit6, 
8. XI. 1919.) EEWen. 


Das Verhalten der Synehronmaschine beim 
Kurzschluß über Streckenwiderstände.— J.Bier- 
manns berechnet die beim Kurzschluß über 
StreckenwiderständezuerwartendenÜberströme 
unter Vernachlässigung der in der Maschine 
selbst auftretenden Ausgleichsvorgänge. Zu 
diesem Zwecke werden die Differentialglei- 
chungen für eine Synchronmaschine in mög- 
lichst einfacher Ausführung aufgestellt und die 
Lösung für den stationären Zustand gegeben. 
Es werden dann Formeln für den freien Aus- 
gleichsstrom gegeben. Die unter Annahme 
eines ungesättigten magnetischen Kreises auf- 
gestellten Formeln werden durch Einführung 
‘ der Eisensättigung verbessert. Anschließend 
wird nun der einphasige Kurzschluß einer Syn- 

chronmaschine untersucht. Bezüglich des 
. freien Ausgleiehstromes beim plötzlichen Kurz- 
schluß äußern sich die Sättigungserscheinungen 
in gleicher Weise wie beim mehrphasigen Kurz- 
schluß. Die Kenntnis der kurz nach der Unter- 
brechung an den Klemmen der Maschine auftre- 
tenden Spannung ist wichtig, da sie maßgebend 
fürdie Beanspruchung des den Kurzschlu ßBunter- 
brechenden Ölschalters ist. Es werden Formeln 
für den allphasigen und einphasigen Kurzschluß 
unter Berücksichtigung der Eisensättigung an- 
gegeben. Zum Schluß wird der Einfluß der nor- 
‚malen Belastung in den Formeln berücksichtigt 
und die Stromverteilung in zusammengeschal- 
teten Netzen berechnet. Dabei beschränkt sich 
der Verfasser auf die Untersuchung eines typi- 
schen Beispiels. Auf ein Netz arbeiten zwei 
Zentralen, die über eine längere Fernleitung mit 
Induktivität und Ohmschen Widerstand mit 
einander verbunden sind. (Archiv £f. Elektr., 
Bd. 8, 1919, S. 275.) v2. 


Leistungsverdoppelung von Transformato- 
ren durch verstärkte Ölkühlung. — Die Georgia 
‚Railway a. Power Co mußte in einem ihrer Un- 
terwerke plötzlich drei 1000 kW-Transforma- 
toren stärker belasten und bediente sich der 
nachstehend beschriebenen Methode, um die 
Temperatur innerhalb der zulässigen Grenzen 
zu halten. Sechs Fordsche Automobilkühler 
wurden zu je zweien mittels 5 cm starker Rohr- 
leitungen mit den Transformatorenkesseln und 
rotierenden Pumpen so verbunden, daß das Öl 
oben abgesaugt und, nachdem es die Kühler 
durchströmt hatte, unten wieder zugeführt 
wurde. Jeder Kühler wurde dauernd einem 
feinen Sprühregen aus der Wasserleitung, den 
der Luftzug eines elektrischen Tischventilators 
von 400 mm Flügeldurchmesser durch die 
*Kühlerzellen trieb, ausgesetzt, und es wurde 
hierdurch ein Abfallen der Öltemperatur um 8 
erreicht, Bei einer Belastung der drei Trans- 
formatoren mit 5000 kW ergab sich im Sommer 
eine Öltemperatur von 60°. („Electrical World“ 
1919, Bd. 74, S. 1157.) W. 


Apparatebau. 


Ein veränderlicher Flüssigkeitswiderstand. 

- — Für Versuchsarbeiten, namentlich mit Hoch- 
frequenz, ist häufig ein leicht regelbarer Wider- 
stand höherer Ohmzahl erwünscht. Gute 
Dienste tut hier die abgebildete Konstruktion 
(Abb. 2), welche aus einem U-Rohr aus Glas 
mit auf die nach oben gerichteten Enden ge- 
setzten Erweiterungen und 2 in den Rohr- 
schenkeln gleitenden Glasstäben besteht. Die 
Erweiterungen werden durch Glasrohrab- 
schnitte gebildet, die mittels Gummipfropfen 


Elektrotechalsche Zeitschrilt. 1920. 


u 


aufgesetzt sind und aus Kupferdraht ringförmig 
gewiekelte Elektroden aufnehmen, deren Enden 
durch die Gummipfropfen nach außen treten und 


- zu den Anschlußklemmen führen. Das U-Rohr 


ist mit verdünnter Kupfersulfatlösung so ge- 


Am Klerrmmworrichtung 
aus Harıqummum! 


4mm Glassiab 
3m Messingstab 


N} 
| 


A Vermmworrichtung 
Flektrode 


Harigumimi 


12mm Holzbrert 


em 


“ Abb. 2, Veränderlicher Flüssigkeitswiderstand. 


füllt, daß die Elektroden gerade eintauchen. 
Werden nun die Glasstäbe eingesenkt, so sam- 
melt sich die verdrängte Flüssigkeit in den Er- 
weiterungen, eine Querschnittsverminderung 
der Flüssigkeitssäule im U-Rohr tritt ein, und 
eine Erhöhung des Widerstandes ist die Folge. 
Die Anordnung ist einfach und billig herzu- 
stellen. und hat den Vorzug, weder Lötstellen 
noch bewegte Elektroden zu besitzen. (,The 
Radio Review‘, Bd. 1,1920, S. 173.) W. 


'Meßgeräte. 


Untersuchungen über die möglichen Fehler- 
quellen bei Stromwandlern. — E. Wirz unter- 
sucht bei Stromwandlern zwei Arten von 
Fehlerquellen, nämlich solche, die dem Trans- 
fiormationsprinzip und den zum Bau verwen- 
deten Materialien anhaften, und. solche, die 
durch äußere Einflüsse hervorgerufen werden. 
Dabei werden folgende Gruppen von Strom- 


.wandlern unterschieden: 


I. Stromwandler, bei denen nur das Über- 
setzungsverhältnis- der Ströme und die 
Fernhaltung der Hochspannung von den 


Meßapparaten maßgebend ist. 


setzungsverhältnis und der Fernhaltung 
der Hochspannung noch die Phasenab- 
weichung zwischen Primär- und Sekundär- 
strom, sowie die Phasenverschiebung im 
a undSekundärkreis ausschlaggebend 
sind. 


a) Technische Stromwandler, die dauernd 
.. im betreffenden Stromkreis legen und 
een unter Strom und Spannung 

sind, 


’ b) Kontroll- und Präzisionsinstrumente, 
' die nur vorübergehend eingeschaltet 
werden. 


. „Zunächst werden für den. Stromwandler 
die Grundgleichungen aufgestellt und mit deren 
Hilfe die internen Fehlererscheinungen durch 
den Einfluß der Magnetisierungs- und Verlust- 
kurve und der Stoßfugen eingehend. diskutiert. 
Hierauf werden die extremen Fehlerquellen 
untersucht, u. zw. der Einfluß der Periodenzahl, 
der primären und sekundären Phasenverschie- 
bung, der sekundären Belastung und der Kur- 
venform, der Remanenz und der Hochspan- 
nungs- und Sättigungserscheinungen. (Archiv 
f. Elektrotechn., Bd. 6, $S. 23.) V9. 


Neue Universal-Zählertafel. — Die Firma 
Ernst Matthes, Nienburg a. Weser, bringt eine 
Universal-Zählertafel mit festem Eisenrahmen 
und geteilter, abnehmbarer Blechtafel auf den 
Markt; sie hat ein gefälliges Aussehen und ge- 
stattet eine leicht zugängliche Anbringung 
der Sicherungen, Klemmen und Leitungen. 
Wie Abb. 3. zeigt, werden in dem Rahmen, 
welcher mit der Wand fest verbunden ist, die 
Sicherungselemente ‚und alle Klemmen einge- 
baut ; sämtliche Leitungen können bei der Mon- 
tage frei zugänglich verlegt, verteilt und ange- 


'klemmt werden. Auch die Durchführung der 


Heit 12. 


'Stromwandler, bei denen außer dem Über- 


230 


Leitungen durch die Tafel zum Zähler und 
wieder zurück macht keinerlei Schwierigkeiten, 
da hierfür ein Ersatzstück aus Isoliermaterial 
vorgesehen ist, durch welches die Leitungen bei 
offenem Rahmen durchgezogen werden. Nach- 
dem die Leistungen fertig verlegt sind, wird 
die geteilte Blechtafel aufgesetzt, und es ergibt 


Abb. 3. Zählertafel. Abb. 4. 


sich dann das in Abb. 4 dargestellte Bild. An 
be installierte Universal-Zählertafel können 
eicht weitere Stromkreise angeschlossen wer- 
den, ohne daß der Rahmen entfernt wird, oder 
besondere Änderungen daran vorgenommen 
werden müssen. Es werden lediglich die hinzu- 
kommenden Leitungen und Sicherungen einge- 
baut, und das obere Deckblech wird gegen ein 
anderes, entsprechendes umgetauscht. Wp. 


Verkehr und Transport. 


Über die Größe von Luftschiffen. — Der 
Gang der Entwicklung deutet darauf hin, daß 
Luftschiffe, wenigstens solche für Transport- 
zwecke, bedeutend größer werden, als wir sie 
bis jetzt gewohnt waren. _Das große, starre 
Luftschiff ist trotz der Entwicklung des Groß- 
flugzeugs immer noch das einzige, sichereMittel, 
um sehr große Entfernungen bei hoher Ge- 


.schwindigkeit zu überbrücken. Bei Flugzeugen 


ist, gleiche Konstruktion und Fluggeschwindig- 
keit vorausgesetzt, die Tragfähigkeit propor- 
tional dem Suadras der linearen Abmessungen, 
während das Gewicht mit dem Kubus steigt. 
Daraus folgt, daß die Tragkraft mit zuneh- 
mender Größe des Flugzeugs nicht verhältnis- 
mäßig steigt. Bei Luftschiffen ist die Trag- 
kraft dem Gasinhalt, d. h. dem Kubus der line- 
aren Abmessungen proportional, so daß, da 
das Gesamtgewicht in erheblich geringerem 
Verhältnis steigt, die Tragkraft bei zunehmen- 
der Größe mehr als verhältnismäßig steigt. 
Hierdurch wird das Großluftschiff dem Groß- 
flugzeug erheblich überlegen, namentlich bei 
Berücksichtigung der für lange Reisen mitzu- 
führenden Brennstoffvorräte. Wenn man 
2 Luftschiffe von 5650 m® und 28 300 m}, die 
beide für eine Höchstgeschwindigkeit von 
125 km/h gebaut sind, und von denen das 
kleinere bei 24,25 m Durchmesser. 197 m lang, 
das größere bei 41,25 m Durchmesser 333,5 m 
lang ist, miteinander vergleicht, so findet man, 
daß die Gesamttragkraft des kleineren Luft- 
schiffs 61,6 t und des größeren 308 t beträgt, 
die Nutztragkraft etwa 37 t und 185 t, d. h. 
60% der obigen Zahlen. Der Aktionsradius 
würde bei einer mittleren Geschwindigkeit von 
112 km/h und 1270 kW bei dem kleineren 
Luftschiff 4125, bei dem größeren bei derselben 
Geschwindigkeit und 3720 kW 12900 km 
betragen. Bei einer Geschwindigkeit von 
72 km/h würden sich diese Zahlen etwa ver- 
doppeln. Bei den den obigen Angaben zu- 
grunde liegenden Berechnungen wurde der 
Auftrieb des Wasserstoffgases zu 1,1 kg/m}, 
der Brennstoffverbrauch für 1kW zu 323 g und 
das Verhältnis der entwickelten zu der am Pro- 
peller nutzbar gemachten mechanischen Kraft- 
wirkung zu 70% eingesetzt. In Wirklichkeit ist 
die sich ergebende Überlegenheit des größeren 
Luftschiffs noch viel bedeutender, da die oben 
erwähnte, verhältnismäßig größere Tragkraft 
nicht berücksichtigt ist. Im allgemeinen wird 
man vom Gesichtspunkte der größten Zweck- 
mäßigkeit ausgehen und Luftschiffe von guter 
Tropfenform Fe so groß bauen, daß sie die 
Strecke, für die sie bestimmt sind, etwas über 

zweimal, ohne Zwischenlandung, zurücklegen 


3 ua E ae 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit‘12. 


ter, 


können; die Größe der vorhandenen Luttschift- 
hallen sollte aber dabei nicht mitsprechen. Die 
Form des deutschen LuftschiffsL 33 wurde bisher 


mit Unrecht als die bestmögliche betrachtet; 


neuere Versuche haben gezeigt, daß die Trag- 
fähigkeit um 6 t gesteigert werden konnte, 
ohne daß sich der Luftwiderstand erhöhte, und 
bei sehr geringer Gewichtsvermehrung. Auch 
sieht es so aus, als ob das Verhältnis: Länge 
zu Durchmesser, das bei L 33 8 beträgt, be- 
trächtlich kleiner gewählt werden kann, und 
als ob dadurch gleichzeitig der Luftwiderstand 
verringert würde. Bei einem Luftschiff von 
etwa 70700 m® könnte bei gleichbleibender 
Geschwindigkeit und demselben Aktionsradius 
das Verhältnis der Nutz- zur Gesamttragkratt 
auf 70% erhöht werden, falls es möglich sein 
sollte, die obige Zahl 8 auf 6 herabzumindern, 
ohne daß der Luftwiderstand zunimmt. Jeden- 
falls ergibt sich, daß bei Luftschiffen für Weit- 
flüge mit beträchtlichen Nutzlasten die Größe 
eine ganz bedeutende Rolle spielt, so daß die 
Abmessungen in der nächsten Zukunft eine 
erhebliche Vergrößerung erkennen lassen wer- 
den. Unabhängigkeit von Luftschiffhallen 
durch ‚Verwendung verbesserter Ankermaste 
wird ‘diese Entwicklung beschleunigen. („En- 
gineering‘‘, Bd. 109, 1920, S. 184.) W. 
Eine benzin-elektrische Feuerspritze. — Die 


benzin-elektrischeFeuerspritze (Abb.5)derFirma 
Tillings-Stevens Motors Ltd. ist nach deren be- 


Abb. 5. Benzin-elektrische Feuerspritze. 


kannter Anordnung gebaut. Auf einem vierrädi- 
gen Fahrgestell ist ein Vierzylinder-Benzinmotor, 
der eine Dynamo treibt, angeordnet. Der erzeugte 
Strom kann zum Antrieb des Fahrgestells oder 
bei Stillstand desselben zum Antrieb der 
Pumpe verwendet werden. Sowie der Brandort 
erreicht ist, wird die Pumpe, welche mit einem 
Motor versehen ist, durch einfache Umschaltung 
in Betrieb gesetzt. Die Motorpumpe ist mit zwei 
eigenen Laufrädern von. 1,35 m Durchmesser 
versehen, so daß sie so nahe als möglich an den 
Brandherd oder die Wasserentnahmestelle her- 
angebracht werden kann, wobei der Strom durch 
Kabel zugeführt wird (Abb. 6). Pumpe und 


Motor sind vertikal übereinander angeordnet 
(Abb. 7), die Pumpe unten, um eine möglichst 
große Saughöhe zu erreichen. Auszieh- und 
verriegelbare Leitbahnen in Verbindung mit 


Alb, 7. Motorpumpe ‚mit Schalttafel im Querschnitt. 


den zu Seilttommeln ausgebildeten Naben der 


Laufräder ermöglichen ein schnelles Abladen. 
der Motorpumpe, die noch nicht. 1 t wiegt, | 


und deren Räder sich auf dem Fahrzeug nur 
wenig über der Erdoberfläche befinden. Kabel 
zur elektrischen Verbindung zwischen Dy- 
namo und Motorpumpe werden auf Trommeln 
auf den Laufbrettern mitgeführt. Pumpe, 


Motor und Steuervorrichtungen sind aus Abb. 7 


ersichtlich; die zweistufige Zentrifugalpumpe 
besteht aus Bronze und ist unmittelbar mit 
einem Nebenschlußmotor gekuppelt. Die An- 
ordnung ist so getroffen, daß der Motoranker 
bei normaler Belastung eine nach oben gerich- 
tete Kraft entwickelt, welche das Gewicht der 


bewegten Teile gerade aufhebt und das Kugel-- 


lager am oberen Ende der Achse vollkommen 
entlastet. Eine kleine, einfach wirkende, zwei- 
zylindrige Füllpumpe wird durch Zahnräder 
angetrieben und kann durch einen Ausschalt- 
hebel außer Betrieb gesetzt werden, sobald die 
Hauptpumpe voll ist. 
stets 200 V, und ein Regler steuert den Mo- 
tor. entsprechend. Die Drehzahl der Pumpe 


kann in weiten Grenzen verlustlos durch Feld- 


regelung geändert werden ; die normale Leistung 
beträgt 1600 l/min bei einem Druck von 
8,75 kg/cm?. Die beschriebene Feuerspritze 
kann auch auf einem Boot oder einem 
Eisenbahnwagen mit elektrischem Antrieb be- 
nutzt werden, diese mittels ihrer Benzin- 


dynamo fortbewegen und so gegebenenfalls‘ 
die Brandstätte schneller erreichen. (‚„Enginee- 


ring‘“, Bd. 169, 1920,'8..173.) W: 


Ausländische Projekte. Die . gesetz- 
gebende Körperschaft von Britisch-Indien 
hat nach „The Board of Trade Journal‘ dem 
Generalgouverneur empfohlen, die Elektrisie- 
rung der Bahnen innerhalb 40 km von Kal- 


kutta: in Erwägung zu ziehen. — Nach einer 


Mitteilung der „Electrical Review‘ aus Argen- 
tinien will die Western Railway ihr Bahnsy- 
stem bis Castelar, 32km von Buenos Aires, elek- 
trisieren. .Die hieraus erwachsenden Kosten 
werden auf 1 Mill. £ geschätzt. Auch "die 
Southern Railwa 


La Plata. — In Tokio (Japan) ist die Tokio 
City Co. mit einem Kapital.von 50 Mill. Yen 
zu dem Zweck Be worden, eine Unter- 
grundbahn ins Leben zu rufen. Nach ‚Board 
of Trade Journal‘ wird angenommen, daß die 
erste etwa 15 km lange Strecke in 3 Jahren zur 
Vollendung gelangt. — Wie ‚The Electrical 
Review‘ berichtet, soll dem schwedischen 
Reichstag voraussichtlich demnächst der Plan 
für die Elektrisierung der Bahnlinie Stock- 
holm— Gothenburg vorgelegt werden, dessen 
Durchführung insgesamt etwa 60 Mill. Kr und 
3.Jahre Bauzeit erfordern dürfte. Auch die von 
der Regierung bereits genehmigte Umwandlun 


der Bahn Gellivare— Svartön für elektrischen. 


Betrieb soll nunmehr in Angriff genommen 


werden. Nach Mitteilung des „Svenska Dag- 


bladet‘‘ besteht die Absıcht, den elektrischen 


Betrieb zwischen Landskrona und Trelleborg . 


zunächst auf der Strecke bis Kjäplinge für 
Personenzüge' einzuführen. Die Kosten der 
Leitungsanlage werden zu 0,370 Mill. Kr, die 


‚zweier elektrischen Lokomotiven zu 0,3 Mill. Kr 


angegeben. — Aus der Mandschurei wird be- 


' riehtet, daß zwischen Dairen und Port Arthur. 


eine elektrische Bahnverbindung von rd 30 km 
Länge hergestellt werden soll. — Der Stadtrat 
von Nizza ‚hat: nach einer Mitteilung. der 
„Zeitschr. d. österr. Ing.- u. Arch.-Ver.“ ein 
Projekt ausarbeiten lassen, um durch eine elek- 


trische Bahn eine Verbindung mit dem Genfer. 


See zu schaffen. Die Bahn soll Abzweigungen 
nach Digne und Grenoble erhalten und quer 
durch die Gebirge Savoyens führen. Das Unter- 


nehmen würde bei Einschaltung-eines Schiffs- 
Genfer See nach‘ 


zwischenverkehrs auf dem 
Elektrisierung der schweizerischen Bahnen eine 
direkte elektrische Verbindung zwischen Nizza 
und Basel herstellen. — Für den Ausbau des 
südtirolischen Eisenbahnnetzes hat das italie- 
nische Parlament nach der ‚Schweizer. Bau- 
ztg.‘‘ vor kurzem 300 Mill, Lire bewilligt. Es 
handelt sich dabei um mehrere hundert Kilo- 


‚meter elektrisch zu betreibender Bahnen, die 


unmittelbar an das schweizerische Netz ange- 
schlossen werden sollen. Eine rd 300 km lange 
Hauptstrecke wird von Tirano (Ende der 
Bernina-Bahn) nach Belluno führen; hier ist 
eiie weitere Verbindung nach Feltre und eine 
neue nach Vittorio geplant. Auch sieht man 
einen Anschluß von Belluno an die Ampezzaner- 
bahn sowie eine Linie von Cortina d’Ampezzo 
zur Grödnertalbahn und damit zur Südbahu 
(bei Klausen im Eisacktal) vor. Die.Durch- 
führung des Projektes setzt den gleichzeitigen 
Ausbau der Wasserkräfte des Gebietes voraus; 
es sind Kraftwerke an der Etsch zwischen Neu- 
markt und Lavis (60 000 PS), ferner oberhalb 


Bozen an der Eisak (40 000 PS) und bei Tirano 
(56 000 PS) in Aussicht genommen. — 


In 


Die Dynamo ‘erzeugt 


plant die Einführung des. 
elektrischen "Betriebes auf ihren Linien nach 


Jamaika beabsichtigt die Regierung, das 
Eisenbahnnetz zu elektrisieren. Bei etwa 3,4 


Mill. $ Gesamtkosten der Umwandlung wird 


die Ersparnis an Betriebsausgaben jährlich auf - 


etwa 7,8%, dieser Summe geschätzt. 


2 Beleuchtung und Heizung. 


Der Wolframbogen. — Lichtbogen-Glühlam- 5 
pen mit Kontaktzündung haben den Übelstand 


an sich, daß die Kontaktstellen leicht anein- 


' 18. März 1820. 


anderschweißen oder fritten. O. Kruh knüpft 


in einer Arbeit!) an seine früheren Untersuchun- 


en über ‘das Ingangsetzen des Quecksilber-" 


bogens durch Ionisation an und benutzt als 
Anode eine kleine . Kugel aus geschmolzenem 
Wolframmetall und eine Kathode aus Platin 
oder Wolfram in Form einer quer zum Licht- 


bogen liegenden schraubenförmigen Spirale, die 
mit Oxyden der Erdalkaligruppe überstrichen 

ist. Diese Spirale wird durch einen besonderen 
Strom erhitzt, wodurch die Ionisierung der 


Bogenstrecke befördert und der Bogenstrom 
eingeleitet wird. Es entstehen zunächst Geiß- 
lersche Entladungen von geringer Stromstärke, 


die in kurzer Zeit in Bogenentladungen über- . 


gehen. Bei einem Vakuum von 1 .mm breiten 
sich die Entladuxgen über einen sroßen Teil der 
Spirale aus, während die Anode allseitig von 
Stromlinien umgeben ist. Die Spannung an der 


Anode soll 15 V, an der Kathode 2 V betragen. 


Eine Verstärkung des Stromes läßt den Anoden- 
abfall sinken und den Kathodenbafall steigen. 
Die Gesamtspannung sinkt indessen, entspre- 


chend allen anderen Lichtbogen, bei steigendem , 


Strom. Erhöhter Gasdruck schmälert den Bo- 
gen, wobei die Entladung an der Kathode selbst 


‚bei kleinem Strom. von.einem Punkte ausgeht. 


Die Spannungsabfälle an den Elektroden än- 
dern sich wenig, dagegen wird der Spannungs- 
abfall im Bogen bei zunehmendem Druck we- 


sentlich größer, Das Material der Spirale ist, 


abhängig vom Gasdruck, bei geringem Druck 
‘genügt Platin, bei höherem Druck wird eine 
Wolframspirale mit Zirkon- oder. Thorium- 
oxyden' verwendet, 
sind keine Oxyde erforderlich. Die Zündspan- 
nung ist abhängig von dem Grade der Ionisa- 
tion der Bogenstrecke. Erhitzt man die Spirale 
so stark, daß ihre Lichtabgabe einem Watt pro 


Bei höheren Hitzegraden 


Kerze entspricht, so ist bei einem Abstand von 
5 mm eine Zündspannung von 180 V erforder- 
lich, bei einer Lichtabgabe von 0,25 W/ER sinkt. 


die Zündspannung bei gleichbleibendem Ab- 


stand auf 60 V herab. Bei tieferen Zündspan- 


nungen ist eine Oxydschicht erforderlich. Die 


niedrigste Zündspannung beträgt 24 V. Beim 


Zünden kann durch Induktionsstoß in gleicher 


Weise, wie dies schon früher bei der Queck- 


silberdampflampe geschehen ist, nachgeholfen 


werden. Die Gesamtspannung ist abhängig 


u. zw. ergibt Argon die kleinere, und Wasser- 
stoff die größere Bogenspannung. 

. „Die Verwendung von Gas hat den Zweck, 
den Beschlag der Lampe zu vermindern, in 


gleicher Weise, wie dies bei der Halb wattlampe 


: liehen von der Anode. 


‚größ te, elektrisch beheizte Brutanstalt befindet 


geschieht. Die Lichtabgabe erfolgt im wesent- 
Diese ist weißglühend 
und hat eine .Flächenhelle bis zu 50 FX/mm?. 
Der Bogen gibt wenig Licht, die kleinste Licht- 
abgabe des Bogens ist bei Argon vorhanden, so- 
‘dann folgen Stickstoff und Wasserstoff. Auf 


der Kathode ist nur eine kleine leuchtende 


Fläche vorhanden. Bei stark ionisierter Bogen- 


strecke ist es möglich, die Lampe mit Wechsel-. 


strom zu betreiben. Diese Möglichkeit geht bei 
kleineren Stromdichten verloren, und die Lampe 
verhält sich 
lampe. 
Lampe lassen sich leicht bereehnen. Die Bogen- 


hier wie die: Quecksilberdampf- 
Lichtstärke und Stromstärke der 


spannung beträgt 15 V und der spezifische Ver- 


brauch 0,4 W/HR.. Daraus berechnet sich der 


Strom i& = 0,4/15x Kerzen. Bei 40 EX/mm? ist, 


die Lichtstärke = 


E I 
der kugelförmigen Anode daten jur :) 
| 21/Kerzen 
NER 


Die Lichtfarbe soll weißer als bei der Halbwatt- 
lampe sein, das Licht sehr ruhig und aktinisch. 


x40. Der Durchmesser 


En 


.1. von der Entfernung der Elektroden, 2. von. AR 
.der Stromstärke, 3. von der Natur der Gase, 


ee 


Ihr Anwendungsgebiet findet die Lampe insbe- 


sondere bei der Projektion und namentlich. für 
‘kleinere Apparate für Mikroprojektion. Hor. 


Elektrisch beheizte Brutapparate. — Die 


sich in Artesia in. Kalifornien. - Hier können 
100 000 Eier gleichzeitig. ausgebrütet und 
wöchentlich 30.000. Kücken geliefert werden. Die 
Brutapparate werden durch Heizelemente aus 
Chromnickeldraht, der auf gerillte Porzellan- 


zylinder äufgebracht ist und mit 600. W belastet 


1) „Wlektrötechn. u Maschinenb,", Bd. 96, 8. 945, 


a 
z z ) 


18. März 1820. 


wird, erwärmt. Thermostate regeln die Tem- 
peratur selbsttätig, wobei größere Schwankun- 
En durch Alarmglocken angezeigt werden. Die 

'orteile der elektrisch beheizten Brutapparate 
sind in die Augen springend. Infolge der gleich- 
mäßigenTemperatur können keineK ücken durch 
Mangel oder Übermaß an Wärme eingehen, 
Heizlampen sind unnötig und die bei Gashei- 
zung vorkommenden Vergiftungsfälle werden 
unmöglich. 
1920, S. 30 nach „Electrical Review‘, Chicago, 
18..X E00 w. : 


‚Elektrischer Erhitzer für Laboratoriums- 


gebrauch. — Der in Abb. 8 dargestellte elek-. 


tıische Erbitzer findet besonders bei der Be- 
. Stimmung der Siede- und Entflammungspunkte 
von Petroleum, Ölen usw. Verwendung und be- 
‚steht auseinem zylindrischen, in 2-Abteilungen 
an: Metallgehäuse, welches an einem 

tativ befestigt werden kann. In der oberen 


Abb.'8. Elektrischer Erhitzer. 


Abteilung befindet sich der Heizkörper, 
gebildet durch eime Chromnickelspirale, 
die in mehreren Windungen in flache Nuten 
eines konisch zausgebohrten Blocks aus 
hitzebeständigem Isolationsmaterial von ge- 
ringem Wärmeleitungsvermögen eingelegt ist. 
Der Heizkörper wird durch eine kreisrunde 
Platte mit einer Öffnung von 3cm Durchmesser 
in der Mitte nach oben abgeschlossen. Diese 
Platte nimmt das zu erhitzende Gefäß auf, 
welches so nach Einschalten der Vorrichtung 


einer regelbaren strahlenden Wärme ausgesetzt. 
wird. Die Regelung wird durch einen im unte-: 


ren Teil des Apparates untergebrachten, 
aus Draht gewickelten Widerstand .mit Rollen- 
kontakt mittels einer -Betätigungskurbel be- 
wirkt. („Electrical World‘, Bd. 74, 1919, 
8. 274.) f W. 


Berg- und Hüttenwesen. 


j Blockabstreifkran. — Der .Abstreifkran 
ist eine sinngemäße Weiterbildung des Block- 
zangenkranes. Die ‘grundlegende Bauart, 
auf der sich die späieren Konstruktionen 
aufgebaut haben, wuıde von der ehemaligen 
Maschinenfabrik Ludwig Stuckenholz, Wetter 
a. Ruhr, geschaffen. Die Einführung der 
Abstreifkrane in die deutschen Stahlwerke 
fällt in den Anfang dieses Jahrhunderts. 
Stahlwerke der Fıied. Kıupp A. G. und des 
Aachener Hütten-Aktien-Vereins waren die 
ersten, die sich des Abstteifkranes bedienten. 
Weitere Krane wurden dann in kurzer Folge 
auch an englische und französische Werke gelie- 
fert. Zunächst waren die Erfahrungen im prak- 
tischen Betriebe der Abstreitkrane nicht durch- 
weg günstig. Namentlich zeigten sich die elek- 


trischen Einrichtungen den außerordentlich‘ 


starken Beanspruchungen, für die zunächst Er- 
fahrungsgrundlagen noch nicht vorlagen, nicht 
vollgewachsen und führten zu manchen Ände- 
Tungen und Umbauten. Diegrundsätzliche Aus- 
‚bildung der Abstreifvorrichtung und der Zan- 
gen wurde jedoch auch bei allen späteren Aus- 
tührungen beibehalten, wenn auch im einzelnen 
Verbesserungen vorgenommen worden sind. 
Auch die gewählten Arbeitsgeschwindigkeiten 
erwiesen sich im allgemeinen als den bestehen- 
den Verhältnissen angepaßt. 
 . , Der Abstreiikran stellt sich als eine Ver- 
einigung verschiedenerArbeitsvorrichtungen in 
einer Maschine dar. Der Arbeitsverlauf ist fol- 
gender: Anheben der Kokille mit dem Block 
mittels der Zange, Ausdrücken des Blockes aus 
der Kokille duxch einen Stempel, Absetzen der 
leeren Kokille auf das Lager bzw: in den Kühl- 
' behälter, Anheben des Blockes durch die Zange 
. und, Beiörderung bis’zu den Tieföfen, Abheben 
des Tiefofendeckels, Einsetzen des Blockes in 
den Tiefofen, Autsetzen des Tiefofendeckels. 
. Dieser letztere Aubeitsvorgang wiederholt sich 
in umgekehrter Reihenfolge beim -Auflegen des 
gewärmten Blockes auf den Zutuhrrollgang der 
Blockstraße. Für die Wahl der Form des Kran- 


(„The Technical Review“, Bd. 6,- 


| Laufkatze erforderlich. 


Die 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 12. 


trägers sind die örtlichen Verhältnisse ausschlag- 
gebend. Die meist angewendete Bauart ist der 
{reigespannte Laufkıan, jedoch sind auch viel- 
fach Halb- und Vollportalkrane ausgeführt 
worden. 

Eines von der Maschinenfabrik Oerlikon für 
die Cie. des Mines, Fonderies et Forges d’Alais 
in Tamaris gebaute Anlage besteht aus zwei 
Abstreiikranen, deren einer als freigespannter 
Eaufkran von 19 m Spannweite ausgebildet ist, 
während der zweite ein Halbportalkran von 
14,48 m Stützweite ist. Diese Anordnung ge- 
stattet den Kranen ein beiderseits unabhängiges 
Arbeiten. Es war jedoch, um den Blockkipper 


. des Rollganges auch durch den Halbportalkran 


bedienen zu’ können, eine Sonderbauart der 
Wie in Abb. 9 u. 10 
schematisch dargestellt, wurde die Laufkatze 
in zwei Teilen derart ausgebildet, daß die eigent- 
liche Arbeitslaufkatze von einem besonderen 
Wagen getragen wird und auf diesem verscho- 
ben werden kann. Der Unterwagen ist mit ei- 
nem einseitigen Ausleger ausgerüstet, auf dem 
die Arbeitskatze über den Bockfuß hinaus aus- 
gefahren wird. Derin der Mitte des Kranträgers 
aufgestellte Fahrmotor treibt durch Stirnrad- 
vorgelege mit Wellenleitungen die Laufrollen an. 

Der Unterwagen stützt sich bei ausgefahre- 
ner Arbeitskatze mittels Gegenrollen gegen den 
Kranträger ab. ; 
durch Drahtseilzug mittels einer auf der Katze 
gelagerten festen Trommel mit Einzelmotor- 
antrieb. Das Gerüst der Arbeitslaufkatze zur 


L 


Schematische Darstellung der Arbeitsweise der 
Doppellaufkatze des Blockabstreifkranes. 


Führung der Zange, des Gegengewichtes und 
der Deckelabhebevorrichtung trägt seitlich den 
Führerkoıb. Auf dem Katzenrahmen stehen 
die Antriebsmotoren für das Katzenfahrwerk, 
die Deckelabhebevorrichtung und das Haupt- 
hubwerk. Die Zange hängt an einem vier- 
strängigen Stahldrahtseil und wird durch das 
Gegengewicht soweit ausgeglichen, daß sich 
noch eben ein stromloses Senken ermöglichen 
läßt.- Die höchste und tiefste Hublage sind 
durch Grenzschalter begrenzt, während bei 
Überlastung des Hubwerks der’ Strom durch 
einen Überstromautomaten unterbrochen wird. 

Die Deckelabhebevortichtung ist als star- 
rer, S-fiörmig gebogener Arm ausgebildet, der 


beim Anheben durch ein besonderes Hubwerk 
den Deckel von 1 t Gewicht soweit zur Seite 


schwenkt, daß die Zange ohne weiteres in die 
Wärmgrube abgesenkt werden kann. Das Wie- 
derauisetzen des Deckels eriolgt in gleicher 
Weise durch Absenken des S-förmigen Armes. 
Die Ausbildung der Deckelabhebevorrichtung 
ist grundsätzlich ähnlich der einer älteren Kon- 
struktion von Stuckenholz, die sich jedoch eines 
geraden, an zwei Stellen geiührten Gleithebels 
bediente. In anderen Fällen hat man auch 
Elektromagnete und seitlich ausschwenkbare 


Fingerhebel zur Deckelhandhabung benutzt. 
Auf der die Zange tragenden Plattform 


stehen die Antriebsmotoren für die Abstreif vor- 
riehtung und die Zangensteuerung. Die Bewe- 
gung des Druckstempels wiid in üblicLer Weise 
durch einen auf eine Spindel ay beitenden Motor 
bewirkt. : Das Arbeiten mit dem Stempel wird 
dureh einen Überstromautomaten bei zu hohem 
Abstreifwiderstand und durch einen selbsttäti- 
gen Schalter bei höchster und tiefster Spindel- 


stellung betriebssicher gemacht. Eine elektıi- 


sche Bremsschaltung kommt sowohl beim Aus- 
schalten des Stromes durch den Steuerschalter, 


Seine Fahrbewegung erfolgt 


 patentrechtlich 


241 


als auch. durch den Grenzschalter zur Wirkung. 
Die Steuerung derin Schlitzen geiührten Zan- 
genschenkel ist die übliche. Sie wird durch 
senkrechte Zugstangen, die durch eine Doppel- 
kuıbel mit besonderem motorischen Antıieb ge- 
hoben und gesenkt werden, betätigt. Der ganze 
Hub der Zange beträgt 5,2 m, wobei die Klemm- 
spitzen der Zange beim Einsetzen in die Wärm- 
gruben bis 1,5 m unter Hüttentlur gesenkt wer- 
den können. Damitist allen noch verwalzbaren 


Blocklängen Rechnung getragen. 


Für den Antrieb sind 8 Motoren vorgesehen 


‘die mit Gleichstrom von 220 bis 240 V gespeist 


werden. Wie in Hüttenbetrieben üblich, sind 
die Motoren von ganz geschlossener Bauart. 
Die angegebenen Leistungen vermitteln bei 
a Umdr/min folgende Arbeitsgeschwindig- 
eiten: 


Arbeits- 

5 Motor geschwindigkeit 
Kranfahren..%.. (ur 272kW _. 80 m/min 
Abstreifen. .... . DT, 0,5 ah 
Haupthubwerk. . . DD 14 K 
Drehwerk ... . 39.0, 10 Umdr/min 
Deckelabheben 5,9.) 18 m/min 
Unterwagen-Fahrwerk 88 ,„, 40 4 
Arbeitskatz-Fahrwerk 32 „ 30 „ 
Zangensteuerung ... 13 „ 6 min für 
ER eine ganze 

Steuerung 


Im Gegensatz zu derüblichen Arbeitsweise 
wird der Kran in Tamaris durch zwei Maschi- 
nisten gesteuert. Die Gesamtsteueraıbeit ist 
derart geteilt, daß der eine Bedienmann die 
wagerechten Arbeitsbewegungen: Kranfahren, 
Katzenfahren und Drehen, der andere die senk- 
rechten Bewegungen: Heben der Last, Bewe- 
gung der Zange, Abstreiien und Deckelheben 
steuert. Ansichist die Unterteilung der Steuer- 
arbeit, abgesehen von den höheren Lohnaus- 
gaben, nicht günstig. Beider großen Anzahl 
von Bewegungen würden sich jedoch bei Ver- 
wendung eines Steuermannes Fehlsteuerungen 
nieht mit Sicherheit ausschließen en 

1s. 


Landwirtschaft. 


Getreidebau und Elektrizität. -- Neuer- 
dings sind Versuche im Gange, die Ge- 
treidesamen vor der Aussaat Elek- 
trizität zu behandeln, wobei aılerdings gleich - 
zeitig auch gewisse fruchtfördernde chemische 
Stoffe angewendet werden. ‚Ihe Electrical 
Review‘ vom 24. I. 1919 berichtet über ein 
geschütztes Verfahren von 
Fry, das in fünf zu diesem Zweck seit Anfang 
vorigen Jahres errichteten Anstalten, deren 
größte sich in Poole (Dorset) befindet, zur 
Anwendung kommt. 

Dıe Samen befinden sich in Behältern, die 
mit einer als Elektrolyt dienenden chemischen 
Lösung gefüllt und mit den Zuführungen des 
elektrischen Stromes verbunden sind. Dieser 
wirdin einer Stärke von 0,5 bis 1,25 A und mit 
einer Spannung von 200 V den Behältern zu- 
geführt und wirkt auf die Samen, je nachdem 
es sich um Weizen, Gerste oder Haler han- 
delt, 3% bis 6hein. Darauf werden die Samen 
im Ofen getrocknet. Spätestens 35 Tage nach 
der Behandlung müssen die Samen gesät wer- 
den. AlsLösung kann Natronlauge, Ammonium- 
sulfat oder sonst eine fruchtfördernde, leitende 
Flüssigkeit verwendet werden. 

Im Jahre 1918 wurden etwa 1200 ha mit 
derartıg behandelten 'Saaten bestellt. Man 
schätzt den durch dıe elektrische Behandlung 
der Samen erzielten Mehrertrag auf 21 bıs 
50%, doch gehen die Angaben und Ansichten 
über diesen Punkt weıt auseinander. Tatsache 
ist indeß, daß z. Zt. bereits 25 Anstalten zur 
Anwendung des neuen Verfahrens vorhanden 
oder in der Einrichtung begrılifen sınd. (L’In- 
dustrie Eleetrique Bd. 28, S. 79 u. 99.) Kae. 


Elektrische Antriebe. 


Einige besondere Anwendungen elektri- 
scher Ventilatoren. — Elektrische Ventilatoren 
wurden im Jahre 1890 zuerst auf den Markt 
gebracht und. erfreuten sich bald allgemeiner 
Beliebtheit, namentlich zur Erzeugung kühlen- 
der Luftbewegung in Geschäftsräumen. Seitdem 


' sind sie rasch vervollkommnet und auch verbil- 


ligt worden, aberihr Gebrauch ist noch nicht ge- 
nügend ausgenutzt worden. Hier sollen nun einige 
Anwendungen der elektrischen Ventilatoren, 
u. zw. sowohl für die Entlüftung als auch für 


‘die Wärmeverteilung geschildert werden. Die 


amerikanische Regierung hat während des 
Krieges sehr erhebliche Mengen von elektri- 
schen Ventilatoren benutzt, um in den Amtszim- 
mern und Kasernen, in Munitions- und anderen 
Fabriken, trotz der- Überfüllung, erträgliche 
Luftverhältnisse herzustellen. In den Kranken- 
häusern fand man den elektrischen Ventilator 
ebenfalls unentbehrlich, Ein New Yorker Kran- 


242 


kenhauss stellte durch eingehende Untersuchun- 
gen fest, daß die Lebensfähigkeit von Kranken 
in durch elektrische Ventilatoren bewegter Luft 
sich als 34% höher erwies, als wenn die Kran- 
ken in ruhender Luft lagen, wobei die Lufttem- 

eratur in beiden Fällen dieselbe war. In den 
ldikenrekten wurden elektrische Ventilatoren 
dauernd benutzt, um den Gesundheitszustand, 
das Wohlbefinden und die Moral der Kranken 
und Verwundeten günstig zu beeinflussen, fer- 
ner um unangenehme Gerüche und Rauch zu 
entfernen und um ständig einen Strom reiner 
Luft dureh die Krankenzimmer zu treiben. 
Elektrische Ventilatoren finden auch an vielen 
Orten, wo Nahrungsmittel aufgestapelt oder 
zum Verkauf ausgelegt sind, Verwendung, 
um die Fliegen, diese Bazillenträger, zu ver- 
treiben. Die Nahrungsmittelverwaltung der 
Vereinigten Staaten empfahl den Gebrauch 
elektrischer Ventilatoren zum Trocknen von 
Obst und Gemüse an Stelle der gebräuchlichen 
Methode des Ein- bzw. Abkochens. Dadurch 
wurden große Zuckermengen für andere, not- 
wendige Zwecke frei. Ein Schulfall für die An- 
wendbarkeit der gewöhnlichen, elektrischen 
Ventilatoren zur Verbesserung der Lufterneue- 


rung ist in Abb. 11 ee Er betrifft eine 


Anordnung, welche im Kellergeschoß des Post- 


amts in Chicago als zusätzliche Entlüftungs- : 


anlage dient, da die vorgesehene mechanische 
Ventilation im Winter nicht ausreichte, so daß 
die Leistungen der zahlreichen, in den betref- 
fenden Räumen Arbeitenden durch die schlechte 
Luft stark herabgesetzt wurden. Statt nun 
besondere Entlüfter einzubauen, benutzte man 
je 2 der vorhandenen elektrischen Tischventi- 
latoren von 400 mm Flügeldurchmesser für 
jedes Fenster in der in der Abb. 11 gezeigten 


Abb. 11. Zusätzliche Entlüftungsanlage. 


Weise, d. h. das Schiebefenster wurde so weit 
hochgezogen, daß ein Brett mit 2 kreisförmigen 
Öffnungen in den Spalt eingesetzt werden 


konnte. Die Ventilatoren wurden dann hinter . 


den Öffnungen auf dem Fensterbrett so aufge- 
stellt, daß sie Luft nach außen beförderten, und 
man fand, daß dadurch eine genügende Ent- 
lüftung herbeigeführt wurde. Elektrische Tisch- 
ventilatoren können überhaupt in vielerlei 
Weise zur - Beschleunigung des Luftwechsels 
herangezogen werden. Sie können z. B. zum 
Hereinblasen frischer Luft auf das Fensterbrett 
(bei offenem Fenster) gesetzt werden. Ganz 
besonders wirksam sind oszillierende Ventila- 
toren, da sie die Luft sehr lebhaft durcheinan- 
dermischen und in Bewegung erhalten. Auch 
können sie dazu benutzt werden, die Luft in 


die Nähe der Öffnungen der Entlüfteschächte 


zu befördern, wie es vielfach in Theatern und 
Kinos geschieht. Der elektrische Ventilator 
kann auch dazu dienen, die Raumheizung 
zu verbessern, indem er die Wärme ver- 
teilt und dafür sorgt, daß nicht so viel wie 
sonst durch den Schornstein verloren. geht. 
Wenn man z. B. ein Warmwasser-Heizregister 
betrachtet, so hängt dessen Wirkung offenbar 
von zwei Bedingungen ab: Erstens von der 
Wärmemenge, die ihm zugeführt, und zweitens 
von der Wärmemenge, die von ihm abgegeben 
wird. Der Wirkungsgrad der Anordnung würde 
ein Maximum sein, wenn das Wasser so’ heiß 
als möglich in das Register eintreten und 
es mit der Temperatur des geheizten Rau- 
mes wieder verlassen würde. Das wird ohne 
künstliche Beförderung des Luftumlaufs meis- 
tens nur durch eine erhebliche Vermehrung der 
Registerröhren erreicht werden können, da sich 
während der Heizung die folgenden Vorgänge 
abspielen: 1. Die den Heizröhren unmittelbar 
benachbarte Luft erwärmt sich, 2. die erwärmte 
Luft steigt zur Decke empor, 3. eine Schicht 
erwärmter Luft legt sich an Decke und Wände 
an, 4. die erwärmte Luft gibt ihre Wärme an 
Decke, Wände und benachbarte Luft ab, 5. sie 
sinkt dann zu Boden und 6. fließt zum. Heiz- 
register zurück, worauf sich dasselbe Spiel 
wiederholt. Will man die Wirkung der Heizung 
erhöhen, ohne das Register zu vergrößern, so 
kann man das in billigster und einfachster 
Weise durch Verwendung eines elektrischen 
Ventilators tun, dessen Luftstrom ‘gegen das 
Heizregister gerichtet wird und so den Wärme- 
umlauf erheblich beschleunigt. In ähnlicher 
Weise kann Heißluftheizung durch den elek- 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 1926. Helt 12. 


trischen ':Ventilator verbessert werden. In 
einer derartigen Anlage, welche zum Heizen 
eines Siebenzimmerhauses diente, wurde die 
heiße Luft durch 4 Röhren von der Heiz- 
kammer des Ofens nach den verschiedenen 
Teilen des Hauses geleitet, aber trotz großen 
Brennstoffverbrauchs konnte keine genügende 


Erwärmung erzielt werden. Schließlich setzte: 


der Eigentümer einen elektrischen Ventilator 
von 200 mm Flügeldurchmesser zur Beschleu- 
nigung des Luftumlaufs vor die Heizkammer 
des Ofens mit dem Erfolg, daß die Heizungs- 
anlage jetzt allen Anforderungen entsprach. 
Die Brennstoffverwaltung der Vereinigten Staa- 


ten für Illinois hat die Abb. 12 entworfen, welche 


zeigen soll, wie ein elektrischer Ventilator auf 
3 verschiedene Arten dazu benutzt werden 
kann, um den Luftumlauf in einem Heißluft- 
ofen zu beschleunigen. Ist das seitliche Rück- 
flußrohr kurz und geschlossen (wie (1)), dann 


K 
Fußboden des Wohnzimmers Zummertuff 


Abb. 12” Beschleunigung des Luftumlaufs bei einem 
. Heißluftofen, 


setzt man ein Zwischenstück ein, in welchem 
man den. Ventilator anbringt. Ist die Einlaß- 
kammer für die kalte Luft wie in (2) angeord- 
net, dann setzt man den Ventilator einfach 
auf den Boden dieser Kammer. Ist schließlich 
ein Rückflußrohr mit Rohransatz und abnehm- 
barem Verschlußdeckel (wie (3)) vorhanden, 
so wird letzterer geöffnet und der Ventilator 
nebst entsprechend geformter Unterlage in das 
Rohr eingebracht. Durch die geschilderten 
Anordnungen wird die Kesselheizung in keiner 
Weise beeinträchtigt, jedoch wird ein erheb- 
licher Teil der erzeugten Wärme, der sonst 
durch den Schornstein entweichen würde, von 
der vergrößerten, durch die Heizkammer strö- 
menden Luftmenge aufgenommen und an die 


- zu beheizenden Räume abgegeben. Die Strom- 


kosten für die elektrischen Ventilatoren sind 
nicht der Rede wert, während die Kohlenerspar- 
nis 10 bis 25% beträgt und außerdem die Hei- 
zung eine große Verbesserung erfährt. (,,The 
Eleetrieian“, Bd. 73, 1919, S. 42 nach ‚‚Eleetri- 
cal Review and Western Electrician‘.) 


Fernmeldetechnik. i 
Selbsttätige Anrufverteiler in Fernsprech- 


ämtern mit Handbetrieb. — Zeitungsnachrich- 


ten zufolge werden in Paris bei zwei Fernsprech- 
ämtern Versuche mit selbsttätigen Anrufver- 
teilern angestellt. Es handelt sich um die Ver- 
‘wendung von Wählern, die die eingehenden An- 
rufe er auf die verschiedenen Ar- 
beitsplätze verteilen. Eine Anlage dieser Art 
mit Schrittwählern von Siemens & Halske ist 
bei dem Fernsprechamt Leipzig seit. etwa 
7 Jahren im Betrieb. Sie arbeitet einwandfrei, 
hat aber keine weitere Anwendung gefunden, 
weil die Anlagekosten ziemlich hoch sind, jeden- 
falls höher als bei normalen Anrufzeichen. Die 
Frage der Wirtschaftlichkeit hat aber bei den 
jetzigen Angestelltenlöhnen ein wesentlich an- 


deres Aussehen bekommen. Zieht man die ver- 


änderten Verhältnisse in Betracht, so lassen 
sich derartige Einrichtungen jetzt unter be- 
stimmten Voraussetzungen wirtschaftlich ge- 
stalten, und es bietet sich die Möglichkeit, die 
Vorteile für den Betrieb, die in dem gleich- 
mäßigen Zufluß der Anrufe zu den Arbeits- 
plätzen bestehen, auszunutzen und eine gleich- 
mäßigere Belastung der Arbeitskräfte zu er- 
reichen, als sie durch beste Verwendung des 
starren Zwischenverteilers möglich ist. Es ist 
daher beabsichtigt, eine in Hamburg neu einzu- 
richtende Handamtszentrale vollständig mit 
selbsttätiger Anrufverteilung auszurüsten. Das 
Ortsfernsprechnetz Hamburg ist hierfür be-. 
sonders geeignet, weil es ohnehin schon eine 
Anrufverteilung besitzt, die aber z. Zt. noch 
durch Hand bewirkt wird. 

Weitere Verbesserungen für Paris, die aber 
aus dem Zustand. der Erwägung noch nicht 
heraus sind, betreffen. die Übermittlung des 
„Besetztzeichens‘‘ von den Verbindungslei- 
tungsplätzen an die Teilnehmer. Zur Zeit be- 
nutzt man für diesen Zweck wohl allgemein 
Summerzeichen, die verschieden sind, je nach- 
dem, ob es sich um eine Meldung ‚Besetzt‘‘, 


18. März 1820. 


„Antwortet nicht‘ usw. handelt. Um diese % 


Zeichen für den Teilnehmer . deutlicher zu 
machen, wird erwogen, die Auskunft durch 
vorübergehend angeschaltete Phonographen ge-, 
ben zu lassen oder bei den Sprechstellenappa- 
raten eine Signaleinrichtung anzubringen, die 
die Worte ‚Besetzt‘‘ oder ‚‚Antwortet nicht“ 
in leuchtender Schrift erscheinen läßt. 
Die Benutzung eines Phonographen hat 
sich in Deutschland nicht bewährt, der zweite 
Weg dürfte sich aus technischen und wirt- 
schaftlichen Gründen verbieten. Die: Erfah- 
rungen mit dem Selbstanschlußbetrieb haben 
übrigens gezeigt, daß sich die Fernsprechteil- 


| nehmer sehr schnell an die Summerzeichen und 


ihre verschiedene Bedeutung gewöhnen. Es ist 
nur dafür zu sorgen, daß die Zeichen klar und 
deutlich zu vernehmen sind.- (Nachrichten für 
Handel, Industrie u. Landwirtschaft‘ v. 24. 
XI. 1919 nach „Le Temps‘ v. 11. XI. BR 
T. 


Förderung der drahtlosen Telegraphie in 
Uruguay. — Durch ein im November 1919 er- 
lassenes Gesetz über die Förderung der Funk- 
telegraphie ist der Präsident der Republik Uru- 
guay It. „Board of Trade Journal‘ ermächtigt 
worden, die Einnahmen aus dem Funkdienst 
zur Erweiterung der bestehenden Anlagen zu. 
verwenden. Diese liegt nicht nur im Interesse 
der internen Telegraphie, sondern auch in dem 
der Schiffahrt, deren Bedürfnisse durch die 
Kleinfunkstation Cerrito bisher nicht ausrei- 
chend befriedigt wurden. Der Präsident soll 
Vollmacht erhalten, im Bedarfsfall eine An- 
leihe bis zu 0,2 Mill. Pes für maximal 10 Jahre 
aufzunehmen, die durch die laufenden. Ein- 
nahmen aus dem Funkdienst gedeckt wird. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Elektrische Erhitzer für Niete. — Die ame- 
rikanische General Electrie Co hat zwei elek- 
trische Nieterhitzer entwickelt, von denen der 
eine für 5kW und Niete bis 12 mm Durchmes- 
ser, der andere für 15 kW und Niete bis 22 mm 
Durchmesser Ben ist. Der größere Erhitzer 
besteht im wesentlichen aus einem Transforma- 
tor, der sekundär mit Kupferschienen von gro- 
Bem Querschnitt versehen ist,zwischen welche die 
zu erhitzende Niete eingebracht werden. Durch 
Versuche wurde festgestellt, daß in der Stunde 
500 Niete von 12 mm Durchmesser und 30 mm 
Länge erhitzt.werden konnten und daß der 
Energieverbrauch für das Kilo Niete 0,44 kWh 
betrug. (‚The Technical Review‘‘, Bd. 6, 1920, 
S. 29 nach ‚‚Eleetrical: Review‘‘, Chicago, 1. 
VI. 1919.) x 2 

Verschiedenes. 

-Über die Ursachen von Betriebsstörungen 
bei elektrischen Maschinen. Die Hauptur- 
sachen, welche zu Betriebsstörungen bei elek- 
trischen , Maschinen führen, sind Staub und 
Schmutz, und.es ist darauf zu achten, daß die 
Wicklungen stets sauber gehalten werden. 
Auch Dämpfe und Öle sind für die Isolation 
äußerst schädlich. Isolierstoffe, welche lackiert, 
aber nicht gebacken werden, sind oft hygro- 
skopisch. Lötpasten, welche Säure enthalten, 


haben zu Isolationsfehlern Veranlassung gege- 


ben. In Kommutatoren, welche mit Mikanit 
isoliert waren, haben sich, wohl durch das Lö- 
sungsmittel des Mikanitklebestoffes hervor- 
gebrachte, fehlerhafte Stellen gezeigt. Gas- 
motoren sind für die Isolation sehr unzu- 


träglich, namentlich durch den leitenden Nie- 
derschlag, den sie auf den Kommutatoren der 


in der Nähe aufgestellten Maschinen erzeugen. 
Auch greifen die Gase Baumwolle an, und es 
muß deshalb für gute Entlüftung des Maschi- 
nenraumes Sorge getragen werden. Die Ven- 
tilation von Turbinenläufern ist schwierig, und 


falsche Anordnung kann zum Warmlaufen füh- 4 


ren. Bei der hohen Drehzahl. von Turbinen, 
genügt der bloße Anprall der Staubteilchen, um 


allmählich die Isolation zu beschädigen, und es 
ist deshalb nötig, die Kühlluft zu filtrieren. 


Fehlerhafte Ausführung, wie Exzentrizität von 


Läufern, durch Temperaturwechsel beeinfluß- 


ter Luftspalt, nicht genügend fester Einbau von 


Läufer- und Ständerzähnen, ist mehrfach fest- 
gestellt worden und kann auch zu Betriebsstö- 


rungen. führen. Hinzu kommt, daß manche 
Fabrikanten keine ausreichenden Vorrichtun- 


ie Achse zu pressen. 
rhitzun 


führt, so daß oder Bruch die Folge 


ist. Sogar Drehstrom-Kurzschlußläufer zeigen & 
manchmal derartige Mängel. Der Verfasser be- 
spricht ferner die Wertminderung der Isolier- 


lacke und sonstigen Isoliermaterialien, die an 


Lagern auftretenden Störungen und tritt dafür vs 


ein, daß in elektrischen Anlagen nicht in klein- 
licher. Weise gorlatt wird. 
Review‘“‘, Bd. 6, 1920, S. 77 nach 
rale de l’Eleetrieit6‘‘, 22. XI. 19.) ; 


gen besitzen, um die Läufer genügend fest auf 2 
. Die,inneren und äuße- 
ren Verbindungen sind oft mangelhaft ausge- 


(„The Technieal 
„Bevue gene- 


R 
i 


Ei aa En un nl male A a Sa 


EN 


N nr > nn a ih ii Tech 


RE ERE 


18, März 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 12. 


Industrie und Handel. 


Kapitalbeschaffung. — Während mit be- 
rechtigter Spannung der im einzelnen genaue 
Wortlaut des Manifestes erwartet wird, in dem 
der Oberste Rat der Entente die finanziellen 
und wirtschaftlichen Entscheidungen seiner Lon- 
doner Tagung nach Prüfung und, wie voraus- 
zusehen war, für uns ungünstiger Anderung 
durch den französischen Ministerpräsidenten 
zusammengefaßt hat, sind zwei Denkschrif- 
ten bekannt geworden, die die. Frage der 
Kapitalbeschaffung auf Basis der pri- 
vatwirtschaftlichen Selbsthilfe behandeln. In 
der ersten, schon im Januar geschriebenen 
führt der Unterstaatssekretär im Reichs- 
wirtschaftsministerium, Prof. Dr. Hirsch, 
etwa folgendes aus: Die sprunghafte, neuerdings 
stürmische und von einer allerdings nicht ebenso 
starken gleichartigen Bewegung im Auslande 
begleitete Preissteigerung im Binnenlande 
bedeutet, da sie sich schneller vollzieht als die 
Erhöhung der Selbstkosten, im ganzen gesehen, 
Neubildung von Kapital, und es werden, selbst 
wenn das Reichsnotopfer und die anderen Ver- 
mögenskürzungen einen Teil des bisher ge- 
bildeten Kapitals verschwinden lassen, durch 
neue Geldentwertung Gewinne in großem Maß- 
stabe zu erwarten sein. Gleichwohl klagt die 
Industrie über Kapitalmangel; kleinere 
und mittlere Betriebe vermögen den. Preisstei- 
gerungen der wichtigsten inländischen Roh- 
‚stoffe mit ihrer Kapitalausrüstung nicht mehr 
zu folgen, Schwierigkeiten, die sich bei den aus- 
ländische Rohstoffe verarbeitenden Gewerben 
noch infolge des Valutasturzes wesentlich er- 


höhen. Hinzukommt die Belastung zahlreicher 


Unternehmungen mit Auslandschulden, die 
für eine beträchtliche Anzahl solcher bei dem 
Stand der deutschen Währung katastrophal 
zu werden drohen und schließlich dazu führen 
müssen, daß sich das Ausland gezwungener- 
maßen soleher Unternehmungen bemächtigt. 
Hier besteht also die große Gefahr der Über- 
fremdung deutscher Industriezweige. 


Ferner erfordern Neubauten und Ersatzarbei-- 


ten heute einen ganz unverhältnismäßigen Be- 
trag, dem gegenüber die stillen Reserven nicht 
ausreichen, so daß Betriebseinschränkungen 
aus Kapitalmangel notwendig werden. Auf 
diese Weise entsteht eine nicht überbrückbare 
Lücke zwischen der tatsächlich vor sich gehen- 
den privaten Kapitalbildung und dem Kapital- 
bedarf, zumal sich die durch die Entwicklung 
entstehenden Gewinne offensichtlich zum gro- 
ßen: Teil nicht in den die Produktion leitenden 
sondern in Zwischenhänden und bei den Ur- 
produktionen sammeln. : 

Volkswirtschaftlich bedeutungsvoll ist die 
Scheu des Kapitals vor Neuanlage. 
Es verkriecht sich vor der Steuerschraube in 
Ausgaben unproduktivster Art und, was be- 
sonders traurig, flieht in das Ausland oder 
in ausländische Zahlungsmittel. Haupt- 


grund für diese Erscheinung wie für unsere ge- - 


ringe Produktivität ist die absolute Preis- 
unsicherheit und die Ungewißheit, ob in 
Zukunft überhaupt eine angemessene Profit- 
rate erzielt werden kann. er Kapitalflucht 
steht das Einströmen des Auslandska- 
pitals gegenüber, und wenn auch der plan- 
mäßige Aufkauf deutscher Werke bis jetzt nur 
in einigen Industriezweigen bemerkbar ge- 
worden ist, so hat man doch mit UÜberfremdung 


' unserer Industrie in größerem Maße zu rechnen, : 


wenn das Ausland erst erkennt, daß die Ver- 
hältnisse in Deutschland nicht so unsicher sind, 
wie sie ihm jetzt erscheinen. Die bisher ange- 
wendeten Maßnahmen des Selbstschutzes der 
Industrie können dann nicht mehr ausreichen. 
Eine Sicherung des nationalen Kapitalbesitzes 
ist deshalb im Interesse einer Erhaltung und 
Steigerung der volkswirtschaftlichen Produk- 
tivität unserer Industrieanlagen. und Grund- 
stücke unbedingt notwendig. Bedenkliche Fol- 
gen ergeben sich in diesem Zusammenhang 
auch aus dem Bestreben weiterer Kreise, den 
Einfluß der Volksgesamtheit auf Leitung und 
Besitz, insbesondere der großen Unternehmun- 
gen, zu vergrößern, sowie aus der wahrschein- 
lichen Notwendigkeit, einzelne Unternehmun- 
gen und Zweige solcher mehr als bisher einer 
gemeinwirtschaftlichen Regelung zuzuführen. 
Dr. Hirsch ist der Ansicht, daß die hiernach 
vorliegende privatwirtschaftliche Kapitalnot 
nieht auf behördlichem Wege zu beheben sei. 
Der freie Geldmarkt müsse nach wie vor einen 
großen Teil des Ausgleiches auch künftig über- 
nehmen. Bei der Industrie bestehe ein starkes 
Bestreben, für die anssenstiuug der Klein- 
und Mittelbetriebe und für die Abdeckung der 
Auslandschulden eine Hilfe zu schaffen, dem 
a ebärtige Tendenzen bezüglich der Auslands- 
apitalien gegenüber ständen. Schweizer 
Banken würden die bei ihnen liegenden Mark- 
guthaben in sehr bedeutenden Beträgen 
Deutschland zuführen können, wenn man ihnen 
genügende Sicherheit zu bieten vermöge. Es 


sollte sich dabei s. Zt. um eine Umwandlung 
der in der Schweiz liegenden, nicht mehr ver- 
zinsten Markbeträge in eine unkündbare, ver- 


hältnismäßig hoch zu verzinsende Anleihe 
handeln. 
Versuche, das privatwirtschaftlich ge- 


bildete Kapital zwangsmäßig in eine volks- 
wirtschaftlich produktive Verwendung 
überzuführen, liegen vor, u. zw. in der Richtung, 
die kommende Preissteigerung z. T. vorweg zu 
nehmen und mit dem Ertrag volkswirtschaft- 
lich produktive Anlagen zu errichten. Dazu 
kommt die Möglichkeit gemeinwirtschaftlicher 
Kapitalbildung aus der Regelung des Außen- 
handels, indem die Außenhandelsgewinne zum 
beträchtlichen Teil den Zwecken der Allge- 
meinheit (z. B. der Erschließung von Kohlen- 
gruben) dienstbar gemacht werden. Um nun 
die hier kurz genannten gemeinwirtschaft- 
lichen Aufgaben zu lösen, empfiehlt Dr. Hirsch 
die Errichtung einer Treuhandbank durch 
Industrie und Banken unter Beteiligung der 
Regierung (in mäßigen Grenzen) wie auch der 
Organisationen der Ärbeiterschaft. Ein solches 
Institut würde dem Ausland gegenüber die 
notwendige Gewähr für Sicherheit bieten und 
als Zentrale der gemeinwirtschaftlichen In- 
stitutionen die gesamte Finanzierungsaufgabe 
übernehmen, gegen UÜberfremdung wirken und 
eventuell auch in bisher rein privaten Ge- 
schäftszweigen den Einfluß der Gemeinwirt- 
schaft stärken können. Wie ein Nachtrag zu 
der Denkschrift sagt, steht die Industrie dem 
Gedanken einer deutschen Industriebank ohne 
unmittelbaren Zusammenhang mit den übrigen 
Bankinstituten sympathisch gegenüber, und 
Vertreter großer Unternehmungen haben ein 
starkes Interesse daran betont. Bei bezüglichen 
Verhandlungen ist darauf hingewiesen worden, 
daß das Institut, soweit die Finanzierung des 
Veredelungsverkehrs mit dem Ausland in 
Frage kommt, mit der Ein- und Ausfuhrrege- 
lung .durch die Außenhandelsstellen zu ver- 
binden sein würde. 


Eine zweite Denkschrift, die von Dr. H. 
Jordan-Mallinckrodt stammt, regt nach der 
„Voss. Ztg.“ die genossenschaftliche Zu- 
sammenfassung der Erwerbsstände be- 
hufs Erlangung von Auslandkrediten und spä- 
terer Ordnung der inneren Kreditwirtschaft an. 
Dieser Zusammenschluß zur gegenseitigen Kre- 
ditgewährung und zur Sicherheitsleistung für 
durch die Banken zu vermittelnde Auslandkre- 
dite soll freiwillig erfolgen unter Beiziehung 
des Handels und der Landwirtschaft; der pri- 
vate Charakter der Organisation muß aufs 
strengste gewahrt werden. Sie wäre bei mög- 
licehster Benutzung bereits bestehender oder in 
Bildung begriffener Verbände, Selbstverwal- 
tungskörper usw. fachlich in mit Rechtsver- 
bindlichkeit ausgestatteten Gruppen zu bilden, 
die dann zu einer „Allgemeinen Credit- 
Gemeinschaft‘ vereinigt würden. Diese hätte 
den ausländischen Gläubigern ihrerseits auf 
Basis der Garantie der deutschen Erwerbs- 
stände Handelspapiere zu übergeben und die 
Gewährung von Krediten in Form von Beteili- 
gung des Auslandes in Aktien oder Anteilen an 
deutschen Unternehmen zu regeln. Die von der 
Gemeinschaft ausgegebenen Handelspapiere 
sollen zur Begleichung ausgeführter und zur 
Bezahlung eingeführter Waren dienen und nur 


| für den Verkehr mit dem Auslande gelten. Alle 


‚ Verkäufe nach dem Auslande und Auslandfor- 
derungen wären bei der Gemeinschaft anzu- 
melden, die Valuta aus dem Export an sie ab- 
zuführen, alle Auslandkredite ihr zu über- 
weisen. Die Gemeinschaft müßte fest verzins- 
liche, langfristige, auf den Inhaber lautende 
Obligationen unter Garantie der gesamten 
Gewerbetreibenden mit ihren Anlagen und 
Leistungen ausgeben können, Schutztitel mit 
6 bis 8% Zinsen, von denen der Verfasser 
annimmt, daß sie amerikanische Banken wohl 
übernehmen würden. Die Organisation der 
Gemeinschaft denkt sich Dr. Jordan so, daß in 
der Leitung alle Erwerbsstände, u. zw., Arbeit- 
geber und Arbeitnehmer paritätisch, vertreten 
sind und insbesondere auch der landsmann- 
schaftliche Ausbau des Reiches durch Berück- 
nenls der regionalen Interessen gewahrt 
eibt. 


Die Beschäftigung im Januar 1920. — Die 
Lage des Arbeitsmarktes im Januar 1920 wird 
vom „Reichs-Arbeitsbl.‘‘ noch als recht trübe 
gekennzeichnet. Der Eisenbahnerstreik in 
Rheinland-Westfalen und Oberschlesien sowie 
das Versagen der wichtigsten Wasserstraßen 
hat die Brennstoffnot weiter verschärft. Elek- 
trizitätswerke, Gasanstalten, Verkehrseinrich- 
tungen sind zeitweise zum Erliegen gekommen, 
und auch aus der Industrie wurden weiter Be- 
triebseinstellungen gemeldet. Das Ausbleiben 
der Druschkohlen gefährdete die Brotgetreide- 
ng, der Kohlenmangel in der Stick- 
stoff- und Kaliindustrie die Erzeugung jetzt be- 
sonders notwendiger Düngemittel und damit 


‚eine Woche stilliegen müssen. 


schon die nächste Ernte. Erfreuliche Anzeichen 
erwachenden Verständnisses machten sieh in 
der Ablehnung der Sechsstundenschicht seitens 
der Bergarbeiter des Ruhrreviers, in der wach- 
senden Aufnahme vernünftig geregelter Ak- 
kordarbeit und in der hier und da von Betriebs- 
leitungen festgestellten Rückkehr früherer Ar- 
beitsfreudigkeit geltend, vermögen indessen, 
wie das „Reichs-Arbeitsbl.‘‘ sagt, als verein- 
zelte Züge den trüben Grundton des Gesamt- 
bildes noch nicht zu erhellen, Nach den Fest- 
stellungen der Fachverbände hat die Arbeits- 
losigkeit bei den Männern wieder zugenommen, 
dagegen ist die Zahl der unterstützten Erwerbs- 
losen etwas geringer geworden, wahrscheinlich 
als Folge einer genaueren Kontrolle. Die Sta- 
tistik der Arbeitsnachweise zeigt eine schwache 
Abnahme des Angebotes, und bei den Kranken - 
kassen ist die Zahl der versicherungspflichti- 
gen Mitglieder, abzüglich der arbeitsunfähigen 
Kranken, ein wenig gewachsen. Wir lassen die- 
ser kurzen Charakteristik den gegen die Vor- 
monate diesmal wesentlich eingehenderen Be- 
richt über die Beschäftigung in der Elektro- 
industrie folgen: 

„Für die Elektrizitätsindustrie macht sich 
nach süddeutschen Berichten der Mangel an 
Material und Brennstoffen mehr und mehr gel- 
tend. Die Folgen des siebenwöchigen Berliner 
Metallarbeiterstreiks werden bei den Metailan- 
lieferungen bemerkbar. Die Großbetriebe der 
Elektrotechnik haben für den Bau von Dy- 
namos, Elektromotoren und elektro- 
technischen Maschinen im allgemeinen 
gute Beschäftigung. In der Regel ist die Lage 
unverändert und besser als im Vorjahr um die 
gleiche Zeit. Es wird hervorgehoben, daß Über- 
arbeit zwar erforderlich gewesen wäre, jedoch 
bei den bestehenden Arbeitsverhältnissen nicht 
geleistet worden ist. In Mittel- wie in West- 
deutschland hat der Kohlenmangel zu Ein- 
schränkungen des Betriebes bzw. zum Rück- 
gang der Leistungen geführt. Anderseits wird 
eine Erhöhung der Arbeitsleistung auf die Ein- 
führung des Akkords aus Thüringen, Sachsen 
und Hannover gemeldet. Es wird Mangel an 
gelernten Drehern festgestellt und an geeigne- 
ten Arbeiterinnen für feinmechanische Arbei- 
ten, wie Wicklerinnen und Eicherinnen. Werke 
für Elektrizitätszähler hatten sehr stark zu 
tun und bedeutend besser alsim Vorjahr. Maschi- 
nenfabriken, die elektrotechnische Appa- 
rate für Berg- und Hüttenwerke her- 
stellen, haben schlechteren Geschäftsgang ge- 
habt als im Vorjahr und im Vormonat. Die 
Nachfrage nach Meßinstrumenten ist auf 
dem gleichen befriedigenden Stand geblieben 
wie im Vormonat; der Geschäftsgang hat sich 
jedoch gleichwohl im ganzen ein wenig ver- 
schlechtert. Die Arbeitsleistung wurde durch 
Strommangel.. beeinträchtigt. Lohnaufbesse- 
rungen um durchschnittlich 50% für männliche 


' und um 100% für die weiblichen Arbeitskräfte 


werden aus Westdeutschland berichtet. Von 
Uberlandzentralen wird aus West- und 
Süddeutschland über Kohlenmangel geklagt, 
der die Sperrung der Zuführung von Strom zu 
verschiedenen Tageszeiten nach wie vor nötig 
machte. Auch Materialmangel macht sich für 
den Bau von Licht- und Kraftanlagen 
geltend. Bei kleineren Betrieben stellte sich ein 
Nachlassen der Installationsaufträge nach dem 
Weihnachtsgeschäft ein; auch: unter Streik hat- 
ten die Betriebe zu leiden. Für den Bau elek- 
trischer Anlagen stehen noch immer nicht ge- 
nügend sachkundige Arbeiter zur Verfügung. 
Es müssen deshalb Leute angelernt werden, die 
bei Materialstockungen zuerst wieder entlassen 
werden. Diese Anlernung fremder Arbeiter 
bringt einen Rückgang der Arbeitsleistung mit 
sich, ganz abgesehen davon, daß die Arbeiten 
nicht mehr in einwandfreier Weise wie früher 
durehgeführt werden. Aus Nordwestdeutsch- 
land wird eine bedeutende Verschlechterung 
für das Elektroinstallationsgewerbe in 
der Hauptsache infolge der hohen Material- 
reise und deren Mangel gemeldet. Eine große 

eihe von Betrieben hat wegen Kohlenmangels 
Der Rückgang 
der Arbeitsleistung wird auch auf Unlust zur 
Arbeit und Verchleahterang der Lage und von 
einem thüringischen Betriebe auf politische 
Umtriebe zurückgeführt. Nur vereinzelt findet 
sich eine Bewertung des Geschäftsganges als 
normal, trotz Einschränkung der Strombeliefe- 
rung’ Die Schwachstromelektrotechnik 
hat trotz Strombeschränkung und Kohlen- 
mangel guten Beschäftigungsgrad. Wenn die 
erforderliche Menge von Rohmaterialien vor- 
handen, gewesen wäre, würde sich die Vollbe- 
schäftigung der Betriebe, die Telephone, Tele- 
graphen und Signalapparate aller Art herstel- 
len, erheblich "stärker gestaltet haben als im 
Vorjahr. Die Funktelegraphiewerke haben 
wesentlich schlechter alsim Vorjahr zu tun. Von 
Kabelwerken wird die Lage als gut, sogar als 
sehr gut geschildert. Verschiedentlich ist dem 
Vormonat gegenüber eine Verbesserung einge- 


244 


treten, u. zw. wird hervorgehoben, daß der 
Kohlenmangel z. T. nicht so stark war als im 
Dezember. Anderseits wird aus. Süddeutsch- 
land über zeitweise Stillsetzung wegen Strom- 
und Kohlenmangels geklagt, und ein westdeut- 
sches Kabelwerk konnte den Betrieb nur durch 
Heranschaffung von Kohlen mittels der eigenen 
Lastkraftwagen aufrechterhalten. Auch aus 
Groß-Berlin wird darauf hingewiesen, daß in- 
folge Kohlenmangels die Arbeitszeitim Gummi- 
walzwerk herabgesetzt werden mußte. Teue- 
rungszulagen sind auf Grund der Vereinbarun- 
gen des Verbandes Berliner Metallindustrieller 
mit dem Metallarbeiterverband eingetreten 
(6 M für über 18 Jahre alte Personen wöchent- 
‚lieh und für jedes Kind 3 M).. Die Bogenlam- 
pen: und Glühlampenindustrie hatte ver- 
ältnismäßig stark zu tun. Die Nachfrage ist 
lebhaft, doch wird der Beschäftigungsgrad 
durch Materialmangel herabgesetzt. In West- 
deutschland ist eine Beeinträchtigung durch 
den Eisenbahnerstreik zu verzeichnen. Gleich- 
wohl wird die Lage, verglichen mit dem Vor- 
jahr, als besser, z. T. sogar als erheblich besser 
cha, Mangel. an Metalldrückern und in 
geringerem Maße an weiblichen Arbeitskräften 
wird aus Sachsen wie aus, Groß-Berlin berichtet, 
während sich z. T. ein Überangebot an unge- 
lernten Arbeitern ergab. Eine Besserung der 
Arbeitsleistungen ist nach einzelnen Berichten 
nieht zu verkennen. Für Westdeutschland 


wird Verminderung der Betriebsleistung nicht. 


nur auf den Kohlenmangel zurückgeführt, son- 
dern auch auf die Notwendigkeit der Verlegung 
von Schichtzeiten in die Nachtstunden.‘ 


Elektrotechnische Einfuhr Australiens. 
Die in Zahlentafel 1. zusammengestellten Werte 
der elektrotechnischen Einfuhr Australiens 
im Jahre 1917/19, wie sie „Ihe Electrical Re- 
view‘ kürzlich mitgeteilt hat, zeigen gegenüber 
dem letzten Friedensjahr (1913) mit Ausnahme 
der letzten Gruppe durchweg eine merkliche 
Verringerung. Von Lichtkohlen abgesehen, hat 
insbesondere die Einfuhr Englands abgenom- 
men, während die der V. S. Amerika und auch 
der Import Japans größtenteils gestiegen sind. 
An in der Übersicht nicht genannten elektri- 
schen Heiz-.und Kochapparaten:hat Amerika 
für 4000 £ mehr eingeführt als 1913. Deutsch- 
land lieferte nach den Angaben des englischen 
Fachblattes 1913 noch für 48 000 £ kleinere 
elektrische Maschinen, für 7000 £ Anlasser 
usw., für 11 000 £ Schalter, Sicherungen usw., 
für 56 000 £ Kabel und isolierte Drähte, für 
43 000 £ Sammler usw. (diese Gruppe enthält 
anz verschiedenartige Erzeugnisse) und für 
55 000 £ nicht weiter spezifiziertes elektrotech- 
nisches Material nach Australien. 


Zahlentafel 1. 
Australiens Einfuhr elektrotechnischer Erzeug- 
nisse in 1000 £. 


Erzeugnisse | 1917/18 |: 1913 | Änderung 

1. Dynamomaschinen, | 

Transformatoren, Spu- | 

len usw. sa 27T SEDI RE TED 
2. Fernsprecher und Zu- 

BEehöt a aa 57 | 165 | — 108 
3. Sammler, Bogenlam- 

en, Vakuumröhren, 

nstrumente, Isolier- 

band se Hr ET 1672. — 270 
4. Anlasser, Kontroller 

URWELUTEN EN 58 74| — 16 
ö. Schalter, Sicherungen, 

Blitzableiter .. . . . 50 sl | — .:31 
6. Kabel und isolierte 

Drähte .. 181 | 637 | — 456 
7. Liehtkohlen ER 10 18:2==2.08 
8. Sonstiges elektrotech- 

nisches Material 233212241 .1210222 


Die Entscheidung der australischen Re- 
gierung, die Einfuhr von Akkumulatoren ohne 
besondere Lizenz im Interesse einer heimischen 
Produktion zu verbieten, hat nach ‚Electrical 
Review‘ die Veranlassung geboten, einmal dar- 
auf hinzuweisen, daß in Australien z. Zt. mehr wie 
30 000 Kraftwagen benutzt werden, deren Be- 
trieb von der Lieferung spezieller Batterien, 
die bisher nicht in Australien erzeugt wurden, 
abhängt, und daß die Aussichten, solche Batte- 
rien im Lande herzustellen, gering seien.‘ In- 
folgedessen habe man bisher auch erlaubt, Un- 
tergestelle und Wagen, die mit Akkumulatoren 
ausgerüstet sind, zu importieren. 


Produktionszensus in England.. — Nach 
Anordnung des englischen Handelsamtes soll 
1921 ein auf bestimmte Fabrikationsgebiete be- 
schränkter Produktionszensus vorgenom- 
men werden, der auch die Elektroindustrie 
umfassen wird. 


Außenhandel. — Eine von der „Informa- 
tion‘‘ veranstaltete Umfrage bei den französi- 


schen Handelskammern über die Frage nach 
der Wiederaufnahme von Handelsbeziehungen 
mit Deutschland hat zu dem Ergebnis geführt, 
daß die Wiederanknüpfung als eine unbedinste 
wirtschaftliche Notwendigkeit betrachtet wird, 


daß Frankreich alles Interesse daran habe, 


seinen Austauschverkehr noch inniger zu ge- 
stalten wie früher, und daß es durch seinen Va- 
lutastand genötigt sei, die eigenen Erzeugnisse 
in den Ländern abzusetzen, wo der Frankenkurs 
noch über Pari steht. Ein Kompensationsver- 
kehr zwischen Rohstoffen und Fertigfabrika- 
ten wird empfohlen. — Während eine von der 
englischen Regierung eingesetzte Kommis- 
sion die Wirkungen der Merchandise Marks 
Act untersuchen soll, hat die Zollverwaltung 
vorläufig. angeordnet, daß die eingeführten 
Waren, auf denen weder selbst, noch auf den 
Verpackungen usw. Marken angebracht sind, 
fernerhin keinerlei Angaben, wie „Made in 
Germany‘, zu tragen brauchen. 


Verteuerung der Bedarfsartikel bei den 
Londoner Untergrundbahnen, Nach einer 
von „The Electrical Review‘‘ wiedergegebenen 
Übersicht sind seit 1914 die Kosten für Kohle 


von 14 s 1134 d auf 42s 5d, für Stahlschienen. 


von 7£auf20£7s6d, für Stahlvon 7£2s6d 
auf 25 £, für Stabeisen von 7 £ 15 s auf 28 £ je 
Tonne, für Schmieröl von 1s5d auf 3s 7 dje 
gal. (= 4,5 1), für Anstrichfarbe von 23 s 5 d 
auf 50 s 9 d je cwt (= 50,8 kg) gestiegen. Der 
Preis für einen Omnibus hat sich von 550 auf 
1200 £, für einen 8-Wagenzug von 17 900 auf 
58 720 £ und für einen Straßenbahnwagen von 
900 auf 2500 £ erhöht. 


Kanadas Einfuhr elektrotechnischer Er- 
zeugnisse. — Zahlentafel 2 gibt nach ‚The Elec- 
trical Review‘ einen Überblick über den Wert 
der von Kanada 1917/18 eingeführten elektro- 
technischen Erzeugnisse im Vergleich zu 1913/14. 
Bei Generatoren, Motoren ' usw. ist die Zu- 
nahme auf eine erhebliche Steigerung des Im- 
ports der V. S. Amerika zurückzuführen, bei 


‚elektrischen Apparaten vor allem auf eine 


wesentliche Mehreinfuhr durch Frankreich. Der 
Wert der eingeführten Sammler, Schwach- 
strominstrumente usw. hat, soweit amerikani- 
sche Lieferungen in Betracht kommen, zwar 
ebenfalls stark zugenommen, im übrigen aber 
beträchtlich eingebüßt, u. zw. besonders in- 
folge des Rückganges in englischen Zufuhren, 
der auch bei Generatoren und Motoren in Er- 
scheinung tritt. Deutschland war 1913/14 an 
dem Import letzterer noch mit 14 000 $, an der 
Einfuhr von Lichtkohlen mit 40 000 $ beteiligt. 


Zahlentafel:-2. 


‘Kanadas Einfuhr elektrotechnischer Erzeug- 


nisse in 1000 $. 


Erzeugnisse | 1917/18 1913/14 |‘Änderung 
1. Generatoren, | a) 

Motoren usw. . 1918 1807 + 111 

2. Elektrische Ap- f j 
arate . . . 2167 107 | + 2060 
3. Sammler, Instru- 

mente für Tele- 

graphie u. Tele- 

phonie, Isolato- 

TON REGEN 8200 6597 — 1603 
4. Lichtkohlen usw. |. öl 89 =. 88 
5. Birnen f. Glüh- 

lampen. . .. 234 132 | + 102 


Internationaler wirtschaftspolitischer Kon- 


reß, Frankfurt a. M. — Um die praktischen 
aufleute der verschiedenen Nationen zu einer 
vorurteilslosen Aussprache über die Möglichkeit 
einer Verbesserung des internationalen Handels- 


verkehrs und einer Herstellung dauernder fried- 


licher Beziehungen zwischen den verschiedenen 
Völkern zusammenzuführen, soll in Frankfurt 
a. M. am 30. IV. 1920 ein Internationaler 
wirtschaftspolitischer 
finden. 


: Bezug der Schwarzschen Tafeln. — Herr 
Otto Schwarz hat uns gebeten, darauf auf- 
merksam zu machen, daß seine Tafeln für 
die schnelle Bereehnung von Abgaben, 
Gas-, Wasser-, Elektrizitätsgebühren, 
Löhnen usw. nicht mehr aus dem jetzt zu 
Polen gehörenden Ort Berent, sondern von der 
Buchhandlung O. Schwarz, Charlottenburg, 
Spreestraße 16, zu beziehen sind. 


Kleine geschäftliche Mitteilungen. 


Aus der Geschäftswelt. — Die Mährisch- 
Schlesische Elektrizitätswerke A. G. ist 
in Mähr.-Ostrau mit 4 Mill. K Stammkapital 
ins Leben gerufen worden, um ganz Ostmähren 
und Schlesien mit elektrischer Energie zu ver- 
sorgen. Ihre frühere Meldung, daß die 
American Marconi Co. in eine Tochtergesell- 


Kongreß statt- 


Elektrotechnische Zeitschriüit, 1920. Heit 12. 


| Originalhütten - Weich- 


‚wegen und Japan beherrscht. 


- Glühlampen, einerlei welchen Ursprungs; da 
sie den 


‚elektrotechnischer Porzellanfabriken hat, wie 
er uns mitteilt, für alle seine Mitglieder ver- 


18. März 18%o0. 
schaft der General Eleetrie Co., die Radio 


Corporation of America, umgewandelt 
worden sei, ergänzt die „Frnkf. Ztg.‘“ dahin, 


:daß auf den neuen Konzern die Funksta- 


tionen von. Neu-Braunschweig, Belmar, fer- 
ner die pazifische Station bei St. Franzisko, 
die Anlage auf den Hawaiinseln, bei Tucker- 
ton und die auf dem Cap Cod übergehen, wo- 
mit die Radio-Corporation den amerikanischen 
Funkverkehr mit England, Frankreich, Nor- 
Geplant ist 
weiter die Einrichtung eines drahtlosen Ver- 
kehrs mit Cuba, Südamerika und China. — 
Nach der ‚„Frnkf. Ztg.‘ hat die mit 2 Mill. Fr 
Aktienkapital gegründete Berner elektro- 
chemische Werke A.G., Bern, die elektro- 
chemische Fabrik der Bernischen Kraftwerke 
A.-G. in-Oev-Diemtigen übernommen. — Ende 
1919istin Prag die A. G.für Telephon- und 
Telegraphen-Erzeugung gegründet wor-. 
den; sie erwarb die Anlage der Firma Berliner in 
Olmütz, die vergrößert werden soll. — Nach der 
„Frokf. Ztg.‘‘ hat die amerikanische Westing- 


house-Gesellschaft die Glühlampenfabrik 


Bollag in Aarau (Schweiz) erworben. 


Warenmarkt. — Glühlampen. Die Os- 
ramwerke G. m. b. H., Berlin, vergüten, wie 
wir hören, bis auf weiteres beim Rückkauf von 
Glühlampensockeln je 1000 Stück frei Abgangs- 
station einschl. Verpackung für Klein- und 
Normal-Edison- und Swansockel aus Messing _ 
200 M, aus Eisen 100 M, und für Goliath- 
sockel aus Kupfer oder Messing 500 M, aus 
Eisen 200M. Die Verpackung wird auf Wunsch 
zurückgesandt.. Die Gesellschaft kauft Sockel 
aus allen ausgebrannten und schadhaften 


lasballon nicht benötigt, empfiehlt es 
sich, ihn vor Einsendung zu entfernen, ohne 
indessen die Sockel dabei zu beschädigen. 
Isolierte Leitungsdrähte. Die Ver- 
kaufsstelle vereinigter Fabrikanten isolierter 
Leeitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat neue 
Aufschläge zu den .Preisen ihrer Liste Nr.. 3 
(Januar 1920) mit Wirkung vom 1. III. 1920 
festgesetzt. Sie sind im Inseratenteil der 
„ETZ.“ (Heft 10) bekanntgegeben worden. 
Porzellan. Der Verband deutscher 


bandsverbindliche Mindestpreise eingeführt 
und erschöpfende allgemeine Verkaufs- und 
Lieferungsbedingungen herausgegeben, : die 
leichfalls für alle Mitglieder unter Ausschluß 


rüherer Bedingungen maßgebend sind. »— 


Metallpreise. Nach den Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkup- 
fernotiz bzw. der Kommission des Berliner - 
Metallbörsenvorstandes in M/100 kg: 


Metall: | em. 9. IH. 
Elektrolytkupfer (wire- 
bars), prompt, cif Ham- ' 
burg, Bremen, Rotterdam 3343 4259 - 


Raffinadekupfer ’ 
99/99,3%/,,lokoGroß-Berlin |2800—2900 3200—3300 
blei, ab Hütte oder loko 
Groß-Berlin . . ..... 

Originalhütten-Rohzink, | 
Syndikatspreis ab Hütte 
oder Lager I...» 

desgl. Preis im freien Ver- 

.kehr, ab Hütte oder 
Tager 237% ...2., 1850-1378 

Originalhütten-Alumi- 
nium 98/99%, in gekerb- AN 
ten Blöckchen, ab Hütte 

5000  16000—6100 


1450 


1000 1000 


oder loko Groß-Berlin 
Zinn, Banka-, Straits-, 
Billiton., loko Hamburg ; 
. oder Groß-Berlin . . . |10500—1100013100—13300 
Hüttenzinn, mindestens 9 
99%/,, loko Hamburg oder 
Groß-Berlin . »... 
Reinnickel 98/99 %,,.10oko 


Sr 


Hamburg oder Groß- - 
Berlin...) „8... 16500— 6600/7600 780055 
Antimon-Regulus, loko ’ = 
Hamburg oder Groß- 
N 019001950 225 0 2275 


Berlin . 


Am 10. III. 1920 notierte die Londoner Börse 
nach dem „Berl. Börs.-Cour.“ folgende Preise in 
£/t: Kupfer Kasse 110,87; desgl. 3 Mon. 113,37; 
Elektrolyt 118 bis 123; Best selected 120 bis 
124; Zink 57 bis 59,75; Zinn Kasse 383,50; 

1. 3 Mon. 389,25 und Blei 50,25 bis 53 £/t. 
In New York stellte sich am gleichen Tage 
Elektrolytkupfer loc. auf 18,50 bis 18,75 ets/lb. 


Abschluß des Heftes: 13. März 1920. I 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Juli usSpringer in Berlin. 


‚575-165 © 


1350-1400 


246 


 Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F 


. Meißner, K. 


Perlewitz. 


— Verlag von Julius Springer. 


— Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Die Elektrizitätswirtschaft in Spanien.!) 
Von Dt.:&ng. Blumenthal, Madrid. 


Übersicht. Der Aufsatz gibt in großen Zügen 
ein Bild der Entwicklung, die die spanische Elek- 
trizitätswirtschaft seit den 80er Jahren des vori- 
gen Jahrhunderts unter weitgehender Ausnutzung 
der im Lande verfügbaren Wasserkräfte genommen 
hat, Anschließend an eine kurze Behandlung der 
in Spanien hauptsächlich tätigen elektrotechnischen 
Fabrikationsstätten und ihrer Fortschritte werden 

“schließlich die Einfuhrverhältnisse und die Aus- 
sichten erörtert, die sich der deutschen Elektro- 
industrie, wenn sie Qualitätswaren zu liefern im 
Stande ist, eröffnen. 


Es ist nicht meine Absicht, wie in einem 
früheren Aufsatz?) in Einzelheiten einzutreten; 
vielmehr betrachte ich es als meine Aufgabe, in 
großen Zügen ein Bild vom heutigen Stande 
und den nächsten Zukunftsaussichten des 
spanischen Elektrizitätswesens zu ge- 
ben, was nach unserer fast fünfjährigen voll- 
kommenen Abschnürung von diesem Lande, 
insbesondere im Hinblick auf die hoffentlich 
nach und nach wieder einsetzende Ausfuhr, zu- 
nächst einmal das wichtigste sein dürfte. 


1. Elektrizitätswerke und Energie- 
g: übertragung. 


-a) Ältere Epoche. Die Entwicklung der 

elektrischen Zentralen in Spanien setzt etwa 
zu Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhun- 
derts mit dem Bau der großen Dampf-Gleich- 
stromwerke in den größten Städten, Madrid, 
Barcelona, Sevilla, Saragossa, Valencia und 
Bilbao ein, u. zw. handelt es sich, wie übrigens 
bis auf den heutigen Tag, ausschließlich um 
Konzessionsanlagen mit ganz oder überwiegend 
deutschem Kapital, in erster Linie um das der 
A.E.G. und der Schuckertgruppe , welchen 
Firmen natürlich auch die gesamten Liefe- 
rungen und Bauten übertragen wurden. Die 
einheimischen Kapitalkreise hatten damals 
noch nicht den Wagemut, sich an diesen 
ihnen völlig neuen und daher riskanten Ge- 
.schäften zu beteiligen. 
. wesen herrschte wenig Ordnung, vielfach wur- 
den die Gerechtsame an mehrere, bis zu vier 
Konkurrenten gleichzeitig und ohne örtliche 
. Abgrenzung erteilt, so daß in derselben Straße 
‚oft mehrere der stromliefernden Gesellschaf- 
ten miteinander in Wettbewerb traten. Der 
Hang des Südländers. für Bequemlichkeit 
und grelle Lichteffekte kam trotz sehr hoher 
Strompreise der schnellen Entwicklung dieser 
Anlagen entgegen. Seit Mitte der 90er Jahre 
begann sich auch-der Elektromotor i in steigen- 
dem Maße einzubürgern. 


Eine bescheidene Ausnutzung der so über- 


aus zahlreichen, im ganzen Lande verteilten 


. Wasserkräfte zur Erzeugung elektrischer Arbeit 
begann gegen Mitte der 90er Jahre vorwiegend 


zur ‚Lichtversorgung mittlerer und kleinerer. 


. Ortschaften; die dabei verwendete Hochspan- 
nung ging. bis etwa 5000 V. Diese ganz primi- 


tiven Anlagen, bei denen äußerste Sparsam- 


keit in den Anlagekosten oberstes Gesetz war, 
wurden bereits nach dem Mehrphasensystem 


1) Ich spreche Herrn Eduardo Gallego Ramos, In- | 


- genienz, Madrid, Generalsekretär der „Union Eleetrica 
spanola“ und Chefred akteur der „Energfa Elöctrica“, an 


dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aus für die. 


statistischen mir zur LErHUEnER estellten Unterla © 
%) Vgl. „ETZ" 1909 8. 016. et 


und die 


Im Konzessions- 


Berlin, 1. April 1920. 


(2 oder 3 Phasen) gebaut. Um an Bedienungs- 
kosten zu sparen, waren diese Zentralen nur 
in den Hauptlichtstunden in Betrieb, so daß 
Motoren nicht angeschlossen werden konnten. 


Die nicht abschaltbare Straßenbeleuchtung: 


trat mit dem Ingangsetzen der Maschinen ohne 
weiteres in Funktion, und man kann heute noch 
auf dem Lande beobachten, daß die öffentliche 
Beleuchtung Tag und Nacht durchbrennt. Der 
Betrieb solcher Anlagen läßt viel zu wünschen 
übrig, die Turbinenregulierung ist mangelhaft, 
Leitungen weisen einen hohen 
Spannungsabfall auf. Die ständig auf und 
nieder gehende Spannung verursacht eine Be- 
leuchtung, die für unsere verwöhnten . An- 
sprüche einfach unerträglich sein würde; man 
muß ‚sich aber vorstellen, daß die spanische 
Provinz — Gaswerke haben nur die größten 
Städte — von der Talgkerze unmittelbar zur 
elektrischen Beleuchtung überging und daher 
besondere Ansprüche nicht zu stellen gewohnt 
war. j 

b) Neuere 


Epoche. Die Einführung 


Eher Übertragungsspannungen von 15 000 V. 


und darüber leitet etwa um die. Jahrhundert- 
wende eine neue Entwicklungsperiode der Elek- 
trotechnik in Spanien ein. Nunmehr war es 
möglich geworden, die in weitab gelegenen Ge- 
birgsgegenden befindlichen, bis dahin noch 
völlig unausgenutzten Großwasserkräfte der 
Elektrowirtschaft dienstbar zu machen und 
die Energie dahin zu leiten, wo sie in erster 
Linie gebraucht wurde. Nun stand aber das 
spanische Kapital nicht mehr zögernd und ab- 
wartend beiseite; nachdem einmal die .unge- 


heure Bedeutung der hydroelektrischen Ener- 


gieausnutzung erkannt war, mangelte es nicht 
länger an einheimischem.. Kapitalzufluß, und 
von jetzt an wurden die Anlagen überwiegend 
im Inland finanziert. 

Wir können in diesem Stadium drei Haupt- 
verbrauchszentren unterscheiden: 1. die Lan- 
deshauptstadt Madrid, völlig isoliert, mit fast 
keiner nennenswerten Industrie, aber einem 
bedeutenden Elektrizitätsverbrauch für Licht- 
zwecke, 2. die größte Handels-, Industrie- und 
Hafenstadt des Landes Barcelona mit dem am 
dichtesten bevölkerten und industriereichen 
Katalonien als Hinterland und 3. das gewaltig 
aufstrebende: Bilbao mit, den reichen Eisenerz- 
lagern seiner nächsten Umgebung, der größten 
Eisenhüttenindustrie des Landes nebst son- 
stigen bedeutenden Fabriken und den ausge- 
dehnten Hafenanlagen. 

So sehen wir denn, daß, von den Erzeu- 
gungsorten ausgehend, die energiespendenden 
Hochspannungslinien vorwiegend nach diesen 
Brennpunkten des spanischen Wirtschafts- und 
sozialen Lebens hinstreben. Bezüglich weiterer 
Einzelheiten sei u. a. auf einen früher erschiene- 
nen Aufsatz von M. Neustätter!) verwiesen; 
außerdem sind weiter unten im Zusammenhang 
die- größten hydroelektrischen- Anlagen des 
Landes zusammengestellt. 

' Der elekbrkche Teil dieser Werke sowie die 


Übertragungsläitungen wurden in erster Linie 


von unseren großen deutschen Firmen geliefert 
und montiert;. die erste 60000 V-Anlage in 
Europa ist damals in Spanien in Betrieb genom- 
men worden, wie überhaupt die ausgedehnten 
Fernleitungen des Landes mit ihrer Überwin- 
dung großer Höhenunterschiede viel zur Auf- 


*) Vgl. „ETZ“ 1911, 8. 535 f. 


‚fassen, in der Absicht, die jetzt v 


Heft 13. 


klärung der damals noch wenig bekannten 
elektrischen Vorgänge in Hochspannungslei- 
tungen beigetragen haben. 

Sehon jetzt verlieren allmählich ae alten 
Dampfzentralen der Hauptstädte ihre frühere 
Bedeutung. Bei Betriebsstörungen, wie sie 
sich bei ausgedehnten Fernleitungen bis zu 
70000 V Spannung nicht vermeiden lassen, 
sind natürlich schnell eingreifende Dampfre- 
serven erforderlich, aber ihr Anteil an der 
Energielieferung tritt von Jahr zu Jahr mehr 
zurück. 

c) Neueste Epoche. Ein neues Zeit- 
alter der spanischen Elektrotechnik, in dem 
wir uns gegenwärtig noch befinden, setzt etwa 
1910 ein und ist charakterisiert durch das Be- 
streben der organisatorischen Zusammenfas- 
sung nicht allein . der bereits- in Betrieb 
befindlichen, sondern auch der erst ge- 
planten großen Energieanlagen. Diese plan- 
mäßige, rationelle Zusammenfassung erstreckt 
sich sowohl auf das rein technisch-wirtschaft- 
liche als auf das finanzielle Gebiet, also sowohl 
auf Ausschaltung störenden und unnötigen 
Wettbewerbes und wirtschaftlichste Energie- 
ausnutzung als auch auf einheitliche, das gün- 
stigste geldliche Ergebnis garantierende Finan- 
zierung. Den hauptsächlichsten Anstoß findet 
diese Entwicklung in der inzwischen möglich ge- 
wordenen Erhöhung der Übertragungsspannun- 
gen bis auf 100 000 V und darüber; denn da- 
durch in erster Linie wird die Ausnutzung ganz 
großer, von den Verbrauchszentren weit ent- 
fernter Wasserkräfte, ihre methodische Zu- 
sammenfassung und gegenseitige Unterstützung 
möglich. Neuerdings hat sogar das: Ministe- 
rium der. öffentlichen Arbeiten die Anregung 
gegeben, sämtliche großen Zentralen zwecks 
einheitlicher Elektrizitätsversorgung des Lan- 
des durch eine ‚„Sammelschiene‘‘ zu verbin- 


‘den !), jedoch dürfte dieser Plan aus ökonomi- 


schen und technischen Gründen so bald noch 
nicht verwirklicht werden. Jedenfalls stehen 
wir aber in Spanien ähnlich wie bei uns heute 
im Zeitalter der rationellen Elektrizitätswirt- 


‚schaft nach einheitlichem Plan. 


Im Zusammenhang damit erstrebt man 
auch eine der modernen Entwicklung ent- 
sprechende Reform der Wasserwirtschaft. Die 
jetzt in Kraft befindlichen Gesetze über die 
Verwendung des öffentlichen Wassers stammen 
aus den Jahren 1866 und 1879, als man die 
heutige Ausnutzung der Wasserkräfte noch 
gar nicht kannte. Die Entwicklung seit jener 
Zeit hat zahlreiche Zusätze zu diesen Verord- 
nungen nötig gemacht, was aber, infolge vieler 
Widersprüche, vielfach zu falschen Interpreta- 
tionen geführt hat. Neuerdings sind nun Ge- 
setze in Kraft getreten, welche die Konzessionen 
von öffentlichen Wasserkräften auf eine Grund- 
lage stellen, die ihre Eigenschaft als wichtiges 
Allgemeingut mehr als bisher entspricht. Ferner 
ist eine gewisse Nationalisierung der Wasser- 
kräfte in der Form geplant, daß der Staat das 
Recht der Enteignung für alle nicht ausge- 
nutzten Wasserkonzessionen erbält. Man be- 
absichtigt weiterhin, das ganze Land in Zonen 
einzuteilen und die Wasserkraftkonzessionäre 
jeder Zone in einer Körperschaft zusammenzu- 
vom ausländi- 
schen Kapital kontrollierten Wasserkräfte der 
Nationalisierung entgegenzuführen. 


) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 98, 


2486 


'Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heit 13. 


1. April 1920. 


— ee EEE 


d) Heutiger 
tätsversorgung, statistische Übersicht, 
Zukunftspläne. Nach dieser 'gedrängten 
Übersicht. über den Entwieklungsgang der 
spanischen Elektrowirtschaft sollen nun die 
größten Energiezentralen aufgeführt werden: 

. 8. A.l) Fuerza y Riego del Ebro, Sitz 
in Barcelona, Aktienkapital 2,5 Mill. Pes, im Be- 
sitz der Barcelona Traetion Light and Power 
Co. in Toronto (Kanada) mit 32,5 Mill. Pes Ka- 
pital, in Spanien kurz „Canadiense‘ genannt. 
(Diese Gesellschaft hat den Charakter. einer 


„holding-company“‘; ihr Ziel ist-die Vertrustung 


der gesamten katalonischen Licht- und Kraft- 
versorgung einschl. der Bahnen, elektrochemi- 
schen und elektrometallurgischen Werke. Die 
Canadiense kontrolliert bereits eine ganze An- 
zahl von Einzelgesellschaften und dehnt ihre 
Pläne immer mehr aus.) Fuerza y Riego del 
Ebro besitzt in der Provinz Lerida 5 Wasser- 
kräfte von zusammen 300 000 PS, die teilweise 
schon ausgebaut sind. Besondere Fernleitun- 
gen verbinden die einzelnen Anlagen mit ande- 
ren von der Canadiense kontrollierten, so daß 
gegenseitige Ergänzung und Unterstützung er- 
reicht wird. Kleinere ältere Werke sind auf- 
gekauft und entweder stillgelegt oder zu Unter- 
stationen umgewandelt worden. Mit den Stra- 
ßenbahnen und Dampfzentralen in Barcelona 
hat man Verträge über die Lieferung elektri- 
scher Arbeit abgeschlossen. Ferner sind Stick- 
stoffanlagen projektiert und teilweise im Bau, 
die 75 000 PS aufnehmen sollen. Die höchste 
Übertragungsspannung ist 110 000 V, die größte 
Entfernung 180 km. 

8.A. Energia Electrica de Cata- 
luna, Sitz in Paris, Aktienkapital 20 Mill. Fr, 
Obligationsschuld 30 Mill. Fr. Es wird die 
Gefällsenergie von 24 natürlichen Beon | in den 
Pyrenäen ausgenutzt, wo 30 Mill. m? Wasser 
zur Erzeugung von 50 000 PS verfügbar sind. 
Außerdem besitzt die Gesellschaft eine Dampf- 
reserve von 40000 PS. Die Übertragungs- 
spannung beträgt 88 000 V, die größte Ent- 
fernung 180 km. Versorgungszone ist ebenfalls 
die Provinz Katalonien, u. zw. die Industrie- 
bezirke Barcelona und Matar&. Um unnöti- 
gen Wettbewerb auszuschließen, ist mit vor- 
genannter Gesellschaft über die Abgrenzung 
der Versorgungsgebiete und zur gegenseitigen 
Unterstützung ein Vertrag abgeschlossen wor- 
den. 

S.A. Hidroeleetrica Espanola, Sitz 
in Madrid, Aktienkapital 20 Mill. Pes, Obli- 
gationsschuld 12 Mill. Pes. Es werden ver- 
schiedene Wasserkräfte in der Provinz Alba- 
cete ausgenutzt, und die erzeugte elektrische 
Arbeit wird nach Madrid, Valencia, Cartagena 


und einigen weiteren kleineren Städten überge- 


führt. Gegenwärtig gewinnt die Gesellschaft 
44 000 PS. Die größte Entfernung ist die nach 
Madrid mit 255 km, bei einer Spannung von 
70 000 V. Dampfzentralen besitzt das Unter- 
nehmen in Madrid. (12000 PS), Valencia 
(7000 PS) und Cartagena (4000 PS). Projek- 
tiert ist die Nutzbarmachung einer weiteren 
Wasserkraft von 220 m Gefälle. In Madrid 
existiert als Tochtergesellschaft die Coopera- 
tiva Electra, die nach dem Genossenschafts- 
system 55000 Abonnenten mit elektrischem 
Strom versorgt. 

S. A. Sociedad General de Fuerzas 
Hidroel&ctricas, Sitz in Barcelona, Aktien- 
kapital 12 Mill. Pes. Sie besitzt das Recht der 
Ausnutzung von 5 Wasserkräften in der Pro- 
vinz Huesca von zusammen 42 000 PS, ferner 
von weiteren 200000 PS in den Pyrenäen. 
Eine Zentrale von 44 000 PS ist in. Betrieb; 
die Entfernung nach Barcelona beträgt 220 km, 
und für .die .projektierte Fernleitung ‚sind 
140 000 V, die bisher höchste Spannung in 
Europa, vorgesehen. Der größte Teil des Ka- 


pitals befindet sich im Besitz der Catalana Gas ı 


y Eleetricidad, der Eigentümerin der Central 


ı) 8.A. Abkürzung von Sociedad’Anonim:a (Aktienge- 
sellschaft). 


Stand der Hlektrizi- | 


Catalana de Flectrieidad, eine der älteren 
Damptzentralen Barcelomas. Die hydraulische 
Kraftanlage soll das Dampfwerk unterstützen 
und später derart ersetzen, daß diese nur noch 
eine Reserve bildet. 

S.A.: Union Ele&ctriea Madrilena, 
Sitz in Madrid, Aktienkapital 33 Mill. Pes, 
Obligationsschuld 14 Mill. Pes, besitzt eine 
Wasserkraftanlage am Tajo in der Provinz 
Guadalajara von 21 000 PS. Die Energie wird 
mit 50 000 V nach dem 78 km entfernten Ma- 
drid geleitet. Außerdem verfügt die Gesell- 


schaft als Reserve über die drei großen Dampf-: 


zentralen der ehemaligen Madrilena de Blleetri- 
eıdad. 


S. A. eeleirica Iberica, Sıtz ın 


Bilbao, Aktienkapital 20 Mill. Pes, Obligations- 


schuld 7 Mill. Pes. Die Gesellschaft besitzt in 
verschiedenen Regionen Wasserkräfte, von de- 
nen in der Gegenwart drei von insgesamt 
16 000 PS ausgenutzt werden. Sie liegen in den 
nordspanischen Provinzen Burgos und Gui- 
püzcoa und liefern die erzeugte Energie unter 
30 000 V nach Bilbao, San Sebastian, Victoria 


und anderen baskischen Industrieorten; die- 


größte Entfernung ist 79 km. 

S. A. Eleetrieas Reunidas de Zara- 
goza, Sitz in Saragossa, Aktienkapital 10,8 
Mill. Pes, Obligationsschuld 7,3 Mill. Pes. Aus 
drei Wasserfällen werden 12 600 PS gewonnen, 
die in der Hauptsache unter 30 000 V nach dem 
96 km entfernten Saragossa übertragen wer- 
den. Ein Teil der erzeugten Energie wird an 
Ort und Stelle zur Fabrikation von Kalzium- 
karbid verwendet. 

S.A. Electra del Viesgo, Sitz in 
Bilbao, Aktienkapital 7,5 Mill. Pes, Obliga- 
tionsschuld 4,5 Mill. Pes, benutzt verschiedene 
Wasserfälle im kantabrischen Gebirge von ins- 
gesamt 11 500 PS, die in Santander und den 
umliegenden Minenbezirken Verwendung fin- 
den. Es besteht außerdem eine Konzession für 
weitere 30 000 PS, deren künftige Ausnutzung 
zu interessanten wasserbautechnischen Auf- 
gaben Veranlassung geben wird; denn es han- 
delt sich dabei um eine Gefällshöhe von nicht 
weniger als 1000 m. Mit dieser. Energiemenge 
gedenkt man auf lange Zeit die Bedürfnisse 
der beiden industriereichen Provinzen San- 
tander und Viscaya befriedigen zu können, von 
deren Hauptstädten die Kraftquelle 180 bzw. 
160 km entfernt ist. 

S. A. Hidräulica Santilläna, Sitz in 
Madrid, Aktienkapital 7,5 Mill. Pes, Obliga- 
tionsschuld 5 Mill. Pes, nutzt zwei Wasser- 
kräfte des Manzanares aus und gewinnt etwa 


10 000 PS, die unter 25 000 V nach dem 25 km 


entfernten Madrid geleitet werden. 


Weitere 58 Wasserkraftwerke von 9000 
bis herunter auf 800 PS übertragen die Energie 
der „weißen Kohle‘ teils nach den bereits er- 
wähnten Zentren, teils nach den kleineren Pro- 
vinzorten. Darunter sind auch . namhafte 


Werke, die vorwiegend bedeutende Rohstoff- 


industrien (Zucker-, Papier-, elektrochemische 
und elektrometallurgische Fabriken) versorgen 
und teilweise sogar ganz im Besitz solcher Indu- 
‚strien sich befinden. Mittlere hydroelektrische 
Anlagen von 800 bis 300 PS herab gibt es etwa 
30, kleine bis zu 25 PS etwa 75. Die nach- 
stehende Zahlentafel bietet eine Übersicht 
über die konzessionierten und. beraten ausge- 
nutzten Wasserkräfte: 


1 


Konzess. HER 

PS PS 
Große Anlagen über 800 PS | 858434 | 361557 
Mittlere Anlagen über 300 PS | 1479 | 1479 
Kleine Anlagen über 5 PS 7945 7945 
B 881 174 | 884297 


Diese Zahlen beziehen sich auf Ende 1917, 


eine neuere Statistik liegt nicht vor.. Sie zeigen. 


vor allem, daßjdie Zukunft ausschließlich den 


Unter Berücksichtigung der inzwischen in 
Betrieb gekommenen Neuanlagen kann man 


‚mit ziemlicher Genauigkeit die heute,für Elek- 


trizitätserzeugung ausgenutzte Wasserkraft zu 
500 000 PS annehmen, und der Wert der hier- 
durch erzielten jährlichen Kohlenersparnis be- 
rechnet sich zu etwa 500 Mill. Pes (d.h. zum 
heutigen Tageskurs — Mitte Dezember 1919 — 


zu 5 Milliarden Papiermark). 1) Die gesamten 


Wasserkräfte Spaniens werden auf 5 Mill. PS 
geschätzt. Außer den oben erwähnten 500 000 
PS setzt die Industrie davon schätzungsweise 
noch weitere 200 000 PS direkt in mechanische 
Energie um, so daß also bisher erst etwa 14%, 
der hydraulischen Energie Verwertung gefun- 
den haben; in der ungeheuren Reserve von 
fast 5 Mill. PS liegen die gesamten Zukunfts- 
möglichkeiten des von der Natur nicht allein 
mit Wasserkräften, sondern auch mit Kohle, 
Eisen, Kali und sonstigen Mineralschätzen so 
überaus reich gesegneten Landes. 


Die folgende Zusammenstellung zeigt die 
Verteilung der Wasserkräfte des Landes auf 


die einzelnen Flußgebiete in 1000 PS: 


Ebro mit Nebenflüssen A 130 
Douro „, Es 900 
Guadalquivir ,, 750 
Ta]oR = = 700 
Guadiana RE 370 
. Mio ,, 250 
Jücar ,, N 190 
Segura 57 110 
Übrige Flüsse 600 


Zusammen . „5 Mill. PS. 


Allein die in der industriereichsten Provinz 


Katalonien verfügbaren Wasserkräfte betragen 
1,135 Mill. PS, wovon heute bereits 0,8 Mill. 
PS konzessioniert sind. Die Wasserkraftkon- 
zessionen im ganzen Lande betragen gegen- 
wärtig etwa {, 5-:Mill, PS. 

Zum Vergleich seien die deutschen Wasser- 
kräfte herangezogen, die man auf 1,465 Mill. 

PS?) schätzt, und wovon bisher ebenfalls etwa 
0,5 Mill. PS. ausgenutzt sind. 

Interessant ist es, einen Blick auf die 
gigantischen projektierten oder in Ausführung 
befindlichen hydraulischen Energieanlagen zu 
werfen. Spanien ist eines der glücklichen Län- 
der, denen der Weltkrieg reichen Segen ge- 
bracht hat. Die ungeheuren Lieferungen von 
Cerealien, Mineralien und Textilwaren an die 
Entente sowie die Vorteile, welche die Schiff- 
fahrt aus der Weltlage hat ziehen können, haben 
einen Goldstrom in das Land geführt, so daß 
die Staatsbank ihre Goldreserven auf über 
3 Milliarden Pes bringen konnte. Der Geld- 


überfluß und der hohe, Valutastand der Pesete 
haben das Land nicht allein vom ausländischen ° 


Geldmarkt unabhängig gemacht, sondern es 
darüber hinaus in den Stand gesetzt, als Geld- 
geber im Ausland aufzutreten. Selbstverständ- 
lich werden fortan vor allem alle industriellen 
Unternehmungen ausschließlich im Inland 
finanziert werden. : 

In Katalonien sind, verteilt auf die oben 
erwähnten drei großen Kraftübertragungs- 
gesellschaften, Fuerzas y Riego del Ebro, 
Energia Electrica, Catalana del Gas y Electri- 
cidad sowie eine neue Gesellschaft, Productora 
de Fuerzas Motrices, weitere 150000 PS 


in Ausführung begriffen. Die Gesamtgruppe- 
' der elektrohydraulischen Gesellschaften in Bil- 


bao erweitert in großzügiger Weise ihre über 
einen großen Teil Nordspaniens verstreuten 
Anlagen und schließt sie in wirtschaftlichster 
Weise zusammen. Die zu dieser Gruppe ge- 


hörende $. A. Hidroelöetrica Ibörica hat außer- 
dem Konzessionen in den a 


1) Welche Rolle die, „weiße Kohle“ für Soaniön spielt, Fur 


mag daraus erhellen. daß infolge Ausbleibens der englischen 
Kohle allein in Katalonien während des Krieges 40000 Ar- 
beiter ohne Wasserkräfte hätten feiern müssen 

2) Davon müssen wohl die gemäß dem Friedensver- 
trage für uns ausscheidenden Being BasBDETBEtE in Abzug 
N werden. 


T £ P> 
Großanlagen gehört und das Zeitalter der mitt- w 
leren und kleinen Zentralen abgeschlossen ist... 


1. April 1920. 


em m —H I 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Provinz Hucos, erworben und gedenkt u. a. 
in einem Werk 47 000 kW mit einer sekund- 
lichen Wassermenge von 12 m? bei 464 m Ge- 
fällshöhe zu gewinnen. Große Staubecken 
sollen für den Ausgleich in der wasserarmen 
Zeit — während der Monate September und 
Oktober — sorgen und außerdem in dieser Pe- 
riode auch die Ender en Zentralen unterstützen. 
In dieser und ähnlicher W eise geht man übri- 
-gens auch an anderen Stellen vor, um durch 


hydraulische Akkumulatoren die wasserarmen ‘ 


Zeiten zu überwinden, wodurch Gleichmäßig- 
keit in der Energielieferung und allmähliche 
Unabhängigkeit von den teuren Dampfreserven 
erreicht wird. 

Beiläufig erwähnt, erstrebt man durch die 
Anlage der Stauseen auch eine Regulierung 
-des Wasserflusses und Vermeidung der perio- 
disch auftretenden Überschwemmungen. x 

Die 8. A. Hidroeleetrica Espanola e Ibe- 
rica plant im Verein mit ihren Tochtergesell- 
schaften gewaltige Anlagen zur Ausnutzung 
der noch "völlig brachliegenden Energie des 
Douroflusses. Man will "bei 400 m Gefälle 
0,25 bis 0,35 Mill. PS gewinnen, 

regelmäßigkeit der Energieerzeucung durch 
sroße Stauanlagen gew ährleistet werden soll. 
Es wird beabsichtigt, Nordportugal zu ver- 
sorgen, Eisenbahnen elektrisch zu betreiben 
sowie mannigfache neue elektrothermische und 
elektrochemische Industrien zu begründen. 

Auch mit der Verwertung minderwertiger, 
den Transport nicht lohnender Kohle zur Elek- 
trizitätserzeugung direkt auf den Gruben hat 
man bereits den Anfang gemacht, um die 
Wasserkraftwerke zu unterstützen und zu er- 
gänzen. 

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem gewal- 
tigen, teilweise schon aus dem Stadium 
des Projektes herausgetretenen Zukunftspro- 
gramms. Die Knappheit der Rohmaterialien 
in der ganzen Welt, verbunden mit der allge- 
meinen Teuerung, die schwierige Transport- 


lage und die neuerdings auch Spanien in 


empfindlichster Weise heimsuchenden Streik: 
fieber werden wohl einer allzu stürmischen 
Entwicklung in den nächsten Jahren hindernd 
entgegenstehen, aber der Zukunftsweg ist klar 
vorgezeichnet, und sein Endziel wird angesichts 
der "gewaltigen Energievorräte des Landes be- 
stimmt die völlige Elektrisierung in Industrie, 
(rewerbe und Haus sein. 

In den eingangs erwähnten Großstädten 
ist die alte Gleiehstromspannung von 110 V 
geblieben; der von den Wasserkräften gelie- 
ferte Drehstrom wird in Gleichstrom umge- 
formt, so daß sich innerhalb der Städte nicht 
viel gegen früher geändert hat. In den klei- 
neren Städten und auf dem Lande ist Dreh- 
strom von 110 und 220 V Niederspannung 
in Gebrauch, während die Motoren vielfach 
mit der verketteten Spannung betrieben wer- 
den. Nur im Innern der ganz großen Städte 
sind unterirdische Starkstromkabel verlegt; in 
den Außenbezirken, von den mittleren und 
kleineren Orten sowie dem flachen Lande ganz 
zu schweigen, verlaufen die Leitungen durch- 
weg oberirdisch, die Transformatoren sind 
direkt an den Maäten montiert, wie überhaupt 
bei den Verteilungs- und Ortsleitungen sowie 
der öffentlichen Beleuchtung größte Einfach- 
heit und Sparsamkeit in der “Anordnung ob- 
waltet. In neuerer‘ Zeit sind mit Erfolg an 
Stelle der Holzmaste solche aus armiertem 
Beton getreten, was für ein so holzarmes Land 
wie Spanien von Bedeutung ist. 


2. Bahnen und sonstige elektromoto- 
rische Antriebe. 

Die größeren spanischen Städte besitzen 
ausnahmslos elektrisch betriebene Straßen- 
bahnen, deren Errichtung teilweise bis An- 
fang der 90er Jahre zurückliegt, während z. B. 
“Berlin erst 1896 seine erste elektrische Straßen- 
bahn erhielt. Der Dienst auf den ausnahmslos 
mit Gleichstrom von 500 bis 550 V und Rollen- 
stromabnehmern betriebenen Bahnen ist mus- 


"ist äußerst engmaschig. 


wobei die. 


Heft 13. 


247 


tergültig, die Wagen sind in sehr gutem Zu- 
stande, und das Netz in den größten Städten 
Die Fahrpreise kann 
man durchweg als mäßig bezeichnen. Ent- 
sprechend der Landessitte wird links gefahren. 
Es gibt ferner bereits eine größere Zahl elek- 
krisehor Vorort- und Städtebahnerh die ent- 
weder direkt mit den Straßenbahnnetzen ver- 
bunden sind, oder ihren Ausgangspunkt an 


der Stadtperipherie haben. Von derartigen 
Bahnlinien sind zu erwähnen: 
Von Bilbao nach Durango und 
Arratia Br 46 km 


Von San a itish nac NR older 2 ” 


Von Cadız nach San Fernando 

und La Carraca £ Dh 
Von Bilbao nach Las Arena A 

Algortat) Io U 
Von Bilbao nach Portugale te und 

Santurcet) x 147% 
Von Valencia nach Silla £ ae... 
Von-Granada nach Santa Fe AA 
Von Barcelona nach -Badalona 

und-Mongät' .>... li ss 
Von Madrid nach Car en. 

und‘ Ventas 2%. IST 17 
Von Valencia nach Diele de 

Farnals . . ; 3 Dr 


Von tanders n: ich Bl Astillero NE N 
Von San Sebastian nach Hernanı 12  „ 
Von Linares nach Las Minas . 115 „ 


Das gesamte Straßenbahnnetz des Landes, 
einschließlich vorgenannter Vorortlinien, um- 
faßt etwa 700 km. Wir können natürlich den 
deutschen Maßstab mit unserer 3-mal größeren 
Bevölkerung, den zahlreichen Großstädten und 
der an vielen Stellen zusammengeballten Indu- 
strie nicht anlegen. Immerhin ist festzustellen, 
daß Spanien auch auf dem Gebiete des Bahn- 
betriebes voranschreitet. 

Seit dem Herbst 1919 besitzt die Landes- 
hauptstadt auch eine elektrisch betriebene 
Untergrundbahn, und-.mit Stolz wird darauf 
hingewiesen, daß dies die erste derartige An- 
lage auf der ganzen Erde in einer Stadt unter 
einer Million Einwohner ist. Nach Pariser 
Vorbild Metropolitano oder abgekürzt „Metro“ 
genannt und 4,5 km lang, a sie ihren An- 
fang im Brennpunkt des Madrider Verkehrs, 
der berühmten Puerta del Sol, geht in nörd- 
licher Riehtung nach ihrem heutigen End- 
punkt Cuatro Caminos und hat noch weitere 
sechs Zwischenstationen, deren mittlere Ent- 
fernungen von einander 500 m betragen; im 
Stadtinnern geht das Bahnniveau bis auf 20 m 
unter Straßenpflaster, während sich das Niveau 
am Endpunkt auf 2 m verringert. Die Spur ist 
mit 1445 mm die der Madrider Straßenbahn, 
die Linie doppelgleisigs. Es wird Gleichstrom 
von 550 V verwendet, die Stromzuführung ist 
oberirdisch ausgeführt; man benutzt Scheren- 
stromabnehmer. Um die Sicherheit des Betriebes 
zu gewährleisten, hat man eine Akkumulatoren- 
batterie vorgesehen, die im Notfall den Gesamt- 
betrieb eine Stunde lang versehen kann. Die 
Wagen bestehen vollkommen aus Eisen, und 
die 11 vorhandenen Motorwagen besitzen je 
9 Motoren von je 175 PS amerikanischer Her- 
kunft. Jeder Zug besteht aus einem Motor- 
und einem Anhängewagen und kann bis zu 
200 Personen befördern. Die Bauzeit betrug 
2%, Jahre, was in Anbetracht der schwieri- 
gen Zeitverhältnisse als sehr kurz bezeichnet 
werden muß. Der Betrieb wiekelte sich vom 
Tage der Eröffnung an in einwandfreier Weise 
ab, die Frequenz war sofort außerordentlich 
hoch und die erste Million Fahrgäste schon 
nach mehreren Wochen erreicht. Die Bahn- 
gesellschaft arbeitet mit einem Aktienkapital 
von 10 Mill. Pes. . Eine Verlängerung der Bahn 
von der Puerta del Sol nach Süden bis zur 
Südbahnstation ist in Arbeit. 

Auch einige elektrische Vollbahnen sind 
schon in Betrieb. Die älteste, bereits 1906 


t) Berejts 1891 erbaut, 


m mm km m — — m  ————————————— 


eröffnete ist die von Barcelona nach Sarriä von 
5 km Länge, die neuerdings auf 10,5 km bis 
Sabadell und Manresa verlängert wird. Wäh- 
rend diese Linie mit 500 V Gleichstrom betrie- 
ben wird, benutzt die von Pamplona nach 
Sangüesa (54 km) sowie von San Sebastian 
nach der französischen Grenzstadt Hendaya 
(20 km) Einphasenstrom von 6000 V. 

Ferner sind zwei Drehstrombahnen zu er- 
wähnen, die 22 km lange Linie von Gergal nach 
Santa F& und die im Bau begriffene Minen- 
bahn der Rio Tinto-Bergwerke von 45 km 
Länge. Die zuerst genannte Linie bildet einen 
Teil der Dampfeisenbahnstrecke von Linares 
nach Almeria mit vorwiegendem Erztransport, 
und der bedeutende zu überwindende Höhen- 
unterschied war bestimmend für die Einfüh- 
rung des elektrischen Betriebes. Das Resultat 
ist derart befriedigend, daß man jetzt beab- 
sichtist, diesen bis nach dem 20 km entfernten 
Almeria auszudehnen. 

Eine umfassende Elektrisierung des spa- 
nischen Eisenbahnnetzes, so naheliesend sie 
auch angesichts der im Überfluß v orhandenen 
W. asserkräfte ist, dürfte aber in absehbarer 
Zeit nicht in Betracht kommen. Es fehlt die 
dafür erforderliche Diehte und Gleichmäßig- 
keit des Güter- und Personenverkehrs, ohne 
die sich die außerordentlich kostspielige Um- 
wandlung nicht lohnt; es kann daher nur 
die Blektrisierung solcher Linien in Betracht 
kommen, bei denen Erz- und Kohlentransporte 
überwiegen, oder die eigens zur Beförderung 
dieser Materialien gebaut sind. Auch die ab- 
seits der Hauptbahnlinien gelegenen elektro- 
chemischen und derartigen Werke werden sich 
bei Beförderung ihrer Produkte zur nächsten 
Hauptbahnstation und zur Heranschaffung 
ihrer Rohstoffe häufig mit Vorteil des elek- 
trischen Betriebes bedienen. 

Das während des Krieges aufgetauchte 
Projekt einer elektrischen Vollbahn Paris—Ma- 
drid—Algeciras mit Normalspur (bekanntlich 
hat das spanische Netz eine breitere Spur), die 
den Anschluß Spaniens an das nordeuropäische 
Eisenbahnnetz vermitteln und die Seefahrten 
von Nordeuropa nach Afrika und Südamerika 
abkürzen würde, wird in absehbarer Zeit 
gleichfalls nicht zur Ausführung kommen. Bei 
diesem Plan spielten politische Erwägungen 
eine große Rolle; der Enthusiasmus, mit dem 
er zunächst aufgenommen wurde, verflog aber 
angesichts der sich ergebenden ungeheuren 
Anlagekosten und der Zinsensumme, für die 
die spanische Regierung den Amerikanern als 
Erbauern und Geldgebern gegenüber die Ga- 
rantie zu übernehmen hatte. Charakteristisch 
ist es auch, daß sich für eine ganz vor kurzem 
von der Regierung ausgeschriebene Konzession 
für eine elektrische Vollbahn Madrid—Valeneia 
überhaupt kein Bieter meldete, obwohl eine 
derartige Bahn den bedeutenden Umweg der 
gegenwärtigen Dampfeisenbahn beträchtlich 
verkürzen würde. Die finanziellen Ergebnisse 
sämtlicher spanischen Eisenbahngesellschaften 
sind eben so ungünstig, daß auf diesem Gebiete 
niemand Lust zu neuen Wagnissen hat. 

Der Elektromotor in Industrie, Gewerbe 
und Haus spielt natürlicherweise eine große, 
noch stets wachsende ‚Rolle. Die großen Indu- 
strien, Mühlen, Papier-, Textil- und Zement- 
fabriken, Berg- und Hüttenwerke benutzen die 
elektromotorische Energie in ausgedehntem 
Maße, und manche Großindustrien verfügen 
über eigene Wasserkraftanlagen und Fern- 
leitungen. Ebenso verbreitet ist die Anwen- 
dung des Elektromotors in den kleinen Indu- 
strien und im Handwerk. Elektrisch betriebene 
Personenaufzüge in den Häusern gehören heute 
zu den Selbstverständlichkeiten der spanischen 
Großstädte. 


3. Elektrische Beleuchtung 
sonstige Anwendungen. 


Nach dem Eindruck, den die in Abend- 
beleuchtung erstrahlenden spanischen Groß- 
städte auf den Fremden machen, muß man 


und 


248 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heft 13. 


1. April 1920. 


annehmen, daß das Land hinsichtlich des 
Lichtverbrauchs, auf den Kopf der Bevölke- 
rung berechnet, an der Spitze der europäischen 


Länder marschiert. Da ist nichts von den Ein-. 


schränkungen des Lichtverbrauchs zu be- 
merken, wie sie sich die ehedem kriegführenden 
Länder bis auf den heutigen Tag auferlegen 
müssen, was ja auch bei einem solch glück- 
lichen Lande, dessen Elektrizitätserzeugung 
fast ausschließlich auf der Wasserkraft be- 
ruht, nicht nötig ist. Kommt man aus den 
dunklen deutschen oder französischen Städten, 
so ist man geblendet von den mächtigen 
Lichtreklamen Barcelonas oder Madrids. Gas- 
beleuchtung‘ weisen nur die Straßen der aller- 
größten Städte auf, innerhalb der Häuser 
ist diese aber sozusagen völlig verschwunden 9). 

In bezug auf praktische und lichttechnisch 
richtige Anordnung liegt es in Spanien noch 
sehr im argen, wie auch die Installationen, vom 
Standpunkt unserer Sicherheitsvorschriften be- 
trachtet, alles zu wünschen übrig lassen. Es 
ist auch schwer anzunehmen, daß sich dies bei 
der Natur des Spaniers so schnell ändern wird. 
„Es geht auch so“, und man muß gestehen, 
daß eigentlich kaum Unglücksfälle infolge 
mangelhafter Installation vorkommen, eine 
Folge vor allem des durchweg trockenen, war- 
men Klimas. 

Als Beleuchtungsmittel herrscht die Me- 
talldrahtlampe, u. zw. mehr und mehr die 
gasgefüllte Type vor. Die Bogenlampe ist fast 
völlig verschwunden. 


4. Elektrochemische und elektro- 
metallurgische Anlagen. 


In 13 elektrochemischen Werken’ werden 
15 Mill. t Kalziumkarbid hergestellt, wodurch 
die Produktion den Konsum des Landes bereits 
überschreitet. Zwei weitere Fabriken widmen 
sich der elektrolytischen Zerlegung von Koch- 
salz in Chlor und kaustische Soda nach dem 
Griesheimschen Verfahren. Große Kapitalien 
sind neuerdings in Werken festgelegt worden 
zur Erzeugung von Stickstoffdünger nach dem 
norwegischen Verfahren, jedoch haben diese 
Fabriken wegen der durch den Krieg herbei- 
geführten Beschaffungsschwierigkeiten den Be- 
trieb bisher noch nicht aufnehmen können. 


Mit der Einrichtung elektrischer Stahlöfen ist: 


in bescheidenem Umfange bei verschiedenen 
‚Hochofengesellschaften Bilbaos begonnen wor- 
den. Sobald die Produktionsverhältnisse wie- 


der normal geworden sein werden, kann man 


mit der Durchführung großer elektrochemi- 
scher und elektrometällurgischer Projekte rech- 
nen, wofür, Kapital'in Überfluß zur Verfügung 
steht. Auch gewaltige Bergwerksanlagen zur 
(Gewinnung von Kohlen und Erzen, bei denen 
die Elektrizität eine hervorragende Rolle zu 
‚spielen berufen ist, sind für die nächsten Jahre 
geplant. 


5. Fabrikation elektrotechnischer 
Erzeugnisse. 


Die schon vor Ausbruch. des . Weltkrieges 
nicht-unbedeutende spanische Elektroindustrie 
hat aus den durch die Kriegslage geschaffenen 
Verhältnissen neue Anregung gezogen. ‚Vom 
Hauptlieferanten Deutschland war Spanien 
vom ersten Kriegstage an völlig abgeschlossen. 
Von weiteren europäischen Lieferstaaten kamen 
nur noch die Schweiz und Schweden einiger- 
maßen in Frage, da England und Frankreich, 
später auch Italien, infolge der eigenen Kriegs- 
 bedürfnisse ihre Ausfuhren einschränken und 
in der Folge ganz einstellen mußten; England 
hatte überdies schon in Friedenszeiten keinen 
bedeutenden Platz als Lieferant elektrotech- 
nischer Erzeugnisse eingenommen. Auch die 
Vereinigten Staaten spielten als Binfuhrland 
während des Krieges nicht die Rolle, die man 
hätte erwarten sollen; ihre elektrotechnischen 


!) Als während des Krieges infolge Kohlenmangels die 
öffentliche Gasbeleuchtung Madrids eingestellt werden 
mußte, half man sich einfach in der Weise,. daß jeder 
Hausbesitzer außen über der Haustüre eine elektrische 
Lampe zwangsweise anbringen mußte. 


. werden. 
die Firma durch den Bau verschiedener Trans- | 


Erzeugnisse entsprechen vielfach nicht dem spa- 


‘nischen Geschmack, sie sind qualitativ zu gut 


und dementsprechend teuer, während Spanien 
an die wohlfeilen und dabei doch soliden deut- 
schen Fabrikate gewöhnt war. ‘So hat sich 
denn seit 1914 die nationale Elektroindustrie 
in beachtenswerter Weise entwickelt, und es 
ist interessant festzustellen, daß auch frühere 
deutsche Verkaufsvertreter, als ‚der Krieg 


sie von ihrer Basis abgeschnitten. hatte, mit‘ 


frischem Wagemut eigene. Fabrikationen be- 
gründeten. 

Rs sollen im folgenden die haupisachirhe 
sten Fabrikationszweige kurz behandelt wer- 
den: 

Elektromaschinen und Transfor- 
matoren. Schon, zu Anfang der 90er Jahre 
hatte in Barcelona die Industria El&ctrica mit 


dem Bau kleiner Maschinen begonnen. Später 


wurde -das Werk von der spanischen Toch- 
tergesellschaft der Siemens-Schuckertwerke 
übernommen und .die Siemens-Schuckert In- 
dustria Eleetriea mit 4,5 Mill: Pes Kapital ge- 


bildet, die seitdem ihre Fabrikanlagen in Cor-: 


nella del Llobregat (Provinz Barcelona) bedeu- 
tend erweitert hat. Während des Weltkrieges 


gänzlich auf sich gestellt und’ ohne den frühe- | 
ren geistigen Austausch mit dem Stammhause, 


hat sich das Werk eine führende Stellung im 
Elektromaschinenbau erworben und muß heute 
als ein rein spanisches Unternehmen angesehen 
Gerade in den letzten Monaten ist 


formatoren von 30 000 V Primärspannung und 
dreier Drehstromgeneratoren von je 1450 kW 
Leistung bei 5200 V aus dem bisher vornehm- 
lich gepflegten Gebiete des Kleinmaschinen- 
baues mit Erfolg in das des Großmaschinen- 


baues eingetreten. Auch die spanische Tochter-. 
die A. E. G.-Thomson | 


gesellschaft der A. B. G., 
Houston Iberica $. A. in Madrid hat den Bau 
elektrischer Maschinen aufgenommen. 


Weitere kleinere Elektromotorenfabriken 


befinden sich in Barcelona, 
Bilbao. 

Kabel und Leitungsdrähte. An der 
Spitze marschiert die im Jahre 1900 vom Mai- 
länder Stammhaus gegründete $. A. Pirelli y 
Cia, die in Villanueva y Geltrü (Provinz Barce- 
lona) eine modern eingerichtete Fabrik für alle 
Schwach- und Starkstromleitungen sowie Erd- 
kabel betreibt. Einige weitere Fabriken be- 
schäftigen sich noch mit der Herstellung von 
Gummiaderleitungen, flexiblen Drähten u. dgl. 


. Akkumulatoren aller Art werden von 


Saragossa und 


der Sociedad Espanola del Acumuladot Tudor 


ın Madrid, mit Fabrik in Saragossa, einer Grün- 
dung der Accumulatoren-Fabrik A.-G., ge- 
liefert. \ 
Elektroden und Kohlebürsten fabri- 
zıert die Compania Fabril .de Carbones Elec- 
trieas in Barcelona mit Fabrik in San Vicente 
de Castellet. 

Metalldrahtlee en Es bestehen acht 
einheimische Fabriken, von denen einige aller- 
dings nicht von Bedeutung sind. Die spani- 


‚schen Tochtergesellschaften der A.E.G. und 


S.8.W. haben sich mit der Auergesellschaft zur 
Begründung einer Lampenfabrik in Madrid zu- 


sammengetan; der Verkauf findet aber durch 
jede. der genannten drei Firmen selbständig 


unter den auch in Deutschland bekannten; Be- 
zeichnungen der Lampen statt. In Madrid 
besteht ferner schon seit: 20 Jahren ein von 


französischer Seite begründetes Werk (Lam- 


para. Metal‘) und ein, weiteres in Barcelona 
(Lämpara „Z“). Neben der normalen Drahttype 
wird neuerdings auch die gasgefüllte Lampe 
hergestellt. Die Wolframfäden bezog man bis- 


her noch aus dem Auslande, sie sollen aber künf- 


tig im Lande fabriziert werden. 
Isolatoren für Hoch- und Niederspan- 


‚nung wurden bereits vor Kriegsausbruch von 
-einer Reihe von Fabriken, in erster Linie von 


Luis Berenger in Barcelona, erzeugt. 


Elektrizitätszähler werden von zwei 
Fabriken, Vatimetro By B und aM u 
Triana, fabriziert. 

-. Heiz- und Kochapparate. 
leisten 'einige Werke in Barcelona beachtens- 
wertes; der Bedarf wird im Lande selbst voll- ‘ 
auf gedckt. 

" Blektrisches Kleinmaterial (Be- 
leuchtungskörper, Installations-, Sicherungs- 
material, Isolierrohre usw.) wird von. einer 


wachsenden Zahl einheimischer Fabriken 'her- 


gestellt. Die: Qualität läßt allerdings vielfach 


zu wünschen übrig; da aber einheitliche Kon- 


'struktions- und Installationsvorschriften nicht 


bestehen, findet auch minderwertiges Material 
schlanken Absatz. Als charakteristisches Kenn- _ 
zeichen sei z. B. hervorgehoben, daß — von 
dem bei uns und den meisten nordeuropäischen 
Ländern heute selbstverständlichen zweiteili- 
gen Sicherungssystem ganz zu schweigen — in 
Spanien noch nicht einmal der alte einteilige 
Edison-Sicherungsstöpsel überall anzutreffen 
ist; zumal in der Provinz: werden immer noch 
die uralten Kastensicherungen (Tabatieren) an- 
gewendet, und der durchgeschmolzene Blei- 
draht der „Sicherung“ "wird dann häufig durch 


‘einen Eisen- oder Kupferdraht ersetzt. 


6. Elektrotechnische Einfuhr und. 
deutsche Zukunftsaussichten. _ 
Schon vor dem Kriege war Spanien ein 
Tummelplatz für die elektrotechnische Einfuhr 
aller dafür in Betracht kommenden Länder. 
An der Spitze marschierte aber Deutschland; 
bereits seit der Mitte der 80er Jahre des vorigen 


' Jahrhunderts waren die Vertreter von $. & H., 


A. E. G. und Schuckert als Pioniere. im Lande 
ansässig und richteten die ersten Lichtanlagen 
ein. _ Die Elektrizitätswerke und Straßen- 
bahnen bis zur Jahrhundertwende sind größ- 
tenteils mit deutschem Material gebaut 'wor- 
den, und bei den größten dieser Anlagen traten 
die ‚deutschen Firmen, . bzw. die zu diesem 
Zweck gegründeten spanischen Tochterfirmen, 

als Gründer auf. Auch fast das ganze Klein- 
material, Elektromotoren, Zähler,  Instru- 
mente und Apparate, deren Fabrikation im 
Lande damals noch unbedeutend war, 
stammte aus Deutschland. Später traten 


dann auch schweizerische, schwedische und 


nordamerikanische Firmen auf. Zwischen der 
französischen Gruppe der Thomson Houston- ° 
Gesellschaft und der A.E.G. kam schon zu 
Anfang des Jahrhunderts eine Interessenge: 
meinschaft zur Abgrenzung der Arbeitsgebiete 
zustande. Die ausländischen Häuser, z. B. 
Oerlikon, Asea, ‚Westinghouse, ahmten das 
deutsche Beispiel nach und riefen eigene spa- 
nische Verkaufsorganisationen in der Form 
spanischer "Aktiengesellschaften mit Vertre- 
tungen an den Hauptplätzen ins Leben. 

Der Ausbruch des Weltkrieges unterbrach 
dann jäh die Entwicklung und schaltete die 
deutsche Einfuhr aus. Es traten, soweit die 
Verkehrs- ‘und Produktionsverhältnisse dies 


' zuließen, die übrigen Wettbewerber an die x 


Stelle Deutschlands, und, wie bereits oben aus- 
geführt, die einheimische Blestrammdurbze 
blühte schnell auf. 

Heute sehen wir uns in Spanien völlig ver- 
änderten Verhältnissen gegenüber. In einer 


‚ganzen Anzahl von Erzeugnissen hat sich die 


einheimische Produktion derart gehoben, daß 
eine nennenswerte Einfuhr nicht mehr in Frage 


kommen dürfte, zumal speziell wir ja’auch noch. 


längere Zeit mit unserer knappen Erzeugung zu 
rechnen haben, die eine großzügig betriebene 
Ausfuhr nicht gestattet. Auch werden wir 
es mit zunehmendem Zollschutz zu tun haben. 
Schon ist eine Kommission am Werke, um die 
dringendste, durch die weltwirtschaftliche Um- 
wälzung notwendig gewordene Zollrevision 
in die Wege zu leiten, während eine vollkom- 
mene Neuordnung des gesamten Zolltarifs für 
das Jahr 1921 beabsichtigt ist. ; 
Unser Arbeitsgebiet wird. zukünftig. in 
Spanien vorwiegend die Qualitässs Elektro- 


Hierin 


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W 


1. April 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 13. 


249 


industrie sein müssen, die geistige Kraft, Er- 
fahrung und mustergültige‘ Werkstättenorga- 
nisation erfordert. Dabei kommen uns alle 
die Rigenschaften zustatten, die uns kein Frie- 
densvertrag der Welt nehmen kann und in 
Zukunft die hauptsächlichsten Aktiven unseres 
kapital- und rohstoffarmen Landes sein werden. 
Wir werden elektrotechnische Verede- 
lungsindustrie pflegen müssen, wobei auch 
die gewaltigen Kosten der einzuführenden 
Rohmaterialien gegenüber der in den Pro- 
dukten steekenden geistigen und manuellen 
Arbeit zurücktreten, während: wir mit gewöhn- 
licher Marktware, aus ausländischen Roh- 


‚stoffen gefertigt, auf dem Weltmarkt gar nicht 


konkurrieren könnten. 

Die für die Ausfuhr nach Spanien in Be- 
tracht kommenden Elektroerzeugnisse sind 
künftig vornehmlich Großmaschinen undTrans- 
formatoren, Spezialmotoren für Bergwerke, 
Hütten- und Krananlagen, .elektrochemische 
und elektrometallurgische Einrichtungen sowie 
solche und Einzelapparate für Straßen-, Gru- 
ben- und Vollbahnen, Umformeranlagen, Hoch- 
spannungsapparate und -schaltanlagen, Meß- 
instrumente und Zähler, ferner Telephon- 
und Telegraphen-Anlagen und elektromedizi- 
nische Apparate. Auch in Kleinmotoren bietet 
Spanien unserer Elektroindustrie nach Wieder- 
kehr normaler Produktionsverhältnisse ein 
reiches Feld, denn der Kleinmotor, obwohl an 
und für sich ein Massenfabrikat, erfordert eine 
nach modern-wissenschaftlichen Grundsätzen 
durchgebildete Werkstättenorganisation und 


‚ setzt eine qualitativ hochstehende Arbeiter- 


schaft voraus, und das sind ja gerade die 
ceharakteristischen Merkmale ‘der. deutschen 
elektrotechnischen Industrie. 


Die Fehlerortsbestimmung in Starkstrom- 
kabeln bei Schluß zwischen allen Leitern. 


Von ir. K. de Koning, Assen (Holland). 


Übersicht. Es wird gezeigt, wie es bei Schluß 
zwischen allen Leitern eines Kabels unbedingt er- 
forderlich ist, sich mit allen zur Verfügung stehen- 
den Mitteln ein genaues Bild des Charakters der 
Störung zu verschaffen, bevor man. zur eigentlichen 
Bestimmung des Fehlerortes übergeht. Tut man 
das nicht, so kann man durchaus falsche Ergeb- 
nisse bekommen. Ein Beispiel wird gegeben. Fer- 
ner wird 'eine Methode angegeben, welche ermög- 
lieht, in dem häufig vorkommenden Fall, daß einer 
der Übergangswidgrstände verhältnismäßig groß und 
ein anderer verhältnismäfig gering ist, die Fehler- 
stelle mit großer Genauigkeit zu bestimmen. 


Der Praxis der Fehlerortsbestimmung bie- 
tet öfters recht schwierige Fälle, in welchen die 
allgemein üblichen Methoden völlig versagen, 
undin denen man gezwungen ist, sich für jeden 


. Fall eine Methode selbst herauszubilden. Einer. 


der interessantesten Fälle ist wohl derjenige, 
bei welchem Schluß zwischen allen Leitern 
eines Mehrfachkabels besteht, u. zw. weil sich 
in diesem Falle viele Möglichkeiten ergeben; 
ses von diesen sollen hier untersucht wer- 

en 
Am einfachsten ist der Fall, bei dem alle 


‚ Leiter zusammen Schluß haben, jedoch keiner 


än der Fehlerstelle völlig abgeschmolzen ist. 
Abb. 1 ist eine schematische Darstellung dieses 


. Abb.1. 


alles. für ein Drehstromkabel mit Nulleiter. 


Die vier Leiter sind r (rot), g (gelb), d (blau) 


R and » (Nulleiter). A und B sind Anfang und 


Tinde des Kabels, F ist die Bene, 


Es werde zuerst die für diesen Fall übliche 


Meßmethöde behandelt. Zuerst mißt man den 


Gesamtwiderstand zwischen r und g sowohl 
in A wiein B. Nennen wir erstens den Wider- 
stand zwischen diesen Leiternin A Ra undin 
B, Rz, und weiter den Widerstand des Doppel- 
leiters!) AB Rap» 
Rgr und den Übergangswiderstand des Feh- 
lers Rp, 80 ist. 


Rı= Rır + Rr 
Rs=Ror +Rr 
Ra Re = Rar — Rer rel, (1 


.. Dort, wo der spezifische Widerstand des 
Leiters hinreichend genau bekannt ist, kann 
man Rıaz berechnen aus Länge, Durchmesser 
und spezifischem Widerstande des Leiters. 
Befindet sich etwa ein Käbel gleicher Konstruk- 
tionin der Nähe, so kann man den Widerstand 
auch noch kontrollieren, indem man als Probe 
eine Widerstandsmessung an diesem Kabel 
vornimmt. 
Also ist auch bekannt: 


Ris= Bar tRer. .:.» (2 


und die Widerstände Rır und Rgr Sind aus 
den beiden Gl. (1) und (2) zu berechnen. 

‘ Zum Schluß wird die Länge I, berechnet 
aus; 


AB 


so daß die Lage der Fehlerstelle bekannt ist. 

Um sich davon zu überzeugen, daß der 
Widerstand des Fehlers sich während der Mes- 
sung nicht geändert hat, nimmt man z.B. erst 
die Messung in A vor, danach in B und zum 
Schluß nochmals in A. Die beiden Messungen 
in A müssen dann die gleichen Werte ergeben. 
Außerdem mißt man zur Kontrolle nicht bloß 
zwischen r und g, sondern auch zwischen den 
anderen Leitern. Im ganzen ergeben sich in 
dieser Weise bei Vierleiterkabeln sechs Kom- 


'binationen. 


Diese letztgenannte Kontrolle ist nicht 
nur wünschenswert zur Eliminierung von Meß- 
fehlern, indem man aus den Resultaten den 
Mittelwert bestimmt, sondern sie ist unbedingt 
notwendig, wenn man nicht die Gefahr laufen 
will, ganz falsche Resultate zu bekommen. 


‘ Im Vorstehenden war nämlich ausdrück- ' 


lich vorausgesetzt worden, die Leiter seien an 
der Fehlerstelle nicht durchgeschmolzen. Wir 


nehmen aber jetzt an, daß dies doch der Fall: 


18t: 
In Abb. 2, welche diesen Fall darstellt, 
sind der Einfachheit halber nur zwei Leiter r 


SAL: F RUN OR 
I AT gI 
N Abb. 2. 


und g gezeichnet. Der Leiter g sei nicht unter- 
brochen, wohl aber r und seine beiden Enden 
hätten in F Schluß mit g 

Messen wir jetzt den Widerstand zwischen 
rund g im A und B,.so enthalten die Werte 
Raund Rz ungleiche Werte von Ry, und 
wir würden ganz falsche Resultate bekommen, 
wenn wir auf Grund der Voraussetzung, die 
Leiter seien ununterbrochen, die Stelle des 
Fehlers bestimmen würden. 

Aus den Messungen zwischen r und g 
kann man im allgemeinen ‚nicht auf eine 
Unterbrechung in r schließen, dies zeigt sich 
erst dadurch, daß Messungen zwischen den 
anderen Leitern keine Übereinstimmung er- 
geben. Auch.ist es möglich, daß eines oder 
beide der. Stücke, in welche r zerlegt ist, kei- 


nen Schluß mit g haben. Dieses stellt sich bei 


Ki Da in Folgendem immer ein Leiter als Hin- und 
ein zweiter als Rückleitung gebraucht wird. so. führe ich 
einfachheitshalber den „Widerstand eines Doppelleiters“ 
ein; der „Widerstand des Donvelaere AB* ist also der 

esamtwiderstand zweier hintereinander geschalteter 
Leiter, von denen jeder die Länge AB besitzt. 


von AF Rap, von BF 


der Messung augenblicklich heraus, da der 
Widerstand in diesem Falle den Wert oo an- 
nimmt, 

Das Haupterfordernis ist also, daß ma ı 
sich zunächst mit allen zur Verfügung 
stehenden Mitteln ein genaues Bild 
des Charakters der Störung zu machen 
versucht, daß man also, zunächst durch 
Messungen, untersucht, welche Leiter unter- 
einander Schluß haben, wie groß die Über- 
gangswiderstände annähernd sind, und welche 
Leiter unterbrochen sind, und auf welcher 
Seite der Fehlerstelle diese Unterbrechung liegt. 


Nachfolgende zwei, der Praxis entnom- 
mene Beispiele zeigen deutlich, wie man auch 
in schwierigen Fällen oft zu einer guten Lösung 
kommen kann. 

Beispiel 1. 

In einem Drehstromkabel von 4 x 25 mm? 
für 880/220 V. stellte sich ein Totalschluß 
zwischen allen Leitern heraus. 

Es bestand Gelegenheit zur Messung an 
den beiden Enden A und: B, während sich. 
1048 m von A entfernt, ein Abzweigkabel CD 
von 4 x 10 mm? und einer Länge von 42 m 
befand, an dessen freiem Ende gleichfalls Ge- 
legenheit zur Messung gegeben war (Abb. 3). 


aD 


105 m 
dd 


8 


Abb. 3. 


Im Folgenden werde CD wie ein Kabel von 
4 x 25 mm? behandelt, indem wir statt seiner 
wahren Länge die auf 25 mm?reduzierte Länge 
von 2,5 x 4% =105 m einsetzen. 

An jeder Kombination zweier Leiter wur- 
den sowohl in A wiein Bund D Widerstands- 
messungen angestellt, deren Resultate i ın Zah- 
lentafel 1 gegeben sind. 


1 OHR EL NR 5 6 
Messung sen Drachen Wen 
zwischen den gemeBBen-In Messungen 
Phasen 7 7= Be 
AM)|BM)|D()|AuB@)|Au.D(e 
rot-gelb ..| 3838 | 2,49 | 1,56 | 0,39 | 1,32 
blau-gelb ..| 2,45 | 2,69 | 1,13 1-0, | 1,32 
. Null-gelb . | 242 | 2,60 | 1,11 |— 0,18 1,31 
‚ Null-blau .| 2387 | 2363 | 156 | 024 | 131 
Null-rot ..| 2343 | 318 | Li) 08 | 132 
blau-rot ..| 2,88 | 2,62 ı 1,55 0,26 1,33 


Zur Vereinfachung der Umrechnung von 
Kabellänge in Widerstand berechnen wir zuerst 
den Widerstand von 1 km Kupfer von 25 mm? 
Querschnitt; er beträgt ungefähr 0,702 2. 
Eine Kontrollmessung an einem benachbarten 
Kabel derselben Bauart bestätigte dieses Re- 
sultat. Der Widerstand eines Doppelleiters 
eines 25 mm?2-Kabels von 1 km Länge beträgt 
also 1,404 2. 

‘Die Vergleichung der Zahlenwerte der 


‚obigen Zahlentafel ergibt, daß die Widerstände, 


gemessen in A und in. D (Sp. 2 n. 4), für alle 
Leiterkombinationen annäheınd konstante Dif- 
ferenzen besitzen (Sp. 6).:. Dagegen sind die 
Differenzen zwischen den Widerständen in ir 
und B (Sp. 2 und 3) sehr ungleich (Sp. 5 

Aus dieser Ungleichheit der Differenzen % 
Sp. 5 (sogar die Vorzeichen sind verschieden) 
folgt, daß einer oder mehrere der Leiter an 
der Fehlerstelle F unterbrochen sein müssen, 
so daß die Übergangswiderstände des Fehlers, 
je nachdem in A oder in B gemessen wird, 
einen anderen Wert besitzen. 

Die Gleichheit der Differenzen in Sp. 4 


. dagegen weist darauf hin, daß A und D an der- 


2350 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 13. 


l. April 1820. 


selben Seite des Fehlers liegen, daß also der 
Fehler zwischen C und D liegt. Wenn dieser 
letzte Schluß richtig ist, so soll auch der ge- 
messene Widerstandsunterschied, im Mittel 
1,32 2, übereinstimmen mit der Widerstands- 
differenz zwischen ACF und DCF, also zwi- 
schen AC und DC, und soll er also der 
Widerstand eines 25 mm?-Doppelleiters von 
1048 — 105 — 943 m Länge sein. | 

Nun ist aber der Widerstand bei 1 km 
Länge = 1,404 2, also bei 943 m = 0,943 x 
1,404 = 1,323 Q, so daß in der Tat das Resul- 
tat mit unseren Voraussetzungen überein- 
stimmt. 

Bei näherer Betrachtung der Widerstands- 
differenzen in Sp. 5 zeigt sich nun, daß drei 
Zahlen annähernd gleich sind (0,24, 0,25 und 
0,26 2), und daß dies gerade die Zahlen sind 
für die Leiterkombinationen, in welchen die 
selbe Phase nicht vorkommt. Die Zahlen 
sind also ganz logisch zu erklären, wenn man 
annimmt, daß nur die gelbe Phase an der Feh- 
lerstelle unterbrochen ist. 

Wenn wir diese Voraussetzung als richtig 
annehmen, so kann jetzt die Fehlerstelle unter 
Zuhilfenahme der in dem ersten Teile dieser 
Arbeit besprochenen allgemeinen Methode be- 
stimmt werden. Wir vw dabei die Kom- 
binationen, in welchen die gelbe Phase vor- 
kommt, außer Betracht und benutzen nur die 
‚drei letzten Zahlen der Sp. 5 mit einem Weit 
von im Mittel 0,25 2, 

Es ist also: 


Ra— Re= Rar -Rer =0,8 9, 


weiter ist 


RAB = Rar +Rer =4,09 2, 
also 
2 RıAF =44R 
RarF — 2471.82 
also 
DT 
en = 45 } 
1.404 1545 m 
so daß der Fehler 1545 m von A entfernt sein 
muß. 


Es stellte sich heraus, daß sehr nahe der in 
obiger Weise bestimmten Stelle eine Kabel- 
muffe lag. Bei Öffnung zeigte sich, daß inner- 
halb dieser Muffe das Kabel durchgeschlagen 
und die gelbe Phase unterbrochen war. 

Beispiel 2. 

In einem Drehstromkabel für 380/220 V 
von 4 x 10 mm? und 729 m Gesamtlänge, 
stellte sich ein Schluß zwischen allen Leitern 
heraus. Gelegenheit zur Messung bestand nur 
an den beiden Enden A und B des Kabels, je- 
doch eignete sich das Ende B für Meßzwecke 
sehr schlecht (Abb. 4). 


A 1 85 
r pn 
I gI 
d Ser 
2 


BIER 
729m 4X10mm?. 


Abb. 4. 


Während des Untersuchens zeigte sich, 
daß die Leiter r und g nicht unteıbrochen 
waren, wohl aber die Leiter b und n, u. zw. 


nach dem Ende B zu, so daß die Enden AF' 


wohl Schluß mit den anderen Leitern besaßen, 
die Enden BF jedoch völlig schlußfrei waren. 
Weiter stellte sich heraus, daß die Übergangs- 
widerstände zwischen r und den übrigen Lei- 
tern erheblich höher waren, als die zwischen 
den übrigen Leitern g, b und n untereinander. 
Die Widerstände zwischen r und g und zwi- 
schen g und b betrugen von A aus gemessen: 
zwischen g undb . . 2,320 
Er VE ehe, 
Die anderen Widerstände wurden zwar 
gemessen und zur Kontrolle benutzt, ihre 
Werte interessieren uns aber hier nicht, 


Die Tatsache, daß der Widerstand zwi- 
schen r und g viel größer war als zwischen g 
und 5b, wurde für die folgende Meßmethode 
benutzt: 

In erster Annthenine wurde angenommen, 
der Leiter r habe gar keinen Schluß mit den 
übrigen Leitern. Von dieser falschen Voraus- 
setzung ausgehend, wurde jetzt die gewöhnliche 
Brückenmethode für die Fehler ortsbestimmung 
angewandt, wobei die Leiter r und gin B ver- 
bunden und der Leiter b als ‚Erde‘ bemutzt 
wurden (Abb. 5). 


Meßdrahr 


40 


Diese Messung ergab, daß der Fehler in 


11.8 
einer Entfernung von ——-— der Länge AB 


100 


von.A, alsoin ss 709 = 568,5 m Abstand 


von A und 165,5 m von B entfernt liege. 
Selbstverständlich sind die in dieser Weise 
gefundenen Abstände nur grob angenähert. 
Die Werte genügen aber zur Schätzung des 
Übergangswiderstandes zwischen r und g. 

Ist dieser angenäherte Übergangswider- 
stand bestimmt, so läßt sich daraus der in 
erster Annäherung gemachte Fehler berech- 
nen. Als Resultat erhalten wir dann die Stelle 
von F in zweiter Annäherung. 

Der Kupferwiderstand eines Doppelleiters 
AF beträgt für AF= 563,5 m bei 10 mm? 
— 1,982. Der Übergangswiderstand zwischen 
r und g betrug also: 5,79 — 1,98 = 3,81 2. 

Der in erster Annäherung gemachte Feh- 
ler besteht nun darin, daß während der Messung 
ein Widerstand von 3,81 2 der Doppelleitung 
FB parallel lag. 

Der ‚Kupferwiderstand des Doppelleiters 
FB (165,5 m lang) beträgt 0,58 0. 

Es sind die zwei parallelen Widerstände 
3,81 2 und 0,582 durch einen Widerstand 


3,81 x 0,58 ä 
von: 3.812058 — 0,505 2, den scheinbaren 


Widerstand von FB, zu ersetzen. 

Der scheinbare Widerstand des Doppel- 
leiters AB, dessen wahrer Widerstand 2, I 2 
ist, beträgt also: 


2,56 — (0,58 — 0,505) = 2,485 Q. 


Multiplizieren wir diesen korıigierten Wi- 
derstand mit dem gemessenen Quotienten 
77,3, 


so finden wir als Widerstand des Doppel- 


100 

leiters AR: 
113 „ 9,485 1,90. 
100°” er 


so daß die Länge AF::x in zweiter Annähe- 
rung 547 m wird, und die Länge FB 182 m. 


Wir können jetzt dieselbe Berechnung 
nochmals machen und erhalten dann als Re- 
sultat die Fehlerstelle in dritter Annäherung. 

Der Widerstand des Doppelleiters AF be- 
trug, wie wir sahen, in zweiter Annäherung 
1,92 8. Es ist also der Übergangswiderstand 
zwischen r und g: 


5,79 — 1,92 = 3,87 2. 


Der Widerstand des Doppelleiters FB 
(182 m) beträgt 0,642. Wir können diesen 
Widerstandund den damit parallel geschalteten 
Widerstand von 3,87 2 ersetzen durch einen 
Widerstand von: 


3,87 x 0,64 


Er 


dem Ende des Kabels ist. 


Der scheinbare Widerstand des Doppel- 
leiters AB, dessen wahrer Wi Be 2,56 2 


ist, beträgt also: 
2,56 — (0,64 — 0,55) = 2,47 2. 


Multiplizieren wir diesen korrigierten Wi- 
derstand mit dem gemessenen (Quotienten 


MR ir als Widerstand des Doppel- 
leiters AF: 
u x AT —=1LNR 


Die Länge AF wird 
also in dritter Annähe- 
rung 545 m, und die 
Länge FB 184 m. 

Die "Genauigkeit ist 
jetzt hinreichend, - eine 
vierte Annäherung würde nur einen kleinen 
Unterschied geben. 

Es stellte sich in der Tat heraus, daß un- 
gefähr 545m von A entfernt ein völliger Schluß 
im Kabel bestand. In das Kabel war ein 
großes Loch gebrannt, die blaue Phase und der 
Nulleiter waren ganz unterbrochen. Die blauen 
und gelben Phasen und der Nulleiter waren an 
der nach A gekehrten Seite fast zu einem Stück 
verschmolzen, die rote Phase war von den 
anderen mittels verkohlten Papiers getrennt. 

Durch obige Beispiele hoffe ich dargelegt 
zu haben, wie notwendig eine eingehende Un- 


-| tersuchung des wahren (harakters des Fehlers 


ist. Nur dadurch war es im ersten Beispiel 
möglich, die Stelle des Fehlers durch Wider- 
standsmessung zu ermitteln. Das zweite Bei- 
spiel ist das eines Falles, wie er gerade bei 
Schluß auf allen Leitern oft vorkommt. Ich 
hoffe, eine Methode angegeben zu haben, welche 
es ermöglicht, in derartigen Fällen den Fehler- 


' ort mit großer Genauigkeit zu bestimmen. Die 


Genauigkeit ist hier viel größer als bei der ge- 
wöhnlichen Widerstandsmethode, da die Wi- 
derstände des Kabels und des Fehlers hier nur 


für die Bestimmung des Korrektionsfaktors 
“gebraucht werden, und ein Fehler darin also 


nur einen Fehler des Korrektionsfaktors ver- 


ursacht. Die Meßgenauigkeit ist desto größer, 
je größer der größte Übergangswiderstand 


und die Differenz der Übergangswiderstände 
und je kleiner die Entfernung des Fehlers von 


. 


Das Betriebsrätegesetz!). 
Von Rechtsanwalt Dr. W. Esslinger, München. 


Die nachfolgende Darstellung will nur die 
für industrielle Großbetriebe wichtigsten Be- 
stimmungen des Betriebsrätegesetzes kurz 
skizzieren; bezüglich der Einzelheiten muß 
wegen des Raummangels auf die jeweils.ange- 
gebenen Gesetzesstellen verwiesen werden. 


Inkrafttreten des. Gesetzes. 


Das Gesetz ist am 9. II. 1920 im Reichs- 
Gesetzblatt verkündet worden; die erste Wahl - 
muß nach $ 102 spätestens sechs Wochen nach 
Inkrafttreten des Gesetzes, also bis 21. III. 1920 
eingeleitet werden. Mit Vollziehung der ersten 
Wahl hören die vorhandenen Betriebsräte, die 
für Betriebe errichteten Arbeiterräte und die 
Arbeiter- und Angestelltenausschüsse zu be- 
stehen auf ($ 106). 


Zusammensetzung und Wahl der 
j - Betriebsräte. 
‚Der Betriebsrat besteht, je nach der Zahl 
der Arbeitnehmer, aus drei bis dreißig Mitglie- 
dern ($ 15), die von den Arbeitern und Ange- 


ı) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 476, 516, 32; 1920, 8. 43, 104. 

Der Reichsverband der deutschen Industrie hat eine 
Zusammenstellung der Ternzolberkitın agen des Gesetzes 
mit Erläuterungen und Mustern für Wahlausschreiben, 
Ten usw. herausgegeben. Sie ka Preise 

n 2,50 M von der Geschäftsführung des Reichsverbandes, 
Berlin W, Kurfürstenstraße 137, bezogen werden, R 


ann zum 


it. April 1920. 


stellten entsprechend ihrem Zahlenverhältnis 


gewählt werden. Wahlberechtigt sind alle min- 
destens 18 Jahre alten männlichen und weib- 


lichen Arbeiter und Angestellten, die sich im . 


Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte befinden. 
Die Wählbarkeit setzt die Vollendung des 24. 
Lebensjahres und eine mindestens 6- monatliche 
Zugehörigkeit zum Betriebe und 3-jährige Zu- 
gehörigkeit zum Berufe voraus; nicht wählbar 
sind Personen, die noch in der Berufsausbildung 
begriffen sind. Kein Arbeitnehmer ist in mehr 
als einem Betriebe wählbar. Die Wahl erfolgt 
in der Weise, daß die Arbeiter und Angestellten 
ihre Vertreter im Betriebsrat je besonders wäh- 
len ($ 1 der Wahlordnung zum Betriebsrätege- 
setz vom 5.11. 1920, RGBI. $S. 175). Den Wahl- 
vorstand bestellt der Betriebsrat, an dessen 
Stelle bei der ersten Wahl. Arbeiterausschuß 
und Angestelltenausschuß treten ($ 102); im 
Falle der Verzögerung hat der Arbeitgeber‘den 
Wahlvorstand zu bestellen ($ 28). Der Wahl- 
vorstand hat eine Wählerliste aufzustellen und 
ein Wahlausschreiben zu erlassen, welches die 
in $ 3 der Wahlordnung bezeichneten Mittei- 
lungen enthalten muß. Die Wahl erfolgt nach 
den Grundsätzen der Verhältniswahl auf Grund 
von Vorschlagslisten in geheimer und tunmittel- 
barer Abstimmung. Die Wahlperiode ist ein 
Jahr: j 5 
-Aufgäben ünd Befugnisse. 

Die Aufgaben des Betriebsrates sind dop- 
pelter .Art. . Er hat die gemeinsainen wirt- 
schaftlichen Interessen der “Arbeitnehmer dem 
Arbeitgeber gegenüber zu vertreten, und er hat 
ferner den Arbeitgeber i in der Erfüllung der Be- 
triebszwecke zu unterstützen ($ 1). Diese Auf- 
gaben werden in $ 66 des Gesetzes im einzelnen 
zergliedert; bei der Wichtigkeit dieser Bestim- 
mung mag hier ihr Wortlaut folgen. 

„Der Betriebsrat hat die Aufgabe: 

1. in Betrieben mit wirtschaftlichen 
Zwecken die Betriebsleitung durch Rat zu 
unterstützen, um dadurch mit ihr für einen 
inöglichst hohen Stand und für möglichste 

. Wirtschaftlichkeit der Betriebsleistungen zu 
sorgen; 

2%, in Betrieben mit wirtschaftlichen Zwek- 
ken an der Einführung neuer Arbeitsmethoden 

- fördernd mitzuarbeiten: 

3. den Betrieb vor Erschütterungen zu be- 
w ‚ahren, insbesondere vorbehaltlich der Befug- 
nisse der wirtschaftlichen Vereinigungen der 
Arbeiter und Angestellten ($ 8), bei Streitig- 
keiten des Betriehar ats, der Arbeitnehmer- 
schaft, einer Gruppe oder eines ihrer Teile mit 
dem Arbeitgeber, wenn durch Verhandlungen 
keine Einigung zu erzielen ist, den Schliehtungs- 
ausschuß oder eine vereinbarte Einigungs- oder 
Schiedsstelle anzurufen; 

4, darüber zu wachen, daß die in Ange- 
legenheiten des gesamten Betriebes von den 
Beteiligten anerkannten Schiedssprüche- eines 
Schlichtungsaussehusses oder einer vereinbar- 
ten Einigungs- oder Schiedsstelle durchgeführt 
werden; 

5. für die Arbeitnehmer gemeinsame 
Dienstvorschriften und Änderungen derselben 
im Rahmen der geltenden Tarifverträge nach 
Maßgabe des $ 15 mit, dem Arbeitgeber : zu ver- 
einbaren; 


6. das Einvernehmen innerhalb der Arbeit-' 


nehmerschaft sowie zwischen ihr und dem Ar- 
beitgeber zu fördern und für Wahrung der Ver- 
einigungsfreiheit der Arbeitnehmer schaft einzu- 
treten; 

Yi Beschwerden des Arbeiter- und Ange- 
stelltenrats entgegenzunehmen und auf ihre Ab- 
stellung in gemeinsamer Verhandlung mit dem 
Arbeitgeber Kinzuwirken; 

8. auf die Bekämpfung der Unfall- und Ge- 
sundheitsgefahren im Betriebe zu achten, die 
- Gewerbeaufsichtsbeamten und die sonstigen in 
Betracht kommenden Stellen bei dieser Be- 
kämpfung durch Anregungen, Beratung und 
Auskunft zu unterstützen sowie auf die Durch- 

/ 


Elekiroteehnische Zeitschrift. 


1920. Heft 13. 


261 


führung der gewerbepolizeilichen Bestimmun- 
get und der Unfallverhütungsvorschriften hin- 
zuwirken; 

9. an der Ver waltung von Pensionskassen 
und Werkswohnungen sowie sonstiger Betriebs- 
wohlfahrtseinrichtungen mitzuwirken; bei letz- 
teren jedoch nur, sofern nicht bestehende, für 
die Verwaltung maßgebende Satzungen oder 
bestehende Verfügungen von Todes wegen ent- 
gegenstehen oder eine anderweitige Vertretung 
der Arbeitnehmer vorsehen.‘ 


Ein Eingriff in die Betriebsleitung durch 
selbständige Anordnungen steht dem Betriebs- 
rat nicht zu; vielmehr erfolgt die Ausführung 
der gemeinsam mit der Betriebsleitung gefaßten 
Beschlüsse ausschließlich dureh letztere. 

Weitgehende Befugnisse sind dem Betriebs- 
rat zum Zwecke seiner Information über die 
Verhältnisse des Betriebes eingeräumt. Er 
kann, soweit keine Betriebs- oder Geschäftsge- 
heimnisse gefährdet werden und soweit nicht 
besondere gesetzliche Bestimmungen entgegen- 
stehen, Aufschluß über alle den Dienstvertrag 
und die Tätigkeit der Arbeitnehmer berühren- 
den Betriebsvorgänge verlangen und die Vor- 
lage der Lohnbücher und der zur Durchführ ung 
von bestehenden Tarifverträgen erforderlichen 
Unterlagen beanspruchen. Ferner hat der Un- 
ternehmer dem Betriebsrat vierteljährlich einen 
Bericht über die Lage und den Gang des Unter- 
nehmens und des Gewerbes im allgemeinen und 
über die Leistungen des Betriebes und den zu 
erwartenden Arbeitsbedarf. zu erstatten. In 
Betrieben mit mindestens 300 Arbeitnehmern 
oder 50 Angestellten können die Betriebsräte 
die Vorlage einer Betriebsbilanz und einer Be- 
triebs- Gewinn- und Verlustrechnung vom 1.1. 
1921 an nach Maßgabe eines hierüber noch zu 
erlassenden besonderen Gesetzes verlangen. 
Sollte dieses Gesetz nicht zustande kommen, so 
tritt an Stelle der Betriebsbilanz eine den Be- 
stimmungen des Handelsgesetzbuches entspre- 
chende Bilanz nebst Gewinn- und Verlustrech- 
nung ($$ 72, 105). Nur der Bericht über die all- 
gemeine Lage des Unternehmens ist dem Ple- 
num des Betriebsrates zugänglich zu machen, 
die übrigen erwähnten Unterlagen dem Aus- 


schuß des Betriebsrates ($ 27), der aus 5 Mit- 


gliedern besteht und Betriebsausschuß heißt. 
Dessen Mitglieder wie überhaupt die Mitglieder 
des Betriebsrates sind bei Strafe verpflichtet, 
über die ihnen vom Arbeitgeber gemachten ver- 
traulichen Angaben Stillschweigen zu bewah- 
ren. Am meisten umstritten war bekanntlich 
die Vorschrift des $ 70 des Gesetzes, wonach in 
Unternehmungen, für die ein Aufsichtsrat be- 
steht, ein oder zwei Betriebsratsmitglieder in 
den Aufsichtsrat entsandt werden, um die In- 
teressen und Forderungen der Arbeitnehmer 
sowie deren Ansichten und Wünsche hinsicht- 
lich der Organisation des Betriebes zu vertreten. 
Nach der endgültigen Fassung des Gesetzes 
haben die Mitglieder des Betriebsrates in allen 
Sitzungen des Aufsichtsrats Sitz und Stimme, 
Sie erhalten keine andere Vergütung als eine 
Aufwandsentschädigung und sind bei Strafe 
verpflichtet, über die ihnen gemachten vertrau- 
lichen Angaben Stillschweigen zu bewahren. 
Zur tatsächlichen Durchführung dieser Bestim- 
mungen bedarf es noch der Erlassung eines be- 
sonderen Gesetzes. 


Arbeiterrat und. Angestelltenrat. 


Der Arbeiterrat wird gebildet durch die 
Arbeitermitglieder, der Angestelltenrat durch 
die Angestelltenmitglieder des Betriebsrates, 
ev. unter Zuziehung von Ergänzungsmitglie- 
dern ($ 15 Abs. 4). Der Wirkungskreis des Ar- 
beiterrates und des Angestelltenrates ist in $ 78 
im einzelnen festgelegt. Hiernach haben der 
Arbeiterrat und der Angestelltenrat in der 
Hauptsache die Aufgabe, über die Einhaltung 
der zugunsten der Arbeitnehmer gegebenen 
Vorschriften der Gesetze und Tarifverträge zu 
wachen, die Arbeitsordnung‘ und sonstigen 
Dienstvorschriften mit dem Arbeitgeber zu ver- 


‚tig entschieden. 


einbaren, Beschwerden zu untersuchen und auf 
ihre Abstellung in gemeinsamer Verhandlung 
mit dem Arbeitgeber hinzuwirken. Ferner sind 
der Arbeiterrat und der Angestelltenrat, soweit 
keine diesbezügliche Regelung durch Tarifver- 
trag besteht, berufen, mit dem Arbeitgeber 
Richtlinien über die Einstellung von Arbeitern 
und Angestellten zu vereinbaren (vgl. dazu 
ss 81 bis. 83). Endlich besteht eine gewisse Mit- 
wirkung des Arbeiter- und Angestelltenrates in 
Streitfällen bei Entlassungen von Arbeitneh- 
merrt. $ 84 des Gesetzes bestimmt hierüber fol- 
ndeen . 

„Arbeitnehmer können ıın Falle der Kün- 


-digung seitens des Arbeitgebers binnen 5 Tagen 


nach der Kündigung Einspruch erheben, indem 
sie den Arbeiter- oder Angestelltenrat anrufen: 

1. wenn der begründete Verdacht vorliegt, 
daß die Kündigung wegen der Zugehörigkeit zu 
einem bestimmten Geschlechte, wegen politi- 
scher, militärischer, konfessioneller oder ge- 
werkschaftlieher Betätigung oder wegen Zuge- 
hörigkeit zu emem politischen, konfessionellen 
oder beruflichen Verein oder einem militäri- 


| schen Verband erfolgt ist; 


2. wenn die Kündigung ohne Angabe von 
Gründen erfolgt ist; 

3. wenn die Kündigung deshalb erfolgt ist, 
weil der Arbeitnehmer sich weigerte, dauernd 
andere Arbeit, als die bei der Einstellung ver- 
einbarte, zu verrichten; 

4.. wenn die Kündigung sich als eine un- 
billige, nicht durch das Verhalten des Arbeit- 
nehmers oder durch die Verhältnisse des Betrie- 
bes bedingte Härte darstellt. 

Erfolgt die Kündigung fristlos aus einem 
Grunde, der nach dem Gesetze zur Kündigung 
des Dienstverhältnisses ohne Einhaltung einer 
Kündigungsfrist berechtigt, so kann der Ein- 
spruch auch darauf gestützt werden, daß ein 
solcher Grund nicht vorliegt.“ 

Erachtet der Arbeiterrat oder Angestellten- 
rat den Einspruch für begründet und ist eine 
Verständigung mit dem Arbeitgeber nicht 
möglich, so kann der Schlichtungsausschuß 
angerufen werden. Über den Einspruch wird 
im gesetzlichen Schlichtungsverfahren endgül- 
Ging die Entscheidung da- 
hin, daß der Einspruch gegen die Kündieung 
gerechtfertigt sei, so ist dem Arbeitgeber für 
den Fall, daß er die weitere Beschäftigung ab- 
lehnt, eine Entschädigungspflicht aufzuerlegen 
(vgl. $$ 85 bis 90). 


Gesamtbetriebsrat. Betriebs- 
versammlung. 


Für die gemeinsamen Angelegenheiten 
mehrerer benachbarter Einzelbetriebe eines 
Unternehmens kann ein Gesamtbetriebsrat er- 
richtet werden ($$ 50 bis 57, $ 91). Im übrigen 
kennt das Gesetz keinerlei Zusammenfassung 
der einzelnen Betriebsräte. Ihr Wirkungskreis 
soll sich vielmehr auf den einzelnen Betrieb er- 
strecken. Es gibt also keine Betriebsarbeiter- 
räte und keinen Reichsarbeiterrat, wie sie Ar- 
tikel 165 der Reichsverfassung vorgesehen 
hatte. ' 

Betriebsversammlungen können durch den 
Vorsitzenden des Betriebsrates einberufen wer- 
den; der Vorsitzende ist zur Einberufung ver- 
pfliehtet, wenn der Arbeitgeber oder mindestens 
ein Viertel der wahlberechtigten Arbeitnehmer 
sie verlangt. Die Betriebsversammlung findet 
grundsätzlich außerhalb der Arbeitszeit statt; 
soll in dringenden Fällen hiervon abgewichen 
werden, so ist die Zustimmung des Arbeit- 
gebers erforderlich. Die Betriebsversammlung 
hat keine eigene Zuständigkeit ; sie dient nur zur 
Entgegennahme von Mitteilungen und zur 
Äußerung von Wünschen und Anträgen ($$ 45 
bis 49). 

Zeitversäumnis. Kosten. 

Versäumnis von Arbeitszeit infolge Aus- 
übung des Wahlrechtes zum Betriebsrat darf 
eine Minderung der Entlohnung nicht zur Folge 


1920. Het 13. 


1. April 1920. 


252 Ele nn Zeitschrift 

haben. Dasselbe gilt von der Ausübung a 3 6P N Für &=1! wird y ein Maximum 
Amtes als Betriebsrat ($ 24, 35). Die durch die ne Ne | 3akl gIakl 
Geschäftsführung entstehenden Kosten ein- . a 
schließlich etwaiger Aufwandsentschädigungen | TR Baker 

trägt der Arbeitgeber, sofern nicht durch Tarif- Pl en, 

vertrag etwas anderes bestimmt ist. Für die ke Se a 

Sitzungen sowie Sprechstunden und die lau- ER 

fende Geschäftsführung hat der Arbeitgeber Ka 

die erforderlichen Räume und Geschäftsbedürf- er 

nisse zur Verfügung zu stellen. Die Erhebung spB 
‘von Beiträgen der Arbeitnehmer für irgend- y-5E 73 


welche Zwecke des Betriebsrates ist unzulässig 
($ 35 bis 37). 


Mitwirkung wirtschaftlicher Verbände. 


Auf Antrag von einem Viertel der Mitglie- 
der des Betriebsrates ist je ein Beauftragter der 
in dem Betriebsrat vertretenen wirtschaftlichen 
Vereinigungen der Arbeitnehmer zu den Sitzun- 
gen mit beratender Stimme zuzuziehen. Ebenso 
kann der Arbeitgeber die Beiziehung von Beauf- 
tragten seiner wirtschaftlichen Verbände zu den 
Sitzungen verlangen, an denen er teilzunehmen 


berechtigt ist, d. h. zu denen, die auf seinen 


Antrag anberaumt sind oder zu denen er ein- 
geladen ist ($ 31). 


Schutz- und Strafbestimmungen. 


Die Kündigung des Dienstverhältnisses 
eines Mitgliedes des Betriebsrates bedarf, von 
den in $ 96 im einzelnen geregelten Ausnahmen 
abgesehen, der Zustimmung des Betriebsrates. 
Unter strafrechtlichem Schutze stehen insbe- 
sondere der Verrat vertraulicher Mitteilungen 
seitens der Arbeitnehmer, anderseits die Unter- 
lassung der gebotenen Berichte und Vorlagen 
seitens der Arbeitgeber ($ 95 bis 100). 


Durchbiegung von Gittermasten. 


Von ®ipl--Jug. Bürklin, 
Ingenieur der Siemens-Schuckertwerke G.m.b.H. 


Übersicht, Es wird eine Formel zur Berech- 
nung der Durchbiegung von Gittermasten aufgestellt, 
und die mit dieser Formel errechnete Durchbiegung 
wird an einem Beispiel mit den entsprechenden 
Werten aus den bisher „üblichen Formeln ver- 
glichen. 


Die Dürchbiegung der Gittermaste wird 
von den Eisenkonstruktionsirmen meistens 
näherungsweise berechnet -nach Formeln, 
die erhalten sind’ durch Kombination der 
Formeln für die Durchbiegung von Trägern 
mit unveränderlichem Querschnitt für Be- 
lastungsfall- 1 und 7 nach „Hütte“. Als 
wirksames Trägheitsmoment wird das Träg- 
heitsmoment in der Mitte .des Mastes an- 
genommen. Diese Formeln'entsprechen nicht 
den tatsächlichen Verhältnissen und liefern 
für die Durchbiegung der Leitungsgitter- 
maste zu große Werte. 

Es wird daher vorgeschlagen, zur Be- 
rechnung der Durchbiegung der Leitungs- 
gittermaste die nachfolgend entwickelte 
Formel zu benutzen. Diese entspricht eher 
der Wirklichkeit und liefert für die Durch- 
biegung geringere Werte. Der Verfasser 
sieht einer Kritik seiner Vorschläge aus den 
Kreisen der Berufsgenossen gern entgegen. 


% Belastung durch die Einzellast P.. 
Einen quadratischen Gittermast kann 
man als -einen Träger gleicher Festigkeit 
annehmen. Die Beanspruchung %k im Quer- 
schnitt Z (Abb. 1) ist infolge der Einzellast P, 
wirkend am ‚freien Ende eines einseitig 
eingespannten Trägers von quadratischem 
Querschnitt, 


de 
N u) 
67 


Da der quadratische Gittermast als ein 


Träger gleicher Festigkeit angenommen ist, 
ist b = konst. 


Abb. 1 Abh. 2. 


Für Durchbiegungen, die im Verhältnis 
zur Stablänge klein sind, ist (Abb 2) 


M: ie 
+, ) 
worin © das Trägheitsmoment des Quer- 


schnitts, « den Dehnungskoeffizienten be- 
deuten, ' 


BY ak 


dy 3qa2? 


EN 
ri er“ 


Für <=0 wird Ey, =: 
d% 


also (--- n Vi, 
v=f(-: 9 Ge ya +0)da 
Nerss 
= at N. 


gun 
y=Ga4+9 3/0 a4 0, 


Die Werte für C und a in die Gleichung 
eingesetzt ergibt 


3akl,  dakyı 


en bn 
Für 2=0 ist v0, 


Yes oh 


ER 


also ) Oder 02 
SBakl 
y=- 7 WELLE aa an 
Iakl: 
ron 


) Bach, „Elastizität u. Festigkeit“, 


worin J das Trägheitsmoment am Mastfub- 


bedeutet. 


2, Belastung durch Wind. 
Die Windbelastung ist gleichmäßig über 


| den ganzen Querschnitt verteilt angenommen 


(Abb. 3). 
BR 
M,= any? =Wk. _ 
Für einen quadratischen Querschnitt -eines 
Trägers gleicher Festigkeit ist’ 
‚ N i fe 
Nie u. Z >,CONSEN 
ey). 
I 3 2 
SR 
ZI BE Be 


Für 2=0 wird Z= 


it 


ö Ei s’ ist, wieder 


; 9d:y 
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En IE: ’ 
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A 3 1 3) 3 Pi 2 
h + Ya» h (1 — x)? 
Zarvı _ 
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\ Vi— x)? 
BR Da en na, 
a2 BaVl=R)+ 0, 
Für 2=0 ist e =D; 
dy ae 
d en —3aVt+(,=0, 


Cu gayı, 


y=/üde- 30V was 


vehnfieı 2 ea 0%. 
Für arurhuh wird en 0, 


also Verne 


, 9arye » 9akı 


ak 220 
Lane 


lan 2 u Sn BE Ze m bie ” 


1. 
“ 
. 


\ 


vielfach zur Berechnung 


 d = Mittlere Mastbreite, 


Danach ist 


. . f= 5.2150000.845 


1. April 1820. 


Für z=/!wird 
(GE bakı 


g9akR- 
Van 


Yagns | 
worin J das Trägheitsmoment am Mastfuß 


- bedeutet. Pa 


3. Durehbiegung infolge .der Einzel- 
kraft P und des Windes Q. 

Ein in bezug auf die zulässigen Zug- 
und Druckspannungen richtig ausgenutzter 
Gittermast der üblichen Konstruktion kann 
auch bei gleichzeitiger Einwirkung der 
Einzelkraft P und des Windes Q noch als 
Träger gleicher Festigkeit angenommen 
werden. Es ist dann die Durchbiegung 


a Se\rn 9 
v=(5P+t3 al un, 
worin für J das Trägheitsmoment am-Mas t- 
fuß zu setzen ist. 
4. Beispiel (Abb. 4). 


a) Mastfestigkeit 
Spitzenzug = 1500 kg, 


Wind = 125 kg/m? + 50 % für die 
- Rückfläche. . . - 
1. Belastung durch den Spitzenzug: 
ER Momente 
1. Schuß 10290 kgm 
2. Schuß 18900  „ 
5. Schuß’ . . 30000 „, 
2. Belastung durch Wind: 
Wind- | Wind- | Wind- 
fläche “ kraft | moment 
m? kg kgm 
1. Schuß 1,38 259° 895 
2. Schuß 2617 490 3050 
SUSCHORMIE ae ARE Eros 7680 - 


Druck- b&zw. .Zuglast in einem Ständer: 


Feinste 


| Rice, 'Vorh. | Vorh. Druck- % 
. EHE, F4ü | F re Doe 
kg kg em? | cm? |kg/em?| kg/em? 
1. Schuß | 8336 sısd 87 | 7,6 | 960 | 1075 ' 
2, Schuß 12256 11944] 12,3.| 10,6 |: 995 |:1125 
3. Schuß |15983| 15417|.15,5 | 13,6 | 1030 | 1140 
Zulässige Beanspruchung 1200 kg/cm?. 
b) Durehbiegung des 
Mastes. 2 
1. Nach Formeln, Ba 
die in derPraxis | N 2 
üblich sind. 4 S 
‘In der Praxis wird - 5 > S 


IS 


der Durehbiegung der > 
Leitungsmaste die For- 5 
PRZE 


mel verwendet 
T7kyl2 
max = 6Ed?’ 
worin %k, die mittlere R 
Beanspruchungbedeutet, gg 
erreehnet als Mittel der . 
auftretenden Zug- und 
Druckbeanspruchungen. 
In unserm Falle ist 
kp = 1054 kg/em?, 
! = freieLänge=20 m, _ 
E = 2150 000 kg/em?, ER REER 


Waeae. 


BEN 
Wei 


N 


in,unserm Falle 
— 0,845 m. 


7.1054. 2000? 


27em=135%, 


der freien ‚Länge. 


Zug-' 


Eine zweite vielfach verwendete An- 
näherungsformel für die Durchbiegung der 
Leitungsmaste ist & 


worin 
Z der Spitzenzug in kg, 
W die Windkraft in kg, 
} die freie Länge in em, 
E = 2150000 kg/cm?, 
J das Trägheitsmoment in Mastmitte. 
Danach ist _ 
= 2) ..2000? 
Na 8 / 2150000 . 79000 ° 
1 28,16 cm = 1,41 %/, der freien Länge. 
2. Berechnung der Durchbiegung nach 
der vorstehend aufgestellten Formel 


, D > 13 


worin 
P der. Spitzenzug in kg; 

Q die Windkräft in kg, 

i die freie Länge in cm, 

E. = 2150000 kg/cem?, 

J das Trägheitsmoment am Mastfuß. 
Danach ist die Durchbiegung 
2000? 

2.150.000 . 223664 ° 

y=19,8 cm ='0,99°/, der freien Länge.. 


y= (; 1500 +3 168) 


5) 


Aluminium- Eisen -Seile 
und Aluminium-Stahl-Seile für 
Starkstromleitungen. 


Es. sind der Schriftleitung auf den Auf- 


satz des Herrn Fischinger auf $. 393 der 
„ETZ“ 1919 und den . daran angeknüpften 
Schriftwechsel $. 529 u. f. zahlreiche Stimmen 
aus der Praxis zugegangen, die wir unseren 
Lesern nicht vorenthalten wollen.. Wir brin- 
gen diese Äußerungen hier in der Reihenfolge 
ihres Eingangs und fügen ein Schlußwort des 
Verfassers des als Ausgangspunkt der Erörte- 


rung geltenden Aufsatzes hinzu. 


A. Korff, Gröba (7. IX. 1919): In dem: 


Artikel .des Herrn Dr. E. 'G. FISCHINGER in 
der „ETZ“ 1919, 8. 393 über Aluminium- 
Eisen- und 'Aluminium-Stahl-Seile für Stark- 
strom-Freileitungen spricht dieser den Wunsch 
aus, daß alle diejenigen, welche schlechte Er- 
fahrungen mit Reinaluminium-Leitungen ge- 
macht haben, mit der Sprache ungeschminkt 
hervortreten möchten. Ich habe seither ver- 
geblich auf eine diesbezügliche Erklärung eines 
Fachkollegen gewartet und möchte daher bei- 
nahe annehmen, daß wohl kaum mit Reinalu- 
minium-Leitungen so schlechte Erfahrungen 
gemacht worden sind, daß man von deren Ver- 
wendung abraten müßte. Ich selbst habe 
bisher während meiner langjährigen Praxis 
keine schlechten Erfahrungen gemacht; im 
Gegenteil, ich lasse‘ mit Vorliebe Reinalumi- 
nium-Leitungen verlegen. Beim Elektrizitäts- 
verband Gröba, welchem ich als Leiter vor- 
stehe, haben wir, nachdem. die Querschnitte 
von 22 und 27 mm? beseitigt sind, vollständige 
Ruhe bekommen. Jedenfalls treten bei Alu- 
miniumleitungen nicht mehr Störungen auf wie 
bei Kupferleitungen. Die Verlegung der vorge- 
nannten geringen Querschnitte in bergiger Ge- 
send, die ganz besonders von starkem Ranuhreif 
heimgesucht wird, war entschieden ein grober 


'Baufehler;; dagegen haben sich selbst in diesen 


Bezirken bei größtem Unwetter und Rauhreif 
Reinaluminium-Leitungen mit 38 mm? Quer- 
schnitt anstandslos gehalten. Wenn man in der 
Praxis unter diesen ,Quersehnitt für Freileitun- 


gen nicht geht, so wird man.bei entsprechender 


Zugbeanspruchung meiner Ansicht nach kaum 
schlechte Erfahrungen machen. 

Ich habe allerdings während der. Kriegszeit 
einmal der Wissenschaft halber den Versuch 
machen wollen, Aluminium-Eisen-Seile zu ver- 
wenden. - Ich bin davon abgekommen, weil 
einesteils der Preis viel zu hoch war, und ander- 
seits erschien mir die Verlegung des verhältnis- 
mäßig sehr steifen und schweren Seiles schwie- 
ziger wie bei Reinaluminium, vor allem sind die 
Verbindungsstellen, welche durch Verbindungs- 
kupplungen usw. hergestellt werden, äußerst 
kompliziert, so daß nur bestgeschultes Monteur- 


. dieser Bund 


personal verwendet werden muß, welches man 
leider Jetztnichtso an Hand hat wie in früheren 
Zeiten. : ; 

Ich bringe vorstehende Zeilen zu dem 
Zwecke, um nochmals denjenigen Fachkollegen, 
welche schlechte Erfahrungen gemacht haben, 
einen "Anstoß zu geben, dies einmal unge- 
schminkt bekanntzugeben, namentlich solchen 
Fachkollegen, die vielleicht Aluminiumleitun- 
gen schon länger als 8bis 10 Jahre liegen haben, 
denn meine Erfahrungen reichen nur auf die- 
jenigen Anlagen zurück, welche bereits seit 
Hi ed sich anstandslos im Betriebe bewährt 

aben. 


Hamann, Sagan (11. IX. 1919): Um Alu- 
minium für die Elektrotechnik verwendbar zu 
machen, ist es erforderlich, daß die maßge- 
benden, insbesondere fabrizierenden : Kreise 
wissen, welche Eigenschaften das Aluminium 
hat bzw. für die einzelnen Zwecke haben 
muß. Die Bewährung: des Aluminiums für Frei- 
leitumgszwecke wird einerseits durch die Alu- 
miniumleitungen bauenden und anderseits 
die diese betreibenden Firmen zu beurteilen 
sein.. Das Urteil derersteren wird ein günstige- 
res sein, da es sich bei diesen bei der gegenwär- 
tigen Materialnot, zumal bei kleineren Firmen, 
um eine Existenzfrage handelt. Dagegen ist das 
Urteil der letzteren das schwerwiegendere, denn 
während des Betriebes, welcher sieh auf Jahr- 
zehnte hinaus erstreckt, ergeben sich erst die 
Mängel. S 

Ich habe eine, größere Überlandzentrale, 
die Aluminiumseil umfangreich verwendet hat, 


. betrieben und einen Überblick über die bau- 


liehen und betrieblichen Verhältnisse erhalten. 
Nach dem heutigen Standpunkt mögen die Er- 
gebnisse teilweise unglaublich erscheinen, doch 
ist es selbstverständlich, daß man erst im 
Laufe: der Zeit Erfahrungen sammelt. 
Vielfach ist nicht berücksichtigt worden, 
daß dem leichten Aluminium eine andere Be- 
handlung zuteil werden muß als dem schweren 
Kupfer. Hieraus erklärt sich auch die Verwen- 
dung von Aluminium von 22 mm? bei einem 
überdies viel zu geringen Phasenabstand. Die 
Folge davon war, daß die. Leitungen bei Wind 
einfach hochgehoben wurden und wie Wäsche- 
leinen zusammenschlugen. Durch die verschie - 
denen Brandstellen wurde der Querschnitt ge- 
schwächt, und bei wiederholtem Sturm oder im’ 
Winter bei Schnee- und Eisbelastung rissen die 
Leitungen. Jetzt ist es bereits allgemein üblich, 
Aluminium nicht unter 35 mm? zu verlegen 
und einen größeren Phasenabstand zu wählen. 


"Es wird aber noch. vielfach bei der Montage die 


geringe Zugfestigkeit außer acht gelassen, zu- 
mal das Aluminium bei seiner Leichtigkeit sich 
besser anziehen läßt. 

Auch auf das Abbinden an den Isolatoren 
ist besonderer Wert zulegen. Es sind mir Fälle 
bekannt geworden, in denen 23mm?-Aluminium- 
seil mit loder 2 Seelen des aufgedrillten Alumi- 
niumabfalldrahtesabgebunden wordenist. Nach 
einer Betriebszeit von etwa 4 bis 5 Jahren fiel 
die Leitung bei. Sturm von den Isolatoren in 
die Stützen, und es war je nach der Windrich- 
tung schon im voraus zu bestimmen, in welchem 
Gebiet man mit Störungen zu rechnen hatte. 
Gegenüber diesem Bunde haben sich die soge- 
nannten A.E.G.-Bunde, die mit Aluminium- 
band bewickelt sind, besser bewährt, wenngleich 
sie gegenwärtig sehr teuer sind und außerdem 
eine. sehr zuverlässige. Montage erfordern. Da 
jedoch ziemlich diek ist und 
am Kopf des. Isolators die Isolatorenrille 
fast bedeckt, hat er allerdings wieder den 
Nachteil, daß beim Auftreten von Haarrissen 
oder steeknadelstichartigen DurchschlägenMast 
für Mast abgeklettert werden muß, um den 
Störung verursachenden Isolator nach langer 
Zeit zu finden. Es ist vorgekommen, daß der 
Isolator von außen in keiner Weise verdächtig 
Ausgesehen hat, während er doch die gering- 
fügigen Schäden unter-dem Bunde, nachdem 
dieser aufgelöst war, zeigte. Ob der Bund an 
sich schuld an diesen Nadelstichen bzw. Kopf- 
rissen ist, läßt sich schwer beurteilen, da natür- 
lich auch das Porzellan hierfür eine ausschlag- 
gebende Rolle spielt. Für Aluminium dürfte es 
am zweekmäßigsten sein, wenn anstatt der bis- 
her an Ort und Stelle hergestellten gewickelten 
Bunde Klemmbunde verwendet werden, deren 
Herstellung keine so große Übung und Eıfah- 
rung des: Montagepersonals erfordert. 

Ganz besondere Beachtung verdienen die 
Verbindungsstellen des Aluminiums, da es bei 
der bekannten Weichheit die wenig angenehme 
Eigenschaft besitzt, daß.es eine sehr geringe 
Elastizitätsgrenze hat, wie: dies auch Herr Dr. 
FISCHINGER erwähnt. Die Folge davon ist, daß 
man eine Klemme, nachdem man sie ange- _ 
zogen hat, nach einiger Zeit wieder fester an- 
zithen kann‘ Um diesen Übelstand zu be- 
heben, hat man vielfach die Verbindung durch 
zwei Klemmen hergestellt. Hierdurch erfolgt 
der Stromübergang an der Verbindungsstelle 


254 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1920, Helft 13. 


/ 
1. April 1920. 


auf zwei Stellen und die Stromdichte wird an 
jeder Übergangsstelle reduziert. Eine derartige 
Verbindungsstelle beseitigt aber nieht den Übel- 
stand, daß an diesen beiden Klemmen die 
Elastizitätsgrenze je für sich wieder über- 
schritten wird und sich mit der Zeiteine Locke- 
rung der Klemme und somit eine Stromunter- 
brechung mit Funkenbildung einstellt, was 
schließlich zu einem Abbrennen des Drahtes 
führt. Die Bestätigung für diese Ausführungen 
waren die Meldungen, daß das Licht flackere 
‚und daß es beim nächsten Sturm, wenn der 
Übelstand nicht beseitigt wird, überhaupt nicht 
mehr brenne, da nämlich dann der Draht am 
Boden liege. Um diesem Übelstand zu begeg- 
nen, mußten die Aluminium-Hausanschlußlei- 
tungen gegen solche von Eisen ausgewechselt 
werden. 

Das Aluminium hat außerdem die Nei- 
gung, an der Oberfläche ein erdiges Oxyd zu 
bilden, welches einen sehr hohen Widerstand 
hat und die zuverlässige Klemmverbindung be- 
einträchtigt. 

Um für den Betrieb einwandfrei verlegtes 
Aluminium- zu erhalten, ist eine besonders 
zuverlässige Montage notwendig. Es 
sind also, was eigentlich selbstverständlich ist, 
beim Auslegen des Aluminiums Holzrollen zu 
verwenden, um von vornherein Abschabungen 
und Schwächungen der Aluminiumseile zu ver- 
meiden. Vielfach wird auch bei dem jetzt un- 
zeübten Personal das Aluminium nicht auf der 
Trommel abgerollt, sondern abgeschlungen, so 
daß sich sogenannte Schlingstellen bilden, die 
aufgewickelt späterhin unweigerlich zu Störun- 
sen Anlaß geben. 

Auch sonst sind bei der Montage noch be- 
sondere Gesichtspunkte zu beachten und ist 
den Elektrizitätswerken zu empfehlen, Alumi- 
niumleitungen nur von solchen Firmen aus- 
führen zu lassen, die für erfahrenes Perso- 
nal und zuverlässige Beaufsichtigung 
gutsagen können. 

Besonderer Wert wäre auch darauf zu 
legen, durch entsprechende Legierung, wie 
schon von Herrn Dr. FISCHINGER erwähnt, eine 
größere Elastizitätsgrenze sowohl hinsichtlich 
Pressung als auch Biegung zu erzielen, und 
die Aluminium fabrizierenden Werke müßten 
hierauf hingewiesen werden. Bei isolierter Alu- 
miniumleitung von etwa 2,5 oder 4 mm? habe 
ich übrigens teilweise eine erstaunliche Bie- 
gungsfestigkeit vorgefunden. Demnach scheint 
es, als wenn die Industrie diesbezüglich schon 
Fortschritte gemacht hat. Dies dürfte für 
unsere Aluminiumindustrie ‘von großer Wich- 
tigkeit sein, denn auf Grund der besseren Er- 
fahrung der deutschen Fabriken dürften die 
deutschen Erzeugnisse bei Preiswürdigkeit 
guten Absatz nach dem Ausland finden. 

Es erscheint zweckmäßig, wenn über die 
Verwendung von Aluminium speziell für Lei- 
tungsbau eine allgemeine Aussprache gelegent- 
lich einer Zusammenkunft stattfinden würde. 

%s hat keinen Zweck, Mängel miteinem Schleier 

zuzudecken, und ich bin der Überzeugung, daß 
sich. Mittel und Wege finden lassen werden, 
durch Zusammenarbeiten der fabrizierenden 
und verbrauchenden Faktoren ein geeignetes 
Material herzustellen. 


L. Mich. Cohn, Berlin-Friedenau (6. X. 
1919): Am Schlusse seiner Arbeitin der „ETZ‘“ 
1919, S. 394, sagt Herr Dr.=Sng. FISCHINGER: 


„Es müßte für die Metallurgie eine dankbare. 


Aufgabe sein, das Reinaluminium durch Legie- 
rung in seiner Härte und Elastizität zu ver- 
bessern, selbst wenn dadurch die Leitfähigkeit 
eine nicht unerhebliche Einbuße erlitte“. Ich 
gestatte mir, darauf hinzuweisen, daß eine 
solche Legierung in dem Duralumin (D.R.P. 
244 554) bereits seit dem Jahre 1911 sich am 
deutschen Markte befindet. Es wird bei der 
Dürener Metallwerke A.G. Düren in Rheinland 
gefertigt. Eingehende Veröffentlichungen hier- 
über, gerade im Hinblick auf dessen Verwen- 
dung für Freileitungen, habe ich in ‚„Elektro- 
techn. u. Maschinenb.‘‘ 1911 Heft 39/40, er- 
scheinen lassen. Es ist vielleicht erklärlich, 
daß dem Verfasser dieses Metall nicht aufge- 
stoßen ist, weil es während des Krieges fast 
ausschließlich für Heereszwecke Verwendung 
gefunden hat, u. zw. in einem so großen Maß- 
stabe, daß zeitweilig die Lizenzinhaberin den 
zuständigen Reichsämtern die Erlaubnis ge- 
geben hat, es auch vorübergehend bei der Karl 
Berg A. G., Eveking, fertigen zu lassen, die, da 
Duralumin ein Schutzwort ist, es mit „Berg- 
metall‘“ bezeichnet hatte. Nicht nur im deut- 
schen Heere, sondern auch in den Luftflotten 
der Entente hat das Duralumin mit großem 
Srfolge Anwendung gefunden, u. zw. auch in 
Form von Drähten, die sehr hohen Bean- 
spruchungen ausgesetzt waren. Bekanntlich 
verdankt das Duralumin seine hohe Festigkeit 


bei gleichzeitig verhältnismäßig hoher Deh- 


nung einem Veredlungsverfahren. Außerdem 
gibt das Veredlungsverfahren dem Duralumin 


seine Beständigkeit, die es besonders vor Rein- 
aluminium und den übrigen Legierungen aus- 
zeichnet. In veredeltem Zustande erreicht 
man Festigkeiten von 42 kg bei etwa 20% 
Dehnung und einer Oberflächenhärte, die der- 
jenigen von hartgewalzten Kupferstreifen noch 
überlegen ist. Durch Kaltbearbeitung können 
Festigkeit und Härte auf Kosten der Dehnung 
noch erhöht werden. Da für Freileitungen so 
hohe Dehnungen wie die des veredelten Duralu- 
mins nicht benötigt werden und auch nicht zu- 
träglich sein dürften, habe ich seinerzeit eine 
Legierung und Härte von 53 kg bei etwa 5% 
Dehnung den Betrachtungen in meiner oben 
genannten Veröffentlichung zugrunde gelegt. 
An Hand der in der „ETZ‘“ 1910, 5. 1107 von 
W. v. Möllendorf in seiner Arbeit ‚Metalle 
für Freileitungen‘“ aufgestellten Formeln und 
Zahlen hat die Einreihung des Duralumins er- 
geben, daß es in mechanischer Hinsicht mit 
dem Stahl gleichwertig an erster Stelle steht 
und daß nur die teuersten Bronzen ihm nahe 
kommen. Ich bin der Ansicht, daß man, bei 
Verwendung des Duralumins Aluminium-Eisen - 
und . Aluminium-Stahlseile völlig. entbehren 
kann und daß es auch für Mittelspannungen 
und Verteilungsspannungen in mäßigen Ab- 
ständen auf Holzmasten wirtschaftlich ist. 
Vor allen Dingen sind Brüche an den Aufhänge- 
punkten nicht zu erwarten und bei der Verwen- 
dung für Weitspannungen werden sich die Ver- 
bindungselemente billiger und einfacher her- 
stellen lassen als bei Aluminium-Eisen- und 
Aluminium-Stahl-Seilen. Bei Weitspannungen 
werden auch die Mastenabstände infolge des 
geringeren Gewichtes und der geringeren Quer- 
schnitte größere sein dürfen, mithin die An- 
lagekosten geringer sein. 

Ich möchte noch auf die Erfahrungen bin- 
weisen, die man mit Reinaluminium und be- 
sonders mit Aluminiumlegierungen mit Zinn 
oder Zinkzusatz bezüglich ihrer Unbeständig- 
keit gemacht hat. Es hat sich gezeigt, daß auf 
Strecken, auf denen das Aluminium Fluß- 
läufen folgte, auf denen esalso häufig dem Wech- 
sel von Feuchtigkeit und Trockenheit ausge- 
setzt ist, sehr oft zu Brüchen neigte, scheinbar 
ohne jede äußere Ursache. Ich möchte in der 
Beziehung auf meine Veröffentlichung in ‚„Elek- 
trotechn. u. Maschinenb.‘‘ 1913, Heft 20 hinwei- 
sen, in der ich unter dem Titel ‚„‚Änderung der 
physikalischen Eigenschaften des Aluminiums 
und dessen Legierungen unter besonderer Be- 
rücksichtigung des Duralumins‘“ gerade diese 
Fälle behandelt habe. Es ist dort gezeigt, daß 
bei Duralumin derartige Vorkommnisse nicht zu 
befürchten sind. Die Erfahrung mit Duralu- 
mindrähten während des Krieges an Luft- 
schiffen und Flugzeugen hat dieses "bestätigt. 


Wilh. Prehm,. Chemnitz (17. X. 1919): 
Gelegentlich seiner Betrachtungen über Alu- 
minium-Eisen- und Aluminium -Stahl- Seile, 
als Materialfür Hochspannungs-Freileitungen im 
Weitspannsystem, „ETZ' 1919, S. 393 u. f., 
stellt Herr Dr. E.G. FISCHINGER die Frage nach 
der Bewährung von Reinaluminium als Frei- 
leitungsmaterial zur Diskussion und bemerkt, 
daß nach Berichten, die ihm zugegangen sind, 
sich Reinaluminiumleitungen, trotz aller bisher 
vorgeschlagenen Verbesserungen, nicht bewährt 
haben. Er warnt vor der Verwendung von 
Reinaluminium als Freileitungsmaterial und 
strebt eine Besserung der bisher bekannt ge- 
wordenen wenig guten Erfahrungen mit diesem 
Leitungsmaterjal dureh Legierungen an. 

Die bisher bekannt gewordenen Erfahrun- 
gen und Urteile sind summarische, d.h. die Ur- 
teile umfassen die mit der Anlage gemachten 
Erfahrungen und nicht die mit dem Aluminium 
gemachten. Das ist erklärlich, weil die Urteile 
fast ausnahmslos subjektiv sind. Die einen 
scheuen sich, zu bekennen, daß die von ihnen 
gebaute oder unter ihrer Aufsicht gebaute An- 
lage eine Menge Fehler aufweist und deshalb 
Störungen und Scehberereien auftreten und be- 
haupten kurzerhand, das Aluminium bewährt 
sich oder auch, es bewährt sich nicht. Die an- 
deren (Betriebsleiter) sind verärgert, daß sie 
aus den Störungen nicht herauskommen, und 
obwohl sie überzeugt sind, daß der Aufbau der 
Anlage mit der Eigenart des Materials nicht in 
‚Einklang steht, geben kurzerhand dem Alu- 
minium ein vernichtendes Urteil, da dieses ja 
an den ganzen Unannehmlichkeiten auch tat- 
sächlich die Schuld trägt. 

Das. Urteil der an der Lieferung von Alu- 
minium interessierten Kreise wird selbstver- 
ständlich immer zugunsten des Aluminiums aus- 
fallen, muß jedoch, für die objektive Beurtei- 
lung der Bewährung dieses Materials, ausschei- 
den. 

Die vor einer Reihe von Jahren gemachten 
schlechten Erfahrungen mit Aluminiumleitun- 
gen (die Leitungen wurden gegen Kupfer ausge- 
tauscht) waren darauf zurückzufühıen, daß für 
die Leitungen Massivaluminium verwendet 
wurde, Diese wenig guten Erfahrungen schufen 


eine starke Voreingenommenbeit gegen die Ver- 
wendung des Aluminiums als Leitungsmaterial, 
obwohl man auf Grund dieser Erfahrungen dazu 
überging, verseilte Leitungen zu verwenden. 

Der verstorbene ProfessorWilhelm KÜBLER 
setzte die Verwendung von Aluminium in gro- 
ßem Maßstabe für Hochspannungs-Freileitun- 
sen beim Bau einer der größten Überlandzen- 
tralen durch, obwohl ein abschließendes Urteil 
über die Verwendung dieses Materials nicht vor- 
lag und auch keinerlei Erfahrungen bezüglich 
der Verlegung und der Anpassung der ganzen 
Anlage an die Eigenart dieses Materials exi- 
stierten. ; 

Der Betrieb dieser etwa 1400 km Alumi-. 
niumleitungen umfassenden, durch ebenes und 
hügeliges Gelände gehenden Anlage wurde 
Herbst 1912 aufgenommen. 

Die Erfahrungen in einer Anlage in diesen 
Umfange an Hand der Störungsstatistik objek- 
tiv betrachtet, dürften ein einigermaßen zu- 
treffendes Bild darüber ergeben, ob das Alumi- 
nium als Freileitungsmaterial geeignet ist oder 
nicht. 

Ich sage ausdrücklich : ein einigermaßen 
zutreffendes Bild‘, weil ich zu einem für Dritte 
absolut klaren Bilde eine Beschreibung der gan- 
zen Anläge und der Entstehungsgeschichte der 
Anlage sowie eine Aufzählung der ganzen in der 
Anlage gemachten Betriebserfahrungen geben 
müßte, weil die Störungserscheinungen vielfach 
ineinandergreifen bzw. miteinander in Zu- 
sammenhang stehen. Dies würde aber über den 
Rahmen dieser Ausführungen hinausgehen, und 
ich muß deshalb in gewisser Beziehung eben- 
falls summarisch verfahren, indem ich die Lei- 
tungsstörungen als solche aus dem Ganzen her- 
ausgreife und gewisse Mängel der Anlage als 
bekannt voraussetze. 

Die hauptsächlichsten Daten der Anlage 
sind: 

Spannung 15 000 V, Stützpunktentfernung 
im Durehsebnitt 60 m, Phasenabstand 900 mm, 
verwendete Isolatoren J 1384 bzw. B 905. 

Die Störungsstatistik weist für den Zeit- 
raum von 3 aufeinander folgenden Betriebs- 
jahren aus: 

341 Drahtbrüche. 

Diese sind hervorgerufen: 

1. Bei 39 durch Eng mit Erdungsbü- 
geln, 


2..,=.82  ,„, ‚Liehtbogenbildung- zwischen 
Leitung und Isolatorenträ- 
serdurch Vögel. Davon ent- 
fallen auf: 
Stareär ee 
Brulene se 
Kräbens na 
Mäusebussaide. 1 
Sperber. ww zer 
3..,5°.2°% 5»... Biehhörnchen (BLichtbögen 


zwischen Leitung und Isola- 
torträger), 

Berühren mit Fangbügeln, 
Verwendung ungeeigneter’ 
Klemmen, 

defektgewordene Jrolatoren, 
».. /usammenschlagen der Lei- 
tungen unter sich und mit 
dem Blitzschutzseil, 
ungeeignete Bunde, 


9:35,76... vom Sturm umgesturzte 
Bäume, 

1025, u) R Baumäste, 

0% 3. ,„,  umgestürzte Masten, 

12: „5 „ „alte Brandstellen (Erdungs- 
bügelberührung), 

lan wl2.., detekte. Stelle im, Dei 

er | Nu Bielasıh 

De in die. Leitung getriebene 
Heubündel, 

16. :; 1. ,„ . Unvorsichtigkeit bei Netzar- 

2 beiten, i j 

17. ,,.:1° „,  Böswilligkeit.(in die Leitung 
seworfener Draht), 

18. ,„, . 1°, .Auffallen des” Blitzschutz- 
seiles infolge gebrochenen 


Konusverbinders auf die Lei- 
tung, : 
„ Sturm und nicht ohne weite- 
res feststellbare Ursachen. 
Die ganze Aufstellung ergibt, flüchtig be- 
trachtet, kein ermunterndes Bild für die Ver- 
wendung von Aluminium als Hochspannungs- 
Freileitungsmaterial. Betrachten wir die Auf- 
stellung einmal näher, so erkennen wir, daß eine 
große Anzahl der Drahtbrüche durch entspre- 
chenden Bau der Anlage sich hätte von voın- 
herein vermeiden lassen. Vermieden werden 
konnten und können beim Bau neuer Anlagen 
die Defekte der Positionen; 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8, 10, 


LOST 


12, 16. Die Position 6(Drahtbruch durch defekt 


gewordene Isolatoren) stellt ein besonderes Ka- 
pitel dar, auf welches ich zu gegebener Zeit evtl. 
noch besonders eingehen werde. Auch die De- 
fekte dieser Position lassen sich vermeiden. Im 
übrigen aber gehen bei Isolatorendefekten auch 


”. 


1. April 1920. 


Kupferleitungen zu Bruch, wenn auch nicht im 
gleichen Verhältnis wie bei Aluminiumleitun- 
gen. Hier spielt der niedrige Schmelzpunkt des 
Aluminiums eine Rolle, der von Fr. SCHMIDT 
in der Diskussion auf 8. 530 der „ETZ‘‘ 1919 
als besonderer Mangel hervorgehoben wird. 

Als Mangel tritt der niedrige Schmelz- 
punkt des Aluminiums aber nur in die Erschei- 
nung, wenn durch den ganzen Aufbau der An- 
lage und die Wahl für die Verlegung von Alu- 
minium nicht geeigneter Anlagenteile die Mög- 
liehkeit von Liehtbogenbildungen gegeben ist. 

An den Drahtbrüchen dieser Position ist 
also nicht das Material des Stromleiters schuld, 
sondern der Aufbau der übrigen Anlage. Bei 
der Position 11 (umgestürzte Masten) scheidet 
das Material des Stromleiters aus, da auch an- 
dere Leitungsmaterialien durch den bierbei 
gegebenenfalles entstehenden Kurzschluß den 
Dienst versagt hätten. 

Position 13 (defekte Stelle im Seil) ist auf 
Nachlässigkeit bei der Montage zurückzuführen 
(Würgstelle). Ich stelle dieser Position einen 
eleichen Fall der in Kupfer ausgeführten 
60 000 V-Anlage zur Seite, wo durch nachlässige 
Behandlung der Leitung bei der Montage sich 
ein gleicher Febler eingeschlichen hatte und die 
Leitung später mitten im Felde brach. 

Position 14 (Eislast) und Position 15 (in die 
Leitung getriebene Heubündel) werden. mit Po- 
sition 19 zusammen behändelt. 

Position 16 (Unvorsiehtigkeit bei Netzar- 
beiten) ist einesteils vermeidbar, andernteils 
nicht auf das Konto des Materials zu setzen. 

Position 17 (böswillig in die Leitung gewor- 
fener Draht). Hier kann dem Leitungsmaterial 
keine Schuld beigemessen-werden, es sei denn, 
daß man den niedrigen Schmelzpunkt des Alu- 
miniums ins Feld führt. Aber je nach den Um- 
ständen würde auch anderes Leitungsmaterial 
durehgeschmort sein. i 

Das Gleiche gilt von Position 18 (Auffallen 
des Blitzsehutzseiles infolge gebrochenen Ko- 
nusverbinders auf die Leitung). Rn 

Von den insgesamt verzeichneten 341 
Drahtbrüchen fallen also einstweilen lediglich 
die der Position 14 (Eislast), Position 15 (in die 
Leitung getriebene Heubündel) und Positien 19 
(Sturm und nicht feststellbare Ursachen), zu- 
sammen 51 Drahtbrüche, dem Leitungsmaterial 
zur Last, während die übrigen auf den Aufbau 
der sonstigen Anlage usw. entfallen. 


Die vom verstorbenen Herın Professor 
KÜBLER, Herrn Dr. COHN gegenüber gemachte 
Äußerung, daß die Monteure aus alter Gewohn- 
heit die Aluminiumleitung ebenso zu behandeln 
pflegen wie Kupferleitungen,.obne sich um die 
besonderen Eigenschaften des Aluminiums, die 
bei der Verlegung genau berücksichtigt werden 
müssen, zu kümmern (vergl. Diskussion S. 530 
der „ETZ‘“ 1919), findet durch obige Be- 
triebserfahrungen keine Bestätigung, bzw. 
ein Schaden durch die Nachlässigkeit der Mon- 
teure ist nur in verschwindendem Maße in die 
Erscheinung getreten. 

Die Äußerung des Herrn Professor KÜBLER 
kann ich jedoch aus eigener Erfahrung vollauf 
bestätigen. Da das Aluminium infolge des ge- 
ringeren Gewichtes sich besser handhaben läßt, 
machen es sich die Monteure bei der Auslegung, 
Auflegung auf die Stützpunkte und beim Ab- 
spannen so bequem wie möglich, indem sie nach 
der Methode der Kupferverlegung arbeiten. 
Dieses zu beobachten hatte ich leider sehr oft, 
fast täglich, Gelegenheit. (Die Schuld liegt hier 
fast ausnahmslos bei den örtlichen Montage- 
leitungen.) 

Wenn trotz der unsachgemäßen Behand- 
lung des Materials bei der Verlegung sich kaum 
merkliche Mißstände im späteren Betriebe her- 
ausstellten, so ist dies ein Faktor, der nur zu- 
gunsten des Aluminiums spricht. 

Die für die Betrachtung übriggebliebenen 
51 Drahtbrüche erscheinen unter Berücksichti- 
gung der unsachgemäßen Behandlung des Ma- 
terials beider Montage bereitsin einem milderen 
Lichte. Es soll aber dieser Punkt einstweilen 
ganz außer acht gelassen werden. z 

Die Beurteilung der noch zur Diskussion 
stehenden 51 Drahtbrüche erhält ein ganz an- 
deres Kolorit, wenn man berücksichtigt, daß 
während der Zeit, da die Drahtbrüche eintraten, 
insgesamt 284 Isolatorendefekte zu verzeichnen 
waren, ohne daß hierbei der Draht brach oder 
abschmorte. Bei diesen Isolatorendefekten ist 
es ohne Lichtbogenbildung natürlich nicht ab- 
gegangen, und wenn die Leitungen bei der 
Lichtbogenbildung nieht zu Bruch gingen, so 
ist doch mit: Sicherheit anzunehmen, daß das 
Materialhöheren Temperaturen ausgesetzt war, 
bei denen zweifellos eine Strukturveränderung 
eintreten konnte. Mit Sicherheit ist auch anzu- 
nehmen, daß das Leitungsmaterial bei den Iso- 
latorendefekten durch Schmorstellen angegrif- 
fen’ wurde, daß aber der Monteur, welcher den 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Isolator auszuwechseln hatte, aus Bequemlich- 
keit und zur Zeitersparnis die Auswechselung 
der angeschmorten Leitung unterließ, weil ja 
derartige Auswechselungen für den Monteur 
nieht zu den Annehmlichkeiten gehören, und 
einen entsprechenden Bericht über wahrgenom- 
mene Leitungsverletzungen aus begreiflichen 
Gründen der vorgesetzten Dienststelle nicht 
erstattete. Die in Frage stehenden 51 Draht- 
brüche lassen sich zwanglos bereits hieraus der- 
gestalt erklären, daß die bereits angegrilfene 
Leitungstärkeren Beanspruchungen nicht mehr 
standbalten konnte. 

Für die Beurteilung der einstweilen auf 
dem Konto des Aluminiums stehenden Defekte 
darf auch nieht außer acht gelassen werden, daß 
während des gleichen Zeitraumes, in dem die 
Drahtbrüche auftraten, 165 an Ort und Stelle 
festgestellte Erd- bzw. Kurzschlüsse zu ver- 
zeichnen waren, bei denen jedoch ein Leitungs- 
bruch nicht emtrat. 

Diese verteilen sich wie folgt: 

1. 63 auf gelöste bzw. gerissene und ungeeig- 
nete Bunde. Die Leitung war vom 
Isolatorabgerutscht und lagaufdem 
Isolatorenträger auf. 
gelöste Klemmen. 
verdrehte Erdungsbügel. Die Er- 
dungsbügellagen an der Leitung an. 


om 
ei 
-I 


m 


4.11 , gelockerte und verdrehteFangbügel. 
Die Fangbügel hatten Kontakt mit 
der Leitung. 

5.22 ,„ Zusammenschlagen der Leitungen 


untersich bzw. mit dem Blitzschutz- 
seil. Die Leitungen waren unter sich 
bzw. mit dem Blitzschutzseil zu- 
sammengeschmort. 


6.18 ,‚,, eingetriebene bzw. anliesende Baum- 
äste und umgestürzte Bäume. 

7. 1 , in der Leitung hängenden Vogel. 

8. 1 ,, in der Leitung hängende Krähe. 

9. 1 , inder Leitung hängenden Hanster. 

10, 2 , in der Leitung hängenden Stock. 

ll. 1 ,, indes Leitung hängendes Eichhörn- 
chen. 

oe 1 2 Umtarllr 

13. 1,, in die Leitung gefallenes Blitz- 
schutzseil. 

14. 7 , angeschmorte Bunde, vermutlich 


Vogelüberbrückungen. 
verbrannte bruchsichere Aufhän- 
sungen (desgl.). j 


16. 1- „. Montagefehler. 

17. 1 ,, aufgegangener Bund. Der Binde- 
draht vermittelte den Kontakt zwi- 
schen Leitung und Isolatorenträger ; 

18. 3 .„ Verdrehen von Leitungsmasten. 

19. 2 ,„ Berührung mit dem Prelldraht. 

20. 1 ,„ Berührung mit einem gerissenen 
Anker. 

2122 125 Mastumsturz. 

22. 1 ,„ Böswilligkeit (Kurzschluß). 


Bei allen diesen Erd- bzw. Kurzschlüssen 
sind mehr oder,weniger starke Beschädigungen 
des Leitungsmaterials an der Berührungsstelle 
aufgetreten, zum mindesten jedoch hohe Er- 
wärmungen, die nicht immer obne Einfluß auf 
die Haltbarkeit der Leitung bleiben konnten. 

In 5 Fällen konnte auch. einwandfrei fest- 
gestellt werden, daß der Drahtbruch auf alte 
Brandstellen zurückzuführen ist (Position 12 
der Drahtbrüche). In vielen Fällen war es je- 
doch ausgeschlossen, die Bruchursache festzu- 
stellen, da die Leitungsenden auf dem Erdboden 
lagen und bier infolge des Stromdurehganges 
mit der Erdkrume bzw. mit der Grasnarbe ver- 
schmolzen waren. 

Es ist jedoch außer allem Zweifel, daß die 
Defekte der Position 19 der Drahtbrüche von 
früheren Beschädigungen bei Ku1z- und Erd- 
schlüssen herrühren. 

Die Defekte der Position 14 (Eislast) und 
I5 (in die Leitung getriebene Heubündel) sind 
zweifellos Folgeerscheinungen von früherem 
Zusammenschlagen der Leitungen unter sich 
bzw. mit dem Blitzschutzseil und der hierbei 


‘entstandenen Beschädigungen des Materials. 


Bei der hohen Beanspruchung der Leitungen 
durch die Eislast bzw. der erhöhten Beanspru- 
chung dureh den Winddruck bei aufliegendem 
Heubündel sind die Leitungen an den ge- 
schwächten Stellen gerissen. Daß die Leitungen 
durch Debnung langsam gerissen sind, Zeigen 
die meinerseits gemachten photographischen 
Aufnahmen. (Da das derzeitig für die „ETZ“ 
verwendete Papier eine genaue Wiedergabe der 
Feinheiten der Bilder nicht gestattet, muß ich 
mir die Wiedergabe dieser Aufnahmen an dieser 
Stelle versagen.) 

Es können also getrost auch diefraglichen 
51 Drahtbrüche vom Konto des Aluminiums ab- 
gesetzt und auf das Konto des allgemeinen An- 
lagenaufbaues gesetzt werden, besonders wenn 
ich weiter daraus hinweise, daß beispielsweise 
in einem halben Jahre (bei 15 abzweigenden 
Fernstromkreisen) 1085 Schalterauslösungen 


Helt 13. 


2565 


zu verzeichnen waren, die ja schließlich durelı 
irgend einen Vorgang im Netz hervorgerufen 
sein müssen. Diese Auslösungen sind, soweit sie 
nicht auf oben angeführte Defektsursachen zu- 
rückzuführen waren, durch kurzzeitige Erd- 
und Kurzsehlüsse (Vogelüberbrückungen und 
Zusammenschwingen der Leitungen, obne an- 
einander kleben zu bleiben) bewirkt. Die bier- 
bei entstandenen Leitungsbeschädigungen blie- 
ben so lange verborgen, bis durch zweite Ur- 
‘sachen die Katastrophe ausgelöst wurde. Wann 
diese zweite Ursache in die Erscheinung tritt, 
stebt im Schicksalsbuche des betreffenden Be- 
triebsleiters. 

Da auch diese letzten Drahtbrüche dem 
Aluminium nicht zurLast gelegt werden können, 
bleibt für dieses Material kein Belastungspunkt 
mehr übrig und essollauch zugunsten des Rein- 
aluminiums nicht verbehlt werden, daß nach 
Herrn Professor KÜBLERs und meinen eigenen 
Beobachtungen über die Behandlung des Ma- 
terials bei der Montage mit Schäden, die auf 
diese unsachgemäße Behandlung zurückzufüh- 
ren sein würden, ‚gerechnet werden mubte. 
Wenn diese Meinung sich zu einer Täuschung 
ausgewachsen hat, so ist dies ein Grund mehr, 
die Voreingenommenheit gegen die Verwendung 
des Aluminiums abzustreifen. 

Es mag paradox klingen, wenn ich 
mein Urteil dahin zusammenfasse, dab 
ich auf Grund der unangenehmen Er- 
fahrungen, die ich mit einem der größ- 
ten Hocehspannungs-Aluminiumnetze 
semacht habe, die Meinung vertrete, 
daß Reinaluminium (verseilt) sich sehr 
wohl als Leitungsmaterial eignet und 
zu Störungen keine Veranlassung gibt, 
wenn der allgemeine Aufbau des Netzes 


der Eigenart des Materials entspre- 
chend und unter Beachtung der .ge- 


machtew Erfahrungen geschieht. 

Von der Verwendung von Legierungen, die 
Herr Dr. E.G. FISCHINGER anstrebt, möchte ich 
abraten, da Legierungen (ganz allgemein), wie 
die Erfahrung gezeigt hat, bei Hochspannung 
zu molekularen Umlagerungen neigen (Messing). 
Aluminiumlegierungen neigen stärker zu Korro- 
sionen wie Reinaluminium, besonders bei Be- 
rührung mit anderen Metallen. 

Mit Reinaluminium liegen teuer bezahlte 
Erfahrungen vor, bei der Verwendung von Le- 
gierungen müßten sie erst gesammelt werden, 
was unter den heutigen Verhältnissen nur unter 
schweren Opfern möglich wäre. 


©. Feußner. Berlin (18. X. 1919): Aus 
der Veröffentlichung des Herrn Dr.=- Sg. 


FISCHINGER („ETZ“, S. 393) und den anschlie- 
ßenden Veröffentlichungen („ETZ“, S. 529) 
der Herren KRUMBIEGEL, COHN und: SCHMIDT 
läßt sich meines Erachtens ein klares Bild noch 
nicht gewinnen. Bei der Wichtigkeit der Frage 
‘sei auf folgende Gesiehtspunkte aufmerksam 
gemacht: 

Das bisber als sogenanntes Reinaluminium 
bezeichnete Material besaß fast stets noch einen 
so großen Verunreinigungsgehalt, daß es als 
„rein“nursehr bedingt bezeichnet werden kann. 
Bei solehem Material spielt aber die Vorge- 
schichte eine wesentliche Rolle. Wenn befrie- 
digende Ergebnisse bisher nur stellenweise er- 
zielt wurden, so dürften sie im wesentlichen in 
der verschiedenen Vorbehandlung ihren Grund 
haben. Es wäre falsch, deshalb schon jetzt ein 
endgültiges Urteil fällen zu wollen. Bei Legie- 


rungen — und um eine solche handeit es sich 
bei dem sogenannten Reinalumininm eigentlich 
auch — können vor allem zwei Ursachen un- 


günstig wirken: 

1. Die Legierung befindet sich noch in 
einem instabilen Zustand, es tritt allmähliche 
Entmischung ein. ein Fall, der z. B. bei Al- 
Zn-Legierungen oft vorliegt. 

2. Das Metall wird allmählich grobkör- 
niger, es „rekristallisiert‘“. 

Beides bewirkt eine wesentliche Herab- 
setzung der mechanischen Festigkeit, letzteres 
kann auch bei reinen Metallen stattfinden. 

Es wäre deshalb zu begrüßen, wenn die Er- 
gebnisse bekannt würden nieht nur mit allge- 
meinen Angaben über Zusammensetzung und 
Behandlung, sondern möglichst auch die Vor- 
geschichte. Zur beschleunigten endgültigen 
Klarstellung der Frage würde es sich sogar emp- 
fehlen, durch metallograpbische Untersuchung 
der defekten Stellen die eigentlichen Gründe des 
Versagens aufzuklären. 


Schlußwort von Dr. E. G. Fischinger, Dres- 
den (22. IX. 19): Aus vorstehenden Zuschriften 
geht mit Sicherheit das eine hervor, dab Rein- 
aluminiumleitungen unter 35 mm? Quer- 
schnitt sich nicht bewährten. Das ist doch sehon 
eine sehr wertvolle Erfahrung. Sie hat auch 
bereits in der Abänderung der Normalien für 
Freileitungen vom 17. Juni 1917, veröffent- 


‘2586 


licht in der „ETZ.“ 1917, S: 339, ihren Aus- 
druck gefunden. 

Ich habe in meinem Aufsatz gesagt, daß 
es bei dickeren Alu-Leitern nur länger dauert, 
bis sie brechen, und stütze mich dabei auf Vor- 
gänge auf anderen Gebieten: Als mir Mitte 
der achtzehnhundertneunziger Jahre bei elek- 
trischen Straßenbahn- Triebwagen, die über die 
großen Schienenlücken von Hauptbahnen 
kreuzen mußten, die Martinstahlachsen bra- 
chen, machte ich sie immer dicker, sie brachen 
aber trotzdem immer wieder, nur dauerte es 
länger. Bei 60 Achsen konnte ich den gelau- 
fenen Kilometerzahlen nach.fast den Tag vor- 
ausberechnen, wann die nächste Achse bre- 
chen werde, . Nachdem ich Nickelstahlachsen 
vom ursprünglich kleineren Durchmesser ein- 
setzen ließ, hatte das Achsenbrechen dauernd 
ein Ende. Der Märtinstahl hatte mit dem 
teinaluminium damals das gemeinsam, daß 
er zu weich war. Das Material ist durch die ge- 
ringfügigen Biegungen. ermüdet worden und 
kam zum Bruch. ’ 

Die älteren Dynamomaschinen-Konstruk- 
teure werden sich mit mir erinnern, daß die 
weichen Kupferverbindungsdrähte und Kol- 
lektorfahnen bei Dynamoankern durch  Er- 
müdung brachen, bis man hartgezogenes Kup- 
fer verwendete. Reinaluminium läßt sich aber 
durch Ziehen in der Härte nicht verbessern, 
ohne brüchig zu werden. . ' 


Herr KORFF bezeichnet die Verwendung 
der geringen Aluminiumquerschnitte im Grö- 
baer Verband als einen schweren Baufehler. 
Ein schwerer Baufehler kann aber nur dem 
zur Last gelegt werden, der gegen allgemein 
anerkannte Bauregeln verstößt. Zur Zeit des 
Baues des Gröbaer Leitungsnetzes lagen über 
Reinaluminiumleitungen noch so wenig Er- 
fahrungen vor, daß man von Bauregeln nicht 
gut sprechen konnte; deshalb kann man ernst- 
lich dem Erbauer keinen Vorwurf machen, der 
doch nur bestrebt war, dem Aluminium mehr 
Eingang zu verschaffen. 

Die Mitteilungen über Duralumin des 
Herrn L. Mich. COHN werden die Leser mit 
Recht interessieren. Ich habe die Abhandlung 
in „Elektrotechnik und: Maschinenbau‘ nach- 
gelesen und daraus die Überzeugung gewonnen, 
daß Duralumin für Freileitungen in der Festig- 


keit und Dauerhaftigkeit gegen‘ Hartkupfer | 


nichts zu wünschen übrig läßt. Nach L. Mich. 
COHN ist der spezifische elektrische Widerstand 
des vergüteten, harten, für Freileitungen in 
Frage’ kommenden Duralumins, 2,85-mal so 
hoch als bei Kupfer, also 0,0473.- Es dürfte 
daher bei einem spezifischen Gewicht von 2,8 
‚der Kilogrammpreis etwa 1,12-mal so teuer 
sein als bei Kupfer, gleichen Leitungswider- 
stand und gleiche Leitungsmaterialkosten vor- 
ausgesetzt. Aus der Abhandlung L. Mich. 
COHN‘s entnimmt man auch, daß die Bedenken 
PREHM‘s wegen der befürchteten Umlagerung 
bei Legierungen bei Duralumin nicht zu er- 
warten sind. Meiner Meinung nach sind Le- 
gierungen, bei denen Umlagerungen eintreten, 
überhaupt schlechte Legierungen, die 
uns nicht abhalten dürfen, weitere Versuche 
mit Veredelung und Legierungen zu machen. 
Darauf weist auch Herr FEUSSNER hin, und ich 
kann seinen Hinweisen und besonders seinen 
Vorschlägen, Drahtbruchstücke 
phisch zu untersuchen, nur beitreten. 


Zu einer sicheren Freileitungsanlage ist, 


das dürfte nicht zu bestreiten sein, in aller- 
erster Linie ein Drahtmaterial erforderlich, 
welches dauernde mechanische Festigkeit ge- 
währleistet, in zweiter Linie reichlich bemessene, 
mechanisch genügend feste und haltbare Iso- 
latoren, Die geradezu abschreckende Zahl der 
Betriebsstörungen, über die HAMANN und 
PREHM berichten, fordert gebieterisch, daß 
Oberleitungen betriebssicherer als bisher ge- 
baut werden müssen. Die Baufehler, die HA- 
MANN erwähnt, sollten auch bei”Oberleitungen 
aus Kupfer nicht gemacht werden. 

Ich messe ebenso wie PREHM den Isola- 
toren an den vielen Betriebsstörungen viel 
Schuld bei. ‘Es ist aber doch leicht denkbar, 
daß die Drahtbrüche, die PREHM auf ‘das 
Schuldkonto der Isolatoren schreibt, auf das 
Konto Aluminium geschrieben werden müssen. 
Der Isolator kann zerspringen, weil beim vor- 
ausgegangenen Bruch des Drahtes bei 15 000 V 
ein starker Lichtbogen entstand, der ihn zer- 
störte. Wenn ein Leitungsdraht wegen Er- 
müdung bricht, so bricht: er stets an. oder in 
der Nähe einer Befestigungsstelle, also am Iso- 
lator, wo die Ermüdung durch Biegungen am 
frühesten eintritt, daher leicht die Verwechs- 
lung von Ursache und Wirkung. Man muß 
aber daraus den richtigen Schluß folgern: man 
darf keine Entschuldigung darin finden, wenn 
der Leiter an der{vorher durch Ermüdung ge- 
schwächten Stelle durch die besondere Bean- 
spruchung, wie ‚durch Eis, Sturm usw., ge- 
brochen ist, Herr PREHM hat nicht gesagt, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


metallogra-. 


1920. 


um welche Überlandzentrale es sich handelt; 
da er „gewisse Mängel der Anlage‘ voraussetzt, 
ergänze ich, daß es sich um die gleiche Über- 
landzentrale handelt, von .der Herr KORFF in 
‘seiner Zuschrift berichtet, also um Gröba. 


Vernachlässigte | Kraftquellen.:) 


Mein in der „ETZ“ 1919, S. 437, erschie- 
nener Aufsatz hat mir eine ganze Reihe von 
Zuschriften gebracht und einige Briefe an die 
Schriftleitung. Inzwischen hat auch die Ver- 
abschiedung ‘des Gesetzes über die Sozialisie- 
rung der Elektrizitätswirtschaft die Angelegen- 
heit der vernachlässigten Kraftquellen 
auf eine neue, und wie ich meine, günstige 
Grundlage gestellt. NEN 

Zunächst hat Dr. E. Adler („ETZ“ 1920, 
S. 156) mich falsch verstanden; ich habe nie- 
mals etwa nur ausgebaute Wasserkräfte im 
Auge gehabt, sondern ebenso auch die außer- 
ordentlich zahlreichen noch ausbauwürdi- 
gen und die unvollkommen ausgebauten 
Wasserkräfte der deutschen Mittelgebirge. 

Die Ansicht Adlers, Propaganda könne 
genügend durch die bestehenden elektrotech- 
nischen Firmen gemacht werden, ist m. E. ab- 
wegig. Private Konzessionsvorteile sind in un- 
serer heutigen Zeit nicht mehr zu erlangen; für 
das zufließende Rohmaterial haben die Privat- 
firmen. mehr als ausreichende Beschäftigung; 
woher soll also der Anreiz für die Großfirmen 
kommen, eine umfassende und teure Propa- 


gandatätigkeit zu entfalten, von der sie keiner- 


lei kaufmännische Vorteile haben? Es heißt 
aber auch den sozialen Geist unserer Zeit für 
die großen wirtschaftlichen Fragen verkennen, 
wenn man heute noch so wichtige Fragen der 
Allgemeinheit nur durch Privatfirmen regeln 
lassen will. 

Die angeführten amerikanischen Beispiele 
sind für Mitteleuropa nur im beschränkten Um- 
fange lehrreich. Zunächst wiegen bei uns für 
die fraglichen Kraftquellen die niedrigen und 


mittleren Gefällsstufen vor; sodann ist die. 


Frage der Bedienung wegen der viel diehteren 
Besiedelung unseres Landes anders und ein- 


facher zu lösen, wobei ich übrigens darauf hin- 


weise, daß eswohl zuerst ein deutscherIngenieur, 
G. Klingenberg, gewesen ist, der schon vor 
20 Jahren eine gut arbeitende Wasserkraftan- 
lage mit einer wohldurchdachten Fernsteuerung 
ohne Bedienung in Lothringen baute, die lange 
Jahre. zur Zufriedenheit lief. Auch die in der 
Tabelle Adlers angegebenen Ausnutzungs- 
zahlen sind in unsern Gegenden überholt; wir 
haben schon eine ganze Reihe von mittleren 
Wasserkräften mit vielen Millionen Kilowatt- 
stunden jährlicher Erzeugung als Nebenkräfte 
im Sinne meines Aufsatzes an große Überland- 
netze angeschlossen und ausgenutzt. Auf das 
Beispiel des Elektrizitätswerks Straßburg i. E. 
wies ich bereits in meinem ersten Aufsatz hin, 
das schon 1917 mehrere Millionen Kilowatt- 
stunden im Sinne meiner Vorschläge ausnutzte. 


Trotzdem ist selbstverständlich ein Heranzie- 


hen der amerikanischen Erfahrungen für uns 
wichtig, wenn es mit der nötigen Kritik ge- 
schieht. . 

Uber die Gründung einer Studienge: 
sellschaft habe ich eine Reihe von Zuschrif- 
ten bekommen, die einige grundsätzliche Be- 
merkungen erfordern. Ein einfacher Zusam- 


menschluß privater Ingenieure wird keinen 


großen Erfolg versprechen können, da ohne 


Mitarbeit der einzelnen Staatsbehörden und: 


ohne Bereitstellung erheblicher Mittel seitens 
des Reichs heute nicht erfolgreich gearbeitet 
werden kann. 

Es handelt sich. zunächst um zwei grund- 
legsende Dinge: einmal um die Schaffung eines 
vernünftigen neuzeitlichen Wassergesetzes, 
und dann um die Aufstellung eines wirtschaft- 
lich und technisch’ gründlich durchgearbeite- 
ten Wasserkraftkatasters. Für das erstere 
besitzen wir etwas Mustergültiges in dem neuen 
badischen Wassergesetz, für den Kataster eben- 


falls außerordentlich wertvolle Arbeiten in den - 


peinlich genauen württembergischen Aufnah- 
men durch Oberbaurat Gugenhan. 

Die an sich sehr wünschenswerte Schaf- 
fung eines einheitlichen Reichswassergesetzes 
ist heute bei der Überlastung der gesetzgeben- 
den ‚Körperschaften unmöglich; möglich aber 
ist die Schaffung. eines Reichsgrundge- 
setzes für die Wasserwirtschaft, 
nur eine sehr geringe Anzahl von Paragraphen 
des badischen Weassergesetzes für das ganze 
Reich zu übernehmen und die Einzelstaaten 
zu verpflichten hat, ihre Wassergesetze diesem 
Grundgesetz anzupassen. Über diese Frage 
hat Dr. H. Selbach in Köln auf meine An- 
regung hin verschiedene Aufsätze veröffentlicht, 
nachdem ich mit ihm mehrere Wochen lang 


h u \ I 
) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 437, 502, 515, 573; 1920, 8. 11, 156. 


das, 


Het Bi 


Br ae * er I Ye 
1 3 Er D * R 


L 2 
- A % Au ANZ 


1. April 1820. 


alle. größeren deutschen Wassergesetze durch 
gearbeitet hatte. 


Träger der Idee der von mir angeregten 


Studiengesellsehaft muß m. E. heute die gleiche _ 
Gruppe sein, welche die Großversorgung mit 


x 


Elektrizität für die einzelnen deutschen Wirt- 
schaftsprovinzen durchführt. 


u 


‘Nehmen wir den mir’ am nächsten liegen- 


den und am besten vorgearbeiteten Fall von 
Südwestdeutschland, so wird voraussichtlich 
dort: für die wirtschaftliche Einheit Baden, 


Württemberg, Pfalz und Rheinhessen auf Grund 


des Sozialisierungsgesetzes eine große Elektri- 
zitätsversorgungs-Gesellschaft entstehen, 


die - 


von den Staaten, den Gemeinden, sonstigen 
Körperschaften und privaten Interessenten 


getragen ist. Im Gebiet dieser Gruppe werden 
voraussichtlich in den. nächsten 10 Jahren 
mehrere hunderttausend Pferdekräfte größere 
und mittlere Wasserkräfte verfügbar, die z. T. 
in günstiger Wechselwirkung sich gegenseitig 
ergänzen (Oberrhein = weiße Kohle, Mittel- 
gebirge = grüne Kohle). Dieses Gebiet wird 
besonders im Herbst und Winter Kohlenener- 


a sr 


gie entweder von Norden .her einführen oder 


im eigenen Gebiet erzeugen müssen, kann da- 
gegen in den anderen Jahreszeiten wochen- und 
monatelang große Wasserenergiemengen an die 
nördlich und nordöstlich gelegenen Gebiete ab- 


geben. Diese südwestdeutsche Gesellschaftmuß 


nun umgehend vom Beginn ihrer Tätigkeit an 


eine Abteilung für Wasserkraftausnutzung und 


von dieser aus wieder zusammen -mit den 
Staatsbehörden einen genauen Wasserkraft- 
kataster schaffen. 


Es bilden sich hierbei sehr 


bald’ gewisse Normalien aus, die es erlauben, - 
auf Grund: weniger vorausgehender Rechnun- _ 


gen die. aussichtsvollsten Wasserkräfte auszu- 
scheiden und vorweg für Entwurf und Bau in 
Angriff zu nehmen, EN 
Außerordentlich wichtig ist für diese 
Studiengruppe im Rahmen der Reichsgesell- 
schaft die Vorbereitung der Bildung großer 
Wassergenossenschaften für einzelne Flußge- 
biete, welche die Fragen der Wasserkraft, der 
IanüpEr non Laienen Wasserverwertung und 
es 
Körperschaft zusammenfassen, 


wie das in 


‚Preußen sowohl für Schlesien wie für West- 


falen schon geschah, im Süden und Südwesten 
aber noch gar nicht heimisch ist, obwohl auch 
dort eine Reihe von Flüssen sich dafür eignet. 


Hochwasserschutzes in eine gemeinsame 


Die Hochwasserkatastrophe von Ende Dezem- 


ber 1919 wird hoffentlich nach dieser Richtung 


günstige Folgen haben. Das Gebiet der Schwarz ° 5 


wald-Kinzig habe ich als Beispiel einigermaßen 


durchgearbeitet, um die Wichtigkeit einer ein-- 

heitlichen Wasserwirtschaft auch für den Süd- 
westen klarzulegen. Wenn ich mich in den vor- 
stehenden Zeilen einer rein privaten Studien- 


gesellschaft von 'Zivilingenieuren ‚gegenüber 
einigermaßen ablehnend verhalte, so spreche 


ich mich gleichzeitig nachdrücklich dagegen 


aus, daß die von mir angeregte Lösung etwa 
wieder zu einer rein staatlich - technischen Ein- 
richtung führt, also in den neuen Blektrizitäts- 


verbänden etwa die Vereinigung von Staats- 
technikern der beteiligten Länder die von mir 


angeregten Fragen behandelt. 


. Das würde 


durchaus nicht im Sinne meiner Vorschläge 
sein und würde nach meiner Kenntnis der Ver- 


hältnisse. die Angelegenheit außerordentlich 
verschleppen. Die  Elektrizitätsgruppen der 
einzelnen Wirtschaftsprovinzen, die hoffent- 
lich zwar im sozialen, aber auch im einwand- 
frei kaufmännischen Geiste geführt werden, 


N 


müssen die Freiheit haben, die besten’ und er. 


fahrensten Techniker an einen Tisch zu setzen, 
gleichgültig woher sie zu bekommen sind. 


Zum Schluß möchte ich noch auf die große 
Schwierigkeit hinweisen, die gegenwärtig diesen 


‘geplanten Wasserkraftbauten entgegensteht, - 
das ist die vollkommene Unruhe und Gährung 
in der Preisentwicklung der einzelnen Bauteile. 


Der Hauptposten Erdarbeiten kostet heute 


mehr als das Zehnfache des Friedenspreises; 
für Beton und Eisenbeton liegen die Verhätt- 
nisse ähnlich ungünstig. Konnte man im Früh- ” 
jahr 1919 etwa mit einer vierfachen Über- 
teuerung bauen, so’ fehlt gegenwärtig jede Über- 


Een 


sicht über die Höhe der Abrechnungssumme 
eines Baues, der auch nur ein halbes Jahr Bau- 


zeit erfordert. 


Auf die bereits früher von mir 


erwähnte Wichtigkeit einer geeigneten Maschine 
für die Erdbewegung bei diesen mittleren Was- \ 


serkräften möchte ich nochmals hinweisen. 


Wie großfaber auch immer die Schwie- 


rigkeiten sind, die der möglichst vollkommenen 


Ausnutzung der Wasserkräfte entgegenstehen, 
sıe müssen überwunden werden, schon aus dem 


Grunde, um unsere Volkswirtschaft von den 
beiden Berufsständen der ' Bergarbeiter und 


Eisenbahner und deren Launen unabhängiger 
‚zu machen als bisher. k 


„Zander. 


2 


. nik fortschreiten*muß. Die Vereinigun 


1. April 1920. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 13. 


257 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die K. B. Technische Hochschule in 
München. Denkschrift zur Feier ihres 
fünfzigjährigen Bestehens. Mit 94 Abb. und 
48 Tafeln in Groß-Folio (40 x 52cm). Ver- 
lag der F.Bruchmann A.G. München 1917.}) 
In einfacher Mappe 250 M, in schönem 
Halbledereinband 450 M mit: 10% Teue- 
rungszuschlag. Für gegenwärtige und frühere 


Angehörige der Hochschule in beschränkter - 


Anzahl zum Vorzugspreise von 200 M. 


Die Technische Hochschule in München 
macht baulich einen gegen andere Hochschulen 


und Universitäten des Reiches sehr vorteilhaft 


abstechenden geschlossenen Eindruck (Abb. 1).?) 


"lLuisen- 


ERROR 


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Babelsber 


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1 Hauptgebäude mit Architektür- und Bauingenieur-Ab- 
teilung. } 

2 Verwaltungsflügel. 5 

3 Hörsäle. 

4 Bücherei. 

5 und 6 Maschineningenieur-Abteilung. 

7 Elektroingenieur-Abteilung. 

8 Elektrotechnischer Übungssaal. 

9 Chemische Institute. 

10 Desgl. Erweiterungsbau. 

11: Zentraiversuchsstation. 

12 Landwirtschaftliche Abteilung. 

13 Hydraulisches Institut. 


- 14 Kesselhaus. 


15 Wärmekraftmaschinen. 
16 Technische Physik. i 
17 Flügeibau mit Allgemeiner und Architektur-Abteilung. 


IMIMIINN Bauten vor 1910. 
BERSBR Neu- und Umbauten 1910 bis 1916. 


Abb. 1. Lageplan der Hochschule in München. 


Bis auf wenige Privatgebäude in der nord- 
westlichen‘ Ecke füllen ihre Gebäude den 
ganzen, zwischen der Areis-, Gabelsberger-, 
Luisen- und Theresienstraße gelegenen Block 
aus. Die Gesamtanlage entstand in den Jahren 
1866 bis zur Neuzeit. Die vorliegende Jubi- 


“ Jäumsschrift befaßt sich indessen hauptsächlich 


mit den in Abb. 1 durch Schwarzdruck hervor- 
gehobenen großartigen Neubauten in der süd- 
lichen Richtung des Komplexes. In einer Fin- 
leitung werden die einzelnen Stockwerke der 
Gesamtanlage sowie die Vogelschau über diese 
dargestellt. Darauf folgen in 4 Abteilungen 
die Einzelbeschreibungen, u. zw.: I. Die Zen- 
trale für Heizung, Beleuchtung und Stromab- 
gabe und das Laboratorium für Wärmekraft- 
maschinen mit dem Prüfstand für Kraft- 


'- wagen. II. Das hydraulische Institut. III. Das 


Laboratorium für technische Ph ysik, das mecha- 
nisch-technische Laboratorium und der Ein- 
bau der Bibliothek. IV. Die Flügelbauten an 
der Gabelsberger- und Luisenstraße, in denen 
u. a. das ingenieur-wissenschaftliche Labora- 
torium, das mathematische Institut, das tech- 
nisch-wirtschaftliche Institut und die Baustoff- 
sammlung sich befinden. .Es sind gewaltige 
Hallenbauten, in denen die Laboratorien und 
Versuchsanlagen untergebracht sind und .erst- 
klassig sind deren Einrichtungen. > 
Während die Zentrale für Heizung, Be- 
leuchtung und Stromabgabe von vornherein 
in einem solchen Ausmaß auszubauen war, daß 
sie für absehbare Zeit den Bedarf der Hoch- 


‚schule deckt, war dei dem beigeordneten La- 


boratorium umgekehrt darauf Rücksicht zu 
nehmen, daß ein solehes Institut mit der Tech- 
von 
Zentrale und Laboratorium für Wärmekraft- 
maschinen hat sich im Hochschulbetrieb als 


RE ER { ; 
e d Eingang Februar 1919. ? 
Entnommen aus,Zentralbl. d. Bauverw.“ 1919, 8.127. 


richtig erwiesen. Die großen Dampfturbinen 
geben mit den zugehörigen Dampfkesseln ein 
ausgezeichnetes Studienobjekt. auch für den 
Unterricht ab und bieten den Vorteil, daß den 
Studierenden neben den für das Laboratorium 
einzig geeigneten, kleineren Einheiten auch ein 
durchaus industriell geführter Betrieb geboten 
werden kann. 

‘ Ein eigenartiges Unterrichtsmittel, mit 
dessen Schöpfung die Technische Hochschule 
in München den Anfang machte und bis jetzt 
die einzige geblieben ist, besteht in dem Labo- 
ratorium für technische Physik, von welchem 
die Denkschrift eine ganze Reihe bildlicher 
Darstellungen bringt. 

Die Denkschrift muß als eine ausführliche 
Monographie über die vorbildlichen, neuzeit- 
lichen Einriehtungen einer 


Ausstattung ist mustergiltig, sowohl, was Güte 
und Genauigkeit der Aufnahme und Zeichnun- 
gen als auch, was deren Wiedergabe betrifft; 
der Druck des Werkes auf blütenweißem, reinen 


‘ Hadernpapier ist von vollendeter Schönheit. 


Zehme, 


Der Bau des Dieselmotors. Von Prof. K. 

. Körner. Mit 500 Abb. 349 S: in 4°. Verlag 

reg Springer. Berlin 1918. Preis geb. 
0.M. 


Der Verfasser will eine Konstruktionslehre 
für den Bau des Dieselmotors geben, u. zw. in 
dem Sinne, daß die- verschiedenartigen Grund- 
lagen des Aufbaues einander gegenübergestellt 
werden, wobei die verschiedenen Anforderungen 
erläutert und in ihrem gegenseitigen Einfluß 
kritisch beleuchtet werden. Man erhält einen 
Überblick, wie solche Forderungen durch an- 
dere Gesichtspunkte in ihrer Erfüllung einge- 
schränkt, unter Umständen sogar ganz zurück- 
gestellt werden müssen, weil die letzteren für 
die Lebensfäbigkeit der Konstruktion aus- 
schlaggebend sind; man denke z. B. nur an die 
sich widersprechenden Forderungen: geringstes 
Gewicht pro Leistungseinheit und absolute Zu- 
verlässigkeit im Dauerbetrieb. Es werden in 
diesem Sinne besprochen: Betriebssicherheit, 
Zugänglichkeit, Auswechselbarkeit und be- 
queme Bedienung, einfache und billige Herstel- 
lung, im Zusammenhang mit Fragen, die sich 
ergeben durch Forderungen der Festigkeit, der 
Wärmetechnik, Erwärmung und Wärmedeh- 
nung. Es wäre nur zu begrüßen, wenn unsere 
Konstruktionsanleitungen mehr 'nach _dieser 
Richtung hin Wege weisen würden. Es ist na- 
türlich, daß sich einer solehen Behandlung eines 
Abschnittes aus dem Maschinenbau große 
Schwierigkeiten entgegenstellen, es ist dazu er- 
forderlich, daß nicht nur die "Theorie voll be- 
herrscht wird, sondern es’muß auch die prak- 
tische Erfahrung des Betriebes genau bekannt 
sein, und es muß vor allem die Möglichkeit be- 
stehen, möglichst vollkommen alle Ausführun- 
gen kritisch. einander gegenüber zu: stellen; 


‚gerade der letzte'Punkt wird häufig das. beste 


Wollen zum Scheitern bringen, weil die Firmen 
eine ausführliche Behandlung ihrer Konstruk- 
tionen :in diesem Sinneinicht zulassen. Dem 
Verfasser ist es nun gelungen, ein überaus rei- 
ches Konstruktionsmaterial zusammenzustellen, 
und ist auch der Dank, den der Verfasser den 
betr. Firmen im Vorwort abstattet, voll berech- 
tigt. In zwei Abteilungen werden Viertakt- und 
Zweitaktmaschinen eingehend durehgesprochen, 
u. zw. inihren Einzelkonstruktionen, wie: Zy- 
linder, Gestelle, Grundplatten, Kolben, Ge- 
triebe, Steuerung, Brennstoffpumpen, Luft- 
pumpen, Rohrieitungen, Fundierungen usw. 
Besonders wertvoll ist hierbei, wie schon oben 
erwähnt, die Gegenüberstellung der Konstruk- 
tionen und ihre Besprechungan Hand der zu er- 
füllenden Forderungen ;außerdem werden wich - 
tige Angaben für den Rechnungsgang und wert- 
volle Unterlagen aus den Betriebserfahrungen 
heraus gegeben, unterstützt durch Literatur- 
nachweise,. Die Zeichnungen sind klar und über- 
sichtlich, und gebührt Verfasser und Verlag: für 
Auswahl und zeichnerische Darstellung gleiches 
Lob; es muß jedoch auch gesagt werden, daß 
einige Darstellungen über Zusammenstellungen 
ohne Schaden hätten fortgelassen werden kön- 
nen; wenn z. B. in dem Grundriß einer Zusam- 
menstellung außer der ganzen JSteuerung noch 
alle Augen der Zylinderköpfe, der Fundament- 
platte usw. in Ansicht gegeben werden, so ver- 
wirrt eine solche Dating derjenige, für den 
das Buch bestimmt ist, kann sie entbehren. Es 
soll dies ein Hinweis für den Verfasser sein, den 
Wert des Buches aber auf keinen Fall vermin- 
dern, auch;muß beachtet werden, daß. das Buch 
unter den schwierigsten Verhältnissen im Kriege 
entstanden ist. Der Konstrukteur, und nicht 
nur der Dieselmotorkonstrukteur, findet eine 
Fülle von Material und Anregungen, wie wohl 
in keinem anderen Werk über Dieselmotoren, 
und ist mit Rücksicht auf die spärliche Litera- 
tur über Dieselmotoren die Absicht des Ver- 
fassers, diese Konstruktionslehre durch weitere 


der bedeutendsten 
‚ Technischen Hochschulen der Welt gelten. Die 


'Ueberlastung auf die Dauer nicht zuläßt. 


Abhandlungen über theoretische Grundlagen, 
Projektierung, Wirtschaftlichkeit und Durch- 
führung von Versuchen zu vervollständigen, 
nur zu begrüßen. Bender, 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Kurzes Lehrbuch der Elektrotechnik. Von 
Dr. A. Thomälen. 8. verb. Aufl, Mit 499 Text- 
abbildungen. VIII u. 504 S. in 80. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920, Preis geb. 24 M. 

Die neuere’ Entwicklung der Funkentele- 
graphie. Von Dr. H. Wigge. 578. in 80, 
Verlag der „Ingenieur-Zeitung“, Cötheni. Anh. 1920. 
Preis 3M + T.Z. 

Die Akkumulatoren, ihre Theorie, Herstellung, 
Behandlung und Verwendung. Von Dre W., 
Bermbach. 3. verm. u. verb. Aufl. Mit 41 Abb. 
188 S. in 80, Verlag von Otto Wigand, Leipzig 
1920: Preis geb. 10 M. 

Kompendium der Experimentalphysik. Von 
Prof. Dr. G. W. Berndt. 2. verb. u. verm. Aufl. 
Mit 59 Textabb. XII. u. 2128. in 80, Verlag von 
S, Hirzel, Leipzig 1920. Preis geb. 16 M. 

Elektrischo Leitungsnetze. Von E. Dittmann. 
Mit 74 Abb. 2. Aufl. 1128. in 8°. Verlag Poly- 
technische Verlagsgesellschaft M. Hittenkofer, 
Strelitz Meckl. 1920. Preis 10 M + 10°/, T. Z. 


Drucksachen und Preislisten. 


Lichtbildervorträge und Filme. Ausgabe 2 
1919. Deutsche Lichtbild-Gesellschaft e. V., Berlin 
SW. 19. Preis 3 M, 

[Die deutsche Lichtbild-Gesellschaft, deren Ver- 
waltungsrat sich aus hervorragenden Vertretern der 
Wissenschaft, Industrie, des Handels und der Ver- 
waltung zusammensetzt, bringt soeben die 2. Aus- 
gabe seiner „Lichtbildvorträge und Filme“ heraus. 
Es kandelt sich um ein Institut, das sich mit der 
Ausarbeitung und Verleihung lehrreicher und unter- 
haltsamer Reihen von Lichtbildern und Filmen aus 
allen Gebieten menschlichen Wissens befaßt. Die 
vorliegende Schrift bringt ein Gesamtbild dieses 
jedem Interessenten leihweise zur Verfügung stehen- 
den Materialas.] 


Zeitschriften. | 


ArchivfürElektrotechnik. Bd, 3, 1920, Heft 10, 
enthält folgende Arbeiten: R. Nagel, DlIe Ver- 
wertung der Glimmwirkung elektrischer Leiter 
zum Schutz gegen Überspannungen... M. Jacob, 
Zur Frage der Messung von Oberflächentempera- 
turen in der Elektrotechnik. Erwiderung auf die 
Bemerkungen des Herrn Fr. Kade. V. Vieweg, 
Bestimmung der Dicke der Ölschicht bei Lagern. — 
Bd. 8,1920, Heft 11, enthält folgende Arbeiten: R. 
Holm, ‘Über die Berechnung von Übertragern 
für Telephonzwecke. H. Kafka, Die Kaskaden- 
schaltung zweier mehrphasiger Induktionsmaschi- 
nen in analytischer und graphischer Behandlung. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Dr. @. Dettmar ist am 1. April auf seinen 
Wunsch von der Leitung der Abteilung Elek- 
trizität des Reichskommissariats für die Kohlen- 
verteilung entbunden worden, da die sonstige 
vielseitige Tätigkeit des Generalsekretärs des 
V.D.E. die durch diese Nebentätigkeit ae? 

um 
Nachfolger des Herrn Dr. Dettmar ist der 
frühere Direktor der, B.E. W., beratender In- 
genieur K. Wilkens, Berlin-Wilmersdorf, aus- 


‚ersehen worden. 


W. Genest }. Am 13. März entschlief im 
Waldsanatorium zu Neubabelsberg der Kgl. 
Baurat Werner Genest, Begründer der A. G. 
Mix & Genest, im 70. Lebensjahre. 


A. Trautweiler . Am 11. März starb im 
Alter von 66 Jahren nach langem Leiden der 
Zivilingenieur Alexander Trautweiler, frühe- 
rer Direktor der städtischen Straßenbahnen in 
Straßburg,‘ deren Elektrisierung er damals 
durchführte, und seit 1915 Leiter des Sekre- 
tariats: des Schweizer Ingenieur- und Archi- 
tekten-Vereins. 


W.D. Weaver f. Am 1. XI. 1919 starb un- 
erwartet in Charlottesville (Va.) der frühere 
Herausgeber der „Electrical World“, W. D. 
Weaver, im Alter von 62 Jahren. Der Ver- 
storbene hatte bei der im Jahre 1899 vorge- 
nommenen Vereinigung der „Electrical World“ 
und des „Electrical Engineer“ zusammen mit 
T. C. Martin die Schriftleitung dieser Zeit- 
schrift übernommen und hat sich große Ver- 
dienste um ihre Ausgestaltung erworben, Im 
Jabre 1912 war er von diesem Posten zurück- 
getreten. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


a 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) . 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Geschäftsstelle, Berlin _W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Einladung zur Fachsitzung 

anı. Mittwoch, den 14. April, abends 71% Uhr 

pünktlich 

im Hörsaal des Telegraphen-Versuchsamts, 

Berlin, Königgrätzerstr. 20 (beim Potsdamer 

Platz). 
Tagesordnung: 

Vortrag des Herrn Dr. Pungs über: 
„Die drahtlose Richtungstelegraphie 
bei der Marine‘'. 

I. Drahtlose Richtungstelegraphie und 
die bisherigen Methoden der Ortsbestim- 
mung bei der Schiffahrt. 

2. Marineanlagen für gerichteten Emp- 
fang. a) Das Vielfach-Antennensystem, 
b) das Goniometer auf Schiffen, e) Rah- 
menantennen auf Schiffen. 

3. Anlagen für gerichtetes Senden. 
a) Das Ringspulensystem der Marine, b) die 
Ausführung der Semdestationen. 

Zu den Fachsitzungen sind alle Mitglieder 
des Elektrotechnischen Vereins eingeladen. 
Gäste sind willkommen. 

Der Fachausschuß für elektrisches Nachrichten- 

wesen. Wagner. 


Außerordentliche Sitzung 
am Dienstag, den 10. Februar 1920, 
abends 71, Uhr, in der 
Technischen Hochschule Charlottenburg. 
Vorsitzender: Herr Direktor Dr. Franke. 
Anwesend etwa 250 Mitglieder und Gäste. 


Vorsitzender: M. H.! Ich eröffne die 
Sitzung. - 
Da die heutige Sitzung eine außerordeht- 


liche ist, habe wir an geschäftlichen Vereins- 
angelegenheiten nichts zu ‚besprechen. ' 
Eingegangen ist die Dezembernummer der 
Akademischen Zeitschrift und das erste Heft 
der neuen Zeitschrift für Fernmeldetechnik, 
Werk- und Gerätebau, welche von Herrn Prot. 
Dr. Rudolf Franke herausgegeben wird, ferner 
das erste Heft der neuen ‚‚Physikalischen Be- 
richte‘, welche von der Deutschen Physika- 
lichen Gesellschaft und der Deutschen Gesell- 
schaft für technische Physik als Fortsetzung 
der „Fortschritte der Physik“ und der ‚‚Bei- 
blätter zu den Annalen der Physik‘ herausge- 
eeben werden. 
i Es liegen ferner aus Einladungen zu einer 
Vortragsreihe über wirtschaftlich-gewerbliche 
Gegenstände, welche im Februar und März im 
Französischen Gymnasium, Berlin, Reichstags- 
ufer 6, in den Nachmittags- und Abendstunden 
abgehalten werden. Dann noch eine Einladung 
des Reichsbundes Deutscher Technik zu einem 


Rednerkursus, der der Ausbildung von Tech- 


nikern im Reden, im Vortrage und der Bericht- 
erstattung zum Ziele hat und an 10 Mitwoch- 
Abenden der Monate Februar, März und April 
in der Technischen Hochschule stattfindet. 
Dieser Kursus kann aufs wärmste empfohlen 
werden; er ist schon mehrmals abgehalten 
worden und hat bei seinen. Teilnehmern große 
"Befriedigung hervorgerufen; vielleicht ist unter 
uns jemand, der ihn durchgemacht hat und uns 
hier darüber berichtet ? 

Wir kommen nun zum eigentlichen Gegen- 
stand des heutigen Abends. Ich erteile das 
Wort Herrn Oberingenieur Höpp zu seinem 
Vortrag über: „Berechnung von Kontakten“. 

Herr Höpp teilte die Ergebnisse umfang- 
reicher eigener Untersuchungen und Messungen 
an Kontakten von Schaltern verschiedener Art 
mit. An den Vortrag, der in der „ETZ“ ab- 
gedruckt werden wird!), schloß sich folgende 
Besprechung: 


Herr Dr. Georg Meyer: 
Vortrag des Herrn. Höpp außerordentlich 
viel Dankenswertes gefunden. Vor allem 
möchte ich dem Vortragenden besonders dafür 
danken, daß er einmal gründlich auf die Vor- 
teile der Schmierung und Wartung der Kon- 
takte hingewiesen hat. Es ist leider in den 
Kreisen. der Verbraucher trotz aller Veröffent- 
lichungen und Hinweise immer noch nicht genug 
bekannt, welchen Einfluß die Schmierung hat. 

Bezüglich der Oxydation stimme ich mit 
Herrn Höpp vollständig überein... Die Aus- 
führungen bezogen sich allerdings im wesent- 


%) Vgl. „ETZ“ 1920, 8,205 und 292 


Ich habe in dem 


1920. 


Heft 13. 


1. April 1920. 


lichen auf eine einzige Art von Schaltkontakten, 
nämlich auf Bürsten, bei denen die Lamellen 
sich sauber schleifen. Herr Höpp. hat dagegen 
die Kontakte nicht erwähnt, bei welchen diese 
Selbstreinigung nicht vorhanden ist. Ich 
möchte daher auf eine Erfahrung hinweisen, 
welche ich mit einer besonderen Konstruktion 
von Schaltern dieser Art gemacht habe. So- 
wohl ruhende wie bewegliche Kontakte be- 
standen aus massiven Klötzen, und letztere 
wurden durch besondere, nicht stromführende 
Stahlfedern angepreßt. Diese Schalter haben sich 
in einer Reihe von Anlagen vorzüglich bewährt, 
in anderen nicht. Sie waren ausgezeichnet, wo 
genügende Wartung vorhanden war, und ver- 
sagten, wo diese Wartung fehlte, d. h., wo die 
Schalter nicht gereinigt und geschmiert wurden. 

Sodann möchte ich gegen die Bemerkung 
des Herrn Höpp Widerspruch erheben, daß 
der Widerstand nur abhängig sei vom Druck. 
Versuche, die ich s. Zt. gemacht habe, zeigten, 
daß er auch, wesentlich von der Bearbeitung 
und vom Material abhängt. Ich habe den Über- 
gangswiderstand von Kontaktflächen mit ver- 
schiedener Bearbeitung bei verschiedenen 
Drucken bis zu einem gewissen, allerdings nicht 
sehr großen Wert, gemessen. Dabei ergab sich 
für den Widerstand als Funktion des Druckes 
eine Kurve, die einigermaßen, aber nicht ganz 
einer Hyperbel gleicht. Diese Kurven weichen 
erheblich voneinander ab. wenn man verschie- 
dene Arbeitsmethoden verwendet. Ich habe 
grob: geschliffene Kontakte, welche mit einer 
rauhen Schmirgelscheibe bearbeitet waren, 
fein geschliffene und polierte Kontakte ver- 
wendet, ferner solche, die mit einem Sand- 
strahlgebläse bearbeitet "waren, vernickelte, 
verziunte Flächen usw. Mit all diesen Arbeits- 
methoden sind verschiedene Kurven aufge- 
nommen worden, welche zeigen, daß die Formel 
einer einfachen Hyperbel nicht richtigist. Nach 
der Formel könnte es scheinen, als ob die Kraft 
immer weiter bis in die Unendlichkeit gestei- 
gert werden und man dadurch 'die Dimen- 
sionen der Kontakte immer mehr verklei- 
nern könnte, so daß der Schalter durch Stei- 
gerung des Druckes immer stärker ausgenutzt 
wird. Das ist nicht der Fall, sondern die Grenze 
ist durch die Erlahmungstemperatur gegeben. 
Herr Höpp hat uns eine Zahl gebracht über die 
Erlahmungstemperatur, welche auffallend hoch 
war und mir nieht zicehtig vorkommt. Ich gebe 
zu, daß ich früher ‚vielleicht eine zu niedrige 
Temperatur genannt habe und durch die Oxy- 
dationserscheinungen insofern getäuscht .wor- 
den sein kann, als eine Erlahmung tatsächlich 
noch nicht vorhanden war. Ich habe damals 
70 oder 80° angegeben. 


Vor einiger Zeit habe ich die Kontakte 
nach anderen Gesichtspunkten nachgerechnet 
und bin auf einen bisher nicht hinreichend be- 
achteten Umstand gekommen, nämlich auf 
die Materialbeanspruchung der Kontakte an 
den am höchsten gedehnten oder gedrückten 
Fasern. Man kann sich eine. Kontaktfeder, 
z. B. von einem Messerschalter, als. geraden, 
einseitig ae Träger vorstellen, und 
annähernd die Durchbiegung aus einer Messung 
in offenem und eingeschaltetem Zustande be- 
stimmen und daraus den Druck im Kontakt 
berechnen. Daraus erhält man wieder die Ma- 
terialbeanspruchung und man kommt dabei 
auf Werte, welche ich bisher nicht erwartet 
hatte. Ich fand 2000 bis 2500 kg/cm? und noch 
mehr. Nun liegt diese Beanspruchung nicht 
mehr sehr weit von der Elastizitätsgrenze, und 


diese sinkt bekanntlich mit der Temperatur. - 


Darüber existieren verhältnismäßig wenig ge- 
nauere Angaben in der Literatur. Ich habe 
mich zum Beispiel aus der ‚„Hütte‘‘ informiert, 
und da ich die Unterlagen für genau gleiches 
Material nicht fand, ähnliches Material, näm- 
lich Kupferblech und Bronze zugrunde gelegt. 
Danach ergibt sich, daß bei einer Temperatur 
von 120 bis 130° mit den tatsächlichen Bean- 
spruchungen die Elastizitätsgrenze erreicht 
wird, und das stimmt mit meinen Erfahrungen 
überein. ‚Je höher also die Materialfaserbe- 
anspruchung ist, um so niedriger würde die 
Erlahmungstemperatur legen, und darin ist 
eine Grenze für die im Kontakt anwendbare 
Kraft gegeben. } 
Das sind die Bemerkungen, die ich zu dem 
Vortrag des Herrn Höpp zu machen hätte; 
sie sollen den Wert derselben in keiner Weise 
herabsetzen und eine Einschränkung für die 
Formeln, welehe ja nur Annäherungen bedeu- 
ten, nicht bewirken. 


Herr Höpp:’* Ich habe in meinem Vortrag 
bereits erwähnt,daß die Widerstandsformel zu- 
nächst nur für reine Kupferflächenzutrifft nud 
zu der Widerstandsformel noch ein Summand 
hinzukommt. Dieser zweite Postenhängt na- 
türlich hauptsächlich ab von der Oxydation und 
auch von der Flächenbeschaffenheit, und die 
Oxydschicht ist bei sauberen Flächen ja sehr 


' gering, so dal @ vernachlässigt werden kann. 


planten Kanalisierungen. — 
‚trag des Geh. Baurats de Thierry sollen bei 


Ich hoffe, daß sich Gelegenheit für mich 
bietet, in nächster Zeit auf diesen Punkt noch 
näher einzugehen. Daß sich anderes Material 
abweichend verhält, habe ich nicht bezweifelt. 

Es ist anzunehmen, daß bei manchen 
Kontakten die Erlahmungstemperatur klei- 
nere Werte hat, z. B. lag sie bei einem Schalt- 
hebel mit gebogenen. Kontaktfedern bei etwa 
150°. Man darf aber nicht dazu kommen, vor 
Kniehebelschaltern zu warnen, weil die Er- 
lahmungstemperatur anscheinend schon mit 
60° einsetzt, wie es s. Zt. Herr Meyer getan 
hat. Daß bei bohen Drucken und hoher Tempe- 
ratur die Ermattung schneller eintritt, ist 
selbstverständlich, und man wird bei der Be- 
rechnung der Bürsten nur mit einer Elastizi- 
tätsgrenze rechnen dürfen, die eben der zu- 
gelassenen Höchsttemperatur entspricht. | 

Die Bürsten, die ich hier gezeigt habe, sind 
jedenfalls erst bei 180° unbrauchbar geworden. 
Es ist doch ganz gewiß, wenn man nach der 
Reinigung der Flächen immer wieder denselben 
Spannungsabfall mißt, daß die Erlahmüung 
noch nicht eingetreten sein kann. Besonders 
wenn man den Ermattungspunkt weit genug 
vor dem Knie der betreffenden Kurve (Abb. 6, 
„ETZ“ 8.206) der Ermattungstemperatur ab- 
schätzt, ist die angegebene Meßmethode ver- 
läßlich und einfach. 

Herr Rauseh: Ich möchte an den Herrn 
Vortragenden die Frage richten, ob das Ge- 
sagte auch für Eisen’ gilt. Es ist von Kupfer 
auf Kupfer gesprochen worden. Während des 
Krieges war man aber gezwungen, viel Eisen- 
kontakte zu verwenden. Man hat eine Menge 
Apparate hergestellt, wo Kupfer und Eisen 
oder auch nur Eisen zur Kontaktgebung dienten. 

Herr Höpp: Dazu kann ich bemerken, daß 
man natürlich auch Eisenkontakte nehmen kann 
bei kleineren Stromstärken. Die Klagen, die wir 
im Kriege hörten, rühren nur daher, daß man 
früher überhaupt in den Kreisen der Verbrau- 
cher nichts wußte von der Wichtigkeit der 
Sehmierung. Eshandelt sich hier nur um die 
Frage der Öxydation. Wir haben ja auch im 
V.D.E. die Vorschrift erlassen, daß Apparate 
aus Ersatzmetallen einer besonders guten War- 
tung bedürfen. 
mungen während des Krieges.) B 

Der Vorsitzende dankte Herrn Höpp für 
seinen Vortrag und schloß die Sitzung. 


Im Aufträge des Vorstandes. Strecker. 
ET EEE REN EHER TEN 


RUNDSCHAU, 


'Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Das schwedische Wasserkraft-Elektrizitäts- 
werk „‚Untra‘‘ bei Stockholm. — Um Stockholm 
mit elektrischer Kraft zu versorgen, ist der 
Fluß Dal-El£ sorgfältig ausgebaut worden. 
Bei einer Wassermenge, welche zwischen min- 
‚destens 313 m?/s bis über 2480 m?/s schwankt, 
beträgt das Gefälle normal 15 m, und die ein- 
gebauten Turbinen können als Höchstleistung 
45 000 kW abgeben; die gewöhnliche Tages- 
leistung beträgt jedoch nur 37 000 bis 41 000k W. 
Während der Flutperiode wird das überschüssige 
Wasser durch 4große Stoney-Schleusen in den 
Rämsön-See geführt. Bei den jetzigen Wasser- 
verhältnissen beträgt die normale Jahreslei- 


stung schätzungsweise 200 Mill. kWh, Der 


Kanal, welcher das Wasser den Turbinen zu- 
führt, ist 1075 m lang, 107,5 m breit und 3 bis 
54, mttief. Kürzlich durch Prof. Alm an den 
fünf Franeis-Horizontal-Doppelturbinen ange- 
stellte Versuche ergaben‘ einen Wirkungsgrad 
von 86,5% bei Vollast, der sich bei 7800 kW 
auf 88,2% erhöhte und.bei 5850 kW auf 85% 
erniedrigte; bei einer. Leistung von 1750 kW 
betrug er nur 54,3%. Die selbsttätige, durch 
Pendelregler wirkende Regelung ist sehr em- 
pfindlich und kann während des Ganges der 
Turbinen eingestellt werden. Trotzdem das Ge: 
fälle zwischen 13 und 16,5 m schwankte, betrug 
die Drehzahländerung nur 2%, nämlich von 
125 bis 127,5 Umdr/min. Die Turbinenwelle 
ist durch das an einer Betonwand befestigte 
gußeiserne Gehäuse in den benachbarten Ma- 
schinenraum geführt, in dem die Dynamos auf 
einem etwas tieferen Fußboden aufgestellt sind. 
Die Anlage ist von der Firma ‚„Verkstaden Kri- 


stineham““ geliefert worden. (,The Tech- 
nical Review‘‘, Bd. 6, 1920, S. 173 nach ‚„Tek- 
nisk Tidskrift‘“ 31. XII. 1919.) W. 


Kraftgewinnung aus in Süddeutschland ge- 
Nach einem Vor- 


der Fortsetzung der Neckarkanalisierung, wie 
sie jetzt bis Plochingen projektiert wird, Was- 
serkräfte von etwa 0,18 Mill. PS gewonnen wer-' 


den und nach Mitteilungen des Ministerialdirek- _ 


tors Dr. v. Graßmann bei der Ausführung des 
Main-Donau-Kanals zunächst etwa,0,1 Mill. PS. 
Beide Projekte sind von der größten wirtschaft- 
liehen Bedeutung für Süddeutschland, insbe- 


(Vergleiche Ausnahmebestim- 


‚ 


ar 


1. April 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 13. 


2589 


sondere auch mit Rücksicht auf die dringende 
Notwendigkeit, den Energiebedarf von Baden, 
Württemberg und Nordbayern zu decken. 


Über den Schutzwert der Erdungsdrossel- 
spule im Nullpunkt von Wechselstromanlagen. 
— Petersen hat den Vorschlag gemacht, den 
Strom, der durch den Erdschluß einer Wechsel- 
stromleitung zur Erde fließt, durch eine zwi- 
schen den Nullpunkt der Stromerzeugungsan- 
lage und Erde geschaltete Drosselspule zu 
beseitigen. H. Görges untersucht die Wir- 
kung dieser Anordnung mittels der von ihm ent- 
wiekelten Methode der graphischen Darstellung 
des Wechselpotentials. Zu diesem Zwecke wer- 
den die früher abgeleiteten Gleichungen für 
Drehstrom erweitert und auf die Anordnung: 
mit Erdungsdrosselspule angewendet. Aus der 
theoretischen Untersuchung ergibt sich, daß die 
Erdungsdrosselspule ein überaus einfaches Mit- 
telist, um den Erdschlußstrom auf einen gerin- 
gen Betrag zu erniedrigen. Vollständig zum 
Verschwinden kann die Anordnung ihn nicht 
bringen, weil sie nicht verlustfrei gebaut werden 
kann, und weilsich voraussichtlich Oberschwin- 
gungen in der Kurve der Betriesbspannung 
nieht vermeiden lassen. Man muß deshalb mit 
dem Mehrfachen des für einwelligen Strom gel- 
tenden Wertes rechnen. Bei ausgedehnten An- 
lagen mit sehr hohen Spannungen erreicht der 
Erdschlußstrom dann aber so hohe Werte, daß 
man nicht mehr auf ein Erlöschen des Licht- 
bogens rechnen kann. Immerhin ist aber die in 


ihm auftretende Leistung so stark verringert, 


daß der Erdungsdrosselspule auch dann noch 
ein bedeutender Schutzwert zugesprochen wer- 
den muß. (Archiv f. Elektr., Bd. 7, 1918, 
S. 125.) 5 vg. 


% : Elektromaschinenbau. 


Die Höchsttemperatur stromdurehflossener 
Spulen. — Rogowski und Vieweg haben in 
der Physikalisch -Technischen Reichsanstalt 
Messungen angestellt, um den Vorschlag von 
Vidmar, die Höchsttemperatur stromdurch- 
flossener Spulen auf indirektem Wege dureh 
Messung der Mittel- und- Oberflächentempera- 
tur zu bestimmen, durch den Versuch zu prü- 
fen. Hierzu wurde eine Spule mit rechteckigem 
Querschnitt verwendet, in welcher regelmäßig 
verteilt Thermoelemente eingebaut waren, um 
die Oberflächentemperatur und die maximale 
Temperatur zu bestimmen. Die günstig ge- 
wählten Versuchsbedingungen (Verwendung 
einer Kühlschlange) gestatteten auch bei einer 
kleinen Spule eine große Differenz zwischen 
Mittel- und Oberflächentemperatur zu erzielen. 
Die Spule wurde unter den verschiedensten 
Abkühlungsbedingungen untersucht und dabei 
die Oberflächentemperatur und maximale Tem- 
peratur und die mittlere Temperatur aus der 
Widerstandsmessung bestimmt. Die Höchst- 
temperatur nach der Formel von Vidmar und 
die gemessene maximale Temperatur wurden 
miteinander verglichen. In der genügend guten 
Übereinstimmung dieser beiden Werte liegt ein 
Beweis für die Brauehbarkeit und gesunde 
Grundlage, auf der die Vidmarsche Formel auf- 
gebaut ist. Die Unterschiede zwischen Versuch 
und Rechnung wachsen aber, sobald die Spule 
umwickelt wird und man die außen auf der 
Umwicklung gemessene Oberflächentemperatur 
in die Formel einsetzt. Hier liegt nach Ansicht 
-der Verfasser die Schwäche des Vidmarschen 
Vorschlags, und dieser kann nur dann zu befrie- 
digenden Ergebnissen führen, wenn man nicht 
auf, sondern unterhalb der Umwicklung ( Ban- 
dage) mißt. Die Versuchsergebnisse sind über- 
sichtlich in einer Zahlentafel angeordnet. 
(W. Rogowski und V. Vieweg, „Archiv f. 
Elektr.‘“, Bd. 8, 1919, S. 329.) vg. 


Leitungsbau. 


Bereehnung von Freileitungen mit Rück- 
sieht auf die mechanischen Verhältnisse der 
Leiter. — Die beim Verlegen von Freileitung@n 
anzuwendende Zugspannung und damit der 
ihrien zu gebende Durchhang sind, wenn die zu 
fordernde Sicherheit festliegt, noch in hohem 
Maße von den Annahmen abhängig, die man 

‚über die Größe der zu berücksichtigenden Zu- 
satzlast durch Wind und Eis macht. Die 1908 
aufgestellten Vorschriften des Schweizerischen 
Bundesrats begnügten sich mangels ausreichen- 
den Erfahrungsmaterials damit, gegen Schnee- 
last indirekt dadurch zu sichern, daß bei der 
niedrigsten vorkommenden Temperatur (im 
allgemeinen — 25°), aber ohne Zusatzlast, eine 
an sich übermäßige, nämlich 5-fache Sieberheit 
gegen Bruch gefordert wird. Auf Grund sorg- 
fältigster Prüfung neuerer Erfahrungen und Be- 
obachtungen hat das Schweizerische Stark- 
strominspektorat diese Vorschriften jetzt dahin 
ergänzt, daß eine Zusatzlast entsprechend einem 
Schneewulst von 8cm Durchmesser mit einem 
spezifischen Gewicht von 0,16 unabhängig von 
dem Durchmesser der Leitung angenommen 


werden und bei dieser und 0° noch eine 21- 
fache Sicherheit vorhanden sein soll. Für die 
üblichen Leiterdurchmesser beträgt die so fest- 
gelegte Zusatzlast rd 800 g/m. Auf Grund dieser 
Vorschrift eine Anleitung zur Berechnung der 
Freileitungen zu geben undüberihre Festigkeits- 
verhältnisse allgemein zu informieren, ıst der 
Zweck der vorliegenden Arbeit. Einleitend gibt 
A. Jobin zunächst eine Ableitung der bekann- 
ten Zustandsgleichung 3. Grades einer Freilei- 
tung; das Auftreten einer Zusatzlast wird dabei 
von ihm dureh Einführung des Begriffs ‚‚vir- 
tuelles spezifisches Gewicht‘ berücksichtigt, 
d. i. der Quotientaus dem Eigengewicht--Zu- 
satzlast für die Längeneinheit und dem Lei- 
tungsquerschnitt. Tabellen dieser ‚‚virtuellen 
spezifischen Gewichte‘ für Kupfer- und Alu- 
miniumleitungen verschiedener Queıschnitte 
zeigen besonders bei dünnen Leitern den großen 
Einfluß der Zusatzlast: bei einem Querschnitt 
von 25 mm? beträgt das ‚‚virtuelle spezifisebe 
Gewicht‘ für Kupter etwa das 4%-fache, für 


ı Aluminium sogar das S-fache des wirklichen 


spezifischen Gewichts. Diese Forderung einer 
21,-fachen Sicherheit bei der angegebenen Zu- 
satzlast beeinflußt nun die Freileitungsreebnun- 
gen in mehrfacher Weise. Für jeden Quer- 
schnitt gibt es eine Grenzspannweite, ober- 
halb deren eine bei — 25° ohne Zusatzlast mit 
5-facher Sicherheit gespannte Leitung nicht 
mehr 21,-fache Sicherheit bei 0° und 800 g Zu- 
satzlast pro m hat. Für Spannweiten, die grö- 
Ber als dieser Grenzwert sind, muß also die Be- 
rechnung von dem Grundzustand: „OP Tempera- 
tur mit Schneelast“, also virtuelles spezifisches 
Gewicht nach den aufgestellten Tabellen und 
2,5-facher Sicherheit ausgehen; die Beanspru- 
chungen bei — 25° ohne Zusatzlast müssen un- 
ter !/, der Bruchlast liegen. Diese Grenzspann- 
weiten, die Jobin für halbharten Kupferdraht 
(Bruchfestigkeit 30 kg/mm?), hartes Kupferseil 
(40 kg/mm?) und Aluminiumseil (18 kg/mm?) 
verschiedener Querschnitte berechnet, sind für 
kleine Querschnitte sehr klein, für Kupferdraht 
von 5 mm Durchmesser z. B. nur 38,6 m, da- 
gegen für Kupferseil von 70 mm? schon 270 m, 
für Aluminiumseil von 12,5 mm? 17,3 m, von 
156 mm? 214m. Umgekehrt erreicht, wie eben- 
falls in Tabellen und Schaubildern gezeigt wird, 
unterhalb dieser Grenzspannweiten die Bean- 
spruchung bei Schneelast und 0° nicht ?/, der 
Bruchlast. Verfasser untersucht weiter, ob der 


"größte Durchhang entweder a) bei Schneelast 
‚und 0° oder b) bei der höchsten in Betracht zu 


ziehenden Temperatur, die zu 40° angenommen 
wird, eintritt. Er berechnet zu diesem Zweck 
die äquivalente Temperatur, d.h. diejenige, 


bei welcher gerade der gleiche Durchhang wie - 


im Belastungsfall a) eintritt. Diese äquivalente 
Temperatur ist bei einem bestimmten Leitungs- 
querschnitt für alle Spannweiten, die gleich 
oder größer als die Grenzspannweite sind, kon- 


-stant. Ist sie < 40°, so tritt der größte Durch - 


hang bei 40°ein, andernfalls bei 0° mit Sehnee- 
last. Auch für die äquivalente "Temperatur 
werden Tabellen und Kurven gegeben. Schließ- 
lich wird noch untersucht, ob etwa die wie üb- 
lich auch hier eingeführte Vernachlässigung der 
Zunahme des Leitungszuges vom Scheitel der 
Kettenlinie nach den Aufhängepunkten zu die 
Gültigkeit der gewonnenen Ergebnisse bei sehr 
großen Spannweiten beeinträchtigt. Jobin be- 
rechnet für jeden Querschnitt ‚„Höchstspann- 
weiten‘, unterhalb deren die zugelassene An- 
näherungsannahme Fehler von höchstens 3% 
verursacht. Diese ‚ Höchstspannweiten‘ liegen, 
wie die Rechnung ergibt, über den für die be- 
treffenden Querschnitte üblichen Spannweiten, 
sie betragen z. B. schon bei einem Kupferseil 
von 25 mm? 248 m, bei einem Aluminiumseil 
von 22 mm? 116 m. Gegen die nach Vorstehen- 
dem in der Schweiz eingeführte Annahme eines 
für alle Querschnitte konstanten Gesamt- 
durchmessers der vereisten Leitung ist einzu- 
wenden, daß doch wohl richtiger statt dieses 
Gesamtdurchmessers die Wandstärke der die 
Leitung umgebenden Eishülle als von ihrem 
Querschnitt unabhängig angenommen wird. 
Auffallend niedrig ist ferner der angenommene 
Wert von 0,16 für das spezifische Gewicht der 
Eislast. Erhöht man diesen unter entsprechen- 
der Herabsetzung des Durchmessers der Eis- 
hülle, so nähert man sich den Annahmen der 
deutschen Freileitungsnormalien. Gegenüber 
dem festen Wert von 800 g für 1m Leitungs- 
länge nach den Schweizerischen Vorschriften 
steigt die Zusatzlast für die meist gebrauchten 
Querschnitte von 25 bis 150 mm? nach den 
deutschen Normalien vom 1.T. 1914 von 470 bis 
980 g, nach den Anfang 1919 eingeführten von 
460 bis 710 g. (Bulletin des S, K. V., Bd. 10, 
1919, S. 159.) pe. 


Apparatebau. 


Beitrag zur doppelt verketteten Streuung. — 
F. Punga bestimmt die doppelt verkettete 
Streuung nach dem Vektordiagramm der Zahn- 


felder(Görges),u.zw.zunächst für Mehrphasen - 
motoren mit gleich viel Nuten im Stator und 
Rotor. Es wird der Koeffizient der Differential- 
streuung eines Zweiphasen- und Drehstron- 
motors mit n Nuten pro Polund Phase zunächst 
für eine um m Nutenteilung aus der 1. Haupt- 
stellung verdrehte Rotorstellung, und dann für 
die 2. Hauptstellung ermittelt. Bei gleichmäßi- 
ger und stetiger Verteilung derWieklung (n = ©) 
wird für beide Motorenarten eine Kurve der 
Differentialstreuung abgeleitet. Hierauf wird 
die Ziekzackstreuung für den Zweiphasen- bzw. 
Drehstrommotor mit Käfiganker für gleich viel 
Nuten im Stator und Rotor und für n, bzw. n, 
Nuten pro Polund Phase im Stator bzw. Rotor 
bestimmt. Dann wird die doppelt verkettete 
Streuung eines Motors mit Schleifringanker und 
ungleicher Nutenzahl im ’Stator und Rotor für 
die 1. und 2. Hauptstellung abgeleitet und in 
Kurven aufgetragen. Es wird gezeigt, daß eine 
Addition von Differential- und Ziekzackstreu- 
ung nicht ganz richtig ist. Die Abweichung be- 
trägt im Mittel etwa 5%. Zuletzt wird auf eine 
Reihe von Regelmäßigkeiten bei dem Aufbau 
der Koeffizienten der doppelverketteten Streu- 
ung hingewiesen und ein Vergleich der erhalte- 
nen Werte mit denjenigen aus früheren Ver- 
öffentlichungen zusammengestellt. (Archiv f. 
Elektr., Bd. 7, 1919, S.! 337.) v9. 


Meßgeräte und Melßverfahren. 


Ein sehr einfaches Amperemeter. — Ein 
sehr einfaches Amperemeter, welches in. Ameri- 
ka auf den Markt gebracht worden ist, besteht 
im wesentlichen aus einem einzigen Stanzstück 
aus Messineblech. Letzteres bildet nicht nur 
die Spule, sondern auch die Skala, die Klem- 
men und die Befestigung für den beweglichen 
Teil, ja sogar für die Glasscheibe und das Ge- 


häuse. Die Spule entsteht dadurch, daß man 
einen ringsegmentförmigen Zickzackstreifen 


durch entsprechendes Ausbiegen der Zacken 
in Röhrenform bringt. Beweglicher Teil und 
Zeiger sind dann mit ihrer Achse an dem oben 
erwähnten Stanzstück befestigt, und das In- 
strument wird in ein Gehäuse aus Isolierstoff 
eingesetzt. Dieses kaum zu vereinfachende 
Instrument, das natürlich nicht als Präzisionsin- 
strument betrachtet werden kann, aber doch 
für motorische Antriebe wertvolle Dienste zu 
leisten vermag, wird für einen Meßbereich bis 
30 A. hergestellt. Die Fabrikantin ist die 
Metrie Appliance Corporation, New York. 
(„Eleetrieal World‘, Bd. 74, 1919, S. nz 


Meßinstrumente für kleine Wechselspan- 
nungen. — H. Gewecke beschreibt eine Meß- 
einrichtung aus einem Flektrometer und einem 
Wandler für kleine Wechselspannungen. Das 
Instrument ist für einen Spannungsbereich von 
1 bis 5 V und Frequenzbereich von 40 bis 60 
Per/s sowie für die üblichen Schwankungen der 
Außentemperatur genügend genau. Es besitzt 
einen Stromverbrauch von höchstens 0,7 mA. 
Für höhere Spannungen läßt es sich durch An- 
bringen von Anzapfungen an der ÖOberspan- 
nungswicklung oder Verwendung statischer In- 
strumente für hohe Spannungen brauchbar 
machen, für nicht zu erhebliche, kleinere durch 
Anzapfungen an der Unterspannung. Für Fre- 
quenzen unter 40 würde man den zu großen 
nacheilenden Strom durch Anschluß eines Kon- 
densators kompensieren können., Von der Kur- 
venform ist die Anzeige des Instruments prak- 
tisch unabhängig. Der Wandler überträgt die 
Kurve naturgetreu, zumal bei so kleinen Sätti- 
gungen. (Archivf.Elektr., Bd. 7, 1919, S. 203.) 

Vg. 

Mehrphasenstrommessungen. — Michalke 
erörtertim Archiv f. Elektr., Bd. 8, 1919, S. 205 
allgemein die verschiedenen Möglichkeiten, 
Leistungsmessungen in Drehstromnetzen aus- 
zuführen. Es wird gezeigt, daß es möglich ist, 
mit einem Meßgerät stets die gesamte Leistung 
eines Mehrphasenstromsystems zu bestimmen, 
wenı das Gerät als Torsionsdynamometer her- 
gestellt wird. Man kann ohne weiteres eine be- 
liebige Anzahl von Torsions-Leistungsmessern 
elektrisch ineinander schachteln. Es kann auch 
ein Mehrphasenmotor mit offener Stromwick- 
lung als Meßgerät verwendet werden. Das aus 
mehreren ineinander geschachtelten Leistungs- 
messern bestehende Gerät unterscheidet sich 
nicht von einem als Zusatz-Drehtransformator 
benutzten Mehrphasen-Induktionsmotor, bei 
dem von Ständer- und Läuferwieklung die eine 
als Strom-, die andere als Spannungswicklung, 
verwendet wird. Die Eigenschaft des Mel- 
gerätes, sich auf den Phasenverschiebungswin- 
kel einzustellen, macht es geeignet, zum Über- 
tragen von Bewegungen zu dienen. Auch mit 
etwas veränderter Schaltung kann ein solehes 
Gerät als Phasenzeiger für das Parallelschalten 
von Maschinen verwendet werden, Vg- 


260 


Verkehr und Transport. 


Lade- und Entladevorrichtungen in Häfen. 

— Es gibt für Hafenanlagen kaum eine wich- 
tigere Frage als ‚die der glatten Abfertigung 
der einlaufenden und ausgehenden Güter. Der 
Wettbewerb zwischen den einzelnen Häfen hat 
dafür gesorgt, daß die.in Frage kommenden 
Stellen sich intensiv mit den mechanischen 
Hilfsmitteln, die zur Ladung und Entladung 
von Schiffen zur Verfügung stehen, beschäftigt 
haben. Eine beschleunigte Abwicklung war 
überall die Folge. Die Entwicklung der Lade- 
krane begann im Jahre 1824 mit einer ganz 
primitiven Handwinde, die Einführung des hy- 
draulischen Kranes erfolgte im Jahre 1846, und 
der elektrische Kran trat um das Jahr 1892 in 
Hamburg und anderen deutschen Häfen auf. 
In England machte Southampton den Anfang 
mit der Einführung des elektrischen Kranes. 
Jetzt gibt es wohl auf der ganzen Welt nicht 
einen Hafen von Bedeutung, der nicht mit elek- 
trischenLadekranen ausgestattetwäre.Dr.Cun- 
ningham berichtet in „The Electrieian‘, Bd. 
83, 1919, S. 652über Lade- und Entladevorrich- 
tungenin Häfen. Für die Verhältnisse in Dacks 
und an Landungsstegen hat sich Gleichstram 
am besten bewährt, da Wechselstrom bei Kra- 
nen nicht die erforderlichen Anzugsmomente 
entwickelt. Bequem für diese Zwecke ist das 
Schlitzkanalsystem oder ein Kabel, welches von 
Strecke zu Strecke mit Anschlußkontakten ver- 
sehen ist: Maste und Oberleitung behindern 
zu sehr. Besonders schwierig ist die Frage der 
Stabilität, da Höhenabmessungen bis zu 20 m 
vorkommen. Verfasser verwirft Anordnungen, 
bei denen der Kranführer vom Kran entfernt 
arbeitet, da ihm dadurch eine genaue Beobach- 
tung der Arbeitsvorgänge unmöglich gemacht 
ist. Die Schwierigkeit, die Schwenkung des 
Auslegers zwischen den Rahen und Wanten 
ohne Unfall auszuführen, hat Konstruktionen 
gezeitigt, die die Last geradlinig bewegen. In 
Liverpool, wo dieLandungsstege für die Kran- 
unterbauten zu schmal sind, hat man die Kran- 
laufschienen auf den entsprechend verstärkten 
Schuppendächern verlegt. Allerdings vergrö- 
ßert sich hierdurch die Ausladung der Krane 
um etwa 2,5 m. Verfasser erwähnt, daß die 
Londoner Hafenbehörde kürzlich weitere 56 
elektrische Krane eigenen Entwurfs (ausgeführt 
durch die Firma Babcack & Wilcox) für den 
Massengüterverkehr in den Albert- und Vik- 
toria-und den Tilbury-Docks aufgestellt hat. Es 
sind kleine Krane für je 3t Höchstlast, die mit 
je 3kompoundgewickelten Gleichstrommotoren' 
für 480 V, 600 U, i. d. Min. ausgerüstet sind. 
Ein 33,5 kW-Motor dient zum Heben (Ge- 
schwindigkeit bei Vollast etwa 50 m/min, bei 
Halblast etwa 100 m/min), ein anderer von 
5,2 kW zum Schwenken und der dritte von 
2,2kW zurVerstellung der Ausladung. Die 360 °- 
Schwenkung dauert bei Vollast und 67,5 kg/m? 
Winddruck 60 s, und die Ausladung kann von 
einem Höchstwert von 18 m zu einem -Mindest- 
wert von 6 m mit einer Geschwindigkeit von 
1,2 m/s geändert werden. Durch eine besondere 
Einrichtung wird die Last während der Verstel- 
lung der Ausladung in einer Horizontallinie be- 
wegt. Bei geriuger Last kann die Ausladung 
um weitere 1,5 m vergrößert werden. Die ganze 
Hubhöhe bei 18 m Ausladung beträgt 32 m, 
ll m unter und 21 m über Bollwerkoberkante. 

Der Unterbau der Krane besteht aus Rahmen- 
werk, läuft auf Schienen von 4,14 m ‚Spurweite 
und gestattet die Durchfahrt von Eisenbahn - 
wagen von 2,74 m Breite und 3,95 m Höhe. 
Der Strom wird einem Schlitzkanal entnom- 
men, Elektrischer Antrieb der Kranfahrgestelle 
ist nicht vorgesehen, doch können diese 
durch Handkurbelantrieb mit einer Geschwin- 
digkeit von 3 m/min fortbewegt werden. Hand- 
antrieb genügt, da ein Wechsel des Standorts 
selten vorkommt. Für das Laden und Entladen 
von Schiffen haben deren eigene Winden schon 
immer eine große Rolle gespielt, sie treten aber 
neuerdings besonders in den Vordergrund. In 
Antwerpen z. B. benützt eine gewisse Dampfer- 
gesellschaft die auf den Bollwerken zahlreich 
vorhandenen Krane überhaupt nicht, sondern 

ausschließlich die 'Schiffswinden. Auf den 

modernen New Yorker Bollwerken findet man 

sog. „Cargo Hoists‘, das sind einfache Rollen, 

die an zweckmäßigen Punkten über den Schup- 

penportalen befestigt sind. Mit Hilfe einer sol- 

chen Rolle, einer zweiten, über der Ladeluke 

angebrachten, der Schiffswinde und einer an 

Land befindlichen Winde wird ein Seilzug her- 

gestellt, welcher in hin- und hergehender Bewe- 

gung eine außerordentlich beschleunigte La- 

dung oder Entladung ermöglicht. Diese Me- 

thode bürgert sich in New York allgemein ein, 

so daß die Bollwerkkrane fast gar nicht mehr 

benutzt werden. Die Leistung der erwähnten 

Bollwerkswinden beträgt 13,4 bis 26,1kW. Die 

Anordnung bewältigt bis zu 40 Lasten von je 

3 Zentnern bis zu 1 Tonne i.d, Stunde, In Eu- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit KER 


A ENT Eee ! Alk | a 


der Schiffswinde den schwenkbaren Ladebaum, 
aber kein Hilfsmittel an Land, oder höchstens 


Ladung von Leichtern und Prähmen übernom- 


sehr große Ausladung besitzen. Wo beträcht- 
liche horizontale Strecken zu überwinden sind, 
besonders beiin Größe und Gewicht gleicharti- 
gen Gütern, finden besondere Fördervorrich- 
tungen Anwendung.. Bei schwierigen örtlichen 
Verhältnissenwird dies jedach häufigunmöglich, 
und die New Yorker Technische Hafenleitung be- 
richtet z. B., daß der Hängebahnbetrieb teil- 


werden mußte. Der Bericht erwähnt ferner 
Versuche mit elektrisch : betriebenen Karren 
(Akkumulatoren) und beweglichen Fußböden, 
welche aber noch nicht zur völligen Aus- 
schaltung des kostspieligen Handbetriebes ge- 
führt haben. Ladung und Entladung von 
Massengütern, wie‘ Getreide, Erz, Kohle, 
Petroleum, Holz usw. wird meist an be- 
sonderen, mit geeigneten Einrichtungen ver- 
sehenen Ladeplätzen vorgenommen. So hat 
man kürzlich z. B.:weitere Anlagen für Ge- 
treideentladung, u. zw. einen Speicher mit 
40 000 t# Fassungsvermögen in Hull und einen 
von 30 000 t Fassungsvermögen in Glasgow ge- 
baut. Von den zwei Methoden der Getreide- 
entladung ist die mittels Becherwerks die 
billigere. Seit Einführung des Turboexhau- 
stors sind aber auch die Betriebskosten des 
pneumatischen Systems sehr gesunken. Das 
letztere hat große. Vorzüge, z. B. leichte Beweg- 
lichkeit der Saugöffnungen, die in alle Teile des 
Schiffsraumes gebracht werden können, so daß 
jegliches Schaufeln fortfällt, Auch stellt das 


lastung keine Schwierigkeit dar, wie beim 
Becherwerk, und die Tiefe des Schiffsraumes 
spielt keine Rolie. Das Getreide wird durch den 
Luftstrom gekühlt und so qualitativ verbessert. 
Vor allem a.ber arbeitet das pneumatische Sy- 
stem staubfrei. Wenn verschiedene Sorten 
Getreide übereinander geschichtet und nur 
durch Segeltuchzwischenlagen getrennt sind, 
wird jede andere. Methode der Entladung un- 
möglich. Die Getreideentladeanlagen in den 
Londoner Docks bewältigen etwa 100 t/h f.d. 


gow 250 t/h. Zwei Bollwerkselevatoren der an- 
gegebenen Leistung in Glasgow haben je 166 
Becher von je 0,0185 m? Inhalt, im Abstande 
von 0,3 m. Das Getreide wird bis zur Dachhöhe 
des Gebäudes gehoben und auf endlose, hori- 
zontallaufende Förderbänder entleert, die es zu 
seinem endgültigen Lagerplatz führen. Ein 
Reserveelevator für 100 t Stundenleistung ist 
vorgesehen. Die Elevatormotoren sind voll- 


versehene Gleichstram - Nebenschlußmotoren 
von 29,8kW, die bei 500 V mit 500 t/min laufen. 
Die Londoner Hafenbehörde besitzt einen 


Weizen i.d. Stunde bewältigt hat. Bei diesem 
Elevator treibt ein 149 kW-Rohölmotor den 
Turboexhaustor an. Die Saugröhren werden 
durch Elektremotören »gelenkt. 
andere. Schüttgüter werden durch Transport- 
bänder, Krane, Aufzüge mit Kippvorrichtung 
usw. befördert, Die Schurre hat hierfür in Hull 
und in Durban gute Resultate ergeben. Beim 
normalen Hafengüterbetrieb können Trans- 
portbänder 600 t/h und mehr, hydraulische 
Kipper 800 t/h und Krane bis zu 400 t/h bewäl- 
‚tigen. Die Lade- und Entladevorrichtungen an 
sich stellen jedoch nur einen Teil des Problems 
dar; obgleich der Fortsehritt. gegen früher 
enorm ist, werden sie immer noch nicht in ge- 
nügendem Umfange angewendet. Und auch die 
übrigen Faktoren sollten gebührende Berück- 


sondern auch auf der Landseite sind die Zu- 
fahrtsstraßen zu den Häfen häufig ganz unzu- 
reichend, um den Verkehr rasch zu bewältigen. 
Verfasser spricht die Hoffnung aus, daß diese 
Fragen, namentlich die des Landabtransports 
der Güter aus den Häfen, in absehbarer Zeit 
ihre Lösung finden werden. W. 


.. Die Korrosion durch Erdströme elek- 
trischer Bahnen. — Ebenso wie die Amerikaner 
sich demVorbilde der Deutschen anschlossen und 
eine gemischte Kommission zur Klärung von 
Strewstromfragen schufen, so hat auch in 
der Schweiz der Gas- und Wasserfachmänner- 
verein und der Verband Schweizerischer Se- 


zerischen Elektrotechnischen Verein eine 
Arbeitvereinigung gegründet, um unter '"Be- 
nutzung der bisherigen einschlägigen Ver- 
öffentlichungen, Auswertung der Betrieb- 
erfahrungen, Vornahme neuer .Versuche, 
zweckmäßige Vorschriften zum Schutze geren 


ropa benutzt man gewöhnlich beim Gebrauch . 


eine. Schurre. Die Schiffswinden tun auch gute 
Dienste, wenn, wie zu etwa 80% in London, die. 


men wird. Krane müßten für diese Zwecke eine,| ziehtet, weil der Streustromverlauf von zu 


‘gen 


weise durch Winden und Handkarren ersetzt 
. ziehen. 


Aufsteigen des Schiffes bei zunehmender Ent-: 


Elevator, die in Hull 150 t/h und die in Glas- 


kommen gekapselte, mit staubdichten Lagern | 


schwimmenden Getreideelevator mit einer nor-. 
malen Leistung von 60 t/h, der aber schon 129t |. 


Kohle und: 


sichtigung finden. Nicht nur auf der Wasser-, 


kundärbahnen in Verbindung mit dem Schwei-- 


Streuströme elektrischer Bahnen aufzustellen. 


1. April 1920. 


Die Kosten werden, wie dies auch in Deutsch- 
land der Fall war, von den Vereinigungen ge- 
tragen. ee ER, 

Im allgemeinen werden die bisherigen Ver- 
suchsergebnisse bestätigt. Auf «ine strenge, 
mathematische ' Durchrechnung wird ver- 


vielen Zufälligkeiten in der Erde abhängt. 
Soweit: dies möglich ist, werden unter einer 
Reihe von Vernachlässigungen die Beehnun- 
in gemeinverständlicher Weise durch- 
geführt. So kann leider einzelnen Erschei- 
nungen nicht völlig auf den Grund gegangen 
werden. Viele aus den so: Vewonnenen 
Schlußfolgerungenn sind auch schon ohne _ 
Rechnung auf Grund bloßer Anschauung zu 


Als Ausdruck für die Gefährdung wird 


die !Formel aufgestellt: 


Ni “ T.Pmax. 
‘=k(z 


wobei der Faktor k von der Belastunssart _ 
der Strecke abhängt, der mit «deren Aus- 
nutzung anwächst. T ist die Zeitdauer, die 
ein Waren zum  Durchfahren- der Linie 
braucht, Pmax. die Höchstspannung in den 
Gleisen, a das elektrochemische Äquivalent 
des angegriffenen :Metalls vom spezifischen 
Gewicht Yy.A bedeutet - einen  Rohrstreifen, 
auf den der aus dem Rohrumfang in un- 


| gleicher Verteilung austretende Strom zusam- 


mensedrängt angenommen ist (in Wirklich- 
keit ist A noch von Rohrentfernung, Rohr- 
durchmesser usw. abhäneig), r ist der Wider- 
stand für die Längeneinheit zwischen Rohr 


und Gleis. 8 ist die mittlere zerstörte 
Schichtdicke des Rohres. \ 
‘ Die Gefährdung der Rohre‘ hängt hier- 


nach. unter den gegebenen äußeren Verhält-: 
nissen im wesentliehen vom Höchstwert 
?max. der Spannung in: den Gleisen ab, Die 
Abb. 1 zeigt für 'in beidseitig sespeistes 


Sammelschiene N 


längs des Gleises. 


‘Gleis bei einem Betriebsstrom J die Span-_ 


nungsverhältnisse im Gleise. Aı Bı = As» Br 
sind die als gleich angenommenen Spannungs- 
verluste in den Speiseleitungen. Durchläuft 
ein Wagen Üie ganze Strecke, so ändert sich 
der größte Spannungsverlust in dem Gleise 
entsprechend der punktierien Parabel mit. 
dem Höchstwert in c. Die Abb. 1 stellt die 
Spannungsverteilung dar, wenn. der Wagen in 
D steht. Je größer der Widerstand in der 
Rohrleitung ist, um so mehr nähert sich deren - 
Potential dem des benachbarten Gleises. 
Wird der besseren Anschaulichkeit wegen die 
Rohrleitung widerstandlos angenommen. so 
ist deren Potential R so gelegen, daß die 
schraffierten Flächen oberhalb und unterhalb 
der Rohrpotentiallinie gleich sind. Die Än- 
derung der Erdstromdichten beim Fahren des 
Wagens über die Strecke ist durch die Schau- 
linien a — » für das Gefahrgebiet js für 
das Einzugsgebiet, in dem der ‘Strom aus den 
Gleisen ia die Rohre weindrinet, dargestellt. 
In der Wagenstellung C erleidet das Rohr 
die größte Gefährdung. Im Einzuggebiet sind 
die Streuströme und dementsprechend die 
Erdstromdichten. stets geringer als im Ge- 
fahrgebiet, dafür ist ihre Ausdehnune größer.. 


La in cn Rn N A rt a Pet 
en A r EAN Kr! 


} April 1920. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 13. 


Strenee Rechnungen werden für über- 


flüssig gehalten, weil der Hauptwiderstand . 


bei gut isolierender Schienenbettung unmit- 
telbar an den Gleisen liegt, der Erdboden wider- 
stand auch nicht gleichförmig ist. 
Bahnen gaben Rechnung und Beobachtung 
genügend gute, Übereinstimmung, wenn die 
Leitfähigkeit des Frdbodens stets möglichst 
genau bestimmt wurde. ' 

Näch den .angestellten Rechnungen kann 


.die Spannung in den Gleisen, auf die es im 


wesentlichen ankommt, "bei gbeichmäßig be- 
lasteter Strecke auf 25 % vermindert werden, 
wenn anstatt am Ende, die Strecke in der 
Mitte gespeist wird. : Der gleiche Erfolg 
wird - durch 2 Speisepınkte an 
Enden erhalten. 3 Speisepunkte an den 
Enden und in der Mitte erniedrigen den Wert 
auf 625 %, 4 gleichmäßig verteilte Speise- 
punkte auf 2,8 %. Wird die Betriebspannung 
um 10, 50, 100 % erhöht, vermindert sich die 
Spannung in den Gleisen um 9, 33, 50 %. 
Der Vorteil, daß bei Verbindung der 
Gleise mit- dem positiven Pol des Strom- 
erzeugers die Spannung zwischen Gleis und 
Rohr in den Gefahrgebieten vermindert wird, 
wird mit Recht für gering angesehen, zumal 
die Verschiedenheit in der Belastung auf den 
einzelnen Strecken. die unbefahrenen Stumpf- 
gleise usw: die Verhältnisse wesentlich ver- 
schieben: Unbefahrene Stumpfgleise, die wie 
eine Gleiserdung wirken, erhöhen zwar die 
Erdströme, können aber die. Erdstromdichte 
än der Anschlußstelle vermindern. wenn die 
‚Spannung zwischen Gleis und. Rohr herab- 
gedrückt wird. MEN“ 
Bei Mehrfachspeisung der Gleise „elten 
nur die durch Widerstände auf gleichen Span- 


"nungsverlust ausgeglichenen Speiseleitungen 


als vollwertis zur Verminderung (der Erd- 
stromdichte. Wie durch unvollkommenes 
Ausgleichen die *Erdstromdichte nur mangel- 
haft vermindert wird, erhellt aus Abb. 2. 


Sammelschtene 
© . Abb.2. Gleichspannung bei Mehrfachspeisung. 


OA ist die Spannung in der einen Schienen- 
speiseleitung. Ist der Spannungsverlust in 
einer Zweiter Speiseleitung der zeleiche 
"0A = O4Aı, so ‚gibt die mit dem Höchstwert 
Pmax. in C dargestellte, punktierte Schaulinie 
ie Spannung in den Gleisen und: zwischen 
Gleis und dem widerstandlos angenommenen 
“ Rohr mit dem Potential Rı. Ist der Span- 
nungsverlust in der zweiten Speiseleitung 
hingegen 0A:>, so ergibt sich für die Span- 
nung in den Gleisen die Linie mit dem 
Höchstwert p’nax. ‘der Schienenspannune in 
©, Das Rohrpotential stellt sich auf :Rs ein. 
. Ob die Anfressung eines Rohrs auf die 
Wirkungen von ‚Streuströmen zurückzuführen 
oder ein rein chemischer Vorgang ist/ Täßt 
sich nur:-nach genawer sachverständiger Un- 
tersuchung an. Ort und Stelle entscheiden. 
Rostbildung an den Rohren kann sintreten, 
wenn. Sauerstoff sich in der Feuchtigkeit des 
Erdbodens befindet Dies wird durch Luft- 
 zutritt zu: den Röhren in lockerem Boden be- 
günstigt. Schmiedeeiserne Rohre werden hier- 
bei erfahrungsgemäß eher zerstört, als guß- 
eiserne. Anders liegen die Verhältnisse in 
Säuren und Salzlösungen. In einprozentiger 
Schwefelsäure verhält sich der Angriff von 
Flußeisen zu Schweißeisen zu Gußeisen wie 


‘ 1:2:100. Die Rostgefährdunx kann ver-: 


zößert werden, wenn die Röhren in innigem 
Zusammenhang mit ' dleren Metallen der 
. Spannungsreihe verbunden sind. Dagegen ist 
die Verbindung von Schmiedeeisen und Guß- 
.*isen ohne Belang. ie 
Die Spannungen zwischen Gleis und Rohr 
geben nicht ohne weiteres ein Maß für die 
Anfressungssefahr, (Wenn nach dem Vorgang 
‚von Haber bei, den Streustrommessungen 
‚stets auch die Leitfähigkeit des Erdbodens 
. bestimmt wird, ergeben die Rechnungen meist 
‚befriedigende Übereinstimmung mit den Be- 
‚obachtungen, wenn Rohrdurchmesser und Ab- 
‚stand von den Schienen, berücksichtigt wird.) 
. „Maßgebend für die Gefährdung der Rohre 
ist die Erdstromdichte, die einen Höchstwert 
auicht überschreiten darf. Eine Stromdichte 
won 1 mA/dm?, ein Jahr lange’ wirkend, zer- 


#rißt eine Schichtdicke von 0,107 mm Stärke 


Für deutsche . 


den . 


- Rohrzerstörungen 


261 


bei Nickel, 0,114 mm Aluminium, 0,115 mm 
Eisen (in kleiner Valenz 0,077 mm), 0,155 mm 


. Zink, 0,232 mm 'Kupfer (in kleiner Valenz 


0,166), 0,295 mm Blei. Auf die halbe Wand- 


stärke wird ein Eisenrohr von 10 mm Wand-: 


stärke in 20 Jahren bei 2 mA/dm? angefnessen, 
durch 0,8 m A/dm? in 50 Jahren. Ein Blei- 
rohr von 3 mm Wandstärke wird schon bei 
0,22 mA/dm? in 20 Jahren, bei 0,09 mA/dm? 
in 50 Jahren auf halbe Dicke angefressen. 


“Nach Messungen von Besig wurden in der 
‚Schweiz in feuchtem Lehmboden bei einer 


Stromdichte von 0,10 .mA/dm? keine, bei 


, 0,33 mA/dm? in. wenig feuchtem Boden deut- 


liche, bei 51 mA/dm? in trockenem Sand 
ausgeprägte, bei 0,837 mA/dm? in. wenig feuch- 
tem Boden starke Anfressungen vorgefunden. 
Den Vorschriften des V.D. E.,: wonach 
0,75 mA/dm? als obere Grenze festgesetzt wird, 
wird daher zugestimmt. 

Die bekannten Maßnahmen an den Roh- 
ren, die das Eindringen von Sitreuströmen 
erschweren sollen, werden für unvollkommen 
sehalten. Isolierte Stöße haben nur Erfolg, 
wenn sie nicht zu weit auseinander liegen, 
isolierende WRohranstriche oder Schutzhüllen 
vermögen nicht mit Sicherheit dem Einfluß 
der Streuströme zu widerstehen. Die An- 
schauung, daß isolierende Rohranstriche Nut- 
zen. bringen würden, wenn sie nur im Ein- 
zuggebiet verwendet würden, wodurch im Ge- 
fahrbereich theoretisch keine Gefährdung auf- 
treten könne, ist jedoch irrig. 

Auch nach den Erfahrungen . in der 


‘Schweiz ist der in den deutschen Streustrom-- 


vorschriften zugelassene Grenzwert. der 
Spannung in den Schienen von 2,5 V .eine 
'enügende Gewähr: für die Vermeidung se- 
ährdenden Rohrangriffe, Große Sorgfalt 
soll auf das Instandhalten guter Schienen- 
stoßverbindungen gelegt werden. Erhebliche 
wurden in der Schweiz 
durch unzulängliche Leitfähigkeit der Schie- 
mwenstöße weranlaßt. Die in den deutschen 
Vorschriften seforderte Grenze des Grleis- 
widerstands einschließlich der Stöße ist auch 
nach den schweizer Erfahrungen bei regel- 
rechter Überwachung des Betriebs ohne 
weiteres einzuhalten. (Erster Bericht, bearbeitet, 
vom Generalsekretariat des Schweiz. Elektro- 
technischen Vereins. Verlag von Rascher & Cie. 
Zürich 1918.) 3 Mi. 


Beleuchtung und Heizung. 


- Elektrische Wohnungsheizung. — Die ‚„Pu- 
blie Utilities Commission‘ von Idaho hat eine 
sehr eingehende Untersuchung der Frage been- 
det, ob es möglich sei, Wohnungen ausschließ- 
lieh mittels Elektrizität zu heizen. Sie kommt 
zu dem Schluß, daß es nicht ratsam sei, und daß 
es Verschwendung wäre, Strom für Heizzwecke 
zu benutzen, solange der Bedarf an anderweiter 
Betriebskraft noch nicht gedeckt ist.!) Ein 
Dampfkraftwerk verwertet nur etwa 13%% 
der in den Kohlen enthaltenen Wärme, wäh- 
rend bei der Kohlerheizung in Wohnungen 
immerhin 40 bis 50% ausgenutzt werden. 
Trotzdem in Idaho bedeutende Wasserkraft- 
Elektrizitätswerke bestehen, so würden diese 
doch nicht ausreichen, um alle Wohnungen 
elektrisch zu heizen; ganz abgesehen davon, 
daß dadurch eine Belastung für nur sieben Mo- 
nate im Jahre geschaffen und ein beträchtlicher 
Teil der Anlage während der übrigen fünf Mo- 


.nate stilliegen würde. Die Kosten der elektri- 


schen Wohnungsheizung betragen mindestens 
das vierfache (in Süd-Idaho sogar das sechs- 
bis neunfache!) der Kohlenheizung. Sogar, 
wenn durch Wasserkraft gewonnene Elektri- 
zität zur Verfügung steht, die im Sommer für 
Bewässerungszwecke und im Winter zum Hei- 
zen benutzt werden kann, ist die elektrische 
Wohnungsheizung noch teurer als Kohlenhei- 
zung. Durch elektrische Wohnungsheizung 
könnte man bei 15 000 Haushalten etwa 100 000 
t Kohle im Jahre ersparen; der verbrauchte 


‘Strom wäre aber mehr als ausreichend, um 


z. B. die Haupteisenbahnlinien in Idaho zu 
betreiben, was eine Kohlenersparnis von 
1 000 000 t im Jahre zur Folge haben würde. 
(„The Technical Review‘, Bd. 6, 1920, S. 64, 
nach „Electrical Review‘, Chicago, 22. a 


Ergebnisse des Preisausschreibens . der 
amerikanischen Regierung für eine elektrische 
Grubensicherheitslampe. — Die englische 
Regierung hatte bekanntlich bereits, im 
Jahre 1911 .ein Preisausschreiben für die 
beste elektrische Grubensicherheitslampe er- 
lassen.?) Bei diesem Preisausschreiben, an 
welchem sich 195 Bewerber 
erhielt die von Oberingenieur Färber ent- 
worfene und von der Concordia Elek- 
trizitäts-A.G. Dortmund gebaute „CEAG“- 


2 Vgl. hierzu auch „ETZ“ 1919; 8. 513 
27 .ELZ“ 1911, 8. 625. » 


beteiligten, 


Lampe!) den I. Preisfin Höhe von 12000 M. 
Voraussichtlich veranlaßt durch dieses Preis- 
ausschreiben der englischen Regierung hat 
dann im Jahre 1912 der Verein für die bergbau- 
lichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dort- 
mund ebenfalls ein Preisausschreiben für elek- 
trische Grubensicherheitslampen erlassen und 
hierfür einen Preis von 25 000 M ausgesetzt?) 


- Während bei dem englischen Preisausschreiben 


. Ü 


in der Hauptsache Wert auf eine absolut 
schlagwettersichere Lampe, welche bei 
möglichst hoher Leuchtkraft möglichst geringe 
Betriebskosten verursacht, gelegt wurde, war 
vom bergbaulichen Verein noch als weitere 
Bedingung die Anbringung eines Schlag- 
wetteranzeigers gestellt. Leider ist eine 
Entscheidung über dieses Preisausschreiben bis 
heute nicht erfolgt. 

Während des Krieges hatte nun auch die 
Regierung der - Vereinisten Staaten 
von Amerika einen Wettbewerb für elektri- 
sche: Grubensicherheitslampen ausgeschrieben. 
Bei diesem Wettbewerb war außerdem noch die 
Forderung gestellt, daß eine Entzündung schla- 
gender Wetter durch die elektrische Gruben- 
lampe auch dann nicht stattfinde, wenn die 
Grubenlampe bzw. das Schutzglas durch ir- 
gendwelche. Umstände mechanisch zertrüm- 
mert wird. Auch aus diesem Wettbewerb ging, 
wie bei dem Wettbewerb der englischen Regie- 


ı rung, die „CEAG°-Lampe als beste Hand- 


lampe hervor. Wir entnehmen dem ,„Poly- 
technisch Weekblad‘, Amsterdam über dieses 
Preisausschreiben und die Prüfung der Lampe 
folgende Mitteilungen: 

In Amerika hat die Regierung. der Ver- 
einigten Staaten eine Preisfrage für die Her- 
stellung einer guten und sicheren Grubenlampe 
ausgeschrieben. In Verbindung mit den Eigen: 
schaften, welche man an eine derartige Lampe 
stellen muß, wurde das Folgende vorgeschrie- 
ben: :-Die Lampen müssen derartig konstruiert 
und hergestellt sein, daß der Glasballon unter 
keinen Umständen zerbrechen kann, solange 
der Draht noch hinlänglich glühend ist, um ein 
explosives Gasgemisch zum Explodieren zu 
bringen. Man hat. nämlich festgestellt, daß 
glühende Drähte von Grubenlampen Gruben- 
gas wohl zum Explodieren bringen konnten, 
während elektrische Funken bei Spannungen 
niedriger als 6 V hierzu nicht imstande waren. 
Bei der Preisfrage wurden bezüglich der weite- 
ren Konstruktion, z.B. was die Leuchtkraft, 


Brenndauer, Betriebskosten und  Betriebs- 
sicherheit anbelangt, keine Vorschriften ge- 
macht. 


Es sind auf dieses amerikanische Preisaus- 
schreiben hin nur 6 Einsendungen eingelaufen, 
von denen 3 außer” Betracht bleiben mußten. 
Die anderen 3 wurden nach Anbringung einiger 
kleiner Veränderungen als genügend und 
brauchbar in der Praxis’ ausprobiert. Die Be- 
urteilung selbst geschah sehr streng. In erster 
Stelle wurde festgestellt, ob die an der Lampe 
angebrachten Sicherheitseinriehtungen, um den 
gegebenen Bedingungen zu genügen, unter 
allen Umständen gut wirkten. Anderseits un- 
tersuchte man, ob die betreffenden Sicherheits- 
vorrichtungen nicht etwa Störungen verur- 
sachten, wodurch z. B. die Lampen in Augen- 
blicken, wo dies am allerwengisten erwünscht 
war, erlöschen konnten. Zum Schlusse wurden 
die mechanische Konstruktion der Zelle und 


‚andere Teile der Lampen kontrolliert. 


Von den 3 als gut befundenen Lampen ist 
die „CEAG“-Lampe eine elektrische Hand- 
lampe, bei der die Sicherheitseinrichtung darin 
besteht?), daß der Glasballon zwischen 2 Spi- 
ralfedern angeordnet ist, so daß der Stromlauf 
durch eine Kontaktvorrichtung sofort unter- 
brochen wird, sobald der Glasbällon der Glüh- 
lampe von dem darum angebrachten Schutz- 
glas zerstört wird. Es schien vorerst noch mög- 
lich, daß doch ein Durchglühen des Drahtes 
stattfinden könnte, indem die Glasballons der- 
artig beschädigt wurden, daß die Kontaktvor- 
richtung nicht funktionierte, oder so spät, daß 
inzwischen bereits eine Explosion stattgefun. 
den hatte. Bei 25 Probeversuchen mit dieser 
Lampe blieb der Glühfaden in 40% der Fälle 
ganz, woraus gerade ersichtlich ist, wie nötig es 
ist, eine Sicherheitsvorrichtung anzubringen, 
um den Strom zeitig zu unterbrechen. In allen 
Fällen arbeitete diese Einrichtung tadellos. 
Bei 8 Sonderprüfungen verwandte man beson- 
dere Mühe darauf, die Sicherheitsvorrichtung 
derartig zu beschädigen, daß keine Stromunter- 
brechung stattfand. In 4 Fällen glückte es, die 
Sicherheitsvorrichtung außer Wirkung zu set- 
zen, in keinem dieser Fälle wurde jedoch der 
Glasballon der Glühlampe beschädigt. Da_die 
Umstände bei diesen Versuchen viel schwieriger 
waren, als sie in der Praxis vorkommen, wurde 
die Sicherheitsvorrichtung als ausreichend an- 


ı) „BETZ“ 1912, 8.907 u. 1086. 
) JETZ* 1912. 8. 1145. 
Beschreibung und Abbildung s. „ETZ* 1912, S. 1145- 


282 


erkannt. Es wurden ferner 13 Versuche ge- 
macht, um festzustellen, ob die Sicherheitsv or- 
riehtung schnell genug arbeitete. Dabei wur- 
den ebenfalls sehr günstige Ergebnisse erzielt. 
Bei 15 Versuchen, um die Dauerhaftigkeit der 
Lampe im allgemeinen nachzuprüfen, wurde 
sie aus einer Höhe von 2 m auf einen stei- 
nernen Fußboden geworfen. In allen Fällen 
zerbrachen naturgemäß. beide Glasballons; die 
Sicherheitsvorrichtung wirkte hingegen in allen 
Fällen. 

Die #,,Hirschlampe‘ von der ‚Hirsch 
Elektrische Grubenlampen-Gesellschaft “, Ame- 
rika, die zweite der für gut befundenen Lampen, 
ist eine Lampe, die zur Befestigung an der 
Kopfbedeckung bestimmt ist. Die Sicherheits- 
vorriehtung ist in dem Kopfstück angebracht; 
sie besteht aus einem Stromunterbrecher, der 
bei Stößen gegen die Vorderseite der Lampe in 
Funktion tritt und einem Kurzschluß, der bei 
seitlichen Stößen wirkt. Der Stromunter- 
brecher wirkt, sobald die Glasplatte, welche 
sich an der Vorderseite unmittelbar hinter dem 
konvexen Vorderglas befindet, zerbricht; hier- 
durch wird nämlich eine Spannfeder gelöst, 


welche die Stromunterbrechung zustande 
bringt. Die Kurzschlußvorriehtung _ befindet 


sich in dem Kopf der Lampe. Um die Glüh- 
lampen sind in Form von Reflektoren 3 Metall- 
umhüllungen angebracht, die durch enge 
Zwischenräume geschieden sind. Die innerste 
und äußerste Metallwand ist mit dem einen 
Pol und die dazwischen liegende Metall- 
wand mit dem anderen Pol der Batterie 
verbunden. Bei seitlicher Beschädigung 
der Lampe werden mithin. in jedem Falle 
erst die Platten zusammengedrückt, wo- 
durch unbedingt Kurzschluß eintritt, so daß 
der Glühfaden nicht mehr glühen kann, wenn 
der Glasballon selbst unmittelbar hinterher 
eingedrückt wird. Es wurden 45 Versuche ge- 
macht, um mit verschiedenen Werkzeugen eine 
Beschädigung zu bewerkstelligen; in allen 
Fällen wirkte die Sicherheitsvorrichtung sehr 
gut, bevor der Glasballon zerbrach. Um fest- 
zustellen, ob die Kurzschlußvorrichtung nicht 
zu schnell in Wirkung tritt, wurde die Lampe 
verschiedene Male von 2 m Höhe auf einen 
steinernen Fußboden geworfen. Allein in 
einem einzigen Fall, wobei auch die Strom- 
unterbreehungsvorrichtung, dadurch daß das 
Glas zerbrach, zur Wirkung kam, trat Kurz- 
schluß auf. 

Die dritte Lampe, die „Wieco-Lampe“ 
von der ‚‚Witherlee Igniter-Maatschappij‘“ wird 
ebenfalls am Kopf befestigt. Die Schutzvor- 
richtung an ihr ist durch die Befestigung des 
Lampenballons bewerkstelligtt. Die Lampe 
wird durch einen bügelförmigen Draht in die 
Fassung gedrückt. Falls dieser Draht entfernt 
wird oder der Glasballon zerbricht, fällt die 
Lampe aus der Lampenfassung. Bei 50-maligen 
Versuchen wurde der Glasballon auf verschie- 
dene Weise beschädigt; stets wirkte die Sicher- 
heitsvorrichtung auf durchaus befriedigende 
Weise. 

Es versteht sich von selbst, daß man von 
einer Grubenlampe noch andere Eigenschaften 
fordern kann, welche bei dem amerikanischen 
Preisausschreiben nicht in den Vordergrund 
gestellt wurden. Die Lampe darf nicht schwer 
sein und muß stets genügend und mit Sicher- 
heit Lieht verbreiten; die Betriebs- und Unter- 
haltungskosten dürfen im Verhältnis zu den 
anderen Betriebskosten nicht abnormal hoch 
sein. Die Lichtstärke der Grubenlampen ist 
nicht allein nach der Kerzenstärke zu beur- 
teilen, sondern auch in Lumen auszudrücken, 
d.h. man muß diejenige Menge Licht angeben, 
die in einem bestimmten Raumteil ausgesandt 
wird. 

Bei der Sicherheitslampe von Wolff hat 
man eine Kerzenstärke von 0,4 FK bei etwa 
3 Lumen; für Handlampen hat man dies dann 
auch als Minimum festgestellt, während für an 
dem Kopf zu befestigende Lampen 1,5 Lumen 
als ausreichend angesehen werden. Die Brenn- 
dauer, die normal gefordert werden kann, be- 
trägt 12 h und die Lebensdauer der Glühlampe 
300 h bei Gebrauch von Elementen oder Säure- 
akkumulatoren und von 200 h bei Gebrauch 
von alkalischen Akkumulatoren. Für die Le- 
bensdauer der Platten von Säureakkumulato- 
ren hat man ein Minimum von 3600 Brenn- 
stunden angegeben, was in der Praxis mit un- 
gefähr 1 Jahr übereinstimmt; bei alkalischen 
Akkumulatoren wird die doppelte Lebensdauer 
der Platten verlangt. 


Elektrische Antriebe. 


Elektrische Antriebe für Papiermaschinen. 
— . Während früher das Papier blattweise 
mittels Sieben aus mit Papierstoff gefüllten 
Bütten von Hand geschöpft wurde, wird es 
jetzt durch Lang- oder Rundsiebmaschinen 
in fortlaufenden Bahnen hergestellt; dies er- 


möglicht Erzeugung in größtem Stil, Die Pa- ! groß ist. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 


13. 


FOREN a 


1. April 1920. 


piermaschinen besitzen 2 Hauptteile: einen mit 
gleichbleibender Geschwindigkeit arbeitenden, 
für den Gruppenantrieb ohne Drehzahlregelung 
genügt, und einen solchen, dessen Arbeits- 
geschwindigkeit in Abhängigkeit von der Art 
des gefertigten Papiers regelbar sein muß. Und 
zwar ist nicht nur eine Regelbarkeit bis zu 1 : 25 
erforderlich, sondern es muß auch möglich sein, 
den einzelnen Abschnitten, der Papierbahn bis 
10% verschiedene Geschwindigkeiten zu er- 
teilen, um der Dehnung oder Schrumpfung 


Rechnung zu tragen und ein Reißen des Pa- 


piers zu verhüten. Wie W. Stiel mitteilt, 
hat sich der elektrische Einzelantrieb für diese 
„Zugregelung‘ nicht bewährt, und man be- 
wirkt sie daher mechanisch durch Kegelschei- 
ben, während man den ganzen veränderlichen 
Teil durch einen einzigen, regelbaren Motor 
antreibt. Die, Geschwindigkeitsschwankungen 
dieses Motors dürfen 1 bis 2% namentlich des- 
wegen nicht überschreiten, weil sonst unzu- 
lässige Gewichts- und Stärkeunterschiede des 
erzeugten-Papiers auftreten. Der Umfang des 
Geschwindigkeitsbereiches mit enger Regelung 
hängt von der Anzahl der herzustellenden Pa- 
piersorten ab und kann 1 : 25, unter Umständen 
aber nur 1:2 betragen. Auch muß ein Lang- 
sambetrieb für Reinigungsarbeiten möglich 
sein. “Bei den niedrigen Geschwindigkeiten 
ist das Widerstandsdrehmoment der Papier- 
maschinen sehr erheblich, erreicht bei mittleren 
einen kleinsten Wert und steigt bei’ höheren 
wieder an; diese Verhältnisse müssen beim 
Entwurf des Antriebes berücksichtigt werden. 
Ursprünglich wurde der elektrische Antrieb 
durch nicht regelbare Elektromotoren in Ver- 
bindung mit mechanischen Regelvorriehtungen 
versucht. Später benutzte man bei Motoren 
mit Einfach- oder Doppelanker Umschaltung 
auf verschiedene Spannungen eines Mehrleiter- 


'netzes und erzielte Regelbereiche bis 1:8. 


Diese Regelart wurde verlassen, da sie ver- 
wickelte Steuerapparate ergibt. Gleichstrom 
ist geeigneter als Drehstrom, bei welchem die 
erforderliche Regelbarkeit noch nicht für alle 
Verhältnisse erreichbar ist. Hauptstromre- 
gelung ist für Papiermaschinenantriebe un- 
brauchbar ; ebenso wird reine Feldregelung über 
den Regelbereich 1:3 hinaus unwirtschaft- 
lich. Als geeignetste erweist sich die Spannungs- 
regelung nach der Leonard- und der Zu- und 
Gegenschaltung, bei der bekanntlich nicht das 
Feld des Motors, sondern die Ankerspanuung 
geändert wird. Erstere wird für Papiermaschi- 
nenantrieb vielfach benutzt und besitzt eine 
mit stets derselben Drehzahl laufende ‚‚Steuer- 
dynamo“, von der beliebige Ankerspannungen 
durch entsprechende Feldregelung erzeugt wer- 
den. Die Steuerdynamo speist den fremder- 
regten Motor mit Arbeitsstrom und muß daher 
dieselbe Leistung wie der Motor besitzen. Bei 
der Zu- und Gegenschaltung kann die Anker- 
spannung der Steuerdynamo durch Feldrege- 
lung von einem negativen Höchstwert über 
0 bis zu einem positiven Höchstwert einge- 
stellt werden. Sie wirkt, mit einer Netzspan- 
nung in Reihe geschaltet, auf den anzutreiben- 
den Motor ein, dem so, da der Spannungs- 
bereich der Steuerdyniamo gleich der doppelten 
Netzspannung gewählt wird, 


spannung zugeführt werden kann. 
teil ist die Abhängigkeit von einem entspre- 
chend belastbaren Netz, ein . Vorteil, daß die 


. Steuerdynamo nur die halbe Leistung des an- 


zutreibenden Motors zu haben braucht. Schließ- 
lich kann das Feld des Motors zur Regelung 
mit herangezogen und dadurch der Bereich der 
Spahnungsregelung beschränkt, die Drehzahl- 
regelung verfeinert und die Gleichförmigkeit 
erhöht werden. Diese Regelart ist, mit Aus- 
nahme der selbsttätigen, die für Papiermaschi- 
nenantriebe am besten geeignete. Bei der 
„trägen“, selbsttätigen Regelung wird die 
Verstellung von Hand dureh motorischen An- 
trieb in Abhängigkeit von der Drehgeschwin- 
digkeit (Tachometerdynamo) ersetzt. _ Diese 
Regelung folgt den Schwankungen nur lang- 
sam und ist in Fällen, wo solche häufig auftre- 
ten, nicht zweckmäßig. Die ‚Schnellregler‘“ 
besitzen einen dauernd in schwingender Be- 
wegung befindlichen Teil, welcher durch immer- 
wiederkehrendes Kurzschließen eines Wider- 
standes, wobei die Kurzschlußdauer verändert 
werden kann, den Feldstrom der Steuerdynamo 
so beeinflussen, daß die Geschwindigkeit des 
Motors genau gleichförmig bleibt. Die SSW 
haben gefunden, daß bei Regelbereichen bis 
1:25 die Drehzahl durch den Schnellregler 
mit einer Genauigkeit von %% eingehalten 
wird. Drehstrom-Asynchronmotoren mit Ro- 
tor-Widerstandsregulierung und Drehstrom- 
Kollektormotoren mit Reihenschlußverhalten 
sind für Papiermaschinenantriebe ebensowenig 
geeignet wie Einphasen-Repulsions- oder Rei- 
henschlußmotoren, da bei ihnen allen die Ab- 
hängigkeit der Drehzahl von der Belastung zu 
Der Drehstrom-Kollektormotor mit 


 sehinen ‚besonders gut isoliert sein. Der 


jede beliebige ' 
Spannung zwischen 0 und. der doppelten Netz- 
Ein Nach- . 


| verwaltung der Regierung den Plan für die Er- 


} 


Nebenschlußverhalten ist in den, von. der 


.A.E. G. (Winter-Eichberg) und von den SSW- 


(D. R. P. 260 319) gebauten Ausführungen für 


den Antrieb von Papiermaschinen verwendbar. 
Ersterer erfordert jedoch für sprunglose Re- 


gelung innerhalb weiter Grenzen große Steuer- 
schalter und einen besonderen Regeltransfor- 


mator. 


Der SSW-Drehstrom-Nebenschlußmo- 


tor mit Rotorspeisung (D. R. P. 260.319) liefert 


durch Bürstenverschiebung stetige Geschwin- 
digkeitsregelung in beliebig weiten Grenzen. 
Praktisch ist er für Regelbereiche bis 1:5 
brauchbar, falls Drehzahlabweichungen von 


3 bis 4%, zulässig sind; in Schweden haben ihn 


die Almänna Svenska, in Deutschland die SSW 
für Papiermaschinenantriebe ausgeführt. 


We-- 


gen der feuchten Luft in Papiermaschinensälen 
müssen alle dort aufgestellten elektrischen Ma- 


kühlungsverhältnisse wegen werden die Dreh- 
zahlen hoch gewählt. Der größte von den SSW 
ausgeführte Papiermaschinenmotor leistet 
441 kW bei 140 bis 700 Umdr/min, ist mit 
Schnellregelung versehen und in Schweden auf- 
gestellt. Druckknopfsteuerung wird jetzt nicht 


Ab- 


nur zur Notausschaltung benutzt, sondern ver- 


mittelt auch Einschaltung und Drehzahlände- 
rung. Die SSW haben in einer ausgeführten 
Anlage 500 Stufen für den Feldregler vorge- 
sehen; bei einem Antrieb mit Schnellregler 
wurde gemeinsamer Schneckenradantrieb für 
die Widerstände verwendet. Durch Einbau 
eines aufzeichnenden Geschwindigkeitsmessers 
kann eine laufende, objektive Kontrolle der 
Drehzahl erreicht werden. Schuckert hat 
schon in den Jahren 1900/03 zahlreiche Papier- 
maschinenantriebe mit Gesamtregelung bis 
1: 8 unter Verwendung von Wendepolmotoren 
und Dreileiternetzen ausgeführt. Im ‚Jahre‘ 
1902 wurde die Anordnung der Zu- und Gegen- 
schaltung von derselben Firma mehrfach be- 
nutzt; im folgenden Jahre folgte die Leonard- 
sehaltung. Zeitschr. d..V.0..1% Bd. 04.3920, 
S. 30, 64, 87.) , W; 


Fernmeldetechnik. 


Über die Schaltungsweisen des Audions. — 
Unter der Voraussetzung linearer Charakte- 
ristiken lassen sich für,die Vorgänge in und an 
einer Generäatorröhre ' mathematische Bezie- 
hungen aufstellen, in denen die Röhre als eine 
EMK mit konstantem inneren Widerstand er- 
scheint — eine Darstellungsweise, die be- 
sonders für die Technik nicht zweckmäßig 
ist. Besteht dann einmal eine generative 
Schaltung, so kann man daraus nach 
Coster die anderen Schaltungen ableiten, in- 
dem man die Wechselwiderstände, an denen 
die einzelnen Röhrenelemente liegen, durch für 
die betreffende Frequenz äquivalente bzw. kon- 
jugiert komplexe Widerstände ersetzt. In die- 
ser Art werden aus einem einfachen Schema 
einerseits für eine direkte Schaltung (das Gitter 
ist unmittelbar mit dem Anodenkreis verbun- 
den), anderseits für eine induktive Gitterschal- 
tung alle für die Röhrensender überhaupt mög- 
lichen Sehaltungsanordnungen abgeleitet. (Phys. 
Zeitschr. Bd. 20, 1919, 8.579.) A. mM. 


Funkstation an ‘der schwedischen -West- 
küste. — Nach einer Meldung der ‚‚Berlinzke 
Tidende‘‘ hat die schwedische Telegraphen- 


riehtung einer großen Funkstation an der 
schwedischen Westküste vorgelegt. Diese 
soll dem telegraphischen Verkehr mit Amerika 
dienen: und auch als Durchgangsstation für 
Rußland verwendet werden. Ihr Wirkungskreis 
wird ungefähr dem der Station Nauen ent- 
sprechen. i 


Physik und Theoretische Elektrotechnik, 


Massendämpfung. — Unter Massendämp- 
fung versteht man ein Verfahren, mechanische 
Sehwingungen zu dämpfen, bei welchem sich in 
dem schwingenden Körper eine Masse, die in 
den meisten Fällen aus einer Flüssigkeit be 
steht, selbsttätig unter Energieverbrauch (durel 
innere Reibung) verschiebt. Eine solche Mas 
sendämpfung hat gegenüber anderen Dämp 
fungsarten, z. B. der Wirbelstromdämpfung 
den Vorzug, daß zur Erzielung der dämpfendei 
Wirkung kein feststehender Teil notwendig ist 
Das ist von ausschlaggebender Bedeutung fü 
die bisher wichtigste Anwendung der Massen 
dämpfung beim Frahmschen Schlingertank 
Die Massendämpfung ist auch bereits bei elek 
trischen Meßinstrumenten und neuerdings bein 
Kreiselkompaß zur Anwendung gelangt. Be 
einer von O.Martienssen gegebenen Ableitun; 
einer Theorie der Massendämpfung!) werde 
insbesondere die beim Kreiselkompaß vorlie 
genden Verhältnisse berücksichtigt, u. zw. wirt 
dabei von einer Anordnung nach Abb. 3 ausge 


I) Vgl. „Zeitschr; f: Instrk.“ Bd, 39, 1919, 8: 26 


TEE DPTENIESER. 


1. April 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 13. 


283 


angen, die ein Pendel darstellt, bei dem die 
apfung dadurch erfolgt, daß bei der Pendel- 
bewegung eine Flüssigkeit aus dem Gefäße K, 
nach K, fließt und umgekehrt. Der sich erge- 
bende Schwingungsvorgang besteht aus zwei 


gekoppeltenSchwingungen, nämlich derSchwin«, 


gung des Pendels für sich und der Schwingung 
der Flüssigkeit für sich, die beide durch die 
Reibung im Rohr r miteinander gekoppelt 
sind. Bei der großen Schwingungsdauer des 
Kreiselkompasses von 115 h, muß das Rohr r 
als Kapillare ausgebildet sein. Es ergeben sich 
aus diesen Verhältnissen einfache Bedingungen 
(Gültigkeit der Poiseuilleschen Gleichung) 
für die Strömung der Flüssigkeit. Der Kopp- 
lungskoeffizient K ergibt sich zu K= 
A 


4Z20g90R» A das stabilisierende Mo- 
ment des Pendels, 0 das spezifische Gewicht 


der Flüssigkeit, Q ihre Oberfläche und R der. 


Schwingungsradius der Flüssigkeitsoberfläche 
im Gefäße und g die Erdbeschleunigung: ist. 
Infolge der durch die oben erwähnten, einfachen 
Verhältnisse ermöglichten Vernachlässigung der 
kinetischen Energie der Flüssigkeit ergibt sich 
als charakteristische Gleichung eine solche 
dritten Grades an Stelle der sonst bei ee 
ten Schwingungen auftretenden leichung 
vierten Grades. Ihre Lösung ist von der Form: 


ea e-Uuttme-rt.sin(voi+ P.) 


Für praktische Zwecke ist der 1. Summand zu 
vernachlässigen, so daß die Dämpfungsein- 
richtung nahezu eine reine gedämpfte Sinus- 
schwingung ergibt. Aus der Berechnung der 
Schwingungsdekremente ergibt sich, daß die 


Dämpfung nur abhängt-von K und dem Ver- 


hältnis der Flüssigkeitsfrequenz zur Frequenz 
der ungedämpften Pendelschwingung. Größere 
Dämpfungen sind nur durch hohe K-Werte zu 
erhalten. Bei K = 2 kann z. .B.. das Däm- 


pfungsverhältnis nur wenig über 2 ansteigen, wie 


man auch die Zähigkeit der Flüssigkeit und den 
Rohrquerschnitt wählt. Aperiodische oder über- 
aperiodische Dämpfung ist durch Massendämp- 
fung nicht zu erreichen, da man ja K nicht be- 
liebig groß wählen kann. Die Vergrößerung von 
K bedingt eine Abnahme der Stabilität. Darin 
liegt ein Nachteil der Massendämpfung. 
he. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Internationale Frühjahrsmesse Frankf urt 


a. M. — Die zweite Internationale Messe 
(Frühjahrsmesse) wird auf Anregung von Ma- 
gistrat und Handelskammer Frankfurt a.M. 
in der Zeit vom 2. bis 11. V. 1920 von der Messe- 
und Ausstellungs-Gesellschaft m. b. H. veran- 
staltet, die Trägerin des Unternehmensist, und 
- zu dessen Durchführung ein Messeamt gebildet 
hat. Dieses gibt auch eine Messezeitung her- 
aus. Die Standmiete ist bis spätestens 15. IV. 
1920 zu entrichten. 


Verschiedenes. 


Teuerungszuschläge auf die Prüfgebühren 
der Reichsanstalt. — 
auf die Prüfungsgebühren, welche nach der 
Gebührenordnung der Physikalisch-Techni- 
schen Reichsanstalt vom 1. VII. 1918 erhoben 
werden!), beträgt vom 1. I. 1920 ab: 


bei Teil I (Abschn. Optik, Nr. 21/23 
.25/26) . 


u 3 RER 1009 

bei Teil I (Abschn. Optik, Nr. 24 , 150% 
bei Teil II (Elektrizität u. Magnetis- 

mus)... nn 22.0:150%, 

Bei Gegenständen, die für das Ausland be- 


stimmt sind, wird die Gebühr nach der Gebüh- 
renordnung ohne Teuerungszuschlag, jedoch in 
der Währung des betreffenden Landes unter 
Zugrundelegung der Valuta am 31. VII. 1914 
festgestellt und nach dem am Tage der Ausferti- 


') Vgl. auch „ETZ“ 1919, 8: 498. 


Der Teuerungszuschlag. 


gung des Prüfungsergebnisses für Berlin gelten- | 


en Kurs des betreffenden fremden Geldes in 
Mark umgerechnet. Ergibt sich hierbei ein ge- 
ringerer Betrag als nach den obigen, für das In- 
land festgesetzten Bestimmungen, so werden 
letztere angewendet. 
Deutsche Firmen, welche für das Ausland 
bestimmte Gegenstände der Reichsanstalt zur 
Prüfung einreichen, werden ersucht, die An- 
stalt von der Auslandsbestimmung in Kenntnis 
zu Setzen. 


' Die neuen Gebührenordnungen der Archi- 
tekten und Ingenieure!), über deren Werde- 
gang wir schon mehrfach?) berichtet haben, 
sind nunmehr endlich im Buchhandel erschie- 
nen. Leider hatten sich im letzten Augenblick 
hinsichtlich ihrer äußeren Form Meinungsver- 
schiedenheiten zwischen den Architekten und 
den Ingenieuren herausgestellt, die dazu führ- 
ten, daß der allgemeine, sich auf alle Fachrich- 
tungen beziehende Teil der Gebührenordnung, 
welcher als selbständige Drucksache erscheinen 
sollte, nunmehr in jeder der beiden Gebühren- 
ordnungen, für Architekten und für Ingenieure, 
hineingearbeitet worden ist. Diese Anordnung 
bzw. die verlassene Einheitlichkeit hat natür- 
lich ihre Nachteile, denn es sind z. B. die Num- 
mern der Paragraphen unter Abschnitt IV 
„Gebühren » für Sachverständigen- usw.- lei- 
stungen sowie für Leistungen nach der Zeit‘‘ in 
den beiden Gebührenordnungen nicht die glei- 
chen, was bei Bezugnahme auf einen bestimm- 
ten Paragraphen zu Irrtümern Veranlassung 
geben kann. 

Beiden Gebührenordnungen ist ein kurzer 
Abschnitt I „Allgemeine Bestimmungen‘“‘ vor- 
angestellt, der die rechtliche Stellung der 
Architekten und Ingenieure gegenüber dem 


‚Auftraggeber behandelt. Die Hauptabschnitte 


II der beiden Gebührenordnungen „Gebüh- 
ren für bauliche Leistungen‘ weichen 
natürlich voneinander ab. In der Gebührenord- 
nung für Ingenieure ist die Bauklassenteilung 


‚beibehalten, die Zahl der Klassen indessen von 


4 auf 3 herabgesetzt und in sich z. T. etwas an- 
ders gruppiert worden. Bei der Gliederung der 
Arbeit des Ingenieurs nach Teilleistungen. ist 
jetzt ein Unterschied gemacht zwischen Lei- 
stungen der Bauingenieure und der Maschinen- 
bzw. Elektroingenieure. Die Gebührensätze für 
die Berechnung der Leistung, nach Prozenten 
der Bausumme sind durchweg &twas.erhöht und 
außerdem auch bis 10 Mill. M ausgerechnet. 
Die Berechnung nach der Länge der Linie 


' (Deich-, Straßen-, Eisenbahnen-, Kanalbauten 


usw.), die jedoch nur noch für die Vorarbeiten 
u. zw. mit erhöhten Sätzen gelten soll, wurde 
beibehalten. Die Ausführungsarbeiten, 


. vor allem die Bauoberleitung, werden nach Pro- 


zenten der Herstellungssumme bewertet und 
a in die Bauklassenteilung eingereiht wor- 
en. 

Bei der Gebührenordnung der Architek- 
ten zeigt der Abschnitt II gegen den früheren 
eine grundsätzliche Abweichung insofern, als 
auf die Einteilung in Bauklassen verzichtet und 
die Gebühr, en von der Herstellungs- 
summe nur nach dem Ausbauverhältnis abge- 
stuft ist. Verändert ist auch die Bewertung der 
Teilleistungen, wobei ein Unterschied zwi- 
schen baulichen und kunstgewerblichen 
Leistungen gemacht wird. 

In beiden Gebührenordnungen folgt so- 
dann ein Abschnitt über. Gebühren für 
Sachverständigen- und ähnliche lei- 
stungen, diein der alten Gebührenordnung zu 
vielen Streitigkeiten Anlaß gegeben hatten, be- 
sonders da, wo die Gerichte entscheiden 
sollten. Für die Berechnung von Leistungen 
nach der Zeit ist der Stundensatz auf 12 M fest- 
gesetzt worden, wobei 30 M als Mindestgebühr 
gelten. Bei Reisemim Inlande gelten Reise- und 
Wartezeiten als Arbeitszeit und sind wie diese 
zu vergüten, falls sie als der sonstigen Arbeits- 
zeit entzogen anzusehen sind. Für persönlichen 
Aufwand bei Reisen sind außerdem 40M fürden 
Tag ohne und 60M mit Übernachtung zu ver- 
güten. Wichtig ist die in $ 2 beider Gebühren- 
ordnungen gegebene Bestimmung: 

„Die für die Leistung auf Grund dieser 
Gebührenordnung zu berechnende Gebühr 
ist die „übliche Vergütung‘ im Sinne des 
8 632, Abs. 2, BGB. und des $ 4 der Gebüh- 
renordnung für Zeugen und Sachverständige 
vom 10. VI. 1914 und ist Mindestgebühr.‘ 

Die beiden neuen Gebührenordnungen sind im 
Verlage von Julius Springer, Berlin, erschienen 
und kosten je 1,25 M. Pte. 


1) Aufgestellt von: Verband Deutscher Architekten- 
und Ingenieur-Vereine, Verein deutscher Ingenieure, Bund 
Deutscher Architekten, Verband Deutscher Elektrotech- 
niker, Deutscher Verein von Gas- und Wasser-Fachmännern, 


Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure, Verband der Cen- 


tralheizungs-Industrie, Bund Deutscher Civil-Ingenieure, 
Verein Beratender Ingenieure, Verband Deutscher Diplom- 


Ingenieure, Deutscher Eisenbau-Verband, Deutscher Beton- 


Verein. { 
») Vgl. „ETZ“ 1919, S. 204, 256,486. _. 


Energiewirtschaft. 


Ausnutzung der preußischen Wasserkräfte. 
— Die preußische Landesversammlung hat 
einen sozialdemokratischen Antrag angenom- 
men, nach dem ihr unverzüglich eine Denk- 
sehriftüber diein Preußen vorhandenen 
Wasserkräfte und die Möglichkeit ihrer Aus- 
nutzung zur Kraft- und Lichterzeugung sowie 
Vorschläge für eine Förderung aller Bestre- 
bungen zur Herbeiführung einer restlosen Aus- 
nutzung der Kohle unterbreitet werden sollen. 
Seitens der Regierung wurde dazu bemerkt, daß 
im Antrage nicht klar ausgesprochen sei, ob es 
sich um die preußischen Wasserkräfte über- 
haupt oder um solche handle, die sofort oder in 
Kürze verfügbar zu machen seien. In letzterem 
Falle würde die Denkschrift in etwa 6 Monaten, 
sonst aber bei dem außerordentlichen Umfang, 
den die Ermittlungen annehmen würden, nicht 
vor 11, bis 2 Jahren vorgelegt werden können. 


Einschränkung des Verbrauchs elektrischer 
Arbeit. — Der Reichskommissar für die Kohlen- 
verteilung hat seine Verfügung vom 9. IX. 
1919!) unter dem 1. III. 1920 (‚,Reichsanz.‘ 
1920, Nr. 54) dahin geändert, daß der Ver- 
brauch ($ 1 Ziffer 3) für Abnehmer von jährlich 
mehr als 12 000 kWh wie bisher durch die Koh- 
lenwirtschaftsstellen, Abt. Elektrizität, im Ein- 
vernehmen mit dem Vertrauensmann geregelt 
wird, dagegen für Abnehmer geringerer Arbeits- 
mengen durch die Kommunalbehörden, u. zw. 
in Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohner 
durch die Gemeindevorstände, im übrigen 
durch die Vorstände der Kommunalverbände 
im Einvernehmen mit der Kohlenwirtschafts- 
stelle. Der Reichskommissar kann auf Antrag 
der zuständigen Kohlenwirtschaftsstelle nach 
Anhören der Kommunalbehörden die Grenze 
von 12 000 kWh für den betreffenden Bezirk, 
einzelne Gemeinden oder Abnehmer verschie- 
ben; ihm bleibt auch in Zweifelsfällen, die. bei 
Durchführung dieser Bestimmungen entstehen, 
die letzte Entscheidung. $ 5 Abs. 1 (Ortsvor- 
söhriften) fällt fort. Verbraucher, die von einem 
Stromversorgungsunternehmen elektrische Ar- 
beit gegen Bezahlung erhalten ($ 9), haben für 
jede trotz besonderer Warnung über die zuge- 
10.5008 Menge hinaus verbrauchte Kilowatt- 
stunde bis 1. IV. 1920 einen Aufpreis von 50 Pf, 
danach von 1 M zu zahlen. 


Kleine geschäftliche Mitteilungen. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotechnischen 
Industrie. — Die auf S. 264 wiedergegebene neue 
Zuschlagsliste Nr. 23 (grün) der Preisstelle für 
April 1920 enthält nur wenige Änderungen, u. 
zw. Erhöhungen bei den Nummern 42 und 68 
sowie Zuschläge für Nr. 69 (Apparate). Abzüge 
können wie bisher (vgl. „ETZ“ 1920, S. 63) vom 
Verlag Julius Springer, Berlin W. 9, Linkstr. 23/24, 
bezogen werden. 


Warenmarkt. — Metallpreise. Nach den 
Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des 
Berliner Metallbörsenvorstandes in M/100 kg: 


Metall 26. II. 12. II. 
Elektrolytkupfer (wire- 
bars), prompt, cif Ham- 
burg, Bremen, Rotterdam 3308 3343 


Raffinadekupfer 

99/99,3%/,,10k0oGroß-Berlin |2700— 2800 2800— 2900 
Originalhütten - Weich- 

blei, ab Hütte oder loko 

Groß-Berlin . . . . . |1200—1250 
Originalhütten- Rohzink, 

Syndikatspreis ab Hütte 

oder Lager . .... 
desgl. Preis im freien Ver- 

kehr, ab Hütte oder 

Lagers les aus a ie 1100 
Originalhütten-Alumi- 

nium 98/99.%/, in gekerb- 

ten Blöckchen, ab Hütte 

oder loko Groß-Berlin . |43800—5000 
Zinn, Banka-, -Straits-. 

Billiton-, loko Hambur, 

oder Groß-Berlin . « 110000 
Hüttenzinn, mindestens 

99 0/9, loko Hamburg oder 4 

Groß-Berlin .-.. ... _ _ 
Reinnickel 98/99 %/,, loko 


1450 


1000 1000 


1350— 1375 


5000 


10.300 10 500—11 000 


Hamburg oder. Groß- 

Berlin . . . ....... |6500—6600 165006600 
Antimon-Regulus, loko 

Hamburg oder Groß- 


Beruinninn sea 1900—1950,1900— 1950 
1) Vgl. „ETZ* 1919, S. 504. 


Abschluß des Heftes: 27. März 1920. 


284 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 13. 


. 


Zuschlagsliste der Preiästeile des Zentralverbandes der deutschen eiektrotechnischen Industrie für April 1920. 


Die grüne Zuschlagsliste Nr. 38 gilt für den Monat April 1920 für 
solche Aufträge, die vom .. I. 1920 ab-zu den gemäß Beschluß der Preis- 
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf- 
trägen mit den bis 31. XI. 1919 giltigen Grundpreisen ist die‘ weiße Zu- 


schlagsliste Nr. 28 A maßgebend. Für. die Berechnung der Teuerungs- 


zuschläge gilt folgende Formel: 


1. Der Preisstichtag liegt um die in yi alte A der Teuerungszuschlagsliste 


genannteFrist vor dem Liefertag (A 


so wird der am Liefertage giltige Preis berechnet. 


Gegenstand 


Für Fr ar- 
metall- 
Aus- 
bung 
(mit 
Kupfer, 
Messing, 
Bronze 
usw.) 


"| Zuschlag 


Generatoren, Motoren und Umformer, 
soweit nicht für Sonderausführungen 
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 

1. bis 5 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) 

2. über5 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um- 
drehungen) h 

3. über 100 kW (nezogen a At 1000 Umdre- 
hungen) 

on leraustührhr gen. ‘ ; 

Wand-, Tisch- und Deskinvantililoren 5 

Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi- 

nen. . 

Elektrisch betriebene Hausyaskerpumpen, 

Entstäubungspumpen und Kompressoren 

Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . 

Vollständig ausgerüstete Motorkarren, 

Motorschleifen, Motortragen, Motorwagen 

Spezial-Elektromotoren in Marineausfüh- 

rung und durch solche angetriebene Ma- 

schinen nebst zugehörigen Anlassern laut 
besonderer Aufstellung 

Turbosätze. 

10. Turbosätze, bestehend aus: 

a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit 
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon- 
densationsanlagen . 

b) Turbokompressoren ber erboge- 


N 5 eh 


bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf- 


turbinen und Kondensationsanlagen . 

11. Turbogeneratoren allein . . . 
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbo- 
kompressoren und Turbogebläse allein . 

13. Kondensationsanlagen und Wärmeaus- 
tauschapparate allein 


Zubehör zu Maschinen. 
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-,Web- 
stuhl-, Sterndreieck-Schalter . 
15. Kran. und Aufzugsapparate, Schützen: 
steuerungen . .„ . 
16. Gleitschienen, Verankerung. Kunlnsen 
‚Zahnradvorgelege . Dee Bein 


Bahnmaterial. 
17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen 
18. Fahrschalter und Stromabnehmer für 
Bahnen. . 
19. . Vollständige elektrische Ausrüstungen 
für Straßenbahntriebwagen und mit elek- 
trischer Bremse versehene Anhängewagen, 
ausschl. Leitungen und Montage . 
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen 
von-Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- 
Triebwagen einschl. Montage . 
91. Elektrische Lokomotiven ne Bergbau 
‚und Industrie 
Transformatoren und Gleichrichter 
22. Transformatoren . . 
23. Gleichrichter mit Glaskörper, Keisnchl; 
Zubehör . . LT 
23a. Ersatz- Glaskörper . . 
24. Gleichrichter mit Bisonkörper, einachl 


Zubehör s 
Schaltapparate A Messiah für 
Schaltanlagen. 


25. Hebelschalter‘ Erdschluß- -und Steomrich- 
tungszeiger, Instrumenten- und: Kurbel- 
“ Umschalter, soweit nicht in Gußgehäusd 
96. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl- 
füllung und nicht in Eisen- öder Gufßge- 
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren- 
Sicherungen für Schalttafelbau .- % 
272.Schmelzeinsätze für-- Niederspannungs- 
“ Sicherungen . . 4 
28. Hochspannungs- „Trennschalter, : Mast- 
schalter, Streckenschalter, soweit nicht 
für Öl. NR re 
99, Hochspannungs - Sicherungen: atmisrte 
Stützen u.armierte Wanddurchführungen 
993.Schmelzeinsätze \ für Pl a 
Sicherungen. . ALS 
30. Freileitungs-Hörnerschalter % 
831. Konzentrische Klemmen Lenirikien: 


men). . 
32. Ölschalter (ohne ön einschl. Hilfseppa- 
rate, Ölschaltkasten AR : 


. . « ‘ a . . . 
x Ber a TS EEE ER TEEN EEE SE FE ER FELD RE EEE NED EEE ET EEE BEREIT Mn EN RER T 


780 


720 
550 


780 
550 


720 
"520 


Für 


Ersatz- 


metall- 
Aus- 
führung 


Zuschlag 


lo 


640 
460 


A-Frist 


Mo- 
nate 


B-Fri st 


rist);ist diese Frist mit 0 Dr 


: 46. Wie 48, jedoch "Größe IT bis V (Groß- 


‘47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 


-Kabelschuhe und -Verbinder. u. dergl. 350° ı 800 
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und FIERN: 

gußeisernes Installationsmäterial . . . |. 500. 500 
55. Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel : » 

und dergleichen . . 360 . 310 
‚56. Glühlichtarmaturen einschl. Hasserdieh. ; AR 

ter Fassungen und Handlampen . 360 310 
57. Bord-Installationsmaterial (einschl. Ma- 

rine-Streifensicherungen, aber ausschließ- RER 

lich \b8,0nd:b9y 102, 8 ana 222890 
58. Marine Patzoneneicherungen hr 190 — 
59. Meßstöpsel 2 330 
60. Installationsmaterial für Handelaschiffe 

(ausschl. der zweiteiligen Btöpsel „aus 

Gruppe 45 und 6) . . „nr... R 300 260 
Isolierrohr und Nee Zu- 

behör. 


Glühlampen. 


- 


l. April 1820. 


2. Soweit iin Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird, wenn Innerhalb 
‚dieser Frist geliefert BL der am Bestelltag eltende Preisberechnet. 


3. Der am Bestelltag gelten 


e Preis ist bis auf weiteres Mindestpreis. 


4. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist, 


daß die Herste 
werden kann. 


ung begonnen und ‚ohne Verzögerung durchgeführt 


‚5. Der Lieferung ist die Anzeige der Verssndßereitschaft gleichzurechnen. 
6 


. Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 18 Monate vereinbart 


"wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 


Für Spar- 


ri 158 Für 
Pl g Ersatz- 
(mit metall- 
Gegenstand Kupfer, Aus- 
f Messing, 


Bronze | führung 
usw.) 
Zuschlag | Zuschlag 
% .% 


33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen ! 


(außer Schutz- u. ee, 520 460 
34. Schutzdrosselspulen . . . .». .... x 540 480 
35. Erdungsdrosselspulen . . 520 . 460 
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigon ! 

Schalten . - . r ) 520 460 
37. Vollständige Schältenlaeep, Schalt- 

schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. 520 460 
38. .Schaltkästen ausschl. a. BRE 520 460° 
39. Gußgekapseltes Material . . Se 520 520 
40. Schaltanlagen für Schiffe... ... . , 520 _ 
Meßapparate und Zubehör. j 
41. Meßinstrumente ... NER 300 — 
42. Zähler sowie deren Verpackung FU EERE —_ 350 
43. Meßwandler . . . er Ne. 500 _ 
Testellstionemnteriel. 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) | 320 280 . 


45.. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel, 
.. „Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw. 
. Paßschrauben und Kontaktschrauben, 
Größe I und II (Klein- und Normal-Edison- 
Gewinde) . . 270 230 


Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 300 „260 
zum en en (Sie- 


mens) . . 570. 500 
48. Patronen zum " Ringbolzen-Sicherungs- 


system (Siemens) . . 240 - DIOR 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) : 

und Patronen zum Keilkontakt- Siehe: : 

rungssystem (Siemens) . . 250 220 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit : ’ 

nicht in Gußgehäuse . '. 350 300 
51. Freileitungs- und Hansnnschtel- Siche: 5 

rungen, Freileitungs-Armaturen bis 600 |: LER 

Volt, soweit nicht in Gußgehäuse . . 350 300 


52. Zählertafeln, armiert - .. ; 330. 290 

53. Drehschalter, Steckdosen. und "Stecker, LN ; 
soweit nicht in Gufßgehäuse, Porzellan- 
Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen, | 


61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . An 2 > 
692. ‚Verzinkte Eisenrohre .° ER = 
63. Feinzinkrohre (kein verzinktes "Bisen- : 


blech). REED U EN NS RT N —_ 

64. *Messingrohre A vi co 
65. Papierrohre mit Stahlpanzerschutz (Stahl- 

 panzerrohre) . a hi 


66. Schwarze Papierrohre ohne Metall- RE 
mantel mit Muffe . - NE, u 

67. Stahlrohre (System Poschel) n nebst st Bogen Ask 
und Muffen . .».. I 600 


68. Glühlampen. jeder Art ukechl Heiz- | 
-Jampen): Auf die ab 28. I. 1919 Ba 


‘den Preise . . . 250 250 
‚Telegraphie und Fernsprechwesen. 
69. Apparate . . Le, 400 400 
70. TLinienwähler-Anschlußschnüre RER TEE 90 = 
71. Stöpselschnüre (Privattypen). . . . .|: 225 _— 
72. Apparatschnüre (Privattypen) . . . . 150 E 
Verschiedenes. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Ol: Tagespreis; 
mindestens aber 1500 M für 100 kg ohne Faß. 


. Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) 500°), Zu- 


schlag ° 


A-Frist|B-Frist 


Mo- 
nate 


O0 


h 


0 


wie ve 


Mo- 


v|e 


ackt 


Fabri 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. €. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius 8pringer in Berlin, 


nate 


P2> 


a 


a Ale Dr ann du mel Ba a N u 


al le 


265 


- Elektrotechnische Zeitschrif 


(Zentralblatt fü 


r Elektrotechnik) 


Organ des Elektrotechnischen Vereins seit.1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. 0. Zehme, Dr. F. Meißner, 


K. Perlewitz. 


— Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 8. April 1920. 


- Die Bemessung ’ 
von Drehstrom- Kollektormotoren. 


Von Reinhold Rüdenberg, Berlin-Grunewald. 


Übersicht. Für die Bemessung von Drehstrom- 
Kollektormotoren wird. ein Berechnungsgang her- 
geleitet, der von den gegebenen Betriebsgrößen 
ausgeht und unter Beachtung einiger weniger Er- 
fahrungszahlen über die magnetischen und elek- 
trischen, spezifischen Beanspruchungen der Zahn- 
schicht und des Kollektors zwangläufig zu den Ab- 
messungen der Hauptteile der Maschinen führt. Die 
. Energieverluste, Stromwendespannungen und Magne- 
tisierungsströme werden in ihrer Abhängigkeit von 
den Maschinenwerten betrachtet, und es werden zum 
Schluß die Formelbeziehungen an einigen Berech- 
nungsbeispielen erläutert. . 


'1. Wirkungsweise. Zum Betriebe von 
Arbeitsmaschinen mit regulierbarer Drehzahl 
von Drehstromnetzen aus-verwendet man mit 
Vorteil Drehstrom-Kollektormotoren, die 
im Gegensatz zu den einfachen Asynchron- 
motoren mit ihrer Drehzahl nicht am Synchro- 
nismus haften; sie können vielmehr in erhebli- 
‘ chem Bereiche unter und über Synchronismus 
arbeiten, indem sie durch Vermittlung des Kol- 
lektors und seiner Bürsten eine Energiezufuhr 
oder nutzbare Energieabfuhr vom Läufer ge- 
statten. Während die Ströme im Innern des 
Läufers genau wie bei Asynehronmotoren mur 
die Frequenz der Schlüpfung besitzen, erschei- 
nen sie an denim: Raum feststehenden Kollek- 
torbürsten mit der gleichen Frequenz, die die 
Ständerströme besitzen und können daher mit 
diesen ohne weiteres zusammengeschaltet wer- 
den. ne 
Abb. 1 stellt einen Querschnitt durch eine 
solche Maschine dar. Das Magnetfeld und auch 


Ä Feld 


Abb. 1. 


die Ständerströme und -spannungen laufen 
entsprechend einer Frequenz f, in der wirksa- 
ınen Schicht um. Die Läuferströme und -span- 
“nungen variieren relativ zum Läufer mit der 
geringeren Frequenz fs, die, durch die mechani- 


sche Umdrehungsfrequenz des Läufers f„ er-' 


gänzt, wieder die Ständerfrequenz ergibt. Be- 
trachtet ein mit dem Läufer bewegter Beob- 
achter einen bestimmten Punkt des Läufers, so 
variieren also dort die elektromagnetischen 
Werte mit der Frequenz f,; betrachtet ein still- 
stehender Beobachter einen bestimmten Punkt 
des Raumes, über den der: Läufer hinweg- 
streicht, so variieren für ihn die elektremazne- 
tischen Werte mit der Frequenz f. Stets ist: 


"hf Se WERE (1 


Man erkennt aus diesen Betrachtungen, daß 
der Kollektor alsFrequenzwandler für die Läu- 
ferströme dient. 

Die Spannung im Läufer ist Stetk propor- 
tional der Läuferfrequenz. Man kann daher 
diese und demnach nach Gl. (1) auch die Um- 
drehungsfrequenz und damit die Drehzahl fest 
einstellen, wenn man die Spannung im Läufer 
vorschreibt, indem .man sie beispielsweise über 
einen Transformator vom Netz speist. Regelt 


‚man diese Spannung vom Werte 0 bis zu einem 


positiven oder negativen Betrage, so ändert sich 
die Abweichung der Drehzahl von der synchro- 
nen um einen der Spannung proportionalen Be- 
trag. Die Spannungsregelung ist hiernach auf 
einfache Weise nur mit Kontaktapparaten in 
Stufenschaltung ausführbar. Eine bequeimere 
Regelung der Drehzahl allein durch Verschie- 
bung der Kollektorbürsten ist möglich, 
wenn man den Läufer- und den Ständerstrom- 
kreis nach dem Schema der Abb. 2 in Reihe 


Abb. 2. 


schaltet. ‘Derartige Drehstrom- Serienmo- 
toren entwickeln ein Magnetfeld, das entspre- 
chend denin Abb. 1 dargestellten Stromdurch- 
flutungen von der Summe der räumlich verteil- 
ten Ständer- und Läuferströme entwickelt wird. 
Durch Verstellen der Bürsten läßt sich somit 
die Stärke des Magnetfeldes regulieren und da- 
mit bei gegebenem Drehmomente eine be- 
stimmte Drehzahl einstellen. Wegen der Serien- 
schaltung von Ständer und Läufer ist hier das 
Verhältnis ihrer Spannungen und daher ihrer 
Frequenzen und demnach auch die Drehzahl 
nicht mehr eindeutig gegeben, sondern diese 
richtet sich nach den Belastungsverhältnissen 
des Motors, der daher Reriencharakte tik be- 


sitzt und mit größer werdendem Drehmomente 


geringere Drehzahl annimmt Durch Verschie- 
ben der Bürsten läßt sich der Zusammenhang 
zwischen Drehzahl und Drehmoment beliebig 
verändern. Die näheren Eigenschaften dieser 
Motoren sind in früheren Aufsätzen eingehend 
beschrieben worden!). 

Es lassen sich auch Motoren mie Ne- 
benschluß-Charakteristik herstellen, die 
lediglich durch Bürstenverschiebung in ihrer 
Drehzahl geregelt werden. Man verwendet dazu 
diein Abb. 3 dargestellte Schaltung, bei der die 
Läuferwieklung über Schleifringe vom Netz 
gespeist wird und als primärer Teil des Motors 
dient. Die Ständerwicklung arbeitet dann als 
Sekundärteil, in dem Ströme von geringer 

ı) Vgl.L. Dreyfus und F. Hille brand, „Elektro- 


techn. u.Maschinenb.* 1910, S. 367; R. Rüdenberg, „ETZ“ 
1910,18. 1181, und 1911, 8. 288. 


Heft 14. 


Schlüpfungsfrequenzentwickelt werden, dieüber 
den Kollektor dem Läufer wieder zugeführt wer- 
den. Dureh die direkte Verbindung von Kollek- 
torbürsten und Ständerwicklung ist das Ver- 
hältnis der Läufer- und Ständerspannung und 
daher die Umdrehungszahl fest gegeben. Würde 


Abb. 3. 


man den Ständer in.Stern schalten und seine 
Ströme über 8 Bürsten.dem Kollektor zuführen, 
so ließe sich das Spannungsverhältnis nicht än- 
dern, sondern man könnte durch Verdrehen 
der Bürsten die beiden Spannungen nur un- 
nützerweise außer Phase bringen. Führt man 


“ jedoch Anfang und Ende jeder Phasenwicklung 


des Ständers zu einer gesonderten Bürste, so 
daß manim ganzen 6 Bürsten am Kollektor er- 
hält, so kann. man durch Verändern des Ab- 
standes zweier Bürsten einer Phase jede belie- 
bige veränderliche Spannung am Kollektor ab- 
greifen und damit der Ständerwicklung jede 
beliebig kleine Spannung aufdıücken, wodureh 
die Ständerfrequenz und damit die Drehzahl 
des Motors bestimmt wird. Stehen die zuein- 
ander gehörigen Bürsten in Deckung, so ist die 
Ständerspannung O und der Motor muß im Syn- 
chronismus laufen. Entfernt man die Bürsten 
voneinander,. so wird die Ständerspannung 
größer, die Schlüpfung nimmt zu, der. Läufer 
dreht sichlangsamer. Bei elektrisch diametraler 
Stellung der Bürsten am Kollektor erhält der 
Ständer die höchste Spannung, der Motor läuft 
mit seiner niedrigsten Drehzahl. Verschiebt 
man dagegen die Bürsten von der Deckungslage 
im entgegengesetzten Sinne wie eben, so wird 
dem Ständer eine Spannung entgegengesetzter 
Phase aufgedrückt, die einem übersynchronen 
Lauf des Motors entspricht. Man erkennt so- 
mit, daß der Motor nach’der Schaltung in Abb.3 
um einen durch das Spannungsverhältnis der 
Wicklungen gegebenen Betrag um den Syn- 
chronismus herum stetig regulierbar ist, wenn 
man die mit den Anfängen und Enden der Stän- 
derwicklung verbundenen Bürstensätze einfach 
gegeneinander verschiebt. Wegen des in jeder 
Bürstenlage vorhandenen festen Spannungs- 
verhältnisses ändert sich die Drehzahl mit der 
Belastung nur unwesentlich. Es tritt ein ge- 
ringer Abfall entsprechend dem Widerstands- 
verlust im Sekundärkreis der Maschine ein, der 
Motor hat also Nebenschlußcharakter!). 

Die allgemeine Wirkungsweise sowohl der 
Serien- wie der Nebenschlußmotoren ist bis zu 


..% Vgl. C. Th. Buff, „Die Verwendbarkeit der Dreh- 
Mn kamnatslörmotoneni Berlin 1913, 8.6;H K:Sch rage, 
„ETZ“ 1914, S. 89. 


286 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


Q 


- 1920. 


einem weitgehenden Maße bereits ausgearbeitet 
und soll als gegeben angenommen werden. Wir 
wollen unser Augenmerk hier darauf 
richten, mit welchen Abmessungen 
diese, Maschinen in ihren einzelnen 
Teilen gebaut werden müssen, um den 
praktischen Anforderungen Genüge zu leisten. 
Dabei sollen jedoch nur diejenigen Beziehungen 
hergeleitet werden, die den Drehstrom-Kollek- 
tormaschinen eigentümlich sind, während wir 
die Beziehungen des allgemeinen Dynamobaues, 
wie z. B. die Dimensionierung der Nuten und 
Nutenleiter, die Berechnung der Kupfer- und 
Eisenverluste usw. als bekannt ansehen wollent). 
Wir werden die gewonnenen Formeln dann so- 
fort auf einige praktische Beispiele anwenden, 
u. zw, wollen wir uns dabei zum Ziele setzen, 
die charakteristischen Abmessungen eines Dreh- 
strom-Serien-Motors nach Abb. 2 und eines 
Drehstrom-Nebenschluß-Motors nach Abb. 3 
aus denjenigen Bestimmungsstücken zu finden, 
die durch die Art der Verwendung des Motors 
vorgeschrieben sind. 

Wir wollen unsere Betrachtungen be- 
schränken auf wendepollose Drehstrom- 
maschinen, die im Läufer gewöhnliche 
Gleichstrom-Kollektor wieklung undim 
Ständer normale Breiphasenwieklung 
besitzen. Derartige Maschinen werden in der 
Praxis vor allem angewandt, wenn man Ar- 
beitsmaschinen Kar selbstanlaufende regu- 
lierbare Drehstrom-Kollektormotoren im di- 
rekten Anschluß an die üblichen 50-periodigen 
Netze betreiben will. Die sehr bequeme Bür- 
stenregelung der Motoren nach Abb. 2 und 3 
wird hierbei deshalb ermöglicht, weil man 
Wend£pole und damit feste Bürstenlagen 
wegen des erforderlichen Anlaufs aus dem 
Stillstand doch .nur mit geringem Nutzen 
anwenden könnte. Dies beschränkt jedoch 


die Größe der beherrschbaren Leistung. Bei 
'Hintermotoren in Kaskadenschaltung, bei 


Frequenzwandlern und bei Kollektorgenera- 
toren, die alle mit niedriger und variabler Fre- 
quenz unabhängig von der Netzfrequenz arbei- 
ten und nicht selbst aus dem Stillstande mit 
vollem Moment anzulaufen brauchen, empfiehlt 
sich dagegen der Gebrauch von Wendepolen, 
da man hier zu größeren Leistungen gezwungen 


wird und stets Geschwindigkeit zur Induzie-- 
rung der richtigen Bürstenspannungen zur Ver- 


fügung hat. Derartige Maschinen sollen hier 
nicht behandelt werden 


2. Baubescehränkungen. Alle Aıten von 
elektrischen Maschinen fast sen sich nicht für 
ganz beliebig zu wählende Verhältnisse bauen, 
sondern nur innerhalb gewisser - Bereiche 
der verschiedenen Anforderungen, da stets 
störende Nebenerscheinungen vorhanden sind, 
die in gewissen Gebieten zu intensiv werden. 
Solche schädlichen Erscheinungen sind 
gegeben durch die Erwärmung der Maschinen, 
durch die mechanische Festigkeit des Matexials, 
durchinduktive Spannungsabfälle und wattlose 
Ströme, durch Kollektorfeuer usw. Zur Erwei- 
terung des Baubereiches hat man fast überall 
zu Gegenmitteln gegriffen; man hat künstliche 
Kühlung angewandt, ist zu hochwertigen Bau- 
stoffen übergegangen, man verwöndet Sehnell- 
regler sowie Wendepole. Alle diese Mittel sind 
nur graduell wirksam, erweitern jedoch den 
Baukorech immerhin erheblich. 

Bei Drehstrom- Kollektormaschinen treten 
die folgenden besonderen Baubeschränkungen 
auf: Die Lamellenteilung des Kollektors ß 
mub größer als etwa 4 mm gewählt werden, 
nn sonst bei den heutigen Arbeitsmethoden 

die Herstellung zu kehwierig und die Haltbar- 
keit zu gering a die Umfangsgeschwin- 
Mekeit dies | Kollektors ö. soll unter 25 bis 

30 m/s bleiben, weil sonst leicht Verlagerungen 
der dünnen Lamellen und ihrer Zwischenisola- 
tion im Betriebe eintreten; die Querspan- 
nung der Kollektorbürsten e zwischen 


!) M. Schenkel, „ETZ“ 1917, S. 101, behandelt: be- 
reits bestimmte Fragen der Vorausberechnung. 


Anlauf- und Ablaufkante muß unter etwa 5 V 
im Betriebe und 8 V im Anlauf bleiben, weil 
sonst zu starkes Bürstenfeuer eintritt, das die 
Kohlebürsten und den Kollektor zerstört. 
Besondere Rücksicht auf 
Spannungsabfall und Überlastbarkeit 
der Maschine ist meistens nicht erforderlich. 
die letztere kann höchstens eine Rolle spielen, 
wenn besonders hohes Anlaufmoment. verlangt 
wird. Auch Rücksichtnahme auf den Lei- 
stungsfaktor ist kaum nötig, da der Kollek- 
tor außer der Ermöglichung der Drehzahlrege- 


lung bekanntlich stets eine Phasenverbesserung 


oder gar Phasenkompensierung erlaubt. 

Die Frequenz f des zugeführten Drehstro- 
mes ist meistens gegeben, da man die Motoren 
an vorhandene Netze anschließen will; deren 
Spannung liegt zwar auch fest, jedoch Täßt sie 


sich durch Transformatoren relativ leicht er- 


niediigen, da die vom Kollektor ertragene 
Spannung im allgemeinen nür gering ist. 

Wie auch bei anderen elektrischen Maschi- 
nen sind die Werte für den Strombelag A und 
die Luftinduktion B mit Rücksicht auf die 
Erwärmung der Maschine zu wählen. Bkann 
etwa ebenso groß wie bei Asynchronmotoren 
genommen werden, wobei die Größe des 
Magnetisierungsstromes aus den ebenge- 
nannten Gründen bei Kollektormaschinen nicht 
so ausschlaggebend ist. Die Zahninduktion 
ist sehr hoch zulässig, oft sogar erwünscht, um 
ein flaches Magnetfeld zu erhalten und störende 
Selbsterregungen zu unterdrücken. 


3. Feld und Spannung. Zur Berechnung 
der Kollektoimaschinen wollen wir an- 
nehmen, daß die wirksamen magneti- 
schen Felder räumlich und zeitlich 
sinusförmig verlaufen, Die Rechnung mit 
derartigen Sinusfeldern hat sich bei Asynchron- 
motoren gut bewährt und führt in kontrollier- 
baren Fällen, wo die strenge Rechnung auch 
bei Kollektorımaschinen möglich ist, zu Abwei- 
chungen, die nur die Größenordnung von 1% 
besitzen. Zwei Arten von Oberfeldern treten 
in den Maschinen auf, die wir erwähnen wollen 
Oberfelder, die von der schlechten Wick- 
lungsverteilung herrühren, vor allem die 5- 
und T7-fache Ordnung besitzen und mit einer 
anfepe echend kleineren Geschwindigkeit laufen. 
Sie sollen möglichst vermieden werden, da sie 


zusätzliche Streuung, Verluste und Kurzschluß- 


sewöhnliche 
ım Läufer 


ströme bewirken. “ Schon für 
Gleichstromschablonenwicklung 
und Drehstromspulenwieklung 
sind diese Oberfelder gering, sie lassen sich 
durch Sehnenwicklung noch wesentlich verklei- 
nern. Andere ÖOberfelder werden von der 
Eisensättigung bewirkt, siesind von 3-facher 
Ordnung undlaufen mit der gleichen Geschwin- 
digkeit wie das Hauptfeldum. Sie wirken gün- 
stig auf die - stenspannung, den Magnetisie- 
rungsstrom u d die Hysteresisverluste der 
Zähne ein, da "eine Abflachung des Luftfeldes 
bewirken. Ri. 

In Abb. 4 ist eine Ankerwindung und ihr 
Anschluß an zwei benachbarte Kollektorlamel- 


len dargestellt. Der magnetische Fluß ®,. der 


Abb. 4. . 


mit der Frequenz f, diese Spule durchsetzt, er- 
zeugt eine Transformatorspannung. zwi- 
schen den Lamellen, deren Bffektivwert 


Heft ss 


induktiven 


im. Ständer 


8. April 1920. 


in Volt nach dem Induktionsgesetz gegehen.ist 


durch: 
. R ® E— » 
k ; evanfd 


Um nicht mır einfache Schleifenwicklung zu be- 
rücksichtigen, sondern auch mehrfache Parallel- 
wieklung oder Reihenwicklung, ist hier gleich 


der Faktor 2 eingefügt, der das Verhältnis der 


Zahl der Polpaare zur- Zahl der parallelen 
Stromzweigpaare angibt. Besteht jede Anker- 
spule nicht, wieinAbb.4, aus einer einzigen, son- 
dern aus mehreren Windungen, was:bei Klein- 
motoren vorkommen kann, so kann dies durch 
Division der Stromzweigzahl 24 durch die 
Windungszahl der Spule berücksichtigt werden. 

‘ DieTransformator- Lamellenspannung nach 
Gl. (2) wird vom Drehfeld erzeugt. Ihr Maxi- 
mum läuft daher am Kollektor um und trifft 
nacheinander alle Lamellen. Die Breite b der 
Kollektorbürsten wählt man, wiein Abb. 5 dar- 


Abb-5 


gestellt ist, meistens größer als eine Lamellen- 
teilung #. Um ruhige Kommutierung zu erzie- 
len, ist eine Überdeekung ü von 1 bis 2 Kollek- 
torlamellen zweckmäßig. 


dann: 
b 
en EN 


Diese Spannung istim wesentlichen für die elek- 
trische Beanspruchung der Bürsten bestim- 
mend, da sie durch die Bürste kurzgeschlossen 
wirdundfür die Größe der Bürsten- Kurzschluß- 
ströme maßgebendist. Um diese Ströme niedrig 
zu halten, ist einrelativ hoher Übergangswider- 
stand der Bürstenschleiffläche und ein möglichst 
sroßer Querwiderstand des Bürstenmaterials 
erfor derlich, was beides vorwiegend durch harte 
Kohlen erzielt wird. 

Längs des ganzen Kollektorumfanges 
herrscht zwischen je zwei Lamellen die gleiche 
Spannung e&. Da dieselbe jedoch von einem 
Drehfeld erzeugt wird, so sind diese Spannun- 
gen nicht alle gleichphasig, sondern folgen zeit- 
lich derart aufeinander, daß sie nach Durch- 
laufen eines Polpaares, also einer doppelten Pol- 
teilung, in. der Phase 360° durchsehritten haben. 
Das Spannungsdiagramm des Kollektors zwi- 
schen zwei gleichphasigen Bürsten ist daher der 
in Abb. 6 gezeichnete Kreis, dessen halber Um- 
fang der Polteilung am Kollektor r; entspricht. 


Abb. 6. 


Abb. 7. 


Die Durchmesser spannung, die zwischen 
zwei um eine Polteilung Auseinanden liegenden 
Bürsten gemessen wer den kann, ist Hakan, wie 
aus Abb. 6 hervorgeht: 


Diese Spannung tritt. z, B. bei Sechsbürsten- 


 schaltung des Kollektors auf. Bei Dreibürsten- 
‚ schaltung, die einer Dreieckschaltung der Anker- 


IN 


| Die zeitlich mittlere ' 
Spannung quer durch die Bürstenbreite ist 


8. April 1020. 


Mektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 14. 


267 


Tee”) Te ee 


wicklung entspricht, ist die an den Bürsten auf- 
tretende Spannung im Verhältnis 13 geringer, 
sieist also: 
®B a ER 3 (5 
Ganz allgemein ist die Spannung benachbarter 
Bürsten bei m-phasiger Bürstenanordnung am 
Kollektor nach Abb. 7: 


B,8 = NEE 
TE 


= Be. sin EB, Sina. SN(6 
and mit Gl. (4): | 
Sa ONE R SR: N Ten. 
ee 


Nennt man nun die gesamte Lamellenzahl am 
Kollektor K und seinen Durchmesser D;, so ist 
sein Umfang: 

BPIRERB= TE De: 28 
und daher wird das Verhältnis von Lamellen- 
spannung zur Durchmesser- oder Dreieckspan- 
nung der Bürsten: 


et 
Sa 
und, Re) 
a _2n Me — 3,63 2 
E,2 Va K K 


Um also bei kleiner Lamellenspannung mög- 
lichst große Bürstenspannung zu erhalten, ist 
es wünschenswert, eine recht große 
Lamellenzahl pro Polpaar anzuwenden. 
Diese Lamellenzahl ist jedoch beschränkt durch 


die eingangs erwähnte Bedingung einer minimal 


herstellbaren Lamellenbreite. 

Man kann das Spannungsverhältnis noch 
in Beziehung zur synchronen Umfangsgeschwin- 
digkeit des Kollektors setzen, die gegeben ist 
durch: 

(10 


worin f=fı Zu Setzen ist, wenn es sich um 
Synchronismus zum Ständerfelde handelt, und 
f=f, wenn Synehronismus zum Läuferfelde 
gemeint ist. Unter f darf also sowohl bei Stän- 
deranschluß wie bei Läuferanschluß an das 
Netz stets die Netzfrequenz verstanden werden. 
Setzt man den aus Gl. (10) folgenden Wert 
von 7; in Gl. (4) und (5) ein, so erhält man 
für das Verhältnis von Lamellenspannung zu 
Kollektorspannung bei Sechs- und Dreibürsten- 
schaltung: 


=2Ul - 


ea 
2) [277 
a 2m 78 | a 


Aus diesen Beziehungen erkennt man, daß eine 
möglichst große Umfangsgeschwindig- 
keit des Kollektors wünschenswert ist, 
um eine geringe Transformatorspannung der 
Lamellen zu erzielen. Eine Grenze ist nur durch 
den aus Festigkeitsrücksichten folgenden früher 
genannten Wert gegeben. 

Als Beispiel diene ein Motor für eine Netz- 
frequenz von f = 50 P/s, der bei höchster 
Drehzahl eine Kollektorgeschwindigkeit von 
30 m/s und bei Synchronismus eine solche von 
% =23 m/s besitzt. Die Lamellenteilung sei 
ß = 0,42 cm. Es mögen zwei Fälle betrachtet 
werden: ein Nebenschlußmotor, bei dem die 
Transformatorspannung bei Lauf dauernd in 
voller Größe vorhanden ist, wofür 4 = 4,5 V 
zulässig ist, und ein Serienmotor, bei dem die 
Transformatorspannung nur: beim Anlauf voll 
vorhanden ist, wobei mit & = 3,5 V gerechnet 
. werden darf. Bei Dreibürstenschaltung erhält 


man hiermit eine maximale Kollektorbürsten- 


spannung von 


3 2300 
2a ROBIN AR) 


. = 76 bzw. 106 Volt, 


Das sind recht geringfügige Spannungswerte, 
über: die man bei Drehstrom- Kollektormotoren 
leider nicht wesentlich hinausgelangen kann, 
so daß es beim Anschluß an Netze von 220, 380 
oder 500 V im Allgemeinen erforderlich ist, 
einen Transformator zu verwenden. 

Will man die Bürstenspannung auf den ge- 
samten magnetischen Fluß und die Ankerleiter- 
zahl N, = 2K beziehen, so erhält man durch 
Einsetzen von Gl. (2) und (8) in Gl. (4) oder (5): 
= 32.10-10.20 

2 

»..(12 


3 N. 
Fa Vz 107 1:0, 5, 


Diese Formeln entsprechen den sehr bekannten 
EMK-Formeln für die üblichen Wechselstrom- 
wicklungen. Sie gelten, ebenso wie Gl. (2), für 
Durchmesserwicklung des 
Wendet man Sehnenwicklung an, bei der die 
Spule nicht den ganzen magnetischen Fluß um- 
schließt, so wird die Spannung nach Gl. (12) 
undGl.(2)im Verhältnis des Cosinus des Sehnen- 
winkels geringer, während die Spannungsver- 
hältnisse nach Gl. (4), (5), (9) und (11) unge- 
ändert bleiben. 

Im Ständer pflegt man gewöhnlich Dreh- 
strom-Spulenwicklung anzuwenden, die eine 
etwas günstigere magnetische Ausnutzung be- 
sitzt als die Läuferwicklung mit Dreibürsten- 
schaltung, weil sich beiihr stets phasengleiche 
Leiter in jeder Nut befinden. In jeder Windung 


‚des Ständers wird natürlich die gleiche Span- 


nung wie in einer Läuferwindung-erzeugt, nur 
entsprechend der Ständerfrequenz f,. Esgilt al- 
so für die Windungsspannung die Gl. (2) mit 


=1. Aus der Ständerleiterzahl N, bestimmt 


sich die Windungszahl jeder Phasenwicklung zu 
t- N. 
379 
2 a, parallelen Stromzweigen nöch durch diese 
Zahl zu dividieren ist, um die in Serie geschal- 
tete Windungszahl pro Phase zu erhalten. 

Um die Linienspannung .der Ständerwick- 
lung bei Sternschaltung zu erhalten, muß man 
noch mit Y/3 multiplizieren und außerdem mit 
einem Wicklungsfaktor, der berücksichtigt, daß 
nicht alle Windungen 
mit Spannung gleicher 
Phase induziert wer- 
den, und der sich nach 
Abb. 8 als Verhältnis 


‚ ein Ausdruck, der bei Verwendung von 


bei Dreiphasenwick- 
lung mit 6 Zonen für 


das Polpaar zu 2 er- 
TE 


gibt. Die gesamte 
Spannung der Stän- 
derwieklung ist da- 
mit für jede Phase: 


= 10-0, 
RR 2a 
und bei Sternschaltung: (13 
B: N 
Er= Vs 10 ya 


Bei reiner Serienschaltung der Ständerwick- 


lung, die meistens angewandt wird. ist natür- - 


lich 2a, =1 zu setzen. Die Formeln gelten 


Abb, 9, 


Kollektorankers. - 


von Sehne zu Bogen 


streng genommen nur für vollständig verteilte 
Wicklungen; jedoch liegt bereits bei einer Drei- 
lochwicklung die Abweichung unter 1%. 

Charakteristisch für die Wirkungsweise des 
Motors ist das Verhältnis der Läuferspannung 
bei Stillstand zur Ständerspannung, das iden- 
tisch mit dem Verhältnis der wirksamen Win- 
dungszahlen ist und die Übersetzung x ge- 
nannt wird. Für Dreibürstenschaltung nach 
Abb. 9 hat man die zweite Gl. (12) durch die 
zweite Gl. (13) unter Gleichsetzung der Fre- 
quenzen zu dividieren und erhält: 


RUE" (*) 
Für die Sechsbürstenschaltung nach Abb. 10 
ist die erste der Gl. (12) und (13) zu nehmen, 


also ist: 

ee Nr (=) 

24 N, \w 
Es ist hierbei gleichgültig, ob die Ständer- und 
Läuferwieklung, wie in Abb. 9 und 10, in Serie 


xA= (14a 


(14b 


eg, 


Abb. 10. 


z ee 
geschaltet sind oder ob_sie in Parallele liegen. 
Verwendet man jedoch Zwischentransforma- 
toren anstatt der leitenden Verbindung der 
ee so kommt noch die Transtoımator- 


übersetzung — En ! hinzu, wasin Gl. (14) in Klam- 


mern angedeutet ist, 

Regelt. man einen Motor nach Abb. 10 
durch Verdiehen der weiß und schwarz gezeich- 
neten Bürsten gegeneinander, so wird die wirk- 
same Läuferwindungszahl kleiner, so daß die 
Übersetzung sich ändert wie: 

2=%,.$in e (146 
wo x, die Übersetzung in der Durchmesserstel- 
lung der Bürstenist undy den elektrischen Win- 
kel zwischen den zu einem Stromkreise gehöri- 
gen Bürsten bezeichnet, entsprechend Gl. (6) 
und Abb. 6. 

Es sei angemerkt, daß sich die gesamten 
Bürstenströme für die Schaltungen nach 
Abb. 8 und 9 nach bekannten Regeln aus den 
Ankerzweigströmen Ja berechnen zu: 


BEYUFaTE ' 
Malle 


Der Sollwert‘ der Übersetzung x» ist für 
alle Arten von Drehstrommaschinen sowohl mit 
Nebenschluß-, wie Serien-, wie Kompoundcha- 
rakteristik aus der allgemeinen T'heorie des Mo- 
tors bekannt und ist daher für jeden vorliegen- 
den Fallgegeben. Bei Serienmotoren pflegtman 
in der Kurzschlußlage der Bürsten«, =1,15 zu 
nehmen, bei Nebenschlußmotoren tür Drehzahl- 
regulierung im Verhältnis 1:3 nimmt man 
#% —=0,5. Liegt daher die Läuferwicklung auf 
Grund der Spannungsverhältnisse nach Gl. (9) 
und (11) fest, so ist nach den Formeln (14) die 
Ständerstabzahl N, sofort gegeben, sofern ihre 
Schaltung a, gewählt ist. Die Berechnung 
der Windungszahlen und der Zahl der 
Kollektorlamellen ist hierdurch voll- 
ständig festgelegt, wenn die Polzahl 
und das Modell der Maschine vorliegt. 
Die Modellgröße der Maschine einschließlich 
Kollektor richtet sich ‘jedoch, wie die aller 
elektrischen Maschinen, nach der Leistung; ihre 
Bestimmung soll jetzt betrachtet werden, 


(15 


268 


Elektrotechnische Zeitschrift 


1920, 


Heit 14. 


8. April 1820. 


4. Leistung. Aus Gl. (2) geht hervor, 
daß für Maschinen mit der maximalen Läufer- 
frequenz von 50 P/s bei einfacher Schleifen- 


wieklung mit r — 1 ein magnetischer Fluß zu- 


lässig ist, der je nach Höhe der Transformator- 
lamellenspannung beträgt: 


2,5 bzw. 3,5 
y?.n. 50.10-8 ° 
= 1,13,pzw. .1,6..10° Maxwell, 


Erheblich über diese Werte hinausgelangen 
kann man nur bei Verwendung mehrfacher Pa- 
rallelschaltung im Anker. Wählt man nunmehr 
noch die maximale Luftinduktion B, dann ist 
die gesamte Polfläche vollständig bestimmt. 
Sie ergibt sich, wenn man den zulässigen Fluß 
aus G). (2) einsetzt, als aktive Eisenlänge mal 
Polteilung am Ankerumfang zu: 

10° et > a 
WERDENDEN 
Führt man hierin statt der maximalen Läufer- 
frequenz, die gleich derStänderfrequenz ist und 
wieder mit f ohne Index bezeichnet werden 
kann, die synchrone Drag En 
des Ankers: 


D= 


Le 


? VZErT 7 (16 
ein, so erhält man für die Eisenlänge:, 
8 
EN 10° Re) (a7 
V2:wB'p 


Diese Beziehung kann man auch direkt aus dem 
Induktionsgesetz folgern. 

Nehmen wir als Beispiel eine Transforma- 
torspannung von 3,5 V, eine Umfangsgeschwin- 
digkeit von 22 m/s und eine Luftinduktion 
von 5700 Gauss an, was einem bestimmten 
ausgeführten Serienmotor entspricht, so er- 
halten wir: 


8 € 
N — 20. cm, 
v2 2200 .5700 


also ein ziemlich schmales Eisenpaket. 
Dies ist typisch für alle Drehstrom-Kollektor- 
motoren. Wir erkennen aus Gl. (17), daß die 
Eisenlänge unabhängig ist von Frequenz, Lei- 
stung und Drehzahl. Sie kann höchstens ge- 
steigert werden durch mehrfache Parallelschal- 
tung oder durch das äquivalente Mittel der 
Zwischenlamellen. 

Außer der Luftinduktion B ist a der 
Strombelag A des Ankers bestimmend für die 
Modellausnutzung der Maschine. Während B 
die Eisenlänge bestimmt, wird.durch A der 
Durchmesser des Ankers festgelegt. Da die 
Leiter einer Ankernut Strom verschiedener 
Phasen führen können, so muß man zwi- 
schen dem algebraischen Strombelag A 
unterscheiden, der für die Erwärmung 
der Wicklung maßgebend ist, und dem 
geometrischen Strombelag , der für 
die magnetische Wirkung und daher 
für die Leistung bestimmend ist. Abb. 
11 a zeigt die Stromverteilung desgewöhnlichen 
Gleichstromankers mit zweischichtiger Durch- 
messerwicklung in Dreibürstenschaltung. In 
jeder Nut fließen zwei Phasenströme mit 120° 
Phasenversetzung, von denen jeder einen alge- 


braischen Strombelag von H besitzt. Der geo- 
metrische Strombelag ist daher nach Abb. 11a; 


Abb. 11a. 


VB 


Mn anA. (18 


Bei Sechsburkker nen naeh oder einer 


‚äquivalenten Anordnung, bei der jeder Strom 


durch zwei um eine volle Polteilung entfernt 
liegende Bürsten ein- und austritt, sind keine 


MAbBIBL RN 


Phasenunterschiede der übereinander liegenden 
Nutenleiter vorhanden, so daß hierfür der geo- 
metrische und algebraische Strombelag über- 
einstimmt, er ist nach Abb. 11b: 
| (19 

Auf jedes Zentimeter Ankerumfang wird 
eine bestimmte elektrische Leistung in kVA 
umgesetzt, die sich nach Abb. 12 berechnet als 


Ah. 12. 


Produkt des. Strombelages A und der Span- 
nung eines Ankerstabes, also einer halben Win- 
dung, die nach Gl. (2) den Betrag 

N 7. 

5: u Y olt 


eat, Hierbei sind e;, und Na als Effektiv- 


werte zu nehmen, und esist der Leistungsfaktor 
des Läufers natürlich in dem Produkte bereits 
enthalten. Bei der Summation dieser mittleren 
Leistung pro em über den ganzen Ankerum- 


fang D.rr muß noch der Wieklungsfaktor-" hin- 


zugefügt werden, da die Gesamtspannung in 
jeder Wieklungszone um dieses Maß kleiner ist 
als die algebraische Summe. Die elektromagne- : 
tische Läuferleistung ist daher: 


vr a 3: 


Megan: Dr 


3 7 
me 2 ee, D p . (20 
Bei alleiniger. Läuferspeisung würde. dieses 
gleichzeitig die Gesamtleistung’ darstellen. Bei 
Ständerspeisung muß man, um die Gesamtlei- 
stung zu erhalten, diesen Wert im Verhältnis 


“der Ständer- und Läuferfrequenzen umrechnen. | 


In dem gleichen Verhältnis variiert aber auch 
die Windungsspannung der Wicklung. Bezieht 
man daher e, auf den Stillstand des Läufers, so 
erhält man die gesamte Motorleistung zu: - 
Wer UDE, (21 
pP 
und daraus einen Aus druck für den Durchmes- 
ser des Ankers: 
ER! 


D=25 er I di 


a tag 
wobei. für Dreibürstenschaltung noch Gl. (18) 
zu beachten ist, 


| der 


Durch diese Beziehung. (22) ist bei 
gegebener Leistung der Durchmesser 
Maschine vollständig festgelegt. 
Man kann ihn, ebenso wie die Eisenlänge nach 


Gl. (17), nicht mehr willkürlich wählen, so wie - 


man es von sonstigen Gleich- und Wechsel- 
strommaschinen her gewöhnt ist, bei denen nur 
das Produkt D2? In durch die Leistung und 
Ausnutzung der Maschine gegeben ist. Eine ge- 


wisse Möglichkeit der Veränderung von Dundl 


hätte man lediglich dann, wenn man sich zur 


oder Ra ER mit von 1 verschiede- 
nem „entschließen würde. 


Wählen wir als Beispiel eine Motorleistung 
von 220 kVA, was ungefähr 260 PS entspricht, 
einen Strombelag A von 800 A/cm und eine 
Transformatorspannung von 3,5 V bei einfacher 
Schleifenwieklung, so erhalten wir einen Durch- 
messer von: 3 


2.7220, 108 


Das gibt mit der oben angenommenen Ge- 


schwindigkeit von 22 m/s bei 50 P/s Dreh-. 
strom eine Polteilung von 22 cm und damit 


einen 20-poligen Motor, der eine synehrone 


. Drehzahl von 300 U/min besitzt. 


Wir erkennen aus Gl. (22), daß der 
Durehmesser von Drehstrom-Kollek- 
tormaschinen ganz unabhängig ist von 
der Frequenz, von der Drehzahl und 


digkeit, und sich bei gegebener Wick- 
lungsart lediglich nach der Leistung, 
dem Strombelag und der Transforma- 
torspannung richtet, 

Wünscht manlangsamen Lauf. des Motors, 


-von der Wahl der Umfangsgeschwin- . 


so muß man kleinere Umfangsgeschwindigkeit , 


und Polteilung anwenden und erhält größere 
Eisenlänge, während man Transformatorspan- 
nung, Luftinduktion, Strombelag und Anker- 
schaltung konstant halten kann. Wünscht man 
umgekehrt schnelleren Lauf, so muß die Um- 
fangsgeschwindigkeit größer genommen wer- 
den, wobei die Eisenlänge sich kleiner ergibt. 
Da jedoch für die synchrone Umfangsgeschwin- 
digkeit v des Ankers wegen der nur etwas klein- 
ren Geschwindigkeit vo, des Kollektors eine 
Grenze existiert, so kann man die Drehzahl, die 
zu jeder Leistung gehört, nicht beliebig stei- 


gern. Es gibt also eine Grenze für.die - 


Polleistung der Drehstrom-Kollektor- 
maschinen. Um diese zu gewinnen, führen 
wir in Gl. (21) die der Gl. (8) und (16) ent- 
sprechende Beziehung ein: 


&% —4 V, v=% 
m/s, / = 50.P/s, 9 = 300 A/cm und „= 1. 
so erhalten wir als erreichbare Polleistung: 


W..\.: 3: 41,300.22600 ale 
Ip "im 010 ‚i=Ma KVA, 


wasetwa 12,5kW pro Poloder 25kW pro Polpaar 
entspricht. Größere Polleistungen sind nur bei 


Nehmen wir als Beispiel 


a a 
und erhalten: 
WW. aAv au I 
A BR We DE Da. N 


(23 


Benutzung wesentlich kleinerer Frequenzen ° 


erzielbar oder durch Verwendung mehrfacher 
Parallelschaltung im Anker, welch letzteres 
man jedoch aus Gründen der Kommutierung 
nicht gar zu weit treiben kann. Bedenkt man, 
daß es bei kollektorlosen Wechselstrommaschi- 
nen möglich ist, bis zu 20000 kVA pro Pol- 
paar zu entwickeln, so erkennt man, welche 


Grenze den Drehstrom-Kollektormotoren in’ 


ihrer Verwendung, insbesondere für schnell- 


laufende: wenigpolige Maschinen, gezogen ist. 


Es hat noch Interesse, eine Formel für das 
Produkt von Bene und Drehzahl aufzustel- 


-Ausführung von. Reihen-Parallelwicklungen 7 


die t stehende Umfangsgeschwindigkeit 
durchihren Wert aus Durchmesser und Dreh- 
zahl: 
- BL, nDn . 
er i 979808 : er 
.ersetzen.. Wir erhalten dann: 
i 10- : 
wa. AB. D? 1 } 28 
yv2.20 a 2 


8. April 1920. 


len, indem man die ‚Frequenz mit Hille der 
Beziehung 


aus Gl. (24) herausschaftt. Man erhält dann: 


90 a ar 
N er Ka 328 


was mit den ebengenannten Zahlenwerten: 


Wr 300 .2500 . 1. 10-3 


— 86.103 kVA/min, 


also bei 1000 Um dr /min 86 kVA Leistung eıgibt. 
Man erkennt aus der Beziehung (25), daß die 
maximal bei Drehstrom-Kollektormo- 
toren überhaupt erreichbare Leistung 
unter gleichen Umständen umgekehrt 
proportional der gewünschten Dreh- 
zahl ist. Dies ist dasselbe Verhalten, wie es 
bekanntlich auch Gleichstrom- Kollektorma- 
sehinen zeigen; nur ist deren maximale Lei- 
stung erheblich größer und ‚beträgt, bei 1000 
Umdr/min etwa 1500 kW. 

Für -kollektorlose Wechselstrommaschinen 


ist es üblich, die Ausnutzung der Maschine nach 


einer Leistungsziffer zu beurteilen, die de- 
finiert ist durch: - 

Wire 
“Dom; / 
Wir können diese Beziehung auch für Kollek- 
tormaschinen herleiten, wenn wir aus Gl. (21) 
die hier allerdings charakteristische Größe der 
Transformatorspannung e; eliminieren durch 
were ihres Wertes z. B. aus Gl. (17) und 


(26 


also genau die gleiche Formel, ‚die von Syn- 


bildung sind auf Anregung von. drei Parteien 


ehron- und Asynehronmaschinen her bekannt. 


ist. Diese übliche Formel hat bei Kollektor- 
maschinen für den ‚Entwurf jedoch keine er- 
hebliche Bedeutung. Man muß vielmehr wegen 
der ausschlaggebenden Bedeutung der Trans- 


- formator-Windungsspannung für die Kommu- 


tierung auf die vorstehend entwickelten ande- 
ren Gleichungen für D und ! zurückgehen. 
(Schluß folgt.) 


Volkswirtschaftliches Berufsstudium an 
Technischen Hochschulen. 


Von Prof, W. Franz, Charlottenburg. 


Übersicht. Ein Beschluß der preußischen ja 
desversammlung verlangt Einrichtung an Techni- 


“schen: Hochschulen für ein Berufsstudium der 


Volkswirte, Das ist nicht gleichbedeutend mit der 
Forderung, die wirtschaftswissenschaftliche Schulung 
der Fachtechniker zu ändern und zu bessern. 


Der Elektrotechnische Verein ist im Fe- 
bruar 1917 in eine regere Erörterung der Frage 
eingetreten,!) wie der Einfluß der technischen 
Intelligenz gesteigert und die Wirkung des auf na- 
turwissenschaftlich - technisch - wirtschaftlicher 


- Erkenntnis gegründeten Wissens erhöht wer- 
‚den könnte. Wie zeitgemäß diese Erörterung, 


war und wie sehr auch weitere Kreise von der 
Notwendigkeit durchdrungen sind, die Tech- 
nischen Hochschulen für einen größeren Kreis 
von Aufgaben des öffentlichen Lebens nutzbar 
zu machen, zeigt der Umstand, daß nunmehr 
auch die Parlamente sich mit der gleichen 
Frage beschäftigen. 

‚Bei der Beratung des Haushaltes”des Mi- 
nisteriums für Wissenschaft, Kunst und Volks- 


ı Vgl. 


„ETZ“ 1917, 8. 268,268 ; 1918, 8. 446. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 14. 


2369 


Beschlüsse gefaßt worden, die alle das Ziel 
haben, den zukünftigen Volkswirten (Staats- 
wirten, Verwaltungsbeamten) das Berufs- 
studium an den Technischen Hochschulen zu 
ermöglichen, d.h. also, als Bildungsstätte dieser 


-Berufsangehörigen die Technische Hochsehule 


der Universität gleichzustellen. Es soll den 
Studierenden dieses Berufes freigestellt wer- 
den, die Technische Hochschule oder die Uni- 
versität. (oder beide) zu besuchen. Der dies- 
bezügliche Antrag der einen Partei lautet: ‚‚die 
Staatsregierung zu ersuchen, das volkswirt- 
schaftliche Studienwesen an den Technischen 
Hochschulen so auszugestalten, daß die Mög- 
lichkeit, geschaffen wird, an den Technischen 
Hochschulen eine abgeschlossene volkswirt- 
schaftliche Berufsbildung unter starker Einbe- 
ziehung technischer Bildungselemente 
zu erwerben“. In dem Antrag einer anderen 
Partei hieß es: „Einrichtungen zu treffen, 
welche gestatten, das volkswirtschaftliche Stu- 
dium mit einer wissenschaftlichen Ein- 
führung in die Technik zu verbinden.“ 
Die ausgesprochene Absicht dieser An- 
träge und Beschlüsse ist eine andere als sie 


früher gelegentlich des Unterrichtsetats der Tech- 


nischen Hochschule hinsichtlich der Volkswirt- 
schaftslehre hervorgetreten ist. War früher der 
Zweck der parlamentarischen Erörterung eine 
bessere wirtschaftswissenschaftlichke Schulung 
des Technikers (des Architekten, des Ingenieurs, 
des Chemikers), so ist es jetzt die Absicht der Ab- 
geordneten, endlich einmal die TechnischeHoch- 
schule auch den Anwärtern eines anderen 
Berufes zugänglich zu machen. Nicht Tech- 
niker gilt es zu schulen, sondern Volkswirte. 
Die Technische Hochschule soll Hochschule der 
Wirtschaftler werden. Dieser Gedanke läuft 
zusammen: mit der seit zwei Jahrzehnten schon 
vertretenen Forderung, ein Teil der höheren 
Verwaltungsbeamten des Reiches, der Staaten, 
der Gemeinden, solle den Akademikern der 
Technischen Hochschulen entnommen werden. 
Das war auch die Forderung der Nutzbar- 
machung der neben die Universitäten getrete- 


| nen Hochschulen für die Aufgaben der Lebens- 


führung. Auch die Verwaltungsbeamten sollen 
ja Wirtschaftler, sollen Staatswirte sein. 

. Die Gewährung einer höheren Bildung 
„für,den technischen Beruf‘ (wie es in den Ver- 
fassungsstatuten der Technischen Hochschulen 
heißt) soll nach wie vor Hauptaufgabe dieser 
Hochschulen bleiben. Aber es soll doch eine 
neue Aufgabe hinzukommen; es sollen An- 
wärter eines anderen Berufes erzogen werden. 
Ihr Studium muß, so nahe es auch dem der 
Techniker bleibt, doch ein anderes sein. 

Die Ausführung des von der Volksvertre- 
tung gefaßten Beschlusses wird nicht leicht 
sein. Was sind die technischen Bildungsele- 
mente, die in dem neuen Unterricht einzubezie- 
hen sind? Wie ist eine wissenschaftliche Ein- 
führung in die Technik für solche Studierende 
zu gestalten, die nicht Architekten, nicht In- 
genieure, nicht Chemiker werden wollen? Wie 
soll das Studium abgeschlossen werden? Von 
den drei Fragen scheint mir die. letztere die 
wichtigste zu sein, weil mit ihrer Beantwortung 
auch die anderen sich beantworten lassen. 

' Da wir ohne Prüfungen nicht auskommen, 
so liegt es nahe, dem werdenden Wirtschaftler 
ähnlich wie dem werdenden Techniker die Di- 
plomvorprüfung und die Diplomhauptprüfung 
vorzuschreiben. In der Forderung, diese Prü- 
fungen und insbesondere die erstere abzulegen, 
liegt aber eine ungemein große — vielleicht un- 
überwindliche — Schwierigkeit. In jeder der 
jetzt bestehenden Hochschulabteilungen ist der 
erste mit der Vorprüfung abzuschließende Stu- 
dienteil so mit besonderen Hilfs- und Fach- 
wissenschaften erfüllt, daß es unmöglich ist, 
die entsprechende Vorprüfung abzulegen, wenn 
nicht die vorausgehende Zeit vorwiegend diesen 
Disziplinen gewidmet wird. In den Abteilun- 
gen für mechanische Technik wie insbesondere 
auch in der für Bauingenieurwesen sind hier 


die großen Wissenschaftsgebiete der Mathae- 
matik und der Mechanik ausschlaggebend. Für 
den zukünftigen Wirtschaftler haben dieselben 
aber längst nicht“ die gleiche Bedeutung. Die 
Prüfungsforderung auch nur annähernd gleicher 
Kenntnisse (in den genannten Disziplinen) 
würde daher die „volkswirtschaftliche Be- 
rufsbildung‘‘ mindestens um diejenige Zeit 
verlängern, die der Kandidat auf die Mathe- 
matik und die Mechanik verwenden müßte. 
Ahnlich liegt es in den anderen Abteilungen in 
Hinsicht auf die von dem Architekten oder dem 
Chemiker nachzuweisenden Kenntnisse. Da 
anderseits aber auch von dem angehenden Ar- 
chitekten,‘ Ingenieur oder Chemiker in den 
weitverzweigten Wirtschaftswissenschaften 
(auch in Jurisprudenz, Soziologie, Geschichte 
u.a.) nicht die gleichen Kenntnisse verlangt 
werden können, wie sie bei der Vorprüfung des 
angehenden Wirtschaftlers‘ gefordert werden 
müssen, so wäre jeder Versuch einer Neuerung 
auf solcher Basis aussichtslos. Auch nur die 
Absicht für Wirtschaftler eine Diplomvorprü- 
fung vorzuschreiben, die sich von derjenigen 
für Techniker nicht unterscheidet, würde jeden 
Versuch einer Neuerung im Sinne des Parla- 
mentes von vornherein ersticken. 

Darum ist es nötig, sich zunächst dar- 
über klar zu werden, daß die ..Forderung der 
Landesversammlung nur dann erfüllbar ist, 


: wenn schon vom ersten Semester an eine 


Differenzierung der Studierenden eintritt. 

Es ist nicht einerlei, ob man verlangt, der 
Wirtschaft sollten Techniker zugeführt werden, 
die lange genug im praktischen Berufsleben 
(der Technik) gestanden haben (und die schon 
in ihrem fachteehnischen Berufsstudium sich 
mit der Wissenschaft der Wirtschaft beschäf- 
tigt haben) oder ob man für ein wirtschafts- 
wissenschaftliches Studium zugunsten derjen!- 
gen jungen Leute Forderungen stellt, die be- 
reits beim Beginn ihres Hochschulstudiums die 
Absicht bekunden, Volkswirte zu werden. Be- 
kanntlich gibt es zahlreiche derartige Stu- 
dierende; sie sind jetzt auf die philosophischen, 
die staatswirtschaftlichen und die juristischen 
Fakultäten angewiesen. An diesem Zustande 
und an der Absicht der jungen Leute ändert 
man nichts, wenn man (wie dies oft in den 
Kreisen der Technikerschaft geschieht) ver- 
kündet, an der Technischen Hochschule solle 
nur der studieren, der Techniker, d.h, Hoch- 
bauer,' Wasserbauer, Eisenbahner, Maschinen- 
oder Elektrotechniker -usw. werden will. Man 
ändert daran auch nichts, wenn man den hohen 


- Gewinn betont, der aus dem Übertritt tüch- 


tiger erfahrener Fachtechniker in den Beruf 
der Wirtschaftler erwachsen kann. Es wird das 
Streben nach dem volkswirtschaftlichen Be- 
rufsstudıum doch bestehen bleiben; es wird 
doch immer Anwärter geben, die geraden 
Weges auf ihr Ziel streben und letzteres nicht 
auf dem. Umweg über das fachtechnische 
Studium erreichen wollen. Es gilt einem Teil 
dieser Anwärter die Technischen Hochschulen 
zu erschließen, ihnen im Milieu des technischen 
Fortschrittes (als Kommilitonen späterer Tech- 
niker) geistige wissenschaftliche Entfaltung zu 
gewähren und sie so weit wie möglich an 
der technischen Erkenntnis teilnehmen zu las- 
sen, ohne sie mit denjenigen Anforderungen 
aufzuhalten, die für das Fachstudium der Tech- 
nik und nur für dieses (nicht für das Studium 
der  Wirtschaftswissenschaften) erforderlich’ 
sind. 


Neue, selbsttätige Zählereichvorrichtung. 
Von Dip=-Sug. F. Estel 72). 


Übersicht. Nach kurzem Hinweis auf die bis- 
her bekannt gewordenen Methoden zum selbsttätigen 
Zählen der Umdrehungen von umlaufenden Appa- 
Taten, insbesondere Elektrizitätszählern wird eine 


ı) Nach der nachgelassenen Handschrift überarbeitet 
von Dr.-Sng. Karl Schmiedel. 


270 

neue, selbsttätige Eichvorrichtung beschrieben. Sie 
besteht aus der Vereinigung einer mechanischen 
Kontaktvorrichtung mit Reibungskompensation unter 
Benutzung des Feldes des Bremsmagnets und einem 
elektromagnetischen Klinkwerk. Das Klinkwerk ist 
mit verschiedenen sinnreichen Hilfsvorrichtungen 
versehen, die es ermöglichen, daß die Apparatur 
einen Beobachter voll und ganz ersetzt. Die Größen 
der möglichen Meßfehler werden angegeben und 
es wird festgestellt, daß sie innerhalb der zulässigen 
Grenzen bleiben. 


Wohl jeder, der einmal praktisch Elektrizi- 
tätszähler geeicht hat, hat den Wunsch gehabt, 
von der lästigen Arbeit des Zählens der Um- 
drehungen befreit zu werden und diese Arbeit 
einer selbsttätigen Vorrichtung zu übertragen. 
Die meisten Vorrichtungen zum. selbsttätigen 
Zählen verdanken ihre Konstruktion diesem 
Beweggrund. Eine selbsttätige Zählvorrich- 
tung für die Eichung von Eıektrizitätszählern 
hat aber noch große wirtschaftliche Vorteile: 
Für genaue Eichungen braucht man 2 Beob- 
achter, der eine muß eine bestimmte Anzahl 
Umdrehungen zählen und die dazu gehörige 
Zeit messen, der andere beobachtet die Meß- 
instrumente. Überträgt man die Arbeit des 
ersteren Beobachters einer selbsttätigen Zähl- 
vorriehtung, so braucht man nur noch einen 
Beobachter, der die Meßinstrumente beobach- 
tet. Man erreicht ferner durch die selbsttätige 
Vorriehtung, die vollständig objektiv arbeitet, 
daß man von den subjektiven Fehlern des 
Beobachters unabhängig. wird.- Zur Feststel- 
lung der Umdrehungsgeschwindigkeit betrach- 


tet bekanntlich der Beobachter den Durch-_ 


gang einer auf der Bremsscheibe des Zählers 
angebrachten Marke an einer feststehenden 
Linie oder Kante und mißt mit einer Stopp- 
uhr die Zeit für eine bestimmte Anzahl solcher 
Durchgänge, angefangen von Null. Nun macht 
man mit der Stoppuhr an und für sich einen 
Fehler von 0,2, weil der Zeiger von 0,2 zu 0,2 
springt; dazu kommt noch der Fehler der Be- 
obachtung, der sehr verschieden sein kann, je 


nach der Veranlagung, Gemütsverfassung und’ 


Ermüdung des Beobachters. Auch die Um- 
drehungsgeschwindigkeit beeinflußt den Beob- 
achtungsfehler. Es scheint einige „kritische“ 


Geschwindigkeiten zu geben, die eine gleich-' 


mäßige, genaue Beobachtung erschweren. Der 
Beobachtungsfehler hat mindestens die Größen- 
ordnung des Stoppuhrfehlers, im allgemeinen 
wird er aber größer sein. Zählt man ungefähr 
eine Minute lang die Umdrehungszahl, so kann 
man mit einem Fehler von 0,4 bis 0,6 s, also von 
0,7 bis 1%, rechnen. Abgesehen ist dabei von 
dem Fehler, der durch eine exzentrische Lage 
des Stoppuhrzeigers hervorgerufen werden 
kann. 


Bisher sind zwei Methoden zum selbst-- 


tätigen Zählen der Umdrehungen von Elek- 
trizitätszählern bekannt geworden: 

1. Die Methode von G. Thompson), bei 
der bei jeder Umdrehung des Ankers ein Funke 
von einem auf der Zählerscheibe sitzenden und 
mit dieser rotierenden Reiter auf eine fest- 
stehende Spitze überspringt. Der Primärstrom 
des die Funkenspannung liefernden Transfor- 
mators wird bei jedesmaligem Überspringen 
entsprechend ‘dem Sekundärstrom geändert. 
Diese Änderung des Primärstromes - wirkt 
auf den Magnet eines Doppelzeitschreibers 
ein. Die Vorrichtung ist ziemlich kompen- 
diös, hat großen Stromverbrauch, und ein Aus- 
werten des Streifens ist nötig. Außerdem 
braucht man eine Präzisionsuhr mit Sekunden- 
kontakt, weshalb man die Vorrichtung nur in 
Laboratorien gebrauchen kann, wo eine solche 
vorhanden ist. 

9%. Bei der Methode von H. Gewecke und 
W. v. Krukowski?) wird ein Lichtstrahl von 
einem auf der Ankerachse befestigten kleinen 
Spiegel bei jeder Umdrehung des Ankers ein- 
mal auf eine Selenzelle. geworfen. Die Selen- 

1) „Electrical World“, Bd. 61, 1918, 8. 246 und „ETZ* 


918, 8, 722. 
} ” Vgl, „ETZ“ 1918, 8. 856. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 14. 


zelle bildet den Zweig einer Brücke, in deren 


-Galvanometerzweig die Spule eines Doppel- 


zeitschreibers eingeschaltet ist. Die Apparatur 
ist nicht zu kompliziert, jedoch ist die Verwen- 
dung von Selenzellen abhängig von sorgfältiger 
Behandlung; auch werden die Alterungserschei- 
nungen der Selenzellen zu beachten sein. Fer- 
ner muß während der Beobachtungszeit das 
Liehtbündel von einer hochkerzigen Lampe ge- 
liefert werden, deren Wattverbrauch-groß ist. 
Da man mit dieser Vorrichtung auf einen Dop- 
pelzeitschreiber arbeitet, so braucht man dazu 
wiederum eine Sekundenkontaktuhr und muß 


den Streifen des Doppelzeitschreibers aus- 


werten. 
3. Die neue Vorrichtung!) unterscheidet 
sich von den bisherigen dadurch, daß sie bis 
zu gewissem Grade alle Funktionen eines 
menschlichen Beobachters ausführt. Die Zeit 
wird durch selbsttätiges Ein- und Ausschalten 
einer Stoppuhr mit Hilfe einer mechanischen 
Kontaktvorrichtung bestimmt, die äußerst ein- 
fach und dauerhaft ist ; eine Präzisionspendeluhr 
mit. Sekundenkontakt ist also nicht nötig, 
ebenso fällt irgendwelche Auswertungsarbeit 
fort, da man sowohl die Umdrehungen als auch 
die Zeit direkt abliest und nur die übliche Aus- 
rechnung des Fehlers vorzunehmen hat. Den 
Fehler der Stoppuhr von 0,2 s nimmt man 
dabeiin Kauf. Er wird aber nur in den selten- 
sten Fällen in Erscheinung treten, weil durch 


das selbsttätige objektive Einschalten und Ab-. 


schalten der Stoppuhr der Fehler meistens 
herausfallen wird. Nach diesen Bemerkungen 
über das Wesen der genannten Einrichtung 
sollen die Einzelheiten der Apparatur im fol- 
genden beschrieben werden. 

Der Apparat besteht aus zwei Haupt- 
teilen, der Kontaktvorrichtung am Zähler und 
dem Zählmechanismus, der durch die Kontakt- 
vorrichtung betätigt wird, 


a) Kontaktvorrichtung. 


Wie Abb. 1 zeigt, sitzt auf der Brems- 


scheibe des Zählers ein Reiter R, der mit seiner 
Spitze S bei jeder Umdrehung der Scheibe die 
Quecksilberkuppe Q berührt. Die Zählerscheibe 
ist iiber die Achse und das Zählwerk an den 


+ =; 
Abb. 1. Kontaktvorriehtung mit Quecksilberkuppe. 


Kontaktstromkreis angeschlossen, ebenso der 
Quecksilbernapf. Jedesmal, wenn die Spitze 
des Reiters die Quecksilberkuppe berührt, 
wird der Stromkreis geschlossen. Ein solcher 


Kontakt würde natürlich eine viel zu große. 
Reibung ergeben, wenn man keine Kompen- 


sation vorsehen würde. Zu dem Zwecke wird 
die Quecksilberkuppe an eine solche Stelle ge- 
bracht, daß der Weg des Stromes i, der radial 
durch die Bremsscheibe fließt, in das Feld des 


.Bremsmagnets zu liegen kommt. Die Rich- 


tung des Stromes i wird so gewählt, daß er mit 


) D.R.P, Nr. 298763 und 299481. 


8. April 1920. 


‚ diesem Feld ein positiv gerichtetes Dreh- 
moment erzeugt, welches das durch die Reibung 
zwischen dem Reiter und der Quecksilberkuppe - 
hervorgerufene Drehmoment aufhebt. In ähn-: 
licher Weise kann die Kontaktvorrichtung nach 
Abb. 2 und 3 mit einer Bürste ausgeführt wer- 


+ = 
Abb. 2. Kontaktvorrichtung mit Bürste. 


den. Diese Anordnung ist insofern praktischer, 
als man die lästigen Begleiterscheinungen, die _ 
sich bei Verwendung von Quecksilber leicht 
ergeben, von vornherein vermeidet. Bei beiden 
Vorrichtungen kann man die Zähler; auch mit 


Abb. 3. : Anbringung der Kontaktvorrichtung 
. mit Bürste am Zähler. 


aufgesetzter Kappe eichen, denn für den mini- 
malen Strom im Kontaktstromkreis braucht 
man nur ganz dünne Zuleitungsdrähte, die man 
gut zwischen Kappe und Grundplatte ein- 
klemmen oder durch ganz kleine Öffnungen, 
einführen kann. 

Die Größe des Kompensationsdrehmomen- 
tes kann man auf zweierlei Wege einstellen, 
einmal durch Änderung der Lage des Berüh- 
rungspunktes zwischen Reiter und Queck- 
silberkuppe oder Bürste, das andere Mal 
durch Veränderung der Größe des Kontakt- 
stromes. In der durch ausgezogene Linien dar-. 
gestellten Lage der Quecksilberkuppe in Abb. 1 
ist der Weg, den der Stroms unter Einwirkung 
des Magnetfeldes zurücklegt, gleich der Strecke 
ab. Das Kompensationsdrehmoment ist also 
auch proportional dieser Strecke ab: Rückt 
man dagegen die Quecksilberkuppe in die punk- 
tiert gezeichnete Stellung, so legt der Strom i 
nur die Strecke a'b' unter Einwirkung. des 
Feldes zurück. Das Kompensationsdrehmo- 
ment ist also entsprechend kleiner. Man kann 
die Kompensation auf diese Art und Weise 
so genau einstellen, daß sich der Zähleranker 
bei der kleinsten Netzbelastung, bei der er eben 
noch läuft, während der Vorüberbewegung des 
Reiters am festen Kontakt mit vollständig un- 
veränderter Geschwindigkeit weiter bewegt. 
Nach Aufsetzen der Kappe kann man die Kom- 
pensation auf diese Weise nicht mehr ein- 
stellen, man hat es dann in der Hand, dies 
durch Veränderung des Kontaktstromes zu er- 
reichen. _ e 
. Es soll noch untersucht werden, wie weit 
eine ungenaue Kompensation der Kontaktrei- 


8. April 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 14. 


a7l 


———————_—— — — — — — — — — Z — —  —_— ———————————————— — ——— —,———————— [m mm mm 


bung unzulässige Fehler verursacht. Es sei 
vorausgesetzt, daß das Zählerdrehmoment bei 
" Vollast 6 emg sei, das Reibungsmoment eines 
Bürstenkontaktes mit dem am Umfange der 
Bremsscheibe sitzenden Reiter etwa 0,3 cmg, 
wie dies für normale Fälle zutrifft. Die Berüh- 
rung zwischen Reiter und festem Kontakt finde 
auf einer Strecke von 5 mm statt. Bei einem 
Durchmesser der Scheibe von 100 mm, also 
einem Umfang von 314 mm, beträgt diese 
Strecke also !/g3 des Scheibenumfanges. Meist 
wird die Länge der Berührungsstrecke noch 
kürzer sein. Der Fehler, den man bei der Ein- 
stellung des Kompensationsdrehmomentes 
macht, geht also nur mit dem 63. Teil dieses 
Drehmomentes ein. Für den Fall, daß das 
Reibungsmoment bis auf 5% kompensiert, 
wäre, würden diese 5%, also 0,015 cmg bedeu- 
ten. In die Messung geht aber dieser Fehler nur 
mit 0,015 :63 = 0,00094 cmg ein. Bei einer 
Belastung des Zählers von 2%, der Vollast ist 
das Zählerdrehmoment 0,12 cmg. Der Fehler, 
der durch die ungenaue Einstellung hervorge- 
0,00024 . 100 
0,12 
— 0,2%. In Zahlentafel 1 sind die möglichen 
Fehler für verschiedene Belastungen des Zäh- 
lers bei nicht vollkommener Kompensierung 
des Kontaktrerbungsmomentes zusammenge- 
stellt. 


rufen wurde, wäre dann nur 


h Zahlentafel ı. 
Fehler bei einem Zählerdrehmoment 
(einer prozentischen Belastung) von 


® 


Resultieren- 


des Kontakt- 0,12 emg 0,3 emg 0,6 emg 
reibungs- =2%, =5% = 10% 
moment 

0,3% cmg | Stillstand | Stillstand 0,8 

On a ‚0,8 0,4 

005° 5 ‚0,4 0,2 0,08 

0,015 „ 0,2 0,08 0,04 


Allgemein gilt folgendes: 

Es seien D das Zählerdrehmoment, d£ das 
Kontaktreibungsmoment, dx das Kompensa- 
tionsmoment, & das Verhältnis des Kontakt- 
weges zum Umfang der Bremsscheibe. _Ohne 
Kontakt ist die Drehgeschwindigkeit des An- 
kers proportional dem Drehmoment: 


- Abb. 4. Schaltungsplan der Zählvorrichtung. . 


Je nachdem, ob das Reibungsmoment oder das 
Kompensationsmoment überwiegt, wird der 
Fehler negativ oder positiv. 

Es ist verhältnismäßig leicht, die Kom- 
pensierung mit der im Zahlenbeispiel angeführ- 
ten Genauigkeit einzustellen, wenn man sie bei 
kleiner Belastung vornimmt. Man kann dann 
mit bloßem Auge deutlich die Beschleunigung 
oder Verzögerung beobachten, die die Zähler- 
scheibe während der Berührung des Kontaktes 
erfährt. Läßt man z. B. den Zähler mit 2% 
der Vollast laufen, so ist sein Drehmoment 
0,12cmg. Hat man die Kontaktreibung bis auf 
5%, kompensiert, so ergeben diese 5%, während 
der Berührungsdauer zwischen Reiter und 
Kontakt ein Drehmoment von 0,015 cmg, das 
ist 12,5%, des Zählerdrehmoments. Die Ein- 


wirkung auf die Beschleunigung oder Verzöge- 


rung kann man dabei noch gut beobachten. Die 
Kompensationin dieser Größenordnung ist ohne 
Übung für jeden Beobachter zu erreichen. 
Geübte Beobachter können die Kompensation 
ohne Schwierigkeit noch genauer einstellen. 


b) Zählmechanismus. 


Um die Zählung der Umdrehungen voll- 
ständig selbsttätig zu machen, wird, wie oben 
erwähnt, für eine gewisse Anzahl . Umdrehun- 
gen die Stoppuhr automatisch ein- und ausge- 
schaltet!). Die Vorrichtung ist aus Abb. 4u. 5 
zu ersehen. Bei jeder Kontaktgebung, also bei 
jeder Umdrehung, wird ein Klinkwerk K um 
einen Zahn vorwärts geklinkt. Auf der .ge- 
zahnten Scheibe ist eine Skala angebracht, 
über der sich ein Lochkranz befindet, so daß 
ein verstellbarer Hebel H auf\ verschiedene 
Stellungen der Skala durch Einschnappen in 
eins der Löcher eingestellt werden kann. Die- 
ser Hebel trägt einen senkrecht aus der Ebene 
des Klinkrades herausragenden Stift A. An 
der Stelle des Nullpunktes der Skala ist ein 
Stift E eingesetzt. Die beiden Stifte E und A 


'| besorgen das Einschalten und Ausschalten der 


Kontaktuhr. Im Prinzip ist diese Vorrichtung 
sehr einfach. Will man sie wirklich brauchbar 
machen, so sind verschiedene Hilfsvorrichtun- 
gen notwendig. 

Die Stromstöße, die durch die Kontakt- 
vorrichtung in die Zählvorrichtung gelangen, 
sind von sehr verschiedener Zeitdauer. Neh- 
men wir an, die Bremsscheibe habe .wie oben 
einen Durchmesser von 100 mm. Der Kon- 


Bei Zufügung des Kontaktes wird die mittlere taktweg des Reiters an der Bürste sei wieder 


Geschwindigkeit des Ankers 
V"=D-eol(de—dp). 


Der Fehler, der durch die nieht genügende 
Kompensation hervorgerufen wird, ist dann 


v—v 


x m >. 100 — en 100, 


!) D.h. unkompensiert. 


5 mm lang, und der Zähler mache bei Vollast 
75 Umdr/min®), dann ist: die Kontaktzeit bei 
jo. Last 0,18 s, bei halber Last 0,026 s, bei 
Vollast 0,013 s, bei. 150% der Vollast 0,009 s. 


| Würde man den Magnet M, welcher den Klink- 
mechanismus betätigt, direkt in den Kontakt-' 


2) Eıne rar uhr mit elektrischer Auslösung hat auch 
H. Lnx in der .ETZ* 1911. S 501 a ee D. 8. 

®) Diese Umdrehungszahl bei Vollast wird bei Mes- 
sungen mit Überlastung bei weitem überschritten, Es 
gibt auch Zähler, bei denen der Anker schon bei Vollast 
150 bis 200 Umdr/min macht. 


stromkreis einschalten, so würde die Strom- 
menge nicht mehr genügen, um den Magnet M 
des Klinkwerks anzuziehen. Deshalb ist ein 
Relais R vorgesehen, welches durch den Kon- 
taktstromkreis erregt wird und den Stromkreis 
des Magnets M einschaltet. Aber auch hier 
würden Stromstöße von 0,026 s und weniger 
nicht mehr genügen, um das Klinkwerk zu be- 


‚tätigen, weil zur Beschleunigung der Massen 


des Klinkwerks eine größere Zeit notwendig ist. 
Es ist deshalb die Anordnung getroffen, daß 
der Anker des Relais R, welcher in üblicher 
Weise den Arbeitskontakt für den Magnet M 
schließt, auch nach Stromunterbrechung an 


' der Kontaktvorrichtung in seiner Einschalt- 


stellung festgehalten wird, bis der Hebel J 


‘des Klinkwerks seinen vollen Hub zurückge- 


legt hat. Um dies zu erreichen, ist zwar das 
Relais .R so gebaut, daß es auf die kürzesten 
Stromstöße anspricht, es bleibt aber durch 
den Sperrhaken Sp so lange in seiner Ein- 
schaltstellung, bis der Klinkhebel J seinen Hub 
zurückgelegt hat. An diesem Klinkhebel ist 
ein Kontakt C angebracht, der nach Beendi- 
gung des Hubes den Stromkreis des Magnets N 
schließt. Der Magnet N löst die Sperrklinke Sp 
aus und läßt das Relais R wieder in die Aus- 
schaltstellung zurückgehen. 

. Auf diese Weise kann man noch bequem 
bis zu 200 Umdr/min zählen, was mit den an- 
deren Methoden schwerlich zu erreichen sein 
wird. Ist die Kontaktzeit länger als die Zeit, 
die der Klinkhebel J für seinen vollen Hub 
braucht, so bleibt das Relais R solange in Ein- 
schaltstellung, bis die Kontaktvorrichtung ab- 
geschaltet hat. 

Damit beim Beginn des Zählens die Stopp- 
uhr $t zur genau richtigen Zeit eingeschaltet 
wird, wird der Stromkreis für den Betätigungs- 
magnet © der Stoppuhr parallel zum Strom- 
kreis des Klinkmagnets M geschaltet. Der 
Schalter D wird durch den Stift E des Klink- 
rades geschlossen, wenn die Klinkung durch 
Rückgang des Klinkhebels J vor sich gegan- 
gen ist. Während dieses Rückganges ist das 
Relais R in Ausschaltstellung, der Magnet O 
wird also nicht erregt, sondern der Stromkreis 
durch den Schalter D für die Einschaltung nur 
vorbereitet. Beim nächsten Kontaktgeben 


® 


Abb. 5. Ausgeführte Zählvorrichtung. 


dagegen wird beim Einschalten des Relais R 
der Magnet O sofort erregt und schaltet die 
Stoppuhr ein. Die Stoppuhr wird angehalten, 
nachdem der auf eine bestimmte Anzahl von 
Umdrehungen eingestellte Stift A den Schal- 
ter Din gleicher Weise betätigt hat. Schließ- 
lich ist noch ein Schalter Z vorgesehen, der für 
den Stromkreis des Magnets P dieselbe Funk- 
tion hat, wie der Schalter D für den des Ma- 
gnets 0. Er sitzt vor dem Schalter D und 
kann nur von dem langen, einstellbaren Stift A 


272 


Elektrotechnische Zeitschriit, 1920, 


Belt 14 


betätigt werden, nicht von dem kurzen 
Stift BE. Der Magnet P zieht die Sperrklinke X 
an und läßt dadurch den Hauptschalter 8 
frei, wodurch die ganze Vorriehtung, auch die 
Kontaktvorrichtung abgeschaltet wird. 


c) Vorgang bei der Messung. 

Die Messung geht folgendermaßen vor 
sich: An den Instrumenten werden die ge- 
‘wünschten Meßwerte eingestellt, die Zähl- 
scheibe des Klinkwerks wird von Hand so ge- 
' dreht, daß der Stift E den Kontakt D schließt 
oder einige Klinkungen davor steht, je nach- 
dem, ob der Zähler langsam oder schnell läuft. 
Der verstellbare Stift A wird auf diegewünschte 
Zahl der Umdrehungen eingestellt, die Stopp- 
uhr wird daraufhin nachgesehen, ob der Se- 
kundenzeiger auf Null steht und sodann der 
Hauptschalter S eingelegt. Der. Beobachter 
(nur ein einziger) kann seine.ganze Aufmerk- 
samkeit auf die Konstanthaltung der elektri- 
schen Größen verwenden. 

Nun arbeitet der. Apparat allein: Bei 
jedem Kontakt (bzw. bei jeder Zählerumdre- 
hung) wird das Zählrad. des Klinkwerks um 
einen Zahn vorwärts geklinkt; nach der Klink- 
periode, in der der die Zahl Null tragende, feste 
Stift E der Zählscheibe den Schalter D ge- 
schlossen hat — es braucht dies, wie oben er- 
wähnt, nicht gleich die erste zu sein —, wird 
die Uhr abgedrückt und beginnt zu laufen; 
sodann wird das Zählrad allein weiter geklinkt, 
bis der verstellbare Stift A wieder den Uhr- 
kontakt D schließt und die Uhr gestoppt wird. 
Beim Zurückgehen des Klinkenankers J wird 
der Schalter Z geschlossen, so daß beim näch- 
sten Kontaktgeben der Auslösemagnet P des 
Hauptschalters S erregt und damit die ganze 
Vorrichtung stromlos wird. Der Stillstand des 
Apparates zeigt dem Ohr des Beobachters das 
Ende der Messung an, die Uhr wird abgelesen 
und aus Zeit und Umdrehungszahl der Fehler 
berechnet. 

Nach dem Hinschälten des Hauptschal- 
ters S geht also die Zählung vollständig selbst- 
tätig vor sich, ohne daß sich jemand um sie zu 
kümmern braucht, denn der Mechanismus 
schaltet auch den Hauptschalter S nach Vollen- 
dung seiner Arbeit selbsttätig aus. 


d) Ausführung des Apparates, 

Der Apparat wurde im Jahre 1913 im 
Zählerlaboratorium ‘der Allgemeinen Elektri- 
citäts- Gesellschaft entwickelt und hat sich vor 
allen Dingen in solchen Fällen bewährt, wo man 
eine große Anzahl Messungen an einem und 
demselben Zähler machen mußte. Die Messun- 
gen nahmen bedeutend weniger Zeit in An- 


spruch, als wenn sie von zwei Beobachtern vor- ' 


genommen worden wären, denn der eine Beob- 
achter konnte seine ganze Aufmerksamkeit auf 
die Messungen konzentrieren, brauchte sich 
nicht mit dem zweiten Beobachter zu verstän- 
digen und konnte während der Messung gleich- 
zeitig die Ausrechnung der Fehler vornehmen. 
Die Meßresultate waren genauer, Messungen, 
die mehrmals hintereinander bei gleichen Be- 
lastungen vorgenommen wurden, stimmten 
besser miteinander überein, als wenn die Um- 
drehungen von einem menschlichen Beobachter 
gezählt” wurden. Der Apparat soll, sobald es 
die Umstände ermöglichen, in Fabrikation ge- 
nommen werden, 


Tauchsieder: 
Von Fritz Biermann, Crimmitschau 1.94: 


In der „ETZ“ 1918, 8.126 habe ich die Ver- 


wendung elektrolytischer Sieder in Anregung. 


gebracht und zwei Ausführungsbeispiele, .den 
Tauchsieder 
eingehender behandelt. Den Apparaten hafte- 
ten bisher immer noch eine Reihe von Mängeln 
an, dieich inzwischen beseitigt habe. Zunächst 
hielt.es außerordentlich schwer, die elektrischen 


und..die Durchlaufkanne, 


EN die sich der Flüssigkeit mitteilten, 
zu beseitigen. Da die elektrolytischen Sieder 
mit der vollen Gebrauchsspannung, also z. B. 
220 V, arbeiten, konnten die Streuungen bei 
unachtsamer Behandlung der Apparate für den 
Gebraucher gefährlich werden. Auch die Rege- 
lung war bisher noch nicht einwandfrei durch- 
geführt. Die Apparateließen sich wohl zwischen 
2 Phasen in mehreren Stellungen regeln, jedoch 
konnten sie nicht auf allen 3 Phasen gleich- 
mäßig äuf- und abgeregelt werden. Die ein- 
wandfreie Regelung ist aber bei elektrolyti- 
schen Siedern erste Bedingung, weil der’ Wider- 
standswert des Wassers sich ständig verändert, 
nicht nur an verschiedenen Zapfstellen, sondern 
auch an ein und derselben. Das Wasser verän- 
dert seine chemischen Bestandteile ohne äußere 
Ursachen, und man muß bei dem Bau von 
elektrolytischen Siedern auf diesen Übelstand 
von vornherein gebührend Rücksicht nehmen. 
Ein weiterer Nachteil bestand darin, daß die 


Apparate, insbesondere der Tauchsieder, mit 


großen Platten hergestellt werden mußten, um 
die erforderlichen Stromstärken zu erreichen. 
Zufolgedessen wurden sie ziemlich umfangreich 
und hatten ein nicht unbeträchtliches Gewicht. 
Während der alte Tauchsieder noch 15 kg wog, 
hat das neue Modell nur ein Gewicht von etwa 
3kg. Die verbesserten Apparate sind kleinund 
handlich, haben Regelung, die die Einstellung 
auf jede Stromstärke in den feinsten Abstu- 
fungen ermöglicht und sindim Gebrauch völlig 
ungefährlich, weil die elektrische Streuung 
beseitigt ıst. 

In Abb. 1 ist der neue verbesserte Teuch. 
sieder dargestellt. ‘Sein Gehäuse besteht aus 


Abb. i. Tauchsieder. 


einem Blechkasten mit einer Anzahl von Zir- 
kulationslöchern. Die Regelung erfolgt durch 
Einstellung des auf der Zugstange A befind- 
lichen kleinen Rädchens B. Durch Heben oder 
Senken der Zugstange, die man an dem Glas- 
knopf € bequem anfassen kann, erfolgt die Ein- 
stellung auf die verschiedenen Stromstärken. 
Ein Satz von isolierenden Platten, die zwischen 
die Kohlen mittels der Zugstange A geschoben 
werden können, vergrößert, bzw. verkleinert 
die nutzbare Plattenfläche und zufolgedessen 
die Stromstärke. Der Apparat ist für Zwei- 
oder Dreileiteranschlüsse zu verwenden. Wäh- 
rend der Benutzung braucht er nicht mehr ge- 
regelt zu werden, es genügt vielmehr, wenn er 
bei Gebrauch auf die richtige, d. h. zur Ver- 
fügung stehende Höchststromstärke eingestellt. 
wird, im Gegensatz zu den großen Apparaten, 


wie ich sie früher gebaut hatte, bei welchen man. 
mit der fortschreitenden Erwärmung des Was- 


sers ständig nachregeln mußte. 

Ich verwende i in Verbindung mit meinen 
Tauchsiedern „‚Maximalautomaten‘, wie sie in 
‘der Schweiz gebaut werden, die bei Überschrei- 
tung einer bestimmten Höchststromstärke den 
Sieder ausschalten. Ich. verwende aber auch 
an Stelle der Automaten einfache Strommesser. 
Der verbesserte Tauchsieder kann zufolge sei- 


ner weiten Regulierfähigkeit für ganz kleine . 


und sehr hohe Stromstärken ohne irgendwelche 


Abänderungen benutzt werden, deshalb ist es 


auch möglich, einen Normalapparat zu schaf- 


fen, der allen Zwecken und Ansprüchen genügt. 
Ich arbeite durchschnittlich mit Stromstärken 
von 20 bis 25 A und erreiche dadurch. die Er- 


wärmung von 3001 Wasser auf 40° C. in etwa 
1hmit 10 bis 12kWh. Steigert man die Strom- 
stärke, so geht die Erwärmung des Wassers 
naturgemäß schneller vonstatten, verringert; 


man sie, so dauert sie entsprechend länger, Der 


Normalsieder läßt sich während des Gebrauches 
in den Grenzen von etwa 2 bis 40 A einregeln. 
Der Apparat in der jetzigen Ausführung stellt 


‚ eine gute Konstruktion dar und kann praktisch 


in allen Fällen, wo es sich darum handelt, elek- 
trisch leitende Flüssigkeiten, wie z. B. das Was- 


ser, in kurzer Zeit zu erwärmen oder zum 
Kochen zu bringen, in Gebrauch genommen 


werden. 

Neben dem Normaltauchsieder baue ich 
noch einen kleinen Apparat, den sogenannten 
Zwergsieder. Der Zwergsieder ist konstruktiv 
wie der Normalapparat ausgeführt, besitzt je- 


doch nur 2 Platten, die etwas kleiner gehalten . 


sind. Der Zwergsieder kommt für alle solche 


Ziwecke in.Frage, wo es sich um die Erhitzung 
‚von nicht allzu großen Mengen von Flüssig- 


keit handelt. Ich habe an die Staatsbahn- 
verwaltung Zwergsieder geliefert, die zum An- 
wärmen von Kaffee und Mittagessen in den 


Stellwerksgebäuden für die Arbeiter benutzt 


Abbh.”2, Zwergsieder. j 


werden. In Abb. 2 ist der Zweigsieder selbst. 
‚undin Abb.’8in Verbindung mit einem Koch- 
und Ma dargestellt. 


Abb. 3. Zwergsieder mit Me 


Die Erwärmung der Speisen La Gotsake | 


in den Kochkesseln dauert etwa 4, h, wobei der 
Sieder auf rd 4 A eingeregelt wurde. Der 
Stromverbrauch betrug rd 0,25 kWh. Sowohl 


der Normalsieder als auch der Zwergsieder sind 


ran, 1 Pa a 


- 2 . ’ ‘ : 
an Ti oprhn aa ar a a hit ln 1 A u 


8. April 1820. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 14. 


273 


unbegrenzt hatlbar und erfordern, sobald 
‘die Stromstärke erst richtig eingestellt ist, 
keinerlei weitere Wartung. Die Speisen, Ge- 
tränke oder detgl. in dem Kochkessel können 
niemals verbrennen oder auch nurin den Töpfen 
ansetzen, da das den Sieder und die Kochgefäße 
umgebende Wasser niemals eine höhere als die 
Siedetemperatur annimmt. Im Gegensatz zu 
allen anderen elektrischen Kochapparaten kann 
der Heizkörper des Tauchsieders nicht durch- 
brennen, auch wenn der Kessel stunden- oder 
tagelang ohne Wasser ist. Ist kein Wasser in 
‚dem Kessel, so ist auch der Sieder ausgeschal- 
tet, da das Wasser den Heizkörper des Sieders 
bildet und den Apparat erst einschaltet. 

Die Sieder sind bis auf weiteres nur für 
Wechsel- oder Drehstrom zu verwenden. Bei 
Gleichstrom zersetzen sich seine Platten und 
färben das Wasser dunkel. Bei Wechsel- oder 
Drehstrom dagegen findet keine Zersetzung der 
Platten statt, und das Wasser bleibt klar und 
rein. Die Erneuerung. der Kohleplatten des 
Sieders kostet, falls sie durch Gewalt zerbrochen 
wurden, stets nur wenige Pfennige. Kochappa- 


rate mit derartig weiter Regulierfähigkeit sind 


nur in der Ausführung von elektrolytischen Sie- 
dern möglich. Durch Einstellung auf die klein- 
ste Stromstärke können die Speisen stunden- 
lang warmgehalten werden. Durch den Sieder 
selbst verändern sich die chemischen Bei- 
‚mischungen des Wassers nicht. 
sieder kann auch für große Leistungen, zZ. B. 
1000 1 Wasser und darüber für gewerbliche 
Zwecke hergestellt werden. Der Apparat ist 
im übrigen stets gebrauchsfertig, erfordert bei 
richtiger Handhabung so gut wie keine Repara- 
turen und steht im Wirkungsgrad den besten 
Kochaäpparaten in nichts nach. 


Die Leipziger Technische Messe 1920. 


Die politischen Ereignisse, welche sich am 
Tage vor Eröffnung der Technischen Messe 
vollzogen, haben einen sehr erheblichen Ein- 
fluß auf sie ausgeübt und ihren Erfolg stark be- 
einträchtigt. Schon als am 13. und 14. März 
die ersten Nachrichten von der Absetzung der 
bisherigen Reichsregierung nach Leipzig ge- 
langten, reisten viele ab, die große Masse aber 
der Messebesucher; die erst am Sonntag oder 
an den folgenden Tagen nach Leipzig Fahren 
wollten, wurden durch den ausbrechenden 
Eisenbahnerstreik daran gehindert. In Leipzig 
selbst trugen die Stillegung des gesamten 
Straßenbahnbetriebes, die durch die linksradi- 
kalen Unruhen bedingte Absperrung ganzer 
Stadtbezirke, die zeitweise Schließung einiger 
Meßhäuser und die nicht ungefährlichen Schieße- 
reien dazu bei, den erhofften Erfolg der Tech- 
nischen Messe im Keime zu ersticken. 

; Der Hauptteil der Technischen Messe war 
in dem alten Ausstellungsgebäude am Völker- 
schlachtdenkmal untergebracht. Gerade diese 


Ausstellung hatte wegen ihrer been Lage. 


durch die Einstellung des Straßenbahnverkehrs 
am meisten zu leiden. In der Betonhalle 
(Halle A und B) war die von dem Verein Deut- 
‘ scher Werkzeugmaschinenfabriken muster- 
gültig organisierte, reichhaltige Ausstellung von 
Werkzeugmaschinen und Werkzeugen unterge- 
bracht. Die angrenzende Halle E und z. T. 
auch Halle B nahmen die elektrotechnischen 
Fabrikate auf. Den Mittelpunkt der elektro- 
technischen Ausstellung bildeten die sehr ge- 
schmackvoll und reie 
Stände der Allgemeinen Elektrieitäts-Gesell- 
schaft und des Siemens-Schuckert-Konzerns. 
In der Halle C waren dann ferner Antriebsma- 
schinen, Kraftquellen nebst Zubehör, Maschi- 
nen für Papier- und Buchgewerbe, Maschinen 
und Einrichtungen für Gießereien, Hütten- und 
Bergwesen, Maschinen und Geräte für Bau- 
wesen zu sehen. In Halle VI endlich waren 
Triebwerke (Transmissionen) und Zubehör, Be- 
förderungsmittel und Förderanlagen für Per- 
sonen und feste Körper, Kraftwagen, Luftfahr- 
es Hebezeuge und Boote, Beförderungs- 
mittel für Flüssigkeiten und Gase, Gebläse, 
Pumpen, Maschinen und Werkzeuge zur Bear- 
‚beitung von Metallen, Maschinen und Werk- 
zeuge zur Bearbeitung von Holz, Horn usw., 


Maschinen und Einrichtungen für chemische. 


Fabriken und für Gaserzeugung, landwirtschaft- 
‚liehe Maschinen, einschl. Garten- und Forst- 
‚ wirtschaft, Maschinen für Nahrungsmittel- 
industrien und für Bekleidungsgewerbe unter- 


‚gebracht. Zerstreut fanden sich ferner Teile 


Der Tauch- 


altig ausgestatteten | 


& \ ! 
‚der Technischen Messe in mehreren Meßhäu- 


sern im Innern der Stadt so auch besonders 
im Zoolögischen Garten. Diese Zersplitterung 
der Technischen Messe beeinträchtigte ihren 
Eindruck und auch ihren Erfolg nicht unerheb- 
lich. Dies gilt ganz besonders für die Elektro- 
technik, die auch durch zahlreiche Händlerfir- 
men (auch ganz kleine) vertreten war, während 
anderseits sehr viele bekannte Fabriken fehlten. 
. Was die ausgestellten Fabrikate der Elek- 
troindustrie anbelangt, so handelte es sich zu- 
meist um die gleichen wie auf der Leipziger 
Een N ‚Der Materialmangel und die 
sonstigen Schwierigkeiten unserer Industrie 
haben die Fabriken gehindert, sich mit Neüe- 
ae in größerem 
doch wenigstens sie schon soweit zu bringen, 
daß sie lieferbar waren. Die nachfolgende 
Übersicht gibt nur einen Ausschnitt aus dem 
Gesamtbilde, um Wiederholungen gegen den 
oben erwähnten Bericht nach Möglichkeit zu 
vermeiden. 
Die AEG zeigte in ihrem Stand u. a. einen 
Pol eines dreipoligen Hochleistungs-Ölschalters 
für 300000 kVA, eine vollständige Queck- 
silber-Gleichrichteranlage, Motoren aller Art, 
elektrische Werkzeuge, elektrische Spann- 
platten und Heiz- und Kochapparate in großer 
Mannigfaltigkeit. Unter ihren Meßinstrumenten 
sind besonders ein neues, kombiniertes Volt-, 
Ampere- und Wattmeter dynamoelektrischen 
Prinzips für Laboratoriumszwecke und ein Iso- 
lationsprüfer mit Kurbelinduktor für 550 V er- 
wähnenswert. Ebenso waren zahlreiche Typen 


‚elektrischer Schweißmaschinen ausgestellt, die 


auch im Betriebe vorgeführt wurden. Schließ- 
lich ist noch zu erwähnen ein Modell der Hoch- 
spannungs-Unterstation Gröditz. 

Die Siemens-Schuckertwerke, die sich zum 


ersten Male an der Messe beteiligt hatten, zeig-, 


ten auf ihrem Stand eine Masttransformator- 
station für 15 000 V, verschiedene Anwendun- 
Er ihrer elektrisch betriebenen Pumpen (Elmo- 

umpen), und dann vorallem die EIlmo-Werk- 
zeuge. Viel bewundert wurde die Elmo- 
Handkreissäge, die auch als Handbohr- 
maschine, u. zw. gleichzeitig für Gleich- und 
Wechselstrom verwendbar ist. Ein zweites, 
aus der Handbohrmaschine entstandenes, viel- 
seitigeres Gerät ist das „Elmc-Werk- 
zeug‘. Die Bohrmaschine’ tritt hierbei an die 
Stelle des Spindelstockes einer Werkzeug- 
maschine, z. B. einer kleinen Drehbank. Die 
Vorrichtung ist verwendbar zum Lochbohren, 
zum Metall- und Holzdrehen, zum Feilen, 


‚Schleifen und Sägen von Metall und Holz, zum 


Schneiden von Gehrungen an Holzleisten usw. 
Unter Einschaltung eines Zwischenyvorgeleges 
kann: das Elmo-Werkzeug schließlich als An- 
triebsmaschine dienen. Der kleine Handwer- 
ker, Versuchs- und Montagewerkstätten und 
vor allem der Bastler werden sich dieser Neue- 
rung mit Vorteil bedienen — sobald ihr Preis 
nicht mehr prohibitiv wirkt. Neben zahl- 
reichem Installationsmaterial waren von den 
SSW auch Heiz- und Kochapparate in großer 
Auswahl ausgestellt, darunter Kochplatten mit 
Siht Heisetaben und Bügeleisen, bei denen der 
Stecker mit einem Drehschalter kombiniert ist, 
so daß man das Eisen ohne Entfernung des 
Steckers abschalten kann. Praktisch'erscheinen 
auch zwei Formen von Schnurführungen für 
den Anschluß von Plätteisen an Wandsteck- 
dosen. — Erwähnt seien ferner noch die von 
Siemens & Halske ausgestellten Meßgeräte so- 
nn neuere Typen'von Apparaten für Schwer- 
örige. 

Die Bergmann-Gesellschaft hatte einen 
geschmackvollen Stand im Innern der Stadt, 
brachte indessen nichts Neues. 

‘ Sehr wirkungsvoll war auch der Stand der 
Julius Pintsch: A.G. mit ihren Neon- und 


Glimmlampen. Zum ersten Male wurden hier 


Ausführungen von Glimmlicht-Gleich- 
richtern für Wechselstrom und von Reduktor- 


röhren zum Betrieb von Schwachstromappa- 


raten im Anschluß an Gleiehstromnetze vorge- 
führt.. Über die vielseitigen Anwendungsmög- 
lichkeiten der Glimmlichtröhren ist schon in 
der „ETZ‘ 1919, S. 685 berichtet worden. Die 
Reduktorröhre erfüllt inGleichstromnetzen den 
leichen Zweck wie der Klingeltransformator 
ee nezen: Die Sehaltung ist aus 
Gleichstromnetzes, deren einer geerdet sein 
muß. Die eine Elektrode der Glimmröhre ce ist 
über einen Schutzwiderstand d an. den ungeer- 
deten Netzpol angeschlossen, ihre zweite Rlek- 
trode ist mit der einen Schwachstromklemme 
e verbunden; die zweiteSchwachstromklemme f 
wird geerdet. Die Röhren sind für eineHöchst- 
stromstärke von 0,1 A bemessen und liefern an 
den Schwachstromklemmen eine Spannung von 
18 bis 30 V, der die Wicklungen der Schwach- 
stromapparate (Wecker, Tableaus, Relais) 
zweckmäßig angepaßt werden, um die Vorzüge 


N) Vgl. „ETZ’ 1920, 8.2559. 


mfang zu befassen oder’ 


| der Arthur Libesny & Co. 


auswies, 


1 erkennbar; ab sind die Pole eines. 


der hohen Spannung auszunutzen. Bei beste- 
henden Anlagen, die früher mit Elementen, also 
mit 4 bis 8 V betrieben wurden, ist ein Vor- 
schaltwiderstand zu verwenden. Die Gleich- 
richterwirkung der Glimmlichtröhren erlaubt 


Erde 

dz 
a J 
78-30Volf , 

@ 
220 Vo 
Srarkstromnelz | 
Erde 


“Abb. 1. 'Glitmmlicht-Reduktorröhre 


es, sie auch für den gleichen Zweck im Anschluß 
an einpolig geerdete Wechselstromnetze zu be- 
nutzen. Ein weites Verwendungsgebiet . für 
diese Reduktoren ergibt sich im Fernsprech 
wesen, wo sie als Ersatz der Ortsbatterien (Mi- 
krophonbatterien usw.) benutzt werden können. 

Im Zusammenhang hiermit sei auf den von 
G.m.b. H., Berlin, 
ausgestellten, schon früher erwähnten „Con- 
deetor‘ hingewiesen, dergleichfalls zum Betrieb 
elektrischer Schwachstromanlagen (z.B. Klingel- 
und Uhrenanlagen) dient und im Anschluß an 
Gleichstromspannungen von. 100 bis 250 V se- 
kundär 0,5 bis 0,7 A bei 3 bis 30 V abgeben 
kann. Der in allen seinen Einzelheiten sehr 
sorgfältig durchgebildete Apparat besteht im 
wesentlichen aus zwei Spannungsteilern und 
3. Relais. Der Widerstand des einen Span- 
nungsteilers ist so hoch bemessen, daß der 
durch ihn fließende Dauerstrom nur sehr klein 
ist, ungefähr von der Größenordnung des Ne- 
Benkchießrerbranche eines Weattstundenzäh- 
lers. Jedoch genügt er, um beim Schließen des 
Schwachstromkreises durch einen Zweigstrom 
eines der Relais zum Ansprechen zu bringen 
und den anderen Spannungsteiler an das Stark- 
stromnetz zu legen. Dadurch wird das Schwach- 
stromnetz mit Niederspannung von angemesse- 
ner Stromstärke versorgt. Beim Ausschalten 
des Schwachstromkreises spielen sich die 
Schaltvorgänge durch die Wirkung der Relais 
rückläufig ab. Für das funkenlose ‚Arbeiten 
der Relaiskontakte sind kleine Löschkonden- 
satoren vorgesehen. Der Condeetor ist, wie ein 
am Meßstande ausgelestes Prüfungszeugnis 
von der Physikalisch Technischen 
Reichsanstalt einer vielseitigen und strengen 
Prüfung unterzogen worden, wobei er allen an 
ihn gestellten Anforderungen mit gutem Er- 
folge entsprach. Eine ausführliche Veröffent- 
liehung über diesen Gegenstand wird dem-' 
nächst in der „ETZ‘ erscheinen. i 

Ganz besonders zahlreich waren elektri- 
sche Heiz- und Koecehapparate, Öfen, Bügel- 
eisen usw. ausgestellt; denn bekanntlich haben 
viele in der Elektrotechnik bisher unbekannte 
Firmen die Fabrikation gerade dieser Apparate 
in letzter Zeit aufgenommen. Die Zeva-Elek- 
trizitäts-Gesellschaft, Cassel, bringt ein Bügel- 
eisen mit hohlem Gußkörper, in den die Wider- 
standselemente eingebaut sind; die Anschluß- 
schnur ist im Gegensatz zu anderen Fisen fest 
angeschlossen. Bei einem von der gleichen 
Firma herrührenden Tauchsieder, der sich 
auch zur leichten Anwärmung von Mund- 
wasser in Trinkgläsern o. dergl. eignet, und bei 
einem elektrischen Lötkolben sind die Heiz- 
elemente in den aus Aluminium hergestellten 
Kopf eingegossen, so daß die Wärmeabgabe 
eine sehr intensive ist. Die Haltbarkeit soll sehr 
groß sein und bei Trockenlaufen eher das Alu- 
minium schmelzen, als daß der Heizkörper 
durchbrennt. Bügeleisen zeigte ferner u. a. die 
Arthur Libesny & Co. G. m. b. H., Berlin, deren 
Heizkörper eine aus einer zementartigen Masse 
hergestellte Platte bilden, in welche die Heiz- 
drähte eingebettet sind. Diese Form der Heiz- 
körper soll eine äußerst dauerhafte sein. Ähn- 
liche Heizkörper haben die’ „Kelu‘-Bügeleisen 
von Keue und Lublinski, Berlin. Erwähnt 
seien endlich die Fabrikate der Vea G. m. b. H., 
Berlin. Tauchsieder als Badewassererhitzer 
werden von ©. Schniewind, Neuenrade, fabri- 
ziert. Letztere Firma hat auch eine neue, 
kleine Form elektrischer Öfen für bis 3000 Watt 
auf den Markt gebracht. Die drahtlosen Heiz- 
und Widerstun dszörper für Elektrizität G. m. 
b. H., Berlin $. 42, verwendet für die verschie- 
densten Arten von Heizapparaten einheitliche 
plattenförmige Elemente, deren Leitermasse 
aus Formen des Kohlenstoffs bestehen. 

Otto Nölzel, Niederneuschönberg b.Olbern- 
hau i. Sa., stellte seinen „Noepa“-Apparat 
für Brandmalerei aus, bei dem kein Platin- 
stiftt und kein Gebläse notwendig ist. Der 


274 


Elektrotechnische Zeitschrift. ‘1920. Heft 14. - 


Brennstift wird unter Vorschaltung eines in 
eine Röhrenlampe eingebauten Vorschaltwider- 
standes an 110 oder 220 V angeschlossen. 


Unter den ausgestellten Heizkissen seien 
diejenigen der Firma Prometheus (Vertreter 
E. R. Ritter & Co., Berlin) erwähnt, bei denen 
einer schädlichen Überlastung dadurch vorge- 
beugt ist, daß ein selbsttätiger in das Kissen 
eingebauter Ausschalter den Strom periodisch 
unterbricht. Eine besondere Heizkissentype 
ist so eingerichtet, daß sie an 110 und 220 V an- 

eschlossen werden kann; bei der höheren 
pannung wird eine Überlastung dadurch ver- 
mieden, daß die erwähnte periodische Strom- 
unterbrechung entsprechend schneller erfolgt. 
Unter den Fabrikaten dieser Art seien ferner 
die bewährten Heizkissen von Dr. R. Heilbrun, 
Berlin-Nowawes, genannt. Eine direkt be- 
heizte, handliche. elektrische Brennschere mit 
getrenntem Regulierwiderstand stellten H. A. 
Lisvogel & Co., Nürnberg aus. 

Bemerkenswert war ferner die von der 
Elektrischen Apparatebau -Gesellschaft Tien- 
gen (Amt Waldshut, Baden) ausgestellte 
elektrische Setzmaschinenheizung mit 
selbsttätiger Temperaturregelung. Der Schmelz- 
kessel wird durch leicht auswechselbare, von 
unten eingeführte Heizkörper beheizt und 
braucht etwa 800 Watt. Eine Überhitzung 
des Metalls und unnötiger Stromverbrauch wer- 
den durch die selbsttätige Reguliervorrichtung 
verhindert, die eine sichere Einstellung auf jede 
gewünschte Metalltemperatur gestattet. 

Auch elektrisch beheizte Brutappaäarate 
für 60 bzw. 120 Eier liefert die gleiche Firma. 
Der Stromverbrauch beträgt anfangs etwa 
1 kWh in 24 Stunden, gegen Ende der Brutzeit 
wegen der dann auftretenden Eigenwärme etwa 
die Hälfte. Ebenso stellte die Firma Gebr. Witte, 
Leisnig i. Sa., elektrische Brüter aus, bei denen 
die Feuchtigkeit der eingeschlossenen Luft 
dem Brutstadium entsprechend geregelt werden 
kann. Ein Thermostat gestattet eine sichere 
Einstellung der Temperatur bis auf 1,°C. Der 
Stromverbrauch für 100 Eier und eine Brut- 
periode von 21 Tagen beträgt 34 kWh. 


Beleuchtungskörper für elektrisches 
Licht waren in großer Auswahl vorhanden, be- 
sonders Tischlampen, hohe Stehlampen und 
Kronen mit Seidenbespannung oder -behang. 
Auch geschmackvolle Ausführungen in Holz- 
waren an zahlreichen Stellen zu sehen. Er- 
wähnt seien die Fabrikate von F. Wünsch, 
Leipzig-Gohlis, F. Lüders, Lübeck, A. Janicke. 
Magdeburg, Roland Beleuchtungskörper G. m. 
b. H., Charlottenburg 9, Springer & Co., Mün- 
chen. Beleuchtungskörper für künstliches Ta- 
geslicht, welche Blaufilter und Silberspiegel 
verwenden, zeigte die Tageslicht G. m. b. H., 
Berlin. Ähnlichen Zwecken dienen die „Rein- 
licht“-Beleuchtungskörper der Reinlicht G. m. 


.b. H.,.München (,ETZ“ 1919, S. 108). 


Zahlreich waren Ausstellungen von In- 
stallationsartikeln und Zubehörteilen für 
Leitungsbau; doch überwogen hier die Händler 
gegenüber den Fabrikanten. Die Zöllner-Werke 
Dresden A. brachten eine neue Abzweigdose, 
bei welcher an Stelle von Schraubverbindungen 
gut gefederte Klemmverbindungen verwendet 
sind. Nach Niederdrücken des abgefederten 
Plättehens mittels eines hierzu geeigneten 
Schlüssels wird in dem Anschlußbolzen ein 
Schlitz frei, in den man einen oder mehrere 
Drähte einführen kann. Der Anschluß der 
Drähte erfolgt äußerst schnell, und es besteht 
keine Gefahr, daß Schräubcehen herunterfallen 
oder verloren gehen. Eine praktische Rohrab- 
schlußtülle, welche die Vereinigung einer ge- 
wöhnlichen Rohrtülle und einer 2- oder 3-po- 
ligen Lüsterklemme darstellt, brachte Alfr. 
Spaleke, Magdeburg. Eine eiserne Schalttafel- 
klemme, Bauart Schaarschmidt für 4 bis 
185 mm? bringt die Firma Fr. Grieger, Dresden 
21, auf den Markt. Das Material dieserKlemme 
wird hier nicht für die Stromleitung herange- 
zogen. Die Drähte können in beliebiger Zahl 
in ein Langloch des Zugbolzens gesteckt und 
durch Anziehen einer durch eine isolierende 
Kappe abgedeekten Mutter fest zusammen- 


-gepreßt werden. Der Zustand jeder Klemm- 


verbindung läßt sich leicht von der Vorderseite 
der Schalttafel feststellen. Bekannte und neue 
Schalterbefestigungen, Dübel, Leitungsklem- 
men, Abzweigdosen und Installationsschalter 
sah man in großer Zahl. Das Schweißwerk 
Hoheluft (Chr. Jensen, Hamburg 30), stellte 
praktische, plombierbare Schutzkörbe für Glüh- 
lampen als Schutz gegen Entwendung oder 
Vertauschen aus. 

Die Körting & Mathiesen A.G. Leutzsch- 
Leipzig hatte neben ihren bekannten Kandem- 
Armaturen und FElektrizitätszählern Kino- 
material ausgestellt, darunter die.neue Gehl- 
hofsche Lampe mit rotierender + Kohle und 
schräggestellter — Kohle, ferner Drosselspu- 
len, darunter einen für Wanderkinos geeigneten 
Drosseltransformator (Transformator mit ein- 


gebauter, regelbarer Drosselspule zur -Reduk-. 


tion der Netzspannung auf die Lampenspan- 
nung. Erwähnt sei auch noch ein neuer Saal- 
verdunkler für Kinos, bei dem eine langsame 
Verdunklung bzw. Wiedereinschaltung des 
Lichtes erfolgt. Einen kombinierten Zeit- und 
Dauerschalter als Ersatz für Treppenautoma- 
ten, zur Beleuchtung von Telephonzellen usw. 
lieferten Somlowerk Hesse & Co., Berlin N 39. 


Zahlreiche Firmen hatten Elektromoto- 
ren für Gleich- und Drehstrom ausgestellt; doch 
war hierunter nicht viel Neues zu finden. Er- 
wähnenswert sind vielleicht die Motoren der 
Dortmunder Maschinenfabrik G. m. b. H,, 
Dortmund, welche, mit Kugellagern und Stau- 
fer-Schmierbüchsen ausgerüstet,einen sehr guten 
Eindruck machen. Auch Anlasser waren in 
zahlreichen, meist schon bekannten Formen 
und Fabrikaten vertreten, voran die Konstruk- 
tionen der A.E.G., 8.8.W., Bergmann, Klöck- 
ner, Sachsenwerk, sowie zahlreicher neuer Fa- 
brikanten. A. Schneider, Leipzig-Stötteritz, 
stellte Typenreihen von Anlassern für 1% bis 
50 PS Gleich- und Drehstrom in geschlossenen 
Gehäusen aus. Die Widerstände sind in Spi- 
ralen gewickelt und um zweiteilige Porzellan- 
zylinder mit Lüftungskanal herumgelegt, die 
sie durch ihre Federkraft auch beim Glühen 


zusammenhalten. Bei größeren Anlassern sind | 


die ersten festen Kontakte mit auswechselbaren 
Kupferauflagen versehen, und auch die Kon- 
taktbürste trägt einen leicht ersetzbaren Kup- 
ferkontakt. Bei den Drehstromanlassern wird 
der Kontaktdruck durch eingebaute Spiral- 
federn erhöht. 

Die C. Lorenz A.G. stellte einen sehr kom- 
pendiösen, tragbaren Umformer für Wechsel- 
strom auf Gleichstrom oder umgekehrt für 
Laboratorien, Ärzte, Kleinladestationen usw. 
aus, der bei 110 oder 220 V, 120 bzw. 150 Watt 
leistet; Wirkungsgrad 65%. Auch für Beleuch- 
tung, Zündung und Signalabgabe baut diese 
Firma einen kleinen Umformer, der Gleich- und 
Wechselstrom abgibt. Die Zündspannung wird 
durch Transformator ohne Unterbrecherkon- 
takte erzeugt. Gleich beim Ankurbeln ergeben 
sich heiße Zündfunken. | 

Elektroflaschenzüge für 250 bis 5000 
kg mit dem neuen Maschinenelement ‚Stahl- 
schlange““ statt einer Kette führte die Maschi- 
nenfabrik R. Stahl, Stuttgart, vor. Der Motor 
mit vertikaler Welle in Kugellagern treibt ein 
ebenso gelagertes Zahnrad an (bei größeren 
Zügen doppeltes Vorgelege), durch dessen ach- 
siale Bohrung die Stahlschlange hindurchläuft. 
Letztere ist eine durch abwechselnd senkrecht 
zueinander gestellte Gelenke allseitig beweglich 
gemachte Kette, die ein durchlaufend überein- 
stimmendes Gewinde hat. Die Fortbewegung 
der Schlange erfolgt durch eine mit dem Zahn- 
rad gekuppelte Mutter mit Innengewinde, die 
sich über die gegen Verdrehung gesicherten 
Kettenglieder hinwegschräubt. 

Elektrische Spannplatten, Magnetscheider 
und Augenmagnete stellte die Magnetwerke 
G.m.b. H., Eisenach, aus. Größere Spannplat- 
ten werden für gleichzeitigen Anschluß an 110 
und 220 V hergestellt. Die wasserdichte An- 
schlußleitung wird neuerdings, um Beschädi- 
gungen bei der Montage zu verhindern, erst an 
Ort und Stelle angebaut. 

Elektrische Schweißmaschinen für die 
verschiedenartigsten Zwecke stellten neben der 
A.E.G. aus die Elektr. Schweißmaschinen G. 
m. b. H., Berlin-Charlottenburg, und R. Mack, 
Berlin-Neukölln; letztere Firma rüstet ihre 
Punktschweißmaschinen .mit einem Schweiß- 
kontroller aus, der den Strom in demselben 
Augenblick ausschaltet, wo die richtigeSchweiß- 
hitze erreicht und die Schweißung vollzogen 
ist. Auch die Moll-Werke A.G. Scharfenstein 
i. Sa., führten Punkt-, Naht-, Ketten- und 
Stumpfschweißmaschinen vor, letztere für bis 
200 kW und 2500 mm? Querschnitt. g 

Die Vereinigten Elektrochem. Fabriken 
Dr. O. Hahn, Markranstädt, bauen einen 
Glockengalvanisierapparat für Massen- 
galvanisierung kleiner und kleinster Teile in 
3 Größen. Der Apparat besteht aus einem ro- 
tierenden, oben: offenen Steingutgefäß, welches 
kippbar ist. Die Lösungselektrode ist an einem 
feststehenden ' Stativ einstellbar angeordnet; 
den zweiten Pol bilden die messingenen Be- 
festigungsmuttern im Boden des Steingefäßes, 
die mit dem Eisengestell in leitender Verbin- 
dung stehen. ; 

An elektrischen Meßgeräten waren außer 
den bereits erwähnten Fabrikaten recht viele 
und z. T. bemerkenswerte Typen zu sehen. Die 
Firma Dr. Th. Horn, Leipzig, zeigte u. a. ein 
Wechselstrom-Wattmeter für Laboratorien mit 
3 Strom- und 3 Spannungsmeßbereichen, großer 
Skala und einen hübschen Umschalter, einen 
relativ leichten Isolationsprüfer mit Kurbel- 
induktor (leicht drehbar!) und unterdrücktem 
Nullpunkt, ein direkt zeigendes Ohmmeter mit 
3 Meßbereichen, ein dynamometrisches Labo- 


‚und Kleinumformer. 


zimmer. untergebracht 


ratoriumsvoltmeter mit 3 Meßbereichen, bei 
dem das feste Spulensystem unterteilt ist, so 
daß kein veränderlicher Vorschaltwiderstand 
nötig ist. Weiter sind praktische Element- 
prüfer und die bekannten Tachometerkon- 
struktionen, die jetzt auch für Motorräder und 
Automobile gebaut werden, Registrierapparate 
für Fördermaschinenbetrieb zu erwähnen. Neu 
aufgenommen sind Kleinmotoren bis 4, PS 
Die Motoren laufen mit 
Gleich- und Wechselstrom und haben eine 
äußerst gedrungene, viereckige Form. Auch 
Kleinventilatoren für Gleichstrom mit 3-stu- 
figer Regulierbarkeit durch Feldumschaltung 
waren zu sehen. Liebe alte und geschätzte Be- 
kannte sah man ferner bei den Deutschen Tacho- 
meter-Werken, Berlin (Deuta-Werke), diemitder 
früheren Meßinstrumentenfabrik ‚‚Nadir‘ ver- 
einigt sind. Es sind dies neben Tachometern 
verschiedener - Art und Schnittgeschwindig- 
keitsmessern nach dem Wirbelstromprinzi 
Laboratoriumsmeßgeräte für Gleichstrom. Aue 
Dr. $. Guggenheimer, Nürnberg, zeigte eine 
a Auswahl an Meßgeräten, darunter 
auch Tachometern. 

Neufeld & Kuhnke (Werk Ravensberg), 
Kiel, führten ihre mustergültig durchkonstruier- 
ten elektrischen Kommandoapparate, Was- 
serstands- und Gasometerfernzeiger vor, deren 
interessante Einzelheiten in einer besonderen 
Veröffentlichung behandelt werden sollen. 

Klein-Gleichrichter zum Laden von 
Akkumulatoren und für sonstige Schwach- 
stromzwecke nach dem Prinzip der Grätzschen 
Zellen stellten die Physikalische Werkstätten 
A.G. Göttingen, und die Firma Joh. Kreme- 
netzky, Wien, aus, letztere solche in Patronen- 
form, die in geeigneter Zahl zusammengestellt 
und 'mit kleinen Transformatoren kombiniert 
werden. - j 

Von den Ausstellern auf dem Gebiet des 
Schwachstromes. waren u. a. bemerkens- 
wert die Telephon-Fabrik A.G. vorm. J. Ber- 
liner, die Süddeutsche Telephon-App. A.G.Nürn- 
berg und die Telephon- u. Telegraphenwerke 
Stöcker & Co., Leipzig. Letztere brachte neben 
ihren verschiedenen Typen von Fernsprech-, 
Feuermelde- und Haustelegraphenapparaten 
sehr geschmackvolle Muster von "besseren 
Klingelkontakten in Kunstguß und Bernstein. 
Als Neuerung ist ein Tableau mit neuer Art von 
Vorfallklappen zu erwähnen. Hörapparate. 
für Schwerhörige wurden von der „Hör. 
gut“ Apparate G. m. b. H., Berlin N 24 und 
von der Berliner Privattelephon-Gesellschaft, 
Berlin (Megaphon) ausgestellt. Sie sollen sich 
dadurch auszeichnen, daß schädliche Neben- 
geräusche nicht mit verstärkt werden. 

Den heutigen Zeitverhältnissen Rechnung 
tragend, waren auch Neuerungen von Ein- 
bruchssicherungen ausgestellt, so z. B. der 
„Peri“-Apparat von F. Baumgärtner, Köln- 
Klettenberg. Er besteht aus einem kleinen, 
leicht an Türen oder Schaufensterflächen anzu- 
bringenden Kästchen, mit einer oben einge- 
spannten, feinen Blattfeder, an deren unteren 
Ende mittels eines Fadens ein Gewicht ange- 
hängt ist, welches sich außerhalb des Käst- 
chens befindet. Der Feder gegenüber steht eine 
auf geringem Abstand einstellbare Kontakt- 
schraube, mit der im Ruhezustand keine Be- 
rührung stattfindet. Wird die Tür oder das 
Fenster, an dem der Apparat angebracht ist, 
erschüttert, so gerät das Pendel in Schwingun- 
gen, und die Feder macht Kontakt mit der 
Schraube und betätigt einen Ruhe- oder Ar- 
beitsstromkreis. Die deutsche Stahl-Gesell- 
schaft benutzt bei ihrem System ‚‚Craft‘‘ zwei 
in Reihe mit einer Batterie verbundene Pendel-- 
kontaktgeber, von denen eines in dem zu 
schützenden Raum, das andere im Wächter- 
r ist. _ Beide Pendel 
schwingen im Gleichtakt, so lange bis dieser 
durch Unterbrechung oder Kurzschluß in der 
Leitung gestört und dadurch eine Alarmklingel 
ausgelöst wird. Das System wird auch für 
Schaufenstersicherungen verwendet, wobei die 
Scheibe durch einen Streifen Stanniol, der in 
die Strombahn eingeschaltet ist, allseitig um- 
geben wird. Bei Zertrümmerung der Scheibe 
entstehen Risse in dem Stanniolstreifen, die 
wie oben eine Stromunterbrechung herbei- 
führen. 

Eine neuartige Type von Kleinakku- 
mulatoren mit kreuzförmig angeordneten 
Elektroden liefert die Venta-Akkumulatoren 


A.G. Mügge”& Co., Leipzig. Unter den zahl- 


reichen Kleinbeleuchtungskörpern,: Ta- 
schenlampen, Tischlampen und Handlampen 
seien die bereits an anderer Stelle beschriebe- 
nen Fabrikate der Elektr. Spezialfabrik für 
Kleinbeleuchtung G. m. b. H., Berlin-Schöne- 
berg (Eltralampe), erwähnt!). Bei der ein- 
fachen Notlampe ‚‚Pharus‘‘ der gleichen Firma 
wirkt der Handgriff gleichzeitig als Anusschal- 
ter. Die Ela-Werke, Leipzig-Stötteritz, kom- 


y „ETZ“ 1919, S. 376: 


Do 


8. April 1820. 


binieren ihre Handlampen mit einem kleinen 


' Zündapparat als Ersatz für Streichhölzer. 


Derartige Zünder waren übrigens in mehrfachen 
Ausführungen vertreten, z. T. auch zum An- 
schluß an Starkstromanlagen. 

Kurt Perlewitz. 


Der elektrische Schraubenantrieb 
auf amerikanischen Großkampfschiffen!). 


‘ Die zahlreichen Äußerungen amerikani- 
scher und englischer Zeitschriften über die 
Einrichtungen ‘der meuesten Großkampf- 
schiffe der Marine der Vereinigten Staaten 
gestatten nunmehr einen ziemlich genauen 
Einblick in die Arbeiten der Amerikaner auf 
dem Gebiete des elektrischen Schiffs- 
schraubenantriebes, und es unterliegt keinem 
Zweifel mehr, daß wir es hier mit einem 
großen, "technischen Erfolg: der amerikani- 
schen Elektrotechnik zu tun haben, der um 
so höher zu bewerten ist, als er gegen den 
heftigsten Widerstand industrieller Kreise ver- 
zielt wurde, welche das Problem des Schiffs- 
schraubenantriebes auf mechanischem Wege, 
nämlich mit Rädervorgelege, lösen wollten. 

Das Errungene ist als ein vollkommener 
Sieg der General Electric Company und ihres 


.zuelbewußten Beratungsingenieurs: Emmet- 


über. ihre technischen Gegner ‚anzusehen. 
Schon vor mehr als 10 Jahren hatte Emmet, 
zunächst mit kleiner Gefolgschaft den Kampf 
für den elektrischen Antrieb aufgenommen, 
und es gelang ihm, das amerikanische Ma- 
rineamt („Bureau of Steam Engineering of 
the Navy Department“) zur Bestellung einer 
Probeausführung für ein Hilfsfahrzeug der 
Marine, den Kohlentender „Jupiter“ (20 000 t, 
15,5 Knoten) zu bewegen. Nach Lieferung 
der Anlage und Abschluß der Versuche war 
die Marine für das neue System. gewonnen. 


‘Admiral Griffin, der: Vorstand der zu- 


ständigen Abteilung des Marineamts, för- 
derte von da ab mit Begeisterung die elek- 
trische Kraftübertragung und übernahm die 
Verantwortung für ihre Anwendung bei 
Großkampfschiffen, von denen das Linien- 
schiff „New Mexico“ (32000 t, 21 Kno- 
ten) das erste sein sollte. Dieses Schiff 
hat seine Probefahrt ruhmvoll bestanden und 
ist seit Monaten in Dienst gestellt worden. 
Ein zweites Linienschiff „Tenmesse®e“, 
dessen elektrische Einrichtung von der 
Westinshouse-Gesellschaft geliefert wurde, 
ist inzwischen auch fertiggestellt worden. 
Weitere 5 Linienschiffe und 5 große Kreuzer, 


alle mit elektrischem Antrieb, sind noch im 


Bau. Man kann also nicht sagen, daß die 
Amerikaner zaghaft in der Anwendung des 
neuen Systems waren; sie haben die mecha- 
nische Lösung des Problems vollkommen fal- 


‘ len lassen, und da sie Gelegenheit gehabt 


turbine. 


trauen gegen die bei 


haben, sowohl : die elektrische Kraftüber- 
tragungz als auch das Zahnradvorgelege an 
Bord ihrer Schiffe praktisch zu erproben, so 
wird ses interessieren, welche Gründe sie zu 
dieser Stellungnahme zebracht haben. 

£ ie Amerikaner halten die Dampfturbine 
selbst für den schwächsten Teil des Schrau- 
benantriebes, insbesondere haben sie Miß- 
der mechanischen 
Lösung erforderlich werdende Rückwärts- 
Sie sagen sich, es ist doch ent- 


schieden _ betriebssicherer, wenn dieser 


‚schwächste Teeil im Betriebe stets dieselbe 


Drehrichtung und die „leichen Temperatur- 


werhältnisse behält, als wenn er umgesteuert- 


werden und der Rückwärtsturbine plötzlich 
ohne Anwärmung die hohe Dampftemperatur 
mitgeteilt werden muß. Die elektrische 
Kraftübertragung macht die 
Rückwärtsturbine entbehrlich, 
und diese Eigenschaft hat eine ausschlag- 
zebende Rolle bei der Entscheidung gespielt. 
Zu diesem Vorteil des elektrischen Betriebes 
tritt noch ein weiterer, der ebenfalls sehr 
hoch bewertet worden ist. Während ein 
Schiff mit direktem oder mechanisch über- 
setztem Antrieb beim Schadhaftwerden einer 


- Turbine mit dem Ausfall der betreffenden 


„ 


Schraubenwelle zu rechnen hat, können 
beim elektrischen Antrieb in 
diesem. Falle sämtliche Schrau- 
ben mit verminderter Leistung 
in Betrieb gehalten werden. Das 
ergibt eine höhere Schiffsgeschwindigkeit als 
beim nichtelektrischen Antrieb, weil sich 
im: letzteren Falle durch die, kranke Schraube 
und das gelegte Ruder der Schiffswiderstand 
erhöht. Das bisher Gesagte bezieht sich in 
der Hauptsache auf den Gesichtspunkt der 
Betriebssicherheit der bei der Wahl 
*ines neuen Systems in der Tat allem an- 
deren vorangestellt werden muß. Die Ame- 
rikaner sehen nun eine Bestätigung der Rich- 


1) Vgl. auch „ETZ“ 1920, 8. 1235. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


tigkeit ihrer Anschauungen in dem Umstande, 
daß sich die elektrischen Anlagen auf 
„Jupiter“ in einem mehr als fünfjährigen 
und diejenigen auf „New Mexico“ in einem 
halbjährigen Betrieb ausgezeichnet bewährt 
haben. Störungen in dem elektrischen Teil 
der Anlagen sind fast gar nicht vorgekom- 
men, wohl aber beim Dampfteil. 

In bezug auf Gewicht und Raum- 
bedarf nehmen die Amerikaner an, daß 
die benötigte Grundfläche beim elek- 
trischen Antrieb eher kleiner 
als gerößer als beim Räderan- 
trieb sein wird, dagegen sehen, sie «in, 
daß die mechanische Lösun« vielleicht etwas 
günstigere Gewichtsverhältnisse er@eben 
würde als die elektrische. Indessen: halten 
sie den Unterschied für unerheblich. Wie 
günstig die Verhältnisse bei der elektrischen 
Lösung. liegen, geht daraus hervor, daß die 
Anlage auf „New Mexico“ 180 4 leichter ist 
als die gleich starke Anlage eines Schwester- 
schiffes mit direkt wirkenden Haupt- und 
mechanisch übersetzten Marschturbinen. Der 
gesamte Schraubenantrieb auf „New Mexico“ 


einschließlich Dampfturbinen, Generatoren, 
Motoren, Erregermaschinen, Schaltanlagen, 
Kabeln usw. wiegt rd. 500 t. Da die Dawer- 


‚'höchstleistung der Motoren 21500 kW. be- 


trägt, so ergibt sich 'ein bezogenes Gewicht 
von rd 23 kg/kW und bezogen auf die 
4stündige foreierte Leistung von 23000 kW 
sogar nur ein Gewicht von 217 ka/kW. 
Auch bezüglich ds Dampfverbrau- 
ches wird zugegeben, daß dieser bei voller 
Leistune beim Rädervorgelege um etwa 5 % 
besser ist als bei der elektrischen Übertra- 
gung, Dagegen westatbet letztenes System, 
eins Anordnune zu wählen, welche für die 
Marschfahrt wesentlich günstigere Dampfver- 
brauchverhältnisse ergibt als bei der mecha- 
nüschen Lösung, was für die Erzielung eines 
großen Aktionsradius von besonderer Bedeu- 
tung ist, Natürlich kann man auch bei der 
mechanischen Lösung noch besondere Marsch- 
turbinen zur Verbesserung des Dampfverbrau- 


ches bei Marschfahrt einbauen, allein dann ge- 


hen die Vorteile des Räderantriebes in bezug 
auf das Gewicht und die Einfachheit der An- 
lage wieder\verloren. 


Betrachtet man schließlich noch verglei- 


chend die Einbauverhältnisse beider 
Systeme an Bord, so erkennt man, daß der 
elektrische Antrieb ganz neue 
Möglichkeiten eröffnet, die von den 
Amerikanern sehr gewürdigt werden. Der 
primäre Teil des Antriebes, das Turboaggre- 
&at, ist nicht mehr mit der Schraubenwelle 
mechanisch gekuppelt. Man kann daher den 
geeigmetesten Aufstellungsort in horizontaler 
und vertikaler Richtung aussuchen und unter 
Umständen den Schutz des Schiffes und seines 
Antriebes gegen Torpedo- und Artillerietref- 
fer vollkommener gestalten. Die Schrauben- 
motoren selbst sind klein gesenüber den Tur- 
binen mit Vorgelege, die Motorräume können 
also kleiner gehalten werden, und bilden bei 
Überflutung wine geringere Gefahr für das 


| Schiff. Die Motoren können weit nach rück- 


wärts gelegt, und die Schraubenwelle kann 
deshalb erheblich verkürzt werden... Durch 
Zusammenrücken der Turbogeneratoren und 
Dampfkessel kann man die Dampfrohre ver- 
kürzen und ihren Durchmesser verringern, was 
speziell bei großen Kreuzern, wo die Dampf- 
zufuhr von den Kesseln zu den Turbinen 
äußerst schwierig wird, von der größten Wich- 
tigkeit ist. 

Auf dem Kohlentender „Jupiter“ hatte die 
General Eleetrie Company eine einfache Dreh- 
strom-Kraftübertragung mit Schleifringanker- 
Motoren und wassergekühlten Läuferwider- 
ständen eingebaut. Das Turboaggresat macht 
2000, die Schrauben laufen bei 14 Knoten 
Fahrt mit 110 Umdr/min. Als Betriebsspan- 
nung wurden 2200 V. gewählt. Der Generator 


ist 2-polig, die Motoren sind 36-polig, die 
übertragene Leistung beträgt 5500 kW. { 
'Bei dem Entwurf der Anlage „New 


Mexico“ waren einmal die auf „Jupiter“ ge- 
sammelten Erfahrungen zu berücksichtigen, 
und dann war auf die besonderen Verhältnisse 
des Linienschiffes Rücksicht zu mehmen. 


‚Hieraus ergaben sich folgende Hauptforde- 


rungen: 

1, Ersatz der Schleifringanker-Motoren 
dureh Kurzschlußanker-Motoren. 

3%, Anwendung von polumschaltbaren Mo- 
toren zur Schaffung zweier Übersetzungsver- 
hältnisse zwischen Turbine und Schrauben, 
entsprechend der Vollfahrt (21 Knoten) und 
der Marschfahrt (15 Knoten). 

Zu 1. Der Wunsch nach Fortfall der 
‚Sehleifringe und Widerstände bei (den hohen, 
zu übertragenden Leistungen bedarf keiner 
besonderen Begründung. Die Anwendung 
eines „ebräuchlichen Kurzschlußanker-Motors 


1920. Heft 14. 


276 


en u TE a EEE 


würde indessen das Problem nicht lösen, weil 
diese Konstruktion bei großer Schlüpfung, 
wıe sie im Falle des Anlaufens aus: der Ruhe 
(100 % Schlüpfung) und besonders beim Um- 
stewern (200 % Schlüpfung) vorkommt, kein 
genügendes Drehmoment ergibt. Zur Er- 
reichung eines ausreichenden kurzen Stopp- 
weges für das Schiff ist aber gerade beim 
Umsteuern sein erhebliches Drehmoment er- 
forderlich. Die Amerikaner haben deshalb auf 
eine vor vielen Jahren von Boucherot an- 
gegebene und ausgeführte Konstruktion zu- 
rückgegriffen, bei der die Kurzschlußwick- 
lung aus zwei Teilen besteht, einer außen- ' 
liegenden mit hohem Widerstand und szerin- 
gerer Selbstinduktion und einer innenliesen- 
den mit kleinem Widerstand und höherer 
Selbstinduktion. Ist die Schlüpfung, d. h. die 
Läuferfrequenz, groß, so kommt infolge der 
hohen. Selbstinduktion der inneren Wicklung 
die äußere mit dem hohen Widerstand zur 
Wirkung, und das Drehmoment erhöht sich in 
ähnlicher Weise wie infolge des Einschaltens 
von. Widerstand bei dem. Schleifrincanker. 
Läuft der Motor dagesen in der Nähe seiner 
synchronen Drehzahl; so verschwindet infolge 
der geringen Läuferfrequenz der Einfluß der 
Selbstinduktion fast völlis, und es kommt 
hauptsächlich die innere Wicekluns zur Gel- 
tung, deren seringer Widerstand einen hohen 
Wirkungsgrad sichert. Unter der Voraus- 
setzung, daß bei dem Vorgan« die dem Motor 
zugeführte Spannung konstant bleibt, erhält 
man dann bei 200 % Schlüpfung rd 240 % des 
Betriebsdrehmoments. Wird der Motor da- 
gegen, wie in unserem Falle, von einem Ge- 
nerator gespeist, dessen Spannung mit zuneh- 
mender Belastung abnimmt, so ergeben sich 
für das Drehmoment erheblich kleinere Werte, 


Zu 2. Die Forderung zweier Drehzahl- 
stufen für Voll- und Marschfahrt ergibt sich 
aus dem Wunsche, gerade bei der Marschfahrt 
zur Erzielung eines möglichst großen Aktions- 
radıus den Dampfverbrauch so niedrie wie 
möglich zu halten. Zu diesem Zwecke muß 
man, anstreben, die Umdrehungszahl der 
Dampfturbine auch bei Marschfahrt auf ihrer 
vollen Höhe belassen, also das Übersetzungs- 
verhältnis zu vergrößern. Dies ist aber mög- 
lich, wenn man die Ständerwicklung der Mo- 
toren mit zwei verschiedenen Polzahlen aus- 
bildet. Die Amerikaner wählten 24 und 36 
Pole, erzielten also, da die Generatoren 2-polir 
sind, 2 feste. Übersetzungsverhältnisse 12:1 
und 18:1. Dies gibt zwei Grunddrehzahlen 
für die Schrauben. Die dazwischen und tiefer 
liegenden Umdrehungsszahlen werden durch die 
Erniedrisunge der Turbinendrehzahl. erhalten. 
Nicht nur die Umdrehungszahl der Turbine 
wird auf diese Weise bei Marschfahrt in der 
für einen niedrisen Dampfverbrauch erforder- 
lichen vollen Höhe »ehalten, sondern auch die 
Belastung ist dabei relativ hoch, wenn man 
sämtliche 4 Motoren, die bei der Vollfahrt 
paarweise von 2 Generatoren gespeist werden, 
auf einen Generator schaltet, Da die von der 
Schraube aufgenommene Leistung sich mit der 
3. Potenz der Drehzahl ändert, so ergibt sich 
nämlich in diesem Falle eine Belastung von 


2. (3). 1® 60,9%, der Vollack 


Für die Rückwärtsfahrt wird nur die 
36-polige Anordnung verwendet, also % der 
Vorwärtsgeschwindiskeit. Die polumschalt- 
bare Ständerwicklung ‘besteht nicht etwa aus 
zwei getrennten, wahlweise einzuschaltenden 
Wieklungen! für je eine Polzahl, denn. das würde 
den Motor unnötie vergrößern und seinen Wir- 
kungserad herabsetzen. Es wurde. vielmehr 
eine neue Anordnung benutzt, die auch bei 
einem Polzahlverkältnis 2:3 nur eine Wick- 
lung ergibt, und da diese Anordnung sich bei 
zweiphasigem Wechselstrom einfacher „estal- 
tet als bei Dreehstrom, wurde erstere Stromart 
grewählt. Verfolgt man nunmehr. die Dreh- 
momentsverhältnisse beim Umistewern: genawer, 
so ergibt sich die Notwendiekeit, den. Gene- 
rator während des Umsteuerns stärker zu er- 
resen (150 %). Dann kommt die Schraube 
infolge des senügend hohen Bremsmomentes 
rasch zum Stillstand und wird wumgestewert. 
Man. kann diese Wirkung noch weiter erhöhen, 
indem man die Dampfturbine zwinst, ihre 
Drehzahl auf 50% zu ermäßıgen oder, anders 
ausgedrückt, indem man den. Motor mit der 
halben Periodenzahl betreibt. 

Die Primäranlage auf „New Mexico“ be- 
steht aus 2 Zweiphasen-Wechselstrom-Turbo- 
generatonen mit einer Dauerleistung von j® 
13500 kVA und einer. ‘4stündigen Höchst- 
leistung von je 16850 kVA bei cos g — 0,78 
und 2100 Umdr/min. Die Läufer sind 2-polig, 
es ergibt sich also eine Frequenz von 35 _Pe- 
rioden . bei dieser Umdrehungszahl. Jede 
Phase hat zwei Wicklungen. Die vier Wick- 
lungen können mit Hilfe eines 8-poligen Um- 
schalters entweder zum Quadrat. oder paar- 


276 


0 Ten BLATT TR, 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 


weise parallel geschaltet werden, so daß man 
zwei Spannungen erhält, die sich wie V2:1 
verhalten. ‚Bei der Quadratschaltung werden 
die beiden Phasen diagonal abgenommen und 
sind verkettet. Bei der Parallelschaltung bil- 
den sie zwei elektrisch netrennte Stromkreise. 
Als Spannungen wurden 3000 und 4240 V. ge- 
wählt. Bei allen Schiffsgeschwindickeiten 
bis zu 17 Knoten läuft nur ein Turbogenera- 
tor und speist alle 4 Schraubenmotoren, In 
diesem Falle wird die niedrige Spannung ein- 
gestellt: Über 17 Knoten laufen beide Gene- 
ratoven, jeder speist 2 Motoren; für diesen 
Fall ist die höhene Spannung vorgesehen, Der 
Wirkungsgrad des Generators beträgt bei 
einer Schiffsgeschwindigkeit von 10 Knoten, 
d. h. bei der dabei auftretenden Belastung 
und angewendeben Spannung 95 %, bei 21 Kno- 
ten 97 %. Die 4 Motoren leisten zusammen 
bei einer Schiffsgeschwindirkeit von 21 Kno- 
ten 29000 PS bei 167 Umdr/min. 

‘Die Schalteinrichtungen für die Polum- 
schaltung und für das Umstewern sind als Öl- 
schalter ausgebildet, dagegen sind die übrigen 
Apparate 
untepeinander 


Apparate verrieoelt, 


Stauch. 


Die Verwaltungsreform und die Anstellung 
von höheren Beamten in den allgemeinen 
und Sonderzweigen der Verwaltung. 


Vorschläge für die Neuordnung der Preu- 
ßischen Verwaltung werden in diesem Jahre 
durch das Staatsministerium der Preußischen 
Landesversammlung vorgelegt werden. Einer 
der wichtigsten Teile innerhalb . der. Verwal- 
tungsneuordnung wird die Beantwortung der 
Frage sein, welche Persönlichkeiten als höhere 
Beamte in der Staatsverwaltung zuzulassen 
sind. Der Deutsche Verband Technisch-Wissen- 
schaftlicher Vereine wird diese Frage in aller- 
nächster Zeit auf Grund der nachstehenden 
Leitsätze behandeln. Es ist erwünscht, daß 
diese Fragen in weitesten Kreisen zur Erörte- 
rung gelangen, damit die endgültige Stellung- 
nahme der erwähnten Verbände auf die Zu- 
stimmung der zur Beurteilung der Sachlage fähi- 
gen und berufenen Kreise rechnen kann. Es 
wird deswegen hiermit eine Aussprache unter 
unseren Lesern über diese Frage angeregt. Die 
nachstehenden Leitsätze fußen in der Haupt- 
sache auf den Ergebnissen der Besprechungen, 
die in den Jahren vor dem Kriege in den zum 
Deutschen Verband T. W.V. zusammenge- 
schlossenen Vereinen gepflogen worden sind. 


Leitsätze 


I. Allgemeines. 


l. Die parlamentarische Regierungsform 
in Deutschland darf nicht dazu führen, daß 
jeder Ministerwechsel den  Beamtenkörper bis 
ın seine Grundfesten erschüttert. 


2. Der Staat muß einen in sich gefestigten 
einheitlichen Beamtenkörper besitzen, der ein- 
mal von den lautersten Charaktereigenschaften, 
Unbestechlichkeit, Selbstlosigkeit und Opter- 
sinn, dann aber auch von Verantwortungsireu- 
digkeit und sozialem Verständnis durchdrungen 
und gleichzeitig durch Fleiß und Tüchtigkeit 
ausgezeichnet ist. 


3. Pflicht des Staates ist es, alles zu tun, 
um einen solchen Beamtenkörper zu schaffen. 
Er muß die Besten und Tüchtigsten des Volkes 
zu gewinnen suchen, damit sie Kraft und Fähig- 
keiten in seine Dienste stellen. Dies wird er 
nicht allein durch ‚befriedigende Lösung wirt- 
schaftlieher Fragen bei Anstellung der Beam- 
ten, von denen hier nicht die Rede sein soll, er- 
reichen, sondern mindestens in gleichem Um- 
fange durch gerechte Regelung der Grundsätze, 
nach denen bei Auswahl, Anstellung und Be- 
förderung seiner Beamten zu verfahren ist. 


4. Die zu Beamten des Staates berufenen 
Personen haben ihr Bestes im Dienste desVater- 
landes opferfreudig zu leisten. Ihre ganzen 
Kräfte und ihre gesamten Fähigkeiten gehören 
restlös ihrer amtlichen Tätigkeit. 


5. Die nachstehenden Grundsätze für die 
Auswahl und Anstellung der höheren 
Verwaltungsbeamten sollen im Interesse 
des Staatsganzen Geltung erlangen. Sie sind 
nicht aufgestellt, um den Interessen der Beam- 
ten zu dienen, sondern: vielmehr in dem 
Wunsehe, die Staatsverwaltungsbehörden so 


. der 


trennschalterähnlich - konstruliert. 
Um falsche Schaltungen zu vereibeln, sind die. 


, Universitäten, 


leistungsfähig als möglich zu gestalten, sie an- 
passungsfähig gegenüber der Mannigfaltigkeit 
der ihnen ü SE Aufgaben zu halten 
und sie vor der Ge 

zu bewahren. 


Il. Die Bildung des Beamtenkörpers. 


a) Durch Ausbildung geeigneter jün- 
gerer Kräfte, 


6. Der Staat muß sich die Hauptmasse sei- 
ner höheren Verwaltungsbeamten selbst heran- 
ziehen, indem er jüngeren Kräften nach Ab- 
schluß ihrer fachlichen Berufsausbildung Gele- 
genheit gibt, sich in besonders geregeltem 
Vorbereitungsdienst systematisch weiterzubil- 
den und für den Verwaltungsdienst zu schulen. 


7. Voraussetzung für die Zulassung zum 
Vorbereitungsdienst bei den Sonderzweigen 
Verwaltung, wie Berg-, Fisenbahn-, 
Bau-, Forst-, Schulwesen u. dergl. muß, wie 
bisher, im allgemeinen die abgeschlossene aka- 
demische Fachausbildung bleiben. 


8. Die bisherigen Grundsätze für Zulassung 
zum Vorbereitungsdienst in den allgemeinen 


‘Zweigen der Verwaltung entsprechen nicht 


den Interessen des Staates. Sie sind zu ver- 
bessern. Reformvorschläge hierfür werden in 
den ‚‚Richtlinien für die Vorbildung zum höhe- 
ren Verwaltungsdienst‘t) entwickelt. } 


9. Keine von den zur Ausbildung in der 


14. 


ahr der Bureaukratisierung | 


Verwaltung angenommenen Personen ‚gewinnt - 


durch ihre Zulassung zur Ausbildung Anspruch 
auf Anstellung im Staatsdienste. Vielmehr 
dürfen von den im Vorbereitungsdienst ausge- 
bildeten Personen als Beamte nur solche über- 
nommen: werden, deren Eignung einwandfrei 


festgestellt ist, und von diesen nur soviele, als. 


das Staatsinteresse verlangt. 


b) Durch Berufung geeigneter anderer 
Kräfte. EN 
10.. Der Beamtenkörper darf sich aber 
nicht nur aus in der Verwaltung herangebilde- 
ten Personen zusammensetzen. Es muß ihm 
auch dauernd neues Blut zugeführt werden, in- 
dem in alle Zweige und alle Stellen der Verwal- 
tung Personen jeder Vorbildung berufen  wer- 
den, die sich außerhalb der Staatsverwaltung 
oder als mittlere Staatsbeamte oder Angestellte 
durch hervorragende Fähigkeiten, durch. orga- 
nisatorische Begabung oder durch Bewährung 
in Stellen von hoher Verantwortlichkeit ausge- 
zeichnet haben. : 


11. Es ist Vorsorge dafür zu treffen, daß 


‚diese von außen bzw. aus den Reihen der mitt- 


leren Beamten oder Angestellten in die höheren 
Stellen der Verwaltung berufenen Personen ge- 
genüber den anderen höheren Beamten keine 
Zurücksetzung erfahren und sofort, ohne Rück- 
sicht auf ihr Dienstalter, die ihrer Tätigkeit 
in der Verwaltung entsprechende Dienststelle 
erhalten. 


1) Richtlinien für die Vorbildung zum höheren Ver- 
waltungsdienst: 

1. Für den Dienst in der höheren, allgemeinen 
Verwaltung des Reiches, der Gliedstaaten ‘und der Selbst- 
verwältung:muß die gesamte Kraft des Volkes zusammen- 
gefaßt und nutzbar gemacht werden. _ 

2:.. Zur Vorbildung für diesen Dienst ist in der Regel 
ein. durch Staats- oder Doktorprüfung abgeschlossenes 
akademisches Studium an einer. staatlichen oder staatlich 
anerkannten Hochschule während mindestens sechs 


‘Semestern erforderlich. 


3. Das Ziel dieser Vorbildung ist die Entwicklung 
und Festigung des Verstandes, des Charakters und Willens, 
des Urteils und freien Bliekes’ auf Grund eingehender 
Kenntnisse und Fertigkeiten auf einem a umgrenzten 
Gebiet (Berufsstudium) und guten Überblickes auf den 
Gebieten menschlichen Wissens und Könnens, die für die 
höhere, allgemeine Verwaltung von besonderer Wichtig- 
keit sind. 

4. Die Ausbildung im Gebiet der höheren, allgemeinen 
Verwaltung wird gewonnen in einem Vorbereitungsdienst- 
Bedingung für die Zulassung zu diesem Vorbereitungs- 
dienst ist das Bestehen der:„ersten Verwaältungsprüfung“. 
Das Hauptgewicht dieser Prüfung ist auf das wirtschafts- 


. wissenschaftliche Gebiet im Geiste des sozialen, wirtschaft- 


lichen und technischen Fortschrittes zu legen: Verständnis 
für Rechtsfragen is&£-von allen Prüflingen zu verlangen: 
5. Die Gliedstaaten und gegebenenfalls das Reich 
werden Bestimmungen erlassen, welehe Prüfungen der 
I der Technischen Hochschulen, der Land- 
wirtschaftlichen Hochschulen, der Handelshochschulen un 
anderer für geeignet befundenen Hochschulen als Teile 
der „ersten Verwaltungsprüfung“ anerkannt werden können, 
und in welchem Umfange diese Prüfungen noch in der 
„ersten Verwaltungsprüfung“ zu ergänzen sind. Es werden 
Prüfungsbehörden eingesetzt, welche diese Bestimmungen 
ausführen, die Prüfungsräte bilden und das ganze Prüfungs- 
wesen überwachen: i 
6. Die Gliedstaaten und gegebenenfalls das Reich 
werden Bestimmungen über die Gestaltung des Vorberei- 
tungsdiehstes erlassen. Die bei Selbstverwaltungskörpern 
und im freien Erwerbsleben gebotenen Ausbildungs- 
möglichkeiten sind weitgehend zu berücksichtigen. 
... Der Vorbereitungsdienst dauert im allgemeinen 
drei Jahre und wird durch die zweite Verwaltungsprüfung 
abgeschlossen. Die vor der .ersten Verwaltungsprüfung* 


der Gewinnung von praktischen Lebenserfahrungen ge- 


widmete Zeit kann bis zu einem Jahre auf den Vorberci- 
tungsdienst ‘angerechnet werden. Die Gliedstaaten und 
gegebenenfalls das Reich werden Bestimmungen für die 
zweite Verwaltungsprüfung erlassen. 


' derartiger Fähigkeiten gegeben werden. 


gramme des 


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8. April 1920. 


II. Grundsätze für Auswahl der höheren Be- 


amten einer Verwaltungsbehörde. 


' 12. In jeder Verwaltungsbehörde gibt es. 


einerseits Referenten- (Dezernenten-, Hilfs- 
arbeiter-) stellen, anderseits leitende Stellen. 


13. Je nach der Art der kulturellen und 


wirtschaftlichen Aufgaben, die der Behörde 
übertragen sind, werden als Referenten Ver- 
treter verschiedener Berufsausbildungen, wie 


Juristen, Volkswirte, Techniker, Sch männer, 


Ärzte, Kaufleute, benötigt. 


14. Jeder Referent soll dem anderen gleich - 
geordnet sein, jeder soll innerhalb seines Auf- 
gabengebietes selbständig und verantwortlich 
arbeiten ; alle sollen gemeinsam unter dem Vor- 
sitz eines leitenden Beamten die Gesamtauf: 
gaben der Verwaltungsbehörde erfüllen. 


15. Damit die Beamten ihre Aufgaben zu 
erfüllen vermögen, müssen sie auf einem 
Hauptgebiet — ihrem eigentlichen Berufsgebiet 
— unbedingt gründliche Sachkenner sein und 
gleichzeitig die Gesamtheit der von der Ver- 
waltung berührten wirtschaftlichen, rechtlichen 
und ethischen Fragen soweit überblicken, wie 
es zur erfolgreichen Gemeinsamkeitsarbeit nötig 
ist. af. Ä 

16. Aus dem: Umfange der Fähigkeiten, die 
bei den höheren Verwaltungsbeamten voraus- 
gesetzt werden müssen (vgl. Satz 15) ergeben 
sich die ‘Gesichtspunkte, nach denen die Be- 
amten auszubilden und auszuwählen 'sind. 


17. Für.die Besetzung der Referenten- 
stellen muß neben Charaktereigenschaften 
und allgemeiner Staatsbildung die-beim Bewer- 
ber vorhandene Sachkunde auf dem ihm zu 
übertragenden Aufgabengebiet entscheidend 
sein. x 


AR 


18. Für die Besetzung der leitenden Stellen . 


dagegen ist die Art der ursprünglich gewählten 
Berufsausbildung belanglos.. Auf keinen Fall 
darf durch Gesetz oder Verordnung bestimmt 
werden, daß gewisse leitende Verwaltungsstellen 
Personen mit besonderer, z. B. juristischer, 
Vorbildung vorzubehalten sind. Für die Be- 
setzung der leitenden Stellen hat nur die per- 
sönliche Befähigung, des Bewerbers zur Ge:- 
schäftsleitung den Ausschlag zu geben. _ 
19. Da Fähigkeit zur Leitung eine Charak- 
tereigenschaft ist, die nicht durch einen be- 
stimmten Ausbildungsgang gewonnen, wohl 


aber durch Leben und Praxis entwickelt werden . 


großen Zahl von zur Führung und Leitung be- 


‚kann, und da die Heranbildung einer möglichst 


fähigten Personen in unmittelbarstem Inter- 


esse des Staates liegt, muß den Beamten aller 
Berufsarten die Möglichkeit zur ee 

m 
so leichter werden aus der Gesamtmasse der 
Beamtenschaft und des ganzen Volkes die 
Männner herausgefunden werden, die zur Ge- 


schäftsleitung an den obersten und verantwor- 


tungsreichsten Stellen zu berufen sind. 
Dr-Sng. E. J. Siedler: 


’ 


Der' Wechselstrom-Leitungskreis des Glei- 
ses. — Bei Hoch- und Untergrundbahnen wird 
zur selbsttätigen Stellung der Fahrsignale 
der durch die Fahrschienen eines Gleises ge- 
bildete Stromkreis benutzt. Er besteht aus 
einer Wechselstromquelle (Klein-Transforma- 
tor), deren Pole an einem Ende eines Gleis- 
abschnittes je mit einer Fahrschiene verbun- 
den sind, am anderen Ende des Gleisabschnit- 
tes ist ein Relais, welches zur Steuerung der 
Signale dient, angeschlossen. Die Arbeits- 
weise des Stromkreises besteht darin, daß in 
dem beschriebenen Zustand das Relais ange- 
zogen ist. Sobald jedoch eine Achse eines Wa- 
gens über den Gleisabschnitt rollt, bildet sie 


‘einen Nebenschluß zu dem Relais, und die Be- 
dingungen des Stromkreises müssen nun der- 


artige sein, daß’ das Relais mit Sicherheit los- 
läßt und dadurch eine bestimmte Bewegung 
der Signale veranlaßt. Die Schienen besitzen 
sowohl ohmschen Widerstand, als auch Selbst- 
induktion. Ferner gehen zwischen den beiden 
‚Schienen wegen der unvollkommenen Isolation 


ihrer Auflagerstellen dauernd Nebenschluß-. 


ströme über. Diese können als konzentriert 
in der Mitte der Gleislänge angenommen und 
durch die Wirkung eines Parallel-Widerstandes 
ersetzt gedacht werden. Um beim 'Überfahren 
des Gleises durch eine Achse mit Sicherheit ge- 
nügend großen Spannungsabfall am Relais 
zu erzielen, werden an der Speisestelle Wider- 


stände eingeschaltet, u. zw. zweckmäßig solche, 


deren Ohmzahl mit steigender Belastung und 
Erwärmung durch den Ran stark zu- 
nimmt. In dem Aufsatz werden genaue Dia- 
Schienenstromkreises an der 
Hand. von zahlenmäßigen Rechnungen be- 
sprochen. (The Electrieian Bd. 83, 1919, S. 244.) ' 


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8. April 1820. 


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Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Eine neue Talsperre im Queis bei Golden- 
traum. — Die schlesischen Wasserkräfte sind 
bis jetzt in 3 Anlagen ausgebaut, nämlich’): 

Marklissa im Queis südlich von Lauban 
mit 2600 kW Spitzenbelastung, 

Mauerim Bober nordöstlich von- Hirschberg 
mit 5500 kW Spitzenbelastung und 

Weistritzsperre in der Weistritz östlich 
von Waldenburg mit 1300 kW Spitzen- 
belastung. ; 

Zu diesen drei Talsperren, deren Lage aus 
Abb. 1 der „ETZ‘“ 1919, S. 345 hervorgeht, 
wird nun eine vierte, unmittelbar am oberen 


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Abb. 1. Niederschlagsgebiet des Queis oberbalb Marklissa 


Ende des Staubeckens Marklissa, also ebenfalls 
im Queis bei Goldentraum hinzukommen, deren 
Bauarbeiten im Frühjahr 1919begonnen haben?). 
Der Queis soll hier durch eine Sperrmauer 
von seiner Sohle (280,0 N.N.), die auf der 
vollen Stauhöhe der Talsperre bei Marklissa 
' liegt, um 30 m, also auf 310 N. N. gestaut wer- 
den, wodurch ein Stausee von 12 Mill. m? und 


8,2 km Länge mit einer Oberfläche von 125 ha 
entsteht, der bis nach Greifenberg heraufreicht | 


(Abb. 1). Das abgesperrte Niederschlagsgebiet 
hat eine Fläche von 284 km?. Gute Bausteine 
und Mauersand können in unmittelbarer Nähe 
der Baustelle im Queistal gewonnen werden. 
Das abzusperrende Queistal ist fast unbebaut 
und weist außer zwei Wassertriebwerken nur 
Wald- und Buschland auf. Während des Baues 
der Sperrmauer wird der Queis durch einen 
Umlaufstollen mit Umleitungswehr abgelenkt. 
Der Umlaufstollen- wird später als Grund- 
ablaß mit Schieberschacht ausgebildet. 

‚Das Kraftwerk wird mit Rücksicht auf die 
vorteilhafteste Art der Ausnutzung der Wasser- 
kraft unmittelbar am Fuß der Sperrmauer im 
Queißbett errichtet werden, weshalb die Sperr- 
mauer selbst für den. Überfall nicht benutzt 
werden kann. Es ist daher’ in Höhe des vollen 
Staues von 310 N. N.’ an der linken Seite ein 
freier Überfall mit gemauertem Sturzbett ge- 
plant worden. Für die Zuleitung des Wassers 
nach den Turbinen des Kraftwerks werden in 
der Sperrmauer vier Rohrdurchlässe ausgespart. 
Im Kraftwerk werden‘ 4 Franeis-Spiralturbinen 
und Drehstromdynamös für zusammen 3000 
kW aufgestellt. Der mittleren jährlichen 

. Wassermenge von rd 5 m?/s entspricht eine 
mittlere Jahresleistung bis 750 kW. Die gegen- 


über dieser geringen, mittleren Leistung hohe‘ 


Leistung. des Kraftwerks erwies sich als erfor- 
derlich, weil das Wasserkraftwerk im Gegensatz 
zu den meisten Wasserkraftwerken nieht eine 
Grundbelastung, sondern eine Spitzen- 
belastung, u. zw. die der drei zu gemeinsamer 
Stromlieferung untereinander verbundenen 
Kraftwerke Maärklissa, Mauer und Goldentraum 
zu decken hat. Das wird dadurch ermöglicht, 


daß der Zufluß zur Talsperre Goldentraum - 


während der Zeit der geringsten Inanspruch- 
nahme der Elektrizitätswerke, d.h. in der 
Nacht, völlig zurückgehalten und dann wäh- 
rend der Hauptbelastung, d.h. yon 6 h.morgens 
bis 8h abends in etwa er Mena freige- 
lassen wird. Diese Unregelmäßigkeit des Ab- 
flusses gleicht dann die Talsperre Marklissa in- 


N Vel. „ETZ* 1919, $. 3998, 
») Nach Zentralbl. der Bauverw. Bd. 40, 1920, 8. 82. 


fi ° 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


-streben,eine wirtschaftlichere 


"0,258 Mill. kW Wasserkraft). 


1920. 


Heft 14. 


RUNDSCHAU. 


soweit aus, daß sie auch in den Zeiten der ge- 
ringsten Belastung: der Elektrizitätswerke min- 
destens den sekundlichen Zufluß zur Talsperre 
Goldentraum, d.h. die gewöhnliche Wasser- 
menge des Queisflusses in den Unterlauf des 
Queis abgibt. Das Wasserkraftwerk Golden- 
traum wird vom ‚„Elektrizitätswerk der Provinz 
Schlesien‘‘ gebaut, das bereits die Werke Mark- 
lissa und Mauer besitzt. € 


Die künftige Elektrizitätsversorgung in Frank - 


‚reich.!) — Die Elektrizitätsversorgung Frank- 


reichs liegt beinahe ausschließlich in den Hän- 
den von Privatunternehmungen, der Staat be- 
schränkt sich in der Hauptsache auf den Erlaß 
von Vorschriften über den Bau von .elektri- 
schen Zentralen und Starkstromnetzen, zufolge 
deren Unternehmungen ohne Benutzung von 
öffentlichen Wegen keiner Konzession bedür- 
fen und solche deren Benutzung entweder eine 
jederzeit widerrufliche oder eine für eine be- 
stimmte Zeit laufende Konzession erhalten. 
Wie in anderen Ländern ‚herrscht namentlich 
auch in Frankreich das Be- 3 


Stromversorgung durch Ein- 
schränkung des Baues kleiner 
Zentralen zu erhalten. Im 
Jahre 1913 waren über 2000 
Elektrizitätswerke vorhan- 
den mit einer Gesamtleistung 
von ungefähr 0,736 Mill, kW 
(0,478 Mill. kW Dampf und 


Grenay 
Arras 


Darunter befinden sich ein 
Werk mit über 73 600 kW, 
3 Werke mit über 29 400 kW, 
8 Werke mit über 14 700 kW, 
25 Werke mit über 7360 kW, 
80 Werke mit über 736 kW, 
dieübrigen mit unter 736kW. 
Die wichtigsten Elektrizitäts- 
unternehmungen zerfallen in 
zwei Gruppen, von denen 
die eine sich ausschließlich 
auf die .Stromerzeugung und 
die Fortleitung nach Un- 
terstationen beschränkt, und 
die andere ohne Besitz eines 
Werkes den Strom kauft und 
in ihren Konzessionsgebiet 
verteilt. Zur ersteren Gruppe 
gehört als größte Unterneh - ; 
mung die „Energie Electrique du Littoral M£- 
diterraneen‘“ für alle Städte und Dörfer zwi- 
schen den Alpen, der Durance und Marseille 
(87 000 kW und.2500 km Netz), zur zweiten 
Gruppe die ‚„Sud-Electrique‘ (1200 km Netz 
für 150 Gemeinden). 


Da Frankreich über viel Wasserkräfte ver- 
fügt, so entstand während des Krieges infolge 
Mangel an Steinkohlen die Frage der wirt- 
schaftlicheren Ausnutzung der Wasserkraft und 
im Oktober 1917 ein neues Gesetz über die 
Ausnutzung der Wasserkräfte, zufolge dessen 
Privatunternehmungen nur nach vorher ge- 
nehmigten. Plänen von Wasserkraft Gebrauch 
machen dürfen, um damit eine Garantie zu 
schaffen, daß die verfügbaren Wasserkräfte 
möglichst nutzbar ausgebaut werden und der 
Strom zu möglichst niedrigen Preisen geliefert 
wird. Zugleich bezweckt das Gesetz, an Stein- 
kohlen durch eine allgemeinere Benutzung von 
elektrischem Strom zu sparen und durch einen 
allgemeineren Gebrauch von Elektromotoren 
dem Mangel an Arbeitskräften, namentlich in 
der Landwirtschaft, zu begegnen. Dazu soll ein 
Hochspannungsnetz mit engen Maschen über 
das ganze Land dienen, das von einer hinrei- 
chenden Anzahl von Werken gespeist; wird. 
Damit auch in wenig bevölkerten Landstrecken 
elektrische Kraft zur Verfügung steht, beab- 


Parıs 


‘sichtigt man, in diesen Strecken. Leitungsnetze 


mit staatlicher Beihilfe oder einem Vorschuß 
anzulegen und den Betrieb solcher Netze, die 
vorzugsweise über große Gebiete sich zu er- 
strecken haben, auf kooperativer. Grundlage 
einzurichten, so daß die Stromverbraucher zu- 
gleich Anteilhaber- sind. 


Wenn auch die Anlage eines Hochspan- 
nungsnetzes für ganz Frankreich,, wobei viele 
Schwierigkeiten angesichts bestehender, in Be- 
sitz von Konzessionen und Vergünstigungen be- 
findlicher Werke zu überwinden sein werden, 
viel Zeit erfordern wird, so stößt für den Teil 
des Landes im Norden und Osten, der durch 
den Krieg verwüstet wurde, die unmittelbare 
Ausführung des Planes auf keine Schwierig- 
keiten. Die mit der Wiederherstellung dieser 


.) Nach Mitteilungen von J. van Dam in ‚de In- 
genieur“ 1920, Nr. 5. Vgl. auch „ETZ* 1912, 8. 48, 1832 
kg 1913,85. 1288, 1468; 1914, 8. 916, 10305 1919, S. 94; 1920: 


Lille i 


0 ONE 
BE ne Se el 


= Hlektrizrtatswerke 
— Siaaflıche Hochspannungsleitungen 


Gebiete beauftragten Behörden haben infolge- 
dessen einen Arbeitsplan für den Bau von Elek 
trizitätswerken und Leitungsnetzen aufgestellt 
mit dem Grundgedanken, für die Stromliefe- 
rung einige große, durch Verbindungsleitungen 
gekuppelte Werke zu benutzen. Beabsichtigt 
wird, die Leitungsnetze in den Departements 
Nord und Pas-de-Calais mittels einer 120 kV 
Linie von Pont-A-Vendin über Arras und Creil 
mit dem Pariser Netz zu verbinden. Zu Anfang 
soll’der Strom von Paris nach den nördlichen 
Departements und später die mittels der in deı 
Umgebung von Lille befindlichen Kohlen 
gruben erzeugte Elektrizität umgekehrt nach 
Paris geleitet werden in- Verbindung mit der 
Ausführung des schon lange schwebenden 
Planes der Stromversorgung von Paris mit den 
Wasserkräften der Rhone, 

Das vom Staate auf Grund des Gesetz 
entwurfes vom 19. X. 1919 anzulegende Netz 
wird eine Länge von + 1150 km erhalten und 
eine auf 135 Mill. Fr veranschlagte Ausgabe 
erfordern, von: der für das Dienstjahr 1919 be- 


00km Nancy 


karte ey 


Abh. 2. 


reits 40 Mill. ‚Fr bewilligt worden sind, so dab 
unmittelbar mit der’ Anlage begonnen werden 
konnte. In Abb. 2 sind die als zunächst drin- 
gend notwendigen Hochspannunsslinien an 
gegeben, von denen die Fernleitung Pont-äA 
Vendin— Paris erst später angelegt werden soll. 
Für den Betrieb des Netzes ist eine neue Ge- 
sellschaft in Aussicht genommen, von derleinen 
Teil Elektrizitätsgesellsehaften neben 7 Ver- 
teilungsbetrieben bilden,®tderen Anlagen in dem 
Gebiete des anzulegenden ; Netzes liegen. | Der 
Verwaltungsrat dieser Gesellschaft wird aus 
Vertretern des Staates und von Unterneh- 
mungen bestehen, die Elektrizität erzeugen, 
während auch Arbeiter und Beamte Sitz in 
diesem Rat haben werden. Der Zweck des 
Hochspannungsnetzes besteht darin, überall 
elektrischen Strom für Lieht und Kraft zu nie- 
drigem Preise zur Verfügung zu stellen. so dab 
die vord&em weit von elektrischen Zentralen 
entfernten Industrien aus dem Netz Strom be- 
ziehen können und nicht mehr den in der Nähe 
von Elektrizitätswerken belegenen nachstehen 
H. 


Das Walchensee-Kraftwerk in Bayern. Die 
umfangreichen Bauarbeiten am staatlichen Wal- 


4 Se eh + 
chensee-Kraftwerk am Walchen- und Kochel 


see haben trotz mancherlei Schwierigkeiten 
bereits einen erfreulichen Stand erreicht 
Außer an der oberen Isar und am Walchensee 
wird jetzt bereits auch an der Herstellung des 


Einlaufbauwerkes bei Utfeld, an dem vom 
Wasserschloß zum Walehensee führenden 
1100 m langen Druckstollen, am Bau des 


Wasserschlosses, an den Vorarbeiten zur. Her 
stellung der Rohrbahn und am Bau des Unter- 
wasserkanals zum Kochelsee gearbeitet. Außer- 
dem sind aber’ auch noch die Arbeiten zur Er- 
bauung eines Nebenkräftwerkes am. Kessel 
bach und die Herstellung einer Straße zum 
Krafthaus im Gange... Um .dem Mangel an 
Kohlen für den Betrieb der an den verschie- 
denen Baustellen notwendigen Arbeits- und 
Kraftmaschinen, Pumpwerke und Beleuch- 
tungsanlagen abzuhelfen, wird jetzt am Kessel- 
bach ein eigenes Kraftwerk für 300 PS als Ne- 
benanlage erbaut. Das ganze Wasserkraftwerk, 
das zu den größten. Wasserkraftanlagen der 
Welt gehören wird, soll bis zum Mai 1921 fertig- 
gestellt sein. (‚„Zeitschr. d. Österr. Ing. u. Arch. 
Vereins‘, Bd. 72, 1920, 8.:53). 


218 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


UN 


+ 


Heft 


14. Re BN April 1080; 


2 


Leitungsbau. 


Fernleitungsbau.!) — Beim Bau der Kraft- 
übertragungslinie Baltimore— Holtwood kamen 
sowohl für Aufhängetürme wie für Anker- 
türme für jeden der Turmstiele pilzförmige 
Betongründungen (Abb. 3) zur Anwendung, 
mit welchen man geringere Konstruktions- 
stärke und niedrigere Kosten zu erreichen 
dachte als bei anderen Betongründungen, die 
sorgfältig zusammengebaute Schalung und 


Gründung in 
IE Boden 


Abb. 3. Pilzförmige Betongründungen 
für Leitungsmaste. 


Hinterfüllung benötigten. Eingehende Ver- 
suche, welche mit verschiedenen Gründun- 
en gleichzeitig angestellt wurden, bestätigten 
die Vorteile der erwähnten Gründungsart. Die 
erforderlichen Erdlöcher wurden in der Weise 
erhalten, daß man zunächst ein 0,9 bis 1,2 m 
tiefes Loch von ungefähr 400 mm Durchmesser 
grub und die untere glockenförmige Erweite- 
rung mit Hilfe von Dynamit herstellte. Das er- 
wies sich besonders vorteilhaft in gutem, ste- 
hendem Boden und mit Rücksicht darauf, daß 
die umgebenden Erdschichten nicht gestört und 
die Kosten der Hinterfüllung gespart wurden. 
Man arbeitete auf der Strecke auch mit Stahl- 
formen, bei welchen indessen Schwierigkeiten 
hinsichtlich genauen Richtens und lotrechten 
Haltens auftraten, da die Formen das Bestreben 
hatten, zu kanten und zu schwanken, wenn die 
Betonspeise hineingegossen wurde. Ferner ka- 
men fertige Schalungen zur Anwendung, von 
welchen, um möglichst ohne Unterbrechung 
arbeiten zu können, immer eine große Anzahl 
auf der Baustrecke vorhanden sein mußte. Um 
die Fortschaffung von Werkzeugen, Gerätschaf- 
ten usw. nicht durch Mitnehmen von Instru- 
menten, wie sie beim Feldmessen Verwendung 
finden, noch mehr zu belasten, bediente man 
sich zur Festlegung der Linienflucht sowie der 
Mitten und Eckpunkte der Mastfundamente 
sehr einfacher und praktischer Methoden. Da 
der Aufbau provisorischer Lagerräume Schwie- 
rigkeiten verursachte, wurden Ställe der in der 
Nähe der Strecke wohnenden Farmer zur Lage- 
rung des Zements benutzt und so der durch 
Regen zu befürchtende Verlust auf ein Mini- 
mum beschränkt. Ein leicht beweglicher Hand- 
mischer diente zur Bereitung des Betons, und 
das erforderliche Wasser wurde auf einem Wa- 
en aus kleinen in der Nähe der Baustelle be- 
indlichen Flußläufen und Bächen mit Hilfe 
einer Handpumpe herangeschafft. Wie in Ame- 
rika allgemein üblich, wurde auch hier der Zu- 
sammenbau der Stahltürme auf der Strecke vor- 
gendmmen. Der Umstand, daß große Maste aus 
Eisen nicht immer den an ihnen ängreifenden 
Kräften den entsprechenden Widerstand entge- 
gensetzen, indem ihre Glieder starke Deforma- 
tionen erleiden oder im ungünstigsten Falle die 
Konstruktion im ganzen umstürzt, gab J. B. 
Leeper Veranlassung, die Ursachen dieser nach- 
teiligen Veränderungen näher zu ergründen. 
Er kommt dabei zum Schluß, daß von den 
meisten Konstrukteuren den Ankern zu wenig 
Aufmerksamkeit gewidmet wird. Der Wider- 
stand gegen senkrechte Lasten wird verhältnis- 
mäßig leicht erhalten durch Hinunterführen 
des Maststiels in den Boden bis zu einem Eisen- 
rost bzw. Betonklotz, der die Aufgabe hat, den 
Druck gegen das Erdreich möglichst gleich- 
mäßig zu verteilen. '' Weit größere Schwierig- 
keit bereitet das durch horizontale Kräfte be- 
dingte Kippmoment,’ welches bei unsorgsamer 
Verankerung ein einseitiges’Anheben auf der 
Zugseite zur Folge hat. Welche Rolle das um- 
gebende Erdreich hierbei spielt, ist durch Ver- 
suche noch nicht genügend ergründet.. Wie bei 
den Versuchen .. der “deutschen Reichspostbe- 
hörde?) wird davon ausgegangen, als Gegen- 
gewicht gegen kippende Kräfte einen umgekehr- 
ten .Pyramidenstumpf anzunehmen, der den 
Mastfuß zur kleineren Grundfläche hat und 


1) Nach „Proc."Am.”Inst."EL’Eng.“ Bd. 34, 8.7117. 


Fröhlich, „Beitrag zur Berechnung der Mast- 


r 
fundamente*“ „ET7Z“ 1919,78. 230. 


dessen Seiten um 30° gegen die Senkrechte 
neigen. Die in Abb. 4 dargestellte. Bauart er- 
scheint besonders beachtenswert. Hier werden 
die senkrechte Kraft und ein Teil der wagerech- 
ten vereint durch einen Winkelstiel zu einem 
Eisenrost geführt. Diese Ankerart hat noch be- 
sondere Vorteile: Die Verbindung des Stiels mit 
dem unteren Teil kann weit genug über dem 
Erdboden und somit oberhalb 
der Grenze häufiger Zerstö- 
rung hergestellt werden, die 
- Erneuerung des Fundament- 
ankers kann ohne erhebliche 


können praktisch ebenso 
ausdauernd hergestellt wer- 
den, wie Betonverankerun- 
gen, gegen deren Verwen- 
dung: vielfach die. höheren 
Kosten sprechen. Bei der 
110000 Volt-Linie der Alaba- 
ma Power Co. wurden wegen 
der Unmöglichkeit, Sand, 
Kies ‚oder hartes Gestein zur 
Bereitung der Betonspeise 
heranzuschaffen, eiserne 

Fundamentkonstruktionen 
nach Abb. 5angewendet. Be- 
sondere Erwähnung verdient 
hierbei’die bei Vorhandensein 
von festem Gestein vorgenommene Lösung. In 
solchem Falle wurde ein Steinanker verwendet 
(Abb. 6), der:aus einem Winkeleisen derselben 
Abmessung wie der Stielwinkel besteht und am 


Abb. 4. Masıfuß 
mit Eisenrost. 


Abb. 5. Eisernes Mastfundament. 


untersten Ende abgerundet wird. Ein Loch 
von 57 mm Durchmesser wurde gebohrt und 
der Anker in demselben mit Mörtel vergossen. 
Im Gegensatz hierzu trat in anderen Anlagen 


Abb. 6. Steinankar für Mastfundamente. 


der Fall ein, daß;bei einer großen Anzahl von 
Masten, die ursprünglich mit eisernen Füßen 
versehen waren, infolge der dabei zutage ge- 
tretenen Mängel nachträglich Betonverstär- 
kungen vorgenommen werden mußten. Zur 
Erhaltung der Widerstandsfähigkeit des Eisens 
gegenüber den Unbilden des Wetters erwies sich 
das Galvanisieren des Stahls wirksamer als ein 
Anstrich, der noch dazu ohne Unterbrechung 
des Betriebes im oberen Teile des Mastes nicht 
erneuert werden kann. Sr. 


 Meßgeräte. 


Über Aufnahmen von Wechselstromkurven 
unter Benutzung der ionisierenden Wirkung von 
Kathodenstrahlen. — E. Lübcke hat einen 
auf.der Ionisierung dureh Käathodenstrahlen 
beruhenden Kontaktmacher konstruiert, der 
nach der Methode der Joubertschen Scheibe 
gestattet, Wechselstromkurven auch beihohen 
een aufzunehmen. Die Grundlagen 
der Methoden werden eingehend experimentell 
geprüft und theoretisch diskutiert und ‘die 
Hilfsmittel zur Vermeidung von Fehlern an- 
gegeben. Es wird die Anwendbarkeit der 
neuen Methode zur Aufnahme von Wechsel- 
stromkurven zwischen 50 und 3.105 Per/s ge- 
zeigt. Zum Schluß wirdein Verfahren’angegeben, 


durch das sich die Fehler des vorstehenden Ver- | 


fahrens, die infolge der nicht unendlich großen 
Beweglichkeit der, Ionen entstehen, durch 
alleinige Verwendung von Elektronen vermei- 
den und die Messungen auf erheblich höhere 
Frequenzen ausdehnen lassen‘ dürften. Die 
Arbeit wurde in dem Institut für angewandte 
Elektrizität an der Universität Göttingen aus- 
geführt. (Archivf. Elektr., Bd. 5, 1917, 8. 314, 
Bd. 6, 1917, S. 161.) vg. 


Das Resonanzmaximum beim Vibrations- 
galvanometer. — Die Ausführungen K.Grühns 
im Archiv f. Elektr., Bd. 8, 1919, S. 210, sollen 
die Arbeit von Zöllich im Archiv £. Elektr, 
Bd. 3, 1915, S. 369 ergänzen. Es wird unter- 
sucht, wie groß die Schwingungs-Amplitude || 
wird, wenn auch die Frequenz » der aufge- 
drückten EMK veränderlich angenommen wird, 
weil durch Änderung von w die Abgleichung ge- 
stört wird, indem sowohl x als die mechanische 


Reaktanz m—= Ko — = sich ändert. (K = Träg- 


heitsmoment, D = Drehmoment.) Durch Rech- 
nung wird gefunden, daß das Resonanzmaxi- 
mum |*2| größer ist als der durch Abgleichung 
bei der Frequenz », erhaltene Ausschlag |z, |, 
aber kleiner als der Ausschlag |rm|, den man 
erhalten würde, wenn man bei konstant ge- 
haltener Resonanzfrequenz ®, nach den 


Gleichungen von Zöllich wiederum ab- 
gleichen würde. Vg. 


Verkehr und Transport. 


Versuche mit Akkumulatoren-Triebwagen- 
zügen. Nach einer Meldung der „Staatskorr.‘“ 
wird die österreichische Staatsbahnverwaltung 
in Kürze drei Akkumulatoren-Triebwagenzüge 
versuchsweise mit der Bestimmung in Dienst 
stellen, den Nahverkehr und insbesondere die 
Arbeiter- und Schülerbeförderung in der Um- 
gebung größerer Städte zu verbessern. Gleich- 
zeitig wird hiermit eine gewisse Kohlen- und 
Betriebskostenersparnis erzielt werden, da die 
zum Laden der Akkumulatorenbatterien er- 
forderliche elektrische Kraft aus Wasserkraft- 
werken bezogen werden wird. Jeder Trieb- 
wagenzug wird aus einem für die Unterbrin- 
gung der Akkumulatoren umgestalteten Güter- 
wagen (in der Mitte des Zuges) und je vier Per- 
sonenwagen bestehen. Die an der Zugspitze 
oder am Zugende laufenden Wagen werden 
durch Einbau der Motoren und der Steuerein- 
richtungen als Triebwagen ausgerüstet. Der 
Fassungsraum jedes Zuges beträgt rund 300 
Personen, die Geschwindigkeit in der Regel 
35, oenstens 50.m/h. („Ztg. d. Vereins deut- 
scher Eisenbahnverw.“ v. 31. I. 1920, 8. 94.) 


Die Krisis im New Yorker Schnellbahn- 
wesen. — Infolge der Kriegswirren haben sich 
die Verhältnisse im Stadtschnellbahnverkehr 
von New York von Grund aus geändert. Der 
Direktor der ‚„Interborough Rapid Transit Co.“ 
Frank Hedley äußert sich eingehend über 
diese wichtige Frage, die nicht nur die Bahnge- 
sellschaft selbst, sondern die ganze Bevölkerung 
von Groß-New York lebhaft bewegt !). Beim 
Abschluß der Verträge für den Bau der Unter- 
grundbahnen in New York bekannte man sich 
zu dem wichtigen, für den großstädtischen Ver- 
kehr grundlegenden Gedanken, dem einheit- 
lichen Fahrpreis. Man konnte von jedem be- 
liebigen Punkte der Unterstadt nach jedem 
Punkte der zum größten. Teil weit außen 
liegenden, von den Untergrundbahnen be- 
herrschten Gebiete, für ein und denselben Fahr- 
preis fahren. Diese Entschließung entspricht 
ganz der Eigenart des amerikanischen Schnell- 
bahnverkehrwesens, der bei'uns der schwerfäl- 
lige Zonentarif gegenübersteht. Nicht die Höhe 
des Fahrpreises ist das Ausschlaggebende beim 
Einheitstarif, und obessieh um 5, 8 oder 10 cts 
handeln mag, sondern die Gleichmäßigkeit des 
Tarifes, die Einfachheit, die in der gleicharti- 
gen Behandlung aller Strecken zutage tritt. Die 
bedenklichen Erscheinungen der Betriebswirt- 
schaft sind nun sehon seit einigen Jahren, ganz 
besonders aber in und nach dem Kriege, 
bemerkbar geworden, und es besteht keine 
Aussicht, daß sie sich in irgend einer Weise 
wieder zum früheren Stande zurückbewegen. 
Nicht der schärfste Gegner einer Tariferhöhung 
kann nach Hedleys Überzeugung verneinen, da 
bei der Bedeutung der. Untergrundbahnen für 
den Stadtverkehr, bei der Länge der Reise- 
wege, den hohen Kosten des Baues, der Aus- 
rüstung und des Betriebes der Vorkriegstarif - 
heute noch aufrecht erhalten werden kann. 
Die jetzigen "Zeiten sind eben von denen, in 
welchen die Bahnen angelegt wurden, von Grund 
aus verschieden. 7Zu jener Zeit schien vom 
Standpunkte des Verkehrsgeschäfts aus der 
Gedanke, Schnellbahnlinien in weniger be- 
baute’ Gegenden zu legen, für die Geldgeber 
nicht sehr verlockend. Die Kapitalbeschaffung 
war schwierig, und es wurde s. Zt. deshalb von 
der Stadt die Ausgabe von Vorzugsaktien gut- 
geheißen, was sich in all den Betriebsjahren bis 
zum Beginn des Krieges und sogar noch wäh- 
rend der ersten beiden Kriegsjahre, bevor alle 
Preise so”gewaltig emporschnellten, in jeder 
Beziehung als erfolgreich erwiesen hatte. 
Infolge "des weiteren Verlaufes des Krieges‘ 
ist indessen die Lage der Interborough Rapid 


.) The Street‘ , Bd. 2, 1990, 8. 97. 


| 


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8. April 1920. 


Transit Co als Betriebsgesellschaft, sowie der 
Kapitalgeber eine sehr ernste geworden. Die 
Vorzugsaktien verlangen die Ausschüttung 
einer festen Dividende, die nicht mehr da ist. 
. Die Verkehrsfrage greift in die verschiedensten 
Interessen der Genänden; in alle gesetzlichen, 
finanziellen und sozialen Fragen so tief ein, 
daß schon aus diesem Grunde eine volle Neu- 
ordnung der Tarife unerläßlich wird. Sie ist 
so dringend geworden, daß der „Interborough‘“ 
am 1. Januar 1920 fast in Zwangsverwaltung 

ekommen wäre und auch zu seiner letzten 
Hufe uelle greifen mußte. In wenigen Monaten 
sind aber wiederum die Zinsen an die Aktionäre 
und die Pacht an die Stadt zu entrichten. 
Es gibt keine Möglichkeit, diese Krisis zu über- 


. stehen — ohne eine Erhöhung der Fahrpreise. 


Dieser Notstand besteht nicht allein für die 
Betriebsgesellschaft, sondern in weiterem 
Sinne für jeden Einwohner von Groß-New York. 
Der Zerstörungsprozeß im Verkehrswesen ist 
bereits im Gange und der Betrieb schon. kilo- 
meterweit stillgelegt. Das Umsteigerecht in 
der 8. und 9. Avenue in Manhattan und auf 
anderen ‚Linien in Broocklyn ist den. Ein- 
wohnern von Groß-New York bereits verloren 
gegangen. Ob man nun als letzte Politik einen 
städtischen Betrieb oder einen Staffeltarif in 
Betracht zieht, das eine ist klar, daß es. sich 
in vorliegendem Augenbliek nur darum han- 
deln kann, den großen, vom Ruin bedrohten 
Apparat des New Yorker Schnellbahnverkehrs 
unversehrt zu halten. Die Frage ist nicht nur 
für die Gegenwart, somdern auch für die. Zu- 
kunft von Interesse und hat eine Bedeutung, 
die, in Ziffern ausgedrückt, in viele Millionen 
geht. Dazu kommen noch eine ganze Menge 
von Sonderwünschen. 
New York wünscht einen Schleifenbetrieb, die 
Einwohner der Washington-Höhen verlangen 
nach besserem Verkehr, Staten Island formt 
seine Wünsche zu Forderungen um. Von Jahr 
zu Jahr werden derartige Anforderungen drin- 
gender. Frank Hedley glaubt, es nicht nötig 
zu haben, auszusprechen, wie schwierig es sein 
wird, heute noch Kapital für die Verwirkli- 
chung dieser Frage zu finden, und sieht in einer 
Tarifumbildung die einzige Rettung. 


Beleuchtung und Heizung. 


Über das Flimmern von Wechselstromlieht. 
— Um die bei Wechselstrom auftretenden 
Flimmererscheinungen, die sich bei Metall- 
drahtlampen stärker bemerkbar machen als 
bei Kohlenfadenlampen, und die besonders 
bei den für Bahnkraftwerke in Betracht kom- 
menden Periodenzahlen unter 50 eine größere 
Rolle spielen, genauer zu studieren, hat Gottfr. 
Liebe eine Methode ausgearbeitet!), mit 
deren Hilfe die momentanen Lichtstärken- 
werte von Wechselstrom-Lichtquellen' in ein- 
facher Weise gemessen werden können. Aus- 
gehend von den Versuchen von Goerges?) 
und Weidig, die eine auf der Anwendung von 


. zwei Epiegoln beruhende Anordnung zur Mes- 


sung der Verstellung zwischen parallel arbei- 
 tenden Wechselstrommaschinen benutzten, hat 
der Verfasser seine Versuchsanordnung ent- 
worfen. 
erzeugte Strom dient zur Speisung der zu 
untersuchenden Lichtquelle. An . dieselbe 
Stromquelle ist, unter Zwischenschaltung eines 
Phasenschiebers, ein kleiner 4-poliger Syn- 
ehronmotor angeschlossen. Die Achse dieses 
Synehronmotors trägt einen rotierenden Dop- 
pelspiegel. Mit Hilfe einer Sammellinse wird 
im. Spiegel ein reelles feststehendes Bild der 
Bi iselle erzeugt, daß durch den ‚Spiegel 
auf die Mattglasscheibe eines Photometers 
reflektiert wird. Das Bild erscheint einmal 
während des Bruchteils einer Umdrehung des 
Spiegels, d. h. des Synehronmotors. Dadurch, 
daß die einzelnen Bilder in rascher Aufeinander- 
folge auftreten, erscheint dem Auge des Be- 
obachters ein dauernd vorhandenes Bild. Und 
in diesem Bild erscheint die Lampe in einer 
er bestimmten Phase: in der jenigen, in der 
ie Stellung des Motors bzw. des Spiegels jedes- 
mal die Bestrahlung der Scheibe gestattet. 
Mit Hilfe des Phasenschiebers wird die Phase 
des Spiegels verändert, so daß die Momentan- 
werte der Lichtstärke beobachtet werden kön- 
nen. Die vorgenommenen Versuche erstreckten 
sich auf Messungen der verschiedenen Kohlen- 
fadenlampen,. Metalldrahtlampen und Bogen- 
lampen bis zu Periodenzahlen von 15i. d. sec. 
Festgestellt wurde ferner, daß die Wahrnehm- 


barkeit des Flimmerns nicht nur.von der Pe-. 


riodenzahl und dem Ungleichförmigkeitsgrad 
der periodischen Lichtschwankungen, sondern 
auch von der mittleren Beleuchtung abhängig 


« ist. Naturgemäß bestehen hierbei je nach dem 


Beobachter große individuelle Verschieden- 


1) Dissertation des Dipl.-Ing. Gottfried Liebeander 
Techn. Hochschule zu Dresden, erschienen im Selbstverlage. 
NT ygl SETZ’ 1910, 8.8. A 


. die 


‘sen des Wechselstromes wiedergeben. 


Die Geschäftswelt in. 


Der von einem Drehstromgenerator 


Elektrotechnische Zeitschriitt, 1920. Heit 14. 


heiten, so daß es Personen gibt, die auch bei 
50 Perioden bei normalen Glühlampen (110 V, 
25 EK, 220 V, 50 EK) das Flimmern wahrneh- 
men. Die Kurven, die für normale Spannung 
und Periodenzahlen zwischen 15 und 16 Per 
aufgenommen wurden, zeigen, daß die Licht- 
kurven die doppelte Periodenzahl wie die zu- 
gehörigen Stromkurven besitzen. Das Flimmern 
wird ferner geringer mit wachsender Perioden- 
zahl und mit zunehmender Dicke, also zuneh- 
mender Wärmekapazität des Fadens. Gleich- 
zeitig mit der Abnahme des Flimmerns tritt 
eine zunehmende Phasenverschiebung der 
Lichtkurve gegenüber der Leistungskurve auf. 
Bei gleichem Fadendurchmesser zeigen mit 
Rücksicht auf die stärkere Ausstrahlung Koh- 
lenfadenlampen ein wesentlich stärkeres Flim- 
mern als Metalldrahtlampen. Unter dem Wert 
des Flimmerns wird hierbei das Verhältnis 
des Maximalwerts der Lichtstärke zum Mini- 
malwert verstanden. Bei gleicher Spannung 
und Lichtstärke ist jedoch mit Rücksicht auf 
größere Stärke des Fadens das Flimmern 
der Metalldrahtlampe stärker. Bei niedrigen 
Periodenzählen (15 ı. d. sec) empfiehlt sich da- 
her die Verwendung von in Reihe geschalteter 
Metalldrahtlampen oder mit Hilfe kleiner 
Transformatoren für ‚niedrige Spannungen ge- 
bauter Metälldrahtlampen. Von der Brenn- 
dauer und Spannung ist das Flimmern praktisch 
unabhängig. Bei Bogenlampen wurden Kur- 
ven aufgenommen, die die räumliche Ver- 
teilung des Lichtes in den verschiedenen Pha- 
Ferner 
wurden Versuche mit induktionsfreier und in- 
duktiver Vorschaltung durchgeführt, welche die 
Abhängigkeit der Form der Lichtkurve und 
Lichtausbeute, die von Högner!) festgestellt 
wurde, bestätigen. Mit Hilfe eines Fernrohrs 
an Stelle des Photometers kann auch durch 
langsames Drehen des Phasenschiebers der 
Vorgang des Lichtbogens während einer Pe- 
riode direkt beobachtet werden. Es ist fest- 
gestellt, daß der Lichtbogen nicht nur in bezug 
auf Umfang und Lichtstärke, sondern auch in 
bezug auf Farbe starke Veränderungen durch- 
macht. Sih. 


Elektrisches Backen in der Schweiz.— In 
Norwegen, Schweden und der Schweiz wurden 
schon vor dem Kriege eine beträchtliche Anzahl 
elektrischer Backöfen betrieben, doch hat erst 
die große Preissteigerung der Brennstoffe dazu 
geführt, daß sich das elektrische Backen gerade 
in letzter Zeit besonders rasch verbreitet hat. 
„Commerce Reports‘, Washington, vom 17. 
XII. 1919 bringen einen Bericht des amerika- 
nischen Konsuls in Bern, in welchem ausge- 
führt wird, daß die Bäckereien, solange die 
Brennstoffe billig waren, keinen Vorteil,im 
elektrischen Backen sahen, trotzdem es im 
wirtschaftlichen Interesse gelegen hätte, die 
sehr wohlfeile, sonst nicht genutzte Nachtkraft 
der Wasserkraft-Elektrizitätswerke zu verwen- 
den. Der elektrische Backofen ist nicht nur 
sehr sauber, seine Bedienung einfach und daher 
billig, sondern das Heranschaffen von Brenn- 
material und die Abfuhr von Asche werden un- 
nötig; Rauch, Ruß und Wärmestrahlung fallen 
fort, ein Schornstein. ist nicht erforderlich und 
der Raumbedarf sehr bescheiden. Schon diese 
wertvollen Eigenschaften können unter Um- 
ständen, ganz abgesehen von den Betriebs- 
kosten, für die Einführung des elektrischen 
Backofens bestimmend sein. Die Raumfrage 
spielt besonders bei den meist in teuren Stadt- 
teilen gelegenen Konditoreien. und Hotels eine 
große Rolle. Ein elektrischer Backofen für 240 
Brotlaibe erfordert 3,2 m? Bodenfläche; ein ge- 
wöhnlicher für dieselbe Beschickung 11,8 m. 
Auch bei uns sollte dieser Frage erhöhte Auf- 
merksamkeit geschenkt werden, da durch das 
elektrische Backen unter Benutzung von Nacht- 
strom unzweifelhaft eine erhebliche Brennstoff- 
menge für andere Zwecke frei würde, 


Die sparsame Ausnutzung elektrisch er- 
zeugter Wärme. — Bei der elektrisch erzeugten 
Wärme ist restlose Ausnutzung am leichtesten 
möglich, da hier keine Abwärme entsteht, wie 
bei Heizung mittels Flamme, Flüssigkeiten oder 
Dampf und, weil gute Wärmeisolation leicht 
wird. Infolgedessen ist die elektrische Behei- 
zung selbst bei hohen Stromkosten wirtschaft- 
lich. Wie Schneider berichtet, können 
z. B. bei einem gewöhnlichen Leimkocher für 
dauerndes Warmhalten 70% der im Jahre be- 
nötigten 800. kWh durch geeignete Wärmeiso- 
lation erspart werden. Wie beim Leimkoecher, 
werden noch bei vielen anderen elektrischen 
Heizapparaten, wie Kochplatten, Bügeleisen, 
Trockenöfen usw. große Energiemengen ver- 
schwendet, indem häufig auch ihre Außen- 
flächen hohe Temperaturen aufweisen. Gespart 
kann ferner werden durch rationellen Betrieb 


‘ der Heizvorrichtungen, z. B. durch möglichste 


Vermeidung unnötigen Luftwechsels. Die 


9 Vgl, „ETZ* 1908, 8. 1168, und 1910, 8. 726, 


279 


Wärmekapazität der Apparate darf nicht größer 
als erforderlich gemacht werden, damit das An- 
heizen nicht unnötigen Energieaufwand erfor- 
dert. So wird z. B. bei einem Prägekopf, statt 
seine ganze Masse zu erhitzen, am zweckmäßig- 
sten eine besondere, wärmeisolierte, elektrise 
beheizte Preßplatte kleiner Wärmekapazität 
verwendet. Bei der elektrischen Heizung kann 
der Heizkörper in das Innere des zu erwärmen- 
den Stoffes eingebracht werden, z. B. als Tauch- 
sieder; Wärmekapazität und -verluste lassen 
sich dabei gering, der Wirkungsgrad also hoch 
halten. Um vergleichbar zu sein, muß der Wir- 
kungsgrad stets von kalt oder derselben An- 
fangstemperatur aus gemessen, und es muß ein 
Unterschied zwischen Anheiz- und Dauerwir- 
kungsgrad gemacht werden. Bei manchen Ap- 
paraten kann große Wärmekapazität durch 
Speicherwirkung vorteilhaft sein; es kann dann 
der Heizstrom vor Beendigung des Koch- oder 
sonstigen Vorganges abgeschaltet und der letz- 
tere durch die gespeicherte Wärme beendet 
werden. Die elektrische Lichtpauserei liefert 
ein Beispiel für große Verschwendung, da fast 
die ganze Energie in nicht genutzte Wärme 
umgesetzt wird. Durch eine geeignete Anord- 
nung kann jedoch die von der Bogenlampe und 
den Vorschaltwiderständen erwärmte Luft zum 
Trocknen der hergestellten Kopien benutzt 
werden. In ähnlicher Weise wird es auch in an- 
deren Fällen möglich sein, Arbeitsvorgänge 
einander anzureihen, um die bei dem einen frei- 
werdende Wärme für den anderen zu benutzen. 
(,Mitt. d. Vereinig. d. El. W.‘ Bd. 19, 1920, 
8. 24.) hl. 


Fernmeldetechnik. 


Das Haltephon, eine Erleichterung für 
Fernsprechteilnehmer. — Unter dem Namen 
„Haltephon“ bringt die Haltephon-Gesellschäft 
Berlin SW 47, einen Hilfsapparat für Fern- 
sprechanlagen auf den Markt, der in der heu- 
tigen Zeit des Telephonelends;der Beachtung 
wert erscheint. Die Vorrichtung gestattet, wie 
Abb. 7 u. 8 zeigen, die Benutzung desj;Fern- 


Abb. 7. Haltephon. 


sprechers unter Freibehalten beider Hände; 
der:Hörer wird entweder vorübergehend wäh- 
rendäeines Gesprächs oder dauernd in einen 


Abb. 8. Das Haltephon im Gebrauch. 


Metallständer eingelegt und so ausgerichtet, 
daß man ihm das Ohr leicht nähern kann.y|In 
den meisten. Fällen genügt es, das Ohr:bis, auf 
einige Zentimeter an den Hörer heranzubringen; 
während eines Gespräches hat man beide 
Hände frei, um Notizen zu'machen’oder mitzu- 
schreiben. Bei dem heute üblichen, langen War- 
ten auf Verbindungen kann man sich während 
derWartezeit an seinem Schreibtisch durch Lesen 
oder Blättern in Geschäftspapieren beschäftigen 
und bleibt so vor der bei vielen stark beschäftig- 
ten Menschen in solchen Situationen sich ein- 
stellenden Nervosität bewahrt. Es wird also 
durch die Benutzung des Haltephons nicht allein 


280 


At Be 
13 


eine bessere Zeitausnutzung erzielt, der 
Verkehr mit dem Amt wickelt sich auch in 
ruhigeren Formen ab, als wenn der Teilnehmer, 
den Hörer krampfhaft in der Hand haltend, 
vergeblich auf eine Verbindung wartet, falsch 
verbunden wird oder aus sonstigen Gründen 
warten muß. . Daß der Hilfsapparat für Ein- 
armige. oder Gelähmte ganz erhebliche Erleich- 
terun gen schafft, sei noch nebenher erwähnt. 
Soll der Hörer dauernd in dem Halter liegen, 
so muß der Tischapparat durch einen Beschwe- 
rungsstab in der Anrufstellung gehalten werden. 
Erfolgt em Anruf, so wird der Besch werungs- 
stab abgenommen. Pie. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Selbsttätige Entaschungsanlagen.!) — Für, 
die Absaugung der Flugasche aus den Feuer- 
zügen von Dampfkesseln und, Rauchgas vor- 
wärmern genügt, wie man an einer sorgfältigen 
Untersuchungen unterworfenen Anlage fest- 
gestellt hat, ein mittels Wasserstrahlejektors 
zu erzielender Luftunterdruck von 20 bis 30mm 
Quecksilber. Jeder Kessel und Vorwärmer ist 
mit der Hauptförderleitung durch einen in der 
Regel blind abgeflanschten Abzweig verbun- 
den, an welehem z. Zt. der Reinigung ein in die 
Feuerzüge einzuführender beweglicher Metall- 
schlauch von etwa 8 m- Länge mit Saugdüse 
(Abb, 9) der Bauart Siemens-Schuckertwerke 


en 
Bi IRRE Tea Se 
nl 
ui 

Abb. 9. Saugdüse. 
angeschlossen wird. Das Druckwasser wird 
dem Wasserstrahl-Luftsaugeapparat durch die 
Kesselspeisepumpen mit einem Druck von 


etwa 17 at zugeführt. Der stündliche Wasser-. 


verbrauch beträgt bis zu 30m3, und es werden 
dabei stündlich 150 m? verdünnt gemessene 
Luft von 25. cm Q.-S. Unterdruck abgesaugt: 
Die erforderliche Rohranlage läßt sich in über- 
sichtlicher Weise unter Wahrung vollständiger 
Zugänglichkeit so anordnen, daß 'sie nirgend 
ein den Verkehr im Kesselhaus störendes Hin- 
dernis bildet. Der Aschenbehälter ist in Abb. 10 
dargestellt; er faßt 3 m? ö 
und ist für einen äußeren 
Überdruck von 0,5 at ge- 
baut. Das. Überreißen 
fester Teile in die Luft- 
saugeleitung wird durch «= 
eine Schutzplatte und ein 
Sieb möglichst verhindert. 
Die Reinigung der Luft- 
saugeleitung darf jedoch. 
nie vernachlässigt ‚wer- 
den, weil sich das Über- 
reißen feinen Staubes 
nicht ganz vermeiden 
läßt; zum Befahren des 
Behälters . ist ein ge- 
nügend großes Mann- 
loch. vorgesehen. Die in 
der dargestellten Anlage 
ausgeführte Hochlegung 
des Behälters ist nicht 
Bedingung, sondern er- 
folgte aus örtlichen Grün- 
den; die Tieferlegung bringt mancherlei Vor- 
teile; maßgebend muß die leichte Entleerung 
in die das Fördergut abführenden Wagen blei- 
ben. Die im vorliegenden Fall als Rohr ausge- 
bildete Förderrutsche soll unten einen möglichst 
staubdichten Verschluß erhalten, um die beim 
Öffnen des Hauptabsperrschiebers durch das 
lötzliche Nachrutschen der Rückstände in der 
mgebung entstehende unangenehme Staub- 
bildung zu vermeiden. Die Ausbildung der 
Düse ermöglicht es, diese aus einiger Entfer- 
nung an die zu beseitigenden Rückstände heran- 
zuführen, so daß die mit der Reinigung beauf- 
"tragten Arbeiter sie nicht ständig in den 
Feuerzügen aufzuhalten brauchen. 
Während früher zur Reinigung einesRauch- 
gasvorwärmers von 28x 8 = 224 Rohren mit 


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Abb. 10. 


im ganzen 307 m? Heizfläche 4 bis 5 Mann - 


einen vollen Tag’ mit 9 h in schwerer Arbeit be- 
schäftigt. waren, erledigt heute ein Mann die- 
selbe Arbeit in 31, h ohne besondere körper- 
liche Anstrengung. Der Kraftbedarf der durch 
Elektromotor betriebenen Speisepumpe, welch 


1) Nach A. Rüster, Zeitschr. des Bayer. Res.-Ver. 
Bd. 23. 1919, 8. 157. : 


das Wasser für den Strahlapparat liefert, be-- 
trägt bei einer Wasserlieferung von 20 m?/h, 
etwa 22 bis 24 kW. Er ist bei der beschriebenen 
Anlage etwas hoch, doch stellen sich die An- 
lagekosten wohl immer erheblich billiger als 
beim Betrieb mit Luftpumpe. Der Strahlappa- 
rat erfordert wegen der nicht zu umgehenden 
Verstaubung vom Behälter her eine gute War- 
tung und Instandhaltung, die aber bei den 
großen Vorteilen einer solchen Anlage nicht ins 
Gewicht fällt. ER = N 
Auch die Beseitigung der unter dem Rost 
anfallenden Schlacken kann von der Luftab- 
saugeanlage mit übernommen werden. Die 
Siemens-Schuckertwerke verwenden dazu einen 
meist. in einen allseits abgeschlossenen Roll- 
wagen eingebauten Brecher (Abb.11), dem die 


Schlacke zufällt, die gebrochenen, staubförmi- 


gen Rückstände werden dann ebenso wie die 


Flugasche abgesaugt. 


Bei großen, neu zu erbauenden Anlagen 


wird die Anlage einer Ascheabsaugeeinrichtung 
am besten schon beim Entwurf vorgesehen. In: 
diesem Falle sind Aschen- und Schlackenbun- 
ker in Verbindung mit dem Saugrohrnetz mit 
besonders gebauten Absperrvorrichtungen anzu- 

legen, die zur Beseitigung der Rückstände nur 
zu öffnen sind, Für ältere und besonders klei- 
nere Anlagen wird die Verwendung eines bieg- 
samen Metallschlauches mit Saugdüse billiger 


und einfacher sein; die Anwendung solcher be- | 


weglicher Saugeinrichtungen zeigt Abb. 12 


RAINNANNNS 


NIS 


7, FFEZZE), 
Ta fe, 
Q 


VOILSIETETILESIEIKEGIELLITEILIEESEEIGEERSEIEGEEEILIEIEGEIEIET. 


RUNSNARRURAN E & 
NINA 


Abb. 12. 


Für den gleichen Zweck finden auch Ab- 
saugeeinrichtungen mittels Dampfgebläse Ver- 
wendung; eine solche Anlage wurde von der 
Firma Korte & Müller in Berlin für eine Anlage 
im Überwachungsgebiet des bayerischen Revi- 
sionsvereins ausgeführt. Rt 

Die heute ganz wesentlich veränderten 
Verhältnisse, wie außerordentlich 
Arbeitslöhne, weitgehendste Maßnahmen auf 
dem Gebiet des Arbeiterschutzes, Verschlech- 
terung der zur Verfügung stehenden Brenn- 
stoffe bei gleichzeitiger erheblicher Verteuerung, 
bedeutend vermehrter Anfall von Verbren- 
nungsrückständen, stark beeinträchtigte wirt- 
schaftliche Ausnutzung der Brennstoffe, dürf- 
ten Anlaß geben, die selbsttätigen Ascheab- 
saugeeinrichtungen in ‚vermehrtem Maße zur 
Anwendung zu bringen. Nach den Revisions- 
ergebnissen des genannten Überwachungsver- 
eins sind die Feuerzüge von Dampfkesselanla- 


gen oft schon nach 11% bis 2 Monaten Betriebs- 


zeit zu einem großen Teil mit Verbrennungs- 
rückständen verlegt; dieses viel Brennstoff ver- 
zehrende Übel kann durch die Einrichtung 
einer Absaugeanlage auf ein recht erträgliches. 
Maß herabgedrückt werden. Dabei können 
auch die kürzesten Betriebspausen zur Reini- 
gung wenigstens von dem gröbsten Anfall der 
Rückstände benutzt werden, um dadurch einen 


guten, wirtschaftlichen Kesselbetrieb aufrecht 


zu erhalten, -—er. “ . 


Verschiedenes. 


Dampfturbinenexplosion. — „Engineering“, 
Bd. 109, 1920, $. 252, gibt einige Einzelheiten 
über die Explosion siner 5000 kW-Curtis- 
Dampfturbine der Genaral Electrie Co, welche 
sich im städtischen Kraftwerk von Regina in 
Kanada ereignete. Die erst im vergangenen 
Herbst in Betrieb genommene Turbine war mit 
einem Drehstromgenerator direkt Perupp ein, 
Sie hatte 5 Stufen und eine Drehzahl von 3600 
i. d. min. Die mittleren Durchmesser der Tur- 
binenräder betrugen, in der Mitte der Schaufe- 


Elektrotechnische Zeilschriit, 1920. Heit 14. 


%..8, April 1920. 


ee Trümmer, nur der 


. Metallerz vorhanden ist. 


esteigerte . 


lung gemessen, 1270, 1281, 1294 und 1320 mm, 


so daß sich mittlere Umfangsgeschwindigkeiten 
von 185,5 bis 268 m/s ergaben. Durch die Ex- 
plosion wurde die Turbine so vollkommen zer- 
stört, daß es wohl nicht möglich sein: wird, die 


‘genaue Ursache festzustellen, aber es wird an- 


genommen, daß der Grund im Zerspringen eines 
der Turbinenräder lag. Jedenfalls blieb von 
der ganzen Maschine nichts übrig als einige 


blieb am Dampfrohr sitzen, welcher jedoch ganz 
aus seiner Lage gerissen war. Der Vorfall er- 
eignete sich um 7 Uhr morgens; ein Maschinist, 
der gerade an der Dampfseite der Turbine 
stand, erlitt leichte Verletzungen im Gesicht. 
Der Materialschaden beschränkte sich auf die 
eine Maschine, trotzdem das größte Trümmer-. 
stück, welches aus der Turbinenwelle mit den 
Überbleibseln der Räder bestand, fast 7 m weit 
und gerade zwischen 2 Turbinensätze geschleu- 
dert wurde. hl. °. , 


' Die ‚elektrische Wünschelrute. — In Schwe- 
den und Finnland hat man in den beiden letzten 
Jahren mit einer elektrischen Anordnung zum 
Aufsuchen von Metallerzen so ermutigende Er- 
folge erzielt, daß die geologische Kommission, 
einen mit der Handhabung der Anordnung 
vertrauten Geologen der schwedischen Re- 
gierung zur Ausführung von staatlichen Unter- 
suchungen zur Verfügung gestellt hat. Bei der 
neuen Anordnung werden Elektroden in geeig- 


entilkasten | 


neten Abständen in die Erde eingeführt und 


mit einer Stromquelle verbunden. Mit Hilfe 


von zwei mit einem Telephon verbundenen 


Suchelektroden werden nach der bekannten ° 


Nullmethode die Feldkurven aufgenommen 
und in ein Koordinatensystem eingetragen. Der 
Verlauf der Feldlinien zeigt an, ob und wo 
In einer kürzlich in 
Orebro abgehaltenen Ingenieurversammlung 


“machte Nathorst (Stockholm) darauf aufmerk- 


sam, daß das Verfahren prinzipiell nicht neu 
sei, und daß schon im Jahre 1899 die Engländer 
Daft und Williams und in den Jahren 
1912/13 der Franzose Schlumburger und die 
schwedische i 
gearbeitet hätten!). In den Jahren 1918/19 
sind in Schweden und Finnland 
Gelände von 400 ha 31 Untersuchungen aus- 
eführt worden, welche in 15 Fällen das Ver- 
andensein von Erzlagern anzeigten. Hiervon 
wurden 10 näher untersucht und ergaben Lager 
von Kupfer-, Zink-, Blei- 


geologische Kommission damit 


auf einem 


- und  Golderzen, 
ferner von Eisenpyriten und Hämatiten von 


soleher Ausdehnung, daß deren Abbaur sich 


lohnt. Ein Fall ist zweifelhaft, und in. den vier 
restlichen Fällen ist die Untersuchung nodh 
nicht abgeschlossen. Das erste Erzlager, wel- 
ches nac 


dem. neuen Verfahren festgestellt 


wurde, hat eine Mächtigkeit von 1 m und ent- 


hält 18% Blei und 28% Zink.. Das bis jetzt 


größte so aufgefundene Erzlager befindet sich 
in Vasterbotten, wo man Eisen- und Kupfer- 
Kupfergehalt, a 


pyrite, letztere mit 2% 
deckte. (‚Financial Times‘ 19. IT. 20.) - 


® i . ; Y 
. Energiewirtschaft. 


Vorträge über Wärmetechnik. — Die Ver- 


einigung zur Förderung technisch-wissenschatt- 


licher Vorträge im westlichen rheinisch-west- \ 


fälischen Industriegebiet wollte während der 


Tagung des Gauverbandes Rheinland-Westfalen 


des Vereins deutscher Ingenieure vom 13. 


bis 17. -IV. 1920 in ‚Essen im Kasinosaal 
Kaupenstraß6 107, 
eine Reihe von Vorträgen veranstalten, diein- 
dessen wegen der Unruhen im dortigen Bezirk 
Es sind folgende 


Kaupenhöhe, Eingang 


verschöben werden mußten. 
Vorträge in Aussicht genommen: 


1. Prof. Dv»&ng. Bonin, Techn. Hochschule 
2 thermodynamischen 
wirtschaft- 
-liehe Ausnutzung der Brennstoffe 


Aachen: ‚Die 


Grundlagen für die 


in Kraftbetrieben.“ 


2.. Prof. Seufert, Wärmestelle Düsseldorf: 
? die - Wärme- 


„Meßinstrumente für 
technikunter Vorführung einer Aus- 


stellung neuerer Meßinstrumente.“ 


3. Dr. Aufhäuser, Thermochemische Prü- 
fungs- und Versuchsanstalt, 
„Brennstoff und Verbrennung.“ 


4. Obering. P. R. Meyer, M. A. N. Nürnberg: 
„Abwärmeverwertung bei Verbren- 
und industri- 


nungskraftanlagen 
ellen Öfen.“ 


Qu 


brik Thyssen & Co., A. G. Mülheim-Ruhr: 


'„Nebenproduktengewinnung beiGas- | 


erzeugern.“ 


6, Dr. Ernst Jüngst, Verein für die ber, bat. 
9 eltz ji 


‚ lichen Interessen, Essen: „Die 
 kohlenlage.“ Se A 


“Vgl, auch „ETZ“ 1920, 6 179. 


Hamburg: © 


Dr.-ing. Roser, Direktor der Maschinenfa- 


| 
| 


. bekannt geben. 


‘ nach den „Februar-Mitteilungen‘“ 


Dre A = ‚ rn 
Ar % 

u 
n, + 


8. April 1920. 


- 
Ebenso sollten in den oberen Sälen des 
städtischen Saalbaues in Essen noch die bei.. 


den folgenden Vorträge stattfinden: 


1. Geh. Reg.-Rat Prof. A. Wallichs, Techn. 
Hochschule Aachen: „Grundlagen neu- 
zeitlicher Betriebsführung.“ 

Dr.-ng. Rummel, Wärmestelle Düsseldorf: 
„Die Probleme der restlosen Ver- 
gasung der Kohle in gemeinfaßlicher 
Darstellung.“ _ . 

Die genauen Termine‘ werden wir noch 


to 


x 


Industrie und Handel. 


Aus den Mitteilungen der Außenhandels- 


Nebenstelle der Elektrotechnik. — Zunächst ist | 


festzustellen, daß die hier (,„,ETZ‘' 1920, S. 223) 
gebrachten 


Angaben über die Behandlung der Ausfuhran- 


{ ae zu der sich die Außenhandels- Neben- 


stelle mit Rücksicht auf den am Jahresantang 
eingetretenen Kurssturz damals ‚für die nächste 
Zukunft“ entschlossen hatte, inzwischen durch 
die Zeitverhältnisse überholt worden sind. Ein 
im Druck befindliches neues Merkblatt wird 
das erkennen lassen. Die seit Monaten lebhaft 
diskutierte Frage, welche Stellung die deutsche 
Industrie bezüglich der Einhaltung einmal 


eingegangener Verpflichtungen einneh- . 
at Kommerzienrat A. Haeffner- 


men soll, £ 
kürzlich in einem von den „März-Mitteilungen‘“ 


 reproduzierten Aufsatz der ‚‚Frnkf. Ztg.‘“ be- 


handelt. Während sich im Inland, so führt er 
aus, die Abnehmer mit dem unter dem Druck 
der Verhältnisse eingeführten System der glei- 
tenden Preise im allgemeinen abgefunden ha- 
ben und auch der Verbraucher, an dem die 
Mehrkosten schließlich hängen bleiben, um 
seinen Warenhunger zu stillen, die einseitig 
vorgenommenen Preiserhöhungen schlecht und 
recht hinnimmt, kann vom Ausland, insbeson- 


' dere von den überseeischen Ländern, wo trotz 


der auch dort fühlbaren Folgeerscheinungen 
des Krieges die wirtschaftlichen Grundanschau- 


‚ungen bestehen geblieben sind, nicht erwartet 
werden, daß es Auffassungen anerkennt, die als 


. den müssen. 


- werden, auch wenn es für den liefernden Teil : 


eine völlige Abkehr von allen bisher in Handel 
und Wandel gültigen Prinzipien angesehen wer- 
Soweit also im: Verkehr mit dem 
Ausland Geschäfte zu festen :Preisen abge- 
schlossen worden sind, darf ein einmal getroffe- 
nes Übereinkommen nicht einseitig geändert 


einen Verlust bedeutet. An diesem fundamen= 
talen Grundsatz jeden Außenhandels rütteln, 
hieße den kunstvollen Aufbau. unserer inter- 
nationalen Beziehungen ins Wanken bringen. 
Dem Einwand, daß der eingeborene Käufer 
die erhöhten Kosten ja auch auf seine Abneh- 
mer abwälzen könne, stehen eben dessen er- 


 wähnte Geschäftsanschauungen wie auch der 


Umstand entgegen, daß er ja die veränderten 
Verhältnisse in Deutschland gar nicht einzu- 
schätzen und die daraus gezogenen Folgerungen, 
d. h. die nachträgliche Preiserhöhung, auf ihre 
Berechtigung hin nicht zu prüfen vermag. Da 
somit die für’ das Inland angezeigte Maßnahme 


' nieht auch auf das Ausland übertragen werden 


darf, ist der Außenhandel, wie das einzelne In- 


. dustriezweige bereits von sich aus getan haben, 


in der Form zu regulieren, daß für das Ausland 
Preise in der Auslandsyaluta festgesetzt wer- 
den, die nach den jeweiligen Weltmarktpreisen 


zu ‚bestimmen sind, unter allen Umständen 


aber fest sein müssen. Ein Verlust kann bei 


 Befolgung dieser Grundsätze, von Einzelfällen 


abgesehen, nur eintreten, .wenn die Kaufkraft 
der Mark im Ausland wieder steigt, der Erlös 
aus Auslandsdevisen mithin geringer. wird. 


 Hiergegen kann sich die Industrie jedoch 


schützen, wenn sie Vorauszahlung entweder 
des vollen Betrages oder eines: Teiles fordert. 
„Sollte trotz der erwähnten Maßnahmen‘, so 
schließt Haeffner seine angesichts mancher in 
letzter Zeit lautgewordenen Klagen des Aus- 
landes besonders bemerkenswerten Ausführun- 
gen, „sich bei Abwicklung des Geschäfts den- 


noch ein Verlust ergeben, so bin ich der An- 
‚sieht, daß Industrie und Handel im Interesse 


unserer zukünftigen Geltung in der Welt diesen 
Verlust auf sich. nehmen müssen. Es kann uns 
nichts Schlimmeres passieren, als wenn der 
deutsche Geschäftsmann seinen guten Ruf ver- 


liert; das ist weit schlimmer als ein entgange- |- 


nes oder mit Verlust abgeschlossenes Geschäft. 
Dieser Gesichtspunkt scheint mir nieht überall 
richtig erkannt zu sein. Man lebt noch zu sehr 


in den Anschauungen der Zeit vor dem Kriege» 


und vergißt, daß das vornehmste Ziel für den 
deutschen Unternehmer’ in der gegenwärtigen 
Zeit nicht darin besteht, in dieser für uns so 
äußerst kritischen Lage einen guten Abschluß 


'zuwege zu bringen, sondern: vielmehr darin, 


den Weltmarkt für die deutschen Erzeugnisse 
überhaupt zu erhalten. Dies kann aber nur 
dann geschehen, wenn der deutsche Geschäfts- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


‘ Einfuhrbewilligung 


1920. 


Heft 14. 


281 


' mann sein Ansehen in der Welt wahrt, indem 


er die bisherigen Anschauungen über Treue und 
Glauben im Geschäftsverkehr hochhält. Das 
feindliche Ausland hat versucht und versucht 
es immer wieder, die deutsche Wirtschaft von 
Grund auf zu zerstören. Es wird ihm dies nicht 
gelingen, wenn wir nicht selbst.durch kurzsich- 
'tiges Gebaren dazu beitragen, daß das Ausland 
darin eine Bestätigung der von gegnerischer 
Seite vorgebrachten verleumderischen An- 
eriffe zu sehen glaubt.‘ 

Die Mitteilungen der. Außenhandels-Neben- 
stelle für März 1920 geben weiter beachtliche 
Aufschlüsse über die Behandlung der abge- 
spaltenen Gebiete. Danach ist der Ver- 
kehr mit Elsaß-Lothringen sowie mit dem 
an'Polen und die Tschechoslowakei 
abgetretenen Landesteilen, die ohne Ein- 
schränkung als Ausland geltei, im Rahmen 
der Ein- und Ausfuhrverbote nur auf Grund 
besonderer Bewilligungen zulässig. Auch das 
Memelgebiet ist, worauf hier schon hinge- 


wiesen wurde, mit dem Inkrafttreten des Frie- 


densvertrages aus dem Deutschen Reich aus- 
geschieden und muß bezüglich der Aus- und 
Einfuhr als Ausland behandelt werden, wobei 
die wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutsch- 
land nach Möglichkeit aufrecht erhalten werden 
sollen. Uber Ausfuhranträge aus Ostpreußen 
nach dem Memelgebiet entscheidet der Beauf- 
tragte des Reichskommissars für Aus- und 
in Königsberg, für den 
Export aus dem übrigen Reich sind der Reichs- 
kommissar in Berlin bzw. die Außenhandels- 
und Zentralstellen zuständig. Die Einrichtung 
einer Zollkontrolle an der neuen Grenze wird 
vorläufig nicht beabsichtigt. Da auch Dan- 
zig Ausland geworden ist, knüpft sich der Aus- 
und Einfuhrverkehr mit der Freistadt gleich- 
falls an besondere Bewilligungen. Soweit der 
Bedarf der Bevölkerung, der Industrie und 
Landwirtschaft in Frage kommt, soll der Ex- 
port dorthin nicht von der Einhaltung der 
Ausfuhrmindestpreise abhängig gemacht . wer- 
den; auch werden keine Ausfuhrabgaben 
erhoben, : Die Stadt übernimmt für diese 
Waren eine Verbleibsgarantie. Vom Stand- 
punkt der Ein- und Ausfuhrverbote sind 
weiter Eupen und Malmedy Ausland. Das 
Saargebiet ist durch die Emordnung in das 
französische Zollsystem zu einem Zollausschluß- 
gebiet geworden und gilt mithin ebenfalls als 
Ausland, mit dem der Verkehr in für Aus- und 
Einfuhr verbotenen Waren nur auf Grund be- 
sonderer Bewilligungen statthaft ist. Das ihm 
als grundsätzlich zum Deutschen Reich ge- 
hörig hinsichtlich der Erteilung von Ein- und 


' Ausfuhrbewilligungen zu erweisende Entgegen- 


kommen muß aber ähnlich wie bei Danzig 
und Memel auf seinen Eigenbedarf beschränkt 
bleiben. Für’ den Warenverkehr zwischen 


Deutschland und dem Abstimmungsgebiet‘' 


bedarf es einer deutschen Aus- und Einfuhr- 
bewilligung nicht, wohl aber unterliegt die Ein- 
fuhr aus dem Ausland dorthin und umgekehrt 


‘ der Export dieser Gebiete nach dem Ausland 


wie der gleichartige Verkehr aus dem übrigen 
Reich den deutschen Ein- und Ausfuhrver- 
boten. Schließlich sei aus dem Inhalt der 
„März-Mitteilungen‘‘ noch hervorgehoben, daß 
die 2 kg-Grenze für Sendungen mit Spar- 
metallmengen nicht mehr besteht und daher 
für alle Sendungen elektrotechnischer Erzeug- 
nisse, gleichviel welchen Umfanges, eine Aus- 
fuhrgenehmigung einzureichen ist. Die Außen- 


-handels-Nebenstelle ist bereit, in Fällen, wo es 


sich um laufende Sendungen kleiner Ersatz- 
materialien usw. handelt, Sammelanträge zu 
bewilligen. 


Die Erklärung der Entente über die wirt- 
Schaftlichen Weltprobleme. — Durch die Unter- 
bindung jeden Verkehrs, ‚die der dem Militär- 
putsch vom 13. März folgende Generalstreik 
herbeiführte, ist leider auch die Diskussion 
über das Manifest des Obersten Rates 
gehemmt worden. Wenn es auch nicht in die 
letzten Tiefen des weltwirtschaftlichen Problems 
dringt, so zeigt es doch — wie manche ihm vor- 
ausgegangene Äußerungen bisher feindlicher 
'Staatsmänner —, daß der brutale Wille des 
Siegers, mit dem der Friede von Versailles dik- 
tiert wurde, der Vernunft zu weichen beginnt 
und endlich der Wiederaufbau Europas als un- 
‚abweisliche Aufgabe aller am Kriege beteiligt 
gewesenen Staaten erkannt wird. Nach dem 
vom ‚Wirtschaftsdienst‘‘ inzwischen veröffent- 
liehten, Wortlaut’ der Erklärung weist sie zu- 
nächst auf die Preissteigerung hin, in der 
sich nach Ansicht des Obersten Rates die wäh- 
rend des Krieges von den an ihm beteiligten 
Regierungen zum Zweck der Volksernährung 
he -ausstattung vorgenommene übermäßige 
Schaffung von Kreditzeichen und Papiergeld 
als Pfand auf künftigen Reichtum ihrer Länder 


im Vergleich mit dessen tatsächlichem Umfan 


ausdrückt, und die im allgemeinen seit 191 
für Engrospreise in den V. S. Amerika etwa 


120, in Großbritannien 170, in Frankreich, Ita 

lien und Belgien je 300%, beträgt. Regierugs- 
maßregeln vermögen zwar einige der Wirkun- 
gen dieser: Preissteigerung zu’mildern oder zu 
verschleiern, nicht aber die Wurzel des Übels, 
die Zerstörung des Wohlstandes zu beseitigen. 
Hier kann nur die Zeit, unterstützt von eifriger 
Friedensarbeit der Völker, heilen. Der erste 
Schritt zum Wiederaufbau Europas ist’die voll: 
ständige Demobilisierung in allen Ländern, die 


' volle Wiederaufnahme friedlicher Betätigung 


seitens der arbeitsfähigen Bevölkerung und die 
weitestgehende Förderung des normalen Wa- 
renaustausches. Jede Regierung muß ihrem 
Volk die Erkenntnis beizubringen versuchen, 
daß eine Beschränkung der Produktion die Auf- 
wärtsbewegung der Preise fördert, und daß der 
Wiederaufbau des eng verflochtenen europäi- 
schen Wirtschaftslebens am besten durch ge 

steigerte Erzeugung herbeigeführt wird. 
Dieses Ziel vor Augen, ist es Pflicht aller Re- 
gierungen, zusammenzuarbeiten und in erster 
Linie Maßregeln gegen die. überhand 

nehmende Steigerung des Verbrauchs 
zu treffen, soweit sich dieser nicht auf notwen 

dige Bedarfsartikel beschränkt. Das Manifest 
führt einige bemerkenswerte Zahlen bezüglich 
der durch den Krieg verursachten Inflation des 
Kredit- und Währungswesens an. Danach ist 
der Notenumlauf in Großbritannien seit 
1913 bis Ende 1919 von 30 auf fast 450, in 
Frankreich von 230 auf 1500, in Italien von 
110 auf 700, in Belgien von 40 auf 200 Mill. £ 
gewachsen. Die Kriegsschulden belaufen 
sich für Großbritannien auf mehr als 7, für 
Frankreich auf 6,75, für die V.S. Amerika auf 
5, für Italien auf 2,75 und für Deutschland 
ohne Wiederherstellungsverpflichtung auf 9,5 
Milliarden £, während von den europäischen 
Währungen in New York das Pfund Sterling an 

nähernd um 30%, der französische Frank um 
64%, der belgische um 62%, die Lira um 72%, 
en die Mark um 96% unter Nennwert gefallen 
sind. 

Der Oberste Rat empfiehlt nun zum 
Aweck der Besserung der gegenwärtigen wirt 
schaftlichen Schwierigkeiten Europas zunächst 
baldmöglichste Wiederherstellung des Friedens 
zustandes in der Welt, u. zw. einmal dadurch, 
daß normale wirtschaftliche Beziehun- 
gen in Osteuropa geschaffen werden, sodann 
durch Einschränkung der Rüstungen auf den 
niedrigsten mit nationaler Sicherheit verträg 
lichen Stand und durch freundschaftliches Zu- 
sammenarbeiten mit den infolge des Krieges 
gegründeten oder erweiterten Staaten, die im 
Interesse der wesentlichen Einheit des wirt- 
schaftlichen Lebens Europas für unbeschränk 
ten Warenaustausch sorgen müssen. Fer- 


‚ner sollten alle Regierungen der Ausführung 


derjenigen Maßnahmen Beachtung schenken, 
die volle Wiederaufnahme friedlicher Tätigkeit, 
Förderung des Arbeitsertrages seitens 
der Arbeiter, Verbesserung der .Ma- 


‚schinen und Verkehrsmittel und Beseiti- 


gung störender Elemente, wie-des Kriegsge- 
winnlertums, bezwecken. Den Bürgern jeder 
Lebensklasse muß weiter die Überzeugung von 
der Notwendigkeit vermittelt werden, ihre Aus- 
gaben einzuschränken, um die Kluft, die noch 
für Jahre zwischen Nachfrage und Angebot 
lebenswichtiger Waren .notgedrungen bestehen 
wird, zu überbrücken. Durch Einschränkung 
der regelmäßigen Regierungsausgaben inner- 
halb des Rahmens der Einkünfte, durch ent- 
sprechende Zusatzsteuern, durch Fundierung 
kurzfristiger Obligationen mittels aus den Er- 
sparnissen des Volkes zu zeichnender Anleihen 
und durch sofortige Verkleinerung wie allmäh 
lichen Abbau des Notenumlaufes ist frühzeitig 
auf die Deflation von Kredit und Wäh 
rung hinzuwirken, Denjenisen Ländern, die 
jetzt unfähig sind, auf den Weltmärkten zu 
kaufen und damit ihr Wirtschaftsleben von 
neuem zu beginnen, muß die Möglichkeit ge 
geben werden, Handelskredite zwecks Be- 
schaffung von Rohstoffen zu erlangen, was sich 
auf dem Wege vorbezeichneter Reformen er- 


‘reichen läßt. Von den auf der Konferenz ver- 


tretenen Mächten wird die Notwendigkeit an- 
dauernder Zusammenarbeit zwischen den Alli- 
ierten und einer Beseitigung der dem unge- 
hemmten Austausch lebenswichtiger Waren 
entgegenstehenden Hindernisse anerkannt. Um 
so bald wie möglich normale Zustände wieder 
herzustellen, werden sie weiter über die Be 
schaffung und Verteilung erforderlicher Roh 
stoffe und. Lebensmittel beraten. Sie erkennen 
weiter an, daß die für den Wiederaufbau in den 
verwüsteten Gegenden, besonders Nordfrank- 
reichs, nötigen. Kapitalien durch Anleihen. als 


.Vorschuß auf die im Friedensvertrag vorge- 


sehenen Entschädigungsgelder beschafft werden 
können. Die Mächte sind schließlich der Mei- 
nung, daß es im Interesse Deutschlands SE 
wohl wie »seiner Gläubiger wünschenswert sei, 
die gesamte Entschädigungssumme 
möglichst schnell festzusetzen und die 


282 


im Protokoll zum Friedensvertrag für 
bezügliche Vorschläge Deutschlands 
bestimmte Frist zu verlängern. 

Nach Pariser Berichten hat der: Einspruch 
des französischen Ministerpräsidenten dazu ge- 
führt, das in dem Manifest von einer Deutsch- 
land zu gewährenden internationalen An- 
leihe und von einer Verringerung der Machtbe- 
fugnisse des Me ei N rem 
nicht mehr die Rede ist 


Übergang der Deutsch-Überseeischen Elek- 
trieitäts- Gesellschaft in fremde Hand. — Wie | 
wir einer Mitteilung der Verwaltung leider ent- 
nehmen müssen, ist beabsichtigt, diein letzter 
Zeitdividendelosen Stammaktien derDeutsch- 
Überseeischen Elek trieitäts - Gesell- 
schaft an eine in Madrid zu errichtende Ge- 
sellschaft derart gegen Hinyabe dieser eigenen 
Werte überzuführen, daß auf jede ne 
— insgesamt 120 Mill. M bei 30 Mill. M Vor- 
zugsaktien — 1500 Pes Rentenbons und 500 Pes 
Aktien A der spanischen. Gesellschaft ent- 
fallen. Erstere sollen die von dem Unterneh- 
men verdienten Erträgnisse bis zu 6% jährlich. 
mit Nachzahlungsrecht erhalten, letztere die 
Hälfte der Mehrerträgnisse, w während deren an- 
dere Hälfte die spanische Gruppe bekommt, 
von der die Mittel zur Rückzahlung der Vor- 

zugsaktien der Deutsch-Überseeischen Elek- 
trieitäts- Gesellschaft zu 150% und ihrer Obli- 
gationen sowie die künftig erforderlichen Kapi- 
talien geliefert werden sollen. Die Gesellschaft 
wäre bei dem schlechten Stande der deutschen 
Währung künftig nicht in der Lage gewesen, 
weiter die für ihre natürliche Entwicklung not- 
wendigen großen Kapitalbeträge — im Frieden 
jährlich zwischen 15 und 30 Mill. Min Gold — 
auf dem deutschen. Markt zu finden und daher 
vielleicht zum Siechtum verurteilt worden, 
wenn nicht, wie man jetzt versucht, ein Ausweg 
gefunden wird, der .die weitere gesunde Ent- 
wicklung zuläßt, an sich aber natürlich, da er 
ein glänzendes Wahrzeichen deutschen Gewerb- 
fleißes im Ausland ‚seines Charakters beraubt, 
außerordentlich zu bedauern ist. Nach dem 
erst kürzlich veröffentlichten Geschäftsbericht 
für 1918 hatten die Elektrizitätswerke Buenos 
Aires in verschärftem Maße unter den schwar- 
zen Listen zu leiden und bei Beschaffung der 
Brennstoffe — es mußten, da Kohle und Öl nur 
in ganz geringen Mengen erhältlich waren, 
hauptsächlich Holz, Holzkohle, Mais und Kleie 
verfeuert werden —, deren Preise andauernd 
stiegen, noch erheblichere Schwierigkeiten zu 
überwinden als 1917. Die  Brennstoffkosten 
waren seit 1914 von 7,9 auf 44,3 Mill. M oder 
von 0.04 auf 0,22 M/abgegebene kWh gewach- 
sen. Verglichen mit dem Vorjahre, betrug, die 
Mehrausgabe für Feuerung rd 64,5% bei einer 


um nahezu 5%, erhöhten Energieabgabe. Die 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
elle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 6 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.) 


Die nächste Sitzung des Elektrotechnischen 
Vereins findet statt 


am Dienstag, den 20. April 1920, abends 71, Uhr, 


pünktlich in der Technischen Hochschule Char- 
iottenburg, Hörsaal EB 45. 


Tagesordnung. 


. Geschäftliche Mitteilungen. 


. Vortrag des Herrn Geheimrats Prof. Dr. W. 
Reichel: „Welche Stromart und welche 
Art der Energieerzeugung sollen bei zukünf- 
tiger Elektrisierung von Vollbahnen zu- 
grunde gelegt werden ?‘“ 


jert 


Inhaltsangabe. 
1. Eigenarten der elektrischen Ausrüstun gen 
der Fahrzeuge. 


. Wirkungsgrade der Fahrleitung und der | 
Speiseleitungen. 


. Wirkungsgrade und Kosten der elektrischen 
Ausrüstungen der Unterwerke ua Kratt- 
Werke 


"4. Arbeits- 
Anlage. 


Gäste sind willkommen. 
Der Vorsitzende: Ad. Franke. 


und Kohlenverbrauch der ganzen 


Monteur-Fortbildungskurse. 


Am 18. April d. J. beginnt ein neuer Mon- 
teur-Fortbildungskursus. Er findet Sonntag, 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


Heft 14. 


Werke Buenos Aires haben 1918 204,2 Mill.kWh 


nutzbar abgegeben (195,31.V.) bei 125 190 kW 
Leistung und einem Anschlußwert am Jahres- 
ende von rd 0,233 Mill. kW. Als Reingewinn 
wies die Gesellschaft 2,372 Mill. M aus (9,179 
1.V.). 


Der neue polnische Zolltarif. — Nach dem’ 
vom Deutsch-polnischen Verein, Berlin, heraus- 
gegebenen „Zollhandbuch für Polen“ bestimmt 
das am 10. I. 1920 erlassene neue Zolltarif- 
gesetz, das indessen noch der Genehmigung 
durch den polnischen Landtag bedarf, die Ent- 

richtung der Zölle in poln. Mark Goldwährung; 
der Zuschlag für Gold beträgt vorläufig 900% 

Zollptlichtig ist das Roh- oder Reingewicht ı or 
Ware; nach ersterem werden außer den im Zoll- 
tarif selbst besonders genannten auch alle Wa- 
ren verzollt, deren Zollsatz 20 poln. M je 100 kg 
nicht übersteigt. Über die Feststellung des Ge- 
wichtes gibt das Zollhandbuch nähere Auskunft. 
Die Einfuhr nach Polen. ist im allgemeinen an 
die Einholung von Einfuhrbewilligungen gebun- 
den, Ausfuhr und Durchfuhr unterliegen keinen 
Zöllen. Für zollamtlich gelagerte Waren wird 
eine Lagergebühr, bei zollpflichtigen Eisenbahn- 
und Postsendungen eine Manipulationsgebühr 
erhoben. Die Entscheidung über die Anwen- 
dung des Zolltarifs und der Zollvorschriften 
steht ausschließlich den Finanzbehörden zu; 
Beschwerdeführung im Gerichtswege ist un- 
statthaft. ‘Was die Verzellung elektrotech- 
nischer Erzeugnisse betrifft, so beträgt der 
Zollsatz je dz für Dynamomaschinen, Elektro- 
motoren und Umformer, Transformatoren, 
Elektroventilatoren und für einzelne Teile 
dieser Maschinen im Stückgewicht bis 15 kg 
einschl. 300, bis 150 kg 200, bis 20 kg 150, bis 
3000 kg 100 und darüber 60 poln. M ‚für Akku- 
mulatoren bis 30 kg 100 und arüber 70 poln. M, 
für: Widerstände, “Kontroller, Kommutatoren, 
Schaltapparate, Blitzableiter, Sicherungsein- 
sätze, Bogenlampen und Scheinwerfer,  Heiz- 
und Kochapparate, Bügeleisen nach wachsen- 
dem Stückgewicht 250 bis 170 poln. M, für voll- 
ständige Schalttafeln 150 poln. M, für Meß- 
apparate, Instrumente ebeho 400 bis 300 poln. 
M, für Kohlefadenlampen in Fassung 270, für 
desel. Metallfadenlampen 500 und für Batterie- 
glühlampen 1000 poln. M. ‚Glühlampen ohne 
Fassung werden mit einem Zuschlag von 50% 
verzollt. Für Installationsmaterial, galvanische 
Elemente und Batterien beträgt ‘der Zollsatz 
200 poln. M, für Fernsprech- und elektromedi- 
zinische Apparate 300 poln. M, für Telegraphen- 
apparate, Eisenbahnsignal-, funktelegraphische 
und Kommandoapparate 400 poln. M. Reserve- 
teile für elektrische Elemente und andere elek- 
trische Vorriehtungen, die der Abnutzung un- 
terliegen, verzollt das Gesetz nach den ent- 
a Bo MER Ten EReRBIR ERDE 79 ERBETEN Artikeln des Tarifs. Für elektrische 


VEREINSNACHRICHTEN. 


vormittags von 9 bis 1 Uhr, in der Klasse IV der 
I. Städtischen Handwerkerschule, Berlin SW, 
Lindenstraße 97, statt. 
Bei genügender Beteiligung kann noch ein 
zweiter Kursus Mittwoch nachmittags von 5 bis 
6% und Sonnabend nachmittags von 6 bis 8 
Uhr eingerichtet werden. Nähere Angaben ver- 
sendet auf Wunsch die Geschäftsstelle des 
Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 57, Pots- 
damerstraße 68 III. 


Im Auftrage des Vorstandes 
Strecker. 


Sitzungsbericht 


vom Dienstag, den 24. Februar 1920, 
in der Technischen Hochschule Charlottenburg. 


Vorsitzender: Herr Direktor Dr. Ad. Franke. 
Anwesend etwa 250 Mitglieder und Gäste. \ 


Vorsitzender: Ich eröffne die Sitzung. Der 
letzte_Sitzun sbericht. konnte noch nicht in 
der „„ETZ‘ abgedruekt werden'), er kann des- 
halb erst in "der nächsten Sitzung genehmigt 
werden. Einsprüche. gegen die in der Januar- 
| sitzung ausgelegten Neuanmeldungen sind nicht 
erhoben worden, die damals Angemeldeten sind 
daher als Mitglieder aufgenommen. 

27 Neuanmeldungen. sind eingegangen, 
das Verzeichnis derselben. liegt aus. 

Eingegangen ist das Vorlesungsverzeich- 
nis der Arndt-Hochschule, die unter dem Vor- 
sitz des Herrn Prof. Kloss steht und sich. mit 
deutscher Bildung beschäftigt. 

Der Reichsbund Deutscher Technik über- 
sendet einige Äußerungen zu der Verlängerung 
der Patente über die Kriegsdauer und -bittet 
um zustimmende Erklärungen zu seinen Be- 
strebungen. 


9) Val. „BETZ“ 1920, W. 208, 


8. April 1620. 


Kabel mit Bleiarmatur stellt sich der Zollsatz 
auf 70 poln. M, für isoliertes Leitungsmaterial 
je nach Umhüllung und Stärke auf 130 bis 200 
poln. M. Dabei ist noch auf eine Verordnung des 
Finanzministeriums und des Ministeriums für 
Industrie und Handel vom 4. XI. 1919, betref- 
fend die zeitweilige Aufhebung der Zölle, hinzu- 
weisen, nach der im Laufe eines Jahres, vom 


. Tage des Inkrafttretens des Zolltarifs gerechnet, 


aus dem Auslande eingehende elektrische Kabel 
mit Bleiarmatur, Dynamomaschinen, Elektro- 
motoren, Transformatoren usw., Akkumulato- 
ren, Glühlampen mit Fassung vom Zoll befreit 
werden können. . Eine solche Befreiung erfolgt 
nach vorheriger Einholung eines Gutachtens des 
Komitees für Zollvergünstigungen. Auch an- 
dere hier nicht genannte, im Inlande nicht er- 
zeugte.Arten von Maschinen können der Zoll- 
befreiung teilhaftig werden. Im ganzen handelt 
es sich bei dem neuen Zolltarif um eine recht er- 
hebliche Belastung der Einfuhr, namentlich was 
Fertigfabrikate betrifft. Zrd. 


Geschäftsstelle für industrielle Abrüstung. 
— Aufgabe der Geschäftsstelle für indu- 
strielle Abrüstung, die ihre Tätigkeit jetzt 
aufgenommen hat, ist es, die mit der Durchfüh- 
rung der Artikel 168 ff. des Friedensvertrages 
zusammenhängenden Arbeiten zu erledigen, in 
Fühlung mit den Reichsbehörden und den sei- 
tens der Entente für die Abrüstungsfragen ein- 


' gesetzten Kommissionen der Industrie Richt- 


linien für ihr Verhalten bei den infolge der 
Durchführung genannter Artikel vorzunehmen- 
den Besichtigungen und Verhandlungen zu 
geben, die Wünsche der Industrie zu sammeln 

und an die zuständigen Stellen weiter zu leiten, 
Zweifelsfälle aufzuklären und gemachte Erfah- 
rungen zu verwerten. 


Keine Frachtvergünstigungen für Ausstellun- 
gen. — Auf eine Anfrage des Ausstellungs- un 
Messeamts der deutschen Industrie bezüglich 
einer künftigen Aufhebung der Frachtver- 
günstigungen für Ausstellungen hat der 
Minister der öffentlichen Arbeiten mitgeteilt, 
daß es bei der gespannten Betriebslage und den 
äußerst ungünstigen Verhältnissen der Eisen- 
bahnen z. Zt. nicht mehr vertretbar erscheine, 
für Ausstellungen in der Form von Frachtnach- 
lässen eisenbahnseitig Zuschüsse zu leisten. So- 
weit aus volkswirtschaftlichen und anderen 
wichtigen Gründen eine finanzielle Förderung 
von Ausstellungen geboten erscheine, werde es 
Sache der zuständigen Kammer oder der allge- 
meinen Staatsverwaltung sein, für die Bereit- 
stellung von Mitteln zu sorgen. Die deutschen 
Eisenbahnverwaltungen sind deshalb überein- 
gekommen, bis zum Eintritt besserer Verhält- 
nisse von der Gewährung von Frachtyergünsti- 
er für Ausstellungen grundsätzlich abzu- 
sehen 


Wird zum geschäftlichen Teil aus-der Ver- 
sammlung noch das Wort verlangt? Wenn 


“ dies nicht der Fall ist, so kommen wir zum Be- 


richt der Kassenprüfer. Herr Blanc scheint 
leider nicht anwesend zu sein, da müssen wir 
wohl den Punkt bis zur nächsten Sitzung aus- 
setzen. 

Es war in Aussicht genommen ein Vortrag 
des Herrn Ingenieur Sauer über elektrische 
Schweißung, der leider wegen Erkrankung des 
Vortragenden von der Tagesordnung abgesetzt 
werden mußte. Er wird in einer späteren 
Sitzung stattfinden. In sehr dankenswerter 
Weise hat sich Herr Dr. Harbich bereit er- 
klärt, in die Lücke einzuspringen und einen 
Vorträg über das Reichsfunknetz zu halten. 

Ich erteile nunmehr Herrn Dr. Harbich 
das Wort zu seinem Vortrag. 

Herr Dr. Harbich schildert die Aufgaben des 
vor etwa Jahresfrist begründeten Reichsfunk- 
netzes, welches bestimmt ist, den drahtlosen Ver- 
kehr im Reichsgebiet zu vermitteln und dadurch 
die Telegraphenleitungen zu entlasten, wichtige 
Pressetelegramme, Handels- und Wetternach- 


“riehten gleichzeitig an viele Empfänger zu be- 


fördern und dem Auslandsverkehr, insbeson- 
dere über See, zu dienen. Der Vortrag wird 
mit der anschließenden Besprechung, an der 
sich die Herren Thurn und Schiemann be- 
teiligten, in der „ETZ‘ abgedruckt werden. 

Mit bestem Dank an den Vortragenden 
schloß der Vorsitzende die Versammlung. 

Im Auftrage des Vorstandes, 
\ Strecker. 


Neuanmeldungen. 


Adam, Walter, Ingenieur, Waidmannslust, 
Bauspieß, Fritz, Elektroingenieur, Mahlsdorf, 
Behm, Rudolf, Oberingenieur, Charlottenburg, 
a Heinrich, Dipl.-Ing, Fürstenwalde, 


\ 


8. April 1920. 


Bopp, Karl, Dipl.-Sng., Charlottenburg, 

Doetsch, Carl, W. H., Ingenieur, Berlin, 

Hartig, Kurt, Ingenieur, Kleinzschachwitz, 

Hohn, Wilhelm, Dipl.-$ng., Charlottenburg, 

Janßen, Fritz, Ingenieur, Berlin-Pankow, 

Juch, Kurt, ‘Ingenieur, Charlottenburg, 

von Kalman, Otto, Dipl.=ing., Charlottenburg, 
Lawrence, F. Edward, Oberingenieur, Wilmersdorf, 


'Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 14. 


283 


Lindeke, Hans, Ingenieur, Charlottenburg, 
Mautner, Heinrich, Berechnungsingenieur, Berlin- 
Steglitz. 
Maiberger, Karl, Dipl.-$ng., Charlottenburg, 
Mitsche, Josef, Ingenieur, Weiz (Steiermark), 
Müller, Alfons, Ingenieur, Südende, 
Neumann, Oscar, Ingenieur, Charlottenburg, 
Olthoff, Willem, Dipl.-$ng., Stecklenberg, 


Osborne, Heinrich, Dipl.-Ing, Wilmersdorf, _ 
Perkuhn, Wendt, Dr. jur. Rechtsanwalt, Berlin, 
Pourroy, Gustav Adolf, Dr. jur. Ingenieur, Berlin, 
Rechel, Karl, Elektroingenieur, Berlin, 

Schübel, Paul, Ingenieur, z. Zt. Auma i. Thür,, 
Schulz, Helmuth, Ingenieur, Charlottenburg, 
Schwartz, Robert, Ingenieur, Elberfeld, 
Wiesinger, Hermann, Dr. phil., Berlin. 


a ET u EEE TEE BEE EEE CICERO TDETEETT FRIST GEEHRT TEST VEREETTE RES PERS BO TO TS Tr EEE Ra m Terre 


SITZUNGSKALENDER. 


- Verein deutscher Ingenieure. 1. 9. IV. 1920, 
abends 7 Uhr, Nürnberg, Luitpoldhaus: Vortrag. Ober- 
ing. G ärttner „Ernemannscher Hochfrequenz-Kinema- 
tograph”. t 

2. dsgl. (Ausschuß. für techn, Mechanik.) 
12. IV. 1920, nachm. 5 Uhr, Technische Hochschule, 
Hörsaal 358 h: Vortrag Reg.Rat Felsenträger „Elas- 
tische und unelastische Formänderungen von Wagen‘“. 


Vereinigung zur Förderung teehnisch-wis- 
sensehaftlicher Vorträge im östlichen rhein.- 
westf, Industriegebiet. Abends 71, bis 9. Uhr, 
Hörsaal 93 der staatl. vereinigten Maschinenbauschulen, 
Dortmund, Sonnenstr. 98. ö i 

12. IV. 1920, Vortrag Oberlandmesser Groß ‚,‚Die 
Entwicklung des Grundbesitzes’’. 

14. und 16.- IV. 1920, Vortrag Reg. Landmesser 
Schröder ‚Die Umlegung von Grundstücken und ihre 
Bedeutung für die Volksernährung und das Wohnungs- 
wesen’, 

19. IV. 1920, Vortrag Direktor Dr. Strehlow 
„Bodenreform und Wirtschaftsfragen im Siedlungs- 
wesen”. ° - > 
21. IV. 1920, Vortrag Reg.Bmstr. R. Meyer „Von 
‘ der Verwendung der Hochofenschlacke zum Wohnungs- 
bau”. 

23. IV. 1920, Vortrag Direktor Dipl.-Jng. Baum- 
stark „Volksbauten im Siedlungswesen”. 

26. IV. 1920, Vortrag Ingenieur P. Schmidt, 
Düsseldorf, „Lehmbauten und Eisenbetonhohlwände‘“, 


Deutsche Röntgengesellschaft, IX. Kongreß 
in Berlin am 11. und 12. IV. 1920 im Langenbeck- 
Virchowhause unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Gras- 
hey, München. ö 


- Elektroteehniseher Verein. 20. IV. 1920, 

abends 71, Uhr, Technische Hochschule, Hörsaal EB 

45: Vortrag Geheimrat Prof. Dr. W. Reichel „Welche 

Stromart und welche Art der Energieerzeugung sollen 

bei zukünftiger Elektrisierung von Vollbahnien zugrunde 

gelegt werden ?“ 
Weiteres siehe offizielle Ankündigung. 


° 2. PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Werner Genest f. 


-Am 13. März 1920 starb der Kgl. Bauraät 
Werner Genest, der Mitbegründer der Aktien- 
gesellschaft Mix & Genest, Berlin-Schöneberg, 
nach längerem Leiden in einem Sanatorium in 
Neu-Babelsberg. Er wurde am 18. August 1850 
zu Jerichowa.E.geboren. Nach Erlangung des 
Reifezeugnisses der Prov. Gewerbeschule in 
Halberstadt und einer praktischen Lehrzeit 
studierte er das Maschinenbaufach an der Ge- 
werbeakademie zu Berlin. Nach beendeter 
Studienzeit traterin den Staatsdienst der preu- 
Bischen Eisenbahn über. Hier hatte er Ge- 
legenheit, die Organisation des technischen 
Staatsbetriebes sowie die besonderen techni- 
schen Einriehtungen des Eisenbahnbetriebes 
kennen zu lernen. Insbesondere lenkten die 
damals noch in der Entwicklung begriffenen 
elektrischen Signaleinriehtungen seine Auf- 
merksamkeit auf sich, an denen er seine Kennt- 
nisse der Konstruktion elektrischer Schwach- 
stromapparate vervollkommnete. Im Jahre 
1878 verließ er den Staatsdienst und gründete 
in Gemeinschaft mit dem Kaufmann W. Mix 
die Firma Mix & Genest, die sich unter seiner 
Leitung sehr bald zu achtunggebietender 
Größe entwickelte und seinen Namen in den 
weitesten Kreisen bekannt machte. Die Grün- 
dung seiner Firma fiel in eine Zeit des indu- 
striellen Aufschwungesin Deutschland. Wennihm 
dieser Umstand für das Blühen und Gedeihen 
seiner Firma sehr zu statten kam, so war es 
doch in erster Linie seine eiserne Energie, sein 

eschäftlicher Weitblick und sein nie rastender 
leiß, dureh die er’sein Unternehmen von Er- 
folg zu Erfolg führte. Immer. neue Fabrik- 
gebäude mußten errichtet werden, von Jahr 
zu Jahr vermehrte sich die Zahl der Arbeiter, 
stieg der Umsatz, so daß das Unternehmen im 
Jahre 1889 in eine Aktiengesellschaft umge- 
wandelt werden mußte. In dem aufreibenden 
Betriebe eines Großunternehmens bewahrte 
Werner Genest überlegene Urteilskraft und ein 
sicheres Gefühl bei der Entscheidung wichtiger 


Fragen. Bald nach der Errichtung des umfang- 
reichen Fabrikjbaues in der Geneststraße in Ber- 
lin-Schöneberg trat er von der Direktion zurück 
und überließ die weitere Führung der Firma jün- 
geren. Kräften. Nachdem er noch.einige Jahre 
als Mitglied des Aufsichtsrats der Firma nahe- 
gestanden hatte, zog er sich ins Privatleben 
zurück. Im Jahre 1908 verlieh ihm König 
Wilhelm II den Titel ‚„Königl. Baurat“. Mit 
Werner Genest ist ein Pionier der deutschen 
elektrotechnischen Industrie und insbesondere 
der Schwachstromtechnik, dahingegangen. Von 
seinen Verdiensten um diese sei besonders er- 
wähnt, daß es in erster Linie seiner Tatkraft 
und seinem Einfluß gelang, die Reichspost- 
verwaltung im Jahre 1901, unter ihrem da- 
malisen Minister v. Podbielski, zu veran- 
lassen, die Einrichtung von verkehrserleich- 


ternden Nebenstellenanlagen durch die Privat- 
industrie zu gestatten, wodurch den Handel- 
und Gewerbetreibenden im deutschen Reichs- 


postgebiet Vorteile und Bequemlichkeiten ge-. 


währleistet wurden, um die alle andern Länder 
uns beneiden. 

Ehre seinem Andenken! 
Carl Beckmann. 


L. Poincare +. In Paris starb der Physiker 
Lucien Poincare, ein Vetter des. bereits vor 
mehreren Jahren verstorbenen Mathematikers 
J. H. Poincare, im Alter von 59 Jahren. Er war 
Professor an der Ecole normale superieure und 
seit 1902 Generalinspekteur des öffentlichen Un- 
terrichts und hat u. a. verschiedene Schriften 
über Elektrizitätslehre verfaßt. 


Hochschulnachriehten. Auf den erledigten 
Lehrstuhl für theoretische Physik an der Ber- 
liner Technischen Hochschule ist der bisherige 
Professor an der Militärtechnischen Akademie, 
Geh. Regierungsrat Dr. K. Cranz, berufen 
worden. 


LITERATUR. 


Besprechungen. . 


Elektrische Starkstromanlagen. Von E. 
Kosack. Vierte verbesserte. Auflage mit 294 
Textfiguren. XII. u. 310 Seiten. Verlag von 
Julius Springer. Berlin 1919. Preis 13,60 M. 


‚ Die rasche Folge der Auflagen des 1912 er- 
schienen Buches beweist, daß es den angestreb- 
ten Zweck, einen umfassenden Überblick über 
die allgemeinen Grundlagen und wichtigsten 
Anwendungen der Starkstromtechnik zu geben, 
ohne ein tieferes Eindringen in den physikali- 
schen und mathematischen Zusammenhang zu 
verlangen, gut erfüllt. Die neue Auflage bringt 
entsprechend der Entwicklung der Technik 
einige Änderungen und Ergänzungen, besonders 
auf dem Gebiete der Lampen und der Installa- 
tion. Für die nächste Auflage wären einige Dar- 
legungen aus dem Gebiete der künstlichen Be- 
leuchtung, sowie eine breitere Behandlung der 
Leitungsberechnung dem Leserkreis wohl för- 
derlich. In Anbetracht der Unklarheit, die man 
immer wieder über die Begriffe Leistung und 
Arbeit und ihre Einheiten findet (selbst in füh- 
renden Zeitschriften liest man kW/Stde oder 
PS/Stde), wäre eine Erklärung des Begriffes 
Energie und eine schärfere Trennung von dem 
der Leistung (Abschnitt 12) erwünscht. 


Einige Ungenauigkeiten und Irrtümer 
: Maren PR RIEE 
wären noch richtigzustellen: Die Gleichung 
J, ae Erey % ; 
er vn wird, wie vielfach, als Inhalt des zwei- 
5 


ten Kirchhoffschen Gesetzes bezeichnet, wäh- 
rend sie doch nur eine Folgerung aus diesem viel 
weiter reichenden Gesetz ist. Wellenwicklung 
ist nicht gleichbedeutend mit Reihenwicklung:; 
erstere bietet gerade in den verschiedenen 
Parallelschaltungen lehrreiche Einblicke in das 
Wesen der Ankerwicklung. Die Forderung 
gleichen (ergänze: prozentischen) Spannungs- 
abfalles bei Parallelbetrieb von Transforma- 
toren 8. 149 muß in den folgenden Absatz ge- 
rückt werden, denn sie gilt ja nur, wenn auch 
die Sekundärklemmen parallel geschaltet wer- 
den. In Abb. 230 „Ladung einer Batterie bei 
Anwendung eines Doppelzellenschalters‘ müßte 
dieser doch angedeutet sein. 

Auch die Ausstattung des Buches, die 
gegenüber der 3. Auflage wieder erheblich 
besser ist, empfiehlt das Werk. Hoerner 


Inflation und Geldentwertung. Finan- 
ziele Maßnahmen zum Abbau der Preise. 
Gutachten, erstattet dem Reichsfinanzmini- 
sterium. Von Prof. Dr. W. Prion. 126 8. 
in 8°. Verlag von Julius, Springer. Berlin 
1919. Preis 6,40 M. 

Prion sieht die Inflation nicht als Folge 
der vermehrten Notenausgabe, sondern als not- 
wendige Folge der Tatsache an, daß die Reichs- 
regierung' während des Krieges täglich zuerst 
hundert, später 130 Mill. M zur Wertvernich- 
tung ausgegeben und dadurch auf die Preise 
eingewirkt, Einkommen und Vermögen .ge- 
schaffen hat, und daß diesen ungeheuren Aus- 
gaben keine wirtschaftlichen Werte gegenüber- 
standen, da sie zu Vernichtungszwecken ge- 
macht worden sind. Nicht nur das Reich, son- 
dern auch die an der Kriegswirtschaft beteilig- 
ten Einzelwirtschaften, deren Einkommen stark 
in die Höhe ging, wirkten auf dem Waren- 
markt, auf dem die Waren immer knapper wur- 
den, preissteigernd, schafften eine Kaufkraft, 
der keine Gütermengen gegenüberstanden, wes- 
halb Prion von einer Aufblähung der Kaufkraft 
und nicht des Geldumlaufs spricht. Der ver- 
mehrte Notenumlauf war erst eine Folge der 
Teuerung, er war zur Bewältigung der höheren 
Umsätze notwendig und verschlimmerte dann 
allerdings das Übel, als die Noten nach der 
Staatsumwälzung im großen Umfange geham- 
stert_ wurden. Eine Bindung der Kaufkraft 
der Einzelwirtschaften durch Kriegsanleihen 
wurde nur unvollkommen erreicht, da die 
Kriegsausgaben den Anleihen weit voraus eil- 
ten, und da die Kriegsanleihen durch die Dar- 
lehnskassen und andere Erleichterungen bei 
ihrer Verwertung jederzeit wieder in Geld um- 
gewandelt werden und als Kaufkraft auf dem 
Gütermarkt auftreten konnten. Lediglich die 
Entriehtung von Steuern bedeutete eine un- 
widerrufliche Verminderung der Kaufkraft der 
Einzelwirtschaften. Es wurden aber erst gegen 
Ende des Krieges Kriegssteuern eingeführt, 
ihre Abwälzung auf die Preise war möglich, und 
die Einzelwirtschaften, deren Kaufkraft im 
Krieg und dureh den Krieg besonders stark ge- 
stiegen ist, wurden von ihnen wenig behelligt. 

Die Rationierung bildete whı Anfang eıne 
Hemmung-der Preissteigerung, die aber immer 
mehr versagte, je mehr es dem Schleiechhandel 
gelang, sie zu durchbrechen und je dringender 
das Bedürfnis nach Schleichhandelswaren war, 


284 


4 a u R F g 
Si N 


eW N > a 


‚Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 14. 


RUE ERINNERN 


vH 


8. April 1820. 


da die rationierten ‚Mengen nicht ausreichend 
waren. Auch bei der Umsteuerung der Kriegs- 
auf die Friedenswirtschaft und der Umwand- 
lung von Kriegsanleihemitteln in erzeugendes 
Kapital wird die während des Krieges ent- 
standene und in Kriegsanleihen ‘und den 
Reichsschatzanweisungen aufgestapelte über- 
reichliche Kaufkraft zum mindesten auf lange 
Zeit einer Preissenkung im ‚Wege stehen. Der 
Verbrauchskredit des Reiches ist die letzte 
‘Ursache der Kaufkraftinflation. Er hat zu 
einer falschen Geldschöpfung geführt, da die 
vom Reich verbrauchten Güter vernichtet wor- 
den sind. Bei der Kriegskostendeckung han- 
delt es sich um zwei Aufgaben: 1. 'um den 
Wiederersatz der fehlenden Güter und 2. um 
die Regelung des Schuldverhältnisses des 
Reichs zu den Bürgern im Sinne der Schulden- 
abtragung,. 

Eine Besserung ist nur durch eine Hebung 
der Erzeugung, Vermehrung der Waren sowie 
durch hohe Steuern zu erwarten. Doch könn- 
ten auch Einkommens- und Verbrauchssteuern 
abgewälzt werden. Die Vermögensabgabe (das 
Reichsnotopfer) verliert an Bedeutung für die 
dauernde Entziehung von Kaufkraft dadurch, 
daß die Rentenzahlung allgemein zugelassen 
ist. Eine vollständige Wiederherstellung des 
{rüheren Preisstandes würde aber zu neuen Un- 
zuträglichkeiten führen. Die Gemeinden müß- 
ten die in entwertetem Gelde aufgenommenen 
Schulden in vollwertigem wieder abtragen. Die 
Besitzer von Sachgütern würden eine große 
Einbuße erleiden, dadurch würde dasGesehäfts- 
leben in Stockung geraten. So wünschenswert 
es an sich wäre, daß die in Anleihen festgelegte 
Kaufkraft dem Markte auch wirklich entzogen 
bliebe, so ist doeh mit Rücksicht auf die Wieder- 
ingangsetzung der Friedenswirtschaft die leichte 
Flüssigmachung der Kriegsanleihen notwen- 
dig. Die schwebende Schuld der Schatzan- 
weisungen könnte nur durch eine Zwangs- 
anleihe ihrer gefährlichen Form entkleidet wer- 
den, wogegen sich aber volkswirtschaftliche 
Bedenken erheben. 

Jeder Geschäftsmann wird die im Anhang 
gegebene Zerlegung: der Kriegskostenrechnung 
unserer Feinde in eine Hauptrechnung, deren 
Gesamtsumme bis spätestens am 1. V. 192] 
ziffermäßig festgestellt werden soll, und in eine 
Nebenrechnung, die die bis dahin und bis zum 
Jahre 1926 zu entrichtenden Leistungen und 
Lieferungen enthält, mit Interesse lesen. Das 
Tatsachenmaterial ist zu umfangreich, als daß 
hier darauf näher eingegangen werden könnte. 
Die wirtschaftliche Arbeit des neuen Deutsch- 
lands kommt nach dem Friedensvertrage in 
weitem Umfange der Entente zugute. Dadurch 
kann der große Mängel an Gütern, unter dem 
die deutsche Volkswirtschaft während des 
Krieges zu leiden gehabt hat, auch in der Zu- 
kunft nicht leicht oder schnell abgestellt wer- 
den. Die Aussichten für die Wiederherstellung 
der deutschen Währung sind mehr als trostlos, 
wenn die Bedingungen des Friedensvertrages 
wirklich erfüllt werden. Er verlangt nämlich: 
Ablieferung gerade derjenigen Güter, mit denen 
Deutschland am ehesten noch im Ausland 
kaufen könnte, wie Kohle, Maschinen, Chemi- 
kalien, und vor allem Leistung der gesamten 
Arbeit zum Wiederaufbau nebst Baustoffen, 
wie Holz,, Steine, Ziegel, Möbel, Maschinen 
usw. Die Uberwindung der gefährlichen Krise 
wird dadurch beeinträchtigt und die Leidens- 
zeit der deutschen Volkswirtschaft verlängert, 
daß die umfangreichen Zwangslieferungen . die 
an sich mögliche Ausfuhrtätigkeit in starkem 
Maße behindern und Gegenwerte für die her- 
ausgehenden Entschädigungen nicht entstehen. 
So ist wenig Hoffnung vorhanden, daß in ab- 
sehbarer Zeit über den Weg des Außenhandels 
eine fühlbare und nachhaltige Ermäßigung des 
hohen Preisstandes eintreten wird.. Die Frie- 
densbedingungen wirken dem Abbau der Preise 
und damit dem Nachlassen der Geldentwertung 
entgegen. Eine Besserung der außenfinan- 
ziellen Lage wäre von der Erlangung umfang- 
reicher langfristiger Anleihekredite zu erwar- 
ten, die auch von Sir George Paish, dem ehe- 
maligen' Ratgeber des britischen Schatzamtes, 
als dringend notwendig bezeichnet wird. Sonst 
bleibe den Besitzern der umfangreichen Forde- 
rungen auf Deutschland fast nichts anderes 
mehr übrig, als die deutsche. Volkswirtschaft 
nach und nach auszukaufen, Besitz von den 
deutschen Bergwerken, Fabriken, Eisenbahnen, 
Forsten zu nehmen — solange sie rentabel sind 
oder durch die Rohstoffbelieferungen wieder 
rentabel werden. Den einzigen Trost in den 
trüben Aussichten, die die Reichsfinanzen auch 
sonst bieten, findet Prion darin, daß man — 
zum Glück — leicht geneigt sei, die selbst- 
tätige Heilung, zu der eine Volkswirtschaft 
immer noch aus sich heraus befähigt ist, in der 
Regel zu unterschätzen. Schließlich hält_er es 
für gewiß, daß jede Art von Staatsbankerott, 


insbesondere auch die vorgeschlagene Um- 
wandlung aller öffentlichen Schulden in Papier- 
geld, das wirtschaftliche und politische Elend 
vergrößern wird, ohne Deutschland von seinen 
gewaltigen Auslandsverpflichtungen zu ent- 

inden. Der Weg der Arbeit und des ehrlichen 
Zahlungswillens, der allein übrig bleibe, werde 
ebenso lang wie dornenvoll sein. 


Dr. Cl. Heiß. 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher, 


Zur Sozialisierung der Elektrizitätswirt- 


schaft. Von Dr. H. Speckhardt. (Volkswirt- 
schaftliche Studien, Heft 3.) 162 S. in 80. Verlag 
von E. Ebering, Berlin 1920. Preis 10 M 
+ 30% T.Z.. 


Übersichtskarte der Elektrizitäts- und Gas- 


werke der Nationalstaaten der früheren 
österreichisch-ungarischen Monarchie 
[Österreich, tschecho-slowakische Republik, Un- 
garn, Jugoslayien (SHS), Kleinpolen (Galizien), 
italienische und rumänische Gebiete]. Bearbeitet 
von Dr. V. Stöger. Verlag für Fachliteratur G, 
m. b. H.,, Wien u. Berlin. Preis 40 M. 
Taschenbuch für Bauingenieure, Von Pr- 
Sing. e. h.M. Foerster. 3. verb. u. erw. Aufl. 
Mit 3070 Textabb. 2247 S. in 8%. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 64 M 
(in 2 Bänden 70 M). ! 
Gebührenordnungen der Architekten und 
Ingenieure. Aufgestellt vom Verband Deutscher 
Architekten- und Ingenieur-Vereine, Verein deut- 
scher Ingenieure, Bund Deutscher Architekten. 


' Verband Deutscher Elektrotechniker, Deutscher 


Verein von Gas- und Wasser-Fachmännern, Ver- 
ein Deutscher Maschinen-Ingenieure, Verband der 
Zentralheizungs-Industrie, Bund Deutscher Civil- 
Ingenieure, Verein Beratender Ingenieure, Verband 
Deutscher Diplom-Ingenieure, Deutscher Eisenbau- 
Verband, Deutscher Beton-Verein. 1. Gebühren- 
ordnung der Architekten. 2. Gebührenerdnung 
der Ingenieure. Verlag von Julius Springer, 
Berlin 1920. Preis je 1,25 M. (Näheres vel. 
„ETZ“ 1920, S. 263.) ; 

Die Technik im Weltkriege. Unter Mitwirkung 
von 45 technischen und militärischen, fachwissen- 
schaftlichen Mitarbeitern heraurgegeben von Ge- 
neralleutnant M. Schwarte. Mit zahlreichen 
-Textabbildungen. X u. 6108. in 80. Verlag von 
E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1920. Preis geb. 40 M. 

Übersichtskarte der elektrischen Eigen- 

" anlagen der früheren österreichischen 
Länder [Österreich, tschecho:slowakische Repu- 
blik, Jugoslavien (SHS), Kleinpolen (Galizien), 
italienische und rumänische: Gebiete]. Bearbeitet 
von Dr. V. Stöger. Verlag für Fachliteratur G. 
m. b. H., Wien und Berlin. Preiß 40 M: 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Aus der Gesehäftswelt. — Unter Hinweis 
darauf, daß die neuen Zahlungsbedingungen der 
Fabrikanten die Bezieher stark beunruhigen, 
teilt der Verband deutscher Elektro-In- 
stallations-Fimen, Frankfurt a. M. mit, 
daß er zunächst versucht habe, die Lieferanten- 
Syndikate zu einer Milderung der Zahlungsbe- 
dingungen zu bestimmen; zugleich seien den 
Mitgliedern praktische Vorschläge für eine Re- 
organisation der Zahlungsbedingungen ihrer 
Kundschaft gemacht worden. 


Warenmarkt. — Eisen und Stahl. Der 
deutsche Roheisenverband hat neuerdings den 
Preis für Hämatit auf 2288,50 M, für- Gießerei- 
roheisen auf 1775 M und für Siegerländer Zu- 
satzeisen auf 1440 bis 1455 M/t festgesetzt. — 
Isolierrohr. Die Verkaufsstelle Vereinigter 
Isolierrohr-Fabrikanten,. Berlin, berechnet bei 
Lieferungen vom 1. bis 15. IV. 1920 für Stahl- 
panzerrohr 525% und für schwarzes Papier- 
rohr 280%, Materialaufschlag; die übrigen Zu- 
schläge bleiben unverändert. Isolierte Lei- 
tungsdrähte. Nach Mitteilung der Verkaufs- 
stelle vereinigter Fabrikanten isolierter Lei- 


tungsdrähte, Berlin, bleiben die Materialzu- 
'schläge für Lieferungen im April 1920 unverän- 


dert. — Porzellan. Der Verband deutscher 
elektrotechnischer Porzellanfabriken hat mit 
Wirkung ab 20. III. 1920 einen Teuerungszu- 
schlag von 30% aut alle Erzeugnisse seines Ver- 
bandes beschlossen, der sich aber nicht auf 
chemisch-technisches Porzellan bezieht. — 
Elektrische Heiz- und Kochapparate. 
Von den Vereinigten Fabrikanten elektrischer 
Heiz- und Kochapparate sind die Mindestpreise 
für elektrische ‘Wasserkocher und Bügeleisen 
ab 1. III. 1920 weiter erhöht und der Teurungs- 


. Bergmann, Berlin ..... 


zuschlag für Heizapparate, die hauptsächlich 


aus Porzellan.oder aus Kupfer, Zinn, Nickel 
oder deren Legierungen bestehen bzw. mit 
diesen Metallen Re sind, auf 750% gestei- 
gert worden. — Metallpreise. Nach den No- 
tierungen. der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 


.des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere _ 
verstehen sich ab Lager in Deutschland) in 


M/100 ke: 


Metall 7..1V. 6. IV. 


Elektrolytkupfer (wire- 
bars), prompt, cif Ham- 
burg, Bremen, Rotterdam 

Raffinadekupfer : 
99/99,3 %o » BE EL = 

Originalhüttenweichblei E= 

Originalhüttenrohzink, 

Preis im freien Verkehr — 

Remelted-Plattenzink 
von handelsüblicher Be- 
schaffenheit . ... . . v— 

Originalhüttenalumi- 
nium 98/999), in gekerb- 
ten Blöckchen . . .. n— 

Zinn, Banka-, Straits-, ; 
Billitons an erg = 

Hüttenzinn, mindestens 


3188 Pe IE 


2500—2600 
‚1075 — 1150 


1100 —1150 
BE 


48300 - 5000 


. 


6500 —6600 
1900 


ONE N Le he ee N TE 
Reinnickel.98/99%.. ı. ‘. = 
Antimon-Regulus . . . — 


‚ Alle von der Kommission des Berliner Me- 
tallbörsenvorstandes notierten 
seit dem 6. IV. 1920 ab beliebigem Lager in 
Deutschland. Der offizielle Preis der Zink- 
hüttenvereinigung für Originalhüttenrohzink 
(Syndikatspreis) wird nicht mehr notiert, da- 
gegen von nun an der für Remelted-Plat- 
tenzink von handelsüblicher Beschaffenheit. — 


Am 1.1V.1920 notierte die Londoner Börse 
nach dem „Berl. Börs.-Cour.“ folgende Preise in 
£/t: Kupfer Rasse 108,12; desgl. 3 Mon. 111,37; 


'Elektrolyt 116 bis 118; Best selected 114 bis ‘ 


115; Zink 49 bis 52,25; Zinn Kasse 351,75; 
desgl. 3 Mon. 351,75 und Blei 42,75 bis 44,75. 
In New York stellte sich am gleichen Tage 
Elektrolytkupfer loc. auf 19,25. ets/lb. 


Aktienkurse. — Die Berliner Börse!) 


hat im März 1920 folgende Kurse notiert: 


Gesellschaften 


Niedrig- 
, ster 
Höchster 


Acenumul.Fabr., Berlin . .. . 408, 
A.G. f. El.-Anlg., Berlin ,„. 


550,—1494,— 
A. E.G., Berlin. .. ... 


365, — 466,50 .402,— 
252,—| 314,50 975,— 


B.E.W,, Berlin. : . . ..... 1230,—| 250,—1233, — 
& ä orz.-A. 10450) 106, — 

Brown, Boveri, Mannheim . |145,— 1725,— — 

Continent. Ges., Nürnberg. | — — 


% gr Vorz.-A. |143,75| 160,— 149,75 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Cöln. |155,— 189,— 155,25 
„‘ Niederl. „ Aa 801,— 245, — 
„. Südam. »...210,—| 294,501246,75 
„. Übers. EL-G., Berlin . | 1140,50 1490,—11420,— 


Vorz.-A |133,— | 145,50/141,— 


” n E 

„. Kabelwerke, Berlin . 280,25! 379,50/300,— 
Elektra, Dresden. .....| — — 

El. Licht- u. Kraft., Berlin . |110,—| 169,— |140,— 
Elektr.-Liefer.-Ges., Berlin . |210,50 247,— 225, — 
E: W.\Liegnitz 2. .... — — 


Bank f. el. Untern., Zürich . |400,—| 450,— | — 
Felten & @uilleaume Carlsw. |410,—| 570,—1520,— 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin |210,— | 228,— 210, — 
Hackethal, Hannover. . . . |385,—| 440,—1425,— 
Hamburgische E.W.. . . . |140,—| 166,--|140,— 
Körtings Elektr.-W., Berlin .: |170,—| 170,—| — 


W. Lahmeyer, Frankfurt a.M. |220,— | 285,— 1230,— 


C. Lorenz, Berlin... ... 370,—| 404,— |400,— 
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . |231,— | 260,—1240,— 
Mix & Genest, Berlin. . ... 


Neckarwerke, Esslingen . 
H. Pöge, Chemnitz. . . .. 


Rhein. El.-A. G., Mannheim. | — _ 

M. Schorch & Cie, Rheydt . |612,— 705,— — 
Sachsenwerk, Dresden . . . |383,— 635,— 1419,75 
Schuckert & Co., Nürnberg. |203,—| 262,—|220,50 


Siemens“ El. Betr., Berlin. |120,25, 180,— |134,— 
Siemens & Halske, Berlin « |320,— | 439,751354,— 
Stettiner EW........ = — X 


Teleph.-F. Berliner, Hannover |275,—| 335,— 275,— | 
'Fabr. isol. Drähte, Berlin. . |332,—| 405,— |358,— 


») Sie war wegen des Militärputsches und des Ge- 
neralstreiks 10 Tage geschlossen. 2 SER 


Abschluß des Heftes: 3. April 1920. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von JuliusSpringer in Berlin. . En, 


a ie a 


1050010700 . 


Preise gelten | 


a 


EU INRRE 


# 


44° 


285 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für 


Elektrotechnik) 


Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894, 


Schriftleitung: 


E. ©. Zehme, Dr. E. Meißner, 


K. Perlewitz. 


— Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 15. April 1920. 


Der Einfiuß der Massenträgheit elektro- 
motorischer Antriebe auf 
Anfahrbeschleunigung. \ 


(Unter besonderer Berücksichtigung des 
Rollgangbetriebes. ) 


Von ®r.:$ng. Kurt Lubowsky. 


Übersicht. Auf Grund allgemeiner Annahmen, 
sowie an Hand listenm&figer Typenreihen wird nach- 
gewiesen, daß bei der Wahl des Antriebsmotors für 
trägheitbehaftete elektromotorische Antriebe ein 
mechanisches Optimum zu berücksichtigen ist, jen- 
seits dessen, trotz höherer Nennleistung des Motors, 
die Anfahrverhältnisse wieder schlechter werden. 
Der Einfluß von Drehzahl, Ausnutzungsfaktor und 
Verhältnis Ankerlänge zu Polteilung auf das mecha- 
nische Optimum wird auf Grund zahlenmäßiger 
Unterlagen eines Rollganges nachgeprüft. _ 


Bei Fördereinrichtungen, speziell im Walz- 
werksbetrieb, ist es oft die Aufgabe, in kürzester 
Zeit anzufahren bzw. umzusteuern Die’hierbei 
erforderliche Beschleunigungsarbeit zur Be- 


"wegung der Massen im drehenden und geradeaus 


fördernden Sinne ist unter Umständen bei wei- 
tem größer, als der für den eigentlichen Förder- 
vorgang nötige Energieanfwand. Sind die Ar- 
beitsbedingungen wie zZ. B. bei Rollgängen der- 
art, daß die Antriebsmotoren kaum auf volle 
Geschwindigkeit kommen und dann bereits 
gebremst und reversiert werden, so gründet 
sich der mechanische Entwurf der-Antriebs- 


kraft in erster Linie auf die bei gegebener An- 


fahrzeit notwendige Anfahrbeschleunigung. 
Welche Bedingungen bei Walzenstraßen mit 
hoher Produktion die Motoren z, B. der Ar- 
beitsrollgänge erfüllen müssen, geht daraus 
hervor, daß sie bis zu 18-mal in der Minute um- 


gesteuert werden, und bei jedem Arbeitsspiel 


“die  beschleunigende 


Stoßleistung hergeben 


müssen, ohne sich während der betriebsmäßi- 


gen Wiederholung über die zulässigen Grenzen 
zu erwärmen. 

Während man die Wärmeabfuhr für & 
Beanspruchung beherrscht, kann der - Walz- 
werkstechniker in mechanischer Hinsicht durch 
die Wahl eines größeren Drehmoments bzw. 
einer höheren Nennleistung seine Ansprüche 


bis zu beliebig kleiner Anfahrzeit nicht ohne 


weiteres erfüllt sehen, wenn die Höchstge- 
schwindigkeit des Getriebes festliegt. Die Masse 


. des umlaufenden Teils und damit die Eigen- 


trägheit des Motors wächst in Abhängigkeit 
von der gewählten Nennleistung. Der Durch- 
messer des Läufers steigt bei einem angenom- 
menen Verhältnis der Ankerlänge zum Durch- 
messer in Funktion der Leistung und damit 
auch das Schwungmoment GD? = 4 g J, wenn 
J die Läuferträgheit bedeutet Die Eigenträg- 
heit verzehrt nun einen gewissen Betrag des 
gesamten Drehmomentes zur Beschleunigung 
der Rotormassen und wirkt daher zurück auf 
die maximal erreichbare Anfahrzeit des träg- 
heitbehafteten Systems. Bei höherer Nenn- 
leistung wird also der prozentuale Anteil der 
Antriebsmaschine an der Trägheit des ganzen 
Getriebes vergrößert. 


Bezeichnet man mit Mdyotor das bei An- 


fahrt mit Überlastung erreichbare Anfahrmo- 
ment, so hat dieses zu überwinden: 


1. das Reibungsmoment des Getriebes Mdkr 
2. das Gegenmoment der Nutzlast . Md„ 
3. das u des 


Fördergetriebes , . Mdr 


ie erreichbare 


"hält mit = so er gibt r. 


Heft 15.8 


4. das Beschleunigungsmoment der 
Nutzlast . Mix 
5. das Beschleunigunesmoment der 


Eigenmassen des Motors . Mdg 


Werden alle Momente auf ein und dieselbe 
Achse des Getriebes bezogen, so sind noch Über- 
setzungskonstanten einzuführen, und es gilt 
der Ansatz: 


Mdyotor . 0 Mdr + Mdn + Mdr 
1 Män+ (Mdy. Oo). 


Die drei Beschleunigungsmomente wer den in 
anderer Form als: 


Winkelbeschleunigung x 3 (Trägheitsmomente 
Oo oO 


‚geschrieben, und es folgt: 


Mayxotor - Cu = Mär +n 


+ Urt Yn+ Cü.JE). 
Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Trägheits- 
momente rotierender Massen auf are Dreh- 
achsen als die Rotationsachse im Quadrat des 
Übersetzungsverhältnisses zu reduzieren sind, 
so daß C’x = (O4)? wird. _ Erweitert man die 
Klammer, welche die Trägheitsmomente ent- 
de do 

d di 
Beschleunigung am Umfange eines um die Be- 
zugachse mit dem Radius r beschriebenen Krei- 
ses. Stellt dieser den Umfang einer Förder- 


die lineare 


trommel oder Walze bzw. einer geildehehe dar, - 


so ıst = zugleich die gesuchte Anfahrbeschleu- 


nigung der Nutzlast. 


MdMotor : C(u= Mdk+n 
_ Oral. 
dv, r |Mdwotor- Ne — Men EA IR 
dns JE+JN-+ Je. 
Wenn die höchste an der Nutz- 


last mit » m /see gegeben ist, so folgt für die An- 
fahrzeit hei sleichmäßiger Beschleunigung: 


’D) 
_— dv/dt D 


Es soll zunächst davon abgesehen werden, daß 
in Wirklichkeit das Anfahrdrehmome nt wäh- 
rend der Anfahrperiode nicht konstant ist. 
Die Parabelform der Geschwindigkeitskurve 
wird später berücksichtigt werden Es gibt 
daher: 
v(Jr +Jn+ EC .Jp) 
r [MdMotor - Cu — (Mdr+ Mdn)] ' 


Hierin ist MdMotor das bei voller Überlastung 
ideell geleistete Drehmoment. Führt man statt 
dessen das normale, der Nennleistung ent- 
sprechende Drehmoment ein, so ist: 


Mdüperlast = K . Md’Nennleistung - 


Die allgemeinen Formeln der Anfahrbe- 
schleunigung und Anfahrzeit heißen demnach 
endgültig: 


u 


dv 2" [Mdxennleistung .K.Cü— (Mdr -+ Md,,) 
ÜCae JE+JntJe. (Ci ( 

I 
aM vIEtJInt+ JE) 


r MdNenmnleistung : K. Cu — (Mdr + en 


Für gegebene Betriebsverhältnisse ist alles 
bekannt bis auf: die Überlastungskonstante K, 


die Übersetzungskonstante O,, die Anfahrzeit 
t, die Anfahrbeschleunigung do/dt, das Dreh- 
moment der Motornennleistung Mdyennleistung 
und die Eigenträgheit J.. 

Die Überlastungskonstante K ist fest- 
gelegt: 1. durch die elektrischen Eigenschaften 
der Motorgattung; 2. durch die Wahl der Type; 
8. dureh die Intermittenz des Betriebes. 

Zu 1. Die elektrischen Grenzen der Über- 
lastung liegen für den Gleichstromserienmotor 
in der Beanspruchung des Kommutators und 
der Erwärmung, für den Drehstrommotor, spe- 
ziell den asynehronen Motor, welcher im folgen- 
den besonders betrachtet werden soll, vor allem 
in der Streuung und dem hierdurch beschränk- 
ten Durchmesser des Heylandkreises. Normale 
offne’ Motoren für Dauerbetrieb arbeiten mit 
dem 2- bis 2,5-fachen Drehmoment bei Anfahrt. 

Zu 2. Feuchtigkeit und Staub erfordern 
z. B. im Rollgangsbetriebe eine vollständige 
oder ventilierte Kapselung. Infolge der ver- 
schlechterten Wärmeabfuhr darf der Motor 
nur mit einem Bruchteil der offenen Nenn- 
leistung dauernd beansprucht werden, die ge- 
schlossene Type mit 40 bis 50 %, die ventiliert 
gekapselte mit 70 bis 80%. Wenn elektrisch 
die Maschine unverändert bleibt, so besteht 
infolge der verminderten Nennleistung nun- 
mehr ein höheres Anzugsmoment, so daß diese 
Typen eine Überlastungskonstante biszu K = 4 
besitzen. Voraussetzung hierbei ist, daß die 


-Wieklung.bzw Eisensättigung für die geringere 


Belastung beibehalten wird. Selbst wenn aber 
die magnetische Induktion für die gekapselten 
Motoren niedriger als für die offenen gewählt 
wird, macht die Vergrößerung von K sich für 
«die geschlossene gegenüber der offenen Bauart 
bemerkbar, wie aus Zahlentafel 1 hervorgeht 
(siehe auch Abb. 1). 

. Zu 8. Im intermittierenden Betriebe hat 
die Überlastungskonstante K für ein und die- 
selbe Type verschiedene Werte, da man die 
Nennleistung nach der einer gewissen Zeit ent- 
sprechenden Dauerleistung definiert. Nach $ 4 
der Normalien des Verbandes Deutse her Klek- 
trotechniker ‚für Prüfung und Bewertung elek- 
trischer Maschinen und Transformatoren“ gilt 
als intermittierende Nennleistung diejenige, 
welehe ohne Unterbrechung eine Stunde lang 
abgegeben werden kann. Für diesen Betrieb 
gilt beim Gleichstromserienmotor K = 3, beim 
Drehstromasynehronmotor K=2,4 bis 2,8. 
Je nach der An:trengung des Motors und der 
Intermittenz des Betriebes geben die Firinen 
neben der 60-Min'»n-Nennleistung auch eine 
solche für 30, 40, 50, 80, 90 Minuten usw. an. 
Da für die gleiche Leistung während einer 
äquivalenten “Dauerbetriebszeit von mehr als 
60 Minuten wegen der Wärmeabfuhr eine 
größere Type zu wählen ist, so steht wieder ein 
höheres Anfahrmoment dem gleichen Nenn- 
drehmoment gegenüber, und (die Überlastungs- 
konstante K steigt daher für Motoren waclı- 
sender Minutenleistung, so daß auch hier Werte 
vonK =4 erreicht werden. Wie sich für dieDH- 
Type der Siemens-Schuckertwerke die Über- 
lastung ändert, wurdeaus den Listen errechnet 
und aufgetragen für 45-, 60- und 90-Minuten- 
Leistung. (Siehe Yahlentafel 1 und Abb. 1.) 
Wieweit man die Überlastungsmöglichkeit aus- 
nutzen will, ist Erfahrungssache je nach der 
Intermittenz des Betriebes. Auf den folgenden 
Entwieklungsgang wird die Wahl der Kon- 
stanten K keinen Einfluß haben, da sie zu 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 15. 


16. April 1920. 


andern Größen der 
ziehung steht. 


Zahlentafell. Vergleich derÜber- 
lastungskonstante offener und ge- 
schlossener Rollgangsmotoren für 


Gleichung in keiner Be- 


750 Umdr/min. 


Type hR offen 


Type DH geschlossen 


‚45 min 60 min 45 min 60 min! 90 min 
es| z|es|- x|es| x|#es| xz|pes| x 
55 |287| 5 2,6 | 10 |206| 7,5|2,76| 5,5 13,62 | 
14 2,18) 12 2,58| 24 1234| 2012,81] 18 3,9 
35 122 | 48 12,61 | 35 12,38 137,5|2,79| 35 |3,67 
72.\2,14| 72: 2,61| 56 |229| 55 |28 | 50 3,68 
100 | 2,18 8012,25) 851238 | 75 |3,78 
100 |2,37 | 100] 2,8 
Mittel | Mittel Mittel | Mittel | Mittel 
2,21 2,6 9,3 2,8 3,74 


i 
R 
3 
s 


eo u 0 CO 50 0 W090 
Abb. 1. 


Die Übersetzungskonstante (,. 


Die Übersetzungskonstante vom Motor auf 
die fördernde Achse hängt von der gegebenen 
Normalgeschwindigkeit v der Nutzlast und der 
zu wählenden Motordrehzahl ab. Letztere ist 
zunächst mit Rücksicht auf den Preis des Mo- 
tors nach unten begrenzt, da der langsam lau- 
fende Motor teurer ist als der schnellaufende 
gleicher Leistung; die Wahl der Drehzahl ist 
nach oben begrenzt durch den Wirkungsgrad 
des Getriebes und die Zahl der erforderlichen 
Vorgelege. Der Einfluß der Drehzahl ist ferner 
mit Rücksicht auf die Verkleinerung der An- 
fahrzeit insofern von Bedeutung, als die Eigen- 
trägheit im Zähler des Bruches mit dem Qua- 
drate der Übersetzungskonstanten behaftet ist. 
Bei festliegender Nennleistung des Motors: 


= Mdyennleistung «WM. konst. 


könnte man demnach schließen, daß ein Motor 
mit großem Drehmoment und niedriger Dreh- 
zahl der günstigere ist, weil proportional »% 
die im Quadrat vorhandene Übersetzungskon- 
stante C',;im Zähler fällt. Es ist aber zu beruck. 
sichtigen, daß bei einem Motor von ein und der- 
selben Leistung das Drehmoment umgekehrt 
proportional der Drehzahl steigt. Wie oben an- 
gedeutet, ist die Eigenträgheit eine Funktion 
des Drehmoments. Ist diese Funktion höheren 
Grades als die Potenz der Übersetzungskon- 
stanten, also größer als 2, was zunächst nicht 
ersichtlich, so wird trotz der niedrigeren Dreh- 
zahl die Eigenträgheit des Motors prozentual 
zur gesamten Trägheit des Systems steigen. 
Es steht daher die erste Frage offen: 
Ist für die Beschränkung der Anfahr- 
zeit elektromotoriseher Antriebe der 
sehnellaufende oder der langsamlau- 
fende Motor Künstiger? Wir wollen jetzt 
für O5 einen angenommenen Wert und Jg = 
f (Mdxennleistung) Setzen. Die Auswertung der 
Funktion folgt später. Dann verbleiben als 
Unbekannte der beiden Gleichungen Iund II 
noch dv/dt und Mdxennleistung in der ersten, 
t und Mädxennleistung 10 der zw eiten übrig und 
Gleichung Z stellt dv/dt in Funktion von Md 
dar, Gleichung II die Anfahrzeit t in Funktion 
von Md. Zur Diskussion der Gleichungen und 
Feststellung, ob Maxima, Minima oder Wende- 
punkte vorhanden, ist t bzw. dv/dt nach Md zu 
differenzieren. Dies ergibt, wie später klar 
wird, abgesehen von den Schwierigkeiten der 
Durchführung, keine Handhabe für die Wahl 
des Motors, Die graphische Darstellung. wird 


‚gebene Verhältnisse behandelte. 


schneller zum Ziele führen, indem Md als will- 
kürliche und t bzw. dv/dials abhängige Variable 
gesetzt werden. Wird dann t und dv/dt bei 
konstanten Drehzahlen in Funktion des Dreh- 
moments bzw. der Nennleistung einer Typen- 
reihe aufgetragen, so gibt das Kurvenbild 
darüber Aufschluß, inwieweit durch Vergröße- 
rung der ‚Nennleistung die Anfahrzeit be- 
schränkt werden kann. Es läßt sich hiernach 
die zweite Frage beantworten: In welchem 
Maße fällt mit steigender Nennleistung 
die Anfahrzeit elektromotorischer An- 
triebe bei Motoren gleicher Type und 
Drehzahl, wenn die Betriebsdaten un- 
verändert bleiben, und in welchem 
Maße steigt die erreichbare Anfahrbe- 
schleunigung unter gleichen 
gungen? 

Die Untersuchung der beiden u soll 
im Anschluß an eine von Herrn Prof. Dr. ng. 
Kloßan der Technischen Hochschule zu Berlin 

gestellte Aufgabe durchgeführt werden, welche 
den Entwurf eines Rollgangsmotors für ge- 
Die Be- 
triebsdaten mögen im folgenden zahlenmäßig 
zugrunde gelegt werden. 

Betriebsdaten: Die beiden Seiten des 
Rollgangs in einem Walzwerk sollen durch je 
einen gekapselten Drehstromasynchronmotor 
(oder durch je einen Gleichstromreihenschluß- 
motor) angetrieben werden. Jeder Rollgang 
hat 18 Rollen von 3,1 m und 18 Rollen von Im 
Länge. Der Rollendurchmesser beträgt 530mm. 
Die Rollen sind hchl mit etwa 40 mm Wand- 
stärke ausgeführt. Das Gewicht eines Ingots 
beträgt 2500 kg, seine Höchstgeschwindigkeit 
1,7 m/sec. Hieraus ergeben sich die Trägheits- 
momente, bezogen auf den Durchmesser der 
fördernden Rolle (530 mm): 

— Trägheit des Fördergetrie- 
bes aus Abmessung und Zahl 


der Rollen . . .160kgmsee? 
Jy = Trägheitsmoment der 
Nutzlast . 18kgmsec? 


Wir gehen von den oben abgeleiteten 
Gleichungen Iund IIfür dv/diund taus. Diese 
vereinfachen sich für den vorliegenden Fall. 
Das Gegendrehmoment Ma, der Nutzlast fällt 
fort, da horizontal gefördert wird. Der gesamte 
Reibungsverlust zwischen Motorachse und för- 
dernder Achse soll mit 25% des Drehmoments 
angenommen werden. Die FEigenträgheit des 
Motors Jg wird ersetzt durch das in den tech- 
nischen Listen der Firmen enthaltene Schwung- 
moment nach der Forme!: 


@G D? 
49.Je =@D®, DANTR 
Für das Prodald aus Drehmoment der 


Nennleistung und Überlastungsfaktor gilt das 
in den Preislisten enthaltene Anfahrmoment, 
und es folgt: 


dv _ 0,75 Mdanfahrt . Cü. r m 
ler GD _, 
JR Ex ER 249 Ch 
@D 
ee 29 se 
de NEL V: 


0,75. Mdantahrt . Ci. r 


Wenden wir die Gleichungen Ill und IV 
auf eine Typenreihe von Rollgangsmotoren der 
„A,.2.G an Ar. CHIRr 25V, 910: 
80-Minuten-Betrieb, 500 V, 50 Per) und tragen 
die erreichbaren Anfahrbeschleunigungen bzw. 
Anfahrzeiten des zugrunde gelegten Rollgangs 
in Funktion der Nennleistung auf, so ergibt sich 
das in Abb. 2 dargestellte, eigentümliche 
Kurvenbild. Betrachten wir die erreichbaren 
Beschleunigungen für eine Drehzahl n = 500, 
so zeigt die Kurve, daß Motoren über (29 PS) 
29,5 kW nur einen sehr geringen Gewinn an 
Beschleunigung bzw. Ersparnis an Anfahr- 
zeit bringen. Während die Erhöhung der 
Nennleistung von 14,75 auf-22 kW (20 auf 
30 PS) die erreichbare Beschleunigung um 17, 


Bedin- 


m/see* vermehrt,‘ bringt} die Erhöhung von 37 
auf 44 kW (50 auf 60 PS) rund einen Vorteil von. 
1/,am/sec?. Die Eigenträgheit des bei glei- 
cher Drehzahl stärkeren Motors ver- 
zehrt also von dem gewonnenen grö- 
ßeren Drehmoment zur Selbstbeschleu- 
nigung so viel, daß für das gesamte 
System schließlich kaum ein Vorteil 


Abb. 2. Einfluß der Drehzahl zwischen 500 und 
1000 Umdr/min. A.E.G. D.K H, Asynchroner Drehstrom- 
motor (gekapselt), 500 Volt, 50 Per. 


herausspringt. Wie die Kurve für n= 500 
zeigt, kann sogar der Fall eintreten, daß bei 
gleicher Drehzahl ein Motor mit kleinerer 
Nennleistung schneller anfährt, als die nächst 
stärkere Type. Der Motor von 48 kW (65 PS) 
erzielte eine Beschleunigung. von 1,23 m/sec?, 
der von 69,5 kW (85 PS) "dagegen nur 1,01 
m/sec?.. : 
Es erscheint hiernach wertvoll, festzu- 
stellen, durch welche Faktoren diese Ergebnisse 
' bedingt werden. Für diesen Zweck eignen sich 
die listenmäßigen Typenreihen zunächst nicht, 
da sie, wie das Kurvenbild zeigt, sprunghafte 
Änderungen und Überschneidungen verschie- 
dener Drehzahlen aufweisen, die aus fabrıkato- 
rischen Ursachen hervorgehen. Wir führen da- 
her zur Lösung des Problems vorerst allgemeine 
konstante Annahmen ein und werden später 
die listenmäßigen Typenreihen verschiedener 
Fiımen zum Vergleich heranziehen. 


Allgemeine Durchführung. 
Als Grundlage dienen die Gleiehungen (I) 
nar il) 
av r|MdxNennleistung .K.Cü— (Mdr + Man) 


E= Je +JntJe.C2 a 


ER EN (v(JFE+Jn+ Je. (Cu?) 
r [MdXennleistung - K. Ci; — (Md r+ eh 
L 


Das Gegenmoment der Nutzlast Md, fällt 
fort. Das Gegendrehmoment der Reibung wird 
in einen konstanten und einen, dem Motor- 
drehmoment proportionalen Teil zerlegt. Der 
erstere ergibt sich aus Zahl und Dimension 
der Lager zu 155 mkg. Der letztere, welcher 

' den Verlust der Vorgelege darstellt, möge 
schätzungsweise mit 15% des an der fördernden 
Achse wirksamen Drehmoments eingesetzt 
werden. Dieoben angegebenen Werte für Jp = 
160 kgmsec? und Jy = 18 kgmsec? werden 
eingeführt. Die Eigenträgheit Jy des Motors 
ist, wie eı wähnt, eine Funktion des Motordreh- 
moments. : Wir können diese also durch eine 
Potenz von Mdyotor und einen konstanten 
Faktor ausdrücken. Wir gehen aus vom Aus- 
nutzungsfaktor der Maschine. Dieser ergibt 
sich als: 

L 

DI. .n 

wo Dund C; in Metern eingesetzt sind, ‘und er- 

Md.? rn 
60.75 
man ferner das Gewicht des Läufers mit Gz 
und dividiert dieses durch das Volumen eines 
Zylinders vom Läuferdurchmesser D und Läu- 

.ferlänge I, so erhält man ein ideelles spezi- 
fisches Gewicht y; für den Läufer, welcher er- 
setzt werden möge durch ‘den vollen Zylinder, 


& RR Wir 


(BE 


setzen die Leistung durch 


. Bezeichnet 


VG. führen hiernach 


4G . 
für D?T,; den Wert > ein und erhalten: 
Fi Mr 


15. April 19R0. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 15. 


| 287 


Ma 


6 BR Mad 2rn.nm.yo_ konst. .7r,. 


"nd. drn) 60.75.4.G@rL.n 


Die Drehzahl hebt sich heraus, und der 
Ausnutzungsfaktor ist demnach proportional 
dem Drehmoment (mkg) pro Kilogramm Ma- 
terialaufwand. 

Der Materialaufwand ist hierbei also durch 
D®2]; und eine Konstante ausgedrückt. Ist 
ferner die Periodenzahl der Betriebsspannung 
und die Drehzahl des gesuchten Motors fest- 
gelegt, so ergibt sich die Polzahl der Maschine. 
Um Motoren gleicher elektrischer Eigenschaften 
(Streuung, Überlastbarkeit, Kommutierung) 
im folgenden zu vergleichen, empfiehlt es sich, 
ein konstantes Verhältnis 1;,/v (Ankerlänge zu 
Polteilung) zugrunde zu legen. Dann ist, da 
Motoren gleicher Polzahl verglichen werden, 
auch das Verhältnis 1,/D Ankerlänge/Durch- 
messer unveränderlich, Demnach läßt sich in 
dem Produkt D®.1; die Ankerlänge durch 
die Konstante 1,/D und den Durchmesser D 
ersetzen, so daß nunmehr der Materialaufwand 
proportional der dritten Potenz des Läufer- 
durchmessers ist. Hieraus folgt wiederum die 


Möglichkeit, den Durchmesser durch Aus- 
nutzungsfaktor und Drehmoment auszu- 
drücken : 
Konst,..D4 A 
Mad RE 


und D als Funktion von Mad festzulegen. Da 
nun die Eigenträgheit bzw. das Schwungmo- 
ment des: Läufers sich aus Ankerlänge und 
Durchmesser ergibt, so ist damit die Ableitung 
der Rotorträgheit als Funktion des Drehmo- 
ments und des Ausnutzungsfaktors gegeben. 
Für das Schwungmoment der Läufer von 
Asynchronmotorengilt nach Angabe von Kloß: 


EIER Bun 
Re ER 


3,6 
woıin 7, einen Zuschlag für die Stirn- 
köpfe der Wicklung und die Wicklungsträger 
und den aus dem aktiven Blechpaket heraus- 


AR, 


ragenden Teil der Welle bedeutet, 1, ist ünge- 


führ von der Größenordnung 0,05 m bei Sie- 
mentsmotoren. 

Der Ausnutzungsfaktor C ist, wie die 
Überlastungskonstante, abhängig von der Type 
. des Motors. Für ge- 
 sehlossene Motoren be- 

trägt er nur 50%, der 
offenen Nennleistung, 
für die ventiliert, ge- 
kapselte Ausführung 
70% bis 80%.  Inner- 
halb des für den 
Rollgangsbetrieb üb- 
lichen Bereichs von 
22 bis 110 kW ist 
C eine Funktion des 
Drehmoments. Das fol- 


20 


75 


16 


gendeKurvenbild(Abb. 

3) stellt den Aus- 

nutzungsfaktor von ve MM m 10 
asynchronen Motoren Ahle 

nach ausgeführtenRoll- ER 


gangsmaschinen dar, u. zw. bezögen auf 
die Einheit PS, da die später zum Vergleich 
herangezogenen listenmäßigen Motoren noch 
keine mechanische Leistungsangabe nach Kilo- 
watt haben. Die folgende Rechnung gilt für ge- 
schlossene Motoren zwischen 7,5 und 73,5 kW, 
so daß mit einem Mittelwert © = 1,5 gerechnet 
werden kann. Da © nicht nach einem einfachen 
(Gesetz vom Drehmoment abhängt (annähernd 
€ = Md?/), so wird bei der rechnerischen Aus- 
wertung C für jedes Drehmoment der darge- 
stellten Kurve entnommen werden. 
Drehzahl, Für die Drehzahl sollen unter 
. Vernachlässigung der Schlüpfung die Werte 
.n = 375, 500, 600, 750, 1000 dienen, soweit es 
sich um Asynchronmotoren handelt. Bei 
Gleichstromserienmotoren ist zu berücksichti- 
gen, daß sie nach Überwindung der Anfahr- 
trägheit nur 15 bis 20%, des Anfahrdrehmo- 


ments zu leisten haben, und für die Berechnung 
der Endgeschwindigkeit entsprechend der 
Hauptstromeharakteristik eine um 80% höhere 
Drehzahl als die dem Nenndrehmoment zuge- 
hörige gilt, 

Übersetzungskonstante. Die Über- 
setzungskonstanten von der Motorachse auf die 
fördernden Achsen folgen aus der gegebenen 
Höchstgeschwindigkeit des Blocks zu rund 
CO; =6, 8, 9,6, 12, 16 für obige Drehzahlen 
(entsprechend v = 1,72 m/see). 

Überlastung. Die ausgenutzte Über- 
lastung K der Motoren wird nach Durchrech- 
nung einiger Rollgangsmotoren mit 2,5 ange- 
nommen. Der Charakter der Kurven ändert 
sich durch die Größe nicht, da die erreichbare 
Beschleunigung sich annähernd proportional 
mit K ändert. 

Ankerlänge/Polteilung. Um die fest- 
gelegte Überlastung zu erreichen, darf beim 
Asynchronmotor die Streuung einen gewissen 
Grad nicht überschreiten. Die Streuung hängt 
wiederum von der Wahl des Verhältnisses 1;/r 
ab. Es gibt einen günstigsten Wert 1;/r, der 
für einen Motor gegebener Leistung ein Mini- 
mum der Streuung erzielt. Überschreitet man 
diesen Wert zugunsten eines möglichst walzen- 
förmigen Rotors, so kommt unter Umständen 
die festgelegte Überlastung nieht mehr zu- 
stande, so daß von Fall zu Fall eine Kontrolle 
erforderlich ist. Die Überlastung 2,5 kann nach 
entworfenen Kreisdiagrammen mit I;/c = 2,25 
gut erreicht werden. Beim Gleichstrommotor 
ist ebenfalls ein niedriger Wert I,/v mit Rück- 
sicht auf günstige Kommutierung anzu- 
streben. Durch die Anwendung von Wende- 
polen fällt für den Gleichstrommotor eine Ein- 
schränkung in der Wahl von I;/r aus elektri- 
schen Gründen fort. Mit Rücksicht auf die 
Abkühlungsverhältnisse ist der kurze Anker 
zu bevorzugen. Dem steht gegenüber, daß das 
Verhältnis I;/v bzw. 1,/D zugleich ein Maß für 
die Trägheit des Läufers ist. Die Trägheit sinkt 
mit dem Anwachsen dieser Größe, je mehr sich 
der Anker der Walzengestalt nähert, und steigt, 
je mehr er’ der Scheibenform nahe kommt. Man 
wird also für Rollgangsmotoren 1;/z so hoch wie 
möglich wählen. 

Die Einführung der erwähnten Faktoren: 
Ankerdurchmesser D, Ausmutzungsfaktor 0, 
Ankerlänge/Polteilung & —l;/r, Übersetzungs- 
konstante Cy, Überlastung K und Polpaar- 
zahl p in die Gl. (T) führt auf den Ausdruck 


dv 


Gleichung läßt den bedeutenden Einfluß des 
Ausnutzungsfaktors und des Verhältnisses 
fr =e& auf die Läuferträgheit erkennen. 

Die Wiedergabe der graphischen Auswer- 
tung obiger Gleichung unter Einführung ver- 


oa 
» 


I 
| 


= 
/ 


= 
EERTRTERD, 
NENBIDAN Ann, 


19 PS 


Nennleistum 


0 


4 125 
Abb. 5. Kurven konstanter Anfahrbeschleunigung. 
n=87. Cyariebel. B=25.0=6. 


15 


schiedener Annahmen für die wesentlichen 
Faktoren muß sich auf einige charakteristi- 
sche Schaubilder beschränken: Abb. 4 zeigt 


30 50 


[72 17] 20 E77] 50 60 70 


Abb. 6. Einflnß der Drehzahl auf die 
erreichbare Anfahrbeschleunigung für Llt= 2,8. 


die erreichbaren Anfahrbeschleunigungen nebst 
Anfahrzeiten für die Endgeschwindigkeit 
v»—=1,72m/s. Abb. 5 stellt Kurven konstanter 


r.[0%.K.Md-- (0,15 0x.K.Md-+Mdp)] 


Don Ma 


oder die allgemeine Form 

EN) 7 DR 

ie +.) 
Da f(y) Potenzen >1 enthält, so handelt es 
sich um ‘eine Optimumkurve für 2 in Funk- 
tion von y, d. h. die graphische Darstellung 
T2 2 p 
IR 
und C ein günstigstes Drehmoment bei einer 
höchstmöglichen Anfahrbeschleunigung. — Die 


ergiebt für koustante Werte von CO, K, 


18: | 

= a 

15° 7 2 

AB: a 
SH 
704 z EM gi iz 
09° fr) 4 

08-8 | ES BE 

9° RERRATT RLele | 
sah NA ‘ Mu 
EINE aa 
93: Fe HELL 
a oa 
SUaunER _ 


80 + 120 min —Nenileistung 
30 70 580 


[7] % 2 60 


Abb. 4. Beschleunigungskurven für n = 750. 
w/e=konst. Cygriabel. X =25. e= 12. 


IS 
S 
8 


55 177 99 Ey 5) Man : 
JeE+Jn + 2 & 21072 er) he (2) +1,188.10-4 (22 ve) ] 


C 
Anfahrbeschleunigung (L = fl;/r) dar. Der Ein- 


fluß der Drehzahl auf die Antahrbeschleunigung 


ist bei konstantem l;/r=1 und 2,25 in Abb. 6 
dargestellt. Abb. 7 zeigt die erreichbaren 


Anfahrbeschleunigungen, wenn zwei verschie- 
dene Kurven des Ausnutzungsfaktors zugrunde 
gelegt werden, im Vergleich zur Annahme 
C=1,5konstant. Im Schaubild Abb. 8 ist der 
Ausnutzungsfaktor einmal konstant gleich 1, 
darauf konstant gleich 1,5 für I;/c = 2,25 ein- 
gesetzt worden. 


Für alle Kürven gilt als 


\ 
- i g 
N Sn m: 


S | 
S\ 


0 W200 SOHN .THQ 


Abb. 7. Einfluß des Ausnutzungsfaktors C 
auf die erreichbare Anfahrbeschleunigung für n = 75g, 


2 


8 


1 


288 
Abszisse die Nennleistung einer Betriebsdauer 
von 80 bis 100 Minuten. Die Umrechnung auf 
die zugehörigen Drehmomente folgt aus der 


2 Wehnl ISIENT 
EEE OO 0 3 90 700PS 


Abb. s. Einfluß der Drehzahl auf die erreichbare 
Anfahrbeschleunigung für ul/e=225. K=25. 


a) Ckonst. 1,55 b) Ckonst. 1: 


jeweilig gewählten Drehzahl nach der Gleichung 


Md.ao 


Lps =——-z—. Die Kurven in Abb. 6 zeigen, 


daß in dem Bereich der für die Rollgänge üb- 
lichen Leistungen der langsamlaufende Motor 
vor dem schnellaufenden nichts voraus hat. 
Bei höheren Leistungen ist der schnellaufende 
noch etwas günstiger. Die hierauf bezügliche 
mathematische Ableitung nahm den Aus- 
nutzungsfaktor als konstant an und folgerte 
Vorteilefür den schnellaufenden Motor. Dieses 
Ergebnis wird durch für konstantes C aufge- 
stellte Kurven bestätigt. Berücksichtigt man 
jedoch die Veränderlichkeit von C, so vermin- 
dern sich die Vorteile des schnellaufenden Mo- 
tors wesentlich (Abb. 6). Vom Ausnutzungs- 
faktor hängt es ab, ob die Kurven höherer 
Drehzahl über oder unter denen niederer Dreh- 
zahl liegen, da © mit der Potenz 5/3 und #/3 in 
der Eigenträgheit des Motors steht. Die Kur- 
ven verschiedener Drehzahl überschneiden sich 
daher je nach der Form der O-Kurve, während 
sie für C=konst.. eine Schar ähnlicher Kurven 
bilden. 

Das Verhältnis Ankerlänge/Polteilung und 
der Ausnutzungsfaktor bestimmen sowohl die 
Form der Kurve, wie auch die Lage des Maxi- 
mums bzw. für die Zeitenkurve des Minimums 
in der Abszissenrichtung. Für niedrige Dreh- 
zahlen und niedrige Verhältnisse 1;/r verschiebt 
sich das.Maximum bzw. Minimum nach der 
Anfangsordinate hin. Die Maxima und 
Minima setzen sehr flach an und deh- 
nen sich über einen weiten Bereich 
aus, Daher ist auch die Kenntnis des 
wirklichen Höchst- und Tiefpunktes 
für die Wahl der Motoren belanglos 
und eine Differenzierung der Glei- 
chung zweeklos. 

Der günstige Einfluß eines hohen Wertes 
l;/r macht sich prozentual bei höheren Leistun- 
gen stärker bemerkbar als bei den niederen. In 
Abb. 9 wird der Einfluß von ;/r auf die Läu- 
ferträgheit für verschiedene Motoren gleicher 
Drehzahl (n = 375) in Funktion der Nenn- 
leıstung dargestellt. Die Kurve enthält alle 


Abb. 9. ‚Einfluß von 2;/zauf die Länferträgheiv. 


Aufzuwendende Nennleistung zur Erreichung der Anfahr« 
beschleunigung  dv/dt=1,2 m/s? für n=375, Cvariabel, 
&K=29, c=&4 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 15. 


Motoren, welche für den gegebenen Rollgang 
noch eine Anfahrbeschleunigung von 1,2 m/sec? 
ermöglichen. Wählt man für 'den Läufer 
l;/r = 2,25, so wird diese Anfahrt bereits mit 
54 PS’erreicht. Baut man den Läufer aber mit 
l;/t —= 1,25, so müssen für den gleichen Zweck 
annähernd 90 PS aufgewendet werden. Die 
geforderte 
erreichbar, wenn man mit 1/r unter 
einen gewissen, Wert geht. 
genden Falle kann ein Motor mit I;/r = 1,2 die 
Bedingung überhaupt nicht mehr erfüllen. 
Die Kurve liegt oberhalb 100 PS nach 
rechts zurück. Für rn =375 (Abb. 8) auf- 
gezeichnete Kurven weisen den Konstrukteur 
darauf hin, sich möglichst für einen wal- 
zenförmigen Läufer bei Rollgangsmo- 
toren zu entscheiden. 

Wenn rein mechanische Rücksichten gel- 
ten, so ist aus den Kurven klar, daß der abso- 
lut günstigste Motor vorliegend eine Lei- 
stung hat, welche über die Grenze der für Roll- 
gänge üblichen Leistungen hinausgeht. Nach 
dem Verlauf der erreichbaren Anfahrzeiten 
(Abb. 4) wirdman den günstigsten Motor auch 
nicht im Maximum der Beschleunigungskurve 
oder im Minimum der Zeitenkurve zu suchen 
haben, da ja von gewissen Leistungen an auf- 
wärts der mechanische Gewinn mit unverhält- 
nismäßig größerem elektrischen Arbeitsauf- 
wand erkauft wird. Die Wahl wird daher in den 
schraffierten Grenzen etwa stattfinden. 

Die obige Rechnung ist nun auf Grund 
ganz allgemeiner Annahmen durchgeführt, wo- 
bei vieles nicht berücksichtigt ist, was für die 
Vorausbestimmung des praktischen Resultats 
von Einfluß ist, jedoch die erhaltenen Resultate 
prinzipiell nicht ändert. Außerdem mußte die 
Rechnung hier zahlenmäßig für einen ganz be- 
stimmten Fall normaler Betriebsbedingungen 
durchgeführt werden, da die Größenordnung 
der einzelnen Summanden im Zähler und 
Nenner den Verlauf der Kurven bestimmt. All- 
gemeine algebraische Zeichen ließen sich daher 
im weiteren nicht verwenden. Für den prak- 
tischen Entwurf eines Antriebsmotors in ähn- 
lichen mit Trägheit behafteten Betrieben ist 
noch folgendes Zu berücksichtigen: 

1. Das Drehmoment wurde in der Rech- 
nung als während der Anfahrzeit konstant an- 
genommen. In Wirklichkeit fällt es mit stei- 
gender Drehzahl ab und die Geschwindigkeits- 
kurve während der Anfahrt ist keine anstei- 


gende .Gerade, sondern annähernd eine Para- . 


bel. Zur Bereehnung der Anfahrzeit gilt daher 
i v 
nicht ren 
mal so groß. 5 
2. Die Wahl des Motors ist nicht allein 
durch Schaubilder der bezeichneten Art fest- 
gelegt. Von grundlegender Bedeutung ist das 
Betriebsdiagramm, das Aussetzen des Betriebes 
und die abzuführende Wärme. Ist die Anzahl 
der Umsteuerungen bzw. Anfahrten in der Zeit- 
einheit gegeben, so ergibt das i?-Diagramm den 
Dauerstrom, mit welehem der Motor tatsäch- 
lich beansprucht wird, so daß man aus Erwär- 
mungsrücksichten unter Umständen nicht in 
dem schraffierten Bereich des wirtschaftlichen 
Antriebes arbeiten kann, sondern die nächst 


größere Type wählt und diese weniger stark 


als angenommen überlastet. 

3. Die Trägheit der Übersetzungsräder ist 
vernachlässigt worden, welche die Gesamtträg- 
heit noch um wenige Prozente erhöht. 


Kontrolle auf das mechanische 
Optimum. 

Die obige Kontrolle auf das mechanische 
Optimum läßt sich noch vereinfachen. Wir 
gehen aus von Gleichung III: 

dv_ 0,75Md.K.Cs.r. 
dt” Jrt+Jn+Je. Ci 

Nach einem noch nicht veröffentlichten 
Verfahren von Herrn Prof, Dr.-Ing. Kloß läßt 


Beschleunigung wird un-. 


Im vorlie-. 


Die Anfahrzeit ist etwa 3/,- 


e. 
4 


Re 


15. April 1920. 


sich die Gleichung so umformen, daß an Stelle 


' einer Hyperbel die Überlagerung einer Geraden 


und einer Parabelpolytropen entsteht. In der 
neuen Form hat die Ansatzgleichung nur eine 


5 d 
Unbekannte (Md), während die andere N) ge- 


schätzt und eingesetzt wird. Man erhält eine 


‚ Gleichung höherer Ordnung mit dem Dreh- 


moment Md der Nennleistung als Unbekann- 

ter. Um diese Unbekannte zu finden, könnte 

man analytisch die Wurzeln der Gleichung 

ziehen: 

K dv 270,8 Mdı Kost 5 
onsh. = 4 Trt In + f(Ma).08 


Je nachdem man zwei, eine oder gar keine 
reelle Wurzel erhält, gibt es eine, zwei oder 
keine Motortype, welche die geschätzte Anfahr- 


. (u 


; d 5 
beschleunigung nn erzielt. 


Einfacher ist es, die Wurzeln graphisch zu 
ziehen, was im vorliegenden Falle sehr einfach 


ist, wenn man Mdauf der einen Seite der Glei- 


chung isoliert und alle übrigen Größen auf die 
andere Seite schafft. Trägt man jetzt (Abb. 10) 


Rechte Seife der Gleichung —= 


beide Seiten im gleichen Maßstab als Abszissen 
und Ordinaten für verschiedene Werte des 
Drehmoments auf, so zieht die 45°-Linie die 
reellen Wurzeln, da diese ihren geometrischen 
Ort sowohl auf der Kurve, wie auch auf der 
45°-Linie haben. Schneidet die 45°-Linie die 
Parabel, go gibt es zwei reelle Wurzeln, d. h. 


zwei Motorgrößen, welche die angenommene | 


Beschleunigung erreichen. Die Abszissenwerte 
der Schnittpunkte bilden dann zugleich die 
Grenzwerte, zwischen denen man über die an- 
genommene  Anfahrbeschleunigung hinaus- 
kommt. Tangiert die 45°-Linie, so hat die 


Gleichung nur eine reelle Wurzel, d. h. der 


Abszissenwert; des Berührungspunktes stellt 
die einzige T'y pe dar, mit der noch diegeschätzte 
Anfahrbeschleunigung erreicht werden kann. 
Berühren sich die 45°-Linie und die Parabel 
nicht, ‘so gibt es keine Motortype, welche die 
angenommene Beschleunigung erreichen kann. 
Diese muß daher niedriger gewählt werden. Die 
umgeformte Gleichung III lautet: 


x<[(Jr+Jm)+ Gu. f (Ma) ] 
xz=(0' .(C"+ar + 0). 
Wenn Md als Abszisse aufgetragen wird, so ist 


ersichtlich, daß die Ordinatenwerte de rechten 


Seite proportional dem für dv/dt angenommenen 
Wert sind, so daß man also für verschiedene 
Annahmen der Beschleunigung eine Kurven- 
schar erhalten muß, von der diejenige Kurve 
zum eindeutigen Resultat führt, welche die 
45°-Linie tangiert. 

. Man braucht diese Kurvenschar nicht tat- 
sächlich für verschiedene Annahmen aufzu- 
tragen vind auszuwerten, sondern eine Kurve 
genügt. 
erwähntien Proportionalität der O:dinaten nach 
dv 
di 


Aus dieser kann man auf Grund der 


die prsprüngliche Kurye schnell auf eine 


ee nn ee Se Bra 


den Schluß zu, 


15. April 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


Heft 15. 


neue reduzieren, welche sich mit der 45°-Linie 
in zwei nicht zu weit entfernten Punkten 
schneidet. 


Prüfung der Ergebnisse an Hand 
listenmäßiger Typenreihen. 


- Auf Grund listenmäßiger Typenreihen 
sollen nun die obigen Hrgebnisse nachgeprüft 
werden, um festzustellen, ob die auf Grund all- 
gemeiner Annahmen gefundenen Ergebnisse 
mit denen ausgeführter Maschinen zu verein- 
baren sind. Wir gehen von der oben einleitend 
verwendeten Form der Gleichung II aus: 


dv 0.75 MdAntahrt . Or 
ze D? . 
# Ir + Int, 08 


Als Unterlagen sollen die gekapselten 


 Asynehronmotoren Type DH der Siemens- 


Schuckertwerke, DK und DKH der Allgemei- 


nen Blektricitäts-Gesellschaft und die ven- 


tiliert gekapselten Motoren Type FS der Firma 
Weuste & Overbeck dienen. Die Kurven sind 
für eine Trägheit des Rollgangs inklusive 
Blocks von 178 und 100 k&msec? berechnet. 
(Siehe Abb. 2 und 11.) 


m/sek? 
K Ru) = Tatz ET | 
\ Si nr. 4004 
3,0 zii | 
m 790 
En A| = 
2X lee 

35 e 7 ar ZN 4005 

Ex Aa „Ira 760 
20 4 .. — 

| Fe Bes N 
BE BER BR 1 

Ki E 47 | 

IR 

; Hz YArbeitsrollgang & mitkleiner Iragheit 
= 74 2 » |d |» großer 
05 + 
4 j | 
Sn IOrin Nehnldstung 

[7] 710 20 30 40 50 50 70 80 30PS 


Abb. 11. Einfluß der Drehzahl rischen 600 und 
1000 Umdr/min. S.3.W. DH. Asynchronmotor (gekapselt) 
500 V, 50 Per. 


Die Untersuchungen zeigen, daß im we- 
sentlichen die Ergebnisse der allgemeinen Ab- 
leitung bestätigt sind. Besonders die A.E.G.- 
Maschinen zeigen einen sehr ähnlichen Verlauf, 


wobei das Maximum nur zur Anfangsordinate. 


hin verschoben ist. Die allgemein abgeleiteten 
erreichbaren Anfahrbeschleunigungen liegen 
zwischen denen der Siemens- und der A. E. G.- 
Type. Man erkennt den bedeutenden Einfluß 
der verschiedenen Bauart im Läufer. Die Be- 
deutung der Drehzahl hat auf dem Blatt der 
A. E. G.-Maschine ähnlichen Charakter, wie 
bei den theoretischen Kurven, Die Linien über- 
schneiden sich ebenfalls und fließen ineinander. 
Daß die Kurven zum Teil sprungweise Ände- 
rungen haben, ist darin begründet, daß die 
fabrikmäßige Herstellung der Motoren nicht 
allein auf die elektrisch günstigsten Werte 
Rücksicht nimmt, sondern bestrebt ist, die- 
selben Blechschnitte möglichst oft zu verwen- 
den, so daß hier weder die ideelle Annahme 
l;/r = konst., noch eine stetige Änderung .des 
Ausnutzungsfaktorseingehalten werden können. 
Bei der allgemeinen Ableitung waren diese 
Annahmen angebracht, um den Einfluß der 
einzelnen Größen zu erkennen. 

Der Verlauf der Kurven für n = 500 läßt 
daß offenbar » die Läufer 
der Motoren von 80, 388 und 48 kW (41, 
52, 65 PS) mit gleichen Blechschnitten 
entworfen sind. Mit wachsender Leistung 
ist lediglich die Länge des Rotors 
größert ‚worden. Es steigt also mit höherer 
Leistung das Verhältnis 1;/r. Wir klettern dem- 
nach mit unsern Beschleunigungswerten von 
den Kurven niederer Werte — 1;/r in die höhe- 
ren, solange derselbe Blechschnitt beibehalten 
wird. Der Motor von 63 kW (85 PS) enthält 
offenbar einen größeren Blechschnitt. Der 
hieraus folgende ungünstige Wert für ;/r hat 
den steilen Sprung zur Folge, In gleicher 


ver- 


Weise erklärt sich bei den Motoren für n =750 
der Sprung von 26,5auf 80 kW (86 auf 41 PS). 


Der Gleichstrommotor. 


Für den Gleichstrommotor gelten ähn- 
liche Gesetze, wie für den oben zu Grunde 
gelegten Asynehronmotor. Es bestehen je- 
doch für die Wahl des Verhältnisses 1;/z 
keine elektrischen Grenzen, da die eventuell 
bei langem Anker schlechtere Kommu- 
tierung durch Wendepole ausgeglichen wer- 
den En und die Überlastungsfähigkeit der 


Maschine im übrigen von L;/e unabhängig ist. , 


Da auch die Polzahl nicht zwangläufig aus' der 
Drehzahl wie beim Asynchronmotor folgt, so 
sind die Grundlagen hier so mannigfach, daß 
eine Ableitting in der für den Drehstrommotor 
durchgeführten Weise nicht möglich ist. 
Es soll daher nur die vereinfachte Formel auf 
listenmäßige Motore angewandt werden, unter 
Benutzung der , 
strom- Reihenschlußmotors für 300, 500, 700 
Umdr/min ‚bei normaler Belastung. Aus der 
Motorcharakteristik folgt, daß bei der Rechnung 
eine höhere Drehzahl zu ‚berücksichtigen ist, 
da die Maschine im normalen Lauf nur die Rei- 
bungslast zu ziehen hat. Diese soll im Mittel 
mit 25%, des normalen Momentes angenommen 
werden. Die zugehörigen Drehzahlen bestim- 
men die Übersetzungskonstante O;. Da in 
den Listen nicht Motoren gleicher Drehzahl ent- 
halten sind, wurden diese graphisch interpoliert, 


SZ, 
> D U Q 


30/00) 


DEELCH- 


4 i usla0h)b 


21060(000)6 


Arben Folljang as Int klaner Irägheit 


Pa ı 
Bee az 
0,5 

ic Orin Nennleistung 
O E77] 40 50 60 70 80 IOPS 


Abb. 12. Einfluß der Drehzahl zwischen n =450 u. 1050. 
S.S.W. GH. Hauptstrommotor (gekapselt). 
’ 500 V Gleichstrom. 


und die zugehörigen Drehmomente der Anfahrt 
und Schwungmomente eingetragen. Die Über- 
lastung ist mit dem dreifachen Wert des Nenn- 
drehmoments nach Listenangabe angenommen 
worden (Abb. 12). 


Die Bemessung 
von Drehstrom-Kollektormotoren. 


Von Reinhold Rüdenberg, Berlin-Grunewald. 


(Schluß von 8. 289.) 


5. Kollektor. Nach den früheren Erläu- 
terungen ist es zweckmäßig, den Kollektor- 
durchmesser, der zunächst frei wählbar ist, 
möglichst groß zu nehmen, um hohe Umfangs- 
geschwindigkeit und damit hohe Spannung zu 
erzielen. Begrenzt ist er 
lediglich durch die Festig- 
keit und den Ankerdurch- 
messer, über den man 
nicht hinausgehen wird. 
Auch die Lamellenzahl 
wird man möglichst 
hoch wählen, um, mög- 
lichst hohe Bürstenspan- 
nung zu erzielen. Die 
gesamte Größe des Kol- 
lektors richtet sich nach 
der durchtretenden Lei- 
stung. Wie Abb. 18 dar- 


Abb, 18, 


‚SSW“-Type GH eines Gleich- | 


stellt, führt ein Bürstenpaar jedes hir 


die elektrische Leistung E,e .Jy. Die ge- 
samte Kollektorleistung ist “daher bei p Pol- 


m 
paaren und m Bürsten, also 2 Bürstenpaa- 


ren pro Polpaar: 


Ww,— = p.E2 Ir (29 
Nun ist der Bürstenstrom bestimmt durch die 
Bürstenbreite b und Kollektorschleiflänge 1, 
sowie die Bürstenstromdichte t: 


Tehbble (30 


und die Durchmesserspannung verhält sich zur 
Bürstenquerspannung e wie der auf ein Pol- 
paar reduzierte Kollektordurchmesser zur Bür- 
stenbreite also: 


re 
Setzt man dieses in Gl. (29) ein, so erhält man 
m , 
Ws = P% eiDx Ik 


und daraus für die nutzbare Kollektorflächet) 
den Ausdruck: 


2 WW, 
et 


der zeigt, daß die Kollektorgröße ledig- 

Jich durch die Läuferleistung, die 
Bürstenzahl pro Pol und die Bürsten- 
beanspruchung gegeben ist, dagegen 
ganz unabhängig ist von der Geschwin- 
digkeit, der Frequenz, der Schaltung 
des Ankers, dem Kollektordurchmesser 
selbst, der Bürstenüberdeckung ü usw. 
Langsamlaufende Maschinen, die große Eisen- 
abmessungen erhalten, haben daher einen rela- 
tiv kleinen Kollektor, während schnellaufende 
Maschinen im Verhältnis zu den Eisenabmes- 
sungen große Kollektoren besitzen. 

Mit m ist in den letzten Formeln die Zahl 
der Bürsten pro Polpaar bezeichnet, die sym- 
metrisch stehend angenommen sind und die mit 
der Phasenzahl des Läufers übereinstimmen, 
Sechsbürstenkollektoren brauchen daher mur 
die halbe Schleiffläche wie Dreibürstenkollek- 
toren. Ordnet man die sechs Bürsten jedoch in 
Gruppen von je 8 derart an, daß man sie zwecks 
Regelung des Motors aneinander vorbeischieben 
kann, so braucht man natürlich wieder die dop- 
pelte Kollektorschleiflänge. 

In Gl. (32) stehen die gleichzeitig vor- 
handenen Werte von W,, eundi. Damit keine 
Überlastung der Kollektorbürsten stattfindet, 
müssen natürlich bei veränderlichen Werten die 
jeweils größten zur Bemessung zugrunde gelegt 
werden. Bei Serienmotoren bezieht man sich 
deshalb zweckmäßig auf die Werte beim An- 
fahren, wo die Bürsten am höchsten bean- 
sprucht sind. Nennt man die beim Anfahren 
vorhandene elektrische Leistung des Läufers 
W;a, die synchrone Drehzahl n, und den Fluß 
beim Anfahren ®,, so ist die jeweilige mechani- 
sche Leistung des Motors bei gleicher Strom- 
stärke: 


In zn Deia= 


(32 


® 


N : 
Wehen ns es 

und damit die Kollektorschleiffläche; 
_ 20 _W No Da 24 


| Als Stromdichte darf man die des normalen Be- 


triebes rechnen, da es zulässig ist, dieselbe im 
Anfahrmoment zu forcieren. Man erkennt aus 
Gl. (34), daß es im Interesse eines klei- 
nen Kollektors von Serienmotoren 
zweckmäßig wäre, das Anlauffeld zu 
schwächen und mit möglichst hohem 
Übersynehronismus im normalen “Be- 
triebe zu arbeiten. Leider ist beides bei 


nn 


l, auch R. HER lonherg, „Elektrotechn, u. Ma- 
schinenb" Erin B. 46 


.R90 


- Elektrotechnische Zeitschrift. 


CF RRE 


1920. 


Heft 15. 


15. April 1920. 


Drehstrom-Serienmotoren nur sehwer durch- 
führbar. Das letztere ist ohne Verwendung be- 
sonderer Kommutierungseinrichtungen, die sich 
bei beweglichen Bürsten verbieten, nicht mög- 
lich. Das erstere läßt sich für gewisse Verhält- 
nisse durch Sterndreieck-Umschaltung erzielen, 
jedoch ist im allgemeinen in der Anlaufbürsten- 
stellung der üblichen Serienmotoren gerade ein 
besonders starkes Feld vorhanden. Die Dreh- 
strom-Serienmotoren besitzen deshalb gewöhn- 
lich sehr große Kollektoren. 

Ganz anders liegen die Verhältnisse bei 
Nebenschlußmotoren mit Läuferspeisung über 
Schleifringe nach Abb. 8. Hier hat der Kollek- 
tor bei konstanter Ankerspannung und kon- 
stanter Lamellenspannung im ganzen Regulier- 
bereich nur eine Leistung zu bewältigen, die sich 
zur gesamten Motorleistung verhält wie die 
Regulierdrehzahl zur synchronen Drehzahl, 
denn nur die Schlupfenergie des Ständers durch- 
strömt den Kollektor. Im allgemeinen ist sie 
etwa 1, so groß wie die Motorleistung. Gl. (32) 
zeigt, daß dann auch .die Kollektorgröße nur 
den halben Betrag erhält. Derartige Dreh- 
strom-Nebenschlußmotoren zeiehnen 
sich daher durch besonders kleine Kol- 
lektoren aus. 

Setzt man in Formel (34) m = 2, so gilt 
dieselbe ohne weiteres auch für Einphasenmo- 
toren. Bei diesen sind die erwähnten Bedin- 
gungen für günstige Kollektorbemessung, näm- 
lich Schwächen des Anlauffeldes und möglichst 
hoher übersynehroner Lauf, seit langem be- 
kannt. 

Als Beispiel sei ‘zu dem obengenannten 
220 kW-Motor ein Kollektor für Dreibürsten- 
schaltung des Ankers mit einer Bürstenstrom- 
dichte von 7 A/em? und einer Bürstenquerspan- 
nung von 7 V berechnet, wobei die Annahme 
gemacht sei, daß die Anfahrleistung des Kollek- 
tors gleich der Normalleistung des Motors ist, 
ein Verhalten, das häufig jedoch überschritten 


wird. Man erhält dann: 
220.103 
= 2 2 = = 9400 cm?. 


Dies entspricht bei 130 em Kollektorduıch- 
messer einer Schleiflänge i., = 23 cm. 
Zur direkten formelmäßigen Bestimmung 
der Köllektorschleiflänge kann man in Gl. (32) 
den Ausdruck (20) einsetzen und erhält: 
2 mM Narr et 


END Den 


Während die Eisenlänge, wie aus Foımel (17) 
ersichtlich ist, vom Verhältnis 5 also vom Span- 
nungs- und Feldverhältnis abhängt, bestimmt 
sich die Kollektorlänge durch n also durch 


magnetische und Stromverhältnisse. Um einen 
Grenzwert für große Maschinen zu erhalten, 
wollen wir die folgenden Zahlen einsetzen: 
Strombelag 300 Ajcm, Bürstenstromdichte 
8 A/em?, Bürstenüberdeckung % =1,9-fach, Ver- 
hältnis von Kollektor- zu Ankerdurehmesser — 


0,9, = —1. Man erhält dann bei Dreibürsten- 


schaltung: 


3 300 
= 3 RW 0,9.1,9.8 =i28 EM. 


Für den Wirkungsgrad des Kollektors, für 
den Bür$tenverschleiß und für seine Bedienung 
ist die gesamte Bürstenfläche maßgebend, 
die sich zur Kollektorfläche verhält wie sämt- 
liche Bürstenbreiten eines Polpaares zur dop- 
pelten Polteilung. Es ist also: 


x mb a md bf as 
a ET ET Uk 


Au . (36 
Zur Wahl steht im allgemeinen nur die Bürsten: 
breite b, diemanaus Gründen der mechanischen 
Haltbarkeit nicht geringer als 5 bis 8 mm 
machen kann, und die Kollektorgeschwindig- 


keit v»,, die man möglichst groß nehmen wird, 
um kleine Bürstenfläche zu erhalten. Von der 
Zahl der Bürstenphasen m ist die gesamte 
Schleiffläche dagegen gänzlich unabhängig. 
Man erkennt auch hier, wie aus zahlreichen an- 
deren vorstehenden Formeln, wieder den gün- 
stigen Einfluß, den eine niediigere Frequenz als 
50 P/s haben würde. 

Die Kollektorverluste können nunmehr 
ebenfalls abgeschätzt werden. Die Bürsten- 
reibung in Watt ist im. Synchronismus: 


= 700 pwF% vr cat (37 


wobei p den spezifischen Bürstendruck in 
kg/cem?und w den Reibungskoeffizienten bedeu- 
tet. Im Verhältnis zur größten Läuferleistung 
erhält man daraus!) unter Beachtung von 
Gl. (86): 
W. 2n.981 bf 
wa 


Die verhältnismäßigen Reibungsver- 
luste sind also unabhängig von der 
Kollektorgeschwindigkeit. Es ist zweck- 
mäßig, hohe Bürstenbelastung und wiederum 
niedrige Frequenz zu verwenden. 

'Die Strom wärme- Übergangsverluste 
an der Schleiffläche, die durch die Übergangs- 
spannung s jeder Bürste verursacht werden, 
sind; 


W=iehb..-...,:..@9 


oder durch Einsetzen von Gl. (36) im Verhältnis 
zur größten Läufe leistungt): 
a un 
W; (7 a 4 
Hierbei ist hohe Kollektorgeschwindigkeit also 
von Nutzen. Für beide Arten von Verlusten 
soll man die Bürstenbreite möglichst schmal 
halten. 

Schließlich treten noch Kurzschlußver- 
luste auf, die von der Transfoımatorspannung 
durch Erzeugung von Querströmen in der 
Schleifbürste hei vorgerufen werden. Dieselben 
sind proportional dem Quadiat der mittleren 
Transfoımatorspannung e und umgekehrt pro- 
portional dem spezifischen Widerstand der 
Kohlenbürste 9. Sie sind unabhängig von der 
Bürstenbreite, da sich bei breiteren Bürsten 


auch die Tiefe ihrer Erstreekung in die Bürste‘ 


hinein proportional vergrößert, so daß der Quer- 
widerstand bei gegebener Spannung zwischen 
den Bürstenkanten gleich bleibt. Dagegen sind 
sie natürlich proportional der Bürstenlänge I; 
und der Anzahl der Bürsten am Kollektor m.». 
Schließlich hängen die Verluste, wie Überlegung 
undFrfahrung zeigen, wesentlich von der Kollek- 
torgeschwindigkeit ab; sie sind bei geringer 
Schleifgeschwindigkeit erheblich und nehmen 
mit wachsender Schleifgeschwindigkeit mehr 
und mehr ab?). Wir wollen dies durch eine Funk- 
tion (vr) andeuten. 

Die Kurzschlußverluste der Transfoıma- 


‚torspannung in allen Bürsten sind also: 


2 
Weumpl, yon) - RAN] 


oder wenn man die GI. (85), (8) und (10) be- 
nutzt, im Verhältnis zur Läuferleistung: 

W . e IE 

wc em CE DOR)U2 As a2 
Auch hier erkennt man, wie günstig niediige 
Frequenz und hohe Kollekto’ geschwindigkeit 
für die Verluste ist. Außerdem ist es natürlich 
wünschenswert, den spezifischen Bürstenquer- 

widerstand so hoch wie irgend möglich zu 

treiben. 

Wenn wir mit Bürsten von 0,8 em Breite 
rechnen, die mit einem spezifischen Druck von 
0,25 kg/cem? gegen den Kollektor gepreßt wer- 
den und dabei einen Reibungskoeffizienten von 
0,25 besitzen, so ergibt sich bei 5 V mittlerer 


2) Ya auch M, N „ETZ* 1912, S. 473. 
2) A Eraonckel u. B. I. M. Lane, „Electrician*, 
Bd. 65, 1910, 8. 23 


und die Übergangswärme zu: 


Ri Bü denberg, „Elektrotechn. u. Maschinenb. 


‘ Bür stenspannung und 8 A/cm? Bütstenstrom. 


dichte, sowie einer Übergangsspannung von 1 V 
und 20 m/s Kollektorgeschwindigkeit hei 50 
P/s die a zu: 

0,8.50 


W, 27.981 ® 
ww 03.0. en 3,90), 


W. 08.50. 1 
Fr 


DT ge elle 


Die Kurzschlußverluste lassen sich erst berech- 


nen, wenn über die Größe der Funktion $ ge-. 


nauere Messungen vorliegen. Wir können sie 


‚einstweilen zu 11, bis 2%, schätzen. Es ergibt 


sich damit ein gesamter Kollektorver- 
lust von 8% der Läuferleistung, also 
ein sehr hoher Betrag. Da bei Serienmo- 
toren die Läuferleistung beim Anfahren minde- 


stens gleich der gesamten Motoileistung, oft so- 


gar größer ist, so besitzen diese relativ hohe 
Kollektoryarlusie; Nebenschlußmotoren mit 
Läuferspeisung dagegen, bei denen die Kollek- 
torleistung nar höchstens die Hälfte der Motor- 


"leistung zu sein pflegt, besitzen auch nur die 


halben der eben berechneten Kollektorverluste, 


also etwa 4%, was nicht dermaßen stark ins 


Gewicht fällt. 

Die Reaktanzspannung des Ankers, 
die zum Feuern der Bürsten ba Kommutieter 
des Stromes Anlaß gibt, ist nach einer bekann- 
ten Beziehung!) in Volt: 


5 —Lv1U:10-8, 2... 


sowohl für Drei- als für Sechsbüistenschalti ng, 
wobei Leine Zahl ist, die für gleichartige Wick- 
lungsverhältnisse konstanten Wert besitzt und 
A, der Strombelag ist, den der Kollektor dem 
Anker entnimmt. Anderseits ist die mittlere 
Transformatorspannung der Bürsten nach Gl. 
(3) und (17): 


e=YV2,10 8. IB 
Das Verhältnis der Reaktanzspannung bei 


Synchronismus zur Transformatorspannung bei 
voller Läuferfrequenz ist daher: 


wu tt er 
e VAUDE 


Nehmen wir die Kommutierungsziffer £ = 10 
an und setzen wir als mittlere Werte a — 300 


Alcm, :B = 6000 Gauss, % = 1,9 und 7 m ir 
so erhalten wir: “, 
er 1 10.300 
= — le ZU SHR 
u Re) 6000 ö 


Die Reaktanzspannung beträgt also weniger als 
20% der Transformatorspannung. Es ist da- 
her bei gewöhnlichen Drehstrom-Kol- 
lektormotoren keine besondere Rück- 
sicht auf die Reaktanzspannung nötig, 
da man sowieso gezwungen ist, die Transfor- 
matorspannung klein genug zu halten. Wenn 


man jedoch besondere Hilfsmittel zur Gering- 


haltung der Transformatorspannung anwendet, 
etwa durch Anfahren mit geschwächtem Feld 
oder durch Verwendung von Kommutierungs- 
löchern oder durch mehrfache Parallelwicklung, 
so kann die Reaktanzspannung schließlich 
gleiche oder größere Werte wie die Transfor- 
matorspannung erreichen, 

Besonders niedrig ist die Reaktanzspan- 
nung beim läufergespeisten Nebenschlußmotor 
nach Abb. 3, weil dort als Strombelag nur der 
den relativ geringen Kollektorströmen ent- 
sprechende zu nehmen ist, der sich zum gesam- 
ten Strombelag wie die Regulierdrehzahl zur 
synchronen Drehzahl verhält, also im allge 
meinen wie 1:2. 


6. Magnetisierung. Der gesamte Magne- 


tisierungsstrom zur Erzeugung des magne- 


tischen Feldes läßt sich ebenso wie bei kollek- 


1) K.Pichelmayer, Dynamobau, Leipzig 1908, 8.101. 
1911, 8. 467. 


15. April 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 15. 


2u1l 


torlosen Drehstrommaschinen berechnen. Einen 
einfachen Überblick erhält man durch Abb. 14, 
in der der abgewickelte Läufer- und Ständer- 
umfang reshallE ist. Darunter ist die Kurve 


Abb. 14. 


des Magnetisierungsstrombelages und des von 
ihm erzeugten Feldes gezeichnet, wobei der 
Einfachheit halber konstanter magnetischerWi- 
derstand längs des Umfangs angenommen ist. 
Die Amplitude des Strombelages ist: 
= [9] 

v2 . = . Ar 5) 
wobei der erste Faktor zur Errechnung des Maxi- 
mal wertes aus dem Effektivwerte dient und der 
zweite Faktor die Verringerung der magneti- 
schen Wirksamkeit wegen der nicht sinusarti- 
gen Stromverteilung anzeigt. Die schraffierte 
Fläche der Strombelagkurve stellt die in einer 
halben Polteilung vorhandene Strommenge dar, 
Siegeht aus der Amplitude durch Multiplikation 


mit z hervor. Umschließt man diese Strom- 
menge ‚durch ein magnetisches Linienintegral 
auf demin Abb, 14 dick gezeichneten Wege, der 
an der linken Seite durch den Nullwert der 
Feldstärke und an der rechten Seite durch ihren 
Maximal wert hindurchtritt, so erhält man nach 
dem magnetischen Grundgesetz: 
6Y2 

RO EERIENR 

r, a Yu 9 vH. (46 


Ir 
Rn 
BON 0. 


Dabei ist mit d’' ein äquivalenter Luftspalt be- 
zeichnet, .der sowohl die Zahnkontraktion als 
auch die Wirkung der magnetischen Eisensätti- 
gung in Zähnen und Joch mitberücksichtigen 
soll, einschl. der Abflachung der wahren Feld- 
kurve, die gestrichelt eingezeichnet ist. Der zur 
Magnetisierung erforderliche Strombelag ergibt 
sich daraus zu: 
DIEN 0. 
a (AT 
VD 
und wenn man den Normalstrom in einer Wick- 
lung J nennt, der dort den normalen Strombe- 
lag X hervorruft, so folgt als Verhältnis von 
Magnetisierungsstrom zu Normalstrom: 
Ju Bi Au ‚a. dw DUB (48 
Bo x DD 


“ 


Ur — 


Das gleiche Verhältnis = 5 das oben die Größe 


von Reaktanz- und Transformatorspannung be- 
dingte, bestimmt hiernach also auch den Magne- 
tisierungsstrom der Maschine,  Für- Sechsbür- 
stenschaltung kann Formel (48) ohne weiteres 
benutzt werden, für Dreibürstenschaltung ist 
Gl. (18) zu beachten, wenn man auf den alge- 
braischen Strombelag übergehen will. 
Während bei. gewöhnlichen Asynchron- 
motoren der Magnetisierungsstrom stets in der 
primären Wicklung fließt, kann er bei Kollek- 
tormotoren in der Ständer- oder Läuferwick- 
lung oder auch in beiden teilweise zirkulieren. 
Lediglich seine gesamte Größe wird 
durch -Gl. (48) bestimmt. Durch geeig- 
nete Verteilung des Stromes auf Ständer und 
Läufer läßt sich bei genügend hoher Drehzahl 
der Kollektormaschine eine Phasenkompen- 
sierung des äußeren Stromes hervor- 
rufen, Im Innern der Wicklungen muß natür- 


lich stets Magnetisierungsstrom zur Aufrecht- 
erhaltung des magnetischen Drehfel des fließen. 


Zur Phasenkompensierung muß mindestens ein 


Teil des gesamten Magnetisierungsstromes Ju 
in der Sekundärwicklung fließen. Bei synchro- 
ner Geschwindigkeit des Läufers ist es erfor- 
derlich, die gesamte Magnetisierung vom $e- 
kundärteil aus zu übernehmen. Bei übersyn- 
chroner Geschwindigkeit muß ein Teil im Se- 
kundärteil fließen; bei untersynchroner Ge- 
schwindigkeit muß sogar mehr als Ju im 
Sekundärteil zirkulieren. 

Zur Berechnung dieser Verhältnisse wollen 
wir der Einfachheit halber gleiche Windungs- 
zahlen im Ständer und Läufer voraussetzen. 
Abb. 15 zeigt als Beispiel einen Nebenschluß- 


Abb. 15 


motor mit Transformatorspeisung des Läufers, 
wobei der dem Netz entnommene Magnetisie- 
rungsstrom mit einem Betrage Ju, in den Stän- 
der, mit einem anderen Betrage Ju, über den 
Transformator in den Läufer fließt. Als Bedin- 
gung für Phasenkompensierung des Netzes gilt, 
daß die Summe der wattlosen Leistungen beider 
Ströme gleich 0 ist, also: 


E,Ju+ Ey Ju, =0 (49 
Es muß sich also verhalten: 
LEI er 2 
en 


wobei davon Gebrauch gemacht ist, daß sich 
die Spannungen der Wieklungen bei gleicher 
Windungszahl wie die Frequenzen ‚verhalten und 
daß das Verhältnis von Läufer- zur Ständerfre- 
quenz als Schlüpfung s bezeichnet wird, sofern 
der Ständer am Netz liegt. Man erkennt hier- 
aus, daß bei positiven Schlüpfungen, also unter- 
syuchronem Lauf, die in den Ständer- und Läu- 
ferwicklungen zirkulierenden Magnetisierings- 
ströme entgegengesetzt gerichtet sein müssen, 
wobei der Läuferstrom überwiegt. Bei Über- 
synehronismus müssen die Ströme gleich ge- 
richtet sein und unterstützen einander. 

Die algebraische Summe der in beiden 
Wieklungen zirkulierenden Ströme muß den 
gesamten vorhin berechneten Magnetisierungs- 
strom ergeben. Es ist also: 


Ju= Ju t Ju Ju — Jus=Juw(1—s) (Sl 


und daraus folgt für die Einzelwerte der Teil- 
ströme bei Phasenkompensierung: 


1 
Dleeze 3, Ju | 
Se Na 
| (52 
—8 
Jı = je: Ju | 


Will man dieim Ständer und Läufer verschie- 
denen Windungszahlen mit berücksichtigen, so 
kannman diese Teilmagnetisierungsströme nach 
dem Muster von Gl. (48) als Verhältniswerte 
zum Normalstrom auffassen. 

In Abb. 16 sind die Ständer- und Läufer- 
Magnetisierungsströmeabhängig von der Schlüp- 
fung oder vom Drehzahlverhältnis aufgetra- 
gen. Man erkennt, daß sie sich stets zur gleichen 
Größe des gesamten Magnetisierungsstromes er- 


‚gänzen, daß die Aufteilung jedoch von der 


Drehzahl stark abhängig ist. Bei doppeltem 


Synchronismus müssen Ständer und Läufer je , 


die Hälfte des Gesamtstromes führen; bei 
Synehronismus muß der Läufer allein den vol- 
len Strom führen, und bei halbem Synehronis- 
mus muß der Läufer den doppelten Magnetisie- 


rungsstrom führen und damit gegenüber dem 
im Ständer fließenden negativ gerichteten ein- 
fachen Magnetisierungsstrom so stark über wie- 
gen, daß für die elektrische Wirkung nach 
'außen sich beide Teile aufheben. Man er- 
kennt hieraus, daß gute Phasenkom- 
pensierung der Drehstrom-Kollektor- 
maschinen Ohne zu Starke im Innern 
zirkulierende Ströme nur etwa von %, 
Syncehronismus an bis auf hohe über- 
synchrone Bereiche durchführbar ist. 


Abb. 16. 


Die Erzwingung der richtigen Verteilung 
des Magnetisierungsstromes ist stets dadurch 
möglich, daß man in den Läuferkreis eine pha- 
sensenkrechte Spannung zwangsweise einführt, 
die untersynchron stark, übersynehron schwä-' 
cher sein muß, um das Zirkulieren eines inne- 
ren wattlosen Stromes mit den eben berechne- 
ten Größenverhältnissen zu bewirken. Dieselbe 
kann durch Bürstenverdrehung oder ein äqui- 
valentes Mittel hervorgerufen werden. 

Während bei Nebenschlußmotoren durch 
den Magnetisierungsstrom lediglich der Lei- 
stungsfaktor bestimmt wird, richtet sich bei 
Serienmotoren auch die Drehzahlcharakte- 
rıstik danach. Auch hier wollen wir nur den 
einfachsten Fall betrachten, daß die Über- 
setzung des Motors x = 1 ist; dies pflegt bei 
Motoren mit einfachem Bürstensatz stets, bei 
solchen mit doppeltem Bürstensatz im Normal- 
zustand mit 30° Bürstenwinkel der Fall zu sein. 
Dann setzen sich Ständer- und Läuferstrom- 
beläge A, und VA, nach Abb. 17 zu einem gleich- 


seitigen Dreieck zusammen, das den Bürsten- 
winkel & besitzt. Ihre gemeinsame Kompo- 
nente bildet den Arbeitsstrombelag A... Die 
anderen Komponenten ergänzen sich zu dem 
gesamten Magnetisierungsstrombelage A. Aus 
Abb. 17 liest manab, daß zwischen den Strom- 
belägen die Beziehung!) besteht: 


& >43 
Ar —9 gg = Un er. (53 


Hierin kann man nach GI. (21) die a u Wi 
in Watt einführen und erhält: 


EEE EDEN Wa, % 
VI to — ., — a2 5 
U=21g RED TE TODE 4 
und unter Benutzung von Gl. (47): 
a 8YV2 RAT IE Wa (55 
ORDER EDB ” 


die eine Beziehung zwischen dem Luftspalt und 
dem Bürstenwinkel darstellt. Schafft man hier 
noch den Durchmesser mit Hilfe von Gl. (23) 
heraus, so erhält man für den äquivalenten 
Luftspalt des Motors: 


1) ı Vgl. auch R.Rüdenberg, „ETZ* 1910, S, 1181. 


292 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 15. - 


15. April 1920. 


4y2 FD WW; 
NZZ u 
arte ee 
oder auch, wenn man anstatt e; und B die Kon- 
struktionsdaten nach Gl. (2) und (15) einführt: 


FE) alt. Wa 
je =5n7%9 fp DD? 

Aus den letzen Formeln ersieht man, daß 
ein Drehstrom-Serienmotor, der bei 
einer gewissen Leistung mit einem vor- 
geschriebenen Bürstenwinkel laufen 
soll, mit einem ganz bestimmten äqui- 


(56 


.. 10° (97 


valenten Luftspalt ausgeführt werden 
muß. Günstig ist sein Lauf bei 30° Bürsten- 
winkel, da alsdann die Kommutierung nicht 
durch Oberfelder gestört wird. Der bereits er- 
wähnte Serienmotor von 220 kW Leistung mit 


5 =1und3,5V Lamellenspannung, p= 10 Pol- 


paaren und einer Luftinduktion B = 6000 
müßte nach Formel (56) einen Luftspalt erhal- 
ten von: 
„_4y2 
"Sn 


220.103 


0 re ee 
‚1815° . 1 70.3,5.6000 


= 0,316 em. 


Zahlentafel1. Maßangaben für Drehstrom-Kollektormotoren 
mit Bürstenregelung bei Sechsbürstenschaltung. 


Be- Neben- Reihen- 
zeich- | schluß- schluß- Einheit Formel 
nung motor motor 
Netzfrequenz ®...ı. Den... ei f 50 50 P/s 
Synchrone Leistungsabgabe . . . Wr 20 185 kW 
Tietste, Drehzahl... wear 25 n' 500 0 Umdr/min Gegeben 
Synehrone Drehzahl... ..... ng 1000 300 Umdr/min 
Höchste Drehzahl. . 2.27,2 m" 1500 375 Umdr/min 
Leistungsaufnahme ........ w 277,5 225 kVA nn 
n.C0oSp 
Bölzanlees mern RS at a: 2p 6 20 a 
Ankerzweigzahl. 2... nme 2a 6 20 en 
Lamellenspannung ........ e& 2,75 3,7 Volt 
Liamellenteilung nen ne ß 0,417 0,502 cm 
Höchste Kollektorgeschwindigkeit vr" | 24,5.102 | 25,5.102 cm/s 
Luftinduktion (Sinusamplitude) . . B 6000 5980 Gauß hl 
Ankerstrombelag geometrisch. . . A 182 290 A/cm AuSzaen 
5 algebraisch ... . 4A 210 335 A/cm 
Bürstenbreite a. eu een b 0,8 1,0 cm 
Bürstenquerspannung ....... e 5,25 7,4 Volt 
Bürstenstromdichte ........ t 6,8 6,5 A/cm? 
Chersetzung. nen % 0,482 1,11 = 
Ankerdurchmesser. .'....ı.. D 36,5 140 cm Di= DWED! 
sah : 3 HU a 
Synchrone Umfangsgeschwindig- De 
Ob SR en Br an nr {2} 19,1.102 ! 22,0.102 cm/sr.# 0) TE 
f 18 & a 
Eisenlänge ohne Luftschlitze . . l 17,0 20,0 cm 5 ER 
Synchrone Kollektorgeschwindig- Da RER 
Wales Ne vr | 162.102 | 20,4. 102 cm/s zu 
Kollektordurchmesser . ...... Dk 31,0 130 em De= zZ 
Lämellenzahle Mi nes ee Ken, 234 810 — - m 
Ankerleiterzahl ... ... en Na 468 1620 u N,=2K 
Fan 2 k 
llek a ER AN 
Kollektorschleiflänge Ir 8,0 24 cm N Dt 
Ankerpolteilung: ... =... T 19,1 22,0 cm — 5 
S x 2 
Bürstentellung. me Re 7, 10,8 13,6 cm n=3% 
Reaktanzspannung, synchron ... . er 0,28 1,28 Volt & =Ev1Xr 10-8 
Reaktanzspannung bei Höchstge- I: pi 
schwindiokeitäis se ns. er" 0,44 6 Volt ee 2 
i A ng Jo 
Ständerzweigzahl . ........ 2a, 1 10 == Er 
Ständerleiterzahl  . . 2... .... N, 324 1460 —e N,=2 weh 
2m % 
Magnetischer Fluß pro Pol Pp | 1,26.106 | 1,67.106 | Maxwell |#» ENT, 
. j ny2 f p 
Ankerspannung . . u. ..2.... Es? 60 82 Volt Es® u = & 
Höchste Bürstenspannung. . .. . E,® 70 95 Volt E98 = - z & 
Wirklicher Luftspalt. .. ..... d 0,08 0,20 cm eg 
Scheinbarer Luftspalt ....... Oi 0,090 0,219 cm 2 
Magnetisierungsstrom . ...... JulI 0,31 0,28 fach Da = BI 
TEE VAREL 
Kühlluftschlitze ... Wa .ı. 2u. E= ak) 2,10 cm 
Ständernuten pro Pol und Phase . —_ 3 3 vn 3 
Ständernutenzahl ... . „we.nns — 54 180 Er 
Ständernutenbreite <-höhe . _ 1,4.2,6 1,7.4,8 cm \ 
Ideelle Ständerzahninduktion, leer. | Bzı | 18800 16 200 Gauß Konstruktions- 
Läufernutenzafle.» 2... 2 wor —_ 72 162 _ werte 
Läufernutenbreite>x<-höhe. ... . _ 0,8.3,5 1,6 .3,8 cm 
Ideelle Läuferzahninduktion, leer . Bz2 22 800 15 700 Gauß 
Wirkungsgrad bei Synchronismus. n 8 85,6 % 


Dem entspricht ein auszuführender Luftspalt 
zwischen Ständer- ind Läufereisen von etwa 
2,8 mm. Man erkennt hieraus, daß man bei 
Drehstrom-Serienmotoren auf recht erhebliche 
Luftspalte geführt wird, was wegen des schwe- 
ren Kollektorankers und besondersim Interesse 
einer ruhigen Kommutierung sehr erwünscht 
ist. Würde man sich zu geringeren Luftspalten 
entschließen, so könnte man einen kleineren 
Bürstenwinkel anwenden und würde dadurch 
die Kompensierung der Phasenverschiebung“ 
im Netz etwas günstiger gestalten. 


7. Berechnungsbeispiele. Zur Belebung 
der hergeleiteten Foımeln und Beziehun- 
gen sind an zahlreichen Stellen der vorstehen- 
den Ausführungen praktische Zahlenbeispiele 
eingestreut, die meistens die Verhältnisse eines 
Nebenschlußmotors von 20 kWundeines Serien- 
motors von 220 kW Leistung betreffen. Zur Er- 
höhung der Übersicht sind in der nebenstehen- 
den Tabelle sämtliche für den Entwurf maß- 
gebendenZahlen dieser beidenMotoren vollstän- 
dig zusammengestellt. Sie sind dabei in. der 
Reihenfolge angeordnet, die für den Fortgang 
der Vorausberechnung zweckmäßig ist. Voran- 
gestellt sind die gegebenen Werte, die aus dem 
Verwendungszweck folgen; darauf findet man 
die zu wählenden elektrischen und mechani- 
schen Größen, die auf Grund der Erfahrungen 
an ähnlichen Maschinen festliegen und dem Be- 
rechner geläufig sein müssen, und daran schließt 
sich die systematische Bestimmung der charak- 


teristischen Maße und Angaben, die die Größen- 


verhältnisse der wesentlichen Teile der Motoren 
besitzen müssen, wenn diese den gestellten An- 
forderungen genügen sollen. Unrunde Zahlen 


: für manche Werte, die hier von vornherein an- 


geschrieben sind, ergeben sich bei der tatsächli- 
chen Berechnung natürlich erst nach einmali 
gem angenäherten Durchlaufen des Reehnungs- 


ganges und Korrektur desselben auf ganze Zah- 


len für die Leiter pro Nut, die Lamellen des 
Kollektors usw. 

In der Zahlentafel sind überall die wichtig- 
sten der im Vorstehenden entwickelten Berech- 
nungsformeln angegeben, damit man den Rech- 
nungsgang ohne Mühe des Nachschlagens leicht 
verfolgen kann. Zum Schlusse sind noch einige 
Maßzahlen angegeben, durch die die zur Kon- 
struktion der Motoren notwendigen Angaben 
vervollständigt werden. 


Neue Methode 
zur Ortsbestimmung von Wasserfehlern 
in Papier- und Faserstoffkabeln. 


Von Hermann Tietgen, Hamburg. 


Es ist in Fachkreisen allgemein bekannt, 
daß die Ortsbestimmung von Wasserfehlern 
in Papier- und Faserstoffkabeln dann außer- 
außerordentliche Schwierigkeiten macht, wenn 
„gute“ Adern nicht mehr. vorhanden sind. 
Wenn parallellaufende oder solche Kabel vor- 
handen sind, die die gleichen Punkte verbinden, 
kann man allerdings diesen\die „guten‘‘ Adern 


‚entnehmen. In sehr vielen, wohl in den meisten 


Fällen trifft dies jedoch nicht zu. Die soge- 
nannte Erdfehlerschleife (Varley, Murray) 
ist also nicht anwendbar, und die andern Me- 
thoden, die noch in Betracht kommen könnten, 
versagen, ‘weil bei ihnen neben dem Außen- 
strom (Kabelstrom) die Polarisation eine un- 
berechenbare * Rolle spielt, insbesondere den 
Fehlerwiderstand wesentlich beeinflußt, so, 
daß dieser in den einzelnen, miteinander zu 
vereinigenden Messungen mit? gänzlich ver- 
schiedenen Werten auftritt. Zum Teil sind die 
bekannt gewordenen Methoden auch zu ver-' 
wickelt, schwierig in der Anwendung und un- 
sicher in den Ergebnissen, so daß sie sich in der 
Praxis nicht einbürgern konnten. Die Praxis 
stellt die Forderung und muß sie stellen, daß 
die Methoden möglichst ohne Fehlerquellen, 


N 


a en, 


% 
x 


ee 


15. April 1020. 


einfach im Aufbau, in der Durchführung und 
hinreichend sicher in den Ergebnissen‘ sind. 

Der Mangel einer einfachen und zuver- 
lässigen Methode zur Ortsbestimmung der ein- 
gangs erwähnten Fehler machte sich bisher 
äußerst schwer bemerkbar. Die Eingrenzungs- 
arbeiten waren schwierig und zeitraubend; 
durch das lange Bestehen der Fehler und der 
damit verbundenen Betriebsstörungen ent- 
standen große Unzuträglichkeiten und schwere 
wirtschaftliche Schäden. 

Das Suchen nach einer für solche Fälle 
brauchbaren Methode hat nun zu einem guten 
Ergebnis geführt, wie in folgendem dargelegt 
werden soll. x 

Zu den Messungen dient folgende Schaltung 
der Wheatstoneschen Brücke (Abb. 1). 


Abb. 1. 


r, und r, sind zwei gleiche Brückenarme 
von je 10, 100 oder 1000 2, W ist ein regelbarer 
Widerstand, F ist ein Fernhörer oder sonstiger 
empfindlicher Wechselstrommesser als Null- 
instrument, $ ein Summer oder eine andere 
Wechselstromquelle, L sind die Kabeladern, 


x ist die Strecke vom Meßort bis zum Fehler, 


z der Übergangswiderstand von Ader zu Ader 
über die Fehlerstelle. Die Widerstände r,, 
r, und W müssen induktions- und kapazitäts- 
frei sein. W wird solange reguliert, bis das 
Nullinstrument schweigt oder das Strommini- 
mum anzeigt. Die Meßspannung ist so zu wäh- 
len, daß eine ausreichende Empfindlichkeit 
des Systems erzielt wird. _ 
Es werden folgende Messungen. gemacht: 


I. bei offener Schleife, 
II. bei geschlossener Schleife. 


Die Ergebnisse seien: 
WEI: 22 2 =, 


g 2 L-2x)z 
Zu II: RESET 
Für L’ist derjbekannte Widerstand der 
Einzelader einzusetzen. Der Wechselstrom- 
widerstand ist nur um ein Geringes höher, als 
der bekannte Normalwiderstand, der für Gleich- 
strom angegeben ist. Wo man den geringen 
Unterschied nicht vernachlässigen will, muß bei 
gesundem Zustand der Kabel für eine gegebene 
Periodenzahl der Widerstand der Adern fest- 
gestellt und zum späteren Gebrauch bei den 
‘ Fehlermessungen in den Kabelnachweisungen 
vermerkt werden. 
Aus diesen Gleichungen läßt sich nach Elı- 
minierung von 2 eine quadratische Gleichung 
nach x entwickeln, die ergibt: 


Be L (a—b) = b2 
=3-} RT 


Unter der stets zu machenden Voraussetzung, 
daß x — 1%, b negativ ist, hat nur der negative 
Wurzelwert Geltung; diese Voraussetzung trifft 
bei Wasserfehlern zu, weil der Fehlerwiderstand 
größer als null ist. 

Die- Messungen sind bisher mit einem 

Wechselstrom von 800 Perioden erfolgt; es 
liegen aber keine Bedenken vor gegen die An- 
wendung einer geringeren Periodenzahl. 
. Da die Messungen mit Wechselstrom er- 
folgen, polarisiert die Fehlerstelle nicht, und 
der Fehlerwiderstand bleibt konstant. Der so- 
genannte Kabelstrom kommt im Meßsystem 
nicht zur Wirkung; sein störender Einfluß und 
das mit Recht gefürchtete Operieren mit dem 
„falschen Nullpunkt“ fallen gänzlich fort. 

Von theoretischem Standpunkt aus be- 
trachtet ist es vom Interesse, zwei Grenzfälle 
Zu betrachten: 1 / 


SUB 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


en BA RE EEE TE EEE FREI TI FR RE EEE ER 


Zunächst den allerdings in der Praxis wohl 
ausgeschlossenen Fall, daß der Fehlerwider- 
stand null ist. Dann fallen die Ergebnisse der 
Messungen I und II gleich aus (a=b). Es 
it 2=%b= 1a; das sagt schon eine ein- 
fache Überlegung, aber auch mathematisch ist 
es richtig, weil in solchem Fall das Wurzelglied 
der Schlußgleichung null wird. 

Der andere Grenzfall ist der, wenn der 
Fehler unmittelbar am anderen Kabelende 
liegt; dann ist b gleich dem Schleifenwiderstand 
der normalen Adern (x = 1, b). 

Bei pupinisierten Kabeln muß man zu der 
Meßschleife zwei Doppeladern verwenden, 
von denen die eine als Hin-, die andere als Rück- 
leitung dient. Da dann die beiden Wicklungen 
der Pupinspulen parallel geschaltet sind, wird 
die Spuleninduktivität unwirksam gemacht 
und die Messungen können wie an gewöhnlichen 
Kabeln vorgenommen werden. 

Die Messungen nach vorstehender Methode 


‚haben in der Praxis zu guten Ergebnissen ge- 


führt. Der größte Unterschied der errechneten 
von der wirklichen Fehlerlage belief sich bisher 
— selbst bei längeren Kabeln — auf 100 m. 
Hat man den Fehler aber soweit festgelegt , 
dann macht es keine Schwierigkeiten mehr, 
die nächstgelegenen Lötstellen zu öffnen, 
Hilfsverbindungen auszulegen und den Fehler 


mit Hilfe der Erdfehlerschleife (Varley, Murray) 


punktförmig festzustellen. . 

Die beschriebene Methode ist einfach in 
ihrem Aufbau, einfach und leicht in der Durch- 
führung und ausreichend sicher in den Ergeb- 
nissen; sie kann daher eindringlichst empfohlen 
werden. = 


Neue Normalien und Leitsätze in Schweden. 


Die seit 1911 in Schweden verwendeten 
Normalien für Prüfung und Bewertung von 
elektrischen Maschinen und Transformatoren 
entsprechen nicht mehr dem heutigen Stand- 
punkt der Technik. Auch schien es nicht emp- 
pfehlenswert, bei der jetzigen politischen Lage 
das Ergebnis der Arbeiten der ‚„Internationa- 
len Elektrotechnischen Kommission“ abzu- 
warten, obwohl seit dem Kongreß in Turin 1911 
eine Sonderkommission des Schwedischen Elek- 
trotechnischen Komitees sich mit der Ausar- 
beitung von Maschinennormalien befaßt. Unter 
solchen Umständen hat die Abteilung fürElek- 
trotechnik des Schwedischen Technologen- 
Vereins den von der obengenannten Sonder- 
kommission ausgearbeiteten Entwurf als Neu- 
auflage der bisherigen schwedischen Normalien 
im Februar 1919 provisorisch angenommen, 
ohne jedoch einen Termin für das Inkrafttreten 
festzulegen. Vielmehr wird bezweckt, zuerst 
eine Einigung innerhalb der maßgebenden Ver- 
bände Skandinaviens herbeizuführen. Auf Ver- 
anlassung des Schwedischen Elektrotechni- 
schen Komitees wurden deshalb Vertreter aus 


Norwegen und Dänemark Ende September zur‘ 


Diskussion des vorliegenden Entwurfes nach 
Stockholm eingeladen. Aussichten sind vor- 
handen, daß die hauptsächlichenBestimmungen 
für ganz Skandinavien gültig werden. 

nzwischen werden die neuen Normalien 
bereits bei Ausschreibungen durch staatliche 
und private Unternehmer verwendet. Es be- 
darf somit seitens der Fabrikanten einer Über- 
legung, inwieweit die heutigen Ausführungen 
der Maschinen und Transformatoren den neuen 
Vorschriften gerecht werden. Die wichtigsten 
Abweichungen von den bisherigen Bestimmun- 
gen, die sich größtenteils mit den VDE-Nor- 
malien Ausgabe 1914 decken, werden unten 
kurz besprochen. 

Der Inhalt der neuen Vorschriften verteilt 
sich auf die drei Abschnitte ‚Allgemeine Be- 
stimmungen‘‘ (Normierung, Mechanische Fes- 
tigkeit, Wirkungsgrad, Temperaturzunahme, 
Isolierfestigkeit und Toleranz), „Spezielle Be- 
stimmungen‘“ (für Gleichstrommaschinen, Syn- 
chronmaschinen, Asynchronmaschinen und 
Transformatoren) sowie „Anweisungen“ (über 
Normalspannungen, normale Polzahlen,. Win- 
dungsisolation bei Transformatoren und Nor- 
malleistungen bei Transformatoren). 

Die ‚„Normierung‘ legt fest, daß ein Lei- 
stungsschild vorhanden sein soll. Die näheren 
Angaben des letzteren werden dagegen unter 
den „Speziellen Bestimmungen‘ angegeben. 
Maschinen für Dauerbetrieb und aussetzenden 
Betrieb (10 bis 30 bis 60 Minuten) sowie die wich- 
tigsten Ausführungsformen der rotierenden Ma- 


1920. Heit 15. 


ron und Transformatoren werden klassifi: 
ziert. ; 
Im nächsten Kapitel (über die mechani: 
sche Festigkeit) wird außer Balanzierung die 
Probe mit erhöhter Drehzahl behandelt. Es 
sollen sämtliche Maschinen eine Geschwindig- 
keit von mindestens 20%, über normal ver- 
tragen, ohne daß bleibende Formveränderun- 
gen eintreten. Außerdem wird bei Generatoren 
für direkte Kupplung mit Wasserturbinen eine 
Durchgangsprobe mit 80% (ohne Erregung) 
bzw. bei Hauptstrommotoren eine solche Probe 
mit 150% über normale Drehzahl vörgeschrie- 
ben. Dabei darf die höchste Drehzahl nur wäh- 
rend maximal 3 Minuten verwendet werden. 
Für die Bestimmung des Wirkungsgrades 
kommt es in der Regel auf eine Messung der 
Verluste, an, u. zw. werden unter den ‚‚Speziel. 
len Bestimmungen‘ genaue Anweisungen hier- 
für angegeben. 
... „Bei der Bemessung der Temperaturgrenzen 
ist die absolute Temperatur und nicht die Tem. 
peraturerhöhung als maßgebend betrachtet 
worden. Die Umgebungstemperatur soll beson. 
ders festgelegt werden, und wird zu max, 
35° C angenommen. Zur Bestimmung der End- 
temperatur werden die Werte des Temperatur- 
koeffizienten vom Elektrolytkupfer entweder 
einer Zahlentafel (vgl. $ 16 der VDE-Nor- 
malien) entnommen, oder aus der Formel 


ER 
4 (98 2) — 235 
t B, (235. + &) — 235 
ermittelt, wo it und ti, die Temperaturen in C° 
bzw. Rund R, die Widerstände warm und kalt 
bedeuten. 

Die normal zulässigen Temperaturzu- 
nahmen und Höchsttemperaturen weichen et- 
was von den VDE-Normalien ab, und werden 
hier angeführt: 


Max. Max- 
Temperatur- Höchst- 
zunahme temperatur 
a) Isolation aus 
nicht getränkter 
Baumwolle od. Seide 50° 85° 
getränkter Baum- 
wolle oder Seide 60° 95° 
Bapıer., Holz.e.u 9% 60° 959 
Micarta oder Emaille 70° 105° 
Asbest, Glas, Porzel- 
lan, Mikanit o. dgl. 80° 115° 
b) Für in sich dauernd 
kurzgeschlossene 
nicht isolierteWick 
lungen. 1.1. 80° 115° 
c) Für Wicklungen in Öl 60° 95° 
d) Für Transformato- 
renöl 
1. Wenn das warme 
Öl nieht mit der 
Luft in Berüh- 
rung kommen 
kann ARTE 60° 95° 
2. Sonst 50° 85° 
e)aHlur,Bacert nen: 40° ws 
f) Für Schleifringe und 
Kommutatoren 60° 95° 


Für Eisenkerne gelten die Temperaturen 
des das Eisen berührenden Isoliermaterials. 
Wicklungen, Bleche und Kommutatoren von 
Bahnmotoren können 20° höhere Werte auf- 
weisen. Für Erregerspulen in einer Lage oder 
isolierte, dauernd kurzgeschlossene Wicklungen 
sind 10° höhere Werte als oben zugelassen. 

In bezug auf die Isolierfestigkeit hatte die 
Erfahrung ergeben, daß die Durchschläge an 
Transformatoren und Maschinen viel zu häufig 
vorkamen. Eine wesentliche Verschärfung der 
Prüfspannungen war dadurch begründet, damit 
die Betriebssicherheit nicht durch Zufällig- 
keiten gefährdet werden sollte. Durch die 
neuen Bestimmungen wird dieser Abschnitt auf 
die Grundlage der elektrischen Festigkeitslehre 

estellt. Die Isolierfestigkeit wird für verschie- 
dene Teile einer Anlage abgestuft, damit die 
Isolierfehler möglichst nieht innerhalb, son- 
dern vor den Maschinen auftreten sollen. Da 
die Störungen auch nicht auf die Freileitungen 
oder Kabelstrecken verwiesen werden können, 
ergibt sich die räumliche Begrenzung der Feh- 
lerstellen zu der Schaltanlage bzw. zu deren 
Schutzeinrichtungen. Wiceklungen und Durch- 
führungsisolatoren müssen nach diesen Auf- 
fassung einen höheren Sicherheitsfaktor auf- 
weisen als z.B. Stützisolatoren und Schalt- 
apparate. h 

Sämtliche Maschinen sollen, wenn neu, in 
der Fabrik eine Minute lang in warmem Zu- 
stande und mit Spannungsanstieg während 
etwa 10 Sekunden ohne Durchschlag oder Über- 
schlag mit den untenstehenden Spannungen 
geprüft werden. Die Prüfspannung Er ist von 
der höchsten normalen Betriebsspannung E der 
fraglichen Wicklung abhängig, und beträgt bei 
Maschinen von 500 W und mehr mindestens 
1000 V, .bei;weniger_ als. 500 W dagegen min- 


294 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1926. 


Heft 15. 


15. April 18%0. 


destens 500 V. Im übrigen wird die Prüfspan- 
nung nach den folgenden Regeln bestimmt: 


en Prüfspannung 
E E; 
Klasse I: 
Kleine rotierende Ma- 
schinen (< 300kVA) 
und Spannungs- 
transformatoren <.: 3300 V 


sE 
> 3300 V 1,5 E-+5000 
Klasse II: 


Große rotierende Ma- 


schinen (>300kVA), 
Öltransformatoren 
< 30 kVA, sowie 
alle Transformato- <. 5000 V 3E 
ren mit Luftkühlg. > 5000 V 2 E-+5000 
Klasse III: 
Öltransformatoren <. 5000 V 3 E+5000 
BB0OcKV AT, > 5000 V 2 E+10000 - 


Als die höchste normale Betriebsspannung 
wird dabei eine Spannung, die 10% höher als 
die auf dem Leistungsschild angegebene ist, 
betrachtet. 6 

Erregerwicklungen bei Synehronmaschi- 
nen werden mit der 10-fachen Erregerspan- 
nung, jedoch mindestens 1500 V geprüft. 

Außerdem werden besondere noch höhere 
Prüfspannungen für Durchführungen anTrans- 
formatoren gefordert, die in den weiter be- 
sprochenen Leitsätzen enthalten sind. 

Wie aus den Abbildungen ersichtlich, sind 
besonders bei Drehstrommoren (Klasse II) und 
Transformatoren erheblich verschärfte Be- 
stimmungen zu notieren. Es fragt sich nur, ob 
man das Richtige getroffen hat, denn die er- 
höhte Betriebssicherheit wird nicht allein mit 
größeren Anschaffungskosten, sondern auch 
mit einem höheren Magnetisierungsstrom er- 
kauft. 

Maschinen und Transformatoren sollen 
eine um 50% erhöhte Betriebsspannung (bei 
Gleichstrommaschinen jedoch nur um 25%) 
3 Minuten lang aushalten. Eine Ausführung der 
Transformatoren, so daß sie zur Aufrechterhal- 
tung des Betriebes auch bei einseitigem Erd- 
schluß die erhöhte Beanspruchung für längere 
Zeit vertragen, hat sich also nicht eingebürgert, 
obwohl viele Betriebe strengere Bedingungen 
als die obigen stellen werden. 

Zur Festlegung der Prüfspannung wird die 
Spannung mit Voltmeter (und Spannungs- 
transformator) oder aber mit Kugelfunken- 
strecke gemessen. Im ersteren Falle sollte die 
ea Sinusform haben, im letzte- 
ren ist dagegen die Kurvenform ganz willkür- 
lich. Tabellen und Schaulinien der UÜber- 
schlagsspannung bei verschiedenen Elektroden- 
abständen und bei Verwendung von Kugeln 
mit Normaldurchmessern werden angegeben, 
sowie eine Korrektur für Luftdruck, Raum- 
temperatur und Luftdichte. 

Die ‚Speziellen Bestimmungen‘ sind ver- 
hältnismäßig umfangreich und können hier nur 
kurz gestreift werden. Es werden die Angaben 
der Leistungsschilder genau spezifiziert und die 
Prüfmethoden in Reihenfolge aufgeführt und 
ausführlich auseinandergelegt. 

An dieser Stelle sei nur erwähnt, daß bei 
Motoren die Abweichung von der gestempelten 
Drehzahl bei Vollast nd in warmem Zustande 
+ 7% bei Gleichstrom und #= 2% bei Dreh- 
strom betragen darf. 


30 


PerriebSSPaNMUNg 
(7) 2e} 70 


———— nach VDE-Normalien 1914. 
———— nach Schwed. Normalien 1910, Klasse I. 


Abb. ia. Prüfspannungen. 


Die Überlastbarkeit von Gleichstromgene- 
ratoren und Synehronmaschinen wurde zu 25%, 
für Gleichstrommotoren und asynchrone Dreh- 
strommotoren zu 40% während 3 Minuten fest- 
gelegt. . Letztere sollen vorübergehend ein 


ı Drehmoment 75% 


über normal entwickeln 
können. Ä 

Zur Bestimmung der Leerlaufverluste, der 
Widerstandsverluste, des Erregerstromes, der 
Spannungsänderung usw. werden genaue und 
teilweise ganz neue Verfahren angegeben. 


70 


| 


60 


Prüfspannung 


40 


20 


Defrıeb5Spanming 


0 / 70 20 
—— —— nach VDE-Normalien 1916. 
nach Schwed. Normalien 1919, Klasse Il. 
nach Schwed. Normalieu 1914, Klasse Ill 


—> Jo 


Abb. 1b. Prüfspannungen. 


Die Schaltungen der Transformatoren wer- 
den in Gruppen geteilt, wovon die Gruppen A, 
B und © mit den VDE-Normalien überein- 
stimmen. Neu ist die ur D, wo die Unter- 
spannung der Gruppe bei unveränderter 
Lage der Oberspannung im Vektordiagramm 
180° verschoben wurde. 

Im letzten Abschnitt ‚Anweisungen‘ wer- 
den zunächst gewisse Normalspannungen em- 
pfohlen, wie sie unten zusammengestellt wurden: 


a) Gleichstromsysteme: 


Generatoren oder her 
120 110 
240 220 
480 440 
650 550 


b) Drehstromsysteme: 


? Transformatoren 
Generatoren ri Q 


Primär Sekundär Motoren ' 
120 110 120 110 
(210 190 210 190) 
240 220 240 220 
420 380 420 380 
550 500 550 500 
1 650 1 500 1 650 1 500 
3 300 3.000 3 300 3 000 
6 600 6 000 6 600 6 000 
11 000 10 000 11 000 10 000 
20 000 22 000 20 000 
30 000 33.000 
40 000 44 000 
50 000 55 000 
70 000 77 000 
100 000 110 000 


Transformatoren sollen weiter Anzapfun- 
gen für # 5% Änderung des Übersetzungs- 
verhältnisses erhalten. 

Wie im Anhang zu den VDE-Normalien 
werden normale Polzahlen bei Frequenz 50 
und 25 festgelegt. 

Neuerdings wird auf die Bemessung der 
Windungsisolation bei Transformatoren der 
größte Wert gelegt. Versuchsweise hat man 
einige Formeln zur Berechnung der Prüfspan- 
nung bei Momentproben eingeführt, die sich 
auf normale Transformatoren der Frequenz 50 
beziehen. Bei einer Betriebsspannung von 
E kV und einer Leistung von P kVA soll die 
Isolation für eine Prüftpannung Windung ge- 
gen Windung von 


3 4 
Kı=YE.YP 
in kV bemessen werden. 


Zwischen benachbarten Lagen, Scheiben, 
oder Spulen wird die Prüfspannung 


4 
Eis = Er(1 + 0,2Y0, = 1) 


wo N, die Windungszahl pro Lage, Scheibe oder 
Spule darstellt. Bei solchen Proben darf die 
Spannung während höchstens 10 s ansteigen, 
in höchstens 5 s abgelesen und dann abgeschal- 
tet werden. Zur Beurteilung der empirischen 


Formel sind einige Werte in der. folgenden 
Zahlentafel errechnet worden.!) ; 


BP E Ey Nı—l Eis 
10 4 1,8 12 2,5 
10 10 3,8 120 6,3 
10 100 8,3 12002 E15; 
100 3,2 Ko = 
20 OO LO 6,8 40 10,2 
100 100 14,5 400 27,5 
1000 5,6 e = 
1 000 10 12 12 16,5 
1000 . 100 26 120 44 
10 000 1 10 —_ ı— 
10 000 10 21,5 _ — 
10 000 100 46,5 50 68,5 


Endlich werden gewisse Normalleistungen 


für kleine Transformatoren bis einschl. 100k VA 
in Vorschlag gebracht, u. zw. mit den Stufen 3, 
5, 10, 20, 30, 50, 70 und 100 kVA bei Stern- 
oder Dreieckschaltung. Bei Ziekzackschaltung 
wird die Leistung um 15% herabgesetzt. 
Viele werden gegen die Einführung einer 


erhöhten Betriebssicherheit bzw. einer höheren 


Qualität des Maschinenmaterials in einer Zeit, 
wo man sich vor allem auf eine gesunde %par- 
wirtschaft einrichten sollte, ‚Bedenken haben. 
Man darf aber nicht vergessen, daß die Mehr- 


. kosten, wie sie durch die gesteigerte Isolier- 


festigkeit bedingt werden, teilweise durch eine 
weitgehende Normalisierung ausgeglichen wer- 
den können. Auch werden bei der. heutigen 
Elektrizitätsgroßversorgung, die von den neuen 
Normalien natürlich in erster Linie getroffen 
wird, so viele unwirtschaftliche Betriebe und 
Reservekraftanlagen stillgelegt, daß die noch 
bleibenden Einrichtungen in jeder Beziehung 
durchaus betriebssicher und vorbildlich erhal- 
ten werden müssen. Sigurd Halden. 


Die Elektrisierung der Vorortbahnen von 
Melbourne mit hochgespanntem Gleichstrom. 


Von den Eisenbahnen des australischen 
Staates Vietoria in der Gesamtlänge von 
6925 km dienen 483.km Gleislänge dem Vorort- 
verkehr der Hauptstadt Melbourne. Von dem 
ganzen nach Melbourne gerichteten Eisenbahn- 
verkehr entfallen ?/, auf diesen Vorortverkehr. 
Dieser große Anteil rührt von der geringen Be- 
völkerungsdichte her, derzufolge das Vorort- 
bahnnetz einen großen Flächenraum über- 
spannt. Die Votortbahnlinien strahlen von der 
Stadtbiszul40km Länge aus(Abb.1). Außerdem 
starken Vorortverkehr auf den Eisenbahnen 
besteht ein beträchtlicher Verkehr auf elek- 
trischen Straßenbahnen, Kabelbahnen, Zwi- 
schenstadtbahnen und Omnibussen. 

Ein im Jahre 1907/08 von Ch. H. Merz, 
London, über die Elektrisierung der Vorort- 
bahnen Melbournes vorgelegter Bericht?) ließ 
erkennen, daß, wenn auch mit dem elektrischen 
Betrieb beträchtliche Ersparnisse erzielt wer- 
den würden, die Verzinsung des Anlagekapitals 
doch eine Steigerung des bis dahin bestehenden 
Verkehrs notwendig machte. Obwohl man für 
die Folgezeit eine solche bestimmt annehmen 
durfte, trat man der Frage der Elektrisierung 
in jener Zeit noch nicht näher. Durch die im 
Jahre 1912 festgestellte Verkehrssteigerung sah 


man sich indes schon vor die Frage gestellt, 


entweder die Gleisanlagen zu erweitern oder 
den elektrischen Betrieb einzuführen, der sich 
nun auch ohne weitere Verkehrszunahme schon 
lohnen würde. Auf Veranlassung der Regierung 
legten dann Merz und Me Lellan einen zwei- 
ten, mit Kostenanschlag versehenen Bericht?) 
über die Elektrisierung des ganzen Vorortbahn- 
netzes vor. Hierüber ist an dieser Stelle seiner- 
zeit berichtet worden.*) Auf Grund dieses Vor- 
anschlags, der die Anlage- und Betriebskosten 
bei Einphasensystem denen bei hochgespann- 
tem Gleichstrom auf Grund des Angebots 
erster Firmen gegenüberstellte, entschloß man 
sich, die Elektrisierung des ganzen Vorort- 


bahnnetzes mit hochgespanntem Gleich- * 


strom durchzuführen. Von dem Ergebnis 
dieser, der Eigenart jeder Stromart angepaßten 
Gegenüberstellung der Anlage- und Betriebs- 
kosten seien hier lediglich folgende Zahlen an- 
geführt’): _ Beim Einphasen - Wechselstrom 
stellten sich die Anlage- bzw. Betriebskosten 
höher als bei Gleichstrom: 1. auf den Vor- 
ortlinien um 30% bzw. 27,5%, 2. auf den 
von Melbourne ausgehenden Fernbahnen 
um 1,5% bzw. 2,5%. 


%) Nach der „Teknisk Tidskrift, Elektroteknik 1918, 
S. 153°, welcher diese Tabelle entnommen wurde, ist diese 
Formel von Herrn Prof. Lindström. Västeräs entworfen. 
. .) Siehe „Bulletin des Eisenbahn-Kongreß-Verbandes“ 
Mai 1908, S. 636. u 
). „Report upon the application of eleetrie traction 
to the Melbourne Suburban Railway System“ 1912. 
4 Vgl. „BETZ“ 1918, S. 724. \ > 
») „Report ‚Ron the‘ application of electrie traction 
to the Melbourne Suburban Railway System, 1912, 8: 21. 


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——— Betriebslinien. 
——:— Außer Betrieb. 
ee Elektrische Straßenbahnen. 
--- Unterirdische Speiseleitungen. 
Eee Oberirdische 8peiseleitungen. 
o Unterwerke der Straßenbahnen. 
o Unterwerke der Vorortbahnen. 


Abb. 1. Netz der Vorortbahnen von Melbourne. 


Dem Entwurf wurde der voraussichtliche 
Verkehr des Jahres 1917 zugrunde gelegt, in 
welchem Jahre man damals die Elektrisierung 


durchgeführt zu haben hoffte. Für die weite-, 


ren zu erwartenden erheblichen Verkehrssteige- 
rungen wurden entsprechende Erweiterungen 
des Kraftwerkes und der Stromverteilungs- 
anlage vorgesehen. Die Zugfolge und Zuglänge 
zu bestimmen, behielt man sich bis zur Eröff- 
nung des elektrischen Betriebes vor, doch 
nahm man in Aussicht, den Betrieb zunächst 
mit festem Fahrplan zu führen, die Verkehrs- 
zunahme durch allmähliche Vergrößerung der 
Zuglänge bis zu 6 Wagen und erst darüber hin- 


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aus den Verkehrsandrang zu gewissen Tages- 
stunden durch Verdichtung der Zugfolge zu 
bewältigen. 


A NMaschinenhaus. B Pumpenraum. C Kesselhaus. D Kabel. E Schaltraum, F Betriebsleiter. 
Abb. 2, Kraftwerksplan der Vorortbahnen von Melbourne, 


‚Der Vertrag wurde im März 1912 unter- 
zeichnet, der Bau begann im November 1913, 
erfuhr dann durch den Krieg mancherlei Ver- 
zögerungen, bis im Mai 1919 der erste Zug in 
Betrieb gesetzt werden konnte. Die Ausfüh- 
rung erfolgte im großen ganzen durch britische 
Firmen, doch bezog man, wie bei englischen 
elektrischen Bahnen üblich, die elektrische Ein- 
richtung der Betriebsmittel von amerikani- 
schen Firmen. 


Kraftwerk.!) Obwohl der für das Kraft- 
werk ursprünglich in Aussicht genommene Platz 
in Yarraville am Yarrafluß reichlich mit Kon- 
denswasser versehen war und guten Bahnan- 
schluß hatte, zog man für die Anlage doch einen 
bei Newport gelegenen Platz vor, dessen Lage 
unmittelbar am Wasser die höheren Leitungs- 
kosten aufwog. Von der Gesamtanlage wurde 
einstweilen nur die eine Hälfte ausgeführt, die 
zweite der späteren Erweiterung vorbehalten 
(Abb. 2). Die jetzige Einrichtung besteht aus 
6 Turbodynamos mit je 10 000 kW Leistung, 
von denen zwei als Ersatz dienen. Dem Ma- 
schinenhause vorgelagert ist das in zwei Teilen 
aufgebaute Kesselhaus, zwischen denen in 
einem besonderen Bau verschiedene Hilfsein- 
richtungen wie Wasserbehälter, Schuppen, 
Mannschaftsräume, Laboratorien usw. Platz 
gefunden haben. Zwischen dem Maschinen- und 
Kesselhause liegt der Pumpenraum. An Kes- 
seln wurden insgesamt 24 Babcock u. Wileox- 
Marine-Wasserrohrkessel von 15,35 at Über- 
druck, 315° C Dampftemperatur,# 625 (dazu 
97 m? Überhitzungsfläche) m? Heiz- und 
15,6 m? Rostfläche mit Kettenrostfeuerung 
aufgestellt. Vor der Hand wird Steinkohle ver- 
feuert, doch lassen sich die Roste jleicehtkfür 
Braunkohle umändern. Zwischen je 2 Kesseln 
liegt für den künstlichen Zug von ,„Sirocco“- 
Gebläse und ein eiserner Kamin von 2,13?m 
Durchmesser und 17,67 m?”Höhe. *»* 

Die mechanische K ohlenförder- und Aschen- 
absauganlage entsprechen neuzeitlicher Praxis. 

Da Auspuffbetrieb nicht vorgesehen Rist, 
dienen zwei kleinere Hilfs-Turbodynamos zum 
Anlassen der Pumpen. 

Von den 6 Drehstrom-Turbodynamos lei- 
sten 4 je 10 000 kW und 2 je 12500 kW bei 
1500 Umdr/min, 3300 V und 25 Per/s. 


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Hochspannungs-Schaltung 


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Schaltung 


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N Wechselsirorm- 
N Niederspannungs- 
N Akkumularore; 
N LH JZoHerie 


N dynamo darur, 


Abb. 3. {Unterwerk der Vorortbahnsn von Melbourne. 


' ( Jeder Stromerzeuger ist in der üblichen 
Weise mit seinem ölgekühlten Transformator 
(3300 : 20 000) und einem Transformator 
(3300 : 440), für die Hilfsmaschinen zu einer 

1) „The'Electrical Beviow*, Bd. 86, 1920, S. 36 und „Engi- 
neering“, Bd. 109, 1920, S- 6, 


Elektrotechnische Zeitschriit, 1920. Heit 15. 15. April 1920. 


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impragmiertes Teakhol: 


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Abb. 4. Gußeiserner Kabelverbindungskasten. 


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Abh. 5. Speise- und Fahrleitung der Vorortbahnen von Melbourne. 


festen Einheit verbunden. Die Transformato- | Kühlung der Dynamos dient je ein „Sirocco“- 
ren sind der Feuersgefahr wegen von den Ma- 

schinen getrennt in einem besonderen Gebäude | 

längs des Maschinenhauses aufgestellt. Zur | schinenhause völlig getrennten und mit ihm 


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FEENFEZERSHOIETTE EÜERZEc—EE IN) 


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Gebläse mit eigenem Antrieb. 
Die Schaltungen werden in dem vom Ma- 


nur durch Fernsprecher und Telegraph verbun- 
denen Schalthause bei 20 000 V vorgenommen. 
DieSammelschienen sind durch einen Zwischen- 
schalter in 2 Abteilungen geteilt, die beide auf 
jedes der Unterwerke arbeiten. Damit hat man 

ei gleicher Sicherheit der Stromlieferung die 
kostspielige Verdoppelung der Sammelschie- 
nenanlage vermieden. ie Leitungen und 
Sammelschienen sind mechanisch gesperrt, so 
daß sie nur bei geöffneten Schaltern zugänglich 
sind.,, Eine gleiche Sicherung besteht zwischen 
den Ölschaltern und ihren Trennschaltern. Die 
Schaltzellen sind auf einer Seite nach außen 
hin völlig offen, um bei Kurzschlüssen dem 
Luftüberdruck einen Ausgleich nach außen zu 
verschaffen. 

Unterwerke. Für das Vorortbahnnetz 
sind im ganzen 15 Unterwerke vorhanden, im 
Mittel also je 1 auf 32 km dieses Netzes. Ihre 
Lage ist in Abb. 2 angegeben. Außer- 
dem speist das Kraftwerk noch zwei Unter- 
werke des Straßenbahnnetzes, zwei für Werk- 
stätten und eins für öffentliche Lichtanlagen. 
Die Umformer liefern mit einem Leistungsfak- 
tor von 0,95 bei Regelbelastung 1500 V-Gleich- 
strom und sind in 4 Größen, für Leistungen von 
3000, 2250, 1500 und 750 kW ausgeführt. Sie 
sind mit Ausnahme der kleinsten Größe, die 
für die Außenlinie bestimmt ist, mit als sechs- 
phasige, selbstsynchronisierende Einankerum- 
former von 12, 6 bzw. 4 Polen mit einer Com- 
poundwicklung für einen Spannungsabfall von 
10% bei 100% Überlastung gebaut. In Abb. 3 
ist ein Unterwerk dargestellt. 

Stromverteilung. Vom Kraftwerk ge- 
hen 13 20 000 V-Speiseleitungen aus, die im 
Innern der Stadt unterirdisch, auf den 
Außenlinien als Freileitungen verlegt sind. 
Die unterirdischen Leitungen sind als papier- 
isolierte Bleikabel mit Eisenbewicklung wegen 
des schmalen Bahnkörpers in den Straßen aus- 
gelegt. Besondere Sorgfalt hat man der Aus- 
bildung der gußeisernen Kabelverbin- 
dungskästen gewidmet (Abb. 4)!) Die 
oberirdischen Speiseleitungen sind in doppel- 
ter Ausführung an den Außenseiten der Fahr- 
leitungsmaste mit Kettenisolatoren in der in 
Abb. 5 veranschaulichten Weise en 
An einigen Stellen konnten unmittelbar 1500V- 
Gleichstrom-Speiseleitungen verlegt werden, 
die gleichfalls als papierisolierte Bleikabel aus- 
geführt wurden, Entlang den Speiseleitungen 
wurden Fernsprechleitungen zu einem selbst- 
tätigen Fernsprechamt in Jolimont (Abb. 1) 
geführt, von wo aus auf 50 Linien die Nach- 
richtenübermittlung nach dem Schaltraum des 
Kraftwerks, den Unterwerken und den Haupt- 
signalpunkten der Strecke erfolgt. Von letzte- 
ren aus läßt sich die Fahrleitung in einzelnen 
Abschnitten schalten. % 

Fahrleitung. Die beiden Gleise einer 
Strecke können elektrisch voneinander ge- 


\ trennt werden. Die einzelnen Strecken stellen 


selbständige, für sich gespeiste Leitungsbezirke 


- dar. Auf den Außenlinien sind solche Trenn- 


punkte auf je 3 bis 5 km eingelegt. Je nach der 
Fahrgeschwindigkeit auf den einzelnen Gleis- 
stellen werden diese Streckenunterbrechungen 
durch Luftisolatoren oder Streckenunterbrecher 
im Fahr- und Tragdraht gebildet (Abb. 5) Die 
Fahrleitung besteht aus einem Trag- und einem 
Fahrdraht. In den Hängedrähten zwischen bei- 
den sind unten kurze Kettenstücke eingebaut, 
um die Nachgiebigkeit des vom Stromabneh- 
mer gehobenen Fiahrdrahtes nach oben zu er- 
höhen. Der Tragdraht besteht aus einem Kup- 
ferkabel von 161 bis 242 mm?, der Fahrdraht 
aus einem Kupferdraht von 161 mm? Quer- 
schnitt, so daß über jedem Gleis ein Leitungs- 
querschnitt von mindestens 322 mm? zur Ver- 
fügung steht, was besondere Verstärkunsglei- 
tungen entbehrlich machte. Der Fahrdraht 
wird in Abschnitten von 915 m, in deren Mitte 
er verankert ist, jederseits durch ein Gewicht 
von 1135 kg selbsttätig nachgespannt. Das in 
Abständen von 91,5 m aufgehängte Tragseil 
hat in der Mitte bei + 15° C einen Durchhang 
von 3,276 m. Die Ausführung der Fahrleitung 
entspricht im ganzen und in ihren Einzelheiten 
deutschem Vorbilde. 
Fahrpark. Man hat für den elektrischen 
Betrieb die Personenwagen des ehemaligen 
Dampfbetriebes beibehalten, bewirkt die Zug- 
förderung indes nicht mit Lokomotiven oder 
sogen. „Triebgestellen‘, wie das auf den Ber- 
liner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen beab- 
sichtigt ist, sondern mit Trieb- und Beiwagen. 
Die vorhandenen Wagenkasten wurden zu die- 
sem Zwecke auf neue Untergestelle gesetzt, die 
dem Einbau der motorischen Einrichtung 'an- 
gepaßt worden sind. Auf diese Weise hat man 
an Baukosten gespart und das zu einer hohen 
Beschleunigung, d.h. kurzen Zugfolge, erfor-' 
derliche ee -bekommen. Die 
Züge werden aus Einheiten von je 1 Trieb- und 
1 Beiwagen in der Weise gebildet, daß immer 


1) „Engineering“, 1920, Bd. 109, 8. 9. 


\ 


B Energieausnutzun 
sicherheit erwünschten Zusammenschluß sämt- 


15. April 1920. 


ein Triebwagen an den Zugenden steht. Einige 
Triebwagen mußten zur Ergänzung neu erbaut 
werden. Von den umgewandelten Wagen hat 
etwa eine Hälfte Schiebetüren an den Enden 
der Wagenlängsseiten, Quersitze und Längs- 
gang, die andere Hälfte Abteile mit Schwing- 
türen. Für die Folge wird man die erstere Bau- 
art weiter innehalten, die schon während des 
Dampfbetriebes zur endgültigen Annahme ge- 
kommen war; die Wagen haben keine Plattfor- 
men mit Übergang. Die meisten Wagen führen 
Abteile für Raucher und Nichtraucher. Jeder 
Triebwagen hat 4 Hauptschlußmotoren GE 237 
der General. Electrie Co., Amerika, von je 
105 kW Leistung, 750V, 166 A Stromaufnahme, 


85% Wirkungsgrad und 35 km/h Fahrge- 
schwindigkeit, die zu je zweien ständig hinter- 
einander geschaltet sind und in diesen 2 Grup- 
pen durch Reihen-Parallelschaltung in Vielfach- 
steuerung durch den ganzen Zug geregelt wer- 
den. Die magnetischen Schütze schalten sich 
selbsttätig, die Führerschalter haben deshalb 
nur 4 Fahrstellungen nach vorwärts und 2 nach 
rückwärts. Die Übersetzung von den Motoren 
auf die Triebachsen erfolgt mit einfachem 
Zahnräderpaar im Verhältnis 74:23 also 
1.43,2175, E 

Der begreifliche Entschluß, unter allen Um- 
ständen an Triebwagenzügen festzuhalten, 
wie solche auf allen Stadtbahnen der Welt 


Elektrotechnische Zeitschriitt, 1920. Heft 15. 


297 


laufen, mag auch für Gleichstrom gesprochen 
haben, da die elektrischen Einrichtungen von 
Triebwagen für einphasigen Wechselstrom aus 
mehr als einem Grunde technisch und betrieb- 
lich weniger vorteilhaft sind. 

Die. Scherenstromabnehmer, von denen die 
Triebwagen je einen mitführen, liegen mit 
einem Druck am Fahrdraht an, der eine Strom- 
abnahme von 500 A ohne Funkenbildung, ge- 
währleistet. Ihre Bauart geht aus Abb. 6 her- 
vor. 

Die Signale arbeiten mit Gleis-Wechsel- 
strom selbsttätig. Gegen das Überfahren der 
Signale sichern, wie üblich, selbsttätige Aus- 
schalter auf der Strecke. Zehme. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. | von 42 Per unterstützen und außerdem mit 


Vereinheitlichung der Periodenzahl in Ame- 
rika. — Von den im Laufe der letzten 30 Jahre 
in Amerika benutzten etwa 13 Frequenzen 
zwischen 12,5 und 140 i. d. sec. sind heute 
im wesentlichen nur diejenigen von 25 und 
60 übrig geblieben. Höhere Frequenzen. er- 
wiesen sich wegen der großen Polzahl der 
Maschinen und wegen der relativ hohen 
Reaktanz von Spulen und 
drigere als 25 wegen der dadurch be- 
dingten schweren Maschinen und wegen des 
Flackerns des Lichtes als unzweckmäßig und 
verschwanden daher wieder fast vollständig. Die 
Einführung der Periodenzahl 25 hatte ihren 
Grund z. T. darin, daß sie für den Betrieb von 
Fernleitungen günstiger erschien und Syn- 
chronmotoren zum Ausgleich des Ladestromes 
solcher Leitungen bei dieser Frequenz leichter 
zu bauen waren als bei 60 Per. Diese Konstruk- 
tionsschwierigkeiten sind indessen gemildert 
worden und daher in den Hintergrund getreten, 
und die neuesten Erfahrungen haben ergeben, 
daß lange Fernleitungen mit 60 Per vorteilhaft 
betrieben werden können. Da aber die Schwie- 
rigkeiten, welche 25 Per bei Beleuchtung durch 
Unstetigkeit des Lichtes mit sich bringen, trotz 
aller Bemühungen nicht zu beseitigen sind, so 
neigt man dazu, die Frequenz 60 als Einheits- 
frequenz einzuführen, weil dann die Verkupp- 
lung bestehender und neuer Anlagen keine 
Schwierigkeiten bereiten würde. In einem der 
Tagung der Association of Edison Illuminating 
Companies vorgelegten Bericht wird die Frage 
der Vereinheitlichung der Periodenzahl ein- 
gehend behandelt und gezeigt, daß ein Zeit- 
raum von 10 bis 20 Jahren ausreichen würde, 
um die Einheitsfrequenz 60 einzuführen, ohne 

daß eine bedenkliche Verschwendung von An- 
lagekapitalien zu befürchten wäre, vorausge- 
setzt, daß von jetzt ab Maschinen und Appa- 
rate nur noch für 60. Per bestellt werden. 
(„Eleetrieal World“, Bd. 74, 1919, 8. 857.) 
Piz. 


Zur Frage der Verkuppelung der Kraft- 
werke deritalienischen Staatsbahnen. — Sämt- 
liehe Kraftwerke zur Versorgung der italieni- 
_ schen Staatsbahnen mit Drehstrom sind Wasser- 
kraftwerke mit Ausnahme der Aushilfswerke mit 
Dampfbetrieb, die nur wenige Tage im Jahreein- 
zugreifen brauchen. Sie zerfallen in zweiGruppen: 
1. die Werke von Acceglio, Prazzo, 8. Dal- 
mazzo di Tenda, Savona, Genua (Chia- 
pella); ; 

2. Morbegno und Robbiate. 

‚„. Die Werke einer Gruppe sind unterein- 
ander verbunden und können parallel arbeiten, 
dagegen können die beiden Gruppen nicht zu- 
sammenarbeiten. Dem im Interesse besserer 

und erhöhter Betriebs- 


licher Werke stehen Schwierigkeiten entgegen. 
Die Werke der ersten Gruppe arbeiten mit 
65000 V und 16 bis 17 Per/s.. Genua er- 
zeugte ursprünglich 13 500 V bei 15 Per. Durch 
Anderung der Turbinenregler wurde die Fre- 
quenz auf 16 bis 17 gebracht, so daß nach 
Transformierung der Spannung der Parallel- 
betrieb mit den übrigen Werken der Gruppe 
möglich wurde. Ebenso wurde die Frequenz 
in Morbegno von ursprünglich 15 auf 15,8 Per 
gebracht, womit die Stromerzeuger in Robbiate 
arbeiten. Morbegno könnte üben Robbiate 
parallel arbeiten mit dem Kraftwerk Varzo 
und dem Kraftwerk Anza, obgleich diese mit 
42 Per arbeiten. Robbiate 
zwei Doppelmaschinensätze, bei denen auf der 
Turbinenwelle außer‘ dem Bahngenerator von 
4000 kVA für 15,8 Per noch ein N omätyengen 
für 42 Per von 4600 kVA-Leistung sitzt. Die 
Turbine leistet etwa 5000 kW. Die Generatoren 
können also nur bis zu dieser Leistung belastet 
werden. Wären Varzo und Robbiate verbun- 
den, so könnten sie gegenseitig sich mit Energie 


Leitungen, nie- 


esitzt nämlich ° 


'Morbegno Energie austauschen, wobei die 
Doppelmaschinensätze zum Teil als Frequenz- 
umformer arbeiten würden. Die Frequenz 
15,8 ergab sich aus dem Verhältnis der Pol- 
zahlen der Generatoren der Doppelmaschinen- 
sätze in Robbiate (6 zu 16) und der gegebenen 
Frequenz 42 für das Licht- und Kraftnetz. 
Hieraus folgte die Ungleichheit in der Frequenz 
der beiden oben erwähnten Gruppen von Bahn- 
werken und die Unmöglichkeit des Parallel- 
betriebes beider Gruppen. Die Aufstellung 
von besonderen Frequenzumformern verbietet 
sich im Hinblick auf die dadurch bedingte Er- 
höhung der Anlage- und Betriebskosten. 

Es entsteht die Frage, ob die verschiedenen, 
in Italien gebräuchlichen Frequenzen techni- 
sche Berechtigung haben. ° Hinsichtlich der 
Frequenzen für Licht- und Kraftbetrieb 
man findet 42, 45, 46, 50 Per — ist zu sagen, 
daß jede derselben den Anforderungen einer 
guten Beleuchtung vollkommen genügt, und es 
zu bedauern ist, daß noch keine Vereinheitli- 
chung erfolgt ist in derselben Weise, wie die 
italienischen Staatsbahnen dies innerhalb der 
2 _Gruppen ihrer Werke herbeigeführt haben. 
Als Normalfrequenz wäre 46 zu wählen, weil 
eine Erhöhung der Periodenzahl vorteilhafter 
ist als eine Verminderung und die Mehrzahl der 
Werke in Italien mit 42 Per arbeitet, so daß 
nur eine geringe Zahl von Werken ihre Frequenz 
vermindern müßte. Die niedrige Bahn- 


-frequenz. wurde gewählt, um die, Lokomboti- 


ven mit direktem Antrieb ohne Übersetzung 
ausführen zu können. Damit ergab sich für 
die Motoren eine Drehzahl von 350, und da man 
mit Rücksicht auf Gewicht und einfachen Bau 
des Motors die Polzahl nicht über 8 wählen 
konnte, die niedrige Frequenz, die den Vorteil 
bringst, daß der Leistungsfaktor der Motoren 
besser und der Spannungsabfall in der Fahr- 
leitung geringer wird. Die hohe Frequenz hätte 
dagegen den Vorteil leichterer und billigerer 
Stromerzeuger und Transformatoren. Viele 
Bahnfachleute, darunter die Leiter der Schwei- 
zerischen Bundesbahnen, stehen auf dem 
Standpunkt, daß überhaupt eine Trennung des 
Bahnbetriebes von der Licht- und Kraftver- 
sorgung des Landes erwünscht sei, weil die 
Nachteile der gegenseitigen Beeinflussung bei- 
der Betriebe schwerer wiegen, als die Vorteile 
des Zusammenschlusses. Da aber diese Nach- 
teile in den Fällen, wo die Kupplung der Be- 
triebe erfolgt ist, ausgeblieben sind und die 
Vereinigung sämtlicher Kraftwerke einer Ge- 
gend große Vorteile bietet, muß die Frage er- 
neut geprüft werden, besonders da inzwischen 
Mittel gefunden sind, den Bahnbetrieb mit 
hoher Frequenz zu ermöglichen. In Amerika 
und der Schweiz liegen gute Erfahrungen mit 
elastischen Zahnradgetrieben vor; der Lei- 
stungsfaktor kann durch besondere Hilfsmittel 
verbessert werden, dem Spannungsabfall durch 
Vermehrung der Unterwerke begegnet werden. 
Für Gegenden, die ohne Zusammenhang mit 
bereits elektrisierten Bahnnetzen sind, kann 
also bei Einführung des Drehstrom-Bahnbetrie- 
bes die Wahl der Einheitsfrequenz der Licht- 
und Kraftnetze auch für diesen in Frage kom- 
men. Hierbei sei eingeschaltet, daß, während 
die Drehstromlokomotiven, wenn auch mit 
einigen Komplikationen für die Lichtfrequenz 
verwendbar gemacht werden können, die Ein- 
phasenlokomotiven hoher Leistung durch Licht- 
kraftwerke nur unter Zwischenschaltung von 
Periodenumformern betrieben werden können. 
Ein interessantes Beispiel der Kuppelung 
zweier Kraftwerke bietet der Betrieb von Mor- 
begno und Robbiate. Ersteres Werk arbeitet 
dauernd mit annähernd voller Last mit 2 Bahn- 
eneratoren auf die Strecke Lecco— Colico — 
ondrio—Chiavenna und Lecco— Monza und 
außerdem auf die 15,8 Per-Generatoren in 
Robbiate, die in diesem Falle als Motoren die 
Wasserturbinen der Doppelmaschinensätze ent- 
lasten. Als Generatoren arbeiten die Bahn- 


stromerzeuger in Robbiate nur, um die Spitzen- 
leistung zu decken, die die Leistungsfähigkeit 
von Morbegno überschreitet. Vor der Kuppe- 
lung lieferte Morbegno 6 Mill. kWh Bahn- 
strom, nach dem Zusammenschluß mit Robbiate 
wird es über 19 Mill. kWh für Licht und Kraft 
und für Bahnbetrieb liefern können. 

Diese Betrachtung führt zu dem Vorschlag, 
eine Gruppe von Kraftwerken für hohe und eine 
für niedere Frequenz auszuführen, die jede mit 
gleichmäßiger, wenn auch in den einzelnen Jah- 
reszeiten wechselnder, Grundbelastung arbei- 
ten, während eine Ausgleichszentrale mit 
Stromerzeugern. beider Frequenzen, zu Doppel- 
maschinensätzen ' vereinigt, die Spitzen zu 
liefern hätte. Wenn durch eine solche Zusam- 
menfassung der Kraftwerke auch die Anlage 
von Staubecken usw. bei Wasserkräften, die 
starken Schwankungen unterliegen, nicht um- 
gangen werden kann, so bietet sie doch den Vor- 
teil, daß alle Kraftwerke mit Ausnahme des 
Ausgleichkraftwerkes wegen ihrer konstanten 
Belastung mit bestem Wirkungsgrad arbeiten. 
Hierbei sei erwähnt, daß auch das Dampf- 
kraftwerk Savona Doppelmaschinensätze hoher 
und niederer Frequenz besitzt und wie Robbiate 
als Ausgleichszentrale arbeiten könnte. (,,L‘In- 
dustria“‘, Mailand, vom 15.1.1920, 8. 12). Gthe. 


Elektromaschinenbau. 


Ausgleichsvorgänge beim Kurzschluß von 
Kollektormaschinen. — J. Biermanns unter- 
sucht zunächst den plötzlichen Kurzschluß der 
Gleichstrom-Hauptschlußmaschine und geht 
dann aufdas Verhalten des Hauptschlußmoötors 
mit überbrückter Feldwicklung bei Netzkurz- 
schlüssen ein, welcher Fall für Straßenbahn- 
motoren wichtig ist. Nach Aufstellung der all- 
gemeinenDitferentialgleichungfürdieKollektor- 
maschine wird der plötzliche Kurzschluß der 
Gleichstrom-Nebenschlußmaschine behandelt. 
Zuletzt geht der Verfasser auf die Ausgleichs- 
vorgänge im Repulsionsmotor ein. (Archiv f. 
Elektr., Bd. 7, 1918, S: 1.) Vo. 


Leitungsbau. 


Kabelschutzsystem Pfannkuch, — Mit dem 
umfassenderen Ausbau der Elektrizitätsversor- 
gung und der Schaffung ausgedehnter Leitungs- 
anlagen hat sich das Bedürfnis geltend ge- 
macht, die einzelnen Strecken solcher Netze 
derart zu sichern, daß bei Eintreten von Schä- 
den nur die fehlerhafte Strecke abgeschaltet 
wird. Von besonderer Wichtigkeit sind Siche- 
rungsanordnungen dieser Art bei Ringsystemen 
und in den Fällen, wenn das Kraftwerk mit der 
Verbrauchsstelle durch mehrere parallel ge- 
schaltete Leitungssysteme verbunden ist. Die 
Sicherheitsschaltung soll gegen Überströme un- 
empfindlich sein und nur bei Schäden der Iso- 
lation ansprechen. Eins der bekanntesten Sy- 
steme dieser Art, das Differentialschutzsystem 
von Merz und Price, hat den Nachteil, daß die 
einzelnen Leitungsstrecken durch kostspielige 
Hilfsleitungen verbunden werden müssen. In 
einer Druckschrift der Allgemeinen Elektriei- 
täts-Gesellschaft wird ein neues Kabel- 
schutzsystem beschrieben, das keinerlei Hilfs- 
leitungen benötigt, allerdings im Gegensatz zu 
dem Merz-Priceschen System nicht an einem 
beliebigen Kabel, etwa nachträglich, ange- 
bracht werden kann. Dieses System Pfannkuch 
bedingt Kabel einer besonderen Konstruktion, 
und zwar Kabelleiter, die in besonderer 
Weise ausgeführt werden müssen. Drähte der 
äußeren Lage der "als litzenförmig vorausge- 
setzten Leiter werden nach Pfannkuch vonein- 
ander schwach isoliert (vgl. die Abb. 1). Eine 
Lage getränkten Papiers um jeden Draht ge- 
nügt bereits hierzu. Die geradzahligen Drähte 
einerseits, die ungeradzahligen anderseits wer- 
den parallel geschaltet. Zwischen den beiden 
Gruppen von Drähten wird eine kleine Span- 
nung von der Größenordnung etwa 25 V gelegt, 


398 


Normale Ausführung, 
Abb. 1. 


durch geeignete, im Zuge der Leitung liegende 
Stromtransformatoren erzeugt. An der Strom- 
leitung beteiligen sich die beiden Gruppen von 
Drähten im normalen Betriebe in gleicher 
Weise. Bekommen die beiden Gruppen von 
Drähten infolge eines Kabelfehlers Schluß, so 
wird das Gleichgewicht gestört. Durch geeig- 
nete Relaiseinrichtungen wird alsdann dafür 
gesorgt, daß die fehlerhafte Strecke ausgeschal- 
tet wird. Nach Ansicht des Erfinders hat die 
beschriebene Einrichtung den Vorzug, daß sie 
geeignet ist, einen erst in Bildung begriffenen 
Fehler anzuzeigen und auszuschalten. Zn. 


Festklemmvorrichtung für Leitungsdrähte. 
— Um bei der Verlegung in Stahlrohr von 2,5 
bis 10cm innerem Durchmesser Leitungen, 
die einem Zug ausgesetzt sind, festzuklemmen, 
wird die in Abb. 2 dargestellte Vorrichtung be- 


Abb. 2. Festklemmvorrichtung für Leitungsdrähte. 


nutzt. Sie besteht aus einer dreiteiligen, außen 
zylindrischen, innen konischen Hülse, einem 
diese zusammenbaltenden Metallbande und 
einem in die Hülse passenden, konischen 
Pflock. Letzterer ist mit.flachen, der Längs- 
achse parallelen, Rillen versehen, in die sich die 
Drähte einlegen. Wird an den Drähten 
gezogen, so preßt sich der Pflock in die Hülse, 
u. zw. um 80 fester, je stärker der Zug ist. Da- 
durch werden dıe Drähte sicher festgehalten. 
Durch Lockern des Pflockes kann die Fest- 
kemmvorrichtung leicht gelöst werden. (,Elee- 
trical World‘, Bd. 74, 1919, S. 555.) W. 


Apparatebau. 


Merkblatt über die Erneuerung von Siche- 
rungsstöpseln. — Um dem durch die Kohlennot 
eingetretenen Mangel an Porzellan für Siche- 
rungsstöpsel und -patronen abzuhelfen, haben 
sich aufGrund einer Anregung des Zentralverban- 
des der deutschen elektrotechnischen Industrie 
die unten genannten Firmen entschlossen, 
durchgebrannte Patronen und Stöpsel, die ihrer 
eigenen Fabrikation entstammen, zurückzu- 
nehmen, um hauptsächlich das Porzellan wie- 
derzugewinnen. Der Wiederaufbau soll hierbei 
in durchaus sachgemäßer Weise vorgenommen 
werden, um den erneuerten Stöpseln oder Pa- 
tronen möglichst die gleiche Sicherheit zu geben 
wie neuen Fabrikaten. 

Reparaturen, wie sie die sogenannten 
„Stöpselflickereien‘‘ ausführen, sind nach wie 
vor zu verwerfen. So beispielsweise bei Pa- 
tronen das Einziehen neuer Schmelzdrähte von 
außen (s. $ 14 Abs. 3 der Errichtungsvorschrif- 
ten des V.D.E.) Es ist vielmehr nötig, die Stöpsel 
oder Patronen gänzlich auseinanderzunehmen, 
die Metallteile im allgemeinen durch neue zu er- 
setzen und alsdann einen Arbeitsgang, ent- 
sprechend demjenigen für neue Fabrikate vor- 
zunehmen. Aus diesem Grunde erklären sich 
die Sicherungsfabrikanten nur soweit zur Er- 
neuerung von Patronen und Stöpseln bereit, 
als es sich um ihre eigenen Fabrikate handelt. 
is ist deshalb erforderlich, durchgebrannte 
Stöpsel und Patronen zu sammeln und dabei 
Sicherungen verschiedener Systeme, jedenfalls 
aber solche verschiedener Herkunft, getrennt 
zu halten. 

Es bereitet dies bei allen denjenigen Fabri- 
katen keine Schwierigkeiten, die (den Vor- 
schriften des V.D,E entsprechend) mit einem 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Usalahon. FL 


Leiter. 
ER / 


5. Metallwarenfabrik Thiel 


Einfachkabel nach Pfannkuch. 


Herkunftszeichen versehen sind. Dies ist im 
allgemeinen bei den Patronen und Stöpseln von 
A.E.G., Bergmann, 8.8.W. und Voigt & Haelff- 
ner der Fall. 

Um die Sammlung mit Erfolg durchführen 
zu können, wird denjenigen Stellen, die Stöp- 
sel oder Patronen an die Kundschaft bzw. Mon- 
teure ausgeben, empfohlen, neue Stücke nur 
gegen Rückgabe der durchgebrannten Stöpsel 
und Patronen zu verabfolgen. Die gesammelten, 
durehgebrannten Körper sind gut verpackt, in 
Mengen von wenigstens 500 Stück der Her- 
stellungsfirma frachtfrei zur Erneuerung zuzu- 
stellen. 

Diese vergüten für je 100 Stück an die Er- 
zeugungsstellen fracht- und verpackungsfrei 
zurückgelieferte unbeschädigte Stöpsel bzw. 
Patronen die folgenden Sätze: 


1. einteilige Stöpsel. 


M 
2 bis 10 A 250 V Mignon-Gewinde . Ba 
2bis 25 A 250 V Edison-Gewinde . 5, — 


2 bis 25 A 500 V Edison-Gewinde . . r T,= 
2 bis 60 A 500 V Groß-Edison-Gewinde. 12,5 


2. Patronen für zweiteilige Stöpsel. 


2 bis 25 A 250 V Gewindegröße-1 „ 3,— 
2 his 25 A 250 bis 500 V Edison-Ge 
winde. . 0.5. 00.0, — 
25 bis 60 A 500 V Groß-Edison- 
Gewinde 12,50 
80 bis 100 A 500 V Gewindegröße 4 20;— 
125 bis 200 A 500 V Gewindegröße 5 30, — 


Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, 
daß nur für solehe Körper, bei denen der Por- 
zellanteil völlig unbeschädigt ist, die Vergütung 
bezahlt wird. Die Firmen kommen für etwa 
bei dem Transport entstandenen Bruch nicht 
auf. Die Verpackung wird nicht zurückgesandt. 

Zur . Rücknahme und Erneuerung von 
Sicherungsstöpseln haben sich die folgenden 
Firmen .bereiterklärt: 

1. Allgemeine Elektrieitäts- Gesellschaft, Appa- 
rate-Fabrik, Berlin N 21, Ackerstraße 71/79. 

2. Bergmann Elektrieitäts-Werke A.G., Abtei- 
lung J, Berlin N 65, Hennigsdorferstr. 33/35. 

3. Gebrüder Jaeger, Schalksmühle. 

4. Lüdenscheider Metallwerke A.G., vorn. Ju- 
lius Fischer & Basse, Lüdenscheid. 

& Schuchardt, 
vorm. Georg Thiel, Ruhla i. Thür. 

6. Siemens-Schuckertwerke, G. m. b. H. (Ver- 
sandadressen von den jeweiligen Geschäfts- 

. stellen der S. S.W. zu erfragen.) 

7. Voigt & Haeffner, A.G., Frankfurt a. Main, 
Hanauer Landstraße 152/158: 


Beleuchtung und Heizung. 


Kontakte und Anschlüsse bei elektrischen 
Heizvorriehtungen. — Die Kontakte und An- 
schlüsse der elektrischen Heizapparate sind zwar 
z. T. schon normalisiert, jedoch ist man immer 


noch damit beschäftigt, diese Vorrichtungen zu 


vervollkommnen, da die bisherigen Ausführun- 
gen nicht immer allen Anforderungen genügen. 
Der Isolation, namentlich auch,was deren mecha- 
nische Festigkeit betrifft, sowie auch der Festig- 
keit der Kontaktstifte muß größeres Augenmerk 
geschenkt werden. Weiter muß die Wärmebean- 
spruchung der Isolation nach Möglichkeit ver- 
ımieden werden. Läßt sie sich nicht umgehen, so 
ist ein wärmebeständiger, nicht spröder Stoff 
zu verwenden, ein keramischer nur in Metall- 
bewehrung. Die Kontaktstifte sind fest einzu- 
bauen, doch sollte man für die Kontaktbuchsen 
federnde Blechkonstruktionen vorsehen. Gute 
Befestigung der Zuleitungen ist sehr nötig, 
schon um deren Herausziehen auszuschließen, 
und natürlich auch um‘ Erwärmung durch 
schlechten Kontakt zu vermeiden. Für Ent- 
lastung der Kontakte muß Vorsorge getroffen 
sein. Im Stecker müssen Ecken und Kanten 
vermieden werden, damit die Isolation nicht 
leiden kann; vorteilhaft ist trompetenförmige 
Erweiterung der Bohrung für das Anschluß- 
kabel. Der etwaige Kabelschutz aus Metall- 
spiralen oder Schläuchen muß auch Formen 
vermeiden, die das Kabel verletzen könnten. 


Die ortsfesten Anlagen für Heizapparate sind ! 


1920. Heit 15. 


15. April 1820. 


noch nicht normalisiert, und es sollten, bis dies 
geschieht, die bereits normalisierten Anschlüsse 
für gekapseltes Material benutzt werden. Die 
angezogenen Beispiele (Speisewärmer, Schmelz- 
kessel) zeigen, daß sich so einwandfreie An- 
schlüsse herstellen lassen. Auch die Anschlüsse 
und Verbindungen im Innern der Heizapparate 
liegen noch vielfach im argen. Das Beispiel 
eines armierten Heizelements wird angeführt, 
bei dem die Anschlußfahnen unmittelbar aus 
dem Glimmer durch eine Öffnung in der Metall- 
armatur herausragen. Eine durch dieBenutzung 
eingetretene Verschiebung hatte dann Schluß 
herbeigeführt. Es wird eine verbesserte Kon- 
struktion mit zuverlässigem, in einen Isolier- 
stein gebettetem Schraubenanschluß beschrie- 
ben, welche eine Verlagerung von Teilen un- 
möglich macht. Für die Innenverbindungen 
empfiehlt Verfasser an. Stelle der gebräuch- 
lichen Asbestdrähte und Perlenschnüre starre 
Verbindungen und zeigt die Ausführung von 
solchen an einem Wärmetisch. (Schneider, 
„Mitt. d. Vereinig. d. El.-W.‘, Bd. 18, 1919, 
2.2982) “= W. 


Maschinenantrieb. 


Entlastungsvorrichtung für elektrisch ange- 
triebene Druckluftpumpen. — Bei der Umwand- 
lung einer einzylindrigen Druckluftpumpe für 
den elektrischen Betrieb stellte sich heraus, daß 
der normale Kraftbedarf bei Vollast 11,2 kW 
betrug, daß er jedoch auf beinahe das 
Doppelte anstieg, wenn der Kolben bei der 
Kompression auf halbem Wege stehen geblieben 
war.: Der Antrieb wurde mittels 11,2 kW-Mo- 
tors und Anlassers ausgeführt, doch versagte 
der letztere, der bis zu 12-mal i. d. Stunde ein- 
zuschalten hatte, vollkommen. Da ein Anlasser 
höherer Leistung der Kosten wegen nicht in 
Frage kam, so wurde eine automatische Ent- 
lastungsvorrichtung für den Kompressionshub 
beim Anlassen des Motors entworfen, die in fol- 
gender Weise wirkt. Beim Anlassen des Mo- 


tors (Abb. 3), was durch Schließen des doppel- 


ı 


Elektromagnetspule 


Nelz 
Abb. 3. Schaltplan. 


oligen Schalters DPS infolge Erregung der 
Blektromagnetspule SC des Anlassers ST ge- 
schieht, wird der Arm SA über die Kontakte 
1 bis 8 geführt. Am Pumpenzylinder ist der 
Auslaßhahn DV (Abb. 4) angebracht, der ge- 


RR 
HI-TL. STR ZR 
AIZA N a 
SE! Ki 


D 


DAL 
Zyiinderwand \ 


_  Aalben 


Abb. 4. Elektromagnetisch betätigter Auslaßhahn. 


wöhnlich geschlossen ist und nur während des 
Anlassens, u. zw. bis der Arm SA den Kontakt 
7 erreicht hat, durch die Elektromagnetspule 
VS offengehalten wird. Beim Übergang auf 


Kontakt 8 läuft der Motor schon annähernd mit 


Höchstgeschwindigkeit, so daß seine lebendige 
Kraft die plötzliche Belastung, welche durch 
Schließung des Hahnes DV eintritt, überwin- 
den kann. ( ist ein selbsttätiger Schalter, der 
durch den Druckluftschalter R gesteuert wird. 
Abb. 5 (8. 299) zeigt die durch die Anordnung 
erreichte Wirkung. (,‚The Electrician‘“ Bd. 83, 
1910.85. DW | 


m in Be al ae u STE 1 u u a 2 


DE Dan 


f 
inefengetriebe), 
7,Z»14/20/5: 


en en nn 


15. April 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 15. 


299 


MT Ohne Entlastevorrichtung-----——-—- -- — 


7; 
H 


, | 
| 
e- Mit Entlasfevorrichtung --———i 


Abb: 5. Arbeitsvorgang der Druckluftpumpe. 


Krane und Förderanlagen. 


Elektrischer Drehkran. — Der drehbare 
Oberteil des von der Gießerei Bern erbau- 
ten.  Drehkrans von 6 t Tragkraft und 
5 m Ausladung ist in der “üblichen Weise 
oben mittels Spurlagers gestützt und unten 
durch Laufrollen geführt. Der Hubmotor, der 
durch ein doppeltes Stirnrädervorgelege auf 
die Hubtrommel arbeitet, wird beim Zuhoch- 
ziehen der Flasche selbsttätig ausgeschaltet, 
indem ein senkrecht geführter Bügel durch die 
Flasche angehoben ein Drahtseilchen anzieht, 
das auf den Endschalter eimwirkt. Das Senken 


en 


_ Endausschalter | 


’Handanfrıeb. 
b77, z-22h00N.. 


£+777, z.18h00. ( 3 N . 
ee : | 2 H-öremslöft- 

[. IER\ ‚Pagnet | y 
IINEN” Vi 


971, 2:16/24. Be r re 
Ks 


Abb. 6. Drehkran für 6 t Tragkraft. & 


der Lasten erfolgt durch elektrische Bremsung, 
u. zw.,da zum Antrieb Drehstrom vorgesehen ist, 
durch Umlegen des Steuerschalters auf Gegen- | 
strom. Für den Fall einer Stromunterbrechung 
ist ein Nothandantrieb vorgesehen. Zu dem 
Zweck kann eine Handkurbelwelle seitlich ver- 
schoben werden, so daß deren Zahntrieb in. das 


- Rad des Motorvorgeleges eingreift. Das Motor- 


triebrad wird hierbei durch Drehen des Motors 


um einen. im Motoruntersatz angebrachten 
- senkrechten Bolzen außer Eingriff gebracht. 
‚ Ferner wird beim Handantrieb das 


Brems- 
system durch Lösen eines Kuppelstiftes in der 
Weise geändert, daß die Bremse nunmehr als 
gewöhnliche Sperradbremse wirkt. Zum Ab- 


De | 


bremsen des Nachlaufs des Drehwerksmotors 
ist auf der Motorvorgelegewelle eine Backen- 
bremse vorgesehen, die vom Führerstand us 
mittels eines Fußtritts zur Wirkung zu bringen 
ist. Auch das Drehwerk besitzt einen Nothand- 
antrieb, durch den mittels einer ein- und aus- 
rückbaren Keilkupplung das Drehwerk in. Be- 
wegung gesetzt werden kann, ohne daß der 
Motor sich mitdreht. Die elektrische Steuerung 
des Hub- und Drehwerks geschieht mit Hilfe 
eines einzigen Fahrschalters mit Universalsteue- 
rung durch nur einen Hebel, dessen Steuer- 


bewegungen sympathisch sind. (Schweizerische ' 


Bauzeitung Bd. 67, 8. 72.) F.W. 


EM ‚halter Il 


Hubmotor __etziei ml N 
nsP$n:950 ig) ! 


Kerne 


des 


Kontreller 


Schnitt c:d —- i — 
WB } 


er 


Werkstatt und Baustoffe. 


Elektrisch angetriebene Werkzeugmaschinen,. 


— Die Vorzüge des Einzelantriebes von Werk- 
zeugmaschinen sind namentlich in der jetzigen 
Zeit sehr in die Augen springend. Beiseiner Ver- 
wendung fallen vor allem die verdunkelnden und 
kraftfressenden Transmissionen. mit ihren z. Zt. 
fast unerschwinglichen Riemen fort. Der Betrieb 
wird aber auch elastischer, Störungsursachen, die 
in den Transmissionenihren Grund haben,werden 
‚ausgeschaltet, und es ist nicht mehr nötig, alle 
Arbeitsmaschinen beim Stillsetzen zu entlasten 
und nach dem Anfahren wieder neu einzustel- 
len. In den „B. B. C.-Mitteilungen‘‘, Bd. 5, 
1919, 8. 215, werden einige elektrische Antriebe 
von Werkzeugmaschinen abgebildet und be- 
schrieben. Sie sind allerdings nicht als organi- 
sche Bestandteile der betreffenden Werkzeug- 


maschinen ausgebildet, und auch die Anordnung... 


und Form der Regelungsvorrichtungen läßt er- 
kennen, daß die Lösung der Frage zunächst nur 
mit kleinen Mitteln versucht worden ist; doch 
kann hier ins Feld geführt werden, daß dadurch 
die unter Umständen erforderlich werdende 
Rückkehr zur alten Betriebsweise erleichtert 
wird. Bei einer Revolverbank ist der umsteuer- 
bare Motor direkt mit dem im Kastenfuß einge- 
bauten Vorgelege gekuppelt; letzteres treibt die 
Bankspindel mittels eines Riemens an. Alle 
weiteren Riemen fallen fort. Bei einer Hohl- 
schleifmaschine wird derselbe Antrieb verwen- 
det, außerdem ist der Motor mit der die Schleif- 
vorrichtung antreibenden Welle direkt gekup- 
pelt.. Bei einer Drehbank ist der Antriebsmotor 
mittels Ausrückerstange ein- und ausschalt-, 
sowie umsteuerbar angeordnet. Bei einer Säu- 
i [ 


lenbohrmaschine sind Motor und Schaltvor- 
richtung an die Säule angebaut; der .Motor 
treibt das in halber Säulenhöhe angebrachte 
Vorgelege durch Riemen an. Während bei vor- 
handenen normalen Werkzeugmaschinen mit 
umlaufender Bewegung meist Motoren ohne 
Drehzahlregelung genügen, da Einrichtungen 
für, Geschwindigkeitsänderung an den Ma- 
schinen selbst vorhanden sind, so ergeben 
sich naturgemäß günstigere Betriebsverhält- 
nisse, besonders geringerer Energieverbrauch 
und engere Regelung, wenn regelbare Gleich- 
strommotoren Verwendung finden. Für den 
Betrieb z. B. von Hobelmaschinen sind nur 
diese vorteilhaft, weil ihre bessere Steuerbar- 
keit jede beliebige Schnittgeschwindigkeit ein- 
zustellen und sofortiges Stillsetzen der Ma- 
schine herbeizuführen gestattet und so be- 
schleunigte und hochwertige Arbeit ermöglicht. 
Im Falle des gezeigten Antriebes ist ein Gleich- 
strommotor von 22 kW für normal 900 Umdr 
1.d. Min miteiner Hobelmaschine von 9m Hobel- 
länge und 1,8 m Tischbreite direkt gekuppelt 
und wird in Leonardschaltung betrieben. Die 
Schnittgeschwindigkeit ist von 6 bis 18 m/min 
an einer Skala einstellbar. Der ‚Schlitten kann 
durch einen Handhebel in jeder beliebigen. Stel- 
lung angehalten werden; seine Steuerung im 
normalen Betriebe erfolgt durch am Hobel- 
tisch angebrachte, verstellbare Knaggen, wobei 
erhöhte Rücklaufgeschwindigkeit durch ent- 
sprechende Feldschwächung des Motors erreicht 
wird. Der Motor ist lösbar gekuppelt, u. zw. 
kann Entkupplung von Hand vorgenommen 
werden; sie erfolgt selbsttätig elektromagne- 
tisch, entweder bei Überlastung durch Über- 
stromschütze oder durch Betätigung eines der 
Ausschaltdruekknöpfe. In Gang gesetzt wird 
der Motor durch Niederdrücken eines der mit 
„Ein‘‘ bezeichneten Druckknopfschalters, die 
an verschiedenen Stellen der Maschine ange- 
bracht sind. Der Stromkreis der durch die 
Leonardschaltung bedingten Steuerdynamo 
enthält keinen Schalter, also auch keine der 
Abnutzung unterworfenen Kontakte. Leonard- 
schaltung wurde für diesen Antrieb verwendet, 
da mit einem einfachen Nebenschlußmotor 
wohl genügend feinstufige Drehzahlregelung er- 
reichbar ist, der Motor jedoch bedeutend größer 
gewählt werden muß, und weil im Ankerkreis 
liegende, sich durch das häufige Umschalten bei 
Drehrichtungswechsel stark abnutzendeSteuer- 
apparate vermieden werden sollten. W. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Aus den Generalversammlungen des Ver- 
bandes Schweizerischer Elektrizitätswerke und 
des Schweizerischen Elektroteehnischen Ver- 
eins. — Im Oktober 1919 haben in Montreux 


(die Generalversammlungen des Verban- 


des Schweizerischer Elektrizitäts- 
werke (Vorsitzender Ringwald, Luzern) und 
desSchweizerischen Elektrotechnischen 
Vereins (Vorsitzender Dr. Tissot, Basel) 
stattgefunden. In ersterer erstattete Dipl.-no. 
Cagianut, Leiter der wirtschaftlichen Abtei- 
lung des Generalsekretariats, ein Referat über: 
„Die Frage der Erhöhung der Energiepreise 
der schweizerischen Elektrizitätswerke‘“). Wäh- 
rend vor dem Kriege das durchschnittliche 
finanzielle Ergebnis der schweizerischen Kraft- 
werke, in denen, ohne Bahnkraftwerke und 
Werke von Selbstverbrauchern der elektro- 
chemischen Industrie, bis Ende1918 schätzungs- 
weise rd 800 Mill. Fr angelegt waren, als befrie- - 
digend bezeichnet werden konnte, brachte der 
Krieg’ zunächst eine Hochkonjunktur der wirt- 
schaftlichen Lage der Werke mit starker Er- 
höhung der Einnahmen, der aber sehr rasch 
eine bedeutende Vermehrung der Ausgaben 
folgte, die im laufenden und den kommenden 
Jahren noch weiter ansteigen wird. Aus den 
Geschäftsberichten einer Reihe von Werken 
läßt sich deutlich nachweisen, daß die Ent- 
wicklung der Einnahmen mit jener der Aus- 
gaben nicht Schritt hielt, so daß ohne rascheste 
Anpassung der Strompreise an die durch den 
Krieg vollständig geänderten Gestehungskosten 
zu befürchten ist, daß die heute noch gut situ- 
ierten Werke bald aus dem finanziellen Gleich- 
gewicht geraten werden. Nach Hinweis auf die 
Maßnahmen, die in Deutschland, Frankreich, 
und Italien zur Verbesserung der Strompreise 
getroffen worden sind, wurden die schweizeri- 
schen Verhältnisse besprochen und folgende 
Möglichkeiten, bestehende Stromlieferungsver- 
träge abzuändern, als namentlich auch für pri- 
vate Werke praktisch durchführbar erwähnt: 
1. Die Preise und Lieferungsbedingungen be- 
stehender Verträge können auf Grund gütlicher 
Vereinbarung abgeändert werden. 2. Der Liefe- 
rant kann Preiserhöhungen durch gerichtlichen 
Entscheid anstreben. 3. Durch behördliche 
Anordnung können Bestimmungen erlassen 


1) Vgl. „Bulletin d. S.BE.V.“, Bd. 10, 1919. 


300 


v0 


h 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heft 15. 


15. April 1920. 


werden, welche zu dem gewünschten Ziele 
führen. ; 
Die Aussichten, bestehende Konzessions- 
bestimmungen oder langfristige Verträge auf 
dem Wege gütlicher Vereinbarung mit den be-: 
troffenen Behörden oder Abnehmern oder auf 
dem Wege gerichtlicher Entscheide im Sinne 
einer Preiserhöhung abzuändern, ‚wurden als 
sehr gering bezeichnet. Die baldige Erhöhung 
der Kleinverkaufstarife bei denen es sich meist 
nur um kurzfristige Bindungen handelt, dürfte 
jedoch keine Schwierigkeiten bereiten; die vom 
Vorstand des S.E.V. kürzlich ernannte Tarif- 
kommission soll sofort an die Prüfung und Lö- 
sung dieser Frage herantreten. Die Abänder- 
rung langfristiger Lieferverträge kann, nach 
dem Referenten, jedoch nur auf dem Wege be- 
hördlicher Maßnahmen erfolgen. Die Versamm- 
lung beschloß, die Frage der Tariferhöhung für 
elektrische Arbeit einer später einzuberufenden 
Diskussionsversammlung vorzulegen. 


In der Generalversammlung des S.E.V. 
wurde dem Vorstand Vollmacht erteilt, den 
Bau eines eigenen Gebäudes in Zürich für die 
Vereinszwecke auszuführen, 

Der Generalsekretär Prof. Dr. Wyssling 
faßte in einem Bericht ‚über. die Normalisie- 
rung der Gebrauchsniederspannungen‘‘ die Er- 
gebnisse der eingehenden Studien in dieser 
Frage zusammen, wies auf die großen Vorteile 
der Spannungsvereinheitlichung sowohl für die 
Erzeuger von Maschinen und Apparaten wie für 
die Verbraucher gegenüber den in der Schweiz 
bestehenden 36 verschiedenen Niederspannun- 
gen hin und stellte schließlich zwei Vorschläge 
von Spannungssystemen einander gegenüber, 
über deren Wahl die Versammlung nach An- 
trägen des Vorstandes entscheiden sollte. Ob- 
schon die vorgeschlagenen Normalspannungen 
der Elektrotechnikerschaft zur Anwendung 
ausdrücklich nur empfohlen wurden, -beschloß 
die Versammlung nach längerer Aussprache, 
die zeigte, daß trotz vielfacher Behandlung des 
Gegenstandes im Vereinsorgan und in Bespre- 
chungen noch keine einheitliche Auffassung 
über die zweckmäßigste Lösung der Frage zu- 
stande gekommen ist, die Angelegenheit noch- 
mals an den Vorstand zur Behandlung in einer 
späteren Generalversammlung zurückzuver- 
weisen. Ein aus Mitgliederkreisen gemachter 
Vorschlag, eine Kommission zur Ausarbeitung 
neuer Vorschriften über Glühlampenprüfungen 
zu ernennen, wird im Vorstand bzw. im Ver- 
waltungsausschuß zur Sprache gebracht wer- 
den. Mn. 


Verschiedenes. 


Über Wasserschläge in den Leitungen 
von Wasserkraftwerken und ihre Verhin- 
derung. — Wasserschläge nennt man be- 
kanntlich die in Rohrleitungen infolge von Ge- 
schwindigkeitsänderungen des Wassers auf- 
tretenden Drucksehwankungen (Überdrucke), 
die in Turbinenanlagen gewöhnlich ihre Ur- 
sache in der bei der Drehzahlregulierung vor- 
genommenen Verstellung der Schützenöffnung 
haben. Genaue Kenntnisse dieser Überdrucke 
ist um so wichtiger, als von der richtigen Be- 
messung der Rohrwandstärken die Betriebs- 
sicherheit abhängt. Es werden jetzt Weasser- 
geschwindigkeiten von 5bis 6 m/s, gegen früher 
2 bis 3 m/s benutzt, und hierdurch wird, eine 
erhebliche Erhöhung der auftretenden UÜber- 
drucke bewirkt. Causse teilt in ‚Genie 
Civil‘, Bd, 76, 1920, S. 9 und 35, einiges über 
die Theorie der Wasserschläge und über die 


Sraubecken 


zu den Wassermororen 


Abb. 7. 


zur Verhütung zerstörender Wirkungen an- 
wendbaren Mittel mit. Bei den neuzeitlichen 
Leitungsführungen wird entweder ein be- 
sonderer, oben offener Behälter vorgesehen, 
welcher mit dem nur wenig höher liegenden 
Staubecken durch eine schwach geneigte, 
1 bis 10 km lange Zuführungsleitung verbunden 
ist und die Turbinen mittels einer mehr 
oder weniger senkrecht geführten Hochdruck- 
leitung speist (Abb. 7), oder es ist ein Behälter 
mit niedrigerem Wasserspiegel nicht vorhanden, 
sondern die Rohrleitung führt in mehr oder 


weniger gleichmäßiger Senkung zu den Tur- 
binen, und eine senkrechte Ausgleichleitung 
mit aufgesetztem Behälter, dessen Flüssigkeits- 
spiegel sich in gleicher Höhe mit dem des Stan- 


beckens befindet (Abb. 8), gestattet den Über- 


Staubecker 


u u 


"zu den Wassermortoren 


Abb. 8. 


druckwellen freies Spiel, so daß eine rasche 
Dämpfung durch das Mitschwingen der ge- 
samten Wassermasse eintritt. Der Wasserschlag 
entwickelt sich nur 
leitung, die zwischen Schütze und Ausgleich- 
leitung liegt, so daß eine solche in unmittel- 
barer Nähe der Schütze das Auftreten des 
Wasserschlages nahezu für die gesamte Rohr- 
leitung ausschließt. Schließlich kann die Lei- 
tung ohne Zwischenbehälter oder senkrechte 
Ausgleichleitung direkt vom Staubecken zu 
den Turbinen geführt sein. Falls man Wasser- 
verlust zulassen will, kann man auch, den 
oberen Teil der Ausgleichleitung als Über- 
fall ausbilden, wodurch die Ausführung billiger 
wird. Ferner kann man durch Verlängerung 
der Dauer der Schützenschließung den Wasser- 
schlag im wesentlichen. zum Verschwinden 
bringen. Eine andere Anordnung beruht da- 
rauf, daß man durch Querschnittsverminde- 
rung der Rohrleitung die Wassergeschwindig- 
keit in der’ Nähe der Turbinen so stei- 
gert, daß der auf die Rohrwand ausgeübte 
Druck null wird, so daß man das Rohr auf ein 
ganz kurzes Stück unterbrechen kann. Der 
Wasserschlag äußert sich dann nur zwischen 
der Schütze und dieser Unterbrechungsstelle, 
welche den Druckausgleich unter Wasserver- 
lust bewirkt. Kompensierende Schützen wirken 
so, daß der Wasserzufluß gleichförmig bleibt, 
indem unter dem Einfluß des Reglers ein Teil 
des Wassers die Turbine betreibt, während 
der Rest dem Abflußkanal zugeführt wird. 
Dieselbe Wirkung erreicht man durch. Stral- 
ablenker. Der. auftretende Überdruck ist um 
so größer, je plötzlicher die Schließung der 
Schütze erfolgt, steigt in einfachem Verhält- 
nis mit der Wassergeschwindigkeit, ist aber 
von dem statischen Wasserdruck unabhängig 
und daher namentlich für Anlagen mit ge- 
ringem Druck von großer Wichtigkeit. Der 
als Wasserschlag sich äußernde Überdruck hat 
oszillatorischen Charakter, wobei durch Re- 
flexion und Interferenz der in der Rohrleitung 
verlaufenden Druckwellen ziemlich verwickelte 
Verhältnisse geschaffen werden. Bei der Be- 
rechnung sind außer der reinen Theorie auch 
empirische Werte zu berücksichtigen. Da die 
Geschwindigkeitsregelung der Turbinen eine 
sehr allmähliche Anderung der Schützen- 
öffnung nicht zuläßt, so ist stets mit dem 
Auftreten von Wasserschlägen zu rechnen, und 
es sind deswegen zum Schutze der Leitungen 
besondere Anordnungen entwickelt worden. 
Die einfachste, bereits oben erwähnte, ist die 
Ausgleichleitung mit aufgesetztem Behälter. 

Die Anwendung dieser Hilfsmittel ist mit 
Wasserverlusten verbunden. Auch werden nur 
die Wasserschläge, die dem raschen Schließen 
der Schütze ihre Entstehung verdanken, ver- 
mieden, nicht aber die Druckverminderungen 
durch plötzliches Öffnen, welche nach Re- 
flexion vom anderen Ende der Rohrleitung 
als Druckvermehrungen auftreten. In die 


Trinkwasserleitung von Grenoble hat man mit 


gutem Erfolge Ventile eingebaut, in denen auf- 
tretende Uberdrücke der Kraft von Federn ent- 
gegen wirken, einen Kolben bewegen und da- 
durch zwecks Druckausgleich einen Auslaß 
öffnen. Schließlich kann man die Wasser- 
schläge durch Luftbehälter, welche am unteren 
Ende der Rohrleitung angeordnet sind, ver- 
ringern. Hierbei treten keine Wasserverluste 
auf, doch muß die Luft häufig erneuert werden, 
da sie sich schnell in dem Druckwasser auflöst. 
Ein weiterer Übelstand ist bei diesem Ver- 
fahren das Auftreten von Schwingungen, die 
zur Interferenz gelangen und dadurch rythmi- 
sche Drucksehwankungen herbeiführen ge 


Industrie und Handel. 


Die monopolistische Gesehäftsgebarung der 
Eleetrie Lamp Manufaecturers’ Association of 
Great Britain. — Mitte März hat das englische 
Handelsamt einen außerordentlich interessan- 
ten Bericht des von dem Standing Commit- 
tee on Trusts eingesetzten Unterkomitees 
veröffentlicht, dem die Aufgabe zugefallen war, 


in dem Teil der Rohr- 


das Bestehen eines Trustes in der Glühlam- 

penindustrie und gegebenenfalls dessen Ein- 
tluß auf die Preise der Lampen zu erforschen.!) 

Das Komitee hat von Vertretern der Electrie 

Lamp Manufacturers’ Association of Great 

Britain, Ltd. sowie von solchen der dieser Ver- 
einigung angehörenden oder ihr fernstehenden 
Produzenten, ferner von Agenten und Händ- 
lern Auskünfte eingezogen, die nicht immer 
bereitwillig gegeben worden zu sein scheinen, 
und seine Untersuchung auch auf Patentrechte 
und Vereinbarungen internationalen Charak- 
ters ausgedehnt. Sein Bericht gibt zunächst 
eine kurze historische Darstellung der 
Entwicklung auf dem Gebiet der Fabrika- 


"| tion elektrischer Glühlampen und stellt dann 


fest, daß vor dem Kriege die jährliche Erzeu- 
gung in England ungefähr 25 Millionen, in den 
V.S. Amerika 110 Millionen, in Deutschland 
100 Millionen und in Holland 16 Millionen Stück 


' betrug. Während des Krieges ist sie in Amerika 


um 60%, in Großbritannien um 20% gestiegen, 
während der holländischen Produktion ein be- 
trächtlicher Teil sowohl des britischen wie des 
deutschen Außenhandels zufiel. 1913 hat Eng- 
land 3,3 Mill. Lampen im Werte von 0,196 
Mill. £ eingeführt und 3,7 Mill. Lampen im 
Wert von 0,192 Mill. £ exportiert; letztere 
Menge ist’'während des Krieges zurückgegangen, 
indessen der Import zunahm. 1919 betrug die 
Zahl der eingeführten Lampen über 2,5 Millio- 
nen, die der ausgeführten mehr als 2,8 Millionen, 
allerdings nur im Wert von etwa % des Im- 
portes. Der Verbrauch in dem Vereinigten 
Königreich wird heute auf 30 Millionen jährlich 
geschätzt. Der Erfolg der ersten in England 
unter Benutzung deutscher und österreichi- 
scher Patente angefertigten Metallfadenlampen 
ermutigte andere elektrische Konzerne und 
führte zu neuen, z. T. ineinander übergreifen- 
den Patenten, damit aber auch zu kostspieligen 
Prozessen. Um diese durch eine Arbeitsgemein- 
schaft zu vermeiden, vereinigten sich die Bri-. 
tish Thomson-Housten Co., die General Elec- 
trie Co. und Siemens Brothers zunächst bezüg- 
lich gegenseitiger Anerkennung von Schutz- 
rechten sowie des Austausches von Lizenzen 
und Erfahrungen, dann aber auch hinsichtlich 
des Verkaufs. Mit der Ediswan Electrie Co. 
entstand so vor etwa 7 Jahren die „Tungsten 
Lamp Association‘ und ging 1919 in die 
ähnliche Zwecke verfolgende „ElectrieLamp 
Association of Great Britain, Ltd.“ 
auf?). Diese umfaßt jetzt die British Thomson- 
Housten Co., Ltd., die General Eleetrie Co., 
Ltd., Siemens Bros., Ltd., die Ediswan Eleec- 
trice Co., Ltd., Foster Engineering Co., Stearn 
Electrie Lamp Co., Ltd., die „Z‘‘ Eleetrie Lamp 
Manufacturing Co., ferner die British Westing- 
house Eleetrie & Manufacturing Co., Ltd. (jetzt 
Metropolitan-Viekers Electrical Co., Ltd.), ı 
Dick, Kerr & Co., Ltd. (Britannia Lamp & Ac: _ 
cessories Co., Ltd.) und die Pope‘s Electric 
Lamp Co., Ltd., während ihr die Cryselco 
Lamp Co., Ltd., Crowther & Osborn; Ltd. _ 
(Sceando Lamp Co.), die Imperial United 
Lamp Co., Ltd., Corona Lamp Works, Ltd., 
Harlesden Lamp Co. (Stella Lamp Co.), Maxim 
Lamp Works, Ltd. und die Notable Lamp Co., 
Ltd. nicht angehören. Vor dem Kriege kon- 
trollierte die Association ungefähr 85% der bri- 
tischen Erzeugung, im letzten Jahr dagegen 
schon 90 bis 95%. 


Nach 'soleher Feststellung eines tatsächlich 
vorhandenen Trustes behandelt der Bericht 
weiter den Einfluß dieser Handelsvereini- 
gung auf die Preise der elektrischen Glüh-. 
lampen. Die Mitglieder der Association be- 
stimmen einen allgemeinen Kleinhandelspreis 
für die verschiedenen Typen und Stärken der 
Lampen, zu dem sie an die Konsumenten ver- 
kauft werden müssen und bewilligen den Agen- 
ten und Kleinhändlern einen vereinbarten Ra- 
batt. Jeder als solcher anerkannte Kleinhänd- 
ler kann 20% Grundrabatt auf den Detailver- 
kaufspreis erhalten; außerdem aber hat jeder 
Händler mit Lampen der Association die Mög- 


lichkeit, einen dem reinen Wert der von ihm 


jährlich von allen assoziierten Firmen bezoge- 


nen Lampen proportionalen Vorzugsrabatt R 
nagh einer gleitenden Skala zu genießen, die 
mit 22%, auf 70 £ beginnt und bis 39% aut 


55 000 £ steigt. Wenn der Nettowert der Be- 
züge eines Händlers ihn zu. einem Rabatt von 
22 bis 28% berechtigt, muß er die Versiche- 
rung abgeben, daß er keine anderen Fabrikate 
als solche der Association anbieten, einla 

oder Aufträge darauf suchen will (the retailer’s 
agreement). Für 30% und mehr Rabatt wird 
außerdem die Erklärung gefordert, daß der 
Verkäufer ausschließlich Lampen der Vereini- ” 
gung absetzt (the factor’s agreement). Der 
Kleinhändler kann demnach auch Lampen 
anderen Ursprungs verkaufen, wenn sie vom 
ihm verlangt werden, der Agent dagegen in 


1) Vgl. „The Blebtrieal Review“ Bd. 86, 1920, 8. 412, 
) Vgl. „ETZ* 1919, 8. 418. A! Ze 


ern 


- 


15. April 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 15. 


sol 


keinem Fall. Sollte ein soleher doch mit ande- 
ren Lampen handeln oder zu anderen als den 
vorgeschriebenen Rabatten weiter verkaufen, 
so werden ihm die Lieferungen entzogen und 
sein Name kommt in das Verzeichnis derjeni- 
gen, die Nettolistenpreise bezahlen müssen. 
Ein Kleinhändler, der den Bestimmungen der 
Association zuwiderhandelt, verliert den Vor- 
zugsrabatt bzw. wird ebenfalls in der genannten 
Liste vermerkt. Wer an das Publikum zu an- 


- deren als den von der Association festgesetzten 


Preisen verkauft, verfällt der Eintragung in das 
Register der“ Firmen, denen weder von den 
Fabrikanten noch von den Agenten der Asso- 
ciation Rabatt gewährt wird. Das Nettolisten- 
reis-Verzeichnis enthält weiter alle Agenten 


‘für nieht von der Association hergestellte Lam- 


en, die Erzeuger letzterer und die nicht zuver- 
ässigen Kleinhändler, die sich als solehe aus- 
eben, um für den eigenen Gebrauch billige 
ampen zu erhalten. In dieser sogenannten 
„Schwarzen Liste‘ sind z. Zt. etwa 100 Firmen 
verzeichnet. Auf solche Weise sind allen der- 
Handelsvereinigung nicht angehörenden Pro- 
duzenten die normalen Absatzwege weitgehend 
verschlossen; eine neue Fabrikationsfirma, die 
sich der Association nicht angeschlossen hat, 
würde für den größten Teil ihres Absatzes von 
Großkonsumenten (Staatsbehörden, Gemein- 
den, Warenhäusern, Werkstätten, T'heatern, 
Hotels, Bergwerken oder Bahngesellschaften) 
abhängen, während sie für den Verkauf an das 


‘ Publikum fast ganz auf Agenten angewiesen 


wäre, die mit nicht von der Association produ- 
zierten Lampen handeln bzw. auf unbedeu- 
tende Kleinhändler. Die Stellung der außer- 
halb der Association stehenden Erzeuger wird 
wahrscheinlich infolge Einführung der durch 
Patente der Association kontrollierten Halb-' 
wattlampe künftig noch schwieriger werden. 
Kein Händler, der Agent für eine nicht von der 
Handelsvereinigung erzeugte Lampe wird, kann 
sich eine Halbwattlampe anders als zu Netto- 
listenpreisen verschaffen, es sei denn, daß er 
sich den oben genannten Bedingungen der 
Association unterwirft und damit der Vorzugs- 


 rabatte teilhaftig wird. Die Handelsvereinigung 


ist tatsächlich in der Lage, die nicht zu ihr ge- 
hörenden Produzenten fast ganz vom Verkauf 
an das große Publikum auszuschließen. Bis 
das Angebot die Nachfrage nicht erheblich 
überschreitet, besteht nach Ansicht des Komi- 
tees keine Aussicht, daß die von der Handels- 
vereinigung für den Verkauf an das Publikum 
bestimmten Preise auf dem Wege tatsächlicher 
Konkurrenz, soweit essich um in England außer- 
halb der Association produzierte Lampen han- 
delt, eine Herabsetzung erfahren; dann 
allerdings können der Association fernstehende 
Erzeuger oder bedeutende Händler bzw. beide 
en wohl den Versuch machen, 

ie Listenpreise der Association zu brechen 
und ihren Markt zu erweitern. Indessen ist das 
Risiko so erheblich und der Reiz, sich den 
Listenpreisen der Association anzupassen, so 
stark, daß das Komitee eine ernsthafte Be- 
einflussung dieser Preise durch die Furcht vor 
der Konkurrenz heimischer Fabrikanten in ab- 
sehbarer Zeit nicht für wahrscheinlich hält. 
Ebensowenig würden ausländische Lampen, 
einmal offene Häfen vorausgesetzt, leicht ihren 
Weg durch die normalen Verteilungskanäle 
finden, weil die Vereinbarungen, auf Grund 
deren die Mehrheit der Verteiler mit Lampen 
der Association handelt, gegen den Import ge- 
richtet sind, soweit dieser nicht von der Han- 


. delsvereinigung selbst betrieben wird. Dieser 


nicht angehörende Firmen, die versuchen 
wollen, die Haushaltungen mit Lampen zu ver- 
sorgen, sind gezwungen, Agenten und Klein- 
händlern größere Rabatte einzuräumen als die 
Produzenten der Association, um sie zu veran- 
lassen, die Vorzugsrabatte der Handelsvereini- 
gung aufzugeben, oder sie dafür schadlos zu 
alten, daß sie keine Fabrikate der assoziierten 
Erzeuger zu einen Handel ermöglichenden 
Preisen erhalten. . S 
Nach Ansicht des Komitees sollte es, ganz 
abgesehen von einer Verringerung der Produk- 
tionskosten, allein durch größere Wirt- 
schaftlichkeitin der Verteilung möglich sein, 
den Bee für das Publikum um 6d zu 
ermäßigen. Indessen schließt die Politik der 
festen Preise jede solche hinsichtlich des Nut- 
zens der Verteiler anzustrebende Ökonomie 
aus. Die zwischen assoziierten und nicht asso- 
ziierten Firmen noch bestehende Konkurrenz 
wirkt unter den gegenwärtigen Verhältnissen 
als Wettbewerb um den Rabatt für den Handel, 
nicht um den Preis für das Publikum. Die Po- 
litik der festen Preise schafft den leistungsfähi- 


gen Firmen viel mehr Nutzen als den kleineren 
und hindert das Publikum, elektrische Lampen 
zu einem niedrigeren Preis zu erhalten als zu 
dem, der es dem minderwertigsten Kleinhänd- 
ler ermöglicht, recht beträchtlichen Gewinn 
zu machen. 

Aus einem Vergleich der Preise von 
Standard Vacuum-Drahtlampen der Associa- 
tion mit denen ihr nieht angehörenden Unter- 
nehmungen, die hier anzuführen der Raum- 
mangel leider verbietet, zieht das Komitee fol- 
gende Schlüsse: Obgleich die Produktion der 
nicht assoziierten Firmen im allgemeinen klei- 
ner ist als die der assoziierten Gesellschaften, 
können erstere doch Lampen zu niedrigerem 
Preis als diese verkaufen und dabei noch einen 
ausreichenden Gewinn erzielen. Da das Publi- 
kum infolge der Politik der Standardpreise ge- 
zwungen war, für Lampen nicht assoziierter 
Firmen und solche der Vereinigung den gleichen 
Preis anzulegen, blieb der ganze Preisvorteil 
res (1912 für die Agenten 94, d und in den 
etzten Jahren 23%, d) den Haushaltungen vor- 
enthalten. Von britischen Haushaltungen 1912 
zu 2s 6d erworbene Lampen sind an Groß- 
agenten von den Produzenten, u. zw. zweifellos 
mit Nutzen, zu 9d verkauft worden, Lampen, 
die die Haushaltungen in der Zeit zwischen 
September 1913 und April 1917 zu 23 2d ein- 
kauften, wurden von den Erzeugern, u. zw. je- 
denfalls auch mit Nutzen, zu 6 d für den Export 
verkauft und Lampen, für die die Haushaltun- 
gen jetzt 3s zahlen, verkaufen dieFabrikanten, 
sicher wiederum mit Gewinn, zu 1s 434,d 
zwecks Ausfuhr. 

Das Komitee ist darin einig, daß ein we- 
sentlich höherer Kleinhandelspreis sich leicht 
hätte ergeben können, wenn der Lampenpreis 
während des Krieges nicht von einer Vereini- 
gung kontrolliert worden wäre oder wenn die 
Association es gewünscht hätte. Die von ihr 
festgesetzten Preise sind zugleich Höchst- wie 
Mindestpreise, und es ist ebenso ein Bruch des 
Ubereinkommens, Lampen. teurer wie billiger 
als diese zu verkaufen. Während gewisser Pe- 
rioden der Kriegszeit hat die Association ange- 
siehts der Importbeschränkungen in der Tat 
einen beruhigenden Einfluß auf die Lampen- 

reise im Vereinigten Königreich ausgeübt, sie 
ans sie aber ebenso in Zeiten des UÜber- 
flusses gegen die Absenkung schützen. Der 
heutige durchschnittliche Herstellungspreis der 
Lampen, die zu 3s oder 3s.6d dem Publikum 
verkauft werden, schwankt zwischen 9d und 1s 
4d je nach dem Herstellungsverfahren und dem 
Material. Nach einer von der Association bezüg- 
lich der Herstellung von Standard Vacuum- 
Drahtlampen bei vier ihr angehörenden Firmen 
gegebenen Übersicht betrugen in Pence je Lampe: 


1913 1919 
Arbeitskosten 1,9 4,0 
Materialkosten 3,6 9,9 
Fabrikationsunkosten 1,9 2,2 
Handelsunkosten 3 51 
Insgesamt 11,1 21,2 
Durchschnittlich von den 
Erzeugern erzielterPreis 20,6 25,9 
DurchschnittlicherNutzen 
der Erzeuger je Lampe 9,5 4,7 


Unmittelbar vor dem Kriege haben also 
die Lampenfabriken übertriebene Gewinne 
gemacht; sie betrugen 1913 bei vier Firmen 
im Durchschnitt 9%, d auf Lampen, deren Her- 
stellung und Verkauf wenig mehr als l11d er- 
forderte, d. s. über 86%, der Bruttokosten. Im 
letzten Jahre scheinen die Kosten der Erzeu- 
gung und des Verkaufs relativ stärker gewach- 
sen zu sein als der erzielte Preis, und der Ge- 
winn war dementsprechend nur 4%, d bei einer 
Lampe, die zu produzieren und zu verkaufen 
1s 914 d verlangte. Nimmt man assoziierte 
und nicht assoziierte Firmen zusammen, so 
kann-die durchschnittliche Spannung zwischen 
Verkaufspreis und Herstellungskosten beim 
Produzenten zu etwa 1s je Lampe bewertet 
werden, wovon jedoch ein Teil auf Propaganda, 
Handelsunkosten, Versuche, Patentgebühren 
und -rücklagen entfällt. Nach Ansicht 
des Komitees sind 5 d, wie sie die Association 
je Lampe für Verkaufskosten bewilligt, mehr 
als notwendig. 

Während der ersten 7 Monate des Jahres 
1919 hat das Handelsamt der British Thomson- 
Housten Co. 0,25, Siemens Brothers und der 
General Electric Co. je 0,5 Mill. holländische 
Halbwattlampen für die Einfuhr freigege- 
ben. Zu dieser, Zeit wurde die Halbwattlampe 
in Holland zu ußgefähr 3 s gekauft, in England 
aber an die Verbraucher zu 12s 6d abgesetzt. 
Auf Händlerlager geliefert, kosteten diese Lam- 


\ 


pen dort 4s 1d; die Verkaufsunkosten, ein- 
schließlich Transport, Verpackung, Lagerung 
usw., stellten sich auf 2s 14 d, so daß die ein- 
führenden und verkaufenden Firmen insgesamt 
6321, d aufzuwenden hatten. Im Durchschnitt 
erzielte der Handel 8s 61, d, also je Lampe 
einen Nettoverdienst für den Importeur von 
2s4d. An das Publikum wurden diese Lam- 
pen zu 12s 6d verkauft, demnach ‚mit einem 
Gewinn für den Handel von 3s 114% d. Diese 
Angaben gelten bis Ende September 1919, wo 
man. den Preis für den Verbraucher auf 10 s 
6d herabsetzte. Daten aus der letzten Zeit 
ergeben Einfuhrkosten in Höhe von 4s 1d 
und Verkaufsausgaben von ls 84,d, insge- 
samt also 5s 9%. d, ferner einen durchsehnitt- 
lich im Handel erreichten Preis von 6s 104, d, 
somit als Nutzen des Imports 1s %, d und des 
verteilenden Kleinhandels 3s 7°/,d. Das Komi- 
tee ist der Meinung, daß die holländische Halb - 
wattlampe dem Publikum, unbeschadet aus- 
reichenden Verdienstes, recht wohl zu nicht 
mehr als 8s statt 12s 6 d hätte verkauft werden 
können; dieses zahlte bisher etwa 280 000 &£ 
mehr dafür als es hätte ausgeben müssen, 
wenn. Import und Verkauf zweckmäßiger or- 
ganisiert und kontrolliert wären. Hätte man 
ihm holländische Lampen zu einem erheblich 
niedrigeren Preis wie die heimischen Produkte 
angeboten, so würde das allerdings die briti- 
schen Erzeuger in kritischer Zeit ernstlich ge- 
schädigt haben, doch ‚hätten sich, wie das Ko- 
mitee sagt, Mittel finden lassen müssen, um 
den größeren Teil der 280 000 £ der Allgemein- 
heit zuzuführen. Das Komitee erkennt.an, daß 
die englische Glühlampenindustrie ohne irgend 
eine Handelsvereinigung nicht mit Erfolg der 
Konkurrenz ausländischer Fabrikate hätte 
widerstehen können, es vermag aber nicht zu- 
zugeben, daß die von der Association gewählte 
Form für diesen Zweck unerläßlich war, und 
daß die Association der Industrie im ganzen 
alle die Vorteile verschafft hat, die ihr eine un- 
parteiischere Vereinigungsform hätte sichern 
können. Solange die Association sich, nicht 
selbst auf einer gerechteren Grundlage rekon- 


.struiert und einer unparteiischen Geschäftsge- 


barung befleißigt, muß das Publikum den für 
Experimente und Versuche eingeräumten Nut- 
zen als zu hoch und als nicht tatsächlich hier- 
für verwendet ansehen. 

Der Bericht bespricht endlich die Möglich- 
keit einer internationalen Handelsver- 
einigung der führenden Erzeuger Amierikas, 
Hollands und Großbritanniens. Die amerika- 
nische General Electrie Co. besitzt die Majo- 
rität der British Thomson-Housten Co. und 
hat neuerdings ihre Interessen mit den Glüh- 
lampenwerken Philips in Holland verknüpft. 
Von diesen wurde ungefähr !/; der englischen 
Ediswan Electrie Co.-Aktien erworben. Eine 
solche internationale Interessengemeinschaft 
könnte geeignet sein, den Weltlampenmarkt 
zu beherrschen, die Preise zu bestimmen, die 
Produktion zu regeln und Absatzgebiete anzu- 
weisen. Ein auf letzteres bezügliches Abkom- 
men. besteht bereits zwischen Amerika und 
England, demzufolge britische assoziierte Er- 
zeuger vom Export nach den V.S. Amerika, 
Mexiko und Japan ausgeschlossen sind. UÜber- 
dies kontrollieren die englischen assoziierten 
Produzenten durch die General Electrie Co. die 
beste amerikanische Glasballon-Fabrikation 
und haben verhindert, daß nicht assoziierte 
Lampenfabriken solche Spezialballons bezie- 
hen können. Die englischen Verbraucher sollten 
nach Ansicht des Komitees dagegen geschützt 
werden, daß die Preise durch solch eine mäch- 
tige Weltvereinigung hochgehalten werden. 

Am Ende seiner Schlußfolgerungen, 
die das Resultat der Untersuchung, wie es der 
Bericht im einzelnen ausführt, kurz zusam- 
menfassen, erklärt das Komitee es für notwen- 
dig, die Tätigkeit einer Vereinigung, die so ein- 
schneidend einen wichtigen Industriezweig be- 
einflußt, unter öffentliche Kontrolle zu 
stellen. Es empfiehlt zu diesem Zweck ein 
Staatsdepartement einzurichten, das die 
Pflicht haben soll, sich selbst über die Natur, 
die Ausdehnung und Entwicklung von Ver- 
einigungen aller Art zu unterrichten, insoweit 
diese eine Beschränkung des Handels und Mo- 
nopole anstreben, sowie Voruntersuchungen 
auf Grund bezüglicher Beschwerden anzustel- 
len. Weiter wird befürwortet, einen Gerichts- 
hof zu schaffen, von dem sich das Departe- 
ment zur Erzielung von Spezialinformationen 
autorisieren lassen und vor den es zur vollstän- 
digen Aufklärung Fälle bringen kann, in denen 
solch® De er verdächtig erscheinen, 
gegen die öffentlichen Interessen zu handeln, 


Ä 


302 


— = 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 


15. 


z 


15. April 1920. 


nn  —— 


RECHTSPFLEGE. 


Die geplante Verordnung über Abänderung von 
Verträgen. 


Die Entwicklung der wirtschaftlichen Ver- 
hältnisse Deutschlands seit Ausbruch des 
Krieges und besonders seit der Revolution im 
November 1918 hat auch auf rechtlichem Ge- 
biete Erscheinungen hervorgerufen, die man 
im Frieden nicht für möglich gehalten hätte. 
Unbestritten galt vor ällem im Vertragsrecht 
der allgemeine Satz: „paeta sunt servanda‘“ — 
Verträge müssen gehalten werden, wenn auch 
vielleicht einer Partei daraus schwere wirt- 
schaftliche Schädigung erwächst. 

Ein Einfluß veränderter Umstände auf 
den Fortbestand rechtsgültig geschlossener 
" Verträge war gesetzlich nicht anerkannt. Das 

Reichsgericht hat diese Grundsätze im Frieden 
und ebenso in den ersten Kriegsjahren wieder- 
holt klar ausgesprochen. Es hat jedoch seinen 
Standpunkt im Laufe des Krieges infolge des 
ungeahnten Einflusses, den Krieg und Revo- 
lution auf die gesamte Wirtschaft ausübten, 
mehr und mehr ändern müssen. Ein Beispiel 
dafür, wie sehr das Recht ein Spiegelbild der 
Wirtschaft ist. Alle einem Vertragsschluß zu- 
srunde gelegten Berechnungen wurden immer 
wieder durch veränderte Verhältnisse umge- 
stürzt. Das starre Prinzip der Vertragsgeltung 
gestattete aber keine Anderung geschlossener 
Verträge, wenn sie nicht von der Gegenpartei 
gütlich zugestanden wurde. 
: Die Folge war der wirtschaftliche Zu- 
sammenbruch, mindestens eine starke wirt- 
schaftliche Schwächung vieler Unternehmun- 
gen, da das Gesetz sie zwang, 1918 noch zu 
Friedenspreisen zu liefern, wie es vorgekom- 
men ist. 

Erstinfolge des Interesses der Allgemeinheit 
an der Leben sfähigkeit gewisser Betriebe, erst als 
lebenswichtige Unternehmen, wie Gas-, Was- 
ser- und Elektrizitätswerke zusammenzu- 
brechen drohten, griff der Gesetzgeber, der bei 
der bisherigen Rechtsprechung des Reichsge- 
richts allein Abhilfe schaffen konnte, ein. Der 
Einfluß von Krieg und Revolution auf unsere 
wirtschaftlichen Verhältnisse hat dazu ge- 
führt, daß der alte Grundsatz ‚Verträge sind 
heilig‘‘ in bestimmten Grenzen fallen gelassen 
wurde. Der Gesetzgeber mußte unter gewissen 
Voraussetzungen ein Recht auf Abänderung ge- 
schlossener Verträge anerkennen. 

Den ersten Eingriff dieser Art bildet $ 37 
des Kohlensteuergesetzes vom 8. IV. 1917. Die 
durch die Steuer entstehende Verteuerung der 
Kohle kann selbst bei noch laufenden Verträgen 
auf den Verbraucher abgewälzt werden. Der 
zweite Eingriff in rechtsgültige Verträge, der 
hier am meisten interessiert, ist- durch die be- 
kannte Verordnung vom 1. II. 1919 über die 
schiedsgerichtliche Erhöhung von Preisen usw. 
erfolgt!). Die Verordnung hat die Elektrizi- 
: tätswerke endlich von der Fessel der alten Ver- 
träge befreit, die durch die außerordentlich ge- 
stiegenen Gestehungskosten längst überholt 
waren. 

Die Verordnung vom 1. II. 1919 hatin der 
Folgezeit einigen weiteren Verordnungen zum 
Muster gedient, dureh die ein Recht auf Abän- 
derung bestimmter Verträge verliehen wurde, 
so der sogenannten Vermieterschutzverordnung 
vom 22. VI. 1919 (RGB. S. 595), der sogenann- 
ten Vertragsablösungsverordnung vom 8. VIII. 
1919 (RGBl. S. 1375) und der Verordnung über 
die schiedsgeriehtliche Erhöhung von Beförde- 
rungspreisen vom 21. II. 1920 (RGBl. S. 255)2). 
Auch ein Teil der neuen Steuern, vor allem das 
 Umsatzsteuergesetz, können in gewissem Sinne 
hierzu gerechnet werden. 

Von größter Wichtigkeit ist die weitere 
Entwicklung dieser wirtschaftlich und juristisch 
sehr bedeutsamen Frage. Immer wieder wird 
man vor die Entscheidung gestellt, ob denn 
ein früher geschlossener Vertrag auch heute 
noch unter so außerordentlich geänderten Ver- 
hältnissen Geltung hat. Die langfristigen Ver- 


träge spielen in der Industrie die größte Rolle. 


Bei ihrem Abschluß pflest man naturgemäß 
doppelte und dreifache Sicherheiten einzukal- 
kulieren. Und ‘doch werden alle sorgfältigen 
Berechnungen des ‚ordentlichen Kaufmanns“ 
durch die sich überstürzenden Umwälzungen 
auf wirtschaftlichem und auch politischem Ge- 
biete umgeworfen, 

Die sehr bestrittene Frage, ob an sich 
jedem Vertragsschluß stillschweigend, also auch 
ohne ausdrückliche Erklärung, ein Vorbehalt 
gleichbleibender Verhältnisse zugrunde liegst, 
ist noch nicht entschieden. Die Zahl der Ver- 
teidiger einer solchen stillschweigenden Klausel 
ist zwar gewachsen. Die Klausel ist aber auch 
durch die oben erwähnten Verordnungen ge- 
setzlich keineswegs allgemein anerkannt. 

1) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 82. 

2) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 228. 


Die Praxis hat sich mit dieser Tatsache 
abgefunden. Denn niemand wird heute einen 
starren Vertrag abschließen. In alle Verträge 
werden Bestimmungen eingeschoben, durch die 
eine Änderung des. Vertrages selbst ermöglicht 
wird, wenn die ihm zugrunde liegenden Ver- 
hältnisse sieh grundlegend umgestalten sollten. 
Es ist nur zu empfehlen, daß die Parteien in 
solchem Falle auch vereinbaren, wie Streitig- 
keiten wegen derartiger Vertragsänderungen zu 
schlichten sind. An einem Verfahren vor den 
ordentlichen Gerichten ‘wird den Parteien in 
vielen Fällen nichts liegen. Es wird ihnen vor 
allem auf möglichst schnelle Entscheidung 
ankommen. Daher wird auch die Aufnahme 
einer Schiedsgerichtsklausel, die ein ordent- 
liches Verfahren zur Entscheidung von Streitig- 
keiten ausschließt, zu empfehlen sein. 

In jüngster Zeit ist die Frage der Abänder- 
barkeit geschlossener Verträge in ein neues 
Stadium getreten. Für z. Zt. noch laufende 
langfristige Lieferungsverträge hat nämlich der 
Wirtschaftsrat beim Reichswirtschaftsministe- 
rium eine überaus wichtige Entschließung ein- 
stimmig angenommen. Es wurde beschlossen, 
die Reichsregierung um den beschleunigten 
Erlaß einer Verordnung zu ersuchen. Durch 
diese neue Verordnung soll im Gegensatz zu 
den oben erwähnten Finzelverordnungen, die 
ganz spezielle Vertragsgattungen betrafen, ganz 
allgemein der Rücktritt oder die Wandlung von 
Lieferungsverträgen, die vor dem 1. VII. 1919 
abgeschlossen wurden, und deren Bestimmun- 
gen zu den geänderten Verhältnissen in schrof- 
fem Gegensatz stehen, gesetzlich ermöglicht 
werden. 

Die Verordnung soll auch für Lieferungs- 
verträge Geltung erhalten, die bereits rechts- 
hängig geworden sind. Die Abänderung der 
Verträge soll in einem schiedsgerichtlichen Ver- 
fahren erfolgen. Für gegenwärtig oder künftig 
abzuschließende Lieferungsverträge soll die An- 
rufung eines Schiedsgerichts nur dann für zu- 
lässig erklärt werden, wenn die Parteien bei Ver- 
tragsschluß die Anrufung eines Schiedsgerichts 
auf Grund der Valutaverschlechterung oder der 
Selbstkostenverteuerung ausdrücklich verein- 
bart haben. Dies ist ein Hinweis mehr dafür, 
bei jetzt oder künftig zu schließenden Verträgen 
eine ÄAnderungsmöglichkeit von vornherein zu 
vereinbaren. Die Behörden sträuben sich viel- 
fach noch dagegen, eine Schiedsgerichtsklausel 
in Verträge aufzunehmen. Die Reichsregierung 
soll daher darauf hinwirken, daß solchen durch- 
aus berechtigten Wünschen um Aufnahme einer 
derartigen Klausel, vor allem auch. vonseiten 
des Handwerks, Rechnung getragen wird. Auch 
über die Form der Schiedsgerichte sind der Re- 
gierung bestimmte Vorschläge unterbreitet. 
Sie sind in Form von besonderen, über das 
ganze Reich verteilten. Senaten des Reichs- 
wirtschaftsgerichts gedacht. Es ist vielleicht 
zu empfehlen, für diese Schiedsgerichte wieder, 
wie es in der Verordnung vom 1. II. 1919 ge- 
schehen ist, Schiedsriehterlisten aufzustellen, 


damit jede Fachgruppe eine Auswahl unpar- 


teiischer, anerkannt sachkundiger Beisitzer zur 
Verfügung hat. 

Bei Lieferungsverträgen mit Ausländern 
soll die Entscheidung erst nach Anhörung der 
jeweils in Frage kommenden Außenhandels- 
stelle gefällt werden, 

Es liegt auf der Hand, daß die neue Ver- 
ordnung 
wird. Es ist vor allem zu hoffen, daß die Re- 
gierung den Vorschlag mit größter Beschleuni- 
gung prüft und annimmt. Die Industrie muß 
endlich die Möglichkeit erhalten, ihre alten Ver- 
träge im Rahmen der veränderten Verhältnisse 
zu ändern, die auch bei größter Sorgfalt nicht 
voraussehbar waren. Anderseits darf nicht 
übersehen werden, daß diese Vertragsänderun- 
gen in den meisten Fällen eine Abwälzung von 
Mehrkosten auf die Abnehmer bedeuten wer- 
den. Diese Überlegung bedeutete ja auch für 
die Annahme der Verordnung vom 1. II. 1919 
eine ernste Schwierigkeit. Nach der Richtung 
hin wird sich zwar eine eingehende Prüfung 
des Entwurfs zu erstrecken haben, die aber 
den Vorschlag wegen juristischer Bedenken 
nicht zum Scheitern bringen darf. 

Die neue Verordnung ist als Rahmenver- 
ordnung gedacht. Es soll zunächst allgemein 
ein Recht auf Rücktritt oder Wandlung von 
langfristigen Lieferungsverträgen gegeben wer- 
den. Das Reiehswirtschaftsministerium will es 
sich aber vorbehalten, dieses Recht den ein- 


zelnen Industriefachgruppen im besonderen für. 


ihre speziellen Vertragsgattungen zu erteilen. 


Hier hat die Tätigkeit der Interessen ver- 
tretungen in der elektrotechnischen Industrie 
einzusetzen. Sie werden die einzelnen, beson- 
deren Fälle festzustellen haben und mit be- 
stimmten Anträgen an die Behörde heran- 
treten. re 

Gegen die Zulässigkeit von‘ Vertragsände- 
rungen wird immer der Einwand erhoben, sie 


ringensten Bedürfnissen abhelfen 


‚iehtsverhandlung 


‚riefen eine wunerträgliche Rechtsunsicherheit 


hervor. Für normale Zeiten mag das gerecht- 
fertigt sein. Unsere ungewöhnlichen Zeiten 
verlangen aber auch rechtlich ungewöhnliche 
Mittel. Mit dem absolut starren Prinzip der un- 
bedingten Vertragsgeltung kann unsere Indu- 
strie augenblicklich nicht lebensfähig bleiben. 
Das Gesetz muß Mittel und Wege finden, ihr 
hierin zu helfen. Mit dem erwähnten Entwurf 
zu einer neuen Verordnung für langfristige Lie- 
ferungsverträge ist diese Entwicklung noch 
keineswegs abgeschlossen. Bei einer ganzen 
Reihe von Vertragsgattungen haben sich 
Schwierigkeiten bei der Erfüllung erst jetzt 
nach Friedensschluß ergeben, besonders bei 
einer Berücksichtigung des Tiefstandes unserer 
Valuta. Weitere Forderungen, Vertragsände- 
rungen gesetzlich zuzulassen, werden mit Sicher- 
heit erhoben werden. Der Gesetzgeber darf 
auch dann nicht zögern, helfend einzugreifen, 
wenn ein öffentliches Interesse an der Vertrags- 
änderung erwiesen wird. ? 
Die Rechtsentwicklung des Auslandes in 


. der Frage der Vertragsänderungen hat sich in 


ähnlichen Bahnen bewegt wie bei uns. Näher 
darauf einzugehen, ist hier leider nieht möglich. 
Allgemein ist darauf hinzuweisen, daß die Län- 
der der Entente durchschnittlich früher als 
Deutschland damit begonnen haben, mit Hilfe 
von Gesetzen in rechtsgültige Verträge einzu-, 
greifen. Dr. Pourroy. 


Tödlicher Unfall durch Drehstrom mit 500 V 
in einer Fördermaschinenanlage. 


Über einen bemerkenswerten Fall nicht 
ausreichender Vorsicht bei Arbeiten an elek- 
trischen Anlagen berichtet W, Vogel): In dem 
zu einer Fördermaschinenanlage gehörigen ab- 
geschlossenen Hochspannungsraum mußtenAr- 


"beiten in der Nähe spannungführender Teile 


vorgenommen werden. Diese Arbeiten be- 
zweckten, einen Schutz gegen zufällige Berüh- 


als Neben-Förderanlage für Seilfahrt und für 
das Einhängen von Baustoffen. Sie ist täglich 
16 h in vollem Betriebe, während die übrigen 
8h am Tage und des Sonntags ruht der Betrieb. 

Von einem Vorgesetzten ist nun angeord- 
net worden, daß diese Arbeiten durch einen 
Elektromonteur und einen Maurer während 
der S8-stündigen Hauptförderzeit. ausgeführt 
würden. Zwischen den einzelnen Förderzügen 
waren unregelmäßise Pausen von je 10 bis 
30 min Dauer, die für die Arbeiten zu benutzen 
waren. In den Pausen wurde naturgemäß 
jedesmal die elektrische Einrichtung spannungs 
los gemacht. Während der Ausführung wurden 
die beiden Arbeiter von einer zweiten, ihnen 
aber ebenfalls vorgesetzten Aufsichtsperson vor 
der Gefahr der Berührung gewarnt. Sie ließen 


aber diese Warnung unbeachtet und arbeiteten 


weiter, indem sie erklärten, daß sie ja mit den 
Gefahren einer Hochspannungsanlage vertraut 
seien. Die Arbeiten wurden auch zu Ende ge 
führt. Es handelte sich dann nur noch um das 
Wegräumen der Reste von Baustoffen ‚und‘ 


aber der Maurer mit einer Hand gegen span- 
nungführende Teile und wurde vom elektrischen 
Schlage getötet. ie 

Dieser Unfall beschäftigte weiterhin Staats- 
anwalt und Gericht. Bei der Gerichtsverhand- 
lung kam zum Ausdruck, daß eine Notlage für 
die Durchführung der Arbeiten während der 
16-stündigen Betriebszeit der Fördermaschine 
nicht vorlag. Sie hätte auch außerhalb der För- 
derzeit oder auch des Sonntags erledigt werden 
können. Die eine Aufsichtsperson hätte den 
Auftrag nicht erteilen sollen, und die zweite 
hätte, anstatt nur zu warnen, die Fortführung 
der Arbeiten verbieten sollen. Es wurde auch 
auf den Umstand hingewiesen, daß z. Zt. des 
Unfalls im Juni 1918 zwischen Arbeitern und 
Vorgesetzten immer ein widerstrebendes Ver- 
hältnis bestand, und die Arbeiter bei ihnen un- 
angenehm erscheinenden Anordnungen gegen 


.die Vorgesetzten leicht- handgreiflich wurden. 


Das Ergebnis ‘der Verhandlung war schließlich, 
daß von den beiden Aufsichtspersonen die eine 
zu 3 Tagen, die andere zu 7 Tagen 
verurteilt worden ist, Aus“ Unfall und Ge- 
ist, wie Vogel bemerkt, 
die Lehre zu ziehen, daß bei allen Arbeiten 
an elektrischen Anlagen von den Vorgesetzten 


völliger und auch dauernder spannungsloser 
Zustand während der Arbeit gesichert werden 
muß. Leichte Verstöße hiergegen ziehen unter 


° Umständen schwere Folgen nach sich. . 


Gewerblicher Rechtsschutz. 


‚ „Nach einer Bekanntmachun 
ministers der Justiz vom 27. III. 1920 genießen 
in der Freien Stadt Danzig deutscheGebrauchs- 


d. Oberschles. Bezirksver. D..I. u. d. Ober- 
19 


3) 3, Mitt. 
schles. Elektr. Ver.“ Bd. 11, 1920, 8. 19. 


rung einzurichten. Die Fördermaschine diente 


Handwerkszeug. Bei diesem Wegräumen kam 


Gefängnis 


jede Vorsicht zu üben ist, und nach Möglichkeit 


des Reichs-' 


nn = dl u den 2 m Zu m u N m 


15. April 1920. 


muster einen Schutz, und deutsche Waren- 
bezeichnungen werden in gleichem Umfang wie 
inländische zum gesetzlichen Schutz zuge- 
lassen. — 2 

Der Reichsminister der Justiz hat unter 
dem 2. III. 1920 bekanntgegeben, daß als 
Zeitpunkt, mit dem im Sinne des $ 1 der Be- 
kanntmachung, » betreffend die Verlängerung 
der im Artikel 4 der revidierten Pariser Über- 
einkunft zum Schutz des gewerblichen Figen- 
tums vom 2. VI. 1911 vorgesehenen Priori- 
tätsfristen, vom 7.V. 1915 der Kriegszustand 
als beendet anzusehen ist, der 10. I. 1920 gilt. — 

Hinsichtlich der Möglichkeit einer Stun- 
dung der Jahresgebühren für Patente 
und der Verlängerungsgebühr für Ge- 
brauchsmuster ist zu beachten, daß für alle 
vor dem 10. I. 1920 an Patent- 
en und rauchsmuster-Ver- 
ängerungsgebühren, sofern es sich um Inländer 
oder solche Ausländer handelt, die sıch ent- 
weder auf den Friedensvertrag oder auf das 


Ausführungsgesetz dazu berufen können, eine 


gesetzliche Zahlungsfrist bis 10. I. 1921 be- 
steht. Diese Regelung ist an die Stelle der Ge- 
bührenstundung getreten, es bedarf also nach 
der gegenwärtigen Rechtslage für diese Ge- 
bühren keiner Anträge auf Stundung oder 
Weiterstundung. Anders liegt es dagegen bei 
den nach dem Inkrafttreten des Friedensver- 
trages fällig gewordenen Gebühren. Für sie' gilt 
die gesetzliche Fristverlängerung von einem 
Jahre nicht. Für sie bedarf es also, wenn sie 
infolge des Krieges nicht gezahlt werden kön- 
nen, begründeter - Stundungsanträge.. Da 
die Bundesratsverordnungen vom 10. IX. 1914 
und 31. III. 1915 z. Zt. noch nicht aufgehoben 
sind, kann die Stundung vorläufig noch in der 
bisherigen Weise gewährt werden, wenn die 
Begründung des Gesuchs ausreicht. — 

Vom 10. I. 1920 ab laufen, wie die ‚‚Ind.- 
u. Hand.-Ztg.‘‘ mitteilt, die verschiedenen 
Fristen, innerhalb deren die auf den gewerb- 
lichen Rechtsschutz (Patent-, Muster- und 
Zeichenwesen) des Friedensvertrages sich be- 
ziehenden Vergünstigungen beansprucht 
werden können. Die Fristen sind: Sechs Mo- 
nate zur Beanspruchung der Priorität für An- 
meldungen, die zum ersten Male nach dem 
1. VIII. 1913 eingereicht wurden. Ablauf der 
Frist 10. VIT. 1920. Zwölf Monate, innerhalb 
welcher die Verfahren schwebender Anmeldun- 
gen wieder aufgenommen oder rückständige 

axen, Gebühren usw. bezahlt werden können. 
Ablauf der Frist 10. I. 1921. Zwei Jahre, inner- 
halb welcher die Ausführung von Patenten zu 
eschehen hat. Ablauf der Frist 10. I. 1922. 
. Zt. ist es den Erfindern in den Vereinigten 
Staaten von Amerika noch nicht gestattet, 
diese zusätzlichen Fristen, innerhalb deren die 
nach den bestehenden Gesetzen verwirkten 
Rechte wieder erworben werden können, zu 
beanspruchen." — 

Das französische Schutzgebiet von 
Marokko ist nach einer Mitteilung des Reichs- 
ministers des Auswärtigen vom 3. III. 1920 
der revidierten Pariser Verbandsübereinkunft 
zum Schutz des gewerblichen Eigentums bei- 
getreten. 


SITZUNGSKALENDER. 


Verein Deutscher Maschinen - Ingenieure. 
20. IV. 1920, abends 61% Uhr, Künstlerhaus, Bellevue- 
straße 3: Vortrag Prof. Dr.-$ng. Schlesinger „Psycho- 
technik und Betriebswissenschaft“. (Mit Lichtbildern.) 

Verein deutscher Ingenieure. 

1. 22. IV. 1920, abends 7 Uhr, Bochum, Harmonie- 
str., Römersaal der Harmonie: Vortrag Obering. Riß- 
mann „Verfahren und Einrichtungen zur Vermeidung 
von Steinansätzen in Oberflächenkondensatoren”. 

2. Dsgl. (Ausschuß für Betriebsorganisa- 
tion, Berlin,) 23. IV. 1920, abends 71, Uhr, Ingenieur- 
haus: Vortrag Magistratsrat Wölfling „Arbeitsnach- 
weis”, ; 


3. Bauteehnische Vorträge und Übungen: 


22. IV. 1920, Beginn von 5 Vorträgen von Architekt 
Westedt ‚Der Holzbau’. 

22. IV. 1920, Beginn von 5 Vorträgen von Architekt 
Anker, Dir. im Reichsv.z. Förd, spars. Bauweise „Na- 
turbauweisen”. 

_ 23. IV. 1920, Beginn von 20 Vorträgen von Reg.- 
ehr Prein „Übungen in Statik und Festigkeits- 
ehre. 

27. IV. 1920, Beginn von 12 Vorträgen von Obering. 
Gaßner „Die wirtschaftliche Beurteilung neuzeitlicher 
Bauweisen.“ } 

27. IV. 1920, Beginn von 16 Vorträgen von Dr.-Ing. 
Dr. Lewe ‚Statisch schwierige Baukonstruktionen, 
Zulässigkeit von Näherungslösungen bei konstruktiven 
Vorsichtsmaßnahmen,* 

Teilnehmerkarten und ausführliche Vortragspläne 
zu 3) sind bei der Geschäftsstelle des Vereins deutscher 
Ingenieure (Abtlge. T.V.) zu haben. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


PERSÖNLICHES. 


‘(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


‚ __ Ernst Hoppe f. In Plauen i. Vogtl. starb am 
1. IV. 1920 im Alter vonnur 43 Jahren der Dip- 
lomingenieur und Direktor des städtischen Elek. 
trizitätswerks Plauen i. V., Ernst Hoppe, an 
den Folgen eines schweren Grippeanfalles. Der 
Verstorbene war nach dem Studium in Hanno- 
ver als Assistent des Geheimrats Slaby tätig, 
trat dann in Stellung beim Elektrizitätswerk 
Cassel und als Oberingenieur in das städtische 
Elektrizitätswerk Hannover ein. Im Jahre 
1911 wurde er als Nachfolger von Direktor 
Huber zum Direktor des städtischen Elektrizi- 
tätswerks Plauen berufen. 


Ferdinand Neureiter 7. In Ferdinand Neu- 
reiter, welcher am 25. Februar auf einer Dienst- 
reise in Berlin einer tückischen Grippe-Erkran- 
kung erlegen ist, verliert nicht nur die öster- 
reichische Elektrotechnik, sondern die Industrie 
des ganzen Landes einen ihrer hervorragendsten 
Vertreter, auf dessen Fähigkeit und Tatkraft 
man große Hoffnungen für den Wiederaufbau 
des zerrütteten Wirtschaftslebens setzen durfte. 
Geboren i. J. 1885 in Friesach in Kärnten, stu- 
dierte Neureiter an der Technischen Hochschule, 
Wien, leistete sein Einjährigfreiwilligenjahr bei 
der Kriegsmarine und arbeitete dann als In- 
ei Ganz & Co. in Budapest, deren 

weigniederlassung er bis 1899 leitete. Er wurde 
sodann zum Direktor der Österr. Schuckertwerke 
und nach deren Vereinigung mit der Wiener 
Zweigniederlassung der Siemens & Halske A.G., 
zum Leiter der Österr. Siemens-Schuckert-Werke 
ernannt, mit deren Entwicklung zu einer der 
bedeutendsten Unternehmungen der ehemaligen 
österr.-ung. Monarchie sein Name unauslöschlich 
verknüpft ist. Neureiter war aber nicht nur ein 
hervorragender Ingenieur — sein Buch „Die 
Verteilung der elektrischen Energie“ fand große 
Verbreitung — und Unternehmer, seine Bedeu- 
tung beruht in seiner ganzen Persönlichkeit. 
Selbst bescheidenen Verhältnissen entsprossen, 
besaß er ein feines soziales Empfinden, dem er 
auch in seiner Stellung in vorbildlicher Weise 
Ausdruck zu geben wußte. Obwohl als Leiter 
eines gewaltigen Unternehmens mit Arbeit über- 
lastet, betätigte er sich intensiv auch wit öffent- 
lichen Angelegenheiten und hat als Mitglied der 
Wiener Handels- und Gewerbekammer, als Kura- 
tor des Technologischen Gewerbemuseums, als 
stellvertretender Vorsitzender in der Staats- 
prüfungskommission an der Technischen Hoch- 
schule Hervorragendes gewirkt; insbesonders 
erwarb er sich um die Wiener-Exportakademie 
um deren Umwandlung zur „Hochschule für 
Welthandel“ so hervorragende Verdienste, daß 
ihm als Anerkennung der Adelsstand: verliehen 
wurde. Auch die Technische Hochschule Wien, 
zeichnete ihn 1917 durch Ernennung zum Ehren- 
‚doktor der technischen Wissenschaften aus, 
In den Jahren 1909/10 war der Verstorbene 
Präsident des Elektrotechnischen Vereins, Wien, 
undistauch seinEhrenmitglied gewesen.Neureiter 
warauchalsMensch eine bedeutendeErscheinung; 
mit feinster Bildung, hervorragender Redner- 
gabe und gewinnender Liebenswürdigkeit ver- 
band er einen untadligen Charakter und vor- 
nehmste Gesinnung und vor allem das so seltene 
Verständnis für alle Menschlichkeit, so daß sein 
früher Tod von seinen Angestellten und Ar- 
beitern ebenso wie von seinen zahlreichen 
Freunden und Berufskollegen aufs tiefste be- 
trauert wird. Hogn. 


Hermann Meyer. Der Oberingenieur im 
Montagebureau der Siemens-Schuckertwerke 
Hermann Meyer sieht Anfang April auf 
eine fünfzigjährige, ununterbrochene Tätigkeit 
bei den Siemens-Gesellschaften zurück. Nach 
21,-jähriger Lehrzeit bei Siemens & Halske 
wurde er in das Versuchslaboratorium der 
Firma übernommen, wo er unter Werner Sie- 
mens arbeitete. Apparate der Schwachstrom- 
technik, wie Spiegelgalvanometer, Übersee- 
telegraphen, Funkeninduktoren, Morse-Schnell- 
schreiber mußten zu jener Zeit erst erdacht, 
zusammengestellt und betriebssicher gestaltet 
werden. Als in den 70er Jahren der Starkstrom 
an Boden gewann, wurde Meyer auch zu Auf- 
gaben, die das neue Arbeitsgebiet stellte, heran- 
gezogen. Seine Haupttätigkeit erstreckte sich 
seither auf die Leitung der Montage und die 
Inbetriebsetzung von Anlagen aller Art, Stra- 
ßen-, Bahnhofs- und Theaterbeleuchtung, den 
elektrischen Einrichtungen in Fabriken und 
Bergwerken, Kraftübertragungsanlagen u.a.m. 
Mit der Zeit bildete sich als besondere Speziali- 
tät bei ihm heraus, Unregelmäßigkeiten und 
Fehler bei Anlagen, in ihrem Ursprung oft un- 
erklärlich und unabstellbar erscheinend, zu 


erkennen und zweckmäßig zu beseitigen. 
Ausgezeichnet bewährt hat sich Meyer 
auch als Fachlehrer bei der Ausbildung 


jüngerer Techniker; er hat einen reichen Nach- 


1920, Heit 15. 


wuchs herangezogen und, mit gutem 


m Beispiel 
vorangehend, praktisch geschult. Über seine 
bunten Erlebnisse und seine vielseitige Tätigkeit, 
die ihn in alle Kreise der Kundschaft der Sie- 
mens & HalskeA.G.und der Siemens-Schuckert- 
werke führte, sowie über seine Reisen in aller 
Herren Länder hat er selbst aus Anlaß seines 
goldenen Dienstjubiläums ein Buch „Fünfzig 
Jahre bei Siemens ‘‘ gesohricben, das demnächst 
im Verlage von E. S. Mittler &: Sohn, Berlin im 
Buchhandel erscheinen wird. 


Hochscehulnachrichten. — Der Privat- 
dozent für Physik an der Universität Göttingen, 
Dr. P. Scherrer, ist an die Technische Hoch- 
schule Zürich berufen worden. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Nacht und Morgen der Weltwirtschaft. 
Eine objektive Betrachtung der gegenwärti- 
gen industriellen Wirtschaftslage der Erde, 
unter besonderer Berücksichtigung Deutsch - 
lands. Von Oberingenieur O0. C. Roedder. 
50 S. in 8°. Industrie- Verlag Vogler & Seiler, 
G.m.b. H., Chemnitz 1919. Preis 2,20 M. 


In der 50 Seiten starken Druckschrift gibt 
der Verfasser ein reiches Zahlenmaterial über 
die industriellen Verhältnisse der einzelnen 
Länder. Es ist die Entwicklung, die.die Indu- 
strie und Erzeugung während des Krieges in 
den hauptsächlichsten Staaten genommen hat, 
dargestellt und nach guten Quellen bearbeitet. 
Der Verfasser kommt zu dem Schluß, daß sich 
die Verhältnisse zuungunsten Deutschlands 
stark verschoben haben, daß die Industrialisie- 
rung der umliegenden Länder sehr erheblich 
zugenommen hat, und daß selbst auf den Ge- 
bieten, auf welchen Deutschland früher vor- 
herrschend war, z. B..in der chemischen Indu- 
strie, das Ausland sich selbständig gemacht hat. 
Allerdings bemerkt Roedder hierzu, daß geisti- 
ges Eigentum keine Marktware ist, und, von 
diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, dürfte 
der dem deutschen Unternehmen zugefügte 
schwere Schlag nur ein Augenblickserfolg sein 
und mit der Zeit die amerikanische chemische 
und die damit zusammenhängende Industrie 
wieder in eine um so größere Abhängigkeit von 
Deutschland zurückfallen lassen. Ob .dieser 
Optimismus bereehtigt ist, bleibt dahin ge 
gestellt. Ganz besonders werden dann die Or- 
ganisationen und Mittel aufgeführt und er- 
läutert, welche Amerika und England zum 
Zwecke der Außenhandelsförderung ausgebil- 
det haben. Zum Schluß werden die Möglich- 
keiten Deutschlands für die Wiederaufnahme 
seines Exportes betrachtet. Der Verfasser ist 
der Ansicht, daß es im allgemeinen wohl mög- 
lich sein würde, einen erheblichen Export wie- 
der aufzubauen und die alte Stellung Deutsch- 
lands entsprechend den eingetretenen Verände- 
rungen wieder zu erringen. Es wird dann darauf 
hingewiesen, welche Organisation Deutschland 
bisher in den Außenhandelsstellen geschaffen 
hat, und die Erwartung ausgesprochen, daß es 
möglich sein möge, die Gegensätze zwischen 
Arbeitgebern und Arbeitnehmern auszuglei- 
chen. 

Der Verfasser schreibt nun, daß zum Wie- 
deraufbau Arbeit geleistet werden müsse, und 
damit trifft er den Kern der ganzen wirtschaft- 
lichen Frage. Solange nicht die Masse des Vol- 
kes zu der Überzeugung gelangt, daß uns nur 
intensive Arbeit vor dem Zusammenbruch ret- 
ten kann, solange werden alle wissenschaft- 
lichen Arbeiten über Ausfuhrfragen usw. wenig 
Erfolg haben. 

Das gut geschriebene Büchelehen kann auf 
jeden Fall demjenigen, der sich mit, Wirt- 
schaftsfragen befaßt, aufs wärmste empfohlen 
werden. A. A. Brandt. 


Torfkraftwerke und Nebenprodukten- 
anlagen. Technisch -wirtschaftliche 
Grundlage für Innenkolonisierung. 
Von ®Dr.-Sing. Erich Philippi. Mit 28 Text- 
abbildungen. VI und 133 S. in 8°. Verlag 
von Julius Springer. Berlin 1919. Preis 
10M. (Vel. ‚‚ETZ‘ 1919, S. 422.) 

Die enge Verbindung zwischen Technik 
und Wirtschaft kann auf kaum einem Gebiete 
deutlicher zum Ausdruck kommen, als auf dem 
der Ausnutzung der natürlichen Kraftquellen 
des Landes zur Gewinnung von Rohstoffen und 
Energie. Es ist ein Verdienst des vorliegenden 
Werkes, in übersichtlieber Form’ den gegenwär- 
tigen Stand des Urteils über die Ausnutzbar- 
keit unserer gewaltigen? Mooıflächen klarzu- 
stellen. Beim Überblick über das, was bisher 
auf diesem Gebiete geschehen ist, zeigt es sieh 


304 


daß bisher nur drei Werke sich die Verwertung 
der Moorflächen zur Aufgabe gemacht haben, 
von denen zwei in Deutschland und eins in 
Rußland sich befinden. Mit Recht weist der 
Verfasser auf die volkswirtsehaftliche Bedeu- 
tung der 2,4 Mill. ha deutscher Moortlächen hin, 
die derzeit alsÖdland brach liegen, während ihre 
Ausnutzung nicht bloß zur Energie und Roh- 
stoffgewinnung, sondern auch als landwirt- 
schaftliches Neuland ungeheuren volkswirt- 
schaftlichen Wert darstellt. Das Buch behan- 
delt den Torfin seiner Entstehung, Gewinnung, in 
seinen Eigenschaften und Verwertungsmöglich- 
keiten, macht Angaben über seinen Wert als 
Brennstoff, seine chemische Zusammensetzung, 
seinen Wassergehalt, seine Trocknung, die Ar- 
ten des Ausbaues und der Verarbeitung und 


‚ endlich eine Zusammenstellung der aus Torf zu 


gewinnenden Erzeugnisse, wie Ammoniak, 
Teer, Torfkohle, Kraftgas usw. Der in den 
Hochmooren allein aufgespeicherte Energievor- 
rat entspricht ungefähr dem von 1,5 Milliar- 
den t guter Steinkoble, mit deren Hilfe ın 
neuzeitlichen Großkraftwerken 100 Jahre lang 
2 Mill. kW. ununterbrochen erzeugt werden 
könnten. Es werden die Grundlagen für 
die Errichtung von Torfkraftwerken gegeben, 
und dabei mit Recht Friedenspreise in Gold- 
mark zugrunde gelegt, da die heutigen Wertan- 
gaben keine Vergleichungsgrundlage ergeben 
würden. Hierbei wird nachgewiesen, in welch 
hohem Grade die Wirtschaftlichkeit eines Wer- 


kes von der Bewertung der Nebenprodukte ab- 


hängt und welche schwankenden firgebnissesich 
einstellen, je nachdem man als Wesen der An- 
lage die chemische Fabrik oder die elektrische 
Energie ansieht. Es wird auch festgestellt, in 
welchen Fällen die Verwandlung des Torfes in 
Kohle und deren Transport sich günstiger stellt 
als die Anlage eines Kraftwerkes an Ort und 
Stelle. Sehr günstig schneidet das Torfkraft- 
werk in Vergleich mit Steinkoblenwerken 
ab;esergibtsich, daß man bei einem Belastungs- 
faktor von 50% nach guten Abschreibungen 
und unter Zugrundelegung tatsächlicher Ver- 
hältnisse bis unter % Pf je kWh herunter- 
kommt. Das schwierige Gebiet der Selbst- 
kostenbereebnung bei gemeinsamem Wirt- 
sehaftsbetriebe von Kraft und Nebenprodukten 
wird mit Hilfe zahlreicher Kurvenscharen für 
gemeinsamen und getrennten ‚Betrieb usw. aus- 
führlich behandelt. Ebenso ausführlich wird 
der Vergleich zwischen Dampfturbine und 
Gasmasebine besprochen, und u. a. auch der 
Fall, daß die Dampfturbine nur die Spitzenlast 
übernimmt, derart, daß die für schlechte Aus- 
nutzung besonders empfindlichen Gasmaschi- 
nen möglichst guten Belastungsfaktor erhalten. 
Bemerkenswert ist, als Ergebnis der wirtschaft- 
lichen Betrachtungen, daß diese mit den be- 
kannten Ergebnissen von Prof. Klingenberg 
in überraschendem Maße übereinstimmen. Noch 
immer sind die reinen Gasmaschinenbetriebe 
mit Nebenproduktenanlagen den Dampftur- 
binenwerken wirtschaftlich nieht ebenbürtig, es 
sei denn in den vereinzelten Fällen, wo der Be- 
lastungsfaktor sich besonders günstig gestaltet. 
Der Verfasser empfiehlt, Kraitwerk und Neben- 
produktenanlagen als getrennte Wirtschaftsbe- 
triebe arbeiten zu lassen. Endlich gibt das 
Werk noch Fingerzeige für die Durebführung 
soleher Unternehmungen, für den Abbau des 
Torfes durch freie Arbeiter, Jungmannen oder 
Strafgefangene. Auch die staatlichen Maßnah- 
men zur Einleitung soleher Unternehmungen 
werden besprochen, und schließlich muß auch 
die wichtige Zahl von nahezu 5 Mill. t Roggen 
genannt werden im Werte von über 34 Milliar- 
den M., welche aus den deutschen Mooren 
nach deren Urbarmachung jährlich gewonnen 
werden können. Das Werk, das die gesamte 
Literatur in bemerkenswerter Vollständigkeit 
berücksichtigt, wird jedem von Nutzen sein, 
der auf diesem Gebiete zu arbeiten und sich zu 
unterrichten wünscht. Auch die Reinheit der 
Sprache sei in diesem Zusammenhang aner- 
kennend hervorgehoben, u. a. die Ausmerzung 
des überflüssigen ‚pro‘ zugunsten von ‚‚je‘“. 
Dr. Breslauer, Hoppegarten. 


Wahl und Aufgaben der Betriebsräte, 
der Arbeiterräte und der Angestelltenräte 
sowie der Betriebsobleute. Gemeinverständ- 
liche Erläuterung des Betriebsrätegesetzes 
und seiner Wahlordnung. Von Dr. H. 
Schulz. VI und 167 8. in 8°. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 9,60 M. 

Eine ausführliche Einleitung gibt, z. T. in 

Anlehnung an die DER E des Gesetzes, 

einen Überblick über die Entstehungsgeschichte 

des Gesetzes und über das Wesentlichste seines 

Inhaltes. Bei der Wiedergabe und Erläuterung 

des Gesetzes und der Wahlordnung ist durch 

Hinzufügung von Überschriften a durch die 

Anordnung des Druckes große Übersichtlich- 

keit erreicht worden. Die ausführlichen Erläu- 


Für die Schriftleitung verantwortlich : E. C. Zebme In Berlin — Verlag von Juliue 8pringer In Berlin. 


Plektstechnische Zeitschrift. 1920. Helft 15. 


15. April 1820. 


ml 


terungen benutzen, wie dies in der Natur der‘ 


Sache liegt, vor allem die Verhandlungen bei 
der Beratung des Entwurfes. Der Wahlord- 
nung, an, deren Gestaltung der Verfasser in 
amtlicher Stellung mitgewirkt hat, sind außer 
den amtlichen Mustern noch weitere Beispiele 
zur Erläuterung beigegeben, die gerade in der 
ersten Zeit der Praxis willkommen sein werden. 
Dr. Esslinger. 


Lehrbuch der Mathematik für mittlere 
technische Fachschulen. Von Prof. Dr. 
R. Neuendorff. Zweite, verbesserte Auf- 
lage. XII u. 267 S. in 8°. Verlag von Julius 
Springer. Berlin 1919. Preis geb. 12 M. 


Das in zweiter Auflage vorliegende Buch 


ist für den Unterricht an den Höheren Maschi- 
nenbauschulen in Preußen bestimmt. Es ent- 
hält die Teile: Algebra, Einführung in die Vek- 
torrechnung — in der zweiten Auflage neu hin- 
zugekommen -—, Trigonometrie, Geometrie. 
Der algebraische Teil umschließt auch Reihen- 
theorie, Differential- und Integralrechnung, 
Zins- und Zinseszinsrechnung; die Geometrie 
enthältauch Flächeninhaltsberechnung krumm- 
linig begrenzter Figuren, Elemente der Kurven- 
theorie. Der Hauptwert des Buches ist auf die 
richtige Auswahl des vorgetragenen Lehrstoffes 
und auf den Zusammenhang der Beispiele mit 
der Praxis des mittleren Technikers zu legen. 
Hier ist gewiß der richtige Mittelweg gefunden 
und auch eine gewisse Vollständigkeit und Ab- 
rundung erreicht, so daß das Buch ohne Zweifel 
dem Zweck, für den es in erster Linie geschrie- 
ben ist, entspricht» Z. B. sind auch der Rechen- 
schieber, die Rechenmaschine, das Planimeter 
und das Momentenplanimeter abgebildet und 
erklärt. Aberob den nach dem Buche unterrich- 
teten Maschinenbauschülern der Sinn der Diffe- 
rentialreehnung völlig aufgegangen ist, möchte 
ich in Frage stellen, nachdem ich $. 81 und fol- 
gende gelesen, wo die unendlich kleinen Größen 
noch in ihrer alten, so oft mißverstandenen Un- 
geniertheit vorkommen. Einige Kleinirkeiten. 
mögen angemerkt werden: $. 131 muß esin der 
Formel für |[X3]| statt sin« richtiger |sin «| 
heißen ; die Abb. 250 ist nicht gut, denn im all- 
gemeinen Falle durchsetzt der Krümmungs- 
kreis die Kurve. Alles in allem scheint mir aber 


das Buch für den erstrebten en recht emp- 


fehlenswert zu sein. Rothe. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Lehrbuch der Elektrotechnik. Herausgegeben 
von Esselborn. Bd. 1: Allgemeine Elektro- 
technik, Elektrotechnische Meßkunde, Elektrische 
Maschinen und Apparate. Bearbeitet von K. 
Fischer, K. Hohage, @. W. Meyer Mit 
813 Textabb. u. Sachregister. XVI u. 681 S. in 80, 
Bd. 2: Elektrische Zentralen, Hochspannungs- 
anlagen und Leitungsnetze, Elektromotorische 
Antriebe, Elektrische Beleuchtung, Elektrisches 
Signalwesen, Telegraphie und Fernsprechwesen, 
Drahtlose Telegraphie. Bearbeitet von K. Fink, 
F. Heintzenberg, K. Meller, G. W. Meyer, 
K. Mühlbrett, G. Schmidt. Mit 851 Testabb. 
u. Sachregister. XVI u. 582 S. in 80, Verlag von 
Wilhelm Engelmann, Leipzig 1920. Preis geb. 
zusammen 72 M + 50%) T.Z. ER 

Die Reparaturen an elektrischen Maschinen 
insbesondere die Herstellung der Ankerwicklun- 
gen an Gleich- und Drehstrommotoren, Kollektor- 
bau, Fehlerbestimmung und Prüfung elektrischer 
Maschinen, Revision elektrischer Kraftanlagen, 
Ra Raskop. Mit 108 Textabb. X u. 1848. 
in 8°, 
Preis geb. 18 M + 20% T.Z. : 

Die Feldschwächung bei Bahnmotoren. Von 
Dr. L. Adler. Mit 87 Textabb. 44 8. in 80, 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1919. Preis 
420 M. 


Neue Zeitschriften. 


„Internationale Patent-Wacht“. Die „Prosö*- 
Verlagsgesellschaft m. b. H., Berlin-Charlotten- 
burg, hat uns die ersten Hefte ihrer neuen Zeit- 
schrift übersandt, von denen die ersten drei als 
Ausgabe II das gesamte Kraftfahrwesen behandeln, 
während die Zeitschrift von Heft 4/5 an unter 
dem Titel „Internationale Patent-Warte“ 
auch verwandte Industrien berücksichtigt. Neben 
bemerkenswerten Aufsätzen, wie von Dr. Skaupy 
„Der Lohn des Erfinders“ und von Patentanwalt 
G. Neumann „Zur Frage der Verlängerung ge- 
werblicher Schutzrechte“ bringt dieses Doppelheft 
Auszüge aus Patentschriften und ein Verzeichnis 
im Ausland neu eingetragener Patente. Die Zeit- 
schrift erscheint monatlich zweimal und kostet 
bei Bezug durch die Post oder den Buchhandel 
vierteljährlich im Inland 18 M. 


Verlag von Hermann Meusser, Berlin 1920, 


Zeitschrift für Technische Physik. Heraus- 
gegeben von der Deutschen Gesellschaft für tech- 
nische Physik e. V. unter Mitwirkung von Dr. 
Georg Gehlhoff und Dr. Hans Rukop, Schrift- 
leitung Dipl.-Jng. Dr. Wilhelm Hort, Charlotten- 
burg. Verlag von Johann Ambrosius Barth, . 
Leipzig. 1. Jahrgang 1920, Nr. 1 u.2. Jährlich 
12 Hefte. Jahrespreis für Deutschland und öster- 
reichische Länder 40 M. 


Kruppsche Monatshefte. Jahrgang 1, 1920. Jähr- 
lich 12 Hefte. Preis 12 M. Verlag der Friedr. 
Krupp A. G., Essen-Ruhr. 


Journal of the American Institute of Elec- 
trical Engineers. 


[Die Veröffentlichungen des American Institute 
of Electrical Engineers, welche bisher unter dem 
Namen „Proceeding of the A. I. E. E.“ erschienen, 
nennen sich seit Anfang dieses Jahres „Journal of 
the A. IL. E. E.* und haben das Format 223 mm 
>< 304 mm angenommen. Bezüglich des Anzeigen- 
geschäfts wird in der ersten Nummer des „Journal“ 
mitgeteilt, daß Anzeigen, welche Interesse für die 
Mitglieder haben, zur Veröffentlichung angenommen 
werden, daß man sich aber das Recht vorbehalte, 
alle nach Ansicht der Leitung unpassenden An- 
zeigen abzulehnen. Es scheint dies lediglich ein 
formeller Schritt zu sein, um der heftigen Gegner- 
schaft eines großen Teils der Mitglieder gegen die 
Erweiterung des Anzeigengeschäfts Rechnung zu 
tragen. Vgl. auch „ETZ“ 1920, S. 122,] 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


‚Aus der Geschäftswelt. — Das Kammer- 
N hat eine vor einiger Zeit gegen die 
\.E.G.-Schnellbahn-A.G. erwirkte einstwei- 
lige Verfügung, die den Weiterbau der Bahn 
anordnetet), durch Urteil vom 5. 1II. 1920 

"aufgehoben; ein Rechtsmittel gegen diese Ent- 
scheidung ist nicht gegeben. — Eine a.o. Ge- 
De ne der Bayerischen Tele- 
phonfabrik A.G., München, hat die Über- 
nahme der Süddeutschen elektrotechnischen 
Unternehmungen, Ingenieur Julius Weil, Mün- 
chen, genehmigt. — Gegenstand der unter der 
Firma Elektromaterial Weidenbach & 
Co., Kommandit-Gesellschaft, in Heidelberg 
eingetragenen Unternehmung ist die Herstel- 
lung von Metallwaren, insbesondere von Spe- 
zialartikeln der elektrotechnischen Industrie 
und der Handel damit. ‘Das Gesellschafts- 
kapital beträgt vorläufig 1,2 Mill. M. — Das 
bisher von der Elektrizitäts-Lieferungs-Gesell- 
schaft betriebene Elektrizitätswerk Lahr ist an 
die unter Beteiligung der Stadt mit 1,2 Mill. M 
gegründete Elektrizitätswerk Lahr A.G. 
übergegangen. ’ 


Warenmarkt. — Metallpreise. Nach den 
Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des 
Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere ver- 
stehen sich ab Lager in Deutschland) in M/100kg : 


Metall | 13. IV. 9.19. E 


Elektrolytkupfer (wire- 
bars), prompt, cif Ham- | 


burg, Bremen, Rotterdam 2388 2871 | 
Raffinadekupfer | 
99/99, 3, Kr 1700—1800| 2000 | 
Originalhüttenweichblei | 700-800 | 900-935 
Originalhüttenrohzink, Re 
Preis im freien Verkehr 800 1000 i 
Remelted-Plattenzink { 
von handelsüblicher Be- E 
schaffenheit . . . . . | 550-600 700 
Originalhüttenalumi- ’ 


nium 98/99 /, in gekerb- | 
ten Blöckchen . 13500—-3600/4100—4200 


Zinn, Banka-, Straits-, 

Billiton- . . . . ... » |7500—8000,8500 —8700 
nn mindestens 

ODE Te ZN sn =— 
Reinnickel 98/99 %/,. 5300 5800 
Antimon-Regulus 1500 — 1600 


1700. 
1) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 576. 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 8. Wer liefert hochisolierenden 
Zement oder sonstige schnell trocknende, iso- 
lierende Masse für Bügeleisen-Heizelemente ? 

Frage 9. Wer fabriziert Wand- und 
Hängekontakte für Schwachstrom aus Holz? 

. Frage 10. Wer liefert Blattaluminium' 

für Kondensatoren? 4 


"Abschluß des Heftes: 10. April 1920, 


305 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 


et) des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: BE, Ber Dr. FE. RS 


K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


TAE Fan aan, 


Geschichtliche Entwicklung 
des Wählerbetriebes für Fernsprechämter 
in Deutschland. 


. Von A. Kruckow, Berlin. 


In der Tagespresse und auch in Fachzeit- 
schriften ist der Reichs-Telegraphenverwaltung 
schon wiederholt Rückständigkeit in der Ein- 
führung des Selbstanschlußbetriebes für. ihren 
Geschäftsbereich vorgeworfen worden. In der 


Regel werden Anlagen des Auslandes zum Ver- 
gleich herangezogen, die entweder noch gar: 


nicht gebaut sind, oder unter wesentlich ander: en 
Betriebsbedingungen arbeiten,. als dies. in 
. Deutschland der Fall ist. Eine kurze Darstel- 
lung der Entwicklung des Selbstanschlußbe- 
triebes im Bereiche des Reichs-Telegraphenge- 
biets dürfte daher zur Klärung der Sachlage 
beitragen. 

Im Jahre 1894 wurde das Rache Potanit 
durch den Bericht eines zur Weltausstellung in 
Chicago entsandten Vertreters auf ein kleines 
Wähleramt aufmerksam gemacht, das nur 
wenige Anschlüsse umfaßte und in der Ausstel- 
lung gezeigt wurde. Obgleich das System, das 
von der Strowger Automatic El. Co. ausgestellt 
worden war, selbst in Amerika damals noch 
keine praktische Anwendung gefunden hatte, 
wurde versucht, durch Vermittlung von Pa- 
tentanwälten eine Anlage von 20 Anschlüssen 
aus Amerika zu beziehen, um sich ein Urteil 
über die Brauchbarkeit verschaffen zu können. 
Auf wiederholtes Drängen teilten die Erfinder 
1895 mit, daß sie mit Verbesserungen beschäf- 
tigt seien und später auf die Sache zurückkom- 
men würden. Die Sachlage änderte sich nicht, 
bis 1898 eine Zeitungsnachricht die Mitteilung 
brachte, in London (Winchesterhouse) sei eine 
kleine Anlage des Strowger-Systems ausgestellt. 
Es handelte sich um dasselbe System, für dessen 
Erprobung schon Schritte getan waren, wenn 
auch bisher infolge des Verhaltens der Erfinder 
erfolglos. Das General Post Office in London, 
an das sich das Reichspostamt wandte, um 
Einzelheiten über die ausgestellte Anlage zu er- 
fahren, beurteilte die Einrichtung nicht beson- 
ders günstig, bezweifelte die Verwendbarkeit 
und die Durchführbarkeit des Wählerbetriebes 
in größerem Umfange, bezeichnete aber die 
Konstruktion der Wähler selbst als gut. Das 
Reichspostamt beruhigte sich bei dieser Aus- 
kunft nicht. 

Noch in demselben Jahre (1898) wurde ein 
Beauftragter des Reichspostamts zur Prüfung 
des Systems nach London entsandt. Ein kurz 
darauf von einer Studienreise aus Amerika zu- 


rückkehrendes Mitglied des Reichspostamts be- 


richtete, daß in den Vereinigten Staaten etwa 
20 kleine Anlagen nach dem System Strowger 
weit verstreut eingerichtet sein sollten, daß aber 
alle Anlagen noch in den ersten Anfängen 
steckten. So sollte in Baltimore eine Versuchs- 
anlage. vorgeführt werden, die aber versagte. 
Dagegen bestanden in Augusta (Georgia), dem 


einzigen Ort, in dem selbsttätiger Betrieb tat- : 


sächlich festgestellt worden ‚war, zwei kleinere 
Netze nebeneinander, das eine (Southern Bell 
‘ Tel. Co.) mit Hand-, das andere (Automatic 
El. Co.) mit Selbstanschlußbetrieb. Beide Ge- 
sellschaften bekämpften sich heftig und mach- 
ten Reklame für ihre Netze, indem sie Abon- 
nentenfang durch Gebührennachlaß betrieben. 


\ 


Berlin, 22. April 1920. 


Ein Beweis für die allgemeine praktische 
Brauchbar keit desWählerbetriebes war somit zu 
jener Zeit noch keineswegs erbracht. Trotzdem 
wurde dem Vertreter des .Syndikats, in dessen 


| Händen die Verwertung und Ausnutzung der 


Strowger-Patente lag, 1898 der Auftrag erteilt, 
Verhandlungen wegen Durchführung eines 
größeren Versuches mit 400 Anschlußleitungen 
für die Reichs-Telegraphenverwaltung anzu- 
knüpfen. Inzwischen war auch der Bericht über 
die aus 5 Anschlüssen für ein 10 000-System be- 
stehende Ausstellungsanlage in London einge- 
gangen, die 150 V Betriebsspannung erforderte 
und einen außerordentlich hohen Stromver- 
brauch (0,5 A) in der Anschlußleitung bean- 
spruchte, um die Schaltwerke im Amt zu steu- 
ern. An dem ablehnenden Standpunkt des 
General Post Office der Erfindung gegenüber 
hatte sich nichts geändert, wenn auch wohl 
mehr verwaltungstechnische Gründe hierfür 
maßgebend gewesen sein dürften. 


' Die Verhandlungen mit dem Syndikat 
kamen zunächst nicht recht vorwärts. - Es be- 
fürchtete, Deutschland würde sich in der Sache 
zu schnell selbständig machen und forderte für 
die Patentablösung 1, Mill. Doll. in bar. Eine 
Forderung, die natürlich bei der Sachlage un- 
annehmbar sein mußte, war doch die Entwick- 
lungs- und Anpassungsmöglichkeit des Systems 
an die deutschen Verhältnisse noch keineswegs 
entschieden. Außerdem bestanden gegen ein 
derartiges Lizenzabkommen etatrechtliche Be- 
denken. Nur dem energischen Vorgehen des 
Reichspostamts ist es zu danken, daß die Ge- 
sellschaft diese Forderung später fallen ließ und 
die Lieferung von 2000 Apparaten für eine Ver- 
suchsanlage unter annehmbaren Bedingungen 
zugestand. 


Nebenher gingen in ı dieser Zeit die Verhand- 
lungen mit deutschen Firmen, die die Über- 
nahme der Aufbauarbeiten und späterhin die 
Fabrikation übernehmen sollten. Alle diese 
z. T. recht umständlichen und zeitraubenden 
Verhandlungen wurden so gefördert, daß schon 
im folgenden Jahre (1899) ein Vertrag mit der 
Ludwig Löwe & Co. A. G. und den Deutschen 
Waffen- und Munitionsfabriken zustande kam, 
der die Ausführung der Versuchsanlage, die 
Zahlungsbedingungen und das Mitbenutzungs- 
recht an weiteren Erfindungen und Verbesse- 
rungen auf diesem Gebiete sicherstellte. 

Am 21. Mai 1900, also ein Jahr nach Ab- 
schluß der Verhandlungen, konnte die Ver- 
suchsanlage für etwa 400 Leitungen nach dem 


10 000-System beim damaligen Fernsprech- . 


amt 3 dem Betrieb übergeben werden. Die 


Versuchsanlage, die in sich abgeschlossen war 


und keine Verbindungsmöglichkeit zum öffent- 
lichen Berliner Fernsprechnetz hatte, arbeitete 
befriedigend, zeigte aber in technischer Be- 
ziehung Mängel, die beseitigt werden mußten, 
sollte das System weitere Verwendungsmöglich- 
keit erlangen und allen Forderungen des Be- 
triebs gerecht werden. So mußten, um einige 


Punkte herauszugreifen, die Widerstände der 


verschiedenen Anschlußleitungen bei der Ver- 
suchsanlage in verhältnismäßig engen Grenzen 
abgeglichen werden und durften bestimmte 
"Widerstandswerte nicht überschreiten. Bedin- 
gungen, die in einem weit verzweigten Ortsfern- 
sprechnetz nicht erfüllt werden können. Ferner 
fehlten die Einrichtungen für den Anschluß an 
das Fernamt, die für Deutschland so bedeutende 


Heft 16. 


Nebenstellenfrage war nicht gelöst usw. Vor 
allem mußte eine Herabsetzung der Betriebs 
spannung (104 V) angestrebt werden, um bei 
Arbeiten an den Leitungen das Personal nicht 
zu gefährden. Hierzu bot sich ein einfacher 
Weg, indem die Arbeitselektromagnete der 
Wähler (Hebe- und Drehelektromagnet), die 
wesentliche mechanische Arbeit zu leisten haben 
und bei der Versuchsanlage unmittelbar in den 
Leitungszweigen lagen, in Ortsstromkreise ver- 
lest wurden, die von empfindlichen Linienrelais 
gesteuert wurden. Eine Änderung, die jetzt all- 
gemein Anwendung findet, so daß die neueren 
Wähleranlagen alle mit einer Betriebsspannung 
von 60 V und weniger arbeiten. 

Man beschloß daher im Jahre 1902, da in- 
zwischen auch in der Fabrikation der Wähler 
wesentliche Fortschritte zu verzeichnen waren, 
die Anlage unter Berücksichtigung der bisher 
gemachten Erfahrungen umzubauen. Die Mit- 
teilungen über die Verbesserungen und die Er- 
fahrungen, die die Automatic El. Co. als Liefer- 
firma selbst gemacht hatte, gelangten nur 
lückenhaft und verspätet zur Kenntnis der 
Verwaltung. 1902 wurde deshalb wiederum ein 
Beauftragter des Reichspostamts nach Amerika 
gesandt, der. sich über die Entwicklung in 
Amerika unterrichten und den. Ankauf der 
Apparate für eine neue Versuchsanlage in die 
Wege leiten sollte. Im Jahre darauf (1903) 
trafen diese Apparate ein, und am 15. November 
1903 konnte die neue Versuchsanlage mit 1000 
I. Gruppen-, 110 II. Gruppen- und 110 Lei- 
tungswählern in Betrieb genommen werden. 

Das Vorgehen der Reichs-Telegraphenver- 
waltung war inzwischen bei den übrigen euro 
päischen Telegraphenverwaltungen bekannt ge- 
worden, wie Anfragen der Verwaltungen in 
Frankreich und Österreich erkennen lassen, die 
um Übersendung von Angaben über die Anlage 
selbst und die Versuchsergebnisse baten. 


In den folgenden Jahren 1904 und 1905 
wurden Versuche angestellt, um die Schaltun- 
gen durch Einfügung der selbsttätigen Ge- 
sprächszählung, Einrichtung des Verbindungs- 
leitungsverkehrs nach Handämtern, des Fern- 
verkehrs usw. den bestehenden Amtseinrich- 
tungen anzupassen. Auch wandte sich die Auf- 
merksamkeit den Fragen der Wirtschaftlich- 
keit zu. Während in der Versuchsanlage noch 


- für jede Anschlußleitung ein I. Gruppenwähler 


vorgesehen war, konnte eine wesentliche Er- 
sparnis an diesen durch Verwendung von billi 
geren Vorwählern für die Anschlußleitungen er 
reicht werden. In Deutschland wurden Ver 
suche dieser Art schon 1905 mit Relaisvorwäh 
lern gemacht, Amerika folgte Mitte 1906 mit 
den nach dem Erfinder benannten Keith-Vor 
wählern. 


‚, Die weiteren Versuchsergebnisse ermutig 
ten, obgleich die Nebenstellenfrage noch nicht 
einwandfrei gelöst war, zu dem Entschluß, ein 
ganzes Ortsfernsprechnetz mittleren Umfangs 
für die neue Betriebsweise herzurichten, um das 
Verhalten der ‘Apparate usw. unter normalen 
Betriebsbedingungen prüfen zu können. 1907 
wurde angeordnet, daß der Versuch in Hildes- 
heim zur Ausführung kommen sollte. Die Vor- 
arbeiten und Durchführung der Aufbauarbeiten, 
sowie wesentliche Teile der Fabrikation für 
dieses Amt wurden den Deutschen Waffen- und 
Munitionsfabriken übertragen. In engem Zu- 
sammenarbeiten mit dem Telegrapbenapparat 


306 


Elektrote chnische 


Zeitschrilt. 1920. 


amt konnten die noch offenen Fragen befriedi- 
gend gelöst und das Amt schon Mitte 1908 dem 
Betrieb übergeben werden. Auch für die Neben- 
stellenfrage war inzwischen eine betrieblich ein- 
wandfreie, wenn auch noch nicht allgemein gül- 
tige Lösung gefunden worden. Die Betriebs- 
spannung war auf 58 V herabgesetzt. Der Ver- 
such zeigte, daß der Wählerbetrieb in techni- 
scher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hin- 
sicht den Vergleich mit dem Handbetrieb für 
Ortsfernsprechnetze aushalten konnte, ja daß 
er in mancher Beziehung dem Handbetrieb 
überlegen war. 

Sollte die Entwicklung des Wählerbetriebes 
aber in der erwünschten Weise schnell gefördert 
und von dem Ausland unabhängig durchgeführt 
werden, so mußten die auf dem Schwachstrom- 
gebiet schon gesammelten Fabrikationserfah-, 
rungen in größerem Umfange nutzbar gemacht 
werden, als dies bei den Deutschen Waffen- und 
Munitionsfabriken möglich war. August 1907 
bildete sich eine ‚‚G. m. b. H. für automatische 
Telephonie‘‘, die in den mit den Waffen- und 
Munitionsfabriken von der Reichs-Postverwal- 
tung geschlossenen Vertrag eintrat, deren Ge- 
schäfte aber fortan von der Firma Siemens & 
Halske geführt wurden. Ein Risiko bestand für 
das neue Unternehmen kaum noch, da die 
Brauchbarkeit der Betriebsweise durch die 
Versuche der Reichs-Telegraphenverwaltung 
dargetan und wichtige Pionierarbeit geleistet 
war. Die bis dahin gesammelten Erfahrungen 
standen der neuen (iesellschaft zur Verfügung. 

Dank der großen Erfahrung der Firma 
Siemens & Halske in fabrikationstechnischer 
Beziehung ging die Entwicklung nunmehr 
schnell vorwärts. 1909 wurde das erste selbst- 
tätige kleine Landnetz in Dallmin mit Vorwäh- 
lern von Siemens & Halske in Betrieb genom- 
men, das im übrigen noch für örtliche Mikro- 
phonspeisung eingerichtet ist. 1910 folgte das 
Ortsfernsprechnetz Altenburg (S. A.), das neben 
anderen Verbesserungen schon die Mikrophon- 
speisung aus der Amtsbatterie aufweist. In 
schneller Folge wurden dann die Ortsfernsprech- 
netze Posen, Dresden, Liegnitz, Teile des Orts- 
fernsprechnetzes Leipzig, Halle (Saale) und 
zahlreiche kleine selbsttätige Landnetze dem 
Betriebe übergeben. Z. Zt. sind außerdem 
Wählereinrichtungen-für über 50000 Anschluß- 
leitungen im Bau. 

Kurz nach der Gründung der Gesellschaft 
für automatische Telephonie begannen im Jahre 
1909 auch die Verhandlungen der Firma Sie- 
mens & Halske mit der bayerischen Verwaltung 
wegen Einrichtung des Wählerbetriebes in Mün- 
chen, die dann in den folgenden Jahren etappen- 
weise durchgeführt worden ist. .In allen Verträ- 
gen waren vom Reichspostamt schon vorher so- 
wohl für Bayern als auch für Württemberg die- 
selben Ansprüche gemacht, wie sie das Reichs- 
BON SEN für sich in den Verträgen festgelegt 

atte 


Rückblickend kann gesagt werden, daß die’ 


Reichs- -Telegraphenverwaltung früher/als an- 
dere Verwaltungen die Bedeutung der neuen 
Betr:sbsweise für das Fernsprechen erkannt 
und systematisch für deren Ausbau, An- 
passung und Entwicklung Sorge getragen hat. 
Es ist erfreulich, feststellen zu onnage daß sie 
hierbei. in so tatkräftiger Weise von der deut- 
schen Industrie unterstützt worden ist, die es 
‚verstanden hat, sich auf diesem Gebiet nicht 
nur auf eigene Füße zu stellen, sondern auch 
bahnbrechend an der Weiterentwicklung mit- 
zuarbeiten. 


Die Feldkurve 
bei synchronen Wechselstrommaschinen. 


Von Prof. Dr. techn. Franz Unger, Braunschweig 


Übersicht. Es wird eine neue Methode zur Be- 
stimmung der Feldkurve beschrieben, bei der die Kraft- 
inien durch Kreisbogenstücke ersetzt werden. Unter 


N) 


Zuhilfenahme einer Kurvenschar werden die Längen 
der gleichwertigen parallelwandigen Kraftröhren er- 
mittelt und daraus die Ordinaten der Feldkurve. be- 
stimmt. Die Genauigkeit dieser Methode wurde nach 
dem Lehmannschen Verfahren geprüft und eine gute 
Übereinstimmung gefunden. Auch eszillographisch 
ermittelte Feldkurven stimmen gut überein. Die neue 
Methode bedeutet eine große. Zeitersparnis gegenüber 
der Lehmannschen Methode. 


>" 

In den meisten Lehrbüchern wird die Kof- 
struktion der: Feldkurve einer Synehronma- 
schine entweder gar nicht, oder nur ganz ober- 
flächlich behandelt. Da es bei: der Vorausbe- 
stimmung der Leerlaufscharakteristik einer Ma- 
schine sehr auf die genaue Kenntnis des Er- 
regerfeldes ankommt, dürfte es von allgemei- 
nem Interesse sein, eine Methode zu kennen, 
nach der man die Feldkurve mit der größtmög- 
lichsten Genauigkeit aufzeichnen kann. 

Die bisherigen Methoden gingen sämtlich 
von der Voraussetzung aus, daß Polschuh- und 
Ankeroberfläche als magnetische Äquipotential- 
flächen zu betrachten sind. Diese Voraussetzung 
ist unter Vernachlässigung der Unterschiede in 
den Zahnsättigungen an den verschiedenen 
Punkten der Polteilung richtig. Da die Ampere- 
windungen für die Zähne nur einen Bruchteil 
der Amperewindungen für den ganzen magne- 
tischen Kreis, ausmachen und von diesem 
Bruchteile wieder nur ein Bruchteil für den 
Unterschied der Zahnsättigung inFrage kommt, 
kann man sie ruhig beibehalten. Vom Polschuh 
kann man sich nun, durch den Luftraum zum 
Ankereisen flütend, magnetische Kraftröhren 
denken, die die Eigenschaft haben,. daß sie sich 
nach dem Prinzip des kleinsten magnetischen 
Widerstandes einstellen. Nach dem Brechungs- 
gesetZ der Kraftlinien werden die einzel- 
nen magnetischen Kraftlinien beim Austritt aus 
einem Medium mit größerer magnetischer Leit- 
fähigkeit in ein solches von geringerer magneti- 
scher Leitfähigkeit stets in der Richtung zur 
Senkrechten äuf die Trennfläche gebrochen. 
Der Neigungswinkel auf die Senkrechte ergibt 
sich aus der Beziehung zwischen den magneti- 
schen Leitfähigkeiten der beiden Medien. Be- 
zeichnen wir die magnetische Leitfähigkeit der 
Luft mit 1, für Eisen mit w, den Winkel, in dem 
die betrachtete Kraftlinie im Eisen an der 
Trennschichtankommt, mit a, den Winkel, unter 
dem sie in Luft weitergeht, mit «,, die magneti- 
sche Kraft im Eisen mit 9, , in Luft mit 9,', so 
können wir diese Beziehungen | in Abb. 1 dar- 


Abb. 1. 
Kraftlinien. 


Abb. 2. Kraftröhre und 
Ersatzkraftröhre. 


Brechung der 


stellen. Dal be Kraftfluß, der aus dem Eisen 


‚ herauskommt, muß in der Luft weitergehen. 


Wir zerlegen nun die Vektoren $,' und Ö,' in je 
eine Komponente ‚senkrecht zur Trennfläche 
und eine in Richtung dieser Fläche. Es wird 
dann beim Übergang von Eisen in Iuft ein 
Sprung in der Größe der magnetischen Kraft 
auftreten, da 9, ja w-mal größer sein muß, als 
9,. Dieser Sprung tritt aber nur für die senk- 
rechte Komponente auf, dafür diein der Trenn- 
fläche selbst veılaufende Komponente kein 
Übergang, also auch keine Änderung geschieht. 
Wir finden somit die Beziehung, zwischen den 
Winkeln «, und &, aus der Gleichung: 


ig &, &y7 ' (1 
ER. = a u 
und da 
a re RR 


ist, so erhalten. wir: » ? 1... 


Helt 16. 


BR 


I; 


22. April 1820. 
wo _ 1 3 
ga, m 


Nun ist aber w bekanntlich viel Bari 
größer als 1, somit wird der Winkel a, auch bei 
großen Winkeln a, sehr klein. Man kann dem- 
nach mit gıoßer Annäherung voraussetzen, 
daß die magnetischen Kraftlinien stets senk- 
recht zur Oberfläche des Eisens in die Luft aus- 
treten. Denkt man sich im Luftspalt irgendeine 
Äquipotentialfläche, so gilt für sie die Beziehung 
daß siestetslotrecht von den Kraftlinien durch- 
setzt werden muß. 

Die bisherigen Methoden Fellangkon erst 
ein ungefähres Aufzeichnen von Kraftlinien 
und Äquipotentialflächen, die dann solange 
verschoben wurden, bis sie dem Auge des Kon- 


| strukteurs gefielen. Eine viel vollkommenere 


Methode läßt sich dadurch erzielen,. daß man 


eine Anzahl Äquipotentialflächen zeichnet und 


die Kraftröhren so wählt, daß der magnetische 
Widerstand jedes Teilstückes einer Kraftröhre 
gleich eins wird. Näheres über diese Methode 
istin Lehmanns Aufsatz, „Graphische Metho- 
de zur Bestimmung des KraftlInienverlaufes in 
der Luft“ („ETZ“ 1909, S. 995) zu finden. Für 


'Flächen von- beliebiger Gestalt ist diese Me- 


thode entschieden die genaueste und zweck- 
mäßigste, die bisher bekannt ist. Für die Syn- 


chronmaschine liegen die Verhältnisse aber so, ° 


daß man auf eine einfachere. und schnellere 
Weise zum Ziele kommen kann. 

Vorläufig sei ein Pol als allein im Be 
vorhanden angenommen. Betrachten wir in 
Abb. 2 eine beliebige Kraftröhre, die zwischen 
dem Ankereisen und dem Pol verläuft. Da.die 
Maschine j ja zylindrisch ist, genügt es, irgendwo 
in der Maschine senkrecht zur Achse einen 
Schnitt zu führen. Die Äquipotentialflächen 
sind dann ebenfalls Zylinder, und wir können 


uns somit die Kraftröhren an zwei Seiten von 


Ebenen begrenzt denken, die. senkrecht zur 
Achse der Zylinder ‚stehen. Denken wir uns 
diese Ebenen im Abstande 1 cm voneinander 
geführt, so ist die achsiale Tiefe einer Kraft- 


röhre gleich 1, und ihre QuerschnittsflächenQan 


beliebiger Stelleläßt sich darstellen durch einen 
Schnitt, der senkrecht zu ihrer Mittellinie ge- 
führt wird. Da in Luft w =1 ist, so ist die 
Leitfähigkeit der Kraftröhre zahlenmäßig gleich 
der magnetischen Induktion mal einem Yahlen- 


faktor, die Kurve der Leitfähigkeiten der ein- . 


zelnen Kraftröhren auf die Ankeroberfläche 
bezogen ist somit gleichzeitig die Kurve der 
magnetischen Feldstärken an den einzelnen 
Flächenelementen der Ankeroberfläche. Den- 
ken wir uns durch die Kraftröhre im Abstande 
di zwei Querschnitte gelegt, so ist der magneti- 
sche Widerstand dieser schmalen Scheibe 
"dl 

daR= Q 
der magnetische Widerstand. der ganzen Kraft- 
röhre ist somit 


und die magnetic he Leitfähigkeit 


/ 


pe 


e 


Wi 


Querschnitte der ersteren Kraftröhre auf der 


'Ankeroberfläche und einer Länge, die der Be- 


ziehung (5) entspricht. Die Leitfähigkeit dieser. 
Kraftröhre ist: 


Aoar 


können uns nun diese Kraftröhre 
durch eine parallelwandige Kraftröhre ersetzt 
‘denken mit dem Querschnitt Q, gleich dem 


22. April 1820. 


Somit erhalten wir die Länge der Ersatzkraft- 
röhre: 


> I 
dl 


1=Qı Q (6 
Ö 


Wäre die Funktion ° bekannt, so könnte man 


die Integration durchführen und erhielte so die 
Länge 1, der Ersatzkraftröhre., 

Bei der Ermittlung der Feldkurve einer 
Synehronmaschine ist es nieht notwendig, den 
absoluten Wert der magnetischen Leitfähigkeit 
für jedes Element der Ankeroberfläche zu be- 
stimmen, es genügt völlig, wenn man das Ver- 
hältnis der Leitfähigkeiten an beliebigen Ele- 


menten der Ankeroberfläche zur Leitfähigkeit | 


unter der Polmitte kennt. In der Gegend der 
Polmitte ist sicher 'ein homogenes Feld vorhan- 
den, und für dieses gilt bekanntlich die Bezie- 


hung: 
(Ni) =08 Bo, - (7 


wenn wir mit (Ni) die Erregeramperewindungen 
bezeichnen, die aufzuwenden sind, um ein Feld 
von der Induktion®, durch einen Luftspalt von 
der Länge d, hindurchzutreiben. 

Auf einer Stelle & der Ankeroberfläche 
lastet derselbe Amperewindungsdruck wieunter 
der Polmitte. Da an dieser Stelleaber die Länge 
der Ersatzkraftröhre 1, ist, für eine parallel- 
flankige Kraftröhre aber wieder die Beziehung 
(7) gilt, also: 


N)=08LB, 0. & 

so finden wir durch Verbindung von (7) und (8): 
rS SS 

B.> 7% d (9 


Kennt man demnach die Länge l, einer Ersatz- 
kraftröhre an irgend einer Stelle derAnkerober- 
fläche, so kann man für diese Stelle aus dem 
Verhältnis des Luftspaltes d, zur Länge 1, die 
Induktion bestimmen. Zeichnet man für ver- 
schiedene Punkte x der Ankeroberfläche die 
zugehörigen Induktionen B, als Ordinaten ein, 


ERFETE TRER ET DE ER SEE EIN REITEN 
iii 


winkel berechnen. Diese Berechnung ist für 
verschiedene Zentriwinkel von 0 bis 90° durch- 
geführt worden und soll der Einfachheit halber 
in Kurvenform dargestellt werden. 


Abb. 3. Feldverteilung. 


Abb. 4. Bogen, Sehne und 
Halbmesser. 


In Abb, 4 ist die Beziehung zwischen Sehne 
s, Zentriwinkel « und Bogenlänge 1 dargestellt. 
Wir erhalten für die Sehnenlänge s die Glei- 
ehung: 


s=2rsin = (10 
und für die Bogenlänge I die Gleichung: 
nar 
RE en 


Das Verhältnis k, wurde für verschie- 


dene Verhältnisse < berechnet und in Abb. 5 
in Kurvenform dargestellt. Aus dieser Kurve 
ist zu ersehen, daß man für = größer als 2 ruhig 


die. Sehne gleich dem Bogen setzen kann, da 
der Fehler, den man dabei begeht, kleiner als 
1% wird: 

Kehren wir wieder zu Abb. 3 zurück. Wir 
finden die Länge I einer Kraftlinie, indem wir 
die Sehne s messen und den gemessenen Wert 


[| 
Z—> 07080310 1214 


et 
16 18 20 
Abb. 5. Korrektur für die Krümmung der Kraftlinien. 


me 


2,3 30 


so erhält man die Feldkurve der Maschine. Eine | mit dem aus Abb. 5 ermittelten Faktor k, mul- 


‚Abweichung von dieser Regel tritt in der Pol- 
lücke ein und wird später besprochen werden. 
Trägt man B, =100 Teilstriche irgend eines 
Maßstabes auf, so erhält man nach Gl. (9) 8, 
in % von B, oder: 
PB. = 4100 in 
‚In Abb. 3 sind Anker und Pol einer Syn- 
chronmaschine abgewickelt dargestellt, wie das 
ja für die Konstruktion der Feldkurve meist 
üblich ist. Da die Kraftlinien senkrecht aus 
dem Eisen austreten müssen und sich nach dem 
kleinsten magnetischen Widerstande einstellen, 
so kann man sie mit einiger Annäherung durch 
Kreisbogen ersetzen. Die Konstruktion dieser 
Kreisbogen geschieht so, daß man an der zu 
untersuchenden Stelle der Poloberfläche eine 
Tangente an die Polkurve zieht. Ihr Schnitt- 
punkt mit der Geraden, die die Spur der Anker- 
oberfläche bezeichnet, gibt den gesuchten Mit- 
telpunkt des Kreisbogens, der die Kraftlinie 
an dieser Stelle des Luftspaltes darstellt. Zwei 
solche Kreisbogen begrenzen eine Kraftröhre. 
. Die Länge eines Kreisbogens kann man am 
einfachsten aus der Sehne und dem Zentri- 


[2 


(9a 


tiplizieren. 
= Rus „(12 
Ziehen wir durch die in Abb. 3 dargestellte 


| Kraftröhre eine Mittellinie AB, die ebenfalls ein 


Kreisbogen ist, so stellt die Länge AB die 
Länge I der Kraftröhre dar. Um die Induktion 
im Punkt A zu finden, müssen wir die Länge 
l, der parallelwandigen Kraftröhre von gleicher 
Leitfähigkeit kennen. Wir könnten sie nach 


Gl. (6) bestimmen, wenn wir die Funktion 


Q 
kennen würden, oder näherungsweise, wenn wir 
die Kraftröhre in einzelne Teilkraftröhren zer- 
legten, deren Längen ] sehr klein sind. In letz- 
terem Falle müßten wir nach Gl. (4) die magne- 
tischen Widerstände der Teilkraftröhren be- 
stimmen unter der Voraussetzung, daß für jede 
Teilkraftröhre 
ln 

Am 
gesetzt werden kann, wo Il, die Länge und 


nt -, 
= 5, 


ee 


Um 


Elektrotechnische Zeitschriit., 1920. Heit 16. 


307 


den mittleren Querschnitt bedeuten. Der mag- 
netische Widerstand des ganzen Kraftröhre AB 
würde dann sein: 

IR. 


Vese= > Re Q E 
m 


‚Diese Methode ist sehr umständlich und 
zeitraubend, es läßt sich aber glücklicherweise 
unter der Voraussetzung kreisförmiger Kraft- 
linien eine bedeutende Vereinfachung finden. 

In Abb. 6 sind zwei füllhornartige Kraft- 
röhren dargestellt, von denen die Begrenzungs- 
linien der einen (a) mit gleichen Halbmessern 
gezogen sind, während bei der anderen (b) das 
‚Verhältnis der Halbmesser 1 : 2% beträgt. In 
Abb. 7 sind die Querschnitte @ dieser Kraft- 


700 
Vo 


(18 


25 


07T 20 30 40 50 60 70 80. 30 100% 
[?] 
Abb. 7. Genauigkeit der Ersatzparabel. 


röhren in Abhängigkeit von den Längen y auf- 
getragen, wobei y in %, von l, gemessen wurde. 
Dabei bedeutet I, die ganze Länge des Füll- 
horns bis zur Spitze. Wir sehen, daß trotz der 
ganz verschiedenen Gestalt der beiden Kraft- 
röhren a und b die Querschnitte in Abhängig- 
keit von der Strecke yfast genau dieselbe Funk- 
tion darstellen, denn in Abb. 7 liegen die Kur- 
ven aund b dicht beisammen. Nun stellen aber 
die beiden Kraftröhren a und b für praktische 
Fälle ungefähr die äußersten Grenzwerte dar, 
denn r, kann nicht kleiner werden als r,, und 


Abb. 6. Kraftröhren mit verschiedenem Verhältnis rn, :r.. 


erreicht auch kaum jemals den Wert 2r,, wie 
man leicht durch einen Versuch feststellen 
kann. Demnach begrenzen die beiden Kurven 
aund b alle möglichen Fälle der Querschnitts- 
abnahme in einer Kraftröhre von der Anker- 
oberfläche bis zum Pol. Wir können nun diese 
mathematisch nicht einfach darstellbare Funk- 
tion a bzw. b mit großer Annäherung durch eine 
Parabel ersetzen, deren Gleichung lautet: 


y»=2pa, (14 
wo | 
= Q, 53 Q: D (15 
und 
a 16 
sp 4=G, ( 
bedeuten. 
Demnach kann man schreiben: 
Q, Rus Q. 
Be 14: 
„9-0 Sr 


In Abb. 7 ist eine solche Ersatzparabel 
strichpunktiert eingezeichnet. 

Es läßt sich nun der magnetische Wider- 
stand einer Kraftröhre durch eine einfache 
Integration bestimmen. 


’ 


308 


(17 
y=0 

wo 1 die Länge der Mittellinie nach G]. (12) be- 

deutet. Der magnetische Widerstand einer 

parallelwandigen Kraftröhre mit dem konstan- 

ten Querschnitt Q, ergibt sich dann zu: 


(18 
und da ja die parallelwandige Kraftröhre den- 


selben magnetischen Widerstand haben soll 
wie die füllhornartige, so erhalten wir: 


a; 
ey — le . . A . 19 
Bestimmen wir aus Gl, (14a) den Querschnitt 
Q,. so erhalten wir: - 
Qu—Q 
I Qı tg a y? . (20 


Setzen wir diesen Wert in Gl. (19) ein, so er- 
gibt sich: 


I „Yet EEeN 


2y05 7402 V0 = 00,0, 


Bezeichnen wir: 


& 


Qı en 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 16. 


Länge l,. In Abb. 8ist das Verhältnis k, = 1; 
als Funktion des Quotienten = Qı in Kurven- 
form dargestellt. Wir wollen dieses Verhältnis 


mit dem Ausdruck ‚Verengung‘ bezeichnen. 
2 


Es wurde das Vei hältınis gewählt, weil Q, fast 


. 02 » 
stets größer als Q, ist, wir demnach eine Zahl 
größer als 1 echalten. Eine größere Verengung 


75 2,0 3,0 


a 


Pa 


Abb. 8. Korrektur für div Verjünzung der Kraftröhren. 


2,5 


als 8 kommt in praktischen Fällen wohl niemals 
vor. i 

Mit Hilfe der beiden Sehaulinien Abb. 5. 
und 8 bzw. der Faktoren k, und k, kann man die. 
Feldkurve für einen im Raume allein vorhan- 
den gedachten Pol konstruieren. Für eine be- 
liebige Kraftröhre bestimmt man aus dem Ver- 


hältnis— unter Zuhilfenahme der Kurve Abb. 5 


‚den Faktor k,, der das Verhältnis. angibt. Aus 


dem Querschnittsverhältnis ° (Verengung) und 
Kurve Abb, 8 ergibt sich der Faktor %,, der das 


Ra a Be 
Verhältnis = bestimmt. Somit ist die Länge 21 
der parallelwandigen geradegestreckten Kraft-; 
röhre gleicher Leitfähigkeit: 


1 le Ka (25. 


22. April 1920. 


kurve läßt sich somit am einfachsten folgender- 
maßen durchführen: ; 

Man teile die Polfläche in eine beliebige 
Anzahl Teile, dieman zweckmäßig an den Stel- 
len stärkerer Krümmung enger wählen kann, 
als an flacheren Stellen. Dann zeichne man die 
Kraftlinien als Kreisbogen nach der beschrie- 
benen Methode ein (Abb. '3), bestimme die 
Mittelpunkte A und B der Fiächen Q, und @, 
und messe die Sehnenlänge s= AB. Der 


Schnitt der Mittelsenkrechten auf AB mit der 


Ankeroberlläche gibt den Mittelpunkt © des 


-Kreisbogens AB, somit r — AO. Aus dem Ver- 


hältnis r einerseits und anderseits bestimmt 


man mit Hilfe der Kurvenschaar Abb. 9 den 
Faktor % der Gl. (26). Die O:dinate der Feld- 
kurye ergibt sich nach Gl. (9a) zu: 
3, = 10 a 
Bisher ist stillschweigend vorausgesetzt 
worden, daß es erlaubt ist, die Kraftlinien durch 
Kreisbogenstücke zu ersetzen. Es soll nun nä- 
her untersucht werden, ob diese Voraussetzung 
zutrifft, In Abb. 10 ist die Feldkurve eines 
Poles nach der Lehmannschen Methode der 
Konstruktion von Kraftlinien und Äquipoten- 
tialflächen bestimmt worden. Die gestrichelt 
eingetragenen Kreisstücke stellen die nach un- 
serer Methode zu zeichnenden Frsatzkraftlinien 
dar. Unter dem schwach gekrümmten Teile des 
Polschuhes (unter dem Pol selbst) ist die Krüm- 
mung der Kraftlinien sehr schwach, der Fehler, 
der durch die Einführung eines Kreisbogen- 
stückes an Stelle der Kraftlinie entsteht, ist ° 
also dort sehr klein. Zwischen dem Teile der 
Polflanke, der senkrecht zur Ankeroberfläche 
verläuft, und der Ankeroberfläche sind die 
Kraftlinien Viertelkreise. Eine merkliche Ab- 
weichung von. der Kreisform kann daher nur 
an der Polkante selbst eintreten. Diese Stelle 
muß in der Feldkurve deutlich erkennbar sein, 
und tatsächlich entsteht in Abb. 10 ein leichter 
Buckel, der dort gestrichelt eingezeichnet 


‚99 E— 07080910 12 19 96 


Abb. 9.8. Korrektur für die Verjüngung und Krümmung der-Kraftröhren.' 


and 


Vır azyırz 
| V , 
dann erhalten wir: ; 


vli-v+1—v 1+y1-v un 
ira dr Daylenıı j" 


Setzen wir diesen Wert in Gl.(21) ein, und bil- 


den wir links das Verhältnis —- so erhalten 


wir: 
ee 1 1 1+y1-—v 
"= ı ayl-v 1-YVl-v 
23° 1+yV1-v 
= = 210 
byim. ey, = 


Für die Bestimmung der Länge einer pa- 
rallelwandigen Kraftröhre von gleichem magne- 


genügend große Genauigkeit der 


Um nicht mit zwei Kurven 
arbeiten zu müssen, sind in 
Abb. 9 die beiden Schaulinien 
Abb. 5 und 8 zu einer Kurven- . 
schaar wereinigt worden. Die 


Verengung 9 ist dabei in Stufen 
mit Abständen von 0,25 aufge- © 


tragen, für Zwischenwerte ist 
zu interpolieren, was noch eine 


Ermittlung der Längen 1, er- 
möglich. Man kann somit unter 
Zuhilfenahme der Kurvenschaar 
Abb. 9 die Länge 1, nach. der 
Formel ermitteln: 

1. 25 8, (26,7 
Für eine Verengung von 1,65 


und ein Verhältnis — von 0,93 


70 u 0° 140° 
BR 
I-H 


e \ Ö \ Abb, 10. Genauigkeit des neuen Verfahrens- 
tischen Widerstand genügt es somit, die Quer- Er 
schnitte Q, und Q, der füllhornartigen Kraft- 
röhre an der Anker- und Poloberfläche abzu- 


messen und das Verhältnis v 2% zu bestim- 


erhält man z. B.aus Abb. 9 einen - 

Faktor k =1,24. Benutzt man diejbeiden Kur- 

ven Abb. 5 und 8, so erhält man k, = 1,055 und 

k, =1,175; das Produkt aus k, und k, ergibt 

1,2396, also ungefähr 1,24, 2 © 
Das Vorfahren zur Bestim 


wurde. Dieser: Buckel ist bei genauer Ermitt- 
lung der Ordinaten stets vorhanden und läßt 
sich ohne Schwierigkeit korrigieren. Die übri- 
‘gen Teile der Feldkurve zeigen keinerlei Ab- 

weichung in den Ergebnissen der beiden Kon- 


men. Ans GI], (24) erhält man dann die gesuchte mung der Feld. 


22. April 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 1%. 


309 


struktionen; mithin erscheint die Einführung 
der Ersatzkreise anstelle der wirklichen Kraft- 
linien als zulässig. 

Die angegebene Konstruktion der ideellen 
Feldkurve wäre nur dann richtig, wenn der Pol 
allein im Raume vorhanden wäre. Das Vor- 
handensein des Nachbarpoles beeinflußt den 
Verlauf des Feldesin der Pollücke ganz wesent- 
lich. In Abb. 11 sind Kraftlinienverteilung und 


t 
l 
1 
] 
| 
I} 
| 
de 


Abb. 11. Feldkurve, nach der Lehmanuscher Metho 
ermittelt. 


Feldverlauf bei Berücksichtigung des Nachbar- 
poles nach der Lehmannschen Methode ermit- 
telt worden. Da das magnetische Potentialge- 
fälle von S-Pol zu N-Pol doppelt so groß ist als 
das voneinem Pol zum Anker (bei Vernachlässi- 
gung der Eisen-AW), so kann man die Kon- 
struktion durch Einführung einer zur Anker- 
oberfläche senkrechten Ebene in der Mitte der 
neutralen Zone vereinfachen. Aus Symmetrie- 
gründen muß das magnetische Potentialgefälle 
Polkante — neutrale Zone ebenso groß sein, wie 
das vom Pol zur Ankeroberfläche. Vergleichen 
wir.Abb. 10 mit Abb. 11, so sehen wir, daß nur 
der Teil des Feldes beeinflußt wird, der sich in 
der Pollücke ausbildet, das Feld unter dem 
Pole selbst bleibt unverändert. Da die Kraft- 
linienin der neutralen Zone parallel zur Anker- 


-oberfläche verlaufen, muß dort die Feldstärke 


in Richtung senkrecht zur Ankeroberfläche Null 
werden. Wir müssen demnach an der Feldkurve 
Abb. 10 noch eine Korrektur vornehmen, um 
aus ihr die Kurve der richtigen Feldverteilung 
Abb. 11 zu erhalten. Bisher wurde das meist 
so berücksichtigt, daß man die Feldkurve eines 
Poles aufzeichnete, als wenn er allein vorhan- 
den wäre, und daß man über dieser Kurve die 
umgeklappte Feldkurve des Nachbarpoles 
superponierte. Diese Methode ist unrichtig, da 
die superponierten Kraftlinien z. T. das Eisen 
des Nachbarpoles treffen, also zu Streulinien 
werden müßten. Die Ordinaten der Feldkurve 
eines als allein vorhanden betrachteten Poles 
nähern sich asymptotisch dem Werte Null und 
haben unter die Polmitte des überlagert gedach- 
ten Nachbarpoles einen von Null verschiedenen 
Wert. Durch die Überlagerung der beiden Feld- 
kurven würde man demnach eine resultierende 
Feldkurve erhalten, deren Ordinaten auch unter 
der Polfläche selbst herabgedrückt erscheinen, 
was den Tatsachen nicht entspricht, wie ein 
Vergleich zwischen Abb. 10 und 11 beweist. Es 
soll hier eine einfache Näherungsmethode zur 
Richtigstellung der Feldkurve vorgeschlagen 
werden Ri 


In Abb. 12 ist die Feldkurve ohne Berück- 
sichtigung des Nachbarpoles gestrichelt darge- 
stellt. In der Mitte der Pollücke muß das wirk- 
liche Feld Null werden, somit muß dem Punkte 


Abb. 12. Feldkurve, nach dem neuen Verfahren ermittelt. 


C der ideellen Feldkurve der Punkt D der wirk- 
lichen Feldkurve entsprechen. Da sich der Ein- 
tluß des Nachbarpoles etwa bis zur Polkante er- 
streckt (Punkt E), so muß die wirkliche Feld- 
kurve vom Punkt A bis zum Punkt B mit der 
ideellen Feldkurve zusammenfallen. Unter der 
Annahme, daß der Einfluß der Polstreuung 
etwa geradlinig von B bis Danwächst, braucht 
man bloß C und E durch eine Gerade zu ver- 
binden und die Ordinaten des Dreieckes ODE 


von den Ordinaten des Kurvenstückes BG ab- 


zuziehen, so erhält man in ABD die wirkliche 
Feldkurve. Ein Vergleich der Abb. 11 mit Abb. 
12 zeigt, daß die Annahme des geradlinigen An- 
wachsens des Einflusses der Polstreuung mit der 
Wirklichkeit recht gut übereinstimmt. 

Bisher wurde der Pol als magnetische 
Äquipotentialfläche ‚betrachtet. - Dies gilt nur 
für den Polschuh selbst, nicht aber für jenen 
Teil des Polkernes, der von der Erregerwick- 
lung umgeben ist. Betrachten wir ein Ober- 
flächenelement der Kernfläche, so finden wir, 
daß die magnetische Potential differenz zwischen 
diesem Flächenelement und der Ankerober- 
fläche im Verhältnis der von der betreffenden 
Kraftröhre eingeschlossenen AW zu den ge- 
samten Erreger-AW kleiner wird, als die Po- 
tential differenz zwischen Polschuh und Anker. 
Unter der Voraussetzung, daß die Feldspulen 
rechteckigen Querschnitt besitzen, erhält man 
die MMK — Amperewindungen AW, im Ab- 
stande y vom Anfangspunkte der Feldwicklung 
bei einer Höhe der Spule h, wenn man die MMK 
der ganzen Erregung mit AW bezeichnet zu: 
& Zaw...a 


AW,= 


Dementsprechend würde für die ent- 
sprechende Stelle der Ankeroberfläche die In- 
duktion den Wert haben: 


RL 

pn) == —F Dr eh.» (28 
Die Ordinate der Feldkurve müßte demnach im 
Da ein 


solcher Einfluß erst in der Gegend der Mitte der 
Pollücke stattfindet, so hat diese Berichtigung 
keinen praktischen Wert und kann in fast allen 


Verhältnis “y verkleinert werden. 


‚, Fällen ganz vernachlässigt werden. 


Auch..der Versuch ergibt eine sehr gute 


Übereinstimmung der Feldkurven, In Abb. 18 


ist eine Feldkurve einer ausgeführten Maschine 
wiedergegeben, die einerseits nach der beschrie- 
benen Methode konstruiert, anderseits durch 
Prüfspule und Oszillograph ermittelt wurde. 


Abb. 13. Vergleich zwischen Rechnung und Versuch. 


Die Polform ist in Abb. 13 ebenfalls dargestellt. 
Die Maschine ist mit einem Verhältnis 


Polteilung 200 
Polbreite “ 393 


undoffenen Nuten ausgeführt. Der ideelle Luft- 
spalt wurde nach dem Carterschen Diagramm 
mit d' =1,30 bestimmt, wo d mit 5,5 mm ge- 
messen wurde. Die Abweichungen zwischen 
Rechnung und Versuch sind so gering, daß sie 
in dem kleinen Maßstabe der Abb. 13 nicht dar- 
gestellt werden konnten. Sie sind daher in 
nachstehender Tabelle ‚niedergelegt worden. 
Der Winkel a ist von der Polmitte aus in elek- 
trischen Graden gemessen, 

Ordinaten der rechnerisch und oszillo- 
graphisch bestimmte Feldkurve Abb. 18: 


= 0,509 


PR | 0 |10| 20 | 30 |a0|so| so | 70 | so |o0 
Dr 0%, mit Os- | 
zillographen | — = 
gemessen . 100) 95| 86| 75 61] 37| 14,5| 6,8) 3,0| 6 
Br %/y berech- 
netbzw.kon- Ei 
struiert . . 100) 95| 86| 75| 61|:37| 14,0] 6,5| 2,8] 0 


Aus diesem Beispiele ist zu ersehen, daß 
man mit Hilfe der beschriebenen Methode Feld- 
kurven so genau zeichnen kann, als es mur 
immer für praktische Fälle erwünscht ist. 

Die beschriebene Methode zur Ermittlung 
der Feldkurve hat zur Voraussetzung, daß An- 
ker und Pol abgewickelt aufgezeichnet werden. 
Die Abwicklung bietet keinerlei Schwierig- 
keiten, sie setzt aber voraus, daß man den Bo- 
gen Polmitte—neutrale Zone in eine (nicht zu 
kleine) Anzahl Teile teilt und die radialen Ab- 


stände Polschuh —Ankeroberfläche genau mißt 


und senkrecht zur abgewickelten Ankerober- 
fläche im Maßstabe der Abwicklung überträgt. 
Will man diese Arbeit sparen und doch die be- 
schriebene Methode der Kraftlinienkonstruk- 
tion anwenden, so läuft die Aufgabe darauf hin- 
aus, voneinem Punkte A der Poloberfläche aus 
einen Kreisbögen nach der kreisförmigen Spur 
der Ankeroberfläche so zu ziehen, daß dieser - 
Kreisbogen Polfläche und Ankerfläche in rech- 
tem Winkel schneidet. - 
In Abb, 14 ist die Lösung dieser Aufgabe 
dargestellt. Manziehein A die Tangente an die 
Poloberfläche und eine Senkrechte darauf, dann 
muß der gesuchte Kreismittelpunkt Q auf der 


5) 


310 


Elektrotechnische Zeitschriit, 


1920. Heit 16. 


22. April 1920. 


Tangente AP liegen. Trägt man auf der Senk- 
vechten AC den Halbmesser R des Ankers auf 
und zieht mit diesem Halbmesser einen Kreis- 
bogen AD, so muß, wie aus Abb. 14 leicht er- 
sichtlich ist, aus Symmetriegründen die Strecke 
AD gleich der Strecke DB sein. Man schlage 


benötigt, so wird, um die Wasserkraft bei Unterbrechung 
der Überlandversorgung für ‘Notbeleuchtung usw. zu 


“verwenden, in diesem Falle selbsttätig ein Synchron- 


generator in Betrieb gesetzt, der dem Asynchron- 
generator die wattlose Erregerkomponente liefert. 
Ebenfalls selbsttätig erfolgt die elektrische Abbrem- 
sung der überschüssigen Energie, die Abschaltung der 
jetzt zu versorgenden Leitungen vom Überlandnetz bei 


somit von D mit dem Halbmesser AD einen | Unterbrechung desselben und. die Wiedereinschaltung 


Abb. 14. Ermittlung des Fußpunkles einer Kraftlinie 
auf den Anker. 


Bogen nach der Ankerobe’fläche und findet in 


nn 
B den gesuchten Fußpunkt der Kraftlinie AB. 
Durch Halbierung der Strecke AB findet man 
die Gerade CD, deren Schnittpunkt mit der 
Tangente AP den gesuchten Mittelpunkt Q der 
strichpunktiert eingezeichneten Kraftlinie AB 
ergibt. 

Diese Konstruktion hat den Nachteil, daß 
man mit dem meist sehr großen Halbmesser R 
schwierig und ungenau arbeiten muß, es sei da- 
her eine einfache Näherungsmethode ange- 
geben, die es ermöglicht, mit genügender Ge- 
nauigkeit den Punkt Bzu ermitteln. Aus Abb. 
14 ist ersichtlich, daß aus Symmetriegründen 
die Streeken AC=CB=bsein müssen. Da- 
bei ist © Schnittpunkt der Senkrechtenin A mit 
dem Strahle OB. Durch Probieren mit dem 
Zirkel findet manrasch den Punkt O, für den die 
Bedingung AC = CB gilt. Der Strahl OC gibt 
ım Schnitte mit der Ankeroberfläche mit hin- 
reichender Genauigkeit den gesuchten Punkt B. 
Der Mittelpunkt. @ kann entweder wie früher 
angegeben durch die Konstruktion der Geraden 
CD ermittelt werden, oder dadurch, daß man 
in Beine Senkrechte auf OB errichtet und ihren 
Sehnittpunkt mit AP sucht. 


Die Ausnutzung überschüssiger Energie 
eines kleinen Wasserrades durch Abgabe 
elektrischer Arbeit an ein Überlandnetz. 


Von Dipl.sng: W. Spethmann, Betriebsingenieur 
der Firma Carl Simon Söhne, Kirn a. d. Nahe. 


Übersicht. Ein Zuppinger Wasserrad von etwa 
30 kW gibt seine überschüssige Energie an ein Über- 
landnetz durch einen Asynchrongenerator ab. Da 
dieser zu seiner Stromlieferung eine Fremderregung 


dieser Leitungen an das Überlandnetz, 
sobald es wieder Spannung, hat. 


Die Lederfabrik Carl Si- 
mon Söhne, Kirn a. d. Nahe, 
verfügt über eine für ihre Ver- 
hältnisse große Kraftzentrale, 
weil sie die Stadt Kirn mit 
elektrischem Sttom versorgt 
und auch erhebliche Strom 
mengen an die Überlandzen- 
trale der Kreise Kreuznach und 
Meisenheim mit einer Spannung 
von 10.000 V liefert. Durch die 
rationelle Belastung ihrer Anzapfdampfturbi- 
nen kann sie diesen die großen, in ihrem Betriebe 
benötigten Heiz- und Kochdampfmengen ent- 
nehmen. Außerdem besitzt die Firma eine klei- 
nere Wasserkraft von etwa 80 kW, welche Lei- 
stung, durch ein Zuppinger-Wasserrad ausge- 
nutzt, z. T. dem Betriebe einer Mühle dient, 
z. T. aber in das Überlandnetz in nachstehend 
beschriebener Weise abgeführt wird. 

Infolge der bei jedem Überlandnetz mehr 
oder weniger auftretenden Spannungsschwan- 
kungen müßte bei einem Synchrongenerator 
die Erregerspannung des öfteren, dem Leistungs- 
faktor entsprechend, geregelt werden, wollte 
man nicht die unliebsamen Folgen zu großer 
Phasenverschiebung in Kauf nehmen. Um die- 
ser Wartung aus. dem Wege zu gehen, ist ein 
asynchroner Generator von 500 V in Betrieb, 
der sich in nichts von einem gewöhnlichen 
Drehstrommotor unterscheidet, und der mit 
negativer Schlüpfung läuft, sobald er durch das 
Wasserrad mit Übersynchronismus betrieben 
wird. Er verhält sich also ähnlich einem Gleich- 
strom-Nebenschlußmotor: Er entnimmt bei zu 
geringer Leistung des Wasserrades elektrische 
Arbeit aus dem Netz, umgekehrt, gibt er als 
Generator solche in dasselbe, u. zw. betragen I 


Zeichenerklärung 


A Asynchrongenerator 500 V. 
G Gleichstrom@ynamo 1152V.- 
N, N, Nebenschlußregler. 
k Kurzschlußkontakt zu N.. 
U Umschalter für volle Erregung 
von @. > 
B Gleichstrom-Spannungs- 
automat. 
3 Signalkontakt von 2. 
4 Kontakt von B für volle Erre- 
gung von G. 
S Signalklingel. 
L Vorschaltlampen für S. 
A, Amperemeter für G. 


V, Voltmeter für G. 
R Relais. 
M Motorantrieb für W. 
I Kabel 3><16 mm?. 22 
II Freileitung 3x 16 mm?®. ® = 
III Freileitung 2X16 mm? - | 
W Wasserwiderstand. ıjı) 
1,2 Schalter für Ausrliekung von M. 
s Mit B in Verbindung stehendes 
Seil. 
D Synchrongenerator 500 V. \ 
D,. Erregermaschine für D. 
N Hauptstromregler für D,. 
p Amperemeter für D. 
Vpn Voltmeter für D. 
V Vorgelege für D. 
F Drehstromautomat für A. 
KW Wattmeter für A. 
M, Motor zum Anwurf von V, 
i Schalter für M.. 


spule. 


von J. 
Abb. 1. 


die Drehzahlschwankungen im Mühlenbetrieb, 
wenn die Maschine bei ungünstigstem Wasser 
als Motor läuft, gegenüber ihrer Arbeitsweise 
als Generator bei den besten Wasserverhält- 
nissen nur 5%, sind also für vorliegenden Fall 


Mi 
k e) 
2 


t Hauptsammelschienen. 
T Transformator 500/220 V. 
J Umschalter mit Spannungs- 


M; Motor zum Wiedereinschalten 


belanglos. Im Gegensatz zu einem Synchron- 
generator, der bei richtiger Regelung zur Span- 
nungserhöhung des Netzes beiträgt, entnimmt 
allerdings der Asynchrongenerator seinen watt- 
losen Erregerstrom dem Netz. Er trägt also 
nicht zur Spannungserhöhung des Netzes bei, 
hat aber, wie gesagt, den großen Vorteil, daß 


er nicht mehr Wartung als jeder andere Motor: 


verlangt. Fehlt ihm die Erregung durch das 
Netz, so ist er nicht imstande, selbst Spannung 
zu erzeugen. 

Dieser Generator A (Abb. 1) ist "mit 
einer Gleichstromdynamo G von 115 V Span- 
nung gekuppelt, die für geringe Strommengen 
zum Laden der Akkumulatoren der Telephon- 
und Uhrenanlage, für wenige Lampen einer 
Notbeleuchtung usw. der Fabrik dient. Ihre 
Durchschnittsbelastung beträgt nur etwa 1 kW. 
Sie ist aber für eine normale Stromabgabe von 
100 A gebaut und soll vor allen Dingen bei 
Stromunterbrechung des Überlandwerkes wäh- 
rend des Fabrikstillstandes die Abbremsung des 
Wasserrades vornehmen, denn wie erwähnt, 
kann der Asynchrongenerator sich nicht selbst 
erregen, und das Wasserrad, welches durch 
keinen Regulator beeinflußt wird, würde nach 
der Entlastung durchgehen. 

In diesem Fall wächst mit der Drehzahl- 
erhöhung um 7%, die Gleichstromspannung der- 
art, daß sie den mit Spannungsauslösern ausge- 
rüsteten Automaten B auslöst. Dieser legt die 
Klemmen der Gleichstromdynamo @ bei voller. 
Erregung, die gleichzeitig durch den mit B ver- 
bundenen Kontakt 4 bewirkt ist, an den Wasser- 
widerstand W, dessen eine Elektrode, von einem 
Windwerk M durch einen kleinen Motor beein- 
flußt, noch außerhalb der Bremsflüssigkeit steht, 
zugleich aber auch an den Motor M,, der unter 
Benutzung des Vorgeleges V den Synchron- 
generator D mit seiner Erregermaschine D, be- 
treibt ;ebenfalls selbsttätig legt sich jetzt Schal- 
ter E& ein, Schalter F aus. 

Die vom synchronen Generator erzeugte 
Spannung dient nun zur Erregung des asyn- 
chronen, der den ersteren, sobald er genügend 
Spannung liefert, selbst mitzieht. Bei Errei- 
chung der normalen Drehzahl ist die Leistung 
des Antriebsmotors M, null. 
selbsttätig ausgeschaltet, auch der Antriebs- 


Zentrale 
„Stadtmühle” 


V, Windwerk zum Wiedereinschal- 
ten von J. 
di, ia Schalter für M;. 
E Automatisch, gleichzeitig mit F 
hetätigter Schalter. 


Schaltplan. 


riemen des Synchrongenerators wird selbsttätig 
ausgerückt, u. zw. geschieht beides in Abhängig- 
keit von der Spannung der Erregermaschine D,. 

In dem Hauptkraftwerk, welches etwa 
1 km entfernt liegt, hat bei der Stromunter- 


Er wird dann’ 


22. April 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


brechung des Überlandnetzes der. mit Span- 
nungsspulen ausgerüstete Drehstromumschal- 
ter J, weleher bei normalem Betrieb auf a stand, 
sich auf Stellung b gelegt. Der Asynchron- 
generator A sandte seine Leistung zur Unter- 
stützung des Überlandnetzes durch Kabel I an 
die Sammelschienen !, über Kontakte a wurde 
der Transformator T, welcher dem Fabrikbe- 
trieb unter Anschluß der Privatwohnungen 
dient, versorgt. Durch Stellung b des Schalters 
J arbeitet nun der Generator bei Abschaltung 
der Sammelschienen über Freileitung II nur 
auf den Transformator 7, für dessen Versor- 
gung die Leistung des Wasserrades genügt, so 
daß also bei Störung des Überlandbetriebes die 
Stromerzeugung für Liehtzwecke der Fabrik 
automatisch einsetzt. 

Parallel zu deran den Wasserwiderstand W 
führenden Leitung ist das Relais R angeschlos- 
sen, welches durch das Windwerk M die eine 


Elektrode des Wasserwiderstandes W in eine ı 


Stellung bringt, die so viel Energie vernichtet, 
daß das Wasserrad annähernd konstante Dreh- 


(190 +50d) 9 für 1 m Leitungslänge in 
(180 Va) 9 für 1 m Länge geändert. Hier- 
durch macht sich eine Neubereehnung der 
Durehhangstafeln notwendig. War es bei der 
ersten Fassung für die Berechnung der Eislast 
(0,015. qkg für 1m Länge) ein leichtes, für alle 
vorkommenden Querschnitte und Belastungen 
Durchhangskurven aufzustellen — besonders 
wenn man sich hierbei des vorzüglich durch: 
gearbeiteten Werkes von Weil, ‚‚Bean- 
spruchung und Durchhang von Freileitungen“, 
bediente — so bedarf es nach der vorigen und 
jetzigen Fassung umfangreicher Berechnungen, 
um diese Aufgabe zu lösen. Es waren zwar für 
eine Anzahl der am häufigsten vorkommenden 
Querschnitte und Maximalbeanspruchungen 


| für Kupfer und Aluminium Durehhangstafeln 


aufgestellt worden; es hat sich jedoch in der 
Praxis gezeigt, daß in der großen Mehrzahl 
aller Fälle diese wenigen Tabellen nicht aus- 
reichen. Besonders gilt dies bei allen Post- 
kreuzungsberechnungen u. del., wo mit den 
verschiedensten — meist extrem kleinen Mast- 


Heit 16. 


p=WU 
90 


155 


dx bei 
170 


36 
43 


29.106 


< 


1063 . 106 
384.106 
236 . 10 —6 


5 


für Bronze; Ge=8,7.10—-3 kg/cm3 


‚6.103 


19,6 .10—3 
17,2.10-3 


23,0.10—3 


39 


| 100 


66 


74 


142.10 — 6 


14,6.10—3 
135.103 
11,9.10—3 


90 
103 


117 


80 
91 
104 


43,5 


70,6.10-6 


90,2..10—6 


.10—8 


8,4.10—3 


zahl behält. Wächst diese erkennbar an, so gibt | abständen und mit viel geringeren Bean- ee el 
das Relais R, durch die erhöhte Spannung ver- | spruchungen gerechnet werden muß. Es bietet 8 5 
anlaßt, dem Antriebsmotor des Windwerks | sich daher dem projektierenden Betriebsinge- 7 = 
Strom, die Elektrode wird tiefer in die Flüssig- | nieur die Aufgabe, die Durchhangsberechnung 1:20 ——— 
keit getaucht. Das Umgekehrte erfolgt, wenn | so weit zu vereinfachen, daß es in kürzester B& 
durch erhöhte Belastung des Transformators 7 | Zeit möglich ist, den Durehhang einer Leitung Bi: 
oder des Mühlenbetriebes die Drehzahl sinkt. | für einen ganz beliebigen Fall durchzuführen. ne 
Die Schalter 1 und 2 sitzen in den Leitungen | Im Folgenden sollen die Werte nach der neuen ll vo. 
zwischen Relais und Motor und werden durch | Eisbelastungsformel gegeben und die Gleichung IB a RN 
Mitnehmer des Windwerkseiles in den End- | für die Durehhangsbereehnung so weit verein- RA Rt 
stellen ausgelöst, so daß bei ganz anormalen | facht werden, als dies für eine allgemeine Ver- | 8 Ro S = 2 2 
es dr ei Ze 
Wasser- bzw. Kraftverhältnissen, zu deren Ver- | wendbarkeit möglich ist. Fee FARM 
änderung der Wasserwiderstand nicht genügt, Den Berechnungen sind folgende Werte ME En. ic, 
rechtzeitig das Windwerk abgestellt wird. zugrunde gelegt: Je x & r 
Er ei % a 
T | 
{ | | Kupfer Aluminium Eisen Bronze Sys 3 S S 
Wärmeausdehnungs- ER RR ER 
koeffizient. . . .|« 1,7..10-5 93 ..10-5 1,23 .10-5 1,76 .10-5 | | K A ee 
Koeffizient der elasti- | Br 
schen Dehnung. . | £ 0,77..10-6 1,5.10-6 | 0,527.10-5 0,835..10-6 BE 1“ 
Eigengewicht der | 2 REES ES 
Leitung. . . . .|@e |89.10-8kg/cm? 2,7.10-3kg/em3| 7,8.10—-3kg/cm3| 8,7.10—-3kg/cm3 Fee 
$ | x Br ıD tie) Ve Te) 
‘ Zeigt das Überlandnetz wieder Spannung, Bezeichnet ® den Querschnitt in mm? II ISI I IERRSSR 
so legt in dem Hauptkraftwerk der Umschal- | und Gg das Gesamtgewicht der Leitung in ala 
ter J selbsttätig über Kontakte a den Trans- | kg/mm? und 1 m Länge bei Eisbelastung, so BE] - { 
formator T wieder an die Sammelschienen, | wird: | N VER VER Wera erg 
indem bei Wiedereintritt der Überlandspan- 180 Yd .10-3 Bue. N: SEE 
nung die Spulen von J gleichzeitig einen Schal- G= an Be, ei 
ter 7, einlegen. Da bei Stellung b des Um- \ I>g | ion 
schalters J auch Schalter «, mittels Hebel- | Die Werte für Gg und G?g sind in die Zahlen- Elm) 92992 
arm h eingeschaltet ist, so erhält der Motor M, | tafel 1 (Spalte 2 und 3) eingetragen. Für de || 3 8 IN Eu“. 2 
Strom und setzt das Windwerk Y, in Bewegung, | Berechnung des Durchhanges muß man ferner | ERrEFA 
bis ihn i, ausschaltet, worauf durch Gewicht g, | noch feststellen, ob die Maximalbeanspruchung | | _  ___ & 
das zweekentsprechend gekuppelte Windwerk | bei —5°0 mit zusätzlicher Eislast oder bei 8 a 
wieder in seine ursprüngliche Stellung zurück- | —20°C und ohne Eislast auftritt. Dies er- RE A ro a 
versetzt wird. sieht man aus der Berechnung des „kritischen | |” | ar a REEL 
i Mastabstandes“. Es ist | a 
| aaaar 
: / 24.1500 u ben 
Durchhänge von Freileitungen, Mpmar |, Gr Ga Dee 
ano Ye) 
Von Walther Grothe, Hirschberg i. Schl. Die Werte für a, sind ebenfalls in die ur RA} 
Übersicht. Für die Ermittlung des Durch- a) = ee A 2 & u -| Ei 2 n Sale 
hanges von Freileitungen sind bereits eine große a eis er 0 Dmaxı Für ee Ne 
Anzahl teils graphischer, teils analytischer Verfahren abweichende Werte D max. läßt sich: Be = 
angegeben worden, die, z. T. von großem mathema- ! | & En In 
tischen Interesse, für den täglichen Gebrauch in der Gras Qkı ae Sa ER N oo An 
Praxis jedoch wenig geeignet erscheinen, Hierfür Punz | 2 a 
ist ein Rechnungsgang erwünscht, der Rechenfehler leicht berechnen und die Zahlentafel ent- II SET ER 
nach Möglichkeit ausschließt und so einfach ist, daß sprechend ergänzen. Die allgemeine Durch- | Ss ee 
er auch von mathematisch nicht oder wenig vorge- | „anosformel lautet bekanntlich. ET ee 
bildeten Hilfskräften ausgeführt werden kann. In R f ; 5 > So»: 
der vorliegenden Arbeit ist diese Forderung da- SEE B:». 0.702 Re Saale 
durch zu erreichen gesucht, daß auf die normalen be Sr namen ERS weh 
Grundgleiehungen zurückgegriffen ist, die so weit } IB ee ee 
vereinfacht wurden, als es im Interesse einer all- .@y.a? ß | 3 LOE U *e | 
seitigen Verwendbarkeit möglich war. A Bas tg: Pmacrtt.. (| |, EN, FERTERNI 
Nach den vom Verband Deutscher Elek- Hierin ist | SS S 28 S 
trotechniker herausgegebenen Bestimmungen /. der Durchhang in cm, der bei der Tem- | |- 
für die Übergangszeit vom Juni 1919 wird in feratur £, auftritt, -| =) [O2 


\ 


a der Mastabstand in em, 


16 
‘16 
5 

5 


Abschnitt Id für Freileitungen die Zusatzlast 


Die Werte dieser beiden Spalten gelten für massive Leiter; die Werte der übrigen Spalten für verseilte Leitungen. 


10,72.10\ 
14,6 . 10: 


11,7% 


310 


312 


Elektrotechnische Zeitschriit. 


1928. Heit 16. 


22. April 1820. 


Durchhang ohne Eislast 


Maximalbeanspruchung bei —5° CO und Eislast 


Durchbang mit Eislast 


Maximalbeanspruchung bei — 20° © ohne Eislast 


Durchhang ohne Eislast Durchbang mit Eislast 


= 
E N, f2 B.@.® 0.69 Be f? B.G.0 a 
8 x a > REN AR DB ae PETE DIE ER N ee U ra, 
: ET EN LTE aa Ne ER UNE 
r "alz| ya BT 0. DI EOS Be Du Nez 
»| 75 229 |34 229 34 2,88. 105 36,2 2,88 . 106 | 36,2 
=| 8 |1568. 102 |50,4.10-6| 261362] 5 | 1568. 102 156,7.10—| 261136,2| 5 |1568.102/50,4.10-6| 3,28.106 | — | 20] 1568. 102 |56,7.10-2| 328.109 | — | 20 
| 15 920 | 68 920 | 68 11,55..106 [72,5 11,55 116 [72,5 
16 1044 , 73,5 1044 | 72,5 13,15.106 | — 13,15.166 | — 
| 38 | 80 |24 80 24 10,95 . 166 | 95,2 10,95 . 166 | 25.2 
2Il 4 88,3] 25,2 88,31 25,2 12,1.106 | 44,1 12,1. 106 | 44,1 
= 7 1159 .10? 21,3. 10-6270 °|44,1| 5 | 1159. 102 78,8.10-4/270 144,1) 5 | 1159.102 |21,3.10$ | 87,1.106 | — | 20 11159. 102 |78,8.10- 37,1. 108 — | 20 
BAHRen 353 |50,4 353 |50,4 143,3. 108 56,7 48,3 . 106 | 56,7 
u ) 447 |56,7 | 447 |56,7 613.106 | — 613.106 | — 
nd 472 |16,7 | 472 16,7 0,773.106 134,3 0,773 .105 134,3 
1:8 189 | 83,4 189 |83,4| 3,1 .106 |51,3 3,1 .108|51,3 
© ‚ Es „x 5 2 > We ’ 2 6 $) $) 6) ’ 
2 10 2168. 102 141,75. 10-6 295 42,8 5 12168. 102 153,6 . 10 295 42,8 5 | 2168. 10° 141,75.10 4,83.106| — 20 | 2168. 102 |53,6.. 10 483.100 | — 20 
12 425 |5l,4 425 51,4 6,97.106 | — 6,97 .106 Mu 
=.) 270 37,9 i% 270 | 37,9 | 3,56..106 |37,9 3,56 ‚106 | 37,9 
S | 
3| 10 altern 422 | 47,4 Be 41 422147,4| - |,- D) A jet 5,55..106) —_ A 4 855.100) — 
. 102 151,6..10-6 ı=5*| 5 11515. 102 )59,3.10-4 ’ 1515.. 102 151,6. 10-6| ® 20 | 1515.102 159,3.10-4) 20 
2| 1 N a ee Mo 1080 1759| | 14,2 .108 | 75,8 2 14,2. 106 [75,8 
20 | 1685 | 94,8 1685 | 94,8 2,2.106| — | 22,2.106| — 
Pmax. die zulässige Beanspruchung des Mate- ae re. Ele (III 10 meistens kürzen lassen und die Übersicht 
rlals. "a? PR [6% 2 über die Stellenzahl nicht verloren gehen kann. 
G, dasjenige Gewicht der Leitung in kg f2 GE a? Zum Eintragen der einzelnen Werte dienen 
für 1 m und mm?, bei dem man den A. B.; 7 Fin aD, (IV | zweckmäßig vorgedruckte Formulare nach 
Durchhang berechnen will (also ent- ® untenstehendem Schema. Das Formular ist aus- 
weder Ge oder Gg), Die Koeffizienten A, B und B’ sind nur | gefüllt für die Durchhangsberechnung für eine 
G, dasjenige Gewicht, bei dem die maxi- | mit dem Material veränderlich, während sich | Aluminiumleitung von 120 mm? bei einer Maxi- 
male Beanspruchung auftritt (Ge oder | C, C’und Dauch noch mit der Beanspruchung | malbeanspruchung von 9 kg/mm? und einem 
G9), ‘des Materials ändern. Sie sind einzeln berech- | Mastabstand von 160m. Die ausdenZahlen- 
[[% diejenige Temperatur, bei der die Maxi- | net und in vier, den vier möglichen Fällen der | tafeln in das Formular übernommenen 


malbeanspruchung auftritt (— 5° © oder 
— 20°C). 

Eis kommen nun vier Fälle für die Durch- 
hangsberechnung in Betracht: 

Die Maximalbeanspruchung tritt bei—500 
und zusätzlicher Eisbelastung ein und man 
will den Durchhang berechnen 

I. ohne zusätzliche Eisbelastung, 
II. mit zusätzlicher Eisbelastung. 

Die Maximalbeanspruchung tritt bei 
— 20°C und ohne zusätzliche Eisbelastung auf 
und man will den Durchhang berechnen 

III. ohne zusätzliche Eislast, 
IV. mit zusätzlicher Eislast. 


cm Durchhong 
400 


ARE 


300 


=302-209=002°20°:410 
Abb. I. 


#20° #30° #40° 


Zieht man die im allgemeinen konstanten 
Glieder zusammen, so ergeben sich entsprechend 
den vier möglichen Fällen der Durchhangs- 
berechnung folgende vier vereinfachte Glei- 
chungen: 


che a? GG. a2 
A. BT 5 +D-E,. U 
Nor ı Gy. @g?.a 
MB 
(II 


Durchhangsberechnung entsprechenden Tafeln 
aufgeführt. Mittels dieser Zahlentafeln läßt 
sich nun die Endgleichung für die Durchhangs- 
berechnung für jeden beliebigen Fall in kür- 
zester Zeit aufstellen; denn die einzelnen Fak- 
toren sind so gewählt, daß sich die Potenzen von 


Werte sind durch Schrägdruck hervor- 
gehoben. 

Meist interessiert nur der Durchhang ohne 
Eisbelastung. Bei Post- und Bahnkreuzungen 
wird jedoch auch der Durchhang bei — 5°C 
und zusätzlicher Eislast verlangt. Liegt dann 


. DARDDERD ERDE Le Al|120| 9 
für a=160 m 


die Leitung von N, nach N, 
ohne Eisbelastung. 


Material. m Be Ve ARE — Aluminium —_ 
Querschnitt Er ke ne Vera er Q 120 mm2 
Maximale Beanspruchung - . .. ........ Pinax. 2 kg/mm? 
Spezifisches Gesamtgewicht bei Eislast Go 84.103 kg/cm3 
i Go? I" 70021028 kg2/em® 
Spezifisches Eigengewicht der Leitung . . ... . @e | 2,04. 10 28 kg/em? 
Mastabstandı..., Gere Bneb. Nee MS. a 160 m 
Kritischer Mastabstand@e a ‚ne na Ay 103 m 
Die Maximalbeanspruchung tritt auf bei = — 5°C mit Eislast 


21,3.10-6.a2  a2.70,6.10- 6 


wa fx? PO: 
= 11592108 = he Pr _ 17 +56,7—5 | 
für «= 1600 cm; a? — 256 . 108 ö 
1159. 102 21,3.10-6 .256.100 256.105.70,6. 10-6 Kan ; 
== 96100 en DW a 3 DEE 397 Aa re 
= 4,595.10-8. 2° — 5460 5 — 10,44 867 —5 
x 
—4,525.10-4. fa? — 54601 — 11,8 \ 50 — 84.10=8.256.102 _ og m, 
u ee ef iR ' + Eislast 8.9 i 
fem f?em? | A f? | El ; | (6 | er | bei 0C Durchhang 
78 in em 
390 152 .10% 68,7 — 14,0 43,4 + 400 | 382 
360 13,0 „104 58,8 151 32,4 300°. -854 
330 10,9 .10% 4938 | —165 21,5 +20 325 
300 . 9,0 .10% 40,7 — 182 142 +100 2% 
270 7,3 .10% 30 —2%02 — 418 4,5 +00 0.265 
240 5,76 .10% 26,1 a. — 79 50 249 
210 44 ‚10% 19,9 — 26,0 —172 — 100 233 
180 3,25 .104 14,7 — 30,8 — 216,9 —200 .|...202 
150 225.104 10,2 — 56,4 175 — 800 ET ZE 
SIR ex 10% ae a | FE a > 22 
en Am 104 Nr „2 | = Sn | N a 
- — #104 En _ | — — | 2 
2 — ,10% a e | en ae | we 
og a IN a 6 F: er = 


22. April 19820. 


Heit 16, 


313 


der Fall vor, daß die Maximalbeanspruchung 
bei — 500 und Eislast auftritt, so ergibt sich 
der Durchhang in einfacher Weise aus der 
Grundgleichung: 
&.a 
f= 6°+ Eisl. — 8, Dose . 


Für diesen Fall Ras in dem Formular die ent- 
8 prechende Gleichung zum Einsetzen der Werte 
mit angedeutet. 

‘ Die Auswertung der Endgleichung dritten 
Grades für f, geschieht in der üblichen Weise 


durch Einsetzen verschiedener Werte für fz- 


und läßt sich unter Benutzung des Formulars 
schnell erledigen. Die fertig ausgefüllten For- 
mulare werden ebenso wie die auf Millimeter- 
papier aufgetragenen Durchhangskurven re- 
gistriert und sind für spätere Fälle jederzeit zur 
Hand. 


Über Schüttelerscheinungen des Parallel- 
Kurbelantriebes elektrischer Lokomotiven. 


Von Dr. Iwan Döry, Berlin-Zeuthen. 


Übersicht. Die Schwingungen des Triebwerks |. - 


können harmonisch sein, wenn das Triebwerk 
spielfrei ist. 
stant und von der Größe des Aüusschlags unabhän- 
gig (isochron). Durch den Einfluß des Lagerspiels 
aber wird die Schwingung pseudoharmonisch!), 
d.h. die Schwingungsdauer wird abhängig vom Aus- 
schlag, die Eigenfrequenz also veränderlich. Diese 
vom Lagerspiel herrührende veränderliche Eigen- 
fregnenz der Schüttelschwingung und die dabei auf- 
tretende Kon nen rechte des Triebwerk wer- 
den ermittelt. 


- Nach den bisherigen eine rühren 
Schuttelschwingungen des Triebwerks in vielen 
Fällen vom Lagerspiel der. Seinem Einfluß 

‘kommt deshalb besondere Bedeutung zu. 
Kummer, Wichert, Couwenhoven u. a. 
haben das Problem in grundlegender Weise be- 
handelt. Nachstehend werden einige besonders 
einfache und durchsichtige Betrachtungen über 
den Ausgleichsvorgang angestellt. Die prak- 
tisch! wichtige Frage nach der Höchstbean- 
spruchung des Triebwerks wird hier zum ersten 

Mal zu beantworten versucht. 


I. 


Die höchste Beanspruchnng des Trieb- 
werks tritt auf, wenn sich die Bewegungs- 
energie der schwingenden Ankermasse plötzlich 
entladet. Das kann bei plötzlicher Entlastung 
der Fall sein, ist aber auch noch bei Belastung 
möglich, wenn die Reihenschluß-Charakteristik 
des Motors die Entladung der Ankermasse trotz 
der Last noch zuläßt. 

Durch die Entladung wird die tobendbe 
Energie der Ankerschwingung plötzlich frei 
und strömt in die Elastizität der Treibstange, 
wo sie sich in Formänderungsarbeit umsetzt. 
In diesem Zustand aber kann die Treibstange 
nicht verharren, weil die Formänderung größer 
ist, als es der Beanspruchung im Gleichgewicht 
entspricht. Ist daher die Formänderung been- 
det (und die Proportionalitätsgrenze noch nicht 
überschritten), so fließt die Energie unter 
gleichzeitiger Wiederverformung der Treib- 
stange in die Ankermasse zurück, erteilt ihr eine 
Beschleunigung, kehrt dann ihre Bewegungs- 
richtung um, wiederholt dasselbe Spiel und 
pendelt unter gleichzeitigen Schwingungen der 
Ankermasse und der Treibstange zwischen ela- 
stischer Formänderungsarbeit und Bewegungs- 
energie hin und her. 

Ist P, die im Augenblick der Entladung 
vorhandene Belastung der Treibstange, V die 
relative Geschwindigkeit der Ankermasse M im 
selben Augenblick, C eine von den elastischen 
Eigenschaften der Treibstange abhängige Kon- 
stante, dann sind die beiden im Augenblick der 
Entladung vorhandenen mau 


ı Die Beieichnane Führt von Duffıng her (Er- 
zwungene Schwingungen veränderlicher Eigenfrequenz 
usw. ‚Bammlung Vieweg,_Heft ;41/42). 


Die Schwingungsdauer ist dann kon- 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. 
EEE 
Lr= P) 
(die Energie der Formänderung) 
"und Le=M z 


(die Bewegungsenergie). 


Findet die Entladung bei Entlastung 
(um den Wert der Last P,) statt, dann werden 
beide Energien frei. Wenn sie sich in der 
Treibstange vereinigt haben, tritt die höchste 
Beanspruchung auf. Ihr Wert Pmax folgt also 
aus 


P: i 
(6, I = = LIr+tLp=(C 


zu 


Diaz =Vpre4+ rm +V?- 4 (bei Entlastung). (A 
Findet die an bei Belastung 


statt, dann bleibt die bereits vorhandene Ener- 


gie der Formänderung an die Last P, gebunden. 
Nur die Bewegungsenergie wird frei und setzt 
sich in Formänderungsarbeit um: 

Pi? p? 
(6 En = M, Far. 
Hieraus folgt die höchste Überbeanspruchung 
zu 
M 
C + 


und die Höchstbeanspruchung zu 


Pa=V (B 


ER : 
Pr = Be br u. (bei Last). (© 


Die Gleichung (B) macht es besonders an- 


schaulich, daß die Überbeanspruchung der. 


Treibstange durch Erhöhung der Elastizität 
vermindert werden kann. 

Betrachtet man die schwingende Anker- 
masse mit der größten Relativgeschwindigkeit 
V und der mittleren Relativgeschwindigkeit 


V (Sinusform’ der Schwingungen vorausge- 


setzt), dann ist ihre Amplitude, d. i. für das 

spielfreie Triebwerk (vom Einfluß der Kurbel- 

stellung abgesehen) zugleich die Deformation 

der Stange, 
2 T 14 


0) 


z i 1 
(7 = Schwingungsdauer, = p= Frequenz 
und die größte Beschleunigung der Ankermasse 


RR 
Fe ig v T =2nwV. 
Die während einer Energieschwingung auf- 
tretende Höchstbeanspruchung tritt einmal als 
Massenkraft 


u -z2noVM, 
P" d t max. R 
das andere Mal als elastische Riehtkraft auf 
A 2% 
0 Ina 
Aus beiden Gleichungen folgt 
1 ] EL 
m cl) 
9,7 om YMO 


d. i. die natürliche Frequenz des Systems. 


1I. 


Wenn das Triebwerk Lagerspiel besitzt, 
dann ist die Amplitude der Ankerschwingung 
nicht mehr gleich der Deformation der Treib- 
stange, sondern um den Betrag des Spieles 
größer. Die Deformation der Treibstange ist 
also (wenn vom Einfluß der Kurbelstellung wie- 
der abgesehen wird) gleich ()—s). 

Das Spiel s wird mit der Höchstgeschwin- 
digkeit V durchschritten. . Ersetzt man aber 
die, vom Spiel beeinflußte. Schwingungsform 


durch eine sinusförmig gedachte Schwingung, 


dann wird ihre ganze Amplitude Q und des- 
halb auch ihr auf das Spiel s entfallender An- 
teil an der Amplitude mit der mittleren Gc- 


V durchschritten. Um den 


Einfluß des Spiels in der Ersatzschwingun x 
auf sein wirkliches Maß zurückzuführen, wird 


schwindigkeit x 


man daher die Deformation gleich ( Be s) 
gt ’ 


zu wählen haben. 
Während einer Schwingung tritt wieder dıo 
größte Beanspruchung einmal als Massenkraut 


Pmax. =2nvVM, 
das andere Mal als elastische Richtkraft 
2 
TEE ( 2 ) 
Max. -— C RR: Q 
= Inv 0 i- 
auf. , Hieraus folgt die Frequenz 


ec BEE 
=2n rel ma, 


Unter dem Einfluß des Lagerspiels vermin- 
dert sich also die Frequenz des Systems und 
geht von der‘natürlichen Frequenz ® in die 
Frequenz v der Schüttelschwingung über. 

Die Frequenz der Schüttelschwingung ist 
nicht konstant. Sie wächst mit der Größe der 
Ausschläge, also mit den Beanspruchungen und 
umgekehrt nach dem durch die Gleichung (D*) 
gegebenen Gesetz. 

Die veränderliche Frequenz der Schüttel- 
schwingung erklärt ihr resonanzähnliches Ver- 
halten. Denn wen n die Schüttelschwingung 
durch Impulse von derselben Frequenz und 
Phase verstärkt wird, dann wächst zugleich mit 
dem Ausschlag auch die Frequenz der Schüttel- 
schwingung, was zu einer wachsenden Phasen- 
differenz zwischen Impuls und Schüttelschwin- 
gung führt. Ist die Phasenverschiebung 180° 
geworden, dann ist die Schüttelschwingung in 
Gegenphase zum Impuls und klingt unter 
gleichzeitiger Abnahme der Frequenz so lange 
ab, bis sie,wieder in Phase mit ihm gelanet, 


womit das Spiel von neuem beginnt. 


Der Charakter der Schüttelschwingung ist 
also nur resonanzähnlich; denn er beruht auf 
Schwebungen, die mehrere volle Schüttel- . 
schwingungen veränderlicher Frequenz umfas- 
sen. Deshalb kann man die Frequenz als 
langsam veränderlich betrachten. Das ist 
eine bisher stillschweigende Voraussetzung ge- 
wesen. 

Wenn die Schüttelschwingung vom ..ager- 
spiel herrührt, dann folgt der kleinsto Aus- 
schlag der Ankermasse, bei der der Zap!ın ge- 
rade noch das Spiel durchschreitet und aui sein 
Lager aufstößt, aus 


QAsina2s 


’ (Aloin = =1&s 
zu Q min. sin 450 „=s) 


weil der Kraftwechsel in der Stange bei ange- 
nähert 45° erfolgt. 

Die kleinste Frequenz der Schüttelschwin- 
gung ist also nach Gleichung (D*) für s/Q=1,4 
Y’min. — 0,74 W, 
und die Frequenz der Drehzahl, bei der die 

Schüttelschwingung zuerst einsetzt, ist 
n 
60 7 
weil die vom Lagerspiel herrührenden : Stöß» 
viermal während eines Umlaufs auftreten und 
eine Umdrehung deshalb zwei volle Schüttei- 
schwingungen umfaßt. 


Ill. 


Wenn die Schüttelschwingungen dach die 
vom Lagerspiel herrührenden Impulse von de, 


[2 z 
=, = 0,370, 


314. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 16, 


22. April 1920. 


Frequenz v in resonanzähnlicher Weise ver- 
stärkt werden, dann wächst zugleich mit den 
Ausschlägen auch ihre Frequenz von v auf vnax- 
Das Verhältnis der größten Amplitude zum Im- 
puls ist!) 

— 2 x l > = 
Aa 
V“max. 
woraus mit Hilfe der Beziehungen 


v=oı- 2 =o/ı-; 
und 
TERM: RT. 
Ymax =ayı- n mQ =afı-.; 
Q 
a Er 
®. f a 
folgt m=rda(l+D 1 A+BL (E 


Für die vom Lagerspiel herrührenden 
Schüttelschwingungen, für die 


Q n Go: 
ae 1,4; also € = % ER ==) 2,2 
war, folgt m = rd 2,85. 


Die größte Amplitude ist 
mQ= 2,85. dig ss 


und die höchste Überbeanspruchung nach 
Gl. (B) 


M 
F um V ER ’ 
oder für m = 2,85, 
V=2nv Q, 
v = 2n/60 
und Q=H#+s 
gesetzt, 


Pı=08&ns Er (B* 


die Höchstbeanspruchung also 


Pmax. = Vr + (0,84 n s)? > (bei Entlastung) 


(A* 
und 


Pmax. = P+084ns y# (bei Last) (C* 


(n = Drehzahl pro Minute). 
Einige ausgeführte Lokomotiven haben er- 


/M : 
geben, daß der Wert V G angenähert zwischen 


rd 1000 und 2000 schwankt. Nimmt man im 
Mittel 1500, dann beträgt die höchste 
Überbeanspruchung.nach Gl. (B) rd 1500 
kg für jedes cm/sek. relative Ankerge- 
schwindigkeit oder nach Gl. (B*) 125 kg 
pro mm Lagerspiel-und pro Umdr./min. 

Beispiel: Die Elastizitätskonstante des 
Triebwerks sei © = 8.10% kg”! em, die An- 
kermasse M = 18 kg cm”!sek?. Die natürliche 
Frequenz des Systems ist dann 


N ss —=419ASek- 0, 

2 y18.8.10-6 N 

die Frequenz der Schüttelschwingung 
v=0740=10:Sek-1, 

und die Drehzahl, bei der sie einsetzt, 

100% 19 _ 300 Min-ı, 


Für 2 mm Spiel und 300 Umdr/min ist also 
die Überbeanspruchung 125.2.300 = 75 000 kg, 
und, wenn die Last P, = 16 000 kg beträgt, die 
Höchstbeanspruchung Y16 000? + 75.000? = rd 
77000 kg bei Entlastung und 16 000 + 75 000 
= 91 000 kg bei Last. 


1) Nur für harmonische Schwingungen streng richtig, 
vgl. z. B. Föppl, „Techn. Mechanik“ IV, 8.54. 


Die Verrechnung des induktiven Verbrauchs. 


(Definition des Leistungsfaktors-bei Dreh- 
.strom.) ’ 


Von Dr. Fr. Voller, Frankfurt a.M. 


In seiner sehr interessanten Arbeit!) über 
die Verrechnung des induktiven Verbrauchs 
stellt Herr Buchholz eine neue Formel für 
den Mittelwert der drei Leistungsfaktoren eines 
ungleich belasteten Drehstromsystems auf. 
Stellt man sich konsequentaufden Standpunkt, 
von dem Herr Buchholz bei der Ableitung seiner 
Beziehungen ausgeht, so kann man diesen Aus- 


druckwohlals einen ‚„‚Phasenfaktor‘, nicht aber | 


als „Leistungsfaktor‘in dem Sinne anerkennen, 


daß er das Verhältnis der wirklich übertragenen . 


Leistung N zu derjenigen „gedachten, reellen 


und größtmöglichen Leistung Nmax darstellt, | 


die bei derselben Spannung unter gleichen Ver- 
lusten übertragen werden könnte‘. Herr Buch- 
holz sagt zwar von seiner Formel selber nicht, 
daß sie einen Leistungsfaktor in diesem Sinne 


darstelle, sondern nennt sie den „Mittelwert der 


drei Leistungsfaktoren‘. Es muß aber gerade 
in Herrn Buchholz‘ Sinne das Ziel der Definition 
eines Leistungsfaktors bei Drehstrom sein, daß 


er das Verhältnis ——— ausdrückt, um ganz 
Nmax 


entsprechend dem „Energiefaktor‘ dieaugen- 
bliekliche ‚Güte‘ eines bestehenden Be- 
triebszustandes vom energiewirtschaftlichen 
Standpunkt aus zu charakterisieren. Diese 
„Güte‘‘ des Betriebszustandes aber wird nicht 
nur von der Phasenverschiebung, sondern auch 
von der Schiefheit der Belastung beeinträchtigt, 
genau wie der Energiefaktor von der Unregel- 
mäßigkeit des Leistungsverbrauchs, 

Es läßt sich unschwer eine Form des Lei- 
stungsfaktors für Drehstrom aufstellen, die 
diesen Bedingungen entspricht, und die auch 
in die andere von Herrn Buchholz aufgestellte 
Formel 


Vin. 

14 
paßt. Allerdings gilt die folgende Ableitung 
nur unter der Annahme eines gleichseitigen 
Spannungsdreiecks, einv Einschränkung, auf 
die ich unten nochmals zu sprechen kommen 
werde. Wir finden die mit den gegebenen Ver- 
lusten V abgebbare größtmögliche Lei - 
stung Nmax, indem wir denjenigen Strom J' 
suchen, der bei gleichbelasteten Phasen die- 
selben. Verluste ergibt, wie die wirklich be- 
stehenden Ströme Jx zusammen und indem wir 
diesen Strom mit der V3-fachen Dreieckspan- 
nung E multiplizieren, also 


3J2 = r Jr 


cos pP = 


und EN AU: 
Ninax. ya: VEJIR. 


Daß dieser Ausdruck wirklich stets größer ist, 
als irgend eine bei schiefer Belastung und den 
Verlusten V erzielbare Leistung, folgt daraus, 
daß stets 


V: Je > 5: Te 


2 
sein muß, und daß anderseits 


2 ZI 


v3 
auf alle Fälle noch wieder größer ist, als die 
größte mit den Strömen Jx erzielbare Leistung 


E 
— 2JIk 0089 ; 


v3 
da bei ungleichen Jk niemals alle px gleich- 
zeitig zu Null werden können; denn bei Dreh 
strom muß stets sein: - 


J, cos 9ı E= Jg cos (3 1209 

+ .J3 c08 3-10) = 0. 
Es ist also: } 
2 N 
Nmax. E.yzI 
Diesen Ausdruck kann man nun in gleicher 
Weise weiterentwickeln, wiees Herr Buchholz 
für Einphasenwechselstrom tut, um ihn in 


Beziehung zu den bei der Leistungsübertragung 
entstehenden Verlusten zu bringen. Es wird: 


cosgya) = 


cos pda N 1 E.z JE cos gr 
E.yzJ® 3 E.VzIe 

i 12 

„VB +] 


BP 7% 

1) „RTZ“ 1019, 8. 101 und 115 

”) lch wähle den Index „d” statt „m*, um darauf hin- 

zuweisen, „dab cs eich nicht, um einen Wikelwert ana 
S \ 

als Ganzes etwas Susuagn = gern 


% 


! 


Es läßt sich nun nachweisen, daß der Ausdruck 
unter der Klammer des Zählers gleich dem- 
jenigen Strom Jmin ist, der die gegebene Lei- 
stung N beim kleinstmöglichen Verlust Vmin 
übertragen könnte. Wir hatten oben als Be- 
dingung für größte Leistung bei gleichen Ver- 
lusten gleiche Phasenbelastung gefunden. Die 
gleiche Bedingung gilt natürlich auch für 
kleinste Verluste bei gleicher Leistung. Wir 
haben also: 


N=Y3.E. JImin, 
anderseits, wie bisher ; 
1 
N. — HE Jk COS pk 

v3 EN 

also 
| 

Jmin. = „= JR C0Sg, 


und 


_ 1/3 Jmin? _ in: 
008.9, = sm? 174 . 

Es entspricht also der Ausdruck für cos ga 
der von Herrn Buchholz an den Anfang seiner 
Betrachtungen gestellten Forderung. Daß er 
nur bei gleichseitigem Spannungsdreieck gilt, 
erscheint als ein Mangel. Sucht man ihn aufein 
beliebiges Spannungsdreieck auszudehnen, so 
ergibt sich eine Schwierigkeit, die in gleicher 
Weise auch bei genauer Überlegung der ent- 
sprechenden Buchholz‘schen Ableitungen auf- 
tritt. Es unterscheiden sich ja überhaupt die 
obigen Betrachtungen von den Buchholz‘schen, 
abgesehen von der Reihenfolge nur dadurch, 
daß es sich im einen Fall um räumliche Sum- 
men über eine endliche Zahl von Gliedern, im 
anderen Falle um Zeitintegrale handelt. Man 
kann die obige Formel für cos gg ohne weitere 
Ableitung aus der Buchholz‘schen Formel V 
ablesen, indem man statt der Integrale die 
Summen einsetzt, und kann daraus auch eine 
Formel für ein beliebiges Spannungsdreieck 
entwickeln, wobei man in ähnlicher Weise wie 
oben nachweisen kann, daß der Ausdruck 


ee Pre! 
w=3ygre.y4 378 ) 


größer ist, als irgend eine bei schiefem Span- 
nungsdreieck, schiefer Belastung und gleichen 
Verlusten mögliche Leistung. Dieser Ausdruck 
stellt aber nicht die komplexe. Leistung im 
Buchholz‘schen Sinne dar, ebensowenig, wie 
in Herrn Buchholz’ Formel V der Ausdruck 


ee 

ee 1 2dt FE ‚2 

werl/hf. af: dt 
alt: 0) 


die komplexe Arbeit darstellen kann. Diese ist 
nach Buchholz diejenige gedachte, reelle und 
größtmögliche, die bei derselben Span- 
nung unter gleichem Arbeitsverlust übertra- 
gen werden könnte. Der obige Ausdruck aber 
ist diejenige gedachte, reelle und größtmögliche 
Arbeit, die beikonstanter Spannung glei- 
chen Effektivwerts zweiter Ordnung 
und bei denselben Arbeitsverlusten übertra- 
gen werden könnte. Dies wäre die komplexe 
Arbeit des ganzen Systems Maschinen + Netz 
+ Verbraucher, nicht aber die des Verbrauchers 
allein, auf die es vom tariflichen Standpunkt 
aus ankommt, die sich aber nicht auf eine so 
einfache Form bringen läßt. Der Verbraucher 
bat auf den Verlauf der Spannung keinen oder 
doch nur untergeordneten Einfluß ;sie wird ihm 
geliefert, man kann ihmihre Schwankungennicht 
zurLastlegen,indem manseinen Betriebszustand 
beurteilt nach einem, den er nur dann erreichen 
könnte, wenn die Spannung konstant wäre. Es 
ergibt sich daraus, daß die Buchholz’schen Ab- 
leitungen, so wertvoll sie sind, doch nicht in 
voller Allgemeinheit als richtig anzusehen sind, 
wenigstens nicht vom Standpunkt der zur Dis- 
kussion stehenden Frage nach der Verrechnung 
des ihduktiven Verbrauchs. ‘ Praktisch wird 
dies ‚allerdings ihren Wert nicht wesentlich 
herabsetzen, da die Spannung im allgemeinen 
als soweit konstant angesehen werden kann, daß 
ihre Schwankungen bei der Bestimmung eines 
Korrektionsfaktors, um den es sich ja hier han- 
delt, vernachlässigt werden dürfen. Das gleiche 
gilt natürlich dann auch von der Ungleichsei- 
tigkeit des Spannungsdreiecks bei Drehstrom. 


Bemerkungen zu vorstehenden Ausführungen. 
-Von Dr.=fäng. Fr. Buchholz, München. 
Die Ausführungen des Herrn Dr..Voller 


sind zutreffend, soweit sie die Frage der 
Definition eines Systemleistungsfaktors bei 


!) e% = Sternspannung. 


» 


22. April 1920. Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt 16. 315 
Drehstrom mit gleichseitigem Spannungsdrei- ; RE Er Jr c08 OBEREN un« | 
eck belangen. Ich darf indessen darauf verwei- ER Vz ER .VE(Ir cos pm)? er Ao _ Ac' 
sen, daß in meiner a a a Bet und me 
aufmerksam gemacht ist!), daß bei Mehrphasen - 4 Kl! % 
Eyiteinen Schiefheit petrie) der Be- cosydz= — Er Jr cosgk _ Cr (4a d.h. Aeund A’. sind identisch. 


lastung energetisch eine Verschlechterung des 
(mittleren) Leistungsfaktors bedeutet. Diese 
Folgerung aus den voraufgegangenen Darlegun- 
gen hatte ich dort nicht näher begründet, weil 
sie mir sehr naheliegend schien. 

Den Vollkommenheitsgrad der Belastungs- 
symmetrie gibt der Korrelationsfaktor cos y,, 
für welchen entsprechend der Definition IlIa 
(a. a. ©. 8. 102) bei konstanter Sternspannung 
E, = E, = E, = E zu schreiben ist 


ZJk COS pk 


08 wa = — — (1 
7 V3.VZ (Jr 608 pr)? 
Setzt man analog IV 
cosyda= 608 Yyd.CO8 pm, (2 


so erhält man durch Einführung von (l)und der 
obenstehenden Definition 


Z(Jk 08 pr)? 


COS gm = IR (3 
den Ausdruck j 
Re 1 E.2Jecosgk ( 
Euys m’ 


d.h. die von Herrn Voller abgeleitete Formel. 
Im Hinblick auf das im Nenner von (4)stehende 
Summenzeichnen ist a. a. O. S. 116 bemerkt, 
daß bei Ungleichheit der Phasenbelastung der 
‘ Amperequadratstundenzähler mit 3 Triebsyste- 
men versehen werden muß. Die Meßgruppe 
kWh-Zähler +-kA°®h-Zähler berücksichtigt somit 
die mit einer mangelhaften Lastverteilung ver- 
konpfie Verschlechterung des Betriebszustan- 
es, ; 

Meine damaligen Ausführungen stimmen 
also mit denen Herrn Vollers in bezug auf 
c08 9, sachlich überein. Hinsichtlich der for- 
-malen Seite pflichteich Herrn Voller darin bei, 
daß man zweckmäßig erst das Produkt cos g, = 
c08 %,.C08 9, als „Drehstrom-Leistungsfaktor“ 
bezeichnen wird. Denkt man sich nämlich das 
unsymmetrische Drehstromsystem durch ein 
gleichwertiges Einphasensystem mit gegen- 
einander verzerrten Wellen ersetzt, so würde 
cosy, den zeitlichen Korrelationsfaktor, 
cos p„, den Phäasenfaktor (Kosinus des Zeit- 
winkels zwischen den Nulldurchgängen von 
Spannung und Strom) und cos 9, den 
Leistungsfaktor dieses Einphasensystems be- 
deuten. Der Vorstellung entspricht es in- 
dessen besser, c0S Ym des Drehstromsystems 
als räumlichen (Ungleichseitigkeit der Drei- 
ecke räumliche Intensitätsverschiebung) 
Symmetriewert von dem zeitlichen Deckungs- 
wert cos getrennt zu betrachten. Die Bezeich - 
nung „Phasenfaktor‘ für cosg,,wäre aber dann 
wohl irreführend, da ja in cosg, ‚im allgemeinen 
wiederum zeitliche Korrelationsfaktoren cos y, 
(wie auch in cos w,) enthalten sind; es dürfte 
der mit Absicht so gewählte Ausdruck „Mittel- 


_ wert der Leistungsfaktoren‘‘ vorzuziehen sein. 


| 


Faßt man nun g,, zeitlich, v, aber räumlich 
auf, so kann man mit der komplexen Summe 
FmtVa bzw. mit dem Produkt des zeitlichen 
und des räumlichen Leistungsfaktors nicht die 

ewohnte Vorstellung einer zeitlichen Verschie- 
bung verbinden. Dem Wortsinne nach ist die 
Bezeichnung ‚„Drehstrom-Leistungsfaktor“ aber 
zweifellos berechtigt. Bei demselben Span- 
nungsdreieck, bei gleicher Leistung und gleich- 
bleibender Leistungsverteilung sind die Strom- 
wärmeverluste umgekehrt proportional cos°’p,,, 
bei veränderter Leistungsverteilung jedoch um- 
gekehrt proportional nur cos?g.. 


Wegen der hier vorliegenden etwas ver- 


wiekelten?) Verhältnisse hatte ich seinerzeit da- 
von abgesehen, einen Systemleistungsfaktor 
ausdrücklich zu definieren, um für den Anfang 
den Leser nicht zu verwirren, Aus dem gleichen 
Grunde war auch der Fall schwankender Ver- 
brauchsspannung bzw. ungleichseitigen Span- 
nungsdreiecks nicht besonders behandelt, son- 
. dern nur der Sache nach (Voltquadratstunden- 
Zähler) berücksichtigt worden. Ich komme nun- 

mehr darauf zurück. 
_ Verallgemeinert man die Beziehungen (1) 


| und (4) für ein ungleichseitiges Spannungsdrei- 


| 
| 


i 


 eck mit den Sternspannungen Ex, so erhält.man 


ı) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 117, Spalte 1., 
®) Streng’ genommen ist cos 9z nicht als Leistungs- 
sondern im allgemeinen als Energiefaktor erster Ordnung 
zu bezeichnen, ebenso wie der resultierende Leistungs- 
or cos des Einphasensystems bei gegeneinander 
 verzerrten Wellen. Denn in diesem Falle erfüllt der Wert 
| pYaur die Gleichung für den Mittelwert j 


Ar _ 
tr =EJeosp 


ie 


VEBER.VEI® Ce 
Herr Voller glaubt nun, daß der Nenner 


von (4a) bei ungleichseitigem Spannungsdreieck. 


nicht diejenige Scheinleistung darstelle, auf die 
es eigentlich ankommt. Gleichermaßen sei der 
Ausdruck für den Drehstrom-Scheinverbrauch 


TEE TE EL GR SR 
Eure V: fe zoaı) 4fe Je) dt 
0 0 (5 


bzw. der Ausdruck für den Scheinverbrauch bei 
Einphäsenstrom 


an Be 
1 

A=T. 137 2 a afrai „(6 
0 0 


bei veränderlichen Spannungsyerhältnissen 
nicht streng gültig. Zwischen der dem gegebe- 
nen Spannungsverlauf zugeordneten größtmög- 
lichen Arbeit A. und der größtmöglichen Ar- 
beit Ae.', die bei konstanter Spannung gleichen 
Effektivwertes zweiter Ordnung unter demsel- 
ben Arbeitsverlust A, übertragen werden 
könnte, seiein Unterschied, u.zw. sei A'o> Ac. 
Kurz zusammengefaßt würde dies bedeu- 

ten, daß der Abnehmer den Wert 1 des Energie- 
faktors nur bei gleichseitigem Spannungsdrei- 
eck von zeitlich unveränderlicher Seitenlänge 
(für Einphasenstrom : bei konstanter Spannung) 
erreichen kann. 
‚.. Diese Einschränkung besteht nicht; denn 
Ace und A’. sind identisch. 

 Zufolge der Erläuterung zur Definition 
IIIa (a. a. O. S. 102) wird der Korrelationsfak- 
tor cos # dann gleich 1, wenn das Verhältnis 
E:J cos g nach Größe und Vorzeichen stets 
dasselbe bleibt; d.h. man erreicht den Energie- 
faktor cos X = cos #,.cos = 1dann, wenn 
man den Blindwiderstand Null (cos @ = 1) und 
konstanten!) Wirkwiderstand einstellt. 


Dem Beispiel Abb. 1 ist der Wirkwider- 
‚stand 1 und der Blindwiderstand 0 zugrunde 
gelegt. Es ist dann stets J = E. Man erhält: 


1. Zeitintegral der Stromquadrate 
IE Ar =, (2-9) =10, 
2. Effektivwert 2. Ordnung des Stromes 
In=V4.@+m=v%, 
3. Effektivwert 2. Ordnung der Spannung 
zu} + m= vn, 


Die größtmögliche, bei konstanter Spannung 
En und 4 10 zu entnehmende Arbeit ist 
Ant Ems) 10% 


Die bei dem ge ebenen Spannungsverlauf und 


Au = 10 tatsächlich entnommene Arbeit ist 
Ae= 54.442.910. 
Es ist also 
2 x-4r __ Wirkverbrauch _ ® 


A. “ Scheinverbrauch 


der Leistung während der Periodendauer 7, nicht aber 
die Gleichung für die augenbliekliche Leistung 


EHI [cos (42 — $=') A 


— cos2kot-+gr-+ w))], 

worin.p überhaupt nicht vorkommt. (24 9% und J, 9, 

der jeweilige Effektivwert: bzw. Phasenwinkel der Har- 
monischen 1,2, 3 o=2?r, Grundfrequenz.) 

2) Es ist zu beachten, daß nur bei dauernd kon- 

stantem Wirkwiderstand der resultierende Blindwiderstand 


zu Null werden kann; denn für cos ?=1 muß gleichzeitig 
cos 7 zu 1 werden. £ 


‚ Um bei Drehstrom mit gegebenem un- 
gleichseitigen Spannungsdreieck eine gegebene 
Gesamtleistung &, unter dem Leistungsfaktor 
c08 94 = | zu entnehmen, muß man für jede 
Phase den Blindwiderstand Null!) (4, = 0) und 
damit an Stelle der ungleichen Rx den gleichen 


Wirkwiderstand 
nme & 2A, 
Er TE IE T: ZIe2 a7. 
d. h. eine Lastverteilung nach der Proportion 
EB? E2 E22 
Er: En: nm Gyr © 


einstellen. Dann wird das Stromdreieck lagen- 

gleich und geometrisch ähnlich dem Spannungs- 
dreieck: 

1 ai = 

J, Ja 


so daß sich mit Rücksicht auf die Gleichheit von 
(7) und (7a) der Kleinstwert 


(7a 


ergibt. Durch Einstellung des konstanten Ver- 
hältnisses R ist das verzerrte System gleich- 
wertig geworden einem symmetrischen mit der 
Dreieckspannung Vz E%, mit cos 9,, = 1 und 
einem Stromdreieck von der Seitenlänge 
VzJ%=V3Jmin. Daß 3. Jnin der kleinst- 
mögliche Summenwert ist, folgt daraus, daß 
stets 


zZ Je >3Jmin,- 
wird, sobald in der Beziehung 
zZ Er Jk C08gk =VE Er?.V3 Jmin? 


nicht alle cos p, gleich 1 sind. 

Setzt man in Gl. (4a) den in der Mitte 
stehenden Wert aus (9) ein, so erhält man 
cosy; = 1; der Ausdruck 


liefert dasselbe. 

Es besteht also auch bei beliebig .verzerr- 
tem Spannungsdreieck die Möglichkeit, den 
Systemleistungsfaktor 1 zu erreichen, wofern 
nur die Wirkwiderstände Rx veränderbar sind 
und aus allen drei Phasen gleichzeitig 
entnommen wird. Bei zwei- oder ein- 
phasiger Entnahme, aus einem Drehstromnetz 
iststets cos'p;<1;denn dann sind ein oder zwei 


Rr unendlich groß, so daß gleicher Belastungs- 
widerstand R nicht hergestellt werden kann, 
Um bei zeitlich veränderlichen Ex die bei 
den entstehenden Verlusten größtmögliche Ar- 
beit zu übertragen, braucht nur der Wirkwider- 
stand R in allen Phasen konstant zu bleiben, 
d. h. die Gesamtleistung &- müßte gemäß 
Gl. (7) jeweils proportional 2 E°% eingestellt und 
nach (8) proportional E?, verteilt werden, 
Hinsichtlich‘der Verwendung der Bezeich- 
nung „Wirkwiderstand‘‘ im vorstehenden ist zu 
bemerken, daß dieser Ausdruck nicht in der be- 
sonderen Bedeutung eines Ohmschen Wider- 
standes, sondern in dem allgemeinen Sinne 
„reelle Gegenwirkung‘ gebraucht ist. & 
wäre, wenn re den äquivalenten Ohmschen 
Widerstand und % das Supplement des inneren 
Phasenwinkels zwischen induzierter EMK E, 
und dem Strom Jmin eines mit cos = 1 be- 
triebenen Synehronmotors darstellt, der Wirk- 


| widerstand dieses Verbrauchsapparates (Eisen- 


verluste vernachlässigt) 
En cos 3 
Jmin. ’ 
die aufgenommene Leistung 
&- =re Jmin? En Ey Jmin. cos$=R Jain? 


und die während T aufgenommene Arbeit 


Rzre+ 


ni, 7 T 
4Ar = RlJmin: db / E?2 dt. f Jmjn.? At 
n (10 


!) Der Satz, daß bei ungleichen I, niemals alle 7 


gleichzeitig zu Null werden könnnen, gilt nur für Dreh- 
strom mit Bemeilren Spannungsdreieck; er wird all- 
gemein gültig, wenn statt J7) gesetzt wird R,, An dem 
Sonderfall unsymmetrischer Belastung bei gleichseitigem 
Spannungsdreieck, wobei stets mindestens ein Phasen- 
winkel >.0 sein muß, erkennt man besonders deutlich, daß 
die Ansicht, die räumliche bzw, die zeitliche Unregel- 
mäßigkeit der Lastverteilung habe mit dem Schein- und 
dem Blindverbrauch nichts zu tun, nicht zutreffend ist, 
(Vgl. „ETZ* 1919, S. 330.) 


316 


Die Ableitungen gelten also nicht etwa nur für 
Ohmschen Leitungswiderstand als Wirkbela- 
stung. Bei gegebener Verbrauchsspannung 
E= fı(t), gegebenem A, und gegebenem T ist 


T I: 
[rat | B2at 
0 0 


(11 


LE RE 
[Imin? dt 
N) 


T 
der größtmögliche, [ Jmin.? dt der kleinstmög- 
0 


liche Wert. 
Aus dem Vorstehenden ergeben sich fol- 
gende physikalische Definitionen: 


I. „Der Wirkverbrauch innerhalb der Zeit T 
ist gleich der Quadratwurzel aus dem 
Produkt des bei dem gegebenen Span- 
nungsverlauf für die Arbeitsübertragung 
kleinstmöglichen Zeitintegrals der Strom- 
quadrate in das Zeitintegral der Span- 
nungsquadrate.“ (8. Gl. (10).)' 

II. ‚Der Scheinverbrauch innerhalb der Zeit 
T ist gleieh der Quadratwurzel aus dem 
Produkte des Zeitintegrals der Stromqua- 
drate in das Zeitintegral der Spannungs- 
quadräte.‘ (8. Gl. (6).) 


Bei Mehrphasenstrom ist statt „‚Stromqua- 
drate‘“ usw. zu setzen: „Raumsumme der 
Stromquadrate, Raumsumme der Spannungs- 
quadrate‘ (s. Gl. (5). Die Mehrphasen-Scbein- 
leistung ist durch den Nenner von Gl. (4a) dar- 
gestellt; der Mehrphasen-Blindverbrauch durch 
den Ausdruck 


U. AR 
4; -V} (£ Ex) dt 


oO 


T' S T. Bi 
> V fEIYdat—f(zImnd)dt (12 
0 0 


Mit dem physikalischen Scheinverbrauch 


Ah il 
[Pat [re J2dt 
Ar = 4r Piz ae n e TNiy 
[ Imin2dt fre Jmin.? dt 
0 0 


ist der energiewirtschaftliche Scheinverbrauch 
nach Definition Iin „ETZ“ 1919, 8. 101: 


” : f rJ?2d ‚ 
A WA N DER TERN 
Ar 2" (Av)min. ei (f 5 a) 
rJ20 
‚0 


min 


identisch unter der Voraussetzung konstanten 

ertragungswiderstandes r—=r. des Strom- 
kreises außerhalb der Anschlußpunkte des Ab- 
nehmers. Ist aber r veränderlich = f,(t), so be-, 
steht ein Unterschied zwischen A. und Acw 
Stellt sich in diesem Falle der Abnehmer auf 
das kleinstmögliche Zeitintegral der Strom- 
quadrate ein, so werden die hierbei entstehen- 
den Übertragungsverluste im allgemeinen nicht 


ebenfalls die kleinstmöglichen. Eswäre der Wirk- 


widerstand des Anschlusses dann nicht nach 
G]. (11) konstant, sondern, wie sich leicht zeigen 
läßt, mit r veränderlich zu nehmen, so daß z. B. 
zur Zeit t der Wirkwiderstand 


SER ET NER 


sein müßte, wobei e (Verbrauchsspannung), 
r und rt Augenblickswerte bedeuten, 
Während nun die Einstellung der Leistung 
nach dem Quadrate der Verbrauchsspannung 
dem Abnehmer grundsätzlich nicht unmöglich 
ist, ist die Berücksichtigung jeder Art von Ver- 
änderlichkeit des Übertragungswiderstandes r 
ausgeschlossen. Die hierdurch entstehenden 
Stromwärme-Mehrverluste gehen ebenso wie 
alle übrigen Verlustarten (Eisen-, Glimmver- 
luste usw.) zu Lasten des Kraftwerks. Hierzu 
kommt noch folgendes: Die Bedingung dafür, 
daß nim Verbrauchsschwerpunkt vereinigt ge- 
dachte Abnehmer den kleinstmöglichen Ge- 
samtübertragensverlust.erzielen, istdie, daß sich 
ihre induktiven und kapazitiven Blindleistun- 
gen zu Null ausgleichen und die Wirkleistungen 
nach Art der Abb. I auf 8. 102 der „ETZ‘“ 1919 


‘Kompensation über 


x 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. - Heit 16. 


so gegeneinander abgestimmt werden, daß ihre 
Summe konstant bzw. proportional dem Qua- 
drate der Schwerpunktspannung wird. Diesen 
Zu:‘tand zu erreichen ist in Wirkliebkeit schon 
deswegen nicht möglich, weil die Abnehmer 
nicht ineinem Punkte vereinigt werden können, 
so daß trotz der resultierenden Blindleistung 
Null durch die Blindströme Verluste entstehen 
würden. Entsprechendes gilt hinsichtlich des 


Ausgleiches der Wirkleistungen. Es muß dem- | 


nach jeder Verbraucher für sich die 
Blindleistung Null!) und das Minimum des Zeit- 
integrals der Stromquadrate herstellen, so daß 
statt Acw stets der physikalische Scheinver- 
brauch A. zu messen wäre, wie es seinerzeit von 
mir auseinandergesetzt wurde. Die Ableitun- 
gen gelten somit nieht nur vom physikalischen, 
sondernauch vomenergiewirtsehaftlichen Stand- 
punkt in voller Allgemeinheit. ar . 

Aus Billigkeitsgründen — nicht aber wegen 
mangelnder grundsätzlicher Richtigkeit — 
könnte man allerdings daran denken, einen ta- 
riflichen Korrektionsfaktor einzuführen; denn 
Gl. (11)lehrt, daß der Abnehmer den Kleinstwert 
von [J?dt für ein (von vornherein) gegebenes 
Arnur dann tatsächlieW erreichen kann, wenn 
der Spannungsverlauf vorher bekannt, d. h. 
E=fı(t) bzw. E = konst. schon festgelegt ist. 
Nimmt man z.B. während a=?), des Jahres die 
Spannung zu 5 =|1, während 1- a = 
(Hauptbelastungszeit) zu En = 0,9 an,, und 
riehten sich die Verbraucher nach Ey ein, so 
wäre, da: 


a 
x ’mın, er EuVT 2 


der Korrektionsfaktor 


{ V 2_EIILE2 | 
ce — Eu _ VelEr— Ent Em, _ 4 = 0,967; 
Ey Ey H 
(14 


man müßte also die KkVAh-Sätze um rd 3% er- 
mäßigen. Verrechnet man aber den Scheinver- 
brauch nicht in kVAh, sondern nach der etwa 
in Zehnteln gestaffelten Güte- 
zitfer?) (= Energiefaktor), so 
ist die Wahrscheinlichkeit, 
daß der Abnehmerinfolge von 
Spannungsschwankungen in 
die ungünstigere Staffel ge- 
rät, für den praktisch in 
Frage kommenden halben 
Meßbereich gleich 2 .. 0,09, so 


22. April 1920. 


‚jedoch bei N unter allen Umständen größerun 


können sich auf ein Mehrfaches der unter sonst 
gleichen Verhältnissen im äußeren Stromkreis 
von M verursachten Verluste belaufen: 


Ana=3.T.E.J. 608 450..(An)a=3. r.R. Tu 
‚dagegen a | 


(Ar)e=1.T.E.(3I) 60849..(A)e=2r.9I%.T)). 


Bei wechselnder Leistung von N würde der Un- 
terschied noch größer ausfallen. Für die Rege- 
lung des Parallelarbeitens verwaltungsfremder 
Kraftwerke ist der Sinuszähler wegen. seiner: 
hierbei zur Geltung kommenden Eigenschaft 
des Unterscheidens zwischen vor- und nach- 
eilendem Blindstrom zweifellos sehr wertvoll, 
und ich verkenne keineswegs das Verdienst der 
in dieser Richtung, geleisteten Arbeit2); für 
die Durchführung der Blindverbrauch- Verrech- 
nung bei reinen Abnehmern kann aber dieses 
Meßgerät wobl nicht als einwandfrei geeignet. 
bezeichnet werden, da es die Möglichkeit der 
Gleich bewertung sehr verschiedener Belastungs- 
fälle zuläßt. ee 


Elektrisch angetriebene- Schiffspumpe, die 
unter Wasser arbeiten kann. — Das englische 
Handelsamt hat bestimmt, daß auf allen Passa- 
gierdampfern, die dem Überseeverkehr dienen, 
aufeinem deroberen Decks ein Reserve- Strom- 
erzeuger-Maschinensatz vorzusehen ist, damit 
der Funkdienst aufrechterhalten werden kann, 
wenn die Schiffsmaschinen versagen. Eine be- 
kannte Schiffahrtegesellsehaft geht noch einen 
Schritt weiter und versieht ihre Schiffe mit 
einer elektrischen Reseryvepumpe. Die Pumpe 
wird auf dem Bootdeck aufgestellt und soll 
dazu dienen, im Bedarfsfalle Wasser aus dem 
Schiffsraum zu pumpen. Die Firma Merry- 
weather & Sonsin Greenwich baut Pumpen für 
diesen Zweck, die sich dadurch auszeichnen, 
daß sie auch unter Wasser arbeiten können, 
so daß sie, falls ihr Aufstellungsort überflutet 


daß jede Preisstaffel mit 
C'=1-—0184=0994 (15 


zu multiplizieren wäre. Der 
tarifliehe Korrektionsfaktor 
wegen Ungleichseitigkeit des 
Spannungsdreiecks wird in 
der Regelnoch vielnäher anl 
liegen. — 

Die Ausführungen Herrn 
Vollers machen erneut dar- ; 
auf aufmerksam, daß die Darstellung?) de 
Drehstrom-Leistungsfaktors als Quotient 


= Er In 608 yk. 
= Er Jk 


und damit die Darstellung des Schein- und 


Blindverbrauchs als 3/ErJ«dt bzw. 3/Er Jr 


sin p, di eindeutige Bewertungsziffern für die. 


Beurteilung der Betriebsverhältnisse eines Ab- 
nehmers nicht liefern würden. Der Zweck der 
Messung und Verrechnung des Schein- oder 
des Blindverbrauchs ist die Erzielung, einer 
günstigen Ausnutzung der Anlagen des liefern- 
den Kraftwerkes durch möglichste Hintan- 
haltung der vermeidbaren Stromwär- 


meverluste, welche eine ganz erhebliche Ver- 


größerung der Stromerzeuger, der Transforma- 
toren und aller Netzquerschnitte bedingen. 


Entnimmt nun z. B. der Verbraucher M die Ar-: 


beit Ar unter g = 45° und konstanter, gleich- 
mäßig auf die drei Phasen verteilter Last, der 
Verbraucher N dieselbe Arbeit Ar ebenfalls 
unter g — 45°, aber einphasig zwischen dem 
Null- und einem Außenleiter, so mißt*) der sog. 
Sinuszähler in beiden Fällen den gleichen Blind- 
wert Y= Ar. Die Übertragungsverluste sind 


!) Die Kompensation etwaiger Ladeleistungen des 
Netzes ist Sache des Kraftwärke: 
Lage des Falles ab. Man darf nicht vergessen, daß eine 
{ on | sehr lange Leitungsstreecken wohl 
einen physikalischen, nicht aber einen wirtschaftlichen 
Ausgleich darstellt. / 

2\ Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 118, 

3) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 331. ° 

*) Diagramme des Sinuszählers s. „El. Kraftbetriebe 
u. Bahnen“ 1919, Heft 2, 8. 179. E\ E 


) Inwieweit hierzu. die ' 
Blindlast der Abnehmer brauchbar ist, hängt von der 


ZEN alte ne Be 


Abb. 1. Elektrisch angetriebene Schiffspumpe, die unter Wasser 


arbeiten kann. DR h 


wird, nieht entfernt zu werden brauchen. Ein 
Gleichstrommotor, welcher mit Kugellagern 
versehen ist und in jeder Lage arbeiten kann, 
findet Verwendung. Abb. 1 zeigt, in welcher 
Weise er mit der Pumpe zusammengebaut und 
zur Erzielung des wasserdichten Abschlusses von 
einer ausKesselblech bestehenden, zylindrischen 
Trommel umgeben ist. Diese Trommel ist 
innen mit Korkzement als Wärmeschutz aus- 
gekleidet, um die Kondensation bintanzuhalten 
und dadurch Bürsten und Wicklungen mög- 
liehst vor Feuchtigkeit zu schützen. Am freien 
Ende der Trommel befindet sich eine (band- 
große)Inspektionsöffnung, deren Deckel mittels 
Flügelschrauben und Lederdichtung befestigt 
wird. Das Wellenstück in dem konischen Ver: 
bindungsgehäuse ist mit 2 Stopfbüchsen aus- 
gerüstet, von denen die an der Pumpenseite _ 
liegende unter Saugwirkung steht, so daß hier- 
durch ein weiterer Schutz gegen das Eindringen 
von Wasser in die Motortrommel gegeben ist. 
Die Pumpe selbst ist eine gewöhnliche Zentri- 
fugalpumpe, wird durch einen 15 kW-Neben- 
schlußmotor angetrieben und leistet 900 l/sek 
bei 10,5 m Druckböhe. er Anschluß wird 
durch dreiadriges Gummikabel mit daran be- 
festigtem Stöpsel mit 3 Stiften, von denen der 
eine zur Erzielung des richtigen Einsetzens 
dünner als die anderen beiden ist, bewirkt. Der ° 
Stöpsel kann mit der zugehörigen Dose mittels 
Schraubringes und Packung wasserdicht ver- 
bunden werden. („The Electrician‘, Bd. ! 
1919, 8. 535.) W. SENSE Da 


| 
3 
| 


nt Nulleiter in’Material und Giekkekrllh gleich de m 
Außenleiter angenommen. ARE, 5 
%) Vel.Bußmann *„ETZ“ 1918,:8, % u. 105. © A 


Fi 


22. April 1920. ; 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Kalifornische Großkraftübertragung mit 
220 kV. — Sorensen, Cox und Armstrong 
berichteten vor dem American Institute of El. 
Eng. über ein Projekt einer ‚‚Kalifornischen 
Sammelschiene‘‘, durch welche vorhandene 
und ausbauwürdige Wasserkräfte von Kali- 
fornien und Arizona in größtem Stile zu- 
sammengefaßt werden sollen. Verfolgt man 
die mit .zwei Stromkreisen gedachte Fern- 
leitung an der Hand von Abb. 1, so erkennt man, 
daß es sich um einen Hauptstrang — die eigent- 
liehe Sammelschiene — ‚zwischen dem Kraft- 
werk am Pitt-Fluß und dem Unterwerk in Los 
Angeles von insgesamt 920 km Länge handelt, 
an den die Kraftwerke des Feather-Flusses 
und des Big Creek!) angeschlossen sind. 
Neben den Unterwerken im Zuge dieser Fern- 
leitung ist eine Abzweigung nach San Fran- 
eisco vorgesehen. Endlich ist ein Anschluß 
des Kraftwerkes am Colorado-Fluß und ein 
Unterwerk in Phoenix (Arizona) vorgesehen, 
wodurch die Gesamtlänge der Sammelschiene 
auf 1770 km gebracht wird. Als Übertragungs- 
spannung sind 220 kV kei einer einheitlichen 

requenz von 60 Per/s in Aussicht genommen, 
eine Spannung, über deren Anwendbarkeit 
Silver kürzlich ausführlich berichtet hat?). 
Die Kuppelung älterer Anlagen für 50 Per 
mit der Sammelschiene über Frequenzum- 
former erscheint für ein derartiges System 
ungeeignet, sie wären vielmehr für die Ein- 
heitsfrequenz umzubauen. Nach statistischen 
Erhebungen dürfte der Energiebedarf Kali- 
forniens innerhalb der nächsten 6 bis 7 Jahre 
1 Mill. kW überschreiten. Die Leistungsfähig- 
keit dieser Sammelschiene wird daher auf 
etwa 1,5 Mill kW festzulegen sein. Im ein- 
zelnen werden für die einzelnen Bezirke für 
das Jahr 1926 folgende Bedarfszahlen an- 


gegeben: 
1000 kW 
Sacramento-Tal nördlicher Teil 70 
» ; südlicher Teil. 125 
Ausnutzung des Truckee-Flusses 40 
- Bezirk der Bai von San Franeisco 250 
Bezirke W Voir. Eresno: (Ur. "nn. 90 
Bezirk Bakersfield einschl. Teha- 
i DNADE SR a ann, 125 
Bezirk Los Angeles . . ..... 300 
Bezirk Barstow u. Needles einschl. 
Elektrisierung ihrer Bahnen . 40 
; » 1040 kW 


Die Unterwerke, deren Lage in Abb 1 
angegeben ist, unterteilen die Fernleitung 
in Abschnitte, deren längster 240 km ist. 
Die Belastungszentren sind so verteilt, daß 
die mittlere Übertragungslänge etwa 320 km 
beträgt. Die Länge der einzelnen Abschnitte 
ist, da die Abbildungen nicht genau masstäb- 
lich ist, nachstehend angegeben: 


ER km 
_ Pitt-Fluß bis Marysville . 24 
Feather-Fluß bis Marysville 96 
Marysville bis Stockton °. 144 
Stockton bis San Francisco 96 
Stockton bis Fresno . : 208 
Big Creek bis Fresno . . 64 
Fresno bis Bakersfield . y 160 
Bakersfield bis Los Angeles . 160 
Bakersfield bis Barstow . x 176 
Barstow*bis Needles . . . 240 
Needles his Colorado Fluß 160 
Colorado-Fluß bis Phönix . 160 
Pitt-Fluß bis San Francisco . 480 
"Big Creek bis Los Angeles Be 384 
Big Creek bis San Franeisco . . wer 868 


Was die geplante Übertragungsspannung 


von 220 kV anbelangt, so beruht der Plan 
auf den günstigen Erfahrungen, welche die 
Southern California Edison Co. während 
5 Jahren mit ihren 150 kV-Leitungen gemacht 
hat. Sie hat von dem Werk Big Creek in 
dieser Zeit an die Verbrauchszentren von Los 
Angeles auf 390 km Entfernung 1200 Mill. kWh 
mit einem Wirkungsgrad von 87,5 % und 
einem Belastungsfaktor von 45 %, abgegeben 
und keine Stromunterbrechungen erlitten, die 
auf die 150 kV-Leitungen zurückzuführen 
gewesen wären. Die gegenwärtig vorhandenen 
| ernleitungen von Big Creek ‘könnten ohne 

Auswechselung des Materials mit 220 kV be- 

trieben werden. Sie benutzen Hängeisola- 

toren mit je 9 Gliedern und zwei parallele 

Ketten von je 11 Gliedern bei Abspannungen. 
| Die Maste erlauben ohne weiteres eine Er- 
 böhung der Gliederzahl auf 11. Der Sicher- 
' heitsfaktor der Ketten ist folgender: a 


1) Vgl. „ETZ“ 1990, 8.197. . 
er RA 


) . 


a S—<—nmaa EEE 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 16. 


RUNDSCHAU. 


nasser Iso- trockener 1so- 
lator 


ator 
Glieder Glieder 
11 9 u 
150 kV: (87 kV gegen 
Rrdene sr 2, a ee 
220 kV (127 kV gegen 
Droe ED re NIT re 


Wie auch sehon Silver gezeigt hat, ist 
durch die Erhöhung der Gliederzahl der 
Ketten über 10 hinsichtlich der Überschlag- 
spannung bei trockenen Isolatoren keine 
praktische Verbesserung zu erreichen, daher 
sollen für 220 kW 11 Glieder und für Ab- 
spannungen 12 Glieder Anwendung finden. 
Bei der Begehung der 150 kV-Leitungen hat 


MR 
a / 


’ 


nn 
o Prruf eh 


4’ 
Feathbr-Fluß 
D e 
YMarys- 
ville 
. Stocktor\\ NEVADA 
Gen N 
Big & cok | 
1 
S - 
Bed N [ Al Colorado- 
Den Ser „A Fluß 
SOSE LEN 
Barston” — \ 
Needlles \ \ 


EN 
Do Araftwerk \ \ 
o Umterwerk 


Un 


Phoenix I 


Abb. 1: 


es sich gezeigt, daß selbst 4 oder 5 schadhafte 
Glieder in einer 9-gliedrigen Kette keine Stö- 
rungen gezeitigt haben. Die Entwicklung 
von Verfahren zur Abstufung der Isolator- 
einheiten. und ihre Abschirmung wird ' eine 
erhebliche Verringerung der Gliederzahl er- 
möglichen. Auch die neuesten Erfahrungen 
hinsiehtlich der Prüfung und Unterhaltung 
der Isolatoren und die Einführune verbesserter 
Typen wird Gewähr für einen sicheren Be- 
trieb mit 220 kV bieten. 


Was die Koronaerscheinungen anbe- 
langt, so treten solche beim Betrieb mit 150 kV 
und 50 Per nicht auf, da die Spannung nur 
80 % des unteren Weıtes der kritischen Span- 
nung beträgt. Bei 220 kV und 60 Per tritt 
zwar auf der ganzen Linie eine Koronawirkung 
ein, doch macht diese bei gutem Wetter nur 
0,4 % der gesamten übertragenen Leistung 
aus. Bei Sturm längs der ganzen Leitung und 
einer dadurch bedingten Herabsetzung der 
kritischen Spannung um 20 .% würden die Ko- 
ronaverluste 8 % betragen. Der Wert ist nicht 
groß genug, um die Leitung unwirksam zu 
machen, und dieser Zustand würde auch so 
selten eintreten, daß hierdurch die wirtschaft- 
liehen Bedingungen nicht nennenswert, be- 
einflußt werden könnten. 


Die Rücksicht auf den Ladestrom 
zen! zur Verwendung von Synchronmotoren 
(synehronous condensers) am empfangenden 
Ende der Leitung, um die Spannung zu regeln, 
Die Fernleitung mit angeschlossenen Genera- 
toren, Transformatoren, sowie Syncehronmo- 
toren ist als untrennbare Einheit zu betrachten, 
und alle diese Teile müssen dauernd in sicherer 
elektrischer Kuppelung bleiben. Bei dem 
Big-Creek-System mit 150 kV hat es sich 
gezeigt, daß es durchaus möglich ist, Syn- 
chronmotoren von 15 000 kVA zugleich mit 
den Generatoren anzulassen. Die Big-Creek- 
Linien arbeiten z. Zt. bei 150 kV mit 30 000k VA 
Synehronmotovenleistung am Ende jeder Fern- 
leitung und übertragen je 57000 kW bei 
85 % Leistungsfaktor sowie 11 % Spannungs- 
abfall. Bei 220 kV Übertragungsspannung 
würde man 125 000 kW mit dem gleichen 
Spannungsabfall übertragen können, falls eine 
Erhöhung der Leistung der Synehronmotoren 
auf etwa 75 % der zu übertragenden Leistung 
vorgenommen werden würde. 

Der wirtschaftliche Gewinn bei 
doppelung der UÜbertragungeleistung, 
Kosten zu etwa 7,8 Mill. $ angegeben werden, 
würde nicht nur diese, sondern auch die- 


Ver- 


deren . 


817 


jenigen für den Übergang von 50 auf 60 Per 
mehr als ausgleichen. Der bisherige Betrieb 
der Big-Creek-Anlagen hat ergeben, daß seine 
Betriebssicherheit nicht geringer ist als. die- 
jenige von Dampfkraftwerken ähnlicher Lei- 
stung in der Nähe der Verbrauchszentren, und 
man glaubt, dasselbe auch von einem Betrieb 
mit: 220 kV erwarten zu dürfen. („Electrical 
World“, Bd. 74, 1919, 8. 743). i 


Apparatebau. 


Induktions - Strombegrenzer für Wech- 
selstrom. — Der betrachtete Apparat hat die 
Aufgabe, den Stromkreis gegen Überlastung 
zu sehützen und ist besonders für elektrische 
Schweißanlagen bestimmt, die mit Wechsel- 
strom arbeiten. Hier ist die Gefahr eines Kurz- 
schlusses gegeben, indem die Elektrode am 
Arbeitsstück festschmelzen kann. Die Schweiß- 
ung mit dera Wechselstrom-Lichtbogen fällt 
nur vollkommen aus, wenn der Bogen kurz ist; 
dabei muß aber beim ersten Kontakt genügend 
Strom -fließen, um den Lichtbogen ziehen zu 
können. Gewöhnlich hilft man sich so, daß 
man eine ziemlich hohe Arbeitsspannung und 
einen Luftspalt-Streutransformator oder eine 
Drosselspule benutzt. Hierbei kann der Arbei- 
ter jedoch immer noch mit langem Lichtbogen 
arbeiten, der schlechte Schweißstellen ergibt. 
Davies und Soames schlagen daher mit ihrem 
Strombegrenzer einen anderen Weg ein. In 
der einen Ausführungsform stellt er einen 
Transformator dar, dessen Primärwicklung für 
eine beliebige Spannung gewickelt werden 
kann. Die Sekundärwicklung ist für die er- 
forderliche Arbeitsspannung gewickelt und ge- 
stattet die Entnahme eines Stromes bis zu. dem 
vorher eingestellten Höchstwert. Ist dieser 
erreicht, und sinkt der äußere Widerstand 
weiter, so sinkt auch die Spannung, bis auf 0 
bei Kurzschluß, während der Strom konstant 
bleibt. Bei der Ausführungsform als Drossel- 
spule wird der Strombegrenzer mit dem Werk- 


Abb. 2. Induktions-Strombegrenzer, 


stück in Reihe geschaltet. Er führt weder 
Drosselung noch Widerstand in den Stromkreis 
ein, solange der vorher eingestellte Höchstwert 
nicht erreicht wird. Ist dies aber der Fall, so 
wirkt er wie oben für den Transformator: be- 
schrieben. Abb. 2 zeigt die Konstruktion des 
Transformatorbegrenzers.. B ist der mit den 


7 
Ü; 
Neee:| 
J ee 
RKURHITADMER 
VE ET RE 
= Belastung in kW 


v- 


Abb. 3. Wirkung des Induktions-Strombegrenzers. 


318 


\ 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1920, Heit 16. 


22. April 1920. 


Spulen AA bewickelte Ständer, die am aus- 
geführten Apparat in  halbgeschlossenen 
Schlitzen liegen und wie bei einem Einphasen- 
ständer angeordnet sind. B, ist der Läufer, 
der die Spulen C und auf seiner Achse einen 
Hebel E. mit verschiebbarem Gewicht E, 
trägt. Wenn jetzt die Ständerwicklung an das 
Netz, und an die Läuferwieklung der Arbeits- 
stromkreis angeschlossen wird, dann wirkt der 
Begrenzer bis zu einem durch das Gewicht E,, 
bestimmten Stromwerte als gewöhnlicher 
Transformator. Steigt der Strom, so dreht 
sich der Läufer, bis das Gleichgewicht wieder 
hergestellt ist. Der Grenzwert des Stromes 
kann also einfach durch Verschieben des Ge- 
wichtes E,, auf dem Hebel E, der direkt in 
Ampere eingeteilt werden kann, eingestellt 
werden. Abb. 3 zeigt Kurven, welche beim 
Gebrauch des Begrenzers erhalten wur- 
den. Die Ausführungsform als Drosselspule 
hat den Vorteil, daß sie keine Leerlaufs- 
verluste ergibt. Der Aufbau ist genau so wie 
bei dem Transformatorbegrenzer, da jedoch 
nur der Überstrom wabzudrosseln ist, so 
können die Abmessungen kleiner gehalten wer- 
den. Ständer- und Läuferwicklungen erhalten 
hierbei gleiche Windungszahl und sind in Reihe 
geschaltet. Als besondere Vorteile dieser Be- 
grenzer wird hervorgehoben, daß der Arbeits- 
stromkreis in keiner Weise beeinflußt wird, 
bis der eingestellte Höchststrom erreicht ist, 
daß die Regelung verlustlos, vollkommen 
stetig und allmählich vor sich geht, daß nur die 
sehr einfache Einstellung eines Gewichtes vor- 
genommen zu werden braucht, und daß die 
Apparate mit ebenso gutem Wirkungsgrad ge- 
baut werden können wie gutkonstruierte In- 
duktionsmotoren. (,The Elecetrieian‘‘, Bd. 83, 
1919, S. 522.) W. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Das elektrische Schweißen. — Man kann 
geradezu von einer Umwälzung auf dem Ge- 
biete des Schiffbaues und des Eisenbahnwe- 
sens durch das elektrische Schweißen sprechen, 
und es hat sich die Ansicht verbreitet, daß die 
Zeit des Nietens vorbei sei. Im „Engineering‘‘!) 
werden in einem Aufsatze von Robert E. 
Kinkead über das elektrische Lichtbogen- 
schweißen zunächst grundsätzlich die verschie- 
denen Möglichkeiten des Schweißens im allge- 
meinen erörtert. Danach gibt es 2 Arten von 
Sehweißungen: eine, die Wärme und mechani- 
schen Druck und eine, die nur Wärme erfor- 
dert. Zur ersten Art gehören das Schweißen 
in der Schmiede ünd das elektrische Punkt- 
schweißen; zur zweiten Art das Thermit- 
schweißen, das Azetylen-Sauerstoff-Verfahren 
und die Lichtbogenschweißung. Die letzteren 
Methoden heißen autogene Schweißung. Mit 
wenigen Ausnahmen können die in Frage kom- 
menden Arbeiten sowohl mit Azetylen-Sauer- 
stoff als auch mit dem Lichtbogen ausgeführt 
werden. Der Liehtbogen hat aber eine höhere 
Temperatur als die A.-S.-Flamme, und der 
größte Teil seiner Wärme wird in einem außer- 
ordentlich begrenzten Teile des Schweißme- 
talls frei im Gegensatz zur A.-S.-Flamme, die 
in dieser Beziehung viel ungünstiger ist. Mit 
einer gegebenen Wärmemenge kann man mit 
dem Lichtbogen mindestens dreimal soviel 
Schweißarbeit leisten wie mit der A.-S.-Flamme. 
Da außerdem die Kosten für die Erzeugung 
einer Wärmeeinheit bei den jetzigen Preisen 
für Gas und Elektrizität sich beim Liehtbogen 
und bei der A.-S.-Flamme wie 1:3 verhalten, 
so stellen sich die Energiekosten beim A.-S8.- 
Verfahren etwa neunmal so hoch wie beim 
Lichtbogen. Bis. jetzt ist der Lichtbogen fast 
ausschließlich zum Schweißen von Stahl ver- 
wendet worden. Infolge der Konzentration 
der Wärme beim Liehtbogen werden die bei der 
Behandlung von Kesselblechen mit der A.-S.- 
Flamme beobachteten Erscheinungen des Ver- 
ziehens und Reißens beim Liehtbogenschweißen 
vermieden. Auch Gußeisen kann elektrisch 
geschweißt werden; aber die Handhabung ist 
etwas schwieriger als beim A.-S.-Verfahren und 
erfordert eine größere Geschicklichkeit des Ar- 
beiters, Man kann jetzt Arbeiten ausführen, 
welche noch vor wenigen Jahren zehnmal so 
viel Mühe und Zeit erfordert haben würden, 
und deshalb ist das Liehtbogenschweißen als 
ein weiterer Triumph der Elektrotechnik zu be- 
zeichnen. . 

Die Anwendung des: elektrischen 
Schweißens im Eisenbahnwesen  be- 
handelt ein weiterer Aufsatz ‚Krieg und 
Schweißen‘‘ von E. Wanamaker. Wana- 
maker berichtet über seine Erfahrungen, die er 
als Elektrotechniker bei den Rock-Island-Bah- 
nen mit den dort verwendeten elektrischen 
Schweißeinrichtungen gemacht hat. Er sagt 


1) Bil. 106, 1918, 8. 185. 


dem elektrischen Schweißen auf Grund seiner 
Erfahrungen eine große Zukunft voraus, wo- 
bei er sich grundsätzlich auf die Annahme 
stützt, daß mit einer genieteten Verbindung 
niemals, mit einer Schweißverbindung jedoch 
ohne Schwierigkeit die gleiche Festigkeit er- 
zielt werden kann, die das gesunde Material 
hat. Außerdem stellt er fest, daß durch die 
Anwendung des elektrischen Schweißverfah- 
rens die Wiederherstellung gebrochener oder 
abgenutzter Maschinenteile - mit geringen 
Kosten und in kurzer Zeit möglich geworden 
ist, während früher bei der Reparatur im 
Schmiedefeuer die Kosten fast ebenso hoch 
waren wie beim Ersatz des gebrochenen Teiles 
durch einen neuen. Von den zwei Arten von 
Lichtbogensehweißungen, der Kohlenelektro- 
den- und der Metallelektroden-Schweißung, 
hat im Eisenbahnwesen nur die letztere in aus- 
gedehntem Maße Anwendung gefunden. Es 
ist zweckmäßig, als Stromart Gleichstrom zu 
wählen, weil das geschmolzene Elektrodenme- 
tall durch den Lichtbogen auf die Schmelzstelle 
des Arbeitsstückes geschleudert und dort mit 
dieser zu einer homogenen Masse vereinigt wer- 
den soll. Das Elektrodenmetall tropft also auch 
dann nicht ab, wenn von unten nach oben ge- 
schweißt wird, sondern wird durch den Bogen 
kräftig in der Richtung näch dem anderen Pol 
befördert. Abgesehen von einigen Sonderfällen 
wählt man als : Schweißelektrode stets die 
Kathode, d. h. der Strom fließt vom Arbeits- 
stück zur Elektrode. Man tut dies, weil — 
wie ja schon aus der Bogenlampentechnik be- 
kannt — die höchste Temperatur im‘ Krater 
der Anode auftritt. Da das Arbeitsstück die 
größere Masse darstellt und an ihm die Wärme- 
leitung am größten ist, so ist klar, daß man 
dort die größere Wärmekonzentration bzw. die 
höhere Temperatur :herstellen muß. Nur bei 
Manganstahlelektroden und bei Schlacken- 
elektroden wählt man die umgekehrte Strom- 
richtung. Als Bogenspannung kommen etwa 
20 V in Betracht. Die richtige Auswahl und 
sorgfältige Herstellung des Elektrodenmaterials 
ist von größter Wichtigkeit. Vor etwas mehr 
als 5 Jahren stellten die Rock-Island-Eisen- 
bahnen vier elektrische Schweißeinrichtungen 
der damals erhältlichen Bauart auf.  Inzwi- 
schen wurden wesentliche Verbesserungen er- 
zielt. Man war bestrebt, ein leichtes, gedrängtes 
und vor allem ortsbewegliches Gerät zu schaf- 
fen, das aus wenigen Teilen besteht und mög- 
lichst einfach ist. Auf Grund der günstigen Er- 
fahrungen in den Werkstätten wurden dann 
33 Schweißeinheiten aufgestellt, von denen 
10 fest eingebaut und 23 ortsbeweglich waren. 
Jede’Einheit besteht aus einer Motordynamo 
für eng begrenzten Kurzschlußstrom. Die er- 
folgreiche Anwendung erfordert drei Voraus- 
setzungen für. das Arbeitspersonal, . nämlich 
technische Kenntnisse, mechanische Geschick- 
lichkeit und Begeisterung für die Sache. Man 
hat deshalb ausgesuchte Leute, nämlich ge- 
schickte Kesselschmiede und dergleichen und 
keine Neulinge herangezogen und’ für eine 
peinliche Nachprüfung der fertiggestellten Ar- 
beit gesorgt. Wanamaker hat die bei den 
Rock-Island-Bahnen erzielten Ersparnisse ge- 
genüber dem alten Schmiedeverfahren und auch 
gegenüber dem A,-S.-Verfahren als sehr be- 
deutend festgestellt. Die Einrichtungen haben 
ein Anlagekapital von rd 40 000 $ erfordert; 
der Gewinn, der damit erzielt wurde, drückt 
sich aus in einem bedeutenden Rückgang der 
Unterhaltungskosten und in der Erzielung 
einer größeren Zahl von Lokomotiv-Betriebs- 
tagen mit dem vorhandenen Materialbestand. 
Die Gesamtersparnis, die mit den gegenwärti- 
gen Einrichtungen erzielt wird, wird etwa 
200 000 $/Jahr betragen, welcher Betrag sich 
zusammensetzt aus einem unmittelbaren Ge- 
winn von rd 136 000 $ gegenüber den alten 
Arbeitsmethoden, während der Restbetrag der 
Ersparnis auf den Zeitgewinn und die raschere 
Indienststellung der Lokomotiven entfällt. 
Die letztere Ersparnis ist gleichbedeutend mit 
einem Gewinne von rd 1400 Lokomotiv- 
tagen im Jahr. 


Durch die neuerdings eingeführte Verwen-. 


dung von schlackenbekleideten Elektroden ist 


es gelungen, Stahl niederzuschlagen, der einen. 


Kohlenstoffgehalt von 0,5% hatte.. Dadurch 
konnten Arbeiten ermöglicht : werden, die 
früher nicht erreicht werden konnten. Wana- 
maker gibt zu, daß beim Schneiden von Kessel- 
blech und beim Schweißen von Gußeisen und 
Metallen, die nieht zur Eisengruppe gehören, 
das A,-S.-Verfahren zweifellos Vorteile 
war wohl in der Lage, Erfahrüngen mit A.-S.- 
Apparaten zu sammeln, denn seine Gesellschaft 
hat 75 A.-S.-Brenner und eine Äzetylengas- 
anlage in Betrieb. : 
‘Man rechnet gewöhnlich im Eisenbahnbe- 
trieb damit, daß rd 15% Lokomotiven in Aus- 
besserung sind. Wird dieser Satz auf. 10% 


verringert, was bei den Rock-Island-Bahnen‘ 


schon erreicht ist, so würde das für die gesam- 


Heizkörper besteht aus Chromnickeldraht, der | 


-durch wird ein völliger Luftabschluß undeeine 


at. Br, 


ten amerikanischen Bahnen einen Gewinn von 
3325 Lokomotiven gleichkommen. 


Nach den auf dem Eisenbahngebiete Er 
machten Erfahrungen ist es nach Ansicht des 
Berichterstatters nicht zweifelhaft, daß sich 
das neue elektrische Schweißverfahren auch in 
allen Kesselschmieden, Brückenbau- und 
Hochbau-Anstalten, sowie im, Schiffbau 
einführen wird, soweit es nicht schon geschehen 
ist. 

Im Schiffbau!) wird beabsichtigt, den 
Sehiffskörper zunächst roh dadurch zusammen- 
zustellen, daß man die dazu nötigen Platten 
und Winkel durch Punktschweißung :zusam- 
menheftet, so daß das entstehende Bauwerk 
wenigstens stark genug wird, um sich selbst 
tragen zu können. ie Fertigstellung des 
Schiffsrumpfes, die Erzielung der notwendigen 
Festigkeit und Wasserdichtigkeit geschieht 
dann in der Weise, daß hinterher mit Licht- 
bogenschweißung eine entsprechend solide Ver- 
bindung der einzelnen Elemente erreicht wird. 
Man hofft, mit der neuen Methode beim Bau 
eines 10 000 t-Schiffes einen Monat Bauzeit 
und für 1 t Eisenkonstruktion 40 $, im ganzen 
wenigstens "100000 $ Baukosten gegenüber 
dem Nietverfahren einzusparen. Dabei werden 
die jetzigen Gestehungskosten eines 10 000 t- 
Schiffes auf 2 Mill. $ und der auf das Nieten 
entfallende Betrag auf 70 000 $ geschätzt. Die 
erhoffte Ersparnis ist also größer als die ge- 
samten Nietkosten, was die Amerikaner damit 
begründen, daß das gesamte Bauverfahren 
durch das Schweißen geändert ist, so daß sich 
eine Reihe indirekter Vorteile ergibt. Auch in 
England?) werden große Anstrengungen ge- 
macht, die elektrische Liehtbogenschweißung im 
Schiffbau einzuführen und das Nietverfahren 
zu verlassen. Für das Schweißverfahren selbst 
wurden allgemeine Regeln aufgestellt, aus denen 
insbesondere hervorgeht, daß die Zusammen- 
setzung des Materials der Elektrode von größter 
Wichtigkeit ist, weshalb auch die Herstellung 
dieser ekiioden besonders überwacht wird. 
Außerdem wird besonderer Wert auf die Aus- 
bildung der Arbeiter und Prüfungsbeamten ge- 
legt, weil naturgemäß von deren Gewissenhaf- 
tigkeit und Geschicklichkeit alles abhängt. 
Auch die Vermeidung der Verbrennung des 
Materials durch Abschluß gegen die Atmosphäre 
wird durch besondere Mittel ee 2 

tauch. 


Beleuchtung und Heizung. , 


Elektrisches Bügeleisen, Marke Kelu. — _ 
Unter diessm Namen bringt die Firma Keue 
& Lublinsky, Berlin S. 42, elektrische Bügel- 
eisen in 3 Größen von 2!/,, 3!1/, und 4 kg, ent- 
sprechend 300, 400 und 440W, auf den Markt, 
deren Bauweise aus Abb. 4 erkennbar ist. Der 


/MeIzkanper 
EEE LELLLEEEEETEEE 


SE a a en nn 


Abb. 4. Kelu-Bügeleisen. 


in Spiralenform gewickelt und in eine Platte 
aus zementartiger Masse eingebettet ist. Hier- 


Wärmeabgabe an die Bügel- 
fläche erreicht; ‘auch die leichte Auswech- 
selbarkeit des Heizelements ist ein Vor- 
zug dieser Konstruktion. Die kräftigen Kon- 
taktstifte sind in Specksteinbuchsen gelagert. 
Der Eisenkörper ist aus sehr diehtem Guß her- 
gestellt und sorgfältig vernickelt. In Abb. 5° 
sind einige Kurven gegeben, die den Einfluß 
verschiedenartiger isolierender Zwischenlagen 
zwischen Ober- und Unterteil auf die Erwär- 
mung der unteren und oberen Flächen zeigen. 
Die mit a bezeichneten beiden Kurven zeigen 
das Verhalten der ausgeführten Bauart der 
Kelu-Bügeleisen. » 7B 


gleichmäßige 


1) „Electrical World“, Rd. 71, 1918, S. 903. 
2) „Engineering“, Bd. 106, 1918, S. 213. 


22 April 1820. 


300, 
TC 

250 

200 


150 


700 


70 


75 


20 


d Ohne Zwischenlage. 

c Asbestplatte von 1 mm. 

b Asbestscheiben von 2 mm. i 

a Asbestscheiben von 2 mm und Asbestplatte 
von 2 mm. - n 


Abb.5. Erwärmungslinien eines Kelu-Bügeleisens von 
3,5 kg bei verschiedenen Wärmeisolationen. 


Elektrische Antriebe. 


Überlegenheit der Gleichstrommotoren 
gegenüber Drehstrom bei regelbarem Einzel- 
antrieb von Werkzeugmaschinen. Trotz 
der bekannten Verluste und sonstigen Nach- 
teile erhalten sich doch die Riementriebe, 
hauptsächlich wohl aus Gewohnheit. Aber 
auch solche elektrischen Einzelantriebe, die 
aus an die Werkzeugmaschine angefügten, 
nicht regelbaren Motoren bestehen, sind 
unwirtschaftlich. In den A.E. G.-Mitteilun- 
gen, Bd. 16, 1920, S. 18, bringt O. Pollok 
einige recht beachtenswerte Ausführungen 
über die Notwendigkeit des organischen Zu- 
sammenbaus der Antriebsmotoren mit den 
Werkzeugmaschinen. Vorgelege, Stufenschei- 
ben, Kupplungen usw. nehmen Platz fort, 
kosten Kraft und Geld. Auch wird häufig statt 


kW-Verbrauch 
136,22 


3 WeVerbrauch 


319 


des Gleichstroms der für regelbare Motoren 
ungeeignetere Drehstrom verwendet. Normale, 
marktgängige Werkzeugmaschinen mit regel- 
barem Motor sind bisher im Handel kaum zu 
haben, so daß Interessenten im allgemeinen 
auf solche verzichten müssen, selbst wenn sie 
deren Vorteile kennen und davon Gebrauch 
zu machen wünschen. Der rationelle, riemen- 
trieblose Einzelantrieb mit regelbaren Motoren 
ist in Wirklichkeit noch viel günstiger, als im 
allgemeinen angenommen wird, .da die Wir- 
kungsgrade der Riementriebe, namentlich 
durch Vernachlässigung des Riemenschlupfes, 
gewöhnlich viel zu hoch eingesetzt werden 
und so ein ganz falsches Bild über die Wirt- 
schaftlichkeit ergeben. Aber trotz der geringe- 
ren Kosten der Gebäude, deren besserer Aus- 
nutzung, der erreichten größeren Helligkeit 
und Übersichtlichkeit, welche leichte Kon- 
trolle der Arbeiter und Werkzeugmaschinen 
ermöglicht, schließlich der verminderten Un- 
fallgefahr und des reinlicheren Betriebes, 
sowie der Unabhängigkeit des Herstellungs- 
ganges von der Riementriebanlage beim Ein- 
zelantrieb hat er sich bisher, wie Verfasser 
meint, wegen fehlender Normung von Strom- 
art und Spannung, noch nicht genügend durch- 
setzen können. Dabei sei die Frage der Strom- 
| art bereits zugunsten des regelbaren Gleich- 
strommotors gegen den Drehstrommotor ent- 
schieden, da der erstere billiger und wirtschaft- 
licher, also für praktische Zwecke besser ist. 
Ausschlaggebend ist hierbei, daß Werkzeug- 
maschinenantriebe meist bei allen Drehzahlen 
dieselbe Leistung benötigen, eine Forderung, 
der regelbare Gleichstrommotoren ohne weiteres 
Brecht werden, welche jedoch bei der Anwen- 
ung von Drehstrom-Kollektormotoren zur 
Wahl größerer, bei höheren Drehzahlen 
schlecht ausgenutzter Modelle zwingt. Sogar 
unter Einrechnung der Kosten für Einanker- 
umformer wird in Drehstromnetzen die Ver- 
wendung regelbarer Gleichstrommotoren bil- 
liger als die von Drehstrom-Kollektormotoren. 
Durch vier, sehr übersichtliche Zahlentafeln, 
in denen die wesentlichen Angaben, wie 
Dauerleistung bei allen Drehzahlen, Drehzahl- 
Regelbereich, Wirkungsgrad, Gewicht, Anker- 
GD® und Vergleichspreis einander gegenüber- 
gestellt werden, erbringt Verfasser den Beweis 
für die aufgestellte Behauptung. Die Ergeb- 
nisse sind außerdem in Schaulinien (Abb. 6 
und 7) zusammengefaßt, aus denen die Über- 
legenheit des Gleichstroms für die betrachteten 
Verhältnisse hervorgeht. Als Spannungsnor- 
men empfiehlt Verfasser 220 und 440 V, u. zw. 
die niedrigere Spannung für regelbare Motoren 
bis 15kW. WM. 


Verschiedenes. ' 


Erneuerung der öffentlichen Verwaltung. 
Die unten aufgeführten Verbände haben in 
einer Kundgebung zur Auswahl und Anstellung 

der höheren Beamten in den 
allgemeinen und besonderen 
Zweigen der Verwaltung des 
3 „Reiches, der Länder und 


7302 


der Selbstverwaltungskörper 


2 125,62 


folgende Richtlinien auf- 


775,08} 


4 gestellt: 
1. Der deutsche Beamte 


4% 705,4 soll charakterfest und unbe- 
102,55 stechlich, berufs- und ver- 
DR antwortungsfreudig sein und 
92,05 Sic! erozag 7 nur das Wohl der Allgemein- 
heit im Augehaben. Er soll 
Se 802 für seinen Beruf. auf die 
75,27 : vollkommenste Weise vor- 
70,00 72,20 und ausgebildet werden. 
65.33 .. Die Vorbildung für 
61,55 618 den höheren Verwaltungs: | 
Be 5760 Ras 17a dienst wird durch ein abge- 
248 5127 schlossenes . Hochschulstu- 


BU 675 


87560 r 


dium, verbunden mit prak- 
tischer Tätigkeit, die Aus- 
bildung durch einen mehr- 
jährigen Vorbereitungsdienst 
gewonnen. Für den Eintritt 
in die höhere, allgemeine 


50050 urgso Verwaltung sind alle Studien- 

fächer, deren Gegenstand für 

I: | | die Nor wallne ven En 

| tung ist, mit gleichem Rechte 

0 h DE 777 P) Ws Hr kW zulässig; die Anwärter wer- 
gen —> Gruppenleistungen den auf Grund einer Ver- 


Abb. 6. Regelung bei gleich- 
bleibendem Drehmoment. 


kW — Verbrauch Schaulinie 


 Gleichstrommotoren : 
dgl. mit Einankerumformer 
dgl. mit Einankerumformer 
und Transformator . . . 


dgl. mit 


Abb. 7. Regelung bei gleich- 
bleibender Leistung. 


pen. a ET Fr ER RR BEL REN 
Vergleichspreis 


Gleichstrommotoren 


Einankerumformer 
Ast mit Einankerumformer, 
ransformator und Hoch- 


waltungsprüfung angenom- 
‚men, welche die bereits ab- 
gelegten Berufsprüfungen er- 
gänzt. Für den Eintritt in 
die Sonderzweige der Verwal- 
tung ist die durch Prüfung 


Schaulinie 


a ausbildung Voraussetzung. 


3. ‚In die höheren Stel- 


| Drehstrom-Kollektor- spannungsschalter Ila ‘ 
| Inokokem is, tr Mad $ Drehstrom-Kollektor- len aller Verwaltungszweige 
motoren Tuch re II sind auch Personen jeder Vor- 


abgeschlossene höhere Fach-” 


bildung, die durch Leistungen ihre Eignung 
nachgewiesen haben, zu berufen. Sie sollen 
hierbei ohne Rücksicht auf Dienstalter eine 
ihrer Tätigkeit entsprechende Stellung er- 
halten. 

4. Zu Referenten oder Mitgliedern einer 
Behörde sollen nur vollkommen durchgebildete 
und erfahrene Fachmänner gewählt werden. 
Jedem istdieseiner Fachrichtung entsprechende 
Tätigkeit zuzuteilen, die er selbständig und 
verantwortlich ausübt. Die Referenten oder 
Mitglieder der Behörde arbeiten gleichberech- 
tigt unter dem Vorsitz des leitenden Beamten. 

5. In leitende Stellen oder zum Leiter einer 
Behörde sind nur Persönlichkeiten zu be- 
rufen, die die Befähigung zur Geschäftsleitung 
bewiesen haben. Fach- und Berufsrichtung 
geben hierbei nicht den Ausschlag. 
Deutscher Verband Technisch-Wissenschaft- 

licher Vereine. 

Deutscher Volkswirtschaftlicher Verband. 
Mitteleuropäischer Verband Akademischer In- 
genieur- Vereine. 

der Akademischen 

stände. 

Reichsbund Deutscher. Technik. 
Reichsverband der Deutschen Presse. 


Reichsausschuß Berufs 


Dampfkesselzerknall im Elektrizitätswerk 
Reisholz bei Benrath. — Am Dienstag, den 
März, vormittags 8 Uhr 13 min, zer- 
knallte in dem Elektrizitätswerk ein im Jahre 
1917 von Dürr in Ratingen gebauter Steil- 
rohrkessel mit zwei Ober- und 2 Unterkesseln 
von 660 m? Heizfläche und 15 at. Betriebs- 
druck. Der Kessel stand mit elf anderen von 
ähnlicher Bauart in dem neuen, während des 
Krieges erbauten Kesselhaus III und war 
ee diesen mit zwei Wanderrosten versehen. 
er vordere Unterkessel riß ungefähr in der 


untersten Nietreihe der vorderen Naht zur 


Hälfte auf, drehte sich und fiel auf einen 
Haufen von Schutt, Kohle und Eisenträgern. 
Die Roste wurden gegen die Feuerungen des 
gegenüberliegenden Kessels geschleudert. Die 
Oberkessel flogen nach oben und lagen nach 
dem Zerknall umgekehrt auf der Bühne ober- 
halb der Kohlenbunker. Das Mauerwerk der 
beiden Nachbarkessel wurde fast vollständig 
zerstört. Das Mauerwerk der übrigen Kessel 
hat zum Teil auch sehr gelitten. Das Dach, 
das aus Eisenbetonplatten und Drahtglas 
bestand ist vollkommen zerstört, ebenso auch 
ein Teil der Eisenkonstruktion. Auffallend 
ist, daß ein undicht geworderier Kessel der- 
selben Bauart bei der Wasserdruckprobe vor 
einiger Zeit fast an derselben Stelle aufge- 
rissen ist. (Zeitschr. d. Bayer. Rev. Vereins, 
Bd. 24, 1920, S. 47). e 


Energiewirtschaft. _ 


Zur schiedsgerichtlichen Erhöhung von 
Preisen bei der Lieferung von elektrischer Ar- 
beit, Gas und Leitungswasser!). — Die Reichs- 
regierung hat die Verördnung vom 1. II. 1919 
(R. G. Bl. 1919, S. 135) unter dem 11. III. 
1920 (‚„Reichsanz.‘“ 1920, Nr. 66) dahin ge- 
ändert, daß nunmehr nicht nur diejenigen, die 
auf Grund von vor dem 4. II 1919 ge- 
schlossenen Abmachungen zur Lieferung von 
elektrischer Arbeit, Gas oder Leitungswasser 
verpflichtet sind, unter den bekannten Vor- 
aussetzungen Anderungen dieser Abmach- 
ungen, insbesondere Erhöhung der Liefer- 
preise, verlangen können, sondern auch die 
zur Lieferung von mechanischer Arbeit 
und Dampf Verpflichteten. Die Aufstellung 
der Leitsätze wird dem Reichswirtschafts- 
minister übertragen. Von diesem sind solche 
unter dem 18. III. 1920 (‚‚Reichsanz.‘‘ 1920, 
Nr. 66) unter Berücksichtigung der vorer- 
wähnten Änderungen in einer neuen Fassung 
veröffentlicht worden, nach der nunmehr ein 
Mitglied des Schiedsgerichts aus den- 
selben Gründen und unter denselben 
Voraussetzungen abgelehnt werden 

ann, die zur Ablehnung eines Richters 
(ZPO. $$ 41 ff) berechtigen. Die Ablehnung 
kann außerdem, wie bereits früher bestim mt, 
dann erfolgen, wenn ein Mitglied die Er- 
füllung. seiner Pflichten ungebührlich ver- 
zögert. Beide Verordnungen sind mit dem 
Tage ihrer Verkündung in Kraft getreten. 


Industrie und Handel. 


Selbstkostenberechnung und Lohnsysteme 
im industriellen Betrieb. — In einer Zeit, deren 
Hauptaufgabe der wirtschaftlicheWiederaufbau 
ist, und die deshalb gebieterisch möglichst hohe 
und wertvolle, zugleich aber auch bis aufs 
äußerste ökonomische Produktion verlangt, 
spielt die Selbstkostenberechnung eine 


1) Vgl, „ETZ“ 1919, 8. 82, 112, 328. 


320 


er 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Het 16. 


a Aa IR 27 


| 2. April 1820, 


hervorragende Rolle. Mehr als vordem hat 
das Wort seine Berechtigung, daß ein Indu- 
strieller, der nicht kalkuliert, ebenso strafbar sei 
wie ein Kaufmann, der durch Aufwand über- 
mäßige Summen verbraucht hat oder schuldig 
geworden ist!). Eine richtige Selbstkostenbe- 
rechnung ist die Grundlage der Wirtschatt- 
lichkeit jedes Betriebes. Sie ermöglieht die 
besonders.bei scharfem ‚Wettbewerb wichtige 
zutreiiende Festsetzung der Verkaufspreise, 
zeigt dem Unternehmer, welche Erzeugnisse 
Gewinn, welche Verlust bringen, wo die 
Fabrikation in ökonomischer . Beziehung ver- 
besserungsbedürftig ist, und gestattet ın or- 
ganischer Verbindung mit einer geeigneten 
Buchführung. die Autstellung gerade unter 
den heutigen Verhältnissen besonders wün- 
schenswerter Zwischenbilanzeh, Wie einige 
von Schulz-Mehrin in den „Mitteilungen 
des Ausschusses für wirtschaitliche Fertigung‘ 
(1920, Heft 5) angeführte Beispiele erkennen 
lassen, erfüllt das heute noch vielfach üb- 
liche Selbstkostenbereehnungsverfahren diese 
für die dauernde Wirtschaftlichkeit eines 
Unternehmens notwendigen Auigaben noch 
keineswegs, u. zw. insbesondere deshalb nicht, 
weil bei der allerdings schwierigen Ermitte- 
lung der Unkosten oft in fehlerhafter Weise 
für alle Werkstätten und Erzeugnisse mit dem 
gleichen Prozentsatz der Löhne gerechnet wird, 
obgleich dieser in Wahrheit je nach der Werk- 
statt sehr verschieden ist und die Produkte 
z. T. verschiedene Werkstätten, durchlaufen. 
Das Berechnungsverfahren muß mithin ver- 
vollkommnet und so gestaltet werden, daß 
die Feststellung der den verschiedenen ,Ab- 
teilungen eines Betriebes erwachsenden Un- 
kosten keine zu große Schwierigkeiten und 
Ausgaben verursacht. Die Beispiele erweisen 
weiter den Vorteil der rechnerischen Prüfung 
und Überwachung des eigentlichen Fertigungs- 
vorganges und den Wert einer richtigen 
Selbstkostenberechnung als Schutz gegen un- 
nötige Betriebsausgaben. h 

Der Verfasser des auf Grund von Ver- 
handlungen im AwF bearbeiteten Aufsatzes 


ist ferner der. Ansicht, daß durch allge- 
meine Einführung richtiger Selbstkosten- 
berechnung sich auch gesunde Preis- 


und Wettbewerbsverhältnisse besser er- 
reichen lassen als durch Preisvereinbarungen 
und durch Festsetzung von Normal-, Richt- 
oder Mindestpreisen, die, besonders wenn es 
sich um hochwertigere, viel Arbeit erfordernde 
Fertigerzeugnisse handelt, den Verhältnissen 
fast immer irgendwie Gewalt antun. Soweit 
Preisvereinbarungen vorläufig noch für 
notwendig gehalten werden, bildet die Selbst- 
kostenberechriung für sie die beste Grundlage, 
auch insofern, als sie ermöglicht, Preisände- 
rungen jederzeit im Einklang mit den wirk- 
lichen Verhältnissen vorzunehmen, während 
die Preisregulierung durch ‚prozentuale Zu- 
oder Abschläge Unterschiede in den Preisen 
der verschiedenen Wettbewerber unzulässig 
beeinflußt und der Änderung der einzelnen 
preisbestimmenden Faktoren nicht genügend 
Rechnung .trägt. Als,Basis für Preisverein- 
barungen bedarf die Selbstkostenberechnung 
allerdings gewisser einheitlicher Grundsätze, 
um eine Vergleichung und nötigenfalls Nach- 
prüfung zu ermöglichen. Angesichts dieser 
Bedeutung der Selbstkostenberechnung auch 
für das Verhältnis der Einzelbetriebe eines 
Industriezweiges zu einander bezeichnet der 
Verfasser es als eine besonders wichtige Auf- 
gabe der Verbände, sie bei ihren Mitgliedern 
zu fördern. 

Die Voraussetzung für eine allgemeine Ein- 
führung der Selbstkostenberechnung bildet 
aber deren Beschränkung auf das zunächst 
unbedingt Notwendige und die Herausarbei- 
tung möglichst einfacher. Verfahren, die bei 
ausbaufähiger Basis dann von den Betrieben 
selbst vervollkommnet werden können. Es ist 
keineswegs erforderlich, sogar nicht einmal 
wünschenswert, daß die Verfahren für die 
verschiedenen Industriezweige auch ver- 
schieden sind, ihre Grundlagen sollen viel- 
mehr die gleichen sein, ja es muß ver- 
sucht werden, sie möglichst übereinstimmend 
zu gestalten, Daß sie dann auch gewisse Vor- 
teile bei Verhandlungen mit der Steuerbe- 
hörde, mit Preisprüfungsstellen und Arbeitern, 
Aktionären usw. bieten, leuchtet ohne Weiteres 


ein. Soweit es den Betrieben an für die Selbst- 


kostenberechnung geeigneten Kräften mangelt, 
müssen ihnen nach Ansicht des Verfassers 
unabhängige Fachleute mit Rat und Tat zur 
Seite stehen, die von Verbands wegen heran- 
gezogen werden sollen, wie es bereits in 
mehreren Fällen mit gutem Erfolg geschehen 
ist, sei es, daß die Verbände Vereinbarungen 
mit bezüglichen Spezialisten treffen, sei 68, 
daß sie selbst solche Sachverständige an- 


2 ı) Vgl.F. Leitner, „Die Selbstkostenberechnung 
industrieller Betriebe". Frankfurt a. M,, 1918, 


l 


, schichten es. keines äußeren Zwangsmittels 


stellen und zur Verfügung ihrer Mitglieder 
halten. Um das geeignete Personal zu schaften, 
verlangt Schulz-Menhrin, daß Fabriken-, Fort- 
bildungs-, Gewerbe-, Fach- und Hochsehulen 
den Unterrieht in der Selbstkostenberechnung 
als eines. der wichtigsten Fächer betrachten, 
wie der AwF denn selbst, mit dem Deutschen. 
Ausschuß für technisches Schulwesen in diesem 
Sinne zu wirken beabsichtigt, und daß Fach- 
presse und Verbände durch Verötfentlichungen 
und Vorträge, möglichst unter Benutzung der 
vom AwF ausgearb eiteten ‘bzw. noch fest- 
zustellenden Unterlagen, aufklärend und be- 
lehrend wirken. Außerdem müssen Verbände 
und ‘andere Organisationen  Lehrkurse ein- 
richten, die Techniker und Kaufleute in den 
Stand setzen, die Selbstkostenberechnung nach 
den vom AwF gegebenen Grundlagen ein- 
und durehzuführen. Soweit zur allgemeinen 
Einführung der Selbstkostenberechnung ein 
gewisser Zwang für notwendig gehalten wird, 
wil ihn der Verfasser der Industrie selbst 
und ihren Verbänden überlassen, wobei sich 
Preisvereinbarungen als Druckmittel verwer- 
ten lassen. Staätlicher und städtischerseits 
könnte unter Umständen dadurch mitgeholten 
werden, daß bei Vergebung von Aufträgen 
solche Firmen den Vorzug erhalten, die das 
Bestehen einer richtigen »Selbstkostenberech- 
nung nachzuweisen vermögen. Schließlich 
bietet auch die Zusammenarbeit von Arbeit- 
gebern und Arbeitnehmern die Möglichkeit, 
auf die Einführung der Selbstkostenberech- 
nung nach Art des amerikanischen ‚‚cost fin- 
ding system‘ einzuwirken. 

Der AwF hat, den hier kurz angedeu- 
teten Richtlinien . entsprechend, aus Indu- 
strielen, Betriebsingenieuren und unabhän- 
gigen Sachverständigen .einen Sonderaus- 
schuß gebildet, der die allgemein geltenden » 
Grundsätze der Selbstkostenberechnung (Glie- 
derung der Kosten nach Art und Ort, Be- 
handlung der Zinsen und Abschreibungen, 
Festsetzung einheitlicher Bezeichnungen, Nor- 
mung gewisser häufig gebrauchter Vordrucke 
usw.) festlegen, eine vergleichende Übersicht 
über die verschiedenen Techniken der Selbst- 
kostenberechnung, der Aufschreibungsmethoden 
usw. schaffen, die Erfahrungen auf dem in 
Rede stehenden Gebiet sammeln, sichten und 
nutzbarmachen, endlich bei der Einführung 
der Selbstkostenberechnung und bei sonstigen 
sich als notwendig herausstellenden Arbeiten 
mitwirken soll. Besondere Aufgaben werden 
in Unterausschüssen behandelt. Um die 
Einführung der Selbstkostenberechnung in 
bestimmte. Industriezweige zu fördern, will 
man für diese zusammen mit den Fachver- 
bänden Fachausschüsse für Selbst- 
kostenberechnung aus Angehörigen des 
Industriezweiges und Mitgliedern des ge- 
nannten Sonderausschusses ins Leben rufen. 
Ihr Ziel wird darin erblickt, für den be- 
treffenden Industriezweig die Grundzüge 
eines einfachen Selbstkostenberechnungsver- 
fahrens auszuarbeiten, deren Anwendung im 
einzelnen wie die der Eigenart der Betriebe 
anzupassende Organisation Sache letzterer 
bleiben würde. : 


Jedermann kennt die Bedeutung, die bei 
der Berechnung. der Selbstkosten eines in- 
dustriellen Betriebes den Löhnen beizu- 
messen ist, zumal unter Lebensverhältnissen, 
die die Arbeitnehmer zu immer neuen Forde- 
rungen veranlassen, ohne gleichzeitig allge- 
mein. die dringend notwendige Steigerung. 
der Leistung zu gestatten. Sehr verständlich 
daher, daß schon bald nach der Revolution, 
die den bis dahin in Deutschland stark ver- 
breiteten Akkord beseitigte ‚‚weil in einem 
Staat mit gesundem Pflichtgefühl aller Volks- 


zur Arbeit bedürfe‘‘, Versuche einsetzten, 
um baldmöglichst zu einem den veränderten 
Umständen zwar Rechnung tragenden, vor 
allem aber die Hebung der Produktion för- 
dernden Lohnsystem zu gelangen. So hät die 
Handelskammer zu Berlin, wie aus einem 
vor kurzem in ihren Mitteilungen?) verötfentlich- 
ten, dem  Reichsarbeitsminister erstatteten 
Gutachten hervorgeht, mit Berücksichtigung 
der wirtschaftlichen und sozialpolitischen Lage 
die Systeme des Zeitlohns, des Akkordlohns, 
der Prämien und der Gewinnbeteiligung unter- 
sucht. Sie ist zu dem Ergebnis gekommen, 
daß der Zeitlohn nach den Erfahrungen des 
letzten Jahres, angewandt auf produktive 
Arbeitnehmer, als unwirtschaftlich und schäd- 
lich zu bezeichnen sei, weil regelmäßig der 
lässigste und langsamste Arbeitnehmer das 
Tempo der Arbeitsleistung und den Grad der 
Arbeitslust angibt. Der einfache Zeitlohn 
drückt daher die Produktion auf einen nie- 
drigen Durchschnittsstand und ist unbedin 

abzulehnen. Dagegen bildet nach dem Gut- 


%) Bd. 18, 1920, 8. 61, 


, andere 


zur B 


vom 11. Ill. 1920 sei an dieser Stelle hingewiesen, 


achten der richtig {gehandhabte Akkord- 
lohn die Grundlage für ein gesundes und 
soziales Lohnsystem, weil er allein imstande 
ist, sowohl die für die deutsche Volkswirt- 
‚schaft notwendige Steigerung der Arbeits- 
leistung zu bewirken als auch bei sinnge- 
mäßer Handhabung den Arbeitnehmern eine 
gerechte Entlohnung für die geleistete Arbeit 
zu sichern. - Auch die Arbeitnehmer und ihre 
Vertretungen haben sich der Einsicht nicht 
verschließen können, daß die Ersetzung des 
Akkordlohnes durch den Zeitlohn den ge- 
hegten Erwartungen nicht entsprochen hat. 


-Die Handelskammer bestreitet aber nicht, 


daß der Widerstand der Arbeitnehmer gegen 
das Akkordsystem — -unter dem Eindruck 
ganz anderer, in Deutschland längst überholter 
Arbeitsverhältnisse hat es Karl Marx z. Zt. 
als ‚„fruchtbarste Quelle von Lohnabzügen 
und kapitalistischer Prellerei‘‘ bezeichnet — 
oft durch eine nicht sachgemäße Handhabung 
des letzteren hervorgeruften und verstärkt 
wurde. Unzuträglichkeiten schufen beson- 
ders das Akkordmeistersystem, das den Zwi- 
schenmeister zum fast selbständigen Unter- 
nehmer stempelte und vielfach zum Aus- 
beuter der ihm unterstellten Arbeitnehmer 
werden ließ, ferner das „Akkorddrücken“ 
und die eventuelle Aufgabe eines Akkords, 
falls sich der Betrieb bei fehlerhafter Berech- 
nung als unrentabel erwies. Dagegen ist die 
Klage der Arbeitnehmer, daß der Akkordlohn 
ihre Gesundheit untergrabe, durch die ge- 
setzliche Einführung des Achtstundentages 
gegenstandslos geworden. 
Handelskammer lassen sich diese Mißstände 
indessen vermeiden, wenn die Akkorde vor 
Beginn der Arbeit festgesetzt und zur Kenntnis 


Nach Ansicht der 


der Arbeiter gebracht werden und wenn sie‘ 


nicht mehr von den Meistern, sondern von 
besonders vorgebildeten Akkordkalkuülato- 
ren auf Grund wissenschaftlich genauer Be- 
rechnungen bestimmt werden, wie das in 
den V. 3. Amerika ausgezeichnete Erfahrungen 
gezeitigt hat. Schließlich muß der einmal 
verabredete Akkord unter allen Umständen 
durchgehalten werden, auch wenn sich die 
Arbeit dadurch für den Unternehmer unren- 
tabel gestaltet. Will dieser von dem Akkord- 
lohn loskommen, so kann er das nur, wenn 
er die Arbeit nach einem anderen Verfahren 


herstellen läßt und hierfür einen neuen Akkord 


aufstellt. Die Handelskammer ist der Über- 
zeugung, daß, wenn diese Grundsätze, insbe- 
sondere die Ausbildung und Heranziehung 
von Akkordkalkulatoren, Beachtung finden, 
das Akkordlohnsystem mehr als jede 
Lohnform zur Produktions- 
steigerung, zum Arbeitsfrieden und 
zur Arbeitsfireudigkeit beitragen wird, 
zumal es dem Arbeitnehmer schon kurze Zeit 
nach Vollendung des Werkes das Ergebnis 
seiner Arbeit vor Augen führt !). ’ Sy 


Für Arbeitnehmer, deren Tätigkeit nicht 
in der Erzeugung eines Werkes, sondern in 
der Verrichtung wirtschaftlicher Arbeiten liegt, 
muß an Stelle des Akkords ein Prämien- 
system den nötigen Ansporn zur intensiven 


und rationellen Arbeitsleistung bieten. Für 


die hierher gehörenden kaufmännischen An- 
gestellten kommt die Entlohnung im Zeitlohn 
zuzüglich eventueller Prämien für Steigerung ° 
‘des allgemeinen Umsatzes, 
Verkaufstätigkeit oder Überschreitung einer R. 
ie - 
ob 
und in welchem Maße die Tätigkeit zu der 


bestimmten Arbeitsleistung in Betracht. 
Prämie muß danach bemessen werden, 


günstigen Entwicklung des Ganzen beiträgt. 


Für. Hilfskräfte, die nur mittelbar produktiv 
tätig sind und an deren Arbeitsleistung ein 
Akkordmaßstab nicht gelegt werden kann, 
wird es sich neben dem Zeitlohn um, Er- 


sparnisprämien und Prämien für das Über- 


schreiten einer gewissen Normalgrenze der 
B. Produktionssteigerung 


Arbeitsleistung, z. 
einer ganzen Abteilung, handeln. 

Was die Gewinnbeteiligung betrifft, 
so läßt unsere wirtschaftliche Lage — das ist 
wesentlich für ee Betrachtungen 
über Maßnahmen, die im Ausland getrotien 
werden — die erste Voraussetzung für. deren 


allgemeine Einführung, d. h. eine auf Jahre 
"hinaus gesicherte Rentabilität der Betriebe, 


als nicht mehr vorhanden erscheinen. Was 
schon im Frieden eingewandt wurde, daß die 
jährlichen, durchschnittlich etwa 200 M er- 
reichenden Gewinnanteile zu gering waren, 
um eine nachhaltige. moralische Wirkung auf 


l 


9) Unter dem Titel „Rückkehr zur Akkordarbeit“ hat 
‚Reichs-Arbeitsbl.“ von 27. XI. 1919 wertvolles Material 
eurteilung der Lohnsystemfrage gebracht und a. 


das 


ö l von F. 
„Lohn oder Akkord“ in den „AEG. Volkswirtschaft 


ERLERNT 


der besonderen 


REES TER 


22. April 1820. 


die Arbeitnehmer auszuüben!), wird .bei der 
jetzigen Geldentwertung in bedeutend grö- 
Berem Umfange der Fall sein. Da außer- 
dem die einmalige jährliche Auszahlung der 
geringen Anteile zeitlich zu lange auf sich 
warten läßt, um während des ganzen Jahres 
produktionstördernd zu wirken, ist die Ge- 
winnbeteiligung für die große Masse der Be- 
triebe nicht anwendbar, weil deren stabile 
Prosperität durch die stetige Steigerung der 
Gestehungskosten und die wachsende Steuer- 
last auf das äußerste bedroht wird. Wenn trotz- 
dem in einzelnen Fällen die Möglichkeit und 
der Wille für eine Beteiligung der Arbeit- 
nehmer am Ertrage besteht, so muß der An- 
teil hoch genug bemessen werden, um einen 
Ansporn zu bieten. Die Handelskammer hält 
es fur zweckmäßig, die Gewinne in solchem 
Fall mehrmals jm Jahr zu verteilen, wobei in- 
“dessen die Gefahr besteht, daß Arbeitgeber und 
Arbeitnehmer bei kleineren Ausschüttungen 


als im Vorjahr über die Notwendigkeit von. 


Geschäftsrücklagen nieht in Übereinstimmung 
zu bringen sind.. Sie erblickt schließlich in 
tatkräftiger Unterstützung seitens der Unter- 
nehmer auf dem Gebiet der Wohnungsfürsorge 
und der Lebensmittelbeschaffung für die Ar- 
beitnehmer ein weiteres Mittel zur Erhöhung 
der Arbeitskraft und Arbeitsleistung. 

Seit einiger Zeitist das Statistische Reichs- 
amt auf Veranlassung des Reichsarbeitsmi- 
nisteriums bekanntlicn mit einer amtlichen 
Lebenshaltungs- und WLohnstatistik 
beschäftigt, um die tatsächlich bezahlten 
durchsehnittlichen Löhne testzustellen und 
die in größeren und mittleren Orten für 
die Lebenshaltung eriorderlichen Mittel auf- 
zuzeichnen. Man erwartet, auf diese Weise 
Unterlagen zur Schaffung von örtlichen Be- 
dürfnisklassen zu gewinnen, ohne die eine 
gesunde Entwicklung des Tarifvertragswesens 
nicht denkbar erscheint. Das Reichsarbeits- 
ministerium rechnet damit, auf Grund der 
Statistik die Berechtigung von Lohnforde- 
rungen jederzeit prüfen und einen gerechten 
Ausgleich der Löhne herbeiführen zu ‚können. 
Wie eine soeben erlassene: Verordnung zeigt, 
hat das bisherige Ergebnis der freiwilligen 
Auskunfterteilung die Arbeit in Frage ge- 
Are Zwangsmaßnahmen notwendig ge- 
macht. 


. „Die Glühlampe im Auslande. — Einem Be- 
richt J. Listons über die Entwicklung der ame- 
rikanischen Elektroindustrie im Jahre 1919 ?) 
entnehmen wir die in Abb. 8 wiedergegebene 
. Darstellung des Umsatzes von Glünlam- 
pen in den Vereinigten Staaten). Er be- 
trug 1919 ohne Miniaturlampen insgesamt 
etwa 175 Millionen Lampen und 2 
11 Millionen, also rd 6% geringer als 1918. 
Dabei ist aber zu bemerken, daß nachträg- 
liche Feststellungen ein Anwachsen des Ge- 

‚ samtumsatzes in 1919 ergeben haben. Die 


. .) Vgl. auch F. Deutsch, „Das Verhältnis des An- 
teils von Arbeit und Kapital am Ertrage*. „ETZ> 1919, 8.220. 
*) „General Electric Review“ Bd. 28, 1920, 8.4. 
%) Vgl. auch .ETZ" 1920, 3.44. Er 


war -um* 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heit 16. 


Ri 


Kurve für Kohlenfadenlampen berücksichtigt 
auch den Verkauf der sogenannten Gem- 
Lampe, deren Herstellung anfangs 1919 auf- 
gegeben worden ist.. Von 1907 bis 1912 war 


"Millioren I 


7974 


Ss 
S 
RN 
Abb. 8. Zahl der in den V.S. Amerika 1890 bis 1919 


‘verkauften Glühlampen (ohne Miniaturlampen). 


die Tantallampe am Markt, doch kommt der 
Umsatz dieser Type in Anbetracht seiner 
Geringfügigkeit im Diagramm nicht zum Aus- 


SEHR: 2 
TUR SS 


SERISEN 
TR R 


Abb. 9. Verkauf von Metallfadenlampen in Prozenten 
des amerikanischen Gesamtumsatzes. 


druck. An dem Gesamtumsatz von 1919 war 
die , Metallfadenlampe (tungsten) mit etwa 
162 Millionen oder über 92% beteiligt, die 
Kohlenfadenlampe mit 13 Millionen oder über 


| 
88 


7%. _Erstere zeigt gegen 1918 eine Abnahme 
des Verkaufs um 4 Millionen, letztere um 
7 Millionen Stück. Der prozentuale Anteil 
der Metallfadenlampe am amerikanischen Ge- 
samtumsatz der Jahre 1907, wo sie eingeführt 
wurde, bis 1919 ist aus. Abb. 9 zu ersehen. 
Wie die „Ind. u. Handels-Ztg.‘“ nach 
einem Berner Bericht mitteilt sind bisher 
weder Japan noch Frankreich mit Angeboten 
auf dem Schweizer Glühlampenmarkt 
erschienen, u. zw. letzteres wegen der geringen 
Eigenerzeugung und der großen Nachfrage 
im Lande selbst. Außerdem sind die fran- 
zösischen Glühlampen, von Eisenbahnen und 
Automobilen ‚abgesehen, wegen Verwendung 
der Swanfassung in der Schweiz im allge- 
meinen nicht gangbar. Demgegenüber be- 
mühen sich die: Amerikaner eifrig, Glüh- 
lampen ebenso wie Installationsmaterial in 
die Schweiz zu importieren; auch hat die 
holländische Fabrik Philips, Eindhoven, dort 
Eingang gefunden wenngleich ihre Preise 
höher sind als die der deutschen und inlän- 
dischen Erzeugnisse. Der Wettbewerb zwischen 
deutschen und schweizerischen Lampen, der 
sich aber wegen der Preisvereinbarungen nicht 
in Unterbietungen äußert, wird von dem Be- 
richterstatter als sehr scharf bezeichnet. 


A.E.G. — Felten & Guilleaume Carlswerk 
A.G. Nähere Beziehungen der Allge- 
meinen Elektricitäts - Gesellschaft zu 
Felten & Guilleaume datieren seit dem 
Jahre 1910, in dem sich erstere unter Erhöhung 
ihres Grundkapitals auf 130 Mil. M an der 
Reorganisation des damals wegen ungünstiger 
Ergebnisse des Dynamowerks der Felten & 
Guilleaume Lahmeyerwerke A.G. in seiner 
Rentabilität bedrohten Köln-Mülheimer Unter- 
nehmens durch Übernahme von 16 Mill. M 
Aktien gegen 10 Mill. M neue A.E.G.-Aktien 
und durch Erwerb des Frankfurter Dynamo- 
werks beteiligte, das, ohne. Schuldverbind- 
lichkeiten und Ausstände, in der mit 10 Mill. 
M Aktienkapital gegründeten‘ A.E.G.-Lah- 
meyerwerke A.G. (seit 1913 A.E.G.-Unter- 
nehmungen A.G.) Aufnahme und Anschluß 
an den Berliner Konzern fand. Jetzt will die 
A.E.G. ihr Aktienkapital von 200 auf 300 
Mill.M erhöhen, u. zw. um 75 Mill. M sofort 
zu dem Zweck, nom.rd 50 Mill. M Aktien des 
Carlswerks derart umzutauschen, daß auf 
zwei derselben mit Gewinnanteilscheinen für 
1919 ff drei junge A.E.G.-Aktien entfallen. 
Die weiteren mit Rücksicht auf die Geldent- 
wertung und den ständigen Bedarf an Be- 
triebsmitteln vorgesehenen 25 Mill. M sollen 
bis Ende 1920 begeben werden. Wie ver- 
lautet, handelt es sich bei dieser Verstärkung 
der Beziehungen um, eine Schutzmaßnahme 
gegen unerwünschte Überfremdung des Carls- 
werks, für das ausländische Konzerne in letzter 
Zeit Interesse gezeigt haben. Wir behalten 
uns vor, nach der auf den 8. Mai einberufenen 
Generalversammlung der A.E.G. auf diepahezu 
eine Vereinigung beider Unternehmen bedeu- 
tende, äußerst bemerkenswerte Transaktion 
zurückzukommen. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 657, Potsdamer Str. 68: 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9330 u. 9306. 


Betrifft: Draht- und Kabel-Kommission. 


Bestimmungen für die Übergangszeit betr. 
isolierte Leitungen in Starkstromanlagen. 


A. Kupfernormalien. > 


‚. Die $$ 1 und 2 der Kupfernormalien sind 
bis auf weiteres dahin abgeändert, daß für 
 Leitungskupfer ein Widerstand von 202 für 
l km Länge und 1 mm? Querschnitt bei 20° € 
zugelassen wird. 


B. Normalien für isolierte Lei- 
tungen in Starkstromanlagen.) 


I. Beschaffenheit der Leiter. 


Als Leiter sollen Metalle von folgender Be- 
schaffenheit verwendet werden: 


Kupfer, dessen Leitfähigkeit bei 20°C min- 
destens 50, entsprechend einem 
spezifischen Widerstand von höch- 
stens 0,02 (bezogen auf 1 m und 


4) Lagerbestände von isolierten ‚Leitungen, die nach 
einer früheren Fassung der Normalien hergestellt sind, 
. können bis auf weiteres Aufsehrancht werden. Auch aus 
Heeresbeständen erworbene Leitungen, die von den Nor- 

malien abweichen, sollen, sofern im übrigen die Errich- 
ten damit erfüllt werden i 

‚ der Verwendung ausgeschlossen werden. 


können, nicht von 


Zink, 


VEREINSNACHRICHTEN, 


1 mm?) betragen muß. Kupterlei- 
ter, die mit einer Isolierhülle von 
vulkanisiertem Gummi umgeben 
sind, müssen feuerverzinnt!) sein. 
dessen Leitfähigkeit bei 20°C min- 
destens 30, entsprechend einem 
spezifischen Widerstand von höch- 
stens 0,033 (bezogen auf lm und 
1 mm?) betragen muß. . 

dessen Leitfähigkeit bei 20°C min- 
destens 15, entsprechend einem 
spezifischen Widerstand von höch- 
‘ stens 0,066 (bezogen auf Il m und 
l mm?) betragen muß. Geh 


Aluminium, 


II. Beschaffenheit der Isolierhülle. 


Für die Isolierhülle der gummiisolierten 
Leitungen ist eine Gummimischung zu ver- 
wenden, welehe 15% besten Naturkautschuk 
und 10% .Kautschuksubstanz in Form von 


Regenerat enthält.?) 


. IH. Gummiisolierte Leitungen. 


a) Beklöppelte Leitungen zur testen Verlegung 
in Niederspannungs-Anlagen. 


Bezeichnung: K GC mit Kupferleiter, 
K GA mit Aluminiumleiter, 
KGZ mit Zinkleiter. 


. 4) Zur Verziunung. kann bis auf weiteres eine Blei- 
Zinn-Legierung verwandt werden. a 5 

78) Be it in Aussicht genommen, später eine Gummir 
‚mischung vorzuschreiben, die 25%. besten Naturkaut- 
sohuk enthält 


Ro ppe gummuüisolerte Leitungen sind 
mit Kupfer- und Aluminiumleitern in den 
Querschnitten 1,0 bis 150 mm?, mit Zinkleitern 
in den Querschnitten 1,5 bis 150 mm? zulässig. 

Massive Leiter: sind bis 6 mm?, mehrdräh- 
tige von 1,0 bis 150 mm? zulässig. 

Der Leiter ist umgeben von einer Gummi- 
hülle, deren Zusammensetzung den Bestim- 
mungen unter II entsprechen soll. Über dieser 
Hülle befindet sich eine Bedeckung aus Papier 
und über dieser eine Umklöpplung aus Baum- 
wolle, Papiergarn oder ähnlichem Fasermate- 
rial,. oder einer Mischung aus diesen Stoffen, 
die in geeigneter Weise imprägniert ist. 

Für die Bauart. der Leitungen gilt folgende 
Tabelle: 

Leiter-, _ Mindestzahl 
Querschnitt der Drähte bei mehr- 
in mm? drähtigen Leitern 


Stärke der Isolierhülle 
mindestens mm 


1,0 7 0,8 
1,5 7 0,8 
2,5 7 1,0 
4,0 7 1,0 
6,0 7 1,0 
10,0 7 1,2 
16,0 7 42% 
125,0 7 1,4 
35,0 19 1,4 
50,0 19 1,6 
70,0 19 1,6 
95,0 19 1,8 
120,0 37 1,8 
150,0 37 2,0 


322 


Die Leitungen müssen derart beschaffen 
sein, daß 100m lange Ringe nach 12-stündigem 
Liegen unter Wasser nv Stunde lang eine 
Spannung von 1200 V Wechselstrom aushalten 
können. 

b) Nackte Leitungen zur Verlegung in Isolier- 
röhren in Niederspannungsanlagen. 
Bezeichnung: © G mit Kupferleiter. 
A G mit Aluminiumleiter. 


Nackte Gummiaderleitungen sind in den 


Querschnitten 1,0 und 1,5 mm? mit massiven \ 


Leitern zulässig. Der Leiter ist umgeben von 
einer Gummihülle, deren Zusammensetzung 
den Bestimmungen unter II entsprechen soll. 
Die Wandstärke der Isolierhülle soll 1,0 mm 
betragen. Für die Spannungsprüfung gelten 
die gleichen Bestimmungen wie unter Illa. 


IV. Leitungen mit imprägnierter Papier- 
isolierung 


zur festen Verlegung in Niederspannungs- 
anlagen. 
Bezeichnung: K J © mit Kupferleiter. 
K J A mit Aluminiumleiter. 
K JZ mit Zinkleiter. 

Leitungen. mit imprägnierter Papierisolie- 
rung sind nur als Einfachleitungen mit massi- 
ven oder mehrdrähtigen Leitern in Quer- 
schnitten bis 16 mm? zulässig. Der kleinste 
zulässige Querschnitt ist in Kupfer und Alumi- 
nium 1,0 mm?, in Zink 1,5 mm. 

Der Leiter ist von einer Isolierhülle um- 
geben, die aus schraubenförmig gewickelten 
Papierlagen besteht und ausreichende Festig- 
keit und Biegsamkeit besitzen muß. Über die- 
ser Isolierhülle befindet sich eine Umklöppe- 
Rune aus Papiergarn oder gleichwertigem Mate- 
rial. 

Die Leitung ist im Vakuum sorgfältig zu 
trocknen. und dann mit einer feuchtigkeits- 
sicheren Masse zu imprägnieren. Nach der 
Imprägnierung soll die ganze Leitung nochmals 
durch eine gut abschließende Masse hindurch- 
gezogen werden. 

Für die Bauart der Leitungen gilt folgende 
Tabelle: 

Mindestzahl 


Leiter- der Drähte bei 
querschnitt mehrdrähtigen 


Stärke der aus Papierlagen 
gebildeten Isolierhülle 
(ohne die Umklöppelung) 


in mm? Leitern in mm 
1,0 7 1,0 
1,5 7 1,0 
2,5 7 152 
4 7 1,2 
6 7 1,2 
10 5 1,2 
16 7 1,2 


Die Leitungen müssen so beschaffen sein, 
daß 5 m lange Stichproben, bei Zimmertem- 
peratur in eng aneinanderliegenden Windungen 
um einen Dorn von achtfachem Leitungs- 
durchmesser ee nach 12-stündigem 
Liegen, unter Wasser eine halbe Stunde lang 
eine Spannung von 1500 V Wechselstrom aus- 
halten können. 


V. Manteldrähte 


für Niederspannungsanlagen zur erkennbaren 
Verlegung, die es ermöglicht, den Leitungsver- 
lauf ohne Aufreißen der Wände zu verfolgen. 
Bezeichnung: KM S mit Kupferleiter. 
AMS mit Aluminiunleiter. 

Manteldrähte sind gummiisolierte Leitungen 
(KGC bzw. KGA) mit gefalztem enganlie- 
-gendem Metallmantel (nicht Bleimantel), die 
an stelle der imprägniertten Umklöppelung 
eine mechanisch gleichartige, isolierende Hülle 
von mindestens 0,6 mm Wandstärke haben. 
Manteldrähte sind als Einfachleitungen in 
Quersehnitten von 1 bis 16 mm? als Mehrfach- 
leitungen in Querschnitten von 1 bis 6 mm? zu- 
lässig. 

Der Metallmantel muß gegen Rosten ge- 
schützt sein und eine Wandstärke von eainde 
stens 0,25 mm besitzen. 

Für den äußeren Durchmesser der Mantel- 
drähte gilt folgende Tabelle: 


Leiter- Außendurchmesser (über Falz gemessen). 
querschnitt in mm 2 
in mm? nieht unter nicht über 
1x2] 5,3 6,0 
14158 5,4 6,2 
1x2, 6,4 164 
1x4 6,8 7,6 
1x6 7,2 8,0 
ISX2L0 8,2 9,2 
17x16 9,2 10,2' 
a 8,3 9,83 
27X.158 8,7 9,7 
2%, 270 10,0 11,0 
aA 10,5 11,5 
DB 115 12,8 
ol 8,7 9,7 
BEXAD 9,2 10,2 
BG 28 10,5 1,155 


} 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 16. . 


Leiter- Außendurchmesser (über Falz gemessen) 
querschnitt inmm | 

in mm? nicht unter nicht über . 

3x%,4 11,5 12,5 

BILE6 12,5 13,5 

4x] 9,5 10,5 

4 x.1,5 10,0 11,0 

4x, 2,0 11,5 12,5 
Die Manteldrähte müssen in trockenem ‚Zu. 


stand einer halbstündigen Einwirkung eines 
Wechselstromes von 1200 V Spannung zwischen 
den Leitern und zwischen Leitern und Metall- 
mantel widerstehen können. 


VI. Leitungen zum Anschluß ortsveränderlicher 


Stromverbraucher. 


a) Gummiaderschnüre (Zimmerschnüre) für ge- 
ringe mechanische Beanspruchung in trocke- 
nen Wohnräumen in Niederspannungsanla- 

“ gen. ; 
Bezeichnung: A SC mit Kupferleiter. 
A SA mit Aluminiumleiter. 

Die Gummiaderschnüre sind in Quer- 
schnitten von 1 bis 4 mm? zulässig. 

Der Leiter besteht aus Kupfer- oder Alu- 
miniumdrähten von höchstens 0,3 mm Durch- 
messer, die zweckentsprechend verseilt sind, 
und ist umgeben von einer Gummihülle, deren 


Zusammensetzung den Bestimmungen unter IT 


entsprechen soll. 
Für die Bauart der Schnüre gilt folgende 
Tabelle: 


\ Leiterquersehnitt Stärke der Gummihülle 
i 


m? mindestens mm 
1,0 0,8 
1,5 0,8 
2,5 1,0 
4,0 1,0 
Jede Ader muß über der Gummihülle 


einen Schutz aus Baumwolle oder einem ande- 
ren Faserstoff erhalten. Bei Einleiterschnüren 
oder verseilten Mehrfachschnüren muß dieser 


‘ Sehutz in einer Umklöpplung bestehen. 


Runde oder ovale Mehrfachschnüre müs- 
sen außerdem eine gemeinsame Umklöpplung 
erhalten. Für die N gelten 
die Bestimmungen wie unter 1Ila. 


b) Werkstattschnüre. KR 
Für mittlere mechanische Beanspruchung in 
Werkstätten und Wirtschaftsräumen in Nieder- 
spannungsanlagen. 
Bezeichnung: W K C mit Kupferleiter. 
W KA mit Aluminiumleiter. 

Die Werkstattschnüre sind in Querschnit- 
ten bis 16 mm? zulässig. » 

Die Bauart des Leiters und die Beschaffen- 
heit der Isolierhülle ist die gleiche wie bei den 
Gummiaderschnüren, jedoch ist bei den Quer- 
schnitten über 6 mm? ein Drahtdurchmesser 
von 0,4 mm zulässig. 

Die Gummihülle jeder einzelnen Ader ist 
mit imprägniertem Band oder einer Papierum- 
wicklung zu bedecken. Zwei oder mehr solcher 
Adern sind rund zu verseilen und mit einer 
dichten Umklöpplung aus Baumwolle oder 
einem andern Faserstoff zu versehen. Darüber 
ist eine zweite Umklöpplung aus einem beson- 
ders widerstandsfähigen Stoff anzubringen. 

Erdungsleiter können aus verzinnten Kup- 
ferdrähten oder aus verzinkten Eisendrähten 
von höchstens 0,3 mm Durchmesser verseilt 
sein. Sie sind innerhalb der inneren Umklöpp- 
lung anzuordnen. ; 

Für die Bauart der Schnüre gilt folgende 
Tabelle: 


Leiter- Stärke 1 Suersoalt 
querschnitt der Gummihülle des Erdungsleiters 
in mm? mindestens mm in mm? 
1,0 0,8 1,0 
1,5 RR0Y8 1,0 
2,5 1,0 1,0 
4,0 1,0 20 
6,0 1,0 2,5 
10,0 1,0 4,0 
16,0 1,2 4,0 


Für die Spannungsprüfung gelten: die Be- 
stimmungen wie unter 111a. 

VII. Panzeradern { 
zur festen Verlegung bei Spannungen bis 1000V. 
‚ Bezeichnung: KP C mit Kupferleiter. 

K PA mit Aluminiumleiter. 
Panzeradern sind mit massiven Alumi- 
nium- oder Kupferleitern in Querschnitten von 
1,0 bis 6 mm?, mit mehrdrähtigen Aluminium- 


oder Kupferleitern in Querschnitten von 1,0. 


bis 150 mm? zulässig. 
Der Leiter ist umgeben von einer Gummi- 


"hülle, deren Zusammensetzung den Bestim- 


mungen unter II entsprechen soll. 


Für die Wandstärke der Gummihülle gilt 
folgende Tabelle: _ 


‘bestehen aus 


a) Einleiter-Gleich- 


. richtung »vorschriften. 


22. April 1920. 


Stärke der 


Leiter- Stärke der Leiter- ? 
auerschnitt | (nindestene | auerschnitt | Taindestens 
Rn mar mm | in mm? mm 
1,0. 293,5 35,0 2,0 
EAN 1,5 50,0. 2,83 
2,0. -L 1,5 70,0 2,3 
4,0 1,5 95,0 2,6 
6,9, 1,5 120,0 2,6 
10,05%) 1,7 150,0 2,8 
16,0: #7 
25,0 | 2,0 


- Über der Hülle befindet sich eine Be- 
de&kung aus Papier und über dieser eine Um- 
klöpplung aus imprägniertem Faserstoff. Die 
imprägnierte Umklöpplung darf durch eine 
andere gleichwertige Schutzhülle, die als 
Zwischenlage gegen das Durchstechen abge- 
rissener Drähte Schutz bietet, ersetzt sein. 


‘Darüber folgt eine Hülle von Metalldrähten 


(Geflecht, Umwicklung), die gegen ‘Rosten ge- 
schützt sind: Bei Mehrfachleitungen muß die 
Metallhülle gemeinsam sein. 

Die fertigen Leitungen müssen eine halbe 
Stunde lang mit 2000 V Wechselstrom zwischen 
Leiter und Schutzpanzer in trockenem Zustand 
geprüft werden. \ 


VII. Leitungen für Beleuchtungskörper. 


a) Fassungsadern!) 


zur Installation nur in und an Beleuchtungs- 
körpern in Niederspannungsanlagen. 


Bezeichnung: A F C mit Kupferleiter. 


A FA mit Aluminiumleiter. 
Die Fassungsader besteht aus einem mas- 
siven oder einem aus 7 Drähten zweckent- 
sprechend verseilten Kupferleiter von 0,5 oder 
0,755 mm?, oder einem Aluminiumleiter von 
0,75 mm? Querschnitt. - ER 
Der Leiter ist umgeben von einer Gummi- 
hülle von 0,6 mm Wandstärke, deren Zusam- 
mensetzung den Bestimmungen unter II ent- 


sprechen soll. 


Über der Hülle befindet sich eine Umklöpp- 
lung aus Baumwolle, Seide oder einem anderen 
Faserstoff, die auch in geeigneter Weise im- 
prägniert sein kann. Sa 

Die Adern können auch mehrfach verseilt 
werden. 

Fassungsdoppeladern (AFC2, AFA2) 
zwei nebeneinanderliegenden 
nackten Fassungsadern, die gemeinsam, wie 
oben angegeben, umklöppelt sind. 

Die Fassungsadern müssen in trockenem 
Zustande einer halbstündigen Durchschlags- 
PEoRe mit 1000 V Wechselstrom widerstehen 

önnen. Bei Prüfung einfacher Fassungsadern 
ee zwei 5 m lange Stücke zusammen zu 
rehen., 


b) Pendelschnüre 


zur Installation von Schnurzugpendeln in 
Niederspannungsanlagen. ar 
‚Bezeichnung: KPL. 


Tabelle der Bleimantel-Wandstärken für 
Bleikabel. 


b) Konzentrische und 
 verseilte Mehrleiter- 


strom-Bleikabel 
bis 750 V. 


is 750 B leikabel. 
Leiter- | Dicke des | Durchmesser der | Dicke des 
querschnitt | Bleimantels a En Bleimantels 
mm? mm mm mm 
1 1,0 bis 10 1:0: 
1,5 1,0 A 1,0. 258 
25D 1,0 see 1,1 
4 1,0 ae 151 
6 } 1,0 Re 1,2 
10 I) 1,3 
16 1,0 1,4 
25 1,0 26 1,5 
35 1,4% >!) 1,6 
50 1,1 ar) ERSTE; 
70 1,1 AIESOREN 1,8 
95 1,2 7338 1,9 
120 153 al 2,0: 
150 1,4 „ 44 27, 
185 1,4 47. IR 
240 1,5 21:8:50: Da 
310 1,6 „54 2,3 
400 157 Bulle 2,8 
500 8 Ri En 
625 2,0 le) 27 
800 zZ AR 27 
1000 PR t 


D, Zulässige Belastungen. 
‚ „Für .die Belastung der Leitungen gelte 
die in den früheren ‚„Ausnahmebestimmunge 
enthaltenen Tabellen. 


B 


Ü 


Sie waren veröffent 


?) Als Zuleitungen nicht zulässig. Siehe $ı8 der E 
k 


. Gleiehrichter möglich. 


- erfolgt. 


‘ der Rechnungsweise. 


. im Primärstromkreise befindet, d.h. 


x fo re 
l 


BSUV. 


22. April i 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 16. 


323, 


lieht: für Drähte ‚„ETZ“ 1915, S. 545; für 
Kabel „ETZ“ 1915, S. 670, und 1916, S.. 168. 
Die Pendelschnüre sind nur mit einem 
Kupferleiter von 0,75 mm? zulässig, der aus 
Einzeldrähten von höchstens 0,2 mm Durch- 
messer zweckentsprechend verseilt ist. 
» Der Leiter ist von einer Gummihülle von 
0,8 mm Wandstärke umgeben, deren Zusam- 
mensetzung den Bestimmungen unter II ent- 
sprechen soll. Zwei Adern sind mit einer Trag- 
schnur oder einem Tragseilchen aus geeignetem 
Material zu verseilen und erhalten eine gemein- 


ähnlichem Material. Die Tragschnur oder das | 
Tragseilchen können auch doppelt zu beiden 
Seiten der Adern angeordnet werden: Wenn 
das Tragseilchen aus Metall hergestellt ist, muß 
es umsponnen oder umklöppelt sein. Die ge- 
meinsame Umklöpplung ER Schnüre kann 
fortfallen, doch müssen die Gummiadern dann 
einzeln umflochten werden. 

Die Pendelschnüre müssen. so biegsam 
sein, daß einfache Schnüre um Rollen’ von 
25 mm Durchmesser und doppelte um Rollen 
von 35 mm Durchmesser ohne Nachteil geführt 


same Umklöpplung aus Baumwolle, Seide oder | werden können. 


Die Pendelschnüre müssen in trockenem 
Zustande einer -halbstündigen Durchschlags 
robe mit 1000 V Weehselstrom widerstehen 
önnen. 


C. Bleimäntelfür Kabel. 


Bleimäntel von Starkstromkabeln sollen 
mindestens die in nachstehender Tabelle ange- 
gebenen Stärken besitzen. Doppelte Bleimän - 
el dürfen bis auf weiteres nicht verwendet 
werden. 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutsche Physikalische Gesellschaft. 27. IV. 
1920, nachm. 51%, Uhr, Physikalisches Institut der 


- Universität, Reichstagsufer 7: Vortrag Niels Bohr 


„Über die Serienspektra der Elemente‘. 

Berliner Mathematische Gesellschaft. 28. IV. 
1920, 715, Uhr, Physikalisches Institut: Lichten- 
stein „Das mathematische Problem der Figur des 
Erdmondes“. Haentzschel 
einer zahlentheoretischen Aufgabe des Leonardo 
von Pisa (Fibonacei)*. k 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


Zur Theorie der Gleichrichter. 


Die Mitteilung des Herrn -Höpp auf 
682 der „ETZ‘“ 1919, daß die Zün-, 
neu der Lichtbogen nicht genau im Null- 
punkt erfolgt, ist theoretisch richtig, jedoch 
sind Abweichungen um 20° nur an einem beson- 
ders zu diesem. Zwecke zusammengestellten 
Im. Augenblick der 
Zündung sind die Spannungen an den Sekun- 
där- und Primärdrosselspulen proportional 
ihren Induktionskoeffizienten. Die Summe 
beider ist annähernd gleich dem Ohmschen 
Spannungsverlust plus der Gegen-EMK im 
Gleichstromkreis. Da die Reaktanz der Sekun- 
därdrosselspule im Durchschnitt immer ein 
Vielfaches von der der Primärdrosselspule ist, 
so wird die Spannung an der Primärdrossel- 
spule die Größe der Netzspannung nach weni- 
gen Graden erreichen, wobei dann die Zündung 
So ist bei dem 2. Beispiel auf S. 227 
der „ETZ‘“ 1919 der Zündwinkel Z= 1° 5, 
bei dem 1. Beispiel S. 226 Z = etwa 12°, aber 
es ist ausdrücklich erwähnt, daß bei letzterem 
das Verhältnis der Reaktanz der Sekundär- 
zur Primärdrosselspule besonders klein gewählt 
ist, um recht charakteristische Kurven zu er- 
halten. Die Kurvenform der Ströme und 
Spannungen bei Gleichrichtern mit normalem 
Spannungsabfall und Leistungsfaktor wird bei 
der Annahme, daß die Zündung im Nullpunkt 
erfolgt, bei einer Messung mit dem Oszillogra- 
phen wohl keine Abweichung von den errech- 
neten Kurven aufweisen. Anderseits erlaubt 
diese Annahme eine wesentliche Vereinfachung 
Ich wollte in meinem 
Aufsatz zeigen, wie man ohne empirische Re- 
geln unter Zugrundelegung von systematischen 
Vereinfachungen mit wenig Rechnungen die 
‚Daten eines Gleichrichter-Stromkreises im vor- 
aus berechnen kann, besonders mit den Gl. 24 
u. 25, S. 227. Will man hierbei noch den Lei- 
stungsfaktor annähernd bestimmen, so kann 


S 


DD. 


„Beitrag zur Lösung | 


dies auf folgende Weise geschehen. Unter der 


Annahme, daß sich kein Ohmscher Widerstand 


: daß r7 
= 0 ist, lautet, Gl. 8, $S.- 225 


.n 


No EB: Re = 
U-bz FR cosp—i-+ 7a 
Für eine unendlich ‘große Drösselspule im 
Gleichstromkreise ist für =d 4 —%= 1, also 
E(1— cos) 
TE IRREE 
für den übrigen Teil der Halbperiode, also von 
9»=d bis =n ist der Primärstrom gleich :. 
Der Effektivwert‘des Primärstromes für un- 
endlich große Gleiehstrom-Drosselspulen ist also 


-alle die sonst noch vorhandenen drahtlosen 


In der Abb. 1 ist das Verhältnis in 


ungen vom Winkel id für unendlich 
große Drosselspulen im Gleichstromkreis ein- 


70° 20° 30° 40° 50° 60° 70° 80° 30° 
—— fs 
Abb. 1. 


getragen. Die Genauigkeit des auf diese "Art 
ermittelten Leistungsfaktors liegt innerhalb 
der Grenzen, die von den Verbandsvorschriften 
für den Leistungsfaktor von Asynchronmoto- 
ren als Toleranz zugelassen sind. 

Grünau i. Mark, 10. TI. 1920. 


H. Nielsen. 
Ist die drahtlose Telephonie ale Verkehrsmittel 
i für erlandzentralen geeignet? 


Herr NÜBEL zitiert in seinem Aufsatz 
„ETZ“1920, S. 127, eine Stelle aus einer meiner 
früheren Veröffentlichungen zur Stützung,. der 
Ansicht, daß die drahtlose Telephonie für Über- 
landzentralen unbrauchbar sei. Hiergegen muß 
ich mich ganz entschieden verwahren! Mein, 
ganzer Aufsatz bezog sich nur auf die normale 
drahtlose Telephonie, die mit hohen Antennen 
ganz unorientiert und mit verhältnismäßig 
großem Energieaufwand arbeitet, und die mit 
einer großen Zahl störender anderer Stationen 
rechnen muß. Bei der drahtlosen Telephonie, wie 
sie für Elektrizitätswerke verwendet wird da- 
gegen liegen die Verhältnisse vollkommen an- 
ders. Hier handelt es’sich um eine Hochfre- 
quenztelephonie längs Hochspannungsleitun- 
gen, also um eine Richtungstelephonie, bei der 
die Energie längs der Leitungen konzentriert 
ist, einem Verfahren, bei welchem, besonders 
wenn längs Pärallelleitungen gearbeitet wird, 


Stationen ausgeschaltet sind und nicht stören 
können. Diese wesentlichen Unterschiede sind 
vollkommen übersehen worden. 


Berlin, 21. II. 1920. A.- Meißner. 
Erwiderung. 


‘In Erwiderung obiger Ausführungen des 
Herrn A. MEISSNER verweise ich darauf, daß 
an der betreffenden Stelle meines Aufsatzes 
u. zw. vor/dem Hinweis auf die Veröffent- 
liehung des?Herrn A. MEISSNER in der Tele- 
graphen- und Fernsprech-Technik doch aus- 
drücklich gesagt ist, daß es für die grundsätz- 
liche Beurteilung der Frage, ob die drahtlose 
Telephonie für den Betrieb von UÜberland- 
werken in technischer und. wirtschaftlicher 
Hinsicht vorteilhaft Anwendung finden kann, 
zunächst von untergeordneter Bedeutung ist, 
inwieweit diese nach dem Stande ihrer heu- 


ee FEN 
Rn (2 -= DS )>a 
Ser. la ar. hen, Bad 
a = I een 7 
NER 
ihr TE OEFEETT EIS TEE ÄRTEN Kr zT LNERTTRREENS SE 1 FE NEERIEN eE 
a7 m (7 - 2 sin dcosd—2sin ) E Be (sind—d)+3?n 
0.) RE a WA FERNEN BBIER ar A 
3 “ . _ TI, 
Air.“ E(1— cosd 
Setzt man x, = en ein, so erhält man 
FR‘ 3d+sindeosd—4sind d— sind y® 
Pe o)2 25 4 
vw = 2(1 — cos d) 2 1—cosd 4 


\ 


tigen Entwicklung als betriebsicher gelten 
kann. Es ist deshalb nicht zutreffend, daß 
ich die Veröffentlichung des Herrn MEISSNER 
zur Stützung der Ansicht, daß die drahtlose 
Telephonie für Überlandzentralen unbrauch- 
bar sei, herangezogen habe. Der Umstand, 
daß es sich bei Anwendung der drahtlosen 
Telephonie für Betriebstelephonanlagen von 
Uberlandzentralen eigentlich um Richtungs- 
telephonie handelt, schließt nach meinem 
Dafürhalten die Bedenken, welche Herr 
MEISSNER in seiner Veröffentlichung über die 
Betriebsicherheit der drahtlosen Telephonie 
äußert, keineswegs aus, weil es bei Betriebs- 
telephonanlagen häufig vorkommt, daß eine 
größere Anzahl von Sprechstellen in verhält- 
nismäßig kurzen Abständen längs einer Teil- 
strecke des Hochspannungsnetzes liegen und 
mithin ganz ähnliche Verhältnisse gegeben 
sind, wie sie Herr MEISSRER für die normale 
drahtlose Telephonie annimmt. 


Nürnberg, 9. IIL. 1920. J. Nübel. 


Untersuchungen zur Ermittlung der Gleichungen 
der Luftreibungsverluste an umlaufenden, dün- 
nen Blechscheiben. 
Die Ergebnisse des Aufsatzes von Dipl.=ing. 
Kurt Heinrich, Chemnitz: „ETZ‘“ 1920,8.152, 
stimmen im großen und ganzen mit meinen 
Messungen überein. Die Gasreibung wächst 
proportional dem Quadrat der Umfangsge- 
schwindigkeit, und die aufzuwendende Leistung 
wächst damit proportional der dritten Potenz 
der Umfangsgeschwindigkeit. Bei der Bestim- 
mung der Konstante von Heinrich vermisse ich 
aber die Angabe, auf welches spezifische Gewicht 
der Luft,d.h. auf welchem Barometerstand diese 
bezogen ist. -Nach meinen Messungen ändert 
sich die Konstante der Gasreibung direkt pro- 
portional mit- dem spezifischen Gewicht des 
Gases. Ich habe darum auch vorgeschlagen, 
sehr schnellaufende elektrische Maschinen, wie 
sie z. B. bei der drahtlosen Telegraphie ver- 
wandt werden, in Wasserstoff laufen zu lassen 
(D.R.P. Nr. 293 616). Die Reibungsarbeit be- 
trägt dann nur den 14. 'Feil wie bei Laufen in 
Luft. Gleichzeitig ist aber die Wärmeableitung 
und Kühlung der Maschine günstiger: wie in 
Luft. Die neuen Kreisel der Firma Anschütz & 
Co. laufen ebenfalls in Wasserstoff, und es wird 
dadurch möglich, 30 000 Umdr/min im Dauer- 
lauf zu erreichen. | 
Kiel-Neumühlen, 26. II. 1920. 
Max Schuler. 

Teilhaber von Anschütz & Co. 
Erwiderung. 
‘ Bei den vorliegenden Versuchen handelt 
es sich zunächst um Schaffung praktischer 
Unterlagen für Prüffeld und Bereechnungsbüro. 
Die Versuche sind Vorversuche - für später 
folgende Untersuchungen an umlaufenden 
Ankern. _ Nach Abschluß der Versuche ge- 
denke ich ‚dann, die Konstante als Funktion 
des Baroömeterstandes zu untersuchen. 
Chemnitz, 12. 3. 1920. 


Dipl.-Ing. Kurt Heinrich. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 
3 SD 


-A. Raps 7. Am 19. April starb nach länge- 
rem Leiden. der Direktor der Siemens & Halske 
A.G., Berlin, Prof. Dr. Dr.-Sug. e. h. August 
Raps im Alter von 55 Jahren. Auf die hervor- 
ragenden Verdienste des Verstorbenen um die 
Elektrotechnik, insbesondere die Schwachstrom- 
und Meßtechnik, werden wir noch besonders 
eingehen. 


" Hochschulnachrichten. Die ordentliche Pro- 
fossur für Physik an der Technischen Hoch- 
schule in Stuttgart® wurde Prof. Dr. Regener 
von der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin 
übertragen. 


Auszeichnungen. . Die Professoren der 
theoretischen Physik Dr. ‚A. Sommerfeld an 
der UniversitätiMünchen und Dr. P. Debye 
an der Universität Göttingen (inzwischen nach 


324 


Be Rn} 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Helt 16. 


Su 4 er Pi, r AR v, % a‘ Ras 1x7 % DI 


22. April 1920. 


Zürich berufen) wurden zu korrespondierenden 
Mitgliedern der physikalisch-mathematischen 
Klasse der preußischen Akademie der Wissen- 
schaften gewählt. / 

Die Königlich Dänische Gesellschaft der 
Wissenschaften hat in ihrer letzten Sitzung fol- 
gende deutsche Gelehrte in die naturwissen- 
schaftlich-mathematische Klasse aufgenom- 
men: A. Einstein, Professor am Kaiser Wil- 
helm -Institut in Berlin, M. Planck, Professor 
an der Universität Berlin, E. Wiedemann, 
Professor an der Universität Erlangen; _R. 


" Willstätter, Professor an der Universität 
München. 
LITERATUR. 
Besprechungen. 
Zur Vereinheitlichung von Installa- 


tionsmaterial für elektrische Anla- 
gen. Erster Teil: Haus- und Wohnungsan- 
schlüsse. Von W. Klement und C. Paulus. 
Mit 450 Textabb., XII und 213 S. in 8°. Ver- 
la 6 Bu Springer. Berlin 1919. Preis 
seb. 10 M. 


Den Besen Bestrebungen, auf allen in- 
dustriellen Gebieten Vereinheitlichungen durch- 
zuführen, sind die Verfasser obigen Buches, als 
sie dieses zu Beginn des Krieges zu bearbeiten 
begannen, recht erheblich vorausgeeilt. 

... Es entstand das für die Installationstech- 
nik recht wertvolle Buch offenbar gänzlich un- 
abhängig von genannten Bestrebungen der 
neuen Zeit, wie aus der Eigenart der Stoffbe- 
handlung deutlichst ersichtlich. Der Begriff der 
„Vereinheitlichung‘‘ ist hiernach den neuen Be- 
griffen der ‚„Normierung‘“, ‚Typisierung‘ und 
„Spezialisierung‘‘ in wohl verständlicher Weise 
übergeordnet, u. zw. gehört zur Vereinheitli- 
chung letzten Endes auch die Aufstellung von 
Regeln und die Festlegung bestimmter Benen- 
nungen für bestimmte Apparate. Recht beach- 
tenswert erscheint in der Abhandlung auch die 
Unterscheidung der notwendigen Normierungs- 
arbeiten in 5 Arten, nämlich für auswechselbare 
Apparate, für auswechselbare Ersatzteile, für 
Systemeinteilungen und Typengrößen, für be- 
stimmte Konstruktionen und für Mindestmaße. 
Diese naturgemäße Unterscheidung, mit Hilfe 
derer die, vielgestaltigen Aufgaben großzügi- 
ger und umfassender Vereinheitliehungen auf 
dem Gebiete der Installationsmaterialien für 
Starkstromanlagen einer Lösung in absehbarer 
Zeit durchgeführt werden sollen, muß als 
wohldurchdacht und gelungen bezeichnet wer- 
den. Der Weg zu gründlichen Vereinheitlichun- 
gen ist hierdurch gegeben. Um nun das gesamte 
(sebiet, in diesem Sinne auch lückenlos abzu- 
schreiten, befleißigten sich die Verfasser einer 
wohlweislichen vorläufigen Beschränkung auf 
den in erster Linie wichtigen Abschnitt der 
„Haus- und Wohnungsanschlüsse‘‘, also den 
Teil der Anlage von der Netzabzweigung bis 
zum Zähler. Hervorzuheben ist hierbei die 
sachkundige Gliederung dieses Teilgebietes und 
die weitere Zerlegung des Stoffes in einer nur 
den Spezialisten möglichen feinsinnigen Art. 
Genannte Unterteilung ermöglicht es jedem, 
das jeweils Wissenswerteste ohne Mühe aufzu- 
finden, während die schätzenswerte Ausstattung 
des Buches durch anschauliche, lediglich grund- 
sätzliche Merkmale hervorkehrende Bilder und 
die sorgfältige Erläuterung derselben durch 
leicht verständlichen ausführlichen Text auch 
denjenigen genügend Belehrung verschafft, der 
einstweilen dem Inhalt des Buches nur ober- 

 flächliches Interesse entgegenzubringen ver- 
mag. 

Auch die „Zusammenstellung der wichtig- 

sten Aufgaben zur Vereinheitlichung: der Haus- 

und Wohnungsanschlüsse‘ bieten in diesem 

Sinne eine recht angenehme Handhabe und zu- 

gleich für die weitere Bearbeitung des Gebietes 

greifbare Anhaltspunkte. 

Die Betrachtungen über Installations- 
apparate, wie Leitungsverlegungsmaterial, Do- 
senschalter, Steckvorrichtungen, Fassungen 
und Beleuchtungskörper sollen offenbar in ei- 
nem zweiten Teil der Arbeit gebracht werden, 
während der weiteren Normierung und Typi- 
sierung der Sicherungen erfreulicherweise be- 
reits in dem vorliegenden ersten Teil breitester 
Raum gegeben wurde. 

Recht verdienstvoll erscheint das Kapitel 
über die Ortsvorschriften und Ortsnormalien 
der Elektrizitätswerke. Es werden diese ganz 
besonders beleuchtet, u. zw. vornehmlich auch 
durch Anschauungen, die in erster Linie dem 
Konstrukteur geläufig sind. Genannte Vor- 
schriften auch in Zukunft von diesem Stand- 
punkte aus zu gestalten, dürfte für die Zukunft 
nicht ohne sh sein. ! 

In Aussicht gestellt wird in der Einleitung, 
der übrigens ein recht eindringliches Geleitwort 


des Herrn Direktor”Dr. Passavant von den 
Städt. Elektrizitätswerken in Berlin voraus- 
geht, als Folge des ersten Teiles aueh noch die 
Bearbeitung der weiteren Teilgebiete der elek- 
trischen Starkstrominstallationen, d. 8. die 
eigentlichen Zimmerinstallationen, die Installa- 
tionen von Werkstätten und rauhen Gewerbe- 
und Hüttenbetrieben und diejenigen für land- 
wirtschaftliche Anlagen. 

Die große Liebe zur Sache, die es ermög- 
lichte, in so peinlich sorgfältiger Art das erste 
Kapitel zu schreiben, dürfte sicher die vielleicht 
noch größeren Mühen nicht unüberwindlich er- 
scheinen lassen, in absehbarer Zeit nun auch die 
Fortsetzung der Arbeit in der angekündigten 
weiteren Richtung durchzusetzen. 

Erfreulich ist, daß von maßgebenden. Stel- 
len des Verbandes Deutscher Elektrotechniker 
und des Zentralverbandes der deutschen elek- 
trotechnischen Industrie in Gemeinschaft mit 
der Vereinigung der Elektrizitätswerke und dem 
Verbande der Installationsfirmen Deutschlands 
seit kurzem tatkräftig und zielbewußt zur Ver- 
wirklichung der besagten gründlichen Verein- 
heitlichungen auf dem Gebiete der Installa- 
tionsapparate und somit auch der Installationen 
selbst geschritten wurde. 


Sowohl den Elektrizitätswerksverwaltun- 


gen als auch ‚den Installateuren ist das Buch 
zum Studium und als Nachschlagewerk bestens 
zu empfehlen, zugleich aber auch den Konstruk- 
teuren und Fabrikanten und den a ie 
öcht!l. 


Die Rechte Privater im 
Friedensvertrage unter besonderer Be- 
rücksichtigung der handelsrechtlichen Be- 
stimmungen. Von Dr. S. Goldschmidt und 
Dr. jur. K. Zander. 219 S. in 8°. Verlag 
von Reimar Hobbing, Berlin 1920. Preis 

geb. 15 M. ; 


Das Studium des Friedensvertrages von 
Versailles stellt an den Leser ungewöhnliche 
Anforderungen. Schon der gewaltige Umfang 
des Vertrages mit seinen 440 meist recht langen 
Artikeln und mit seinen zahlreichen Anlagen 
erschwert das rasche Sichzurechtfinden und 
den Überblick. Die Sprache und die Ausdrucks- 
weise ist dabei keineswegs leicht faßlich und 
verständlich. Der Friedensvertrag ist bekannt- 
lich nicht, wie es sonst bei einem Vertrage der 
Fall zu sein pflegt, das Ergebnis gegenseitiger 
Erörterung und Verhandlung der Vertrag- 
schließendeni, sondern er ist die einseitige von 
dem einen Vertragsgegner dem anderen auf- 
gezwungene Schöpfung der Alliierten, in der 
Hauptsache der Franzosen und Engländer. 
Ihre Rechtsideen, ihre rechtlichen Systeme und 
ihre juristische Denk- und Aus 
spiegeln sich in der Fassung und in dem Inhalt 
der einzelnen Bestimmungen. wieder. Maß- 
gebend ist für die Auslegung des Vertragswerkes 
gemäß Artikel 440 Abs. 3 lediglich der eng- 
lische und französische Text. Die dem Vertrag 
beigefügte deutsche Übersetzung, die sich na- 
turgemäß möglichst wortgetreu an die fremden 
Texte anlehnt, hat deshalb nur den Charakter 
einer privaten deutschen Arbeit zum Verständ- 
nis der deutschen Beteiligten. Eine UÜber- 
setzung ist immer bis zu einem gewissen Grade 
unvollkommen. Sie wird oft den Sinn des 
fremden Werkes nur undeutlich wiedergeben. 
Eine gewisse Kenntnis der fremden Rechte 
und ihrer juristisch-teehnischen Ausdrücke ist 
zum vollen Verständnis oft unumgängliches 
Erfordernis. Da diese Kenntnis aber meist feh- 
len wird, ist eine Erläuterung geradezu not- 
wendig, wenn man Irrtümer und falscheSchluß- 
folgerungen vermeiden will. 

Die vorliegende Arbeit bringt die im we- 
sentlichen im 
privatrechtlichen Bestimmungen des Friedens- 
vertrages, an’ denen ja fast die gesamte Indu- 
strie- und Handelswelt, aber auch weite Kreise 
der Privaten interessiert sind, in der deutschen 
Übersetzung zum Abdruck, und versucht, den 
Inhalt und die Tragweite der einzelnen Para- 

aphen in beigefügten Anmerkungen aus dem 
ısprung, dem Zweck, dem Zusammenhang 
und der Vergleichung mit dem fremden Text 
zu erläutern. Die Arbeitist ein begrüßenswertes 
Hilfsmittel, die komplizierte und schwere Ma- 


terie zu verstehen und auf den einzelnen Fall: 
richtig anzuwenden. Mit den Mitteln, die bis- 


her den Verfassern zu Gebote stehen, haben sie 
Vortreffliches geleistet und ihre Aufgabe gut 
gelöst. Zweifelsfragen und Bedenken bleiben 
reilich im einzelnen in Mengen noch. übrig. 
Ihre Lösung wird erst die Praxis bringen kön- 
nen, insbesondere die praktische Handhabung 
des Vertrages, die unsere Gegner ihmangedeihen 
lassen werden. Wo ein bestimmtes Gebiet be- 
sonders gründlich behandelt werden soll, dürfte 
es sich empfehlen, zu den Spezialarbeiten, die 
bisher schon erschienen sind oder nochjim Er- 
scheinen begriffen sind, zu greifen. ; 


Für die Schriftleitung verantwortlich: ®. O. Zebme in Berlin. — Verlag von JullusSpr in ger in Berlin, 


deutschen 


ucksweise, 


eil X des Vertrages enthaltenen. 


"Allen, die sich Kenntnis über die Regelung 


der privaten Rechte im Friedensvertrag zu ver 


schaffen wünschen, kann die vorliegende Arbeit 


als guter Führer empfohlen werden. Als An- 


hang sind 


dem Buche einige für die Hand- 


habung des Friedensvertrages notwendigen Ge- 
setze und Verordnungen beigefügt, so u. a. das 
deutsche Gesetz über Enteignungen und Ent- 


schädigungen aus Anlaß des 


riedensvertrages, 


das deutsche Ausführungsgesetz zum Friedens- 
vertrag, die englische Friedensvertragsverord- 


nung usw. 


Ein am Schluß angehängtes Sachregister 


erleichtert den praktischen 


Buches. Dr. K. Kirehen bauer. 
Eingänge. 

(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher. 


Annuairie de la Houille Blanche Francaise. 
Von Prof. M. Auguste Pawlowski, unter Mit- 
wirkung von Ingenieur Imbeaux, G. Tochon 
und Dr. G. Bonnefoy. 3 Jahrg. 1919/20. 212 S: 
in 40, Verlag der Revue Generale de L’Electrieite, 
Paris VIII. Ä AR 

Entbehrliche Fremdwörter aus dem Gebiete 
des Handels, Gewerbes 
Lebens undihre Verdeutschung. Zusammen- 
gestellt von Karl Schubert. 144 S. in 160. Ge- 
widmet von Conrad Scholtz A. G., Hamburg- 
Barmbeck 1916. 

Wer ist der wirklich Blinde? Eine Frage im 

‚ Interesse von Wissenschaft und Technik. Offener 
Brief an die Herren A. Riedler und St. Löffler 
von L. Gümbel. Mit einem Beitrag: Die un- 
mittelbare Reibung fester Körper. Mit 20 Text- 
abbildungen. 678. in 8%. Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1920. Preis 5 M. 

Diewirtschaftliche Bedeutungdes Material- 
prüfungswesens der Technik. Von Dr. 
Gustav Schulze. 99 S. in 8%. Verlag von Bon- 
ness & Hachfeld, Potsdam 1919. Preis 6,60 M. 


Dissertationen. 
R. Nagel. 


Gebrauch des 


und täglichen 


Die Verwertung der Glimmwirkung 


elektrischer Leiter zum Schutze gegen Überspan- 


nungen. Technische Hochschule Hannover. 


E. Gieseking.- Unterstehung des Auftretens ge- 
fährlicher Spannungen von elektrischen Anlagen. 


in Kalibergwerken unter Tage. 
schule Hannover. (Auch als Buch im Verlag von 
Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin, erschienen) 


" KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Warenmarkt. — Metallpreise. Nach den 


Technische Hoch- 


Notierungen der Vereinigung für die deutsche 


Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des 
Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere ver- 
stehen sich ab Lager in Deutschland) in M/100 kg: 


Metall | 20. IV. 16. IV. 


Elektrolytkupfer (wire- j 
bars), prompt, cif Ham- 
burg, Bremen, Rotterdam | 2861 2655 
Raffinadekupfer _ 
99/99, 3 Yg- = = = +.» |2200-—2300,2100 —2200 
Originalhüttenweichblei | 850-875 | 800-850 
"Originalhüttenrohzink, 
Preis im freien Verkehr | 375—900 | 850 - 875 
Remelted-Plattenzink 
von handelsüblicher Be- 
schaffenheit . - : . . | 625-675 | 625-650 7 
Originalhüttenalumi- _ e 
nium 98/99%, in gekerb- > 1 
ten Blöckchen . . . . 1400041003900 — 4100 
Zinn, . Banka-, Straits-, | a 
Billiton- . . . ..._ +» + 19400 —9600 9000-9400 
ne “mindestens Ä = 
99 ER EEE — Se 
Reinnickel 98/99%. . . 15800- 6000158005800 
Antimon-Regulus . . 117001750) 1650—1700: 


Am 19. IV. 1920 notierte die Londoner Börse 


nach dem „Berl. Börs.-Cour.* folgende Preise in 


£/t: Kupfer Kasse 102,62; desgl. 3 Mon. 105,62 ; 
Elektrolyt 110 bis 113; Best selected 110 bis 


112; Zink 46,50 bis 48,75; Zinn Kasse 350,9; 


desgl. 3 Mon. 348,25 und Blei 37,00 bis 38,87. 
In New York stellte sich am gleichen Tage 
Elektrolytkupfer loc. auf 19,25 ets/lb. # 


Abschluß des:Heftes: 17. April 1920. 


De 
2 


4 
Br 


& 


4 


| 


325 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


SCH A LAENDEE E. C. Zehme, Dr, F. Meißner,K. Berlemitz _ Werlie von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Über Hochleistungsschalter. 


Von J. Biermanns, AEG-Hochspannungsfabrik, 
' Berlin. 


Übersicht. Das Ergebnis der nachstehenden 
theoretischen und experimentellen Untersuchungen 
kann wie folgt zusammengefaßt werden: Solange Kurz- 
schlußströme, deren Wechselstromglied 50 000 A eff. 


übersteigt, ausgeschlossen werden, wird ein Ölschalter 


durch den Ausschaltvorgang am stärksten beansprucht. 
Schalter mit passend dimensionierten Schnellkontakten 
verhalten sich beim Schalten auf einen Kurzschluß 
nicht ungünstiger als Schalter mit normalen Kontakten. 


1. Allgemeines. Vor etwa 3 Jahren be- 
richteten Herr Dr. Stern und ich an dieser 
Stelle!) über einen aus dem Hochspannungs- 
laboratorium der AEG hervorgegangenen neuen 
Hochleistungsschalter, dessen wesentlichstes 
Merkmal in der gleichzeitigen Anwendung von 
Schnellkontakten und Löschkammern bestand. 
Mit dem Schalter, der das Ergebnis jahrelanger, 
mit großen Mitteln systematisch durchgeführter 
Versuche darstellte, waren auf ein dreipoliges 
Aggregat umgerechnete Kurzschlußleistungen 
bis zu 450000 kVA abgeschaltet worden, 
wobei bei 7500 V die Unterbrechungsdauer 
nur 0,01 s betrug, d. i. der kürzeste, überhaupt 
mögliche Wert. 

Kürzlich sind Kurzschlußversuche  be- 
kannt geworden?), die an einem 60 000 kVA- 
Generator mit druckfesten Schaltern ausge- 
führt wurden und bei denen Leistungen von 
ähnlicher Größe wie bei unsern Versuchen 
unterbrochen wurden. Von verschiedenen Sei- 
ten scheinen aus diesen Versuchen ungünstige 
Schlüsse über Schnellkontakte gezogen worden 
zu sein, insofern, als diese besonders beim 
Schalten auf einen Kurzschluß versagen wür- 
den. Ich möchte im folgenden zeigen, daß diese 
Befürchtungen jedenfalls für den Hochleistungs- 
schalter der AEG nicht zutreffen, sondern daß 
bei dessen Konstruktion in gleicher Weise 
dem Einschalt- wie dem Ausschaltvorgang 
Rechnung getragen wurde. Daß wir darauf 
nicht schon in der erwähnten Veröffentlichung 

‘zu sprechen kamen, lag lediglich daran, daß 
diese nur dem -Ausschaltvorgang, den wir 
für den gefährlicheren halten, gewidmet war. 

2. Die Beanspruchung eines Öl- 
schalters beim Einschalten. Daß der Öl- 
schalter auch dann beansprucht wird, wenn er 
auf einen Kurzschluß geschaltet wird, ist eine 
alte Erkenntnis, die schon in den „Richtlinien 
für Hochspannungsapparate“ des V. D. E. zum 
Ausdruck gebracht wurde. $ 9 der Richtlinien 
ist nämlich sinngemäß so auszulegen, daß jeder 


Ölschalter, der einen Kurzschluß rent unter-: 
brochen hat, noch einmal auf den bestehenden 


Kurzschluß eingesehaltet werden muß und 
dabei keinen Schaden leiden darf. Es lag für 
uns also keine Veranlassung vor, die Gefahren 
des Einschaltvorganges zu unterschätzen, und 
bei unserer Schalterkonstruktion wurde dem 
auch dadurch Rechnung getragen?), daß beim 
Einschalten sich zuerst die Haupt- 
kontakte und dann erst die Schnell- 
kontakte berühren, so daß die letzteren 
während des ganzen Einsehaltvorganges voll- 
kommen stromlos bleiben. Die nachstehenden 
Betrachtungen können also in voller Allge- 


) Bra rversuche, „ETZ“ 1916, 8. 617 u. 685. 
®) ER OchiEi sschalt b 

„ETZ= 1900) x4 Zoch gsschalter, von F. Schrottke, 
®) G. Stern, „Biz: 1919, 8: 655. Fußnote. 


Berlin, 29. April 1920. 


meinheit durchgeführt werden, da der Schalter 
mit Schnellkontakten sich beim. Einschalten 
wie jeder andere Schalter verhält. 


Das, was den Ausschaltvorgang eines Öl- 
schalters so gefährlich macht, ist der nach dem 
Verlassen der Kontakte zwischen diesen ein- 
setzende Lichtbogen, über den der Kurzschluß- 
strom unter Umständen noch längere Zeit flie- 
Ben kann. Die Wärmeentwicklung im Unter- 
brechungslichtbogen führt zur Vergasung und 
Verdampfung des umgebenden Öles, wodurch 
in der weiteren Folge die mit Recht gefürchte- 
ten Überdruck- und Explosionserscheinungen 


' ausgelöst werden können. Der Unterbrechungs- 


vorgang verläuft um so harmloser, je mehr es 
gelingt, die Brennzeit des Liehtbogens zu ver- 
kürzen, und die Verfolgung dieses Gedankens 
brachte beim ‚„Ölschalter mit Löschkammern 
und Schnellschaltung‘“ die erwähnten günsti- 
gen Ergebnisse. Wenngleich bei diesem Schal- 
ter die kürzeste, überhaupt mögliche Ausschalt- 
zeit erzielt wurde, so brennt der Unterbrechungs- 
lichtbogen immerhin noch während einer Zeit 
von 0,01 s und führt während dieser‘ Zeit die 
Amplitude des vollen Kurzschlußstromes. 
Beim Einschaltvorgang liegen in dieser 
Richtung die Verhältnisse nun ganz unver- 
gleichlich viel günstiger. Vor der Berührung 
der Kontakte wirkt das dazwischen befindliche 
Öl als Isolator und ein Lichtbogen kann erst 
dann einsetzen, wenn die Ölstrecke von der 
zwischen den Kontakten herrschenden Span- 
nungsdifferenz durchschlagen wird. Betrachten 
wir einen Ölschalter für eine verkettete Span- 
nung von 6250 V mit 2 Unterbrechungsstellen 
pro Phase. Kurz vor der Berührung der Kon- 
takte möge die Traverse eine Geschwindigkeit 
von 2 m/s besitzen, die Durchschlagsfestigkeit 
des Öles sei 40 000 V/em. Dann ergibt sich eine 
Lichtbogenlänge von 0,45 mm und eine Brenn- 
zeit des Lichtbogens von 0,00022 s. Da der 


plötzliche Kurzschlußstrom entsprechend der. 


Funktion 
1-— cos ot 


ansteigt (n» = elektrische Winkelgeschwindig- 
keit = 314 bei 50 Per, t = Zeit), hat er in dieser 
Zeit erst 0,24%, seiner vollen Stärke erreicht. 


Das eben betrachtete Beispiel zeigt, daß beim, 


Einschaltvorgang der sich bildende Licht- 


bogen vollkommen belanglos ist. 


Ist zwischen den Kontakten eine metalli- 
sche Berührung eingetreten, so besteht eine 
zweite Gefahrenquelle in der sich zunächst ein- 
stellenden hohen Stromdichte, die bei unge- 
nügender Schaltgeschwindigkeit ein Zusam- 
menbrennen der Kontakte und damit ein Ver- 
sagen des Schalters befürchten läßt. Indes ist 
auch hier die Gefahr nicht sehr groß. Denn wir 
haben eben gesehen, daß der Kurzschlußstrom 
zu Beginn der ersten Halbperiode relativ lang- 
sam anwächst, anderseits hat die Schaltertra- 
verse zu dieser Zeit annähernd ihre Höchstge- 
schwindigkeit erreicht, so daß bei einem richtig 
konstruierten Schalter bis zu dem Zeitpunkt», 
in welchem der Kurzschlußstrom gefährliche 
Beträge angenommen hat, die Kontakte einen 
genügend großen Teil ihres Weges zurückgelegt 
haben. Verfasser erinnert sich bei dieser Ge- 
legenheit an Versuche, denen er in der Turbi- 
nenfabrik der AEG beizuwohnen Gelegenheit 
hatte. Dort wurden wiederholt Turbodynamos 
mit einer normalen Leistung von 20 000 kVA 
bei ihrer vollen Spannung mittels eines Luft- 


‚darf als 50000 A (Wechselstromglied) ; 


Heft 17. 
schalters plötzlich kurzgeschlossen, wobei an 
den Kontakten dieses Schalters keinerlei 


Feuererscheinungen wahrzunehmen waren. Die 
Stromdichte an den Kontakten kann es also 
auch nicht sein, die den Einschaltvorgang ge- 
fährlich macht. 

Eine dritte, und um es gleich zu sagen, 
weitaus die ernsteste Gefahrenquelle beim Ein- 
schaltvorgang ist der vom Kurzschlußstrom auf 
die Schaltertraverse ausgeübte elektrodynami- 
sche Druck, der diese in ihrer Einschaltbewe- 
gung zu hemmen und wieder in ihre Ausgangs- 
lage zurückzuschleudern sucht. Vorausgreifend 
sei Jedoch schon hier bemerkt, daß diese elektro- 
dynamischen Kräfte erst bei sehr großen Strom- 
stärken eine Rolle zu spielen beginnen, u. zw. 
bei Werten des plötzlichen Kurzschlußstromes, 
dessen Wechselstromglied wesentlich über 
50 000 A rr. liegt. 

Nun gefährden aber derart hohe Ströme 
sämtliche Teile einer elektrischen Anlage aus 
thermischen und dynamischen Gründen aufs 
äußerste und sie sind daher, wie mir jeder, der 
mit derartigen Strömen zu arbeiten Gelegen- ' 
heit hatte, bestätigen wird, nur sehr schwer zu 
beherrschen. Aus diesem Grunde werden bei 
der AEG elektrische Anlagen nach dem Grund- 
satz!) projektiert, daß an keiner Stelle im un- 
günstigsten Falle ein größerer Strom auftreten 
es hat 
also auch kein Schalter Gelegenheit, auf einen 
größeren Strom geschaltet zu werden. 

Nachstehend ' werden einige Rechnungen 
nachgeholt, die die Untersuchung der kinemati- 
schen Verhältnisse der Olschaltertraverse beim 
Schalten auf einen Kurzschluß zum Ziel haben. 

8. Die Einschaltbewegung der Öl- 
schaltertraverse beim Schalten auf 
einen Kurzschluß. Es bedeute M die Masse 
der bewegten Teile des Ölschalters, R den Rei- 
bungswiderstand, der sowohl die Ol- als auch 
die Kontakthemmung enthalten möge, K die 
nach Abzug des Gewichtes und der Ausschalt- 
federkraft verbleibende Kraft des Einschalt- 
magneten, P; die elektrodynamische Gegen- 
kraft, vo die Geschwindigkeit und t endlich die 


ı Zeit, wobei die Zeitzählung vom Moment der 
' Berührung der Kontakte an beginne. 


Dann 
lautet unter Vornahme einiger naheliegender 
Vernachlässigungen, die die Konstanz von R 
und K betreffen, die Bewegungsgleichung der 
Traverse: 


M. kun Eee Ba ae el 


Drude gibt für den auf die rechtwinklige Ver- 
bindungsleitung zweier paralleler Leitungen, in 
unserem Falle also auf die Traverse eines ein- 
poligen Schalters ausgeübten elektrodynami- 
schen Druck folgende Gleichung an, die, wenn 
man einen durch eine experimentelle Nach- 
prüfung als notwendig erwiesenen Korrek- 
tionsfaktor anbringt, lautet: 


PR =16.0 2 ")+ 08]. 10-°xg, (2 


‘ Hierin bedeutet i die Stromstärke in Amp, 


a den Mittenabstand der kreisförmig angenom- 
menen  Durchführ ungsbolzen und d. deren 
Durchmesser. 

Der plötzliche Kurzschlußstrom eines .Ge- 
nerators endlich verläuft, wenn im ungünstig- 


"4, W: Probst, Be merkungen zu den Richtlinien für 
Hochs pannungsapparate, , „ETZ* 1916, S. 7u0. 


326 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 17. 


29. April 1920. 


sten Moment iigeschaliet wird, ua folgen- 
der Gleichung: 


i=yV3. Irlenars et (3 


In dieser Gleichung ist J der Effektivwert 
desWechselstromgliedes, dessen zeitliche Dämp- 
fung, da wir nur einen verhältnismäßig. sehr 
kurzzeitigen Vorgang ' betrachten, vernach- 
lässigt wurde. 

Das Integral der Gl. (1) lautet: 


P=y .ente. | J ert.(r— P).at+G, 
j (& 

ar 
mit =: (da 


oder nach Einsetzen der Werte aus den Glei- 
chungen (2) u. (8): 
Th [= - 33 


K 
v7 u RR aaa 
wo zur Abkürzung 
2a | 
k=16.| m Be (a 
gesetzt ist. 


Aus den Anfangsbedingungen, wonach 


Ka 
Br Yin 12,0% 
berechnen sich die Integrationskonstanten zu 
K 
er — % R 
und 
Gi a ee) (5b 
20a —-ß PB («—P)+ m 


BL RR 
+4. 

In praktischen Fällen ist nun stets & groß 
gegenüber a und ß, ferner a groß gegenüber ß. 
Unter dieser Voraussetzung läßt sich die 
Gl. (5) ganz wesentlich vereinfachen und wir 
erhalten endgültig: 

K 


a k 
GREBEh 


(m 5) .enß-t en 
x(1—e-P:t), (6 

Wie man sieht, besagen die gemachten 
Vernachlässigungen nichts anderes, als daß die 
Schaltertraverse zu träge ist, um den Strom- 
schwankungen zu folgen und daß das Gleich- 


stromglied des plötzlichen Kurzschlußstromes - 


seines schnellen Absterbens wegen die Schalter- 
bewegung nicht nennenswert zu hemmen ver- 
mag. 

Durch Integration nach der Zeit folgt 
aus Gl. (6) der von der Schaltertraverse zurück- 
gelegte Weg zu 


1 & MAN. 
g=5.| Rn. Min BR nk.) ern] he 


Ein besonders interessanter Zeitpunkt ist ' 


der, in welchem die Schaltertraverse durch die 
elektrodynamische Gegenkraft zum Stillstand 
abgebremst ist und ihre Bewegungsrichtung 
umzukehren beginnt. Er ergibt sich, indem man 
die Gl. (6) der Bedingung 


N) 
unterwirft, zu 
M 


han: 


N—R. re 


K— kJ 


Ferner ist der bis zu diesem Zeitpunkt von der 
Schaltertraverse zurückgelegte Weg 


In 


(8a 


DT. 
EA nz 

LirIE SUR ErR 
=[% GT je 


Die eben angeschriebene ist unsere in- 
teressanteste Gleichung, da wir ihr die für einen 
gegebenen Schalter zulässige Höchststrom- 
stärke entnehmen können; der Weg 8,-. muß 
größer sein _als die von der Traverse in den 


“en 2.0.042. 


ENTE zurückzulegende Strecke. 
(6) bis (8) sind so übersichtlich, daß eine 
a Diskussion derselben sich erübrigt; wir 


wollen aus diesem Gründe ‚gleich ein Beispiel - 


betrachten. 


Ein aus drei Snake Ölschaltern be- 
stehendes Aggregat für 6800 V und 2500 A 
kann mit folgenden Daten angenommen werden: 


IE —Z2B0 EINE 2m SE, 
2a “- 

M=113 q 2 

IP END, S,=0> 0,04 m. 


Wir betrachten den ungünstigsten Fall des 
dreiphasigen Kurzschlusses, da es sich um ein- 
polige Schalterelemente handelt, findet eine 
gegenseitige Beeinflussung der einzelnen Phasen 
(e — P).coswt— o.sinwt 
(a — B)’ + w? 

nicht statt!). ‘Mit den angegebenen Zahlen- 
werten gehen die Gl. (6) u. (8b) über in: 
v= 333 — 133.073 -t — 0,192 

x J2,(1—e-48-t) 


und 


Sy _0 = 0,23 
29. — 500 a: J2 — 200 
3 229. 72500 
die Stromstärke ist in Amp x10? einzusetzen. 


Die Abb. 1 u. 2 zeigen die Auswertung die-- 


ser Gleichungen für verschiedene Stromstär- 


mi sek 


IN e m 
0 002 004.006 008 01 012 ON Of6 08 Q25eh 


—- 7’ 


Abb. 1. 


ken; man sieht, daß der Schalter gerade noch 
auf einen Kurzschlußstrom geschaltet werden 
darf, dessen Wechselstromglied einen Effektiv- 


Abb. 2. 


2 


wert von 80 000 A besitzt. Dem entspricht, da 
für große Generatoren die Dämpfungskonstante 
des Statorfeldes, « zu 35 angenommen werden 
kann, ein größter Stromstoß von 136 000 A. 

Selbst ein wesentlich leichterer Schalter, 
dessen Traversengewicht nur den dritten Teil 
des Gewichtes beim vorliegenden Beispiel be- 
trägt (K = 125, M = 3,5, R = 50), kann noch 
auf einen Kurzschlußstrom mit einem Wechssel- 
stromglied von 50000 A geschaltet werden. 


Betrachtungen, die, um es nochmals zu sagen, 
ganz allgemein für jede Schalterkonstruktion 
gelten, ist, daß in einer elektrischen Anlage auch 
vom Standpunkt der Ölschalter aus noch eine 
Stromstärke (Wechselstromglied) von 50 000 A 
zugelassen werden darf, daß dieser Wert aber 
gleichzeitig auch als obere Grenze zu betrach- 
ten ist. 


4. Kurzschlußversuche an ine 
Schalter mit Schnellkontakten. Obwohl, 


1) Über den Verlauf. der elektrodynamischen Dres 
kräfte bei dreipaheen ‘Schalter vgl. die interessanten Aus- 
führungen von Estorff in der „ETZ“ 1919, 8, 658. 


Das wichtigste Ergebnis der vorliegenden 


Die 


=a@a.64+ 


wie bereits duseinarderon wurde, beim 
Schalter mit Schnellkontakten diese während 
des Einschaltvorganges stromlos bleiben, war 
es doch von Interesse, einmal festzustellen, wie 


‚derartige Schnellkontakte sich beim Schalten 


auf einen schweren Kurzschluß verhalten. Von 
den zu diesem Zweck im Hochspannungslabo- 
ratorium der AEG ausgeführten Versuchen 
seien nachstehend einige mitgeteilt. 

Der 15 000 kVA-Generator der Ölschalter- 
versuchsanlage!) wurde, um möglichst hohe 
Ströme zu erzielen, in Dreieck geschaltet und 
bis aufs äußerste erregt; als Versuchsobjekt 
diente ein dreipoliger Ischalter mit Schnell- 
kontakten und Löschkammern, dessen Haupt- 
kontakte vollständig entfernt worden waren. 
Die Schnellkontakte wurden also sehr schwer 
beansprucht, da sie während der ganzen Ein- 
ß.cos2wt+20.sin2wt 

#?+4. 02 Br a 
schaltdauer den vollen Kurzschlußstrom zu 
führen hatten. Die Versuche wurden einphasig. 
durchgeführt, zunächst wurde nur eine Phase 
des. Schalters angeschlossen. 

Bei wiederholt durchgeführten Versuche 


- stieg der Kurzschlußstrom bis auf 50 000 Aw, 


dem Schalter war äußerlich nichts anzumerken, 
es entwich den Auspufföffnungen nur nach- 
träglich etwas Rauch, die Schnellkontakte 
wurden nur wenig angegriffen und waren nach 
einer ganzen Versuchsreihe noch vollkommen 
arbeitsfähig. Auf eine Wiedergabe der Oszillo- 
gramme kann, da der charakteristische Verlauf 
des Kurzschlußstromes eines Generators durch- 
aus bekannt ist, verziehtet werden. 


Bei einer weiteren}Versuchsreihe wurde der 
Kurzschluß durch. den Versuchsschalter ein- 
und sofort wieder ausgeschaltet. Auch hier be- 
währten sich die Schnellkontakte durchaus, 
dem äußeren Verhalten des Ölschalters war 


"immerhin, wenn wegen des’ [günstigen Verhal- 


tens,des Schalters auch nur wenig ausgeprägt, 
anzusehen, daß der Ausschaltvorgang die stär- 
kere Beanspruchung für den Schalter darstellt, 
ganz. im Einklang mit den im 2. Abschnitt 
durchgeführten Überlegungen. 


Um”die Wirkung der auf die Traverse aus- 
geübten elektrodynamischen Kräfte noch stär- 
ker hervortreten zu lassen, wurden bei einer 
weiteren Versuchsreihe sämtliche 3 Phasen des 
SchaltersinfReihe geschaltet. Auf die Welle des 
Schalters wurde ein Geschwindigkeitsmesser ge- 
setzt, der den jeweiligen Drehwinkel der Schal- 
terwelle in Abhängigkeit von der Zeit aufzeich- 
nete. *Abb. 3 zeigt nun zwei Diagramme des 


—>We 


'Geschwindigkeitsmessers, deren eines bei strom- 
losem Schalter, deren anderes jedoch beim : 
Schalten auf einen Kurzschlußstrom von maxi- 


mal 50 000 A aufgenommen wurde. Man sieht, R 


daß die elektrodynamischen Gegenkräfte die | 
Geschwindigkeit der Traverse nur sehr wenig 
zu verringern vermögen, obwohl es sich um | 
einen relativ leichten Schalter für eine normale 
Stromstärke von 600 A handelte. 


a) Eine Beschreibung IE Versuchsanlage findet der. 
Leser in der „ETZ* 1916, S. 6 


5 BA 4 h ” ze “ 
» "En Ve u 
» * . 


29. April 1820. 


TTS ann N 


Verbesserung des Leistungsfaktors bei 
Wechselstrombahnen. 


Von J. Kozisek, Berlin-Charlottenburg. 


Übersicht. Zur Verbesserung des Leistungs- 
faktors bei niedrigperiodigen Bahnen wird ein Kom- 
mutator-Phasenschieber empfohlen. Bauart, Wir- 

 kungsweise und Schaltung werden in großen Zügen 
skizziert und die Vorteile des Kommutator-Phasen- 
schiebers gegenüber dem Synchron-PHasenschieber 


erwähnt. 


Der Kampf um die Wahl der zweckmäßig- 
sten Stromart für elektrische Hauptbahnen 
kann. in Deutschland, Deutsch-Österreich, der 
Schweiz und in Schweden als entschieden ange- 
sehen werden, nachdem sich die maßgebenden 
isenbahnverwaltungen für den Einphasen- 


Wechselstrom mit einer Frequenz von : > und 
oiner mittleren Fahrdrahtspannung von 15 kV 
endgültig ausgesprochen haben. Die Gründe 
“für die Wahl dieses Systems sind von verschie- 
(lenen Seiten in zahlreichen Vorträgen, Diskus- 
sionen und Aufsätzen niedergelegt worden, so 
daß ein näheres Eingehen auf diese Fragen sich 
hier erübrigt. Nur bezüglich der Periodenzahl sei 
hervorgehoben, daß es in erster Linie die Mo- 
toren der Triebfahrzeuge und die Leitungsan- 
lage sind, die gebieterisch eine niedrige Fre- 
quenz verlangen. 

Ein Nachteil des Wechselstroms gegenüber 
dem, namentlich in Amerika und Frankreich, 
bevorzugten Gleichstrom liegt in der zwischen 
Strom und Spannung herrschenden, durch die 
induktiven Widerstände der Leitung, der Mo- 
toren und Transformatoren bedingten Phasen- 
verschiebung, die zur Folge hat, daß derartige 
Bahnanlagen stets mit einem Leistungsfaktor 
wesentlich kleiner als „eins“ arbeiten. Messungen 
an ausgeführten Anlagen!) ergaben tatsächlich 
einen an den Sammelschienen des Kraftwerks, 
in den Grenzen zwischen 0,30 bis 0,85 schwan- 
kenden Leistungsfaktor, wobei die niedrigen 

Werte für das Anfahren gelten. Der Nachteil 
‚der Phasenverschiebung liegt hauptsächlich in 
(ler, durch die höheren Energie- und Spannungs- 
verluste bedingten, ‘schlechteren Ausnutzung 
der Stromerzeuger, Stromumformer und Lei- 
tungsanlage. Gelingt es daher, die Phasen- 
verschiebung ganz oder wenigstens teilweise 
aufzuheben, so wird einer der wesentlichsten 
Nachteile des Wechselstroms beseitigt und der 
bisher nur dem Gleichstrom zukommende Vor- 
teil des Leistungsfaktors. „eins‘‘ auch beim 
Wechselstrom erreicht. Von den bekannten 

_ Mitteln, die Phasenverschiebung bei Wechsel- 
‚strom aufzuheben, kämen hier nur;der Syn- 
chron-Phasenschieber und der elektrostatische 
Kondensator in Betracht. Beide sind jedoch 
bei niedrigperiodigen Bahnanlagen noch nicht 
angewendet worden, da sie bei der geringen Fre- 
quenz derartige Abmessungen erhalten, daß 
eine Aufstellung aus wirtschaftlichen Gründen 
vorläufig unterbleiben muß. , Immerhin ist es 
möglich, daß namentlich der elektrostatische 
Kondensator, der wohl erst am Anfange seiner 
Entwicklung steht, im Laufe der Zeit derart 
vervollkommnet wird, daß er auch für den vor- 

liegenden Zweck Verwendung finden kann. Mit 

‚seinem Einbau in 40- bis 60-periodige Netze zur 
Verbesserung desLeistungsfaktors ist inAmerika 
and England bereits ein vielverheißender An- 
fang gemacht worden. 

Im folgenden soll auf eine andere, meines 
Wissens noch nicht vorgeschlagene Methode 

‚ hingewiesen werden, die es ermöglicht, mit 

technisch verhältnismäßig einfachen Hilfsmit- 

‚ teln die Phasenverschiebung bei niedrigperiodi- 
gen Bahnanlagen ganz oder teilweise aufzu- 

| heben, und die in wirtschaftlicher Beziehung 
| ne] re Dahlander,"Versuche’mit"elektrischem Be- 
‘"ieb auf den Schwedischen Staatsbahnen. Der elektrische 

| Wetrieb auf!den Linien des Engadin, „Schweiz. Bauztg.“ 1916, 

+d 8. 240. Thormann, Energieverbrauch: der elektri- 


| schen Traktion der Berner Alpenbahnen, „Schweiz. Bauztg.“ 
| lid. 68, 1916, 8. 9. a 


lektrotechnische Zeilschriit. 1920. Heft 12. 


den obengenannten Methoden zur Zeit über- 


legen ist, so daß eine genaue Untersuchung ihrer 
Anwendungsmöglichkeit mit Rücksicht auf die 
außerordentliche Bedeutung, die der Elektrisie- 
rung von Hauptbahnen in allernächster Zeit zu- 
kommt, sehr am Platze ist. Diese neue Methode 
beruht auf der Verwendung von stark über- 
synchron laufenden Kommutatorma- 
schinen, welche die Eigenschaft besitzen, eine 
dem Strom voreilende Spannung zu erzeugen, 
die zur Kompensation der nacheilenden induk- 
tiven Spannungen des Bahnnetzes Verwendung 
finden kann. Kommutatoı maschinen dieser Art 
sind für Mehrphasenströme bereits vielfach ge- 
baut worden und werden unter der Bezeichnung 
„Kommutator-Phasensehieber‘‘ zur Kompen- 
sation der Phasenverschiebung bei Induktions- 
maschinen in immer mehr ausgedehntem Maße 
verwendet. Auch für Einphasenstrom lassen 
sich derartige Maschinen bauen. Es sei an dieser 
Stelle an. den sehr lesenswerten Aufsatz von 
Eichberg „Über Wechselstromerregung durch 
Gleichstromanker“ (,„ETZ“ 1908, S. 857) er- 
innert, in ‚welchem Versuche mit derartigen 
Kommutatormaschinen beschrieben sind. Eine 
praktische Anwendung als reine Kompensations- 
maschinen haben diese Anker aber meines Wis- 
sens nicht gefunden!). Hingegen sind sie in zahl- 
reichen Fällen bei den sogenannten kompen- 
sierten Reihenschlußmotoren (Winter-Bichberg- 
Latour-Mötoren) angewandt worden, mit der 
Hauptaufgabe, elektrische Energie in mechanı- 
sche umzusetzen ; in zweiter Linie sollten sie 
dann auch den Leistungsfaktor und die Wech- 
selstrom-Kommutierung dieser Maschinen ver- 
bessern. Die Forderung,'die 3 genannten Auf- 
gaben in einer Maschine gleichzeitig zu lösen, 
führte jedoch, namentlich bei niedrigen Fre- 
quenzen, zu den bekannten Dimensionierungs- 
schwierigkeiten, die auch zur. Folge haben, daß 
in neuerer Zeit für Einphasenbahnen fast aus- 
schließlich der bezüglich der Phasenverschie- 
bung nicht kompensierte Reihenschlußmotor 
Verwendung findet. Alle Dimensionierungs- 
schwierigkeiten werden jedoch sofort behoben, 
wenn die beiden Hauptaufgaben — Energieum- 
setzung und Phasenkompensation — zwei elek- 
trisch gekuppelten, sonst jedoch voneinander 
völlig getrennten und unabhängigen Maschinen 
zugewiesen werden, wenn also gleichsam eine 
Arbeitsteilung vorgenommen wird (Abb. 1). 


=) 


Phasen - 
Schieber 


a) Einmaschinenausführung. 5) Zweimaschinenausführung. 


Abb. 1. Kompensierter Reihenschlußmotor. 


Dies ist das Prinzip der hier vorgeschlagenen 
Kompensationsmethode. i 

Wir wollen nunmehr die Vorteile dieser 
Aufgabentrennung untersuchen und die Bedin- 
gungen für die günstigste Bemessung und Schal- 
tung dieser Maschinenart aufstellen. Hierbei 
können wir uns auf die Kompensationsma- 
schine beschränken, da die andere, sich aus der 
Trennung ergebende, nämlich die bezüglich 
der Phasenverschiebung nicht kompensierte 
Reihenschlußmaschine, bereits in zahlreichen 
Aufsätzen erschöpfend behandelt worden ist. 
Erwähnt sei nur, daß diese Reihenschlußma- 
schine bei Aufstellung einer besonderen Kom- 
pensationsmaschine wesentlich günstiger zu 
bauen ist, da eine Rücksichtnahme auf den Lei- 


'stungsfaktor nicht so wichtig ist. Insbesondere- 


kann der Luftspalt reichlich gewählt werden, 


1) Eine Ausführung nach D.R.P. 292243 dürfte an den 
. Anlagekosten scheitern. ir 


wodurch die Betriebssicherheit erhöht und die 
Kommutierung infolge der Verminderung der 
‚hoehperiodigen Feldschwankungen wesentlich 
verbessert wird. Auch die Telephonstörungen 
dürften aus letzterem Grunde kleiner ausfallen. 


Aufbau, Wirkungsweise und Schaltung 
des Phasenschiebers. 

Die Kompensationsmaschine, die im fol- 
genden kurzweg als Phasenschieber bezeich- 
net werden soll, besteht im wesentlichen aus 
einem normalen Kommutatoranker mit zwei 
Hauptbürsten und zwei gegenüber diesen um 


‚90° elektrisch verschobenen Hilfsbürsten, wobei 


die ersteren vom Netz gespeist, die letzteren 
über den Anker und eine im selben Sinne wir- 
kende Ständerhilfswicklung geschlossen sind 
(Abb. 2). Wenn ein derartiger Anker, über die 


D 


l 


2 


1% 


a) 


a) Schaltung und räumliches Vektordiagramm. 
b) Zeitliches Vektordiagramm. 


Abb. 2.. Einphasen-Komm utator-Phasenschieber. 


Hauptbürsten mit Einphasenwechselstrom ge- . 

speist, übersynchron angetrieben wird, so tritt 

bekanntlich durch die Rückwirkung des in der 

Hilfsbürstenachse entstehenden Querfeldes, an 

den Hauptbürsten eine dem Strom voreilende 

Spannung auf, so daß ein solcher Kommutator- 

anker bezüglich der Phasenverschiebung wie 

eine Kapazität wirkt. Zur weiteren quantita- 

tiven Behandlung mögen die folgenden Be- 

zeichnungen festgesetzt werden: 

die in Reihe geschaltete, wirksame Win- 

dungszahl der Ankerwicklung, 

die in Reihe geschaltete, wirksame Win- 

; dungszahl der Ständerhilfswicklung, 

f die Frequenz des zugeführten Wechsel- 
stromes, 

fan die -Umdrehungsfrequenz 

pn 

= 


drehungszahl , 


®,,®,der maximale Kraftfluß ın der Haupt- 
bürsten- bzw. Hilfsbürstenachse, 

tj,i, der Strom an den Hauptbürsten bzw. 
Hilfsbürsten in A, 

11, €}, die an den Hauptbürsten vom Feld ®, 
bzw. ®, induzierte Spannung in V eff., 

91; &9 die an den Hilfsbürsten vom Feld ®, 
bzw. ®, induzierte Spannung in V eff., 

e die resultierende Spannung an den 
Hauptbürsten in V eff. 


Alsdann gelten unter der Voraussetzung einer 
idealen Maschine, d. h. einer Maschine ohne 
Streuung und ohne Verluste mit zeitlich und 
räumlich sinusförmig veränderlichen Feldern, 
die nachstehenden Beziehungen: 

Die an den Hauptbürsten vom Feld ®, in- 
duzierte Spannung 


des Ankers 


— Polpaarzahl x sekundl. Um- 


2 
er, 

Die an den Hilfsbürsten infolge der Dre- 
hung ım Feld ®, entstehende Spannung 


aN.D, 10° > in’ Vs 


Ben Re 
ee, = N D, 10° in V. 


Daher. das in der Hilfsbürstenachse auf- 
tretende Feld 
u e,, 10° 


2,78 ENT 
an +N') 


328 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, Heft 17. 


29. April 1920. 


Die an den Hauptbürsten durch Drehung 

im Feld @®, entstehende Spannung 
>) 
135 Yy 
Da letztere, wie aus Abb. 2a und b unter 
Beachtung des Lenz’schen Gesetzes unmittelbar 
abzulesen ist, der an den Hauptbürsten durch ®, 
induzierten Spannung direkt entgegenwirkt, so 
ist die an den Hauptbürsten herrschende resul- 

tierende Spannung 


= fm N'D,10-8 in V. 


(9) h 
SIND FD 10h V. 


v2 


DER DELL 
Die magnetisch und elektrisch beste Ausnutzung 
der Maschine erhält man, wenn ?d, = 0, = ® 
gewählt wird; der Phasenschieber arbeitet dann 
als reine Drehfeldmaschine, da die beiden Fel- 
der ®, und ®, räumlich und zeitlich um 90° ver- 
schoben sind. Für diesen Spezialfall erhält man 


RL EEE N 
NN F 


e= 2 v@olm—fl10-° in V 
v2 
2 


FAN (2). 


Die in.den durch die Bürsten kurzgeschlossenen 
Spulen induzierten Transformatorspannungen 
lassen sich bei dem hier behandelten Phasen- 
schieber besonders leicht beherrschen. Wird 
‚nämlich an der Kommutierungsstelle der Luft- 
spalt von 9 auf 9, vergrößert (vgl. Abb.3), so 


2) = tı N' 


Ständer = 0) 
Laer a 
Kommutaror an Bürste 


Abb. 3. Kommutierungseinrichtung des 
Einphasen-Kommutator-Phasenschiebers. 


ist die vom Feld ®, in der durch die Haupt- 


bürsten kurzgeschlossenen Spule pro Windung- 


induzierte Drehungsspannung 


27 v Ban 

"= —— ,D; I ——-) 10 -° nV. 
„e%(5,) 

Die in derselben Windung vom Querfeld @, in- 

duzierte Transformatorspannung 


Os 


DRRZUR PER 

75 f0, 10 em V; 
Da die beiden Spannungen zeitlich um 180° 
gegeneinander verschoben sind, so kann bei ge- 
gebener Umdrehungsfrequenz durch richtige 
Wahl des Luftspaltes 9,, die resultierende Win- 
dungsspannung vollständig aufgehoben werden. 
Man braucht nur zu machen 


-(e)le 


Um 
Läuft der Phasenschieber mit konstanter Dreh- 
zahl und bleibt das Verhältnis der Felder kon- 
stant — was bei gleichen magnetischen Wider- 
ständen in der Haupt- und Hilfsbürstenachse 
der Fall ist —, so bleibt die Bedingung für voll- 
kommene Wechselstromkommutierung bei allen 
Belastungen bestehen, so daß der Phasenschie- 


es 


ber genau so wie eine Gleichstrommaschine ar- 


beitet. Es bleibt nur die sogenannte Strom- 
wendespannung übrig. Auch diese läßt sich je- 
doch bei den Phasenschiebern, die mit einer 
hier in Betracht kommenden Frequenz arbeiten, 
in einfachster Weise theoretisch vollkommen 
aufheben. Da die Wendespannung bei Kommu- 
tatorphasenschiebern nämlich mit der Transfor- 
matorspannung phasengleich ist, so kann sie als 
ein Teil der letzteren-aufgefaßt und in gleicher 
Weise aufgehoben werden. Man braucht daher 
lediglich den Luftspalt 9, etwas größer zu 
machen, als der oberen Gleichung entspricht. 
Eine besondere Wendepolwicklung ist also bei 


dieser Maschinenart nieht erforderlich. Die 
Kommutierung an den Hilfsbürsten ist analog 
der an den Hauptbürsten; sie ist. nur insofern 
etwas günstiger, als der kommutierende Strom 
i, bei praktischen Ausführungen immer kleiner 
sein wird, als der Hauptstrom, so daß die Strom- 
wendespannung kleiner ausfällt und dement- 


sprechend die Kommutierungslöcher flacher ge- 


halten werden können. 

Bezüglich der Kommutierung ist also der 
beschriebene Phasenschieber die vollkommenste 
Wechselstrom-Kommutatormaschine, die bis- 
her bekannt geworden ist!). Sie dürfte daher 
den besonders schwierigen Bedingungen des 
Bahnbetriebes (starke Belastungsstöße) voll- 
kommen gewachsen sein. Irgendwelche be- 
schränkende Bedingungen, wie sie beim kom- 
pensierten Reihenschlußmotor vorhanden sind, 
treten hier überhaupt nicht auf, so daß sich die 
Bemessung wesentlich freier gestaltet. 

Einen entscheidenden Einfluß auf die 
Hauptmasse hat, wie aus den obigen Gleichun- 


‚Um den 
Einfluß diesesVerhältnisses besser zu übersehen, 


2 N £ “ WEN N“ Fu 
sind in-Abb. 4 die Funktionen -*- ar 
Sl N I 

In 


in Abhängigkeit von f 


In 


gen hervorgeht, das Verhältnis 


aufgetragen. Um billige 
Maschinen zu bekommen, wird man trachten 


müssen, das Verhältnis 


in möglichst hoch zu 


nehmen. Der Grenzwert ist, wie bei der Gleich- 
strommaschine lediglich durch die Umdrehungs- 
frequenz im Läufer (Eisenverluste) und durch 
die mechanische Beanspruchung bestimmt. 
Der Antrieb des Phasen- 
schiebers erfolgt zweckmäßig 
von einem besonderen Hilfs- 
motor,derlediglich diemecha- 
nischen und einen kleinen Teil 
der elektrischen Verluste zu 
überwindenhat. DieAntriebs- 
leistung ist daher sehr gering 
und beträgt nur wenige Pro- 


zent der Modelleistung des = Te a 
a) Phasenschieber in der Hinführung. 5) Phasenschieber in der Rückführung. 


Phasenschiebers. Als Strom- 
quelle für den Antriebsmotor 
kann das Bahnnetz direkt 
oder unter Zwischenschaltung von Umformern 
(z. B. Gleichrichtern) Verwendung finden. Rs 
wäre dann in ersterem Falle als Antriebsmotor 
ein Wechselstrom-Reihenschlußmotor, im letz- 
ten ein Gleichstrommotor am Platze. 


3 


Ä 7 


7 
0 Tl —— 2 3 
Schaulinien des Einphasen-Kommutator-  ' 


Abb. 4. 
\ Phasenschiebers. 


Die Aufstellung des Phasenschiebers kann 
entweder im Kraftwerk oder auf dem Triebfahr- 
zeug oder schließlich längs der Strecke erfolgen. 
Die erste Aufstellungsart hätte den Vorteil, daß 


NE 


obenerwähnten \reiphasigen Phasenschieber haben wesent- 
lich schwierigere Ko 

drigere Betriebsfrequenz (1 bis 5) 
(ommutierungslöcher ergibt, so da 
(Segment-)Spannung übrıg bleibt. 


raktisch unmögliche 
stets eine:Windungs- 


) Die zur Kompensation von Induktionsmaschinen. 


mmutierungsbedingungen, da die nie-. 


Alb. 5. Der Einphasen-Kommutator-Phasenschieber. Kupplung mit dem Netz. % 


nurein Phasenschieber und dieser für den mittle- 


ren Leistungsfaktor der ganzen Anlage zu bemes- 


sen wäre, so daß er relativ klein ausfallen würde; 
sie hat jedoch den prinzipiellen Nachteil, dab 
die Kompensation nur den Generatoren zustat- 
ten käme, während die Leitungsanlage nach wie 
vor mit den wattlosen Strömen belastet wäre. 


Eine Aufstellung des Phasenschiebers auf dem 


Fahrzeug wäre wesentlich vollkommener, da 
dann das Triebfahrzeug bei allen Belastungen 
nur Wattströme oder bei Überkompensation 
sogar voreilende Ströme aufnehmen würde. 
Auch wäre eine Heranziehung des Phasenschie- 
bers zu einer einfachen Nutzbremsungsschal- 
tung möglich. Die sehr beschränkten Raum- 
verhältnisse auf den Triebfahrzeugen‘ dürften 
jedoch dieser Aufstellungsart sehr hinderlich 
sein, so daß eigentlich nur die dritte Methode — 
Aufstellung längs der Strecke — als die prak- 
tisch brauchbarste für die Ausführung in Be- 
tracht kommt. Als Aufstellungsort kämen in 
diesem Falle die Speisepunkte und Unterwerke 
in Frage, wobei insbesondere die letzteren den 
Vorteil hätten, daß hier bereits ein gewisser Be- 
lastungsausgleich vorhanden ist, so daß die 
Vorteile der beiden erstgenannten Aufstellungs- 
arten hier bis zu einem gewissen Grade ver- 
einigt sind. 

Der Phasenschieber kann mit dem Bahn- 
netz entweder in Reihe oder parallel geschaltet 
werden. Für den vorliegenden Zweck kommt 
eigentlich nur die erste Schaltung in Betracht, 
‘da sie den großen Vorteil der völlig selbsttätigen 
Einstellung ‚der richtigen Kompensation be- 
sitzt. Die Einschaltung kann alsdann entweder _ 
in die Hinleitung oder Rückleitung erfolgen 
(Abb. 5). Im ersten Falle mußfstets ein Zwi- 


Renee mn nn 0 


:schentransformator genommen werden, da an- - 
dernfalls der Phasenschieber für die volle Fahr- 
drahtspannung von 15 kV gegen Erde isoliert 
werden müßte. Im letzteren Falle könnte der 
Transformator, wenn die Kommutatorspannung R 
mit der notwendigen Kompensationsspannung 
ungefähr übereinstimmt, gespart werden, was 
natürlich die Anlagekosten wesentlich vermin- 
dern würde, da der Transformator mit Rück- 
sicht auf die auftretenden Stromstöße magne- 
tisch reichlich bemessen werden muß und da- 3 
durch relativ teuer wird. Anderseits.kann bei 
Verwendung eines Zwischentransformators der 
Phasenschieber billiger und betriebssicherer ge- 
baut werden, da er alsdann für die elektrisch 
und wirtschaftlich günstigste Spannung ent- 
worfen werden kann. Bei Einschaltung‘ des 
Phasenschiebers in die Rückleitung und Vorg 
sehung besonderer Entlastungskabel wirkt der 
Phasenschieber analog den von Gleichstrom- 
bahnen her bekannten Saugmaschinen, es wer- 
‚den hierbei die mit großem induktiven Wider- 
stand behafteten Schienen von Strom entlastet“ 
und dadurch der Spannungsabfall ganz wesent- 
lich vermindert. 


„Infolge dar Eigenschaft des hier beschrie- 
benen Phasenschiebers, stark übersynchron ar- 
beiten zu können, ist es möglich, diese Maschı- 
nen als raschlaufende, d.h. billige Maschinen zu 
bauen, so daß die Anlagekosten wesentlich ge- 
ringer werden, als bei Verwendung von Syn- 
chron-Phasenschiebern, die an die synchrone 
Drehzahl gebunden sind. . Ein Preisvergleich“ 
dieser beiden Maschinenarten mit: allem Zube- 
hör für eine Anlage von 1000 kVA voreilender 
Leistung bei 15 kV Fahrdrahtspannung und 


F 
2 
y 
E/ 

h) 


er 


—— 


29. April 1920. 


einer Netzfrequenz von 50/3 ergab ein Verhält- 
nis der gesamten Anlagekosten von 1 : 1,4 mit 
bzw. 1 : 2,2 ohne Zwischentransformator beim 
Kommutator-Phasenschieber. Man sieht schon 
aus diesem Vergleich, daß dem Kommutator- 
Phasenschieber aus wirtschaftlichen Gründen 


der Vorzug gegeben werden müßte. Es sprechen. 


jedoch noch andere Gründe zu seinen Gunsten, 
die in der Maschinenart begründet sind. So ist 
z. B. der Kommutator-Phasenschieber eine voll- 
ständig pendelungsfreie Maschine, während diese 
wertvolle Eigenschaft dem Synchron-Phasen- 
schieber nicht zukommt, so daß beim letzteren 
bei den im Bahnbetrieb auftretenden unvermeid- 
lichen Belastungsstößen leicht Schwierigkeiten, 
wie Außertrittfallen, auftreten können. Ein 
weiterer Vorteil besteht in der Eigenschaft des 
Kommutator-Phasenschiebers, die höheren Har- 
monischen der Stromquelle zu dämpfen, so daß 
die Telephonstörungen in günstigem Sinne be- 
einflußt werden dürften. Auf diese theoretisch 
besonders interessanten Erscheinungen werde 
ich an anderer Stelle ausführlicher zurück- 
kommen. . a 

Damit wären Bauart, Schaltung und Wir- 
kungsweise des Phasenschiebers in großen Zü- 
gen skizziert, auf Einzelheiten einzugehen wäre 
verfrüht. Ich bin mir dessen vollständig be- 
wußt, daß bis zur völligen Durchbildung der 
neuen Maschinenart manche Schwierigkeiten 
zu überwinden wären. Sollte der Aufsatz zu 
neuen Vergleichsuntersuchungen oder zu neuen 
Vorschlägen zur Phasenkompensation anregen, 
so wäre sein Zweck erreicht. 

Es sei nur noch darauf hingewiesen, daß 


“ der Kommutator-Phasenschieber in ähnlicher 


Bauart und Schaltung auch bei niedrigperiodi- 
gen Drehstrombahnanlagen, sowie in ein- und 
mehrphasiger Schaltung zur Verbesserung des 
Leistungsfaktors bei elektrischen Öfen, die mit 
niedrigen Frequenzen arbeiten, Verwendung 
finden kann. 


Der induktive Spannungsabfall 
des Transformators mit Zickzackschaltung. 


Von A. 6. Nolen e. i., Nymegen. 


Übersicht. Es werden die Streuungserschei- 


nungen bei Transformatoren mit Ziekzackschaltung 
In Diagrammen werden die in den ver- 


behandelt. 
schiedenen Wicklungsteilen induzierten Streuspan- 
nungen aufgezeichnet und zusammengesetzt zum in- 
duktiven Spannungsabfall pro Phase. Die Zickzack- 
Streuspannung einer Phase ist der halben induktiven 
Spannung der gegeneinander geschalteten vom hal- 
ben Strome durchflossenen Wicklungshälften gleich. 
Sie hat die gleiche Phase wie die Sternstreuspan- 
nung; ss ist also bei Zickzackschaltung der induk- 
tive Spannungsabfall die algebraische Summe aus 
Stern- und Ziekzack-Streuspannung. Eine Methode 
zur Messung der verschiedenen Streuspannungen 
und einige Meßergebnisse werden mitgeteilt, Der 


quantitative Einfluß der Zickzackstreuung bei ver- 


schiedenen Wicklungsarten wird besprochen und es 


wird speziell auf die Schwierigkeiten hingewiesen, _ 


die diese Streuung bei Scheibenwicklung einer rich- 
tigen Parallelschaltung der Niederspannungsspulen 
entgegensetzt. i 


Die Berechnung des induktiven Spannungs- 


.abfalles bei Transformatoren mit Zickzack- 


schaltung ist bedeutend schwieriger als bei 
jenen mit Sternschaltung. Sie wird wahr- 
scheinlich den Transformatorkonstrukteuren 
schon bekannt sein, in der Literatur jedoch ist 
meines Wissens nur eine Arbeit des Herrn 
Kade!) darüber zu finden. Ich hatte gerade 
dieses Streuungsproblem bei Ziekzackschaltung 
studiert, als. diese Arbeit erschien, worin 
der Spannungsabfall auf andere, mehr theore- 
tische Weise berechnet wurde. Diese Berech- 
nungsweise läßt am Ende die Frage entstehen, 
wie es möglich sei, daß dieses einfache Ergeb- 
nis aus den verwickelten Verhältnissen hervor- 
gekommen ist, und ich meine. darum, die fol- 
gende einfache Auseinandersetzung möchte noch 


I!) „ETZ 1918, 8. 518. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 17. 


Interesse erregen, zwmnal der merkwürdigen 
praktischen Folgerungen wegen; die Herr Kade 
nıent mitgeteilt hat. 

Wir werden im folgenden einen Transfor- 
mator mit Stern-Ziekzackschaltung betrachten, 
dessen in Stern geschaltete Hochspannungs- 
wicklung die Primärseite ist. 


Es sind: Jyg — Jyga — Jwa die sekundären 
Ströme in den Phasen u — 9 — W; Wua, Wui; 
Wya, Wii) Was; wi die Windungen der Nieder- 
spannungshälften des «-, o- bzw. w-Kernes. 

Euas. Euis Eva usw. die Spannungen vom 
Hauptfelde in den Windungen w,a usw. indu- 
ziert. 

hat Bosse Hs: Bars Zus Pan UeNEMK 
pro Phase, sekundär bezw. primär. 

Die Spannungen und Ströme 
positiv gerechnet, wenn sie im Schema der 
Wieklung von oben nach unten.gerichtet sind, 
die Amperewindungen positiv, wenn sie Felder 
in dieser Richtung erregen. 

Nehmen wir die sekundären Ströme ein- 
ander gleich und in Phase mit den elektromo- 
torischen Kräften, so werden die Ströme und 
die vom Hauptfelde induzierten elektromoto- 
| rischen Kräfte die in Abb. 1"dargestellte Rich- 
tung haben. 


Abb. 1. 


Die primären "und sekundären Ampere- 
windungen sind in Abb. 2 dargestellt und zer- 
legt in einer Richtung, die-jener der primären 
Amperewindungen entgegengesetzt ist und in 
einer Richtung senkrecht darauf. 


Die auf demselben Kerne wirksamen 
Komponenten der sekundären Amperewin- 
| dungen, welche entgegengesetzt zu den .pri- 
mären gerichtet sind, unterstützen einander 
in ihrer Felderresung. Die Summe’ dieser 


/ 
beiden Komponenten ist J, wy rn undist also, da 


Zu 


(2 
} 9} ww, 


— unterVernachlässigung der Leerlauf-Ampere- 
windungen — den primären Amperewindungen 
J, w, gleich. Wir werden diese Summe die 
Stern-Amperewindungen nennen: @.Wys 
4.Wyg G.Wwg: von diesen Amperewindungen 
würde ja bei Sternschaltung der sekundären 
Wicklung ausschließlich die Rede sein. 


Diese Stern-Amperewindungen erregen zu- 
sammen mit den primären Amperewindungen 
das Hauptfeld, und erregen außerdem das se- 
kundäre Sternstreufeld, daß sich gar nicht 
von einem bei Sternschaltung auftretenden 
Streufelde unterscheidet. Das Sternstreufeld 
induziert in den sekundären Wicklungen die 
Streuspannungen Lysuar Esswis Cssva USW., die, 
wenn sie einander gleich wären, sich 


‚sekundären Phasen-Stern-Streuspannun- 
GEN Eysu, Essur &ssw Zusammensetzen. . Die Größe 
' dieser Spannungen ist dieselbe wie bei Stern- 


7 


werden 


in der in Abb. 3 dargestellten Weise zu den 


schaltung, es ist ja so eine Spannung V3-mal 
derjenigen einer Wicklungshälfte 
} >y 5 2 
Er v3 ‘Y3 
I er a re ( Sr Wende; 


und es is w, gerade die Zahl der Windun- 


13 
2 
gen, welche sich bei Sternschaltung und der- 
selben Spannung auf dem Kerne befinden 
würden. Auch die Richtung dieser Stern-Streu- 
spannungen ist der bei einfacher Sternschaltung 
gleich, nämlich 90° bei dem Strome nacheilend. 


Ne Wa am 


aWı 


ahyz 


AN -YUu2 Wua 


Abb. 2. 


Eine Komplikation entsteht nun aber zu- 
erst dadurch, daß die in den Wicklungshälften 
ya und Ww.; bZw. W,a und Wi, Wa und Wi 
vom Sternstreufelde induzierten Spannungen 
im allgemeinen nicht gleich groß sind. Bei einer 
konzentrischen Wicklung z. B. ist die in der 
inneren Hälfte induzierte Streuspannung grö- 
Ber; bei Scheibenwicklung können erhebliche 
Unterschiede zwischen diesen Spannungen ent- 
stehen. 


Essw 


Ossyı 


e, 
-OssuN 4 


Abb. 3. 


Die ın Abb. 3 dargestellten Spannungen 
Csswi UNÄ Eysua gleicher Größe 'sind darum 
nur als der mittlere Wert aus den in Wirklich- 
keit induzierten Spannungen @’sswi und. @'gsua 
anzusehen. Diese letzten Spannungen setzen 
sich in der in Abb. 4 dargestellten Weise zu 


Ju2 


Abh. 4. 
einer Phasen-Stern-Streuspannung e’ssu ZU- 
sammen, dıe nicht mehr senkrecht ' zum 


Strome Js, steht, sondern eine Öhmsche Kom- 
ponente AB enthält, die wir e,, nennen. Es ist 


— i — oe! ul a 
er Zbasua  Essua—esswi @sswi 


= Du (dar — Biesnda)): 


Gehen wir nun auf die Komponente der 
sekundären Amperewindungen senkrecht zu 
den primären zurück. Diese, welche wir kurz 
Zickzack-Amperewindungen nennen wer- 
den, sind in Abb. 5 dargestellt, sie sind mit 
G.Wzwi, U-Wzua usw. angedeutet. Auf jedem 
Kerne ist also ein Paar gleicher, entgegenge- 
setzt gerichteter Zickzack-Amperewindungen 
G.-Wus Und 0.Wun d.-Wni Und @. Wayas 
My Und @.Wzwa- Wären nun die beiden 
sekundären Wieklungssysteme an ganz der- 
selben Stelle angeordnet, so würden sich also auf 
jedem Kerne diese Ziekzack-Amperewindungen 
aufheben. Dieser Fall ist aber natürlicherweise 


ausgeschlossen, und es können also resultierende 
Zickzackfelder entstehen, die in den Wind- 
dungen der Hoch- und Niederspannungswick- 
lung Spannungen induzieren. Die im Eisen- 


AWzua aAuzwi 


lzu 


ANzwa‘ 
Abb. 5. 


kerne von den Zickzack-Amperewindungen er- 
regten Felder werden sich fast immer ganz auf- 
heben; ein Teil dieser Felder schließt sich je- 
doch, ohne mit der Hochspannung verkettet 
zu sein, und dieser Teil ist für die Felder der 
Zickzack-Amperewindungen 4.%zu: und @.Wzua 
z. B. ungleich groß. 

Es würde also in der Hochspannung eine 
resultierende Zickzackspannung induziert wer- 
den, senkrecht zu den Ziekzack-Amperewindun- 
gen, also in der Richtung des Primärstromes 
(oder diesem Strome entgegengesetzt). Die 
primäre Hochspannungswicklung aber reagiert 
auf diese, von der sekundären Seite induzierten, 
Spannungen durch Aufnahme eines Stromes, 
der das sekundäre Feld vernichtet, damit die 
gegenelektromotorische Kraft in der Primär- 
wicklung der Klemmenspannung gleich blei- 
ben kann. Der zu diesem Zweck erforderliche 
Strom in der Hochspannungswicklung wird im 
allgemeinen nur klein sein. Das von diesem 
Strome erregte Feld hebt erstens die Rück- 
wirkung der Zickzackfelder auf die Hochspan- 
nung auf, induziert aber zugleich in den Nieder- 
spannungshälften Spannungen, welche sich pro 
Phase zu ohmschen Spannungen e,, zusammen- 
setzen, wie in Abb. 6 erläutert ist. Die Span- 


Erz 
Abb. 6. 


nung e,, ist das / 3-fache der in einer Nieder- 
spannungshälfte aus diesem Grunde induzierten 
Spannung. 

Von größerer Bedeutung ist die Tatsache, 
das ein resultierendes Ziekzackfeld die Nieder- 
spannungswicklung selbst durchsetzt. Die 
Ziekzack-Amperewindungen der beiden Nieder- 
spannungshälften heben einander infolge der 
unvollkommenen Verkettung dieser Hälften 
nicht ganz auf, es entstehen auch Streulinien 
die nur mit einer der beiden Hälften verkettet 
sind. Diese Streulinien induzieren Spannungen 
in der Niederspannungswicklung, welche wir die 
Zickzack-Streuspannungen nennen wer- 
den. Es sei hier gleich betont, daß wir mit die- 
sem Worte nur die direkt vom Streufelde der 
Zickzack-Amperewindungen in der Niederspan- 
nungswicklung erregten Spannungen andeuten 
wollen, dahinein also nicht etwa die vorher be- 
sprochenen Spannungen einbeziehen wollen, 
die wohl aus der Zickzackschaltung hervor- 
gehen, aber nicht direkt von diesem Streufelde 
der Hälften gegeneinander induziert werden. 


Ezui 


Elektrotechnische Zeitschrit. 


.vom halben 


1920. 


Die Ziekzack-Streufelder haben die gleiche 
Phase wie die in Abb. 5 dargestellten Ziekzack- 
amperewindungen. Die von diesen Streufeldern 
induzierten Zickzack-Streuspannungen ER 
&zua usw. sind in Abb. 7 dargestellt. "Infolge 
der Gegeneinanderschaltung der beiden Wick- 
lungshälften zweier Kerne entstehen in’der in 
Abb. 8 dargestellten Weise die Phasenzickzack- 
spannungen &4, &zv, &w. Es wurdej hierbei 
angenommen, daß die Zickzack-Streuspannun- 
gen der verschiedenen Niederspannungshälften 
gleich groß sind. 


Abh. 8. 


Wenn wir nun die Abb. 8 und 3 mitein- 
ander vergleichen, so kommen wir zu dem ein- 
fachen Ergebnis: die Zickzack-Streuspan- 
nung und Sternstreuspannung einer 
Phase sind gleicher Phase. 

Abb. 8 führt weiter noch zu dem wichti- 
gen Schluß: die Ziekzack-Streuspännung 
einer Phase ist der Spannung gleich, 
welche in einer Wicklungshälfte vom 
Streufluß dieser Hälfte in bezug auf 
die andere induziert wird, wenn die 
beiden Hälften vom halben Strome 
durchflossen werden. 

Sind die Zickzack-Streuspannungen der 
Hälften ungleich, so entsteht eine ohmsche 
Spannung, die inAbb.9 
für die u-Phase: ed dar- 
gestellt ist. In dieser Ab- 
bildung bedeuten e’zwi 
und e’z.a die unglei- 
chen Zickzack -Streu- 
spannungen, e’,, dieaus 
diesen Spannungen zu- 
sammengesetzte Pha- 
sen-Zickzack-Streuspannung. Es sind e,., und 
ezua die einander gleich gesetzten Zickzack- 
Streuspannungen der Hälften der Abb.8 und e,. 
die Phasen-Zickzackspannungen dieser letzten 
Abbildung. 

Wir sehen, daß die Spannung e’,.. die 
Summe ist aus der rein induktiven Spannung 
e;, und der ohmschen Spannung ed, die wir 
mit e,; bezeichnen wollen; es ist 


Abb. 9. 


er3 — Y3 (ezwi Tran Ezwi) —_ Y3 (&ua Fr ezua) 
En ach (ezwi — ER) . 

Wenn wir die in den Formeln für e,,, &a 
und e,, vorkommenden Spannungen mit Hilfe 
der Windungszahlen, Ströme, Induktionskoef- 
fizienten und Konstanten berechnen, finden 
wir, daß diese Spannungen einander aus- 
gleichen. Es würde dieser Beweis zu viel 
Raum in Anspruch nehmen. Wir werden 
darum der Einfachheit halber auch bei un- 
gleichen Ziekzack-Streuspannungen der Hälften 
die rein induktive Spannung e,. die Zickzack- 
Streuspannung der u-Phase nennen; wir haben 
dann den oben gefundenen Satz nur in folgender 
Weise zu ändern: Die Zickzack-Streuspan- 
nung einer Phase ist der halben Summe 
der von den Streufeldern beider 
Strom durchflossenen 
Wicklungshälften in diesen Hälften 
induzierten Spannungen gleich. 

Es wird später vorteilhaft sein, diesen Satz 
noch ein wenig zu ändern, und zu sagen: Die 
Zickzack-Streuspannung einer Phase 
ist der halben induktiven Spannung 
der gegeneinandergeschalteten vom 


Heft 


17. : 29. April 1920. 


halben Strom durchflossenen Wick- 
lungshälften gleich. 

Aus vorigen Betrachtungen Bi 
also hervor, daß bei Zickzackschaltung 
der induktive Spannungsabfall die 
Summe ist aus der Sternstreuspannung 
und der Ziekzack-Streuspannung, und 
daß — wie natürlicherweise zu erwarten war 
— keine resultierenden ohmschen Span- 
nungen von den verschiedenen Streu- 
feldern induziert werden. 


Messung der Streuspannungen. 


Man kann die totale Streuspannung eines 
Transformators in Ziekzackschaltung aus einem’ 
Kurzschlußversuch finden. Die Sternstreu- 
spannung kann ebenfalls einem solchen Ver- 
suche entnommen werden, wobei die drei Nie- 
derspannungsklemmen mit dem Sternpunkt 
und die drei Ziekzackverbindungen zwischen 
den Kernen untereinander kurzgeschlossen wer- 
den. Es wird ja, wie unschwer einzusehen ist, 
bei dieser Anordnung die Ziekzackschaltung 
durch. eine Sternschaltung mit zwei parallelen 
Niederspannungswicklungen ersetzt. Der Un- 
terschied zwischen totaler und Sternstreuspan- 
nung ist dieZickzack-Streuspannung. Man kann 
aber diese Spannung auch direkt messen, indem 
die Wicklungen der auf demselben Kerne ange- 
ordneten Niederspannungshälfte gegenein- 
ander geschaltet werden und bei halbem Strome 
die induktive Spannung an den Niederspan- 
nungsklemmen gemessen wird. 

Man würde die Ziekzack-Streuspannung 
auch aus einem Kurzschlußversuch der Nieder- 
spannungshälften gegeneinander finden können. 
Es werden dazu also die Zickzackverbindungen 
kurzgeschlossen und die drei Niederspannungs- 
klemmen angeschlossen. Diese Methode kann 
auch bei ausgeführten Transformatoren ange- 
wendet werden, es brauchen die Ziekzackver- 
bindungen dabei ja nicht gelöst zu werden. 
Diese Methode gibt uns zwar die Größe der 
totalen Ziekzack-Streuspannung, läßt uns leider 
aber nicht genau die Weise erkennen, in wel- 


cher diese Spannung sich über eine größere 


Zahl Niederspannungsspulen zerteilt. Es ist 
nun aber oft unbedingt erforderlich, den Anteil 
der verschiedenen Spulen in dieser Streu- 
spannung zu finden; diese Verteilung be- 
herrscht ja die Frage nach der richtigen Pa- 
rallelschaltung der Spulen. Diese Verteilung 
ist meistens der Rechnung nicht zugänglich, 
und wir müssen dann die Messung zu Hilfe 
nehmen. Es ist klar, daß hier nur die Gegen- 
einanderschaltung benutzt werden kann; bei 
einem Kurzschlußversuch ist die Spannungs- 
verteilung nicht dieselbe wie die Verteilung der 
Zickzack-Streuspannungen im normalen Be- 
triebe, es wird ja die ganze induktive Spannung 
dabei auf die nicht kurzgeschlossene Hälfte 
konzentriert. 


Einfluß der Zickzack-Streuspannung 
bei verschiedenen Wicklungsarten. 


Wir wollen diesen Einfluß bei Zylinder-, 
geteilter Zylinder- und Scheibenwicklung unter- 
suchen. Es sei hierbei: 

w, = Zahl der sämtlichen Niederspannanar 
windungen pro Kern, 
Aı = Dicke der Hochspannungswicklung, 


A Dicke der Isolation zwischen Hochspan- 
nungs- und Niederspannungswicklung, 

= = Dicke einer Niederspannungshälfte, 

A’ = Abstand zwischen beiden Niederspan- 

nungshältten, 

la — mittlere Länge der Niederspannungp: 
windungen, 

l = mittlere Länge der Niederspannungs- 


und era N, 
h = Höhe der Wicklung, 
r = Frequenz. 


a) Zylinderwicklung: die Misklangen u 


der beiden Niederspannungshälften sind direkt 


übereinander angeordnet. Nach dan Rogowski- 


29. April 1820. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 17. 


Sal 


Se 4 = En Er Sn ae ar nn DT BEB EL nn ee ll Tg nn 


schen Formeln ist die Stern-Streuspannung auf 
Niederspannung reduziert : 


87 | Y3 w ) 
nn wo 1 ; 
= — tet ra)ın 10-8 
5 2 # 
2 Srur (rate +5) 10-8 (1 
Für die Ziekzack-Streuspannung. können 
wir setzen: . 
wg \? 
37 (2) 1 
2 A & J. . 
a (+ 5 )% 9 10-8 


(2 


Ws 8 
% 
Aus diesen Formeln geht hervor, 

daß die Ziekzack-Streuspannung bei 

der Zylinderwieklung fast vernach- 

lässigbar ist, denn es steht der Faktor 6 

in (1) dem Faktor 1, in (2) gegenüber, während 

außerdem A’ im Vergleich mit A klein 
und A, nur etwa die Hälfte oder ein Drittel 
des Faktors A1 + As + A’ ist. 

b) Geteilte Zylinderwieklung: die 
Hochspannung ist zwischen den zwei Nieder- 
spannungshälften angeordnet. Man kann hier 
l,—1 setzen und erhält also für die beiden 
Streuspannungen: 


> +2)10 10783, 8 


+ 2.)1,9,10-8 i 


23 3ywy 
= 


> 


2h 


Nun steht zwar die Zahl 4, in (4) dem 
Faktor 3 in (3) gegenüber, esist aber Aı +2 A 
meistens ein Vielfaches des Gliedes A in (8), 


während a und Zu 


5 (3 + 21+22)10, 10-8. (4 


etwa derselben 


Größe sind. 

Die Zickzack-Streuspannung hat 
hier also große Bedeutung und kann 
sogarvon gleicher Größe wie die Stern- 
Streuspannung werden. Es wurden z.B. 
die beiden Streuspannungen bei einem 150 kV A- 
Transformator 2750/225 mit geteilter Nieder- 
spannungswicklung gemessen und aus den vor- 
hergehenden Formeln berechnet. Gemessen 
wurde: e, = 32, e, = 15,8, berechnet e, = 29,6 
und e, = 14,5. Es stimmen also Berechnung 
und Messung ziemlich gut überein. 

e) Scheibenwicklung. 

Die Zickzack-Streuspannung spielt hier eine 
außerordentlich wichtige Rolle. Erstens ist 
sie hier meistens groß, außerdem aber macht 
die ungleiche Verteilung dieser Spannung über 
die verschiedenen Spulen der Niederspannungs- 
wicklung große Schwierigkeit bei der Parallel- 
schaltung dieser Spulen. 

Bei der Scheibenwicklung "mit geteilten 
Niederspannungsendspulen — die bei weitem 
am meisten verbreitete — sind die verschiede- 
nen Niederspannungsspulen (wenn nicht mehr 
als zwei solcher Spulen zusammen zwischen 
zwei Hochspannungsspulen liegen) in bezug auf 
die Stern-Streuspannungfast völlig gleichwertig, 
sie sind aber meistens gar nicht in derselben 
' Lage in bezug auf die Ziekzackstreuung, und 
die Niederspannungsspulen der zwei Wick- 
lungshälften eines Kernes bilden miteinander 
meistens keine Wicklung mit geteilten End- 
spulen, ja selbst gar 


keine symmetrische 
Wicklung. En eu u 

Betrachten’wirz.B. L-____---__J 
die in Abb. 10 darge- ö 3 H 
Btelltei Wioklang Bong E77: 7 7 72T 
muß die Niederspan- 
nung in Ziekzack ge 
schaltet werden,eswer- [” 327°" —7 „ 
den also zwei Spulen 777-7777 
Eu mer Halle pe re nn : 
hören. Man kann nun [7] 
kombinieren: 


U 


a) I mit IV und II mit III, 
DJ: Iris LER „100, IWW 
Ba ER SEE N, STE u a a ENG 


Nur bei a) bilden die 'Niederspannungs- 
spulen in bezug auf die beiden Ziekzackhälften 
eine Wicklung mit geteilten Endspulen. Bei 
b) dagegen sind abwechselnd eine Spule der 
einen und der anderen Zickzackhälfte ange- 
ordnet und außerdem ist die Entfernung dieser 
Spulen sehr verschieden. Bei c) liegt die ganze 
eine Hälfte der ganzen anderen Hälfte gegen- 
über. Bei allen diesen Schaltungen ist die Lage 
der beiden Spulen derselben Hälfte im Ziekzack- 
streufluß sehr verschieden; es kann also ein 
erheblicher Unterschied zwischen den ir. ihnen 
induzierten _Zickzack-Streuspannungen ent- 
stehen. 

Eine Berechnung der Ziekzack-Streuspan- 
nung und des auf jede Spule entfallenden Tei- 
les mit den üblichen Formeln erscheint ziemlich 
aussichtslos; diese Formeln sind erstens bei den 
ganz abnormalen Abmessungen (z. B. sehr 
großen Entfernungen zwischen den von ent- 
gegengesetzten Strömen durchflossenen Lei- 
tern und den Teilen der Spulen einer Gruppe) 
nieht mehr gültig, während außerdem die Spu- 
len in völlig verschiedenen Entfernungen von- 
einander angeordnet sind. Es mögen darum 
nur einige Meßergebnisse mitgeteilt werden. 

Die beiden Spulen einer Gruppe wurden in 
Reihe geschaltet und die induktiven Spannun- 
gen der Spulen bei Gegeneinanderschaltung der 
beiden Wicklungshälften gemessen. 

“ Die Messung der Reaktanzspannungen der 
Niederspannungsspulen ergab: 


Sehaltung SpleI II II IV Total 
a 0,917 .2,76:1.2,92,. 0,9017,4 
b 2,92 038° 08 2,72 6,24 
6 3,36 0,81 0,7 .3,14 8,01 


Aus allen diesen Werten geht hervor, daß 
die Niederspannungsspulen ganz verschiedene 
Ziekzack-Streuspannungen besitzen. Es würde 
also Parallelschaltung dieser Spulen 
eine sehr ungleichmäßige Stromver- 
teilung veranlassen. Diese Parallelschal- 
tung ist aber oft notwendig. Die Zickzack- 
schaltung macht das Problem sehr schwierig, 
erstens erhöht sie schon den Spannungsabfall 
erheblich, außerdem aber kann die Frage nach 
einer richtigen Parallelschaltung der Spulen 
häufig nicht gelöst werden. _ 

Die totale Zickzack-Streuspannung wird 
bei den Scheibenwicklungen fast immer sehr 
groß, z. B. 50% der Sternstreuspannung, die 
ungleiche Verteilung des Stromes über die 
parallel geschalteten Niederspannungsspulen 
ist vielleicht noch unangenehmer. Jedenfalls 
ist die Zickzackschaltung bei Scheibenwicklun- 
gen nur mit großer Vorsicht anzuwenden. 


Beitrag zur Frage der Normalisierung der 
Eisengittermaste. 


- Von Oberingenieur N. Mennicken, Dessau. 


Übersicht. Es wird gezeigt, wie sich eine 
Normalisierung der Eisengittermaste unter gleich- 
zeitiger Verbesserung der statischen Berechnung 
und des Aussehens, verbunden mit Materialerspar- 
nis, erreichen läßt durch konstruktive Trennung 
des Mastkopfes von dem eigentlichen Mast. 


Die Eisengittermaste setzen einer Verein- 
heitlichung sehr große Schwierigkeiten ent- 
gegen, weil sie einer ganzen Anzahl von Bedin- 
gungen entsprechen müssen, die auf Form der 


‚| Stabsysteme und Stabquerschnitt bestimmend 


wirken. Daß es außerordentlich praktisch und 
von einschneidender wirtschaftlicher Bedeu- 
tung wäre, wenn es gelänge, einwandfreie Nor- 
maltypen aufzustellen, die überall nach den 
gleichen Zeichnungen und Schablonen herge- 
stellt werden könnten, steht außer Frage und 


braucht hier nicht näher bewiesen zu werden. 
% 


- Form und Querschnitte der Maste werden 
beeinflußt bzw. bestimmt: 
l. Durch die aufzunehmenden Kräfte, haupt- 
sächlich die Zugkräfte der aufliegenden 
Leitungen bzw. Winddruck auf die Drähte 
und Winddruck auf den Mast selbst; 
durch die Höhe der Maste, ihrerseits wieder 
bestimmt durch den Durchhang der Lei- 
tungen und deren vorgeschriebenen oder 
gewünschten Abstand von der Erde oder 
vorhandenen Bauwerken und durch die 
.  Eingrabungstiefe; 
3. durch die Anordnung der Drähte und das 

Isolationssystem ; 
4. durch die, zugelassene Materialspannung. 
Hier kommen in der Hauptsache die Bean- 
spruchungen nach den Normalien des V.D.E. 
und diejenigen für Kreuzungen mit Post- 
leitungen und Eisenbahnen in Betracht. 
Durch die Wirtschaftlichkeit der Anlage. 
6. Durch das Schönheitsgefühl des Erbauers 

oder Bestellers. 


bD 


[an 


Diese Bedingungen ändern sich von Fail 
zu Fall. 

Zu 1. Die sich aus den tatsächlichen Ver- 
hältnissen und amtlichen Vorschriften er- 
gsebenden äußeren Kräfte müssen richtig in 
Rechnung gezogen werden. Eine Verein- 
fachung kann nur durch geeignete Abstufung 
erfolgen, wie es bisher schon durch die Ab- 
stufung der Spitzenrzüge erreicht worden ist. 

Zu 2. Auch die Verschiedenheiten der 
Masthöhen über Erde können nur, wie bisher 


‘| schon geschehen, durch geeignete Abstufungen 


vereinfacht werden, Die Eingrabungstiefe kann 
in ein bestimmtes Verhältnis gebracht werden 
entweder zu den Mastlängen oder zu den äuße- 
ren Zugkräften oder zu den Biegungsmomen- 
ten. Das erstere würde Masten von ganz ver- 
schiedenen Abmessungen gleiche Eingrabungs- 
tiefen zuweisen, also unzweckmäßig sein. Aber 
auch die dritte Möglichkeit führt zu Unzuträg- 
lichkeiten bei der Normalisierung. Deshalb 
empfiehlt es sich, die Eingrabungstiefe nur 
nach den äußeren Zugkräften zu bestimmen. 

Zu 8. Anordnung und Zahl der Drähte, 
Mastabstand und Isolationssystem bestimmt 
den Abstand und die Zahl der Querträger und 
diese nach der üblichen Ausführung die An- 
ordnung der Schrägstäbe am Kopfe, da meistens 
des besseren Aussehens wegen darauf gesehen 
wird, daß die Querträger in den Knotenpunk- 
ten des Mastes angreifen. Auf diese Verhält- 
nisse hat der Mastkonstrukteur meistens keinen 
Einfluß, da dieselben von dem Elektrotech- 
niker bestimmt werden, und da sie bei fast 
jeder größeren Leitung anders gewählt werden, 
wird die. Normalisierung der Maste dadurch 
sehr erschwert. 

Ein großer Teil der Schwierigkeiten würde 
jedoch verschwinden, wenn man sich ent- 
schließen könnte, den Teil des Mastes, an dem 
die Querträger anschließen, als Kopf des Mastes 
gesondert zu behandeln und den eigentlichen 
Mast erst unterhalb der untersten Querträger 
beginnen zu lassen. Das hätte zur Voraus- 
setzung, daß von der bisher gebräuchlichen 
Methode der Spitzenzugermittlung abgewichen 
wird. Diese besteht bekanntlich darin, daß von 
jeder Drahtkraft das an der Fundamentober- 
kante erzeugte Biegungsmoment ermittelt und 
deren Summe durch die ganze Mastlänge divi- 
diert wird, wodurch sich dann der gleichwertige 
Spitzenzug ergibt. Da die Resultierende sämt- 
licher Drahtkräfte in der Regel tiefer als die 
Mastspitze liegt, wird der Spitzenzug kleiner 
als die Resultierende und folglich die zur Be- 
rechnung der Schrägstabkräfte dienende Quer- 
kraft kleiner als der Wirklichkeit entspricht. 
Anderseits werden die Biegungsmomente, die 
zur Bestimmung der Gurtstäbe dienen, ober- 
halb des Fundamentes größer als die wirklich 
auftretenden. Der größte Unterschied zwischen 
dem wirklichen und dem mit dem Spitzenzuge 
errechneten Biegungsmoment liegt in der Höhe 


332 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heit 17. 


23. April 19820. 


des untersten Querträgers, um dann geradlinig 
bis Fundamentoberkante abzunehmen, wäh- 
rend der Unterschied zwischen der wirklichen 
und errechneten Querkraft vom Querträger 


bis Fundament in gleicher Größe durchgeht. 


Ein Rechnungsbeispiel mag dies dartun. 
Der Mast Abb. 1 erhält durch die dort 
eingeschriebenen Zugkräfte die dargestellten 


80 2 


=> 


100 

> 
Kal 
I 


\ 
I 


300-300 


Abb. 1. 


Biegungsmomente und Querkräfte. Die aus- 
gezogenen Linien geben die wirklichen, die ge- 
strichelten Linien die mit dem Spitzenzuge 


80.22 +3.160.18 


Ga ae EBEN 


2 


errechneten Werte an. Die der Querschnitts- 
bestimmung zugrunde liegenden Werte weichen 
demnach bei der jetzt gebräuchlichen Methode 
erheblich von den wirklichen Werten ab. Dazu 
kommt noch, daß der. Spitzenzug für jede 
andere Mastlänge selbst bei gleicher Größe 
und Anordnung der Drahtkräfte ein anderer 
wird, da er von dem Abstand des untersten 
Querträgers von Fundamentoberkante ab- 
hängt. Entschließt man sich dagegen, Kopf 
und Mast als zwei besondere, wenn auch ver- 
bundene Konstruktionsteile zu behandeln, so 
werden zunächst sämtliche Köpfe mit gleicher 
Größe und Anordnung der Drahtkräfte gleich, 
einerlei wie groß ihr Abstand vom Fundament 
ist. Sie übertragen auf den Mast eine Quer- 
kraft gleich der Resultierenden der Drahtkräfte 
und des Winddrucks auf den Kopf und ein 
Biegungsmoment, das für die ganze Mastlänge 
gleich bleibt. Die Querkraft tritt an die Stelle 
des Spitzenzuges. Querkräfte und Biegungs- 


momente entsprechen auf der ganzen Länge: 


des Kopfes und Mastes den wirklich auftreten- 
den Werten. In Abb. 1 gibt Linie Mk das 
Spitzenmoment des Mastesan. Der Mast würde 


Abb. 2. 


Abb. 3. 


also bestimmt werden durch Angabe der Größen 
Z = Spitzenzug, Mk = Kopfmoment und 
L = Freilänge. Das bedeutet gegenüber dem 
jetzigen Zustand scheinbar eine Verschlechte- 
rung, da bis jetzt vielfach nur Z’ und L ange- 
geben wurden, aber es ist, abgesehen davon, 
daß die.jetzige Methode falsche Werte ergibt, 
in Wirklichkeit eine erhebliche Vereinfachung, 
da der Mast mit einem bestimmten „Z“, „Mk“ 
und „ZL“ überall verwandt werden kann, wo 
gleiche oder wenig kleinere Daten zugrunde 
gelegt werden, auch wenn die Kopfausbildung. 
eine andere ist, was bis jetzt nicht der Fall war, 

Es ist natürlich Rücksicht auf ‚die Ver- 
bindung zwischen Kopf und Mast zu nehmen, 
die ebenfalls normalisiert werden muß und 
kann. { 

. Durch Wahl einer Konstruktion, die den 
eigentlichen Mast beim unteren Querträger 
aufhören läßt und seinen oberen Teil als Kopt- 
konstruktion auffaßt und behandelt, wäre also 
die Möglichkeit der Normalisierung gefördert 
und gleichzeitig die Rechnungsmethode ver- 
bessert und eine in vielen Fällen recht erheb- 
liche Ersparnis an Gewicht und Kosten erzielt. 
Es lassen sich dann noch weitere ziemlich. be- 
deutende Ersparnisse erzielen durch Verwen- 
dung von Kopfstücken aus 2 [- Eisen oder pa- 
rallel laufenden Winkeleisen (siehe Abb. 2 u. 3), 
die wieder gestatten, die Querträger gleich- 
mäßig auszubilden. Hierdurch würden auch 
diese Bauteile der Normalisierung zugänglicher. 
Außerdem könnte der ganze Kopf einen Rost- 
schutz durch Verzinkung oder dergleichen er- 
halten, der eine Erneuerung des Anstrichs des 
Kopfes mit seinen großen Gefahren und Be- 
triebsstörungen überflüssig macht. 

Zu 4. Die Verschiedenheiten, hervorge- 


‚rufen durch die verschiedenen vorgeschriebenen 


Sicherheitsgrade bzw. zugelassenen Material- 
spannungen können, wieich'es schon im „Eisen- 
bau‘ 1915, Heft 8, vorgeschlagen habe, da- 
durch ausgeglichen werden, daß man sie in ein 
überall gleiches, bestimmtes Verhältnis bringt, 
daß man z, B. bei Kreuzungsmasten einen rich- 
tig bemessenen Sicherheitszuschlag zu den 
Drahtkräften macht und mit diesen größeren 
Nutzkräften mit den gleichen Beanspruchun- 
gen rechnet wie bei den gewöhnlichen Masten. 
Um den Winddruck auf:den Mast, dessen Ein- 
fluß mit dem Wachsen der Mastlänge größer 
wird, auch noch mit größerer Sicherheit aufzu- 
nehmen, 'könnte dieser 
nach der Mastlänge abgestuft werden. Ein 
25% iger Zuschlag zu den Spitzenzügen ergibt 
eine Herabsetzung der aus denselben ent- 
stehenden Gurtspannungen um 25%, d. h. die 
Beanspruchung beträgt, wenn mit 1500 kg/cm? 
gerechnet wird, inWirklichkeit nur 1200 kg/cm?, 
was dem Verhältnis der zulässigen Bean- 
spruchungen nach den Normalien und. den 
amtlichen Bestimmungen für Kreuzungsmaste 
entspricht. Die Durchreehnung von Masten 
für 1000,. 1200, 1500, 1800, 2000, 2500, 3000, 
3500, 4000 kg Spitzenzug ergab, daß ein 25% 
Zuschlag zu den jeweiligen Windkräften zu- 
sammen mit dem 25%,igen Zuschlag zum 
Spitzenzug einem Gesamtzuschlag gleich ist, 
der bei einer Länge über Erde von 10,0 m’ 
zwischen 80%, und 26,6% und bei 20 m Länge 
zwischen 34%, und 28,2%, schwankt und im 
Mitte] 27,8 bzw. 30,6% beträgt. Würde man 
also den Zuschlag zu den Spitzenzügen -bei 
10 m Länge und weniger mit 928%, bei 10 bis 
15 m mit 30%, und bei 15 bis 20. m mit 32%, 
annehmen, so wäre allen billigen Anforde- 
rungen Genüge geleistet. Jedenfalls kann die 
Normalisierung vorgenommen werden unbe- 


schadet der verschiedenen Beanspruchungen. 


Zu 5 und 6. Die Wiurtschaftlichkeit der 
Anlage beeinflußt die Form und den Qner- 
schnitt der Maste insofern, als schlanke Maste 


"im allgemeinen schwerer sind als breitere bei 


gleichen Lasten. Die Fundamente jedoch wer- 

den schwerer für breite Maste als für schmale 

unter sonst gleichen Verhältnissen. Auch die 
y « 


Sicherheitszuschlag 


Grunderwerbskosten und Pachten werden für 
breite Fundamente. größer als für schmale. 
Diesen Verhältnissen kann Rechnung getragen 
werden durch Normalisierung einer schlanken, 
schweren Type und einer breiten, leichten für 
jede Ausführung. Dadurch würde auch dem 
Schönheitsgefühl Rechnung getragen werden, 


da schlanke Maste im allgemeinen besser aus- 


sehen als gedrungenere. 

Nachdem so die Möglichkeit der Norma- 
lisierung dargetan ist, bleibt noch ‘der Weg 
anzugeben, auf dem die Normalisierung vor- 
genommen werden soll.. Als Grundlage wird 
dabei am besten die geometrische Form der 
Maste angenommen, die bestimmt ist: 

a) durch den Abstand der Nietrisse der Gurt- 
winkel am Kopf des Mastes, 

b) durch den Anzug des Mastes, das ist die 
Verbreiterung desselben, bezogen auf den 
laufenden Meter Mastlänge, 

c) durch die Gurtfeldlänge, die die Neigung 
und Länge der Schrägstäbe bestimmt. Die 
Feldlänge nimmt von der Spitze nach unten 
zu, doch nicht in gleichem Maße wie: die 
Mastbreite, so daß die Neigungswinkel der 
Schrägen nach unten hin kleiner werden. 


Jede geometrische Type wird eindeutig 
bezeichnet durch die Kopfbreite (am Nietriß), 
den Anzug und die Länge über Erde. Die 
Änderung der Länge erfolgt am unteren Ende 
des Mastes, während der obere Teil für alle 
Längen unverändert bleibt. Die Schrägwinkel 
im Fundament, die keine Querkräfte aufzu- 
nehmen haben und nur zur Verankerung dienen, 
können.zum Ausgleich eine erheblich größere 
Neigung erhalten als die Schıägen oberhalb des 
Fundaments. Für jede Type ist nur eine 
Zeichnung erforderlich. Die verschiedenen 
Längen werden auf derselben durch besondere 


Maßangaben in tabellarischer Zusammenstel- _ 
Die Querschnittsbestim- - 


lung berücksichtigt. 
mung erfolgt auf besonderem Blatt. Jede geo- 
metrische Type kann für verschiedene Spitzen- 
züge und Momente benutzt werden, da die 
Werkstattmaße zum größten Teil nicht von 
der Profilgröße beeinflußt werden. Die rich- 
tige Auswahl der Typen wird, abgesehen von 
dem Aussehen der Maste, nur nach wirtschaft- 
lichen Gesichtspunkten erfolgen. Die Gurt- 


stäbe beieinander liegender Typen können nach 
einer Schablone vorzeteichnet werden. Sache. 


gemeinsamer Beratung berufener Stellen wird 
es sein, die Einzelheiten der verschiedenen 
Typen festzulegen. 

Zum Schluß noch ein Wort über das Aus- 


sehen der Maste, bei denen der Kopf mit Quer- 
und Blitzseilträgern konstruktiv anders be- 
handelt wird als der Mast selbst. Die neue Kon- 


struktion wird anders aussehen als die bis- 
herige, und man kann wohl sagen, daß sie 
besser aussehen wird. Natürlich wird sie 
manchem ungewohnt vorkommen und deshalb 
hier und. da abgelehnt werden. Das kann aber 
nichts daran ändern, daß die horizontalen Quer- 
träger bisher keinen organischen Zusammen- 
hang mit den schräglaufenden Gurtstäben und 
erst recht nicht mit den Schrägstäben zeigten. 
Wird jedoch der Mastkopf als ein besonderes 
Ganzes betrachtet, das nur auf dem Mast ruht 


wie etwa eine nierne auf ıhrem Mast, so wer- 


den sich auch für beide an sich - verschiedene 
Bauteile befriedigende. Foimen finden lassen, 
die gleichzeitig den praktischen und wirtschaft- 
lichen Forderungen besser entsprechen als die 
bisherigen. ; 


Die Anwendung des elektrischen Antriebes 
bei einem modernen Gießkran. 


i Die Hebe- und Transportarbeiten zur Ent- 
nahme und zum Fortschaffen des flüssigen 


Stahles aus den Öfen der Stahlwerke zählten 


von jeher zu den mühevollsten und schwierig- 
gerade auf 
diesem Gebiete bestrebt, die Handarbeit durch 
maschinellen Betrieb zu ersetzen. Wenn man 7 


sten Arbeiten. Daher war man 


& 


29. April 1920. 


‘auch im Stahlwerk lange Zeıt dem Dampf und 
dem Preßwasser als den derberen Betriebs- 
mitteln den Vorzug gegeben hatte, so ist heute 
auch der empfindlichere elektrische Antrieb den 
Anforderungen des angestrengten rohen Hütten - 
werkbetriebes vollkommen gewachsen und we- 
gen seiner viel größeren Einfachheit und Wirt- 
schaftlichkeit allgemein eingeführt. : 

Von den in Frage kommenden zwei Kran- 
bauarten, dem Gießwagen und dem Gieß- 
kran, ist der Gießkran in vielen Fällen, na- 
mentlich im Martinwerk, vorteilhafter und 
wird daher meist bevorzugt, weil der Gieß- 
wagen, der auch in letzter Zeit als hydraulisch- 
elektrischer Gießwagen gebaut worden ist, viel 
Platz auf der Gießsohle benötigt. Das Kippen 
der Gießpfanne, welches vereinzelt noch von 
Hand erfolgt, findet heute ebenfalls auf elek- 
trischem Wege statt. Bei älteren Bauarten 
findet man zu diesem Zwecke die Anordnung 
eines Hilfshubwerkes, das vom Haupthubwerk 
mitbewegt wird. Das Hilfshubwerk faßt die 
vom Haupthubwerk bereits gehobene Gieß- 
pfanne und bringt sie in die Kipplage. Dabei 
können beide Hubwerke elektrisch miteinander 
gekuppelt werden. Um aber beide Hubwerke 
möglichst unabhängig voneinander zu machen, 
hat man dem Hilfshubwerk einen besonderen 
elektrischen Antrieb gegeben; und um ein 
Kippen nach zwei Richtungen zu erzielen, hat 
man statt eines Hilfshubwerkes deren zwei auf 
der gemeinsamen Katze angeordnet. Wird das 
Hilfshubwerk vollständig vom Haupthubwerk 

getrennt auf einer besonderen Hilfskatze mit 
besonderem Fahrmotor auf besonderer Fahr- 
bahn angeordnet, so kann es nicht nur das 
Kippen der Gießpfanne nach zwei Richtungen 
bewerkstelligen, sondern auch für andere 
Transportzwecke Verwendung finden. 

Die Maschinenfabrik 
Nürnberg A.G. hat vor einiger Zeit eine ähn- 
liehe Bauart bei einem 100 t-Gießkran von 
27,5 m Spannweite für ein großes Martinstahl- 
werk verwendet. Wie aus der Abb. 1 hervor- 
geht, besıtzt der Kran zwei Katzen, eineHaupt- 
katze und eine Hilfskatze. Die 100 t-Haupt- 
katze läuft auf den Obergurten der Kranbrücke 
und trägt eine an zwei Seilzügen aufgehängte 
Traverse mit Haken zum Heben der Gieß- 
pfannen. Von einer starren Gerüstführung hat 
man in diesem Falle abgesehen, da durch An- 
wendung der Leonardschaltung ein äußerst 


Kayofubmotor 


Kotzfahrmotor]: 
\ Br Br & 


& 
1 I 


Augsburg-. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


| rahmenartig die Hauptträger des 


1920. 


sanftes Anfahren des Kranes ermöglicht und 
dadurch ein starkes Pendeln der Pfanne von 
vornherein vermieden wird, ganz abgesehen 
auch davon, daß die starre Führung vielfach 
die Arbeiten im Stahlwerk beim Verfahren des 
Kranes behindert. E 


Haupfkatze 


a ——— NH HET 7 


ie 


\ Msdhänge 3 


m 
ot 


il 


Gekänge2: \\\ 


Abb. 1. Gießkranantrieb. 


Das Gehänge der Hauptkatze umgreift 
Kranes, 
zwischen denen sich die Hilfskatze bewegt. Es 
ist also ein Verfahren der Hilfskatze zwischen 
dem Gehänge der Hauptkatze ohne weiteres 
möglich. Die Hilfskatze ist mit zwei Hubwer- 


ken für 30 tund 10 t Tragkraft ausgerüstet und 


dient ebenfalls zum Transport flüssigen Mate- 
rials, so zum Eingießen flüssiger Zuschläge und 
zum Setzen und Transport von Blöcken und 
Formen. Der Kranfahrantrieb befindet sich 
auf einem besonderen Hilfsträger, welcher 
gleichzeitig als Laufsteg dient und daher ent- 
sprechend ausgebildet ist. 

Die Arbeitsgeschwindigkeiten des Kranes 
sind bei der Hauptkatze: Heben (100.t) etwa 
3,7 und Fahren (100 t) etwa 25 bis 30 m/s; bei 
der Hilfskatze: Heben (30 t)etwa l4und Heben 
(10 t) etwa 20 m/s; beim Kranfahren (100 t) 
etwa 70 mis. 


Die Motorleistungen sind bei der Haupt- 
katze: Hubmotor 92 kW + 500 V, n = 535; 
und Fahrmotor 22kW, 500 V,n = 725; bei der 
Hilfskatze (30 t) Hubmotor 100 kW, 500 V 
Spannung, 60 min-Leistung, n = 580, für 10 t 
Hubmotor 55 kW, 60 min-Leistungs, n = 590, 
Fahrmotor 14,5 kW, 60 min-Leistung, n = 720; 
beim Kranfahrmotor 95 kW, + 500 V, n=570. 

Die elektrische Ausrüstung des Gieß- 
kranes lieferten die Siemens-Schuckertwerke. 

Der Haupthubmotor und der Kranfahr- 
motor werden mittels Leonardschaltung ge- 
steuert. Die übrigen Triebwerke werden un- 
mittelbar aus dem Netz mit 500 V-Drehstrom 
50 Perioden gespeist und in der üblichen Weise 
mittels Widerstände angelassen. 

Zur -Speisung des Haupthubmotors von 
92 kW und des Kranfahrmotors von 95 kW 
Stundenleistung ist je eine Steuerdynamo von’ 
110 kW 60 Minutenleistung bei + 500 V 
Klemmenspannung vorgesehen; die Spitzen- 
leistung beträgt 143 kW. Sie werden angetrie- 
ben durch einen Asynchronmotor von 225 kW 
Stundenleistung, welcher seinen Strom aus dem 
Netz erhält. Ein weiterer kleiner Umformer, 
dessen Dynamo bei 220 V Gleichstrom 7,15kW 
dauernd leistet, liefert den erforderlichen Strom 
für die Erregung der Anlaßdynamos, der Ar- 
beitsmotoren und der Magnete zum Lüften 
der Bremsen. 

Die Nebenschlußregler, welche zum Um- 
kehren und zum Regeln der Erregerspannung 
im Feldstromkreise der Steuerdynamos dienen, 
sind als Steuerwalzen ausgebildet und unter- 
scheiden sich äußerlich nicht von den im Kran- 
betrieb üblichen Appäraten. Da sie aber nur 
die verhältnismäßig schwachen Erregerströme 
führen, so fallen sie trotz der Größe der von 
ihnen gesteuerten Motoren klein aus, sind sehr 
leicht zu bedienen und unterliegen nur einer 
geringen Abnutzung. Infolge der großen 
Stufenzahl gestatten sie ein sehr feinstufiges 
Regeln der Drehzahl. Außerdem werden von 
jeder Walze noch drei Schütze geschaltet, deren 
eines (Br. S.) den Strom der Bremsmagnete 
öffnet und schließt, während das andere (PS) 
in der Nullstellung der Walze das Feld des 
Hubmotors schwächt, so daß eine zu hohe Er- 
wärmung der Wicklung bei Stillstand des Mo- 
tors vermieden wird. Vollständiges Abschalten 
der Erregung während der Ruhepausen ist 
nicht empfehlenswert, da infolge der hohen 
Selbstinduktion der Feldwicklungen der Strom 
beim Wiedereinschalten nur langsam ansteigt, 
der Anlauf also im ersten Augenblick bei ge- 


everdunamo I Drekstrom- Sfeverdunamo IE Erreger-Sat2 


| 
‚Leonard-Satz | 
Jür Haypfhubmolor | 
| 
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| AllfshubmotorJE Katzfahrmatorit Hilfskubmotorit 5 Aranfahrınarer r kragfahrmator motor Dretsfrom- Gleichstromalmamo 
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Hißtubneht \ Kolziahnuerer \ Hibhulwerhl = Schützenschalfuerk hafzfahrwerkZ 
Zeichenerklärung. 
As. Ausschalter. E. Endausschalter. Ma. As.Sp. Ast. Maximalausschalter Str. Stromzeiger. 
Br. Bremsmagnete. F.S. Feldschwäch-Sehütze. mit Spannungsauslöser. Si. Sicherungen. 
‚Br.S. Bremsmagnetschütze. F.W. Feld-Schutzwiderstände. Ma.R. Maximalrelais. Tr. Transformatoren. 


D.S,. Drehschalter. 


H.S. Hauptschütze. 


Sp. Spannungszeiger. 
Abb. 2. Sehaltplan des elektrisch betriebenen”Gießkranes, 


334 


nee 


"Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 17. 


29. April 1920. 


chwächtem Felde stattfinden würde, was un- 
bedingt vermieden werden muß, da sonst 
leicht ein Sacken der Last eintreten kann. 
Angeordnete Sicherheitsvorrichtungen ver- 
hüten eine Beschädigung der beiden Dreh- 
strom-Antriebsmotoren und der Steuerdyna- 
mos durch Kurzschlüsse oder Überlastungen. 
Zum Schutze der Antriebsmotoren dient je ein 
dreipoliger Höchststromausschalter mit Schnell- 
auslösung und Spannungsrückgangsspule, 
welche beim Ausbleiben der Spannung auslöst. 
Beide Steuerdynamos werden durch je ein 
Höchststromrelais (r, und r,, Abb. 2) geschützt, 
dessen Stromspule vom Hauptstrom durch- 
flossen wird. Diese Relais, welche gemeinsam 
auf den Kontakt K arbeiten, wirken jedoch 
nicht direkt auf den Hauptstrom ein, sondern 
auf den Stromkreis der Hauptschützen (HSı 
‚und HSir) und der vorhin erwähnten Feld- 


schwäch- und Bremsmagnetschütze (F'S7, FSır, 


Br. $S.r und Br. Sır), den sie bei Überlastung 
unterbrechen. In diesem Stromkreis liegt auch 
der Abhängigkeitskontakt R, der beiden 
Höchststromausschalter der Drehstrommoto- 
ren, so daß auch beim Auslösen derselben beide 
Triebwerksmotore, nämlich Haupthubwerks- 
und Kranfahrwerksmotor zum Stillstand kom- 
men. Dies ist notwendig, denn wenn ausirgend 
einem Grunde der Höchststromausschalter des 
großen Antriebsmotors während des Senkens 
auslösen sollte, so würde hierdurch seine 
bremsende Wirkung als Asyncehrongenerator 
aufhören und die Last die Triebwerke unge- 
hemmt durchziehen können. Zu hohe Dreh- 
zahl des Hubmotors und des Steuersatzes wä- 
ren die schließliche Folge, was aber durch diese 
Abhängigkeit verhindert wird. 

Der Motor des 30 t-Hilfshubwerkes, wel- 
cher die immerhin beträchtliche Stundenlei- 
stung von 100 kW besitzt und direkt vom Dreh- 
stromnetz aus gespeist wird, würde bei dem 
angestrengten Betrieb eines Gießkranes hohe 
Ansprüche an die Körperkräfte des Bedienungs- 
mannes stellen, wollte man ihn in der. üblichen 
Weise mittels Steuerapparat anlassen und re- 
geln. Man verwendet daher Schütze, das sind 
elektromagnetisch betätigte Schalter, mit wel- 
chen man die Schaltungen in den einzelnen 
Regelstellungen herstellt, und da man hierbei 
nur dieschwachen Erregerströme ihrer Magnet- 
spulen zu schalten hat, so kann die dazu die- 
nende Meisterwalze, welche in ihrem Aufbau 
wieder einer normalen Steuerwalze ähnelt, im 
Verhältnis zur Motorleistung sehr klein ge- 
halten werden. Sie enthält trotzdem eine große 
Anzahl Stufen und ist nur geringem Verschleiß 
unterworfen. Die Schütze selbst sind äußerst 
kräftig und gedrungen gebaut, so daß sie selbst 
dem rohesten Betriebe gewachsen sind. Es hat 
eine Unsumme von Mühe und Erfahrungen ge- 
kostet, um sie auf den heutigen Stand der Voll- 
kommenheit — und ein soleher ist vollkommen 
erreicht worden — zu bringen. 

Für das Schützenschaltwerk wurde die so- 
genannte Sicherheitssenkschaltung gewählt. 
Jeder Praktiker aus dem Hebezeugfache weiß, 
welche Gefahr ein zu schnelles Absenken der 
Last in sich birgt, weshalb man stets bestrebt 
gewesen ist, sich hierin von der Aufmerksam- 
keit des Bedienungsmannes unabhängig zu 
machen. Beider Sicherheitssenkschaltung wird 
dies in vollem Maße erreicht. Der Motor wird 
hierbei im Senksinne und sofort in der ersten 
Senkstellung ein Widerstand von bestimmter 
Größe in seinen Rotorstromkreis eingeschaltet. 
Dieser Widerstand ist so bemessen, daß der 
Motor, wenn er von der Höchstlast durchge- 
zogen wird, als übersynchroner Generator nur 
eine ganz bestimmte Drehzahl erreichen kann, 
welche sich vorher rechnerisch festlegen läßt. 
Da nun in den weiteren Senkstellungen Wider- 
stand kurzgeschlossen wird, so verringert sich 
die Drehzahl und liest in letzter Stufe nur 
wenig über der synchronen, wenn der Wider- 
stand ganz kurzgeschlossen ist. Der Bereich 
der Regelung liegt also zwischen der synchro- 
nen und einer ganz bestimmten übersynchronen 
Drehzahl, welche von der Größe des gewählten 
Widerstandes abhängig ist. Beim Senken des 
leeren Hakens nimmt der Motor in denselben 
Schaltstellungen, in denen er beim Senken von 
Lasten als Generator arbeitet, Strom vom Netz 
auf, seine Drehzahl wird um so größer, je weiter 
der Steuerapparat aus der Ruhestellung gedreht 
wird, und wird schließlich nahezu gleich der 
synehronen Drehzahl. Das 10 t-Hilfshubwerk 
hat die gleiche Schaltung, jedoch erfolgt hier 
die Regelung nieht durch Schütze, sondern di- 
rekt durch Widerstände mittels des Steuer- 
apparates selbst in der üblichen Weise. Die 
beiden Kranfahrwerke sind mit einfacher Um- 
kehrschaltung mittels normaler Steuerwalzen 
ausgestattet, bestehend aus einer drehbaren, 
mit Kontakten versehenen Schaltwälze, deren 
Schaltstellungen durch einen Kontroller ge- 
kennzeichnet werden. Der Nachlauf kann 
durch Gegenstrom abgebremst werden, wobei 
aber der Steuerapparat nach Stillstand des Mo- 


tors in die Mittelstellung zurückgedreht werden 
muß. 

Für die Motoren wurden keinerlei Schmelz- 
sicherungen verwendet, sondern sogenannte 
Relaissicherungen. Es ist also für die durch 
Drehstrom gesteuerten Triebwerke dieselbe 
Einrichtung getroffen worden, wie für den 
Haupthubmotor und den Kranfahrmotor mit 
Leonardschaltung. Nach Abb. 2 liegt in je 
einer Phase zu jedem Motor die Wieklung eines 
Relais, und diese vier Relais arbeiten auf 
den gemeinsamen Kontakt R, welcher im 
Stromkreis der Spannungshaltespule des Maxi- 
malautomaten R, liegt. Tritt an einem der 
vier Motoren eine Überlastung ein, so wird der 
Maximalausschalter ausgelöst und sämtliche 
Triebwerke stehen still. Der Kranführer kann 
aber den Automaten nicht eher einlegen, bis 
die Steuerwalzen auf Null gebracht sind. In 
den Steuerwalzen sind in der Nullstellung Kon- 
takte angebracht, über die der Strom des Halte- 
magneten laufen muß, bevor der Automat ein- 
gelegt werden kann. Der Strom eines jeden 


Zahlentafelı. 


Schaltapparate Verwendung finden und kommt. 
u. a. zu folgenden Brgehnissen Der Span- 
nungsverlust in einem N and 
ist proportional der durchgehenden Strom- 
stärke. Eine bestimmte Abhängigkeit von der 
Temperatur (Temperaturkoeffizient) konnte 
nicht festgestellt werden. Den größten Ein- 
fluß. auf den Kontaktwiderstand hat der Zu- 
stand der Metalloberflächen. Die Oxydation 
erhöht den Widerstand dauernd, da die Dicke 
der schlechtleitenden  Oxydschicht zunimmt. 
Um einen anschaulichen Vergleich zu ermög- 
lichen, stellt Kraus den Kontaktwiderstand 
durch die Länge eines Kupferstabes von glei- 
chem Widerstand und Querschnitt als die Kon- 
taktfläche dar (s. Zahlentafel 1). 

' Die Vergleichslängen sind durchweg für 
einen Kupferstab mit 2,67 em? Querschnitt 
gegeben, dagegen ist der spezifische Druck 
nicht durehweg derselbe, so daß die folgende 
Aufzählung der wichtigsten der 42 Fälle nach 
Stablänge geordnet nur einen annähernden 
Vergleich zuläßt. 2 


Kontaktwiderstände verschiedener Metalle. 


e | “ Spezifischer Druck | wa ereldnd 
Sr Fall | Materia AB: Er j in cm 
= | Au ABICm '  Kupferstablänge 
1 31 Kupfer, frisch gelb gebrannt . 31,5 7,83 
” 21 Dasselbesän ar Kann RN N, 30, 12,5 
3 7 Messing, frisch gelb gebrannt und leicht ver- 
SHHert aM RT. N RS NEE 20,7 13,7 
4 8 Wie Fall 7, 9 Monate später e 30 15,5 
ö 6 Messing, frisch gelb gebrannt . .. ... . 20,7 15,6 
6 24 | Kupfer, Messing, abwechselnd beides frisch 
gelbigebrannt 122. 1... Vene 30 18! 
7 42b Kupfer, gesehmirgelt!. 0. 2 Wa re 24,3 22,5 
8° 11 Messing, stark gesintert durch Bunsen- 
ö 2 DrenNnor NR LT a NIE Ge 24,6 25 
) 35b | Kupfer, geschmirgelt in Luft 20,3 26 
10 356 | Dasselbe INOLTN 20,2 26 
11. 22 Messing, frisch gelb gebrannt . .. .. . . 30° 29 
12 42€ | Kupfer, geschmirgelt mit abwechselnd Zinn- - 
| RE 2) EB RE SR EUER 24,3 34 
13 37 "Alumni sr 20,2 120 
14 26 ' Kupfer natur, nach 5 Jahren . . . . ... 30 154 Ä 
15 39a | Kupfer, gelbgebrannt, 3 Stunden in Schwe- | 
\) > felwanserstolf.. u... me 20,2 2800-6400 | 
16 41 Aluminium in Alaunlösung „formiert“ .. 20,2 5020 
17 39b- Kupfer, gelbgebrannt, % Std. in Kupfer- 0 
vitriol gekocht! . 2 .ensse e nl e 42,6 53000— 91400 


Motors läuft über ein. Relais und der Rück- 
strom aller Motore über die Relais am Höchst- 
stromausschalter. Der Strom für die Spannungs- 
spule des Höchststromausschalters verläuft 
beim Einschalten von Kontakt R über den 
Hilfskontakt 1 am Schalter selbst, den Relais- 
kontakt R, die Spannungsspule, die Hilfskon- 
takte der Steuerwalzen h,, hs, ha, h,, sowie Hilfs- 
kontakt 2 nach T. Die Hiltskontakte 1 und 2 
schließen früher als Kontakt 3 und die Haupt- 
kontakte. Sind die Leitungen spannungslos, 
so erhält der die Halteklinke anziehende Magnet 
keinen Strom und der Schalter löst wieder aus, 
bevor .die Hauptkontakte schließen. Der 
Stromkreis zur Spannungsspule wırd durch die 
Hilfskontakte unterbrochen, bei geöffnetem 
Höchststromausschalter sind hinter diesem alle 
Apparate und Motoren spannungslos. Es kann 
daher der Höchststromausschalter auch gleich- 
zeitig als Hauptausschalter benutzt werden. 
Bei eingeschaltetem Selbstausschalter findet 
eine Überbrückung der Stromzuführung über 
die Steuerwalzenhilfskontakte durch den Ab- 
hängigkeitskontaktstatt und die Steuerwalzen 
können aus ihrer Nullstellung gedreht, der 
Kran also gesteuert werden. Tritt eine Über- 
lastung in einem Stromkreise ein, so arbeitet 
das betreffende Relais auf den gemeinsamen 
Kontakt R und der Höchststromausschalter 
wird ausgelöst. Das Relais kehrt nach Ver- 


schwinden des Stromes in die Ruhelage zu- 


rück, und es kann wieder eingeschaltet wer- 
I, sobald die Steuerwalzen auf Null gestellt 
sind. 

Das gesamte Schaltungsschema zeigt, in 
welcher einfachen Weise der elektrische An- 


trieb eine feine und weitgehende Regulierung, 


wie sie bei unseren Stahlwerkskranen erforder- 


lıch ist, zuläßt. Wenn auch die Leonardschal- 


tung die teuerste Schaltung darstellt, so ist sie 
doch äußerst bequem und imstande, auch die 
schwierigsten Verhältnisse in einfachsterWeıse 
zu lösen. Dipl.-Ing. A. Kußler. 


Über den Kontaktwiderstand 


veröffentlicht: FE. Kraus in der Zeitschrift 
„Elektrotechn. u. Maschb.‘“‘ Bd. 38, 1920, 8. 1 
eine Anzahl wertvoller Meßergebnisse für ver- 
schiedene Metalle, 


| 


wie sie vornehmlich für 


Die Bezeichnung ‚natur‘ ist der natür- 
liche) Zustand des Metalles, nach Lagern an der 
Luft verstanden, der infolgedessen jeden Wert 
haben kann, je nachdem das Metall kürzere _ 
oder längere Zeit gelagert hat. Die Zahlen zei- 
gen aber, wie sehr stark die Oxydation bei ER Mn 
wöhnlicher Temperatur im Ta der Zeit den 4 
Widerstand erhöht. Daß der Verfasser aus 
dem Versuch mit Kontakten in Öl die Folge- 
rung zieht, daß, dieselben eigentlich dauerhafter 
als in Luft sein müßten, beweist, daß die Be- 
deutung der Schmierung von Kontakten.leider 
noch viel zu wenig bekannt ist, er wäre sonst 
wohl nicht auf den Gedanken gekommen, für 
die Betrachtungen über die Zweckmäßigkeit 
hohen Druckes oder großer Flächen eine Mes- 
singfläche zugrunde zu legen, die 9 Monate an. 
der Luft gelagert hat; was dann auch zu der 
irrigen Folgerung führt, lieber große Flächen 
und kleinere spezifische Drucke anzuwenden. 
Ich verweise hier auf eine gegebene Darlegung 
der wirklichen Verhältnisse an Hand einer 
verhältnismäßig genauen Formel für den Kon- 
taktwiderstand, die meine in der „ETZ“1) be: 
reits vertretene Auffassung bestätigt ‚daß für 
saubere Kupferkontakte die Größe der Kon- 
taktfläche weniger wichtig ist als hoher Ge 
samtdruck. Das a von an sich ge- 
nügend bemessenen Kontakten ist eine not- 
wendige Folge mangelnder Schmierung. -Aufdie 
besonders schnelle Oxydation der Kontakte in 
se an egen hat bereits Meyer („ETZ“ 
1909, S. 243) hingewiesen. Kraus beschreibt 
noch eine eigentümliche Erscheinung, mit 
DNTURG, bezeichnet, die sich bei der Er- ° 
wärmung der Kontakte durch den Strom selbst 
sowohl, als auch mittels Bunsenflamme, zu. 
meist in einer Verminderung des Widerstandes 
äußert und erst nach mehrmaliger Erhitzung 
und Abkühlung konstanten Widerstand ergibt. 
Diese Erscheinung dürfte nicht bei metallisch 
reinen Kontakten auftreten, da bei der Er- 
hitzung auf etwa 100° sofort starke Oxydation 
eintritt und demzufolge eine Widerstandszu- 
nahme. Vermutlich ist die Sinterung eine Folge 
der Veränderung der in gewöhnlicher Atmo- 
sphäre entstandenen Oxydschicht durch die 

inwirkung der hohen Temperatur. Be | 


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1920, S. 205. 


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projekte in Frankreich noch gestiegen. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Einiges über Wasserkräfte. — In Spanien, 
48 km entfernt von Oviedo, ist ein Wasser- 
kraftelektrizitätswerk gebaut worden, welches 
aus mehreren Hochlandseen gespeist wird und 
die 74 km entfernte Stadt Gijon mit elektri- 
scher Energie versorgt. Das Kraftwerk ent- 
hält sechs Maschinensätze von je 3300 kVA. 
Die Turbinen sind Peltonräder, die bei einem 
Gefälle von 61,5 m und einer sekundlichen 
Wassermenge von 5501600 Umdr/min machen, 
und von Escher Wyss & Co. gebaut wurden; 
den elektrischen Teil haben Brown, Boveri & 
Cie. geliefert. Drehstrom von 50 Per bei 5300 V 
wird erzeugt und auf 53 kV: zur Verteilung um- 
geformt. Die Latein-amerikanischen Re- 
publiken haben bisher ihre Wasserkräfte nur 
zum kleinsten Teile genutzt, obgleich sie zum 
Teil sehr reich an ‚weißer Kohle“ sind. In 
Argentinien z. B. werden nur 5% der gesamten 
elektrischen Anlagen durch Wasserkraft be- 
trieben. Die Jguazu-Fälle, welche 14 Mill. kW 


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Elektrotechnische Zeitschritt. 


“derjenigen in den ungünstigsten Jahres- 


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1920. 


RUNDSCHAU. 


Einige moderne Turbinenanlagen. — Die 
als Folge des Krieges sich überall fühlbar 
machende Kohlenknappheit führt zu einer 
möglichst weitgehenden Ausnutzung der Was- 
serkräfte insbesondere in Niederdruckan- 
lagen, deren Ausbau sich früher nicht wirt- 
schaftlich gestalten konnte. Als besonderes 
Kennzeichen gilt das Bestreben nach restloser 
Ausnutzung aller Wassermengen, auch 


zeiten und damit ein Ausbau durch 
eine Maschinenausrüstung für die drei- 
und vierfache Minimalwassermenge. Zur 
Deckung von Spitzenleistungen werden 
mitunter Hochdruckwerke mit naturge- 
mäß entsprechend umfangreichem Ma- 
schinenausbau ausgeführt. Zur Veran- 
schaulichung dieser neuartigen Gesichts- 
punkte bei dem Ausbau von Wasserkräf- 
ten schildert A.H uguenin, Zürich, einige 
von Escher Wyss & Co. ausgeführte Tur- 
binenanlagen !). Es ist selbstverständ- 
lich, daß jetzt in weit höherem Maße 
eine möglichste Verringerung der Her- 


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Abb. 1: Querschnitt durch das Mainkraftwerk bei Hanau M. 1: 250. 


hervorbringen können und welche bei einem 
Gefälle von 71,5 m eine Breite von 3,5 km be- 
sitzen, sollen jetzt auf Veranlassung des argen- 
tinischen Landwirtschaftsministers studiert 
werden). 
kürzlich in einem Vortrage vor der Londoner 
Handelskammer, daß das ganze Land eine ein- 
zige schiefe Ebene sei, über welche die Wasser 
der Kordilleren dem Meere zuströmen, und in 
ihrer Gesamtheit Millionen Kilowatt darstellen. 
In Kolumbien sind bereits Wasserkraftanlagen 
erfolgreich in Betrieb, denen weitere folgen 
werden. Auch Brasilien ist reieh an Wasser- 
kräften. Eine spanische Zeitung bezeichnet es 
als ein Land, welches sich dank seines Besitzes 
von Wasserkräften, zu einem Industrieland 
der Zukunft entwickeln würde. In Brasilien 
würde man auch nicht irgend welche sentimen- 
talen Rücksichten nehmen, wie s. Zt. in Schaff- 
hausen oder am Niagara. Ein früherer Minister 
von Bolivia äußerte sich folgendermaßen: 
„Wasserkraftelektrizitätswerke werden ünsere 
Kohlenfrage lösen. Jetzt kostet die Tonne 
Kohle an der Küste 18 bis 25 sh, im :In- 


nern 160 bis 320 sh‘. In Huanchaca (Potosi). 


einem bedeutenden Minenbezirk, hat man 
damit den Anfang gemacht. Ecuador be- 
sitzt bereits eins der besten Wasserkraftelek- 
trizitätswerke in ganz Südamerika, und der Bau 
weiterer steht bevor. Frankreich hat bekannt- 
lich in den letzten fünf Jahren seinen Wasser- 
kräften große Aufmerksamkeit gewidmet, und 
von den geplanten Anlagen mit einer Gesamt- 
leistung von etwa 700 000 kW sind inzwischen 
eine ganze Reihe fertiggestellt worden. Das 


B 


‚ interessanteste dieser Projekte ist unzweifel- 


haft die Elektrisierung von 10 000 km Eisen- 
bahnen und die Nutzung der Kraft der Isere 
mit etwa 160 000 kW. Besonders seit Friedens- 
schluß ist das Interesse für diese Wasserkraft- 
Wie 
„Eleetrieit6‘‘ meldet, wird in Correze ein 
Wasserkraftwerk für etwa 4000,kW gebaut 
werden, um die Straßenbahnen des Bezirks. 
zu betreiben. Ligur Saxlund behauptet, daß 
die a ar Wasserfälle 9 Mill. kW ent- 
wickeln. er Stadt Kristiania stehen 750 000 
kW zur Verfügung, von denen erst 25 000 ge- 
nutzt werden. („Beama“, Bd. 6, 1920, S. 177.) 
i W. 


Vgl. „ETZ“ 1919, S. 672. 


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stellungskosten der Maschinengruppe ange- 
strebt wird. Da diese für die Generatoren im 
wesentlichen nur durch eine Erhöhung ihrer 
Drehzahl erreicht werden kann, erwächst für 
den Turbinenkonstrukteur die Aufgabe, mög- 
liehst schnellaufende Maschinen zu schaffen. 
Die Turbinen der im Bau befindlichen drei glei- 
ehen:»Mainkraftwerke oberhalb Frankfurt 
a. M. werden®bei einem Minimalgefälle von 
0,94 m eine spezifische Drehzahl von 530, 
eine Leistung von 160 kW, und bei größtem 
Gefälle von 2,44 m eine spezifische Drehzahl 


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Stromerzeuger ist derart, daß jeder an beiden 
Enden seiner horizontalen mit 160 Umdr/min 
laufenden Welle durch je ‘eine Kegelräderüber- 
setzung von zwei einkränzigen Vertikal-Tur- 
binen angetrieben wird (vgl. A 1). 

Von den dann noch beschriebenen kleine- 
ren Anlagen verdient die  Turbinenanlage 
Sehönenberg der Erwähnung. , Es ist dies 


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ein Kraftwerk von 59 bis 118 kW -Leistung mit 
einer horizontalachsigen Turbine, deren spe- 
zifische Drehzahl zwischen ns = 392 und 355 
schwankt. Die Turbinenwelle macht 195 Umdr 
i. d. min, die durch Riemen angetriebene 
Gleichstromdynamo 735 (Abb. 2). Bremsungen 
haben bei dieser Anlage Wirkungsgrade bis 
86% ergeben. 

Zwei ähnliche Anlagen sind die geschilder- 
ten schweizerischen Kraftwerke von Eglisau 
und Mühleberg. Bei beiden Anlagen ist 
der Stromerzeuger mit der stehenden Turbi- 


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Abb. 2. Turbinenanlage Schönenberg M 1: 200. 


von 320 und eine Leistung von 650 kW 
aufweisen. Diese Anlagen entstehen im 
unmittelbarem Zusammenhang mit der Schiff- 
barmachung des unteren Maines. Während 
der zwei bis drei Monate lang dauern- 
den Hochwasserperiode müssen die Turbinen 
stillstehen. Durch die Verbindung dieser An- 
lagen mit einem großen, bis Cassel und Han- 
nover reichenden UÜberland-Verteilungsnetz, 
welches auch von einigen Dampfkraftwerken 


' gespeist wird, ist ihre praktische Verwertungs- 


möglichkeit gewährleistet. Die Anordnung der 


') „Sehweiz. Bauzte." Bel. 74.1919. 8 2968 


nenwelle unmittellbar gekuppelt. In der Anlage 
Eglisau gelangen bei einer Drehzahl von 83,4 
Umdr/min und entsprechend einer spezifischen 
Drehzahl n,; = 373 bis 378 etwa 3000 bis 4500 kW 
in jeder Maschineneinheit zur Ausnutzung. 
Von den drei Lagern der Welle ist das mitt- 
lere mit einem Spurlager zur Aufnahme der 
Gewichte aller umlaufenden Teile unterhalb 
des Rotors verbunden. Die vertikalen Kräfte 
übertragen sich durch eine schwere, kegelför- _ 
mige Jochkonstruktion auf den als Kasten 

aus Eisenbeton ausgebildeten Träger. Im 
Kraftwerk Mühleberg, bei welchem jede Ma- 
schineneinheit etwa 8000 kW abgibt, erreicht 


336 


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die spezifische Drehzahl die beachtenswerte 
Höhe von ns = 428. Dort ist die Welle nur 
zweimal gelagert und das Spurlager stützt sich 
auf dem oberen Lagerstern des Stromerzeugers 
ab. Die ganze Bauhöhe wird dadurch aller- 
dings eine etwas größere. Wie Abb. 3 zeist, ist 
durch den nicht über die ganze Breite des 
Hauses durchgeführten Maschinenboden dem 
Kran jedoch die Möglichkeit gegeben, auch 
sämtliche Nebenapparate der Turbine zu be- 
dienen. Dem Umstand, daß. dieses Kraftwerk 
hauptsächlich Strom für elektrischen Bahn- 
betrieb liefern soll, ist durch eine besondere 
Anordnung der selbsttätigen Regelung Rech- 
nung getragen worden, dıe es ermöglicht, bei 
dem außerordentlich unruhigen Betrieb das 
fast ununterbrochene Arbeiten des Regulators 
mit minimaler Schlußzeit durchzuführen. 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 17. 


.29. April 19%0. 


.hat auch statt des Wertes 0,74 den Wert, 0,85 
- erhalten. 


Die weitere Aufstellung vieler hun- 
derter von kleinen Motoren verschlechterte den 
Leistungsfaktor. aber wieder derartig, daß man 
sich genötigt sieht, erneut von dem Hilfsmittel 
des Synehronmotors Gebrauch zu machen. Es 
werden daher 2 Motorkompressoren von je 
400 kW aufgestellt, welche bei einer- Gesamtbe- 
lastung der Anlage mit 4500 kW den Leistungs- 
faktor auf 0,95 bringen. . (‚‚Genie Civil“, 1919, 
Bd. 75, S. 669.) Al. - 


Leitungsbau. 


Überstromschutz in Hochspannungs - Lei- 
tungsanlagen !). — Ein vom American Insti- 
tute of Electrical Enginers gebildeter Auscehuß 


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Abb: 3. Schnitt durch das Maschinenhaus Mühleberg M 1400. 


Durch Veränderung der Turbinendrehzahl ist 
es in dieser Kraftanlage möglich, sämtliche 
Einheiten entweder mit 40 oder mit 50 Per zu 
betreiben und diese Umschaltungen alle wäh- 
rend des Betriebes auszuführen. Um einen 
Ausbau der empfindlichsten Teile des Spur- 
lagers zu ermöglichen, ohne den Maäschinen- 
hauskran in Anspruch zu nehmen, sind im 
Kraftwerk Mühleberg zum ersten Male hydrau- 
lische Hebeböcke vorgesehen, welche es er- 
möglichen, den Rotor so weit anzuheben, daß 
die erforderlichen Arbeiten in kürzester Zeit 
ausgeführt werden können. 

Die zum Schluß gegebene Beschreibung 
der Anlage Lac d‘O6 in den französischen 
Pyrenäen gibt die Einzelheiten eines Hoch- 
druckkraftwerkes wieder, welches bei einem 
Gefälle von 800 m Maschineneinheiten von je 
4600 kW aufweist. Diese mit dem Stromer- 
zeuger unmittelbar gekuppelten Bechertur- 
binen sind unter dem Einfluß der eingangs er- 
wähnten Gründe für 1500 Umdr/min gebaut. 
Die Stromerzeuger erhalten daher auch die 
ausgesprochene Ausführungsart der Dampf- 
turbinendynamos. („Schweiz. Bauztg.‘‘, Bd. 
74, 1919, S. 265, 283, 299.) Esr. 


Elektromaschinenbau. 


Anwendung von Synehronmotoren zur Ver- 
besserung des Leistungsfaktors. — In der Juni- 
nummer der ‚General Electric Review‘‘ be- 
schreibt Byrnes die elektrische Anlage der 
Cudahy Packing Co. 
Fleischkonservenfabriken bis vor kurzem aus- 
schließlich Gleichstrom, und diesen nur in be- 
schränktem Umfange, benutzten, hat die ange- 
führte Firma schon vor. 10 Jahren Asynchron- 
motoren aufgestellt, von denen jetzt viele hun- 
derte in Gebrauch sind. In der Fabrik in 
Omaha z. B. betrug die Gesamtleistung der 
Elektromotoren bisher etwa 3000 kW und ist 
jetzt um nahezu 50% vergrößert worden. Den 
schlechten Leistungsfaktor, der sich aus dem 
Betriebe so vieler kleiner Motoren ergab, hat 
man durch die Aufstellung eines 400 Se: 
chronmotors (mit vertikaler Achse zum Än- 
trieb einer Pumpe) zu verbessern versucht und 


Während die meisten 


hat bei einer Anzahl Betriebsgesellschaften 
eine Umfrage über ihre Erfahrungen mit den 
verwendeten Leitungsschutzrelais und über die 
gegenwärtig im Gebrauch befindlichen Schutz- 
einrichtungen gehalten !J, Neben Fragen der 
Betriebspraxis, ‚insbesondere hinsichtlich der 
regelmäßigen Überwachung und Einstellung 
der Relais, behandeln dieselben die Art und 
Schaltung der Relais, die im Betriebe aufge- 
tretenen Störungen und sonstige beobachtete 
Unvollkommenheiten sowie Vorschläge zu ihrer 
Beseitigung. Besonders werden die Mittel, bei 
Auftreten einer Leitungsstörung nur die von 
ihr betroffene Leitung abzuschalten, behandelt 
und über ihre Wirksamkeit Auskunft gewünscht. 
32 Gesellschaften, etwas mehr als die Hälfte der 
angefragten, haben auf die Umfrage geantwor- 
tet; das Ergebnis der eingelaufenen Antworten 
und die aus ihnen zu ziehenden Folgerungen 
sind in dem Aufsatz zusammengestellt. Wenn 
diese Ergebnisse und Folgerungen dem deut- 
schen Fachmann nicht viel Neues bieten und 
wenig Anlaß geben dürften, in der bei uns üb- 
lichen Praxis Änderungen vorzunehmen, so 
liegt das hauptsächlich daran, daß die Netze 
der berichtenden Gesellschaften viel einfacherer 
Art sind als bei uns. Während hier wenigstens 
bei. den eigentlichen Uberlandanlagen Ring- 
netze, die häufig noch durch Querverbindungen 
vermascht sind, vorherrschen, handelt es sich 
in Amerika vorzugsweise um die Speisung ein- 
zelner Unterwerke durch eine oder. mehrere 
parallele Leitungen von einem, selten von 
2 Kraftwerken aus. Häufig sind 2, selten 3 
hintereinanderliegende Unterwerke vorhanden, 
von denen aber das zweite bzw. dritte meist 
nur eine Zuleitung hat. Die Erfahrungen be- 
schränken sich ‘also überwiegend auf parallele 
Leitungen oder auf Ringleitungen einfachster 
Art. Auch in Amerika hat: man erkannt, daß 
die Relais‘ in erster Linie bei Kurzschlüssen 
wirken sollen, während eine gewöhnliche Über- 
lastung durch die Betriebsführung vermieden 
werden soll. Im einzelnen wird folgendes emp- 
fohlen, Bei hintereinander geschalteten Sta- 
tionen sollen für mäßige Kurzschlußströme 
die der Zentrale näheren. Relais merklich län- 


!) Nach Woodrow, Roper, Traver und Mac 
Gahan. „Proc. Am. Inst. El: Ang.“ Bd. 39.1919 8.681. 


gere Auslösezeiten haben als die entfernteren ; 
für starke Kurzschlußströme, die nur in der 
Nähe der Zentrale auftreten können, sollen 
auch bei den ersteren die Auslösezeiten mög- 
| lichst kurz sein. Ein lang andauernder Kurz- 


-schlußstrom ist gefährlicher als das Ausschal- 


‚ten des hohen momentanen Kurzschlußstro- 
mes; diesen soll der Ölschalter ohne Schaden 
abschalten können. Bei Speisung mehrerer 
hintereinander geschalteter Unterwerke von 
einem Kraftwerke werden in der Regel die ab- 

ehenden Leitungen mit abhängigen Zeitrelais, 

ie ankommenden mit Rückstrom- und abhän- 
gigen Überstrom-Zeitrelais ausgerüstet; die 
ankommenden Leitungen werden nur ua 
schaltet, wenn beide Relais arbeiten, also der 
Rückstrom gleichzeitig. eine unzulässige Höhe 
erreicht. Auch bei Ringleitungen werden häufig 
die gleichen Relais verwendet und die richtige 

Abschaltung in Störungsfällen durch geeignete 
Zeiteinstellung zu erreichen gesucht. as 
Differentialschutzsystem nach Merz-Price und 
ebenso das ‚‚split-conductor‘-System, bei dem 
jede Leitung in zwei voneinander isolierte 


eiter aufgeteilt ist, sind nur je zweimal in 


Gebrauch; ersteres soll in einem Falle infolge 
von Schwierigkeiten in der Abgleichung nicht 
befriedigend arbeiten. Als Ersatz dienen bei 
‘zwei parallelen Leitungen verschiedene Schal- 
tungen, deren gemeinsames Prinzip ist, daß sie 
die Ausschaltung. bewirken, wenn die Ströme 
in den parallelen Leitungen ungleich sind. Um 
bei diesen Differenzschaltungen zu erreichen, 
daß nur die fehlerhafte Leitung abgeschaltet 
wird, muß am Anfang und Ende jeder Leitung 
außer dem von entsprechend geschalteten 
Stromwandlern beeinflußten Relais noch ein 
zweites von der Kraftrichtung abhängiges Re- 
lais eingebaut werden. Ist von den zwei paral- 
lelen Leitungen nur einein Betrieb, so muß auto- 
matisch ein Überstromzeitrelais eingeschaltet 
- werden. Bei drei oder mehreren parallelen 
Leitungen werden die Sekundärwicklungen der 
Stromwandler in Reihe geschaltet und mit den 
zugehörigen Relais so verbunden, daß diese im 
normalen Betrieb stromlos sind; bei Kurz- 


schluß in ‚einer Leitung erhält das zugehörige 


Relais den stärksten Strom und löst den ent- 
sprechenden Schalter aus. Schließlich berichtet 
eine Gesellschaft über sehr befriedigende Re- 
sultate mit einer Kombination von Überstrom- 
relais mit solchen, die bei Unterspannung aus- 
lösen; die Wirkung ist also ähnlich der von 
Biermanns (,„ETZ‘ 1919, S. 648) beschriebenen 
Anordnung. N pe. 


Beleuchtung und Heizung. 


Elektrisch geheizte Dampfkessel und 


Wärmespeieher. — In einem Vortrag auf der 


50. Generalversammlung des Schweizerischen 
Vereins der Dampfkesselbesitzer. berichtete 
dessen Oberingenieur E. Höhn, Zürich, über 
die Entwicklung elektrischer Dampf- und 
Warmwassererzeugung, an der er schon seit 
einigen Jahren mit Rücksicht auf ihre volks- 
wirtschaftliche Bedeutung für die Schweiz prak- 
tischen Anteil nahm. Er gruppiert die Dampf- 
kessel in solche mit isolierter Widerstands- 
heizung, mit wasserberührter Wider- 
standsheizung und in Elektrodenkessel. 
Für Gleichstrom, bei dem die Gefahr der Knall- 
gasbildung besteht, kommen nur Kessel mit 
isolierter Widerstandsheizung in -Frage, z. B: 
Siederöhrenkessel und Tauchrohrkessel der 
Maschinenfabrik Oerlikon (Abb. 4). Bei Wech- 


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Abb. 4. Tauchrohrkörper- 


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vollständig oder teilweise isoliert in das Wasser 
eingelest werden, das an der Stromleitung teil- 
nimmt (Abb. 5). An Kurven zeigt er, wie der 


Abb. 5. Kessel mit wasserberührter Widerstandsheizung, 
oben mit Stromdurchgang nur durch den Draht, unten 
mit teilweisem Stromdurchgang auch durch das Wasser. 


Widerstand der Eisendrähte mit der Tempera- 
tur zunimmt, dagegen der des mitleitenden 
Wassers abnimmt, so daß die Energieaufnahme 
solcher Kessel annähernd gleich bleibt. Der 
Wasserwiderstand ist verschieden bei frischem 
Flußwasser und bei gekochtem. Wasser, und 
seine Abnahme setzt sich bis zu Temperaturen 
von 100 bis 140° C fort, um dann wieder lang- 
sam zu steigen. Der: Wirkungsgrad ist bei 
wasserberührter Widerstandsheizung höher, 
und die Anschaffungskosten sind kleiner. Bei 
Elektrodenkessel wird ausschließlich der Wi- 
derstand des Wassers bzw. der Übergangswider- 
stand zwischen Elektroden und Wasser zur 
Wärmeentwicklung benutzt unter direkter Ver- 
wendung hochgespannten Wechselstroms bis zu 


15000 V. Bei dem von Escher, Wyss & Cie. ge- 


bauten Kessel, System Revel!) sind die aus 
Eisenblech oder Stäben hergestellten Elektro- 
den fest am Deckel angeordnet, und die Dampf- 
erzeugung wird durch Veränderung der Elek- 
trodenoberfläche durch den Stand des Wasser- 
spiegels reguliert, der durch. die Speiseorgane 
oder automatisch durch den Dampfdruck beein- 
{lußt wird. Wenn bei großem Dampfverbrauch 
der Druck sinkt, steigt der Wasserspiegel, die 
Elektroden tauchen tiefer ein und die Energie- 
aufnahme und Dampfentwicklung nehmen zu, 
bis ev. ein Maximalausschalter die Energiezu- 
fuhr abschaltet. Bei geringem Dampfverbrauch 
sinkt der Wasserspiegel mit wachsendem Dampf- 
druck, bis nach Erreichung der unteren Elektro- 
denenden der Stromkreis unterbrochen wird. 
Solche Dampfkessel werden für 200 bis 900 kg 
stündlicher Dampfmenge für Spannungen von 
600 bis 6000 V hergestellt und sollen einen Wir- 
kungsgrad von 0,95 haben. Brown, Boveri & 


Cie. mit Gebr. Sulzer stellen Elektrodenkessel | 


mit Röhrenregulierung her, in denen bei kon- 
stantem Wasserspiegel die feststehenden Elek- 
troden von verstellbaren isolierenden Zirkula- 
tionsröhren aus Porzellan oder Quarz umschlos- 
sen sind. Durch deren Heben und Senken wird 
der Wasserweg von Pol zu Pol verkürzt oder 
verlängert und die Wärmeerzeugung vergrößert 
oder vermindert. Infolge des starken Wasser- 
umlaufes in den Röhren werden die Elektroden 
gut gekühlt und ihre Belastung ist zu 1 kW/cm? 
angegeben. Bei dem Wasserstrahl-Elektroden- 
kessel von Brown, Boveri & Cie. sind die Elek- 
troden als Trichter übereinander isoliert im 


Kessel angebracht. Durch eine Pumpe wird das. 


Kesselwasser mit dem Speisewasser vom un- 
teren in den oberen Kesselteil gepumpt und 
fließt als Wasserstrahl vom oberen zum unteren 
Trichter. Die Dampfbildung ist abhängig von 
der Länge des Wasserstrahls, die durch die 
Höhe des Wasserspiegels im unteren Trichter 
beeinflußt wird. Bei einem Elektrodenkessel 
der A.E.G. mit beweglichen und zur Regulie- 
rung abschaltbaren Polpaaren wurde durch 


‚Beamte des Vereins ein Wirkungsgrad von 0,9 


festgestellt. Allgemein gilt für Elektrodenkes- 
sel, daß sie den jeweiligen Rohwasserverhält- 
nissen und Wassertemperaturen anzupassen 
sind, ev. das Wasser durch Sodabeifügung leit- 
fähiger gemacht werden muß, und sich die elek- 
trische Belastung bzw. die Dampfentwicklung 
dauernd ändern. Die Dampfentnahme muß 
möglichst gleichmäßig sein. Kesselsteinbildner 
werden als Schlamm ausgeschieden,:ohne an den 
Elektroden hängen zu bleiben, da der Kessel- 
stein durch den an den Elektroden sich bilden- 


) „ETZ* 1918, S. 110. 


wird. Noch wenn geklärt ist die Frage der 
Knallgasbildung. Der Sauerstoff wird anschei- 
nend dureh die Oxydation der Eisenelektroden 
absorbiert, und ein Gemisch von Dampf und 
Knallgas ist nicht entzündbar. 

Fast ebenso wichtig wie die elektrische 
Dampf- und Warmwassererzeugung ist ihre 
Aufspeicherung, mit der sich der Vortra- 
gende auch beschäftigte. Die Wärmespeiche- 
rung erfordert einen Stoff, der bei kleinem Vo- 
lumen eine große Wärmemenge in sich aufneh- 


men kann und billig zu beschaffen ist. ‚Dafür 


kommen z. Zt. in Frage: Wassert), Öl und 
Stein. Der Vergleich ihrer Wärmeaufnahme- 
fähigkeit für 1 m? ergibt, daß Wässer die höch- 
ste, Petroleum die geringste Aufnahmefähig- 
keit hat, während die der verschiedenen Ge- 
steinsarten dazwischen liegt. Bei den Flüssig- 
keiten wird sie infolge ihrer größeren Ausdeh- 
nung mit wachsender Temperatur verhältnis- 
mäßig immer kleiner, bei den Steinkörpern 
größer.- Die spezifische Wärme für die Gewichts- 
einheit verhält sich wie 1 bei Wasser, zu 0,4 bei 
Petroleum, zu 0,22 bis 0,28 bei Steinkörpern. 
Die Temperaturhöhe, bis zu der gespeichert 
werden kann, ist bei Flüssigkeiten durch den 
starken Überdruck begrenzt und liegt für Was- 
ser praktisch bei 190° = 15 at Dampfdruck, für 
Petroleum bei 320° — 6 at, während für Stein 
weit höhere Temperaturen in Frage kommen 
können. Auf 1 m? bezogen, besitzt Wasser von 
190° einen Wärmeinhalt von 170 000, Petro- 
leum von 320° 77 000 und Beton von 350° etwa 
250 000 WE. Das Verhältnis ist also 1 zu 0,45 
zu 1,5. Unter Berücksichtigung der Anschaf- 
fungskosten des eisernen Behälters und der 
Wärmeisolierung ergibt sich für Speicher mit 
Wasserfüllung als günstigster maximaler Lade- 
druck 10 bis 12 at = etwa 185° C. Ein gleich- 
wertiger Speicher mit Petroleuminhalt würde 
doppelte Größe erfordern und durch das höhere 
Gewicht des Eisenbehälters, die größere Isola- 
tionsfläche und den Wert des Ölinhalts ganz 
wesentlich mehr kosten. Dagegen scheint eine 
Kombination der 3 Stoffe praktisch am vorteil- 
haftesten. Ein Speicher der Zentralheizungs- 
fabrik A. G., Bern, besteht aus einem Beton- 
block von 15 m? und darüber angeordneten 
zylindrischem Kessel von 17 m?. Im ersteren 
sind eiserne Drahtwiderstände für etwa 330 kW 
und in 11 Lagen Rohrschlangen von 800 m Ge- 
samtlänge eingebaut, die mit Heizrohrschlan- 
gen im Wasserbehälter verbunden sind. Im 
Rohrsystem zirkuliert Petroleum. Nach einer 
Ladung während 9 Nachtstunden mit 3070 kWh 
wurde tagsüber von 6 at Überdruck bis auf 2 at 
entladen und dabei 3180 kg Dampf von 3 at 
mittlerem Überdruck entnommen. Der Wir- 
kungsgrad beträgt dabei 0,77. Die Wärmespei- 
cherung findet natürlich nicht nur im Beton- 
block, sondern auch im Kesselwasser statt. Ein 
m? dieses ausBeton, Schamotte, Eisen und Pe- 
troleum zusammengesetzten Blocks nimmt so- 
viel Wärme auf, als 2,7 m® Wasser von der mitt- 
leren Temperatur 148°, und seine spezifische 
Wärme berechnet sich zu 0,31 bezogen, auf 
1 kg. Dabei zeigt sich, daß die gespeicherte 
Wärme nicht beliebig zurückgehalten werden 
kann, sondern daß die Entladung sofort auf die 
Ladung folgen muß, wenn Wärmeverluste ver- 
mieden werden sollen, und danach wäre der 
Stundenplan für Ladung und Entladung einzu- 
richten. : 

Ferner erwähnte der Vortragende elektri- 
sche Warmwasserkessel für Gebäudeheizung in 
Verbindung mit kohlebeheizten Kesseln, die mit 
oder ohne Wärmespeicherung je nach vorhan- 
dener elektrischer Energie zeitweise oder dau- 
ernd die Wärmeerzeugung bzw. einen Teil der- 
selben übernehmen, während nur zu besonders 
kalten Zeiten, oder wenn die elektrische Ener- 
gie nicht verfügbar ist, der kohlebeheizte Kessel 
betrieben wird. Hinsichtlich der Wirtsebaft- 
lichkeit berechnet er den zulässigen Energie- 
preis zu 4,5 Rp die kWh bei einem Kohlepreis 
von 200 {rs/t frei Kesselhaus. (‚Schweizerische 
Bauztg“,.Bd. 74, 1919, 8. 233, 260, 272.) 82. 


Krane und Förderanlagen. 


Neuerungen an elektrischen Greiferkranen. 
— Die Steuerung von Zweiseilgreiferkranen 
der üblichen‘ Ausbildung war’ bisher für den 
Kranführer ermüdend, da die Steuerungshebel, 
besonders bei angestrengtem Betrieb, einen 
ziemlich großen körperlichen Kraftaufwand er- 
fordern. Außerdem kann man nur eingearbei- 
tete und tüchtige Leute zu dieser Arbeit ver- 
wenden, wenn man anders nicht die Betriebs- 
sicherheit gefährden will. Von diesem Gesichts- 
punkte aus verdient eine neue Einrichtung be- 
sondere Beachtung, die von den Skoda-Werken 
seit 1913 ausgeführt wird. Es'ist die Greifer- 


) „ETZ“ 1918, S. 458. 


1920. Heit 17. 


den Dampf fortlaufend wieder ‚Weggpeprengt. 


steuerung nach dem Patent Brüll, die nur einen 
Steuerhebel besitzt, mit dem sämtliche Greifer- 
manoöver gesteuert werden. Die Betätigung er- 
folgt mit Hilfe von elektrischen Schaltappara- 
ten. In der Ruhelage steht der Hebel senkrecht 
und kann aus dieser Lage in 'kreuzförmig ange- 
ordneten Schlitzen verschwenkt werden, u. zw.: 
1. Hebel nach vorn ausgeschwenkt: Schließen 
des Greifers mit selbsttätig darauffolgendem 
Heben; 2.Hebelnach rückwärts ausgeschwenkt: 
Senken des offenen oder geschlossenen Greifers; 
3. Hebel nach rechts ausgeschwenkt: Öffnen 
desGreifers ; 4.Hebel nach links ausgeschwenkt: 
Heben des Greifers. Der Hebel ist durch Uni- 
versalsteuerung mit 2 Schaltern derart verbun- 
den, daß die Schwenkriehtungen gegenseitig 
verriegelt sind und nur einzeln für sich, nicht 
mehrere gleichzeitig, eingeleitet werden können. 
Die beiden Kontroller gehören zu dem Motor 
des Greiferwindwerks und steuern sinngemäß 
die noch zu beschreibenden Hilfsmotoren. 
Abb. 6 zeigt die Anordnung des Windwerks 
bei Drehstrombetrieb. Der Motor «_betätigt 


SIT 
AIR 


| 
Fa 


UIRIEIRIUHEIRONTADAERIEINNNN 


Abb. 6. Anordnung des Greiferwindwerks 
für Drehstrombetried. 


durch 2 Stirnradvorgelege b und c die Welle d, 
auf der die Schließseiltrommel e fest, die Halte- 
seiltrommel f lose sitzt. Durch die Stoppbremse 
g wird die überschüssige Motorkraft vernichtet, 
während h eine nach einem besonderen Patente 
von Brüll ausgeführte Senkbremse darstellt. 
Sie ist als Gewindeluftdruckbremse ausgebildet, 
bei der das mechanische Sperrwerk durch ein 


=== 


— 


\ 


i 


{b 
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Il 


IN=]| 


FE 
il 
Ill 
==) 


| 
| 


Abb. 7. Anordnung des Greiferwindwerks 
für Einphasenstrom. 


elektrisch betätigtes Bremswerk ersetzt ist, das 
durch den Bremsmotor p gelüftet wird. Dieser 
wirkt gleichzeitig durch eine Steuerwelle mit 
Nocken auf die Stoppbremse g derart ein, daß g 
jedesmal, so oft der Windwerksmotor a Strom 
erhält, h nur beim Heben und Schließen betätigt 
wird. Es entsteht so eine stoßfreie Wirkung, so 
daß das*Anfsetzen des leeren Greifers auf das 


Verladegut sicher und feinfühlig gesteuert wer- | abdrehens und -abschleifens, und des Spulen- 
“ wickelns mittels einer gewöhnlichen Drehbank 


den kann. Für die Arbeitsweise des Greifer- 
windwerks ist die Betätigung der Bremse # und 
der Kupplung k maßgebend, durch welche die 
Halteseiltrommel mit der Welle d gekuppelt 
werden kann. & und k werden durch gewichts- 
belastete Hebel geschlossen, auf die ein gemein- 
saımer kleiner Hilfsmotor / mittels Steuerwellen 
m, und m, mit Steuernocken n, und n, einwirkt. 
Die Steuerwelle ist in einer Mittellage und zwei 
Winkellagen rechts und links davon einstellbar. 
Durch eine auf die Welle d aufgeschraubte 
Wandermutter o, diean Stiften an der Halteseil- 
trommel f geführt und zur Vermeidung harter 
Stöße mit Lederscheiben als Unterlagen einer 
Stoßplatte ausgerüstet ist, wird die Halteseil- 
trommel nach Schließen des Greifers mitge- 
nommen. Im Stromkreise für Schließen und 
Heben ist ein besonderer Schalter vorgesehen, 
der durch einen Rollenhebel betätigt wird. Bei 
gespanntem Seil ist der Schalter geöffnet und 
schließt sich erst, wenn der Greifer auf das 
Verladegut aufgesetzt wird. Aus der folgen- 
den Tafel ergeben sich die verschiedenen Ar- 
beitsstellungen der Hebel und Arbeitsvorgänge. 


Steuerhebel- 


Steuerungsphase 
Auslage 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Ausschlagrichtung des 
Hilfsmotors 2 


‚der Kurzschluß aufgehoben. 


a 


’ 


1920. Helt 


mit elektrischem Antrieb aus und verwendet 
regelbare Feldwiderstände, sowie Spannungen 
von 110 und 220 V, um die gewünschten Ge- 
schwindigkeiten zu erhalten. Auf diese Weise 
und durch getrennte Erregerstromkreise lassen 
sich Umlaufszahlen von einem sehr niedrigen 
Wert bis etwa 5000 i. d. min erzielen, wobei ‚die 
in Abb. 8 dargestellte Schaltung benutzt wird. 
Da ein Wechsel der Drehrichtung häufig erfor- 
derlich wird, so ist hierzu ein besonderer Schal- 
ter, der den Ankerstrom umkehrt, vorgesehen. 
Für manche Arbeiten ist sofortiges Angehen 
oder Stillsetzen des Motors erforderlich und 
hierfür wird ein Fußschalter, der in der norma: 
len Stellung den Anker kurzschließt, verwen- 
det. Wird der Fußschalter betätigt, so wird 
Wenn der Fuß- 
schalter nicht gebraucht wird, dann wird er in 
der offenen Stellung verriegelt. (‚Electrical 
World‘, Bd. 74, 1919, S. 1117.) W. 


Elektrisch angetriebener Federnutenfräser. 
— Eine Werkstatt, welche häufig Wellengmit 


Zustand der 


Bremse i Kupplung k 


(6) Ruhelage — geschlossen gelüftet 
a Schließen und Heben nach rechts gelüftet gelüftet 
3 Senken nach links gelüftet geschlossen 
ot Öffnen — geschlossen gelüftet 
o Offen heben nach links gelüftet geschlossen 


Abb. 7 zeigt die Anordnung des Brüllschen 
Greiferwindwerks für Antrieb durch Einphasen- 
wechselstrom von 200 V, 42 Per/s unter Ver- 
wendung von Repulsionsmotoren, Schaltung 
Dery. Bei der Durchbildung dieser Anordnung 
ergaben sich daraus Schwierigkeiten, daß die 
einzelnen Elemente für mechanische Betätigung 
durchgebildet werden müssen. Die Buchstaben- 
bezeichnungen in Abb. 7 entsprechen denjeni- 
gen von Abb. 6. Der Unterschied in der Wind- 
werksanordnung besteht darin, daß die Bremse i 
und die Kupplung % nicht unmittelbar die 
Halteseiltrommel f betätigen, sondern das zu- 
gehörige Antriebsritzel. Auch die Wander- 
mutter 5b sitzt nicht auf der Trommelwelle d, 
sondern auf der vorgelegenen Welle I, so daß 
die Mitnahme mit größerer Geschwindigkeit 
erfolgt. Die Vermeidung von Stoßwirkungen 
macht die Anwendung einer kräftigen Feder 
erforderlich. Die Schließseiltrommel e ist in 
zwei Hälften unterteilt, zwischen denen die 
Halteseiltrommel f angeordnet ist. Um das 
Senken des geschlossenen und des offenen Grei- 
fers durch die Lastdruckbremse h zu beherr- 
schen, wird das auf der Vorgelegewelle lose 
sitzende Ritzel durch die Kupplung & nicht mit 
der Welle /, sondern mit einer auf dieser vorge- 
sehenen Hohlwelle m verbunden, die durch das 
Ritzel bei der Lastdruckbremse angetrieben 
wird. Die achsiale Verschiebbarkeit des Ritzels 
wird durch eine Stiftkupplung gewährleistet. 
Die Bremse i, die Kupplung & und die beiden 
Bremsen g und Ah besitzen getrennte Brems- 
motoren N}, N Ns, N,. In der Ruhelage ist so- 
wohl die Brömse ı als auch die Kupplung % ge- 
schlossen. Der Windwerksmotor wird durch 
Ein- und Ausschalten des Statorstromkreises 
und durch Bürstenverschiebung mit Hilfe von 
Walzenschaltern m,, m, gesteuert. Die Walzen- 
schalter dienen auch zur Schaltung der 4 
Bremsmotoren n,, N, N,, n; und werden durch 
einen einzigen Handsteuerhebel gesteuert. Die- 
ser steht im Ruhezustande wagerecht, beim 
Heben, nach oben, beim Senken nach unten, 
beim Öffnen und Heben des offenen Greifers 
nach rechts bzw. links. („Elektrotechn. u. 
Maschb.‘, Bd. 38, 1920, $. '94.) 


Werkstatt und Baustoffe. 


Geschwindigkeitsregelung einer Drehbank 
für Ankerreparaturen. — Eine New Yorker 
Firma führt alle}Arbeiten"desfKommutator- 


Au 


KR \nscrte 


Leitender . 
Spulenkern 


HOV-Welz 
Umschalter 


+. 


Feldregler (grob) 


Fußschalter 


- 
an Feldes er (fern) 


Abb: 8. Geschwindigkeitsregelung einer Drehbank 


Federnuten zu versehen hatte, hat den Burr- 
schen Handfedernutenfräser in der nachstehend 
beschriebenen Weise für elektrischen Antrieb 
eingerichtet und damit dem Handantrieb 
gegenüber die dreifache Leistung erzielt. Der 
Antrieb des Fräsers erfolgt jetzt durch einen 
0,746 kW Elektromotor mittels Vorgelege, 
Kette und/Kettenrad (Abb. _9). Der Schlitten 


öchmeckenradaomriıeb «. 
ger Vorschubschraube 
DB-führungsbolzen für 


Be 
Im 


Fraser - 
(Antrieb v. \ < 
Aertenrad) 


BE) 1. 
Für die Welle 


Ketle vom Vorgelege 


Abb. 9. Elektrisch angetriebener Federnutenfräser: 1% 


für die zu bearbeitende Welle wird durch zwei 
einander parallele Winkeleisenschienen, welche 
auf die Werkbank aufgeschraubt sind, geführt. 
Das Gehäuse, in welchem Fräser und antrei- 
bendes Kettenrad gelagert sind, ist ebenfalls 
an der Werkbank befestigt. Die Vorrichtung 
fräst Nuten von 13 mm Breite, 6 mm Tiefe und 
30cm Länge in etwa 20 min und kann für 
Wellen bis 56mm Durchmesser bei 73cm 
Länge verwendet werden. (‚Electrical World“, 
Bd. 74, 1919, S. 531.) ah. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen, . 


Vonder Reichsmessekonferenz. — Das Aus- 
stellungs- und Messe-Amt der Deutschen Indu- 
strie hat nunmehr die Niederschriftder Verhand- 
lungen versandt, die gelegentlich der am 18. 
II. 1920 abgehaltenen Reichsmessekonfe- 
renz!) gepflogen worden sind und sich haupt- 
sächlich mit der Frage beschäftigten, ob die 
Einrichtung neuer Allgemeinmessen neben der 
Leipziger Messe unter den heutigen Verhält- 
nissen zweckmäßig sei. In einem einleitenden 
Vortrage „Die volkswirtschaftliche Be- 
deutung der zukünftigen Messen“ be- 
tonte Professor Dr. Eulenburg, Kiel, die Not- 
wendigkeit, mit den uns verbliebenen und er- 
reichbaren Rohstoffen so sparsam wie möglich 
umzugehen und nur solche Erzeugnisse herzu- 
stellen, in denen relativ wenig Material aber 
viel Arbeit steckt. Die Umstellung der Produk- 
tionsgrundlagen wird auch eine Änderung des 
Ausfuhrhandels zur Folge haben, und die Ver- 
schiebung der Verkehrslage, die Einschränkung 
unserer Tätigkeit im Auslande sowie die 
Schwächung der deutschen Kapitalskraft 
zwingen uns, den Kredit fremder Nationen und 
fremder Kauflente in Anspruch zu nehmen, 


U Vgl. „BETZ 19208. 149 


17, 


29. April 1820. 


dem Ausland vorläufig die Vermittlung des 
bsatzes unserer Waren zu überlassen und 
bei letzterem größte Transportökonomie zu 
treiben. Unter diesen gänzlich veränderten 
Verhältnissen sind die Messen berufen, einen 
Weg zu finden, um die Volkswirtschaft in neue 
Bahnen zu leiten. Eulenburg weist ihnen eine 
vierfache Aufgabe zu: Einmal die Konzen- 
tration der verstreuten und dislozierten Indu- 
strie an einem Platz, sodann die Neuorientie- 
rung des Ausfuhrhandels infolge Umstellung 
der Warenart im Sinne stärkerer Beteiligung 
der Kleinindustrie, weiter die Erziehung zur 
Qualitätsarbeit, um durch das lebendige Bei- 
spiel und Wort, wie das Zweck der Leipziger 
Muster- und Modellmesse ist, zu zeigen, was 
Qualität bedeutet und wie sie durchgeführt 
werden kann, endlich auch die Erziehung 
zur Rationalisierung und Ökonomisierung der 
Wirtschaft dadurch, daß die Messe Fabrikan- 
ten und Händler zusammenbringt und die 
Durcharbeitung jedes einzelnen Betriebes bis 
in die letzte Sparsamkeitsmöglichkeit hinein 
zeigt. Um hierbei nicht wieder von neuem 
egen das Grundgesetz der höchsten Ausnutzung 
er Kräfte zu verstoßen, spricht sich Eulenburg 
für eine Messe im Herzen Deutschlands aus. 
Direktor Kraemer vom Reichsverband der 
Deutschen Industrie sah in seinem Referat ‚‚Die 
Stellungnahme der Industrie zu den 
zahlreichen Messeveranstaltungen und 
-plänen in Deutschland‘ hoffnungsvoller 
in die Zukunft wie der Vorredner und legte 
der Versammlung nach einem historischen 
Rückblick auf das deutsche Messewesen einige 
Leitsätze zur Erörterung vor. Nach ihm sind 
Messen Einrichtungen zur Zusammenfassun 
des Verkehrs zwischen Industrie, Groß- un 
Kleinhandel und stellen für sich, außerhalb der 
Bedürfnisse dieser Wirtschaftskreise, kein Mit- 
tel der allgemeinen Wohlstandsförderung dar, 
sondern belasten Industrie und Handel zu- 
unsten lokaler Verkehrsinteressen, die in- 
olgedessen eine ausschlaggebende Rolle in der 
Frage der Durchführung neuer Messen nicht 
beanspruchen können. Diese, die entschei- 
dende Stimme, gebührt vielmehr der Industrie 
als dem wirtschaftlichen Hauptträger der 
Messen in Verständigung mit den beteiligten 
Handelskreisen. Mit Rücksicht hierauf er- 
scheint die Einrichtung neuer Allgemeinmessen 
neben Leipzig in einer Zeit stark gesunkener 
Gütererzeugung nicht gerechtfertigt, doch steht 
die in der Regel einmal jährliche Durchführung 
von Fachmessen in örtlich abgegrenztem Rah- 
men, soweit ‚sie von bestimmten Industrie- 
gruppen in Übereinstimmung mit deren Ab- 
nehmern gefordert werden, mit diesen Leit- 
sätzen nicht in Widerspruch. Geheimrat 


-Deutsch (A.E.G.) war der Ansicht, daß es 


nach der Zerstörung ungeheurer Werte und 
dem Verbrauch aller Vorräte und Reserven so- 
wie nach der Durchführung des Achtstunden- 
tages für viele Jahre überhaupt keine Frage 
„Verkauf‘, sondern nur eine solche ‚„Produk- 
tion‘ gäbe. Die Industrien der gesamten Welt 
müßten sich überlegen, wie sie zusammen- 
arbeiten und sich gegenseitig helfen können, 
damit das Notwendigste geschaffen wird. Unter 
den bestehenden Verhältnissen, wo jeder Mensch 
so überlastet wäre, daß er nicht wisse, wo er an- 
fangen solle, um seine Aufträge auszuführen, 
uns damit zu belasten, in jeder Stadt eine 
Messe einzuführen, sei Wahnsinn. Man könne 
in Deutschland nichts weiter tun, als möglichst 
energisch industriell arbeiten, nach dem Aus- 
lande zu Auslandsvaluta tunlichst hoch ver- 
kaufen und nicht einen Pfennig für Dinge aus- 
geben, die nicht für die Industrie absolut er- 
forderlich sind. ni 

Da in der weiteren Diskussion von den 
Vertretern der verschiedenen Messestädte z. T. 
recht gewichtige wirtschaftliche und insbeson- 
dere auch politische Gründe für die Notwen- 
digkeit und die Bedeutung von Messen 
in Frankfurt a. M., Breslau, Köln, Danzigt), 
Königsberg usw. angeführt wurden, die 
sehr interessante Einblicke in das wirtschaft- 
liche Verhältnis der :Grenzstädte zu den 
Nachbarländern und in ihre nationalen Bestre- 
bungen eröffneten, hat der Vorstand des Aus- 
stellungs- und Messe-Amtes der Deutschen In- 
dustrie beschlossen, den in Frage kommenden 
Wirtschaftskreisen nochmals Gelegenheit zu 
einer Außerung über die künftige Gestaltung 
des deutschen Messewesens zu geben. — Bemer- 
kenswert ist in diesem Zusammenhange, daß 
die überwiegende Mehrheit der schwedischen 
Industrie sich für die Durchführung einer 
einheitlichen schwedischen zentralen 
Messe erklärt und gegen jede Zersplitterung 
des schwedischen Messewesens ausgesprochen 
hat. Als erste Folge dieser Stellungnahme ist 
ein Beschluß von etwa 90% "der dem Verbande 


der schwedischen elektrotechnischen Industrie 


*) Der Danziger Aa gina hat beschlossen, angesichts 
der ungeklärten wirtschaftspolitischen Lage im Osten vo 
einer Herbstmesse 1920 abzusehen. 


EN 


29. April 1920. 


angeschlossenen Fabriken zu betrachten, in 
diesem Jahre lediglich an der schwedischen 
Messe in Gotenburg teilzunehmen, 


2, Frankfurter Internationale Messe und 
Internationaler Wirtschaftskongreß ’ 1920. — 
Auf der vom 2. bis 11. V. 1920 stattfindenden 
2. Frankfurter Internationalen Messe, 
für deren Objekte der gewerbliche Rechts- 
schutz gewährt worden ist, werden die Aus- 
steller streng branchenmäßig untergebracht 
werden, u. zw. die Maschinenindustrie, Elek- 
trotechnik und verwandte Zweige wiederum in 
der geräumigen Südhalle sowie in den Ost- 
hallen A und B. Am Tage der Vorbesichtigung 
[2 Mai) beginnt der von uns schon erwähnte 

nternationale Wirtschaftskongreß; die 
Teilnehmerkarte kostet 20 M. Nach dem vor- 
liegenden Programm sollen folgende Berichte 
erstattet werden: 

M. Warburg, Hamburg: ‚Die Valuta- 

A. Müller: 


8: 
frage“; Staatssekretär a. D. Dr. 


- „Die internationale Regelung der Rohstoff- 


versorgung‘‘; F. Lapp, Petersburg: ‚Der 


Wiedereintritt Rußlands in den internationa- 


len Handelsverkehr‘‘; Dr.H.Karr, Manchester: 
„Die wirtschaftliche Konsolidierung Europas‘; 
Direktor H. Kurz, Zürich: ‚Die Stellung der 
Schweiz im internationalen Handelsverkehr‘; 
D. v. Saher, Amsterdam: ‚Die Aufgaben der 


‚ neutralen Länder bei der Wiederanknüpfung 


des Handelsverkehrs‘‘; O. Hue, Berlin: ‚Die 
internationale Regelung der Kohlenwirtschaft‘‘; 
K. Legien, Berlin: „Die internationale Rege- 
lung des Arbeitsvertrags“; Konsul F. Scheil: 
„Die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkei- 
ten Argentiniens‘; Sektionschef im Staatsamt 
für Handel Riedel, Wien; „Die wirtschaftliche 
Lage Deutsch-Österreichs; Dr. Hj. Unger, Zü- 
rich: „Die Sprachenfrage im Weltverkehr‘“. Die 
Berichterstatter über Finnland, Jugoslavien, 
Italien, Schweden usw. sind noch nicht genannt. 


Ausstellungen und Messen im Auslande. — 
Eine von Mitte Mai bis Mitte Juni 1920 in Lu- 
zern (ehemaliges Kriegs- und Friedensmuseum) 
als erstes derartiges Unternehmen nach der 
Baseler Ausstellung von 1913 geplante Elek- 
trizitäts-Ausstellung für Haushalt, Ge- 
werbe und Landwirtschaft trägt für die 
Schweiz nationalen Charakter; nur die dort an- 
sässigen schweizerischen Firmen der Elektrizi- 
tätsbranche können sich beteiligen. — Die 
Sehweizerische Handelskammer, Brüs- 
sel, die kürzlich dort eine Musterausstellung 
organisiert hat, will in ähnlicher Weise eine 
Reihe von Spezialausstellungen durchfüh- 
ren, nachdem ihr aus verschiedenen .Indu- 
striezweigen Anfragen zugegangen sind. Der 
Anfang soll mit einer Sammelausstellung 
elektrischer Apparate gemacht werden, 
die vom Verband schweizerischer Spezialfabri- 
ken der Elektrotechnik zusammen mit der ge- 
nannten Handelskammer durchgeführt wird. — 
In Helsingfors findet vom 27. VI. bis 6. VII. 
1920 eine finnische Messe statt, zu der 
auch das Ausland zugelassen ist. Um deut- 
schen Firmen, die wegen der beträchtlichen 
Kosten und der nicht ganz klaren Einfuhrver- 
hältnisse von einer Beschickung mit Waren- 


mustern absehen wollen, eine wohlfeile Beteili- 


gung zu ermöglichen, hat das Ausstellungs- 
und Messe-Amt der Deutschen Industrie im 
Zusammenwirken mit den zuständigen deutsch- 
finnischen Vereinen die Einrichtung einer 
deutschen Auskunftsstelle mit Auslegung 
deutscher Geschäftsdrucksachen in Aussicht 
genommen, sofern weitere Kreise der Industrie 
ın Helsingfors vertreten zu sein wünschen. 
Etwaige Anfragen sind umgehend an die Ge- 
schäftsstelle des Amtes (Berlin NW. 40, Hinder- 
sinstraße2) zu richten. — Wie diese mitteilt, war 
die 4. niederländische Messe in Utrecht 


(Februar 1920)u.a.von der elektrischen Industrie 


gut beschickt und ergab als Gesamteindruck eine 
weitere Verschiebung der ‚Beteiligung in der 
Richtung der Großindustrie. In einem beson- 
deren Zentral-Normalisierungsbureau wurden 
die Normalisierungsbestrebungen. der hollän- 
dischen Industrie zur Darstellung gebracht. 
Den für deutsche Industrie Interesse bekun- 
denden Besuchern standen deutsche Geschäfts- 
drucksachen zur Verfügung und sind Bezugs- 
quellenverzeiehnisse ausgehändigt worden. 


Industrie und Handel. 


Die Beschäftigung im Februar 1920. — 
Nach dem Bericht des ‚Reichs-Arbeitsbl.‘ 
der eine, wenn auch noch nicht im Betrieb der 
einzelnen Industrien zur Geltung gekommene 
Steigerung der Kohlenförderung infolge der 
vereinbarten Überschichten und eine gewisse 
Besserung der allgemeinen Arbeitsmarktlage 
feststellt, hat die Erzeugung der Elektro- 
industrie, auf die die Kohlennot der Eisen-, 
Messing-und Porzellanproduktion zurückwirkte, 
im Februar bei weitem nicht die volle Lei- 


r 


stungsfähigkeit erreicht; sie konnte infolge 
Kohlen- und Rohstoffmangels mit demz3 Auf- 
tragseingang nicht im entferntesten Schritt 
halten. Hinzukommt, daß das Risiko des 
Materialeinkaufs derart groß ist, daß die 
Existenz insbesondere kleinerer Firmen beim 
Preisrückgang bedroht wird; denn es bestehen 
wohl Lieferzeiten von etwa 6 Monaten, aber 
keine festen Preise, und für Eisen muß viel- 
fach Zahlung in englischer Währung geleistet 
werden. Im Vergleich zum Vorjahr war die 
Beschäftigung im Berichtsmonat günstiger, 
weil größere Friedensaufträge damals noch 
nicht vorlagen und der Beginn des Jahres 
1919 noch im Zeichen der Lieferungseinstel- 
lung stand. Die Dynamomaschinen-, Elek- 
tromotoren- und Akkumulatorenwerke 
hatten lebhafte Beschäftigung wie im Vor- 
monat. Vereinzelt wird der Geschäftsgang als 
schleppend bezeichnet, Es ist auch im Be- 
riehtsmonat zu Betriebseinschränkungen in- 
folge des Mangels an Kohle und, hiermit ver- 
bunden, an Rohmaterial jeglicher Art ge- 
kommen, oder aber es hat mit Rücksicht auf 
den Mangel an elektrischer Arbeit in Früh- 
und Spätschicht oder z. T. in Nachtschicht ge- 
arbeitet werden müssen. Im einzelnen be- 
zeichnen Betriebe für die Herstellung von 
Bogenlampen, Glühlampenarmaturen, 
Elektrizitätszähler u. dgl. wie das In- 
stallationsgewerbeund Kabelwerkeihren 
Beschäftigungsgrad als .gut, während von 
Fabriken ärztlich-technischer Apparate 
der Geschäftsgang nur als befriedigend ange- 
sehen wird. Auch die Kraftwerke haben nur 
zureichende Beschäftigung. FürdieFunktele- 


- graphie wird unverändert schwacher Beschäf- 


tigungsgrad gemeldet; gegen das Vorjahr zeigt 
sich hier ein Rückgang, der von einem Be- 
richterstatter auf 75% bemessen wird. Die 
Schwachstromtechnik weist, gegen den 
Vormonat keine Veränderung, dagegen im 
Vergleich zum Februar 1919 eine Verbesserung 
auf. Allerdings ist z. T. wegen des Rohstoff- 
mangels eine Steigerung trotz der vorhandenen 
Aufträge nicht möglich gewesen. Die Be- 
triebe für Herstellung von Beleuchtungs- 
körpern waren wegen Verschärfung der Roh- 
stoffnot nicht durchweg ebenso lebhaft wie im 
Januar, sondern etwas schwächer beschäftigt; 
im Vergleich zum Vorjahr ist im allgemeinen 
eine Verbesserung-zu verzeichnen. Aus dem 
Installationsgewerbe wird verschiedent- 
lich über Einlegung.von Fehlschichten infolge 
des Rohstoff- und Strommangels berichtet. 
Die gegen das Vorjahr erhöhte Tätigkeit 
dürfte sich wahrscheinlich für die Dauer nicht 
auf der gleichen Höhe halten können, weil sich 
eine Steigerung in den Schwierigkeiten der 
Rohstoffbeschaffung fühlbar macht. Vereinzelt 
wird von Kabelwerken und Betrieben für 
Herstellung von Isoliermaterial der 
Geschäftsgang als schwankend gekennzeichnet. 
Im allgemeinen können die Betriebe dem vor- 
liegenden starken Auftragsbestand nur schwer 
nachkommen. Von den Kraftwerken mußte, 
wie von einzelnen Berichten angegeben wird, 
nach wie vor die Stromabgabe zeitweise ein- 
geschränkt werden, doch findet sich Verbesse- 
rung der Kohlenzufuhr erwähnt. Nach einer 


"in der „Frankf. Ztg.‘‘ wiedergegebenen, von 


der Düsseldorfer Handelskammer ausgear- 
beiteten Zusammenstellung von Material zur 
Beurteilung der Kohlennot, ist die Versor- 
gung des Elektrizitätswerks; Reisholz (R. W. 
E.) im Jahre 1919 mit etwa 110 000 t Kohle 
gegen 224.500 t im Jahre 1918 typisch für 
en Rückgang der Kohlenbelieferung. 

Was Arbeitsmarkt und Löhne betrifft, 
so: wird von Betrieben der Schwachstrom- 
technik großer Mangel an geübten Io han 
Montiererinnen und Maschirnenarbeiterinnen 
bzw. auch an Facharbeitern berichtet. Be- 
leuchtungskörperfabriken stellen Mangel an 
Drückern, Druckpolierern und Schleifern fest. 
Aus der ärztlich-technischen Industrie wird 
eine Erhöhung der Arbeitszeit auf 46 Stunden 
gemeldet. Lohnerhöhungen sind in der Elek- 
troindustrie vielfach eingetreten; von Werken 
für Starkstromapparate werden Steigerungen 
um 20 bzw. um 30% gemeldet. Im Elektro- 
installationsgewerbe finden sich Erhöhungen 
um 20 bzw. um 30 bis 40 oder um 50% und 
(für Frauen und Mädchen) um 90%. Von einem 
Kabelwerk wurde der Stundenlohnsatz um 
75 Pf erhöht, so daß der angelernte Arbeiter 
3,45 M für die Stunde erhält. Nach einem an- 
deren Bericht werden auf Grund der Verein- 
barung des Verbandes Berliner Metallin- 
dustrieller mit dem Metallarbeiterverband für 
über 18 Jahre alte Personen Teuerungszulagen 
von 6 M je Woche, für jedes Kind 6 M und 
für die Frau 3 M gezahlt. 


Kanadas Erzeugung von Wolfram und 


Molybdän. — Die Gesamterzeugung von Wolf- 
tamerzen belief sichin Kanada im Jahre 1918 
anf 12,25 t, mit einem Gehalt von 9050 kg 


‘ Hardscrabble Creek, 


WO,. Hiervon wurden 10 t durch die „Arcadia 
Tungsten Mines Ltd.‘ ausgeführt. Eine erheb- 
liche Erzeugung fand auch im Jahre 1912 durch 
die „Scheelite Mines Ltd.‘‘ in Moose River statt, 
nämlich 12,7 t. Im März 1918 ist außerdem 
Scheelit (0a WO,) in der Nähe des Falcon Sees 
im östlichen Manitoba entdeckt worden und 
eine neue Gesellschaft beutet seitdem dieses 
Vorkommen aus. In einem alten Lager im 
im Cariboo-Bezirk von 
Britisch Columbien, ist auch gearbeitet wor- 
den. Ein Vorkommen von Scheelitsand hat 
man neuerdings im Alluvium von Dublin 
Gülch, im Mayo-Bezirk des Yukon, beobachtet. 
Die Gesamtvorräte an Wolfram auf der Erde 
sind so knapp, daß es, wenigstens für die Stahl- 
fabrikation, möglicherweise durch Molybdän 
ersetzt werden wird. Von letzterem Metall er- 
zeugte Kanada im Jahre 1918, was in 172 t 
Molybdenit (Mo $,) enthalten ist, gegen 131,5 t 
im vorhergehenden Jahre. Für die Zeit vor 
1914 liegen Berichte nicht vor; daß jedoch seit- 
dem erhebliche Fortschritte gemacht worden 
sind, zeigen die Zahlen: 1740 kg für das Jahr 
1914, 13,4 t für das Jahr 1915 und 71 t für das 
Jahr 1916. Allerdings ist das gewonnene Erz 
meist sehr arm und enthält unter 2% Mo 8,, 
jedoch sind kleinere Mengen mit einem Gehalt 
von 2 bis 15% gefunden worden. Das Erz wird 
in kanadischen Hütten verarbeitet und in 
Form von Molybdänsäure, molybdänsaurem 
Ammoniak, oder als Ferro-Molybdän auf den 
Markt gebracht. Zur Herstellung des letzteren 
sind in Ontario zwei Anlagen, die mit elektri- 
schen Öfen arbeiten, errichtet worden, u. zw. 
eine durch die Orillia-Molybdän-Gesellschaft in 
Orillia, die andere durch die Tivani-Elektro- 
stahl-Gesellschaft in Belleville. Läger von 
Molybdenit finden sich in Nova Scotia, 
Quebec, Ontario, Manitoba und Britisch Ko- 
lumbien, doch stammt der größte Teil der Erze 
aus der Quyon-Mine in der Grafschaft Pontiac 
in Quebec, welche eine der größten der Welt 
ist. Die Gesamterzeugung der Welt an Molyb- 
denit belief sich im Jahre 1918 auf 545 bis 635 t, 
so daß Kanada mit 172 t, etwa 30%, lieferte. 
Der Rest verteilte sich auf die Vereinigten 
Staaten und Australien. („Engineering‘“, 
Bd. 109, 1920, S. 186.) W. 

Vorsieht gegenüber amtlichen Auslegungen 
des Umsatz- und Luxussteuergesetzes. — Mit 
Rücksicht darauf,daß die mannigfaltigen in dem 
neuen Umsatz- und Luxussteuergesetz 
enthaltenen Unklarheiten bereits dazu geführt 
haben, daß einzelne Finanzämtef oder Umsatz- 
steuerämter die Gesetzesbestimmungen in un- 
richtiger Weise auslegen, bittet die Zentral 
stelle des Beleuchtungsfaches für Ge- 
setzes- und Steuerbearbeitung (Berlin 
N 24, Friedrichstraße 131a) die Angehörigen des 
Beleuchtungsfaches, ihr von allen Maßnahmen 
der Finanz- und Umsatzsteuerämter im Reich 
sofort Mitteilung zu machen, wenn deren Be- 
rechtigung irgendwie zweifelhaft erscheint. 
Nur durch allseitige Aufmerksamkeit und Zu- 
sammenarbeit aller Fachgenossen, so schreibt 
die Zentralstelle, könne verhindert werden, daß 
die Anwendung des Luxussteuergesetzes seitens 
der untergeordneten Behörden die durch das 
Gesetz selbst schon genügend gehäuften Schwie- 
rigkeiten noch vermehrt. 

Gesetzgebung und Verwaltung. — Der 
Reichswirtschaftsminister hat im ‚Reichsanz.‘“ 
1920, Nr. 66, unter dem 22. III. 1920 eine Ver- 
ordnung erlassen, die die $$ 2, 3 und 4 der Ver- 
ordnung über die Regelung der Einfuhr 
vom 16. I. 1917 (RGBl. 1917, S. 41) durch 
neue Vorschriften ersetzt, und unter dem 

leichen Datum die Vorschriften veröffent 
icht, die nunmehr an die Stelle der Bekannt- 
machung zur Ausführung der Verordnung vom 
16. I. 1917 (R.G.Bl. 1917 S. 42) treten. — Vom 
Reichswirtschaftsminister ist weiter im,, Reichs- 
anz.‘‘ 1920, Nr. 71, unter dem 1. IV. 1920 eine 
Verordnung zur Regelung der Eisenwirt- 
schaft publiziert worden, derzufolge ein 
Selbstverwaltungskörper unter der Bezeich- 
nung „Eisenwirtschaftsbund‘, Düsseldorf, 
gebildet wird. Der Regelung unterliegen in 
Gruppe I Roheisen, Ferromangan und Ferro- 
silizium, Schrott, in Gruppe II Halbzeug, 
Eisenbahn- und Oberbaumaterial, Formeisen, 
Stabeisen, Walzdraht, Bleche, schmiedeeiserne 
Röhren und rollendes Eisenbahnmaterial. — 
Im ‚Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 74, ist nunmehr das 
längst erwartete Reichsgesetz über die Be- 
schäftigung Schwerbeschädigter vom 
6. IV. 1920 bekanntgegeben worden. — Zu der 
Verordnung über die Außenhandelskon- 
trolle vom 20. XII. 1919 hat der Reichswirt- 
schaftsminister im ‚‚Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 79 
und 84, unter dem 8. und 17. IV. 1920 Aus- 
führungsbestimmungen erlassen, von denen die 
auf die Gebühren, Abgaben usw. bezüglichen 
Paragraphen vom 1. V. 1920 an gelten, die 
übrigen sofort in Kraft getreten «ind. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) - 


Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Jahresversammlung und Elektrische Woche 


„Use 


Unsere Jahresversammlung findet in der 
Zeit vom 23. bis 25. September 1920 in Han- 
nover statt u. zw. als ein Teil der vom 
23. bis 29. September abzuhaltenden ‚„Elek- 
trischen Woche‘. 

In der ersten Hauptversammlung wird 
ein Vortrag über 
„Die Ausnutzung der Flußwasserkräfte“ 


gehalten werden, während das Hauptthema 
unserer Jahresversammlung 


„Die Schutzsysteme für 
nungsanlagen‘ 


behandeln wird. Außerdem werden Berichte 
erstattet werden über 


„Die drahtlose ‚Nachrichtenübermitt- 
lung für Überlandwerke“ 
und über 


Hochspan- 


„Die Entwieklungsmöglichkeit für 
Selbstanschluß-Fernsprechämter‘‘. 
Es sollen des weiteren noch eine geringe An- 
zahl von Vorträgen stattfinden, deren Themas 
von den Mitgliedern gewählt werden können. 


Anmeldungen hierzu werden bis 15. Mai 
erbeten. 
An der ‚Elektrischen Woche‘‘ werden 


sich außer unserem Verbande voraussichtlich 
noch. beteiligen: 


der Bund der Elektrizitätsversor- 
gungsunternehmen Deutschlands, Berlin 
die Elektro - Großhändler - Vereini- 
gung Deutschlands, Frankfurt a. M., 
derVerein der Kleinbahn- und Straßen- 
bahn-Verwaltungen, Berlin, 
Vereinigung der Hochschullehrer für 
Elektrotechnik, 
die Vereinigung elektrotechnischer 
Spezialfabriken, Berlin W, 
die Vereinigung von Fabriken für In- 
stallationsgegenstände, Berlin, 
der Zentralverband der deutschen 
elektrotechnischen Industrie, Berlin W. 
Es ist in Aussicht genommen, einen ge- 
meinsamen Tag für alle Verbände zu veran- 
stalten (26. September), an dem ein Vortrag 
über 


„Die Prüfungs- und Beratungsstelle 


LBSRV.EDAE.,- 


gehalten werden wird. Voraussichtlich wird 
eine Ausstellung elektrotechnischer Neuheiten 
veranstaltet werden, deren gemeinsame -Be- 
sichtigung an diesem Tage stattfindet. Für 
den Nachmittag und Abend sind gemeinsame 
Veranstaltungen vorgesehen. 

Die ausführlichen Tagesordnungen un- 
serer Jahresversammlung und der Elektrischen 
Woche werden in einiger Zeit bekanntgegeben 
werden. 


Verband Deutscher Elektrotechniker 


Der Vorsitzende 
Dr.=Qng. H. Voigt. 


Der Generalsekretär: 
Dr..üng. G. Dettmar. 


Elektrotechnischer Verein. 
‚(Eingetragener Verein.) 


(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.) 


Nachtrag E 
zum Sitzungsbericht vom 16. XII. 1919). 


Vortrag des Herrn Dr. Skaupy: „Ein 
neuer Gleichrichter‘. 


M. H.! Es soll Ihnen heute ein neuer 
Gleichrichter vorgeführt werden, der dem be- 
. kannten Quecksilber-Gleichriehter sehr ähn- 
lich ist, vor demselben aber den wichtigen Vor- 
zug besitzt, daß er bei wesentlich kleineren 
Stromstärken verwendet werden kann als jener. 
Die im Handel befindlichen Quecksilber- 
Gleichrichter können ohne besondere Hilfsein- 
richtung nicht für Ströme unter 3 A verwen- 
det werden, weil dann der Lichtbogen instabil 
wird. Man hat zwar gelegentlich durch An- 
wendung von Hilfslichtbogen diesem Nachteile 
u en, aber nur unter wesentlichem Mehr- 
au 


wand an Energie und erheblicher Kompli- 


') Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 118. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


kation der ganzen Anordnung. Der neue 


Gleiehrichter dagegen ist gerade für kleine 
Stromstärken von etwa 0,5 bis 3,0 A gut ver- 
wendbar, also für Stromstärken, welche für das 
a kleiner Akkumulatoren die wichtigsten 
sınd. 

Der neue Gleichrichter unterscheidet sich 
von dem Quecksilber-Gleichrichter dadurch, 
daß als gasförmiger Leiter ein Edelgas, für ge- 
wöhnlich Argon, verwendet wird, und als Ka- 
thodenmetall leicht verdampfbare Metalle, ins- 
besondere stark elektropositive Metalle wie 
Alkalimetalle und 'Thallium und deren Legie- 
rungen untereinander und mit Schwermetaällen 
wie Quecksilber, Kadmium, Blei. Diese 
haben die Eigentümlichkeit, unter bestimm- 
ten Umständen bei weit niedrigeren Strom- 
stärken als Quecksilber die Basis einer stabilen 
Lichtbogenentladung zu liefern. Die betriebs- 
sichere Ausbildung solcher Kathoden für hohe 
Lebensdauer hatte besondere Schwierigkeiten 
zu überwinden, welche in den Jahren 1912 bis 
1914 bei der Auergesellschaft gelöst wurden, 
deren Tochtergesellschaft die von mir hier ver- 
tretene ‚‚Studiengesellschaft für elektrische 
Leuchtröhren'm. b. H.‘“ ist. Die erwähnte Aus- 
bildung der Kathode ist uns an ge- 
schützt; sie ist übrigens identisch mit der bei 
unserer Neon-Bogenlampe für 110 bis 220 V 
Gleichstrom verwendeten. Die Aquivalenz 
zwischen elektrischen Gas- und Dampflampen 
mit Lichtbogenentladung und Gleichrichtern 
der beschriebenen Art ist ja dem Fachmanne 
wohl bekannt. Die Ausbildung unseres Gleich- 
richters erfolgte in den Jahren 1913/1914, seine 
Einführung wurde leider durch den Krieg, ver- 
hindert. 

(Es werden 2 Modelle vorgeführt; das eine 
in tragbarem Holzgehäuse, das andere auf 
Marmortafel; letzteres ist in Abb. 1 und 2 
dargestellt. Abb. 1 zeigt eine Photographie 


Mau | 


Abb: 1. Gleichrichtertafel. 


des’Apparates, Abb. 2eine Maßskizze desselben. 
In diesen Abbildungen wie in den folgenden be- 
deuten: @ die Gleichrichterzelle, W Vorschalt- 
widerstand im Gleichstromkreis, T Transfor- 


370- 


Abb. 2. 


mator, D Drosselspule, Z Zünder, M Magnet- 
spule des Zünders, L Vorschaltlampe des Zünd- 
kreises.) : 

Die Schaltung ist im Prinzip mit der bei 
Quecksilber-Gleichrichtern üblichen vollkom- 
men identisch. Bei den vorgeführten Modellen 
ist ein Autotransformator vorgesehen, der zum 
Anschluß an das Charlottenburger Wechsel- 
stromnetz von 120 V- bestimmt ist. Er trans- 
formiert die Spannung auf 180 V, so daß auf 
die beiden Hälften des Gleichrichters je 90 V 
entfallen. Die Zündung erfolgt — und dies ist 
das einzig abweichende von der bisher meist 
üblichen Schaltung — durch einen Vakuum- 


k 


unterbrecher, wie wir ihn auch bei unseren 
Neonlampen- verwenden. Dieser liegt im 
Nebenschluß zu einem der beiden Stromwege 


in der Gleiehriehterröhre und ist leicht aus- 


wechselbar. Zu diesem Zwecke enthält er zwei 
Sockel (Abb. 3), von denen der untere einen 


3 


Abb: 3. Abb. 4, 

Messerkontakt besitzt, mit dem er beim Ein- 
setzen des Unterbrechers, von uns Zünder ge- 
nannt, in die Magnetspule durch Drehung des- 
selben um 90° in einen Scheidenkontakt ge- 
drückt wird (Abb. 3 und Abb. 4). Abb. 5 zeigt 


‚Abb. 5. = 


schematisch die Schaltung, die Abb. 6 und 7 
die Gleichrichterzelle als Lichtbild und; in 
schematischer Zeichnung. 


Abb. 6. : ! 
Gleichrichterzelle. 


Die Stärke des gleichgerichteten Stromes, 
e 


für welche die Modelle, welche Sie hier sehen, 
bestimmt sind, liegt bei etwa 60 V maximaler: 


Gleiehspannung zwischen 1 und 2 A, und man. 


kann, wenn die Röhre einige Minuten brennt, 
unter 1 A herabgehen, etwa bis.0,7 A. Der er- 


D) 


. Dampf ausgedehnt. 
Erweiterung v war von den in Frage kommenden 


gegeben, 


29. April 1920, 


zielbare Nutzeffekt, d.h. das Verhältnis der 
erzeugten Gleichstromenergie zu der aus dem 
Wechselstromnetz bezogenen Energie beträgt 
bis zu 65%, was bei der sehr geringen Gesamt- 
leistung des Gleiehriehters von etwa 30 bis 


-.100 W als sehr günstig zu bezeichnen ist. 


Herr Nienhold: Ieh möchte gern ein paar 
Worte zu den physikalischen Grundlagen des 
ee \ sagen. 

gebene Form desselben hat eine kurze 

en Dies wird klar, sobald man den 
a ‚Vorgang im Gleichriehter berücksich- 
tigt. Hier haben Sie die Röhre (Kreidezeich- 
nung an der Tafel), in dieser befindet sich der 


von Auer konstruierte, eigenartige Becher, in- 


dem das Kathodenmaterial sitzt. Von unten 
erfolgt die Stromzuleitung zum Becher, wäh- 
rend sich oben die Anoden befinden, Der 
Glimmbogen setzt-in einer Ecke des Bechers 
an, windet sich durch das Becherröhrchen und 
geht zur Anode. Läßt man eine solche Röhre 
100 h brennen, so entstehen Destillationspro- 
dukte an der Röhrenwand. Es läßt sieh nicht 
erreichen, den Niederschlag oben zu vermeiden, 
selbst wenn man die Röhre so einrichtet, daß 
der obere Teil stets stärker erhitzt wird als die 
untere Kathodengegend. Es wird oben stets 
ein mit der Zeit immer dichter werdender Be- 


lag auftreten, der sich schließlich bis zur Ka- 


thodenzuleitung erstrecken und mit ihr Kon- 
takt machen wird, wobei dann die Entladung 
außerhalb des Bechers ansetzt, das Glas an- 
greift und schließlich sprengt. Wir haben hier 
also die Kurzschlußgefahr und die Sprung- 
gefahr. Ein zweiter Nachteil ist die Gasabsorp- 
tion? Va 


N _Die6 Grundidee des Alkalimetall-Gleichrichters wurde 
zuerst Nies Cooper Hewitt angegeben, dann von Kunz 
und mp, Anderson, Skaupy, Schröter erwähnt, 
welch Iokater erden eltmmiicht Bde gas-Alkalimetall- Gleich- 
richter in-eine für die Technik brauchbare Form gebracht 
hat, während von Nienhold die ersten ausführlichen Anga- 
ben zum Bau und Betriebe eines für die Technik brauchbaren 
Alkalimetall-Gleichrichters mit Glimmbogen im D.R.P. Nr. 
318619 vom 16. Mai 1917 gebr acht wurden. (Anm. bei der 
Korrektur. ) 


) Weil die Entladung hier überwiegend von Gasionen 


getragen wird. (Anm. bei der Korrektur.) £ 


RECHTSPFLEGE. 


Kan krune der Verordnung über die schieds- 
gerichtliche er Preisen vom 1. Il. 
!). 


Die bekannte Verordnung vom 1. II. 


 1919?)und diezugehörige Bekanntmachung über 


ihr Verfahren vom 5. III. 1919°) sind durch 
zwei neue Verordnungen in wichtigen Punkten 
angeändert bzw. ergänzt worden. 
Nach der neuen ‚Verordnung, betreffend 
Abänderung der Verordnung über.die schieds- 
gerichtliche Erhöhung von Preisen bei der Lie- 
erung von elektrischer Arbeit, Gas und Lei- 
tungswasser vom 1. II. 1919 (RGBI. 8.1135); 
vom 11. II1.1920° (RGBl. S. 329) wird die.bis- 
herige Verordnung vom 1. II. 1919 auf die Lie - 
ferer von mechanischer Arbeit und 
Die Forderung dieser 


Produzenten bereits seit langem erhoben wor- 

den. Es sind Fälle vorgekommen, wo der Lie- 
ferer seine Strompreise erhöht hatte, ebenso 
seine Preise für die Sammelheizung und Warm- 
wasserversorgung *), wo er die Lieferpreise für 
Frischdampf aber nicht erhöhen konnte, ob- 

wohl kit Dampf aus derselben Anlage geliefert 
wur 

Deche Unbilligkeiten werden durch die 
neue Verordnung beseitigt. Die Abnehmer von 
mechanischer Arbeit und Dampf sind nach 
dieser unter denselben Voraussetzungen wie die 
Abnehmer von elektrischer Arbeit, Gas und 
Leitungswasser nach der alten Verordnung be- 
rechtigt, die erhöhten Lieferpreise auf die wei- 
teren Abnehmer abzuwälzen. 

Die neue „Bekanntmachung zur Abände- 
rung der Bekanntmachung über die Schieds- 
gerichte für die Erhöhung von Preisen bei der 
Lieferung von elektrischer Arbeit, Gas und 
Leitungswasser vom 5. III. 1919 (RGBI. S. 288) 
vom 18. III. 1920“ (RGBl. $S. 330) ordnet zu- 
nächst das Verfahren für die Lieferer von mecha- 
nischer Arbeit und Dampf dem bisherigen Ver- 
fahren ein. 

Eine sehr wichtige Änderung enthält die 
neue Fassung des Absatzes 2 des $ 8: „Ein Mit- 
glied des Schiedsgerichts kann aus denselben 
Gründen und unter denselben Voraussetzungen 
abgelehnt werden, welche zur Ablehnung eines 
Bichtere (ZPO. $$ 41 ff.) berechtigen.‘“ Die alte 


‚ Bekanntmachung enthielt keine derartige Be- 


stimmung. Sie hat deshalb zu Zweifeln Anlaß 
Tatsächlich wollte der Kresabzgeust 


hi l. auch Ne 1920, 8. 319, 
ir j 3 TZ“ 1919, S. 8 

"BTZ“ 1919, 8. ir 

4) Gem. der sog. „Vermieterschutzverordnung“ 
2. VL. 1919. F 


‚vom 


- 


ee nn nn nn, en r S f 


Elektrotechnische Zeitschrilt, 


Die heute von Auer‘ 


führt, wie aus einem Beschluß des 


1920. Heit 17. 


Ein. dritter, zu beachtender Umstand ist 
die sehr leicht erfolgende Rückzündung, indem 
‘oben an der Anode der Glimmbogen in einen 
Lichtbogen übergeht. Hauptsächlich infolge 
dieser drei Umstände ' waren die Deutschen 
Telephonwerke gezwungen, den Gleichrichter 
weiter zu entwickeln. Man mußte vor allen 
Dingen die Konstruktion des Bechers beseiti- 
gen. Wir haben ferner das Material so gewählt, 
daß das Glasmaterial nieht*mehr von der Ka- 
thodensubstanz angegriffen wird. Hier unten 
haben wir das Glasgefäß, in dem sich die Ka- 


: thodensubstanz befindet. Destilliert sie herauf, 


so schlägt sie sich hier oben nieder. Wählt man 
nun die Zusammensetzung der. Substanz der- 
artig, daß sie nicht als Belag niederschlägt, 
sondern in flüssigem Zustand sich befindet, so 
muß sie herunterrollen. Sie muß also derart 
zusammengesetzt werden, daß entweder eine 
Mischung von Metallen oder eine chemische 
Verbindung entsteht, deren Tropfen an. der 
Glaswand: herunterrollen, wobei das Kathoden- 
material dann stets an den Ursprungsort zu- 
rückgelangt. Die Vermeidung der oben ange- 
führten Gasabsorption gelingt, wenn man an 
der Entladungserscheinune nicht nur. das Gas 
teilnehmen läßt, sondern die Dampfionen. a 
die weiteren physikalischen Grundlagen che] 
ich nicht eingehen, weil ich am 23. I. 1920 in 
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft 
meine Anwendungen des Edelglas- Glimmbogens 
sowohl als Gleichrichter als auch als Sender 
in der drahtlosen Telegraphie auseinander- 
setzen und vorführen werde. 


Herr Sehüler: Ich wollte den Herrn Vor- 
tragenden bitten, sich über den Wirkungsgrad 
des Gleichrichters bei Akkumulatorenladung 
etwas eingehender zu äußern. Der Herr Vor- 
tragende sprach von 65%; es fragt sich nun, 
ob dieser Wert sich überhaupt auf die Verwen- 
dung des Apparates für Akkumulatorenladung 
bezieht oder etwa auf Widerstandsbelastung. 
Die Wirkungsgradangaben von. Gleichrichtern 
sind in dieser Hinsicht häufig irreführend. Es. 
ist zu beachten, daß die ee RITTER TTS N des gleich- 


nach der alten Bekanntmachung durch das 
Listensystem für die Schiedsrichter ihre Ab- 
lehnung, z. B. wegen Besorgnis der Befangen- 
heit, ausschließen. In der Praxis hat dies häu- 
fig zu recht unerwünschten Be OL ge- 
Hamm von 1. XII. 1919 1) hervorgeht. Über 
die Ablehnung aller Mitglieder des Schiedsge- 
zichts entscheidet jetzt der Oberlandesgerichts- 
präsident allein endgültig, während bisher der 
Obmann über die Ablehnung der Beisitzer ent- 
schied, 
- Die neue Verordnung und die zugehörige 
neue Bekanntmachung sind. am Tage ihrer 
Verkündung, also am 27. III. 1920 in Kraft ge- 
treten. 
Der erwähnte O L. G.-Beschluß ist Aal in 
anderer Hinsicht bemerkenswert. Das Gericht 
sagt nämlich in seiner -Begründung, daß die 
Schiedsgerichte nach der Verordnung vom 
1. II. 1919 keine bürgerlichen Rechtsstreitig- 
keiten zu entscheiden haben, weil sie über die 
Ansprüche „unter Abwägung der Interessen 
aller Beteiligten“ entscheiden, also nach Bil- 
ligkeitsrücksichten. Ich vermag nicht ein- 
zusehen, daß Streitigkeiten über die Erhöhung 
von Preisen für Elektrizitäts-, Gas- und Wasser- 
lieferungen nicht bürgerliche Rechtsstreitig- 
keiten sein sollen. Es handelt sich um Leistun- 
gen aus privatrechtlichen Verträgen, die ihrem 
Wesen nach unzweideutig bürgerliche Rechts- 
streitigkeiten sind. Das Schiedsgericht soll 
nach Billigkeitsrücksichten entscheiden. Da- 
mit ist aber keineswegs gesagt, daß der Schieds- 
richter eine andere Aufgabe hat wie der Richter 
in einem Verfahren vor den ordentlichen Ge- 
richten. Ein Schiedsriehter kann sich nicht 
ohne weiteres aus Billigkeitsgründen über eine 
Vorschrift des Privatrechts hinwegsetzen. (R.- 
G.-Entsch. Bd. 67, 8. 73.) Auch aus diesen 
Gründen folst, daß es sich bei der Verordnung 
vom 1. II. 1919 um bürgerliche Rechtsstreitig- 
keiten handelt. Dr. Pourroy. 


Zum neuen Umsatzsteuergesetz. 


J Es liegen zwei Bücher vor, deren jedes seine 
eigenen Vorzüge hat. Die „Einführung in 
das neue Umsatz- und Luxussteuer- 
recht“ von Geh. RatDr. J.Popitz (Berlin, Otto 
Liebmann, 1920. 9,— M.) enthälteine übersicht- 
liche und gemein verständliche Darstellung des 

anzen Inhaltes des Gesetzes. Die wichtigsten 

weifelsfragen, die aus Anlaß des alten Um- 
satzsteuergesetzes oder bei der Beratung des 
neuen aufgetaucht sind und ihre Bedeutung 
behalten haben, finden sich kurz und,klar er- 
örtert, vielfach durch Beispiele verdeutlicht. 


+ 9 W. 15/19; 1920, 


Rx mitgeteilt in. „Jur. Wochenschr.“ 
S. 156 


gerichteten Stromes entsprechend der Wech- 
selstromkurve zwischen Null und dem up 
tudenwert schwankt, während der Akkumu- 


lator nur eine ganz bestimmte Spannung nütz- 
lich verwerten kann. Die jeweilige Differenz 
zwischen dieser Ladespannung und dem Mo- 
mentanwert der gleichgerichteten Spannung 
wird durch Vorschaltwiderstände vernichtet. 
Als Wirkungsgrad des Gleichrichters bei Akku- 
mulatorenladung kann nur das Verhältnis an- 
gesehen werden "zwischen der nutzbaren Lade- 
arbeit (Produkt von Ladespannung x Lade- 
strom). und der dem Wechselstromnetz ent- 
nommenen Arbeit. Ich richte deshalb an den 
Herrn Vortragenden die Frage: Wieviel elek- 
trische Arbeit wird dem Wechselstromnetz ent- 
nommen, wenn beispielsweise eine Batterie von 
6 Zellen, entsprechend 14 V mittlerer Lade- 
spannung mit 2 A geladen wird? 


Herr Skaupy: Die Lebensdauer unserer 
Gleichrichterröhren ist im Gegensatz zu der 
von Herrn Nienhold geäußerten Auffassung 
ebenso unbeschränkt wie beim Quecksilber- 
gleichrichter, beträgt jedenfalls mehrere tau- 
send Stunden. Was Herr Nienhold sonst noch 


‘an neuen Vorschlägen über neue Ausbildung 


eines Gleichrichters. brachte, scheint mir nicht 
ganz in den Rahmen dieser Diskussion zu ge- 
hören, ebenso nicht eventuelle Prioritätsfragen, 
die ich bereits an anderer Stelle behandelt habe 
-und- behandeln werde. 

Um auf den Einwand des Herrn Schüler 
zurückzukommen: der Wirkungsgrad eines 
Gleichrichters wurde in der Weise bestimmt, 
daß als Nutzverbraucher nicht Akkumulatoren 
eingeschaltet waren, sondern ein Ohmscher 
Widerstand. An den Enden desselben wurde 
die Spannung gemessen, ebenso die Gleich- 
stromstärke; das Produkt ergab die Gleich- 
stromenergie. Daß das bei Akkumulatoren- 
‚ladung noch nicht der richtige Nutzeftekt ist, 
‚ist richtig. Dasselbe gilt aber auch für den 
Quecksilber-Gleichrichter, mit dem der be- 
schriebene Gleichriehter in erster Linie ver- 
glichen werden muß. 


Der Text des Gesetzes ist im Anhange abge- 
druckt. Ist es der Popitzschen Einführung 
zugute gekommen, daß ihr Verfasser an der 
Entstehung des Gesetzes hervorragenden An- 
teil gehabt hat, so zeigt die Bearbeitung von 
Herzfeld (‚,,Das neue Umsatzsteuerge- 
setz, Leitfaden für den praktischen Gebrauch“ 
(Stuttgart, J. Heß, 1920; Teil I: Allgemeine 
Umsatzsteuer. 2, 50 M.; Teil Il: Luxussteuer 
und Gesetzestext. 5,80 M) die kritische Un- 
befangenheit in der Beurteilung, die nur dem 
an der Entstehung des Gesetzes Unbeteiligten 
möglich ist. Die Darstellung Herzfelds ist 
‚durchaus selbständig. Ihr besonderer Vorzug 
ist, daß sie an die wirtschaftlichen Begriffe der 
kaufmännischen Buchführung anknüpft und 
das Verhältnis der gesetzlichen Bestimmungen 
zu ihnen erörtert. Wo neue, eigene Ansichteu 
des Verfassers vorgetragen werden, geschieht 
dies so, daß auch der Laie sofort sieht, was 
schon von der bisherigen Praxis anerkannte 
und was eigene, vorerst nur mit Vorsicht zu 
verwendende Auffassung des Verfassers ist. 
Die kaufmännische Praxis wird beide Leit- 
fäden willkommen heißen. 

Eine besonders wichtige Frage ist die der 
Abwälzung der Umsatzsteuer in der 
Übergangszeit. Wir haben schon in einer 
Notiz („ETZ" 1920, S. 176) auf die Bestim- 
mung des $ 46 des Gesetzes aufmerksam ge- 
macht, wonach bei Lieferungsverträgen, die 
vor dem 1. I. 1920 abgeschlossen sind, der Ab- 
nehmer, wenn die Zahlung erst nach diesem 
Termin erfolgt, den Unterschied zwischen der 
alten und neuen Umsatzsteuer vergüten muß. 
Aus dieser Vorschrift hat sich in der Praxis 
eine Reihe von Zweifelsfragen ergeben. Wie, 
wenn nach dem vor dem 1. I. 1920 abgeschlos- 
senen Lieferungsvertrag zu freibleibenden 
Preisen zu liefern ist? Dann ist, wie das 
Reichsfinanzministerium in ‘einem an die 
Handelskammer Bielefeld ergangenen Bescheid 
zutreffend ausführt, die offene Berechnung der 
Umsatzsteuer nicht zulässig, weil eben die 
Preisbestimmung nicht vor dem 1. I. 1920 er- 
folgte, vielmehr bei der Bemessung des Preises 
auf die neue Umsatzsteuer Rücksicht genom- 
men werden kann. Erst recht gilt dies, wenn 
ein vor dem 1. I. 1920 abgeschlossener Vertrag 
später im Wege der Vereinbarung in Bezug auf 
en Preis geändert wird. Dagegen ist es zu- 
lässig, die Umsatzsteuer gesondert in Rechnung 
zu stellen, wenn ein früher abgeschlossener 
Lieferungsvertrag eine automatisch sich voll- 
ziehende Preisänderung vorsieht, z. B. eine Er- 
höhung: der Preise für elektrische Arbeit nach 
Maßgabe der Erhöhung der Kohlenpreise, und 
eine solche von .selbst eintretende, genau be- 
rechenbare Preiserhöhung nach dem 1. I. 1920 
eintritt. Dr. W. Esslinger, München. 


342 


1 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 


i1.v as 29, April 1080. 


Gewerblicher Rechtsschutz. 


In einer vom Deutschen Verein für gewerb- 
lichen Rechtsschutz vor einiger Zeit veranstal- 
teten Beratung über das Erfinderrecht der 
Angestellten, an der sich zahlreiche Ver- 
bände usw., darunter auch der Zentralverband 
der deutschen elektrotechnischen Industrie be- 
teiligten, hat sich nach einer Mitteilung des 
Patentanwalts ®ipl.-Qng. H. Herzfeld eine 
Übereinstimmung aller Anwesenden in folgen- 
den Grundsätzen ergeben: 

„Betriebserfindungen als solche werden 
anerkannt; sie sind Eigentum des Arbeitgebers; 
eine Vergütung hierfür wird nicht gezahlt. 
Dienstliche Einzelerfindungen sollen dem Ar- 
beitgeber gehören, doch soll eine Vergütung 
gezahlt werden. Wenn über die Frage; ob eine 
Erfindung der einen oder anderen Gruppe zu- 
gehört, ade über die Höhe der Vergütung Mei- 
nungsverschiedenheiten bestehen, soll ein 
Schiedsgericht entscheiden. Auch über die Art 
der Vergütung soll im Streitfall das Schieds- 
gericht entscheiden. Bei dienstlichen Einzel- 
erfindungen hat der Erfinder das Recht auf 
Nennung seines Namens.“ — 

Der Wunsch zahlreicher Interessenten, 
daß die Kriegsjahre nicht auf die Patentdauer 
angerechnet werden, ist nunmehr in Erfüllung 
gegangen. Die Nationalversammlung hat so- 


eben in dritter Beratung den von Grünewald, 


eingebrachten Gesetzentwurf, betreffend 
verlängerte Schutzdauer bei Paten- 
ten und Gebrauchsmustern sowie die 
Wiedereinsetzung in den vorigenStand 
im Verfahren vor dem Reichspatent- 
amt, nach dem die Kriegszeit vom 1. VIII. 
1914 bis 31. VII. 1919 für die Geltungsdauer 


der Patente nicht angerechnet werden soll, an- 


genommen, außerdem einen Zusatz, demzu- 
folge die Vergünstigung dieser Weiterbenut- 
zung der Patente nicht nur nach Ablauf der 
Schutzfrist gestattet werden soll. Die Ent- 
scheidung in Streitfällen wird nicht dem or- 
dentlichen Gericht, sondern einer Sachver- 
ständigenkommission überlassen. — 

Durch eine französische Verordnung ist 
für. die Departements Niederrhein, Oberrhein 
und Mosel in Elsaß-Lothringen das fran- 
zösische Gesetz über den gewerblichen Rechts- 
schutz eingeführt worden unter Beschränkung 
durch die Rechte, die sich noch auf Grund des 
Artikels 311, Abs. 2 des Friedensvertrages mit 
Deutschland dort in Kraft befinden. Die aus 
deutschen Patenten herrührenden Rechte ge- 
nießen, wie die „Weltw. Nachr.‘‘ mitteilen, 
soweit sie am 11. XI. 1918 noch Gültigkeit be- 
saßen und im Besitz von Elsaß-Lothringern oder 
Franzosen Gegenstand genügender Ausbeutung 
im Sinne des französischen Gesetzes bilden, in 
den genannten Gebieten den Schutz des fran- 
zösischen Gesetzes für die durch das deutsche 
Gesetz festgesetzte normale Dauer, ohne daß 
der Nachweis der Aufrechterhaltung dieser 
Rechte in Deutschland erbracht zu werden 
braucht. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Elektrischer Betrieb der deutsch-österreichischen 
Staatsbahnen. 


Die Ausführungen des Herrn TRAUTVETTER 
auf 8.5lder „ETZ“1920 fordern zum Widerspruch 
auf, Er erblickt im einphasigen Wechselstrom 
das allein in Frage kommende System, wäh- 
rend doch die neuere Entwicklung des hochge- 
spannten  Gleichstromes ein anderes besagt.!) 

b die Einführung von Diesellokomotiven auf 
den deutsch-österreichischen Staatsbahnen zum 
Fernhalten von Belastungsspitzen erhebliche 
technische und wirtschaftliche Vorteile mit 
sich bringen wird, möchte ich stark in Zweifel 
ziehen, asselbe gilt auch von dem für die 
Berliner Stadt- und Ringbahn anderweitig in 
Vorschlag gebrachten Zahnstangenbetriebe?). 
Das Wertvolle der Arbeit von WITTER er- 
scheint mir gerade darin, daß sie endlich ein- 
mal in einwandfreier Weise eine gewissenhafte 
Untersuchung über die Eignung der deutsch- 
österreichischen Wasserkräfte zum elektrischen 
Bahnbetrieb darstellt und mit vielen. unrich- 
tigen . Vorstellungen hierüber gründlich auf- 
räumt. Dabei braucht man ja keineswegs mit 
der Ansicht WITTEKs über die unmittelbare 
Verwendung von 50-periodigem Drehstrom für 
den Bahnbetrieb übereinzustimmen. Unter die- 
sen Umständen erscheint es doch nicht ganz 
unerfreulich, daß das Eisenbahnministerium der 


!)_‘Vgl. hierzu die sehr beachtenswerten Ausführungen 
von F. Niethammer in „Elektrotechn. u. Maschinenb. 1919, 
S. 509, und Bericht darüber in „ETZ* 1920, 8. 119, 

2) Veh die treffenden Bemerkungen von E. C. Zehme 
in der „ETZ" 1919, S. 45 2 


tschechoslowakischen Republik bis heute sich 
bezüglich der Systemfrage noch nicht gebun- 
den, sondern freie Hand vorbehalten hat. 

Es sei hier auch auf die umfangreichen 
Ausführungen zu diesem Gegenstande in 
„Blektrotechn. u. Maschinenb.‘“ 1920, S. 86 ff. 
(Mein ungsaustausch zum Artikel „Die Phasen- 
umformerlokomotive und ihre Verwendungs- 
möglichkeiten in Buropa‘‘) verwiesen. 

Bodenbach a. Elbe, 22. I. 1920. 


Ing. Gustav W. Meyer. 
Erwiderung. 
Auf die Ausführungen des Herrn In- 
genieur Gustav W. MEYER, Bodenbach, habe 


ich folgendes zu erwidern: Allerdings erblicke 


ich zur Zeit noch im einwelligen Wechsel- 
strom das für Vollbahnen allein in Betracht 
kommende System. Ich wüßte nicht, daß 
die neuere Entwicklung des hochgespannten 
Gleichstromes etwas anderes ergeben hat. 
Dieser braucht bei weitem mehr Baustoff für 
die Fahrleitung, muß mit laufenden Um- 
formern und mit Motoren arbeiten, die etwa 
40 bis 50 % schwerer sind als solche für den 
einwelligen Wechselstrom, und die bei sehr 
hoher Spannung viel weniger betriebssicher 
sind als Wechselstrommotoren. Hierzu kommt 
noch, daß sie über Widerstände anlaufen 
müssen, Zur Ausnutzung der Bahnkraftwerke 
für die allgemeine Landesversorgung müßten 
— ebenso wie bei einwelligem Wechselstrom — 
Abspannwerke und laufende Umformer ein- 
gebaut werden. Schwere Bedenken erregen 
auch die elektrolytischen Wirkungen der ab- 
irrenden Ströme, die in dicht besiedelten 
Ländern, beispielsweise in Deutschland, 
schwere Verheerungen in den’ Gas- und 
Wasserleitungsnetzen anrichten würden, zu- 
mal die Entiernung der Speisepunkte umso- 
größer wird, je höher die Betriebsspannung 
ist. Auch sind Störungen und Beschädigungen 
benachbarter Schwachstromleitungen an elek-' 
trisierten Bahnstrecken bei Kurzschlüssen und 
Stromunterbrechungen möglich, die in keiner 
Weise zu beherrschen sind, weil sie völlig un- 
gesetzmäßig verlaufen, was hingegen bei 
Wechselstrom nach den Feststellungen der 
preußischen Fisenbahnverwaltung in ver- 
scliedener Weise sicher erreicht werden kann. 
Daß die Einführung von Schweröl-Lokomo- 
tiven mit Verbrennungsmaschinen — die übri- 
gens nicht als Dieselmaschinen gedacht zu wer- 
den brauchen — erhebliche technische und 
wirtschaftliche Vorteile zu bringen verspricht, 
liegt auf der Hand. Die unwirtschaftlichen 
Belastungsspitzen des Kraftwerkes durch un- 
günstig liegende elektrische Züge werden ohne 
weiteres vermieden. Daß solche Lokomotiven, 
die gründsätzlich mit ausgezeichneter Wärme- 
wirtschaft arbeiten, nicht nur ein frommer 
Wunsch sind, wird sich bald zeigen. Außer- 
dem bilden solehe Lokomotiven eine wichtige 
Bereitschaft bei Betriebsstörungen auf elek- 
trisierten Strecken, für die Betriebsführung 
auf noch nicht elektrisierten oder auf die Elek- 
trisierung nicht lohnenden Nebenstrecken. 

Den „anderweitig“ in Vorschlag ge- 
brachten Zahnstangenbetrieb für die Berliner 
Stadt- und Ringbahn habe ich in meinem Aut- 
satz in der „ETZ‘‘1920, S. 5l,nieht erwähnt. Ich 
möchte mich deshalb auch hier nicht auf 
weitere Auseinandersetzungen in dieser An- 
gelegenheit einlassen, umsoweniger, als es 
sich hierbei nur um einen Versuch handeln 
sollte. 

Den Untersuchungen von WITTEK über 
die Eignung der eutsch-österreichischen 
Wasserkräfte für den elektrischen Bahnbe- 
trieb wird ihr Wert nicht abgestritten, nur 
können die Meinungen über die wirtschaft- 
lichste Betriebsführung in manchen Punkten 
auseinandergehen. Ich glaube, daß noch be- 
deutende Neuerungen und Verbesserungen in 
der elektrischen Zugförderung zu erwarten 
sind. .Diese werden aber kaum auf dem Ge- 
biete des hochgespannten Gleichstroms liegen. 
Von der Phasenumformer-Lokomotive er- 
warte ich keine großen Erfolge, wohl von der 
neuesten Form der elektrischen Einheitsloko- 
motive, die sich zur Zeit nach den Angaben 
des Preußischen Ministeriums der öffentlichen 
Arbeiten im Entwurf befindet. 


Berlin, 11. III. 1920.  Trautvetter. 


Neues Bügeleisen. 


Auf S. 120 der „ETZ‘““ 1920 wird das 
„Graetzor“-Bügeleisen der Firma Ehrich & 
Graetz als eine Neukonstruktion elektrischer 
Bügeleisen beschrieben, die wesentliche Vor- 
teile gegenüber anderen Bügeleisen haben soll. 
Insbesonders stützt sich ; 
besonderen Güte auf den Umstand, daß bei 
diesem neuen en hauptsächlich der 
Boden erhitzt wird, während das eigentliche 
Gewicht des Eisena vom IToizkörper wäÄrme- 


er Anspruch der 


isoliert eingebaut ist. Ebenso ist das Oberteil 
des Eisens, welches den Griff trägt, aus dünnem 


Stahlblech hergestellt und gegen Wärmeüber- _ 
ce 


tragung durch Asbest geschützt. Hierdurch 
wird der Griff des Eisens vor lästiger Wärme- 


strahlung gut geschützt, und muß dies aner- 


kannt werden. Im übrigen wird auch von den 
meisten Firmen dieser Wärmestrahlung durch 
mehr oder weniger geeignete Mittel entgegen - 
gewirkt, und es ist bei fast allen elektrischen 


Bügeleisen die Frage so gelöst, daß Klagen. 
über lästige Wärmestrahlung nicht laut wer- 


den. 

Anders verhält es sich bei der Wärme- 
isolation gegenüber dem Beschwerungsstück. 
Bei dem Graetzor-Eisen ist dieses oberhalb 
der elektrischen Heipzplatte durch Asbest- 
pappe und. Luftisolation wärmeisoliert ein- 

oben, Diese Konstruktion darf nicht als 

erbesserung angesehen werden, im Gegen- 
teil, ein derartiges Eisen wird im Betriebe 
einem anderen Eisen, bei dem das Besch we- 
rungsstück auch mitgeheizt wird, unterlegen 
sein. Das Gewicht des Bügeleisens soll genau 
so wirken, wie das Schwungrad einer Maschine, 
.d. h., das Bügeleisen soll eine größere Wärme- 
menge aufspeichern um diese im geeigneten 
Moment abgeben zu können. Je größer daher 


die Masse ist, die bei einem Bügeleisen als 


Heizkörper ‚wirkt, umso besser ist das Eisen. 
Das Graetzor - Bügeleisen wird naturgemäß 
sehr rasch heiß, und es kann in kürzester 
Zeit damit Bere werden; ‚eine kurze Un- 
aufmerksamkeit genügt indessen auch, um 
das. Eisen zu überhitzen, und dann gibt es 
Löcher in der Wäsche. Bei einem Eisen. mit 
großem Heizgewicht, kann dies weniger leicht 
vorkommen. Außerdem aber kühlt sich das 
‚erstere Eisen sehr rasch ab, wenn es plötzlich 
auf nasse Wäsche. kommt, weil es ja keine 
Wärme aufgespeichert hat, während das Eisen 
mit Wärmespeicherung in diesem Falle die 
angesammelte Hitze abgibt und infolgedessen 
länger heiß bleibt. Es kann also mit einem 
Bügeleisen mit fgroßem Heizgewicht viel 
ruhiger und gleichmäßiger gearbeitet werden 
als mit einem Bügeleisen, bei dem nur die 
Bügelsohle erhitzt wird. Letzteres Eisen hat 
nur einen Vorzug, wenn es sich darum handelt, 
rasch ein heißes Bügeleisen zu haben, also 
z. B. zur Verwendung als Reisebügeleisen. 


München, den 20. II. 1920. 
Ing. Hugo Helberger. 


Erwiderung. 
N “ Auf.die obige Zuschrift bemerke ich folgen- 
es: 3 

Aus dem veröffentlichten Schaulinienbild 
in dem als Vergleich nur die Erwärmungs- 
kurven von einem der drei untersuchten Fabri- 
kate altrenommierter Spezialfirmen abgebildet 
sind, ist deutlich ersichtlich, daß die lästige, 
stromverlustbedeutende ' Wärmeausstrahlun, 

nach oben bei den älteren Fabrikaten dreima 
so groß ist wie bei dem Graetzor-Plätteisen. 
Demnach wirken die von den. Firmen bisher 
angewandten Mittel, die Wärmeausstrahlung 
nach oben zu verhindern, nur recht mangel- 
haft. Infolgedessen darf man auch nicht be- 
haupten, daß diese Frage schon vor dem 
Graetzor-Eisen bei fast, allen Firmen gelöst 
gewesen sei. 


Auch die Annahme des Herrn HELBERGER, 


daß ein Plättesen mit Wärmeisolierung 
zwischen Heizsohle und dem darüber ange- 
ordneten Druck- und Beschwerungsteil im 


Betrieb einem Plätteisen ohne solche Wärme- 


isolierung unterlegen sei, ist nicht zutreffend. 


Im letzteren Falle würden die oberen Teile. 


mehr Wärme aufnehmen wie die untere 
Plättsohle. Da diese doch aber der wirksame 
Teil des Eisens ist, den das Heizelement ledig- 
lich allein zu beheizen und warm zu erhalten 
hat, so muß der Wärmefluß nach dem oberen, 
unwirksamen Teile abgehalten werden. Aus 
dieser Erkenntnis heraus wird jeder ernste 
Konstrukteur bemüht sein, das Heizelement 
so auszubilden und so anzuordnen, daß es mit 


der Heizsohle in einem innigen Wärmekontakt 


steht, nach oben jedoch einen möglichst großen 
Wärmewiderstand besitzt. Deshalb haben 


. auch schon die meisten Plätteisen über dem 


Heizelement eine Asbestplatte, damit die 
Wärme von dem darüber liegenden Teile ab- 
gehalten wird. 

Ein gutes, elektrisches Bügeleisen muß 
selbstverständlich auch eine gewisse Wärme- 


menge aufspeichern können, weil der Wärme- 


verbrauch beim Plättvorgang nie gleichmäßig 
mit der Wärmezufuhr verläuft. Es soll aber 
auch die aufgespeicherte Wärmemenge wieder 


möglichst nutzbar: abgeben können und des- 
die Wärmeausstrahlung an die ne +3 
ie 


hal 
ihm auf ein Minimum beschränkt sein. 
ist aber nur erreichbar, wenn die Aufspeiche- 
rung lediglich in der Plättsohle erfolgt. 


Ein ärmefluß findet bekanntlich nur 


von Stellen höherer Temperatur nach denen 


DET ER N ee ee 


27 Wu 


ST Erns 


es 


29. April 1820. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Helt 17. 


343 


————_——_——nannnmnmnmnmRnRnRnRnRnRnReIenRnRBRBReIRBI-ABLIAmnmBı_ mn Ta m m  — — — — —— ——— 


niedrigerer Temperatur statt. Ein im: Betrieb 
ji elektrisches Plätteisen hat die 


befindliches, 
höchste Temperatur stets an der oberen 
Fläche der Plättsohle, as ] 

anliegt. Die darüber liegende, isolierte Druck- 
platte und die vielfach auch als Beschwerungs- 


stück wirkende, massive Gußhaube mit ihren 


* Technischen Hochschule zu Berlin, 


großen Ausstrahlungsflächen haben aber immer 
eine niedrige Temperatur, so daß ein Wärme- 
fluß von diesen Teilen durch Isolation und 
Heizelement hindurch nach der Plättsohle be- 
triebsmäßig nicht erfolgen kann. Die dort 
aufgespeicherte Wärme strahlt deshalb nutz- 
los in Sr Raum und geht für den Plättprozeß 
verloren. y 

Also nicht das Gewicht des Plätteisens 
wirkt wie das „Schwungrad einer Maschine“, 
sondern nur die Masse der Plättsohle, die 
Wärme nutzbar aufspeichert. Ist diese Masse 
zu groß, so arbeitet das Plätteisen ebenso un- 
wirtschaftlich wie eine Maschine mit zu 
schwerem Schwungrad, denn eine größere 
Masse erfordert auch einen größeren Strom- 
verbrauch zur Erreichung der Bügeltempera- 
tur. Wird der Strom ausgeschaltet, so ist die 
Bügeltemperatur nicht mehr oder im gün- 
stigsten Falle nur sehr kurze Zeit zu erhalten, 
und die vorhandene große Wärmemenge. im 
Eisen ist infolge zu geringer Temperatur nicht 
mehr zu verwerten. 

Aus dieser Erwägung ist bei dem Graetzor- 
Plätteisen die Wärmeaufspeicherung, auf die 
Plättsohle beschränkt und damit ein höherer 
Grad der Wirtschaftlichkeit erreicht. Natür- 
lich wird die Masse der Plättsohle der jewei- 
ligen Stromaufnahme und dem Gebrauchs- 
zweck angepaßt, so daß auch bei dem Graetzor- 
Plätteisen unter normalen Verhältnissen eine 
Überhitzung oder zu rasche Abkühlung nicht 
stattfinden. N 


Berlin, 25. III. 1920. Naujoks. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


C. Dihlmann F. Am 25. April starb der 
Direktor der Siemens-Schuckertwerke, Baurat 
Carl Dihlmann, nach längerem schweren Lei- 
den im Alter von 63 Jahren. Wir kommen auf 
die Verdienste des Verstorbenen um die Elek- 
trotechnik noch in einem Nachruf zurück. 


Dr. 6. Kapp, bisher Professor der Elektro- 
technik an der Universität Birmingham, ist kürz- 
lich vom Lehramt zurückgetreten, da er die an 
englischen Universitäten vorgeschriebene Alters- 
grenze von 65 Jahren erreicht hatte. Herr 
Prof. Kapp bleibt als Beratender Ingenieur 
in England weiter tätig. 


K. Th. Reitz f. Am 13. Dezember v. Js. 
ist der Chef der technischen Abteilung der 
Admiralität einem tückischen Leiden, das ihn 
schon vor 3 Monaten aufs Krankenlager warf, 
erlegen. Mit ihm ist ein Mann dahingeschieden, 
der durch vieljährige Tätigkeit auf elektro- 
technischem Gebiete auch im Leserkreise der 
„ETZ‘ zahlreiche Freunde besaß. Im Jahre 
1866 in Hamburg geboren, studierte der Ver- 
storbene das Schiffsmaschinenbaufach an der 
bestand 
1896 die zweite Hauvtprüfung im Schiffs- 
maschinenbaufache und wurde im gleichen 
Jahre zum Marine-Maschinenbaumeister er- 
nannt. Schon 1904, also im Alter von 38 Jah- 
ren, zum Oberbaurat und Betriebsdirektor be- 
fördert, kam er 1907 zum Konstruktionsdepar- 
tement des Reichs-Marineamts nach Berlin, 
übernahm 1913 die Leitung des technischen 
Bureaus bei der Unterseebootsinspektion in 
Kiel und 1917 an Stelle des verstorbenen 
Dr.-Sng. Veith und als Geheimer Oberbaurat 
die Leitung der Maschinenbauabteilung im 
Reichs-Marineamte. Nach dem Kriege wurde 
Geheimrat Reitz zum Chef der neugegründeten 
„Technischen Abteilung‘ der Admiralität er- 
nannt, die unter Einfügung einiger ehedem in 
anderen Gruppen bearbeiteten Gebiete sowohl 
die Schiffbau- als auch die Maschinenbau- 
dezernate des früheren Konstruktionsdeparte- 
ments in sich vereinigte. Aus dieser Stellung, 
in der er den Wiederaufbau dessen leiten 
sollte, was die Bestimmungen des Friedensver- 
trages für die Marine des Deutschen Reiches 
zugestehen, hat ihn nun ein früher Tod ge- 
rissen. Auf elektrotechnischem Gebiete ist Ge- 
heimrat Reitz in allen Stadien seines Berufs- 


. lebens tätig gewesen. Als junger Baumeister 


war er längere Zeit Betriebsdirigent, als Ober- 
baurat Betriebsdirektor für Elektrotechnik. 
Bei seinem ersten Kommando zum Reichs- 
Marineamt war er zeitweilig Chef der damals 
neugebildeten elektrotechnischen Sektion, die 
ihm später, als er Abteilungschef geworden war, 
unterstand. Auch während seines Komman- 
dos zur Inspektion des Unterseebootwesens, 


’ 


wo das Heizelement 


für die Entwieklung unserer U-Bootswaffe in 
rastloser Tätigkeit Hervorragendes 
hat, ist er dienstlich mit einem großen 
elektrotechnischen Großindustrie in engste 
Fühlung gekommen. Stets haben sein ge- 
reehter Sinn, die Lauterkeit seines Charakters, 
die gewinnende Liebenswürdigkeit seines We- 
sens, die ihn freilich nicht hinderte, da, wo es 
ihm im dienstlichen Interesse notwendig 
schien, seine Ansichten mit unbeugsamer Ener- 
gie zu verfechten, ihm Achtung und Aner- 
kennung, Zuneigung und Vertrauen gesichert. 
Auch an Zeichen äußerer Anerkennung 
hat es ihm nicht gefehlt. Die Technische Hoch- 
schule zu Berlin ehrte ihn durch Verleihung 
der Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber, 
und eine lange Reihe von Ordensauszeichnun- 
gen, darunter als schönster Schmuck das für 
Heimatsverdienste an Beamte nur in wenigen 
Exemplaren verliehene Eiserne Kreuz I. Kl., 
bewies ihm, wie hoch man seine Verdienste 
einschätzte. Seine tiefste Befriedigung aber 
fand er doch in seiner Arbeit, die zum Wohle 
des Vaterlandes möglichst erfolgreich zu ge- 
stalten, allezeit sein höchstes Streben gewesen 
ist. Ehre seinem Andenken. La. 


Hochschulnachrichten. Der ordentliche Pro- 
fessor der technischen Mechanik an der Tech- 
nischen Hochschule in München, Geh. Hofrat 
Dr. A. Foeppl, tritt mit Schluß des Sommer- 
semesters auf sein Ansuchen in den Ruhestand. 


eil der 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Schaltungsgrundlagen der Fern- 
sprechanlagen mit ' Wählerbetrieb. 
- Von Dr. F. Lubberger. VI und 168 S. in 
Folio. Mit 14 Tafeln. Verlag von R. Olden- 
SR München und Berlin 1920. Preis geb. 
sM. 


In dem vorliegenden Werk sind die schal- 
tungstechnischen Aufgaben, die der Fernsprech- 
betrieb mit Wählereinrichtungen stellt, unter 
Benutzung der wesentlichen Veröffentlichungen 
auf diesem Gebiete und einer umfangreichen 
Patentliteratur (183 deutsche, 20 englische und 
.29 amerikanische Patentschriften) behandelt. 
Der Bau der Wähler ist nur kurz gestreift, so- 
weit dies zum Verständnis der grundlegenden 
Stromläufe erforderlich ist. Der Verfasser, der 
schon seitlangen Jahren an der Entwicklung der 
Wählereinrichtungen tätigen Anteil nimmt, hat 
es verstanden, die verwickelten Aufgaben, die 
der Wählerbetrieb stellt, schaltungstechnisch zu 
zergliedern und die für die Lösung gegebenen 
Bedingungen und Hilfsmittel übersichtlich und 
kritisch beleuchtet, zusammenzustellen. In die- 
ser Beziehung ist das Buch ein. außerordentlich 
wertvolles Hilfsmittel für den entwerfenden 
Schaltungstechniker und Erfinder. Es er- 
scheint aber zweifelhaft, ob die Heranziehung 
der einzelnen Patentschriften in der umfassen- 
den Weise, wie es geschehen ist, zweckmäßig ist. 
Der Verfasser will die Patentangaben zwar, wie 
er im Vorwort sagt, nur als Literaturhinweise 
aufgefaßt wissen, er erweckt aber, da nichts 
über Dauer und Umfang der Patente gesagt ist, 
bei dem Leser leicht den Eindruck, als ob die 
jeweils behandelten Aufgaben nur unter Be- 
nutzung des im Patent gegebenen Weges gelöst 
werden könnten. Abgesehen davon, daß ein 
Teil der angegebenen Patente überhaupt keine 
Gültigkeit mehr hat, mithin nur geschichtliches 
Interesse verdient, spricht hiergegen der Um- 
stand, daß von den 183 angezogenen deutschen 
Patenten allein 102 Patente der Firma Siemens 
& Halske sind. Da aber die Schaltungspatente 
bei dem jetzigen Stande der Entwicklung der 
Fernsprechtechnik in bezug auf ihre Berechti- 
gung und Auslegung umstritten sind, müßte 
alles vermieden werden, was die Entwicklungs- 
freudigkeit auf diesem Gebiete hemmen könnte. 
Einige kleine Unstimmigkeiten (z. B. (8. 4) 
„Dekade‘‘ für Höhenschritt des Wählers ist 
durch ‚Stufe‘ zu ersetzen, da „Dekade“ z. B. 
‚beim W.E.C.-L.W nicht stimmt; (8. 16) das 
Sperren ist ein ‚„Prüfverbot‘, muß heißen 
„Durchschalteverbot‘, Die Prüfung muß 
stets stattfinden; (8. 89) Hilfsämter sind die 
am weitesten vorgeschobenen Netzeinheiten 
ohne 1.G.W.. nicht die “Unterämter usw.) 
können den Wert des Buches nicht herabsetzen. 
Es darf den Schaltungstechnikern, Erfindern 
und Patentanwälten auf diesem Gebiete warm 
‘empfohlen werden. Der Betriebsingenieur, der 
mit ausgeführten Systemen zu rechnen hat, 
wird viele Anregungen finden, aber von den 
schaltungstechnischen Einzelheiten nur wenig 
‚Gebrauch machen können und auf die übrige 
Literatur zurückgreifen müssen. Kruckow. 


das wohl als der Glanzpunkt seines beruflichen 
Lebens bezeichnet werden kann, und in dem er 


eleistet 


_ Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 

Arithmetik und Algebra zum Selbstunter- 
richt. Leitfaden für Techniker. Bearbeitet von 
W. Schmitz. 1028. in 89, Selbstverlag Düssel- 
dorf, Kronenstr. 58. Preis 4,50 M. 

Elektrotechnik für Alle Eine volkstümliche 
Darstellung der Lehre vom elektrischen Strom 
und der modernen Elektrotechnik. Von Hans 
Günther. 3. stark verm. u. verb. Aufl. Mit 373 
Textabb. VIII und 318 S. in 80, Franckhsche Ver- 
lagshandlung, Stuttgart 1919. Preis geb. 20 M. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Warenofferten gegen Höchstgebot. — Wir 
werden ersucht, auf die Unsitte hinzuweisen, 
in Zeitungsinseräten Maschinen, Apparate oder 
sonstige Waren gegen Höchstgebot zu 
offerieren; sie muß nach Ansicht maßgeben- 
der Kreise als Wucher bezeichnet werden. Die 
zu ihrer Bekämpfung geeigneten Verbände sind 
bereits darauf aufmerksam gemacht worden, 
so daß man Abwehrmaßregeln erwarten darf. 
Wir unterstützen gerne und nachdrücklich die 
an alle inserierenden Firmen gerichtete Bitte, 
Warenofferten gegen Höchstgebot in den Zei- 
tungen zu unterlassen. 

Zuschlagslisteider Preisstelle des Zentralver- 
bandes der deutschen elektrotechnischen:Indn- 
strie. — Die Zuschlagsliste Nr. 29 (grün) der Preis- 
‚stelle für Mai 1920 bringt Änderungen bei den 
Nummern 41 bis 43, 54, 67, 69, 70 bis 72 und für 
den Zuschlag auf Verpackung.. Nr. 69 ist in 6 
Untergruppen zerlegt worden, für die indessen 
die jetzt gültigen Zuschläge gleich sind. Statt 
„Turbosätze‘ heißt es nunmehr „Dampfturbinen‘. 
Neu erscheint die Gruppe Bogenlampen und 
Zubehör (Nr. 73 bis 79). Die Teilungvon Nr. 69 
konnte in dem auf S. 344 wiedergegebenen Text 
nieht mehr berücksichtigt werden, findet sich 
aber in den Abzügen, die wie bisher (vgl. „ETZ‘ 
1920, S.. 63) vom Verlag Julius Sprioger (Berlin 
W. 9, Linkstr. 23/24) bezogen werden konnen. 
Die weiße Zuschlagsliste Nr. 29 A ist nur bei 
der :Preisstelle (Berlin W. 10, Corneliusstr. 3) 
zu haben. 

Warenmarkt. Isolierrohr. Die Ver- 
kaufsstelle Vereinigter Isolierrohr- Farikanten, 


30. IV. 1920 die gleichen Aufschläge wie für die 
erste Hälfte des laufenden Monats!). — Eisen 
und Stahl. Nach den letzten vom Roheisen- 
verband mit Zustimmung des KReichswirt- 
schaftsministeriums wegen Verteuerung von 
Koks und inländischem Erz vorgenommenen 
Erhöhungen der Inlandpreisejifür Lieferungen 
im April 1920 stellen sich die neuen Grund- 
preise für Hämatit auf 2338,50 M und für 
Gießereiroheisen I und III auf 1776 bzw. 
1775 M/t.. Die noch nieht endgültig bestimm- 
ten Preise für Siegerländer Stahl- und Spiegel- 
eisen sind um 96 M/t erhöht worden; dazu tritt 
aber ein Aufschlag wegen Steigerung der Eisen- 
stahlpreise. — Metallpreise. Nach den Notie- 
rungen der Vereinigung für die deutsche Elek- 
trolytkupfernotiz bzw. der Kommission des 
Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere ver- 


stehen sich ab Lager in | Deutschland) in 
M/100 kg: 
Metall 27:-1V. 23. IV: 
Elektrolytkupfer! {wire | 
' bars), prompt. cif Hamburg, 
Bremen, Rotterdam . 2566 2736 
N \ 
Raffinadekupfer 99/99,3%, 1900 2000—2100 
Originalhüttenweichblei . | 775—800 | 825—875 
Originalhüttenrohzink, 
Preis im freien Verkehr . | 750-500 | 8508375 
Plattenzink (remelted) von 
handelsübl.: Beschaffenheit | 575-600 | 600 
Originalhüttenaluminium, 
98/99%/yin gekerbt.Blöckehen 3850 139004000 
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |50u0- 9000 9400— 9500 
Hüttenziaon, min.l. 990%), : 700 |9300—9400 
Reinnickel 98,99% . . . 152005400 5500—5600 
Antimon-Regulus . 1400— 1500, 1600— 1650 


Am 23. IV. 1920 notierte die Londoner 
Börse-nach dem ‚‚Berl. Börs.-Cour.‘‘ folgende 
Preise in £/t: Kupfer Kasse 101,62: desgl. 
3 Mon.4104,87 ;iElektrolyt 110 bis 113;Best 
seleeted 110 bis 112; Zink 46,50 bis 48,50; 
Zinn Kasse 346,75; desgl. 3 Mon. 344,00 und 
‚Blei 40,25 bis 41,75. In New York stellte sich 
am gleichen Tage Elektrolytkupfer loko 
auf 18,50 bis 19,00, cts/lb. 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 284. 
Abschluß des Heftes: 27. April 1920: 


Berlin. berechnet für, Lieferungen vom 16. bis, 


C 


344 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heft 17. 


29. April 1920. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für Mai 1920. 


. Die grüne Zuschlagsliste Nr. 29 gilt für den Monat Mai 1920 für 
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis- 
‚ stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf- 
TERN mit den bis 31. XI. 1919 giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu- 


sch 
zuschlä 


e gilt folgende Formel: 
1. Der 


agsliste Nr. 29 A maßgebend. Für die Berechnung der Teuerungs- 


reisstichtag liegt um die in Spalte A der Teuerungszuschlagsliste 


genannte Frist vor dem Liefertag (A-Frist); ist diese Frist mit 0 bezeichnet, 
so wird der am Liefertage giltige Preis berechnet: 


Gegenstand 


Generatoren, Motoren und Umformer, 
soweit nicht für Sonderausführungen 
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 

l. bis5 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) 

2, über 5 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um- 
drehungen) > 

3. über 100 kW ezogen & auf 1000 Umdre- 
hungen) 

So Ddesauführunzen: 
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . 
5: Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi- 

nen . . 
6. Elektrisch betriebene Hansa 
Entstäubungspumpen und Kompressoren 
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, 
Motorschleifen, Motortragen,Motorwagen 
9. Spezial-Elektromotoren in Marineausfüh- 
rung und durch solche angetriebene Ma- 
schinen nebst zugehörigen Anlassern laut 
besonderer Aufstellung 

Dampfturbinen. 

10. Turbosätze, bestehend aus: 

a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit 

und ohne Zwischenvorgelege, und Kon- 
densationsanlagen . I RN 

b) Turbokompressoren oder Turboge- 

bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf- 
turbinen und Kondensationsanlagen. . 

Turbogeneratoren allein 

Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Tarbor 

kompressoren und Turbogebläse allein . 

Kondensationsanlagen und Wärmeaus- 

tauschapparate allein 


Zubehör zu Maschinen. 


11. 
12. 


13. 


14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-, Web- 
stuhl-, Sterndreieck-Schalter . 

15 Kran-' und Aufzugsapparate, Schützen- 
steuerungen . . 

16.. Gleitschienen, Neraukoning Koplinsn 
Zahnradvorgelege . 

Bahnmaterial. 

17... Bahnmotoren und elektrische Bremsen 

18. Fahrschalter und Stromabnehmer für 
Bahnen: 2 500.3 30 71 en Se 

19.. Vollständige elektrische Ausrüstungen 
für Straßenbahntriebwagen und mit elek- 
trischer Bremse versehene Anhängewagen, 
ausschl. Leitungen und Montage 

20.- Vollständige elektrische Ausrüstungen 
von Vollbahn- Lokomotiven und Vollbahn- 
Triebwagen einschl. Montage 

21. Elektrische Lokomotiven für Pörgban 


und Industrie 
Transformatoren und ‚Gleich ihren 
22. Transformatoren . 
23. Gleichrichter mit Gla skörpen, 
Zubehör 
23a. Ersatz- Glaskörper ; 


einsähl, 


24. Gleichriehter mit isenkörper, einschl. 
Zubehör N 3 
Schaltapparate “ra Marsh für 

'Schaltanlagen. 


25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrich- 
tungszeiger, Instrumenten- und Kurbel- 
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse 
Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl- 
füllung und nicht in Eisen- oder Gußge- 
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 
Niederspannungs-Streifen- und Röhren- 
Sicherungen für Schalttafelbau . s 
Schmelzeinsätze für EI ÄBRERSN UBER, 
Sicherungen. . . RE 
Hochspannungs- -Trennschalter, "Mast- 
schalter, Streckenschalter, soweit nicht 
für.OL:: 


26. 


Erf, 
27a. 


28. 


29. Hochspannungs - Sicherungen, armierte 
Stützen u.armierte Wanddurchführungen 

29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs- 
Sicherungen . . 

30. Freilöitäugs-Hörneraohalter A 

31. Konzentrische Klemmen (Zentraiklem- 

men). . 

32. Ölschalter (ohne öl. SnEchE Hilfseppa- 
rate, Ölschaltkasten i 

33. Überspannungs- Schützrofrichuen an 
(außer Schutz- u. Br 

34. Schutzdrosselspulen . A 


A = . . 
x LI 
141414141 


. . . 
A 


Für Spar- 
inte l- 
Aus- 
führung 


Zuschlag 
% 


770 
770 
770 
740 
460 


540 
410 


510 


590 


710 
650 


680 


690 
630 
600 


500 
25 


770 


490 


520 
550 
780 


720 
550 


780 
550 


720 
520 


520 
540 


Für 
Ersatz- 
metall- 

Aus- 

führung 
Zuschlag 
% 


460 


460 
480 


ee st 


Mo- 
nate 


SEE EEE SSEEENT ST m nn Se 
190) 


| 


| Mo- 
nate 


[7 


D&D 


[S} 


[> 


D 


2 


2. Soweitin Spalt&B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird, wenn innerhalb 
dieser Frist geliefert wird, der am Bestelltag geltende Preisberechnet. 

3. Der am Bestelltag geltende Preis ist bis auf weiteres Mindestpreis. 

4. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist. 
daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt 
werden kann. 

5. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzurechnen. 

6. Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 18 Monate vereinbart 
wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 

X 
en Er Ba! 
Aus- metall [A-Frivi|B-Frist 
Gegenstand führung führung 
Zuschlag | Zuschlag | Mo- Mo- 
9%, 0%, nate nate 

35. Erdungsdrosselspulen . . 520 460 

36. Motorschalttafeln, auch mit solbsttätigen 
Schaltern . . . 520 460 

37. Vollständige Schaltanlagen. - Schalt- 
schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. 520 460 l 2 

38. Schaltkästen ausschl. Ölschaltkästen . 520 ' 460 

39. Gußgekapseltes Material RENT 520 520 

40. Schaltanlagen für Schiffe... 520 a 

Meßapparate und Zubehör. 

41. Meßinstrumente . . » 350 Fr; N) 85 

42. Zähler sowie deren Worpplkunel er _ 400 0 RR 

43. Meßwandler 700 m v ER 

Installationsmaterial. 

44. Sicherungselemente (Einzelsichernngsnn 320 2380 

45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel, 

Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw. 

Paßschrauben und Kontaktschrauben, 
Größe I und Il (Klein- und Normal-Edison- 

Gewinde) . . NINTESKAR 270 230 

46. Wie 45 d0ch "Größe Im bis V (Groß- | , 

Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 300 260 

47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) = 
zum er erelire, (Sie- 
mens) $ 570 500 

48. Patronen zum "Ringholzen Sicher ins 
system (Siemens) . 240 210 

49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 
und Patronen zum Keilkontakt-Siche- 4 
rungssystem (Siemens) . 250 220 

50. Verteilungstafeln und Gruppen, Koweil \ 
nicht in Gußgehäuse . . 350 300 

5l. Freileitungs- und Hausanschluß- Siche- 
rungen, Freileitungs-Armaturen bis 600 a 5 
Volt, soweit nicht in Gußgehäuse 350 300 i 2 2 

52. Zählertafeln, armiert . 330 290 r 

53. Drehschalter, Steckdosen und "Stecker, £ 
soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan- x 
Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen, 

-Kabelschuhe und -Verbinder u. dergl. 350 300 

54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und 
gußeisernes Installationsmaterial . . 520 520 

55. Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel 
und dergleichen 4 \ 360 310 

56. Glühlichtarmaturen einschl. wasserdich- 
ter Fassungen und Handlampen - 360 ‘310 

57. Bord-Installationsmaterial (einschl. Ma- 
rine-Streifensicherungen, aber ausschließ- 
lich 58 und 59) R suer 320 —. 

58. Marine-Patronensicherungen 190 ee 

59. Meßstöpsel N 330 

60. Installationsmaterial für Händelsschiffe 
(ausschl. der en Stöpsel aus 
Gruppe 45 und 46) RE ; ; 300 260 

Isolierrohr und RR Zu- 

behör. 

61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . = = 

62. Verzinkte Eisenrohre x _ — B 

63. Feinzinkrohre (kein verzinktes Eisen- 

} blech)' A —_ —_ 

64. Messingrohre = FIR: E 

65. Papierrohre mitStahlpanzerschutz (Stahl- 5 ; Del %e 
panzerrohre) n —_ Mr 

66. Schwarze Papierrohre ohne Metall- = 
mantel mit Muffe _ == R\ 

67. Stahlrohre en, Peschel) m nebst Bogen ” 
und Muffen W _ 800 

Glühlampen. 

68. Glühlampen jeder Art (ausschl. Heiz- 
lampen): Auf die ab 28. I. 1919 de 
den Preise 250° 250 

Telegraphie und RR A er 

69. Apparate ae 450 450 ) b) 

70. Tinienwählerehnschiulsch te 3 200 _ 

71. Stöpselschnüre (Privattypen) . 330 —_ l 1 

72. Apparatschnüre (Privattypeh) 310 ED 

Bogenlampen und Zubehör. 

73—78. Bogenlampen u. Armaturen, Schein- 
werfer (ausgen. f. Heer u. Schiffe), Wider- 
stände, Aufhängevorrichtungen, Leitungs-- / 
kupplungen i 5 400 4001) 

79. Transformatoren und. Drosselspulen ; 600 —_ 

Verschiedenes. 

Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Tagespreis; 


mindestens aber 1500 M für 100 kg ohne Faß. 


Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) { 


ı) Für Widerstände und Aufhängevorrichtungen. 


900°/, 0 Zu- 
schlag 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. €. Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus® pringer in Berlin. 


wie verpackte 
Fabrikate 


. werden. 


Eiekegtechnische Zeitschrift 


8345 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. O0. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraßo 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 6. Mai 1920. 


Heft 18. 


Untersuchungen über die Größe und Be- 

ständigkeit von Kontaktverbindungen unter 

besonderer Berücksichtigung des Aluminiums. 

(Mitteilung aus dem Elektrotechnischen Institut der Tech- 
nischen Hochschule zu Karlsruhe.) 


Von Rudolf Richter, Karlsruhe. 


Übersicht. An 421 verschraubten, genieteten, 
verlöteten und verwürgten Kontaktverbindungen aus 
Aluminium und anderen Metallen wird der chemische 


und der mechanische Einfluß auf die Größe des Kon- 


taktwiderstandes und seine Beständigkeit untersucht. 
Die Untersuchungen erstrecken sich zum Teil über 
einen Zeitraum von 3l/, Jahren und zeigen, daß in 
jeder Hinsicht betriebssichere Schraub- und Löt- 
verbindungen zwischen Aluminium unter sich und 
anderen Metallen möglich sind. Würg- und Niet- 
verbindungen mit Aluminium sind unzuverlässig. 
Die Stellung der zu verbindenden Metalle in der 
elektrischen Spannungsreihe hat keinen wesentlichen 
Einfluß auf die Größe und Beständigkeit der Kon- 
taktverbindung. ; \ 


‚Der Krieg hat die deutsche Elektrotechnik 
gezwungen, das Kupfer durch andere Metalle zu 
ersetzen, die im eigenen Lande gewonnen wer- 
den können. Von allen hier in Frage kommen- 
den Ersatzmetallen steht das Aluminium an 
erster Stelle. Es war berufen, das Leitungs- 
kupfer in vielen Fällen zu ersetzen. Kabel- 
schuhe und Klemmen wurden aus Eisen und 


. Zink hergestellt. Die weitere Verwendüng der 


Ersatzmetalle in der Elektrotechnik steht und 
fällt mit der Möglichkeit, zuverlässige und be- 
ständige Kontaktverbindungen herzustellen. 
Kurzzeitige Versuche im Laboratorium können 
hierüber keinen endgültigen Aufschluß geben, 
da die Erfahrung vieler Jahre nötig ist, um ein 
abschließendes Urteil zu gewinnen. Immerhin 
können vergleichende Untersuchungen im La- 
boratorium dazu beitragen, wesentliche Miß- 
erfolge zu verhüten, wenn bei diesen Unter- 
suchungen die Einflüsse, die die Güte des Kon- 
taktes beeinträchtigen, wesentlich verschärft 
Unter Mitwirkunz meines Kollegen, 
Herrn Prof. Dr. Askenagy, konnten solche 
vergleichenden Untersuchungen seit August 1916 
im Elektrotechnischen Institut der Technischen 
Hochschule in Karlsruhe ausgeführt werden!). 
Herrn Prof. Askenasy bin ich für seine wert- 
vollen Ratschläge bei der Wahl solcher Ver- 
suchsbedingungen, die die. Lebensdauer der 
Kontaktverbindungen möglichst abkürzen, zu 
besonderem Dank verpflichtet. Über das Er- 
gebnis der Untersuchungen, die an mehr als 
400 Verbindungen angestellt wurden, soll im 
folgenden berichtet werden. 


1. Erste Hauptgruppe. 


Die erste Hauptgruppe umfaßt 148 Ver- 
bindungen, die im August 1916, September 
1916 und Januar 1917 in der Werkstatt des 
Elektrotechnischen Institutes hergestellt wur- 
den. Um die Ergebnisse nicht auf je ein Ver- 
suchsobjekt stützen zu müssen, wurden immer 
je zwei Verbindungen in genau gleicher Weise 
ausgeführt. 

Schraubverbindungen, 8, bis 8,. 

Vgl. den Kopf der Zahlentafel 1. 
S,. Zwei Aluminiumdrähte von 3 mm 


Stärke sind in eine Metallhülse, deren Bohrung 


.. ») Bei der Durchführung der umfan 
zeitraubenden Untersuchungen hat mich der 


dieser Stelle meinen Dank aussprechen möchte. 


eichen und 


etriebsleit 
des Hlektrotechnischen Instituts, Herr G. eo in 


aufopfernder Weise unterstützt, wofür ich ihm auch an 


nur um wenig größer als der Drahtdurchmesser 
ist, geschoben und mit je einer Schraube am 
14. VIII. 16 verschraubt. Die Hülsen bestehen 
aus Aluminium (Al), Zink (Zn), Messing (M), 
Eisen (Fe) und Kupfer (Cu), die Schrauben aus 
demselben Metall wie die Hülsen. 


Die Verbin- 
dungen sind mit Nr. 25 bis 34 bezeichnet. 

S,. Die Verbindungen sind ebenfalls am 
14. VII. 16 zusammengeschraubt; sie unter- 


scheiden sich von der Gruppe 8, nur durch eine 
‚konische Eindrehung an der Stirnfläche der 


Hülse. Diese Eindrehung sollte mit Kitt ausge- 


füllt werden, um die Stoßstelle zwischen Hülse 
und Draht luftdicht abzuschließen, wurde aber 


am 19. X. 16 nur mit Rostschutzlack der Firma 
Stotz & Co. in Mannheim und 4 Tage später mit 
Isolierlack lackiert. Die Verbindungen sind mit 
Nr. 85 bis 44 bezeichnet. 

S,. Die Verbindungen unterscheiden sich 
von den Verbindungen 8, dadurch, daß der aus 
der Hülse herausragende Teil der Schraube ab- 
sefeilt und die Stoßstelle zwischen Schraube 
und Hülse an der Oberfläche der Hülse durch 
einen Zinntropfen verlötet ist. Zusammenge- 
schraubt und verlötet am 15. VIII. 16, lackiert 
mit Rostschutzlack am 20. X. 16, mit Isolier- 
lack am 23. X. 16. Die Verbindungen sind mit 
Nr. 17 bis 24 bezeichnet. 


Nietverbindungen, N, bis N.. 
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 2 u. 8. 


N,. Die Enden zweier Drähte von 3 mm 
Stärke sind flach geschlagen, blank gefeilt und 


am 14. VILI. 16 mit zwei Nieten vernietet. Die’ 


Metalle der beiden Drähte und der Niete sind 
am Kopf der Zahlentafel Qangegeben. Die Ver- 
bindungen sind mit Nr. 69 bis 90 bezeichnet. 

N,. Die Verbindungen sind in derselben 
Weise ausgeführt wie Gruppe N,, aber lackiert 
(Zahlentafel 3). Genietet am 11. VIII. 16, 
lackiert mit Rostschutzlack am 14. VIII. 16, 
mit Isolierlack am 24. X. 16. Die Verbindungen 
sind mit Nr. 45 bis 66 bezeichnet. 

N,. Der eine Draht besteht aus Aluminium, 
der andere aus Kupfer (Zahlentafel 2). Beide 
sind am 14. VIII. 16 unter Zwischenschaltung 
eines Zinkplättchens durch zwei Zinkniete ver- 
bunden. Die Verbindungen sind mit Nr. 91 und 
92 bezeichnet. 


N,. Dieselben Verbindungen wie N,, aber 
lackiert (Zahlentafel 3). Vernietet am 11. VIII. 
16, lackiert mit Rostschutrlack am 14. VIII. 
16, mit 'Isolierlack am 24. X. 16. Die Verbin- 
dungen sind mit Nr. 67 und 68 bezeichnet. 


Lötverbindungen, L, bis L,. 

Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 4 und 5. 

 L,. Quer zur Hülse, die die beiden zu ver- 
bindenden Drahtenden aufnimmt, ist bis zur 
Mitte der Hülse ein ovales Loch eingefräst. 
Durch dieses Loch wird das Lot eingeführt, das 
beim Erhitzen der Hülse schmilzt und die 
Drahtenden unter sich und mit der Hülse ver- 
bindet. Gelötet wurde mit Aluminiumlot der 
Firma Nikolai in Bonn unter Verwendung des 


| Flußmittels dieser Firma. Die Drähte bestehen 


aus Aluminium von 3 mm Durchmesser, die 
Hülsen aus Zink, Messing, Eisen und Kupfer. 
Die Bohrung ist nur um wenig größer als der 
Drahtdurchmesser (Zahlentafel 4). Gelötet am 
21. VIII. 16, lackiert mit Rostschutzlack am 
20. X. 16. Die Verbindungen sind mit Nr. 1 bis 
8 bezeichnet. 


L,. Die Verbindungen unterscheiden sich 
von den Verbindungen L, nur dadurch, daß das 
Aluminiumlot in dem ovalen Querloch noch mit 
einer Schicht Zinnlot (Friedenslot) überdeckt 
ist, um das Aluminiumlot von der Luft abzu- 
schließen (Zahlentafel 4). Gelötet am 21. VII. 
16, lackiert mit Rostschutzlack am 20. X. 16, 
mit Isolierlack am 23. X. 16. Die Verbindungen 
sind mit Nr. 9-bis 16 bezeichnet. 

L,. Die Drähte von 2,5 mm Stärke sind flach 
aneinander gelötet, mit Aluminiumlot und 
Flußmittel der Firma Nikolai in Bonn. Gelötet 
am 19. VIII. 16. Die Drahtmetalle sind am 


“Kopf der Zahlentafel 4 angegeben. Die Verbin- 


dungen sind mit Nr. 115 bis 124 bezeichnet. 

L,. Dieselben Verbindungen wie die 
Gruppe L,, aber lackiert. Gelötet am 19. VIII. 
16, lackiert mit Rostschutzlack am 20. X. 16, 
mit Isolierlack am 21. X. 16. Die. Verbindungen 
sind mit Nr. 93 bis 102% bezeichnet. 

L,. Die Enden der 3 mm dicken Drähte 
sind flach geschlagen, blank gefeilt und am 
15. VII. 16 mit Zinnlot (Friedenslot) verlötet. 
Die Drahtmetalle sind am Kopf der Zahlen- 
tafel 5 angegeben. Die Verbindungen sind mit 
Nr. 125 bis 136 bezeichnet. 

Le. Dieselben Verbindungen wie die 
Gruppe L,, aber lackiert (Zahlentafel 5). Ge- 
lötet und mit Rostschutzlack lackiert am 
15. VIII. 16, mit Isolierlack lackiert am 21. X. 
16. Die Verbindungen sind mit Nr. 108 bis 114 
bezeichnet. ; 

* L,. Die 2,5 mm dicken Drähte sind im 
September 1916 und Januar 1917 mit Alumi- 
niumlot von Dr. Inhoffen, Berlin, stumpf an- 
einander gelötet (Zahlentafel 5). Die Verbin- 
dungen sind mit Nr. 139 bis 148 bezeichnet. 

L,. Die Aluminiumdrähte von 2,5 mm 
Durchmesser sind am 23. I. 17 autogen stumpf 
aneinander geschweißt unter Verwendung des 
Flußmittels der Aktiengesellschaft für autogene 
Aluminiumschweißung, Zürich (Zahlentafel 5). 
Die Verbindungen sind mit Nr. 137 und 188 be- 
zeichnet, 


2. Untersuchungen an der ersten Hauptgruppe, 


Je 24 der Verbindungen Nr. 1 bis 144 wur- 
den durch Messingklemmen, die auf Holzleisten 
aufgeschraubt waren, in Reihe geschaltet (Abb.1 
und 2, vgl. auch die Abb. 7a bis f). Es entstan- 
den so sechs Gruppen von Verbindungen. Jede 
dieser Gruppen wurde auf einen Holzrahmen 
(Abb. 1) gelegt, aber nicht mit diesem ver- 
schraubt, um zu verhindern, daß Formände- 
rungen des Holzrahmens die Verbindungen me- 
chanisch beanspruchen. In der Zeit vom 19. bis 
25. I. 17 wurde der Widerstand der Verbindun- 
gen gemessen. Die auf jedem Rahmen befind- 
lichen in Reihe geschalteten Kontakte wurden 
dabei mit 10 A Gleichstrom gespeist und die 
Spannung an den einzelnen Kontakten ge- 
messen. Die Schrauben der nicht lackierten 
Schraubverbindungen ($}) wurden vor dieser 
Messung nochmals angezogen. Zur Spannungs- 
messung wurdenan den Drähten jedes Kontakts 
Kupferdrahtenden angelötet (vgl. Abb. 2), diein 
Quecksilbernäpfen, welche mit dem Spannungs- 
zeiger verbunden waren,eintauchten. DieWider- 
stände wurden durch Strom- und Spannungs- 
messung bestimmt. Ein wesentlicher Einfluß 
der Stromrichtung auf die Größe des Quotien- 
ten von Spannung und Strom ließ sich nicht 
feststellen. Merkliche Unterschiede diesse 


846- 


Elektroteehnische Zeitschrift. 1920. Heft 18, 


Gruppe S, (blank) 


"Herstellung 


14. VII. 16 


Drahtmetalle 


Zahlentafell. Schraubverbindungen der 3 


14. VIII. 16 


6. Mai 1920. 


S, (lackiert) 


Quotienten bei verschiedener Stromrichtung 
sind wohl ausnahmslos auf einen schwankenden 
Kontakt der Verbindung zurückzuführen. Des- 
halb sind auch in den Zahlentafeln 1 bis 5 nur 
die Mittelwerte der Widerstände, die aus dem 
Quotienten von Spannung und Strom für beide 


Hülse und a TAER 7 Fa N ER TE 
„Schrauben ICH, j Ki 
Nr. 3 | 38 25 26 31 
25. L’17):|| 192 210,4 | 25,9 | 28,0 4,99 | 5,52 
-6. II. 175 || :21,5 | :10,63| 210 | 109 4,98 | 5,28! 
18. V. 17 || .38,2:| 10,8)|° 140 61,0 5,01 | 5,32 
29. IX. 17 || 58,8 | 34,7 | 447° | 1960 5,34 |E10,8& 
1 | | 
| EB We; 
4. IT. 18 336 |543 = ” 5,44 | 15,5 
21. m. 18 |s08 |3%4 | 8 | =8 30,7 | 22,7 | 
\ = 38 
KR R=3 
12. VD. 18 || 883 | 293 | =& n® 794 | 37,3 
\ dn .„& 
| =] Ha 
Rasa role BEN op un a BIRNEN 149 | 522 
8 E 
10. I. 19 || 98,5 1303 = ® 166 70,9 
10. IV. 19 || 99,0 1109 “ 225 88,0 | 
2.1.19 | — | — _ | 04 — =; / 
I | 
10. 00 au IR = | = — _ 2 En | 7; a N SH, 


dungen sind unsicher, wenn der eine der 
beiden Leiter aus Aluminium besteht oder die 
beiden Leiter aus Eisen und Zink oder Zink und 
Yink bestehen. 
Sämtliche Kontaktverbindungen wurden 
dann in frejer Zimmerluft vom 8. II. 17 bis 
5. 111.17 (730 Stunden) mit 
15 A Wechselstrom belastet 
(vgl. die rechte Seite der 
Zahlentafeln), wobei sich ein 
kleiner Teil der Schraubver- 


bindungen und ein größerer 
Teil der Nietverbindungen 
weit über 100° C erwärmte, 


3 RO a 
\ sen ; 


u - Ha + 


ee 


u n ! ! | 


Abb. ı. Holzrahmen und Klemmenbretter mit 24 in Reihe geschalteten 


Kontaktverbindungen. 


Stromrichtungen berechnet wurden, eingetra- 

' gen. Diese Widerstände sind in allen Zahlen- 
tafeln der Arbeit in Einheiten von 10? 2 an- 
gegeben. Obgleich sich die Widerstandsmessung 
immer über mehrere Tage ausdehnte, ist in den 
Zahlentafeln doch nur der letzte Tag der Mes- 
sungen angegeben, weil dadurch die Übersicht 
erhöht wird. 

Schon diese ersten Widerstandsmessungen 
zeigen, daß die hier verwendeten Schraubver- 
bindungen mit je einer Schraube für jedes Draht- 
ende unsicher sind. Am besten scheinen noch 
die Verbindungen mit Messinghülsen und Mes- 
singschrauben zu sein. Auch die Nietverbin- 


habenaber hier nicht alle zugenommen, teilweise { 
hat sich der Widerstand sogar auf mehr als die | 
Hälfte verringert; hierher gehören die Nietver- 7 
bindungen Nr. 54 (Al—Al), Nr. 45 (Al—Zn), 
Nr, 74 (Al—M), Nr. 71 (Al—Ou). e 1 
Nach diesen Messungen wurden die Hol= 
rahmen mit den Verbindungen in einen ge 
schlossenen Kasten aus Eisenblech mit äußerer 
Holzverkleidung eingebaut. Abb. 8 ist eine” 
Zeichnung dieses Kastens (vgl. auch Abb. 6). " 
Auf seinen Boden wurde eine Schale mit Wasser | 
gestellt; ein. dauernd umlaufender Ventilator 7 
bewegte die Luft innerhalb des Kastens und © 
sorgte für eine annähernd gleichmäßige Luft- 7 


—100 


735 


700 


ig 


BT 770), 


so daß sich von diesen Verbindungen der Lack- 
überzug ablöste, 

Am 6. III. 17 wurden dann wieder die 
Kontaktwiderstände gemessen; doch konnten 
diese Messungen nicht an allen Verbindungen 
ausgeführt werden, weil die Untersuchungen 
aus militärischen Rücksichten plötzlich abge- 
brochen werden mußten. Erst am 18. V. 17 
konnten sie wieder aufgenommen werden; an 
diesem Tage wurden die Widerstände sämtli- 
cher Verbindungen in der früher angegebenen 
Weise bestimmt. Eine merkliche Änderung im 


‘Widerstand ließ sich nur bei den Schraub- und 


Nietverbindungen feststellen. Die Widerstände 


Abb. 2. Zwischen Messingklemmen gespannte Kontaktverbindungen 
mit Spannungsdrähten zur Widerstandemessung. 


| dung Nr. 17 (8, Al-Zn— Al), die Nietverbin- 


temperatur, die durch die beiden an der linken 
Seite des Kastens herausragenden Thermome- 
ter T gemessen werden konnte. R 

In der Zeit vom 25. V. 17 bis 27. VI. 17 (790 
Stunden) wurden die Verbindungen mit etwa 
15 A Wechselstrom belastet. Die Lufttempera- 
tur im Inneren des Kastens schwankte zwischen 
75 und 88° 0 und betrug im Mittel etwa 80% 0.” 
Während dieser Belastungszeit wurden einige 
Verbindungen durch Lockerwerden des Kon- 
taktes, durch Bruch der Niete oder der Lötung 
unbrauchbar undmußten vorzeitig abgeschaltet 
werden. Es waren dies die Schraubverbin- 


| ‚ersten Hauptgruppe 5 


“u r | Ü No "Verlöte 
Eu CR 


8 und Dp- 


dngen Nr: 51-und 39 (N, Al—Fe), 65 und 66 
(N, Zn—Zn), 61.und62 (N, Fe-Zn). 91 (N, 


Al—Zn—Ou) 67 und 68 (N, Al-Zn—Cu), 


| 


und die Lötve binding Nr, 141 (L,, Al—Pe). 


In den Zahlentafeln 1 bis 5ist der Tag der Ab- 


schaltung und die Belastungsdauer angegeben. 

Schon am 29. V. 17 wurde durch das Ans- 
scheiden einiger Verbindungen Platz für die 
noch nicht untersuchten Verbindungen Nr. 145 
bis 148 im Blechkasten gewonnen, . die von 
diesem Tage an denselben Ve*suchsbedineun- 


gen unte?’worfen wurden wie die üb'igen Ver- 


bind :ngen. 


765 


Abb. 3. Blechkasten zur Aufnahme der Kontakt- 
Be; TeBmgangen. g 
Da zu befürchten war, daß wegen des tech- 
nologischen Verhaltens des Zinks bei hoher Er- 
'wärmung die dieses Metal] enthaltenden Kon- 
takte in kurzer Zeit zerstört werden würden. 


wurde am 27. VI. 17 der Belastungsstrom auf 


I 3 7 


a na nn ’ — “ 
. NT R 


10 A verringert, die Lufttemperatur im Kasten 
sarık atf 60% 0. Dieser Belastune "wurden die 
Verbindungen bis 29. IX. 17 (2100 Stunden) 
ausgesetzt. Während dieser Zeit mußte die 


‚ Nietverbindung Nr, 75 (N,, Al—Fe) abgeschal- 


tet werden, weil die Nieten durchgebiochen 
waren, 
= «Die Holzrahmen mit ‘den Veı bindungen 
wurden am 29. IX. 17 zu: Widerstandsmessung 
aus dem Kasten herausgenommen. wobei die 
Lötvenbindungen N:, 97 und 98 (L,.Al—M); 
"Nr; 120 (Z,; Al=-M) und Nr. 144 (E,, 41—- Cu) 
durchb:achen. „Die gömessanen Widörstände' 
der übiigen Verbindunsen sind in den 
Zahlentateln 1. bis 5 eingetragen. Eine 
wesentliche Erhöhung des. Kontaktwi- 
derstandes zeiet mit Ausna hmerder Löt- 
verbindung Nr, 139 (L,. AI—Al) nur 
ein großer Teil der Schraub- und Niet- 
ve.bindungen. . FH 
Vom 18.X.17 bis 30.1.18 (2400 Stun- 
den) wurden die Verbindungen wieder 
mit 10.A Wechselstrom im. Blechkasten 
belastet. ‚Während dieser Zeit wurden 
die Schraubyerbindinsen Nr. 18. ($,, 
Al—-Zn—-Al), Ne. 25 und 36 (S. Al— 
Zn—Al) und die Lötverbindungen Nr. 
‚139 (EL, Al—AI) und 143 (L,, Al—Ou) 
unbzauchbar., Da sich den "Gesamt- 
‚„widerstand..der in Reihe geschalteten 
Verbindungen "nicht " meiklieh 'ver- 
änd> & Hatte, wurden die Ve: bindungen in:der 
zeit vom 80, 1.18, bis 25. II. 18 (620 Stunden) 
inseimittierend mit 10. A Wechselstrom be- 
Jastet, derart, daß der‘ Stromkreis $8-mal; am 
Tage je: während 11, Stunden unterbrochen 
‚wurde, Essollte hierdurch festgestellt werden, 
ob die häufige Erwärmung und Abkühlung’ der 
Verbindungen ihre Lebensdauer wesentlich be-, 


einträchtigt. Dies warhauptsächlich bei den Löt- " 


verbindungen, besonders mit Metallen, die einen 
verschieden großen Wärmeausdehnungskoeffi- 
zZienten haben, zu befürchten. Während der 
intermittierenden Belastungszeit wurde. aber 


„nur die Nietverbindung Nr.90 (N » Zn— Zn) un- 


‚ Berechnung  schlie 


777722 BE 
ar - 30 = > ve Ma 

| ER 5, 
| . Sy (lackiert) | "Belastung } EEE TEN 

18. VII. 16 5 
“ FERN: i Versuchs-| Werhsel- (W) oder E ? 
RR Dauer Gleiehstrom (Gl) Versuchsbelingungen 

| Zn x M Fe 1 Cu in in 
| ; z Sr E | Stunden Amp. 
‚ Y: 18 TEEN, 23 5 6 19 | 
Te er a 2! a 

858 | 128 | 489 | 142 159 | 102 | 183) 003 || 

. - ER t N 8. 11.17 bis‘ 5.9108. 17 730 Ww.ı5 in freier Lu’t 

141 149 4,88 29,1 | 400 15,6 | 85,0 | 295 : F 
186 248 4,95 35,4 | 213 16,1 .| 35,9.) ‚987 ; 

3 2 x ; DV Ryrbis. 97: :VE.L7 790 W 15 in gesätiigtem Wasserdampf rd 800 
| 127. VI. .17 bis: 29. IX. 17 | 2100 I 10 n & rd 0° © 
-®&# [1408 | 501 | 175 | a2 | 197 | 61,1 | 091 | 

=3 . 18. X. 17 bis 30.1. 18 | 2400 Wwı0 N £ RR: rare 

ee { 30, I. 18° bis 25. II. 18 629 W 10 n R = rd 600 

er: "nn 5,36 249 660 493 98,0 512 j F täglich 3x 11V Stunden abgeschaltet, 

&: En : Fe a en 

he BE | ; 
| Eh) == ‚8. IV. 18°bis 11. VOL.:18 2360 W223 in gesättigtem, Wassordamp! rd 77° 
es ws IT NEL. ‚18V bis.8. X, 18 2000 W232 in schwe ]. Säure (trocken) rd. 90% 

© 8, 

Re N 
| SS 5 | 28. X. 18 bis 6.L 19 1650 W 22 (bis 16) in schwe!], Säure u. Wasserdampf, bis 1309 C: 
| S8 5) 194 nachts stromlos 
I. : 18, 1, 19° bis“ 7.41 V2.19 1900 GI 20 desgl., bis 108? C; nachts stromlos 
/ SISNLV 819 — = mechanische Erschütterung. 
/ ‚23. IV. 19. bis 2. It. 20. | 69,0 | auf dom Dach des El. Institute. 


brauchbar, und die am 4: IIT. 18 anschließende 
Widerstand:me e:gab keine wesentliche 
Widerstandszunahme der gelöteten Verbindun- 
gen. 

Obgleich hiermit’ die Untersuchungen der 
ersten Hauptgruppe noch nicht abgeschlossen 
sind, sollen die vorläufieen Ergebnisse sleich 
zusammengestellt ünd besprochen werden, wöil 
bei der" Fortsetzung der, Untersuchtuneen ein 
Teil der Verbindungen der ers 


SUNg 


ten Hauptgruppe 


‚ abgeschaltet und durch Ve bindunren der zwei- 


ten Hauptgruppe ersetzt wurde! 
(Fortsetzung folgt.) 


Bestimmung des Durchhanges bei. Ketten- 


fahrleitungen und deren seibsttätige 
Nachspannung. 


Von Dipl.-Ing. C. Wlach, Wien. 


Während die Beziehungen zwischen Durch- 
hang und Seillspannune bei wechselnden Tem- 
peratiiwen und Belastungen für -Freileitungen 
in der Literatun vielfach und einzchend e- 
örteit Kind, Ist Situngen 
nicht der Fall. Es lassen sich hierfür die glei- 
hen Berechnungen anwenden. . Die folgende 

jeht sich. am ‚das. Verfahren 
an, das von Ing. P/ Gesing, Hirschberg }), 
für Freileitungen auseinindergesetzt wurde und 
das sich auch auf das Tragseil einer Kettenauf- 
hängung übertragen läßt, ‘ 

Der Untersuchung sei eine Fahrleitung mit 
folgenden Werten zugrunde gelegt: 


dies für  Rettenfah] 


Mittlerer Mastabstand 07,10. 1n 
Tragseil; 
Stahlseil mit Querschnitt -) F = ,50,mm? 
» Dürehmesser . 9 mm 
BRUCH at N er 4000 kg 
Koeffizient der : Wärmeaus- 
=. dehnung)* 0,001235 
ah ‚Blastizitä tsmodal . 8 en 000 
h (Fortseizung auf S. 852.) 


*) Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen 1913, Heft 20. 


+ " 
348 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 18. 6. Mai 1920. 
er ee TEE 
m m m 
- Zahlentafel2. Nietverbindungen der. 
: 
nF E 
rum A EN E 
I: 45 = Ü N 
Dr | 
N, 2 E 
N ES BR ER ÄRE BE EA Fer en, TIP TEL Pre BE ee ad Da GE j i 
Gruppe N, (blank) u 
Herstellung 14. VII. 16 - 
Drahimetalle.l Al Ar Al Zu AM Al— Fe A—cn |  Zu-Zu 
Niet Al Al Al Al Al Zn 
- "Nr. ee 70 73.1 7a 75 76 71 72 89 0 
| u; 
25. I. 17 125 | 154 81,0 | 293 55,0.| 166- | ı91 | 38,8 | 127 | 194 99,0 | 210 
| | | N 
| | | 
6. ULITE. Hr 2072) 228 _- 1 — | <1.221417,198 _ 4 
18: Ve eL7 | 139,8. ı 157 618° 1: 158 233 81.8 114 156 46,8 273 61,0 46,1 
| 
99.IX.17- || 322,3 | 535 840 344 650 525 = 480 45.7 473 855 710 
| | Ba... 
as Fr 
r an 2 | 3 
4. HI. 18 492 | 373 1190 1065 276 358 33 \.. 108 940 970 960 rS 
1 He + E 
RE 2. 
21. IH. | 8357 4 = = = = Fr = _ = 22 
1.T.18 | 35 249 Et BE BE 
Be Fe) 
12. VI 18 89,0. 93,5 —_ = == = le a —..188 
| oa 
len | 2 
oO h . 
9. X. 18 196. 127 = = 2 = A N ig is te >= = 
| se | B 
az | } ni - 
10. I. 19 109 | 48,7 _ _ = _ ER N — 3 
10. IV. 19 118 | RAU > > ar = Er - > en > 
22. IV. 19 | _ _ —_ = | — | _. | _ 
10. IL. 20. er = ns = _ _— | — | > = = 
© 
Zahlentafel3. Nietverbindungen der ersten 
1 1% 
A x 
ı nm em k 
Sn en: 
= 1 M; 
En 2 RE 
N; 
Gruppe N; (lackiert) 
Herstellung 11. VII. 16 
Drahtmetalle AI—AI Al—-Zn Al—M Al—Fe Al—Cu Zn—-Zn 
Niet Al Al Al Al Al Zu 
Nr. 53 54 45 46 49 50 a | 8% 47 6 
25. I. 17 49,6 | 148 | 430 588 | 18,5 | 875 | ass |. 85,8 | 136 238 | 28,0 
6. IT. 17 06 | 55 | 88 | 20 | 133 | 547 | 179 | au 212 212 | 227 
18. V. 17 129 | 633 | 108 488 | 13,6 | 197 219 | 295 222 738 | 346 
| ee ee = = 
29. IX. ı7 || 437° | 640 | 750 655 | 144 | 249 ® ® 715 ® 2 
Ss H E E 
& ® © = 
SE RER 
4.10.18 | 468 | a8 | 762 800 .| 146 | 492 | 8 383 ch 23 
91. II. 18 - en a x 24,4 205 e ° 3 S 32 3 E = B 
| FA = ars 
| 338 5% 3& E37 85 
12. VI. 18 Kr NA RAR 33 27,D 33 38 _ ER 38 
| | 0 2 CH ce "s2 E2 
| BEH F E z n 
10. I. 19 a = _ || 3838| 8 S & E3 & 
| := er RL 


6 Mai 1920. ‚Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 18, 
mu TE 8 
ersten Hauptgruppe, N, und N, 
wir 
15 | 
ARTEN DEE 
N; FR 
N; (blank) Belastung 
TER - se Vu Je | Versuchs- | Wechsel- (W) oder 
Ask See Cu Fe—Zn Al— Zn — Cu Dr . dauer Gleichstrom (G}) Versuchsbedingungen 
Fe { Fe Zn | in ‚In 
87 | 3 Pr 86 Ges Too Stunden Amp. 
[ ea 
134 | 142 257 | 288 437 250 
| | 3. DM. 17 bis 5. IH. 17 730 | W 15 in freier Luft 
u ei er 86 = | 
13,4 14,2 191 235 152 305 2 
| 25..V. 17. bis 97: VI. 17 | 790 Wı15 in gesättigtem Wasserdampf rd 80° C 
| | 27. VI. 17 bis ‚29. IX. 17 | 2100 Wwı0 “ A en rd 60° C 
1358: 1.388 950 | 900 & #7 | 
| ae 18. X. 17 bis 30.1. 18 | 2400 wı0 e R he rd 60° © 
=8 30. I. 18 bis 25. II. 18 620 Wwı0 r " rd.602° € 
13,1 142 1145 958 - Er 1040 täglıch 8x 1, Stunden abgeschaltet 
| 82 
== Er m 1 En en Il a Es N ER en I u 1 Ir a EN EEE 
, be: 
133 | 148 a a — 
| SE 8. IV. 18 bis 11. VII. 18 260 Ww22 in gesättigtem Wasserdampf4d 77° © 
135.1 15,1 Eee S, 2 
2 17. V. 18-bis 8. X. 18 2000 w22 in schwefl. Säure (trocken) rd 90%. C 
13,7 20,7 a BE = 
| Ss” 28. X. 18 bis 6. L 19 1650 W 22 (bis 16) in schwefl Säure und Wasserdampf, bis 1309 C: 
137 19,9 DR Rr% 8 ES j nachte stromlos . 
4 D 1 8 | 
= u | DR 13. I. 19 bis 7. IV, 19 . 1900 Gl 20 desgl. bis 103° C; nachts stromlos 
| | 
| i 15. IV. 19 — | — „ mechanische Erschütterung 
39 90 | —- | — e= = | A 
23. IV. 19. bis 2. II. %. 6900 — auf dem Dach des El. Instituts. 
16,1, | , 23,8 a a SER 
Hauptgruppe, N,’und AN," (siehe Zahlentafel 2.) 
vs a. 
15 —| 
RO) DRITT 
€ wer; ENTE EEE ETWA LTERIE TECH TE nes er Fahrer a en ee en Veh.) ECHTE EL NDR SEHR | VERRAESCHEHEN 
N, (lackiert) Belastung 
11. VIIL 16 | 
6Z E UT 3 ER . = \  Versuchs- Wechsel- (W) oder 
Fe—-Cu Fe-Zn Al—-Zn— Cu e | Dauer Gleichstrom (Gl) Versuchsbedingungen 
Fe Zn Zn ! > Be | in ‚in 
> Sr - - ne | Stunden Anıp. 
63 64 BEE a BA Sean ih. 68 | 
17,7 13,7 336 _ 350 385 380 \ 
3. I, 17 bis 5. IH. 17 730 Wı1 in freier Luft 
18,7 13,4 514 296 460 199 | 
20,5 13,9 724 757 567 .|° 667 Wa 
25: V:17 bi8 27. Y1. 17° 790 "W1 in gesättigtem Wasserdampf rd 80° C 
WEB Et 27. VI. 17 bis 29. IX. 17 2100 wı0 * r » rd 60° C, 
54,0 13,9 8 8 FE ! 
E E N 18. X. 17 bis 30. I. 18 2400 Wı0 SErR 3 rd 60° © 
= s 5 | 8 |so1LIBba.ı18 |. 6 wı0 3% “das c, 
69,4 | 13,9 23 =5 a5 |'38 täglıch 3x 1Y/; Stunden abgeschaltet. 
—— 3 | 22 El | ee ne NEL [pn fee 3 ER TE Tr HR Nie eg 
Se Er 38 33 ‚83 33 
23 n3 “3 no 3 
| ir Di 2% 85 EI 8. IV. 18 bis 11. VII. 18 2260 W222 in gesättigtem Wasserdampf rd 77° C 
> | AN: Ss as E- = =: ; - 
| 32 32 23 32 : 
ICR7 s2 s2 ao 17. VII. 18 bis 8. X. 18 2000 W222 in schwefl. Säure (trocken) rd 90° C 
u _—. a) Rn Ba nz 
F ir, ® | Fr $ h 
= > > | > 28. X. 18 bis 6.1. 19 | 1650 ı  W 22 (bis 16) in schwefl. Säure u. Wasserdampf, bis 180° ©; 
ve 2 & & U Bez | nachts stromlos 
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C = & I c I 


TERN -Lot 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


E* Dadkion 5) 


132 Heft 118. e 


Zanteniatel a 


DIA, 


een 


Lötverbi 


L; (blank) - 


2, vu is 


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Grappe 


L; 


L, (lackiert) 


Zahlentafel 5. 


1, Ri BE er er A Nieolai N Aluminiumlot von Nicolai und Zinnlot N Aluniniumlot von Nieolai. ; 
Ha | Zu Cu M ohne ohne ohne 2 
ER. al—Al Ara Alzu. | Arm 

\ Se 4 1814 183,1:324°]1°095 | .1168 8 | 190 
3.117 412.) 4,09: 3 4,30 4,16. 3,97% 3,98 | 6,25..10,0/ 965 | 7,50. 7,49 

6. TIL. 17 4,08 | 4,08 | 4,08| 424} 483) 4,15. 4,09|.3,90 | 4,45 14,2 | 427 Be Een 
18. V.171:419 | 417 5 4,15 4,86| 4,481-4,22| 4,16 | 3,98|.4,53 | 449 | 4,36 6,03 | 6,30, 10,0. 9,65 | 7,52 | 7,51 
| A en | ; 
SONER 4 17 | 4,31 4,31 32 | 4,48| 4,47 21 4,04 8,99 j 7,09 | 7,96. 103 | 9,95. 8,75 |< 
: ; « N, I EN -“ =. 
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21. 111.18.) 4,77 2). 4,68 1427| 4389| 414 1,421) 4071 429 | 4 39 | 7,40 10,11 9,80. |105 |=® 1 223,2 
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10. L 19 36.9 12700 sk 4,05 | 4,14 ENlARTEHLLESSE 193182 
| . a Be in Ale elBs 
R , EBEN, ; j a, Bao maus in® 
10, IV. 19 975 1100 ven 4,89, 463 45] 4,02, 411 S lunslsselen| —ilssE 53 
| | | 57 sol pP ac Tz22 M2 
| | 5 RER he BEE 3 Se N) 
195) r { RN "Re ar om | 4,9 7 Q [5 = A HE 1 P SIE E83 
93, IV. 19 431, 437 | 445 4,90 | 4;70| 4,39 4,08 | 4,24 ES ER Een 
| | n 
10. 11. 20. 7 — 5,09 1, 4,19, 420| 4 Be er BER: RIEdn In ah 


. Herste Ita ung 


15. VIIL 16 


Dinhtmetalio, Zn—Zn 


NP \ 139 186 


BT 


29. IX. 17 10,6) 10,8 123,6 


12. VIL 18: 10,8) 10,7 
9.X. 18 11061105 


10.1. 19 4113 !153 


10. IV. 19 ! 


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Zinnlot. \ / 
Fe-Zn; . Cu=Cu M-—-Fe Fe—Cu ‚Fe-Zn \i 
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7 116,8 2,65 | 15,8. 16,3 
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(Fortsetzung des Artikels von Wlach auf 8.347.) 
Fahrdraht: } 


Hartkupfer mit Querschnitt 100 mm? 
Durchmesser. 22 „Br ee 11.3 mm 
Bruchlast eu 3900 kg 
Koeffizient der Wärmeaus- 
deHDUng SaNE S 0,00168 
Sure, 1 
Elastizitätsmodul - 7000 000 


Diese Fahrleitung soll den Bedingungen 
entsprechen, welche vom E ekt' isierungsamt 
der deutsch-österreichischen Staatsbahnen für 
die Fahrleitungen der deutsch-österreichischen 
Alpenbahnen vorgeschrieben wurden. Diese 
Bestimmungen weichen von denen des V.D. E. 
insofern ab, als die besonderen k imatischen 
Verhältnisse der Alpenländer hierbei berück- 
sichtigt sind. 

Als Grenzen der Temperaturschwankungen 
wurden — 80° bis + 45° festgesetzt, und die 
entsprechende Festigkeit ist: 1.für einen Wind- 
druck von 100 kg/m? bei allen Temperaturen, 
%, für einen Eisbehang nachzuweisen, welcher 
die ursprünglichen Drahtdurchmesser um 20mm 
vergrößert bei einem gleichzeitigen Winddruck 
von 20 kg/m? und — 5°. 

Das Eigengewicht der Leitung beträgt: 
beim Tragseil 0,39 kg/m, mit Berücksichtigung 
der Klemmen, Hängedrähte usw. , = 0.46kg/m, 
beim Fahrdraht g, = 0,89kg/m, so daß das lau- 
fende Gewicht der Kette ohne Zusatzlast: 

g9.= 1,35 kg/m 
beträgt. 

Für die Aufhängung des Fahrdrahtes ist 
in der Folge die Voraussetzung gemacht, welche 
wohl bei jeder Art von Ketten’ah leitınren er- 
füllt ist, daß das volle Gewicht des Fahrd ahtes 
vom Tragseil aufgenommen wird, indem der 
Fahrdraht in seinen Aufhängepunkten nur der 
Seite nach festgehalten ist und sich in seiner 
Höhenlage mit den wechse'nden Durchhängen 
des Tragseiles hebt und senkt. Der Fahrd'aht 
ist somit als gewichts]os vorausgesetzt und 
dessen Eigengewicht dem des Tragseiles zu- 
geschlagen. Er ist nur dem seitlichen Wind- 
drucke ausgesetzt. _ 

Der wagerechte Winddruck von 100 kg/m? 
verursacht, mit kleinen Zuschlägen für Klem- 
men und Hängedrähte, eine Belastung von 


; = 0,009 .0,7.100 = 0,65 kg/m beim 
Tragseil, 

wr = 0,0118 .0,7..100 = 0,82 kg/m beim 
Fahrdraht, 


somit «0 100 1,47 kg/m. 
Die Wärmeausdehnung für 75° Tempera- 
turerhöhung beträgt für 75 m: 


beim, Trash eu 0,0696 m, 
„. Fahrdraht.... 7.0:0944 
und die elastische Dehnung für 1000 kg Zug: 
beim Irasserlung a naar. 0.075 m, 
u XPahrdtshtss re. 0:01. 
Aus den bekannten Gleichungen: 
\ gar 
Durchhang = Sp 
2 
IP = = konstant für 


bestimmte Größen g und a; und 
va.f_a g 
MEET 
erhält man bei a = 75 m für die verschiedenen 
Belastungsarten der Kette die in Abb. 1 als 
Kurven dargestellten Werte. 

Für die windbelastete Leitung ist zu be- 
achten, daß die resultierende Kettenbelastung 
in der Ebene der Resultierenden aus Eigen- 
gewicht und seitlichem Winddruck wirkt. Diese 
Belastung beträgt für 100 kg/m? Winddruck 

9 =YRF+W=Y18$+1472=1,9 kg/m. 

Die in der Kurve der windbelasteten Lei- 
tung da'gestellten Verlängerungen I und 
Durchhänge f sind ebenfalls als resultierende 
Größen zu betrachten. 


l 


Elektro 


technische Zeitschrift. 


Das Eisgewicht für den laufenden Meter 
beträgt: 
für das Tragseil: 

(0,029? — 0,009? ) . 1000 = 0,598 kg/m 

für den Fahrdraht: 

(0,0818? — 0,0113?) . 1000 = 0,640 „, 
somit die Eislast der Kette 1.238 kg/m 
hierzu Eigengewicht d. „ 1.35 

2.588 kg/m. 
Der Winddruck auf die durch Vereisung | 
ve'größerten Durchmesser beträgt: 
für das Tragseil: 
0,029 
für den Fahrdraht: 
0,0813°. 0,7... 20 = 0;439 ,, 
somit für die Kette: 0,845 kg/m 
und das resultierende Gewicht 
9. = V2,588° + 0,815? = 2,722 kg/m. 
Wollte man noch andere Arten von Be- 
lastungen untersuchen, so ließen sich hierfür 
in gleicher Weise die Verlängerungslinien! = 
F (P, g) bestimmen. 


.0,7.20 = 0,406 kg/m 


9 g 
15 16 20 21mf 


Abb. 1. Durchhang und Verlängerung des Tragseils 
bei verschiedenen Belastungen und Temperaturen. 


17 1819 


Da der Durchhang bei gleicher Spann- 
weite nur durch das Maß der Verlängerung be- 
stimmt ist, ganz gleich, ob diese durch Ge- 
wichtsvergrößerung, Temperaturausdehnung 
oder beides zusammen verbunden mit der ent- 
sprechenden elastischen Dehnung verursacht 
wurde, Jäßt sich gemäß der Gleichung: 

en 
VERS 
zu jedem beliebigen Wert von} der zugehörige 


ne 


Durehhang berechnen und dies ist durch die 


f-Kurve der Abb. 1 dargestellt. 

Wenn man nun die Bedingung einzuhalten 
hat, daß die größte Beanspruchung des Trag- 
seiles, welche bei der vorerwähnten Annahme 
von Vereisung bei 20 kg/m? Winddruck und 
— 5° erreicht wird, 1000 kg entsprechend 
4-facher Sicherheit nicht übersteigt, so muß 
der Punkt A der 1,-Kurve, der die Abszisse 
P =1000 kg hat, bei — 5° erreicht werden. 

Damit und mit der vorerrechneten Wärme- 
ausdehnung für 75° Temperaturdifferenz ist in 
bekannter Weise die Temperaturskala festge- 
legt undinAbb.1 sind die weiteren Temperatur- 
linien für + 45°, 0% und — 30° eingetragen. 
Die Neigung der Temperaturlinien gegen die 
Abszissenachse ist durch dasMaß der elastischen 
Ausdehnung gemäß der Beziehung gegeben: 


a 
1-b=r,(Pı—P): 
RR; 
Pi=-P ECH 


d.h. unabhängig vom jeweiligen Belastungs- 
oder Temperaturzustand der Kette. 
In Abb. 1 sind bisher ausschließlich die 


=tgp= konst. 


Konstanten der Leitungen und die vorgeschrie-- 


benen Grenzbedingungen für Temperatur und 
Belastung enthalten und die konstruktive Aus- 
führung der Leitung ist noch in keiner Weise 


1920. Heit 18, 


tung der Stromabnehmer sicher anliegen soll, 
den größten und kleinsten Wert der Fahrdraht- 
höhe über $. 0. Eine weitere Bedingung be- 
steht darin, daß der Winddruck keinen größe- 
ren seitlichen Abtrieb des Fahrdrahtes hervor- 
rufen darf, als mit Rücksicht auf die ausnutz- 
bare Schleifstückbreite zulässig ist. _ Hierfür 
ist die Horizontalkomponente des Durch- 
hanges der windbelasteten Leitung maßgebend. 


1. Nichtnachspannbare Kette. 


Die vorerwähnten Annahmen über die als 
möglich zu betrachtenden Grenzwerte für Tem- 
peratur, Winddruck und Eislast, sowie deren 
mögliches gleichzeitiges Auftreten bestimmen 
den Umfang ABODEFGA der Fläche inner- 
halb deren die Punkte, denen ein bestimmter 
Zustand entspricht, überhaupt liegen können. 
Die somit für die Untersuchung in Betracht 
zu ziehenden Teile der Verlängerungs- und Tem- 
peraturlinien sind in Abb. 1 stark ausgezogen. 

Sucht man nun die Punkte des größten 
und kleinsten Durchhanges auf, so sieht man 
sofort, daß der kleinste Durchhang in Punkt D 


‘ der unbelasteten Kette auftritt und 


{min = 1,495 m, entspıechend Imin = 0,079 m 

und P=632kg 

beträgt. i 
Der größte absolute Durchhang ist in 

Punkt F mit 


/max = 2,055 m, entsprechend Imax 0,151 m, 
und P=680kg. 


Dieser Wert von f tritt jedoch nicht in den 
Senkrechten auf, sondern, da er durch Wind- 
druck hervorgerufen ist, in einer gegen die 
Senkrechte unter dem Winkelageneigten Ebene. 
Deren Neigung bestimmt sich aus der Größe 
der beiden wirkenden Kräfte Eigengewicht und 
Winddruck für das Tragseil und den Fahr- 


Abb. 2. Abtrieb für Tragseil und Fahrdraht. 


draht verschieden (Abb. 2), u, zw. für das 
Tragseil: 


und für den Fahrdraht: 
052.082. 


Ben 0897 


1,411. = 545 50°, 


0,922 ar = 4% 40. 


Rechnet man jedoch annäherungsweise 
den resultierenden Winkel & aus: 
rn 5 _ 147 
5% 0464089 1,85 
= 410 °% 


— 1,089, 


nisses der Näherungsrechnung von der Wirk- 
lichkeit vernachlässigbar ist. Im Punkt F 


fr =f eos « = 2,055 . 0,677 = 1,39 m 
und der horizontale Abtrieb 
fr =1- Sina = 2,055 . 0,736 = 1,51 m. 


tiefste Lage bei Punkt E erreicht mit 
| {max = 1,955 m. 


so sieht man, daß die Abweichung des Ergeb- Ei 


der Abb. 1 ist somit der senkrechte Durchhang _ ‘ q 


re 


er re: 
m 5 2 


DNr 


EEE ER 


- 


ET ER WE 


a; © 


Daraus geht hervor, daß der Fahrdraht seine 


| 


Es bleibt noch zu untersuchen, ob der Fahr- 
draht seine Höchstlage bei Punkt D oder € er- 
reicht. Für' Punkt D ist. 

f=1,49m 
und ist bei Punkt © 
fs = 1,685 . cos «= 1,105 m, fa 1,215 m. 


Die tatsächlichen äußersten Höhenlagen des 
Fahrdrahtes liegen somit bei: 


BE 


mat. 22 ne A re EEE inax = 1,955:m, 
ee rent 13118%:; 


' der Höhenunterschied würde somit = 0,85 m 


betragen. Dies, sowie der seitliche Abtrieb in 
Punkt F von fa =1,51 m sind entschieden 
unzulässig. Es ist daher eine derartige Leitung 
ohne Nachspannung praktisch nicht brauchbar. 


2. Nachspannbare Kette. 


Um die Änderungen des Durchhanges im 
Tragseil aufzuheben oder wenigstens innerhalb 
zulässiger Grenzen zu halten, muß man die 
Änderungen der Spannungen einschränken. 
Dies erfolgt in bekannter Weise dadurch, daß 
man das Tragseil auf der einen Seite fest ab- 
spannt und die benachbarten Tragpunkte so 
ausgestaltet, daß das Tragseil durch eine Reihe 
von Mastfeldern hindurch längsbeweglich ist 
und sein freies Ende durch eine gleichbleibende 
Kraft unter konstanter Spannung gehalten 
wird. Ändert sich der Belastungszustand der 
Kette, so verändert sich die’ Verlängerung 1, 
und der Durchhang wird sich somit derart ein- 
stellen, daß wieder Gleichgewicht zwischen der 


Eigenspannung und dem Spannungsgewicht 


herrscht. 

Es sei nın angenommen, daß als mittlere 
Lage des Fahrdrahtes diejenige gelten solle, 
welche einem senkrechten Durchhang von 
1,90 m entspricht und daß eine vertikale Be- 
wegung des Fahrdrahtes um + 0,2% m zuge- 
lassen sei. _ 

Unter welchen Umständen wird nun der 
Durchhang sich innerhalb dieser Grenzen be- 
wegen und durch welches Spanngewicht kann 
man diese künstlich einhalten, wenn sie bei der 
sich selbst überlassenen, nicht nachspannbaren 
Kette überschritten würden? Für alle Punkte 
der Dehnungslinien, welche innerhalb der bei- 
den durch die Grenzpunkte M und N gezoge- 
nen Wagrechten liegen, wäre auch ohne Nach- 
spannung die Höhenlage des Fahrdrahtes zu- 
lässig, vorausgesetzt, daß die Durchhänge tat- 
sächlich in der Lotrechten liegen. Für die 
windbelastete Leitung gelten diese Grenzen zu- 
nächst nicht, da nicht der absolute Durchhang, 
sondern dessen Vertikalkomponente maßge- 
bend ist. 

Das Gesagte gilt, wie man in Abb. 3 sieht, 
ohne weiteres für das Stück HJ der Dehnungs- 
linie der unbelasteten Kette. Dem Punkt J 
entspricht eine Temperatur von etwa + 8,80, 


[9 
0,18 


0,16 


- »] 5 7 8 


00 KgP 
VETRTIEBEI a Warmr 


| Abb. 3. Schaulinie der unbelasteten Kette. 


| Sinkt somit die Temperatur unter + 3,3, so 
würde die nichtregulierte Leitung zu straff 
gespannt sein. Soll der Durehhang somit nicht 
‚ kleiner als 1,70 m werden, so muß das Spannge- 
wicht gehoben werden. Dieses müßte einen 
' Wert haben, der zwischen den Abszissen der 
} 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


Punkte E und Jliegt. Bei 500 kg würde die 
unbelastete Kette bei allen Temperaturen auf 
dem mittleren Durchhang von 1,9m erhalten 
bleiben. . 

Bei höheren Temperaturen, d. h. kleineren 
natürlichen Seilzügen,‘ wird ein Gewicht von 
‚500 kg solange sinken, bis das Tragseil nur mehr 
auf 1,90 m durchhängt und der den Zustand 
der Kette darstellende Punkt bewegt sich bei 
und +45° auf der Linie der Verlängerungen 
zwischen DundE 

Wäre die Bewegung des Spanngewichtes 
unbegrenzt, so würde bei 0° die eisbelastete 
Leitung solange gehoben werden, bis auch sie 
nur mehr 500 kg Seilzug hätte, d. h. bis zum 
Schnittpunkt der Dehnungslinie I, der Abb. 1 
mit der Ordinate P = 500 kg. Der Durehhang 
würde unzulässig groß werden. Das Spannungs- 
gewicht muß daher in einem bestimmten Punkt 
in seiner Weiterbewegung durch einen Anschlag 
gehemmt werden. 

Wenn der Fahrdraht unter Berücksich- 
tigung des seitlichen Abtriebs der Kette durch 
den Winddruck nicht höher gehoben werden 
soll, als einem senkrechten Durehhang von 


ls = BR 2,1m entspricht, so hat man mit 
cos @ 
w. 0,845 
£ tg a = ge = 2,588 = 0,326 d.h. eo = 18°, 


cos au = 0,951, sin ag = 0,309, 
somit: 


DECKEN 
= 95, 21m 


und fr = 2,21 .sin« = 0,68 m. 


Dies entspricht dem Punkt H'(Abb.4), welcher 
durch Anheben des Spanngewichtes erreicht 


016 
0,15 


O14 


013 


0,1 


2 
950 
76 


850 
12 


‚Abb. 4. Schaulinie der eisbelasteten Kette. 


900 
14 


wird. Durch den Hub des Gewichtes von Punkt 
H aus vergrößert sich die ganze Seillänge um: 
le — ig = H'H = 0,0407 m. Sinkt nun 
die Temperatur auf — 5°, so erhält man den 
Zustand der Leitung durch den Schnittpunkt 
der um 5° tiefer liegenden Temperaturlinie mit 
der Verlängerungslinie in A' mit /, = 2,08 m 
bei P=875kg. Wenn man die Leitung bei 
0°, d.h. in Punkt H', als nicht nachspannbar 
betrachtet, was für die eisbelastete Leitung in- 
sofern zutrifft, als das Gewicht anliegt, ergäbe 
| sich für die durch Wind von 100 kg/m? belastete 
Leitung für 0° der Zustandspunkt @ als 
Schnittpunkt der Temperaturlinie 0% mit der 
Verlängerungslinie der windbelasteten Leitung 
(Abb. 5). ‘ 

_ Die auf G' als 0° bezogenen Temperatur- 
linien für + 450 und —30° geben die Zustands- 
punkte F' und 0° u. zw.: 

F'mit/=2,35m, /,=1,59m, P = 605 kg, 
0 3=0,196m, 


1920. Heft 18. 


Änderunsen der Temperatur zwischen —80° | 


353 


C'mitf=1,955 m, f, =1,31m, P 
i=0,135 m. 

Damit für G' die Durehgangsgrenze nicht 
unterschritten wird, müßte das Spanngewicht 
solange steigen, bis 
11m d.h 7=02%Sm 


geworden ist. Dies ist aber nicht möglich, da 
das Spanngewicht bereits anliegt. 


= 720 kg 


’ 


IN 

I %,0667f 

Se "031R 
/ 


0,10 / 
400 500 600 700 800 I00 kgP 
43 17 2,1 2,3 29 31mf 
Abb. 5. Sehaulinien der Kette bei Eislast 


und bei Winddruck. 


Für die Möglichkeit, daß eine beliebige 
Verlängerung durch das Spanngewicht auf den 
Wert gebracht wird, der dem mittleren Durch- 
hang entspricht, gilt allgemein die Bedingung, 
daß eine größere als die mittlere Verlängerung 
bei einem Seilzug < 500 kg und umgekehrt 
auftritt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß für 
die Fahrdrahthöhe bei Winddrück nicht die 
absolute Verlängerung, sondern deren Kom- 
ponente entsprechend dem senkrechten Durch- 
hang f; maßgebend ist. 

Nimmt man an, daß bei +45° und Wind- 
druck der Höchstwert des Durchhanges vor- 
kommen soll, so erhält man hierfür F” und 
hieraus G” für 0° und 0 für — 80°. 

Diese Werte können, da eine Spannung 
S 500 kg einem f 21,9 m entspricht, bei frei 
spielenden Spanngewicht auf f, =1,9 ausge- 
glichen werden. Der auf der 0°%.Linie dureh @'' 
liegende Punkt H' hat jedoch wieder einen zu 
großen Durchhang von f, =2,82 m bei P = 
658 kg. Wählt man dagegen die Lage des An- 
schlages derart, daß bei — 80° und 100 kg/m? 
Winddruck der Durchhang die untere Grenze 
bei Punkt C'' erreichen würde mit: 


fg=%1lm, f=25lm P=562% kg, 


so erhält man die Zustände bei + 450 und 0° 
in den Punkten: 


F"" mitf=2,84m, f, =1,9m, P=495 kg, 
GC" „ f=264m,f, =1,78m, P=581kg, 


und dieser Zustand würde sich selbsttätig auf 
den mittleren Durehhang ausgleichen. Geht 
man jetzt von G'' auf die Eisbelastung über, 
so erhält man H'' mit: 


T=2171m, f& =257m, P=707kg, 


also einen zu großen Wert. 

Die vorstehend ermittelten, bedeutenden 
Abweichungen von der gewollten Fahrdraht- 
höhe erfahren eine wesentliche Rinschränkung, 
wenn man bedenkt, daß die Grenzzustände in 
einer derart krassen Formangenommen wurden, 
wie sie sich in der Wirklichkeit wohl nie aus- 
bilden. 

Macht man die Voraussetzung, ‚daß sich 
auf dem Fahrdraht ein Eisbehang nicht bilde, 
bzw. durch die Schwingungen des Fahrdrahtes 
vor dem herankommenden Zuge abgeschüttelt 
wird, welche Annahme der Wirklichkeit sehr 


354 


m IT AL 


1920. 


je ohl entspricht, so erhält man folgende Werte 
für.die eisbelastete Kette bei 20 kg/m? Wind- 
druck; 


Eislast: auf Tragseil d ..20,598 kg/m, 


Eigengewicht der Kette 1.35 

1,948 ken, 
Winddruck auf Tragseil . . 0,406 kg/m, 
Winddruck auf Fahrdraht : 0.164 

. ..0,570kg/m, 


somit 


ge = V 1,948? 05° = 2,08 kg/m. 
Der Winkel des Abtiiebes berechnet 


zu: 

& =.16° 15', cos«& = 0,960, sina = 028. 
Tıäet man die mit obigen Weiten sich eıgeben- 
den Verlängerunesliniein Abb, 5 zestiichelt ein, 
so sieht man, daß sie beinahe mit der Linie für 
erößten Winddruck zusammenfällt. Die senk- 
rechten Durchhänge sind nur um 4% kleiner 
als die absoluten, was vernachlässiet werden 
kann. Die Größen der Abtiiebe bei Eislast sind 
durchweg zulässig. 

Nimmt man jetzt wieder den größten zu- 
lässigen Durchhang für 9 (entspı echend A 
an, so eıhält man für Winddruck und + 459 
bzw. — 30° die Punkte f bzw. CO mit: 


T= 222, = 32m, a = Ba18.ke, 
=-24n,.% —186n, P=i688 Ks, 


also für C’angängige Werte, für ei doch immer 


er 


sich 


noch zu große Durchhänge. 
Immerhin eieibt sie :h :unzweilelhaft, daß 
die:selbstätige Spannung des’ Tragseiles allein 


A ausreicht, vm eine Kettenleitung mit 

oßen Mastabständen innerhalb der Grenzen 
os :-Durehhänge zu erhalten, welche für eine 
sichere Stıomabnahme bei großer Leistung und 
Fahrgeschwindigkeit notwendig sind. Eine 
solche Fahrleitung wird erst brauchbar, wenn 
man auch dem Fahrdraht eine Eigen- 
spannung gibt. 

Es beda ıE keiner Reehnung, um zu über- 
blicken, daß eine starre Absı pannung des Fahr: 
dee ıhte entweder bei niediigen Tempe: atuien 
* Key chungen oder bei hohen Tem- 


per 5% ven zu große Durehhänge eıoibt. Man 
kann der Abb. 1 ohne weiteres entnehmen. daß 
das un tete Seil bei +.400 den mittleren 
Durchhang von 1.Imund damit der Fahrdraht: 
eine mittlere Fi iiber 'S. ©. einnimmt. In 
dieser Höhe sei auch dessen Abspannuns Ange- 
bracht. Wenn man annimmt, daß’die Hänge- 


. drehtentfernune. 7,5m beträct, und Sr Fahr- 
draht durch ein bewegliches Gewicht auf 400 ke 
Spannung gehalten ist, eıhält man einen 1 Durch- 
hang zwischen den Hängedıähten von; 


0,89 ,7.52 
fz> re =0.0156 m. 


Bei 10 Hänsedrähtfe! 


dein Im Ti: agseil feld, er- 


gibt sich damit eine fosamte Ve längerung des 
Fahrdrahtes n Mastield. yon: 
ul 36? a 
Lesuli 75 = 0,0086 m, 


Sinkt jetzt die E mpe 
kürzt‘ sich der Fahr dr Yht ums ©. 

- 70. . 0.0000186 = 0.097 a, 
bleibt jedoch, da.das Trag 
seiner ursprüng lichen‘ Höhe über &. 0. Das 
Spanngewicht  des-Fahr drahtes wird auch für 
diesen den ursprünglichen Zustand, wiede 
stellen. "wenn es sich em das Maß de 
verkürzung, d.i um 0,097 mu hebt. "Eine Not- 
wendie ke it, ein Spanneewicht anzu biineen. :be- 
steht jedoch.nicht. Auch die eisbelastete Kette 
bei 20 ke/m? Winddivck könnte noch ohne eine 
solche richtig arbeiten, da der seitliche Abtıieb 
von fs =0.,63m noch hingenommen werden 
könnte. Ein Dpanngewicht am Fahrdraht wird 
erst bei starkem Wind unentbehrlich, welcher 
der Leitung nicht nur.große Verlangen: ngen, 
sonde n auch einen unzulässigen Abtiieb_ er- 
teilt. 


l; Dez 19 


ler- 


Wärme- 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


atur auf —'8300, so‘ ver-. 


seil nachregelt in. 


Wenn nın der Fahr draht eine Eigenspän- 
nure ‚erhält, können'sich die großen Durch- 
hänge nicht mehr ausbilden, 
wird vielmehr gestreckt und damit die ganze 


Kette heruntergezogen. Auf ein derartig ver- 
spanntes Deines getan sind jedoch die nur. 


für-eine einfache Leitung gültigen, bisher ange- 
wandten Beziehungen für Durchhang und S$eil- 
spannung. nicht “mehr - verwendbar, da 
Kıäfte, welche in demse!ben wirken, erstens 
nicht mehr in einer Ebene liegen und zweitens 
sich wegen der durch die Hänged: ähte daıge- 
stellten Verbindung zwischen. Tıagseil und 
Fahrdvaht die Durchbänge und Abtriebe nicht 
mehr aus den für ein gleichmäßig belastetes 
Seil geltenden ‚Gleichungen elementar ableiten 
lassen. Hier versagt somit auch die Darstellu ng 
der Verhältnisse durch die Linien der Verlän- 
gerungen, welche zur- Grundlage der vorlie- 
senden Untersuchung gemacht wurden. 

Es bleibt noch die Bestimmung der Höhe 
üb:ig, in der. der Anschlag des’ Tragseiles anzu- 
biineenist, Gemäß Abb, 4wurdefür Punkt H, bei 
09 eineVerlängeiung von I = 0,174 m. bei Di 
868 kg angenommen. wobei das Spanngewicht 
am Ans chlag anlag.'Wenn jetzt die Leitung bei 
Windstillemontiert und das Gewicht von500 kg 
eingehängt wird, so wirdes die Leitung auf den 
mittleren ‚Durchhang mit I — 0,128 m ein- 
stellen. _ Die Verlängerung von 0,174 m, .d. h. 
die gleiche Stellung eines Spanngewichtes, wie 
die des Gewichtes von 500 ke ın Punkt. H’. 
wilde von der windbelasteten Kette bei eine: 
Seilspannung von 436 ke als Gleichgewichts- 
lage erreicht (Abb. 6). Wird jetzt das Gewicht 
auf 500 kg vergıößert, so sinkt &s um die Höhe: 


h = 0,174 — 0,128 = 0,046 m. 


Wenn jetzt eine Nachspann'änge der Fahrle'. 
tung aus 10 Mastieldern besteht und, wie dies 
meistens der Fall ist, das. Tragseil an der be- 
weglichen Rolle eines einfachen Flaschenzuges 
befestigt ist, wobei‘ das tatsächliche Gewicht 
nur die Hälite der errechneten 500 ke beträgt, 
muß der Anschlag 0.9% m über der Stellu ng des 
Gewichtes angebracht wei den. 


LT IE RE 


9 100g P. 


Abb. &. Bestimmung der Lage des a nen 


So wie sich die Nach« span ne des Fahr- 
dıahtes rechnungsmäßig mit demane ewandten. 
:elemeritaren Mitteln nicht bestimmen ließ, läßt 


sich auch die Stellung eines Anschlages für 
dessen = anngewicht nieht eimitteln, ° Dabei 
"kommt außer den’ bereits angeführten Um- 
ständen Ge die Ersehwerune hinzu, daß sich 
der Fahrdıaht mit dem wechselnden Durch- 
hängen des Trageseiles hebt und senkt, sich so- 
mit die Länge zwischen dem in der Höhenlage 
festen Abspannpunkt, an dem das Gewicht 


e Be ‚und dem Ende des Fahrdiahtes ändeit. 
ER die Höhe des Tragseiles durch dessen 
feste Unterstützungen auf den USER ün- 


ve En t gehalten wird. 


Weiterhin "wirkt das deine ar Wind- 


drüuckes anf’ den Fahrdıaht, je nachdem der- 
selbe bei niediiger Tempe:atur überdie Ho- 
vizontale durch seinen seitlichen Abstützpunkt‘ 

gehoben wurde, oder’bei hohen Temperaturen 
infol ce des erößen Tragseildurehhanges unter 
der Horizontalen ist, das eiste Mal. auf Verrin- 
gerung, dasandere Mal auf Verwößerung des 
Dürchbanges, «obald der Wind gesen den Mast 
weht. Bei entgegengesetzter Wind’ichtung 


Heft 18. 


Der Fahrdraht 


die 


‚land etwa zwischen 5 und 8%). 
kohlenstoffhaltigen Bestandteilen enthält der 
in ‘verschiedener 
Menge.. Der Anteil des Unverbrennlichen (des 
mineralischen Trägers des Bitumens,. der in 
vielen Fällen zur Herstellung von Kunststeinen 
- geeignet ist) ist meist 80 bis 85%. Die Verar- 
beitung der Ölschiefer ist also, wie man hieraus 
sieht, von vornherein mit der Bewegung außer- F u 


6. Mai 1920. 


ändert sich auch der Dr ehsinn des Winddı vck- 
momentes, " 


Zum Schlusse sei noch darauf er De 
daß vorliegende Untersuchung ausschließlich 
für die mittlere Mastentfernung von 75m 


zahlenmäßig stimmt. Da nämlich BORRah ne 


2 
zwischen Dur chhang unaYelun i= ze 


eine quadratische Gleichung ist, werden a 
errechneten Zahlen um so mehr von der Wirk- 
lichkeit abweichen müssen, als infolge von 


Kurven in der Linienführung die tatsächlichen 


Masientfernungen sich von der mittleren unter- 
scheiden. . 


Gewinnung und Bedeutung des Ölschiefers. 


Von Regierungsbaumeister Dr. Landsberg. 


Ölschiefer sind entstanden durch Ablage- 
rung vom abgestorbenen Wasserorganismen 
der Tier- und Pflanzenwelt auf dem Meeres- 
boden. Diese eiweiß- und fetthaltigen Urstoffe 
sind nach der allgemeinen Ansicht die gleichen, 
wie sie im vesentlichen für die Entstehung 
des Erdöles in Betracht kommen; in ihnen 


wächst durch „Inkohlung‘‘ (Zersetzung bei 


' Luftabschluß unter dem Einfluß von Wärme 


und Druck) allmählich unter Abscheidung von 


Wasser, Kohlensäure und schließlich Methan 


der Anteil an Kohlenstoff, und — derart ver- 
ändert — bilden sie den -Bitumengehalt des 
kalk- oder tonhaltigen Minerals. 


die Struktur des bituminösen Gesteins meistens 


schieferartig; es kommen aber auch bituminöse 


Kalke vor, bei denen diese Struktur nicht zu 


erkennen ist. Infolge der Übereinstimmung der 


Ausgangsstoffe mit demjenigen des. Erdöls 


weisen auch die Erzeugnisse gewisse Ähnlich- 
keiten mit dem Erdöl auf. Das Nächstliegende 
‘war daher die Verarbeitung der bituminösen 


Schiefer auf Leuehtöl; sie inte schon früh- 


zeitig — wenn auch mit einfachen Mitteln — in 


Angriff genommen, bei Auftreten des amerika- 
nischen Petroleums auf den europäischen 


Märkten aber unwirtschaftlich und meist ein- 


gestellt. Nur :n einigen durch Beschaffenheit 


‘und Lage der Vorkommen bevorzugten Stellen 
(z. B. Schottland, Messel bei Darmstadt) A 


wurde sie ununterbrochen ausgeübt in Einrich- 
tungen, die allmählich hoch entwickelt wurden. 
Die Notwendigkeit, die vorhandenen Boden- 


schätze möglichst gut auszunutzen und die 


künftige Entwicklung ins Auge zu fassen, 


hat in allen Ländern die Aufmerksamkeit # 
wiederum auf die bituminösen Schiefer ge- ) 
lenkt, u. zw. je nach der Eigenart der Länder 
unter stärkerer Betonung der Ausnutzung ihres 


Ölgehaltes zu Wärme- oder zu anderen Zwecken. 


Die Vorkommen in Deutschland sind sehr 
beträchtlich; besonders wichtig ist in Nord- 


deutschland die ‚Ablagerung, die sieh von Ver- 


den a. d. Aller in östlicher Richtung bis etwa 
. Schöppenstedt (Braunschweig) hinzieht, die 
schon erwähnte Ablagerung bei Messel und die 


umfangreiche in Württemberg, die sich am 
westlichen Rande der Alb von der Schweiz bis 
zum oberen Main erstreckt. Auch in Bayern, 
Baden sowie in der Rheinprovinz und Hessen- 
Nassau sind Ölschiefer vorhanden. - Der Bitu- 
mengehalt der Ölschiefer schwankt in Deutsch- 


Ölschiefer meist Wasser 


ordentlich großer Massen verbunden. 


* Die Gewinnung des Bitumens kann grund- | 
sätzlich in der gleichen Art EROBERN: wie sie aus. x 


Entsprechend 
. dieser Entstehung, die im übrigen den verschie- 
denen geologischen Zeitaltern angehört, ist- 


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Außer den 


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‚aussichtsreichen Einrichtungen erprobt. 


_Messel bei Darmstadt durchgeführt ). 


6. Mai 1920. 


der Kohlenverarbeitung bekannt ist. Das Aus- 
ziehen mit geeigneten Flüssigkeiten, wie es z. B. 
in der Braunkohlenindustrie zur Gewinnung 
des Bitumens als ‚„Montanwachs““ ausgeübt 
wird, ist wegen der großen Flüssigkeit auf- 


Hohmann Gesteinstmengen nicht geeignet und 


wird lediglich zu analytischen Bestimmungen 
benutzt, dagegen ist die Anwendung von Wärme 
zum Teil mit Erfolg angewandt, zum Teil in 
Man 
kann hierbei verschiedene Na dl unter- 


‚scheiden: & 


1. Durch mäßige Hewi der Schiefer 
in offenen Tiegeln kann das Bitumen in 
flüssige Form gebracht und in einfacher 
Weise gesammelt und abgeführt werden; 
die Ausnutzung des Wertinhaltes der 
Schiefer und die Einrichtungen hierfür 
sind aber unvollkommen. 


. Dureh Entgasung (Schwelung); sie kann 
erfolgen; 

a) in Retorten, denen die erforderliche 
Wärme durch Außenbeheizung zuge- 
führt wird, und aus denen die ent- 
wickelten Schwelgase . mit den Öl- 
dämpfen abgesaugt werden. 

b) in Schwelräumen, in denen die Ent- 
gasung durch heiße durchströmende 


DD 


Gase bewirkt wird (Innenheizung), 


die die Öldämpfe mit sich fortführen. 


Die Heizgase werden in beiden Fällen 
zweckmäßig durch Vergasung des fixen Koh- 
lenstoffes erzeugt; dieser bleibt bei der Schwe- 
lung in dern unverbrennlichen Anteil zurück und 
bildet mit ihm den „Schieferkoks“‘, der als 
solcher infolge seines geringen Kohlenstoffge- 
haltes nur selten nutzbar gemacht werden kann. 
Diese Vergasung wird mit geringsten Verlusten 
im unmittelbaren Anschluß an die Entgasung 
vorgenommen, damit die Eigenwärme des Schie- 
fers (er verläßt die Schwelräume mit etwa 


‚400 bis 500°) ausgenutzt werden kann. Ob die 
‚so erzeugte Wärme für den ganzen Vorgang 


genügt, hängt vor allem von dem Verhältnis 


der Bitumenmenge zum fixen Kohlenstoff und 


von dem Wassergehalt der Schiefer ab, der in der 
Schwelzone. (oder in einem vorgeschalteten 
Trockner) verdampft werden muß. 

- Diese Wärmewirtschaft ist unter Anwen- 


‘dung der Außenbeheizung der Schwelretorte 


vorbildlich in dem Ofen der Gewerkschaft 
Sie in 
Vergasern von ähnlicher Bauart wie die Kohlen- 
vergaser — unter Innenbeheizung der Schwel- 
räume — zu verwirklichen, ist ein Ziel, das z. Z. 
von verschiedenen Seiten mit Aussicht auf Er- 
folg angestrebt wird. 

Die Vorteile hierbei sind vor allem: Er- 
möglichung großer Ofenleistungen infolge der 
guten unmittelbaren Wärmeüber: tragung (durch 
das gasförmige Mittel, die Heizgase) auf den 
Ölschiefer, i im Zusammenhang hiermit die Ge- 
winnung des Bitumens unter günstigen Be- 
dingungen (nämlich bei mäßigen Wärmegra- 
den und ohne nachteilige Veränderung der ÖI- 
dämpfe nach ihrer Entstehung) sowie die voll- 


kommene Ausnutzung des Kohlenstoffgehaltes 


und des Stiekstoffgehaltes. 

. Die Entgasung mit Außenbeheizung ist 
auch in Drehöfen versucht worden, die aus der 
Zementindustrie, dort allerdings mit innerer 
Staubfeuerung, bekannt und später zur Ge- 


winnung von Tieftemperaturteer aus Stein-. 


kohlen angewandt sind. Ein soleher Ofen be- 
steht aus einem langen geneigten Rohr, das 
durch Gas außen beheizt und hierbei langsam 
gedreht wird. Der Ölschiefer erhält in ihm 
nur geringe Schichthöhe und kann aus diesem 
Grunde und infolge der ununterbrochenen 
Lagenänderung, die durch die Drehung der 
Trommel veranlaßt' wird, bei mäßigen Wärme- 
graden vollständig entschwelt werden. Aller- 
dings werden hierbei kohlenstoffhaltige Rück- 
stände erhalten. Das Gas wird an dem Ende, 


\ A Vg a Sch eithauer, „Die Schwelteere, ihre Gewin- 
nung und Verarbeitung“, 1911. : 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heft 18. 


355 


kleineren Gaswerken 


an dem der entschwelte Schiefer das Rohr mit 
dem. höchsten zulässigen Wärmegrad verläßt, 
abgesaugt. 

Die Ergebnisse der verschiedensten Ver- 
suche mit Ölschiefer sind zahlenmäßig nur 
bruchstückweise bekannt geworden. Es läßt 
sich folgendes sagen: Bei zweckmäßiger Ent- 
gasung ‚der Ölschiöfer läßt sich ein dem Roh- 
KR hahestchender Teer erhalten, außerdem 
Gas und schwefelsaures Ammoniak. In Messel 


soll die Ausbeute aus 100 kg Schiefer be- 


tragen !): 30 m? Gas, 6 bis 10 kg Rohöl, das 
Leucht-, Trieb-, Schmieröle und Paraffin ent- 
hält. Den Braunschweiger ‚‚Posidonien'‘- 
Schiefer hat Katz?) sehr eingehend untersucht. 
Der durch Ausziehen (Extraktion) mit Chloro- 


form auf 7%, des Schiefergewichtes festgestellte 


Bitumengehalt konnte durch Schwelung bei 
mäßigen "Wärmegraden (bis 500°) und bei An- 
wendung von Unterdruck nahezu (bis 6%) ge- 
wonnen werden. Die Destillation des Meeres, 
bei der das angewandte Verfahren sowohl der 
Teererzeugung wie seiner Destillation natürlich 
von großem Einfluß auf die Erzeugnisse ist, 
ergab (bei Unterdruck vorgenommen) im Teer: 


8%, übergehend bei 835 bis 105°, 

40% aa 2 105 ” 2109, 

40%, & „210 8200, 
Die letzte Fraktion hatte die Eigenschaf- 
ten guten Schmieröles, die erste enthielt die 
Hauptmenge des durch Elementaranalyse fest- 
gestellten Schwefel. Von Beyschlag?) sind 
im Rahmen einer größeren umfassenden Arbeit 
mehrere Analysen von Braunschweiger Schie- 
fer veröffentlicht; diese beruhen auf Schwelung, 
die jedenfalls nicht so schonend vorgenommen 
ist wie die oben angeführte von Katz und daher 
weniger gute Ausbeuten lieferte. Im Durch- 
at wurde erhalten, bezogen auf das Ge- 
wicht des Schiefers: an Rohöl 4,5 bis 6,5%, 
an Gas und Verlust 4,5 bis 5,5%, an, Wasser 
6 bis 15%, an Rückstand (Schieferkoks) 75 bis 
84%. Der Stiekstoffgehalt beträgt etwa 0 ‚3% 
des Sehiefergewichtes und entspricht einer 
praktisch erreichbaren Ausbeute von 10 kg 
schwefelsaurem Ammoniak pro Tonne Schiefer. 
Die bituminösen Gesteine haben für 
Deutschland infolge der Notwendigkeit äußer- 
ster Ausnutzung der heimischen Rohstoffe 
große Bedeutung erlangt. Das Nächstliegende 
ist die Frage, ob die Ölschiefer nicht eine Er- 
leichterung in der Wärmewirtschaft schaffen, 
ob sie nicht unmittelbar und öhne Lösung 
schwieriger technischer Aufgaben an Stelle der 
Kohlen treten können. Versuche in dieser 
Riehtung, u. zw. hinsichtlieh der Verbrennung 
von Schiefern zu Heizzwecken sowie der Eı- 
zeugung von Heiz- und Leuchtgas (dies z. B. in 
in Württemberg), sind 
angestellt worden; in besonderen Fällen bedeu- 
teten die Ölschiefer hierbei wohl auch ein will- 
kommenes Aushilfsmittel. Ihre allgemeine An- 
wendung für diese Zwecke muß aber bei dem 
geringen Heizwert und dem großen Gehalt an 


Rückstand an der Unwirtschaftlichkeit schei- 


tern. Der volkswirtschaftliche Schatz, den 
Deutschland in seinen Ölschieferlagern hat, 
kann nur durch Gewinnung der wertvollen Öls 
sehoben werden. Das erhellt ohne weiteres aus 
einigen Zahlen. Im Jahre 1912 wurden rd 
1,572 Mill. t Erdöl und Erdölerzeugnisse einge- 
führt (darunter 0,795 Mill. t gereinigtes Erdöl 
zu Leuchtzwecken, 0,240. Mill. t Schmieröl, 
0,198 Mill. t Rohbenzin). Das Schieferöl ist 
mit Sicherheit geeignet, einen großen Teil der 
eingeführten Erzeugnisse zu ersetzen. Die Be- 
deutung der Beuchtöle wird allerdings mit der 
Verbreitung des elektrischen Stromes, insbe- 
sondere über die ländlichen Bezirke, abnehmen. 
Damit würden große Ölmengen für viel wirt- 


1) Vel. Scheithauer, a. a. OÖ. u. „Zeitschr..f. .ange- 
wandto Chemie“ vom 20. I. 1917. 

2) Katz, „Über die chemische Untersuchung des 
Braunschweiger Posidonschiefers und seiner Produkte‘ 
(Dissert. he J. Lange, Buehdruckerei). 

%. Beyschlag, „Die Entwicklung der Schwel- 
industrie zur Gewinnung von Teer und Öl* R ‚ „Zeitschr, uf d. 
Berg-, Hütten- u. Salinenwesen“ 1919, Heft 


schaftlichere Verwendung frei. Die leicht@ren 
Fraktionen können als Triebstoff für Kraft- 
fahrzeuge das Benzol ersetzen, das dann ande- 
ren wichtigen Zwecken, insbesondere als Roh- 
stoff der Farbenindustrie, dienen kann. Die 
schweren Fraktionen sollten — soweit sie nicht 
auf Schmieröl verarbeitet werden — in Diesel- 
motoren (Ölmaschinen) Verwendung finden. 
Die Ausnutzung der Öle zur Arbeitserzeugung 
ist zweitellos die wirksamste Art, die Wärme- 
wirtschaft. zu unterstützen, da — besonders im 
Hinblick auf die sparsame Arbeitsweise der Öl- 
maschinen — hierdurch erhebliche Kohlen- 
mengen erspart werden 

Neben Schmierölen werden sich auch für 
die Sonderzwecke der elektrischen Industrie 
brauchbare Öle gewinnen lassen (Schalter- und 
Transformatorenöle), während geeignete Teile 
aus volkswirtschaftlichen Gründen der Ver- 
feinerung zuzuführen sind. Diese wird sich 
nicht nur auf eine Trennung in verschiedene 
Bestandteile erstrecken wie die Herstellung 
der bisher genannten Öle, sondern sie als Roh- 
stoffe für che Umwandlungen benutzen. 
So ist es bereits gelungen, aus gewissen Anteilen 
der Mineralöle, die auch in en Schieferölen 
vorhanden sind, mit verschiedenen Verfahren 
Fettsäuren zu gewinnen, die für die Herstellung 
von Seifen geeignet sind. 

Die Nanounen in Deutschland werden 
auf mehrere Milliarden Tonnen geschätzt; ge- 
nauer sind nur wenige untersucht. Bekannt ge- 
worden st ein Gutachten des Prof. Dr. 
Lauer, Stuttgart, über die württembergischen 
Vorkommen; diese sollen. nach . vorsichtiger 
Schätzung den Jahresbedarf Deutschlands an 
Rohöl (bis zur Höhe von 1 Mill. t) 10 Jahre lang 
decken können. Nach den vorliegenden Einzel- 
untersuchungen ist anzunehmen, daß die Vor- 


kommen in Württemberg hochwertiger, aber 


nicht so umfangreich sind wie die in Nord- 
deutschland. 

Ohne Zweifel sind die Ölschiefer berufen, 
in der künftigen Öl- und Wärmewirtschaft eine 


bedeutende Rolle zu spielen. 


Vervollkommnete Regel- und Stillsetzfähig- 
keit von Hauptschacht-Fördermaschinen mit 
Betrieb durch einfachen Drehstrommotor!), 


Das Bestreben, den elektrischen Antrieb 
von Hauptschacht-Föıdermaschinen zu verein- 
fachen und die bei Verwendung der Leonard- 
schaltung oder des Jlgnersys stenis erforderliche 
Aufstellung einer Zwischenmaschine zwischen 
Fördermotor und. Netz zu vermeiden, hat, als 
sich der gewöhnliche asynehrone Drehstom- 
motor bei den bisherigen Austührungs formen 
und Schaltungen als wenig geeignet erwiesen 
hatte, vor Jahıen zu der "Verwer ıdung des 
Drehstrom-Kommutatormotoıs, u. zw. in Form 
des Doppelkommutatormotors oder des Dıieh- 
strom-Reihenschlußmotors Anlaß gegeben. Im 
Laufe der letzten 10 bis 15 Jahre ist eine ganze 
Anzahl von Anlagen mittlerer Leistung damit 
in Betrieb gebracht worden. Sie ha ben zw ar 
den Bedingungen des Fördermaschinenbetrie 
bes gut genügt, nachdem es gelungen war, die 
zu den Motoren gehörenden Apparate dem 
Förderbetrieb anzupassen und in betriebssiche - 
rer'Weise auszubilden, haben jedoch wesentliche 
Vorteile gegenüber der einfachen Leonardschal- 


‚tung nicht erbracht. Wohl hat sich eine unter 


Umständen nicht unbeträchtliche Ersparnis im 
Energieverbrauch ergeben, doch sind die Kosten 
der Apparate und insbesondere der Motoren 
so hoch geblieben, daß die gesamten Anlage- 
kosten trotz des Fortfalls einer Zwischenma- 
schine, verglichen mit der einfachen Leonard- 
schaltung, ‘eher höher als niedriger wurden. 
Fördermaschinen mit Drehstrom-Kommuta- 
tormotoren sind daher in den letzten Jahren so 
gut wie garnicht mehr zur Ausführung gelangt. 

Der Wunsch, einen Umformer zu vermei- 
den, ist jedoch rege geblieben und hat dazu 
geführt, auf die "Verwendung der einfachen 
asynehronen Diehstrommotoren zurückzugrei- 
fen. Bekanntlich sind bereits in den ersten 
Jahren der Einführung des elektrischen An- 
triebes von Fördermaschinen auch in Deutsch- 


1) Nach „Zeitschr. d. V. d. L“, Bd. 62, 1918, 8. 441. 


356 


land Anlagen mit gewöhnlichem asynchronen 
Drehstrommotor als Fördermotor ausgeführt, 
und diese Ausführungsform ist bei einer großen 
Zahl von Fördermaschinen im Auslande, ins- 
besondere Frankreich, Belgien und Südafrika, 
zur Anwendung gebracht worden. Das Ergeb- 
nis ist jedoch im allgemeinen wenig günstig ge- 
wesen, und der Ruf der elektrischen Förder- 
maschine hat durch diese Antriebsform eher 
gelitten als gewonnen. -Wenn auch in den An- 
lagekosten Ersparnisse.erreicht waren, so hatten 
die dem asynchronen Drehstrommotor anhaf- 
tenden Nachteile, wie dergroße Stromstoß beim 
Einschalten und die Schwierigkeiten der Regu- 
lierung, insbesondere die Abhängigkeit von der 
Größe der Last dazu geführt, daß die betref- 
fenden Werke vielfach bei Neuanlagen zum 
Antrieb durch Dampfmaschinen zurückkehrten. 

Worauf es beim Fördermaschinenbetrieb 
hauptsächlich ankommt, ist die Sicherung gegen 
Überschreitung der diagrammäßig festgelegten 
Geschwindigkeitin der Auslaufzeit, u.zw. einer- 
lei, wie grolß) die Last ist, und ob Last gehoben 
odergesenkt wird, sowie anderseits die Sicher- 
heit, daß auch beim Einhängen von Lasten die 
Geschwindigkeit während des ganzen Hubes 
nicht über das im voraus festgelegte Maß an- 
wächst. Für die Verminderung der Geschwin- 
digkeit bei negativer Last stehen bei einem 
asynchronen Drehstrommotor zwei Wege zur 
Verfügung, das elektrische Bremsen mit Hilfe 
von Gegenstrom und das Belasten des Motors 
mit der mechanischen Bremse. Zum Gegen- 
stromgeben muß der Steuerhebel zunächst den 
ganzen Weg von voller Auslage bis zur Null- 
stellung zurücklegen, dann wird der Ständer 
umgeschaltet und der Hebei in entgegengesetz- 
ter Richtung bewegt. Bis die Nullstellung er- 
reicht ist, wird Widerstand eingeschaltet, so 
daß der Motor wegen der negativen Belastung 
das Bestreben hat, seine Drehzahl zu erhöhen. 
Wird also der Steuerhebel, etwa vom Teufen- 
zeiger aus, selbsttätig zurückgeschoben, so 
wird die Motordrehzahl zunächst gesteigert 
statt vermindert. Erst wenn der Weg bis zur 
Nullage zurückgelegt ist, kann die Verminde- 
rung beginnen. Zum Bremsen mit Gegenstrom 
ist ein großer Widerstand in den Läuferstrom- 
kreis zuschalten und dahereine verhältnismäßig 
große Energie vom Netz zu leisten. 

Um diese Nachteile soweit wie möglich zu 
vermeiden, sind bei einer mittelgroßen Förder- 
maschine der Gewerkschaft Bernsdorf der 
Heldburg A. G. in Hildesheim, geliefert von 
Brown Boveri & Cie, Baden, zwei bemerkens- 
werte Neuerungen angebracht, die Dipl.-Ing: 
Graf in der ‚Zeitschrift des Vereins deut- 
scher Ingenieure‘‘ beschreibt. Sie bestehen in 
einer zweckmäßig ausgebildeten, fein abstuf- 
baren Druckluftbremse und einer Einrichtung 
zum Kurzschließen der Läuferwicklung bei 
Erreichung der asynchronen Drehzahl. Abb. 1 
zeigt das Schema mit den wichtigsten Einzel- 
heiten der Steuerung. Y, Die Betätigung der 


Abb. !. Anordnung der Fördermaschinensteuerung 


mittels Druckluft betriebenen Bremse erfolgt 
durch zwei elektromagnetisch betätigte Ven- 
tile, ein Einlaß-undein Auspuffventil. Der den 
Flüssigkeitsanlasser bedienende Steuerhebel 
dient zugleich als Bremshebel. Er ist in einem 
breiten Schlitzgeführt, so daß ernicht nureinen 
Weg nach vorn und hinten hat, sondern auch 
eine geringe - Querbewegung zuläßt. Die je- 
weilige Auslage nach vorn und rückwärts dient 


= 
SE pm 
[5 


zum Anlassen und allmählichen Anziehen der 
Bremse, während mittels kurzer Querbewe- 
gung die Bremse sofort auf Volldruck gebracht 
werden kann. Um die Möglichkeit zu schaffen, 
den Bremsdruck, wie dies zum allmählichen 
Stillsetzen der Maschine erwünscht ist, fein ab- 
stufen zu können, u.'zw. derart, daß die Stärke 
des Druckes der jeweiligen Auslage des Steuer- 
hebels entspricht, ist folgende Einrichtung vor- 
gesehen: 

Ein luftdiehtes Gefäß hist mit Quecksilbe» 
gefüllt, dessen Spiegel durch eine seitliche Kam- 
mer Gelegenheit hat, sich unter der Einwirkung 
des darüber herrschenden Druckes zu heben 
und zu senken, so daß jedem Druck'eine be- 
stimmte Spiegelhöhe entspricht. Zwei über 
dem Spiegel liegende Tauchkontakte werden 
vom Steuerhebel gehoben und gesenkt, u. zw. 
schließt bei Berührung des Spiegels zuerst 
der. Auspuffkontakt, sodann der Einlaßkon- 
takt den Stromkreis des betreffenden Ventil- 
magneten, und dementsprechend wird zuerst 
das Auspuffventil g geschlossen und danach 
das Einlaßventil h geöffnet und Druck auf die 
Bremse gegeben. Das Quecksilbergefäß steht 
durch ein Rohrin Verbindung mit dem Manö- 
vrierbremszylinder, so daß die Höhenlage des 
Quecksilberspiegels gleichzeitig die Größe des 
Bremsdruckes bestimmt und umgekehrt. Der 
Stromkreis der Ventilmagnete wird jedoch nur 
geschlossen, wenn der Steuerhebel von der je- 
weiligen Fahrtauslage über die Ruhestellung 
hinaus in die Bremsauslage bewegt wird, was 
durch diein Wechselschaltung im Magnetstrom- 
kreis liegenden Schalter p und 0 erreicht wird. 
p wird am Steuerhebel betätigt, o sitzt auf der 
Motorwelle und wird duxch eine Rutschkupp- 
lung mittels zweier Anschlüsse mitgenommen, 
derart, daß seine Stellung vom Drehsinne der 
Maschine abhängt. Solange Steuerhebelaus- 
lage und Maschinendrehsinn übereinstimmen, 
findet kein Stromdürchgang durch die Magnet- 
spule statt, erst wenn der Steuerhebel über 
die Nullstellung zurückgezogen wird, sind beide 
Schalter so geschaltet, daß Strom durch die 
Magnetspule fließt. Der Hauptausschalter a, 
der durch einen Hilfsmotor 5b betätigt wird, 
wird mit Hilfe eines Schützes g, dessen Magnet- 
spule im gleichen Stromkreis liegt, wie die Ven- 
tile 3%, unterbrochen, sobald die Bremse be- 
tätigt wird. 

Da es wünschenswert ist, bei geringer Ge- 
schwindigkeit mit elektrischer Bremsung, also 
mit Gegenstrom zu verzögern und bei den zum 
Einfahren in die ' Hängebank erforderlichen 
Manövern den Motor beliebig umschalten zu 
können, ist ein Fliehkraftregler vorgesehen, der 
erst bei Überschreitung einer gewissen geringen 
Geschwindigkeit, etwa 15% der vollen Dreh- 
zahl, einen im Stromkreis der Ventilmagneten 
liegenden Schalter schließt, so daß unter dieser 
Drehzahl nicht mit der mechanischen Regel- 
bremsung, sondern stattdessen mit Gegenstrom 
gearbeitet wird. 

Die zweite an dieser Anlage angebrachte 
Neuerung besteht in einer selbsttätigen Läufer- 
kurzschlußschaltung. Hat, z. B. beim Ein- 
hängen von Lasten, der Motor seine volle 
synchrone Drehzahl erreicht, so wird die Läu- 
ferwiecklung mit Hilfe eines Zentrifugalschal- 
ters selbsttätig kurz geschlossen. Der Motor 

liefert dann als Asynehron- 
generator Energie an das 
Netz zurück, und eine ge- 
fahrbringende Steigerung der 
‘ Drehzahl ist nicht möglich. 
Ohne eine solche Einrichtung 
wäre der Maschinist gezwun- 
gen, wenn er in der gleichen 
Weise mit kurz geschlosse- 
nem Läufer Last einhängen 
will, den Steuerhebel rasch 
auf volle Auslage zu bewe- 
gen und auf diese Weise 
die Läuferwieklung kurz zu 
schließen. Doch ist dann 
keine volle Sicherheit gege- 
ben, daß er. die Kurzschlie- 
Bung rechtzeitig bei annä- 
hernd synehroner Drehzahl 
ausführt, was zwar nicht un- 
bedingt erforderlich, aber 
doch zur Vermeidung von 
Stößen wünschenswert ist. 
Die erste mit diesen Neue- 
rungen ausgerüstete Förder- 
maschine ist, wie oben schon 
erwähnt, für die Gewerkschaft Bernsdorf der 
Heldburg A. G. in Hildesheim im Jahre 1915 
geliefert worden, u.zw. füreine Teufe von 600 m, 


= 


|: | 


eine Nutzlast von 3200 kg und eine größte Ge- 


schwindigkeit von 12 m/s. Da diese Geschwin- 
digkeit jedoch erst beim vollen Ausbau der An- 
lage erreicht werden muß, so ist zunächst nur 
ein einziger Motor aufgestellt, später soll ein. 
zweiter hinzugefügt und durch Änderung des 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 18. 


LT, nn nn nn nn nn nn nn nn nn nn nn nn mn zo 


| 


‚zielte nicht erreichen, geschweige 


6. Mai 1920. 


Vorgeleges die Fördergeschwindigkeit, die an- 
fangs nur 4m beträgt, auf 12 m erhöht werden. 
Das Übersetzungsverhältnis zwischen den Mo- 
toren und der Fördermaschinenwelle wird beim 
vollen Ausbau 1 : 8 betragen, die Drehzahl der 
Motoren ist 368 Umdr/min. . 


An Bremsen sind zwei vorgesehen, eine 
Hauptbremse, die auf die Treibscheibenwelle 
wirkt, und eine zweite mit der Vorgelegewelle 
verbundene. Beide Bremsen werden im ge- 
wöhnlichen Betrieb, also beim Stillsetzen am 
Schlusse eines jeden Zuges, gleichzeitig ange- 
zogen und so die Zahnräder des Vorgeleges 
von Massenkräften entlastet und geschont. 


‘Die auf die Motorwelle wirkende Bremse ist 


eine sogenannte Freifallbremse. Das Brems- 
gewicht fällt bei ihr, um ein rasches Anziehen 
der Bremse zuerreichen, zunächst frei herunter, 
bis die Bremsbacken anliegen, und wird erst 
von diesem Zeitpunkt an gedämpft, so daß die 
Backen ohne Stoß sich fest an die Bremsscheibe 
anschließen. 


Der im Keller stehende Anlaß- und Regel- 
widerstand ist als Heißwasseranlasser mit be- 
weglichem Wasserspiegel ausgeführt. Für 
Revisionsfahrten und ähnliche, mit geringer 
Motordrehzahl auszuführende Züge ist außer- 
dem. noch ein für gewöhnlich kurz geschlossener 
Metallwiderstand vorgesehen, der vom Führer- 
stand aus ein- und ausgeschaltet werden kann. 
Der große Flüssigkeitswiderstand reicht für 
derartige Züge, bei denen eine große Ohmzahl 
nötig ist, nicht aus. 

. Die bei dieser Anlage angebrachten beiden 
Neuerungen, die fein abstutbare Regelbremse 
und die selbsttätige Läufer-Kurzschlußschal- 
tung, sind zweifellos zwei für Fördermaschinen 
mit Asynchronmotor wichtige und zweckmäßige 
Einrichtungen, die die Steuerfähigkeit derarti- 
ger Maschinen nennenswert vereinfachen und 
verbessern. Inwieweit sie jedoch das Anwen- 
dungsgebiet des asynehronen Drehstrommotors 
für Hauptschacht-Fördermaschinen erweitern 
werden, kann erst die Zukunft zeigen. Die 
Nachteile des großen Stromstoßes beim An- 
lassen, Überheben am Schluß der Fahrt und 
Umsetzen einer mehretagigen Förderschale 
sowie die verhältnismäßig hohe Drehzahl des 
Drehstrommotors, die die unmittelbare Kupp- 
lung von Motor und Fördermaschinenwelle 
ausschließt, bleiben bestehen und lassen sich 
nicht aus der Welt schaffen. Wenn die Lei- 
stungsfähigkeit des Kraftwerkes groß genug ist, 
so daß die übrigen Stromverbraucher durch die 
mit dem Betrieb der Fördermaschine verbun- 
denen Stromstöße nicht in unzulässiger Weise 
beeinträchtigt werden, und wenn zu diesem 
Zweck auch das Leitungsnetz so ausgeführt ist, 
daß sie durch den Fördermaschinenbetrieb be- 
dingten Spannungsschwankungen nicht auf 
empfindliche sonstige Stromverbraucher zu- 
rückwirken, dann steht der Verwendung eines 
asynchronen Drehstrommotors in Verbindung 
mit den vorstehend erörterten Verbesserungen 
nichts im Wege. Bei verhältnismäßig kleinen 
Kraftwerksleistungen kann aber leicht durch ° 
den Anschluß einer mit: Asynehronmotor be- 
triebenen Fördermaschine eine Vergrößerung 
des Kraftwerks nötig werden, oder bei größerer 
Entfernung zwischen Kraftwerk und Förder- 
maschine kann die Zuleitung zur Förderanlage 
mit Rücksicht auf die Anwendung des asyn- 
chronen Drehstrommotors derart verteuert 
werden, daß die bei der Fördermaschinenaus- 
rüstung selbst erzielten Ersparnisse wieder auf- 
gewogen werden. Dann werden natürlich die 
Gründe, die zu der Wahl dieser Motorart ge- 
führt hatten, hinfällig, da die Steuerfähigkeit 
die bei Verwendung der Leonardschaltung er- 
denn über- 
treffen kann. Auch der Energieverbrauch der 
Anlage muß jeweils ausgerechnet und mit dem 
bei der Verwendung der Leonardschalrung er- 
reichbaren verglichen: werden. Große Teufen 
werden, wenn die Fördergeschwindigkeit nicht 
zu groß ist, im allgemeinen bei Anwendung des 
asynchronen Drehstrommotors einen günstige- 
ren Energieverbrauch ergeben, während bei 
hohen Fördergeschwindigkeiten sowie bei klei- 
nen Teufen der Energieverbrauch bei der Leo- 
nardschaltung niedriger sein wird. Die Not- 
wendigkeit der Zwischenschaltung eines Zahn- 
radvorgeleges zwischen Motorwelle und Förder- 
maschinenwelle wird bei mittelgroßen Förder- 
leistungen einen ausschlaggebenden Nachteil 
nicht bedeuten, bei großen Maschinen jedoch 
kaum als annehmbar anzusehen sein. Die vor- 
stehend beschriebenen Neuerungen bedeuten 
also zweifellos eine recht beachtenswerte Be- 
reicherung des Gebietes der elektrischen För- 
dermaschinenausrüstungen, machen jedoch die 
sorgfältige Prüfung der für und wider den asyn- 
chronen Drehstrommotor sprechenden Gründe 
in keinem Falle hinfällis. Pi. 


6. Mai 1920. 


Elektromaschinenbau. 


Wasserturbinengenerator für 32 500 kVA. 
— Von der Niagara Kalls Power Co. wurde 
leichzeitig an 3 verschiedene Firmen je ein 
N ng für 32500 kVA in 
Auftrag gegeben; den Firmen wurde im we- 
sentlichen freie Hand gelassen, nur sollte, 
um eine gewisse Einheitlichkeit im Kraftwerk 
zu erreichen, der äußere Aufbau möglichst 
gleich ausgeführt werden. R. B. Williamson 
gibt in der „Electr. World‘ (Bd. 74, 1919, 
S. 456) eine kurze Beschreibung des von Allis- 
Chalmers ausgeführten stehenden Maschinen- 
satzes. Generator und Turbinengehäuse sind 
in einem kräftigen Stahlgußgehäuse vereinigt. 
Rotor und Schaufelrad sind ohne Zwischen- 
lager direkt zusammengeflanscht; das für einen 


. Druck von 210 t vorgesehene Traglager ist 


oberhalb des Generators, die beiden Führungs- 
lager unmittelbar unter dem Traglager bzw. 
unterhalb der Turbine angeordnet. Um das 
Traglager im Notfalle entlasten zu können, ist 
zwischen Rotor und Turbinenrad im Gehäuse 
eine Zwischenwand eingezogen; hierin einge- 
lassene Preßluftzylinder können den Rotor an- 
heben. Der Generator selbst zeigt, da er bei 
25 Per und 20 Polen nur für 150 Umdr/min be- 
stimmt ist, nichts Außergewöhnliches. Das zur 
guten Wärmeabfuhr stark unterteilte Stator- 
blechpaket (Paketstärke 4 bis 5 cm) mußte 
wegen der Transportverhältnisse im Krafthaus 
selbst eingeschichtet werden. Die, wie in 
Amerika üblich, als 2-Lagenwieklung ausge- 
führte dreiphasige Statorwicklung ist in 300 
Nuten untergebracht und für 12 kV bestimmt; 
auch sie mußte natürlich an Ort und Stelle ein- 
gelegt werden. Obwohl Stab- und Nutisolation 
aus Mikanit besteht, sind bemerkenswerter- 
weise die Temperaturgarantien wie für Isola- 
tionsklasse_A (getränkte Baumwolle) abgege- 
ben. Die Statorwickelköpfe dind durch kräf- 
tige Stützen und Bandagierungen gehalten 
(Abb. 1); außerdem sind am Spulenaustritt 


zz 
ZZEL 
\I 


SZ 
S 


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\ 


Aby.l. Abstützung der Stator-Wickelköpfe. 


aus dem Kern kammartige Zwischenstücke 
angebracht, um ein Abknicken der Stäbe an 
dieser Stelle zu verhindern. Die Reaktanz des 
Generators ist zu 20% angegeben. Interessant 
ist die Rotorkonstruktion. Auf die beiden 
übereinanderliegenden Armkreuze ist als Läufer- 
körper je ein geschmiedeter Ring aufgezogen, 


- in den die Schwalbenschwänze zur Aufnahme 


der Pole eingefräst sind. Jeder Pol besteht aus 
2 nebeneinanderliegenden Teilen, jeder Teil ist 
mit Schwalbenschwanz in dem Ringkörper be- 
festigt. Die Kühlluftzufuhr erfolgt frei aus 
dem Raume, die Abluft (rd 2240 m3/min) soll in 
einem um das stark durchbrochene Statorge- 
häuse gebauten Blechmantel aufgefangen und 
ins Freie geleitet werden, 

Zur Ergänzung mögen noch einige Zahlen- 
angaben dienen: 


« 


Statorjochdurchmesser außen . . 6,4 m 
BEABOTDOREHNE. 0. 1 2 Nm 
Rotorgewicht mit Welle . 120% 
Gewicht eines Poles 3.6 
Gesamtgewicht etwa 300 t 

RN BR Hr. 


Leitungsbau. 


Hilfswerte zur Berechnung der Freilei- 


tungen !). — Die Normen zur Berechnung des 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


| 


Durchhanges von Freileitungen weichen in den 


verschiedenen Ländern hinsichtlich der zuge- 
lassenen Belastung der einzelnen Leitungsma-. 


terialien und der zu berücksiehtigenden Grenz- 


1) Blektrotechn. u. Maschinenb. Bd 37, 1919, 'S. 533 
u. 546. 


1920. 


RUNDSCHAU. 


temperaturen, namentlich aber in bezug auf 
die in die Rechnungen eingehenden Werte der 
Zusatzlast voneinander ab. Letztere sind über- 
dies in den einzelnen Länderr auf Grund der 
gesammelten Erfahrungen mehrfach 
ändert und dadurch die nach den älteren Vor- 
schriften berechneten Durehhangs- und Spann- 
tabellen unbrauchbar geworden. Dr. Edler gibt 
in Form von Zahlentafeln die Werte der in die 
Durchhangsreehnungen einzusetzenden Kon- 
stanten einmal für die älteren und einmal für 
die neuesten deutschen, österreichischen und 
schweizerischen Vorschriften, u. zw. für Kupfer, 
Aluminium und Eisen und für alle Leitungs- 
querschnitte von 6 bis 310 mm?. Die schwei- 
zerischen Vorschriften (Bulletin des Schweiz. 
E. T.V., 1916 und 1919) weichen von den 
deutschen und österreichischen wesentlich ab. 
Man erkennt aus diesen Zahlentafeln deutlich 
den Einfluß der verschiedenen Festsetzungen 
über die Größe der Zusatzlast auf das Verhältnis 
des Gewichts der belasteten zu dem der unbe- 
lasteten Leitung bei den verschiedenen Lei- 
tungsmaterialien und -querschnitten. Noch 
deutlicher werden die verschiedenen in Betracht 
gezogenen Vorschriften durch bildliche Dar- 
stellungen veranschaulicht. Die gegebenen 
Zahlentafeln erleichtern die Berechnung der 
mechanischen Eigenschaften der Freileitungen ; 
ihre praktische Verwertung für diesen Zweck 
soll in einem zweiten Aufsatz gezeigt werden. 
Obwohl die in Deutschland vom 1. I. 1919 ab 
neu eingeführte Zusatzlastformel in der Form 
von der älteren wesentlich abweicht, geben beide 
für mittlere Leitungsquerschnitte nicht sehr 
verschiedene Werte. Edler schlägt daher eine 
einfachere Formel vor, die für diese mittleren 
Querschnitte nahezu gleiche Werte gibt, wie 
die Formel des „V.D.E.“. Die bis Ende 1918 
geltende Zusatzformel läßt sich in der Form 


schreiben: ygy=b-+eyg, wo gq der Lei- 
tungsquerschnitt, y das spezifische Gewicht 


und y+1= @ das Gewicht der Leitung mit 


Zusatzlast dividiert durch ihr 
Eigengewicht ist. Entspre- 
chend lautet die ab 1919 ein- 


MER 
geführte Formel yqy=aYg, 
wo..4 = 6,0463 . 10-3. Für 
mittlere Querschnitte kann 


Au 
aY q konstant = 5.10-3 an- 
genommen, also yqy=5.10-3 
gesetzt werden. Die hieraus 


1 
berechneten Werte von 2 


INN. 


SZZZA 


weichen von denen nach den 
jetzigen Normalien für Quer- 
schnitte von 25 bis 70 mm? 
um nicht mehr als 7 bis 8%, 
ab. Im Anschluß an diesen 
Aufsatz sei auf Jaegers 
Hilfstabellen für den Frei- 
leitungsbau !) hingewiesen, 
welche direkt für Kupfer, 
Aluminium und Eisen und für alle Nor. 
malquerschnitte die Durchhänge. bei ver- 
schiedenen Temperaturen und Spannweiten 
nach den neuen Normalien berechnet ent- 
halten. pe. 


Auswechselung von Isolatoren an unter 
Spannung stehenden Hochspannungsleitungen. 
— Eine mit 22 kV arbeitende, 40 km lange 
Hochspannungsleitung in Pennsylvanien, die 
durch ein sehr zur Gewitterbildung neigendes 
Gebiet führt, zeigte Störungen, welche man 
auf fehlerhafte Isolatoren zurückführte. Um 
Betriebsunterbrechungen zu vermeiden, wurde 
eine Gruppe von 3 zuverlässigen Leuten darin 
unterwiesen, mit Hilfe geeigneter Spezialwerk- 
zeuge die Auswechslung der schadhaften Iso- 
latoren unter Spannung vorzunehmen. Es 
wurde an einem Ende der Leitung angefangen 
und Mast für Mast untersucht. Zeigte ein sum- 
mendes Geräusch an, daß ein Isolator schad- 
haft war, so wurde vor dem Besteigen des 
Mastes durch Abhören mittels Telephons und 
Messung des Spannungsabfalls festgestellt, ob 
nicht Strom in für die Mannschaften gefähr- 
licher Stärke zur Erde abfloß. War dies 
nicht der Fall, so erstiegen 2 Mann den Mast, 
während der Dritte zum Zureichen der neuen 
Isolatoren usw. unten blieb. Die Leitung 
wurde dann von einem der auf dem Mast 
befindlichen mit Hilfe des Werkzeugs B 
(Abb. 2) losgebunden, worauf der andere den 
Leitungsdraht mittels eines der Werkzeuge C 
oder D seitlich oder möglichst weit aus seiner 
Lage entfernte, damit der Isolator ausgewech- 
selt werden konnte. Ist gerade kein neuer Iso- 


!) Verlag M. Jaeger, Berlin N 31, Bernauer Str, 96. 


Heit 18. 


abge- 


mm in mn mm 
BER f\ 


lator zur Hand, so kann das Werkzeug D mit 
dem Leitungsdraht vorläufig an dem Querarm 
testgebunden werden. Die neuen Isolatoren 
sind schon für die Auswechselung vorbereitet 


Zsolier- 
Paleria. 


h) N Am) Am 


RS 


I? 


Abb. 2. Hilfswerkzeuge zur Isolatorenauswechselung. 


(Abb. 3), so daß, nach Entfernung des alten, 
der neue Isolator lediglich auf die Stütze auf- 
gedreht, der Leitungsdraht angelegt und der 
Bindedraht mit Hilfe des Werkzeugs A be- 


—— 
— 
I——G 


Abb. 3. Für die Auswechselung vorbereitete Isolatoren. 


festigt zu werden braucht. Für solche Fälle. 
in denen alle drei Isolatoren ausgewechselt 
werden müssen, ist zur Erleichterung und Be- 
schleunigung der Arbeit noch ein Hilfswerkzeug 
vorgesehen, das Abb. 4 während der Benutzung 


Abb. 4. 


Holzgestell für die Isolatorenauswechselung 


358 


darstellt. Es besteht aus einem T-förmigen 
Holzgestell, dessen horizontaler Teil drei Iso- 
latoren besonderer Form trägt. Der vertikale 
Teil des T-Stücks kann mittels eines Flaschen- 
zuges, mit zwei Rollensätzen, einem am unteren 
Ende des 'T-Stücks und einem anderen am 
oberen Ende eines parallel‘ geriehteten, am 
Mastzugegegen vertikale Verschiebung gesicher- 
ten Hilfsbalkens, nach oben bewegt werden. Dies 
geschieht immer, nachdem die Leitungsdrähte 
losgebunden und in die am Querstück ange- 
brachten Isolatoren eingelegt sind, u. zw. so- 
weit, daß die Auswechselungsarbeiten bequem 
vorgenommen werden können. Der Vollstän- 
digkeit halber sei erwähnt, daß die. Leute einen 
Wagen mit Pferd, sowie ein Schlafzelt zur Ver- 
fügung hatten, so daß sie,'wo sie gerade waren, 
die Nacht zubrachten und so keine Zeit durch 
die Wege zu und von der Arbeitsstelle verloren, 
(‚,Bleetrical World”, .Bd. 14,.1919,.8.:993). ‚ah. 


Meßgeräte u. Meßverfahren. 


Temperaturmessung durch Schmelzperlen. 
— Um den mannigfachen Schwierigkeiten, auf 
welche die Temperaturmessung bei elektrischen 
und anderen Maschinen, namentlich während 
der, Bewegung, stößt, zu entgehen, schlägt W. 
Vogel vor, Schmelzperlen -zu‘, verwenden. 
Diesen sollen aus Legierungen mit bekann- 
ten Schmelzpunkten bestehen, und jede soll 
zum Schutz in ein Glas- oder Quarzkügelchen 
eingeschmolzen werden. Da man Legierungen 
herstellen kann, die schon bei etwa 60° C ab- 
schmelzen,‘ so ließe sich, analog. den Seeger- 
kegeln .für hohe Temperaturen, eine Stufen- 
folge von Schmelz-, oder. wie Vogel sie nennt, 
„Meßperlen‘, entwickeln, die dann zur‘ Vor- 
nahme der Temperaturbestimmung an den kri- 
tischen :Stellen der Masehinen oder dgl. anzu- 
bringen wären. Dabei ist es leicht aus der Form- 
änderung des Schmelzeinsatzes festzustellen, 
welehe Perlen abgeschmolzen, d.h. welche 
Temperaturen überschritten worden sind. ‚Da 
sich die oben erwähnten Schmelzkegel, soweit 
keine besseren Methoden zur Verfügung stan- 
den,. gut bewährt haben, so ist anzunehmen, 
daß der Vogelsche Vorschlag die Temperatur- 
bestimmung von unzugänglichen oder bewek- 
ten Teilen erleichtern kann, namentlich wenn, 
wie Vogel anrät, schon bei Herstellung der 
Werkstücke. Platz für "das: Emlegen der 
Schmelzperlen vorgesehen wird. (,„El. Kraft- 


betr. u. Bahnen ‘‘, Bd. 18,.1920, S. 46.) ah. 
Beleuchtung und Heizung. 
Erfahrungen mit elektrisch - .beheizten 


Trockenöfen für Lackwaren. — Es’ wird über 
die äußerst günstigen Erfahrungen .der' Royal 
Typewriter Co. mit einem elektrisch beheiz- 
ten Trockenofen für die lackierten Teile. von 
Schreibmaschinen berichtet, ‘der nieht nur ge- 
ringere Betriebskosten und bessere Ausnutzung 
des verfügbaren Ranmes, sondern auch Er- 
zeugnisse höherer Güte ergab, als mit Gas be- 
heizte Öfen. Die höhere Qualität der Fabrikate 
ist darauf zurückzuführen, daß örtliche UÜber- 
hitzungen, wie sie bei Gasheizung vorkommen, 
hier ausgeschlossen sind; ebenso fallen Rußbil- 
dungen und Verbrennungsgäse, welche 
Glanz des Lackes leicht beeinträchtigen, fort. 


Aueh die größere Feuersicherheit hat erhebliche - 


Vorteile. ‘Die höheren Kosten der elektrischen 
Heizung spielen im Hinblick auf die sonstigen 
Ersparnisse bei elektrischer Heizung keine 
volle. 5 
Der von der Oven Equipment & Mfg. Co. 
erbaute und mit Heizelementen, Motorantrieb 
und  selbsttätiger Temperatnrregelung der 
Westinghouse Co. ausgerüstete Trockenofen ge- 
stattet, gleichzeitig 950 kg lackierter Teile in 
der Stunde zu behandeln. Der Ofen hat drei 
Abteilungen, _ durch. welche die Gegenstände 
der Reihe nach in’einer gewissen, vorgeschrie- 
benen Zeit wandern. Die Transporteinriehtung 
besteht aus zwei endlosen Ketten mit Sl Quer- 
stäben, an denen die Gegenstände aufgehängt 
werden. Dieser Förderer läuft in Wellenlinien 
durch die drei Abteilungen des Ofens. Zunächst 
werden die Teile'in einem Behälter mit Lack 
von 24° C 2 min lang getaucht, dann kommen 
siein die Tropfkammer, wo sie bei Zimmertem- 
peratur. 12 min verweilen, um erst dann in den 
eigentlichen Trockenofen einzutreten, der 10,7m 
lang, 16,8 m breit und 3,2 m hoch ist. Sie wer- 
den in Wellenlinien nach dem einen’Ende hin 
und dann direkt über den Heizelementen am 
Boden entlang wieder zu dem Eintrittsende ge- 
‘führt und dort abgenommen. Der ganze Durch- 
gang vollzieht sich netwa 2h. Die Öfentempera- 
tur, deren Höhe sich nach der Laekart zurichten 
hat, wird durch einen Thermostaten,” der zwei 
Gruppen'von Heizelementen ein- oder ausschal- 
tet, konstant gehalten Im Ganzen sind 52 Heiz- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


den 


‚1920. Heft 


elemente in 4 Gruppen vorhanden, von denen 
zwei dauernd ‚unter Strom stehen, wenn der 
Ofen im Betrieb ist; jede Gruppe verbraucht 
28 kW. Sie sind über den Boden der Trocken- 
kammer verteilt und mit dünnem Eisenblech 
bedeckt um die Überhitzung von Teilen, die 
nahe an ihnen vyorübergeführt werden, zu ver- 
hindern. Dach und Seitenwände sind mit einer 
7,6 em starken Wärmeisolationsschicht be- 


deckt, am Boden und an den Stirnseiten ist diese - 


Bekleidung 5 cm stark. Vor dem Tauchen wird 
der Ofen auf 150° C angeheizt, die Trocken- 
temperatur soll 205° C nieht überschreiten und 
richtet sich nach der Lackart. Der letzte Lack- 
überzug: wird bei der oben genannten Firma 
Auıch Spritzverfahren aufgebracht und in fünf, 
gleichfalls elektrisch beheizten Öfen getrocknet, 
die indessen keine selbsttätig wirkende Be- 
schiekungsvorrichtung besitzen. Signallam- 
pen zeigen an, welche Heizkörpergruppen.einge- 
schaltet sind. ee 

Im dem vorliegenden Aufsatz werden noch 
bemerkenswerte Einzelheiten über den Betrieb 
dieses Ofens und seine rationellste Gestaltung 
mitgeteilt, auf die wir hier nicht näher eingehen 
können; nur einige‘ Zahlen seien mitgeteilt. 
Bei einem Betrieb an 5 Tagen von 
wurden in dem oben beschrie- 
benen Ofen '16 884 Teile von 
15,1t Gewicht lackiert und ge- 
trocknet; dies erforderte 3036 
kWh, im Mittel 0,192 kWh für 
jedes Stück oder 0,2 kWh/keg. 
Da hierbei durchschnittlich 7,61 
Lack pro Tag gebraucht wur- 
den, so ergeben sich etwa 
80 kWh für 11 Lack. Diese 
Zahl ist interessant, wenn auch 
natürlich der Stromverbrauch 
nieht von der Lackmenge, son- 
dern.von dem Gewicht der Teile 
abhängt. 

Das Anheizen des kalten 
Ofens erforderte während der. 
ersten 10 min 130 kW, für wei- - 
tere 10 min '112 kW und. im 
Dauerbetrieb herab bis zu 56 
kW. Im-ganzen dauert das An- 
heizen auf die Trockentempe- 
ratur etwa 1. h und erfordert 
etwa 100 kWh. Im normalen 
Betrieb verbraucht der Ofen je 
nach Schaltung der Heizele- 
mente 112, 80, 56 oder 24 kW. 
Ein Betrieb von 10h und 10 min 
bei 3840. kg  lackierter Teile 
ergab einen mittleren: Ver- 
brauch von 75 kW und einen 
Gesamtverbrauch von 749 kWn. 
Am rationellsten würde sich 
wegen Fortfalls der Anheizver- 
luste ein ununterbrochener, 24- 
stündiger Betrieb stellen,der eine 


je 10 h, 


PER RTBCEBLEN 


6, Mai 1920. 


vorrichtung nicht stark genug schaukeln, um 
die beiden Kontakte zum Ansprechen zu brin- 
‘gen. Nur durch die regelmäßig gegebenen An- 
triebe, welche im rechten Augenblick eintreffen, 
wird die Schaltung von Null auf voll ausge- 
führt und der Kontakt geschlossen. Der An- 
rufapparat, ein selbsttätiger Sender, besteht 
in der Hauptsache aus einem Elektromagneten, 
zwischen dessen Polen schwerer messingner 
Ring mit einer diametrischen Stange schwingt. 


An der den Ring tragenden Welle ist eine stäh- 


lerne Spiralfeder und ein biegsamer platinierter 
Stahlarm befestigt, der mit einem Platinkon- 
takt Verbindung machen kann. Sobald der 
Sender in Tätigkeit tritt, wird auch der Elek- 
tromagnet des Anrufapparates angeregt, eine 


. Fallklappe heruntergezogen und die Kontakte 


der schweren Taste’ geschlossen, wodurch eine 
Ortsbatterie die Alarmglocke .in Tätigkeit 
setzt. („Wireless World“, März 1920.) 

er | BE "EI. Yh na 


Werkstatt und Baustoffe. 


Selbsttätige _ Schweißmaschine zum Ver- 
stärken von Wellen. — Die amerikanische Ge- 


SÜ 


"Abb. 5. Selbattätige_Schweißmaschine zum Verstärken von Wellen. 


Dauerbelastung von.65 kW und 10 kW inter- | neral Electric Co. benutzt zur Verstärkung von. 


mittierende Belastung erfordert. („Electrical 
World‘, Bd. 74,1919,.8. 876.) „Piz 


D 


Fernmeldetechnik. 


Drahtlose Notsignalvorrichtung von Mar- 
coni. Der mechanische Notanruf hat den 
Zweck, mit Hilfe besonderer drahtloser Signale 
eine gewöhnliche Glocke zum Anschlag zu 
bringen und hierdurch den Bordtelegraphisten 
zu alarmieren, so daß ein ÜUberhören des Not- 
anruls ausgeschlossen ist. 
kommende Zeichen besteht aus einer Reihe 


von Punkten, die in regelmäßiger Schnelligkeit-[ 8. 


von 180 Impulsen/min gegeben werden, also 
so langsam sind, daß die gewöhnliche Tele- 
sraphiertätigkeit sie nicht stört. Das einem 
Nadelgalvanometer ähnelnde Relais wird durch 
einen Strom in Tätigkeit gesetzt, der beim Ein- 
treffen eines solchen Signals. erzeugt wird. Es 
besteht in der Hauptsache aus zwei rechtwink- 
lisen Spulen, zwischen denen ein kleiner Ring- 


Wellen um geringe Beträge von etwa 0,6 bis 
‘6,5.mm eine selbsttätige Vorrichtung, welche 
einen Stahldraht von entsprechender Stärke 
in engen Windungen auf die Welle aufwickelt 
undihn gleichzeitigdurchLichtbogenschweißung 
mit derWelle vereinigt. DieÄnordnung, welche 
inAbb.5dargestelltist, wird durch einen Gleich- 
strom-Nebenschlußmotor angetrieben, wobei 
die Lichtbogenspannung den Feld- und-den. 

Ankerstrom des Motors so beeinflußt, daß dureh 

entsprechend veränderte Vorschubsgesehwin- 

digkeit des Elektrodendrahtes die Lichtbogen- 


Das in Betracht | länge in den eingestellten Grenzen bleibt. K 


(„General Electrie Review‘, Bd. 23, -1920. 
37.) ah. End we ESS a 


"Allgemeiner Maschinenbau. 


. Ein neues Kuppelungsgetriebe. — Abb. 6 
zeigt den Durchschnitt durch ein neues, be- 
sonders für Dampfturbinen gedachtes Getriebe, 
welches eine amerikanische Firma auf den 


magnet mit einem Drehkern in der Mitte in | Markt bringt. Das Getriebe, welches mit einem 


Edelsteinlagern schwingt; der Drehzapfen trägt 
rvoch eine kleine Feder aus Phosphorbronze, von 
der ein Ende am Drehzapfen befestigt ist, wäh- 
rend das andere Ende an eine mit Zunge ver- 
sehene messingne Unterlegscheibe angelötet 
ist, die demselben Zweck dient, wie die Null- 


UÜbersetzungsverhältnis bis zu 19 : 1 ausgeführt 
werden kann, hat nach Angabe der Fabrikanten 
einen Wirkungsgrad von 0,98 bis 0,99 und istin. 
ein vollkommen geschlossenes, staub- und 
wasserdichtes Gehäuse eingebaut, aus welchem 
nur die: beiden Wellenstümpfe hervorragen. 


einstellung einer Zeigervorrichtung. Außerdem | Die schnellaufende Welle A besteht aus 


ist am Drehzapfen ein Platinstahlarm befestigt, 


der den einen Pol bildet, während ein Kohlen- | an einem Ende einen Trieb mit Pfeilverzahnung Ei 


stück, das an einem biegsamen Kupferstreifen 
befestigt ist, den anderen Pol bildet.‘ 
Ganze ist in einem staubfreien, trockenen Ge- 
häuse untergebracht und an Bügeln aufge- 
hängt. Die Phosphorbronzefeder wird so ein- 
gestellt, daß der -Drahtmagnet, der Drehkern 
und der Arm mit 180 Per/min schwingt. Der 


geschmiedetem, legierten Stahl und besitzt 


B, der in 3 Planetenräder mit Pfeilverzahnung 


Das |-C eingreift. Letztere sind mit Bronzebüchsen r 


versehen und drehen sich auf den Stiften D, 
welche, fest mit dem zweiteiligen Stahlhohl- 
körper E verbunden sind. Auf drei Vorsprün- 
gen dieses Stahlhohlkörpers ist mittels der 


Bolzen F ein Endschild @ aufgeschraubt, 


Widerstand der Spulen und die Stromstärke | dessen mittlerer, zylindrischer Ansatz in einem 


sind so bemessen, daß ein einfacher Strich, oder 
eine Reihe von Punkten und Strichen, wie sie in 


der Morseschrift vorkommen, die Bewegungs- | drischen 


Kugellager gelagert ist. Die andere Seite des 
Stahlhohlkörpers trägt ebenfalls einen zylin- 
Ansatz, der die langsamlaufende 


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6. Mai 1920. 
| 


Welle H bildet und auch in einem Kugellager 
läuft. Das im Gehäuse gelegene Ende der 
- sehnellaufenden Welle A ist in dem nur gering 
- beanspruchten Lager I gelagert. Schließlich 
- steht der mit Innenverzahnung versehene, mit 
& dem Gehäuse fest verbundene Ring J mit den 
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Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 18, 


1, Alle hiesigen medizinischen Vereine tre- 
ten der Berliner medizinischen Gesellschaft in 
Gestalt von Abteilungen, ‚Sektionen‘ bei. 

2. Ihr Vermögen, ihre Bücher und ihre 
sonstige Habe geht in das Eigentum der Ber- 
liner medizinischen Gesellschaft über. Die 
Kosten aller Verhandlungen 
trägt die Berliner medizinische 

Gesellschaft. 

3. .Die Mitglieder sind: a) or- 
dentliche oder b) außerordent- 
liche. Nur die ordentlichen sind 
berechtigt, die Vollversammlun- 
"gen undalleAbteilungsversamn- 
lungen zu besuchen und haben 
in der Generalversammlung Sitz 
und Stimme. Die außerordent- 
lichen haben das -Reelt, die 
Vollversammlung und die Ab- 


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Planetenrädern C in Eingriff. Die Ölpumpe X 
befördert Öl aus dem, im unteren "Teile des 
Gehäuses befindlichen Behälter in alle Teile 
des Getriebes. (‚Electrical Review‘, London, 
Bd. 86, 1920, S.266, nach American Maschinist.) 
ah. 


Elektrischer Vorwärmer für Explosions- 
motoren. — Die englische General Electrie Co. 
bringt einen ungefähr 80 g schweren, mit As- 
 - best umkleideten Heizkörper auf den Markt, 
welcher in das Zuführungsrohr des ‚Motors, 
hinter dem Vergaser, eingebaut wird, 30 W 
verbraucht und nach 90 s den durch -den Ver- 
gaser vernebelten Brennstoff in heißes Gas ver- 
wandelt, so daß der Motor beim Anlassen 
dann sofort anuspringt. Der erforderliche Strom 
| wird entweder durch besondere Akkumulatoren 
| oder durch die elektrische Anlaß- oder Beleuch- 
| tungsanlage geliefert. (,‚Times‘‘, 29. I. 1920.) 


w. 
Jahresversammlungen, Kongresse, 
' Ausstellungen. ’ 
Technische Messe Leipzig. — In unserem 


Messebericht auf S.273 der .ETZ* 1920 ist leider 
ein Irrtum unterlaufen, indem unter den Aus- 
stellungsgegenständen der Siemens-Schuckert- 
werke in Spalte 2, Abs. 4, eine Masttranstor- 
matorstation für 15000 V erwähnt wurde, 
Diese Maststation war indessen ein Ausstellungs- 
gegenstand der Sachsenwerk, Licht- und 
Kraft-A.G., Niedersedlitz (Sachsen), was hiermit 
festgestellt sei. Die Neuausführungen, welche 
- die Sachsenwerke ausgestellt hatten, umfaßten 
' u.a. emen Landwirtschaftsmotor auf Trage in 
3 vollständig gekapselter Ausführung mit ange- 
bautem Schalter und Sicherungen. Ferner einen 
Webstuhlmotor auf einer/neuartigen Wippe, die 
infolge ihrer Durchbildung die Einstellung der 
Federspannung, genau entsprechend der Rich- 
tung des Riemenzuges, von senkrecht bis wage- 
recht gestattet. Endlich war ein neuer Webstubl- 
bock mit besonderer Einstellung für die Zahn- 
radgetriebe zu sehen. 


. Verschiedenes. 


v Zusammensehluß im Vereinsleben. — Die 
' wirtschaftlichen Schwierigkeiten, unter denen 
gegenwärtig alle wissenschaftlichen und tech- 
nischen ripeDgen und Verbände, im be- 
sonderen ihre Zeitschriften, Büchereien und 
Auskunfteien zu leiden haben, werden immer 
unerträglicher, und die Notwendigkeit, durch 
Zusammenschluß und: Vereinfachung der Ver- 
waltung Ersparnisse zu erzielen, tritt immer 
unabweisbarer zutage. Die Vorschläge, welche 
Herr Prof. Hans Kohn für die Vereinigung der 
Berliner medizinischen Gesellschaften gemacht 
‘ hat (Sonderabdruck aus der ‚Berliner Klin. 
Wochenschrift‘ 1920, Nr. 10, $S. 242) und seine 
Erläuterungen dazu verdienen daher auch 
in anderen wissenschaftlichen und technischen 
Kreisen Beachtung. Er unterscheidet zwischen 
'tandesvereinen, die über die Formen der 
erufstätigkeit verhandeln, und den wissen- 
Be flichen Vereinen, die sich mit ihrem 
Inhalt befassen, und behandelt nur die letzt- 
genannte Gruppe. Sein Plan ist kurz zusam- 
mengefaßt folgender: 


in ZZ. 
Per — ' 
N 
BR 
UL 


N 


N 


\ 
S 
N 


Aub.o. Auppelangsgetrieve für Dampfturbinen. 


. Gesamtvorstand angemeldet werden. 


teilung Zu besuchen, in die sie 
aufgenommen sind. Stimmrecht 
haben sie nur in ihrer Abtei- 
lung, nicht in der großen Ge- 
neralversammlunge. Die Biblio- 
thek steht beiden Arten von 
Mitgliedern vollkommen gleich 
zur Verfügung, was heute. be- 
kanntlich nieht gauz so ist, denn 
nur die Mitglieder der Berli- 
ner medizinischen Gesellschaft 
können alle Bücher. mit nach 
Hause nehmen. Nur die ordent- 
lichen Mitglieder sind Miteigen- 
ß tümer des: Gesamtvermörvens, 
des Hauses, der Bücher usw. Die ordentlichen 
Mitglieder zahlen einen Jahresbeitrag von 
etwa 100 Mark; die außerordentlichen von 
etwa 20 Mark. Diese finanziellen Einzelheiten 


müssen späterer Beratung vorbehalten bleiben. 


4. An der Spitze der Gesellschaft stelıt der 
Gesamtvorstand. Jede Abteilung hat ihren 
besonderen Vorstand. Der Gesamtvorstand 
setzt sich zusammen: 

a) aus dem Vorsitzenden; 

b) so viel Stellvertretern, als Abteilungen vor- 
handen sind, indem der. erste. Vorsitzende 
einer Abteilung immer zugleich stellver- 
tretender Vorsitzender im Gesamtvorstand 
ist; 

ec) einem geschäftsführenden Schriftführer und 
einem Stellvertreter aus der Zahl der or- 
dentlichen Mitglieder. Neben dem ge- 
schäftsführenden Schriftführer ist in jeder 
Vollversammlung: immer der Schriftführer 
derjenigen Abteilung anwesend und tätig, 
aus deren Gebiet ein Vortrag gehalten wird. 
Dies ist heutzutage, wo wir keine Steno- 
graphen mehr haben, besonders erwünscht. 

.. Diese stellvertretenden Schriftführer 
aus den Sektionen zu Mitgliedern des Vor- 
standes zu machen, wäre nicht praktisch, 
da er dann allzu schwerfällig werden würde. 


d), Einem Bibliothekar, dem eine aus je einem 


Vertreter aller Abteilungen bestehende 
Kommission zur Seite steht; 

e) einem Schatzmeister, dem eine dreiglied- 
rige Kommission zur Seite steht. 

Alle angemeldeten Vorträge müssen beim 
Dieser 
entscheidet, ob ein Vortrag in der Vollver- 
sammlung oder in einer Abteilung verhandelt 
werden soll. Die Demonstrationen vor der Ta- 
gesordnung. unterliegen nicht dieser Bestim- 


' mung. 


Ob die große Gesellschaft später einmal 
über die Grenzen Groß-Berlins hinausgreifen 


-und eine allgemeine deutsche werden könnte ? 


wage es nur anzudeuten, aber nicht, 
Th. 


— ich 
schon heute weiter davon zn sprechen. 


Industrie und Handel. 


Die Entwicklung der Elektroindustrie in 
den V. St. Amerika. — Die uns sehr verspätet 
zugesandte „Electrical World‘, Bd. 71, 1918, 
8.28, bringt eine graphische Darstellung der 
Entwickluig der einzelnen Zweige der Elektro- 
industrie in den Vereinigten Staaten für die 
Jahre 1902 bis 1917 in Abständen von je fünf 
Jahren, die wir in Abb. 7 wiedergeben. Die 
Zahlen für 1917 sind geschätzt, die übrigen den 
Census-Berichten entnommen. Neben den Ein- 
nahmen der elektrischen Bahnen, der Elektri- 
titätswerke, der Telegraphen- und Fernsprech- 
anlagen sowie der elektrotechnischen Fabri- 
ken!) ist die Summe aller dieser Einnahmen an- 
gegeben. Letztere ist von 0,55 Milliarden $ 
1. Jahre 1902 nahezu stetig steigend auf 1,48 im 
Jahre 1912 und dann weiter auf 2,55 Milliarden $ 
im Jahre 1917 angewachsen. Die Zahlen für die 
folgenden Jahre fehlen uns leider noch. Die 
Stromlieferung der Elektrizitätswerke stieg von 
2,2 Milliarden kWh im Jahre 1902 auf 10 Milliar- 
den im Jahre 1912 und dann weiter atf 27 Mil- 
liarden kWh im Jahre 19172), Pte. 


ı) Vgl. auch „ET7Z* 1920. 8. 104. 
2) Vgl.auch „ETZ“ 1919,.8. 366. 


7 


' empfindliche Verluste 


| bildung. di 
ı Preisbewegung für die notwendigen Rohstoife 


359 
Milliarden Dollar 
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1902 71907 1972 1917 
Abb. 7. Einnalinen der El :ktroiadnstria und Siron- 


abgabe der Rlektrizitätswerke in den V. St. Amerika. 


Preisbildung, Kaufkraft und Export, — 
Die sehr unvermittelte, recht mäßige und aueh 
nicht anhaltende Erhölung der deutschen Va- 
luta, der Rückgang des in Deutschland notier- 
ten Kurses der. Auslanddevisen (schweizer 
Frank von 19 auf 9, französischer von 7 auf 3, 
Dollar von 102 auf 49 M) und die diesen vor 
kurzem beobachteten Erscheinungen folgende 
Geschäftsstille haben die „Frnkf. Zte.!) zu 
folgenden interessanten, an die ‚Furcht vor 
der Valutabesserung‘ anknüpfenden - Aus- 
führungen über die realen Faktoren der 
Markt- und Preisbildung, die Bedro- 
hung der. inländischen Kaufkraft und 
die wachsende Notwendigkeit der Aus- 
fuhr veranlaßt. In normalen Zeiten pendelt 
der Preis um die Selbstkosten ; Gleichgewichts- 
störungen zwischen Angebot und Nach- 
frageılassen das Pendel ausschlagen.. Hat die 
Erzeugung mit dem Bedarf nicht gleichen 
Schritt gehalten, so ergibt sich eine ‚ansehn- 
liche Gewinnquote, die dann so lange den An- 
reiz für eine Steigerung der Produktion. bietet, 
bis mehr Ware verfügbar ist, als der Markt 
aufnehmen kann. Die Preise nähern sich den 


‚Selbstkosten, wenn sie nieht gar darunter 
siiken.. Krieg und Revolution haben das Pen- 
del am Zurücksehwingen verhindert. Die Er- 
zeugung ließ sich nicht erhöhen, vielmehr 


wurde durch Inflation eine gewaltige künst- 
liehe Kaufkraft geschaffen, und wenn nun aus 
irgendwelchen Gründen das Pendel Bewegungs- 
freiheit erhält, so kann es mit umso größerer 
Energie nach der anderen Seite hin ausschlagen;; 
damit würden an die Stelle üppiger Gewinne 
treten. Das ist ‘der 
variabelste, willkürlichste Faktor der Preis- 
Was die anderen betrifft, so ist die 


in letzter Zeit durchaus uneinheitlich und zeigt 


ı einstweilen kaum eine Verbilligung der wenigen 
| im Inland gewonnenen und vom Weltmarkt- 


preis noch unabhängigen. Vor allem steigt dank 
der erhöhten Löhne der Kohlenpreis vorläufig 


| noch, während bei anderen, dem Weltmarkt- 


preis schon etwas angepaßten Rohstoffen je 
nach dem: Grade dieser Annäherung eın mehr 
oder weniger starker Rückschlag eingetreten 
ist, als die Valuta sich hob. Der Preis jedes 
Einfuhrartikels müßte an sich freilich auto- 
matisch mit einer Erholung der Mark anziehen, 
eine Wechselwirkung, die die Bewegung der 
Weltmarktpreise indessen erheblich beeinflußt, 
und derzeit weisen die meisten Warengruppen 
auch.im Ausland eine die bezügliche Entwick- 
lung in Deutschland verschärfende rückläufige 
Preisbewegung auf, z. B. viele Metalle. Die Zu- 
rückhaltung der bisher so borglustigen Gläu- 
‚biger und Rohstoffstaaten und die unheimliche 
Verteuerung durch das Valutaelend haben die 
sorglose Kaufgier Europas korrigiert, was bei- 
1) .24. IV. 1920 (Abend). 


360 


EEE 


4 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. £ ‚Heft 18. 


6. Mai 19820. 


derseits des Ozeans schon vor Monaten auf 
manchen Gebieten eine Stauung von Vorräten 
zur Folge hatte. 

Von einem Abbau der Löhne ist einst- 
weilen noch keine Rede, vielmehr hört man 
immer wieder: von ganz außerordentlichen 
Mehrforderungen mit teilweise rückwirkender 
Kraft, von sogenannten einmaligen Abfindun- 
gen usw. Die Metallarbeiter haben kürzlich einen 
Schiedsspruch abgelehnt, der ihnen 4,50 M 
zubilligte. Auch die übrigen Unkosten lassen 
vorläufig wenig Neigung, sich zu senken, er- 
kennen. Die ungenügende Brennstoffversor- 
gung führt zu Betriebseinschränkungen, die 
wiederum ‘die Fabrikate ungemein verteuern, 
insofern ja die Generalunkosten annähernd 
unverändert bleiben. Hiernach kommt es bei 
der Preisbildung darauf an, ob die im Rück- 
gang begriffenen oder die aufwärts klimmenden 
Faktoren im konkreten Fall schwerer wiegen, 
und wenn es für dieses Problem auch keinen 
allgemein gültigen Schlüssel gibt, so läßt sich 
doch sagen, daß die Einwirkung der Valuta- 
besserung umso geringer ist, je weniger Roh- 
stoff eine Ware enthält... Selbstverständlich 
können in der Praxis Fertigfabrikate, wenig- 
stens vorübergehend, aus den verschiedensten 
Gründen scharf im Preise fallen, etwa infolge 
von Angstverkäufen oder niedrigen Ange- 
boten des Auslandes. Auch mag manchmal die 
Summe der Zwischengewinne bei den heutigen 
Gewohnheiten so groß sein, daß ein plötzliches 
Aufhören der Nachfrage selbst bei der oder jener 
Fertigware Lohnzuschläge aufwiegt. 

Auf die Frage eingehend, ob die gegen- 
wärtige, einstweilen doch wohl meist den Groß- 
händler bedrängende Geschäftsstoekung sich 
auf die Industrien ausdehnen werde, weist die 
„Frnkf. Ztg.‘ darauf hin, daß der teils ins In- 
land, teils ins Ausland gehende Absatz unseres 
Gewerbefleißes mit und ohne Valutabesserung 
fraglos schon heute auf dem heimischen Markt 
ernstlich gefährdet sei. Bei zweifellos vorhande- 
nem Bedarf läßt die Kaufkraft allgemein ent- 
schieden nach. Für Privatunternehmungen, die 
ja nicht wie Aktiengesellschaften beliebig ihr 
Kapital zu erweitern vermögen, um die mit- 
unter auf das 40- bis 100-fache verteuerten Be- 
triebsmittel bestreiten zu können, hatmaneinen 
Weg äus den Schwierigkeiten mehrfach in 
ganzer oder teilweiser Stillegung der Fabrika- 
tion gesucht, eine volkswirtschaftlich sehr be- 
denkliche Maßnahme, von der unsere Quelle 
hofft, daß sie mit Hilfe der zahlreichen aus- 
ländischen Vorschußinstitute gemildert oder 
beseitigt werde. Nachgerade kritisch gestalten 
sich die Verhältnisse im Handel, besonders im 
Kleinhandel, von dem die Bezahlung jeder 
Faktura ein kleines Vermögen fordert. Ziel 
von wenigen Wochen wird heute selbst von 
Großhändlern nicht gern, vom Fabrikanten 
überhaupt nicht gewährt, der sogar noch Vor- 
ausbezahlung verlangt, und die ‚modernen‘ 
Zahlungsbedingungen vernichten vollends des 
Kleinhändlers Kaufkraft. Einen Nachweis, daß 
letztere beim Konsumenten im Versiegen ist, 
glaubt die „Frnkf. Ztg.‘‘ nicht erst erbringen 
zu müssen. 

Angesichts dieser Armut im Innern sind 
wir, wie sie weiter sagt, mehr als früher auf den 
Weltmarkt angewiesen. Die Gefahr, daß die 
schlechte Valuta sehr schnell zu einer außer- 
ordentlichen Verteuerung der Lebenshaltung 
und damit zu einer Anpassung der Löhne an 
den Weltmarkt führen werde, war für das 
nicht nur unter großer Entwertung seines Gel- 
des im Ausland, sondern auch unter enormer 
Inflation leidende Deutschland doppelt groß. 
Mit jedem Monat mußte die Ausfuhrprämie 
auch bei gleichbleibenden Wechselkursen zu- 
sammenschrumpfen, bei scharf steigender Va- 
luta aber auf Nullsinken. Für den, der letzteres 
wünschte, und es waren wohl die meisten, gab 
es als Rettungsmittel nur künstliche Nieder- 
haltung der Preise und damit der Löhne für die 
Zeit des Valutatiefstandes; das aber war nach 
Ansicht der „Frnkf. Ztg.“ nur mit Hilfe einer 
gebundenen Wirtschaft zu erreichen. Es fragt 
sich, wie weit und wie schnell die erhoffteValuta- 
besserung gehen darf, um bei Versagen des In- 
landes den Weltmarkt als Ventil für unsere 
Fabrikation offen zu halten, und ob hier eine 
bewußte Valutapolitik regulierend wirken kann. 
Die Antwort gibt ein zweiter, teilweise weniger 
objektiv gehaltener Aufsatz; auch das Wesent- 
lichste daraus soll.mitgeteilt werden. Er gipfelt 
inVorschlägen für einen stufenweisen Aufbau der 
Valuta mit Hilfe des Auslandes. 


Die Antwort der Eleetrie Lamp Manufac- 
turers’ Association of Great Britain. — Auf den 
in der „ETZ‘ 1920, 8. 300, auszugsweise wie- 
dergegebenen Bericht des Standing Committee 
on Trusts ist die Electrie Lamp Manufacturers’ 
Association, wie zu erwarten war, die Antwort 
nicht schuldig geblieben !. Ihr Direktor J. 
E. Edgecombe konstatiert zunächst unter 


') Vgl. „The Electrical Review“ Bd. 86, 1920, S. 487. 


. Hände des Publikums gelangt sein, 97 oder 98% 


Bezugnahme auf die auch in unserer Mitteilung 
enthaltenen Übersicht über die Unkosten und 
den von den Erzeugern der Standard Vacuum - 
Drahtlampen erzielten Preis, daß die Preise. 
der Association trotz der erheblichen Steige- 
rung der Produktionskosten im Vergleich zur 
allgemeinen Erhöhung der Kleinverkaufspreise 
nur ungefähr um !/, gewachsen sind, wäh- 
rend der Gewinn sich um mehr als 50% ver- 
ringert hat. Seit man mit der Herstellung von 
Metallfadenlampen . begann (1907), wurde, je 
nachdem Verbesserungen oder ein neues Ver- 
fahren die Produktion verbilligten, der Klein- 
verkaufspreis allmählich für Hochvoltlampen 
von 6s auf 3s 6 d und für Niedervoltlampen 
von 4 s auf 3 s herabgesetzt. Der durchschnitt- 
liche Rabatt des Handels ist für Glühlampen 
z. Zt. nicht höher als für andere elektrische 
Verbrauchsgegenstände. Das im Bericht des 
Komitees erwähnte factors’ agreement wird 
nicht von den Händlern, sondern lediglich von 
Agenten unterschrieben, und diese vertreiben 
tatsächlich nur Fabrikate der Association. 
Diese ist der Ansicht, daß es weder ungebräuch- 
lich noch schädlich sei, in Vereinbarungen mit 
einem Großhändler zu bestimmen, daß er keine 
Waren anderer Erzeugung verkaufen solle. 
Überdies haben nur 54 Agenten das agreement 
anerkannt. = 

Edgecombe nimmt dann weiter zu dem 
Vorwurf des Komitees Stellung, die Asso- 
ciation sei vornehmlich im Interesse dreier 
Großfirmen gegründet worden, die die Produk- 
tion anderer schwer belastet hätten durch Be- 
schränkungen hinsichtlich der auf Grund ihrer 
Patentrechte gewährten Lizenzen und durch 
Bestimmungen, nach denen die Rechtsgültig- 
keit ihrer Patente nicht angefochten werden 
dürfe. . Er bemerkt, daß das Geschäft der 
Association hauptsächlich auf Patentrechten 
basiere und es nicht ungerechtfertig erscheine, 
wenn ein Patentinhaber demjenigen, dem er 
Lizenzen gewähre, die jedermann einzuräumen 
er keineswegs verpflichtet sei, soweit Bedin- 
gungen auferlege, als dieser im Wettbewerb 
mit ihm selbst zu produzieren wünsche und 
die Rechtsgültigkeit seiner Patente anerkenne. 
Sodann habe das Komitee nicht berücksichtigt, 
daß bei Gründung der Association die drei Fir- 
men, die die Schutzrechte besaßen, hinreichend 
Mittel gehabt hätten, um große, dem Bedarf 
des ganzen Landes genügende Fabriken zu 
schaffen, und sehr wohl in der Lage gewesen 
wären, schließlich alle bestehenden Lampen- 
werke zum Stillstand zu bringen. Statt dessen 
sind von ihnen allen Erzeugern Lizenzen ge- 
währt worden, ein Beweis, daß die Gründer der 
Association nicht die Absicht hatten, andere Fir- 
menlahm zulegen, sondern vielmehr den Wunsch, 
die Lampenindustrie Englands zu stärken. 

Was den Übergewinn der Importeure und 
Verteiler von etwa 280000 £ betrifft, so wird 
auseinandergesetzt, daß die Lampen, die das 
Komitee dabei im Auge hatte, nicht an das 
Publikum, sondern an Staatsdepartements, 
kontrollierte Fabriken, Werften, Bahnen und 
ähnliche Abnehmer verkauft worden seien, 
bei denen die Bogenlampen infolge Verteuerung 
der Kohlen und der Arbeit ersetzt werden 
mußten. Gelegentlich mögen ! oder 2% in die 


erhielten die Großabnehmer, u. zw. nicht zum 
Preise von 12s 6.d, sondern zu ungefähr 8s3d, 
was annähernd dem vom Komitee empfohlenen 
Betrage entspricht. ° Die 280 000 £ bezeichnet 
Edgecombe als der Einbildung eines Kalkula- 
tors entstammend, der von dem tatsächlich dem 
Konsumenten in Rechnung gestellten Preis 
offenbar keine rechte Vorstellung hatte. Die 
Einfuhr holländischer Lampen lag-gar nieht im 
Interesse der englischen Produzenten, sie 
mußte aber als ein Teil der Entschädigung für 
die Mitwirkung einer holländischen Firma bei 
Anlage eines Argonwerkes in England während 
des Krieges hingenommen werden, dessen Be- 
deutung, wenn auch jetzt nicht von dem 
Komitee, so doch s. Zt. vom Handelsamt, der 
Admiralität, dem Munitionsministerium usw. 
anerkannt worden ist. Weil eine solche Anlage 
fehlte und infolge. Mangels an Stahl, Bau- 
material usw., waren die englischen Produzen- 
ten während des Krieges trotz des großen 
Bedarfs nicht im Stande, die Halbwattlampe 
zu entwickeln. Die holländische Firma hat 
damals ihre Beihilfe davon abhängig gemacht, 
daß das unterhandelnde englische Haus hol. 
ländische argongefüllte Lampen ankaufe.“ 

‚ „Hieran anknüpfend, erinnert die Asso- 
ciation daran, daß in der Glühlampenindustrie 
eine neue Entdeckung meist eine vollständige 
Reorganisation des Betriebes und sehr erheb- 
liche finanzielle Aufwendungen verlangt. Da- 
für ist ae zu treffen, und deshalb muß 
sich Art und Weise des Handels von der einer 
Industrie unterscheiden, die auf festeren tech- 
nischen Grundlagen beruht. Wer nicht das mit 
der Entwicklung einer neuen, auf Patenten ba- 
sierenden Produktion ‚verbundene Risiko aus 


eigener Erfahrung kennt, kann nicht ermessen, 
welche Kosten den als Pioniere wirkenden drei 
Firmen aus Versuchen, dem Ankauf von Pa- 
tenten, durch Bau und Einrichtung von Fa- 
briken, Experimente mit Maschinen, die in 
6 Jahren dreimal ersetzt werden mußten, durch 
das Anlernen der Arbeiter, aus anfangs infolge 
nee Erfahrung und Praxis fehler- 
haft hergestellter und daher unverkäuflieher 
Ware, durch Sachverständige und Patent- 
Prozesse erwachsen sind. Der Gesamtumsatz 
an Lampen der assoziierten Firmen beträgt 
in England z. Z. jah nich 3 Mill. £ oder nach 
Abzug der Vertei ungsunkosten durchsehnitt- 


‚lieh 18 9 d je Kopf der Bevölkerung. ' Die allein 
für Versuche in den letzten 11 Jahren aufge- 


wendete Summe erreicht ungefähr 364 000 £ 
bei Ausgaben von jetzt jährlich etwa 50 000 £. 

' Am Schluß seiner Ausführungen versagt sich 
Edgecombe nicht den Hinweis, daß es nicht 
Wunder nehmen könne, wenn das Komitee 
„which seems to have been deliberately chosen 


for its lack of knowledge of the electrical in- 
‚dustry (presumably in order to secure impartial 


Judgment)‘“ bei der überstürzten Art seiner 
Untersuchung die wirtschaftliche Bedeutung 


der Industrie für das nationale Leben und die. 


Notwendigkeit, eine wichtige Schlüsselindustrie 
zu schützen, übersehen habe. Darauf aber, so 
bemerkt er wohl nicht ganz mit Unrecht, 


solle wenigstens bei Abfassung eines Berichtes 


Rücksicht genommen werden, der von allen 
Konkurrenten im Ausland sicher ebenso be- 
achtet werden würde wie von dem heimischen 
Verbraucher. Nicht wohl erwogene Gutachten 
dieser Art, wenn sie unter Verantwortung und 
Leitung eines Staatsamtes erscheinen, müßten 


notwendigerweise die nachteiligsten Folgen _ 


haben. . 


i Die Preisbewegung an der Londoner Metall- 
börse im 1. Quartal 1920. — Wie Abb. 8 zeigt, 


Februar März 


Vomuar 


Joruar Februar Merz 
Abb. 8. Preisbewegung an der Londoner Metallbörse 
N } im 1. Quartal 1920. 


hat sich der Preis der von ihr berücksich- 
tigten Metalle im Jahre 1920 zunächst im 
Sinne der 1919 begonnenen Bewe ung !) weiter 
entwickelt, um dann, mit Ausnahme von Alu- 
minium und Antimon, gegen Ende Februar 
bzw. Anfang März mehr oder weniger stark zu 


') Vgl. „ETZ“ 1920, 8.108. 


6. Mai 1980. 


Elektrotechnische 


Zeitschrilt. 19206. Aelft 


18, 36l 


fallen. Die Angaben für Zinn und Kupfer sind 
wiederum die offiziellen Kasse - Notierungen 
von „fine foreign‘ und „standard“, während 
unter Blei englisches, unter Zink amerikani- 
sches Metall zu verstehen ist. 


Die Methoden der Anpassung der Lohn- 
höhe an die Preisbewegung. — Für die Bear- 
beitung dieses Themas in einem Aufsatz von 
etwa 400 Druckzeilen des ‚„Wirtschaftsdienst‘‘ 
erläßt die rechts- und staatswissenschaftliche 
Fakultät der Hamburgischen Universität ein 
Preisausschreiben. Die aus Mitteln einer 


vom „Wirtschaftsdienst“ (herausgegeben vom 
„Hamburgischen Welt-Wirtschafts- Archiv‘‘) 
für diesen Zweck gewidmeten Stiftung zu zah- 
lenden 3 Preise betragen bzw. 1500, 1000 und 
500 M. Die Arbeiten sind unter Kennwort nebst 
einem verschlossenen Umschlag, der dieses, 
Namen und Wohnung des Verfassers enthält, 
der Fakultät bis zum 15. X. 1920 einzureichen. 


Gesetzgebung und Verwaltung. — Der 
Reichsarbeitsminister hat unter dem 21. IV. 
1920 im „Reichsanzeiger‘‘ 1920, Nr. 88, eine 
Verordnung zur Ausführung der $$ 5 und 


— ———— — 


10 des Gesetzes über die Beschäftigung 
Schwerbesehädigter vom 6. IV. 1920 ) er- 
lassen, derzufolge jeder private Arbeitgeber 
verpflichtet ist, auf 25 bis einschl. 50 insgesamt 
vorhandene Arbeitnehmer ohne Unterschied 
des Geschlechts mindestens einen Schwerbe- 
schädigten und auf je 50 weitere Arbeitnehmer 
mindestens einen weiteren Schwerbeschädigten 
zu beschäftigen (R.G.Bl. 1920, $. 591) 


') Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 389. R. G. Bl. 1920 8. 458. 


3 GE REREEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Betrifft: Kommission für Errichtungs- und Be- 
triebsvorsehriiten. 


Laut Veröffentlichung in der „ETZ“ 1917, 
Heft 17, S. 238, hatte die Kommission im Hin- 
blick auf den damals bestehenden Mangel an 
gewalztem Eisen beschlossen, bis auf Widerruf 
‚von dem nach $ 26 der Errichtunsgvorschriften 
geforderten Metallüberzug der Isolier- 
rohre und Zubehörteile in bestimmten 
Fällen abzusehen. Bei der anläßlich der Be- 
endigung des Krieges erfolgten Durchsicht der 
„Ausnahmebestimmungen während des Krie- 
ges‘ wurde die genannte Ausnahmebestimmung 
wieder aufgehoben. Da aber z. Zt. wieder ein 
außerordentlicher Mangel an dem benötigten 
Eisen und Blei besteht und voraussichtlich 
längere Zeit dauern wird, hat die Kommission 
beschlossen, nachstehende neue Ausnahme- 
bestimmung aufzustellen: 


„Bis auf weiteres kann von dem nach 
$ 26 der Errichtungsvorschriften vorgeschrie- 
benen Metallüberzug der Isolierrohre und Zu- 
behörteile in solchen Fällen abgesehen wer- 
den, wo es sich ausschließlich um eine Ver- 
legung über oder unter Putz in trockenen 
Räumen fertiger Gebäude handelt. Bei Neu- 
bauten bleibt dagegen die Verwendung unge- 
sehützter Papierrohre verboten. Bei Ver- 
wendung eisengeschützter Isolierrohre kann 
statt einer Verbleiung des Fisenmantels bis 
auf weiteres ein Anstrich mit gut haftender 
Ölfarbe in Anwendung kommen.“ 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
Dr.-Sug. G. Dettmar. 


Betrifft: Kommission für Erriehtungs- und Be- 
triebsvorschriften. 


Wir veröffentlichen nachstehend einen 
Bericht der Kommission für Errichtungs- und 
Betriebsvorschriften über den in ihrer letzten 
Sitzung eingenommenen Standpunkt und über 
ihr Arbeitsprogramm. Berichte der übrigen 
Kommissionen werden folgen. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär. 
Dr.-Sng. G. Dettmar. 


Die beim V. D. E. nunmehr seit 25 Jahren 
bestehende Kommission für Errichtungs- und 
Betriebsvorschriften hat im Februar in Eise- 
nach zum ersten Male seit dem Kriege eine 
Vollsitzung abgehalten, die von 27 Teilnehmern 
besucht war. 

Eine allgemeine Aussprache über die Wir- 
kungen des Krieges auf den Zustand der elek- 
trischen Anlagen führte zu folgenden Be- 

 schlüssen. 


„A 1. Die genaue Durchführung der 
z. Zt. geltenden Vorschriften ist gerade 

jetzt als besonders De, zu erachten, weil 

durch den Krieg und seine Folgen vielfach eine 
ewisse Verwahrlosung eingetreten ist, die 
räftig bekämpft werden muß. 


> 2. Es ist aber nicht angezeigt, zu diesem 
Zweck die Behörden in höherem Maße als 
bisher in Anspruch zu nehmen und etwa eine 
allgemeine zwangsweise Überwachung der An- 
lagen durch Behörden zu verlangen. 

3. Vielmehr sind die Elektrizitäts- 
werke, Installateure, Berufsgenossen- 
schaften und Feuerversicherungsge- 
sellschaften dringend aufzufordern, darauf 
hinzuwirken, daß die in ihre Wirkungskreise fal- 
lenden Anlagen den vom Verbande Deutscher 
Elektrotechniker aufgestellten Vorschriften 
entsprechen. 

4. Eine Herabsetzung der Anforde- 
rungen, die an die Güte der Anlagen und der 
benutzten Installationsmaterialien estellt 
werden, ist im Gegensatz zu vereinzelt hervor- 


VEREINSNACHRICHTEN. 


getretenen Äußerungen oder Wünschen nicht 
am Platze. Im Gegenteil ist fortgesetzt auf 
Verbesserung der für das Inland und für den 
Export bestimmten Fabrikate hinzuwirken. 
Die Kommission erwartet, daß sie in diesem 
Bestreben auch von den beteiligten Kreisen 
des Handels in dem Sinne unterstützt wird, 
daß auch für den Export tunlichst nur ver- 
bandsmäßiges Material bereit gestellt wird. 

5. Es besteht der Wunsch, daß die 
neugeschaffene Prüfstelle für elektrische 
Installationsmaterialien und Gebrauchsge- 
räte bald ihre Tätigkeit aufnimmt, von der eine 
erhebliche Wirkung auf die Verdrängung min- 
ORT aNIEer Fabrikate vom Markte erhofft 
wird. 

6. Die fortgesetzte Verbesserung der 
Materialien in Verbindung mit tunlichster Ver- 
einfachung der Installationsmittel und Instal- 
lationsmethoden dürfte auch den besten Aus- 
gleich bieten gegenüber den gesteigerten 
Montagekosten, weil sie die kostspieligen 
Reparaturen vermindern. 


Es wurde ferner erwähnt, daß seit dem 
Kriege und seit Einführung der verkürzten Ar- 
beitszeit der Fabriken vielfach ungenügend 
oder nur einseitig ausgebildete Arbeiter 
als Installateure auftreten, deren Tätigkeit 
die Sicherheit der Anlagen gefährdet. Diesem 
Zustande soll von den Elektrizitätswerken, In- 
stallationsfirmen und sonstigen beteiligten 
Stellen entgegengewirkt werden. 


Der Arbeitsausschuß der Vorschriftenkom-. 


mission wurde beauftragt, den Abbau der 
Ausnahmebestimmungen, die der Krieg 
nötig gemacht hat, in dem Schrittmaße in die 
Wege zu leiten, wie es die Umstände möglich 
und notwendig erscheinen lassen. Wenn nötig, 
sind bereits aufgehobene Bestimmungen dieser 
Art auf Grund schriftlicher Beschlußfassung 
der Gesamtkommission wieder in Geltung zu 
setzen. 

Den besonderen Bedürfnissen landwirt- 
schaftlicher Betriebe soll im ‘Verein mit 
den Elektrizitätswerken und den maßgeblichen 
landwirtschaftlichen Körperschaften durch 
Aufstellung von Merkblättern und durch be- 
sondere Unterweisung der Installateure in 
Fortbildungskursen Rechnung getragen werden, 

Gegen das Flicken von verbrauchten 
Schmelzstöpseln durch Monteure und un- 
berufene Firmen ist nach wie vor anzukämpfen, 
dem fühlbaren Mangel an Schmelzsicherungen 
ist am besten dadurch zu begegnen, daß die 
verbrauchten Einsätze gesammelt und den 
Herstellungsfabriken zugeführt werden, . die 
sie bei der ordnungsmäßigen Fabrikation neuer 
Einsätze verwerten!). 

Die vom V. D. E. aufgestellten Leitsätze 
für den Anschluß von Schwachstroman- 
lagen an Niederspannungs-Starkstrom- 
netze durch Transformatoren oder Konden- 
satoren sollen in Vorschriften umgewandelt 
und diese auch auf andere Vorriehtungen aus- 
gedehnt werden, die für denselben Zweck 
neuerdings auf dem Markte erscheinen. Die 
Beglaubigung solcher Apparate durch die neu 
gegründete Prüfstelle ist in Aussicht genommen. 

Vor der Verwendung elektrischer Gas- 
anzünder, die vielfach en werden, 
aber den bestehenden Vorschriften nicht ent- 
sprechen, ist zu warnen. 

Bei der Neubearbeitung über Errich- 
tungsvorschriften wird eine schärfere Ab- 
grenzung zwischen Handlampen und Werk- 
stattlampen und tunlichste Verbesserung der 
letzteren in Aussicht genommen. 

Isoliertüllen aus imprä 
lackiertem Hartholz werden als 
zellantüllen für zulässig erklärt. 

Die im Jahre 1914 aufgestellte Fassung 
der Errichtungs- und Betriebsvorschriften hat 
sich im allgemeinen bewährt, so daß Abände- 


iertem und 
rsatz für Por- 


rungen nur bei einer beschränkten Zahl von, 


einzelnen Bestimmungen und ferner in soweit 
nötig erscheinen, als sie durch die im Gang be- 
findlichen Normungen bedingt sind. Mit 
den Vorbereitungen dazu sind mehrere Sonder- 


1!) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 298. 


ausschüsse sowie der Arbeitsausschuß beauf- 
tragt. 
* Diese Vorarbeiten betreffen insbesondere: 

1. Neufassung der Vorschriften für Stra- 
ßenbahnen un straßenbahnähnliche 
Kleinbahnen. Sie sind den inzwischen ge- 
änderten, allgemeinen Vorschriften für Stark- 
stromanlagen anzupassen und auf die in Zu- 
kunft häufiger zu erwartende Gebrauchsspan- 
nung von 1100 V zu erstrecken. 

Umarbeitung, der Bestimmungen für 

aussetzende Betriebe mit Rücksicht auf 
die Bedürfnisse und Erfahrungen der Praxis. 
5 Neuordnung der ormen für 
gummiisolierte Leitungen, für die eine 
wesentliche Verbesserung gegenüber der jetzt 
zugelassenen Beschaffenheit durch Einführung 
eines erhöhten Gummigehaltes in Aussicht 
steht. 

4. Anpassung der Vorschriften an die 
Normung der Spannungsstufen und an 
die Normung der Drähte nach Durch- 
messern anstatt nach Querschnitten. 

5. Festlegung bestimmter Abstufungen 
für die verschiedenen Grade und Arten der 
Schutzes elektrischer Gegenstände ge- 
gen Berührung. 

Die Kommission wird durch Zuwahl von 
weiteren Vertretern des Installationswesens, 
der Landwirtschaft und des Berg- und Hütten. 
wesens verstärkt. Weber. 

% 


Betrifft: Neue Zusammensetzung unserer Kom- 
missionen und deren Arbeitsprogramme. 


Unsere letzte Jahresversammlung in Stutt- 
gart hat beschlossen, alle Kommissionen mit 
Ausnahme der Kommission für Errichtungs- 
und Betriebsvorschriften aufzulösen und neu 
zu bilden. Der ‚Technische Hauptauschuß‘“ 
war mit der Durchführung des Beschlusses be- 
auftragt. Nachdem diese Arbeit erledigt ist !), 
haben die Kommissionen Arbeitsprogramme 
aufgestellt, die nachstehend veröffentlicht 
werden. 

Vorschläge unserer Mitglieder für Ände- 
rungen, Ergänzungen oder Erweiterungen 
bitten wir unserer Geschäftsstelle mitzuteilen. 

Ein Verzeichnis der Mitglieder der Kom- 
missionen-wird den Verbandsmitgliedern gegen 
Erstattung der Selbstkosten in Höhe von 
M 2,40 zur Verfügung gestellt. Bestellungen sind 
an die Geschäftsstelle Berlin W. 57, Potsdamer 
Straße 68, zu richten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär. 
Dr.-Ing. G. Dettmar. 


Verzeichnisder Kommissionsarbeiten für191 9/20. 


1. Kommission für Erriehtungs- und 
Betriebsvorschriften: 

a) Durchsicht der Vorschriften für den An- 
schluß von Schwachstromanlagen an Nie- 
derspannungs-Starkstromnetze. 

.b) Merkblatt für landwirtschaftliche Anlagen. 

e) Vorschriften für aussetzende Betriebe. 

d) Durchsicht der Errichtungs- und Betriebs- 
vorschriften. 

e) Durchsicht der Bahnvorschriften. 


2. Kommission für Freileitungen: 


) Durchsicht der Normen für Freileitungen. 

b) Durchsicht der Kreuzungsvorschriften. 

3. Kommission für Fahrleitungen: 

a) Schleifleitungen und Stromabnehmer für 
Straßen und Kleinbahnen. 

b) Schleifleitungen und Stromabnehmer für 
Grubenbahnen. 

c) Schleifleitungen und Stromabnehmer für 
Industriebahnen und Bagger. 

d) Schleifleitungen und Stromabnehmer für 

Transport- und Hebezeuge. 

4. Kommission für Erdung: 


a) Durchsicht der Leitsätze für Schutzerdun- 


—_— 


en, 
b) Voitaätze für Erdung bei Niederspannungs- 
anlagen. 


1) Vgl. hierüber auch „ETZ“ 1920, 8. 185. 


362 


5. Kommission für Überspannungs- 


schutz: 
a) Richtlinien für Überspannungs-Schutzappa- 
rate, ‚ 
b) Anleitung für den Bau überspannungs- 


sicherer Anlagen. I 

Richtlinien für den 'Überstromschutz, von 
Maschinen und Apparaten. 

Richtlinien für den UÜberstromschutz von 
Leitungen und Leitungsnetzen. 


6. Kommission für Porzellan- 
isolatoren: 

Normen für Freileitungsisolatoren, 

„ Niederspannungsisolatoren 
Innenräumen. 
) Normen für Stützer und Durchführungen. 
) a „ $Stützer für Meßwandler. 

5, „ Stützer für 60000 u. 100000 V. 
Prülvorschriften für sämtliche Isolatoren- 
arten. R 


in 


7. Kommission für Drähte und 
Kabel: 

Durehsieht der- ‚Normen für isolierte Lei- 

tungen“. 

Notmung von Kabelgarnituren. 

Normung von. Leitungen zum Anschluß 

von ‚Heizapparaten. 

Festlegung von Anforderungen an Kabel- 

ausgußmasse. 

) Erweiterung . der Belastungstabellen für 

Bleikabel bis 30 000. V. 

Normenblätter über Belastungstabellen. 


8. Kommission für: Maschinen und 


Translormatoren: 
Durehsicht der Maselimennormen. 
Durehsicht der Anschlußbedingungen. 
Einheitstransformatoren. 

Normen "über Maschinenleistungen, Dreh- 
zahlen usw. 
Normale Drähte und Isolationsstärken. 


9. Kommission für - Installations- 


material: 
Durchsicht der Vorschriften für *Installa- 
tionsmaäterial. 


b) Normung der Installationssysteme., 

e) Normfing des Verbindungs- und Verlegungs- 
materials. 

d) Normung von. Verteilungstafeln. 

e) Normung von Beleuchtungskörpern. 

f) Richtlinien für Preislisten von Installa- 
tionsmaterial. 

g) Aufstellung von Prüfformularen. 


10. Kommission für Schaltapparate: 
Durehsicht der. Vorschriften für Schalt- 
apparate. 


a) 


WEN 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 


b) Erweiterung der Vorschriften auf Luft- 
Selbstsehalter (Automaten) schwere Stecker, 
Akkumulatorenapparate und Schaltkästen. 

ce) Aufstellung von Normen für Streifensiche- 
rungen einschl. der Kontaktblöcke. 


1l. Kommission für Anlaß- und 
Steuergeräte: 
a) Vorschriften für Bewertung und Prüfung 
von Anlaß- und Steuergeräten. 
b) Normung von Läuferspannungen. 
12. Kommission für Hochspannungs- 
apparate; 
Durchsicht der Richtlinien für Hochspan- 
nungsapparaäte. 


13.-Kommission für Zähler. 


a) Normen für Zähler. 
b) Erläuterungen zu Leitsätzen für die Be- 
‘ dingungen, denen Elektrizitätszähler ‚und 
Meßwandler bei der Beglaubigung genügen 
müssen. \ 
e) Bestimmungen über Sonderzähler. (Höchst- 
verbrauchsmesser, Uberyerbrauchszähler, 
Blindverbrauchszähler und Ähnliches.) 
d) Regeln für Bewertung und Prüfung von 
Zählern. 
14. Kommission für Koch- und Heiz- 
geräte: 
a) Schaffung eines Einheitssteckers. 
b) Durchsicht der bestehenden Normen und 
Umwandlung in Vorschriften. 
e) Normung und Typung von Koch- und 
Heizgeräten. 
15. Kommission für Meßinstrumente: 
a) Vorschriften für Schalttafel-Meßinstrumente. 
b) Vorsehriften für Meßwandler. 
ec) Normen für Meßinstrumente. 
d) Normen für Meßwandler. 
16. Kommission für Lichttechnik: 
a) Normung der Abmessungen von’ Glüh- 


lampen. 

b) Bezeichnung und Beschriftung von Glüh- 
lampen. j E 

e) Bewertung elektrischer Lichtquellen. 

d) Normung von Zubehör zu Glüh- und Bogen- 
lampen (Armaturen). 

e) Durchsicht der Prüfvorschriften. 

f) Aufstellung eines Merkblattes für Beleuch- 
tung. : 


17. Kommission für Isolierstoffe: 
Klassifizierung von Isolierstoffen. 


18. Kammission für Erdstrom: 


a) Prüfung der Frage, ob eine Durchsicht der 
Erdstromvorscehriiten nötig ist. 


18 


6. Mai 1920. 


b) Studium der Korrosionen 
‚ Behutzerdungen. MR, 
19. Kommission für Fernmelde- 

‚ anlagen. a: 


elektrischer Fernmeldeanlagen. IR 
Durchsicht der Normen für isolierte Lei- 
tungen in Fernmeldeanlagen. NDR, 
Vorschriften und, Normen für galvanischs 
Elemente., 
Normen für Bestandteile der Schwachstrom 
en (Rundklemmen, Stecker, Stöpsel 
usw.). _ | j 
Festlegung von schematischen Darstellun- 
gen. Yu 
f) Benennungen in der Fernmeldetechnik. 
20. Kommission. für Beeinflussung 
‚von Schwachstromleitungen: 
Leitsätze zur Verhinderung von Störungen 
in Fernsprechleitungen. 
21. Kommission für Benennungen: 
a) Aufstellung einheitlicher Benennungen. 
b) Systematik der Elektrotechnik. 
c) Warenverzeichnis der Elektrotechnik. - 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 3 


Einladung zur Fachsitzung 
am Mittwoch, dem 12. Mai, abends 714 Uhr, 
pünktlich, im Hörsaal des Telegraphen- 
Versuchsamts, Berlin, Königgrätzer Straße 20 
(beim Potsdamer Platz). 


sTagesordnung, 

I. Vortrag des Herrn Postrat Arendt über: 

- „Abhören und Erdtelegraphie im 

Kriege‘“, 
Inhaltsbericht. 

Abhören von Fernsprechleitungen. 
Schutz gegen Abhören. i 
Abhören von Telegraphenleitungen. 
Erdtelegraphie. e 
.. Lauschmikrophone. : 
Technische Mitteilung des Herrn Ober- 
ingenieursFalkenthal über: „Messun- 
gen an Erdantennen‘“. 

‘ Zu den Fachsitzungen sind alle Mitglieder 
des Elektrotechnischen Vereins eingeladen. 
Gäste sind willkonnen. E 

Der Fachausschuß ! 
für elektrisches Nachrichtenwesen. 
Wagner. 


neun 


14; 


Er EEE SEEBEEESEIEBESEEECSEEEEIESRSEIESESEEEEESETEEEESEEEEEEEEEEESEREEENGEEEREEEEREEEEEEE NEE EEE 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektroteehnischer Verein. Fachsitzung. 12.V. 
1920, abends 7!/, Uhr, Hörsaal des  Telegr. \er- 
suchsamts,; Königgrätzerstr. 20: 

1. Vortrag Postrat Arendt: „Abhören und Erd- 
telegraphie im Kriege,* 2. Vortrag Obering. Falken- 
thal: „Messungen an Erdantennen.* 

Weiteres siehe ‚offizielle Ankündigung. 


Verein deutscher Ingenieure. 1. (Ausseh. £. 
techn. Mech.), 10. V. 1920, Techn. Hochsch. a) 5 Uhr: 
Dipl.-$ng. Melchior „Über den Kreuzkopfdruck von 
Lokomotiven®. bb) 6 Uhr: Diplefng. Melchior 
„Eine logarithmische Integriervorrichtung“. 

3. (Thür. Bez. V.), 11: V. 1920, 8 Uhr, Halle a. S., 
Hotel Stadt Hamburg: Dr. Giese „Psychotechnik 
und Taylorsystem“. 

3. (Mannh: ‚Bez. V.), 12. V.-1920, 6 Uhr, ‘Mann- 
heim: .Obering. Schmidt „Stand des Normenwesens“, 

4. 11. V. 1920, Beginn der Vorlesungen und 
Übungen d. Techn. Vorlesungswesens Groß-Berlin. 
Nähere Ausk. erteilt Abt. O.2d. Vereins deutsch. Ing. 

Die S. 303 angekündigten Bautechn, ‘Vorträge 
fallen aus, ! 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


Elektrischer Betrieb der deutsch-österreichisehen 


Staatsbahnen. 


Herr Oberingenieur TRAUTVETTER  ver- 
kennt in seinem Aufsatze auf S. 51 der „ETZ“ 
1920, die wirtschaftliche Bedeutung der Wahl 
des Drehstromes. für den Bahnbetrieb der 
deutsch-österreichischen. Staatsbahnen. Für 
ein so verarmtes Land wie Deutsch-Österreich 
ist es von größter Bedeutung, vorhandene Dreh- 
stromwerke benutzen zu können. Neue Kraft- 
werke 
Land. Mit dem billigen Nachtstrom kann es 
Schnellzüge und Güterzüge befördern, die auf 
den Hauptlinien Passau— Wien, Buchs— Inns- 


sind unerschwinglich teuer für dieses 


bruck— Wien, Brennerbahn, Wien -— Triest dem 
durchgehenden Verkehr dienen und nachts 
durchgeführt werden kann. Die in den Alpen 
befindlichen Kraftwerke haben im Sommer 
überschüssige Energie, die in den Voralpen: 
und im Alpenvorland bestehenden Zentralen 
im Winter überschüssige elektrische Kraft, 
die dem Bahnbetrieb zum allerbillissten Tarif 
dienstbar gemacht werden kann. | 
Die Ausführungen des Herrn Oberinge- 
nieurs TRAUTVETTER über die Notwendigkeit 
selbständiger, ‘bahneigener Kraftwerke sind 
nicht stichhaltig. Hängen ja doch an unseren 
großen Kraftwerken die Industrien und Be- 
leuchtungsanlagen großer Städte und Berg- 
werke, deren Betrieb auch nieht zum Erliegen 
kommen darf, -Durch Zusammenhängen aller 
Drehstromzentralen ist die größte Betriebs- 
sicherheit gewährleistet. Der elektrische Bahn- 
betrieb ist überhaupt nur wirtschaftlich, wenn 
man die billige Abfallkraft der vorhandenen 
Drehstrom-Kraftwerke benutzt. Die Finanzen 
Deutsch-Österreichs erlauben garnicht den Bau 
eigener Bahnkraftwerke. Die doppelte Fahr- 
leitung für Drehstrom ist kein Nachteil, sobald 
keine umfangreichen Rangierbahnhöfe in Be- 
tracht zuziehen sind. Oben aufgezählte Haupt- 
bahnen sind tatsächlich ganz einfach in der 
Gleisanlage ihrer Bahnhöfe. Wesentlich ist 
noch, daß man bei Drehstrombetrieb beim 
Bergabfahren 50% der Leistung in einfach- 
ster Weise. wiedergewinnt, bei den langen 
Bergstrecken der deutsch-österreichischen Bah- 
nen ein erheblicher Gewinn. h 
Baden (Schweiz), 4. II. 1920, 
Tipf-Sng. G. Leidig. 
Erwiderung. \ 
- Auf die Ausführungen von.Herrn Dip!,- 
Sng. LEIDIG, Baden, (Schweiz) habe. ich 
folgendes zu erwidern: Daß die Benutzung 
vorhandener Drehstrom-Kraftwerke für den 
elektrischen Bahnbetrieb wesentliche .Be- 
deutung haben würde, verkenne ich durchaus 
nieht. Bis jetzt sind jedoch die notwendigen 


a a re a a ale be Hi ae 1r  T pnhen nne E 


Voraussetzungen hierfür nicht gegeben. Die 
Belastungsschwankungen in Balinkraftwerken 
sind so erheblich, daß für den Bahnbetrieb 
besondere. :Stromkreise erforderlich werden. 
Die ungünstigen Eigenschaften des Drehstroms 
für den Bahnbetrieb: sind so bekannt, daß ich 
darauf verziehte, sie. hier nochmals zu be- 
handeln. Bis jetzt war m. E. der-einwellige 
Wechselstrom mit niedriger Pulszahl die ge- 
eignetste Stromart. Es konnten dabei auch 
nur bahneigene Kraftwerke in Frage kommen. 
Dies könnte allerdings anders werden, wenn 
es gelänge, “einwelligen Wechselstrom von 
50 sekundl. Doppelpulsen als Bahnstrom zu 
verwenden und solcher aus bahnfremden 
Drehstromwerken durch Scett-Schaltung be- 
schafft werden könnte. Die Aussichten in 
dieser Beziehung sind nach » den neuesten 
Arbeiten des Preußischen Ministeriums der , 
öffentlichen Arbeiten unter Leitung des Wirkl. 


Geh. Oberbaurats Dr-“%nı. Wittfeld ‚recht 
sünstig. _In wenigen, Monaten wird sich ein 


sicheres Urteil darüber abgeben lassen. 


der Stromrückgewinnung auf Bergstrecken bei 
Drehstrombetrieb, die übrigens auch bei 
Wechselstrombetrieb, wenn auch in ‚weniger 
einfacher Art durchführbar ist, mag in der 
‚Schweiz ihren Nutzen haben. Es fragt sich * 
jedoch, ob dieseer Nutzen nicht durch die 
Schwierigkeiten, die mit solchem Rückge- 
winnbetrieb verbunden sind, besonders in 
Deutschland, reichlich aufgewogen werden 
würde. Eine Verwirklichung der Wittek- 
schen Pläne halte ich für möglich, nieht aber 
auf dem von ihm oder LEIDIG vorgeschlagenen 
Wege. KANN 
Berlin; 11. III. 1920. Trautvetter. 
Über den Schutz elektrischer Verteilungsanlagen 
Su gegen Überstrom. 
Von BIERMANNS ist in der „ETZ‘ 1920, 
S. 593 if., eine größere Arbeit erschienen, die 
die neben manchen Neuen und Richtigen 


Die 
von LEIDIG hervorgehobene Wirtschaftlichkeit 


an Kabeln und | 


Durchsicht der Leitsätze für die Erriehtung 3 


6. Mai 1820. 


meines Erachtens auch Irrtümer enthält, auf 
die hinzuweisen, der Zweck dieser Zeilen sein 
soll. Herr BIERMANNS fordert im Anfang seines 
Aufsatzes zur Auseinandersetzung über den 
Überstromschutz auf, und es wäre wünschens- 
wert, wenn sich die Fachleute zur Sache 
äußerten. Leider habe ich noch nicht bemerkt, 
daß jemand das Wort ergriffen hätte. Im Ab- 
schnitt 8 seiner Arbeit (S. 649) behauptet näm- 
lich Herr BIERMANNS daß der Schutz in 
Netzknotenpunkten mit Hilfe von Höchst- 
stromrelais unter gleichzeitiger Verwendung 
besonders geschalteter Wattrelais möglich sei. 
Diese Annahme ist meines Erachtens irrig und 
widerspricht schon seinen eigenen Ausführun- 
en im Abschnitt 7 über die Wirkungsweise des 
Be eküinrelsis bei Parallelleitungen. Bei 
diesen freilich ist die Verwendung von Rück- 
- watt-Höchststromrelais durchaus noch angän- 
gig, worauf schon Petersen in seinem Lehrbuch 
über die Hochspannungstechnik hinweist. Man 
bedarf dabei keineswegs schon. des neuen Vor- 
schlages von BIERMANNS, der keinen wesent- 
lichen Vorteil, wohl aber verwickeltere Schal- 
tungen bringt. Bei einem Netzknotenpunkt 
ist aber die Verwendung von Höchststromrelais 
ganz unmöglich, weil die Leistung betriebs- 
mäßig in beiden Richtungen fließt und 
daher eine Sperrung durch Weattmeterrelais 
keinen Sinn hätte, solange man die Leistungen 
nicht kennt, die betriebsmäßig über die Relais 
fließen. Das ist aber bei ausgedehnten Freilei- 
tungsnetzen, bei denen eine Störung auch eine 
große Bedeutung hat, wohl nie. bekannt. Wo- 
nach soll man also das Höchststromrelais ein- 
stellen. Eine Schaltung von Wattrelais, wie 


sie BIERMANNS empfiehlt, hat nur dann Sinn, - 


wenn man den Belastungsstrom J aus der 
Gleichung J + dJ = c eleminiert, nach der 
alle Höchststromrelais arbeiten. Hierauf habe 
ich meines Wissens zuerst aufmerksam ge- 
macht, und #3 ist mir auch diese Schaltung in 
Verbindung ınit meinen Patenten geschützt. 
Es ist k&ineswegs eine so allgemeine Erkenntnis, 
wie es Herr BIERMANNS hinstellt. Benutzt man 
aber Relais, die nach der Gleichung dJ = © 
oder dJ :dt = CO arbeiten, so ist natürlich die 
Belastungsstromstärke J ausgeschaltet und 
die allgemeine Anwendbarkeit der Sperrung 
der Relais in Netzknotenpunkten durch das 
Wattmeterprinzip etwas Selbstverständliches. 
In dieser Richtung liegen meine Erfindungen, 
von denen ich noch immer glaube, daß sie als 
Freileitungs-Ringschutz ganz besondere Be- 
deutung haben. Während der Zeit der Versuche 
mit ihnen bei der „A. E. G.‘ hafteten ihnen 
noch eine Reihe von Mängeln an, die inzwischen 
behoben sind. Was’ aber ihre Kompliziertheit 
anbetrifft, so dürfte sie nicht größer sein als 
die von BIERMANNS vorgeschlagenen Lösungen 
für den Ringbetrieb, zumal ich die Wattmeter- 


sperrung "in einfachster Weise mit den Zeit-. 


relais verbinden kann. Einfach wird ein Schutz, 
der eine verwickelte Aufgabe zu lösen hat, über- 
haupt nicht sein können, weil zur Aufgaben- 
lösung immer eine bestimmte Anzahl Elemente 
erforderlich sind. 2 


Hannover, den 25. II. 1920. 
- Dipl.=Sng. Wilhelm Schrader. 


Erwiderung. 


Herr SCHRADER übersieht, daß zwischen 
. der Verwendung eines Rückstromrelais für sich 
„allein und der Verwendung als Steuerrelais in 
Verbindung mit einem besonderen Höchst- 
 stromrelais ein tiefgehender Unterschied be- 
steht. Im ersteren Falle kann beim Versagen 
des Relais infolge zu niedriger Spannung der 
. betr. Schalter überhaupt nicht auslösen, so daß 
der Kurzschluß nicht abgeschaltet wird, wäh- 
rend im letzteren Falle bei passender Schaltung 
höchstens ein Schalter zu viel herausfallen 
kann. Rückstromrelais für sich allein werden 
infolgedessen nicht mehr zum Schutze von 
parallelen Leitungen verwendet, so daß ein 
roßes Bedürfnis nach einem selektiv wirken- 
en UÜberstromschutz für parallele Leitungen 
besteht. Herrn SCHRADERs Ausführungen über 
die an Knotenpunkten herrschenden Verhält- 
nisse sind mir nicht recht verständlich. Der 
Name Höchststromrelais besagt doch, daß das 
Relais nur bei Überstrom anspricht, und daran, 
daß bei einem Kurzschluß der Strom nach der 
Fehlerstelle hinfließt, ganz unabhängig von 
der Stromriehtung vor Eintreten des Kurz- 
schlusses, besteht wohl kein Zweifel. Es ist also 
nicht einzusehen, worin die Sinnlosigkeit der 
Verwendung von Wattrelais in Verbindung mit 
UÜberstromrelais liegen soll. Die von Herrn 
 SCHRADRR vorgeschlagenen Schaltungen und 
Relais unterscheiden sich von den bisher be- 
kannten Anordnungen im wesentlichen da- 
durch, daß die Relais nicht auf die Überschrei- 
tung einer bestimmten Höchststromstärke, son- 


dern auf die Stromänderung (5) ansprechen. 
Dabei wird von dem Gedanken ausgegangen, 


Elektrotechnische Zeitschrii. 
mmMRÖRaRaRanRnmnanannmnmnmnmnmnmnmnmRBRmTmRaBRBmmRÖRBmm a — ‚ ‚ j‚ıı m 


% 


19206. Heit 18. 


363 


daß plötzliche Stromänderungen “etwas aus- 
schließlich den Kurzschluß Charakterisierendes 
wären, was indes in Wirklichkeit nicht zutrifft. 
Denn einerseits brauchen plötzliche Strom- 
änderungen nicht immer das Eintreten eines 
Kurzschlusses zu bedeuten, man denke nur bei 
parallel arbeitenden Zentralen an das plötzliche 
Abschalten einer derselben, anderseits kann ich 
mir Fälle denken, in welchen trotz Auftretens 
eines Fehlers die Stromänderung so langsam 
erfolgt, daß die SCHRADERschen Relais nicht an- 
sprechen. . Ich erinnere nur an das Auftreten 
von Kurzschlußwindungen in Transformatoren 
oder Maschinen, die sich häufig nur ganz all- 
mählich ausbilden; fallen die Drähte einer 
Freileitung auf trockenen Erdboden, ohne sich 
gegenseitig zu berühren, so kann ebenfalls die 
Ausbildung eines Fehlerstromes längere Zeit 
in Anspruch nehmen, Mit dieser Feststellung 
fällt aber die Betriebssicherheit einer nach dem 
Schraderschen Prinzip geschützten Anlage. Im 
übrigen ist die Stromeinstellung der Überstrom- 
relais einer Anlage nicht so schwierig, wie 
Herr SCHRADER sich das vorstellt. Eine untere 


Grenze bildet die Höhe der jeweiligen normalen 


Belastung einer Leitung, eine obere Grenze die 
Größe der von ihr übertragbaren Höchstlei- 
stung. Eine dieser Angaben steht der Betriebs- 
leitung stets zur Verfügung, wobei noch außer- 
dem zu beachten ist, daß Relais einer Ring- 


r 


leitung auf gleichen, die eines offenen Stranges 
auf gleichen oder, von der Zentrale aus be- 
trachtet, fallenden Strom einzustellen sind. 
Die selektive Wirkung eines Überstromschutzes 
ist nieht durch die Strom-, sondern ausschließ- 
lich durch die Zeiteinstellung zu erreichen. Zu 
den erwähnten Gesichtspunkten kommt noch- 
die weitere Forderung, daß bei der kleinstmög- 
lichen, im Betrieb befindliehen Maschinen- 
leistung (Sonntags oder nachts) bei einem 
Kurzschluß an irgend einer Stelle der Fehler- 
strom größer sein muß als die eingestellte Aus- 
lösestromstärke der betr. Relais. Die Inbe- 
triebhaltung einer derartigen Mindestmaschi- 
nenleistung wird aber wohl in allen Anlagen 
schon aus Gründen der Stabilität des Betriebes 
erforderlich sein. 
Berlin-Pankow, 13. IV. 1920. 
. J. Biermanns. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Prof. Dr. August Raps Y. 


In der Nacht vom 19. zum 20. April d. Js. 
verschied nach langer, schwerer Krankheit 
das langjährige Mitglied des Vorstandes der 
Siemens & Halske A. G. und Direktor des 
Wernerwerkes, Prof. Dr. August Raps. Die 
Technik verliert in Raps einen aus- gezeich- 
neten Vorkämpfer im besten Sinne. Raps 
war Schüler von Helmholtz und Kundt; von 
letzterem, bei dem er als Assistent tätig 
war, konnte er die glänzenden Eigenschaften 
des begnadeten Lehrers als Experimentator in 
sich aufnehmen. Er war aus sich bereits der 
geborene Praktiker; schon als Gymnasiast er- 
wirkte er von seiner Mutter — den Vater, dem 


er als Maler sein Kunstverständnis und einen 
vornehmen Geschmack verdankte, hatte er 
früh verloren — eine Drehbank, die ihm die 
erste Anleitung für die spätere Beurteilung 
praktischer Leistungen und die Erreichung 
technischer Ziele gab; diese Drehbank blieb 
ihm ein Heiligtum. 

Am 1. Juli 1893 trat Raps als Beamter des 
damaligen Berliner Werkes in das Haus Sie- 
mens & Halske ein, dem er etwa 27 Jahre sein 
reiches Wissen und Können zur Verfügung ge- 
stellt hat. Nicht lange nach seinem Eintritt 
übernahm er zunächst vertretungsweise für 
den erkrankten Direktor des Werkes, Hermann 
Siemens, und nach dessen Tode endgültig die 
Leitung des späteren Wernerwerkes, das unter 
ihm eine glänzende Entwicklung genommen 
hat. Seit dem Jahre 1898 leitete er das Werner- 
werk gemeinsam mit Herrn Dr. Franke. Die 
ausgezeichneten Eigenschaften von Raps als 
Praktiker und Organisator kamen bei seinem 
unermüdlicehen Schaffensdrang der Sache zu- 
statten. Von großer Bedeutung war die Eigen- 
schaft des Verstorbenen, seine Mitarbeiter mit 
großer Freiheit und Selbständigkeit arbeiten zu 
lassen; durch lebhaftes Interesse auch für Ein- 
zelheiten wußte er dabei die Sache zu fördern. 

Eine Reihe von Aufgaben, die im Werner- 
werk bearbeitet wurden, hat ör persönlich ge- 
leitet oder in stetem, eingehenden Mitarbeiten 
in gute Bahnen geführt. Unter diesen seien 


nur einige wesentliche hervorgehoben: die Aus- 


bildung der technischen, elektrischen Meß- 
instrumente, der Minenzündapparate, der 
Lautsprecher, der Fernsprechzentralen. Mit 
seinem Namen verknüpft wird dauernd in der 
Geschichte der Technik die Entwicklung des 
Kommandowesens unserer Kriegsschiffe sein. 

Seine militärischen Übungen benutzte 
Raps dazu, die Fußartillerie von der Bedeutung 
des Fernsprechers für das Feuergefecht zu 
überzeugen; wenn diese Truppe in der deut- 
schen Armee bei Beginn des Weltkrieges einen 
gut entwickelten Fernsprechmeldedienst be- 
sessen hat, so verdankt sie das nichtjzum 
kleinsten Teil dem Verstorbenen. 

Die Wassersterilisation mittels Ozon, die 
für die zentrale Trinkwasserversorgung von 
Städten bedeutungsvoll ist, wurde unter seiner 
Leitung entwickelt, auch wurden unter ihm 
die Versuchsarbeiten der Zyanidgesellschaft zur 
Herstellung des für die Landwirtschaft als 
Düngemittel wichtigen Kalkstiekstoffs über- 
nommen und bis zur Einführung des Verfahrens 
in die Großpraxis durchgeführt. 

Raps‘ rein wissenschaftliche Arbeiten, be- 
sonders auf akustischem Gebiet, fallen in die 
Zeit seiner Entwicklung; die Erfindung der 
nach ihm benannten Quecksilberluftpumpe 
in dieser Zeit weist schon auf den Praktiker 
und Techniker hin. Eine Reihe von Jahren 
war er Privatdozent an der Universität Berlin, 
die ihm den Professortitel verlieh. An äußeren 
Auszeichnungen und Ehren hat es dem Ver- 
storbenen nicht gefehlt; unter den ersteren sollte 
das Eiserne Kreuz 2. Kl. am weiß-schwarzen 
Bande seine Bemühungen um die Kriegsmarine 
zur Anerkennung bringen; er war Mitglied des 
Kuratoriums der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt und der Kaiser-Wilhelm-Gesell- 
schaft; die Technische Hochschule in Danzig 
ernannteihn zum Doktor-Ingenieur ehrenhalber. 

Dem Elektrotechnischen Verein gehört der 
Verstorbene seit dem Jahre 1894 als Mitglied an, 
in den Jahren 1906 bis 1910 war er Schatzmeister 
des Vereins. Bei seinem Scheiden aus dem 
Vorstand gab er an der Hand von Schaulinien 
einen Überblick über die ausgezeichnete wirt- 
schaftliche Entwicklung des Vereins während 
seiner Amtsführung. ielen Mitgliedern des 
Vereins wird der glänzende Vortrag von Raps 
über automatische Telephonie noch in der Er- 
innerung sein, den er in der Festsitzung des 
Jahres 1910 hielt. Wenn Raps in den letzten 
Jahren seltener in den Vereinssitzungen er- 
schien, so trug neben der angestrengten Tätig- 
keit, die der Beruf von ihm forderte, das Ge- 
fühl nieht mehr ganz fester Gesundheit sicher- 
lich dazu bei; dieses Gefühl hindorte ihn auch, 
das Ehrenamt des Vorsitzenden im Elektro- 
technischen Verein anzunehmen, das ihm zu- 
gedacht war. Weitgehendes Interesse hat Raps 
aber dem Verein dauernd bewahrt, der in ihm 
ein treues Mitglied verliert. A. 
Als Mensch wird Raps allen, die ihn 
kennen, in bester Erinnerung bleiben; ein 
freundliches Wesen und ein vornehmer Cha- 
rakter gestalteten den Verkehr mit ihm an 
nehm. Der Zusammenbruch des Vaterlandes 
hat die Gesundheit des im 56. Lebensjahre 
Verstorbenen, der stets mit dem ganzen Ge- 
müt bei jeder Sache war, einen harten Stoß 
versetzt; mit dem Tode des Geheimrat Wil- 
helm v. Siemens, für den er eine unbegrenzte 
Hochachtung und Verehrung besaß, brachen 
die Kräfte des rastlos strebenden Vorkämpfers 
für den Ruhm deutscher Technik zusammen. 


Ebeling 


Hochschulnachrichten. — Der Privat- 
dezent an der Universität Halle, Dr. R. 
Grammel, ist zum ordentlichen Professor 


technischen Mechanik und Wärmelehre an der 
der Technischen Hochschule in Stuttgart er- 
nannt worden. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die magnetische Induktion in ge- 
schlossenen Spulen. Eine grundsätzliche 
Betrachtung über die physikalischen und tech- 
nischen Möglichkeiten und Grenzen der Pe- 
riodenumformung in Transformatoren 'und 
kollektorlosen Maschinen der Nieder- und 
Hochfrequenztechnik. Von Du.-Sna. A. 
Scherbius. IV u. 91 S. in 8°. Mit 17 Text- 
abbildungen. Verlag von NR. Oldenburg. 
München und Berlin 1919. Preis6M + T. Z. 


In einem einleitenden Abschnitte legt der 
Verfasser dar, daß in einem Stromkreis, der 
weder bewegliche Kontakte noch veränderliche 
Ohmsche Widerstände enthält, durch wech- 
selnde, elektrische oder magnetische Induktion 
Gleichstrom weder erzeugt noch in Wechsel: 
strom umgewandelt werden kann. Demgemäß 
befassen sich seine Untersuchungen mit der Er- 
zeugung und Umsetzung der Energie unter der 
Form von Wechselspannungen und Wechsel- 
strömen, u. zw. mit der Umwandlung der Fre- 
quenz. Hierbei erweist es sich als nützlich, die 
von einer Spannung e=E sin (ot +9) mit 
dem Strom ©=I sin ot geleistete Arbeit 
A = [eidt in die drei Teile 


a=( cos #)t+ eg (— 


zu zerlegen, von denen der erste die Dauer- 
arbeit, der zweite die Pendelarbeit, der 
dritte die Felderarbeit darstellt. Bei dieser 
Zerlegung ergeben sich bemerkenswerte Be- 
ziehungen zwischen den Leistungsgrößen für 
die Ströme verschiedener Frequenz. Die Ab- 
handlung gliedert sich in zwei Hauptteile. Der 
erste handelt von den Periodenumformern, die 
auf der Anwendung einer periodisch veränder- 
lichen Gegeninduktivität zwischen zwei Strom- 
kreisen beruhen. Ein bekannter Vertreter die- 
ser Art ist die Goldschmidtsche Hochfrequenz- 
maschine. Der zweite Teil der Untersuchungen 
betrifft die auf der Verwendung eines gesättig- 
ten Transformators beruhenden sogenannten 
statischen Frequenzwandler. Als Ergebnis der 
allgemein durchgeführten Betrachtungen ge- 
langt der Verfasser zu einer Reihe von hübschen 
und bemerkenswerten Sätzen. Im Anschluß 
hieran wird erörtert, inwieweit das als physi- 
kalisch möglich erkannte auch technisch ver- 
wertbar erscheint. Bezüglich aller Einzelheiten 
muß auf das Buch selbst verwiesen werden, das 
dem Spezialisten eine Fülle von Anregungen 
bietet. K. W. Wagner. 


Eingänge. 
Ausführliche Besprechung einzelner Werke rorbuhalten.) 


Bücher. 


Maschinenteile. Herausgegeben von Geh. Hof- 
rat Prof. P. v. Lossow. Zur Ergänzung der 
Vorlesungen und zum Gebrauch bei den Kon- 
struktionsübungen an technischen Lehranstalten. 
15. völlig umgearb. Aufl. der Grove’schen For- 
meln, Tabellen und Skizzen für das Entwerfen 
einfacher Maschinenteile. 96 S. in Folio. Verlag 
von S. Hirzel, Leipzig 1919. Preis geb. 16 M. 

Die technische Verwendung des Kalkes, Eine 
technisch-wirtschaftliche Studie zur Belehrung für 
Fachgenossen und Laien. Von Dr. Hans Bern- 
hard Kosmann. Mit einer statistischen Tafel 
der jährlichen Kalkerzeugung. XVIu.141S.in 80, 
Verlag der „Tonindustrie-Zeitung“, Berlin NW. 21. 
Preis geb. 10 M. 

Betriebsrätegesetz nebst Wahlordnung und 
amtlichen Mustern. Erläutert und mit einem 
Sachregister versehen von Justizrat H. Brandt. 
3. verm. u. durchges. Aufl. Bd. 8 von. „Elsners 
Betriebsbücherei“. 294 S. in 16%. Verlag von 
Otto Elsner, Berlin 1920. Preis geb. 14,85 M. 

Die Sozialisierung der Wasserwirtschaft in 
Sachsen. Von Ed. Fischer. Heft7 der „Ver- 
öffentlichungen der sächsischen Landesstelle für 
Gemeinwirtschaft“. 48. in 8%. Verlag von Zahn 
& Jaensch, Dresden 1920. Preis 2,50 M. 

Grundlagen der Arbeitsorganisation im Be- 
triebe mit besonderer Berücksichtigung der Ver- 
kehrstechnik. Von Dr.-$ng. Joh. Riedel. Mit 
12 Textabb. VIII und 68 S. in 80, Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 6 M. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 18. 


Dissertationen, 
P. Reuter. Der Gerberträger mit imaginären Ge- 
lenken. Technische Hochschule Hannover. 


W. Straus. Die Elektrizitätsversorgung der deut- 
schen Front im Weltkriege und ihre Bedeutung 
für das kämpfende Heer. Technische Hochschule 
München 1918. : 


Sonderabdrucke. 


Gegen die Kohlennot. Von Pr.:$ng. Kölsch. 
„Sächsische Industrie“ 1919. Nr. 19. 

Die Wünschelrute und ihre Bedeutung für 
die Aufsuchung von Bodenschätzen. Von 
Dr. R. Ambronn. „Braunkohlen- und Brikett- 
Industrie* 1920. Nr. 6. 


Die drei Hauptziele in technischen Be- 
trieben. Von G. Harms. „Werkstattstechnik“ 
Bd. 14, Heft 5. 

Vollbahn-Fahrleitung mit Vielfachaufhän- 
gung. Von H. Westphal. „Elektrische Kraft- 
betriebe und Bahnen“ 1919, Heft 33/34. 

Mathematische und experimentelle Darstel, 
lung der Leistung von Wechselströmen, 
Von Prof.Dr. W.Grix. „Helios“ 1920, Nr. 1 bis 3, 


Neue Zeitschriften. 


Taylor-Zeitschrift. Monatshefte für wissen- 
schaftliche Betriebsführung und rationale Wirt- 
. schaft mit besonderer Berücksichtigung des Taylor- 
systems. Herausgegeben unter der Redaktion von 
J. Bormann, Dr.R, Granichstaedten-Üzerva, 
Dr. W. Kolmer, C.H. Küpper, R. Lotties 
und Dr.:$ng. E. Rebhan. Verlag von Richard 
Lotties, Wien. ö 
[Die Zeitschrift, welche für Deutschland im 
Abonnement vierteljährlich 720M kostet, will 
sin2wot = 
2w 4w 


hauptsäehlich das engere Gebiet des Taylor- 
systems eingehend bearbeiten, das Ergebnis 
wissenschaftlicher Untersuchungen und daran an- 
schließend das praktischer Versuche mitteilen und 
insbesondere den Arbeiterschutz im Taylorsystem 
behandeln. Größere, für die Zeitschrift nicht 
geeignete Arbeiten sollen in einer besonderen 
Taylorbücherei veröffentlicht werden. Das ‘ erste 
Heft bringt einen Vortrag Taylors: 
Prinzipien der wissenschaftlichen Betriebsführung, 
verschiedene auf letztere und die Ökonomisierung 
der Arbeit‘ bezügliche Aufsätze, eine-Rundschau, 
Vortragsübersicht und Literatur.] 


sinpcos2wt, 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Aus der Geschäftswelt.e — Wie uns das 
Kreiselektrizitätsamt Oberfranken mitteilt, ist 
in Bamberg mit 4 Mill. M Aktienkapital die 
gemeinnützige Gesellschaft „Überlandwerk 
Oberfranken A.G.‘ gegründet worden, u. zw. 
von der Kreisgemeinde Oberfranken, den 
Städten Bamberg und Forchheim, 48 Industrie- 
und Handelsfirmen dieser Städte, der Strom- 
versorgungsgenossenschaft Höchstadt a. Aisch, 
der Elektrizitätsgenossenschaft Südwest-Ober- 
franken G. m. b. H. sowie von der Bayerischen 
Zentral-Darlehnskasse und der Landw. Zentral- 
Darlehnskasse für Deutschland. Ihr Arbeits- 
gebiet wird voraussichtlich die Bezirksämter 
Bamberg I und II, Forchheim, Höchstadt a. 
Aisch, Ebermannstadt, Staffelstein und Lich- 
tenfels umfassen. — Mit dem Sitz in Berlin 
wurde soeben die Mitteldeutsche Kraft- 
werke. A. G. eingetragen, deren Gegenstand 
der Erwerb und Betrieb von elektrischen 
Starkstromanlagen und der dazu gehörigen und 
erforderlichen Anlagen in Mitteldeutschland 
bildet. Das Grundkapital beträgt 30 Mill. M 
und als Gründer, die sämtliche Aktien über- 
nommen haben, werden das Deutsche Reich, 
ferner in Berlin die Elektrowerke A.G., die 
Vereinigte Aluminiumwerke A.G., die Gesell- 
schaft für Kraftübertragung G.m.b. H und 
die Reichs-Kredit- und Kontroll-Stelle G. m. 
b. H. genannt. Näheres über dieses Unter- 
nehmen im „Reichsanzeiger‘ 1920, Nr. 87. 


Warenpreise. — Eisen und Stahl. Der | 


neue Eisenwirtschaftsbund, der an die Stelle des 
sich nunmehr auflösenden Stahlwerksverbandes 
tritt, hat mit Genehmigung des Reichswirt- 
schaftsministeriums die Eisenpreise unter er- 
heblicher nomineller Erhöhung wie folgt fest- 
gesetzt (wir fügen zumVergleich die Vorkriegs- 
preise in Klammern bei): Rohblöcke 2650 
(82,50), vorgewalzte Blöcke. 2960 (87,50), 
Knüppel 3125 (95,0), Platinen 3200 (97,50), 
Formeisen 3620 (118,0), Stabeisen 3650 (99,0), 
Bandeisen 4050 (100,0),Grobbleche 4700(105,0), 
Feinbleche 5600 bzw. 5625 (125,0) und Walz- 
draht 4150 (117,50) M/t. Der Aufschlag für 


über die | 


) 6. Mai 1820 


Siemens-Martin- und für Thomas- Qualität be- 
trägt je 150 M/t. Die Preise gelten für alle vom 
15. April ab zur Lieferung ab 1. Mai abgeschlos- 
senen Geschäfte; zur Abwicklung älterer wer- 
den zwei Monate Frist gelassen, nach der obige 
Höchstpreise in Kraft treten. Die Forderung 
der Bezahlung in fremdenYDevisen fällt. fort. — 
Metallpreise.. Nach den Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkup- 
fernotiz bzw. der Kommission des Berliner 
Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich 
ab Lager in Deutschland) in M/100 kg: 


Metall 4 V. 30, IV. 
Elektrolytkupfer- (wire 

bars), prompt. cif Hamburg, } 

Bremen, Rotterdam . 2512 2591 
Raffinadekupfer 99/99,30%/, |1800—1850 1800 
Originalhüttenweichblei . 700 725—750 
Originalhüttenrohzink, 

Preis im freien Verkehr . | 775-800 | 725—750 
Plattenzink (remelted) von Br 

handelsübl. Beschaffenheit | 575—600 550 
Originalhüttenaluminium ; 

98/99%/yingekerbt Blöckchen |3750—3800) 3800 
Zinn,Banka-,Straits-,‚Billiton- |8300—8500 8400—8600 
Hüttenzinn, mind. 99%, . . — 8250—8300 
Reinnickel 98/99%, . . 15200— 5400 5200—5400 

‚Antimon-Regulus . h 1400. |1400—1500 


Am !3. V. 1920 notierte die Londoner 
Börse nach dem ‚‚Berl. Börs.-Cour.‘‘ folgende 
Preise in £/t: Kupfer Kasse 102,12; desgl. 
3 Mon. 104,87; Elektrolyt 111 bis 114; Best 
seleeted 111 bis 112; Zink 46,12 bis 49,00; 
Zinn Kasse 345,50; desgl. 3 Mon. 344,62 und 
Blei 40,00 bis 41,50. In New York stellte 
sich am gleichen TageElektrolytkupfer loko 
auf 18,50 bis 19 ets/lb. 


Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat 
im April 1920 folgende Kurse notiert: 


je ee 

Gesellschaften’ 8 = > 

oo © © 

Ele 
Accumul.-Fabr., Berlin. . . . |440,—| 520,—1470,— 

A.G.£. El.-Anlg., Berlin . . _ —_ _ 
AEG Berlin zus en as 330,50, 442,— 334,50 
Bergmann, Berlin... ... ., 32,—| 287,50 241,— 
Br.Ei Vs Berinct ev 194,75) 232,—194,75 
. » . Vorz.-A.. ... | 98,—| .102,—|100,25 
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) | 1100 |' 1600 | 1150 

Continent. ‚Ges., Nürnberg . —_ —_ —_ 
3 x Vorz.-A. [121,25] 149,881128,— 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |128,25| 165,— 136,50 
„Niederl. _, ; 190,— | 240,— 190, — 
"), Büdam. / «, 2 180,— | 248,190, — 

„ Übers. El.-G., Berlin. . | 1080. 1400 | 1080 
E EN x Vorz.-A. |140,—| 146,38|146,38 
„ Kabelwerke, Berlin ... 1259,— 300,—|259,— 
Elektra, Dresden... ..... — — zu 
El. Licht- .u. Kraft., Berlin . . 131,75) 157,— 144,75 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . |185,—| 224,75/185,— 

E2W. Megnitz..: ne: a _ 
Bank f. el. Untern., Zürich . . )370,—| 450,— 1432, — 
Felten & Guilleaume Carlsw. . |475,—| 575,—1475,— 
Ges. f. elektr. Untern,, Berlin. |163,50| 218,—|173,25 
Hackethal, Hannover... . . 352,—| 422,—|362,— 
Hamburgische E.W.. . .-. . |130,—| 188,—|130,50 
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |168,—| 202,—1202,— 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. |200,—| 249,75/200,25 
E: "Lorenz,sBerlin.. 1... 352,—| 400,— |367,— 
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . . |215,—| 245,—1225,— 
Mix & Genest, Berlin . 160,—| 247,50/160,— 
Neckarwerke, Esslingen . 1130,—|, 174,—|136,— 
H. Pöge, Chemnitz. .... . 260,—| 320,— |260,— 

Rhein. El.-A. G., Mannheim. 155,—| 17,— — 

M. Schorch & Cie., Rheydt — — 
Sachsenwerk, Dresden . . . . |335,—| 435,— 1354, 
Schuckert & Co., Nürnberg. . |192,—| 234,— 1199,50 
„Siemens“ EI. Betr., Berlin. . |110,—| 138,—|114,87 
Siemens & Halske, Berlin . 1292,—| 375,—|318,— 

Stettiner E:.W.. . . 2,2. — == nn 
Teleph.-F. Berliner, Hannover. |242,—| 290,—|261,— 
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin |265,—| 368,— 286,75 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 12. Wer liefert hochisolierenden 
Zement oder sonstige schnelltroeknende Isolier- 
masse für Bügeleisen-Heizelemente ? 


Frage 13. Wer fabriziert Erregersalz für 


- Salmiakelemente ? 


- Frage 14. Wer”liefert Relais für Öl- 
schalter mit Zeit- und Momentauslösung ? 


Frage 15. Wer liefert kleine elektrische 
Automobile ? ER i 


Abschluß des Heftes: 4. Mai 1920. ° 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius8pring erin Berlin. 


“ 


z 


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Be ud 


3865 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 


Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Regelung der Ein- und Ausfuhr.!) 
Von Geh. Kommerzienrat F. Deutsch. 


Waffenstillstand und Friedensvertrag ha- 
ben in der gesamten deutschen Wirtschaft eine 
völlige Zerstörung geschaffen. Die deutsche 
passıve Handelsbilanz vor dem Kriege, die 


aus der Einfuhr von Rohmaterialien und Le- 


bensmitteln resultierte, wurde ausgeglichen 
durch den Export von Kohlen, Erzen und Kali, 
durch die Einnahmen aus der Schiffahrt und 
die Gewinne aus den im Ausland investierten 
Kapitalien. 

Nun plötzlich hatte sich die Situation 
völlig verschoben. Durch den Verlust von El- 
saß-Lothringen ist uns ein großer Teil von Erzen 
und Kali entzogen, die Saar-Kohle steht nicht 
mehr zu unserer Verfügung, alle Schiffe haben 
an die Entente übergeben werden müssen, und 
unsere ausländischen Beteiligungen sind mit 
Beschlag belegt. Dazu kamen die 'Schwierig- 
keiten der Umstellung auf die Friedensarbeit 
und die Befürchtung, Lieferungen nach dem 
Ausland, besonders dem feindlichen, würden 
bei der Animosität, die die fremden Regierungen 
und deren Presse zeigten, nicht möglich sein. 
Trotz der Versprechungen der Entente war die 
Blockade bis zum Friedensschluß nicht äufge- 
hoben worden, und man mußte nun mit allen 
Mitteln versuchen, Lebensmittel und Rohstoffe 
heranzuschaffen; langsichtige Kredite waren 
zunächst aber nicht zu erhalten, und die Folge 
war ein starkes Zurückgehen unserer Valuta. 
Das Wort ‚„Valuta‘‘ kannte man kaum in der 
deutschen Industrie: ‘der Standard war das 
englische Pfund und die .deutsche Doppel- 
krone gewesen, und niemand machte sich klar, 


daß nun plötzlich eine Mark nicht mehr eine. 


Mark gelten sollte. 2 

. Nun aber kam etwas ganz Überraschendes: 
Man erhielt Aufträge nicht nur in Deutschland, 
sondern in erheblichem Umfange vom neutra- 
len Ausland, ja, es fing sogar das früher feind- 
liche Ausland an, Fühlung mit Deutschland zu 
nehmen. Man wußte sich dies um so weniger zu 
erklären, als die. gesamte feindliche Presse 
dringend warnte: die deutsche Industrie würde 
ihr altes Dumping-System sofort wieder auf- 
nehmen und die eigene heimische Industrie, die 
Beschäftigung notwendig brauche, schädigen. 
Man erkannte weder im Inlande noch im Aus- 
lande die wirkliche Situation. Man ütkersah, 
daß fünf Jahre lang die Welt nur für den Krieg 
gearbeitet hatte, daß unermeßliche Werte zer- 
stört, alle Vorräte und Reserven aufgezehrt 
waren, und daß zuletzt der sogenannte Acht- 
stundenarbeitstag, der sich in der Praxis auf 
sechs Stunden reduzierte, in der ganzen Welt 
eingeführt worden war. 
verständlich eine enorme Reduktion der Welt- 
produktion und weiter, daß schon jetzt, wo 
der Wiederaufbau all der zerstörten Länder 
noch gar nicht begonnen hat, ein Warenhunger 
in der Welt vorhanden ist, der auch nicht im 
entferntesten befriedigt werden kann. Es ist 
klar, daß für viele Jahre das stürmische Ver- 
langen nach industriellen Fabrikaten die Sig- 
natur geben und die Hauptsorge der Weltnicht 
mehr ‚‚Verkauf‘‘, sondern allein „Produktion“ 
sein wird. Besonders das Verhältnis zwischen 
Produzenten und Konsumenten wird völlig 
umgekehrt sein. Der Verkäufer wird nieht mehr 
anzubieten brauchen, der Käufer nicht mehr 
mit allen Feinheiten und Künsten der Werbe- 
arbeit umgarnt werden müssen. Auch die Kon- 
kurrenz zwischen den Industrien der einzelnen 
Länder wird ihren bisherigen Charakter als 
Kampf aller gegen alle verlieren. An die Stelle 
des Kampfes werden Vereinbarungen treten; 
jeder wird versuchen, sich die Arbeit des ande- 
ren zu sichern, und aus der gemeinsamen Not 
wird ein Zusammenarbeiten der Völker ent- 
stehen, die vor kurzem noch in blutigem Streite 
waren. Das wird das industrielle Getriebe der 


Welt kennzeichnen, und für diese Fragen wer- } 


1) Diesen in der Mitgliederversammlung des Reichs- 
verbandes der Deutschen Industrie am 14. IV. 1920 ge- 
haltenen Vortrag entnehmen wir mit Genehmigung des 
Herrn Verfassers und des Reichsverbandes der von letzterem 
herausgegebenen neuen Zeitschrift „Deutsche Industrie“ 
920,.8.49. D. S. 4 ‚ 


Die Folge war selbst- 


Berlin, 13. Mai 1920. 


den sich die Industrien aller Länder zusammen- 
schließen müssen, weil sonst überall Notwen- 
digstes fehlen wird. 

Das alles machte man sich, wie gesagt, 
weder im Inlande noch im Auslande klar, und 
unsere deutsche Industrie nahm mit großer 
Befriedigung alle Aufträge, die sie erhalten 
konnte. Diese Aufträge wurden zum größten 
Teil auch im Auslande in Markwährung ab- 
eschlossen, und wenn mit Rücksicht auf die 

aluta geraten wurde, Verkäufe in fremder 
Währung zu tätigen, so erhielt man die Ant- 
wort, man sei gewöhnt, nur in deutscher Mark 
zu verkaufen, wisse mit ausländischen Gutha- 
ben nichts anzufangen; im übrigen würde man 
ja Geld verlieren, sobald die Mark wieder auf 
ihren alten Stand käme. Ich sah das Unheil 
kommen und habe in allen Gremien, in allen 
Vereinigungen, denen ich angehöre, gewarnt 
und eingehend über die Valutafrage gesprochen; 
vergeblich! Man wollte sich über die Folgen 
nicht klar werden, man erwartete, wie leider 
so manchmal bei uns, ein ‚Wunder, das helfen 
sollte. Aber es geschehen keine Wunder mehr! 

Es kam, was kommen mußte! Der Handel, 
beweglicher als die Industrie, fing an, die Si- 
tuation zu begreifen, kaufte und bestellte in 
Deutschland und lieferte mit großen Gewinnen 
ins Ausland. Aber auch ihm mangelte das volle 
Verständnis für die anormale Preisbasis. Das 
Ausland gelangte schneller zur richtigen Er- 
kenntnis der Lage und begann, mit. seiner 
hohen Valuta Deutschland auszukaufen; man 
verstand im Ausland plötzlich, daß man für 
weniger als den halben Preis des eigenen Lan- 
des in Deutschland kaufen könne, und in 
Scharen kamen nun die. Einkäufer, erst aus 
den neutralen, dann auch aus den feindlichen 
Ländern, und es war kein Laden, kein Haus, 
keine Fabrik mehr sicher vor ihnen. Sie gaben 
der Industris Aufträge in jedem Umfange, 
und diese, die noch wenige Monate vorher in 
Sorge geschwebt hatte, ob sie nach den großen 
Kriegsaufträgen genügend beschäftigt sein 
würde, sah:sich plötzlich stärker als in Zeiten 
bester Konjunktur, weit über die normale 
Leistungsfähigkeit hinaus engagiert, in Auf- 
trägen beinahe erstickend. Noch immer aber 
wurde man in Deutschland nicht über die Zu- 
sammenhänge klar. Man stand unter dem Ein- 
druck der Tatsache, daß man die Preise er- 
höhen konnte und doch Aufträge erhielt, denn 
bei dem Rückgang der Valuta und der dadurch 
gesteigerten Preisbasis für alles gingen die Prei- 
se automatisch in die Höhe. Aber noch immer 


verstand man bei uns nicht, daß wir für unsere 


Waren nun in Papiermark bezahlt wurden, 


während man früher nur Goldmark gekannt hat. 


Allmählich begannen unsere Konkurren- 


ten im Auslande, die Folgen dieser Preispolitik 


zu spüren, und in der gesamten fremden Presse, 


besonders in den englischen und französischen . 


Blättern, wurde eine sehr eingehende Erörte- 
rung darüber eröffnet. Man operierte wieder 
mit den alten Vorwürfen gegen uns, sprach von 
dem Wiedereinsetzen schamloser deutscher 
Konkurrenz und von einem Dumping, das weit 
ernster und gefährlicher sei als je in der Ver- 
gangenheit. Selbstverständlich fehlte es nicht 
an Vorschlägen gegen die neue Gefahr; man 
forderte schleunigste Vorlegung von Antidum- 
inggesetzen oder Erschwerung der deutschen 
Einfuhr durch hohe Zölle, um die eigene ‚In- 
dustrie vor der Vernichtung zu bewahren... 
Ich sah eine große Gefahr für Deutschland 
heraufziehen und entschloß mich, dieÖffentlich- 
keit auf die uns drohende Gefahr aufmerksam zu 
machen. Es geschah dies in einem kurzen Artikel 
der ‚Voss. Ztg.‘‘, der am 9. XI. 1919 erschien!) 
und den ich durch eine Anzahl von Beispielen, 
die ich festgestellt hatte, illustrieren konnte. 
Zu meiner Genugtuung nahm ich wahr,*daß 
meine Ausführungen den erhofften Eindruck 
emacht und einen weiten Leserkreis zur$Er- 
ehrinie gebracht hatten, daß die deutsche 
Ware verschenkt worden war, und daß es nicht 
so weiter gehen durfte. So groß war der Ein- 
druck der Warnung, daß ein Mitglied des 
Reichsbankdirektoriums nach einiger Zeit in 
der Valutakommission, der ich angehöre, mit- 


) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 607. D. 8. 


Heft 19. 


teilen konnte, daß seit dem Erscheinen meines 
Artikels eine wesentliche Besserung einge- 
treten sei und von der Industrie Devisen in er- 
heblicher Menge zur Verfügung gestellt würden. 

Auch die Regierung wurde auf die Frage 
aufmerksam und begann, sich dafür zu inter- 
essieren. ber es war schon zu spät! Der 
Markkurs war, wie ich es vorausgesehen hatte, 
scharf zurückgegangen; während in Holland 
im Juni 1919 die Mark noch 18,40 Pf notierte, 
war sie im November 1919 auf 8,45, im Dezem- 
ber 1919 auf 5,42, im Januar 1920 auf 3,12 
gefallen, und infolgedessen waren Lebensmit- 
tel, Rohstoffe, Halbfabrikate, Löhne, Gehälter 
sprunghaft in die Höhe geschnellt. Als man 
EUE: die Maschinen und Anlagen, die 
man vor Monaten in Auftrag genommen hatte, 
auszuliefern und die Kalkulation dafür aufzu- 
stellen, erwies es sich, daß die Lieferungen 
nieht nur keinen normalen Gewinn, sondern 
vielmehr erheblichen Schaden brachten. 

Und nun geschah etwas, was die Welt mit 
dem höchsten Befremden erfüllte: die deutsche 
Industrie hielt ihre Verträge nicht mehr ein! 
In der ganzen Welt hatte man stets den deut- 
schen Geschäftsmann, den deutschen Industri- 
ellen als das Muster von Zuverlässigkeit ange- 
sehen, und nun plötzlich versagte er gänzlich. 
Trotz bindender Abmachungen, ja, trotzdem 
vielfach bereits erhebliche Anzahlungen seitens 
der Besteller’ geleistet, manchmal sogar die 
gesamte Vertragssumme erlegt worden war, 
verlangte der Fabrikant als Bedingung für die 
Lieferung der fertigen Ware eine Pfeiserhöhung 
von hundert und mehr Prozent. Der Besteller 
aber mußte sich dem fügen, wollte er seine 
Ware, die seit vielen Monaten bestellt und deren 
Lieferungstermin gewöhnlich schon erheblich 
überschritten war, überhaupt erhalten. Die 
deutsche Fertigindustrie entschuldigte sich 
damit, daß sie mit diesem Verhalten gegenüber 
ihren Bestellern nur die Konsequenzen ziehe 
aus Umständen, für die sie nicht verantwort- 
lich sei, und daß ihr von ihren Lieferanten das- 
selbe angesonnen worden sei, was sie jetzt von 
ihren Abnehmern fordern müsse. Die Eisen er- 
zeugenden Werke hatten nämlich plötzlich von 
einem Tag auf den anderen in rücksichtsloser 
Weise sämtliche vorliegende Aufträge annulliert 
und sprunghafte Preiserhöhungen vorgenom- 
men, weil, wie sie sagten, das Steigen der aus- 
ländischen Valuten ihre Erzbezüge enorm ver- 
teuert hätte. Versuche der Fertigindustrie, zu 
einer Einigung mit der Schwerindustrie zu 
kommen, mißlangen, und wollte die erstere 
nicht zum völligen Stillstand kommen, so 
mußte sie wohl oder übel die Mehrforderungen 
‚bewilligen. 

Die Rücksichtslosigkeit auf der einen Seite, 
die Kurzsichtigkeit auf der anderen hat die 
deutsche Industrie leider so vollkommen in 
Verruf gebracht, daß man heute im Auslande 
verächtlich von ‚„promesses allemandes‘ spricht 
und gelegentlich kann man in ausländischen 
Blättern die höhnende Behauptung lesen, daß 
der Deutsche die Scrap of paper-Theorie auch 
auf das Geschäftsleben übertragen habe, so 
vollkommen habe der Krieg die Moral des 
deutschen Volkes zerstört. Freundschaftliche 
Verhandlungen unter Klarlegung der Um- 
stände führen übrigens meistenteils zur Ver- 
ständigung, aber die brutale Erklärung vieler 
Industrieller, nur gegen sehr erhöhte Preise zu 
liefern, ruiniert das Ansehen und das ugs 
der deutschen Industrie. Erst kürzlich besuch- 
ten mich zwei französische Ingenieure mit der 
Bitte, ihnen Aufklärung und Rat zu erteilen, 
da sie die Situation in Deutschland nicht mehr 
zu verstehen in der Lage seien. Sie hätten große 
Auftıäge zu erteilen, und man verlange von 


"ihnen 50%, Anzahlung und 50% Depot bei 


einer deutschen Bank. Wenn sie nun auch die 
Forderungen weitgehend fänden, so seien sie 
doch bereit, denselben zu entsprechen. Aber 
die Fabrik, mit der sie verhandeln, habe ihnen 
leichzeitig erklärt, eine Garantie für die Lie- 
erung nicht übernehmen zu können, denn es 
käme häufig vor, daß die Regierung die Aus- 
fuhr verbiete. Unter diesen Umständen, sagten 
die Franzosen, sei es natürlich ausgeschlossen, 
mit Deutschland zu arbeiten, wenn man riskiere, 
daß nach vielen Monaten, wenn der Liefer- 


386 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 19. 


13. Mai 19%. . 


termin herankommt, der Lieferant, der zwar 
seit 12 Monaten fast den: Gesamtbetrag für 
die Lieferung in der Hand habe, plötzlich er- 
klärt, nicht liefern zu können. 

Ich bin der Ansicht, dieser Zustand ist un- 
erträglich und . die beliebte Geschäftspraxis 
durchaus verwerflich. In der Elektrotechnik 
kenne ich kaum einen Fall, in dem eine Aus- 
fuhrgenehmigung versagt worden ist, und ich 


nehme an, daß es/auch in anderen Industrien | 


nicht der Fall ist; man kann und muß sich die 
Ausfuhrgenehmigung im Augenblick der Be- 
stellung geben lassen. Aber mir stellt sich 
leider der Vorgang anders dar. Der Fabrikant 
will sich einfach die Möglichkeit schaffen, 
wenn der Liefertermin fällig ist und inzwischen 
die Preise gestiegen sind, höhere Preise zu ver- 
langen, wie ich es schon vorher erwähnt habe. 
Gegen eine solche Art des geschäfltichen Vor- 
gehens kann nicht scharf genug im Namen der 
gesamten deutschen Industrie Protest erhoben 
werden. } 
Es wird nun häufig gefragt, wie jetzt die 
Preise gestaltet werden können, damit erheb- 
liche Verluste vermieden werden. Zweifellos 
hat sich die Situation in der Welt heute so 
ungünstig gestaltet, daß das ganze Geschäft 
fast nur eine Valuta-Spekulation ist und keine 
natürliche Verkaufsbasis hat. Im Inland haben 
wir uns dadurch geholfen, Gaß wir sog. gleitende 
Teuerungszuschläge eingeführt haben, die zwar 
den Fabrikanten gegen Verluste schützen, den 
Besteller aber der Möglichkeit berauben, im 
vorhinein zu wissen, wieviel er für die Ware zu 
zahlen haben wird. Im Ausland ist dieser 
Modus bisher nicht anwendbar, weil dort zu 
festen Preisen geliefert werden muß, wenn auch 
versucht werden mag, in die Preisgestaltung 


einen oder den anderen Sicherheitsfaktor ein- 


zuführen, indem man etwa die Preisänderungen 
von Kohle oder von Hämatit dabei zugrunde 
legte. Da es bereits üblich ist, ungefähr 50% 
der Auftragssumme bar angezahlt zu erhalten, 
so scheint es mir ratsam, sich diese in fremder 
Währung zahlen zu lassen, und für den zweiten 
Teil der Zahlung eventuell Markwährung zu 
verlangen, wobei man auch häufig einen festen 
Mindestumreehnungskurs wird vereinbaren 
können. Zweifellos ist es gerechtfertigt, daß 
unter den momentan schwierigen und unklaren 
Verhältnissen der Lieferant nicht allein das 
Risiko der Valuta trägt, sondern der Besteller 
sich daran beteiligt. Dabei gehe ich von .der 
Erwägung aus, daß, wenn sich unsere Währung 
bessert, dies ein Zeichen ist, daß die Situation 
für Deutschland sich günstiger gestaltet hat. 
Fällt unsere Währung dagegen weiter, so sind 
die Guthaben in ausländischer Währung nichts 
anderes als eine Versicherung gegen die un- 
günstige Situation in Deutschland. Voraus- 
an also, daß wir einen nicht zu gro- 

en Teil unserer Fabrikation ins Ausland ver- 
kaufen, würde ein Rückgang der ausländischen 
Valuten und damit ein Verlust an diesen nur 
eine relativ geringe Bedeutung haben. Im 
übrigen halte ich nicht für ausgeschlossen, daß 
bei der neuerdings zutage getretenen großen 
Verschiedenheit der Valuten untereinander 
man auch im. Ausland zu einer Verrechnung 


mit gleitenden Teuerungszuschlägen kommen 


kann. 

Ich sagte vorhin, daß auch die Regierung 
auf die Frage der Verschleuderung deutschen 
Vermögens ins Ausland aufmerksam geworden 
war und sich mit der Frage beschäftigte. Auf 
Veranlassung ' der ‘Behörden rief der Reichs- 
verband eine Versammlung ein, in der diese 
Angelegenheit eingehend erörtert wurde. Un- 
terstaatssekretär .Hirsch hielt selbst einen aus- 
führlichen und interessanten Vortrag über das 
Problem und kam ungefähr zu demselben Re- 
sultat, zu dem ich gekommen war. Die Situa- 
tion war klar. Während des Krieges war die 
Ausfuhr verboten, um die Abwanderung von 
Sparmetallen zu verhindern, und Zentralstellen 
für die Ausfuhrbewilligungen wurden gebildet. 
Im Frühjahr 1919, als die Rücksichtnahme auf 
die :Sparmetalle allmählich schwand, die Va- 
luta aber sank, trat die Preisprüfung in den 
Vordergrund. Die Anträge wurden mehr nach 
den Preisen geprüft und die Einhaltung von 
Mindestpreisen gefordert. Die nächste Etappe 
war das Projekt einer Planwirtschaft, die 
Minister Wissell und Unterstaatssekretär 
v. Moellendorff entworfen hatten. : 

Wenn auch in diesen Ideen ein sehr guter 
und akzeptabler Kern lag, so war das ganze 
Projekt doch so undurchsichtig, die Dach- 
konstruktion dieses Gebäudes so kompliziert, 
daß man sich zwischen deren Sparren nicht 
hindure..suwinden vermochte, und der Ein- 
fluß der Regierung in dem Projekt so stark be- 
tont, daß die Industrie sich mit den Vorschlägen 
nicht einverstanden erklären konnte. Vor allem 
aber lief der Handel, der infolge der Fehler der 
Industrie das Ausfuhrgeschäft in’der Hand hatte 
und enorme Summen verdiente, Sturm. gegen 
das Projekt; es fiel mit dem Rücktritt der Ver- 


treter-des Planwirtschaftsgedankens. Bei dem 
neuen Wirtschaftsminister gewann der Frei- 
handelsgedanke die Oberhand, und im Herbst 
vorigen Jahres wurde erklärt, daß eine Preis- 
prüfung überhaupt nicht mehr stattfinden 
dürfe, eine erweiterte Freiliste aufzustellen 
sei und die Zentralstellen sich nur auf eine 
Mengenkontrolle zu beschränken hätten. Alle 


Zentralstellen erhoben hiergegen Einspruch. 


Sie legten die Notwendigkeit dar, bei Auslands- 
verkäufen höhere Preise zu fordern und be- 
standen auf der Forderung auf Preisprüfung 
der Ausfuhr. Im Gegensatz zu den Wünschen des 
Ministeriums und des Reichskommissars wurde 
die Preisprüufung, soweit dies überhaupt mög- 
lieh war, durchgeführt. Die schlechten Erfah- 
rungen, die man mit der Freigabe von. Hafer, 
Leder usw. gemacht hatte, sowie der schnell 
einsetzende Ausverkauf Deutschlands machte 
denn auch das Ministerium stutzig.. Infolge 
der Versammlung des Reichsverbandes vom 
21. XI. 1919 erschien schließlich am 20. XII. 
1919 eine Verfügung, die eine scharfe Ausfuhr- 
kontrolle und Preisprüfung vorschrieb. 
heute aber ist ein Definitivum nicht geschaffen 
worden. Erst in den allerletzten Tagen sind 
vom. Wirtschaftsministerium Vorschläge ge- 
macht worden, nach denen. die verschiedenen 
‘Waren mit Ausfuhrzöllen belegt werden sollen, 
die sich unserem Zolltarif anpassen. Die beste 
Zeit hat man aber ungenutzt verstreichen 
lassen, und auch hier muß man wieder sagen 
„zu spät‘. Denn während manim Verlaufe von 
beinahe fünf Monaten Gelegenheit gehabt 
hätte, durch die Ausfuhr — die im Dezember, 
Januar, Februar enorme Summen aufwies — 
sehr erhebliche Beträge für unsere traurigen 
Finanzen zu erhalten, sind inzwischen bei uns 
alle Preise so gestiegen, die Kurven von Va- 
luten und Preisen kreuzen sich heute manch- 
mal schon so stark, daß wir bereits an der 
Grenze der Weltmarktpreise uns befinden, in 
Ländern mit stark tallender Währung, wie 
Dänemark und Italien, diese sogar schon über- 
schritten haben. Die b: absichtigten Maßnah- 
men werden deshalb wieder ein Schlag ins 
Wasser sein, deni wo Weltpreise schon. be- 
stehen, kann man Abgaben nicht mehr erheben, 
und man wird entweder in vielen Fällen sich ge- 
nötigt sehen, von der Abgabe Abstand zu neh- 
men oder schnell einsehen, daß man dem deut- 
schen Export große Schwierigkeit bereitet. 
Bei der Ausarbeitung des Tarifes scheint man 
aber vollkommen übersehen zu haben, daß 
unser statistisches Warenverzeichnis viel zu 
wenig differenziert ist, daß auch der Tarif auf 
der Einfuhr basiert ist und deshalb eine Staf- 
felung aufweist, die am geringsten Rohmateria- 
lien,-am stärksten Fertigfabrikate besteuert, 
während eine Auslandsabgabe naturgemäß 
gerade den umgekehrten Aufbau haben müßte. 
Anstatt dessen hat man eine mittlere Abgabe 


— man nennt sie eine soziale Abgabe — von 
5 % festgesetzt, die man nach unten und oben 


um einige Prozent variiert hat. 

So geht es nach meinem Dafürhalten nicht, 
und mein Ne Bag verfolgte deshalb eine 
andere Richtung. ch hatte vorgeschlagen, 
daß jede Industrie mit Genehmigung der Re- 
gierung Selbstverwaltungskörper, d.h. Zwangs- 
verbände. bilden solle, in die jeder Fabrikant 
einzutreten verpflichtet werden müßte. Diese 
Selbstverwaltungskörper würden alle Fragen 
der Einfuhr, Ausfuhr, Preise usw. selbständig 
zu erledigen das Recht haben, und für dieses 
Zwangsrecht sollte die Industrie von dem Über: 
preis, den sie im Auslande erhält, einen Anteil 
an den Staat abliefern. Dadurch würde be- 
wirkt worden sein, daß zu Weltmarktpreisen 
verkauft würde, an: deren Gewinn die Allse- 
meinheit, wie es ihr gutes Recht ist, teilnehmen 
würde. Das Ausland hätte dann nicht über 
Dumping zu klagen und die Regierung einen er- 
heblichen Anteil am Gewinn in Form von De- 
visen zur Verfügung gestellt erhalten. 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich sagen, 
daß die Form, die der Regierung für Verwal- 
tungskörper, für Sozialisierung, Verstaatli- 
chung oder wie sie es nennen wollen, vor- 
schwebt, nach meinem Dafürhalten unausführ- 
bar ist. Geschäfte erfordern kurze und schnelle 
Entschließungen und Durchführung. Mit einem 
erheblichen Einfluß der Regierungsvertreter 
an der Spitze dieser Verwaltungskörper sind 
solehe nicht zustande zu bringen. Auch der 
starke Einfluß des Handels in den Selbstver- 
waltungskörpern ist durchaus schädlich; denn 
man muß sich gegenwärtig halten ’daß die Be- 
deutung des Handels heute eine erheblich gerin- 
gere als früher ist. Der Handel hat seine Bedeu- 
tung, wenn dieProduktion groß istundman neu 
Absatzmöglichkeiten und Absatzgebiete suchen 
muß. In einer Zeit aber wie der jetzigen, wo 
für viele Jahre in der ganzen Welt die Nachfrage 
nach Industrieprodukten sehr viel größer sein 
wird als die Produktion, kann der Einfluß des 
Handels nur ungünstig wirken. Dazu kommt, 
daß der Handel thesauriert. Er erhält zwar 


Bis. 


die Ware vom Fabrikanten, gibt sie aber nicht 
weiter, wenn er weiß, daß er nach kurzer Zeit 
bessere Preise erzielt, und anstatt daß die Ware 
schleunigst durch die Kanäle dahin geleitet 
‚wird, wo sie notwendig gebraucht wird, bleibt 
sie verschlossen. Eines unserer größten Werke 
hat mir neulich mitgeteilt, es habe konstatiert, 
daß 400 t Eisen aus einer Lieferung von 1000 t 
nach drei Monaten mit einem um 2000 M/t 
apobier Preis zu ihm zurückgekommen seien. 

Man darf ferner nicht übersehen, daß 
internationale Verständigungen und Kartelle 
unmöglieh mit Verbänden abgeschlossen 'wer- 
den können, in denen die Regierung maßge- 

‚benden Einfluß hat. Schon heute hat die 
Schweiz erklärt, daß sie für alle die großen elek- 
trischen Unternehmungen, die für die Rhein- 
fälle geplant sind, es ablehnt, mit den verstaat- 
lichten deutschen Unternehmungen zusammen- 
zuarbeiten. Derartige Kombinationen können 
nur von Industrie zu Industrie gemacht werden, 
und deshalb bin ich der Ansicht, daß die: Ver- 
waltungskörper lediglich und allein von der In-. 
dustrie selbst aufgebaut werden müssen und die 
Behörden nur so weit beteiligt sein dürfen, 
wie die Interessen des Staates es erfordern und 
Gewinne für die Allgemeinheit aus diesen Un- 
ternehmungen in Betracht kommen. 

Noch ein Wort über die Verbesserung unse- 
rer Valuta, über die im Augenblick so viel ge- 
sprochen wird. Als kürzlich aus England ge- 
meldet wurde, man wolle dort versuchen, 
Deutschland eine Anleihe zu verschaffen, um 
seine Valuta zu stützen, und dann wieder be- 
richtet wurde, in Amerika werde erwogen, von 
den deutschen Guthaben in den Vereinigten 
Staaten einen Betrag zu bevorschussen, ging 
durch viele ‘Kreise eine große Begeisterung für 
diese Projekte, und unsere Valuta hob sich. 
Ich teile diese Auffassung nicht. Ich habe vor- 
hin gesagt, daß Aufträge in jedem. Umfange 
erhältlich sind; das ist aber natürlich nur der. 
Fall, sofern wir ungefähr zu Weltpreisen zu lie- 
fern imstande sind. Während der Periode an- 
dauernder Valutaverschlechterung hat sich das 
gesamte Preis- und damit das Lohnniveau in 
Deutschland sprungweise gehoben. Diese Er- 
höhung muß, nun die Mark in den letzten 
Wochen um etwa 100% gestiegen ist, sich in 
unserer Ausfuhrfähigkeit auf das empfindlichste 
fühlbar machen. Hier liegen für unsere Volks- 
wirtschaft schwere Gefahren. Der Abbau des 
einheimischen Preisniveaus kann nicht mit der 
Besserung der Valuta Schritt halten, da die zu 
schlechter Valuta hereingenommenen Vorräte, 
die bei der Schwierigkeit der Beschaffung und 
dem sprunghaften Steigen aller Materialien in 
großen Mengen angeschafft werden mußten, 
noch lange Zeit ihre verteuernde Wirkung auf 
die Produktion ausüben. Zugleich kommt jetzt 
die Wirkung des erhöhten inländischen Preis- 
niveaus auf die Löhne voll zum Ausdruck. 
Die Erhöhung der Löhne, die sich nicht nur 
unmittelbar, sondern auch mittelbar durch die . 
Erhöhung der Kohlenpreise für die Fertig- 
industrie bemerkbar machen muß, wird die 
Inlandpreise der Fertigfabrikate weiter steigern. 
Wenn auch, rein finanzirli gesehen, eine Ver- 
besserung unserer Währung erwünscht ist, so 
würde doch für die Industrie eine Sanierung von 
außen das größte Unglück sein, das uns zu- 
stoßen . könnte, und der verhängnisvollste 
Schlag, den die Entente gegen uns führen 
könnte. Denn es ist ausgeschlossen, daß wir 
unter diesen Umständen mit dem Abbau von 
‘Preisen, Gehältern und Löhnen anfangen 
könnten. Wir würden nach wie vor sehr 
teuer fabrizieren und durch den besseren Stand 
unserer Valuta exportunfähig werden. Der 
Rückschlag für unsere deutsche Industrie 
würde katastrophal sein, denn es wäre unmög- 
lich, zu den erhöhten Preisen unsere Waren im 
Inland abzusetzen, und wir würden nach kurzer 
Zeit sehen, daß unsere Fabriken unbeschäftigt 
bleiben. Nur die leidige Tatsache unserer un- 
ge Valuta ermöglicht es uns, im großen 

til zu exportieren, und nur ganz langsam und 
von innen heraus darf unsere Valuta besser 
werden. F 

Eine Gesundung unserer ganzen Wirtschaft 
kann nur dann eintreten, wenn alle Faktoren 
der. Wirtschaft Opfer zur Erreichung. dieses 
Zieles bringen. Auf seiten der Unternehmer 
sind die Opfer der Abbau der Inlandpreise, auf 

«seiten der Arbeitnehmer die Erhöhung der Ar- 

"beitszeit. Die Arbeiterschaft muß sich darüber 

' klar sein, daß die Befriedigung ihrer Lebens- 
ansprüche nicht aus irgendwelchen : Reserven 
des Unternehmers oder der Volkswirtschaft er- 
folgen kann, sondern nur durch Arbeit, mit 
deren Erzeugnissen man die aus dem Ausland 

.einzuführenden Nahrungsmittel und Roh- 
stoffe, wie Textilien, Leder usw., bezahlen 
kann. Eine Erhöhung der Löhne kann, wenn 
nieht unverantwortlicher Raubbau. getrieben 
werden soll, nur ‚als Entgelt für vermehrte 
Arbeit"gewährt werden. Deshalb müssen wir 
sehr viel mehr aarbeiten. sehr’ viel. 


‚ lieh reduzieren können. £ Y U 


\OX 
“ Währung langsam von Punkt zu Punkt heben 


ie ad Pe)? Ehe & a all 
A NER LER 70T Ra “4 RE 
PN y A h ER 
S a * { ah £ 


13. Mai 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 


mehr produzieren und sehr viel mehr 
ortieren. Dadureh wird sich - unsers 


und damit nach und nach unsere allgemeine 
wirtschaftliche Lage eine Wendung zum Bes- 
seren nehmen. Es gibt deshalb für uns nur ein 
Mittel zur Rettung: Arbeiten, arbeiten 
und immer wieder arbeiten! 


Interessante Tastschaltungen. 
* Yon W. Dornig, Berlin. 
.. Bei der Beschreibung des W# Hoch- 
frequenzmaschinen-Senders von Nauen!) ist 


die außerordentliche Wichtigkeit einer kon- 
stanten Umdrehungszahl des Energie liefern- 


den Hochfrequenzumformers betont und an | 


Drosselgpuler 


| Jastwiderstand | JR, ‚frequenz- 
Hoch- bi B; ‚generator 
Jreguenz- requenztransformafor » /requenztransformator 
‚GENErMOr 
| Ballasikreis | 

ak 

schr 

Sek, 


Abb: 1. Verstimmschaltung durch Frequenz 4 , 
transformator mit zwei Sekundärwicklungen. 


4 


Hand von Resonanzkurven nachgewiesen wor- 
den, daß Perioden-Schwankungen einer Zen- 
trale von etwa #%%, — m.E.das erreichbare 
Optimum im praktischen Betriebe — schon 
die Güte einer drahtlosen Sendestation wesent: 
dürfte das 
noch ‚zulässige darstellen; +!/,,% ist anzu- 
streben und entspricht erst der vollen Aus- 
nutzung der heutigen Empfänger. 

In den Anfängen der Entwicklung der 
Hochfrequenzmachinen-Sender mußte der La- 


boratoriumsingenieur bestrebt sein, bei Te-. 


legraphiebetrieb (Unterbrechen der Energie 
im Morserythmus) Schaltungen anwenden zu 


- können, die den Hochfrequenzgenerator gleich- 
dadurch eine einiger- 


mäbig belasten und 
maßen konstante Drehzahl ergeben. Die be- 
stehenden Systeme automatischer Drehzahl- 


 regulierungen konnten auch dabei im aller- 


 Ferquenztransformatoren, 


‚erst noch erfunden werden. 


N eines Senders, wie es z. B. 
‚für den großen Übersee-Sender benutzt wurde. 


“ Primär-, 


ünstigsten Falle +4, %, Genauigkeit erreichen. 
a enetunte Bas des Generators setzt 
aber Umschaltung der Energie von der Antenne 
auf irgend einen Ballastkreis voraus. Das 
führte zu neuen Anordnungen, von denen 
2 der interessantesten näher beschrieben werden 
sollen. Es möge für den Techniker, der 
mit 50 Per/s arbeitet, vorausgeschickt werden, 


daß ein gänzliches Unterbrechen der Reso- 


nanzkreise infolge der hohen Resonanzspan- 


‚nungen und der großen Ströme schon bei 


50KkW unmöglich ist; derartige  Tastrelais 
für das geforderte schnelle Tasttempo müssen 
Abb. 1 zeigt das prinzipielle: Schema 
bis-1918 in Nauen 


Der Hochfrequenzgenerator arbeitet auf 2 Satz 
die die Grund- 
periode erst verdoppeln und dann vervier- 
fachen mögen. Auf den Transformatoren ist die 
ekundär- und die Tertiär-Wieklung 
für die Sättigung durch Gleichstrom zu sehen. 
Das erste Transformatorenpaar besitzt außer- 
dem noch eine zweite Sekundärwick- 


| ‚lung, an die ein durch Kapazität und Selbst- 


00) Ygl. „ETZ* 1919, 8, 689. 


 induktion auf Resonanz abgestimmter Ballast- 
_ kreis angeschlossen ist. 


- Diese Selbstinduktion oder‘ ein Teil da- 


von wird dureh ‚Relais kurzgeschlossen, wo- 


durch der Kreis verstimmt wird; während 
gleichzeitig ein anderer Satz Relais den Kurz- 
schluß eines Teiles der Selbstinduktion des 
Parallelkreises aufhebt, der von der 1. Se- 
kundärwicklung gespeist wird, und in diesem 


> 2 


19. 367 


Moment die Energie über weitere Frequenz- 
transformatoren an die Antenne ‘abgibt. Im 
dieser gekennzeichneten Stellung nimmt der 
Ballastkreis keine Leistung auf, oder nur 
einen unbedeutenden Rest, weil eben In- 
duktanz und Kondensanz nicht mehr gleich 
sind und deren Differenz einen in den Kreis 
$eschalteten verlustlosen Wechselstromwider- 
stand darstellen. ° 
Die Tastrelais arbeiten gleichzeitig, aber 
entgegengesetzt, und es kann mit großer 
Leichtigkeit der Ballastwiderstand so: einge- 
stellt werden, daß der Hochfrequenzgenera- 
tor in jeder Lage der Morsetaste gleichen 
Strom und gleiche Energie abgibt, d. h. die 
x größtmögliche Drehzahlkon - 
. stanz erreicht wird. Die Fun- 


Ä { 
ig kenbildung an den Relais ver- 
‚schwindet dabei vollständig; 
es erfolgt bei dieser Tast- 
Uariomefer 


Hoch- 


methode eben keine Unter- 
brechung der Kreise, sondern 
nur ein Umschaukeln der 
Energie von einem Kreis in 
den andern. 

Die 2.Schaltungisteiniger- 
maßen ähnlich und dürfte 
auch auf dem 50 Per-Gebiete 
— Anwendung finden können.‘ 


. Der Hochfrequenzgenerator arbeitet auf 
2,in Serie geschaltete Transformatoren, u. U. 
unter Einschaltung von Frequenztransfor- 
matoren vor die Antenne mit entsprechenden 
Resonanzkreisen, die in dem Sehaltbild als 
unwesentlich weggelassen sind. Neu ist hier- 
bei, daß die beiden Transformatoren zwei 
Primärwicklungen besitzen, die aber ent- 
gegengesetzt geschaltet sind. 

In Abb. 2ist z. B. von dem oberen Trans- 
formator die zweite Primärwicklung durch 
das linke Relais kurzgeschlossen. Die Ampere- 
windungen der beiden Wicklungen müssen 
sich ‚bei richtiger Dimensionierung aufheben, 
und primär und sekundär tritt keine Span- 


Antenne 


Varıomefer 


MHondtaste 


Abb. 2. 


Gegenprimär-Tastschaltung. 


nung auf (außer J.R primär), und in der 
Antenne fließt kein Strom. 

Die vom Generator gelieferte EMK liegt 
an den Klemmen des unteren Transformators, 


Aahlentafel 6. Vorläufige Ergebnisse an den Schraubverbindüngen der 
ersten Hauptgruppe. ($,, 8,, 8) mit Aluminiumdrähten. 


f Rrste \| Größter | Letzte | Wider. | Alter bei 
‘ “© Hülse \ Wider- Wider- Wıder- | stands- der letzten] Betriehs- 
N Draht- f is I" stands- stand |: stands- | hältnis) Wider- Dauer 
Gruppe ‘ und Nr. Te Dep ee messung. | Verhältnis stands- : 
’ Ian Schraube DE A bis zum | ‘Rmax | messung ın 
i gef ın 4. IH. 18 in 577 | in Stunden 
jdn 210% 2.1 10 2. | wuR er Monaten 
S, 19217886. °,1886, |. .17,52 1° 18,5 | 6640 
(blank) er 10,4 33.1848, 5,2 18,5 6640 
SS Wa lee  ri6e So gl 18,5 6640 
‚ (lackiert) 11,2 160 | 160 LESE 18,5 | 6640 
EN SE NE Tr RE 
S, (25,9): | (447) (447) | d72) | (14) | (8670) 
(blank) (28,0) | (1960) | (1960) | (20,0) | (4) | (8670) 
5; 5 218° 1190 | 1920. | 880 | 185 F 6640 
Hadkiesh) & 82 | 10 | 120 | 43 ı 186 | 6640 
RER, (85,8) 1 da) I a3 |. (u6)| (5) | 1830) 
(lackiert) 123) (1408) (1408) | (14) | (a) | (8670) 
8, 507 |. 5,15 515, 101 | 18,5 6640 
(blank) 4,99 5,44 |. 5,44 |! 1,09 18,5 6640 
OR, i 3:1 ° 4,85 502 | 498] 1.08... 18,5 6640 
(lackiert) en ? 4,87 5,00: 4,95 | 1,03 | 185 6640 
Rt 4899| 5,36 536 .. 1,091 18,5 |. 6640 
(lackiert) 14,2 249 249. 145). 18,5 - 6640 
ER 
S 5,82. |. 15,5 16.5 7 ,81..1° 18,5). 6640 
(blank) 5,27 6,83) 6,83 129.| 18,5 6640 
85 Fe 5,11 6,62 6,62 | . 1,80 |. 18,5 .| > 6640 
"Wackiert) ä 5,20 5,95 5,95: 1,14 11 18;5..] 6640 
BET 3.159... [660 |. 660 4,18. .18,5.| 6640 
(lackiert) 24 10,23 | 493 493 48,1 18,5 6640 
S, 97 9,05 | 472 472 52,1 18,5 6640 
(blank) 8,85 | 337 337 38,1 18,5 6640 
Bu Rx BT 18,5: | 6640 
(lackiert) 720 |: 368 » |) 368. 51,1 18,5 6640 
. m rl, “ L re | HL zn SR . ae? 
Va 18,3 1 ),:98,0 98,0 536 185 6640 
(lackiert) 60,3 512 512 8,49 | 18,5 6640 


368 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 19. 


13. Mai 1920. 


dessen zweite Primärwicklung durch das rechte | bar; man kann damit vom Maximum bis Null 


Relais offen ist. Sekundär tritt die volle 
Spannung auf und der Tastwiderstand im 
Ballastkreise verzehrt die bei gedrückter Taste 
von der Antenne aufgenommene Enersie. 

Es könnte scheinen, als wenn bei fehler- 
hafter Schaltung — beide Relais und damit 
beide Transformatoren kurzgeschlossen — die 
Maschine gefährdet sei; doch kann dies nicht 
der Fall sein, weil schon bei 5000 Per-Genera- 
toren die Induktanz der Maschinenwicklung 
so groß ist, daß bei voller Rregung der Kurz- 
schlußstrom nur rd den halben Wert des 
normalen Nutzstromes erreicht. Die Tast- 
methode ist bei einem 40-kW-Sender seit 
Jahren im Gebrauch und hat sich gut be- 
währt. 

Die Schaltung ist nach Abb. 3 als va- 
riabler Spannungstransformator gut verwend- 


herunterregulieren wenn bei 


den niedrigen 


Spannungen zwangsläufig eine Drosselspule 


eingeschaltet _wird, die den Strom begrenzt. 


Widerstand 
Abb. 3. Variabler Spannungstransformator. 


Zahlentafel 7. Vorläufige Ergebnisse an den Nietverbindungen der 


ersten. Hauptprüppe (N,, N;,, N;, N}). 


1 


Erste Größter Letzte Wider- | Alter bei x 
Draı a I 
h 2 . stands- Bx hältni 2: auer 
Gruppe metalle Nieten Nr. mossung Rmax BERREIEE Ba and. 3 
N ı ın 4.1. 18in| ——— ın Stunden 
in WA2| mw+2 10-42 Rı Monaten 
N, 77 125 : | -492 492 3,90 18,5 6640 
(blank) ann 78 154 535 373 | 350 | 18,5 6640 
N, 53 49,6 468 468 9,40 18,5 6640 
(lackiert) 54 148 640 418 4,30 18,5 6640 . 
N. N 69 81 1190 1190 14,7 18,5 6640 
(blank) 70 || 293 1065 1065 3,60 18,5 6640 
— | AoZn ; 
N, 45 || 430 762 762 1,80 18,5 6640 
(lackiert) 46 588 - 800 800 1,40 18,5 6640 
N, | 73 55 650 276 11,8 18,5 6640 
(blank) Al 74 165 525 358 3,20 18,5 6640 
_— Al-M 
N, 49 13,5 14,6 14,6 1,10 18,5 6640 
(lackiert) 50 87,5 492 492 5,60 18,5 6640 
N Ra 5 | as) | 191 | a1 (1,00) |. (11,5) | (2050) 
(blank) 76 38,8 480 108 12,4 18,5 6640 
re 6 
N, 51. (286) (286) (219) (1,00) | (10,5) | (1500) 
(lackiert) 52 (85,8) | (295) (295) (3,40) | (10) (1230) 
N, 71 127 940 940 7,40 18,5 6640 
(blank) 72 194 970 970 5,00:| 18,5 6640 
TEN 
N, ni 47 136 715 383 5,30 18,5 6640 
(lackiert) 48 203 288 288 1,40 18,5 6640 
N, 89 99 960 960 9,70 18,5 6640 
(blank) 90 || (210) (710) (710) (3,40) | (18) (6300) 
Were ale A Zn a Sl BR 
N 65 || (238) (738) (738) (3,10) (9,5) (830) ' 
(lackiert) | 66 (28,0) | (346) (346) (12,4) (9,5) (830) 
N, Ä 83 25,4 25,6 | 24,9 1,01 18,5 6640 
(blank) 84 25,5 25,7 25,1 1,01 |. 18,5 6640 
Zr ee Aero Fe S SE, 
N, 59 24,2 24,4 23,8. 1,01 |.7185 6640 
(lackiert) 60 26,7 26,7 24,6 1,00 18,5° 6640 
1,00 | 185 | 6640 
(blank) 1,00 18,5 6640 
= Cu—Cu Cu zer 
N, 57 3,30 3,42 3,39 | 1,08 18,5 | -6640 
(lackiert) 58 3,00 3,01 2,93 1,00 18,5 6640 
N, 79 17,8 17,9 17,5 1,01.-1.2.18,5 6640 
(blank) s0 17,9 18,0 17,6 1,01 18,5 6640 | 
M-—Fe M PR 
N, 55 17,0 17,0 16,8 1,00 18,5 6640 
(lackiert) 56 16,8 16,9 16,6. 1,01 18,5 6640 
13,4) | 134 1,00 18,5 6640 
14,2 14,2 1,00. | 18,5 6640 
69,4 69,4 3,90 18,5 6640 
(lackiert) 13,9 13,9 1,01 18,5 6640 
Fe Fu 
N 85 257 1145 1145 4,50 18,5 6640 
(blank) 86 288 958 958 3,30 18,5 6640 
N, 61 || (336) (724) (724) (2,20) (35). | : (830) 
(lackiert) (757) (757) (2,20)| (9,5) (830) 
(437) (152) (1,00) | (10) (1230) 
1040 1040 v2 6640 
— Al— Zn—C 
& (385) (567) (567) (1,50) (9,5) (830) 
4 68 | (880) (667) (667) (1,80) | (9,5) (830) 


‘Wie vorher erwähnt, erfüllen diese Schal- 
tungen ihren Zweck dort, wo konstante. Be- 
lastung aus Reguliergründen erforderlich ist. 
Wirtschaftliche ‘Anforderungen, wie 


der Anlagen für höhere Leistungen, d. i. Ver- 
billigung der Erzeugnisse — zwingen in neuerer 
Zeit zum Vollast-Leerlauftasten. Darüber 
ist in dem eingangs erwähnten Artikel näheres 
gesagt. 

Eine weitere interessante Schaltung soll 
noch mitgetellt werden, die diese neuen Be- 
dingungen erfüllt. Sieist der. Gesellschaft für 
drahtlose Telegraphie patentiert — gleich den 


Vorgenannten — und stammt ebenfalls vom 
Verfasser. In Abb. 4 ist ein Transformator 
Antenne 
Varıometer 
Tasttransformator 
4 
Frequekiziransjorm. 
! + 
Inde 


Abb. 4. Gegengleichstrom Tastschaltung. 


zwischen Generator und Antenne geschaltet, 
der in zwei Hälften geteilt ist, die primär 
und sekundär in Serie geschaltet sind — also 
an sieh ein ganz normaler Transformator. 
Auf jeder Transformatorhälfte befindet 
sich aber noch je eine kleine Wieklung, die 
gegeneinander geschaltet sind, — demnach 
keinerlei Spannungen aufweisen. Durch diese 
Hilfswicklungen fließt Gleichstrom, der 
mittels kleiner Relais im Morsetempo die Per- 
mabilität des Eisens ändert und damit bei 
geöffneter Taste den Schwingungskreis der- 
artig verstimmt, daß kein Strom in der An- 
tenne fließt. Durch diese Methode können 
mit minimalen Strömen die größten Energien 
getastet werden. Außer den hier beschriebeen 
Schaltungen sind noch viele andere vorge- 
schlagen und teilweise probiert worden; die 
skizzierten sind diejenigen, die sich in der 
Praxis bewähren. ‘ 


Untersuchungen über die Größe und Be- 
ständigkeit von Kontaktverbindungen unter 
besondererBerücksichtigung des Aluminiums. 


Mitteilung aus dem Elektrotechnischen Institut der Tech- 


nischen Hochschule zu Karlsruhe.) 


Von Rudolf Richter, Karlsruhe. 


(Fortsetzung von S. 347.) 
Vorläufige Ergebnisse der ersten Hauptgruppe. 


Um die einzelnen Verbindungen bequem 
miteinander vergleichen zu können, sind in den 
Zahlentafeln 6 bis 10 die Widerstände bei der 
ersten Messung, die größten gemessenen Wider- 
stände, dieWiderstände bei der letzten Messung 
am 4. III.18, die größte relative Widerstands- 


zunahme, das Alter der Verbindungen (in Mo- 


naten) bei der letzten Widerstandsmessung 
(4. III. 18) und die gesamte Versuchsdauer (in 
Stunden) zusammengestellt. Die Angaben sind 
im einzelnen den Zahlentafeln 1 bis 5 entnom- 
men. Zur Erleichterung des Vergleichs sind die 


Verbindungen so geordnet, daß die Verbindun- 


gen gleichartiger Metalle unmittelbar aufein- 


Strom-/ 
bezw. Kohlenersparnis und dazu Ausnutzung - 


ander folgen. Die Angaben über Verbindungen, - 


die vorzeitig abgeschaltet werden mußten, sind 
eingeklammert. ER 

Schraubverbindungen, Zahlentafel 6. 
Am besten haben sich die Verbindungen mit 
Messinghülsen und Schrauben (Nr. 29, 80, 89, 
40, 21, 22) bewährt, Von diesen hat nur Nr. 22 
eine wesentliche Widerstandszunahme erfahren, 
doch war der Widerstand dieser Verbindung 


‚auch schon vor der Belastung verhältnismäßig 


groß, so daß anzunehmen ist, daß eine der bei- 
den Schrauben nicht fest genug angezogen war. 
Zum Teil haben sich auch die Verbindungen mit 
Eisenhülsen und -Schrauben bewährt, während 
die übrigen Verbindungen als unbrauchbar zu 


13. Mai 1920. 


bezeichnen sind. Hierbei ist zu beachten, daß 
die Schrauben aus Aluminium, Zink, Kupfer be- 
sonders angefertigt werden mußten. Der Ein- 
fachheit wegen wurde hierzu Draht verwendet, 
der nicht wesentlich stärker war als der äußere 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


Durchmesser des Schraubgewindes. 
Schraubkopf war deshalb sehr schwach und ge- 
stattete nicht die starke Kıraftäußerung wie bei 
Schrauben mit normalern Kopf. Auch bei nor- 
malen Schraubköpfen sind Schrauben aus Alu- 


1920. 


Der 


Zahlentafel &- Vorläufige Ergebnisse an den Lötverbindungen der ersten 
Hauptgruppe (Z, und Z,) mit massiven Hülsen und Aluminiumdrähten. 


Be En ee Wider- ee 5 . Fi 

i -_ ıder- lder- ds- er ie zten etrieDs- 
Draht- r a stand stands- Bands, ider- D 
Gruppe | metall Aue | We ||memung | Amos |mersnpe |älnie| made | Diner 
Ä Ri in in ELLE in Stunden 
‚ia 102) 10-42 10-48 Rı Monaten | 
Nieder 1 4,12 4,43 4,43 1,10 18,5 6640 
y 2 4,09 4,83 4,83 1,20 18,5 6640 
a N 1: 2 

z Nicolai u. 9 4,41 4,47 4,12 1,01 18,5 6640 

2 Zinnlot 10 420 | „4,22 4,17 1,00 18,5 6640 
RE LESE LT Bad LE AR: 

E Sa: 5 4,10 4,15 4,12 1,01 18,5 6640 

1 Er 6 3,89 4,09 -3,95 1,05 18,5 6640 ( 

$, Nicolai u. 13 4,16 | 4,16 4,02 1,00 18,5 6640 
2 a Zinnlot 14 || 3,97 4,28 4,28 1,08 18,5 6640 - 

= Ka 72|: 419 4,22 4,19 1,08 | 185 6640 

1 ‚O3BE 8 4,30 4,78 4,78 1,10 \ 18,5 6640 

F Nicolai u. 15 4,52 4,66 4,66 1,08 18,5 6640 

2 Zinnlot 16 \|- : 4,47 4,60 4,39 1,03 18,5 6640 

L ee 3 4,08 4,36 4,36 1,07 | 18,5 6640 

1 ern: 4 4,30 4,49 4,49 1,04 18,5 6640 

—— Mu - 
sen Nicolein. it 4,35 4,39 4,35 1,01 | 18,5 6640 
a Zinnlot 12 | 488 | ası | a0 | 201. | 185, | 8840 


Zahlentafel 9. Vorläufige Ergebnisse an den Lötverbindungen der ersten 


Hauptgruppe (Z,, Z,,L,und Z,), 


bei denen mindestens ein Draht aus Aluminium 


besteht. 
Erste |:Größter | Letzte | Wider- | Alter bei| ° | 
Wider- Wider- Wider- stands- |der letzten) Betriebs- 
Draht- N stands- stand stands- verhältnis | ne Dauer 
metalle SS messungf,, Fmaz hie gung) ng Temeksung |) in 
„Ri ın 4. II. j8 in. in Stunden 
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5,98 7,40 7,40 1,24 18,5 6640 
(blank) | ner 1,625 | 110 11,0 1,80 18,5 6640 
T, 5,20.1°* 6,82 | 6,82 1,20 18,5 6640 
(lackiert) en 6,09 8,08 | 8,05 1,30 18,5 | 6640 
L\ : ER (6,64) | (29,4). | (29,4) (4,43) (9) (3740) 
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1 11,5 13,5 13,5 1,20 13 5720 
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L, re 141 ! (19,3) .| (0,0) | (0,0) (1,04) | (45) | (1042) 
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Tr -117|| 5,30 6,91 |» 6,91 1,30 18,5 | 6640- 
(blank) Ra 118 | 5,10 6,11 6,11 1,20 18,5 6640 
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(blank) ware (5,69) | (5,76) | (8,76) | (1,02) (8) (3620) 


Heft 19, 


minium, Zink und Kupfer wegen der geringen 
Festigkeit dieser Metalle wesentlich im Nachteil 
gegenüber den Schrauben aus Messing und 
Eisen, 

Ein merklicher Unterschied zwischen den 
lackierten und unlackierten Verbindungen läßt 
‚Sich nicht feststellen. Dies ist wahrscheinlich 
auf die hohe Erwärmung zurückzuführen, die 
zur Abkürzung der Versuchsdauer angewandt 
wurde. 

Nietverbindungen, Zahlentafel 7. Der 
Widerstand der Verbindungen, die Aluminium 
enthalten und nicht während des Versuchs ge- 
brochen sind, hat sich mit Ausnahme der Ver- 
bindung Nr. 49 (Al—M) wesentlich eıhöht. 
Auffallend ist auch, daß die Verbindungen N, 
undN, (Al—Zn—Cu, Nr.91,92, 67und 68) voil- 
ständig versagt haben. Dies liegt nicht nur 
an der Verwendung von Zinknieten, die bei 
hohen Temperaturen brechen; denn der Kon- 
taktwiderstand war schon bei der ersten Wider- 
standsmessung, also vor der B@fästung, sehr 
groß, 

Von den Verbindungen, die kein Alumini- 
um enthalten, haben die Verbindungen Fe—Fe, 
Cu—Cu und M—Fe keine merkliche Verände- 
rung erfahren. Von den vier Verbindungen 
Fe—Cu hat sich der Widerstand von Nr. 63 
wesentlich erhöht. Die Verbindungen Zn—Zn 
und Fe—Zn haben sich nicht bewährt. 

Die Widerstandszunahme der lackierten 
‘Verbindungen ist im Durchschnitt etwas ge- 
ringer als die der unlackierten. 

Lötverbindungen, Zahlentäfel 8 bis 10. 
Die Lötverbindungen mit Hülsen (Zahlentafel 8) 
haben sich bewährt; bei keiner Verbindung 
konnte eine wesentliche Widerstandserhöhung 
festgestellt werden. Bei den Verbindungen Z,, 
bei denen das Aluminiumlot noch durch Zinnlot 
abgedeckt war, hat sich der Widerstand fast gar 
nicht geändert. 

Von den Aluminiumverbindungen ohne 
Hülse (Zahlentafel 9).haben die reinen Schweiß- 
verbindungen Al—AI (Nr. 137 und 138) keine 
merkliche Widerstandszunahme erfahren. Von 
den übrigen Verbindungen haben sich sowohl 
bei den Flachlötungen (mit Lot von Nikolai) 
als auch bei den Stumpflötungen (mit Lot von 
Inhoffen) die Metallverbindungen Al—-Zn am 
besten bewährt. Von den Verbindungen Al— Al 
und Al—Fe ist je eine Stumpflötung (Nr. 189 
und 141) im Laufe der Untersuchung gebrochen. 
Die andern beiden Stumpflötungen (Nr. 140 
und 142) sowie die Flachlötungen haben mit 
Ausnahme von Nr. 124 (Al—A)) keine beträcht- 
liche Widerstandszunahme erfahren. Bei den 
Verbindungen Al—M haben sich die Stumpf- 
lötungen (Inhoffen) bewährt, nicht aber die 
Flachlötungen (Nicolai), während das Umge- 
kehrte für die Verbindungen Al—-Cu gilt. 

Die Lötverbindungen ohne Aluminium 
(Zahlentafel 10) haben keine wesentliche Wi- 
derstandserhöhung ergeben. Ein Unterschied 
zwischen lackierten und unlackierten Veıbin- 
dungen läßt sich nicht feststellen. 


Von. den Verbindungen der ersten Haupt” 
gruppe wurde für diefolgenden Untersuchungen 
ein großer Teil ausgeschieden, um in dem Ver- 
suchskasten Platz für nene Verbindungen zu 
gewinnen. ‚Es waren dies hauptsächlich solche 
Schraub- und Nietverbindungen, die durch die 
bedeutende Widerstandszunahme als unbrauch- 
bar zu bezeichnen waren, und ein Teil der 
lackierten Verbindungen, die gegenüber den 
unlackierten keinen merklichen Unterschied 
gezeigt hatten. Zu den weiter untersuchten Ver- 
bindungen gehören: 

1. Alle Schraubverbindungen mit Messing- 
hülsen und die mit Eisenhülsen und Alumi- 
niumhülsen der Gruppe $, und $,!), 


1) Die Verbindung-mit Aluminiumhiülsen hatten «ich 
zwar nicht bewährt, doch sollte das Verhaflien gerade dieser 
Schraubverbindungen weiter verfolgt werden, weil sie aus- 
schließlich Aluminium enthielten. : 


370 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Helt 19, 


18. Mai 1920. 


Zahlentafel 10. 


Hauptgruppe (Z,, Z,) ohne Aluminium. 


Alter bei 


Vorläufige Ergebnisse der Lötverbindungen der ersten 


"| este Arößter Letzte... Wider- VERRE, 
| en Wider“ | NR r on er Betriebs- ä 
Else Draht- Ne | stands- stand . messing? verhältnis stands- | Dauer 
metalle Den le tz am F ll: 18 Rınax Be unE | a OR 
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(lackiert) 110. 1.,.18,6: 0.2.16,008 16,0. 021.02 185 6640 


2. alle Nietverbindungen der. Giuppe N, 
die kein Aluminwm enthalten, solche die aus- 
schließlich aus Aluminmwm bestehen, und die 
Vebindungen der Gruppe N,, 

3. alle Lötverbindungen der 
1,1520, Bund 1% 


5 RL 
Gruppen L;» 


(Fortsetzung folgt.) 


Die erforderliche Trägheit von 
Überstrom-Zeitrelais. 


Von Wilhelm Höpp, Oberingenieur der AEG- 
Apparatefabrik in Berlin. 


Übersicht. In vorliegender Arbeit wird zu- 
nächst die erforderliche Arbeitsweise von Überstrom- 
Zeitrelais festgestellt, wenn folgende Bedingungen 
gleichzeitig erfüllt werden sollen: 

1. Der Stromkreis darf an keiner Stelle unter be- 


liebigen Betriebsverhältnissen eine übermäßige 
Temperatur annehmen. 
2. Eine vorzeitige ‘Abschaltung bei Überlastung 


darf zur Vermeidung unnützer Betriebsstörungen 

nicht eintreten, um eine hohe Ausnutzung der 

Überlastungsfähigkeit der Anlage bei SPESEN, 

dem Betriebe zu ermöglichen. 

Es wird gezeigt, daß diese Bedingungen am 
besten durch thermisch wirkende Zeitrelais erfüllt 
werden, deren Wärmeträgheit etwa derjenigen .der 
Zuleitungen entspricht. Derartige Relais, welche 
den weitgehendsten Ansprüchen der Praxis ge- 
nügen, werden beschrieben. Es wird ferner ge- 
zeigt, daß sich durch Anwendung ‚einwandsfreier 
thermischer Überstromzeitrelais» wesentliche -Er- 
sparnisse an Leitungskupfer erzielen lassen, daß 
die Schaltanlage geschont, die Betriebsbereitschaft 
erhöht wird und. Störungen in Netzleitungen leich- 
ter lokalisiert werden. Für die Wahl von Moto- 
ren und Generatoren, bzw. deren Überlastung, | 
für. Relaiseinstellung und die Wahl .von Grob- 
schmelzsicherungen ergeben sich neue Gesichts- 
punkte, 


Die Überstrom-Zeitrelais haben bekannt- 
lich den Zweck, gefährliche Übeilastungen in 
einem Stromkreis zu verhindern, anderseits 
aber vorübergehende Überlastungen, soweit . 
diese keine unzulässigen Fı wär ngen he: vor- 


EN EEE m EEE a fa 


rufen, ohne Betiiebsunte brechung zu gestat- 
ten. Das gilt insbesondere für Anlagen, die von 

vornherein nicht reichlicher bemessen sein dür- 
fen als absolut notwendig ist und voll ausge- 
nutzt werden müssen. Hierher gehören beson, 
ders die Anlagen mit boechankr Raum- und 
Gewiehtsverhältnissen, wie z. B. an Bord von 
Schiffen. Aber ganz allgemein wird man ans 
wirtschaftlichen Gründen’ bestrebt sein, eine 
Anlage voll auszumutzen, und darın so weit 
gehen, als es mit Rücksicht auf die Bettiebs- 
sicherheit angängig erscheint, In An’agen mit 
stark schwankender Belastung. .z. B. bei ab- 
setzenden Betrieben besteht ‘eine große Un- 


sicherheit in bezug auf die zulässige Übeilast- 


barkeit, weil es z. Zt. wenige oder keine verläß- 
lichen‘ Apparate gibt, welche einerseits Über- 
hitzung irgendwelcher Teile des. Stromkreises 
mit Sicherheit vermeiden, anderseits aber häu- 
fige Ausschaltungen und damit verbundene 
Betiiebsunterbrechungen verhindern, Es bleibt 
dann nichts übrig, als die Anlageinallen Teilen 
überreichlich zu wählen und sich mit minder- 
wertigen Schutzapparaten zu begnügen, 


Ein richtig arbeitendes und betriebsiche- 


ıes Überstrom-Zeitrelais wäre bestens geeignet» 
hier helfend und fördernd zu wirken, da es in 
hohem Maße von den Eigenschaften der Zeit- 
relais abhängt, ob ein wirklicher Schutz und 
hohe’ Betriebssicherheit erreicht wird. 

Vielen der bekannt gewordenen Zeitrelais 
haften mancherlei Untugendenan, die mur unter 


entsprechend günstigen Betriebsverhältnissen 


als ungefährlich bezeichnet werden können. Zu 
diesen Untugenden sind hauptsächlich zu rech- 
nen: Schlechter Empfindlichkeitsgrad und zu 
geringe Zeitverzögerung. Ersteres bewirkt, daß 
die Strombelastung sehr weit zurückgehen muß, 
wenn das Relais wieder in die Anfangslage zu- 
rückgehen soll. 
kleiner als der Empfindlichkeitsgrad des Relais, 
so läuft das Relais bei jedem folgenden Strom- 
stoß eine Strecke ab, um schließlich unverzö- 
‚gert abzuschalten. Die Ursachen der schlechten 
Empfindlichkeit sind große Reibungsverluste, 
Remanenz und schlechte magnetische Ausba: 


Sind die Stromschwanikingen: 


lancierung äm Relais. 


IN URE* 


Diese Fehler haben zur 


Folge, daß die Relais sehr hoch über den zu-. 


lässigen Dauerstrom eingestellt werden müssen, 


so daß eine dauernde Überlastung der Anlage, 2 


ähnlich wie das bei Verwendung von Schmelz- 
sicherungen der Fall ist, ermöglicht wird. 


Zu. geringe Auslösezeiten führen eine vor- 


zeitige Abschaltung des Stromkreises herbei, 
was außer unangenehmen Betriebsstörungen 
auch noch eine schlechte Ausmutzung der An- 


lage bedingt. Die vorzeitige Abschaltung ist be- 


sonders gefährlich, wenn einzelne Stromkreii e 


in Parallelschaltung oder in Reserve zueinander 
arbeiten. Da dann die übrigen Stromkreise die 
Überlastung. vorübergehend übernehmen mü:- 
sen, So Jäuft, man Gefahr, daß diese ebenfalls ab- 


schalten, ehe man die Überlastung beseitigen ; 


oder den ersten Stromkreis wieder einschalten 
konnte. Schaltet aber erst der zweite Strom- 


kreis aus, so folgen die übrigen immer schneller, 


bis schließlich die ganze Anlage strom]los ist. 
Wie schwierig es ist, eine derartige Anlage wie- 
der in Betrieb zu: bekommen, kann man sich 
leicht vorstellen. Zu geringe Auslösezeiten vei- 
leiten auch dazu, das Relais auf einen noch 
höheren Grenzstrom!) einzustellen, um auf diese 
Weiselängere Schaltzeiten zu erzielen. Das Ge- 
biet enden Normalstrom und Grenzstrom, 
innerhalb welchen die Anlage ungeschützt ist, 
wird dadurch noch vergrößert. 

Die folgenden Betrachtungen sollen zu- 
nächst zeigen, welche Higenschaften bzw. Träg- 
heit ein ideales Zeitrelais aufweisen müßte, unı 


‚die oben geschilderten Mängel zu beheben. In’ 


welcher Weise das erreicht wird und gleichzeitig 
die übrigen Fehler vermieden werden, ist am 
Schluß dieser Arbeit näher gesagt. Wir verfol- 


gen zunächst den zeitlichen Verlauf der Tem-. 


peraturen in einer Anlage, die beispielsweise 
aus der Leitung 2, Maschine m und der Schmelz- 
sicherung s besteht (Abb. 1). Diese drei Teile 


Schema einer Reihenschaltung von verschiedenen 


Abb. 1. 
; „wärmeträgen BEEORE TORRENT, Ä 


des Stromkreises haben eine ganz Veisehieline 
Wärmekapazität und ebenso verschiedene Fä- 
higkeit, dieinihnen erzeugte Wärmein die Um- 
gebung abzuleiten, was Bene bekanntlich darin 
Berk daß bei Überlastung die einzelnen Teile 


ihre höchstzulässige Temperatur zu ganz ve‘ 2 


schiedenen Zeiten err eichen. In Abb. 2 ist der 


Abb. 2. Temperaturanstieg in einem Stromkreis mit 
verschiedenen NCHetehen Teilen eines. DERBRIENS: 


zeitliche Temporatury erlauf ER a Teile dar- 
gestellt, u. zw. in % derjenigen Übertemperatt ı 
T,, welche sich nach sehr langer Zeit einstellen 
würde (Bebarrungstemperatur). In dieser Dar- 
stellungsweise, diefür alle weiteren Betrachtun- 
gen beibehalten ist, sind die Asymptoten T,, 
einander gleich, obschon die wirklichen (abso- 


luten) Temperaturen voneinander verschieden 


sein können. Wir erkennen, daß die Schmelz- 


‚sicherung sam schnellsten die zulässige Höchst-. 


temperatur erreicht hat, nämlich in der Zeit i,. 
Dann folgt, vorausgesetzt, daß der Stromkreis 
nicht unterbrochen un die Leitung ? und viel 


4) Der, Grenzstrom® eines Relais ist Hörsenige kleinste ' 
berschreitung dasselbe zu arbeiten be-. 
ginnt. Rei einer Schmelzsicherung ist entsprechend der _ 
jener. - 
Grenzwert, bei welchem gerade noch eın Abschmelzen 


Strom, hei dessen 
„Grenzstrom“ der kleinste Abschmelsstrom. d. h. 


rat und zwar theoretisch nach maraaieh Haelar, 
i 


\* 


18. Mai 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


später erst die Maschine m. Die Zeiten sind ent- 
sprechend und im. 2 
Soll eine Überhitzung der Leitung vermie- 
den werden, so muß die Abschaltung durch das 
Zeitrelais spätestens in der Zeit t, erfolgen, wenn 
nicht vorher schon die Sicherung in Tätigkeit 
tritt, was bei gleichzeitiger Anwendung, eines 
Zeitrelais ja auch nicht beabsichtigt ist. 

Wie stark eine derartige Grobsicherung ge- 
wählt werden muß, um deren vorzeitiges 
Absehmelzen zu verhindern, soll weiter unten 
gezeigt werden. 

Die Ursache für obiges Verhalten ist in der 
verschiedenen Wärmheträgheit der einzelnen 


 Stromkreisteile begründet und wäre nur'zu be- 


heben. wenn die Erwärmungs-Zeitkonstanten!) 
einander gleich gemacht würden, was praktisch 
\aber nieht möglich ist. Immerhin wird augen- 
scheinlich eine Überhitzung der Leitung und 


"Maschine bei. der erstmaligen Überlastung vom. 


kalten Zustand aus vermieden (Abb. 2). Ob 
dies auch im Laufe der nun folgenden Über- 
lastungen bei bereits angewärmter Maschine der 
Fall’sein wird, ist nicht ohne weiteres voraus- 
zusagen. la | . 

Die Mehrzahl der bekannten elektromecha- 
nischen Zeitrelais sind so eingerichtet, daß sie 
nach erfolgter Abschaltung sofort wieder in die 
Anfangslage zurückgehen und so wieder eine 
gleich lange Überlastungsperiode gestatten. Da 
sich Leitung und Maschine noch nicht abge- 
kühlt haben, steigt die Temperatur bei jeder 
Periode, bis schließlich die höchstzulässige Tem- 
peratur, kurz die Höchsttemperatur, überschrit- 
ten wird. Aber auch bei Relais mit.langsamem 

“Rücklauf oder selbst bei solchen, die stets bei 
Erreichung einer bestimmten Höchsttempera- 
tur abschalten, z. B."den thermisch wirkenden 
Relais und Kontaktthermometern, steigert sich 
bei absetzendem Betriebe die Temperatur der 
übrigen Teile des Stromkreises nach und nach. 
Wie weit diese Steigerung gehen kann, soll .die 

‘folgende Berechnung zeigen. 

Wir denken uns ein thermisch wirkendes 
Zeitrelais, etwa ein an die Leitung angelegtes 
tehlerfreiesKontaktthermometer, welches jedes- 
mal genau bei Erreichung der höchstzulässigen 
Leitungstemperatur den ganzen Stromkreis ab- 
schaltet, und verfolgen dabei die Temperaturen 
in den übrigen Teilen des Stromkreises. Voraus- 
gesetzt ist hierbei, daß die Abkühlungsverhält- 

nisse der Anlage immer die gleichen bleiben und 


jeder dauernden Strombelastung auch ein be- 


stimmter Wärmezustand entspricht, wie dies 
"in den meisten Fällen ja auch praktisch der Fall 
sein wird. Der Einfachheit halber sei angenom- 
men, daß immer mit der gleichen Stromstärke 


belastet wird und nach jeder Ausschaltung eine 


gleich lange Abkühlungsperiode folgt. Es stellt 
sich dann im Lauf der Zeit ein Beharrungszu- 
stand ein (vergl. Oelschläger „ETZ“ 1900, 
$. 1058), bei dem die Temperatur bei’ der Ab- 
kühlung um ebenso viel sinkt, als sie während 
der Belastungsdauer ansteigt. Ein Beharrungs- 
zustand stellt sich deshalb ein, weil eine Erwär- 
ımungskurve (Tin Abb. 3) mit steigender Tem- 


Abb. 3. Temperaturverlauf bei absetzendem Betrieb. 


peratur immer flacher, die zugehörige Abküh- 
lungskurve II dagegen immer steiler verläuft, 


a 


; Ve 
!) Die Bedeutung der Zeitkonstante geht aus Abb. 3 
hervor, Sie ist bekanntlich diejenige Zeitz, in welcher die 


maximale (Grenz ) Temperatur 7g erreicht würde, wenn’ 


keine Wärmeabgabe nach anßen stättfände, d.h. alle er- 
‚zeugte Wärme ur zur Temperaturerhöhung verbraucht 
würde. In Wirklichkeit hat jedoch die Temperatur iu der 
Zeit z nur rd 63%, des Grenzwertes 7'g Sersicht: Ef 


so daß schließlich die Kurven I und II in 
jeder Periode dieselben bleiben. 

Da das Relais auf die Temperatur. T, (Abb. 
3) eingestellt ist und die Abkühlungskurve II 
immer den gleichen Verlauf hat, so sind da- 
durch -die Minimaltemperaturen Tjır = Tır 
usw. bestimmt, und da immer die gleiche Über- 
lastung vorhanden sein soll,.ist auch die Heiz- 
zeit aimmer dieselbe, weil der Temperaturver- 
lauf (Kurve I) unverändert bestehen bleibt. 
Die Kühlzeit b wird durch die Art des Betriebes, 
die Heizzeit a durch den Grad der Überlastung 


und die Zeitkonstante 2 .des Relais: bestimmt. 


In Abb. 8 ist T, die Beharrungs-Übertempera- 


tur, der die Kurve I zustrebt, und dieseist beim‘ 


Relais und‘ der Leitung ungefähr proportional 
den Wattverlusten. Es seı: 
Verlust bei Überlast 
Verlust bei Noimallast 
tungsfaktor Er 
Z, tv = Zeitkonstante!) derMaschine, Leitung 
(Zeitrelais) und Schmelzsieherung, 
Ty = Höchsttemperatur der normalen 
Dauerbelastung entsprechend, 
m. r,s Index bezgl. Maschine, Relais und 
Schmelzsicherung, . 
— Zeiten nach Abb. 3, 
s = Grundzahl der natürlichen Logarith- 
men. 
Für den Verlauf der Heizkurve gilt bekanntlich 
(annähernd) das Gesetz: 


— VÜberlas- 


ri 


ee] BE Net 


woıin T; die Temperatur nach der Zeit # ist, 
und für die Kühlkurve 
b 


RE A 
Die Beharrungs- Übertemperatur ist a ngenähert 
> T, nn T, . q . « I . . (3 
Ferner ist im Beharrungszustand (Abb. 3) 
bei absetzendem Betiieb: 

Tn-u=T:... 2.4 

Aus Gl. (1) folgt: 
t=— zin (1 — ) 


T, 
oder unter Benutzung von Gl. (3): 
er (=- =hl1-) ED 
Ebenso ist 
| EN T7 
= -zhl -7) . (6 
und da N 
azt—t 
ist, wird unter Benutzung von Gl. (5) u. (6) 
1— 7, 
& a=21n ——— > 
1 RT, 
9 
Darin ist Ty nach Gl, (4) u. (2) 


b 
IT = Tr = 1.88 


und da nach Gl. (8) EN 


T,=T9.4 
ist, so wird die Heizzeit So 
=D: el « 
il, :) ra ER 
wg KR Pa 
Dem E en 
Fi OA 
2 


Dieselbe Gleichung ergibt sich für die Ma- 
schine und die Schmelzsicherung, wenn: die 


1) Die Zeitkonstante ist nach’Jasse, „BElektrot. u. 
Maschinenb.*, Wien 19'1, Heft 21 in! gewissem Grade 
abhängig von der Höhe der Stromhelastung. Sie hat 
anßerdem für jeden Punkt der Maschine einen anderen 


Wert, da ja diese selbst aus einer Anzahl verschiedener 


Leitungszweige mit ganz verschiedenen Abkühlungsver- 
hältnissen und verschiedener Wärmekapazität besteht. 


1920. Heit 19. 


371 


zugehörigen Zeitkonstanten Z bzw. e bemutzt 
werden!). 
Es ist also auch 


SEITZ . 
a a RO 
1 ( 


Daraus folgt nach einigen Umformungen der zu- 
lässige Überlastungsfaktor der Maschine in Ab- 
hängigkeit von den Zeiten « und Db zu 


a b 
FE Naar NR en (9 
2 —1° 
. Entsprechend ist für das Relais: 
a — 
€? —£ z 
Fr (10 
gez — | 
und die Schmelzsiche ung: 
a 3:0 
Eee 2 
a AU at 
er —1 


Da «und bin Gl. (9), (10) und (11) densel- 
benWert haben, so wird diezulässigeÜbberlastung 
infolge der verschieden großen Zeitkonstanten 
für jeden Teil des Stromkreises verschieden. 

In Wirklichkeit ist aber der Überlastunes- 
faktor q wegen der Reihenschaltung von Ma- 
schine, Schmelzsicherung und Leitung bzw. 
Relais überall derselbe, also q = 9, = 4 = 4m. 
Dadurch fällt die im Augenblick der durch das 
Relais bewirkten Abschaltung erreichte Über- 
temperatur der Maschine kleiner aus als deren 
Normaltemperatur, welche sie bei Dauerlast mit 
dem normalen Vollaststrom erreichen würde, 
wogegen die Normaltemperatur der Schmelz- 
sicherung überschritten wird. Es taucht daher 
die Frage auf, welehe. Temperaturen dann in 
Wirklichkeit erreicht werden bei Überwachung 
durch das thermisch wirkende Relais. 

Zunächst werden die Temperaturen bei ein 
und demselben Überlastungsfaktor q = q, den 
folgenden Asymptoten zustreben: 


Tor = Tor 
Ts = Tos 
Tg m= (Gr Tom 


wenn Tor, Tos und Tom die einzelnen Normal- 
temperaturen sind. 
Ferner ist entsprechend Abb. 3, wo jetzt 
Tm bzw. T, anstatt T, zu setzen ist, 
Tom 0m Im und, Tga— Qs'Te 
daher also auch 


Ir Tom = 4m Te und Ir 6 s—4s T5 


ie ans Tem! Re De 
und Tr, und RICH IE 


Tm und T, sind die wirklich errsichten, Ty„. 


Tys die Asymptoten der Temperaturen, denen 
die Heizkurve zustrebt. 
Unter Benutzung der @. (9), (10) und (11) 


folgt endlich 
ER =) (ie 


SE IE 
und 
T, _ Ir ( B =) (e 2 ı) (13 
17.0.0 Ballen) 


Damit ist das Verhältnis der wirklich erreichten 
Temperaturen zur Temperatur bei Dauerbe- 
lastung mit Vollaststrom bestimmt. In diesen 


1) Es ist insofern eine Ungenauigkeit vorhanden , 
als die Verluste in der Sicherung und 'besonder« der Mu#- 
sehine nicht proportional dem Quadrat d«r Strombela- 
stung sind, SAnBOh kommt dies für unsere Rechnung nicht 
in Betracht. da es sich hier nur um prinzipielle Folge- 
rungen, nieht aber um genaue Zahlenbeispiele handelt. In 
Wirklichkeit verläuft auch die Erwärmungskurve zumeis 

nicht nach dem. einfachen, durch Gl. (1) dargesıellten Ge 

setz. 3 


372 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 19. 


=; 


13. Mai 1920. 


aufgenommene Arbeit wird vollständig zur Tem- 
peraturerhöhung verwendet, und diese hat dann 
bekanntlich geradlinigen Verlauf (Abb. 7). Es 
ist die Zeit, in welcher eine gleiche prozentuale 


Hauptgleichungen ist b die willkürlich verän- 
derliche Kühlzeit. Die Heizzeit a ist dagegen 
mit dem Überlastungsfaktor q = q, verknüpft 
durch die Gl. (7) und wird selbsttätig durch das 
Zeitrelais begrenzt. 

Stellt man die Gl. (12) in Schaulinien dar, 
indem man a ändert und die Kühlzeit b kon- 
stant hält, so ergeben sich Kurven, die alle dem 
Grenzwert 


der Zeitkonstanten. 


IE" 5 
on=l 14 
zustreben (Abb. 4) und im Punkte 
Im 2 
Ze ee (15 2) -- 


Abb. 6. Temperaturüberschreitungen bei Überlastung vom 

kalten Zustande aus, welche eintreten, wenn ‚Teile des 

Stromkreises eine kleinere Zeitkonstante aufweisen als das 
Zeitrelais. 


In bezug auf Abb. 7 ist 


7: BRD 
he und u 


wie noch zu zeigen ist, beginnen!). Hält man a, 
also die Überlastung, konstant und macht b ver- 
änderlich, so erhält man Kurven, die alle mit 


und daraus folgt für gleiche Zeiten der unter 
3 Gl. (15a) angegebene Grenzwert, der 
gleichzeitig die größtmögliche Asymptote in 
Abb. 5 u. 6 darstellt. Die Gl. (15) ist in der- 
selben Weise gefunden. 


Abb. 4. Höchstmögliche Temperatur des Stromkreiseg 

(Maschine), wenn die Wärmeträgheit des thermischen 

Relais kleiner ist als diejenige des zu schützenden 
. £tromkreises. 


dem Wert Ty : Tom =1 beginnen und dann 
stets kleiner als 1 bleiben. 

Wir erhalten. also das wichtige Ergebnis, 
daß, solange Z22, d. h. solange die 
Wärmeträgheit der Maschine größer 
als die des Relais ist, was ja praktisch 
immer der Fall sein wird, niemals eine 
Überhitzung der Maschine eintreten 
kann, ganz gleich wie hoch die Über- 
lastung oder die Kühlzeit gewählt 
wird. 

Anders verhalten sich jedoch diejenigen 
Teile des Stromkreises, deren Zeitkonstante 
kleiner ist als die des thermischen Zeitrelais, 
z. B. eine im Stromkreis liegende Schraelz- 
sicherung. In Abb. 5 ist die Gl. (18) aufge- 
tragen, indem einmal b und dann a konstant 


Abb. 7. Geradliniger Verlauf der Temperaturen 
bei sehr hoher Überlastung. 


.. Das Ergebnis ist also, daß bei großen 
Überlastungen . diejenigen Teile des 
Stromkreises, deren Zeitkonstanten 
‚kleiner sind als die des thermischen 
Zeitrelais, eine höhere Temperatur er- 
reichen als zulässig ist, wenn dieselben 
nicht von vornherein sehr reichlich be- 
messen sind. Sie müßten mit Rücksicht auf 
Kurzschlüsse so stark bemessen werden, daß 


nur das —-fache der zulässigen Höchstübertem- 


peratur beträgt, wie die Betrachtung der Abb. 7 
leicht ergibt. - 
Wollte man die Abschaltung nur von der 
Temperatur der Maschine allein abhängig 
machen, indem etwa ein Kontaktther'mometer 
in die Maschine eingebaut würde, so müßteman, 
da deren Zeitkonstante- 10- bis 50-mal größer 


au. > 


Abh. 5. Temperaturüberschreitungen im Stromkreis, wenn 
Teile desselben eine kleinere Wärmeträgheit aufweisen als 
das thermische Überstromzeitrelais. 


Die Gl. (18) hat folgende | lich stärker bemessen, als mit Rücksicht auf 
die Dauerstromstärke erforderlich wäre. Das 
gilt besonders für die meistens vorgesehenen 
Grobabschmelzsicherungen, deren Trägheit 
wesentlich kleiner ist als ein der Leitung an- 
gepaßtes thermisches Zeitrelais. 

Bei Gleichstromgeneratoren ist die Strom- 
belastung, außer durch die Erwärmungsgrenze, 
im- wesentlichen nur durch die Kommutierung 
eingeschränkt, und es ist heute fast allgemein 
üblich, bei Überschreitung des ca 8-fachen Nor- 
malstromes eine unverzögerte Abschaltung her- 
beizuführen durch besondere Maximalauslöser 
ohne Zeitwerk. In diesem Fall können die Grob- 
schmelzsicherungen schwächer gehalten wer- 
den, oder wenn aus besonderen Gründen dem 
Zeitelement eine größere Trägheit gegeben wird 
als die Leitung Fat, braucht letztere nicht mehr 


gehalten wurde, 
Grenzwerte: 
ur ch OF mrdaoTe | 
2.1ur.0=09,.b=wo. wird 7: | 
5. füng =O,"bL= 00, 

wird 1: ms 22T 


(15a 


Die Asymptotengleichung für b—oo folgt aus 
Gl. (13): 


(16 


und ist in Abb. 6 veranschaulicht. Für a = 0 
(sehr kurze Heizzeiten) ergibt sich die unbe- 
stimmte Form 0:0, die den Wert 2: r hat. 
Er folgt leicht aus folgender Überlegung. 

Bei sehr kleinen Heizzeiten a, das ent- 
spricht hohen Übe:lastungen, ist keine Zeit zur 
Wärmeabgabe nach außen vorhanden und. die 


messen werden. Die Bemessung derselben er- 
gibt sich dann aus folgendem: 

.. Die unverzögerte Maximalauslösung sei so 
eingestellt, daß sie beim n-fachen Normalstrom 


2) In den Abb. 4 und 5 ist a und d zu vertauschen. 


ın Tätigkeit tritt. 


Temperaturzunahme stattfindet, proportional | 


die Übertemperatur bei normalem Dauerstrom 


sein kannals die der Zualeitung, letztere wesent- 


im Verhältnis der Zeitkonstanten zu stark be- 


. Das entspricht ungefähr 
einem Überlastungsfaktor ’ 


Su) NE 


gen’= | i) 
weil die Übertemperaturen in einiger Annähe- 
rung dem Quadrat der Stromstärke proportio- 
nal sind. Es ist der Normalstrom und J der 
Überlaststrom, Die höchsten Temperaturen er- 
gaben sich (Abb. 5. u. 6) für b =, d.h. bei 
Überlastung vom kalten Zustand aus. Wir 
setzen daher bei der Bildung des Verhältnisses 
q:q, für q den Wert aus Gl. (18) ein anstatt 
Gl. (10), undin Gl. (11)b =», Das gibt 


LS /ETe mE nie: ae 
9 To s Qs .e 5 
oder 
IE a 
T,. ET, a (19 
Darin hat a den bestimmten Wert 
az In EDER | » (20 


welcher aus Gl. (7) folgt, indem wieder b=& - 
und q = n? gesetzt wird. 

Das Verhältnis der Höchstübertemperatur 
zur normalen Übertemperatur kann demnach 
bei Anwendung einer zusätzlichen, sofort wir- 
kenden Maximalauslösung, welche auf den 
n-fachen Normalstrom eingestellt ist, höchstens. 
den Wert erreichen: 


vn en, (21 
Der erforderliche Grenzstrom der Grobab- 
schmelzsicherung muß daher mindestens den 
Wert haben: 


n? 


z 
Fr ar 


I, in Yı —_e (22 
Der Grenzwert der Grobsicherung ist also nur 
abhängig von der Einstellung der unverzögerten 
Maximalauslösung und dem Verhältnis der 
Zeitkonstanten. Mit größer werdendem n 
nähert sich der Bruch n: (n®—1) der Einheit. 
Die Gl. (22) in der Form J,:i =f(n) ergibt 
Kurven der (Abb. 8), welche mit dem Wert 1 


7 NM — 


Abb. 8. Erforderlicher Grenzstrom einer Grobsicherung, 

wenn noch eine unverzögerte Auslösung vorgesehen ist, 

welche bei: Überschreitung des n-fachen Normalstromes 
\ auslöst. 


beginnend asymptotisch einem Grenzwert zu- 
streben. Läßt mann konstant und bildet Werte 
mit verschiedenen Verhältnissen 2 : r, was dem 
praktischen Bedürfnis eher entspricht, so er- 
geben sich Kurven von der in Abb. (9) gezeich- 
neten Form. Mit wachsendem z : r nähert sich 
J, : i asymptotisch dem Grenzwert J,:i—n. 


n 

NS 
Na en 
0 1 - Da ; 


‘Abb. 9. Erforderlicher Grenzstrom der Grobsicherung 
in Abhängigkeit von dem Verhältnis der Zeitkonstanten. 


‚Da sich die höchsten Temperaturunter- 
schiede bei Überlastung vom kalten Zustand 
aus ergaben (b=oo), so ist es am einfachsten, 


L 


13. Mai 1920. 


die Stromzeitkurven des Relais und der Siche- 
rung, die ja meist für Belastung vom kalten 


- Zustand aus durch direkte Messung gefunden 


‚ werden, in gleichem Maßstabe zu verzeichnen 


(Abb. 10). Überschneiden sich diese Kurven 


gr 
se 


e.=>> 


Abb. 10. Überschneiden der Strom-Zeitkurven von Grob- 
sicherung und Relais oberhalb des n-fachen Normalstromes. 


nicht innerhalb des Gebiets vom Normalstrom 
bis zum n-fachen Strom, auf welchen die un- 
verzögerte Maximalauslösung eingestellt ist, 
so kann in keinem Fall die Sicherung vorzeitig 
abschmelzen. 

Dieses Verfahren berücksichtigt auch alle 
Abweichungen der theoretischen Näherungs- 
werte von den wirklichen Verhältnissen und er- 


-übrigt die E'mittlung der Zeitkonstanten. In 


derselben Weise kann auch die erforderliche 
Verstärkung der Zuleitungen ermittelt werden, 
wenn die Stromzeitkurven für verschiedene 
Leitungsquerschnitte und das thermische Re- 
lais, falls dieses träger als die Leitung sein sollte 
und mehr der Trägheit der Maschine entspricht, 


bekannt sind. Ist z. B. das Verhältnis der Zeit- 


konstanten 10 und erfolgt die unverzögerte Ab- 

schaltung beim 3-fachen Strom, so wird das 

Temperaturverhältnis der a gemäß Gl. 
21): 

ei 

IE Sta (i —E& ER ) = 6,5 

Die Temperaturerhöhung der Leitung würde 

demnach bei Belastung vom kalten Zustand aus 

mit dem nahezu dreifachen Normalstrom 6,5- 


. mal größer werden, als bei dauernder Belastung 


mit dem Normalstrom. Handelt es sich um eine 
gummiisolierte Leitung, so daß eine Über- 
hitzung unter allen Umständen vermieden wer- 
den muß, so dürften bei Normalstrom anstatt 
30° nur ca 5° Übertemperatur auftreten, was 
eine erheblich verstärkte Leitung erfordern 


- würde. 


Es ist nicht ratsam, das Zeitrelais so zu be- 
messen, daß bereits bei einmaliger Überlastung 
die Gefahrtemperatur an irgend einer Stelle er- 
reicht wird, und man nun gezwungen würde, 
den Betrieb so lange auszusetzen, bis die Tem- 
peratur genügend gesunken ist. Der praktische 
Betrieb erfordert meistens, daß man nach einer 
Störung noch einige Male den Versuch machen 
kann, den Stromkreis ohne Schwierigkeiten in 
Betrieb zu nehmen. Wehn dabei wiederholt 
eine Ausschaltung stattfindet, sucht man ge- 
wöhnlich erst nach Fehlern. 

Die vorgehenden Betrachtungen zeigen, 
daß gerade die thermisch wirkenden Über- 
stromrelais dazu berufen sind, eine vorhandene 
Lücke auszufüllen, und man könnte sich wun- 
dern, daß sich dieselben bisher nicht stärker ein- 
gebtirgert haben, als es in der Tat der Fall ist. 
Das lag aber an den erheblichen praktischen 
Schwierigkeiten in der Konstruktion und Aus- 
führung. Thermisch wirkende Überstromzeitre- 
lais sindfast so alt wie dieElektrotechnik selbst, 
aber befriedigende Lösungen waren bisher nicht 
gefunden worden und seien hier die wesent- 
lichen Nachteile bekannter Einrichtungen kurz 
erwähnt. 

Zunächst ist die Empfindlichkeit der soge- 
nannten Hitzdrahtrelais gegen Kurzschlüsse 
sehr.groß. Es verhält sich daınit ähnlich wie mit 
den Hitzdrahtinstrumenten, die ja bei Kurz- 
schlüssen ebenso wie eine Schmelzsicherung 
durchbrennen. Bei Bemessung für größere 
Gleichströme wird der Eigenverbrauch sehr 
groß oder die Oxydation verändert die Einstel- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


lung. Zu geringe Eigentemperaturen machen 
die Relais zu ächr abhängig von Änderungen der 
Raumtemperatur, Die Verstellkr äfte der Relais 
sind gering und daher sind dieselben stark ab- 
hängig von Erschütterungen. Auch die Über- 
stromzeitrelais mit einem Doppelmetallstreifen 
‚haben praktisch keine Bedeutung erlangt. 
Auch Kontaktthermometer und Thermo- 
elemente, die möglichst in unmittelbarer Nähe 


des zu schützenden Objektes angeordnet wur- 


den, haben keine Verbreitung gefunden. 

Fast allen der bekannt gewordenen Ein- 
richtungen haftet noch der große Mangel an, daß 
sie nach erfolgter Auslösung des Stromkreises 
nicht sofortgenügend weitzurückgehen, was zur 
‚Folge hat, daß es unmöglich wird, ohne weiteres 
den Stromkreis sofort wieder zu schließen, son- 
dern man muß je nach Güte der Konstruktion 
beträchtliche Zeit warten, bissich das Relais ge- 
nügend abgekühlt hat. Je stärker man das 
Heizelement wählte, um so uwnangenehmer 
machte sich dieses ‚„Nachkriechen‘‘ bemerkbar, 

Es soll nunmehr gezeigt werden, in welcher 
Weise es dem Verfasser gelungen ist, ein Über- 
stromzeitrelais zu schaffen, welches den weit- 
gehendsten Anforderungen der Praxis in fast 
idealer Weise Rechnunsträgt. Das nachstehend 
beschriebene Zeitrelais vereinigt folgende Eigen- 
schaften in ein und derselben Konstruktion: 

1. Das Relais ist ein thermisch wirkendes 
und paßt sich in seiner Trägheit der Anlage in 
zweckentsprechendster Weise an, wodurch 
einerseits eine Überhitzung irgend eines Teiles 
im Stromkreis durch Überstrom ausgeschlossen 
ist, anderseits eine hohe Ausnutzungsmöglich- 
'keit der Überlastbarkeit gewährleistet bleibt 
und Betriebsunterbrechungen auf ein Mindest- 
maß beschränkt werden. Dadurch werden die 
Selbstausschalter geschont, bleiben länger be- 
triebsbereit und erfordern weniger Wartung. 

2. Das Relais kann unbeschadet auf den 
Betriebsstrom eingestellt werden, und eine 
Übersicherung des "Stromkreises, wie es bei An- 
wendung von Schmelzsicherungen oder mecha- 
nisch wirkenden Zeitrelais mit schlechtem Emp- 
findlichkeitsgrad notwendig wird, ist nicht er- 
forderlich. 

 Kabelleitungen, die mittels des Relais ge- 
schützt werden, brauchen nicht mehr für 25% 
Mehrstrom bemessen werden. 

Kranleitungen können nunmehr für eine 
wesentlich kleinere Stromstärke bemessen wer- 
den als bisher, da sie durch das thermische 
Zeitrelais einwandsfrei geschützt werden. 

3. Es brauchen keine komplizierten und 
verwirrenden Einstellungen nach Überstrom 
und Zeit vorgenommen werden, da sich die 
Schaltzeiten infolge des thermischen Charakters 


dem Wärmezustand der Anlage selbsttätig an- | 


passen. 

4. Das Relais erlaubt die sofortige Wieder- 
einschaltung nach der Unterbrechung, ohne je- 
doch eine unzulässig lange Überlastung zu er- 
möglichen. Die nachfolgenden Ausschaltzeiten 
sind dem Wärmezustand der Anlage entspre- 
chend kürzer. 

5. Wie bei Schmelzsicherungen sind die 

_ Schaltzeiten bei Relais für große Stromstärken 
größer, und bei solchen für kleine Stromstärken 
Kleiner so daß die Überlastungszeiten immer in 
annähernd gleichem Verhältnis zu denjenigen 
der Anlage stehen. 

6. Die Höchsttemperatur, bei welcher das 
Relais in Tätigkeit tritt, bzw. der Grenzstrom 
ist einstellbar, letzterer um ca 5% über und 
unter den Normalstrom. 

7. Das Relais berücksichtigt den Einfluß 
der Raumtemperatur auf die Überlastbarkeit 
der Anlage, d.h. bei niedriger Raumtemperatur 

‘ist der Grenzstrom bzw. die Auslösezeit etwas 
größer als bei hoher Raumtemperatur. 

8. Eine Finstellskala, diein Raumtempera- 
turgraden geeicht ist, ermöglicht den Einfluß der 


Umgebungstemperatur auszugleichen, falls das‘ 


Heft 19, 


373 


Relais nicht in demselben Raum wie die Ma- 
schine untergebracht, z. B. mit anderen Appa- 
raten zusammen gekapselt ist. 

9. Das Relais ist außerordentlich robust in 
seinem Aufbau und besitzt keinerlei empfind- 
liche Teile. Die Kontakte sind, sofern solche 
nicht von vornherein durch direkte mechani- 
sche Betätigung des Ausschalters überflüssig 
sind, außergewöhnlich kräftig gehalten, da 
große Verstellkräfte zur Verfügung stehen, die 
Kontaktdrucke bis 5 kg und mehr ermöglichen. 
Das Relais hat keinen Reibungsfehler. 

10. Das Relais ist absolut unveränderlich, 
da ein Verschleiß praktisch nicht eintritt und 
fast keine beweglichen Teile vorhanden sind. 
Das Relais arbeitet genau bei der eingestellten 
Höchsttemperatur. 

11. Das Relais ist unempfindlich gegen 
Erschütterungen und Lagenänderungen. Es 
gestattet den unmittelbaren Einbau in Ma- 
schinen. 

12. Der Eigenverbrauch ist trotz der ther- 
mischen Wirkungsweise gering und ist nicht 
größer als der Verbrauch in einem Nebenschluß 
eines Präzisions-Drehspulinstrumentes. 

13. Die Montage gestaltet sich einfach, da 
das Relais wie ein kurzes Stück Schiene in eine 
Schiene eingefügt werden kann und keiner wei- 
teren Unterstützung, oder Entlastung bedarf. 
Es kann auch mit Durehführungsbolzen für An- 
ordnung auf einer Schaltwand versehen werden. 

14. Das Relais ist ohne Änderungen für 
Gleich- und Wechselstrom gleich gut geeignet. 

15. Das Relais ist kurzschlußsicher. 

16. Infolge des einfachen Aufbaues ist das 
neue Zeitrelais billig-in der Herstellung. 


Es ist verständlich, daß diese vielen guten 
Eigenschaften erst nach Überwindung man- 
cherlei Schwierigkeiten erzielt werden konnten. 
Besonders die Verringerung des Eigenver- 
brauches bot, da das Relais auch für die größten 
Stromstärken bis 2000 A und mehr brauchbar 
sein sollte, erhebliche Schwierigkeiten. Ferner 
war auch der Einfluß von Erschütterungen nur 
durch einen Apparat zu beheben, der große Ver- 
stellkräfte und keine empfindlichen Hebel und 
Kontakte besaß. 

Das Relais ist in seiner äußeren Form in 
Abb. 11 u. 12 und schematisch in Abb. 13 ver- 


Abb. 12. Thermisches Über- 


Thermisches Über- 
strom-Zeitrelais für 1000 Amp strom-Zeitrelais für 100 Amp 


Abb. 11. 


(A. E. G., Vorderansicht). (A.E.G., Rückansicht). 


anschaulicht. Es besteht im wesentlichen aus 
den Heizrohren a, welche wie bei einer Streifen- 
sicherung in die Klemmen b und c eingelötet 
sind. Im Innern der Rohre befindet sich eine 
Flüssigkeit (Alkohol), deren Dampfdruck auf 
eine Metallmembran d und von dort durch den 
Hebel eauf die Kontakte fübertragen wird. An 


a BE g = 


374 


der Spannschraube g wird die @.enztemperatuı 
bzw. der G@renzstrom eingestellt. Der Druck auf 
die Membranplatte be- 


über. 
Zahlentafel 1. 


.. ratur, bei welcher das 
Relais anspricht, kann 
bis auf ca 1200 einre- 
guliert werden. 


Es handelt sieh also um ein Gebiet, das 
etwa dreimal so groß wie Deutschland ist, mit 
einer weißen Bevölkerung von. noch nicht 
anderthalb Millionen. Die Schwierigkeit,. ein 


| ; st das Relais im | derartiges Gebiet geschäftlich gründlich zu be- 
a. nen BR 4 En ! Rs en; wie | arbeiten, geht auch aus Zahlentafel 2 hervor, 
ES ON ID LOL HEODL BUT EB DIGROEEN, ERSTE - | in der die Entfernungen der Hauptstädte und 


relais. die zu. schützende Ma- 
schine untergebracht, 
so wird die Temperaturskala h (Abb. 14) 
so eingestellt, daß die Dauerstromstärken den 
entsprechenden Raumtemperaturgraden gegen- 
überstehen, z. B. 250 und 1000 A. Ist die 


die Zeit angegeben sind, in der diese Entfer- 
nungen im Jahre "1914 mit-der Eisenbahn 
zurückgelegt werden konnten. 


Zahlentäfel 2. 
Ent- 


fernung 
kın 


Strecke 


Kapstadt — Johannesburg 


1630 72 

„» © — Kimberley 1040 23 
Johannesburg— Durban . 775 22 
5% — Kimberley 496 39 

= .— Bulawayo 1000 36 
Bulawayo— Salisbury . 485 20 


"Als. Abnehmer elektrotechnischer Artikel 
' kommen in Südafrika folgende Kategorien in 
Frage: : A 
A..Die Städte. ‘. 
1. Stadtbehörden, 
2. Private: 
B. Montanindustrien. 
1. Goldbergwerke, 
2. Diamantengruben, 
3. Kohlenzechen, ' . 
4. Verschiedene Erzbergwerke. 
Der Staat. 
1. Eisenbahnen, Re rR 
2. Telegraphie und Fernsprechwesen, 
3. Öffentliche ‚Arbeiten. 
D. Wasserwerke usw. 
E. Landwirtschaft. 
Diese Absatzgebiete sollen nun der Reihe 
nach eingehender behandelt werden. ; 


A. Die Städte. 


Zunächst folge Zahlentafel 3, aus der ein- 
mal’durch Vergleich mit Zahlentafel 1 hervor- 
geht, wie sich die weiße Gesamtbevölkerung 
(denn nur sie kommt für diese Untersuchun- 
gen in Frage) auf das Land und die Städte ver; 
teilt, dann aber auch, wie viele der vorhandenen 
Städte im Jahre 1914 mit elektrischen Licht- 
‚und. Kraftanlagen versehen‘ waren, d.h. ent- 
weder selbst eigene Zentralen besaßen, oder an 
andere große Überlandzentralen angeschlossen 
waren. Die Tabelle enthält folgende Spalten: 


a) Anzahl der vorhandenen Städte (Munici- 
palities), ' 
‚b) Weiße Bevölkerung in diesen, 
e) Prozentsatz der städtischen zur gesamten 
weißen Bevölkerung, 
d) Anzahl der Städte mit elektrischer Strom- 
versorgung, ä ! 
e) Anzahl der Städte mit eigenen Zentralen, 
1) Weiße Einwohnerzahl in Städten mit elek- 
trischer Stromversorgung, Na 
g) Prozentsatz dieser zur gesamten weißen 
Bevölkerung. 


Abb. 14. ‚Einstellvorriehtung des Thermischen 
Überstrom-Zeitrelais. 


(@) 


Raumtemperatur tatsächlich höher als 250, so 
b:aucht die Einstellung nicht geändert zu wer- 
den, denn der Grenzstrom geht dann ohne wei- 
teres entsprechend dem zulässigen Maschinen- 
dauerstrom herunter. Die Auslösung würde 
dann bereits bei einer kleineren Stromstärke er- 
folgen.: | 

Ist dagegen das Relais ın einem andeın 
Raum untergebracht, so tritt diese Selbstberich- 
tigung nicht mehr ein und es schaltet dann das 
Relais ebenso, wie es etwa bei den elektromagne- 
tisch wirkenden Relais der Fallast, bei ein und 
derselben Stromstärke aus, wenn auf die Um- 
gebungstemperatur des Relais eingestellt wird. 
Die Unterbringung des Relais in nächster Um- 
gebung des zu schützenden Objektes ist also 
richtiger. Schwanken die zeitlichen und ört- 
lichen Abkühlungsverhältnisse stark, so emp- 
fiehlt es sich, das Relais an jener Stelle anzu- 
ordnen, wo zuerst die höchste Temperatur zu 
erwarten ist. Da dies jedoch zumeist nicht mög- 
lich sein wird, ist das Heizsystem durch Kapse- 
lung gegen die direkte |Einwirkung yon Luft- 
zug geschützt \(Abb. 12). 

(Schluß folgt.) 


Welche Geschäftsmöglichkeiten bietet Süd- 
afrika der deutschen Elektroindustrie. 


Von Dipl.-Ing. E. G. Weyhausen. ad a b | KR Are RE, | EN 
Übersicht. Es werden einzelne ziffermäßige $ ET ER ER La N RT > 
Unterlagen für die Beurteilung: der sich‘ in Süd- Kapkolonie as ER N ‘82 |:.278183. | 48° 12 412 NA a N | 
afrika bietenden Geschäftsmöglichkeiten und der Transvaal ET Rz BEER 33 252 320 60 "12 5 234351 | 56 
mit dem Geschäft verknüpften Schwierigkeiten ge- a TE ROSE NER era: 5 a a S N . En { En 
geben. Unter Südafrika soll hierbei nicht nur die TAT Ele; 1 ETvEny SWEET REN RE R  au ir a englas 14..\. 60: 
Union, sondern auch das angrenzende Gebiet von Südrhodesien N RR A TAN NE PERS LLÄE a ‚10.000 a2 2 ar $ 10.000 EN, 42 N 
Südrhodesien verstanden werden, da dieses geschäft- Insgesamt | 155 645872 50 39 32] 506.076 | 39-3 


lich nicht gut von der Union getrennt werden kann, ag 5 R 

Wie aus dieser Zusammenstellung hervor- 
geht, verteilt sich die Gesamtbevölkerung 
ziemlich gleichmäßig zwischen Stadt und Land. 
Die Bevölkerung in Städten mit elektrischer 
. Stromversorgung beträgt aber gerade erst eine 


Eine der Hauptschwierigkeiten, die mit 
dem südafrikanischen Geschäft verknüpft sind, 
ist die große Ausdehnung des zu bearbeitenden 
Gebietes und seine geringe Bevölkerungsdichte. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 19, 


trägt ca 30 bis 40 kg, so h Rn Berölkertng. 1914 

daß die durch Erschüt- Land me BE härbire 
terungen hervorgerufe- aN 2 

nen Beschleunigungs- | Kapkoloniel 710.000 583. 177 1.979.847 
drucke nicht nachteilis En 280.000 .| 420831, 1255.780 

Ge 3 . N rang'e- | 5 

in die Erscheinung tre- freistaat| 130.000 | 175435 351417 

ten können, DerInnen- | Natal. . .| 91 000 98 582. | 1093 376 | 
raum ist nach außen | Südrhode- fr { an 
vollständig abgeschlos- sien 385 000 23 606 12 712,783 = 
sen. Die Grenztempe- | Insgesamt| 1 596.000 | 1.301 631 | 5393203 | 


Zahlentafell enthält ziffermäßige Angaben hier- | halbe Million. Von den 116 Städten, die noch 
ü | nieht mit Strom versorgt sind, haben 


65 200 bis 1000 weiße Einwohner, 
723911000. bis: 2000 5 a a 
12 2000 bis 5000 RT 


Zahlentafel 4 soll zeigen, wie viele Konsu- 
.menten tatsächlich in den Städten mit elektri- 


‚schem Anschluß im Jahre 1914 vorhanden . 


waren, wieviel Kilowatt in den eigentlichen 
'Stadtzentralen installiert waren und wieviel 
Millionen Kilowattstunden jährlich aus diesen. 
Zentralen verbraucht wurden. ; 
-Zahlentafel 4. 


Kon. 


| Millionen 


Land > KW 

sumenten| | kWh 

'Kapkolonie .....1|. 9861.) 8160| 9,3 
Transvaal .. .. '..) 20 860.)17720 | ‚26,0. 
Orangefreistaat. 2428 | 1970 137, 
Natalı.. ne. 9115 , 11184 | 16,0 
Südrhodesien 1060 | 565.1. 0,6 
Insgesamt | 43 333 | 39599 | 53,6 


In sämtlichen Städten des "ganzen Süd- 


afrıkas sind also noch keine 50 000 Konsumen- 


ten vorhanden. 


Elektrische "Straßenbahnen waren 
im Jahre 1914 in Betrieb in; Kapstadt, Jo- 


hannesburg, Durban, Pretoria, East London, 
Port Elizabeth, Kimberley und Pietermaritz- 
burg. Außerdem eine gleislose Bahn in Boks- 


burg. Der Energieverbrauch dieser Bahnen ist - 


mit Ausnahme von Kimberley und Boksburg 
in den Ziffern der Zahlentafel 4 enthalten. 
(Kimberley und Boksburg ‘sind an nicht 
städtische Zentralen angeschlossen.) 
. Die Verteilungssystemein den Städten 
sind folgende: “ | 
1. Gleichstrom-Zweileiter mit Spannungen bei 
den Verbrauchern von 200, 210, 220, 230 


und 250 V für Beleuchtung und-von 440, - 


460, 500 und 550 V für Kraft. \ 
Gleichstrom-Dreileiter mit Spannungen bei 


S 


den Verbrauchern von 110/220, 200/400, 
220/440, 230/460, 240/480 und 250/500 Ver 


3. Einphasen-Wechselstrom mit Spannungen 


bei den Verbrauchern von 104, 110, 115, 200, 


230 und 400 V. 

. Spannung ‚bei den Verbrauchern. 
Drehstrom-Vierleiter mit’ 346/200 und 190/ 
110 V bei den Verbrauchern. 

Es sind also beinahe sämtliche nur ‚mög- 
lichen Systeme und Spannungen vertreten, 
Die Stromeinheitspreise, die 1914 von den 


4. Drehstrom von 200, 220, 230 und 440 V. 


or 


mit eigenen Zentralen ‚arbeitenden Städten. 


berechnet wurden, betragen in fast allen klei- 
nen Städten 9 d bis 1 s (in Salisbury sogar 


1s6d) je Kilowattstunde für Lieht und etwa 


die Hälfte für Kraft. In den größeren Städten 


gehen die Preise herunter bis auf 5,5d (bzw. 


2d für Kraft). In einigen Städten werden .be- 
sonders billige Preise für elektrisches Heizen 
und Kochen berechnet. 

Zieht man aus ‘den obigen 
Angaben einen Schluß für die Möglichkeiten 
des elektrotechnischen Geschäftes, so sieht 
man, daß das durch die südafrikanischen 
Städte dargestellte Absatzgebiet ein recht be- 
schränktes ist. Man erhält hierüber vielleicht 
die beste Übersicht, wenn man das Geschäft 
folgendermaßen gliedert: 
1. Geschäft mit den Stadtbehörden. 

a) größere Neuanlagen, DEREN, 

‚b) laufendes (Lager-) Geschäft. 
2. Geschäft mit Privaten. DEI IER i 
Über diese einzelnen Punkte lassen sich 
aus der Statistik folgende Schlüsse ziehen: 
Zu la. Wie aus Zahlentafel 3° hervorgeht, 
besitzen von 155 Städten gegenwärtig 32 eigene 
Zentralen. In dieser Zahl sind alle bedeutende- 


ren Städte eingeschlossen; für diese kann also 


‚nur noch Erweiterung der bestehenden Zen- 


Zahlentafel 3. 


PD, 


tralen in Fräge kommen. Nun sin 1 gegenwär- 


tg von den rd 0,5 Mill. weißen Einwohnern in 
diesen Städten 
sumenten von elektrischem Strom, und dem- 


entsprechend arbeiten die Zentralen fast durch- - 


18. Mai 1920. 


statistischen 


etwa 43 000 oder 8,5% Kon- 


Da 


Me er 


ER IERIT 


NER 
’ s DE 
+ . 


13. Mai 1820. 


weg noch mit einem sehr geringen Belastungs! 
faktor, wie aus Vergleich der. beiden letzten 
Spalten der Zahlentafel -4 hervorgeht. (Der 
durehsehnittliche jährliche Belastungsfaktor 


ist etwa 15%.) Also sind große Erweiterungen 


in absehbarer Zeit Kaum zu erwarten. Die 116 
Städte, die noch nicht mit elektrischem Strom 
versorgt sind, haben, wie aus der Zahlentafel 4 
ersichtlich ist, so untergeordnete Bedeutung, 
daß auch hier keine Anlagen großen Stils zu 
erwarten sind. Außerdem ist für Anlagen 
dieser Gattung zu bemerken, daß, wenigstens 
vor dem Krieße, gerade hierin die Konkurrenz 
derartig scharf war, daß sich nur für solche 
“Firmen ein nutzbringendes Geschäft bot, die 
besonders für die Projektierung und Ausfüh- 
rung solcher Anlagen eingerichtet waren. 


Straßenbahnen besitzen bereits alle die Städte, 


die in absehbarer Zeit überhaupt dafür in 
Frage kommen sollten. Sie sind fast ohne Aus- 
nahme von Dick, Kerr & Co. geliefert, so daß 
diese Firma praktisch ein Monopol auch auf 
Nachlieferungen hat. ve RR: 
Zu 1b. Daslaufende (Lager-) Geschäft mit 
den städtischen Behörden ist durch die große 
Verschiedenheit der vorhandenen Systeme 


“sehr erschwert, da hierdurch ein großes Lager 


sehr kleinem Um- 


mit verhältnismäßig 
Außerdem vergeben be- 


satz erforderlich ist. 


sonders die größeren Städte ihren Bedarf viel-. 


fach in jährliehen Kontrakten, so daß infolge 
seharfer Konkurrenz die Preise stark gedrückt 
sind. Dazu kommt noch, daß fast jede noch 


- so kleine Stadt ihren Elektroingenieur hat, der 


nach englischen Gepflogenheiten seine Stellung 
nur dadureh rechtfertigen zu können glaubt, 
daß er selbst für die allergewöhnlichsten Arti- 
kel besondere Spezifikationen herausgibt, die 
den Verkauf normaler Fabrikate noch mehr 
erschweren oder vielfach ausschließen. 

Zu 2. Wie schon aus der kleinen Anzahl 
von Konsumenten hervorgeht, ist, auch das 
Geschäft mit Privaten sehr beschränkt. Die 
Verwendung von Kleinmotoren für industrielle 
‚ Betriebe und von elektrischen Heiz- und Koch- 
apparaten ist zwar im Zunehmen begriffen, 
doch wirkt auch hier wieder die große Zahl der 
vorhandenen Systeme äußerst erschwerend, da 
naturgemäß in erster Linie nur Lagergeschäft 
in Frage kommt. In letzter Zeit.sind auch 
elektromedizinische Apparate mehr in Anwen- 
dung gekommen, doch ist eine wirksame Ver- 
größerung dieses Geschäftszweiges wohl nur 
möglich, wenn Ausstellungsräume errichtet 
werden, in denen Ärzte, die mit der Hand- 
babung derartiger Apparate nicht vertraut 
sind, angelernt werden können. | 


B. Montanindustrien. £ 


1. Goldbergwerke. Die Goldbergwerke 
Südafrikas bilden das wichtigste Absatzgebiet 
‚für das elektrotechnische Geschäft in diesem 
Weltteil. Der Beweis hierfür wird sich aus den 
nachfolgenden statistischen Übersichten er- 
geben. Zunächst möge Zahlentafel 5 zeigen, 
wie sich die Goldgewinnung im Jahre 1913 
über das ganze Gebiet verteilte. j 


 Zahlentafel 5. 


Distrikt | a | BAER HE © 
Transvaal: / 
 Witwaters- 
“  rand. . . | 25 628432| 8430 978 88,88 
- Lydenburg 216 480 219 254 2,30 
Heidelberg . 214 260 81 361 0,86 
Klerksdorp 34 935 6.590 0,07 | 
Natab AO a 1°: 1 242 0,01 
Südrhodesien | 1753 925] 689954 | 7,28 
Insgesamt | ER | 9 486 000 | 100,00. 


‚Es bedeuten: 
a) Jährlich gepochtes Erz in Tonnen, 


b) Jährlich gewonnenes Gold in "Unzen 
x (1 Unze = 31 g), ; 


e) Prozentsatz der Gewinnung des Distrikts | 


von.der Gesamtgewinnung. 


"Wie man sieht, nimmt der Witwaters- 
rand bei Johannesburg die weitaus dominie- 
rende Stelle ein. An zweiter Stelle steht Süd- 
rhodesien und an dritter der Lydenburgdistrikt. 
Diese drei kommen‘, wenigstens vorläufig, auch 
im wesentlichen nur für das elektrotechnische 
Geschäft in Frage. 
Die in der Zahlentafel 5 für den Wit- 
watersrand gegebene Menge gewonnenen Gol- 
des repräsentiert einen Wert von etwa 36 Mill.£ 
und verteilt sich auf 55 Minen. Rechnet man, 


daß bei vollkommener Elektrisierung der Mi- 


nen für jede Tonne monatlich verpochtes Erz 


. etwa 1,25 kWh täglich verbraucht werden 


(was einen Erfahrungswert darstellt), so ergibt 
sich, daß die jetzigen Minen des Rands ein Ab- 
satzgebiet von etwa 1000 Mill. kWh im Jahr 


‚ihre eigenen Zentralen. 


sap w » 


die Randminen Zentraleinkaufs- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 


19, 


376 


Pt m mg uemen 


darstellen. Rechnet man noch mit einem ge- 
samten Leitungsverlust von 20%, d. h. von 
Zentrale bis Mine und innerhalb der Mine, so 
erhöht sich diese Ziffer auf 1200 Mill. kWh 
als jährlich aus den Zentralen entnommene 
Energie. 

Der größte Teil der Randminen wird hente 
von der Vietoria Falls & Rand Mines Power 
Supply Co. mit elektrischer Arbeit versorgt. 
Nur die Farrar Anglo Freneh-Gruppe ‘(East 
Rand Proprietary Mines und Kleinfontein- 
Gruppe) und die Randfontein-Gruppe haben 
In. diesen. Zentrale 
waren ım Jahre 1914 installiert: 
Varınz 1. P7S,60; 219 000 kVA 


East Rand'P.M.. 14000 ; ‚, 
Kleinfontein 9.000 ,, 
Randfontein 20000 , 


Insgesamt 262 000 kVA 


. Die aus ihnen entnommene Energie betrug 
im gleichen Jahre etwa 1000 Mill. kWh. . 
... Aus Vergleich mit den oben gegebenen 
Übersichten für die städtischen Zentralen folgt, 
daß -die Kapazität der Minenzentralen etwa 
5-mal so groß ist wie die sämtlicher Stadtzen- 
tralen zusammen, und. daß der Energiever- 
braueh der Goldminen etwa 20-mal so groß ist 
wie der aller Städte zusammen. 
schon die große Bedeutung der Randminen für 
das elektrotechnische Geschäft hervor. 

Rechnet man bei: den Minen mit einem 
mittleren jährlichen Belastungsfaktor von 50%, 
so folst aus den obigen Zahlen, daß auf sämt- 
liehen Randminen etwa 260 000 PS installiert 
sind (als Verbraucher). Von diesen entfallen 
erfahrungsgemäß rd 50%, d.s. 130 000 PS auf 
die Verhüttungsanlagen, also auf Motoren un- 
ter 100 PS Einzelleistung und 50% auf Förder- 
anlagen, Wasserhaltungen und Kompressoren, 
also auf größere Einheiten, 

Da sich der ganze Witwatersrand in sei- 
nem Hauptteil nieht weiter als je etwa 35 km 
nach Osten und Westen von Johannesburg er- 
streckt, kann das Geschäft mit den Minen 
leicht organisiert und kontrolliert werden. 
Eine weitere Erleichterung ergibt sich daraus, 
daß sie alle in wenigen großen Gruppen zen- 
tralisiert sind, die in Johannesburg selbst ihre 
Zentraleinkaufs- und Ingenieurbureaus besitzen. 
Die Hauptgsruppen sind 
1. Central Mining & Investment 


Corporation . an . mib 21 Minen 
Johannesburg Consolidated 
AT VEREN ONE ACOMET Eee 1275, 
General Mining & Finance 

Corporätion . . . 5 5 


Consolidated Goldfields of S.A. ‚, 
GOELZUGTUPPOL. Hu ai ne 
Farrar Anglo French Gruppe 32 
Consolidated Mines Seleetion ;, uns 
Diese Zentralisierung der Minen hat aller- 
dings insofern auch einen nachteiligen Einfluß 
auf das Geschäft, als die Verkaufsfirmen in- 
folge der geringen Anzahl und individuellen 


DD OU — 


‘Bedeutung der Kunden vielfach zur Annahme 


von Bedingungen gezwungen werden, die sie 
unter andern Verhältnissen, d. h. bei einer 
größeren Anzahl gleichbedeutender Abnehmer, 
ohne Schaden für das Geschäft abzulehnen in 
der Lage wären. In der Tat machen: manche, 


.oder die Mehrzahl der Minengruppen von dieser 


für sie günstigen Lage oft ausgiebigen Ge- 
brauch. ’ BE 

Südrhodesien bildet das zweitwichtig- 
ste Goldminengebiet. Dieses unterscheidst sich 
dadurch wesentlich vom Witwatersrand, daß 
die Stellen, an denen Gold in abbauwürdiger 
Menge gefunden wird, über das ganze große 
Gebiet verteilt und daß fast nirgends Minen 
vorhanden sind, die in wirklich großem Maß- 
stabe arbeiten können. Im Jahre 1913 wurden 


30% des sanzen Goldes aus Minen Kewonnen,' 
[0] > 


die von einzelnen Privatpersonen bearbeitet 
wurden, also aus verhältnismäßig sehr kleinen 
Minen. Die Zahl derselben war 180, während 
die Gesamtzahl der goldproduzierenden Minen 
nur 205 betrug. Während also im Durchschnitt 
auf eine Mine des Rands jährlich etwa 485 000 t 
Erz entfallen, kommen auf eine Mine Rhode- 
siens nur 8500 t, alse nur etwa deı 60. Teil. Die 
25 größeren Minen verteilen sich in ihrer Mehr- 
zahl auf die folgenden Gruppen: 
Goldfields Rhodesian Development Co., 
London & Rhodesian Mining & Land Co. 
(3% Weil); 
Willoushby’s Consolidated Co. 
Da die: beiden letztgenannten Gruppen 


fast ausschließlich in London kaufen, bleibt für 


das südafrikanische Geschäft größeren Maß- 
stabes nur die erste Gruppe, die Goldfields 
Rhodesian Development Co.. die ähnlich wie 
und Inge- 


nieurbureaus besitzt, u. zw. in Bulawayo. Sie 


hat in den Jahren 1913/14 den größten Teil 


ihrer Anlagen ausgebaut, so daß in der Haupt- 


Hieraus geht. 


sache nur noch Lagergeschäft zu erwarten ist, 
Bis jetzt haben alle größeren Minen ihre eige- 
nen Zentralen, da die großen Entfernungen 
eine wirtschaftliche Kraftübertragung erschwe- 
ren bzw. ausschließen. 

Neben dem Witwatersrand und Rhode- 
sien spielt von den übrigen in Zahlentafel 5 
genannten Distrikten nur noch der Lyden- 
burgdistrikt eine gewisse Rolle für das elek- 
trotechnische Geschäft. Der: Hauptteil dieses 
Distrikts (Transvaal Gold Mining Estates bei 
Pilgrimsrest, kontrolliert von der Central Mi- 
ning & Investment Corporation, Johannes- 
burg) wird heute von einer W asserkraftzentrale 
von 6000 PS in Belvedere mit elektrischer Ar- 
beit versorgt, so daß immer eine gewisse Nach- 
frage für elektrotechnisehe Artikel besteht. 

2. Diamantengruben. Unter den Mon- 


tanindustrien stehen die Diamantengruben an 
zweiter Stelle. Die nachstehende Übersicht 


‚zeigt die im Jahre 1913 gewonnenen Karate. 


Zahlentafel 6. 


en 
Diamantengewinnung 


Daeie in Karat 
1918 
Kapkolonie 2 461 892 
‚ Orangefreistaat 544 757 
Transvaal 2 156 897 
Südrhodesien 997 


Insgesamt 5 164 543 

An erster Stelle steht also die Kapkolonie, 
repräsentiert durch die De Beers Consolidates 
Mines bei Kimberley. Letztere sind eine Gruppe 
von Gruben, deren tiefster Schacht im Jahre 
1911 bis auf etwa 1100 m ausgebaut war. 
Die ganze Gruppe wird von einer Dreh- 
stromzentrale, in der rd 8500 kW installiert 
sind, mit Strom versorgt, doch werden die 
Förderanlagen auch heute noch mit Dampf 
betrieben. An diese Zentrale ist auch die Stadt 
Kimberley selbst mit ihren Vororten ange- 
schlossen. Da De Beers fast ausschließlich in 
London kaufen, kommen sie für das südafrika- 
nische Geschäft, abgesehen von gelegentlichen 
kleineren Lagergeschäften, nicht in Frage. 

An zweiter Stelle steht das Transvaal, im 


: wesentlichen repräsentiert durch die Premier 


Diamond Co, 40 km von Pretoria. Von dieser 
werden die Diamanten im Tagebau gewonnen, 
d.h. das Erz wird in einem großen Krater aus- 
gebrochen und dann mittels Förderung mit 
endlosem Seil nach oben in die Verhüttungs- 
anlage gefördert. Die gegenwärtige Tiefe des 
Kraters ist etwa 80 m und nimmt jährlich nur 
um etwa 10 m zu. Man erwartet, daß ein nutz- 
bringender Abbau bis etwa 400 m Tiefe mög- 
lich sein wird. Mit zunehmender Tiefe wird 
sich die Aufstellung von Fördermaschinen am 
Rande des Kraters immer mehr gegenüber der 
jetzigen Förderung mit endlosem Seil empfeh- 
len. Die Mine hat gegenwärtig eine eigene 
Zentrale, an die die meisten Betriebe (nicht die 
Förderung) angeschlossen sind. Er 

Im Orangefreistaat befinden sich größere 
Diamantengruben in Jagersfontein und Kofty- 
fontein, beide mit eigenen elektrischen Zen- 
tralen, aber beschränktem Bedarf an elektri- 
schem Material. 


3. Kohlenzeehen. Kohle wird fast über- 

all in der Union und Südrhodesien gefun- 
den, doch kann man von einem industriellen 
Abbau nur in gewissen Distrikten sprechen. 
Die Kohlegewinnung verteilte sich im Jahre 
1916 auf die einzelnen Distrikte wie folgt: 


Zahlentafel 7. 


Kohlegewin- 

Distrikt nung in t 
1016 

DR N EN LI Er? IF U 
Kapkolonie ".... - 41 752 
Nat 3.066 261 
Orangefreistaat _ 762 576 
Transyaalz- ic: 6 136 913 
Südrhodesien . . . - - 491 582 
Insgesamt 10 499 084 


"Trotzdem viele Zechen elektrischen Be- 
trieb eingeführt haben, ist der Bedarf an elek- 
trischen Artikeln sehr beschränkt. „= # 

4. Verschiedene Erzbergwerke. Von 
andern wichtigeren Mineralien werden in Süd- 
afrika noch gefunden: Silber, Kupfer, Zinn, 
Eisen, Blei, Zink, Antimon usw, Von eigent- 
lichen Industrien kann !aber nur gesprochen 


werden bei Silber, Kupfer und Zinn. 


Silber wird hauptsächlich in Transvaal 
und hier meist ’als "Nebenprodukt der Gold- 
minen gewonnen. i 
Kupfer findet‘ sich i 
Namaqualand (Teil der Kapkolonie), 


hauptsächlich im 
wo die 


376 


— nn —— — 


Cape Copper Mining Co. und die Namaqua 
Mining Co. auch elektrische Anlagen besitzen. 
Beide Gesellschaften zusammen schmolzen 
1912 etwa 129 000 t Erz. Auch im Transvaal 
finden sich Kupferminen, die im Jahre 1913 
rd 5300 t# Kupfer verkauften. 

Zinn findet sich hauptsächlich im Swazi- 
land (Teil vom Transvaal), wo die Swazi Tin 
Mines, kontrolliert von der Central Mining & 
Investment Corporation, Johannesburg, auch 
eine elektrische Anlage besitzen. 

Die Eisenfunde sind in Südafrika sehr 
zerstreut, und man hat nur wenig Versuche 
einer industriellen Ausbeutung gemacht. Im 
Jahre 1911 wurde in Vereeniging (80 km von 
Johannesburg) eine Gesellschaft zur Ver- 
arbeitung von Eisen- und Stahlabfällen ge- 
gründet, welche eine elektrisch  angetriebene 
Walzenstraße nach dem Heilandsystem in- 
stallierte. Vor dem Kriege hat sich aber die 
Gesellschaft trotz weitgehender Unterstützung 


seitens: der südafrikanischen Bahnen nicht. 


rentiert. 4 

Aus dem oben gesagten geht hervor, daß 
außer der Goldindustrie und vielleicht den 
Diamantengruben, alle sonstigen Montan- 
industrien keine nennenswerte Bedeutung für 
das elektrotechnische Geschäft haben und 
auch wohl in absehbarer Zeit nicht gewinnen 
werden. 


C. Der Staat. 


1. Eisenbahnen. Abgesehen von kleine- 
ren Privatnebenbahnen sind jetzt alle Bahnen 
in der Urion staatlich. Die Länge des gesamten 
Bahnnetzes ist aber nicht viel größer als 10 000 
km. Die rhodesischen Bahnen mit einer Ge- 
samtlänge (1910)von etwa 2500km befindet sich 
in Händen von 2 Privatgesellschaften. Die Bah- 
ner sindhauptsächlich Abnehmer für elektrische 
Lampen. Außerdem hat aber die Union an ver- 
schiedenen Plätzen größere Reparaturwerkstät- 
ten, in denen individueller elektrischer Antrieb 
der Werkzeugmaschinen vorherrscht. Den 
Strom hierfür beziehen die Bahnen aus den 
betreffenden Stadtzentralen (Kapstadt, Dur- 
ban, Johannesburg, Pietermaritzburg). Dazu 
kommen noch elektrisch betriebene Krane und 
Verladevorrichtungen in den Hafenplätzen. 

Kurz vor dem Kriege trat die Bahnver- 
waltung der Frage näher, einzelne Bahn- 
strecken zu elektrisieren. Es-handelte sich 
damals zunächst um einige ° Vorortbahnen 
Kapstadts, die als Versuchslinien ausgebildet 
werden sollten. Weiterhin war eine Schnellbahn 
zwischen Johannesburg und Pretoria ins Auge 
gefaßt. Diese Projekte sollen jetzt wieder 
aufgenommen werden; doch werden die Auf- 
träge wohl ausschließlich in London vergeben 
werden. 


2. Telegraphie undFernsprechwesen. 
Beide sind verstaatlicht, -doch kaufen die 
bezüglichen Departements |ihren Bedari fast 
ausschließlich in London, so daß sie für 
das eigentliche südafrikanische Geschäft fort- 
fallen. Als Telephon sind durchweg Eriesson- 


apparate installiert (mit Ausnahme von Dur-: 


ban, wo die Telephone städtisch und Western 
Eleetric-Fabrikate eingeführt sind). Während 
es auf diese Weise für andere Firmen so gut 
wie ausgeschlossen ist, einen Teil an dem 
normalen Telephongeschäft zu erhalten, bieten 
sich auch für diese gute Geschäftsmöglich- 
keiten, wenn automatische Fernsprecher ein- 
geführt werden, wie dies vor dem Kriege ge- 
plant war. Es waren damals Versuchsanlagen 
in Turffontein (einem Vororte Johannesburgs) 
und Bloemfontein in Aussicht genommen. 

3. Öffentliche Arbeiten. Das Publie 
Works Department kauft in Südafrika und 
hat immer einen gewissen Bedarf an elek- 
trischen Artikeln, vor allem an Lampen und 
Installationsmaterial, der in jährlichen Kon- 
trakten ohne feste Mengen ausgeschrieben 
wird. Hierdurch sind die Preise stark ge- 
drückt, und das. Geschäft leidet ferner unter 
der großen Verschiedenheit der in den Städten 
installierten Systeme, worauf schon im ersten 


D 


Abschnitt hingewiesen wurde. 


D. Wasserwerke usw. 


Von Wasserwerken ist für das elektrotech- 
nische Geschäft vorläufig nur der Rand Water 
Board von Interesse. Dieser liefert Wasser an die 
Minen und Städte des ganzen Witwatersrand, 
einschließlich Johannesburgs. Im Jahre 1913 
verkaufte er rd 142 Mill. hl Wasser aus einem 
Rohrnetz von etwa 265 km Gesamtlänge. Als 
Abnehmer für das elektrotechnische Geschäft 
kommt der Rand Water Board dadurch in 
Betracht, daß er eine Anzahl Bohrloch- und 
andere Pumpen elektrisch von einer größeren 
Zentrale aus betreibt. Ein größerer regel- 
mäßiger Bedarf an elektrischem Material be- 
steht aber nicht. 

Die Wasserversorgung der übrigen Städte 
geschieht durchweg durch kleinere lokale 


Elektrotechnische Zeitschrift. | 


Pumpstationen, und auch die Bewässerung 
des flachen Landes ist noch nicht in größerem 
Maßstabe in Angriff genommen worden. 


E. Landwirtschaft. 


In die Landwirtschaft hat die Elektrizität 
noch äußerst wenig Eingang gefunden. Der 
Hauptgrund hierfür ist die große Entfernung der 
einzelnen Farmen von einander und von größe- 
ren Städten. Auf diese Weise ist eine wirtschaft- 
liche Stromversorgung des Landes, abgeseher 
von wenigen Ausnahmen, so gut wie ausge- 
schlossen. Andererseits scheuen sich die 
Farmer vor der Installation eigener Anlagen, 
da sie in Fällen von Betriebsstörungen nur 
äußerst schwer rechtzeitig sachkundige Hilfe 


1920. Heft 19. 


‘13, Mai 1920. 


== 2 : =. EEE EST IENERTN NOIR ZIEOES NETUINEEALEEIENDENGEn NTEmFr En un anaen) 


von außen erhalten können. Mit großem Auf- 


wand an Zeit und Geld könnte vielleicht an 
eine systematische technische Propaganda her- 
angegangen werden, doch ist fürs erste wohl 
kaum viel davon zu erwarten. Jedenfalls 
haben vor dem. Kriege Sonderausstellungen 
in den großen landwirtschaftlichen Ausstellun- 
gen keinen sehr ermutigenden Erfolg gehabt. 


Schlußfolgerung. 
Wie die obigen Ausführungen zeigen, tritt 


‚gegen das Geschäft mit den Goldminen das 


ganze übrige Geschäft stark in den Hinter- 
grund. Setzt man das mögliche Geschäft den 
verbrauchten Kilowattstunden proportional, 
so ergibt sich, daß die Goldminen des Witwa- 
tersrand allein ein Absatzgebiet darstellen, 
das etwa 20 mal so groß ist wie das durch 
sämtliche Städte zusammen gebildete. Nimmt 
man ferner an, daß das.noch außerdem be- 


| stehende Geschäft, d. h. das mit den übrigen 


Montanindustrien, dem Staat (soweit.es in 
Südafrika abgeschlossen wird) und mit- der 
Landwirtschaft ungefähr halb so. groß wie 
das mit den Städten ist, so folgt, daß das 
Geschäft mit den Randminen etwa 14-mal 
so groß ist wie das ganze übrige Geschäft zu- 
sammen. Hiernach erscheint es vollkommen 
gerechtfertigt, sich ganz auf das Randge- 
schäft zu beschränken, zumal hierbei leicht 
auch die Städte.des benachbarten Teils von 
Transvaal sowie a Montanindustrien 
(Premier Mine, Kohlenzechen) bearbeitet wer- 
den können. Für deutsche Firmen wird sich 
dies nach dem Kriege um so mehr empfehlen, 


als höchstwahrscheinlich die Minen früher als. 


die Behörden die antideutsche Haltung auf- 
geben werden. Auch finanziell ist das Ge- 
schäft mit den Goldminen das sicherste. Ihre 
Zahlungsbedingungen sind durehweg weit 
besser als die sonst üblichen; denn, ‘abgesehen 
von ganz großen Kontrakten, bei denen auch 
Montage von längerer Dauer in Frage kommt, 
werden alle Rechnungen monatlich bezahlt. 
Kreditgewährungen sind also nicht erforder- 
lich und damit Verluste durch Abschreibungen 
auf zweifelhafte Kontenam Rand beieiniger Auf- 
merksamkeit so gut wie ganz zu vermeiden. 


Statistisches. 


Zum Schluß mögen noch einige allge- 
meine Bemerkungen an Hand der offiziellen 
Statistik folgen. 

Nach einem vor kurzem erschienenen 
Bericht des englischen Handelskommissars!) 
betrug die Einfuhr von elektrischen Maschinen 
in Südafrika 1913 derem Wert nach etwa 
0,450 Mill. £, wovon etwa 56 %, aus Deutsch- 
land kamen. Da die Verhältnisse in den vor- 
hergehenden Jahren ähnlich lagen, ist also 
eine sehr große Anzahl deutscher Maschinen 
in Südafrika. in Betrieb, für die natürlich mit 
der Zeit Ersatzteile zu beschaffen sind. 
Während des Krieges sind diese von eng- 
lischen Firmen bezogen worden, was aber 
natürlich nur mit erheblichen Schwierigkeiten 
und großem Kostenaufwand möglich 
Gerade die Beschaffung dieser Ersatzteile 
dürfte also wohl der deutschen Elektroin- 


War. 


dustrie die Möglichkeit geben, sich wenigsten. 


einen Teil des südafrikanischen Marktes wie- 


der zu sichern und verlorene Geschäftsbe- 


ziehungen wieder anzuknüpfen. 

Der deutsche Anteil an anderem elek- 
trischen Material war nieht'so bedeutend, weil 
Kabel und isolierte Leitungen fast ausschließ- 
lich von Mitgliedern der englischen Cable 
Makers Association bezogen wurden und das 
deutsche Installationsmaterial im großen und 
ganzen dem englischen Geschmack nicht ent- 
spricht. Glühlampen werden nur mit Bajonett- 
soeckel ‚verwandt, während die deutschen 
Fabriken meist nur Lampen mit Edisonge- 
winde herstellen. - 

Die Einfuhrzahlen von 1918 zeigen gegen- 
über denen von 1913 einen ganz erheblichen 
Rückgang, der aber nicht durch den Mangel 
an Bedarf, sondern durch die Liefer- und 


9) Vgl. „ETZ* 1920, 9.4. DS 


Transportschwierigkeiten hervorgerufen ist. 
Selbst die Einfuhrwerte sind bei elektrischen 
Maschinen. auf weniger als ein Viertel, bei 
anderem elektrischen Material auf etwa 65 % 
zurückgegangen, die Einfuhrgewichte bei 
den stark gestiegenen Preisen also noch weit 
mehr. Bemerkenswert ist, wie sich 'die Ge- 
samteinfuhr im Jahre 1918 auf die einzelnen 
Lieferländer verteilt. Die Einfuhr aus 
Deutschland war natürlich gleich Null. Ame- 
rikas Anteil, der 1913 noch nicht 10 % be- 
trug, belief sich 1918 auf 36 %, Holland war 
mit etwa 27 % und Japan, das 1913 überhaupt 
nicht nach Südafrika exportierte, mit etwa 
17 % vertreten. Der Handelskommissar ist 
aber der Ansicht, daß sich Japan nicht auf 
dem Markte halten wird, da die Qualität der 
gelieferten Waren minderwertig und es un- 
möglich sei, sich darauf zu verlassen, daß die 
Waren den Mustern entsprechend geliefert 
werden. 

Der Handelskommissar schließt seinen 
Bericht damit, daß jetzt ein lebhafter Wett- 
bewerb um den früheren deutschen Anteil 
am Geschäft stattfinden wird. Dem gegenüber 
ist es aber erfreulich festzustellen, daß schon 
jetzt wieder eine rege Nachfrage nach deutschen 
Fabrikaten einsetzt, so daß die Hoffnung be- 
steht, daß die deutsche Elektroindustrie in 
der Lage sein wird, sich wenigstens einen Teil 


‘des durch den Krieg verlorenen Marktes wieder 


zu erobern, wenn die Zustände in der Heimat 


es ihr ermöglichen, den Export in größerem 


Maße wieder aufzunehmen. 


Billiges Unterwerk zur Aufstellung im 
Freien. — Die in Abb. 1 dargestellte Anordnung 
ist für kleine Abnehmer gedacht und kann im 


Ta P 
1 lo 
Ä 3-100kVA 7000/22000 -580/2200V- 
Transformatoren 
Seitenansicht. 


Vorderansicht. 
Abb. 1. Billiges Unterwerk zur Aufstellung im Freien- 


Anschluß an den letzten Mast einer Freileitun 
aufgestellt werden. Besonders interessant is 
der selbsttätige Trennschalter, den Abb. 2 mit 
genauen Einzelheitengzeigt. Dieser Schalter 


“ rohr von 5emDurch- 
messer befestist.und 
besteht im wesent- 
lichen aus zwei Iso- 


.. von der Leitung 


der oberste einen 
Bügel trägt. Mit 
letzterem ist eine 
Freileitungsklemme 
durch. einen 
verbunden, welcher 
nach seiner Freigabe 
durch eine 


Verbindung löst, so 


Gewicht die Klemme 
nach oben zieht und 
so die Ausschaltung 
bewirkt. Die Frei- 
gabe der Festhalte- 
vorrichtung erfolgt, 
wenn die Sicherung 
und mit ihr der sie 
“ berührende Kupfer- 
draht abschmilzt. 
Die Kosten des Un- 
‚terwerks betragen 
(ohne Transforma- 
toren und Blitzab- 
leiter) fix und fertig 
etwa 300 $. Für den Trennschalter sind noch 
einige Verbesserungen in Aussicht genommen. 


Abb. 2. Selbsttätiger 
Trennschalter. ı 


„Electrical World“, Bd. 74, 1919, 8. 1114.) 


ist an einem Eisen-’ 


latoren, von denen 


Stift 


Fest- - 
haltevorrichtung die - 


‘daß ein vorgesehenes . 


diese Kabe 


. — 


13. Mai.192), 


Elektromaschinenbau. 


Anlaßverfahren und Lastverteilung bei Ein- 
ankerumformern. — Die Einankerumformer 
werden, um bequem parallel schalten zu 
können, in neuerer Zeit vielfach selbst- 
syncehronisierend gebaut. Das Anfahren ge- 
schieht zu diesem Zweck mit Hilfe eines direkt 
gekuppelten Sehleifring-Drehstrommotors, der 
an die sekundäre Seite des Umformer-Vor- 
schalttransformators angeschlossen wird. Nach- 
dem der Umformer in die Nähe der synchronen 
. Drehzahl gebracht worden ist, wird bei dem 
Verfahren der General Electric Co!), seine 
Läuferwicklung mit Hilfe eines Vorkontaktes 
des Hauptschalters über passende Drossel- 
spulen an die sekundäre Seite des Vorschalt- 
transformators gelegt. Der hierdurch ausge- 
löste Ausgleichstrom ist ausreichend, um den 
Umformer in den Synchronismus hineinzu- 
ziehen. Alsdann werden durch Weiterbewe- 
gung des . Hauptsehalters die Drosselspulen 

urzgeschlossen. Die richtige Reihenfolge der 
Schaltbewegungen ist durch besondere kon- 
struktive Maßnahmen am Hauptschalter ge- 
sichert. Der Anwurfsmotor wird schließlich 
durch ein Nullspannungsrelais, das in der End- 
stellung des Hauptschalters betätigt wird, 
selbsttätig abgeschaltet, womit der Anlaßvor- 
gang beendst ist. Bei parallel arbeitenden 
Einankerumformern bewirken bereits geringe 
Unterschiede in den Widerständen der Läufer- 
stromkreise ungleiche Lastverteilung. Zur Be- 
seitigung dieses Übelstandes sind daher bei 2 
parallel arbeitenden Umformern und einem 
speisenden Generator, beim letzteren 2 von 
einander völlig unabhängige Wicklungen vor- 
Bren worden. Die obengenannte Firma 
enutzt in diesem Falle zu gleichem Zweck 
einen Aısgleichtransformator. Dieser besteht 
ro Phase aus 2 auf einem gemeinsamen Eisen- 
ern aufgewickelten 
ten Spulen, die von den zugehörigen Phasen- 
strömen der parallel arbeitenden Maschinen 
durchflossen werden. Sind die Ströme der 
Phase und der Größe nach gleich, so ist der 
Ausgleichtransformator elektrisch unwirksam; 
ist dies nicht der Fall, so entsteht ein Diffe- 
renzfeld, welches selbsttätig gleiche Belastung 
herzustellen sucht. Erfahrungsgemäß genügen 
bereits relativ kleine Ausgleichtransformatoren. 
So war für 2 parallel arbeitende Einankerum- 
former von 750 kW ein Ausgleichtransformator 
- mit den Hauptmassen (0,74 x 0,34 x 0,91 m) 
erforderlich. J. Ko. 


‘ Leitungsbau. 


Überspannung des St. Lorenzstromes durch 
eine 2 km lange Hochspannunsgsleitung. — Die 
Shawinigan Water &. Power Co, deren Kraft- 
werk sich auf dem Nordufer des St. Lorenz- 
Stromes befindet, versorgte früher eine Reihe 
von Abnehmern mit 10 000 kW auf dem Süd- 
ufer durch Flußkabel, für welche die Spannung 
von 50 auf 25 kV erniedrigt und dann wieder 
auf 50 kV gebracht wurde. Neuerdings sind 
durch eine Luftleitung unter 
Erhöhung der nung auf 

10 kV ersetzt worden, worüber S. Svenning 
son in „Proceedings A. I.E.E.“, Bd. 87, 1918, 
8.1275 berichtet. Die Erfahrungen, welche man 
mit den Flußkabeln gemacht hatte, waren keine 
Eulen: die starke Strömung und im Winter der 

isgang verursachten kostspielice Reparaturen, 
die die Betriebssicherheit der Anlage beein- 
trächtigten. Außerdem sollte die erforderliche 
Erweiterung um 4000 kW bei Verwendung von 
Flußkabeln einschließlich neuer Transforma- 
“toren und Schalteinrichtungen 150 000 $ kos- 
ten, während die Kosten einer bedeutend zu- 
verlässigeren und weniger Wartung erfordern- 
den Luftleitung auf 200 000 $ geschätzt wur- 
den. Man entschied sich für letztere, wobei 
gleichzeitig die Spannung auf 110 kV. erhöht 
wurde. Es kamen zwei Möglichkeiten in Frage: 
Man konnte den Fluß entweder bei Point du 
Lae mit drei Spannweiten von je 670 m über- 
queren oder eine Spannweite von 1463 m und 
zwei Ankerabspannungen von 174 und 290 m 
wählen. Letztere Ausführung war an sich die 
teurere, doch wären bei der ersteren 24 km 
Hochspannungsleitung erforderlich geworden, 
um die Verbindung mit der Hauptleitung her- 
zustellen. Hierdurch erreichten die Kosten 
nahezu die Höhe der Einfachspannausführung, 
zu der man sich schließlich entschloß. Man er- 


richtete demgemäß auf den gegenüberliegenden. 


Ufern im seichten Wasser 2 Kabeltürme im Ab- 
stande von 1460 m, welehe 107 m hoch sind und 
im unteren Teil 18 m im Geviert messen, Nach 


„The Eleetrician“, Bd. 83, 1919, 8.492. E 


- Elektrotechnische Zeitschrift. 


egeneinander geschalte- 


4 


1920. 


RUNDSCHAU. 


oben verjüngen sich diese Türme auf 2 Seiten 
so, daß der oberste Querschnitt ein Rechteck 
von 18 m Länge und 4% m Breite bildet, dessen 
Langseiten dem Strome parallel gerichtet sind. 
Auf die Türme sind Querarme aufgebracht, 
die bei 4,5 m Breite und 30 m Länge im Ab- 
stande von 15 m 3 mit Doppelrillen versehene 
Seilscheiben von 2,5 m Durchmesser tragen, 
über welche die doppelt genommenen Anker- 
kabel geführt sind. Die Verbindung mit dem 
Kabel des Mittelspanns erfolgt durch Joch- 
stücke, diejenige mit den Ankern durch einge- 
schaltete ragbolzen und kurze Stücke Kabel 
von 44 m Durchmesser. Die Ecken der Türme 
selbst ruhen auf je 4 runden Pfeilern aus Eisen- 
beton, bestehend aus Hohlzylindern von 3,5 m 
Durchmesser und mit etwa 2 m Wandstärke, 
welche durch Eisenbetonbalken von 1,25 m 
Breite und 2,5 m Höhe miteinander verbunden 
sind. Die Kabel haben einen Durchmesser von 
35 mm und bestehen aus einer Seele, aus 30 
verseilten, verzinkten Stahldrähten, die von 6 
Scilen aus je 19 Stahldrähten umgeben ist. Die 
Bruchfestigkeit des verwandten Stahl- 
drahts beträgt 182 kg/mm?, die Elastizitäts- 
grenze 156 und die Bruchfestigkeit des fertigen 
Kabels rd 84,5 t oder 77,5 kg/mm?. Der Elasti- 
zitätsmodul des fertigen Kabels wurde durch 
Versuche zu 6200 kg/mm? ermittelt. Als später 
der Durchhang verkleinert werden mußte, 
zeigte sich, daß der Elastizitätsmodul auf 
13 000 kg/mm? angestiegen war. Die Kabel- 
schuhe sind aus massiven Stahlblöcken her- 
gestellt und umschließen das Kabel auf eine 
Länge von 23 cm. Sie besitzen eine konische 
Bohrung, durch deren kleinere Öffnung das 
Kabel eintritt. Die Befestigung erfolgte nach 


‘Aufdrehen des Kabelendes durch Vergießen 


mit Messing. Die Isolatoren, welche dazu 
dienen sollten, die Stahlseile zu isolieren, um 
sie als Leitung benutzen zu können, bestehen 
aus einem aus Winkeleisen und Blech herge- 
stellten Ring von 2,5 m Durchmesser und 
2 Kreuzstücken mit je 3 Armen. Das obere ist 
mit dem Ring durch 3 je 3,25 m lange und 
64 mm starke Stehbolzen verbunden; das 
andere liegt etwa 1 m tiefer, und jeder seiner 
Arme ist an dem Ring durch 2 achtmantelige 
Porzellanisolatoren befestigt. Diese Isolatoren 
aus Spezialporzellan haben eine Bruchfestig- 
keit von je 60 t; Versuche zeigten, daß die 
Überschlagsspannung trocken 302 kV und 
naß 262 kV beträgt. Jeder der Isolatoren hat 


ein Gesamtgewicht von 6. Da diese Isolatoren ' 


nicht rechtzeitig fertig wurden, so hat man 
vorläufig Kupferleitungen an den Stahlkabeln 


mit Hilfe von je 17 Hängeisolatoren aufgehängt, 


die im Abstande von 76 m angebracht sind und 
aus je 8 Einheiten bestehen. Die Errichtung 
der Türme verzögerte sich, die Aufbringung 
der Kabel konnte nicht vor dem Zufrieren des 
Stromes geschehen, und es mußte abgewartet 
werden, bis das Eis stark genug war, um die 
schweren Kabeltrommeln zu tragen. Dabei war 
es nicht leicht, während der heftigen Schnee- 
fälle im Januar und Februar einen Weg zwi- 
schen den beiden Türmen offen zu. halten. 
Anfang März wurden die Käbel für die Mittel- 
strecke auf diesem Wege ausgelest, ebenso die 
Ankerkabel, die dann auf richtige Länge abge- 
schnitten und mit ihren Kabelschuhen ver- 
sehen wurden. Die 3 Kabel wurden nachein- 
ander aufgebracht, zunächst das mittlere, 
dann das stromabwärts gelegene, und schließ- 
lich das stromaufwärts gelegene, nachdem 
vorher die Hängeisolatoren und Kupferleiter 
daran befestigt worden waren. Die nächsten 
Hängeisolatoren sind 122 m von den Türmen 
entfernt, und die Leitungen senken sich von 
ihnen zu den an den Türmen befestigten Ab- 
spannisolatoren, welche in einer Höhe von 
46 m angebracht sind. Am Nordufer wird die 
Leitung dann direkt in einem 129 m-Spann zu 
einem Verteilungsturm geführt, während am 
Südufer dadurch ein Zwischenstützpunkt ge- 
schaffen ist, daß die beiden äußeren Anker- 
kabel im Abstande von 152 m vom Turme 
durch ein Stahlseil verbunden sind, an dem die 
Leitung befestigt ist. Nachdem die Kabel auf- 
are und gespannt waren, :zeigten sie 
dauernde Schwingungen mit deutlichen Kno- 
tenpunkten im Abstande von 3,5 'bis 4,5 m. 
Infolge dieser Schwingungen lösten sich nach 
etwa einmonatiger Betriebsdauer 2 Hänge- 
isolatoren von den Stahlkabeln und mußten 
neu befestigt werden. Bald darauf kam ein 
weiterer derartiger Fall vor, doch ist die Lei- 
tung seitdem von solchen Vorkommnissen ver- 
schont geblieben. Die Kupferleitungen befin- 
den sich (z. Zt. der Schiffbarkeit) ungefähr 
54 m über dem mittleren Wasserspiegel. Im 
Sommer beträgt der normale Durchhang etwa 
56 m. Der Durchhang der Kabel hatte sich 


seit Errichtung bis Mai 1918 um_etwa 8 m ver- 


Heft 19. 


‚Nachteile anderer 


Dehnungen des Metalles 


BEL 


mehrt, welche durch Nachspannen wieder be- 
seitigt wurden. Da die Eisverhältnisse des Lo- 
renzstromes recht unangenehme sind, so war 
es nötig, die Turmfundamente durch Eis- 
brecher zu schützen. Es wurden infolgedessen 
etwa 3000 t Feldsteine im Abstande von unge- 
fähr 23 m vom Turm stromaufwärts und nach 
der Strommitte zu angehäuft, so daß sie noch 
einen Meter über das Eis hervorragten. Dieser 
Schutz erwies sich jedoch als unzureichend 
und beim Eisgang wurde das Eis über dieStein- 
wände hinweggetragen, und türmte sich um 
die Turmfundamente bis zu einer Höhevon 
9 m, aber ohne Schaden anzurichten, auf. Die 
Eisbrecher werden jetzt in Eisenbeton und 
Felsblöcken bis zur Hochflutmarke neu auf- 
geführt. In bezug auf die Zugänglichkeit der 
Anlage ist noch zu erwähnen, daß in den Tür- 
men Aufzüge und Leitern vorgesehen sind, 
Rollenzüge dienen dazu, die Isolatoren des 
Mittelspanns. zu erreichen und über einen, am 
Ankerkabel aufgehängten Laufsteg kann man 
zu den Isolatoren des Zwischenstützpunktes 
am Südufer gelangen. W. 


Neue Preßkabelschuhe. — Die Stotz G. m. 
b..H., Mannheim, bringt einen Preßkabelschuh 
für 10 bis 150 mm? auf den Markt, welcher die 
( Schraubkabelschuhe ver- 
meidet und eine der Lötung gleichwertige Ver- 
bindung erzielt. Wie Abb. 1 zeigt, ist es ein 
sogenannter offener Kabelschuh, dessen offene 
Schaftseite in zwei Lappen ausläuft. Die bei- 
den Lappen werden bis zu 35 mm? Leiterquer- 
schnitt durch zwei, bei größeren Querschnitten 
durch drei Schrauben zusammengezogen, wo- 
durch eine kräftige Pressung des in den Schaft 


eingeführten Leiters bewirkt wird. Die Lappen 
sind in einem Winkel von 45° abgebogen, da- 
mit bei einer Nebeneinanderschaltung mehrerer 
Kabelschuhe, wie sie bei Schalttafelanschlüssen 
oft vorkommt (Abb. 2), die Schrauben leicht 
zugänglich sind. Die Preßkabelschuhe werden 
aus Messing hergestellt und vernickelt; sie 
sind reichlich bemessen, so daß sie eine hohe 
Überlastung bequem aushalten, ohne sich zu 
erwärmen. Die Übergangsstelle kann etwa den 
doppelten Strom übertragen wie die Leitung 
selbst. Die Ausschaltung der Klemmlappen 
und Klemmschrauben als Stromleiter sichert 
auch die gleichmäßige Klemmwirkung, da 
durch Erwärmung 
nicht eintreten. " (BBC-Mitteilungen, Mann- 
heim, Bd. 6, 1919, S.'279.) 2. 


Krane und Förderanlagen. 


Neuartige Elektroflaschenzüge. — Unter 
dem Namen „Schlangenzug‘“ bringt die Auf- 
zugfabrik R. Stahl, Stuttgart, eine leichte 
und billige Form von Elektroflaschenzügen auf 
den Markt, welche auf. der Benutzung der 


u 


‚Abb. 3. Stahl-Schlange. 


378 


en = == ne z ee ER 


„Stahl-Schlange‘, eines neuen, patentrecht- 
lich geschützten Maschinenelementes, beruhen. 
ist eine Ver- 
Schraubenspindel; 
abwechselnd , senkrecht zuein- 
\ Seiten 
beweglich und trägt auf ihren Gliedern ein 
dAurchlaufend übereinstimmendes Gewinde. Bei 
den Flaschenzügen wırd die Stahl-Schlange 
durch eine umlaufende Mutter mit vertikaler 
Achse, welche stets zwei Gewindeslieder gleich- 


Die Stahl-Schlange (Abb. 3) 
einigung -von Kette und 
sie ist durch 
ander. gestellte 


Gelenke, nach allen 


zeitig faßt, in ihrer Längsrichtung fortbewegt. 


Eine Drehung der Schlange wird durch ihre 
Führung auf einer über der Mutter gelagerten, 
quadratischen Rolle verhindert. Abb. 4 zeigt 


V) 


Hebezeug mit Stahl-Schlange. 


Abb. 4. 


ein derartiges Hebezeug im Sehnitt. Die ge- 
schmiedete Bronzemutter wird angetrieben 
durch ein auf sie aufgepreßtes Zahnrad mit ein- 
facher Übersetzung im Verhältnis von 1:7 bis 
1:14. Nur bei großen Lasten ist doppelte 


en 


See Is; 


Salsa 


reinlesen 


ESEL HET HERE HERZATENE TEE 


Ede Se If 


Abb. 5. Schlangenzug mit elektrischem Antrieb, 


"kügelchen 


 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 19 | 


15 Tal 


13. Mai 1920. 


Übersetzung nötig. Längung und Abnutzung 
der aus sehr hartem Stahl hergestellten Schlan- 
genglieder kann nicht stattfinden, da im Ge- 


gensatz zu gewöhnlichen Ketten die Biegung- 


ohne Spannung erfolgt: und die belasteten Ge- 
lenke unter der Mutter keine Bewegung 
machen. Der Vorzug der Schlange gegenüber 
einer Kette liegt darin, daß erstere nicht nur 
Tragorgan, sondern auch gleichzeitig Teil des 
Übersetzungsgetriebes ist und dadurch Zahn- 
räder erspart.‘ Es ist dadurch möglich, mit 
schnellaufenden und deshalb leichten Motoren 
‚eringe Hubgeschwindigkeiten bei sehr ein- 
han Triebwerk zu erzielen und damit leichte 
und billige Hebezeuge geringer Bauhöhe zu 
schaffen. Da das Gewinde selbsthemmend 
ausgeführt wird, ist keinerlei Bremse nötig, 
ein für die Instandhaltung wichtiger Vorzug. 
Der Bruch eines Zahnrades o. dergl. kann auch 
die Sicherheit der Last gegen Absturz nicht 
gefährden, weil die Last unmittelbar gehalten 
wird. Abb. 5 zeigt einen Schlangenzug mit 
elektrischem Antrieb, der seine geringe Bau- 
höhe deutlich erkennen läßt. Das lose Ende 
der. Schlange ist aufgehängt und kommt daher 
nur bis zur halben Hubhöhe herunter. Wo 
dies noch stört, ferner im Freien oder in sehr 
staubigen Betrieben, fängt man es in dem 
punktiert angedeuteten Kessel (Abb. 4) auf. 
In höchster Laststellung wird der Anlasser 
durch einen über dem Haken angebrachten 
Mitnehmer, in tiefster Stellung durch Vermitt- 
lung des losen Schlangenendes zurückgeschal- 
tet. Die Schlangenzüge werden in 4 Größen 
für 100 bis 5000 kg Traglast und Hubgeschwin- 
digkeiten von 6 bis 0,8 m/min hergestellt; sie 
erfordern Motoren von 0,3 bis 2,3-PS und 
wiegen 40 bis:315 kg. Pte. 


Beleuchtung und Heizung. 


Die,,Pointolite*- Glühlampe. — Unter diesem 
Namen bringt die Edison Swan Electric Co. 
‚eine Glühlampe auf den Markt, über deren erste 
Ausführungen wir bereits früher!) berichtet 
haben. Die Lampe ist eigentlich eine kleine 
Bogenlampe mit einer bzw. zwei Wolframelek- 


‚troden, zwischen denen der Liehtbogen ein- 
geleitet wird. Die Glasbirne ist mit einem ver- 


dünntem, indifferenten Gase von etwa 127 mm 
Hg-Druck gefüllt. Um den Lichtbogen einzu- 
leiten, wird die Gasschicht zwischen den Elek- 
troden zunächst durch einen Heizkörper ioni- 
siert; nach kurzer Zeit setzt dann der Licht- 
bogen ein, indem er auf ein kleines Wolfram- 
überspringt, das als eigentlicher 
Liehtausstrahler dient und ein nahezu weißes, 
sehr intensives Licht ergibt. Bei der kleinsten 
Lampe von 100 FKX hat das Wolframkügelchen 
2 mm Durchmesser. Abb. 6 zeigt die Schaltung 


Abb. 6. 


dieser Lampe, welche 3 Stromzuführungskon- 
takte an einem Swansockel besitzt. 8 ist ein 
Ausschalter für den Ionisator, W,ein Ballast- 
widerstand. 
ramdraht, der an einem Ende zu einer feinen 
Spirale gewickelt ist; der gestreckte Teil ist 
von einem feinem Glasröhrehen umgeben. Der 
Liehtbogen wird zunächst zwischen der Spirale 
und der Wolframkugel eingeleitet, dann aber 
bewegt sich die Kugel von der Spirale fort und 
stellt sich dem Ionisator gegenüber ein. Die 
Lebensdauer dieser Lampe‘. wird zu 500 bis 
1000 h angegeben. Es sind auch bereits Lam- 
pen höherer Kerzenstärke (500, 1000 und 


4000FR) hergestellt worden, bei denen drei Elek- 


troden und 3 Schalter notwendig sind. Zu- 
nächst wird ein Lichtbogen zwischen dem 
Ionisator und der kleinen Wolframkugel ein- 


‚geleitet, und dann ein neuer zwischen der klei- 


nen und der großen Kugel; letztere ist dann die 
positive Elektrode, während die kleine Kugel 
erst positiv und dann negativ ist. Diese 
Lampen haben vier Stromzuführungen und 
werden. mit Gewindesockel ausgerüstet. Die 
Schaltung ergibt sich aus Abb. 7. Zuerst wird 
S eingelegt, und der Strom fließt von + über 
den Ionisator, die Kontakte 1,2 von Tnach —. 
Ist die Ionisierung ausreichend, : so wird $ 
geölfnet, und der Strom fließt nunmehr von -- 
über die Kontakte 6—5 von U.nach der kleinen 
Kugel und von da über den Ionisator und die 
Kontakte 1—2 von T nach — zurück. Dann 


") Vgl. „ETZ“ 1916, 8. 160; 1918, 8. 8. 


Der Ionisator ist ein feiner Wolf- 


werden die beiden miteinander gekuppelten - 
Umschalter 7 und U-umgelegt, dadurch die . 
Verbindungen 1-2 und 5-6 unterbrochen 
und dafür die Verbindungen 3— 4 und 5— Ther- 
gestellt. Der Strom fließt dann von + über 
3— 4 zur großen Kugel über die kleine Kugel 
und über 5—-7.nach Sa 


Alb. 7. 


Die Lichtbogenspannung soll im gering- 
sten Falle 45 V und die geringste Anschluß- 
spannung 50 V betragen; neuere Verbesse- 
rungen gestatten indessen einen Betrieb schon 
mit 30 V, entsprechend 15 V am Lichtbogen.. 
Die Lampe für 100 FK_ verbraucht 0,75 W/FK 
die für 500 FK 0,57 W/FK und die 1000 FX- 
Lampe 0,48 W/FR. Die letztere Type nimmt 
beim Anlassen 7 A, für den ersten Liehtbogen 
3 A und 8 A beim Betriebe auf. Die Flächen- 
helle beträgt für die 100 FK-Lampe 16,2 FK 
{. d. mm’, für die 500 FX-Lampe 21,6 FK/mm?, 
sie kann aber bis zum Schmelzpunkt des Wolt- 
rams bis auf 81 EFK/mm? gesteigert werden. 
Der Durchmesser der Glocke der 1000 FK- 
Lampe ist etwa 152 mm. Wegen der Form der 
Elektroden. ist die Lichtausstrahlung nach 
allen Richtungen praktisch gleich der sphä- 
rischen Lichtstärke. Die fast punktförmige. 
Konzentration des Lichtes macht diese Lam- 
pen u. a. besonders für Projektionsapparate 
und. Scheinwerfer geeignet. (,The Electr. 

’ Review‘, Bd. 86, 1920, S. 9.) Piz. 


Landwirtschaft. 


Die Elektrizität auf dem Lande. — Ein 
französischer Kriegsteilnehmer berichtet, wie 
er auch in Nordfrankreich und Belgien kleine 
Wasserkräfte gefunden hätte, die entweder gar 
nicht oder recht unzweckmäßig ausgenutzt 
sind!). Er beschreibt auch die unwirtschaft- 
lichen Versuche, Wasserkräfte von nicht un- 
erheblicher Ausdehnung durch Wasserräder 
nutzbar zu machen, statt zweekmäßige Tur- 
binen einzubauen und führt diesen wirtschaft- 
lichen Mangel darauf zurück, daß die Land- 
bevölkerung, die ja letzten Endes über die Art 
der Ausnutzung kleiner Landwasserkräfte ver- 
fügt, wenig teehnisches Verständnis besitzt. 
Hier solle man’ aufklärend wirken. Diese Auf- 
klärung soll nicht nur darauf gerichtet sein, 
die verfügbaren Wasserkräfte überhaupt an- 
zuwenden, sondern die Kenntnis. der richtigen 
Anwendung verbreiten. An einem Beispiel 
wird gezeigt, wie man schon vor dem Kriege 
in den Ardennen versucht hat, mit einem. 
Wasserrad elektrische Energie zu erzeugen, 
dann aber einen Explosionsmotor als Reserve 


dazu setzen mußte und wie schließlich das 


Wasserrad eine so untergeordnete Rolle in der 
gesamten Erzeugung spielte, daß man es als 


' durchaus unzweckmäßig bezeichnen muß, die 


ganzen Kraftstationen nur des Wassers wegen 
an gerade der Stelle zu errichten, an der sie. 
sieh nun eben befindet. Ganz ähnlich liegen 
die Fälle in Deutschland. Auch bei uns ist die 
Landwirtschaft über die technischen Möglich- 
keiten und über die wirtschaftlichen Bedin- 
‚ungen bei der Ausnutzung von Wasser- 
räften nicht unterrichtet. Es wäre daher 
zweckmäßig, auch in Deutschland der für 
Frankreich gegebenen Anregung zu folgen und 


22 


der Landwirtschaft Aufklärung zu geben, die 


es ihr ermöglicht, ein eigenes Urteil über alle 
einschlägigen Fragen der Wasserkraftausnut- 
zung zu gewinnen. K. Kr. 4 

Fernmeldetechnik. 


Der mechanisch-akustische Aufbau eines 


. Telephons. — Aus ihrer Theorie, die die mecha- 


nisch-akustischen Arbeitsvorgänge der schwin- 
genden Telephonmembran durch äquivalente 
elektrische Arbeitsgrößen ersetzt, entwickeln W. 


1). Nach „L’Eleetricit6“ vom 1. XIL 1919. 


EEE ET DRUNTER VB ee 


J 


- 


18. Mai 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, Bi, 1920, Heit 19. 


379 


Hahnemann und H. Hecht eine experimen- 
telle Untersuchungsmethode von Telephonen 
_ und messen die mechanisch-akustischen Größen, 
insbesondere den. Wirkungsgrad des Tele- 
 phons.. Für Sprechfrequenzen, die im Tonbe- 
 reien von 500 bis 1000 Per angenommen werden, 


bestimmen sie den Wirkungsgrad, d. h. das 


Vernältnis der auf den Gehörgang übertrage- 


nen Energie zu der aufgenommenen, zu etwa 
1 bis 10%%0. („Ann.d. Physik.‘, Bd. 60, 5: 454.) 


R Zdr. 


Neue Apparate für Lichttelephonie. — H. 
Thirring veröffentlicht seine, zum Teil zu- 
sammen mit Simon + durchgeführten Versuche 
der Liehttelephonie, durch die bei absoluter 
Geheimhaltung der Telephonie doch die Reich- 
‘weiten Rhumers, die er mit Selenzellen bei 
Verwendung von 60 cm-Sender- und 90 cem- 
Empfänger-Parabolspiegeln erhielt, wahrschein- 


. lieh übertroffen, sicher aber mit viel kleineren 


Mitteln erhalten wurden. Uber 35 em-Spiegel- 
bzw. Linsendurehmesser wird nicht hinausge- 
gangen und damit 8 bis 9 km Reichweite er- 


zielt. Die größere Wirksamkeit wird durch Be- 


nutzung von Verstärkern erhalten. Die Fa- 
brikation der Geräte ist von Carl Zeiss in Jena 
übernommen worden.  (,„Physik. Zeitschr.‘, 


- Ba. 21,8. 67.) Zar. 


"Physik und Theoretische Elektrotechnik. 


Zwei mit Hilfe der neuen Verstärker ent- 
deekte Erscheinungen. — H. Barkhausen 
fand beim Ummagnetisieren des Eisens ein 
Geräusch: bei ganz gleichmäßiger Änderung der 


= magnetomotorischen Kraft klappen die Mole- 


kularmagnete sprungweise in ihre neue Lage 
um und erzeugen dadurch in einer darüber 
-geschobenen Spule unregelmäßige Induktions-' 
stöße, die im Telephon als Geräusch erkannt 
werden. Dünne Drähte oder Blechstreifen aus 
‚weichem geglühtem Eisen zeigen die Wirkung 
am besten; man könnte darauf sogar eine Me- 
 thode zur Eisenuntersuchung aufbauen. — 
" Weiterhin wurden sekundenlange Pfeiftöne be- 
oebachtet, die im Felde als „Fliegen von Gra- 
naten‘“ aufgefaßt wurden, die aber der Verfasser 
durch meteorologische Einflüsse erklären zu 
müssen glaubt. 
S. 401.) Zar. 


Experimenteller Naehweis der Ampereschen 
Moiekularströme. — E. Beck hat die Versuche 
von Einstein und de Haas eines experimen- 
tellen Nachweises der Amp£reschen Molekular- 


- . ströme in sorgfältigster Weise unter Verwen- 


dung von Eisen- und Nickelstäbehen wieder- 
holt, aber wesentlich kleinere Werte gefunden, 
‚nämlieh einen um 47%, bei Eisen, um 43% bei 
- Nickel zu kleinen Einsteineffekt, ähnlich wie 
Stewart (,Physie: Review‘, (2) Bd. 11, 
S. 100), der den Effekt um 49% bei Eisen, 
53% bei Nickel zu klein gefunden hat. (,‚Ann, 
d. Physik.‘, Bd. 60, S. 109; „Physik. Zeitschr.‘ 
Bd. 20, S. 490.) Zdr. 


Amperesche Molekularströme nach der 
Methode von A. Einstein und W. J. de Haas. — 
Gustaf Arvidson hat die Messungen von 


- Einstein und de Haas wiederholt, aber so 


starke Abweichungen gefunden, daß sich diese 
nieht durch Versuchsfehler erklären lassen. 
. Dagegen stimmen seine Ergebnisse mit denen 
der gleichfalls zur Kontrolle der genannten 
Messungen von E. Beck (vgl. vorheriges Re- 
ferat) durchgeführten Versuche gut überein. 
“(„Physik. Zeitschr.“, Bd. 21, 8. 88.) Zar. 


Abhängigkeit der Temperaturkoeffizienten 
permanenter ne von deren Gestalt. — 
-E. Gumlich prüft (vgl. „ETZ‘ 1919, 8. 312) 
und bestätigt die von Cancani und Ashworth 
gefundene Abhängigkeit des Temperaturkoef- 
fizienten stabförmiger permanenter Magnete 
vom Dimensionenverhältnis an 0,6 em dicken 


zylindrischen und ellipsoiden Stahlstäben ver- 


schiedener Länge und bekannter chemischer 
Zusammensetzung, sowie an Ringen und Huf- 


 eisenmagneten verschiedener Formen, und fin- 


Bd. 59, 8. 668). 


det die Vermutung, die Ursache dieserAb- 
hängigkeit sei in einer Verschiebung derMagnet- 


pole zu suchen, nicht bestätigt. Bei Hufeisen-- 


magreten hängt der Temperaturkoeffizient 
vonı besseren oder schlechteren Schluß der 
Schenkel ab. — Bei einem einfachen Hufeisen- 
maenet wird die Kraftlinienverteilung im un: 
geschlossenen und geschlossenen Zustand expe- 
rimentell Eh ; („Ann. Anl chysike, 
Adr. 


Verschiedenes. 


Unfall durch Erdung zwischen einer Phase 


und Bisenbeton'). — Dr. St. Jellinek, Wien, 


mn 


) Vgl. auch „ETZ“ 1896, $. 1805 1009, S. 360: 1911, $» 


144, 977, 850, 1248; 1912, 8. 11873 1918, 8. 181, 1490; 1914, 8. 16: 


33, 108, 57051916, S. 95, 


x / 


'fenheit des inhomogenen 


(„Physik. Zeitschr.‘‘, Bd. 20,: 


berichtet in „Beton und Eisen‘ 1920, Heft 2/3 
u. 4/5 über zwei Unfälle an 5000 V Phasen- 
spannung durch Erdung gegen eine normal- 
trockene Eisenbetonunterlage. Der eine Un- 
fall ist tödlich verlaufen. Es wird versucht 
vom elektropathologischen Standpunkte aus 
eine Erklärung zu finden und festzustellen, 
welche Rolle der Beton für die Unfälle spielte. 
Im Hochspannungsraum wurden in beiden 
Fällen unverwischbare Spuren der Betonober- 
fläche beobachtet, deren eine einen brand- 
artigen Fleck, die andere im tödlichen Fall 
einen genauen Abdruck der Absatzform des 
Stiefels ° wiedergab. Die Berührungsstellen 
zwischen Betonund Fuß waren nur durch eine 
1 bis 2 em dicke Betonschicht vom geerdeten 
Eisen getrennt. Ein am Unfallort vorgenom- 
mener psychologischer Versuch weist auf den 
Zusammenhang zwischen Lebensgefahr durch 
Berühren spannungführender Teile und Auf- 
merksamkeitsproblem hin. Eine an Phase 
gelegte Stabelektrode wurde mittels isolierten 
Handgriffs im Bewußtsein der Gefahr vor- 
sichtig über das entblößte, über den Stiefel ge- 
erdeteSchienbein gestrichen. Durch den Strom- 
übergang unter knisternden Sprühfunken wird 
nur eine vorübergehende leichte Lähmung des 
Schenkels. hervorgerufen. Sorgfältiges Ab- 
tasten des Unfallortes mittels spitzer Elek- 
trode, die über ein statisches Voltmeter an 
Phasenspannung lag, ergab je nach Witte- 
rung der Versuchstage und örtlicher Beschaf- 
Betons veränder- 
liche Werte zwischen 0 und der vollen Phasen- 
spannung. Auf diein der Literatur hinreichend 
geklärte Veränderlichkeit des Widerstandes 
durch Feuchtigkeitsgehalt wird hingedeutet. 
DerVerfasser der Arbeit glaubt, in seinen Beob- 
achtungen einen Widerspruch zu der bestehen- 
den Anschauung zu finden, daß man normal- 
trockenen Eisenbeton an Gebäuden mit Rück- 
sicht auf seinen hohen Widerstand als unge- 
fährdet gegenüber  elektrolytisehen Korro- 
sionen erkannt hat. (Die Überlegung zeigt auf 
Grund des Ohmschen Gesetzes, daß unter Be- 
rücksichtigung der Auflagefläche eines warmen 
dunstfeuenten Fußes bzw. Stiefels und der üb- 
lichen Durchschnittswerte von normaltrocke- 
nem Beton der Größenordnung 1000 2/dm? 
und dm stets so niedrige Widerstandswerte 
gegen Erde zustande kommen müssen, daß 
schon bei den Grenzwerten der normalen 
Niederspannung Lebensgefahr besteht. Da es 
lediglich auf die mögliche Stromstärke an- 
kommt, welche den geerdeten Körper durch- 
fließt, so erscheint die angewendete Span- 
nungsmessung mit Spitzenelektrode und sta- 
tischem Voltmeter ungeeignet. Es hätte viel- 
mehr eine feuchte oder schmiegsame Platten- 
elektrode aus Bleifolie, entspreehend der Sohlen- 
fläche unter Zwischenschalten eines Wider- 
stands der Größenordnung 10 000 bis 25 000 2 
des menschliehen Körpers mit Amperemeter 
benutzt werden sollen. Der Ausschlag hätte 
gezeigt, daß auch unter günstigsten Witte- 
rungsbedingungen die gefährliche Stromgrenze 
von 20 mA überschritten. wird. Nur die Auf- 
lageart der Hand oder der zufällig hohe Über- 
gangswiderstand des Stiefels zum Beton 
können den Wert wie beim ersten Unfall ohne 
tödlichen Verlauf herunterdrücken. Die 
Grundsätze für die Gefahr der elektrolytischen 
Korrosion im  Eisenbetonbau werden von 
obigen Beobachtungen nicht berührt, da es 
sich dort um andere elektrische Bedingungen 
handelt, die nicht dureh die Stromstärke, son- 
dern durch die Stromdichte charakterisiert 
sind (siehe ,.ETZ“* 1914, S. 16/33. EN N 
PREIS 


Industrie und Handel. 


Aus den Mitteilungen der Außenhandels- 
Stelle der Elektrotechnik !),,. — Einige Ande- 
rungen in der geschäftlichen Behandlung seien 
vorweg erwähnt. Die Außenhandels- Stelle hat 
die Erteilung von Ausfuhrbewilligun- 
gen für Glimmer und Glimmerwaren an den 
Glimmerverband, Dipl.-Ing. Schröder (Ber- 
linSO., Reichenberger Straße 79/80) abgegeben. 
Anträge auf Verlängerung und Abänderung von 
Ausfuhranträgen sind direkt an die Außen- 
handels-Stelle zu richten, wenn es sich dagegen 
um Einfuhranträge handelt, vorläufig noch 
an den Reiehskommissar für Aus- und Einfuhr- 
bewilligung, Einfuhramt (Berlin W 10, Hilde- 
brandstr. 25). — In ihren „April-Mitteilungen‘‘ 
hat die Außenhandeis-Stelle eine Entschließung 
der vereinigten Handelskammern Frankfurt 
a. M.-Hanau zu den Klagen über das Geschäfts- 
gebaren deutscher Firmen im Verkehr mit 
dem Ausland wiedergegeben, die unbedingt 
dafür eintritt, daß der Verkäufer bei zu festen 
Preisen abgeschlossenen Geschäften an Preis 


und Lieferung gebunden ist, selbst wenn ihm. 


1) Vgl. „ETZ* 1920, 8.281. 


dadurch Verluste erwachsen. Solche Geschäfte 
können im allgemeinen aber nur abgeschlossen 
werden, wenn die Waren greifbar, d. h. auf 
Lager sind. Sollen sie erst angefertigt werden, 
so sind gegen Schaden schützende Vorbehalte 
notwendig, u. zw.'in ‚unzweideutiger Form. 
Im Verkenr mit dem Ausland gibt das Wort 
„freibleibend‘‘ zu Mißverständnissen ‚Anlaß. 
Behält sich der Kaufmann eine Preiserhöhung 
bei anziehenden Inlandpreisen vor, so muß auf 
der Verkaufsorder vermerkt werden ‚Preise un- 
verbindlich‘ oder ‚‚Preise freibleibend‘‘. Dieser 
Hinweis ist entsprechend zu erweitern, wenn 
auch für Lieferzeit und Lieferungsfähigkeit 
keine Gewähr übernommen werden kann. Wer- 
den‘ Waren über die Grenze verkauft, deren 
Ausfuhr verboten ist, so bedarf es der Klausel 
„vorbehaltlich der Ausfuhrbewilligung‘“. Zu 
diesen Ratschlägen der genannten Handels- 
kammern tritt weiter als Schutz vor Schaden 
beim Verkauf in fremder Währung die 
Möglichkeit, Wechsel und Tratten an die 
Reichsbank weiterzugeben, wobei allerdings 
die Unterschriften von mindestens zwei zan- 
lungsfähigen Wechselverpflichteten erforder- 
lieh ist. Sonstige Scheeks kann die Reichsbank 
nur zum Einzug übernehmen, die Gutschrift 
erfolgt alsdann nach Eingang. Die Reichsbank 
ist auf Wunsch bereit, Firmen, deren ‚Schecks 
obiger Vorschrift nicht genügen, die Übergabe 
solcher an deren Bankverbindung zu gestatten, 
die sie dann ihrerseits an die Reichsbank weiter- 
geben muß. — Bezüglich der Behandlung von 
Ausfuhranträgen nach dem Saargebiet 
sind vom Reienskommissar Vereinbarungen 
mit der neuen Berliner Zweigstelle der Handels- 
kammer Saarbrücken (Berlin W. 9, Linkstr. 25) 
getroffen worden, über die die ‚April-Mittei- 
Lungen‘ nähere Auskunft geben. — Da nach 
dem Friedensvertrag (Artikel 240) die deutsche 


' Regierung verpflichtet ist, dem Wiedergut- 


machungsausschuß alle Auskünfte uber 
Finanzlage und -geschäfte, Güter, Produktions- 
kraft, Vorräte, laufende Erzeugung von Roh- 
stoffen und gewerblichen Erzeugnissen Deutsch- 
lands und seiner Reichsangehörigen zu liefern, 
sind sämtliche für den Wiedergutmachungsaus- 
schuß bestimmten Auskünfte der deutschen 
Kriesslastenkommission durch das Reichs- 
wirtschaftsministerium zuzuleiten, nieht aber 
unmittelbar. dem Wiedergutmachungsausschuß 
oder Vertretern der alliierten und assoziierten 
Mächte zu erteilen. — Wie bekannt, hat die 
Interalliierte Rheinlandkommission die. Ver- 
ordnung: über die Außenhandelskontrolle vom 
20. XIl. 1919 anerkannt, so daß nunmehr auch 
für das besetzte Gebiet sämtliche 
Ausfuhrverbote gelten und die Zollstellen 
angewiesen sind, den Export aller für die Aus- 
fuhr verbotenen Waren über die Westgrenze 
dieses Gebietes nur mit Ausfuhrbewilligung zu- 
zulassen. Die Außenhandels-Stelle der \lek- 
trotechnik hat für ihr Fach in Köln eine Zweig- 
stelle unter Leitung von Pipl.-Ing. Schäfer 
(Köln, Titusstr. 24) eingerichtet. Sobald der 
in das Rheinland entsandte Delegierte des 
Reichskommissars für Aus- und Kinfuhrbe- 
willigung seine Tätigkeit aufgenommen hat, 
können die Firmen des besetzten Gebietes, das 
ihm untersteht (die Abgrenzung wird noch 
bekannt gegeben), ihre Anträge direkt an den 
senannten Vertreter in Köln einreichen; diese 
werden dann von dort aus erledigt. — Hinsicht- 
hech der Klagen über Mangel an elektro- 
technischen Erzeugnissen (Glühlampen, 
Leitungs-, Installationsmaterial) im Inland, 
deren Grund die Außenhandels-Stelle nicht so 
sehr in einer Knappheit an Ware, als in der 
Zurückhaltung durcn Händler erblickt, hat das 
Reichswirtschaftsministerium darauf hinge- 
wiesen, daß in letzterem Fall die Verordnung 
gegen Preistreiberei vom 8. V. 1918 und die 
Verordnung. über Sondergerichte gegen 
Schleiehhandel und Preistreiberei vom 27. X1. 
1919 Anwendung finden könnten, zumal es sich 
bei elektrischen Waren durchweg um Gegen- 
stände des täglichen Bedarfs handele. Außer- 
dem dürfe es möglich sein, durch ein Zusam- 
menwirken der Organisationen der Erzeuger 
und Verbraucher besser als bisher dafür zu 
sorgen, daß die von den elektrotechnischen Fa- 
briken neu gelieferten Waren auf möglichst 
geradem Wege wirklich in die Hände der letzten 
Verbraucher gelangen. Es ist daher zweck- 
mäßig, der Außennandels-Stelle Kenntnis. zu 
geben, wenn Fälle von Zurückhaltung erheb- 
licher Mengen elektrotechnischer Erzeugnisse 
bekannt werden. — Nach der Verordnung über 


"die Außenhandelskontrolle vom 20. XII. 1919 


ist eine Ausfuhrabgabe, die sogenannte „so- 
ziale Gebühr‘ für alle Anträge, die von 
1. V. 1920 ab bewilligt werden, in Anrechnung 
zu bringen. Nach den „Mai-Mitteilungen‘“ der 
Außenhandels-Stelle soll sie für elektrotech- 
nische Produkte zwischen 8 und 1% schwanken ; 
ihre genaue Höhe ist indessen noch nicht be- 
kannt geworden. Der Außenhandelsausschuß 
wird darüber beraten, für welche Gebiete der 


380 


Elektrotechnik ein Exportgewinn nicht mehr 
besteht und mithin beantragt werden soll, 
diese- Abgabe fallen zu lassen. — Bei den seit 
einigen Monaten zu beobachtenden Schwan- 
kungen der fremden Kurse bietet der 
amerikanische Dollar immerhin einigen An- 
halt für eine Bewertung der Bewegung. Die 
Außenhandels-Stelle gibt deshalb in ihren 
‚„Mai-Mitteilungen‘‘ eine recht dankenswerte 
Übersicht über das prozentuale Verhältnis der 
verschiedenen Währungen zum Dollar der 
V. S. Amerika als angenommene feste Valuta im 
Februar/März. Eine graphische Darstellung er- 
möglicht es, den auf den Dollar bezogenen Wert 
eines der in der Übersicht berücksichtigten 
Zahlungsmittel sofort abzulesen, und zeigt u. a. 
die Unmöglichkeit einer Konkurrenz der V, 8. 
Amerika gegen deutsche Waren in Dänemark. 
Wie aus den New Yorker Notierungen vom 
März hervorgeht, sind die Preise der für die 
elektrotechnische Industrie wichtigsten Roh- 
stoffe dort seit 1914 so erheblich gestiegen, daß 
sich für Baumwolle eine Erhöhung um 225, für 
Blei um 115, für Elektrolytkupfer um 25, für 
Roheisen um 205, für Stahl um 225, für Silber 
um 132, für Zink um 65 und schließlieh für 
Facharbeiterlöhne um 100%, ergibt, mit ziem- 
licher Sicherheit also eine Verteuerung elek- 
trischer Materialien um rd 100%, was in Däne- 
mark Ende Februar 1920 für amerikanische 
Waren eine Preissteigerung gegen 1914 um 
280%, d.h. um das 3,8-fache bedeutete. Wir 
berechnen, so wird gesagt, in Rücksicht auf 
die inländische, d.h. in diesem Fall dänische, 
und die schwedische Konkurrenz als Ausland- 
preis im Mittel das 2 bis 2,5-fache des Friedens- 
preises (in ausländischer Währung), also we- 
sentlich unter dem amerikanischen, für den 
noch infolge schlechter dänischer Valuta teuere 
Fracht hinzukommt. ‚‚Von großer Wichtigkeit 
für die Auslandpreisbemessung bleibt die Frage, 
woher kann die Konkurrenz die Waren beziehen 
oder, bei eigener Herstellung, aus welchen frem- 
den Rohstoffen (woher bezogen) seizt sich das 
Fabrikat im wesentlichen zusammen. In 
Deutschland z. B. mußten die Inlandpreise für 
Motoren infolge der enormen Eisen- und Kup- 
ferpreissteigerung — bedingt durch den schlech- 
ten. Stand der Mark — automatisch auf den 
26-fachen Friedenspreis steigen. Bei einem An- 
teil an diesem Fertigfabrikat dem Werte nach 
von 50% Eisen und 25% Kupfer bleibt für die 
mögliche Spanne zwischen In- und Ausland- 
preis nur noch die scheinbar billige deutsche 
Arbeit. Bei Kabeln, die zu 85% aus vom Aus- 
lande bezogenen Rohstoffen (Kupfer, Baum- 
wolle, Gummi) bestehen, sind es nur 15% 
Lohn und Unkosten, die den Preisunterschied 
ausmachen.‘ — Für April 1920 hat die Außen- 


handels-Stelle auch ein neues „Merkblatt“ 


herausgegeben, dessen Ausführungen über die 
Berechnung der Verkaufspreise wieder beson- 
dere Beachtung verdienen. 


Spaniens Außenhandel mit elektrotechni- 
schen Erzeuznissen.— Nach den erst vor kurzem 
durch die englische Presse!) bekanntgegebenen 
Wertziffern der spanischen Einfuhr elek- 
trotechnischer Erzeugnisseim Jahrel917 
war der Import von Dynamos, Motoren, Trans- 
formatoren usw., wie Zahlentafel 1 zeigt, an 
Wert merklich geringer als 1916, ausgenom- 


!) Vgl. „The Electrical Review“ Bd. 86, 1920, S. 411. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 
(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 


Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.) 


Die nächste Sitzung des Elektrotechni- 
schen Vereins findet statt 
am Dienstag, dem 18. Mai 1920, abends 7 1% Uhr, 
(pünktlich) in der Technischen Hochschule 
Charlottenburg, Hörsaal Nr. 141. 


Tagesordnung: 


1. Geschäftliche Mitteilungen. 

2. Mitteilung des Herrn Prof. K. W. Wagner 
über: „Neuere Betriebserfahrungen 
inderMehrfachtelegraphiemit Hoch- 

frequenz, 

Vortrag des Herrn Oberingenieur Joh. 
Nienhold über: „Neuere Anwendun- 
en der Edelg 
lektrotechnik, I. 


Inhaltsangabe: 


AR Betrachtungen über die Her- 
stellung von Edelgasröhren. 

Die fünf verschiedenen Entladungs- 
formen. 


Teil“. 


b) 


asentladung in der 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 19. 


men Teile dieser Gruppe im Gewicht zwischen 
2500 und 5000 kg, deren Einfuhr um 0,62 Mill. 
Pes zugenommen hat. In erhöhtem Maße wa- 
ren hier die V. S. Amerika am Import leichterer 
und mittelschwerer Produkte beteiligt, indessen 
haben sie bei schweren Teilen 1,058 Mill. Pes 


Zahlentafelı. 
Spaniens Einfuhr elektrotechnischer 
Erzeugnisse in 1000 Pes. 


| 1917 | 1916 Änderung 


1. Dynamomaschinen, Motoren, 

Induktionsspulen, Wider- 

stände, Transformotoren .'. 7381/9182) — 1801 
2. Akkumulatoren, Batterien. . | 384 150 + 234 
3. Bogenlampen.r wer N 14 16 — Di 
4,.Lüchtkohlen sun Ku a 5 7 — 2 
5:"Glühlampene. mn 1692| 2221 — 529 
6. Kabel-und Drähte .. . . . 320 244 + 76- 
: 7. Telegraphen-, Fernsprech- 

apparate, Elektrizitätszähler 

und Teile solcher ..... , 3382| 468% — 1303 
8. Elektroden mE na, 59 19 24 


gegen dasVorjahr eingebüßt. Die bezügliche Ein- 
funr Englands ist um 1,052 Mill. Pes zurückge- 
gangen, seitens Frankreichs und der Schweiz war 
sie für höhere Gewichte etwas größer. Deutsch- 
land lieferte 1917 noch für 3000-Pes (6000 1.V.) 
leichtere Teile. Auch bei den übrigen Waren- 
gruppen ergibt sich eine Abnahme des Imports, 
mit Ausnahme von Akkumulatoren usw., die, 
verglichen mit 1916, in wesentlich höherem 
Wert von den Vereinigten Staaten eingeführt 
worden sind, sowie von Kabeln und Drähten, 


bei denen sowohl Amerika wie Frankreich und 


auch Großbritannien eine geringe Zunahme 
des Einfuhrwertes aufweisen. Glühlampen 
kamen vorwiegend, aber zu kleineren Wer- 
ten aus Holland, dessen Bogenlampenimport 
(1916 noch für 9000 .Pes) ganz aufhörte, der 
Schweiz und Amerika sowie mit einem gegen 
1916 erheblich höheren Wertbetrage aus Eng- 
land, während Schwachstromartikel usw. außer 
von den Vereinigten Staaten und Großbri- 
tannien hauptsächlich aus Schweden geliefert 
worden sind. Die Einfuhr der Schweiz war hier 
gegen 1916 von nieht unwesentlich größerem 
Wert. Uber die weitere Gestaltung des spani- 
schen Importes stehen die Angaben noch aus, 
man darf aber damit rechnen, daß deutsche 
Waren jenseits der Pyrenäen nach wie vor sehr 
gesucht sind. Um daraus Nutzen zu ziehen, 
erscheint es indessen notwendig, dem vor 
allem von England, Amerika und Frankreich 
stark umworbenen Lande gegenüber, das sich 
bei seiner hochwertigen Valuta der neuen 
Stellung als Großabnehmer wohl bewußt ist, 
das frühere solide Geschäftsgebaren in beson- 
derem Grade zu pflegen. Ein sehr beachtens- 
werter Konkurrent sind die V.$. Amerika, 
da sie, infolge sowohl ihrer wirtschaftlichen 
Lage als auch rationeller Produktionsverfahren 
rasch und verhältnismäßig nicht zu teuer liefern 
können. Worauf es in diesem Wettbewerb nicht 
nur, sondern ganz allgemein im künftigen 
spanischen Geschäft der deutschen Elektroin- 
dustrie sehr ankommt, hat Dr.-Ing. Blumen- 
thal hier kürzlich dargelegt!), und es ist 
wohl möglich, daß der an sich vom nationalen 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, $. 25. 


VEREINSNACHRICHTEN, 


Physikalisch-chemische Einwirkungen 
der Entladung auf die einzelnen Bestand-. 
teile der Röhre (z. B. Zerstäubung, Ver- 
dampfung, Gasabgabe, Gasokklusion 
usw.). ee 
Technische Anwendungen: a) als Gleich- 
Trichter. 
4. Mitteilung des Herrn Dr. Hanauer über: 
„Dezimal-Klassifikation‘“. 

Der Vorsitzende: 

Ad. Franke. 


Kr 


d) 


Bericht über die 

Fachsitzung am 18. Februar 1920, 
veranstaltet vom Fachausschuß für elektrisches 

Nachrichtenwesen. Hs 

Vorsitzender: Prof. Dr. K. W. Wagner. 
Anwesend: Etwa 100 Mitglieder und Gäste. 

Tagesordnung: Vortrag des Herrn Prof. 
Dr. F. Kiebitz- über ‚Drahtlose Richtungs- 
telegraphie‘‘, Br 
Der Vortrag, über den ausführlich in der 
„Telegraphen- und Fernsprechtechnik“ be. 
‚richtet wird, ging aus von den hysikalischen 
und technischen Möglichkeiten, die sich bieten, 
um im freien Raum oder an der Grenze zwi. 
schen Erde und Atmosphäre entweder eine 


13. Mai 1920. 


Standpunkt aus zu bedauernde, jetzt wie man 
hört, sichere Übergang dör Deutsch-Übersee- 
ischen Elektrieitäts-Gesellschaft an ein Ma- 
drider Unternehmen die Entwicklung unserer 
Handelsbeziehungen zu Spanien erleichtert.!) 


Kapitalserhöhung bei Siemens & Halske. 
— Die enorme Verteuerung aller Rohstoffe bis 
auf das 60-fache des Friedenswertes und der . 
durch die Verkürzung der Arbeitszeit und die 
verringerte Leistung verlangsamte Produk- 
tionsgang haben in der feinverarbeitenden In- 
dustrie, zu der auch die Elektrotechnik ge- 
hört, dazu. geführt, daß außerordentlich hohe 
Beträge in Rohstoffen und Halbfabrikaten 
investiert werden mußten und noch weiter an- 
zulegen sind. Die Aufwärtsbewegung der Ma- 
terialpreise infolge wachsender Löhne ist noch 
nicht zum Stillstand gekommen, und wenn 
auch die Verkaufspreise der erzeugten Fabri- 
kate wesentlich gestiegen sind, so verstreichen 
in der feinverarbeitenden Industrie doch viele 
Monate, bis diein dem Material steckenden Be- 
triebskapitalien wieder aus dem Erlös der Fer- 
tigprodukte in den Betrieb zurückfließen. Aus 
diesen Gründen erklärt die Siemens & Halske 
A.G., Berlin, eine starke Erhöhung ihrer Be- 
triebsmittel für notwendig. Eine zum 18. Mai 
einberufene a. o. Generalversammlung soll die 
Verdoppelung des bisherigen Aktien- 
kapitals von 63 auf 126 Mill. M beschließen, 
außerdem aber auch — und das ist für unsere 


' Zeit charakteristisch — die Umwandlung eines 
Teiles alter Stammaktien in Vorzugsaktien - - 


mit mehrfachem Stimmrecht. Letzteres, wie 
die Gesellschaft mitteilt, mit Rücksicht darauf, 
daß sie bei dieser Kapitalbeschaffung auf das 
Ausland zurückgreifen muß und infolgedessen 
die Möglichkeit besteht, daß die Majorität der 
Aktien des über eine weitverzweigte Auslands- 
organisation verfügenden Hauses in fremde 
Hände übergehe. Das mehrfache Stimmrecht 
wird auf solche Beschlüsse beschränkt, die eine - 
ausländische Mehrheit in den Stand setzen 
würden, den Geschäftsbetrieb im Gegensatz zu 
den deutschen-Interessen zu beeinflussen (z. B. 
über Anderung der Statuten, des Aktienkapi- 
tals, des Gegenstandes, über Fusionen, Auf- 
lösung usw.). Auch ist vorgesehen, daß dieses 3 
Mehrstimmrecht erst ausgeübt werden kann, 
nachdem sämtliche Aktien ‚mit gleichen Rech- 
ten gestimmt haben. Die Übernahme unJ eine 
spätere Übertragung der auf den Namen lau- 
tenden Vorzugsaktien (es handelt sich um die 
ältesten Aktien im Betrage von nom. 9,5 Mill.M, 
die mit einem 30-fachen Stimmrecht ausge- 
stattet werden sollen) auf andere Personen 
soll von der Genehmigung des Präsidenten der 
Handelskammer zu Berlin abhängig gemacht 
und nur erteilt werden, wenn die betreffende 
Person dafür Gewähr bietet, daß sie die Rechte 
der Gesellschaft als einer deutschen wahren 
wird. Weiter ist beantragt, daß die Mehrheit 
der Mitglieder des Aufsichtsrats, insbesondere 
der Vorsitzende und sein Stellvertreter, deut- 
sche Staatsangehörige sein müssen. Auf die Not- 
wendigkeit einer künftigen weiteren Kapitalser- 


‚höhung weist die Verwaltung schon . jetzt hin. 


!) In diesem Sinne hat sich der frühere spanische 
Minister F. Cambö einem Mitarbeiter der „Deutsch. 
Tagesztg.“ gegenüber ausgesprochen. Er hat an den Ver- 
handlungen mit der „Deutsch-Übersee” wesentlich teilge- 
nommen und betonte, daß die Deutschen nach wie vor als 
Aktionäre an der Gesellschaft beteiligt bleiben. ö 


Konzentration der Strahlung in eine Richtung 
herzustellen oder wenigstens verschiedene 
Fernwirkung in verschiedener Richtung. Die 
technisch verwertbaren Systeme einer rationel- 
len Richtungstelegraphie auf der Erde beruhen 
auf der Überlagerung von zwei Wellen entgegen- 
gesetzter Phase. Bei linearen Flugzeuganten- _ 
nen. tritt die Richtwirkung des Hertzschen 
Senders auf. Richtsender werden verwendet, 
um Fahrzeugen orientierende Zeichen zu geben; 
Richtempfänger, um den Standort unbekann- 
ter Sendestationen zu ‚ermitteln, oder zur eige- 
nen Orientierung, wenn der Standort der Sen- 
der bekannt ist, ferner beim funkentelegraphi- 
schen _Duplexbetrieb, um den eigenen Empfän- 
ger von dem benachbarten eigenen Sender 
störungsfrei zu machen. Zwei Richtsender, 
die zwangsläufig miteinander verbunden sind, 
ergeben gerade Linien gleicher Fernwirkung; 
diese geraden Linien sind benutzt worden, um 
in bequemer Weise den Kurs von Schiffen zu 
markieren. Der Sektor, in dem die Orientierung 
zweifelsfrei gelingt, beträgt ungefähr 1 Grad. 
An Modellen wurden im Saale mit Wellen von 
1 bis 2m Länge eine Anzahl von Richtwirkun- 
en bei der Wellenausbreitung an der Ober- 
äche eines großen Drahtnetzes vorgeführt. 
An den Vortrag schloß sich eine Erörte- _ 
rung, an der sich die Herren F. F. Martens, 


R 
r: 


13. Mai 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


G. Seibtund K.W. Wagner beteiligten. Die 
Erörterung wird ebenfälls in der ‚„‚Telegraphen- 


. und Fernsprechtechnik‘“ abgedruckt werden. 


Sitzung 
am Dienstag, den 20. April, abends 7%, Uhr, 


in der Technischen Hochschule Charlottenburg, 
Hörsaal E. B. 301. 


Vorsitzender: Herr Geheimrat Dr. Strecker. 
Anwesend etwa 400 Mitglieder und Gäste. 


Vorsitzender: Unser Vorsitzender, 
Dr. Franke, ist verreist, Herr Prof. Kloss, 
der zweite Vorsitzende, ist heute verhindert zu 
kommen, in Vertretung des Vorsitzenden über- 
Be ich die Leitung der heutigen Sitzung. 

Der Verein hat einen sehr schmerzlichen 
Verlust erlitten: Heute Nacht ist Herr Prof. 
Raps seinen langen Leiden erlegen !). Die 
Elektrotechnik verliert in dem Entschlafenen 
ein bedeutendes Mitglied. Sie Alle wissen, was 
er in seiner Stellung an der Spitze des Werner- 
werks der Firma eniode & Halske Vortreff- 
liches geleistet hat. Leider ist ihm kein langes 
Leben beschieden gewesen. - Die gewaltigen 
Anstrengungen der letzten Jahre haben ihn 
vorzeitig hinweggerafft. Dem Verein war er 
ein treues und eifriges Mitglied; jahrelang hat 
er dem Vorstande als Schatzmeister angehört 
und hat zu dem günstigen Vermögensstande 
unseres Vereins durch seine Geschäftsführung 
erheblich beigetragen. Unsere Absicht war, 
ihn vor.einiger Zeit auch zum Vorsitzenden des 
Vereins zu wählen, allein er lehnte mit Rück- 
sicht auf seine schon etwas geschwächte Ge- 
sundheit und die großen Pflichten seines Amtes 
ab. Der Verein behält sich vor, bei Gelegenheit 
einen ausführlicheren Bericht zu geben, als 
ich ihn heute bei der knappen Zeit seit Empfang 
der Nachricht zu geben imstande bin. Der Ver- 


‚ein wird dem Entschlafenen ein treues Anden- 


ken bewahren. Ich bitte Sie, zu Ehren seines 
Gedächtnisses sich zu erheben. (Geschieht. ) Ich 
danke Ihner. 

Die auf den 23. März anberaumte Sitzung 


‘konnte wegen der damaligen Verkehrsverhält- 


nisse nicht stattfinden. 

ind Einwendungen gegen den enges. 
bereit vom 10. Februar?) zu machen? Wenn 
dies nicht der Fall ist, gilt die Niederschrift 
als festgestellt. 

Gegen die in der Februarsitzung® ausge- 
legten en ist kein Einspruch 
erhoben worden; die Angemeldeten sind somit 
als Mitglieder aufgenommen. 

28 Neuanmeldungen sind eingegangen, das 
Verzeichnis liegt hier aus. 

Da der Verein sich dem Reichsbund Deut- 
scher Technik körperschaftlich angeschlossen 
hat, so bekommen wir nun eine größere Zahl 
Abdrucke der Mitteilungen des Reichsbundes. 
Die seither aufgesammelten Abzüge liegen hier 
aus zur Entnahme für unsere Mitglieder. Es 
handelt sich um die Nummern 9 ‚bis 14 dieses 
Jahres. 

Ferner een einige Hefte der Akademi- 
schen Zeitschrift gleichfalls zur Entnahme aus. 

Eingegangen ist ferner das erste Heft der 
„Zeitschrift für Physik“, welche von der Deut- 
schen Physikalischen Gesellschaft als Ergän- 
En zu ihren Verhandlungen herausgegeben 
wir 

Wir haben Einladungen zu Sitzungen er- 
halten von der Deutschen Gesellschaft für 
Mechanik und Optik, von der Gesellschaft der 
Freunde der Deutschen Bücherei in Leipzig, 
dem Berliner Bezirksverein: Deutscher Ingeni- 
eure und der Vereinigung der Elektrizitäts- 
werke. 

Die neugegründete‘ Deutsche Gesellschaft 
für Metallkunde lädt unsere Mitglieder zum 
Beitrittein. - 

Ferner lädt die Technische Hochschule 
ein zur Gedächtnisfeier für die gefallenen Stu- 
dierenden (22. April, 12 Uhr). 

Dann liegt eine Angelegenheit vor, die 
nicht elektrotechnischer, sondern allgemeiner 
Art ist. Wir erhalten von zwei Seiten die 
Nachricht, daß der Reichsminister des Innern 
der Reichsschulkonferenz den Plan einer neuen 


) Vgl. „ETZ“ 1920, 8.363, ' 
oe) Vel., ETZ“ 1920, 8 258. 


ES KLEE 


Verein deutscher Ingenieure. 

1. (Ausschuß für Betriebsorg.), 14. V. 1920, 
abends 7%, Uhr, Ingenieurhaus: Vortrag Dipl.-Ing. 
.Kienzle ‚Bericht über die Fabrikation des Ford- 
‚automobils”, 

2. Dosgl. (Ausschuß f. Technik und Landwirt- 
sehaft), Ende Mai 1920: Besiehtigurg des Industrie- 


Herr ' 


Heit 19. 


deutschen Rechtschreibung auf möglichst rein 
phonetischer Grundlage vorlegen will, ein Vor- 
schlag, der schon vor Jahrzehnten gemacht 
worden ist, Die Dehnungsbuchstaben h und e 
sollen wegfallen, der Laut f soll nicht auch noch 
mit v und ph ausgedr ückt werden, der Ochs und 
die Eidechse sollen wie die Hexe mit x, die 
Hauptwörter sollen klein geschrieben werden 
usw. Man kann über diese Rechtschreibung 
verschieden denken, es handelt sich heute 
Abend nicht darum, wie. Ich selbst habe diese 
Rechtschreibung ausgeübt, als ich Primaner 
war, Ich habe zwei Rechtschreibungen gleich- 
zeitig benutzt, die alte Heysesche und die neue 
radikale Orthographie; ich habe diese die 
„fi- Orthographie‘* genannt, weil: man das 
Wort Vieh in dieser Orthographie ‚,‚fi‘‘ schreibt. 
Nun sehen Sie hieran 
Nachteile dieses Vorschlags, zunächst die große 
Ersparnis an Raum, dann, daß man nicht für 
denselben .Laut verschiedene Buchstaben ge- 
braucht, der Wegfall der Dehnungsbuchstaben 
usw., aber auch die ungeheure Anderung im 
Wortbild, die Änderung in der alphabetischen 
Anordnung ir jedem Lexikon. Wir brauchen 
darüber aber nicht viel nachzudenken, denn 
das alleshaben andere schon für uns getan, und 
der Bund Deutscher Schrift zu Berlin- Steglitz, 
der Berliner Korrespondenz-Verein und der 
Börsenverein der Deutschen Buchhändler in 
Leipzig schicken uns die Aufforderung, fol- 
gende Leitsätze anzunehmen, aus denen Sie 
ersehen können, daß man weder für noch gegen 
die Orthographie Stellung nehmen muß. 


1. Die gegenwärtige Zeit mit ihren politi- 

. schen und wirtschaftlichen Nöten ist für 

irgendwelche Änderung der heutigen 
.Schriftsprache ganz ungeeignet. 


2. Soll dereinst dem Wandel der Schreib- 
gewohnheit durch Aufstellung neuer 
Regeln entsprochen werden, so darf das 
niemals nur als eine Angelegenheit der 
Schule, sondern als eine des ganzen deut- 
schen Volkes behandelt werden. 


3. Die Reichssehulkonferenz ist demnach 
in dieser -Sache nicht als zuständig anzu- 
erkennen. 


4. Am heutigen Bestande der deutschen 
Schrift darf nicht gerührt ‘werden. 


Nun bin ich der Meinung, das Letztere ist 
schon zu sehr Stellungnahme. Der Vorstand 
des Börsenvereins hat uns nur die 3 ersten 
Sätze gegeben, und wir würden gut tun, nur 
diese anzunehmen, den letzteren als eine Stel- 
lungnahme für oder gegen wegzulassen. Es er- 
gibt sich kein Widerspruch; ich habe auch vor- 
hin gehört, daß Sie alle zustimmen. Dann 
würdeich sagen, der Elektrotechnische Verein 
tritt den Leitsätzen, die der Börsenverein der 
deutschen Buchhändler aufgestellt hat, bei. 
Wird hierzu das Wort gewünscht ? Wenn 
dies nicht der Fall ist, so bringe ich den An- 
trag zur Abstimmung. Wird dem Antrag wi- 
dersprochen ? Da dies nicht geschieht, so er- 
kläre ich den Antrag als angenommen. 

Wird weiter das Wort zu „Eunkt 1 der 
Tagesordnung gewünscht ? 


Herr Nacht: Besteht die Absicht, die in- 
folge der Unruhen ausgefallenon Vorträge nach- 
zuholen? Es sind dadurch zwei Vorträge aus- 
gefallen. 


Vorsitzender: Ds werden wir nicht kön- 

nen, so leid es uns tut; damals ließ es sich nieht 
wegen des Österfestes machen, die Sitzung 
mußte glatt ausfallen. Da nun mit der fort- 

schreitenden Jahreszeit die Neigung zu Sitzun- 
gen allgemein abnimmt, werden wir das wahr- 

scheinlich nieht nachholen können. Im Mai 
mehr als eine Hauptsitzung abzuhalter, wird 
kaum angehen; es ist außerdem eine "Fach- 
sitzung angesetzt. Leider sind dadurch zwei 
Vortragsabende verloren gegangen. 

Wir kommen nunmehr zum zweiten Punkt 
unserer Tagesordnung, und ich erteile das Wort 
Herrn Geheimrat Prof. Dr.-Ing. W. Reichel 
zu seinem Vortrag: „Welche Stromart 
und welche Art der TB 
sollen bei zukünftiger Elektrisierung 
von Vollbahnen zugrunde gelegt wer- 
den?“ 

Herr Reichel schilderte an der Hand rei- 


gutes Heegermühle bei Eberswalde. (Erkundigunyen 
und Anmeldungen bei Abt. O. 2 des V.D.I.) 


Elektrotechnischer Verein. 18. V. 1920, abends 
7%, Uhr, Technische Hochschule, Hörsaal 141: 


1. Vortrag Obering. Joh. Nienhold: „Neuere 
Anwendungen der Regen in ‘der Elektro- 
technik, Teil 1.” 


2. Vortrag Dr. 
kation”. 


- Weiteres siehe offizielle Ankündigung. 


Hanauer: „Dezimal-Klassifi- 


leich alle Vorteile und | 


chen Zahlenmaterials die tatsächlichen Verhält- 
nisse mehrerer großer Bahnanlagen, insbeson- 
dere der schwedischen Bahnen und kommt zu 
dem Ergebnis, daß der einphasige Wechsel- 
strom die beste Betriebsart sei. - Der Vortrag 
und die anschließende Besprechung, an der 
sich die Herren Schüler, Krämer und der 
Vorsitzende beteiligten, werden in der „ETZ“ 
abgedruckt werden. \ 


Vorsitzender: Es ist Ihnen ja wohl Allen 
gegenwärtig, um was für ein wichtiges Problem 
es sich handelt. In Deutschland geht man auch 
auf das Ziel los, die Eisenbahnen zu elektri- 
sieren. Es sollen dabei gewaltige Mengen Koh- 
len gespart werden, u. zw. gute Kohle, weil man 
die Kraft, die man braucht, teils aus Wasser, 
teils aus minderwertigen Kohlen gewinnen 
kann. Nach einer Rechnung, die ich gesehen 
habe, würde die Ersparnis auf 20 Mill. t guter 
Kohlen jährlich kommen, und das ist natürlich 
ein Gegenstand, der für uns von der aller- 
größten Bedeutung ist, und der uns wohl dabei 
helfen kann, uns von den gewaltigen Lasten, 
die auf uns liegen, zu befreien. 

Ich danke Herrn Prof. Reichel für seinen 
interessanten Vortrag. Er hat uns eine große 
Menge Zahlen gebracht; aber Herr Prof. 
Reichel hat sie uns glücklicherweise nicht alle 
einzeln vorgeführt, denn dann wären wir nicht 
fertig geworden. Er hat es verstanden, eine 
geschickte Auswahl zu treffen, ander er uns 
zeisen konnte, auf was es im wesentlichen 
ankommt. 

Ich habe noch eine geschäftliche Ange- 
legenheit zu erledigen, die ich vorhin ver- 
gessen hatte. In der Januarsitzung hatten 
wir zwei Rechnungsprüfer gewählt, die uns den 
Kassenbericht erstatten sollten. In der Fe- 
bruarsitzung war dies nicht möglich. Ich frage 
Herrn Blanc, ob er bereit ist, “den Bericht zu 
geben. 


Herr Blane: Ich habe gemeinschaftlich 
mit Herrn Lux die Kasse geprüft und die Kas- 
senführung und die Buchungen. Wir haben 
den ordnungsgemäßen Zustand festgestellt, und 
ich beantrage die Entlastung. 

Vorsitzender: Es ist- Entlastung der Kas- 
senführung beantragt worden. Wird Einwen- 
dung dagegen erhoben ? Das ist nicht der Fall, 
dann erteile ich im Namen des Vorstandes die 
beantragte Entlastung und danke den beiden 
Herren Tür die Mühe, der sie sich unterzogen 
haben. 

Ich schließe die Sitzung. 


Im Auftrag des Wer standes: 
Stre eker. 


Neuanmeldungen: 


‚Abraham, Hans, Hauptmann a. D., Betriebsdirektor, 


-Berlin-Friedenau, 
Bergmann, August, Ingenieur, Ber'in N. 31, 
Bieber, Hans, Diplomingenieur, Nürnberg, 
Blenk, Heinrich, Ingenieur, Mannheim, 
Calm, Hans, Regierungsbaumeister, Charlottenburg, 
Carsten, Hans, Sv.-\ng, Berlin W. 62, 
Cärstens, Hans, Ingenieur, Odense, 
Elektro- Osmose A.G., Berlin, 
Frensdorff, Erich, Diplomingenieur, Charlottenburg, 
Gebauer, Otto, Ingenieur, Berlin NW. 87, 
Geller, Max, Diplomingenieur, Charlottenburg, 
Hiller, Georg, Oberingenieur, Charlottenburg, 
John, Hans, Dr.-$ng, bei der AEG., Berlin NW. 


Jordan, Albrecht, Ingenieur, Berlin- Niederschön, 
s hausen, 
Körfer, Carl, Diplomingenieur, Berlin-Wilmersdorf, 
Müller, Heinrich, Oberingenieur, Waidmannslust 
: b. Berlin, 
Pencker, Alfons, Diplomingenieur, Berlin NW. -40, 
Rakusin, Jesaias, Elektrotechniker, Bialystock, 
Litauen, 


Ruleff, Alex, Techniker, Berlin-Steglitz, 

Samson, Curt, Dr. phil., Berlin N. 37, 

Singer, Ernst, Ingenieur, Eberswalde, 

Steinert, Artur, Ingenieur,.Falkenhagen-West, (Post 
Seegefeld), 

Schellenberger, Albert, Ingenieur, Berlin N, 

Schulze, Otto, Ingenieur, Berlin NW. 87, 

Uhlmann, Alfred, Ingenieur, Berlin- Steglitz, 

Vogt, Wilhelm, Ingenieur der Bahnabteilung SSW., 
Charlottenburg, 

Witte, Werner, Kaufmann, Berlin W. 30, 

Ziegler, Georg, Diplomingenieur, a Re Borstel Fan Tn  ESSIS SCrk Diemineenien, Bürnbarg 


Verein Deutscher Maschinehifgeni ieure. 18.V. 
1920, abends 61/5 Uhr, Künstlerhaus, Hl 3: 
Vorae Reg.-Rat Dr.-Ing. Zillgen „Die Eisen- 
bahntruppen im Kriege.“ 2. „Der Bad schwerer 
Kriegsbrücken.“ (Mit Lichtbildern.) 

Deutsche Gesellschaft für Metallkunde. 
26. V. 1920, abends 7. Uhr, Ingenieurhaus: Vortrag 
Obering. Ozochralski, Frankfnrt M.: „Lagermetalle 
und ihre technologische Bewertung.” 


382 


AUSLANDBERICHTE. 


Argentinien 


% Mit Dekret vom 24. VI. 1919 hatte die 
argentinische Regierung für die Ausnutzung 
der Iguazufälle!) folgendes bestimmt: 

1. Die Direeeiön General de Navegaciön y 
Puertos (Generaldirektion für Schiffahrt ‚und 
Häfen), weleher alle Bauten usw. an: den 
Flüssen unterstehen, wird beauftragt, alle er- 
forderlichen Studien über 'Wassermengen, Ge- 
fällshöhen usw. vorzunehmen, um die tatsäch- 
lich verfügbare Wasserkraft festzustellen. 

2. Das. Ministerium “der öffentlichen Ar- 
beiten soll zugleich Vorstudien für ein Vor- 
projekt über die Ausnutzung und Übertragung 
nach Buenos Aires und anderen großen Ver- 
brauchszentren machen. 

3. Der Minister des Äußern erhält den 
Auftrag, die brasilianische Regierung (die Mit- 
besitzerin der Fälle ist) um die Ermächtigung 
zu bitten, auf brasilianischem Gebiet Studien 
vorzunehmen. 

4. Es werden für vorgenannte Studien bis 
zu 10 000 $ m/n (Pesos Papier) monatlich aus- 
geworfen. 

Ende August 1919 wurde die General- 
direktion für Schiffahrt und Häfen ermächtigt, 
ihre Studien auch auf die Ausnutzungsmög- 
lichkeit der Wasserkraft des Salto Grande 
del Uruguay in Verbindung mit der des 
Iguazuüfalles auszudehnen, unter besonderer Be- 
rucksiehtigung der Verbesserung der. Schiff- 
fahrt im Alto Uruguay, stromaufwärts von 
Coneordia?). Die Kombination würde natür- 
lich Betriebssicherheit und Reserve der Über- 
tragungsanlage entsprechend erhöhen. 

Die Studien wurden dann im Oktober 
1919 an den Iguazufällen aufgenommen. Außer 
der Firma Cooper & Co., New York, die der 
Bericht über meinen Entwurf in der „ETZ“ 
1919, 8. 672 eingangs erwähnt, ist dann noch 
die englische Firma Vickers & Co. an die hie- 
sige Regierung herangetreten und hat im Ja- 
nuar d. Js. die Erlaubnis erhalten, einen In- 
genieur zu der Studienkommission am Iguazü 
entsenden zu dürfen, ohne daß damit irgend 
welche Verbindlichkeiten für die argentinische 
Regierung begründet wurden. Letztere erklärte 
vielmehr ausdrücklich, daß sie jeder argen- 
tinischen oder ausländischen Firma, die darum 
nachsucht, gestattet, in gleicher Weise einen 
Vertreter an den Studien am Iguazü. teilneh- 
men zu lassen. 

Nun einige Worte zu der Frage: Argen- 
tinien Auswanderungsziel deutscher 
Elektrotechniker ? Wenn früher deutsche 
Elektrotechniker ins Ausland, besonders aber 
nach Übersee gingen, so geschah dies wohl 
meist zwecks Übernahme einer festen Stellung 
oder in bestimmter Mission für deutsche Fir- 
men. Von Auswanderung war kaum die Rede, 
höchstens in ganz beschränktem Maße nach 
den V.'S. Amerika. 

Das ist ja nun anders geworden; und unter 
den Ländern, welche für deutsche Auswande- 
rer in: Betracht kommen, wird Argentinien 
immer wieder in erster Linie genannt, wie ich 
gleich vorwegnehmen will, m. E. mit Unrecht, 
wenigstens soweit technische oder industrielle 
Betätigung in Frage kommt. Argentinien ist 
fast reiner Agrarstaat ohne große Industrie, 
wenn man: von Mühlen für Getreide, Ol u. dgl. 
und den allerdings recht bedeutenden Ge- 
frierfleischanstalten  absieht. Ein Vergleich 
der Einwohnerzahl von nur rd 8 Millionen mit 
den 102 Millionen der V. S. Amerika ist in 
dieser Beziehung lehrreich; und wenn man 
von dem gewaltigen Aufschwung usw. liest, 
so bezieht sich dies fast stets auf Ackerbau, 
Viehzucht und damit zusammenhängende Be- 
triebe. Der Bedarf an technischen Kräften ist 
also nieht eben groß. Ferner sind die meisten 
dieser Betriebe, ebenso . wie Eisenbahnen, 
Straßenbahnen, Telephongesellschaften usw., 
in den Händen .unserer ‚bisherigen Feinde, die 
bis jetzt wenig Miene machen, Deutsche wieder 
aufzunehmen. Eine Ausnahme gibt es, u. zw. 
gerade. bei den Elektrizitätswerken. Leider 
soll sie aber, das größte Unternehmen dieser Art, 
die  ,„‚Deutsch-ÜUberseeische EBlektrieitäts-Ge- 
sellschaft‘, deren Anlagen in Buenos Aires alle 
übrigen im Lande überragen, in‘ spanische 
Hände gelangen?). Die „ETZ“ hat auch über 
die elektrisenen Straßen-- und Untergrund- 
bahnen in Buenos Aires mehrfach berichtet?) 
und brachte im Jahre 1910 ($S. 1237 ff.) eine 
Übersicht sämtlicher Elektrizitätswerke Ar- 
gentiniens sowie später gelegentlich allgemeine 
Berichte’). All dasließ trotz einiger Krisen eine 


ı\ Vgl. „ET7Z“ 1919. 8, 679. 

2) Vgl. „ETZ“ 1913, 8. 279, j 

3%, Vgl. „ETZ“ 1920, 8- 282. 

s ‚Vgl. „EIW7“ 1911. 8: 581; 1914, 8.595 f. 
5) Vgl, „ETZ“ 1918, 8. 856; 1914, 8. 721. 


N 
ee re a iz, 


"einen 


den Krieg gründlich unterbrochen wurde, ohne 
bisher in dem alten Maße wieder einzusetzen. 


Nötig gewordene Erweiterungen und selbst 


dringender Ersatz können nur langsam er- 
folgen; neue Anlagen und Unternehmen sind 
fast alle noeh nieht über das Projektstadium 
hinausgekommen, so daß neue Kräfte kaum 
irgendwo benötigt werden. 

Da nun eine Reise von Deutschland nach 
Argentinien heutzutage ein kleines Vermö- 
gen kostet, so kommt; man zu dem Schluß, 
daß einer Auswanderung. deutscher Elektro- 
techniker nach hier vorderhand. wenigstens, 
nicht das Wort zu reden ist. Besonders 
ältere Kollegen und namentlich alle Spezia- 
listen seien gewarnt, auf gut Glück nach hier 
zu kommen. Sie würden wahrscheinlich bald 
nach der Ankunft schon bitter enttäuscht sein 
und, wie dies auch schon geschehen, ihr ein- 
ziges Heil in der sofortigen Rückwanderung 
sehen, wenn ihnen dann die Mittel dazu noch 
geblieben sind. Jüngere Männer werden sich 
vielleicht trotz aller Warnungen doch nicht 


abhalten lassen, es einmal in: Argentinien zw 


versuchen... Ihnen sei gesagt, daß, falls sie 


überhaupt sofort. Stellung finden, sie sich mit | 


recht kleinen Anfangsgehältern begnügen, un- 
bedingt Spanisch in - Wort und Schrift be- 
herrschen bzw. schleunigst erlernen und sich 
schließlich mit dem Gedanken vertraut machen 
müssen, der Elektrotechnik vorübergehend 
oder auch für immer zu entsagen. 

Man hüte sich vor allen Umrechnungen 
auf Grund der jetzigen Valuta. Als allgemei- 
ner Anhalt kann dienen, daß man mit’ einem 
Peso-Papier (1 $ m/n) der hiesigen Währung 
vor dem Kriege ungefähr soweit kam wie in 


Deutschland mit einer Mark, sofern es sich um, 


die allgemeine Lebenshaltung handelte. Seit 
dem Kriege ist aber auch in Argentinien alles 
im Preise gestiegen und meist bedeutend mehr 
als die Gehälter. Immerhin kann man sich 
auch bei kleinem Gehalt wenigstens ausreichend 
ernähren. Wer daher über einige Geldmittel 
verfügt oder Verwandte oder dergl. hier hat, 
die ihm ermöglichen, eine Zeitlang warten zu 
können, wird das Wagnis schon unternehmen 
dürfen, immer unter den oben angeführten Be-, 
dingungen. Neulinge im Reisen seien schließ- 
lich noch vor übereilten Bekanntschaften wäh- 
rend der Reise und namentlich bei der Ankunft 
gewarnt; auch unter unseren Landsleuten gibt 
es „Ausbeuter“. Der ‚Deutsche Volksbund 
für Argentinien‘, hier, hat eine Beratungs- 
stelle für deutsche Einwanderer ins Leben ge- 
rufen, welche bei Ankunft jedes Dampfers 
Vertreter 
Schiffes sendet, an den man sich vertrauensvoll 
wenden möge. : 


Buenos Aires, März 1920. Br 
W. Mußwitz. 
PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


H. Wagner f. Am 24. April starb in Zürich 
nach längerem Leiden im Alter von 53 Jahren 
der langjährige Direktor des Elektrizitätswerks 
der Stadt Zürich, Ingenieur Heinrich Wagner. 


Hochsehulnaechriehten. Dr. H. Konen, 
ordentl, Professor an der. Universität Münster, 
ist zum ordentl. Professor der Experimental- 
physik an die Universität Bonn berufen wor- 


den. — Dr.-Qng. Wilke, Privatdozent für tech- 


nische Physik an der Universität. Leipzig, 
ist zum außeretatsmäßigen a. 0. Professor er- 
nannt worden. — Es habilitierten sich Dr. W. 
Kossel für Physik\an der Technischen Hoch- 
schule München, Dr. J. Frank für Physik an 
der Universität Erlangen und Dr. K. Herz- 
feld für theoretische Physik und Chemie an der 
Universität München. — Der Direktor der 
Veifa-Werke Dr. phil. nat. Fr.. Dessauer zu 
Frankfurt a. M. ist zum ord. Honorarprofessor 


in der naturwissenschaftlichenFakultät der dor- 


tigen Universität ermannt worden. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Elektrischer Betrieb der deutseh-österreiehischen 
Staatsbahnen. $ 

Die von Herrn Oberingenieur TRAUT- 

VETTER in der „ETZ“ 1920, Heft 3 geübte Kri- 

tik meines Vortrages!) veranlaßt mich, wie 


1) Auszugsweise Wiedergabe in "„Elektrotechn. u. 


Maschb.“ 1919, 8. 277. 


an Bord des einlaufenden, 


\ Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heft 19. ae 
nl - -  —  ——nnn————— — — ———— ; 
gesunde Entwicklung erkennen, bis diese dureh | 


‚strom, unter letzterem ein solches, das haupt- 


18. Mai 1990. 


folgt zu erwidern. In meinen Vorschlägen gehe | 
ich nicht eigene Wege, sondern ich gehe beharr- j 
lich denselben Weg weiter, den im Jahre 1903 
alle Fachmänner für den riehtigen gehalten 
haben. Als in diesem Jahre Wınter-Eieh- 
berg die Verwendbarkeit ihres Triebmotors für 
eine höhere Periodenzahl in\ Aussieht stellten, 
stimmten die Empfindungen aller Fachmänner. 
darin überein, daß das künftige, Bahnsystem 
den Be Bedingungen in der angeschrie- 
benen Rangordnung genügen sollte: 1. Betrieb 
mit. einer auch für alle anderen Verwendungs- 
‚zwecke geeigneten Stromart, 2. Vermeidung 
rotierender Umformer, ‘3. Triebmotoren mit 
Seriencharakteristik und 4, einpolige Fahrdraht- 
leitung. SR RR 

An 2 sollte in Rücksicht auf die sparsamste 
Kraftquellenwirtschaft und die anderen be- 
kannten Gründe unter allen Umständen fest- 


‚ gehalten werden.!) Alle Fachmänner haben Bi 


sich zuerst für die höhere Periodenzahl ausge- 
sprochen, weil für die künftig zu elektrisieren- 
den Vollbahnen — im Interesse einer vernünf- 
tigen Kraftquellen- und Elektrizitätswirt- 
schaftspolitik — nur eine solche Stromart hätte 
in Frage kommen sollen, die eine möglichst 
zwanglose Einordnung der Bahnelektrisie- 
zung in .die allgemeine Elek riet 
möglich erscheinen hieß. Erst als der später für 
aussichtsreicher gehaltene Serienmotor die An- 
wendung einer niedrigen Periodenzahl forderte, 
traten Meinungsverschiedenheiten auf und man 
hat die vorstehend unter 1 angeführte, wich- 
tigste Bedingung ' preisgegeben. In diesem 
Sinne hat der Serienmotor, der im Zusammen- 
hange mit dem von der preußischen Eisenbahn - 
verwaltung geforderten einmotorigen Antrieb, 
von dieser Verwaltung in der Richtung der nie- 7 
drisen Periodenzahl gefördert wurde, der aber 
auch für 50 Per entwicklungsfähig gewesen 
wäre, nicht nur auf die Entwicklung der elek- 
trischen Lokomotive in ‚Mitteleuropa, sondern 
auch auf die Elektrizitätswirtschaft störend 
eingewirkt.. a 
Die Bemerkung: „Internationale Verein- 
barungen über eine einheitliche Stromartin der 
Fahrleitung : sind nicht erforderlich usw.“ 
stammt nicht von mir. Ich bin vielmehr der 
Überzeugung, daß sich ein mitteleuropäis ches 
Wirtschaftsgebiet ausbilden wird, und daß sich 
innerhalb dieses Gebietes. ein gleichartiges 
Stromsystem der Vollbahnen — wenn es auch 
nicht unbedingt notwendig ist -— mit Vorteil, 
für alle beteiligten Staaten durchführen läßt. 
Österreich muß aber innerhalb des Aktions- 
radius seiner nicht zu üppigen Wasserkraft- 
quellen eine ganz andere Kraftquellenwirtschaft 
treiben wie Preußen, das bis zur Erschöpfung 
seiner Kohlenfelder Raubbau weiter treiben 
kann. Es liegt die Frage nahe: „Ist die Voll- 
bahnelektrisierung in Deutschland schon so , 
weit vorgeschritten, daß man unter dem © 
Zwange der vorzeitig schon im Jahre 1907 ge- 
troffenen Entscheidungen von dem niedrig- 
periodigen Wechselstrom nicht abgehen und 
den nach dem Umsturze völlig geänderten 


wirtschaftlichen Verhältnissen nieht mehrRech- EN 


nung tragen kann?“ Und: ‚Kann die preußi- 
sche Staatseisenbahnverwaltung, etwa durch 
Sicherstellung reichlicher und recht billiger 
Kohlenlieferungen an alle mitteleuropäischen 
Staaten, diese für ihre bisherige verfehlte Elek- 
trizitätswirtschaftspolitik schadlos halten ?‘“ 
„Soll die preußische Einheitslokomotive, die 
kaum erstanden, schon zur Seite gelegt und 
durch eine m. E. noch weniger vorteilhafte er- 
setzt wird, allen mitteleuropäischen Staaten 
aufgedrängt werden ‘oder dürfen auch auslän- 
dische Fachleute an dem m. E. am besten im 
Wege eines Preisausschreibens zu lösenden 
Problem der elektrischen Einheitslokomotive 
mitarbeiten ?“ Die ‚einzuhaltenden Bedin- 
gungen des Preisausschreibens würden aber — 
nach dem Gutachten vieler Fachmänner 
eine zu weit gehende Einschränkung erfahren, 
wenn daran festgehalten wird, daß Deutsch- 
land von dem niedrigperiodigen Wechselstrom 
nicht abgehen kann. Et ». 

. Die Einwendungen der Herren Dr. SEE- 
er und Dr. HRUSCHKA habe ich wider- 
egt?). To 406, Na 

Die Begriffe „„bahnfremdes“ und „bahn- 
eigenes“ Kraftwerk bedürfen der folgenden “ 
Klarstellung. Unter dem ersteren verstehe ich  , 
ein solches, das hauptsächlich mit Industrie- 


erer 


sächlich mit Bahnstrom belastet ist. In Rück- 

sicht auf die gegenwärtigen Bestrebungen, de 
durch das Schlagwort „Sozialisierung der N 
Elektrizitätswirtschaft‘‘ gekennzeichnet wer- e. 
den, wird die Staatsverwaltung immer in der 
Lage sein, sich den gehörigen Einfluß auf die , 


n I REN, en 

.) Yel Prof. Kübler: „Aus DE EU Be rad 
schule‘. „Elektrotechn. u. Maschb.“ 1919, 8.169, und den 
anschließenden Bericht über ‘die Elektrizitätsversorgung 
von Großbritannien. N BR REN $ 
2) Siehe „Elektrotechn. u. Maschb.*.1919, S. 279. 


= 


iR 


13. Mai 1920. 


störungsfreie Bahnstromlieferung seitens bahn- 


fremder Kraftwerke zu sichern. Eine höchst- 


wirtschaftliche Ausnutzung bahneigener Was- 
serkraftwerke (aber auch von Wärmekraftwer- 
ken) läßt sich auch durch die zur Erhöhung der 
Wirtschaftlichkeit ins Auge gefaßten Maßnah- 
men nicht oder sehr schwer herbeiführen, das 
ist jedem Elektrizitätswirtschaftler geläufig. 
In Österreich ist die Wirtschaftlichkeit des elek- 
trischen Bahnbetriebes nur auf die Weise her- 
beizuführen, daß die Elektrisierung der Bahnen 
im Rahmen der allgemeinen Elektrizitätswirt- 
schaft durchgeführt wird. Es spielt die Strom- 
tariffrage im Sinne meiner Ausführungen in 
der „2. d.-österr. Ingenieur--und Architekten- 
Ver.‘‘ 1919, 8. 295, die Hauptrolle, und es ist 
bekannt, daß man aus bahnfremden Wasser- 
kraftwerken elektrische Arbeit auch umsonst 
erhalten kann. SR, 


Drehstrombahnen erfordern 2 Arbeits- 
drähte; in Weichen kann aber nach einem Vor- 
sehlage Prof. KÜBLERs äuch mit einer einpoli- 
gen Durchführung das Auslangen gefunden 
werden.: Die durch deutsche, schweizerische 
und schwedische Studienkommissionen hin- 
sichtlich des Drehstrombetriebes früher ein- 
wandfrei gemachten Feststellungen, werden 
wohl in Rücksicht auf neuzeitliche Erwägungen 
und auf die Erfahrungen .bei den italienischen 


Staatsbahnen eine entsprechende Beriehtigung 


erfahren müssen. 5 

Die - Versuche der preußisch-hessischen 
Staatsbahnverwaltung mit ihrer neuesten FEin- 
heitslokomotive verdienen wohl große Beach- 

‘tung: Der einphasige Induktionsmotor für 
162/;, Per ist aber weit weniger vorteilhaft 
anzuwenden, als ein Drehstrommotor für 
50 Per. Es wäre von Interesse, den Wirkungs- 
grad des neuartigen Flüssigkeitsgetriebes ken- 
nen zu lernen. Die Idee, eine elektrische Loko- 
motive mit einem Drehstrommotor für 50 Per 
und einem elektrischen Getriebe zu schaffen, 
ist mir vor etwa 9 Jahren von Dr. BRESLAUER 
zur Kenntnis gebracht worden. 

Im übrigen verweise ich auf meine Aus- 
führungen in ‚„Elektrotechn. u. Maschb.‘‘ 1919, 
S. 412, 423, 520 und „Elektrotechn. u. Maschb.‘‘ 
1920, S. 24, 86 u. 163. Es wäre sehr zu begrüßen, 
wenn zum Heile der reichsdeutschen Elek- 
trizitätswirtschaft, auch reichsdeutsche Fach- 
leute zu den in „‚Elektrotech. u. Masehb.‘‘ 1919, 
S..437 und 509 von den Herren Dr. SACHS 
und Dr. COUWENHOUVEN und Prof. NIETHAM- 
MER!) veröffentlichten Arbeiten Stellung nehmen 
würden. 

Wien, 17. II. 1920. 
Wilhelm Wittek. 
Erwiderung. 

. Auf die Ausführungen des Herrn Staats- 
bahnrats WITTEK habe ich folgendes zu er- 
widern: Das einleitende Urteil der Fachmänner 
seit 1903 über die für elektrische Zugförderung 


zu wählende Form der elektrischen Arbeit be- 


steht m. E. auch heute noch zu Recht. Von 
dem Vorschlage für ein Preisausschreiben zur 
Erlangung neuer Bahntreiberformen _ver- 
spreche ich mir nichts. Das Preußische Mini- 
sterium der öffentlichen Arbeiten unter Lei- 
tung seines Dirigenten, des Wirkl. Geh. Ober- 
baurat Dr.-$ug. Wittfeld hat wohl mit seinen 
neuesten Arbeiten, die darauf ausgehen, ein- 


welligen Wechselstrom. mit etwa 50 sekund- . 


liehen Doppelspulen und Asynchrontreibern 
mit Käfiganker für die elektrische Zugförde- 
A, verwendbar zu machen, aller Voraussicht 
nach einen gangbaren Weg eingeschlagen zu 
einem allen Bedingungen entsprechenden Bahn- 
system. ’ 


. Von der Beiseitelegung einer kaum er- 
standenen preußischen Einheitslokomotive kann 
‚keine Rede sein, da eine solche bisher nicht 
bestanden hat, sondern erst vor kurzem im 
Entwurf zustandegekommen’ ist. Es ist auch 
durchaus nicht beabsichtigt, allen mitteleuro- 
päischen Staaten die preußischen Einrichtun- 
gen für elektrische Zugförderung aufzudrängen, 
vielmehr bleibt jedem überlassen, ‚nach eige- 
ner Fasson selig zu werden“. Ich glaube aber, 


daß es für alle Eisenbahnverwaltungen, die an’ 


der Einführung elektrischer Zugförderung An- 
teil nehmen, sehr empfehlenswert wäre, sich 
über die Arbeiten, die in Deutschland auf 
diesem Gebiete geleistet werden, auf dem Lau- 
fenden zu halten. Im übrigen kann ich auf 
meine Entgegnungen auf die Zuschriften von 
‘ Ingenieur MEYER, Bodenbach und Dipl.-Ing. 
LEIDIG, Baden (Schweiz) verweisen. 
Berlin; 11° 111.77990. 
j Trautvetter. 


1) Siehe Berichtin „ETZ“ 1920, S. 119. 


‘ Jahrzehnten 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 1926. Helt 19. 


a nn „— — nn _— ZZ Z—Z—Z—Z— — —  ——— — nm mm — - 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Ein Jahrhundert deutscher Maschinen 
bau. Von der mechanischen Werkstätte. bis 
zur deutschen Maschinenfabrik 1819 bis 
1919. Von Conrad Matschoss. Herausge- 

' geben von der Deutschen Maschinenfabrik 
A.G. in Duisburg anläßlich ihres 100-jähri- 
een Bestehens. Mit 167 Textabb. VI und 
76 S. in 4°. Verlag von Julius Springer, 
Berlin 1919. Preis geb. 25 M. 


Besser als mit prunkenden Festen und 
tönenden Reden feiert ein industrielles Unter- 
nehmen den Erinnerungstag seiner Gründung 
mit einer 'gediegenen Festschrift. Sie über- 
dauert das Jubiläum, wenn jene längst ver- 
klungen sind, und sichert die Erinnerung fest 
für alle Zeit, selbst wenn nach Jahren oder 
das Unternehmen selbst sein 
Ende, erreichen sollte. Eine solche Festschrift 


. wird um so wertvoller sein, wenn sie sich nicht 


allein mit der Geschichte des Unternehmens 
befaßt, sondern, darüber hinausgehend, in die 
Geschiehte des betreffenden Industriezweiges 
hineingreift und den organischen Zusammen- 
hang schildert, den. das Werk mit der übrigen 
Industrie und Wirtschaft hat. Erst dann wird 
die Geschichte des Werkes auch ihre richtige 
Würdigung finden können. Stellt doch in der 
Industrie das einzelne Unternehmen nicht ein 
abgeschlossenes Einzelwesen dar, sondern ein 
Glied eines höheren Ganzen, dem es als dienen- 
der Teil untergeordnet ist. Wie der einzelne 
Arbeiter oder Ingenieur nur ein kleines Rad in 
der Fabrik ist, das aber zu ihrem Betriebe un- 
bedingt notwendig ist, so steht die Fabrik 
selbst in der Reihe anderer Fabriken, und alle 
zusammen bilden erst das, was man die Indu- 
strie als solche nennt. Erst wenn man auf die 
großen Zusammenhänge zurückgeht, kann man 
eine richtige Beurteilung der Einzelheiten ge- 
winnen. ; 


Eine von diesem weitergehenden Gesichts- 
punkt ausgehende Festschrift hat uns Conrad 
Matschoß kürzlich gegeben. Wenn auch natür- 
lich der größere Teil der Schrift sich mit dem 
Entwicklungsgang der „Demag‘ befaßt, so gehen 
doch gerade die einleitenden Kapitel auf die 
Gesamttechnik Zurück, und durch das. ganze 
Buch zieht sich wie eine Leitlinie immer wieder 
die Bezugnahme auf die Gesamtwirtschaft. 


| Damit wird ein würdiger Rahmen für. das 


stolze und großzügige Unternehmen gegeben, 
der seine Bedeutung erst, recht hervortreten 
läßt. Der Rahmen ist um so interessanter, als 
er die ganze eigentliche Entwicklungszeit der 
deutschen Industrie umfaßt, von ihren ersten, 
vor etwa 150 Jahren sprossenden Keimen an 
bis in die allerneueste Zeit. Wir sehen, wie der 
Anstoß zu einer deutschen Industrie die, auf 
englischem Boden gewachsene Dampfmaschine 
gibt. „Wie Märchen aus einer fremden Welt‘, 
sagt Matschoß, ‚‚klangen zunächst auf dem 
Festland die Berichte, die über die technischen 
Wunderwerke zu uns herüber kamen.‘‘ Der 
erste, der den Gedanken zur Gründung einer 
industriellen Wirtschaft in Deutschland faßte, 
war der große Preußenkönig Friedrich II., der 
mıt weitem Blick und energischer Hand die 


Dampfmaschine in Deutschland einführte. Wir . 


sehen, auf welche Schwierigkeiten er stieß, wie 
aber anderseits auch ein Stamm willensstarker 
Männer ihm zur. Seite stand und unermüdlich 
den Gedanken verwirklichte. Erst langsam, 
aber dann immer mehr anwachsend und lawi- 
nenartig sich vergrößernd, setzte unsere In- 
dustrie ein. Man überließ sie nicht dem Kunst- 
meister nach 'englischem Vorbild, sondern 
suchte durch Gründung technischer Schulen 
und Vereine wissenschaftliche Grundlagen für 
das Unternehmen zu geben. 


Einer der ersten mit, die sich der schweren 
Aufgabe einer Industrialisierung Deutschlands 
widmeten, war Friedrich Wilhelm Harkort. 
Gleich nach den Befreiungskriegen, die er mit 
glühender Begeisterung mitmachte, versuchte 
er ‚sich technisch zu betätigen. Mit Heinrich 
Daniel Kamp gründete er im Jahre 1819 in 
Wetter an der Ruhr eine kleine Fabrik, die 
Mechanische Werkstätte Harkort & Co., die 
zur Urzelle des heutigen Riesenunternehmens 
wurde. 
Harkorts blättern, so machen wir die schon oft 
in der Geschichte der Technik gemachte Er- 
fahrung, daß nur durch überzeugten Glauben 


‘an das eigene Können und an den schließlichen 


Enderfolg etwas Großes geleistet werden kann. 
Harkort war einer von .denjenigen, die von 
vornherein auf die Fabrik als Einnahmequelle 
für ein Leben des Genusses verzichten. Für ihn 
gab es nur die Arbeit als ständige Quelle des 
Wohlbefindens und’ Glückes in der richtigen 
Erkenntnis. daß materielle Werte allein den 


larisation erkennen lassen. 


Wenn wir in Schriften ud Briefen ' 


383 


Menschen niemals glücklich machen, Erst am 
Abend seines Lebens konnte er sich von den 
Geschäften zurückziehen, aber nicht im Sinne 
des Ausruhens, sondern in der Widmung seiner 
ihm noch gebliebenen Kraft für das allgemeine 
Wohl. Es ist bekannt, daß neben Friedrich 
List er einer der Ersten mit in Deutschland war, 
die nachhaltig für den Bau eines Eisenbahn- 
netzes eintraten. Sein Name wird nicht nur in 
der Geschichte der ‚„‚Demag‘‘, sondern auch in 
der der deutschen Industrie und Wirtschaft in 
Erinnerung bleiben, solange man überhaupt 
von einer deutschen Industrie sprechen wird. 

Gerade in der heutigen Zeit ist es recht 


‚angebracht, das Leben solcher erfolgreicher 


Industriellen zu schildern und ihre Charaktere 
als vorbildlich hinzustellen. Harkort hat nie 
vergessen, daß das einzelne Werk für das Wohl 
der Gesamtheit arbeiten muß, wenn es seinen 
Platz in der Industrie voll ausfüllen soll. Er 
ging dabei weit über das hinaus, was man füg- 
lich von einem industriellen Werk verlangen 
kann, und stellte seine Erfahrungen unter 
Hintansetzung seines eigenen Vorteils, ja 
unter Aufopferung mühselig erworbener Fa- 
brikgeheimrisse seinen westfälischen Lands- 
leuten zur Verfügung. „Mich hat die Natur 
zum Anregen geschaffen, nicht zum Ausbeu- 
ten‘, war sein Grundsatz. Seine Liebe zur 
Technik konnte die Form der Begeisterung an- 
nehmen, wenn es sich um den Fortschritt der 
Gesamtindustrieentwicklung handelte. Wo 
aber Begeisterung für eine Sache ist und diese 
Begeisterung auch standhält, wenn Mißerfolg 
und Widerwärtigkeit sich auftürmen, da muß 
schließlich die Sache zum Erfolg führen. 

Es würde zu weit führen, die ganze Ent- 
wicklung der „‚Demag‘‘ von Harkort bis. heute 
durchzugehen, alle die Männer auch nur dem 


. Namen nach zu nennen, die das Erbe Harkorts 


angetreten und mit diesem Erbstück in seinem 
Sinne gearbeitet haben. Ist der Grundstein 
sicher gelegt, so steht auch der Bau fest, wenn 
er sorgfältig gebaut und aus gutem Baustoff 
ausgeführt wird. Die ‚„Demag‘ und alle die 
Unternehmen, die im Laufe der Zeit sich mit 
ihr vereinigt haben, trugen mit zu.dem Wohl. 
stand und der gewaltigen industriellen Höhe 


‚ Deutschlands bei. Sie werden auch, so steht zu 


hoffen, ‘mithelfen, nach dem Zusammenbruch 
das Zerstörte wieder aufzubauen und die 
drückenden Fesseln zu lösen. Möge schon die 
nächste Jubiläumsfestschrift der Firma uns da- 
von berichten können. £ 
Dipl,-Sng. Carl Weihe. 


Das Wesen des Liehts. Vortrag, gehalten 
in der Hauptversammlung der Kaiser-Wil- 
helm-Gesellschaft am 28. X. 1919. Von 
Dr. Max Planck, Professor der theore- 
tischen Physik an der Universität Berlin. 
22 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, 
Berlin. 1920. Preis M 1,60. 

An der Spitze der Kaiser-Wilhelm-Gesell- 
schaft stehend gibt Planck, der vorjährige 
Nobelpreisträger, hier eine sehr interessante 
Übersicht über die Wandlungen der Frage nach 
dem Wesen des Lichts, wobei er bescheiden 
verschweigt, nicht einmal versteckt andeutet, 
wie groß der Anteil der von ihm selber er- 
dachten Quantenhypothese und überhaupt 
seiner hochbedeutenden Forschungen an den 
großen Fortschritten der theoretischen Optik 
einzuschätzen ist. 

Entgegen dem ablehnenden Verhalten 
Goethes müssen wir nach dem Verfasser das 
Licht in einen objektiven und. einen subjek- 
tiven Teil zerlegen, wenn wir seine Wirkungen 
physikalisch tiefer erforschen wollen. Von der 
Newtonschen Emanationstheorie des Lichts, 
deren Unhaltbarkeit durch die Interferenz des 
Lichts zuletzt offenkundig wurde, führt uns 
Planck zur Huygensschen Undulations- 
theorie. Nun sind die Lichtschwingungen trans- 
versal, nicht longitudinal, weil sie ja eine Po- 
Ein Lichtäther, 
sei er stetig ausgedehnt oder atomistisch kon- 
stituiert, wird aber für die Deutung! dieses Vor- 
gangs von den Gesetzen der allgemeinen Me- 
chanik und der Elastizitätslehre nach Planck 
als unzulänglich bezeichnet. Als Ausweg ist es 
Maxwell mit seiner elektromagnetischen 
Lichttheorie gelungen, die wichtigsten Erfolge 
der Huygensschen Undulationstheorie zu über- 
nehmen und dieselben in anderer Richtung 
wesentlich zu erweitern. ,‚Die Grundgleichun- 
gen der Optik blieben bestehen, sie waren Ja 
auch in Übereinstimmung mit der Erfahrung: 
aber sie wurden nun nicht mehr mechanisch 
gedeutet, so wie sie abgeleitet worden waren, 
sondern elektromagnetisch, und dadurch er- 
weiterte sich ihr Ausdehnungsbereich ins Unge- 
heure.‘‘ Esentstand ‚ein Riesenbau, in welchem 
alle äußerlich so gänzlich verschiedenartigen 
elektromagnetischen Schwingungen  wollge- 
ordnet nebeneinander Platz finden und alle 
von den nämlichen Gesetzen der Fortpflanzung, 
der Huygensschen Wellentheorie gemäß, regiert 


384 


I — 


werden, auf der einen Seite die kilometerlangen 
Hertzschen Wellen‘ (dann die ultraroten,; die 
sichtbaren, die ultravioletten Lichtwellen), 
„auf der anderen die harten Gammastrahlen, 
von denen Milliarden Wellen auf ein einziges 
Zentimeter gehen‘. 

Doch auch in dieser Form erscheint die 
Huygenssche Undulationstheorie durch die 
Entdeckung des Photoeffekts bedroht: die 
durch ultraviolettes Licht von Metallen im 
Vakuum abgelösten Elektronen haben näm- 
lich nach Lenard Austrittsgeschwindigkeiten, 
die gar nicht von der Intensität des Lichts ab- 
hängen, sondern nur von seiner Wellenlänge, von 
seiner Farbe.. Die Lichtintensität bedingt nur 
die Zahl der fortgeschleuderten Elektronen. 
Aus diesem Dilemma können vielleicht zwei 
Wege führen, erstens die räumliche und zeit- 
liche Quantelung der Lichtenergie, womit man 
aber die Newtonsche Emanationstheorie mit 
ihrer ungeheuren Schwierigkeit, die Lichtinter- 
ferenz zu erklären, wieder aufleben läßt, zwei- 
tens die Annahme, daß die ultraviolette Strah- 
lung nur auslösend auf die Elektronen wirke, 
wie ein winziger Funke im Pulverfaß. Doch 
führt vielleicht der letztere scheinbar rettende 
Ausweg nur in eine Sackgasse. Durch vertiefte 
Arbeiten haben zunächst die Theoretiker Fol- 
gerungen in einer Form herauszuarbeiten, die 
Prüfung durch das Experiment zugänglich 
sind. 

Über die Ursachen des Lichts hat Bohr 
dadurch große Fortschritte gezeitigt, daß er 
in das Rutherfordsche Atommodell die 
Plancksehe Quantentheorie einführte. Hier- 
nach sollen beständig mehr oder weniger Elek- 
tronen in verschiedenen Abständen um den 
schweren Atomkern kreisen, in ganz bestimmt 
gearteten Bahnen, doch genau nach denselben 
Gesetzen wie die Planeten um die Sonne. Aber 
das austretende Licht ist gequantelt. Die Licht- 


emission ist unabhängig vom Kreisen der Elek- 


tronen, sie tritt nur beim Zusammenbruch des 
Atoms, bei einer Katastrophe ein, ‚‚welche die 
Elektronen aus ihren ursprünglichen Bahnen 
in andere stabilere mit geringerer Energie aus- 
gestattete Bahnen wirft“. Der Energieüber- 
schuß wird dann ausgestrahlt. ‚„‚Das Seltsamste 
bei diesem Vorgang ist wohl, daß die Periode 
des emittierten Lichts, also seine Farbe, nicht 
im geringsten zusammenhängt mit der Periode 
der Elektronenschwingungen, weder in ihren 
ursprünglichen noch in ihren späteren Bahnen; 
sie wird vielmehr ausschließlich bedingt durch 
den Betrag der emittierten Energie. Da näm- 
lich das emittierte Lichtquantum um so größer 
ist, je schneller die Schwingungen erfolgen, so 
entspricht einem größeren Energiebetrag, als 
Lichtquantum genommen, eine kürzere Wellen- 
länge.“ „‚Wieso es aber kommt, daß die Schwin- 
gungen des solcherweise erzeugten Lichtes mit 
äußerster Regelmäßigkeit, streng monochro- 
matisch erfolgen, bleibt einstweilen vollständig 
im Dunkeln.‘ „In der Tat ist die Frage, ob die 
Lichtstrahlen selber gequantelt sind, oder ob 
die Quantenwirkung nur in der Materie statt- 
findet, wohl das erste und schwerste Dilemma, 
vor das die ganze Quantentheorie gestellt ist, 
und dessen Beantwortung ihr erst die weitere 
Entwicklung weisen wird.‘ 

Wegen der fundamentalen Bedeutung ‘der 
hier behandelten Fragen möchte der Referent 
dieselben noch von einem wesentlich anderen 
Standpunkt aus beleuchten. Denn ‚‚der Theo- 
retiker muß sich" vor allem in eine der beiden 
einander gegenüberstehenden Hypothesen ver- 
tiefen, u. zw. ohne Rücksicht darauf, ob er der- 
selben mehr oder weniger Vertrauen entgegen- 
setzt“, schreibt Planck. 

Die transversalen Lichtwellen glaubt 
man nur in einem festen Äther verstehen zu 
können, der aber doch als undurchdringlich ab- 
zulehnen ist. Im flüssigen Äther seien nur 


longitudinale Wellen denkbar wie in jeder 


Flüssigkeit, weil eine solche keine Form-, nur 
eine Volumenelastizität habe. Diese Hypothese 
ist aber nicht experimentell bewiesen. Im Ge- 
genteil hat Reiger scherende Kräfte in Flüssig- 
keiten und Gasen nachgewiesen. Wenn ein 
Stein senkrecht auf Wasser fällt, erzeugt er in 
srößeren Wassertiefen eine transversale Wellen- 
bewegung. Wenn ein akustischer longitudinaler 
Wellenzug senkrecht aus Luft in. Wasser ein- 
fällt, so\verwandelt er sich hier in eine trans- 
versale Wellenbewegung, eben wegen der so 
sroßen Volumenelastizität und der geringen 
Formelastizität des Wassers, weil alle Wasser- 
teilchen der so sehr erschwerten Kompression 
ausweichen. Schnellen Schwingungen gegen- 
über scheinen die Trägheitswiderstände und die 
innere Reibung der Flüssigkeitsteilchen gleich- 
sam wie eine Börmelkstitee zu wirken. Man 
denke an die Propeller, die sich in Flüssigkeiten 
fast-wie in feste Körper einschrauben. 

Wenn nach diesen Überlegungen kein er- 
sichtlicher Grund mehr vorliegt, das Licht nicht 


Elektrotechnische Zeitschriit. 


‘Bohr unter Verwendung der Planckschen 


nm 


als elastische een Vi eines atomisti- 
schen Äthers, gewissermaßen als „Schall des 
Äthers‘‘ aufzufassen, so steht uns der Nachweis 
der „Wärme des Äthers‘ entweder noch als 
großartige neue Entdeckung bevor oder — 
wir haben sie längst entdeckt: sie ist nichts 
anderes als die Elektrizität. Wie dann mit 
der akustischen elastischen Welle eine Wärme- 
welle parallel läuft, die das Laplacesche 
Korrektionsglied für die Schallgeschwindigkeit 
bedingt, so läuft mit der optischen elastischen 
Welle eine Elektrizitätswelle parallel. Daher 
„blieben die mechanisch abgeleiteten Grund- 
gleichungen der Optik auch für die Maxwell- 
sche elektromagnetische Lichttheorie bestehen‘. 
Die rein elektrischen Wellen, die Wechselströme 
von den niedrigsten bis zu den höchsten Perio- 
denzahlen, sind aber doch etwas wesentlich 
anderes als die optischen Wellen, wenn sie auch 
zum Teil denselben Gesetzen folgen: ihre Natur 
beruht auf der ‚‚Wärme des Äthers‘, nicht auf 
dem ‚Schall‘‘ desselben. ; 

Das elektrische Potential entspricht der 
Temperatur und ist demnach durch das Qua- 
drat der Ätheratomgeschwindigkeiten zu_de- 
finieren, wie die Temperatur durch das Qua- 
drat der Molekulargeschwindigkeiten. Dann 
wird nach der Energiegleichung die Elektrizi- 
tätsmenge gleich der bewegten Athermenge. 
Beim ‚Photoeffekt‘‘ bewirkt die höhere Schwin- 
gungszahl des einfallenden Lichts eine größere 
maximale Geschwindigkeit der Ätherschwin- 
gungen in den getroffenen Metalloberflächen- 
atomen, im Augenblick der Ablösung der Elek- 
tronen, und daher eine entsprechend größere 
Austrittsgeschwindigkeit der Elektronen; ent- 
sprechend größere Energiequanten sind hierfür 
nötig. Aber die Elektronen sind Elektrizitäts- 
mengen, also Äthermengen, und durch größere 
Lichtintensitäten werden nur größere Elek- 
tronenzahlen in Bewegung gesetzt, wie auch das 
Experiment zeigt. 

Merkwürdige Beziehungen zwischen den 
Elektronen und den Spektrallinien sind durch 


Quantentheorie aufgedeckt, dafür aber sind 
wichtige Fundamente der Physik gestürzt wor- 
den; sie werden von ihm einfach als ungültig 
für sein Atommodell erklärt. In diesem sollen 
die Elektronen um den positiven Atomkern 
kreisen, angeblich genau wie Planeten um die 
Sonne. Aber ein Planet kann doch nach den 
Keplerschen :Gesetzen in jedem Abstand um 
die Sonne kreisen, wogegen das Elektron nur 
in ganz bestimmten Abständen, in „stabili- 
sierten‘‘ Bahnen kreisen könne. — Im Bohr- 
schen Atommodell sollen die Elektronenschwin- 
gungen mit der Wellenlänge des emittierten 
Lichts in keiner Weise zusammenhängen. Aber 
bisher hat man umgekehrt die Elektronen- 
schwingungen als Quelle der elektromagneti- 
schen Vorgänge des Lichts bezeichnet. — Das 
Elektron soll nach Bohr urplötzlich aus einer 
in die andere stabilisierte Bahn überspringen 
und.dabei Licht ausstrahlen. Aber dies ist in 
der Tat ein so seltsamer Vorgang, daß er abso- 
lut unverständlich erscheint, um so mehr, als 
die Lichtinterferenzen bei großen Gangunter- 
schieden auf Lichtwellenzüge von Millionen 
monochromatischer Wellen schließen lassen. 
Man beachtet gar nicht, daß schon vor 
20 Jahren der Göttinger Physiker Riecke 
die wichtigsten ‚Spektralserien (Balmerserie) 


aus zwei See gekoppelten Schwingungs- 


kreisen abgeleitet hat, wie sie die drahtlose 
Telegraphie verwendet, wobei aber diese 
Schwingungen ebenso gut elastisch wie elek- 
trisch gedeutet werden können. Faßt man z.B. 
unser einfachstes Atom, das Wasserstoffatom, 
als Kugel auf, als kugelförmigen von einer 
Atherhülle umgebenen Korn, so kommen bei 
raschen heftigen Stößen elastische Schwingun- 
gen in der Ätherhülle und im Kern zustande, 
die vermöge des außen herrschenden Ather- 
drucks miteinander gekoppelt sind, stehende 
Schwingungen mit parallelkreisartigen Knoten- 


linien, also mit geraden Knotenzahlen auf jedem 


Meridian, und alle derart möglichen Schwin- 
gungszahlen genügen dann den Rieckeschen 
Gleichungen (der Balmerserie). Mit diesem 
so einfachen und natürlichen Wasserstoffatom 
klären sich die Bohrschen Seltsamkeiten als 
Selbstverständlichkeiten auf: dem kreisenden 
Elektron Bohrs entspricht hier eine kreisende 
Ätherwelle; den stabilisierten Elektronen- 
bahnen Bohrs entsprechen die nur in bestimm- 


ten Intervallen möglichen Schwingungszu- 


stände unseres gekoppelten Schwingungskreis- 
paares; und dem Seltsamsten, dem urplötz- 
lichen Überspringen eines Elektrons aus einer 
in die andere stabilisierte Kreisbahn Bohrs ent- 
spricht das urplötzliche Überspringen eines 
möglichen in einen anderen möglichen Schwin- 
gungszustand unserer gekoppelten Schwingungs- 
kreise, wie es allen schwingenden' Systemen 
eigen ist.”"Aber die um dieses Wasserstoffatom 


1926. Helt 19. 


- 18. Mai 1920. 


kreisende Ätherwelle strahlt, so lange sie kreist 
nicht nur in dem nach Bruchtcilen von bil- 
lionstel Sekunden zählenden Zeitteilchen des 
Überspringens; daher bleiben die Lichtwellen 


 monochromatisch. \ 


. Diese Anschauungen führen zu der Vor- 
stellung, daß diePlancksche ‚ Quantenwirkun 
in der Materie stattfindet‘; nur zum Teil wir 


der Äther in Mitleidenschaft Aber der 


Äther im Weltall ist nirgends in Ruhe; denn 
überall ist Bewegung. Die Sonne, die, Planeten, 
alle Weltkörper bewegen sich im Ather und 


‘reißen bis zu einem gewissen Grade Äther ihrer 


Umgebung mit sich fort. Die Atheratome 
selber bewegen sich mit Licht- oder sogar mit 
Überlichtgeschwindigkeiten. Daher steckt 
im freien Äther die ungeheure Nernstsche 
Energie, in den Körperatomen bzw. in ihren 
Ätherhüllen die gewaltige Plancksche Null- 
punktsenergie, auch bei der absoluton Tempera- 
tur Null. Der Äther ist also nicht überflüssig 
und daher zu verwerfen, wie Einstein glaubt, 
sondern er liefert uns die klarsten Einblicke in 
die bis dahin unerhellten Gebiete. 

2 Zehnder. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
\ 


\ Bücher. 5“ 

Die Majordomus-Monatsübersicht (die Buch- 
führung in konzentrierter Form) neben jeder 
Buchführung oder an deren Stelle. Eine gemein- 
verständliche Anleitung ohne buchhalterische 


die jederzeitige Gewinn- oder Verlustfeststellung 
ohne Konten-Abschluß zu ermöglichen, den Um- 
satz für die Umsatzsteuer und die Selbstkosten 
nachzuweisen, die gesamte Buchhaltung im Augen- 
blick zu kontrollieren, den Auftrags Rückstand zu 
wissen und über den Geschäftsgang täglich unter- 
richtet zu sein. Mit 1 Tabelle. Von H. Meyer- 
heim. 118. in 80%. Handelspraktischer Verlag, 
Berlin NO. 43 1920. Preis 1,50-M. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Warenpreise. — Kohle. Von der A.G. 
Reichskohlenverband sind erstmalig die ab 
1. V. 1920 geltenden Großverkaufspreise von 
Brennstoffen der verschiedenen Syndikatsbe- 
zirke je Tonne ab Werk, einschließlich der Koh- 
len- und Umsatzsteuer sowje der Zuschläge für 
soziale Einrichtungen, im ‚„Reichsanz.‘‘ 1920, 
Nr. 91, bekanntgegeben worden. — Elektri- 
zitätszähler. Der Verband dar Zählerfabri- 
ken, Berlin, hat den Teuerungszuschlag ab 1.V. 
1920 auf 400% erhöht. — Isolierrohr. Die 
Aufschläge der Verkaufsstelle vereinigter Iso- 
lierrohr-Fabrikanten, Berlin, bleiben für Liefe- 
rungen vom 1. bis 15. V. 1920 unverändert. — 
Metallpreise. Nach den Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkup- 
fernotiz bzw. der Kommission des Berliner 
Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich 
ab Lager in Deutschland) in M/100 kg: 


Metall 7. V, 4, V. 
Elektrolytkupfer (wire 
bars), prompt. cif Hamburg, 

Bremen, Rotterdam . 2375 2512 


Raffinadekupfer 99/99,3%/, 
Originalhüttenweichblei . 
Originalhüttenrohzink, 
‘Preis im freien Verkehr . 
Plattenzink (remelted) von 
handelsübl. Beschaffenheit 
Originalhüttenaluminium 
98/990/yin gekerbt.Blöckehen 
Zinn,Banka-,Straits-;Billiton- 
Hüttenzion, mind. 99 0/ 
Reinnickel 98/99%, - : 
Antimon-Regulus . . 11200—1300, 1400 


Am 6. V. 1920 notierte die Londoner 
Börse nach dem ‚‚Berl. Börs.-Cour.‘‘ folgende 
Preisein £/t: Kupfer Kasse 100,87 ; desgl. 3Mon. 
103,62; Elektrolyt 111 bis 114; Best selected 
111 bis 112; Zink 46,50 bis 48,00; Zinn Kasse 
307,50; desgl. 3 Mon. 309,50 und Blei 37,75 bis 
39,25. In New York stellte sich am gleichen 
Tage Elektrolytkupfer loko auf. 18,75 bis 
19 cts/lb. Be 


1650—1700|1800—1850 
625650 700 


775—800 
525550 | 575—600 


8400-3550 37503800 
6600 —6900|8300-—8500 


4800 52005400 


700 —750 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 16. Wer liefert Siliziumbleche für 


Transformatoren ? 
Abschluß des Heftes: 8. Mai 1920. 


En 


Für die Aocbriftleitung verantwortlich: ®. @. Zehme im Berlin — Verlag von Julius 8prinmger in Berlin. 


Kenntnisse sich die Vorteile der doppelten Buch- _ 
führung ohne deren Schwierigkeit zu verschaffen, 


385 


Elektrotechnische Zeitschrif 


| (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189. 


Bchriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. z 


Berlin, 20. Mai 1920. 


Vorschläge für die Normalisierung elektri- 
scher Koch- und Heizgeräte.') 


Von Oberingenieur Schneider, Hennigsdorf 


Berlin. 


Übersicht. Es wird im nachstehenden ein un- 
verbindlicher Vorschlag für die Normalisierung elek- 
trischer Koch- und Heizgeräte gemacht und an Hand 
von Beispielen gezeigt, wie sieh dadurch die Typen- 
zahlen verringern und die leichte Auswechselbar- 
keit der Heizelemente ermöglichen läßt. Die Vor- 
schläge sollen die Anregung für eine allgemeine 
Normalisierung im Heizgerätebau geben. Endgültige 
Normen lassen sich nur durch Zusammenarbeiten 
der ganzen einschlägigen Industrie aufstellen. 


Die Normalien der Elektrotechnik trugen 
bisher den Charakter von Sicherheits- und 
Prüfungsvorschriften, und waren nur in 
wenigen Fällen so weitgehend, daß die nach 
denselben hergestellten Teile verschiedener 
Herkunft, untereinander ausgetauscht werden 
konnten. Ausnahmen davon sind z. B. die 
Lampengewinde und die Sicherungsstöpsel, 
welche ohne weiteres gegenseitig austauschbar 
sind. Von welch weitgehender Bedeutung aber 


gerade die restlose Typisierung und Normali- 


sierung dieser Teile für die Einführung der 
elektrischen Beleuchtung und Installation war, 


- ist allgemein bekannt. 


Nachstehende Ausführungen beschäftigen 
sich mit der Typisierung und Normalisierung 
elektrischer Heizapparate. Entgültige Normen 
sollen das jedoch nicht sein. Diese lassen sich 
nur unter Zusammenarbeit der gesamten ein- 
schlägigen Industrie aufstellen, Ein gutes 
Beispiel einer sehr weit gehenden Normalisie- 
rung sind die Brenner, Absperrorgane und In- 
stallationsmaterialien im Gas- und Wasser- 
fach. Diese Industrieen haben bei der Nor- 
malisierung eine außerordentlich geringe An- 
zahl von Grundtypen aufgestellt, so daß z. B. 
in der Gasbeleuchtung der Steh- und Hänge- 
liehtbrenner nebst dem dazu gehörigen Glüh- 
strumpf nur in einer gängigen Größe allgemein 
eingeführt ist. - e ; 

Die Gasbeheizung kennt für-den Herd- 
kocher ebenfalls nur eine Größe, die von allen 


- Firmen gebaut wird. Diese weitgehende Ver- 


einfachung der Normalien hat hier ebenfalls zur 


_ weiteren. Verbreitung der Gasbeleuchtung und 


Beheizung außerordentlich viel beigetragen. 

“ _ Man ist dabei so weit gegangen, daß man 
die Massenteile bis in die Einzelheiten durch- 
konstruiert 'und maßlich so festgelegt hat, daß 


. die Austauschbarkeit unter allen Umständen 


gewahrt. bleibt. . . : h ER 

j Betrachten wir die z. Zt. erhältlichen elek- 
trischen Heizapparate, so werden wir finden, 
daß bei eintretendem Defekt nur mit’ wenigen 
Ausnahmen der Apparat ‘an «Ort und Stelle 
wiederinstand gesetzt werden kann, und daß man 
denselben in die Fabrik oder in eine Spezial- 
werkstatt senden muß und dies deshalb, weil die 
einzelnen Konstruktionen weder im System 


' noch in den Maßen gleich sind, 


z 


. Die eine Firma stellt den 1 1-Topf mit 
120 mm Durchmesser, die zweite mit 125, die 
dritte mit 135 mm und eine vierte beispiels- 
weise mit 142mm Durchmesser her. Ebenso 
im Wattverbrauch. . Ein Fabrikant beheizt 
den Topf mit 400 W, der andere mit 450, der 
dritte mit 475, der vierte mit 500 W. . Nicht 
genug daran, gibt‘ es noch dieselben Kocher 
mit verschiedenen Beheizungssystemen, z. B. 
mit Bodenheizung, mit Seitenheizung und ge- 
mischter Heizung oder auch mit Patronen- 
heizung. FE Se 

Das Gleiche gilt von den elektrischen 
Kochplatten. Hier diene als Vorbild die einzige 
Type des Gasherdbrenners. _ Einige Firmen 


regulieren die elektrischen Platten in den. 


Stufen Ya! andere 1, —a— 113: E OT- 
maler Weise genügt die Stufe 4. Sie er- 
gibt eine praktische Unterteilung der »Heiz- 


‘elemente bei gleichen Heizkörperhälften, mit 


gleichem Leitungsquerschnitt. Das gleiche 


1) Nach „Mitt. der Vereinig. d. El. W.“ 1919, S. 210. 


I 
| 
| 


trifft bei elektrischen Plätteisen zu. Eisen 
gleichen Gewichtes, für gleichen Zweck mit 
gleicher Plättfläche, werden mit verschiedenem 
Wattverbrauch geliefert. Außerdem haben sie 
verschiedene Widerstandselemente und andere 
Abmessungen, so daß eine Austauschbarkeit der 
Heizelemente unmöglich ist. Auch bei elek- 
trischen Heizöfen kann man die absonder- 
liehsten Abstufungen finden. Das gleiche gilt 
von den Anschlüssen. Während hier früher 
ein absolutes Durcheinander herrschte, trat 
späterhin eine gewisse Normalisierung durch 
die Verbandsvorschriften ein. So weit sich 
übersehen läßt, wurden auch hier willkürliche 
Konstruktionen geschaffen, d.h. eine der etwas 
mehr eingebürgerten Konstruktionen als nor- 
mal angenommen. Woher kämen denn sonst 
«lie sonderbaren Stiftdurchmesser und Stift- 
entfernungen ? 

Die Schweiz hat die Kriegszeit benutzt, 
und verbandsmäßig die Prüfmethoden aus- 
gebaut. In ähnlicher Weise wird auch in 
Deutschland eine Instanz geschaffen werden, 
die Systemkontrollen, Dauerhaftigkeits- und 
Wirkungsgradsprüfungen vornimmt. & 

Die Normalisierung muß außer den bisher 
festgelegten oder in der Festlegung begriffenen 
Normalien (z. B: für Stecker und Umstecker) 
in erster Linie jene Teile umfassen, bei 


Heft 20. 


deren Herstellung nach den bisherigen Er- 
fahrungen die meisten Fehler gemacht worden 
sind. _ Gleichzeitig müßte jedoch eine weit- 
gehende Typisierung platzgreifen um ein- 
heitliche Grundtypen mit austauschbaren Ein- 
zelelementen zu schaffen. 

Wenden wir uns nun zur Normalisierung 
folgender Einzelteile und Apparatetypen. Alle 
Kochtöpfe werden vom. Boden aus, sei es 
durch die Herdplatte oder die Gasflamme, be- 
heizt, haben also reine Bodenheizung, ein 
Zeichen dafür, daß diese Beheizungsart in 
allen Fällen genügt. Warum sollte denn die- 
selbe nicht für die viel gleichmäßigere elek- 
trische Beheizung genügen ? Nach dieser 
Erkenntnis könnte man daher von der Seiten- 
beheizung absehen.- Dadurch ergibt sich ein 
glatter gerader leicht herauszustellender Topf 
ohne Abstufungen im cylindrischen Teil. Er- 
fahrungsgemäß kann man bei der elektrischen 
Beheizung, gezwungen durch die Erfordernisse 
des Heizelementes‘ und die spezifische Be- 
heizung der Fläche, nicht über gewisse Be- 
lastung pro em? Bodenfläche gehen. Wählt 
man diese zu hoch, so brennen die Speisen 
an. Unter Zugrundelegung der Belastung und 
der Kochzeit kommt man auf die Bodendurch- 
messer, aus welchen sich wiederum die Topf- 
höhen ergeben. 


Aunde Heizkörper 


„000 wart 


2000 Watt 


7500 Watt 


Hochplatten 


Fer Heizkorper 


Plätteisen 


ea, 


Sohle 


ee - 


Abb. 1. Vorschlag zu Normalien für elektrische Koch- und Heizgeräte. 


Runde Heizelemente. 


| : \ 
Bene 
Ar 80 50 200 

II 100 78 300 
III 120 113, 450 
IV 160 200 600 
Vs = ..200 314 1000 

vI 250 490 1500 
vu 300 706 2000 


W/e Regelbarkeit 

on 1; Ya FAT 

4 200 100 50 

4 300 150 75 | 

4 450 ‚225 112 | Haupt- 
3 600 300 150 typen 
3 1000 500 250 

) 1500 750 375 

3 2000 1000 500 


386 


Bei der Normalisierung der Heizelemente 
sinds Vereinbarungen über Austauschbarkeit 
derselben zu treffen. Es ist zweekmäßig, Vor- 
schriften über die Belastung der Heizwicklung 
zu erlassen,und Garantiebrennstunden einzufüh- 
ren. Die Heizelemente sollen in zwei gleiche 
Hälften geteilt sein, um bei’ Serien-Parallelschal- 
tung die Stufen ,—%— 1 zu erhalten. 

Aus allen diesen Überlegungen heraus 
ergeben sich für die Ausführung nur eine 
außerordentlich geringe Anzahl von Wider- 
standsdrähten. Bis zu einer gewissen Größe 
sollte man ein einziges Element für die Be- 
heizung wählen, weil dadurch der Aufbau sehr 
vereinfacht wird. Viele kleine Elemente er- 
geben viele Fehlerquellen an den Anschlüssen 
und komplizieren das Schaltungsschema. 


Universal Koch- und Schmortöpfe. 

Die Konstruktion der Kochtöpfe könnte 
beispielsweise nach folgender Tabelle vorge- 
nommen werden. 


Innerer Topf- 


Anschlüsse. 


Abnehmbare Anschlußorgane sollten nur 
bis 2 kW zulässig sein. Es ergibt sich dan n 
eine einzige Größe, welche so auszubilden ist ! 
daß sie für alle Apparate Verwendung finden 
kann. ’ 
Dasselbe gilt von dem Anschlußelement 
am Apparat. Dazu wird der universelle Stift- 
nippel, der sich überall anbringen läßt, vor- 
geschlagen. Es kommt dann in Zukunft ledig- 
lich ein Steck- bezw. Umsteckelement mit 
1 Stiftgröße und Stiftentfernung in Frage. 
Auch die Anschlußleitungen müssen als Spezial- 
typ normalisiert werden. 
Für viele Zwecke, z. B. in Küchen und 
industriellen Betrieben ist dem ortsfesten An- 
schluß nach Coulon, mit Erdung, der Vorzug 
eben, wie überhaupt der Erdungsfrage be- 
ere Aufmerksamkeit zu widmen ist. 
Auch die festen Anschlüsse müssen einer 
| durchgreifenden Normalisierung unterworfen 
werden und es empfiehlt sich, dieselben für 


zu 
son 


Äußerer Topf-| Innere Topt- | Äußere Topt- 


Inhaf Watt PIEHSREN, Durchm. Durchm. Höhe Höhe 
Lir. Minuten mm - mm mm mm | 
m 
0,5 300 11,5 100 120 75 130 ; 
1 450 15 120 140 100 140 
2 600 23 160 180 110 ee 
5) 1000 55 200 220 175 225 
10 1500 45 250 275 220 275 
15 2000 55 300 325 250 300 
Kochplatten. größere und industrielle Apparate in gekapselter 
Aus denselben Normalheizelementen | Form mit Universalanschlüssen für alle An- 


müssen auch Kochplatten aufgebaut werden; 
man sollte sich dabei mit einer geringen Typen- 
zahl bescheiden. Siehe nachstehende Tabelle. 


Äußerer | 
Durchm. Watt | Yı Ua "a 
mm | 
130 450 450 225 110 
k 
130 " 600 600 300 150 \ Haupt- 
220 1000 1000 500 |250 f typen 
4 
275 1500 1500 750 375 
355 2000 2000 1000 500 


Die Anschlüsse der Kochplatten müssen 
an |thermisch wenig beanspruchter Stelle 
Beet werden. . Dieselben Kochplatten 
ollen auch für Kochherde Verwendung finden. 

Mit denselben Normalelementen müssen 
auch alle übrigen Apparate, wie Heißwasser- 
kannen, Teekessel usw. beheizt werden. 


Plätteisen. 


Bei elektrischen Plätteisen könnte sich 
folgende Normalisierung empfehlen: 


Gewicht | Watt- 


kg verbrauch | Regulierung | 
Et EEE SE Ta Fr 
2 300 > 
3 450 450x225 ><110 
6 £00 600 >< 300 >< 150 
10 1000 


1000 < 500 >< 250 


Die Heizelemente müssen auch hier so 
fest gelegt werden, daß alle Fabrikate unter- 
einander auswechselbar sind. 


Heißluftöfen. ° 


Als normal sollte man folgende Typen 
vorsehen: 


schlußarten durchzubilden. 


Untersuchungen über die Größe und Be- 

ständigkeit von Kontaktverbindungen unter 

besonderer Berücksichtigung des Aluminiums. 

(Mitteilung aus dem Elektrotechnischen Institut der Tech- 
nischen Hochschule zu Karlsruhe.) 


Von Rudolf Richter, Karlsruhe. ° 


(Fortsetzung von 8. 370.) 


4. Zweite und dritte Hauptgruppe. 

Für die weiteren Versuche wurde wiederum 
der größte Teil der Verbindungen in der Werk- 
statt des Elektrotechnischen Instituts herge- 
stellt; ein kleiner Teil der Löt- und Würgver- 
bindungen wurde vom Kabelwerk der Siemens- 
Schuckertwerke zur Verfügung gestellt. 


Schraubverbindungen, 8, und $,. 
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 11 u.15. 


Die miteinander verbundenen Drähte sind 
2,5 mm stark und bestehen alle aus Aluminium. 


Sohlenfläche Heizelement 
mm Größe 
80 170 IIN ormaltype 
100 >< 230 I 
100 ><230 LI \ Industrielle 
100 >< 260 1V Eisen 


Bei der Gruppe 8, sind die Drahtenden durch 
je eine Schraube, bei der Gruppe 8, durch je 
drei Schrauben mit der Hülse verbunden. Bei 
einigen Verbindungen sind die Drahtenden vor 
dem Verschrauben mit Aluminiumlot über- 


zogen (metallisiert!). Zu diesem Überzug wurde 


Ofenleistung bei a eüherhörkeis en | Regulierbarkeit bei Drehstrom - Beenlierüng 
500 — —_ _ } 
1000. 1000—500 —_  . Umstecker 
1500 - 1500—1000—500 zur Bureh a Umstecker 
3000 3000—2000— 1000 3000— 1500 Schalter 
&000 6000—4000—2000 6000—4000—2000 Schalter 
9000 9000—6000— 3000 9000—6000—3000 


Zweckmäßig wird man solche Öfen aus 
250 oder 500 W Elementen zusammen- 
bauen. Man hat dann bei 1500 W bereits 
Öfen für Drehstromanschluß, und bei 3 bis 6 
und 9 kW eine günstige Drehstromregulierung. 

‚Bei Öfen müßten außerdem genaue Vor- 
schriften über die max. zulässige Temperatur 
der Verkleidung erlassen werden. 


2.» Sehalter 


verwendet: Thuralot von der Thüringische” 

Aluminiumwarenfabrik Ermisch & Engelhardt 

in Saalfeld, Lot der Spezialfabrik für Alumi- 

nıumspulen und Leitungen in Berlin (Lot der 
Auge ; ; 

vom Merkblatt des VDE ende nezeichnun 

verbindungen* übernomm en. 


ist hier 
umınium- 


Heit 20. 


Spezialfabrik) und das im Merkblatt des V.D.E. 
über „Herstellung von Aluminiumverbindun- 
gen“ angegebene Metallisierungslot (Verbands- 
lot). Das Thuralot und das Lot der Spezial- 
fabrik wurde auf die über der Bunsenflamme 
erhitzten Drahtenden aufgerieben. Die Metalli- 
sierung mit Verbandslot erfolgte durch Ein- 
tauchen in das flüssige Metallisierungsbad. 


20. Mai 1820. 


Am Kopfe der Zahlentafeln1lund15sind 


die Metalle der Hülsen und Schrauben bezeich- 
net, dort sindauch der Tag der Herstellung und 
die Nummern, mit denen die einzelnen Verbin- 
dungen bezeichnet sind, angegeben. 


Lötverbindungen mit massiven Hülsen 
ee L, und Z,... 

Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 11 und 15. 

Die miteinander verbundenen Drahtenden 
sind 2,5 mm stark und bestehen alle aus Alu- 
minium,. Die Verbindungen wurdenin derselben 
Weise hergestellt wie die der Gruppen L, und 
L, der ersten Hauptgruppe. An Stelle des Lotes 
von Nikolai in Bonn wurde jedoch solches von 
Dr. Inhoffen, Berlin-Wilmersdorf, verwendet. 


‚Auf die Lötstelle wurde das Flußmittel und ein 


Stückchen Lot gelegt, die Stelle wurde dann 
mit der Bunsenflamme solange erhitzt, bis das 
Lotiloß. Am Kopfe der Zahlentafeln 11 und 15 
sind die Verbindungen zusammengestellt. 


Stumpflötungen mit Blechhülsen, L,ı 
UDdLeee 

Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 11 und 16. 

Die miteinander verbundenen Drähte sind 
2,5 mm stark und bestehen alle aus Aluminium, 
Die Verbindungen der Gruppe L,, wurden im 
Kabelwerke der 8.8.W. hergestellt. Vor dem 
Umpressen der Messinghülsen wurden die Draht- 
enden nach einem besonderen Verfahren der 
8.85.W. metallisiertt und dann mit Spezial- 
Weichlot verlötet. 
Gruppe L,, wurden in der Werkstatt des Elek- 
trotechnischen Instituts hergestellt. Bei dem 
größten Teil der Verbindungen wurden die 
Drahtenden vor dem Verlöten und die Hülsen 
vor dem Umbiegen metallisiert. Das Metallı- 
sierungslot ist für die Drahtendenin den Zahlen- 
tafeln angegeben. Die Hülsen aus Aluminium 
wurden mit demselben Lot wie die Drahtenden 
metallisiertt. Die Hülsen aus andern Metallen 
wurden mit Kriegslot verzinnt. Am Kopf der 


Zahlentafeln 11 und 16 sind diese Verbindun- 


gen zusammengestellt. 


Flachlötungen mit Blechhülsen, ZL7>. 
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 11 und 17. 

Die miteinander verbundenen Drähte sind 
2,5 mm stark und bestehen aus Aluminium. Bei 
dem größten Teil der Verbindungen wurden die 
Drahtenden vor dem Verlöten und die Hülsen 
vor dem Umbiegen metallisiert. Das Metalli- 
sierungslot ist für die Drahtenden in den Zah- 
lentafeln angegeben. Die Hülsen aus Alumi- 
nium wurden mit demselben Lot wie die Draht- 
enden metallisiert. Die Hülsen aus anderen Me- 


tallen wurden mit Kriegslot verzinnt. Am Kopfe 
der Zahlentafeln 11 und 17 sind diese Verbin- 


dungen zusammengestellt. _ 


Flachlötungen mit Wickeldraht, Zy« 


Vgl. den Kopf der Zahlentafel 11. 


Die miteinander verbundenen Drähte sind 


2,5 mm stark und bestehen aus Aluminium; 
ihre Enden sind mit Thuralot metallisiert. Die 
Verbindungsstelle ist mit verzinntem Kupfer- 
draht umwickelt und am 22. III. 1918 mit‘ 


Kriegslot verlötet. Die Verbindungen sind mit 


Nr. 181 und 182 bezeichnet (Zahlentafel 11). 


Flachlötungen ohne Hülsen, 
Vgl. den Kopf der. Zahlentafeln 12 und 18, 
Die Drahtenden sind zum größten Teilme- 
tallisiert und mit Kriegslot verzinnt. Die ver- 
wendeten Drahtmetalle, die Behandlung der 


Drahtenden, das verwendete Lot und die Länge 
der Überlappung sind den Zahlentafeln 12 und: 
18 zu entnehmen, DER ee 


Die Verbindungen der 


I RR 


a 8 


Re, 


sh; 


Aa any are 


a 


ni 


Er ae 


_ 


20. Mai 1920. 


x 


Dr 


Elektrotechnische Zeitschrät. 1920. Heit 20 


} J ne N i r 2 j ' - R \ 
Zahlentafel 12. Lötverbindungen ohne Hülsen (Z,,, Z,, und ZL,,) der zweiten Hauptgruppe. 


a D 


2 220 


.Ly 


x 


2,5. 


Gruppe Li Lnr | Belastung 
ne IN März i98'.. März 1918 "März 108 | | BR 
m ib it Lot, mit it Lot nac 
‚Draht- || Dplank Thurnlot AURDezalt. ‘blank Thuralot d. Speziaif: Ve - 
enden En - . Imetallisiert|metallisiert  _|metallisiert|metallisiert .W. met. | Mörsuehe, Wechsel- (W) 
L „| Lot’der anzbot der |» 5 \ | | oder Gleich- ‘Versuchsbedingunge 
ot Inhöffen | Thburalot | Spezial- | Inhoffen | Thuralot | Spezial- | Spezial-Weichlot Dauer h BT Ainsungen 
SE k abrik 3 a fabrik Datum en strom (GI) 
Draht- z | HN "in 
metalle AIZAI | Stunden 
Überlappg. - Amp. 
(a) in mım En RT er 
Nr. 198.| 194 | 161 | 162 | 237 | 
= — = - - ee = men = = — — = 
21. II. 18||€ 7,44 | 7,52] 6,65 | 6,52 |[7,47]| f 
; x x 3 '8. IV. 18 bis 11. VIL.15 | 2260 W223 in gesättigtem Wasserdampf ca 77°C 
13. VIE 18 [7,30 | 6,95 | 7,14 | 6,33-| 6,61 | 6,50) 7,62 | 7,49 | 7,25 |'7,55 2.1 1407 6,77 | 6,66 [8,20] 
N “ | 2 
f B ee 1 = | 17.VIL 18 bis 8. X. 18 | 2000 W 22 in sechwefl. Säure (trocken) ca 90° © 
9.X.18 7,06 6,67] 6,93.| 6,23 | 6,43. 6,36 | 7,45 7,32] 7,29 7,36 | 35 | 7,40] 6,66 | 6,57 [8,30]) 
5 Se SER i MEURE 23 28. X. 18 bis 6.1.19 | 1650 1W22(bis16)| in schwetl. Säure u. Wasserdampf, 
10.1.19 |7,12: 6,72 | 7,05 | 6,28 6,47 | 6,52 7,60 7,42 | 7,20:| 7,15 2® 7,45 ı 7,02 | 7,02 | [8,80] “ ER bis 130° C; nachts stromlos 
" ar | ER B; 2% a | 18. 1.19 bis 7. IV. 19 1900 | GL! 20 desgl., bis 103% C; nachts stromlos 
10. IV. 197,10 | 6,72] 7,11 | 6,35 | 6,49 | 6,71] 7,75 | 7,46 | 7,24 | 7,21 > 7,45 | 7,09 | 7,63 [9,00] | | 
: \ 
R Ü 8 & j s 3 | 3 ® 3 5 ; 3 15. IV. 19 2 um; mechanische Erschütterung. 
22. IV. 19|| 7,20 | 6,69 | 7,46 | 6,77 | 6,60 3 s 3 3 B =. T08 E B 2: | | 
a a8, 88.2 ei eds ERW 
R ne 3 Re a &n & an . © &n &0 &n | ; | 2 
10. 11.20 7,40: 6,82 | 7,66 }6,82| 7,06) — | — = 1. 11 — |786| — | — | /93:IV.:19 bis. 2.11.20.) 6900 | ENT m auf dem Dach des El. Instituts. 
;  Zahlentafel 4. 
- - N h ” ii > 4 
2 - Kabelschuhverbin dungen (X) 
der zweiten Hauptgruppe. 
Gruppe K ; Belastung 
Her- - 4 b; 5 ER ARE RE, 
stellung | März 1918 . | | 
Drahit- { 
ehe N , AlAL & 2 
Lot |) "nicht gelötet Kriegslot ne nn 
Sana Al blank Ai mit Verbandslot metallisiert und verzinnt ER Dauer RE ar Versuchsbedingungen 
RE 2 Al mit Al mit in 
Kabel- | Cu M Al Fe| M Cu | ‚Verbandslot M Cu Fe | Verb.- Stunden ” 
- schuh || verz. | verz. | blank | verz. | verz. | verz. | metatlisiert.| verz, | verz. | verz. lot met. Amp: 
en ER. en 3 i _ und verzinnt ie u. verz| 
Niete Cu |.m.| M Fe M | Cu "| Mm | cu | Fe| Mm 
Nr. 225 1. 226 227 | 228 229 230 231 | 232 233 234 235 |. 236 £ | £ 
A ee TREE Re Haar T en ar 7 2 = ——— 
= 21-112.181 7 76,80.- a: 5,54 12,1 * 4,85 7,19 \/ 
(3,20) (8,15) | (6,00) (8,30) | (2,80) (2,70)| (6,00) (6,00) | (2,45)| (2,40) | (3,50) (3,70) | 
5 RER el \ 3.IV.18 bis 11 ‚VD. 13 2260 JM 22 in gesättigtem Wasserdampf ca 77° C 
> 10.VII. 18 DÜNGeS Ben: 5,9 ‚18,1 5,20 9,10 | : 
SU ei 6,431 11,7.| 14,8 | 3,34 | 2,70 | 7,05 11,2 | 2,86 | 2,43 | 3,95 | 5,10 Pi 
A \ ’ \ br ’ 200 © a 
Be - | 17. VI. 18 bis 8. X. 18 | 2000 W 22 in schwefl. Säure (trocken) ca 90° C 
9X, 18 36,6 "83,0., 6,72 51,8 5,61 9,60 { 
28,5 | 7,99] 16,0 | 17,0 | 3,38 18,34] 9,85 41,6. | 2,70 \2,95:| 5,26 | 4,33 $ 
i 2 h 23.X.18 bis 6.1.19 1650 .W 22 (bis16)| in schwefl. Säure u. Wasserdampf, 
*12.1:19 54,2 AL 8,95 95,0 6,45 11,4 KEN ; - bis 130° C; nachts stromlos 
188,9.| 20,5 | 29,4 |-17)5.| 3,33 | 5,62] 21,5 | 69,4 | 3,20 | 3,91 |,5,92 | 5,26.) e 
| u 15 NH | : E ‘| 18.1.19 bis 7. 1V.19 1900 GL 20 desgl., his 103° C; nachts stromlos 
10. IV. 19 2193 _ Ba ‚8,90 67,5 6,83 K,6. DR ; 
IN | 41,3°| 35,3) 18,0 83,12 |, 5,78 | 22,4 | 451 | 3,46.| 8,37 | 692 | 5,42 ' 
» | ) EN | £ WET „11. IV.19 3: en Verschraubung der Kabelschuhe ge- 
12. IV.19 33,7% 33,0 9,14 27,8 6,70 8,20 t löst, gereinigtu.wiederhergestellt 
F 177, . »56,7 1.385,81 .17,5 3,41‘) 5,73 |. 5,64 |- 92,2.| 3,31 | 3,39 | 5,36 | 2,84 Re Aa 
elle: a a Al M 1% Aue Aa 15. IV. 19 N RK mechanische Erschütterung: 
2.1.19) 250 , | 7324 9,18 N 126 9,36 |. = | 
178 1.72 17,0 | 15,4 | 3,89 | 5,79% | 5,051 22,7.1 3,55 | 8,71 |'3,12.) 6,24 } 
10. 11.20 || 81,0 | 350 | 21,5 178 | 4,10.| 7,39 | 80,0... 7,50. | 5,18 | 4,34 | 8,50 | 3,5328. IV. 19. bis 2. 11.20 6900 = auf dem Dach des EI. Instituts 


ETRRNEN Ei OT, FEN EN 3% 7 PR ka vie Da Arnd Kragen aa ST A a Er hr a 3 - 
r \ } Pin u a Br % Bi 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 20. 20. Mai 1920 


Zahlentafel 11. Schraubverbindungen (8, und 8) und Lötverbindungen 


388 


415 en G 
Ei 50 > Aruminium+Lot Ya Ei 
| i 
| ü ' t 
\ » D 4 ' I) 
ei oe ie ; ER ED AR FEN w-12 > 
5 Is. 
Gruppe S S Re re Lu Lie | 
Herstellung März 1918 März 1918 | März 1918 März 1918 | ° März 1918 | 
Drahtmetalle } "AI—AI H ; 
Sohranleh M Fe - M Fe M Fe Inhoffen . Spezial-Weichlot Inhoffen Thura-Lot Spezialf.-Lot Inhoffen _ 
Hülse a|ı m | m Al A| M | Fe Al m Al Are, Al Al 
Nr. 20.. 10,921 1202] 208712708487, 20, | 28 | 219 | 18 | a8, | 768: | 164]. 288 | 178 Auane | 170. 180 | 077 | 1282 10 8100 
21. II. 18 | 6,66 / 6,76 | 8,65 | 4,13 | 707 | 6,09 | 611 | 6,451 6,47 | 627 | 6,91 ı z11 | [7,80]'| 6,58 | 6,91 | 6,43 | 658 | 654 | 7,06 | 6,38 | 621 
13. VIL. 18) 6,90 | 7,03 | 278 7,31 8,85 | 6,17 |’ 6,21 7,92 | 6,72 | 6,50 ! 7,01 7,54. | [7,99] | 6,75 7,31 6,79 \ 6,94 8,65 | 28,3 6,52 | 6,40 
9. X. 18 6,93 | 7,08 718 |. 7,20 8,45 |: 6,07 | 611 9,60. | 6,68 | 6,45 | 6,98 | 7,62 ! [7,99] | 6,62 | 7,16 | 6,58 |. 6,73 9,55 | 112 6,36 | 6,28 
10.1. 19 7,09 | 7,50 | 1115 7,27 9,15 | 6,14 623°1.13,9 6,90 | 6,57 7,11 8,50 | [8,10] | 6,81 7,28 6,97 6,83 | 10,4 565 6,46 .| 6,42 
Mr 5 | 58 
| 88, ; j 8-4 f 
10. IV. 19 | 6,92 | 7,10 |,,.0&| 744 945) 6,10 | 621 !174 7,38 ' 6,57 |=7,13 !-8,60 | [820] | 6,62 | 7,16 | 701 | 6,88 9,60 |.2 8| 6:86 | 6,28 
ER EN n ’ | 83 | 23% 
22. IV. 19 | 7,08 | 10,8 | ER 720 | 101 | 633.) 6,86 | 352 | 680 | 6,89 | 7,38 | ä23 |[840] | 681 | 724 | 734 | 712 1125 |9%@| 650 | 6,55 
ee Y 2 Ela, 
| ST | : nee} NS ne A 
10. 11. 20 || 7,97 | 14,6 — | 7,54: | .13,7 6,41 | 6,86 | 56,0. | 7,59 | 7,73 | 7,83 — [850] | 7,46 | 7,43 | 7,95 | 7,18 | 11,3%. 17 6,70 | 6,55 
| | 1 
Gruppe 1 ; 
Herstellung März 1918 
Hülse ohne 
Lot nicht gelötet Kriegslot 
sicht blank blank Al mit Thuralot Al mit Lot der | Almit Verbandslot| Al mit Verbandslot| Al mit Thuralot it-Thuralot 
Drahtonden | "geschait | Feschalt ee 
Drahtmetalle BAAR er ae Al-Cu Al-Cu Al-Cu Al-Cu Al—Cu Al-Al 
Neu © 209 210 211 212 201 202 19  |.>.200 197 198 203 | | ..204 205  |.1206 27 | 208 
y = Ve: BERaSEn = : FERN 
21. IL 18 162 130 72,8 7183| 698 7983| 5565| 579 | 552 | 532 | 581. | 5,56 3,14 455 | 5,71 | 5,81 
13. VII. 18 64,0 | 50,0 |°..96,3 | 141 12,5 7,86| 14,6 |. 900.| 5,87.'|. 5,86 | 6,61 | 5,90 4,72 4,98 | 5,99 | 694 |’ 
9. X, 18 90,5 43,0 61,0 | 156 875 9,65) 28,4 | 17,0 6,00 6,14 731 \. 5,96: | 4,70 15,00 |.5,98 | 6,26 
10. I. 19 139 90,5 | 218 293 235 | 450 412 | 23,1 658 | 677. | 808 | 692 !' ass 5,08 16,20 | 6,68 
10, IV. 19 85,0 67,0 27,6 191 200 23,6 150 17,8 6,58 6,86 8,20 6,26 4,95 5,65 6,16 6,82 
\ neben Ba neben i 
22, TV. 19 z —_ _ e= _ 225 -— 27,3 12,4 Würg- | 48,1 | 8,10 | Lötstelle | 5,80 7,04 7,68 
stelle ge- gebrochen ) 
brochen } ? Y 
10. I. 20 Sa == — ur ne 275 —_ 35,7 67,7 sn 19,8 175 Are 9,80. 1170 9,70 
Schräglötungen ohne Hülsen, Lig. Zip. | Drahtenden vor dem Verwürgen ist den Zahlen- | den Flachseiten eingedrückt (Zwiekverbin- EI 
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 12 und 18. tafeln 13 und 19 zu entnehmen, dort ist auch | dung). We: j SE 


Die Gruppe L ‚, wurdein der Werkstatt des 
Instituts in derselben Weise wie die Flachlötun- 
gen L,, hergestellt. Die Gruppe 7 ‚„ entstammt 
dem Kabelwerk der Siemens-Schuckertwerke. 
Die Drahtenden sind hierbei nach einem beson- 
deren Verfahren der $.S.W. metallisiert und 
mit Spezialweichlot verlötet. 


Würgverbindungen, W,, W,.W,undW.. 
Vgl. die Zahlentafeln 13 und 19. 


Bei der Gruppe W, sind die Drahtenden 
ohne Hülse verdrillt. Die Behandlung der 


angegeben, in welchen Fällen die verwürgten 
Drähte verlötet wurden. 
sind die Drahtenden vor dem Verwürgen in 
eine Hülse gesteckt, deren Metall in den Zahlen- 
tafeln angegeben ist. 
und W, sind im Kabelwerk der Siemens- 
Schuckertwerke hergestellt. Bei W, wurde 
die Würgstelle durch Eintauchen in Spe- 
zialweichlot verlötet. Die Verbindungen. der 
Gruppe W, sind nieht gelötet, auch nicht 
eigentlich verwürgt, sondern die Hülsen 
nach einem Verfahren der 8. $.W. an 


Bei der Gruppe W, 


Die Verbindungen W, 


Kabelschuhverbindungen, Ri 
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 14 und 20. 


Die Kabelschuhe sind aus 1 mm starkem. 
Blech hergestellt, um die Schleife des 2,5 mm 


starken Aluminiumdrahtes gebogen und durch 


zwei unverzinnte Nieten mit der Drahtschleife 
vernietet. Ein kleiner Teil der Verbindungen 
ist nach dem Nieten noch mit Kriegslot gelötet. 
Die Verbindungen sind am Kopfe der Zahlen- 
tafeln 14 und 20 zusammengestellt, - 


z 


20. Mai 1820. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 20. 


389 


mit Hülse (Zy, Zyy, Zua Eu und Zu der zweiten Hanptgruppe 


in 


Fre Ben 


Ir Tape RR 
en: ° 


t &o 


A . 


w—3o A NUREG 


Lu 


Lis Belastung 
März 1918 h 
Versuche- |Wechsel- (W) oder 
N ra-L ot Tnufälos und Datum Dauer Gleichstrom (Gl) Versuchsbedingungen 
riegslo : . 
in 
Al’ Cu-Draht Sta je 
13. |, 1m 
6,38 6,39 | 
| ) 8. IV. 18 bis 11. VII. 18 2260 Ww 22 in gesättigtem Wasserdampf ca 77° C 
6,69 6,64 Eu - 
| 17; VO. 18 bis 8. X. 18 2000 Ww.22 in schwefliger Säure (trocken) ca 9° C 
6,64 6,49 5,08 613° \, 
| 28. X. 18 bis 6. I. 19 1650 W 22 (bis 16) ın a neer Bönte und Wasserdampf bis 130° Q; 
6,35 6.9 5,07 7,72 + Ve 
u 2 en | SE 18. LT. 19 bis 7. IV. 19 900 GI % in Bomonagı, Dhure und Wasserdampf bis 108° C; 
N h x £ | ; 15. IV. 19 8 Bi; mechanische Erschütterung 
5,25 7,21 7,60 | 7,06 ü 5,22 Nee, W 
; 23. IV. 19 bis 2. II. 20 6900 AR auf dem Dach des El. Instituts 
7,74 7,23 8,20. | 11,60 514 | 0 — 


W; und W,;) der zweiten Hauptgruppe. 


25 


MI 


f 
20 
h 1 in 


8 


Belastang 


März 1918 


März 1918 


März 1918 - 


Al blank | 


Cu verzinnt 


ohne 


Cu verzinnt 


| Weclisel- (W) 


nieht gelötet Spezial „Weichlot nicht gelötet Vorsuchs: 
Al mit ae Dauer oder Gleich- Versuchsbedingungen 
Alblank| Tn. Ent Kay Datum f \ strom (GZ) 
blank Cu verz.\.metall.|' nach besonderem Verfahren der S.8.W. metallisiert ' Zu | } 
N E Cu verz, ei ' Stunden | ai 
Al—Al Al—Cu’ Al—Al Al-Al AUR. 
213 214 215 |..216 167 168 |.20: 166 166 239 | A 
3 Is 1 h ya I a7 Me SR FRE WET ZGE ji Fa u ir er ae TR IT be 7, | ) TR“ BT. ‚7 > = 
325 | 19 | 528 | 4683| 855 835 |f103] | 6,38 7,39 [7,67] | | 
. \ : - 18. IV. 18 bis 11. VIL 18 I. 2260 | W232 in gesättigtem Wasserdampf ca. 77°C 
103 85,0) 28,3 6,78 8,75 8,55. 1. [10,7] 7,05 \' 8,10 [7,67] 
a j | 17. VII. 18 bis 8. X. 18) 2900 W2 in schwefl. Säure. (trocken) ca. 90° C 
14 |:114 | 165 | 9,65 | 8,65 8.45 | [10,5] | 15,0 © 11,7 | [7,60] 11°. | 
28 X.18 bis 6.1.19. | 1650 . |W22 (bis 16) | in roh, a Er VE 
230 | 139 | 170.1 1936 | 10,3. 105 | am | 186. | 240. | [7,96] Kea RC ne ee ra 
= = RE | 18.1.19 bis 7.IV.19 | 1900 GE20 >| m Schwefl, Sure nad Wasserdampf, 
| E s 10: 35 t Ss 
218 | 380 | 13,8. |.16,0 | 8,70 | 8,50 ersten | 500 158 | [8,50] un ‚A a a dehrege 
2 N are Ve 15. iv: 19 as per mechanische 'Erschütterung 
[e — | 142 126,9 | io Iv.ı0 | 1.IV.ı N N | [8,60] RT 
EVEABSnESbröchau 23. IV. 19 bis 2. IT.20 | 6900 2 auf dem Dach des El. Institute 
_ — | 450. 1100 = — en a — | [9,40] = 
| | 


3. Unterenchungen an der ersten und zweiten 


Nr. 


neten Teil 


Hauptgruppe. 


a 4. Dis Verbindungen Nr. 161 bis 240 (vgl. 
die Zahlentafeln 11 bis 14) wollen wir als zweite 
Hauptgruppe bezeichnen. Von diesen wurden 


161 bis 236 zusammen mit dem 
Sehlusse des Abschnitts 
der Verbindungen der 
Hauptgruppe auf die Rlemmbretter (Abb. 1) 


3 näher 


des Blechkastens aufgeschraubt. 
Kabelschuhverbindungen wurden zu diesem 
Zweck je zwei Kabelschuhe nach Abb. 4 
dureh Eisenschrauben und -muttern mitein- 


am 
bezeich- 
ersten 


Bei den 


ander verschraubt; 


Abb. 4. 


Verschraubung freier Kabelsebuhverbindungen 
mit Spannungsdraht zur Widerstandsmersung: 


um auch den Widerstand 
jeder einzelnen Kabelschuhverbindung ; messen 
zu können, wurde mit der Eisenschraube ein 
Spannungsdraht. verbunden (vgl. Abb. 4). 


die Kontaktwiderstände 
Spannungsmessung in der früher beschriebenen 
Weise bestimmt. Die Widerstände sind für die 
Verbindungen der ersten Hauptgruppe in die 
alten Zahlentafeln 1 bis 5 eingeschrieben. Sie 
stimmen im allgemeinen mit den einige Wochen 
vorher gemessenen Widerständen überein. Nur 
der größte Teil der Schraub- und Nietverbin- 
dungen, die Aluminium enthalten, hat sich ge- 
ändert, wodurch wieder bestätigt wird, daß die 
Schraub- und Nietverbindungen der ersten, 
Hauptgruppe, die Aluminium enthalten, unzu- 
verlässig sind. Die Widerstände der Verbindun- 


In der Zeit vom 21. bis 23. III. 18 wurden 


durch Strom- 


und 


390 


\ 


gen der zweiten Hauptgruppe sindin den neuen 
Zahlentafeln 11 bis 14zu finden. Bei den Kabel- 
schuhverbindungen (Zahlentafel 14) wurde ver- 
sehentlich nur der gesamte Widerstand von je 
zwei miteinander verschraubten Kabelschuh- 
verbindungen gemessen. Die in Klammern bei- 
gefügten Widerstäfde der einzelnen Kabel- 
schuhverbindungen sind geschätzt. Auffallend 
ist der hohe Widerstand einiger Würgverbin- 
dungen. Es sind dies _die Verbindungen 
von Aluminiumdrähten, mit und ohne Alu- 
miniumhülsen, bei denen die Drahtenden nicht 
metallisiert waren (Nr. 209, 210, 211, 213, 214). 

Die Holzrahmen mit den aufgeschraubten 
Verbindungen wurden hierauf in den mit Was- 
serdampf gesättigten Blechkasten eingebautund 
vom 8. IV.18 bis 11. VII. 18 (2260 Std.) mit 
2% A Wechselstrom dauernd belastet. Dielosen 
Verbindungen (Nr. 2387 bis 240) wurden am 


schaben der Drahtenden unmittelbar vor dem 
Verdrillen scheint nicht viel zu nützen. Eine 
merkliche Zunahme des Widerstandes zeigen 
auch die Verbindungen Nr. 201 (W,, Al—Cu, 
mit Thuralot metallisiert), Nr. 199 und 200 
(W,, Al—Cu, mit Lot der Spezialfabrik metalli- 


siert) Nr. 215 (W,, Al blank—Cu-Cu) und | 


216 (W, Al—Cu—Cu, mit Thuralot me- 
tallisiert). Selbst der Widerstand der ge- 
löteten Würgverbindungen W, hat zum größten 
Teil zugenommen, Die gelöteten Würgverbin- 
dungen der $.8.W. (W,), Nr. 167, 168 und 240 
haben sich nicht wesentlich geändert; eine sehr 
merkliche Widerstandszunahme haben aber die 
mit Strom belasteten Zwickverbindungen der 
$.8.W. Nr, 165 und 166 erfahren. a 
Die Widerstände der Kabelschuhver- 
bindungen, bei denen die Drahtenden nicht 
metallisiert sind (Nr. 225 bis 228) und die un- 


Boden des Kastens (stromlos) aufbewahrt. Die_|_verlöteten Verbindungen mit Kabelschuhen aus 


Widerstandsangaben sind für diese Verbin-"" 
dungen in eckige Klammern gesetzt (vgl. 


Zahlentafel 11 bis 13), um sie von den be- | 


lasteten Verbindungen hervorzuheben. Die 
Temperatur im Kasten war etwa 77°C. Wäh- 
rend der Belastung wurden die Nietverbindung 
Nr. 49 (N,, AI—M), die Stumpflötung Nr. 147 
(L,, Al—Zn) und die Schräglötung Nr. 193 
(Lyg, Al—AI) zerstört und mußten abgeschaltet 
werden. 

Am 12. und 13. VII. 18 wurden die Wider- 
stände gemessen (vgl. die Zahlentafeln 1 bis 5 
und 11 bis 14). Die Verbindung Nr. 142 (L,, 
Al—Fe) zerbrach nach der Messung. 

Die Widerstände der Schraubverbin- 
dungen der ersten Hauptgruppe haben sich 
im allgemeinen wesentlich erhöht; .nur die 
lackierten Schraubverbindungen mit Messing 
und mit Eisenhülsen ($,, Nr. i 
39 bis 42) haben sich un- 


Aluminium (Nr. 231 und 232) sind beträchtlich 
größer geworden. Auch die übrigen Kabel- 
sehühverbindungen zeigen eine merkliche Wi- 
derstandszunahme, doch ist hierbei zu berück- 
sichtigen”"daß der Widerstand der Verschrau- 
bung (vgl. Abb. 4) mitgemessen wurde. 

Die Widerstände wurden dann wieder in 
den Blechkasten eingebaut und vom 17. VII. 18 
bis 8. X. 18 (2000 Sta.) mit 22 A Wechselstrom 
dauernd belastet. In die Unterwand des Blech- 
kastens wurde hierbei schweflige Säure geleitet; 
die Wasserschale im untern Teil des Kastens 
war entfernt. Abb. 5 stellt die Versuchs- 
anordnung dar. - Inlvaser, 5 
der Flasche F befin- 
det sich eine konzen- 
tiierte Lösung von 
Natrium _sulfurosum 


AR 


bedeutend geändert. Die Ver- 


bindungen der Gruppe S, mit 


Aluminiumhülsen (Nr. 33 und 


34) sind wesentlich besser ge- 


worden, doch hat diese Besse- 


Abb. 5. Versuchsanordnung für die Erzeugung schwefliger Säure, 


die in den Blechkasten geleitet wird. 


rung, wie die späteren. Messungen zeigen 
werden, keinen Bestand und beweist nur, 
daß die Schraubverbindungen mit Aluminium- 
hülsen und -schrauben unsicher sind. Von den 
Schraubverbindungen der zweiten Hauptgruppe 
hat sich nur der Widerstand von Nr. 222 ($,) 
mit Eisenhülse wesentlich geändert. 

Von den Nietverbindungen der ersten 
Hauptgruppe haben die Verbindungen ohne 
Aluminium keine wesentliche Änderung, erfah- 
ren. Die Verbindungen Nr. 77 und 78 (N, 
AI—AI) und Nr. 50 (N,, AI—M) sind vorüber- 
gehend besser geworden. 

Von den Lötverbindungen mit mas- 
siven Hülsen haben sich nur Nr. Lund 2 (Z, 
mit Zinkhülsen) der ersten Hauptgruppe we- 
sentlich verschlechtert. 

Die übrigen Lötverbindungen haben 
sich mit Ausnahme von Nr: 177 und 178 
(Zi, Al—Al—AIl) nicht wesentlich geändert. 

DieWürgverbindungen der GruppenW, 
und W, weisen zwar teilweise nur eine mäßige 
Zunahme des Widerstandes auf, im allgemeinen 
haben sie sich aber schlecht bewährt. Beson- 
ders schlecht sind die Würgverbindungen, bei 
denen beide Drähte aus Aluminium bestehen 
und die Drahtenden nicht metallisiert sind 
(Nr. 209 bis 214), gleichgültig ob sie mit 
oder ohne Hülsen verwürgt sind. Auch Blank- 


[43 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heit 20. 


m — 


Abb. 6. Versuchsanordnung für die Einleitung von schwefliger Säure 


f 


80. Mai'1920. 


gut gehalten hatten, zeigen jetzt Nr. 123 (L,, 
Al—AI), 20% (W,, Al—Cu), 165 und 166 (W,, 
Al—Al) eine deutliche Zunahme des Wider- 
standes. Im großen ganzen scheint aber 
der Einfluß der trockenen schwefligen 
Säure nieht schädlicher zu sein als der 
mit Wasserdampf gesättigter Luft. 

Die Vermutung lag nahe, daß durch Feuch- 
tigkeitsniederschlag auf die Kontaktstellen die 
Zerstörung. der Verbindungen wesentlich be- 


schleunigt werden würde. Um diesen Nieder- 


schlag herbeizuführen, wurde in der Zeit vom 
28.X.18 bis 6.1.19 (1650 Std.) folgender Betrieb 
eingeführt: Von 9 Uhr morgens bis 4 Uhr 
nachm. (7 Std.) wurden die Verbindungen mit 
Wechselstrom belastet. Kurz vor dem Ein- 
schalten (9 Uhr morgens) und kurz nach dem 
Abschalten des Stromes (um 4 Uhr .nachm.) 


wurde, 20 Min. lang ‘Wasserdampf in den. 


Blechkasten eingeführt. Während der ganzen 


Zeit wurde in der früher erläuterten Weise 
' schweflige Säure in den Blechkasten geleitet; 


das Niveau der Säure im Becherglase g wurde da- 
bei (Abb. 5) so eingestellt, daß alle 15 Sekunden 


ein Tropfen 50-prozentige Schwefelsäure in die 


Flasche Ftfiel. Die Entwicklung von schwefliger 
Säure ging also ungefähr viermal, so schnell 
vor sich wie bei dem früheren Versuch. Bis 
6. XII. 18 betrug der 'Belastungsstrom 22 A. 
Dabei stieg die Temperatur unmittelbar vor der 
täglichen Stromunterbrechung von 80° C am 
98. X. 18 auf 130° C am 6. XII.18. Der Strom 


wurde dann auf 16 A verringert. Die Tempera- 


4 


LIT? ETT 


. in den Blechkasten (Deckel abgenommen). 


eryst., in dem Becherglase g 25-prozentige 
Schwefelsäure. Das Niveau der Schwefelsäure 
im Becherglase wird durch die Flasche auf kon- 
stanter Höhe erhalten. Es wurde so eingestellt, 
daß etwa alle 30 s ein Tropfen Schwefelsäure 
dureh das Kapillarrohr k in die Flasche F fiel. 
Die dabei in F entwickelte schweflige Säure 
wurde in eine Öffnung am Boden des Kastens 
geleitet. Über der Öffnung wurde in etwa 
30 mm Entfernung vom Boden ein Holzbrett b 
angeordnet, um zu verhindern, daß die schwef- 
lige Säure unmittelbar gegen die darüber liegen- 
den Verbindungen strömte. Wie bei allen Ver- 
suchen sorgten auch ‚hier die Ventilatorflügel 
(vgl. Abb. 8) für eine gleichmäßige Verteilung 
der Gase im Kasten. Die Lufttemperatur im 
Kasten schwankte zwischen 75 und 100° C und 
war im Mittel etwa 90°C. Abb. 6 stellt die 


photographische Aufnahme der Versuchsanord- 


nung dar, wobei der Deckel des Blechkastens 
abgenommen ist. 

Während der Belastungszeit zerbrachen 
die Verbindungen Nr.122 (Ls, Al—Fe) und 146 
(L., Al—M). Die Verbindungen Nr. 117, 118 
(L,, Al—Cu) und 119 (L,, AI—M) zerbrachen 
unmittelbar nach dem Abschalten. ' 

Am 9. X. 18 wurden die Widerstände ge- 
messen (vgl. die Zahlentafeln 1 bis 5 und 11 
bis 14). Von den Verbindungen, die sich bisher 


tur im Blechkasten stieg’in der Zeit vom 7. bis 
25. XII. 18 von 62 auf 97°C. Am 25. XII..18 
zerbrachen zwei Flügel des Ventilators; die 
schwetlige Säure hatte das 0,5 mm starke Eisen- 


blech, aus dem die Flügel hergestellt waren, 


zerstört. Nach dreitägiger Betriebspause wur- 


den die Verbindungen wieder in der früher an- 


gegebenen Weise mit 16 A belastet, wobei die 


Temperatur im Blechkasten zu 82 bis 880 0 ge- 
. messen wurde. 


Während der Stromunter- 
brechung sank die Temperatur im Blechkasten 


stets auf die Zimmertemperatur, diese war in 


‚der. Nacht etwa 15° €. j 


‚ Während der Belastung zerbrach die Ver. 


bindung Nr. 95 (Z,, Al—Cu). Nach der Ab- 
schaltung brachen die Verbindungen Nr. 123 
(L;,, Al—Al), 140 (L,, Al—Al) und 240 (W,, 
AI—Al), ihre Widerstände konnten deshalb 
nicht mehr gemessen werden, Mit Nr. 140 waren 


alle Verbindungen der Gruppe Z, gebrochen. 
In den Abb. 7a—f sind die photographischen 


Aufnahmen der Kontakte nach Beendigung 
des Versuchs wiedergegeben. Die Korrosiönen 
auf den Messingklemmen sind deutlich sichtbar. 
Die an die Verbindungen angeschriebenen Zah- 
len entsprechen den Nummern in,den .Zahlen- 
tafeln 1 bis 5 und 11 bis 14. Die zerbrochenen 
Verbindungen sind durch einfache. Drähte er- 
setzt und nicht bezeichnet. An den Verbindun- 


20. Mai 1820. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 20 


39l 


gen Nr. 9 und 10 (Abb. Ta) ist zu erkennen, 
wie sich der Lacküberzug von den Hülsen ab- 
gelöst hat. F 

In der Zeit vom 6. bis 12. I. 19 wurden die 
Widerstände gemessen. Der Einfluß der feuch- 
“ten schwefligen Säure war bei weitem nicht so 
groß, wie man erwarten sollte. Von den Verbin- 


” 


h Bu} = Te - 2 
Ar BR wi AIRES ELBE 
Ei x 


dungen, die sich bisher ‚ut gehalten hatten, 
zeigten nach der Widerstandsmessung nur Nr. 
101 und 102 (Z,, Al—-A1), 219 (8, AI—Fe-A)), 
172 (L,,, Al—Al—Al), 165 und 166 (von Strom 
"durchflossene wiekyerbindungen W, der 
$.8.W.) eine wesentliche Widerstandszunahme. 


Die Verbindungen.Nr\ 50 (N,, AI—M) und 222 


(S,, Al—Fe—Al) hatten sich gelockert und 


mußten für die folgenden Versuche ausgeschie- 


_ den werden. Die große Widerstandszunahme 


des ganzen Stromkreises, die sich durch schnelle 
Temperatursteigerung im Blechkasten kennt- 
lich machte, war weniger auf die untersuchten. 
Kontaktverbindungen als auf die zahlreichen 
Verschraubungen mit den Messingklemmen zu- 
rückzuführen, durch welche die Verbindungen 
in Reihe geschaltet waren. 


Abb. 7e. 


‘Am 18. I. 19 wurden die Verbindungen wie- 
der in den Blechkasten eingebaut und in dersel- 
ben Weise unter schweflige Säure und Wasser- 
dampf gesetzt, wie bei dem letzten Versuch. Die 
auf dem Holzrahmen befindlichen Verbindun- 
gen wurden jedoch jetzt nicht mitWechselstrom, 
sondern mit Gleiehstrom gespeist, um fest- 
zustellen, ob Gleichstrom eine schnellere Zer- 
störung der Verbindungen herbeiführen würde. 
‘Bei den Verbindungen mit Drähten aus ver- 


x ‘ 


schiedenen Metallen (Tafel 2, 4, 5 und 18) 
ist durch Pfeile die Stromrichtung angegeben. 
Bis zum 20. I. 19 betrug die Stromstärke 18 A, 
die Temperatur bei dertäglichen Unterbrechung 
betrug etwa 60° C im Kasten. Am 20. I. 19 
wurde der Strom auf 22 A erhöht; die Tempera- 
tur stieg dabei bis auf 10800, Der Strom wurde 


Abb. 7f. 


Abb. 7a bis f. Photographische Aufnahmen der Kontaktverbindungen am 6. I. 1919. 


deshalb wieder auf 20 i, verringert, wobei die 
Temperatur vor der täglichen Stromunter- 
brechung zwischen 80 und 87° C schwankte. 
Im stromlosen Zustande sank, die Temperatur 
im Blechkasten fast auf die Zimmertemperatur, 
nämlich auf etwa 10 bis 15°C. Am 7. IV. 19 
wurde (nach 1900 Std.) der Betrieb eingestellt. 

‘In der Zeit vom 7. bis 12. IV. 19 wurden 
die Widerstände gemessen. Kurz vor der Mes- 
sung zerbrachen die Flachlötungen Nr. 116 


er 


u 


er: Ania 


392 


+ 


Elcktrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 20. 


20. Mai 1820. 


L,, Al—Zn), 121 (L,, Al—Fe) ünd 102 (Z,, 
Al—Al). Die bisher zuverlässigen Verbindun- 
gen haben sieh zum größten Teile nicht verän- 
dert, woraus man schließen darf, daß Gleich- 
strom die Kontaktverbindungen nicht merklich 
schneller zerstört als Wechselstrom. Eine 
wesentliche Widerstandszunahme weisen nur 
die Lötverbindungen Nr. 1 (Z,, Zinkhülse) und 
182 (Z,, Kupferdrahtumwicklung) und die 
Kabelschuhverbindungen Nr. .225 (Cu), 226 
(M) und 227 (Al) auf. Eine merkliche Wider- 


standszunahme haben ferner die Schraubverbin- 


dung Nr. 219 ($,, Eisenhülse) und die Würg- 
verbindungen Nr. 199 und 206 (W,. Al—Cu) 
und 216 (W,, Al—Cu) erfahren.. Die .Wider- 
standsmessung der Kabelschuhverbindungen 
wurde wiederholt, nachdem die Verschraubun- 
gen der Kabelschuhe (vgl. Abb. 4) gelöst, die 
Kontaktstellen blank gefeilt und die Verschrau- 
bungen wieder hergestellt waren. Durch Ver- 
gleich der Widerstandswerte vom 10. IV. 1919 
und 12. IV. 1919 in Zahlentafel 14- erkennt 
man den Anteil der Verschraubung an der ge- 
samten 'Widerstandszunahme der. Verbindun- 
gen. Bei den Kabelschuhen aus Al (Nr. 297, 
231, 232 und 236) ist ein wesentlicher Teil der 


Widerstandszunahme des Kabelschuhes auf die 


Verschraubung zurückzuführen. 


Die Verbindungen, 
unter 100.10” Ohm blieb, wurden hierauf 
zusammen mit den Verbindungen der dritten 
Hauptgruppe, noch mechanischen Beanspru- 
chungen ausgesetzt. Diese Versuche sollen aber 
erst besprochen werden, nachdem über einige 
Untersuchungen an der dritten Hauptgruppe 
berichtet ist. 

(Fortsetzung folgt.) 


Die erforderliche Trägheit von 
Überstrom-Zeitrelais. 


Von Wilhelm Höpp, Oberingenieur der AEG- 
Apparatefabrik in Berlin. 


(Schluß von 8. 374) 


In bezug auf die zweckmäßige Einstellung 
des Relais sind zwei Fälle zu unterscheiden. 
Wenn z. B. eine genau berechnete Maschine 
dauernd voll belastet ist, so erreicht sie gerade 
ihre garantierte . höchstzulässige Temperatur 
und jede Überlastung, theoretisch der kürzeste 
Stromstoß, würde einÜberschreiten der Höchst- 
temperatur zur Folge haben. Wäre das Relais 
auf diesen Vollaststrom eingestellt, so würde es 
bei jeder kleinsten Überlastung ebenfalls sofort 
ansprechen und den Betrieb rechtzeitig unter- 
brechen. Es ist klar, daß eine derartige Einstel- 
lung in der Praxis nicht statthaft ist. Es muß 
dann entweder noch eine Reserve in der Ma- 
schine vorhanden sein, d. h. die höchst zulässige 
Temperatur wird beiDauerbetriebnicht erreicht, 
oder aber, falls dies der Fall wäre; dürfte die 
Maschine mit Rücksicht auf Stromstöße dann 
nicht dauernd voll belastet werden. Es kommt 
hier offenbar darauf an, was man unter „‚höchst 
zulässiger Temperatur“ versteht, die der Dauer- 
last entsprechende garantierte Temperatur oder 
die auf alle Fälle höhere Gefahrtemperatur, bei 
welcher bereits eine Verschlechterung der Iso- 
lation eintritt. Offenbar tritt. hier ‚ein neuer 
Gesichtspunkt zutage, der bei den bisherigen 
Zeitrelais gar nicht in Betracht kam wegen 
deren schlechten Empfindlichkeitsgra.des. 
si Eshängt ganz von der Art des Betriebes ab, 
wie hoch man die Einstellung der Relais zweck- 
mäßig wählt. Ist die Maschine nicht voll be- 
lastet, so sollte man auf den Normalstrom der 
Maschine einstellen. Ist dagegen eine geringe 


‚dauernde Überlastung zulässig, so gestattet das 


Relais auch eine Einstellung um etwa 5% über 
den Normalstrom, Eine höhere Einstellung, wie 
dies bei mechanischen Relais infolge geringer 
Empfindlichkeit derselben und der kleinen Aus- 
lösezeit erforderlich war, fällt beim richtig be- 


messenen thermischen Relais vollständig fort, 


deren Widerstand. 


denn sein Empfindlichkeitsgrad ist, wenn man 
darunter das Verhältnis von Rückgangsstrom- 
stärke zu Anzugs-(Grenz-)Stromstärke ver- 


steht!), gleich der Einheit, während bei elektro- 


magnetisch wirkenden Relais, dieser selten über 
0,8 kommt, meistens aber geringer ist, 
Es ist ein ganz besonderer Vorteil, daß man 


über die Schaltzeiten nicht mehr besorgt zu sein 


braucht, denn da das Relais eine wesentlich 


kleinere Trägheit aufweist als die Maschine oder 


Leitung, so ist jede Überhitzung der Anlage aus- 
geschlossen, ohne anderseits befürchten zu müs- 
sen, daß eine vorzeitige Unterbrechung des Be- 
triebes eintritt. 

Wie die Verhältnisseliegen, geht am besten 
aus Abb. 15 hervor. Es sind dort die Stromzeit 


[72 2 Y 6 6 %0 72 74 76 78 


Abb. 15. Stromzeitkurven für verschiedene Teile 
eines Stromkreises. 


kurven für Belastung vom kalten Zustand auf- 
getragen, u. zw. für eine 500 A-Leitung, das 
neue thermische Relais und vergleichsweise die 
Kurve eines elektromagnetischen Zeitrelais. 
Beide Relais sind auf 500 A Grenzstrom einge- 
stellt. Ferner ist noch die gleiche Kurve der er- 
forderlichen Grobschmelzsicherung eingetragen 


für den Fall, daß eine unverzögerte Auslösung 


die sofortige Ausschaltung bei Überschreitung 
des dreifachen Stromes, also bei 1500 A, herbei- 
führt, im übrigen aber durch das thermische 
Relais bewirkt wird. Man ersieht aus den Kur- 
ven, daß bereits die Leitungen mit einer außer- 
ordentlichen Trägheit behaftet sind und daß 
dieselben imstande sind, beträchtliche Über- 
lastungen unbeschadet während vieler Minuten 
zu tragen!). Die Wärmeträgheit einer 500 A- 
Maschine ist noch ganz erheblich größer und 
deren Kurve liegt weit außerhalb der Abb. 15. 

Die Überlastungszeiten werden natürlich 
mit steigender Erwärmung entsprechend ge- 
ringer, aber das Verhältnis der Zeiten des Re- 


lais zu denjenigen der Leitung und Maschine 


bleibt annähernd dasselbe. Das elektromagne- 
tische Relais würde dagegen in allen Fällen die- 
selben Schaltzeiten beibehalten, unabhängig. 
vom Wärmezustand der Anlage, Es kann die 
Anlage also nur in ganz bestimmten Fällen ge- 
nügend schützen. 

Es ist verständlich, daß man infolge der 
Gewöhnung an kurzzeitige Zeitrelais und wegen 
der Unsicherheit über den wirklichen Wärme- 
zustand einer Anlage keinerlei richtigen Maß- 
stab dafür hat, welche Schaltzeiten zulässig sind 
oder nicht. Daher werden auch häufig in be- 
zug auf die Auslösezeiten der Relais die wider- 
sprechendsten Forderungen gestellt. Alle diese 
Fragen erübrigen sich durch die Verwendung 


einwandfreier thermisch wirkender Zeitrelais. 


In Gleichstromanlagen werden vielfach 
außer den Überstromschaltern noch die oben 
erwähnten Grobsicherungen vorgesehen, die 
dann in Wirksamkeit treten sollen, wenn 
aus irgend einem anderen Grunde einmal 
die automatischen Apparatetim Augenblick 
der Gefahr nicht zur Ausschaltung kommen, 
Obschon dieser Fall äußerst selten oder gar 
nicht vorkommt, wenn die Apparate in ord- 
nungsmäßigem. Zustand gehalten werden, so 
erhöht eine derartige Grobsicherung doch das 
Gefühl der Sicherheit, und man kann derselben 


s 


N Ne no hkeitsgrad ink yon SER Autoren 
uslöseverhältnis bezeichnet, worden. 
') Vgl. Apt, „ETZ“ 1908, 8. 409. 


| daher, wenn sie richtig angebracht und be 
messen ist, eine gewisse Berechtigung nicht ab-- 


sprechen. 
. Damit diese Sicherung nicht vorzeitig zum 
Abschmelzen gelangt, soll sie nicht zu schwach 
gewählt werden. In obigem Beispiel (Abb. 14) 
muß der Grenzstrom, wenn es sich um eine ge- 


"von etwa 600 A entsprieht!). Ein Überschnei- 
den der Stromzeitkurven von Sicherung und 
Relais findet dann erst oberhalb des dreifachen 
Stromes etwa bei 1600 A statt. 

Bei Dauerbelastung mit 500 A bleibt diese 
Sicherung fast kalt und der Energieverlust ist 
daher gering. WR 
° - Es können nun auch Fälle vorkommen, wo 
die Abkühlungsverhältnisse sich stark ändern, 
z. B. beim Ausbleiben der künstlichen Maschi-: 

‚nenkühlung. Alsdann mag es zweckmäßiger er- 
scheinen, die Temperatur an der gefährdetsten 
Stelle selbst dazu auszunutzen, eine.selbsttätige 


Ausschaltung herbeizuführen. Auch für diesen ' 
Fall läßt sich das beschriebene Relais ohne ‘ 


wesentliche Änderungenleicht herrichten. Dann 
wird das vom Strom durchflossene Heizsystem 
durch ein dünnes, leicht biegsames Heizröhr- 


chen ersetzt, welches in mechanischen Kontakt 


mit einer geeigneten Stelle in der Maschine ge- 
bracht wird. Das Röhrchen % (Abb. 16) erhält 


Abb. 16. Thermisches Überstrom-Zeitrelais als Kontakt- 
: thermometer zum Einbau in Maschinen. 


eine genügende Länge und ist von möglichst ' 


geringem Durchmesser, um es bequem in die 
Maschine einführen zu können. 
Es bestehen hier natürlich Schwierigkeiten, 
welcher-Punkt der Maschine am geeignetsten 
ist und ob die Gefahrstelle überhaupt zugäng- 
lich ist. Welche Stelle auch gewählt werden 
mag, eine derartige Anordnung kann natürlich 
nicht gleichzeitig den übrigen Teil des Strom- 


. kreises gegen jegliche Überlastung sichern, und 
es werden immer noch weitere Schutzmaßregeln 


für die Leitung erforderlich sein. 

Ferner haften allen derartigen, thermisch 
wirkenden Schutzeinrichtungen, bei welchen 
die Wärme nicht unmittelbar im Zeitelement 
erzeugt, sondern durch Wärmeleitung über- 
tragen wird, sehr lästige Fehler an, die darin 
‚bestehen, daß nur bei langsamer Durchwär- 
mung die Auslösung bei der richtigen Tempera- 


tur erfolgt, bei hohen Überlastungen dagegen. 
zu spät; ferner darin, daß nach erfolgter Aus- . 


lösung eine sofortige Wiedereinschaltung des 
Stromkreises unmöglich ist, weil die Kontakt- 


bewegung stets mit einer zeitlichen Nacheilung _ 


hinter der Temperatur (Nachkriechen) ver- 


bunden ist. Selbst bei ziemlich dünnen Isolier- . 
schichten zwischen dem Thermometerrohr und 


Maschinenwicklung entstehen starke Über- 

hitzungen, wie folgendes Beispiel zeigt. 
Bei einem 1/; PS-Hauptstrommotor wurde 

ein 3 mm starkes Thermometerrohr auf eine 


Länge von 150 mm dicht zwischen die Polkan- 


ten und Feldspulen gepreßt. Bei 100% Über- 
lastung vom kalten Zustand aus erreichte die 
Übertemperatur der Feldspulen einen um 60% 
zu hohen Wert. IS 


4) Nach den neuesten Schaltapparate-Vorschriften 
des V.D.E. $ 25 soll der Gıenzstrom gewöhnlicher Streifen- 
sicherungen das 1,6- bis 1,8-fache des Nennsiromes betragen. 


wöhnliche offene Streifensicherung handelt, 
' etwa 1100 A betragen, was, einem Nennstrom 


20. Mai 1920. 


Eine sehr zweckmäßige Anordnung. zur 
Temperaturbegrenzung von Maschinen besteht 
i in der Vereinigung beider Anordnungen, also 
direkte Beheizung des Zeitelementes durch den 
Verbrauchsstrom und An- oder Einbau in die zu 
schützende Maschine. Eine derartige Anord- 
nung wurdeauf Veranlassung des Reichsmarine- 
amtes für einen Turbogenerator für ca 2000 A 
Dauerstrom ausgearbeitet. Ein Zeitrelais nach 
Abb. 17 u. 18 wurdein den Abluftstutzen einge- 


Abh. 17. 'Thermisches Überstrom-Zeitrelais der AEG, 
Form TZ2, für 2000 A. (Vorderseite, geöffnet.) 


"baut und bei den Überlastungsversuchen die 
Temperaturen an verschiedenen Punkten des 
Generators gemessen, u. zw. in dem Augenblick, 
wenn das vom Relais betätigte Warnungssignal 
ansprach. Ferner wurden die Auslösezeiten no- 
tiert. Die Überlastung erfolgte jedesmal vom 


. Abb’is. AEG-Zeitrelais Form TZ2 für 2000 A. 
: (Rückansicht.) BEN: 


bis zur Auslösung konstant gehalten. Das Er- 
gebnis der Versuche zeigen Abb. 19 u. 20. Voll- 
laststromstärke und zugehörige Temperatur bei 
Daueilast sind mit 100% bezeichnet. Wie man 
sieht, liegen trotz der beträchtlichen Über- 
lastungszeiten (Abb. 20), die das Relais gestat- 


100 


ITERN 
80 m 1 


an 


[7 IN 200 U0: 550 7:602 7007602907100 
R% Überstrom % ? , 


Abb. 19. Temperaturen in einem 2000 A-Turbogenerator 


im Augenblick der Abschaltung durch ein TZ2-Relais. 


- bei Überlast. 


tet, die Temperaturen (Abb. 19) stets unterhalb 
der Normal- oder Höchsttemperatur. Die Kur- 


ven entsprechen denjenigen der Abb. 4 für den, 


speziellen Fall: b=», d.h. wenn jedesmal die 
volle Abkühlung des Generators erfolgt. Man 
kann aber denBetrieb gestalten, wie man will, 
2. B. hohe kurze oder langzeitige geringe Über- 
 Jastungen, mit langen oder kurzen Betriebs- 
 pausen, niemals kann die Maschine eine gefähr- 
liche Temperatur annehmen. N 
Die thermischen Überstromzeitrelais sind 
von besonderem Wert in Anlagen mit stark 
wechselnder Belastung, wie z. B. in Kranan- 
Jagen, denn sie ermöglichen erst die richtige 
 - Ausnutzung des Leitungskupfere. Ein Beispiel 


‘ 
i 


 unverzögerte 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heft 20. 


möge dies erläutern. Es betrage der effektive 
Strom während je einer Minute 100 A und die 
Pausen jedesmal 3Min. Dann genügt eine Ein- 
stellung des thermischen Relais auf ca 70 A 


Grenzstrom. Es würde demnach eine für 70 A. 


Abb. 20. Ausschaltzeiten des TZ2-Relais ala Generator- 
schutz, bei Überlastung vom kalten Zustand aus. 


Dauerstrom bemessene Leitung vollständig ge- 
nügen und im Sinne der Verbandsvorschriften 
geschützt sein. 
Überstromausschalter oder 
Schmelzsicherungen verwendet, deren Grenz- 
strom erfahrungsgemäß etwa 200 A betragen 


muß, wenn sie nicht vorzeitig infolge der normal | 


auftretenden Stromstöße abschmelzen sollen. 
Um den Verbandsvorschriften zu genügen, 
müssen dann auch die Leitungen für 200 A 
Dauerstrom bemessen sein anstatt für 70 A, 
was einen erheblichen Mehraufwand an 
Kupfer bedeutet. 59. 

Auch in Kabelnetzen lassen sich durch 
Verwendung langzeitiger thermischer Über- 
stromzeitrelais erhebliche Ersparnisse an Kupfer 
erzielen, weil es dann nicht mehr erforderlich 
sein wird, den Kabelschmelzsicherungen zuliebe 
das Kabel selbst überreichlich zu wählen, näm- 


lich für eine um 25%, höhere Stromstärke nach 


$ 20 der Errichtungsvorschriften, damit sie 
unter allen Umständen durch die Kabelsiche- 
rungen geschützt sind. Je mehr die Trägheit 
des Relais derjenigen der Leitung entspricht, 
um so eher kann das Relais auf den Dauerstrom 
des Kabels eingestellt werden. 

Es mag noch erwähnt werden, daß sich bei 
richtig bemessenen thermischen Überstromzeit- 
relais auch eine gute selektive Wirkung bei hin- 
tereinanderliegenden Kabelstrecken erzielen 
läßt, sobald die Kabel querschnitte mit der Ennt- 
fernung von Zentrale oder Verteilungspunkt 
abnehmen, so daß ein Überschneiden der Strom- 
zeitkurvent) nicht stattfinden kann. 

‘ Gerade bei Kurzschlüssen tritt eine sichere, 
richtige Aufeinanderfolge der Temperaturstei- 
gerung ein, da ja die Erwärmung genau nach 
dem Gesetz der Wärmeaufspeicherung erfolgt 
und somit der Leiter (Relais) mit der größten 
Stromdichte (gleiches Leitungsmaterial voraus- 
gesetzt) zuerst die Auslösetemperatur erreicht, 
Dann ist es allerdings zweckmäßig, die Kabel 
nicht dauernd mit der höchst zulässigen Strom- 
stärke zu belasten, sondern mit einer um 10 bis 


15%, kleineren. Die genauen Werte lassen sich. 


erst ermitteln, wenn die Größe der möglichen 
Kurzschlußstromstärken ‚bzw. Spanmıngsab- 
fälleund vor allem auch 
die Eigenschaltzeiten 
der Überstromausschal- 
ter, die infolge ihrer 
mechanischen Massen- 
trägheit und der elek- 
trischen Trägheit der 
Auslösespulen usw. ent- 
stehen, bekannt sind. 
Ich behalte mir vor, 
hierauf in einer späte- 
ren Arbeit zurückzu- 
kommen. NT: 
Zum Schluß seien 
noch die vom Verfasser 
entwickelten endgülti- 
gen Typen der neuen 
Relais erwähnt, wie sie Pre 
blonden A Hr ne 


) Gormann „ETZ“ 1919, 8. 208. 


Abb. 2(. Thermisches Über- 


Bisher werden aber vielfach. 


393 


m 


gestellt werden. Abb. 21 stellt das’thermische 
Zeitrelais Form TZ1 für Grenzströme von 6 
bis 600 A dar. Es ist zugleich mit einer unver- 
zögerten elektromagnetischen Auslösung ver- 
sehen, die auf den 2- bis 5-fachen Grenzstrom 
eingestellt werden kann. Abb. 22 zeigt dasselbe 


Abb. 22. TZ 1 -Relais in Verbindung mit einem 
‘ Überstrom-Nullspannungsausschalter Form C der 
Allgemeinen Elektricitäts- Gesellschaft. 


Relais in Verbindung mit einem Überstrom- 
Nullspannungsausschalter. Für Ströme über 
600 A ist die Form TZ2 ausgebildet worden, die 
bereits obenin den Abb. 17 u. 18 wiedergegeben 
ist. Letzteres entspricht schematisch der Abb. 
16, jedoch ist das Thermometerröhrchen k ın 
elektrischen und mechanischen Kontakt mit 
einem besonderen Heizshunt I (Abb. 17) ge- 
bracht, dessen Durchmesser je nach der Strom- 
stärke verschieden bemessen wird. Eine Anzahl 
besonderer Einzelheiten an den neuen Relals 
sind der AEG durch Patente geschützt. 


Die Elektroindustrie in Rußland während 
der letzten 5 Jahre. 


Von N. 0. Lifschitz. 


Übersicht. Es wird an die frühere vollstän- 
dige Abhängigkeit der Elektroindustrie Rußlands 
von den deutschen Firmen erinnert und die .Ent- 
wicklung der Beziehungen der russischen Firmen 
zu dem anderen Ausland: während des Krieges be- 
sprochen. Der Aufsatz behandelt weiter die Leistun- 
gen der russischen Fabrikation in den letzten 5 Jahren 
(genaue statistische Daten, die wohl sehr wesentlich 
wären, lassen sich leider nicht beschaffen) und 
die Organisation der Elektroindustrie unter der 
Sowjetregierung, wobei auf den in Rußland herr- 
schenden großen Mangel an Erzeugnissen der Elek- 
trotechnik, an Material zu deren Fabrikation und 


"an technischen Kräften hingewiesen wird. 


Die Elektroindustrie in Rußland, 
die in den letzten Jahren vor dem Kriege sich 
zwar sehr entwickelt hat, konnte nicht zu 
einer Selbständigkeit gelangen, war vielmehr 
von den elektrotechnischen Großkonzernen 
Deutschlands abhängig, von welchen sie auch 
geleitet wurde, Fast alle deutschen elektro- 
technischen Firmen waren in Rußland ver- 
treten, sei es durch ihre Tochtergesellschaften 
mit eigenen Fabriken oder durch Vertre- 
tungen anderer Art. Die Fabriken in Rußland 
konnten in keiner Weise die Bedürfnisse des 
Marktes befriedigen, da viele ganz wesentliche 
Maschinen und Apparate gar nichtin Rußland 
gebaut, sondern aus Deutschland bezogen 
wurden. Die Konkurrenz in Rußland seitens 
anderer ausländischer Firmen war in bezu 
auf Warenlieferungen sehr gering, und selbs 
die niechtdeutschen Finanzgruppen, die ia 
Rußland Konzessionen für die Errichtung elek- 


394 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 20. 


„20. Mai 1920, 


trischer Zentralen oder Bahnen erhielten, 
führten den Bau derselben unter größter Be- 
teiligung deutscher Firmen aus. Die Liefe- 
rungen von Maschinen und Apparaten aus 
dem gesamten Auslande waren daher nur sehr 


gering im Verhältnis zu den Lieferungen, die | 


aus Deutschland kamen, 

Mit Ausbruch des Krieges mußte jedoch 
jede Geschäftsverbindung mit Deutschland 
selbstverständlich abgebrochen werden. ' Da 
man in den eigenen -Fabriken meist nur die- 
jenigen Gegenstände fabrizierte, welche in- 
folge des Zolltarifs günstiger in Rußland zu 
bauen waren, dagegen nur sehr wenig Massen- 
artikel (Installationsmaterial, Meßinstrumente, 
Sicherungen) sowie Maschinen und Apparate 
komplizierter Konstruktion herstellte; mußten 
sofort Wege gesucht werden, um das Fehlende 
zu ersetzen, besonders da gerade während des 
Krieges diese Materialien in ‘großen Mengen 
gebraucht wurden. Den. großen russischen 
Firmen; die als Tochtergesellschaften in vollster 
Abhängigkeit von ihren Stammhäusern ar- 
beiteten, war nach Ausbruch des” Krieges 
nicht nur die Zufuhr von Materialien erschwert, 
sondern auch jede technische Unterstützung 
aus Deutschland für die Fabrikation unmöglich 
gemacht. 

Die russischen Firmen entsandten: als- 
bald ihre Vertreter nach allen Ländern, um 
Ersatz für die deutschen Lieferungen zu suchen. 
Material zu finden, war am Anfang des Krieges 
nicht schwer, weil noch. große Vorräte vor- 
handen waren. . Allmählich wurde aber die 
Beschaffung von Materialien in Europa immer 
schwieriger, da die kriegführenden Länder 
selbst ihre Materialien brauchten,’ um die in 
großem Umfange aufgenommenen Militärliefe- 
rungen zu decken. Es kam nun noch die 
Schwierigkeit hinzu, daß die in Rußland ein- 
geführte deutsche Praxis von derjenigen, die 
in anderen Ländern gebräuchlich ist, abweicht, 
so daß die Fabrikation den russischen .Nor- 
malien (identisch mit den Normalien des YV, 
D. E.) erst angepaßt werden mußte. 

Zuerst haben sich in Schweden und Däne- 
mark, welche als Nachbarstaaten am leich- 
testen zu erreichen waren, Vertreter fast aller 
russischen Firmen und sonstige Händler ein- 
gefunden, die mit dem Einkauf begannen. 
Die schwedischen Firmen konnten 'selbstver- 
ständlich den großen Bedarf, der plötzlich 
kam, nicht decken, und nun begann eine für 
die Kriegszeit charakteristisch gewordene 
„Lransportierung‘' der Waren aus Feindes- 
land über die neutralen Länder nach dem 
eigenen. Man konnte auch wirklich während 
des Krieges deutsches Materialin größten Men- 
genin Rußland erhalten und in der ersten Zeit 
sogar in derselben Ausführung, wie es vor dem 
Kriege war. Allmählich wurde aber in Deutsch- 
land das Kupfer durch Eisen ersetzt, die Trans- 
portmöglichkeiten wurden unsicher und dieEin- 
fuhr aus Deutschland stammender Ware durch 
hohe Zölle erschwert. Diese Umstände nutzten 
schwedische und dänische Firmen aus. Bald 
wurden dort neue Unternehmungen gegründet 
oder vorhandene, die teilweise sehr klein waren, 
bedeutend erweitert, um ihre Produktion äuf 
den russischen Markt zu werfen. Dieersten Lie- 
ferungen waren: allerdings dermaßen schlecht, 
‘daß ‚sie fast. unbrauchbar waren." Allmählich 
hat sich aber die Fabrikation der schwedischen 
und dänischen Unternehmungen bedeutend 
verbessert, so daß in letzter Zeit das Material 
ziemlich gut.war. Allerdings haben sich auch 
die Konsumenten allmählich gewöhnen müssen, 
schlechteres Material zu kaufen, da eben kein 
anderes zu erhalten war. Das hier Gesagte gilt 
selbstverständlich nicht für die schon seit 
Jahren bestehenden erstklassigen schwedischen 
und dänischen Firmen, wieesz.B. die Allmänna 
Svenska und andere sind, deren Fabrikate un- 
bedingt zu den besten, die immer nach Ruß- 
land importiert wurden, gezählt werden müssen. » 

Schweden, Dänemark und teilweise Hol- 
land konnten aber den Markt in Rußland, wie 
erwähnt, nicht vollständig beherrschen, weil 
sie ihn nicht genügend beliefern konnten, und 
man war daher gezwungen ‘Verbindungen mit 
den Industrien anderer Staaten herzustellen. 
Die japanische Industrie konnte sich in Ruß- 
land nicht einbürgern, weil das Material nicht 
entsprechend gut war, und daher beschränkte 
sich Japan nur auf die Lieferung von Glüh- 
lampen (ca 25 % der Gesamteinfuhr nach Ruß- 
land), die sich als sehr gutes Fabrikat er- 
wiesen. Ferner lieferte Japan Leitungs- und 
Installationsmaterial, welches jedoch den ge- 
stellten Anforderungen nicht ganz entsprach, 
besonders am Anfang des Krieges. Auch die 
im Jahre$1917 durch Abänderung der Nor- 
malien für elektrische Maschinen und Apparate 
‚eschaffene Erleichterung für die Abnahme 

erselben nutzte der japanischen Industrie 
nicht viel; ihre Lieferungen beschränkten sich 
mit Ausnahme von Lampen und Leitungs- 
material lediglich auf Sibirien, 


Frankreich beteiligte sich nur an der 
Lieferung von einigen wenigen Präzisionsin- 


strumenten, Apparaten und Spezialmaschinen, 
Die Schweiz lieferte Zähler und einige Ma-: 
schinen und Turbinen, die teilweise zwei Jahre 
Man sah auch 


und mehr unterwegs waren. 
bald ein, daß, die einzige Quelle Amerika sein 
konnte und nur .teilweise England, da auch 
England für eigenen Bedarf sehr in Anspruch 
genommen wurde. Die russische A. E. G. hat 
daher auch eine Verbindung mit der General 
Eleetrie Company in Schenectady aufge- 
nommen, die Siemens-Schuckertwerke mit 
Siemens Brothers und die Dynamo-Gesell- 
schaft mit Westinghouse, Das. Arbeiten ge- 
staltete sich in der ersten Zeit als reines Ein- 
kaufsgeschäft, mehr als Provisorium gedacht, 
und beschränkte sich auf Bestellungen mit 
kurzfristiger Lieferung. Die russische. In- 
dustrie war, eben zu sehr an die deutschen Er- 
zeugnisse gewöhnt, um für immer abzubrechen 
und bei sich neue Modelle einzuführen. . 
Mitte 1915 kam aber schon die Über- 
zeugung, daß die Annahme, daß der Krieg nur 
einige Monate dauern und dann alles wieder. 
zu den alten Verhältnissen zurückkehren 
würde, irrtümlich sei. -Die Folge daraus war, 
daß man mit. Bestellungen großer Maschi- 
nen mit längerer Lieferfrist begann, woran-man 
anfangs gar nicht gedacht hatte. Inzwischen 
sind aber die Werkein Amerika und England, 
die am Anfang des Krieges nur sehr 
schwach beschäftigt waren, mit Bestellungen 
für .die Kriegsindustrie überhäuft worden, so- 
daß die Lieferzeit ganz gewaltig verlängert 
werden mußte und Lieferzeiten von 12 bis 
13 Monaten für größere Turbinen oder sonstige 
größere Maschinen keine Seltenheit mehr 
waren. Die ersten nennenswerten Sendungen 
an Maschinen liefen daher aus England und 
Amerika erst Ende 1916 ein, und da man die 
amerikanische und englische Fabrikation in 
Rußland dadurch erst kennen lernte, begann 
damals erst nach Eingang der ersten Sendun- 
gen eine sehr rege Bestellungstätigkeit nach 
Amerika und England, sodaß am Ende des 
Jahres 1917 in England und Amerika Aufträge 
aus Rußland in Höhe von etwa 25 bis 30 Mill. 
Rbl. (Zarenrubel, 1 $ etwa 4 bis 5 Rbl.), vor- 
lagen, die nur teilweise fertiggestellt wurden, 
weil inzwischen die Revolution ausbrach. 
Leider mußten auch viele der bereits 
in Rußland eingetroffenen Maschinen und 
Apparate in den Häfen von Archangelsk, 
Wladiwostok und Alexandrowsk liegen bleiben, 
da die zur Verfügung stehenden Eisenbahnen 
nicht imstande waren aus diesen Häfen alles 
mögliche an Waren, das sich in ungeheuren 
Mengen dort angehäuft hatte, nach dem Inneren 
des Landes zu transportieren, und es sind dort 
Millionen von Zentnern liegen geblieben ohne 
ihren Bestimmungszweck bis heute erreicht 
zu haben. Bis zur Erklärung der Blockade sind 
daher vielleicht höchstens 20 bis 30 % von den 
in Auftrag gegebenen Maschinen und Appa- 
raten in das Innere Rußlands gelangt und noch 
weniger in Betrieb gesetzt worden. Das wenige 
Material, was in Betrieb genommen wurde, 
zeigte allerdings, daß das amerikanische und 
englische Material hervorragend gut war, die 
Maschinen sehr reichlich bemessen,  Meß- 
instrumente und Apparate sehr schwer und 
stabil gebaut. Infolgedessen waren die Preise 
unverhältnismäßig höher als diejenigen der 
deutschen Erzeugnisse. Auch die Kosten an 
Fracht und Zoll waren ganz bedeutend hö- 
her. Es sei besonders bemerkt, daß an den. 
Lieferungen nach Rußland sich in  beden- 
tender Weise nur die ganz großen Firmen 


. beteiligt haben, dagegen haben kleinere Firmen 


nach Rußland: nur ganz vereinzelt geliefert, 
so daß sich eigentlich kein allzu enger Ge- 
schäftsverkehr zwischen den russischen und 
den ausländischen Firmen entwickelt hat. 
Die im Jahre 1915/16 vorgenommene. 
Sequestrierung der deutschen Firmen in Ruß- 
land hat ziemlich wenig Einfluß auf die ganze 
Geschäftslage ausgeübt, besonders weil sie 
nicht. durchgreifend ausgeführt wurde; was 
in dieser Beziehung weiter geschehen wird, 
hängt selbstverständlich vollständig von der 
allgemeinen politischen Lage ab. N 
Während der Import ‚neuer Maschinen 
und Apparate, nach Rußland,: wenn auch 
nicht leicht, so doch einigermaßen durchge- 
führt wurde, konnten Reserveteile für die vor- 
handenen Anlagen nur sehr schwer und'in 
den seltensten Fällen beschafft werden. Da 
die Anlagen besonders intensiv arbeiteten, 
wurden sie sehr abgenutzt. und die vorhan- 
denen Reserveteile erschöpft. 


das zu tun, wird die sehr wichtige Aufgabe bei 
der, zukünftigen Entwicklung der Geschäfts- 
verbindungen mit Deutschland sein. 

Um nicht nur auf den Import angewiesen 
zu sein, sah man bald nach Beginn des Krieger 
die absolute Notwendigkeit ein, die vorhan- 


4 


Diesem UÜbel- 
stande konnte jedoch nicht abgeholfen werden; 


denen elektrotechnischen Fabriken zu er- 
‚weitern bzw. neue zu bauen. Dieser Aufgabe 
stellten sich aber sehr große Schwierigkeiten 
entgegen, weil die bedeutendsten. russischen. 
Fabriken in technischer Beziehung zu sehr von 
den deutschen abhängig waren und für neue 
Ausführungen, Entwürfe usw. weder Material 
‚noch genügend technisches Personal zur Ver- 
fügung hatten. Trotzdem wurde bei Anspan- 
nung. aller Kräfte das Beste, was man unter 
solehen Umständen leisten’ konnte, erreicht. 
Schon im Jahre 1915 mußte eine der 'bedeu- 
tendsten Fabriken "Rußlands, die A. E: G.- 
Fabrik in Riga (vorm. Union) wegen der- Ge- 
fahr, von den Deutschen. besetzt zu werden, 


4 


nach dem Inneren Rußlands verlegt werden. ‘ 


Es mußte daher umgezogen werden. ‚Tausende 
von Tonnen Rohmaterial, Werkzeugmaschinen, 
Tausende von Arbeitern und Beamten mußten 
aus Riga auswandern und wurden nach Char- 
kow transportiert. In Charkow wurde dann eine _ 
große Fabrik errichtet, die nicht nur in Rußland 
zu den .besten Werken gehört, sondern auch 
mit den ausländischen Fabriken konkurrieren 
konnte. Wenn man berücksichtigt, mit welcher 
Ungunst der Umstände zu kämpfen "war — 
schon damals waren Baumaterialien, wie 
Zement, Glas, Eisenkonstruktionen usw., nur 
sehr schwer zu erhalten —, muß die Leistung 
der Erbauung einer solchen Fabrik zu solcher 
Zeit besonders anerkannt. werden: Diese Werke 
werden wahrscheinlich auch fernerhin eine sehr 
große Rolle in der Industrie Rußlands spielen, 
da sie im Mittelpunkt der russischen Schwer- 
industrie liegen und für den Bau von selbst 
sehr großen Maschinen eingerichtet werden 
können. Auch die Fabrik der Volta-Gesell- _ 
schaft, mußte ‘aus Reval “verlegt werden. 
Siemens & Halske und die Siemens-Schuckert- 
werke erweiterten ihre Fabriken und schufen 
neue Werke, um den großen Anforderungen, 
die die Kriegsindustrie an sie stellte, gerecht zu 
werden, ebenso die Dynamo-Gesellschaft, Auch 


die Allmänna Svenska errichtete eine Fabrikin 


Rußland. Außer diesen großen neuen Werken 
entstand eine ganze Anzahl kleinerer, die 
jedoch wenig von Erfolg gekrönt waren, was 
wohl dem Mangel an technischen Kräften 
und Material zuzuschreiben ist. 3 

Auf Anregung der elektroteehnisehen Ab 
teilung des Kriegs-Industrie-Komitees wurde 
auch mit der Fabrikation von Installations- 
materialien begonnen, und diese Fabrikation: 
soll von der Leitung der elektrotechnischen 
Abteilung des Höheren Rates (die. dieselbe 
ist wie die frühere ' des Kriegs:-Industrie- 
Komitees) weitergeführt werden. j 

.Es entstand ferner eine ganze Anzahl 
Lampenfabriken, die aber nur einen teilweisen 
Erfolg erzielten. Es waren nur zwei darunter, 
die_im Jahre 1917/18 bis zu rd. 0,5’ Mill. 
Lampen jährlich produzieren konnten. Diese 
Fabriken, welche zu den Elektro-Großkon- 


zernen in keiner engen Beziehung standen, 


konnten sich. jedoch nur schwer behaupten, 
weil sie. weder ausreichende Verkaufsorgani- 
sationen hatten, noch ihre Produktion mit der 


‚ausländischen konkurrieren konnte; haupt- 


sächlich mangelte .es ihnen an den nötigen 
Rohstoffen, Diese Lampenfabriken . werden 
wahrscheinlich verschwinden, sobald der Ver- 
kehr mit dem Auslande wieder aufgenom- 
men ist. Die Produktion der Lampen in 
kleinen Mengen kann sich unter keinen Um- 
ständen rentieren, besonders weil keine Mög- 
lichkeiten vorhanden sind, sich genügende 
technische Erfahrungen für die Fabrikation 
zu verschaffen. Die geplante Erbauung einer 
Lampenfabrik durch eine der führenden Ge- 
sellschaften konnte leider nicht zur Ausfüh- 
rung kommen, weil die dazu gehörigen Ma-: 
schinen Rußland nicht mehr erreichen konnten. 
Es.ist aber anzunehmen, daß, sobald die Ver- 
hältnisse sich ordnen, eine Lampenfabrik 


‚größeren Umfanges in Rußland erriehtet wer- 


den wird. h \ AN 
‚Die derzeitige politische Situation deutet 
den Zeitungsnachrichten zufolge daraufhin, 


‚daß demnächst die Handelsbeziehungen mit 


Rußland aufgenommen werden. Es sei den 


Herren Politikern überlassen, jeder nach seiner 


‚Art die zukünftigen Beziehungen zu Rußland 
zu regeln, und den 


Finanzmännern, die 


'Handelsbeziehungen zu Rußland dureh Ein- 


schaltung verschiedener Länder anzuknüpfen. 
Vom rein technisch-wirtschaftlichen Stand- 
punkt betrachtet,. der von keinen Sympa-. 
thien oder Antipathien zu diesen oder jenen. 
Völkern oder Gruppen beeinflußt wird, muß 
festgestellt werden, daß nur eines sicher 
ist: daß alle elektrotechnischen Firmen zu- 


sammen, sowohl die der Alliierten wie die 


der diesen früher feindlichen Länder, für die 


A 


nächsten zehn und mehr Jahre wohl kaum 


imstande sein werden, bei der größten An- 
NL üro: Kräfte die Bedürfnisse an elek- 
trischen Maschinen und Apparaten in Rußland 
zu decken. Man muß bedenken, daß infolge 


3 ® 24 2 


 Geschäftsresultate erzielen kann, 


Die Gesellschaften, wie z. B. 


20. Mai 1920. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heft 20. 


‘395 


derin Rußland in den letzten Jahren herrschen- 
den Zustände, sei es durch intensivste Aus- 
nutzung aller Anlagen für die Kriegsliefe- 
rungen, sei es durch die revolutionären Un- 
ruhen usw., die meisten in Betrieb befind- 
lichen Maschinen in ganz unbrauchbaren Zu- 
stand versetzt und die Reserven vollständig 
ausgenutzt und erschöpft worden sind. In den 
Städten fehlt es vollständig an Lampen, Lei- 
tungen, Installationsmaterialien, elektrischen 
Straßenbahnwagen usw. Die Eisenbahnzüge, 
die teilweise elektrisch beleuchtet waren, haben 
schon längst weder Apparate noch Maschinen. 
Wenn man den Umfang des russischen Reiches 
bedenkt und ihn z. Zt. mit einem luftleeren 
Raum vergleicht (dieser Vergleich wäre auch der 
einzig richtige), so wird man sich am besten 
denken können, wieviel Material Rußland auf- 
saugen muß, bevor man auch nur den ge- 
ringsten Lebensbedürfnissen wird entsprechen 
können. Wenn man dazu die Knappheit der 
Rohstoffe, die in der ganzen ‚Welt herrscht, 
in Erwägung zieht, so ist eine Überflutung des 


“ russischen Marktes seitens einer Partei wohl 


nicht zu befürchten. 
Ebenso wichtig wie die Belieferung Ruß- 
lands mit Materialien ist auch die Entsen- 
dung von. Ingenieuren und Technikern von 
größter Bedeutung Die am Anfang des 
Krieges in fast sämtlichen russischen Be- 
trieben in großer Anzahl wirkenden deut- 
schen Ingenieure und Techniker wurden be- 
kanntlich des Landes verwiesen. Ein großer 
Teil der russischen ‚Ingenieure wurde durch den 
Krieg, die politischen Unruhen usw. teilweise 
vernichtet, teilweise ihrer Arbeitskraft be- 
raubt. Die in Rußland während des Krieges 
tätig gewesenen englischen und amerikanischen 
Vertreter, Ingenieure, Techniker und Mon- 
teure, deren Wirken in Rußland bewiesen hat, 
daß man wohl gute Anlagen bauen und gute 
ohne die 
russischen Beamten unter „Hochdruck“ zu 
halten, und die sich daher nicht zu unter- 
schätzende Sympathien für die Zukunft er- 
worben haben, ‘mußten ebenfalls schon vor 
etwa zwei Jahren Rußland verlassen. Nun 
muß allerdings betont werden, daß, wäh- 


‚rend die deutsche Sprache in Rußland sehr 


weit verbreitet ist, die englische nur in 
den Kriegsjahren einige Fortschritte gemacht 
hat und in den russischen: Betrieben wohl 
sehr viele deutsch sprechende Herren (auch 
russischer Nationalität) sich befinden, da- 
gegen nur sehr wenige N sprechende. 
Und da bei Beginn der Arbeit keine Zeit 
zu verlieren, sondern denkbar schnell zu 
schaffen sein wird, so dürfte ein nicht geringer 
Vorsprung ‘auf seiten derer sein, die der 
deutschen Sprache mächtig sind und sich 
daher gut mit den russischen Beamten und 
Arbeitern verständigen können. . 

Zum Schluß wird es wohl von Interesse sein, 


die Gestaltung der Elektroindustriein Sowjet-. 


rußland kennen zu lernen. Wie alle anderen 
Unternehmungen sind auch die elektrotech- 
nischen Gesellschaften und Firmen. nationali- 
siert. Im Höheren Rat in Moskau ist eine Ab- 
teilung für Elektrotechnik gebildet, und diese 
elektrotechnische Abteilung des Höheren Rates 


. wird, wie schon erwähnt, von dem Leiter der 


elektrotechnischen Abteilung des während 
des Krieges entstandenen Kriegs-Industrie- 
Komitees geleitet, und auch mehrere In- 
genieure desselben Komitees sind dort tätig. 
die A. E! G., 
Siemens usw., figurieren nur als Sektionen 
(Gruppen), und ihre Verwaltungen, nur teil- 
weise aus den alten Direktoren bestehend, zum 
größten Teil aber aus Erwählten der Be- 
ımten- und Arbaiterschaft, können so zusagen 
als Gruppenführer betrachtet werden. Das 
Budget für jede solche Gruppe wird im Voraus 
für einige Monate von diesen Führern aufge- 
stellt und der elektrotechnischen Abteilung 
des Höheren Rates unterbreitet, welche. die 
‚Kredite bewilligt und durch die ‚Volksbank 
(Staatsbank) anweist.‘ Von einem Gewinn 
kann selbstverständlich keine Rede sein, 
da die hohen Arbeiter- und Beamtenlöhne 
sowie die sonstigen Unkosten jede Möglichkeit 


. eines Gewinnes ausschließen; die Firmen leben 


nur auf Kosten der Volksbank, welche ihnen 
ungeheure Mittel zur Verfügung stellte. Auch 
in Petrograd bei der Severnaja Komuna 
(Kommune des Nordbezirkes) besteht eine 


 elektrotechnische Abteilung, die ihrerseits sich 


ebenfalls mit der Tätigkeit der dortigen elek- 
trotechnischen Unternehmungen befaßt. Außer- 
dem ist ein spezieller Höherer Elektrotechnischer 
Rat geschaffen, in welchem die in Rußland 


. verbliebenen früheren Direktoren und sonstigen 


leitenden Persönlichkeiten der Elektrotechnik 


vertreten sind. Während die elektrotechnische 
Abteilung des Höheren Rates sich mit dem 
wirtschaftlichen Teil befaßt, bearbeitet der 
Höhere Elektrotechnische Rat Angelegen- 
heiten mehr allgemeiner und technischer Natur; 


. Wirkung ausüben. 


es werden von ihm die Richtlinien für die 
großen Projekte der Zukunft festgelegt, Nor- 
malisierung von Maschinen und Apparaten 
vorgenommen u. dgl. 3 

Erfreulicherweise ist zu konstatieren, daß 
gerade unter den leitenden Persönlichkeiten 
der Elektroindustrie, die in Rußland nach 
der Revolution verblieben sind, abgesehen von 
einigen kurzfristigen Verhaftungen, keine Opter 
der Revolution zu verzeichnen sind. Ob dieser 
Umstand den geistig mehr entwickelten Ar- 


beitern und Beamten dieser Industrie, welche . 


ihre Vorgesetzten vor unbefugten Angriffen 
verteidigten, oder der Beliebtheit und dem 
geschickten Anpassungsvermögen der Herren 
selbst zu verdanken ist, mag unentschieden 
bleiben. Damit soll aber durchaus nicht ge- 
sagt werden, daß der Stand der dort zu- 
rückgebliebenen Herren, besonders in der ersten 
Zeit, leicht war. Sie haben, hungernd (im 
vollen Sinne des Wortes) und allen möglichen 
Unannehmlichkeiten preisgegeben, dabei früher 
an gute Verhältnisse gewöhnt, der Zukunft der 
Industrie Rußlands einen nicht geringen Dienst 
damit geleistet, daß sie die einzigen Pfeiler 
waren, die geblieben sind, welche das ganze 
Unternehmen tragfähig und dadurch die Or- 
ganisation, soweit es möglich war, aufrecht er- 
hielten, was für den Wiederaufbau der Industrie 
äußerst wichtig ist. 

Die durch die Sowjetregierung ge- 
schaffene Neuordnung, wonach alles der Ge- 
samtheit gehört, schließt jede gegenseitige 
Konkurrenz der Unternehmungen aus; Akqui- 
sitionstätigkeit usw. ist daher vollständige 
überflüssig. Die Beamten und Arbeiter arbeiten 
nach dem vom Höheren Rat festgelegten Tarif 
als. Staatsbeamte. Es ist unbestreitbar, daß 
diese Arbeitsweise auf Erhöhung des Wirkungs- 
grades der Arbeit keinen günstigen Einfluß 
ausgeübt hat,.jedoch muß auf eine sehr wichtige 
und gute Seite der Ausschaltung der Kon- 
kurrenz hingewiesen werden. Bekanntlich 
waren die russischen Ingenieure und Techniker 
stets geneigt, sich mehr mit Theorie zu be- 
fassen, als in den praktischen Betrieben nötig 
war. Sie verlangten immer von den liefernden 
Firmen nicht die durch diese eingeführten 
normalen, gut bewährten Maschinen und Appa- 
rate, sondern sie forderten, daß der Lieferant 


‘sich dem Besteller weitestgehend anpasse, wenn 


dies auch nicht selten zuungunsten der letz- 
teren ausschlug. In dieser Beziehung haben 
die in Rußland konkurrierenden deutschen 
Firmen die Besteller durch ihr weitgehendes 
Entgegenkommen sehr verwöhnt. Die durch 
die Neuordnung in Rußland geschaffenen Ver- 
hältnisse des Auftraggebers zum Lieferanten 
werden wohl nach dieser Richtung eine gute 
Es sollen in den einzelnen 
Fabriken keine differierenden Maschinen mehr 
gebaut, sondern Einheitstypen geschaffen wer- 
den. Allerdings haben bereits die englischen 
und amerikanischen Lieferanten während des 
Krieges auf den russischen Besteller in dieser 
Riehtung erzieherisch gewirkt. 

Die Arbeit in den Fabriken. selbst hat 
während der Revolution stark gelitten, "be- 
sonders durch die Hin- und Herverlegung. 
der Werke, wie es z. B. bei der russischen 
A.E.G. — jetzt Russian General Eleetric 
Co. — der Fall war, welche mehrmals we- 
gen der Gefahr feindlicher Besetzung von 


einer Stelle zur anderen transportiert wurde, 
sodaß faktisch schon seit zwei Jahren keine ' 
Möglichkeit bestand, in den Werken zu ar- 
beiten. Durch die Blockade war, wie schon 
erwähnt, jede Zufuhr, selbst der für die Fabri- 
kation nötigen Materialien, unmöglich, und 
da die Vorräte in Rußland überhaupt sehr 
gering‘ waren, mußte manche Fabrikation 
still gelegt werden. Selbstverständlich haben 
auch Arbeiterunruhen, allgemeine. Desorga- 
nisation und Arbeitsunlust, Transportschwie- 
rigkeiten, Mangel an Brennstoffen u. dgl. auf 
.die Fabrikation eine sehr. ungünstige Wirkung 
ausgeübt. Statistische Daten über die Pro- 
duktion der letzten Zeit zu geben, ist leider 
nicht möglich, es kann aber mit Bestimmtheit 
gesagt werden, daß die Produktion dem Be- 
darf gegenüber sehr gering ist. : 

Während der Revolution ist es in Rub- 
land ebenso wenig wie vorher während des 
Krieges gelungen, größere Zentralen oder elek- 
trische Bahnen neu zu errichten. Dieser Um- 
stand hinderte jedoch nicht, die umfang- 
reiehsten Projekte, deren Kosten sich in die 
Milliarden belaufen, soweit wie möglich vorzu- 
arbeiten. Wann und ob diese Projekte über- 
haupt verwirklicht werden, wird die, Zukunft 
lehren. 


Die Entwicklung der schweizerischen 
Wasserkraftanlagen. 


In den letzten Jahren hat der Ausbau 
schweizerischer Wasserkräfte erfreuliche 
Fortschritte gemaclrt. ‘Trotz der gewaltigen 
Mehrausgaben in der Erstellung und im Be- 
trieb solcher Anlagen gegenüber den Vorkriegs- 
ansätzen ist der Ausbau der Wasserkräfte all- 
seitig als eine der wichtigsten volkswirtschaft- 
lichen Aufgaben der Schweiz anerkannt wor- 
den, deren rascheste Verwirklichung mit allen 
Kräften anzustreben ist. 

Nach den im ‚Bericht über Handel und 
Industrie der Schweiz im Jahre 1918‘, er- 
stattet vom Vorort des Schweiz. Handels- und 
Industrie-Vereins „auf Grund der Ermittlungen 
der Abteilung für Wasserwirtschaft des schwei- 
zerischen Departements des Innern über die Er- 
zeugung und Verteilung elektrischer Energie“, 
veröffentlichten Angaben, wurde 1914 die ge- 
samte in der Schweiz nutzbare Wasserkraft- 
energie auf rd 4 Mill. PS beziffert, bezogen auf 
mittlere fünfzehnstündige Betriebszeit der 
Kraftanlagen. Hiervom waren, berechnet auf 
der gleichen Basis, am 1. I. 1914 ausgebaut 
rd 0,5 Mill. PS, also noch verfügbar rd 3,5 Mill. 
PS oder 87,5% der insgesamt nutzbaren 
Leistung. 

Die vom 1. I. 1914 bis 31. XII. 1918 neu 


in Betrieb gesetzten und die im Bau. befind- 


liehen Kraftanlagen dürften bei mittlerer Be- 
triebszeit eine Leistung von ungefähr 0,2 Mill. 
PS ergeben, so daß zu Anfang des Jahres 1919 
noch etwa 82,5% oder rd 4/, der erreichbaren 
Leistung verfügbar waren. 

Am 1. I. 1914 betrug die Gesamtzahl der 


Wasserkraftanlagen .. .. . 6860 
Turbinenenı Der nee en 37 10 
Wasserräder 4903 


Zahlentafel!. 
Seit 1.1 1914 bis 31. XII. 1918 in Betrieb gesetzte größere Kraftwerke der Schweiz. 


N 
© 


: RN Nettoleistung in PS Käntön 
Kraftwerk ' Do asBon | kleinste - | Ausbaugröße ra 

RETTET I FE ET SORT 
llbaufenburg lu ra Sea Rhein 15 000 25000 | Aargau 
N BrADIolac ui u I A Borgne 6.800 16 400 Wallis 
BO AH SDe 2 cn ea a Lac de Fully 7—2 12.000 a 

a Pont derJla. Tiner. a ee Grande Rau 1.000 3 300 ‚Waadt 
DL OlemEGösgiend.. In ee Aare 17 000 80 0003) Solothurn 
6.| Biaschina (Erweiterung) . Tessin 3.000 15 000 Tessin 


hlentafel2. Am 31. XI. 1918 im Bau befindliche größere Kraftwerke derSchweiz. 


Nettoleistung in PS 


ni | 
| Kraftwerk Gewässer ER ehe EA 

LANE Isa uRd) Sa ar a TEE Rhein 11.400 sah EA 

| Ä | Schaffhausen 

SUSÄTELBOT ee nee Zee Reuks REN; | e 

3... BILOMT er 0 Me ar Fossbach Ei | 72.0006) Tessin 

Ay, Heidsoswork 3... stark Heidbach = 3.000 Graubünden 

B.. Mühleberei wa. 3 2 ee Aare 8) 64 000 7) Bern 

B 1, Bröo '... na ul) Se Jogne — 24 000 Freiburg. 

7. Löntsch (Erweiterung) » .. .. bäntsch z un zeibur, 


1) Die angegebenen Leistungen stellen nur den 
schweizerischen Anteil dar und betragen 50 % der Ge- 
samtleistung- N : 

2) Niedrigste Leistung kein Charakteristikum, da das 
Werk mit Akkumulierung arbeitet. 

8) Werk z. Z. noch nicht voll ausgebaut; erster 
Ausbau 50000 PS. 


4) Die angegebenen Leistungen stellen nur den 
a azaninchen Anteil.dar und betragen 91 %, der Ge- 
samtleistung. >) . 
N 5 Kleinste Leistung kein Charakteristikum, da die 
betreffenden Werke mit Akkumulierung arbeiten. 

6%) Für Bahnbetrieb. : 

?) Erster Ausbau 32000 PS. 


len - 


Zahlentafel 3 


Schweizerische Kraftwerke mit einer 
Ausbaugröße von 20000 PS und darüber. 


Zeit Werk | Fmbaugrüle 
1 | Löntsch 66 000 !) 
2 | Biaschina 55.000 ?) 
3 | Chippis (Rhone) | 52200 
Vor dem 4 , Campocologno 45 000 
1. I. 1914 5 | Chippis 32 610 
in Betrieb (Navizence) 
gesetzt. 6 | Augst 31 200 3) 
7 | Albulawerk Sils | 24600 
8 | Spiez 22400 . 
9 | Martigny-Bourg | 20660 
10 | Kandergrund 20 0,0 
Vom 
es | ı |,Olten-Gösgen 80 000 #) 
Ih Bötrieb | 2 | Laufenburg 25 000 3) 
gesetzt. N 
1 '. Amsteg (Reuss) 80 000 
3]. a 1918 | 2, Ritom 72.000 
Bar 3 | Mühleberg 64 000 *) 
@ Ta OQG 6 
bemiten. 4 | Eglisau 38 200 6) 
5 5.| Broe 24.000 . 
Von den 6860 Anlagen hatten 6025 mit 


einer durchschnittlichen Gesamtnettoleistung 
von 39000 PS eine minimale konstante 
Leistung unter 20 PS, 835 mit einer durch- 
schnittlichen Gesamtnettoleistung von 487 000 
PS eine solche von 20 und mehr PS. Eine mini- 
male konstante Leistung von 10 000 und mehr 
PS hatten am 1. I. 1914 sechs Kraftwerke. 

Über die Entwicklung der Kraftanlagen 
seit dem 1. I. 1914 geben die Zahlentafeln 1 bis 3 
nach Zusammenstellungen der Abteilung für 
Wasserwirtschaft einen Überblick. 

Mit den Bauarbeiten für die in Zahlen- 
tafel 4 genannten Werke ist nach Mitteilungen 
in der Fachpresse z. T. bereits begonnen wor- 
den, z. T. ist deren Inangriffnahme demnächst 
zu erwarten. 


Zahlentafel 4 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 20. 


schätzenden Gesamterzeugung der schweizeri- 
schen Wasserkräfte. Die gegenwärtige Aus- 
nutzung beträgt rd 2,75 Milliarden kWh, wäh- 
rend der Bedarf der ganzen Schweiz für Be- 
leuchtung, Industrie, Bahnbetrieb, Gewerbe, 
Haushalt (ohne Heizung) und der Landwirt- 
schaft auf 5,0 Milliarden kWh geschätzt wird. 

Wie aus dem soeben erschienenen Bericht 
der eingangs genannten Abteilung für Wasser- 
wirtschaft des schweizerischen Departements 
des Innern über seine Geschäftsführung im 
Jahre 1919 hervorgeht!), wurdein diesem Jahre 


nur die Erweiterung des Löntschwerkes mit. 


15000 PS dem Betrieb übergeben. Am 
31. XII. 1919 befanden sich, neben den in 
Zahlentafel 2 genannten Anlagen — mit Aus- 
nahme von Nr. 7 — noch im Bau: 


Nettoleistung 
in PS 
klein- 
ste 


Kraftwerk Gewässer Kanton 


‚Ausbau- 
größe 


Barberine |Barberine und 


NantdeDrance| —?) |60000 | Wallis 


Chancy- 

Bugny . Rhone —) 43.0003) Genf 
Klosters- Er 

Küblis..| Landquart | 6800 ' 45000%)| Grau- 


bünden 


Ausführliche Vorbereitungen für die Bau- 
ausführung wurden getroffen für das Sanetsch- 
werk an der Saane und für die Grimselwerke 
an der Aare. Zu. Beginn des Jahres 1920 
waren noch etwa 3,28 Mill. PS oder 82,0% der 
erreichbaren Leistung schweizerischer Wasser- 
kraftwerke verfügbar bzw. unausgebaut. 

Über die Ausfuhr elektrischer Leis- 
tung gibt der Bericht bekannt, daß Ende 
1919 Ausfuhrbewilligungen bestanden für ins- 
gesamt rd 0,109 Mill. KW, u. zw. für: 


29 710 kW nach Deutschland, 


32 2075, 2,0 Frankreich; 
44510 ,„ 3 Italien, 
2500 „  ,,. . Österreich. 


Kraftwerke, deren Bau begonnen wurde bzw. demnächst 


angefangen wird. 


Kraftwerk 


Klosters-Küblis 


we ee inter el ee ra Nas, Keee 


"Rupperswil (Aarau-Wildegg) ..:...... 
Nders-Brugen maus See BA le ee 1ER 
Böttstein-Gippingen 


Die Baukosten dieser vier Werke werden 
auf rd 170 Mill. Fr veranschlagt. Vorberei- 
tungsarbeiten für den Bau einer Anlage zur 
Ausnutzung der Wasserkräfte des Wäggitales 
und des ‚„‚Etzelwerkes‘“ sind im Gange. Über 
die an den für die Großschiffahrt in Aussicht 
genommenen Gewässerstrecken der Schweiz 
ausnutzbaren Wasserkräfte gibt Zahlentafel 5 
Aufschluß. Sie sowie die nachfolgenden An- 
gaben sind einer Arbeit von A. Härry, Gene- 
ralsekretär des Schweizerischen Wasserwirt- 
schaftsverbandes’) entnommen. 


Gewässer Ausbaugröße in PS Kanton 
Landquart 5 000 Graubünden 
(vorläufig 20 000) 
Aare 55 000 Aargau 
5; 55 000 R 
h | 110.000 ä 
(vorläufig 70.000) 


Von diesem Betrage kommen 34 000 kW aus 
den Werken von Brusio für die‘ Inlandver- 
sorgung einstweilen nicht in Betracht, weitere 
25000.kW sind Abfallkraft, und 11 000 kW 
beziehen sich auf ein noch nicht erstelltes Werk. 
Die tatsächliche Ausfuhr im Jahre 1919 be- 
trug 78 000 kW bzw. rd 320 Mill. kWh. 

In neuester Zeit werden vermehrte An- 
strengungen zur Verwertung der Abfallenergie 
im Inlande gemacht, denen der Bundesrat bei 
ngeıs von Ausfuhrgesuchen Rechnung tragen 
wird®). 


Zahlentafel5. 
Wasserkräfte an den schiffbaren Gewässerstrecken der Schweiz. 


Konstante Leistung Hs Jährliche 
Zahl R = öchste Energie- 
Gewässerstrecke der Vor Nach ' | Leistung erzeugung 
Werke | Regulierung | Regulierung ın in Mill. 
PS netto PS netto PS netto kWh 
Rhein von Basel bis Bodensee .. .. . 14 240 000 435 000 750000 | 3600 
Aare vom Rhein bis Bielersee .. ... 8 91.000 175 000 422.000 1810 
Aare vom Bielersee bis Thunersee und a 
Thunersee-Brienzersee.. .°. . . .... S 27000 77000 | 253.000 600 
Reüss: von. der Aare bis Zugersee-Vier- 
. waldstältersee ee rn "ee 5 30 000 53 000 120 000 550 
Limmat von Aare bis Zürichsee und | j 
Zürichsee-Walensee . . 2.2.2... 7 :1°°..96.000 35.0090 78 000 320 
Rhone vom Genfersee bis Landesgrenze 5 | 38000 50 000 85 000 300 
Tessin von Bodio bis Langensee . . . . | 14 | 15000 25 000 35.000 150 
Insgesamt 61 | 467 000 850 000 1 743 000 | 7330 
Von den von diesen. Werken jährlich ins- Misslin. 


gesamt erhältlichen 7,33 Milliarden kWh ent- 
fallen auf die Schweiz selbst 5,7 Milliarden kWh 


!) Inbegriffen Erweiterung nach, Zahlentafel 2. 
2) Inbegriffen Erweiterung nach Zahlentafel 1. 
®) Nur schweizerische Leistung, d. h. 50 % der Ge- 
samtleistung Augst-Wyhlen- 
*). Bei vollem Ausbau. 
5) Nur scehweizerischer Anteil, d. h. 50 % der Ge- 
eRmelNethng? 
6) Stellt den schweizerischen Anteil dar, d.h. 91 % der 
Gesamtleistung. 
?) „Schweiz. Wasserwirtschaft“ 1919, Nr. 1 u. 2. 


!) Vgl. „Schweiz. Bauztg.“ Bd. 75, 1920, 8. 205. 

k Kleinste Leistung kein Charakteristikum, da die 
betreffenden Werke mit Akkumulierung arbeiten. 

°) Gesamtleistung! Kraftanteile der beiden Grenz- 
staaten werden erst bei der Genehmigung der Ausführungs- 
pläne bestimmt. \ 

) Erster Ausbau 20000 PS. ; 

..») Siehe auch „Die elektrische Abfallenergie schwei- 

zerischer Wasserkraftwerke* von Prof. Dr. W. Kummer. 
„Schweiz. Bauztg.“ Bd. 75, 1920, S. 181. 


nn nn 


. sprengt werden. 


Wasserkraftanlagen in Tasmanien (Austra- 
lien). -— Die Entwicklung der elektrischen 
Stromversorgung hat sich in Tasmanien erst 
kürzlich infolge des Baues eines Kraftwerkes 
am Great Lake vollzogen, ist aber bereits recht 


bedeutsam. Das gesamte Kraftwerk speist 
nach der Stadt Hobart und nach der Nord- 
west-Bay und hat dort schon eine größere 

chemische und elektrometallurgische Industrie 

ins Leben gerufen. Der „Große See‘, durch 

dessen ‘Wasser das Kraftwerk betrieben wird, 

liegt in 1020 m Seehöhe im Mittelpunkt der 

Insel. Nach Errichtung der Staudä me be- 

deckte er eine Fläche von 13 000 ha und soll 

etwa 52 000 kW liefern können. Das Wasser 

wird von dem See aus durch ein vorhandenes 

Flußbett und einen künstlichen Kanal zu einem 

zweiten Becken geführt, von wo es durch Rohr- 

leitungen mit einem Rohgefälle von 340 m zum 

Kraftwerk geleitet wird. Die Entfernung des 

zweiten Beckens vom Kraftwerk beträgt etwa 

3000 m; die Rohrleitung besteht oben aus einer 
doppelten Leitung von Holzrohren (1,2 m 1. W.), 
1675 m lang, weiter unten aus 4 parallelen Rohr- 
leitungen, 3 aus Eisen, eine aus Holz, 1310 m 

ang. Im Kraftwerk sind 3 Peltonräder von 

je 3700 kW und 375 Umdr/min aufgestellt. Sie 
haben selbsttätige Druckregler, bestehend aus. 
gußstählernen Strahlablenkern ; hierdurch wird 
die Drucksteigung auf 15%*über normal be- 

schränkt. An allen Schiebern und Verteilungs- 
leitungen sind Umläufe vorgesehen. Die Tur- 
binenregler haben Elektromotoren zur Ein- 
stellung der Drehzahl der Maschinen. Die 
Generatoren erzeugen Energie mit 6600r eh 
Erregung und Kraftstrombedarf im fWerk lie- 
fern zwei Hilfsturbodynamos von je 120 kW. 

Die Schaltapparate werden von einer Schalt- 
tafel im Turbinenraum bedient, die Ölschalter 
sind jedoch in einem anderen Gebäudeteil; die 
Verbindungskabel sind in gemauerten Kanälen 
im Fundament verlegt. Die Hochspannungs- 
apparate sind so angeordnet, daß sie nur im 
spannungslosen Zustande berührt werden kön- 
nen. Zwei wassergekühlte Öltransformatoren 
von je 4050 kVA, auf 6000 kVA während einer 
halben Stunde überlastbar, formen die Span- 
nung von 6600 auf 88000 V um. Zu hohe 
Temperatursteigerung wird bei jedem Trans- 
formator durch eine mittels Wärme a ; 
Glocke angezeigt. Durch eine besondere Rohr- 

leitung kann das Öl im Notfalle schnell aus dem 
Transformatorkasten ausgelassen werden. Der 
Blitzschutz ist außerhalb des Krafthauses 
angeordnet. Das Kraftwerk liefert jetzt haupt- 
sächlich nach der Stadt Hobart und nach der 
Nordwest-Bay auf eine Entfernung von 131 km. 
Die Fernleitung ist auf stählernen Gitter- 
türmen verlest, die je zwei Stromkreise aus 
verseilten Leitern an Kettenisolatoren tragen. 
Die Leitungstürme sind etwa 2,1”m tief im 
Erdboden verankert. Hierbei mußte der größte 
Teil der Ausschachtungen aus dem Felsen ge- 
Die normale Spannweite.be- 
trägt 182 m. Die Isolatoren bestehen aus je 5, 
an Abspannpunkten je 6 Tellern von 25 cm 
Durchmesser. Die Leiter sind so aufgehängt, 
daß sie um 45° aus der Lotebene schwingen 
können. Ein Erdungsseil aus verzinktem 
Stahldraht ist oberhalb des Turmes über die 
ganze Länge der Leitung”angebracht. Die: 
Leiter sind an den Isolator mittels besonderer 
Klammern festgemacht, die ein Lichtbogen- 
schild tragen, bestehend aus einem rund um 


den Leiter gebogenen Kupferstreifen an jedem 


Hängeisolator. Das neue Kraftwerk ent- 
wiekelte die Industrie von Tasmanien außer- 
ordentlich kräftig. Zinkhütten und andere 
metallurgische Werke, Karbidwerke usw. wur- 
den angeschlossen; der Strombedarf wuchs so 
schnell, daß das Kraftwerk die Fernleitungen 
und Verteilungsleitungen erweitern mußte; 
auch das Unterwerk in Hobart, in seiner 
Leistungsfähigkeit verdoppelt, wurde durch 
Einrichtung einerAußenunterstation, bestehend 
aus 3 einphasigen Transformatoren von je 
1333k VA und einem Reservetransformator, ver- 

ößert. Eine Erweiterungslinie mit. einem 
tromkreise wurde ferner von Hobart nach der 
Nordwest-Bay gebaut auf eine Entfernung von 
etwa 22 km. Die Leitung ist auf Holzmasten 
verlegt. Die Ausrüstung des Kraftwerkes usw. 


ist größtenteils von England geliefert; die Er- 


weiterungen dagegen infolge des Krieges von 
Amerika. Nach Vollendung dieses’ vom Kraft- 


werk Great Lake ausgehenden Netzes werden \ 


noch einige andere Pläne zur weiteren Strom- 
versorgung des Landes aufgenommen werden, _ 
von denen eins sogar noch viel versprechender 
sein soll als das von Great Lake. Nach Fertig- | 
stellung dieses Netzes wird Tasmanien eine 
Reihe von Wasserkraftwerken besitzen, die 
nach ihrer Verbindung untereinander das Land 
dauernd mit billiger elektrischer Energie werden 
versorgen können. (,El. World‘, Bd. 73, SE, 


20. Mai 1820. 


m 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Die an dem Großschilfahrtswege durch 


Süddeutschland zu verwertenden Wasserkräfte 


und ihre Gewinnung. — Die Durchführung 
des Gedankens der Kanalisierung des 
Neckars und der Donau ist durch die 
Not des Wirtschaftslebens unserer Zeit eine 
Forderung der Stunde geworden. Um den 
ungeheuren Verlust an technischen Energien, 
den der Krieg und seine Folgen mit sich ge- 


bracht haben, auszugleichen, müssen wir alle 


bisher unausgenutzten Kräfte dem Wirtschafts- 
leben zuführen... Dazu gehören in erster Linie 
alle bisher unausgebauten Wasserkräfte, die 
sogenannte weiße Kohle, durch die zum Teil 
ein Ersatz für die jährlich infolge des Friedens- 
vertrages und des Raubbaus im Kriege ver- 
lorenen Kohlenmengen zu liefern ist. 

Um das Gleichgewicht an Kraftgewin- 
nung und Kraftverbrauch wieder herzustellen, 
ist es einmal Räte, neue technische Energien 
zu gewinnen, andererseits überall da, wo es 


- möglich ist, durch rationellere Methoden Kraft 


zu sparen. Das erstere plant man dadurch zu 
erreichen, daß man so weit wie irgend möglich 
alle noch nicht ausgenützten Wasserkräfte zur 


‘ Elektrizitätsgewinnung heranzieht, das zweite 


dadurch, daß man für die Beförderung der 
Massengüter nach Möglichkeit statt des 
Schienenweges den Energie sparenden Wasser- 
weg in Form eines Großschiffahrtsweges er- 
stellt. Für Südwestdeutschland wird beides 
durch die Kanalisierung des Neckars und der 
Donau und deren Verbindung durch einen Kanal 
über die Alp, desersteren von Mannheim bis Plo- 


 ehingen und der letzteren von Ulm bis Regens- 


burg, erreicht, wodurch die Verbindung von 
Nordsee zum Schwarzen Meer über Rhein und 


Donau für die Großschiffahrt hergestellt wird. 


Dabei werden auf dem Neckar allein 70000PS 
bei Verwendung von ohne Wasserverbrauch 


‚ arbeitenden Schleusen und bei Anwendung 


von Tagesspeichern neu gewonnen (nach den 


tun 


. treten würde. 
suchen der Stadt Stuttgart hätte das aber 


führung der Schiffahrt. 


.Bereehnungen der Firma Frün & Bilfinger in 


Mannheim). Bei Verwendung von Kammer- 
schleusen würden immerhin noch 60000 PS 


‚neu gewonnen (nach Berechnung der Landes- 


regierungen von Baden und Württemberg). 
Bis jetzt sind am Neckar nur 18 682 PS aus- 
gebaute Wasserkräfte vorhanden. Der Ge- 
winn an elektrischer Arbeit wäre 420 MillkWh, 
bzw. 330 Mill. kWh, je nachdem Schleusen ohne 
oder mit Wasserverbrauch zur Anwendung 
kommen und das System der Tagesspeicher 
durchgeführt wird oder nicht. \ 
Das System der Tagesspeicher, das von 
der Firma Grün & Bilfinger in Mannheim vor- 
geschlagen worden ist, bezweckt eine An- 
assung der Kraftgewinnung an den Kraftver- 
rauch. Man will oberhalb der obersten Hal- 
einen. Stauweiher anlegen (der beim 
Neckar in der Gegend von Pfauhausen ober- 
halb Plochingen liegen würde mit einem 
Fassungsvermögen ‚von 1 Mill. m3 und einer 
Flächenausdehnung von 72 ha). Dieser Stau- 
weiher soll in den Nachtstunden, in denen der 
Kraftverbrauch nur ein Drittel: des Tages- 
verbrauches erfahrungsgemäß ausmacht, 50% 
des Wasserabflusses zurückhalten, die man 
während der Tagesstunden mehr abfließen 
lassen würde.so daß man nachts 50%, und am 
Tage 150% des Zuflusses den Kraftturbinen 
zuführen könnte. Indem man jede obere Hal- 
tung als Tagesspeicher für das zugehörige 
Kraftwerk auffaßt, kann man dadurch, daß 
man zu gleicher Zeit an allen Kraftwerken den 
Turbinen die dreifache Wassermenge zuführt, 


früh morgens beim Einsetzen des höheren 


Kraftverbrauches die dreifache Leistung der 
Werke gegenüber der Nachtleistung erzielen. 
Es ee mit dem größeren Wasserverbrauch 
morgens in jeder Haltung sich der Zufluß und 
der Abfluß auf die dreifache Menge steigern, 
womit die Gesamtwassermenge in den ein- 


‘zelnen Haltungen nicht beeinflußt, sondern 


nur eine Änderung des Spiegelgefälles ein- 
Nach den praktischen Ver- 


weder einen nennenswerten Einfluß auf den 
Betrieb der Kraftwerke, noch auf die Dureh- 
An der untersten 
Haltung tritt auch nach den angestellten Er- 


 hebungen keine Beeinträchtigung der Anlieger 


dureh den dreifachen Wasserabfluß der Kraft- 
werke. auf. 
Bei einer Kanalisierung der Donau werden 


. nach dem Projekt von Fischer-Reinau bei 
- Verwendung von Kammerschleusen 160 000 PS 
. gewonnen. 


amit erhöht sich der Kraftgewinn 
im Jahr auf 1,2 Milliarden kWh, wodurch, 


Kohlenverbrauch von 1 kg rechnet, eine Er- 


wenn man für eine Kilowattstunde einen . 


RUNDSCHAU. . 


sparnis an Kohlen von 1,2 Mill. t erzielt würde. 
Diese Zahl allein zeigt, wie unbedingt not- 
wendig die Durchführung der Kanalisierung 
des Neckars von Mannheim bis Plochingen 
und. der oberen Donau von Regensburg bis 
Ulm mit der Verbindung über die Alp 
bei der großen Kohlennot unserer Zeit 
ist, zumal wenn man noch bedenkt, daß außer 
dem erwähnten Kraftgewinn noch eine Kraft- 
ersparnis. durch Beförderung: der Massengüter 
von Holland und dem Niederrhein nach Süd- 
deutschland und dem Osten Europas einerseits 
und von dem Schwarzen Meer und den Donau- 
ländern nach dem Rhein anderseits auf dem 
Wasserwege erreicht wird. Es haben also alle 
Volkskreise ein direktes Interesse an der so- 
fortigen Durchführung des Großschiffahrts- 
weges vom Rhein über den Neckar zur Donau, da 
die dadurch erreichte Neubelebung des Wirt- 
schaftslebens mehr oder weniger allen zugute 
kommen wird. 


Dipl.-Ing. Friedrich Adolf Hoppe. 


Elektromaschinenbau. 


Die Kohlebürsten im Elektromaschinenbau. 
— Uber schwierige Fragen pflegt in der Regel 
bald eine umfangreiche Literatur zu entstehen 
Von dieser Regel gibt es eine merkwürdige 
Ausnahme. Jeder Elektrotechniker weiß, daß 
das Del der Kohlebürsten zu den schwierig- 
sten gehört, dieman kennt, und doch gibtes da- 
rüber sehr wenig gedruckte Arbeiten. Zurück- 
zuführen ist diese Ausnahme auf die Tatsache, 
daß auf diesem Gebiete wohl eine große Menge 
Beobachtungen vorliegen, für die aber noch 
das ordnende, zusammenfassende Gesetz fehlt. 
Eine Arbeit von Hunter-Brown!) schafft 
hierin zwar auch noch keinen Wandel. Wer 
mit Kohlebürsten zu tun hat, wird sie aber 
doch mit Vorteil durcharbeiten, weil er wenig- 
stens mit den wichtigsten Beobachtungen be- 
kannt gemacht wird, und auch eine gründliche 
Kritik daran lesen kann. Der der Arbeit zu- 
grunde liegende Vortrag wurde an vier ver- 
schiedenen Orten gehalten, sein Verfasser 
scheint, nach verschiedenen Textstellen zu ur- 
teilen, selbst in einer Kohlebürstenfabrik tätig 
zu sein, und es beteiligten sich an den Aus- 
sprachen, außer dem Verfasser, nicht weniger 
als 38 Redner. Wenn nun auch die Aussprachen 
beweisen, daß über sehr viele Punkte heute 
noch keine geschlossene Meinung zu erzielen 


ist, so haben sie doch den unverkennbaren 


Nutzen, daß sie auf alle wichtigen Momente 
hinweisen. 

Nach dieser Lage der Dinge ist es nicht 
möglich, ein wissenschaftliches Ergebnis der 
Arbeit in kurzen. Worten anzugeben, weil es 
ein solches eben heute noch nicht geben kann. 
Wir müssen uns damit begnügen, den sach- 
lichen Inhalt wiederzugeben, um die, die ihn 
brauchen können, zum Lesen der Arbeit selbst 
anzuregen. 

Im Vortrage selbst werden folgende Eigen- 
schaften der Kohlebürsten behandelt: Der 
spezifische Widerstand, die Reibung, der 
Spannungsabfall, die Stromdichten, deren Ab- 
hängigkeit von den Betriebszuständen und den 
Abmessungen der Bürsten, der Einfluß der 
Kommutator - Umfangsgeschwindigkeit, die 
Gleitfähigkeit, die Härte, die Schleiffähigkeit 
(für Mikanit), die Wärmeleitfähigkeit verschie- 
dener Sorten, die Masse (Trägheit), der Ver- 
schleiß. Die hierbei vorgeführten Zahlen und 
Kurven gelten nur als Richtlinien und sollen 
nicht zu Berechnungszwecken verwendet wer- 
den. Aus den konstruktiven und betriebstech- 
nischen Erfahrungen werden dann besprochen: 
Die Größenverhältnisse und die Unterteilung, 
die Stromzuführung (es wird ganz allgemein, 
auch für Bahnmotoren, die Verwendung von 
Litzen empfohlen), der . Aufsetzwinkel, das 
Staffeln, das Einschleifen, die Schmierung, die 
Bürstenhalter, das Ausschaben des Mikanits, 
die Schleifringe und Metallmischungen für 
diese. Zum Schlusse geht der Verfasser noch 
auf die Normalisierung der Bürsten ein. In 
der Aussprache finden folgende Eigentüm- 
lichkeiten der Kohlebürsten besonderes In- 
teresse: Die Reibung steigt viel schneller als 
der Druck, die Reibung fällt mit steigenderUm- 
fangsgeschwindigkeit, der 
steigt mit der Geschwindigkeit, auch bei sehr 
kleinen Stromstärken (extrapoliert: auch beim 
Strome Null) ist noch ein erheblicher Span- 
nungsabfall vorhanden, jedoch nur auf Kom- 
mutatoren, nicht auf Schleifringen, die Span- 
nungsabfälle sind verschieden je nach der Po- 
larität, die unter der Bürste’ frei werdende 


ı) Inst. El. Eng. Bd. 57, 1919, 8.193. 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1926. Heit 20. 


Spannungsabfall 


397 


Energie steigt viel schneller als die Spannung, 
z. B. steigt die Energie um 150%, wenn die 
Spannung nur von 2,0 auf 2,5 V, also um 25°, 
erhöht wird. Zur Erklärung dieser Erschei- 
nungen werden drei verschiedene Annahmen 
aufgestellt: Nach der ersten entsteht unter 
der Bürste ein Vakuum infolge des Umlaufes 
der darunter liegenden Oberfläche, nach der 
zweiten berührt die Bürste die Oberfläche 
nicht ständig, sondern nur zeitweise, nach der 
dritten findet der Stromübergang zwischen 
Bürsten und Oberfläche stets, auch bei an- 
scheinend völlig funkenfreiem Laufe, in der 
Form von Lichtbögen statt. Für diese An- 
schauungen finden sich in den Aussprachen 
teils Anhänger, teils Gegner. Lebhaftestes In- 
teresse findet die Frage der Normalisierung. 
Die Aussprache ergibt, daß bei der heute noch 
bestehenden Unklarheit über die Arbeitsweise 
des Kohlekontaktes nur eine Normalisierung 
nach Abmessungen stattfinden könne, deren 
Durehführung jedoch auch noch Schwierig- 
keiten ‘genug bieten werde. Ferner sollten 


von den gebräuchlichsten Bürstenmarken von- 


seiten der Hersteller nur solche Daten ange- 
geben werden, die unter bestimmten, einfachen 
und jederzeit leicht und zweifelsfrei herstell- 
baren physikalischen Verhältnissen gewonnen 
seien. Ungeeignet seien dagegen Daten, die 
sich bei Verwendung der Bürsten auf bestimm- 
ten Maschinen ergeben, weil sie unübersehbare 
Einflüsse enthielten und daher zu Vergleichs- 
zwecken 'nicht brauchbar seien. Für die Bür- 
stenfabriken wird die Einrichtung eines gut 
ausgestatteten Laboratoriums als unerläßlich 
erklärt. M. Sch: 


Leitungsbau. 


Hochspannungskabel. — In einer Sitzung 
der holländischen Vereinigung der Leiter: der 
Elektrizitätswerke in Amsterdam am 30. X. 
1919 hat P. Hunter einen Vortrag über die 


‘Verteilung der elektrischen Energie in Holland 


gehalten. Angesichts der besonderen Verhält- 
nisse in Holland hält Hunter eine Übertra- 
gungsspannung von 50 bis 60 kV für angemes- 
sen. Eine höhere Übertragungsspanpung, von 
100 kV und mehr,. die anderswo neuerdings 
immer mehr in Aufnahme kommt, dürfte in 
Holland nicht angebracht sein. Mit Rücksicht 
auf das außerordentlich weitverzweigte Netz 
der Wasserstraßen dürfte der Preis der Kohle 
in Holland überall ziemlich der gleiche sein. 
Eine Zentralisierung der  Elektrizitätserzeu- 
gung hält darum Hunter nicht für zweckmäßig. 
Die Spannung von 50 bis 60 kV hat noch den 
besonderen Vorzug, daß die Energieübertra- 
gung sowohl durch Freileitungen als auch durch 
Kabel erfolgen kann. Einbau kürzerer Kabel- 
strecken in Freileitungsnetze bietet gar keine 
Schwierigkeiten. Also braucht man bei dem 
Entwurf der Hochspannungsstraßen die be- 
wohnten Ortschaften nicht zu umgehen. Nach 
Ansicht von Hunter bietet die Fabrikation von 
verseilten Dreifachkabeln für 50 bis 60 kV gar 
keine Schwierigkeiten mehr. Diese Kabelarten 
erscheinen im ganzen billiger als Systeme von 
Dreifachkabeln, von denen jedes gegen Blei- 
mantel natürlich dann nur eine geringere Span- 
nung auszuhalten hat. Das System von drei 
Einfachkabeln bietet den Vorteil einer billigeren 
Reserve (Verlegung eines vierten. Kabels). Die- 
ses Kabel bleibt natürlich unbenutzt. Bei Drei- 
fachkabeln muß die Reserve voll sein; sie ist 
also erheblich teurer, doch wird man in diesem 
Falle beide Kabel dauernd unter Spannung 
halten, Die Kupferverluste gehen auf die Hälfte 
zurück, und diesen Umstand hält Hunter für 
entscheidend. Bei der Diskussion kam auch 
die Frage der Muffenkonstruktion zur Sprache. 
Hunter gab zu, daß diese schwizriger herzu- 
stellen seien als beim Einfachkabel, doch nicht 
in dem Maße, als daß dadurch die Vorteile der 
Dreifachkabel in Frage gestellt sein könnten. 
Die neueren Fortschritte der Fabrikation der 
Hochspannungskabel, insbesondere der Drei- 
fachkabel, sind nach Hunter der systemati- 
schen Untersuchung der dielektrischen Ver- 
luste zu verdanken. Die dielektrischen Verluste 
seien ein sehr scharfes Kriterium für die Güte 
des Fabrikats. Maßgebend für die elektrische 
Festickeit einer Kabelisolation ist eine nahezu 
vollkommene Abwesenheit der Luft. ZLn. 


Rohvaseline als Kühlmittel in. Kabel- 
kanälen. — . Schweitzer hat Laborato- 
riumsversuche durchgeführt, um ein vorläu- 
figes Urteil über die Verwendung von roher 
Vaseline als kühlendes Füllmaterial in Kabel- 
kanälen zu erhalten. Die Versuche wurden an 
einem 13,7 m langen 12 000 V-Drehstromkabel 
von 125 mm? Querschnitt angestellt. 4,6 m 


398 


dieses Kabels, dessen Leiter in Reihe ge- 
schaltet und bei niedriger Spannung mit Strom 
beschickt wurden, lagen in einem Kanal aus 
Stein. Mit Thermoelementen wurden an ver- 
schiedenen Stellen ‘die Temperaturen der 
Kupferleiter und des Bleimantels gemessen. 
Es wurden in üblicher Weise die Wärme- 
kurven ermittelt: einmal für den Fall, daß der 
Raum zwischen dem Kabelmantel und der 
Innenwandung des Kanals mit Luft und das 
andere Mal, daß er mit einer billigen Sorte 
der in Amerika handelsüblichen Rohvaseline 
ausgefüllt war, die gelegentlich auch Kabel- 
schmiere und schwarzes Petroleum genannt 
wird. Die verwendete Rohvaseline war sehr 
zähflüssig und verflüssigte sich bei keiner der 
aus. Sicherheitsgründen noch zulässigen Kabel- 
temperaturen. Das Einmischen von Graphit 
ergab keine wesentlichen Vorteile, die nicht 
durch die vermehrten Kosten voll aufgewogen 
wurden. Vorteilhaft erwies sich indessen das 
Einmischen flockigen Graphits in den Zement 
der Kabelkanäle  Hierüber werden weitere 
Versuche in Aussicht gestellt. Bei einer Strom- 
belastung von 325 A ergab sich!) eine Ver- 
ringerung der Leitertemperatur um 14%, 
wenn der freie Raum des Kanals statt mit 
Luft mit Vaseline ausgefüllt wurde. Dieser 
Temperaturverminderung entspricht eine Be- 
lastungszunahme von 7%. Da der innere 
Wärmewiderstand der verwendeten Kabel etwa 
60% des gesamten Wärmewiderstandes aus- 
macht, somit im Idealfalle die Strombelastung 
nur um 29% gesteigert werden könnte, so 
gestattete die Rohvaseline, etwa ein Viertel 
des überhaupt Möglichen zu erreichen. Als 
wesentlicher Vorteil der Verwendung von 
Rohvaseline wird hervorgehoben, daß die Kabel- 
temperatur bedeutend vergleichmäßigt wird. 
Es scheint, daß die gefürchteten überhitzten 
Stellen praktisch beseitigt werden können 
durch die Verwendung von Rohvaseline. Das 
ist wichtig im Hinblick auf die gegenwärtige 
Praxis mancher Elektrizitätsfirmen, alte Kabel, 
in denen sich leicht schwache Stellen finden, 
wieder zu verwenden. Durch .di&e Rohvaseline 
wird die Elektrolyse stark vermindert ‘und 
außerdem ein gewisser mechanischer Schutz 
insbesondere gegenüber Abschürfungen und 
dergl. erreicht. Eine nur tür amerikanische Ver- 
hältnisse gültige Kostenrechnung soll beweisen, 
daß sieh mit Hilfe von Rohvaseline eine Er- 
höhung. der Belastungsmöglichkeit unterirdisch 
verlegter Kabel nit großer Wirtschaftlichkeit 
erreichen läßt. Allerdings läßt der Verfasser 
alle Unterhaltungskosten und dergl. aus der 
Rechnung fort; es muß dahingestellt bleiben, 
ob dieses Vorgehen gerechtfertigtist. Immerhin 
scheinen die mehr vorbereitenden Versuche 
darzutun, daß das geschilderte Verfahren 
anderen, den gleichen Zweck verfolgenden 
Maßnahmen (Verwendung von Luftgebläsen 
großer Leistung, Wärmeabfuhr durch fließen- 
des Wasser und dergl. überlegen ist. Man 
wird dem Verfasser aber darin beistimmen, 
daß ein. Urteil über den praktischen Wert 
erst möglich sein wird, wenn Untersuchungen 
an praktischen Kabelverlegungen vorliegen. 
Mwg. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Messung sehr kleiner Kapazitäten und 
Induktivitäten. — L. Pungs und G. Preuner 
erzeugen mit zwei ungedämpften durch Glüh- 
Kathodenröhren (vgl. Meißner „ETZ“ 1919, 
Heft 7) hergestellten Schwingungen hoher 
Schwingungszahl (v = 10° bis. 10%), die sich 
aber wenig unterscheiden, Differenzschwebun- 
gen hörbarer Frequenz von der Größenordnung 
1000, nehmen dann aber noch eine dritte Glüh- 
kathodenröhre zu Hilfe, die mit den genannten 
akustischen Differenzschwebungen fast gleiche 
Schwingungen erzeugt, so daß schließlich sehr 
langsame (z. B. sekundenlange) Schwebungen 
zur Beobachtung gelangen, die als Anzeige- 
mittel bei der Abmessung dienen. Die Becb- 
achtung ‚dieser langsamen Schwebungen gibt 
ein außerordentlich empfindliches, von den 
Nachteilen bisheriger Verfahren freies Mittel, 
um Veränderungen im Schwingungszustande 
der erstgenannten, Schwingungskreise. festzu- 
stellen, die durch Anderung der Kapazität und 
Induktivität eines dieser Kreise auftreten. 
Auch die Dielektrizitätskonstanten (D. K.) von 
Gasen werden sich hiermit erfolgreich bestim- 
men lassen. (Physik. Zeitschr.‘“‘, Bd. 20 
S. 543.) Zar. 


Neuerung für Münzmesser. (Gas- und 
Stromautomaten). — Die Münzmesser verlieren 
durch die schnell fortschreitende Geldentwer- 
tung ebenso rasch an Beliebtheit als Selbstver- 
käufer und Vorauskassierer des Verbrauchs. 
Ihre Wertschätzung sinkt in dem Maße, als 


!) Pleetr. World Bd. 71, 8: 618. 


Elektrotechnische 


“ 


der Wert des Zehnpfennigstücks sich von dem 
Wert der dafür freigegebenen Verbrauchs- 
menge entfernt. Gegenüber den übrigen Ver- 


'kaufsautomaten für Nahrungs- und Genuß- 


mittel u. dergl. sind sie allerdings dadurch im 


Vorteil, daß sie gleichzeitig den Verbrauch. 


registrieren und damit ein Nachkassieren des 
Überpreises ermöglichen, also wenigstens noch 
weiter verwendet werden können. Welche 
Mehrarbeiten und Unkosten aber erwachsen 
nicht den Werken, die Tausende oder gar Zehn- 
tausende von Münzmessern verwenden, durch 
das Rechnungsausschreiben und Einziehen der 
Differenzbeträge. Doch wäre dies noch das 
Geringste. 
Selbstverkauf oder einer: Vorauszahlung ge- 
sprochen werden, wenn der Gas- oder Strom- 
preis sich einer Reichsmark für den Kubik- 
meter oder die Kilowattstunde nähert oder 
noch darüber hinausgeht? Müssen doch schon 
bei einem Münzgasmesser, der 'auf einem 
16-Pf.-Preis eingestellt ist, bei einem Kubik- 
meterpreise von 48 Pf ?/ des, Geldwertes 
der Verbrauchsmenge am Monatsschluß nach- 
kassiert werden. Man weiß, daß Gas und elek- 
trischer Strom ihren Weg bis in das kleinste 
Haus und die ärmste Hütte hauptsächlich 
durch die Münzmesser gefunden haben, und daß 
ohne sie die Kleinabnehmer niemals gute Zah- 
ler und dauernde Abnehmer werden können. 
Das Nacherheben der Unterschiedsbeträge zei- 
tigt heute bereits in Großstädten die trübesten 
Erfahrungen, deren Stufenleiter die Werks- 
leitungen durchkosten müssen: Anzweiflung 
der Richtigkeit, gereizte Auseinandersetzung, 
Verärgerung,  böswillige Zahlungsweigerung, 
Zahlungsunfähigkeit, Zahlungsflucht, gericht- 
liches Mahnverfahren,“ Gas- ‘oder Stroment- 
ziehung, Teilzahlung, Kostenlast,.' Verluste, 
ständige . Unsicherheit.. ’ 

Den häufig und in rascher Folge staffel- 
förmig erfolgten Preissteigerungen für Strom 
und Gas konnten die Werke mit Umbauen der 
Münzmesser gar nicht folgen.:. Aber selbst wenn 
Werke mit nur verhältnismäßig wenig Münz- 
messern, die erheblichen Kosten, großen Um- 
ständlickheiten und technischen Hindernisse 
jedesmal auf sich nehmen wollten, die Messer 
selbst verbessern sie durch das fortgesetzte Um- 
bauen bei jeder Preisänderung noch oben und 
später wiederum — was auch einmal kommen 
muß — nach unten, keineswegs. Für große 
Werke bleibt der &tändige Umbau sämtlicher 
Münzautomaten eine technische Unmöglichkeit. 
Die Automatenfabriken und die Werke selbst 
standen den Verhältnissen bisher ratlos gegen- 
über. Da ist nun eine von Benduhn angege- 


bene und geschützte Einrichtung bemerkens- 


wert, die hinsichtlich Einfachheit und Zweck- 
mäßigkeit geeignet ist, 
die Schwierigkeiten auf 
diesem Gebiete dau- 
erndzubeseitigen. Ben- 
.duhn läßt die Auto- 


vollkommen  unverän- 
dert, ersperrt nur die 
Einwurfschlitze für 
die Verwendung von 
Reichsgroschen durch 
Anbringung einer ein- 
fachen Absperrspange 
(Abb. 3). Während also 
das Metallstäbehen der 


.öperriegel, Spange den Schlitz 
quer abriegelt und für 

. den Einwurf von Zehn 

— , pfennigstücken unge- 
Emwurßschliz eignet macht, läßt. es 


für radial geschlitzte 
Wertmarken gleicher 
Größe und Stärke den 
Einwurf zu. . Die Ein 
führung erfolgt in der 


MN 
Außenwulst 


Abb. 3. 


Weise, daß die Wertmarke, die eine beliebige, 


Prägung erhalten kann, so. eingeführt wird, 
daß die Einschlitzung den Absperrriegel um- 
faßt. Nachdem die Einführung bis zum Mittel- 
punkt der Marke erfolgt ist, wird diese 180° 
um ihre Achse gedreht und somit nach der ande- 
ren Seite frei, so daß sie unbehindert in das 
Automatenwerk hineinrollen kann. Die Ein- 
schlitzung hat, wie zahlreiche Versuche er- 
geben haben, keinen Einfluß auf die Auslösung 
des Freigabemechanismus im Innern des Münz- 
werkes. Wichtig ist natürlich, daß die Wert- 
münze in Stärke, Durchmesser und Umfang 
nieht von einem Reichszehnpfennigstück ab- 
weicht. Um Verwechselungen und Mißbräuche 
der Marken für Gas- und Stromautomaten mit 
verschiedener Wertung zu verhindern, sind 
Einschlitzungen verschiedener Gestaltung vor- 
gesehen. Die Marke erhält die Aufprägung der 
Ausgabestelle und nötigenfalls auch das Stadt- 
wappen und eine kurze aber treffende Bezeich- 
nung wie „Gasmünze‘‘ oder „Strommünze‘, 
jedoch keine Werteinprägung, da der Ver- 
kaufswert der Marke mit jeder Veränderung 


Zeitschrift. 1920. Heit 20. 


Kann überhaupt noch von einem - 


: Elektrizitäts- 
wozu sich heute die städtischen Verkaufsstellen 


matenwerke im Innern » 


20. Mai 1920. 


‚der Gas- und Strompreise wechselt. Sind an 
einem Gaswerk z. B. die Münzgasmesser auf 
einen Kubikmeterpreis von 18 Pfennig einge- 
stellt, d. h. werden für 10 Pf. 555°/, 1 Gas ab- 
gegeben, so erhöht sich bei Heraufsetzung des 
Gaspreises auf 54 Pf. der Verkaufswert für 
diese 5555/,1 Gas auf 30 Pf, zu welchem Preise 
alsdann die Ausgabe erfolgen müßte. Bei jedes- 
maligem Steigen oder Fallen der. Gas- bzw. 
Strompreise wäre nur der Ausgabepreis der 
Marken entsprechend zu ändern. Die jeweiligin 
Umlauf befindlichen Marken würden dann 
‘allerdings von der Preisänderung nicht be- 
troffen. Es dürfte aber.nur selten vorkommen, 
daß Marken für mehr als einen Monatsbedarf 
vorrätig gehalten werden. Werke, die in dieser 
Richtung einen Mißbrauch durch Hamstern 
von Marken beim Steigen der Preise befürchten, 


. 


könnten sich leicht vor Schaden schützen, indem 


sie zweierlei Marken ausgeben, die eine bei- 
spielsweise mit einem Prägezeichen A, die andere 
mit B. Erfolgt nun eine Preissteigerung, so 
braucht nur bekannt gegeben zu werden, daß 
von dem und dem Zeitpunkte an nur Marken A 


.oder B gelten. Sache des Kassenboten, der die 
Entleerung der Automaten vornimmt, muß es 


sein, nichtgültige Marken, Falschstücke oder 
Marken aus Nachbarstädten,: die sich etwa in 
den Behälter vorfinden, zurückzuweisen, gegen- 
gültige umzutauschen oder den Wert der rich- 
tigen sich dafür erstatten zu lassen, wie das 
bisher auch bereits geschehen ist (Notgeld). Wo 
solehe Unregelmäßigkeiten mehrfach vor-' 
kommen, wird das Werk durch Gas- bzw. 
Stromentziehung oder nur deren Androhung 
schnell Ordnung schaffen können. 

Es liegt der Einwand nahe, daß den Gas- 
und Stromabnehmern die Besorgung dieser 
besonderen Marken, mit denen sie ei aus- 
gerüstet sein müssen, beschwerlich und lästig 
ist. Diese Schwierigkeiten bestehen für solche 
Konsumenten, die in der Lage sind, die dem 
Automaten entnommenen Marken vom Boten 
sofort zurückzukaufen, überhaupt nicht. Für 


die Minderzahlungsfähigen aber wird die Be- 


schaffung der. Marken kaum so schwierig sein, 
als bei der heutigen Not an Kleingeld die Be- 
schaffung der Zehnpfennigstücke. Wenn die 
und Gaswerke in Geschäften, 


besonders eignen, ausreichende Mengen der 
Wertmarken unterbringen, wird es auch den 
Ärmsten möglich sein, bei ihren täglichen Ein- 
käufen sieh mit einzelnen Automatenmünzen 
zu versehen. 5 ö 


Hans Herkner, Gaswerk Tüdenscheid. 
& 5 2 


Verkehr und Transport. 


Die Phasenumformerlokomotive und ihre 
Verwendungsmöglichkeit in Europa. — Dr. K. 
Sachs und Dr. A. Couwenhoven weisen in 
einer Arbeit auf eine Lösungsmöglichkeit, des 


Abb. 4. Schaltbild einer Phasenumformerlokomotive: 


Problems der elektrischen Zugförderung schwe- 
rer Züge unter Verwendung der übiichen Fre- 
quenz von 50 Per in der Sekunde hin.t) Eine 


' Stellung zur Systemfrage ist nieht beabsichtigt, . 


2) „Elektrotechn. u. Maschb.‘ Bd. 37, 1919, 8.437, 476 > 


weil dafür der Haupttransformator, sowie die: 


‘ versorgung des Landes haben würde. 


 Dauerleistun: 


20. Mai 1920. 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1928. Heit 20. 


399 


wenn auch der große Vorteil hervorgehoben 
wird, den die Verwendung der Frequenz 50 
auch für Bahnzwecke für die allgemeine u 

iese 
Lösungsmögliehkeit ist durch die Phasenum- 
formerlokomotive gegeben. Nach einer länge- 
ren Betrachtung über das Energiespiel zwi- 


schen dem Haupttransformator der Lokomo- 


tive, dem Phasenumformer und den dreiphasi- 
gen Triebmotoren wird eine nach Abb. 4 ge- 
schaltete Lokomotive in den wesentlichsten 
Zügen berechnet. Das Hauptergebnis der Be- 
trachtung über das Energiespiel bildet die Er- 
kenntnis, daß der Phasenumformer für die ge- 
samte Lokomotivleistung zu bemessen ist. Die 
Hauptwerte der berechneten Lokomotive sind: 
Bauart. r,..; A 1B-—-Bl ; 

.. 2000 PS bei 60 km/h 
Gesamtgewicht : 94 t 


Triebraddurchmesser . 1500 mm - 
Motorenzahl u. Leistung 2 zu je 1000 PS 
x dauernd i 

Drehzahl der Motoren 750 Umdr/min 
Übersetzungsverhältnis 13 343 
- Länge über d. Puffern 14,5 m 
Gewichte: \ RR 
Haupttransformator 9 t (1750 kVA 
dauernd) 
Phasenumformer oa a a 
2 Hilfstransforma- .. ı R 
LOTHAR ar 0,88 t zusammen 
2 Motoren. . . . 16.6.4 
Elektrischer Teil 446. ,: 
Geschwindigkeiten . 40, 60, 80 km/h 
Zugkräfte 
auernd } 81 t 
1 Stunde... ER TISHOND 
Höchstwert :.. ....:. rd. 13 t 
(Die „Lokomotiv-Vergleichsziffer“‘, die 


man erhält, wenn man das Gesamtgewicht in 
kg mit dem ‘Höchst,‚drehmoment‘‘ am Rad- 
umfang (hier 9750 mkg) dividiert, beträgt hier 


9,65 kg/mkg, ist-also etwa normal. Bemerkung 


. des Besprechers). 


Der Artikel geht noch kurz auf die Ge- 
schwindigkeitsstufung und die Bauart des An- 
kers der Drehstrommotoren ein. Die Stufen sind 
oben genannt und ihre Herstellung ist aus der 
Abb. 5 erkenntlich. Die Lokomotive wird trotz 
desPhasenumformers nicht vielschwerer als son- 
stige Wechsel- oder Drehstrom-Lokomotiven, 


Motoren bei der Frequenz 50 leichter werden. 


. Im Fehlen der Reihenschlußcharakteristik wird 


kein Mangel erblickt, dagegen ein Vorteil in der 


. Möglichkeit, ohne Zusatzapparate elektrisch 
, 


‘ besteht nach Angabe von W. P 


bremsen zu können. M. Sch. 


Feldschwächung für bestehende Bahn- 
steuerungen. Eine, bei der Einführung 
der Feldschwächung bei vorhandenen Bahn- 
steuerungen erforderliche Zusatzausrüstung 
‚Jackson 
aus zwei Schützen, die den Nebenschluß- 
widerstand zum Feld der Motoren . ein- 
schalten, nebst _einem Vorschalter. Dieser 
besitzt zwei Wicklungen, von denen die eine 
vom Motorstrom durchflossen wird, so daß 
der Schalter erst ansprieht, nachdem der 
Strom auf einen bestimmten, einstellbaren- 
Betrag gesunken ist, während die andere 
den Vorschalter freigibt, wenn die gesamten 
Widerstände der Motoren abgeschaltet sind. 
‘Die Schütze selbst liegen an den Anker- 
klemmen des einen Motors und sind so ein- 
gestellt, daß sie erst ansprechen, wenn die 
Ankerspannung 300 V überschreitet, wodurch 
vermieden wird, daß die Feldschwächung bei 
Reihenschaltung der Motoren eintritt. Derar- 
tige Ausführungen werden in Frage kommen, 
wo es angezeigt ist, in bestehenden Betrieben 
die Fahrgeschwindigkeit auf einzelnen Teil- 
streeken zu erhöhen. (Electr. Railway Journ., 
Bd. 50, S. 1081.] IM.r': 


7% 


Krane und Förderanlagen. 


Elektrische Spille. — Spille haben sich 


nicht nur auf Schiffen, sondern auch in Hafen- 


anlagen und für andere Zwecke bewährt und 
nehmen namentlich bei elektrischem Antrieb 
sehreinfache Formen an, sind wirtschaftlich und 
betriebssicher. In Glasers Annalen Bd. 86, 


1920, S. 21 werden einige Einzelheiten über die 


von der Deutschen Maschinenfabrik A.G. Duis- 
burg De a elektrisehen Spille 
mitgeteilt. Dieselben sind, normal einschließ- 


lich aller Steuerapparate und Anlaßwiderstände, 


"in ein kräftiges Gußgehäuse eingebaut und der 


die Spilltrommel tragende Deckel ist wasser- 


dicht aufgesetzt. Der Antrieb erfolgt durch 


Gleichstrom-Hauptschluß- oder Drehstrommo- 
‚toren (50 Per) mittels unter Öl laufendem 


 Sehnecekengetriebe, wobei Schnecke und Motor 


elastisch gekuppelt sind; bei einigen Größen 
kommt noch ein Stirnradvorgelege hinzu. Die 


Eu Steuerung erfolgt durch Steckschlüssel oder 


Fußschalter; letzterer kann in der Einschalte- 
stellung verriegelt werden. Angaben über 
einige ausgeführte Demagspille sind in nach- 
stehender Zahlentafel zusammengestellt: 


Er Motor ur BER BRAUEPRAUSS j 
Na schwin-]| Durch- | 7. De 
digkeit| messer ‚HöhelTängelBreite! Höhe 
kg |-kW |(PS,) | m/min mm mm| mm | mm | mm 
200 1,841 (&5)| 30 | 350 soo| 1720| — | 735 
2001 2,57| (3,5)]| 45 350 800 1720|. — "1 735 
1000} 6,621 (9) 30 1280/4201) 800 | 2000 1350 , 975 
5000|22,08| (30)| 15 1320/4751), 870 | 2450 | 1400 11200 
| W. 
Landwirtschaft. 


Die Leistungsfähigkeit der deutschen Land- 
wirtschaft nach der Lostrennung wichtiger Erzeu- 
gungsgebiete. — Durch die heute allgemein be- 


triebene intensivere Bewirtschaftung des Bodens 


und die dadurch herbeigeführten größeren Er- 
träge und deren Verarbeitung wird der Elektro- 
technik die Aufgabe einer entsprechenden Ver- 
sorgung der Landwirtschaft mit Strom und Hilfs- 
maschinen erwachsen. Ein eigenartigesMittel zu 
dieser Erhöhung der Intensität der Bewirtschaf- 
tung des Bodens, d. h. eine Ertragssteigerung 
der Landwirtschaft im allgemeinen macht nun 
die Saatzuchtstelle der deutschen Landwirt- 
schaftsgesellschaft bekannt ?). Hiernach ist eine 
solche Ertragssteigerung allein durch die rich- 
tige Auslegung des Saatgutes ohne Zuhilfe- 
nahme irgendwelcher sonstigen Mittel zu errei- 
chen. Angestellte Versuche haben ergeben, 
daß mindestens zwei Drittel unserer Landwirte 
zu stark säen, daß also, wenn an Saatgut ge- 
spart werden würde, ein größerer Körnerertrag 
als bisher erzielt werden könnte. Bei Hafer 


haben sich beispielsweise folgende Durch- 
schnittsziffern ergeben: 
Aussaatstärke Mehr- 
170 bis | ertrag 
bis 139kg|weitüber| bei 
je ha 200 kg | schwa- 
jeha | cher 
Kornertrag Aussaat 
kg je ha|kg je ha | kg je ha 
1911 (schwerer Boden) 
heißes u.trocknesJahr | 2892 2840 52 
1912 (schwerer Boden) 
sehr nasses Jahr ... | 3480 3013 467 
1913 (schwerer Boden) 
- Witterung normal .. | 3622 | 3169 453 
1913 (leichter Boden)... | 2921 2346 575 
Mittel (1911 bis 1918)... | 3229 | 2842 | 387 


Im Jahre 1913 wurden im Deutschen 
Reiche von 4 438 209 ha 9 713 965 t Hafer ge- 
erntet, 444 030 ha mit 835 340 t Ertrag gehen 
uns verloren, 3 994 179 ha verbleiben uns. 


Wir können an Hafer-Saatgut 


GEBDaATENI Een u 133 139 
und dennoch mehr ernten 1 030 498 t 
Der Gewinn von . . . ...... 1163 637t 
ergibt noch einen Überschuß 

von... as 323 297 t 


Hafer als Mehrernte von kleinerem Gebiet die- 
selbe Pflege und Düngung der Saaten voraus- 
gesetzt.. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so 
günstig Legen die Verhältnisse bei Roggen und 
Weizen. Der Mehrertrag durch Verminderung 
der Aussaatstärke würde etwa den Verlust 
durch Verminderung der Anbaufläche decken. 

Diese in erster Linie von praktischen Land- 
wirten durchgeführten Sortenanbauversuche 
haben einwandsfrei ‘ergeben, daß durch die 
richtige Saatbemessung eine hohe Steigerung 
des Gesamtkörnerertrages im ganzen Reich 


mögliehist und nieht nur das, sondern auch eine’ 


bedeutende Qualitätsverbesserung. Es leuchtet 
ein, daß wir nach solchen Feststellungen die 
Hoffnung hegen können, bei richtiger Bearbei- 
tung des verfügbaren Ackerlandes und bei 
Anwendung aller möglichen technischen Hilfs- 
mittel unsere Ernährung wirklich vom Aus- 
lande völlig unabhängig zu machen. | 

Diese Ertragssteigerung würde, wie oben 
schon angedeutet, an sich mehr maschinelles 
Rüstzeug zur Verarbeitung des größeren Er- 
trages erfordern. Sodann ist aber auch die 
sparsamere Verwendung des Saatgutes selbst 
kaum anders zu erreichen als durch eine ma- 
schinelle Verteilung, d. h. durch die Anwendung 
besonders hierzu gebauter maschineller Ein- 
richtungen. Alles das weist von Neuem darauf 
hin, was schon an anderer Stelle oft betont 
worden ist ?), daß der landwirtschaftliche Be- 
trieb erhebliche Hilfe aus unseren industriellen 
Werkstätten erhalten kann, während er früher 
sich lediglich auf dem Lande selbst abspielte. 


Spillkopf zweihäuptig. 
Nr. 12 ihrer Mitteilungen vom 20. III. 1920. 


1) 
2 
3) .8. z.B. „BETZ“ 1919, 8.589. 


Durch dıe heute allgemein betriebene in- 
tensivere Bewirtschaftung des Bodens und die 
dadurch a größeren Erträge 
und deren Verarbeitung wird der Elektrotech- 
nik die Aufgabe einer entspreuhenden Versor- 
gung der Landwirtschaft mit Strom und Hilfs- 
maschinen erwachsen. Krohne, 


Fernmeldetechnik. 


Marconi und das englische Weltfunknetz. 

— Eine sorgfältig abgefaßte Schrift, die von 

der Marconi-Gesellschaft herausgegeben und 

dem englischen Unterstaatsausschuß für Funk- 
telegraphie unterbreitet worden ist, enthält die 

Einzelheiten eines Vorschlages für ein Netz 

drahtloser Verbindungen für das ganze briti- 

sche Reich. Der Vorschlag sieht Haupt- und 

Nebenlinien vor, die für England drahtlose 

Verbindung mit allen Teilen des Reiches schaf- 

fen und außerdem ermöglichen sollen, daß jeder 

Teil des Reiches mit irgendeinem passend aus- 

gerüsteten Schiffe drahtlos verkehren kann, das 

sich etwa zwischen 60° N und 50° befindet. 

Die vorgeschlagenen Verbindungen und Neben- 

jinien sind folgende: 

1. England — Indien, von da nach Singa- 
pore, Australien und Neuseeland mit einer 
Zweiglinie von Singapore nach Hongkong. 

2. England — Asypten, von da nach Ost- 
und Südafrika. 


2a. England — Ägypten und weiter nach In- 
dien, Singapore usw. 

3. England — Westafrika, von da nach Süd- 
afrıka und Südamerika. 

4. : England — Westindien. 

5.. England — Montreal — Vancouver. 

6. - Australien — Vancouver (zuerst nur 


nachts). ; 

Diese Verbindungen würden nach den Be- 
rechnungen der Gesellschaft erfordern: 30Groß- 
stationen, 50 Haupt- und 100 Nebenstationen 
sowie 200 kleine örtliche Stationen. Zu ihrer 
Bedienung würde einHeer von 17 170 Personen, 


„darunter 2240 Ingenieure verschiedener Grade, 


über 9000 Funkbeamte, 1290 Handwerker und 
2500 Jugendliche nötig sein. Alles Personal mit 
Ausnahme. der eingeborenen Diener und. des 
Küchenpersonals soll britischer Staatsange- 
höriskeit sein und alle Weißen sollen der Marine- 
und Heeresreserve angehören und für eine 
augenblickliche Mobilisierung geeignet sein. 
Sie sollen jedoch bei einer Mobilisierung nicht 
von ihrem Posten geholt werden. Die Gesell- 
schaft bietet sich an, ein derartiges Netz auf 
eigene Kosten zu errichten und zu betreiben 
unter folgenden Bedingungen: Sie zahlt jährlich 
an das Land, in dem sich eine oder mehrere 
Stationen befinden, 25% des Nettogewinns der 
Anlagen. Nach 30 Jahren von dem Tage an 
gerechnet, an dem irgendein drahtloser Dienst 
innerhalb dieses Netzes aufgenommen wurde, 
geht die Station ohne irgendwelche Bezahlung 
ın das Eigentum der Landesregierung über. 
Diese soll auch das Recht haben, die Anlagen 
zu jeder beliebigen früheren Zeit käuflich zu 
erwerben, u. zw. für den Wert, mit dem die 
Anlagen in den Büchern der Gesellschaft ste- 
hen, zuzüglich der für die Errichtung etwaiger 
Verbindungen entstandenen Ausgaben und zu- 
züglich einer Vergütung in Höhe. von 10% 
der Bruttoeinnahmen für den Rest der 30. Jahre. 
Die Landesregierung soll ferner das Recht 
haben, die Leitung der Stationen im Falle 
eines Krieges oder nationaler Nöte zu über- 
nehmen. Die Regierungen verpflichten sich 
dagegen, alle erforderlichen Lizenzen auf 
30 Jahre zu erteilen, jede Erleichterung für den 
Erwerb von Grundstücken zu gewähren und 
alle Arbeiten zur Herstellung der erforderlichen 
ober- und unterirdischen Telegraphen- und 


. Fernsprechverbindungen gegen Erstattung der 


Kosten auszuführen. Sie garantieren der Ge- 
sellschaft ferner die uneingeschränkte Benut- 
zung der Anlagen, abgesehen von Fällen der 
nationalen. Not, und das Recht, den Verkehr 
auf fremde Länder in jedem Umfange und zu 
Bedingungen, die geschäftliche Vorteile brin- 
gen, auszudehnen. Außerdem sichern sie die 
Gesellschaft vor dem Wettbewerb fremder 
Unternehmen. Die Gesellschaft ist bereit, auch 
Stationen für den Verkehr mit Schiffen auf 
See und Flugzeugen in der Luft zu ähnlichen 
Bedingungen, zu bauen und zu betreiben und 
ein solches Stationssystem mit dem staatlichen 
Netz zu verbinden, wenn dies praktisch er- 
scheinen sollte. (‚Times‘‘ 10. März 1920.) 
p- 

Unterdrückung atmosphärischer Störungen 

bei drahtlosem Empfang. — R. A. Weagant 
von der Marconi-Gesellschaft gibt Mittel an, 
um die Wirkung atmosphärischer Störungen 
bei dem Empfang drahtloser Zeichen zu unter- 
drücken. Bei derartigen Störungen können im 
allgemeinen zwei Arten voneinander unter- 
schieden werden; die einen, die von oben nach 


‚Anschauungen durch sorgfältige Versuche be- 


400 Ei 


unten gehenden Potentialstörungen ihr Auf- 
treten verdanken, bringen ein brodelndes Ge- 
räusch hervor; sie treten in der Hauptsache in 
der warmen Jahreszeit auf zwischen ‚Mittag 
und dem folgenden Sonnenaufgang. Die zweiten, 
die sich als scharf knackende Geräusche be- 
merkbar machen und besonders in der kalten 
Jahreszeit beobachtet werden, rühren von 
horizontal fortschreitenden Potentialstörungen 
her. Die ersten beseitigt Weagant durch eine 
Antennenanordnung folgender Form: Zwei 
Drahtschleifen sind in gewisser Entfernung von- 
einander so aufgestellt, daß sie beide in einer 
Ebene liegen, die senkrecht zur Erdoberfläche 
und zur Empfangsrichtung steht. Von beiden 
Schleifen führen zwei Drähte über Abstimm- 
mittel zu je einer der festen Spulen eines Gonio- 
meters nach Bellini und Tosi. Die bewegliche 
Spule des Toniometers bildet einen Teil eines 
Zwischenkreises, der mit dem eigentlichen 
inen Überlagerungsempfänger enthaltenden 
Empfangskreis gekoppelt ist. Die senkrecht 
von oben nach unten gehenden Störungen er- 
zeugen in den Schleifen Ströme, die sich im 
Goniometer in ihren Wirkungen aufheben, 
während die durch die horizontal ankommen- 
den Nutzzeichen in den Schleifen induzierten 
Ströme sichsummieren. Diefür Belmar gebaute 
Versuchsanlage dieser Art hatte folgende Ab- 
messungen: zwei rechteckige Schleifen von 
120 m Höhe und 300 m Breite in 1500 m Ent- 
fernung der Rechteckmittelpunkte. Ver- 
suche an dieser Anlage bei der Aufnahme der 
6000 m-Welle von Nauen im Juli und August, 
d.h. in der gewitterreichsten Zeit, gaben fort- 
dauernd fast störungsfreien Empfang und führ- 
ten zu der Feststellung, daß. die günstigste Ent- 
fernung der beiden Schleifen ein Viertel der 
empfangenen Wellenlänge betragen solle An 
Stelle der Schleifen können auch horizontale 
Antennen verwendet werden, die aber nicht 
zu hoch über dem Erdboden angebracht werden 
dürfen, wenn ihre Wirkung auf die Störungen 
nicht vermindert werden soll. Für die Unter- 
drückung der Störungen zweiter Art hat Wea- 
gant eine Drei-Antennenanordnung geschaffen. 
Ks tritt dabei zu den oben genannten beiden 
Schleifen eine unterhalb derselben verlegte 
Horizontalantenne, die induktiv gekoppelt ist 
mit. einem Zwischenkreise, auf den auch die 
bewegliche Spule des in die Schleifenantennen 
eingeschalteten Goniometers wirkt. Durch ge- 
eignete Koppelung läßt sich nach Weagant 
erreichen, daß die stark gedämpften Ent- 
ladungsströme aus den Schleifen denen aus der 
Horizontalantenne entgegengerichtet sind, eine 
Wirkung auf den Empfänger also nicht eintritt. 
Für die letzte Schaltung gibt es noch eine ver- 
einfachte Ausführung, bei der nur eine Schleife 
und eine Horizontalantenne verwendet wird. 
Diese ist um eine horizontale Achse verstellbar, 
um die Kompensation von Störungen zu er- 
möglichen, die unter einem Winkel zur Wage- 
rechten einfallen. Die Abmessungen der An- 
tennen können hierbei kleiner gewählt werden. 
(„Electrieian‘‘, Bd. 83, $. 85 u. f.) Rp. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 

Die unipolare Leitung von Kristallen. — 
In der ‚Physik. Zeitschr.“ hat H..R. einen 
Nachruf für F. Braun erscheinen lassen, in dem 
er die von Braun entdeckte unipolare Strom- 
leitung der Schwefelmetalle, die er dann zu den 
Detektoren verwendete, als immer noch rätsel- 
haft bezeichnete. F. Streintz und A. Wesely 
zeigen nun auf Grund ihrer bezüglichen Ar- 
beiten, daß der hier namentlich maßgebende 
Übergangswiderstand an der Kontaktstelle 
Schwefelmetall— Metall von der Stromstärke, 
vom Druck, von der Dauer der Berührung und 
von der Natur des Metalles abhängt, daß er 
Gasschichten an der Berührungsstelle zuge- 
schrieben werden muß, nicht elektrochemischen 
Wirkungen. Mit der Gasaustreibung entsteht 
bei jedem aus umhüllender Isolierflüssigkeit 
auftretenden Gasbläschen eine zuweilen ruck- 
weise Abnahme des Widerstandes. Das Schwe- 
felmetall ist also von einer Atmosphäre um- 
geben, die durch seine Verdampfung (?) ge- 
bildet wird. Dadurch entstehen zu beiden Seiten 
des Kristalls gewissermaßen Plattenkondensa- 
toren mit dem Gase als Dielektrikum: ‚„Mole- 
kularkondensatoren“. Die Verfasser haben ihre 


legt. Es ist wahrscheinlich, daß mit dem Ver- 
schwinden der Unipolarität auch der Über- 
gangswiderstand beseitigt ist; dieser ist übri- 
Benz von der Ladungsspannung unabhängig. 

ie Ergebnisse sind folgende: Die unipolare 
Leitung ist mit einem von der Stromrichtung 
abhängigen Temperaturunterschied an den 
Endflächen des Kristalls verbunden. Der 
schwächere Strom fließt durch den Kristall 
von der wärmeren zur kälteren Verbindungs- 
stelle. Mit wachsender Stromstärke sinkt der 
Übergangswiderstand, steigt die Unipolarität, 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


wogegen beide bei steigendem Druck abneh- 
men. Mit wachsender Spannung im Gesamt- 
kreise nimmt die Unipolarität innerhalb weiter 
Grenzen proportional ab, der Übergangswider- 
stand bleibt dabei ungeändert. („ Physik. 
Ztschr.‘, Bd. 21, 8.42.) Zar. R Pa 


Ausbreitung elektromagnetischer Wellen 


über einen ebenen Leiter. H. Wey]l ent- 
wickelt eine Theorie der Ausbreitung elektro- 
magnetischer Wellen im Raum, der zur Hälfte 
von einem homogenen Dielektrikum, zur ande- 
ren von einer homogenen Substanz endlicher 
Leitfähigkeit erfüllt ist (eine Ebene soll die 
gemeinsame Grenze beider Teile sein), welche 
Theorie ‚auf natürlicherem Wege als die Som- 
merfeldsche Theorie zu durchsichtigeren und 


vollständigeren Resultaten zu führen scheint‘. 


(„Ann. d. Physik.‘, Bd. 60, S. 481.)- Zar. 


Gegenseitiger Induktionskoeflizient von 
Rechtecken und Quadraten. — Wegen der gro- 
ßen Bedeutung der Braunschen Rahmenan- 
tenne für Empfangszwecke der drahtlosen 
Telegraphie in ihrer neuesten Entwicklung hat 
A. Esau Formeln für die Berechnung der 
Selbst- und gegenseitigen Induktionskoeffi- 
zienten zweier in parallelen Ebenen einander 
gegenüberliegenden Rechtecke ungleicher Größe 
abgeleitet, aus denen sich auch die Spezial- 
fälle gleich großer paralleler Rechtecke und in 
derselben Ebene liegender Quadrate ergeben. 
Zahlentafeln und Schaulinien erleichtern den 
Gebrauch der Formeln. (,Ann. d. Physik.‘“, 
Bd. 61, 8.410.) Zar. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Die neuen Lokomotivwerke von Armstrong- 
Whitworth. — Nach Abschluß des Waffenstill- 
standes wurde -die Scotswood-Munitionsfabrik 
am Tyne, die der obigen Firma gehört, auf den 


Bau von Lokomotiven umgestellt. Sie bildete 


einen wesentlichen Teil des großen Elswick- 
Arsenals, bedeckte einen Flächenraum von 
15,65 ha und enthielt etwa 4000 zur Granaten- 
fabrikarion dienende Maschinen; doch gelang 
es innerhalb eines Jahres, die erforderlichen 
neuen Maschinen zu beschaffen und die erste 
Lokomotive abzuliefern. Der Antrieb der 
Werkstätten istdurchweg elektrisch, und der 
aus Newcastle bezogene Drehstrom von 
6000 V wird in 4 in verschiedenen Gegenden 
des Betriebes gelegenen Unterwerken auf. 440 V 
umgeformt. Dabei sind diese Unterwerke durch 
doppelte Speiseleitungen miteinander verbun- 
den, so daß eine Ringleitung gebildet wird. 
Die Hochspannungskabel sind an gekapselte 
Reyrolle - Schaltapparate so angeschlossen, 
daß die eine Hälfte der Anschlüsse zwecks Re- 
paratur abgeschaltet werden kann. Zur Ver- 
teilung der Energie auf die einzelnen Werk- 
stätten dienen 3-adrige Kabel; die hierfür er- 
forderlichen Schalteinriehtungen sind‘ eben- 


falls Fabrikat Reyrolle in gekapselter Aus- : 


führung. Die Beleuchtung erfolgt mittels 
110 V und hochkerzigen Halbwattlampen. 
Die Allgemeinhelligkeit beträgt durchweg 3 
Lux; für Maschinen, bei denen es nötig ist, sind 
Einzellampen vorgesehen. Mehrere rotierende 
Westinghouse-Umformer von je 750 kW sind 
aufgestellt, um Drehstrom in 480 V Gleich- 
strom, der für regelbare Motoren zum Antrieb 
von Hobel-, Bohr- und anderen Maschinen be- 


nötigt wird, zu liefern. Die Anlaßvorrichtungen | 


für diese Antriebe sind durchweg in Gußeisen- 
kästen eingebaut und mit Druckknopfsteue- 
rung ausgerüstet. Jeder Stromkreis hat emen 
Zähler, so daß die Betriebskosten der einzelnen 
Arbeitsvorgänge genau ermittelt werden können. 
Als Neuheit hat die Firma einen elektrischen 
Nieterhitzer eingeführt. Sämtliche elektri- 
schen Anordnungen, mit Ausnahme des An- 
schlusses an die Hochspannungsleitung, hat die 
Firma durch eigenes Personal ausführen lassen. 
Die erste fertiggestellte Lokomotive war eine 
0-8-0 Maschine für überhitzten Dampf und 
für die North-Eastern-Eisenbahngesellschaft 
bestimmt. Der Betrieb wird 6000 bis 7000 
Leute beschäftigen und 70 Lokomotiven gleich- 
zeitig bauen. („Electrical Review‘‘, Bd. 86, 
1920, S. 19.) W. 


Energiewirtschaft. 


Steinmetz über Amerikas Energievorräte!). 
— ‚Wenn wir die verfügbaren Energiequellen 
betrachten wollen, so kommen in Frage 
Kohle, Petroleum, Naturgas und ' Wasser- 
kräfte. Der Kohlenverbrauch kann nur mit- 
telbar aus der Kohlenerzeugung geschätzt wer- 
den. Die Kohlenförderzahlen der Ver- 
einigten Staaten haben sich wie folgt ent- 
wickelt: 


1) Nach „Proceedings A.1.E.B.*, Bd. 37, 1918, 8.591, 


1920. Heft 20. 


. ZusSammengenommen. 


Jahr Mill t 
LS 2 DW EN re OR ARE OL 
EL OR RE 1,0. 
1852 10,0 
1882 f 100 
(EI SIR Erna, a (867) 
1920 geschätzt N ERROR) 
1958 u, 1 FREE LO00N 


_ Nimmt man die chemische Energie der 
Durchschnittskohle zu etwas mehr als 7000 cal 
an, so entspricht der chemischen Energie von 
1 t Kohle etwa die elektrische Leistung von 
1 kW-Jahr. Unter der Annahme, daß die eine 
Hälfte der Kohle zur Krafterzeugung‘ mit 
einem Wirkungsgrad von 10%, die andere 
Hälfte zu verschiedenen Formen der Heizun 
mit einem Durchschnittwirkungsgrad von 40% 
benutzt wird, erhalten wir als Gesamtausbeute 
aus 867 Mill. t Jahreskohlenförderung eine 
Leistung von 217 Mill. kW-Jahren. Ka 
‚Der Gesamtbetrag der in den Vereinigten 
Staaten verfügbaren Wasserkräfte läßt sich 
aus der Bodenfläche, der Regenhöhe und den 
Erhebungen über dem Meeresspiegel schätzen 
und a sich zu etwa 3000x 1015 kgm oder 
950 Mill. kW-Jahren. Nach Abrechnung von in 


der Landwirtschaft gebrauchten Wassermen- 


gen und Verlusten bleiben ungefähr 1200 x 
1015 kgm oder 380 Mill. kW-Jahre übrig, die 
sich durch die Verluste bei der Umwandlung 
in elektrische Energie und bei der Verteilung 


bei einem Wirkungsgrad von 60%, auf 230 


Mill. kW Jahre vermindern. Um diesen mög- 
lichen Höchstbetrag zu erreichen, müßte jeder 
Strom, Fluß, Bach, ja jedes Rinnsal, von der 
Quelle bis zum Meere zu er Jahreszeit ge- 
nutzt werden; es dürfte 

Wasser mehr geben, nur Stauwasser, das 
durch Röhrenleitungen zu Turbinen und dann 
in das nächste tiefergelegene Staubecken 
fließt. Interessant ist dabei, daß es unmöglich 
wäre, falls einmal die Kohle anfängt, zu man- 
geln, den Gesamtkraftbedarf der Vereinigten 
Staaten, der jetzt ungefähr 230 Mill. KW be- 
trägt, aus der Wassernutzung zu decken. Man 
sollte daher mit allen Mitteln versuchen, den 
Wirkungsgrad der Kohlennutzung zu verbes- 
sern, Eine praktisch unbegrenzte Energie- 
quelle ist die Sonnenstrahlung; sie wird an 
der Erdoberfläche zu 1,4 cal/em?/min ge- 
schätzt. Bei 50% Bewölkung würde sich ein. 


Jahresdurchsehnitt von etwa 0,14 cal/em?/min : 


der horizontalen Oberfläche oder für die 8,3 
Mill. km? der Vereinigten Staaten etwa 
800 000 Mill. kW ergeben. Also 1000-mal so 
viel als die chemische Gesamtenergie der ver- 
brauchten Kohle und 800-mal soviel als die 
potentielle Energie des Gesamtregenfalles in 
diesem Gebiet. Das ist wohl auch zutreffend, 
denn die potentielle Energie des Regens von 
der Erdbodenoberfläche zum Meeresspiegel 
stellt nur einen verschwindenden Teil der ge- 
samten Sonnenstrallung dar. Wenn nur auf 


den etwa 2,7 Mill. km? Bodenfläche in den Ver- 


einigten Staaten, die für landwirtschaftliche 
Zwecke ungeeignet sind, die $onnenstrahlung 
nutzbar gemacht werden könnte, so würde das 
bei einem Wirkungsgrad von 50% 130 000 Mill. 
kW, bei einem Wirkungsgrad von nur 10%, 
immer noch 13 000 Mill. kW ergeben, also be- 
deutend mehr als Kohlen- und Wasserenergie 
Hier scheint demnach 
die große Energiequelle der Zukuntt zu liegen. 
Die gebräuchlichen Wasserkraftwerke be- 
rücksichtigten in erster Linie die größten 
Wassermengen;; ihre Bauart ist kompliziert und 


'zur Nutzung kleiner Wasserkräfte ungeeignet. 


Um auch die außerordentlich zahlreichen. 
kleinen und kleinsten Wasserkräfte rationell 


‚auszunutzen, muß eine ganz einfache Tur-. 


binenanlage mit Asynehrongeneratoren An- 
wendung finden). Eine Turbine einfachster 
Form würde ohne Regelung dauernd unter 
Vollast arbeiten und direkt mit einem Nieder- 
spannungs-Asynchrongenerator gekuppelt sein. 
Letzterer wäre.direkt mit den Transformatoren 
verbunden, und diese würden durch Hoch- 


ein freiströmendes ° 


N. 


spannungsschalter oder auch nur durch selbst- 


tätige Schalter und Sicherungen das Netz 
speisen. Abgesehen von einem Blitzableiter, _ 
wo es die Örtlichkeit bedingt, wären irgend- 
welche Instrumente, außer vielleicht zur In. 
formation eines etwaigen Maschinenwärters, 
nicht erforderlich, da Spannung, Strom, Lei- 


'stung und Frequenz entweder vom mit Syn- 
‚ehronmaschinen betriebenen Hauptkraftwerk 


aus geregelt oder durch die verfügbare Wasser 


‚kraft bestimmt werden. Eine derartige Verein- 


fachung läßt es denkbar erscheinen, daß diese 
kleinen Wasserkraftwerke gänzlich automatisch 
arbeiten.: Mittels solcher 'Wasserkraftwerke 
würde also die Energie elektrisch gesammelt 
werden, genau so, wie sie elektrisch verteilt 


vielen Millionen kW in den Vereinigten Staa- 


) Vgl. „BETZ“ 190, 8.179, 310, 
x sie ! ’ 


a 


v 


j- 


‚wird. Es sind unzweifelhaft Wasserkräfte von ae 


Pak Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 20. 


401 


ten vorhanden, die sich durch Induktions- 
generatoren von etwa 40V kW und mehr aus- 


sitzen, dal) normale Maseninen verwendet wer- 
den Können. Nehmen wir z. B. einen Mühlen- 
bach ın Neu-kEngland an. Er hat in seinem 
Oberlauf auf einer Strecke von 8 km ein Ge- 
tälle von 335 m. Durcn Anbringung von nie- 
drigen, etwa 6 bis 9 m langen Staudammen an 


IR Gubeisenröhren konnen wirksame Gefälle von 
je etwa 45 m erzielt werden, welcne im Durch- 
schnitt 75 PS oder im ganzen 225 PS (170 kW) 


ergeben. Die Ausnutzung des übrigen Teiles 


dieser Wasserkrait würde man, der größeren 
Schwierigkeiten wegen, einer späteren Zeit 
überlassen. Natürlıcn würde sicu die KErrich- 
tung eines einzelnen Kraitwerkes von 170 kW 
Leistung nicht lonnen, aber wenn der Bezirk 


 zahlreicue derartige Bäche entnält und die 


Hochspannungsleitung eines mit Synehron- 
 generatoren arbeitenden Kraftwerkes in der 
Näne vorbeifuhrt, so können zahlreiche kleine 
Kraftwerke an diese Hochspannungsleitung 
angeschlossen werden, dıe ıure Leistungen 
sammelt und gleichzeitig ihre Kegelung ünber- 
nımmt. Dıe Verwendung von Induktionsgene- 
_ ratoren für die gekeunzeichneten kleinen 
x Wasserkratitwerke ist besonders vorteilhaft, 
weil bei der immer zunehmenden Spannung 
und Ausdennung der elektrischen Kıattüber- 
tragungsanlagen die wattlosen Ströme ständig 
großer werden und diese durcen die Induktions- 
generatoren wirksam bekämpit werden würden. 
„Vie Inbetriebnahme dieser Induktionsgenera- 
toren würde bei den kleineren in,der Weise er- 
folgen, daß zunächst der Stromkreis geschlossen 
wırd, der Induktionsgenerator also als Motor an- 
läuft. Jetzt wird die lurbinenschütze geöffnet 
und der Generator durch die 'lurbine so be- 
schleunigt, daß er mıt größerer als der syn- 
ehronen Drenzahl läuft und Strom lietert. 
Uder die lurbine wırd vor der Kinschaltung 
des Induktionsgenerators angelassen, nımmt 
ihre Endgeschwindigkeit an, dıe bei Wasser- 
- turbinen etwa doppeit so groß wie die normale 
ist, und die daun nach Einschaltung unter 
Leistungsabgabe auf ein wenig über die syn- 
chrone sınkt. Bei größeren daschinen wırd 
wohl zweckmäßig die lurbinenschütze zu- 
nächst nur teilweise ‚geöflinet, der Stromkreis 
geschlossen, wenn die Drehzanl die synenrone 
rast erreicht hat, und dann die Schütze ganz 
geöffnet. Doch müssen die Induktionsgene- 
. ratoren zweckentsprecnend konstruiert sein, 
um ein Außertrittiallen zu verhindern. 
er In ännlicher Weıse, wie die zerstreut lie- 
genden Wasserkrätte, sollten auen die Heız- 
anlagen zur Krzeugung der leicht zu sam- 
melden elektrischen Iunergie herangezogen wer- 
den. 100 Mill. t Konle werden jahrlıch ver- 
‚ heizt, meistin Dampfheizungsanlagen. Wenn, 
wıe es bereits teilweise zur Erzielung eines 
‚besseren Wirkungsgrades geschieht, nochge- 
spannter Dampt benutzt und zwisenen Kessel 
und Heizkörper eine einfache Dampiturbine, 
dıe mıt eınem Induktionsgenerator direkt ge- 


Pr 
Kt 
ne 

x 


kuppelt ist, eingeschaltet wird, dann können 


alle diese l'urbogeneratoren an ein großes elek- 
trisches Kraftvertellungssystem angeschlossen 
werden, Diese Anlagen wären nur dann in 
Betrieb, wenn geheizt wird, also hauptsäculicn 

ım Wınter tagsüber und besonders ‚abends, 
d.h. gerade zu den Zeiten der Spitzenbelastung 
der Kraltwerke, welche sie demnach äußerst 
— günstig beeintlussen würden. Die Dampitur- 
-  pinen müßten allerdings mit Vorrichtungen 
versehen sein, dıe eine unzulässig hone Dren- 
zaul verhindern "und könnten ihrer Billigkeit 
wegen schon bei ganz geringen Leistungen von 
- wenigen kW Anwendung ınden. Der Wir- 
kungsgrad solcher — wie Steinmetz sie 
nenut — Heizkrait-Sammelanlagen wäre auch 
bei unwirtschaftlich arbeitenden Dampftur- 
binen nahezu 100%, da alle Verluste als Wärme 
im Dampf bleiben und dıe eigentlichen Verluste 
sich aut die von Turbine und Generator abge- 
_  . gebene Strahlungswärme beschränken, soweit 
nieht auch diese zur Heizung des Autstellungs- 
- - ortes nützlich. beiträgt. Kkıne teurere Dampf- 
turbine mit hohem \Wirkungsgrade böte aller- 
dings den Vorteil, dal größere Beträge elektri- 
scher Energie aus dem Heizstotff gewonnen 
werden, wobei der Wert der Energie bestimmt, 

wıe hoch der Anschaffungspreis der lurbine 
sein darf. Nimmt man den Gesamtwirkungs- 
grad bei der Umwandlung der chemischen ın 
elektrische Energie, beispielsweise zu 3% an, 
80 würde das bedeuten, daß 3%, mehr honle 
verbrannt werden muß, um deuselben Heiz- 
eifekt, wie. vorher, zu erzielen; jede Tonne 
Kohle würde dann 900 000 kJ oder 250 kWh 
ergeben, da man durehsehnittlien 30 000 kJ 
auf das kg Kohle rechnen kann; lt = 1000 kg 
also 30 000 Vv00 kJ und 3% davon 900 000 kJ 
sind. Bei einer Vergütung von 0,5 Cent für die 
"kWh erhält man so eine Kraftrückgewinnquote 


- _ yon 1,25 $/t Kohle. Damit kann man die Ver- 
| Fa 


uutzen lassen und die ein solches Getälle be- 


deu drei Stellen größten wWetälles, und 100 m 


letzteres zu tun, die Abwärme der zur Kratt- 


‚Wärmeelektrizität, 


die Elektrizitäts- und Wasserwerke ihre Liefe- 


zinsung der erforderlichen einfachen Anlage 
rung zu den am 3. XI. 1919 geltend gewesenen 


bequem bestreiten. Die von den Heizkraft- 


Sammelanlagen in _das Netz gelieferten Ener- | Bedingungen — die, wie Schreiber annimmt, 
giemengen würden natürlich vom Hauptkraft- | auch die Währungsverschiedenheit einschlie. 
werk bezahlt werden. Man kann nicht oft | ßen — fortzusetzen, so daß also die nationale 


genug wiederholen, wie verschwenderisch unsere 
jetzigen Methoden der Brennstoffverwertung 
sind. Bei der Umwandlung der chemischen in 
elektrische Energie verlieren wir 80 bis 90%, 
und viele Mill. t Kohle verwenden wir nur zur 
Heizung, ohne von der in ihr steckenden hoch- 
wertigen Energie Gebrauch zu machen. Es 
stellt ein wirtschaftliches Verbrechen dar, 
wenn mittels Kohle geheizt wird, ohne daß 
man ihr den erreichvaren Höchstbetrag an- 
mechanischer oder elektrischer Energie ent- 
zogen hat. Ein Zahlenbeispiel wird das klar 
machen. Nehmen wir an, dal wir 200 Mill. t 
Konle im Jahre zur Kraiterzeugung bei einem 
durchschnittlichen Gesamtwirkungsgrade von 
12%, verbrauchen, und daß wir 24 Mill. KW 
erhalten. Wir. verbrauchen ferner 200 Mill. t 
Konle zu Heizzwecken. Würden wir statt 


Absonderung weder dem Lieferer noch dem 
Abnehmer zum Nachteil gereicht. Von der 
Aufstellung eines internationalen Wasser- und 
‚Elektrizitätsrechtes ist mithin in dem Vertrage 
von St. Germain nicht die Rede, was Dr. 
Schreiber unter dem Hinweis auf die bedeuten- 
den Schwierigkeiten eines solchen .als dankens- 
‚werte Zurückhaltung anerkennt. Auf diese 
Weise werden trotz der argen Zersplitterung des 
früheren großen Staatsgebietes lebenswichtige 
Werkanlagen an Wasserläufen und Elektrizi- 
tätsstraßen ihrer ökonomischen Aufgabe nicht 
entiremdet, ihrer Entwicklung nicht durch eine 
Überfülle von Eigen- und Sondergesetzen der 
Weg versperrt und die gedeihliche Betätigung 
von Fernwerken modern-technischer Gestal- 
tung nicht gehindert bzw. hinter die enger ge- 
wordenen Grenzen verwiesen. — ; 
Inzwischen hat der österreichische Kabi- 
nettsrat ein Programm für die Elektrisie- 
rung von Staatsbahnstrecken unter Aus- 
nutzung von Wasserkräften entworfen, für 
dessen Durchführung eine Investitionsan- 
leihe von rd 3,5 Milliarden K die Mittel liefern 
soll. Es handelt sich um die Linie Salzburg — 
Bregenz mit Ausnahme eines von der Südbahn 
betriebenen Stückes, ferner um die Strecke 
Salzburg— Villach der Tauernbahn und die über 
Ischl und Aussee durch das Salzkammergut ver- 
laufende. Man rechnet dabei mit einer Eirspar- 
nis von 0,32 Mill. t Kohle. Die sich dabei auf- 
drängende Frage, warum die der Hauptstadt 
Wien zunächst liegenden Linien von dem Pro- 
gramm ausgeschaltet werden, hat Staatssekre- 
tär Dr. W. Ellenbogen vor kurzem in der 
„Arbeiter-Ztg.‘‘ behandelt. Als Gründe führt 
er einmal die für die westlichen Strecken 
bereits geleisteten technischen Vorarbeiten und 
weiter die Notwendigkeit an, sich von den für 
die terner liegenden Linien notwendigen Koh- 
lenzufuhren frei zu machen. Sodann war es 
bisher nieht möglich, die sich in den einzelnen 
Ländern dem Ausbau der Wasserkräfte ent- 
egenstellenden politischen Schwierigkeiten zu 
eheben. Gleichwohl ist Dr, Ellenbogen der 
Ansicht, daß das stärkste Industriezentrum 
der Republik mit seinem. gewaltigen Kohlen- 
verbrauch der Elektrisierung dringend bedürfe, 
wobei allerdings die enormen Anlagekosten 
lähmend wirken. Deren Gefahren werden in- 
dessen nach seiner Meinung durch die außer- 
ordentlich hohen Ausgaben aufgehoben, die der 
Kohlenbetrieb zurzeit erfordert. Das Wiener 
Elektrizitätswerk hat 1916/17 für die Erzeu- 
gung von rd 260 Mill. kWh 0,35 Mill. t Kohle 
verbraucht, also etwa 1,3 kg/kWh. Das Gas- 
werk benötigt jährlich etwa 0,42, die Industrie 
rd 0,5, der Hausbrand etwa 3 Mill. t. Da für den 
Ersatz der Kohle durch Wasserkraft zunächst 
nur der Bedarf des Elektrizitätswerkes und 
außerdem rd 0,2, Mill. t für die Industrie in 
Betracht kommen, wäre, wenn man mit 1,5 kg 
Kohle/kWh rechnet, eine Energiemenge von 
rd 370 Mill. kWh notwendig. Ein von Kre ıs 
bis Korneuburg dreistufig projektiertes Donau- 
kraftwerk (Plan Bertschinger) würde rd 450 
Mill. kWh liefern können, so daß mit den übrig- 
bleibenden 80 Mill. kWh sich ev. der Energie- 
bedarf der Wiener Stadtbahn decken ließe. 
Da die Kosten der genannten Kohlenmenge 
etwa 220 Mill. K betragen und Verzinsung, Ab- 
schreibungen und Betriebsauslagen des Donau- 
kraftwerkes, dessen Kosten mit Leitungen zu 
1,7 Milliarden K zu veranschlagen sind, ungefähr 
dieselbe Summe ausmachen, ergibt sich, daß 
die durch Wasserkraft erzeugte Energieeinheit 
sich trotz der gewaltigen Baukosten um rd 20% 
billiger stellt als die mit Kohle gewonnene, u. 
zw. auf 50 h gegenüber einem Verkaufspreis 
von heute 6,6 bzw. 5,6 K’kWh für Licht und 
Kraft. Für die Berechnung des Strompreises 
bliebe demnach noch eine große Spanne, die 
zur Deckung der höheren Gestehungskosten 
des Wiener Klektrizitätswerk6es, zu einer star- 
ken Abschreibung und schließlich zur Erzielung 
eines angemessenen Reingewinnes sich ver- 
wenden ließe. Eine Anzahl weiterer günstiger 
Umstände sprieht überdies nach Ellenbogens 
Darlegungen für das Donaukraftwerk, dessen 
Bauzeit kaum länger sein würde, als sie die 
Elektrisierung der Bahnen beanspruchen dürfte, 
und mit einer Zusatzanlage, etwa in der ober- 
und niederösterreichischen Grenzstrecke der 
Enns wäre die Möglichkeit einer Elektrisierung 
der Bahnlinie von Wien gegen Linz gegeben. 
Dr. Ellenbogen ist somit auf Grund der ange- 
stellten Erhebungen für den Ausbau einer 
Donaukraftanlage (das Zillingdorfer Werk 
bliebe für die Spitzendeekung und als Reserve), 
u. zw. auch dann, wenn nur österreichisches 
Kapital zur Verfügung stände; die Beteiligung 
des Auslandes würde er als wesentliche Erleich- 
terung indessen begrüßen. 


erzeugung verbrauchten Kohle benutzen, so 
würden 240 .Mill. t Kohle hinreichen, nicht nur 
die gewünschte Energie zu erzeugen, selbst 
wenn dadurch der Wirkungsgrad auf 10% 
herabgedrückt wırd, sondern iur Heizzwecke 
wären noch 216 Mill. t Konle übrig, also menr 
als genug, trotzdem 160 Mill. t Kohle erspart 
woruen sınd, Uder, wenn wir den 200 Mill. t 
Konle, welche wir verheizen, zuerst den mög- 
lichen Betrag hochwertiger Energie entzienen, 
Sagen wir mıt 5% Wirkungsgrad, so erhielten 
wır 10 Mill. kW, wofür wir nur 10 Mill. t 
Kohle mehr verbrauchen. Jetzt kostet uns die 
Erzeugung von 10 Mill. kW 100 Mill. t Kohle. 
Wir würden also 90 Mill. t Konle ersparen, 
aber selbst, wenn das praktisch nicht möglich 
ist und wir nur den vıerten oder zehnten Teil 
erhalten, so ıst das ein gewaltiger Zuwachs 
unserer natürlichen Hiltsquellen. Die Lösung 
des Kohlenproblems ist also nicht in der wärme- 
technischen Vervollkommnung der Wärme- 
kraftmaschine, sondern in der elektrischen 
Sammlung aller verfügbaren Heizkrait zu 
suchen. bei den 100 Mill. t Konle, die wir jähr- 
lich für Heizzwecke gebrauchen, könnten wir 
60 000 Mill. kWh im Jahre gewinnen, wobei 
im Durenschnitt 600 kWh aut die Tonne ge- 
rechnet sind. Kin Viertel dieser Energie ıst 
mehr als was in den Krattwerken am Nıagara, 
in Cnicago, New York und einigen anderen zu- 
sammengenommen erzeugt wird. MW. 


Aus der Elektrizitätswirtschaft Deutsch- 
österreichs. — Der Zerfall der früheren Mon- 
archie hat unter anderen schwierigen Kragen 
auch diejenige nach dem künftigen kechts- und 
Betriebsvernältnıs der von eineın Lande in das 
andere „übertretenden‘“ Gewässer und 
Distanzanlagen (Gleise, elektrische kernleı- 
tungen usw.) auigeworfen, und es ist bemer- 
kenswert, in welcuer Weise sıch der k'riedens- 
vertrag von St. Germain mit ihr beschäftigt. 
Dr. H. Schreiber hat die hierbei ın Betracat 
kommenden kraitwirtschaftlichen Hauptialle 
näher zergliedert!), Kür die Klektriziıtäuswırt- 
schaft naudelt essıch dabei nach dem Vertrags- 
text um das Verhalten einmal, wenn in einem 
Lande Gewässer oder Wasserkräfte ausgenutzt 
werden, dıe ihren Ursprung nicht In ulesem, 
sondern außerhalb, aut dem Gebiet eines an- 
deren Landes nehmen, und sodann, wenn ın 
einem Lande für Gemeinde- oder Privatzwecke 
Elektrizität (oder Wasser) benutzt wird, deren 
Quelle auf dem 'l’errıtorium eines anderen ge- 
legen ist. Schreiber interpretiert den zweiten 
Fall dahin, daß ın seinem Kanmen auch an 
Konlestätten, 'lortmoore 
usw. bzw. eıne mit Brennstoitf betriebene KEner- 
gieerzeugung gedacht sei, die mit der Verteilung, 
des Produktes staatlich und territorial nichv 
zusammenifällt. Wer Vertrag beschränkt sich 
also, und das ıst wichtig, aut dıe Ausgleichung 
zwischen bereits besteuenden, d. h. entweder 
schon rechtskräftig gewordenen oder nach 
rechtsgültigen “ Gepilogenheiten zugelassenen 
Anlagen infolge der verritorialen scheidung‘ 
etwa drohender KRechtskontlikte, beiaßt sien 
aber nicht mit der Begründung eines neuen 
Kechtes zwischen projektierten und noch nicht 
ausgeführten Anlagen. Er will bestehende Ein- 
richtungen Schützen, nicht aber für neue der 
selbständigen sonderstaatlichen Reentsregelung 
vorgreifen. Durch die im Vertrag vorgesehene 
Regelung werden nun die Interessenten in beiden 
Fällen auf ein Güteveriahren verwiesen. 
Die betreifenden Länder sollen sich zunächst 
ins Einvernehmen setzen und untereinander ein 
Übereinkommen tretien, das die wechselseitigen 
Rechte und Interessen wahrt. Kommt eine Kıni- 
gung nicht zustande, dann wird die Entschei- 
dung Schiedsrichtern überlassen, die der 
Rat des Völkerbundes bestellt. Bis dahin haben 

!) „Pechn. Blätter“ 192), Nr. 2. 


Pr 


402 b Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heit 20. 


\ 
\ 


m 


Industrie und Handel. 


Die Forderungen der interalliierten Über- 
wachungsausschüsse eine schwere Gefahr für 
Deutschlands geistiges Eigentum. — Im 5. 
Teil des sogenannten Friedensvertrages von 
Versailles (Artikel 159 bis 213) hat sich 
Deutschland verpflichtet, ‚um die Einleitung 
einer allgemeinen Rüstungsbeschränkung aller 
Nationen zu ermöglichen‘, äußerst schwere 
Bestimmungen über das Landheer, die See- 
macht -und die Luftsehiffahrt genau inne- 
zuhalten. Diese Bestimmungen beziehen sich, 
wie jetzt allgemein bekannt sein dürfte, 
u. a. auf eine außerordentliche Verringe- 
rung unserer Streitkräfte sowie des ganzen 
Kriegsmaterials, das, soweit es die im Ver- 
trag zugelassene Menge überschreitet, zur Zer- 
störung ‚oder Unbrauchbarmachung ausgelie- 
fert werden muß. Zu dem darunter fallenden 
Kriegsgerät ‘gehören auch die für seine An- 
fertigung bestimmten Werkzeuge und Ma- 
schinen, abgesehen von dem, was als für die 
Bewaffnung und Ausrüstung der konzedierten 
Streitkräftenotwendiganzuerkennenist. Sofern 
der Vertrag für dieDurehführung dieser Bestim- 
mungen eine zeitliche Grenze festsetzt, sollen 
interalliierte Überwachungsausschüsse 
(sie kosten Deutschland allein an Gehalt 
monatlich etwa 10 Mill. M) die regelrechte Aus- 
führung der Auslieferungen, der Zerstörung, 
des Abbruchs und der Unbrauchbarmachung 
überwachen, und diesen Ausschüssen hat die 
deutsche Regierung alle Auskünfte und Sechrift- 
stücke zu liefern, die sie für nötig erachten, um 
sich über die vollständige Durchführung -der 
Bestimmungen zu vergewissern, namentlich 
alle Unterlagen, deren Inhalt gesetzliche oder 
Verwaltungsbestimmungen oder innere Dienst- 
vorschriften bilden. Dazu gehören für die 
Marine u.a. auch Pläne , Einzelheiten, Modelle 
von allem, was auf das Material für die See- 
kriegführung Bezug hat. Der Sinn. dieser Be- 
dingungen ist offenbar der, den Überwachungs- 
ausschüssen die Möglichkeit zu geben, die der 
Auslieferung und Zerstörung unterliegenden 
Objekte genau aut ihre Bestandteile hin prüfen 
und feststellen zu können, daß sie auch wirklich 
dem verlangten Zweck zugeführt werden. 

Angesichts der Rigorosität, mit der man 
auf seiten der Entente auf der Erfüllung des 
Friedensvertrages besteht, war von vornherein 
damit zu rechnen, daß sie, was Beschreibungen 
und Zeichnungen kriegstechnischer Gegen- 
stände und Einrichtungen betrifft, bis an .die 
äußerste Grenze des ihr zustehenden Rechtes 
gehen würde. Diese wird aber in Forde- 
rungen, die der interalliierte Marine- 
Überwachungsaussehuß in dieser Bezie- 


hung jetzt auf Grund des Artikels 209 stellen 


zu dürfen glaubt, in einem Umfange über- 
schritten, der einen Zusammenhang mit dem 
im Friedensvertrag ausgesprochenen Zweck 
der Überwachung überhaupt nicht mehr er- 
kennen läßt. So verlangt dieser Ausschuß, 
wie wir erfahren, in einer noch nicht einmal 
abgeschlossenen Liste u. a. vollständige Zeich- 
nungen und Spezifikationen der elektrischen 
Kraftverteilungsanlagen an Bord, der elek- 
trischen Steuervorrichtungen der Drehtürme, 
der Stromkreise für das Abfeuern von Ge- 
schützenundTorpedossowieder dazugehörenden 
Stromerzeuger und Schaltanlagen, ferner der 
Telephonanlagen, der elektrischen Geschwindig- 
keitsanzeiger, Distanz- und Tiefenmesser, Ma- 
schinentelegraphen, der Akkumulatorenbat- 
terien für Notdienst und der Notbeleuchtung, 
der Signaleinrichtungen usw., teilweise sogar 
Handbücher über diese Dinge, und alles das 
nieht nur, soweit es sich um bisher in Betrieb 
befindliche Installationen, sondern auch um 
solche handelt, die noch in der Herstellung 
oder im Versuchsstadium begriffen .sind. Ent- 
sprechend sind die Anforderungen, die bezüglich 
der drahtlosen Telegraphie gestellt werden. 
Diese über die Aufgabe des Uberwachungs- 
ausschusses weit ‚hinausgehenden Ansprüche, 
die Konstruktionen, Patente, ja Geheimpatente 
berühren, bedeuten mehr.oder minder eine be- 
dingungslose Preisgabe unseres gesam- 
ten geistigen Eigentums auf seekriegs- 
technischem Gebiet, Preisgabe aller in dessen 
weitverzweigten Teilen durch’ unermüdliche 


Arbeit und zähen Fleiß deutscher Fachleute 


erreichten Fortschritte und Errungenschaften, 
die überdies — und darin liegt insbesondere 
die große Gefahr — keineswegs nur in- der 
Seekriegstechnik, sondern bei der Eigenart elek- 
trotechnischen Schaffensaüuch auf es anderen, 
lediglich Friedenszwecken dienenden Gebieten 
man finden. Gerade das letztere läßt 
die vernichtenden Folgen, die die uneinge- 
schränkte Erfüllung der gestellten Forderungen 
für die deutsche Industrie haben müßte, erst 
in ihrem ganzen Umfange erkennen. Gegen 
diese zwangsweise ‚Preisgabe unseres geistigen 
Eigentums und seine unter dem KRechtsvor- 


wand des Friedensvortrages anscheinend be- 
absichtigte Ausnutzung im _ Interesse 
mühelosen Einholens des von der deut- 
schen Technik auf bestimmten Gebie- 
ten gewonnenen Vorsprunges muß auf 
das onergischste protestiert werden. Der 
sogenannte Friedensvertrag ‘ist von Deutsch- 
land anerkannt worden und soll loyale Er- 
füllung finden, es geht aber nicht an, daß auf 
Grund seiner Paragraphen Ansprüche gestellt 
werden, die gegen seinen, Sinn verstoßen und 
unsere Industrie im allerschwersten Maße 
schädigen. ; 


Preisbildung, Kaufkraft und Export. — Im 
zweiten Teil ihres Aufsatzes „Gedanken zur 
gegenwärtigen Geschäftsstille‘‘, mit dem die 
„Frokf. Ztg.‘“ dieam Schluß des ersten!) Teiles 
aufgeworfene Frage nach dem zulässigen Tempo 
und Maß einer Valutabesserung und nach der 
regulierenden Wirkung einer bewußten Valuta- 
politik beantworten wollte, erörtert sie nach 
einem z. T. anfechtbaren Hinweis auf begangene 
Fehler zunächst den künstlichen Preis- 
abbau und die Gefahr einer allzu radikalen 
Wandlung der Preisverhältnisse. Sie ist der 
Ansicht, daß die gegenwärtige Kaufunlust 
kaum schnell wieder in das Gegenteil umsehla- 
gen werde, weil die Kaufkraft der Bevölkerung 
doch zu sehr geschwächt sei Man müsse 
mit der Möglichkeit rechnen, daß ganz unge- 
ahnte Ausfälle eintreten und selbst Dinge, die 
gestern und heute noch als Bedarfsartikel an- 
gesehen wurden, nur noch für ganz besonders 
Bevorzugte in Betracht kommen. Deshalb sei 
zu überlegen, ob man im eigenen Interesse 
nicht allerseits viel schneller, als das bisher ge- 
schieht, mit den Preisen heruntergehen sollte, 
vom Standpunkt des Warenbesitzers allerdings 
ein sehr bedenklicher Schritt und auch keine 
Garantie für Hebung der Kauflust. Trotzdem 
wird eine beschleunigte Preisermäßigung be- 
fürwortet, u. zw. unter Mitwirkung des Reiches 
und besonders der Kommunen, wenn auch die 
städtischen Finanzleiter sich dagegen wehren, 
die Steuerschraube und den Anleihekredit noch 
weiter anzuspannen, und die letzten Endes nur 
mit Hilfe der Notenpresse durchführbare Ver- 
billigung der Volksversorgung, die Inflation 
vermehrend, doch wieder Verteuerungen ver- 
ursacht. : 


‚ Ein langsameres Tempo in den. Lohner- 
höhungen ist deshalb notwendig, weil uns an- 
dernfalls neben dem Inlandmarkt der unent- 
behrliche Auslandmarkt immer unzugänglicher 
würde. Selbst bei gleichbleibender Valuta ver- 
ringert sich die Exportprämie mit jeder Lohn- 
erhöhung, und sie kann sich in das Gegenteil 
wandeln, wenn noch eine Kräftigung der Valuta 
hinzutritt. Dieser Grenzpunkt der Aus- 
fuhrmöglichkeit, .den die einzelnen Indu- 
strien nicht gleichzeitig erreichen, würde, 80- 
lange die Löhne nicht aufs neue wachsen, er- 
heblich hinaufrücken, wenn die einzelnen Glie- 
der der Produktionskette sich dazu entschließen 
könnten, mit den bescheideneren Gewinnauf- 
schlägen früherer Jahre zu rechnen, und wenn 
sie wieder mit voller Leistungsfähigkeit zu ar- 
beiten vermögen. Auf die ungünstigen Begleit- 
erscheinungen einer raschen Valutabesserung 
ist früher schon hingewiesen worden, und vor- 
läufig sind ja auch noch keine Anzeichen für 
eine solehe vorhanden, wenn sich auch z. B. 
das Verhältnis unserer Ein- und Ausfuhr ge- 
bessert hat, das Loch im Westen einigermaßen 
geschlossen worden ist, die individuellen Aus- 
landskredite sich mehren und der Arbeitswille 


zweifellos gestiegen ist. Doch fallen auf der an- 


dern Seite das Mißtrauen des Auslandes, die 


Hochproduktion der Notenpresse im Verein. 


mit dem Finanzelend und der Friedensvertrag 
sehr ins Gewicht.. Nach Ansicht .der ‚Fınkf. 
Ztg.‘‘ wäre selbst ein Devisenstand für die 
Mark von 12, 15 oder 18 centimes, also von 10 
bis 14,5% des Friedensstandes, schließlich nicht 
viel mehr als die Bewertung bankrotter Unter- 
nehmungen an der Börse. Sie betrachtet den 
Wunsch und die Notwendigkeit -einer Valuta- 


besserung als feststehend, hält aber bei einer. 


plötzlich sehr erheblich einsetzenden Kräfti- 
gung, verbunden etwa mit scharfen Schwan- 
kungen, die Gefahr völligen Versiegens der 
Kauflust im Innern, eines Verblutens auch der 
Vorsiehtigsten, der Erschwerung, wenn nicht 
des Aufhörens unserer Ausfuhr, harter Lohn- 
kämpfe, die Gefahr von Arbeiterentlassungen, 


politischen und wirtschaftlichen Krisen, schließ- 


lich eines erneuten, jäheren Valutasturzes nicht 
für ausgeschlossen. So gelangt sie zu der Er- 
wägung eines stufenweisen Aufbaues der 
Valuta, einer Aufgabe, die indessen der Aus- 
landshilfe bedürfe, und zu: folgendem Vor- 
schlag: Ein Konsortium garantiert, daß die 
Reichsmark z. B. in NewYork mit 2 ets 
jederzeit eingelöst wird (also 1 $ = 50 M); 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8.359, 


20. Mai 1920, 


während der zweiten Kriegshälfte habe Morgan, 
so erklärt die ‚„Frnkf. Ztg.‘, das englische 


Pfund immer mit 4,7645 Dollar übernommen, . 


und bei der Aktivität unserer Handelsbilanz sei 
es viel natürlicher und einfacher, heute die 
verhältnismäßig geringen Markwechsel mit 8% 
des Friedensstandes einzulösen als das Pfund 
Sterling mit 92% seines Goldwertes bei der 
außerordentlichen Passivität der englischen 


’Kriegswirtschaft. Ähnliche Schutzmaßnahmen 
wären auf Wunsch natürlich auch für die 


italienische Lira und den französischen Frank 
vorzunehmen, und es erscheint-unserer Quelle 
noch fraglich, ob zu einer solchen Mindest- 
garantie viel Mittel gehören würden und nicht 
die Tatsache einer solchen Einlösungsstelle an 
sich zum Heben und Stützen der Valuta genüge. 
Neben diesem unteren müßte nun auch ein 
oberer Riegel vorgeschoben werden, d. h. die 
Erklärung, den Markweehsel bei 2 cts einzu- 
lösen, wäre durch eine weitere zu ergänzen, 
nach der bei 24, oder 21, cts (also bei 44,5 
bzw. 40 M für den Dollar) deutsche Devisen ab- 
gegeben{werden. Die Höchst- und Tiefpunkte 
könnten natürlich in beliebigem Abstand von 
einander liegen. Auch lassen sich je nach der 
Erfahrung die beiden Grenzen verschieben. 
Sache der deutschen Arbeitgeber und Arbeit-. 
nehmer wäre es sodann, die Lohnfrage, etwa 
unter Vermittlung des Reichsarbeitsministers, 
entsprechend Zug um Zug zu regulieren, und 
ebenso müßten und könnten die Verträge für 
Rohstofikäufe usw. mit dem jeweiligen Valuta- 
stand abgestimmt werden. 
Gedankens unterbreitet ihn dem Urteil Sach- 


. verständiger und insbesondere der Brüsseler 


Finanzkonferenz. r 


A.E.G. — Felten & Guilleaume — Amerika, 
— Die a. o. Generalversammlung der Allse- 
meinen Elektrieitäts-Gesellschaft hat die Er- 
höhung des Aktienkapitals um 75 Mill. M zum 
Zweck der bekannten Transaktion mit der. 
Felten & Guilleaume Carlswerk A. G.!) 
genehmigt. In der Begründung wurde von dem 
Vorsitzenden mitgeteilt, daß letztere nach Ver- 
lust der vor dem Kriege geschaffenen Verbin- 
dung mitden luxemburgischen Eisen- und Stahl- 
werken Steinfort zwecks Lösung der dringenden 
Rohstoffrage Verhandlungen über Lieferungs- 
verträge mit einer Juxemburgischen Gruppe?) 
angeknüpft habe, die, wie die „Voss. Ztg.‘‘ be> 
richtet, zunächst befürehten ließen, daß. der 
ausländische Einfluß auf das Unternehmen und 
dadurch indirekt auch'lauf die A.E.G. einen un- 
erwünschten. Umfang annehmen könnte. In- 
folgedessen kam es zu dem Umtauschangebot 
seitens der A.E.G., deren Aufgabe .es sein 
mußte, Felten & Guilleaume in der Rohstoff- 
krise zu helfen®). Sodann wurde von der Ver- 
waltung bekanntgegeben, daß in den letzten 
Tagen Verhandlungen mit einem bedeutenden 
amerikanischen Konsortium!) zum Ab- 


“schluß gelangt seien, in denen dieses sich bereit 


erklärte, den Restbetrag der insgesamt bean- 
tragten Kapitalserhöhung (um 100 Mill. M) von 
nominal 25 Mill. M gegen Verrechnung, in 
Dollars und zu. einem Kurse zu übernehmen, 
der bei Einsetzung des Dollars zu Marktpreisen 
etwa dem gegenwärtig für alte Aktien, einschl. 
der Dividende für 1919/20, bezahlten Börsen- 

kurs entspricht. Die Versammlung hat darauf- 
hin auch dieser weiteren Kapitalserhöhung zu- 
gestimmt. Um die Gefahr maßgebenden aus- 
ländischen Einflusses zu beseitigen, ist verein- 
bart worden, das Stimmrecht dieser jungen 
Aktien einem deutsch-amerikanischen Aus- 
schuß von drei Personen zu übertragen, von 
denen zwei der A.E.G. nahestehende Deutsche 
sein müssen. Dieser Ausschuß wird so lange. 
funktionieren, als der En en im Besitz 
der amerikanischen Erwerber bleibt. Verkäufe 
können nur durch Vermittlung der A.E.G. er- 
folgen. Vor Schluß.der Versammlung wurde 
vom Vorsitzenden auf Anfrage die Lage der 
Gesellschaft dahin charakterisiert, daß das 
gesamte deutsche Geschäft zurzeit von inner- 
und außenpolitischen Faktoren 
werde... Die A.E.G. sei mit Rohstoffen versorgt 
und die Belegschaft im Grunde der Arbeit ge- 
neigt.: Erınste Schwierigkeiten bereite nach wie 
vor die Tatsache, daß in. der Welt noch immer 
die Politik der Leidenschaften herrsche, wäh- 
rend es im Interesse unserer Wirtschaft drin- 
gend erwünscht sei, daß ihr nun endlich eine 
Politik der Vernunft folge. Eine Gesundung 


- unseres kranken Wirtschaftskörpers könne man 


aber erst dann erwarten, wenn an die Stelle 
ungeregelter und ungezügelter Monopolgeba- 


rung und illegitimen Händlerwesens eine or- 


ganisch geordnete, klare Wirtschaft träte. 


1) Vgl. „ETZ* 1920, 8.321. REIN, 
| 2) Genannt wird der Konzern Burbach-Eich— 
DE LIER EN SER ee Br 
3) Der Umtausch ist inzwischen in einem Umfange 
erfolgt, der die Verschmelzung beider Unternehmen als 
vollendet anzusehen gestattet. FR R 
4) Nach der „Köln. Ztg.“ handelt es sich um Kuhn, 


Loeb & Co. und Guggenheim & Cie: ; 


A E N 


Der Urheber des. | 


beeinflußt _ | 


Er EN a 
” 5,2 
a 


20. Mai 1920. 


TROTECHNISCHEN INDUSTRIE E.V. 


Tätigkeit der Normenausschüsse des Zentral- 
: verbandes im April 1920. 


Normenausschuß. Rückkehr vom Kilo- 
watt zur Pferdestärke: Da es sich um eine 


5 Angelegenheit von internationaler Bedeutung. 


handelt, soll mit dem Ausland enge Fühlung 
genommen werden. Angesichts der Nachteile 
der PS und der Kosten neuerlicher Umstellung 


soll_vorläufig die, Doppelbezeichnung kW und. 


- PS beibehalten werden. Mechanische und 
elektrische Leistung sollen durch die Zeichen 
mkW und ekW unterschieden werden. Für das 
mkW soll energische Propaganda gemacht 
werden. 
folglos bleiben, wäre 
unvermeidlich. 

Es soll eine bei der Fachgruppe ‚Ma- 
schinen‘ ressortierende Normengruppe für 
Bahnmaterial gebildet werden. Vorsitzender 
Baurat Pforr. £ 3 

&-4 Mit den elektroteehnischen Vereinheit- 

lichungsorganisationen in sterreich, der 
Schweiz, Schweden und Holland soll ein 
Normenaustausch eingeleitet werden. 
‚, Die Vereinheitlichung der Gewinde soll 
im allen Fachgruppen angebahnt werden. Zur 
Vereinheitlichung wird empfohlen: Bis 10 mm 
SI, darüber Whitworth. 2 
Die Fachgruppen sollen zur Anbringung 
von Ursprungszeichen, Garantiezeichen über 
Erfüllung der Verbandsvorschriften und Prüf- 
zeichen Stellung nehmen. ren 
Art und Durchführung interner Fabrik- 
proben soll den Herstellern überlassen bleiben. 
Bei Abnahmeprüfungen soll ein Unterschied 
zwischen kurzer Stückprobe und vollständiger 
Modellerprobung gemacht werden. 
22 Normengruppe für kleine Gleich- 
- strommotoren. Für offene Nebenschluß- 
motoren von 125 W bis 11 kW wird eine Ty- 
jenreihe von 14 Typen aufgestellt. Die Nenn- 
eistungen entsprechen der normalen Leistungs- 

- reihe, die Drehzahlen angenähert denen der 

_ Drehstrommotoren von Frequenz 50. Für diese 

_ Typenreihe werden normale Wirkungsgrade er- 

mittelt. = 
Es sollen Motorhöchstmaße aufgestellt 

werden, die für Gleichstrom und Drehstrom 

Een, um die Unterbringung von Motoren 

eider Stromarten beliebiger. Herkunft in 
einem gegebenen Raum zu ermöglichen. | 

Normengruppefür Anlasser. Es wird 

ein Normblatt für Widerstandsdrähte aus- 


die Rückkehr zur PS 


-; 


Abnahmebedingungen für die wichtigsten Wi- 
derstandsmaterialien (Legierungen mit c von 
etwa 0.43, 0.5 und 1.0; Eisen). : 

Die Anlaufbedingungen, denen Normal- 
anlasser entsprechen müssen, sollen festgelegt 
werden, insbesondere Anlaufstrom; Anlaßzeit, 
Anlaßhäufigkeit und Anlaßfolge. 


SITZUNGSKALENDER. 


_ Deutsche Physikalische Gesellschaft. 21. V. 
1920, abends 71% Uhr, Physikalisches Institut der 
Universität, Reichstagsufer 7: 


spannungen des Quecksilbers.“ Gemeinsam mit 
J. Franck. : ä : 

9. Vortrag H. Cassel: „Über den Molekularzustand 
von Gemischen, eine Folgerung aus der Thermo- 
dynamik.“ ee 2 
Vereinigung z. Förd. techn.-wissensch. Vortr. 

im östl. rgqein.-westf. Industriegeb. (Dortmund). 

31. V. 1920, abends 71% bis 9 Uhr, Hörsaal 93 der 


Staatl. Vereinigten Maschinenbauschulen: Vortrag 
> Reg.-Landmesser Schiller „Die sphärische Trigono- 
ng metrie und ihre Anwendung zur geographischen 


"  Ortsbestimmung.“ Re t 
Brennkrafttechnische Gesellschaft. (Fach- 
ausschuß für Brennkraftmaschinen.) 
nachm. 4 Uhr, Berlin, Potsdamerstr. 21a: . 
j 1. Vergasungsvorgänge-für motorische Zwecke. 
Ze a) Vortrag Dr. Wirth: „Allgemeiner Teil‘. 
ü b) Vortrag Reg.-Rat. Dr.-Sng. Büchner: „Ar- 
beiten und Bestrebungen im Auslande‘, 
9, Vortrag Geh. Reg.-Rat Gentsch: „Über Gas- 
turbinen“, I : 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


eu . €. Dihlmann F. 


Mit dem am 25. April im 63. Lebensjahre. 


aus dem Leben geschiedenen langjährigen Mit- 
gliede des Vorstands der Siemens-Schuckert- 
werke, Baurat Carl Dihlmann, ist ein Meister 


h Elektrotechnische Zeitschrüt, 
ZENTRALVERBAND DER DEUTSCHEN ELEK- 


Sollte diese nach längerer Zeit er-' 


gearbeitet; es enthält Normaldurchmesser und. 


1. Vortrag E. Einspron: „Über die Anregungs- 


27. V. 1920, 


damals schon mehrere Ja 


auf dem Gebiet der Fabrik- und Betriebsorgani- 
sation von dem Felde seiner nahezu 36jährigen, 
mit reichem Erfolge ausgeübten Tätigkeit ab- 
getreten. Er war im Jahre 1857 in Stuttgart 
geboren und verkörperte in sich die Eigen- 
schaften des schwäbischen Volksstammes, vor 
allem den starken Willen und die zähe Energie 
in der Durchführung eines einmal als richtig 
Erkannten und darum Gewollten in hohem 
Maße. Nachdem er das Real-Gymnasium 
durchlaufen hatte, betätigte er sich zunächst 
ein Jahr lang als Praktikant in der Keßlerschen 
Lokomotiv- und Maschinenfabrik in Eßlingen 
und bereg darauf die Technische Hochschule 
in ‚Stuttgart als Studierender der Bau-Inge- 
nieurwissenschaft. Nach Ablegung der Staats- 


prüfung als Regierungsbauführer erweiterte er 


auf ausgedehnten Reisen in Nord- und Zentral- 
amerika Seine technischen Kenntnisse und sei- 
nen praktischen Blick und sammelte reiche Er- 
fahrungen über die Organisation der Maschinen- 
betriebe des Auslandes. Nach einer kurzen 
Wirksamkeit im Dienste der Schwäbischen 
Albwasserversorgung bei Baurat Ehrmann trat 
Dihlmann im Jahre 1884 bei der Firma Siemens 
& Halske als projektierender Ingenieur ein. 
Seine Tätigkeit erstreckte sich hier zunächst 


C. Dihlmann 7. 


auf die Ausarbeitung von Projekten für elek 
trische Kraftzentralen. Dieser Zweig der Elek- 
trotechnik war damals erst im Entstehen be 
griffen und, die besondere Bagabung Dihlmanns 
rür Organisation bekam hier alsbald Gelegen- 
heit, sich in fruchtbringender Weise zu bewäh- 
ren. Nach kurzer Zeit wurde er der Chef der 
Abteilung für Zentralanlagen der Firma, an 
deren alsbald einsetzender Entwicklung zu 
ihrer späteren großen Bedeutung seiner Mit- 
wirkung ein hauptsächliches Verdienst gebührt. 


Besondere Förderung verdankt ihm die Aus- 


bildung des Dreileiter- und des Fünfleiter-Sy- 
stems, ferner ist es der Erfolg seiner Tätigkeit, 
daß die Konstruktion in den Siemensbetrieben 
auf die Basis des Maschinenbaues; gestellt 
wurde. Von den bedeutenden Kraft- und Licht 
zentralen, die unter seiner Leitung im Laufe 
weniger Jahre in den größten Städten Europas 
geschaffen wurden, seien nur genannt diejeni- 
gen in Berlin, Breslau, Stettin, Bremen, Leip- 
zig, Barmen, Elberfeld, Mülhausen i. Els., 
Paris, Lyon, Stockholm, Kopenhagen, Rotter- 
dam, Rom und Neapel. - 

‘ Zu Beginn der 90er Jahre tat sich ein 
neues Gebiet für die Betätigung seiner organi- 
satorischen Fähigkeiten in der Firma auf, als 
mit dem dauernden mächtigen Wachstum der 
Starkstromfabriken die technische und kauf- 
männische Durchbildung der gesamten Fabri- 
kation notwendig wurde. Dihlmann wurde zu- 
nächst die Leitung der Werkstätten des Char- 
lottenburger Werkes, dann die Leitung des 
Charlottenburger Werkes selbst übertragen, 
und als im Jahre 1903 die Starkstromwerke 
von Siemens & Halske mit denen der Firma 
E. A. vorm. Schuckert & Co. zu den Siemens- 
Sehuckertwerken vereinigt wurden, kamen zu 
den Charlottenburger auch die Nürnberger 
Werke hinzu. en. trat Dihlmann, der 

re lang Mitglied des 


1920. Heit 20. 


Vorstandes der Siemens & Halske Aktiengesell- 
schaft gewesen war, in den Vorstand der Sie- 
mens-Schuckertwerke über. Seither war Dihl- 
mann unausgesetzt mit der technischen und 
kaufmännischen Vervollkommnung der sich 
immer weiter ausdehnenden Fabrikbetriebe be- 
schäftigt. Welche Bedeutung dieser seiner 
Tätigkeit beizumessen ist, zeigt ein Vergleich 
der Werkstätten des alten Charlottenburger 
Werkes, das heute nur einen kleinen Teil der 
z. 2. bestehenden Betriebe der Siemens- 
Schuckertwerke darstellt, und ihrer den dama- 
ligen einfachen Verhältnissen entsprechenden 
Einrichtungen mit den gewaltigen Bauten der 
heutigen Betriebe in Siemensstadt, die aus die- 
sen alten Werkstätten hervorgegangen sind, 
und ihrer weitverzweigten Organisation. Die 
Ermöglichung der erforderlichen Übersicht über 
die ins Riesenhafte gewachsenen Betriebe und 
ihre Leistungen durch zweckmäßige Einteilung 
und bei dieser wiederum durch Wahrung des 
richtigen Verhältnisses zwischen Zentralisation 
und Dezentralisation, die zweckmäßige Vertei- 
lung der einzelnen Fabrikate auf die selbst wie- 
der zu großen Werken gewordenen Unterabtei- 
lungen, die Durchbildung des Konstruktions- 
wesens, die Normalisierung der Maschinenele- 
mente, die Auswahl der geeigneten Persönlich- 
keiten für die Besetzung der immer größere 
Verantwortlichkeit erfordernden leitenden Stel- 
len, die Schaffung und Durchbildung der Tätig- 
keit der Betriebsingenieure, die praktische Re- 
gelung der Fabrikationstypen, des Material- 
und des Werkzeugmaschinenwesens, der Ange- 
stellten- und Arbeiterverhältnisse, der Selbst- 
kostenberechnung und des Lohnabrechnungs- 
wesens, der Fabrikstatistik, dies alles zusam- 
men bedeutet eine Leistung, deren erfolgreiche 
Durchführung nur einer Arbeitskraft und 
einem Willen von solchen Ausmaßen möglich 
war, wie sie Direktor Dihlmann beschieden 
waren. 

Eine ganz besonders schwierige Aufgabe 
war zu Beginn des Krieges die Umstellung der 
gesamten Fabrikation auf die Kriegswirtschaft, 
und fast noch schwerer unter den trostlosen 
Verhältnissen nach dem Kriege die abermalige 
Umstellung auf die unter den denkbar schwer- 
sten Umständen herbeizuführende Friedens- 
wirtschaft. Auch die Lösung dieser Aufgabe 
hat Dihlmann in hervorragender Weise ange- 
bahnt. 
° In Anerkennung seiner Verdienste um die 
Elektrotechnik und das deutsche Wirtschafts- 
leben wurde Dihlmann im Jahre 1909 der Titel 
eines Baurats verliehen. 

Jedoch nieht nur auf seinem eigentlichen 
Berufsgebiet war Dihlmann erfolgreich tätig; 


‘es berührt sympathisch, daß dieser Mann der 


Technik und der praktischen Tätigkeit ein 
weitgehendes Interesse für philosophische, ins- 
besondere religionsphilosophische Studien und 
ein nicht unbeträchtliches Talent für Land- 
schaftsmalerei besaß. A. von Eicken. 


..- Hochschulnachriehten. — Der ord. Pro- 

fessor der Technischen Mechanik an der 
Technischen Hochschule in München, Geh. 
Hofrat Dr. phil. Dr.-Sng. h. c. August Föppl, 
tritt in den Ruhestand. — Der Geh. Reg.-Rat 
Dr. Carl Cranz, bisher Professor an der 
militärtechnischen Akademie, ist zum ord. Pro- 
fessor an der Technischen Hochschule zu Berlin 
ernannt worden. — An der Universität Laipzig 
ist ein neuer planmäßiger Lehrstuhl für 
Radiophysik geschaffen worden, auf welchen 
der a. o. Professor Dr. Erich Marx, Leipzig, 
der Herausgeber des Handbuches der Radio- 
logie, berufen wurde, 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


' Berieht über die Leipziger Messe. 


In der Beschreibung der Leipziger Tech- 
nischen Messe in der „ETZ‘ 1920, S. 274, 
Spalte 1, letzter Absatz, ist u. a. gesagt, daß 
die Körting & Mathiesen A.G.,  Leutzsch- 
Leipzig, die neue Gehlhoffsche Lampe mit 
rotierender positiver und schäg gestellter nega- 


tiver Kohle ausgestellt hatte. Dies trifft nicht 


zu. Wir weisen darauf hin, daß die neue Pro- 
jektionslampe mit Kohlen erhöhter Flächen- 
helligkeit, welche Herr Dr. Gehlhoff in seinem 
Vortrag am 7. XI. 1919 in der Deutschen Ge- 
sellschaft für technische Physik zu Berlin vor- 
geführt hat, in dem Stand der Aktiengesell- 
schaft Hahn, Cassel, ausgestellt war und auch 
dort vorgeführt wurde. Die Lampe hatte ferner 
keine rotierende positive Kohle, sondern einen 
einfachen Kohlenvorschub mittels automati- 
schen Regelwerks. 
-Leutzsch bei Leipzig, 27. IV. 1920. 
Optische Anstalt C.P. GoerzA. G., 
Abt. Scheinwerferbau. 


404 - 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


Heft 20. 


20. Mai 1920. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Entwicklung der deutschen chemi- 
schen Industrie. Acht Vorträge, gehalten 
auf dem dritten Hochschulkurs zu Buka- 
rest im Frühjahr 1918. Von Richard Lorenz. 
VIII und 207 S. in 8° Verlag von Johann Am- 
brosius Barth. Leipzig 1919. Preis 8,60 M. 

In schwungvoller Sprache gibt der Ver- 
fasser eine vortreffliche Übersicht über die deut- 
sche chemische Großindustrie. Der erste Vor- 
trag zeigt, wie sich aus kleinen Anfängen die 
chemische Industrie der verschiedenen Länder, 

im besondern Englands und seines trotz seiner 

Jugend erfolgreicheren Nebenbuhlers Deutsch- 

land, zu ihrer heutigen Riesengröße hinaufge- 


arbeitet hat. Der zweite Vortrag behandelt die 


Eisenindustrie vom chemischen Standpunkte 
aus, der dritte die Säure-, Chlor- und Kaliindu- 
strie, der vierte Kahle und Erdöl, der fünfte 
die Farbstoffe, der sechste Riechstoffe, Arznei- 
mittel und Nahrungsstoffe, der siebente Alu- 
minium, der achte unter dem Stichwort „‚Kriegs- 
chemie‘ Luftsalpetersäure und synthetisches 
Ammoniak als Ersatz des Chilisalpeters und den 
künstlichen Kautschuk. Die Karbidindustrie 
ist merkwürdigerweise nur nebenbei insofern er- 
wähnt, als das aus Azetylen hergestellte Azeton 
Rohstoff für die Kautschukgewinnung ist. Im 
Schlußwort faßt Lorenz noch einmal die im 
Gegensatz zu England sich vollziehende Ent- 
wicklung der deutschen Industrie zusammen 
und stellt für die Zukunft bestimmte Forderun- 
gen auf. In einem ausführlichen Anhang gibt er 
einige Ergänzungen und zahlreiche Literatur- 
nachweise. Anallen geeigneten Stellen hebt der 
Verfasser die Lebensbedingungen und die volks- 
wirtschaftliche Bedeutung der betreffenden Er- 
zeugnisse hervor. Mit Trauer lesen wir heute 
von allen Wünschen und Hoffnungen, welche 
der unglückliche Ausgang des Krieges begraben 
hat. Die Fülle von Tatsachen, Namen und Zah- 
len gibt dem Büchlein bleibenden Wert. Es sei 
als gewandte Einführung in chemisch-wirt- 
schaftliche Fragen auch dem Elektrotechniker 
bestens empfohlen. K. Arndt. 


Graphische Methoden. Von Professor,C. 
Runge. Nr. 18 der Sammlung mathema- 
tisch-physikalischer Lehrbücher, herausge- 
geben von E. Jahnke. Zweite Auflage. Mit 
94 Abb. 130 8. in 8%. Verlag von B. G. 
Teubner, Leipzig und Berlin 1919. Preis 
steif geh. 4,380 M. 

Die graphische Methode hat auf allen Ge- 
bieten der angewandten Mathematik und in 
allen Zweigen der Technik eine von Tag zu Tag 
und noch immer wachsende Bedeutung ge- 
wonnen. Hierfür legt auch der Umstand Zeug- 
nis ab, daß infolge der gestiegenen Nachfrage 
nach einschlägiger Literatur eine Neuauflage 
des Rüngeschen Leitfadens der graphischen 
Methoden notwendig geworden ist. Die großen 
Vorzüge des wohlfeilen Buches, die wir bereits 
‚ bei der ersten, im Jahre 1914 erschienenen 
Auflage in dieser Zeitschrift hervorgehoben 
haben, treten bei der Neuauflage um so deut- 
licher in die Erscheinung, al, eine Reihe früher 
fehlerhafter Figuren nunmehr durch richtige 
Zeichnungen ersetzt worden ist. Indessen sind 
von den seinerzeit hier bemerkten Ungenanuig- 
keiten die folgenden auch in die neue Gestalt 
des Buches mit übergegangen: In den Abb. 72 
und 86 sind Grade, dıe nach der Beschreibung 
parallel sein sollen, in der Tat nicht parallel. 
Die logarithmische Spirale der Abb. 26 schnei- 
det an der Stelle = T' den Leitstrahl recht- 
winklig statt unter schiefem Winkel; bei Zeich- 
nung 58 ist die Ellipse 4 des Grundrisses falsch 
gezeichnet; sie berührt die Geräden AD und 
BC, statt den Bogen OD zu schneiden. In 
Abb. 66 trägt die logarithmische Skala der Or- 
dinate in B die Zitfern 5 bis 8 an falscher 
Stelle. Endlich: ist der Punkt C der Zeich- 
nung 76 entgegen der Forderung des Textes 
nicht der Mittelpunkt von AB. Es möge bei 
dieser Gelegenheit gezeigt werden, daß die in 
den Abb. 75 und 76 veranschaulichten Metho- 
den zur Ermittlung des Flächeninhalts von 
Kurvenabschnitten nur Sonderfälle einer um- 
fassenderen Methode darstellen, die von der 
Achsenrichtung der Näherungsparabel unab- 
hängig ist und so eine Zusammenfassung und 
Erweiterung der dort gegebenen. Methoden 
bildet. Das zwischen A und B gelegene Stück 
der Kurve y=f(xz) sei ein Parabelbogen 
(Abb. 5), und es möge die zur Sehne AB pa- 
rallele Tangente MN die Parabel in D be- 
rühren. Dann gibt CD, wenn Oder Mittelpunkt 
der Sehne AB ist, die Achsenrichtung der Pa- 
rabel an; zugleich liegt der Schnitt R der Kur- 
ventangenten in A und B auf CD, u. zw. So, 
daß OD= DRist. Konstruiert man auf ORden 


Punkt K nach der Vorschrift CK = 1; OR= 


2/;, CD und legt durch K die zu AB parallele 
Gerade ST, so ist der Inhalt des Parallelo- 
gramms ABTS gleich dem des Parabelseg- 
ments ABDA, der Inhalt des Trapezes SGBT 
also gleich dem des von der Parabel begrenzten 


NEED 
IS 


Abb. 5. 


Flächenstücks AGBD. Man suche nun den 
Schnittpunkt L der Parallelen durch C zur 
x-Achse mit der Geraden ST auf und lege 
durch L. die Salple EH zu GB; dann mißt 


der Inhalt des Rechtecks EG BH den gesuchten 
Inhalt von AGBD. Offenbar ergeben sich, 
wenn das Kurvenstück ADB zwar keiner Pa- 
rabel angehört, aber hinreichend wenig von 
einem Parabelbogen abweicht, zwei Näherungs- 
konstruktionen für den Flächeninhalt [ydz, je 
nachdem man den Tangentenschnittpunkt R 
oder den Berührungspunkt D direkt bestimmt. 
Die letztere Konstruktionsart enthält dann die 
beiden von Runge behandelten Konstruktionen 
gemäß den Abb. 75 und 76 als Sonderfälle. 

P. E. Böhmer, Dresden. 


“ 


Eingänge. 
Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Scehnellaufende Dieselmaschinön unter beson- 
derer Berücksichtigung der während des Krieges 
ausgebildeten U-Boots-Dieselmaschinen und Bord- 
Dieseldynamos. Von ®r.-Sng. O. Föppl und 
Dr.:$ng. H. Strombeck. Mit 95 Textabb. u. 
Tafeln. IV und 132 S. in 80, Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1920. Preis 16 M, geb. 21 M. 

Bezugsquellen-Adreßbuch für das Gas-, 
Wasser-, Heizungs- und Elektrizitätsfach 
1920.. Herausgegeben von A. Radeke. Verlag 
von D. Meininger, Berlin C. 54. Preis 3M 
+ 50%, T.2.: ; 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Kein Rückgang der Preise elektrotech- 
nischer Erzeugnisse. — Von der Elektro- 
Großhändler - Vereinigung Deutsch- 
lands, E. V., Geschäftsstelle Berliv, erhalten 
wir folgende Zuschrift: Der Konjunkturum- 
schwung, der sich infolge des Steigens der 
Valuta auf dem gesamten deutschen Markt 
geltend macht, ist auch auf die elektrotech- 


"nische Branche nicht ohne Folgen geblieben. 


In weiten Kreisen der Verbraucher hat sich 
die Ansicht Geltung verschafft, daß mit einem 
erheblichen Preisrückgang in absehbarer Zeit 
gerechnet werden kann, und es macht sich 
dementsprechend eine starke Zurückhal- 
tung im Einkauf bemerkbar. War noch 
vor etwa 4 Wochen die Kauflust so groß, daß 
eine Befriedigung der Bedürfnisse auch nicht 
annähernd möglich war, so hat sich in letzter 
Zeit die Sachlage dahin geändert, daß Waren 
in ausreichendem Maße vorhanden sind, wäh- 
rend die Abnehmerschaft sich kaufunlustig 
zeigt. Die Hoffnung auf einen Rückgang 
der Preise für elektrotechnische Ar- 
tikel entbehrt jedoch jeglicher Grund- 
lage. Die billigeren Preise für eingeführte 
Rohmaterialien, wie Kupfer, Baumwolle und 
Gummi, werden durch erhöhte Einkaufspreise 
für inländische Erzeugnisse, wie Bleche, Papier, 
Isoliermaterialien usw., die erhöhten Löhne 
und Gehälter sowie die gesteigerten Fracht- 
und Portokosten bei weitem ausgeglichen. 
Hieraus ergibt sich, daß alle Anzeichen für 
einen. Preissturz fehlen, und daß weit eher 
mit einer Preissteigerung als mit einem Preis- 
rückgang gerechnet werden muß. Die Teue- 
rungszuschläge für einige Artikel haben dem- 
gemäß auch am 1. Mai weitere Erhöhungen 
erfahren müssen. Eine Zurückhaltung von 
Aufträgen, die der Industrie die  Beschäfti- 
Benlelichkeit für ihre Arbeiter nimmt und 
lem Handel schwere Schädigungen. bereitet, 
liegt daher weder im allgemeinen noch im 
Interesse des einzelnen Käufers und Installa- 


teurs, zumal im Herbst mit Bestimmtheit 
wiederum mit einer außerordentlichen, Waren- 
knappheit zu reehnen ist, da die Menge der 
fabrizierten Ware zur Deckung, des laufenden 
Bedarfs auch nieht annähernd ausreicht. 


' Außenhandel mit Graphit. — Für die Ge- 
nehmigung von Ein- und Ausfuhranträ- 
gen für Rohgraphit und Graphit in 
Fertigerzeugnissen ist jetzt die Außen- 
handelsstelle für Steine und Erden zuständig. 
Die Anträge sind an den mit der Vorprüfung 


‚beauftragten Dipl.-Sng. H. E. Axelrad (Char- 


‚entsprechende Unternehmen in Oberfranken 


lottenburg 2, Kantstr. 3) einzusenden. ° ° : 


" Aus der Gesehäftswelt. — Aus Würzburg 
wird die Gründung des gemeinnützigen Unter- 
nehmens Kreis-Klektrizitätsversorgung 
Unterfranken A. G. mit 5 Mill. M Kapital 
gemeldet. Der Ausbau soll nach der „Frankf.- 
Ztg.‘‘ in Zusammenarbeit mit dem Bayern- 
werk erfolgen. Gründer sind u. a. der Kreis 
Unterfranken (mit 51% des Aktienkapitals), 
die Städte Würzburg, Schweinfurt, Kitzingen, 
Bad Kissingen, die Bezirksämter Aschaffen- 


burg, Alzenau, Obernburg, Marktheidenfeld, 


und Lohr, die Industrie von Schweinfurt und 
Würzburg sowie die Firmen Elektrizitäts-A. G. 
vorm. Schuckert & Co., Nürnberg, und Brown, 
Boveri & Cie., A. G., Mannheim. Über das 


haben wir kürzlich berichtet.!) — In Berlin 
ist die Elektro-Leichtmotoren G.m.b.H. 
mit 0,25 Mill. M Stammkapital eingeträgen 
worden. Als Gegenstand des Unternehmens 
wird die Erprobung, Fabrikation, Verwertung 
und der Vertrieb von Elektromotoren ver- 
ringerten Gewichts sowie von Fahrzeugen 
aller Art genannt, die mit solchen ausgerüstet 
sind. — Gleichfalls in Berlin wurden die Dr. 
Marcell Wender G.m.b. H. mit 0,3 Mill. M 
Stammkapital (Gegenstand: Großhandel mit 
Elektromaterial für Lieht und Kraft) und die 
Gesa, Gesellschaft für elektrische Si- 
cherungen und Apparate G. m. b. H. 
mit 0,07 Mill. M Stammkapital eingetragen. — 
Aus Frankenthal kommt die Nachrieht von 


‚der Gründung der Pfalz-Elektromotoren-Werke 


A. G., deren Aktienkapital 0,3 Mill. M beträgt. 
— Die Elektrizitäts-A. G. vorm. Schuckert & 
Co., Nürnberg, hat ihr Elektrizitätswerk 


Nordhausen für 3,75 Mill. M an die Stadt - 


‘verkauft. 


Warenpreise. — Metallpreise. Nach den 
Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere 
verstehen sich ab Lager in Deutschland) in 
M/100 kg: \ : 


Metall | 14V. 12V. 
Elektrolytkupfer (wire 

bars), prompt. cif Hamburg, : 

Bremen, Rotterdam . : 2229 2281 


Raffinadekupfer 99/99,3%/, |1500--1550 1625—1675 


Originalhüttenweichblei 575—600 | 575—600 
Originalhüttenrohzink, 
Preis im freien Verkehr . | 575—600 675 
Plattenzink (remelted) von " } 

handelsübl. Beschaffenheit. 400 475 
Originalhüttenaluminium - z 
98/99%/yin gekerbt Blöckchen 3200 3300 


Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- 15700—5900 6100—6400 
Hüttenzinn, mind. 99%, 
Boinnrcko198/09%yr, 
Antimon-Regulus . 


. [4400-4600 4400—4600 
. |1100—1150.1100—1200 


Am 14. V. 1920 notierte die Londoner‘ 


Börse nach dem ,,Berl. Börsen-Cour.““ folgende 
Preise in £/t: Kupfer Kasse 100,87; desgl. 
3 Mon. 103,12; Elektrolyt 112 bis 114; Best 
selected 111 bis 112;, Zink 45,75 bis 47,25; 
Zinn Kasse 297,00; desgl. 3 Mon. 301,50 und 
Blei 38,50 bis 40,00. In New York stellte sich 
am gleichen Tage Elektrolytkupfer loko auf 
19,25 cts/lb. = ET 


») Vgl. „ETZE 1920, 8.364. 


 Bezugsquellennachweis. 5 


Frage 17 Wo befinden sich elektrische 
Trockenanlagen für Holz und Landesprodukte ? 


Berichtigung. 

Der Zuschlag der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektroteehnischen In- 
dustrie beträgt bei Ersatz-Glaskörpern 
beider Ausführungsarten für Mai nicht 25, 
sondern 50%; 
„ETZ“ 1920, S. 344, abgedruckten Zuschlags- 
liste Nr. 29 bei Nr. 23a zu ändern. - De 


” Abschluß des Heftes: 15. Mai 1920. 


a TE TE men RR nn nn nn nn OUUUQeUnnen ne us 
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius 8pringer in Berlin. 5 = x ; 


x 


i 


es wird gebeten, das in der 


ü 
6. 9 Dee 


405 


_ Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
OresR des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


“ Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Periowitz — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 27. Mai 1920. 


Kafochntng von hölzernen Einfach- und 
Doppelmasten mit Stützisolatoren. 


Von Dipl.-Ing. Paul Neumann, Darmstadt. 


Übersicht. In der vorliegenden Arbeit wird 
auf die Unzulänglichkeit der nicht einwandfreien 
Verbandsformel für Zopfstärken von einfachen Trag- 
masten hingewiesen. Es wird eine graphische Dar- 
stellung gegeben, die dem Entwerfenden oder Bau- 
leiter sofort die Bestimmung der Abmessungen für 
hölzerne Trag-, End- und Eckmaste nicht nur als 
Einfach-, sondern auch als Doppelmaste ohne weitere 


Hilfsmittel gestattet. Dann wird empfohlen, Doppel- | 


maste mehr als je zu verwenden, Weiter ist diese 
Arbeit als Unterlage für die Aufstellung neuer Ver- 
bandsvorschriften gedacht. 


Bei Projektierung von Freileitungen sind 
zueinander in Beziehung zu bringen für 
a) Tragmaste: 1. die Anzahl und die Durch- 
messer der zu verlegenden Leitungen, 
9. dieMastabstände, 3. die Mastlängen und 
4. die Zopfstärken. 
End- und Eckmaste: 1. die Rah und 
die Querschnitte der zu verlegenden Lei- 
tungen, 2. die maximalen Zugspannungen 
der Leitungsdrähte in kg/mm?, 3. die 
Mastlängen, die den Tragmasten ent- 
sprechend gewählt werden müssen, und 
4. die Zopfstärken. 
Zopfstärke und Mann bestimmen den 
Mast. 
Gegeben sind für Beokunden jeglicher 
Art: 


b) 


1. die Anzahl, ‚die Querschnitte und damit 
die Durchmesser der zu verlegenden Lei- 
tungen, 

2. die Mastabstände nach Erfahrungs - 
werten, 


3. die zulässige Mindesthöhe der untersten 
Leitung über Erde, 

4. die maxihalen Zugspannungen der Lei- 
tungsdrähte und damit die maximalen 
Durchhänge derselben für die vorliegen- 


den Mastabstände und für die zur Ver-- 


wendung kommenden Leitungsmateria- 
lien, P 
die Entfernung des Aufhängepunktes der 
untersten Leitung von der Mastspitze 
je nach Wahl der Betriebsspannung 
die Eingrabetiefen. 
Gesucht werden die Zopfstärken. Die 
hier aufgestellten Berechnungen gelten für 
Trag-, End- und Eckmaste. Die Berechnun- 
_ gen können den Normalien für Freileitungen 
entsprechend auf zwei Arten erfolgen: 


or 


‚a 


I. Nach der empirischen Formel, die 


aber nur für einfache Tragmaste gilt. 
ZEIT DE UM) dem. 


Hierin bedeutet 5 (d) die Summe der 
Durchmesser aller am Mast verlegten Drähte 
in mm und H„ die mittlere Höhe der Leitun- 
gen über Erde in m. Die maximalen Mastab- 
stände betragen dabei für Linien mit einem 
Gesamtquerschnitt (Leitungsdrähte und 
Schutzdrähte zusammen): 


ee 


“mm? Gesamtquerschnitt m 


N Be 1 RE 7 7 ee s0 
über 110. bis. 210.7... 60 
9.08 SDR. 50 


RSG FEN, 40 


Nach vorstehender Formel ist man an die 
vorgenannten Mastabstände gebunden. Bei 
Wahl eines änderen Mastabstandes, wie es 
häufig in der Praxis erforderlich wird, versagt 
die Formel. Außerdem ergibt die Formel bei 
einem geringen Gesamtwert der Drahtquer- 
schnitte „viel zu kleine und bei einem großen 
Gesamtwert der Drahtquerschnitte viel zu 
große Zopfstärken. W. Kinberg, Prag, be- 
merkt sehr treffend): „Es muß entschieden 
davor gewarnt werden, Holzmaste nach der 
Faustformel zu dimensionieren; denn ent- 
weder ist die Stabilität der damit berechneten 
Fernleitung infolge zu schwacher Maste sehr 
gefährdet oder die ganze Anlage wird durch die 
Wahl zu starker Maste verteuert und infolge- 
dessen: unwirtschaftlich.“ 

Einwandfrei hat die Berechnung der 
Zopfstärken zu geschehen. 


Il. Nach der Festigkeit. 
In Abb. 1 bedeute: 


H = die ganze Mastlänge in m, ‘ 

Ho, = die freie Mastlänge über Erde ın m, 

H„ = die mittlere Leitungshöhe über Erde 
in m, 

Hy, = die Eingrabetiefe in m, 

B — der Mastabstand in m, 

Z — die Zopfstärke des Mastes in cm, 

4 — die Zunahme des Mastdurchmessers 
je m nach unten in cm, 

D = der Durchmesser des Mastes in der 
Erdoberfläche in cm, 

d — der Durchmesser eines Leitungs- 

drahtes in mm; 

q — der Querschnitt eines Leitungsdrahtes 
“in mm?®, 

p — der spezifische Winddruck auf senk- 
recht getroffene ebene Flächen = 
125 kg/m?, 

Pax. > die maximale, Zugspannung eines 
Leitungsdrahtes in kg/mm?, 

k,» = die zulässige Biegungsspannung für 
imprägnierte Stangen bei fünffacher 

Sicherheit = 110 kg/em?, 

PR, =.der gesamte Winddruck in kg auf den . 
Mast. 

Bei Tragmasten: 

P, = der gesamte Winddruck in kg auf ! 
sämtliche Leitungen. 

Bei Endmasten: 

P, = die Zugkraft in kg sämtlicher Lei- 

tungsdrähte. 
Bei Trag- und Endmasten: 

S — der Spitzenzug in kg, bedingt durch 
die Kraft P,, bezogen auf die Mast- 
kopfspitze. 

Bei Eckmasten: 
:..der resultierende Spitzenzug in kg für 


Eckmaste, bei denen die ankommen- 
den und die abgehenden Leitungen 
mit einander den Winkel & in Grad 
einschließen. 

‚Für Tragmaste auf gerader Strecke hebt 
sich der Leitungszug gegenseitig auf. Die Maste 
haben daher im ungünstigsten Falle nur den 
dureh Winddruck hervorgerufenen Kräften zu 
widerstehen. Der Winddruck ist dabei senk- 
recht zu den Leitungen gerichtet. Als wirksame, 
senkrecht getroffene Windfläche ist bei Lei- 
tungen das 0,5-fache und bei Masten das 0,7- 
fache des Durchmessers multipliziert mit der 
Länge in Rechnung zu setzen. 


») „Elektrotechn. u.Maschinenbh.“, 85. Jahrg-, 1917, 8.345. 


Heft 21. 


Bei den End- und Eckmasten wird nur der 
Winddruck auf den Mast berücksichtigt. Die 
Winddrücke auf die Leitungen werden dabei 
vernachlässigt, da diese Kräfte die großen Zug- 
kräfte sämtlicher Leitungsdrähte nicht um 
nennenswerte Beträge erhöhen. 


Abb. 1. 


Die wirksamen, senkrecht getroffenen 
Windflächen der Tragkonstruktionen und der 
Stützisolatoren fallen bei den üblichen Anord- 
nungen fast gänzlich in die Projektion des 
Mastes und vergrößern nur ganz unwesentlich 
den Winddruck auf den Mast. In der Rechnung 
sind daher diese Windflächen fortgelassen 
worden. 

Streng theoretisch müßten die Holzmasten 
nach den Regeln der zusammengesetzten Festig- 
keit, u. zw. auf Biegung und Diuck: berechnet 
werden. Bei den für Holzmasten in Frage 
kommenden Mastabständen spielen jedoch die 
Druckspannungen, die durch die Gewichte der 
Maste, Leitungen, Stützisolatoren und Trag- 
konstruktionen erzeugt werden, und die sich 
gleichmäßig über den Querschnitt verteilen, 
gegenüber den Biegungsspannungen eine unter- 
geordnete Rolle. Für praktische Fälle reicht es 
deshalb vollkommen aus, die Holzmaste nur 
auf Biegung zu berechnen. 

Auch auf die Berechnung der Holzmaste 
als Träger von gleichem Widerstande gegen 
Biegung soll verzichtet und angenommen 
werden, daß der gefährliche Querschnitt in der 
Erdoberfläche liegt. Diese Annahme hat sich 
in der Praxis als recht brauchbar erwiesen. 

Als Zunahmen für die Mastdurchmesser 
pro m werden der Rechnung die Werte der 

Zahlentafel 1 zugrunde gelegt: 


Zahlentafel 1}). 


Zunahme der Mastdurchmesser 


ei nach unten auf 1m 
a 4 (cm) 
13 0,3 
14 bis 16 . 0,5 
17 bis 19 0,75 
20 bis 22 0,75 bis 1,0, im Mittel 0,88. 


Die Werte von A Selten für Holzmaste aus 
deutschen oder polnischen Forsten und stützen 
sich auf Angaben der Rütgerswerke. Bemerkt 
soll hierbei werden, daß die Zunahme 4 nicht 
allzu ungünstig gewählt werden darf, da sonst 
die zulässigen Spitzenzüge unnötig klein aus- 
fallen. 


1) Nach W. Kinberg, Prag, und R. Edler, Wien, 
„Elektrotechn. u. Maschinenb.“, 35. Jahrg., 1917, 8. 345; 37. 
Jahrg., 1919, S. 305, wird 2=05 em für alle Zopfstärken an- 
genommen. 


408 


; e Elektrotechnische Zeitschrift, 


Die Eingrabetiefe wurde mit Rücksicht | 
auf eine genügende Standsicherheit zu ?/, bis 
!/, der Mastlängen angenommen. 

In Zahlentafel 2 sind die Quotienten 


für die vorliegenden Mastlängen H aufgeführt. 
Als Entfernung H, — H„ ist der sehr brauch- 
bare Erfahrungswert 


H,— Hm 0,70 m 


zugrunde gelegt. Da im Verhältnis zu- der 
freien Mastlänge H, über Erde die Entfernung 
0,70 m klein ist, so können für diesen Wert 
Änderungen bis zu + 40%, zugelassen werden. 

Eine wesentliche Beeinflussung der Quotienten 
H,„/H, tritt dadurch nicht ein. Der Wert. 0,7 m. 
trägt somit bei Hochspannungsfreileitungen 
selbst den ungünstigsten Fällen Rechnung und 
kann auch für Niederspannungsfreileitungen 
als richtig angesehen werden. 


DH, IR 
De m ; P, == In 2 (Pmax. . q) 


= 0,9% . I(Pmax..q) KB. 

c) Eekmaste hervorgerufen durch die Zug- 
kräfte der ankommenden und abgehenden 
Leitungen, die miteinander den Winkel @ 
in Grad einschließen. | 

Es bedeutet: 
Spitzenzug eines Leitungsstranges 


S= = 0, 926. S(Pmax. - N): y 


Für den resultierenden Spitzonzug folgt 
hieraus 


A. \ 
9, =2.8.0085 kg. 

Zu beachten ist, daß bei ein und derselben 
Freileitung der resultierende 
der Eckmaste entweder gleich oder größer als 
der Spitzenzug $ der Tragmaste ausfallen muß. 


Ergibt die Rechnung für Winkel « von nahezu 


Zahlentafel 2. 
TEEN in m 9 10 11 12 13 14 15 16 
EEE in m 1,80. 1,80... 29,-..1.2390 1,2390 4::2,50% 9,50. 
Hz re inm 720,820 .:9,—  10,- 1080 '11,80 12,50 13,50 
Hn =, =20,00.in!m 6,50 7,50...830 9,30 - 10,10 11,10 11,80 : 12,80 
Hm _  $ Einzelwerte 0,904, 0915 0923 0,930 0935 0941 0944 0,947 
Au N Mittelwert 0,926 


Als Mittelwert ergibt sich hieraus beı den | 
vorliegenden Mastlängen für H„/H, = 0,926. | 
Der maximale Spitzenzug, der nur durch 
die Leitungen entsteht, wird für | 
a) Tragmaste hervorgerufen 
durch den Winddruck auf 
die Leitungen. 


Z(d) für die Querschritte der 


180° kleinere Spitzenzüge S,, so sind die Eck- 
maste wie die Tragmaste zu dimensionieren. 

Werden nun in den Endgleichungen für S 
und S, die Werte 


2a) nimm 


Es bedeutet: en Be 
\ NER le 
Gesamtprojektion aller Lei- Be u ohrıe mit 
tungen N Wulleiter 0 Erdseil 
ENDE RER 3 Ko mm2 | mm? |- mm? | mm? 
Pi e== 1000“ (d).L m? S 6x120/1x70E 
: ES 
Winddruck 3 N 2. gr1z0 |6*3Y/ «WE 
P=05,.D. RE Ks So 
Biegungsmoment N, 6x.95 JPXPO/P7O 
Ms 10: BD: Am Sara 
Y RS 6x70 
=10.8.%, emkg Ss 
Ex 00 3x150/1x70 3x150/1x70E 
a ee ar 
Ile, S IS 50 3x720/1x50 Be 
er S MAN IXBOT3XIH/Ix50 3X 100-13x95/1x50 = 
< TEN 3x.70/7x35 IKT zu ggypssel > 
& -ILI-U 3x 95 3x 95-|, I-I/I-I, 
Fler, St 2; 17 3x70 3x50/1x25 3x 70 3x50/1x35EH-————— 
7 N 30 3X 35/1X35 E- 
3x50 13X35/7X76 3x503225/125E 
SS 3x.35 13X28/7x76 43x35 
SIR 20 ee 3x16/1x25E- 
ALertung fer I En 3x 16/1x70 3x25 
EN ERS: UXTO > 376 | Fe£rdseil 
= >= Q 3X 70 . 
SION 
IES 
e IS} 
750 20.3 0 50 352560 100 
Querschnitt g einer Leitung in mm2 ' 
73 
Abb. 2. Zopfstärken für Einfach- und Doppeln aste. 14 
Minimale Zopfstärken für Einfachmasten bei 15 
a) Niederspannungsfreileitungen Zmin. = 13 em. 
I) Hochspannungsfreileitungen Zyin. =15 em. 16 
Für den Spitzenzug Ex hieraus A 
Hm 0,5 78 
Se .P, == ». dl 
Mm = 10004 Im. (a) S > 
RE en „La S( d) n 
= =: P s 20 
0,926 S 
_ U9t g 827 
= 500° 15.0.2 (d) S,, 
—0,058.L.3(d) kg. N 
b) Endmaste hervorgerufen durch die 
Zugkräfte sämtlicher Leitungsdrähte. 
Es bedeutet: L = konst,, 
Gesamter Leitungszug Pinax = konst,, 
«® = konst. 


P,= I (Pmax..q) Kg 
Biegungsmoment 
My = 100: P,. Hm=100.8.H, cemkg 
Für den Spitzenzug folgt hieraus 


gesetzt, so stellen diese Endgleiöhungen gerade 
Linien ganz'unabhängig von den vorliegen- 
den Mastlängen dar. (s. Abb. 2 und 3). 


Spitzenzug S, 


1920. Helt 21. 


empfiehlt es sich, als erste Annäherung‘ zur 


Vereinfachung der ‚Berechnungen die maxima- 


len Zugspannungen der‘ Erdseile bzw. der 


27. Mai 1920. 2 
= e 
} 


7 


Schutzdrähte gleich denen der stromführenden 
‚Leitungen anzunehmen. Die Endgleichung für 
den Spitzenzug der Endmaste erhält dann fol- 


gende einfache Form 
80,9%. Pax... 2(9) ka R 
In Abb. 3 ist ein Beispiel für eine Frei- 


leitung durchgeführt, bei der die maximalen « 
Zugspannungen der drei Aluminiumseile mit 


je qı = 70 mm? Querschnitt Pmaxı = 9 kg/mm? 
und des Erdseiles mit 9, = 35 mm? Querschnitt 


Pmaxe = 12 kg/mm? (willkürlich Bo genommnenE 


betragen möge. Dann werden 
S; = 0,926. 9. 3x 70 = 1750 kg, 
8, = 0,926.12.35 = 3905, 
SS 258 = 3140 ,,. 


Von dem Winddruck auf den Einfachmast 


wird das Biegungsmoment W;, BSrYOorgerue TE 
‚Es bedeutet: 


" Mastprojektion 
12,2 i 
ie | 
1 (z R 
7.100:1% +3 2° Mn). I m’. 
Winddruck 
PO URDS FE SER 
. Biegungsmoment 
A 
Mas = 100. BE > 
Mastobsrönde £in m 
K7) 50 60 70- 90 
‚700 
0) 
720 
730 
720 
750 


I 

| 

j‘ S.für Bi und Enamaste 

ı Spitzenzüge: 5, » Eckmasre Mkg 
H we 
Y 


200 300, \ 400 300 


ER 320 720 


‚für Ooppelmaste 


‚Freie Mastlängen Ho über Erde 
mm 


u ERTL TE 
für ES 


=08.2.(2+%.m).2 


ZIEH 


.=085 = (mtr2)- ‚Ho? emkg 


Für das maximale Biegungsmoment folgt 


Bei a2 a > von u ER Leienagen | hieraus für 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heft 21. 


27. Mai 1920. 407 
Z/g) in mm? ‚MElg)inmm? 
Ü Nieder - | en Hoch $ i EV 
S e- nungsfreileitun ax ) 
REN Sparmungsfreileitungen Maximale Zugspannungen Tımax in kg/ımm Leitungsaraht 
IS R ohne | mit ohne mit Be 977 m — N 
RISSS Wulleiter Eräseil 4 5 6 7 8 9 10 
SIxX IXIH/IX50- 3XIS/IKSOE > 
SS 12 
N 
o NE 13 
<; Ss‘ 3x95 3x95 
5 Nr Z 
w S 15 
> & 3x70/1x3 3x70/1R35E er 
Sy { 
” 3 
ne 3x70 3x70 
SIERT 25 2,800 
= | = 3x50/1x35 — 
SS, ı \M zZ 3x50/1x Y 
SS! 3 
I x50 
II 2 3x35/1x35 
3X35/7X16 
Ze, 3X35 I3KI5gxz5/n25E 
SI EI \ 0% 3X25/176 BR 
HS 3x25 i 3x2513x16/1x25E 
INS : 3x76/1x10 
| 3x716 3x76 | E=Erdseil 
S 4x0 ER pe 
‚3x70 / 
| N 
95 70 50 35 25° 16% 500 71000 1500 2000 2500 j „3000 1 3300 
Querschnitt g einer Leitung inmm? SpitzenzügeS für Endmasfe inkg 
Abb. 3. Spitzenzüge für End- und Eckmaste. = 
In Fällen, bei denen die Spitzenzüge S,der Eckmaste kleiner 
als die $pitzenzüge S der Tragmaste sind, also: S, <Sı. 
sind die Kekmaste wie die Tragmaste zu dimensionieren 
Trag- und Endmaste 220 
. Mo max = 100. S.HH+ Mn emkg. a 
a 
Ecekmaste S 
RS 
=, S 
Meomer =10.%. HH + Mo,  emKg. n RS 


Diese maximalen Biegungsmomente gelten 
auch für Doppelmaste; vorausgesetzt, daß die 
Mitten der hölzernen Stangen bei den Trag- 
masten in die Vertikalebene, auf der die Lei- 
tungen senkrecht stehen, bei den Endmasten 
in die Vertikalebene, die zu den Leitungen par- 
allel liegt, und bei den Eckmasten in die Ver- 
tikalebene, die den von den Leitungen ein- 
geschlossenen Winkel «@ halbiert, fallen. 

Für den gefährlichen Querschnitt in der 
Erdoberfläche beträgt das Widerstandsmo- 


Resultierende Spitzenzüge Sr JÜ 
&n 
S 
S 


750 160 


‚165 770 


a SERA20 130140 
ment für den 


A. Einfachmast: 


Äquatoriales Trägheitsmoment der  Quer- 
schnittsfläche F (Abb. 4), bezogen auf die 
Schwerpunktachse s—s 


Durch Einsetzung der letzten Werte folgt 
für die maximalen Biegungsmomente 


ne Werl Work, emke, 
BET | 
52 HAN i f 


Widerstandsmoment 


Js 


Alb. 5. 


Diese Werte von Womax. werden in die 
! 3 2 bmax 
| obigen Gleichungen für 


Abb. 4. Momaz = 100 . S. Hs + Mp, 
bzw. 
B. Doppelmast (Ausführung wie Abb. 6): yeN, g gy | 
Äquatoriales Trägheitsmoment des aus den | , Momax. = ir = a ar Ne 
beiden Flächen F bestehenden Querschnittes | eingeführt. Als zulässige Spitzenzüge 8 bzw. 


S erhält man dann bei Einsetzung der Werte 
r für Wg, Wo, ko und My folgende Ausdrücke 
9 von | für den 
A. Einfachmast: 


Ss bzw. %, = 


F,=2F (Abb. 5) bezogen auf dieHauptschwer- 
punktachse Sp — So, deren Abstand e = 


den parallelen Schwerpunktachsen s—s der 
Flächen F beträgt, 


| : Z VER 
8 ef. I VER 210. 8* ‚2 —— 5 <o" 
| Iso GrF.e) I. 0,11. H, (+?) (a+s)|es- 
Widerstandsmoment B. Doppelmast: 
Wp = Ja =1102 Ja —5.W5, BZW. dr = 
D D a fErkz 3 2 
»058.(Z+4.H,j cm? Se 1: (4+ 1.4, + >)| Br 


Pr" — 


eingeschlossene Winkel & in Grad 


Für H, = konst. stellen die beiden letzten 
Gleiehungen Kurven dritten Grades dar 
(s. Abb. 2). 

Damit die Doppelmaste für die errechneten 
Spitzenzüge auch standsicher sind, müssen die 
Mastfüße im Erdreich mit Druckplatten in der 
in Abb. 6 angegebenen Weise ausgestattet 
werden. 


Hm =Flo 0,7 m — ——ı 


Abb. 6. 


Nimmt man nun an, daß sämtliche freien 
Kräfte oberhalb der Erdoberfläche nur auf die 
Druckplatten wirken, so erhält man als Erd- 
drücke 

h 


Per.(y - Me- Da 0,12 ) 


IH: H, Hy 
P,.(4 Hm+ Hp) + Ps. (2: Hy+ Hr), 
—kg 


3. Hg — (2h +0,48) 


408 


PE=P+P+ Pe" kg 
und als maximale Bodenpressung, wenn g und 
h in Meter ausgedrückt sind, 


nern 
g 


kg/em?. 


Leicht erhältliche Druckplatten in der 
Praxis sind für diese Zwecke halbe hölzerne 
Eisenbahnschwellen mit den Abmessungen 

g=1,35m, 
AR 

Wie in Zahlentafel 38 gezeigt wird, reichen 
diese Holzschwellen für Doppelmaste mit Stan- 
gen-Zopfstärken von 16 cm noch gut aus. 
Als Spitzenzüge S sind dabei die in Abb. 2 an- 
gegebenen zugrunde gelegt. 


s Elektrotechnische Zeitschrüt. 


1920. Heft 


Bei der Berechnung sind die beiden Stan- 
gen eines Doppelmastes als ein Ganzes ange- 
nommen. Diese Annahme setzt voraus: 


1. ein festes Aufeinanderpressen der Stan- 
gen mittels Schraubenbolzen, 


%. den Einbau von Hartholzkeilen oben an 
der Mastspitze und in der Mitte des 
Mastes, damit Längsverschiebungen der 
Stangen zueinander nicht auftreten kön- 
nen. Der Hartholzkeil in halber Höhe 
des Doppelmastes dient zugleich als 
Distanzstück. 


Zur Vollständigkeit‘ dieser‘ Arbeit vs 


außer den Angaben in Abb. 2 und 3 noch 
Zahlentafeln über 


1. Mastkopfabmessungen (Tafel 4), 


Zahlentafel 3. 


Z H H) Hr Ss Pı 
cm m m m kg kg 
9 7,20 1,80 516 557 
10 8,20 1,80 480 618 
11 9g,— 2, — 455 491 
| 2 10,— ER 498 462 
13 10,80 2,20 409 441 
14 11,30 2,20 394 425 
15 12,50 2,50 380 410 

16 13,50 2,50 370 


399 


Bei Herstellung der Mastgruben für die 
Doppelmaste bleibt der gewachsene Boden in 
Richtung der Spitzenzüge stehen (s.. Abb. 7). 


Abb. 7. 


Der Mittelwert von o =1,40 kg/em? ist so- 
mit zulässig. Tatsächlich fällt jedoch die 
Bodenpressung o kleiner aus, da die Erddrücke 
nicht allein von den Druckplatten, sondern 
auch zum Teil von dem Stammende, das 
nicht von den Druckplatten verdeckt wird, 
aufgenommen werden. 

Einer Verwendung von Doppelmasten mit 
Stangen-Zopfstärken größer als 16cm 


für Spitzenzüge bis zu 800 kg steht nichts im 


Wege, natürlich müssen dann Druckplatten 
mit Abmessungen größer 'als die der halben 
hölzernen Eisenbahnschwellen vorgesehen 
werden. 


P | Pa" | Pg' 
i Einzelwerte | Mittelwert 
kg kg kg kg/cm? 
112 3940 4610 1,31 
130 4290 4940 1,41 
144 4040 4680 1,33 
162 4340 4960 1,41 1,40 
177 4110 4730 1,35 
196 4450 5970 1,44 
209 4030 4650 1,32 
229 4340 4970 1,41 
| 2. Stützisolatoren (Tafel 5), 
3. Eingrabetiefen, freie Mastlängen über 
| Erde und Gesamtmastlängen (Tafel 6), 
4. maximale Durchhänge für Aluminium- 


leitungen (Tafel 7), 
5. Erläuterungsbeispiele (Tafel 8) 


beigegeben worden. Durch die Aufnahme der 
Erläuterungsbeispiele erübrigt sich hier eine 


Zahlentafel5. 


Stützisolatoren (Hermsdorftypen) 
für die Betriebsspannungen in Volt 


sooo | 10000 | 15000 | 20000 | 25000 | 8500 


1.1381 


I. 1383 | I. 1384 


I. 1886 | I. 1387 | I. 1891 


Zahlentafel6. Für Einfach- und Doppelmaste. 


Gesamte Mastlänge Hin m 


Eingrabetiefe HEinm........ 1,80 


Freie Mastlänge HZ), über Erde in m . 7,20 


Zahlentafel 4 


21. 
| 


Lfd 


1,80 | 3, — 


8,20 


Abb. 8. 


Be 


27. Mai 1920 


Abb. 9. 


Zahlentafel 7). 


Mast- 


sau mom- 
I 
o 


a 


2 
10; 


; abstände 


25 


0,30 


[0,45 


0,75 
1,05 
1,45 
1,90 
2,40 
2,90 
3,55 
4,25 
5,00 
5,75 
6,65 


| { 
| 
He 


. 


AR 
838 
NEN 
 SAIT 
SSE 7 
KR: I 
RE» 
Q 
ss it ie 
sa 
88 |S IP 
Sp La IS 
_Y,SS s8 3 
IISSNEN 
N SD | 
N INS IS 
MINEN SS 
ss |8 | 
Tas |S | 
vis S N I 
SO 
Se SQ 
I 
S 
3 
N) 
& 


Maximale Durchhänge D in m 
für Aluminiumseile 


Leitungsquerschnitte in mm? 


3 


0,30 
0,45 
0,60 
0,85 
1,15 
1,45 
1,90 
2,35 
2,85 
3,40 
4,00 
4,65 
5,35 


2,20 


10,80 


50 


0,30 
0,40 
0,55 
0,75 
0,95 


1,55 
1,95 
2,30 
2,75 
3,25 
3,75 
4,30 


1,25 | 


70 


3,65 


"2,20 


11,80 


95 


0,30 
0,40 
0,55 
0,70 
0,85 
1,05 
1,20 
1,45 
1,75 
2,05 
2,40 
2,75 
3,15 


2,50 
12,50 


120 | "150 


0,30 


ı) Als max. Beanspruchung 9 kg/mm? zugrunde gelegt. 


13,50 


Mastkopfabmessungen in mm für die Betriebsspannungen 


Mastabstände & E 
nm 10000 bis 20000 V 25000 bis 35000 V 
un Mastarten Leitungsmetall Querschnitte in mm? r ohne | nit ohne | mit 
Nr. ohne | mit 
Erdseil Erdseil Erdseil 
A a b | a b 
1 |Einfachmast Aluminium 25,70 und darüber <50 
(Abb. 8) | (gespannt mit 9 kg/mm?) <60 
35 und 50 <60 |1000 | 800 |400 11200 | 800 400 | 800 | 1200 | 1000 | 440 | 1600 | 1000 | 440 | 1000 
Kupfer } beliebig <&0 |<80 
Eisen 
2 | Doppelmast Aluminium 25,70 und darüber <_50 
(Abb. 9) | (gespannt mit 9 kg/mm?) <60 1100 | 800 400 [1300 | 800 |400.| 800 | 1300 | 1000 | 440 | 1700 | 1000 | 440 | 1000 
35 und 50 <_.60 f 
Kupfer \ beliebi 
elieb <80 |< 80 
Eisen = Ss» 
3 | Doppelmast Aluminium 60 < 120 | <.120 2: 
(Abb. 9) | (gespannt mit 9 kg/mm?) 1500 , 1200 | 400 | 1800 | 1200 | 400 | 1100 | 1500 | 1200 | 600 | 1800 | 1200 | 600 | 1100 
70 und darüber <150|< 150 
Kupfer \ beliebi | 
ebi <150|< : 
Eisen 8 50 |< 150 | s ja 


Zu lfd. Nr. 1 und 2: Durchhänge der Erdseile < Durchhänge der Aluminiumleitungen. 


n ” 


” rn ” 


20 000 V zu wählen. 


Für Betriebsspannungen von 3000 bis 6000 V sind tunlichst die gleichen Mastkopfabmessungen wie für Betriebsspannungen von 10000 bis 


„ 2: Doppelmaste sind als Eckmaste für lfd. Nr. 1 bestimmt. 


Be N ER EN 


ae a En HT 5 


Für Aluminiumleitungen Zugfestigkeit der Erdseile = 70 kg/mm?, da diese mit max. % kg/mm? gespannt werden müssen. 


5 Sn 


BT 


| Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 21. 


Zeahele.n ta.f'e:le8 


‚Gegeben 


Erläuwterungsbeis 


piele. 


Gesucht 
"kurzen!" ; i } Freie Mast- Zu- 
Lfd. |, I _ | Querschnitte, k « Mast- et Er [S79 A D länge über | gehörige 
Nr TIeDS | Material aller abstand | °° 088er ker nach 4 nach BaSh Hu Airde |) Aopiatärke Gewählt wird 
. span- | „m Mast zu Mastart rn ner spannung | \yn.g Zahlen- | Zahlen- H= zZ 
BURN enden Winkel« Pmax. tafel 4 | tafel 7 A+D+H, Fe 
Volt Leitungen m Grad kg/mm® |' kg m m m m em 
60 19,1 
1. Annahme 
=>) 1 4 
2a Einfach-| 59 | 180 9 o | 160 | 055 | 6056| 820 17,5 
S mast | 2. Annahme für Alu- Lfd. Nr. 3. 
& 3 3><50 mm? HE Jul minium R = 2 
& aan Abe und 0,48 | 6,12 | 8,20 170 | z=ım em md H=H+Hp=10m 
R Eisen siehe Abb. 2: Linienzug I—1. 
25000 | seil und zunachst N a 
4 rs gteich | | 1 B=/o B1:0 0 E C:  ER  e e 
‚ Annahme { 
Erdseil groß siehe Abb. 2: Linienzug IT— II. 
© ; E - N = 14/16 d H=1 
2 [5 Dengeh, Au 101,0 1, Re | 534 wie lfd. Nr. 3 8,20 13,9 har u IFA Nr8 
E 8! nommen siehe Abb. 2 und 3: Eniousäge II — II. 
E DA MELR 
- S = 15/17 em di 4=18 2 
= 16 Derpelr.4,120.; | Yiaz6 334 wie lfd. Nr. 4 10,80 14,7 N ohorie zu fd. Nr. 
; ! siehe Abb. 2 und 3: en III— III. 


Als Endmaste für den Spitzenzug $ = 1540 kg (siehe Abb. 3) müssen im vorliegenden Falle BR puare verwendet werden. 


weitere Anweisung zum Gebrauch der Schau- 
bilder Abb. 2 und 3. 

Zum Schluß sei darauf hingewiesen, daß 
ein Blick auf Abb. 2 sofort die Überlegenheit 
der Doppelmaste den Einfachmasten gegen- 
über erkennen läßt, da bei gleichen Zopfstärken 
die Doppelmaste das fünffache Widerstands- 


moment der Einfachmaste gegen Biegung be- 


sitzen. 

In der Praxis sollte daher der Doppelmast 
mehr als je Verwendung finden und ganz be- 
sonders in der Jetztzeit, bei der Stangen mit 
kleineren Zopfstärken leichter und mit bedeu- 
tend geringerem Kostenaufwand zu beschaffen 
sind. 


Untersuchungen über die Größe und Be- 


ständigkeit von Kontaktverbindungen unter 


besondererBerücksichtigung des Aluminiums. 
(Mitteilung aus dem Elektrotechnischen Institut der Tech- 
nischen Hochschule zu Karlsruhe.) 


Von Rudolf Richter, Karlsruhe. 


‚(Fortsetzung von S. 392.) 
6. Untersuchungen an der dritten Hauptgruppe. 


Die in den Zahlentafeln 15 bis 20 zusam- 
mengestellten Verbindungen (Nr. 241 bis 409), 
die zusammen mit denen der zweiten Haupt- 
‚gruppe in Abschnitt 4 beschrieben sind, wollen 
wir als dritte Hauptgruppe bezeichnen. 

Der größte Teil’dieser Verbindungen wurde 
(stromlos) auf dem flachen Dache des Elektro- 
technischen Instituts, etwa 50 m nordwestlich 
vom Schornstein der Hochschulzentrale, auf 
einer Sandschicht ausgebreitet (vgl. Abb. 8) und 
während der Zeit vom 5. VII. 18 bis 7. TV. 19 
mit kurzen Unterbrechungen dem Einfluß der 
Witterung ausgesetzt. Die übrigen Verbindun- 
gen der dritten Hauptgruppe wurden in den 
Sammlungsräumen des Institutes, ebenfalls 
stromlos, aufbewahrt. Zur leichteren Unter- 
scheidung sind die Widerstandsangaben der in 


den Sammlungsräumen aufbewahrten Verbin- 


dungen in den Zahlentafeln 15 bis 20 in runde 
Klammern gesetzt. Die Widerstände der Ver- 
bindungen wurden in etwa denselben Zeiträu- 
men gemessen, wie bei der ersten und zweiten 
Hauptgruppe. Sie sindin den een ein- 
geschrieben. 

Die Lötverbindungen mit massiven Hülsen 


‘(Gruppe L, und L,,) vom Mai 1918 sind nicht 


vorschriftsgemäß ausgeführt; zu wenig Lot ist 
dabei verwendet, so daß dieses nicht einmal die 
Drahtenden der Hülse bedeckte. Deshalb wur- 
den im Juli 1918 nochmals neue Verbindungen 
der Gruppe L, (Nr. 399 bis 403) hergestellt. 
Das Verhalten der schlecht gelöteten Verbin- 


dungen, deren Nummern in Tafel 15 in 
runde Klammern gesetzt sind, wurde eben- 
falls untersucht; die Ergebnisse . dieser 
Verbindungen (Nr. 301 bis 310) sind aber 
mit Vorsicht zu beurteilen. Die Unzuver- 
lässigkeit der Verbindungen vom Mai 1918 be- 
stätigt teilweise schon die erste Widerstands- | 
messung am 1. VII. 18, Nr.309 (L,, AI—Fe—Al), 
807 (L,, Al—0u— Al) und301 (L,,. Al-Zn—A), 
zeigen auffallend hohe Widerstandswerte. Nr. 
8309 zerbrach nach der Messung. Einen verhält- 
nismäßig hohen Widerstand hatten auch die’ 
Lötverbindungen mit Blechhülsen Nr. 280 
(Li, Al-Fe—Al), 282 (I. A-Al—-Al) und 


u RT - gr 
BE RN EEG 


BETRITT 


249 (Lj3, Al— Run ä: Die Lötverbindung ohne 
Hülse Nr. 825 (L,,, mit Verbandslot metalli- 


‚siert und mit Kriegslot verlötet) zerbrach vor 


der Widerstandsmessung. Die Würgverbindun- 
gen mit nicht metallisierten Aluminium drähten 
(W ..W,, Nr.358 bis 365) sind alle schlecht, wie 
es auch bei den Würgverbindungen der zweiten 
Hauptgruppe der Fall war. 

Nach der zweiten Widerstandsmessung am 
8. X. 18 zeigte auch die Lötverbindung mit 
massiver Hülse Nr. 302 (L,., Al-Cu—Al, auf 
dem Dach des Institutes) eine wesentliche Ver- 
schlechterung, während sich die übrigen Löt- 
verbindungen mit massiver Hülse nicht wesent- 


Abb. 8. Verbindungen ae dritten Hauptgruppe auf dem Dach des Hiakbvkselanichen Instituts. 
Aufgenommen am 10. I. 1919. 


x 


410 Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heft 21. | 27. Mai 1920. 


Zahlentafel 15. 
Schraubverbindungen (&) und Lötverbindungen mit massiven Hülsen (Z, und Z,,) der dritten Hauptgruppe. 


Zinn 
A tuminium t°+ 


= Ze 


RER ‘ 
ı n } 
Ly 
Gruppe S; j La Lo 
u E ; Mai | Juli | Mai | Juli| Mai | Juli | Mai | Juli | Mai | Juli 5 
Herstellung ‚ Mai 1918 1918 | 1918 | 1918 | 1918 | 1918 | 1918 | 1918 | 1918 | 1918 | 1918 Mai 1918 
=£, 1 
Drahtmetalle AI—AI AI-AI „Al—Al 
Th 10t it Lot der Spezialfabrik mıt Verhandslot a 
Drahtenden ae tallistert u Inetalisiört metallisiert blank RR blank 2 
a os M Fe Fe M Fe M Fe|M Inhoffen Inhoffen und Kriegslot | 
Hülse A| Zun|i M|Fe|Cu|AI| Zn| M|Fe|Cu | Ai | Zn cu Al Zn M Fe Cu Al Zn M Fe Cu 
Nr. || 375 | 371 378 374 79 | 330 | 376 | 378 | 379 | 377 | 370 | 366 | 868 | 369 | 367 | (810) (403) | (306) | (399) | (808) | (401) | (809) | (402) | (807) | (400) | (805) | (301) (303) | (804) | (802) 


1. vr 18 \6.20.6,11|6,17|6,31| 5,92] 6,11! 6,07| 6,12] 6,32] 5,94) 6,10 5,97' 6,01| 6,28]5,70] 6,55 | 6,20| 6,24 5,68] 6,25 |5,79| 16,3 16,55 | 36,71 5,61 6,65 | 9,50, 6,46 | 6,41 |. 6,90 


3».x. 18. 1622 6.11|6.20| 6,43 5,89| 6,18] 6,07|6,15|6,42] 5,88! 6,30) 5,96] 6,01) 6,29] 5,68| 6,52 | 6,20 | 6,43 5,71 | 6,56 15,78 123551 6,62] 120 15,57[6,63| 44,9 16,52] 6,41 | 14,4 
16.1. 19 |16,33| 6,24| 6,36] 6,48] 5,96] 6,30] 6,13] 6,18] 6,47] 5,93] 6,38| 5,98] 6,05] 6,43] 5,74] 6,67 | 6,80| 6,74 5,80 | 7,04 5,86 =2=3|6,78| 161 |5,67|6,67 164 |6,63| 6,50 1259 
10. IV. 19 )\637 6.38| 6,39| 6,501 5,95] 6,30! 6,20| 6,20] 6,50, 6,001 6,46] 6,02, 6,08| 6,40] 5,77] 6,67 16,33] 7,15] 5,90) 7,28 5,89 [##3[ 6,95 11250 [5,69] 6,77 1105 |6,59| 6,56 1464 
92. IV. 19 6.38 6,791 6.41| 6,54] 6,05] 6,51 6,56| 6,32] 6,52 6,12 6,57 6,38] 6,22] 6,46] 6,01) 6,75 6,50] 7,59 6,02) 5 |6,06| — 7083| — [5,79 [6,77| — 6,77 4285| — 
10. 11.20 6.46 5.74| 6.56| 6,54! 6,17| 6,61, 6,87! 6,24| 6,58] 6,20| 6,70] 6,46, 6,22] 6,56] 6,051 6,89 6,57 119,9 6,20| $ 618] — 1757| — 15,7616,89| — 16,98 =335| — 


lich geändert hatten. Von den Lötverbindungen | dungen Nr. 265, 267, 263, 269, 272, 270 (Dach) | 343 (Dach) gebrochen. Die Würgverbindungen 
mit Blechhülsen der Gruppen L,, und Zjs, die | der Gruppe Z,,: Von den Lötverbindungen | W,undW, haben sich zum größten Teil schlecht 
sich bei der ersten Widerstandsmessung als | ohne Hülse haben sich die Flachlötungen (Z,,) | bewährt. Auch von den Verbindungen mit me- 
branchbar erwiesen, zeigten eine deutliche Wi- | Nr. 322, 321, 317, 324, 326 (Dach) und die | tallisierten Aluminiumdrähten haben Nr. 351, 
derstandszunahme die Verbindungen auf dem | Schräglötungen (Z,,) Nr. 334, 339, 341 (Dach) | 349, 347, 357 (Dach) und 348, 346 (Sammlung) 
Dach des Institutes Nr. 273, 290, 295, 292, 281, merklich verschlechtert. Von der letzten | eine wesentliche Widerstandszunahme erfahren, 
297. Dasselbe gilt von den gelöteten Verbin- | Gruppe sind die Verbindungen Nr. 333, 340, | Bei den Kabelschuhverbindungen hat der Wi- 


o 
: 


ERBE S © Zahlentafel 16.  Lötverbindungen mit Blechhülse 
L|; 
BE RN RE EN RN Ben ar Mar tn ML DIE DEE EN REED EN RN De en en no 
Gruppe Lu Lie = 
- Herstellung März. 1918 Mai 1918 
Drahtmetalle 2 , Al—AI 
Drahtenden Be Den. der blank mit Thuralot 
Lot Spezial-Weichlot Mc Inhoffen ; E Thura 
aa, M Ei Al M Fe Cu Al RS 
Nr r- DEE DB 24 371.5, 2.008 279 280 275 276 290 289 294 293 
1. VIL, | (7,55) 753 | (728) | 6,95 (7,50) 7,50 (15,1) 6,58 (6,50) 7,86 (9,40) 820 | (10,0) 
EX: ie (7,41) 9,20 | (7,30) 6,87 (7,85) 7,89 (22,9) 6,58 (6,54) 10,2 (12,6) 8,90 | (13,0) 
16. I. 19 (7,49) 9,70 | (741) 6,92 (7,94) 8,05. | -(24,4) 6,62 - | (6,57) 11,2 (17,3) 910 | (15,4) 
10. IV. 19 (7,49) 9,80 | (7,37) 6,93 (7,89) 7,98 (24,9) 6,65 | (6,49) | 11,5 (27,5) 9,30. (21,5) 
92. IV. 19 (7,75) 235 (7,42) 6,99 (8,06) 8,20 (50,0) 6,79 (6,57) locker | locker | 133 locker 
10. II. 20 (8,20) 800 (23,7) 7,08 (8,66) 8,50 (7,55) | (7,56) (7,12) = a ten) > 


2. Zahlentafel18. Lötungen ohne Hülsen (Z,, Zis 
Li; | 
SERLERESFE IP, ERBEN N ELDER ERBE TEE BERN Sa N Fe iin. 1 nn mer Ti u ae 
Gruppe \ / F Lö N 
Herstellung 2 Mai 1918 - - 
{ Al Thuralot metallisiert, t |Al mit Lot der S lfabrik, metalli-} Al mit Verbandslot, metallisiert, 
Drahtenden blank NE ke 
Lot Inhoffen Thuralot © Lot der Spezialfabrik E Kriegslot 
Draht-Metalle Al-Al AI—M | Al-Fe Al-Cu a AlI—M | Al—Fe | Al-Cu | Al-Al | AI-M | Al-Fe | Al-Cu | Al-Al | AI-M | Al-Fe | Al-Cu 
Überlappung in mm 23 27 28 27 80 | "80 32 30 82 30 34 35 30 32 32 
AN a1 312 314 315 TE BE 318 819..|' 317 324 326 327 325 
1. VII, 18 7,06 (7,09) 7,90 | 15,4 5.07 . 6,35 8,70 18,5 | "4,95 6,69 8,60 - 182 5,51 6,64 .8,60 18,1 |vor der | 
2..X.18 6,96 ) (7,00) 7,34 14,0 5,05 6,87 9,80 18,6 |. 5,32 6.86 8,70 18,8 6,50 7,40 .| 10,2 18,0 er Sn 
16. I..19 7,02 (7,00) 3,35 17,5 511 27 6,96 10,7 18,5 5,88 7,14 8,60 19,3 |jam ae 19 7,57 10,6 18,2 |brochen 
10. IV. 19 6,93 (7,03) 3,20 16,9 5,16 40175 21,0 18,2 6,54 | 12,1 8,60 18,1 brochen 7,68 | 11,2 18,2 = 
DRIYA1I 7,1 7,05 8,50 17,9 522 ge- ge- ge- ge- ge- e- h — e- ge- e- —_ 
2 (7,05) ® Br x brochen brochen brochen | brochen | brochen hröchen Drochen Bröchen brochen brochen 
10. II. 20 7,18 (7,10) 8.40 14,8 5,34 =, = a En — —_ — —_ — rn B= — 


27. Mai 1920. 


——  ——  —  — — _ — Ze 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 21. 


all 


= ne - = u = 


Zahlentafel 17. Lötungen mit Blechhülse (Z,,) der dritten Hauptgruppe. 


Gruppe 
Her- 
_ stellung Mai 1918 
Draht- 7 ı 
__metalle AI—-AI 
Draht- : = : I RE a mit Verbandslot 
enden blank mit Thuralot metallisiert mit Lot der Spezialfabrik metallisiert inetallisiert 
Lot Ko Inhoffen Thuralot Lot der Spezialfabrik Kriegslot 
Hülse Al M Fe Cu Al M Fe Cu Al M Fe Cu Al| M | Fe| Cu 
Nr. |l245| 216 |250| 249 | 2sıl 252 | 27] 248 Fa | 262 | 265 | »66 | 267 | 268 | 268 | a | 258 | 24 | 257 | 8 | 29] 200 | 255 | 26 IE arı | 272 | 20 
= r er ——u = == = = en en 
1. VII. 18)6,99| (6,74)16,99| (41,3)16,64| (7,27)|6,65| (6,68)| 6,70] (6,59)| 6,70 (6,52)| 6,55| (7,25)| 7,51, (7,06)| 6,72 | (7,11)| 6,49 (6,4216,61/(6,45)| 6,88! (6,60)| 6,62] 7,23] 7,01| 7,47 
3. X. 18 16,85] (6,74)[6,95| (120) 16,57| (7,16)16,57| (6,58)| 7,01| (6,65)| 7,52] (6,66)| 8,40, (7,20)| 10,5 | (7,10)| 7,06 | (7,30)| 6,87\(6,88)6,841(6,50)| 7,28) (6,78\| 7,36] 7,40] 8,30) 8,80 
16. 1. 19 |7,05| (6,74)16,94| (118) 16,61) (7,22) 6,68] (6,69)| 7,15] (6,65)| 7,66| (6,97,| 9,50, (7,38)| 20,2 | (7,36)| 7,29 | (7,45)| 7,19 (6,87)16,88\(6,65)| 7,36: (7,30)| 7,58] 7,63| 9,00110,4 
10. IV. 197,04| (6,74)]7,05| (120) 16,67| (7,25)16,69| (6,61)| 7,28| (7,20)| 7,84| (7,06)| 10,6 | (7,24)| 33,1 | (7,42)| 7,50 | (8,40)| 7,99 \(7,05)|7,00\(6,61)| 7,50| (7,08)! 8,15] 7,89] 9,30]13,0 
22. IV. 1917,28] (7,38)]7,111 — |6,78| (7,33)]7,04| (6,69) 10,3 (8,40) 17,1 locker 245 |locker[193 | locker|locker| locker|13,9: (8,10)18,50/(7,46)1255  |locker[18,2 |11,3 112,8 [17,5 
10. II. 20 7,43] (7,45)17,24| — 16,82] (7,33)]7,15, (6,68) 15,8 N == 1500 — 400 == = — 116,2 |(8,50)18,55|(7,75)| 22,4 | — 122,2 |13,7 [15,0 |61,0 


derstand von Nr. 382 (Kabelschuh aus M, Alu- 
‚ miniumdraht blank), 384 und 386 (Kabelschuhe 
aus Fe, Aluminiumdraht blank), 398 (Kabel- 
schuh aus Al, Aluminmumdraht mit Thuralot 
metallisiert), 394 (Kabelschuh aus Fe, Alu- 
„niniumdraht mit Thuralot metallisiert) merk- 
lieh (> 20%) zugenommen. 
Bei der dıitten Widerstand«messung (16. 1. 
19) zeigten die Schraubverbindungen S, geringe 
Zunahme, die Lötverbindungen mit massiven 
Hülsen (Z,; und Z,,) mäßige Zunahme mit Aus- 
nahme von Nr. 307 (L,), 301 und 302 (Z,,). Von 


den Lötverbindungen mit Blechhülsen hat noch 
die Verbindung 256 (L,,, Sammlung) eine we- 
sentliche Widerstandszunahme erfahren. Die 
Flachlötung Nr. 317 (L,,, Dach) ist gebrochen, 
Nr. 315 hat im Widerstand merklich zugenom- 
men. Die Schräglötungen Nr. 334, 330, 339, 
341 und 335 (Lg, Dach) sind gebrochen; der 
Widerstand von Nr, 344 hat sich merklich er-: 
höht. Die Würgverbindungen W, und W, haben 
sich weiter verschlechtert, besonders auch die 
Verbindungen 355, 353 (Dach) und 350 (Samm- 
lung). Von den Kabelschuhverbindungen haben 


Nr, 382 und 394 eine weitere Widerstandszu- 
nahme erfahren. 

Kurz vor der vierten Widerstandsmessung 
(10. IV. 19) wurden die Lötverbindungen Nr. 
342 und 344 (Schräglötung L,, Al—Alund 
AI—M) auf dem Dache zerbrochen vorgefun- 
den. Nach dem Ergebnis der Messung haben 
sich die Schraubverbindungen nur wenig ver- 
ändert, Diejenigen Lötverbindungen mit mas- 
siven Hülsen, die sich bisher als brauchbar er- 
wiesen hatten, zeigten eine nur mäßige Wider- 
standszunahme. Von den Lötverbindungen mit 


ar 
; ” 1 
(Z,, und Z,) der dritten Hauptgruppe. @tor 
Lis 
Lı2 3 Fu NE 
Mai 1918 RE 
AI—AIl 
metallisiert > mit Lot der Spezialfabrik metallisiert mit Verbandslot metallisiert 
lot Lot der Spezialfahrik Kriegslot 
Fe \ Cu Al M Fe Cu * Al M Fe Cu 
5 | 6 2 | a 281.) | ,.282 285 286 287 288 re 299 0 | 298 
8,05 (9,60) 7,11 (8,60) 9,65 (12,1) 7,12 (7,13) 1:09 (7,57) 6,55 (6,84) 6,45 7,18 7,53 6,88 
8,80 (9,80) 8,00 (11,2) 17,4 (59,5) 7.00 (7,05) 7,78 (7,56) 6,57 (6,82) 7,38 1,23 7,35 7.15 
9,20 (10,1) 8,70 (12,6) 25,0 (17,9) 7,10 (7,04) 7,30 (7,55) 6,68 (6,87) 7,46 7,29 7,38 ol 
9,30 (10,2) (9,60) (11,1) 27,3 (69,0) 7,01 (7,03) 7,84 (7,51) 6,62 (6,87) 7,50 1,29 7,98 7,36 
12,9 (65,0) (31,5) locker | locker | locker 7,40 (7,63) 8,30 (7,90) 6,84 locker 7,88 7,90 8,40 10,1 
18,3 (675) (475) — = == 7,25 (8,20) 8,50 (8,20) 6,91 — 8,60 8,00 8,70 11,6 
eo 
N 
und Z,,) der dritten Hauptgruppe. | ; 
Lo, Zur 
Li r Li 
Mai 1918 März 1918 
Al mit Thuralot Al mit Lot der Spezialfabrik Al mit Verbandslot, metallisiert, |nach bes. Verf. d. 
blank metallisiert, sonst verzinnt metallisiert, sonst verzinnt sonst verzinnt S.8. W. metallis. 
Inhoffen Thuralot mit Lot der Spezialfabrik Kriegslot Spezial-Weichlot 
Al—Al Al—Zn | AI-M- Al-Fe Al-Cu | Al—Al | Al-M Elias Al—Al | AI-M | Al-Fe | Al-Cu | AI-Al | AL-M | Al-Fe | Al-Cu Al—Al 
9.| 38 | m si | 8. | = 330° | 390° | 341 340 335 337 ss |, 886 342 314 345 343 941 
7,26 | (7,40) | 11,4 | 9,50 20,6 (19,1) | 5,38 7,49 9,30 | 5,49 7,48 | vor deri| vor der |vor der| 7,60 | 9,30 | 20,1 5,61 l (7,50) 
7,13 | (287) | 163 | 9,40 |am2.VIL (18,5) | 555 | 830 | 267 am2 X 7,45 5 a Be rg 7,65 | 980 | 210 am2 X (7,40) 
< 18 ge- % - “ A 
7,17 (7,32) ee: sr 9,30 | prochen | (18,5) ee E a TE a brochen Dan brochen |brochen |brochen RE 20,9 |brochen we 
7,20 | (7,34) | brochen| 9,10 = (18,4) | brochen |brochen |brochen| — |brochen — — = N ar 21,1 = en 
R : = ge- E —_ — = ni — = — —  |brochen |brochen |, 89 Ga , 
beöchen (39) bröchen (18,5) Ee brochen Bi 
re (7,49) = a = 18,4) -— 5- u = = = —— x = I = 37 (7,63) 


‘ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Het 2i. 


27. Mai 1920. 


N, 


Zahlentafel19. Würgverbindungen (W,, W,, W;, W,) der dritten Hauptgruppe. 


nm 
————o— in 
1 | 


Lot Lot 
\ 
\ a 
I 
W; 


H 
20» 


Sm 8 


Gruppe W, Wa W; w; 
Herstellung Mai 1918 ; Mai 1918 März 1918 
Hülse ohne AI blank | Cu verzinnt| ohne EI nt 
inSpez.| _ 
Lot nicht gelötet Kriegslot nicht gelötet wi ie 
taucht 
= u ’ : h.bes. Ver- 
oht blanenl blank Alm. Thuralot ae m. Lot .| Al m. er m. Ka Alm. a uaalot it Thupelöt blank eh Tara 
DERNERR geschabt geschabt Cu Be, Toni rs En orine Fr NE Cu nt mr r met, 
Draht -Metalle AI— AI AlI— AL Al— Cu Al— Cu Al— Cu Al— Cu Al— Cu AI— AI AI— Al Al— Al Al—AL| Al— AI 
Nr. 259 358 360 361 ; Bi 349 348 317 346 353 | 352 857 356 355 |. 354 363 262 364 365 244 243 
1. VIL 18 || 109 | (110) | 19,0 |(25,0)| 5,89 |(8,.40)| 5,87 |(615) | 5,93 | (6,95) | 5,66 (12,5)|] 4,54 |(4,20)| 5,73 |(5,91)| 135 | (138)| 21,2 |(56,0)| (9,60) | (7,78) 
3.X. 18 142 | (115) | 47,2 |(9,70)| 18,7. (7,46) | 350 |(9,40)| 666 |(9,70)| 5,66 | (6,08) | 9,40 |(4,16)| 6,03 | (5,91) | 157 |(145)| 196 |(143)| (9,40) (7,51) 
16. I. 19 151 | (84) | 167 \(980)| 27,2 |(18,7)| 90,0 |(643)| 164 |(29,8)| 63,4 |(8,80)| 133 |(4,16) | 7,71 | (6,25) | 185 (300) 460 \ (250)| (9,50) | (7,61) 
10.IV.19 || 550 | (160) | 313 \ca2.7)| 30,4 |(10,7)| 450 \(5,60)| 275 |(18,6)| 210 |(20,7)| 12,6 |(4,00) | 13,0 | (6,25) | 400 | 225 | 370 |(163)| (9,50) | (7,61) 
Bay E39 — = RR AT 500 1145) | — (1591 — | @&0)| — |(155)| 624 | 59 | 605 |(7I)| — | — | — |°— | (10,0) | (7,70) 
10. II. 20. — Fee Fa — [12350 | (140)| — }(478)| — | (208)]| — | (400)| 190 | (7,65)| 190 23) — | — | = | — | LM) | (7,50) 
Zahlentafel 20. Kabelschuhverbindungen (X) der dritten Hauptgruppe. 
(Zeichnung mit Abmessungen siehe Kopf der Tafel 14), 
Gruppe K 
Herstellung Mai 1918 
Drahtmetalle Mı—Al 
Lot nicht gelötet 
i i . Spezi br. Al mit Verbandslot 
Drahtenden ArhlenE a nereiant Hi rn: a 3 inet. und yerinnt % 
A a ) Alm Alm 
Cu M Al Fe Al Cu M ee “) Fe Cu M |YDotd Fe M Cu |Verbsl. | Fe 
BERN verZz. verz. | blank verzinnt blank | verz. verZz. pn , TZ. verz. VerZz. Spf. verz verZz. verz. met. verz. 
| " i x . met. u. verz. 
Niete Cu M“|ı M Fe Fe Al Cu M Al Fe Cu M Al Fe M Cu Fe 
Nr. 381 332 | 383 384 386 385 391 392 393 39 | 3% 396 397 398 | 387 388 389 30 
| 
1. VOL. 18 6,09 7,89 8,40 6,03 7,83 6,15 8,06 5,93 | ‚8,80 
3,11 2,98 3,86 4,05 4,71 3,63 2,66 3,36 3,41 4,43 2,87 3,27 3,76 4,32 3,02 | 2,90 4,27 4,50 
3.018 7,26 11,6 9,30 6,97 12,7 6,56 I6 HOSE 10,5 
3,50 3,76 3,79 7,13 6,08 | 3,2 2,84 | 3,90 5,30 7,31 3,09 3,47 4,39 5,13 3,30 2,70 5,22 5,22 
1509 19 8,15 12,1 9,60 7,22 132 6,78 OD 6,08 10,8 
3,71 4,44 4,05 7,93 6,16 | 3,43 3,07 .| 4,14 5,72 | 123,4 3,10 3,68 9,24 5,18 3,30 2,77 5,36 5,42 
10. IV. 19 9,09 12,0 9,79 7,30 19,1 6,80 10,92 6,04 11,01 
|. 4,04 | 5,05 3,97 8,0 6,10 | 3,69 3,14 4,16 6,10 | 13,0 2,94 3,86 5,19 | 5,78 3,38 2,66 5,96 5,45 
Janvier 9,15 12,3 | 9,69 7,47 20,6 6,99 11,4 6,13 10,2 
420 | 49% | 425 | 804 | 6,10 | 3,59 | 322. | 4,25 | 6,69. | 13,9 3,15 | 3,84 | 6,60 |: 5,40-.| 3,28 | 2,85 | 5,14 | 5,08 
22. IV. 19 Only, 12,6 | 9,65 7,42 19,7 6,92 1147 6,10... 9.1.7.2 -210,2 
4,31 4,96 4,72 7,9 5,92 3,73 3,21 4,21 5,65 |, 14,0 3,22 3,70 5,96 5,45 3,30 2,80.| 5,42 4,79 
10. II. 20 5,68 | 6,50 | 5,50 | 20,5 7,25 4,30 | 4,30 4,93 | 10,1 20,1 3,85 4,68 8,90 6,23 3,90 3,30 6,43 5,45 


Blechhülsen haben die Verbindungen Nr. 289 
(Iys, Al), 292 (Ey. Cu), 281, 282 (Ly., AD, 267 
(Eis Fe), 268 (Lie Cu), 254 (Liz, Al, 257 (u, 
M), und 270 (L,,, Cu) eine deutliche Wider- 
standszunahme erfahren. Dasselbe gilt von den 
Flachlötungen ohne Hülsen (L,), Nr. 322 
(Al—M), 321 (Al— Cu), 316 (Al—Al) und 826 
(Al—M). Der Widerstand der Schräglötungen 
(L,, und L,,) hat sich nicht wesentlich geändert. 
Die Würgverbindungen sind teilweise besser ge- 
worden, doch ist ihr Widerstand im allgemeinen 
unsicher, Der Widerstand des größten Teils 
der Kabelschuhverbindungen hat zugenommen, 
besonders gilt dies von Nr. 381 (Cu), 382 (M) 
und 398 (Fe). Im wesentlichen dieselben Wider- 
stände der Kabelschuhverbindungen (Zahlen- 
tafel 20) wurden auch am 12. IV. 19 gemessen, 
nachdem die Verschraubungen der Kabelschuhe 
gelöst, die Kontaktflächen blank gefeilt und die 
Verschraubungen wieder hergestellt waren. 


7. Weitere Untersuchungen an der ersten, 
zweiten und dritten Hauptgruppe. 


Am 14. IV. 19 wurden die Verbindungen 
der ersten, zweiten und dritten Hauptgruppe, 
deren Widerstand bei den bisherigen Unter- 
suchungen unter etwa 100.102Ohm blieb, auf 
ihr Verhalten gegen mechanische Erschütterun- 
gen untersucht. Sie wurden zu diesem Zweck 
in eine Wellblechtrommel von 45 cm Durch- 
messer und 45 cm Länge gelegt, die um ihre 
wagerechte Achse mit 10 Umdreh./min umlief 
und die Verbindungen heftig durcheinander 
schüttelte. Die Spannungsdrähte (vgl. Abb. 2) 
wurden vorher entfernt, um zu verhindern, daß 
sich die dünnen Drähte um die Verbindungen 
wickelten und sie dadurch gegen die mechani- 
sche Beanspruchung schützten. Die Verschrau- 
bungen der Kabelschuhverbindungen wurden 


gelöst. Abb. Istellt die Versuchsanordnung dar. | Flachlötung ohne Hülse (L,) Nr. 115 und die 


In kurzen Zeitabschnitten wurde die Trommel 


stillgesetzt und die zerbrochenen oder locker ge-. 


wordenen Verbindungen wurden ausgeschieden. 
Nach einem Betrieb von 10 Minuten wur- 

den die Flachlötungen ohne Hülse (Z,,) Nr.318, 
321, 322, 324 und 326, die Schräglötungen ohne 
Hülse (Z,,) Nr. 195 und 196 und (L,,) Nr. 161 
und 162 an der Lötstelle zerbrochen vor- 
gefunden; nach einer gesamten Betriebszeit 
von 20 min brach noch die Flachlötung ohne 
‚Hülse (L,) Nr. 101. Die Betriebszeiten wurden 
' dann auf je 30 min ausgedehnt. Zuerst, nach 
50 min gesamter Betriebszeit, wurden die 

' Flachlötungen ohne Hülse (L,,) Nr. 188, 319 und 
327 an der Lötstelle zerbrochen vorgefunden. 


Die Stumpflötung mit Blechhülse (L,,) Nr. 164 


war mitsamt der Messinghülse an der 
Stoßstelle der Drahtenden durchgebrochen. 
Nach einer Betriebszeit von 80 min waren die 


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27. Mai 1920. Br 


Schräglötungen ohne Hülse (Z,,) Nr. 191 und 
192 an der Lötstelle gebrochen; die Stumpf- 
lötungen (Z,) Nr. 283 und 293 waren locker. 
Nach 110 min waren die Flachlötung (Z,,) Nr. 
320 und die Schräglötung (L,,) Nr. 329 an der 
Lötstelle gebrochen. Locker waren die Flach- 


ötungen mit Blechhülsen (Z,,) Nr. 254, 256 


+ 


Abb. 9. Wellblechtrommel zur Aufnahme der Kontakt- 
verbindungen, um sie mechanisch zu erschüttern. 


und 264 sowie die Lötverbindung mit massiver 
Hülse (Z,) Nr. 308. DieletzteVerbindung gehört 


zu jener Gruppe (Nr. 301 bis 310), deren Lötstel- 


len schlecht ausgeführt waren (vgl. Abschnitt 6). 
Die Flachlötung (L,) Nr. 135 war neben der Löt- 


| stelle gebrochen; die Lötstelle selbst war noch 


£ 


mit Blechhülse (Z,,) Nr. 253locker. Die Lötung. 


einwandfrei. Nach 140 mın waren die Flach- 
lötung ohne Hülse (Z,,) Nr. 323 und die Schräg- 
lötung ohne Hülse (Z,,) Nr. 331 an der Lötstelle 
gebrochen; die Stumpflötung mit Blechhülse 
(L,.) Nr. 281 und die Flachlötungen mit Blech- 
hülse (Z,s) Nr. 266 und 268 warenlocker. Neben 
der Lötstelle war dieWürgverbindung (W,) Nr. 
205 gebrochen; die Lötstelle war gut. Nach 
170 min gesamter Betriebszeit wurde die Würg- 
verbindung (W,) Nr. 198 neben der Würgstelle 
zerbrochen vorgefunden; die Lötstelle war gut. 
Nach einer weiteren Betriebszeit von 60 min, 
also nach einer gesamten Betriebszeit von 230 
min, waren die Stumpflötungen mit Blechhül- 
sen (L,,) Nr. 290 und 291 und die Schräglötung 


mit massiven Hülsen (Z,,) Nr. 3804 war im freien 


. Drahtende gebrochen. Die Versuche über die 


mechanische Widerstandsfähigkeit der Verbin- 
dungen wurden hiermit abgeschlossen. 
(Fortsetzung folgt.) 


Die Darstellung des Aluminiums!). 


Eine Übersicht über die Bauxitvor- 
kommen, besonders die weniger bekannten, 
und über die Entwicklung und den gegen- 
wärtigen Stand der uminiumerzeugun 
dürfte von einigem Interesse sein. Währen 
des Krieges haben besonders die ungarischen 
Bauxitvorkommen größere Aufmerksamkeit 
erregt, ferner gewisse Vorkommen in den 
nördlichen Balkanländern. Was die be- 
kannteren älteren Vorkommen betrifft, so 
kommen insbesondere in Frage: Österreich 
(Wochein, Steiermark, Tirol), Deutschland 
(Großherzogtum Hessen), Italien (Apenninen), 
Frankreich (die Departements Var und Bouches 
de Rhöne), Irland (Belfast); an überseeischen 
Vorkommen solche in Indien und in den Ver- 
einigten Staaten im Staat Georgia. Die Zu- 
sammensetzung des Bauxites wechselt sehr. 
Man kann weniger von reinem oder unreinem 
Bauxit sprechen als von solchem, welcher 
technisch verwertbar ist oder nicht. Schäd- 
lich ist vor allem ein Kieselsäuregehalt, da 
die Abscheidung von Silizium das Aliminium 
brüchig macht. Außerdem .bilden sich Na- 
trium-Aluminium-Silikate, welche sich in dem 


Engineering Bd. 106. Nr. 2746, 8.163 bis 165; Nr. 2747, 


. 1 j 
8.191 bis 198% Nr. 2718, 219 bie 20. 


"”i 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Elektrolyten nicht lösen und wodurch ein 
Teil des Aluminiumgehaltes im Rohmaterial 
verloren geht. Nimmt man einen durch- 
schnittlichen Kieselsäuregehalt der verwert- 
baren Bauxite von 1,36% und einen Tonerde- 
gehe von 30,70% an, so gehen 1,98 %, der im 
ohmaterial enthaltenen Tonerde durch diese 
Silikatbildung verloren. 
Aluminium steht unter den Elementen, 
welche den Erdkörper bilden, mit 7,9% an 
dritter Stelle und unter den Metallen noch vor- 
dem Eisen mit 4,43% an erster Stelle. Die 
ersten Versuche über Reduktion von Alumi- 
niumchlorid mit: Kaliummetall führte der 
Däne Örsted durch. Wöhler wiederholte sie 
1827, bekam aber nur ein graues Pulver. Erst 
Liebig erzielte 1845 geschmolzene Alumini- 
umkügelchen von Stecknadelkopfgröße. Eine 
industrielle Darstellung des Aluminiums ge- 
lang als erstem St. Claire Deville, welcher 
Aluminiumchlorid mit dem billigeren Natrium- 
metall reduzierte. 
. - Die Entwicklung der Aluminiumfabri- 
kation verlief zunächst nur langsam. Sie be- 
trug: 1880 2,4 t, 1890 175, 1900 5000, 1906 
13 200, 1910 40700, 1911 54 100, 1912 65 200 
und 1913 76500 t. Die Entwicklung setzte 


.erst kräftiger ein, als die Natriumpreise ent- 


sprechend gesunken waren. Dadurch trat ein 
ganz bedeutender Preissturz ein. Die Ent- 
wicklung der Preise war folgende: 1854 
2400 000 M/t, 1855 960 000, 1856 288 000, 
1858—85 96 000, 1886 683 000, 1888 46 000, 
1890 Anfang 26 400, 1890 Ende 14 400, 1891 
Anfang 12000, 1891 Ende 4800, 1895 2900, 
1900 1920, 1905 2400, 1910 1240, 1915 Januar 
1600 und 1915 Juli 2800 M/t. 

Die elektrolytische Gewinnung des Alu- 
miniums setzte 1886 ein und beruhte haupt- 
sächlich auf den Arbeiten von H&roult und 
Kiliani. Die Herstellung von Aluminium er- 
fordert ein reines Aluminiumoxyd von 98 bis 
99,5% ‘Gehalt, sodaß der Bauxit raffiniert 
werden muß. Andernfalls würden die mit- 
enthaltenen Elemente ebenfalls reduziert wer- 
den und nur Aluminiumlegierungen geben. Die 
Tonerdewerke sind mit Rücksicht auf die 
großen Mengen Kohle, welche sie benötigen, 
an billige Transportwege gebunden. Einen 
Maßstab dafür gibt, daß zum Beispiel die 
Anlage in Salindres für eine Jahresproduk- 
tion von 12000 t Tonerde 30000 t Bauxit, 
6500 t Kalk und 50 000 t Kohle benötigt... Die 
Raffination erfolgt zunächst durch Über- 
führung in Natriumaluminat, wobei die Ver- 
unreinigungen unlöslich bleiben müssen. Man 
verwendet hierfür 2 Verfahren, das trockene, 
sogenannte ,Deville-Pechiney-Verfahren 
und das nasse Bayer-Verfahren. Beim 
trockenen Verfahren wird gemahlener Bauxit 
mit Soda in Röstöfen auf 1100° erhitzt, die 
Kohlensäure entweicht und es entsteht das 
Aluminat. Dieses wird ausgelaugt, während 
Eisenoxyd und Titansäure unlöslich zurück- 
bleiben. Der größte Teil der Kieselsäure bleibt 
ebenfalls unlöslich zurück. Die Lauge wird 
durch Filterpressen filtriert, der hauptsäch- 
lich aus Eisenoxyd bestehende Rückstand 
wird als Gasreinigungsmasse verkauft. Zur 
Abscheidung der gelösten Kieselsäure erhitzt 
man die Lauge in Autoklaven auf 160° unter 
Druck. Es fällt dann das unlösliche Natrium- 
Aluminium-Silikat aus. In die gereinigte 
Lauge wird Kohlensäure geblasen, so daß das 
Aluminiumhydrat ausfällt. Die erforderliche 
Kohlensäure liefern Kalkbrennöfen. 
Prozeß verläuft technisch befriedigend, leidet 
aber an 2 Abfallprodukten, dem Kalk aus der 
Kohlensäureerzeugung und der Soda, welche 
sich bei der Fällung der Tonerde bildet. 

Es wird daher in neuester Zeit hauptsäch- 
lich das DBayer-Verfahren | 
welches keine Nebenprodukte liefert. Bei 
ihm wird der gemahlene Bauxit direkt mit 
Sodalösung in Autoklaven bei 7at Druck 
erhitzt. Es gehen dabei 85 bis 88% des Ton- 
erdegehaltes der Bauxite in Lösung. 
Lösung wird in Behälter gepumpt, verdünnt 
und zum Absetzen gebracht. Die nahezu 
klare Lösung geht noch durch Filterpressen 
und kommt dann in die Zersetzungsgefäße. 
Das in der Lösung enthaltene Natriumalu- 
minat ist nicht beständig. Uberläßt man sie 
sich selbst, so beginnt in kurzer Zeit die Ab- 
scheidung von Tonerdehydrat. Diese Zer- 
setzung wird beschleunigt, wenn man die 
Lösung rührt und Tonerdehydrat als Kontakt- 
substanz zusetzt. Dies ist eine der Haupt- 
grundlagen des Bayer-Verfahrens. Die dünnen 
Laugen werden dann noch konzentriert und 
auf 
Natriumgehalt der Lösungen bleibt also im 
Kreislauf stets benützt, abgesehen natürlich 
von unvermeidlichen Verlusten. 

Nach beiden Verfahren erhält man ei 
Aluminiumhydrat mit rd 50% Wassergehalt, 
teils chemisch gebunden, teils als Feuchtig- 
keit. Das Hydrat wird in rotierenden Öfen, 


Heft 21. 


Der' 


verwendet, 


Die, 


ie ursprünglichen Gehalte gebracht. Der. 


ähnlich wie sie die Zementindustrie verwendet, 
kalziniert. Die erforderliche Temperatur be- 
trägt 1350 bis 1400°. 

Ein etwas abgeändertes Verfahren zur 
Herstellung des Aluminats nach Peniakoff 
hat keine besondere Verbreitung gefunden. 

‚Bauxite, welche viel Kieselsäure, aber 
wenig Eisenoxyd enthalten, werden auf einem 
anderen Wege verarbeitet. Sie werden ge- 
mahlen und leicht erhitzt, um sie porös zu 
machen, und dann mit Schwefelsäure gelaugt. 
Dabei geht das Eisen in Lösung mit der Ton- 


‚erde, während die Kieselsäure zurückbleibt. 


Das Eisen wird dann entweder mit Oxal- 
säure oder mit Ferrocyancaleium oder 
Schwefel-Caleium gefällt. Das Tonerdesulfat 
wird kalziniert und die entweichenden Schwe- 
felsäuregase dienen zur Wiederherstellung der 
erforderlichen Schwefelsäure. 

Hall bzw. die Pittsburgh Reduction 
Company verwendet für, die Reinigung des 
Bauxits elektrische Öfen von ähnlicher 
Konstruktion wie die Karbidöfen. Die Bei- 
mengungen im gerösteten Bauxit geben beim 
Erhitzen mit 10 bis 15% Kohle im elektrischen 
Ofen eine verwertbare Legierung, welche im 
wesentlichen Ferrosilizium mit etwas Titan 
und Aluminium enthält. 

. .Srpek hat die Herstellung des Alumi- 
niums mit einem Ammoniak-Verfahren ver- 
einigt. Dieses beruht auf der großen Ver- 
wandtschaft von Aluminium zu Stickstoff bei 
hohen Temperaturen. Für Zwecke der Alu- 
miniumfabrikation kann das sich hierbei bil- 
dende Hydrat mit Sodalösung behandelt 
werden, wobei das Ammoniak entweicht. 
Dieses wird entweder auf Salpetersäure, Am- 
monsalpeter oder schwefelsaures Ammon 
weiterverarbeitet. Die Weiterverarbeitung 
des Aluminats erfolgt nach dem Bayerschen 
Verfahren. Die Entwicklung dieses Srpekschen 
Verfahrens ist noch abzuwarten. 

Als Lösungsmittel für die Tonerde dient 
der Kryolith. Natürlicher Kryolith kommt 
hauptsächlich aus Grönland, teilweise aus 
dem Ural. Er hat die Zusammensetzung Al 
Fg.6 NaF. Er wird von den Verunreinigungen 
teils durch Handscheidung, teils elektromag- 
netisch gereinigt. Er kommt zur Verwendung 
mit rd 50% Fluor und 12 bis 13% Tonerde. 
Schmelzpunkt rd 1000°. Der künstliche Kryo- 
lith wird dargestellt aus Flußsäure, die man 
durch Destillation von fein gemahlenem Fluß- 
a mit konzentrierter Schwefelsäure er- 

ält. 

Die Aluminiumöfen verlieren fortwährend 
Fluor. Würde man dieses nur durch Kryolith 
ersetzen, so würde der Natriumgehalt des 
Bades steigen und ein allmählich schlechteres 
Aluminium geben. Man setzt daher in der 
Regel Aluminiumfluorid zu,. welches man aus 
Tonerdehydrat und Flußsäure herstellt. 

Von Wichtigkeit für Aluminiumfabriken 
ist auch die Elektrodenfrage Da an- 
nähernd ein “gleiches Quantum Elektroden 
verbraucht als wie Aluminium erzeugt wird, 
ist es verständlich, daß die größeren Alumi- 
niumwerke ihre Elektroden selbst herstellen. 
Die Elektrode soll nicht mehr als 1%, Aschen- 
bestandteile enthalten. Durch die Eigen- 
fabrikation können die Elektrodenenden, 
welche zwischen 10 bis 30% des Gesamtver- 
brauches ausmachen, wiederverwertet werden. 
Die gewöhnlichen Kohlensorten, selbst die 
reinsten Anthrazite, geben zu aschenreiche 
Elektroden. Achesongraphit ist zwar sehr 
rein, aber teuer. Man verwendet daher in 
der Regel Petroleumkoks, dessen Aschengehalt 
selten 0,5% erreicht. : Gewöhnlich ist amerika- 
nischer Petroleumkoks reiner als rumänischer. 
Die flüchtigen Substanzen aus dem Petroleum- 
koks im Betrage von 8 bis 15%, müssen zuerst 
durch Rotglut ausgetrieben werden. Bezüg- 
lich der Einzelheiten der Öfen für die Elek- 
trodenerzeugung, der bezüglichen Pressen usw. 
sei auf die Originalarbeit verwiesen. Im Alu- 
miniumofen werden die Elektroden parallel 
geschaltet, die Öfen als solehe in Reihe. Die 
Aluminiumöfen werden in der Regel mit 8000 
bis 10 000 A betrieben, doch hat man auch 
schon Öfen von 15 000 bis 20 000 A gebaut. 
Die bezüglichen Elektroden haben 20x20 
bzw. 40x40 cm im Querschnitt. Die mittlere 
Betriebsspannung für jeden Ofen beträgt 
6,5 bis 7,1 V. Mit Rücksicht auf erforderliche 
Stromregelung muß man über Gleichstrom 
von 5,5 bis 8,5 V verfügen. Zur Erreichung 
entsprechend hoher Maschinenspannungen 
schaltet man 30 bis 40 Bäder in Reihe. Ar- 
beiten mehrere Generatoren auf einen Ofen- 
satz, so schaltet man sie parallel; sonst ver- 
sieht man jeden Ofensatz mit unabhängigen 
Generatoren. 5 

Die Aluminiumöfen können durch Kippen 
oder Ausschöpfen entleert werden, wobei 
Gießformen von 2 bis 40 kg Fassung gebraucht 
werden. Der niedrigste Schmelzpunkt des 
Bades liegt bei 5% Tonerde. Durch Zusatz 


414 


von Aluminiumfluorid kann der Schmelz- 
punkt noch weiter erniedrigt werden. Bei 
20 bis 30% Tonerde ist das Bad schon unbe- 
ständig, kann ungelöste Tonerde ausfallen 
und tritt eine Steigerung des Widerstandes 
ein, 

Die Temperatur des Aluminiumofens 
spielt eine große Rolle bezüglich desElektroden- 
verbrauches. Ist die Temperätur zu hoch, so 
verbrennen die der Luft ausgesetzten Teile 
(Abb. 1). Zu geringer Abstand zwischen den 
Elektroden erhöht ebenfalls den Verbrauch d. 
Bei zu niederer Temperatur spitzen sich die 


Elektroden e am unteren Ende zu. Schlechter 
Kontakt bewirkt ein Abnützen der oberen 


Ecken c. Riehtige Abnützung der Elektroden 
zeigt &. 


Abb. 1. Splektrodenformen. 


Ebenso ist die Temperatur von großem 
Einfluß auf die Badzusammensetzung. Zu 
hohe Temperatur bedingt starke Verluste an 
Fluor und daher Mehrverbrauch an Aluminium- 
fluorid. Bei zu niederer Temperatur erstarrt 
die Oberfläche und das Aluminium ist schlecht 
abzustechen, so daß Kurzschlußgefahr im Bade 
eintritt. Auch ist zu berücksichtigen, daß das 
Aluminium, wenn es nahe dem Erstarrungs- 
punkt kommt, evtl. spezifisch leichter werden 
kann als das Bad. Zur Regelung der Tem- 
peratur und Stromverhältnisse muß man in 
der Lage sein, einzelne Aluminiumöfen kurz- 
schließen zu können. Ebenso spielt die Teem- 
peratur eine Rolle bei der Verbrennung der 
Elektroden. Bei hoher Temperatur entsteht 
im wesentlichen Kohlenoxyd, während bei 
den normalen Temperaturen zwischen 800 
und 1000° nebenbei auch direkt Kohlensäure 
entsteht. 

Der Prozeß ist so zu führen, daß im 
wesentlichen durch Elektrolyse nur Alumi- 
niumoxyd zerlegt wird und das Aluminium- 
fluorid unverändert bleibt. Tritt auch eine 
Elektrolyse des Fluorids ein, so bemerkt man 
dies in der Regel an der Steigerung der Span- 
nung. Man hat daher Kontrollampen einge- 
führt, welche bei zu hoher Spannung auf- 
leuchten, so daß man den Zeitpunkt weiß, 
wann neue Tonerde zuzusetzen ist. 
die Badtemperatur stark über 1000°, so kann 
der Prozeß umkehren, so daß Natrium 'aus- 
geschieden wird und mit gelber Flamme an 
der Oberfläche verbrennt. Am günstigsten 
arbeitet man zwischen 900 und 950° €. Von 
einzelner Seite wird noch geringere 'Tempera- 
tur empfohlen, doch ist dann eine genauere 
Beaufsichtigung erforderlich. 

Die Kathoden sind in der Regel im Ofen- 
boden untergebracht und bestehen entweder aus 
Formsteinen oder aus einer Stampfmasse aus 
Kohle und Teer, welche durch eine metallische 
Zuführung den Strom erhält. „Die Reinheit 
des Aluminiums soll mindestens 98% betragen, 
für Walzzwecke 99% erreichen. 


Ebenso bekannt wie die Verwendung des 
Aluminiums in der Elektrotechnik ist die zur 
Reduktion von Metalloxyden, insbesondere 
zur Herstellung von reinem Chrom und Mangan, 
ferner für Sprengmittel, die Herstellung von 
Wasserstoff usw. Dazu kommt die ausge- 
dehnte Verwendung in der Hüttenindustrie 
als Desoxydationsmittel, für welche Zwecke 
auch ein direkt hergestelltes Ferroaluminium- 
silizium verwendet werden kann. Wichtig ist 
die Legierung des Aluminiums mit Kupfer, 
welche 8—- 10% Aluminium enthält. 


Nach dem Faradayschen Gesetz sind für 
die Erzeugung von 1 kg Aluminium 2969 Ah 
erforderlich. Dieser theoretische Kraftver- 
brauch wird in der Praxis nahezu erhalten, 
indem die Elektrolyse mit 90 bis 95 % Strom- 
ausbeute erfolgt. Die nach der Thomsonschen 
Regel erforderliche theoretische Zersetzungs- 
spannung von 2,8 V beträgt im Betriebe 6,5 
bis 8,5 V pro Zersetzungszelle. 
wendung langer Elektroden kann diese Span- 
nung noch höher werden. Man rechnet in 
der Industrie miteinem Minimum von 24 kWh/ 
kg, hält aber 33 bis 35 kWh für gute Durch- 
schnittswerte. Der theoretische Tonerdever- 
brauch beträgt 1,888 kg/kg Aluminium, im Be- 
triebe 1,9 bis 2 kg. Der theoretische Elek- 
trodenverbrauch beträgt 0,666 bzw. 0,333 kg/ 
kg Aluminium, je nachdem, ob man Kohlen- 
oxyd oder Kohlensäure rechnet. In der Praxis 
erreicht man einen ‚Elektrodenverbrauch von 
0,7 bis 0,9 kg/kg Aluminium, mit einem un- 
verbrauchten Elektrodenende von 0,2 bis 
0,3 kg. ; 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Steigt , 


Dureh Ver- 


1920. 


Die Jahresproduktion an Aluminium vor 
dem Kriege war rd 68 000 t. Von diesen er- 


zeugten 
Vereinigte Staaten . BRRELYG 
Canada. Na rare SWR 
Schweiz, Deutschland, 
Österreich-Ungarn. zus. 17% % 
Frankreich . . 26.4 % 
üngland . 11277295 
Norwegen . 2 u 2.0 2.44% 
Italiener IT 


Die Hauptausfuhrländer vor dem Kriege waren 
Frankreich und die Schweiz, welehe je 7000 
bis 8000 t/Jahr ausfülirten, während Deutsch- 


‚land 1912 16.000 t, 1913 12500 t einführte. 


Über die Vergrößerung der verschiedenen 
Werke während des Krieges und die damit ver- 
bundene Erzeugung an Aluminium liegen keine 
genügend verläßlichen Zahlen vor. Man kann 
aber annehmen, daß die Erzeugungsmöglich- 
keit an Aluminium nach dem Kriege rund 
verdoppelt worden ist, so daß man vielleicht 
mit einer Erzeugungsmöglichkeit von rd 
150 000 t/Jahr rechnen kann. Von diesen 
dürften 50% auf die Vereinigten Staaten und 
13%, auf die Schweiz, Deutschland und Oster- 
reich-Ungarn entfallen. Frankreich dürfte 
derzeit ca. 13 %, England 8%, Norwegen 11% 
und Italien 41, % der Erzeugungsmöglichkeit 
bestreiten können. Diese geschätzten Zahlen 
sind auf französische Schätzungen zurückzu- 
führen. Die Aluminiumfrage für Schweden, 
welches Land ja ebenfalls über billige Wasser- 
kräfte verfügt, wird wohl hauptsächlich damit 
zusammenhängen, ob es möglich ist, die 


schwedischen Tonvorkommen, welche Kiesel-- 


säure und Eisen enthalten, auf reine Tonerde 
zu verarbeiten. In Ungarn drängt das Vor- 
handensein von Bauxit und die Verwertung 
der natürlichen Erdgase auf eine Aluminium- 
industrie hin. V. Engelhardt. 


Eine erste Probe der durch die Reichs- 
regierung geleiteten elektrotechnischen 
Gemeinwirtschaft. 


Von ®ipfl.-Sng. S. Hartig, Gewerbeinspektor zu 
Tilsit. 


Übersicht. Mit ängstlicher Spannung sehen 
nicht nur die elektrotechnische Industrie, sondern 
auch alle jetzigen und künftigen Abnehmer elek- 
trischer Arbeit der Entwicklung entgegen, die die 
Elektrizitätswirtschaft in der Hand der Reichsbe- 
hörden nehmen wird. Die Behandlung des schwie- 
rigen Problems der Elektrisierung Ostpreußens ist 
hierfür das erste Beispiel. Die fast selbstverständ- 
liche Annahme, daß dieses durch Vereinigung mit 
dem Projekt der Eisenbahnelektrisierung wenigstens 
hinsichtlich der Kraftwerke wirtschaftlich durch- 


führbar gemacht werden würde, erweist sich als 


irrig. Das Reich lehnt diese Vereinigung ab, was 
scharf kritisiert wird. 


Das Gesetz, die Sozialisierung der 
Elektrizitätswirtschaft betreffend, ist seit 
kurzem in Kraft getreten!). Der schwerste 


Eingriff, der gegenüber dem Grundsatze vom | 


freien Spiele der wirtschaftlichen Kräfte bisher 
geplant worden ist, ist damit Wirklichkeit 
geworden. Erbittert, aber fast wirkungslos 
war die Gegenwehr, die die bisherigen Leiter 
der Fortschritte der Elektrizitätswirtschaft 
hiergegen geführt haben. Aus ihrer Hand ist 
die Leitung dieses tief 'einschneidenden Zweiges 
der Volkswirtschaft auf das Reichsschatz- 
ministerium übergegangen, welches auch das 
erwähnte Gesetz bearbeitet und vor der Na- 
tionalversammlung vertreten hat. 
‘Es ist gutes Recht aller Gegner dieses 
Gesetzes, die Grundgedanken, welche zu 
seinem Erlasse geführt haben, festzuhalten 
und alle weiteren Schritte, Erfolge und Miß- 
erfolge der künftig für die Elektrizitätswirt- 
schaft verantwortlichen Behörde am Maß- 
stabe dieser Grundgedanken zu werten und 
zu beurteilen, 

„Das Privatkapital“ — so etwa lauten 
die hier leitend gewesenen ‘politischen Ge- 
dankengänge — „muß notwendigerweise ledig- 
lich nach Erzielung der höchstmöglichen Rente 
streben. Sein Ziel kann nicht in erster Linie 
das Gemeinwohl sein, und dieses wird also 
verletzt, wenn die Elektrizitätswirtschaft in 
privater Hand ruht. An ihre Stelle muß die 
Allgemeinheit treten; das Reich ist zum 
Unternehmer aller Elektrizitätsgroßunter- 
nehmungen zu machen. Nur seine Vertreter 
werden den Weg des höchsten Nutzens für 
die Allgemeinheit, der richtigsten Zusammen- 


1) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 94. 


Heft 21. 


fassung aller nationalen ' Kraftquellen, die 
beste Vereinigung aller gleichzeitig auftauchen. 
den öffentlichen Aufgaben finden, nur der 
ganz frei von persönlichen materiellen Inter- 
essen handelnde Beamte kann die nationale 
Wirtschaft so lenken, daß der auch von der 


Technik anerkännte Gedanke .der Gemein- 


wirtschaft so gut wie irgend möglich ver- 


wirklicht wird.“ 


Diesem Ziele dient das Gesetz über die 


Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft, und 
wenn es auch jetzt noch nicht gehandhabt 
wird, so ist doch selbstverständlich, daß das 
Reichssehatzministerium schon jetzt nach den 
gleichen Gesichtspunkten wird verfahren 
müssen, wenn es außerhalb dieses Gesetzes 
in die öffentliche Elektrizitätswirtschaft ein- 
greift. Die Behandlungsweise, die es solchen 
schon jetzt vom Reiche geregelten Elektri- 
sierungsfällen zuteil werden läßt, wird die 
entscheidensten Schlüsse auf den Geist und 
die Grundsätze zulassen, nach denen die 
Elektrizitätswirtschaft künftig von dieser Be- 
hörde geleitet werden wird, und die so tief in 
unsere nationale Wirtschaft eingreifen werden. 

Einen solehen Fall bildet die Elektri- 
sierung Ostpreußens, die übrigens des- 
‘wegen auch noch besonders wichtig ist, weil 
sie eine der größten elektroteehnischen Auf- 


27. Mai 1920. 


A 


gaben darstellt, die überhaupt jemals von 


öffentlicher Hand in Angriff genommen worden 
sind. Über den Verlauf, den diese Sache in 
neuester Zeit genommen hat, ist in dieser 
Zeitschrift!) vor kurzem Einiges mitgeteilt 
worden. 
noch . verschiedener sehr eingehender Er- 
sänzung hinsichtlich der hier angeschnittenen 
Frage und des 
ganges. 5 
Sehon vor dem Kriege. galt die Elektrizi- 
tätsversorgung dieser am schwächsten _be- 
siedelten und industriearmen Provinz 
undankbarste und unwirtschaftlichste Aufgabe 


Indes bedürfen diese Angaben doch 


ganzen historischen Her- 


alsya 


der ganzen deutschen Elektrizitätswirtschaft. 1 


Zu den Schwierigkeiten, die weiten, durch 
Moore und Wälder vergrößerten Abstände 
der menschlichen Siedelungen mit Fern- 


leitungen zu überbrücken, trat hier der weitere 
Nachteil einer außerordentlich  verstreuten 
Lage der ländlichen Wirtschaften, welche 
auch weiterhin den Bau von Ortsnetzen in 


unhaltbarer Weise verteuert und erschwert. 


Dazu kommt nun Ö 
günstige - Verteilung des landwirtschaftlichen 
Strombedarfs auf Tag und Jahr ‚und seine 
Geringfügigkeit, auf die. Flächeneinheit be- 
zogen, überhaupt, Durch die jetzt eingetretene 
Verteuerung der Baukosten und -stoffe, die 
unaufhaltbare Steigerung der Kupferpreise 
wurde die Aussicht, Ostpreußen wenigstens im 
Laufe des. nächsten Menschenalters elektri- 
siert zu sehen, immer hoffnungsloser. 
auch immer sich damit befaßte, schätzungs- 


die bekannte ganz un- 


Wer 


weise Bereehnungen über etwa zu erzielende 


‘Strompreise aufzustellen, der kam zu ganz 
unannehmbaren Zahlen, und an diesem  Er- 


gebnisse konnte auch ‘die Inaussichtnabme 
von Zuschüssen aus öffentlichen Mitteln nichts 


ändern; 
natürlich anderen Zwecken entzogen und von 


denn .diese Mittel werden dadurch | 


den Beteiligten wieder in anderer Form auf- 


gebracht werden müssen, sie bedeuten daher 
lediglich eine Selbsttäuschung über die Strom- 
preise. So blühten dann üppig die Erörte- 
rungen, welche die Elektrisierung durch Ver- 
breitung von allerhand Landindustrien und 
landwirtschaftlichen Nebengewerben zu er- 
möglichen hofften, die vielleicht geeignet 
wären, den . Strombedarf ländlicher 
so stark anwachsen zu lassen, daß sich das 
Verhältnis zwischen Leitungskosten und Lei- 


Bezirke 


tungsbelastung auch für die abgelegenen Ge- 


filde Ostpreußens allmählich annehmbar ge- 
stalten ließe. So viel wir auch von solcher 
Entwickelung für die Zukunft Ostpreußens 


und unseres Volkes überhaupt erwarten mögen, 
Schönseher 


so konnte doch auch der größte 
nicht leugnen, daß auch diese Pläne zur Zeit 
nichts weiter als eine doch zunächst nur ferne 
Zukunftsmusik darstellen. kr 


In diese trostlose Sachlage trat plötzlich 


ein Ereignis hinein, welches alle, die die Ver- 


hältnisse einigermaßen überblieken, mit neuer 
Zuversicht erfüllte, weil es tatsächlich eine 


einwandfreie wirtschaftliche Lösung ermög- 
lichte. Dieses Ereignis war die Erklärung des 
Verkehrsministers Oeser in der Landesver- 
sammlung vom 10. X. 1919, in welcher er 
ankündigte, daß die FElektrisierung aller 


Staatsbahnen eine durch den Kohlenmangel 


unabweisbare Notwendigkeit geworden sei, 
deren Verwirklichung auch- durch die unge- 


heure Verteuerung der elektrotechnischen Ein- 


richtungen nicht aufgehalten werden könne. Die 
Gewißheit, daß sonach auch alle ostpreußischen 


Staatsbahnen elektrisiert werden würden, än- 


1) Vgl. „BETZ 1920,..8, 114 


27. Mai 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Helt 21. 


415 


nd 


derte die ganze Sachlage mit einem Schlage. 
Das, wonach man bisher vergeblich Umschau 
gehalten hatte, nämlich nach einer leistungs- 
fähigen, sich auf alle Landesteile verteilenden, 
Tag und Nacht, möglichst auch Feiertags 
viel Strom verbrauchenden Industrie, dieser 
fast unerfüllbar erscheinende „Wunsch aller 
Elektrizitätspolitiker, er hatte über Nacht 
Erfüllung gefunden in Gestalt der ostpreu- 
ßischen Kisenbahnen. Freudig wandelten sich 
die bisherigen Gegner ostpreußischer UÜber- 
landkraftwerke in Freunde, die wirtschaft- 
liche Durchführung dieses Zieles schien kein 
Traumgebilde mehr zu sein; auf Grund- 
lage der Bahnelektrisierung mußte sie mög- 
lich werden. Dazu kamen weitere überaus 
günstige Umstände hinzu: Voran: der bevor- 
stehende Übergang aller Eisenbahnen auf 
das Reich, und weiterhin die entschiedene Ver- 
kündigung des Grundsatzes der Gemeinwirt- 
schaft durch die- neue Reichsgewalt. Das 
Reich nimmt alle großen teehnischen Auf- 
gaben, Eisenbahnen sowohl wie Elektrisie- 
rung, in seine kraftvolle Hand, um durch Ver- 
einigung ihrer Lösung dem höchsten Nutzen 
für die Allgemeinheit zu erzielen. Sozia- 
listische Forderungen, gerade in Ostpreußen 
mit starkem Verdachte beargwöhnt, hier ver- 
einigten sie sich in einwandfreier Weise mit 
den klarsten Ergebnissen technischer Wirt- 
schaftswissenschaft und waren geeignet, auch 
der Landwirtschaft reiche Vorteile zu bringen 
und wenigstens in einem Punkte mit den 
neuen Staatsgedanken zu versöhnen. 

So dachte man in Ostpreußen. Aber die, 
welche so dachten, gingen von der Annahme 


aus, daß der durch Verfassung und Gesetz | 


so. feierlich verkündete Grundsatz zweck- 


mäßiger Gemeinwirtschaft nun auch wirklich: 
von allen Reichsbehörden folgeriehtig durch-- 


geführt werden würde. Das aber erwies sich 
als schwerer Irrtum. Im Gegenteile. Es zeigte 
sich jetzt, daß der Gedanke der Gemeinwirt- 
schaft von dem Reichsschatzministerium prak- 
tisch selbst dann nieht durchgeführt werden 
sollte, wenn alle wirtschaftlichen, politisch 
gänzlich unbeeinflußten Erfahrungen und Er- 
wägungen mit zwingender Notwendigkeit ge- 
rade diesen Gedanken als den allein richtigen 
anerkannten; und so mußte man dann in 
Ostpreußen sehr bald erfahren, daß dem 
Reichsschatzministerium nichts ferner lag, 
als. wie die allgemein für selbstverständlich 
gehaltene Vereinigung der Eisenbahnelektri- 
sierung mit der Elektrisierung. des platten 
Landes anzubahnen und vorzubereiten, wo- 
"mit natürlich eine Übergabe der ganzen Sache 
an das Reichsverkehrsministerium verbunden 
gewesen wäre. Es wurde tatsächlich erforder- 
lich, auf diese Notwendigkeit und. Selbstver- 
ständlichkeit erst noch besonders hinzuweisen, 
eine Aufgabe, der sich in einer entsprechenden 
Eingabe der Polytechnische Verein zu Tilsit 
unterzog. Darauf aber folgte das weitere Un- 
glaubliche, daß das Reichsschatzministerium 
diesen Gedanken ablehnte und auf dieses 
Ansinnen damit antwortete, daß sein Unter- 
staatssekretär den Vorsitz im Aufsichtsrate 
der Ostpreußischen Kraftwerke A. G., über- 
nahm, einer Gesellschaft, die mit dem aus- 
gesprochenen Zwecke gegründet worden war, 
die. Blektrisierung der Landwirtschaft als 
eine von der Eisenbahnelektrisierung durch- 
aus getrennte Aufgabe durchzuführen. Dieser 
Vorgang fordert aus ‚grundsätzlichen Erwä- 
gungen von vornherein entschiedensten Wider- 
spruch heraus. . Schon bisher haben Beamte 
von Städten, Gemeinden, Landkreisen und 
Provinzen zur Wahrnehmung der Vermögens- 
interessen ihrer Verbände Aufsichtsratsposten 
in Elektrizitätsgesellschaften angenommen, nie- 
mals aber die Leiter oder auch nur nachge- 
ordnete Beamte von Zentral- und Reichsbe- 
hörden, welchen die Lenkung und obrigkeit- 
liche Beaufsichtigung bestimmter Zweige der 
Volkswirtschaft oblag. Undenkbar wäre es, 
daß z. B. der Leiter des Reichseisenbahnamtes 
einen Aufsichtsratsposten in einer Eisenbahn- 
gesellschaft oder ein Beamter des Aufsichts- 
amtes für Privatversicherung das gleiche Amt 
in Versieherungsgesellschaften übernähme. Das 
ist deswegen ausgeschlossen, weil ja nach den 
Rechtsvorschriften über die Aufsichtsrats- 
tätigkeit diese durchaus nieht nur Rechte, 
sondern auch sehr schwere Pflichten gegen- 
über der betreffenden Gesellschaft enthält. 


Das Aufsiehtsratsmitglied ist Organ der 
Gesellschaft und keineswegs etwa nur ein 
außerhalb stehender Aufsichtsbeamter, und 


daher ist diese Tätigkeit mit der Stellung einer 
amtlichen. Aufsichtsbehörde gänzlich unver- 
einbar. Ein Aufsichtsratsmitglied darf nach 
den ihm vom Handelsgesetzbuche übertragenen 
Pflichten zweifellos nichts tun, was den Fort- 
bestand seiner Gesellschaft gefährdet; die 
obersten Beamten der die ganze Elektrizitäts- 
"wirtschaft leitenden Reichsbehörde können 
aber hierzu unter Umständen verpflichtet 


sein, und im Falle der Ostpreußischen Kraft- 
werke A.G. ist das Reichsschatzministerium 
sogar ganz zweifellos verpflichtet, die, Auf- 


lösung dieser Gesellschaft zu verlangen. Das 
führt also hier zu einem  Widerstreit der 


Pflichten, und in dieser Frage ist der zur Zeit 
höchste Beamte des Reichsschatzministeriums 
in seinem amtlichen Urteile also nicht mehr 
frei und nieht mehr unbefangen. Das hat die 
bedauerlichsten Folgen und fordert zu energi- 
schem Widerspruche heraus. Von der obersten 
Stelle in Elektrisierungsfragen müssen. wir 
wie vön einem Richter, wenn schon Sach- 
kunde fehlt, zum allermindesten völlige Un- 
abhängigkeit von irgend welcher Rücksicht- 
nahme verlangen. Die Tatsache, daß das 
Reich auch eigene Kapitalien in der Elektri- 
zitätswirtschaft anlegt, darf seine viel wich- 
tigere Tätigkeit als Inhaber der leitenden Ge- 
walt nicht beeinträchtigen. Die Folgen dieses 
grundsätzlichen Fehlers liegen nun in dem 
ostpreußischen KElektrisierungsfalle klar zu 
Tage: 

Das deutsche Reich wird künftig in Ost- 
preußen, wo die einzige wirtschaftliche Rettung 
in Vereinigung der beiden Elektrisierungs- 
aufgaben gelegen hätte, zwei getrennte Systeme 
von Überlandkraftwerken mit getrennten 
Hochspannungsnetzen besitzen, beziehentlich 
unterstützen und wird sich in ihnen selbst 
Konkurrenz machen. Alle möglichen  Ver- 
ständigungen über gemeinsame Lösung wirt- 
schaftlicher Fragen gelingen. selbst mit unseren 
Feinden unter dem Zwange der ehernen Not 
unserer Tage, aber eine Verständigung zwischen 
zwei Reichsministerien, dem Reichsverkehrs- 
ministerium und dem Reichsschatzministerium 
über eine fast selbstverständliche Kombina- 
tion ist unmöglich, ja ist anscheinend gar 
nicht versucht worden. Das, was nach allen 
bestehenden Erfahrungen wirtschaftlich un- 
haltbar ist, die Errichtung einer fast nur 
ländlichen Zwecken dienenden Elektrizitäts- 
versorgung, noch dazu im gegenwärtigen Zeit- 
punkte, wird seinen Anfang nehmen, wenn 
nieht in letzter Stunde ein Einspruch aller 
Einsichtigen der Nation Erfolg haben sollte. 
Das beste überhaupt mögliche Beispiel einer 
vom Reiche eingeleiteten Gemeinwirtschaft 
wird nicht gegeben, weil ‚Ressortpartikula- 
rismus“‘, - wirtschaftliche Verständnislosigkeit 
oder die Vermischung der Vermögensverwal- 
tung des Reiches mit der organisatorischen 
Leitung der Elektrizitätswirtschaft den klaren 
Blick für das. trüben, was im Interesse der 
Allgemeinheit das .Richtigste ist. 

Kehren wir zurück zum Ausgangspunkte 
unserer - Betrachtungen: ‚‚Blektrizitätswirt- 
schaft in privater Iland schädigt das öffent- 
liche Wohl; dieses kann vielmehr nur durch 
die Reiehsgewalt gewahrt werden, nur diese 
vermag den Gedanken der Gemeinwirtschaft 
zu verwirklichen.‘“ So lauten die politischen 
Leitgedanken, und was ist wirklieh die 
Wahrheit ? Die Wahrheit ist, daß unsere 
ganze bisherige in privater Hand ruhende 
Elektrizitätswirtschaft eine Jange Kette von 
Verwirklichungen gemeinwirtschaftlicher Ge: 
danken - darstellt. Angefangen von der Ab- 
lösung ‚der kleinen Ortskraftwerke durch _die 
Überlandkraftwerke, die Vereinbarungen der 


letzteren unter einander zur Stromaushilfe, 
„ihre Verträge mit Gemeindewerken, mit 
Kohlengruben, Kokereien und Hochofen- 


werken auf Energieentnahme, ihre Sicherung 
bei großen industriellen Unternehmen, die 
große Kraftanlagen besitzen und sie als Re- 
serve für die Überlandkraftwerke zur Ver- 
fügung stellen. Das ist alles Verwirklichung 
gemeinwirtschaftlicher Gedanken und ent- 
sprechende Ersparung nationaler Werte, in 
wohl durehdachten technischen Anordnungen 
durchgeführt und auf kunstvollen Vertrags- 
abschlüssen oder Rechtsgebilden sonstiger Art 
beruhend. Mag immerhin der Übereifer ein- 
zelner Verkaufsingenieure hier und da tech- 
nische Anlagen‘ geschaffen haben, welchen 
eine streng objektive wirtschaftliche Betrach- 
tung nieht zustimmte, in großen Zügen stellt 
die Durchführung der Elektrizitätswirtschaft 
eine der glänzendsten Epochen der Förderung 
deutschen Wirtschaftslebens dar. Es war 
privatwirtschaftliche Initiative, aber die Ge- 
meinwirtschaft, das heißt das wirtschaftliche 
Wohl der Allgemeinheit, ist im ganzen dabei 
wahrhaftig nicht zu kurz gekommen Das 
muß gesagt werden, weil .es nicht leicht ist, 
Gemeinwirtschaft zu treiben. Ihre Durch- 
führung stößt bei bestehenden Einrichtungen 
oft auf große Hindernisse, aber in dem soeben 
geschilderten ostpreußischen Falle wäre es 
leicht gewesen; denn -wie man sieht, ist hier 
ja fast alles noch neu zu schaffen, und gerade 
in diesem ersten bedeutenden, aber leichten 
Falle, hat die Reichsgewalt die Probe darauf, 
was sie. nun in Semeinwirtschaftlicher Be- 
ziehung zu leisten vermag, ‘nicht bestanden, 
sondern hat bei der praktischen Verwirk- 


lichung dieses wichtigen, theoretisch von ihr 
selbst vertretenen Gedankens völlig versagt, 
offenbar deswegen, weil ihre Beamten den 
Gedanken der  Gemeinwirtschaft überhaupt 
noch nicht richtig verstanden haben. 

In dieser Sache gilt es nun zu zeigen, daß 
die übel beschuldigten Vertreter der prak- 
tischen Elektrotechnik Deutschlands das Inter- 
esse des Gemeinwohles doch besser zu er- 
kennen und zu wahren wissen als die neuen 
amtlichen Leiter der Elektrizitätswirtschaft. 
Ostpreußen ist eine Provinz in verzweifelte 
Lage. Mit seinem wirtschaftlichen Nieder- 
gange, den eine verfehlte Elektrizitätspolitik 
sehr leicht herbeiführen kann, wird sein 
Schicksal besiegelt sein, auch wenn es sonst 
noch zu retten wäre. Der Niedergang des ost- 
preußischen Deutschtums kann auch für das 
übrige Deutschland zur Schieksalsfrage werden. 
%s ist also keine Kleinigkeit, um die es sich 
hier handelt, und ein Hilferuf an die 
elektrotechnische Fachwelt im ganzen 
Reiche ist daher wohlberechtigt. Dieser er- 
geht hierdurch mit der Bitte um moralische 
und sachkundige Unterstützung. Es muß die 
Öffentlichkeit, es müssen alle national und 
redlich denkenden Mitglieder der Reichs-, 
Landes- und ostpreußischen Provinzial-, Kreis- 
und Gemeindevertretungen überzeugt werden, 
daß man die Lebensinteressen der Nation 
ınit Füßen tritt, wenn Reichsbehörden wirt- 
schaftliche Gewalt an sich nehmen und sie 
dann in einem ganz anderen Sinne gebrauchen, 
als wie noch soeben durch Verfassung und 
Gesetz angekündigt und für richtig bezeichnet 
worden ist. Gerade dieser erste Fall ist hierzu 
glänzend geeignet. Nieht immer liegen die 
teehnisch-wirtschaftlichen Fragen so klar und 
einfach wie bier, sondern fast immer sind sie 
reichlich verwickelt und schwer zu über- 
schauen. Aber die Zwecekmäßigkeit der Zu- 
sammenfassung von Eisenbahn- und länd- 


licher Elektrisierung in schwachbesiedelten 
und noch nieht elektrisierten Gegenden ist 
auch dem Nichtelektrotechniker so leicht 


klar zu machen!), daß man von ihrer Richtig- 
keit wohl alle maßgebenden Persönlichkeiten 
ohne weiteres wird überzeugen können; und 
daß weiter solche Fehler vermieden werden, 
das ist ja auch das ernsteste Lebensinteresse 


aller Angehörigen der deutschen Elektro- 
technik. Sie muß mindestens in künftigen 
Jahrzehnten auf den inländischen Absatz 


rechnen, wenn sie nicht zugrunde gehen will; 
dieser aber kann sich nicht entwickeln, wenn 
zweckwidrige Elektrizitätspolitik des Reiches 
seinen Bürgern den Strombedarf in sinnloser 
und unnötiger Weise verteuert. Verfasser 
dieser Zeilen bittet also, ihn durch Zuschriften 
zu unterstützen, um in dieser Sacbe Em" 
der 


liche Eingaben an alle Mitglieder ge- 
nannten Körperschaften sowie Pressekund- 
gebungen und ähnliche Schritte zu unter- 


nehmen und zunächst Ostpreußen, damit aber 
auch die ganze Nation vor schwerem Schaden 
durch solehe und ähnliche Irrwege zu be- 
wahren. 


Die Elektrizitätsversorgung Groß-Berlins 
während des Generalstreiks im März 1920. 


Als einige Jahre vor dem Kriege bei den 
damals noch privatwirtschaftlich geführten 
Berliner Elektrieitäts-Werken ein Heizerstreik 
ausgebrochen war, ließ sich Emil Rathenau 
einen Bericht über die Folgen vorlegen, die 
eine zeitweise Unterbrechung der Stromliefe- 
rung in der Reichshauptstadt voraussichtlich 
haben würde. Sie erwiesen sich schon damals 
als für alle Kreise überaus nachteilig, und doch 
hat erst der dem Militärputsch vom 13. März 
folgende Generalstreik zum ersten Male klar 
erkennen lassen, in welchem Maße die Ein- 
wohnerschaft einer industriellen Weltstadt 
heute direkt und indirekt von der Elektrizi- 
tätsversorgung abhängt, und wie sehr man be- 
rechtigt ist, die dieser gewidmeten Anlagen 
zu den wirklich „lebenswichtigen“ Betrie- 
ben zu rechnen. Auch sie lahmgelegt zu haben, 
muß den Organisatoren des allgemeinen Aus- 
standes, über den man im übrigen denken mag, 
wie man will, entschieden zum Vorwurf ge- 
macht werden. Der Schaden dieser unüber- 
legten Maßnahme wäre enorm gewesen, hätte 
nieht die Technische Nothilfe (T.N.) 
beim Reichsministerium des Innern zusam- 
men mit den einzelnen Werkleitungen 
eine über die ersten Stunden des Streiks hinaus- 
gehende Betriebsunterbrechung nach Kräften 
verhindert. Dafür gebührt ihr der Dank der 


- 1) Verfasser nimmt hierbei Bezug ‚auf seinen in 
„Technik u. Wirtschaft“, Bd. 13, 1920. S. 165, wiedergegebenen, 
Auf der 31. Hauptversammlung des landwirtschaftlichen 
Zentralvereins zu Königsberg am 3 XIl. 1919 über diese 
Frage gehaltenen Vortrag. 


416 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 21. - 


27. Mai 1920. 


ordnungsliebenden und werktätigen Bevölke- 
rung. 

Für das Eingreifen der T.N., die sich 
streng auf die Erfüllung ihrer Aufgabe be- 
schränkte, nur lebenswichtige Betriebe auf- 
recht zu erhalten, kamen nach den uns ge- 
wordenen Mitteilungen die Elektrizitätswerke 
Moabit, Rummelsburg, Charlottenburg, Steg- 
litz, Weißensee, Lichtenberg, Spandau-Ober- 
havel sowie die Anlagen Bor Elektrieitäts- 
werk Südwest A.G. und der Berliner Vor- 
orts- Elektrieitäts- Werke G. m. b. H. in Be- 
tracht. Von diesen war die mit allen moder- 
nen Einrichtungen der Technik ausgestattete 
Zentrale Moabit wegen ihres großen und emp- 
findlichen Absatzgebietes besonders wichtig. 
Der Streik der Belegschaft begann hier am 
14. März 5 Uhr früh, also zu einer Zeit, wo die 
Nachtbelastung schon wieder im Wachsen be- 
griffen war. Zuerst übernahm die militärisch 
organisierte Technische Abteilung (T.A.) in 
Gemeinschaft mit einigen Betriebsingenieuren 
des Werkes allein den Dienst, und es gelang 

egen Mittag, in langsam steigendem Maße 

trom zu erzeugen. Nach Beseitigung einer im 
Laufe des Spätnachmittags eingetretenen Stö- 
rung an den Luftpumpen der Dampfturbinen 
konnte etwa um 8 Uhr abends die inzwischen 
mit Arbeitskleidung versehene T. N. eingesetzt 
werden; sie hat die Schichten abwechselnd mit 
der T. A. gefahren. Zunächst verursachte das 
Zusammenarbeiten mit den Unterwerken er- 
hebliche Mühe. Diese waren unzureichend mit 
Personal besetzt, ihre Batterien entladen, und 
die Umformer vermochten den stoßweisen Be- 
lastungsschwankungen nicht zu folgen, die da- 
durch entstanden, daß die Abnehmer, wenn sie 
bemerkten, daß Strom geliefert wurde, jeweils 
ihre Anschlüsse sofort in großem Umfange ein- 
schalteten. Wegen Schwierigkeiten in der 
Kohlenzufuhr konnte man die Hochleistungs- 
kessel nicht in Betrieb nehmen, und die unge- 
schulten Kräfte waren anfangs unfähig, mit 
wenigen Kesseln beträchtlichen Anforderungen 
der Unterwerke zu genügen. Infolge der Be- 
lastungsschwankungen ‚ergab sich ein dauern- 
des Pendeln zwischen Über- und Unterdruck in 
den Kesseln, das schließlich zum Abreißen der 
Speisepumpen und damit zu einer nochmaligen 
Betriebsunterbrechung in den ersten Stunden 
des 15. März führte. Nach entsprechender Un- 
terweisung des gehörig verstärkten Personals 
der Unterwerke ist die Stromlieferung dann 
vom Mittag an allmählich wieder in Gang ge- 
bracht und seitdem ohne Störung fortgesetzt 
worden. Die Leistung erreichte während des 
Generalstreiks, d. h. bis zum 22. März, ein 
Maximum von rd 6800 kW. 


Das ebenfalls durchaus modern eingerich- 
tete Elektrizitätswerk Charlottenburg war 
beim Eintreffen der T.N. am 14. März mittags 
voll in Betrieb, und dieser hat auch, trotzdem 
von dem geschulten Personal die Arbeit nieder- 
gelegt worden war, während der Streiktage 
keine Unterbrechung erfahren, weil die Be- 
triebsbeamten und Anwärter neben der Anlei- 
tung der von der T.N. gestellten Hilfskräfte in 
die Ausführung der zur Aufrechterhaltung des 
Betriebes erforderlichen Arbeiten mit aller Auf- 
opferung tatkräftig eingriffen. 

Im städtischen Elektrizitätswerk Steg- 
litz hatte die Arbeiterschaft am Nachmittag 
des 14. März mit erdrückender Mehrheit den 
sofortigen Streik beschlossen, und das Werk 
kam daher zum Stillstand. Auf Anordnung des 
Gemeindevorstandes wurde die Stromlieferung 
für Steglitz indessen kurz nach Beginn der 
Dunkelheit mit Hilfe der sich zunächst noch 
zur Verfügung stellenden Angestellten und frei- 
willigen Helfer — in der Hauptsache Schüler —, 
die sich in den Abendstunden meldeten, wieder 
aufgenommen. Die organisierte T.N., die 
abends nach 9 Uhr anrückte, brauchte nicht 
mehr in Tätigkeit zu treten, weil die Zahl der 
freiwilligen Helter genügte. Am 16. März mit- 
tags mußte der'Betrieb jedoch abermals einge- 
stellt werden, weil inzwischen die Beamten und 
Angestellten sich gleichfalls dem Streik ange- 
schlossen hatten. Auf Anweisung des Ge- 
meindevorstandes sowieauf militärischen Druck 
hin unternahm es der Direktor nachmittags 
erneut, nur mit den freiwilligen Helfern, von 
denen mehrere Mitglieder der T.N. waren, wie- 
der anzufahren, und es ist ihm gelungen, bis zur 
Beendigung des Generalstreiks ohne erhebliche 
Störungen Strom zu liefern. Die gesamten An- 
lagen konnten der ständigen Arbeiterschaft 
genau so-übergeben werden, wie sie von ihnen 
verlassen waren. 

Über die Verhältnisse bei der Elektriei- 
tätswerk Südwest A.G. entnehmen wir 
einem Bericht der Direktion folgendes: 

Am 15. März vormittags legten intolge des 
Generalstreiks die Arbeiter der Kraftwerke in 
Schönebergund Wilmersdorfsowie der Un- 
terstation Motzstraße (Wilmersdorf) die Ar- 
beit nieder; in der UnterstationKrankenhaus 


Schöneberg wurde der Betrieb vom Personal 
aufrechterhalten, während er in den übrigen 
Unterstationen während des Streiks völlig 
ruhte und nur vom Personal gestellte Wachen 
zurückblieben. Bald nach Mittag war die Lei- 
tung gezwungen, das gesamte Netz abzu- 
schalten. Um 3 Uhr traf die T.N. an den drei 
bezeichneten Stellen ein und übernahm von 
den in den Werken zurückgebliebenen Arbeiter- 
wachen den Betrieb. Die Übergabe vollzog sich 
durchaus reibungslos. Vor dem Streik betrug 


die tägliche Energieabgabe rd 150 000 kWh; sie | 


verringerte sich während der Streiktage infolge 
Einstellung des Straßenbahn- und Untergrund- 
bahnbetriebes sowie einer Anzahl gewerblicher 
Betriebe auf etwa 65 000 kWh je Tag. Wegen 
dieser Entlastung konnte die Stromerzeugung 
im Kraftwerk Wilmersdorf allein erfolgen; die 
mit Wilmersdorf durch Kabel verbundene Sta- 
tion Schöneberg arbeitete nur als Umformer- 
werk. Außer den genannten beiden Zentralen 
war während des Ausstandes weiter noch die 
Unterstation Motzstraße in Betrieb, der übrigen 
Unterstationen bedurfte es für die Notstrom- 
lieferung nicht. Sofort nach Eintreffen der T.N. 
wurden die Kessel im Kraftwerk Wilmersdorf 
wieder auf Druck gebracht und sodann die 
Dampfturbinen in Betrieb genommen.. Erst 
gegen 8 Uhr abends war es indessen möglich, 
die ee des Licht- und Kraftnetzes im 
großen und ganzen wieder aufzunehmen. Sie 
erfuhr am 16. März in den Nachmittagsstunden 
vorübergehend eine Unterbrechung, weil die 
Turbine wegen Abreißens. des Vakuums stillge- 
legt werden mußte, und auch am 17. März war 
man hierzu infolge Bruches eines Krümmers 
für kurze Zeit gezwungen; dieser Defekt stand 
jedoch in keinem Zusammenhang mit dem Not- 
betrieb. Schwierigkeiten bereitete in den ersten 
Tagen die Dampferzeugung; es machte sich das 
Fehlen geübter, mit den Hochleistungskesseln 
vertrauter Heizer bemerkbar. Nach dem Ein- 
arbeiten der Nothelfer vollzog sich während 
der übrigen -Streiktage die Stromerzeugung 
durchaus in geregelter Weise. Nennenswerte 
Beschädigungen an Betriebseinrichtungen sind 
im Laufe des Ausstandes nieht entstanden. Am 
24. März früh 6 Uhr nahm das Personal die Ar- 
beit wieder auf, nachdem vorher die Ver- 
trauensleute in den einzelnen Stationen sich von 
dem guten Zustand der Betriebseinrichtungen 
überzeugt hatten; die Ablösung verlief eben- 
falls glatt; mittags war die Gesellschaft bereits 
in der Lage, die Stromversorgung wieder in 
vollem Umfange aufzunehmen. 


In den Zentralen Steglitz und Friede- 


nau der Berliner Vororts-Elektricitäts- 
Werke G. m. b. H. hat die T.N. den Betrieb 
unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen 
aufrecht erhalten, was um so höher zu bewerten 
ist, weil von der Belegschaft außer dem Be- 
triebsleiter kein unterrichteter Beamter oder 
Arbeiter im Dienste verblieben war. Daß in- 
folgedessen während der ersten Tage Beschädi- 
gungen der maschinellen Anlagen vorgekommen 
sind, läßt sich verstehen. Das Durchbrennen 
‚des Einankerumformers in Friedenau wird von 
der Leitung auf Sabotage zurückgeführt. 


In Weißensee, dessen -Kraftstation seit 
1915 dem Märkischen Elektrieitäts-Werk gehört, 
war die Aufnahme der Arbeit seitens der T.N. 
am 15. März dadurch erschwert, daß die Beleg- 
schaft vor dem Verlassen ihrer Arbeitsstätten 
kleine Umschaltungen vorgenommen hatte; in- 
folgedessen konnte die Stromlieferung erst nach- 
mittags wieder beginnen, wurde aber in den 
ersten Streiktagen nur bis 10 Uhr abends durch- 
geführt. Während der Spitzenbelastung mußten 
einige Speisepunkte abgeschaltet werden, weil 
die für den Betrieb verfügbare Dampfmaschine 
nicht ausreichte. 

Auch im Elektrizitätswerk Oberhaveldes 
Städtischen und Kreis-Kraftwerks Span- 
dau vollzog sich die Betriebsführung nachÜber- 
windung verschiedenartiger Schwierigkeiten 
schließlich befriedigend, doch hatte die Mann- 


schaft der T.N. recht erhebliche Strapazen zu 


erdulden und war auch auf dem Wege zum 
Werk gelegentlichen Angriffen seitens sparta- 
kistisch gesinnter Streikender ausgesetzt. 


Der allgemeine Ausstand im März 1920 be- 
deutetefür dieT.N. wiefür die Betriebsleitereine 
äußerst lehrreiche Generalprobe, mit der es aber 
hoffentlich sein Bewenden haben wird. Daß 
bei der vorläufig in Groß-Berlin noch bestehen- 
den Dezentralisation der Elektrizitätsversor- 
gung nicht gleich alles nach Wunsch ging, hier 
und da anfangs auch Unfälle, Beschädigungen, 
Reibereien und noch unerfreulichere Dinge vor- 
kamen, läßt -sich verstehen, wenn man die 
Zwangslage berücksichtigt, bei gestörtemFern- 
sprech- und Telegraphenverkehr die Hilfsmann- 
schaft überraschend zu alarmieren, schnellstens 
zu verteilen und mit z. T. ganz jugendlichen, 
technisch noch unerfahrenen Kräften vom ge- 
schulten Personal teilweise verlassene kompli 


zierte Betriebe aufrecht zu erhalten bzw. wieder 


} 


® . D 
‚in Gang zu bringen, die ohne Vorbereitung zu 


übernehmen, schon unter normalen Verhält- 


nissen einem nicht speziell orientierten Inge- 


nieur zunächst gewisse Schwierigkeiten verur- 


sacht. Daß als Führer mehrere mit der maschi- 


nellen und elektrischen Anlage einzelner Zen- 
tralen vertraute energische und organisatorisch 
gewandte Fachmänner zur Verfügung standen, 
hat natürlich ebenso wie das tatkräftige Ein- 
greifen der Werkleiter und zahlreicher Beamten 
wesentlich zu dem im allgemeinen sehr befriedi- 


genden Erfolg der Hilfsaktion beigetragen. Aus 


den während der Streikperiode gesammelten 
Erfahrungen ergibt sich indessen, daß junge 
Leute unter 20 Jahren für die schwere in den 
Elektrizitätswerken zu leistende Arbeit meist 


nicht geeignet sind; der Notbetrieb braucht 


leistungsfähige Heizer, Schlackenzieherund Koh- 
lenarbeiter. Die Führer — qualifiziert zur Über- 
nahme der technischen Verantwortung, wenn 
das die Umstände erfordern — müssen soschnell 
wie möglich an Ort und Stelle sein, um sich zu 
informieren, den Dienst, die Verpflegung, die 
Lohnlisten usw. vorzubereiten und zweck- 
mäßige Schichten einzurichten, die eine Über- 
müdung der Hilfskräfte verhindern. Letztere 
in den Alarmstellen sorgfältig auszuwählen, 
rechtzeitig mit Arbeitskleidung und Schuhwerk 
zu versehen, zu instruieren und die einmal be- 
währten Personen möglichst immer in densel- 
ben Betrieben wie auch an den gleichen Arbeits- 
stellen zu verwenden, ist von großer Bedeu- 
tung, nicht minder die Besetzung der Fern- 
sprechzentralen durch sachkundige Mannschaft. 
Weiter hat sich die Notwendigkeit gezeigt, für 
geeignete Aufenthaltsräume, Schlafgelegenheit 
und gesicherte Kleiderablagen zu sorgen. stets 
eine. zum Eingreifen fertige, gut: mit Werkzeug 
und Material versehene Ausbesserungskolonne 
bereit zu halten, den Aufsichtsdienst reichlich 
zu gestalten, dagegen im ganzen jede Über- 
besetzung zu vermeiden. Kaum einer Erwäh- 
nung bedarf der Nutzen greifbarer, für eine Not- 
lage seitens der Werke besonders ausgearbeite- 
ter klarer und übersichtlicher Betriebsanwei- 
sungen mit entsprechenden Plänen der maschi- 
nellen und elektrischen‘ Anlagen. Schließlich 
wird das Ergebnis der Hilfsaktion, wenn man 
von Sabotage absieht, aber immer in erster 
Linie von dem Fleiß und dem ernsten Willen 
der an ihr beteiligten Kräfte abhängen, unter 
allen Umständen durchzuhalten. Wer sich 
einer ihm übertragenen Arbeit nicht gewachsen 
fühlt, soll rechtzeitig zurücktreten, um das 
Ganze nicht zu gefährden. 


Die drahtlose Telegraphie in Nordamerika. 


— Die Anlage des Funkspruchnetzes der Ver- 


einigten Staaten war durch Lage und Gestalt 
des Landes und die trotz der Monroedoktrin 
immer mehr hervortretende Ausdehnungspoli- 
tik der Nordamerikaner vorgezeichnet. 
Großstationen der Vereinigten Staaten bilden 
einen nach oben offenen Winkel, dessen Schen- 
kel den beiden Küsten folgen und dessen Schei- 
telpunkt die Funkstelle 
kanal ist. Die Darien-Radio, wie die Ameri- 
kaner ihre größte Funkstelle nennen, wurde 
1915 in Betrieb genommen. Ihr Antennennetz 


‘wird von drei 183 m hohen Gittertürmen ge- 


tragen. Jeder. der drei Turmfüße bildet ein 
gleichseitiges Dreieck von 45 m Seitenlänge. 
Man kann sich danach ein Bild von der Größe 
des Luftdrahtnetzes machen, das z. T. über 
einen Arm des in den Panamakanal einbezoge- 
nen Gatunsees ausgespannt ist. Die Entfer- 


nungen der Darien-Radiostation von den wich- 


tigsten amerikanischen und deutschen Funk- 
stellen sind: Arlinston 3300 km, Tuekerton 
3400 km, Sayville 3500 km, San Diego 4700km, 


San Francisco 4800 km, Honolulu 8500 km, x 
. Nauen 9400 km und Eilvese 9200 km. Die 


Darien-Radiostation steht mit den beiden be- 
deutendsten nordamerikanischen Funkstellen 
der Ost- und Westküste, in Arlington bei‘ 
Washington und in. San Diego, in ununter- 
brochenem Verkehr und kann auf diese Weise 
alle wichtigen Nachrichten und Befehle der Re- 
gierung, namentlich bezüglich der Verschiebung 
von Flottenstreitkräften von einem zum ande- 
ren Ozean, schleunigst vermitteln. Erst durch 


. die Darien-Radiostation kommt auf diese 


Weise die ungeheure Bedeutung des Panama- 
kanals voll zur Geltung. Die Stationen der Ost- 
küste dienen dem Funkverkehr mit Europa, 


„während die der Westküste ihre Antennen nach 


den jenseitigen Randländern und den Inseln 
des Stillen Ozeans: spielen lassen. Natürlich 
werden die Stationen beider Küsten auch dem 
transpazifischen Funkdienst nutzbar gemacht. 


(„Münchener Neueste Nachr.‘““ vom 28/29. ei 0.3 


p 


Die ° 


)arıen am Panama- : 


"aan a mn Gh ule Ah nn Ta ann dc Sn Zn en 


ARTEN N. OF 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1926. Heit 21. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Die Elokerlitaksvorsörgung In Dänemark.!) 

— Während am 1. I. 1914 die Leistung der dä- 
nischen Zentralen 64 000 kW betrug, war sie 
am 1. I. 1918 auf ungefähr 98 000 kW ee- 
stiegen, d. i. eine Vermehrung von 53%. In 
dem gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der 
Zentralen von 382 auf 497, also um ungefähr 
30%. Infolge des Krieges ist das Zustande- 
kommen einer Reichs-Elektrizitätsversorgung, 
das Zusammenwirken von Stadt- und Platte- 
landzentralen nur noch eine Frage der Zeit. 
Bis heutigen Tages überläßt die Regierung eine 
solehe Versorgung der Privatinitiative ohne 
eine feste vorausbestimmte Richtung, die die 
Ausgaben einer allgemeinen KElektrizitäts 
versorgung später vergrößert, da vieles jetzt 
in der Ausführung begriffene nicht benutzt 
werden kann. 

Aus der Statistik geht hervor, daß der 
Betriebsfaktor der dänischen Zentralen mit 
einigen Ausnahmen unter 0,1 ist, und daß die 
Anzahl der Plattelandzentralen nur 8%, ihre 
Leistung 26% der bestehenden Zentralen mit 
18% der Gesamt-Elektrizitätserzeugung be- 
trägt. Der mittleren Leistung der Platteland- 
zentralen von 700 kW stehen 385 kW der 
Stadtzentralen gegenüber ohne Kopenhagen. 
Diese geringe Leistung und die Tatsache, daß 
nur 205 000 Verbraucher auf eine Bevölke- 
rung von 3 Millionen mit 0,6 Mill. Verbrauchern, 
also nicht mehr als 33% an die Zentralen an- 
geschlossen sind, liefern den Beweis dafür, 
daß die Zentralisation noch in ihrer Ent- 
stehung begriffen ist. Unter Zugrundelegung 
der angeschlossenen Kilowatt je Verbraucher 
gelangt man zu 240 Mill. kWh für eine all- 
gemeine Elektrizitätsversorgung. 

Die Abb. 1 zeigt die Lage der Zentralen 
vom 1. I. 1918. Einen Teil.der allgemeinen 
' Elektrizitätsversorgung bildet die im Bau be- 
findliche ‚„Gudenaazentrale‘‘ mit Benutzung 


S 


[} 
0 q 20m 0 mim 


Abb. 1. Die Elektrizitätsversorgung Dänemarks. 


des 10 bis 15 m breiten, von Silkeborg über 
Tange nach Randers laufenden und das Wasser 
aus dem Plattenlande mit 2900 km? Ober- 
fläche aufnehmenden Gudenaaschen Kanales. 
Das durch einen Damm quer durch das Gu- 
denaatal gebildete Bassin hat eine Größe von 
550 ha und 7 bis 9 m Fallhöhe, das 11 Mill. 
kWh jährlich liefern kann. 


Infolge der hohen Betriebsausgaben 


während des Krieges ist die wirtschaftliche 


Lage der Zentralen ganz verschoben und einem 
oßen Verlustprozentsatz gewichen, nament- 
ich der: Plattelandzentralen, die beinahe alle 


1) Aus den Mitteilungen von A. Chr. Niepoort in 


„de Ingenieur“ 1920, Nr. 6 


’ 


RUNDSCHAU. 


korporativen Vereinigungen angehören und 
einen Verkaufspreis von 13,2 öre/kWh . für 
Kraft- und 26,4 öre/kWh für Lichtstrom ein- 
Ben hatten, der schon vor dem Kriege 
einen Gewinn brachte, und dessen Verhältnis 
nicht gerechtfertigt ist, da die Anzahl und die 
Größe der Motoren bei der Plattelandversor- 
gung die Maschinenleistung der Zentralen be- 
stimmt. Der geringere Stromverbrauch 
während des Krieges und damit der größere 
Verlust veranlaßten eine Tariferhöhung, die 
wieder den Verbrauch verringerte Es ergab 
sich, daß die Rentabilität dadurch nicht ver- 
bessert werden konnte, vielmehr nur durch 
eine derartige vollkommene veränderte Be- 
zahlungsweise, daß die Rentabilität der Zen- 
trale von der Größe der Schwankungen im 
Stromverbrauch, verursacht durch schlechte 
Ernten, Viehmangel usw., unabhängig bleibt 
und es möglich ist, einen niedrigen Strom- 
preis zur Förderung des Stromverbrauchs 
zu erheben. Dazu konnte nur ein Tarif ver- 
helfen, bei dem die indirekten, von dem Elek- 
trizitätsverbrauch ganz unabhängigen und 


| den größten Teil bildenden Ausgaben (Amor- 


tisation, Verzinsung usw.) von indirekten Ein- 
nahmen und die direkten, von dem Verbrauch 
‚abhängigen Ausgaben (Brennstoff, Unter- 
haltung usw.) von den direkten Einnahmen 
gedeckt werden. 

Die Schwierigkeit eines solchen Tarifes 
liegt in der billigen Verteilung der indirekten 
Einnahmen über.die verschiedenen Verbraucher. 
Wenn auch die Einführung nur eines Messers 
für Licht- und Kraftstrom einen niedrigen 
Preis je Kilowattstunde begünstigen würde, 
so würde damit doch zugleich verhindert, daß 
ein Verbraucher aus seiner angeborenen Spar- 
samkeit Nutzen. ziehen könnte. Die beste 
Lösung besteht daher in der Beibehaltung des 
höheren Lichttarifes und darin, ohne großen 
Fehler die Anzahl installierter Lampen als 
Maßstab für die jährliche 
Belastung anzunehmen. 
Eine Untersuchung ergab 
einen Verbrauch von 6 
kWh je installierte Lampe 
jährlich; der niedrigere 
Strompreis wird einen 
größeren Verbrauch zur 
Folge'haben, da die jähr- 
liche Belastung bald eine 
Gewohnheit und nicht zu 
den Stromausgaben ge- 


e über 50 ” . 
RE N rechnet wird. k 
eg Mit der Belastung für 
© » 50 » Kraftverbraucher je in- 
Pr 1000 » stallierte Pferdekraft er- 
en 50 reicht man zugleich eine 
= » 70000» Einschränkung oßer, 
@& otelandzerrralen halb belasteter Motoren 
“ ehe: " un: lee Be- 
apadzenrayen astungsfaktor. ine zu 
® geplarntund im Bau hohe laetung je Pferde- 


kraft würde jedoch zur 
Anschaffung zu kleiner 
Motoren führen und das 
Mahlen von Korn verhin- 
dern, da dieser Betrieb 
eine bestimmte Motor- 
größe erfordert. Für kleine 
und * große Bauerngüter 
liegt der Verbrauch zwi- 
schen 30 und 60kWh/PS 
jährlich, doch ist es nicht 
ee und richtig, 
ie jährliche Belastung 
allein je Pferdekraft zu 
berechnen, da Größe und 
Eigentumswerte neben 
der Fruchtbarkeit des 
Landes in Form einer 
Belastung je Hektoliter 
geerntetes Korn wichtige 
Faktoren bilden. Nach 
den Untersuchungen sind 
Güter von 13ha in Däne- 
mark die besten Ver- 
; . braucher. 

Für Kraftverbraucher mit Handwerks- 
motoren geben Eigentumswerte und Größe der 
Motoren keinen direkten Maßstab für einen 
Interessenfaktor an, weshalb die Größe der 
Motoren in Verbindung mit einem höheren 
Kilowattstundenpreis als für Landbaukraft- 
strom allgemein angewendet wird. 

Der demgemäß von vielen Zentralen und 
allgemein mit sehr gutem Erfolg eingeführte 
Tarif hat folgende Fassung: 


Für Lichtverbraucher: 


jährliche Belastung je Lampe . 65 öre 

je 1000 Kr Eigentumswert . . .... 50 „ 

ein Strompreis je Kilowattstunde von 
ungefähr Re ee 0) 20 


. Überspannungen 


Für Licht- und Kraftverbrauch auf 
Bauerngütern: 
jährliche Belastung je Lampe . . . 65 öre 
za En „ Hektar Land] 20 „ 
; „ 1000 Kr Eigen- 


KIRAS WET. nee el LOL 
jährliche Belastung je Hektoliter f- ; 
SOTTUR WR et Bet SE LON UN, 
jährliche Belastung je Pferdestärke . 150 , 


ein Kilowattstundenpreis für Licht- 


SRH SLLONE VORNE Mahn ne Kae. ee 20) Ds 
ein Kilowattstundenpreis für Kraft- 
strom von .. 10 ,„, 


Für Lichtverbrauch und Handwerks- 
motoren: 


jährliche Belastung je Lampe . . . . 65 öre 
jährliche Belastung je 1000 Kr Eigen- 
TUDSWOLTA EN en lal re = 
jährliche Belastung je Pferdestärke . 200 „, 
ein Kilowattstundenpreis für Licht- 
trom von .. 20, ,,, 


ein Kilowattstundenpreis für Kraft- 

STFOMIE-VONE SEE LE Te SS 

Der neue Tarif wirkt gleichzeitig, als ein 
Rabattsystem, da der mittlere Preis je Kilo- 
wattstunde desto niedriger wird, je mehr Elek- 
trizität man anwenden kann, und hat zur Folge 
gehabt, daß im Gegensatz zu früher nun jedes 
Bauerngut seine eigene Kornmühle hat, da 
die Belastung doch zu bezahlen ist, ob viel 
oder kein Strom gebraucht wird. Viele Platte- 
landzentralen, die früher mit Verlust arbeiteten, 
haben durch die stärkere Benutzung seitens der 
Angeschlossenen und die Stellung der Einnah- 
men auf eine gesündere Grundlageihren Betrieb 
mit Gewinn fortsetzen können. 


Leitungsbau. 


Gesichtspunkte für die Wahl der Isolatoren- 
größe. — Bei der Entscheidung über die Größe 
eines Isolators für bestimmte Betriebsspan- 
nungen sollten nach Austin mehr als im all- 
gemeinen üblich die jeweiligen Verhältnisse, 
insbesondere die Größe der betreffenden 
Leitungsanlage berücksichtigt werden!). So- 
dann hängt der Umfang etwaiger Isolator- 
störungen und die Betriebssicherheit: einer 
Strecke wesentlich von den aufgewendeten 
Anlagekosten, sowie der Art der Belastung ab. 
Was die ersteren anbelangt, so ist zu beachten, 
daß die Isolatorkosten in der Regelnur 3—4 %, 
der Kosten der gesamten Leitungsanlage aus- 
machen und daher keine Anlage die Be- 
schaffung bester Isolatoren zwecks Erhöhung 
der Betriebssicherheit scheuen sollte. Werden 
zur Erhöhung der allgemeinen Betriebssicher- 
heit Eisenmasten verwendet, so ist allerdings 
nicht zu übersehen, daß dann die Isolatoren 
weit stärker als bei Holzmasten gefährdet 
sind. Denn häufig haben die Isolatoren, die 
sich auf Holzmasten gut bewährt haben, bei 
derselben Betriebsspannung auf Eisenmasten 
sehr oft ‚Störungen veranlaßt. Diese beruhen 
teilweise auf Durchschlägen, vor allem aber in 
häufigen Erdschlüssen, die durch Vögel ein- 

eleitet werden. Denn der verhältnismäßig 
ohe Widerstand eines Holzmastes wird bei 
Blitzschlägen oder Erdschlüssen durch Vögel 
oft einen stehenden Lichtbogen verhindern 
oder überhaupt UÜberschläge um den Isolator 
von vornherein ausschließen. Von sonstigen 
Gesichtspunkten, die für die Betriebssicher- 
heit einer Anlage und der Isolatoren maß- 
gebend sind, kommen in Betracht: Größe 
des Netzes, Bauart desselben, Betriebs- sowie 
örtliche Verhältnisse und elektrische Beson- 
derheiten der angeschlossenen Apparate. Be- 
sonders die Größe des Netzes spielt erfah- 
rungsgemäß eine ausschlaggebende Rolle. Um 
dies zu veranschaulichen, stellt Austin folgende 
Erwägungen an: Man kann die auftretenden 
Störungen in 2 Größen einteilen, nämlich 
solche primärer und solche sekundärer Art. 
Zu den ersteren rechnet man z. B. Blitzschläge, 
Berührung des geerdeten Schutzseiles mit den 
Leitungsdrähten, äußere Schäden, Isolator- 
brüche usw. Unter sekundären Störungen 
sind solche verstanden, die erst durch primäre 
Störungen ausgelöst werden, also Isolatoren- 
oder Apparate-Durchschläge, verursacht durch 
bei außergewöhnlichen 
Schaltvorgängen oder infolge von Apparate- 
fehlern usw. DBezeichnet man mit W die 
Gesamtzahl der primären. und sekundären 
Störungen, mit m die Leitungslänge in Meilen, 
mit p die wahrscheinliche primäre Störungs- 
zahl für 1 Meile Leitungslänge und mit h die 
wahrscheinliche sekundäre Störungszahl für 
die Meile, so läßt sich folgende Beziehung ab- 
leiten: 


1) Electrical World, Bd; 70, 1917, $. 905 u. 1238. 


418 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1928. 


Helt 21. 


/ 


27. Mai 1920. 


Hieraus kann ohne weiteres für den ein- 
zelnen Fall berechnet werden, ob es zweck- 
mäßig ist, die Leitungslänge m zu vergrößern 
oder zu verkleinern, wenn die voraussichtliche 
Störungszahl W und.die Zahl der primären 
Spannungen mp als bekannt vorausgesetzt 
werden kann. Beispielsweise gibt die Anwen- 
dung der Formel für ein Leitungsnetz mit 
1 bzw. 2 bzw. 3. Anschlußleitungen von je 
100 Meilen Länge für p = 0,02 und h = 0,003 
die folgenden Werte der gesamten Störungs- 


zahl W: 
2,86 bzw. 10 bzw. 60. 


Die Wahrscheinlichkeit der Gesamtstörungen 
ist also im vorliegenden Fall mit der Aus- 
dehnung des Netzes ganz außerordentlich ge- 
stiegen. Zu beachten ist dabei, daß die wahr- 
scheinliche, sekundäre Störungszahl h im Laufe 
der Zeit zuzunehmen pflegt und sich schon aus 
diesem Grunde oftmals die nachträgliche Auf- 
teilung eines Netzes empfehlen wird. Was 
Blitzseile anbelangt, so sind die durch sie 
verursachten Störungen oft größer. als die er- 
zielten Vorteile. Zwar trägt an Eisenmasten 
das Blitzseil nicht wesentlich zur Erhöhung 
der Gefahr von Kurzschlüssen durch Vögel 
und wohl etwas zum Schutze der Isolatoren 
bei. Bei Holzmasten dagegen schützt zwar 
der Erdungsdraht den Mast vor Zersplitte- 
rungen, aber anderseits werden die Isolatoren 
viel stärker beansprucht, und es werden mehr 
Erdschlüsse durch Vögel 
Über- oder -Durchschläge eintreten. Die Kosten 
des Blitzseiles sollten daher in einem solchen 
Fall lieber zur Verstärkung der Isolation ver- 
wandt werden. Ganz verfehlt sind Blitzseile 
bei Holzmasten mit eisernen Querträgern, an 
die das Schutzseil angeschlossen wird. Denn 
eine solche Anlage bedingt die mit Eisen- 
masten notwendigerweise verbundene stärkere 
Gefährdung der Isolatoren und hat außerdem 
noch den Nachteil einer größeren Anzahl 
Stützpunkte. Um Holzmasten vor der Gefahr 
des Zersplitterns zu. schützen, genügt vielmehr 
im allgemeinen ein an dem Mast .herabge- 
führter schwacher Draht. Was Überspan- 
nungen anbelangt, so sind für Isolatoren er- 
fahrungsgemäß Uberspannungen bei Schalt- 
vorgängen infolge hochfrequenter . Schwin- 
gungen leicht gefährlich. Es sollten daher, 
falls derartige Überspannungen zu befürchten 
sind, besonders sichere Isolatoren verwendet 
werden oder die Spannung beim Einschalten 
nur allmählich erhöht werden. Hinsichtlich 
des Einflusses örtlicher Verhältnisse ist ke- 
kannt, daß größere Höhenlage mit reinerer 
Luft und niedrigerer Temperatur die mit dem 
geringeren Luftdruck verbundene Herab- 
setzung der. Überschlagsspannung mehr als 
ausgleicht. Dagegen werden die Verhältnisse 
in der Nähe größerer Städte mit ihren Rauch- 
und KRußniederschlägen für die Isolatoren 
immer ungünstiger und bedingen eine be- 
sondere Berücksichtigung bei der Wahl der 
Isolatorengröße. Zur Erhöhung der Isolation 
sollte dann bei Hänge-Isolatoren eine größere 
Zahl von Gliedern oder bei Stütz-Isolatoren 
ein größeres Modell verwendet werden. 


W.W. 
Elektromaschinenbau. 


Der „Emeol-Motor‘. Unter diesem 
Namen bringen P. A. Mossay und H. C. E. 


sowie Isolatoren-; 


bezeichneten dureh Öffnungen P mit dem 
Innern des. Motors in Verbindung stehen, wäh- 
rend die mit E bezeichneten lediglich von der 
Außenluft durchstrichen werden können. Die 
Innenluft sowohl wie die Außenluft werden 
durch je einen, in den Abbildungen sichtbaren 
Ventilationsflügel bewegt. Die Leistung eines 
derartig verschlossenen Motors soll die gleiche 
sein, wie diejenige eines offenen Motors. Wenn 
die für die Luftführung notwendigen Einrich- 


N 


IIND \ 


Abb. 4. 


tungen geeignet ausgebildet werden, wie Abb.3 
und 4 es zeigen, so lassen sich für den geschlosse- 
nen (Abb. 4) und für den offenen Motor (Abb. 3) 
die gleichen Bauteile verwenden, was für den 
Preis und für die Herstellung vörteilhaft ist. 
(„Eleetrieian“, Bd. 83, 1919, 8. 619.) 

M. Sch. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Schlumbergers Verfahren zur Feststellung 
von Erzvorkommen !). — Seit dem Jahre 1912 
hat Schlumberger eine Reihe von Versuchen 
angestellt, um aus dem Verlauf der elektrischen 
Strömung zwischen zwei Erdelektroden die 
geologische Zusammensetzung des Erdbodens 
und das Vorkommen von. Erzlagern zu er- 
mitteln. . Seine Ergebnisse hat er kürzlich der 
Academie des Sciences übermittelt, und die 
wesentlichen Ausführungen werden in „Genie 
Civil‘, Bd. 76, 1920, S. 277, mitgeteilt. Die 
Stromverteilung kann durch eine Kurventafel 
wiedergegeben werden, welche das elektrische 
Poteutial für jeden Punkt der beobachteten’ 
Oberfläche anzeigt. Bei homogenem und ebe- 
nem Boden ließe sich eine derartige Kurventafel 
rein theoretisch entwerfen; sind jedoch Massen 
verschiedener Leitfähigkeit vorhanden, so zeigt 
die Verteilung des Potentials-auf der Oberfläche 
Unregelmäßigkeiten, welche einen Rückschluß 
auf Lage und Ausdehnung etwaiger Erzvor- 
kommen gestatten. - Durch Beobachtungen 
unter, Tage, wo dies möglich ist, können die 
über Tage gemachten ergänzt werden. Sehlum- 
berger will Beeinflussungen dureh Induktion, 
welche bei Wechselstrom möglich sind, durch 
Verwendung von Gleichstrom vermeiden. Seine 
‚Stromquelle kann bei 100 bis 200 V einige 


ı Abb. 2. 


Jacoby einen vollständig geschlossenen Motor 
mit einer neuartigen Mantelkühlung auf den 
Markt. Die Kühlung wird gemäß Abb. 2 da- 
durch erreicht, daß in dem Mantel Löcher J 
und E angebracht sind, von denen die mit J 


| 


Ampere hergeben und speist zwei Erdelek- 
troden, welche je nach dem verfolgten Zweck 
einige hundert oder auch tausend Meter von 


x 


1) 8. auch „ETZ* 1920, 8..179 u. 280, ° 


einander entfernt sind. Eine bewegliche An’ 
ordnung, welche ein empfindliches Galvano* 
meter und zwei unpolarisierbare Elektroden 
enthält, dient zum- Abtasten der Erdspannun- 
gen. Die Elektroden bestehen aus mit Kupfer- 
sulfatlösung gefüllten Tonzellen, in welche 
Kupferstäbe eintauchen. In Frankreich (in 
Fierville-Ja-Campagne und Soumont) wurde 
durch die Schlumbergersche Methode festge- 
stellt: 1. der horizontale Verlauf der silurischen 


-Schichtung, 2. die Grenzlinie zwischen Sand- 


stein- und Schieferformationen, 3. das Vor- 
kommen einer Verwerfung und ihre horizontale 
Ausdehnung. Die Ergebnisse stimmten mit 
früheren Feststellungen durch Bohrungen und 
Arbeiten unter Tage überein. Bei den Unter- 
suchungen, die sich auf eine Fläche von 10 km? 
erstreckten, waren die Erdungsstellen bis zu 
mehreren Kilometern voneinander entfernt. 
In Bor ( Serbien) ist die Methode dazu benutzt 
worden um Kupferpyrite festzustellen. Man 
fand, daß. das betreffende Pyritvorkommen 
die Form einer abgeplatteten Linse hat und in 
ein großes Andesitlager eingebettet ist. 
Schlumberger. stellte auch fest, daß Pyrite 
in dem sie umschließenden Gebirge Potential- 
differenzen hervorrufen, u. zw. bis zu Entfer- 
nungen von über 100 m. Wenn man diese Po- 
tentiale an der Erdoberfläche mißt und in ein’ 
Koordinatensystem einträgt, so zeigt ‚sich, 
daß die Ausdehnung der Erzlager durch Äqui- 
potentiallinien angegeben wird. Das Potential, 
welches eine Höhe von einigen hundert Millivolt 


erreichen kann, zeist über Pyritlagern ne- 


gatives, an davon entfernt gelegenen Stellen 
der Oberfläche positives Vorzeichen. Schlum- 
berger hält diese Erscheinung für eine galvani- 
sche Wirkung, indem der Pyrit, der von einer 
feuchten Erdschicht umgeben ist, einem in 
ein Elektrolyt eingetauchten und nicht in 
allen. Teilen chemisch gleichartig angegriffe- 
nen Metall ähnelt. ah. 5 


Beleuchtung und Heizung. 


Neue Heizkörperformen. — Die Zeva- 
Elektrizitäts-G. m. b. H., Cassel, bringt einige 
elektrische Heizkörper auf den Markt, die in 
Form bzw. konstruktivem Aufbau Neuerungen 
aufweisen und daher kurz beschrieben seien. 
Abb. 5 stellt einen elektrischen 'Schnell- 
kocher in Form eines Tauchkörpers dar, der 


Abb. 5. Elektrischer Tauchsieder. 


- die Erhitzung von Flüssigkeiten und Speisen 


in beliebigen Gefäßen und eine äußerst rationelle 
Ausnutzung der Heizenergie gestattet. Der 
als ‚„Dumpel‘‘ bezeichnete Apparat wird in 
2 Größen mit 300 oder 550 W Verbrauch her- 
Ru und ist dadurch gekennzeichnet, daß 


as eigentliche, ringförmige Heizelement bzw. 


dessen mit Glimmer umpreßte Widerstands- 
drähte in den. aus Aluminium hergestellten 
Kopf nach einem besonderen Verfahren einge- 
gossen sind. Der Vorzug dieser Bauart ist, 
daß sich wegen des völlısen Luftabschlusses 


‘eine große Haltbarkeit der Heizelemente er- 
gibt. Durch die innige Berührung des Alumini- 


ums mit dem eingeschlossenen Heizkörper 
wird eine vorzügliche Wärmeabfuhr und gleich- 
zeitig eine hohe Wärmekapazität des Kolbens 
erreicht, die restlos ausgenutzt werden kann. 
Die Haltbarkeit der Heizelemente ist derartig 
groß, daß bei längerem Trockenlaufen des 


* 


ne 


ed > 


27. Mai 1920. 


Tauchkörpers das Aluminium zum Schmelzen 
kommt, ohne daß der Heizdraht durchbrennt. 
Neben anderen Anwendungen bietet dieser 
Apparat am Toilettentisch große Bequemlich- 
keiten, denn es genügt, ihn Y, bis 1, min ein- 
zuschalten, um Wasser zum Mundspülen oder 
Rasieren in einem Glas anzuwärmen. Für diese 
vorübergehende Benutzung ist es auch unbe- 
denklich, einen 110 V-Apparat an 220 V anzu- 
schließen, was besonders auf der Reise sehr 
angenehm sein dürfte. 

Nach dem gleichen Prinzip ist der in 
Abb. 6 dargestellte Lötkolben gebaut; das 
hier paketförmig aufgebaute Heizelement ist 
gleichfalls in ejnen Aluminiumkopf einge- 
schmolzen. Die Kupfernase ist mit dem Alu- 
miniumkörper verschraubt, wobei zwei der 
Schrauben als Füße ausgebildet sind. Um 
dauernd einen innigen Kontakt zwischen Alu- 
minium und Kupfer zu gewährleisten, ist die 
Berührungstläche des letzteren vernickelt. Der 
Lötkolben braucht 180.W. Außer derin Abb. 6 
dargestellten Form wird auch ein Spitzkolben 
geliefert. ” 


Abb. 6. Elektrischer Lötkolben. 


In Abb. 7 endlich ist ein elektrisches 
Bügeleisen dargestellt, welches insofern von 
. den gebräuchlichen Konstruktionen abweicht, 
als die Anschlußschnur mit dem Eisen durch 
eins vernickelte Metallhaube fest verbunden 
ist. Es entfallen hierdurch die durch Ab- 
nutzung der Steckkontakte vielfach auftre- 


- Abb. 7. Elektrisches Bügeleisen. 


tenden UÜbelstände. Zwecks Erzielung einer 
Luftzirkulation ist eine Öffnung in der Haube 
angebracht. Das Bügeleisen besteht aus einem 
stark verniekelten Hohlgußkörper, in dessen 
‘ Innerem zwischen Sohle und einer darüber ge- 
lagerten Beschwerungsplatte die Heizelemente 
untergebracht sind. Durch passende Bemessung 
der Wandstärke des Eisens und die Form 
des Heizelementes wird erreicht, daß sich das 
Eisen an der Spitze stärker erwärmt als an dem 
übrigen Teil der Sohle, was notwendig ist, da 
die Spitze, besonders beim Bügeln von Falten, 
sich stärker abkühlt als der übrige Teil. Durch 
den Luftraum zwischen Beschwerungsplatte 
und dem oberen Teil des Hohlkörpers wird die 
Wärmeabgabe nach oben vermindert; außer- 
dem sind der aufgeschraubte Bügel sowie die 
Metallhaube und die darunter liegenden Lei- 
tungen nochmals durch Isolierstoffe gegen 
Wärmeaufnahme hinlänglich geschützt. Die 
Ne werden in zwei Größen mit 2,5 bzw. 
3,5 kg Gewicht und 300 bzw. 400 W Verbrauch 
hergestellt. Bei allen diesen Heizkörpern sind 
die Zuleitungsschnüre durch eine kurze Spiral- 
schlauchbewehrung gegen Bruch A 
tz. 


Verkehr und Transport. 


Vereinigte Reibungs- und Zahnbahn (Sy- 
stem Peter). — Bei Zahnstangen mit lot- 
rechtem Zahneingriff (Abt, Biggenbach, 
Staub) darf, um das Aufsteigen des Zahnrades 
in der Zahnstange zu verhindern, das Wagen- 
gewicht im Verhältnis zur Zukgraft einen be- 
stimmten Betrag nicht unterschreiten, so daß 
man bisher über 25% Steigung nicht hinausge- 


Elektrotechnische Zeitschriitt, 1920. Heft 21. 


418 


gangen ist. Zur Überwindung größerer Stei- 
gungen ist von H. H. Peterin Zürich eine neue 
Kletterzahnstange mit wagerechtem Zahnein- 
griff entworfen worden, nachdem schon bei der 
Pilatusbahn mit wagerechtem Zahneingriff 
bis 48% Steigung überwunden wurden..Letzte- 
rer Ausführung steht aber das große Gewicht 
und der hohe Preis des Oberbaues hindernd im 
Wege, wogegen die Anwendung größerer Stei- 
gungen eine Verkürzung der Bahnlänge und 
Verminderung der Kunstbauten im Gefolge 
hat. Bei der neuen Peterschen Zahnstange 
können Krümmungshalbmesser bis 60 m herab 
und Gefällsübergänge von rd 150 m Halbmesser 


‚angewandt werden, was der Linienführung sehr 


zugute kommt. Schnee und Eis beeinflussen 
bei ihm die Sicherheit gegen Austreten der 
Zahnstangenräder nicht. Das Zuggewicht 
auf den Sitzplatz wird. möglichst klein. 
Abb. 5 gibt eine Darstellung des Zahnstangen - 
oberbawes auf Holzschwellen, wie er bei 
der Zahnbahn Karlsbad— Dreikreuzburg zur 
Anwendung gekommen ist. Die Stangenzähne 
stehen einander gegenüber, infolgedessen sind 


Abb. 9 zeigt den Antrieb einer zweiachsigen 
Lokomotive, bei der der Motor auf beide 
Triebzahnradpaare arbeitet. Auf gleichmäßige 
Belastung der letzteren ist durch besondere 
Einrichtungen Rücksicht genommen. Die 
Handbremse wirkt auf eine Rillenscheibe, die 


auf der Vorgelegewelle sitzt. R.M. 
Landwirtschaft. 


Elektrisehes Pflügen. — In letzter Zeit 
wird von elektrischen Pflügen außerordentlich 
viel gesprochen, weniger in Deutschland als im 
Auslande. Die ‚Revue de l’ingenieur‘‘ 1920 
berichtet von Versuchen mit einem Elektro- 
pfluge nach dem Zweimaschinensystem, der 
mit 5000 V Drehstrom betrieben wird. Der Auf- 
bau ähnelt dem der in Deutschland angewand- 
ten Systeme, nur ist die Seiltrommel mit senk- 
rechter Achse wie beim Dampfpfluge mitten 
unter dem Wagen angebracht (Abb- 10). Die 
Stromzuführung zeigt nichts Besonderes; sie 
wird dureh ein Gummiaderkabel von3 x 5mm? 


die Gleitbewegungen der Trieb- 
radzähne einander entgegen - 
gesetzt gerichtet und die Re- 
sultierende der Zahndrücke in 
die Zahnstangenachse verlegt, 
Biegungsspannungen also ver- 
mieden. Als Zahnstangenein- 
fahrt dient eine nachgiebige 
Zunge mit. einseitig angeord- 
neten Zähnen, in die ein be- 
sonderes, mit der Triebachse 
gekuppeltes Hilfszahnrad ein- 
greift. In Abb..8 sind der 
Antrieb und die Bremsung eines 
Triebwagens dargestellt. Der 
Motor arbeitet, mit Rutsch- 
kupplung und Übersetzung auf 
eine Vorgelegeachse, von wo 
mit konischen Rädern die Zahn- 
radachsen angetrieben werden. 
Besondere, lose Führungsscheiben unterhalb 
der Triebzahnräder sichern das Fahrzeug gegen 
Austreten aus der Zahnstange. Die Bremsein- 
riehtung besteht aus einer selbsttätigen Bremse, 
die beim Überschreiten der Höchstgesehwindig 
keit und beim Ausbleiben des Stromes einsetzt; 
einer Handbremse, die auf die Vorgelegeachse 
wirkt, und einer Klinkenbremse. Bei letzterer 
ist auf einer Bremsachse, auf der ein besonderes 
Zahnstangen-Radpaar sitzt, eine Bremsscheibe 
lose drehbar, mit der Achse aber durch eine 
Klinkenkuppelung verbunden. Bei Bergfahrt 
bleibt die Bremsscheibe fest angezogen, und die 
Klinken. gestatten in dieser Fahrtrichtung ein 
freies Drehen der Räder, verhindern aber das 
Rückwärtsrollen und ermöglichen das Anfahren 
ohne Handhabung einer Bremsspindel. Da- 
gegen ist die Bremsscheibe talwärts zu lösen. 


Re al 
Ji KH ai nee 
] T RER I 

R 


. Abb. 9, Schema des Lokomotivantriebes, 


\ 


Abb-8. Schema des Antriebes und der Bremsung eines Triebwagens. 


Querschnitt bewirkt. Neu beidem beschriebenen 
System ist, daß jeder Windewagen zum Fort- 
bewegen mit einem Verbrennungsmotor von 
37 kW ausgerüstet ist, der auch den 92 kW- 
Elektromotor bei schwerer Arbeit unterstützen 
kann. Der Pflug selbst wird durch Seilzug mit 
einer Geschwindigkeit von 2 m/s bewegt und 
leistet stündlich 1 ha bei 15 em Tiefe, 0,8 ha 
bei 22 bis 25cm Tiefe und 0,6 ha bei 40 cm 
Tiefe. - Die jährliche Pflugleistung wird bei 
140-tägiger Arbeit im Jahre angegeben 


zu 1000 ha bei 15 bis 20 cm Tiefe, 
oder 2800774. °55.7’30.:0m 3 
Sder? 26004, 05 A075; > 


Der Stromverbrauch hat bei den Versuchen 
betragen: 


35 kWh fürı 1 ha bei 15 em Tiefe, 
ABr. 3 a BB DH.cmN-Tiefe, 
LOHR A N N N ST Re: 5 U) aaiR vs 


. 


Der jährliche Stromverbrauch ist mit 
35 000 kWh bei 15 cm Tiefe angegeben 
bzw. mit 
40 bis 50 000 kWh bei '22 bis 25 cm Tiefe, 
oder 
60 bis 100 000 kWh bei 35 bis 40 cm Tiefe. 


In der Gegend von Meaux hat sich eine 
Genossenschaft gebildet, die sich mit Erfolg 
dieses elektrischen Pfluges bedient. 

Die „Revue Generale de L’Eleetrieite‘'!) be- 
schreibt ein Einmaschinensystem eines Elek- 
tropfluges nach der bekannten Anordnung von 
Howard „roundabout‘‘, das mit feststehendem 
Motor, Windewagen und vier beweglichen Ver- 
ankerungen arbeitet. Der Aufbau des Winde- 
wagens entspricht dem in Deutschland von 
Brutschke angegebenen und bietet daher für 
uns nichts neues. Man arbeitet mit 400 V 
Drehstrom und 29,5 kW Leistung. Es handelt 


1) 1917, 1919, 1920, Bd. 7, 8.49, 
% 


420 


Elektrotechnische Zeitschrit. 1920. Heft 21. 


I er 
ü 


er 


EEE 
1o 


Zu RR d: 


Bea 
= r =; 


Abb. 10. 


sich hier also um einen kleinen Pflug, der mit 
0,8 bis 1,2 m/s Geschwindigkeit gezogen wird. 
Bei den in Bourget und Saint Germain ange- 
stellten Versuchen hat der Motor 


14,5 kWh bei 22cm Tiefe, 


92,755 ,„ bei 30 bis 35 cm. Tiefe, 
32,30 , bei 40 bis 42cm Tiefe 
aufgenommen. 


In einer Stunde werden gepflügt: 
0,14 ha bei 30 bis 35 cm Tiefe und 
051375,.2.,22402 74210, „lıete! 
Der Stromverbrauch betrug 
bei 30 bis 35 cm Tiefe 92 kWh je ha. 
undbelr’402,142 3 u a 12 lan 
Die Kosten des elektrischen Pfluges werden 
errechnet 
zu 93,75 Fr je ha, während die Kosten des 
Vergleichspflügens 
»» 204,50 Fr je ha, beim Pflügen mit Dampf 
„ 108,— Fr je ha, beim Pflügen mit Motor- 
es und 
„ 153,20 Fr je ha beim Pflügen mit Gespan- 
nen betragen sollen. 


Die in Deutschland gesammelten Erfah- 
rungen bestätigen diese Erfahrungen nicht; 


sie sind auch gar nicht näher begründet und. 


tragen zu sehr den Stempel der Absicht, als 
daß daran irgend welche Schlußfolgerungen 
angeschlossen werden dürften. Bei allen zahlen- 
mäßig guten Erfahrungen bleibt der Umstand 
zu berücksichtigen, daß der Elektropflug vom 
Stromzuleitungskabel abhängig ist, deren Be- 
ne erschwerend auf den Gebrauch des 
Elektropfluges wirkt. Es muß daher als ein 
Verdienst angesehen werden, daß man in Schwe- 
den versucht, die Schwierigkeiten der Strom- 
zuführung zu überwinden. Dort arbeitet man 
bereits seit langer Zeit nach einem besonderen 
System der „Elektro Agrieultur Ahtiebolaget‘“, 
Stockholm, über das im Sommer d. Js. nähere 
Angaben erhältlich sein werden. Auch in 
deutschen industriellen Kreisen wird die Frage 
des elektrischen Pfluges mit Interesse erwogen. 
In einem im Februar vor Landwirten gehalte- 
nen Vortrage teilte ein Vertreter der deut- 
schen Elektroindustrie mit, daß sich zwei nam- 
hafte deutsche Firmen mit der Herstelllung 
von Elektropflügen in größerem Maßstabe als 
bisher befassen und diese demnächst auf den 
Markt bringen werden. K. Kr. 


Fernmeldetechnik. 


Hochfrequenzmaschinen. — In ‚‚The Wire- 
less World‘, Juliausgabe 1919 gibt M. Latour 
unter obigem Titel eine Übersicht der bekannt- 
gewordenen Hochfrequenzmaschinen - Typen, 
ohne mehr als Geschichtlich-Technisches vor- 
zubringen. Es wird das alte unökonomische 
System der Kaskadenschaltung mehrerer 
Asynchrongeneratoren im Prinzip skizziert, das 
später von Goldschmidt durch vielfache 


+ » 


Reflektionen zwischen Stator und Rotor in 
sinnreicher Art und Weise vereinfacht und auch 
praktisch in großem Maßstabe durchgeführt 
wurde (Eilvese). — In Amerika baute Alexan- 
derson kleinere und in neuester Zeit auch große 
Hochfrequenzmaschinen nach der Gleichpol- 
type unter Benutzung von Umfangsgeschwin- 
digkeiten bis über 300 m/s, dazu gezwungen 
durch die für die Antenne direkt gewünschten 
hohen Perioden von etwa 30 000 bis 100 000. 
Die Nutteilung beträgt bei 30 000 Per/s nur 
noch 5 mm. Der Rotor ist als Körper gleicher 
Festigkeit wie ein Turbinenschaufelrad gebaut 
mit seitlich eingefrästen Zähnen, die an den 
Nuten vorbei rotieren und dadurch den va- 
riablen Flux erzeugen. Der Luftspalt — senk- 
recht zur Achsriehtung — verlangt genaueste 
Lagerspielbegrenzung. Ein als ‚variable-re- 
luctance‘‘ bezeichneter Generator stellt im 
großen und ganzen die Goldschmidt-Type ohne 
Rotorwieklung uhd damit ohne Reflektions- 
wirkung dar.. Zwecks Gewinnung von Platz 
für Kupfer und Isolation in den Nuten erwähnt 
Latour noch die Möglichkeit, z. B. 3 Anker- 
armaturen um je "/, Polteilung versetzt neben- 
einander anzuordnen und nur die halbe Anzahl 
Nuten am Umfange jeder Einzelarmatur aus- 
zuführen. Dadurch ist es wohl möglich, die 
dreifache Frequenz in einem abgestimmten 
Kreise zu erhalten; aber nur mit geringer Am- 
plitude. Die Leistung dürfte kaum ein Drittel 
der Grundfrequenz betragen. 


M. Latour hat gerade die erfolgreichste Aus- 
führung der alten Gleichpoltype vergessen; die 
von „A E G‘ gebauten und von „Telefunken“ 
verwendetenHochfrequenz-Generatoren(Nauen), 
die in der „ETZ‘“ 1919, S. 666 beschrieben sind. 
Sämtliche von Latour skizzierten Typen haben 
die Grenze mechanischer und elektrischer 
Festigkeit nahezu erreicht oder sogar über- 
schritten, wie die vielfachen Havarien aller ge- 
nannten Ausführungen beweisen. Sie sind samt 
und sonders Wunderwerke der Technik und 
haben die Einführung ungedämpfter Wellen 
für den Weltverkehr anstoßend gefördert; 
aber für die Praxis kommt nur das Sichere und 
dabei einfach zu Bedienende in Betracht. Um- 
fangsgeschwindigkeiten von 300 m mit den 
riesigen Luftreibungsverlusten, unter Umstän- 
den zu deren Verminderung Kunstkonstruk- 
tionen mit Evakuierung des Luftraumes, die 
kleinen Polteilungen bei minimalen Luftspalten 
oder rotierende Wieklungen bei etwa 150 m/s 
gelten nach dem heutigen Stande der Technik 
nicht als betriebssicher. Bei dem guten Wir- 
kungsgrade von Frequenz -Transformatoren 
kommt für eine öffentliche Betriebsstelle, wie 
es eine drahtlose Telegraphenstation ist, nur 
deren Verwendung in Verbindung mit einem 
Hochfrequenz-Umformer von relativ geringer 
Periodenzahl und mit einer Umfangsgeschwin- 
Dee die die der Turbodynamos nicht über- 
schreitet, in Frage. W. Dornig. 


Fessenden und die Richtungsfinder der 
drahtlosen Telegraphie. — Die in der drahtlosen 


27. Mai 1920. 


beruhen auf der Eigenschaft von Luiftleitern 


len, die in gewisser Richtung auf sie eintreffen, 
am stärksten anzusprechen. Bekannt sind auf 
diesem Gebiete vor allem die von Bellini und 


im „Electrician‘, Bd. 85, S. 719, veröffent- 
lichten Aufsatze weist R. Fessenden darauf 
hin, daß er schon 1899 grundlegende Versuche 


einen drahtlosen Richtungsfinder, von ihm 
„Pelorus“, d. i. eigentlich Instrument zur Be- 
stimmung von Kompaßfehlern, genannt, ge- 
nommen habe. Bellini und Tosi hätten nur das 
. Verdienst, die induktive Verbindung zwischen 
den Luftleitern und dem Empfangsgerät ein- 
geführt zu haben. Versuche, die in den Jahren 
1901 bis 1907 auf weitere Entfernungen ange- 
stellt worden sind, haben gezeigt, daß derartige 
Einrichtungen Abweichungen von der wahren 
Richtung bis zu 45° ergeben können. Die Ur- 
sache für diese Erscheinung ist in der Ablen- 
kung der elektromagnetischen Wellen zu suchen, 
die nach Fessenden durch mehr oder weniger 
elektromagnetisch undurchdringliche Schich- 


Über Land werden derartige undurchlässige 
Schichten gebildet durch die verschiedene ört- 
liche Leitfähigkeit des Erdbodens und durch 
Unterschiede in der örtlichen und zeitlichen 
Absorption durch die Vegetation, über Wasser 
RER der Küste durch den großen Unterschied 
in der Leitfähigkeit des Wassers und der san- 
digen Küste, endlich über Wasser und Land 
durch das Vorhandensein ausgedehnter Sehich- 
ten ionisierter Luft. Als Mittel, um beobach- 
tete Fehler auszumerzen, benutzt Fessenden 
seine Entdeckung, daß der Betrag der Ablen- 
kung eine Funktion der Wellenlänge ist. Dem- 
entsprechend verwendet er für einen fehler- 
losen Richtungsfinder zwei voneinander um 
einen nicht zu kleinen Betrag verschiedene Wel- 
lenlängen gleichzeitig oder noch besser drei 
Wellen, deren Beobachtungen paarweise zu- 
sammengefaßt werden sollen. Geben die Be- 
obachtungen zweier Wellen die gleiche Rich- 


[3 


tung, so sind Fehler nicht vorhanden; andern- 


zweier Beobachtungen auf die wahre Richtung 
‘geschlossen werden. Er stellt Formeln für die 
Berechnung der wahren Richtung in einem 
späteren Aufsatz in Aussicht; meint aber auch, 
daß es noch einfacher wäre, empirisch die Ab- 
lenkungen für die verschiedenen Wellenlängen 
zu bestimmen. Kp. i 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Neuartige Windmühle. — In Schweden, in 
der Nähe von Stockholm, ist eine neuartige 
Windmühle zur Erzeugung von elektrischem 
Strom aufgestellt worden. Die Unregelmäßig- 
keit des Betriebes wird dadurch umgangen, daß 
man nicht unmittelbaren Antrieb benutzt, son- 
dern ein aneiner Kette aufgehängtes Gewicht von 
2 t durch den Windflügel mittels geeigneter 


zum Antrieb der Dynamomaschine benutzt. 
Das Windrad hat 4 Flügel von je 6 m Länge, 
eine Gesamtoberfläche von 22,6 m? und 
macht eta 3 Umdr/min; 
von 7,7 m/s erzeugt es 4,65 kW (6,22. PS). 
Windrad und Dynamomaschine sind dreh- 
bar auf einem 7 m hohen Stahlturm ange- 
bracht und stellen sich selbsttätig gegen den 
Wind ein. Der Stahlturm ist auf einem Ilm 
hohen Holzunterbau befestigt, in dem sich die 
Schalttafel und die Akkumulatoren (65 Zellen) 
befinden. Die Kapazität der Batterie beträgt 


dient zur Beleuchtung und zum Antrieb land- 
wirtschaftlicher Maschinen, wie Dresch- 
maschinen, .Kornmühlen, Wasserpumpen, 
. Häckselschneidemaschinen usw. 4740 kWh 
'sind im Jahre erzeugt worden, und der täg- 
liche Durchschnittsverbrauch war 


680 £, die jährlichen. Betriebskosten 68%, £, 
wobei 9% für Abschreibung gerechnet sind. Die 
Anlage arbeitet selbsttätig, sie braucht daher 
sehr wenig Wartung. Das Windrad stellt seine 
A ueken ein, sobald die Batterie vollkommen 
ela 
‚age erreicht hat. Die Kosten der kWh haben 
sie 
4h/Tag in Betrieb gewesen, so daß sich die 
Stromkosten wesentlich verringern werden, 
wenn man die Gebrauchsdauer erhöht und z. B: 
elektrisch kocht und heizt. (‚The Technical 


skrift““ 29. VI. 1919.) 


1) „ETZ* 1909, S. 491. 


Telegraphie herausgebrachten Richtungsfinder | 


bestimmter Form, auf elektromagnetische Wel- 
Tosi angegebenen Einrichtungen !). In einem. 


N und bereits 1903 das erste Patent 
au 


ten auf dem Wege der Wellen veranlaßt werden. 


falls muß aus dem Betrag der Abweichungen 


en ist oder wenn das Gewicht seine höchste _ 


zu 35/; d ergeben. Dabei ist die Anlage nur 


EEE 


ie 


Zwischenglieder auf eine beträchtliche Höhe 
heben läßt und die beim Niedersinken freiwer- 
dende Energie dieses Gewichtsakkumulators 


mit einem Wind 


a 


150 Ah bei 45 A Entladestromstärke; der Strom | 


dem- 
nach 13 kW. Die Kosten der Anlage betrugen 


} 
a 


x 


Review‘ Bd. 6,'1920, ei nach „Teknisk Tid- 


J 
E 
° 
- 


+ 


‚dieser schweren Zeit eingreifen könnte. 


-warten darf. 


. Preissteigerung al 


x 


27. Mai 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heit 21. 


421 


Industrie und Handel. 


Wirtschaftliche Aufklärung durch den In- 
genieur. — Vor wenigen Tagen konnte die deut- 
sche Technik einen ihrer erfolgreichsten, zugleich 
aber auch streitbarsten Führer und Lehrer, Alois 
Riedler,zum 70. Geburtstage begrüßen. Dieses 
Jubiläum eines Mannes, der stets mit dem 

anzen Gewicht seiner Persönlichkeit für den 
Ingenieurstand eingetreten ist, regt zu der 
Überlegung an, ob nicht der in der Wirklich- 
keit stehende, in ihr denkende und handelnde 
Ingenieur, nach Swain das Gegenteil des 
„gefährlichen“ Idealisten, helfend ın die ar 

ir 
meinen nicht seine Berufsarbeit, die heute — vor 
allem in der Energiewirtschaft — mehr als je. 
dankbare he findet, nicht politische 
Agitation, auch nicht eine Tätigkeit als Ver- 
waltungsbeamter, für die zu wirken sich der 
Reichsbund Deutscher Technik bemüht!): wir 
meinen Aufklärung der Arbeiterschaft 
über die wirtschaftlichen Forderungen 
der Zeit. Wasnutzen am Ende alle Vorschläge, 
alle Maßnahmen für den Wiederaufbau Deutsch- 
lands, wenn das Gros der Arbeitnehmer den 
wirtschaftlichen Zusammenhängen, den Wir- 
kungen, die ihre Ansprüche auslösen, ver- 
ständnislos gegenübersteht und infolgedessen, 
gleichgültig gegen alle Notwendigkeiten und 
ohne AreRunn zu vernünftisem Nachdenken, 
denen ein williges Ohr zu leihen geneigt ist, 


heißende Fata Morgana die Nutzlosigkeit ge- 
ordneter Arbeit, Umsturz, ja Gewalttätig- 
keiten predigen. Vorträge, Drucksachen usw., 
mögen sie noch so gut sein, tun es nicht allein, 
wohl aber kann man von dem in der Unter- 
haltung gesprochenen Wort, von leicht .faß- 
lichen Erklärungen vor, während und nach 
der Arbeit — ohne deren Beeinträchtigung 
natürlich — nachhaltige Wirkung erwarten. 
Der tüchtige Ingenieur kennt seine Arbeiter; 
weiß die Gelegenheiten zu erfassen, wo er — 
in der Werkstatt, auf Bauplätzen, bei In- 
stallationen usw. — ihnen ruhig und sach- 
lich das Wissen vermitteln kann, was ihnen 
fehlt, wonach sie sich, soweit sie nicht — und 
das ist heute noch stark die Minderzahl — 
bereits dem Radikalismus verfallen sind, in 
der Not des Daseins sehnen, um auch ihrer- 
seits aus „Wirklichkeitsblinden‘‘ Sehende zu 
werden. Natürlich vermag solche, wir möchten 
sagen, wirtschaftliche Missionsarbeit mit Erfolg 
nur der entsprechend Gebildete und nicht inPar- 
teiinteressen Befangene zu leisten, der selbst die 
Beziehungen zwischen Produktion und Absatz 
der Ware, den Einfluß der Löhne auf die Preis- 
bildung, unsere Finanzlage, die Valutafrage, 
den Friedensvertrag, alle den Betrieben ‘wie 
iedem einzelnen ArReitnahrnee drohenden Ge- 
fahren usw. durchdacht hat und kennt. Aber 
gerade deshalb scheint uns der Ingenieur hier- 
zu besonders berufen, der Mann der Wirk- 
lichkeit und des klaren Denkens, der Freund 
des Arbeiters, zu dem er als solcher sprechen 
kann und von dem er auch das für den Erfolg 
seiner Mühe unumgängliche Vertrauen er- 
Vielleieht betätigen sich schon 
manche Ingenieure in der hier angeregten 
Weise; dann möge ihre Zahl wachsen, ihre 
Hilfein allen Werken und Arbeitsstätten Nach- 
ahmung finden. Die Belegschaft wird es ihnen 
an dem Tage danken, an dem sie auf Grund 
der erlangten Kenntnisse selbst zu beurteilen 
vermag, wo unser aller eine wahrhaft bessere 
Zukunft, wo die Verelendung wartet. Ä 
Wir erwähnten oben George. F. Swain; 
auf ihn nimmt der Präsident des American 
Institute of Electrical Engineers, CalvertTown- 
ley, in einem Vortrage!) Bezug, in dem er 
eine ähnliche Frage behanaelt, nämlich die, 
ob der Ingenieur angesichts der abnormalen 
er für das Leben wich- 
tigen Waren etwas tun kann, außer zu be- 


. 4) Wie wenig Verständnis,man heute noch dieser für 
ein großes Gemeinwesen außerordentlich wichtigen Tätig- 
keit entgegenhringt. beweist die Ablehnung, eines Tech- 
nikers als dritten Bürgermeister Groß-Berlins in der preußi- 
schen Landesversammlung. 

8 BEER „Journal of the Am. Inst. of El. Eng,“ Bd. 39, 1920, 


die aus rein egoistischen Motiven unter immer 
wiederholtem Hinweis auf eine glückver- 


zahlen und zu klagen. Townley erblickt die 
Ursache der Preiserhöhung wesentlich in der 
Wirkung der gesteigerten Löhne auf die, Her- 
stellungskosten, wobei alles Material letzten 
Endes als Arbeit aufzufassen ist. Warum sind 
nun dieLöhne in Amerika gestiegen und wie wer- 
den sich die Preise in Zukunft gestalten? Von 
einer „Neuordnung“ im Sinne des „Erwachens 
der Arbeit‘ kann nicht die Rede sein. Der 
Arbeiter hat wie er andere Mensch in der 
Vergangenheit alles gefordert, was er er- 
halten konnte, aber die Begehrlichkeit ist 
an sich nicht gewachsen und gibt keinerlei 
Anhalt für eine solche Neuordnung der Dinge. 
Vor dem Kriege waren die Vereinigten Staaten 
wohlhabend, ihre Geschäftslage gut,. die Ar- 
beitnehmer bei viel niedrigeren Löhnen weniger 
unzufrieden als heute. Aber der Krieg hat 
die produktive Leistungsfähigkeit überall stark 
beschränkt, während die Bedürfnisse wuchsen, 
und da Amerika zur bei weitem größten Ver- 
sorgungsquelle der Welt wurde, stieg seine 
produktive Leistungsfähigkeit plötzlich und 
mächtig. Die Unternehmer zogen aus diesen 
Verhältnissen ihren Vorteil, höhere Preise für 
den Export nach Europa.ließen auch die Preise 
im Inlande anziehen. Die Nachfrage nahm zu, 
als Amerika selbst in den Krieg eintrat, seine 
Produktionsfähigkeit dagegen sank, während 
verbesserte Arbeitsweisen, konzentrierte An- 
strengungen usw. doch gleichzeitig die Erzeu- 
gung vergrößerten. Da nun wurde der Arbeit- 
nehmer. aufmerksam, die Zeit seines Vorteils 
war gekommen wie vordem die des Unter- 
nehmers. Das alles erscheint dem Vortragen- 
den natürlich und logisch, keineswegs in neuen 
Theorien oder auf dem ‚Erwachen des Pro- 
letariats‘‘ begründet. Lediglich das alte 
Gesetz von Angebot und Nachfrage kam zur 
Wirkung. Natürlich hat die Organisierung als 
Waffe der Arbeitnehmer im Kampf um ihre 
Ziele dabei eine wesentliche Rolle gespielt, 
sie ist aber nicht neu und nicht ausschlag- 
gebend für das Ansteigen der Löhne. Maß- 
gebend hierfür war augenscheinlich ein Wechsel 
in dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage, 
verbunden mit verminderter Leistung des 
Arbeitnehmers und der Notwendigkeit, Ersatz- 
personal einzustellen. Auch die verringerte 
Arbeitszeit und Arbeitsunlust kommen in 
Betracht. Eine Wertverminderung des Dollars 
als Grund für die Preissteigerung erkennt 
Townley nicht an und verweist auf ähnliche 
Vorgänge nach dem Bürgerkriege. Die ökono- 
mischen Verhältnisse der Industrie werden 
nach ihm weiter von den unabänderlichen 
Wirtschaftsgesetzen geregelt, denen gegenüber 
sogenannte ‚Rechte‘ der beteiligten Parteien 
zurücktreten müssen. Bisher hat es an Zeit 
gefehlt, die vor dem Kriege herrschenden Wirt- 
schaftsbedingungen wieder herzustellen. Nach 
seiner Beendigung mußte ja zunächst alles 
nachgeholt werden, was vorher in der Deckung 
des industriellen Bedarfes. gezwungenermaßen 
versäumt wurde. Die an die amerikanische 
Industrie gestellten Anforderungen werden 
Ben TeleoEt durch die Ansprüche Europas, es 
ehlt fast an Arbeitskräften, und wenn es 
auch gelungen ist, einen Teil der früher von 
Europa versorgten Märkte im Außenhandel 
zu erobern, so ist doch mit dem Wiedererwachen 
seiner Konkurrenz eines Tages zu rechnen. 
Townley glaubt für die Zukunft an ein Über- 
wiegen der Produktion über die Nachfrage und 
erwartet dann die Probe darauf, ob die Ver- 
einigten Staaten aie günstige Periode ausge- 
nutzt haben und sich durch Verringerung der 
Herstellungskosten und durch Trainieren des 
Volkes in ökonomischem Sinne der Wieder- 
herstellung der Verhältnisse ohne ernste Stö- 
AunBen gewachsen erweisen; im anderen 
Fall droht Beschäftigungslosigkeit mit ihren 
üblen Folgen. Der Ingenieur aber, und das 
ist die Antwort auf die eingangs aufgewor- 
fene Frage, soll kraft seiner Qualitäten das 
Vertrauen in. die industrielle Bereitschaft als 
kommerzielle Sicherheit verbreiten, darauf 
hinweisen, daß es sich um ein durchaus nor- 
males Problem handelt, das in Übereinstim- 
mung mit wohlbekannten Gesetzen und nicht 
mit Hilfe unklarer ‚Vorstellungen, neuer Ideen 


oder Lebensregeln gelöst werden muß. „Halt! 


Sehen! Horchen!‘ ist die aus dem Eisenbahn- 
betrieb bekannte Aufforderung, die Townley 
zum Schluß an die Mitglieder der Institution 
richtet, — charakteristisch wie der ganze Vor- 
trag für die Stellung des Amerikaners zu dieser 
weltwirtschaftlichen Frage. 


Die Beschäftigung im März 1920. — Für 
die Elektrizitätsindustrie, so berichtet das 
„Reichs-Arbeitsbl.‘“, gelten im wesentlichen 
die gleichen hemmenden Bedingungen wie im 
Vormonat!). Die Großbetriebe für den Bau 
von OHNE CLInE N, Elektromoto- 
ren und Transformatoren stellen die Be- 
schäftigung als nach wie vor rege dar. Im Ver- 
gleich zum Vorjahr handelt es sich zumeist um 
SeBente Tätigkeit. Die außerordentlichen 

chwierigkeiten in der Materialbeschaffung 
waren für eine weitere Ausdehnung der Lei- 
stung außerordentlich erschwerend, so daß der 
dauernd steigende Auftragsbestand zu einer 
Verbesserung der Beschäftigung gegenüber den 
Vormönaten nicht zu führen vermochte. Teil- 
weise hat sogar infolge des Materialmangels, so 
insbesondere an Dynamoblech, eine  Ver- 
schlechterung stattgefunden. Auch infolge des 
fortgesetzten Kohlen-, Gas- und Stromman- 
gels machte sich vielfach ein weiterer Rück- 
gang der Arbeitsleistung fühlbar. Überarbeit 
wurde, obgleich sie in manchen Betrieben in 
größerem Umfange erforderlich gewesen wäre, 
nicht geleistet. Der Bestellungseingang für 
elektrische Meßinstrumente übertraf zah- 
lenmäßig den des Vormonats nicht unerheb- 
lich. Für Röntgenapparate gestaltete sich 
der Geschäftsgang im allgemeinen ausreichend 
und jedenfalls besser als 1919. In derSchwach- 
stromtechnik wurde der Geschäftsgang nach 
wie vor als gut bezeichnet. Die Arbeitsleistung 
ist allerdings wegen der Beteiligung am politi- 
schen Streik hinter dem Vormonat zurückge- 
blieben. Gegenüber dem Vorjahre beurteilte 
man die Lage teils als unverändert, teils als 
besser. Funktelegraphiewerke sind wie 
im Vormonat nur mäßig und wesentlich 
schwächer als 1919 beschäftigt gewesen. Die 
Bogenlampen- und Glühlampenindu- 
strie hatte z. T. lebhaft, z. T. allerdings unter- 
normal zu tun. Starke Behinderung durch 
Materialmangel wird betont und auch im Ver- 
gleich zum Vorjahre der Beschäftigungsgrad 
nicht durchweg als gleich rege Bereichen, Für 
Elektrizitätszähler geben die Berichte an- 
gespannte Tätigkeit und bedeutend besseren 
Umsatz als 1919 an. Kabelwerke arbeiteten 
stärker als im Vorjahre; ihre Beschäftigung 
kann im allgemeinen als normal gelten, wenn 
davon abgesehen wird, daß die Arbeitsleistung 
infolge der Beteiligung am Generalstreik einen 
Rückgang aufwies. Während aus Süddeutsch- 
land auf das unverminderte Fortbestehen von 


-Strom- und Kohlenmangel hingewiesen wurde, 


konnten einzelne rheinische Betriebe insofern 
eine Verbesserung gegen den Februar fest- 
stellen, als infolge von Brennstoffanfuhr nicht 
mehr gefeiert zu werden brauchte. Von Kraft- 
werken wird eine Anderung der Gesamtlage 
nicht verzeichnet. Der Kohlenmangel hat, wie 
aus dem Bericht eines süddeutschen Elektri- 
zitätswerkes hervorgeht, vereinzelt zur aber- 
maligen Stillegung von Straßenbahnen ge- 
führt. Soweit Überlandzentralen mit Torf ar- 
beiten, schildern sie ihre Lage als gleichbleibend 
gut. Auch beim Installationsgewerbe ent- 
sprach die Beschäftigung der des Vormonats, 
doch war hier im allgemeinen mehr als im März 
1919 zu tun. : 

Lohnerhöhungen wurden vielfach fest- 
gestellt. Für Groß-Berlin hat der Verband 
Berliner Metallindustrieller die Löhne und 
Teuerungszulagen in der Weise erhöht, daß ein 
Arbeiter eine Zulage von 60 Pf/Stunde, eine 
Arbeiterin eine solche von 45 Pf erhielt, wäh- 
rend man den jugendlichen Arbeitskräften 25 . 
bzw. 35 Pf/Stunde mehr einräumte. An Teue- 
rungszulage kommt für ein Kind 6 M wöchent- 
lich, für die Frau 3 M hinzu. Aus dem Rhein- 
land wurden Erhöhungen der Löhne um 25 bis 
20% bzw. um 10%, abgesehen von Zulagen von 
70 bzw. für die Arbeiterinnen von 50 Pf für die 
Arbeitsstunde, gemeldet. 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 339. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. | 
' (Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. ° 


Betr.: Kommission für Errichtungs- und Be- 
triebsvorschriften. 


Kreuzung von elektrischen Starkstromanlagen 


mit Bahnen. 


- In der ETZ 1914, S. 803 und ETZ 1916, 
S. 530 sind die vom Preußischen Ministerium 


VEREINSNACHRICHTEN. 


der öffentlichen Arbeiten aufgestellten ‚‚Be- 
dingungen für fremde Starkstromleitungen auf 
Bahngelände‘“ veröffentlicht worden. Die ge- 
nannte Behörde hat nun neuerdings einige 
vorübergehende Erleichterungen zugestanden, 
welche im Eisenbähn-Nachrichtenblatt be- 
kanntgegeben wurden und nachstehend ver- 
öffentlicht werden. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
Dr.ng. G. Dettmar. 


Berlin, den 26. November 1919. 


In Anbetracht der andauernden Baustoff- 
knappheit und der sehr hohen Kosten _ aller 
Baustoffe treten vom 1. Dezember d. J. ab 
bis auf weiteres folgende Erleichterungen der 
vorerwähnten Bedingungen in Kraft. Ich 
behalte mir vor, bei Wiederkehr besserer Zu- 
stände die Erleichterungen wieder aufzuheben. 

$ 2 I“. Der zweite Satz des Absatzes I erhält 
den Wortlaut: ‚Der Durchhang der 
Leitungen im Kreuzungsfelde muß so 


422 


bestimmt werden, daß sowohl bei 
— 20°C. ohne zusätzliche Belastung als 
auch bei — 5° C. und bei Belastung 
durch Eis oder Winddruck mindestens 
fünffache Sicherheit gegen Bruch vor- 
handen ist.‘ 

I. Der zweite Absatz soll lauten: ‚Die 
zusätzliche Belastung durch Eis oder 
Winddruck ist gleich 180.yd in g für 
l laufendes m Leitungslänge einzusetzen, 
wobei d den Durchmesser der Leitung 
in mm bedeutet.‘ 

le. Der Schluß des Absatzes 4 soll 
lauten: „,....mindestens aber der einer 
fünffächen Sicherheit in den Seilen ent- 
sprechende Zug im Kreuzungsfelde.“ 
l! .Der letzte Absatz erhält folgende ver- 
änderte Fassung: „Ausreichende Stand- 
sicherheit der Gestänge gilt im all- 
gemeinen als nachgewiesen, wenn die 
Abmessungen der Grundblöcke . oder 
Grundplatten nach den Formeln von 
Dr.-Ing. Fröhlich ermittelt worden 
sind (Zeitschrift für Bauwesen 1915, 
S. 632—658). Das Gewicht des Betons 
ist dabei zu 2000 kg/m3 und das des auf- 
lastenden Erdreichs zu 1600 kg/m? bei 
gewöhnlichen Bodenverhältnissen ein- 
zusetzen.' 

1°. Der Schlußsatz des Absatzes 1 soll 
lauten: „„Die Bruchsicherheit aller Draht- 
seile soll bei der ungünstigsten Bean- 
spruchung mindestens fünffach sein.‘ 


$2 


AEF 
Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen. 


Neun Entwürfe, welche nach zweimaliger 
Lesung satzungsgemäß in den Jahren 1911 
bis 1914 veröffentlicht und zur allgemeinen 
Erörterung gestellt worden sind, werden auf 
Beschluß des AEF in anbetracht der seit ihrer 
ersten Veröffentlichung verstrichenen langen 
Zeit nochmals abgedruckt und zur Erörte- 
rung gestellt. Äußerungen zu diesen Ent- 
würfen werden bis zum Schluß des Jahres 
1920 erbeten; alsdann werden sie satzungs- 
semäß verabschiedet werden. 

Berlin, 4 .IV.- 1920. 


Entwurf VIII. Arbeit und Energie. 
IE 

1. Eine Energieangabe bezieht sich stets 
auf einen Zustand, eine Arbeitsangabe da- 
gegen stets auf eine Zustandsänderung. 

2. Daher setzen sich Energieausdrücke aus 
gleichzeitigen Werten meßbarer Größen zu- 
sammen, Arbeitsausdrücke dagegen ausWerten!), 
die sich über einen Zeitabschnitt ver- 
teilen. 

3. Als Merkmal zur Unterscheidung von 
Energie und Arbeit folgt hieraus, daß sich eine 
Energieangabe auf einen Zeitpunkt, eine Ar- 
beitsangabe dagegen auf einen Zeitabschnitt 
bezieht. 

11. 


4. Mechanische Arbeit ist das Produkt 
aus Weg und der in die Wegrichtung fallenden 
Komponente der Kraft. 

5. Elektrische .(genauer: elektromagne- 
tische) Arbeit ist das Produkt aus Spannung, 
Strom und Zeit. : 

6. Es ist eine Eigentümlichkeit des Sprach- 
gebrauches, andere Energieübertragungen nicht 
als Arbeiten zu bezeichnen. ? 


IT 

7. Geht ein System aus einem Zustand in 
einen anderen über, so bezeichnet man als Ab- 
nahme seiner Energie den in Arbeitsein- 
heiten gemessenen Betrag aller Wirkungen, die 
bei diesem Ubergang außerhalb des Systems 
hervorgebracht werden. d 

8. Da hierdureh nur die Anderung der 
Energie eines Systems definiert ist, so wird der 
Betrag der Energie erst durch die Wahl des Zu- 
standes bestimmt, dem’die Energie Null zuge- 
schrieben werden soll (Nullzustand). _.Für 
manche Energieformen ergibt sich die Wahl des 
Nullzustandes in zweekmäßiger und daher all- 
gemein gebräuchlicher Weise dadurch, daß eine 
weitere Verringerung dieser Energieform von 
diesem Zustand aus nicht mehr möglich ist (z. 
B. bei der elektrischen und bei der magne- 
tischen Energie). : 


Strecker. 


IV. 
9a. Bei manchen Zustandsänderungen 
findet kein. Energieaustausch zwischen ver- 


!) Mathematisch gesprochen ist daher die Energie- 
dichte (d. h. die in der Raumeinheit enthaltene Energie- 
menge) eine Funktion von Zustandsparametern (z. B. von 
Geschwindigkeit, Temperatur, Feldstärke), so daß die Ener- 

ie selbst durch das Raumintegral einer solchen Funktion 
dargestellt wird. Die mechanische Arbeit ist dagegen ein 
Linienintegral, die Arbeit des elektrischen Stromes ein 
Zeitintegral. 


Entwurf IX. Durehflutune 


Elektrotechnische Zeitschriit, 1920, Het 21. 


schiedenen Körpern (oder Teilen eines Körpers) 
statt, sondern die Energie wechselt nur ihre 
Form, ohne zu wandern. 


9». Im allgemeinen geht aber bei einer 
Zustandsänderung Energie von einem Körper 
auf einen anderen über, u. zw. entweder 
durch mechanische oder durch elektrische Ar- 
beit oder durch Wärmeleitung oder durch elek-_ 
tromagnetische Strahlung (zu der auch Wärme-/ 
und Lichtstrahlung gehören). > 

9e.. Außerdem kann. Energie auch ohne 
Zustandsänderung ihres Trägers dadurch ihren 
Ort ändern, daß-sie an bewegten Körpern.haftet 
(Konvektion). 

10. Beispiele für Energieformen sind: kine- 
tische Energie, _ mechanische Lagenenergie, 
elastische Form- und Volumenenergie, Wärme, 
chemische Energie, elektrische Energie, mag- 
netische Energie, 


Zusatz. 


11. Der Quotient aus der Arbeit und der 
auf sie verwendeten Zeit heißt Leistung. Die 
Leistung gibt die Stärke des Energiestromes 
durch eine Fläche (meist die Oberfläche eines 
Raumteiles) an. 


und Strombelag. 


1. Die algebraische Summe aller elektri- 
schen Ströme durch eine beliebige Fläche heißt 
elektrische Durchflutung. 

2. Bei einer elektrischen Strömung, die 
man als zweidimensional (flächenhaft) ansehen 
kann und will, heißt der Strom oder die Dureh- 
flutung durch eine zu den Stromlinien senk- 


.rechte Längeneinheit Strombelag. 


Entwurf X. Mathematische Zeichen. 


Nr. | Zeichen Bedeutung 
1 1% 1) erstens 
2. | () Numerierung von Formeln; 
| die Formelnummern sollen 
stets am rechten Rande 
des Textes stehen. 
3 %/,,.vH Prozent 
4 00 VE Promille 
5. / für ein, pro 
6 r bis (statt —) 
7..(.) [1% }| Klammer 
8. | ah Dezimalzeichen; Komma 
unten, oder Punkt oben. 
Zur Gruppenabteilung bei 
| größeren Zahlen darf weder 
| ! Komma noch Punkt ver- 
|. wandt werden. 
9. 0,058. .0,000008 
10. | + plus, mehr, und 
11: er minus, weniger 
12. BEZ mal, multipliziert mit. Der 
Punkt ‘steht auf halber 
Zahlenhöhe. ; 
13.. | 7/92 geteilt durch. 
14. | = \ gleich 
15 == | identisch mit 
16.% 38 nicht gleich 
17. = nahezu gleich, rund, etwa 
18. < kleiner als r 
19 > | größer als \ 
Di) SE | klein gegen\ von anderer 
21. >> groß gegen Größenordnung 
DDHEN oo unendlich £ 
23 V , Wurzelzeichen. Das Zeichen 
Y erhält einen oben an- 
‚gesetzten wagerechten 
' Strich, an dessen Ende 
| „noch ein kurzer senk- 
rechter Strich angesetzt 
werden kann, 
24. | | Determinante i 
5 | | Betrag einer reellen oder 
: komplexen Größe 
26. ! Fakultät 
97 4 endliche Zunahme 
23. d vollständiges Differential 
29, 0) partielles Differential 
30. J | Variation, virtuelle Änderung 
31. d Diminutiv 
32. DJ Summe von; Grenzbezeich- 
| nungen sind unterundüber 
das Zeichen zu setzen. Die 
, Summationsvariable wird 
\ unter das Zeichen gesetzt. 
38. H: | Integral 
34. I parallel 
35: # gleich und parallel 
36. “L rechtwinklig zu 
37. JAN | Dreieck 
38. ed , kongruent 


27. Mai 1920. 


Nr. | Zeichen | Bedeutung‘ 


39 [a$) ähnlich, proportional 

40. 3 Winkel 

4l AB Strecke AB ae 
ZEN % 

42. -AB Bogen AB 

Entwurf XIII. Gewicht. \ 


Der Ausdruck „Gewieht‘“ bezeichnet eine 
Größe gleicher Natur. wie eine Kraft; das Ge- 


wicht eines Körpers ist das Produkt seiner. 


Masse in die Beschleunigung der Schwere. 


Entwurf XIV. Dichte. 


1. Massendichte (spezifische Masse) ist 
der Quotient der Masse eines Körpers durch 
sein Volumen. 

3%. Gewicehtsdiehte (spezifisches Ge- 
wieht) ist der Quotient des Gewichts eines 
Körpers. durch sein Volumen. 

3. Diehtezahl (Dichteverhältnis) ist das 
Verhältnis der Massendiehte oder der Gewichts- 
dichte eines Körpers zu der Massendichte oder 
der Gewiehtsdichte eines Vergleichskörpers. 
Wenn keine besonderen Gründe dagegen 
sprechen, ist für feste und flüssige Körper als 
Vergleichskörper Wasser von 4 © zu wählen. 

4... Massenräumigkeit (spezifisches 
Massenvolumen) ist der Quotient des Volumens 
eines Körpers durch seine Masae. 

5. Gewichtsräumigkeit (spezifisches 
Gewichtsvolumen) ist der Quotient des Vo- 
lumens eines Körpers durch sein Gewicht. 


Entwurf XV. Formelzeichen des AEF. 
> MiSte.G, & 


Nr ‘Größe A 
1 Energies u Se a W 
2 Periödendauer na ra 
3 Kreisfreguenz sun. w 
4 Frequenz (bei Wechsel«trom) f 
5 | Spezifischer Widerstand . M 
6 Lieitwert na ne G 
SM Elektrostatische Induktion . D 
8 , Dielektrizitätskonstante. . . - > 
9 Gegeninduktivität . . » 2... M 
10 Magnetischer Fuß. .....]| + 


Entwurf XVI. Energieeinheit der Wärme. 


Die Energieeinheit der Wärme ist das 
internationale Kilojoule oder die internationale 
Kilowattsekunde. 


Entwurf XVII. Normaltemperatur. 


Die Eigenschaften von Stoffen, Systemen, 
Geräten und Maschinen sind tunlichst bei einer 
bestimmten einheitlichen Temperatur zu messen 
oder für eine solche zu berechnen und anzu- 
geben. Sofern nieht besondere Gründe für die 
Wahl einer anderen Bezugstemperatur vor 
liegen, ist als Normaltemperatur + 20 C zu 
wählen. 5 : 

Die Bezugstemperatur 0° C ist beizube- 
halten: 5 
in der Festlegung der Maßeinheiten „Meter“ 

und „Ohm‘‘; 
in der Festlegung der Druckeinheit „Atmo- 

sphäre‘“‘ und bei Barometerangaben. 


Die Bezugstemperatur + 4° GC ist beizu- 
behalten in der Festlegung der Maßeinheit 
„Liter‘‘ und für Wasser als Vergleichskörper 
bei Diehtebestimmungen. 


Entwurf XVII. Feld und Fluß. 


1. Den Raum, in welchem sich elektrische 
und magnetische Erscheinungen abspielen, be- 
zeichnet man allgemein als elektromagnetisches 
Feld. Beschränkt sich die Betrachtung im be- 
sonderen auf die elektrischen oder auf die 
magnetischen Erscheinungen, 80 spricht man 
von einem elektrischen oder magnetischen 


Felde. E 


2. Das Integral der Normalkomponente 
eines Feldvektors über eine Fläche bezeichnet 
man als Fluß des Vektors durch die Fläche. 

Im besonderen bezeichnet man das In- 
tegral der Normalkomponente der magnetischen 
Induktion über eine Fläche als Induktions- 


f{luß und das Integral der Normalkomponente 


der dielektrischen Verschiebung übereine Fläche 
als Verschiebungsfluß. SE 


‘3. Den Induktionsfluß dureh eine von 
allen Windungen einer Spule umrandete Fläche 
bezeichnet man als Spulenfluß. Der Fluß 
durch die Fläche einer einzelnen Windung heißt 
Windungsfluß. 


Die Begründungen und Erläuterungen zu den Ent- 
würfen sind abgedruckt: zu VIII n. IX „ETZ* 1911, 8.721. — 
X „ETZ* 1912, S. 467. — XIII bis XVl „ETZ* 1914, 8. 280. — 
XVII, XVII „ETZ* 1914, 8. 661. i 


a ————eeeee a EEE EEE 


- Werken 


- anfall 


27. Mai 19%2u. 


PERSÖNLICHES. | 
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


 L, Pfaundler f. In Graz starb im 82. 
Lebensjahr der .o. Professor a. D. der Physik 
Dr. Leopold Pfaundler. Der Verstorbene 
wurde 1866 in seiner Vaterstadt Innsbruck 
Professor der dee und folgte dann 1891 
einem Rufe als Professor und Direktor des 
Physikalischen Instituts nach Graz. Von 
Pfaundler stammen zahlreiche physikalische 
und chemische Untersuchungen; von seinen 
sind „Die Physik des täglichen 
Lebens“ und die Neubearbeitung des großen 
„Lehrbuchs der Physik‘‘ von Müller-Pouillet 
in allen Fachkreisen bekannt geworden. 


-E. Hupka }. Auf seiner Rückkehr aus der 
SE RT r starb am 19. VI: v. J. 
auf hoher See an den Folgen eines Influenza- 
es Dr. Erich Hupka, Mitarbeiter der 
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt und 
bekannt durch seine Arbeiten auf dem Gebiet 
der drahtlosen Telegraphie. Unter diesen fand 
seine Doktorschrift, in der er für Kathoden- 
strahlen sehr hoher Geschwindigkeit die Ver- 


änderlichkeit der Masse nachwies, besondere 


- Beachtung. 


LITERATUR. 


Besprechungen. i 


Kleiner Leitfaden der praktischen Phy- 
sik. Von Friedr. Kohlrausch. 3. Aufl. 
Neubearb. von Prof. Dr. H. Scholl. Mit 
165 Textabb. XX und 324 S. in 8°. Verlag 
von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1919. 
Preis geb. 10 M. 

In der vorliegenden dritten Auflage er- 
scheint der ‚Kleine Kohlrausch‘ in völlig 
neuem Gewande. Unter Weglassung mancher 


. Methoden, die für praktische Bedürfnisse ohne 


großen Wert waren, ist bei gleichzeitiger 
Umfangsvergrößerung des Buches Platz für 
eine große Reihe von neuen Dingen geschaffen 
worden und auch die einzelnen Messungen 
und Meßmethoden konnten genauer besprochen 
werden, was für den en der sich 
im Nebenberuf mit Physik beschäftigen muß, 
wegen der größeren Verständlichkeit, wertvoll 
erscheint. Durch die Zusammenfassung der den 
einzelnen Abschnitten zugrunde liegenden wich- 
tigen Gesetze und Beziehungen und Hervor- 
hebung durch fetten Druck ist dem Buch eine 
ewisse ins Auge springende Gliederung erteilt, 

ie beim Arbeiten eine Erleichterung gewähren 
dürfte. In den neu eingefügten Kapiteln sind 
vor allem die für den Mediziner, Chemiker und 
auch für den Techniker eventuell wertvollen 
Gebiete: elektrische Schwingungen, Messungen 
an Röntgenröhren und radio-aktiven Körpern; 
die beiden letzten Kapitel besonders ausführ- 
lich, Induktionsmessungen und anderes mehr 
behandelt. Das Buch soll den Studierenden als 
Leitfaden und gleichzeitig dem in der Praxis 
stehenden Nichtphysiker als Hilfsbuch bei vor- 
kommenden Messungen dienen. Diese Aufgabe 


‘dürfte das Buch seiner Anlage und seinem Um- 


schnell einzuarbeiten. 


fange nach erfüllen. "Vielleicht wäre es für 
spätere Auflagen angebracht, bei wichtigen 
Gebieten kurze Hinweise auf die Literatur in 
derselben Weise, wie dies bei dem Kapitel 
„Messungen für sehr kleine Drücke‘ geschehen 
ist, anzubringen, da dies nach Ansicht des Re- 
ferenten den praktischen Wert des Buches er- 
höhen dürfte. Schon bei Werken, welche für 
Leser vom Fach bestimmt sind, sind Literatur- 
hinweise wertvoll. Um so dankbarer dürfte 
ein weiterer Benutzerkreis Literaturhinweise 
begrüßen, der mit der Literatur eines speziellen 


-Gebietes unbekannt ist, im Notfall aber durch 


Hinweis auf eine Literaturstelle einen Anhalt 
finden kann, um sich in das ejehle Be 
ock. 


Eine neue und einfache Deutung der 
Schwerkraft und eine anschauliche 


Erklärung der Physik des Raumes. 
Von H. Fricke. 138 S. Heckners Verlag; 
Wolfenbüttel. 1919. 


Daß die mechanischen T'heorien der Gra- 
vitation und des elektromagnetischen Feldes, 
unter Zugrundelegung eines materiellen Zwi- 
schenmediums (Äthers), am besten geeignet 
sind, um den Ausschreitungen mancher Re- 
lativisten und Quantentheoretiker ein Gegen- 
gewicht zu halten, daran ist nicht zu zweifeln , 
aber man verlangt von solchen mechanischen 
Theorien klare Hypothesen und saubere mathe- 
matische A Diesen Ansprüchen 
wird das vorliegende Buch des Verfassers in 
sehr unvollkommener Weise gerecht, so ideal 
auch seine Bestrebungen sein mögen. Über 


Elektrotechnische Zeitschriit. 


‚die Bewegung des Zwischenmediums bei der 


Gravitationswirkung nimmt Verfasser, wie 
dies eigentlich für jede mechanische Theorie 
der Gravitation selbstverständlich ist, an, daß 
die. Bewegung bei Vorhandensein eines gra- 
vitierenden Teilchens gegen das Zentrum des 
kugelförmig gedachten Teilchens symmetrisch 
sein muß, ne da er schließlich annehmen muß, 
daß die Bewegung eine schwingungsförmige 
sein muß, so nähern sich seine Ideen der An- 
nahme von Pulsationsbewegungen (Bjerknes, 
Korn), ohne daß eine solche Idee klar ausge- 
sprochen wird. Daneben geht eine. weitere 
Annahme her, welche von dem Verfasser vor 
allem als wesentlich betont wird, die Voraus- 
setzung einer Reibung im Äther. Ver- 
fasser ist zu seinen Ideen Door durch die 
Untersuchungen Rümelins über das Fließen: 


-von Wasser angeregt worden, in welchen auf 


die mannigfaltigen, ungeordneten Bewegungen 
des Wassers beim Fließen (ungeordnete Wirbel, 
Pulsationen, Durcheinanderbewegung) in sehr 
anschaulicher Weise eingegangen wird, und 
Verfasser sieht nun gerade in den beim Fließen 
des Athers eintretenden ungeordneten Bewe- 
ungen eine wesentliche Ursache der schein- 
Be Fernwirkungen, welche der Äther ver- 
mittelt, der als inkompressible Flüssigkeit zu 
denken ist. Der Idee, daß gerade die Reibung 
des Athers bei den Gravitationswirkungen oder 
bei den statisch elektrischen Wirkungen eine 
wesentliche Rolle Be soll, muß widerspro- 
chen werden; im übrigen wird in den Unter- 
suchungen des Verfassers u kein ernsthafter 
Ansatz gemacht, diese Auffassung zu begrün- 


den. Die Reibung des Athers kann hier nur eine 


sekundäre Wirkung haben. Verfasser wirft den 
bisherigen hydrodynamischen Untersuchungen 
vor, daß die Wirkungen der ungeordneten Be- 
wegungen, wie sie Rümelin beschrieben hat, 
nicht genügend studiert worden sind; mit Un- 
recht: man kann als ganz sicher nach den bis- 
herigen hydrodynamischen Untersuchungen 
aussprechen, daß das Newtonsche und das 
Coulombsche Gesetz auf Grundlage solcher 
ungeordneter Bewegungen des Athers nicht 
konstruiert werden können. Daßin den mecha- 
nischen Theorien des elektromagnetischen Fel- 
des (in der Theorie der elektrischen Strömun- 
gen) die Reibung zu berücksichtigen ist, dar- 
über kann natürlich kein Zweifel sein; in wel- 
cher Weise dies zu geschehen hat, darüber wird 
übrigens in dem Buche des Verfassers keine 
Klarheit gegeben. Wie die Grundlagen der 
Theorie, sind auch die Anwendungen des Ver- 
fassers auf Meteorologie und Geophysik ver- 
worren, und den ‚‚neuen Prinzipien der Natur- 
philosophie‘, welche Verfasser aufstellt, wird 
niemand leicht folgen können. 

‘_. Verfasser hielt vor kurzem über seine 
Ideen zwei öffentliche Vorträge im Verein 
Deutscher Maschineningenieure bzw. in der 
Polytechnischen Gesellschaft zu Berlin, was 
hier kurz erwähnt sein möge. Korn. 


Die Bilanzen der privaten und öffent- 
lichen Unternehmungen. ' Bd. 2. Die 
Besonderheiten in den Bilanzen der Aktien- 

 gesellschaften, Gesellschaften mit beschränk- 
ter Haftung, Genossenschaften, der vergbau- 
lichen, Bart, Versicherungs- und Eisenbahn- 
unternehmungen, der Elektrizitäts-, Gas- 
"und Wasserwerke sowie der staatlichen und 
kommunalen Erwerbsbetriebe Von Prof. 
Dr. R. Passow. 2. erw. und verb. Aufl. VI 
und 298 S. in 8°. Verlag von B.:G. Teubner. 
Leipzig u. Berlin 1919. Preis geb. 12,60 M. 

Dem in der „ETZ‘“ 1919, S. 219 angezeig- 
ten ersten Band dieses Werkes folgt nun auch 
der zweite in neuer Bearbeitung. In diesem 
werden die Besonderheiten in den Bilanzen der 
Aktiengesellschaften, der Gesellschaften mit 
beschränkter Haftung, der Erwerbs- und Wirt- 
schaftsgenossenschaften, der bergbaulichen Un- 
ternehmungen, der Noten-, Hypotheken- und 
sonstigen Banken, der  Versicherungs- und 
Eisenbahnunternehmungen, der Elektrizitäts-, 
Gas-, Wasserwerke und Straßenbahnen und 
endlich die Bilanzen der staatlichen und kom- 
munalen Erwerbsbetriebe behandelt. 

An Einzelheiten sei erwähnt, daß die prak- 
tisch so wichtige Frage der Bewertung der Er- 
zeugnisse zu den en, nicht ge- 
nügend geklärt worden ist, daß der Abschnitt 
über die Genußscheine eine vorteilhafte Erwei- 
terung erfahren hat, wobei dem Standpunkt 
des Verfassers bezüglich der bilanzmäßigen Be- 
handlung dieser Effekten beizupflichten ist. 
Hervorzuheben sind die Abschnitte XIII und 
XIV ; 


Das günstige Urteil, das über den ersten 
Band dieses Werkes ausgesprochen wurde, gilt 
in vollem Umfange auch für den zweiten Band. 

Universitäts-Prof. Dr. Calmes. 


7 


1926. MHelt 21. 


423 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Aus der Geschäftswelt. — Die Generalver- 
sammlung der Siemens & Halske A.G., Ber- 
lin, hat die Erhöhung des Aktienkapitals von 63 
auf 126 Mill. M und die beantragte Umwand- 
lung von im Besitz der Familie Siemens befind- 
lichen nom. 9,5 Mill. M Aktien in Namensaktien 
mit 30-fachem Stimmrecht genehmigt.!) Der 
Vorsitzende wies darauf hin, daß der Gesell- 
schaft jetzt wieder die früheren bei weitem 
Beende Lohnforderungen vorlägen, daß 
heute schon die Inlandpreise mancher Artikel, 
auch elektrotechnischer, die Weltmarktpreise 


‚überschritten und Länder mit ebenfalls ungün- 


stiger Valuta dem deutschen Export infolge 
der allmählichen Besserung unseres Währungs- 
standes fast vollkommen verschlossen seien. 
In Deutschland werde auf die Förderung der 
ae Arbeit nicht genügend Wert ge- 
egt, und gewichtsmäßig müsse ein Rückgang 
in der Erzeugung festgestellt werden. 
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 


 verbandes der deutschen elektrotechnischen 


Industrie. — In der Zuschlagsliste Nr. 30 (grün) 
für Juni 1920 (s. S. 424) sind die Nummern 9, 
40, 57 bis 59 fortgefallen, hinzugekommen Nr, 16a 
und der Hinweis auf die Behandlung. von Ersatz- 
und Reserveteilen. Änderungen der Zuschläge 
finden sich bei den Nummern 30, 41, 60, 76 und 
bei „Verschiedenes“. 

Warenmarkt. — Isolierrohr. Für Liefe- 
rungen vom 16. bis 31. V. 1920 behält die Ver- 
kaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten, 
Berlin, die bisherigen Aufschläge bei. — Por- 
zellan. Die durch Kohlenmangel und wach- 
senden Bedarf hervorgerufene, Knappheit an 
elektrotechnischem Porzellan im Inlande hat 
den betreffenden Fachausschuß der Außen- 
handelsstelle Feinkeramik veranlaßt, künftig 
nur noch höchstens 20% der Gesamterzeu- 
gung gestanzten Montageporzellans zur Aus- 
uhr zuzulassen und damit den übrigen Teil 
dem inländischen Verbrauch zu sichern. — Me- 
tallpreise. Die Notierungen der Vereinigung 
für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. 
der Kommission des Berliner Metallbörsen- 
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in 
Deutschland) lauten in M/100 kg: 


Metall 21.V. | 18. V. 


Elektrolytkupfer {wire 
bars), prompt, cif Hamburg, 
Bremen, Rotterdam . 


1923 2088 


Raffinadekupfer 99/99,30/, |11325—1375 1500-1550 


Originalhüttenweichblei 500-525 | 575-625 
Originalhüttenrohzink, | 2 
Preis im freien Verkehr .|.550-575 | 600—625 

Plattenzink (remelted) von 
handelsübl. Beschaffenheit 350 400 
Originalhüttenaluminium 
98/99%/,in gekerbt.Blöckehen |2900—3000 : 3200 


Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- |5000— 5200 5900— 6000 
Hüttenzinn, mind. 99%, 


Reinnickel 98/99%, . 


- [4000-4200 4400-4500 


Antimon-Regulus . 900—950 1100 
An der Londoner Metallbörse wurden 
nach ‚Mining Journal‘ am 14. V. 1920 für 
'l ton (1016 kg) notiert: 
N | GRE..d 
#Kupfer: best seleeted . 111 O0 O bis112 0 0 
* h; eleetrolyt ... !. 112° 0 0 „114.0 0 
“ wire bars.. . KON OO 11470560 
NEE, standard, Kasse ‚100 15 0 „101 0 © 
REN Mon. 103: 0:0. 7,1035 5%. 0 
Zinn: standard, Kasse - . 296 10 0 „29710 0 
3 » 3 Mon. 31 00,302 090 
DIERLTEIIS ER Ne Ser 000 1510: 0 
Blei: span.oder nichtengl. 
Weichblei . . . . 35 10 0 40.00 
„. gew. engl. Blockblei. 41 10 0, „ — — — 
Zink: gew. Sorten. . . . 45.15 00.5.4750 
Hi remelted ... . . 42.102 07, 62T 
N engl. swansea.. : .. "800 , — — - 


65/68 £ net. 
165 £ (Inland); 

185 £ (Export). 
230 £ (In- u. Ausland). 


Antimon; engl. Reg. . . 
Aluminium: 98 bis 99% 


Nickel: 98 bis 99%/, gar. 
Quecksilber: nom. für 
die 75 lbs.-Flasche. . „ 22 bis 25 £, 

Platin: je Unze nom. .-. 480 =. 

Für den 19. V. 1920 verzeichnet der ‚‚Berl 
Börs.-Cour.‘‘ folgende Preise in £/t: Kupfer, 
Kasse 87,75; desgl. :3 Mon. 92,25; Elek- 
trolyt 106 bis 108; best seleeted 111 bis 112; 
Zink, 44,75 bis 46,25; Zinn, Kasse 283,50; 
desel. 3 Mon. 287,50; Blei 37,25 bis 38,50. 
In New York stellte sich am nr Tage 
Elektrolytkupfer loko auf 18,75 bis 19 ets/lb. 


‚„ 4) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 380. x 
*) Netto, 


Abschluß des Heftes: 22. Mai 1920. 


1920. Heft 21. 27. Mai 1920. 


# 


Zuschlagsliste Nr. 30 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für Juni 1920, 


424 Elektrotechnische Zeitschrift. 


Nur für die ab 1.1.1920 erhöhten Grundpreise gültig. Ersatz- und Reserveteile werden bezüglich der Teuerungszuschläge Be behandelt 
wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. 


{ E Für ' 7 3 7: 
nn Fat Ersatz- Er 5 = Ersatz- 
„Aus- res A-Frist!B-Frist f Aus- Be A-Frist B-Frist 
Gegenstand führung führung Gegens ea führung führung ; - 
Zaschiag Zuschlag | Mo- | Mo- Zuschlag | Zuschlag | Mo- | Mo- 
EEE ELTERN En nate | nate 3 177 nate nate 
Generatoren, Motoren und Umformer, Meßapparate und Zubehör. | 
soweit nicht für Sonderausführungen 41. Meßinstrumente . . . {N ; 400 Ee N) Er 
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 42. Zähler sowie deren Verpackuig en 400 ) Ein 
1. bis 5kW (bezogen auf 1000Umdrehungen) 770 770 43. Meßwandler . ...,. 700 Ber 0 6 
2. Re kW (bezogen auf 1000 Um- 170: nr | ) 2 Installationsmaterial. 
3, über 100 kW bezogen a auf‘ 1000 Umdre- | i 44. Sicherungselemente. (Einzelsicherungen) 320° 380 
hungen) 770 770. 45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel, 
SO Ehren ÜhREn Eon: " .. ‚Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw. 
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . 740 740 Größe und II (Klein- N 
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi- Gewinde) . ya 970 230 
nen... 460 460 5 5 3 
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, A 46. a jedoch Größe JIT bis V rer 
Entstäubungspumpen und Kompressoren 540 360 h Sich 1 > > 300 260 
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte 410 260 47, Sicherungselemente (Hinzelsicherungen) 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren Se Br rn Ae (Sie- 570 x 
: ! ens ; 500 
ee ‚Motorwagen 520 370 48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungs- 
10. Turbosätze, bestehend aus: en ehe 240 210 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit % ar; re PInSnER (Einzelsicherungen) 
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon- f un ee zum Keilkontakt-Siche- 
Benan Bons 525 ug ‘ rungssystem (Siemens) . 250. 220 
vi Turnokonue ag der Tuirböge- 50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit ? 
bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf- 51 ehe hl 1B- Si Br 350 300 . 2 
turbinen und Kondensationsanlagen . 470 = a b r er ee BE ISORT, : 
ll. Turbogeneratoren allein 600 —_ ni 2 EunEon: Erelloisunen. euren DAR 600 
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbo: 52 ee eh Gußgehäuse Sal, 300 
kompressoren und Turbogebläse allein. 415 —_ 53. Drehbscheiter Steckd. E 30 230 
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaus- ar ee und Stecker, , 
tauschaiparatefaligrn 545 n: soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan- 
P Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen, I 
a ne Kae -Kabelschuhe und Verbinder u. dergl. 350 300 
4. Anlasser, Regulierwiderstände,Tret-,Web- 54. Installationsmaterial in Gußgehäusen und 
stuhl-, Sterndreieck-Schalter . 510 510 gußeisernes Installationsmaterial R 520 520 
15. Kran- und Aufzugsapparate, Schützen- 55. Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel 
steuerungen . . \ ; 1 b) und dergleichen : 360 310 
16. Gleitschienen, Verankerung : 590 590 56. Glühlichtarmaturen, einschl. wasserdich- ) 
16a. Riemenscheiben, Kupplungen, Zahnrad- uf ‘ter Fassungen, und Handlampen 360 310 
vorgelege . BEE RS EN. 3 770 770 60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. 
Bahnmaterial. der zweiteiligen fe aus Gruppe 45 
17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen 710 710.2: und 46): . . . a - = — J 
18. ann und Stromabnehmer für ken En Isolierrohr und TR Zu- 
19. Vollständige elektrikehe Ausrüstungen Bendr 
für Straßenbahntriebwagen und mit elek- 61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . BE Fe 
trischer Bremse versehene Anhängewagen, ° ei p) 62. Verzinkte Eisenrohre E: 53 
ausschl. Leitungen und Montage ! 680 680 63. Feinzinkrohre (kein verzinktes Fisen- 
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen blech) . . 2.2... 3 
von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- h 64. Messingrohre . En 
Triebwagen, einschl. Montage 699 it 65. Papierrohre mitStahlpanzerschutz (Stahl- N) N 
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau panzerrohre) ., ET 
ind Tadastrs i 630 630 66. Schwarze Papierrohre ohne Metall. 
Transformatoren und Gleichriehter ‚_ mantel mit Muffe . ae AT 
22. Transformatoren . . 600 550 ‘67. Stahlrohre (Prien, Peschel) m nebst st Bogen 
23. Gleichrichter mit Glaskörper, Yeinzchl; \ und Muffen . . Es n_ 800 
Zubehör Bret 500 500 Glühlampen. 
238. Ersatz-Glaskörper ne ‚50 50 ä - 1 
> 68; Glühlampen jeder Art (ausschl. Heiz- 
1 
24. De mit Eisenkörper, einschl. ER iS lampen):" Auf die ab Ba T: Ban selten: ; 
Schaltapparate und DAterIat für Eee reise 250 250 
Schaltanlagen. - Tel hi dF 
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Sromsich: n ie es 2 H ernsprechmenen 
tungsanzeiger, Instrumenten- und Kurbel- = Tan 3% K 2 en ER (Wecker 
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse | 490 430 69b =. u ” Sch x 2 A ER { N | 15 
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl- Be a DDR Batterie- | 
füllung und nicht in Eisen- oder Gußge- » onzuf und Sulache Induksor Apnaratı A450 450 
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 520 460 |. 69e, Fernsprech-Apparate zum Anschluß an | 
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren- = : en und öffentliche Fern- | 9 2 
Sicherungen für Schalttafelbau . 5 550 480 . en 450, . 450 
973, Schmelzeihsktzen fiir Niederspannungs, 69d. Zentralumschalter u. "Amtseiarichtungen 450 450 
Sicherungen . j 780 690 69 e. Wasserdichte Be und NR Dfccie. 
28, Hochspannungs-Trennschalter, "Mast- gf, Feen Tele ir | 450 450 | 
trennschalter, Streckenschalter, soweit > DDaeN ne egrap hie 450 450 
nicht für (OT: dar 720 640 70. Linienwähler-Anschlußschnüre : 200 
29. Hochspannungs- Sicherungen, Srmierte zu Br ar. eh kihee { 330 Tag 1 1 
Stützen u.armierte Wanddurchführungen 550 480 2a ka ürs (Priyättypen). 310 IS 
29a. See für Hochspannungs- ER oe 9 || Bogenlampen und Zubehör. 
80... Frelleitangs.-Hörnsrichalter 720 6410 73. Bogenlampen und Armaturen für ano Bu 
31. Konzentrischeo Klemmen (Zentralklem- mind Belsuchiungnziwscke 400 a: 
men). 720 640 - 14. Bogenlampen für technische Zwecke. 400 ZE 
32. Ölschalter (ohne ö), Kaschle Hilfseppa- 75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für 
rate, Ölschaltkasten . . . 2 520 460 Rn BSEe TIER Rn a San 200 BER 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen Kr ‚Widerstände . h ; j 450 450 
(außer Schutz- u. a de 520 460 L; T an: ale SE tungen Ä 400 400 
34. Schutzdrosselspulen . . . 540 480 EN ES UERIRUE ORT & 400 BL 
35. Erdungsdrosselspulen -, . 520 460 79. Transformatoren und Drosselspulen ’ 600 = 
36. Motorschalttafeln, auch mit solbsttätigon Verschiedenes. 
Schaltern . . CK 520 460 Tran i 
37. Vollständige Schaltanläeent Schalt- er Anlasser- und Schalter-Ol: Tagcsprei; 
schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. | 520 460 mindestens aber 1800 M für 100 kg ohne Faß. a ee 
38. Schaltkästen, ausschl. er de 7 520 460 Sun: ELTA 0 - mi kt 
39. Gußgekapseltes Material 520 520 Verpackung (susachließlich Verpackung für Zähler) { ee "Fabrikate 


Für die Hohriftieiiung verantwortlich: B. @. Zebma in Berlin — Verlag von Julius pringer in Rerlis. 


’ 
I en 


425 


"Elektrotechnische Zeitschrift 


‚ (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Orkan des Hlektrotechnisehen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Bchriftleitung: E. @. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Die Ausnutzung des Reibungsgewichtes 
elektrischer Lokomotiven. 


Von A. W. Zuidweg, Haag (Holland). 


Übersicht. Es wird gezeigt, daß die Rei- 
bungsziffer, die für die Zugkraft eines Triebfahr- 
zeuges maßgebend ist, sich in Abhängigkeit von Ge- 
schwindigkeit und Achsdruck ändert. Aus Beispielen 
ist ersichtlich, daß manchmal unrichtige Werte und 
Begriffe in der Literatur angetroffen werden. Ver- 
fasser empfiehlt, in dieser Richtung Versuche anzu- 


stellen, die auch dem Lokomotivbau und der Ent- 


wicklung schnell wirkender Bremsen nützlich sein 
werden. 


Die maximale Zugkraft Z, welche ein 
Triebfahrzeug zu entwickeln vermag, ist durch 
die Gleichung 

Z<wGr 


bestimmt. Hierin bedeuten: G, = das Reibungs- 
gewicht, d. h. der Gesamtachsdruck aller trei- 
benden Achsen und u, = die Reibungsziffer 
der Ruhe. 

“ Diese Formel wendet man nun nicht nur 
für den Augenblick des Anfahrens, sondern 
auch für die Fahrt selbst an, wobei man die 
Reibungsziffer der Ruhe der der Bewegung 
gleichsetzt. Hier scheint indes ein Wider- 
spruch zu bestehen insofern, als die Eigen- 
schaften eines sich bewegenden Rades mit 
der Reibungsziffer der Ruhe verknüpft sind. 

Für die Berechnung der Dampf£flokomo- 


tiven wird die Anfahrzugkraft in der oben ge- - 


schilderten Weise bestimmt, jedoch mit der 
Einschränkung, daß für w, eine kleinere, von 
der Zylinderanordnung und den Triebwerksab- 
messungen abhängige Zahl genommen wird, 
weil das Drehmoment während einer Um- 
drehung erhebliche Schwankungen aufweist 
und für die Zugkraft das mittlere Drehmoment 
maßgebend ist. Das Gleiten wird durch das 
größte, überhaupt auftretende Drehmoment 
bestimmt. Inwiefern die Zugkraft einer fahren- 
den Maschine innerhalb der. Grenzen der 
Adhäsion bleibt, wird nicht nachgeprüft, denn 
es gelingt niemals, die Räder während der 
Fahrt zum Schleudern zu bringen, wenn die 
Anfahrt ohne Gleiten vonstatten ging. Außer- 


Angaben betr. 


Berlin, 3. Juni 1920. 


Als Maß für die vollständige Ausnutzung 
des Gewichtes wurden die Wrnaltnieo: 


Normales Drehmoment _ Md„ 
Lokomoötivgewicht G% 
und 
Normale Leistung Em 
Lokomotivgewicht " Gy 


betrachtet, auf deren Richtigkeit wir arten 
noch zurückkommen. Seefehlner hat die ın 
dieser Richtung erzielten Fortschritte in einer 
Kurve zusammengestellt I) Während im 
Bahnbetrieb mit Gleichstrom und einphasigem 
Wechselstrom fast ausnahmslos Motoren mit 
Reihenschlußcharakteristik (abnehmendesDreh- 
moment mit zunehmender Geschwindigkeit) 
gebraucht werden, ein Verhalten, das auch 
die Dampflokomotive kennzeichnet, werden für 
Drehstrombahnen Motoren mit Nebenschluß- 
charakteristik verwendet, bei denen es möglich 
ist, das Drehmoment für die ganze Dauer der 
Anfahrt konstant zu halten, und welche bei 
der vollen Geschwindigkeit jedes Drehmoment 
zwischen Null und dem Maximum abgeben 
können. ‘Weiter kann in einer elektrischen 
Lokomotive eine unbeschränkte Leistung ein- 
gebaut werden, so daß es notwendig erscheint, 
zu wissen, ob und in welcher Weise u, von der 
Geschwindigkeit abhängt. Versuche in dieser 
Richtung sind von Poire&e, damals stellver- 
tretendem Direktor der Paris-Lyon-Bahn, schon 
im Jahre 1851 angestellt worden. Ein Güter- 
wagen mit einem Eigengewicht von 3400 kg 
wurde von einer Lokomotive gezogen, und seine 
Räder wurden so abgebremst, daß sie sich 
gerade noch drehten; sie arbeiteten also an der 
„Rollgrenze‘. Die hierzu benötigte Zugkraft 
wurde an einem Zugkraftmesser abgelesen und 
die Geschwindigkeit von Fall zu Fall geändert. 
Aus diesen Werten und aus dem Gewicht des 
Wagens ergab sich w, für eine bestimmte Ge- 
schwindigkeit. Auch das Gewicht wurde ge- 
ändert. 
„umgekehrte‘‘ Lokomotive arbeitete: mit Zug- 
kraft wurde ein Drehmoment überwunden; die 
Ergebnisse können also auf eine Lokomotive, 
die mit ihrem Drehmoment eine Zugkraft aus- 
übt, übertragen werden. 


Zahlentafell. 


Es ist klar, daß der Wagen wie eine | 


|. ' 
kn PS Zugkraft |. 3 Er Das | 
Bahn Bezeichnung En eis = nn EN ! & ei ER Rn BR 
Seil: Radumf. | 8 BR 5 Poir6e 
t 2t 

Italienische Staatsb. 0—E—0 60 ’ 60 2000 45 10 300 0,171 0,158 
” 1—-C—1 73 45 2600 75 9 000 0,200 0,132 
» 3—0-—2 92 49,5 2780 75 9500 0,192 0,132 

Veltlin-Bahn ‚1—-0-1 .62 42 1200 64 4 900 0,116 0,14 

„ 1—-0—1 62 42 1500 64 6.000 0,143 0,14 
Simplon-Bahn 1-D-1 36 68 2800 71 10 000 0,147 0,135 
Pond) 1-C-1 62 42 1100 70 3800 | 0,09 0,135 
» 0—D—0 68 65 1700 71 6.000 0,09 0,135 
Pennsylvania-Bahn 1-C+0—1 240 | 198 48002) 33 39.000 0,196 0,171 


dem liefert die Dampflokomotive immer ge- 
nügend Reibungsgewicht. 

Die elektrische Lokomotive fällt viel 
leichter aus, sogar manchmal zu leicht, um eine 
volle Ausnutzung des Drehmoments zu ge- 
währen, so daß das ‚Gewicht künstlich erhöht 
werden muß. 


Aus den Versuchen Poir6es geht hervor, 
daß die Reibungsziffer w, mit zunehmender 
Geschwindigkeit abnimmt °®). Hieraus läßt sich 
der Schluß ziehen, daß Drehmoment und ent- 


ö R. ) „Elektrotechn. u. Maschb.* 1915, 8. 1. 
%) 


Leistung am Radumfang. 
Hütte I enthält 6 Mittelwerte von 0,209 bis 0.112 
für Geschwindigkeiten von 16 bis 79 km/h (1915, S 243). 


Heft 22. 


wickelte Zugkraft verringert a Veringaitl worden mkbake, müssen, 
um einem Schleudern der Räder bei wachsender 
Geschwindigkeit vorzubeugen, und daß ein 
Motor mit Reihenschlußverhalten (also auch 
die Dampflokomotive) diesen Bedingungen am 
besten und sogar von selbst genügt, wie aus 
Abb.1 ersichtlich ist. Weiter folgt hieraus, daß 


km/h 
700 


117 
07502 004 006 008010 012 014 G16 018 020 2 DZ G2E 6,28 0,30 


Abb. 1. Ausnutzung des Reibungsgewichtes 


bei einigen Lokomotiven, 


bei jeder"Geschwindigkeit"nurfeineTbestimmte 
Höchstleistung am Triebradumfang” entwickelt 
werden kann. Die Nebenschlußcharakteristik 
ist hierfür ganz ungeeignet, denn für die unver- 
änderliche Zugkraft ist w, der größten Ge- 
schwindigkeit maßgebend, so daß beim An- 
fahren das Reibungsgewicht schlecht ausgenutzt 
wird und eine kleinere Beschleunigungskraft 
die Folge ist. Wird dagegen die Zugkraft nach 
wo, bei der Anfahrt bemessen, so ist sie bei zu- 
nehmender Geschwindigkeit zu groß, und es tritt 
zweifellos Gleiten der Treibräder auf. 

Auf diese Tatsachen hat zum ersten Male 
Heyden hingewiesen!). Er verwendet aber für 
4#.=f(v) eineausMittelwerten der Versuche von 
Poir6e, Sir Douglas Galton?) und Wichert 


| zusammengestellte Kurve und übersieht da- 


bei, daß die zwei letztgenannten Versuche die 
Reibungsziffer der Bewegung betreffen, also 
für diese Betrachtungen ungültig sind. Auf 
die unangenehmen Eigenschaften der Neben- 
schlußcharakteristik weist Heyden gelegent- 
lich seiner Bespreeghung der Drehstrom-Güter- 
zuglokomotive der italienischen Staatsbahnen?) 


Leistung und Gewichtausnutzung einiger elektrischer Lokomotiven mit Drehstromantrieb. 


PS/t nr 
Gesamt- Literatur 
gewicht BUNES- 
gewicht 


33,3 33,3 | „BETZ“ 1910, S. 703. 

35,6 57,8 | El.Railw.Journ., Bd.45,1915,S.283. 
30,2 56,2 | B.B.C.Mitt., Mai 1918. 

19,4 | 28,6 | „ETZ“ 1911, 8.82. 

242 | 35,7 | „ETZ“ 1911, 8.822. 

32,6 41,2 

17,7 | 26,2 | „ETZ“ 1906, S. 204. 

25 25 

20 . 24,2 | El.Railw.Journ., Bd.49, 1917, 5.1048. 


hin, wobei er darauf aufmerksam macht, daß 
diese mit einem erhöhten Reibungsgewicht von 
75 t nicht imstande sein wird, bei 45 km/h eine 
Stundenleistung von 2000 PSe zu entwickeln. 


rl „Bl. Kraftbetr. u. ae len: 1919, S. 810. 
2) “Hütte I* (1915), S. 243. 
8) „ETZ* 1910. S. Da 


426 


Elektrotechnische Zeitschriit. 


1920. 


Zahlentafel 1 umfaßt die Daten einiger Loko- 
motiven, deren Reibungsgewicht bei hohen 
Geschwindigkeiten an die Grenze oder unzu- 
lässig hoch beansprucht ist. Aus Abb. 1 geht 
hervor, daß dies am ehesten vorkommt bei 
Lokomotiven mit. Nebenschlußcharakteristik, 
gegenwärtig also fast ausschließlich bei Loko- 
motiven mit Drehstromantrieb. 

Weiter nehmen Kummer!) und Zipp?) 
die Poir&eschen Zahlen aus der ‚‚Hütte“, was 
mit dem ÖOriginalvortrag und der Diskussion °) 
ım Widerspruch steht. 

Die Versuchswerte seien darum hier im 
Original zusammengestellt (Zahlentafel 2). 


 Zahlentafel2. 
| 


i | BR. IR \Weglänge, Pr 
Wegen |  Gesehwindigkeit | über dieZ ER Rörbunee 
Baten gewicht | nor en Ziffer Zustand der Schienen 
“.K | mis kmjh blieb 4 = 2/G, 
| (m) 
| | | I 
3400 4,6 16,55 500 |. 710 0,208 Trocken 
3400 7,8 28,1 800 | 609 0,179 ü 
r | ’ » | 
se ns 3400 | 100 , 36,0 300 |, 570 1 Mi 
3400 | 148 51,5 1600 492 D,1uA R 
| 3400 7,9 28,4 300 839 0246 Sehr troeken 
3 3400 13 46,8 300 758 022 # 
ey EIBoL IT 300 ee 648 1000 690 0,202 | i 
300 | 2 79,2 400 . 637 0,187 3 
ei 8400 8,8 31,7 1000 930 0,110 Feucht 
16. VII. 1851 { 8400 20,8 74,8 750 | 698 0,083 f 
8400 |..,6... | 21,6 400 | 704 0,201 
3000 | 8. | 28,8 400 | 640 0,182 a 
. 21. VI. 1851 340 | 92 33,1 450. | 615 0,175 Te er 
3400 12,2 43,9 500 570 0,162 morgens feucht 
3400 20 72,0 700 455. 0,186 | BEIPSEH 
21. VIL.1851 | 6450 9 32,4 500 102 0,169 
3400 7,25 26,1 300 700 0,200 . | al: 
i | rocken 
3 | 3400 | 10,8 38,9 850 604 172 | ! 
31: VIL. 1851 Si 3400| 18,7 56,5 950 541 0,154 Massagen 
| ) festgeklemmt 
3400 20 72,0 1300 464 0,132 


In Abb. 2 sind die ermittelten Werte von 
üg, abhängig von v (km/h), eingezeichnet. 
Daraus ist ersiehtlich, daß die drei Zustände der 


Am 
700 


Reibungsgem 
oO 002 004 006 008 0170 On OM 016 018 0,20 022 024 026 


Abb. 2. Beobachtungen von Poir6e. 


Schienen: sehr trocken, normal und feucht 
scharf getrennt erscheinen und der normale 
Zustand ein guter Mittelwert ist für die zwei 
anormalen. Poir6e kommt zum Schluß, daß 
die Verminderung der Zugkraft nur mit 
v zusammenhängt und vom Reibungsgewicht 
@, unabhängig ist. Er gibt hierfür die Formel: 


25 v — 0,35 v2 kg, 
worin v die Geschwindigkeit in m/s bedeutet. 


Die erforderliche Zugkraft des Bremswagens 
wird somit 


Z=kG, — 25 v + 0,35 v2 
G, = Reibungsgewicht in kg, k = eine 
Konstante, u. zw. ist k = 0,13 für feuchte 
Schienen, k = 0,80 für sehr trockene Schienen. 


u Maschinenlehre der elektrischen Zugförde- 
rung“ 

3) „Die elektrischen Vollbahnlokomotiven für ein- 
phasigen. Wechselstrom“, S. 101. 

e $moires et Comptes rendues des trav..de la Soc. d. 
Jngen. Civ. ä Paris 1852. Note sur la resistance des wagons 
A A ne et sur le frottement de glissement par M. J. Poiree, 


Folglich wird die Reibungsziffer der Ruhe: 
k Gr — 3390 + 0,55 v? 
Gr 
il 25 © — 0,55 v? 
—— ARE OR AR * 

Hieraus geht hervor, daß w, nicht nur von 
der Geschwindigkeit, sondern auch vom Rei- 
bungsgewicht selbst abhängt. Das ist auch 
einleuchtend, denn die Reibung der Ruhe ist 
die Folge gegenseitigen Ineinandergreifens 
kleiner Unebenheiten der berührenden Ober- 
flächen des Rades und der Schienen, und dieser 
Eingriff wird um so vollkommener sein, je 


Mo — 


Beobachtungen von Poire&e. 


fester die Oberflächen Mn wer- 
den, d. h. je größer der Achsdruck ist. Ander- 
seits wird er aber unvollkommener werden, 
wenn die Oberflächen sich mit zunehmender 
Geschwindigkeit aufeinander abwälzen. Diese 
Schlußfolgerung wird meist außer Betracht 
gelassen; man verwendet Werte, welche an 
Wagen mit 1700 kg Achsdruck gewonnen sind 
(nach Zahlentafel 2 beziehen sich 85%, der Be- 


‚obachtungen auf den leeren Wagen), für die 


heutzutage gebräuchlichen Achsdrücke von 
14 bis 18 t, also nahezu das Zehnfache der Ver- 
suchswerte. 
Beren Achsdrücken weniger mit der Geschwin- 
digkeit ab. Sie gibt aber zwei Höchstwerte 
für vo = 0 und für 0,385 v = 25, oder v =71,5 m 


i. d. sek, so daß die Richtigkeit fraglich ist. 


Poir&e hat diese Schwierigkeit vermieden, in- 
dem er seine Formel nur innerhalb 5 bis 22 m/s 
für richtig erklärt. Die Abhängigkeit der Rei- 
bungsziffer der Ruhe vom Druck hat auch 
Rennie gefunden; er bestimmte für Eisen w, 
zu 0,300 bei 12,67 kg/em? und 0,347 bei 
23,7 kgjem?. Ob die Abhängigkeit des u, von 
G,, wie sie aus den Beziehungen Poirdes zutage 
tritt, richtig ist, ist eine weitere Frage, wenn 
man bedenkt, daß er insgesamt nur 3 Beob- 
achtungen mit höheren Gewichten machte und 
nicht über 4200 kg Achsdruck hinausging, also 
weit unter den jetzt gebräuchlichen Werten 
blieb. 

Die Galtonschen Versuche bezweckten den 
Bremsvorgang zu erforschen!). Die ver- 
zögernde Kraft eines gebremsten Wagens wurde 
mit dem Dynamometer gemessen, und die Brems- 


kraft allmählich gesteigert. Das Überschreiten . 


der Rollgrenze, das ein Gleiten der Räder 


zur Folge hat, und die dazu gehörende Kraft 


sind aus den beigefügten Kurven genau zu ent- 
nehmen.. Das Verhältnis dieser Zahl zum Rad- 
druck bestimmt w,. Galton gibt an, daß dieser 
Wert von 0 ‚19 bis 0,35 schwankte, aber im 


!) On the effect of brakes upon Taslyän trains. En- 
gincorine b ee 25; S: 469 bis 472, BE 26, 8. 386 bis 387, Bd: In 


371 bis 375. 


Heit 22. 


Nach der Formel fällt w, bei grö-, 


Mittel 0,25 war, und bemerkt dazu: er Wert : 
bestimmt lediglich die Reibung zwischen Rad 
und Schiene und ändert sich nur mit dieser, 
° Er ver-. 


nicht aber mit der Geschwindigkeit.‘ 
neint also diese Abhängigkeit. 
' Neuerdings hat Jahn versucht, eine Lö- 


{) 


sung zu erhalten, indem er an einem 107 kg 


schweren Rollkörper, der über ein Schienen- 
paar mit einstellbarer Neigung hinabrollen 
konnte, . Versuche anstellte!). Er fand für 
to 0,23 bis 0,26; zugleich stellte sich heraus, 
„Zugkraft 
Raddruck 
Schlüpfungen auftraten. Diese Werte erschei- 


daß schon bei einemVerhältnis 


nen recht niedrig; man muß aber im Auge be- 


halten, daß: die Schienen fortwährend aufs 
sorgfältigste gereinigt wurden. Aber gerade 
darum ist es einleuchtend, daß diese Versuche, 


wenn sie auch wohl einen Einblick in das - 


Wesen der Sache gewähren, nur akademischen 
Wert haben. Denn in der Praxis sind die Schie- 
nen immer ganz oder teilweise mit einer Rost- 
schicht überdeckt, wozu noch Sand und 
Staub kommen. Es müssen also in der Praxis 
weit höhere Werte gefunden und benutzt wer- 
den. Jahn schreibt auch: ‚Wenn die Vorrich- 
tung nach einer Pause von Monaten wieder in 
Benutzung genommen und nur eine flüchtige 
Reinigung von Staub vorgenommen wurde, so 
ergaben sich verhältnismäßig geringe Schlüp- 
fungen. Die Ursache war augenscheinlich Rei- 
bungsvermehrungdurch einen, wenn auch kaum 
sichtbaren Rostanflug‘“. Es ist also unzulässig. 
diese Versuchsergebnisse zu Grundlagen prak- 
tischer Berechnungen gebrauchen zu wollen. 
Weiter sagt Jahn: „Eine Abhängigkeit der 
Reibungsziffer von der Geschwindigkeit war 
nicht nachweisbar und müßte sich sofort ver- 
raten.‘“ 


3. Juni 19:0 f 


01a 


Aus den angegebenen Zahlen folgt, daß _ 


der Rollkörper auf der 2 m langen Ablaufvor- 


richtung 6 Umdrehungen machen konnte. Mit 
der größtmöglichen Neigung von 14° (sauberes 
Rollen) ergibt sich eine Beschleunigung von 
0,72 m/s? 
Ende der Bahn den Betrag von 1,70 m/s oder 
6,1 km/h erreicht. Weil diese Geschwindigkeit 


“unzulässig war, begnügte man sich mit einem 
Umlauf. Ein Weg von 0,5 m ist hierfür reichlich 
angemessen, und hiermit ist eine Endgeschwin- 
digkeit von 0,6 m/s = 2,16 km/h verknüpft. 


Gestützt auf Versuche in diesen. Bereichen 


so daß die Geschwindigkeit am 


spricht Jahn in der „Zusammenfassung“ die 


Behauptung noch stärker aus: „Eine Abhän- 
gigkeit von der Geschwindigkeit des Boll- 


körpers besteht nicht.“ Gestützt auf Be- 


obachtungen, welche innerhalb von Geschwin- _ 


digkeitsgrenzen, die für die Praxis gar nicht in 
Betracht kommen, gemacht wurden, ist dieser 
Schluß unzulässig. 

Kummer rechnet mit diesen Falles 
ten zwei Beispiele durch ?). Eine solche Arbeit 
ist nach dem oben Gesagten belanglos. Er glaubt 


aber wohl an die Abhängigkeit u, = fo) und 


gibt als Grund hierfür an, daß nach Charron 
die Luft, welche das Rad umgibt, bei hoher Ge- 
schwindigkeit eine schmierende Wirkung auf 
die Berührungsflächen von Rad und Schiene 
ausübt. Inwieweit dies für eine Lokomotive 


\ 


zutrifft, möge dem Leser zur Beurteilung über- 4 


lassen werden. 

Bei den Versuchen mit der Kunze-Knorr- 
Bremse 3) stellte sich heraus, daß es ratsam ist, 
bei hohen Geschwindigkeiten die Reibung zwi- 
schen Rad und Schiene nicht höher als 0,135 zu 
bewerten. Das bestimmt aber den kürzesten 


Bremsweg. Vielleicht wird die Lösung deroben 


gestellten. Frage noch eine weit höhere Aus- 
nutzung dieser Bremse ermöglichen. 


Derartige Untersuchungen sind noch viel 
ausführlicher schon 1913 von der Pennsylvania- 


bahn durchgeführt worden. Man hat auch da‘ 

ar daß die genaue Kenntnis der Beziehung 
to—=f@) für die Verbesserung der Bremse 
von großer Bedeutung ist, doch sind in dieser‘ 


2 „Zeitschr. d. V, d. 1.“ 1918, S. ur. 
2) Schweiz. Bauztg., 1918, IL, 8: 215 
vn "Kunze, „Glasers Anden: 1918, T 5, 58. 


leicht wahrnehmbar ist. 


8. Juni 1920. 


Richtung keine Versuche angestellt worden. 
Vielmehr hat man, um ein Bild zu gewinnen, 
einigeGleitversuche gemacht, also die Reibungs- 
ziffer der Bewegung bestimmt! 

Unser Schluß ist also: Die Beziehung Zwi- 
schen u, G, und v ist für die heutigen Verhält- 
nisse noch ein ungelöstes Problem. "Die Lösung 
dieser Frage erfolgt nicht durch einfache Zäh. 
lung der Umdrehungen einer Treibachse und 
Vergleichung des hieraus gefundenen Wertes 
mit dem tatsächlich zurückgelegten Weg, wie 
Jahn vorschlägt. Es würde nur die Anwesen- 


‘ heit von Schlüpfungen verraten, wir brauchen 
. aber Augenblickswerte: 


Zugkraft, Raddruck 
und Geschwindigkeit. 

Bei den Besprechungen der Versuche von 
Galton wurde festgestellt, daß der Übergang 
Rollen—Gleiten sehr ausgeprägt in der Fug- 
kraftkurve erscheint, und daß die Bremskraft 
mit einer Luftdruckbremse leicht regelbar ist. 
Ein Bremswagen konnte also benutzt werden. 
Um Versuche an einer Dampflokomotive an- 
stellen zu. können, sollten diese so ausgeführt 
werden, daß die Räder bei allen Geschwindig- 
keiten zum Schleudern gebracht werden können. 
Die Maschine muß also im Verhältnis zum Rei- 
bungsgewicht zu große Zylinder haben. Dies 


' läßt sich verwirklichen, wenn man einen Drei- 


kuppler durch Entfernung der hinteren Kuppel- 
stangen in einen Zweikuppler verwandelt. 
Schlüpfungen können in der Weise bestimmt 
werden, daß man ein Treibrad und ein Lauf- 
rad mit Geschwindigkeitsmessern ausrüstet; 
in diesem Fall wird die Anordnung am ein- 
fachsten, wenn das ieimerdende Treibrad ver- 
wendet wird. 

Sehr genau kann man die Schlüpfungen 
messen, wenn die Antriebsorgane mittels eines 
Differentialgetriebes auf ein Tachometer ar- 
beiten, dieses zeigt dann die Differenz der Ge- 
schwindigkeiten an, gibt also nur einen Aus- 


schlag bei Schleudern des Treibrades. Mit einem 


kleinen Meßbereich wird eine große Empfind- 
lichkeit erreicht. Die Radsätze werden aber 
niemals genau gleiche Durchmesser haben; os ist 
eine bekannte Tatsache, daß die Kurbeln 
zweier Treibsätze, wenn man die Kuppelstangen 
entfernt, schon nach einem kurzen Wege einen 
Winkel einschließen. Dieser Fehler kann aber 
erst bestimmt und später durch eine Korrektur 


‘ ausgeglichen werden, etwa dadurch, daß man 


durch Verdrehen des Zifferblattes den Zeiger 
auf null stellt. 

Natürlich kann die Geschwindigkeit auch 
elektrisch gemessen werden. Wenn die. zwei 
Radsätze kleine Wechselstromdynamos an- 
treiben, müssen sie, wenn keine Schlüpfung vor- 
handen ist, synchron laufen, was mit einem 


Synehronoskop wiederum mit großer Genauig- 


keit kontrolliert werden kann. Unterschiede 
in den. Durchmessern lassen sich bei dieser 
Schaltung nicht leicht eliminieren. Bei Ver- 
wendung von Gleichstromdynamos kann die 
Spannung mit Regelwiderständen genau auf 
gleiche Höhe gebracht werden, so daß auch bei 
dieser’ Methode Durchmesserabweichungen auf- 
gehoben werden können. Bedingung ist aber, 
daß die Dynamos gleicher Type sind und 
gleiche Leerlaufcharakteristik haben. Diese 
Maschinen in Gegenschaltung verwendet, stellen 
eine Art Nullmethode dar, so daß a einem 
empfindlichen Spannungszeiger ein Schleudern 
Ein solches Instru- 
ment wird auch im Betriebe gute Dienste leisten, 
weil es dem Führer gestattet, je nach dem Zu- 
stand der Schienen die Zugkraft auf den höchst 
zulässigen Betrag zu steigern, so daß der Zeit- 
verlust durch Schleudern in Wegfall kommt. 
Es ist denkbar, daß die Ungleichförmig- 
keit des Drehmomentes einer Dampfmaschine 


- diese für die Durchführung der Versuche un- 


geeignet macht. Außerdem können wir in 
diesem Falle nur indizierte Zugkräfte messen, 


und die Verluste im Triebwerk sind der Rech- 
' nung schwer zugänglich. Wir besitzen jedoch 
in der Elektrolokomotive eine Zugmaschine 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


so daß auch Go 


1920. Heft 22. 


427 


mit sehr gleichförmigem Drehmoment, das bei 
stetiger Regelung (Drehtransformator) all- 
mählich geändert werden kann; die Messung 


der Zugkraft ist auf elektrischem Wege viel 


genauer durchzuführen. 


Oben wurde angeführt, daß für die Aus- 
nützung des Lokomotivgewichts zwei Verhält- 


“ 


nisse könnkaiöhnend Sin 


und 


G , ( Gy ): 1. 270 
= W w 
abeblital !) und als Kriterium vorgeschlagen. 


Hierin bedeutet außer den schon. genannten 
Begriffen: 


G, das Gesamtgewicht der Lokomotive, 


2 also das Reibungsverhältnis, 
g 


r — den Treibradhalbmesser, 

v» — die Fahrgeschwindigkeit in. km/h. 

Kummer bevorzugt nun das erstere als 
Verhältniswert, weil das letztere von der @e- 
schwindigkeit abhängig ist, und diese also mit 
angegeben werden muß, um ein richtiges Ur- 
teil zu ermöglichen. 

Ich bemerke hierzu, daß beide u, enthalten, 


Ma, von der Geschwindigkeit ab- 


hängt. = ee doppelt mit der Geschwindig- 


keit NS aber für den Fall, daß die 
Funktion u, =f(v) eine gleichschenklige Hy- 
perbel, also u,.v—=k? wäre, würde gerade der 


letztere Wert ein ganz unabhängiges Verhält- 


nis bilden. 

Zweck dieses ist, eine Anregung zu Ver- 
suchen und Bekanntgabe der Ergebnisse zu 
geben. In dieser Hinsicht wäre es wünschens- 
wert, daß die Bahnverwaltungen, welche die 
Pokal ren mit den „projektierten‘‘ Eigen- 
schaften im Betriebe haben, Vorsuchswerts; be- 
kanntgäben, aus denen zu ersehen ist, ob diese 
Eigenschaften sich verwirklichen lassen. Für 
die künftige Entwicklung des Elektrolokomo- 
tivbaus mit Bezug auf Gewichtsausnutzung 
und Materialersparung wird das zweifellos von 
großer Bedeutung sein. 


Über die Brauchbarkeit von Thermoelementen 
aus. unedlen Leitern in hohen Temperaturen. 


(Mitteilung a. d. Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.) 
Von Fr. Hoffmann und A. Schulze, Berlin. 


Übersicht. In der vorliegenden Arbeit ist eine 
Reihe von Thermoelementen, deren Schenkel aus meh- 
rere Millimeter starken Stäben oder Röhren aus un- 
edlen Leitern bestanden, auf ihre Brauchbarkeit in hohen 
Temperaturen untersucht worden.. Es zeigte sich, daß 
verschiedene dieser Elemente selbst in Temperaturen 
von 1000 bis 1200° noch nach einer 100- und :mehrstün- 
digen Erhitzung bis auf etwa 10° zuverlässige Angaben 
machen. Insbesondere zeichneten sich die verschiedenen 
Nickel-Chrom-Legierungen, das Kohlerohr und der 66% - 


Nickelstahl durch große Widerstandsfähigkeit aus. Die | 


untersuchten Leiter wurden chemisch und thermoelek- 
trisch so charakterisiert, daß die an ihnen gewonnenen 
Ergebnisse zur Beurteilung ähnlicher Elemente dienen 
können. Die Thermokräfte aller Leiter, sowie die noch 
einiger hinzugenommener, in der Praxis verwendeter 
Chromnickel-Legierungen wurden in bezug auf reines 
Platin und Kupfer festgelegt. 


Aufgabe. 


"Für die Messung von rn DerN ra über 
600 bis 700° bis hinauf zu 1000 bis 12000 wer- 
den seit einigen Jahren verschiedene Thermo- 
elemente aus ‚„‚unedlen“ Leitern benutzt, die in 


1) „ETZ® 1910..8. 719: 


der Hitze zwar oxydiert, aber doch. verhältnis- 
mäßig langsam zerstört werden. Es sind dies 
außer Kohle in erster Linie Nickel und Eisen 
(Stahl) und deren Legierungen mit Wolfram, 
Kupfer, Chrom, Silizium und Aluminium, von 
denen sich besonders die Nickel-Chrom-Le- 
gierungen durch recht große Widerstandsfähig- 
keit gegen Oxydation auszeichnen. Zweifellos 
werden Elemente dieser Art künftig in der 


| Pyrometrie neben dem bewährten Le Öhatelier- 
| schen Element eine wichtige Rolle spielen, nicht 
. | nur ihres geringen Preises wegen, sondern auch 


weil ihre Thermokraft wesentlich größer ist als 
die von Platinrhodium gegen Platin (45 bis 
75 gegen: 11uV/Grad). 

Die für den praktischen Gebrauch wich- 
tigste Frage ist jedoch, ob diesen Elementen 
nicht Mängel anhaften, durch die die Genauig- 
keit und Zuverlässigkeit der Messungen be- 
einträchtigt wird, insbesondere, ob die fort- 
schreitende Oxydation der Schenkel unmittel- 
bar die Thermokraft beeinflußt, oder ob sie nur 
durch eine Änderung des Widerstandes auf die 


' Ablesung an einem Ausschlaginstrument ein- 


wirkt. 

In der umfangreichen Literatur über 
Thermoelemente finden sich vielfach Angaben 
über Änderungen, die der Oxydation zuge- 
schrieben werden !), ohne daß doch immer 
der ursächliche Zusammenhang einwandfrei er- 
wiesen wäre. So glaubte z. B. White 2) allein 
aus der Beobachtung, daß Konstantandraht 
durch bloßes Liegen an der Luft seine Thermo- 
kraft um 0,6% änderte, schließen zu sollen, 
daß die Oxydschicht die Thermokraft soleher 
Elemente wesentlich beeinflußt. 

Demgegenüber wurde von anderer Seite 
betont, daß die Änderungen infolge von Oxy- 
dation, wenn überhaupt vorhanden, für den 
praktischen Gebrauch nur von geringer Be- 
deutung seien. So fand z. B. A. Schwartz?) 
bei Konstantan-Kupfer- und -Eisen-Elementen 
nach langandauernden Erhitzungen, die vor- 
übergehend sogar auf 1000° stiegen, nur unbe- 
deutende Änderungen, während allein ein 


. Niekel-Silber-Element eine stetige Änderung 
. seiner ‚Thermokraft bis zur Zerstörung der 


Drähte erlitt. Dies Verhalten erklärt Schwartz 
in folgender Weise: Die auf der Oberfläche der 
Metalle sich bildende Oxydhaut wird trotz ihrer 
großen elektromotorischen Wirksamkeit doch 


| nur dann die Thermokraft beeinflussen können, 


wenn sieim Vergleich zu dem noch unversehrten 
Metall eine merkliche Leitfähigkeit hat. Da 
die Metalloxyde.an sich schlechte Leiter sind 
und auf dem Metall meist poröse, vielfach zer- 
klüftete Überzüge bilden, wird die Thermokraft 
im allgemeinen dadurch kaum beeinflußt wer- 
den. Diese Auffassung wird auch im wesent- 
lichen durch unsere Beobachtungen bestätigt. 

Die vorliegende Untersuchung will nun 
an einigen technisch wichtigen Thermoelemen- 
ten ermitteln, welche. Änderung sie bei lang- 
andauernder Erhitzung i in Luft, "also in oxydie- 


‚. render Atmosphäre erleiden, um daraus Schlüsse 


über ihre Brauchbarkeitsgrenze ziehen zu 


können. 


Umfang und Methode der Untersuchung. 
Die Untersuchung erstreckte sich auf 
Thermoelemente aus: 
- I. Konstantan - Eisen®) und Konstantan- 
Stahl, 
‚II. Nickel - Nickelstahl (66% Nickel) und 
Nickel - Niekelstahl (35% Nickel), 
. Nickel - Kohle, 
. Niekel und Nickellegierungen. verschiede- 
ner Zusammensetzung. 


2) Vgl: z. B. E. Ph. Harrison, „Phil. Mag.“ (6) 3, 


1902, 8. 177. 
2).W. P. White, „Phys. Rey.“ 28, 1906,.S 449. ‚Die 


"Beobachtung von White erklärt sich vielleicht durch einen 


Einfluß der mechanischen Bearbeitung auf die Oberflächen- 
apnichen „Zeitschr. des V. d:L.“, Bd. 56, 1912, 
SB: 


# Die Thermoelemente werden hier immer in der 
Weise bezeichnet, daß der durch die Thermokraft hervor- 
gerufene Strom: in der warmen Lötstelle von dem erstge-, 
nannten Leiter Zu dem zweiten fließt. 


A:Schwartz, 


428 | 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Het 2. 


8. Juni 1920 5 % 


Die Schenkel aller dieser Elemente be- 
standen aus starken Stäben oder Röhren, um 
die Widerstandsfähigkeit gegen die zerstören- 
den Einflüsse bei hohen Temperaturen zu er- 
höhen. 
wiig, Vor Beginn der Dauererhitzung wurden die 
Elemente ausgeglüht und auf thermoelektrische 
Homögenität untersucht. Das Ausglühen, das 
unbedingt erforderlich ist, um die anfänglich 
vorhandene Inhomogenität des Materials zu be- 
seitigen und um die Schenkel ihrer ganzen Länge 
nach in den Zustand zu bringen, den sie an dem 
der Erhitzung ausgesetzten Ende annehmen, ge- 
schah im allgemeinen in der Weise, daß die 
Schenkel bis zur mäßigen Rotglut mit elektri- 
schem Strom belastet wurden. Größere In- 
homogenitäten machten sich dabei schon durch 
ungleichförmiges Glühen bemerkbar. Zur Un- 
tersuchung der nach dem Ausglühen noch be- 
stehenden Inhomogenität wurde über die 
Schenkel hin ein kleines, etwa 8 em langes, auf 
etwa 800° erhitztes Öfchen verschoben, während 
die Enden auf 0° gehalten wurden; die dabei 
auftretenden kleinen Thermokräfte wurden am 
Kompensationsapparat gemessen. 

Zur Dauererhitzung wurden j je zwei Elaiche 
artige Elemente zusammen mit zwei Normal- 
thermoelementen in einem elektrischen Ofen 
von W. (. Heraeus mit Platinbandheizung 
so montiert, daß ihre Hauptlötstellen etwa ın 
die Mitte des zylindrischen Rohres oder etwas 
darüber hinaus zu liegen kamen, so daß die 
Eintauchtiefe bis zu 55 em betrug. Die Länge 
des Ofenrohres betrug 84 cm, seine lichte Weite 
66 mm. Seine Öffnungen an den Enden wurden 
durch Asbestpackungen verstopft. Die atmo- 
sphärische Luft hatte so zwar nicht ganz unbe- 
hindert, aber doch in solchem Maße ’Zutritt zu 
den zu untersuchenden Elementen, daß eine 
fortschreitende Oxydation stattfand. Zur 
Temperaturmessung wurden bis 600° Kon- 
stantan-Silber-Elemente, über 600° Le Cha- 
teliersche Elemente benutzt.. Die Nebenlöt- 
stellen aller Elemente wurden, soweit das mög- 
lich war, auf 0° gehalten. Die Thermokräfte 
wurden an einer Kompensationsschaltung nach 
Lindeck-Rothemit Spiegelgalvanometer und 
objektiver Ablesung gemessen. Zur Kontrolle 
des Temperaturganges während der Abwesen- 
heit der Beobachter wurde eins der Meßele- 
mente mit einem Registrierpyrometer von 
Siemens & Halske verbunden. Um die fort- 
schreitende Zerstörung der Schenkel beurteilen 
zu können, wurde von Zeit zu Zeit der Wider- 
stand der Elemente bestimmt; die so gefunde- 
nen Werte erlaubten zugleich ein Urteil über 
die Fehler, die bei Benutzung eines Ausschlag- 
jastrumentes gemacht werden würden. ' 


Ergebnisse der Dauererhitzungen. 

I. Thermoelemente aus Konstantan- 
Eisen und Konstantan-Stahl. 
Thermoelemente aus Konstantan und Ei- 

sendrähten von etwa 0,5 mm Durchmesser ha- 

ben sich bei einer Fehlergrenze von etwa & 1° 


. bis zu 600° in jahrelanger Praxis als recht 


brauchbar erwiesen. Längeres Erhitzen über 


600° führt jedoch bald zur Zerstörung der 


dünnen Drähte. 

Für die Untersuchung solcher Elemente 
mit bedeutend diekeren Schenkeln wurden im 
ganzen 10 herangezogen, die sich in drei Grup- 
pen zusammenfassen lassen: 1. 4 Elemente aus 
dickeren Konstantan- und Eisendrähten; 2. 
4 ähnliche Elemente von etwas geringerem 
Querschnitt und etwas höherer Thermokratt; 
3. 2 Elemente aus Stahlrohr und Konstantan- 
draht. 

Gruppe l. 


Die Elemente dieser Gruppe erhielten die 
Bezeichnung I, II, II, IV. Ihre Schenkel 
aus Konstantan- und Eisendraht hatten eine 
Länge von 125 em und einen Durchmesser von 
4 mm. Die Drähte waren an der Hauptlötstelle 
etwas verdrillt und autogen verschweißt. Die 
Homogenitätsprüfung ergab nach dem Aus- 


glühen bei einer lokalen Erhitzung auf etwa 
800° Thermokräfte bis zu etwa 50 uV, bei 
Element I sogar nur bis zu 20 uV. Die 
Mittelwerte der vor Beginn der Dauerprüfung 


gemessenen Thermokräfte der Elemente und | 


ihre Temperaturgradienten & bis 900° sind in 


‚ Zahlentafel 1 wiedergegeben; die Änderung der 


Thermokraft bei 900° sowie die Änderung des 
Widerstandes infolge der Dauererhitzung auf 
800 bis 900° (nur bei I und II gemessen) in 
Zahlentafel 2. Um die Änderung der Ther- 
mokraft in ihrer Wirkung auf den Gebrauch 
der Elemente beurteilen zu können, ist die ihr 
entsprechende Anderung der Temperaturangabe 
der Elemente at = AE/s berechnet worden, 
worin e den 'Temperaturgradienten der Ther- 
mokraft bei 900° nach Zahlentafel 1 bedeutet. 


Zahlentafel1. 


Thermokräfte der Elemente 


Kr | Zahlentafel& : % 
Konstantan-Eisen-Element I. £ 
Einfluß der Widerstandsänderung auf die er 


gaben eines mit dem Element verbundenen 


.»  Ausschlaginstrumentes. 
NEREUN für W102 | für W.=40 2 
Gesamte „|Wider- Span} Span- ; ag 
Erhitzungs- | stand abtell Fehler| nungs- |Fehler 
ale a Be ER abfall a 
' . AEBI| AB At= 
DR Ainivolt & | Millivölt | A Ele 
0-B,1-0,17) 0,08, 9: .10| 0,02. .7 299 
198 0,29] 0,14 20.19.0504) 5aE0 
222° | 0,9] 0,24 | 4°| 0,06 |. 10 
245 117,4 7,3% | 11:69.1°22,07202:.0339 
265 %.134,7.: 112,76. 1.2030 173/95 63° 
L.bisEXoo 


E = Thermokraft in Millivolt (Nebenlötstellen: 0°; bei E*: 209). 
& = JE/dt —= Gradient der Thermokraft in Mikrovolt/Grad. 
W= Widerstand bei Zimmertemperatur. 


Elem. I, II, III, IV Elem V, VI(VLL, VIII!) 


Elem. et XII2) 
XIV 


Elem. XV, XVL, Elem.: XIX, XX 
XI, X XVH. XVII (XXI, XXI) 


Temp: | Konstantan-Eisen Konstantan-Eisen Nickel Nickel E 2 a 
was 2 x wäoye — 669 1 Nickelstahl — 8) Nickelstahl a en 
t E € E € E ER: E € RE, € 
0° 0) 0 0) EN) : — R 
NER 61,5 ’ ER) 212 j 10,9 22,0 
100 8.15 5,39 2,12 1,09 1,76 : 
t 53,3 56,4 25,9 18,5 24,1 
200 10,48 11,03 4,71 2,94 4,171: 
52,9 55,7 | 26,7 21,1 23,7 
300 15577. 16,60 7,38 5,05 Be 6,54 
; 51,9 54,3 2157 16,2 18,4 
400 20,96 22,03 9,55 6,67 8,38 ö 
51,6 55,2 22,8 16,7 19,0 
500 26,12 21,88 11,83 ; 8,34 10,28 
035 56,6 24,1 19,4 1 2252 
600 31,47 Bol 14,24 10,28 12,50 
\ 56,8 61,7 29,8 23,4 ; 27,9 
700 37,15 | 39,38 17,22 12,62 15,29 
61,0 64,5 32,0 25,8 30,1.% 
800 43,25 45,83 20,42 15,20 18,30 i 
61,1 65,5 Nat 33,8 21,D 11280,0 
900 49,36 52,38 23,80 17,95 21,80 ' 
rag 30,9 38,3 
1000 27,91 21,04 k 25,63 
39,1 4 41,6 
1100 31,42 29,79: 
1200 34,35 


Zahlentafel Pe | % 


Verhalten der Thermoelemente I bis VI bei Dauererhitzung. 


i = Erhitzungstemperatur in 0%, D= 


Erhitzungsdauer in Stunden (h). 1a 


E, = Thermokraft bei der Temperatur i° in Millivolt (Nebenlötstellen: 09). 
At = AE/s=die Änderung der Angabe des Thermoelementes in Graden. 


Die Elemente I und II zeigen bei einer Er- 
hitzungsdauer bis zu 255 h nur verhältnismäßig 
geringe Änderungen der Thermokraft, die bei 
der Temperaturmessung einen Fehler von 5° 
nicht überschreiten. Dann allerdings steigt die 

ı) Die Thermokraft von vu und VII, nur von 600 
bis. 90409 gemessen, stimmt mit obigen Werten auf Yo. 


überein. 
ohö le Die Thermokraft von XI und XII, ist um etwa. 
ö 


3) Die Thermökraft von XXI und XXI, nur bei 700 
bis 1200° gemessen, stimmt mit obigen Werten auf etwa 
1%, überein. 

%) Kurze Zeit auf 940%. 


‚anderen Elementen. 
Sehr lehrreich ist das Aussehen. der. Ele S 


W, = Widerstand des Elementes bei der Temperatur ti ın 2. 
Elemente T, II. Konstantan-Eisen | ' Elemente IH, IV. Konstantan-Eisen 
x ER 4 u IV 
{ D.| Eoo at Won |. Wooo | R Ego | At | Zoo | At 
0h| 49,35) — 1|.0,17|.0,18 .0n| 49,231 — [49,48] — 
800 bis 900° 800 bis 900° h 
36.| 49,29 | — 1° 145 149,41 | + 30 | 49,42 | — 10 
900 : 900° Br: 
84 | 49,22 | — 2° 105 | 49,58. + 6°|49,53| + 10 
850 bis 900° .900 Kr 
108 | 49,23 | — 2° | 0,18 | 0,18 150 | 49,53:| + 5° | 49,47 | er 
800 900 ER 
153 | 49,20 | — 2° 195 | 49,45 | + 4° 49,36 | — 2° 
850bis 900° DAN 900 %) AR ER 2 
198 | 49,22) — 2° | 0,29 | 0,36 235 | 49,67 | 4 70|48,96 | — 90 
900 N ‚900 \ 3 RN. 
ho 222 \ 49,18) — 3° | 0,49| 5,0 255 | 49,65 | + 70|48,53 | — 169 2 
0 Er 
, 245.) 49,19 | — 3° | 17,4 '| 26,0 .° a 
850 bis 900° | Fi DRS: 
265 | 48,72 | — 10°| 34,7 | 27,6 SR 
Das Ergebnis läßt’ sich so zusammenfassen: ‚Änderung ‚schnell zu größeren Werten. "Die ie 


Messung des Widerstandes zeigt aber, daß die 
Zerstörung. der Schenkel schon. weit vorge- 
schritten sein kann, ehe sich eine wesentliche. 
Änderung der Thermokraft bemerkbar macht. 
Die Elemente III und IV zeigen ein ähn- 


liches Verhalten, nur ist die zulässige Br- 
‚hitzungsdauer etwaskürzer. Seltsamerweise sind | 
bei Element.III die Änderungen etwas rn } 


und entgegengesetzt gerichtet als bei den drei _ 


| 


u | 


3. Juni 1920. 


‚mente nach Abschluß der Dauererhitzung 
(Abb. 1). Der Konstantanschenkel zeigte stets 
eine Reihe von Längsspalten, die ein Fort- 
schreiten der Oxydation sehr begünstigt haben 
werden, während der Eisenschenkel einen fast 
zusammenhängenden samtartigen Überzug be- 


K = Konstantan. 


"Abb. 1. 


kam. Von großer Bedeutung ist aber, daß die 
Oxydation beim Konstantan in konzentrischen 
Schichten fortschreitet, so daß auch in späten 
Stadien des Prozesses noch ein zusammenhän- 
gender metallischer Kern bestehen bleibt. In 
Abb. 2 ist dieser Kern, der nur noch Y, des 


# 
M = Metallkern. 


O = Oxydschiel t. 


Abb. 2. Konstantar-Eis«n-E!ement HI nach der 
* Dauererhitzung. ß 


ursprünglichen Durchmessers besaß, bloßge- 
' legt worden. Diesem bemerkenswerten Ver- 
halten ist es sicherlieh zu verdanken, daß die 
Thermokraft verhältnismä Big lange nahezu un- 
verändert bleibt. 
Für den praktischen rauch der Kon- 
stantan-Eisen-Elemente dieser Gruppe ist zu 


schließen, daß sie bei Messung der Thermo- 
_ kraft mit einer Kompensationsschaltung bis 


etwa 900° benutzt werden können, wenn man 
einen Fehler von etwa 5° zuläßt. Die Lebens- 
‘dauer bei 900° beträgt dann 200 bis 250 h. 
Wird die Thermokraft nicht durch Kom- 
pensation, sondern mit einem Ausschlagin- 


strument gemessen, so treten größere Fehler 


schon früher auf. Denn alsdann wird die An- 
gabe dieses Instrumentes auch durch den inne- 
ren Widerstand des Elementes W, beeinflußt, 
‚u. zw. in der Weise, daß die Thermokraft E 
am Sa vom Widerstande W, um 


- kleiner 


BR 
"W. +W, 
heit als bei enperekon. Der" dadurch 
hervorgerufene Fehler in Graden ergibt sich 
wieder zu 2i= AE/s, wenn e den Gradienten 
. der Thermokraft bei der zu messenden Tempe- 

ratur bedeutet. Die nebenstehendeZahlentafel 3 
gibt die so gefundenen Werte für das Element I 
wieder, u. zw. bei Verwendung eines Galvano- 
neters von 100 und 400 #. 

Man erkennt, daß die Fehler allein infolge 
der Widerstandsänderung des Elementes schon 
bald nach 225 h Erhitzungsdauer 5° über- 
schreiten. Da sie sich unter Umständen zu 
den Fehlern durch Änderung der Thermokraft 
addıeren können, so wird man hierbei die zu- 
lässige Gebrauchsdauer noch kürzer anzu- 
setzen haben. Übrigens sind die Verhältnisse 
bei Element II noch ungünstiger. Jedenfalls 
zeigt sich deutlich, wie sehr im vorliegenden 

Falle die Kompensationsmethode der Aus- 
schlagmethode, und bei Verwendung eines Aus- 
schlaginstrumentes wiederum ein solches mit 
hohem Widerstande einem mit KOrar se über- 
legen ist. 

Gruppe 9. 


Die Elemente dieser Gruppe: V, VI, VII, 
VIII haben Schenkel aus Konstantan- und 
Eisendraht von 125 em Länge und 3 mm Durch- 
messer. Die Homogenitätsprüfung ergab im 
allgemeinen Thermokräfte unter 50 uV, nur bei 
einem Konstantanschenkel wurden Werte ge- 


'funden, die auf kurzer Strecke zwischen + 70 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


und — 90 uV schwankten. Die Thermokräfte 


bis 900° sind in Zahlentafel 1 wiedergegeben. 

Bei der Dauererhitzung zeigten Vorver- 
suche, daß bei 900° Änderungen auftraten, die 
nach 120-stündigem Erhitzen etwa 100 er- 
reichten. 


E= Risen. 


Konstantan-Eisen-Elemente I und II nach der Dauererhitzung. 


Die eigentliche Dauererhitzung wurde des-, 


halb auf 800 bis 840° beschränkt. Die dabei 
auftretenden Änderungen sind: dann in sehr 
engen Grenzen (etwa 5° nach 290 h) geblieben. 

Die Konstantan-Eisen-Elemente dieser 
Gruppe können mithin bis 800° benutzt werden. 
Die Lebensdauer beträgt dabei über 300 h. 


Die Temperatur von 900° verkürzt die Lebens- 


dauer auf wenige Stunden. 


Gruppe 3. 

Bei den Elementen dieser Gruppe: IX und 
X bestand der eine Schenkel aus einem Stahl- 
rohr von 120 em Länge und 20 mm äußerem 
und 16 mm innerem Durchmesser, der andere 
aus einem Konstantandraht von 3 mm Stärke, 
der isoliert durch das Stahlrohr gezogen und an 
der Hauptlötstelle autogen mit ihm verschweißt 
war. An das freie Ende des Stahlrohrs war ein 
Stahldraht hart angelötet, so daß auch hier die 
Möglichkeit gegeben war, die Nebenlötstelle 
auf 0° zu halten Die Thermokräfte liegen 
zwischen denen der Gruppe 1 und 2. 

Die Änderungen bei der Dauererhitzung 
auf 900° blieben selbst nach fast 300 h in mä- 
Bigen Grenzen. Bei Element X ging zwar der 
Fehler etwas über 5° hinaus, doch sank er 
später wieder auf kleinere Werte. Die Wider- 
standsänderung ist verschwindend klein, so 
daß anzunehmen ist, daß die Elemente noch 
eine beträchtlich längere Erhitzungsdauer bei 
900° vertragen hätten. Denselben Eindruck 
erhält man auch beim Anblick der aus dem 
Ofen genommenen Elemente, bei denen sich auf 
dem Stahlrohr erst eine dünne Oxydschieht 
gebildet hatte. 

Die Konstantan-Stahlrohr-Elemente sind 
mithin zu Temperäturmessungen bis 900° gut 


‘brauchbar und haben dabei eine Bebensdauer 


von über 300 h. 


UM. Thermoelemente a Nickel- 
Nickelstahl. 


Bei Prüfungen von Elementen in der‘Phy- 
sikalisch-Technischen Reichsanstalt ist bereits 
früher beobachtet worden, daß die Haltbarkeit 
des Nickelstahls, offenbar infolge verschiedener 
chemischer Zusammensetzung, sehr verschieden 
war. Für die vorliegende Untersuchung war 
es deshalb von Wert, zwei verschiedene Nickel- 
stahlsorten heranziehen zu können, u. zw. eine 
mit einem Gehält von 66%, Nickel und eine 
zweite mit 35% Nickel. Gruppe 1 umfaßt 
4 Elemente Nickel-Nickelstahl der ersten, 
Gruppe 2 4 Elemente Nickel-Nickelstahl der 
zweiten Sorte. ı 


Gruppe 1. 

Die Elemente’ dieser Gruppe: XI, XII, 
XIII, XIV bestanden aus Nickel- und 66%, 
Niekelstahldrähten von 125 cm Länge und 3 mm 
Durchmesser. Bei der Homogenitätsprüfung 
ergaben sich Thermokräfte, die nur an wenigen 
Stellen 10 wV überschritten. 

Der Verlauf der Thermokraft (Zahlentafel 1) 


‚zeigt in Übereinstimmung mit anderen Be- 


obachtungen am Nickel bei etwa 350°, also in 
der Nähe des magnetischen Umwandlungs- 
punktes, ein ausgesprochenes Minimum des 


1920. ‚Heit 22. 


4228 


Temperaturgradienten. Bei der Dauererhitzung 
auf etwa 1000° zeigten -die Elemente XI und 
XII selbst nach über 260 h Änderungen, die 
5° nur wenig überschritten. Der Widerstand 
blieb fast unverändert. Bei einer kurzen, sich 
anschließenden Probeerhitzung auf 11000 von 
etwa 45 h stellten sich ebenfalls nur geringe 
Anderungen ein. Dem ganzen elektrischen Ver- 
halten entsprach, daß die Elemente nach dem 
Herausnehmen aus dem Ofen nur wenig ange- 
griffen erschienen. Die Elemente XIII und 
XIV wurden deshalb etwas stärker beansprucht, 
u. zw. nach .einer ‘etwa 200-stündigen Er- 
hitzung auf 1000°, bei der sie sich um noch nicht 
30 air, noch etwa 100 h auf 1100°. Auch 
hierbei blieben die Änderungen in sehr engen 
Grenzen (etwa 59). 

Die Elemente dieser Gruppe können mit- 
hin unbedenklich bis 10000 benutzt werden. 
Dabei beträgt die Lebensdauer sicher weit über 
200 h. 

Gruppe 2. 


Die Elemente dieser Gruppe: XV, XVI, 
XVII, XVIIL bestanden aus Nickel- und 35% 
Nickelstahldrähten von 100 em Länge und 
2,5 mm Durchmesser; der Nickelstahlschenkel 
war zum Schutze bis zu einer Länge von 62 cm 
von der Hauptlötstelle aus mit einer dünnen 
Schicht Platin überzogen. Die Homogenität 
war schlecht: Thermokräfte über 50 uV wur- 
den an allen Schenkeln beobachtet, aber mehr- 
fach noch bedeutend höhere Werte, im Höchst- 
fall sogar 330 wV. 

Der Verlauf der Thermokräfte (Zahlen- 
tafel 1) ist-ähnlich dem der vorigen Gruppe, 
nur sind die Werte etwas kleiner. Bei der 
Dauererhitzung zeigten die Elemente XV und- 
XVI bereits bei 1000° nach kurzer Zeit Ände- 
rungen, die 5° überschritten. Die Elemente 
XVII und XVIII wurden deshalb nur noch 
bis 900° erhitzt, wobei aber auch bald größere 
Änderungen auftraten.‘ Erst bei der daraufhin 
vorgenommenen Erhitzung auf 800° blieben 
etwa 200 h hindurch die'Änderungen in mäßigen 
Grenzen. 

Die Elemente miteinem35% ig. Nickelstahl- 
draht verhalten sich also viel ungünstiger als 
die mit einem 66%, ig. Nickelstahldraht. Als zu- 
lässige Gebrauchsgrenze für die ersteren ist 
etwa 800° anzusehen. Bei dieser Temperatur 
beträgt die Lebensdauer über 200 h. 


III. Thermoelemente aus Nickel- 


Kohle. 


Bei den vier hier untersuchten Thermo- 
elementen: XIX, XX, XXL XXII bestand der 
eine Schenkel aus einem Kohlerohr von 80 cm 
Länge und 13 mm äußerem Durchmesser, der 
andere aus einem &mm starken Nickeldraht, 
der durch ein Porzellanrohr isoliert durch jenes 
hindurchgezogen war. Die „Hauptlötstelle‘‘ 
wurde durch eine Verschraubung gebildet. Die 
Elemente wurden mit Porzellanschutzrohr und 
auf einem Kopf montierten Anschlußklemmen, 
wie sie in der Praxis gebraucht werden, unter- 
sucht. Zur Bestimmung der Temperatur der 
Anschlußklemmen, die nicht gut auf 0% ge- 
bracht werden konnten, wurden an die mit 
Watte gegen Luftströmungen geschützten 
Köpfe Thermometer angebracht. Die Thermo- 
kräfte wurden auf 20° für die Nebenlötstellen 
bezogen. 

Der Verlauf der Thermokraft (Zahlen- 
tafel 1) weist, wie immer bei Nickel, bei etwa 
350° ein Minimum des Gradienten auf. Bei der 
Dauererhitzung auf 1200° zeigten die Elemente 
XIX und XX "selbst nach etwa 320 h nur un- 
bedeutende Änderungen, obwohl sie beide un- 
mittelbar nach der letzten Beobachtung bis zur 
völligen Unterbrechung zerstört waren. Das 
Element XXI zeigte schon nach 248 h eine 
Änderung von 13° und kurz darauf die Unter- 
brechung im Innern; Element XXII endlich 
war schon nach 128 h zerstört. Bei allen Ele- 
menten war das Ende dadurch herbeigeführt, 
daß der Nickeldraht in der Nähe der Hauptlöt- 


430 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


Heft 22. 


8. Juni 1920. 


—— 


stelle, offenbar durch einen schädigenden Ein- 
fluß der Kohle des anderen Schenkels brüchig 
geworden war. 

Die .Nickel-Kohlerohr-Elemente sind" also 
zwar bis 1200% gut zu gebrauchen. Ihre Le- 
bensdauer ist aber wegen der schädigenden Ein- 
wirkung der Kohle auf das Nickel großen 
Schwankungen unterworfen. Sie lag bei den 
hier untersuchten Elementen zwischen 130 und 
320 h. 


Thermoelemente aus Nickel und 
Nickellegierungen 


Die Zahl der für thermoelektrische Zwecke 
brauchbaren Nickellegierungen ist so groß, daß 
eine systematische Untersuchung aller der 
daraus hergestellten Elemente auf ihr Verhalten 
bei langandauernder Erhitzung weit über den 
Rahmen dieser Arbeit hinausgehen würde. Für 
den rein praktischen Zweck, der hier verfolgt 
wird, dürfte es auch vollauf genügen, einige der 
wichtigsten Elemente genauer zu untersuchen, 
da die dabei gewonnenen Ergebnisse sicherlich 
weitgehend verallgemeinert werden können. 
Es wurde deshalb eine Reihe namhafter deut- 
scher Firmen um Überlassung solcher Elemente 
gebeten, denen eine größere praktische Bedeu- 
tung zukommt. Unter diesen wurden folgende 
8 Elemente ausgewählt und in derselben Weise 
wie bisher untersucht: 1. 5 Elemente aus 
Nickel-Chromnickel; 2. 1 Element aus Mangan- 
nickel-Chromnickel; 3. 2 Elemente aus Kon- 
stantan-Chromnickel. 


IV. 


1. Thermoelemente 
aus Nickel-Chromnickel. 

Untersucht wurden folgende Elemente: 
XXIII aus Nickel- (10,3%)  Chromnickel 

(„Nichrom‘“), . 

XXIV und XXV aus Nickel- (12,3%) Chrom- 
nickel (,Konkordin‘‘), 

XXVlIund XXVII aus Nickelrohr: (12,5%) 
Chromnickel. _ 

Das Element XXIII bestand aus Nickel- 
und Chromnickeldrähten von 125 em Länge 
und 3 mm Stärke. Die Thermokräfte bis 10000 
sind in Zahlentafel 4 wiedergegeben. 


Zahlentafel 4. 


dauernden Gebe ueh die Temperatur von 
1000° keinesfalls zu hoch ist. 

Die Blemente XXIV und XXV bestanden 
aus Nickel- und Chromnickeldrähten von 96 cm 
Länge und 8 bzw. 8,5 mm Stärke. Die Prüfung 
auf Homogenität ergab bei lokaler Rıhitzung 
auf etwa 10000 beim Nickel nur an einer Stelle 
eine Thermokraft von mehr als 50 wV; beim 
Chromnickel waren dagegen Thermokräfte über 
150 „V häufig, an einer. Stelle sprangen sie 
sogar auf 15 em von + 178 auf — 208 uV. Die 
Thermokräfte (Zahlentafel 4) “wurden bis 
11000 gemessen; sie sind um fast 30% höher 
als bei dem Element XXIII 


Dabei traten nach 185 h Änderungen von über 


10° auf. Die weitere Erhitzung wurde deshalb | 


wieder auf 10000 beschränkt. Die dabei auf- 
tretenden Änderungen sind nach 114-stündigem 
Erhitzen nur noch ganz gering. Eine Änderung 
des Widerstandes wurde nicht beobachtet. 
Man wird also wiederum schließen, daß die 
dauernde Benutzung bis 1000° unbedenklich ist. 
Bei den beiden Elementen XXVI und 


XXVII hatte das Nickelrohr eine Länge von 
100 em und 12 mm äußeren und 8 mm inneren. 


Durchmesser. Der.isoliert hindurchgeführte 
und an einem Ende mit dem Rohr verlötete 
Chromnicekeldraht hatte eine Stärke von 2 mm. 
An das freie Ende des Nickelrohres war ein 
Draht aus chemisch reinem Nickel angelötet, 
so daß die Nebenlötstellen wieder auf 0° ge- 
halten werden konnten. Die Lötstelle zwischen 
Nickeldraht und Nickelrohr rief auch bei star- 
kem Erhitzen mit dem Bunsenbrenner keine 
wesentliche Thermokraft hervor. Das Aus- 
glühen der Schenkel vor der Untersuchung ge- 
schah in der Weise, daß das fertige Element in 
einem elektrischen Ofen, in dessen Innern etwa 
1200° herrschten, langsam verschoben wurde. 
Die Thermokräfte bis 11000 sind in Zahlen- 
'tafel 4 wiedergegeben. 

Die Dauererhitzung ergab zunächst bei 
1100° nach 140 h einen Anstieg um fast -10%; 
bei einer Ermäßigung der Erhitzung auf 10009 
hörte die weitere Änderung fast ganz auf. Die 
Änderungen des Widerstandes” waren sehr 
gering. 


Thermokräfte der Elemente XXIII bis XXX. 


E — Thermokraft in Millivolt. 
ge = dE/dt = Gradient der Thermokraft in Mikrovolt/Grad. 
W= Widerstand bei Zimmertemperatur. 


Bei der Dauererhitzung erreichen erst nach 
etwa 150-stündigem Erhitzen auf 1000° die 
Änderungen der Thermokraft 50. Eine Ände- 
rung des Widerstandes war dabei noch nicht zu 
beobachten. Nach diesem Verhalten und dem 
Aussehen des Elementes nach dem Herausneh- 
men aus dem Ofen ist zu schließen, daß für den 


Y® Elem. XXIII | Elem. XXIV, XXV Elem. XXVI, XX VI Elem. XX VIII Elem. XXIX. XXX 
Temp. | Niekel-Chromnickel | Nickel—-Chromnickel A eoreben a Konstante 
Ww=0,192 W=0,12 2 Ww=048 W=056 2 Chromnickel 
t E € E € E € E € az, | & 
0° 0 0 | 0 0 
A) 35,2 38,5 25,0 56,2 
100 2,20 3,52 3,85 2,50 5,62 
25,1 39,5 41,7 2735 64,6 
200 4,71 | 7,47 8,02 5,25 12,08 
1 220657 40,1 39,5 27,0 70,1 
300 7,38 ‘ 11,48 11,97 7,95 19,09 
22,9 34,4 32,9 2132 73,9 
400 9,67 | 14,92 15,26 10,07 26,48 
1. 23,0 34,0 31,6 22,0 77,0 
500 11,97 | 18,32 18,42 12,27 34,18 | 
2 637, 34,5 38,2 24,7 DS 
600 14,63 21,77 - "21,74 | 14,74 ‘41,95 | 
30,7 38,5 | 35,8 27, 80,7 
700, 17,70. | 25,62 | 25,32 17,46 50,02 
32,9 3757 35,4 29,6 79,2 
800 20,99 29,39 28,86 20,42 57,94 
35,6 38,8 36,1 31,4 78,2 
900 24,55 33,27 32,47 | 23,56 65,76 
1 128756 38,9 191 305,7 93.2 | 
1000 | "28,31 | 37,16 36,04 26,88 ; 
| Pak 36,9 
1100 | 41,27 39,78. 


Faßt man die Trgebnian an den 5 Nickel- 
so ‚zeigt 


| Chromnickelelementen zusammen, 
sich, daß bei 11009 bereits allmähliche Ände- 
rungen der Thermokraft eintreten, die nach 
150 h etwa 10° erreichen können, ohne daß 
doch die Elemente dabei stark gelitten hätten. 
Man wird also trotz der guten mechanischen 


Die. Dauerer-. 
hitzung wurde zunächst bis 1100° ausgedehnt. 


ein 
letztere geschah in der Weise, daß ein Draht 
aus sehr reinem Platin entweder unmittelbar . 


Haltbarkeit 1100° als obere Gebrauchstempe- | 


ratur anzusehen haben. 


2. 'Thermoelemente aus Menenobhe 
Chromnickel. 


Untersucht wurde nur 1 Element XXVIII, | 


dessen Schenkel 125 em lang und 2 mm stark 
waren. Die. Thermokräfte wurden bis, 1000° 
ermittelt (Zahlentafel 4). Die Änderungen 
erreichten nach etwa 125-stündigem Erhitzen 
auf 1000° in regelmäßigem Gange 10°. Der 
Widerstand wuchs dabei um etwa 10%. Man 
‚wird danach 1000° als Gebrauchsgrenze an- 
sehen können. 


9. Thermoelemente aus Konstantan- 


Chromnickel. 

Die zwei untersuchten Elemente XXIX 
und XXX wurden aus einem 2 mm starken 
Konstantandraht und einem 3mm starken 
Chromnickeldraht, von denen der erstere zuvor 
bei 900°, der letztere bei 1100° ausgeglüht war, 
zusammengesetzt. Ihre Schenkellänge betrug 
75cm. Die an den Drähten vorgenommene 
Homogenitätsprüfung ergab beim Konstantan 
bei lokaler Erhitzung auf etwa 850° Thermo- 
kräfte, die meist weit unter 50 uV lagen, beim 
Chromnickel jedoch bei Erhitzung auf 1000° 
auf kurze Strecken von + 250 auf — 380 uV 
sprangen. Die Thermokräfte der . Elemente, 


die bis 9000 gemessen wurden (Zahlentafel 4), - 


sind außerordentlich hoch. Anderseits ist aber 
die Gebrauchsgrenze ziemlich niedrig: bei der 
Erhitzung auf "820 bis 900° treten na£h etwa 
100 h. Änderungen von über 5° auf, die dann 
auch schnell sehr viel größere Werte annehmen. 
An den aus dem Ofen genommenen Elementen 
zeigte s:ch dementsprechend der Konstantan- 


schäekel bis auf eine dünne metallische Seele 


völlig. zerstört. 
Als Gebrauchsgrenze kann danach etwa 
800° angesehen werden. 


Chemische und thermoelektrische 


Charakterisierung der in den Elemen- 


ten verwendeten Leiter. 


Aus der Untersuchung über das Verhalten 
der Thermoelemente bei lange andauernder- 


\ 


' Erhitzung hat sich ergeben, daß es eine Reihe 


von ‚Elementen gibt, die bis zu 1000° und da- 
rüber für praktische Zwecke, bei denen ein 


Fehler von 5 bis 10° zulässig ist, gebraucht 


werden können. Die an bestimmten Individuen 


‚gewonnenen Erfahrungen können jedoch erst 
‘dann allgemein verwertet werden, wenn die 


Leiter, aus denen die untersuchten Elemente 
zusammengesetzt sind, hinreichend genau be- 
stimmt sind. Es wurden deshalb die hier in 


. Betracht kommenden Leiter dadurch -zu cha- 


rakterisieren versucht, daß ihre chemische Zu- 
sammensetzung, soweit es erforderlich schien, 
ermittelt und ihre Thermokraft in bezug auf 
Normalmetall festgelegt wurde. Das 


mit dem zu untersuchenden Metall zu einem 
Thermoelement vereinigt oder daß dazu ein 
Zwischenmetall benutzt wurde, das nachein- 


ander mit dem Platindraht und dem zu unter- . | 
Ein Zwi- 


suchenden Metall vereinigt wurde. 
schenmetallmußte.überall dort gewählt werden, 
wo ein schädigender Einfluß auf das möglichst 


rein zu erhaltende Platin zu befürehten war 


(z. B. bei Kohle). Bei den auf ihre Thermo- 
kraft untersuchten Elementen genügte es na- 
türlich, nur den einen Schenkel gegen Platin 
thermoelektrisch festzulegen. Die auf diese 


' Weise gewonnenen Thermokräfte E, sowie ihre 


‘Gradienten & = dE/dt sind in den Kurventafeln 
Abb. 3 und 4 graphisch wiedergegeben worden. 
Das Vorzeichen von E ist dabei so gewählt, daß 
es die EMK darstellt, die an der auf. i° er- 
. hitzten. Lötstelle von dem zugehörigen Leiter 
zum Bezugsmetall Platin gerichtet ist, während 
die zweite Lötstelle sich auf 0° befindet. 

‘ Das in dieKurventafeln eingetragene Kup- 


fer war ein seit Jahren in großer Gleichförmig- 


N 


a = u F 
bl a a nun ee 


SEI 


3. Juni 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heft 22. 


431 


keit von Siemens & Halske bezogenes Leitungs- 
kupfer für thermoelektrische Zwecke, das hier 
auch als Zwischenmetall bei der Festlegung der 
Thermokräfte benutzt wurde und auch als 
bequemes Bezugsmetall dienen kann. 

Das Konstantah (etwa 60% Cu, 40%, Ni) 
kann als technisch hinreichend definiert an- 
gesehen werden. Von den hier benutzten Sor- 
ten stimmt die mit a bezeichnete in ihrer 


'Thermokraft sehr nahe mit der überein, die 


in guter Gleichförmigkeit in Drahtform für 


zeigt, dürfte in ihrer Zusammensetzung etwas 
von der herkömmlichen abweichen. : 

Das Eisen und der Stahl der Elemente I 
bis VIII und IX bis X sind ebenfalls nicht 
analysiert worden, da wesentliche Aufschlüsse 
daraus nicht zu erwarten waren. Die Thermo- 
kräfte zeigen Unterschiede von etwa 2%; ihr 
Verlauf ist jedoch sehr ähnlich. 

Das Nickel, das in den verschiedenen 
Thermoelementen verwendet ist, wurde von 


den Firmen als technisch rein bezeichnet. 


thermoelektrische Zwecke ım Handel ist. 
‚Sorte b, die um etwa 10% höhere Thermokräfte 


Die 


einem „chemisch . reinen‘‘ Nickeldraht von 
Kahlbaum überein, während das Nickelrohr 
davon stärker abweichende Werte ergab. Die 
Drähte bestanden also aus einem verhältnis- 
mäßig reinen Material. 

Eine Analyse des Kahlbaumschen Drahtes 
ergab: 


ihrer Thermokraft stimmen die Nickeldrähte 


Ni 98,4%, 
CORE O.DE: 
Fe‘ 

In a 0,2» 
(A 
Su 0,1 


durchweg sehr nahe untereinander und mit 


Zahlentafel 21. Zusammenstellung der Ergebnisse. Schraubverbindungen mit Aluminiumdrähten. (Zu R. Richter, S. 433. 


‘ Erste | Größ L ? ider- i - "ij e ider- Let Wider- | Alter bei 
© ar Wider Wider. Nice der kiteh Betriebs- ae Ben ee Widor- Binde: Er 
Ne ana Re N elanden ormafenis |. Nacsz- |) damen '| 42 | U = im Zimmerlufe, I ne ver | mader 
5 rahtenden | Schraube s ö a 8 a mexsung 5 nerander n a3 W = in Wasserdampf!) Chütte- Kr OT: hältnis ee 
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wi T | r EN 
: 192 |. 336 99 125.) 2 10 | mein wg — |. | | 
; 104 | 548°.) 100 | 882 | 3201 1000 mei |w|s| RE SEE 
5 6 |. 10 | 18 7810 |ms '—/wıs |— | 20 | 08 | n27| 1090| 23 
R 37,2 | 208  |.203 5,40 |: 32 14460 | mie | u |w| s | De 
x 1L2.00 200 194 19,6 32 14450 |mt | L|w|s | | | 
Er (25,9) | (442) | (447) a2) | Ay: | 860) ms L| wi | 
O1: (28,0) (1960) | (1960) (70,0) | (14) (3670) | mt | LI WI — | | 
S 218 1920 1990 | 8,80. 18,5 6640 mit | L | w | | 
; 28,2 1250. | 1250 43 | 185 |. 6640-| mit.) L | W | 1 I _ 
< (85,8) | (141) - | (136) .1,64) |) (9,5) | (830): mit | L | wW | 
? (123) (1408) (1403) (114) | (14) | (8670) | mit L | W | 
3 5,07 | 247 213 48,7.| 32.1440 |mt | L|ws | 
Ä 4,99 | ..225 223. 1°>85,0.%| 2:36 1440 |mt | LIjw|8.|— | + 

a Bereit ea me lwlsl2l 20 |’ıos.| 14,6 1216|. 23 

g | Pak 7 | 516505 | 106 132 | 1440 [mel nv wis] 390 | zer | 782 | 1,61 | 42 
; 487 25,11 4,80 1,08... 32.) 16450 mil L|w|8 | | 230 199 85,0 | 175 42 
4,89 | 420 420 86,0 2 | us elLIwisıi—- | — END En — 
142 | 90 950 17,5 32.114450. mt | L|w|sı | “ 2 
5,52 |’ 88,0 88,0 16,0 32 |, 14450 | mit | LIıw|s 
5,27 | 840 840 16,0 | .32 | 14450 |mit LI Ws & — 
(8,65) |(4115) (1115) | (129) (13) 7810) | mit | w|s | 
SIR 1178. 3. = 102 ss | 2 -| a0 |mt|u|w|s 
5,20 6,74 6,63.) 1,30 |. 32 14450 \me  LIW|S | | 230 |-%02 |: ‚6,93 |. 1,33. |.’ 42 
159 660 660 415 | 185 | 6640 | mit | L.| w-) | 
10,2 498 493 48,1 | 18,5 6640 |mit IL W| — 
an | | 
9,08 | 472 472 52,1 18,5 6.640 | mit.| L | w| — | 
8,85 | 337 337 38,1 18,5 6640 | mit | L | w | 
65 | 25 | 285 ia] 185 oe mer | wi — | | | 
7,20 | 368 368 51,1 185.1 6m ee 
18,3 98,0 98,0 5,36 18,5 6640 mE ILIWI—  — | — | | 
60,3 1.512 1,812 849 | 18,5 660 Im LIWI 1 — | — | | | 
g, mit Thurslot 4,13 7,44 Mall 1,80 1° 13 7810 !mte | |w|s | — |: 230 | 730 | 7,54 | 1,82| 23 
* | metallisiert 7,07 9,45 9,45 134 | 13 7810 |mt — wis | —| 2390| 1012187 | 1494| 23 
| ar ‘6 oil 13 78 [me wis | | 6353| Sal 1060| 2 
blank 6,11 6,23 6,21 102 | 13 7810 | mt — | w|s|— | 330 | 636.) 636| 104) 23 
6,45 | 17,4 17,4 2,70:| 18 SI mel wi 8 11.930 6 3505|. 2 
6,20 6,37 6,37 1,02 | 11 6200 Johne = 1 — I |In | 290 | 638 | 646 | 104| 21 
Re ART 6,11 6,38 | 6,38 1,04 11 6200 -\ohne | «4 1D 230 6,79 | 5,74 | 0,94 21 
se 6,17 69 |. 69| 10 | u 6200 |oine —  — | —|D | 2390 | 641 | -6,56 | 1,06 | 21 
6,31 6,50 1 6,50 1081 1 6200 Johnel — 2.1 |D | 280 | 6541 6,54 | 1,08 | 21 
5,92 5,96 5,95 1,01. 10211 6.300. ohne" — ul ID 230 6,05. |: 6,17 | 1,04 | 21 
N - / | 
$ 6,11 6,30 6,30) 108 | 1 6200 \ohnel— | — || pn | 230 | 651 | 861 | 1,08 |... 21 
5 |mitLotder| Fe 6,07 6,20 | 6,20 1,02 11 6.200. [ohne | — |: D 230 6,56 | 6,86 | 1,13 21 
Spezialfabrikl  M 6,12 6,20 6,20 N 6200 Johne| = — || D | 230 | 6,32 FH 6,24 | 1,02| 21 
metallisiert | Fe 6,32 6,50 6,50 1088| 1 6200 Iohtel =, ||» | 230 | 652 | 6,58 | 1,04 | 21 
Fe 5,94 6,00 6,00 | 101 1.1 6200 Johneı — = 1 |p | '230.|' 612 | 6,20 | 1,04 | 21 
M 6,10 6,46 6,46 106. | 11 6200 lohne — || —-|np | 230 | 657 | 6870| 110| 2 
mit M 5,97 6,02 6,02;1 1,01. | ir 6200 |ohne — | -1|D.| 230 | 6,38 | ,6,46 | 1,081 2 
| Verbandslot M 6,01 6,08 6,08 1,01 11 BauNohnein..se ID 230 6,22 6,22:) 1,04 21 
metallisiert | Fe 6,28 6,43 6,40 1,08. Sl 6200 Johnel = |! m |. 9230 | '6,46°| .6,56 | 1,04. | 2 
M 5,70 5,77 5,77 102 | 1 6200 Iohneı — | — 1 |D | 230 | 601 1.605 | 1,06 | 21 


8. Juni 1820. 


432 Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 22. 
40 ; Die Werte für die sammensetzung stark voneinander abweichen. 
E/Mivof) Thermokräfte zeigen ent- | Um einen weitergehenden Überbliek darüber 
"sprechend der verschiede- | zu erhalten, sind nicht nur die drei zu den 
nen Zusammensetzung der | Dauererhitzungen benutzten Metalle, sondern 
40 beiden Legierungen auch | auch noch eine Reihe anderer auf ihre chemi- 
ziemlich große Unter- | sche Zusammensetzung und Thermokraft unter- 
schiede. Bei der Dauer- | sucht worden. Dem Nickelgehalte nach g- 
erhitzung erwies sich, wie | ordnet ergab die Analyse folgendes: i 
zu erwartenist,das nickel- Die Thermokraft dieser Legierungen gegen 
. Se reichere Metall ganz be- | Platin ist im allgemeinen um so geringer, je 
deutend dem eisenreiche- | größer die Summe der Bestandteile außer N, 
ren überlegen. und Or, also wohl der Hauptsache nach de, 
| Meinten! Br | 
#4 5 Bee langamnckel _ JE Mikrovo 
Mikelrohr \ dt Grad 
[2 7000 Dr 7200 
ec 


-70 Ru er —__ Sfahlrahr, =” | 

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Abb. 3. Thermokraft verschiedener Leiter, bezogen auf Platin. 


Vom Niekelstahl wurden 2 Sorten ver- 


wendet, für welche die Analyse folgendes ergab: 
66% ig. Nickelstahl 


Ni 
(do 
Fe+C 
Ou 

Si 

Mn 


1) Als Rest bestimmt. 


66% 


| nicht 


bestimmt 


Zahlentafel 22. Zusammenstellung der Ergebnisse. 
und Flachlötungen ohne- Aluminium. 


rs rote , B | . N „ Letzt a cn } 
N te | are | ae ] ae. Kati nano | „ostzientere | Daun Lanaer, are Tezeer Taten 
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= | Drahtmetalle Niet Nr. messung verhältnis.| stands- AUSE 23: |w En Wasserdampfilöschüttes A 05 „2, messung |\.67 tnis Wider- 
u Rı Rmax TO BE TIR DENE messung im: Su 3 p schütte- | am 10.11.20. R. 
(©) in in bis zum ur in Stunden | 23 | 8 =inschwefl. Säure) rung rung in R, in ut stands- 
| 10482 | 102 | 10.1V.19 Ra Monaten » ” 2 |D= auf dem Dach || in min | 10% 02 R, messung 
N Fe " 12% Tıns 1 148 118 3941| 32 |] 1230 Ka eiwis iz AN Bi R 
u & 78 | 154 535 | ..45,5 3,47 |. 32 140 | mt | LIW| SI | — = = = Er 
a D 9|\ 85 | N) | 2) | (81 .@0). | (6900) | mit | L | wi 0 — ER = = 
ak late 50 || (87,5) | (492) (33,8) (5.62) (29) | (12550) mt | L|WIS | 0 RE Er ee 
BEL 83) 398,4. |: °26,6 |% 25,6 101 | 32. | 14450 | mit | L wis —| 230 | 258 25,8 1,02.) 42 
: 84 || - 25,5 26,2 26,2 1083| 32 14450 | mit L WS —| 20. | 257 25,9 1,02 | 0 
Br R = $1 3.06 | 23,19) 319], 100. Masse ml n | wie |.7 230 5,50 | .149 ET 
N 82 3,50 3,511 3,50 1,00, 32 14450 | ,mit ! L|w|8s.| — | 230 14,8 18,0 514 
ae M 79| 128 183]. 0188 |... 1080| 289% 1014400) mie mw ls Nase | 180 ea 
1.80 1) 179.57 51855 18,5 1.03) 32 14450.) mit | L|WIS | | .230%) 196 19,1 1072 
Es ers ea, Ss 208° R Er re Se RL 3 en £ Pe | ei 37 Be NE 
Fe - Cu Ye 9:63,01. 1 1,02 32 14450 | mit | LIw|.S  —|| 230 25,9 16,1 102 
: 88.1) 14,2 20,7 198° |: 1,1688 14450 | mie | L| Ws || 980 99,0 23,8 18.2 
rn Br 135 10,4 12113 10,5 1,09.) 32 %. 14450 | mis | Lew s | le 110 ER a er 
Kine 136: 10,6 11,3 110 1° 106. 1°..82° 1° 14450 | mit L|WIS | 230 10, 10,5 1,00 42 
{ 19 je 129 | 23,8 24,2 23,3,1., 102.) 30% [144501 ot In liwi sl "990 29,3 23,3 ol 2 
s 130 | 23,1 233.| 230°, 100 |..38 8 14460. | mit. | 1. W.| 8.1) 230 23,2 23,6 1,21 
NONE Fri.) 883 |..880| 100. 082 | 1200 | me | DIwes || 280 9.82 2883| 102] 
| 128 2,80... 2,81 | * 8,78 |. & 1,00.) 088 14450 | mit | L.!W 8 |) 990 2,80 2,82 1,01 13048 
L;, | 2 een - > : r \ a ee TE he NE: 
ER a 125 16,8 16,8 186.21 1,00-1,.°739 14450 | mit | LIW|S | — 20 19,0 19,8 1,18 42 
1 126.1 16,1 16,3 16,524.8) 1,0171 ,88 14450 | mie | LI W | SI —| 280 16,5 17,2 1.07. 28, 
; ee RER, 133 | © 117 119. 1..118.°]: 5.102 1 232 "14450 men wos 080 12,0. 11.480 v2 | ea 
134 | 11,8 11,9 | 118 101.9.) 10 (me E LIWI SI 880.) 118°) 190 1,02.) 22. 
a | aal 166 | 11 18] 5116| °,:82 21) 14460 I] imit (Luw.|.8.) | 280 | 180.12 194 115.|0 42 
Er 182. 166 10 | 120 1, 1) 8 14450 | mit | LI W| Ss |) ' 330 16,5 ° 16,2 0,98 | . 42 


35,4 % 


35%ig. Nickelstahl 


Chrommnickel 


a) Elem. XXVL'XXVI und a XXX 
b) Flem. XXIV; AXV A 
c) 
RR 
e\ Elem. XXIII. 
f) ) } 
8) 

Vom Chromnickel verwenden Mr ein-. ar 
zelnen Firmen Legierungen, die in ihrer Zu- 


Ni 


85,8%, 


93,9 Ex) 
TERSyE 
65,2, 
62,6 ,, 
61,9%, 
56,5 ,, 


Cr 
12,5% 
12,3 ,, 
12,5 ,, 
1505 
10,3 ‚, 


‚0 Er) 


;g „ 


Fe 


twas 
| e 


größerer | 
Gehalt | 


Nietserbiadunt en mit ine ohne Aluminiüm 
(Zu R. Richter, S, 433.) i 


Abb.4. Temperaturgradient der Thermokräfte verschiedener Leiter, bezogen auf Platin. 


Rest außer 
Ni und Cr 


1129) 


( e 


\s 


>) 
») 
1162) 
) 
) 


(27 3 
(82 ‚, 
(35 „,) 


Gehalt an Fe ist. Angenäherte Proportionalität 
herrscht aber nicht; vielmehr bilden die Le- 


TEEN 5 ET 

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8. Juni 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, Heft 22. 


433 


gierungen zwei Gruppen: a bis ce und d bis f, 
deren Glieder unter sich sehr nahe gleiche 
 Thermokräfte aufweisen. Möglicherweise ist 
‚dieser Unterschied auf das Vorhandensein eines 
Bestandteiles zurückzuführen, der bei der 
Analyse unberücksichtigt geblieben ist. Bei 
der Dauererhitzung konnte ein wesentlicher 
Unterschied in der Gebrauchsgrenze wohl des- 
halb nicht festgestellt werden, weil das Nickel 
die Haltbarkeit mehr bestimmt als das wider- 
‚standsfähigere Chromnickel. 
Das Mangannickel in Element XXVIII 
und die Kohlein den Elementen XIX bis XXII 
sind chemisch nicht untersucht worden. 


Die vorstehenden Angaben dürften aus- 


reichen, um Elemente ähnlicher Zusammen- 
setzung hinsichtich ihrer Brauchbarkeit be- 
urteilen zu können, 


& 


Untersuchungen über die Größe und Be- 
ständigkeit von Kontaktverbindungen unter 
besonderer Berücksichtigung des Aluminiums. 


(Mitteilung aus dem Elektrotechnischen Institut der Tech- 
nischen Hochschule zu Karlsruhe.) 


Von Rudolf Richter, Karlsruhe. 


(Fortsetzung von S. 413.) 


8. Zusammenfassung der Ergebnisse an der 
ersten, zweiten und dritten Hauptgruppe. 


Um gleichartige Verbindunsen beqremer 
miteinander vergleichen und die E’gebnisse 
schnell überblicken zu können, sind die wich- 
tigsten Angaben zur Beurteilung der Verbin- 
dungenin den Zahlentafeln 21 bis 29 zusammen- 
gestellt. Die Angaben sind im einzelnen den 
Zahlentafeln 1 bis 5 und 11 bis 20 entnommen, 

Die Zahlentafeln 21 bis 28 enthalten in 
der ersten Vertikalreihe hinter den Nummern 
der Verbindungen die Größe des Wider- 
standes bei der ersten-Messuns, in der zweiten 
Reihe den größten Wert des Widerstandes, der 


| schließen, wie er sich hauptsächlich bei Schraub-, 


Niet- und Hülsenverbindungen zeigt, wenn die 
Verbindung locker ist. Die vierte Reihe enthält 
das Verhältnis zwischen dem größten bis zum 
10. IV. 19 gemessenen Widerstand und dem 
Widerstand der ersten Messung. stellt also die 


| relative Widerstandszunahme dar.. Die fünfte 


Reihe enthält das Alter der Verbindungen bei 
der letzten Widerstandsmessung (in Monaten). 
die sechste Reihe die gesamte Betriebsdaner (in 
Stunden).und die folgenden fünf Reihen bis zum 
senkrechten Doppelstrich die Angaben über die 
Betriebsart. Die Anzahl der Stunden, die von 
der gesamten Betriebsdauer auf die einzelnen 
Betriebsarten entfällt, kann den Zahlentafeln 
1 bis 5 und 11 bis 20 entnommen werden. Die 
Angaben in den Reihen 1 bis 6 sind für solche 
Verbindunsen eingeklammert, die schon vor 
dem 10. IV. 19 zerstört waren. 

Die letzten fünf Reihen der Tafeln d.s. die 
Reihen rechts von dem zweiten senkrechten 
Doppelstrich, enthalten die Untersuchnngen, 
die nach dem 10. IV. 19 an den Verbindungen 


ausgeführt wurden. Die erste Reihe gibt die 
Zeitdauer (in Minuten) an. der die Verbindun- 
gen den Erschütterungen in der Trommel ans- 
gesetzt waren. Diese Angaben kommen mur 
für. solche Verbindungen, deren größter 
Kontaktwiderstand (zweite Reihe hinter dem 


Se bis zum 10. IV. 19 gemessen wurde, und in der 
= dritten Reihe das Ergebnis der letzten Wider- 
“tandsmessung bis zum 10. IV. 19. Wenn der 
Widerstandswert der dritten Reihe wesentlich 
kleiner als der in der zweiten Reihe ist. so läßt 
dies auf einen stark veränderlichen Kontakt 


Zahlentafel 23. Zusammenstellung’der Ergebnisse. Lötverbindungen mit massiven Hülsen und blanken Aluminiumdrähten. 


\ 


3 Dr Größter L“trt Pannz Alter hei i Betriebsart Wider- Letzte Wider- | Alter bei 

= ne, Wider- Wider- uber der letzten! Betriebs- “| „einzi Inft ae ad den stands- |der letzten 

Ei Lot Hülse Nr. stands- a Stands- | verhältnis er dauer =BE S N Erschütte-| nach der | messung |verbältnis| Wider- 

Er messung Rmax messung ende a °» W= in Wasserdampf rung in |Erschütte-) an 10.11.00. R 

16) Rı in m en Rmax ee » . |8 8 | 8= iu achwefl. Säure ; rung in IE Beh stands- 

% Ne 10.2 ...1510, LET RS Monaten | Stunden |% 2 | D=auf dem Dach Minuten | 10482. | in no Rı messung 

A 183 6,47 7,38 7,38 1,14 13 7810 |mt | — |w|s |—'l . 230 | 6,80 2,59 1,17: 23 
Tnhotfen Al 184 6,27 6,57 6,57 1,05 13 7810. nie 1.225 wies 14 230 | 6,89 7,73 1,23 23 

au; (8310)| 6,55 6,67 6,67 | 1,02 11°4°. 6900 Fohlnel — |ea. — ID 2320| 6,7 6,89 | 1,08 21 

a |. 403 6,20 6,33 6,33 1,02 9 6200 \ohne — |— | — !D 230 | 6,50 6,57 1,06 19 
en... RE e 4,12% | 975 975 236 32 14450 | mt "u |w Is. | a a = a 
Be e 2 4,09 | 2700 1100 660 32 450|)me L|I|w|s | — N = = 0. 

a a Er n ee He er en 7 Fe BR N IH PET Eee Ye ER ar EP ne HE ES IE he a Fein LE Nr ER 

eng 806): 6,94 | 7,15 7,15 1,15 11 6200 /ohne) — | — 1 — |D 230;|. 7,59) . 19,9 3,19 | 21 

2; 399 | 5,68.1” ‚5,90 5,90 1,04 9 6200 ohne] — | — | D, 230 |: 6.02 | : 6,20 1,09 19 
en 5.1 4,10 4,19 4,15 1,02 | 32 14450 \mit| L|w s I 230 | 431 432» 1,00. 049° 
a RR "3,89 4,34,|. 4922|. 112 32 4450)mt| LI|w|is | — 230 | 4,37 446 121,15 | 42 
ä ; Inhoffen 1 (308) 6,25 7,28 $ 7,28 1,16 11 6200 |ohne| — SZ nes, D < 110 7789 Er AR | TE 

FR 401 5,79 5,89 5,89 1,02 9 6200 lohne| — | | ID 230 | 6,06 6,13 1,06 |. ..19 
E%, N RN, 4,12 4299| 4,26 1,04 | ' 3 14450)mt| L|w|s | — 2300| 445 | 450 1.0912 
GE Pan 8 4,30 4,89 4,89 114). 3 1440 |mt| L|W| 8 | — 230 | 5,15 550. | 1.2817 42 
ee Br RN Se ne En 
Em: (809) | (16,3) | = = 1) <= |1-,1-|- | 0 - | = - | = 
|. ee SE Bi ee De a ER Ce EEE 
| Be 3| 2408| a0] a0] 110) 32 | 0lmulı wis |—| 20] ao | 500] 10 | 
SR = 4 4,30 4,54 4,51 | 1,06. |. 32 450 |mt|n |w|s | — 230 | 87017281: 1,8101 7 
= u a en Zr | | 
ee ul eo). 86,741.1250 1250 34,0 11: 7 76200 lohnen. DD ER a JE ur = 
[4 a ei Lo) © | 80a) Flo 20|5|56 | 1038| 19 
| 7 —————  qzpjp pp 

2 Inhoffenu. | Al (305) - 6.65 6,77. 6.77 1 02 11 | 6200. \ohnel — | — | — |:D 230.) 6577 6,89 1,04 21 
Ken Kriegslot 1 FH . ER | | 
# E Nicolai u. ab 22a ran.) Lorl 8 14450 | mit) L!w|s | — 230) 4,39 4,41 1,60 | 4 
2 | . Zinnlot 10 | ..420 | 4,97 4051. 1020| 32 1440 |mt | LI w| Ss | — 230.) 4,93 4,27 101°), 2 

= (01) 9,50.| 164 : | 106 Bar. 6.200 Finn Se ED, a . 2 = 

riegslot, ! | ' 

7 | Nicolai u, | 13: 7.4.16 4,16 4,02. 1,00 | 32 1440 |mt | u.|w|s | = 230 | 4,08 4,10 09 2 
Pa rm; 44 3.97 4136| 4,1 4,10.722.,92 14450 | mie | L Iw Is 1 230 | 4,24 420°) 106.2 
X Inhoffenu.| ht Ko B) UNE R 2 6,77 6,98 OS 2 
E ie Kr (303)| 6,46 ‚6,63 - 6,59 1,03 11 | 6200 ohne | 230 > B ’ | 
Nicolai u. 16 4,52 4,66 4,64 1,08 |. 32 14450 |me | L|w|s | 230 |. 47 4,82 1.07 5 4 

Zinidt Bat 4420. 4560| 4282| 18, 32 | a0 |me | L/w|s |— 230 | 4,65 a 
———— Fe |— | 
en 0a |.'.641 1 6,56.) .6,56 | 10 th. 6 km loan he | —_ 
Nicolai u. 11 | 4,35 4,39 4,22 1.011: 82 14450 |mt | L|w|s | = 230 | 4,30 | 4,27 | 0,98 42 
Zinnlot i2| 498 4,42 4,00 1,03 32 14450 |mtIiL |w| 8 | — 230 | 4,08 4,41 1,03 42 
— (au — 
Tee | om 2 464 | 464 | 67,1 | 11 °|.6200 lohme| - | | —- |D | — en | 7 | > X 


434. 


Elektrotechnische Zeitschrit, 


ersten Doppelstrich) kleiner als etwa 100.10? 
Ohm war, weil die Verbindungen mit mindestens 
etwa 100.10-40hm Kontaktwiderstand als voll- 
kommenunbrauchbar angenommennnd deshalb 
nicht weiter untersucht. wurden. Die gesamte 
Dauer der Erschütterung betrug 230 min. Der 
Widerstand der Verbindungen, die nach dieser 
Erschütterung noch mechanisch gut erhalten 
waren, wurde nach der Erschütterung bestimmt 
undin der zweiten Reihe eingetragen. Für die 
Verbindungen, die während der Erschütterung 
zerbrachen oder locker wurden, ist als Dauer 
der Erschütterung die Zeit eingesetzt, nach der 
sie in der Trommel zerbrochen vorgefunden 
wurden; vor der Zeitangabe ist das Zeichen < 
gesetzt. Solche Verbindungen, die nicht an der 
Verbindungsstelle, sondern im freien ‚Drahtteil 
zerbrachen, sind durch das Zeichen > vor der 
Zeitangabe hervorgehoben. . Die Zeitangabe 0 
deutet.an, daß die Verbindung unmittelbar vor 
der Erschütterung zerbrach oder locker wurde. 

Nachdem die Widerstände der Verbindun- 
gen. die230min der Prschütterung stand hielten, 
gemessen waren; wurden diese Verbindungen 
vom 18. IV. 19 bis zum 2. II. 20 auf einer Sand- 
schicht auf dem Dache des Institutes aufbe- 
wahrt. Am 10. II. 20 wurden die Widerstände 


‘ zum letzenmal gemessen, die Widerstandsweıte 


sindin de: d itten Reihe eingetragen. Die vierte 
Reihe enthält das Verhältnis zwischen dem zu- 


Zahlentafel 24 Zusammenstellung 


{letzt (R,) und dem zuerst (R,) gemessenen Wi- 
derstand der Verbindungen. In der letzten 
' Reihe ist das Alter der Verbindung (in Monaten) 


am Tage der letzten Widerstandsmessung an- 


gegeben. 


Die Einteilung der Zahlentafel 29 unter- 
-scheidet sich von der der Zahlentafeln 21 bis.28 


nür dadurch, daß diezweite Reihe, die den größ- 
ten gemessenen Widerstand angibt, fehlt und 
an Stelle des Widerstandsverhältnisses Rmax/Rı 
das Verhältnis zwischen dem am 12. IV.19(R) 
und dem zuerst (R,) gemessenen Widerstand 
eingeschrieben ist. Diese Abweichung von den 
Zahlentafeln 21 bis 28 war notwendig, um den 
früher (Abschnitt 6) festgestellten Einfluß des 
Widerstandes der Kabelschuhversehraubung 
nach Möglichkeit auszuschalten. 
Widerstandsmessung am 12. IV. 19 und vor 
allen Messungen nach der Ersehütterung wur- 
den die Kabelschuhe stets auseinander, ge- 
schraubt und die Kontaktstellen blank gefeilt. 


Zur Beurteilung der einzelnen Verbindun- 
gen empfiehlt es sich, zunächst die Angaben 
über die Untersuchungen bis zum 10. IV. 19, 


die links von dem zweiten Doppelstrich der . 


Yahlentafeln stehen, zu betrachten. Die größ- 
ten bis zum 10. IV. 19 gemessenen Widerstände 
sind in der zweiten Reihe angegeben. Um 
die Größe des eigentlichen Köntaktwiderstan- 


1920. Heit 22. 


Vor der‘ 


"Verbindungen, 


3. Juni 1920. 


des abzuschätzen, sei bemerkt, daß der Wider: 
stand (Zimmertemperatur) einfacher Drähte 
von etwa 120 mm Länge (vgl. Abb. 2) und 


8 mm Durchmesser bei Cu 2,85. 1074 Ohm, - 


bei Al 5,7. 10-4 Ohm, bei Zu 10,6. 10-4 
Ohm, bei Messing 11,0.10=* Ohm und bei 
Fe 23,5.10-* Ohm beträgt. 

Verbindungen, ‘deren Widerstand die 
Größenordnung 100 .10-2 Ohm erreicht, sind 
als unbrauchbar zu bezeichnen; dies kann 
wohl auch von den Verbindungen be- 
hauptet werden, deren Widerstand sich be- 
trächtlich, sagen wir auf mindestens das Dop- 
pelte erhöht hat.’ Bei der. Beurteilung der 
Verbindungen ist auch das Alter und die Be- 
triebsdauer zu berücksichtigen, die in den 


‚Zahlentafeln angegeben sind. Einen schnellen 


Überblick gewinnt man, wenn man die Angaben 


der letzten fünf Reihen (rechts vom zweiten 


Doppelstrich) betrachtet. Die Verbindungen 
ohne Angaben über die Dauer der Erschütte- 
rung waren vor dem 10. IV. 19 zerstört oder 
hatten einen Kontaktwiderstand von etwa 
100.10-4 Ohm oder mehr. Die Zeitdauer 
der Erschütterung gibt einen Anhalt über 
die mechanische Widerstandsfähigkeit der 
Nur die Verbindungen, die 
der Erschütterung standhielten, wurden noch 
weiter untersucht, Die letzte Widerstands- 
messung (R,) und das Alter der Verbindung 


der Ergebnisse. Stumpflötungen mit Blechhülse. (Drähte aus Aluminium). 


| Drei ö 32 Alter bei Betriel Aer ider- | Letzte -; wWider- ' 
; wider | Wider | wider | dor (don letzten Betriebs: | "% 1 nummen | dene standmach| Mär | stands [ante Be 
= 4 stands- stand stands- A Wider- dauer aa] Fun Aummner un Hi der Er- ns , |Verhältnis dr InizeE 
N Lot Drahtenden | Hülse | Nr. | messung R et verhältnis), stands- = Ei W= in Wasserdampf || schütte- Schütte: Eh R -ı Wider- 
5 Rı rael A pisszum. max | en Stunden Er ® 3 =inschwefl. Säure|| _ rung rung in sa AI stands- 
|.102 | 10 #2. |20.,9) Ri | Monaten 2 |D=aufdemDah || In min | 102 10-2 | RB | messung 
Dach öhasonnl 83. 691.1 as  zasılı 108° 0013 7810 mit WI8|—|  a90| us | ns | 106) 5% 
Spezial- | Verfahren d. M 164 7,11 8,60 -8,60 121) 13 7810 | mit I—|W S — < 50 | mit Hülse gebrochen, 
Du | Weichlot| 8.8.W. |” 238 7,801: 8,20 8,20 1,05 13 7810 ohne] —|Wı 8 |— 230.1 :8,40..| ,.850 | 1.09 19) 28 
metallisiert 242 7,55 | 7,55 7,49 1,00 13. 7810 ohne, L Trek 230 710 8,20 | 1,09 23% 
= 1276 6,531 6,81 6,62 1,04 13 7810 | mit |—/W| 8 ||, 230 6,81. 17. 7,56 1,16 23 
Re: 6,91 7,31 7,16 1,06 | 13 7810 |mit I) W|S/—| 2330): 724 | 7483 1,07 23 
Al 122 
Bern) 7,58 9,80 9,80 1,30, 4 6200 .Johne| — —|— D 230. | 235 800 | .106 21 
974 7,98 | 7,41 237 1,02 | 11 8000 |ohne, L Dates 230 | .7,42 23,7. .3,26 21 
E ns ea 65, 65 | 6,8 1,00 | 11 6200 Johnel—=/—|—|D|| 9899| 6,99 | 7os.| 102 | va. 
nhoftien an 978 7,80 7,94 7,89 "1,09" 11 | 8000 ‚ohne. L STEHEN 230 8,06 8,66 j 111 E A. 
PREL: 1501...8,08. 1. nee 1.081. Mi 6200 Johnel—/—|— DI 2300| "8201| 850 | 118 21 
280 15,1 24,9 24,9 1,68. 10.214 8000 ohne L Ga ee 230 |: 50,0 75,5 5;00: 21° 
: ; Keil see = — 
ER 6,58 | 6,65 6,65 1,01 11 6200 ohne — —|—|D 230): 6,79 .|.27,56,| 115 21 
276 6,50 6,57 6,49 1,01 11 8000 ohne) Li—1— || 930 |. 6,57 7,12 1,10 21 
9 | 6431 za | zoll a3 | ie me wis ol 7 | | u I 
a, | 380 6,58 6,94 6,83 1,06 13 7810 | mt\— WS —| 991. 7,182 7,18 1,09 23 
2.1290 7,86. 11,8 11,5 1,46 11 6200 \ohne—|—|—| DI < 9299|  — = SER, m 
289 9,40 | 27,5 27,5 2,93 11 8000 ohne LI 1 OL = a ae 
Thuralot [it Thuralot 294 8,20 9,30 9,30 1108,11 6200 IohneI—|=!—|D| 239 | 133 ° |: »190 33 | 2 
metallisiert 293° || 10,0 21,5 21,5 2,15 |, 11 8000. ohne u | TS 80 SEN r 
r we | 28 8,05 9,30 9,304. ..4,16 11 6200 -| ohne | — 1 1.D 71930 1 12,9 18,3 2,28 21 
® 296 | ' 9,601 102 10,2 1,06 11 8000: Tohne| LI] ||| 290 | 65,0 675 70,0 2a 
A RN ai 9,60 9,60 |. 135. 11 6200 ohne) —|—|—|D| 990.1 31,5 45° 670 21 
891.127 8,60.) ° 11,1 11,1 1,42 11. 8000. |ohne u) | 200 |: —_ u N * 
| MESSE l 
177 6,54 1,04 9,60 1,59 13 7810 mit —/|w|s | —| 2390| 195.1. 1183 BE 
u TB. 565 ie 80,0 13 7810 | mt |-|w|is|—| 0 & NN ze 
231 | 965 | ‚27,8 27,8 2,89 11 6200 ohnel— — — DI <i10 | — = Be Br: 
282 12,1 69,0 69,0 5,70 11 ‘8000 ohne Sl I r a Bi 2 
Lotd it Lot der ERTL # 
a. ie =) sr Sie v)2| .ıe 7,12 7,01 1,00 i1 | > 6200. ohne l—|—|—|D 330 7,40 7,25 1,0% 21% 
en 286 |: 718 |, 7,18). 7.08 001 18. 1° 8000 JohmelL.—1—/—| 20 | 763 | 895 
fabrik | metallisiert MAR an zen] uch 1, N A 2A ; £ Fi u | 
ze | 287 7,55 78a 1,84 1,04. | 11: | 6200, |ohne | — | —|—[|D.| ©9230 8,30 850 | 118 208 
[7288 7,57 WB. 751 1,00 11 | 'x.8000 \ohne|L ||| 2830| 7,90 8,20 1,08 21% 
on) 24 6,55 6,68 6,62 1,02 11 6200 | ohne | — \ 230 6,84 6,92 1,06 21 
| 283 6,84 6,87 6,87 1200| 11... 8000 Johe| 1 —|— | <80 | — Zn en 
Al, | ar) 68 |.80|.750 | ie] an. 6200 Jonne 110 N 880 | 88 Bo a 
mit Bet \ = WE: 
ERRAL | 299 7,18 7,29 7,2915 108.1: 11 8 28206 |olme u ID 14030 7,90 8.00 | 1,4 At 
metallisiert | Fe | 300 1,53..2298.| = 7.98.1306. 14 6200: Lohne || — =D" 230 | ,8,10.1., 870. 1160| aim 
Cu | 298 688 | 7,36 7,36 |" 1,07.) 12. 2] 6200 >|ohne| — |] ID] 830.| 101 118, 1224,69] 218 


Br; a. 
En 
5 3. Juni 1920. 2 Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Het 22. 455 
. bei dieser Messung dient zur endgültigen regeranordnung und einer schwingungsemp- | ungedämpfter Schwingungen der Einfachheit 
Beurteilung (der Verbindungen. findlichen Indikatoranordnung auszunutzen | halber hier absieht, so geschehen, daß die 
Die Ergebnisse der Untersuchungen kön- | und nachzuweisen. Bedingung für -die An-.| Spule $, (Abb. 2) direkt als Selbstinduktion 
nen aus den Zahlentafeln 21 bis 29 abgelesen | wendbarkeit des Verfahrens ist, daß der ge- | in dem aus Funkenstrecke F und Kapazität C 
werden; sie sollen für die einzelnenVerbindungs- | suchte Metallstrang eine erheblich größere elek- | gebildeten Schwingungskreis benutzt wird. 
arten hier nur kurz zusammengefaßt werden. | trische Leitfähigkeit besitzt, als das Medium, | Die Zuleitung zum Spulenrahmen $, (Abb. 1) 
(Schluß folgt.) in welches er eingebettet ist, und daß er nicht 
Re durch verhältnismäßig gut leitende Schichten 
| abgeschirmt wird. Bei Leitungen und Röhren, 
us Br ve die im Erdreich, unter Mauerwerk und Putz 
Verfahren zur Auffindung unterirdisch oder verlegt sind, ist diese Bedingung im allgemeinen 
verdeckt verlegter, metallischer Leitungen. | stets erfüllt. 
a: Se In welcher Weise man von der Erregeran- 
Alan N ae ordnung auf das gesuchte Kabel Hochfrequenz- 
Übersicht. Es wird ein Verfahren zur Auffindung | energie überträgt, ob durch induktive, kapa- 
unterirdisch oder verdeckt verlegter, metallischer Kabel | zitive oder galvanische Koppelung ist im Prin- 
oder Rohrstränge mit Hilfe schneller elektrischer Schwin- | zip belanglos, wiewohl in bestimmten prakti- 
‚ gungen beschrieben, bei dem aus einem Erregersystem | schen Fällen gelegentlich die eine oder andere 
auf den gesuchten Leiter Hochfrequenzenergie durch | Art den Vorzug verdienen kann. Da bisher in 
ee se une los u den Leiter eneugten s den weitaus meisten Pällen init iniduktiver 
- Hochfrequenzfeld kann dann mit einem abgestimmten K ] 3 2 : Abb. 1. Das Suchen eines Leitungsstranges 
oder nichtabgestimmten, schwingungsempfindlichen In- | Sppe uns gearbeitet.wurde, lege ich diese der im Straßenkörper. 
dikator nachgewiesen werden. 9, En u 4 ; 
$ handele sich z. B. darum, anzugeben, | . H: an ei der 
Im folgenden will ich kurz ein neues Ver- | ob und auf welcher Seite einer Landstraße | 1.80. aue a nen Er 
; De Ä 5 ne : - | Pfeilrichtung quer über die Straße getragen 
4 fahren zur Auffindung von unterirdisch oder | sich ein unterirdischer leitender Strang, ein an Bann 
verdeckt verlegten metallischen Leitungen, | Wasserleitungs- oder Gasrohr hinzieht. Man ; 
Kabeln oder Rohrsträngen mit Hilfe elektri-"| erzeugt dann in der Erregeranordnung E 
scher Schwingungen beschreiben, das nunmehr | (Abb. 1) nach irgend einem der bekannten C 
eine große Reihe von Prüfungen seiner prakti- | Verfahren Hochfrequenzenergie und sorgt da- Se E 
PN schen Brauchbarkeit bestanden hat. für, daß die auf den Senderahmen $, ge- va [ 
’ Das. Verfahren beruht darauf, den zu- | wickelte Spule von Hochfrequenzstrom durch- M C 
nächst unbekannten Leitungsstrang als Koppe- | flossen wird. Dies kann, wenn man von ver- 
- lungsglied zwischen einer Hochfrequenzer- | wickelteren Schaltungen und der Verwendung Abb. 2. Einfachste Schaltung für Leitungssuchgeräte. 
Zahlentafel 25. Zusammenstellung der Ergebnisse. Flachlötungen mit Blechhülse (Drähte aus Aluminium). 
E Erste Größter Letzte Wider- | Alter bei ER | Betriebsart uerd Wider- |; Letzte Wider- Alter bei 
2 “ ; Wider- Me Wider- stands: ae n Se | a |L= in Zimmerluft en ash Bar a der RR 
1 7 - j- “ B * us Fr r 7 "hä, s \ 
5 4 Lot Drahtenden Hülse Nr, en nz en wen ee in : a 3 W= in Wasserdampf rung in Erschütie- | Eco = R Br Dee 
{} . R, in in bis zum Rmax in 2 ı 3 8 |S=inschwefl, Säure| _. rung in 5 2 | stands 
104.2 1022 | 10. IV. 19 Rı Monaten | Stunden | 3 3 |D= auf dem Dach Minnten. | 10-48 | In 1074 2 Rı ER EFURS 
S 169 6,38 | 6,52 6,36, 1090| 1 7810 | mit |—-|wIs|—| 230 | 650 6,70 1,05 23 
Ar“ 170 6,21 6,42 6,28 1,03 13 7810 | mit. |) —/|W|S|—| ..230 6,55 6,55 1,05 23 
245 6,99 . 7,05 7,04 1,01 11 6200 |ohne) — — — | D| 230 7,28 7,43 | 1,06 ı 21 
246 6,74 6,74 6,74 1,00 | 1: 8000 ohne| L — —_|— 230 1,34 7,45 | 1,11 21 
5 I wor [= 2 SRH = er ! SE a | 
250 6,99 7,05 7,05 1,01 11 6200 Johnel—- —'_|n| 230 | 7,11 7,24 1,04 21 
H Sehakten [blau = 2 L"asg 4, ©7a13.10° 150]. 10 Pe Sn N On le 
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Er Bose 2 0a 153004 39,28, 01,00. 8: 11 8000 Johne L — —|—| 230 | 733:|° 733 1° 1,01 10. 2 
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262 6,59 7,20 7,20 1,10 13% 8000 , |ohne| L | — | — | — 230 8,40 3,8 | 1,49 21 
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Thura- |mit Thuralot| ie 265 6,70 7,84 7,84 1587 | 11 6200 \ohne)—|— —|ıD 230 11 27,0 4,00 21 
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Spezial- |Spezialfabrik| M | ze | 62 706 °7065| 1100 u 8000 ohne ui — || 230:1.810: | 3850|. 1338| 2 
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259 6,61 | 7,00 7,00 | 1,06 11 6200 |ohne|— — — D| 230 |’ 8,50 8,60 1,30 al 
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a 256 6,60 7,30 7,08 | Bea! 11 8000 ‚ohne‘ L IK —|—-|<1l0 ) ’— | > EB 4 
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ei RER. :.6.269 6,62 8,15 8,15 13| u 6200. Johnel— 11 —|D|.. 230 | 182 22,2 3,36 | 21 
m. Verbands- M 971 7,93 7,89 7,89 1,09 11 6200. | ohne | —|—| —|.D 230 11,3 13,7 1,90 | = 
Kriegslot | 7 Ib ps Liane 7011| . 930.1. 930| 1322| u 6200 : [ohne —|——|D|| 230 | 12,8 15,0 a a 
| ee 370 7,47 18,0, Le Hi 6200 lohne|— — —|D| 230 | 17,5 61,0 0 al 
= 4 
> mit Thuralot 
Lu] Briogelob| —otallisiert 22,9 5 


436 


Eine zweite ähnlich gestaltete Spule S, 
(Abb. 2) kann im einfachstem Falle mit einem 
Detektor D, Verriegelungskondensator K und 
einem Telephonhörer T als aperiodischer Kreis 
zum Nachweis von Schwingungen dienen. 

Der Abstand r der Spulen $,, S, (Abb. 1) 
ist so groß zu wählen, daß eine unmittelbare 
Energieübertragung von S, auf S, zu vernach- 
lässigen ist. 

Werden beide Rahmen auf der jenseitigen 
Straßenseite gehalten (Abb. 1), unter der kein 
metallischer Leitungsstrang liegt, so spricht 
der Telephonhörer nicht an. Werden aber 
gleichzeitig beide Rahmen auf die vordere 
Straßenseite getragen, unter welcher hier eine 
Leitung angenommen ist, so tritt ein kräftiges 
Ansprechen ein mit einem Maximum, wenn sich 
beide Rahmen senkrecht über der metallischen 
Leitung befinden. In diesem Falle übertragen 
die unteren dem Erdboden zugekehrten Lei- 
tungsteile der Spule $, durch induktive Koppe- 
lung auf den Leitungsstrang L Energie. 

Das magnetische Hochfrequenzfeld, wel- 
ches den Leitungsstrang nun umgibt, kommt 
mit den im unteren Teil des Rahmens S; lie- 
genden Leiterabschnitten zum Schnitt und die 
auftretenden Hochfrequenzströme bringen den 
Telephonhörer nach ihrer Umformung im De- 
tektor zum Ansprechen. 

Durch den Leitungsstrang L sind die Rah- 
men S, und S, enger gekoppelt worden. 

Eine sehr robuste Ausführungsform des 
Leitungssuchgeräts zeigt Abb.3. Sende- und 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 22. 


haben, damit die gegenseitige Beeinflussung hin- 
reichend klein wird. 

Selbst ein dünnes bleiarmiertes Schwach- 
stromkabel, das in 1,50 bis 2,00 m Tiefe im 
Straßenkörper liegt, verursacht im Such- 
rahmen ein sehr deutliches Ansprechen. Die 
Breite, über welcher die Zeichen des Erregers 
gut gehört werden, beträgt dann etwa 2,5 bis 
1,5 m mit einem deutlichen Maximum an der 
Stelle, unter welcher sich vertikal das Kabel 
befindet. Je nach dem. Boden, der Tiefe und 
dem Material der Kabelbewehrung erreichen 
diese Zahlen Abweichungen nach oben und 
unten. 


In nieht zu nassen Boden läßt sich im all- . 


gemeinen der Verlauf des Kabels durch Ab- 
schreiten mit dem Suchrahmen beiderseits auf 
mehrere hundert Meter hin verfolgen, wenn der 
Senderahmen über dem Kabel aufgestellt wird. 
Verwendet man an Stelle des Telephonhörers 
ein Galvanometer, so gibt der so bestimmbare 
Grad des Abklingens der Schwingungsenergie 


längs der Leitung eine einfache Methode zur 


Ermittlung der spezifischen Leitfähigkeit des 
Erdbodens. 

Über die Tiefe, in welcher die Leitung 
liegt, erhält man auf folgende Art einen An- 
haltspunkt. 

Man hebt den Suchrahmen über der Stelle, 
an welcher das lauteste Ansprechen erfolgt, 
etwa einen Meter in die Höhe. Ändert sich da- 
bei die Lautstärke nur wenig, so liegt die Lei- 
tung verhältnismäßig tief, ändert sich die Laut- 


| 
| 
> 
1 
} 


Abb. 3. Eine Ausführungsform des Leitungssuchgerätes. 


Abhörrahmen sind aus kräftigem Eschenholz 
hergestellt; die Drahtwindungen sind in eine 
Nut völlig verdeckt eingelest. Der Abhör- 
rahmen läßt sich beim Transport innerhalb 
des Senderahmens unterbringen. 
Die Hochfrequenzerregeranordnung be- 
findet sich auf dem Kraftwagen in einer Kiste, 
die in Abb. 4 in geöffnetem Zustand zu sehen 
ist. Man erkennt den rotierenden Gleichstrom- 


| stärke erheblich, so liegt — zur Freude der Erd- 
arbeiter — das Kabel verhältnismäßig flach. 
Die Ursache dieses Unterschiedes liegt 
darin, daß die prozentuale Entfernungsände- 
rung bei tiefliegendem Kabel kleiner ist als 
bei flachliegendem. Bei Benutzung eines 


Saitengalvanometers an Stelle des Telephon- 


hörers kann man die Tiefe leidlich zahlenmäßig 
angeben. 


Abb. 4. Die Hochfrequenzerreger-Anordnung. 


Mittelfregquenzumformer, der über einen Trans- 
formator die Kapazitäten des Hochfrequenz- 
kreises aufladet. Die Serienfunkenstrecke ist 
an der linken Kastenwand angebracht. 
Wenn in der oben angegebenen Schaltung 
ohne abgestimmtes Sekundärsystem und ohne 
Lautverstärker mit einer Primärenergie von 
200 W bei einer Welle von 1500 m gearbeitet 


Soll eine tiefliegende Leitung freigelegt 
werden an einer Stelle, an der die Straßendecke 
ungern beschädigt wird, so kann der Schacht 
an ‚einer günstigeren Stelle in der Nähe, bei- 
spielsweise auf dem. benachbarten Fußweg, 
nach unten geführt werden. Man geht aus 
diesem Schacht die Leitung dann seitlich an. 
Die Auffindung der Tiefe, in der man seitlich 


wird, müssen die Rahmen etwa 15 m Abstand | graben muß, macht nicht die geringsten Schwie- 


Ze 


8. Juni 1920 5 


rigkeiten, wenn man sich eines weiteren kleinen 


quadratischen Suchrahmens von nur. 30 cm 
Seitenlänge bedient. Ein derartiger mit kurzem 


Stiel versehener Rahmen wird als Schaufel- 


rahmen bezeichnet. i 


In den weitaus meisten Fällen handelt es 


sich beim Arbeiten mit dem Gerät um Beant- 
wortung der Fragen: Liegt in dieser Straße 
eine Leitung, auf welcher Seite liegt die Lei- 
tung, wo überquert sie die Straße, biegt sie in 
diese oder jene Straße ab, wo setzt eine Zweig- 
leitung an? Alle diese Angaben lassen sich mit 
dem Gerät überall da, wo der Untergrund nicht 
zu vielerlei Leitungen enthält, mit Sicherheit 
ohne Grabungen sofort beantworten. 

Ist die Fragestellung anders, handelt es 
sich darum, große Flächen abzusuchen, dann 


arbeitet man besser durch Auslegen langer 
isolierter Antennen oder Herstellung einiger 


Erdungen mit kapazitiver oder galvanischer 
Koppelung, da in diesem Falle die Breite des 
Erregerfeldes erheblich ausgedehnt werden 
kann. 

Das Schutzrecht für 


die Herstellung. von 


Leitungssuchgerät nach dem Verfahren hat die | 


Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m. b.H. 
"Berlin übernommen !). 


sachverständige Unterstützung bei der Ausar- 
beitung und Erprobung des Gerätes darf ich 
den Herren Richard Glasser und Johannes 
Fries auch an dieser Stelle bestens danken. 


Die Wasserkräfte in den Pyrenäen. — Die 
Pyrenäen sind im allgemeinen niedriger als die 
Alpen und haben daher kleinere Gefällshöhen 
und -neigungen und geringere. Niederschläge. 


Wie,, Genie Civil‘, Bd. 76, 1920, S. 323, berich- 
tet, macht Cavailles in den ‚‚Annales de G&o- 


graphie‘‘ einige Mitteilungen über die Wasser- 
verhältnisse in den Pyrenäen. Im westlichen, 
französischen Teil der Gebirgskette finden 
sich die meisten hohen Gipfel. In den höher- 
gelegenen Teilen der Täler ist die Neigung sehr 
groß, bis zu 80°/,.. Weiter unten verringert sie 
sich sehr erheblich. Die Häufigkeit der Nieder- 
schläge wird durch zwei Umstände beeinflußt, 


erstens die Entfernung vom Meere und zweitens 


die Anordnung *der Täler, #welche von der 
Wasserscheide entweder nach Westen oder nach 
Osten gerichtet sind. Die dem Meere nahelie- 
genden Gebirgsteile sind wasserreicher als die 
entfernter liegenden; die dem Meere zulaufen- 
den Täler führen also auch mehr Wasser als 
die entgegengesetzt gerichteten. Im Oktober 
und November, 
nuar, finden die meisten Regenfälle statt. Die 


Gletscher haben nur eine geringe Ausdehnung, 


kaum 40 km?. Die einzigen Wasserläufe in den 


Für die tatkräftige, _ 


in den Ostpyrenäen im Ja- 


Pyrenäen, die von Gletschern gespeist werden. _ i 


sind die Gave und die Garonne mit ihren Neben- 


flüssen. Dagegen besitzen die Pyrenäen viele ' 


Seen. Einige wenige, am Rande der Gebirgs- 


kette in geringer Höhe, gelegene, verdanken 


Moränendämmen ihren Ursprung; sie sind nur 
klein und flach. Die übrigen Seen liegen hoeh 


und sind meist recht tief; der Bleu-See hat 


120 m, der Caillaonas-See 100 m und der Ar- 


touste-See 385 m Tiefe. Man schätzt den Inhalt 


des Bleu-Sees auf 11 Mill. m3, den des Caillao- 


nas-Sees auf 6% Mill. m3, Die Stärke der 


Wasserläufe nimmt im gebirgigen Teil gleich- 
‚mäßig von Osten nach Westen zu, in der Ebene 


dagegen befinden sich die größten Leistungen 
in der Mitte. An der Aude und am T6t sind 


bisher nur wenige Werke erriehtet worden; 


das bedeutendste, kürzlich angelegte, ist das in 
Bessede-de-Sault, welches 7360 kW leistet. Im 
unteren Ariege finden sich nur unbedeutende 
Werke, aber im oberen Ariege werden schon 
37000 kW ausgenutzt. Das Gebiet der Garonne 
und ihrer oberen Nebenflüsse besitzt Hoch- 


ebenen, Gletscher und Seen. Ausgenutzt sind 


ER REEN 


zwischen Mittelmeer und Atlantischem Ozean 
etwa 260 000 kW, wovon etwa 150 000 kW auf 


die Provinz Haute-Pyren6es 
des Vorhandenseins zahlreicher kleiner Wasser- 


‚fälle besteht hier eine große Anzahl von Wasser- 


Be N En Leistung. Sie dienen 
zum Betriebe von Sägewerken, Papierfabriken, 
Webereien, Karbidfa en 
elektrometallurgischen 


Licht- und Kraftstrom ab. Einer der größten 


Abnehmer ist die Midi-Eisenbahngesellschaft. 


& 


) DRP. Nr. 30391). 


entfallen. Infolge 


riken, Stiekstoffwerken, 
ktre S Betrieben’u. a. m.; eine . 
kleinere Zahl größerer Wasserkraftwerke gibt 


- 


ve 


SE Be 


FREENET 


mr 


8. Juni 1920. 


} ı 
_ > Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Neues Kraftwerk an den Niagarafällen !). 
— Der im Jahre 1918 von der Ontario’ Hydro- 
elektric Commission in Angriff ‘genommene 
und voraussichtlich im Jahre 1920 fertigge- 


stellte neue Kraftkanal zur Ausnutzung 
nahezu des ganzen Gefälles des Niagara- 
flusses zwischen dem. Erie- und dem On-- 


tariosee erstreckt sich von Chippawa, un- 
gefähr 3,2 km oberhalb der Niagarafälle an der 
Mündung des Wellandflusses bis Queenston, 
ungefähr 1,6 km oberhalb des Einflusses des 


Niagaraflusses in den Ontariosee (Abb. 1). Der 


Norden, 


Horseshoe 
Fall, 


| STAAT NEW YORK 
Abb. 1. Lageplan des Kraftkanals. 


Unterschied in der Höhe der beiden Seen be- 
trägt 100,55 m, wovon 92,86 m auf die neue 
| Sraftanlage entfallen, die 224 000 kW bei einem 
 — Zufluß von. 283 m?/s oder 790 W/m?/s ent- 
wickeln wird gegen 320 bis 450 kW der alten 
Niagara-Kraftanlagen, 450 kW der neuen 


_  Ontario-Kraftgesellschaft an der kanadischen . 


"Seite und 530kW. der neuen Hydraulischen 
 Kraftgesellschaft an der amerikanischen Seite. 


Auf Grund internationaler Übereinkunft kön- 
nen von dem 6226 m/s betragenden Durch-. 


 #uß des Niagara 1585 m?/s für Kraftzwecke 
_ benutzt werden, wovon 1018 m3/s auf Kanada 
und 567 m?/s auf die Vereinigten Staaten von 
Amerika entfallen. Zurzeit hat die Ontario 
Hydroelectrie Commission die Verfügung über 
503,4 m?/s und die Benutzung von 316 m3js, 
„die sie vor 2 Jahren von einer Privatanlage, 
der Ontario Kraftgesellschaft angekauft hat. 

Sobald die neue Kraftanlage in Betrieb kommt, 


wird die Kommission einen Teil ihrer alten 


Anlage aufgeben müssen.. 


Die neue Kraft- 
anlage 


umfaßt 6,44 km Regulierung des 


Wellandflusses, der von seiner gegenwärtigen’ 


- Mündung bis zur Abzweigung des neuen Kraft- 
kanales einen neuen Lauf mit einer mittleren 
Geschwindigkeit von 0,610 m/s und 0,31 m/km 
Gefälle sowie 14,5kmKraftkanal, dersich durch 
hohes Land bis zum Kraftwerk erstreckt und 
bei einem Gefälle von 0,54 m/km eine Ström- 
geschwindigkeit von 1,829 bis 2,134 m/s hat. 
Während die Flußstrecke (durch Baggerungen 
reguliert wird, erfolgt der im Trockenen zu be- 
werkstelligende Aushub des Kraftkanales zum 

größten Teil im Felsboden mit einer starken 
darüber lagernden Erdschicht. Die ersten 
2,013 km von dem Wellandfluß an fallen ganz 
in einen Erdboden, der übrige Teil fällt in 
Felsboden, mit Ausnahme einer kurzen Erd: 
strecke gegenüber den Stromschnellen des Nia- 
gara, wo in einer alten Schlucht, wahrscheinlich 
einem ehemaligen Bett des Niagara, der Fels- 
boden so tief liegt, daß der Kanal nicht auf 
letztere gegründet werden kann und Schüttun- 
gen dazu erforderlich sind (Abb. 2). Dieser 


Erdboden  felsboden 


"besitzt zwei 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Belt 22. 


437 


RUNDSCHAU. 


rechteckige Kanal ist 14,6 m breit und erreicht 
Tiefen bis zu 18,3 m mit einer Betonbeklei- 
dung des wasserführenden, untereren Teiles, 
während die Böschungen des darüber liegenden 
Erdbodens eine Neigung 1:14, mit einer 
1,5 m dicken Steinschüttung erhalten. Der 
Querschnitt in der Schlucht ist trapezförmig.. 
Der rechteckige Schnitt durch den Felsboden 
ist in der ersten Tiefe von 3m mit Dampf- 
schaufeln und im Übrigen mit Bohrern herge- 
stellt. In 731,5 m Abstand von dem Niagara 
verbreitert sich der Kraftkanal zu einer 304,8 m 
langen und am Einlaßtor 91,44 m breiten. Vor- 
bai. Die aus genuteten Stahlplatten herge- 
stellten Schützen (zunächst 4) haben 4,267 m 
Durchmesser und 137,16 m Länge und er- 
strecken sich von der Vorbai bis zum Kraft- 
werk. Standrohre sind erforderlich. Die 
anfängliche Kraftwerkseinrichtung besteht 
aus zwei stehenden Turbinen von 41 000 kW 
Leistung, die je 2 Dynamos treiben. Die Dreh- 
zahl der Turbinen beträgt 187,5/min, ‘der 
Leistungsfaktor der Dynamos 0,85, die Dreh- 
stromspannung 12000 V. Die Dynamos er- 
halten eingebaute Thermometer, die ihre Tem- 
peratur jederzeit leicht feststellen lassen. :H 


Apparatebau. 


Ouecksilberdampf-6leichriehter mit Selbst- 
erregung. — Bisher war bei Quecksilberdampf- 
Gleiehriehtern mit Glaskörpern der Strom- 
stärke, die einem Glaskörper entnommen wer- 
den konnte, eine untere Grenze dadurch gesetzt, 
daß zur Aufrechterhaltung des Lichtbogens 
ein bestimmter Minimalstrom, entsprechend 
etwa 25 bis 33% der normalen Belastung, er- 
forderlich war; bei geringerer Belastung er- 
lvosch der Lichtbogen, - 
und die Gleichstrom- 
abgabe hörte auf. Eine 
Aushilfe bot die Anord- 
nung eines Ohmschen 
Widerstandes parallel 
zurNutzlast, doch wur- 
de dadurch der Nutz- 
effekt herabgesetzt und 
die Bedienung er- 
schwert. Mit Hilfe eines 
neuartigen Glaskörpers 
ist. es der Allgemei- 
nen Elektricitäts - Ge- 
sellschaft gelungen, die 
Minimalstromgrenze zu 
beseitigen. Abb. 3'zeigt 
einen Glaskörper, der 
neuen Bauart mit 
„Selbsterregung‘‘; er | 
Hilfselektroden, die mit der 
Quecksilberkathode einen Miniatur-Gleich- 
richter innerhalb des eigentlichen Gleichrich- 
ters bilden. Das Nähere ergibt sich aus der 
Schaltung Abb. 4. Wird die Zündung durch 
Kippbewegung eingeleitet, so gehen Hilfslicht- 
bögen zwischen den Erregeranoden und der 


Abb. 3. Glaskörper für 
Gleichrichter. 


Kathode über und bilden einen kurzgeschlosse- 


nen Gleichrichterkreis mit im Mittel etwa 
100 W Energieverbrauch, der ohne nen- 
nenswerte Beeinträchtigung des Nutzeffektes 
ständig aufrechterhalten werden kann. Der 


dauernde Hilfsliehtbogen erregt den Haupt- 


liehtbogen, sobald der Hauptstromkreis ge- 
schlossen wird, gleichgültig; welche Stromstärke 
entnommen wird, und-ohne daß es erst noch 
einer Kippbewegung oder sonstiger Handgriffe 
bedürfte. Damit ist die ständige Betriebsbereit- 


H Wboden felsboden 


EEE TREE WEDER 


SANDAIR 


 Bodenbeschaffenheit entsprechend, hat der 
 Kraftkanal vom Wellandfluß ab einen trapez- 
Aörmigen Querschnitt von 21,3 m Sohlen- 
- breite mit beiderseitigen Böschungen 1:14, 
die mit 1,5 m dicken Steinschüttungen be- 
festigt sind. Der in den Felsboden fallende 


9) Nach Engineering News Record, vom 11. und 
18 VIE. 1919. L Na 


2 NS 
Sratonen 
"Abb. 2.. Längenprofil des Kraftkanales. 


er 
Durch Damfschaufeln hergeställter Aushub 
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ohrer In ” 


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schaft des Gleichriehters gesichert, während 


früher im Augenblick der Inbetriebsetzung ein 


Versagen der Zündung Störungen verursachen 
konnte. Ebensowenig kann bei der neuen Bau- 
art ein Abreißen des Hauptlichtbogens eintreten, 
weil der Erregerlichtbogen stets für die Leit- 
fähigkeit des Quecksilberdampfes sorgt. Der 
Fortfall der unteren Belastungsgrenze erwei- 
tert die Anwendbarkeit des Quecksilberdampf- 


Gleichriehters auf Betriebe mit starken Be- 
lastungsschwankungen, z. B. Motoren, auf 
intermittierende Betriebe, z. B. Magnete und 
Signalanlagen, sowie auf kleine Zentralen, die 
ven schwach belastet oder unbelastet 
sind. 


Transformator Erregef-Iransfarmater 


Abb.4. Schaltung für Gleichriehter mit Selbsterregung. 


Bestehende. Gleichrichteranlagen können 
durch nachträglichen Einbau einer Zusatz- 
Erregereinrichtung und Auswechselung des 
Glaskörpers den Vorteil der Selbsterregung er- 
halten. Diese Einrichtung besteht aus Zusatz- 
transformator, Drosselspule und Anschluß- 
klemmen auf gemeinsamer Grundplatte. Piz. 


Kurzschluß-Doppelrelais. — Die besonde- 
ren Kennzeichen eines Kurzschlusses sind meist 
plötzliche, starke Stromzunahme bei gleich- 
zeitig starkem Spannungsrückgang. Der Span- 
nungsrückgang in der Maschine ist bei Kurz- 
schluß immer vorhanden. Sein Eintritt be- 
stimmt die Höhe der Stromzunahme, die den 
Eintritt des Kurzschlusses kennzeichnet. Er 
wird durch die Anzahl der parallel arbeitenden 
Maschinen bestimmt, so daß er um so früher 
eintritt, je’kleiner die im Betrieb befindliche 
Maschinenleistung ist. Ferner ist das Kenn- 
zeichen eines Kurzschlusses — ich spreche 
hier vom Kurzschluß auf Freileitungen — die 
Stromzunahme dI (weniger eigentümlich ist die 


Stromzunahmegeschwindigkeit 2): Die  be- 


„kannten Höchststromrelais arbeiten nach der 


Formel 1 +dI = konst., d.h. die Auslösung er- 
folgt um so leichter, je größer /, d.h. die Be- 
lastung im Augenblick des Kurzschlusses war. 
Dann lassen sich Relais schaften, bei denen dI: dt 
konstantist. Da, wie gesagt, die ÄAnderungsge- 
schwindigkeit kein besonderes Kennzeichen für 
den Kurzschluß ist, dieser vielmehr auch unter 
Umständen langsam anwachsen kann, so sollte 
man annehmen, daß solche Relais keine Be- 
deutung haben. Das ist aber nur insoweit rich- 
tig, als ein solches Relais nicht für sich Ver- 
wendung finden kann, sondern nur in Ver- 
bindung mit einem Spannungszeitrelais, 
wie wir später sehen werden. Schließlich kann 
man Relais schaffen, bei denen dE = konst. 
die Arbeitsformel ist. Das sind die bekannten 
Spannungs- oder Spannungsabfallrelais. Wenn 
man sie aber in Verbindung mit einem Strom- 
relais verwendet, daß nicht durch /, sondern 
durch dI betätigt . ird, so können auch diese 
Relais als Kurzsch ußrelais Verwendung fin- 
den. Obige Ausfül rungen werden durch die 
Schilderung der K« nstruktion der Relais klar 
werden. Nach dem Gesagten gibt es also zwei 
Arten von Kurzschlußrelais. Beide benutzen 
die Stromänderung dI und die Spannungs- 
änderung dE als Kennzeichen für ihr An- 
sprechen. Bei der Beschreibung gehen wir von 
dem bekannten Doppelrelais aus. Das Doppel- 
relais besteht, wie der Name schon sagt, aus 
zwei Relais 7 und ZI, von denen das Relais /I 
die Gegenkraft des Relais / unter dem Einfluß 
des Stromes vsrstellt, so daß das Gleichgewicht 
des Relais I immer nach einer gewissen Zeit 
hergestellt wird. Die Geschwindigkeit der 
Einregulierung des Relais, 7 wird durch eine 
regelbare Dämpfung bestimmt. Relais I ist 
das Auslöserelais, Relais Z/ immer das Regu- 
lierrelais für (lie Folge. Das Doppelrelais kann 
man so einrichten, daß es erst bei einer be- 
stimmten. Stromzunahme dI innerhalb einer 
bestimmten Zeit dt anspricht. Darüber hinaus 
wird es dann ansprechen, gleichgültig ob die 
Stromerhöhung aus Belastung oder Störung 


Tr 


438 


erfolgt. Diese beiden Ursachen unterscheiden 
sich dadurch, daß bei Belastung die Spannung 
hoch bleibt, bei Störungen dagegen sinkt. Im 
ersten Falle soll keine Auslösung erfolgen, die 
Nachregulierung des Relais 7 durch das Re- 
lais II also erfolgen, im zweiten Falle dagegen 
nicht. Die Nachregulierung wird nun auf 
zweierlei Art’ verhindert werden können. Ent- 
weder es wird der durch den Kurzschluß er- 
zeugte Spannungsabfall dazu benutzt, eine 
Bremse zu betätigen, die das Relais II fest- 
setzt, so daß das mit dem Stromrelais verbun- 
dene Zeitrelais Zeit findet, abzulaufen. Die 
Einregulierungszeit von Relais II muß dann 
kleiner sein, als die Ablaufzeit vom Zeitrelais, 
damit beim Ansprechen des Doppelrelais in- 
folge Belastungserhöhung die Neueinstellung 
des Doppelrelais erfolgen’ kann. Oder man ver- 
bindet das Doppelrelais mit einem Spannungs- 
abfall-Zeitrelais, dessen Ablaufzeit gewöhnlich 
bei hoher Betriebsspannung hoch, dagegen bei 
durch den Kurzschluß verminderten Betriebs- 
spannung klein ist, so daß sie gewöhnlich über, 
bei Kurzschluß unter der 
Doppelrelais liegt. Die letztere Art ist die ele- 
gantere Lösung, weil man ja sowieso zur Zeit- 
abstufung von in Reihe liegenden Schaltern 
das Spannungsabfallrelais vorsehen wird. 
Führt man außerdem das Zeitrelais als Rück- 
wattrelais aus, so kann man bei Verwendung 
von Relais, die nur auf Stromzunahme an- 
sprechen — aber auch nur bei diesen — die 
Sperrung der Schalter in Netzknotenpunkten 
erreichen, die nicht fallen sollen. Es ist nicht 
richtig, wenn von einigen Fachleuten  be- 
hauptet wird, das Prinzip der Sperrung in 
Netzknotenpunkten durch Rückwattrelais habe 
Allgemeingültigkeit. Dasselbe kann beiHöchst- 
stromrelais nur in ganz beschränktem Maße 
Anwendung finden, worauf schon Petersen 
in seiner Hochspannungstechnik hinweist. Mit 
einem derartigen Uberstromschutz ist meines 
Erachtens in Verbindung mit einem brauch- 
baren Spannungsabfallrelais theoretisch allge- 
mein die Aufgabe gelöst, im Störungsfall aus 
einem beliebig geschlossenen Netze die kranke 
Leitung ohne Störung der gesunden herauszu- 
schalten. Die geschilderte Lösung der Aufgabe 
durch das Doppelrelais hat den Nachteil,. daß 
das Doppelrelais immer wohl in Verbindung 
mit Stromwandlern verwendet werden muß. 
Die Spannungswandler lassen sich nie vermei- 


den, wenn bereits Betriebstransformatoren 
lür niedrige Spannung vorhanden sind. 
Man kann aber dadurch eine einfache 


Lösung schaffen, daß man den Spannungsab- 
fall dazu benutzt, den Auslösemechanismus 
erst im Augenblick des Kurzschlusses mit dem 
vom Strome betätigten Mechanismus zu kup- 
peln, bei dem aber, genau so wie bei dem 
Doppelrelais durch eine veränderliche Gegen- 
kraft die Stromwirkung T aufgehoben werden 
und die Wirkung der Stromzunahme dI am 
Auslösemechanismus zur 
muß. Auch diese Konstruktionen, welche sehr 
einfach sind und unmittelbar an die Ölschalter 
angebaut werden können, verlangen zur .allge- 
meinen Lösung der Aufgabe ein besonderes 
Zeitelement in Gestalt eines Spannungsabfall- 
Zeit-Watt-Relais.. Schrader. 


Verkehr und Transport. 


Versuchsfahrten einer Wechselstromloko- 
motive mit elektrischer Nutzbremsung. — Dr. 
Behn-Eschenburg gibt in der ‚„Schweize- 
rischen Bauzeitung‘‘!) die Ergebnisse mit der 


E E 
BR DÄL 


Abb. 5. Abb. 6. 


Tr = Transformator. 7 =Motorrotor. If = Kompensations- 
und Hilfspolwicklung. II/ = Erregerwicklung. 
IV = Drosselspule. 


Abb. 5 u. 6.: Schaltung der Motoren für Fahrt 
und Bremsung. 


von der Maschinenfabrik Oerlikon i. J. 1918 
mitgeteilten Stromrückgewinnungsschaltung?) 
nach Abb. 5 u. 6 bekannt. Die Schaltung hat 
danach den Erwartungen entsprochen. Ebenso 
ist die vorher in früheren Arbeiten gegebene 


') Bd.74, 1919, 8.84. 
®) Vgl. „ETZ“,1918, 8.481 u: 1919, S.94, 123, 219, 


Einstellzeit des. 


Geltung kommen. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 22, 


rechnerische Ableitung bestätigt worden. Die. 


Schaltung eignet sich zur Stromrückgabe mit 


| einem Wirkungsgrade von ungefähr 75% bei 


einem Leistungsfaktor von 0,53, ist selbsterre 
ungsfrei und hat sich durch ihre Sicherheit 
da Vertrauen des Fahrpersonals erworben. 
Das Mehrgewicht, welches sie erfordert, macht 
7% der elektrischen ‚Ausrüstung aus. Nach- 
teilig ist der bis jetzt noch niedrige Leistungs- 
faktor (cos@ = 0,53) der Schaltung. Der Ver- 
fasser deutet an, daß der Leistungsfaktor sich 
verbessern lasse, geht aber auf die dazu not- 
wendigen Mittel!) nicht näher ein. M. Sch. 


Beleuchtung und Heizung. 


Lampe mit rotierendem Lichtbogen. — 
Die hauptsächlich für Scheinwerfer gebaute 
Lampe (Abb. 7) weist die folgenden Eigentüm- 
lichkeiten auf: 1. Sie besitzt eine dünne, stiftför- 
mige, dem Verbrauche unterworfene Elektrode, 
die Wärme schlecht, Elektrizität aber gut leitet. 
Sie liefert den leuchtenden Krater. 2. Die ne- 
gative Elektrode B ist ringförmig ausgestaltet 
und weist nach der Achse zu eine scharfe 
Schneide auf, die das Ende der positiven Elek- 
trode umgibt. Sie besteht aus Metall und wird 


Abb. 7. 


mit Wasser oder Petroleum gekühlt. Der Licht- 
bogen stellt sich zwischen dem Krater 0 und 


der Schneide D ein (wie-er zündet, wird nicht ' 


erwähnt), auf der positiven Elektrode bleibt 
er ziemlich fest stehen, dagegen wandert er von 
Punkt zu Punkt auf der Schneide der gekühlten 
Elektrode B. Zur Förderung des Wanderns 
des Lichtbogens auf der Schneide der negativen 
Elektrode ist um die Elektrodenenden ein Sole- 
noid herumgelegt; unter dem Einfluß des ma- 
gnetischen Feldes rotiert dann der Lichtbogen 
zwischen der Schneide D und dem Krater 0 
um O als Mittelpunkt mit 3000 bis 5000 Um- 
läufen in der Minute. Das Auge sieht dann nur 
einen stark leuchtenden Mittelpunkt, umgeben 
von einer schwach bläulichen Hülle. Infolge 
der Rotation des Lichtbogens wird auch die An- 


satzstelle im Krater © zum Wandern gezwun-: 


gen, so daß der ganze Krater gleichmäßig leuch- 
tet. Wegen der dauernd gleichen Länge des 
Lichtbogens hat er auch einen konstanten Ohm- 


schen Widerstand, dementsprechend ist auch‘ 


die Flächenhelle des Kraters konstant. Da 
der Ring B nicht verbraucht wird, so braucht 
auch nur die Elektrode A, ihrem Abbrande 
entsprechend, vorgeschoben zu werden. Die 
Regelung ist deshalb auch unabhängig von der 
Liehtbogenspannung und der Stromstärke, sie 
hängt lediglich von der Stellung des Kraters 
zur negativen Elektrode ab. Da diese eine feste 
Stellung gegenüber dem optischen System ein- 


nimmt, so befindet sich auch der Krater diesem | 


gegenüber dauernd in korrekter Lage. (Gar- 
barini, Revue generale de1l‘Electrieite, Bd, 7, 
1920, 8. 508 und PIndustrie &lectr., Bd. 29, 
1920,- S.. 125.)- Ia.' ; 


Anschlußgestell für elektrische Bügeleisen. 
— Unter dem Namen „Teageh-Bügeleisen-Er- 
hitzer‘‘ bringt die Thermos-A.G., Berlin W 35, 
einen Apparat auf den Markt, der von der 
gebräuchlichen Anwendungsweise dieser Heiz- 
apparate grundsätzlich abweicht. Wie Abb. 8 
zeigt, handelt es sich um einen zusammen- 
legbaren Untersatz, auf den das elektrische 
Bügeleisen beim ersten. Anheizen und in den 
Plättpausen aufgelegt wird. Das Gestell be- 
sitzt zwei versenkt gelagerte und dadurch gegen 


Kurzschluß und zufällige Berührung gesicherte 


Kontaktfedern, die, wie sonst das Bügeleisen 
selbst, durch Schnur und Stecker an eine Steck- 
dose angeschlossen werden. Die analog ande- 
ren Konstruktionen am Bügeleisen angebrach- 
ten Kontaktstifte treten durch das Eigen- 
gewicht des Eisens mit den Federn in Be- 
rührung und leiten den Strom auf das Heiz- 
element über. Als Vorzug dieser Anordnung 
wird angegeben, daß das Bügeln mit einem 
Eisen ohne Schnur unbehinderter vor sich gehe, 


) Vgl. M.Latour, R der: ie: 
ee our, Revue generale de 1-Eleotricite, 


3. Juni 1920. 


ARah l 
und daß Überhitzungen des Eisens wegen seines 


nur zeitweiligen Anschlusses nicht möglich 
‚seien; auch der Stromverbrauch soll dadurch 
sparsamer sein. Erwähnt sei, daß eine der- 


Abb. 8. 


artige Konstruktion bereits vor mehreren Jahr- 
zehnten von Prometheus auf den Markt ge- 
bracht wurde; sie ist indessen bald wieder ver- 
schwunden. R wp. 


Dampfheizung mit elektrischem Betrieb. — 
Die Kohlennot hat dazu gezwungen, nach 
Mitteln der Raumheizung Umschau zu halten, 
die den Einzelnen von der Notwendigkeit der 
Beschaffung des Brennstoffs befreien. Hier- 
bei hat der elektrische Strom bisher aus geld- 
lichen Gründen keine sehr große Rolle gespielt, 
doch erscheint ein jetzt auf den Markt ge- 
brachtes Dampfheizregister mit elektrischem 
Wassererhitzer dazu berufen, hierin Wandel 
zu schaffen. 
7 vertikale Flachröhren der bekannten Form, 
die oben und unten durch einen zylindrischen 
Hohlkörper verbunden sind. (Abb. 9). An den 


Abb. 9, Dampfheizkörper mit elektrischem Betrieb. 


unteren Hohlkörper sind 4 Füße angegossen, 
auch befinden sich an ihm der Wassereinlaß 
und das Sicherheitsventil sowie in der Mitte 


zwischen den Füßen ein kurzes Rohrstück, in 


welchem ein Chromnickelheizkörper in Kupfer- 
hülse eingebaut ist. Der Apparat wird in Be- 


trieb gesetzt, indem der Dampferzeuger durch 


die erwähnte Einfüllöffnung mit Wasser ge- 
füllt, die Einfüllöffnung geschlossen und das 
Heizelement eingeschaltet wird. _ Der sich 
bildende Dampf steigt durch den Rohransatz. 


in das Register, gibt dort seine Wärme ab und 


kehrt als Kondenswasser wieder zum Dampf- 
erzeuger zurück, von wo aus sich das Spiel fort- 
während wiederholt. Der Apparat wird von der 


Firma Benham & Sons Ltd., London, in verschie- _ 
‚denen Größen, z. B. für Belastungen von 0,355kW _ 
(für 11,3 m3 ausreichend) und 1,1 kW (für 


34 m? ausreichend) hergestellt. Die Heiz- 
apparate erreichen ihre Endtemperatur in etwa 
30 min... („The Eleetriecian‘‘, Bd. 83, 1919, 
D. BE) Oh er 


Derdwirtschäft 


Elektrokultur. — Von Zeit zu Zeit gehen 


uns Nachrichten zu über größere oder geringere 
der 


Auslande und sind für uns unkontrollierbar, 


oder sie halten der Nachprüfung durch unsere 


streng forschende Wissenschaft nicht stand. 
Die in Deutschland selbst angestellten Beob- 
achtungen' haben unzweifelhaft 
man die pflanzenphysiologische Wirkung der 
elektrischen Bestrahlung ermitteln muß, be- 
vor an eine Anwendung der Bestrahlung in 


Dieses neue Heizregister besitzt - 


yalıes in!bezug auf die Wachstumbeförderung, 
ulturpflanzen durch elektrische Bestrah- 
lung. Meist kommen’diese Nachrichten aus dem - 


ezeigt, daß 


3. Juni 1920. 


- der Praxis gedacht werden kann, andernfalls 
2 ist es ei nicht möglich, die Dosierung der 
° Bestrahlung so zu leiten, daß immer der ge- 
"wünschte Erfolg erreicht wird. Kennt man 
nicht die Vorbedingungen, unter denen allein 
ein Erfolg möglich ist, so kann nie mit Sicher- 
heit auf ein wirtschaftlich günstiges Resultat 
gerechnet werden. Einige dieser Vorbedin- 
gungen sind uns schon bekannt: eine aus- 
reichende Gabe von Kunstdung und ent- 
sprechend reichliche Bewässerung. Man hat 
bezweifelt, daß bei ausreichender Nährstoff- 
und Wasserzufuhr die elektrische Bestrahlung 
noch irgend einen weiteren Vorteil bringen 
könnte, doch scheinen neben ergebnislos ver- 
laufenen Versuchen auch solche mit günstigem 
N: zu stehen, aus denen geschlossen 
werden kann, daß Nährstoffmenge und Feuch- 
tigkeit nicht die einzigen Voraussetzungen 
für die erfolgreiche Durchführung der Elektro- 
kultur sind. Soviel steht z. Z. unzweifelhaft 
fest, ihre praktische Verwertung kann erst 
in Frage kommen, nachdem das Studium der 
 Nebenumstände, auf welche die Erfolge auf- 
‘ gebaut werden müssen, weiter fortgeschritten 
‘sein wird. Augenblicklich befaßt sich ein Aus- 
schuß für Landwirtschaft und Technik da- 
mit, ist aber noch nicht zu einem greifbaren 
Resultat gekommen. Neuerdings nach Deutsch- 
- land gekommene Nachrichten über die wechsel- 
‘ vollen Ergebnisse mit elektrischer Bestrah- 
- lung lassen deutlich die Unsicherheit erkennen, 
denen Versuche mit ungenügender Grundlage 

- ausgesetzt sind. 
: ’L’ Industrie Electrique (Jahrg. u. Nummer 
- nieht feststellbar) berichtet von Versuchen in 
- den Jahren 1917 u. 1918 in Frankreich. Ver- 
 sucbsfeld 0,84 ha, Strahlungsnetz aus 5834 m 
_  verzinktem Stahldraht, 1,83 m Maschenweite, 
F _ Abstand von Erde 2,74 m, Gleichstrom 30 000 
bis 39 000 V, Bestrahlung 6 bis 9 h früh und 
7: bis 10 h abends 1917 vom 10. Aug. bis 
Bl 1. Oktober, 1918 vom 22. Juni bis 7. Sept. 
 Ertragssteigerun gegenüber nicht beein- 
4 flußtem Kontrollfeld 1917 — 17,2%, 1918 — 
-12,6%- Genaue Angaben über Ort und Art 
'_ der einzelnen Feststellungen waren nicht zu 
N ungen ; die Resultate sind also unkontrollier- 

ar. Ale 
R „Ihe Electrieian‘ (Bd. 82, 1919, 8. 374) 
berichtet unter dem 4. April 1919 von Elek- 
' - trokulturversuchen in Chester, die im Jahre 
1918 auf einem 0,6 ha großen Ackerstück am 
Overlish-road angestellt wurden. Die Ver- 
suche wurden im Jahre 1917 ohne jede Gabe 
- von Stallmist und Kunstdung ausgeführt. 
Zur Verfügung standen 210 V Gleichstrom, 
- die elektrische Ausrüstung bestand aus Queck- 
- silberunterbrecher, Funkeninduktor,: Lodge- 
Ventilrohren und einem Strahlungsnetz aus 
galvanisiertem Stahldraht. Die Entladungs- 
 -drähte hatten eine seitliche Entfernung von 
"4,5 m und einen Abstand vom Boden, der sich 
so verändern ließ, daß die Spitzen der wach- 
senden Pflanzen den Drähten nicht mehr als 
bis auf 0,6 m nahe kamen. :- Die Ladung der 
‚Drähte war so gehalten, daß aus dem Netz ein 
Funke von 20 mm Lange gezogen wurde, 
- wenn ein geerdeter Draht dem Netz bis auf 
diese Strecke nahe kam. Bei angemessenen (?) 
Witterungsverhältnissen dauerte die Bestrah- 
lung 2 bis 4 h täglich. Der Erfolg war aber 
negativ. Infolge anhaltender Trockenheit in 
“ der ersten Zeit des Wachstums und der be- 
deutenden. Niederschläge in der Zeit der Reife 
konnte kein günstiges Ergebnis erzielt werden. 


Man hatte ausgelegt: 4 Kartoffelsorten, 
- mehrere Arten von Hülsenfrüchten, Rüben 
und Kohlarten. Die Trockenheit war so er- 
‚heblich, daß einige Pflanzenarten gar nicht 
‘ aufgingen. Gewichtsmäßige Feststellungen 
wurden nur zum Teil gemacht. Erbsen hatten 
einen Minderertrag von 27% gegenüber den 
in freier Natur aufgezogenen. Grüne Bohnen 
brachten 73% weniger, Runkelrüben 88% 
' Minderertrag. Die Kartoffelsorten verhielten 
sich verschieden; eine Sorte. zeigte nur 2,2% 
Minderertrag, die übrigen’ aber 20 bis 32%. 
Bei den Kohlpflanzen wurde erreicht, daß sie 
2 bis 3 Wochen früher marktreif wurden als 
die in freier Natur gewachsenen. Sie blieben 
auch merklich von Raupen verschont. Diese 
Ergebnisse bestätigen unsere deutschen Er- 
fahrungen auch in soweit, als festgestellt 
wird, daß bei krautartigen’ Gewächsen eine 
Beeinflussung am leichtesten erreichbar ist. 
In den Jahren 1916 und 1917 machte die 
. Höhere Gärtner-Lehranstalt in Berlin-Dahlem 
Beobachtungen mit elektrischer Bestrahlung. 
. Hier wurden Neonlampen verwendet, deren röt- 
liches Licht in 2 Kontrollversuchen an Gurken 
und Tomaten durchaus günstige Ergebnisse 


nn Sae 
« 


# 


Bf ee ee 
Paar 


zenphysiologischen Erfahrungen volle Beach- 
tung fanden. Ri 

Die genauen Aufzeichnungen der Gärtner- 
Lehranstalt Dahlem ergaben: ! 


zeitigte, weil die inzwischen gemachten pflan- 


Elektrotechnische Zeitschriitt,. 1920. Heit 22. 


Ertrag auf gleicher Fläche | im Jahre 1916 


und unter genau gleiche N =, GHnS 1 Tohrar 
A Ernährungsbedingungen nr ar Te ng 
1. unter natürlichen 
Verhältnissen . . | 186,6 | 69,4 | 163,4| 70,0 
2. bei zusätzlicher 
Bestrahlung mit 
: Neonlicht .. .. 27755.) 96,0 | 230,2 | 101,0 
l 
Mehrertrag durch = ; 
elektr. Bestrahlung '/,| 48,4| 28,0|. 41,0) 441 


Man darf hoffen, daß die zur Förderung 
der Technik in der Landwirtschaft berufenen 
Instanzen diese aussichtsvollen Wege ver- 
folgen werden. Krohne. 


Fernmeldetechnik. 


Theorie der Rahmenantennen. AUMDE 
Blattermann zeigt, daß die von einer Rah- 


menantenne aufgenommene Energie proportio- 
e nEFEL. 
nal ist dem sogen. „Antennenfaktor‘ 2ER’ 


worin F' die Windungsfläche, n die Windungs- 
zahl, ZL die Selbstinduktion und R den Wider- 
stand des Rahmens, A die empfangene Wellen- 
länge darstellen. Lund R eines Rahmens ändern 
sich mit der. Wellenlänge; für jeden Rahmen 
gibt es also eine günstigste Empfangswelle. 
Versuche haben ergeben, daß Litzendraht nur 
für den Empfang mittlerer Wellenlängen nötig 
ist; bei ganz kleinen und ganz großen Wellen- 
längen wurde kein Unterschied in der Wirkung 
zwischen Litzen- und massivem Draht festge- 
stellt. Der wirksame Widerstand von Rahmen- 
antennen wird größer, wenn sie in der Nähe 
-einer Wand aufgestellt werden, auch setzen un- 
benutzte Windungen die Wirksamkeit herab 
und verursachen eine Verschiebung der gün- 
stigsten Wellenlänge nach der größeren Welle 
hin. Die Richtfähigkeit solcher Antennen- 
gebilde zeigt Abweichungen gegenüber der 
Theorie, die sich bei den beiden Minimas beson- 
ders bemerkbar machen. Sie werden verur- 
sacht einmal dadurch, daß zwischen den elek- 
‚tromotorischen Kräften, die in den nebenein- 
anderliegenden Windungen, deren Ganghöhe 
nicht gleich Null gemacht werden kann, indu- 
ziert werden, Phasenverschiebungen auftreten, 
so daß auch in der Minimumstellung ein Strom 
durch den Abstimmkondensator fließt; zweitens 
durch die zwischen Rahmen und Erde ent- 
stehenden Kapazitätsströme und drittens durch 
den Formeffekt der Antenne, der von dem Ver- 
hältnis zwischen Höhe und Breite des Rah- 
mens abhängt. Günstig wirken in bezug auf 
die Richtwirkung: Rechteckform für den Rah- 
men, Wahl einer Ganghöhe, die bei größerer 
Windungszahl gleich dem 1,4-fachen des Draht- 
durchmessers gemacht werden soll, Erdung 
des einen Rahmenendes über einen passend ge- 
wählten Kondensator oder an deren Stelle Auf- 
' Stellungeinesgeerdeten elektrostatischen Schutz- 
netzes. (Journ. Franklin Inst.‘‘ Bd. 188, Ne 8.) 
\ p. 

Funkverbindung Holland— Indien. — Die 
Einrichtung eines Verkehrs zwischen Holland 
und den holländischen Kolonien im Indischen 
Ozean ist auf das Bestreben der Holländer zu- 
rückzuführen, sich während des Weltkrieges 
von den fremden Kabellinien unabhängig zu 
machen. Die Telefunken-Gesellschaft trat an 
die holländische Kolonialverwaltung heran und 
erbot sich, umfangreiche Vorversuche zwischen 
Java und Holland anzustellen, um Unterlagen 
für die Ausgestaltung eines dauernden kom- 


merziellen Funkverkehrs zwischen diesen bei-’ 


den Ländern zu gewinnen. Die genannte Gesell- 
schaft baute eine Versuchsstation (Hochfre- 
quenzmaschine) auf Java in Tjililin. Die hier- 


bei gewonnenen Ergebnisse führten zur Ertei- | 


lung eines Auftrages an die Telefunken-Gesell- 
schaft zur Errichtung von je 1 Großstation in 
Java und Holland. Die Großstation in Holland 
liegt in der Nähe des Dorfes Assel an der Eisen- 
bahnstation Kootwijk, der Strecke Deventer — 
Utrecht. Die Station ist für eine Leistung von 
400 kW Antennenenergie bemessen. ‚Seit eini- 
ger Zeit hat man bereits mit dem Bau der An- 
tennenanlage, die aus 6 Masten von je 200 m 
Höhe besteht, begonnen. Die Arbeiten dürften 
in etwa 6 Monaten soweit gefördert sein, daß 
die Antenne befestigt werden kann. Der Bau 
der eigentlichen Sendestation, die ihren Strom 
aus einem vorhandenen ey bezieht, 
ist in allen Teilen vorbereitet; 

der Maschinen und Sendeapparate beginnt 
demnächst. Die beiden Stationen sind mit je 
1.Duplexanlage ausgerüstet, d. h. mit einer 
getrennten Sende- und Empfangsanlage. Die 


Empfangsanlage der Großstation Assel befin- 


det sich etwa 60 km von Assel entfernt auf 
der Nordbrabanter Heide beim Dorfe Sambeek. 
Die in der Richtung von ‚Westen nach Osten 
(Richtung Indien) verlaufende Empfangsanlage 
wird von 7 in Holzfachwerk ausge ührten Tür- 


im Jahre 1917 


-18. 


ie Aufstellung | 


439 


men von eigenartiger Fischbauchform getragen, 
die je 250 m voneinander abstehen und 62 m 
hoch sind. Die Antennenanlage besteht aus 
einer dreidrähtigen Hauptantenne, die 60 m 
hoch und 1600 m lang ist; die Mittelantenne be- 
steht aus 5 Drähten, welche 42 m oberhalb des 
Heidebodens sich über 1200 m ausdehnt; die 
niedrigste Antenne wird von 4 besonderen 
Pfählen ohne Fachwerk getragen und ist 750 m 
lang. Diese Empfangsanlage in Sambeek ar- 
beitet bereits seit längerer Zeit, u. zw. werden 
bis zur endgültigen Fertigstellung der Groß- 
funkstelle in Java von dort die Telegramme 
mit.der kleineren Versuchsstation Tjililin ge- 
sandt, deren ausgestrahlte Antennenenergie 
etwa 100 kW beträgt. Der regelmäßige Emp- 
fang ermöglicht es, alle Telegramme für das 
Kolonialamt dem Mutterlande seit Ende No- 
vember vorigen Jahres auf drahtlosem Wege 
zuzustellen. Die Empfangsverhältnisse für 
Nachrichten aus Indien sind nach vorstehendem 
in Sambeek äußerst günstig. Soweit etwaige 
amerikanische Stationen in der Richtung Hol- 


‚land — Indien liegen, gilt dies auch für den Emp- 


fang aus Amerika. Die holländische Regierung 
dürfte nicht abgeneigt sein, ihre holländische 


‘ Großstation. auch mit einer amerikanischen 


Station in Wechselverkehr treten zu lassen. 
Wie ‚Het Vaterland‘ vom 11. III. 1920 mitteilt, 
hat Amerika bereits drahtlos in Sambeek ange- 
fragst, ob Holland bereit wäre, Telegramme von 
Annapolis anzunehmen und weiter zu befördern. 
Die Anlage wird natürlich mit Maschinen- 
schnellsender betrieben. Derin Bandoeng z. Zt. 
zur. Verfügung stehende Sender ermöglicht ein 
Schnellsenden. von 225 Worten i. d. Min,, die 
von einem Parlographen aufgenommen werden. 
Die endgültige Schnelltelegraphieranlage wird 
modernen Schreibempfang erhalten. ie im 
Bau befindliche endgültige Sendeanlage in 
Java besteht aus einerHochfrequenzmaschinen- 
anlage, die aus einem eigens für die Zwecke der 
dortigen drahtlosen Telegraphie gebauten 
Kraftwerke gespeist wird, das bei dem Orte 
Dajeuhkolot, der etwa 10 km von Bandoeng 
am Flusse Tjitaroem liegt, errichtet wurde. 
Der Bau dieser Zentrale in der Nähe eines 
Flusses erschien deshalb geboten, weil eine er- 
hebliche Menge Kühlwasser, etwa 800 cbm, 
für den Betrieb der Oberflächenkondensation 
der 1000 PS-Turbine benötigt wurde. Nach er- 
folgtem Ausbau beträgt die Leistung des Kraft- 
werkes etwa 2500 PS. Zur Erzeugung des für 
die Turbine (System de Laval) benötigten 
Heißdampfes von 12 at Betriebsdruck und 350° 
Überhitzung. sind 4 Wasserrohrkessel System 
Babeock und Wilcox vorgesehen, von denen 
3 Stück sofort zur Aufstellung gelangen. Diese 
3 Kessel erhalten eine Anlage für künstlichen 
Zug und besitzen insgesamt etwa 600 m? Heiz- 
fläche. Wegen des außerordentlich schlechten 
Heizwertes der Javakohle wurden die Kessel 
noch mit. einer Ölfeuerungsvorrichtung ver- 
sehen, die mit einem leicht im Lande zu be- 
schaffenden Ölrückstand als Brennstoff be- 
trieben werden kann. Der in den Turbo- 
generatoren erzeugte Drehstrom wird durch eine 
Umformeranlage auf 25 000 V Spannung ge- 
bracht und mit einer besonderen Hochspan. 
nungsleitung nach der etwa 25 km entfernten 
Sendestation geführt. Th. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Verband deutscher Elektro-Installations- 
firmen e. V., Frankfurt a. M. — Der Verband 
hält am 14. VI. 1920 in Münster i. W. seine 
ordentliche Jahresversammlung ab. 
Auf der Tagesordnung stehen Vorträge über 
„Landwirtschaft und Elektroinstallation‘, 
„Lehrlingswesen und Fortbildungsschulwesen‘, 
„Tarifverträge mit Arbeitern und Angestellten ‘‘, 
„Die Neon-Lampe‘‘ mit Vorführung usw. 


Eine neue Gesellschaft für Bauingenieur- 
wesen. Das Bedürfnis eines Zusammen- 
schlusses des Bauingenieurwesensin der Praxis, 
wie ein solcher im Auslande bereits mehreren- 
orts seit langer Zeit besteht, hat sich nun 
auch in Deutschland bemerkbar gemacht. Es 
soll dadurch ein gemeinsamer Mittelpunkt und 
eine gemeinsame Vertretung der fachwissen- 
schaftlichen Interessen geschaffen werden. Am 
4. Mai d. Js. haben sich im Hause des Vereins 
deutscher Ingenieure eine große Zahl führen- 
der Vertreter der verschiedenen Sonderfächer des 
Bauingenieurwesens aus allen Teilen Deutsch- 
lands und aus dem befreundeten Auslande zu- 
sammengefunden, um die Frage einer Gründung 
einer „Deutschen Gesellschaft für Bau- 
ingenieurwesen‘“ zu besprechen. Als Mittel 
zur Erreichung des Zweckes der Gesellschaft ist 
zunächstin Aussicht genommen die regelmäßige 
Abhaltung von Vorträgen, die Herausgabe einer 
Zeitschrift, gegebenenfalls unter Ausbau einer 
bestehenden, die Bildung von Ortsgruppen. 
Körperschaftliche Mitglieder sind nicht vorge- 
sehen. Die Geschäfte der Gesellschaft werden 


440 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 2. 


3. Juni 1920. 


von der Mitgliederversammlung, dem Vorstand 
und einer Geschäftsstelle besorgt. Dem Vor- 
stande steht ein wissenschaftliener Beirat zur 
Seite. Es soll mindestens jährlich eine ordent- 
liche Mitgliederversammlung stattfinden, außer- 
dem können außerordentliche Mitgliederver- 
sammlungen angesetzt werden. Der Vorstand 


soll aus 15 Personen bestehen, von denen zur | 


Aufreehterhaltung der Verbindung mit anderen 
Fachrichtungen des Ingenieurwesens ein Drittel 
dem Mitgliederkreise desVereins deutscher Inge- 
nieure angehören muß. Der vorläufige Vorstand 
setzt sich zusammen aus den Herren: Taaks- 
Hannover, de Thierry-Berlin, Schmick- 
München, Gehler-Dresden, Hüser-Obercas- 
sel, Wendemuth-Hamburg, Kemmann-Ber- 
lin, Blum-Hannover, Giese-Berlin, Kölle- 
Frankfurta. M., Fleck-Dresden, Kress-Berlin, 
Bilfinger-Mannheim, Helbing-Essen, Eise- 
len-Berlin. Den Schluß der Versammlung am 
4. Mai bildet 'ein Vortrag des Prof. Dr.-Ing. 


.Blum-Hannover, über „Die Zusammenarbeit 


zwischen Eisenbahnen und Wasserstraßen‘‘. Aus- 
kunft über die Gesellschaft erteilt die Geschäfts- 
stelle Berlin NW 7, Sommerstr. 4a. 


Verschiedenes. 


Erhöhung der Prüfungsgebühren der Phy- 
sikalısch-Technischen Reichsanstalt.!) — Der 
Teuerungszuschlag auf die Prüfungsgebühren, 
welche nach der Gebührenordnung der Physi- 
kalisch-Teehnischen Reichsanstalt vom 1. Juli 
1918 erhoben werden, beträgt ab 15. Mai 1920: 

bei Teil I, Abschnitt Optik: 

Dfd. Nr. 21,222 und.25 
. . 24 . . . . . . . . 
bei Teil II, Elektrizität: 


. 200% 
. 300% 


Lfd. Nr. 1 bis 16a (Zeigerinstrumente) 150% 
5 „ 16b und 16c (Zeigerinstru- 
mente mit Meßwandiern) .. 300% 
Si „ 17 bis 25 (Meßwandler) . - 300% 
x, » 26 bis 34 (Nlektrizitätszähler) 300% 
jedoeh für Zänler bis 25 kW 200% 
& „» 35 bis 55 (Induktivitäten, Ka- 
pazitäten, Wellenmesser, Wi- 
derstände)", #8 47.22.1509 
5 „ 56 bis 57 (Leitungsmateria- 
en) ee ae 20200 
Ri ‚„, 58 (Normalelemente) 1500 
Ki „ 59 (Primärelemente mit Aus- 
nahme von Taschenlampen- 
batterien) ee BERN, 
Taschenlampenbatterien . . . 150% 
% „ 61 bis 85 (1solations- und In- 
stallationsmaterial) 2881400975 
FE »„» 86 (Maseninen und Transfor- 
Tnatoren), ver... 300% 
bei Teil II, Magnetismus: 
Lfd. Nr. 1 bis 11. . 200% 


Für die durch Aus- und Einpacken der 
Prüfgegenstände verursachten Kosten wird 
eine Gebühr von 2 M für jede angefangenen 
10 kg Bruttogewicht erhoben. 

Bei Gegenständen, die für das Ausland 
bestimmt sind, wird die Gebühr nach der Ge- 
bührenordnung ohne Teuerungszuschlag, jedoch 
in der Währung des betreffenden Landes unter 
Zugrundelegung, der Valuta am 31. Juli 1914 
festgestellt und nach dem am Tage der Ausfer- 
tigung des Prüfungsscheines an der Berliner 
Börse notierten Kurs des betreffenden fremden 
Geldes in Mark umgerechnet. Ergibt sich hier- 
nach ein geringerer Betrag als nach den obigen, 
für das.Inland festgesetzten Bestimmungen, so 
werden letztere angewendet. 

Deutsche Firmen, welche für das Aus- 
land bestimmte Gegenstände der Reichsan- 
stalt zur Prüfung einreichen, werden ersucht, 
dies im Prüfungsantrage zum Ausdruck zu 
bringen. 


Das Kilowatt als allgemeine Einheit der Lei- 
stung.— Nach dem Grundsatz,, audiatur et altera 
pars‘ sei es gestattet, an dieser Stelle auch ein- 
mal gegen das Kilowatt als allgemeine Lei- 
stungseinheit?) zu sprechen. Die Gründe, aus 
denen man im Jahre 1914 die Kilowattsekunde 
als allgemeine Energieeinheit einführte, waren 
folgende: 

1. Es soll die Tatsache, daß mechanische Ener- 
- gie, Elektrizität und Wärme nur verschie- 
dene Erscheinungsformen der Energie sind, 
dadurch betont werden, daß sie auch mit 
derselben Einheit gemessen werden. 

2. Als solche Energieeinheit eignet sich beson- 
ders die Wattsekunde; sie ist eine auf wis- 
senschäftlicher Grundlage aufgebaute all- 
gemeine Arbeitseinheit, auf welehe man bei 
der Entwicklung der Elektrotechnik die 
Einheit der Feldstärke und der Elektrizi- 
tätsmenge bezogen hat. 


) Vgl. anch ETZ* 1919, 8. 428; 1920, 8. 18. 
») Vgl. „ETZ“ 1920, 8.185 


Hingegen benutzt das Meterkilogramm 
das nicht dem wissenschaftlichen Maßsy- 
stem 


liches Sondermaß der Wärmetechnik. 

3. Es ist von Vorteil, die gegenseitigen Um- 
wandlungsgrößen der 3 lnergieformen ent- 
behren zu können. 

Gegen diese Gründe kann man folgendes 
anführen: 

Zu 1. Diese Betonung ist nicht nötig und 
nur dann wünschenswert, wenn keine Nach- 
teile entgegenstehen. 

Zu 2. Unser jetziges elektrisches Maßsy- 
stem ist aus dem vorner in den Lehrbüchern 
gebräuchlichen, absoluten, elektromagnetischen 
System entstanden, welches das Erg als Ener- 


gıeeinneit benutzte und auf der Messung von 


Kräften in Dyn berunte. Volt und Ampere- 
sekunde wurden als 10° und 107 !faches der alten 
elektromagnetischen Einheiten so festgesetzt, 
daß sich praktisch brauchbare Kinheiven er- 
gaben. lJur Produkt, die Wattsekunde, ist 
gleich der Bewegungsenergie von 2 kg Masse 
bei einer Geschwindigkeit von 1 m i. d. Sek. 

Man ist also bei Festsetzung des Produktes 
Volt mal Amperesekunde vom e g s-System zu 
einem mkgs-System gekommen, ohne an 
Stelle des Lyn im neuen System eine Krattein- 
heit zu schaffen. Unser jJetziges, elektrisches 
Malbsystem beruht nieht mehr auf einer Kräfte- 
messung, denn Volt und Ampere sind auf andere 
Weise gesetzlich bestimmt und leicht repro- 
duzierbar. 

Hieraus geht hervor, daß die Wattsekunde 
als Einheit der elektrischen Energie geschaffen 
wurde. 

Solange in der Technik das Kilogramm- 
gewicht als Krafteinheit anerkannt und in Ge- 
prauch ist, wird man die Arbeit in Meterkilo- 
gramm messen. 

Die Wärmemenge, die von einem Körper 
bei einer bestimmten 'lemperaturerhöhung ge- 


wonnen wurde, tritt aus iım.wieder aus, wenn » 


die Temperatur um eine gleiche Anzanl von 
Graden sinkt. 

Der klare und schöne Aufbau der Begriffe 
Arbeit und Wärmemenge auf den für ihre Mes- 
sung nötigen Faktoren Kilogrammgewieht und 
Celsiusgrad wird also durch Eintührung der 
Wattsekunde zerstört, die weder mit dem Kilo- 


grammgewicht noch mit dem Celsiusgrad etwas | 


zu tun hat. 

Zu 3. Einerseits fällt beim Ersatz der 
Pferdekraft durch das kW der Umrechnungs- 
faktor fort; dafür ist es aber nötig, zum Maß 
die Energieform zu kennzeichnen, was nicht 
nur lästig ist, sondern auch in der Praxis erfah- 


rungsgemäß zu Milverständnissen führt. Ander- 


seits soll die Maschinen- und Wärmetechnik 
zur Umrechnung der mit Hilfe von Kilogramm- 
gewicht und Oelsiusgrad gemessenen Knergie 
immer die Beziehungen benutzen: 


1. Kilowattsekunde ist praktisch gleich » 
102 mkg und praktisen gleich 0,239 Kalorien. 


Werden jedoch die Pferdekraft und die 
Kalorie beibenalten, so werden jene leider un- 


‚genauen Faktoren nur bei der Umrechnung in 


das Maß einer anderen Energieform gebraucht, 
während die Pferdekraftsekunde klipp und klar 
gleich 75 mkg ist und die Kalorie sıch aus den 
Messungen ohne weiteres ergibt. 


Es ergibt sich, daß die Wattsekunde als 


allgemeine Energieeinheit ebensowenig geeig- 
net ist, wie das Meterkilogramm, was ja auch 
der ihrer Einführung in die Praxis während 
6 Jahren entgegengesetzte Widerstand bewie- 
sen hat. ; 

Zurzeit werden in der Elektrotechnik als 
mechanische Leistungseinheit das Kilowatt und 
die Pferdekraft nebeneinander gebraucht. Ein 
Teil der Elektromotorentypen ist nach der 
einen, der andere nach der anderen Be- 
zeichnung abgestuft, so daß eine Verwirrung 
entstanden ist, die möglichst bald beseitigt 


werden muß, . Walter Weigand. 
Wir "haben obige Vorschläge Herrn. Prof. 


Dr. Emde, Stuttgart, mit der Bitte um eine Äußerung 
vorgelegt und lassen diese hier folgen. D. S. 


Daich dem Unterausschuß angehört habe, 


den der AEF mit der Niederschrift der Be- 
gründung seines Vorschlages beauftragt hatte, 


so hat mich die Schriftleitung aufgefordert, 
mich zu der Zuschrift des Herrn Weigand. 


zu äußern. 
Herr Weigand gibt zunächst die Begrün- 
dung des AEF entstellt wieder: 


1. Durch die Einführung des Kilowatts als | 


allgemeine Leistungseinheit sollten nieht irgend 
welche theoretischen Zusammenhänge ‚betont‘ 
werden, sondern es sollte ein Rechenvorteil 
wahrgenommen werden. Theoretische Zusam- 
menhänge hervorzuheben, ist Sache der Lehr- 
bücher, man kann damit nicht Zahlenrechnun- 
gen belasten. (Vgl. blaues AEF-Heit, Sprin- 
ger 1914, S. 13 und ‚„ETZ“ 1911, 8. 722.) 


angehörige Kilogrammgewicht als 
Kratteinneit, und die Kalorie ist ein willkür- 


2. Die Einführung des Joule als allgemeine 


Energieeinheit hat aer AEF nient damıt be- 


gründet daß das Joule in der Klektrotechnik 


gebraucht wird, sondern: er hat ausdrücklich 
die Ansicht abgelehnt, daß das Joule eine spe- 
zifisch elektriscne Energieeinneit sei, und darauf 
hingewiesen, daß jenseits der Grenzen der 
heutigen Meßgenauigkeit ein Unterschied zwi- 
schen dem mechanisch definierten und dem 
elektrisch definierten Joule besteht. (Blaues 
AEF-Heft, 8. 37 u. „EIZ“ 1914, 3. 281.) Der 
AEF hat auch nicht das absolute Maßsystem 
anderen Maßsystemen als das „wissenschaft- 
liche‘‘ gegenübergestellt. In der Tat hat eine 
solche Aussage keinen ' greifbaren Inhalt. 


Schließlich hat der AEF nirgends hervorge- 


hoben, daß dıe Kalorie ein wıllkürliches Son- 
dermaß der Wärmetechnik sei. Jede Einheit 
ist willkürlien. iz 

3. Hier weist Herr Weigand auf etwas Rich- 
tiges hin, aber die Fassung, es sei ein Vorteil, 


.dıe „gegenseitigen Umwandlungsgrößen der 


drei Energieformen entbehren zu können“, fällt 
nicht dem AKF' zur Last. 


DR 


‚Gegen diese dem AEF größtenteilszu Un- 


recht zugesenobenen Gründe macht nun Herr’ 


Weigand eine Reihe von Einwendungen. Aber 
auch dieser zweite Teil der Ausführungen Herın 


Weigands stellt vieles schief dar: 
Zu 1. ist nichts. zu bemerken. 
Zu 2. Die Leistungseinheit Watt ist nicht 


dem System kg - Masse— Meter (Krafteimneit; 


102 Gramm) eıgentümlich, sondern genörtz. B. 


auch zu dem System 100 kg- Masse— Dezi- .. 


meter (Krafteinheit: 1,02 kg) oder zu dem >y- 
stem 410 Tonnen - Masse—cm . (Krafteinneit: 
10,2 kg). (Die Zeiteinneit ist jedesmal dıe Se- 
kunde.) Mit dem Watt lasseu sıch. also ver- 
schiedene Krafteinneiten in ein System 
bringen (vgl. „EIZ" 1904, 8: 437). Die Yat- 
sache, daß man das Watt zuerst zur Messung 
elektrischer Leistungen benutzt hat, macht 
doch weder das Watt zu einer spezifisch elek- 
trischen Leistungseinheit, noch sprieht sie iım 
die Tauglichkeit zur Angabe anderer Leistun- 
gen ab. \ Be: 

Niemand soll daran gehindert werden, me- 


‚chanische Arbeiten in Kılogrammetern auszu- 
Die Leistungen 'hat man aber 


drücken. 
früher gewöhnlich eben nıcht in Einheiten von 
lkgm/s angegeben, sondern’in Einheiten von 
75 xgm/s.. ber A£BF hat nun vorgeschlagen, 
dafür 102 kgm/s zu setzen. 

Unter i. hat Herr Weigand zu Unrecht 
dem AEF unterstellt, daß er die Wahl der Ein- 


heiten mit der Betonung theoretischer Zu- 


sammenhänge hätte in Verbindung bringen 
wollen. Diesen Fehler begeht Herr Weigand 


nun aber selbst bei der Kalorie, nur im umge- 


kehrten Sinne. Die Begriffe Arbeit und 
Wärmemenge können duren keine noch so ab- 
struse Wahl der Einheiten angetastet werden. 
Der Reehnungsgang, um den es Herrn Wei- 


nutzung des Joule als Wärmeeinheit erhälten, 
‚wenn man die spezifische Wärme, wie das 


SEN: Buch .= » Joule” & 
ohnehin schon oftgeschieht, in g.Grad ausdrückt 


(z. B. spezifische Wärme des Wassers — 4,19. 


AlsNormalkörper denke man sich nieht Wasser, 
sondern ungefähr Luft bei konstantem Druck 
oder Schwetelkohlenstoff). In der Begründung 
hat der AEF ausdrücklich darauf hingewiesen, 
daß bei der Bestimmung spezifischer Wärmen 
und anderer Wärmekonstanten die Wärme heut 
meist elektrisch gemessen wird. Der Vorschlag 
des AEF schließt sich also eng an die Praxis 
der heutigen Präzisionsmessungen an. ° 

Zu 3. Herr Weigand sieht einen Nachteil 
des Gebrauchs einer einzigen Leistungseinheit 
darin, daß man bei Zahlenangaben nun.nicht 
mehr an der Einheit die Art der Energie er- 
kennen könne. Das erinnert an die PSe und 


“PSi aus früheren Zeiten. (Was ist mehr: 1 PSe 


oder 1 PSi?_ 1 kW oder 1 kVA? Was ist 
schwerer: 1 Pfund Blei oder 1 Pfund Federn ? 
usw.) Es ist aber gar nicht Aufgabe der Ein- 


heiten, die Größenart zukennzeichnen. Man. 
‚könnte sonst auch verlangen, daß gewisse Län - 


gen in Metern, andere in Ellen gemessen wer- 
den. Korrekt kann es z. B. nur heißen: N = 


‚100 PS, Ne = 80 PS. Diese Ausdrucksweise ist 
zugleich einfach und eindeutig. Daß dieZahl 75 


vor der Zahl 102 etwas voraushaben und also 


die Rechnung mit Pferdestärken bequemer als 


die Rechnung mit Kilowatt sein sollte, ist wohl 
nicht recht einzusehen. Der AEF wollte, ‘wie 
gesagt, nieht den Praktikern zumuten, die 
Wärmemengen erst in Kalorien auszurechnen 
und dann auf Kilojoule umzurechnen. ; 

In früheren Zeiten müßten die Elektro- 


techniker, gezwungen durch den allgemeinen 


Brauch, nach der Bremsung eines Elektromo- 
tors (etwa über dem Drehmoment) die mecha- 
nische Leistungin Pferdestärken auftragen, den 


elektrischen Verbrauch in Kilowatt, Ist das 


"gand eigentlich zu tun ist, bleibt auch bei Be- 


8. Juni 1920, 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 22. 


AN 


\ 


_ mün nicht geradezu lächerlich? Benutzt man 
„eine gemeinsame Leistungseinheit, so kann man 
die beiden Kurven unmittelbar miteinander 
. vergleichen, der Wirkungsgrad wird so auts 
sehönste veranschaulicht. Wievieltausende von 
- „Stunden sind wegen dergleichzeitigen Benutzung 
verschiedener Leistungseinheiten in un- 
_  fruchtbarer Umreehnungsarbeit vertan (und 
bezahlt!) worden und werden noch vertan! 
0. Daß man gerade das Kilowatt als gemein- 
same Leistungseinheit gewählt hat, ist ja auch 
nicht willkürlich, sondern das haben die Dampf- 
turbinen mit sich gebracht. Ferner bezahlen 
‘ die vielen, den verschiedensten Gewerben an- 
S au rigen Benutzer von Elektromotoren ihren 
tromverbrauch nach Kilowattstunden. Da 
"ist es für sie, die oft keine besonderen Rechen- 
künstler sind, viel bequemer, wenn man ihnen 
den Verbrauch ihrer Arbeitsmaschinen in Kilo- 
watt und niehtin Pferdestärken angibt. Ebenso 
will z.B. der Landwirt die Leistung seines 
Elektromotors in Kilowatt wissen. Die um 
36% größere PS-Zahl muß ihm als Fata mor- 
Des ai erscheinen, wenn er seine Stromrechnung 
ezahlt hat. Die Entwicklung unserer tech- 
nischen Verhältnisse hat das Kilowatt zur 
}  volkstümlichsten Leistungseinheit gemacht. 
Der Widerstand, der sich gegen die Ein- 
; führung einer einheitlichen Leistungseinheit 
L noch vereinzelt geltend macht, und der manch- 
3 mal dadurch ausgedehnter erscheint, als er 
Ih 
Ye 


u 


wirklich ist, daß nur der Widerspruch laut wird, 
| die Zustimmung aber stumm bleibt, beruht, so- 
viel ich sehe, nicht auf stichhaltigen, sachlichen 
E. ‚Gründen, sondern auf einem gewissen geistigen 
- — Beharrungsvermögen mancher Ingenieure, das 
zu der sachlichen Fortschrittlichkeit der Tech- 
nik übel paßt. Diese Ingenieure lieben es, die 
: Laienwelt als Sündenbock vorzuschieben mit 
der Behauptung, das Geschäft werde erschwert, 
weil die Kundschaft an der Buntscheckigkeit 
der alten Einheiten klebe. Es kann nieht laut 
- und nachdrücklich genug gesagt werden, daß 
das nicht den Tatsachen entspricht. Die Be- 
sitzer und Benutzer technischer Einriehtungen 
haben im Gegenteil das eine Interesse, von 
‚allen überflüssigen Umrechnungskunststücken 
befreit zu werden. Fritz Emde. 


Industrie und Handel. 


0... Warenpreis und Geldwert. — Die Waren- 
- preise sind bei uns nieht nur von Angebot und 
Nachfrage abhängig, sondern auch eine Funk- 
tion der Valuta. Sie beeinflußt sie direkt durch 
‚die für das Produkt verwendeten ausländischen, 
hr indirekt durch die inländischen Rohstoffe, 
- durch Halbfabrikate und Löhne, insofern bei 
diesen wiederum die für Herstellung und Ar- 

beitsleistung aus dem Ausland bezogenen Le- 
bensmittel, Bekleidungsstoffe und sonst not- 
wendigen Einfuhren wirksam werden. Ent- 
sprechend dem, schwankenden. Geldwert im 
Ausland sind die Inlandpreise unbeständig und 


machen. h 
. ae TI: | 
,° HH ae 
ef N 1% 
{ RR re ee | 
92400 
» 
’ ‚2000 
4 % 1600 = 
# 1200 
RE. 
a, 
ee 
« 200 \— 


179 12 12 10 IM ME WNZON2 13. 


‚Inlandpreis 1914: 1260 M/t. 
Auslandpreis 1914: 3C0 $ New York. 
1919/20: 420 re 1,4-fache Friedenspreis. 


Abb. 11. Prozentuale Preissteigerung für Elektrolytkupfer: 


In einem diese Beziehungen zwischen Wa- 
renpreis und Idwert nebst ihren Folgen 
behandelnden Aufsatz!), bei dem indessen 
zu berücksichtigen ist, daß er am 1. III. 1920, 


1) „A.E.G.-Volkswirtschaftl. Blätter“ Bd. 1, 1970, Nr. 10. 


also vor dem plötzlichen Valutaumschwung, 
abgeschlossen wurde, zeigt H. Hartmann an 
instruktiven Kurven den verschiedenen Grad 
der Einwirkung des Markwertes im Ausland auf 
die wichtigsten Rohstoffe und auf die Löhne in 
der Elektroindustrie sowie die Gesamtwirkung 
auf das Fertigprodukt. So illustriert Abb. 11 die 
prozentuale Preissteigerung von Elektrolyt- 
kupfer im Inland und Ausland (Amerika), be- 
zogen auf Papiermark. Hier lassen die beiden 
Kurven, deren Abweichungen ein Bild der 
tatsächlichen Schwankungen des Weltmarkt- 
preises von Kupfer geben, erkennen, daß der 
Preis, der im Ausland seit Mitte 1919 als an- 
nähernd konstant betrachtet werden kann und 
um 420 $/t, d.i. das 1,4-fache des Vorkriegs- 
preises (300 $/t) schwankt, in Papiermark aus- 
gedrückt, diesseits und jenseits unserer Grenzen 
nur noch eine Funktion des Geldwertes ist. Da 
bei dem fast ausschließlich aus dem Ausland 
kommenden Kupfer die höhere Kaufkraft der 
Papiermark im Inland nicht in Erscheinung 
tritt, wächst der Preis in demselben Maße, wie 
die Papiermark fällt. Am 1. III. 1920 war bei- 
spielsweise der Dollar auf rd das 25-fache vom 
Juli 1914 gestiegen, und da der Kupferweltpreis 
das 1,4-fache gegenüber 1914 betrug, ergibt sich 
ein Papiermarkpreis für Kupfer von 25 x 1,4= 
dem 35-fachen des Kupferpreises von 1914. 
Hier kommt also die Geldentwertung voll mit 
100% zum Ausdruck. 

Das ist nicht mehr der Fall bei den Eisen- 
preisen, die im Inland von den Verbänden 
unter Kontrolle des Reichswirtschaftsamtes 
bestimmt und hauptsächlich durch den Preis 
der ausländischen Erze, der inländischen Kohle 
und durch die Löhne beeinflußt werden (Abb. 
12). Am 1.11.1920 stellte:sich der Inlandpreisfür 


Yabeisen 
f PODIerManK 
New York. 


400 IR 250 a =; E ach, Tiedenspr 
200 2 7 Colin N-Bch PA 
2 62Jare=230oltefriader 


2 18 13 WO IM ME MM 18 

Gießerei- 

BT roheisen 68. M/t „m. ır [1561 M/t 

ar Stabeisen 95 na: 2090,45 3; 
Grobblech 100 3435 „ 
Gießerei- Ä 

FT roheisen 15,75 $/t m ı.H f 40°. $k 

Eee Stabeisen 43,75 „ 1920 2 87,00 ., 
Grobblech 46,25 [108,75 , 


Abb. 12. Prozentvale Preissteigerung für Gießereiroheisen, 
Sta beisen, Grobblech. 


Gießereiroheisen auf rd das 25-fache, bei Stab- 
eisen auf das 27,5-fache und bei Grobblech auf 
das 34,5-fache des Friedenspreises, während der 
Auslandpreis in Papiermark für Gießereiroh- 
eisen.und Grobblech etwa auf das 62,5-fache, 
für Stabeisen, anscheinend örtlicher Marktver- 
hältnisse wegen, nur auf das 50-fache gestiegen 
war. In Amerika .selbst betrug die — für 1919 
und 1920 wieder als gleichmäßig konstant ange- 
nommene — Erhöhung, bezogen auf Dollar, für 
Gießereiroheisen und Grobblech nur, das 2,5- 
fache, für Stabeisen das 2-fache. 

Der den Eisenpreis beeinflussende Koh- 
lenpreis (Abb. 13), den in Deutschland eben- 
falls die Verbände unter Kontrolle dest Reichs- 
wirtschaftsamtes bestimmen, ist wieder zum 
größten Teil abhängig von den Löhnent und 
weiter von'den\Kosten des Grubenbaumaterials, 
neuer Maschinen usw. Er hat sich im Inland 
auf mehr als das 12-fache erhöht, trotzdem die 


1120. 12 13 


2113 308,19. 1100: 112. 


Inlandpreis 1914: 14 Mit 
Auslandpreis 1914: 3,3 $/t 
19230: 4,12 „ 


Abb. 18. Prozentuale Preissteigerung für Kohle. 


IM. 


Stundenlöhnenach Abb .14 nur etwa auf das 
4,7-fache gewachsen sind, was sich daraus er- 
klärt, daß Arbeitszeit und Leistung erheblich 
abgenommen haben, die Unkosten infolge von 
Feierschichten (Streiks usw.) und auch die 
Preise für Neuanschaffungen sehr gestiegen 


(=50Doli= ad Ariedbr. 
100 Golan =25 Dblt=FFiedfer, 


RI 172,0, 1120 105 18. 


ze 
1719 187.09 


Abb. 14. Prozentuale Preissteigerung für Stundenlöhne. 


710, 


sind. Der Auslandpreis in Dollar ist nur etwa 
das1,25-fache des Friedenspreises; jedoch in Pa- 
piermark ausgedrückt, war er am 1. III. 1920 
das 31-fache. Bei der Kohle kommt, den gerin- 
geren Einfuhrmengen entsprechend, die Geld- 
entwertung noch weniger als bei Eisen zum 
Ausdruck, am geringsten aber bei den Löhnen, 
wo nur der Anteil der benötigten ausländischen 
Lebensmittel, Bekleidung usw. wirkt. In Ame- 
rika sind die Löhne auf etwa das 2-fache ge- 


RS rem Fulda pre ET 


RIT2 STERNE ARD ISSAL2OE A273 


Abb.15. Prozentuale Preissteigerung für 
elektrische Maschinen, 


442 


m mm m 


wachsen, was am 1. Ill. 1920 in Papiermark 
etwa dem 50-fachen gegenüber einer tatsäch- 
lichen Inlandsteigerung auf das 4,7-fache ent- 
sprach. Zu beachten ist dabei, daß die wirk- 
lichen Arbeitskosten je Arbeitsstück wegen Ver- 
kürzung der Arbeitszeit und Verringerung der 
Leistung wesentlich mehr zugenommen haben, 
als die Stundenlohnerhöhung ergibt. Abb. 15 
stellt als Summe der besprochenen Einwirkun- 
gen die prozentuale Preissteigerung für elek- 
trische Maschinen von 5 bis 100 kW dar, 
die im Inland am 1. III. 1920 das 26-fache des 
Friedenspreises, im Ausland (Amerika) in Dollar 
das 2-fache, in Papiermark das 50-fache be- 
trug. 

Der Versuch, aus den Resultaten der Abb. 11 
bis 14 rechnerisch die Werte von Abb. 15 zu er- 
mitteln, ergibt nach Hartmann annähernd 
folgendes Bild. Der Preis einer elektrischen 
Maschine von 5 bis 100 kW setzt sich zusammen 


aus z 
Deutschland 1920 
(im Mittel)‘ 


Amerika 1920 


Eisen rd. 50% 50.25 =135% 50.30 =1500% 
Fe 14.05, DD yAsd ==: 35, 4202,80. 21070 

ohnen 
Unkostenrd. 8; 5.2 = 50, 3.47= 117, 
100% 310% 2492 %, 


Diese Zahlen stimmen mit den Kurven gut 
überein,-denn in Wirklichkeit werden in Ame- 
rika, den höheren Löhnen entsprechend, die 
Unkosten etwas niedriger sein, so daß man auf 
das 2-fache des Friedenspreisess kommt. In 
Deutschland erfordern Arbeitslöhne und Un- 
kosten mehr als das 4,7-fache, weil letztere, 
beeinflußt durch geringere Arbeitsleistung und 
-zeit, höher werden, so daß derin Abb. 15 


festgestellte 26-fache Wert des Friedenspreises | 


gleichfalls als riehtig angesehen werden kann. 
Alle solche Bereehnungen setzen indessen regel- 
mäßige und geordnete Arbeitsverhältnisse vor- 
aus. Will man die Preise, wie das z. B, für die 
deutsche Elektroindustrie bindend die Preis- 
stelle tut, von Mönat zu Monat festlegen, so darf, 
den Kurven entsprechend, nicht übersehen wer- 
den, daß dabeidie mitunter sehr reichlichen täg- 
lichen Schwankungen keine Berücksichtigung 
finden; außerdem sind für die Preisfestsetzung 
auch die Zahlungsbedingungen von Bedenu- 
tung. Hartmann kommt zu dem Ergebnis, daß 
die Preisbildung im Inland bei schwan- 
kendem Geldwert unbedingt variable Preise 
notwendig macht und die Größe der Preis- 
schwankungen für die einzelnen Fabrikate, ab- 
gesehen von den Preisveränderungen am Welt- 
markt, von den für die Rohstoffe.und Löhne er- 
forderlichen Einfuhrmengen abhängt. 

Nun zu der Preisbestimmung für Liefe- 
rungen nach dem Ausland. Hier müssen 
sieh die Preise auf die Marktlage in’dem be- 
treffenden Lande unter Berücksichtigung der 
dort event. vorhandenen Industrie bzw. einer 
besonders gut eingeführten Auslandskonkur- 
renz einstellen. R 
der Stabilität der betreffenden Auslandwäh- 
rung, die Einwirkung der nationalen Geldent- 
wertung auf die Preise der heimischen Industrie 
und die Bewertung des deutschen Geldes im 
Auslande. Hartmann nimmt als Maßstab für 
den Weltmarkt die V. S. Amerika als dasLand 
mit der stabilsten Währung und zeigtin Zahlen- 
tafel 1 einmal das zeitliche Verhältnis der Wer- 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heft 22. 


Dazu kommt die Frage nach . 


x 


S 3. Junt 1920, 


denselben Zeitpunkten gegenüber der Vor- 
kriegszeit lediglich unter der Einwirkung der 
Geldentwertung in. jenen Ländern bei Zu- 
grundelegung eines 2-fachen Weltmarktpreises. 
Von diesen Werten weichen jedoch die tatsäch- 
lichen Marktpreise in den einzelnen Ländern 


unter der Wirkung oben bezeichneter Faktoren . 


ab, und man muß sich daher durch direkte Be- 
richte und ihre Kritik ein richtiges Urteil über 
die Marktlage und damit über die Konkurrenz- 
fähigkeit , verschaffen. Den Verkäufen nach 
dem Ausland ist nicht die niedrige Bewertung 
des deutschen Geldes, sondern der Tauschwert 
unserer Waren zugrunde zu legen, die Umrech- 
nung des jeweiligen ausländischen Marktprei- 
ses zum Tageskurs der Mark ergibt den richtigen 
Auslandpreis. So war am 1. III. 1920 der 
Marktpreis für elektrische Maschinen in Ame- 
rika das 2-fache desjenigen von 1914, der Preis 
‚der deutschen Mark Y/;, mithin hätten wir 
damals elektrische Maschinen zum 50-fachen 
des Preises von 1914 nach Amerika liefern 
müssen (vgl. Abb. 15). 

In welcher Währung nun soll man und 
zu festen oder veränderlichen Preisen ins Aus- 
land verkaufen? Hier kommt es nur auf die 
riehtige Umrechnung an. Da bei schwankender 
Geldwährung kein fester Preis abgegeben wer- 
den kann, wären variable deutsche Preise, aus- 
gehend von einer der ausländischen Marktlage 
entsprechenden Grundpreisstellung, für die An- 
gebote am Platz. Da sich das Ausland hier- 
gegen sträubt, ergibt sich als Richtlinie der Ver- 
kauf in ausländischer, u. zw. möglichst in der 
stabilsten, also der amerikanischen Währung, 
denn auch im Ausland beginnen die Valuten 
zu weichen, und bei einem bestimmten Punkt 
der Geldentwertung können, wie Abb. 16 er- 


% 

70000 
% 
88000 N 
N < 
S0000 BS; 
Ss Q 
DS Sg 
34000 & 

2000 

1000 


KOWBBWRMEEBUH2O 
Abb. 16. Preissteigerung und Geldentwertung. 


kennen läßt, auch die betreffenden Länder auf 
ihrem Markt feste Preise nicht mehr aufrecht 


Zahlentafel ]. 


Verhältnis des Wertes des Dollar zum Werte vom 
1. VII. 1914 (Goldkurs) 


Verhältnis der Preise von elektrischen Maschinen zu 
den Preisen vom 1. VII. 1 lediglich unter Berlick- 
sichtigung der Geldentwertung, bei Zugrundelegung 
eines 2-fachen Preises in Amerika (Weltmarktpreis) 


am 


in 


1-VIL14 1.V11.19[1.X. 19| 1.1.20 | 1.11.20 | 1.11]. 20 
New York. | 1,— — | .1,— |21,— 21.1, 
Berlin... |:1,— | 3,39 | 5,9 111,8 | 21,4 | 23,8 
England... | 1,— | 1,— | 113 | 1,27 |°1,39 | 1,44 
Frankreich | 1,— | 1,27 | 1,58 | 2,05 | 2,34 | 2,70 
Belgien... | 1,— | 1,31 | 1,58 | 2,—.| 2,41 | 2,59 
Schweiz. ..| 1,— | 1,07 | 1,02 | 1,06 | 1,02 | 1,17 
Italien... | 1,— | 1,57.) .1,83 | 2,55 | 2,83 | 3,50 
Spanien... | 1,— | 0,98 | 0,99 | 1,— | 1,01 | 1,10 
Holland... | 1,—| 1,06 | 1,07 | 1,06 | 0,99-| 1,99 
Dänemark. | 1,— | 1,17 | 122 | 1,39 | 1,61 | 1,79 
Schweden. | 1,— |, 1,08 | 1,06 | 1,21 | 1,33 | 1,48 
Norwegen. | 1,— | 111 | 1,14 | 131 | 1,46 | 1,58 


- tigkeit des Dollars in 1919/20 zum Goldkurs der 
verschiedenen Länder in 1914 und dann für 
elektrische Maschinen das Preisverhältnis zu 


> am 
us 1. VIL14]1.VIL 49] 1-X.19 | 1.1.20 | 1. U. 20]1. 10.20 
"New York. || 1— | 3, 122,— 172,1 2,— 172, — 
Berlin...| 1,— | 6,78 |11,3 |23,6 |428 47,6 
England 1,— | 2: 1.226 | 2,54 | 2,78 | 2,88 
Frankreich | 1,— | 2,54 | 3,16 | 4,10 | 4,63 | 5,40 
Belgien .. | 1,— | 23,62 | 8,16 | 4— | 4,82 | 5,18 
Schweiz. .| 1, | 3,14 | 24 | 2,12 | 2,04 | 2,34 
Italien... | 1,— | 3,14 | 3,66 | 5,10 | 5,66 | 7,— 
Spanien. .| 1,— | 1,96. | 1,98 | 2,— | 2,02 | 2,20 
Holland... | 1,— | 212 | %14 | 2,12 | 1,98 | 23,18 
|| Dänemark | 1,— | 2,34 | 2,44 | 2,78 | 3,22 | 3,58 
Schweden. | 1,— | 2,16 | 2,12 | 2,42 | 2,66 | 2,86 
| Norwegen. | 1,— | 2,22 | 2,28 | 2,62 | 2,92 | 3,16 
erhalten. Nach Ländern mit schlechterer als 


der deutschen Valuta verkauft man zweck- 


|- mäßig nur zu veränderlichen deutschen Preisen; 


Te 


natürlich muß die dortige Marktlage beachtet 
und eine Ausnutzung der etwaigen Unterschiede 
in den verschiedenen Währungen und Markt- 
verhältnissen zum Verschieben von Waren 
über ein Land in ein anderes, dessen Markt 
günstigerliegt, verhindert werden. Die Elektro-. 
industrie hat von Anfang an den Standpunkt 
vertreten, daß bei Ländern mit hochwertigen 
Valuten die Verkäufe in ausländischer Wäh- 
rung erfolgen müssen, und zunächst emp- 
fohlen, die Umrechnung zum Friedenskurs 

(Goldkurs) vorzunehmen und der Marktlage 

der einzelnen Länder durch einen entsprechend 

den veränderlichen Teuerungszuschlägen mo- 

natlich festzusetzenden  Valutarabatt Rech- 

nung zu tragen. Neuerdings bestimmt man in- 

dessen für jedes Land einen Faktor, der, mit 
dem deutschen Grundpreis multipliziert, den 
Auslandpreis in der betreffenden Währung er- 

gibt; den neuen Aufstellungen sind dabei,wie be- 

kannt, 3-fache deutsche Grundpreise von 1914 

zugrunde gelegt worden. Stabilität der betref- 

fenden Landeswährung vorausgesetzt, braucht 

dann der Multiplikator nur von Zeit zu Zeit 

nach der Marktlage des Landes geändert zu wer- 

den. ‚Tritit ersteres nicht mehr zu, so wird man 

zu einer stabilen Währung (Dollar) anbieten oder - 
auch für diese Länder zu veränderlichen Preisen 

übergehen müssen. Wo die Währung schlechter 

ist als die deutsche, wird letztere mit ent- 

sprechenden Preiszuschlägen zugrunde gelegt, 

und man setzt die Multiplikatoren monatlich 

diesen und den Teuerungszuschlägen in Deutsch- 

land entsprechend fest. 

‚Wenn die deutsche Valuta viel schneller 
steigt, als sich die Inlandpreise der veränderten 
Markbewertung des Auslandes anpassen kön- 
nen, sind bei einer Verrechnung in frem- 
der Währung Verluste im Auslandgeschäft 
möglich. . Eine Verbesserung der deutschen 
Mark muß aber die Inlandpreise ermäßigen, 


'u.zw. am stärksten bei den von der Geldbewer- 


tung besonders abhängigen Produkten. So 
wird der Kupferpreis sofort sinken, wegen Ver-. 
billigung der Erzpreise fällt der Eisenpreis mit 
entsprechender Rückwirkung auf die Maschi- 
nenpreise usw., und dies muß, wenn auch lang 
samer, wieder die Kohlenpreise beeinflussen. 
Zuletzt kommt der Effekt auf die Löhne, und 
wenn diese sich nicht in dem der Weltmarkt- 
lage und der Markbewertung im Ausland zu 
jener Zeit entsprechenden Verhältnis abbauen 
lassen, wird die Situation für die deutsche 
Wirtschaft kritisch. Hartmann hält es für be- 
rechtigt, bei Umkehrung der Konjunktur für 
die Übergangszeit die während des schlechten 
Valutastandes aus den verschiedenen Bewer- 
tungen des deutschen Geldes im In- und Aus- 
lande erzielten Gewinne zur Deckung etwaiger 
Verluste heranzuziehen, die im übrigen auch 
die Werterhöhung sonstigen Besitzes aus- 
gleichen würde. Bei einer Verbesserung des 
Markkurses müssen überall so schnell wie mög- 
lich die richtigen Inlandpreise festgestellt wer- 
den, eine Angleichung der In- und Ausland- 
preise derart erfolgen, daß eine Senkung letzte- 
rer, in Papiermark ausgedrückt, herbeigeführt 
wird, die die Inlandpreise weiter herabdrückt, 
bis schließlich beiderseits der Grenze dem sta- 
bilen Umrechnungswert der Goldmark ent- 
sprechende gleiche Preise (Weltmarktpreise) 
gelten. Zum Schluß bemerkt der Verfasser: 
„Zusammenfassend kann bezüglich der Preis- 
bildung für Lieferungen deutscher Fabrikate 
nach dem Auslande, in unserem Falle also von 
Fabrikaten der elektrotechnischen Industrie, 
gesagt werden, daß die Höhe der erzielbaren 
Preise im Auslande abhängig ist von der Markt- 
lage des betreffenden Landes, und daß bei 
einem schlechten Stand der deutschen Valuta 
darauf geachtet werden muß, daß nicht durch 
zu niedrige Preise eine Verschleuderung deut-. 
scher Vermögenswerte eintritt. Die Verrech- 
nung der zu liefernden Waren erfolgt zu festen 
Preisen in. Auslandwährung bei stabilen Aus- 
landvaluten und zu veränderlichen Preisen bei 
schwankender Auslandvaluta. Für die Bezah- 
lung ist ein weitgehendes Verfügungsrecht ab 
Bestellung (zur Wahrung der Möglichkeit, den 
Veränderungen der Valuten bei wechselnder 
Lage des Geldmarktes Rechnung zu tragen) er- 
wünscht. Um Verluste bei einer Besserung der 
deutschen Valuta bei Abschluß in ausländischer 
Währung zu vermeiden, muß angestrebt wer- 
den, daß entsprechend einer allmählichen Besse- 
rung der deutschen Valuta die Inlandpreise ab- 
gebaut werden in der gleichen Weise, wie sie 
entsprechend der Verschlechterung der Valuta 
heraufgesetzt wurden.‘ BE 


A 


vw 
E 
er 
N 
2 
’ 
F 
Be. 


Spannungen sind Nennspannungen. 
"spannung, gemessen in Volt, gilt: 


3) bei 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, Heit 22. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. | 
(Eingetragener Verein.) : 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 86. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9520 u. 9806. 


Betriftt Ausschuß für SOURSIIPABLUAERU unter 


Auf dieVeröffentlichung in der „„ETZ‘“‘ 1920, 
Heft 7, S. 136, in gleicher Angelegenheit sind 
eine sehr große Anzahl von Äußerungen einge- 
gan en; sie sind von dem Ausschuß eingehend 
urchgearbeitet, und es ist als Ergebnis eine 


Reihe von Änderungen an dem ersten Ent- 


wurf vorgenommen worden. Der hiernach ent- 
standene neue Wortlaut wird nachstehend 
bekanntgegeben; er soll der Jahresversamm- 


lung in Hannover zur Beschlußfassung vor- 
Be nerds. 
Mitglieder des Ausschusses sowie Mit- 


arbeiter waren die Herren: Adler, Alvens- 


leben, Barkhausen, Beckmann, (AFA), Beck- 


- mann (M. & G.), Dettmar, Finckh, Franke, 


Goerner, Greve, Haack, Hartz, Hirschmann, 


Höchtl, Kintzel, Königswerther, Maring, 
Reddig, Schaefer, Schüler, Sprick, Stein, 
aemen, Unbehauen, Warrelmann, Ziegen- 
berg. 


- Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär. 
Dr.zöng. G. Dettmar. 


2. Entwurf. 


L 


Normen fürdie Spannungen elektrischer 


Anlagen unter 100 Volt. 


-$ 1, Die in diesen Normen aufgeführten 
ls Nenn- 


Verwendung von Bleiakkumulatoren 
als Stromerzeuger die doppelte Zellenzahl, 
b) in allen anderen Fällen die Spannung, für 


die der Stromverbraucher gebaut ist. 


. $ 2. Nennspannungen sind festgelegt für 
die folgenden Fachgebiete: 
1. Beleuchtung, 
2. Elektromedizin, 
3. Fernmeldung, 
4. Motorenbetrieb. { 

3. Für die verschiedenen Fachgebiete 

und Stromarten gelten folgende Nennspan- 
nungen: “r 


Wechselstrom 


VEREINSNACHRICHTEN. 
i 
Nenn- | 
spannung 
in Volt | 
y Dia Br 
2 og . Hlektromedizin 
Sana 
6) R #2 © = | 
BEL WAR) 
Set B | am 
E.u.5 .'. Elektromedizin 
‘ oo + | 
[5 3 80 | 
N 
8.585 
> keD} N Be 
6. 05 DE Elektromedizin 
= © 
8 2a E r Elektromedizin 
[eb] 
Bee 
12 532%, Elektromedizin 
Me ee 
36 | o>ı = 
mass 
R Be 2 AS ID 
75 Hunmı tr 


Eine_ einheitliche Begriffserklärung für 
Spannungen unter 100 Volt ließ sich nicht 
festlegen. Für dieses Gebiet dient vorzugs- 
weise der Bleiakkumulator als Stromquelle, 
bei dem eine Nennspannung von 2, Volt für 
die Zelle gebräuchlich ist. Eine Änderung 
dieser allgemein durchgeführten Bezeichnung 
erschien nicht möglich. Unter Beibehaltung 
dieser Sonderstellung des Bleiakkumula- 
tors wurde im übrigen die Spannung des 
Stromverbrauchers zugrunde gelegt. 


Zu $ 2. Die Spannungen, die in den ver- 
schiedenen Fachgebieten gebraucht werden, 
sind nicht einheitlich. Jedes Fachgebiet er- 
fordert- deshalb die Aufstellung einer beson- 
deren Reihe von Normalspannungen. Es 
wurden 4 Fachgebiete ausgesondert. Die 
Elektrochemie wurde dabei nicht mit in die 
Normung einbezogen, weil die Eigenart der 
elektrochemischen Prozesse eine Festlegung 
der Spannungen nicht zuläßt. 


Zu $ 3. Es wurde erforderlich, viele der 
bis jetzt gebräuchlichen Spannungen zu 
streichen. Nach Anhören aller beteiligten 
Kreise wurden nur die wichtigsten Spannungen 
beibehalten. Die Abstände zwischen den ein- 
zelnen Spannungen sind so gewählt, daß die 


Gleichstrom 


Nenn- 
spannung 
in Volt 


Fachgebiete; 


1,5 — an Fernmeldung = 
& Beleuchtung Elektromedizin . Fernmeldung l = 
2,5 Beleuchtung | == — Lu 
(aurfür Taschenlampen) 
3,5 Beleuchtung = | Fi = 
4 Beleuchtung ‚  Elektromedizin = Motorenbetrieb 
6 Beleuchtung ı Elektromedizin | Fernmeldung Motorenbetrieb 
2: Beleuchtung ‘  Elektromedizin | Fernmeldung Motorenbetrieb nur 
| k ‚ für Spielzeugindustrie 
12 Beleuchtung '  Elektromedizin | Fernmeldung Motorenbetrieb 
16 Beleuchtung Elektromedizin | — _ 
24 Beleuchtung | — | Fernmeldung Motorenbetrieb 
32 Beleuchtung — | Ze — 
36 — | = Fernmeldung — 
Y40%- Beleuchtung nur i _ | — Motorenbetrieb 
für Elektromobile ; | 
48 _ = '  Fernmeldung _ 
60 — | _ | Fernmeldung —_ 
65 Beleuchtung | — | = | Motorenbetrieb 
80 Beleuchtung nur _ | = | Motorenbetrieb 
für Elektromobile | 
Erläuterungen. onay union? angllehonncn re 
Zu $1. In die Normung sind nur Anlagen Eine zahlenmäßige Angabe über die zu- 


unter 100 Volt einbezogen; nicht berück- 
sichtigt sind ar por öpantlun en und in 
Reihe geschaltete Apparate, deren Einzel- 
spannung zwar unter 100 Volt liegt, die aber 
an Pa Stromquelle über 100 Volt angeschlossen 
sind. 
Die Normung soll vor allem für neu her- 
zustellende Apparate und Anlagen Berück- 


sichtigung finden. Ein Zwang zur Umände- 
zu an bestehenden Anlagen soll nicht aus- 
geübt werden. 


lässigen Spannungsschwankungen, wie das 
bei Anlagen über 100 Volt gebräuchlich ist, 
läßt sich bei den Anlagen unter 100 Volt nicht 
festlegen. Der RR EEE spielt in 
den Niederspannungsanlagen vielfach eine un- 
verhältnismäßig große Rolle, so daß durch 
etwas längere oder kürzere Leitung die Span- 
nung im Na el ganz nennens- 
wert beeinflußt wird. Ferner verändert sich 
die Spannung, wenn Akkumulatoren als Strom- 
quellen dienen, bei ihrer Entladung um 10%; 


Fachgebiete: 


_ Nur für Klingeltransformatoren - 


(Leerlaufspannung) 


— Nur für Klingeltransformatoren 


(Leerlaufspannung) 


Nur für Klingeltransformatoren _ 


(Leerlaufspannung) 


Fernmeldung - 
Fernmeldung 
Fernmeldung = 


vielfach’ befinden sich aber auch Akkumula- 
toren während des Betriebes der Anlagen im 
Zustand der Ladung, wobei dann Spannungs- 
steigerungen bis zu 20% eintreten können. 
Ebenso ist bei Primärelementen je nach 
Gattung und Größe die Entladungskurve ver- 
schieden, auch daraus ergibt sich von Fall zu 
Fall ein verschieden 'großer Spannungsabfall 
beim Gebrauch. Infolgedessen wurde von einer 
Festlegung der zulässigen Spannungsände- 
rung abgesehen. 


Betrifft: Bestimmungen für die Übergangszeit 
(2. Auflage). 


Die in der „ETZ‘“ 1919 und 1920 bisher 
zum Abdruck gekommenen Beschlüsse der ver- 
schiedenen Kommissionen hinsichtlich der Ver- 
wendung von Spar- und Ersatzstoffen für die 
Übergangszeit sind, soweit sie in Geltung sind, 
in zweiter Auflage in einem Sonderdruck zu- 
sammengestellt. Dieser kann zum Preise von 
1,50 M von unserer Geschäftsstelle Berlin W. 57, 
Potsdamer Str. 68, bezogen werden. 


Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär: 
Dr.-Sng. G. Dettmar. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


hriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
En Geschäftsstelle, Berlin _W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Nachtrag zum Sitzungsbericht vom 28. I. 1919'). 


Diskussion zum Vortrag 
des Herrn Ingenieurs Fritz Kleeberg: 
„Der Quecksilberdampf - Gleich- 
richter der. Glastype, seine Theorie 
und seine praktische Ausführung“.!) 


Herr Orlich: Wie hoch ist der Energie- 
bedarf der Hilfserregung ? 


Herr Kleeberg: Der Energiebedarf ist 
ungefähr 110 bis 120 W, je nachdem, wie 
man den Erregerstrom einstellt. Ein eigent- 
licher direkter Wattverlust tritt nur im Bogen 
auf. Die Lichtbogenspannung bei der Hilfs- 
erregung beträgt rd 11 V. Dazu kommen die 
Verluste in dem kleinen Transformator und in 
den Drosselspulen. Arbeitet man mit 5 A Er- 
regerstrom, so ergeben sich für den Bogen 
55 W, es bleiben an noch rd 50 W für die 
Verluste der Drosselspulen und des Erreger 
transformators. 


Herr Orlich: Wie groß ist durchschnitt- 
lich die Lebensdauer der Kolben. namentlich 
bei Belastung mit hohen Stromstärken ? 


Herr Kleeberg: Wir haben in verschiedenen 
Anlagen schon rd 35 Gleichrichter für 100 A 
laufen. Der eine Gleichrichter läuft seit dem 
Mai 1917 in der Munitionsfabrik in Ludwigs- 
burg täglich 24 h, und der Kolben läuft heute 
noch. Wir haben. auch noch eine mat 
laufen in der Zuckerfabrik in Anklam, da 
läuft der Kolben seit August 1917 bis heute, 
auch 24h täglich. Dann haben wir eine Anlage 
in Saalkreis-Bitterfeld, da läuft ein Kolben 
seit Juli 1917 täglich 24 h. Beim zweiten 
Gleichriehter der gleichen Anlage haben wir 
verschiedene Störungen gehabt, welche aber 
auf Isolationsfehler infolge von Kriegsmaterial 


1) Vgl. „ETZ* 1919. 8. 95. i 
!) Veröffentlicht „ETZ“ 1920, S. 145 ff. 


444 


zurückgeführt erheen! Durch die auftreten- 
den Kurzschlüsse ist ein Kolben nur 5000 h 
gelaufen. Durchschnittlich wird man mit 
10 000 h gut rechnen können. 


Herr Orlich: Ist nicht ein großer Unter- 
schied, ob der Gleichrichter dauernd einge- 
schaltet ist. oder mit Unterbrechung arbeitet ? 
Jch glaube, letzteres ist schädlich. 


Herr Kleeberg: Das ist der Fall, wenn 


der Gleichrichter immer wieder ar ‚Geieliohien Smnamen  wiedgr Eine lH PT a 2 kalt 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutsche Physikalische Gesellschaft. 4. VI. 
1920, abends 71, Uhr, Physikalisches Institut der 
Universität, Berlin, Reichstagsufer 7: 
1% Vortrag E; Radel: „Ladungsmessungen an Nebel- 
teilchen; ein Beitrag zur Frage der Existenz 
des elektrischen Elementarquantums.“ 

2. Vortrag G. Hettner: „Über Gesstemklickeiten 


in .den ultraroten Gasspektren und ihre 
Deutung 
LITERATUR. 
Besprechungen. 
Handbuch der Elektrizität und des 
Magnetismus. In 5 Bänden. Unter Mit- 


wirkung zahlreicher Fachgenossen, heraus- 
gegeben von Prof. Dr. L. Graetz. Bd. I 
Elektrizitätserzeugung. Lieferung 3, Gal- 
vanische Elemente von M. Trautz (Heidel- 
berg). Mit 56 Abb. VIII u. 760 S. in 8°. 
Verlag von Johann Ambrosius Barth. Leip- 
zig 1918. Preis 20 M. 


Getreu dem Plane des Herausgebers, Voll- 
ständigkeit mit Kürze zu vereinigen, berück- 
sichtigt der Verfasser möglichst "alle wissen- 
schaftlichen Veröffentlichungen über gal- 
vanische Elemente, indem er mit Volta im 
Jahre 1795 beginnt und mit 1914 abschließt. 
Im ersten Abschnitte ‚‚Allgemeines und Histo- 
risches‘‘ fesselten mich die Erörterungen über 
den Voltaeffekt und die elektrische Doppel- 
schicht. Von den folgenden Kbachniklen 
„Übersicht über die galvanischen Elemente 
(S. 441-467), Messungen an galvanischen 
Elementen‘ und ‚‚Normalelemente‘‘ dürfte 
dem Elektrotechniker der letzte besonders 
willkommen sein. Im zweiten Hauptteil 
„Theorie der galvanischen Elemente“ 
der Verfasser eine recht gute Übersicht über 
die thermodynamische Theorie der galva- 
nischen Ketten und ihre vielfältigen Anwen- 
dungen. Er entwickelt die Gleichung für das 
thermodynamische Potential und die bekannte 
Gibbs-Helmholtzsche Formel. Scheinbare 
Widersprüche zwischen der unmittelbar ge- 
messenen und der aus thermischen Daten 
berechneten EMK sind zugunsten der 
Nernst-Planckschen Theorie aufgeklärt wor- 
den, indem ‘neue kalorimetrische Messungen 
an Stelle der alten, falschen Werte für die 
Wärmetönung des betreffenden stromliefern- 
den Vorgan 

emeineres Ankireite bieten die Besprechung 
er Knallgaskette und der Brennstoffkette. 
Zum :Schlusse behandelt der Verfasser mit 
Geschick den schwierigen Gegenstand „ka- 
pillarelektrische Erscheinungen“ ‚ wobei er alle 
auf die „Tropfelektrode‘ und den „absoluten 
Nullpunkt‘ des Potentials bezüglichen Ar- 
beiten ausführlich wiedergibt. Wer in die 
modernen Anschauungen über galvanische 
Ketten gründlich eingeführt werden will, 
möge sich der sicheren Hand des Verfassers 
anvertrauen. Arndt. 


Kleines Lehr- und Handbuch der Elek- 
trotechnik. Für den Selbstunterricht. Von 
Bernh. Koenigsmann. 2. verm. u. verb. 


Aufl. Mit 280 Abb. XI u. 352 S. in 80. Ver- 
lag von E. S. Mittler & Sohn. Berlin 1919. 
Preis 6,50 M. 


Das vorliegende kleine Lehr- und Hand- 
buch wendet sich an angehende Elektrotech- 
niker und an solche Laien, die sich in die Vor- 
gänge und die praktischen Anwendungen der 
Elektrotechnik hineinarbeiten wollen, ohne 
daß sie über besondere mathematische und 
physikalische Schulung verfügen. Der erste 
Teil bringt auf 27 Seiten eine kurze Betrach- 
tung aus der Lehre von der Energie und der 
Elektrizitätslehre. Im.zweiten Teil werden 
die galvanischen Batterien, das Fernsprech- 
wesen und die Telegraphie mit und ohne 
Draht sowie das Signalwesen behandelt. Der 
dritte und umfangreichste Teil ist der Stark- 
stromtechnik gewidmet. Der Verfasser hat 
es gut verstanden, sich der Vorbildung des 


Elektrotechniseche Zeitschrift. 


gibt: 


s die richtige Zahl ergaben. AII- 


wird, dann kann durch das plötzlich Eintreten 
der Belastung eine mechanische Spannung in 
dem Glaskörper eintreten und zu Sprüngen 
führen, aber praktisch haben wir es noch 
nicht durchgemacht. In mehreren Anlagen 
laufen Kolben mit stark schwankender Last, 
ohne daß sich Nachteile gezeigt haben. 


Herr Eichel: Sind mit dem Gleichrichter 
Versuche im Ölbad gemacht worden ? 


Herr Kleeberg: Es sind noch keine Ver- 


Leserkreises, an den er sich a ER anzu-- 
passen. Die Artider Darstellung ist, wenn 
auch kleine Unrichtigkeiten nicht immer ver- 
mieden sind, klar und leicht verständlich und 
wird durch gut gewählte Abbildungen wirksam 
unterstützt. Bei dem Bestreben, ein mögliehst 
umfassendes Bild von der angewandten Elek- 
trotechnik zu geben, muß naturgemäß die 
Darstellung der einzelnen Gebiete rein ober- 
flächlich bleiben und sich an vielen Stellen 
auf kurze Hinweise beschränken. Jedoch 
werden die wesentlichen Merkmale und Eigen- 
schaften der Apparate, Maschinen usw. ge- 
schiekt herausgeschält und häufig durch 
knappe Bemerkungen über Behandlung, Be- 
dienung und Störungsursachen erläutert. Lei- 
der führt das Bestreben des Verfassers nach 
möglichster Kürze zur Vernachlässigung einiger 
Gebiete, die auch für den Laien Interesse 
haben dürften. So ist z. B. über elektrische 
Heizung, elektromedizinische Apparate (ins- 
besondere Röntgentechnik), ferner über an- 
gewandte Elektrochemie und über Elektro- 
metallurgie nichts gesagt. Auch der Ab- 
schnitt über elektromotorische Antriebe ist 
etwas dürftig. Er beschränkt sich fast _aus- 
schließlich auf die Depante) Er von Luft- 
und Wasserförderanlagen und Erd- und Ge- 
steinsbohrmaschinen, während z. B. ein Hin- 
weis auf elektrische Zugförderung fehlt. Es 
wäre erwünscht, bei einer Neuauflage den 
Text in diesen Punkten etwas zu erweitern. 
Wenn auch gerade in der elektrotechnischen 
Literatur an elementaren Lehrbüchern kein 
Mangel ist, dürfte doch das vorliegende kleine 
Werk seinen Leserkreis finden, da es seinen 
Zweck, dem, Nichtfachmann einen kurzen 
gedrängten Überblick über das weite Gebiet 
der Elektrotechnik zu geben, wohl zu erfüllen 
vermag. Weiset. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 

Stimmen zur Hochschulreform. Zusammen- 
gestellt und herausgegeben vom Deutschen Aus- 
schuß für Technisches Schulwesen. 186 S.in 16°. 
Verlag des Vereins ac: Ingenieure. Für 
den Buchhandel: . &. Teubner, Leipzig und 
Berlin 1920. 3 für Mitglieder der ange- 
schlossenen Vereine und Verbände bei unmittel- 
barem Bezuge unter Nashnahme 7,50 M, für 
Nichtmitglieder 12 M. 


Dissertationen. 

L.Moldenhauer. Über Oberwellenerzeugung durch 
hochgesättigtes Eisen. Technische Hochschule 

: Darmstadt 1920. 

C.Kobli ek. Der deutsche Handel mit Verbrennungs- 
Kraftmaschinen auf dem Weltmarkte und die 
Mittel zu seiner Förderung. Technische Hoch- 
schule Braunschweig 1919. 

H. Bruns. Die Leistungsabnahme des Flugmotors 
beim Höhenflug. Technische Hochschule Braun: 
schweig 1919. 


Neue Zeitschriften. 

Österreichische Monatsschrift für den 

öffentlichen Baudienst und das Berg- und 

Hüttenwesen. Jahrgang 1. Heft 1. 15. IV. 1920. 

12 Hefte im Jahr. Bezugspreis 36 M. Bücher- 

verlag der österreichischen Staatsdruckerei, Wien 

I, Seilerstätte 24. 

[Die obige Zeitschrift ist eine Vereinigung der 

aus dem Titel erkennbaren beiden Zeitschriften.) 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Aus der Geschäftswelt. Nach dem 
„Reichsanzeiger‘‘ sind neuerdings folgende 
größere Unternehmungen gegründet worden: 
‚die Iridam A. G., Berlin (Herstellung und Ver- 
trieb elektrotechnischer Artikel), mit 0,25 
Mill. M Aktienkapital; die Dr.-Ssng. Adolf 
Ludin, Ingenieurbureau für Wasser- 
kraft, Wasserwirtschaft und Elektri- 
zitätsversorgung, G. m. b. H., Karlsruhe, 
mit 0,1 Mill. M Stammkapital; das Überland- | 


Heit 22. 


3. Juni 1920. 


suche im Ölbad gemacht, denn die abzu- 
führende Wärmemenge ist verhältnismäßi 
groß. Bei 18 V Ko beitverlust und 100 

haben wir rd 1,8 kW Verlust im Kolben und . 
die dadurch. entstehende Wärme abzuführen. 
In diesem Falle wird der Ölbehälter ziemlich 
groß ausfallen. Außerdem wird die Zirkula- 
tion im Öl langsamer als die der Luft. Die 
Luft ist das billigste Kühlmittel, das wir haben, 
und en kleine Ventilator ist nicht so teuer. 


werk Rhön, 10% In. 2hcH, Fladungen, mit 
0,165 Mill. M Stammkapital; die Elektro- 
nomie G. m. b..H. für Herstellung und 
Vertrieb 'elektrotechnischer Materia- 
lien, Köln, mit 0,1 Mill.M Stammkapital; die 
Globus Zählerfabrik GemsEDIAEss Neu- 
kölln en den Systemen Keiser & 
Schmidt) mit 1 1. M Stammkapital; die 
Elektrizitätswerk Goldbach-Hösbach 
G. m. b. H., Goldbach, mit 0,185 Mill. M 
Stammkapital, die Glühlampen- Erneue- . 
Une G. m. b. H., Charlottenburg (Verfahren 
von A. Krüger) mit 0,1 Mill. M Stamm- 
Kapital und die Badische Elektrizitäts-. 

A. G., Mannheim (für Ausführung elektrischer 
Anlagen, Ein- und Verkauf elektrotechnischer 
Artikel) mit 1,5 Mill. M Aktienkapital. 

Nach Mitteilung der „Frnkf. Ztg.‘‘ hat die 
Stadtverordnetenversammlung von Duisburg 
beschlossen, 1 Mill. M Aktien des Rheinisch- 
Westfälischen Elektrizitätswerkes zu über- 
nehmen. Durch diese Maßnahme, der ‘sich 
andere Städte, wie Köln mit 2 Mill. M, Düssel- 
dorf und Bonn mit je 1 Mill. M anschließen, 
soll die Mehrheit der Kommunalverwaltungen . 
in der Gesellschaft mit Rücksicht . auf das 
Kommunalisierungs- und Sozialisierungsgesetz 
gesichert werden. 


Warenmarkt. — Metalloratse, Die No- 
tierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere 
verstehen sich ab Lager in Deutschland) a 
in M/100 kg: _ 


Metall | 28. V. 25. V. 
BloktsolMkuprer (wire 

bars), prompt. cif Hamburg, 

Bremen, Rotterdam . E 1609 GE 
Raffinadekupfer 99/99, 30/0 1250—1300 
Originalhüttenweichblei . | 450-475 
Originalhütten rohzink, 

Preis im freien Verkehr 5 550 
Plattenzink (remelted) von 

handelsübl. Beschaffenheit | 350 Keine | 
Originalhüttenaluminium Notierung 

98/99%/„in gekerbt. Blöckchen |2700—2800 
"Zinn,Banka-,Straits- Ei 4300— 4500) 
Hüttenzinn, mind, 99 0% : — 
Reinnickel 98/99%/, - . [3800-4000 
Antimon- Regulus. . . ,| 900-950 


An der Londoner _Metallbörse wurden 
nach „Mining Journal‘ am 21. V. 1920 für 1 ton. 
(1016 kg) Bern 


ERST HALT. SEN BR 
„Kupfer: best selected . 105 0 0 bis106 0 0 
z electrolyt. 107. 0:0" 571097020 
= wire bars. . 107 ° 05.07, „2.109500 
RATEN standard, Kasse 90 5 0 „ 9010 0 
R 3 Mon. 94 10. 0.., +95. 020 
Zinn: standard, Kasse . 278.0 087.,.2762:.00 
a : 3 Mon. 28071030 „2.2812 070 
TEILS 987.20:702°7202080% 
Blei: span. oder nichtengl. | 
Weichblei.., : 38 10.0. „.89 18.0 
gew. engl. Blockblei 40 5 0- BE DER 
Zink: gew. Sorten. ‚43.19.°0n,,.,49-15 0 
e; remeltedy. Han oO OR De 
5 engl. swansea. 46-0 0°, .— —— 
Antimon; engl. Reg. 65/68 £ net. 


Aluminium: 98 bis 99 %y, 165 £ (Inland); 

.. ,1185£ (Export). 
Nickel: 98 bis 990% gar. 230 £ (In- u. Ausland). 
Quecksilber: nom. für 

die 75 lbs.-Flasche. . . 20 £10s bis 21 £. 


Platin: je Unze nom... 480 8. 


Für den 27. V. 1920 verzeichnet der ‚Berl 
Börs.-Cour.‘“ folgende Preise in £/t: Kaps 
Kasse 91,87; desgl. 3 Mon. 95,62; lek- 
trolyt 105 bis 107; Est selected 106 bis 107; 
Zink, 43,25 bis 45, 50; Zinn, Kasse 270,75; _ 
desgl. 3 Mon. 277,75; Blei 38,50 bis 39, 75. 
In New York stellte sich am gleichen Tage | 
Elektrolytkupfer loko auf 19 ets/1b. 


EI Netto, 


Abschluß a8 Heftes: 29. Mai 1920. 


Für die Schriftleitung Valastwortiien: E ©. Zeh me in ‘Berlin. — Verlag von Julius$8 pringer in Berlin, 


\ + 


445 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) | 


_ Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz, — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


ee a u u nn 


Kaskadenschaltung von Drehfeldmaschinen. 
Von J. Kozisek, Berlin. 


Übersicht. Es wird eine graphische Methode 
zur Behandlung der Kaskadenschaltung von Drehfeld- 
maschinen entwickelt, die es ermöglicht, mit wenigen 
Strichen über die wichtigsten Größen und Eigenschaften 
der Kaskade Aufschluß zu erhalten. Besonderen Vor- 
teil bietet die Methode bei Behandlung der Kommu- 
tatorkaskade mit Drehstrom-Nebenschlußmaschinen, 
indem der Einfluß der vielen wählbaren Bestimmungs- 
größen in einem einzigen Bilde leicht und anschaulich 
verfolgt werden kann. 


Die Regelung einer Induktionsdrehfeld- 
maschine kann nur in der Weise erfolgen, daß 
dem induzierten Teil, je nachdem die Maschine 


im Unter- oder Übersynchronismus bzw. als 


Motor oder als Generator arbeitet, elektrische 
Energie ab- oder zugeführt wird. Dies geschieht 


in wirtschaftlichster Weise durch die Kaskaden- 
sehaltung!), die darin besteht, daß in den indu- 
zierten Teil ein Stromverbraucher oder Strom- 

_ erzeuger eingeschaltet wird, der die erwähnte 


Aufgabe übernimmt. Diese Hilfsmaschine, die 


im folgenden als Hintermaschine bezeichnet 


werden soll, kann eine beliebige Drehfeldma- 


 schine sein. 


Während bis vor einigen Jahren 


2 _ die kommutatorlosen Maschinen hierfür aus- 
schließlich Verwendung fanden, wird in letzter 
Zeit die Kommutatormaschine aus den weiter 


unten ersichtlichen Gründen immer mehr be- 


vorzugt. Im folgenden werden beide Maschi- 
_  menarten behandelt, jedoch insofern mit einer 
‘ Einschränkung, als nur: Hintermaschinen vor- 


ausgesetzt werden sollen, deren Drehzahl der 
Periodenzahl direkt proportional ist. Hierzu 


_ gehören also alle normalen Induktionsmaschi- 


nen, Synehrondrehfeldmaschinen und die weiter 
unten beschriebenen, normalerweise mit kon- 
stantem Feld arbeitenden Kommutator-Dreh- 


-feldmaschinen, während die in letzter Zeit be- 


sonders häufig angewandten Kommutatorma- 


-schinen, deren Drehzahl von der Periodenzahl 


unabhängig ist und die in der Regel mit ver- 
änderlichem Feld arbeiten, hier ausdrücklich 


ausscheiden sollen und einem späteren Aufsatz 


vorbehalten bleiben. Der Hauptzweck der vor- 


liegenden Arbeit ist es, auf die graphische Be- 


handlung der Kaskadenschaltung, insbesondere 
bei Verwendung der Kommutatormaschine auf- 
 merksam zu machen und ihren Vorteil gegen- 
- über der rein rechnerischen Behandlung darzu- 
tun, wobei des Zusammenhanges wegen auch 
bereits Bekanntes aufgenommen werden mußte. 


Die im folgenden beschriebene Methode hat sich 


bei der praktischen Behandlung von Kaskaden 
jeder Art als überaus brauchbar erwiesen, so 


daß es mir empfehlenswert erscheint, sie wei- 


teren Fachkreisen bekanntzugeben, u. zw. um 


_ so mehr, als die verlustlose Regelung von Dreh- 


feldmaschinen wegen der allgemeinen wirtschaft- 


_ lichen Notlage infolge des Krieges, sicherlich an 


Bedeutung gewinnen wird. 


1. Kommutatorlose Kaskade. 
Die normale und praktisch wichtigste 


- Schaltung einer Kaskade besteht in einer elek- 


trischen und mechanischen Kupplung der Hin- 


 termaschine mit der Vordermaschine (Haupt- 
maschine). Die rein elektrische Kupplung ist 


zwar prinzipiell auch möglich, sie hat jedoch 


' wegen verschiedener Nachteile bisher keine 


!) Zuerst angegeben von Görges „ETZ“ 1894, _S. 646. 


Berlin, 10. Juni 1920. 


praktische Verwendung gefunden und soll da- 
her nicht weiter behandelt werden. Die Hinter- 
maschine kann entweder direkt oder indirekt 
mit der Hauptmaschine gekuppelt werden. Wir 
untersuchen zuerst die direkte Kupplung 
(Abb. 1). 


Vordermaschine kintermaschine 


Abb. 1. Kommutatorlose Kaskade. 
Elektrische und mechanische Kupplung: 


Es bedeuten: 
fı die primäre Netzfrequenz, 


P1,P, die Polpaarzahl der Vorder- bzw. der - 


Hintermaschine, 

N1,0, die synehrone Drehzahl der Vorder- bzw. 
der Hintermaschine in Einzelschal- 
tung bei der Netzfrequenz, in Umdr 
i. d. min, 

n eine beliebige Drehzahl der Vorder- oder 
Hintermaschine in Umdr/min, 

N], die Drehzahl der Kaskade beim syn- 
chronen Lauf der Hintermaschine in 
Umdr/min (Kaskaden-Synehronismus), 

s; den Schlupf der Vordermaschine bei der 
Kaskadenschaltung; 

S);„ den Schlupf der Vordermaschine 
Kaskaden-Synchronismus, 

s; den Schlupf der Hintermaschine bei der 
Kaskadenschaltung, bezogen auf die 
Kaskadendrehzahl, 

sy) den Schlupf der Hintermaschine bei der 
Einzelschaltung, bezogen auf die Dreh- 
zahl n,. 


im 


Aus der Definitionsgleichung des Schlupfes 


der Vordermaschine 


NY N 
u 


Mn; 
ergibt sich für die Drehzahl; derselben 
n=n (1-5). 


Anderseits wird die Drehzahl der Hinterma- 
schine, die mit der Schlupfperiodenzahl der 
Vordermaschine gespeist wird, 


Nn=EN (4) =En58$ 
wobei das +-Zeichen für die gleichsinnige, das 
—-Zeichen für die gegensinnige Drehrichtungs- 
schaltung der Hintermaschine, bezogen auf die 
Vordermaschine, gilt. Die rechnerische Auf- 
lösung dieser beiden Gleichungen ergibt für den 
Synehronlauf der Hintermaschine die bekann- 
ten Grundbeziehungen ia 


RE Eh 


Na = — 
ir Enns 


Hieraus folgt, daß der Maschinensatz bezüglich 
der Drehzahl gleichwertig ist mit einer Einzel- 


Heft 23. 


maschine von pı+p, Polpaaren, und die resul- 
tierende Kaskadendrehzahl aus den synehronen 
Drehzahlen der beiden Maschinen rechnerisch 
genau so ermittelt werden kann, wie der resul- 
tierende Widerstand von 2 parallelgeschalteten 
Teilwiderständen, d.h. die resultierende Dreh- 
zahl ist gleich dem halben harmonischen Mittel 
aus den beiden Synchrondrehzahlen. 

Die graphische Lösung der beiden Grund- 
gleichungen folgt aus den Abb. 2, 8 u. 4, in wel- 


nı (im Sinne der Vorder- 
u er a, 


/L2 


Abb. 2. Kommutatorlose Kaskade. Drehzahlkurven 
bei gleichsinniger Schaltung. 


chen die beiden Drehzahlkurven I und II in 
Abhängigkeit vom Schlupf s, dargestellt sind. 
Der gemeinsame Schnittpunkt ergibt die resul- 
tierende Drehzahl n,, bzw. den resultierenden 
Schlupf s;. Je nachdem die Hintermaschine 


nr fim Sinne der Vorder_ 
maschinen-öchaltung 


EN 
NSYt,=7lz 
SE 


Abb.3. Kommutatorluse Kaskade. Drehzahlkurven 
bei gegensinniger Schaltung. ns<n,. ö 


gleichsinnig oder gegensinnig geschaltet ist, 
erhalten wir für die Hintermaschine die Dreh- 
zahlkurve Z// bzw. II’. Im ersten Falle bekom- 
men wir eine Schlüpfung O<s,<1, im letzten 
Falle für n,<n, sı2>1 (Abb. 8) und für 
Ng>n,, Sıa<0 (Abb. 4). Der Grenzfall n=n, 


rahlim Sinne der Vorder- 
maschinen-Schaltung,) 


Myz 


une: y 
N2,=N 
rk 


Abb. 4. Kommutatorlose Kaskade. Drehzahlkurven bei 
gegensinniger Schaltung. n2>nı. 


ergibt bei gegensinniger Schaltung keine Be- 
triebsdrehzahl. Die bei gegensinniger Schaltung 
erhaltenen. Drehzahlen sind die bekannten 
Danielson-Kaskadendrehzahlen!), die jedoch 


t) Vgl. „ETZ‘ 


1902, 8. 656 


446 2 


bisher nur wenig Anwendung gefunden haben. 
Die erstere (s7>1) hat die Nachteile des Gegen- 
einanderarbeitens der Vorder- und Hinterma- 
schine und der hohen Periodenzahlen (f, s,) im 
Sekundärteil (schlechter Wirkungsgrad, schlech- 
ter Leistungsfaktor), die letztere (s<0) hat 
den Nachteil des umständlichen Anlaufes, in- 
dem der Maschinensatz erst mit Hilfe der Hin- 
termaschine (nz>n,) auf starken Übersynchro- 
nismus der Vordermaschine gebracht werden 
muß, um alsdann die Kaskade in die Betriebs- 
drehzahl zu bekommen. Mit den in den Ab- 
bildungen eingezeichneten Doppelpfeilen, die 
die Drehmomentsriehtung angeben, sind die 
* Anlaufsverhältnisse für alle möglichen Fälle 
leicht zu übersehen. Die Größe der Drehmo- 
mente ergibt sich in bekannter Weise aus Lei- 
stung und Drehzahl der Einzelmaschinen. ®* 
Die Abb. 2 bildet die Grundlage für die 
Abb. 5,'in welcher die Drehzahlkurven der Vor- 


7500 


+’ 


7000 


IN 
IQ 


0,50 1,0 


— — Schlupf ($ı) 


Abb. 5. Kommutatorlose Kaskade. 
bei gleichsinniger Schaltung. p=1 bis 10, fı =50. 


der- und Hintermaschine bei gleichsinniger — 
der praktisch wichtigsten — Schaltung für ver- 
schiedene Polpaarzahlen gezeichnet sind, so daß 
man für eine verlangte Drehzahl die nötigen 
bzw. überhaupt möglichen Polpaarzahlen oder 
bei gegebenen Polpaarzahlen die möglichen 
Drehzahlen ohne jede Rechnung angeben kann. 
Der für die Berechnung der Einzelmaschinen 
nötige Schlupf kann ebenfalls unmittelbar ab- 
gelesen werden. Das Kurvenbild ist für 50 Per 
gezeichnet; bei anderen Periodenzahlen muß 
ein neues Bild entworfen werden oder aber, um 
Abb. 5 benutzen zu können, müssen die von der 
Periodenzahl abhängigen Größen (n,,n,) auf 
50 Per umgerechnet werden, was natürlich dann 
auch mit dem Resultat — der synchronen 
Kaskadendrehzahl n,, —, nur im umgekehrten 
Sinne, zu geschehen hat. Bezüglich des Pol- 
paarzahlenbereiches empfiehlt es sich, um be- 
quem und genau ablesen zu können, 2 Kurven- 
blätter mit p—=1 bis 10.und p=10 bis 40 aufzu- 
stellen. Kurvenblätter dieser Art sind’ meines 
Wissens zu dem vorliegenden Zweck noch nicht 
benutzt worden. Nun hat zwar, worauf ich 
kurz vor Fertigstellung des Aufsatzes aufmerk- 
sam gemacht wurde, Prof. Görges in Streckers 
„Hilfsbuch für Elektrotechnik‘, 8. Auflage, 
S. 871 bis 873, die Abb. 2 bis 4 zur Herleitung 
einiger Beziehungen der,kommutatorlosen Kas- 
kade benutzt, ohne aber weitere praktische An- 
wendung davon zu machen. Ferner sind ähn- 
liche Kurven zur Bestimmung des resul- 


tierenden Widerstandes aus .den Teilwider- ! 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Drehzahl-Kurvenschar 


1920, 


ständen bereits im „Signal Engineer“ 1908 
zu finden, jedoch blieben auch sie unbe- 
achtet, wie aus den neueren Aufsätzen über die 
Parallelschaltung von Widerständen zu ersehen 
ist, obgleich auch in diesem Falle die dort be- 
schriebene Darstellungsart die anschaulichste 
Lösung liefert. 

Die rechnerisch oder graphisch erhaltenen 
Werte n7, und s;, gelten bei Verwendung einer 
Synehronhintermaschine (z. B. beim Kaskaden- 
umformer) auch bei Belastung; bei Verwendung 
einer Asynchronhintermaschine sind es die 
theoretischen Grenzwerte bei absolutem Leer- 
lauf, während bei Belastung, wie bei jeder In- 
duktionsmaschine, -ein Schlupf auftritt, der an 
Hand der Abb. 2 leicht graphisch oder rechne- 
risch ermittelt werden kann. Die Schlupfdreh- 
zahl, d. h. die relative Drehzahl des Drehfeldes 
der Hintermaschine in bezug auf den Läufer 
derselben, ist hauptsächlich bestimmt durch den 
Ohmschen Widerstand des Läufers und das 
Feld, und da letzteres sich zwischen Leerlauf 
und Vollast nur entsprechend dem geringen 
Spannungsabfall in der Vordermaschine und ım 
Ständer der Hintermaschine um wenige Pro- 
zente ändert, so wird die Schlupfdrehzahl der 
Kaskade in erster Annäherung gleich der 
Schlupfdrehzahl der Hintermaschine in Einzel- 
schaltung bei demselben Hauptfeld. Wir erhal- 
ten daher bei gleichsinniger Schaltung und Mo- 
torbetrieb die Beziehung 


NS — nn, (L— Ss) ng 85'. 


Daraus ergibt sich der auf die synchrone Dreh- 
zahl n, bezogene Schlupf der Vordermaschine 


N, 


Em F+N 
ee NN 


Ss 
7 N, + N 


= 59 nn 5. 
143, 


Fir syn, wurd, = EG 


den Schlupf auf die synchrone Drehzahl (n,,) 
der Kaskade, so erhalten wir für diesen Schlupf, 
der mit s, bezeichnet werden soll, 


.  Bezieht man 


n, (1 9) Nm Sı) rg 
n,(L— 815) Sn 


Setzt man hierin die für s, und s;, gefundenen 
Werte ein, so wird sy‘, d.h. der Schlupf der 
Kaskade ist unter den obigen Vernachlässigun- 
gen ebenso groß wie der der Hintermaschine in 
Einzelschaltung!), oder anders ausgedrückt, die 
Drehzahlkurven der Hintermaschine in Einzel- 
schaltung und Kaskadenschaltung schneiden 
sich auf der Abszissenachse. Der Grund hierfür 
ist in Abb. 2 deutlich zu ersehen. Die Frequenz 
der Hintermaschine nimmt mit wachsender Be- 
lastung zu, wodurch die relative Drehzahlände- 
rung s, konstant bleibt. : 

Aus Abb. 5 folgt, daß man bei direkter 
mechanischer Kupplung der Hintermaschine 
und einer vorgeschriebenen Frequenz nur ganz 
bestimmte Synchrondrehzahlen erhalten kann; 
hiervon abweichende Drehzahlen lassen sich 
jedoch durch mittelbare Kupplung der Hinter- 
maschine mit der Vordermaschine — z. B. mit- 
tels Zahnräder oder Riementrieb — erreichen. 
Die im Vorhergehenden abgeleiteten Grundfor- 
meln bleiben bestehen; man braucht nur die 
hieraus erhaltenen Grundwerte der Hinterma- 
schine n, und p, entsprechend der gewünschten 
oder nötigen mechanischen Übersetzung (ü) um- 
zurechnen. . Es wird dann 


SE 5 


Handelt es sich darum, bei konstanter Netz- 
frequenz mehrere Kaskadendrehzahlen zu be- 
kommen, so können diese, wie aus den Grund- 
formeln ersichtlich ist, nur dadureh erhalten 
werden, daß die Polpaarzahlen der beiden Ma- 
schinen geändert werden. Dies geschieht durch 


=) Die sorgfältig durchgeführten Messungen von 
R. van Cauwen Er (Beitrag zur Theorie der -Asyn- 
ehronmotoren ohne Kollektor, Dissertation 1909) ergaben 
nur um etwa 10% höhere Werte, was auf unsere Vernach- 
lässigung zurückzuführen ist. 


Heit 23. 


10. Juni 1920. 

Polumschaltung oder eine die gleiche Wirkung 
erzielende Änderung der mechanischen Über- 
setzung (ü). Besonders die erste Methode zeich- 
net sich durch- Einfachheit und hohen Wir- 
kungsgrad aus und wurde schon wiederholt — 
in letzter Zeit namentlich für Bahnzwecke!) — 
mit bestem Erfolg ausgeführt. Die Polum- 
sehaltung erfolgt zweckmäßig beim Hintermo- 
tor, da sich dieser wegen der Verwendbarkeit 
eines Kurzschlußläufers hierzu besonders gut 
eignet. Die Vereinigung des Vordermotors mit 
dem Hintermotor zu einer einzigen Maschine 
führt zu den bekannten Hunt-Sandyeroft- 
Maschinen, die demnach auch mit Hilfe der be- 
schriebenen graphischen Methode behandelt 
werden können. Bezüglich der weiteren Be- 
handlung der kommutatorlosen Kaskaden sei 
auf Spezialabhandlungen verwiesen?). 


Kommutatorkaskade. 


Das Bestreben, mit einer und derselben 
Hintermaschine beliebige und beliebig viele 
Kaskadendrehzahlen ohne Polumschaltung oder 
veränderliche mechanische Übersetzung zu er- 
reichen, führte zur Einführung der- Kommuta- 
tormaschinen als Hintermaschinen. Die Mög- 
lichkeit, diese Maschinen durch einfache Hilfs- 
mittel wie Bürstenverschiebung oder Regel- 
transformatoren in praktisch beliebig feinen 
Stufen regeln zu können, überträgt sich bei der 
Kaskadenschaltung auf den Maschinensatz. 
Außerdem gestattet es die Kommutatorhinter- 
maschine, den .Leistungsfaktor des Maschinen- 
satzes, der bei kommutatorlosen Kaskaden mit 
Induktionshintermaschinen nur sehr niedrige 
Werte erreicht, beliebig zu verbessern, wodurch 
die Überlastungsfähigkeit des Maschinensatzes 
wesentlich gesteigert und das speisende Netz 
von den wattlosen Strömen befreit wird. 

Die als Hintermaschinen verwendeten 
Kommutatormaschinen können in 2 Gruppen 
eingeteilt werden: In solche, deren Drehzahl 
proportional der Periodenzahl und solche, deren 
Drehzahl unabhängig von der Periodenzahl ist. 


Wie schon eingangs erwähnt, beschränken wir 


uns in dieser Arbeit auf die erste Gruppe von 
Kommutatormaschinen. Sie ist zwar durch die 
zweite Gruppe, bei der Kaskadenschaltung, 
stark in den Hintergrund gedrängt worden, je- 
doch ist es in allerletzter Zeit gelungen, auch 
diesen Maschinen ein neues Anwendungsgebiet 
zu verschaffen?), so daß eine Beschäftigung mit 
ihnen sehr wohl am Platze ist?). Die Hauptver- 
treter dieser Maschinenart sind die ständerge- 
speisten und die läufergespeisten Drehstrom- 
Nebenschlußmotoren, die bezüglich ihrer cha- 
rakteristischen Betriebseigenschaften einander 
nahezu gleich sind. Ihre Wirkungsweise soll hier 
soweit kurz gestreift werden, als wir sie für unse- 
ren vorliegenden Zweck benötigen’). Bezüglich 
ihres Aufbaues sind diese Maschinen nichts an- 
deres als die entsprechenden Drehstrom-Induk- 
tionsmotoren mit dem Unterschied, daß der 
Läufer — also beim ständergespeisten Motor 
der induzierte, beim läufergespeisten Motor der 
induzierende Teil — mit einer Kommutator- 
wicklung versehen ist (Abb. 6 und Abb. 7). 

Die Drehzahlregelung erfolgt nun in der 
Weise, daß die Schlupfspannung durch eine 
gleichgroße, aber entgegengesetzte Spannung 
ausgeglichen wird. Diese Hilfsspannung wird 
in beiden Maschinenarten dem induzierenden 
Teil entnommen — bei der ständergespeisten 
Maschine mittels eines Stufenschalters, bei der 


1 


läufergespeisten mittels zweier gegeneinander ° 


beweglicher Bürstensätze — und unter Zwi- 
schenschaltung eines Kommutators, der als 
Frequenzwandler dient, dem induzierten Teil 


!) Vgl. Verebely. Elektrotechn .u.Maschb.;1919, 8. 211. 

2) Vgl. z.B. M. Breslauer, Das Kreisdiagramm des 
Drehstrommotors und seine Anwendung auf die Kaskaden- 
Bee R. v. Cauwenberghe, s. 6. } 

®») Vgl. D.R.P. Nr 302285 und 306.684, über die ich an 
anderer Stelle ausführlich berichten werde. 

2, Vgl. auch die rein rechnerische Behandlung dieser 
Kaskadenschaltung mit ständergespeitem Hintermotor 
v..L. Fleischmann „ETZ* 1910, S. 191. . ; 

°) Näheres über diese Maschinenarten erhalten die 
Aufsätze F. Richberg „Über regelbare Drehstrom-Kollek- 
tormotoren‘, „BETZ“ 1910, 8. 749., K. Schrage „Ein- neuer 
Drehstrom-Kommutatormotor mit Nebenschlußregulierung 
durch Bürstenverschiebung“, „BETZ“ 1914, 8: 89. 


- abzulesen ist, 


’ 


10. Juni 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, Heft 


zugeführt. Je nachdem diese Hilfsspannung 
bezüglich der Stillstandsspannung des induzier- 
ten Teiles negativ oder positiv gerichtet ist, 
läuft der Motor unter- oder übersynehron 


h ! Ständer-W 
zu a eh 


‚Ständer-#ilfsw 


Vordermaschine « 


Aommutator-Hintermaschine ) 


"Abb. 6. Kommutatorkaskade mit ständergespeister Hinter. 
maschine. Elektrische und mechanische Kupplung. 


_ (Abb. 8). Die Grenzdrehzahlen sind durch das 


Verhältnis der maximalen Hilfsspannung zur 
Stillstandschlupfspannung gegeben. Bezeich- 


Netz 


Sfönder-W 


Verschiebbare 
Bürsten 


Kommutator-Hintermaschine “ 


Abb. 7. Kommutatorkaskade mit läufergespeister Hinter- 
maschine. Elektrische und mechanische Kupplung. 


Vordermaschine 


nen wir dieses Verhältnis mit x, ferner mit e’” 
die Stillstandschlupfspannung, mit e die Hilfs- 
spannung und mit s den Schlupf, bezogen auf 


Regelbereich 


Abb. 8. Regelbare Drehstrom-Nebenschlußmaschinen 


die synchrone Drehzahl n,, so gilt für den abso- 
luten Leerlauf, wie aus der Abb. 8 unmittelbar 


Bel re) 


e 
BRENNT TR: 


Daraus folgt die Regelung R als das Verhältnis 


der obersten zur untersten Drehzahl: 


Wen lh80), LH % 
Nu Rt 5) 1-: 


VE 


| Die Größe x bestimmt demnach einzig und 


_ allein die Regelung; sie spielt außerdem bei der 


Berechnung der Drehfeldkommutatormaschi- 


nen jeder Art eine ausschlaggebende Rolle, da 
die meisten Größen, wie Kommutatorlänge, 


Transformatorsegmentspannung, Kompensa- 
tion, Stromwendespannung usw. von ihr direkt 
abhängig sind. Eine Feldänderung hat auf die 
Drehzahl bei diesen Maschinen praktisch kei- 
nen Einfluß, da hiervon beide die Drehzahl be- 
stimmenden Spannungen e und e” in gleichem 


_ Maße und Sinne betroffen werden. Anders ver- 


= 


hält es sich mit der Periodenänderung, die die 


. synchrone Drehzahl rn, und damit den Regel- 


bereich (n„—n.) wesentlich beeinflußt. 
Schalten wir eine der im Vorhergehenden 
beschriebenen Kommntatormaschinen als Hin- 
termaschine einer Kaskade (Abb. 6 u. 7), so er- 
halten wir in unserer bildlichen Darstellung 


23. 447 


die Abb. 9. Jeder Drehzahl der Kommutator- 
maschine entspricht eine bestimmte Kaskaden- 
drehzahl des Maschinensatzes. Der Regelbe- 
reich der Kommutatormaschine wird, wenn 
auch in vermindertem Maße, auf die Vorder- 
maschine übertragen oder, wenn man bildlich 
sprechen darf, der Regelbereich wird projiziert. 


d 
Sp 
\Sy 
INES; 
SS 
SS 
SD 
SQ SeS 
Sy SEN 
N NEIER 
sx ISIS 
SR DS S 
RS ITS 
DOT 
ER 
57 
öchlupfänderung\ " 


Abb. 9. Kommutatorkaskade, 
Drehzahlkurven bei gleichsinniger Schaltung- 


Wie ersichtlich, kann man mit wenigen Strichen 
über alle wissenswerten Größen ohne jede Rech- 
nung Aufschluß erhalten und praktisch und 
theoretisch wichtige Aufgaben in höchst ein- 
facher und anschaulicher Weise lösen. Der 
Vorteil der Darstellung ist vor allem der, daß 
man alle veränderlichen Größen gleichzeitig 
übersehen kann, eine Eigenschaft, die die For- 
mel nur in der einfachsten Form aufweisen 
kann. Aus der Abb. 9 ist abzulesen, daß eine 
Regelung von Null aus nur mit einem <=1 
möglich ist, ferner daß zur Erreichung der syn- 
chronen Drehzahl der Vordermaschine, als der 
obersten Drehzahl der Kaskade bei gleichsinni- 
ger Schaltung der Hintermaschine, ein x = 
erforderlich wäre, was einen unendlich langen 
Kommutator zur Folge hätte; ferner daß der 
Regelbereich der Kaskade sich um so mehr dem 
Regelbereich der Kommutatormaschine nähert, 
je kleiner die Polzahl der Vordermaschine im 
Verhältnis zur Polzahl der Hintermaschine 
wird. Alle diese Tatsachen lassen sich an Hand 
der Abb. 9 leicht und anschaulich ableiten und 
in analytische Form bringen. Mit den früher 
bei kommutatorlosen Kaskaden gewählten Be- 
zeichnungen und den hier noch hinzukommen- 
den: 


%, die Übersetzung der Kommutator-Hinter- 
maschine 
Maximale Hilfsspannung 
— Sekundäre Stillstandspannung 


R, die Regelung der Kommutator-Hinter- 

maschine in Einzelschaltung 

n Oberste 
(= ntendtan Dr ehzahıl) 

R,, die Regelung der Kaskade 
wird nämlich: die synchrone Drehzahl der Kas- 
kade, wenn wir uns zunächst auf die gleich- 
sinnige Schaltung beschränken, 


NN, 
"m n-tn, 
die oberste Drehzahl 5 
NN, (1 -+%) 
Tn+n(1+%) 


die unterste Drehzahl 

NN, (1 —%) 
ml) 
Daher wird die Regelung der Kaskade 


Nu — 


E 205 Be, 
mean 
Ru Nu L—x% Rn 
z, rd+m) 
Rıs en R, n 


rien) 


en me mn nn 


Für den besonderen Fall n, = n, wird 


Ra=R, (> ) 
Der Schlupf, bezogen : ie ‘ste Drehz: 
der Kaskadı er Nase: 
et 
TER 
In Abb. 10 ist der graphische Verlauf des 


No — N 
ee 


KR, No 


ie R 
Verhältnisses R das als die Ausnutzung der 
2 


7 zZ 


4 5 


a 


3 
SR „L2 

[ri 7er 
Abb. 10. Kommutatorkaskade, Regelungsausnutzung. 


Hintermaschine betrachtet werden kann, in 
Abhängigkeit vom Verhältnis 


Di 

für x = 0,25 — 0,50 — 0,75 — 1,0 bildlich auf- 
getragen. Es folgt daraus, daß die Ausnutzung 
Pa 


21 
ist. Für <>1 erhält man, wie man sich 
Hand der Abb. 9 überzeugen kann, auch nega- 
tive Drehzahlen, u. zw. ohne jede Drehfeld- 
umkehr. Der praktischen Verwendung dieser 
für viele Anwendungsgebiete sehr erwünschten 
Eigenschaft stehen die Nachteile der Kommu- 
tatormaschinen mit großem # (schlechter Wir- 
kungsgrad, schlechte Kommutierung, lange und 
daher nicht betriebssichere Kommutatoren) 
entgegen. Schaltet man die Hintermaschine 
gegensinnig, so erhält man auch hier einen wei- 
teren Drehzahlbereich (bei gleichen Polzahlen 
pı und 9, sogar 2 Regelbereiche), der jedoch 
dieselben Nachteile hat wie die Danielson- 
Drehzahlen bei kommutatorlosen Kaskaden. 
Besonders einfach und übersichtlich ge- 
staltet sich die bildliche Darstellung der Trans- 
formator-Segmentspannung, der wichtigsten 
Größe für die Berechnung der Wechselstrom- 
Kommutatormaschinen. Da sowohl Spannung 
als auch die Periodenzahl der Hintermaschine 
proportional dem Schlupf der Vordermasehine 
sind, so bleibt ihr Feld konstant; demnach ist 
die Transformator-Segmentspannung lediglich 
mit der relativen Drehzahl des Drehfeldes in: be- 
zug auf die Kommutatorwicklung veränderlich 
und dieser direkt proportional. Die relative 
Drehzahl des Feldes ist aber in unserem Bild 
sehr einfach darzustellen ; sie ist für die ständer- 
gespeiste Hintermaschine gleich der Ordinaten- 
differenz der beiden Geraden I und II (Abb. 11) 
und für die läufergespeiste Hintermaschine 
gleich der Ordinate der Geraden II (Abb. 12). 
Wie ersichtlich, ist die ständergespeiste Ma- 
schine der läufergespeisten überlegen, da bei 
dieser die Transformatorspannung durch Null 
hindurchgeht und daher namentlich bei kleinen 
tegelbereichen nur geringe Werte erreicht, so 
daß man bei dieser Maschinenart wesentlich 
größere Polleistungen erreichen kann als bei 


um so besser wird, je kleiner x und je größer 


448 


den läufergespeisten Maschinen. Letztere haben 
jedoch wiederum den großen Vorteil, daß jed- _ 
wede Regelapparate wie Drehtransformatoren 
oder Stufenschalter wegfallen, indem die Rege- 


Ahb. 11. 


Kommutatorkarkade. 


144 


Sımax 7 


Sımin 


Transformator-Segment- 


spannung (e) der ständergespeisten Hintermarchine. 


lung in einer geradezu idealen Weise lediglich 


durch Bürstenverschiebung erfolgt. 


Weitere 


Vorteile dieser Maschinenart sollen an anderer 
Stelle ausführlicher behandelt werden. E 


an 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 23. 


Macht man in Abb. 11 und Abb..12 die 
Strecke (I+—n,) gleich 100, so kann die Trans- 
formatorsegmentspannung direkt in Prozenten 
der Segmentspannung bei Stillstand, d. h. bei 


\ 


De 
is 


Symin Stmax 


Abb. 12. Kommutatorkaskade Transformator-Segment- 
spannung (e) der läufergespeisten Hintermaschine. 


Speisung mit der Netzfreguenz, abgegriffen 
werden. Rechnerisch wird die Segmentspan- 


nung, wenn e, die bei Stillstand bezeichnet, für | 


die läufergespeiste Maschine 


e ge 
10. Juni 1920 


e=% Sı; 


für die ständergespeiste Maschine 
= %.- A4-—5,)- 
e= 6081 pP ( 1) 


- Auf weitere Anwendungen der im Vorher- 
gehenden beschriebenen graphischen Methode 
zur Behandlung von Kaskadenschaltungen 
werde ich in besonderen Aufsätzen zurückkom- 
men. 


Untersuchungen über die Größe und Be- 
ständigkeit von Kontaktverbindungen unter 
besondererBerücksichtigung des Aluminiums,. 


(Mitteilung aus dem Elektrotechnischen Institut der Tech- 
nischen Hochschule zu Karlsruhe.) $ 


Von Rudolf Richter, Karlsruhe. 


(Schluß von 8. 435.) 


Schraubverbindungen. Tafel 21. Die 
Verbindungen mit je einer Schraube für jedes 
Drahtende S, bis S, haben sich nicht bewährt, 


Zahlentafel26. Zusammenstellung der Ergebnisse an Flachlötungen ohne Hülse. 


R : rd Wider- | Alter bei ’ Betri Fe RR F| 
a a a ee 
5 Draht- | lap- | bin- andars stand tands- F ider- dauer , © |L= in Zimmerluft |Erschütte- stands- stands" \der.letz 
Ri Lot Nr. || tands stands- | verhältnis | stands- ä EEE Wen Wasserdampf nach der | messung | verhältnis | -_W_der 
a enden pung| dungs- 1 max I z x messung FE EEE = rung -/am10. : 
oO 8 2 ganz ne u Ay Einax in R ka 23 5 Z nschneSenre h 5 a En ne 2 =% a send 
in mm|metalle 042 | oe |0.m.9| R Monaten Ba E 2 |D= auf dem Dach |" Minuten 0-42 | +0 R, messun 
r 25 133| (5,99) 162) | 169) | EL 26) 42550: mt L|wIs | = | — BIETE, 
3 25 124 (6,25) | (11,0) |. (11,0) | (1,76) (19) |. (6640) | mit | LIwi— = Fee En =* 
er 1colal — ; n Teen as 
T. 25 101! 5,70 11,0 11,0 1,93 322 |1440 |mt L|ws | — |< »9 EB a 
; 5 | n4r1® (6,09) | (10,7) | (10,7) (1,76). | (82) | (14450) | mit LIWS — es “ = : 
95 185 6,90 7,30 7.1081 .1,06: 2218 7810 | mit ws / 230 7,20 7,40 1,07 
ee 27 186|| 6,64 6,95 6,72 1,05 13 7810. |mis |, W.8|— || 280 6,69 6,82 1,03 
lea 23 3il| 7,06 7,06 6,93 1,00 11 6.200. ohne —!-2"—-:D ||: 230 7,12 7,18: 1,02 
27 312 | 7,09 7,09 7,03 1,00 11 8000 ohne Lt) | 990 7,05 7,10 1,00 
er. Hl ee 1 re re NE a ee Be ee | 
8 En 95 116) (9,65) | All) | ALM (1,15) | (2) | (14450) mit |LIWIS ı— = ae == 
icolaı — — - Na 
T, 30 93 | (10,1) | 134) | 139 | (130) | (18,5) | (61640) mit LIW— — en er $ 
‚ 27 94 (9,95) | A234) | (24) | (120) (185) (6640) mit /LIWI— — See = D& 
_— [EIERN \PEARRENREN | (ERLIRFESBR AR NR BIRLPIE TOBRESRL DNS TS ee Emm unBa eg PT Rinne moxTSEH POST SERETERTERETETEHET TE SETS TTHE PLEITE SEE IT x — | Be) 
L 38 |, |119| (7,50) (12,2) | 182) (163) | (26) | (10900) mit LIW 8 — Ss 22 Na = 
’ BR 1201 (749) (50 | (750 (LED) 3 | (8620) | mit ]LIWI— I er 2 ee 
Nı1colal ank _— et n : n n n r n 
r 95 97 (820) (820) | (820) (100) | (13,5) (3620) mit LIW — — = a & 
‘ 05 98|| - (7,90) | (8,00) |- (8,00) | 11,00) | (18,5) | «(3.620):) mit .E WI, = = 3 
Lys! Inhoffen 98 31a| 7,90 | 835 | 820 | 1,06.) 11 6200 |ohnsI—|—|=-!n || 230 | 850.| "8,35 | = 1.06 
L 95 121|| (17,6) | (193) | (19,3) (1,10) | -(82).. | (12850) | mit | LIw|S  — = a = = 
re 25 122|| (18,2) | (26,0) | (26,0) (1,43) 5,5), (10730) | mt LWS —| — |. — = = 
icolai Al-Fe | ——— nn TTnanTZ —— Be | 
5 5 991 169 | 252 | 252 19 | 32 14450 mi IL |wIs |— 0 = = en 
s 97 1001 17,3 19,5 19,5 1,13 185 | 660 | mit LIwW I — 3 = ee m 
Ka | BE EL We ee een. Rn 
Lıs| Inhoffen 97 315) 15,4 1750 216,9. 11 6 200 obneJ}— 1 PD} 230 17,%_..)--148717 09% 1 
L, 39 1171. (5,80) | (783) | (7,88) | (1,48) | (26) | (10.900) | mit |L w|is|— Er Es = Br | 
8 35 118|| (5,10) | (6,86) | (6,86) | (1,35) | (26) | (10900) | mit LIW|S | = Be 
lcolai MT (He ne 
’ 25 5 el er | ar | (154 | (285)! (5810) mi I LIWS — = nA a Be i 
a 27 96| (493) | 1652) (652) (132) | (18,5) | (6640) mit |LIWI—|— > = Er 
Zys! Inhoffen 30 313| 507 | 5,16 5,16 1,02 11 6.000: ohne 1-1 —|D 230: | 5,22 5,34 1,05 | 
30 189 | 6,80 71a) ZU 106 | 18. °| 7810 | mit —|Wı8|— 230 7,46 7,66 1,13 
a 40 |Al-Al|190| 5,99 6,35 6,85 1,06 13) | 7810 | mit = W 8 — 230 .|° 6,77 6,82 1,04 
haralat | Thuralot 32 320| 6,85 7,01 7,01 1,02 11 6200 ohne — — —,D | < 110 BR = = 4 
talli- | 3 
30 |aıMm |8221 8,70 | 210. | 210 2,41 11 6200 \ohnel=-1—/=|D || <-10 = Tr & 
30 JAl-Fe|323|| 185 | 186 | 182 1,01 11 6200 ohne — | —|—|D || < 140° = ar E- 
32 |Al-Cu|321| 4,95 | 6,54 654 | 18 11 17.6200 \oenel—1— —D|< 10.1  — |. .— ro : 
| S | Ze | mar 3 re Fler 3 = _ 
Rn 187| 6,31 6,61 6,49 1,05 13 7810 | mit |-|w|8 | — 230 6,60 7,06 41% ® 
Be a 42 |AL-AU|188| 6,10 6,71 6,71 1,10 13 7810 mil wi. | engine re “| 
Spezial Spezial 30 316 ; 6,69 12,1 181° 12 88 11°: 26200 - ohne) |— || D 0 TF I = 
tobrik | febrik | zo Jam Iaı8l 800 | 860 860 10 u re ee Se = 
A 193 | 181 |. .2106 | rl 26.0002 (öhnse ei Di 5 mE < ee 2 
34 |Al-Oul317|| (5,51) | (6,50) | (6,50) | (1,18) (8) \ (4370) one —— —|D | — = 2% zi - 
mit 35 |AL-Al|324 | 6,64 7,68 | 7,68 1,16 11 6.200. ohne =D | <io. | — a an 3 
Kriegs- |Verbands-| 30 |Al-M | 326 8,60 11,2 11,2 1,30 11 6200 |ohıne — — — D|< 10 — E _ u 
lot  |lotmetal-| 32 |At-Fe|327| 18,1 18,2 18,2 1,01 11. |” 6.200. |olne = =D 50 a B Ex 3 
lisiert |: 32 |Al-Ou 325 _ — 2 _ ad, — ohne L | — —|— = I E 


N 


10. Juni 1920. 


Am besten sind noch die Verbindungen mit 
Messinghülsen und -Schrauben, dann "die mit 
Eisenhülsen und -Schrauben.. Metallisieren der 
Drähte mit Thuralot scheint günstig zu sein. 
(Nr..223 u. 224). ’ 

Die Verbindungen mit je drei Schrauben 


; Elektrotechnische Zeitschrift, 


hötverbindungen mit massiven 
Hülsen und blanlas Aluminium- 
drähten. Tafel 23. Die Lötverbindungen mit 
massiven Hülsen haben sich im allpdmeinen 
gut bewährt. Wenn wir die Verbindungen 
ausscheiden, die fehlerhaft hergestellt waren 


1920. Heft 23. 


AD). 
schütterung hat sich der Widerstand der Ver- 


(Drähte aus Tafel 25. Bis zur Rır- 


bindungen nicht wesentlich geändert. Nach 
der Erschütterung sind die Verbindungen, bei 


denen die Drähte metallisiert waren, zum 
ß rm 
sröbten Teil unbrauchbar geworden, während 


für jedes Drahtende (S,) haben sich im all- | (vgl. Abschnitt 6) — ihre Nunmörn sind in | die Verbindungen, deren Drahtenden nicht 
gemeinen “gut gehalten. Eine Ausnahme | runde Klammern gesetzt — so haben sich | metallisiert waren, sich mit Ausnahme von 
imachen nur die Verbindungen mit Eisen- | mit Ausnahme der Verbindungen Nr. 1 und 2 | Nr. 249 (Messinghülse) bewährt haben. 

hülsen und -Sehrauben, die sich nur bei me- | mit Zinkhülsen alle Verbindungen gut ge- Flachlötungen ohne Hülsen. Tafel 


tallisierten Drahtenden bewährt haben. 
Bei Beurteilung der Schraubv erbindungen 
ist zu beachten, daß das Alter der Verbin 


halten. Am wenigsten haben sich die Ver- 
bindungen mit Messinghülsen verändert; das 
Überzishan der klumsaimlötstelle mit Da 
lot scheint von Vorteil zu sein. 


26. Bei den mit Tot von Inhoffen hergestellten 
Verbindungen haben sich nur die "bewährt, 
ber denen Falls Drahtenden aus Al bestehen. 


dungen mit je drei Schrauben geringer ist ’ Das Metaällisieren der Drahtenden vor dem 
als das der übrigen. Stumpflötungen mit Blechhülse | Verlöten scheint auch hier schädlich zu sein. 
Nietverbindungen mit. und ohne | (Drähte aus Al). Tafel 24. Bis zur Er- | Die mit Lot von Nicolai gelöteten Verbin- 


Alund Flachlötungen ohne Al. Tafel 22. 
Nietverbindungen von Aluminiumdrähten sind 
unbrauchbar. Von den’ übrigen Nietverbin- 
dungen hat sich merkwürdigerweise die reine 
Kupferverbindung am schlechtesten, die reine 
Eisenverbindung am besten bewährt. Die Ver- 
schlechterung der Kupfernietungen ist nach 
der Erschütterung eingetreten. 

Die Flachlötungen ohne Aluminium (Z,) 


sehütterung haben sich die Verbindungen, 
deren Hülsen aus andern Metallen als Al be- 
stehen, ziemlich gut gehalten. Den Erschütte- 
rungen war jedoch ein großer Teil der Verbin- 
dungen nicht gewachsen. Am besten haben 
sich die Verbindungen mit Hülsen aus Messing, 
am schlechtesten die mit Hülsen aus Al 3“ 
währt. Metallisieren der Drahtenden scheint 
hier keinen Zweck zu haben. 


dungen haben die seen nicht über- 
standen, doch ist dabei zu beachten, daß sie 
älter waren als die übrigen. 

Schräglötungen und Schweißungen 
ohne Else. Tafel 27.2 ’Die Schräglötungen 
haben zum größten Teil versast, wohl weil sie 
mechanisch zu wenig widerstandsfähig sind. 
Die Schweißungen (Nr. 137 und 138) haben 
sich dagegen gut bewährt. 


RR 


haben sich alle gut bewährt. Flachlötungen mit Blechhülsen Würgverbindungen. Tafel 28. Die 
Zahlentafel 27. Zusammenstellung der Ergebnisse an Schräglötungen und Schweißverbindungen (Z,) ohne Hülse. 
o rn = 
= TEURER N | : 
2 Ver- Stands- | stand % & stands- ider- an „2 IL in Zimmerluft der Er- ° Era En sta Huth stands- der letzten 
Bi Lot Drahtenden |bindungs-| Nr. |} messung Bar ae verhältnis a in a3 W=in Wasserdampf || schütte- Echüttal am 10.11.50 Verhältnis‘ Wider- 
5 metalle Ri | in bis zum Rmax ee Senden 38 |S=inschwel. Säne| rung | rung in R, in R, stands- 
104.27 107227 | 10. 1V. 19 | Rı | Monster 5 22 |D= auf dem Dach u min | 10- 19 10428 R, | Messung 
ler An hal ae ar | ao. | CE Lnw-i-i 2 I UOTE 8 
1140 | (6,69). (44,0) | (44,0) I. 16,57) |. (83,5). | (42550) | mit 'LI|W.S | — = N ER 2: 
zn rl. u) a mas | 010) min |wi— | I Ei 2 ar 
A a8 OR (1: (1 la) da) 570) | ww) | 0 — 88 el 
rı|1465| (,0)| ° (9,40)| (9,30) (1,00) | (14) (5.720) 1 mit |L IWi—|l—| 0 0 ae: = E ex" 
BER ehötten AM [106 | 1,10) 30) (9,30) (102) | (19) | (070) | mit LIwisı—ı  — .i N u 
art! | (19,3). | (20,0) | (20,0) | (1,04) (45) |. (1042) | mit |L | B # =, ® 
751410 1..81, 2) (28,5) (28,5) (1,35). |, (18) ı| (8.900) | r mit |L|WI |  — iu u = ei 
FR ER 131 599) | 639 (3 (on| (3.668) mit Re a rend 
[144 | - (5,69) | (5,76) . (6,76) | (1,02) | (8) (3.620) "mit | LIWI- I | SEI: 
| ee el LFI a U 2 u TE 
LTE blank | 47,4, 1137| 6,57 6,99 1 6,99 | 1,06 26,5 | 13530 mit LWS —| 230 | 701 | 7,03 a 
Ds | schweißt ® 32.138 167 °8,66 6,96 6,80. 1: 1,04 26,5 | 13530 | mit  L|W|S si 330... 6,99 1. 7,18 RS RE 
| | | | | | 
191 7,37 7,75 7,75 1,05 | : 18 7810 | mit )LJ WS | <= 80 TRUE NE Pr a 
12: 7,37 7,49 7,46 1.02. 0.13 7810 | mit | LIWS —) <80 EN | Et 82 
AA | gg, 7,06 7,26 7,20 1001 u 6200 [ohne —|—|— | D| < 110 = = ee ne 
328 7,40 7,87 7,34 106 | u 8000 Johne]L|—1—|—| 230 7,34 | 7,491!) 1,08 21 
Las Inhoffen A-zu|\33| (19 (63 | a6 | | ©. | @140) Johne — zu Re 2 En 
AM) 33i| 9,50 1.9.50.) 9,10 4. 180 | 11 6200 |ohne|—|—|—|D | <1%0 ar = a ® 
333 | (20,6) a N (1460) |ohne, 1 | ARE NE 1 F- 
Al—Fe 332 19,1 19,1 18,4 1:00 |: 11 72 38.000, ohne | L, 12, | 230 1855.21 75:1854 0,6 | 2 
| A-eu |s30 | 6,38 | 6556| 6559| «103)| (8 |. (6200) !ohne Ar en RER RE 
| | 15 |. 730 | 7,30 1,24 1,00 13 7810 | mit — WS 10 Fein 2 
Al— Al | 1% 7,27 7,55 m21 1,04 13 7810 | mit |-\w|8|—) <10 LER de a SEN A a8 
> w , 6) 8 ol EEE) e> Nez „u BE 3 
Thuralot mit Thuralot 339 (7,49)! (8,30) (8,30) a Y (4 370) ohne ei f | 3 \ FREE % 
metallisiert | —— — BE 2 > : | | | | l 
AM |) (30) @en| 6 | 832 5 | @140) Johne|—|—|— RS ER ee ee E° 
| Al—Cu | 340 549)| —,\. — —ı t..(b) (2140) Johne —|— | — D| — _ rl Br 
| lass 4 | Ss 2) — 1.0 mw | BETEN zZ 
AT—AI | 194 7,52 |. 7,57 7,5, 1,01 13 7810 | mit = W|S|— | 290 7,67 206 1,00 
Lot der | mit Lot der 3355| (748) (748) (745)) (00) 8) | 4370) ohne — ID) — ER Dr | r24 
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fabrik | metallisiert- eh AL we — — _ en) = Sn a | | —— 
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AIal gaeor = 3a 08 don ae) ron = oe. = 
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| Verbandslot SR I ee EEE Taer Im = w a Be, 
BT ren FÄULFE (0,1) | @11) | e1,1) (1,05) | (11) (6.200) \ohne — lo 0 u en se Z 
Al- Cu DRS WE EP 5) | (2140) !ohne Eye TRY 2a For Ba EN 2 
nach beabnd) 161 6,65 7,09 | 7,09 | 1,07 13 7810 | mit Be wis Nez] <]0 _ _ | — — 
Spezial- | Verfahren | |, a, | 182 6,52 7,68 7,68 1,18 13 7810 | mit] —|W|8 —| .< 10 = TE — 
In Weichlot | d. S. S.: W, _ 237 7,47 9,00 9,00 1,20 13 -7810 ohne —|W|S ie 0 a ar | nr r 
| metallisiert 241 7,50 7,50 ‚48 1,00 13 9 500 ohne |L | \— —|| ) 230 7,57 | 763 | 1,08 23 


nungsreihe möglichst nahe beiemander stehen 35 mm?; die Aluminiumhülse ist 1 mm stark. 
S Rs e 
ZJahlentafe] 8 Zusammenstellung der Ergebnisse an Würgverbindungen. 
! vor | Tas | Größer | deite | wider Ian ee were Da iehadrt | Dauer) ndRde 1 man | mu 
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& RE E AR | ih bis zumaı | max Ä Stine 53 1 Sin schwefl. Säure | rung rung in R, in ‚Br stands- 
107 Sen or, 2 10. IV. 19 | Rı | Monaten ; Kö: 'D= auf dem Dach in min 10482 10-12 Ri messung 
BR 209. 162 162 85,0 | 1.00.1243 | 810 3] mit —wls al er u a 
ARE 210, 130 130 1. 67,0%) 1,00 13 7810. m WR LI 23 Re ER N 
RN; 359 || 109 550 | 550 | 5,05 11 6200. [ohne )— — '— | D, NEN un Fe ee 2: 
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——— | 41-A1 BE Baia ae ERRRUT ee ee 
911 728 |: 2188 127,6 3,00. °| 18 7810 N | miele wie N as Er N Re 
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geschabt 360 | 19,0 313 313 16,5 11 6200 "rahne)— | > er = | 12 ee 
361 250 98.010 3,92 11, ‚8000 ‚ohne | L | Nez | ve ee ee. 
‚Al mit »01| 6,98 |.875 | 200 125 13 7210 me | |w|s || — ER ei “ ar 
An 202 : 7,23 | 450 23,6 62,2 13: 1.0.7810. | mar) | wo 8; 121.280: 4 225 275 38 ae 
sipzt, Oi 351| .- 5,89.1 30,4 30,4 5,15 11 | 6200. Johne —|—!— | D 930 500 1250 PER 
RN verzinnt 350] 8,40 | 18,7 10,7 2,23 11/8000. [ohne L En. 14112280 145,7 3, 1202 1 U 
En Fe 19!  5,55.| 150 150 27.0 13 7810. mit ee KWRSeTEL IE re. r 
zialfabrik 200|h 579. |. 28,1 17,8 3,99 13 7810.) mit — | W801 9300.1.409%08 35,7 4,72 23 
metalli- 349 3,87 450 450 77,0 Kal" 6200 (ohne, |" D | ARE Mg 2% EN) we 
Alert, CU 348) 6,15 9,40 5,60 1,53 11 8000 jghne Lee 2 Ba 47,7 7,05 2 
w, ohne a A ; E = Su = he RN a « Be 
Var 197/ 5,52 6,58%. 6/58 1,19 13 ri me wis 20804 us 67,9 133 23 
bandslot | up, 1198 532 6,86 I 6,86 a 7810 mit WB.) > 17205 10.0 = a “= = 
metalli- -. 1347 5,935) VO 218 46,5 11 6200. \ohne —)— — Di N = Ber — 
a 346 1°. 6,95 | 29,3 18,6 4,22 11 8000 ohne LI — | 230 ı 250 205 30 21 
"AT mit a EAN BIETEN TEA RE ERTEN a ee 
Ne 20: 5,81 8,20 8,20 ea Wis 7810 ».1 dnib:] WS 11 2830. 6, >48 019,8 3,4 93 
bandslot 204. 5,56 6,26 6,26 138. Wınds 7810 | mit || Wı 8 |" 230 8,10. 7.175 32 #103 
metall. u. 353 5,66 210 210 37,0. | 11 6200 ohne) —=|—|--|D| ra een en er ar 
a 3H2. N HDD 20,7 20,7 1,66 | 11 8000 ohne | L |! — | — 230.) 1557|. 400 11:99: | | 
„AU mit 205. 3,14 4,95 4,95 |°° 1,58 132 1..27810.- mis WS a Ken 2: 2 
BRESN 206. 4,55 5,68 BB 1 7810 | mit, WI 8 230 5,80 9,80 2,16 23 
siert, Cu Sa a 16 12,6 2,18 11 6200. ohne 1 1122 .D ll 290°) ..62,6 21190: 42) 21 
Kriege: Re 356 | 420 | 420 400 | 100° 1 8000 ohne) LI —1— 1, 230 5,40 | 7,65 1,82 21 
e in Dhuras 207,571. 2.620 |% 6,16 | 1,85 13 7810. | mit ‚ws 2 230 7,04. 170 2,98 93 
meiden) = 5,81 682, 6,8 | 1,17 13 7810 mit WS. 0280 | 7,88: ‚9,70 1,67 23 
ai 19 78 13,0 13,0 2,97 11 6200. ARE D 930 60,5 300 52 A 
| 5,91 6,25 6,25; | 1,06 11 8000 ohne, I Be a0. 2120: 728,8 ER TE. 
2is| 305 | 898 218 1,00. | 718 zei a we LE & 
Al blank | 47. 4,[214 | 191 380 380 2300... Ma 18107 me We Ba re Beh T er 
ap! r | | | (i N Ä 
blank | geschabt 363! 135 | 400 400 3,96 11 6200 ‚ohne | = BEN DT ER a | : 
362 138 | 300 225 2,17 11 8000 ohne, L I KR BEN Fe 
ad Al blank | ee j ERST GEN 
Cu ver- |Al-Cu|215|| 5,28 | 17,0 13,8 3,22 13 7810: | mit | WISS 170930. 4,0149 4.450 | 37 
gelötet Yinnt | A | j ö | | Br RN. a x 
le fasazlastı wear 17260 el 876 21,7 1,2008. 01.8800, lohnen 0 er Ag 
Ka 365 |. 56,0. -| 250 163 4,46 11 8000. Jhneı u I — |, 10 en ee 
Alm Thu EB er ir” ; ee a & ä 
ralot met.,JA-CH|216|| > 4,68. 16,0 16,0 3,46, 513 7810 | nit I W| S:l--|, 230 | 26,9.11100 .. ).238 | : 
Cu verz. | | - 5 rs | ! j Ä IK“ i : 
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® |Weichlot besonde- 240||° (10,3) - (10,7). | (10,5) (1,04) (10) 15910) one wi le Ri 
getaucht rem Ver- 244 9,60 9,60 | 9,50 1.00 13 12 9500 Köhnens ee 10,0 Takael BEN NP 3 
—| fahren | Al-Al | | a Er ie 
„a. 8.8. W. 1656|  6,38.| 500. | 500 18,5 13.2 1,2810 ad ws 12 BE 
W,| richt KEN metalli- 166 4,39.) 240% 158 32,5 13. 218105 Baba W168 (ee e ar 
Be 239) 7,67 850 | 9:50 1,11 13... | ..7810. Johne) —|W|8 | 830. 1° 18,60 | 940° 
| 2431 7,78 178. 61 1,00 13 | 9500 ohne Le) 2.0830 27,20 | 7,50 


450 


5  Elektrotechnische Zeitschrift. 


RAN N ee 


1920. Belt: 3. 


Würgverbindungen sind unbrauehbar mit Aus- 
nahme der Gruppen W, und W,der SSW., 
von denen ein: Teil, besonders der im Zimmer 
aufbewahrte, keine wesentliche Widerstands- 
zunahme erfahren hat. 
Kabelschuhverbindungen. Tafel 29. 
Die’ Kabelschuhverbindungen haben sich nur 


zum Teil. bewährt. Am zuverlässigsten 
scheinen die Verbindungen mit Kabelschuhen 


aus. Messing. zu sein, wenn. die Alumnium- 
drah enden metallisiert sind. 

Bisher wurde bei Verbindungen zwischen 
Aluminium und andern Metallen immer die 
Forderung gestellt, daß die sich unmittelbar 


berührenden Metalle in der elektrischen Span- 


4 


und bei Ver bindungen zwischen Al und Cu 
empfohlen, ein /wischemmnetall zu verwenden, 
das in der Spannungsreihe zwischen Al und Eu 
steht. Aus den hier mitgeteilten Untersuch-- 
ungen läßt sich eine "Abhängiekeit des Kon- 
taktwiderstandes von derStellung der zu ver- 
bindenden Metalle in der Spannungsreihe nicht 
nachweisen. Eine Zwischenlage von Zinn- 
‚folie zwischen Alund Cu kann da agegen die Be- 
rührung der Kontaktflächen inniger gestalten 
und in dieser Hinsicht von Vorteil sein. In 
diesem Sinne schemt auch das Metallisieren 
(der Aluminiumdrahtenden bei Schraub-, Niet- 
und Würgverbindungen zu wirken, 


9. Verbindungen mit Aluminium von größerem, 


- Querschnitt. 


Kußer den Verbindungen der BR zwei- 
ten und dtitten Hauptgruppe, die Dr ähte von 


nur 2,5 und 3 mm Stärke (4,9 und 7,1 mm? 
Querschnitt) vereinigen, warden noch einige 
Verbindungen größeren Quersehnitts unter- 
sucht, jedoch im stromlosen Zustande. Die 
a naeh sind mit Nr. 410 bis 421 bezeich- 
net und sollen zunächst kurz beschrieben 
wer den. Ka 
Nr. 410 (Abb. 10). Würgverbindung. des 
Heddernheimer Kupferwerkes. Der Quer- 
' schnitt des Tadrigen Aluminiumseils beträgt 


Mu =. 


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Elektrotechnische ‚Zeitschrift, 


1920. Heit 23. ; 


Z m m mn nn 


451 


unter "Verwendung von Foramus-Flußmittel 
amd Foramuslot verlötet. 


Nr, 419. (Abb. 16). 


Schweißverbindung 


Chi andre der SSW zwischen Flachdrähten aus Alumini- 
Nr. 411. (Abb. 11). Kabelschuhverbin- | miniunleitern von 35 mm? Querschnitt. Die a SE es a Querschnitt. Die zu ver- 
dung des Heddernheimer Kupferwerks. Die | Drahtenden sind einzeln nach besondern Ver- I a In ER eing Bach dem ‚Knetver- 
‚Abmessungen der Aluminiumseile und der | fahren der $SW metallisiert, durch die Messing- ad Are zußammengeschweißt, 
Aluminiunhülse sind dieselben wie bei Nr. 410. | schraubhülse miteinander verbunden und Pi. 220, (Abb. .PM). Weichlotverbindung 
i i u! er AR 26 ? der SSW zwischen Aluminiumstäben von 
innerhalbe der Hülse mit Spezial-Weichlot 40 N Re 383 BR Ri 
Fa 4) mm“ Querschnitt für elektrische Wick- 
verlötet. 
Nr. 415 und 416. (Abb. 14). Sehraubver- R, 24 
\ bindung der SSW zwischen verseilten Alu- 2. = gu 
Ahb 11. miniumleitern von 35 mm? Querschnitt. Die 
0 U Drahtenden sind einzeln nach  besonderm 
- Nr. 412. (Abb. 12). Klemine des Heddern- | Verfahren der SSW metallisiert und durch 
heimer Kupferwerkes, die zum Anschluß. einer | geteilte Deckklemmen aus Aluminium . mit- 
Kupferleitung an eine Aluminiumleitung be- | einander verbunden. 
stimmt ist. Die Verbindung zwischen Messing 
und Aluminium ist mit einer Tsohermasse r22 = £isen ' 32 
3 R Abb. 18. 
3; lungen. Die beiden Wieklungsstäbe sind nach 
En Ri eigenem Verfahren der SSW  metallisiert, 
Fe einzeln mit je einer dünnen Messinghülse 
Abb..12. Ps umgeben, durch eine gemeinsame Kupfer- 
N... RER" ER IA ie N AL Nast zwinge verbunden und mit Lötzinn verlötet. 
ei Rene Ela Ne mern ; Nr. 421. (Abb. 18). Weichlotverbindung 
Die ana N en. Abb. 16. Abb. 17. der SSW zwischen Aluminiumstäben von 
B 35 mm? -Querschnitt und Stromwenderteil. 
im Oktober 1916 dem Besin zur ‚Verfügung Nr. 417. (Abb. 15). Schweißverbindung | Die beiden Wicklungsstäbe sind nach eigenem 
gestellt. der 88W zwischen Aluminiumseilen von | Verfahren der SSW metallisiert, einzeln mit 
70 mm? Querschnitt. Die zu verbindenden | je einer dünnen Messinghülse umgeben und 
- 3) Enden ‚sind nach dem Knetverfahren der | durch eine gemeinsame W eißblechzwinge, deren 
a er a) w- SSW zusammengeschweißt. einseitige Verlängerung die Stromwenderfahne 
Abb. 4. ” Nr. 418. (Abb. 16). Hartlötung der SSW | bildet, verbunden und mit Lötzinn verlötet. 
: zwischen Flachdrähten aus Aluminium von Die Verbindungen Nr. 413 bis 421 wurden 
Nr. 418 od 414. (Abb. 13). Hülseuver- | 35 mm? Querschnitt. ‚Die zu verbindenden | im März 1918 dem Institut zur Verfügung 


Bindung der SSW zwischen verseilten Alu- | Enden sind stumpf aneinander gestoßen und | gestellt. 


Zahlentafel 29. Zusanimenste llung der Ergebnisse an Kabelschuhverbindungen. 


Erst Wider- | wWider- | Alter bei | nur. Betriebsart | | Wider. | Letzte | Wider- | ER 
RE | Wider- | stands. | Nider- ger etzten) Betriobs- ER | a dor: | Wider: | Alter bei 
N Draht- ı AN stands- messung | Stands- ‘Wider- dauer . 2 /L= in Zimmerluft EL Nach dar tands- GENE ELZEON 
ea Lot Kabelsehuh .2 |Nr.|| messung am | verhältnis | stands- i = 3 W= in Wasserdampf, schütte- Ersel | messung | verhältnis | Wicer- 
= enden 2 Rı, 12. EN 1919|. R SOSunE in AR SER: | rung in | Erschütte-| am 10.11.20 Reis, "stande- 
[@) { in f 3 = 5S= inschwefl. Säure g | rung in R, in 
’ 1e Iin I 2) &: | Monaten Stunden | @ 3 D= RE dem Dach | Minuten 10-42 10-22 R, | messung 
= — a EEE > le — = nn er rn ee = ee ne 
BIN 423 320 17.1 5653 ja ann wis] 20 | 178 81,0 25,4 23 
RR 3831) 3,31 4,20 1355 7.2.18... °8200 Johnel =", —|D | 280.) 431 5,68 1,72 21 
N 226,318. 10,.567. 7180 | 18 | 57810 mie je 3230 F 79,0 1380 | alı | 23 
| 382, 2,98 4,95 |. 1,66 il 6200 Johnel= |) m 230 | 4,96. |: 6,50 318 21 
h - M\— 2 e a a Me EREHIBIL. 2 BERRESERIERELBES 
[3 MN RR: 2237| 6,00 15,5 2,59 13. asien WS | 230 1 Sız0 | 215 3,58 23 
® SAUER er 383| 3,86 425 | 110 11° | 2.6200 lohnel — | p|| 990 4,20. | 5,50 1,43 21 
Fa = en u en le £ - 2 ee | N — ie = 
22 228 8,30 17,5 2,10 13% 2810 | mit 1-1 wi as te ze DIA Lg 
® Fe verzinnt Pe|384 4,05 S,04 1,98 11 2008| chnef =? DD | 930 7,91 20,5 5,06 Pr 
Br: 386. 4,71 6,10 1,29 117.2. -6200 ohne — — SED N 230 5,92 7,25 1 
Pe AN SAL blank. All385 3,63 | 3,59 | 0,99 11. ]2 6990 Johns | D/| 230 3,13 4,30 1,18 21 
= Tr Re = p Frohe | DE: 
x jgelötet| 47 mit Ow verzinnt Cul391 2,66 8,221 7121 11 6200. ohne — — — 'D| . 230 k. 381 1.%,30 | 71,62 21 
Ri? f h ae: M verzinnt M \392 3,36 4,25 1,26 11 6200 \ohme: — | —'—|D\| 330 | 4,21 | 4,93 a: 21 
Pr 5% t 2 U R, x S 9: Ber < Im < 
= ehnd ‚Al mit Thuralot metall. |[AL1393. 3,41 | 6,69 1,96 11 6200 °|ohne' — — — 'D!| 230 | 3,65 10,1... 1,°,2,95 21 
Say verzinnt Be Yerzinnt Fe|394} --.4,43,.: 13,9 3,15 11 6200 ohne — in D;\ 230 | 14,0 20,1 4,93 2 
; Fi B % A k 2 sed en | 
” Dr ERS B x ' I ! ] N | | ee | < r B 
x - See Ou verzinnt CulB95L. 9,87 1193,15.) =110 | U 6200 Kohnei— — —-|D | 230 3,22 |. 3,85 1,34 21 
zialfabrik M verzinnt BENSDEN RESTE N SEAN Ze. TR 6200. |ohneı— — —|D 230 |... 8,70 4,68 1,43 21 
metall) 4] mit L. d. Sp-E. met. 1421897 3,76--| 6,00 | .'1,60 11 6200 ohne | - =D 230 5,96 8,90 2,37 21 
sier Ben a7 4%: Sy PETE 2 | N a) BET KiyR| 29: F & 
en Fe verzinnt ug 4,32 5,40 1" 1,25 | Bl. 6200 ‚ohne em] D 230 5,45 | 6,23 | 1,45 21 
at u.229| 280 3,41 Dal 18 7810 mit |— WS ||. 230 | RE NE IE Ye Ken. 
er [= 1387| 3,02 3,28 |7.1,08 | 7.120012 6900: Nohnel-4 SD] "930 3,90 | 1,29 21 
REN „930 2,70 5,73 19,19 13 7810 | mis || w|s 2 . .230 5,29..| . 7,391 12374 23 
| ERBEN Culaggl 2.00 2,85.1.098. | 11 6200 ohne ale DD 230 2,80 |. 3,30.1 1,14 21 
‚Al mit - i a En Me a a ER 
an - Al.mit Verbandslot 231 6,00. | 5,64 0,94 | 13 7810 mit: an 8 ı— 230 5,0% 0,0 13, 3 2 
bandstot | metallisiert und verzinnt 2321|. 6,00 | 2 NED | 13 \ 7810 | mit | W|Ss Den BEN FT, 7,50 1,25 | 23 
metallis [47 m. Verb-L. met. u.verz|Fel389| 4,27. | Sal 100 > u 6200 ‚ohne 1-1 _[p|t "930 542 | 6,43 | 1,51 21 
Se a re erento leelaso|  1,50.°|°:1808. | 118 |’ 1 6200 ohne — — —|D| . 280 4,79: | 5,45 | +1,29 21 
verzinnt NZ ’ - Se - \ er 
M verzinnt M |233| 2,45 3a1. 1.138 21° 13 el il wis - 930 355 1 5,18 | 212.| 28 
‚(u verzinnt Cul234 2,40 3,39 | 1,41 13 7810, mit | wis Nr 230 31 ER nn 2 
76 yerzinnt 7°. iel235| 3,50 0,305 | Sun )De 13 7810 mit WS‘ 230 3,12 8,50 ee. a 
M m. Verbib met. u.xern | M 1236| 8,70 BEN 0, 7810 mit | — ww |.8 | 230 6,24 3,58 0,96 23 


Ga ve ARIEN h EL REAFTER „. > . 4 2 ; 4 1 » 
Fl 2 


452 ; 


Zahlentafel 30. Verbindungen mit Aluminium von größerem Querschnitt. 


PER BEE ES EEE BE BEE EEE EBERLE EEE ee von namen poTRTEmET Tage 


Leiterquer- 


schnitt Seil, 35 mm? 
a EST 412 as | ara. | as F 416 
ab|acı | | | 

21. II. 18 36,6) 327 391) 3,42 1,81 /[1,38] | 1,66 [1,66] 
10. vIL.18|51,5|'58,3| — | 3,97 173 |[0,6] 1,21 [1,71] 
9.X.18 712) 640 ul 2.00 10.01 1,55 [1:78] 
12.1.19 |68,1) 68,3 12,6 10,1. |1,89 (1301, 3,56 11,6) 
10. IV. 19|69,1) 65,0 91 | 6,32) 1,70 11,55] ) 4,05 11,60] 
10. II. 20 | 90,0 1143 |22,5 | 10,9 4,30 | [1,80] 110,9 [164] 


Die Kontaktwiderstände wurden in der 
früher beschriebenen Weise durch Strom- und 
Spannungsmessung bestimmt undin Einheiten 
von 102 0hm in Zahlentafel 30 eingetragen. 
Auffallend ist auch hier wieder der hohe Kon- 
taktwiderstand der Würgverbindungen (Nr. 410 
und 411). Die Verbindung Nr, 412 wurde bei 
Aund B (vgl. Abb. 12) gespeist und die Span- 
nung zwischen a und b, sowie aund e gemessen. 
Die Verbindung Nr, 421 wurde einmal bei A 
und € (vgl. Abb. 19), das andere Mal bei Bund 
C gespeist. Im ersten Fall wurde die Spannung 


Abb. 19. Photographische Aufnahme der Kontaktverbindungen am 6. I. 1919. - 


zwischen a und e, sowie zwischen a und db, im | verbindungen (Nr. 410 u. 411) unzuverlässig 


zweiten Falle zwischen b und ce gemessen. Die 
Quotienten aus Spannung und Strom stellen 
danach bei der Verbindung Nr. 421 die Wider- 
stände zwischen den Stellen Ad+dC, Ad und 
BC dar (vgl. Abb. 18). Hieraus lassen sich die 
Kinzelwiderstände der Teile Ad, dB und dC 
berechnen, die in Zahlentafel 30 eingetragen 
sind. 

Die Verbindungen Nr. 414 und 416 wurden 
in der Sammlung des Institutes aufbewahrt, 
alle übrigen Verbindungen wurden denselben 
Beanspruchungen ausgesetzt wie die Verbin- 
dungen Nr. 241 bis 244, wurden also im strom- 
losen Zustande zusammen mit den Verbindun- 
sen der zweiten Hauptgruppe zunächst im 
Blechkasten und später auf dem Dache des 
Instituts aufbewahrt. Die Widerstände wur- 
den in denselben Zeiträumen wie bei den Ver- 
bindungen der ersten und zweiten Hauptgruppe 
semessen. In Zahlentafel 30 sind die Ergebnisse 
zusammengestellt; die Widerstandswerte der 
Verbindungen Nr. 414 und 416, die in den 
Sammlungen des Institutes aufbewahrt wurden, 
sind in eckige Klammern gesetzt, Die Messun- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt 23. 


massiv, 
40 mm? 


49 22 


Seil, massiv, 


massiv, 85 mm? 


2,14 5 
8. IV. 18 bis 11. VII. 15 2260 in gesättigtem Wasserdampf rd 77°C 
1,48 5,32 | 0,53 | 0,69 Br j 
17. VIL 18 bis 8. X. 18 | 2000 ı |in schwefliger Säure (trocken) rd 90 C 
1,39 5,33 ,0,45.| 0,88 | 
| 98. X. 18 bis 6.1. 19 1650 in schwefl. Säure u. Wasserdampf, bis 
1,45 5,35 |0,49 |0,78| i r IN? €; nachts stromlos 
18. I. 19 bis 7. IV. 19 1900 | desgl., bis 1030 C; nachts stromlos 
1,45 5,40 | 0,64 0,81 ' 
15. IV. 19 bis 2: II. 20 | 6900 | auf den Dache des El. Instituts 
1,50 |1,14+1,04 1,46 | 5,56 | 0,54 ‚0,74 


gen an den Verbindungen, die aus "verseilten 
Leitern bestehen, sind unsicher, weil die Strom- 
und Spannungsanschlüsse nur an die äußeren 
Adern angelegt werden konnten. Anfang Januar 
1919 wurden die im Blechkasten aufbewahr- 
ten Verbindungen photographiert; Abb. 19 
stellt die Aufnahme dar und läßt den chemi- 
schen Einfluß der schwefligen Säure und des 
Wasserdampfs auf der Oberfläche der Verbin- 
dungen akennen. 

Auch aus dieser letzten Gruppe von Kon- 
taktverbindungen geht hervor, daß Würg- 


415 0.416 


} 
t 


sind. Der Widerstand der Schraubverbindung 
Nr. 412 hat ebenfalls wesentlich zugenommen. 
Von den Schraubverbindungen Nr. 413 und 414 
mit teilweise verlöteten Drahtenden, und den 
Schraubverbindungen Nr. 415 u. 416 mit Deck- 
klemmen haben die auf dem Dache aufbewahr- 
ten eine merkliche Zunahme erfahren. Die 
übrigen Verbindungen haben sich alle bewährt. 


10. Sehlußfolgerungen. 


1. Die untersuchten Schweißverbindungen 
zwischen Aluminiumdrähten und -seilen haben 
sich gegen chemische und mechanische Ein- 
flüsse als zuverlässig erwiesen; der Kontakt- 
widerstand hat keine merkliche Änderung er- 
fahren. 

2. Schraubverbindungen zwischen ein- 
fachen Drähten aus Al haben 'sich.. gegen 
chemische und mechanische Einflüsse als zu- 
verlässig erwiesen, wenn Schraubhülsen und 
Schrauben aus Messing ausgeführt werden 
und jedes Drahtende mit mindestens 3 Schrau- 
ben fest verschraubt wird. Es ist dabei \vor- 
teilhaft, „ die Drahtenden zu metallisieren. 


Datum 


ul m — 


Versuchs- 
dauer in 
Std. 


‘ Versuchsbedingungen - 


Aluminiumhülsen und -schrauben haben sich 
nicht bewährt. 
3. Lötverbindungen zwischen Aluminium- 


drähten haben sich gegen chemische und 
mechanische Einflüsse als zuverlässig er- 


wiesen, wenn massive Hülsen (vgl. L, und L, 
am Kopf der Tafel 4) verwendet werden, wo- 
bei es zweckmäßig ist,. die Aluminiumlotstelle 
noch mit Zinnlot abzudecken. Blechhülsen 
sind weniger zuverlässig. Lötungen ohne 
Hülsen sind mechanisch nieht widerstands- 
fähig. Metallisieren der Aluminiumdrahtenden 
bei Lötverbindungen ist im:allgemeinen schäd- 
lich. 

4. Würgverbindungen haben sich in jeder 
Hinsicht als unzuverlässig erwiesen, beson- 
ders-aber dann, wenn die Drahtenden nicht 


metallisiert sind. 


5. Die untersuchten Nietverbindungen 
mit Aluminiumdrähten haben sich nicht. be- 
währt. ER 

6. Die untersuchten genieteten Kabel- 
schuhverbindungen haben sich nur teilweise 
bewährt. Am zweckmäßigsten scheint bei 
Aluminiumdrähten die Verwendung von Kabel- 
schuhen aus Messing zu sein. 

7. Die Stellung der zu 
Metalle in der elektrischen Spannungsreihe 
hat nach den Untersuchungen keinen Einfluß 
auf die Beständigkeit des Kontaktwiderstandes. 


Die bisher immer empföhlenen Zwischenlagen 


aus Zinnfolie bei Verbindungen zwischen Al 
und Cu bewirken. nur, daß die Berührungs- 
flächen inniger werden. In diesem Sinne 
scheint auch das Metallisieren ‘der Draht- 
enden zu wirken, das sich bei Schraub-, Niet- 
und Würgverbindungen als zweckmäßig er- 
wiesen hat. 


Die Messung kleiner Widerstände mit Magnet- 
Isolationsinduktoren. 


Von Willibald Fuhrmann, Tetschen a Ds 


Übersicht. Es wird eine Methode zur Messung 
kleiner Widerstände angegeben, wobei ein Montage- 
Isolationsinduktor in Verbindung mit einem Milli- 
amperemeter zur Anwendung gelangt. Um möglichst 
sichere Meßergebnisse zu erhalten, ist es notwendig, 
daß die Leistungsfähigkeit des Induktors um 80 
größer wird, je geringer die Empfindlichkeit des 
Milliamperemeters ist. 


Die Prüfung von Erdleitungen und Erd- 
ausbreitungswiderständen, von deren gutem 
Zustande die Sicherheit aller mit elektrischen 


sonen abhängt, ist mit eine der wichtigsten 
Untersuchungen an elektrischen Anlagen. Man 
pflegt nun vielfach diese Widerstände mit der 
Telephonmeßbrücke nach Kohlrausch zu 
prüfen, eine Methode, die ja im Laboratorium 


ganz gut brauchbar ist, hingegen im praktischen 


Betriebe vielfach versagt. Insbesondere sind 
die störenden Geräusche in Fabriken, der lau- 
fenden Maschinen in Kraftwerken usw. meist 
so hoch, daß es ausgeschlossen ist, das Ton- 
minimum im Telephon sicher zu erkennen, so 


verbindenden 


Einriehtungen in Berührung kommenden Per- ° 


De EEE ZERO 


10. Juni 1920. 


daß die schließlich trotzdem durchgeführten 
Messungen recht zweifelhaften Wert “besitzen. 
Besonders ist dies der Fall, wenn es sich um die 
Messung der W iderstände von ‚Erdleitungen 
handelt, die ja nur Bruchteile eines Ohm be- 
tragen und die auch durehgeführt werden muß, 
um bei Neuanlagen die solide Ausführung aller 
Verbindungen festzustellen, ferner um bei An- 
lagen, die längere Zeit im Betriebe sind, diese 
Verbindungen auf etwaige mechanische oder 
chemische schädliche Beeinflussungen zu prü- 
fen. Auch werden die Messungen mit der Tele- 
phonmeßbrücke durch die dabei meist benutz- 
ten Trockenelemente für den Betrieb des In- 
duktoriums sehr erschwert, da diese ja nur eine 
beschränkte Lebensdauer besitzen, selbst dann, 
wenn sie wenig oder gar nicht benutzt werden. 
Die durch öftere Auswechslung dieser Blemente 
bedingten Ausgaben sind durchaus nicht zu 
unterschätzen, ganz abgesehen davon, daß man 
oftmals gar nicht in der Lage ist, eine ver- 
sagende Batterie sofort gegen eine neue auszu- 
wechseln. 

Man hat nun allerdings schon seit längerer 
Zeit nach dem Quotientenprinzip arbeitende 
Instrumente konstruiert, bei - welchem als 
Stromquelle ein Magnetinduktor wie in den be- 
kannten Isolationsprüfern verwendet wird, 
oder die nach dem Prinzip von Strom- und 
Spannungsmessung in dem zu messenden klei- 
nen Widerstand arbeiten, wie die Einrichtung 
nach Hillefeld der Weston.Co. Es ist nun 
möglich, dieses letztere Prinzip auch unter Ver- 
wendung normaler Isolationsinduktoren und 
Meßinstrumente anzuwenden. Dabei gelangt 
neben einem normalen Isolationsprüfer mit In- 
duktor noch ein Milliamperemeter bzw. Milli- 
voltmeter zur Verwendung. Die vollständige 
Meßschaltung läßt Abb. 1 erkennen. Wird der 


Abb. 1: 


Induktor so rasch gekurbelt, daß das in ihm 
eingebaute Voltmeter den vollen Ausschlag 
zeigt, so gibt der Induktor eine seinem. Wider- 
stande entsprechende Stromstärke J. Bezeich- 
net W, den Widerstand des Milliampermeters 
und w. den zu messenden kleinen Widerstand, 
und ferner J, den Strom im Milliampermeter 
und J,.den im zu messenden W iderstand,, so 
gilt bekanntlich 


I: We 
or. 
sowie 
Men 
Jo+J, W,+W, 
Da nun ferner Bez — el), L. som. folst 
RAR 
ns W; 


- Somit ist bei vollem Ausschlag des Induk- 
torinstrumentes, wenn der Tnduktor auf den zu 
messenden Widerstand W. arbeitet, der zuge- 
hörige Strom im parallel geschalteten Milli- 
ampermeter 


N Elektrotechnische Zeitschrift, 


300 V Spannung 


1920. 


Beispielsweise besitzt ein Magnetinduktor 
von Siemens & Halske für 220 V Induktorspan- 
nung einen Widerstand von 120 000.2. Bei 
vollem Ausschlag des Induktorvoltmeters, also 
wenn der Induktor 220 V Spannung besitzt, ist 
die Stromstärke desselben folglich 0,00183 A. 
Wird ferner als Milliamperemeter ein Instru- 
ment von 3 2 Widerstand mit einer Konstan- 
ten von 1° — 0,000166 A benutzt, entsprechend 
25 mA beim vollen Skalenausschlag von 150° 
(Modell der Fa. Nadir), so ist beispielsweise für 
einen zu messenden Widerstand von 5 Q 


B) 
de 58° 0,00183 = 0,00114 A 
und dementsprechend der Ausschlag des Milli- 
amperemeters &@ = 6,99, 
Verwendet man statt eines 3-ohmigen In- 
er ein empfindlicheres von 10 2 und 
= 0,00003 A (Modell S. & H.), so ee 
a dann die entsprechenden Werte zu J, 
0,00061 A und « — 20,30. Es ergibt sich dann 
also ein größerer Ausschlag, wie dies j ja schließ- 
lich selbstverständlich ist. 
Diese Rechnungen wurden nun für eine 
Reihe von Werten für W,. durchgeführt, und 
das Ergebnis derselben ist in Abb. 2 graphisch 


00 202.3 30 4 40 5060 m 80 90 700° 
Ausschlag 


Abb. 2. 


dargestellt. In dieser stellt die Kurve 4 die Be- 
ziehungen zwischen dem zu messenden Wider- 
stand und den Ausschlägen des Milliampere- 
meters dar, wenn der 220 V—120 000 2 In- 
duktor in Verbindung mit einem 3-ohmigen 
Instrument von 1° = 0,000166 A verwendet 
wird, während die Kurve B die Abhängigkeit 
dieser beiden Größen wiedergibt, wenn statt des 
3-ohmigen ein 10- ohmiges Instrument mit 
1° = 0,00003_A benutzt wird. Wie ein Ver- 
gleich beider Kurven lehrt, ist das weniger emp- 
findliche Milliamperemeter ‘fast unbrauchbar 
und könnte höchstens zur ganz rohen Beurtei- 
lung von kleinen Widerständen benutzt werden. 

Man kann aber auch mit diesem weniger 
empfindlichen Instrument gut brauchbare Er- 
gebnisse erzielen, wenn man den Meßstrom J 
entsprechend verstärkt, also einen schwereren 
und leistungsfähigeren Induktor verwendet. 
So pflegt Verfasser zu diesen Messungen 
ein 8-ohmiges Milliamperemeter der Fa. Nadir 
in Verbindung mit einem Induktor der Land- 
und Seekabelwerke Oöln zu verwenden, der bei 
einen Widerstand von 
20 000 2 besitzt, so daß also J = 0,015 A ist. 

Beträgt der zu messende isn wie- 


EIER =: .0,015= 
0, 0094 A und dementsprechend der Ausschlag 
des Milliamperemeters « = 56,50 (10 — 0, 000166 
A). Für mehrere Werte von W, den Wert J, 
berechnet, ergibt die Kurve ( der Abb. 2. Diese 
lehrt, daß man bei ‚dieser Zusammenstellung 
ebenfalls recht sichere Messungen kleiner Wider- 
stände ausführen kann. 

Zur angenäherten Berechnung des zu mes- 
senden Widerstandes aus den Ausschlägen des 


derum 5.2, so wird nunmehr Jg = 


Helit 23. 


Milliamperemeters kann man die Kurve durch- 
einige Grade ersetzen, d.h. innerhalb gewisser 
Grenzen die Widerstände den Ausschlägen pro- 
portional setzen. Für die obige Zusammenstel- 
lung ergibt dies die folgende Tabelle: 


1--40° Ausschlag LIE WIKTLND 
- 40+-60° hy 120,088; 
60 :-709 1% 0,144, , 
70-809 10290, 


Ist der Tnanık or mit einer Taste zur Prü- 
fung der richtigen Umdrehungsgeschwindig- 
keit versehen, so braucht dieselbe nicht nieder- 
gedrückt zu werden, da ja der geringe Wider- 
stand des parallel geschalteten Instrumentes im 
Vergleich zu dem hohen Widerstand des In- 
duktors ohnehin praktisch gleichbedeutend mit 
dem Kurzschluß durch die Prüftaste ist. 

Die Schaltung kann man auch für die Mes- 
sung von Ausbreitungswiderständen der Erd- 
elektroden im Erdreich verwenden, wie der 
Erdplatten von Schutzerdungen, Blitzschutz- 
vorrichtungen und Gebäudeblitzableitern. Man 
wird dabei” allerdings, vielfach schon beim An- 
legen des Milliamperemeters, ohne den Induk- 
tor zu kurbeln, einen Ausschlag erhalten, der 
durch. vagabundierende Erdströme irgendwel- 
chen Ursprungs hervorgerufen wird. Diese Ein- 
wirkung der Erdströme wird einfach dadurch 
eleminiert, daß man den Ausschlag, den sie ver- 
ursachen, von dem bei der Messung unter In- 
duktorstrom abzieht. Der dabei allerdings noch 
vorhandene geringe Fehler kann jedoch für 
praktische Zwecke ohne weiteres vernachlässigt 
werden, da diese Messungen ohnehin keine Prä- 
zisionsmessungen sind und zu sein brauchen. 

Schließlich kann gegen dieses Verfahren 
zur Messung von Er dausbreitungswiderständen 
noch der Einwand erhoben ra daß die 
Polarisationsspannungen, die an den Platten 
auftreten, das Meßergebnis fälschen, wes- 
wegen ja auch nach Kohlrausch mit Wechsel- 
strom und Telephon gemessen wird. Nun ist 
aber bei der beschriebenen Methode einerseits 
der Meßstrom so klein, und anderseits besitzen 
die Elektroden eine so große Oberfläche, daß 
die Polarisation infolge der. geringen Strom- 
dichte ebenfalls unberücksichtigt bleiben kann. 
Dahingehende vergleichende Versuche mit bei- 
den: Methoden ergaben die Richtigkeit dieser 
Behauptung. Allenfalls kann man in die Lei- 
tung zur Kontrollerde und zum messenden Wi- 
derstand noch einen Stromwender einbauen und 
durch Messungen bei verschiedenen Stromrich- 
tungen im zu bestimmenden Widerstand die 
Wirkung der Polarisation ausschalten. 

Die Anwendung des Verfahrens würde 
sehr erleichtert, wenn der Induktor gleich 
mit dem. Milliamperemeter zusammen gebaut 
wäre. Wenn sich Firmen die Konstruktion 
eines nach der angegebenen Schaltung arbei- 
tenden Instrumentes angelegen sein ließen, 
welches neben der Messung von. Isolations- 
widerständen auch die Messung kleiner Wider- 
stände ermöglicht, so wäre sicher für ein solches 
Instrument ein lohnender Absatz zu finden. 


Selenzelle mit eingebauter Kompensatorzelle, 
Von W. S. Gripenberg, Masaby (Finland). 


Übersicht. Durch eine Selenplatte werden zwei 
Ströme in entgegengesetzter Richtung gesandt. Der 
eine von den beiden Stromwegen kann belichtet 
werden: Hierdurch wird erstrebt: Kompensation 
l. spontaner Widerstandsänderungen des Selens; 
2. von Temperaturänderungen, 3. teilweise, der Träg- 
heitswirkungen, 4. plötzlicher Widerstandsänderun- 
gen durch elektrochemische Ursachen (im verdun- 
kelten Zustande). 


Bei einigen Verwendungsarten der Selen- 
zelle ist es wichtig, daß der Dunkelstrom mög- 
lichst gering sei; um dies zu erreichen, benutzt 
man bekanntlich die Differentialschaltung: 
ein Strom von gleicher Stärke wird in entgegen - 
gesetzter Richtung durch den zu betreibenden 
Apparat geschickt. Ist die Zelle bedeutenden 
Temperaturschwankungen ausgesetzt, dann 


But- 


454 


tritt der Übelstand hervor, daß das Selen einen 
sroben Temperaturkoeffizienten besitzt. Um 
diesem entgegenzutreten, müßte der Kompen- 
sationswiderstand ‚aus Selen — der gleichen 
Modifikation — bestehen. 

Annähernd gleiche Zellen sind, wie. be- 
kannt; ‚nieht leicht herzustellen; und nach .der 
Herstellung pflegen gleiche Zellen bald ihre 
eieene Wege einschlagen. Um annähernde 
Gleichheit des Dunkelwiderstandes unter allen 
Umständen zu erzielen, habe ich versucht, die 
beiden Zellen — Fühlerzelle und Kompensator- 
zelle — in einem einzigen Selenblock zu ver- 
einigen; hierbei mußte berücksichtigt werden, 
daß auch bei zusammenhängendem Selenstück, 
verhältnismäßig große Inhomogenitäten mög- 
lich sind. Eine Methode, homogenes, kristallini- 
sches Selen herzustellen, gibt es nicht. 

Das erstrebte Ziel konnte doch durch Unter- 
teilung der Selenplatte annähernd erreicht wer- 
den, so daß auf ein enges Gebiet unbelichtetes, 
dieht darauf ebensoviel belichtetes folgte usw. 

Eine obere Grenze für die Unterteilung 
wird durch die Fernwirkung der Belichtung ge- 


setzt. Die Liehtwirkung ist ja nicht auf den ı 


direkt belichteten Teil beschränkt, sondern dif- 


fundiert — mindestens 0,l mm — auch seitlich. | 


Aus Abb. 1 geht die von mir ausgeführte 
und praktisch erprobte Konstruktion ‚hervot. 


tr 


JalEl 


‘Abb. 1. Aufbau von”Selenzellen. 


Die oberste Abbildung: zeigt die aufeinander 
folgenden Klektroden der beiden Stromwege 
in 9-facher Vergrößerung: die Elektroden der 
Fühlerzelle ‚sind von Längsspalten durch- 
brochen, so daß das dahinter befindliche Selen 
reichlieh Licht bekommt, während der Dunkel- 
stromkreis undurchlässige Elektroden besitzt. 
Die Stromrichtung steht senkrecht auf der 
Blektrodenfläche und parallel den Lichtstrah- 
len. Die Elektroden sind aus Platin, auf Glas 
eingebrannt und mittels Teilmaschine ausge- 
schnitten. Die hintere Elektrode ist eme unge- 
teilte Fläche. Die mittlere Abbildung zeigt die 
Zelle im Durchschnitt senkrecht zu den Blek- 
troden. Die unterste ist eine perspektivische 
Ansicht der ganzen Anordnung, mit Ausnahme 
der Schraubenpresse, welche die Elektroden 
gegen die Selenplatte drückt. 

Die Schaltung ist ohne weiteres ersicht- 
lich: die Gitterpole, hier — 4 und + B, wer- 
den mit den ungleichnamigen Polen von zwei 
Stromgqnellen vereinigt. + 4 und — B kommt 
an die eine Klemme des. Apparates, während 
die andere mit dem anderen ungleichnamigen 
Polpaar. der Stromquelle veremigt wird. Bei 
den Versuchen zeigte es sich, daß der Brücken- 
strom nach Belichtung merklich schneller sta- 
tionär wurde, als der Hauptstrom.. Besonders 


Elektrotechnische Zeitschriit; 


1920. 


deutlich zeigte sich die. Einwirkung einer 
schwachen Zusatzbelichtung }). 

Die Hinrichtung arbeitet also auch als 
Trägheitskompensator, allerdings unvollkom- , 
miener als der Korn‘sche, dafür sind die Hilfs- 
mittel aber ungemein primitiv. . Die Ursache 
dieser Wirkung liegt natürlich teils an der Tie- 
fenwirkung des Lichts, teils an.dem Vorhanden- 
sein von Stromfäden des Dunkelstromweges im 
belichteten Gebiet. Das Ganze wirkt wie eine 
schwache Belichtung; da hierbei die Trägheit 
unverhältnismäßig groß ist, erreichen die bei- 
den Stromwege bald nach der Verdunkelung 
annähernd gleiche Stromstärke — die Brücke 
wird stromlos. 

Eine weitere, ganz neue Brscheinung‘ 
wurde ebenfalls beobachtet. Als einmal die 
Zelle als einfache, gewöhnliche, geschaltet 
wurde, also die beiden Gitter. gemeinsam mit 
dem einen Pol einer Batterie und die ,gegen- 
überliegende Plattenelektrode mit dem anderen 
verbunden wurde, zeigte es sich, daß die Zelle 
eine sogenannte „anomale‘‘ (Ries) war, d.h. 
der Strom wies starke, plötzliche Schwankun- 
gen auf. Der Strommesser zeigte Amplituden 
von 100 Skalenteilen. Bei Differentialschal- 
tung aber konnten diese Schwankungen nicht 
mehr mit Sicherheit nachgewiesen ‚werden! 
Also elektro-chemische Kompensation. 

Das vorliegende Beobachtungsmaterial ist 
nicht genügend groß, um beurteilen zu können, 
mit welchem Grade von Sicherheit auf letztere 
Art von Kompensation gerechnet werden kann. ı 
Es ist noch nicht sicher, ob die große Konstanz 
der Stromstärke, welche einige Selenanwen- 
dungen voraussetzen, dauernd erzielt werden 
kann. j 


Die soziale Abgabe. 


Als im vorigen Jahre der deutsche Kurs 
immer mehr sank und damit der Unterschied 
zwischen dem deutschen Inlandpreis und dem 
Weltmarktpreis immer größer wurde, stiegen 
die Ausfuhrgewinne sehr erheblich. Von seiten 
der Außenhandelsstellen wurde darauf ge- 
drungen, daß der Weltmarktpreis erreicht 
wurde, und somit konnte der deutsche Ex- 
porteur große Ansfuhrgewinne erzielen. Da- 
mals tauchte der Gedanke der „sozialen 
Abgabe auf, die darin bestehen sollte, daß 
man den Übergewinn über den deutschen 
Inlandpreis, der nach dem Auslande infolge 
des schlechten Kurses genommen werden 
mußte, ganz oder teilweise an den Staat ab- 
führte, um auf diesem Wege den Kursgewinn, 
an dem der Verkäufer keinen Verdienst hat, 
der Allgemeinheit zugute zu bringen. _ 
Damals waren Industrie, Handel und 
Außenhandelsstellen durchaus darüber eimig, 
daß eine solehe Abgabe gerechtfertigt sei und 
erhoben werden könne. Ganz besonders; waren 
die arbeitenden Klassen für die soziale Abgabe 
eingenommen. Es erschien ihnen eine Unge-‘ 
rechtigkeit, daß derjenige, weleher ausführt, 
ohne eigenes Zutun so große Gewinne einheimse; 
von dieser Seite-wurde daher die Einführung 
der sozialen Abgabe energisch gefordert. Das 
Ergebnis war die Verordnung vom 20. XII. 
1919, in welcher die Abgabe angekündigt 
wurde, Die Höhe derselben sowie die näheren 
Bestimmungen wurden jedoch nicht erlassen. 
Leider zögerte man in der Regierung 
noch weiter, und erst Ende April wurde plötz- 
lich das Gesetz über die. Abgabe veröffentlicht 
und von den Außenhandelsstellen gefordert, 
daß diese die Durehführung bis zum 1. Mai 
ermöglichen sollten. Den eindringlichsten Vor- 
stellungen, daß dies’ praktisch nieht möglich 
sei, gelang es, nur einen Aufschub bis zum 
10. Mäi zu erhalten. } 
Die erlassenen Prozentsätze, welche im 
teichswirtschaftsministerium ohne Befragen 
der einschlägigen Kreise festgesetzt worden 
waren, ließen sofort erkennen, daß man dem 
in den letzten Monaten oder Wochen einge- 
tretenen wirtschaftlichen Umsehwung keinerlei 
Rechnung getragen hatte. Die Sätze waren 
auf Grundlage der Markt- und Preisverhält- 
nisse im Dezember 1919. bzw. Januar 1920 
aufgebaut. Seit dieser Zeit simd jedoch sehr 
erhebliche Veränderungen eingetreten. Die In- 
landpreise haben sieh für manche Artikel 
seit Ende vorigen Jahres verdreifacht und 
gegenüber dem Friedensstand den 25-fachen 
Betrag erreicht. Hierdurch war selbst bei einem 
Kurse von 1/;, bis !/sg des normalen eine Aus- 


1) Korn-Glatzel. Handbuch. d. Phototelegr., 5: 281. . 


Heit BIN: 


En 


7 


‚ gleichung mit dem Weltmarktpreis eingetreten. 
Auf der anderen i 


Seite waren die Preise im 
Auslande gegenüber dem. Friedenspreis nur 


auf den 2- bis 3-fachen Wert gestiegen, Außer-. 


dem, und dies ist der schwerwiegendste Um- 
stand, war seit Anfang April eine stetige 


Steigerung unseres Kurses eingetreten, die an 


sieh natürlich sehr erfreulich ist, den Export- 
gewinn jedoch verschwinden läßt. Die Ver- 
hältnisse haben sich soweit. umgekehrt, , daß 
für die meisten Erzeugnisse, soweit überhaupt 
noch von einem Kursgewinn gesprochen wer- 


den kann, dieser nur sehr gering ist und für eine - 
. ganze,Reihe die Umkehrung bereits soweit ein-. 


getreten ist, daß der augenblickliche Inlandpreis 
den bisher geforderten Auslandpreis übersteigt. 
Die Grundlagen, welehe zur Aufstellung der so- 
zia'’en Abgabe führten, sind also nicht mehr 
vorkanden. Hinzu kommt weiter, daß nicht nur 
im Inlande, sondern auch im Auslande eine 
starke Stoekung des Absatzes eingetreten ist, 
da bei den so außerordentlich in die Höhe 
gegangenen Preisen niemand mehr in der Lage 


ist, irgend etwas anzuschaffen oder Anlagen 


zu erweitern. In diesem Augenblick, in welchem 


sich unser ganzes Wirtschaftsleben in einer 
außerordentlich schweren und scharfen Krise 
befindet, kommt die. Regierung mit der In- 
kraftsetzung des Gesetzes über die soziale Ab- 


‚gabe, einem Augenblick, der ungünstiger und 


unzwecekmäßiger nicht gewählt werden konnte. 
Die Regierung hat sich scheinbar auf dieses 
Gesetz festgelegt. Es ist daher aus politischen 
Gründen vielleicht nieht zweckmäßig, gegen 


dieses als solches vorzugehen, umsomehr, da man. 


nicht weiß, wie sich die wirtschaftlichen Verhält- 
nisse entwickeln und ob wir nicht in 2 oder 3 Mo- 
naten solche Kursverhältnisse haben, die einen 
Ausfuhrgewinn wiederum gestatten und damit 
auch die Erhebung der sozialen Abgabe. 
Aber die Höhe der Prozentsätze ent- 
spricht nieht dem augenblicklichen Ver- 
dienst. Dieselben müßten durchweg auf die 
Hälfte vermindert werden, und außerdem 
müßte die ganze Abgabe in eine gleitende 
Form gebracht werden, damit sie sich ‘von 
selbst in großen Zügen den Wechseln des 
Kurses anpaßt. Die Regierung hat erst einmal 
das Gesetz in Kraft gesetzt, um dann die Ver- 
änderungen und Verbesserungen, von welchen 


nachträglich durchzuführen. Für die deutsche 
Ausfuhr bedeutet dies eine sehr erhebliche Er- 
schwerung sowie große Belastung in einem 
Augenblick, in welchem man eigentlich alle 
Beschränkungen so viel als möglich beseitigen 
sollte, um die Ausfuhr zu heben. 

Von seiten 
Elektrotechnik sowie auch von seiten des Zen- 


“tralverbandes der deutschen elektroteehnischen 


Industrie sind sofort bei der Regierung die 
notwendigen Schritte eingeleitet worden, um 
die Härten der Abgabe so weit als möglich zu 
mildern. Da die Klagen aus allen Handels- 


der Reichswirtschaftsrat beschlossen, einen be- 
sonderen Ausschuß, bestehend aus 3 Vertretern 


nehmer zu bilden, welcher die Beschwerden 
gegen das Gesetz zu prüfen und die Härten 
Zu mildern haben wird. Es ist zu hoffen, dab 
es diesem Ausschuß in sehneller Arbeit gelingt, 


den augenblicklichen Verhältnissen anzupassen, 
damit die soziale Gebühr nieht zu einer Sonder- 
besteuerung des Unternehmergeistes deutscher 
Ausfuhr wird. Über die Veränderungen wird 
in der nächsten Zeit berichtet werden. 


Isolerte Leitungen . „ . . 1% 
Kabarett see 
Elektrische Maschinen und 
Transformatoren . 6bis 5, 
39 Akkumulatoren: 0, nu £ 
Metallfadenlampen usw. . . 8 


Telephon-, Telegraphen- so- 
wie ‚Schwachstromerzeug- 
MIRRORS EIER 

Installationsartikel . . . : 5. 

Elektromedizinische Erzeug- 
Niske ale A Sl 

Elektrizitätszähler  . . . . 8» 

Galvanische Elemente. . . 5, 

Heiz- und Kochapparate. . 8,, 

Igolierröhr. „nee... ann Do 

. Eine genaue Aufstellung der Abgaben, 


welche nach dem Statistischen Warenverzeich- 
nis. geordnet sind, ist bei der Außenhandels- 
stelle der Elektrotechnik, Berlin W 10. Corne- 
Jhusstraße 3, kostenlos erhältlich. A.A.Br. 


1) U. a. hat die deutsche Maschinenindustrie unter. 


Führung des, Vereins De utscher Maschinenbau- 
Anstalten in einer 
sammlung nach einem Referat des Generaldirektors Becker, 
Köln-Kalk, sehr energisch gegen die Ausfuhrabgabe Stellung 
genommen und deren schleunige Anßerkraftsetzung für den 
Bereich des Maschinenbaues gefordert. D.S. ; 


10. Juni 1920. 


sie weiß, daß sie vorgenommen werden müssen, 
der Außenhandelsstelle der 


und Industriekreisen gekommen sind!), so hat 


der Arbeitgeber und 3 Vertretern der Arbeit-- 


stark besuchten öffentlichen Veir- 


die Ausführungsbestimmungen dieses (resetzes 


Die Höhe der Abgabensätze istin großen 4 
Zügen folgende: ö BEN 


—_ Beleuchtungsstoffe zeigt, 


SEN? 
s 


10. Juni 1820. 


- Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Das Goldenberg-Werk des Rheinisch- West- 
fälischen Elektrizitätswerks. — Das Rheinisch- 
Westfälische Elektrizitätswerk hat in den letz: 
ten Jahren die nachstehend 
Energiemengen abgegeben!): 


Geschäftsjahr. 1913.14. 1914/15 „1915/16 1916/17. 1917/18 1918/19 
2. Mil. kWh 290. 1293 :388.. 555 688 


; Der starke Zuwachs während der Kriegs- 

jahre erklärt sich durch den gesteigerten Bedarf 
- namentlich der chemischen und metallurgischen 
- Industrie. Während die Stromabgabe bis zum 


Oktober1919 noch anstieg und vor Ausbruch der 
_ Revolution das Höchstmaß mit rd 80 Mill.k Wh 


172 


-_ im Monat erreichte, fiel sie darauf auf fast die 


Hälfte, sie hatte auch Ende Dezember 1919 
noch nicht die Höhe der vorjährigen Abgabe er- 
reicht. Infolge der Aufhebung der Verdunke- 
lungsmaßnahmen in den Städten und des 
Hungers nach elektrischem Licht, der sich ins- 
besondere auf dem Lande mangels sonstiger 
stieg allerdings die 
Liehtabgabe im letzten Geschäftsjahre gegen 
das Vorjahr um fast 30%. Der Stromrückgang 
ist, abgesehen von Produktionseinschränkung 
infolge Kohlenmangels,‘ auf den geringeren 
Kraftverbrauch der Industrie zurückzuführen, 
die infolge des Aufhörens der Kriegsindustrie, 
der Notwendigkeit der Umstellung, der Ein- 
wirkungen der Revolution und des Fehlens 
an Rohstoffen daniederlag. Außerdem wurden 
17 Straßen- und Kleinbahnen mit Strom 
‚versorgt (s. Abb. 1). Zur Bewältigung dieser 


Leistung sind die beiden größten Kraftwerke. 


‘ 


E.W Westfalen 


oBorken 


M NSS, 
Aachen N N Altenki 
. ° 
Ruhrtalsperren-Verba D 


der Gesellschaft, das mit Braunkohlen betrie- 
bene Goldenberg-Werk bei Köln?) und das mit 
 Steinkohlen betriebene Reisholz-Werk®) bei Düs- 

seldorf, ausgebaut worden. Das Goldenberg- 

Werk wurde auf 6 Turbodynamos von .je 

15 000 kW und 2 Turbodynamos von je 50 000 
- kW Leistung erweitert. Von den letzteren ist 
eine betriebsbereit, die andere wird z. Zt. auf- 
gestellt. Das Goldenberg-Werk enthält jetzt 
44 Hochleistungs-Steilrohrkessel mit 330 000 m: 
 Heizfläche und ist nach seiuem vollständigen 
Ausbau das größte Dampfkraftwerk in Europa. 
Das Reisholz-Werk ist auf 75000 kW, seine 
 Kesselanlage auf 18500 m°Heizfläche vergrößert 
worden. 
hende Hochspannungsleitungen für 100 kW 
verbinden das Goldenberg- mit dem Reisholz- 


') ‚Geschäftsbericht vom 2%. XII. 1919, 


..%) Vgl. „BETZ“ 1918, 8. 188 
8) Vgl. SETZ* 1912, 8. 1187. 


aufgeführten 


sie, “ eds 


Gersteinwerk 


\ Dortmund 


EMW. Siegerland 


RN N 


‘8 
"Steinkohlen-Kraftwerk. Braunkohlen-Kraftwerk. Wasser-Kraftwerk. 
Abb. 1. Versorgungsgebiet des Rheinisch-Westfülischen Kraftwerks. 


‚von denen 
Aus Stahl-Aluminium-Seilen beste- 


RUNDSCHAU. 


Werk, auch werden das Erftwerk und die Werke 
Osterath, Lintorf und Singlas teils mit 25, teils 
mit 100 kV unter Verwendung von Eisenseilen 
vom (oldenberg-Werk gespeist. Der Rhein 
wird an fünf Stellen mit 100-k W-Leitungen 
überschritten; ö 
505 m bei 106 m hohen’ Überführungstürmen. 
Zum  Tätigkeitsgebiet des Rheinisch- West- 
fälischen Elektrizitätswerks gehört auch die 
Gasfernversorgung; sie hat im Geschäftsjahre 
1918/19 rd 55 Mill. m3 betragen. W. 
Erweiterungen von Elektrizitätswerken. — 
Manchester (England). Am 15. XII. 1919 ist 
eine neue 25 000-kW-Turbodynamo im Werke 
Stuart Street in, Betrieb’ genommen worden. 
Dort wurde auch. kürzlich, wie „Rleetrieian‘' 
Bd. 83, 1919, .-S. 731 berichtet, der srößte 
Dampfikessel in Großbritannien, ein Babeock- 


. Wileoxseher Wasserrohrkessel von über 50 000 kg 


stündlicher Verdampfungsleistunge, aufgestellt. 

Sheffield (England). Die drei vorhan- 
denen Kraftwerke mit zusammen über 67 000 
kW Leistung werden z. Zt. für 157 000 kW aus- 
gebaut. Die Kraftwerke, welche seit 1898 von 
der Stadt betrieben werden, haben im letzten 
Geschäftsjahre, der ‚‚Times‘ zufolge, 162 Mill. 
kWh abgegeben und können nach Fertig- 
stellung des Ausbaus jährlich 600 Mill. kWh 
liefern. 5000 Elektromotoren sind an das 
städtische Netz angeschlossen. 


Meßsgeräte und Meßverfahren. 
Vergleichende Messung von Normalwider- 


ständen. — Da die Normaleichungskommission 
‘(NEK) in Wien keine Ohmrohre besitzt und 


auch vorläufig die Herstellung solcher Rohre 
nicht in Aussicht genommen ist, 
beruht ihre Widerstandseinheit auf 
einem Satz von Normalwiderstän- 
. den aus Manganin von der Firma 
0. Wolff, Berlin, die nach den An- 
gaben derPhysikalisch-Technischen 
Reichsanstalt (PTR) gebaut sind 
und seit 1894 in Abständen von 
etwa 5 Jahren in der PTR an die 
deutsche Widerstandseinheit ange- 
schlossen wurden. Da seit 1914 
eine Nachprüfung der Widerstände 
nicht vorgenommen worden war 
und bei den jetzigen Verhältnissen 
ein Versand der Widerstandsnor- 
male wegen des Transportrisikos 
nicht angezeigt erschien, wurde 
von Herbert Conrad, Wien eine 


N Mörnetgisperre velative Vergleichung der Wider- 
stände unter sich ausgeführt, um 

ee Arrsberg Anhaltspunkte über etwaige rela- 
werk \, Üerdeche ke tiveVeränderungen der Einzelwerte 

> Oflagen „u gewinnen.!) Dabei wurde das 
en EN eo 1-2-Normal Nr. 648 als Grundlage 

So NSchlernke Fvechngse der Vergleiehung gewählt, auf das 

VERS 936 Krähminklerbrüche Mark dann alle anderen Werte bezogen 
SALSA ammersten wurden. Das für dierelativen Ver- 
RL \ gleichungen des ganzen Wider- 
NP ummersblach standssatzes erforderliche Wider- 
Immekepeel standsverhältnis 1:10 wurde in be- 
De Dieringhsn kannter Weise durch Aufbau von 
VRösra EMW Siegen  aneinandergereihten Widerständen, 
Gummersbach 272% die im Verhältnis 1:1 gemessen 


wurden, ermittelt und daraus der 
Wert des Normals Nr. 647 von 102 
abgeleitet, der sich von dem im 
Juni 1914 von der PTR angegebe- 
nen Wert nur um einige Million- 
tel, des Betrages unterscheidet. 
Für die Messungen im Verhältnis 
1:1 wurde die Thomsonbrücke be- 


nutzt nach der Methode der gleich- _ 


zeitigen Interpolation der Verzwei- 
gungs- und Überbrückungswider- 
stände?). Die Messungen im Ver- 
hältnis 1:10 erfolgten oberhalb 12 
nach derWheatstoneschen Brücken- 
methode, wobei die 
lation durch Nebenschluß an einen der Wider- 
stände ausgeführt wurde. Für den Anschluß 
der Dekaden unterhalb 1 2 im Verhältnis 1:10 
wurde wieder die Thombrücke verwendet. 
wobei zur Kompensation der Zuleitungen das 
in der „Meßtechnik“ 8. 323 angegebene 
Verfahren angewendet wurde. Für alle Mes- 


‚sungen sind Beispiele mitgeteilt; die Tempera- 


turkoeffizienten der Widerstände wurden z. T. 
neu bestimmt. In einer Zahlentafel sind die 
auf diese Weise bei 20°C gefundenen. Werte 
der Normalwiderstände mit den früher von 
der PTR ermittelten Zahlen zusammengestellt, 
die meisten aus 1914 stammen, 
einige.aber auch aus 1901, 05 und 09. Imoall- 


‚gemeinen ist die Übereinstimmung eine recht 
‚befriedigende, so daß ‚man zu der: Annahme 
‚berechtigt ist, daß die Normale seit ihrer 


') „Blektrotechn. u. Maschb.“ Bds 37, 1919. S. 522. 
2) Vgl. Jaeger, Elektrische Meßtechnik, 8, 339. 


Heft 23. 


die größte Spannweite beträgt / 


Interpo- ' 


‚lose Fahrdrahtteile eingeschaltet sind. 
- Maste bestehen in der Stadt Belfort aus Stahl, 


keine er- 
Nur bei 
zeigt sich eine 


letzten Vergleichung in der PTR 
hebliche Veränderung erlitten haben. 
zwei Starkstromwiderständen 


erheblichere Abweichung der Werte gegen 
früher, was aber wegen der stärkeren Bean- 


spruchung dieser Widerstände nicht verwun- 
derhieh. ist W. I. 


Verkehr und Transport. 


Elektrische Schmalspurbahn im Vewaltungs- 
bezirk Haut-Rhin. — Die im Abb. 2 erkennbaren 
Eisenbahnlinien, welche dem Zwischenortver- 
kehr dienen,waren beiKriegsausbruch fast fertig- 
gestellt. Sie besitzen einetresamtlänge von 68km, 


Mkm“., 


Giromagny e Rı ougemont re Chateau { 
| Eruepfort \ 


la Orapelte 


Les Errwes) 

\ 

Aogpe 

la forge A 
Chevremant | “ 


Q “ce 
ZeunnbuS5s/ Montreux Veur 
50 


y } 
Fomaine 
$ Hr 
Dantermarie 
© 


ZZ 


\ Pe 
0 S 
\r x 


Brebotfe 


Abb. 2. Elektrische Schmalspurbahn im Haui-Rhin. 


‚eine Spurweite von Im und werden mit einpha- 
| sigem Wechselstrom von 6000 V 25 Per betrie- 


ben. Diese Spannung ist auch in der Stadt Bel- 
fort beibehalten worden. Da sich wegen des ge- 
ringen Kraftbedarfes von nur etwa 1000 kW 
die Errichtung eines eigenen Kraftwerkes nicht 
lohnte, so: wird der Strom aus dem 20 km von 
Belfort gelegenen Dampfkraftwerk Ronchamp 


‚, bezogen. Das Bahnunterwerk befindet sich in 


La Forge bei Belfort, wo der mit. 30 kV 
Spannung ankommende Drehstrom zunächst 


‚auf, 3000 V umgeformt und dann durch zwei 


Umformer, die aus mit Einphasen-Synehron- 
generatoren für 500 kVA Leistung gekuppelten 
Drehstrom-Asynehronmotoren bestehen, inEin- 
phasenstrom von 6000 V 25 Per umgeformt 
wird. Zur Betätigung der Hochspannungs- 
apparate wird elektriche Fernsteuerung be- 
nutzt. 

Die Triebwagen sind mit je zwei Drehge- 
stellen ausgerüstet, deren jedes 2 Motoren 
trägt. Außerdem gehören zur Ausrüstung ein 
Transformator von 140 kVA, der unter dem 
Wagen zwischen den Drehgestellen aufge- 
hängt ist, und eine elektrisch angetriebene 
Druekluftpumpe für die Bremsen und zur Be- 
wegung der Bügelabnehmer. Der Transforma- 
tor hat zwei Sekundärwicklungen, eine für die 
Motoren und eine zweite, welche 120 V für die 
Beleuchtung und Heizung des Wagens sowie 
für den Betrieb der Luftpumpe und des Be- 
tätigungsschalters liefert. Die Motoren sind 
als Repulsionsmotoren ausgeführt. Ihre Rege- 
lung, welche durch elektrische Fernsteuerung 


‘bewirkt wird, erfolgt durch Änderung der 
: Klemmenspannung. Die Motoren werden dan- 
‚ernd in Parallelschaltung betrieben und können 


an Spannungen von 310, 415, 500 oder 550 V 
angelest werden. Ein selbsttätiger Differen- 
tial-Uberstromschutz im Stromkreis der Be- 
tätigungsschalter ist vorgesehen, welcher den 

otorenstrom bei zustarkem Ansteigen abschal- 
tet. Die Motoren sind 4-polig und haben eine 
Stundenleistung von 35. bis 40O\PS bei 75° © 
Ubertemperatur.. Die Übersetzung auf die 
Triebachsen beträgt 1: 4,93 und ergibt bei 
750. Umdr/min und 850 mm: Laufraddurch- 
messer eine Fahrgeschwindigkeit von 32 km/h. 


. Der Fahrdraht besteht aus Rillenkupfer, hat 


50.mm? (Querschnitt und ist an I m langen, 


| nachgiebigen Ketten auigehängt. Der Trag- 


draht besteht aus einem 7-adrigen Stahlseil, 


| dessen jede, Ader 4 mm Durchmesser besitzt. 
Die Strecke ist, in Abschnitte geteilt, zwischen 


denen durch Ölsehalter überbrückbare, ER 
ie 


sonst aus Eisenbeton. Die Anlage, deren ge- 

samte elektrische Ausrüstung von der Soci6t& 
ar ER Seh 

Alsacienne de Constructions Meeaniques, ge- 


456 


N 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1926. Helt 23. 


liefert wurde, hat zufriedenstellende Ergebnisse 
gezeigt und wird z. Zt. ausgebaut. („Limes 
Eneineering Supplement“.) ah. 

Oo 


Beleuchtung und Heizung. 


Bogenlampenkohlen für Scheinwerfer. — 


Die englische Admiralität veranlaßte eine 
Untersuchung über die relative Eignung 
verschiedener Kohlensorten für Scheinwerfer- 


zweceke; außerdem sollte festgestellt werden, 
welche” Verbesserung an den Kohlen selbst 
und der Art, sie zu verwenden, vorgenommen 
werden könnte. Die Untersuchungen wurden 
nieht im Scheinwerfer selbst ausgeführt, es 
wurde vielmehr nur eine Scheinwerferlampe 
benutzt, die in einem großen kubischen Hohl- 
raume von 2 m Seitenlänge brannte. Dieser 
innen geweißte Hohlraum kann unter Beach- 
tung gewisser Vorsichtsmaßnahmen eine “ul. 
briehtsche Kugel ersetzen. In erster Linie 
wurde festgestellt, daß die Lichtstärke wesent- 
lich unabhängig von der Liehtbogenlänge bzw. 
der Lichtbogenspannung ist und nur von der 
Stromstärke abhängt. So lieferten beispiels- 
weise 200 A bei 70 V die gleiche Lichtausbeute 
wie 200 A bei 100 V, Für Scheinwerferzwecke 
darf die Bogenlänge nicht unter ein bestimmtes 
Maß herabgehen, da sonst die Strahlung vom 
positiven Krater aus behindert wird. Als weite 
res Resultat ergab sich, daß die untersuchten 
verschiedenen Kohlensorten keinen wesent- 
lichen Unterschied hinsichtlich der Liehtaus- 
beute und der Kraterhelligkeit aufwiesen, wenn 
sie in gleicher Stärke und mit gleicher Strom- 
belastung verwandt wurden. Die Lichtausbeute 
für die aufgewandte Stromstärke steigt aber 
mit dem Kohlendurchmesser etwas an, vermut- 
‚lich wegen der stärkeren Abkühlung bei der 
“Anwendung dünnerer Kohlen. Die maximale 
Stromstärke, die von unverkupferten Kohlen 
ohne schädliche Überhitzung aufgenommen 
werden kann, wird durch die folgende empiri- 
sche Gleichung ausgedrückt imax — 1,8 di 
worin d den Kohlendurchmesser in mm bedeu- 
tet. Die Beziehung zwischen Lichtstärke (c). 
Stromstärke (i) und Kohlenquerschnitt (4) wird 
durch folgende empirische Gleichung ausge- 
drückt: e= Ai + Ba-+ 0, in der die Konstan- 
ten sind: A=150, B=- 5:0 = — 2000. 
Eine Versuchsreihe wurde dann noch mit ver- 
kupferten positiven Kohlen durchgeführt. Die 
Kohlen von 28 mm & waren normal für 110 A, 
d.h. 0,18 A/mm? bestimmt. Sie wurden mit 
150 bis 220 A bei 58 bis 86.V gebrannt. Bei 220 
A Belastung wich. die Liehtstärke um nicht 
mehr als 13% vom Mittel ab. Zum Schluß 
wurde noch der Einfluß der Beschattung durch 
die negative Kohle in DO DDIR zum Durch- 
messer der positiven (D) und der negativen 
Kohle (d) sowie der Bogenlänge (q) untersucht. 


Die Verdunkelung ist durch folgende Formel 
auszudrücken: 


50 ] 
|P+@+4® -(4D°4@+ 107 1@:D> | 


(G. &. Paterson, J: W. T. Walsh, A\ K. 
Taylor und. W. Barnett. „Eleetrieian‘‘, 
Bd. 83, .1919, 8. 625.). I. 


Dampfluftheizung. — A. Schrader be- 
richtete vor der „Freien Vereinigung Berliner 
Heizungsingenieure“ über Apparate für Dampf- 
luftheizungsanlagen, welche von der Firma 
Danneberg & Quandt, Berlin, hergestellt wer- 
den, und die der bei der jetzigen Kohlenknapp- 
heit zu erhebenden Forderung nach rationeller 
Ausnutzung der Verbrennungswärme in hohem 
Maße entsprechen. Das Prinzip dieser Heiz- 
apparate besteht darin, daß ein Heizkörper 
aus schmiedeeisernen, feuerverzinkten La- 
nellenrohren durch  eingeleiteten Dampf er- 
wärmt wird und seine Wärme an die durch 
Niederdruck-Zentrifugalventilatoren mit 4 bis 
9 m/s Geschwindigkeit vorbeigetriebene Luft 


Apparat für Zentralheizung. 


abgibt. (Abh. 3). Die so erwärmte Luft wird 
dann bei Zentralheizungsanlagen durch weite 
Blechröhren oder Kanäle im Mauerwerk den 
zu erwärmenden Räumen zugeführt und dort 
dureh meist nach unten gerichtete Ausblase- 
stutzen verteilt. Bei sehr ausgedehnten Räum- 
lichkeiten finden Einzelapparate Anwendung, 


welche den Heizdampf einer Rohrleitung ent- | 


nehmen und außer dem Heizkörper einen 
Ventilator enthalten. Dieser saugt die Raum- 
luft von unten an und bläst sie in erwärmten 
Zustande durch am oberen. Teil des Heiz- 
apparates angebrachte Schlitze mit einer Ge- 
schwindigkeit von 4 bis 9 m/s schräg nach 
unten wieder aus. (Abb. 4). Der Antrieb des 


Abb. 4. Apparat für Einzelheizung. 


Ventilators erfolgt elektrisch oder durch Rie- 
mentrieb von einer vorhandenen Transmission. 
Die Vorzüge der Dampfluftheizung liegen neben 
ihrer einfacheren Aufstellung in dem Fortfall 
der bei gewöhnlicher Dampfheizung erforder- 
lichen, für die Heizwirkung wertlosen, großen 
Metallmassen (Rohrleitungen, Heizkörper), wel- 
che durch ihre erhebliche Wärmekapazität die 
Betriebsbereitschaft der Anlage verzögern, 
hauptsächlich aber in, der wirksameren Be- 
heizung der unteren Luftschichten und der 
schnellen Erreichung des BONlactnu gs aa, 

- AR: 


. Fernmeldetechnik. 


Drahtloser Notanruf für Schiffe. — Die draht- 
lose Telegraphie hat sich seit Jahren als das 
wirksamste Mittel erwiesen, einem in Seenot 
befindlichen Schiffe durch andere in der Nähe 
befindliche Schiffe Hilfe zu bringen. Wenn 
auch im Laufe der Zeit eine immer steigende 
Anzahl von Schiffen mit Einrichtungen für 


drahtlose Telegraphie ausgerüstet worden sind, - 


so kann die günstigste Wirkung des neuen Ver- 
kehrsmittels bei Seenot doch nur erreicht wer- 
den, wenn alle Schiffe. drahtlos Zeichen geben 
und dauernd drahtlos empfangen können. 
Gerade diese letzte Bedingung ist aber der Aus- 
nützung aller Vorzüge der drahtlosen Tele- 
graphie hinderlich gewesen. ie Gars näm- 
lich die dauernde Besetzung der Schiffstation 
mit einem Beamten, verursacht also laufende 
bedeutende Ausgaben für Bedienungspersonal. 
Eine wesentliche Verbesserung bedeutet daher 
in dieser Beziehung eine von der Gesellschaft 
für drahtlose Telegraphie — Telefunken — in 
Berlin geschaffene Einrichtung, die die Wir- 


kung der drahtlosen Empfan sanlage eines 
Schiffes bei einem Seenotanruf von der Be- 
dienung der Anlage unabhängig macht. Das 
von Telefunken seit 1916 entwickelte Anruf- 
gerät ist so gebaut, daß es nur bei dern inter- 
national vorgeschriebenen 
Seenotanruf — SOS —teine 
Alarmglocke einschaltet. Alle 
En sonstigen drahtlosen Zeichen 


von benachbarten Schiffen 
und ebenso starke atmo- 
sphärische Störungen lösen 
diesen Anruf/nicht aus. Das 
Gerät ist trotz größter Em- 


ruf auch bei den stärksten 
Sehiffsbewegungen betriebs- 
sicher. Das Auslösesignal 
muß natürlich mit großer 
Genauigkeit gegeben wer- 
den, wiefsie !bei der Bedie- 
nung der Sendetaste mit 
der Hand nicht :» möglich 
ist. Daher ist neben der 
Handtaste "eine besondere 
Notruftaste vorgesehen, die 
» die Zeichen 


-fangsapparat nieht durch einen ‘ Beamten be- - 


‚dige vom 10. VI. 1914 enthaltenen Sätze mit 


pfindlichkeit für den Not-. 


| Sie begann 1917 mit dem Erwerb der bis dahin 
OS  selbst- 


REN, 


10. Juni 1920. 


Der Empfangsapparat erhält ein 
auf das Zeichen abgestimmtes Relais, das die 
Alarmglocke in Tätigkeit setzt. Dieses steht 
dauernd empfangsbereit, auch wenn der Emp- 


tätig ‚gibt. 


setzt ist. Sache der internationalen Regelung 
wäre es nun, für den Notruf die Wellenlänge 
und den Taktschritt festzusetzen. Dann be- 
dürfen die mit dem neuen Telefunken-Notruf- 
gerät ausgerüsteten Schiffe zur Bedienung ihrer 
Bordfunkstelle keines Personals mehr, das nur 
auf den Notruf zu achten hätte. Eine ähnliche, 
Einriehtung sollnach Zeitungsnaehrichten auch 
Marconi geschaffen haben. Es zeigt dies, dab 
auch von seiten anderer Staaten einer solchen 
Verbesserung Beachtung geschenkt wird, so 
daß zu hoffen ist, daß die für die Sicherung 
des Eigentums und des menschlichen Lebens 
auf See wichtige Einrichtung weiteste Anwen- 
dung finden wird. Rp. - 


Physik und Theoretische Elektrotechnik. 


Eine neue, besonders einfache Handregel- 
— Die bisher benutzten Regeln für die Be. 
stimmung des magnetischen Feldes eines elek- 
trischen - Stromes können leicht vergessen 
werden. Bei der neuen Regel braucht man 
nur zu wissen, daß der, Stromleiter mit der 
rechten Hand zu greifen ist (Abb. 5). Daß 


N Abb. 5. 


f 


der Daumen/die Stromrichtung, die Finger- 
spitzen die Kraftlinienricehtung angeben, kann 
man nicht verwechseln, weil mehrere Kraft- 
linien und mehrere Finger vorhanden sind, 
hingegen nur ein Strom und ein Daumen, 
Die Regel ersetzt nieht nur die Ampöresche 
Regel, da ja die Magnetnadel mit dem Nord- 
pol die Riehtung der Kraftlinien annehmen 
muß, sie gestattet auch leicht, die Pole eines 
Elektromagnets zu bestimmen. Sogar die Bi! 
Regeln zur Bestimmung der Richtung der 
elektrischen Induktion macht die neue Regel 
überflüssig. Hierzu braucht man nur daran zu | 
denken, daß bei dem Stromerzeuger sich die 
Kraftlinien vor dem elektrischen Leiter stauen 
und bei dem Motor’ hinter demselben, weil die 
Kraftlinien die Bewegung im ersteren Falle 
hindern und im zweiten Falle treiben. Hieraus 
ergibt sich die in Abb. 6 (Stromerzeuger) und 7 


ul) ya! 


( ( v 
Se 
Abb. 6. Abb. 7. 


(Motor) gezeichnete Richtung der Kraft- 
liien um den Leiter, der sich nach rechts be- 
wegt, und ‚mit Benutzung der neuen Hand- 
regel auch die durch Kreuz und Punkt ange- 
gebene Stromrichtung. Somit ersetzt die 
neue Regel auch die Flemingsche Regel, 
welche leicht vergessen werden kann bzw. 
gestattet, sich diese wieder ins Gedächtnis 
zurückzurufen. P. Schiemann. 


Verschiedenes. 


Erhöhung der Gebühren der gerichtlichen 
Sachverständigen. — Durch Verordnung der 
Reichsregierung vom 22. Mai 1920 (Reichsan- 
zeiger vom 28. V. 1920 u. Reichs-Ges. Bl. 
S.. 1068) sind die in $ 2, 3 und 7 der Ge- 
bührenordnung für Zeugen und Sachverstän- 


Geltung vom 1. VI. 1920 ab auf das 2%, fache 
erhöht worden. Die Stundensätze für Sach- 
verständige nach $ 3 betragen demnach jetzt 
7,50 M und bei besonders schwieriger Sach- 
prüfung 15M. Die Aufwandentschädigung 
bei Reisen ist auf 40 M für den Tag und 12M 
für jedes Nachtquartier erhöht worden. —2. 


Ak ee nn 
3 


- Energiewirtschaft. 


R Die Elektrizitätswirtschaft desReichsschatz- 
ministeriums und der staatlichen Elektrizitäts- . 
werke Sachsens. — Die Industrie-Abteilung des 
Reiehsschatzministeriums, das, wie erinnerlich, 
im vorigen Jahre etwas sehr unvermittelt und 
unerwartet die Bearbeitung der Elektrizitäts- 2 
‚wirtschaft übernahm, gibt in dessen „„Nachrich-, 

tenblatt‘‘ eine Übersicht über die bisherige Be- 
tätigung des Reiches auf diesem Gebiet. 


der Allgemeinen Elektrieitäts-Gesellschaft ge- 


il 


10. Juni 1820. 


hörenden Aktien der Elektrowerke A.G., 
Berlin, der Eigentümerin des Großkraftwerks 
Zsehornewitz bei Bitterfeld. Die Leistung letz- 
terer, die Braunkohle der benachbarten Grube 
Golpa ausnutzenden Anlage (rd 0,1 Mill. kW) 
wird, abgesehen von der Versorgung der Reichs- 


stiekstoffiwerke bei Wittenberg, bekanntlich. 
seit 1918 mittels einer 132 km langen doppelten 


Hochspannungsfreileitung zur Stromabgabe an 
die Städtischen Elektrizitätswerke Berlin ver- 
wertet. Sie soll aber im laufenden Jahre auch 
im Süden Verwendung finden und zur Beliefe- 
rung der Stadt Leipzig wie der Provinz Sachsen 
beitragen. Für den Bau und Betrieb von Hoch- 
spannungsleitungen, die als noch vor Verab- 
schiedung. des Elektrizitätsgesetzes beschlos- 
sene Maßnahme zur Bekämpfung der Kohlen- 
not auf elektrischem Gebiet dazu dienen, die in 
an den Energiequellen liegenden Werken ver- 


fügbare elektrische Arbeit den bisher auf die 


Heranschaffung von Steinkohle zum Betrieb 
ihrer Elektrizitätswerke angewiesenen Ver- 


. brauchsgebieten zuzuführen, hat das Reich 


dann weiter die Gesellschaft für Kraft- 
übertragung G.m.b. H., Berlin, gegründet. 
Diese übernahm die genannte Berliner Leitung, 
sodann eine ursprünglich zu Kriegszwecken 
zwischen Zschornewitz und Bitterfeld errich- 
tete und baute, daran anschließend, eine Strom- 
führung nach Gröbers bei Halle zur Versorgung 
der Provinz Sachsen und darüber hinaus nach 
Leipzig zur Deckung des Konsums im west- 
lichen Lande Sachsen. Ende 1919 ging die 
Kraftzentrale (60 000 kW) des während des 
Krieges in der Nähe von Senftenberg (Nieder- 
lausitz) geschaffenen Aluminiumwerkes 
Lauta und das Unternehmen der Nieder- 
lausitzer Kraftwerke A.G. (20 000kW) mit 
der zugehörigen Braunkohlengrube Brigitta bei 
Spremberg an eine neue Reichsgesellschaft, die 
Mitteldeutsche Kraftwerke A.G. über. 
Beide, bisher allein der Erzeugung von Alumi- 
nium und Stickstoff dienstbaren Stromquellen 
sollen nun außerdem ebenfalls für die Elektrizi- 
tätsversorgung der Industriegebiete herange- 
zogen werden. Zu dem Ende baut die Gesell- 
schaft für Kraftübertragung eine Hochspan- 
nungsleitung aus der Lausitz nach Mittelsach- 
sen, um Dresden zu speisen und dem erheb- 
lichen Mangel des nordsächsischen Industrie- 
gebietes an elektrischer Arbeit zu steuern. In 
Vorbereitung befindet sich überdies eine Lei- 
tung aus der Lausitz nach Brandenburg und 
Berlin, das durch den dann doppelten Bezugs- 
weg (von Zschornewitz und Lauta) noch mehr 
von umfangreicher Steinkohlenzufuhr entlastet 
werden soll. Daß in dieser Beziehung sehr ener- 
gisch vorgegangen werden muß, ergibt sich aus 
den Ziffern über den Energiebedärf der Ber- 
liner Industrie im Vergleieh mit der für das 
laufende Jahr verfügbaren Leistung an Fern- 
strom und auch daraus, daß nach Mitteilungen 
der Tagespresse die Arbeitnehmer nicht bereit 


zu sein scheinen, sich der im Interesse äußerster 


Ausnutzung dieser Stromzufuhr eingerichteten 
Nachtarbeit!) noch auf längere Zeit zu unter- 
ziehen, Ein auf die Sicherung der Belieferung 
Berlins mit elektrischer Arbeit bezüglicher An- 


_ trag ist bei der Stadtverordnetenversammlung 


gestellt worden. 

Über die durch Gründung der A.G. Ost- 
preußische Kraftwerke mit der kommu- 
nalen Verteilungsgesellschaft Überlandzen- 
trale Ostpreußen eingeleitete Zusammen- 
fassung der Elektrizitätswirtschaft in der Pro- 
vinz Ostpreußen — zunächst durch Ausbau 
von Wasserkräften und deren Verbindung mit 
dem Königsberger Dampfkraftwerk — ist hier 
bereits eingehend berichtet worden?), und’der 
Leser kennt aus den Darlegungen des Gewerbe- 
inspektors Hartig3) auch die Einwände, die 
seitens technischer Kreise der Provinz gegen 
das Vorgehen des Reichsschatzministeriums 
erhoben werden. In Süddeutschland hat 
sich das Reich 1918 an dem Ausbau der unteren 
Alz beteiligt und zu diesem Zweck mit der Dr. 
Alexander Wacker - Gesellschaft * für ' elektro- 
chemische Industrie die Alzwerke G. m. b.H., 
München, geschaffen. Man rechnet bei dieser 
Wasserkraft auf etwa 20 000 kW. Ende 1919 
trat das Reich der Württembergischen 
Landes - Elektrizitätsgesellschaft bei 
und sicherte sich, als sie entsprechend umge- 
staltet-wurde, bestimmenden Einfluß auf dieses 


Unternehmen, das 1918 von mehreren größeren 


Elektrizitätswerken des früheren Königreichs 
‚gegründet war, die die Aufgabe hatten, eine 
nach Norden und Osten an bestehende und zu 
errichtende Hochspannungsnetze anschließ- 
bare Hochspannungsleitung von Stuttgart bis 
an die bayerische Grenze bei Nieder-Stotzingen 
anzulegen. Verhandlungen mit den Ländern 
und Interessenten über weitere Projekte, u. a. 
den Ausbau von Wasserkräften in Bayern, 


) Ygl. „ETZ“ 1920, 8. 157. 
Val. DETZ“ 1900. 8.114. 
») Vgl. „ETZ“ 1990, 8.414, 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


eine Tätigkeit des Reiches in Baden, die Ver- 
sorgung Mecklenburgs, schweben. — 
Näheres über die Elektrizitätswirtschaft 
Sachsens ergibt sich aus dem soeben erschie- 
nenen Verwaltungsbericht der staatlichen 
Elektrizitätswerke für 19191). Danach hat 
die Provinz Sachsen von dem in ihrem Besitz 
befindlichen überwiegenden Betrag des Aktien- 
kapitals der außer einem Teil des nordwest- 
lichen Gebietes des Freistaates auch die Provinz 
Sachsen in erheblichem Maße versorgenden 
Landkraftwerke Leipzig A.G., Kulkwitz, 
vereinbarungsgemäß 3 Mill. M an den sächsi- 
schen Staat abgetreten; der Rest der Aktien 
ist an den Gemeindeverband für das Elektri- 
zitätswerk Leipzig-Land, Ötzsch-Markkleeberg, 


übergegangen. Mit der staatlichen Stromliefe- 


rung an die Stadt Leipzig aus dem Großkraft- 
werk Zschornewitz wird, nachdem der sächsi- 
sche Staat nunmehr mit den Elektrowerken 
und der obenerwähnten Gesellschaft für Kraft- 
übertragung m. b. H. sowie mit der Gemeinde 
Leipzig Verträge geschlossen hat, voraussicht- 
lich im Herbst begonnen werden können. Ge- 
mäß einer Verständigung mit dem Elektri- 
zitätswerk des Provinzialverbandes 
Schlesien in Hirschberg muß der sächsische 
Staat aus dem im Osten nahe der schlesischen 
Grenze liegenden, im Berichtsjahr erweiterten 
Kraftwerk Hirschfelde diejenigen Strommen- 
gen liefern, die jenes nicht mit seinen eigenen 
Wasserkraftanlagen erzeugen oder von den 
schon seither mit ihm verbundenen Dampfkraft- 
werken in Schlesien beziehen kann. Eine solche 
Ausdehnung der staatlichen Stromlieferung 
über die Landesgrenze ist auch im Westen 
durch Anknüpfung von Verhandlungen mit der 
Kraftwerk Sachsen - Thüringen A. G., 
Auma, ins Auge gefaßt. Etwaigen Bedenken be- 
züglich der Abgabeelektrischer Arbeitaußerhalb 
des Landes unter Verwendung heimischer Kohle 
gegenüber weist der Bericht darauf hin, daß 
eine Schonung’der sächsischen Kohlen- 
schätze nicht nur durch die Zuführung eines 
beträchtlichen Teiles der von Leipzig benötigten 
Energie aus Zschornewitz, sondern auch da- 
durch eintreten wird, daß ein Strombezug aus 
dem Reichskraftwerk Lauta, u. zw. zunächst 
hauptsächlich zur Belieferung des Elektrizi- 
tätsverbandes Gröba, in sicherer Aussicht steht. 
Zudem wird eine über die im Bau begriffenen 
Elbtalleitungen geplante Verbindung Lauta— 
Hirschfelde beiden Kraftwerken die Möglich- 
keit gegenseitiger Unterstützung gewähren. 
Von der 100 kV-Leitung Hirschfelde— Elbtal 
ist die Strecke bis Rodewitz fertig und zugleich 
mit einer 40 000 V-Leitung zwischen dem Um- 
spannwerk Wehrsdorf und der Stadt Bautzen 
unter letzterer Spannung, insbesondere für 
Stromlieferung an die Elbtalzentrale Pirna, in 
Betrieb genommen worden. Der Bau_ der 
100,kV -Leitung’nach _D resden schreitet schnell 
vorwärts; über sie soll diese Stadt zunächst 
aushilfsweise mit 40 000 V versorgt werden, 
während 100 kV erst nach Fertigstellung der 
bezüglichen Anlagen in Hirschfelde und der 
Anschlußleitung nach dem städtischen Kraft- 
werk Wettiner Straße zur Anwendung kom- 
men. Dann wird auch Hirschfelde neben Lauta 
Energie an den Rlektrizitätsverband Gröba 
abgeben können. Für die Leitung Lauta— Dres- 
den, die bis Kalkreuth ebenso auf Kosten der 
Reichsunternehmen hergestellt wird wie die in 
Bau befindliche Leitung Zschornewitz—Leip- 
zig, sind die Vorarbeiten im Gange. Eine 100 
kV-Leitung zwischen Silberstraße bei Zwickau 
und Herlasgrün i. V. soll zunächst zwecks ge- 
genseitiger Unterstützung die Kraftwerke 
Reichenbach i. V. und Ölsnitz i. E. verbinden 
und demnächst über Chemnitz nach dem Um- 
spannwerk Dresden-Süd führen. Im Anschluß 
an dieses will die Verwaltung eine Leitung nach 
der Übergabestelle Dittersdorf für die Beliefe- 
rung des Überlandstromverbandes Freiberg 
errichten, 


Industrie und Handel. 


Gewinn- und Geschäftsbeteiligung. — Der’ 
Grundgedanke der gegenwärtigen sozialen 
Umwälzung ist die Befreiung des Men- 
schen vom Stoffe Der Weg zu ihrer Verwirk- 
liehung: idie Vergesellschaftung der Erzeu- 
gungsmittel, d. h. die Befriedigung des Gesell- 
schaftsbedürfnisses durch eine gesellschaftlich 
geordnete Erzeugung im Gegensatz zu der 
privatwirtschaftlich zersplitterten Wirtschaft 
der Erwerbsfreiheit. Die Bewegung ist Tat- 
sache. Aber schon in ihren Anfängen stößt sie 
auf Hindernisse und Schwierigkeiten. In der 
Tat wird auch von Vertretern der sozialistischen 
Anschauung bezweifelt, ob der gewählte Wieg 
gangbar sei, nämlich die Erzeugung zemein- 
wirtschaftlich zusammenzufassen, ohne den Ver- 
brauch dieser Bewegung einzuordnen, Der 


ı) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 880, 


Heft 23. 


der 
weicht aber nicht mehr von der Tagesordnung 


Vergesellschaftung 


der öffentlichen Erörterung. Während von der 
einen Seite starr an der Forderung der Verge- 
sellschaftung der Produktionsmittel festgrehal- 
ten wird, sucht man von anderer Seite eine be- 
schränktere, aber unmittelbare Lösung: und 
diese wird zurzeit in einer Beteiligung der Ar- 


.beiter und Angestellten am Ertrage der Unter- 


nehmungen erblickt. 

In einer Sonderbeilage zum ‚„Reichs-Arbeits- 
blatt“ Nr. 3 vom März 1920 ‚berichtet Dr. 
Bramstedt ausführlich über „Untersuchun- 
gen und Vorschläge zur Beteiligung der Ar- 
beiter an dem Ertrage wirtschaftlicher Unter- 
mehmungen“. Da die Lohnfragen für die Leser 
der „ETZ“ von großer Bedeutung sind, geben 
wir den Inhalt dieses Berichtes im folgenden 
kurz wieder. 


Der frühere Präsident des Privatversiche- 
rungsamts Dr. jur. Gruner untersucht die 
' Frage in seiner Schrift „Die Arbeiterzewinn- 


beteiligung“!) wissenschaftlich. Er versteht 
unter Arbeitergewinnbeteiligung eine Arbeits- 
vergütung für alle Arbeitnehmer (Arbeiter und 
Angestellte), bei der der feste Lohn auf Grund 
des 'Arbeitsvertrages durch einen Anteil am 
Gewinn der Unternehmune ereänzt wird. Alle 
nach freiem Ermessen des Arbeitgebers gewähr- 
ten Zusatzvergütungen (Gratifikationen) schei- 
den aus. Wirtschaftlich gerechtfertigt wird die 
Einrichtung durch ‘das enge Gegenseitiakeits- 
verhältnis zwischen Unternehmer und Arbeit- 
nehmer, obwohl der Unternehmer als Herr der 
Unternehmung und der in ihren Dienst gestell-, 
ten. Erzeuzungsmittel die volle Verantwortung 
für die Unternehmung trägt. Im arbeitsteilig 
hervorgebrachten Erzeugnis und im Cewinn der 
Unternehmung aus der Verwertung ihres Ge- 
samterzeugnisses sei die Frucht der Arbeits- 
leistung mitverkörpert. Ihr wirtschaftlicher 
Wert könne nur als notwendiger Bestandteil des 
Wertes der Erzeugnisse erfaßt und <zeschätzt 
werden. 

Der. Lohn habe eine untere Grenze in den 
Kosten der gewohnheitsmäßisen Lebenshaltung 
des Arbeiters und seiner Familie und sine 
obere in dem. Gebrauchswert der Arbeit, d. h. 
dem Nutzen, den der Arbeitgeber aus der frem- 
den Arbeit ziehe. Der Lohnkampf dreht sich 
nun darum, ob sich der Lohn mehr der unteren 
oder der oberen Grenze nähert. Der Arbeiter 
nimmt im Lohnkampf die schwächere Stelle ein. 
Die Vereinigune aller Berufssenossen aber, die 
vom gleichen Streben hewest werden, macht 
die Arbeiter zur höchstmörlichen Entfaltun« 
aller Kräfte im TLohnkampf geschickt und 
gleicht so die Schwäche ihrer Stellung aus. 
Die Arheitervereinigungen setzen ‘den Arbeiter 
in die Lage, eine günstige Wirtschaftslage zur 
Lohnerhöhung auszunützen, sie werden aber 
durch die. industrielle Reservearmee in der 
Ausnutzungsmöglichkeit der günstigen Um- 
stände gehemmt. ‚Außerdem haben sich den An- 
beitnehmervereinigungen wbenso mächtiee Ar- 
beitgelbervereinisungen entgesengestellt. Weder 
die Machtenifaltung dieser Vereinieunzen noch 
die Schiedsgerichte und Finigunesämter geben 
die Gewähr für eine gerechte und dauerverbür- 
sende Lohnreselune.. Als seeienetes Mittel zur 
Versöhnune der im -Lohnkampfe aufeinander- 
stoßenden Gessensätze sieht Gruner die arbheits- 
vertragliche Beteiligung der Arbeiter am Rein- 
ertrag an. R 

Gegen den. Einwand, daß (der Arbeiter am 
Verlust nicht beteilist werden solle. ist zu ser- 
widern, daß dies. teils wirtschaftlich nicht ‚ge- 
vechtfertigt ist, . weil sich der Unternehmer 
sesen . Verluste durch Rücklagen sichert, und 
daß es zum andern Teil auch nicht wahr ist. 
Jeder Rückgang des Wirtschaftslebens. selbst 
wenn er nur von örtlicher Bedeutung ist, drückt 
nämlich auf den Lohn des Arbeiters und damit 
auf sein tägliches Brot. Da der Arbeiter im 
Arheitsvertrag nicht bloß seine Arbeitsleistung 
und ihr Erzeugnis, sondern seinr sanze Persön- 
lichkeit hingebe. werden die Leiden der In- 
dustrie zueleich die Leiden der Industrie- 
arbeiter, während dafür, daß die zuten Erfolge 
der Unternehmungen auch den Arbeitern zu- 
eıte kommen, nicht. ohne weiteres hinlängliche 
Bürgschaften gegeben seien, Auch beim festen 
Lohn hänge seine Höhe notwendig von den Er: 


1) Verlag Karl Siegism und, Berlin 1919, 


458 


trägen der Unternehmungen ab, und die Forde- 
rung eines mit dem Unternehmergewinn im Ein- 
klang stehenden Lohnes sei als begründet nicht 
mehr aus der Welt zu schaffen. ‚Daher lautet 
die Frage nicht: Beteiligung oder Nichtbeteili- 
sung der Arbeiter am Unternehmerzewinn, son- 
dern vielmehr: Beteiligung durch Lohnkampf 
und Zwang oder aber durch Verständigung 
und Vertrag.“ 

Schwerer wiegt (ler Einwand, daß der Ar- 
beitslohn durch Angebot und Nachfrage be- 
stimmt und auf die Dawer nicht künstlich erhöht 
wenden könne. Überhaupt wären unter dieser 
Voraussetzung alle auf Lohnverbesserungen hin- 
zielenden Bestrebungen sinnlos, sofern sie nicht 
die unmittelbare Beeinflussung von Angebot 
und Nachfrage zugunsten der Arbeiter zum 
Ziele hätten; und dies könne dann nur in der 
Einschränkung des Angebots von Arbeitskräften 
oder, was auf dasselbe hinauskomme, in der 
möglichsten Verkürzung der Arbeitszeit 
möglichsten Niedrighaltung der Arbeitsleistung 
(Ca-Canny-System) erblickt werden. Gegen 
dieses von Lassalle als das eherne Lohn- 
sesetz bezeichnete Gesetz betont Gruner, daß 
es sich nicht um Naturkräfte, sondern um 
menschliche Willenskräfte handle. Die Arbeiter- 
sewinnbeteiligung solle keineswegs über das 
durch Angebot und Nachfrage gegebene Höchst- 
maß der !Arbeitsvergütung hinausführen, son- 
dern lediglich innerhalb des Lohnspielraums ‘das 
Spiel der Kräfte zugunsten der Arbeiter wenden 
und die bei einer Verschiebung der Unter- und 
Obergrenze etwa gegebene Möglichkeit zur 
Besserstellung der Arbeiter verwirklichen. Das 
Vereinigungsrecht der Arbeiter und ihre Ge- 
werkschaften bleiben unangetastet; sie sollen 
durch die Gewinnbeteiligung weder ausge- 
schaltet noch zurückgedrängt werden. Durch 
die Gewinnbeteiligung werde der Lohn in einen 
festen Teil, der sich nach der Lage des Arbeits- 
marktes richtet. und in einen beweglichen Teil 
zerlegt, der sich an den Gewinn (des Unter- 
nehmers anpaßt und mit ihm schwankt. Die 
Gewerkschaften seien notwendig als Bürgschalft 
dafür, daß der Arbeiterstand vor einem will- 
kürlichen Lohndrucke bewahrt werde. Es wäre 
sogar ein verhängnisvoller Fehler, die Arbeiter- 
gewinnbeteiligung als Ersatz für die Arbeiter- 
organisationen zu betrachten und etwa durch sie 
eine Loslösung der Arbeiter von den Gewerk- 
schaften zu erwarten. Ziel der Lohnkämpfe 
sei die Ausnutzung der Gunst des Arbeits- 
marktes für die Lohnarbeit. Gerade dies sei 
auch das Ziel der Beteiligung der Arbeiter am 
Unternehmergewinn. Starke 'Anbeitergewerk- 
schafften seien aber die Voraussetzung der Ge- 
winnbeteiligung, weil sie die Sicherheit "bieten, 
daß den Arheitern der Gewinnanteil nicht durch 
Herabdrückung des festen Teils der Löhne 
wieder genommen werde, Der Lohnkampf trete 
nur ein, wenn die Gewinnbeteiligung versage. 
Erweise sie sich aber als wirksam zur Hebung 
and 'Hochhaltung der Löhne, dann werden die 
Lohnkämpfe zwischen Arbeitern und .Unter- 
nehmern zweck- und gegenstandslos sein. Die 
Gewinnbeteilieung lasse aber erst die Gemein- 
samkeit von Gedeih und ‚Verderb des. Unter- 
nehmers und Arbeiters sich tatkräftig betätigen 
und entfesselte unermeßliche Kräfte, die heute 
brach liegen und zum Teil eeflissentlich und 
planmäßig niedergehalten werden. Wissen die 
Arbeiter. daß bei der Gewinnbeteiligung 
jede Mehrunse des Unternehmersewinns für sie 
selbst eine Lohnerhöhung "bedeute, so liege 
darin der natürlichste und wirksamste Antrieb 
zu möglichst vwermehrter und verbesserter Ar- 
beitsleistung, die Arbeitsgemeinschaft werde so 
zur \Arbeitsgenossenschaft. der Arbeiter arbeite 
nicht bloß gemeinsam mit dem Unternehmer, 
sondern sei auch an seinem 'Gedeih und Verderb 
heteilist. Deshalb entscheidet sich Gruner auch 
für die Beteiligung am Gewinn des einzel- 
nen Tinternehmens. Nur in dieser unmittel- 
haren Verknüpfung des eigenen Vorteils des 
Unternehmers mit dem Schicksal des einzelnen 
Arbeitnehmers werde der Gedanke folgerichtig 
verwirklicht. daß der Unternehmer mit dem Ar- 
beitnehmer für das Ergebnis des Betriebes voll 
hafte. Dabei sei es nicht bedenklich. daß Zu- 
fälle und Glück von Einfluß auf die Lohnhöhe 
des Arheiters werden, weil der zrößere Teil 
seines Lohnes in einem festen Betrag bestehe. 
Im übrigen ist auch die Beteiligung am Gewinn 
eines eanzen Gewerbezweises nicht von allen 
Zufällen frei, wie z. B. die Mode die Wollstoffe 
zurunsten (der Seide oder Baumwolle verdrängen 
und dadurch die Wollindustrie und ihre Arbeiter 
in eine Notlage versetzen kann 

Für die zweckmäßige Durchführung der Ge- 


winnbeteiligung liegen bereits umfangreiche 
Erfahrunsen vor. Sie eienet sich nur für Be- 
triebe, die bei rezelmäßigem Geschäftsgang 


nennenswerte Gewinne erwarten lassen. Für 
ihre Einführung ist der Zeitpunkt der beste, in 
dem mit einiger Wiahrscheinlichkeit für die 


 Elektrotechnische Zeitschrit. 


und 


1920. 


nächste Zukunft mit verteilbaren, möglichst stei- 
genden Gewinnen gerechnet werden kann. ‘Die 
Berechnung des verteilbaren Reingewinns ge- 
schieht am besten nach bestimmten, den Unter- 
nehmer bindenden, dem Arbeiter ‚bekannten, im 
Arbeitsvertrag festgelegten Grundsätzen, wobei 
fir Abschreibungen und Rücklagen bestimmte 
Obersrenzen festzulegen sind. Man kann nun 
den Gewinn an die Wohlfahrtseinrichtungen der 
Arbeiter oder an die einzelnen Arbeiter ver- 
teilen und kann als Maßstab (den verdienten 
T,ohn nehmen oder jedem einen gleichen Anteil 
geben. Für die Steigerung der Arbeitslust und 


der Sparsamkeit bei Verwendung der Rohstoffe » 


und Arbeitsmaschinen des Betriebs verdient die 
Verteilung an den einzelnen Arbeiter nach dem 
Maßstab seines verdienten Lohnes den Vorzug. 
Die Anhänger der Wohlfahrtspolitik, wie sie in 
den Kruppwerken am zielbewußtesten durchge- 
führt ist, halten dagegen die Wohlfahrts- 
einrichtungen für wertvoller zur Hebung der 
gesamten wirtschaftlichen und sozialen Lage 
(des Arbeiterstandes.*) Einer allgemeineren 
Verbreitung der Gewinnbeteiligung ist aber 
dieser Standpunkt wohl kaum zuträglich, weil 
die Gewerkschaften, von deren gutem Willen 
zegenwärtig doch alles abhängt, ihre Abneigung 
zegen die Wohlfahrtspolitik der Unternehmer 
nicht aufgegeben haben. Sie betrachten die 
Wohlfahrtseinrichtungen als Mittel zur Ein- 
schränkung der Freizügigkeit der Arbeiter und 
zur Begründung einer neuen Industriehörigkeit. 
Manche Angestelltenverbände teilen diese An- 
schauung, weil den Angestellten, die ihre 
Stellung wechseln, die: in die Pensionskassen 
der Großunternehmungen eingezahlten Beiträge 
ohne Gegenleistung verloren gehen. Bevor 
wir aber auf die Bedenken, die die Arbeiter 
und ihre Gewerkschaften gegen die Gewinn- 
beteiligung «geltend machen, im Zusammenhang 
eingehen, wollen wir noch einen kurzen Über- 
blick über die meist von Unternehmerseite oder 
von Mitgliedern der besitzenden Klassen ge- 
machten Vorschläge geben. 

H. Freese hat die Gewinnbeteiligung in 
seiner Fabrik seit dem Jahre 1890 eingeführt 
und mit einer Vertretung der Arbeiter die 
„konstitutionelle Fabrik“ zu verwirklichen ge- 
sucht. Er schildert seine Erfahrungen in der 
Schrift „Die konstitutionelle Fabrik“ °). Er ist 
mit sehr kleinen Gewinnanteilen von 2%, die er 
allmählich auf 50 erhöhte, vorgegangen. Der 
höchste Satz hetruz 24,64%. der niedrigste 
0.44%, Gerade die wechselnden Erträge und 
die höhere Einsicht, die die Angestellten durch 
‚las Auf- und Absteigen ihrer Anteile über die 
Ursachen geschäftlicher Erfolge und Mißertfolge 
ecwinnen, sind nach Freese von großer Be- 
deutung. Die Angestellten stehen dem Ge- 
schäfte, in dem sie arbeiten, nicht mehr als 
Fremde gegenüber, die mit ihrem Gehalt ab- 
eefunden sind. und die der Prinzipal ängstlich 
von einem Einblick in die Verhältnisse des Be- 
triebes zurückhäl. Auch im Arbeiter werde 
zweifellos die Einsicht in das Wesen des Ge- 
schäfts dadurch gehoben werden. daß er sehe, 
wie schwankend die Erträge sind. und daß auf 
cute Jahre ab und zu schlechte folgen. Diese 
Einsicht werde ihn abhalten. bei’ aufsteigender 
Konjunktur sofort mit unbilligen Ansprüchen 
an den Arbeitgeber heranzutreten, und. sie 
werde ihn veranlassen, in schlechten Zeiten 
auf Lohnerhöhungen zu verzichten. die sein Är- 
beiteeber nicht bewilligen kann. Freese stellt 
Richtlinien auf. Er verlangt die Regelung der 
Gewinnheteilieung durch Satzung, hält ge- 
trennte Beteiligung der Beamten und Arbeiter 
für zulässig, sieht die gezahlten Gehälter und 
Löhne als den hesten Maßstab für -die Beteili- 
gung an; das Eigentumsrecht der Beteiligten 
an ihren Anteilen sei anzuerkennen, mindestens 
die Hälfte müsse bar oder in Sparkassenbüchern 
ausgezahlt werden, der Rest könne für eine 
Pensions- oder Hilfskasse zurückgehalten wer- 
den. Die Abschlüsse müßten durch einen Bücher- 
revisor geprüft werden; für die Beratung in 
der Satzung und über die Höhe der Beteiligung 
müsse ein Arbeiter- oder Beamtenausschuß vor- 
handen sein. Freese glaubt damit das Mittel 
sefunden zu haben. durch das sich die Kämpife 
vermeiden lassen, in denen sich die Mitglieder 
eines Betriebes gegenseitig aufreiben. 

Geh. Kommerzienrat F. Deutsch hat für 
66 Aktienzesellschaften, die in den letzten zehn 
Jahren 
teilten, berechnet. daß sich bei der Verteilung 
der ganzen Dividende von 215 Mill. M. auf eine 
Gesamtbelegschaft von 783 781 (Angestellten und 
Arbeitern das Einkommen auf den Kopf nur um 
270 M iährlich oder 11 Pf die Stunde erhöhen 
würde?) B. Dernburg*) glaubt, daß die 


- .) Vgl. Finanzrat E. Haux, „Wohlfahrtepflege und 
Gewinnbeteiligung“. „Kruppsche Mittlg.“ vom 8. Ill. 1919, 
°) Jena 1919, Gustav Fischer. 
») Vgl. „ETZ“ 1919, S. 220. 
4) „Soziale Praxis“ vom 21. I. 1920. 


Heit 23. 


durchschnittlich 10% Dividende ver-: 


' Punkte der 


10. Juni 1920. 


| Verteilung des gesamten Gewinns an die Ar- 


beiterschaft durch entschädigungslose Soziali- 
sierung den Stundenlohn nur um den Bruchteil 
eines Groschens vermehren, die ganze Entwick- 
lung aber zum Schaden der handarbeitenden 
Klassen zum Stillstand bringen würde. Für die 
dem Kapital vorzubehaltende Rente sei der Pro- 
zentsatz notwendig, zu dem das nationale oder. 
internationale Kapital neue Betriebsmittel in 
laneifristiger Form, also in der von Aktien, ein- 
zuschießen bereit sei. E 

An seinen Bericht über die Gewinnbeteili- 
zung knüpft Dr. Bramstedt einen weiteren an 
über die gleitende Lohnleiter oder 
Lohnskala und : die Bestrebungen, die Löhne 


der Teuerung der Lebensmittel folgen zu las- 


sen. Diese Dinge stehen mit der !Gewinnbe- 
teilieung nur in sehr losem Zusammenhang; sie 
haben mit ihr nur gemein, daß sie einen be- 
weelichen Bestandteil in den: Lohn bringen. 
In England ist die gleitende Lohnleiter in Ge- 
werben der Massenerzeugung, wie Kohle und 
Baumwolle, vielfach angewendet worden. Es 

sollte mit steigenden oder fallenden Preisen 
der Erzeugnisse auch der Lohn in einem ver- 
einbarten Verhältnis mitsteigen oder =fallen. 
Die Arbeiter suchten aber bald das Fallen der 
Löhne zu verhindern und” erklärten die Auf- 
rechterhaltung ihrer Lebenshaltung für not- 
wendig. Während des Krieges suchte man die 
Löhne unter dem Namen „Kriegslohn“, 
„Lebenslohn“, „Mehrsatz“ der Bewegung der 
Lebensmittelpreise anzupassen. Nachgeahmt 
wurde das Verfahren in Deutschland zuerst 
von dem Arbeitgeberverband und dem Gewerk- 
schaftskartell in Flensburg. Als Forderung 
wird das Verfahren der nach den Tebenshal- 
tuneskosten gleitenden Zulagen m der deut- 
schen Lohnbewegung unter den Begviffen der 
„Gehaltsmark“ und „Lohnmark“ vertreten, die 
besagen, daß die in den Tarifen festg»setzten 
Gehalts- und Lohnsätze durch alle Verände- 
rungen der Lebenshaltungskosten hindurci die 
gleiche Kaufkraft bewahren, daß sie also bei 
schwankendem Geldwert einen beständigen 
wirklichen Lohn (Reallohn) darstellen sollen. 
Vertreten wurde die Forderung vom deutschen 
Bankbeamtenverein, vom  Gewerkschaftsbund 
der Angestellten, von der Gewerkschaft deut- 
scher Eisenbahner und Staatsbediensteten und 


‘von der Berliner Gewerkschaftskommission, die 


in einer Entschließung fordert, daß die Löhne 
in einen festen und beweglichen Teil umgestal- 
tet werden müßten, und daß die Lohnhöhe den 
geltenden Marktpreisen für alle Lebensmittel 
und Bedarfsartikel entsprechen solle. Ange- 
wendet wird das Verfahren in der Wiener 
Metallindustrie. Das Verfahren führt aber aus 
dem fehlerhaften Kreislauf: Lohnsteigerung — 
Preissteiserung — Lohnsteigerung nicht her- 
aus. Reichsgerichtsrat A. Zeiler will den 
Kreislauf dadurch sprengen, daß er die Löhne 
der Arbeitnehmer und die Beamtengenälier nvr 
dureh Teuerungszuschläge selbsttätig ergänzen 
will, die zur Anschaffung der für einen ein- 
facben Haushalt’ erforderlichen Lebensbedürl- 
nisse notwendige! sind. Steigt die Meßziffer ' 
(Indexziffer) der Lebensmittel von 100. auf 120, 
so wäre nach dem Vorschlag-der Bankbeamten 
ein Gehalt von 9000 M auf 10800 M zu er- 
höhen. Nach Zeiler wäre aber das Gehalt einer 
einfachen Haushaltung zum Beispiel mit 
3000 M zugrunde zu legen. Es stiege auf 
3600 M, und entsprechend wäre auch ein Ge- 
halt von 9000 M nur um 600 M also auf 9600 M 
zu erhöhen. ® N 

Weiter gehen die Vorschläge, die einen 
Anteilder ArbeitnehmeramEigen- 
tum des Betriebs mit oder ohne Gewinn- 
beteilieung fordern. . Sie wollen den Arbeit- 
nehmer zum Miteigentümer und Mitunternehmer 
machen, entweder durch Kapitalisierung der 
Arbeitskraft oder durch die Kleinaktie. Landrat 
a. D. v. Dewitz hält die Auffassung, daß die 
Arbeitskraft das Kapital des Arbeiters sei, für 
falsch, er will dafür nur die Aufzugskosten bis 
zum. 15. Jahr gelten lassen, Er glaubt, daß 
dem Arbeiter die Befriedigung einer stärkeren 
Gemeinschaft mit dem Unternehmer fehle, als 
sie durch die Lohnabfindung geschaffen werde. 
Er hält den gegenwärtigen Zeitpunkt für ge- 
eignet zur Einführung der Kapitalisierung der 
Arbeitskraft und ihrer Beteiligung am Unter- 
nehmen. Bei allgemeiner Durchführung der 
Einrichtung würde die Befürchtung der Arbei- 
ter, daß sie an den Betrieb gefesselt würden, 
zesenstandslos.. Das Mitbestimmungsrecht ver- 
liere seine Gefahren, wenn der Arbeitnehmer 
Miteigentümer des Betriebes sei. Strittige 
voraussichtlichen Gewinnbeteili- 
sung müßten im voraus geregelt werden. Er 
schlägt nun vor, den Arbeiter mit den Aufzugs- 
kosten von 4000 M. je Kopf am Unternehmen 
zu beteiligen. Bei einer Gesamtarbeiterschaft 
von rd 15 Millionen nach der Berufszählung 
von 1907 wäre mit rd 60 Milliarden M Kapital 
zu rechnen, das am Ertrag teilzunehmen hätte, 


GC 


bertums. 


10. Juni 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 23. 


458 
Diese ungeheure Belastung -der Betriebe mit übertragbar, veräußerlich und auch börsen- falls wirtschaftlich schwachen Mittelstand der 
neuen, nicht eingezahlten, ‘sondern nur rech- | fähig sein. Einem Zusammenschluß der Klein- | ihm gebührende Schutz gewährt werden. Wäh- 
nungsmäßig zugeteilten Kapitalsummen läßt | aktionäre zu einer Werksgenossenschaft oder | rend aber früher der Zeitgeist freiwirtschalftlich 


den ganzen Vorschlag als wunausführbar er- 
scheinen. 

Ebenfalls auf dem Wege der Kapitalisie- 
rung der Arbeitskraft sucht E. Piechott- 
ka die Lösung des sozialen Gegensatzes in 
seiner Schrift „Der Arbeit gleiches Recht!“1), 
Er will dem Arbeiter einen Anteil an den Er- 
gebnissen des Betriebs in der Form seiner 
Arbeitsaktie gewähren. Er sieht als 
Werteinlage des Betriebes an: das Kapital, die 
Arbeitskraft des Unternehmers und die Ar- 
beitskraft der Arbeiter und Angestellten. Nach 
Abzug aller Betriebskosten würde der übrig- 
bleibende Ertrag als Gewinn auf Kapital und 
Arbeit nach Maßgabe ihres Wertes zu vertei- 
len sein. Die Gleichberechtigung von Kapital 
und Arbeit werde so verwirklicht, und der sich 
vielfach widerstreitende Vor- und Nachteil der 
Arbeitgeber und Arbeitnehmer werde in eine 


‚Richtung sebracht; das Mitbstimmungsrecht 
verliere. seinen gefährlichen Charakter als 
Kampfmittel. Die einzige Lösung in diesem 


Kampfe ist nach Piechottka, die Arbeit als 
Wert gelten zu lassen und dem Arbeitswert 
die gleichen Rechte zuzubililgen wie jedem 
andern in den Betrieb eingelesten Werte. Der 
Vorschlag läßt die nötige Klarheit vermissen. 
Zunächst fehlen Ansaben darüber, was unter 
Betriebskosten zu verstehen ist, Das ist eine 
bedenkliche Lücke, da sich danach, z. B. nach 
der Höhe der Abschreibungen und Rücklagen 
für die Verbesserung und Erweiterung des Be- 
triebs, der für die Gewinnbeteiligung übrig- 
bleibende Betrag richtet. Sodann ist es aber 
ganz unmöglich, den Arbeitswert für das Er- 
gebnis des Betriebs in einer Kapitals-- oder 
Vermögenssumme allgemein zu bestimmen. Der 
Wert des Kapitals und der Arbeitskraft, der in 
den einzelnen Erzeugnissen des Gewerbes 
steckt, ist bekanntlich von Gewerbe zu Ge- 
werbe außerordentlich verschieden. 

Der frühere Direktor .der Kruppwerke 
Dr. Hugenberg?) fordert die Klein- 
aktie, die der Arbeiter aber vorher verdie- 
nen müsse, um ihn zum Mitunternehmer zu 
machen. Er sieht den Kern der sozialen F rage 
in dem unendlich weiten Auseinanerklaffen 
zwischen Unternehmer und Arbeiter und in 
dem Gefühl des Arbeiters, als Ware behandelt 
zu werden, in Verbindung mit der Not des 
großstädtischen Mietkasernentums. Er. ver- 
langt nach den Erfahrungen mit dem Schieber- 
tum und der Korruption in den staatlich geregel- 
ten Betrieben eine antisozialistische Regelung 
durch die privatwirtschaftliche Erwerbsfreiheit. 
„Im Betrieb muß derjenige regieren, der vor 
allem verdienen will und vermöge seiner Un- 
ternehmereigenschaft verdienen kann.“ Das 
Verständnis für die volkswirtschaftlichen Auf- 
gaben des Unternehmers und des Großunter- 
nehmers könnten die Arbeiter und Angestellten 
nicht gewinnen, wenn ihnen die; Beteiligung 
geschenkt würde, sondern nur, wenn sie sie 
verdienten. Dabei könnten die Gewinnbeteili- 
gungen nur ein Mittel zum Zweck der Ueber- 
führung in diesen Zustand sein; die eigent- 
liche Lösung müßte auf dem Wege der Ge- 
schäftsbeteiligung gefunden werden. 


' wofür die Kleinaktie auf den Namen eine ge- 


eignete Handhabe biete. Von einer starken Be- 
teiligung der Arbeiterschaft an den Unterneh- 
mungen der Industrie erhofft Hugenberg auch 
eine Einschränkung des einseitigen Einflusses 
des Bankkapitals auf die Industrie und eine 
Zurückdrängung der Überschätzung des Geldes 
und des geistigen und wirtschaftlichen Schie- 
Angesichts der Unsicherheit der zu- 
künftigen Renten und der Gefährdung der 
Arbeitsgelegenheit sei der 
Werksgemeinschaft wichtiger als zuvor. Wenn 
als Gewinn Beteiligungen, die im Werke ver- 
bleiben, gegeben werden, lasse sich vielleicht 
auch eine Verständigung über den Abbau in der 
Form einer Umwandlung eines Teiles des Loh- 
nes in Gewinnbeteiligung leichter erzielen. 
Die Hebung der Ertragsfähizkeit des Betriebs 
erlange auf beiden Seiten eine wirkliche Grund- 
lage. Die ganze Volkswirtschaft lasse sich 
nur dadurch heben, daß der Eigennutz von Mil- 
lionen in Bewegung gesetzt werde, was sich 
weder durch Unternehmer- noch Arbeitnehmer- 
gedanken erreichen lasse, sondern nur durch 
die von beiden getragene Arbeitsgemeinschaft. 

Weiter geht ein Vorschlag, die Kleinaktie 
allgemein zuzulassen. Sie müsse beliebig 


!) Berlin 1919, Hans Robert Engelmann. 
*) „Sozialisierung“ in „Stahl u. Eisen“ 1919, $. 973 ff, 


gute Wille der- 


der Bildung eines Aktionärschutzverbandes 
stehe nichts im Wege, Dr. K. Fröchtlin gt) 
und Dr. R. Dalber <g?’) fordern die Zulassung 
der Kleinaktie aus wirtschaftlichen Gründen, 
um der Industrie Kapital zuzuführen. Die 
Möglichkeit, das Kapital dür die Erweiterung 
und Verbesserung der Anlagen der Industrie, 
überhaupt für die Rücklagen aufzubringen, 
werde durch die starke steuerliche Belastung 
der großen Einkommen eingeengt, und es ent- 
steht das Bedürfnis, breitere Volksschichten 
mit ihren Ersparnissen dazu heranzuziehen. 
Dr. Fröchtling unterschätzt die Gefahren, die 
für den kleinen Mann aus dem Aktienbesitz 
dadurch entstehen, daß er sein Geld in Unter- 
nehmungen steckt, deren (reschäftsgang nach- 
zuprüfen er nicht fähig ist. Dr. Dalberg sucht 


dadurch Sicherheiten zu schaffen, daß er die, 


Ausgabe von Kleinaktien nur Gesellschaften 
gestatten will, die drei Jahre hintereinander 
mindestens 6 % Dividende eezahlt haben, und 
für die übrigen Gesellschaften nur Namen- 
aktien zulassen will. Die Tatsache, daß ein 
Unternehmen mehrere Jahre hindurch hohe 
Dividenden bezahlt hat, schützt aber keines- 
wegs vor dem Rückgang des Unternehmens. 
Im : Gegenteil sind bekanntlich gerade bei 
Schwindelunternehmungen die Dividenden vor 
dem Zusammenbruch auf betrüserische Weise 
emporgeschraubt worden (verel. den Leip- 
zizer Bankkrach!). Die Reichsregierung hat 
auf eine Anirage der Deutschen Volkspartei 
erwidert, daß unsoliden Gründungen und der 
Verleitung der Kleinkapitalisten zur Spekula- 
tion vorgebeugt werden miüsse. Im übrigen 
könne die Frage nur im Zusammenhang mit 
einer Nachprüfung des gesamten Handelsrechts 
gelöst werden, mit anderen Worten: sie wird 
auf die lange Bank geschoben. Am weitesten 
geht der Vorschlag des Amtsrichters 
Dr. Cohen), der für richtig hält, die Beteili- 
sung der Arbeiter am Gewinn durch gesetz- 
lichen Zwang durchzuführen. Seine auf Ge- 
schäftsbeteiligung an ganzen Industriegruppen 
hinauslaufenden Vorschläge im einzeln zu "eT-, 
örtern, würde hier zu weit führen. Die „Pirste 
Stapelfaserfabrik für Volksbekleidung 'A.-G.“ 
in Eisenach hat die Verbindung der Gewinn- 
mit der Geschäftsbeteiligung verwirklicht und 
fordert in Aulfrufen zur Nachahmung auf. Sie 
erwartet davon 1. die Durchführung der. vollen 
Demokratie, 2. den Wiederaufbau mit der 
höchsten Leistungsfähigkeit und 3. die Er- 
ziehung der Arbeiter für ihre große Aufeabe. 
Nach der Zertrümmerung der Großkapitalien 
müßten die auf ihren Trümmern sich bildenden 
vielen Kleinkapitalien die Industrie lebens- und 
entwicklungsfähig erhalten. Der Zwang zur 
Übernahme der Aktien sei zu vermeiden, es 
handle sich vorläufig um die wirtschaftliche und 
gesetzliche Möglichkeit für eine Kapitalbeschaf- 
fung. durch Arbeitsbeteiligung, 
Entscheidend für die Unternehmer zu ihren 
Vorschlägen sind: 1, Menschen- und Arbeiter- 
freundlichkeit, 2, das Streben nach gerechter 
Teilung des _Arbeitsertrages, 3. das Streben 
nach Steigerung der Arbeitsleistung und 4, die 
Scheu vor den Gewerkschaften. Wichtiger als 
alle diese Beweggründe, die Dr. Bramstedt an- 
führt, ist gegenwärtig die Furcht, ihren Besitz 
und die Leitung der Unternehmungen überhaupt 
zu verlieren. Die Weltanschauung der schran- 
kenlosen Erwerbsfreiheit (als beherrschender 
Grundgedanke und anzustrebendes Ziel zedacht) 
ist durch den Zusammenbruch im Weltkrieg 
und die Staatsumwälzung in weiten Kreisen 
durch den Sieg des gesellschaftlichen Zwanges, 
als welchen man den Sozialismus und den So- 
zialisierungsgedanken bezeichnen kann, über- 
wunden worden. Die Schwierigkeiten bestehen 
nun darin, einen Übergang von der alten. Er- 
werbswirtschaft zur gesellschaftlichen Regelung, 
zur Gemeinwirtschaft zu finden, bei dem das 
Wirtschaftsleben möglichst wenig erschüttert 


wird. Es zeigt sich eben, daß die vollständige 
Gemeinwirtschaft im Wirtschaftsleben ‚ebenso- 
wenig durchführbar ist wie die wneinge- 


schränkte Erwerbsfreiheit. Kurze Zeit nach 
Einführung der Gewerbefreiheit wurde sie durch 
die Arbeiterschutz- und Arbeiterversicherungs- 
gesetzgebung gezügelt. Später mußte dem eben- 


*) „Die Kleinaktie im ausländischen und deutschen 
Recht“ in „Stahl u. Eisen“ 1919, S. 657 ff. - i 

») „Finanzgesundung aus Währungsnot“, Berlin 1920, 
Carl Heymann. ” N 

) „Gewinnbeteiligung der Arbeiter“, „Plutus“ vom 
26. II. 1919, S. 70 ff. 


war, ist-er heute mehr gemeinwirtschaftlich, Es 


. handelt sich um Hauptrichtungen der Gedanken- 


welt, die sich in der Welt der Tatsachen aber 
nie ganz durchzusetzen vermögen, 

Beide Parteien, die Unternehmerpartei als 
Vertreterin der Erwerbsfreiheit, wie die Arbei- 
terpartei als solche des zesellschaftlichen Zwan- 
ges, suchen von ihrer Weltanschauung soviel 
als möglich zu retten, sind aber in der gemein- 
samen Not, die zur Steigerung der wirtschaft- 
lichen Leistung zwinet, zu gegenseitigen Ver- 


handlungen und zum Nachgeben bereit. So wird 
die \&ewinn- und Geschäftsbeteiligung Gegen- 


stand der praktischen Politik, 

Die Gewerkschaften sind von ihrem rein ab- 
lehnenden Standpunkt abzekommen. Die aus 
der nicht wünschenswerten Milderung des 
Klassenkampfes hergeleiteten Gründe werden 
zurückigestell. Die Notwendigkeit einer Stei- 
gerung der Erzeugung wird anerkannt. Dabei 
wird dann die Gewinn- oder Geschäftsbeteiligung 
gegenüber der wissenschaftlichen Betriebs- 
führung mit ihren Heere von Organisations- und 
Aufsichtsbeamten als das geringere Übel vorze- 
zogen. Auch die befürchtete Fesselung der Ar- 
beiter an den Betrieb durch die Gewinnbeteili- 
gung, die Begründung einer neuen Industrie- 
hörigkeit, kann angesichts der Anerkennung der 
Gewerkschaften durch die Arbeitzeberverbände 
in der Arbeitsgemeinschaft und in zahllosen 
Tarifverträgen zurückgestellt werden. Auch die 
Gefahr, daß die Arbeiter durch Was Anteilver- 
fahren zu einer Mehrleistung ohne Jie Sicherung 
eines entsprechenden Mehrlohnes veranlaßt wer- 
den können, ist zurückgetreten, nachdem die Ar- 
beiter einen starken Einfluß auf dis Lohnfest- 
seizung erlangt haben Auch ist nach der An- 
nahme des Betriebsrätegesetzes die frühere Ab- 
lehnung der Gewinnbeteiligung wegen der Ver- 
weigerung des Mitbestimmungsrechts sgegen- 
standslos geworden. Zudem wird das Mit- 
besiimmungsrecht von den meisten - Vertretern 
der Gewinn- und Geschäftsbsteilisung zugestan- 
den. Soweit noch über das Maß dieser Rechte 
Streit herrscht, ist eine Einigung leicht möglich, 
Die freien Gewerkschaften wollen ihre Mitwir- 
kung in der Zeit der gegenwärtigen Not nicht 
versagen, sie sehen aber nach wie vor die Lösung 
der sozialen Frage nur in der Vergesellschaftung 
aller Erzeugungsmittel, 


Von der Angestelltenschaft hat nur der Ge- 
werkschaftsbund der Angestellten die Gewinn- 


beteiligung unter seine Forderungen aufge- 
nommen. Die Arbeitsgemeinschaft der freien 
Angestelltenverbände hat noch keine Ent- 


schließung darüber gefaßt. Die Vereinigung der 
leitenden Angestellten steht der Frage freund- 
lieh gegenüber, es wird aber auch in ihren Krei- 
sen die Ansicht vertreten, daß der Gewinnanteil 
Zurückbehalten eines Gehaltsteiles bedeute, und 
daß für den Angestellten festes Gehalt das rich- 


.tige sei. 


Obwohl die Aussichten für eine Gewinn- .oder 
Geschäftsbeteilieung in größerem Umfang vor- 
handen sein mögen, darf man doch ihre Bedeu- 
tung nicht überschätzen,. Mit Recht weist die 
Berliner Handelskammer in einem Gutachten!) 
darauf hin, daß die im Jahre einmal stattfindende 
Gewinnverteilung einen zu geringen Anreiz auf 
den Arbeitseifer ausübe, Ferner eigne sich die 
gegenwärtige Zeit mit ihren unsicheren Aus- 
sichten für die Zukunft wenig für ihre Ein- 
führung. 

Wir dürfen nicht verkennen, daß man unsere 
Wirtschaft damit nicht allein in Ordnung brin- 
gen kann, daß man das Verdienen groß schreibt; 
Hugenberg schreibt es zu groß. Dazu ist viel- 
mehr die richtige Verbindung von Eigennutz und 
Gemeinsinn als sich gegenseitig regelnde Kräfte 
notwendig. Die Arbeitsgemeinschaft legst dem 
Gruppeneigennutz der einzelnen Gewerbszweige 
nicht genug Schranken auf. Gerade die Roh- 
stoff-, Halbzeug- und Schwerindustrie muß wie- 
der einsehen lernen, daß auch sie auf die Dauer 
nur gut verdienen kann, wenn den. weiterverar- 
beitenden Industrien nicht durch allzuhohe Preise 
das Leben gar zu schwer gemacht wird. Not- 
wendiger als die Entwicklung des Sinnes für 
eigenen Vorteil tut uns in dieser schweren Zeit 
das Pflichtbewußtsein jedes Volksteiles, daß er 
nur als Teil des Ganzen zedeihen kann, daß alle 
für einen und einer für alle haften, 


Dr. Cl. Heiß, Berlin-Mariendorf, 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 320. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, 


SITZUNGSKALENDER. 


Ingenieure. (Arbeitsge- 
meinschaft der Betriebsingenieure.) 18 VI. 1920, 
abends 7% Uhr, Ingenieurhaus: Vortrag Obering. 
Hanna „Stellung und Tätigkeit des Normen- 
bureaus in einer Maschinenfabrik”. 
(Ausschuß für techn. Mechanik). 1) 14. VI. 1920, 


Verein deutscher 


nachm. 5 Uhr, Technische Hochschule Charlotten- | 


burg: Vortrag Prof. von Mises „Über die Theorie 
des Tragflächenauftriebes“. 
2) 21. VI. 1920, nachm. 5 Uhr, Technische Hoch- 


schule Charlottenburg: Vortrag Dr. Everling 
„Neuer6 Anwendung der Zirkulations- 
rechnung“. 


(Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung), 1) 24. VI. 
1920, vorm. 10 Uhr, Ingenieurhaus: Vortrag Obering. 
Linke und Obering: Duffing „Das mechanische 
Triebwerk”. 

2) Vortrag Obering. Gaze und Obering. Pollock 
„Der elektrische Antrieb’. 

3) 25. VI. 1920, vorm. 9 Uhr, Ingenieurhaus: 
Vortrag Ing. Mitan, Direktor Huhn und Direktor 
Hellmich „Der Kraftfluß und die Werkzeug- 
maschine’. 

22./25. VI. 1920. Vereinigung zur Förderung tech- 
nisch-wissenschaftlicher Vorträge im rheinisch-westfäli- 
schen Industriegebiet, Essen, Städtischer Saalbau: 
Vorträge über Wärmetechnik. (Näheres siehe 
„ETZ” 1920, S. 280.) 

26. VI. 1920. Tagung des Gauverbandes Rheinland- 
Westfalen, Essen, Städtischer Saalbau. j 


Verein Deutscher Gießereifachleute 25./27. VI. 
1920. Hauptversammlung in den Gesellschaftsräumen 
des Zoologischen Gartens zu Berlin, verbunden mit 
einer Tagung des Technischen Hauptausschusses für 
Gießereiwesen. 

Vorträge: 
1. Dr.W.Moede, „IndustriellePsychotechnik 

der Gegenwart mit besonderer Berück- 
sichtigung des Gießereiwesens“, 

2. Obering. J. Czochralski, „Korngröße und 
Korngliederung der Metalle und ihre 
Bedeutung für den Gießereibetrieb“. 

3. Stahlwerksdirektor Dr. Erdmann Kothny, 
„Die Bedeutung des Elektroofens für die 
Gießerei“. 

4. Ziviling.-.J. Mehrtens, „Der wirtschaftliche 
Schmelzbetrieb in der Eisengießerei“. 

5. Ing. J. H. West, „Kostenberechnung 
Eisengießereien“, 


in 


LITERATUR. 


Besprechungen. 
Vereinheitlichung in der Industrie. Die 


‚eschichtliche Entwicklung, die bisherigen, 


rgebnisse, die technischen und wirtschaft- 
lichen Grundlagen. Von Dr. G. Garbotz. 
Mit 18 Textabb. IV und 218 S. in 8°. Verlag 


von R. re: Kane und Berlin 


1920. Preis geb. 1 


Das Buch hat 218 Seiten. In der Einlei- 
tung begründet der Verfasser die Aufgabe, die 
er sich gestellt hat, und versucht eine Gliede- 
rung des Vereinheitlichungsgedankens. Auf 
114 Seiten schildert er die geschichtliche Ent- 
wicklung von ‚den Anfängen des Nomaden- 
lebens“ bis 1918 und behandelt besonders die 
amerikanischen, englischen und deutschen Ver- 
hältnisse sowie die Ansätze zur internationa- 
len Normung. Auf 35 Seiten werden die Er- 
gebnisse der Arbeiten des NADI bis zur Fertig- 
stellung des Manuskripts geschildert und auf 
62 Seiten behandelt schließlich der Verfasser 
„die technischen und wirtschaftlichen Grund- 
lagen des Vereinheitlichungsgedankens.‘ 

Der Verfasser ist nach dem Vorwort ein 
Staatswissenschaften treibender Ingenieur. Er 
wendet sich an den Wirtschaftler und arbeitet 
mit dem Verfahren, das bei vielen von diesen 
üblich ist. Es wird also mit großem Fleiß sehr 
viel Material aus der Literatur zusammenge- 
tragen. Dann werden, mit mehr oder weniger 
Kritik, Schlüsse gezogen und aneinander ge- 
reiht. Es findet sich daher in dem Garbotz- 
schen Buch manches Interessante und in der 
Fülle von Zitaten nützliche Hinweise. Von 
einer wirklichen Verarbeitung des Stoffes kann 
jedoch nicht die Rede sein. 

. Ich glaube nicht, daß ein Bedürfnis nach 
einem solchen Buch besteht, wenngleich es als 
„aktuell‘‘ gern gekauft werden mag. Ein Buch 
soll — insbesondere in der Zeit, in der Papier 
und Geld kaum für grundlegende Lehrbücher 
ausreichen einen bleibenden Wert be: 
sitzen. Das kann man von dem Garbotz‘schen 
Buch kaum annehmen. 

Nicht einmal als Sammlung des an vielen 


Stellen zerstreuten Materials kann es dienen, 


denn eine solche müßte vollständig, zuver- 


lässig und auf der Höhe der Zeit sein. Die 
erste und zweite Forderung erfüllt das Buch 
nicht. Ich könnte dafür zahlreiche Beispiele 
geben, besonders für die Absehnitte über Ame- 
rika und England, aber sie würden den Leser 
kaum interessieren. Der dritten Forderung 
kann z. Zt. ein Buch nicht gerecht werden. 
Denn der Vereinheitlichungsgedanke — der 
immer in der Luft lag — hat sich in allen Län- 
dern sehr verstärkt und an der Bildung von 
Normenorganisationen wird überall gearbeitet. 
Es ist Aufgabe der Zeitschriften, zeitge- 
nössische Entwicklungsgänge zu schildern. 

E. Adler. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Das Betriebsrätegesetz vom 4. II. 1920. (R- 
G@. Bl. 147.) Handausgabe mit kurzgefaßten ge- 
meinverständlichen Erläuterungen und Anleitun- 
gen, sowie ausführlichem Sachregister bearb. von 
Dr. K. W. Wiethaus und ®ipl.-Sng. H. Kanto- 
rowiez in Verbindung mit Dr. J. W. Brandt. 
Nebst einem Anhang, enthaltend: Die Wahlord- 
nung und die das Arbeitsrecht berührenden Ver- 
ordnungen aus den Jahren 1918/19. 234 8. in 160. 
Verlag von Karl Siegismund, Berlin 1920. Preis 
12 M, geb. 15 M. : 

Physikalisches Wörterbuch. Von Prof. Dr. G. 
Berndt, Teubners kleine Fachwörterbücher Bd. 3. 
Mit 81 Textabb. 2008. in 16%. Verlag von B. G. 
Teubner, Leipzig und Berlin 1920. Preis 10 M. 


Herstellen und Instandhalten elektrischer 
Licht- und Kraftanlagen. Ein Leitfaden auch 
für Nichttechniker. Unter Mitwirkung von G. Lux 
und Dr, C. Michalke verfaßt und herausgegeben 
von 8. Frhr. v. Gaisberg. Mit 66 Textabb. 
9. umgearb. u. erw. Aufl. X u, 133 S. in 16 0, 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
4,80 M, s 

Dissertationen. 

O.Kraushaar. Über wirksame und wirtschaftliche 
Dampfwärmeübertragung beim Rohrschlangenver- 
dampfer und Dampftellertrockner. Techniache 
Hochschule Braunschweig 1919. 


Zeitschriften. 


Archivfür Elektrotechnik, Bd.8, 1920, Heft 11, 
enthält folgende Arbeiten: R. Holm, Über die Be- 
rechnung von Übertragern für Telephonzwecke II. 
H. Kafka, Die Kaskadenschaltung zweier mehr- 
phasiger Induktionsmaschinen in analytischer und 
graphischer Behandlung. ö 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 19. Wer vernickelt Gußeisen unter 
Garantie gegen Rosten beim Transport? 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Warenmarkt. — Kohle. In einer gemein- 
schaftlichen Sitzung des Reichskohlenverban- 
des und des Großen Ausschusses des Reichskoh- 
lenrats ist nach längeren Verhandlungen unter 
anderweitiger Regelung der Lohnfrage, verein- 
bart worden, die Kohlenpreise für Juni nicht 
zu erhöhen. — Eisen und Stahl. Der Roh- 
eisenausschuß des Eisenwirtschaftsbundes hatte 
auf Vorschlag des Roheisenverbandes beschlos- 
sen, die Preise für Hämatit (bisher 2350,50 M/t) 
und kupferarmes: Stahleisen um 185 M/t 
herabzusetzen, sie für Gießereiroheisen, Sie- 
gerländer Stahl- und Spiegeleisen aber zu be- 
lassen. Da die Kohlen- und Kokspreise in- 
dessen für Juni unverändert geblieben sind, 
wurde im Einverständnis mit dem Reichswirt- 
schaftsministerium für Juni und:Juli eine Er- 
mäßigung bei Hämatit und kupferarmem 
Stahleisen um 200 M (auf 2150,50 bzw. 2140 M) 
und bei Gießereiroheisen um 50 M (auf 1740,50 
M/t) festgesetzt. Vom Eisenwirtschaftsbund 
sind die Preise der A- und B-Produkte für 
Juni um durchschnittlich 300 bis 500 M/t, 
teilweise sogar noch um mehr, ermäßigt 
worden. Sie betragen bei Thomasqualität 
für Rohblöcke 2435 (bisher 2650), für Stab- 
eisen 3200 (3650), für Grobbleche 4040 
(4700), für stärkere Feinbleche 4840 (5600) 
und für Walzdraht 3585 (4150) M/t. Der Auf- 
schlag für Siemens-Martinqualität wurde auf 
100 M/t verringert. — Isolierrohr. Die Ver- 
kaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten, 
Berlin, berechnet für Lieferungen vom 1. bis 
15. VI. 1920 dieselben Aufschläge wie im Mai. 
— Metallpreise. Die Notierungen der Ver- 
einigung für die deutsche Elektrolytkupfer- 
notizbzw. der Kommission des Berliner Metall- 
börsenvorstandes (letztere verstehen sich ab 
Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg: 


Heit 23. 


10. Juni 1920. 


Metall 4. VI, 1. VI. 
Elektrolytkupfer (wire. FE 
bars), prompt, cif Hamburg, ; 

Bremen, Rotterdam . 1918 1690 
Raffinadekupfer 99/99,3%/, |1325—1375 1200—1250 
Originalhüttenweichblei . 500 450-475 
Originalhüttenrohzink, . 

Preis im freien Verkehr . | 575—600 525—550 
Plattenzink (remelted) von RE : 

handelsübl. Beschaffenheit | 375—400 350 
Originalhüttenaluminium SER 

98/990/yin gekerbt.Blöckchen 2600—2700|2500— 2600 
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- 5100-5200 4600— 4700 
Hüttenzinn, mind. 99% . - _ —. 
Reinnickel 98/99% : . 13900—4100)3800— 4000 


Antimon-Regulus . 950—1000 | 900—950 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach ‚Mining Journal‘ am 28. V. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: = 


DIEBE A 2. Bd 

*Kupfer: best seleeted . 104 0 O0 bis105 0 0 

x = electrolyt. . 105 ° 070, .107..07%0 

= wire. bars.. 10520502 ,.102. 020 

= = standard, Kasse 910 0 „ 9 0 0 

ee 582% 3:Mon.. - 96,10, 090 

Zinn: standard, Kasse . 974 10 0 „275 0 0 

® 3 Mon. 280100 „281 0 0 

= 5 Braten ns ee 290,00 „30 0 0 

Blei: span. oder nichtengl. : 

Weichblei. . .... 3810 0 „ 3910 0 

„. gew. engl. Blockblei 41 0 (Ve 

Zink: gew. Sorten. . ee rl) 

„.. xemelted . ......, ALSO OT 

„. engl. Swansea 46.05 Den on 
Antimon: engl. Reg. . 65/68 £ net. 


165 £ (Inland); 
185 £ (Export). 
230 £ (ln- u. Ausland). 


Aluminium: 98 bis 99 yM 


Nickel: 98 bis 99), gar. 
Quecksilber: nom, für 

die 75 Ibs.-Flasche. .. 18£10s bis 19 £. 
Platin: je Unze nom... . 480 =. 


Für den 3. VI. 1920 verzeichnet der „Berl. 
Börs.-Cour.“ folgende Preise in £/t: Kupfer 
Kasse 92,62; desgl. 3 Mon. 95,87; Elektrolyt 
106 bis 110; best selected 104 bis 105; Zink 
41,75 bis 43,75; Zinn, Kasse 264,00; desgl. 
3 Mon. 271,50; Blei 37,00 bis 38,00. In New 
York stellte sieh am gleichen Tage Elektrolyt- 
kupfer loko auf 19 ets/lb. 


Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat 
im Mai 1920 folgende Kurse notiert: 


, dn a 5 
S Eu 17 - 
Gesellschaften SE a S 
E|a |” 
ee AN De rn 
A et 
Accumul.-Fabr., Berlin . . . . 1890,— 500,— 890, — 
A.G. f. ElL-Anlg., Berlin . e— —. | — 
ASE:Gr Berlin. 2 82.2.2, 2200,25 345,— 250,25 
Bergmann, Berlin ... » 214,—| 253,— 214,— 
B. BE. Ws- Berlin u 9,8 au 156,—| 205,—1156,—, 
ga „  Vorz.-A.. . . |100,—| 103,75 100,— 
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) |700,—| 1175 |780,— 
Continent. Ges., Nürnberg . - —_— _ —_ 
. 5 Vorz.-A. |105,—| 128,—1106,— 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |120,50| 145,—|122,— 
„ Niederl. „ 5 150,— | 200,—150,— 
.:Budam 2%, N 150,—| 198,—|153,50 
„ Übers. El.-G., Berlin. . |651,—| 1105 |740,— 
R zer a Vorz.-A .|144,—| 153,—|148,50 
„  Kabelwerke, Berlin 210,—| 270,— 225, — 
Elektra, Dresden. ..»....« 105,—| 110,—106,— 
EI. Licht- u. Kraft., Berlin . . |119,25| 149,— 119,25 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . |165,—| 191,— 165, — 
E. W.‘Liegnitz ...... . . » = = =. 
Bank f. el. Untern., Zürich . . |250,—| 420,— 1250, — 
Felten & Guilleaume Carlsw.. |340,—| 505,—|840,— 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin. |147,—| 1&3,—|147,25 
Hackethal, Hannover. . . . . |245,—| 360,—1245,— 
Hamburgische E.W... . . » 123,—, 131,— 123, — 
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |161,—| 200,—|165,— 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. |160,—| 206,— 1162,— 
©. Lorenz, Berlin. . ...... 300,—| 375,— |324,— 
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . . |178,—| 226,—|180,— 
Mix & Genest, Berlin . . 136,—| 170,—|139,50 
Neckarwerke, Esslingen ...|121,25) 149,50 122, — 
H. Pöge, Chemnitz. .. . . - 210,—| 260,— |220,— 
Rhein. El.-A. G., Mannheim. . |154,75| 154,75) — 
M. Schorch & Cie., Rheydt 200,—| 700, — 201,50 
: Sachsenwerk, Dresden . . . . |280,—| 356,- 1280, — 
Schuckert & Co., Nürnberg. . |161,—| 200,251167,— 
„Siemens“ El. Betr., Berlin. . | 95,—| 115,—| 95,25 
Siemens & Halske, Berlin . . |280,50 334,751280,50 
Stettiner BEWen ae ey ee 
Teleph.-F. Berliner, Hannover. 210,50 265,— 210,50 
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin 237,—| 284,75,237,— 


*) Netto, % 
Abschluß des Heftes: 5. Juni 190. 


EEE Een 
Für die Schriftleitung verantwortlich: B. €. Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus Springer in Berlin. j 


: Elektrotechnische Zeitschrif 
i - (Zentralblatt für Elektrotechnik) 


| Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189. 
» - Schriftleitung: E. @. Zehme, Dr. F. Meißner, 


£ 


41. Jahrgang. 


Die Leistung von Straßenbahnmotoren. 
(Vorschlag für eine neue Bezeichnungsweise.) 


1 


Von. ®r.-Jng. Leonhard Adler, Oberingenieur 
‚der Großen Berliner Straßenbahn. 


a 1 


“ Übersicht. Der Zusammenhang zwischen der 
E Beanspruchung der Bahnmotoren im Betriebe und 
ihrer Bewertung am Prüfstande wird- auseinander- 
3 gesetzt. Die Stundenleistung allein genügt nicht 
3 zur einwandfreien Kennzeichnung der tatsächlichen 
E Leistungsfähigkeit von Bahnmotoren. An Hand ein- 

gehender Untersuchungen wird beispielsweise aus- 
- einandergesetzt, wie im Straßenbahnbetrieb bei ganz. 
z kurzen Haltestellenentfernungen Motoren ohne 
x Wendepole bezüglich Leistungsfähigkeit besser 
- abschneiden als Motoren mit Wendepolen gleicher 
i Stundenleistung; anderseits für weite Haltestellen- 
_  entfernungen der ventilierte Motor mit Wendepolen 
dem ungekühlten, wendepollosen Motor vielfach über- 
_ legen ist. Es wird vorgeschlagen, bei der Kenn- 
zeichnung der Leistung von Bahnmotoren neben der 


2 


RS. leistung anzugeben. 


E- Die Bahnmotoren werden nach der Lei- 
_  stung bewertet, diesie eine Stunde hindurch 
am Prüfstande abgeben können, ohne die vom 
- "Verband Deutscher Elektrotechniker vorge- 
 schriebenen Temperaturgrenzen zu überschrei- 
ten. Diese Normung wurde z. Zt. der Einfüh- 
rung des elektrischen Bahnbetriebes gewählt, 
- da die Motoren damals bei den verhältnismäßig 
noch kurzen Haltestellenentfernungen sich un- 
 gefähr so hoch erwärmten, wie bei dem Stun- 
= enlauf am Prüfstande. Auch gab die hierbei 
auftretende Beanspruchung ein gutes Maß für 
die Grenze, bis zu der die Motoren einwandfrei 
_ _kommutieren konnten. ; 
Die Verhältnisse haben sich jedoch im 
Laufe der Jahre wesentlich geändert. Die ein- 
zelnen Streckenlängen und Haltestellenentfer- 
nungen wurden immer größer. Die Bean- 
_— spruchung der Motoren war nicht mehr wie 
_ früher eine ununterbrochene Folge von An- 
> lauf, Auslauf und Bremsung, sondern näherte 
_ sich immer mehr einer gleichmäßigen Dauer- 
- — beanspruchung, wie sie bei ortsfesten Maschi- 
nen in Kraftwerken, Spinnereien, Mühlenbe- 
_ trieben u. dergl. auftritt. Außerdem hat eine 
wesentliche Verbesserung der Motoren in ihrem 
' inneren und äußeren Aufbau stattgefunden. 
Sie wurden mit Wendepolen versehen, so daß 
‚sie auch bis zu ihrem doppelten Stundenstrom 
einwandfrei kommutierten. Ferner 'erhielten 


rascher abgeführt werden konnte und die Lei- 
-  stungsfähigkeit der Motoren auf das Doppelte 
> vr Dreifache ihres ursprünglichen ertes 
stieg. 2 er 
x Über die verschiedenartige Erwärmung 
_ von Motoren mit Wendepolen und ohne Wende- 
-  pole, sowie über den Einfluß der Haltestellen- 
_ entfernungen auf die Temperaturzunahme der 
_  _Wieklungen wurde bereits eingehend in dem 
- Aufsatz des Verfassers „Die Ankererwärmung 
von Bahnmotoren‘“X) hingewiesen. Auch wurde 
=. dort auseinandergesetzt, wie wichtig es ist, daß 
- zur richtigen Bewertung der Motoren vor allem 


die Messung der u im Anker durch 
3 Bestimmung der Widerstandszunahme durch- 
_ geführt wird. 

„Zur Feststellung, welcher Motor für einen 
- bestimmten Betrieb am besten geeignet ist, 
_ _ wurden bisher die verschiedensten Methoden 
angewendet. Entweder es wurden an Hand 
der gegebenen Fahrpläne, Streckenverhält- 


nisse und Zuggewichte die Aufeinanderfolge 
„der Einschalt- und Ausschaltzeiten aufgezeich- 
net und aus den sich hieraus ergebenden Er- 
wärmungen für bestimmte Motortypen Rück- 
schlüsse auf die Größe der erforderlichen Mo- 
torleistung gezogen; oder es wurden auf Grund 
' der aufgestellten Fahrschaulinien die mittleren 
quadratischen Stromstärken festgestellt und 
hiernach an Hand von Erfahrungswerten die 


N 


2 


Größe des erforderlichen Stundenstromes fest- 
gesetzt. SR EREE 


7 


E 
e 


2). Le. Adler, PRT7- 1917, 8. aa re 


Stundenleistung auch die maximale Dauer- 


= ‚sie Luftkühlung, so daß die erzeugte Wärme 


Berlin, 17. Juni 1920. 


Die großen amerikanischen Elektrizitäts- 
gesellschaften gingen auch dazu über — insbe- 
sondere bei Bestimmung der Motorleistungen 
für Straßenbahnen in ebenem Gelände — soge- 
nannte „Service Capacity Curves‘“ (Leistungs- 
kurven) aufzustellen. Diese Kurven wurden auf 
Grund einer großen Anzahl Meßfahrten, dienach 
ZUVOR penab bereehneten und aufgezeichneten 
Fäahrbildern erfolgte, für die verschiedenen Mo- 
tortypen und Betriebsverhältnisse durchgeführt. 
Hierbei wurde der genaue Zusammenhan 
zwischen den inneren Verlusten im Motor un 
der auftretenden Erwärmung ermittelt. Unter 
Berücksichtigung der gegenseitigen Wärme- 
ausstrahlung zwischen Anker und Feld, die von 
den betreffenden Verlusten abhängig ist, wurde 
die Erwärmung pro Wattverlust ın RER 
keit des Verhältnisses der Anker zu den Feld- 
verlusten bestimmt. In Abb. 1 ist beispiels- 

ars 
32 


Abb. 1. Erwärmungs-Belastungskurve. 


weise eine solche Kurve wiedergegeben, aus der 
zu ersehen ist, daß die Felderwärmung mit zu- 
nehmendem Verhältnis der Verluste zwischen 
Anker und Feld im Gegensatz zur Ankererwär- 
mung stark zunimmt. 

Solche Meßfahrten, bei denen die Erwär- 
mung unter genauer Kenntnisnahme der auf- 


'tretenden inneren Motorverluste für die ver- 


schiedensten Zuggewichte und Haltestellen- 
entfernungen durchgeführt werden, ergeben 
dann schließlich die vorhin erwähnten Lei- 
stungskurven für den betreffenden Motor, wie 
siein Abb. 2 beispielsweise wiedergegeben sind. 


© £/ Motor 


R 


e Haltestellen a. d. km. 
Abb. 2. Betriebs-Belastungskurven. 


Aus dieser Leistungskurve ist zu ersehen, daß 
der betreffende Motor bei 4 Haltestellen auf 
das Kilometer eine Geschwindigkeit von unge- 
fähr 16 km/h entwickeln und hierbei 4,6 t, 
ohne seine Temperaturgrenze zu übersteigen, 
befördern kann. & 

Solebe Kurven sind sehr lehrreich, haben 
jedoch nach unseren Begriffen verhältnismäßig 


-schiedenartigen 


461 


K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.®, Linkatraße 23/24. 


Heft 24. 


wenig praktische Bedeutung und erfordern 
einen ganz außerordentlichen Aufwand an Ar- 
beit und Mühe, die in gar keinem Verhältnis zu 
ihrer Verwendbarkeit stehen. Die Kurve kann 
auch nur für ganz bestimmte Bahnen in ebenem 
Gelände und für ungefähr gleiche mittlere 
Haltestellenentfernungen verwendet werden, 
nicht aber für Bahnen auf bergigen Strecken 
und mit ganz ungleichmäßigen Betriebsver- 
hältnissen. 

Die einfachste und zuverlässigste Weise, 
um die für einen bestimmten Betrieb erforder- 
liehe Motorleistung zu bestimmen, erfolgt 
durch Ermittlung der bei den en Bean- 
spruchungen auftretenden otorverluste. 
Auf Grund dieser Verluste wird dann festge- 
stellt, bei welcher Spannung und Stromstärke 
am Prüfstande angenähert diese Verluste er- 
zielt werden können. Derjenige Motor, der 
nun diese Verluste — ohne daß die Er- 
wärmung die Temperaturgrenze des V.D.E. 
überschreitet — vertragen kann, ist für die 
gegebenen Betriebsverhältnisse geeignet. 

Bei der Erwärmungsbestimmung muß 
noch berücksichtigt werden, daß im tatsäch- 
lichen Betrieb eineAbkühlung durch die Luft- 
strömung bei Fahrt hinzukommt, die im we- 
sentlichen von der Fahrgeschwindigkeit, in ge- 
ringerem Grade von der Art des Einbaus desMo- 
tors in das Untergestell abhängig ist. Auf Grund 
der vom Verfasser durchgeführten Versuche in 
verschiedenenBahnbetrieben kann angenommen 
werden, daß bei Bahnen mit einer mittleren 
Fahrgescehwindigkeit von 13 bis 18 km/h die 
Abkühlung etwa 8 bis 10% beträgt, bei Bahnen 
mit 30 km mittlerer Fahrgeschwindigkeit 15 
bis 18%, bei 40 km rd 25%. Diese, Werte zeigen 
auch mit den in den amerikanischen Norma- 
lien vom Jahre 1914 angegebenen Abkühlungs- 
werten eine gute Übereinstimmung. 

Die mittlere Spannung, die bei Lauf im 
Prüffelde ungefähr die gleichen Verluste im 
Motor erzeugt wie bei der Fahrt auf der Strecke, 
wird je nach der Haltestellenentfernung und 
der verschiedenartigen Dauer der Anfahr-, 
Auslauf- und Bremsperiode verschieden sein. 

Bei kurzen Haltestellenentfernungen, also 
z. B. im innerstädtischen Betriebe, wird die 
Wicklung infolge des häufigen Anfahrens und 
der hierbei auftretenden hohen Strombelastung 
stark beansprucht werden, während das Anker- 
eisen, dessen Verluste und Erwärmung beson- 
ders von der aufgedrückten Spannung und der 
Umdrehungszabl der Maschine abhängig sind, 
durch die nur kurzzeitigen Einschaltzeiten in 
geringerem Maße beansprucht wird. Die auf- 
tretenden Verluste werden in einem solchen . 
Falle am Prüfstand bei Lauf mit einer verhält- 
nismäßig niedrigen Spannung erzielt werden 
können. Bei 250 m Haltestellenentfernung 
wird z. B. diese Spannung etwas über die 
Hälfte der Normalspannung betragen; bei 
einem 500 V-Motor also etwa 270 bis 300 V. 

Bei weiter Entfernung der Haltestellen, 
wie dies z. B. im Überlandbahnbetriebe der 
Fall ist, wird das Ankereisen durch die dau- 
ernd hohe Periodenzahl der Magnetisierung 
höher beansprucht werden, während die Ver- 
luste in der Wicklung infolge der ‘niedrigeren 
Ströme gering sind. Um am Prüfstande die 
ähnlichen Verluste in der Maschine zu erzeugen, 
wird der Motor mit einer Spannung betrieben 
werden müssen, die nur wenig unter seiner nor- 
malen Spannung liegt, also beispielsweise bei 
den 500 V-Motoren mit etwa 450 bis 480 V. 

Infolge der verschiedenen Verlustvertei- 
lung in den einzelnen Wicklungen bei Motoren 
mit und ohne Wendepole sowie der ver- 
inneren Abkühlungsverhält- 
nisse bei luftgekühlten und nicht gekühlten 
Motoren werden selbst bei gleicher Stun- 
denleistung die auftretenden Erwärmun- 
gen bei den verschiedenen Maschinen außer- 
ordentlich voneinander abweichen können. 
Die diesbezüglichen Verhältnisse sind am deut- 
lichsten aus Abb. 3 zu ersehen, in der für 
verschiedene Motoren von 40 kW Stundenlei- 
stung und rd 550 Umdr/min diejenigen Strom- 
stärken aufgetragen sind, die sie bei Lauf am 
Prüfstande bei verschiedenen Spannungen 
dauernd vertragen können, ohne die Erwär- 
mungsgrenzen des V.D.E. zu überschreiten. 


482 


Die eine Kurve gibt die Dauerstromstärke 
wieder für den 40 kW-Motor ohne Wendepole. 
Wie ersichtlich, fällt die Stromstärke mit zuneh- 
mender Spannung stark ab. Bei 515 V hat der 
Motor überhaupt keine Stromstärke mehr, die 
er dauernd vertragen kann, ohne zu warm zu 
werden. Dies liegt, wie in der Arbeit des Ver- 
fassers über ‚Die Ankererwärmung von Bahn- 
motoren‘ in der „ETZ‘““ 1917: nachgewiesen 
wurde, an®dem eigenartigen Entwurf der Mo- 
toren ohne Wendepole mit hoher Eisensättigung, 
die bekanntlich bei diesen zur Erzielung einer 
einwandfreien Kommutierung erforderlich ist. 


Abb. 3. Dauerstromstärke bei Lauf mit 
verschiedenen Spannungen. 


Die zweite Kurve gibt dieDauerstromstärke 
wieder für den ebenfalls geschlossenen, unge- 
lüfteten Motor, jedoch mit}jWendepolen. Bei 
diesem Motor sind die Eisenverluste geringer, 
dafür die Kupferverluste infolge der höher zu- 
gelassenen Ankerrückwirkung Dem- 
entsprechend ist der Verlauf der Kurve wesent- 
lich weniger abfallend als bei der ersten Kurve. 
Wird dieser Motor mitSelbstlüftungversehen, 
so steigt naturgemäß die zulässige Dauerstrom- 
stärke mit zunehmender Spannung, also auch hö- 
her werdender Umdrehungszahl (oberste Kurve). 
Der Einfluß der Ventilation ist naturgemäß bei 
Lauf mit geringer Spannung und Drehzahl — 
wie aus der Kurve zu ersehen — verhältnis- 
mäßig nur gering. Wesentlich höher liegen 
natürlich die zulässigen: Dauerstromstärken 
auch bei niedriger Spannung, falls der Venti- 
lator nicht im Motor angebracht, sondern die 
Luft von außen durch einen besonderen Motor- 


kompressor eingepreßt wird. ’ m 
Aus diesen Kurven ist .bereits’ deutlich zu 

ersehen, wie die Motoren sich auch unter den 

„verschiedenen Betriebsverhältnissen, also bei 


geringen sowie weiten Haltestellenentfernun- 


gen verhalten werden. Der Motor ohne Wende-- 


pole wird z. B. dann bei geringen Halte- 
stellenentfernungen (etwa unter 280 m) gün- 
stiger abschneiden, als der gleichartige Mo- 
tor mit Wendepolen; anderseits ist er für weite 
Haltestellen, also für Uberlandbahnbetrieb un- 
eeignet. Bei nur ganz kurzzeitigem Anfahren 
= er sogar dem selbstgekühlten Motor über- 
egen. 

Ein besonders klares Bild ergibt sich, wenn 
statt der Stromstärke die Leistung in Ab- 
hängigkeit von der Spannung aufgetragen wird. 
Unter N rue der in geringem Maße 


verschiedenen Wir rn: der . einzelnen 
Motortypen, wurde in Abb. 4 das Produkt von 

kW \_ 

letz] 

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SS N ne 


LEBER 700 200 300 400 500 600 700 
Abb. 4. Dauerleistungen bei verschiedenen 
Spannungen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


. 
Stromstärke und Spannung ‚der vorhin er- 
wähnten Motoren, ebenfalls in Abhängigkeit 
von der Spannung, aufgetragen. Hierbei ergibt 
sich noch klarer das Anwendungsgebiet der 
einzelnen Motorarten. So ist z. B. zu ersehen, 
daß der Motor ohne Wendepole seine höchste 
Dauerleistung bei Betrieb im Prüffelde 
mit einer Spannung von rd 290 V hergibt, 
während der gleich starke Motor mit Wen- 
depolen seine höchste Leistung bei etwa 
460 V. erreicht, um dann, ebenso wie es 
bei dem wendepollosen Motor der Fall war, 
wieder abzufallen. Bei dem Motor mit Selbst- 
kühlung steigt die Leistung mit zunehmender 
Spannung stark an; bei voller Betriebsspan- 
nung hat er also seine höchste Dauerleistung. 

Aus dem in Abb. 4 dargestellten eigen- 
artigen Zu- und Abnehmen der Dauerleistun- 
en bei den verschiedenartigen Spannungen für 
Motoren leicher Stundenleistung, jedoch 
verschiedener Bauart liegt der Vorschlag 
nahe, bei der Bewertung von Bahn- 
motoren neben der Stundenleistung 
auch den Begriff der höchsten Dauer- 
leistung einzuführen. f 

Wird beispielsweise angegeben, daß der 

betreffende Motor eine Dauerleistung von12kW 
bei 300 V besitzt, so ergibt sich von selbst, daß 
dieser Motor besonders für Bahnen mit kurzen 
Halteatellenentfernungen Beeiant ist. Liegt 
die Dauerleistung bei 400 V, so ist er sowohl für 
Stadt- wie fürÜuberlandbahnbetrieb gut brauch- 
bar. Wird die Höchstdauerleistung für die 
volle Spannung angegeben, so ist dem Abneh- 
mer klar, daß es sich voraussichtlich um einen 
selbstgelüfteten Motor handelt, der auch für 
mittlere Haltestellenentfernungen gut geeignet 
ist. Die Bezeichnungsweise für einen Bahn- 
motor würde dann wie folgt lauten: 
550/300 V, 50/20 kW, 500 Umdr./min. 
Dies würde bedeuten, daß der Motor bei 550 V 
eine Stundenleistung von 50 kW besitzt und 
bei 300 V seine höchste Dauerleistung von 
20 kW. hergibt. 

Für den üblichen Sprachgebrauch würde 
auch — ähnlich wie dies bei den Automobil- 
motoren der Fall ist — die kurze Doppelbe 
zeichnung der Leistungen (Stunden- und 


höchste Dauerleistung) zur Klärung der Be- 


lastungsfähigkeit der Motoren genügen. 


Der Kreiselkompaß im Schachtbau.!) 
Von Prof. O. Martienssen, Kiel. 


Übersicht. Beim Herunterbringen eines Schach- 
tes in wasserführendem Gebirge, speziell zur Ge- 
winnung von Kohle und Kali, entstehen große 
Schwierigkeiten, welche das Gefrierverfahren am 
besten überwindet. Bei diesem ist das Stoßen 
eines Kranzes von Bohrlöchern notwendig und eine 
genaue Kenntnis des Verlaufs dieser Bohrlöcher in 
den verschiedenen Teufen. Zur Erkennung des Ver- 
laufs der Bohrlöcher werden Bohrloch-Neigungs- 
messer benutzt. Die Einrichtung und Handhabung 
eines derartigen Apparates, in dem ein Kreiselkom- 
paß Verwendung findet, werden eingehend beschrie- 
ben und die beim Schachtbau gewonnenen Vorteile 
erläutert. 3 { 


Im Jahre 1911 hatte ich Gelegenheit, im 
Elektrotechnischen Verein zum ersten Mal 
einen praktisch erprobten Kreiselkompaß vor- 
zuführen, in einer Form, wie er damals von der 
Firma Anschütz & Co. in Kiel als Navigations- 
instrument für die Kriegs- und Handelsmarine 
hergestellt wurde.?) In den vergangenen Jahren 
hatte sich der neue Kompaß gut bewährt; spe- 
ziell in unserer Kriegsmarine, und leider auch 
in der feindlichen Kriegsmarine fand er im 
Kriege weitgehendste Anwendung und wurde 
dadurch ein indirektes Werkzeug der Zerstö- 
rung. Alle unsere U-Boote waren auf ihren wei- 
ten Fahrten mit Kreiselkompassen ausgerüstet, 
die auch unter Wasser allein eine sichere Navi- 
gation ermöglichen. Sn 

Im Gegensatz hierzu möchte ich nun ein 
Anwendungsgebiet des Kreiselkompasses be- 
handeln, auf dem er nicht der Zerstörung, son- 
dern dem Wiederaufbau und der Hebung neuer 
Schätze dient. Der Apparat, den ich hier be- 
schreiben möchte, hat seine Probe bereits vor 
dem Kriege bestanden. Auch während des 
Krieges hat die Gesellschaft für nautische In- 


0) Vertrag," gehelfen im Elektrotechnischen Verein, 
am 23. X. 1919 Vgl. „ETZ“ 1919, S. 694. : Diskussion siehe auf 
8. 475 dieses Heftes. i 

») Vgl. „ETZ“ 1911, 8. 862, 887. 


Helft 24. 


17. Juni 1920. 


'strumente, G. m. b. H., Kiel, welche das Ver-_ 


fügungsrecht über die einschlägigen Patente be- 
sitzt, mit ihm im In- und Ausland mit großen 
Erfolgen gearbeitet. 

Um die Aufgabe, welche der Apparat zu er- 
füllen hat, verständlich zu machen, muß ich 
allerdings etwas weiter zurückgreifen. 

Bekanntlich ist die Steinkohle entstanden 
durch langsame Verkohlung von Vegetabilien, 
vor allem von Kryptogamen, die vor vielen tau- 
send Jahren auch in unseren Breiten bei star- 
kem Kohlensäuregehalt der Luft und einer 
mittleren Temperatur von etwa 25° C. in un- 
geahnter Üppigkeit wucherten. Von der Üppig- 
keit dieser Kohle erzeugenden Vegetation 
machen wir uns einen Begriff, wenn wir hören; 
daß ein moderner Buchenwald eine kaum 2 cm 
dicke Kohlenschicht in 100 Jahren liefern kann, 
während Kohlenflöze von 10 m Mächtigkeit 
vorkommen. 

Periodische Einbrüche des Meeres vernich- 
teten vorübergehend die Vegetation, warfen 
Schlamm und Sand über sie, die jetzt als Schie- 
ferton und Sandstein die einzelnen Flöze über- 
decken und trennen. Weitere Veränderungen 
der Erdoberfläche, eruptive Ausbrüche, schüt- 


teten Erdreich über den einstmaligen tropischen 


Urwald, und der hohe Druck dieser überlagern- 
den Schichten bewirkte die Bildung der Stein- 
kohle. 

Diese Entstehungsgeschichte bringt es mit 
sich, daß die Steinkohle yicht in festgewachse- 
nem, wasserundurchlässigem Fels eingesprengt 
ist, sondern daß sich über ihr lockere, wasser- 
haltige Schichten befinden, die bei den hohen 
Drucken in größeren Teufen geradezu plasti- 
sche Eigenschaften annehmen. Oftmals wech- 
seln allerdings auch feste Gesteine, wie Granit 
und Feuerstein, mit den alluvialen Schichten 


ab, die sich durch Verwerfungen und Faltungen 


bei eruptiven Ausbrüchen über den früheren 
Urwald schoben. 

Beim deutschen Kali liegen die Verhält- 
nisse ganz ähnlich. Nach dem heutigen For- 
schungsergebnis ist er durch Austrocknung 
eines mitteldeutschen Binnenmeeres auskristal- 
lisiert und dann durch tektonische Umlagerun- 
gen durch alluviale Schichten überdeckt worden. 

Will man also zur Kohle oder zum Kali ge- 
langen, so muß ein Schacht durch diese wasser- 
haltigen, halbplastischen Gebirgsschichten ge- 
trieben werden. Das geht aber nicht so einfach! 
Sobald eine derartige Schicht angeschlagen 
‘wird, strömt das Wasser und mit dem Wasser 
das bewegliche Gebirge in den Schacht hinein; 
denn Sohle und Wandungen des Schachtes 
stehen unter dem einseitigen Druck der über- 
lagernden Gebirgsschichten und treiben Wasser 
und Schlamm in den Schacht, so daß weiteres 
Arbeiten in ihm unmöglichwird und er ersäuft. 

Bei der Bekämpfung dieser Schwierigkei- 


ten hat sich das Gefrierverfahren am besten be-- 
Dieses wurde Anfang der 90 er Jahre . 


währt. 
von Herrn Ingenieur Poetsch erfunden. Herr 
Gebhardt und die von ihm gegründete Firma 
Gebhardt & Koenig übernahmen die praktische 
Durchbildung. Jetzt, nach Ablauf der Patente, 


| wird es von allen größeren Schachtbaufirmen 


angewandt. Das Verfahren besteht darin, daß‘ 
durch Gefrieren des Erdreichs um den zu bil- 
denden Schacht herum eine dicke Frostmauer 
hergestellt wird, welche den Druck des an- 
stehenden 'Gebirges aufnimmt und das Ein- 
dringen von Wasser und Schlamm beim Abteu- 
fen des Schachtes verhindert. Sobald der 
Schacht abgeteuft ist, also eine künstliche 
Mauer aus Eisen oder Eisenbeton besitzt, wird 
das Erdreich wieder aufgetaut. 

Alle Schachtbaufirmen gehen bei diesem 
Verfahren folgendermaßen vor: 


Ein oder 2 Kränze von Bohrlöchern in Ab- 


ständen von etwa 1 m voneinander werden um ° 


den abzuteufenden Schacht herum so tief senk- 
recht in das Gebirge getrieben, wie der Schacht 
werden soll, bzw. so tief, bis die wasserhaltigen 
Schichten sämtlich durchstoßen sind. - 


ET EEE RE ee 


Be 


EN 


-17. Juni 1920. 


Q— 


Beistehende Abb. 1 läßt die Anlage eines 
Schachtes von 550 m Teufe, mit 38 in zwei Krei- 
sen angeordneten Bohrlöchern, erkennen. In je- 
des Bohrloch wird ein doppelwandiges Rohr 
gesteckt, durch das eine Salzlösung gepumpt 
wird, die durch eine Kältemaschine auf etwa 


alle Arbeit war umsonst. 


Abb. 1. Gefrierschachtanlage. 


25°C unter Null abgekühlt wurde. In das innere 
Rohr fließt die Gefrierflüssigkeit hinein, wäh- 
rend sie durch das äußere Rohr zum Kühlhaus 
zurückströmt. Diese Kühlflüssigkeit entzieht 


‘dem umgebenden Gebirge Wärme, und es bildet 


sich um jedes Bohrloch herum eine Säule ge- 
frorenen Erdreichs. Nach sechsmonatlichem Ge- 
frieren erreichen die Frostsäulen einen Durch- 
messer von etwa 215 m, so daß sich diese soge- 
nannten Gefrierkreise überlappen und eine ge- 
schlossene Frostmauer von gut 2m Dicke bil- 
den, wie Abb. 2 zeigt. Da gefrorenes Erdreich 


Abb. 2. Bildung der Frostmauer. 


fester als Ziegelstein ist, kann im Schutz dieser 
Mauer der. Schacht ohne Gefahr für Personal 


und Material ausgesprengt und abgeteuft wer-. 


den. - a 

Die Bedingung, daß die Ringmauer ge- 
schlossen ist, ist nur dann erfüllt, wenn die Ge- 
frierlöcher in keiner Teufe einen größeren Ab- 


. stand als etwa 2 m voneinander-haben; dieser 


ist aber nur gewährleistet, wenn sie genau paral- 


_ lel zueinander stehen, also z. B. sämtlich senk- 
‚recht hinuntergetrieben werden. 


Besitzen in 
irgend einer Teufe 2 benachbarte Bohrlöcher 
merklich größeren Abstand, so ist die Gefrier- 
mauer nicht geschlossen, und es wird das Was- 
ser eindringen, sobald diese Teufe beim Aus- 
sprengen erreicht ist; der Schacht ersäuft, und 


Elektrotechnische Zeitschriit, 1920. Heft 24. 


463 


Nun bietet ein Bohrgestänge von mehre- 
ren 100 m Länge keine Gewähr dafür, daß sich 
nicht der Meißel am Ende dieses Bohrgestänges 
beim Schlagen des Bohrloches mehr oder weni- 
der verläuft. Man muß infolgedessen damit 
rechnen, daß bei großen Teufen ein Schließen 
der Frostmauer nicht eintritt. FR 

Abb. 3 gibt die Horizontalprojektion des 
wahren Verlaufes der Bohrlöcher einer auslän- 
dischen Schachtanlage. Die beigeschriebenen 
kleinen Zahlen geben die Teufen an. So z. B. 
befindet sich das Bohrloch Nr. 22 in 560m Teufe 
etwa 30 m südwestlich vom Soll- 
punkt. Schon bei 250 m’ Teufe durch- ss 
dringt es die Schachtwand und würde 
daher beim Abteufen des Schachtes bei 
250 m Teufe abgeschnitten werden. Aus 
dem Bilde ersieht man, daß bei einem- 


$60 


Das Prinzip der Messung mit dem Apparat 
ist folgendes: 

Der in Abb. 4 abgebildete Apparat wird an 
einem Kabel in das Bohrloch hinabgelassen und 
es wird hierbei alle 2 m eine Messung vorgenom 


N 4562 men. 


Im Bohrloch wird der 
Apparat durch zwei Rund: 
bürsten zentrisch geführt, so 
daß er stets dieselbe Neigung 
gegen die Vertikale besitzt wie 
das Bohrloch in der Teufe, in 
welcher .er sich gerade befindet. 
In dem Apparat ist eine Meß- 


S60 


‚560 = 


Abb. 3. Bohrlochverlauf einer Schachtanlage 
= von 560 m Teufe. 


derartigen Verlauf der Bohrlöcher von einer 
geschlossenen Frostmauer nicht mehr die Rede 
sein kann. 

Der Bohrloch-Neigungsmesser der Gesell- 
schaft für nautische Instrumente G. m. b. H. 
dient dazu, Diagramme wie Abb. 3 aufzu- 
nehmen, d.h. zu bestimmen, wo sich jedes Bohr- 
loch in den einzelnen Teufen relativ zu seinem 

- Ausgangspunkt über Tage be- 
findet. Zeigt die Messung, daß 
2 benachbarte Bohrlöcher einen 
größeren Abstand als 2 m 
haben, so muß ein Ersatzloch 
geschlagen werden oder es 
müssen die Löcher „gerichtet“ 
werden, worauf ıch nachher 
noch zu sprechen komme. 


u 
. Abb. 5. Meßbuchse des 
Bohrloch-Neigungsmossers. 


Abb. 4. Bohrloclhı- 
Neigungsmesser. 


\ N 
5608 \550 


buchse mit 2 Pendeln drehbar zur 
Apparatenachse angeordnet. Die 
Pendel schwingen in 2 zueinander 
senkrechten Ebenen, und ein klei- 
ner Kreiselkompaß in dem Apparat 
stellt diese Meßbuchse so ein, daß 
das eine Pendel stets in der Ost-West-Richtung 
schwingt, das andere in der Nord-Süd-Rich- 
tung, ganz gleichgültig, wie sich auch der 
Apparat beim Herablassen um seine Achse 
drehen möge. 

Abb. 5 ist eine schematische Darstellung 
der Meßbuchse mit dem Ost-West-Pendel. Das 
Pendel hängt lotrecht, die Meßbuchse ist aber 
mit dem Bohrloch gleichgerichtetz;-also im all- 
gemeinen geneigt. Das -Bıld übertreibt diese 
Neigung, sie bleibt meistens unter1 Bogengrad. 


Hinter der Pendelspitze befindet sich ein 
Registrierstreifen mit der Mittellinie m—m in 
der Mittelachse des Apparates. Wegen der Nei- 
gung des Bohrloches spielt die Pendelspitze 
nicht über dieser Mittellinie, sondern weicht um 
eine kleine Strecke a von dieser Mittellinie nach 
Osten oder Westen ab. Diese Strecke a wird ge- 
messen. Da das Pendel 20 em lang ist, so be- 
sagt eine Abweichung von a mm, daß das Bohr- 
loch auf einer Strecke von 2 m eine Versetzung 
von a cm nach Westen besitzt. Wird alle 
2 m eine Messung ausgeführt und werden alle 
gemessenen Wertea addiert, so ergibt die Summe 
die Gesamtversetzung des Bohrloches nach 
Westen in em. Hierbei müssen natürlich die 
Strecken a links von der Mittellinie m—m nega- 
tiv gezählt werden. 

Ganz analog werden an dem Nord-Süd- 
Pendel in der Meßbuchse Abweichungen b der 
Pendelspitze von der Mittellinie gemessen, und 
die Summe aller dieser Abweichungen ergibt 
die Bohrlochversetzung nach Süden. Beide Ver- 
setzungen gesondert auf Koordinatenpapier 
aufgetragen, lassen den Ort des Bohrloches rela- 
tiv zum Ausgangspunkt finden. Will man z. B. 
den Ort eines Bohrloches in 300 m Teufe be- 
stimmen, so müssen die ersten 150 Messungen 


560 


464 


Abb, 6. Innenteile des 


Bohrloch-Neigungsmessers. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 24. 


VE EL ZA ET EZ EZ 


Abb. 8. Oberteil des 
Bohrloch-Neigungsmessers,. 


Abb. 9, Meßbuchse des 
Böhrloch-Neigungsmessers. 


nn) 


| di 
(71 


———— u: 


Abb. 7. Kreiselkompaß des Rohrlo« h-Neigungsmessers. 
x 


am. Nord-Süd-Pendel und am Ost-West- 
Pendel jede für sich addiert werden; das 
Resultat gibt sofort die West- und Südver- 
setzung des Bohrloches. 

Der innere Apparat, wie er sich in der 
Hülle befindet, ist in Abb. 6 schematisch 


abgebildet. Beim Betrieb ist er geschützt 


durch ein äußeres Stahlrohr, das durch Lö- 


‚sung einer Mutter nach unten abgezogen 


werden-kann. Die Dichtung, welche 150 at 
Druck verträgt, ist in einfacher Weise mit- 
tels Gummi bewirkt. Diese Dichtung ist 
notwendig, weil beim Loten das Bohrloch 
voll Wasser steht. 


Der wichtigste Teil des Apparates ist 


ein kleiner Kreiselkompaß, der unten am 
Bohrlochneigungsmesser hängt. Die Wir- 
kungsweise eines Kreiselkompasses basiert, 
auf dem von Foucault aufgestellten 
Grundsatz, daß die Erde auf jede horizon- 
tal gehältene rotierende Welle durch 
ihre Drehung eine Richtkraft ausübt, wel- 
che die Welle in die Nord-Süd-Richtung zu 
drehen sucht, so daß Erddrehung und Wel- 
lenrotation gleichsinnig sind. 

Die Richtkraft eines Kreiselkompasses 
ist gegeben durch das Produkt aus Träg- 


 heitsmoment des Kreisels, seiner Winkel- 


geschwindigkeit, Winkelgeschwindigkeit der 
Erde, dem Kosinus der geographischen 
Breite und dem Sinus des Winkels zwischen 
Meridian und Kreiselachse!). Diese Richt- 


‚kraft läßt demnach die Kreiselachse bei ge- 


nügend unbehinderter Aufhängung des 
Kreisels in die Nord-Süd-Richtung ein- 


schwingen, da dann der Sinus des Winkels 
Null wird. Um hinreichende Richtkraft zu 
erzielen, muß die Kreiselgeschwindigkeit. 
‚groß genommen werden. En 


Wie für vorliegenden Zweck der Kreisel- 
kompaß durehgebildet ist, ergibt Abb.7, den 


Eee uch 0. Martiens sen, „Der Kreiselkompaß, 
seine 


irkungsweise und seine praktische Verwen- 
dung ın der Schiffahrt , „ETZ“ 1911, Heft 34, und al hi 
Instramentenkunde“ 1913, O. Martienssen, „Die 
Theorie des Kreiselkompasses. & 


a u este 


Be 


17. Juni 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 24. 


465 


untersten Teil des Bohrloch-Neigungsmessers 
darstellend.. Ein mit Quecksilber gefüllter, 
ringförmiger Kessel «a ist mit Hilfe des Bügels b 
an der im Gehäuse drehbaren Meßbuchse be- 
festigt. In dem Quecksilberkessel schwimmt 
ein ringförmiger Schwimmer c, an welchem mit- 
tels Hals d die Kreiselkappe e befestigt ist. In 
der Kreiselkappe läuft der Kreisel auf Kugel- 
lagern. Der Kreisel selbst besteht aus Nickel- 
stahl, und es ist ihm ein Käfiganker eingepreßt. 
Der Stator des kleinen Drehstrommotors, wel- 
cher den Kreisel betreibt, ist an der Kappe be- 
festigt. Durch feine Silberbänder wird dem 
Stator Drehstrom von 400 Per/s zugeführt, 
welcher den Kreisel auf 25 000 Umdr/m bringt. 

Die Herstellung derartig schnell laufender 
Drehstrommotoren mit Kurzschlußanker ist 
eine besondere Kunst. Die hohe Drehzahl 
verlangt sehr viel Kupfer im Rotor. Dadurch 
wird das Anlaufdrehmoment klein, und es pas- 


siert leicht, daß der Kreisel bei ungünstiger . 


Konstruktion über eine bestimmte Tourenzahl 
nicht hinauswill. 

Der Kreisel hängt in seiner Kappe so tief 
wie möglich unter dem Schwimmer. Tiefer 
konnte er nicht gehängt werden, weil sonst die 
Achsenenden NS bei geneistem Bohrloch an 
das äußere Schutzrohr anstoßen würden. Bei 
dieser tiefen Schwerpunktslage sucht die 
Schwerkraft die Kreiselachse horizontal zu hal- 


ten und diese stellt sich nach dem Foucaultschen 
' Prinzip in den Meridian ein, da das ganze 


schwimmende System um den Zentrierstift / 
drehbar angeordnet ist. 
Die Richtkraft von einigen Zehnteln grem 


‘ dieses kleinen Kreiselkompasses genügt in- 


dessen nicht, die ganze Meßbuchse mitzudrehen. 
Deswegen ist folgende bekannte Anordnung ge- 
troffen worden: Am schwimmenden System 


befestigt ist eine Kontaktperle g, die, wenn der 


Schwimmer mit Kreisel sich rechts oder links 
herum dreht, rechts oder links an einer Kon- 
taktfeder Kontakt macht. Dadurch wird ein 
sogenannter Wendemotor rechts oder links 
herum in Umdrehungen versetzt. Dieser be- 
findet sich im obersten Teil des Bohrloch-Nei- 
gungsmessers (Abb.8). Es ist ein kleiner Gleich- 
strommotor mit doppelter Ankerwicklung und 
Kommutatoren auf beiden Seiten. Durch die 
Kontaktperle wird die eine oder andere der 
Wieklungen eingeschaltet, welche den Anker in 
entgegengesetztem Sinne drehen. 
Dieser Wendemotor dreht die Meßbuchse 
mit Quecksilberkessel und Kontaktfedern 
den Drehungen des Kreiselkompasses nach; 
da die Kontaktperle nur dann keinen Kontakt 


"macht, wenn sie frei zwischen den Kontakt- 


federn am Quecksilberkessel hängt. Infolge- 
dessen behält die Meßbuchse immer eine be- 
stimmte Stellung gegenüber dem Kreiselkom- 
paß, also auch gegenüber dem Meridian bei. 
In Abb. ist ! das untere Lager der Meß- 
buchse, in Abb. 8 L das obere Lager der Meß- 
buchse. Die Meßbuchse selbst ist in Abb. 9 dar- 
gestellt. 
aist das Ost-West-Pendel, das in der Bild- 
ebene schwingt, b das Nord-Süd-Pendel, das 
senkrecht zur Bildebene an der Achse ce schwingt. 


Unterhalb jedes Pendels befinden sich Regi- 


Abb, 10. Meßwagen. 


strierkassetten kk mit je 1 Registrierstreifen, 
der dieht unter den Pendelspitze entlang läuft. 
Über den Pendelspitzen liegen die Anker dd 
zweier kleiner. Elektromagnete, die so breit 
sind wie der Registrierstreifen. Soll eine Mes- 
sung vorgenommen werden, so werden die Rlek- 
tromagnete durch einen Telegraphenschlüssel 
über Tage einen Moment unter Strom gesetzt. 
Dadurch schlagen die Anker gegen die Pendel 
und drücken eine feine, am Pendelende befind- 
liche Nadel, in das Registrierpapier. Es wird 
demnach das Registrierpapier an der Stelle ge- 
locht, wo die Pendelspitze bei der Messung 
stand. Bei der Stromöffnung schiebt der Elek- 
tromagnetanker mit Hilfe eines Klinkwerkes 
den Registrierstreifen um 5 mm voraus, so daß 
er zur Aufnahme der nächsten Messung be- 
reit ist. 

Die eigentliche Messung geschieht da- 
durch, daß der Apparat mittels Kabelwinde 
langsam in das Bohrloch hinabgelassen und 
die Taste alle 2 m zur Schließung des Elektro- 
magnetkreises niedergedrückt wird. Eine Meß- 
reihe findet beim Ablassen des Apparates, eine 
zweite zur Kontrolle beim Hochziehen statt. 


Sodann wird der Apparat geöffnet, die Re-. 


gistrierstreifen werden aus den Kassetten ge- 
nommen und die Abweichungen der einzelnen 
Loehungen von der Mittellinie des Papierstrei- 
fens abgelesen und für jeden der 2 Papierstreifen 
gesondert in eine Tabelle eingetragen. Die 
Summe dieser Eintragungen der einen Tabelle 
gibt die Ost-West-Versetzung, die Summe der 
Eintragungen in der anderen Tabelle die Nord- 
Süd-Versetzung des Bohrloches bei derjenigen 
ne bis zu der die Abweichungen addiert 
sind. 

_ Der Kopf des Apparates ist aus der Abb. 6 
zu erkennen. Die einzelnen Adern des Kabels 
sind mittels Gummistopfen abgedichtet. Das 
Kabel selbst besteht aus einem mittleren Trag- 
seil aus Stahl, an dem der Apparat mittels Bol- 
zen b hängt. Für die Stromzuführung zum 
Kreisel, dem Wendemotor und den Elektro- 
magneten, sind 8 Guttaperchaadern vorhan- 
den. Das Stahlseil und die Guttaperchaadern 
sind dick mit Jutegarn umwickelt, damit der 
Druck des Stahlseils beim Laufen des Kabels 
über die Führungsrolle verteilt wird und die 
Adern nicht abgeschert werden. Das ganze 
Kabel ist schließlich mit Jutegarn umklöppelt. 
Diese Konstruktion des Kabels hat sich prak- 
tisch in jeder Weise bewährt. 

Zu diesem Bohrloch-Neigungsmesser gehört 
noch1 Meßwagen (Abb. 10). In ihn befin- 
det sich die Kabeltrommel mit Fördermotor 
und Steuerschalter zum Ablassen und Aufziehen 
des Kabels, der Umformer zur Erzeugung des 
Kreiselstromes, ein Umformer zur Erzeugung 
des notwendigen Gleichstroms, die nötigen 
Voltmeter und Amperemeter zur Kontrolle des 
Kreiselstromes, des Wendemotorstromes, die 
Tasten usw. 24 

Abb. 11 gibt einen 
Einblick in den Meßwa- 
genvonrückwärts,Abb. 
12 von seitwärtsaufden 
Meßtisch. Das Kabel 
läuft nach Verlassen der 


Abb. 


Kabeltrommel über eine Rolle, die an einem 
Bock senkrecht über dem abzulotenden Bohr- 
loch angebracht wird. 


kam: 


Abb. 11. Geöffneter Meßwagen von rückwärts. 
Eine Bestimmung des Verlaufes der Bohr- 

löcher würde aber noch nicht zum Ziel führen. 

Abb. 13 gibt z. B. die Lage der Gefrierlöcher mit 


Abb. 18. Lage der Gefrierlöcher einer Schaltanlage 
in 328 m Teufe, 


eingezeichneten Gefrierkreisen bei 828 m Teufe 
eines abgeloteten Schachtes an. Das Bild zeigt, 
daß die Frostmauer an 3 Stellen nicht geschlos- 
sen ist. Es handelt sich also darum, an diese 
3 Stellen in 328 m Teufe Ersatzlöcher zu brin- 
gen. Zu diesem Zweck werden Bohrlöcher an 
dieser‘ Stelle über Tage angesetzt, aber zunächst 


12. Innenansicht des Meßwagens. 


466 


nur bis zu einer mittleren Teufe geschlagen, in 
der erfahrungsgemäß eine stärkere Ablenkung 
stattfindet. Ist eine solehe Ablenkung mit dem 
Apparat festgestellt, so wird ein Eisenkeil in das 
Bohrloch gebracht, welcher aus einem diagonal 
aufgeschnittenen Futterrohr hergestellt ist, u. 
zw. so orientiert, daß die Diagonalfläche der 
Richtung entgegenliegt, in welcher das Bohr- 
loch von der Vertikalen abweicht. Durch diesen 
Keil wird dann, wie in Abb. 14d zu erkennen 


Abb. 14. 


ist, der Meißel beim Weiterbohren des Loches 
abgelenkt, u. zw. nach der Senkrechten zu bzw. 
dahin, wohin man das Bohrloch haben will. 

Ohne auf die Einzelheiten des Verfahrens 
einzugehen, das der Gesellschaft für nautische 
Instrumente G. m. b. H., patentrechtlich ge- 
schützt ist, dürfte es klar sein, daß es in dieser 
Weise möglich ist, durch wiederholtes Messen 
und Ablenken die Bohrlöcher stets dahin zu 
bringen, wo man sie haben will. 

Abb. 15 zeigt ein Bild der Bohrlöcher des- 
selben Schachtes wie Abb. 13, mit vier gestrichelt 


\ 


Abb. 15. Der Gefrierkreis ist durch vier Ersatzlöcher 
: geschlossen. 


gezeichneten Ersatzlöchern, die, wie zu erkennen 
ist, die Frostmauer um den Schacht herum 
schließen. 

Abb. 16 gibt das Bild der Lage der Bohr- 
löcher eines anderen Schachtes, bei welchem 
das Richtverfahren noch nicht benutzt wurde. 
Die schwarz angelegten Bohrlöcher sind tote 
Bohrlöcher, die wegen ihrer Lage im Schacht 
oder weit ab vom Schacht gar nicht erst mit 
Gefrierrohren beschickt wurden. Es sind dies 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 24. 


13 nutzlos gebohrte Löcher, an denen ein erheb- 
liches Kapital vergeudet wurde. 5 

Abb. 17 gibt das Bild eines Schachtes, bei 
welehem das Riehtverfahren weitgehend Ver- 
wendung fand. Schon mit 19 Bohrlöchern ist 


die Frostmauer bei 828 m Teufe geschlossen. 
Der hier beschriebene Apparat ist nicht 
ganz einfach, auch seine Handhabung verlangt 


Übung. Er wird daher von der Gesellschaft für 
nautische Instrumente nicht in den Handel ge- 


Einbringen eines Keilrohres: 


& 


bracht, sondern diese führt selbst die Messungen 


für die Schachtbaufirmen aus. Der Apparat ist 


für den’ Schachtbau von großer Bedeutung ge- 
worden, denn er erspart dem Schachtbau erheb- 
liche Kosten. In größere Teufen als 400 m war 
es früher kaum möglich, einen Schacht in was- 
serhaltigem Gebirge hinunterzubringen. Die 


Abb. 16. Lage der Gefrierkreise in 300 m Teufe 
ohne Verwendung des Richtverfahrens. 


tiefliegende Kohle ist aber gerade die beste, weil 


ihre Verkohlung unter größerem Druck 'statt- 
fand. Auch istmaninunseremVaterlande, ebenso 
wie in England, gezwungen, die tiefer liegende 
Kohle aufzusuchen, nachdem die hoch- 
liegende zum größten Teil abgebaut ist. Z. Zt. 
ist allerdings in Deutschland trotz des Kohlen- 
elends der Bau tiefer Schächte wegen der un- 
geheuren Kosten und der allgemeinen Unsicher- 
heit so gut wie unmöglich; dauert doch ein 
Schachtbau bei, sagen wir 500 m Teufe, eine 
längere Reihe von Jahren und verschlingt viele 


u Fe DENE ne a rn; 


schaftlichen 

tensdarin, daß, wie ich bereits aufder Jahresver- 

sammlung der ee der Elektrititäts- 
i 


Z 


wieder zu energischer Arbeit aufgerafft haben 
wird und sich die Mühe gibt, die ihm gebliebe- 
nen Bodenschätze zur Erringung früherer wirt- 


Abb. 17. Lage der Gefrierkreise in 300 m Teufe 
unter Verwendung des Richtverfahrens. 
: ‘= 


schaftlicher Höhe voll auszunutzen, dann, hoffe 
ich, daß der hier beschriebene Apparat die Er-- 
reichung dieses Zieles ein wenig erleichtern wird. 


Lande. 
(Eine Erörterung.)- 


Die Elektrizitätsverwendung auf dem flachen 


Übersicht. An die Behandlung der Tariffrage 
in der Landwirtschaft, die auf der letzten Jahres- 
versammlung des Verbandes Deutscher Elektrotech- 
niker in Stuttgart’ stattfand, hat sich eine Aussprache 
verschiedener l.!ektrizitätswerksleiter geknüpft, die 
wir. hier in der Form eines besonderen Aufsatzes 
wiedergeben. Die Tariffrage ist gegenwärtig von 
besonderer Bedeutung und beansprucht deshalb ein 
allgemeines Interesse. E 


Pietzsch, Bremen (17. II. 1920): Auf der 
Jahresversammlung des V, D. E._in Stutt- 


gart hat Herr Warrelmann ein- 


gehende, Ausführungen über die 
run in der 
es 


Landwirtschaft unter onderer 
Berücksichtigung der _ Tarife 
gemacht.!) Herr Petri hat in 


Stuttgart das gleiche Thema. be- 
handelt?. In der „ETZ“ 1920, 
S. 235 werden besonders die 
Ausführungen des | Herrn Petri 
von Herrn Charbonnier, Magde- 
burg, einer kritischen Betrachtung 
- unterzogen, x 
Die sämtlichen Ausführungen 
beschäftigen sich eingehend mitden 
Kosten für Elektrizität auf dem 
flachen Lande. 
fraglich, ob N der rich- 
viee Zeitpunkt für Klärung von Ta- 
riffragen ist, denn. augenbliekliech 
unterliegt das ganze deutsche Wirt- 
schaftsleben einer derartigen Um- 
wälzung, daß mit auch nur einiger- _ 
maßen sicheren Grundlagen nicht _ 
gerechnet werden kann. Trotzdem 


Warrelmann insofern begrüßt, als 
diese Ausführungen zeigen,daßman 
auf demLande zweckmäßig 
übergehen wird, die gelieferte Flek- 
trizität nichtnurnach abgegebenen 


17. Juni 1920. 


habeich dieAusführungendesHerrn 


dazu 


Mill. Mark. Wenn aber das dantiche Volk sich ® 


N 


Es erscheint mir 


: Kilowattstunden zu bewerten. Das 


Grundübel in der ganzen landwirt- 
Tarifbildung liegt meines Erach- 


werke in Trier ausführte, die Preise des land- 
wirtschaftlichen Verbrauchs viel zu schematisch 
den städtischen Tarifen nachgebildet wurden. 
Da augenblicklich die gesamte Elektrizitäts- 


‚wirtschaft mit Tarifen arbeiten muß, die. 
‚keinen Anspruch auf Planmäßigkeit haben 
die in einzelnen Werken weit 


können, un 
gehend verschieden sind und verschieden sein 
müssen, je nachdem es sich um Steinkohlen- 

Braunkohlen- oder Wasserbetriebe handelt und 


1) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 577. 
®) Vgl. „ETZ* 1919, 8. 675. 


17. Juni 1920. 


je nachdem die Stromerzeugungs- und -vertei- 
ungsanlagen aus der Vor- oder Nachkriegszeit 


stammen, so ist es zu en wenn jetzt- 
’ 


schon dahin gearbeitet wird, daß die landwirt- 
schaftlichen Tarife auf eine andere, u. zw. ge- 
'sündere Basis als in der Vorkriegszeit gestellt 
A werden. } a 
5 Solange die landwirtschaftliche Elektrizi- 
tätsversorgung sich noch mehr oder weniger 
auf große, städtische oder industrielle Betriebe 
stützen konnte, die gewissermaßen das Rück- 
Beat der Wirtsehaftlichkeit bildeten, konnte die 
andwirtschaft Strom zu einem billigeren 
Preise bekommen. Die weitere Entwicklung 
der landwirtschaftlichen Stromversorgung 
zwingt aber die jetzt z. T. sehr großen Über- 
landwerke, deren Kapital- und Betriebskosten 
aus eigenen Einnahmen im vollen Umfange ge- 
deckt werden müssen, zu Tariferhöhungen. 
Schon vor dem Kriege war es kein Geheimnis, 
daß landwirtschaftliche Überlandzentralen sich 
nur sehr schwer und auch dann meist nur in 
gergen Umfange rentierten. Zum Teil wurgde 
ie Rentabilität dadurch erzielt, daß entweder, 
wie schon oben erwähnt, große städtische oder 
Industrieunternehmen das wirtschaftlicheRück- 
der Stromversorgung bildeten, oder daß 
ie jährlichen Abschreibungen zu niedrig ein- 
gesetzt wurden, was besonders häufig bei Lei- 
tungsanlagen der Fall war, die mit Holzmasten 
E gebaut. waren. In Zukunft muß besonders bei 
b den Werken, die sich nur auf Landwirtschaft 
stützen können, so gearbeitet werden, daß sich 
die Unternehmungen selbst erhalten können. 
Deshalb ist bei dem Aufbau neuer landwirt- 
schaftlicher Tarife dahin zu streben, daß sich 
Einnahmen und Ausgaben die Wage halten. 
Soll dies, besonders bei Beleuchtung und Klein- 
kraft, durch reine Kilowattstundenpreise er- 
zielt werden, so würde man sich wohl daran ge- 
wöhnen müssen, in Zukunft bei Neuanlagen mit 
Tarifen von 3 bis 4 M rechnen zu müssen. Dem- 
gegenüber wird sich derlandwırtschaftliche Ab- 
nehmer wahrscheinlich ablehnend verhalten, 
wenn er mit diesen Zahlen die niedrigeren städti- 
schen Tarife vergleicht. Viel weniger schwierig 
= wird es sein, einen Tarif einzuführen, der eine 
= Grundgebühr und eine Leistungsgebühr auf- 
weist. Ob die Grundgebühr sich nach dem An- 
schlußwert oder nach der Größe des betreffen- 
den landwirtschaftlichen Besitzes richten wird, 
ist noch eine offene Frage Mir erscheint die 
Bemessung der Grundgebühr nach dem An- 
schlußwert deshalb zweckmäßiger zu sein, weil 
bei Bemessung der Grundgebühr nach der 
Größe der bebauten Fläche immer nur Tarife 
tür verhältnismäßig kleine Bezirke aufgestellt 
werden können. Außerdem müßten die Grund- 
tarife weitgehend davon abhängig gemacht 
werden, ob ein Landwirt vorwiegend Kartof- 
feln oder Rüben oder Getreide baut oder Vieh- 
zucht hat. Der Anbau von Zuckerrüben wird 
beispielsweise einen viel geringeren Stromver- 
brauch auf die gleiche Fläche im Gefolge haben, 
wie der Anbau von Getreide, das später elek- 
trisch gedroschen werden soll. Aber auch bei 
reinem Getreidebau hängt der Stromverbrauch 
sehr weitgehend von der Güte des Bodens, von 
der Ernte und sonstigen Witterungseinflüssen 
ab, zum Beispiel, ob das Getreide trocken oder 
naß in die Dreschmaschine kommt. 
Ich möchte mir aber trotz der eben ge- 
- machten Ausführungen vorläufig noch kein ab- 
schließendes Urteil erlauben, welche Art des 
> Grundgebührentarifs zweckmäßiger ist, ich 
halte es vielmehr für richtiger, präzisere Tarif- 
_ vorschläge erst dann zu machen, wenn sich die 
deutsche Wirtschaftslage, die ja weitgehend 
von politischen Faktoren abhängig ist, wieder 
etwas geklärt hat. Ob und wann und wie das 
der Fall sein wird, entzieht sich vorläufig 
menschlicher Berechnung. Grundsätzlich emp- 
fehle ich aber dringend, bei neu aufzustellenden 
landwirtschaftlichen Tarifen jetzt schon mit 
einem Grundgebührentarit und einem Arbeits- 
tarif als Zuschlag, besonders bei neu zu grün- 
denden Unternehmen, zu rechnen. Dieser Tarif 
hat für den Stromlieferanten den Vorteil, daß 
er bis zu gewissem Grade mit sicheren Ein- 
nahmen rechnen kann, während der Abnehmer 
ei seinerseits weitgehend im voraus die Kosten der 
 Elektrizitätsversorgung berechnen kann, ein 
Umstand, der bei Neuerrichtung elektrischer 
Anlagen eine Sehr oße Rolle spielt. Kann ich 


NE LUD EL 


angeben, wieviel der Betrieb seiner elektrischen 
Licht- und Kraftanlage kosten wird, so werde 
ich im allgemeinen viel leichter Neuabnehmer 
bekommen, als wenn der Abnehmer in Zukunft 
mit 3 bis 4 M/kWh rechnen muß, während er 
- von früher her Preise von 40 bis 60 Pf gewöhnt 
war. Nicht unerwähnt will ich lassen, daß vor- 
-  läufig die akquisitorische Tätigkeit der Strom- 
- — lieferungsunternehmungen sich zweckmäßiger- 
weise vielmehr damit zu befassen hat, wie der 
verfügbare Strom bestmöglicht verwendetwird, 
anstatt, wie ich möglichst viel Strom verkaufen 
_ kann. Denn augenblicklich ist der Stromver- 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


dem ländlichen Abnehmer im voraus ungefähr. 


1920. 


kauf im Gegensatz zur Vorkriegszeit so leicht, 
daß ein besonderer Ansporn zur ee des 
s ist 
aber zu hoffen, daß diese ungesunden Verhält- 
nisse nur eine vorübergehende Erscheinung 
. darstellen, wenngleich zweifellos mehrere Jahre 
vergehen werden, bis die Nachfrage und die 


Stromkonsums nicht erforderlich ist. 


Lieferungsmöglichkeit wieder einigermaßen in 
Einklang kommen werden. : 

Zum Schluß komme ich noch auf einige 
Bemerkungen des Herrn Charbonnier zurück, 
der an Hand exakter Rechnungsgrundlagen 
festzusetzen versucht, daß trotz der höheren 
Steigerung, der Kohlenpreise wie der Elektri- 
zitätspreise, die Elektrizität immer noch in 
vielen Fällen gegenüber den Kohlenbetrieben 
unwirtschaftlich arbeitet. Zunächst sind bei 
allen Vergleichsrechnungen nur die reinen 
Strom- und Kohlenreehnungen in Ansatz ge- 
bracht. Es unterliegt aber keinem Zweifel, 
daß die Elektrizität eine bereits weitergehende 
Veredelung der Energieform darstellt wie die 
Kohle, und daß vor allen Dingen bei Vergleich 
der Kosten, Verzinsung und Amortisation sowie 
Bedienung und Schmierkosten in Ansatz ge- 
bracht werden müssen, Ausgaben, die bei den 
in Frage stehenden Dampfbetrieben einen sehr 
erheblichen Bruchteil der Gesamtkosten be- 
dingen. Weiter aber ist noch zu berücksichti- 
gen, daß besonders bei landwirtschaftlichen 
Kraftbetrieben Momente in Frage kommen, 
die sich rechnerisch nicht genau erfassen lassen. 
Dies gilt weitgehend bei Dreschbetrieben. Zu- 
nächst arbeitet der Drehstrommotor außer- 
ordentlich gleichmäßig und erhöht damit die 
Druschleistung. Soll die gleiche Leistung mit 
Dampf erzielt werden, so muß ich eine erheb- 
lieh größere Lokomobile nehmen, als der gefor- 
derten Durchschnittsleistung entspricht. Da- 
mit drücke ich aber die Wirtschaftlichkeit der 
Maschinen herunter bzw. erhöhe den Kohlen- 
verbrauch. Vor allem aber ist damit zu rech- 
nen, daß bei kleineren stationären Dreschbetrie- 
ben der Betrieb sehr häufig nur 1 oder/2 Stun- 
den während des Tages läuft, z. B. bei plötz- 
licehem Eintritt von Regen. Ferner werden die 
Elektromotoren auch zum Antrieb anderer Ma- 
schinen verwendet. Wenn hierfür jedesmal 
eine Lokomobile angeheizt werden müßte, so 
ergäbe sich bei Berücksichtigung des Kohlen- 
verbrauchs für Anheizen und Äbbrand nach 
Stillsetzen der Maschine ein ganz anderes wirt- 
schaftliches Bild. - Ähnlich liegen vielfach auch 
die Verhältnisse für Molkereien und Brenne- 
reien. Ich verziehte darauf, nähere Vergleichs- 
rechnungen zu geben, da die Praxis zur Ge- 
nüge erwiesen hat, welche Vorteile der elek- 
trische Dreschbetrieb gegenüber dem Dampf- 
dreschbetrieb hat. Anderseits glaube ich aber, 
daß die Ansichten des Herrn Charbonnier über 
Pflügen mit Wärmekraftmaschinen weitgehend 
zutreffend sind. Meiner Ansicht nach wird der 
elektrische Pflug nicht die Ausbreitung finden, 
wie ursprünglich in Überlandzentralenkreisen 
erwartet wurde, da der elektrische Pflug weniger 
anpassungsfähig ist, wie speziell der Motorpflug, 
der von Jahr zu Jahr größere Fortschritte ge- 
macht hat. Nicht nur der Umstand, daß Pflug- 
und Drescharbeit zeitlich zusammenfallen, son- 
dern auch die Unmöglichkeit, stark welliges 
Land mit Pflügen mit Seilenbetrieben zu bear- 
beiten, gibt dem Motorpflug einen erheblichen 
Vorsprung gegenüber dem elektrischen Pflug. 
Ich würde es im Interesse der Landwirtschaft 
für verfehlt halten, wenn einzelne Fälle, in de- 
nen der elektrische Pflug zweifellos konkurrenz- 
frei arbeiten kann, zu sehr verallgemeinert wür- 
den, dain diesem Fall Rückschläge für den elek- 
trischen Pflugunternehmer und damit auch für 
die Überlandzentrale nicht ausbleiben würden. 


. Das Arbeitsfeld der Elektrotechnik ist für die 


nächste Zeit ein derartig großes, daß es sich mit 
vollem Recht auf Arbeiten und Anlagen be- 
schränken kann, die wirklich in jeder Hinsicht 
einen gesunden Fortschritt bedeuten. 
Die Ansicht, daß im Interesse der Land- 
wirtschaft eine weitere Förderung kleiner Orts- 
zentralen stattfinden sollte, teile ich nicht; 
denn kleinere Ortszentralen könnten abgesehen 
von Wasserkraftanlagen nur mit Gleichstrom 
arbeiten, um auch während der Nacht für Be- 
leuchtung Strom ohne Wärmemaschinenbetrieb 
liefern zu können. Diese Anlagen sind aber, ab- 
gesehen von den heutigen Kosten der Akku- 
mulatorenbatterien, so wenig leistungsfähig, 
daß sie für die Landwirtschaft im allgemeinen 
nichtin Frage kommen können. .Orte von 1000 
oder weniger Einwohnern würden dann wahr- 
scheinlich überhaupt keine Elektrizität be- 
kommen. Zusammenhängend damit kann aber 
auch bei gleichen Kosten für elektrischen oder 
Dampfdrusch der Elektromotor für denDresch- 
betrieb nicht entbehrt werden, denn wenn alle 
die Abnehmer aus einem Überlandnetz heraus- 
enommen werden, die gewissermaßen mit das 
ückgrat der Wirtschaftlichkeit bilden müssen, 
so würden nur Kleinmotoren und kleine Licht- 
anlagen übrig bleiben, die nie allein eine Ren- 


Heit 24. 


467 


tabilität der Überlandzentrale ergeben würden. 
Ich darf also bei Betrachtung der ganzen Fragen 
mich nieht nur auf einzelne bestimmte Abneh- 
merkategorien beschränken, sondern ich muß 
das Interesse der Gesamtheit im Auge behalten. 
Dazu gehört aber, daß ich auch kleine und 
kleinste Ortschaften mit in das Bereich der 
Stromlieferung einbeziehen muß, denn nur da- 
durch können die landwirtschaftliehen Über- 
landzentralen den Segen stiften, den sie tatsäch- 
lich für die Landwirtschaft haben. 


G. Warrelmann, Direktor des Märkischen 
Elektrizitätswerkes (25. II. -1920): Ich bin 
mit Herm Pietzsch der Auffassung, daß 
für die Bildung neuer Tarife möglichst sichere 
Grundlagen notwendig sind. Diese finden 
wir lediglich in der Vorkriegszeit, da die 
augenblicklich außerordentlich labilen Verhält- 
nisse sich wahrscheinlich erst nach vielen 
Jahren stabilisieren werden. Wird die Not- 
wendigkeit neuer Tarife als vorliegend erachtet, 
so braucht die Einführung derselben nicht bis 
zum Ablauf der jetzigen Zeit, in der Reformen 
im Interesse einer schnellen Weiterentwicklung 
der Überlandversorgung dringender als je ge- 
braucht werden, verschoben zu werden, wenn 
diese Tarife in ihren Grundpreisen nach den 
früheren Friedensverhältnissen bemessen und 
mit zweckmäßigen festen und beweglichen 
Teuerungszuschlägen ausgerüstet werden. Auf 
die Nachteile der Grundgebührenbemessung 
nach dem Anschlußwert habe ich bereits in 
meinem Referat auf der Jahresversammlung 
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker: in 
Stuttgart hingewiesen. 


Aug. Petri, Direktor der Überlandzentrale 
Belgard (1. IV. 1920): Wenn auch augenblick- 
lich das ganze deutsche Wirtschaftsleben einer 
Umwälzung unterliegt und dauernd im Fluß 
ist, so steht doch nichts im Wege, auch unter 
diesen Umständen die Frage der Tarife anzu- 
schneiden und sich mit den Kosten der Elektri- 
zität auf dem flachen Lande zu befassen. Man 
braucht ja nur Friedensverhältnisse anzuneh- 
men, dann ist man ohne weiteres in der Lage, 
seine Folgerungen zu ziehen. Wenn landwirt- 
schaftliche Überlandzentralen, die längere Zeit 
vor dem Kriege gebaut waren, sich nicht ren- 
tierten, so lag das daran, daß viel zu teuer ge- 
baut, das Versorgungsgebiet zu klein gewählt, 
zum größten Teil mit fremden, also teuren Gel- 
dern gewirtschaftet und schließlich noch der 
Betrieb nicht nach streng kaufmännischen Ge- 
sichtspunkten geführt wurde. Die Abschrei- 
bungen konnten mit Rücksicht auf die Höhe 
des im Leitungsnetz angelegten Kapitals ohne 
Bedenken niedrig gehalten "werden. 

Ebenso waren natürlich richtige Verkaufs- 
preise erforderlich. Aber auch hier haperte es 
in manchen Fällen, eswurdedabeinichtbedacht, 
daß etwas niedrigere oder höhere Verkaufs- 
preise tür die Landwirtschaft nicht von aus- 
schlaggebender Bedeutung waren. Viel wich- 
tiger war es vielmehr, daß überhaupt elektri- 
scher Strom zur Verfügung stand, da dessen 
Verbrauch auch bei bester Ausnutzung, bezogen 
auf den Morgen unterm Pfluge, gegenüber den 
anderen Unkosten durch Düngung und Bear- 
beitung des Bodens sehr gering ist. 

Im übrigen stimme ich mit Herrn Pietzsch 
überein, daß Uberlandzentralen lediglich für 
Kleinkraft und Beleuchtung ein Unding 
sind. Mit dem Pflügen habe ich folgende Er- 
fahrungen gemacht: Tatsache ist, daß die An- 
wendung des Motorpfluges nachgelassen hat, 
allerdings nicht nur aus den von mir angegebe- 
benen Gründen, sondern auch weil der Motor- 
pflug bei hügeligem Gelände* und steinigem 
Boden nicht zu gebrauchen ist. Der Motor- 
pflug wird ganz bestimmt seine Bedeutung bei- 
behalten, und insofern kann man auch mit 
einer Vergrößerung seines Absatzes rechnen, 
als er das Schälen und Flachpflügen über- 
nimmt. Hier werden auch die Betriebskosten 
und Reparaturen geringer. Wie ich schon in 
meinem Vortrage ausgeführt habe, sind für eine 
gewisse Tiefe für die Bodenbearbeitung Pflüge 
mit Seilzug erforderlich. Hier hat der elektri- 


-sche Pflug Aussicht, weiter an Boden zu ge- 


winnen, wenn die von mir in meinem Vortrag 
geschilderten Verhältnisse eintreten. Es han- 
delt sich hier nieht um einzelne Fälle zur Aus- 
probung des elektrischen Betriebes, sondern 
hierfür liegen ausreichende Unterlagen vor, 
z. B. von der Überlandzentrale Birnbaum-Mese- 
ritz, wo 6 bis 7 elektrische Pflüge gingen, bei 
der Überlandzentrale Belgard, wo 13 in Betrieb 
waren usw. 

Außerdem fallen Dresch- und Pflug- 
betrieb nieht so sehr zusammen, als man im 
allgemeinen glaubt. Im Frühjahr und Sommer 
ist das elektrische Dreschen verschwindend® 
oder schon erledigt. Im September, Oktobor 
und November, in denen ebenfalls gepflügt 
wird, setzt das elektrische Dreschen noch nicht 
voll ein, infolgedessen kann der elektrische 


468 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 24. 


17. Juni 1920. 


Pflugbetrieb die Wirtschaftlichkeit der land- 
wirtschaftlichen Überlandzentralen nur ver- 
bessern. 

Bei dieser Gelegenheit darf ich vielleicht 
auch auf einige Ausführungen des Herrn Char- 
bonnier zurückkommen: 

Ich glaube kaum, daß man aus meinem 
Vortrage herauslesen kann, daß ich einzelne 
Betriebsergebnisse verallgemeinert hätte. Nur 
von einzelnen Fällen habe ich gesprochen, so 
z.B., daß die elektrische Kraft ‚‚in vielen Fällen 
um das Doppelte gestiegen, die Kohle dagegen 
um. das 5= bis 6-fache. Meinen Berechnungen 
lagen die Verhältnisse der Überlandzentrale 
Belgard zugrunde. Hier kostete die Kohle im 
Frieden 17M/t, im September, als ich den Vor- 
trag ausarbeitete, 114 M/t. Die elektrische Kraft 
kostete im Frieden 18 bis 20 Pf/kWh, im Sep- 
tember 1919 44 Pf. Ähnlich wird es auch in 
vielen anderen Werken gewesen sein. Daran än- 
dern auch die Zahlenangaben aus Mainz nichts. 

Daß ferner Sattdampflokomobilen im all- 
gemeinen 7 Ztr. je angenommenen Dreschtag 

ebrauchen sollen, trifft sicherlich nicht zu. 
ch kenne landwirtschaftliche Verhältnisse sehr 
genau und kann nur sagen, daß ein durch- 
schnittlicher Verbrauch um 10 Ztr. bei Satt- 
dampflokomobilen die Regel ist. Die Gründe 
dafür brauche ich nicht näher auseinanderzu- 
setzen. Heißdampflokomobilen brauchen aller- 
dings erheblich weniger. Sie haben sich aber 
mit Rücksicht auf ihre Empfindlichkeit im Be- 
triebe nicht besonders eingeführt. 

Im übrigen halte ich es für ganz zwecklos, 
auf solche Einzelheiten besonderen Wert zu 
legen, denn, wie schon oben gesagt, ist es für 
die Landwirtschaft ganz gleichgültig, ob der 
elektrische Strom zum Dreschen etwas teurer 
oder billiger ist, Hauptsache ist, daß er zur Ver- 
fügung steht. Die Vorteile des elektrischen Be- 
triebes und seine allgemeine Beliebtheit sind 
anerkannt, daran ändern einzelne Rechnungen 
und einzelne besondere Verhältnisse nicht das 
mindeste. 

Ebenso habe ich bei den Nebenbetrieben 
nicht behauptet, daß ganz allgemein der elek- 
trische Betrieb dem Dampfbetrieb überlegen 
wäre. In den von mir angeführten Fällen stim- 
men aber die Zahlen. Ob der Kohlenverbrauch 
rechnerisch so hoch sein darf oder nicht, lasse 
ich dahingestellt. Jedenfalls sieht man daraus, 
daß die rechnerische Ermittlung von Ver- 
brauchszahlen nicht ausreicht. Die ganzen Ver- 
hältnisse an Ort und Stelle, mit denen man aber 
rechnen muß, spielen sine so große Rolle, daß 
lediglich die Versuche entscheiden, die in den 
von mir angeführten Fällen tatsächlich durch- 
geführt sind. 


J. Charbonnier, Ing. Magdeburg-Ferm (10. 
IV. 20): Die in der auf ‘S. 135-der ,ETZ“ 
1920 veröffentlichten Erwiderung auf die Aus- 
führungen des Herrn Petri aufgestellte Ver- 
leichsreehnung zwischen Strom- und Kohlen- 
kosten ist und kann auch nur als Wider- 
legung : von dessen Behauptung, ‚daß die 
reinen Kohlenkosten schon höher sind, als die 
des elektrischen Betriebes‘, aufgefaßt werden; 
eine Gegenüberstellung der Gesamt-Betriebs- 
kosten ist bei den heute beträchtlich schwan- 
kenden Grundlagen schlechterdings unmöglich 
und kann auch aus den Ausführungen der Er- 
widerung nicht herausgelesen werden. 

Die früher vielfach geäußerte Ansicht, daß 
der gleichmäßige Gang des Elektromotors, be- 
sonders des Drehstrommotors, die Drusch- 
leistung erhöhe, ist durch die ‚vergleichenden 
Untersuchungen über den Antrieb von Dresch- 
maschinen durch Dampflokomobilen, Ver- 
brennungsmotoren und Elektromotoren‘, die 
1913/14 durch Herrn Prof: Dr. Holldack im 
Auftrage der Deutschen Landwirtschafts-Ge- 
sellschaft und des Württembergischen Elektro- 
technischen Vereins in Hohenheim ausgeführt 
wurden, widerlegt worden. Der Versuchsleiter 
spricht in dem Bericht (8. 23 u. 38) aus, daß 
Unterschiede, die zugunsten der einen oder der 
anderen Antriebsart sprechen, nicht zu er- 
kennen waren, und daß Elektromotoren eben- 
falls reichlich groß gewählt werden sollten. 

Die Versuchsergebnisse lassen leicht er- 
kennen, daß mit der Druschleistung der Korn- 
verlust steigt und fällt, ganz gleich, ob der An- 
trieb durch Lokomobile oder Elektromotor er- 
folgte. Die Hohenheimer Versuchsergebnisse 
werden auch bestätigt durch die Versuche des 
Magdeburger Vereins für Dampfkesselbetrieb 
(Versuchsleiter Revisionsingenieur P. Tietz), 
über die in der „Deutschen Landwirtschaft- 
lichen Presse‘ Oktober 1913 berichtet wurde. 
Bei letzteren Versuchen wurde ein Dreschsatz 
mittelgroßer und ein solcher großer Leistung 
Bopzüit, Die stündlichen Leistungen an Korn 

etrugen beim Lokomobilbetrieb 18,4 bis 30,6 
bzw. 30,1 bis 35,3 Ztr. bei 0,094 bis 0,176 bzw. 
0,169 bis 0,220% Kornverlust, beim Elektro- 
motorenbetrieb 20,3 bis 27,6 bzw. 25,9 bis 
31,8 Ztr. bei 0,116 bis 0,184 bzw. 0,220 bis 


0,297%, Kornverlust. Die Tietzschen Versuche 
lassen sogar den Schluß zu, daß die Lokomo- 
bile wirtschaftlicher arbeitet in bezug auf 
Druschleistung und Kornverlust, doch wird der 
objektive Beurteiler die verhältnismäßig ge- 
ringen Unterschiede kaum zugunsten oder zu- 
ungunsten der einen oder anderen Betriebsart 
auslegen, sondern beide als mindestens gleich- 
wertig erachten. 3 
Es wurden miteinander verglichen: 


bei den Untersuchungen der .D.L.G. und des 
W.E.V.: 
1 Sattdampflokomobile mit 20,5 kW, 
1 Drehstrommotor mit 22 kW, 
bei den Versuchen des M.V.f.D.: 
1 Heißdampflokomobile mit 18,5 kW, 
1 Drehstrommotor mit 23,5 kW, n 
1 Heißdampflokomobile mit 23 kW, 
l Drehstrommotor mit 30 kW 


Leistung. In sämtlichen Fällen hatte der Dreh- 
strommotor eine höhere Leistung als die zum 
Vergleich herangezogene Lokomobile. Es ist 
daher nieht richtig, daß für die Erzielung 
gleicher Druschleistung die Lokomobile stärker 
gewählt werden muß als der Drehstrommbotor. 

Bezüglich der Antriebskraft für Molkereien, 
Brennereien und sonstige landwirtschaftliche 
Nebenbetriebe sowie bezüglich des Vor- 
schlages zur Schaffung kleinerer Hof- und Dorf- 
zentralen unterschätzt Herr Pietzsch die Aus- 
wirkungen des Krieges auf unsere Wärmewirt- 
schaft im besonderen und die Volkswirtschaft 
im allgemeinen. . 

Die Volkswirtschaft erfordert, daß die für 
unsere Industrie und Landwirtschaft nötigen 
Rohstoffe soweit als irgend möglich im Inlande 
gewonnen werden. Hierzu liefert die elektrische 
Energie unserer Wasserkraftanlagen bekannt- 
lich schon jetzt einen nicht unerheblichen Bei- 
trag, der aber noch bedeutend gesteigert wer- 
den muß. Auf erhebliche Energiemengen aus 
Wasserkraftanlagen zur Versorgung des flachen 
Landes wird wohl kaum gerechnet werden kön- 
nen, wir werden also vorerst in der Hauptsache 
auf Wärmekraft-Elektrizitätswerke für UÜber- 
landversorgung angewiesen sein. 

Sobald aber zur Gewinnung elektrischer 
Energie Brennstoffe aufgewendet werden müs- 
sen, muß die derzeitige und zukünftige Lage 
unserer Brennstoffwirtschaft in Rechnung ge- 
stellt und die rationelle Gestaltung einer ge- 
sunden Wärmewirtschaft im ganzen berück- 
sichtigt werden. 

Auch in der Landwirtschaft wird Wärme 
zu den verschiedensten Zwecken benötigt, des- 
gleichen von dem auf dem Lande ansässigen Ge- 
werben. Diese Wärme müssen uns bei dem 
heutigen Stande der Technik immer noch die 
jeweils verfügbaren festen, flüssigen und gas- 


förmigen Brennstoffe liefern. Als bestesWärme- 


übertragungsmittel in den für viele Fälle ge- 
nügenden Temperaturgrenzen bis 160% C ist der 
Wasserdampf zu bezeichnen. Benötigt z. B. 
ein Molkereibetrieb stündlich 100 kg Heizdampf 
von 1,2 at Spannung (= 0,2 at Überdruck) und 
104° C, so entspricht dies einer Wärmemenge 
von 64 130 Wärmeeinheiten, zu deren Erzeu- 
gung bei einem Kesselwirkungsgrad von 0,75 
und einem Brennwert der verfeuerten Kohle 
von 7000 WE/kg = 64 130 : (0,75 x 7000) = 
12,215 kg Kohle erforderlich sind. Wird nun 
dieser Dampf auf 11 at gespannt und etwa 
325° C überhitzt, dann beträgt seine Wärme- 
inhalt 100 x 743,5 = 74350 WE und der Koh- 
lenverbrauch erhöht sich auf 74 350 : (0,75 x 
7000) = 14,162 kg. Dieser Dampf kann aber 
jetzt mechanische Arbeit verrichten. Zur Lei- 
stung einer Nutzpferdestärke und Stunde be- 
nötigt z. eine Heißdampflokomobile bis 
15 kW-Leistung ohne Kondensation etwa, 8 kg 
Dampf von 11 at Spannung und 325° C Über- 
hitzung. Mit den 100 kg Dampf können also 


stündlich = — 9,5 kW = 12,5 PS. geleistet 


werden. Diese mechanische Arbeitsleistung 
wird möglich durch den Mehraufwand von 
14,162 — 12,215 = 1,947 kg Kohle. Der auf 
die mechanische Arbeit entfallende Brennstoff- 
anteil einer Heißdampf-Lokomobile mit Ab- 


 dampfausnutzung beträgt demnach 1,947 : 0,5 


= 0,205 kg Kohle für I kWh. 

Demgegenüber beträgt der Kohlenver- 
brauch eines Wärmekraft-Elektrizitätswerkes 
für. die an der Dampfturbinen- oder Dampfma- 
schinenwelle abgegebene Arbeit etwa 0,815 
kg/kWh, welcher Betrag sich aber bis an die 
Motorwelle infolge der Verluste in Generator, 
Schaltanlagen, Leitungen, Transformatoren und 
im Elektromotor selbst noch ganz bedeutend 
erhöht. Der Wärmeverbrauch des Überland- 
werkes beträgt also ein vielfaches gegenüber 
dem einer Dorf- oder Hofzentrale, deren Loko- 
mobilabdampf zu den verschiedensten land- 
wirtschaftlichen und gewerblichen Zwecken 
Verwendung tindet. 

Hieraus ergibt sich die große Bedeutun 
der Kleinzentralen für unsere derzeitige un 


zukünftige Wärmewirtschaft. Die Errichtung 


von Hof- und Dorfzentralen in Verbindung mit 


landwirtschaftlichen Nebenbetrieben, Werk- 
stättenhäusern und sonstigen ländlichen Ein- 
richtungen ist — wenn auch der Abdampf nicht 


jederzeit voll ausgenutzt werden kann — nicht 


nur erstrebenswert, sondern zwingende Bedin- 


gung zur ordnungsmäßigen Durchführung einer 


gesunden Wärmewirtschaft. 

Auch ist der Umstand in Erwägung zu zie- 
hen, daß große Zentralen immer auf einen be- 
stimmten Brennstoff angewiesen sind. Die 
Kleinzentralen bzw. deren Feuerungen können 
aber mitLeichtigkeit jedem am Ort erhältlichen 
billigsten festen, flüssigen und gasförmigen 
Brennstoff angepaßt werden, besonders kann 
Torf und Abfallholz Verwendung finden. 

. Die Befürchtung, daß Dörfer von weniger 
als 1000 Einwohnern nicht in der Lage seien, 
die vorgeschlagenen kleinen Zentralen zu er- 
richten, ist unberechtigt. Der Tischler, der 
Stellmacher, die Schule, die Amtsstube des 
Or#svorstehers benötigen. Wärme, sind also ein 
Absatzgebiet für die Abdampfwärme. Dazu 
kommt noch z. B. eine kleine Molkerei, eine 
Treibhausanlage, eine Freilandkultur mit künst- 
licher Beheizung, eine, Badeanlage und sonsti- 
ges mehr. Die hohen Kosten der Akkumulato- 
renbatterien können kein Hinderungsgrund sein, 
denn ihnen stehen die hohen Kosten der 
Re und Transformatoren gegen- 
über. 
Der elektrische Antrieb von Dreschmaschi- 
nen ist nur dann wettbewerbsfähig, wenn der 
dazu benötigte Strom zu Preisen geliefert wird, 
deren Höhe vielfach unter den Selbstkosten der 
Überlandwerke steht. Der Stromabsatz wird 
also durch die Dreschbetriebe gefördert, nicht 
aber die Wirtschaftlichkeit. Und um letztere 
dreht sich doch alles in der Hauptsache. Dazu 
kommt noch, daß der Brennstoffverbrauch auf 
die an der Motorwelle abgegebene Nutzleistung 
bei einem Überlandwerk nicht niedriger ist als 
bei einer Heißdampf-Dreschlokomobile, daß 
also auch kein wärmewirtschaftlicher Vorteil 
durch den elektrischen Antrieb von Dreschma- 
schinen erzielt wird. Die durch den elektrischen 
Betrieb gesteigerte Anwendung von Klein- 
Dreschmaschinen wird in Zukunft wieder nach- 


‚lassen, da bekanntlich die Klein-Dreschmaschine 


einen erhöhten Aufwand an menschlicher Ar- 
beitskraft bedingt, der zu einer Steigerung der 
Druschkosten führt. 

Die Verbrauchsziffern von 6 bis 8 Zitr. 
Kohlen bei Sattdampf-Dreschsätzen mit 200 
bis 250 Ztr. Tagesleistung sind Ergebnisse 
jahrzehntelanger Erfahrungen. Seit ihrer 
Einführung vor.15 Jahren sind hunderte von 
Heißdampflokomobilen zur Zufriedenheit im 
Landwirtschaftsbetriebe tätig; sollten während 
des Krieges infolge schlechter Schmiermittel 
Schwierigkeiten entstanden sein, so ist dies 
eine vorübergehende, nunmehr erledigte Er- 
scheinung. j 

Mit vorstehenden Ausführungen soll nun 
nicht gesagt sein, daß die UÜberlandwerke an 
und für sich keine Daseinsberechtigung hätten, 


wohl soll aber darauf hingewiesen werden, daß 


bei der Energieversorgung des flachen Landes 
mehr als bisher die Wärmewirtschaft und die 
Rücksicht auf die Brennstoffwirtschaft in den 


Vordergrund der Beurteilung zu rücken sind, - 


wobei der objektive Beurteiler feststellen wird, 
daß an Plätzen, an denen der Abdampf frucht- 


bringend verwertet werden kann — wenn dies 


auch nieht immer voll der Fall sein wird — die 
Hof- und Dorfzentrale den Vorzug verdient. 

Um in vorliegender Erörterung auch noch 
den Standpunkt der Technik in der Landwirt- 
schaft kennen zu lernen, haben wir Herrn 
Er Krohne gebeten, sich in dieser Sache zu 
äußern. 


K. Krohne, Berlin, (17. V. 1920): 
kann.nicht behaupten, daß die bisherigen Er- 
örterungen die Klärung in greifbare Nähe 
gebracht hätte. Sie ist auf diesem Wege über- 
haupt nicht zu erreichen. Die Gebraucher 
technischer Einrichtungen, die Landwirte im 
weiteren Sinne, haben zuvor die volkswirt- 
schaftlichen , Probleme zu stellen, ehe sich 
Techniker mit Nutzen über ihre Lösung ver- 
ständigen können. Jedoch ist diese Problem- 
stellung erst erreichbar, wein die Landwirt- 
schaft die technischen Lösungsmöglichkeiten 
richtig erblickt. Deshalb wäre es erste Auf- 
gabe der Technik mit der Landwirtschaft aus- 
reichende Fühlung zu schaffen, dabei aber als 
geschlossene Einheit zu erscheinen. Statt 
sich einander mit theoretischen Worten in 


die Haare zu fahren, sollte man die ernste _ 


Praxis gemeinsam auf sich wirken lassen. 


Von ihr könnte man z. B. unzweifelhaft er- 


fahren, wieviel Kohle zum Ausdrusch einer 
bestimmten Getreidemenge tatsächlich ver- 
braucht wird. Auf den Landwirt wirkt es 
leider belustigend, wenn sich Techniker darüber 


streiten, ob es 4% bis 6 Zentner oder 8 bis 


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FETTE TEN 


17. Juni 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


12 Zentner sind. Manchem Landwirt fällt 
die heute bestehende Zwiespältigkeit in der 
Technik unangenehm auf, und dies hält ihn 
ab, mit der Technik gemeinsame Sache zu 
machen. Nach meinen Erfahrungen weiß der 
Landwirt recht oft den Kern der Sache 
schneller zu finden, als der auf einem’ Sonder- 
gebiet tiefgründig forschende Techniker. Er 
{ragt zuerst danach, wie er sich mit Rücksicht 
auf die Führung seines landwirtschaftlichen 
Betriebes mit Maschinen versorgt und bringt 
mit seinem diesbezüglichen Entschluß meist 
auch sogleich/die Frage „Dampf oder Elek- 
trizität zur Entscheidung‘. Das zeigt sich 
deutlich in der Tatsache, daß auch in Gegen- 
den, die der Elektrizitätsversorgung erschlossen 
wurden, die Benutzung der Lokomobile zuge- 
nommen hat. Sicher ist, daß die Wettbewerbs- 
fähigkeit des elektrischen Antriebes von 
Dreschmaschinen nieht nur von den Faktoren 
abhängt, die Herr Charbonnier anführt, 
sondern außerdem von einer Reihe von Dingen, 
die nur in der landwirtschaftlichen Betriebs- 
führung begründet sind. — Deshalb sollte 
seitens der Technik mit Nachdruck erstrebt 
werden, landwirtschaftlich-teehnische Probleme 
mit derLandwirtschaft gemeinsam zu verfolgen. 
Das war früher nicht erreichbar. Der erste 
Versuch, Technik und ‚Landwirtschaft wirt- 
schaftlich zu kuppeln, blieb unausgenutzt. Die 
im Jahre 1913 in Hohenheim bei Stuttgart 
angestellten Versuche ‚auf. die sich Herr 
Charbonnier stützt, sind zwar. im Auftrage 
der Landwirtschaft und Technik ofigesteilt 
worden, sie zeigten aber nur die Möglichkeit 
der Betriebsführung mit Maschinen, wie sie 
sein sollen. Die weitere Feststellung der Be- 
triebsführung, wie sie in der Praxis wirklich 
ist und die praktische Auswertung der Er- 
gebnisse durch die Landwirtschaft :und die 
Technik hat seinerzeit der Kriegsausbruch 
vereitelt. Jetzt ist aber die Möglichkeit dazu 
er Die Technik sollte diese Gelegenheit 
enutzen um auch die Fragen zur Klärung zu 
bringen, die Anlaß zu dieser Erörterung ge- 
geben haben. 


Preisgestaltung und Preispolitik in der 
Elektrotechnik. 


Vergleicht man, die heutigen Verkaufs- 
preise in unserer Industrie mit den Friedens- 
werten und stellt denselben Vergleich für Roh- 
und Halbfabrikate aus Eisen, Stahl oder Papier 
an, so findet man, daß die Preise für elektro- 

„technische: Fertigwaren im Durchschnitt das 
Achtzehn- bis Zwanzigfache, für Roh- oder 
Halbfabrikate das Dreißig- bis Vierzigfache des 
Friedenspreises erreicht haben, daß also die 
letzteren wesentlich mehr als die Fertigwaren 
gestiegen sind. In der Elektrotechnik ist eine 
maßvolle, gesunde Preispolitik getrieben wor- 
den, sonst hätte man nicht einen im Vergleich 
zu anderen Industrien noch verhältnismäßig 
niedrigen Stand der Preise erzielen und bis 
heute behaupten können. 

Vergleichsweise werden folgende Zahlen 


mitgeteilt, Es stiegen z. B.: 

Mir ne Steigerung 
Dynamobleche . von 0,23 auf 9,45  33-fach 
Eisenbleche . = W2HAY Lass, 
Marmorplatten . „ 2725 „. 1056,— 38 „ 
Kupferdraht 

er ee EL Be 9) a ee 
Kupferdraht 
Ben Na 19, 50, 


- 


Wenn man die in Abb. 1 dargestellte 
Kurve der Teuerungszuschläge anschaut, so 
sieht mafhı zunächst ein sehr allmähliches An- 
steigen; man kann hieraus die Absicht folgern, 
daß die Preise, nur der dringendsten Notwen- 
digkeit gehorchend, .in die Höhe gesetzt wur- 
den. Erst im Laufe des Jahres 1919 zeigt die 
Kurve schärfer nach oben, also zu einer Zeit, 
als die deutsche Valuta in schnellem Tempo 
sank, die Preise für die ausländischen Roh- 
waren entsprechend aufwärts strebten, die 
Löhne im Inlande stiegen und die Waren- 
knappheit eine Spekulation zunächst in 
Rohwaren und schließlieh in jedem anderen 
Fertigfabrikat hervorrief, wie man sie vorher 
nie geahnt hatte. Wollte die Elektrotechnik 
nicht zusammenbrechen, so mußte sie ihre Ver- 
kaufspreise den erhöhten Gestehungskosten 
anpassen. Aber diese Notwendigkeit veran- 
laßte sie nicht, ihre Preise ins Ungemessene zu 
- steigern, sondern sie mit Maß zu gestalten; und 

seitdem im März 1920 eine Art Höhepunkt er- 
> reicht worden ist, wird mit zähem Bemühen an 
der einmal erreichten Spitze bis heute festge- 
halten, obwohl sich die Herstellungskosten seit 
diesem Zeitpunkt infolge der weiteren Auf- 


1920. Heft 24. 


469 


wärtsbewegung der Eisenpreise und Löhne um 
mindestens 30%, gegenüber dem Monat Fe- 
bruar erhöht hatten. In der Elektrotechnik 
will man eben den Bogen nieht überspannen, 
wenn man auch heute zweifellos weniger ver- 
dient als in früheren Monaten. Dazu wird das 
Exportgeschäft durch die ‚„unsoziale‘“‘ Ge- 
bührt!) bis zu 8% hinauf auf das ungebührlichste 
belastet, die neuesten Fracht- und Porto- 
erhöhungen nicht zu vergessen. 
Wahrnehmungen aus anderen Industrien 


‚ mahnen zur Vorsicht. Warum ist denn die De- 


7800 


7600 


kosten der letzten Monate haben die Fabri- 
kanten bereits selbst getragen, also faktisch und 
praktisch einen geringeren Nutzen als vorher 


, erzielt.. Ein Abbau kann erst beginnen, sobald 


die Ermäßigung der Selbstkosten auf der gan- 
zen Linie eingetreten ist, dafür ist aber bisher 
kein Anzeichen vorhanden. 

Das Bedürfnis an elektroteehnischen Waren 
hat auch nicht etwa nachgelassen, sondern be- 
steht nach wie vor, und wenn man den Markt 
vom Standpunkt des Angebots und der Nach- 
frage aus beurteilt — und dies alte wirtschaft- 


Abb. 1. Durchschnittliche Steigerung der Teuerungszuschläge für Fertigfabrikate. 


route auf dem Ledermarkt entstanden ? Weil 
die Preissteigerungen sprunghaft erfolgten, weil 
Konjunkturgewinne der absonderlichsten Art 
gemacht wurden, und weil die Preise für das 
Fertigfabrikat von Tag zu Tag weit über die 
Gestehungskosten spekulativ in nicht mehr zu 
rechtfertigender Weise hochgetrieben wurden. 
Und warum werfen nun die Schuhhändler und 
Detaillisten plötzlich die Stiefel zu wesentlich 
herabgesetzten Preisen auf den Markt? Weil 
sie über Nacht ihre Preise so weit erhöht hatten, 
daß kein Verbraucher mehr in der Lage war, 
sich Stiefel zu kaufen. Aufbau und Abbau 
kann aber ohne Störung der Wirtschaft 
nur allmählich erfolgen. 

Wenn nun Preise von unvernünftigen spe- 
kulativen Höhen auf eine der allgemeinen Lage 
entsprechende Durchschnittsbasis  zurück- 
weichen, weil die Nachfrage von einem be- 
stimmten Preispunkt an eben aufhört, so 
schreien alle, die sich verspekuliert haben oder 
knapp an Mitteln sind, daß eine Flauheit da sei, 
daß es rückwärts gehe. Diese Auffassung ist 
ebenso falsch, wie die es war, die für immer 
weitere Preiserhöhungen eintrat. Der elektro- 
technische Markt ist bisher von derartig stür- 
mischen Bewegungen verschont geblieben, ein 
Beweis für die maßvolle Politik der wirtschaft- 
lich riehtig denkenden Führung innerhalb die- 
ser Industrie. : 

. Ausgehend von den hier angedeuteten 
Vorgängen, besonders auf dem Ledermarkte, 
wird nun bei vielen der Glaube hervorgerufen, 
daß jetzt der Zeitpunkt eingetreten sei, von 
dem ab alle Werte, also auch die elektrotech- 
nischen Fertigwaren, dauernd billiger werden 
müssen; für Erklärungen ist gesorgt: das Stei- 
gen der Valuta und die Ermäßigung des Kupfer- 
preises werden angeführt, die Befriedigung des 
Bedarfs betont und geraten, auch mit dem 
dringendsten Ankauf zurückzuhalten. Das 
Zurückhalten der Aufträge wird jetzt als ebenso 
klug hingestellt, wie vorher der ungezügelte 
Ankauf von Waren, als jeder Preis wahllos und 
oftmals ohne Not in die Höhe geschraubt 
wurde. EN, 

Wie sieht nun die Situation in der Elektro- 
technik in Wirklichkeit aus? Wenn man sich 
noch einmal den Gedanken zu eigen macht, 
daß sich die Preise in der elektrotechnischen 
Industrie, d.h. die Fabrikantenpreise — nicht 
die Preise der heute mit Maschinen und morgen 
mit Holzspänen handelnden Gelegenheits- 
händler —, im Vergleich zu den Preisen der 
Rohstoffe und den Löhnen auf einer normalen 
Basis befinden, so muß man weiterhin unter- 
suchen, ob die augenblicklichen Herstellungs- 
kosten einen Abbau dieser Preise rechtfertigen. 
Löhne, Eisen, Kohle, Papier, Isoliermaterial, 
Fracht und Porto sind gestiegen oder bisher 
nieht ermäßigt worden, die öffentlichen Ab- 
gaben, alle Steuern — speziell die Grund- 
steuern—, Unkosten für Gas und Wasser, also 
kurz sämtliche Betriebsunkosten sind dauernd 
erhöht worden oder haben weitere Erhöhungen 
zu gewärtigen. Die Steigerung ‚der Selbst- 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 454. 


liche Barometer hat doch immer noch Geltung, 
so wird man auch hier keinen Rückgang finden, 
selbst wenn einige Angstverkäufe erfolgen. 
Es ist bisher auch nicht einmal eine vorüber- 
gehende Schwankung entstanden. Der vor- 
‚sichtige elektrotechnische Kaufmann über- 
bliekt den Markt mit Ruhe, denn er weiß, daß 
eine maßvolle und gesunde Fabrikantenpolitik 
'von vornherein Rücksicht auf die Bedürfnisse 
des gesamten Zwischenhandels (Installateure, 
Händler und stromabgebende Unternehmun- 
gen) nimmt und ihn auch weiterhin durch 
kluge und einsichtige Behandlung stützen wird. 
Ebenso wie der Handel der Industrie verständ- 
nisvoll in der schwierigen Zeit, in der ein Aus- 

leich zwischen rapid ansteigenden Selbst- 

osten und Verkaufspreisen gefunden werden 
mußte, durch Annahme erhöhter Preise, auch 
für alte, zu festen Bedingungen abgeschlossene 
‚Aufträge, geholfen hat, so hilft jetzt die Indu- 
strie dem Zwischenhandel über die Zeit etwaiger 
Marktunruhen hinaus durch Annahme von 
Annullierungen des in der Hitze der Konjunk- 
tur und allergrößten Warenknappheit zuviel 
bestellten Materials sowie dureh Hinausschie- 
bung der Abnahmezeitpunkte. 


Ein Notschrei nach gesetzlicher Regelung, 
wie er kürzlich in einer Berliner Zeitung von 
den Textil-Detaillisten veröffentlicht wurde, 
wird in der Elektrotechnik nicht ertönen. Sie 
braucht keine gesetzliche Unterstützung, weil 
sie mit maßvollen Preisen, verständigen Liefe- 
rungsbedingungen, erschwinglichen Zahlungs- 
vorschriften (1/, bis 1, bei Auftragserteilung) 
gewirtschaftet hat, im Gegensatz zu der Roh- 
warenindustrie, die Vorausbezahlung, sogar im 
Inlande Zahlung in ausländischer Valuta ver- 
langte, und weil sie mit dem Zwischenhandel 
zusammen am gleichen Verhandlungstisch die 
geschäftliche Politik erörtert und verständig 
abwägt. 

Daß wir auf die Basis der Friedenspreise 
nieht mehr zurückkehren werden, bedarf keiner 
Erklärung; selbst wenn man einmal annähme, 
wir hätten heute noch gleiche Produktionsbe- 
dingungen und gleiche Mengen Frachtraum 


‘wie im Frieden zur Verfügung, so ist doch jeder 


erzeugte Artikel mit den Lasten der Kriegs- 
schulden, mit den Kosten .der Weltzerstörung 
so sehr belegt, daß er auch unter Berücksich- 
tigung einer normalen Valuta und der dauern- 
den Einführung von billigem Kupfer wesent- 


lieh mehr kosten muß als in früheren Zeiten. 


Der Bedarf an elektrotechnischem Mate- 
rial in aller Welt ist seit dem Jahre 1914 nicht 
kleiner geworden, die Arbeitsleistung ist durch 
den Einfluß des Krieges und durch den Acht- 
stundentag, der sich nach und nach in allen 
Ländern einbürgert, zur ückgeblieben, die Nach- 
frage muß also größer sein als das Angebot. 
Dieser Zustand rechtfertigt aber keinen Rück- 
gang der Preise. In Deutschland ist der Bedarf 
an elektrotechnischen Erzeugnissen eher stei- 
gend als fallend, auch dann, wenn man glaubt, 
daß die ersten Anschaffungen für die Erneue- 
rung vorhandener Anlagen bereits gedeckt 
worden sind. 


470 


Der Kohlenmangel bzw. die Kohlen- 
abgabe an die Entente zwingt zur Ausnutzung 
aller Wasserkräfte, die entwertete Valuta ver- 
hindert die Einfuhr von Petroleum, die not- 
wendige intensivere Bewirtschaftung des Lan- 
des weist zur stärkeren Mechanisierung aller 
landwirtschaftlichen Betriebe 
und gibE somit günstige Ent- 
wicklungsmöglichkeiten für 
unsere elektrotechnische In- 
dustrie. Wenn in dieser Zeit 
ein paar Händler Waren ab- 
stoßen, so bedeutet dies noch 
keinen Preisabbau, eherkann 
man mit einer Steigerung 
rechnen und sich auf ein An- 


ziehen der Preise gefaßt 
machen. 
Auch das Ausland mit 


eigener elektrischer Indu- 
strie zeigt kein Nachlassen 
der Preise oder einen Rück- 
gang des Bedarfs; überall 
- Achtstundentag, also Ver- 
minderung der Produktion, 
Lohnerhöhungen, Mangel an 
Kohle, an Frachtraum, also 
Erhöhung aller Selbstkosten, 
aus allen diesen Gründen Er- 
höhung der Preise aller Le- 
bensnotwendigkeiten. Neuer- 
dings macht sich besonders 
in Amerika und in Schweden 
ein Anwachsen der Preise 
für elektrotechnische Fabri- 
kate geltend. 

Die neugebildeten Staa- 
ten, die z. T. noch unter- 
wertigere Valuta: haben 
als wir, suchen ihre Existenz- 
bedingungen durch Erhö- 
hung ihrer Produktion, 
durch Ausnutzung ihrer Bo- ; 
denschätze zu verbessern; sie bedürfen hierzu 
elektrotechnischen Materials: also Steigerung 
der Nachfrage — das bedeutet niemals Preis- 
rückgang. Der Osten Europas fängt jetzt end- 
lich an, kriegsmüde zu werden, und ist einmal 
Friede im Osten, so gibt es einen Bedarf, von 
dessen Größe wir uns heute noch gar keinenBe- 
griff machen können. Wer Ware braucht, soll 
sie bestellen, denn die einsichtige Führung der 
deutschen elektroteehnischen Industrie bürgt 
dafür, daß die Fabrikanten nicht spekulieren, 
und daß bei Feststellung aller Preise und Werte 
nicht die. Rentabilität der aufzustellenden An- 
lagen vergessen wird. Walter Behrend. 


Ein Apparat zur Fernablesung von 
. Meßinstrumenten. 


Bei Hochspannungsmessungen ist es’häufig 
notwendig, die Hochspannung führenden Meß- 
instrumente aus größerer Entfernung abzulesen. 
Man kann sich dabei in vielen Fällen mit einem 
guten Feldstecher helfen. Handelt es sich je- 
doch um genaue Messungen und solche von 
längerer Dauer, so versagt dieses einfache Hilfs- 
mittel. Zur Beobachtung der ganzen Skala mit 
einem feststehenden Fernrohr wäre ein Objek- 
tiv von außerordentlich großem Durchmesser 
und Preis erforderlich. 


Abb. 1. Apparat zur Fernablesung von Meßinstrumenten. 


r » BA 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft Ds a 


des Apparates dargestellt. Das Fernrohr F ist 


im Abstand R parallel zu einer Drehachse A ge- 


lagert und durch ein Gegengewicht G ausbalan- 
ziert. Die Drehachse A ist durchbohrt und mit 


einer Visiereinrichtung versehen; sie wird so | 


eingestellt, daß ihre Verlängerung mit der 


Drehachse des Meßinstrumentes zusammenfällt. 
Man beobachtet dann mit dem Fernrohr die 
Zeigerspitze des Instrumentes und kann dem 
Zeigerausschlag durch. Drehen des Fernrohres 
um seine Achse A folgen. Die durch A gehende 
Visierlinie und die dazu parallele, optischeFern- 
rohrachse muß senkrecht auf der Skalenebene 
stehen. Dies läßt sich sehr einfach kontrollie- 
ren, indem man gegen die Scheibe des Instru- 
mentes einen guten Spiegel legt. Sieht man 


durch die Visiereinrichtung über Kimme und 


Korn in den Spiegel, so ist das Spiegelbild des 
Korns durch das Korn selbst verdeckt, wenn 
die Visierlinie senkrecht auf dem Spiegel und 
damit der Skala steht, oder man sieht durch 
das Fernrohr in den Spiegel auf der Instrument- 
scheibe und muß bei korrekter Aufstellung das 
Fernrohr sehen. Die Einrichtung gestattet 
dann eine parallaxefreie Ablesung von dersel- 
ben Genauigkeit wie bei direkter Ablesung. 
Abb. 1b zeigt den Apparat in Verbindung mit 
einem schräg gestellten Spiegel 8 zur Ablesung 
eines liegenden Meßinstrumentes. 

Eine Anwendung dieser Einrichtung zeigt 
Abb.2 (ein absolutes Voltmeter für 250 Re 
bei welcher mit dem links vor der Säule befind- 
lichen Fernrohr F ein Präzisionsamperemeter J 
abgelesen wird, das in dem würfelförmigen 
Blechkasten an der dem Beschauer zugekehrten 
Ecke des Meßtisches untergebracht ist. 
über dem würfelförmigen Kasten angebrachte 
schräge Spiegel. 8 wirft das gut beleuchtete 
Skalenbild nach dem Ablesefernrohr. 


Abb. 2. Absolutes Voltmeter für 250000 V mit Fernablesung. 


Im Hochspannungslaboratorium der Hart- 
mann & Braun . wurde ein kleiner 
Apparat gebaut, der die Fernablesung von Meß- 
instrumenten mit einem gewöhnlichen Ablese- 
fernrohr ermöglicht. In Abb. 1a ist das Wesen 


. „Wird das Fernrohr durch ein Fadenkreuz 
im Okular genau auf Zeigerausschlag eingestellt, 
so läßt sich dieser Zeigerausschlag durch einen 


‘) Vgl. „Zeitschrift f, techn. Physik“, Mitte 1920. 


- zieren. : 


Der. 


- Stromes. 


Zeiger an der Achse A des Fernrohres aufeiner 


geeigneten Skala in beliebiger Größe reprodu- 
j A. Palm. 


Kurzgeschlossene Windungen bei Gleich- 
strommagneten. — Wenn der 


nen Windung umgeben ist, so wird die Ab- 
nahme des magnetischen Kraftilusses beim Ab- 
schalten der magnetisierenden Kraft merklich 
verlangsamt. O. R. Schurig weist nun nach!), 
daß die Zeitin Sekunden, die vergeht, während 
der Änderung des Flusses vom Anfangswert ®, 
zu einem Endwert®, annähernd proportional ist _ 


a 
Re Mo, 
wobei R den Widerstand im magnetischen 


Kreise und e den Widerstand der kurzgeschlos- 


senen Windungen bezeichnet. Daraus folgt, 
daß eine starke Verzögerung der Abnahme des 
Kraftflusses erzielt wird durch: A: 
1. möglichst geringen Widerstand des magne- 
tischen Kreises (großer Querschnitt, kleine 
Luftspalte), 3 ee 


2. möglichst geringen Widerstand, also großen 3 


Querschnitt der kurzgeschlossenen Win- 
dungen, - - i 
3. möglichst geringe Remanenz des Eisens. 


Auf Grund dieser Überlegung ist ein eisen 
eschlossener Kolbenmagnet konstruiert wor- 
des mit besonders großer Verzögerung zwischen 
dem Ausschalten des Stromes und dem Los- 
lassen des Kolbenankers, wie er für Gleich- 
stromrelais, Unterbrecher usw. häufig ge- 
braucht wird. Als kurzgeschlossene Windung 
wird ein diekwandiges Kupfer rohr benutzt, das 
den beweglichen Kern umgibt, während die 
Magnetisierungsspule wieder außen um das 
Rohr herumgelegt ist. Das Kupferrohr hat bei 
2,14 cm innerem Durchmesser eine Wandstärke - 
von 1,27 cm und eine Länge von 6,5 cm. Der 
gesamte Luftspalt ist so klein wie en ge- 
halten und beträgt nur 1,1 mm. Mit diesem 
Modell wurde eine Verzögerung von etwa einer 
Sekunde erreicht. Eine erheblich größere Ver- 
zögerung läßt sich mit Magneten erzielen, die 
nach der Hufeisentype gebaut sind. In Abb. 1 


Abb. 1. Hufeisenmagnet mit Kurzschlußwicklung. 


ist ein solcher Hufeisenmagnet schematisch 
aufgezeichnet. Der Anker C ist als Unter- 
brecher ausgebildet: Sobald er durch die Feder- 
kraft F vom Magneten entfernt wird, wird mit 
Kontakt @ der magnetisierende Strom , ge- 
schlossen und nun läßt sich die Periode der 
Unterbrechung in weiten Grenzen ändern. Ein 
solcher vom Verfasser konstruierter Magnet hat 
2 gleiche Kupferringe auf jedem Schenkel, wo- 
bei wieder die Hälfte der magnetisierenden 
Windung über jedem Kupferring angebracht 
ist. Die gesamte Periode dieses als Unter- 
brechungsrelais zu benutzenden Magneten kann 
in den Grenzen von 2bis 8 Sekunden eingestellt 
werden, u. zw. durch Veränderung des Anker- 
hubes, der Stärke der Feder F, der Entfernung 
der Kontakte bei @ und des magnetisierenden 
Übrigens wird durch die kurzge- 
schlossenen Windungen bzw. hier durch die 
beiden Kupferringe nicht nur die Abnahme, 
sondern auch das Anwachsen des Kraftflusses 
verzögert, so daß man auch ein langsames An- 
ziehen des Ankers (bei dem vorliegenden Mo- 
dell bis zu mehreren Sekunden dauernd) errei- 
chen kann. Nicht ganz leicht ist es, die Periode 
des Apparates ganz regelmäßig zu gestalten, da 
deren Länge auch von äußeren Einflüssen, von 
Temperatur und Erschütterungen, abhängig 
ist. Legt man also Wert auf große Genauigkeit 
der Unterbrechungen, so muß der Apparat sehr 
sorgfältig behandelt werden. SE 
Praktische Anwendung hat der beschrie- 
bene Apparat gefunden bei Leuchtbojen. 
Eine eingebaute Trockenbatterie genügt, den 
Apparat in Betrieb zu setzen und das Licht der 
Boje in regelmäßigen Abständen zu unter- 
brechen, ohne daß irgendwelche Bedienung . 
erforderlich ist. Dr. Kalisch. 


1) „General Electrie Review“ Bd. 21 1918, 8. 560. 


SI 


Kern eines 
| Gleichstrommagneten von einer kurzgeschlosse- g 


 bräuchlichen Frequenzen auszuarbeiten. 


17. Juni 1820. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Fahrbares Unterwerk von größerer Lei- 
stung!). — Die Long Island Railroad Co. hat 
ein fahrbares Unterwerk von 1500 kW- 
Leistung im Betriebe, das ausgerüstet ist mit 
einem Westinghouse-Drehstrom-Gleichstrom- 
Umformer für 650 V 25 Per/s, drei 500 kVA- 
Einphasen-Öltransformatoren mit Selbstküh- 
lung, unterstützt durch Ventilatoren, vollstän- 
diger Schalteinrichtung und Hilfsapparaten. 
Die Fernleitung, an der das Unterwerk arbeitet, 
hat z. Zt. nur 11000 V; das Unterwerk ist 
jedoch gleich für den später geplanten Betrieb 
mit 33 000:V eingerichtet. Der: Wagen ist so 
ebaut, daß er sowohl im Innern von Gebän- 
en als auch im Freien gebraucht werden kann. 
Die Unterwerke der Long Island Rail- 
road Co. sind mit Gleisanschluß bis in jedes 
Gebäude hinein gebaut. Zu Zeiten, in denen 
eines dieser Unterwerke voraussichtlich eine 
langandauernde Überlastung bekommen wird, 


die auch über die Leistungsfähigkeit . ihrer - 


Maschinen hinausgeht. wird das fahrbare 
Unterwerk in das Gebäude gefahren, wo es 
nach Herstellung der Hochspannungsverbin- 
dungen den ortsfesten Umformern des Unter- 
werkes parallel geschaltet wird. Auch als 
Reserve für einen ausfallenden Maschinensatz 
kann das fahrbare Unterwerk mit Erfolg ge- 
braucht werden, ferner kann es zu jedem be- 
liebigem Punkte der Eisenbahn geführt werden, 
wo Anschluß an die Hochspannungsleitung 
herzustellen ist, und kann dort als besonderes 
Unterwerk während Stunden stoßweiser Be- 


lastung oder an Feiertagen gebraucht werden. 


Die Außenabmessungen des Wagens sind 
naturgemäß beschränkt. Die Länge war auf 
11,5 m begrenzt, weil die festen Unterwerke 
nicht mehr Platz gewähren; die Breite war 
durch die Bahnvorschriften auf 3 m festge- 
setzt, die Höhe ebenfalls gegeben. Ferner 
mußten die Maschinen und Apparate der Unter- 
stationen so verteilt sein, daß in dem Wagen 
genügend Raum zur Bedienung des Umformers 
und der Schaltapparate bleibt. Die Anordnung 
erlaubt, daß 4 oder 5 Leute zusammen mit dem 
Gruppenführer ungestört auf dem Wagen 
arbeiten können. 
boten die Transformatoren wegen der be- 
schränkten Höhe. Die selbstkühlende Wirkung 
wird durch elektrisch angetriebeneLuftgebläse 
unterstützt, die die Luft in einen Kanal, der 
den unteren Teil der Transformatoren umgibt, 
drücken; von dort wird die Luft nach allen 
Seiten verteilt auf die Transformatoren ge- 
leitet. Hierdurch ist die Wärmeabgabe [um 
etwa 25% erhöht. Vier Falltüren auf dem 
Dach sorgen für Lüftung; jede der vier Türen 
kann beim Arbeiten im Freien wasserdicht 

eschlossen werden. Löcher im Boden im 
nnern der Grundplatte des Umformers unter- 
stützen die Ventilation durch Türen und 
Fenster. Das Dach über der Maschine kann 
zum Ein- oder Ausbau des Umformers abge- 
nommen werden. Die Schalteinrichtung ist mit 


Ausnahme eines Hochspannungs - Hörner- 
schälters die übliche. Der Wagen hat einen 
Ölschalter, der in einem besonderen abge- 


schlossenen Teil am Ende des Wagens unter- 


gebracht ist. Die Gleichstromklemmen sind an. 


der Gegenseite des Wagens angebracht. 
5; EB. Ph. 


Erweiterungen von Elektrizitätswerken. 
— Osaka (Japan). Die Gesellschaft für 
elektrische Beleuchtung in Osaka stellt ge- 
genwärtig, nach einer Meldung der ‚Financial 
News‘ vom 2. I. 1920, 2 Turbodynamos von je 
25000 kWLeistung auf, wodurch ihr Kraftwerk 
zum größten des Orients wird. Die ersten drei 
Turbodynamos von zusammen 9000 kW wur- 
den vor über 10 Jahren aufgestellt; etwas später 
folgten zwei weitere. Kurz vor Kriegsausbruch 
kamen noch 2 hinzu. Die Gesamtleistung wird 
nach Inbetriebnahme der Erweiterung rd 
100 000 kW betragen. Die Hauptabnehmer 
sind: Papier- und Stahlindustrie, Werften, 
Kupferraffinerien und elektrochemische Be- 
triebe, ferner Voll- und Straßenbahnen. ah. 


Elektromaschinenbau. 


.. Benennung der in der Elektrotechnik ge- 
bräuchlichen Frequenzen. — Die Studienaus- 
schüsse der Internationalen Elektrotechnischen 
Kommission haben bekanntlich im März dieses 
Jahres in Brüssel getagt und haben sich u. a. 


damit beschäftigt, Vorschläge für geeignete 


Bezeichnungen der in der Elektrotechnik ge- 
Die 
Franzosen machten den folgenden Vorschlag, 
Electrical World Bd. 73, ?1919, S, 81. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


‘Die schwierigste Aufgabe | 


° 


1920. 


RUNDSCHAU. 


der den nationalen Ausschüssen übermittelt 
werden soll: 


Bezeichnungsweise Per/s 
Sehr niedrige Frequenz 1 bis 10 
Niedrige En 11424 100 
Mittlere er 1012°%; 1000 
Hohe % 1001 ,, 10000 
Sehr hohe =“ 10 001 ,‚, 100000 
Besonders hohe . über 100 000 


(„Revue Gen. de l’Eleetrieite“, Bd. 7, 1920, 
S, 641.) ah. 


Apparatebau. 


Vorrichtungen zu Entnahme von elektri- 
schem Strom aus Hochspannungsleitungen. — 
In Revue Gön£rale de l’Electrieite, Bd. 7, 
1920, 8. ‚364, bringst M. Ach. Delamarre 
eine Arbeit über die gefahrlose Entnahme von 
Hochspannungsstrom aus Freileitungen zum 
Zwecke der Verrichtung landwirtschaftlicher Ar- 
beiten. Er glaubt, an Hand eines vor vielen Jah- 
ren von den Siemens-Schuckertwerken herge- 
stellten Anschlusses eines fahrbaren Trans- 
formators und der Zeichnung eines Stangen- 
stromabnehmers der schweizerischen Socist& 
Generale Agricole beweisen zu können, daß 


man in Deutschland und in der Schweiz in 


bezug auf die Sicherheit der Stromabnahme 
in den letzten Jahren keine Fortschritte ge- 
macht habe. Er hält es für nötig, Vor- 
richtungen zu schaffen, die eine einfache und 

gefahrlose Verbin- 
dung des fahrbaren 
Transformators mit 
der Hochspannungs- 
' leitung ermöglichen, 
weil heute für diese 
Verbindungen nicht 
immer ein gut vor- 
gebildeter Elektriker 
zur Verfügung steht, 
sondern nur ein un- 
kundiger, nicht vor- 
gebildeter ländlicher 
Hilfsarbeiter. Er 
macht zwei Vor- 
schläge,diein Abb: 1 


and 2 skizziert sind, und bemerkt dazu, 
daß es sich nur um Anregungen handelt, die 
gegebenenfalls die Lösung der Frage auf 
andere Art befördern könnten. Die von Dela- 
marre gemachten Vorschläge sind allzu ideen- 
haft, als daß sie erınstlich erwogen werden 
können. Sie bieten außerdem gegen Unglücks- 
fälle, die durch Berührung mit hochspannungs 
führenden Teilen hervorgerufen werden, ganz 
und gar. keinen Schutz. Die in Deutschland 
üblichen Anschlußvorrichtungen für fahrbare 
Transformatoren zeigen eine weit voll- 
kommenere Ausbildung. j 
Die Stifte Stin Abb. 1 verschließen die Öff- 
nungen O, wenn der Streckenschalter eingeschal- 
tetist, also die inneren Belege der Öffnungen O 
stromführend sind. Die Anschlüsse A bewirken 
die Verbindung der vom Transformator kom- 
menden Leitung mit den in O endigenden Hoch- 
spannungsleitungen. Beim Einschalten des 
Schalters sollen sich die Stifte Stin die Löcher Z 
der Anschlüsse A hineinbewegen und das 
Trennen‘ der Anschlüsse verhindern, solange 
sie unter Spannung stehen. = Kr. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Elektromagnetische Apparate zum Auf- 
suchen metallischer Gegenstände im Erdboden. 
— Zu den auf $S. 179 der „ETZ“ 1920 ge- 
brachten Mitteilungen weisen die Physikali- 
schen Werkstätten in Göttingen darauf hin, 
daß die gleichen Verfahren von ihnen in 


Helit 24. 


471 


Deutschland neben der Aufsuchung von Eisen - 


und anderen Erzen im Kalibergbau und bei 
vielen anderen Gelegenheiten mit Erfolg an- 
gewandt worden sind. Wir werden demnächst 
näher hierüber berichten. 


Messung der Dielektrizitätskonstanten iu 
der Wheatstoneschen Brücke bei Anwendung 
hoher Frequenzen. — H. Joachim macht die 
bekannte Nernstsche Anordnung der Wheat- 
stoneschen Brücke durch Aufnahme eines 
Glühkathoden-Röhrensenders als Erreger be- 
deutend wirkungsvoller, wie durch Kontroll- 
messungen festgestellt wird. Dann werden die 
Dielektrizitätskonstanten einiger anorganischer 
Salze und ihre Temperaturabhängigkeiten be- 
stimmt, die Bedeutung der Dielektrizitäts- 
konstanten für die elektrolytische Dissoziation 
und ihre Abhängigkeit von der Wellenlänge 
erörtert. (,„Ann. d. Physik‘, Bd. 60, BD 

r. 


Messung sehr kleiner Kapazitätsänderun- 
gen. — J. Herweg bestimmtin ähnlicher Weise 
wieimvorhergehenden Referat Kapazitätsände- 
rungen von etwa 1 Millionstel und verwendet 
hierzu selbstkonstruierte Glühkathodenröhren, 
die mit nur 6 V Anodenspannung auskommen. 
(„Verh. d. D. Physikal. Ges.‘‘, Bd. 21, en 

ar. 


Grundlagen und Methoden der Pyrome- 
trie. — Auf diese in 13 Quartseiten enthaltene, 
zusammenfassende Bearbeitung des für viele 
Elektrotechniker wichtigen Gebietes durch 
F.. Henning kann hier nur hingewiesen 
werden. (Phys. Zeitschr., Bd. 20, S. 34.) Zar. 


Beleuchtung und Heizung. 


Elektrische Wohnungsheizung in Schwe- 
den !.. — Wie ‚„L‘Electrieite‘ vom 15. VII. 
1919 berichtet, benutzt man in Schweden 
elektrische Warmwasserheizung für Wohnungen 
von 4 bis 6 Zimmern. Einer in einem wärme- 
isolierten Behälter von 6001 Inhalt enthaltenen 
Wassermenge werden durch elektrische Heiz- 
elemente während der Nacht 40 kWh zu- 
geführt, wodurch eine für den ganzen Tag aus- 
reichende Wärmemenge gespeichert wird?). 
Nach selbsttätiger Abschaltung des Heizstromes 
tritt eine elektrisch angetriebene Zirkulations- 


pumpe in Tätigkeit, welche das heiße Wasser 


dauernd durch die in den Zimmern aufgestell- 
ten Heizkörper treibt. Die Einführung dieser 
Heizart dürfte sich auch bei uns zur Aus- 
nutzung des Nachtstromes empfehlen. Al. 


Befestigungsweise des Leuchtfadens bei Me- 
tallfadenlanipen. — Clevell beschreibt im 
„American Machinist“ vom 13. III. 1920 die 
Art und Weise, in welcher die 
General Electric Co. jetzt den 
Wolframdraht ihrer Mazdalam- 
pen anordnet, einmal um ihn 
gegen Stöße und Erschütterun- 
gen unempfindlicher zumachen, 
dann aber auch, um’gleichzeitig 
eine lichttechnisch wirksamere 
Anordnung zu ermöglichen. Zu 
diesem Zweck ist in dem Trag- 
stift, der sonst ganz aus Glas 
besteht, wie die Abb. 3 zeigt, 
bei F ein Stückchen Klavier- 
saitendraht eingeschaltet, das 
‚dann seinerseitseinen Glasknopf 
trägt. Dieser Knopf besteht aus 
zwei, durch einen Hals verbun- 
denen, scheibenförmigen Teilen, durch deren 
rößeren die Zuleitungen und durch deren 
leineren der Leuchtdraht, letzterer mit Hilfe 
von Tragdrähten, gehalten werden. (,,G6önie 
Civil“, Bd. 86, 1920, S. 323.) Al. 


Landwirtschaft, 


Die Elektrizität in der Landwirtschaft. — 
Das englische Ministerium für Landwirtschaft 
und Fischerei hat vor längerer Zeit einen Unter- 
ausschuß zusammengerufen, der sich mit der 
Einführung maschineller Betriebe in die Land- 
wirtschaft befaßt und aus Personen besteht; 
die die Anwendung mechanischer Betriebswei- 
sen in den Landwirtschaftsbetrieben des kon- 
tinentalen Auslands studiert haben und mit der 
englischen Industrie in engster Fühlung zu 
stehen scheinen?). Ob die Kenntnis der auslän- 
dischen Landwirtschaftsbetriebe, die dem Mi- 
nisterium durch diesen Unterausschuß zufließt 
von den Mitgliedern gelegentlich der Ausübung 
ihrer geschäftlichen Tätigkeit gewonnen ist 


1) S, auch „ETZ* 1920, S. 261. 
») S. z. B. „ETZ“ 1919, S. 868. 
3) Nach „Electrical Review“, Bd. 86, 1920. 8. 540. 


472 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


oder ob sie das Ergebnis besonderer, im Auf- 
trage des Ministeriums unternommenen Studien- 
reisen ist, ist zweifelhaft. Man darf aber nach 
den gemachten Mitteilungen letzteres für das 
Wahrscheinlichste halten. Die von dem Unter- 
ausschuß vorgelegten Berichte dienen unver- 
kennbar dem Ministerium als Richtlinie für ihre 
weiteren Maßnahmen zur Steigerung der inlän- 
dischen Lebensmittelproduktion und zur Be- 
günstigung erfolgreicher Siedelung. Wir ent- 
nehmen daraus, daß in England eine Bewegung 
im vollen Gange ist, die sich in Deutschland im 
Verlauf von acht Jahren (die Kriegsjahre ein- 
gerechnet) nur soweit hat durchringen können, 
daß man z. Zt. dieht vor dem Entschluß zur 
Einrichtung einer ähnlichen Stelle steht. Aller- 
dings ist die Hoffnung berechtigt, daß sich von 
keiner Seite mehr Widerstände erheben werden 
und die Gründung eines Ausschusses für Tech- 
nik und Landwirtschaft in irgend einer Form 
bald Tatsache wird. 

Nachfolgend seien kurze Auszüge aus 
den bekannt gewordenen Berichten des eng- 
lischen Unterausschusses für landwirtschaft- 
liches Maschinenwesen wiedergegeben, die un- 
zweifelhaft erkennen lassen, daß es dem Unter- 
ausschuß nicht nur darum zu tun ist, Bau 
und Absatz der landwirtschaftlichen Maschinen- 
industrie im engeren Sinne zu fördern, sondern 
auch alle die technischen Erwägungen anzu- 
stellen, durch die das vom Ministerium ange- 
strebte Ziel mittelbar erreicht werden kann. 
Diese Bestrebungen decken sich vollkommen 
mit den in Deutschland verfolgten. — Dr. J. F. 
Crowley berichtet über die Entwicklung der 
Versorgung der deutschen landwirtschaftlichen 
Betriebe mit elektrischer Energie und schätzt 
die Wirkung der Elektrisierung durchaus gün- 
stigein. Er kommt zu dem Vorschlage, auch in 
England ernstlich zu untersuchen, was ge- 
schehen kann, um den Landwirtschaftsbetrie- 
ben die Vorteile zu verschaffen, die eine umfang- 
reiche Elektrizitätsversorgung ihnen bietet. — 
T. Smith berichtet aus einer 25-jährigen Er- 
fahrung im Ausbau von Wasserkräften und aus 
langjähriger Kenntnis der ländlichen Elektri- 
zitätsversorgung, daß er die Angelegenheit vom 
Standpunkt der ländlichen Gemeinschaft be- 
trachte, also nicht nur als eine Unterstützung 
der Nährmittelerzeugung. Soviel er auch die 
Umsetzung der Wasserkraft in mechanische 
Arbeit zum Betriebe landwirtschaftlicher Ma- 
schinen, Mühlen, Sägewerken, Textilfabriken, 
großen Gemeinschaftsmolkereien usw. begrüße, 
soviel er auch der durch Wasserkraft erzeugten 
Elektrizität eine weite Anwendung für Koch- 
und Heizzwecke wünsche, wäre er doch der An- 
sicht, daß man die allgemeinwirtschaftliche Be- 
deutung des Wassers mehr schätzen und des- 
halb der Bewässerungsfrage im höchsten Maße 
Aufmerksamkeit schenken müsse. Er empfiehlt 
alle Wasserkräfte Englands auf,ihre Aus- 
nutzungsmöglichkeit für die Erzeugung me- 
chanischer Arbeit und für Bewässerungen zu 
untersuchen, die Ausnützung selber von der 
Quelle bis zur Mündung zu überwachen, un- 
zweckmäßige Ausnutzungen dadurch unmög- 
lich zu machen, daß dem Staat das Recht der 
Zwangsverpachtung an denjenigen zugespro- 
chen wird, der die erwiesenermaßen besseren 
Ausnutzungsmögliehkeiten in Anwendung 
bringt und schließlich die Ausnützung aller er- 
reichbaren Kraftquellen auf gesetzgeberischem 
Wege zu erzwingen. Er hält die Einführung 
einer Unterstützung durch Ratschläge und 
durch Kapital, notwendigenfalls sogar durch 
staatliche Errichtung der Anlage nach dem 
System des Mitkaufes für geboten. — John 
Allen, Direktor der Oxforder Dampfpflug- 
gesellschaft m. b. H. ist der Ansicht, daß nach 
seinen in Deutschland gesammelten Erfahrun- 
gen die englische Landwirtschaft nicht ohne 
weiteres die Verfahren des Auslandes anwenden 
könne. In Deutschland halte man es für er- 
wünscht, jeden Ackerjährlich mindestens einmal 
mechanisch zu pflügen. In England dagegen sei 
ein mechanisches Pflügen nur alle vier Jahre 
nötig, und dazu seien die Dampfpflüge im all- 
gemeinen am besten geeignet. Die Anwendung 
von Elektrizität für diese Zwecke würde nur 
praktisch sein, wenn eine allgemeine Entwick- 
lung der Elektrizitätsversorgung des flachen 
Landes durch große Kraftanlagen und mit 
einem verhältnismäßig dichten Verteilungsnetz 
platzgreifen würde. — N. Nugent-Harris be- 
richtet über seine Studien in Schweden und 
Dänemark. Die Regierungen dieser beiden Län- 
der haben die Zeit, in der die kriegführenden 
Nationen verhindert waren, für den Fortschritt 
ihrer inneren Kultur zu sorgen, benutzt, um die 
natürlichen Energiequellen ihrer Länder und 
viele andere Hilfsmittel zu entwickeln. Ganz 
besonders durch den Ausbau der Wasserkräfte 
zur Elektrizitätserzeugung ist ein unschätzbarer 
Vorteil entstanden, der sich nieht nur in der 
Industrie, sondern in hohem Maße auch in der 
Landwirtschaft bemerkbar macht. Die Leute- 
frage scheine nach den Erfahrungen der letzten 


Jahre mit Hilfe der Elektrizitätsversorgung auf 
dem Lande restlos gelöst werden zu können. In 
den Ländern, in denen man eben nicht durch 
den Krieg zurückgekommen ist, hat sich die er- 
zeugende Maschinenindustrie der Elektrizitäts- 
versorgung so angepaßt, daß durch den ge- 
eigneten Ausbau der Maschinen zum Dreschen, 
Häckselschneiden, Lastenheben, Wasserbeschaf- 
fen u. dergl. eine beträchtliche Herabminderung 
der Handarbeitleistungen tatsächlich einge- 
treten ist. Die Wirkung ist eine doppelte; nicht 
nur, daß die Landarbeit durch die Elektrizitäts- 
versorgung erleichtert undangenehmer gestaltet 
ist und dem Landarbeiter erträglicher erscheint, 
sondern auch die Verbesserung der Wohnlich- 
keit durch die verschiedenartigste Anwendung 
der Elektrizität hat ein größeres Wohlbefinden 
der Landleute zur Folge gehabt und die früher 
bemerkte Abwanderung nach den Städten wirk- 
sam verhindert. Harris berichtet weiter, daß 
Schweden Strom nach Dänemark liefere und 
dort zu geringeren Preisen absetzte als er in 
Dänemark selber erzeugt werden könne, selbst 
unter Verwendung von heimischen Brenn- 
stoffen. Die Verteilung des Stromes erfolgt 
nach dem ‚Cooperativ-System‘. Harris hat 
beim Besuch einer solchen Anlage für 3000 
Landwirte, Kaufleute und anderen Gewerbe- 
treibenden volle Zufriedenheit und die Absicht 
nach Vergrößerung des Unternehmens feststellen 
können. — Interessant ist der Bericht über die 
Besichtigung eines Landwirtschaftsbetriebes in 
der Provinz Sudermansland (Schweden) in der 
Größe von 800 acres, d. s. 320 ha. Er sei voll- 
ständig wiedergegeben: 

„Auf dem Gut ist alles auf das Zweck- 
mäßigste eingerichtet. Alle mechanische Arbeit, 
mit Ausnahme der auf dem Felde selbst zu lei- 
stenden, wird mitHilfe des elektrischen Stromes 
ausgeführt. Der Besitzer berichtete, früher zum 
Dreschen 10 Pferde und 20 Leute nötig gehabt 
zu haben, jetzt nur noch 1 Pferd und 9 Mann 
zu benötigen. Er schätzte die tägliche Ersparnis 
auf 5 £ und lobte den erhöhten Wert des mit 
Hilfe des Elektromotors gewonnenen Erzeug- 
nisses.. Rühmend hob er den Konjunkturge- 
winn hervor, den er durch rechtzeitiges Aus- 
dreschen erziele und den verminderten Schaden, 
der früher durch massenhaften Mäusefraß ent- 
stand. Der Besitzer errechnete sich eine gute 
Verzinsung der Anlage und schätzte, daß die 


‘ Anlagekosten in 15 bis 20 Jahren getilgt werden 


könnten.“ — In diesem letzten Punkte weicht 
der Bericht Harris kaum von den Propaganda- 
schriften ab, die wir in Deutschland vor 10 bis 
15 Jahren antrafen. Wir sind heute in bezug 
auf den Vorteil, den die Elektrisierung für die 
Landwirtschaft bringen soll, doch erheblich an- 
spruchsvoller geworden. Hoffentlich sind seine 
übrigen Ausführungen nicht ebenso zu bewer- 
ten. — Jones Davies und J. R. Bond be- 
richten wenig Tatsächliches. Sie stellen nur fest, 
wo und in welchem Umfange in England Ver- 
schwendung mit der dem Wasser innewohnen- 
den Energie getrieben worden sei. — Der Unter- 
ausschuß rät dem Landwirtschaftsministerium, 
die Anwendung von Elektrizität für landwirt- 
schaftliche Arbeiten einschließlich des Betriebes 
leichterer Bahnen und der Erhöhung der Wohn- 


lichkeit ländlicher Behausungen ins Auge zu 


fassen. K. Kr. 


Fernmeldetechnik. 


Kreuzungstabellen für Fernsprechleitungen 
bei Parallelführung von Kraft- und Fernsprech- 
anlagen. — In einem Vortrage vor dem American 
Institute of. Electrical Engineers!) behandelt 
H. S. Osborne die Schutzmaßnahmen gegen 
die Beeinflussung parallel geführter Fern- 
sprech- und Starkstromanlagen. Bei der Emp- 
findlichkeit der Fernhörer müssen außer- 
ordentlich strenge Bedingungen an die Füh- 
rung der Leitungen und ihre Gruppierung ge- 
stellt werden, wenn störende Beeinflussung 
vermieden werden soll. Es werden untersucht: 


1. Die störenden Einflüsse der an einem 
Gestänge geführten Fernsprechleitungen auf- 
einander unter Berücksichtigung der in Ame- 
rika allgemein üblichen Leitungsanordnung (10 
Drähte in 30 em. Abstand auf einem Quer- 
träger, Querträgerabstand 60 cm). Hierbei 
ist den besonderen Bedingungen des Doppel- 
sprechbetriebes und des gleichzeitigen Tele- 
graphierens Rechnung getragen. 

2. Der Einfluß von Fremdanlagen. 


‚. Von den vier Möglichkeiten der gegen- 
seitigen elektrischen. Beeinflussung zweier 
Stromwege scheiden die leitenden Verbin- 
dungen, die als Übergangswiderstände oder 
Nebenschließungen bezeichnet werden, von 
der Betrachtung aus, da sie als Fehler anzu- 
sprechen sind, denen durch die Gruppierung 
nicht beizukommen ist. Es werden daher nur 


!) Proceedings Am. Inst. El. Eng. Bd. 37, 1918, S. 740. 


Heft 24. 


“ 


17. Juni 1920. 


die störenden Einflüsse der elektromagnetischen 


und elektrostatischen Felder untersucht. Die 
Formeln für die gegenseitige Induktion 


. zwischen langen, parallel geführten Strom- 


kreisen sind außerordentlich verwickelt. Für 
einige einfache Sonderfälle werden die Rech- 
nungen durchgeführt. _ Eine wesentliche Ver- 
einfachung gestattet die Annahme, daß ‚die 
Rückwirkung des induzierten Stromkreises 
auf den induzierenden vernachlässigt werden 
kann. Aber auch unter dieser Annahme würde 
die Rechenarbeit z. B. bei einer Linie mit 40 
Drähten außerordentlich umfangreich sein; 
man hat es daher vorgezogen, die Werte durch 
Messungen auf einer kürzeren Versuchsstrecke 
zu ermitteln. Will man diese Ergebnisse auf 
lange Leitungen übertragen, so ergibt sich eine 
neue Schwierigkeit dadurch, daß Stromstärke 
und Spannung in den verschiedenen Eee 
abschnitten der störenden Leitung verschieden 
sind. Die Änderung der Stromstärke kann 
entsprechend der Dämpfung 0,05 bis über 
0,5 % und die des Phasenwinkels von ganz ge- 
ringen Beträgen bis zu 10° für den Kilometer 
ausmachen. Die auf eine Länge von 1 km 
induzierte Wirkung kann somit nicht ganz 
durch entgegengesetzte Wirkung eines anderen 
Kilometers der Leitung ausgeglichen werden. 
Es bleibt somit stets eine R 

im wesentlichen von dem Kreuzungssystem 
und dessen Ausführung 
Feldkreuzung, genaue Lage der Kreuzungs- 
stellen usw.) abhängt und vom Verfasser als 
„type unbalance‘‘ bezeichnet wird, die natur- 
gemäß so klein als möglich gehalten werden 
muß. Der Verfasser gibt für diese Restinduk- 
tion auch eine mathematische Ableitung, deren 
Wiedergabe hier zu weit führen würde. Für 
Doppelsprechstromkreise muß nicht nur 
auf sorgfältige Abgleichung der abschließen- 


den Apparate, sondern auch für sorgfältig 


durchgeführten Induktionsschutz sowohl des 
Doppelsprechstromkreises gegen die Stamm- 
leitungen als auch dieser gegen die übrigen 
Leitungen gesorgt werden. Die Bedingungen 
werden an Beispielen erläutert. Für.den Ein- 
fluß von Fremdanlagen auf Fernsprech- 
leitungen kommen vor allem diejenigen Fälle 
in Betracht, in denen in den beiden Zweigen 
einer Fernleitung verschiedene Spannungen 
induziert werden können. Spannungen gegen 
Erde können in der Regel nur durch Kreu- 
zungen an der induzierenden Anlage beseitigt 
werden. Als störende Anlagen kommen in 
Frage: Telegraphenleitungen und Starkstrom- 
leitungen mit ein- oder dreiphasigem Wechsel- 
strom. 

Angestrebt wurde: 

1. Möglichste Beweglichkeit in der An- 
ordnung der Kreuzungen in den parallel ver- 
laufenden Starkstromanlagen und Festlegung 
derselben mit Rücksicht auf die Kreuzungen 
in den Fernsprechleitungen. 


2. Schutz gegen die Induktionsstörungen 


aus Telegraphen- und anderen, die Erde als 
Rückleitung benutzenden Anlagen. 

3. Schutz gegen die Einwirkung von be- 
sonderen Fernsprechleitungen, die mit Selbst- 
induktionsspulen und Verstärkern betrieben 
werden, 

Bei den der Arbeit beigegebenen zahl- 
reichen Kreuzungstafeln wurden im wesent- 
lichen folgende Richtlinien beachtet: 

1. Die Kreuzungstafeln sind so entwickelt, 
daß neutrale Punkte, d.h. Punkte, an denen 
ein bestmöglicher Ausgleich aller Induktions- 
spannungen der Linie erreicht wird, überall 
da vorgesehen werden, wo Änderungen im 
Bau der Linie oder in der Parallelführung von 
Leitungen auftreten. Bei gleichbleibenden 
Verhältnissen gelten für oberirdische Fern- 
leitungen der Bell-Gesellschaft Punkte in 
etwa 12,8 km Entfernung als neutrale Punkte. 

2. Mit Rücksicht auf die Kosten weisen 

die Leitungen an den am meisten benutzten 


‘Plätzen am Gestänge die wenigsten Kreu- 


zungen auf. Dasselbe gilt für Doppelspreeh- 
stromkreise, da die Kreuzungen für diese be- 
sonders teuer sind. 

3. Es ist angestrebt, so wenig Kreuzungs- 
stangen als irgend möglich zu verwenden, 
weil die Zahl der Kreuzungsstangen die Länge 
des Kreuzungsabschnitts beeinflußt. Außer- 
dem werden durch Vermehrung/’der Kreuzungs- 
stangen ‘andere Fehler begünstigt. 

Für die: Induktion aus Starkstrom- 
Wechselstromanlagen kömmen wegen der nie- 
drigen Periodenzahl des eigentlichen Betriebs- 
stroms als für den Sprechverkehr störend fast 
nur die Oberschwingungen in Frage. Die Ar- 
beit enthält keine Unterlagen, ob Versuche ge- 
macht worden sind, diese Oberschwingungen 
in den Starkstromanlagen selbst durch ent- 
sprechende Siebketten zum Ausgleich zu 
bringen, die zwar einen Ausgleich der Ober- 
schwingungen gestatten, für den Betriebs- 
strom aber als hohe Drosselbrücken 

T. 


estinduktion, die 


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(Stangenkreuzung, 


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2.) 


EWR, 


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17. Juni 1920, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 24. 


473 


Drahtlose Telegraphie im Eisenbahnwesen. 
— Die Telefunken -Gesellschafthatzwischen den 
Elektrizitätswerken Oberschöneweide undRum- 
melsburg zwei drahtlose Telephonstationen 
probeweise aufgestellt. Bemerkenswert ist, daß 
mit dieser Anlage das sogen. Gegensprechen, 
d.h. das gleichzeitige Hören und Sprechen, 
möglich ist. Die Ergebnisse sind so vielver- 


‘ sprechend, daß man damit rechnen kann, bald 


quer durch Deutschland drahtlos telephonieren 
zu können. ‚In bezug auf das Eisenbahnsignal- 
wesen ist die Erfindung von grundlegender Be- 
deutung. An die Stelle der komplizierten draht- 
losen Telegraphenanlage mit ihrem geschulten 
Personal tritt die einfache drahtlose Telephon- 
station, die jedermann bedienen kann. Einen 
Telephonverkehr für Passagiere einzurichten, 
kommt ‚wohl für Deutschland erst dann in 
Frage, wenn die übrigen im Kriege verloren 
gegangenen Bequemlichkeiten wieder herge- 
stellt sind. Besonders wichtig ist zunächst eine 
Verständigung mit der nächsten Dienststelle 
bei Unglücksfällen und Betriebsstörungen. Ein 
anderes ungleich wichtigeres Gebiet ist die op- 
tische Unterstützung von Streckensignalen 
durch drahtlose Telegraphie in der Art, daß 
auf dem Führerstande der Lokomotiven eine 
Signalvorriehtung betätigt wird, welche den 
Führer alarmiert, sobald er ein Haltesignal 
überfahren hat. Auch mit Apparaten für draht- 
lose Telegraphie sind Versuche im Gange. 
(„Reichsbote‘ 15. II. 20.) Rp. 


Chemie. 


Die Gewinnung von Nebenprodukten der 
Kohlendestillation in Dampfkraftwerken. — 
Wenn Kohle unter Luftabschluß erhitzt wird, 
so entweichen neben Methan und anderen 
brennbaren Gasen einige wenige flüchtige 
Kohlenstoffverbindungen, welche sich beim 
Kühlen als Teer abscheiden. Falls die Kohle 
nicht, wie gewöhnlich in den Gasanstalten und 
Kokereien, auf hohe Glut erhitzt, sondern bei 
nur 350 bis 450° entgast wird, so erhält man 
einen besonders wertvollen Teer, den sog. 
Tieftemperatur-Teer.!) Beim Generator- 
a beuneh ist die Gewinnung dieses T.T.-Teers 

ereits sehr weit ausgebildet. In den meisten 
Fällen verhindern aber die hohen Kosten die 
Einführung dieses Betriebes bei industriellen 
Feuerungsanlagen für Dampferzeugung. K. 
Wilkens schlägt nun 'vor?), bei Dampfkraft- 
werken einen gewissen Teil der Kohlen bei 
jener tiefen Temperatur zu verkoken, indem 
die Abwärme der Kesselfeuerung benutzt wird, 
um diese Kohlen in Retorten auf 400° zu er- 
hitzen. Hierzu werden unmittelbar hinter dem 
Dampfkessel eine größere Anzahl von schmiede- 
eisernen Rohren in den Weg der Heizgase ein- 
gebaut.. Diesen Rohren wird die Kohle durch 
Fülltrichter zugeführt; durch jedes Rohr be 
fördert eine Schnecke die Kohle, welche sich 
dabei gleichmäßig auf 400° erhitzt, bis zu 
einem in Wasser tauchenden Atfallrohr. Der 
austretende Halbkoks wird durch Kratzer ent- 
fernt; er kann verfeuert werden. Die Destilla- 
tionsprodukte werden durch die hohle Welle 
der Schnecke abgesogen. Das erhaltene Gas 
dient dazu, um den Kopf der Retorten zu hei- 
zen, damit hier die Feuchtigkeit aus der Kohle 
ausgetrieben wird?) und die Hauptlänge der 
Retorte für die Destillation verfügbar bleibt. 
Ein noch verbleibender Rest des Gases kann im 
Vorwärmer ausgenutzt werden. Der Verfasser 
berechnet unter bestimmten Voraussetzungen, 
daß beispielsweise 10% der unter dem Kessel 
verfeuerten Kohlenmenge nach dem obigen 
Verfahren destilliert werden können, wobei 1% 
der gesamten Kohlenmenge als T.T.-Teer ge- 
wonnen würde. MER: 


Allgemeiner Maschinenbau. 


'Kohlenpulverfeuerung. — Die Milwaukee 
Electric Railw. & Light Co. hat seit 2 Jahren 


5 Kessel in einem ihrer Kraftwerke mit Kohlen- 


pulverfeuerung betrieben und damit, neben 
-den Vorteilen geringerer Wartung, der Ab- 
wesenheit von Schlacken-, Rauch- und 
Rußbildung und leichterer Regelbarkeit, auch 
noch Ersparnisse erzielt. Der die Kraftwerke 
der genannten Gesellschaft leitende Ober- 
ingenieur Anderson berichtet über die Ein- 
richtung und Betriebsweise der Anlage?). Da- 
nach hat die Steigerung der Kohlenpreise 
den Anlaß zu diesem Versuch gegeben. Die 


1) Die Kenntnis dieses Tieftemperatur-Teers beruht vor- 
nehmlich auf den Arbeiten von ER. Börnstein. Während 


* des Krieges hat «ich das Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohle- 


forschung in Mühlheim a. R. eingehend mit dem T. ap 


„beschnfnet um Schmieräle usw. zu gewinnen. K. 


Kraftbetr. u. Bahnen, Bd. 17, 1919, S. 233, 
®) Wie Wilkens durch einen von ihm angestellten 
kleinen Versuch zeigt, bleibt die Temperatur der Kohle 
so lange um 100° stehen, bis alle Feuchtigkeit ausge- 


trieben ist. - X 
4) „Electr. Railway Journ. Bd. 55, 1920, 8. 473. 


 kleinert Kohlenstücke von Nußgröße, 


Kohle wird nach Eintreffen im Kraftwerk zu- 
nächst einem Eisenscheider zugeführt, dann 
gebrochen und in doppelwandigen rotierenden 
Trommeln unter Wärmezuführung. bis auf 
1 bis 2% Wassergehalt getrocknet. Sie ge- 
langt von dort zur Mühle, welche sie zu Pulver 
von etwa 1.5 mm Korngröße zerkleinert. Dies 
Kohlenpulver wird in Vorratsbehältern :auf- 
gespeichert. Alle Vorgänge erfolgen auf mecha- 
nischem Wege; besondere Vorrichtungen ver- 
hindern die Entstehung von Staub und Ma- 
terialverlust. Die Kosten der Zerkleinerung 
haben sich zu 25 bis 50 cts/t ergeben, lassen 
sich aber sicherlich, z. B. durch Benutzung 
der Abgase zur Kohlentrocknung und durch 
Entwickelung von Brennern, welche die Ver- 
wendung größerer Kohlenkörner zulassen, so 
daß die Kohlenzerkleinerung billiger wird, 
wesentlich verringern. Ein sehr wichtiger 
Punkt ist die genügende Trocknung der Kohle, 
damit keine Verstopfungen der Brennerdüsen 
eintreten können. Beim Verfeuern schaffen 
Zubringeschnecken das Kohlenpulver aus den 
Vorratsbehältern nach Mischkammern, von 
wo das Kohle-Luft-Gemisch durch. Düsen in 
den Heizraum geblasen wird, Die feinstufig 
regelbare Kohlenzuführung wird selbsttätig an- 
gehalten, sowie der Luftstrom versagt; eine 
Verstopfung ist aus diesem Grunde ausge- 
schlossen. Die Luftzuführung kann außerdem 
durch Verstellung der Schornsteinklappe gere- 
gelt werden, wodurch die Gasgeschwindigkeit 
und die in den Verbrennungsraum eintretende 
Luftmenge sich abändern läßt. Aus dieser leich- 
ten Regelbarkeit erklärt sich die gute Wirtschaft- 


"lichkeit der Kohlenpulverfeuerung. Der (O,- 


Gehalt der Abgase wird bei dieser Feuerungs- 
art hauptsächlich durch die Temperatur be- 
stimmt, die man im Heizraum zulassen kann. 
Obgleich ein 0O,-Gehalt von 16 bis 17% leicht 
zu erreichen ist, kann man ihn wegen der 
hohen Flammentemperatur und der dadurch 
bedingten raschen Zerstörung des Mauerwerks 
nieht aufrechterhalten. Auch kommt es ja 
auch weniger auf einen großen 00O,- als einen 
geringen (OO-Gehalt an. Bei geeigneten 
Regelvorrichtungen ist der Betrieb einer 
Kohlenpulverfeuerung außerordentlich an- 
passungsfähig und kann großen Schwankungen 
dureh entsprechende Einstellung von Kohlen- 
pulver- und Luftzufuhr verlustlos und schnell 
folgen. Die Asche enthält keine unverbrannte 
Kohle und wird zum größten Teil durch die 
Abgase zum Schornstien hinaus befördert. 
Sie ist so fein und verteilt sich auf solchen Um- 
kreis, daß sie auch in der Stadt keine Be- 
lästigung darstellt. Schlackenbildung tritt 
nur bei ungenügender Beimengung von Zu- 
satzluft auf, wenn die Temperatur im Feue- 
rungsraum so. stark ansteigt, daß Aschen- 
bestandteile schmelzflüssig werden. _ Verluste 
durch abgedämpfte Feuer sind nicht vorhan- 
den, außer ganz geringen Strahlungsverlusten, 
da die Kessel mit abgestellter Feuerung und 
bei geschlossenen Dämpfern bis zu 10h unter 
Druck bleiben, wenn kein Dampf entnommen 
wird. Die Anlage zur Herstellung des Kohlen- 
pulvers erfordert geringe Unterhaltungskosten, 
da sie keine schnell bewegten Teile enthält. 
Irgend welche Explosionserscheinungen sind 
während des zweijährigen Betriebes nicht 
beobachtet worden. Für Anlagen mit weniger 
als 2000 kW Dauerleistung ist die Kohlen- 
pulverfeuerung nach Ansicht des Verfassers 
nieht geeignet, da Anlage und Betriebskosten 
der Kohlenzerkleinerungsanlage den zu erzie- 
lenden Ersparnissen gegenüber zu hoch sind. 
Interessant ist eine Kohlenzerkleinerungs- 
und -verfeuerungsmaschine, welche die Aero- 


Pulverizer Co. in 5 Größen zum Anbau an Feue- 


rungen herstellt!). Die Maschine arbeitet nach 
dem Prinzip der Kreuzschlagmühlen und zer- 
die in 
einen Triehter eingefüllt werden, zu einer von 
der Stärke eines durch die Maschine geleite- 
ten, regelbaren Luftstromes abhängigen Korn- 
größe. Je stärker der Luftstrom ist, desto 
größere Kohlenstücke werden mitgerissen. 
Dem Kohle-Luft-Gemisch wird nach Bedarf 
Zusatzluft hinzugefügt und das Gemenge dann 
unmittelbar der Brennerdüse zugeführt. Die 
Einrichtung ist nicht nur für Kesselfeue- 
rungen, sondern auch für solche von Puddel- 
und Heizöfen, überhaupt für alle Dauerbetriebe, 
gedacht. Der von den Fabrikanten. hervor- 
gehobene Vorteil der Vereinfaehung des Be- 
triebes, da keine besondere Kohlenzerkleine- 
rungsanlage, nebst zugehörigen Aufbewah- 
rungsbehältern für die Pulverkohle erforder- 
lich sei, gilt eigentlich nur für solche Dauer- 
betriebe, welche die Höchstleistung der Ma- 
schine ohne‘ jede Betriebspause ausnutzen. 
Für Anlagen mit Betriebspausen und stark 
schwankender Belastung dürfte eine von den 
Verfeuerungsvorrichtungen getrennte Pulve- 
rungsanlage wirtschaftlicher sein. 


1) „Engineer“ vom 19. II. 1920. 


Verschiedenes. 


Erfahrungen mit Kohlelagerung unter 
Wasser!). — Die Indianapolis Light & Heat Co. 
baute in ihrem Werke Mill Street eine Beton- 
grube zur Lagerung von 13 000 t Kohle unter 
Wasser und in ihrem Werk Kentucky Avenue 
einen Kohlenbehälter aus Eisenbeton für 
8000 t Kohle zu gleichem Zweck. Es werden 
5000 t Kohle täglich verfeuert, so daß die bei- 
den Behälter, bei denen. zusammen etwa 
20.000 t Kohle unter Wasser und 10 000 t Kohle 
über Wasser gelagert werden können, das 
Kraftwerk 60 Tage versorgen. Die Gesamt- 
kosten für beide Behälter belaufen sich auf 
60 000 $ oder 2 $/t gelagerter Kohle. Die 
Unterwasserlagerung verhindert Selbstent- 
zündung und Verminderung des Heizwertes 
der Kohle. Die besondere Feuchtigkeit 
der unter Wasser gelagerten Kohle hat bei 
Verfeuerung von Stückkohle keine Schwierig- 
keiten verursacht; Nußkohle, die unter Wasser 
aufbewahrt wurde, brennt jedoch sehr schwer. 
Bei Verwendung von Kohle aus den Gruben 
wird sie zunächst in Eisenbahnwagen geladen, 
von wo das Wasser abtropfen kann, bevor die 
Kohlen in die Kesselhausbunker gefüllt werden. 
Die Kohle kann auch dadurch getrocknet 
werden, daß der Wasserspiegel in dem Lager- 
behälter soweit gesenkt wird, daß die ge- 
brauchte Kohle freiliegt. Dabei wurde ge- 
funden, daß infolge von Kapillarität noch 
Kohle, die etwa 2 bis 3 m oberhalb des Wasser- 
spiegels gelagert ist, befeuchtet wird. Zahlen- 
tafel 1 zeigt vergleichende Proben zwischen 
frisch geförderter Kohle und solcher, die schon 
etwa ein Jahr unter Wasser gelagert wurde. 
Beide Kohlenproben kommen aus der gleichen 
Zeche und demselben Flöz. Es zeigt sich, daß 


die Kohle bei ihrer Lagerung von 6970 cal 
nur 176 d. h. 2,5% verloren hat. 
| Art frisch geförd. gelagert 
Feuchtigkeit . e 14,68 14,05 
Flüchtige, verbrennbare 
2 elle. rn 35,98 34,98 
Fester Kehlenstoff : 56,39 55,99 
Schwefel *. SENT, 3,14 2,34 
Asche RR LIR AU 7,63 9,03 
a ee EN EE9LON 1267 Y4 
E, Ph. 
Energiewirtschaft. 


Wärmetechnischer Ausbildungskursus. — 
Der Verband technisch-wissenschaftlicher Ver- 
eine veranstaltet in der Zeit vom 14. bis 19. 
Juni-d. J. in Magdeburg einen wärmetechni- 
schen Ausbildungskursus für mittlere  Be- 
triebsbeamte in Dampfkraftanlagen, in 
welchem durch Vorträge und durch praktische 
Übungen im besonderen die für eine geordnete 
Betriebsüberwachung und -statistik in Be- 
tracht kommenden Wärmemessungen be- 
handelt und diejenigen brennstoffsparenden 
Maßnahmen erörtert werden sollen, deren 
rasche Durchführung ohne größeren Geld- 
aufwand möglich ist und daher unbedingt ge- 
fordert werden muß. Die Leitung des Kursus 
haben die Herren Dx.-Sna. Berner und 
Direktor K. Heilmann übernommen. 

Die Vorträge finden vormittags in den 
Räumen der Staatlichen Vereinigten Maschinen- 
bauschulen statt. Die Übungen werden nach- 
mittags zum Teil in dem Laboratorium dieser 
Anstalt sowie des Magdeburger Vereins für 
Dampfkesselbetrieb, zum Teil in industriellen 
Werken Magdeburgs, in einheitlicher Weise 
so durchgeführt werden, daß jeder Teilnehmer 
Gelegenheit findet, den praktischen Gebrauch 
der neuzeitlichen Meßgeräte kennen zu lernen 
sowie an einer Kessel- und an einer Maschinen- 
untersuchung teilzunehmen. Die Teilnehmer- 
zahl kann nur eine beschränkte sein; für die 
Übungen findet eine Unterteilung in kleine 
Gruppen statt: Anmeldungen sind baldmög- 
liehst an Herrn Dr.-Sna. Berner, Magdeburg, 
Adelheidring 16, zu richten, von wo auch ein 
Verzeichnis der Vorträge und Übungen sowie 
der Stundenplan erhältlich sind. Die Anmel- 


-dungen werden in der Reihenfolge ihres Ein- 


ganges berücksichtigt. Das Honorar beträgt 
80 M und ist mit der Anmeldung zu entrichten. 


Kohlenwirtschaftliches. — Deutschland, 
dessen Volksvermögen vordem Kriege auf mehr 
als 300 Milliarden M, dessen Volkseinkommen 
auf rd 40 Milliarden M jährlich geschätzt wurde, 
und das in Besitz einer jetzt von kurz- 
sichtigem- Gegnern enteigneten Handelsflotte 
von über 3.2 Mill. Netto-Registertonnen für rd 
1l Milliarden M Stoffe und Waren ein-, für 
rd 10 Milliarden M ausführte, ist heute arm. 
Das zu bekennen, bringt iim keine Schande, 
nachdem es jahrelang unter Aufbietung aller 
Kräfte mit ‘wenigen, sehwachen Bundesge- 
nossen gegen die übrigen Großmächte hat 
kämpfen müssen und schließlich, von allen 


ı) Electrical World Bd. 78, 1919, 8.8. 


Zufuhren abgeschnitten, in diesem Weltkrieg 
unterlag. Aber begreifen müssen wir es end- 
lich und uns darauf einstellen, alle und in 
allem. Nur selbstloseste, ernste Arbeit bei 
größter Sparsamkeit kann Hilfe bringen, der 
eiserne Wille, jede Minute nach Möglichkeit 
im Interesse des Wiederaufbaues auszunutzen 
und durch sorgfältigste Organisierung . den 
Wirkungsgrad des Schaffens auf das äußerste 
zu steigern. Das gilt in erster Linie für die 
Kohle, das Fundament des Wirtschafts- 
lebens aller werktätigen Völker, solange ihnen, 
vom Wasser abgesehen, die Energien des 
tieferen Erdinnern und der weiteren At- 
mosphäre verschlossen sind, 

Die Organisation der Kohlenwirt- 
schaft Deutschlands durch das Gesetz von 
1919 hat besonders wegen der fortgesetzten 
Kohlenpreissteigerungen — sie sind erst jetzt 
zu einem Stillstand gekommen — andauernd 
Beschwerden veranlaßt, die in einem Gewerk- 
schaftsabkommen zu der von der Regierung 
anerkannten Forderung nach Verstaatlichung 
des Kohlensyndikats führten. Während bis- 
her das Schwergewicht der Kohlenwirtschaft 
im‘ Reichskohlenverband lag, soll daher 
künftig ihre Leitung an den paritätischen 
Reichskohlenrat als oberstes Selbstver- 
waltungsorgan übergehen, der durch Mitglie- 
der aus den weiteren Kreisen der Verbraucher- 
schaft ergänzt wird. Einem bei ihm gebildeten 
Ausschuß steht in allen wichtigen Entschei- 
dungen ein Vetorecht zu. Der Reichskohlen- 
rat kann seine Befugnisse auf ein Reichs- 
kohlendirektorium übertragen und erhält nach 
Maßgabe besonders zu erlassender Gesetze 
das Recht zur bergbaulichen Flurreinigung, 
zur Ausschaltung. unwirtschaftlicher Betriebe 
und zur Anordnung der Wiederinbetriebnahme 
stilliegender Gruben. Die Kohlenverteilung 
liegt z. Zt. noch dem Reichskommissar für 
die Kohlenverteilung, die Festsetzung der 
Verkaufspreise unter. Kontrolle des Reichs- 
wirtschaftsministeriums dem Reichskohlen- 
verband ob. In seinem letzten Bericht hat 
Generaldirektor Köngeter es direkt ausge- 
sprochen, daß Deutschland “mit _der 
Kohlenförderung steht und fällt, und 
daß alle Maßnahmen darauf gerichtet sein 
müssen, zu deren Hebung beizutragen; denn 
in ihr als dem Mittel zur Senkung der Kohlen- 
preise liegt damit auch der Schlüssel zu einem 
Abbau des allgemeinen: Preisniveaus. 
Dafür ist Voraussetzung, daß die Entente uns 
in die Lage versetzt, bei Ausführung des Frie- 
densvertrages das Mögliche zu leisten, nicht 
nur in bezug auf die zu liefernden Mengen, 
sondern auch hinsichtlich der sonstigen Be- 
dingungen. Sie darf zugleich nicht vergessen, 
daß wir vorläufig bei der Mehrförderung 
wesentlich auf die Mehrarbeit der Bergleute 
angewiesen sind, weil die Vergrößerung der 
Belegschaft durch die in Fluß befindlichen 
Siedelungsmaßnahmen nicht so schnell wirken 
kann. Die Verkehrslage ist immer noch ganz 
ungenügend, der Lokomotivmangel hält in 
unverminderter Schärfe an, und doch muß ja 
die Eisenbahn mit der Erhöhung ihrer Lei- 
stungsfähigkeit dem Steigern der Kohlsnförde- 
rung vorangehen. Natürlich hat der Streik 


der Schiffer auf den Binnenwasserstraßen die. 


Transportverhältnisse und damit die Kohlen- 
versorgung 'erheblich beeinträchtigt. An der 
Ruhr war die arbeitstägliche Förderung 
Mitte Mai annähernd wieder auf der Höhe an- 
gelangt, die sie vor den Märzwirren infolge des 
Verfahrens zweier halber UÜberschiehten er- 
reicht hatte, d. h. ungefähr bei 300 000 t gegen 
380 000 t im Jahre 1913. In Oberschlesien, 
wo sie damals 145 000 t betrug, bewegte sie 
sich um 110000 t. Die Rohbraunkohlenför- 
derung und die Briketterzeugung haben, ab- 
gesehen von den Ausfällen infolge der März- 
wirren, keine wesentliche Änderung erfahren. 
Hier hängt die Steigerung wesentlich von der 
Unterbringung von Arbeitskräften und der 
sehr schwierigen Beschaffung von Betriebs- 
materialien ab. Die Haldenbestände in den 
Steinkohlenrevieren waren zu der angegebenen 
Berichtszeit nur noch gering, und die Einfuhr 
böhmischer Braunkohlen im Austausch gegen 
oberschlesische Steinkohle entsprach den Ver- 
einbarungen. Unsere Ausfuhr beschränkt sich 
z. Zt., soweit sie nicht, wie in Oberschlesien, 
von der Entente veränlaßt wird, auf geringe 
Mengen nach Holland, Dänemark und der 
Schweiz; sie läßt sich als Gegenleistung für 
Lebensmittel nicht ganz vermeiden. Was die 
Versorgung .der Industrie betrifft, so 
war mit den UÜberschichten im Ruhrbergbau 
Ende Februar ein guter Ansatz gegeben, doch 
gingen die durch die Märzwirren verursachten 
Ausfälle — an der Ruhr gegen die erreichte Lei- 
stung etwa 3 Mill. t — großenteils zulasten der 
Industrie, deren für die Landwirtschaft wich- 
tigsten Zweige indessen besser beliefert werden 
konnten. Nach wie vor behilft sich die In- 
dustrie, die im übrigen demnächst nach Kön- 


geters Ansicht mehr mit dem Kohlenpreis und 
auch mit einem Ausbau der Kohlen- 
steuer wird rechnen müssen, in großem Um- 
fange mit Ersatzstoffen aller Art. Auch wurde 
in den letzten Monaten wachsend amerika- 
nische Kohle verwandt, doch kommen nur 
verhältnismäßig geringe Mengen herein, und 
nur die für den Export arbeitenden Qualitäts- 
industrien können den ‚Preis von 30 bis 35 $/t 
eif. Rotterdam anlegen. . . : 

Die deutsche Industrie selbst ist sich 
ihrer schweren Lage bewußt und hat schon 
während des Krieges mit energischen Maß- 
regeln begonnen, um durch Verbesserung der 
Wärmeökonomie ihrer Betriebe, durch pein- 
lich genaue Kraftwerkskontrolle, Ausnutzung 
der Nebenprodukte usw. den Verbrauch an 
Brennstoffen, insbesondere der nicht nur 
knapper, sondern auch unter dem Einfluß un- 
genügender Aufbereitung qualitativ schlechter 
und damit für die modernen Feuerungsanlagen 
nachteilig gewordenen Steinkohle, zu rationa-, 
lisieren. In dieser Beziehung sei hier nur auf 
die verschiedenen Unterrichtskurse und die 
vom V I. im vorigen Jahr veranstaltete 
Vortragsreihe über sparsame Wärmewirt- 
schaft hingewiesen, deren Veröffentlichung 
in den Heften der Hauptstelle für Wärme- 
wirtschaft den einzuschlagenden Weg weist 
und schon ‚heute wertvollste Erfolge _ auf 
diesem Gebiet erkennen läßt.!) 

' Da die Kohlenwirtschaft zu einem Welt- 
problem gewordenist — auch England z. B.steht 
voreiner Neuorganisation —, war es selbstver- 
ständlich, ihre zwischenstaatliche Regelung 
auf dem während der ersten Maitage in Frank- 
furt a. M. abgehaltenen Internationalen 
Wirtschaftskongreß zu behandeln. Der 
Referent OÖ. Hu& sieht die primäre Ursache 
der Kohlennot in dem rücksichtslosen Raub- 
bau während des Krieges und schätzt die 
Abnahme der Kohlenförderung in Deutsch- 
land, Amerika, Großbritannien, Frankreich 
und Belgien zusammen für 1919 auf 210 Mill. t 
gegenüber 1913, außerdem die in Europa ein- 
getretenen Förderverluste in den vier 
ersten Kriegsjahren auf 325 Mill. t. Wesent- 
lich gesteigert werden die Folgen dieses ver- 
ringerten Abbaues durch die Herabwirt- 
schaftung des Eisenbahnmaterials, und 
die Verkürzung der Arbeitszeit in den Gruben 
hat natürlich auch das Ihrige zur Verschlechte- 
rung der Verhältnisse beigetragen. Dabei wies 
Hue darauf hin, daß die Förderung bei weiterem 
Senken der Bergwerksanlagen in größere 
Tiefen an und für sich zurückgehe und die 
Ersetzung der Menschenarbeit durch Maschinen 
in Deutschland wegen der geologischen Ver- 
hältnisse unserer Steinkohlenlager nicht in 
dem Umfange möglich sei wie in England 
und Amerika. Trotz der hohen Löhne der 
Bergarbeiter und Bergbeamten seien beide 
heute in einer schlechteren Lage als vor dem 
Kriege, deren Besserung sich nur durch Ver- 
billigung der Lebensmittel erreichen lasse. 
Dem Drängen der. Rohstoffproduzenten auf 
weitere Preiserhöhungen zum Zweck, dem 
Weltmarktpreis näherzulrommen, dürfe nicht 
nachgegeben werden, weil wir den Weltmarkt- 
preis schon überschritten hätten und daher 
in manchen Branchen nicht mehr exportfähig 
seien. Nur ein geringer Teil der deutschen 
Förderung — 1919 etwa 2 bis 3 % — werde 
exportiert; daher belasten die Preiserhöhungen 
hauptsächlich das Inland. Gründliche Ab- 
hilfe könne nur durch bedeutend verstärkte 
Förderung erzielt werden, und nach der 
dann eintretenden Preisermäßigung und folgen- 
den Verbesserung der Gütererzeugung müsse 
ein Abbau der Löhne und Gehälter erfolgen. 
Um die herabgewirtschafteten Betriebe’ 
schnellstens technisch leistungsfähiger,. die 
zerstörten Gruben in Nordfrankreich rasch . 
wieder förderfähig zu machen und neue Kohlen- 
felder in Ausbeute zu nehmen, bedürfe es 
einer außerordentlichen Vermehrung der 
Belegschaften, die in Deutschland bis An- 
fang 1920 bereits um rd 148 000 Steinkohlen- 
arbeiter und 90 000 Braunkohlenarbeiter gegen 
1913 eingetreten ist. Öffnen sich — wir zitieren 
die „Frankf. Ztg.‘“ — den Bergbaubezirken 
ohne Einschränkung die ausländischen Nah- 
rungsmittelquellen, sind die Gruben imstande, 
ihren Bedarf an Betriebsmaterialien aus dem 
In- und Auslande zu deeken, gibt man ihnen 
in jeder Beziehung Arbeitsmöglichkeit, dann 
werde Deutschland bald wesentlich zur Abhilfe 
auch der Weltkohlennot beitragen können. 
Ein Ergebnis des Krieges sei es, daß mit der 


? ') Wir machen bei dieser Gelegenheit auch auf eine 
im Aufirage des Verbandes sächsischer Industrieller ver- 
faßte Arbeit „Gegen die Kohlennot“ von Dr.:Qng. Kölsch, 
Chemnitz (,„Sächs. Industrie“, Bd. 16, 1919, Nr. 19), ferner auf 
einen im Polytechnischen Verein in Bayern von Prof. Dr. 
A. ns „gehaltenen Vortrag „über die Brennstoff- 
wirtschaft der industriellen Betriebe“, sowie auf einen Auf- 
satz von K.Reubold „Kraftwerkskontrolle unter Berück- 
siehtigung der heutigen Kohlenverhältnisse“ in den „Hano- 
mag-Nachrichten“ (Bd. 7, 1920, Heft 3) aufmerksam. 


Elektrizitätswerke braucht an dieser Stelle 
‚nicht besonders hervorgehoben zu werden, 
gehören doch gerade die Ingenieure letzterer 
zu den eifrigsten Förderern sparsamer Wärme- 


wirtschaft, und haben doch die zeitweisen 


Stillegungen und Betriebsstörungen im abge- _ 


laufenen Winter zur Genüge erwiesen, wie sehr 
die Produktion elektrischer Arbeit heute, wo 
die Ausnutzung der‘ Wasserkräfte erst mit 


vollem Nachdruck einsetzen soll, von der 
regelmäßigen, ausreichenden Belieferung der 


Anlagen mit Kohle abhängig ist. Das trifft 
'leider speziell für Berlin besonders zu, dem 
trotz der Fernversorgung aus Zschornewitz 
schwere Einschränkungen 
verbrauch drohen, wenn es nicht gelingt, die 
Reichshauptstadt noch während der günstigen 


im Elektriztatn, 


Jahreszeit weiter von Kohlenzufuhren zu ent- 


lasten. 
Berliner Stadtverordnetenversammlung ist bier 
schon Erwähnung getan, aus.dessen Verhand- 
lung hervorgeht, daß man einer Leistung von 
80 000 kW bedarf; der vorläufig nur 40 000 kW 
als von auswärts lieferbar gegenüber stehen; 
und diese sollen im Winter wegen Verpflich- 
tungen an Sachsen noch beschränkt werden.!) 
Neuerdings nun teilt das „Berl. Tagbl.‘‘ auf 
Grund einer von zuständiger Stelle erhaltenen 
Information mit, daß die Elektrowerke in 
Trattendorf bei Spremberg ein großes Kraft- 
werk (?D. $.) angekauft hätten, das zusammen 
mit Zschornewitz vom nächsten Jahre ab Strom 
nach Berlin abgeben solle, u. zw. 45 000 kW. 
Uns scheint hier- eine Verwechslung mit der 
Anlage der Niederlausitzer Kraftwerke A. G. 


vorzuliegen und die Stromzuführung gemeintzu = 


sein, die von dort und dem Lautawerk ausnach 


Eines bezüglichen Antrages bei aer 


Brandenburg und Berlin geplant ist. Da das zu-- 


ständige Reichsschatzministerium auf. eine 


bezügliche Anfrage noch nicht geantwortet 


hat, müssen wir uns ein näheres Eingehen auf 
diese Verstärkung der Fernstrombelieferung 
vorbehalten. . 

Inwieweit sich der inzwischen nun end- 
lich durch Verordnung vom 4. V. 1920 zur 
Einberufung innerhalb zweier Monate ange- 
kündigte vorläufige Reichswirtschafts- 
rat mit der Brennstoffwirtschaft befassen wird, 
steht noch nicht fest, wohl aber ist das aus- 
gesprochene Aufgabe der vom Reichswirt- 
schaftsminister soeben zur Fortführung ihrer 
Tätigkeit erneut in Berlin versammelten 


So- - 


zialisierungskommission. Sie hat (R.-G.- 


Bl. 1920, S. 981) das Recht, auf Grund 


ihrer Arbeiten der Reichsregierung Vorschläge. 


zu Verwaltungsmaßnahmen gemeinwirtschaft- 
licher Art zu unterbreiten, sowie Anregungen 


zu einer wirtschaftlichen und zweckmäßigeren 


Gestaltung der Reichs- und Staatsbetriebe 
zu geben sowie ihre Verhandlungen und die 
aus diesen hervorgegangenen Vorschläge nach 
Mitteilung an die Reichsregierung zu ver- 
öffentlichen. Von allen in einer obersten 
Reichsbehörde in Vorbereitung befindlichen 
Maßnahmen gemeinwirtschaftlicher Art ist 
ihr alsbald Mitteilung zu machen und Gelegen- 
heit zu geben, sie zum Gegenstand von Ver- 
handlungen zu machen. 
die Ermächtigung, zum Zweck der Durch- 
führung ihrer Aufgaben die Rechte der Aus- 
kunftspflicht auszuüben und durch das Reichs- 
wirtschaftsministerium innerhalb des 
reichs ihrer Zuständigkeit bei allen Zentral- 
behörden und durch deren Vermittlung bei 
den untergeordneten Behörden die erforder- 
lichen Auskünfte einzuziehen. 


und K 


in Angriff .nehmen, von denen sich die erste 
mit Kohle, Eisen und Kali, die zweite mit der 
Energiewirtschaft, die dritte mit Kommunali- 
sierung und Bauwesen, die vierte mit all- 


gemeinen Wirtschaftsproblemen, Handels- und 


Finanzfragen beschäftigen wird. Soweit dabei 
auch wieder die Elektrizitätsversorgung Gegen- 
stand der Erörterungen bilden soll, möchten 
wir der Kommission 
rufen, die in Fachkreisen über das Elektrizi- 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 457, 


Wie verlautet, 
' dürftesie,dernunmehrauch Dr. W. Rathenau 
F. v. Siemens angehören, ihre Ar- 

beiten: mit Hilfe von vier Unterkommissionen 


7 


Die Kommission hat 


Be- 


ie Urteile ins Gedächtnis 


# x m. Juni 1920. 


= ze 


 Wirtsehaftslebens 
legende Fehler des Gesetzes ist der, daß das 


tätsgesetz und seine Folgen gefällt worden 


sind. Sie finden eine beachtenswerte Ergänzung 
— durch nachstehende 
schaft für elektrische Unterneh- 
Fon gen’ in ihrem Geschäftsbericht für das 


Außerung der Gesell- 


Jahr 1919: „Das Gesetz über die Sözialisie- 
der Elektrizitätswirtschaft vom 31. XII. 


1919 wird gegen das Interesse der Allgemein- 


heit die Ausbreitung der Elektrizität ver- 


zögern, u. zw. gerade in einer Zeit, in der 
Ersparnis an Kohle die Rettung des deutschen 
bedeutet. Der srund- 


Reich nur die Krafterzeugung übernehmen 


will und die Verteilung den zuständigen 
- Kommunalbehörden oder, falls dieselben ver- 


zichten, dem alten Unternehmer überläßt. 
Damit wird eine bisher ungekannte Zersplit- 
terung, geschaffen, die der Anwendung der 
Elektrizität entgegenwirken muß, während ge- 
rade ihre weiteste, Verbreitung eine wirklich 
große Ersparnis an unseren Kohlenschätzen 
erhoffen ließe. Falls die vielen Einzel-Dampf- 
anlagen, die noch in der Landwirtschaft, im 


‘ Gewerbe und der Industrie im Betriebe sind, 
durch Elektromotoren ersetzt werden könnten, 


würde so viel weniger an kostbarem Brennstoff 


erwacht werden, daß die durch das Gesetz 


ezweckte Veredlung der Krafterzeugung mit 
ihren Kohlenersparnissen nicht ins Gewicht 
fällt. Zu diesem Nachteil des Gesetzes tritt ein 
zweiter, ebenso schwerwiegender: Das Gesetz 
ist ein Ermächtigungsgesetz, es kann dem Un- 
ternehmer gegenüber in jedem beliebigen Zeit- 
punkt angewendet werden. Ein Termin, bis 
zu welchem es unter allen Umständen ange- 
wendet sein muß, ist aber nicht bestimmt. Da 
nun der Entschädigungsmodus für die vom 
Reiche zu übernehmenden Anlagen für den 


Unternehmer unbefriedigend ist, so wird er 


sich, um Verluste zu vermeiden, mit seiner 

Ausbautätigkeit auf das geringste Maß be- 

schränken. So verhindert dieses Gesetz gerade- 

zu Ersparnisse an Kohle und wird zur schwer- 

a wirtschaftlichen Gefahr für die Allgemein- 
eit.‘“ 


Industrie und Handel. 


Bergmann-Elektrieitäts-Werke, Berlin. — 
Die Generalversammlung. des Unternehmens 
hat die mit Rücksicht auf starke Erhöhung 
der Rohmaterialpreise sowie der Löhne 
und auf die Notwendigkeit, für Rohstoffe 


. sofort größere Anzahlungen zu leisten, be- 


erteilt. 
Aufträgen versehen und glaubt, wenn in dem‘ 


“ 


"schwierige .Beschaffun 


antragte Kapitalserhöhung von 52 auf 
80 Mill. M genehmigt und außerdem der Ver- 
waltung Ermächtigung zur Ausgabe von 
weiteren 20 Mill. M Obligationen nach Bedarf 
Die Gesellschaft ist. vorläufig gut mit 


gegenwärtigen Tempo weiter gearbeitet wird 
und sonst keine Komplikationen eintreten, 
auch für 1920 mit einem befriedigenden Re- 


„ 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


sultat rechnen zu können. Nach dem Geschäfts- 


bericht für 1919 waren ihre Betriebe für alle 


Gebiete der Fabrikation mit Aufträgen über- 
häuft. Umso störender wirkten die fortge- 
setztenBetriebseinschränkungen. In den ersten 


3 Monaten mußte die Arbeitszeit auf Grund 
behördlicher Vorschrift wegen beschränkter 


Koblenzufuhr auf täglieh 5 Stunden herab- 


gesetzt werden, und die Leistungsfähigkeit 
der Werke wurde weiter durch. kürzere und 


längere Streiks der Arbeiter und Angestellten 
beeinflußt. Die geleisteten 
waren um 20% geringer als 1918. Infolge 
dieser Umstände, der unregelmäßigen Roh- 
materialversorgung, der Transportverhältnisse 
und der unzureichenden 
gestaltete sich die. Lieferungsmöglichkeit so 
ungewiß, daß der Kundschaft feste Liefer- 
" termine nur mit weitestgehenden Vorbehalten 
genannt werden konnten, ein Zustand, der 
besonders das Auslandgeschäft benach- 


teiligte, weil die Gesellschait nieht in der Lage 


war, die auf Grund der wiederangeknüpften 


Geschäftsbeziehungen auftretende Nachfrage 


in einem für den zukünftigen gesicherten Aus- 
landabsatz wünschenswerten Umfange zu be- 


friedigen. Die Preisgestaltung entwickelte sich 
im Verhältnis zu den Erzeugungskosten, die 


durch sprunghafte Erhöhung der Rohstoff- 
preise, der Löhne und Unkosten einer fort- 
gesetzten Steigerung ausgesetzt waren. Im 
allgemeinen beschränkte sich die Fabrika- 
tionstätigkeit auf die Befriedigung des nor- 
malen Handelsgeschäfte. Neuartige und in 
Zukunft bedeutungsvolle Absatzgebiete für 
elektrotechnische Faßrikate stehen noch im 
Zeichen der Entwicklung und konnten wegen 
der starken Beschäftigung der Fabriken nicht 
oder nur in geringem Ausmaß bearbeitet 
werden. Bemerkenswert sind die Aufträge für 
Zwecke der Landwirtschaft, für die das 
Unternehmen eine große Anzahl Licht- und 
Kraftanlagen sowie transportable Motoren 
lieferte. Auch die Eisenbahnbehörden, die 
während des Krieges mit Bestellungen zurück- 
hielten, haben namhafte Aufträge auf Be- 
leuchtungs- und Kraftanlagen für Bahnhöfe 
erteilt. Für Umformer-Anlagen größerer 
Leistungen kamen als Abnehmer besonders 
städtische Elektrizitätswerke in Betracht. Die 
Abteilung für Zentralenbau hat sich im Be- 
richtsjahr wiederum an der Bearbeitung der 
staatlichen Elektrisierungspläne nam- 
haft beteiligt und im Gefolge dieser Mitarbeit 
von Staats- und Reichsbehörden umfang- 
reiche Aufträge für den Ausbau von Anlagen 
bis zu den derzeit höchsten Betriebsspan- 
nungen erhalten. Ein Teil derselben ist be- 
friedigend zur Erledigung gebracht worden, 
| während die Ausführung der übrigen auf lange 
Zeit hinaus verteilt wurde. Die Bahnenabteilung 
war vorwiegend mit der Weiterarbeit an den 
bereits früher bestellten schweren elektrischen 
Sehnellzugslokomotiven beschäftigt und 
sicherte sich neue Aufträge für elektrische 


Arbeitsstunden 


Kohlenversorgung 


Heft 24. 


EEE 


- firmen veranlaßt. 


475 


Leitun sstrecken 
dustriebahnen. 


sowie für Straßen- und In- 

Der Umschwung 
der Elektroindustrie. 
Steigerung des Markkurses 
hervorgerufene Wechsel der Wirtschaftslage 
hat die ‚„Industrie- und Handels-Ztg.“ zu 
einer Umfrage bei maßgebenden Industrie- 
In ihrer Antwort teilt die 
Dr. Paul Meyer A. G., Berlin, mit, daß ein 
Umschwung in ihren Gesehäften infolge Steige- 
rung der deutschen Valuta noch nicht zu be- 
merken sei. Durch die geänderte Valuta wer- 
den die Auslandsaufträge allerdings etwas im 
Preise herabgedrückt, indessen sucht das 
Unternehmen einen Ausgleich durch Erhöhung 
der Auslandpreise zu schaffen, was dadureh 
erleichtert wird, daß auch im Auslande Be- 
strebungen auf Erhöhung der Preise der aus- 
ländischen Konkurrenz bestehen, die infolge 
des Achtstundentages sowie der Lohnerhöhun- 
gen usw. einen Ausgleich für ihre verteuerte 
Produktion finden muß. In den von der Firma 
hergestellten Spezialitäten ist die Nachfrage 
kaum vermindert, die Gesellschaft hat auf 
lange Zeit hinaus zu lohnenden Preisen Be- 
schäftigung. Ein gewisses Nachlassen des Auf- 
tragseinganges ist im ganzen festzustellen, 
jedoch hält die Gesellschaft die Zurückhaltung 
für nur künstlich und keineswegs durch man- 
gelnden Bedarf begründet. (Vgl. hierzu S. 469.) 


Ein Gemeinschaftsunternehmen der deut- 
schen Schwachstromindustrie. DiIEHeA73:G: 
Mix & Genest, Telephon- und Telegraphen- 
Werke, Berlin - Schöneberg, die Deutschen 
Telephonwerke G. m. b. H., Berlin, die C. 
Lorenz A.G., Telephon- u. Telegraphen-Werke, 
Eisenbahnsignal - Bauanstalt, Berlin-Tempel- 
hof und die Süddeutsche Telefon-Apparate, 
Kabel- und Drahtwerke A. G., Nürnberg, 
haben zur gemeinsamen Bearbeitung der ihnen 
von der Reichstelegraphenverwaltung zuge- 
dachten Aufträge auf Handvermittelungs- 
ämter und deren Teile dieGesellschaft „Fern- 
sprech-Amterbau G. m. b. H.“ (Faebag) 
gegründet. Ihre Aufgabe erstreckt sich auf 
die Projektierung von Fernsprechämtern, im 
besonderen auf den Entwurf von Schaltungen, 
Plänen, Konstruktionen, Kabelberechnungen, 
auf die Aufstellung von Kostenanschlägen, 
Verhandlungen mit den Auftraggebern, Be- 
arbeitung der Fabrikationsaufträge, deren Ver- 
teilung auf die vier Fabriken, Durchführung 
der Whaame der Teile in den Fabriken im 
Einvernehmen mit dem Abnahmebeanten der 
Reichstelegraphenverwaltung, Ausführung der 
Amtsmontagen, Inbetriebsetzung der Anlagen 
und deren Übergabe an die Reichstelegraphen- 
verwaltung sowie auf Verreehnung der Liefe- 
rungen. Die Einriehtungsteile werden von den 
genannten Werken ausgeführt, deren ge- 
samtes Ingenieur- und Monteurpersonal für 
diese Zwecke der neuen Gesellschaft zur Ver- 
fügung steht. Kr. 


der Wirtschaftslage in 
Der dureh die 
in Deutschland 


i 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 86. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Betr. "Kreuzung von Hochspannungs-Freilei- 
tungen mit Reichstelegraphen- und Fernsprech- 
= leitungen. i 


Das Reichspostministerium hat neue Be- 
stimmungen für die bruchsichere Führung von 
Hochspannungs-Freileitungen über Reichs- 
telegraphen- und Fernsprechleitungen heraus- 
gegeben. Ein Abdruck dieser neuen Be- 
stimmungen in der „ETZ‘“ ist wegen ihres 
verhältnismäßig großen Umfanges nicht mög- 
lich. Wir weisen darauf hin, daß die Druck- 


‚schrift im Buchhandel von R. v. Deckers 


Verlag G. Schenck, Berlin SW 19, Jerusa- 
lemer Str. 56, bezogen werden kann. 


Betr. Kommission für Freileitungen. 
Die Kommission für Freileitungen hat mit 
Rücksicht auf die zurzeit bestehende, schwie- 


. rige Beschaffung der erforderlichen Holz- 


maste beschlossen, eine Ausnahmebestim- 
mung bezüglich der zulässigen Beanspruchung 
von Holzmasten unter bestimmten Voraus- 


setzungen zu erlassen, welche bis auf wei- 
. teres 
_ bestimmung lautet: 


ültigkeit haben soll. Diese Ausnahme- 


„Mit Rücksicht auf die zurzeit bestehende 
von Holzmasten wird 


die nach den ‚„Normalien für Freileitungen‘“ 


zulässige Beanspruchung von 110 bzw. 80 kg 


auf 145 kg heraufgesetzt. Bei Hochspan- 


_VEREINSNACHRICHTEN, 


| nungsleitungen müssen dabei aber unim- 
rägnierte Stangen in der Fäulniszone einen 
Br Schutz gegen Fäulnis erhalten. 
Dazu wird empfohlen, die Maste rd 4, m 
Höhe über Erde verschiedentlich anzubohren 
und die Bohrlöcher mit einem Imprägnier- 
mittel- zu füllen. Dies Verfahren ist öfters 
zu wiederholen, so daß der Mast von innen 
aus imprägniert wird. Außen ist der der 
Fäulniszone ausgesetzte Teil der Maste mit 
einem Anstrich aus Holzteer oder dergl. zu 
versehen. ‘‘ 


Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär: 
Dr.-ng. G. Dettmar. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
. Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Bericht über die 1. Sitzung des Fachausschusses 
für theoretische Elektrotechnik am 18. XJ. 1919. 
- , Vorsitzender: Professor Orlich. 


Bei Beginn der Sitzung erläuterte der 
Vorsitzende dureh einleitende Worte den Zweck 
des „Fachausschusses für theoretische Elek- 
trotechnik.‘‘ Danach soll dieser Ausschuß in 
erster Linie dazu dienen, unter den Elektro- 


ingenieuren die Wertschätzung für die Be- 


deutung der Theorie zu erhöhen und sie zu 
befähigen, die Theorie im guten Sinne für die 
Praxis nutzbar zu machen. Der Ausschuß hat 


m 201er iii irre m m 


das Ziel, den Herren, die zwar die Bedeutung 
der Theorie erkannt haben, denen aber- ihre 
Handhabung Schwierigkeiten macht, die Hand 
zu reichen und ihnen die Wege zu weisen, wie 
sie sich weiter helfen können. Dies soll ge- 
schehen durch Vorträge in - Fachsitzungen, 
durch Diskussionsabende und Druckveröffent- 
lichungen in der Form von Aufsätzen und von 
Büchern. Hierfür muß Material gesammelt 
werden, das man am besten aus der Praxis 
selber erhält. Es wird daher die Bitte ausge- 
sprochen, daß die Firmen den Fachausschuß 
durch Bereitstellung von allerlei Problemen, 
die bei ihnen aufgetaucht und gelöst worden 
sind, unterstützen, sofern geschäftliche Inter- 
essen dadurch nicht geschädigt werden. Ein 
solches Material könnte von dem Fachaus- 
schuß gesichtet und in Form von Musterbei- 
spielen veröffentlicht werden. 

Alsdann ergriff Herr Professor Dr. Rothe 
das Wort für einen Vortrag über einige Ver- 
fahren und Aufgaben aus der praktischen 
Mathematik!). 


Nachtrag - 
zum Sitzungsberieht vom 28. Oktober 1919. ?) 


Aussprache zum Vortrag des Herrn Prof. 


Dr. O. Martienssen, Kiel, „Der Krei- 
selkompaß im Schachtbau‘‘?°) 
Herr Weber: Ich möchte an den Herrn 
Vortragenden die Frage richten, wie man sich 
1) Der Vortrag wird in einem späteren Hefte zum 
Abdruck gelangen 


) Vgl. „ETZ“ 1919 8. 694. 


8%, Vgl. 3. 462 dieses Heftes. 


476 


früher bemüht hat, als es noch keinen Kreisel- 
kompaß gab, dieser Schwierigkeiten Herr zu 
werden. 


Herr Martienssen: Es gibt verschiedene 
Apparate, die alle auf der Annahme beruhen, 
daß ein Gestänge, welches in das Bohrloch hin- 
abgelassen wird, keine Torsionen erleidet. Das 
ist eine Annahme, die bis 150 m sicher ist, aber 
bei größeren Teufen nicht, denn ein solches Ge- 
stänge kann sehr leicht Torsionen’ bekommen, 
und dann wird die Messung falsch. Sie ge- 
schieht bei diesen Apparaten durch Pendel 
oder durch Libellen, welche photographiert 
werden, um die Neigung zu messen. Man 
nimmt dabei an, daß der Apparat so hinunter- 
gekommen ist, wie er angesetzt wurde. Früher 
ist mancher Schacht ersoffen, zuweilen mehr- 
mals,. wegen falscher Messung der Bohrloch- 
neigungen, und das ist immer ein großer Ka- 
pitalverlust, auch können Menschenleben ge- 
fährdet- werden. 

Vielleicht darf ich noch sagen, daß die 
Grundidee des Apparates von Geheimrat Haus- 
mann herrührt, und daß außer der Gesellschaft 
für nautische Instrumente die Firma Anschütz 
& Co. einen Kreiselkompaß in einem Bohr- 
loch-Neigungsmesser verwendet. 


Herr Haußmann: Vielleicht kann ich etwas 
zur Beantwortung beitragen. Noch vor 20 Jah- 
ren haben Praktiker versucht, die Aufgabe mit 
dem Magnetkompaß zu lösen, der zusammen 
mit einem auslösbaren Pendel in einem ver- 
schlossenen Messinggehäuse ins Bohrloch ein- 
gelassen wurde. Das Bohrloch istzur Verhütung 
des Zusammenbruchs durch ein Eisenrohr ge- 
füttert. Man dachte nun, daß die Kompaß- 
nadel im Messinggehäuse wegen ihrer zentri- 
schen Lage der Ablenkung durch das äußere 
Eisenrohr entzogen sei, bedachte aber nicht, 
daß ins Innere dieses Eisenrohrs so wenig Kraft- 
linien gelangen, daß die Magnetnadel nicht 
mehr genug Richtkraft besitzt, um die Reibung 
zwischen Hütchen und Pinne zu überwinden. 
Abgesehen davon, daß die Kraftlinien schief 
durchgehen und das Eisenrohr an sich unregel- 
mäßig magnetisch ist. 

Ein anderes, schon früher verwendetes Ver- 
fahren ist folgendes: Man führt einige Meter 
zentrisch über dem Bohrloch durch eine enge 
Öffnung einen Draht, hängt an diesen eine 
‚schwere Kugel, die gerade durch die Verrohrung 
des Bohrlochs geht. Beim Niederlassen der 
Kugel im Bohrloch mißt man die seitliche Ver- 
schiebung des Drahtes an der Bohrlochöffnung 
und schließt aus ihr auf den Verlauf des Bohr- 
lochs in der Tiefe. Zeigte der Draht keine seit- 
liche Verschiebung mehr, so glaubte man, das 
Bohrloch-gehe in der zuletzt ermittelten Rich- 
tung geradlinig weiter. In Wirklichkeit hatte 
sich aber nur in einer gewissen Tiefe der Draht 
an die Bohrlochwand angelegt. Dieses Ver- 
fahren wird auch jetzt noch angewandt, es ist 
für geringe Tiefen, bis 100 m oder etwas mehr, 
brauchbar. Gerade die Staatsbergwerke in 
Holland haben dieses Verfahren lange benutzt, 
sie bohrten vorsichtig und hielten die Abwei- 


chungen für nur gering; jetzt sind sie, wie wir 


eben hörten, doch davon abgegangen. 

Es gibt noch eine Reihe anderer Verfahren, 
deren Beschreibung zu weit führen würde. Sie 
sind alle unvollkommen und für die Praxis 
ungenügend. Eine Zwischenkonstruktion war 
ein Gestänge mit Kreuzgelenken, mit dem ein 
Lotapparat eingelassen wurde. Eine gute Art 
war die Kupplung zweier genau gleicher Nei- 

ungsmesser an einem kurzen solehen Gestänge; 
da Aufnahmen im Bohrloch geschahen dann 
in Abständen gleich der Entfernung beider 
Apparate. 

Auch für die Bestimmung der Neigung 
selbst: wurden verschiedene Vorrichtungen be- 
nutzt: Fadenlot, starres Lot, Libelle. Indessen 
auch Flüssigkeiten, gefärbte, die einen Farb- 
ring hinterließen, oder solche wie Gelatine, 
die in der Kälte fest wurden; aus der Stellung 
der Oberfläche im Gefäß konnte die Größe der 
Neigung bestimmt werden. 


Herr Martienssen: Erwähnen möchte ich 
noch ein Verfahren, welches versucht wurde. 
Es besteht darin, daß man die Kapazität zwi- 
schen 2 benachbarten Röhren mißt und damit 
den mittleren Abstand der benachbarten Rohre 
festlegt. Die Messungen sind praktisch versucht 
worden, haben sich aber in der Praxis schlecht 
bewährt, weil durch die Gefrierflüssigkeit, die 
durch Undichtigkeiten der Zuflußrohre aus- 
fließt, die oberste Erdschicht leitend wird und 
eine Kapazitätsmessung unmöglich. macht. 


. Herr Schaefer: Wenn der Kreiselkompaß 
beim Herablassen durch Stoß oder Erschütte- 
rung aus seiner Lage herausgekommen ist, dau- 
ert es wohl gewisse Zeit, bis er sich wieder ein- 
paßt. Ist diese Zeit eine wesentlich lange, oder 
werden besondere Dämpfungseinriehtungen ein- 
gebaut? : 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 24. 


17. Juni 1920. 


Herr Martienssen: Der Kreiselkompaß 
wird natürlich hin und wieder gestört, wenn der 
Apparat anstößt und infolgedessen stark er- 
schüttert wird. Er schwingt dann wieder in die 
Nordrichtung ein, — man sieht dies an den 
Instrumenten — und wartet, bis er. zur Ruhe 
gekommen ist. Besondere Dämpfungseinrich- 
tungen braucht der Apparat nicht. Hindernde 
Kräfte sind schon genug vorhanden. Die Vi- 
bration, in die der Kreisel alle Teile versetzt, 
bewirkt indessen, daß die Reibung keine 
Le Verstellung aus der Nordrichtung ver- 
anlaßt. Ye 


Herr Kloß: Daun möchte ich noch auf 
einen Punkt zu sprechen kommen, der mich als 
Elektrotechniker interessiert. Sie erwähnten, 
daß der Kreisel angetrieben wird durch einen 
kleinen Drehstrommotor, und daß Sie manch- 
mal Schwierigkeiten hätten, diesen Motor auf 
volle Drehzahl zu ‚bringen. ‚Sie nahmen bezug 
auf den Kupferquerschnitt, der ein zu geringes 
Anzugsmoment ergebe. Das würde aber. nicht 
erklären, daß der Motor auf einer niedrigeren 
als der nahezu synchronen Drehzahl sich hält. 
Er läuft zwar an, bleibt aber auf einer geringen 
Drehzahl kleben. Man nennt diese Erschei- 
nung das „Schleichen“. Diese Erscheinung 
hängt aber von der beiderseitigen Nutenzahl im 
Stator und Rotor ab, und da möchte ich Herrn 
Prof. Martienssen fragen, ob er Angaben 
machen kann, wieviel Nuten Stator und 
Rotor haben. RE Y : 


Herr Martienssen: Ich kann es aus dem 
Kopf nicht sagen. Wir,haben nach der alten 
Regel dafür gesorgt, daß die Nutenzahlen des 
Rotors und Stators nieht ineinander aufgehen. 
Das Nichthinaufbringen des Ankers tritt be- 
sonders bei größeren Kreiseln auf. Wir helfen 
uns dadurch, daß wir die Maschinen und Kreisel 
zusammen anlaufen lassen. Es liegt diese 
Erscheinung daran, daß das Drehmoment auf 
bestimmten Drehzahlen durch ein Minimum 
geht, und daß dieses zu klein ist, um die Rei- 
bung zu überwinden. Vielleicht interessiert es 
noch, daß die Hauptarbeit die Luftreibung ist. 
Die Lagerreibung ist minimal, die Wärme, die 
durch die Luftreibung erzeugt wird, aber er- 
heblich, und diese ist der ‚größte Feind des 
Kreiselkompaßkonstrukteurs. 


Herr Kloß: Sind im Stator oder im Rotor 
mehr Nuten? 


Herr Martienssen: Wir haben im Rotor 
mehr Nuten als im Stator. 


Herr Kloß: Das ist gerade verkehrt. Ich 
würde empfehlen, im Rotor weniger Nuten zu 
nehmen, u. zw. sollte das Verhältnis der Stator- 
nutenzahl zur Rotornutenzahl zwischen 1,25 
und 1,33, also zwischen 5/, und #!/s liegen. 
Außerdem sollte im Stator. möglichst keine 
gerade Anzahl Nuten pro Pol und Phase ge- 
wählt werden. Und dabei soll die mathema- 
tische Beziehung bestehen: die Summe der 
beiden Nutenschlitze in Stator und Rotor soll 
gleich der Differenz der beiden Nutenteilungen 
sein. 


Zentralverband der deutschen elektro- 
technischen Industrie e. V. 


Tätigkeit der Normenausschüsse im Mai 1920. 


Normenkommission für drahtlose 
Telegraphie. = 


(Vorsitzender Direktor Rosenbaum.) 


Die in der Funkentechnik verwendeten 
Akkumulatorenbatterien sollen .genormt wer- 
den. Womöglich sollen die bereits für andere 
Zwecke (z. B. Autobeleuchtung) aufgestellten 
Normen übernommen werden. 

Es wird eine Kapazitätsreihe für Konden- 
satoren festgelegt; außerdem werden die Tole- 
ranz für die Nennkapazität und die Höchst- 
werte für die Anfangskapazität vereinbart. 
Die Kapazität soll in elektrostatischen Ein- 
heiten angegeben und. die 180°-Teilung der 
Skala beibehalten werden. Es werden Ver- 
einbarungen über die Messung der Kapazität 
und die Spannungsprobe getroffen. 

Die Vereinheitlichung der ‚mechanischen 
Bauelemente wird in Aussicht genommen. | 


Normengruppe für Kranmotoren. 


(Vorsitzender Oberingenieur Schiebeler.) 


Zunächst wird die Normung der geschlosse- 
nen Drehstrommotoren behandelt. Sie umfaßt 
22 Modelle, von 0,8kW (1500 Umdr/min) bis 
160 kW (600 Umdr/min). Die Stufung erfolgt 


bis 40 kW nach der Siebenerreihe, ‘darüber 
nach der Zehnerreihe. > 
Die Nennleistungen sind „‚Aussetzer- 


Grundleistungen‘“, d. h.. Leistungen, die bei 


.baus anschließen. 


2,5%) aufgestellt wird. 


25%, Einschaltdauer (d. i. 3 min. Einschalt- 


zeit, 9 min. stromlose Pause) beliebig lange 
abgegeben werden können. 


Das Anzugsmoment soll mindestens das 


2,5fache des Momentes bei jener Leistung be- 
tragen, die bei 15% Einschaltdauer beliebig 


lange abgegeben werden kann. 


Zu jedem Modell soll der zugehörige 
Wellenstumpf genormt werden. Die Normung 
soll sich an die Wellennormen des allgemeinen 
Elektromotorenbaus und des Transmissions- 


zugen Ausführung nach „Einheitswelle‘“. Ko- 
nische Stümpfe sind anormal. ne 

° Für die Achshöhe werden Richtmasse 
angestrebt. 

Die Mindestluftspalte von Kranmotoren 
sollen gleich sein den Mindestwerten des ‚‚ver- 
größerten‘‘ Luftspalts, der für Dauerbetriebs- 
motoren genormt wird. 

Die Drehzahl von Gleichstrom-Kranmo- 
toren bei 80% Nennmoment soll gleich sein 
der Nenndrehzahl des entsprechenden Dreh- 


strommotors, damit.die durchschnittliche Ar- 
beitsgeschwindigkeit der Hebezeuge bei beiden. 


Stromarten ungefähr gleich ist. 


-Normenkommission für Kabel- 
garnituren. 


(Vorsitzender Baumeister Schalkau.) 


Die Normung soll sich zunächst auf Ver- 
bindungsmuffen, Abzweigmuffen und End- 
verschlüsse - von Starkstrom-Bleikabeln er- 
strecken und zwar: Einleiter und Mehrleiter, 
unarmiert und armiert, für alle gangbaren 
Querschnitte und die Normalspannungen bis 
einschließlich 25 000 V. 

Die innere Normalisierung wird um- 
fassen: Leiterverbindung, Kriechwege, Min- 
destabstände von geerdeten Teilen und elek- 
trische Isolierung der Verbindungen. Daran 


wird sich die äußere ‘'Normalisierung an- 
schließen, die umfaßt: Isolatoren u. dgl., 
mechanische Abdichtung und Gehäuseab- 
messungen. \ 


Die Normen werden zu ergänzen sein 
durch VDE-Regeln, die die Forderungen ab- 


‘grenzen, die man an Kabelgarnituren stellen 
Außerdem soll durch sie die Vereinheit- 


soll. 
lichung der Handelsbezeichnungen angebahnt 


- werden. 


Normenkomitee für Bürstenhalter. 
(Vorsitzender Oberingenieur Buchta.) 


Es wird nicht beabsichtigt, einen einzigen 
„Einheitsbürstenhalter‘“ zu entwickeln, son- 
dern es sollen die: verbreitetsten Hauptarten 
von Kastenhaltern und Klotzhaltern genormt 
werden. Res 

Die Normung hat lediglich den Zweck, 
einen Bürstenhalter durch einen andern er- 
setzen zu können; deshalb sollen nur die Maße 


vereinheitlicht werden, von denen die Aus- 


tauschbarkeit abhängt. 
Die Normun der 
soll sich auf rede Bolzen und rechteckige 
Leisten erstrecken. 
Die Vereinheitlichung der Litzen, ihre. 
Verbindung mit der Kohle, der. Litzenschuh, 


die Verkupferung der Kohle und andere ein- _ 
. schlägige Fragen werden in Angriff genommen. 


. Die „Bedienungselemente‘‘ der Bürsten- 
halter sollen vereinheitlicht werden, damit für 
eine Haltergruppe gleichartige Schlüssel ver- 


wendet werden können. Re 


-Normengruppe für Transformatoren. 


(Vorsitzender Oberingenieur Dr. Stern.), 


Die von der VDE -Kommission für 
Maschinen und Transformatoren beschlossenen 
Normen für Einheitstransformatoren sollen auf 
DI-Normblättern übersichtlich zusammenge- 
stellt werden. Die Einheitstransformatoren 


umfassen zwei Reihen (Hauptreihe HET 20 
und Sonderreihe SET 20) von Kupfertransfor- 


matoren mit Ölfüllung, für Drehstrom Fre- 
quenz 50, bei 5000, 6000, 10 000, 15 000 V 
Öberspannung und 400/231 V Unterspannung. 
Die Sonderreihe (5, 10, 15, 25, 37,5, 50 kVA 
Nennleistung) unterscheidet 
Hauptreihe (5, 10, 20, 30, 50, 75, 100 kVA) 


Die Kranfabriken bevor- S 


Bürstenhalterträger 


sich von der 


durch die besonders große UÜberlastbarkeit Ri E 
und die dadurch bedingte Änderung der Ver- | 


luste und der Kurzschlußspannung. 
Es wird die Ausstellung von Höchst- 


maßen für Einheitstransformatoren angestrebt, 


um den Einbau in Einheitszellen zu er- 

leichtern. = 
Die Kurzschlußspannung großer Trans- 

formatoren soll in der Weise vereinheitlicht 


spannungen (etwa 4 bis 8%) und eine Reihe 
geringer Kurzschlußspannungen (etwa 1,2 bis 


er 


werden, daß eine Reihe hoher Kurzschluß- 2 


- werden auf ihre 


, einem gegebenen 


. naueren Durcharbeitung des 


. nicht 


17. Juni 1920. 


Bei normalen Transformatoren darf die 
bei Nennfrequenz der Primärwieklun aufge- 
drückte Spannung den Nennwert ers 
um höchstens 6% überschreiten. 


Meechanisch-technisches Komitee. 
(Vorsitzender Oberingenieur Gerlach.) 


Es wird eine Reihe normaler Wellenstümpfe 
aufgestellt, die sich den vorläufigen Vereinba- 
rungen der Normengruppe Ludwig und den 
NADI-Wellen (DI-Norm 114) anschließt. Bei 

ößeren Maschinen soll eine kleinere Stumpf- 
breite für Kupplungen u. dgl. und eine größere 
für Riemenscheiben u. dgl. genormt werden, 
Die Lagerzapfendurchmesser- sollen nicht ge- 
normt werden. Die Ausführung nach „Ein- 
heitswelle“ wird bevorzugt; Passung: Fein- 
passung, Sitzart: Haftsitz. ; 

Die NADI-Keile (DI-Norm 497) sollen 
vom Elektromaschinenbau übernommen wer- 


den. 


Die Normung der Riemenscheiben wird 
in Angriff genommen: sie soll Durchmesser, 
Breite, Balligkeit, Austarierung usw. um- 
fassen. 

Als Drehsinn von elektrischen Maschinen 

gilt der auf die Triebseite gesehene. Rechts- 
lauf — Uhrzeigersinn. Der normale Drehsinn 
ist Rechtslauf. 
‚Die Ausführungsform (Lagerschilde oder 
Stehlager, Außenlager u. dgl.) soll durch Sym- 
bole gekennzeichnet werden. Die Symbole 
sollen evtl. in die Maschinennormalien aulge- 
nommen werden, damit diese alle für Anfragen 
und Bestellungen erforderlichen Daten ent- 
halten. 

Die für die Neufassung der Maschinen- 
normalien gemachten Vorschläge zur Kenn- 
zeichnung der Schutzart und Kühlungsart 
Anwendbarkeit geprüft. 

Der normale Sitz des Hauptklemmbretts 
ist — auf die Triebseite gesehen — rechts, in 
der Höhe des Wellenmittels. 

Die Aufstellung von Höchstmaßen. die den 
Einbau eines Motors beliebiger Herkunft in 
einem gegebenen Raum ermöglichen sollen, 
wird angestrebt; jedoch hat die Prüfung bis- 
heriger Ausführungen ergeben, daß die in» 
aum unterbringbare Lei- 
stung in sehr weiten Grenzen schwankt. 


Normengruppe für Maschinen. 
(Vorsitzender Geh. Rat Reichel.) 


Der Arbeitsbereich dieser Normengruppe 
umfaßt vorläufig die Drehstrommotoren über 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutsche Physikalische Gesellschaft. 18. VI. 
1920, 714 Uhr abends, im Physikalischen Institut der 
Universität, Berlin, Reichstagsufer 7/8. Frl.G. Laski: 
„Zur Theorie der Radiometerwirkung, nach gemein- 
sam mit Herrn F. Zerner angestellten Versuchen.“ 


W. Westphal: „Neue Messungen am Radiometer.“ 


‚RECHTSPFLEGE. 


‚Das Gesetz, betreffend eine verlängerte Schutz- 
dauer bei Patenten und Gebrauchsmustern sowie 
die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand im 
Verfahren vor dem Reichspatentamt, vom 
27. IV. 1920. 


Die Nationalversammlung hat am 21. IV. 
1920 in dritter Lesung ein Gesetz angenommen!) 
für und gegen dessen Artikel I (Verlängerung 
der Schutzrechte) viel gestritten worden ist, 
Im allgemeinen kann man wohl sagen, daß die 
geplante Verlängerung den Interessen der 
Patentinhaber gerecht wird, ohne die Interessen 
der Allgemeinheit wesentlich zu beeinträchtigen. 
Allerdings hätten die letzteren bei einer ge- 

u aa sich 
noch besser wahren lassen, wie weiter unten 
gezeigt werden soll. SE 3 

Der Artikel I setzt in der Einleitung für 
die Verlängerung voraus, daß während des 
Krieges ein Patent oder Gebrauchsmuster 
in einer. seiner wirtschaftlichen ‚und 
technischen Bedeutung entsprechenden Weise 
hat ausgenutzt werden können. : 

Das Gesetz verlangt also nicht, daß die 
Ausnutzung des Schutzrechtes in dem wün- 
schenswerten Umfange infolge des ‚Krieges 
unterblieben ist, es genügt vielmehr eine Ver- 


‚hinderung der Ausnutzung irgendwelcher Art. 
Hierher gehören z. B. Krankheit oder Tod des 


Patentinhabers, geldliche Schwierigkeiten und 
dergl. ; 


) Vgl.„ETZ“ 1920, 8.342. R-G.-Bl. 1920, 8.675. 


Verlängerung des 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 24, 


15 kW bei 3000 Umdr/min bzw. 11 kW bei 
1500 Umdr/min bzw. 7,5kW bei 1000 Umdr/min 
bzw. 5,5 kW bei 750 Umdr/min bis zu 250 kW 
bei 3000, 1500, 750, 600, 500 Umdr/min. 

Die normalen Nennleistungen für größere 
Drehstrommotoren sind: 15, 22, 30, 40, 50, 64, 
80, 100, 125, 160, 200, 250 kW (320, 400, 500, 
640, 800, 1000 kW). 

.„. Im Arbeitsbereich dieser Normengruppe 
ilt 500 V als „halbnormal‘‘, im Sinne der 
Spannungsnormen des VDE. 

Für Wirkungsgrad und Leistungsfaktor 

werden normale Werte festgelegt. Toleranz für 


: 100 — 
den Wirkungsgrad — 10, I Toleranz für den 
i l—cosg 
Leistungsfaktor — — peide entsprechend 
aufgerundet. 


Die normalen Werte für das Durchzugs- 
vermögen von Drehstrommotoren sowie für 
das Anzugsmoment und den Anzugsstrom von 
Kurzschlußmotoren sollen festgelegt werden; 
die festgelegten Werte sollen dem Neuent- 
wurf der Anschlußbedingungen zugrunde ge- 
legt werden. 

Die normalen Mindestwerte des Luftspalts 
sollen festgelegt werden, um mechanisch unzu- 
lässig geringe Werte auszuschließen. Außerdem 
soll ‚„‚vergrößerter‘ Luftspalt für ungünstige 
Verhältnisse vorgesehen werden. Die Mindest- 
werte für diesen sind um etwa 65 bis 50% 
größer als dieMindestwerte für den „normalen“ 
Luftspalt. Der höhere Wert bezieht sich auf 
die kleinsten, der geringere auf die größten 
Modelle des Arbeitsbereichs dieser Normen- 


gruppe. 
Von manchen Abnehmern werden irr- 
tümlich eiserne Schleifringe als ‚Ersatz- 


ausführung‘‘ angesehen. 
mit eisernen Schleifringen (die schon lange 
vor dem Kriege verwendet worden sind) sind 
im allgemeinen günstig, besonders wenn Aus- 
führungen verwendet werden, die der Rost- 
gefahr in geringerem Grade unterliegen. Me- 
tallschleifringe sind vorzuziehen, wenn die 
Motoren lange Zeit still stehen, starke Rost- 
bildung zu befürchten ist und keine regelmäßige 
rtung erfolgt. 


Die Erfahrungen 


Normengruppe für kleine Drehstrom- 
‚motoren 


(Vorsitzender Direktor Ludwig). 
Drehstrommotoren: Der Arbeitsbe- 


reich der Normengruppe umfaßt die Modelle 


bis zueinschließlich 15 kW bei 3000 Umdr/min 


Während das Gesetz wohl nur Behinde- 
rungen im Auge hat, die durch den Kriegs- 
zustand hervorgerufen wurden, wie Einziehung 
des Patentinhabers zum Heere, Materialmangel 
usw., genießen also auch solche Patentinhaber 
die Wohltat des Gesetzes, die durch Ereignisse 
behindert wurden, die mit dem Kriege nichts 
zu tun haben. Obgleich sich das neue Gesetz 
von den bisher erlassenen Ausnahmebestim- 
mungen in dieser ezelanE unterscheidet, so 
kann man den betreffenden Patentinhabern den 
für sie sich ergebenden Vorteil wohl gönnen. 

$ 1 des Artikels I setzt die Verlängerung 
der Schutzdauer in der Weise fest, daß der 
Zeitraum vom 1. VIII. 1914 bis 31. VII. 1919 
nicht zur Anrechnung kommt. Damit werden 
also sämtliche nicht voll ausgenutzten Patente, 
die vor dem 1. VIII. 1914 bestanden, um volle 


| fünf Jahre verlängert. Diese’ Behandlung der 


Angelegenheit ist recht summarisch. Es wäre 
riehtiger gewesen, die Anzahl der Jahre offen 
zu lassen und ihre Festsetzung dem Patentamt 
für jeden einzelnen Fall zu übertragen. In 
vielen Fällen wird es dem Patentinhaber 
möglich gewesen sein, im Laufe des Krieges 
während kürzerer oder längerer Zeit das Patent 
noch voll auszunutzen. Es erscheint nun 
keinesfalls gerecht, diesen Patentinhaber unter 
Schutzrechtes um fünf 
Jahre genau so zu stellen wie einen anderen, 
der in der 
behindert war. Andererseits kann das Patent- 
amt den Antrag des ersten Patentinhabers 
nicht gut ablehnen, da ja die Voraussetzungen 
des Artikels I vorliegen. 

Es kann also hier zum Nachteil der AH- 
gemeinheit die Anzahl der Ausbeutungsjahre 
über 15 hinaus vergrößert werden. Wenn das 
Amt die Regelung der Verlängerungsdauer in 
Händen hätte, so könnte diese der tatsächlich 
ausgefallenen Benutzungszeit angepaßt und 
eine tatsächliche Nutzungsdauer von 15 Jahren 
hergestellt werden. j 

Der Antrag auf Verlängerung ist gemäß 
$ 2 innerhalb einer Frist von zwei Monaten 
nach Inkrafttreten des Gesetzes (14. V. 1920) 
zu stellen, sofern das Schutzrecht bei Inkraft- 
treten des Gesetzes schon erloschen war. Diese 
Frist ist sehr kurz, da $ 3 bestimmt, daß der 


ganzen Kriegszeit an. der Ausübung 


a77 


bzw. 11 kW bei 1500 Umdr/min bzw. 7,5 kW 
bei 1000 Umdr/min bzw. 5,5 kW bei 750 
Umdr/min. 

Die kleinste Nennleistung, für welehe 
500-V-Motoren normal ausgeführt werden, ist 
3 kW, die kleinste Nennleistung, für welche 
380-V-Motoren für Stern-Dreieckschaltung 
normal ausgeführt werden, ist 1,5 kW. 

Für. Wirkungsgrad und Leistungsfaktor 
werden normale Werte festgelegt. Sie sind 


für Kurzschlußläufer merklich besser, Tole- 
2 # 100 — 

ranz für den Wirkungsgrad an Tole- 
ee e ; te : 

ranz für den Leistungsfaktor et, beide 


entsprechend aufgerundet. 

Die normalen Werte für das Durchzugs- 
vermögen von  Drehstrommotoren sowie für 
das Anzugsmoment und den Anzugsstrom von 
Kurzsehlußmotoren sollen festgelegt. werden; 
die festgelegten Werte sollen dem Neuentwurt 


der Anschlußbedingungen zugrunde gelegt 
werden. 

Die normalen Mindestwerte des Luft: 
spalts sollen festgelegt werden, um mechanisch 
unzulässig geringe Werte auszuschließen. 
Außerdem soll ‚vergrößerter“ Luftspalt für 
ungünstige Verhältnisse vorgesehen werden. 


Die Mindestwerte für diesen sind um etwa 
100 bis 65% größer als die Mindestwerte für 
den „normalen“ Luftspalt. _Der höhere Wert 
bezieht sich auf die kleinsten, der geringere 
auf die größten Modelle des Arbeitsbereichs 
dieser Normengruppe. ; 


Kohlebürsten: Die Abmessungen und 
Passungstoleranzen von 35 Fiachkohlen für 
Kastenhalter werden genormt, und zwar auf 
Grund einer rationellen Maßreihe. Das Profil 
soll durch eine zweistellige Zahl gekennzeichnet 
werden. Klotzkohlen sollen später genormt 
werden. : 

Zur kurzen Bezeichnung der Kohlenart 
werden sechs Klassen aufgestellt (KK und K: 
amorphe Kohlen, KG und G: graphitische 
Kohlen, MG und M: metallhaltige Kohlen). 

Es sollen im Einvernehmen mit den 
Kohlenfabriken einheitliche Vorschriften für 
die Prüfung der Eigenschaften von Kohlen 
aufgestellt- werden. 


NB. Interessenten aus der Industrie 
werden gebeten, Fragen und Anregungen an 
„die Vorsitzenden oder an die Normen- 
stelle des Zentralverbandes der deutschen 
elektrotechnischen Industrie e, Ve Ber 
lin W 10, Cormneliusstr. 3, zu richten. 


Antrag bereits die die Verlängerung begründen- 
den Tatsachen sowie die Mittel zu ihrer Glaub- 
haftmachung enthalten muß. Andererseits hat 


‚, natürlich die Allgemeinheit ein Interesse daran, 


den Zustand der Rechtsunsicherheit, der bei 
Inkrafttreten des Gesetzes bei jedem am 
1. VIII. 1914 noch nicht abgelaufenen Schutz- 
recht gegeben ist, so schnell wie möglich be- 
seitigt zu sehen. 

Bei noch laufenden Schutzreehten ist für 
den Antrag die ausreichende Frist von 6 Mo- 
naten, d. h. bis zum 14. XI, 1920, festgesetzt. 

Die zu zahlende Gebühr von 60 M ist im 
Hinblick auf die Entwertung des Geldes als 
angemessen zu bezeichnen. 

Bei dem Patentamt werden für jedes Fach- 
ne besondere Ausschüsse für die Bearbeitung 

er Anträge gebildet ($ 4). Diese Ausschüsse 
sollen mindestens zwei technische Mitglieder 
enthalten, von denen das eine kein Mitglied 
des Patentamts zu sein braucht. Insbesondere 
die letzte Bestimmung erscheint für eine sach- 
gemäße Beurteilung der Anträge nützlich, in- 
sofern als man Sachverständige berufen kann, 
die mit der Praxis in Fühlung stehen oder 
daselbst tätig sind. Es besteht natürlich die 
Möglichkeit, daß ein solches Ausschußmitglied 
direkt oder indirekt an der Entscheidung über 
den Antrag interessiert ist. Hier würden aber 
entsprechend $ 14, Absatz 5 des Patentgesetzes 
die Bestimmungen der $$ 41 bis 49 der Zivil- 
prozeßordnung (Ablehnung von Richtern), 
Platz greifen, wenn dies in dem Gesetz auch 
nicht besonders erwähnt ist. 

Der Antragsteller muß auf seinen Antrag 
vor der Entscheidung mündlich gehört werden. 
Diese Bestimmung ist sehr zweckmäßig be- 
sonders deshalb, weil die Entscheidung des 
Ausschusses endgültig ist. 

Letztere Bestimmung vereinfacht zwar das 
Verfahren, liegt aber durchaus nicht im 
Interesse der Rechtsfindung. Es braucht hier 
nur an die Tätigkeit der Mieteinigungsämter 
erinnert zu werden, deren Entscheidungen eben- 
falls der Nachprüfung durch eine zweite Instanz 
entzogen sind und in den beteiligten Kreisen 
starke Verstimmung erzeugt haben. | . 

Um allzu große Härten zu vermeiden, ist 
zu verlangen, daß das Amt vor jeder Ablehnung 


478 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heit 24. 


— 


eines Antrages wenigstens einen Zwischenbe- 
scheid erläßt, um dem Antragsteller den Stand- 
punkt des Amtes bekannt’zu geben und ihm 
die Möglichkeit zu lassen, diesen Standpunkt 
schriftlich oder mündlich zu bekämpfen. 

Das ganze Verfahren spielt sich geheim 
ab. Die interessierten Kreise erfahren also 
von dem Antrage nichts, bis die Tatsache der 
Verlängerung im Reichsanzeiger veröffentlicht 
wird. Die Interessenten können also nichts 
gegen den Antrag unternehmen, obwohl sie 
zuweilen für die Rechtsfindung nützliches Ma- 
terial würden beibringen können. Trotzdem 
wird man der Geheimhaltung des Verfahrens 
zustimmen müssen, da anderenfalls der Kon- 
kurrenz wesentliche Angaben aus dem Be- 
triebe des Schutzinhabers zugänglich gemacht 
werden würden. 

Mit den Vorschriften des $ 6, Zahlung 
der Jahresgebühren, kann man sich ohne 
weiteres einverstanden erklären. Es ist sinn- 
gemäß, daß die Gebühren für die nicht zur 
Anreehnung kommende Schutzzeit nicht ein- 
gezogen werden. ä 
i $ 7, entsprechend $5 (V orbenutzungsrecht) 
des Patentgesetzes, war im Interesse der ‚All- 
gemeinheit nötig, namentlich deshalb, weil es 
zunächst den. Anschein hatte, als würde das 
Gesetz überhaupt nieht erlassen werden. Wer 
nach Ablauf eines Schutzrechtes dieses vor 
dem 1. IV. 1920 in Benutzung genommen, soll 
es weiter benutzen können, ohne entschädi- 
gungspflichtig zu sein. Nur derjenige hat eine 
Vergütung zu zahlen, wer vor Ablauf des 
Schutzrechtes die zu seiner Benutzung erforder- 
lichen Vefänstaltungen getroffen hatte. Letz- 
tere Bestimmung bietet dem Patentinhaber 
kaum eine Handhabe zum Vorgehen gegen den 
Benutzer, da der geforderte Nachweis sehr 
schwer zu erbringen sein wird. 

Zurzeit des Eintritts 
noch laufende Lizenzverträge erreichen gemäß 
$ 8 mit der ursprünglichen gesetzlichen Dauer 
des Schutzrechtes ihr Ende, sofern kein früherer 
Ablauf im Vertrage vorgesehen ist. Der Lizenz- 
nehmer kann allerdings innerhalb dreier Monate 
nach Bekanntmachung der Verlängerung die 
Fortsetzung des Vertrages verlangen, wobei 
eine gerichtliche Regelung von Leistung und 
Gegenleistung vorgesehen ist, falls die Parteien 
sich nieht einigen können. 

Der Lizenznehmer hat hier also nur ein 
Vorrecht gegenüber anderen Reflektanten. 
Diese Art der Regelung der Lizenzfrage ist 
für beide Teile äußerst ungünstig. _ 

Wenn das Patent oder Gebrauchsmuster 
nicht ausgenutzt werden konnte, so ist der 
Lizenznehmer, der gewöhnlich neben der Stück- 
oder Jahresgebühr noch eine einmalige größere 
Zahlung bei Vertragsabschluß geleistet hat, 
geschädigt worden; man muß ihm daher .die 
Möglichkeit geben, diesen Schaden wieder aus- 
zugleichen. Wenn nun der Patentinhaber er- 
höhte Forderungen stellt, die dem Lizenznehmer 
unerfüllbar erscheinen, und wenn die Höhe 
der Vergütung auf gerichtlichem Wege fest- 
esetzt werden muß, so ist eine Kalkulation 

er Selbstkosten bis zur Beendigung des Pro- 
zesses; der ja mehrere Jahre in Anspruch neh- 
men kann, nieht möglich. Der Lizenznehmer 
wird daher lieber die hohe Gebühr zahlen 
oder verzichten, anstatt sich jahrelang in Un- 
gewißheit zu befinden. 

: Wenn dagegen der Lizenznehmer seine 
Leistungen vermindern will, so ist es dem 
Schutzinhaber unmöglich, mit anderen Inte- 
ressenten abzuschließen, die vielleicht ein 
besseres Angebot machen. Auch er muß den 
Ausgang des Prozesses abwarten. 

Es wäre für beide Parteien zweckmäßiger 
gewesen, durch das Gesetz die Verträge ohne 
weiteres mit dem Schutzrecht zu verlängern, 
dem Lizenznehmer aber das Rechteinzuräumen, 
auf die Vertragsverlängerung zu verzichten. 

Die Bedingung der Gegenseitigkeit mit 
dem Auslande enthält das Gesetz im Gegensatz 
zu den bisher erlassenen Erleichterungen auf 
dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes 
nicht. Es sind also sämtliche Ausländer den 
deutschen Reichsangehörigen gleichgestellt. 

Der Artikel ıT des Gesetzes (Wieder- 
einsetzung) ist natürlich sehr zu begrüßen. 
Während früher beispielsweise eine Anmeldung 
oder ein Patent rettungslos verloren gehen 
konnte, wenn eine Frist nicht eingehalten 
wurde, mochte der Anmelder oder sein Ver- 
treter auch völlig schuldlos an der Verzögerung 
sein, so können nunmehr entsprechend der Zivil- 
prozeßordnung die für den Anmelder bzw. 
Patentinhaber eingetretenen nachteiligen Fol- 
gen durch die Wiedereinsetzung aufgehoben 
werden, wenn der Nachweis erbracht wird, 
daß die Verzögerung durch höhere Gewalt 
hervorgerufen worden ist. 


Patentanw. Dr. jur. Dipl.= ng. Wangemann. 


Nach den gemäß Artikel I, $ 9 des Ge- 
setzes dem Reichsminister der Justiz über- 


Reichspatentamt unter dem 30. IV. 


der Verlängerung ı 


lassenen Ausführungsbestimmungen (R.- 
G.-Bl. 1920, 8. 916) soll bis auf weiteres bei 
erloschenen und nach gesetzlicher Vorschrift 
wieder in Kraft gesetzten Patenten von der 
in $ 15 der Verordnung zur Ausführung des 
Patentgesetzes usw. vom 11. VII. 1891 vor- 
gesehenen Benachriehtigung des Inhabers ab- 
gesehen werden und die Vorschrift des $ 8, 
Abs. 5 des Patentgesetzes über die Zulässig- 
keit der Zahlung von Gebühren vor Eintritt 
der Fälligkeit außer Anwendung bleiben. Zur 
Entscheidung über die Anträge auf Ver- 
längerung der Schutzdauer hat _ der 
Präsident . des Reichspatentamts (,Reichs- 
anz.‘‘ 1920, Nr. 107) zunächst die Bildung 
zweier Ausschüsse bei letzterem angeordnet, 
von denen der ‘erste für die Fachgebiete 
Elektroteehnik und Physik, Textilindustrie, 
Papierverarbeitung und Druckerei, Landwirt- 
schaft, Bauwesen, der zweite für die Fach- 
gebiete Maschinenbau und Schiffbau, Chemie, 
Hüttenwesen zuständig ist. — 

Aus dem Gebiet des gewerblichen Rechts- 
sehutzes ist weiter zu erwähnen, daß en 
1920 
(„Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 95) auf Grund des 
$ 20, Abs. 2 des Patentgesetzes vom 7. IV. 
1891 einen Zusatz zu der Vorschrift des $ 6, 
Abs. 5 der Bestimmungen über die Anmel- 
dung von Erfindungen vom 21. XI 
1919 festgesetzt. hat, nach dem diese Vor- 
schrift keine Anwendung auf die Prioritäts- 


nachweise gemäß der revidierten Pariser 
Übereinkunft vom 2. VI. 1911 zum Schutz 
des gewerblichen Eigentums findet. Ob für 


einen solchen Nachweis eine Übersetzung bei- 
zubringen ist, bestimmt im Einzelfall die 
zuständige Dienststelle. Dasselbe gilt bezüg- 
lich der Vorschrift des $ 5, Abs. 3_der Be- 
stimmungen über die Anmeldung von 
Gebrauchsmustern vom 21. XI. 1919. — 

Die Nationalversammlung hat den von 
der Reichsregierung vorgelegten Entwurf 
eines Gesetzes, betreffend patentamtliche 
Gebühren, in dem eine wesentliche Er- 
höhung des Gebührentarifs für Patente, 
Gebrauchsmuster und Warenzeichen festge- 
setzt wird, am 20. V. 1920 unverändert an- 


genommen. Nach der amtlichen Verkündigungs| 


kommen wir darauf zurück und verweisen 
vorläufig bezüglich des Inhalts auf „Reichs- 
anz.‘‘ 1920, Nr. 120. — e: 
... Die nach Artikel 4 der revidierten Pariser 
Übereinkunft zum Schutz des gewerblichen 
Eigentums vom 
Prioritätsfristen sind in Dänemark zu- 
gunsten der deutschen Reichsangehörigen wei- 
ter bis zum 1. VII. 1920 verlängert worden. — 
Der Reichsminister der Justiz hat unter 


dem 12. V. 1920 unter Hinweis auf $ 17 des 


Ausführungsgesetzes_ zum ‚Friedensvertrage 
vom 31. VII. 1919 (Sehutz gegen Verlust 
gewerblicher Schutzrechte infolge des 


Krieges) bekanntgegeben, daß in der Schweiz 


den deutschen Reichsangehörigen gleichartige 
Vorteile gewährt werden und danach die Vor- 
schriften der $$ 15 und 16 des bezeichneten 
Gesetzes zugunsten der Angehörigen der 
Schweiz Anwendung finden. — 
Für die in Leipzig vom 15. bis 21. VIII. 
1920 stattfindende Teehnische Messe und 
Baumesse sowie für die vom 29. VIII. bis 4. IX. 
1920 dort vorgesehene Mustermesse tritt 


wiederum der gesetzliche Schutz von Er- | 


findungen, Mustern und Warenzeichen 
in Kraft. 5 


Tod eines Elektrotechnikers infolge unvorsich- 
tigen Verhaltens in einem Transformatorenhaus. 

Wer einen anderen zur Vornahme einer 
gefährlichen Arbeit ermuntert, lädt dadurch 
sicher eine gewisse Verantwortung auf sich, 
wenn ein Unfall geschieht. Immerhin kann 
in den meisten Fällen von einer Schadens- 
ersatzpflicht keine Rede sein, weil die Über- 
nahme der Arbeit ja im freien Belieben des 
Beauftragten stand. Der Fabrikbesitzer und 


Gemeindevorstand E. hatte auf seinem Grund 


und Boden ein Transformatorenhäuschen, wel- 
ches an das Kommunalelektrizitätswerk an- 
geschlossen wurde, errichten lassen und be- 
merkte eines. Tages, daß etwas daran nicht in 
Ordnung war. Er ersuchte den Betriebsleiter V. 
eines elektroteehnischen Werkes, die Sache 
zu regeln. Dieser begab sich in das Häuschen, 
kam aber den 10000 V führenden Hochspan- 
nungsdrähten mit den Händen zunahe und fand 
den Tod. Seine Hinterbliebenen verklagten so- 
wohl das Rlektrizitätswerk, welches den Schlüs- 
sel zu dem Transformatorenhäuschen dem E. 
überlassen hatte, als auch diesen selbst auf Scha- 
densersatz, weil er den V. zu der.lebensgefähr- 
lichen Arbeit gedrängt habe. Sowohl das Land- 
gericht H. wie auch das Oberlandesgericht H. 
ee sie ab, letzteres aus folgenden Grün- 


en: 
Die net suchen die Schuld des E. darin, 


daß er den wiederholt aufforderte, die ge- 


N 


2. VI. 1911 vorgesehenen 


' tluß. Auc 


fährliche Arbeit in dem Umschalterhäuschen z 
‚vorzunehmen. Selbst wenn man hierin ein 
- Verschulden erblieken wollte, würde doch die 


eigene Schuld des Verunglückten bei weitem 
überwiegen. Er kannte als Fachmann die Ge- 
fahren des Starkstroms, worauf außerdem ein 
Plakat an dem Häuschen mit. den Worten ‚,Vor- 


sicht! Hochspannung! Lebensgefahr!“ nochbe- _ 
Es stand ganz 
‘im Belieben des V., unter diesen Umständen 


sonders aufmerksam machte. 


die Arbeit abzulehnen. Das Elektrizitätswerk 
hätte allerdings den Schlüssel zu dem Häus- 
chen selbst aufbewahren sollen; in der Über- 
lassung .des Schlüssels an E. liegt also‘ eine 
Fahrlässigkeit, die aber gegenüber der über- 
wiegenden Schuld des V., der das Häuschen 
trotz des warnenden Anschlags betrat, nicht 
ins Gewicht fallen kann. Vergebens fochten 
die Kläger diese Entscheidung mit der Revi- 
sion an; das Reichsgericht (Entsch. vom 
18. III.-1920) bestätigte das Urteil des Ober- 
landesgerichts, da dieses einen Rechtsirrtum 
nicht erkennen ließ. (A.Z. VI. 425/19.) sK. 


Dr. jur. C. Klamroth. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise 


Auszeichnungen. In Anerkennung seiner 
großen ‚wissenschaftlichen Verdienste hat die 
Columbia-Universität NewYork, an Professor 
ne die Große Goldene Medaille ver- 
iehen. 


Th.N.Vail}. Am 16. April starb im Alter 
von 75 Jahren der Vorsitzende des Aufsichts- 
rates der American Telephone & Telegraph Co., 
einer der hervorragendsten Organisatoren auf 
dem Gebiet des amerikanischen Fernsprech- 
wesens. 


LITERATUR, 


Besprechungen. 


Lehrbuch der elektrischer Ber 
i Von Dr.eSng. ° 
A. Schwaiger, a. o. Professor an der Tech- 


der Isoliermaterialien. 


nischen Hochschule Karlsruhe. Mit 94 Text- 
abbildungen. VI und 144 S. in 8°. Verlag 
von Julius Springer. Berlin 1919. Preis 
geb. 10,60 M, broschiert 9,— M : 
-- Das Buch will aus dem Gebiete der Hoch- 
spannungstechnik den Teil auf eigene Füße 
stellen, der sich mit der elektrischen Festigkeit 
befaßt. Es zerfällt in 3 Hauptteile: 1. Theore- 
tische Grundlagen der elektrischen Festigkeits- 
lehre. 2. Berechnung der elektrischen Bean- 
spruchung von Isolationsmaterialien bei tech- 
nisch wichtigen Anordnungen. 3. Experimen- 


telle Ermittelung und Prüfung der elektrischen 


Festigkeit von Isolierstoffen und Konstruk- 
tionen. Im Teil 1 wird der Leser mit den Be- 
griffen „Elektrische Feldstärke‘, „Potential“ 
und den Formeln für die Kapazität einfacher 
Leiteranordnungen bekannt gemacht. Die Art 
der Erklärung ist für heutige Verhältnisse 
etwas altmodisch. Der Verfasser bezeichnet 
im Gegensatz zu den Anschauungen der Physik 


die Leiter als die Feldträger, statt sie die Träger = 
Feldträger 


der Ladungen zu nennen. Als 
sieht man in der Regel den Äther an. Die 
Feldstärke wird aus dem Gaußschen Satz 
ohne Rücksicht auf Maßsystem, wie in der 


Elektrostatik üblich, _ abgeleitet. Hiernach 
3 : ae = Ladung 
wäre allgemein die Feldstärke als 
Fläche 


aufzufassen, während sie $. 33 als Volt/em 2 


angegeben wird. Einezahlenmäßige Anwendung 
der Formeln wird dadurch erschwert, daß man 
zunächst mit den in der Elektrostatik üblichen 
Einheiten zu rechnen hat. Das ist aber in solch 
einem Buche kaum am Platze. ; 


Die äußerst wichtige Erscheinung der = E 


17. Junt 1920. 


LEE EN 


Brechung wird in den theoretischen Grund- 


lagen nicht gebracht. Sie findet sich gelegent- 
lich im 2. Teil im Zusammenhange mit einer 
Erörterung über den elektrischen Induktions- 


berücksichtigt. 
nebensächlich behandelt. Besser wäre es daher 
gewesen, die Maßsystemfrage dadurch zu um- 


rehen, daß ausschließlich das in der Praxis 3 


übliche Volt-Ampere-Ohm-System angewendet 
wurde. Dimensional falsche Gleichungen, wie 


die auf 8.61 befindlichen: Opa —=t, wo C die 


Kapazität 9, di: Spannung und {,, der Strom 
bedeuten, hätten vermieden werden sollen. Die 
Bezeichnungsweise ist häufig ohne Grund nicht 
diejenige des AEF. 


bier ist das Maßsystem nicht _ 
Dies wird überhaupt etwas 


d Die theoretischen Er- 
örterungen desTeiles1l hätten sichunterVerwen- _ 
"dung des Vektors der elektrischen Verschiebung 


wor FR 


“der een. Isoliermaterialien. 
"Schlu 

‘fertiger Konstruktionen,' wie Kabelisolatoren, 
‚und die Einrichtung von Hochspannungs- 


‚wahl charakteristischer Beispiele. 


17. Juni 1920. 


einfacher und klarer geben lassen. Der 2. Teil 
eh bereits sehr in das Gebiet der praktischen 

nwendungen über. In ihm werden folgende 
Anordnungen behandelt: zwei konzentrische 
Kugeln, zwei konzentrische Zylir.der, das kon- 
zentrische Kabel, die Luftdurehführung, zwei 

arallele Ebenen. Die Eigentümlichkeit der 

oronaerscheinung bzw. die Abhängigkeit der 
Durchschlagsfestigkeit der Luft von der Krüm- 
mung des Leiters wird besprochen und aus den 
abgeleiteten Formeln zu begründen versucht. 
Einen größeren Umfang nehmen Erörterungen 
über zusammengesetzte Leiteranordnungen ein. 
Hierunter fallen die Kettenisolatoren, "Rollen- 
blitzableiter, Durchführungsisolatoren und ähn- 
liche Apparate. Diese Anordnungen werden 
nach bestimmten Gesichtspunkten klassifiziert 
und die Spannungsverteilung an ihnen unter- 
sucht. Die Untersuchung geschieht graphisch 
an Hand von Gleichungen, die unter bestimm- 
ten Voraussetzungen, aus den Maxwellschen 
Kapazitätsgleichungen hervorgehen. Das gra- 
phische_ Verfahren, erinnert an: das Kräfte- 
und BROT Den Abschluß dieses 2. Teiles 
macht ein Abschnitt, der den Entwurf von 
elektrischen Kraftlinienbildern behandelt. Im 
dritten Teile finden sich ausführliche Erörte- 
rungen über die Prüfung von Isoliermateria- 
lien. Bei den gasförmigen Isolierstoffen (Luft) 
fällt auf, daß Mitteilungen über Platten- 
elektroden fehlen, trotzdem gerade diese Elek- 
trode bei richtiger Bauart doch sehr genaue 
Messungen ermöglicht. Die Untersuchungen 
von Müller (Dissertation, Berliner Universität) 
und diejenigen von Prof. Dr. Paaschen (Paa- 
schens Gesetz) dürften in solch einem Spezial- 
werk sehr wohl erwähnt werden. Bei den festen 
Isolierstoffen weist der Verfasser mit Recht 
darauf hin, daß die Ergebnisse hier sehr von 
der Erfüllung gewisser Versuchsbedingungen 
abhängen. Die Erörterungen dürften Interes- 
senten dieser Frage wichtige Fingerzeige geben. 
Hier gilt es aber, noch viele Lücken mit der 
Zeit auszubessern. Mittel zur Unterdrückung 
der schädlichen Vor- und Glimmladungen 
werden diskutiert. Der Verfasser beschreibt 
ausführlich eine sehr interessante Methode, 
welche sich auf die Beobachtung sogenannter 
Glimmkreise stützt, und welche der Verfasser 
geeigneter für die Beurteilung von Isolier- 
stoffen hält als eine direkte Beobachtung der 
Durchschlagspannung. Betreffs des Ein- 
flusses der Schichtdicke auf die Durchschlags- 
spannung kommt der Verfasser zu dem sehr 


‚bemerkenswerten Schluß, daß bei Wahl rich- 


tiger Versuchsanordnungen Durchschlagspan- 
nung und Schichtdicke einander genau propor- 
tional sind. Er verwirft daher die Beziehungen, 
die Steinmetz, Baur, Kinzbrunner und andere 


aufgestellt haben, sieht vielmehr in der Ab- 


weichung von der Proportionalität direkt den 
Beweis für Inhomogenität und geringere Güte 
eines Materials. Theoretisch ist diese Schluß- 
weise wohl sicherlich die begründetere, prak- 
tisch kann man den Beobachtungen der ge- 
nannten Herren ihren Wert doch nicht ganz 
absprechen, weil das Material in der. Praxis 
niemals so ausgewählt werden kann wie bei 
Laboratoriumsversuchen. Sehr eingehend be- 
handelt der Verfasser auch die ee 

en 
bilden Kapitel über die Prüfung 


Versuchsfeldern. Hier würden Hinweise über 
die Größe der Prüftransformatoren und ihrer 
Schaltung (Dessauer-Schaltung) in Funktion 


‚der Prüfspannung, ferner Bemerkungen über 


den Einfluß der Sättigung und der Art der 


pamnangersgallerung durch Vorschaltwider- 


stände, Drosselspulen usw. auf die Kurven- 
form sehr zu begrüßen sein. Als Funkenstrecke 
wird in Amerika nach Meinung des Berichters 
nicht die Nadel-, sondern die Kugelfunken- 
strecke benutzt. 

Das Buch ist, von den gemachten Bean- 


‚standungen abgesehen, eine sehr nützliche Be- 


reicherung der elektrischen Literatur. Man 
erkennt an ihm deutlich, wie sehr die For- 
schung auf diesem Teilgebiete (ler Hochspan- 
nungstechnik bereits an Wert und Ausdehnung 
zugenommen hat. Kuhlmann. 


Schiffs-Ölmaschinen. Von Dipl.-Sna. Dr. 
: Wm. Scholz. 2. verb. u. erw. Aufl. Mit 143 
® Textabbildungen. VIII und 226 S. in 8°. 


ı Verlag von Julius Springer. Berlin 1919. 


Preis geb. 14 M. 


Das Buch bringt aus der Fülle der Bau- 
arten von Schiffsölmaschinen eine gute Aus- 
F Die daran 
geknüpften kritischen Betrachtungen sind _be- 
sonders für den Konstrukteur von Wert. Eine 


eindeutige Stellungnahme zu der Frage Vier- 


takt oder Zweitakt, deren Beantwortung von 
Interessenten meistens gefordert wird, ist auch 
hier vermieden. Diese Frage läßt sich auch gar 
nicht allgemein beantworten, sondern nur im 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heft 


24. 479 


Hinblick auf ganz bestimmte Anwendungsge- 
biete und Betriebsgrundlagen, zumal die .Ent- 
wicklung beider Ma.chinenanlagen, besonders 
aber die des Zweitaktes, noch nicht zu Nor- 
malien gelangt sein kann. Wenn auch der 
Viertakt als Schiffsantrieb heute noch über- 
wiegt, so hat der Zweitakt sicher noch eine 
große Zukunft. Die Entwicklung der Schiffs- 
ölmaschine wird von der Bereitstellung genü- 
gender, preiswerter Mengen Treiböl in den 
Hauptschiffahrtsplätzen wesentlich abhängen. 
Günstige Brennstoffversorgung hat beispiels- 
weise nordische Schiffahrtsgesellschaften ver- 
anlaßt, sich durch Um- und Neubauten eine 
ausschließlich aus Motorschiffen bestehende 
Flotte zu sehaffen. Ein besonderer Abschnitt 
des Buches ist der Lösung der Frage des An- 
triebes der Hilfsmaschinen für Ölmaschinen- 
schiffe gewidmet. Es scheint sich allgemein der 
elektrische Antrieb durchzusetzen. Durch 
Dieselmaschinen angetriebene Dynamomaschi- 
nen erzeugen die elektrische Energie zum An- 
trieb nicht nur der Pumpen, sondern auch für 
Lade- und Verholwinden, Rudermaschinen 
usw. Von zwei Öldynamos genügt eine für den 
Seebetrieb, während im Hafen für Lade- und 
Löscharbeit nach Bedarf beide in Betrieb .ge- 
nommen werden. Zum Schluß sind noch einige 
Betriebsanleitungen gegeben, die selbstver- 
ständlich nicht erschöpfend sein können. Es 
wird für den Betriebsleiter und das Bedienungs- 
personal immer darauf ankommen, das im 
Dampfmaschinenbetrieb erworbene, praktische 
Gefühl und die Erfahrungen sinngemäß anzu- 
wenden und sich durch genaue Kenntnis der 
Betriebsvorgänge in das Wesen des Ölmaschi- 
nenbetriebes 'einzuarbeiten. 

M. W. Gerhards, Marine-Oberingenieur. 


Anleitung zur Durehführung von Ver- 
suchen an Dampfmaschinen, Dampf- 
"kesseln, Dampfturbinen und Diesel- 
maschinen. Zugleich Hilfsbuch für den 
Unterricht in Maschinenlaboratorien tech- 
nischer Lehranstalten. Von F. Seufert. 

5. verb. Aufl. Mit 45 Abb. VI und 130 8. 

in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 

1919. Preis geb. 6 M. 

; Der schnelle Absatz dieses handlichen 
kleinen Buches spricht von selbst für seine 
Brauchbarkeit als Berater bei Untersuchungen 
von Maschinenanlagen. Eine -weitere Empfeh- 
lung ist also kaum vonnöten, zumal 'eine Ab- 
änderung gegenüber der vierten Auflage nicht 
vorgenommen wurde. Nur”’die Dampftabelle 
ist zahlenmäßig mit den neueren Versuchsergeb- 
nissen in Einklang gebracht worden. Da wäre 
es- allerdings auch zu empfehlen, wenn die 
neuen Werte scharf als Wärmeinhalte « und 
i' bezeichnet würden zum Unterschied von 


‚den alten Größen g. und A,. die prinzipiell etwas 


anderes bedeuten, wenn auch der zahlenmäßige 
Unterschied bei Wasserdampf minimal ist. 
j Bonin. 


Das Betriebsrätegesetz vom 4. II. 1920 
(R.G.Bl. $. 147). Handausgabe mit kurzge- 
faßten gemeinverständlichen Erläuterun- 
gen und Anleitungen sowie ausführlichem 

achregister. Bearbeitet von Dr. jur. K. W. 
Wiethaus und Dipl.-Sng. H. Kantorowicz, 
Dezernenten beim emobilmachungskom- 
missar für Groß-Berlin, in Verbindung mit 
Dr. seient. pol. J. W. Brandt, Geschäfts- 
führer bei der Zentralarbeitsgemeinschaft. 
Nebst einem Anhang, enthaltend: Die Wahl- 
ordnung und die das Arbeitsrecht berühren- 
den Verordnungen aus den Jahren 1918/19. 
2. Aufl. 234 S.in 10%. Verlag von Kurt Siegis- 
mund, Berlin 1920. Preis 12 M, geb. 15M. 

Das Betriebsrätegesetz ist zweifellos eines 
der wichtigsten Gesetze in der jungen Republik. 

Es stellt gewissermaßen den ersten gesetzlichen 

Niederschlag aus den revolutionären Forde- 

rungen der Arbeiter dar. Arbeitgeber und Ar- 

beitnehmer werden täglich mit diesem Gesetz 
zu tun haben und müssen sich mit seinem In- 
halt sehr vertraut machen. Es sind mehrere 

Kommentare bereits erschienen; der vorlie- 

gende zeichnet sich durch besondere Übersicht- 

lichkeit und tiefes Verständnis für die Fragen 
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer aus. Die 

Verfasser stehen offenbar lange genug imWirt- 

schaftsleben und haben auch Erfahrungen in 

der Zusammenarbeit mit Arbeitervertretern 
sammeln können. Dies ist. insbesondere aus 
dem Kapitel über Aufgaben und Befug- 
nisse der. Betriebsvertretungen zu er- 
sehen. Gerade diese Absätze sollten auch die 
Arbeitnehmer studieren, denn die Abgrenzung 
der Befugnisse hat bei der Beratung des Ge- 
setzes in der Nationalversammlung Als beson- 
ders strittige Frage gegolten. Nicht im Über- 
schreiten der Befugnisse, sondern in der Be- 
schränkung der durch das Gesetz aneinander 
ebundenen wirtschaftlichen Einheiten und in 
em guten Verstehen zueinander liegt der Wert 


‚Ides Gesetzes und die Bedeutung für die Wirt- 


schaft. Gerade von diesen Gesichtspunkten 
haben sich die Verfasser leiten lassen, und man 
findet nach dieser Richtung hin im Kommentar 
wertvolle Anregungen. Insbesondere sind noch 
hervorzuheben die Anleitungen für die 
praktische Zusammenarbeit von Be- 
triebsleitung und Betriebsrat und die 
vielfachen Beispiele und Hinweise auf andere 
gesetzliche Bestimmungen. 

Es wird sicher im Laufe der Zeit die Aus- 
legung mancher gesetzlichen Vorschriften noch 
Änderungen erfahren, wie auch heute schon die 
Gegensätzlichkeit der verschiedenen Kommen- 
tare beweist, daß in vielen Fällen eine Klärung 
strittiger Punkte erforderlich wird. Dies kann 
sich aber erst durch die Praxis ergeben. Die 
Verfasser werden daher gut tun, schon jetzt 
Erfahrungen mit dem Betriebsrätegesetz zu 
sammeln und diese bei späterer Herausgabe 
ihres Kommentars zu verwenden. Jedenfalls 
ist dieser z. Zt. praktisch sehr brauchbar; es 
kann nur empfohlen werden, ihn auch den Ar- 
beitnehmern in die Hand zu geben. Der Kom- 
mentar, der sich durch klare, prägnante Aus- 
drucksweise auszeichnet, ist auf gutem Papier 
mit klarem Druck in handlieher Form herge- 
stellt. W. Behrend. 


Betriebsrätegesetz nebst Wahlordnung 
und amtlichen Mustern. Erläutert und 
mit einem Sachregister versehen von Justiz- 
rat H. Brandt. 3. verm. u. durehges. Aufl. 
Bd. 8 von ‚‚Elsners Betriebsbücherei‘‘. 2948. 
in 16°. Verlag von Otto Elsner, Berlin 1920. 
Preis geb. 14,85 M. 


Die vorliegende Ausgabe des Betriebsräte- 
gesetzes erscheint bereits in dritter Auflage. 
Sie verdient diesen Erfolg. Der Verfasser ist 
mit dem Gegenstand wie mit den Bedürfnissen 
der industriellen Praxis wohl vertraut. Er hat 
als Arbeitgebervertreter an den Vorbereitungen 
des Gesetzentwurfes mitgewirkt. Die Erläute- 
rungen sind klar, übersichtlich und hinreichend 
ausführlich. Außer der Wahlordnung ist auch 
die preußische Ausführungsverordnung beige- 
geben. Ein sehr eingehendes Sachregister er- 
leichtert den Gebrauch des Buches. 

Dr. Esslinger. 


Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 

Elektrotechnikers Notizkalender 1920. Her- 
ausgegeben von K. Wernicke. 88 8. in 16°. 
Verlag von F. O. Müller, Altenburg (S.A ) - Preis 
5M. 

Was ist Elektrizität? Von Hans Güaiher. 
Mit 37. Abb... 102_S. in 8%, Franckh’sche Wer: 
lagshardlune, Stuttgart 1920. Preis 3,60 M, geh. 
6M + T.Z. 


Selbstkostenberechnung und moderne Or- 
ganisation von Maschinenfabriken. Von 
H. W. Hall, 2. verm. Aufl. Mit 52 Apb. VIund 
245 S.in 80, Verlag von R. Oldenbourg, München 
und Berlin 1920. Preis 24 M. 


Das schmiedbare Eisen. Konstitution und 
Eigenschaften. Von Dr.=$ng. P.Oberhoffer. Mit 
345 Textabb. und einer Tafel. X u. 344 S. in 80, 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
40 M,. geb. 45 M. ; 

Einführung in das Maschinenzeichnen. Von 
Dipl.-Sng. C. Michenfelder. Mit 133 Textabb. 
71 S. in 80. Verlag von Otto Spamer, Leipzig 
1920. Preis 8 M. 

Taschenbuch für Monteure elektrischer Be- 
leuchtungsanlagen. Unter Mitwirkung von 
@ Lux und Dr. ©. Michalke bearbeitet und 
herausgegeben von 8. Frhr. v. Gaisberg. 70. Aufi. 
Mit 224 Abb. XX und 349 S. in 160%. Verlag von 

- R. Oldenbourg, München und Berlin 1920. Preis 
geb. 9 M. 

Die Materialprüfung der Isolierstoffe der 
Elektrotechnik. Herausgegeben von Walter 
Demuth unter Mitarbeit von K. Berek und H. 
Franz. Mit 76 Textabb. IX und 137 S. in 8°. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
12 M, geb. 14.40 M. 

Baue Dir selbst. Der billigste Weg zum eigenen 
Heim. Von Max Beetz. Mit 70 Abb. - 63 S. 
in 16%. Heimkulturverlag G. m. b. H, Wies- 
baden. Preis 2,85 M. 

Dietechnisch wichtigen Mineralstoffe. Von 
K. Mieleitner. IV und 195 $S. in 80. Verlag 
von R. Oldenbourg, München und Berlin 1919. 
Preis 15,50 M. 

Die AbwärmeverwertungimKraftmaschinen- 
betrieb mit besonderer Berücksichtigung der 
Zwischen- und Abdampfverwertung zu Heiz- 
zwecken. Eine kraft- und wärm.wirtschaftliche 
Studie von Dr.-Qrg. L. Schneidsr 3. neubearb. 
Aufl. Mit 159 Textabb. VII und 223 S. in 80, 
Verlag von Julius Springer,- Berlin 1920. Preis 
16 M, geb. 20 M. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Eleetricity the burden bearer. Von W.E. 
Keily. 40 S. in 80, Verlag Illinios Comittee on 
Publie Utility Information, Chicago 1920. 

Die Lösung der größten Welträtsel, 
Max Bergmann. 35. in 80, 
Wadewitz bei Oschatz, Sa. 1920. 


Fünfzig Jahre bei Siemens. Erinnerungsblätter 
aus der ‚Jugendzeit der Elektrotechnik. Von 
Oberingenieur H. Meyer. 214 8. in 80. Verlag 
von E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1920. Preis 12 M. 

[Der Verfasser schildert in sehr anschaulicher 
und für die Fachgenossen fesselnder Art seine Mon- 
tageerfahrungen. die in der allerersten Kinderzeit 
der Elektrotechnik beginnen, und vermittelt dadurch 
jüngeren Ingenieuren ‘einen Einblick in die viel- 
seitigen Schwierigkeiten, mit denen die ersten Elek- 
trotechniker bei dem Entwurf, der Durchbildung und 
dem Betrieb elektrischer Maschinen und Apparate 
zu kämpfen hatten. Alles was heute als selbstver- 
ständlich gilt, mußte man damals erst durch Aus- 
probieren ermitteln. Besonders anschaulich werden 
die Schwierigkeiten geschildert, mit denen der Be- 
trieb der ersten Beleuchtungsanlagen, namentlich in 

Berlin, verknüpft war. Der Verfasser, über dessen 

Werdegang wir auf $S.98 der „ETZ“ 1920 berichtet 

haben, ist nach einigen Lehr- und Gehi'fenjahren im 

„Versuchssal‘, dem damaligen Prüffeld von Siemens& 

Halske, tätig gewesen, wo unter seiner Leitung auch 

der erste Stamm von Monteuren.herangebildet wurde. 

Er selbst ist in seiner 50-jährigen Praxis viel im 

In- und Ausland herumgekommen, wo immer es 

galt, aufgetretene Störungen und Betriebsschwierig- 

keiten an elektrischen Anlagen zu beseitigen. Allen 

Fachgenossen sei das Buch als unterhaltender Lese- 

stoff empfohlen. Pte.] 


Design and Construction of Audion Ampli- 
fying Transformers. Radioand Audio Fre- 
quency Types. Construction details and direc- 
tions for making these two types of amplifying 
transformers. Von E. T. Jones. 
Verlag von The Experimenter Publishing Co,, 
New York 1920. Preis 25 cts, 


ElektrischeStromerzeugungsmaschinenund 
Motoren. Kurzer Abriß ihres Aufbaues und ihrer 
Wirkungsweise. Von Prof. Richard Vater. Her- 
ausgegeben von Dr. F, Schmidt. Mit 116 Text- 
abbildungen. VIII u. 126 S. in 80, Verlag Ver- 
einigung wissenschaftlicher Verleger W.de Gruyter 
& Co., Berlin und Leipzig 1920. Preis 10 M. 

Bilanz-Politik. Buch- und Bilanzoperationen 
hinsichtlich der Aufmachung, Frisierung, Schönung, 
Verschleierung und Fälschung der Bilanz sowie 
hinsichtlich der Bewertung, Abschreibung, Bil- 
dung von Reserven und Rückstellungen, Gewinn- 
verteilung und Dividendenausschüttung. Heft 3 
der „Orga“-Schriften. Von Joh. Schreier. 32 8. 
in 80. „Organisation“ Verlagsges. m. b. H., Berlin 
1920. Preis 2,50 M. 

Bilanztypen. Roh-, Probe-, Umsatz-, Verkehrs-, 
Erfolgs-, Betriebs-, Vermögens-, Zwischen-, Liqui- 
dations-, Fusions- und Konkursbilanzen mit er- 
läuterter Abschluß- und Bilanztabelle. Heft 4 
der „Orga“-Schriften. Von Joh. Schreier 15 8. 
in 80. „Organisation“ Verlagsge. m. b. H., 
Berlin 1920. Preis 2,50 M. 8 

Walzenkalibrierungen. Von J. Dehez. 
1ll Abb. und 13 Zahlentafeln. 
Verlag von 
8686M-T. 


Gewerbelehre. Organisation und Rechnungs- 
führung in Gewerbebetrieben. Von Gustav Doden. 
Mit 7 Textabb. VI u. 86 S. in 80, Verlag von 
R. Oldenbourg, München und Berlin 1920. Preis 
6,50 M. . 

Projektierung, Bau und Betrieb elektrischer 
Kraftwerke und die damit im Zusammenhang 
stehenden Fragen wirtschaftlicher Natur. Von G. 
Sattler. 2. gänzlich umgearb. und erw. Aufl., von 
G. W. Meyer. VII u. 288 8. in 80, Verlag von 
Hachmeister & Thal, Leipzig 1919. Preis 12 M, 

Hilfsbuch für die Dreherei. Lehrbuch für die 
Werkstatt und Berufsschule. Von Otto Lippmann. 
10. verb. u. verm. Aufl. Mit 298 Abb. IV u. 232 
S. in 80, Verlag von Hachmeister & Thal. Leipzig 
1920. Preis geb. 9 M. 

Schaltlehre. Anleitung zur Ausmittlung von 
Schaltungen elektrischer Einrichtungen. Von R. 
Lischke. 2. umgearb. Aufl. Mit 87 Abb. u. 199 
Schalttabellen. VIII u. 160 S. in 80, Verlag von 
Hachmeister & Thal, Leipzig 1920. Preis 11 M. 


Die Elektrizitätsversorgung der deutschen 
Frontim Weltkriege und ihre Bedeutung 
für das kämpfende Heer. Von Dr. Walter 
Straus. Mit 22 Abb. 96 $. in 80, Verlag von 
Hachmeister & Thal, Leipzig 1919. Preis 5 M. 

Der elementare Beweis. des Fermatschen 
Satzes@2r+1+ y2rn+1—%2n+1 auf Grund der 
Zerlegung in Faktoren und der Regeln der Po- 
tenzlehre. Abschnitt 16 des 5. Teiles von „Die 
Propädeutik der ebenen Mathematik“. Von Joh. 
Römert. 17 S. in 80. Verlag von J. Schimmel- 
burg, Halberstadt 1920. j 


Von 
Selbstverlag in 


Mit 
45 S. in Folio. 
Stahleisen, Düsseldorf 1919. Preis 
YA 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. VEIT IE 


16 S. in 169,- 


Ess ss er Te Tr es, er Pe ZUENEEENEEEEGEEEEEEEEEE 


1920. 


Wörterbuch der Physik. Von Felix Auer- 
bach. Mit 267 Abb. X u. 466 S. in 80%, Verlag 
Vereinigung wissenschaftlicher Verleger, Berlin 
und Leipzig 1920. Preis geb. 26 M. 

Gesetz betreffend die Sozialisierung der 
Elektrizitätswirtschaft vom 31. XII, 1919. 
Nach amtlichen Quellen erläutert von Wilh. 
Coermann. VlIu. 71 S.in 16% Verlag von R. 
Oldenbourg, München und Berlin 1920. Preis 6 M. 


Doktordissertationen. 


I. Rösser. Beiträge zur Siedlungskunde der süd- 
lichen Rhön und des fränkischen Saaletales. Tech- 
nische Hochschule München 1918. 

W. Gloeker. Geometrische Diskussion der Inte- 
grale einer homogenen Differentialgleichung 
1. Ordnung, 3. Grades. Technische Hochschule 
München 1915. 


Sonderabdrucke. 


Beiträge zur praktischen Ausführung von 
Ankerwicklungen. Von Ingenieur W. Wolf. 
Erw. Sonderabdruck aus „Helios“, Jahrg. 12, 
Nr. 45/46; Jahrg. 17, Nr. 38/40; Jahrg, 22, Nr. 24/26; 
Jahrg. 25, Nr. 13/15. Preis 6 M. 

Hochfrequenztelephonie mit und ohne 
Draht. Vortrag von Prof. Dr. Fassbender 
in der Monatsversammlung vom 4. II. 1920. „Mo- 
nateblätter des Berliner Bezirksvereins deutscher 
Ingenieure. Aprilheft 1920. 


Drucksachen und Preislisten. 


H.Schomburg &Söhne, A.G., Margarethenhütte 
i. S. Technischer Bericht Heft 1. „Über Hänge- 
isolatoren® von J. F. Scheid, Erfahrungen, Stö- 
rungsursachen. Kittverfahren, Kittlose Isolatoren, . 
Spannungsverteilung, Abstufung von Ketten, Fest- 
legung der Gliederzahl, Prüfvorschläge. 

Voigt & Haeffner A.G,, Frankfurt a.M. Preis- 
listen Nr. 1 bis 8 über Drehschalter. Steckdosen, 
Hebelschalter, Schalttafelzubebör, Sicherungen und 
Schalter mit Sicherungen, Apparate in Gußgehäuse, 
Nullstrom-, Nullspannungs- und Überstromschalter, 
Zellenschalter, Hochspannungsapparate, Blitz- 
schutz- und Überspannungs-Schutzvorrichtungen, 
Anlasser und Regulierwiderstände. : 

Heydrich & Treptow, Hannover. Preisblatt über 
Hochspannungs-Ölschalter bis 350 A und 6000 V. 

Albert Härting, Breslau II. Preisliste 14 über 
elektrisches Installationsmaterial. 


Neue Zeitschriften. 


„Nachrichtenblatt des Reichsschatzmini- 
steriums“ (Industrieabteilung). Herausgegeben 
im Reichsschatzministerium Berlin. 1. Jahrgang. 
Nr.1. April 1920 Erscheint in zwangloser Folge. 
Bezugspreis 1.50 M für das Vierteljahr, Einzel- 
nummern 1 M. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Interessengemeinschaft des Elektrohan- 
dels. — Wie uns von einem Aktionsausschuß 
mitgeteilt wird, hat sich eine Anzahl Handels- 
und Exportfirmen der Elektrotechnik zu einer 
Interessengemeinschaft in Berlin zusam- 
mengeschlossen, um die Erscheinungen abzu- 
wehren, die heute den Handel und Exportin 
elektrotechnischen Artikeln zuerdrosseln drohen. 
Es soll sich dabei einmal um die Mißstände bei 
der Belieferung des Groß- und Exporthandels 
seitens der Fabrikanten und “weiter um die 
drohende Lahmlegung der gesamten Ausfuhr 
elektrotechnischer Artikel durch die Maß- 
nahmen der Behörden und halbamtlichen 
een insbesondere durch die Exportabgabe 

andeln. : 


Aus der Geschäftswelt. — Die zwischen 
dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizi- 
tätswerk A. G., Essen, und dem Elektriei- 
tätswerk Westfalen ‘A. G., Bochum, ge- 
führten Verhandlungen über eine Verschmel- 
aune beider Unternehmen sind ergebnislos ge-- 
blieben, weil die Kommunalverbände nicht die 
genügende Anzahl Aktien des letzteren zur 
Verfügung gestellt haben. — In das Handels- 
register sind eingetragen worden: Elektro- 
technische Fabrik Kloster Langheim 
G. m. b. H. (Herstellung von Porzellan, Mon- 
tage und Vertrieb elektrotechnischer Artikel), 
Kloster Langheim mit 0,1 Mill. M Stamm- 
kapital; Überlandzentrale Ostpreußen‘ 
A. G., Königsberg, mit 1 Mil. M Grund- 
kapital!); Überlandwerk Ingelfingen G. 
m..b. H., Ingelfingen, mit 0,1 Mill. M Stamm- 
kapital. — Das Elektrieitätswerk Äbo A. G., 
Berlin. firmiert jetzt: ELG-Unternehmungen 
A.G. Die Pöge Elektricitäts-A. G., 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 114, 414. 


Heft 4. 


Chemnitz, hat ihre während des Krieges ge- 
‚schlossene Zweigniederlassung in Berlin wieder 
eröffnet. Diese bearbeitet Groß-Berlin, die _ 
Provinzen Brandenburg und Pommern und 
den Freistaat Mecklenburg. = Fr 

Warenmarkt. — Metallpreise. Die No- 
-tierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 


Ss 


des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere u 


verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten 
in M/100 kg: i 


z=Metall-- 


1-VL 8. VI 
Elektrolytkupfer (wire x ; | 
 bars), prompt. cif Hamburg, | x 
Bremen, Rotterdam Be 1747 1789 


12751395 13251375 
475—500 | 500-525 
. 650-575 | 550-575 
360—380 | 375—400 
2550-2600 2800-2700 


Raffinadekupfer 99/99,3%), 
Originalhüttenweichblei . 
Originalhüttenrohzink, 
‚Preis im freien Verkehr . 
Plattenzink (remelted) von 
handelsübl. Beschaffenheit 
Originalhüttenaluminium 
98/990/yin gekerbt.Blöckehen ) 
Ziun,Banka-,Straits-,Billiton- |1100—4300|4700—4900 
Hüttenzinn, mind. 99%, . . _ 2 
Reinnickel 98/99%, . . . 138004000 3900—4100 
Antimon-Regulus . . . . |950—1000 | 950-1000 


An der Londoner Metallbörse wurden 


nach „Mining Journal“ am 4. VI. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert; f FE = 
4 £ I el 
*Kupfer: best selected . 1065 0 Obis106 0 0 
* S electrolyt.... 16 0 0 „1l0 0.0 
2 wire bass... 18 0 0 „1l0 0 © 
ee standard, Kasse 91 2 6 „ 91 76 
ERS ai Mon. 94 00,950 
Zinn: standard, Kasse. . 25 0 0,256 0 0 
= » - 8Mon. . 236110 0 „262 0 0 
„Sn Btral 27970.: 0:5: 281.070 
Blei: span.odernichtengl. _ Re 
Weichblei = 2.,..:37:.0-. 07 ,3820=0 
». gew. engl. Blockblei 39100, — — — 
Zink: gew. Sorten. . 4210 0 „ 410 © 
64 remelted ..... 400, —- —— 
»„ engl. Swansea . 44.0.0. „ = 
Antimon: engl. Reg. . . 60/63 £ net. 


165 £ (Inland); 
185 £ (Export). 
230 £ (In- u. Ausland). 


Aluminium: 98 bis 99%), 


Nickel: 98 bis 990), gar. 
-Quecksilber: nom. für 

die 75 lbs.-Flasche. . . 
Platin: je Unze nom... . B. 


Für den 10. VI. 1920 verzeichnet der „Berl. : 


Börs.-Cour.‘ folgende Preise in £/t: Kupfer, 2 3 
Kasse 89,37; desgl. 3 Mon. 92,62; Elektrolyt 


105 bis 109; best selected 105 bis 106; Zink 

42.00 bis 44,00; Zinn, Kasse 235,75; desgl. 
3 Mon. 241,50; Blei 35,75 bis 37,50. In New 
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt- 
kupfer loko auf 19 ets/Ib. ER 


* Netto. 


Re 


Bezugsquellennachweis.. x 

Frage 20. Wer liefert Einrichtungen zum 

Imprägnieren von Holzmasten mittels des soge- 

nannten Impfverfahrens? Wer kann Auskunft 

darüber geben, wie sich dieses Verfahren in | 
‚der Praxis bewährt hat? = Er 


Berichtigung. = 

- In dem Aufsatz von F. Kleeberg „Der 

Quecksilberdampf-Gleichrichter der Glastype, 

seine Theorie und praktische Ausführung“ in 

der: „ETZ“ 1920 ist auf S. 147 in Gleichung (8) 

ein Druckfehler enthalten. Der Anfang: der 
Gleichung muß heißen: x N 


u Se 
e5„,=Ke La R-ne; = Sa 
Ebenso muß in Gleichung (11) auf S. 148 dr 
erste Ausdruck unter der Wurzel lauten: 
see es LE 
4 E? (L,o)3 Re Be Ds] 


Er I Ze 
ora[R + or] Be el 
In dem Aufsatz von A. Zuidweg, Die | 
Ausnutzung desReibungsgewichteselek- 2 
trischer Lokomotiven, auf S.425 der ,„ETZ" 
1920 sind leider die Zahlenerklärungen zu Abb. 1 


und 2 fortgelassen worden. In Abb. 1 bedeuten: 


1 Grenze nach Poir&e, 2 Gleichstrom-Reihen- 
schluß-Lokomotive, 3 Heißdampflokomotive, 
4 Drehstromlokomotive, 5 Einphasen-Reihen- 
schluß-Lokomotive. ERRERTG 

In Abb.2 bedeuten : 1 Schienen sehr trocken, 
2 Schienen normal, 3 Schienen feucht. 


Abschluß des Heftes: 12. Juni 1990 


18 £ 105 bis 19 £l0e. 


n 
” 


re de Keane 


Elektrotechnische Zeitschrif 


481 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Zur Sozialisierung derElektrizitätswirtschaft. 
Ein Gutachten zum Entwurf des Gesetzes. 


Von Direktor Dipl.-Sug. A. Koepehen, Essen. 


Übersicht. Der Verfasser des folgenden, der 
Öffentlichkeit bislang nicht bekanntgegebenen Gutach- 
tens gehört zu den 16 Sachverständigen, die seitens des 
14. Unterausschusses der Nationalversammlung zur 
Vorberatung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend 
die Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft, vor der 
Durchberatung des Gesetzes im Plenum zur Äußerung 
auf 13 von dem Ausschuß gestellte Fragen aufgefordert 
wurden. % : 

Es wird zunächst die Frage untersucht, auf welche 
Entfernungen zur Zeit der Abgabe des Gutachtens 
(8. X..1919) elektrische Arbeit unter Berücksichtigung 
der Betriebszeiten wirtschaftlich) übertragen werden 
kann, und aus der festgestellten praktisch nutzbaren 


- Reichweite der technische und wirtschaftliche Einheits- 


körper der Elektrizitätsversorgung festgestellt, auf dem 
die Organisation der Blektrizitätswirtschaft von unten 
auf aufzubauen ist. Wenn auch die damals zugrunde 
‘gelegten Preisverhältnisse heute überholt sind, so dürf- 
ten die durchgeführten Wirtschaftlichkeitsberechnungen 
und das vorgeschlagene Organisationsschema auch heute 
noch in den allgemeinen Schlüssen richtig sein. 


Für den Elektrizitätswerksfachmann, der die 
geplante Regelung der Elektrizitätswirtschaft 
vegutachten soll, müssen allgemeine volks- 
wirtschaftliche Gesichtspunkte maßge- 
bend sein ; diesen gegenüber müssen alle Sonder- 
interessen privatwirtschaftlicher, kommunaler 
oder gar politischer Art zurücktreten. 

Um die zweckmäßigste Organisation der 
Blektrizitätswirtschaft erkennen zu können, 
muß der Umriß des zu verwaltenden wirt- 
sehaftlichen  ZEinheitskörpers klarge- 
stellt werden. Dieser ist aber von dem Stande 
unseres technischen Könnens in starkem Maße 
abhängig. Mit der fortschreitenden Beherr- 
-schung ımmer höherer Spannungen und der 
Herstellungsmöglichkeit immer größerer Ma- 
schineneinueiten hat die Entwicklung der 
Elektrizitäts-Versorgungsunternehmen von der 
kleinen Einzelanlage und Blockstation über die 
Stadtversorgung und das Kreisunternehmen zu 
den Provinzen umspannenden einheitlichen Ver- 
sorgungsunternehmungen mit 110 kV Fern- 
leitungen und Großkraftwerken mit 50 000 
kW Turbineneinheiten ‘geführt. . Wenn auch 
im Auslande unter günstigen klimatischen Ver- 
hältnissen höhere Spannungswerte für Fern- 
übertragungen bereits erreicht sind, so darf 
doch angenommen werden, daß man bei 
der in Deutschland: einheitlich angewendeten 
Höchstspannung von: 110 kV von der Grenze 
des praktisch Erreichbaren nicht allzuweit 
entfernt ist. 


Zahlentafel 2. Ubertragungskosten einer 110 kV-Doppelleitung 2x3 120 mm? Al. R= 0,25 2/km, m L = 0,38 2/km, m c 


Entfernung km 


1. Übertragungsleistung. . kW | 12,500 | 15,000 
2. Übertragungsarbeit Mill.kWh | 37,500 | 45,000 
3. Leitungsverluste . . . “ 0,435 | 0,630 
4. Wicklungsverluste der 

Transformatoren . Mill. „ |. 1,410 | 1,680 
5. Eisenverluste ... „ 2.060 | 2,370 
6. Gesamtverluste . . „ 3 3,905 | 4,680 
7. desgl. in °/, d. Übertra- x 

gungsarbeit .. ...... %0 | 104 10,4 
8. Kosten der Verluste je 

Kilowattstunde _ 

a) bei Steinkohlen (16,3Pf) Pf | 1,7C 1,70 

b) „ Braunkohlen (11,0Pf) „ 1,14 1,14 
9, Kapitaldienst k 

a) der Leitung (8,50%) Mill.M| 0,425-| 0,425 

b) „Transf.Stat.(12,5%) „ „| 0,944 | 1,005 
10. Gesamt-Kapitaldienst „ı. 1,869 | 1,430 
11. desgl. je Kilowattstunde Pf | 3,66 | 3,18 
12. Gesamtübertragungskosten TE Ni 

a) Steinkohlenstrom . . :Pf | 5,36 | 4,88 

b) Braunkohlenstrom . „ 4,80: | 4,82 


Die technische Reichweite einer derar- 


Berlin, 24. Juni 1920. 


Heft 25. 


tigen Fernübertragung, bestehend aus einer 
Mastenreihe mit 2 parallelen Drehstrom-Alu- 
miniumleitungen von 120 mm? Querschnitt mit 
selbsttätigen Spannungsreglern von +10 % 
Regulierbereich an den Entnahmestellen, ist 
durch folgende zwei. im Interesse der Be- 
triebssicherheit zu erfüllende Forderungen be- 
grenzt: 


1. muß die ganze Leistung bei Ausfall einer 
der beiden Leitungen noch übertragen werden 
können, wobei eine 10 %ige Spannungserniedri- 
gung für die Störungszeiu mit in Kauf genom- 
ınen werden soll, 


2. darf die Spannungserhöhung, die am 
Ende der Leitung bei plotzlicher lintlastung 
nach Ausregulierung des Spannungsreglers 
noch bestehen bleibt, den Betrag von 10% 
nicht überschreiten. 


Unter diesen Voraussetzungen ist es tech - 
nisch: möglich, folgende Leistungen zu über- 
tragen (vgl. Abb. 3): 


40 000 kW auf 100 km 
SEOGUSE EEE L3HN, 
20000 ,, Em 200 
15 000 ,, OR 


00ER ee 

' Wegen des Spannungssprungs bei plötzlicher 
Entlastung ist dabei die techuische Reichweite 
mit 380 km maximal begrenzt. 


In wirtschaftlicher Hinsicht ist vor 
allem zu fordern, daß die Erzeugungskosten des 
Großkraftwerkes zuzüglich Kapitaldienst nebst 
den Kosten der Übertragung auf der Fern- 
leitung nicht höher sind, als die Erzeugungs- 
kosten zuzüglich Kapitaldienst eines am Ver- 
brauchsorte errichteten Nahkraftwerkes. 


Bei den derzeitigen Kosten von etwa 
100 000 M je km Höchstspannungsdoppelleitung 
und beispielsweise rund 4,5 bis 5 Mill. M für 
eine Transformatorenstation von etwa 30 000 
kW Leistung einschließlich Reserve mit Span- 
nungsreglern ergibt sich zweifellos, daß im 
allgemeinen die Stillegung bestehender Nah- 
kraftwerke zu Gunsten neuer Großkraftwerke, 
die mit gleichem Brennmaterial betrieben 
werden, in Verbindung mit Fernleitungsan- 
lagen nur in Ausnahmefällen wirtschaftlich 
ist, weil die elektrischen Übertragungskosten 
die Bahnfrachten zurzeit bedeutend über- 
wiegen und die Spanne in den Erzeugungs- 
kosıen, hauptsächlich verursacht durch gün- 
stigeren Kohlenverbraueh des Großkraftwer- 
kes, wegen des niedrigeren Kapitaldienstes des 
Nahkraitwerkes zu gering ist (vergl. Abb. 1). 
Wenn dagegen Großkrafiwerke mit billigeren 
Brennstotien, z. B. 
beiten, so können die geringeren Betriebskosten 
des. Großkraftwerkes die Fernübertragungs- 
kosten aufwiegen. k 


mit Rohbraunkohle, ar-- 


-Je Tonne 


Zahlentafel 1. Strom-Selbstkosten. 


20:9 | 2a | 95% 
see | 885 | S8E 
BEE Pa Re 
Betriebsfaktoren FREE PFESEIRE 
Deine) = E z= 5 a Z= as 
Sn 
Ares Aal ae 
De N Dr A 
Installierte Maschi- | | 

nenleistung. . . KW | 20.000 | 100 000 | 100 000 
Jahres-Maximum . ', 12500 | 75000 | 75 000 
Jahres-Benutzungs- 

ANNE NE h 3000 | 5000 | 5.000 
Von Sammelschie- | | 

nen abgegeben x) 

Mill. kWh | 375 | 375 | 375 
Baukostenjeinstall. | 

Kilowattl.Aakr. 300,0 \ 1200,0 | 1250,0 

Gesamte Baukosten | 
+. Mill.sı 3, 6 120 125 

Kapitaldienst (12,50/o) | 
Mill. 0,750 | 15 15,6 

desgl. je Kilowatt- | 

STUNdGER MER: Ef 9,0: 4,0 4,15 
KohlenpreisjeTonne M 85,0 85,0 6,0 
Kohlenverbrauch je | 

Kilowattstunde. kg 1,25 1:0... 5,0 

Erzeugungskosten 

je Kilowattstunde. | 
Kohlen A 10,6 BD 08,0% 
Löhne und Gehälter „ 1,25 1.2506 21.05 
Unterhaltung und 

Reparaturen. ... ”. 29 1,8 1,35 
Schmier- und Putz- 

Stoll .. nn ine H 0,3 0,2 0,2 
Verwaltimose 2... 0,75 0,55 0,55 
Gesamte Erzeugungs- | | 

kosten... °2.. . Pf | 15,4 12,3 6,85 
Kapitaldienst ... „ DUERAN 4.15 
Gesamte Strom- | 
kosten ab Werk . Pf | 17,4 16,3 | 11.0 


Bei abseits von der Grube gelegenen Stein- 
kohlen-Nahkraftwerken treten nierzu noch die 
Eisenbahnfrachten für die Kohlen; diese be- 
tragen heute: 


bei Entfernung von km 


50:=| 100 | 200 


Je Kilowattstunde . - 
Erzeugüngskosten ab 
Zeche -je Kilowatt- 
Sstundensarenden: 
Gesamtkosten im Nah- 
kraftwerk je Kilo- 


wattstunde Pf |181 118,5 |19,3 120.1 
Spanne zwischen | | 
Steinkohlen-Nah- | 
kraftwerku.Groß- | Re 
kraftwerk..... Br 1812213038 


320m. 


50 100 | O0 | 300 
20,000 , 30,000° | 40,000 | 12,500 | 15,000 | 20,000 | 30,000 \ 40,000 | 12,500°| 18,000 | 20,000 | 12,500 | 15,000 
60.000 | 90.000 ‚120,00 | 87,500 | 45,000 | 60,000. | 90,000 120,000 | 87,500 | 45,000 | 60,000 | 37,500 | 45,000 

11200 . 2,880 | 5.280 | 0,825 | 1,170 | 2,340 | 6,850.| 12,000 | 1,980 | 8,130 | 4,500 | 1,690 | 3.000 

1,890 | 2,670 | 3,480 | 1,410. 1,680 | 1,890 | 2,790 | 3,720 | 1,410 | 1,680 | 2,010 | 1,230 | 1,410 
2450 | 3.280 | 4.200 | 2060 | 2,370 | 23450 | 8420 | 4,650 | 2.060 | 2370 | 2,680 | 1.900 | 2,060 
5540 | 8.830 , 12.960 | 4295 | 5.220 | 6,680 | 12,060 | 20,370 | 4750 | 6180 9140 | 4,820 | 6,470. 
05 | a8 108 In |ı16 Jin 18a ro. jıgr |ı375 |152 1986| 144 

| | | | i 

v51 | 160.1 176 | 186 | 1808 | 181 | 219 | a77 | '207 | 2227 | us | 210%] 9,35 

02 | Les | 219 | 106 | nos | 12 | 17. | ner | 2a. | 182. | 167, ) 1140| 188 
0,425 | 0426 | 0,425 | 0,850 | 0,850 0,850 | 0,850 | 0,850 | 1,700 | 1,700. | 1,700 | 2,550 | 2,550 

11065 , 1,50 | 1,450 | 0,044 | 1,006 | 1,065 1,970 | 1,520.| 0,944 | 1,005 | 1,065 | 0,944 | 1,005 

1,490.| 1,675 | 1.875 | 1,794 | 1.856 | 1,915 | 21190 | 2,370 | 2644 | 2,706 2,765 | 3,194 | 3,555 

a8 | 186 | 156 | #79 | Aa | 319 || &86 | 197 | 7,06 | 602 | 461 1.931 | 79 

2990 | sa6.| 332 |.66 | 661, 500.1 a55 | 74 | 918 | 828 | 7,09 [1141 | 10,25 
.3,50 |, 244 | 2375 | 65 | 5,40 ar | 388 | 3,84 | &46 | 764628 [10,72 | 79,48 


Zahlentafel 3 _ Vergleichende Zusam- 


menstellung der Kosten des Stromes 
in Pf/kWh 
von .a) Steinkohlen-Nahkraftwerken mit Eisen- 
bahnfracht, 
b) Steinkohlen - Großkraftwerken mit 110 
kV-Übertragung, 


c) Braunkohlen -Großkraftwerken. mit, 110 
kV-Übertragung. 


Entfernung km 0 ,|50 | 100 | 200 | 300 
a) des Steinkohlen- 
Nahkraftwerkes 17,4 | 18,1 | 18,5 | 19,3 | 20,1 
b) des Steinkohlen- 
Großkraftwerkes 
loko Verbrauchsstelle 
bei 10000 kW . . 16,3 22,5 124,1 27,1] — 
12007 : 16,3 | 21,7 | 23,0 | 25,4 | 27,7 
„ 1500 „ 16,3 121,2] 22,3 | 24,6 | 26,6 
0.20.0003 16,3 | 20,3 121,3 1234| — 
»..30000 „ 16,3119,8[209| — | — 
„ 40000 „ 163 119,6 |21,0| — | — 
SpannegegenStein- 
kohlen-Nahkraft- 
werk (ohne Übertra- 
gungskosten). ...| 1L1| 18| 22) 30| 3,8 
c) des Braunkohlen- 
Großkraftwerkes 
loko Verbrauchsstelle 
bei 10000 kW . . . [11,0'16,6|18,1|21,1) — 
„ 12560 „ ... 1110[158[|17,6| 19,5 \21,7 
„ 15000 „ 11,0 | 15,3 | 16,4 | 18,5 | 20,5 
„ 20000 „ 11,0 | 14,5 | 15,4 117,3) — 
». 80.000 11,011891934,81. 1 — 
»-40:000 52. 
SpannegegenStein- 
Kohlen Nakkrar 
werk (ohne Übertra- |: > 
gungskosten). . . . |. 64| 71:75) 83| 91 


Aus Zahlentafel 3-und Abb. 1 ist ohne 
weiteres ersichtlich, daß die Stromkosten des 
Steinkohlen-Großkraftwerkes zuzüglich Über- 
tragungskosten diejenigen des Nahkraftwerkes 


PF/kWh 
28 


Kosten des mit 100000 K-Leitung 
übertragenen Stromes \eines Sfein- 


Elektrotechnische 


PEIRWR 
22 


Zeitschrit. 1920. Heit 25. 


24. Juni 1920. 


Hosten des Stromes 


[7 "50 


700 730 


200 250 s 


Abh. 2. Wirtschaftlicher Vergleich eines Braunkohlen-Großkraftwerks mit einem Steinkohlen-Nahkratt- 


werk. 


bertragung durch 110 kV-Dopp el-Drehstromleitung 2x3>x120 mm? Al. Die wirtschaftliche Reichweite ist 


für eine bestimmte Belastung und eine bestimmte Spanne gegeben durch den Schnittpunkt der schrägen Linien mit 
den horizontalen. Die wirtschaftlichen Reichweiten sind wieder in Abh. 3 als Kurven dargestellt. 


In Abb. 2,:wo.die Stromkosten des Braun- 
kohlen-Großkraftwerkes bei Fernübertragung 
mit denjenigen eines Steinkohlen-Nahkraftwer- 
kes verglichen sind, ist aus den Schnittpunkten 
der Stromkosten des Großkraftwerkes (schräge 
Linien) mitden Stromkosten des Nahkraftwerkes 
horizontale Linien) bei verschiedenen Spannen 
er Stromkosten die für jede Belastung mög- 
liche wirtschaftliche Reichweite festzustellen. 
Die hieraus gewonnenen Zahlen sind in Abb. 3 
gleichzeitig mit der technischen Reichweite ein- 
gezeichnet. Die Kurven der wirtschaftlichen 


Reichweite haben, wie aus Abb. 3 ersichtlich, 
für 


verschiedene Spannen ein bestimmtes 


26 


15000 
20000 


D 
IS) 


30000 
40000 » 


Hosten des Stromes 
& 
IS 


76 


50 - 750 


200 


Entfernung von der Sreinkohlengrube 


Abb. 1. Wirtschaftlicher Vergleich eines auf der Grube gelegenen neuen Bt einkohlen-Großkraftwerks 
mit einem abseits der Grube gelegenen bestehenden Steinkohlen-Nahkraftwerk. Übertragung dure 
110 kV-Doppel-Drehstromleitung 2>< 3x 120 mm? Al. E j : 


auch bei hohen Eisenbahnfrachten bei weitem 
überwiegen, und daß erst bei einem Nahkraft- 
werk, welches heute bereits Erzeugüngspreise 
von 24 bis 25 Pf/kWh hat, eine Fernübertragung 
vom Steinkohlen-Großkraftwerk aus in be- 
schränktem Maße rentabel ist. , . 

Beim Braunkohlen-Großkraftwerk liegen 
dagegen die Verhältnisse günstiger. 

Wie Zahlentafel 1 zeigt, beträgt der Unter- 
schied in den Selbstkosten eines auf der Roh- 
braunkohle liegenden neuen Großkraftwerkes 
gegenüber einem mit Steinkohle arbeitenden 
bestehenden Nahkraftwerk für rheinische Ver- 
hältnisse etwa 6,4 Pf/kWh bei 3000 jährlichen 
Benutzungsstunden des Nahkraftwerkes. Nun 
ist die wirtschaftliche Reichweite we- 
sentlich von dieser Spanne abhängig. Sie 
wird. also, wenn man sicherheitshalber auch 
noch mit anderen Spannen rechnet, betragen: 


N 5 n 

Zu übe®# Entfernung in km (ungefähr) 

megende Ss Ss e | Spanne |-Spanne | Spanne 
s e | Spann Spa £ 

eistung | Snange | Spanne | Spanne | Epsnye | Srepn 


40.000 |liegt außerhalb der techn. Reichweite 


30000 | „ & 5 x 
20 000 185 210 | _ — | — 
15 000 130 150 185 200 225 
12 500 100 120 140 _ | 165 | 185 
10 000 65 80 95 116 130 


Maximum, welches aber nicht ausgenutzt 
werden kann, da die Kurven der wirtschaft-. 
lichen Reichweite durch‘ die Kurve der tech- 


kW 


— 


:| bleibt; 


nischen Reichweite abgeschnitten werden (siehe 
den ‚gestrichelten Teil der Kurvenschar). 

Die maximale nutzbare Reichweite 
liegt bei dem Schnittpunkt der wirtschaftlichen 
Reichweite mit der technischen Reichweite. 
Sie beträgt bei-den verschiedenen Spannen für 
‚die 110 KV-Doppelleitung (vgl. Abb. 3): 


übertragbare 

Leistung 

bei 5,0 Pf Spanne maximal 150 km bei 27000 kW 
” 6,0 n » ” 190 a ” 21000 ” 
OR SR & 205 „  „ 19500 „ 
1:05, Ar u DO » 18000 „ 
NEO R 5 2303 » 17500, 
RN = 245 - 16500 „ 
>:::9:0475 = a DIVE „. 15000 , 
» 10,0 ” ” ” 300 ” n 14000 ” 


Für diese maximale nutzbare Reichweite ist 
jedoch jeweils nur eine ganz bestimmte Be- 
lastung möglich. Steigt die Belastung über 
diesen Betrag, so gefährdet sie die technische 


| ‚Betriebssicherheit, sinkt sie darunter, so ge- 


fährdet sie die Wirtschaftlichkeit der Anlage. 
Es ist daher praktisch unmöglich, diese maxi- 
male Reichweite auszunutzen. Vielmehr muß 
man sicherheitshalber soweit unterhalb dieser 
maximalen Reichweite bleiben, daß ein ge- 
wisser Spielraum in der übertragbaren Leist 

Die in Abb. 3 schratfierten Zwicke 
zwischen den Kurven der wirtschaftlichen 
Reichweiten und der technischen Reichweite 
bleiben also. unausgenutzt, sodaß die tat- 
sächlich. praktisch nutzbare Reichweite 
nur..bis zu den schraffierten Flächen reicht. 


Diese letztere ergibt sich (vgl. Abb. 3): 
bei 5,0 Pf Spanne und rd 23 - 29 000 kW zu 140 km 


” Au) ” ” ” ” 19—24 000 » ” 170 n 
” 6,5 n » n ” 17—22 500 ” ” 180 ” 
HERD = C-BLOU 
io, 3 2 7165=20:000 12, ae 
8,0.-, ein 14 19.000, 
ONE 1817500. 
O0 ne an 916.000 


40.009 


30000 


ogungsieisturg 


20.000 


70.000 


0 50 100 


laximale nutzbare Reichweite bei 10 Pf Spanne — 


a 
i | 
‚praktisch nuftabare Keichweite bei 10 Pf Spanne 
00 


f 7150 2 
Enrfernung der Verbrauchstelle 


WR? TB Yy VE 


| 


_ 


_ 


300 Km _ 


[2 N: 7 


Abb.3. Technische und wirtschaftliche Reichweite einer 110 kV-Doppel-Drehstromleitune 2x3x120 mm? Al bei 
verschiedenen Spannen der Stromkosten des Großkraftwerks und des Nahkraftwerks. Die schraffierten Gebiete sind 
praktisch nicht ausnutzber. 


24. Juni 1920. 


Elektrotechnische Ze 


483 


itschriitt. 1920. Heft 25. S 


Spanne 10 Pf 


7 
Rn: Ga 
#2 
AREE3E, | $ 
/ ER N N 
af ___ 2 Spanae 3RE SS 
Kosten des L SS 
Braunkohlerf ä S 
siromes S 
\ ‚einschl, G Kosten N 
E IS 
NL, Ss 
S - = 
S a SEN 
S I Ei Teer 58 
> N 
Ni 
a rn ar) 
ss 
% 
Se rn IS 
SS 
Br SS 
Entjernung von der Braumkohlengrube 
16,5 N 
700 250 300 350 Y00hır 


Abb. 4. Wie Abb. 2, jedoch mit Übertragung dureh 110 kV-Vierfach-Drehstromleitung 2X 2x 3>x120 mm? Al, 


In den Abb. 4 und 5 sind dann in gleicher 
Weise, wie oben ausgeführt, die Ergebnisse 


‘einer Vierfach-Drehstromleitung 2x 2x 3x 120 


mm? 


Aluminium auf Doppelmastgestänge dar- 
gestellt. Die Reichweite einer solchen Leitung 
ist nicht viel größer als diejenige einer nor- 
malen Doppelleitung, dagegen sind die zu- 
lässigen Übertragungsleistungen bedeutend 
größer. Bei Anwendung einer solchen Doppel- 


kW 
70000 


60000 


Falles bis zu 300km Halbmesser ab Braun- 
kohlengrube gelegen ist. 

Bezüglich der Wirtschaftlichkeit des 
Baues von Wasserkräften, die wegen der 
Versehiedenartigkeit der Ausbaukosten immer 
sorgfältig für den Einzelfall zu prüfen ist, kann 
allgemein folgendes gesagt werden: Es ist 
zu unterscheiden, ob die Wasserkräfte inner- 
halb oder außerhalb des Wirtschaftlichkeits- 


50000 


40000 


Überh agungsieistung 


30000 


0 - 700 


200 300 
” Entfernung der Verbrauchsstelle 


Wirtschaffliche Reichweite 


400 Im 300 


Abb. 5. Wie Abb. 3, jedoch für eine 110 kV-Vierfaoh-Drehstromleitung 2 x2x3xX 120 mm Al. 


mastenreihe mit 4 Drehstromleitungen beträgt 
die maximale nutzbare Reichweite, wenn 
unter den gleichen 'betriebstechnischen Voraus- 
setzungen mit dem Ausfall einer Drehstrom- 
leitung gerechnet wird (vgl. Abb. 5): 


übertragbare 

{ Leistung 

bei 6,0 Pf Spanne maximal 235 km bei 50000 kW 
226,5 =, aR 2DOs 2 AS 0008 7, 
3 n 270... 2 .,.49000. 7, 
” 7,5 ” ” » 290 „ ” 42500 „ 
BR S.00, = = 3102200 ,.21.0007°7, 
„» 90 „ „ n 850 „_  „ 38000 „ 
” 10,0 7 ” ” (395) » n 36000 n 


Der letzte, eingeklammerte Wert liegt schon 


_ Vierfach-Drehstromleitung ergibt 


jenseits der maximalen technischen Reichweite, 
die oben mit 380 km angegeben war. 

Die praktisch nutzbare Reichweite der 
sich aus 
Abb. 5 unter Berücksichtigung der nicht aus- 


 nutzbaten schraffierten Zwickel: 


bei 6,0 Pf Spanne und rd 45--54 000 kW zu 220 km 
n 6,5 n ” ” ” 41—52 000 n n 230 ” 
Ua „ 39.48.0007 2u,.200r2,%° 
” 7,5 ” ” ” ” 36—46 000 n ” 260 n 
8,0: 5, c » #35-4400) „ „ 280 „ 
ia). 30.000820 m 
230.0: , RR 0 5000 360° 
Wenn naturgemäß bei der . Wirtschaft- 


lichkeitsberechnung im Einzelfalle immer be- 
sondere, von den örtlichen Verhältnissen ab- 
hängige Faktoren zu berücksichtigen sind, vor 
allem die Preise und Frachten der Brennstoffe. 
so kann doch mit genügender Sicherheit ge- 
sagt werden, daß der Vorsprung des Braun- 
kohlen-Großkraftwerkesgegenüber Steinkohlen- 


kraftwerken innerhalb eines Kreises günstigen 


bereiches der Braunkohlenkraftwerke liegen‘ 
Im ersteren Falle wird der Kapitaldienst, der 
wegen der durchschnittlich erheblich höheren 
Ausbaukosten der Wasserkräfte denjenigen von 
Dampfkraftwerken im. allgemeinen wesentlich 
überschreitet, die. entsprechenden ersparten 
Brennstoffkosten der Braunkohlenwerke im 
allgemeinen überwiegen, sodaß in der Regel 
in. Norddeutschland höchstens der Ausbau 
desjemigen kleinen Teiles der Wasserkräfte in 
Frage kommt, der das ganze Jahr hindurch 
nutzbar ist. Liegen die ‚Wasserkräfte aber 
außerhalb des Wirtschaftlichkeitsbereiches der 
Braunkohlenkraftwerke, was für die meisten 
süddeutschen Wasserkräfte zutrifft, so muß 
in jedem Einzelfalle durch eingehende Wirt- 
schaftlichkeitsreehnungen nachgeprüft werden, 
in welcher Größe die Wasserkraft ausbau- 
würdig ist. Man muß dabei bedenken, daß für 
alle diejenigen Wasserkraft-Kilowatt, die nicht 
das\ ganze Jahr über zur Verfügung stehen, 
entsprechende Dampfkraft-Kilowatt zur Re- 
serve bereitzuhalten sind, die zusätzlichen Ka- 
pitaldienst verschlingen, sodaß die mit dem 
Teil der Wasserkraft, der nicht ständig das 
ganze Jahr über zur Verfügung steht, erzeugten 
Kilowattstunden sich nicht wesentlich teurer 
stellen dürfen als die reinen Brennstoffkosten 
in den Reserve-Dampfkraftwerken. 

Süddeutschland, dessen Wasserkräfte 
für Norddeutschland unerreichbar sind, erfor- 
dert hinsichtlich der Wasserkräfte eine beson- 
dere Behandlung. Dort erscheint unabhängig 
von den politischen Grenzen ein die bayrischen, 
württembergischen und badischen Wasserkräfte 
umfassendes einheitliches Wirtschaftsgebiet der 
Elektrizitätsversorgung geboten. In diesem'süd- 
deutschen Wirtschaftsgebiet, für das erschwe- 
rend ins Gewicht fällt, daß im allgemeinen 


der Winter mit seinem Höchstbedarf an Elek- 
trizität wasserarm ist, müßte möglichst die 
Neuerbauung oder Erweiterung von Dampf- 
kraftwerken vermieden werden. Zu diesem 
Zweck sind einheitlich für ganz Süd- 
deutschland zusammen Wirtschaftlichkeits- 
berechnungen darüber anzustellen, welche 
Wasserkraftanlagen fürdurchgehende Belastung 
(Grundbelastungswerke) und welche für die 
Spitzenleistung zu Speicherwerken 
mäßig auszubauen sind. 

Diese ganzen Überlegungen führen für 
Deutschland zu folgender Gliederung wirt- 
schaftlicher Einheitskörper der Elektrizitätse- 
versorgung: Quer durch das mittlere Deutsch- 
land von der Maas bis zur Oder spannt sich 
ein breites von der Braunkohle im Rheinland, 
in der Provinz, Sachsen und in der Lausitz be- 
herrschtes Band, dem südlich jenseits der 
Mainlinie ein hauptsächlich von der Wasser- 
kraft versorgtes Wirtschaftsgebiet und nörd- 
lich einige einstweilen (d. h. bis zur Lösung 
der Frage von Torf-Großkraftwerken) noch 
hauptsächlich der Steinkohle vorbehaltene 
Wirtschaftsgebiete vorgelagert sind. Es würden 
demnach etwa folgende Wirtschaftsgebiete 
entstehen: 


1. Süddeutschland, hauptsächlich gestützt 
auf Wasserkräfte, 

2. Westdeutschland bis zur Weser, haupt- 
sächlich gestützt auf rheinische Braun- 
kohle, 

3. Mitteldeutschland, hauptsächlich ge- 
stützt auf Braunkohle der Provinz 
Sachsen, 

4. Südostdeutschland bis Breslau, haupt- 

sächlich gestützt auf Lausitzer Braun- 

kohle, . 

Oberschlesien, hauptsächlich gestützt 

auf Oberschlesiens minderwertigeStein- 

kohle, 

6. Nordwestdeutschland, versorgt von 

Steinkohle bezw. Torfkraftwerken, 

7. Nordostdeutschland, versorgt von 

Steinkohle, 

8. Ostpreußen, versorgt von Steinkohle 

und Wasserkräften. 

Es wird Aufgabe einer aus etwa 10 Elek- 
trizitätswerksfachleuten aller. Gebiete Deutsch- 
lands zusammengesetzten Kommission (etwa 
vergleichbar mit der früheren Elektrizitäts- 
wirtschaftsstelle) sein, zunächst die Umrisse 
dieser einheitlichen Wirtschaftskörper nach 
Anhörung der Beteiligten, namentlich in den 
Grenzbezirken, nach technischen und 
wirtschaftlichen Gesichtspunkten fest- 
zulegen. 

Für jedes derartige Wirtschaftsgebiet ist 
eine mit eigenen Nachrichten- und Melde- 
leitungen ausgestattete Betriebsoberleitung 
zu schaffen, deren Aufgabe die Betriebsführung 
nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist 
Elektrizität ist keine Stapelware, sondern muß 
jeweils nach Maßgabe des Verbrauchs in wech- 
selnder Höhe erzeugt werden, sodaß sich im 
Gegensatz zu den bekannten Stapelwaren- 
Syndikaten nicht von langer Hand Dauer- 
verfügungen im voraus treffen lassen. Es wird 
Aufgabe der Betriebsoberleitung sein, die im 
Gesamtgebiet herrschende Last jeweils auf die 
günstigst arbeitenden Kraftwerke nach Maß- 
gabe derer technischen Einrichtungen und der 
zur Verfügung stehenden Übertragungsleitun- 
gen ‚zu verteilen und: in Störungsfällen ent- 
sprechend mit Lastverschiebungen einzugreifen. 
Es gehört ferner zu ihrer Aufgabe, veraltete 
oder mit teurem Brennmaterial arbeitende 
Werke stillzusetzen und dafür günstiger ar- 
beitende, z. B. auf der Braunkohle gelegene 
Großkraftwerke, stärker aus- oder neu zu 
bauen. Die Betriebsoberleitung muß .also 
vollkommene Verfügungsgewalt über alleKraft- 
werke und die der Verkuppelung dienenden 
Hochspannungsleitungen erhalten. Diese voll- 
kommene Verfügungsgewalt kann praktisch 
nicht erreicht werden durch vertragliche Ab- 
machungen, wie Stromlieferungsverträge und 
dergl. Die Betriebs- und Verrechnungsschwie- 
rigkeiten zwischen einer Reihe von Kraft- 
werken, die verschiedenen Gesellschaften ge- 
hören und damit verschiedenen Interessen 
dienen, sind so groß, daß sie sich auch durch 
noch so ausgeklügelte tarifliche Strafbestim- 
mungen praktisch nicht überwinden lassen. 
Jeder einzelne Betriebsleiter hat das: begreif- 
liche Bestreben, für sein Werk und seine Ge- 
sellschaft so vorteilhaft wie möglich zu ar- 
beiten; wenn er nun durch ein Kommando 
der Betriebsoberleitung, das zur Verbesserung 
der allgemeinen Wirtschaftlichkeit erteilt ist, 
zur Verringerung der Wirtschaftlichkeit seines 
eigenen, im Besitz einer besonderen Gesell- 
schatt befindlichen Werkes gezwungen werden 
soll, so wird er mindestens eine dem Ganzen 
nicht förderliche passive Resistenz üben. Ahn- 
lich liegen die Verhältnisse, wenn es sich um 
die Geldbeschaffung für den von der B- 


zweck- 


au 


484 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heli 


25. 


IE var ® EEE EN TER 


triebsoberleitung als notwendig angesehenen 
Weiterausbau z. B. eines Kraftwerkes handelt, 
das für den Teilbezirk der betreffenden Ge- 
sellschaft allein nicht erweiterungsbedürftig 
wäre. Kurz, die im Betriebsinteresse unbedingt 
gebotene vollkommene Verfügungsgewalt ge- 
währleistet nur der Besitz. ; 

Aus diesen technischen und wirtschaft- 
lichen Erfordernissen heraus ergeben sich fol- 
gende 


Vorschläge für die Organisation: 


I. Verteilungsunternehmen. Der ge- 
samte Kleinverkauf der Elektrizität verbleibt 
den bisherigen Besitzern der Verteilungsnetze, 


II. Bezirks-Elektrizitätsgesellschaf- 
ten. Es werden entsprechend den oben 
beschriebenen Wirtschaftsgebieten, deren Ab- 
grenzung erstmalig durch eine Sachverstän- 
digenkommission, wie oben erläutert, erfolgen 
soll, in Deutschland etwa 8 Bezirks-Elektrizi- 
tätsgesellschaften als Aktiengesellschaften ge- 
bildet, in welche von den bisherigen Besitzern 
sämtliche überwiegend der öffentlichen Strom- 
versorgung "dienenden Kraftwerke, Höchst- 
spannungs- und Mittelspannungsleitungen des 
Bezirkes gegen Aktienübergabe eingebracht 
werden. Als Maßstab für die Beteiligung 
an der Bezirksgesellschaft sollen die An- 
lagewerte der einzubringenden Werke und 
Leitungen nach einem für alle gleichen Schlüssel 
gelten. In besonderen Fällen kann solchen 
Großstädten und Kreisen, die für ihre be- 
stehenden Elektrizitätsunternehmen erhebliche 
Strommengen von einem auswärtigen fremden 
Unternehmen beziehen, eine ihrer Bedeutung 
entsprechende Sonderbeteiligung an der 
Bezirks-Elektrizitätsgesellschaft zugesprochen 
werden. Den Ländern .bezw. in Preußen den 
betreffenden Provinzen soll, sofern sie nicht 
durch Einbringung staatlicher oder Provinz- 
werke bereits entsprechend beteiligt sind, eine 
geringe Aktienbeteiligung von etwa 5% zu- 
stehen, damit die allgemeinen öffentlichen 
Interessen auch ‚zu Wort kommen. Soweit 
die an die Beteiligten zu übergebenden Aktien 
nieht durch einzubringende Anlagen abge- 
golten werden, müssen sie voll einbezahlt 
werden. 

Die Bezirksgesellschaften haben die 
alleinige Berechtigung, öffentliche Elektrizi- 
tätswerke zu erweitern bzw. neu zu bauen, und 
sind mit Enteignungsrechten zum Bau von 
Kupplungsleitungen aller Art auszustatten. 
Dieses Enteignungsrecht soll sich auch auf 
solche Gruben erstrecken, auf denen Groß- 
kraftwerke liegen oder zu errichten sind. Den 
großen Aufgaben der öffentlichen Elektrizitäts- 
werke kann auch hier ein Kohlenlieferungs- 
vertrag nicht gerecht werden, da er praktisch 
nicht den bestimmenden Einfluß auf die Be- 
triebsführung der Grube gewährt, der für die 
Sicherstellung der Kohlenzufuhr zum Kraft- 
werk unerläßlich ist; auf der andern Seite 
stellt auch der Besitz der Gruben die öffent- 
liche, für unser ganzes Wirtschaftsleben so 
bedeutsame Elektrizitätsversorgung Deutsch- 
lands auf lange Zeit sicher. 

Die Stromlieferung der Bezirksgesellschaft 
an die Verteilungsunternehmer erfolgt zu deren 
bisherigen Selbstkosten jeweils unter ange- 
messener Berücksichtigung späterer Teuerung, 
sodaß unwirtschaftliche Maßnahmen der Be- 
zirksgesellschaft, wie etwa der Anschluß eines 
kleinen, weit abseits gelegenen Elektrizitäts- 
unternehmens, unmöglich sind. Überhaupt hat 
die ganze Verwaltung nach kaufmännischen 
Grundsätzen zu erfolgen; insbesondere muß 
es das Bestreben der Bezirks-Elektrizitäts- 
gesellschaft sein, möglichst alle großen Einzel- 
anlagen im freien Wettbewerb zum Strombezug 
zu bewegen. Ein Anschluß- oder Konzessions- 
zwang für derartige Einzelanlagen ist grund- 
sätzlich zu verwerfen, da sie vielfach die elek- 
trische Arbeit aus Abfallbrennstoffen oder 
durch Ausnutzung von Abwärme billiger er- 
zeugen und andererseits im Wettbewerb mit 
den Selbstkosten der Erzeugungsanlagen der 
Großindustrie der beste Anreiz zur technischen 
Fortentwicklung und zur Vermeidung der 
Bureaukratisierungliegt. Grundsätzlich müssen 
nämlich die besonders großen Abnehmer 
bei Überschreitung einer gewissen Größe zu 
den unmittelbaren Abnehmern der Bezirks- 
Elektrizitätsgesellschaft gehören, u. zw. des- 
halb, weil sonst jede unmittelbare Beziehung 
zwischen den a und der 
Großerzeugung fehlen würde. Ein Zwischen- 
händler zwischen Großerzeugung und Groß- 
verbrauch ist aber geradezu verderblich, weil 
eben nur die Kraftwerke an einer durch die 
Großabnehmer gewährleisteten Gleichmäßig- 
keit der Erzeugung ein überwiegendes Inter- 
esse haben, das sich bei dem Zwischenhändler 
nicht dureh Abstaffelung oder Anpassung der 
Bezugspreise erzielen läßt. 

Es muß auch Aufgabe der Bezirks-Elek- 
trizitätsgesellschaft sein, alle sogenannte Ab- 


.an Großversorgungsunternehmen nicht an- 


fallenergie, die namentlich Hütten und Zechen 
unter Ausnutzung ihrer Reservemaschinen 
meist aus minderwertigen Brennstoffen er- 
zeugen können, oder die in betriebsschwachen 
oder wasserreichen Zeiten bei Besitzern von 
Fabrikwasserkräften zur Verfügung steht, zum 
Nutzen der Allgemeinheit aufzusaugen. 


III. Reichs-Elektrizitätsgesell- 
schaft. Um eine einheitliche Marschrichtung 
aller Bezirks-Elektrizitätsgesellschaften zu er- 
zielen, wird eine Reichs-Elektrizitätsgesell- 
schaft als Aktiengesellschaft mit verhältnis- 
mäßig niedrigem Aktienkapital‘ gebildet, von 
dem das Reich etwa 25% und den Rest die 
Bezirksgesellschaften nach Maßgabe desStrom- 
absatzes in den einzelnen Bezirken über- 
nehmen. Der Vorstand der Aktiengesellschaft 
besteht aus mindestens 3 Personen, von denen 
das Reich eine bestellt. In den Aufsichtsrat 
entsendet jede Bezirksgesellschaft je ein Mit- 
glied, das Reich aber aufgerundet eine Zahl 
von Mitgliedern, die einem Drittel der Mit- 
gliederzahl der Bezirksgesellschaften entspricht, 
mindestens aber 3. Mitglieder. Diese Reichs- 
Elektrizitätsgesellschaft dient den Bezirks- 
Elektrizitätsgesellschaften als Finanzgesell- 
schaft, indem sie aus Anleihen, die sie unter 
Bürgschaft des Reiches und der Bezirks- 
gesellschaften aufnimmt, diesen für die Auf- 
gaben innerhalb ihres Bezirkes und für Kupp- 
lungsleitungen mit den Nachbarbezirken Dar- 
lehen zu einem Zinsfuß zur Verfügung stellt, 
der die allgemeinen Verwaltungskosten der 
Reichs-Elektrizitätsgesellschaft mit deckt. 

Zu den Aufgaben der Reichs-Elektrizitäts- 
gesellschaft gehört auch die endgültige Ab- 
grenzung derBezirks-Elektrizitätsgesellschaften 
und die Schlichtung etwaiger Streitigkeiten 
zwischen den Bezirks-Gesellschaften unter- 
einander und zwischen diesen und den Ver- 
teilungsunternehmungen. 

Mit der im Vorstehenden aus den tech- 
nischen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten 
entwickelten Organisation sei die im Gesetz- 
entwurf der Regierung vom 27. VII. 1919 
vorgesehene Regelung der deutschen Elek- 
trizitätswirtschaft verglichen: 

Der Zweck des Gesetzes besteht nach 
der Begründung ‚Allgemeiner Teil‘ im wesent- 
lichen darin, daß 


a) zur Vermeidung einer weiteren Zersplit-. 
terung eine einheitliche Elektrizitätsver- 
sorgung Deutschlands geschaffen werden 
soll, für welche das Reich die Führung 
in der Elektrizitätswirtschaft übernehmen 
müsse, 


b) mit Rücksicht auf den Friedensvertrag 
Kohlenersparnisse durch stärkere Her- 
anziehung der Wasserkräfte und der 
Großkraftwerke unter gegenseitiger Ver- 
kuppelung erzielt werden müssen. 


Zu a.. Wenn in der Begründung von über 
4000 in Deutschland bestehenden Elektrizitäts- 
werken die Rede ist, so mag es ob dieser Zer- 
splitterung allerdings dem Laien graulen. Es 
darf deshalb nicht verschwiegen werden, daß ein 
sehr erheblicher Teil dieser Elektrizitätswerke 
entweder Strombezieher von Großversorgungs- 
unternehmen ist, die den Strom wirtschaftlich 
in Großkraftwerken erzeugen, oder Strom- 
lieferant im Nebenamt (Lieferung aus Zechen, 
Hütten oder Fabrikzentralen) oder Strom- 
lieferant us kleinen Wasserkräften oder end- 
lich aus abseits gelegenen und wirtschaftlich 


schließbaren kleinen Ortskraftwerken besteht. 

Es erübrigt sich, statistisch nachzuweisen, 
daß von allen öffentlichen Elektrizitätswerken 
Deutschlands die Stromerzeugung in kleinen 
Kraftwerken nur einen verschwindend geringen 
Teil der in Großkraftwerken erzeugten Jahres- 
menge ausmacht. Das gibt die Begründung 
des Gesetzes in dem „besonderen Teil‘ selbst 
zu, indem sie die Ausscheidung aller Werke 
unter 5000 kW Maschinenleistung aus dem 
Ubernahmerecht des Reiches damit recht- 
fertigt, daß diese an Zahl zwar sehr erheblichen 
Unternehmungen nur von geringer Bedeutung 
für die Gesamt-Elektrizitätswirtschaft seien, 
sodaß ihre Übernahme auf das Reich keinen 
Nutzen bieten würde. Damit ist auch vom Ge- 
setzgeber die wirtschaftliche Existenzberech- 
tigung dieser Werke zugegeben. 

Ein Vergleich der Elektrizitätslandkarte 
Deutschlands mit derjenigen anderer Länder 
läßt erkennen, daß die „Balkanisierung‘“ der 
Elektrizität in Deutschland am wenigsten aus- 
geprägt ist. Trotzdem muß gesagt werden, 
daß der heutige Zustand der Elektrizitäts 
landkarte Deutschlands noch keineswegs über- 
all dem oben entwickelten Ideal des wirtschaft- 
lichen Einheitskörpers entspricht. Die Re- 
gierungsvorlage ist aber keineswegs geeignet, 
uns diesem Ideal näherzubringen. Sie pickt 
einseitig nur die privatwirtschaftlichen und 
gemischtwirtschaftlichen großen Unterneh- 
mungen bzw. Teile dieser Unternehmungen 


lich unter 


heraus, läßt dagegen die im gleichen 
Besitzverhältnis befindlichen kleinen, hin- 
sichtlich des Brennstoffverbrauchs sicher 


weniger rationell arbeitenden Werke unter 
5000 kW, die sich ja zum Austausch elek 

trischer Arbeit bereit erklären können, un- 
behelligt und macht vor den politischen Ver 

waltungsgrenzen und allen möglichen Reservat- 
rechten zum Schaden der allgemeinen Wirt- 
schaftlichkeit Halt. Die wünschenswerte Ver- 
einheitlichung wird doch nicht dadurch er- 
zielt, daß lediglich der Privatbesitz bei den 
großen privaten und gemischtwirtschaftlichen 
Unternehmungen in: den Reichsbesitz über- 
führt wird, während sich die kleinen privat- 
wirtschaftlichen und alle kommunalen oder 
Provinz-Unternehmungen dem Reichseinfluß 
durch praktisch bedeutungslose Stromliefe- 
rungsverträge entziehen können. Anstatt die 
Zersplitterung zu beseitigen, wird sie durch 
den Regierungsentwurf geradezu gefördert, 
indem bestehende wirtschaftliche Einheiten 
zerschlagen werden. Z. B. führt das rein kom- 
munale Elektrieitätswerk Westfalen, das 14 
große Landkreise und die innerhalb derselben 
gelegenen Stadtkreise versorgt, von seinem 
Gersteinwerk aus den Verbrauchsbezirken die 
Energie mit 50 000 V Spannung zu. Die vom 
Gersteinwerk nach Osten führende 50 000 V- 
Speiseleitung, welche die Grenze - des Ver- 
sorgungsgebietes nicht überschreitet, führt zu- 
nächst zum Kraftwerk der Zeche Radbod. 
Das Leitungsstück zwischen diesem Zechen- 
kraftwerk und dem Gersteinwerk unterliegt 
also nach $ 1, Absatz 1, des Gesetzentwurfs 
der Enteignungsbefugnis des Reiches, sodaß 
in diesem Falle die aus Kraftwerk, Haupt- 
speiseleitung und Verteilungsnetz bestehende 
wirtschaftliche Einheit zerschlagen wird, ohne 
daß die Stromlieferungs- und Verkaufspreise 
für das Leitungsstück irgendwie festliegen. 


Oder: Von den dem Rheinisch-Westfälischen 


Elektrizitätswerk gehörigen 110000 V-Lei- 
tungen, die über die Grenze des Versorgungs- 
gebietes nicht hinausgehen, hat das Reich 
nach dem Gesetzentwurf die Enteignungs- 
befugnis für das die Kraftwerke Goldenberg- 
werk und Reisholz verbindende Leitungsstück, 
während die übrigen Leitungen dem Unter- 


nehmen verbleiben, wenn nicht auch dafür 


die wirtschaftliche Einheit gemäß $ 1, Absatz 3, 
des Gesetzentwurfes vom Reich in Anspruch 
genommen wird. Die Elektrizitätslandkarte 
wird also durch den geplanten Reichseingriff 
nur (bunter. 

Im Gegensatz hierzu wird nach meinen 
Vorschlägen für die Großerzeugung und Groß-.. 
verteilung ein einheitliches Wirtschaftsgebilde 
geschaffen, das unabhängig von den Besitz- 
‚verhältnissen alle öffentlichen Kraftwerke und 
alle der‘ Verkupplung dienenden Leitungen un- 
abhängig von der gerade gewählten Spannung 


umfaßt, sodaß also die oben beschriebenen 


Mängel vermieden werden. 

Inwieweit die Behauptung endlich, daß 
das Reich zur Vermeidung der weiteren Zer- 
splitterung die Führung übernehmen müsse, 
für Westdeutschland zutrifft, erläutert schla- 
gend das Beispiel des Rheinisch-Westfälischen 
Elektrizitätswerkes, das sowohl das größte 
Braunkohlen- als auch Steinkohlenkraftwerk 
Europas mit 190000 bzwA75000 kW Ma- 
schinenleistung besitzt, und das im Geschäfts- 
jahre 1917/18 in seinem Netz 772,5 Mill. kWh 
oder rd. 15% des gesamten deutschen öffent- 
lichen Elektrizitätsbedarfs an die Abnehmer 
verkaufte. Anstatt den vom Rheinisch-West- 
fälischen Elektrizitätswerk ohne Mitwirkung des 
Reiches durchgeführten und weiterbetriebenen 
Verschmelzungsprozess, der gleichzeitig die 
Zurückdrängung der Steinkohle gegen die 
Braunkohle zur-Folge hat, zu fördern, hat allein 
der drohende $ 14 des Gesetzentwurfs genügt, 
um die bereits vor Bekanntwerden des Gesetz- 
entwurfs von den Verwaltungen im Prinzip 
beschlossene Verschmelzung des Elektrieitäts- 
werkes Westfalen mit dem Rheinisch-West- 
fälischen Elektrizitätswerk, durch welche gleich- 
zeitig die Aktienmehrheit des Rheinisch- West- 
fälischen Elektrizitätswerkes in kommunale 
Hände gekommen, also ‚sozialisiert‘‘ worden 
wäre, dadurch zu zerschlagen, daß das Reich 
im Falle des Zustandekommens des Gesetz- 
entwurfs unter Geltendmachung des $ 14 von 
vornherein vom Rheinisch-Westfälischen Elek- 
trizitätswerk die Zusicherung der überwiegen - 
den Reichsmehrheit, d.h. also die Majori- 
sierung der kommunalen Mehrheit verlangte!). 

Zu b. Die öffentlichen Elektrizitätswerke 
Deutschlands nehmen mit ihrem Gesamtver- 
brauch von etwa 3,5% der deutschen Kohlen- 
förderung in der Gesamt-Kohlenbilanz eine 
untergeordnete Stellung ein. Wenn man zudem 
noch bedenkt, daß gerade die wärmewirtschaft- 

Auer Aufsicht stehenden Elektrizi- 
tätswerke die verhältnismäßig beste Kohlen-.. 


!) Später ließ das Reich dieses Verlangen fallen. 


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en = Bee DER 


24. Juni 1920. 


ausnutzung aufweisen, so muß man sich eigent- 
lich wundern, daß die allgemein durchaus 
richtige Forderung der Kohlenersparnis in 
erster Linie für die Elektrizitätswerke erhoben 
wird. Man sollte vielmehr erwarten, daß die 
in der Kohlenbilanz höherstehenden Ver- 
brauchergruppen in erster Linie zu besserer 
Kohlenwirtschaft angehalten würden. Es ist 
aber trotzdem für den Techniker selbstver- 
ständlich, daß auch in der Elektrizitätswirt- 
schaft alles zur Kohlenersparnis Mögliche getan 
werden muß. Wenn man diese in der Elek- 
trizitätswirtschaft mögliche  - Kohlenersparnis 
von Bruchteilen eines Prozentes aber durch 
Ausbau zu teurer Wasserkräfte oder unwirt- 
schaftliche Kupplungsleitungen erkaufen will, 
so bedeutet das, im ganzen genommen, ein- 
seitig eine Verteuerung der Elektrizität bzw. 
eine Belastung der Elektrizitätswirtschaft zu- 
en anderer, mehr Kohlen verschwenden- 
er Verbrauchergruppen und Industrien. Es 
kann volkswirtschaftlich im Augenblick rich- 
tiger sein und schneller zum Ziel führen, alle 
Mittel zur Hebung ders Kohlenförderung, 
nötigenfalls durch Abteufung neuer Schächte, 
. anzuwenden, als gerade jetzt mit dem lang- 
wierigen Ausbau zu teurer Wasserkraftanlagen 
zu beginnen. Kurz, die Tatsache des allge- 
meinen Kohlenmangels darf nicht allein maß- 
gebend sein; man muß sich wenigstens Rechen- 
schaft über die Wirtschaftlichkeit der zur Be- 
hebung des Kohlenmangels getroffenen Maß- 
nahmen geben. Man sollte daher, wie schon 
oben erläutert, sehr wohl überlegen, ob und in 
welcher Größe man zurzeit Wasserkräfte in 
dem von der Braunkohle beherrschten mittel- 
deutschen Band ausführen will, während der 


Tatsache der allgemeinen Kohlennot im stein- | 


und braunkohlenarmen Süddeutschland dureh 
Ausbau von Wasserkräften mehr Rechnung zu 
tragen ist. Meines Erachtens muß gefordert 
werden, daß eine Wirtschaftlichkeitsberech- 
nung über die von der Regierung angeforderte 
eine. Milliarde aufgestellt wird, damit man 
sehen kann, wie teuer auf dem Gebiet der 
Elektrizitätswirtschaft die durch die vermin- 
derte Arbeitsleistung hervorgerufene Verkehrs- 
und Kohlennot zu stehen kommt. 

Die Elektrizitätswirtschaft kann das ihrige 
zur Minderung der Kohlennot m. E. 
am besten und schnellsten dadurch tun, daß 

„sofort an die Schaffung dieses von der Braun- 

kohle.beherrschten Bandes quer durch Deutsch- 
land herangegangen wird. Zunächst müßten 
diejenigen in der Nähe von großen Braun: 
kohlenkraftwerken gelegenen Großstädte, die 
noch Steinkohlen in ihren eigenen Elektrizi- 
tätswerken verfeuern, durch Kuppelleitungen 
an die Braunkohlenkraftwerke angeschlossen 
werden, die wenigstens die Grundbelastung zu 
decken hätten. 

Neben den vielen in den früheren Aus- 
führungen schon gestreiften, im wesentlichen 
in der Außerachtlassung’ der Betriebserforder- 
nisse begründeten Mängeln des Gesetzent- 
wurfs, wie Abstimmung der zu enteignenden 
Leitungen auf die Mindestspannung von 
50 000 V, Abstimmung der zu enteignenden 
Kraftwerke nach Leistung und Besitz, Fehlen 
jeglicher Bestimmung über die Strompreis- 
verrechnung aus den enteigneten Anlagen an 
die Verteilungsunternehmungen, Fehlen einer 
Bestimmung, daß industrielle Eigenanlagen 
keinem Konzessionszwang unterliegen, Hin- 
derung. des freiwilligen weiteren Zusammen- 
schlusses der Elektrizitätswerke und Hem- 
mung des technischen und wirtschaftlichen 
Fortschrittes durch Vorauswirkung des $ 14, 
erblicke ich den Hauptfehler des Gesetz- 
entwurfs darin, daß er von oben herunter 
statt von unten herauf organisieren und die 
deutsche Elektrizitätswirtschaft der Gefahr der 
Fiskalisierung preisgeben will. Anstatt Zen- 
tralisation der Verwaltung in einem Beamten- 
körper zu Berlin müßte Dezentralisation zu 
einheitlichen Wirtschaftskörpern mit Selbst- 
verwaltung nach kaufmännischen Grundsätzen 
die Parole sein. 

t A % 


N 


Die Leistungsbewertung der Elektromotoren 
für aussetzende Betriebe. 


Von Dr.=\ing. E. Adler und €. Schiebeler, Berlin. 


. Übersicht. Die Umstände, die bei der Leistungs- 
bewertung der Elektromotoren für aussetzenden 
Betrieb zu berücksichtigen sind, werden ausführlich 
erläutert und die Entwicklung der bestehenden 
Verfahren geschildert. Diese haben Fehler von er- 
heblicher praktischer Bedeutung. Es wird daher 
folgendes neue Verfahren ‚vorgeschlagen: 

Die Modellwahl soll auf Grund einer Schätzung 
der prozentualen Einschalfdauer und der Schärfe 


_ Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


der, Belastung unter Berücksichtigung der Anlauf- 
verhältnisse erfolgen. Bei der Modellerprobung 
soll außer der kurzzeitigen Nennleistung die „Aus- 
setzergrundleistung“ bei 3 min Einschaltzeit und 
9 min stromloser Pause ermittelt und beide 
Leistungswerte gestempelt werden. Schlieflich 
werden Messungen mit Spielzählern u. dergl. 
angeregt und ein Entwurf für die Neufassung des 
Abschnitts „Betriebsart“ der Maschinennormalien 
des V.D.E. gegeben. 


I: 


Hinsichtlich der Erwärmung der strom- 
führenden Teile kann man bekanntlich folgende 
Betriebsarten eines Blektromotors unterschei- 
den: 


a) Dauerbetrieb: Die Einschaltzeit ist so 
lang, daß die dem Beharrungszustand ent- 
sprechende Endtemperatur erreicht wird. 

b) Kurzzeitiger Betrieb: Die Einschalt- 
zeit ist kürzer als die zum Erreichen der 
Beharrungstemperatur erforderliche Zeit 
und die Pause ist lang genug, um die Abküh- 
lung auf die Temperatur des Kühlmittels zu 
ermöglichen. 

c) Aussetzender Betrieb: Einschaltzeiten 
von wenigen Minuten (oder Bruchteilen 
von Minuten) wechseln mit stromlosen 
Pausen ab, deren Dauer nicht genügt, um 


die Abkühlung auf die Temperatur des. 


Kühlmittels zu ermöglichen. 


Die Belastungsfähigkeit eines Elektro- 
motors im aussetzenden: Betrieb ist einerseits 
durch Größen begrenzt, deren Augenblicks- 
wert maßgebend ist (Stromwendung, Durch- 
zugsvermögen, mechanische Festigkeit), ander- 
seits durch die von Einschaltzeit und Pause 
abhängige Erwärmung der stromführenden 
Teile. i 

Die meisten aussetzenden Betriebe sind 
unregelmäßige; ihre Belastungsverhältnisse sind 
veränderlich (Krane, Wohnhausaufzüge u. del.). 
Regelmäßig aussetzende Betriebe sind solche, 
deren Belastungsverhältnisse nicht völlig gleich 
bleiben, doch genügend genau geschätzt werden 
können (Waggonkipper, Erz- und Kohlenheber, 
Kabelkrane, Warenhausaufzüge u. dgl.). 

Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist es, 
die Gesichtspunkte zu erläutern, die bei der 
Leistungsbewertung unregelmäßig aussetzen- 
der Betriebe zu beachten sind, ein neues Be- 
wertungsverfahren zu beschreiben und Vor- 
schläge zur Ausgestaltung der Vorschriften 
des VDE zu erstatten. Die Darstellung be- 
schränkt sich auf die Motoren von Umkehr- 
antrieben, die unter Last anlaufen, insbeson- 
dere von Hebezeugen. Es wird vorausgesetzt, 
daß die Belastungsfähigkeit lediglich dureh die 
Erwärmung begrenzt wird. 


II. 


Die Erwärmung eines Motors im aussetzen- 
den Betrieb hängt von der Schwere der Be- 
lastungsverhältnisse und von seinem Wärme- 
verhalten ab. 


Für die von der Schwere der Belastungs- 
verhältnisse abhängige Wärmeentwicklung im 
Motor sind u. a. folgende Umstände kennzeich- 
nend: 

1. Die „Häufigkeit“ der Belastung, das ist die 

Zahl der Arbeitsspiele in der .Zeiteinheit, 

z. B. in der Stunde. 


9. Die Einschaltzeit während eines kennzeich- 
nenden Arbeitsspiels. 


3. Die „Schärfe“ der Belastung, die durch das 
Verhältnis der Durchschnittsbelastung zur 
höchsten, die der Motor bei Vollast tragen 
muß, ausgedrückt wird. Als Belastungs- 
maß gilt die Abgabe, die bei V.ollast im 
Beharrungslauf bei festgesetzter, gleich- 
förmiger Geschwindigkeit entwickelt "wird; 
sie wird im folgenden als „Vollastleistung“ 
bezeichnet. 


4. Die Beschleunigungswärme, die der Be- 
schleunigungsstrom erzeugt. 


5. Die Verzögerungswärme, die bei elektrischer 

Nachlaufbremsung erzeugt wird. 

6. Die Wärmeentwicklung bei elektrischer 

Senkbremsung. 

Häufigkeit und Einschaltzeit können zu 
einer kennzeichnenden Größe, der ‚‚prozen- 
tualen HEinschaltdauer“,  zusammengezogen 
werden. Sie ist das hundertfache Verhältnis der 
Summe aller Einschaltzeiten in einer gegebenen 
Zeitspanne zu dieser selbst. Bezogen auf die 
Stunde ist die prozentuale Einschaltdauer p 


100 >< Summe aller Einschaltzeiten i. d. Stde. i. min 
DT 60 b ns 
Der Zähler des Bruches wird mit einem am 
Motoranker liegenden Voltmeter und der Uhr 
oder mit dem in, Abschnitt XI beschriebenen 
Spielzähler gemessen. Versuche, die mit die- 
sem Sondergerät vorgenommen wurden, haben 
ergeben, daß die prozentuale Einschaltdauer — 
bezogen auf eine Stunde flotten Betriebes — 
bei den meisten aussetzenden Antrieben zwi- 
schen 10 und 40% liegt. Der Zähler des Bru- 
ches ist für 15, 25 und 35% Einschaltdauer 
gleich 9,15 und 21 min. 

Hinsichtlich der Schärfe der Belastung 
sind zu unterscheiden: 

a) Betriebe mit wechselnden Lasten (Hub- 
werke mit losem Gehänge, Katzfahrwerke 
bei vorwiegend geringen Lasten u. dgl.) und 

b) Betriebe mit vollen Lasten (Kranfahrwerke 
Drehwerke u. dgl.). 

Man soll vorsichtshalber einen Betrieb nur 
dann als Betrieb mit wechselnden Lasten be- 
zeichnen, wenn die Schärfe der Belastung kleiner 
als 60%, ist. 

Über die Beschleunigungswärme vergl. 
Abschnitt X. Da die prozentuale Einschalt- 
dauer alle Zeiten enthält, während welcher 
der Motor unter Strom steht, so wird die 
Wärmeentwicklung. durch Nachlauf- und 
Senkbremsung durch sie angenähert mitbe- 
rücksichtigt. 

Das Wärmeverhalten eines Motors .bei 
gegebenen Belastungsverhältnissen ist u. a. 
bedingt durch: 

7. Das Wärmeaufspeicherungsvermögen des 

- Motors, das vom Gewicht, also von Motor- 
art, Schutzart, Leistung und Drehzahl ab- 
hängig ist. 

S. Die Wärmeabgabefähiskeit des . Motors, 
die von der Oberfläche, der Verteilung der 
Verluste auf Ständer und Läufer und der 
Lüftung, also wieder von Motorart, Schutz- 
art, Leistung, Drehzahl und Bauart ab- 
hängig ist. 

9. Die Verteilung der Verlustwärme auf Kup- 
fer und Eisen. 

10. Die von der Motorart abhängige Strom- 
Drehmoment-Linie. Je steiler der Strom, 
ausgehend vom Vollaststrom, bei abneh- 
mendem Drehmoment abfällt, desto ge- 
ringer ist die Wärmeentwicklung bei Teil- 
last. Bei Drehstrommotoren ist die Wärme- 
entwicklung des Blindstroms zu berück- 
sichtigen. 

Der Einfluß von Motorart und Schutzart 
geht aus Abb. 1 deutlich hervor, die nach wirk- 
lichen Ausführungen gezeichnet ist. Die vollen 


% der 
Stundenleistung 


50 


20 


Prozentuale Einschalkdauer 
Abb. 1. - 


486 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


Helt 25. 


N ns, 
f R LiEr 
, j 


3 


24. Juni 1920. 


Linien beziehen sich auf den gekapselten Gleich- 
strom-Hauptschlußmotor, die gestrichelten auf 
den offenen Gleichstrom-Hauptschlußmotor 
mit Selbstlüftung durch eingebauten Lüfter 
und die strichpunktierten auf den gekapselten 
Drehstrom-Induktionsmotor für Kranbetrieb. 
Der Abbildung liegt die Annahme eines ein- 
fachen, regelmäßig wiederholten Arbeitsspiels 
mit der Vollastleistung Nyon während der Ein- 
schaltzeit tejn und der stromlosen Pause taus 
zugrunde. Die prozentuale Einschaltdauer 


p ist in diesem einfachen Falle gleich dem Ver-. 


hältnis fein ! (bein- + taus)- Die Ordinaten der 
dicken Linien jedes Linienpaars sind die Werte 
der mittleren quadratischen Leistung N„., die 
bestimmt ist durch 


Nma=yp Neon. N az (2 


Die Ordinaten der dünnen Linien jedes Linien- 
paars sind die Werte der Vollastleistung N yall- 
Alle Leistungswerte sind in Prozenten der 
Stundenleistung ausgedrückt. 

Beim kekanselten Gleichstrom- Haupt- 
schlußmotor fällt natürlich? die dünne Nyan- 
Linie mit wachsender Einschaltdauer. steil ab. 
Aber auch die dicke N„.-Linie fällt etwas ab; 
dies kommt daher, daß infolge der Haupt- 
schlußcharakteristik den geringen Leistungs- 
werten höhere Drehzahlen entsprechen und 
diese die Eisenverluste vermehren. 

Beim offenen Gleichstrom-Hauptschluß- 
motor mit Selbstlüftung fällt die dünne N yari- 
Linie viel weniger ab. Die dieke N„.-Linie 
steigt, weil sich mit zunehmender Einschalt- 
dauer der Einfluß der Lüftung stärker geltend 
macht. 

Beim gekapselten Drehstrommotor für 
Kranbetrieb fallen infolge der Eisenverluste 
und der Blindstromwärme beide Linien stark 
ab und schneiden die Abszissenachse bei etwa 
85%, Einschaltdauer; d. h. dieser Motor: ist 
gar nicht imstande dauernd zu laufen, nicht 
einmal unbelastet. Ein gekapselter Drehstrom- 
motor für Dauerbetrieb muß für geringere 
magnetische Dichte gewickelt werden als der 
Motor für aussetzenden Betrieb. 

Der Einfluß der Modellgröße wird am 
Beispiel des gekapselten Gleichstrom-Haupt- 
schlußmotors durch Abb. 2 veranschaulicht. 
Die Linien I bis IX stellen für eine ausgeführte 
Modellreihe die Vollastleistung {Nyon als 
Funktion !der)Einschaltdauer dar. Über die 
Bedeutung der dicken-Linie ‚„‚Stundenleistung“ 
siehe Abschnitt VI. 


kW 


15% 25% 35% 
Prozertuale Einschaldauer —* 
Abb. 2. 


Das durch Abb. 2 veranschaulichte Ver- 
halten ist verständlich, wenn man bedenkt, 
daß die Wärmeaufnahme mit der dritten, die 
Oberfläche mit der zweiten Potenz der Ab- 
messungen zunimmt. Von zwei Eisenkugeln, 
die beide bis zur Rotglut erhitzt werden, kühlt 
sich die kleinere viel schneller ab. 

Der Einfluß der Modellgröße zeigt sich’ am 
stärksten beim gekapselten Hauptschluß-, we- 
niger beim gekapselten Drehstrom-, und am 


wenigsten beim offenen "Drehstrommotor;. er | 


ist also besonders ausgeprägt dort, wo infolge 
mittelbarer Wärmeabgabe das Verhältnis des 
Wärmeaufnahmevermögens zur Wärmeab- 
gabefähigkeit groß ist. 


III. 


Die ‚Erwärmung‘ eines Motors (d. i. die 
Übertemperatur des die Belastungsfähigkeit 
begrenzenden stromführendenTeiles), der einem 
Dauerlauf bei gleichbleibender Last unter- 
worfen wird, nımmt bekanntlich mit der Zeit 
nach einer Exponentialfunktion zu (Abb. 8). 


F 
5 
5 


Grenztemperatur 


Abb. 3. 


Anfangs überwiegt die Wärmeaufspeicherung; 
die Temperatur nimmt schnell und fast grad- 
linig zu. 
Wärmeabgabe vorherrschend, der Temperatur- 
anstieg ist gering. Nach einiger Zeit — einer um 
so längeren je größer das Wärmeaufnahmever- 
mögen im Verhältnis zur Wärmeabgabefähigkeit 
ist—erreicht die Erwärmung ihren Endwert. In 
diesem Beharrungszustand ist der Motor so- 
zusagen mit Wärme gesättigt und seine Be- 
lastungsfähigkeit hängt nur von der Wärme- 
abgabefähigkeit ab. 

Bei einem kurzzeitigen Lauf wird die Be- 
lastung abgeworfen, ehe die Erwärmung ihren 
Beharrungswert erreicht hat. Läßt man bei 
Dauerlauf und kurzzeitigem Lauf dieselbe 
Endtemperatur zu, so kann der kurzzeitig 
laufende Motor höher belastet werden als der 
dauernd laufende (Abb. 4). Das Verhältnis 


3 
x 
2 
E 
(7) 
fie 


Grenztemperatur 


Zeit 


Abb. 4, 


der kurzzeitigen Leistung zur Dauerleistung ist 
um so höher, je größer das Wärmeaufnahme- 
vermögen im Verhältnis zur Wärmeabgabe- 
fähigkeit ist. Es ist also beim größeren Modell 
höher als beim kleinen. Der Einfluß des Wärme- 
aufnahmevermögens macht sich um so mehr 
geltend, je kürzer der kurzzeitige Lauf währt. 


Wird der warme Motor abgeschaltet und 


stillgesetzt, so fällt die Temperatur nach einer. 


Temperatur 


Grenztemperatur 


Zeit 


Abb. 6. 


Im letzten Teil des: Laufs ist die. 


Exponentialfunktion, anfangs schnell und spä- 
ter langsam (Abb. 5). 

Beim aussetzenden. Betrieb ist die Tem- 
peratur-Zeit-Linie eine Zickzacklinie, die sich 
aus Stücken der Erwärmungs- und Abkühlungs- 
linien zusammensetzt. Sie ist in Abb. 6 für 


Temperatur 


} Grenztemperatur 


Abb. 6. 


einen regelmäßig aussetzenden Antrieb ge- 
zeichnet. Bei unregelmäßig ausssetzenden 
Betrieben kann diese Linie nicht gezeichnet 
werden, aber man weiß, daß auch bei ihnen die 
Temperatur immer höher klettert und sich 
einem Endwert nähert. Dieselbe Endtempera- 


‚tur würde bei einem Dauerlauf bei bestimmter 


Belastung erreicht werden. Es ist also ein ge- 
gebener, aussetzender Betrieb einem Dauerbe- 
trieb bei bestimmter Belastung thermisch 
gleichwertig. Die Belastungsfähigkeit im fort- 
gesetzten, aussetzenden Betrieb hängt — wie 
bei Dauerbetrieb — nur von der Wärmeab- 
gabefähigkeit ab. Die mittlere Wärmeabgabe- 
fähigkeit im aussetzenden Betrieb ist kleiner 
als im Dauerbetrieb, weil in den Pausen der 


Motor still steht und der kühlende Einfluß der 


Luftbewegung wegfällt. 
Ne 


Die Leistungsbewertung der Motoren für 


aussetzenden Betrieb erfolgt, indem man — 
ausgehend vonderVollastleistung — einen Nenn- 
lauf festsetzt. Dieser soll hinsichtlich Erwär- 
mung dem wirklichen aussetzenden Betrieb 


gleichwertig sein; er muß also die Schwere 


der Belastungsverhältnisse und das Wärme- 
verhalten angemessen berücksichtigen. Der 
Nennlauf kann ein Dauerlauf oder ein. kurz- 
zeitiger Lauf oder ein Aussetzerlauf sein. 
‘An das Bewertungsverfahren stellt män 
folgende Forderungen: 
1. Es soll den Gepflogenheiten des Motor 
geschäftes angepaßt sein. 
2. Die Fabrikprobe soll nicht Ynnsae um- 
ständlich sein. 
3. Der Entwurf soll nicht in falsche Bahnen 
gelenkt werden. 


4. Es soll möglich sein, die’Planungsgrund- 


lagen durch Messungen am ausgeführten 
Antrieb nachzuprüfen. 


Die Frage der Leistungsbewertung hat 
große praktische Bedeutung. Ein zu kleines 
Modell vergrößert die Gefahr der Entstehung 
von Gebrechen, beschränkt die Ausnützungs- 
fähigkeit des Antriebs und drosselt vielleicht 
dadurch das Ausbringen eines fortlaufenden, 
zusammengesetzten ‚Arbeitsvorgangs . 
und Walzwerke). Die Wahl eines zu großen 
Modells bedeutet anderseits unnötigen Kosten- 
aufwand, überflüssiges totes Gewicht, ver- 


größerten Platzbedarf und erhöhtes Schwung- 


moment. 

Es ist bei aussetzend arbeitenden Motoren 
nicht ratsam, allzu.nahe an die noch zulässigen 
Grenzerwärmungen zu gehen, denn der aus- 
setzende Betrieb beansprucht die Isolierstoffe 
mechanisch und thermisch schärfer als der 
Dauerbetrieb, und die Aufstellungs- und War- 
tungsverhältnisse solcher Antriebe sind vielfach 
ungünstig; 


Die Bewertungsfrage ist‘ von ‚besonderer 


Bedeutung im Zusammenhang mit der im Zuge 
befindlichen Vereinheitlichung der 


ww EAN EG ar er 


(Stahl- 


Kran 


L 22 
id | 


24. Juni 1920. 


"motoren, die sowohl für Kranbesitzer und Kran- 


hersteller, als für die elektrotechnischen Fa- 
briken große Vorteile böte. Die Kranhersteller 
verlangen eine große Auswahl hinsichtlich 
Leistungsstufung und Drehzahl. Sie würden 
aber eine einheitliche Leistungsbewertung, 
z. B. den Stundenlauf bei Vollastleistung be- 
vorzugen. Leider ist diese Forderung unerfüll- 
bar, wenn die Schwere der Belastungsverhält- 
nisse und das Wärmeverhalten angemessen 
berücksichtigt werden sollen. Denn die Be- 
lastungsverhältnisse lassen sich nicht zwang- 
läufig festsetzen; sie sind so vielgestaltig wie die 
Arbeitsvorgänge der Industrie selbst. Man wird 
sich aber bemühen müssen, sie zu Gruppen 
zusammenzufassen und dadurch in ein Schema 
zu bringen; man kommt mit einer geringen Zahl 
solcher Gruppen aus. 


V 


Der Ersatz des aussetzenden Betriebs 
durch den gleichwertigen Dauerbetrieb ist zu- 
erst von Oelschläger in seiner klassischen 
Arbeit aus dem Jahre 1900!) versucht worden. 
Er wandte die Gesetze des Newtonschen Er- 
kaltungstheorems auf den Idealfall einer elek- 
trisch geheizten gleichartigen Masse an, die 
während Einschaltzeit und Pause gleiche Wär- 
meabgabefähigkeit besitzt und deren Verlust- 
Zeit-Linie nach Abb. 7 verläuft. Diese Voraus- 


“setzungen sind annähernd bei Widerständen, 


{ % N \ 
BehtBin, Ha Hause ol, 


Abb. 7- 


aber nicht bei Motoren erfüllt. Oelschläger hat 
ferner gezeigt, daß bei den kurzen Einschalt- 
zeiten der aussetzend arbeitenden Motoren die 
ziekzackförmige Temperatur-Zeit-Linie des 
regelmäßig aussetzenden Betriebes durch die 
glatte eines Dauerlaufs bei einem 


mittlaren Verlust = 9 x Verlust während Einschaltzeil . (8 


ersetzt werden kann. Nimmt man an, däß die 
Erwärmung der stromführenden Teile lediglich 
von den Kupferverlusten herrührt, so führt 
obige Beziehung (8) zur nachstehenden Be- 
ziehung (4), 


mittlerer quadratischer Strom = V px Strom während Einschaltzeit (4 


Ein Dauerlauf, der auf dem Prüffelde bei 
Nennspannung und mittlerem quadratischem 
Strom gemacht wird, weicht von dem wirklichen 
aussetzenden Betriebe ab, denn: 

a) die Eisenverluste sind größer als im 
wirklichen aussetzenden Betrieb, in dem 
sie nur während der Einschaltzeit auf- 
treten; R 

b) die mittlere Wärmeabgabefähigkeit ist 
größer als im wirklichen aussetzenden 
Betriebe mit seinen Stillstandspausen. 


Verschiedene Verfasser, darunter Pohl, 
Ossana, Douglas, Brückmann, Adler, 
haben sich bemüht, durch Abänderungen des 
Oelschlägerschen Verfahrens den Einfluß der 
Eisenverluste und die wechselnde Wärmeab- 
gabefähigkeit zu berücksichtigen. Diese Ver- 
fahren eignen sich für regelmäßig aussetzende 


Betriebe einfacher oder zusammengesetzter' 


Art, bei denen auf rhythmischen Wechsel der 
Belastung gerechnet werden kann. Solche 
Betriebe kommen nicht allzu häufig vor. Es 
braucht daher die Bewertungsaufgabe nicht im 
Geschäftsverkehr zwischen Motorkäufer und 
-Verkäufer gelöst zu werden, sondern dieser 
kann sie den Berechnern zur genaueren Be- 
arbeitung übermitteln. Es macht auch nichts, 
wenn die Fabrikprobe für diese Ausnahmelie- 
ferungen etwas umständlicher wird. 


1) E. Oelschläger: 
ständen, Motoren und d 
„ETZ“ 1900, S. 1058. 


„Die Berechnung von Wider- 


' werden. 


ergl. für aussetzende Betriebe“. 


_ Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heft ‘25. 


Für unregelmäßig aussetzende Betriebe 


ist der Dauernennlauf wenig geeignet. Strom- 
stärke, Spannung und Frequenz müßten so 
eingestellt werden, daß die im aussetzenden 
Betrieb sich ergebenden Mittelwerte für Kupfer- 
verlust, Eisenverlust und Wärmeabgabefähig- 
keit im Dauerlauf verwirklicht werden. 


vI. | 
Um”die Verhältnisse bei der Leistungsbe- 


wertung durch einen kurzzeitigen Nennlauf 
besser zu überblicken, denken wir uns den 
wirklichen unregelmäßig aussetzenden Betrieb 
durch einen Dauerlauf mit derselben Endtem- 
peratur ersetzt. Diese Endtemperatur wird bei 


einem kurzzeitigen;Lauf von: 
a) gegebener; Dauer und zu ermittelnder Be- 
lastung oder 


b) gegebener Belastung und zu ermittelnder 
Dauer 


‚erreicht. 


Das Verfahren a) soll an folgendem Bei- 
spiel erläutert werden: Es liege ein aussetzender 
Betrieb mit 6 kW Vollastleistung und 25% 


Einschaltdauer vor. Er entspricht nach Abb. 8 


einem Stundenlauf bei 6 kW Belastung. Wenn 
die Einschaltdauer aber 35% ist, so ist ein Mo- 


tor erforderlich, der eine Stunde hindurch 
7,5 kW abgeben kann. 


6KW 
“ 
= 
'"S 
L 
[0] 
& 
E 
ni Grenztemperatur 
ar n:25% 
I 
Zu 
Zeit 
&0 Min. 
7.5KW 
5 
"Ss 
ker 
© 
E 
F Grenztemperatur 
@ pP en — 1: 35% 
F4 2 
v4 
v£ 
% Zeit 


60Min. 
Ahb. 8. 


Die Stundenbewertung ist Ende der 90 er 
Jahre in Deutschland eingeführt worden. 
$ 4 der ersten Fassung der Maschinennormalien 
des VDE vom Jahre 1901 lautete: 


Als normale Leistung von Maschinen 
für intermittierende Betriebe ist die Leistung 
zu verstehen ‚und anzugeben, welche ohne 
Unterbrechung eine Stunde lang abgegeben 
werden kann, ohne daß die Temperaturzu- 
nahme den als zulässig bezeichneten Wert 
überschreitet. Diese Leistung ist auf dem 
Schild unter der Bezeichnung „intermittie- 
rend‘ anzugeben. Ges; 

Die Festsetzung der Stundenbewertung 
bedeutete einen wesentlichen Fortschritt gegen- 
über dem bis dahin verwendeten, unbestimmten 
Zusatz: zur Leistungsziffer „intermittierend“. 
Die Schwere der Belastungsverhältnisse und 
das Wärmeverhalten sollte durch Zuschlag oder 
Abschlag zu dem aus der mechanischen Rech- 
nung ermittelten Leistungswert berücksichtigt 
Darauf hat Dettmar in seinen Fr- 
läuterungen zu den Normalien ausdrücklich 
hingewiesen. Trotzdem ist das Verfahren oft 
mißverstanden worden. Manche Käufer neh- 


.« folgendem 


men noch heute irrtümlich an, daß dje Schwere 
der Belastungsverhältnisse und das Wärme- 
verhalten so wenig verschiedenartig seien, daß 
diese Umstände durch den Stundennennlauf 
genügend genau berücksichtigt werden; sie 
unterlassen daher die Berichtigung der Lei- 
stungsziffer. Man kann auch nicht von allen 
Motorkäufern verlangen, daß sie die Schätzun- 
gen, die die Berichtigung des Leistungswertes 
erfordert, unter Berücksichtigung aller Um- 
stände vornehmen; noch können sie in jedem 
Fall die Verhältnisse”so genau beschreiben, 
daß der Verkäufer die Verantwortung für die 
Modellwahl übernehmen könnte. 


Die Firmen des Siemens-Konzerns haben 
in der ersten Hälfte des vorigen Jahrzehnts den 
Versuch gemacht, die Modellwahl dadurch zu 
erleichtern, daß sie für jedes — durch seine 
Stundenleistung bestimmtes — Modell in Be- 
lastungslinien die zugehörigen Werte von Voll- 
lastleistung und „‚Belastungsfaktor‘ zusammen- 
stellten. Unter Belastungsfaktor wurde das 
Verhältnis fein: (fein + taus) eines kennzeich- 
nenden Arbeitsspiels verstanden und der Nen- 
ner normal mit 12% min angenommen. DBe- 
lastungsfaktor und prozentuale Finschaltdauer 
sind also verwandte Begriffe. In dem von Oel- 
schläger behandelten Idealfall ist die Be- 
lastungslinie eine gleichseitige Hyperbel. Die 
in die Preislisten aufgenommenen Belastungs- 
linien berücksichtigen das Wärmeverhalten 
der einzelnen Motor- und Schutzarten; sie 
weichen daher von der gleichseitigen Hyper- 
bel etwas ab. Bei allen Motor- und Schutzarten 
wurde der aussetzende Betrieb bei 83% Be- 
lastungsfaktor gleichwertig dem Stundenlauf 
bei derselben Leistung gesetzt — was offenbar 
unzutreffend ist. Der Nachteil diesesVerfahrens 
liegt darin, daß der Begriff Belastungsfaktor 
nur die Häufigkeit der Belastung bzw. die Ein- 
schaltzeit, aber nicht die Schärfe der Belastung 
berücksichtigt.. Die Erfahrungen scheinen un- 
befriedigend gewesen zu sein, denn das Ver- 
fahren ist in den Jahren 1908 bis 1910 ver- 
lassen worden. 


Hill hat vorgeschlagen, die Schärfe der’ 
Belastung im Belastungsfaktor durch folgende 
Beziehungen zum Ausdruck zu bringen: 
Äußerer Belastungsfaktor 
Durchschnittsleistung 

Vollastleistung 


tein £ 


" tein+ taus 


Innerer Belastungsfaktor 
Durchsehnittsleistung \? 
ar Vollastleistung 


tein 
tein + laus \ 

Bemörkenswert ist, daß sich etwazur selben 
Zeit als in Deutschland die Stundenbewertung 
verwendet wurde, in England die Halb- 
stundenbewertung einbürgerte, ohne daß die 
englischen Motorkäufer bei der Festsetzung des 
Leistungswertes anders vorgegangen wären 
als die deutschen. (Nur die erfahrenen Kran- 
fabriken haben hier wie. dort bei schweren 
Kranen die Motoren reichlicher gewählt als bei 
leichteren Kranen derselben Art.) Es ist das 
ein Beweis für die Unsicherheit der Leistungs- 
bewertung. Denn der Kran unterliegt den glei- 
chen Belastungsverhältnissen, ob er in Deutsch- 
land oder in England aufgestellt wird. Der 
englischen Leistungsbewertung war allerdings 
eine Grenzerwärmung von nur 40° zugrunde 
gelegt — der Unterschied ist daher nicht so 
groß, wie er auf den ersten Blick scheint. Die 
Engländer glaubten aber, daß die Isolation 
ihrer Motoren thermisch weniger hoch bean- 
sprucht sei. 

Die Erfahrung zeigt, daß die Stundenbe- 
wertung für gewöhnliche Krane etwas reichlir h 
ist. Anderseits genügt sie nicht für schwere 
Betriebe, die 90 oder 120 min-Leistung oder 
noch reichlichere Bewertung erfordern. Man . 
hat deshalb — etwa um das Jahr 1910 — das 
Verfahren a) verlassen und ist zum Verfahren 
b) übergegangen. Dessen Anwendung soll an 
Beispiel erläutert werden; Es liege 


488 


ein auss®tzender Betrieb mit 6 kW Vollast- 
leistung und 25% Einschaltdauer vor. Er ent- 
spricht nach Abb. 9 einem Stundenlauf bei 
6kW Belastung. Wenn die Einschaltdauer 
aber 35%, ist, so ist ein Motor erforderlich, der 
6 kW durch 90 min abgeben kann. 

Als man zu diesem Verfahren überging, 
hat man eine normale ‚„Kranleistung‘‘ einge- 
führt, u. zw. die 40, 45 oder 50 min-Leistung 
als solche erklärt. Manche Firmen machten 
bei der Festsetzung der Bewertungszeit einen 
Unterschied zwischen dem Gleichstrom-Haupt- 
schlußmotor und dem Drehstrommotor, was 
durch den Unterschied im Wärmeverhalten 
begründet ist. Andere Firmen setzten die 
45 min-Leistung für alle Motorarten fest. 
Manche Firmen verkauften nur die Haupt- 
schlußmotoren für 40 min-Leistung; Motoren | 
mit Nebenschlußverhalten jedoch nur für | 
Stundenleistung. Bemerkenswert ist die An- 
näherung an die englische Praxis. “Auch in 
England ist es üblich geworden, für schwere 
Betriebe und große Einheiten die 60 min- 
Leistung bei 40°, anderseits für kleine Motoren 
und leichte Betriebe die 15 min-Leistung zu 
verwenden. 

Die Verbandsnormalien haben dieser Ent- 
wieklung Rechnung getragen und die kurz- 
zeitige Bewertung eingeführt. Gleichzeitig 
hat man den in den Handel eingedrungenen 
unbestimmten Begriff Kranleistung entfernt. 


6KW 


Temperatur 


Grenztemperatur 


Zeit 
60Min. 
6KW 
I 
3 
s 
k 
D 
5 
m Grenztempsratur 
Ver RESTE ee echn 
FE - Zeit 


90Min. e 
Abb. 9. 


Seit 1912 fehlt ın den Normalien die Um- 
schreibung des Begriffs ‚„‚aussetzender Betrieb“. 
Es werden nur Dauer- und. kurzzeitige Betriebe 
unterschieden. Zugleich wurden bestimmte 
„Betriebszeiten‘‘ als normal erklärt, u. zw. 
wurde anfangs gewählt: 10, 40, 60, 90 min und 
in der ab 1. VII. 1914 gültigen Fassung wurde 
festgelegt: 10, 30, 60, 90 min. 

Dieses: Verfahren bedeutet einen großen 
Fortschritt gegenüber dem Stundenbewer- 
tungsverfahren. Die Art der Anwendung, die 
es im Motorhandel findet, scheint jedoch nicht 
unbedenklich !). Es ist nämlich üblich gewor- 
den und bei der groben Stufung der Bewertungs- 
zeiten unvermeidlich, die Bewertungszeit ledig- 
lich zur Kennzeichnung der Schwere der Be- 
lastungsverhältnisse zu verwenden und das 
Wärmeverhalten — das etwa durch Zuschlag 
oder Abschlag zum Leistungswert zu berück- 
sichtigen wäre — unbeachtet zu lassen. . Es 
wird also für einen bestimmten Antrieb ünd 


) 8. E. Adler, „Normalisierung und Anpassung: bei 
elektromotorischen Antrieben*. „ETZ“ 1918, 5. 382. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 25. 


| Über Unterteilung und Schaltung der Fahr- 


‚rung ein, hört ihre Bewegungsfähigkeit auf. 


8 
- 


24 Juni 1920 


weise sofort weiter durchgeführt werden kann. 
Wie das geschehen kann, möge an Hand eines 
Beispiels erörtert werden, u. zw. ist als Beispiel 
die elektrische Zugförderungsanlage auf den 
niederschlesischen Gebirgsbahnen gewählt wor- 
den (Abb. 1). 

Eine erstmalige Unterteilung der Fahr- 
leitungen eines größeren Bahnnetzes ergibt sich 
durch die Grenzen der Speisebezirke der Unter- 
werke. Diese Grenzen sind durch die zulässi- 
gen Spannungsabfälle gegeben. Man wird na- 

.türlich die Lage der Unterwerke und die Gren- 
zen der Speisebezirke so wählen, daß sich mög- 
lichst abgeschlossene Betriebsbezirke ergeben. 
Das weist darauf hin, die Unterwerke an den 
Knotenpunkten des Verkehrs zu errichten. Da 
diese Stellen in der Regel gleichzeitig den größ- 
ten Arbeitsbedarf aufweisen, ist damit die Lage 
derUnterwerke von vornherein bestimmt. Nach 
diesen Gesichtspunkten ist in unserem Beispiel ° 
die Lage der Unterwerke in Nieder-Salzbrunn, 
Ruhbank und Hirschberg gewählt, während 
das Unterwerk in Lauban mit Rücksicht auf 
die spätere Ausdehnung des elektrischen Be- 
triebes auf die von Lauban ausstrahlenden 
Strecken am Endpunkt der zurzeit elektrisch zu 


bestimmte Vollastleistung die gleiche Nenn- 
leistung und die gleiche Bewertungszeit ver- 
langt — gleichgültig, ob es sich um Gleich- 
strom oder Drehstrom, um große Modelle oder 
kleine, um offene oder geschlossene Maschinen 
handelt. 0 

Abb. 2 zeigt, welcher Fehler- durch die 
Niehtbeachtung der Modellgröße gemacht wird. 
Die dicke Linie „Stundenleistung‘ verbindet 
die der Stundenleistung entsprechenden Punkte 
der verschiedenen Modelle. Es entspricht also 
bei Modell I die Stundenleistung einem Be- 
trieb mit 35%, Einschaltdauer, aber bei Mo- 
dell IX einem solchen mit nur 16%, Einschalt- 
dauer. 


(Schluß folgt.) 


= 


u, 


hy 


ne DDR 


leitungen bei elektrischen Hauptbahnen: _ | betreibenden Strecke errichtet, ist. . 
Man wird nach Möglichkeit die Lage der 

Von Regierungsbaumeister Usbeck, Strecken zueinander so ausnutzen, daß Ring- ’ 
Hirschberg in Schl. leitungen entstehen. So ist in unserem Beispiel A 

R die Fahrleitung der Strecke Nieder-Salzbrunn — r 

Ü che: Di We Fellhammer und Niedersalzbrunn — Dittersbach E 
bersic f. Die durch die Zusammenfassung | __ Fellhammer als Ringleitung durchgebildet. s 

der Energieerzeugung bei elektrischen Bahnen ein- | Jedoch wird sich das zurzeit, wo der elektrische 3 
tretenden Nachteile für den Betrieb missen durch | Betrieb nur auf verhältnismäßig engbegrenz- $ 
geeignete Unterteilung und Schaltung der Fahr- | ten Bahnnetzen durehgeführt ist, nur selten er- A 
leitungsanlagen eingeschränkt werden. An Hand | möglichen lassen. Vielfach handelt es sich um . 
eines Beispiels werden die erforderlichen Maß- Stichbahnen, die von den Verkehrsknoten- i 
nahmen besprochen. punkten ausstrahlen und die dann von dem A 


Ausstrahlungspunkte aus freitragend gespeist 
werden müssen. Auf zweigleisigen Strecken 
läßt sich auch bei Störung in einer Fahrleitung 
der Betrieb noch teilweise aufrechterhalten; bei 
eingleisigen Strecken müssen aber besondere 
Maßnähmen getroffen werden, die weiter unten 
erörtert werden mögen. { 

Eine grundsätzliche Frage gilt es zunächst 
klarzustellen. Der Elektrotechniker betrachtet 
es mit Recht als seine wichtigste Aufgabe, die 
geforderten Leistungen mit möglichst geringem 
Aufwande an Anlage- und Betriebskosten zu 
erzielen. Das würde darauf hinweisen, sowohl 


Der durch den unglücklichen Kriegsaus- 
gang verschärfte Zwang zu einer gesteigerten 
Kohlenausnutzung führt die schon lange ge- 
hegten Pläne einer weitgehenden Elektrisie- 
rung der Hauptbahnen ‚anscheinend einer uner- 
wartet schnellen Verwirklichung entgegen. So 
erstrebenswert die Verbesserung der Kohlen- 
wirtschaft ist, so weittragende Folgen hat die 
dadurch bedingte Zusammenfassung der Kraft- 
erzeugung für den Bahnbetrieb dadurch, daß 
die bisher nur von dem gebahnten Wege, dem 
Schienenstrange, abhängige Lokomotive noch 


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Abb. 1. UÜbersichtplan des niederschlesisehen Gebirgsbahnnetzes. Dr N : 
N SWrttelsteine 
h we RER 
von etwas anderem abhängig wird, der Strom- Arafwerk SSN 
zuführung. Die Dampflokomotive ist’ Kraft- Sa Glatz 


werk und Motor zugleich, die elektrische Loko- 
motive aber nur Motor allein. Die für ihre Ar- 
beitsleistung nötige elektrische Arbeit muß ihr 
oft auf weite Entfernungen durch Leitungen 
zugeführt werden. Tritt aus irgendeinem 
Grunde eine Unterbrechung der Stromzufüh- 


die Unterwerke als auch die Fahrleitungen der 
zweigleisigen Strecken zur gegenseitigen Unter- 
stützung parallel zu schalten. Bei den Fahr- 
leitungen unseres Beispiels würde das beson- | 
ders ins Gewicht fallen, weil es sich um stark 
gebirgiges Gelände handelt, so daß in einer 
‚Fahrtrichtung großer “Arbeitsbedarf besteht, 
während in der Gegenrichtung fast dauernd 
stromlos gefahren wird. Man würde also bei 
Parallelschaltung mit viel kleineren Leitungs-, 
querschnitten bei gleichen Leistungen aus- 
kommen. 
Man muß aber diese Frage nicht vom 
Standpunkte des Elektrotechnikers allein, son- 
dern auch von dem des Betriebstechnikers aus 
betrachten. Kurzschlüsse sind im elektrischen 
Bahnbetrieb häufig und unvermeidlich. Das 
ist erklärlich, wenn man bedenkt, daß die Fahr- 
leitungen des elektrischen Bahnbetriebes ein 
ausgedehntes, verhältnismäßig niedrig über dem 
Erdboden verlegtes Hochspannungsnetz dar- 
stellen, das infolge der Eigenart der Stroment- 
nahme Zufälligkeiten in weit erhöhterem Maße 
ausgesetzt ist als eine gewöhnliche Hochspan- 
nungsleitung. Genügt doch unter Umständen 
ein Drahtstück, von mutwilligen Kindern von 


Es liegt auf der Hand, welche schwerwiegenden 
Folgen für den Betrieb solche Stromunter- 
brechungen haben. Da man sie niemals, auch 
durch die trefflichsten Anlagen, ganz vermei- 
den kann, muß man durch geeignete Maßnah- 
men dafür sorgen, daß sie möglichst geringe 
Wirkungen auf den Bahnbetrieb ausüben 
können. ; E 

Beim Kraftwerk und den Hauptvertei- 
lungsanlagen kann man durch Bereitstellung 
von Reserven und durch gegenseitige Unter- 
stützung. benachbarter Werke die. Stromliefe- 
rung sichern, bei den über den Gleisen verleg- 
ten Fahrleitungen ist das nicht mehr möglich. 
Hier bleibt nur übrig, durch weitgehende Un- 
terteilungs- und Umschaltmöglichkeiten die 
Wirkung einer Störung möglichst einzuschrän- 
ken und dafür zu sorgen, daß örtliche Schäden 
möglichst schnell erkannt und eingegrenzt wer- 
den können, so daß der Betrieb wenigstens teil- 


24. Juni .920. 


einer Wegüberführung auf das Dach einer 
darunter herfahrenden elektrischen Lokomo- 
tive geworfen schon zur Herbeiführung eines 
Kurzschlusses, wie es auf dem in unserem Bei- 
spiel genannten Bahnnetz vorgekommen ist. 

umal bei den heutigen Verhältnissen, wo noch 
Dampfbetrieb und elektrischer Betrieb neben- 
einander bestehen müssen, wird man auch aus 
dem Grunde mit Kurzschlüssen rechnen müs- 
sen, weil der den Schornsteinen der Lokomoti- 
ven entströmende Ruß zumal in Tunneln, unter 
niedrigen Wegüberführungen und dergleichen 
eine starke Verschmutzung der Isolatoren be- 
günstigt. Jeder Kurzschluß hat aber eine wenn 
auch glücklicherweise meist nur kurze Unter- 
brechung der Stromzufuhr zur Folge, indem 
durch den Kurzschlußstrom der Überstrom- 
schutz in Tätigkeit tritt. Jeder Kurzschluß 


bedeutet also eine zeitweise Lahmlegung des 
Bahnbetriebes, die unter allen Umständen ein- 
geschränkt werden muß, wenn nicht der Fahr- 
plaı völlig umgeworfen werden soll. Die pünkt- 
liel'e Innehaltung des Fahrplanes ist aber für 
dei. Vollbahnbetrieb ein wesentliches Erforder 
Es hängen davon die für den Verkehr so 


nis. 


wichtigen Anschlüsse auf den Übergangsbahn- 
höfen von einer Strecke zur anderen, ferner aber 
auch die wirtschaftliche Ausnutzung der Be- 
triebsmittel und Fahrpersonale zumal bei den 
heutigen verschärften Bestimmungen über die 


’ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


| Dienstdauer ab. Schließlich bedeutet auch eine 


Versehiebung des Fahrplanes in jedem Falle 
eine Verringerung der Betriebssicherheit. Man 
kommt daher zu dem Schluß, daß eine Parallel- 
schaltung der Unterwerke und Fahrleitungen 
aus Betriebsgründen unterbleiben muß. Die 
Forderungen des Elektrotechnikers stehen hier 
denen des Betriebstechnikers gegenüber und 
lassen sich nicht vereinigen. Die Sicherstellung 
des Betriebes muß vorgehen. Der erhöhte Auf- 
wand an Baustoffen und Betriebskosten muß 
in den Kauf genommen werden. 

Aus der Forderung, daß Kurzschlüsse nur 
örtlich begrenzte Folgen haben dürfen, ergibt 
sich ferner, daß die Fahrleitungen der von 
einem Knotenpunkt ausstrahlenden Bahnlinien 
nicht unmittelbar an diejenigen der Haupt- 
streeken angeschlossen werden dürfen, sondern 
mittels einer besonderen mit Höchststromaus- 
lösung versehenen Zuleitung an die Sammel- 
schiene des Unterwerkes anzuschließen sind. 
In unserem Beispiel würden demnach für das 
Unterwerk Nieder-Salzbrunn je ein Anschluß 
für die beiden Gleise der Hauptstrecke von 
Königszelt bis Gottesberg und für die Strecke 


ee 


Abb. 3. Streckentrennung in Nebengleisen (Bauart S.8, W.). 


von Nieder-Salzbrunn nach Halbstadt nötig 
sein. Aber auch das genügt noch nicht, um die 
Wirkung von Kurzschlüssen genügend einzu- 
schränken. Eine Störung der Fahrleitung eines 
Hauptgleises in Dittersbach würde dieses Gleis 


Heit 25. 


. Salzbrunn — Königszelt 


ET ET 


489 


Königszelt bis 
Gottesberg stillegen. Man wird daher vor- 
ziehen, die Fahrleitungen der beiden Haupt- 
streckengleise nochmals betriebsmäßig zuunter- 
teilen, u. zw. mit Rücksicht auf möglichst kurze 
Verbindungsleitungen zwischen Fahrleitungen 
und Unterwerk in unmittelbarer Nähe des Un- 
terwerkes. Es ergeben sich dann für unser Bei- 
spiel fünf Anschlüsse, je einer für die beiden 
Fahrleitungen der Fahrtrichtungen Nieder- 
und Gegenrichtung, 
Nieder- Salzbrunn — Gottesberg und Gegenrich- 
tung, Nieder- Salzbrunn — Halbstadt. BeimAus- 
lösen eines Olschalters weiß der Unterwerks- 
wärter sofort, in welchem Teilabschnitt der 
Kurzschluß zu suchen ist. Alle übrigen Teil- 
abschnitte bleiben im Betriebe. Damit ist die 
wichtige Aufgabe des Unterwerkswärters, eine 
Fehlerstelle schnell einzugrenzen und möglichst 
große Leitungsabschnitte bald wieder unter 
Spannung zu setzen, wesentlich erleichtert. 

Das Auslösen eines der mit Höchststrom- 
auslösung versehenen Ölschalter kommt im 
Bahnbetrieb häufig vor. Die Ursachen sind 
nieht immer feststellbar, zumal da auf den 
Strecken meist noch gemischter Betrieb be- 
steht. Es können dabei an ungünstigen Stellen, 
Tunneln, niedrigen Brücken unter der. Einwir- 
kung der Lokomotivrauchgase und ungünstiger 
Witterung Überschläge eintreten, die dann zu 
einem vorübergehenden Kurzschluß führen, 
ohne daß eine dauernde Verbindung der Lei- 
tungsanlage mit Erde vorliegt. Es wird daher 
beim Auslösen eines Ölschalters so verfahren, 
daß er zunächst wieder sofort eingeschaltet 
wird. Löst er wieder aus, so muß einige Minu- 
ten gewartet werden, da es sehr wohl möglich 
ist, daß die Kurzschlußursache wieder von 
selbst beseitigt wird. Erst bei nochmaligem 
Auslösen muß mit örtlichen Schäden gerechnet 
werden. Und nun muß die Fehlerstelle so schnell 
wie möglich eingegrenzt werden. Das geschieht 
mit Hilfe geeigneter Unterteilung und Schal- 
tung der Fahrleitungsanlagen. 

Zunächst möge kurz erörtert werden, wie 
die Unterteilung der Fahrleitung erfolgt. We- 
gen der hohen Fahrgeschwindigkeiten muß die 
Trennstelle so ausgebildet sein, daß sie dem 
Stromabnehmer ein schlagfreies Übergleiten auf 


auf der ganzen Strecke von 


ee ne un | mt. ‚a 


den folgenden Streckenabschnitt ermöglicht. 
Das wird in einfacher Weise dadurch erreicht, 
daß man an der Unterteilungsstelle die beiden 
Enden der Fahrleitung mit ausreichendem Ab- 
stand, etwa 0,5 m aneinander vorbeiführt, so 


490 


daß sie sich auf eine gewisse Länge etwa 50 bis 
60 m überdecken, bevor sie allmählich anstei- 
gend verankert werden (Abb. 2). Die Isolation 
zwischen beiden Fahrleitungsenden erfolgt 
durch den Luftzwischenraum. Durch Öffnen 
des die beiden Leitungsenden verbindenden 
Schalters kann der dahinter liegende Strecken- 
abschnitt spannungslos gemacht werden, so daß 
die Schadenstelle aufgesucht und ausgebessert 
werden kann. Diese Anordnung hat sich im 
Betriebe auch bei größten Geschwindigkeiten 
bewährt. Bei Nebengleisen genügt wegen der 
geringeren Fahrgeschwindigkeiten eine einfache 
aus Porzellanisolatoren hergestellte Isolierung 
nach Abb. 3. Die Überbrückung solcherTrenn- 
stellen geschieht durch Hochspannungs-Horn- 
schalter etwa nach Abb. 4. 


Abb. 4’ Hochspannungs-Hornschalter" (Bauart A.E. G.). 


Tritt nun ein Schaden an einer. Fahrleitung 
ein, so hat die Öffnung der vor der Schaden- 
stelle liegenden Streckentrennung zur Folge, 
daß die gesamte dahinter liegende Strecke 
außer Betrieb ist. Bei eingleisigen Strecken von 
geringer Bedeutung kann man das allenfalls in 
Kauf nehmen, bei wichtigen Strecken würde es 
aber zu völliger Unordnung im Betriebe führen 
und muß daher vermieden werden. Die Anord- 
nungen der Streckentrennungen und die Schal- 
tungsmöglichkeiten müssen sich nach der Be- 
deutung der Strecken riehten. 

Bei eingleisigen Strecken geringer Bedeu- 
tung genügt es offenbar, wenn man vor oder 
hinter größeren Bahnhöfen nur eine Strecken- 
trennung vorsieht. Eine weitergehende Unter- 
teilung hat keinen Zweck mehr, da ein Teil- 
Dekan auf dem hinter der Schadenstelle liegen- 
den Streckenabschnitte mangels einer Spei- 
sungsmöglichkeit doch nicht mehr durchge- 
führt werden kann. Hierbei ist es gleichgültig, 
ob die Streckentrennung vom Speisepunkte 
nr gesehen vor oder hinter den Bahnhöfen 
iogt. \ 

5 Bei wichtigeren eingleisigen Strecken darf 
man sich damit nicht mehr begnügen. Man 
muß dann dafür sorgen, daß die Schadenstelle 
nur kurze Streckenabschnitte in Mitleiden- 
schaft zieht und die dahinter liegenden Strecken 
abschnitte in Betrieb bleiben können. Das ist 
nur durch eine besondere Speiseleitung zu er- 
reichen. Als Beispiel möge hier die 58 km lange 
Strecke Hirschberg— Grünthal (vgl. Abb. 1) 
angeführt werden, die von dem Unterwerk 
Hirschberg aus freitragend gespeist werden 
muß. ‚Die Strecke hat auf dem 35 km langen 
Streckenabschnitt Hirschberg — Josephinen- 
hütte einen regen Fremden- und Güterverkehr 
zu bewältigen, während der Rest der Strecke 
nur einen sehr schwachen Übergangsverkehr 
nach und von Böhmen aufweist. Abb. 5 stellt 
die Schaltung der Fahrleitung auf dieser 
Strecke dar. Die Strecke ist an der Abzweig- 
stelle von der Hauptstrecke betriebsmäßig ab- 
geschaltet und an das Unterwerk mit einer be- 
sonderen Speiseleitung angeschlossen. Die 
wichtigeren Bahnhöfe sind beiderseitig abtrenn- 
bar. An der Bahnstrecke ist vom Unterwerk 
bis hinter Niader-Schreiberhau eine besondere 
Leitung geführt, die, ursprünglich als Verstär- 
kungsleitung zwecks Verminderung des großen 
Spannungsabfalls in der einseitig gespeisten 
Fahrleitung gedacht, die wichtige Aufgabe mit- 


Ya a 


Elektrofechnicche Zeitschrift, 1920. Heit 25. 


erfüllt, beim Ausfall irgend eines Fahrleitungs- 
abschnittes zwischen Hirschberg und Schreiber- 


‚hau die dahinter liegende Strecke weiter im Be- 


triebe zu halten. Um beide Aufgaben erfüllen 
zu können, muß die Speiseleitung mehrfach 
unterteilt und an die Fahrleitung mittels Schal- 
ter angeschlossen werden. Die Strecke kann 
dann im Falle eines eigenen Schadens wenig- 
stens teilweise im Betriebe behalten werden. 
Eine völlige Betriebsunterbrechung könnte 
dann nur eintreten, wenn sowohl ein Fahrlei- 
tungsabschnitt als auch der mit ihm parallel 
verlaufende Speiseleitungsabschnitt gleichzeitig 
betriebsunfähig werden. Die Unterteilung der 
Speiseleitung ermöglicht bei einem Schaden an 


Jakobsihal 


O, Weuweit 


© Josephimenhitte 
© 


K 
Sirickerhauser 


Abb. 5. Schaltung der Fahrleitung auf dor eingleisigen ‚Sırecke Hirschberg—Grünthal. 


dieser Leitung die Schadenstelle zu begrenzen 
und die übrigen Teile der Speiseleitung zwecks 
Begrenzung des Spanhungsabfalls im Betriebe 
zu behalten. 

Bei den zweigleisigen Hauptstrecken liegen 
die Verhältnisse sehr viel günstiger. Da es im 
allgemeinen nicht vorkommen wird, daß die 
Fahrleitungen beider Gleise gleichzeitig an der- 
selben Stelle schadhaft werden, kann wohl stets 
eingleisiger Betrieb aufrecht erhalten werden. 
Die Fahrleitung des im Betriebe bleibenden 
Gleises dient dann auch als Speiseleitung für 
die hinter dem schadhaften Streckenabschnitt 
liegende Fahrleitung des anderen Gleises. Wie 
wejter oben bereits ausgeführt, müssen die Fahr- 
leitungen beider Gleise betriebsmäßig vonein- 
ander getrennt bleiben. Wenn nun die eine 
Fahrleitung als Speiseleitung für die hinter 
einer schadhaften Stelle liegenden Fahrleitungs- 
abschnitte ‚des anderen Gleises dienen soll, so 
folgt daraus daß von Zeit zu Zeit Verbindungs- 
schalter zwischen den beiden Fahrleitungen 
vorgesehen werden müssen, die betriebsmäßig 
offen sind und nur im Falle einer Störung ein- 
geschaltet werden. Diese Verbindungsschalter 
werden zweckmäßig auf den Bahnhöfen anse- 
ordnet, da nur hier ihre schnelle Bedienung 
möglich ist.- 

Die Forderung, daß örtliche Störungen nur 
möglichst kleine Streckenabschnitte in Mitlei- 
denschaft ziehen dürfen, führt dazu, daß man, 
abgesehen von Haltepunkten, alle Bahnhöfe auf 
beiden Seiten abtrennbar macht: Betriebs- 
mäßig bleiben die Streckentrennungen stets 
eingeschaltet und werden erst im Falle eines 
Schadens an der Fahrleitung durch die in Frage 
kommenden Stationen auf telephonische, An- 
weisung des Unterwerks geöffnet. Das Verfah- 
ren in einem solchen Falle möge an Hand unse- 
res Beispiels erörtert werden. In dem Gleis 
Altwasser— Waldenburg sei auf der freien 
Strecke ein Kurzschluß in der Fahrleitung 
dureh Zerstörung einer Isolation eingetreten. 
Im Unterwerk ist durch wiederholtes Einschal- 
ten und Auslösen des Ölschalters für den Speise- 
bezirk Nieder-Salzbrunn — Gottesberg ein blei- 
bender Kurzschluß festgestellt. Zur Abkürzung 
der Schadenfeststellung wird der Unterwerks- 
wärter zunächst eine etwa in der Mitte der 
Strecke vom Unterwerk bis zur Speisebezirks- 
grenze gelegene Streckentrennung ausschalten 
lassen, um festzustellen, ob der Schaden dies- 
seits oder jenseits der Mitte liegt. Er gibt also 
der Station Waldenburg durch Fernsprecher 
den Auftrag, die Fahrleitung hinter der Station 
nach Dittersbach zu zu unterbrechen. Der wie- 
der eingelegte Ölschalter wird wieder auslösen. 
Der Unterwerkswärter gibt nun Auftrag an die 
Station, diese Streckentrennung wieder einzu- 
schalten und die des gleichen Gleises nach Alt- 
‚wasser zu zu öffnen. Da der Ölschalter wieder 
auslöst, erhält nun Station Altwässer den Auf- 
trag, die Streckentrennung nach Waldenburg 
burg zu zu unterbrechen. Der wieder einge- 
schaltete Ölschalter wird nun halten. Damit 
ist die Schadenstelle in. der Fahrleitung der 
freien Strecke Gleis’ Altwasser— Waldenburg 
festgestellt. Der Wärter gibt nun Auftrag an 
Station Waldenburg, den Verbindungsschalter 
in Waldenburg einzuschalten. Damit ist die 
Strecke von Waldenburg bis Gottesberg und 
von Nieder-Salzbrunn bis Altwasser wieder voll 
betriebsfähig. Die beiden Stationen Walden- 
burg und Altwasser werden verständigt, daß 
zwischen ihnen nur eingleisiger Betrieb auf dem 


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24. Juni 1920. 


Gleise Waldenburg— Altwasser möglich ist, und 
die zuständige Betriebswerkstatt benachrich- 
tigt, die sofort die, Ausbesserungsarbeiten in 
Angriff zu nehmen hat. Die Folgen des Scha- 
dens für den Betrieb sind somit auf das mög- 
liche Maß beschränkt. BE 
Fragt man sich nun, wo die Streckentren- 
nungen angeordnet werden müssen, so muß 
man fordern, daß niemals ein Triebfahrzeug , 
in einen kurzgeschlossenen Fahrleitungsbezirk 
gelangen darf, da sonst ein schwerer neuer 
Kurzschluß die Folge wäre. Eine unmittelbare 
Benachrichtigung des Lokomotivführers wird 
in den seltensten Fällen möglich sein. Infolge- 
dessen muß die Stellung des Zuges in solchem 


Falle durch die Streckensignale erfolgen. Aus 
dieser Überlegung ergibt sich, daß die Strecken- 
trennung von der freien Strecke aus gesehen 
hinter dem Einfahrsignal, vom Bahnhof aus ge- 
sehen hinter dem Ausfahrtsignal liegen muß. 
Ist dies wegen der örtlichen Verhältnisse nicht 
ohne weiteres möglich, müssen die Signale dem- 
entsprechend versetzt werden. i 
Ist somit die örtliche Lage der Strecken- 
trennungen festgelegt, muß die Frage ihrer Be- 
dienung erörtert werden. Hierzu werden im 
allgemeinen die Endstellwerke der Bahnhöfe 
als die am nächsten gelegenen Dienststellen in 
Frage kommen, die dann auch die Bedienung 
des Verbindungsschalters zu übernehmenhaben. 
Dieser Schalter muß also in der Nähe einer der 
beiden Streckentrennungen angeordnet werden. 
Auf eingleisigen Strecken geringer Bedeutung, 
\wo solche Stellwerke oft fehlen, muß die Station 
die Bedienung übernehmen. Unbedingt nötig _ 
ist, daß die mit der Bedienung der Strecken- 
trennungsschalter beauftragten Stellen durch 
eine besondere Fernsprechleitung mit dem 
Unterwerk verbunden sind, da sonst wertvolle — 
Zeit mit der Herstellung der Fernsprechverbin- 
dung verloren geht. Gerade dann, wenn -Un- 
regelmäßigkeiten im Betrieb eintreten, z. B. 
bei Unfällen, wenn also aller Wahrscheinlich- 
keit nach Umschaltungen vorzunehmen sind, 
sind die Strecken-Fernsprechleitungen. schon 
durch betriebliche Anforderungen überlastet, 
so daß die rasche Befehlsübermittlung vom 
Unterwerk zu den Schaltstellen ‚durch diese 
Leitungen ganz ausgeschlossen ist. R 
‘ Ebenso wichtig ist, daß die Bedienung der 
Schalter durch Fernbetätigung vom Stellwerk 
aus ähnlich derjenigen der Weichen und Signale 
erfolgt, da sonst die erforderlichen Umschaltun- 
gen viel zu zeitraubend sind. Nur auf eingleisi- 
go Strecken geringer Bedeutung könnte allen- 
alls davon abgesehen werden, obwohl dort oft 
infolge Fehlens besonderer Stellwerke beson- 
ders lange Wege zur Streckentrennung zurück- 
zulegen sind. i - 5° } 
| s bleibt nun noch die zweckmäßigste Art 
der Fahrleitungsschaltung auf den Bahnhöfen 
zu erörtern. ie Fahrleitungen der beiden 
Hauptgleise bleiben wie auf der freien Strecke 
betriebsmäßig voneinander getrennt. Bei der 
Schaltung der Fahrleitung für die Nebengleise 
müssen sowohl ihr Zweck als die räumliche An- 
ordnung und ihre Wichtigkeit für die Durch- 
führung des Betriebes berücksichtigt werden. 
Bei kleineren Bahnhöfen sind in der Regel ein 
bis zwei Nebengleise als Überholungsgleise so- 
wie ein Ladegleis mit Güterschuppen vorhan- 
den., Vgl. Abb. 6. Die Überholungsgleise ge- 
hören betriebsmäßig zu den Hauptgleisen. Man 
wird sie daher je nach ihrer Lage mit einem der 
Hauptgleise zusammenschalten. Eine beson- 
dere Abtrennung ist zwecklos, da bei Ausfall 
der Fahrleitung des Gleises II (Abb. 6) ein Be- 
trieb des Überholungsgleises ohnehin nicht 
mehr möglich ist, sondern nurnoch auf GleisI 
eingleisig gefahren werden kann. Die Fahrlei- 
tung des Ladestraßengleises muß dauernd ab- 
geschaltet und geerdet sein, um Gefährdungen 
von Personen beim Beladen oder Entladen der. 
Eisenbahnwagen auszuschließen. Sie wird nur 
bei Bedienung der Ladestraße und des Güter- 
schuppens unter Anwendung der erforderlichen 
Vorsichtsmaßregeln eingeschaltet. Diese Vor- 
sichtsmaßregeln bestehen in optischen und 
akustischen Warnungssignalen, deren schema- 
tische Anordnung aus Abb. 7 hervorgeht. Ähn- 


u» ‚* 


24. Juni 1920. 


TR 
lich wie bei fernbedienten Schranken ertönt 
vor dem Einschalten ein Läutewerk, wobei 
gleichzeitig eine bis dahin flachliegende War- 
nungstafel sich aufriehtet. Erst nach einer ge- 
wissen Zeit kann der Schalter geschlossen wer- 


den, so daß den gefährdeten Personen genügend | Gruppen: 


Zeit bleibt, sich in Sicherheit zu bringen. Dem- 
gemäß ergeben sich für kleinere Bahnhöfe zwei- 
gleisiger cken im allgemeinen sechs Schalter 
als notwendig, 1 bis 4 für die Abtrennung der 
anschließenden Gleisabschnitte der freien 
Strecke, 5 als Verbindungsschalter zwischen . 
den Fahrleitungen der Hauptgleise, 6 zum 
Schalten der Fahrleitung des Ladestraßen- 
gleises. 


* 


zug-, Güterzug- und ‚Verschiebegleise sowie 
die Gleise für den Maschinendienst zu Gruppen 
zusammengefaßt, die voneinander abgetrennt 
und jede für sich in Betrieb gehalten werden 
können. Es ergeben sich dadurch folgende 


Gruppe I erstes Haupt-Personenzuggleis mit 
den anschließenden Personengleisen, 

Gruppe II zweites Haupt-Personenzuggleis 
ebenfalls mit Nebengleisen, 

Gruppe III Güterzug- und Verschiebegleise, 

Gruppe IV Gleise für Maschinendienst. 
Diese Unterteilung genügt aber noch nicht. 

Bei einer Störung in Gleisgruppe II würde nicht 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 25. 


491 


den Stellwerken sind nur die Teilpläne für den. 
zugehörigen und benachbarten Bahnhof ausge- 
hängt, da nur diese für den Stellwerkswärter 


‚wichtig sind. Nach Beendigung der Störung 


weist der Unterwerkswärter die beteiligten 
Stellwerke an, die Schalter in Grundstellung 
zu bringen. Dann haben diese sofort die Grund- 
stellung der Schalter gemäß ihrer Störungs- 
tafel wieder herzustellen und die Stationen zu 
verständigen, daß der Betrieb wieder in gewöhn- 
licher Weise erfolgen kann. 

Die Fahrleitungen an den Ein- und Aus- 
fahrgleisen der Lokomotivschuppen werden in 
ähnlicher Weise gesichert, wie bei den Lade- 
straßengleisen. Um bei dem starken Betrieb 
auf diesen Gleisen zu verhindern, daß bei.un- 


u — 


Schalter 2 PIEZARZ vorsichtigem Fahren eine elektrische Loko- 
er | motive vorzeitig auf den'noch geerdeten Lei- 
+ tungsabschnitt gerät /und’dadurch Kurzschluß 
| n 
Fr] FR 
N San ar 3]#1515 
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Abb. 6. Schaltplan der Fahrleitung eines großen und eines kleinen Bahnhofs. 


Bei mittleren Bahnhöfen mit eigenem Ver- 
schiebedienst wird man zweckmäßig außer der 


 Abtrennung.des Ladestraßengleises auch noch 


die Verschiebegruppe abtrennen und diese 


durch je einen Schalter mit der Fahrleitung 
. beider Hauptgleise verbinden, um den 
.schiebedienst ‘auch bei Ausfall eines Haupt- 


Ver- 


gleises aufrecht zu erhalten. 


Fahrleitung | 


Laterne Laterne 


£ Gleis & 


unter Spannung 


£ Gleis #& 


fer: 
unter Sparmung 


Läutewerk 


Alb. 7. Schematische Darstellung der Sicherungs- 
einrichtung für Ladestraßen. 


Bei großen Bahnhöfen, insbesondere Zug- 
bildungs- und Lokomotivywechselstationen müs- 
sen noch N hende Vorkehrungen getroffen 
werden. In Abb. 6 ist auch die Schaltung der 
Fahrleitungsanlagen auf Bahnhof Hirschberg 
des schlesischen Gebirgsbahnnetzes dargestellt. 
Der Bahnhof ist sowohl Zugbildungs- als Loko- 
motivwechselstation. Die beiden Hauptgleise 
sind wie überall betriebsmäßig voneinander ge- 
trennt und mit den anschließenden freien 
Strecken durch die Schalter 1 bis 4 verbunden. 


Außerdem sind die Fahrleitungen der Personen- 


nur diese Gleisgruppe, sondern auch die wich- 
tige Gruppe III außer Betrieb gesetzt. Es 
könnte also kein Güterzug mehr ein- und aus- 
fahren, u. zw. gilt das für alle Richtungen. Bei 
einer Störung in Gruppe I würde auch die 
nieht minder wichtige Gruppe IV ausgeschal- 
tet, d. h. es könnte keine Lokomotive mehr aus 
oder nach dem Lokomotivschuppen fahren. Der 
Betrieb würde alsoin beiden Fällen völlig lahm- 
gelegt. Man muß daher die Gruppen I und II 


nochmals so unterteilen, daß wenigstens ein | 


Notbetrieb aufrecht erhalten werden kann. Das 
geschieht durch die Trennstellen bei a und b, 
so daß zwei weitere Gruppenl b und II b ent- 
stehen. Dadurch wird erreicht, daß bei Störung 
in Gruppe Ila oder b eine der beiden Richtungen 
auch für Güterzüge benutzbar bleibt, während 
bei Störungin Gruppe Ia oder beine Zufahrtmög- 
lichkeit zum Lokomotivschuppen in jedem Falle 
gewahrt bleibt. Demnach sind folgende Schal- 
ter notwendig: 1 bis 4 für die Verbindung des 
Bahnhofes mit der freien Strecke, 5 zur Ver- 
bindung der Gruppe 1lamit la, 6 zur Verbin- 
dung von Ila mit IIb, 7 als Verbindungsschal- 
ter zwischen beiden Hauptgleisen, 8 zum An- 
schluß der Gruppe III, 9 zum Anschluß der 
Gruppe IV, 10 zum Anschluß der Gruppe IV 
an III für den Fall, daß die Gruppe Ib oder 
IIb spannunsslos ist, während die beiden 
Schalter 11 und 12 zur örtlichen Einschaltung 
der betriebsmäßig geerdeten Fahrleitungen der 


'Einfahrtsgleise in den Lokomotivschuppen die- 


nen. 

Damit .dürfte allen Zufälligkeiten Rech- 
nung getragen sein. Selbstverständlich ist dies 
kein allgemein gültiges Schema. 
nach den örtlichen Gleisanlagen und Betriebs- 
ordnungen sorgfältig die Lage der Unterteilun- 
gen feststellen müssen. Unbedingt festzuhalten 
ist aber, daß zwischen der Einmündung der 
Gütergleise an den Enden der Bahnhöfe eine 
Unterteilung der Hauptgleise notwendig ist, 
um auch im Falle eines Kurzschlusses im Haupt- 
gleise einen Teilbetrieb aufrecht erhalten zu 
können, wenn nicht eine besondere Speisung 
der a Ah eure von den Haupt- 
gleisen möglich ist. Die Schalter sind mög- 
lichst nahe den Stellwerken angeordnet, ‘um 
möglichst kurze Drahtzüge für ihre Fernbedie- 
nung zu erhalten. - Wie oben schon erörtert, 
müssen die Endstellwerke der Bahnhöfe die 
Ausführung der: Schaltungen übernehmen, u. 
zw. auf telephonische Aufforderung des Unter- 
werkswärters hin. Dieser gibt seine Anordnun- 
gen auf Grund des Schaltplanes, in dem für 
jeden Bahnhof die für den Fall einer Störung 
auszuführenden Schaltungen in einer ‚Stö- 
rungstafel‘“ verzeichnet sind. Abb. 6 stellt 
einen Teil eines solchen Schaltplanes dar. In 


an wird je‘ 


————— 


verursacht, schaltet man eine beiderseitig iso- 
lierte Strecke vor den geerdeten Teil der Lei- 
tung, vgl. Abb. 6. ß 

Zum Schluß möge noch die Schaltung der 
Fahrleitung in Tunneln erörtert werden. Tun- 
nel bilden insofern einen Gefahrpunkt für elek- 
trische Bahnen, als die beschränkten Raumver- 
hältnisse nur geringe Isolationsabstände von 
der Erde zulassen. Zudem sind viele Tunnel 
stark wasserdurchlässig. Meistens muß noch 
auf längere Zeit mit gemischtem Betrieb ge- 
rechnet werden, so daß starke Verschmutzung 
der Isolatoren durch den Lokomotivruß ein- 
tritt. Ferner bilden sich im Winter an den 
Tünnelausgängen oft meterlange Eiszapfen, die 
beseitigt werden müssen, wenn man, Kurz- 
schlüsse und Beschädigungen der Stromabneh- 
mer vermeiden will. Das zwingt dazu, die 
Tunnelfahrleitungen beiderseitig abschaltbar 
zu machen, um gefahrlos Ausbesserungs- und 
Reinigungsarbeiten vornehmen zu können. Am 
günstigsten ist es, wenn man die Speisegebiets- , 
trennung zwischen zwei Unterwerksbezirken 
unmittelbar an den Tunnel verlegen kann, dann 
bleibt die Ausschaltung der Tunnelgleise ohne 
Einfluß auf den sonstigen Betrieb. Das wird. 
aber nicht immer möglich sein. Bei zweigleisi- 
gen Strecken muß man dann eine Fahrleitung 
im Betriebe lassen, um die hinter dem Tunnel 
liegenden Streckenabschnitte weiter zu speisen. 
Bei den engbeschränkten Raumverhältnissen 
erfordert eine Arbeit an der ausgeschalteten 
Fahrleitung. ganz besondere Vorsicht. _ 

Bei eingleisigen freitragend gespeisten 
Strecken muß man eine Umgehungsleitung an- 
ordnen, wenn die hinter dem Tunnel liegende 
Strecke nicht so kurz ist, daß eine zeitweilige 
Ausschaltung ohne Bedeutung für den Betrieb 
bleibt. Bei den sechs Tunneln des für diese Be- 
trachtungen als Beispiel gewählten schlesischen 
Gebirgsbahnnetzes sind alle diese Schaltungen 
angewendet worden. Vgl. Abb. 1. Bei dem 
zweigleisigen Tunnel zwischen Dittersbach’und 
Fellhammer können beide Leitungen gleich- 
zeitig abgeschaltet werden, weil die zur Ring- 
leitung ausgebildete Fahrleitung Nieder-Salz- 
brunn — Dittersbach— Fellhammer eine ‚Spei- 
sung von beiden Seiten aus ermöglicht. Der 
eingleisige Tunnel zwischen Fellhammer und 
Halbstadt ist mit Umgehungsleitung versehen, 
damit der ziemlich lange Streekenabschnitt bis 
Halbstadt im Betriebe bleiben kann. Am zwei- 
gleisigen Tunnel bei Schildau und dem ein- 
gleisigen Tunnel durch den Schmiedeberger 
Paß sind Speisebezirkstrennungen vorgesehen. 
Die Fahrleitungen beider Tunnel können also 
ohne Einfluß auf den Betrieb abgeschaltet wer- 
den. Der eingleisige Moltkefels-Tunnel vor 
Nieder-Schreiberhau wird durch die hinter dem 
Bahnhof einmündende .Speiseleitung umgan- 
gen, während der eingleisige Isertunnel kurz 
vor Bahnhof Grünthal keine Umgehungsleitung 
erhalten hat, weil eine zeitweilige Ausschaltung 
der kurzen Reststrecke ohne Bedeutung ist. 

Auf Grund der vorstehenden Betrachtun- 
gen müssen also folgende Forderungen an die 
Unterteilung und Schaltung der Fahrleitungen 
gestellt werden; 


492 


a) zweigleisige Strecken. 

1. Betriebsmäßige Trennung der beiden Haupt- 
gleise und der Unterwerksbezirke. 

2. Betriebsmäßige Unterteilung der beiden 
Hauptgleise am Speisepunkt nach den bei- 
den Richtungen. N 

3. Beiderseitige Abtrennbarkeit der Bahnhöfe 
und Anordnung eines betriebsmäßig offenen 
Verbindungsschalters zwischen den Fahr- 
leitungen beider Hauptgleise auf jedem 
Bahnhof. 


4. Zusammenfassung der Fahrleitungen großer 


Bahnhöfe in : zusammengehörige Betriebs- 
gruppen, die für sich abschaltbar sind. 

5. Unterteilung der Fahrleitungen der Haupt- 
gleise großer Bahnhöfe (Zugbildungs- und 
Lokomotivwechselstationen), so daß ein 
Teilbetrieb aufrecht erhalten werden kann. 

6. Abtrennung und betriebsmäßige Erdung 
der Ladestraßen und Betriebsschuppen- 
gleise. 

7. Beiderseitige Abtrennbarkeit von Tunnel- 
fahrleitungen. 

b) eingleisige Strecken. 

l. Anordnung einer unterteilten Speiseleitung 
bei wichtigen freitragend gespeisten Strecken. 

2. Beiderseitige Abtrennbarkeit größererBahn- 
höfe auf Strecken mit Speiseleitung, sonst 
einseitige Abtrennbarkeit der Bahnhöfe. 

3. Beiderseitige Abtrennung der Fahrleitung 
und Anordnung einer Umgehungsleitung 
bei Tunneln mit dahinter liegenden wichtigen 
Streckenabsehnitten, sonst einseitige Ab- 
trennung der Tunnelfahrleitung. 

4. Abtrennung und betriebsmäßige Erdung der 
Ladestraßen- und Betriebsschuppengleise. 


Wasserkräfte von 5000 kW. 


Vom Berat. Reg. - Baumeister ®r.= ng. Leiner, 


Privatdozent a. d. Techn. Hochschule München. ' 


Übersicht. Es wird auf die im neuen Elektrizi- 
tätsgesetz fehlende Begriffsbestimmung für 'unausge- 
baute Wasserkräfte von 5000 kW hingewiesen. So- 
dann werden zur Verhütung volkswirtschaftlich schäd- 
licher Wirkung des Gesetzes Vorschläge gemacht, wie 
dem „unvollkommenen Ausbau” von Wasserkräften 
gesteuert werden kann. 


Nach $ 2, Absatz 1, des Elektrizitätsse- 
seizes vom 31. XII. 1919) ist das Reich befust, 
„privaten Unternehmern zustehende Rechte 
zur Ausnutzung von Wasserkräften für die 
Erzeugung elektrischer Arbeit mit einer Lei- 
stungsfähiekeit von: 5000 kW und mehr, 
welehe nicht ganz überwiegend zur Erzeugung 
elektrischer Arbeit für wigene Betriebe be- 
stimmt sind, einschließlich des Eigentums an 
dien in- Ausübung dieser Rechte errichteten An- 
lagen und des Rechtes auf Benutzung tech- 
nischer Vorarbeiten gegen angemessene Ent- 
schädieunge zu übernehmen.“ Diese „ansemes- 
sene Entschädigung“ ist etwas maser bemes- 
sen, denn sie besteht nach $ 6, Absatz 2, ledie- 
‚lieh „in dem Ersatze der Aufwenduneen, die 
dien bisherigen Berechtigten in Bezug auf die 
zu übernehmenden Rechte erwachsen sind.“ 
Entschädieung für entgangenen Gewinn und 
del. findet also nicht statt. 

Die Inhaber derartiger Rechte haben dem- 
nach ein wesentliches Interesse daran, dem 
Soztalisierungszugriff zu entsehen. Sie wer- 
@en ihre Wasserkräfte mit möclichster 
Beschleunigung „für seirene Betriebe“ 
nutzbar machen, ds.man nicht weiß, ob das 
bis zum 1. 1IV.1921 zu erwartende Ausführungs- 
gesetz über den Zusammenschluß von Körper- 
schaften zur Elektrizitätsbewirtschaftung sich 
nicht noch etwas nreichsliebevoller der unaus- 
genutzten Kräfte annimmt, obwohl das be- 
reits eine Überschreitung des vorliegenden 
Rahmengesetzes bedeuten würde. Nun verfügt 
dieses ‘Rahmensesetz mit einer vewissen 
Selbstverständlichkeit über unaussenutzte 
Wasserkräfte von 5000 kW, als ob dieser Be- 
griff eindeutig festliest, wie etwa derjenige 
eines Dampfturbinensatzes von 5000 kW. Es 
ist durchaus notwendig, hier Begriffs- 
klarheit zu schaffen oder, wenn das nicht 
angeht, wenigstens für Rechtsklarheit 
zu sorgen. Nach dem Wortlaut des vor- 
liegenden Gesetzes ist von dem in Aus- 
sicht stehenden Ausführungssesetz diese Klar- 
stellung nicht zu erwarten, Hierauf.muß hin- 
gowiesen werden, damit das Versäumte nach- 
seholt werden kann. 

Wieviel Kiiowatt liexen in einer unausse- 
bauten Wasserkraft? Die Grundlaeen sind 
Gefälle und Wassermenge. Das Gefälle 


) Vgl „ETZ“ 1920, 8.94. 


| Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt 25. | 


ist „elessentlich durch die Veerhältnisse un- 
verrückbar gegeben, in (den meisten Fällen 
aber wird es erst durch den mehr oder weni- 
ger geschickten Entwurf festgelest. Höhe 
des Stawes, Räumung des Vorfluters, Fort- 
führung des Wassers in Stollen, Werkkanal 
oder Druckleitung zu eiwer günstigeren Ge- 
fällstufe und dgl. beeinflussen die endeül- 
tice Stauhöhe außerordentlich. Noch unklarer 
ist der Begriff der nutzbaren Wasser- 
mien.e. Man könnte sie einfach als 9-monat- 
lich oder 7-monatlich verfüsbare Wasser- 
führung nach dem Durchschnitt einer bestimm- 
ten Anzahl von Jahren definieren. Diese 


"einfachste Festlegung wäre aber bereits will-- 


kürlich, denn Speicherfähiekeit des Wassers 
und die Eigenart der Anschlußwerte der elek- 
trischen Versorgung beeinflussen die prak- 
tische Nutzbarkeit des Wassers, also auch die 
Ausbaueröße des Werkes. $ 

Die Art der Belastung hat »natür- 
lich keinen Einfluß auf vorhandene Natur- 
kraft, wohl aber bedinet sie unmittelbar die 
für dıe Anwendung des Gesetzes wichtiwe 
Größe und Zahl der Maschinen, ‚auch diejeni- 
sen etwaiger Speicheranlagen und Zuschuß- 
kraftanlagen. Akkumulatorenbatte- 
rien sind letzten Endes Mittel zu eröße- 
rem Wasserverbrauch, genau so wie 
Tawesspeicher oder Pumpenspeicher. Wird 
ajeser größere Verbrauch dureh die Speicher- 
fähigkeit eines Sammelbeekens ermöglicht, so 
müssen für die Spitzenbelastung besondere 
Turbinen-Dynamosätze webaut werden, bei 
Akkumulatorenbetrieb dagesen nicht. Da 
Akkumulatören nicht als ‚installierte Lei- 
stung“ des Kraftwerkes zählen, würde also 
eın Akkumnlatorenwerk nach dem Gesetz 
günstiger fortkommen als ein Tagesbecken- 
oder Pumpenspeicherwerk.. Auch hierin liegt 
eine Unschärfe. 

Theorie und Erfahrung haben weiter den 
wirtschaftlichen Nutzen der Vereinigung von 
Wasser- und Wärmekraftmaschi- 
nen erwiesen. Es ist vorteilhaft, den Grund- 
strom durch ein Werk liefern zu lassen, des- 
sen von der Erzeugung unmittelbar beeinflußte 
Kosten verhältnismäßig eering gegienüber den 
festen Jahreskosten sind. Das ist das Was- 
serkraftwerk. Seine wertvollste Ergänzung 
findet es in der Mitarbeit einer auf die Be- 
lastunssspitzen arbeitenden Kraftanlage mit 
billisen‘ festen Jahreskosten. Das ist die 
Wärmekraftanlaee, für größere Werke beson- 
ders der Darmpfturbinen-Dynamosatz. Diesel- 
motoren sind zwar neuenlings sehr beliebte 
Ergänzungskräfte, eignen sich jedoch wegen 
der hohen festen Kosten weniger cut für Aus- 
hilfsarbeit mit. kleinem Belastungsfaktor wie 
die Dampfturbine. Welche Spitzenreserve man 
aber auch wählt, immer handelt es sich um 
eine „installigrte Leistung“, die bei fertig 
ausgebauten Kraftwerken nach S 2, Ab- 
satz 1, Ziffer 2, des Gesetzes fraglos bei der Be- 
rechnung des kritischen. Wertes von 5000 kW 
mitssezählt wird. Mitsefansen — -mitrehansen ! 

Wie aber bei unausgebauter Kraft? Hier 
darf ein etwaig-s Ergänzuneswerk nieht 
mitgezählt werden, wenn das Gesetz nicht in- 
direkt die "Wirkung haben soll, auf ‘eine 
schlechte Rraftnutzung vorhandener Wasser- 
kräfte einzuwirken. Um das zu verhüten. muß 
der unauseehauten Kraft nach einmaliser 
verwaltungsrechtlicherEntschei- 
dung ein Freibrief für die weitere Entwick- 
Jung auseestellt werden. Das verlangt auch 
der wirtschaftlich eünstigste Ausbau der 
Kraft. Das Gesetz würde andernfalls zum 
unvellständieen Ausbau verleiten, also 
wirtschaftlich und volkswırtschaftlich schäd- 
lieh wirken. ; 

Wir sehen: die Kennzeichnung derjenigen 
Rechte, die ‚unter das Gesetz fallen, ist tech- 
nisch und juristisch unscharf. Die Definition 
ist allerdings äußerst schwierig. Sie läßt sich 


als natürlicher Begriff überhaupt nicht: 


aberenzen. Wollte man versuchen, die wirt- 
schaftlich eünstigeste Ausbau- 
Sröße, wie sie sich nach des Verfassers 
Methoden') oder nach „leiehwertigen Rech- 
nungsarten ergibt, für die rechtliche -Größen- 
bestimmuns zu benutzen, so würde dieser Vier- 
such an den schwankenden Grundlagen der 
spekulativen Rentabilitätsschätzungen schei- 
tern. Es bleibt also nur weine willkürliche 
bBeeriffsumzrenzune übrige. Entweder man 
gibt den behördlichen Organen die Befugnis, 
aus eigener Machtvollkommenheit in jedem 
PBinzelfalle festzusetzen, ob eine 
Wasserkraft größer oder kleiner als 5000 kW 
ist, oder man stellt hierfür bestimmte, wenn 
auch recht wi!l!kürliche Schätzungsnormen auf. 
Ich würde das, letzbere vorziehen und etw 

vorschlasen : 


1) „Zeitschr. f. d. . Turbi a) Kurse 3 
et ges. Turbinenwes.*, 1913, S. 210 ff 


24. Juni 1920. 


Die zu installierende Leistung wird nach 
der Gleichune ä 


L = 15 OH Kilowatt für Werke ohne Speicher “ 


L — 20 QH Kilowatt für Werke mit Speicher 
bestimmt. Darin bedeutet © den nutz- 
baren mittleren Wasserzufluß in 
m®/s, H das Gefälle, errechnet für „„ewöhn- 
liehen Wasserstand“ im ungestauten Wasser- 
lauf. Tagesausgleichbeeken +ilt nicht als 
Speicher, sondern nur Becken für Monats- und 
Jahresauseleich. Als nutzbarer mittlerer Zu- 
fluß ist für Werke ohne Speicher die wäh- 
rend 9 Monaten des Jahres mindestens verfüg- 


bare Wassermenge, für solche mit Speicher. 


die 6-monatliche Wassermenge anzunehmen. 
Die höhere Installationseröße bei Drehstrom- 
werken mit induktiver Belastung (cos 9%) 
wird nicht. berücksichtigt. Wassermenge und 
Gefälle sind nach den Wassermensenermitte- 
lungen ‚der letzten 10 Jahre &emäß den hier- 
fün gelbenden anerkannten Reeeln des Was- 
serbaues so genau, wie es die vorhandenen 
Grundlagen sestatten, zu ermitteln. Etwa be- 
absichtigte Wärmekraftreserven zählen nicht 
mit, solange ihre Größe unter 50 % der Tur- 
binensatzgröße "bleibt, eleichviel wie später 
der Ausbau des Werkes erfolgt. 

Anträge auf Anerkennsun®e der 
Kraft als unter 5000 kW liegend wären 
unter rechnungsmäßiger Beeründune zu stel- 
len. Erfolgte Anerkennung müßte als Frei- 
brief gegenüber den, Rechten dies Gesetzes 
zSelben, derart, laß nunmehr auch sein höherer 
Ausbau. dem Inhaber des Rechtes zusteht, 
falls er durch geschickte Entwurfsgestaltune 
ihn ermöglichen kann. Dieser Anneiz zu voll- 
sber Verwertung oder wirtschaftlichster Er- 
schließung müßte unter allen Umständen «e- 
wahrt bleiben, da beide von volkswirtschaft- 
licher Bedeutung ‚sind. Als Berufungsinstanz 
wäre eine aus Beamten und Freiberuflern zu- 
sammengesetzte Körperschaft zu bilden. 

Das Gesetz besitzt übrigens einen Kaut- 
schuckparagraphen 8, nach dem das Reich 
auch kleinere Anlaeen, die an sich nicht unter 
das Gesetz fallen würden, erfassen kann, 
„wenn den Interessen der Gemeinwirtschaft 
nicht durch Austausch elektrischer Arbeit &e- 
nügt werden kann.“ Dieser $ 8 sollte nur in 
den seltensten Fällen, keinesfalls aber 
als Lückenbüßer für fehlende Beeriffsbestim- 
mungen — wie in den hier besprochenen 
Fällen — angewandt werden, da sonst eine 
allgemeine Unternehmunesunsicherheit und 
-unlust Platz greifen würde, sehr zum Schaden 
unserer Vokswirtschaft. 

Ich habe hier lediglich den Wee skizzie- 
ren wollen, auf dem man vorzugehen hätte. 
Die Einzelheiten der angeregten Beeriffshbe- 
stimmung ließen sich natürlich auch anders 
und von anderen Gesichtspunkten aus fest- 
legen. Eine technisch und rechtlich sicher 
zu handhabende Begriffsbestim- 
mung erscheint jedenfalls unerläßlich, vor 
allem zur Belebung und Sieberstellunge der 
Unternehmertätiekeit bei Werken, deren Größe 
voraussichtlich in die kritische Gegend des 
Gesetzes fällt. ) 


Elektrisches Schweißen mit legierten Elek- 
troden. — Die Alloys Processes Ltd., London, 
führte kürzlich einige der neuesten Methoden 
der Lichtbogenschweißung vor. Einem Bericht 
der ‚Times‘ entnehmen wir das Folgende. Von 
der Überlegung ausgehend, daß Schweiß- 
nähte nur dann zuverlässig und gleichmäßig 
stark ausfallen können, wenn das Elektroden- 
metall dieselbe Zusammensetzung: besitzt wie 
der zu schweißende Gegenstand, verwendet die 
Gesellschaft legierte Elektroden verschiedener 
Zusammensetzung, entsprechend derjenigen 
der jeweiligen Arbeitsstücke. Die Elektroden 
sind außerdem mit einem Flußmittel -über- 
zogen. ‚, Außer der Normalelektrode für 
Schmiedeeisen, werden legierte Elektroden für 
starke ‚Bleche und andere Werkstücke, für 
welche hohe Zerreißfestigkeit gefordert wird, 
benutzt; ferner hat die Firma Elektroden ent- 
wickelt, welehe Stahl mit einem Kohlenstoff- 
gehalt von 1,5 bis 0,5%, andere, die Mangan- 
stahl und solche, welche Nickelstahl mit 3,5%, 
Nickelgehalt in der Schweißhitze bilden. 
Schnelldrehstähle werden in der Weise herge- 
stellt, daß an gewöhnliche Stähle am Arbeits- 
ende mittels geeignet zusammengesetzter Elek- 
troden, mit denen sich die betreffenden Legier- 
metalle, wie Wolfram, Molybdän usw. erst im 
Augenblick des Schmelzflusses legieren, ein 
Stück angeschweißt wird. Auch ist eine Elek- 


: trode herausgebracht worden, welche ein vor- 


zügliches geschmolzenes Gußeisen BIEINE:, 


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., 24. Juni 1820 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Ergebnisse amerikanischer Elektrizitäts- 
werke i. J. 19191). — Der Stromabsatz der 
Elektrizitätswerke der Vereinigten Staaten be- 
trugim Jahre 1919 bei im Mittel 51% allerWerke 


Zeitrelais. — In Abb. 4 ist ein auf Wärme- 
wirkung beruhendes Zeitrelais dargestellt, des- 
sen Auslösezeit unabhängig von der Raumtem- 
peratur bleibt. Ein Metallband 1 ist an seinen 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 25. 493 
Apparatebau. Der zischende Lichtbogen. — E. Bräuer 


stellt fest, daß der Zustand der Bogenstrom- 
variablen nach Überschreitung eines kritischen 
Wertes eine Hystereseschleife mit stark wech 


19 832 Mill. kWh (17 882 i. V. bei 59 %), ent- | beiden Enden zwischen Klemmbacken 2 befes-- Mil Dollar „9 
sprechend 10,9% Zunahme (6,75% i. V.); die | tigt und in der Mitte um eine Walze 3 gelegt, 
daraus erzielten Einnahmen stellten sich auf | an der es durch einen Klemmbacken 4 und eine 80 
384,4 Mill $ (319,7 i. V.), entsprechend 20,2%, | Schraube 5 festgehalten wird. Die Walze 3 ist 
Zunahme (9,3% 1. V.). Rechnet man diese | in zwei Hebeln 6 drehbar gelagert, die um den 70 
a; PEEFFFEELFEFEFFERHEFFEEFFFREEEFEETEEFETTEETTeN Aa 
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4000 F [ RE | Zinmahm um | R R LILFQ #0 
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2000 Palkaı: | “2 zu Aılov alfs under ESEL es sr et ji 12 Re DER EIER 
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Poasy ma a arm x ul avwasıewvwuaaı a Vvwouı uvm. 


_ Abb. 1. Leistungen und Einnabmen der amerikanischen Elektrizitätswerke in den einzelnen Monaten 1914 bis 1919. 


Zahlen auf 100% aller Werke um, so ergeben 
sich 38795 Mill. kWh (30 251 i. V.) und 
775 Mill. $ (542 1. V.). In Zahlentafel I sowie 
in Abb. 1 und 2 ist die Entwicklung für die 
Jahre 1914 bis 1919, umgerechnet auf alle 
Werke, dargestellt. Sehr bemerkenswert ist 


39 


Q 

136 N 

Q 

N BB 
N z 
Ss 300 
Q N 
S 270 

SZ 


1979 


777 


a 
74 1915 7976 1917 


Abb, 2. Jahresleistungen und Einnahmen der 
amerikanischen Elektrizitätswerke. 
"das außerordentlich starke Anwachsen der 
Zahlen für, 1919 gegenüber 1918. Die pro-. 


zentuale Zunahme von 1919 gegen 1918 ist 
noch erheblich größer als die größte bisher be- 
obachtete Steigerung des Jahres 1916 gegen 
1915. Abb. 3 zeigt die prozentualen Steige- 


Go 7917 1979 

7914 1975 1976 1978 

Abb. 3. Prozentuale Änderungen der Jahresleistungen 
k und der Einnahmen. 


71976 


7978 
7977 


rungen in Kurvenform. Die Steigerung in 
den beiden ersten Monaten 1920 ‚gegenüber 
dem gleichen Zeitraum von 1919 beträgt für 
die Kilowattstunden 38% und für die Strom- 
einnahmen 22%. 


Zahlentafelı. . 
1914 1915 196 1917 1918 1919 
Mill. kWh 16591 18402 23 400 27 327 30251 38795 
Zunahme‘, 109 27,2 16,8 107 23832 
Mill. $ 361 422 491 542 775 
Zunahme, 7,1= 16,9 :16,4 10,4 43,0 


(Electrical World, Bd. 75, 1920, S. 785, 1000.) 
Ptz. 


337 


!) Vgl. auch „ETZ“ 1916, 8. 320° 1917, 8.498; 1918 S, 88, 
409; 1919, S 366. z i 


Zapfen 7 drehbar sind, und die durch Federn 8 
das Band 1 spannen. Mit der Walze 3 ist der 
Hebel 9 fest verbunden, gegen dessen freies 
Ende gewöhnlich das eine Ende des Hebels 10 
unter Druck der Feder 11 anliegt. Der eine 
Teil des Bandes 1 kann entweder unmittelbar 


Abb. 4. Zeitrelais. 


zur Stromführung benutzt werden (kleine Zeit-_ 


konstante), oder es ist ein Heizkörper 13 an ihm 
befestigt, der nach außen durch die wärmeiso- 
lierende Schicht 14 abgedeckt ist. Bei Strom- 
durehgang dehnt sich der geheizte Bandteil aus 
und bewirkt dadurch eine Drehung der Walze 3 
und des. Hebels 9. Steigt die Stromstärke über 
ein zulässiges Maß, so dreht sich der Hebel 9 
infolge der Erwärmung des linken Bandteils 
soweit nach links, daß der Hebel 10 ausgelöst 
wird, der durch sein Umkippen einen Ausschal- 
ter auslösen kann, oder dergl. Der Rahmen, der 
die ganze Vorrichtung trägt, ist um den Zapfen 
15 drehbar und mittels der Schraube 16 ver- 
stellbar. Durch diese Verstellung kann die 
Empfindlichkeit des Relais geändert werden. 
Die Einstellung kann durch einen Zeiger 17 
auf einer Skala 18, die in Ampere oder Sekun- 
den eingeteilt sein kann, abgelesen werden. Auf 
die Möglichkeit einer Differentialwirkung ist 
hingewiesen. Das Relais ist der Allmänna 
Svenska Elektriska Aktiebolaget patentrecht- 
lich geschützt. F. U. 


Beleuchtung und Heizung. 


Bogenstromcharakteristiken. — E. Bräuer 
zeigt, daß bei der Bestimmung der Charakte- 
ristiken die Wärmeänderungen in den Licht- 
bogen von größtem Einfluß sind, da sich z. B. 
die Elektroden nach Inbetriebsetzung eine 
Zeitlang dauernd erwärmen; da auch bei 
schwachen und starken Strömen sehr ungleiche 
Erwärmungen der Elektroden auftreten. Mit 
Öszillographenaufnahmen von weniger als 1 s 
Dauer nach Stromschluß erhält er gut vergleich- 
bare Charakteristiken; die Aufnahmen werden 
sehr oft wiederholt und photographisch aufge- 
zeichnet. Versuche wurden- mit Hg-Bogen, 
Reinkohlen- und Salzkohlenbogen angestellt. 
(„Physik. Zeitschr.‘‘,"Bd. 20,48. 393.) Zar. 


selnder Geschwindigkeit durchläuft, die wesent. 
lich durch thermische Vorgänge bedingt ist 
und einen akustischen Impuls auf die umgeben- 
de Atmosphäre ausübt. Die anodische Strom- 
dichte muß also einen gewissen Betrag über- 
schreiten, dann geht. der gewöhnliche Licht- 
bogen in den zischenden über. Bei größerer 
Bogenlänge tritt das Zischen später ein, wegen 
der größeren Wärmeverluste. Der Weechsel- 
strombogen hat größere Zischneigung als der 
Gleiehstrombogen. (,,Physik. Zeitschr. ‘, Bd.20, 
8.409.) Zar. 


Die kathodischen Vorgänge im Bogen- 
strome. — E. Bräuer weist nach, daß: im 
Liehtbogenstrom die Thermoelektronen nur 
wenige Prozent des Gesamtstroms liefern (auch 
im Quecksilberdampfbogen) und daß die von 
den Thermoelektronen durch Stoß erzeugten 
Ionenpaare auch keinen wesentlichen Anteil an 
der Leitung haben. Die Erzeugung der Elek- 
tronen durch aufprallende positive Gasionen 
überwiegt bei weitem. Bei hoher Frequenz 
nähert sich der Charakter des Wechselstrom- 
bogens immer mehr einem Ohmschen Wider- 
stand. (‚‚Ann. d. Physik‘, Bd. 60, 8. 95). Zar. 


Flächenhelligkeit des positiven Kraters. — 
Versuche von E.Podszus (zum Teilim physik.- 
chem. Laboratorium von Siemens & Halske 
ausgeführt) ergaben, entgegen bisherigen An- 
schauungen, eine sicher meßbare Abhängigkeit 
der Flächenhelligkeit des positiven Kraters bei 
Reinkohlen (Marke „Siemens A“) von der 
Stromstärke, so daß der Sublimationspunkt der 
Kohle doch wesentlich höher ist, als man bisher 
vermutete. Dies Ergebnis wurde durch Be- 
obachtungen geeigneter , Spektralbezirke er- 
halten, wodurch man frei von den Störungen 
der Dampfsäulestrahlung ist. („‚Verhandl. d. D. 
Physik. Ges.‘‘, Bd. 21, S. 284.) Zdr. 


Taschenlampe als Prüfgerät. — Unter dem 
Namen ‚Osne-Taschenlampe‘‘ bringt O. Neu- 
mann, Berlin W 62, ein Prüfgerät auf den 
Markt, welches sich neben seiner Verwendung 
als Taschenlichtquelle für Prüfzwecke, z. B. 
zum Aufsuchen von Leitungsschluß und zur 


Abb. 5. 


Feststellung ‚des Zustandes von Schmelz 
stöpseln eignet. Die in Abb. 5 dargestellte, mit 
einem Aufhängebügel versehene Lampe ‚be- 
sitzt in der oberen Gehäusekappe eine Off- 
nung, durch welche eine Doppellitze eingeführt 


494 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 25. 


wird; sie wird durch eine Klemmschraube 
einerseits mit dem Gehäuse verbunden, an dem 
auch der eine Pol der Lampe liegt, und ander- 
seits durch eine zweite Klemmschraube mit 
einem Pol der Batterie. Werden die freien 
Enden der Litze über einen geringen Wider- 
stand oder Kurzschluß verbunden, so leuchtet 
Er Lampe auf.‘ U. a. läßt sich die Vorrichtung 
aueh zur Auslösung eines elektrisch betätigten 
Momentverschlusses an Photographenappa-. 
raten aus größerer Entfernung benutzen. Bei 
Verwendung als Taschenlampe ist der an einer 
Seite des Gehäuses angebrachte Schiebeschalter 
üblicher Bauart zu betätigen. Für einfachere 


Montagen wird das Gerät gute Dienste leisten. , 


u 
E72 


Verkehr und Transport. 


Statistik der Kleinbahnen in Preußen für 
das Jahr 1918!). — Auch für das Berichtsjahr 
1918 konnten statt der im Ministerium der 
öffentlichen Arbeiten bisher alljährlich be- 
arbeiteten Statistik für ganz Deutschland nur 
die preußischen Kleinbahnen (nebenbahnähn- 
liche Kleinbahnen und Straßenbahnen?) sta- 
tistisch bearbeitet werden. Es haben sich 
folgende Zahlen ergeben: 


I. Nebenbahnähnliche Kleinbahnen. 


Am Schlusse des Berichtsjahres (31. III. 
1919) waren in Preußen vorhanden oder ge- 
nehmigt. 334 (332 i. V.) selbständige Unter- 
nehmungen mit 11299 km Streckenlänge 
(11 234 i. V.). „Im Betriebe standen 321 (wie 
i. V.) Bahnen‘ mit 11175 km Streckenlänge 
(11 160i. V.). Die Betriebsarten dieser Bahnen 
ergeben sich aus Zahlentafel 1. 


Zahlentafel 1. Betriebsarten der neben- 
bahnähnlichen Kleinbahnen in 
Preußen. 


1917 1918 
Zahl | km Zahl | km 
Rein elektrisch . . 33) 551] 331. 586 


teilweise elektrisch 8 RB ERS 173 
reiner Dampfbetrieb | 291| 10 510) 293| 10 540 


Betriebsart 


‘ Zusammen | 332|11 234| 334| 11 299 


Über den Zweck der Bahnen ergibt die 
Zusammenstellung in Zahlentafel 2 Auskunft. 


Zahlentafel 2. Betriebszweck der 


Bahnen. 
1917 1918 
Zweck 
Zahl | km | Zahl | km 
Personenverkehr . . ri 115 7 115 
Fremden- (Bade-) 

Verkehris., une 9 140 9 140 
Handelu. Industrie 80 | 1135| °80 | 1135 
Landwirtschaft . . 119 | 6057| 119 | 6066 
Handel, Industrie u. 

Landwirtschaft . 117 | 3786| 119 | 3843 


‚ Auf je 10000 Einwohner kommen im 
Mittel 2,72 km;Strecke (2,70 i.$V.), die Grenz- 
werte in den einzelnen Provinzen sind 1,18 und 
12,87 km. Auf 10000 ha entfallen 3,24 km 
Strecke (3,22. V.), die Grenzwerte sind 2,27 km 
und 8,10 km. Übersdie Betriebsleistungen 
gibt die Statistik keine Auskunft. Das ge- 
samteAnlagekapital aller genehmigten, neben- 
bahnähnlichen Kleinbahnen Preußens beträgt 
751,928 Mill. M. (748,681 i. V.), auf 1 km 
Strecke entfallen durchschnittlich 65 012 M 
(65 097 i. V.), auf 1 km Vollspur 83 059 M 
(832 714 1.%V.), auf 1 km Schmalspur 51 035 M 
(51 336 i. V.). > 


II. Straßenbahnen. 


Am 31. III. 1919 waren in Preußen vor- 
handen oder genehmigt 205 selbständige Stra- 
3enbahnen (wie i. V.) mit 3979 km Strecken- 
läng6 (3960 i. V.); im Betriebe waren 201 Bah- 
nen (199i. V.)jmit:3859 km (38371. V.). Über 
die Betriebsarten gibt Zahlentafel 3 Auskunft. 


Zahlentafel 3. Betriebsarten der preu- 
Bischen Straßenbahnen. 


Betriebsart N Zahl 
1917 1918 
Rein elektrisch ran, 177 
teilweise elektrisch . . 3 22 
reiner Dampfbetrieb . . 11 11 
reiner" Pferdebetrieb . . 10 10 
Drahtseilbetrieb '... .2. 7,55% 5 


\ 
....»,,Nach „Zeitschr, f. Kleinb.“. Bd. 27, 8. 41, 70. Sta- 
tistik für, 1917 vgl. „ETZ* 1919, S. 340. 

: ?) Uber Unterscheidungsmerkmale vgl. „ETZ“ 1916, 

S. 269, Sp, 1, Fußnote 2. ‘ 


f 


1 geerdet. 


Zahlentafel 4. Betriebszweck der 
Straßenbahnen. 


Betriebszweck Zahl 
2 1917 1918 
Personenbeförderung . 139 139 
Güterbeförderung DER 4 + 
Personen- und Güter- 
beförderung are 62 62 
Zahl km Zahl km 
Personenverkehr . . 167 3495 167 3514 
Fremden- (Bade- ) ver- + 
kehr N 17 46.717 46 
Handel u. Industrie . 18... 382 %18.7- 382 
Landwirtschaft . . . 1 15 Y 15 
Handel- Industrie und 
Landwirtschaft . . 2 Dar 28 


Das gesamte Anlagekapital der Straßen- 
bahnen betrug 1177!) Mill. M (1170!) i, V.); es 
entfallen auf 1 km Strecke durchschnittlich 
284 833 M (284 643 i. V.). 1 km Vollspur 
kostete 423 743 M (423 5321. V.). 1km Schmal- 
spur 141 302 M (140 103 i. V.).. Pia. 


Berg- und Hüttenwesen. 


Untersuehung über das Auftreten geiähr- 
licher Spannungen an elektrischen Anlagen in 
Kalibergwerken unter Tage?, — Drsöng. 
Gieseking legt in einer längeren Arbeit dar, 
daß in Kalibergwerken die Schutzerdung 80- 
wie dieErdungdesneutralenNullpunktes, 
im besonderen in Niederspannungsanlagen, eine 
erhöhte Gefahrenquelle für Unfälle bieten und 
durch das von ihm vorgeschlagene System 
einer Schutzleitung vorteilhafter zu_er- 
setzen seien. Die Frage der Erdung und -Nul- 
lung ist von außerordentlicher Tragweite, so 
daß auf den Inhalt der Schrift etwas näher ein- 
gegangen werden soll. 

Der Verfasser leitet seine Darlegungen 
durch eine Beschreibung der Ausführung der 
elektrischen Einrichtungen im Kalibergbau 
ein. Nach dieser Beschreibung sind die dortigen 
Einrichtungen sowohl in bezug auf allgemeine 
Ausführung als auch im besonderen auf die 
Erdung, die hier vor allem in Frage kommt, 
sehr mangelhaft. Aus seinen Außerungen ist 
über die Erdung das Nachstehende zu ent- 
nehmen: ö 

„Die Erdleitung wird in der Weise aus- 
geführt, daß sämtliche Kabelarmaturen hinter- 
einander geschaltet werden. ‚Die kilometerlange 
Erdleitung mit ihren vielen Verbindungsstellen 
ist häufig nur im Maschinenhause über Tage 
Manche verbinden auch die Armatur 
des Schachtkabels mit den Tübbings, den beim 
Ausbau des Schachtes verwendeten eisernen 
Schachtringen, die überall dort angebracht 
werden müssen, wo wasserführende Schichten 
durchteuft worden sind. Andere verlegen in 
Anlehnung an den $ 3c, 2 der Verbandsvor- 
schriften eine Platte im Schachtsumpfe. Ver- 
einzelt ist die Nullung eingeführt. Sie unter- 
scheidet sich von der Erdung lediglich dadurch, 
daß die Erdleitung auch mit den Nullpunkten 
der Transformatoren verbunden ist. Wo die 
Armatur der Kabel nicht zu erreichen ist, 
werden die Schienengleise allein als Erd- oder 
Nulleiter benutzt, meist aber als parallele 
Leitung zur Armatur. Selten ist die Verlegung 
einer besonderen blanken Erdleitung pafallel 
zum Kabel. Andere Schutzsysteme unter Tage 
scheinen bisher nicht in Anwendung gebracht 
zu sein. 

Aus der weiteren Beschreibung geht her- 
vor, daß unter Schienengleise nicht etwa die 
Rückleitung einer elektrischen Lokomotiv- 
strecke verstanden wird, sondern jedes belie- 
bige andere Fördergleis. Diese Gleise sind aber 
sehr selten ordnungsgemäß verlascht. Unter 
solchen Verhältnissen sind dann auffallend viel 
Unfälle durch Berührung spannungführender 
Gehäuse von Maschinen und Apparaten und 
spannungführender Erdleitungen zu verzeich- 
nen.. An den Unfällen haben die Bergarbeiter 
sehr hohen Anteil. Es ist dies der Hauptgrund, 
weshalb manche erfahrene Bergleute die Be- 
schränkung der Verwendung elektrischer Kraft 
auf das Allernotwendigste fo 
dung und Nullung sich tatsächlich in dem ge- 
schilderten Zustand befinden, so bedeuten sie 
eine sehr hohe Gefahr. Der Verfasser ver- 
‚spricht sich deshalb von einer guten Isolierung 
der Einrichtungen mehr und gibt folgenden 
Grund hierfür an: 

Das Salzgestein isoliert an und für sich 
gut. Der Arbeiter unter Tage steht somit von 
selbst isoliert, infolgedessen ist die Gefahr 
durch Stromübertritt auf seinen Körper nicht 
vorhanden. An Stelle der Erdung will der Ver- 
fasser durch die ganze. Anlage bis zum Ma- 


‘) Ausschließlich 23,26 km außerpreußischer Strecken. 
) ‚Bonderdruck aus „Zeitschr. für das Berg-, Hütten- 
und Salinenwesen im preuß. Staate* 1919. Mit 40 Textabbil- 


dungen. Verlag il i 
ARE ıg von Mk helm Ernst & Sohn, Berlin 1920, 


N — —  —  , , , , , . 


rdern. Wenn Er-. 


24. Jani 1920. 


schinenhaus eine besondere Leitung, von ihm 
„Schutzleitung‘‘ genannt, ziehen. An diese 
Schutzleitung sind alle spannungslosen Me- 
tallteile der Maschinen, Apparate, Kabel usw. 
anzuschließen. Die Leitung habe die Aufgabe 
einer Meßleitung. Mit ihrer Hilfe sei täglich 
der Isolationszustand der Anlage durch das 
Betriebspersonal zu messen; beobachtete Feh- 
ler müssen dann sofort beseitigt werden. Eine 
in allen Polen gut isolierte Einriehtung biete 
keine Gefahr, da ja dann die Möglichkeit eines 
Stromübertritts von einem Pol nach einem 
anderen oder nach Erde unter Zwischenschal- © 
tung des menschlichen Körpers ‚beseitigt sei. 
Eine Gefahr bestehe nur, wenn gleichzeitig 7 
zwei Fehler in verschiedenen Polen auftreten. 
In der Theorie ist das wohl richtig, doch 
lehrt die Praxis anders. In jeder umfang- 
reichen Anlage ist mit den ständig zerstören- 
den Einflüssen der rohen Betriebsverhältnisse 
zu rechnen. Gerade im Bergbau, ist die Auf- 
rechterhaltung eines won Isolationsfehlern 
freien Zustandes unmöglich. Jeder Pol hat 
ständig sein Maß von Erdschluß, dessen Größe 7 
von dem Umfang der Anlage und von den be- 
sondern Betriebsverhältnissen abhängig ist. 
Hiermit rechnet praktisch jeder Monteur, denn 7 
er schafft sich, sobald er unter Spannung ar- 
beiten will, selbst für Niederspannungsan- 
lagen zunächst eine isolierende Unterlage, 
(trockenes Brett, Leiter, Gummischuhe o er. 
dergl.). Ja, auch der Verfasser selbst muß 
zugestehen, daß durch die Feuchtigkeit der 
einziehenden Wetter und durch das Einbringen 
der nassen Fabrikationsrückstände für ver 
satzzwecke, bisweilen Senklöcher mit Lauge 
gefüllt und das Salzgestein unter Tage auf der 
Sohle und an den Wänden der Räume leitend 


Wenn man die Erfahrungen i 
Berg- und Industrieanlagen zum Vergleich mit 
heranzieht, so lassen sich die Gründe für die 
hohe Zahl der Unfälle in Kalibergwerken 
nicht schwer erkennen. Eine von vornherein 

1,‘ 


rührung eines fehlerhaften Teiles führt dann 
leicht zum’ elektrischen Totschlag. ' Die Be 
nutzung von {rei auf Isolatoren verlegten Lei 
tungen unter’ Tage ist als ein ganz besonderer 
Fehler hinzustellen, da die Isolierhülle der Lei- 
tungen in sehr kurzer Zeit minderwertig wird 
Die einzige für'’den Bergbau, ja überhaupt für 
rohe Betriebsverhältnisse als zuverlässig er- 
probte: Leitung ist das Bleikabel. In den 
Kalibergwerken scheint es zu fehlen. 
Wenn der Verfasser in der Sta 


werke erscheint sie unter den obwaltenden Be 
triebsverhältnissen unumgänglich notwendig 
wenn sie auch dort nicht gerade einfach un 
billig’ durchführbar ist. Wenn in Hartsalz 
Bergwerken das Gestein derartig gut isoliert 
daß in weiter Entfernung”vom Aufstellungso 


sind allerdings die Bedingungen für einen ge 
fahrbringenden Stromübertritt nicht im hoheı 
Grade vorhanden. Es mag hier von Fall zı 
Fall der Verzicht auf die Erdung in Nieder 
spannungseinrichtungen zu prüfen sein. 1 
Hochspannungsanlagen 'lauert aber trotzden 
ständig eine Gefahr durch Zufall. Es dürfe 
deshalb Mittel und Wege, ihr zu begegnen 
nicht verabsäumt werden. ; a 
Wenn die Schutzleitung des Verfassen 
wirksam und zuverlässig arbeiten soll, so m 

sie unbedingt stets in bester Ordnung sein 
diese Schwierigkeit erkennt der’ Verfasser selbst 
Von der Erdung gilt das gleiche. . Wirdfeinma 
eine Erdung nach den heute gültigen Ansch 
ungen von vornherein sachgemäß angelegt, 
arbeitet sie im Falle des Auftretens von Fel 
lern selbsttätig, während die Schutzleitung 


\ 


24. Juni 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 25. 


495 


‚selbst bei sorgfältigster Instandhaltung nur 


erst Aufschluß über das: Vorhandensein eines 
Fehlers gibt, der durch das Personal näher fest- 
estellt und beseitigt werden muß. Liegt die 
nterbrechung der Sehutzleitung in der Nähe 
des Maschinenhauses, so kann ein weniger sach- 
kundiges und wenig gewissenhaftes Betriebs- 
ersonal gar leicht gute Meßergebnisse ver- 


Are und wiegt dann sich und auch den Be- 


triebsleiter in guter Sicherheit. Versagen aber 
Messung und sofortige Beseitigung des Fehlers, 
so ist mit der Gefahr ständig zu rechnen, und 
dem leitenden Betriebsführer wird hierdurch 
eine außerordentliche Verantwortung aufge- 
laden. Es kann deshalb die Schutzleitung, 
abgesehen von ganz vereinzelten Fällen, der 
Erdung als Schutzmittel, wozu auch die 
Nullung zu rechnen ist, niemals gleichwertig 
sein. W. Vogel. 


\ 


Fernmeldetechnik. : 


' Hochfrequenztelegraphie und -telephonie 
auf Leitungen. — Die Gesellschaft für draht- 
lose Telegraphie beabsichtigt, die von ihr in 
den Jahren des Krieges erzielten Fortschritte 
auf den von ihr bearbeiteten technischen Ge- 
bieten, die bisher der Öffentlichkeit vorent- 
halten bleiben mußten, Interessenten in einer 
Reihe von Vorträgen kund zu geben. Der erste 
derartige Vortrag, der am 4. Juni 1920 in 
dem Vortragssaale der AEG vor geladenem 
Publikum aus den Kreisen der Reichs- und 
Staatsbehörden, der ausländischen Staatsver- 
tretungen sowie des Handels und der Wissen- 
schaft gehalten wurde, behandelte; das für die 
Gegenwart mit ihren Verkehrsnöten besonders 
wichtige Gebiet der Hochfrequenztelegraphie 
und -telephonie auf Leitungen. Der Vor- 
tragerde, Dr. Mayer, führte aus, daß z. 
Zt. die schnelle Abwicklung des? Telegraphen- 
und Fernsprechverkehrs sehr unter der Über- 


_ lastung des vorhandenen Leitungsnetzes leidet, 
‚weil dieses während des Krieges nicht der 


weiterschreitenden Entwicklung des Ver- 


 kehrs entsprechend ausgebaut werden konnte. 


ve 


a! 


Die Vermehrung der Leitungen kostet teuere 
Rohstoffe, teuere Arbeit und vor allem Zeit; 


- da bietet sich in der Hochfrequenztelegraphie 
und -telephonie auf Leitungen rechtzeitig ein. 


Mittel, das bestimmt erscheint, die vorhan- 
denen Übelstände, wenn auch nicht ohne 
Kosten, so doch innerhalb kurzer Frist zu be- 


"seitigen. Sie gestattet ohne besondere Schwie- 


rigkeiten eine mehrfache Ausnützung der 


einzelnen Drahtleitung, macht also die Ver- 


legung neuer Leitungen vorläufig überflüssig. 
Das neue Verfahren ist von der Telefunken- 
gesellschaft in engem Zusammenarbeiten mit 
dem Reichspostministerium innerhalb Jahres- 
frist soweit gefördert worden, daß es’ gegen- 
wärtig schon auf verschiedenen Leitungen 
vollkommen betriebssicher und- einwandfrei 
zur Verkehrsabwicklung benutzt wird. Die 
dafür erforderlichen Geräte sind in allen 
Einzelheiten durchgearbeitet und liegen ein- 
führungsbereit vor. Die technischen Grund- 


lagen, die der Vortragende durch verschiedene 


gut gelungene Proben erläuterte, sind in der 
„ETZ‘“ bereits behandelt worden.!) Es wurde 
noch darauf hingewiesen, daß die . Hochfre- 


‘“ quenztelephonie berufen sei auch auf dem 


‘Gebiete der Verkehrsverbindung für Elektri- 
zitätswerke eine große Rolle zu spielen. Mit 
ihr können die vorhandenen Hochspannungs- 


leitungen dem, Sprechverkehr der einzelnen 


Überlandsnetzes dienstbar ge- 
macht werden, ohne daß eine Verbindung 
zwischen den Leitungen und den Fernsprech- 
geräten nötig ist. Rp. 


Teile eines 


Neuabmachungen in der angloamerikani- 
schen drahtlosen Telegraphie. — Vor einigen 
Monaten schon wurde die Verwandlung der 
American Marconi Co. in eine Tochtergesell- 
schaft der General Electric Co. (die Radio Cor- 


- poration of America) gemeldet. Dem ist ergän- 


| 


zend nachzutragen, daß auf den neuen Konzern 
die Radiostationen von Neubraunschweig, Bel- 
mar, die Pazifische bei San Franeisco, die auf 
den Hawai-Inseln, die bei Tuckerton und die 
auf dem Cap Cod übergehen. Die Radio Cor- 

oration beherrscht so den amerikanischen 
nkvarkehn mit England, Frankreich, Nor- 
wegen und Japan, eplant ist die Einrich- 
tung eines drahtlosen Verkehrs mit Cuba und 
Südamerika. Das Netz der Verbindungen soll 
so rasch wie möglich über die ganze Erde Aus 


a gesehn: werden; als besonders dringend wird 


er Anschluß Chinas bezeichnet. Das Kapital 
der neuen Gesellschaft beträgt 25 Mill. $. Daß 
innerhalb des Konzerns Amerika der stärkere 
Faktor ist, geht ziemlieh deutlich aus einer 


Bemerkung der „Times‘‘ hervor, die in der 


-1) Yel.K. A. Wagner „Über Vielfachtelephonie und 
ee mit enellen Wechselströmen*, Enz 1919, 8 
383 und 394. 


Fusion einen der wichtigsten Schritte zum 
Ausbau des amerikanischen Außenhandels 
sieht. (‚Frankfurter Ztg.‘‘ vom 13. II. 20.) 
Rp. 

Luftschiffahrt und drahtlose Telegraphie in 
England. — Das englische Luftverkehrsmini- 
sterium trifft Vorbereitungen tür die Errich- 
tung einer Haupttunkstelle für die Sammlung 
von Nachrichten über die Bewegungen unter- 
wegs betindlicher Luftfahrzeuge und die Meteo- 
rologie der oberen Luftschichten. Die Sammel- 
stelle für derartige Nachrichten befindet sich 
z.Z4.in den Räumen des Luftverkehrsministe- 
riums im Indiahaus, 'Kingsway; die neue Sta- 
tion wird jedenfalls in die Nähe von Croydon 
kommen. Ein Netz ähnlicher Stationen soll 
später das ganze Land überziehen. Die Anlage 
im Indiahause ist die zeitgemäßeste ihrer Art. 
Sie besitzt zwei Sender, einen von 21, kW für 
drahtlose Telegraphie auf große Entfernungen 
und einen von % kW für drahtlose Telephonie, 
Der erste Satz stammt von dem Flugzeug R 34, 
das ihn während seiner Fahrt über den atlan- 
tischen Ozean getragen hat. Die Sendeanlage 
stellt die neueste Entwicklung des Marconi- 
systems dar — ungedämpfte Wellen an Stelle 
der sonst von Marconi verwendeten Funken —. 
Der große Sender ist reichlich beschäftigt 
durch den Austausch von Meldungen mit der 
Station der französischen Luftverkehrsbehörde 
an der Bannmeile von Paris in Le Bourget. 
Nach den Angaben des Direktors des Luftver- 
kehrs sollen alle Luftfahrzeuge mit Anlagen für 
ungedämpfte Wellen ausgerüstet werden. Im 
Verkehr der Landstationen soll drahtlose Tele- 
graphie Verwendung finden, drahtlose Tele- 
phonie dagegen für die Meldungen von den 


‚Flugzeugen. Die beiden Stationen für den Flug 


über den Kanal liegen in Lympne, nahe bei 
Folkestone und in St. Inglevert, nahe bei Ca- 
lais. Beide geben ihre Nachrichten unmittelbar 
an Hounslow oder Paris. Meteorologische Mel- 
dungen empfängt India-Haus regelmäßig von 
Nova Seotia und Petersburg; auch von Berlin 
laufen derartige Meldungen regelmäßig ein. 
Kslimes. 7.1020). Rp. 


Drahtlose Sturmwarnungen in England. — 


„Die Admiralität macht in ihren‘ Nachrichten 


für Seefahrer bekannt, daß in Kürze drahtlose 
Sturmwarnungen für Schiffe in See abgelassen 
werden sollen. Die Warnung wird ergehen, 
wenn die Windstärke über 70 km in der Stunde 
zu gehen droht. Für die Abgabe der Warnun- 
gen kommen folgende Stationen in Frage: 
Malin Head, Valentia, Lands End, Culver Cliff, 
Cullercoats, Lerwick, Seaforth (Liverpool) und 
Fishguard. Eine weitere Nachricht hebt die 
gewaltige Entwicklung hervor, die für die 
Wettermeldungen durch die drahtlose Tele- 
graphie zu erwarten sind. Sie betont, daß die 
Erfordernisse der Seeschiffahrt Hand in Hand 
gehen mit denen der WLuftschiffahrt. Die 
Schiffer werden. aufgefordert, bei dem Wetter- 
dienste mitzuwirken, indem sie Wettermeldun- 
gen auf dem schnellsten Wege an meteorolo- 
ische Sammelstellen geben. Gewisse Schiffe 
Kaben den Auftrag, regelmäßig dreimal am 
Tage, wann immer sie in einem bestimmten 
Abstande von einer der 6 oder 8 Beobachtungs: 
punkte im nordwestlichen Teil des Atlantik 
sich befinden, Angaben zu liefern. Eine draht- 
lose Wettermeldung soll enthalten: entweder 
einen Wetterbericht, der eine Zusammenstellung 
der gegenwärtigen Wetterlage gibt, oder eine 
Wettervoraussage, die die amtlich festgestellte 
Meinung über das zu erwartende Wetter dar- 
stellt. („Times‘‘ 7. 1.,1920.) Rp. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


... Versammlung Deutscher Naturforscher und 
Ärzte. — Auf der vorläufigen Tagesordnung 
der diesjährigen Jahresversammlung, die unter 
Vorsitz von Prof. F. v.. Müller, München, am 
18. September in Bad Nauheim abgehalten 
werden wird, stehen unter anderen folgende 
Vorträge: Prof. Dr. Bosch, Ludwigshafen, 
und Prof. Rubner, Berlin ‚Uber den Stick- 
stoff“; Prof. Debye, Zürich, Prof. Frank, 
Berlin und Prof. Kossel, München, ‚Die 
neuesten Forschungen über den Bau der 
Atome und Moleküle.‘ 


Die Zukunft des deutschen Messewesens. — 
Der Vorstand des Ausstellungs- und Messe- 
Amtes der Deutschen Industrie hat nunmehr 
das Resultat der bei den deutschen Handels- 
kammern und einer großen Anzahl wirt- 
schaftlicher Verbände vorgenommenen  Er- 
hebungen über die Frage der künftigen Roge- 
lung des deutschen Messewesens!) ge- 
prüft und unter Würdigung des Ergebnisses 
der Reichsmessekonferenz sowie unter Be- 
rücksiechtigung der von zahlreichen Einzel- 
firmen eingegangenen Erklärungen beschlossen, 


1) ‘Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 142, 338. 


durch das Amt als. allgemeine Messe die 
Leipziger Messe zu fördern, da es im ge- 
samtdeutschen Interesse liegt, daß deren 
vom Ausland vielfach angegriffene Welt- 
stellung durch neue Inlandmessen nicht ge- 
fährdet wird. Gegen Fachmessen werden, 
sofern von Fall zu Fall deren Notwendigkeit 
nachgewiesen werden kann, Einwendungen 
nieht erhoben. Ein allgemeines Bedürfnis 
für die verschiedenen Grenzmessen kann 


‚nicht anerkannt werden, es soll aber in Be- 


rücksichtigung der für diese vorgebrachten 
politischen Gesichtspunkte und der erwähnten 
abweichenden Stellungnahme einer Minder- 
heit aus Industrie und Handel von der Be- 
kämpfung der Grenzmessen abgesehen werden. 
Die Bewilligung von staatlichen oder Reichs- 
mitteln für diese Messen kann, zumal unter 
den gegenwärtigen finanziellen Verhältnissen, 
nicht als gerechtfertigt bezeichnet werden. 

Gegenüber verschiedenen Klagen über 
die Entwicklung der Leipziger Messe wird 
anerkannt, daß deren Meßamt sich nach 
Kräften bemüht hat, die aus dem ungeheuren 
Andrang. von Ausstellern und Besuchern er- 
wachsenen Unzuträglichkeiten abzustellen. Eine 
durchgreifende Besserung wird aber erst von 
der weiteren Ausgestaltung der Branchentei- 
lung erwartet, die nicht durch privatrecht- 
lich begründete Widerstände einzelner Aus- 
steller oder. Vermieter verzögert werden darf. 
Ebenso wird die noch nicht als endgültig ge- 
löst zu betrachtende Frage der zeitlichen 
Trennung der Technischen Messe von der 
Allgemeinen Mustermesse erneuter Prüfung 
vorbehalten. 


Leipziger Herbstmesse 1920. — Die Tech- 
nische Messe (Fertigerzeugnisse, Baumesse, 
Rohstoffmesse der technischen Industrien, 
allgemeine technische Einrichtungen sowie die 
Entwurfs- und Modellmesse finden vom 15. bis 
21. VIIL, die Allgemeine Mustermesse 
vom 29. VIII. bis 4. IX. 1920 statt. Das Meß- 
amt macht noch ‘ausdrücklich darauf auf- 
merksam, daß es eine-Handelsauskunfts- 
stelle besitzt, die zwischen Angebot und 
Nachfrage vermitteln und insbesondere aus- 
ländischen Einkaufsfirmen das Suchen nach 
deutschen Bezugsquellen erleichtern soll. 


8. Frankfurter Internationale Messe. — 
Sie wird vom 3. bis 9. X. 1920 abgehalten, der 
Anmeldeschluß ist am 15. Juli. 


Rheinische Musterschau, Köln. — Wie 
verlautet, wird die seit längerer Zeit vorbe- 
reitete Rheinische Musterschau, für die die 
Stadt Köln schon weit über 10 Mill. M be- 
willigt hat, und der auch vom Reich und von 
Preußen bedeutende Unterstützungen zuge- 
sagt sind, infolge aufgetretener Schwierigkeiten 
und der wenig günstigen Geschäftslage im 
deutschen Wirtschaftsleben vorläufig nicht 
stattfinden. 


Internationale Elektrizitäts - Ausstellung 
Barcelona. — Das seit längerer Zeit geplante 
Unternehmen ist abermals verschoben worden. 
Man hofft jetzt, es im Jahre 1923 durchführen 
zu, können. 


Utrechter Messe. — Einem Vorschlag des 
Vorstandes entsprechend, soll der bisher natio- 
nale Charakter dieser Ausstellung beseitigt und 
sie nach einem Beschluß des Verwaltungsrates 
künftig allen. Ländern geöffnet werden. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Zuverlässigkeit großer Dampfturbinen!). — 
Infolge des besonderen schnellen Wachstums 
der elektrischen Industrie in den letzten 
Jahren sind die Größen der Stromerzeu- 
gungsmaschinen ebenfalls sehr schnell ge- 
wachsen. Heute sind 30 000 kW-Einheiten 
schon in vielen großen Kraftwerken eingebaut. 
Der Verfasser glaubt, daß die Ausbreitung der 
Elektrizität in gleichem Maße wie bisher in der 
nächsten Zeit weiter vor sich gehen werde. 
Für die von ihm geschätzte Entwicklung gibt 
er folgende Zahlen: 


Summen der 
Höchstbelastun 


Gesamte auf- 


ana er - ee Zei 
Ba an 16 km, 
1917 
kW kW 
New York 800.000 1 190 000 
Chicago 32... 400 000 596 000 
Philadelphia . 250 000 373 000 
Bufalo- und 
Niagarafälle 300 000 447 000 
Detroit . i . 155 000 231 000 
Boston . . - 155 000 231 000 
ı) Nach J. F. Johnson, „Electrical World“, Bd. 72, 
1918, 8. 1212. 2 x ’ 7 
2) Gegründet auf einer schätzungsweisen Zunahme 


der Spitzenlast von 8%, jährlich und einer Reserve von 20 %o. 


496 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 25. 


24. Juni 19820. 


Die Größe der Maschinensätze ergibt sich 
danach aus Wirtschaftlichkeitsbereehnungen 
und Betriebsverhältnissen. Der Verfasser 
führt im einzelnen die bisher gelieferten Ma- 
schinen von 30 000 kW und darüber auf und 
zeigt dabei, daß die Zunahme in der Größe die 
Zuverlässigkeit nicht beeinträchtigt; er er- 
wähnt alle kleinen Betriebsschwierigkeiten, 
die bisher bei den Aggregaten aufgetreten sind; 
sie sind aber nicht größer, als si® auch bei 
kleineren Maschinen auftreten und konnten 
nach Prüfung des Fehlers leicht beseitigt wer- 
den. Er zeigt ferner, wie der Wirkungsgrad 
mit der Größe steigt! Bisher hat die Westing- 
house - Gesellschaft 14 Sätze in der 
von 30 000 bis 70 000 kW geliefert. Elf hiervon 
sind bereits versandt, zehn davon arbeiten und 
sieben hiervon wieder sind schon seit 1 bis 5 
Jahren in Betrieb. Besonderes Interesse be- 
ansprucht die bisher in Deutschland noch un- 
gewöhnliche. 70 000 kW-Turbine. Es ist eine 
dreizylindrige Maschine, die für die Inter- 
borough Rapid Transit Co. in New, York auf- 
gestellt ist. Einer der Niederdruckzylinder 
wurde im April 1918 in Betrieb genommen, der 
Hochdruckteil im August und der zweite Nie- 
derdruckteil im Oktober 1918. An der Nieder- 
druckmaschine zeigten sich intermittierende 
Vibrationen, die von zu geringem Spielraum 
an den Wellenringen herrührten. Nachdem 
dieser Fehler beseitigt war, trat keine weitere 
Störung auf, mit Ausnahme des Bruches 
einiger fehlerhaften Schaufeln an einer mitt- 
leren Stufe der zweiten Niederdruckturbine. 
Der ganze Maschinensatz ist mit einer Schalt- 
vorrichtung versehen, mit der entweder von 
Hand oder automatisch jeder der drei Teile 
ohne, Störung für die beiden andern ausge- 
schaltet werden kann, wenn der Betrieb dies 
erfordert. In der normalen Stromlieferung ist 
der Maschinensatz mit 55 000 kW und’ Spitzen 
bis 61 000 kW belastet gelaufen. 

Die in Deutschland gebaute größte Maschine 
gab zwar im ganzen nur eine kleinere Leistung 
ab; sie übertrifft jedoch diese amerikanischen 
Maschinen insofern, als diedeutschen Maschinen 
die Gesamtleistung in einem Zylinder und in 
einer einzigen Dynamo erzeugen, während bei 
der erwähnten amerikanischen Maschine jeder 
„Zylinder“ und jede Dynamo nur je etwa ein 
Drittel der Leistung liefern. Die größte 
Leistung in einem Zylinder ist nach der Angabe 
des Aufsatzes in einer 30 000 kW-Turbine er- 
zeugt, die in Brocklyn im Oktober 1917 in 
Betrieb gesetzt wurde. Anderseits hat unsere 
deutsche Elektrizitätsversorgung noch ein 
gutes Stück bis dahin, daß 30 000 kW-Sätze 
gangbare Größen werden, und daß noch größere 
Sätze technisch-wirtschaftlich erforderlich sind. 


Vs 


Verschiedenes. 


Aluminium-Fonds Neuhausen. — Im April 
1918 wendete die Aluminiumindustrie A.G. 
Neuhausen der Technischen Hochschule 
Zürich. zur Erinnerung an das 30jährige Be- 
stehen der Gesellschaft eine Summe von 
0,5 Mill. Fr. zu, mit der Maßgabe, daß diese 
zur Förderung wissenschaftlicher _ Unter- 
suchungen auf dem Gebiete der angewandten 
Elektrizität zu verwenden und als „Alumi- 
nium-Fonds Neuhausen“ zu bezeichnen 
sei. Die Schenkung wurde angenommen und 
soll ähnlichen Zwecken, wie die durch die 
Gesellschaft ehemaliger Polytechniker gegrün- 
dete „Stiftung zur Förderung schweizerischer 
Volkswirtschaft durch wissenschaftliche For- 
schung an der Eidgen. Techn. Hochschule“ 
dienen. Elektrochemie und Metallurgie werden 
dabei auf Grund ihrer großen Bedeutung für 
die schweizer Volkswirtschaft eine erhebliche 
Rolle spielen. Der Fonds soll Gelehrten und 
Fachleuten und zwar sowohl solchen, die der 
Hochschule angehören, wie auch anderen, die 
Mittel zur Verfügung stellen, um wertvolle Ideen 
und Anregungen auf dem Gebiete der ange- 
wandten Elektrizität, besonders der Elektro- 
chemie und Metallurgie, Zu verfolgen, Dabei 
soll in erster Linie ihre Wichtigkeit für die 
schweizerische Volkswirtschaft maßgebend sein. 
Im allgemeinen ist festgelegt, daß nur die 
Kapitalzinsen Verwendung finden, doch 
können für Forschungsarbeiten von außerge- 
wöhnlicher Bedeutung auch Kapitalteile bis 
auf einen unantastbarenGrundstock von 0,4Mill. 
Fr. gewährt werden. Der Fonds wird durch 
eine Kommission verwaltet, die sich aus 9 Mit- 
gliedern zusammensetzt. (Schweiz. Bauztg. 
Bd. 75. 1920. 8. 197.) W 


Wissenschaftliche Stiftung. Bekanntlich 
leiden alle wissenschaftlichen Institute in der 
heutigen Zeit ganz außerordentlich unter den 
Wirkungen der Entwertung des Geldes, ganz 
abgesehen davon, daß die von privater Seite 
geopferten Mittel nicht mehr so reichlich fließen 
wie früher, Es dürfte daher interessieren, daß 


Größe: 


Herr Dr. Anschütz-Kaempfe, Kiel, der 
Bayerischen Akademie der Wissenschaften 
kürzlich eineMillion Mark zur Förderung natur- 
wissenschaftlicher Arbeiten überwiesen hat. 


Energiewirtschaft. | 

Die Elektrizitätsyersorgung Groß-Berlins. — 
Wir haben in einer Übersicht über die Kohlen- 
wirtschaft !) eine Mitteilung des ‚„‚Berl. Tagbl.“ 
erwähnt, nach der die Elektrowerke A.G. in 
Trattendorf bei Spremberg ein großes Kraft- 
werk angekauft haben sollten, und die Ver: 
mutung 'geäußert, daß es sich hier wohl um 
die Anlage der Niederlausitzer Kraftwerke 
handle. Wie inzwischen festgestellt werden 
konnte, trifft letzteres zu, Trattendorf ist 
lediglich eine Schaltstation. Die Verhältnisse 
liegen nun folgendermaßen: Golpa-Zschorne- 
witz mit einer Maximalleistung von z. Zt. 
95 000 kW liefert jetzt rd 40000 kW nach 
Berlin und gibt rd 50000 kW an die Stick- 
stoftwerke Piesteritz ab. Von Lauta kann 
Berlin über Heegermühle (M.E.W.) in diesem 
Jahr höchstens mit 5000 kW versorgt werden, 
so daß für seinen Bedarf (rd 85 000 kW) etwa 
noch 40 000 kW fehlen. Diese und 25 000 kW 
für die Mark hat der Reichskohlenkommissar 
angefordert. Von den insgesamt 65 000 kW 
werden Ende 1921 40 000 aus Spremberg und 
5000 durch Lauta gedeekt werden; demnach 
bleibt noch ein vorläufig offener Betrag von 
rd 20000 kW. 


Deutsche Wasserwirtschaft. — Die bessere 
Ausnutzung*unserer Wasserkräfte — ein Gebot 
der Stunde-— und die Herbeiführung einer 
gesunden, Gesetzgebung auf den einschlägigen 
Gebieten dienen dem Aufbau Deutschlands. 
An.ihm kräftig mitzuarbeiten, die deutsche 
Wasserwirtschaft zu fördern, Wasserkräfte 
nachzuweisen, auszubauen und auszunutzen 
und bei der bezüglichen Gesetzgebung mitzu- 
wirken, ist der Hauptzweck des Deutschen 
Wasserwirtschafts- und Wasserkraft- 
Verbandes E. V., zu dem sich vor kurzem 
der Wasserwirtschaftliche Verband und der 
Deutsche Wasserkraft-Verband zusammenge- 
schlossen haben. Es ist gelungen, in seinem 
Gesamtausschuß Vertreter der beteiligten 
Zentralbehörden, der deutschen Wissenschaft 
und Industrie, der kommunalen Interessen, 


‘des Handels und Gewerbes zu vereinigen, und 
Kommunen, ' 


da dem Verband bereits 65 
45 Handelskammern, 47 wirtschaftliche Ver- 
bände und Vereine und 344 Handelsfirmen 
sowie Einzelpersonen angehören, kann ihm 
eine wirksame Vertretung der interessierten 
Kreise wohl zugemutet werden. Er ist ein 
eingetragener Verein, der nicht auf Erwerb 
gerichtet ist, sondern, wie aus vorstehendem 
hervorgeht, gemeinwirtschaftlichen Interessen 
dient. Den Vorsitz hat Geh. Regierungsrat 
Prof. Dr.=Sng. h. ec. Reichel, Charlottenburg, 
übernommen; ihn vertreten Landrat a. D. 
Rötger und Zivilingenieur Baurat Galland, 
Berlin. Die Geschäftsstelle (Berlin-Halensee, 
Joachim-Friedrichstr. 50) leitet Regierungs- 
baumeister a. D. Kaertge. 


Industrie und Handel. 


Aus der amerikanischen Elektroindustrie. 
— Wie der Jahresbericht des Glühlampen- 
Ausschusses der National Eleetrie Light 
Association für 1919 zeigt?), erreichte der Ge- 
samtabsatz von Glühlampen aller Art (ohne 
Miniaturlampen) in den 'V. S. Amerika 183 
Millionen, d. s. 3 Millionen weniger als 1918®). 
Es wurden 170 Mill. Metallfadenlampen, d. s. 
4 Millionen mehr als im Vorjahre, und 13 Mill. 
Kohlefaden- und Gemlampen, d. s. 7 Millionen 
weniger als 1918, verkauft. Der Anteil ersterer 
am Gesamtabsatz ist indessen von 89 auf 93%, 
gestiegen, während er sich bezüglich der letzt- 
genannten beiden Arten von 11 auf 7% ver- 
ringert hat. Die Lichtstärke der Metall- 
fadenlampen ist im Jahre 1919 gewachsen, 
jedoch weniger als in der Zeit, wo die Kriegs- 
industrie arbeitete; gegenüber dieser nahm sie 
bei Kohlefadenlampen stärker ab. Die Er-. 
höhung der durchsehnittlichen Lichtstärke der 
verkauften Lampen erklärt der Bericht einmal 
mit der Benutzung hochkerziger gasgefüllter 
Metallfadenlampen da, wo früher kleinere 
Lampentypen oder andere Lichtquellen. an- 
gewandt wurden, und sodann mit den wachsen- 
den Standards der Beleuchtung. Im Berichts- 
jahre betrug die mittlere horizontale Licht- 
stärke 53,2 gegen. 51,5 in 1918, der durch- 
schnittliche Wattverbrauch. 51,5 gegen 52,7 
und die mittlere Lichtausbeute 10,5 gegenüber 


1) Vgl. „ETZ“ 190, 8.474. : 

2) Vel. „Electrical World“, Rd. 75, 1920, S. 1220. 

°) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 44. "Durch diese Angaben er- 
fahren die „ETZ* 1920, 8. 321, nach der „General Eleetrie 
Review wiedergegebenen Zahlen die damals schon als 
wahrscheinlich notwendig bezeichnete Berichtigung, 


» 


10,3 Lm/W im Vorjahre. Für Spannungen 
von 110 bis 125 V wurden 1919 an Lampen 
85,1 % (82,11. V.), für 220 bis 250 V dagegen 
nur 5,1 % (7,6 i. V.), für, 30 und 60 V 4,5 % 
(4 i. V.) verkauft, während auf Straßenserien- 
beleuchtung 1,4% (1,3 i. V.), auf Straßen- 
bahnen 3,3 % (3,81. V.) entfielen. Der Absatz 
evakuierter Metallfadenlampen ist 1919 nur 
um 1 Million auf 143 Millionen gestiegen, 
während er für die gasgefüllte Type von 24 
auf 27 Millionen, d.h. um 12,5 %, wuchs und 
damit 15,9,% der Metallfadenlampen sowie 42%, 
der Gesamtlichtstärke aller in 1919 verkauften 
Lampen ausmachte. Am ganzen Absatz von 
Metallfadenlampen in 1919 waren von der 
Vacuumtype (75,5 %) die 40-Wattlampe mit 
21,6 % (24,3 i. V.), sodann die 25-Wattlampe 
mit 21 % (22,4 i. V.) und an dritter Stelle die 
60-Wattlampe mit 13.% (13,31. V.) beteiligt. 
Demgegenüber betrug bei der gasgefüllten 
Type (16,8 %) der Anteil der am meisten ver- 


kauften 75- und 100- Wattlampen diesmal je 


5,5 % (4,1 bzw. 4,7 1,.V.). — ur 
Die Ausfuhr von Elektromotoren aus 
den V. S. Amerika hat 1919 nach der Statistik 
des Bureau of Domestie and Foreign Commerce 
einen Wert von 10,635 Mill. $ erreicht und da- 
mit den höchsten Exportbetrag dieses Jahres, 


der den von isolierten Leitungen und Kabeln , 


(s. unten) noch um 1,8 Mill. $ übertrifft. „‚Elec- 
trical World‘) analysiert diesen Absatz nach 
dem srande und zeigt an einer Kurve, daß 
er sich während des Jahres mit Ausnahme des 
Juni, wo er auf 1,563 Mill. $ wuchs, in den ein- 
zelnen Monaten ziemlich gleichmäßig steigerte 
und durchschnittlich.0,886 Mill. $ergab. Der 
größte Betrag: von 1,611 Mill. $ entfiel auf 
Kanada, das für ein Drittel mehr Motoren 
einführte als eines der anderen von den V. S. 
Amerika belieferten Länder. Ihm folgen dem 
Wert nach Japan mit 1,068, England mit 
0,877 und Australien mit 0,760 Mill.’ $. Belgien 
hat bis April an diesem Ausfuhrgeschäft über- 
haupt nicht teilgenommen, dann aber monat- 


lich wachsend Elektromotoren eingeführt, und 


zwar im November 1919 für 71078 und im 
Dezember für 47 401 $. Frankreich bezog für 
0.591 Mill. $, und der englische Motorenimport 
aus Amerika ist von 20 898 $ im Januar auf 
0,424 Mill. $ im November gestiegen. Berück- 
sichtigt man nur die Länder, die Elektro- 
motoren im Wert von 0,1 Mill. $ und darüber 
aufgenommen haben, so beziffert sich der Wert 
des Absatzes auf dem amerikanischen Kon- 
tinent zu 3,968 Mill. $ oder 40 %, in Europa 
zu 2,201 Mill. $, d. s..22 % der Gesamtsumme, 
während der Rest von 3,681 Mill. $ oder 38 %, 
im wesentlichen auf Japan, Australien, Bri- 
tisch-Indien und China entfällt. 

Der oben erwähnte amerikanische Export 
von isoliertem Leitungsmaterial und Kabeln 
betrug 1919, am Wert gemessen, 8,792 Mill. $ 
und ging zu etwa 39 % nach Nord- und Süd- 
amerika, zu rd 37% nach Europa. Als Haupt- 
abnehmer erhielten Norwegen für 1,671, Bra- 
silien für 0,982 und Argentinien für 0,691 


Mill. $?). 
_ Der Außenhandel Frankreichs mit elektro- 
teehnischen Erzeugnissen. — In der „Revue 


Generale de l’Electrieite‘“) hat D. Peector 
auf Grund der amtlichen Statistik nähere 
Angaben über den französischen Außen- 
handel mit elektrotechnischen Er- 
zeugnissen in den Jahren 1917 bis 1919 
gemacht (Zahlentafel 1), Aus diesen ergibt 
sich für 1919 insgesamt ein Überschuß der 
Einfuhr über die Ausfuhr im Werte von 
60 573 Mill. Fr (58439 i. V.). Der Import 
von Dynamomaschinen ist um 9380 dz bzw. 


6,832 Mill. Fr, der von Apparaten um 2789 dz . 


bzw. 8,152 Mill. Fr und die Einfuhr von Glth- 
lampen um 1295 dz bzw. 5,228 Mill. Fr, von 
elektrotechnischen Kohlen um 12 209 dz bzw. 
3,663 Mill. Fr gestiegen, während u. a. iso- 
lierte Drähte und Kabel um 11949 dz bzw. 
14,338 Mill. Fr weniger nach Frankreich 
kamen. Die Ausfuhr präparierter Kohlen hat 
um 10 724 dz bzw. 5,791 Mill. Fr, die von 
Akkumulatoren um 1576 dz bzw. 0,535 Mill. Fr 
abgenommen, dagegen ist u. a. der Export 
von Kabeln und isolierten Drähten im Jahre 
1919 um 16039 dz bzw. 3,608 Mill. Fr, der 
von Dynamos und Transformatoren um 2994 dz 


bzw. 1,797 Mill-Fr, von Apparaten um 3115 dz 


bzw. 6,229 Mill. Fr größer gewesen als 1918. 
Pector bringt auch Zahlen über den 
Außenhandel mit elektrometallurgischen 


und elektrochemischen Produkten, denen 


zufolge Frankreich 1919 46,3. Mill. t (66,7 i. 
V.), Aluminium, Ferromangan und -silizium 


usw., Kalziumkarbid, Kalkstickstoff und Cyan-: 


amid im Werte von 79,9 Mill. Fr (11041. V.) 


eingeführt und 7,2 Mill. t (3,6 i. V.) dieser 


Erzeugnisse im Werte von 31,1 Mill. Fr (rd 
7 i. V.) exportiert hat. Hier stellt sich also 


1) Bd. 7, 1920, S. 541. 


% vgl. „Auslands-Nachr, d. SSW.* Bd. 2, 1920, 8.1897 


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24 Juni 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrikt, 1920. Heft 25 


497 


Zahlentafel ı Außenhandel Frankreichs mit elektrotechnischen 
Erzeugnissen 1917 bis 1919. 


Erzeu gen is dz 1000 Fr dz 1000 Fr 
BIT 7 | 1919|, 1918 | 1917 | 1919: [sis T 1917 | 1919 ) ials I 1017 
1. Dynamomaschinen }): 
1000 kg und mehr | 32181/30459] 26826| 19 309| 18275) 13 413 

do. 50 bis 1000kg .°. | 13584| 8934| 15668] 8 150 5360) 7834| 6928| 3934 6572| 4157| 2360 3 286 

do. unter 50kg. 3916| 908| 1128| 3916 908 902 
2. Apparate 12 930 10 141| 13 766] 86 855| 23 703| 34 855| 7941| 4896 10 972|15 882, 9 653/17 556 
3. Glühlampen . . .. 2445| 1148) 1455| 9705) 4537| 5622] 765 8359| 1005| 1836| 2060) 2412 
24. Bogenlampen u. Teile 34 80 927 34 su 27 48 12 49 36 9 32 
5. Liehtkohlen 2) | 23565111356) 6649] 7070) 3407) 3989129 217139 941139 515] 15 777/21 568/21 338 
6. Isolierte Drähte und 

Kabel : - . , 11228123177) 52006| 13474 27 8312| 62 407/17 717| 1678 3391| 3 9586| 3781 763 
7. Akkumulatoren und 

Trockenelemente 3626 4640 1085| 1481| 1903 401| 7 370, 8471| 4552| 2562! 2907| 1227 
S. Material aus Porzellan, = 

Glas usw... ch 5403| 2037| 2303| 2037 776 652] 4432) 4549) 5164| 1352) 1398| 1032 
9. Teile von Maschinen, 

Motoren, Apparaten, \ 

Magnete g 7149| 6661| 11252] .8766| 8404| 7958| 3117| ı 016) 4047| 4696| 1402| 4711 

Insgesamt 116 05999 541132 165| 110 357100 165138 060]77 535165 236/75 260)50 284/41 726152 357 - 


Einfuhr 


Ausfuhr 


£2 


1000 t 
Kupfererzeugung der amerikanischen Raf- 

ERRENITEGE N  R er 303,5 
Kupfererzeugung außerhalb der V.S.... 201,0 
Verkäufe aus beschlagnahmten Beständen 

Te NE N 44,5 
Verkäufe von beschlagnahmtem Ku pfer- 

BOHTOGEN EN a 67,0 
Kupfervorriäte in BUropar ven 243,0 
Kupferschrottvorräte in Europa...... .. 172,0 

1 531,0 

‚Hiervon ab: : 

Lagervorräte in den Raffinerien ” 

ÜELEN SO ae 107 

. Lagervorräte von Kupferschrott 
INERFOpaN Eee 98 
205,0 
Rest _1326,0 


- Fachblatt bemerkt, daß der Inlandverbrauch 


der Einfuhrüberschuß in 1919 auf 48,8 Mill. 
Fr (110,21. V.). 


Kupfer. — Die ‚‚Auslands-Nachrichten der 
SSW.‘“ machen nach „The Ironmonger‘“®) auf 
einen bemerkenswerten Bericht des Vor- 
sitzenden der American Copper Export Asso- 
ciation, John D. Ryan, aufmerksam, der den 
Weltkupferverbrauch von Februar 191% bis 
Februar 1920 höher bewertet als den irgend- 
eines vorhergehenden Jahres, und zwar nach 
folgender Aufstellung?) zu 1,326 Mill. t:, 


Der Verbrauch eines Jahres habe die Vorräte 
in, Europa auf das Mindestmaß verringert, 
das dort zur Aufrechterhaltung der Betriebe 
unbedingt gebraucht werde, außerdem den 
Übersehuß der Y: S. Amerika verschlungen 
und die Lage so gestaltet, daß die einzigen für 
weiteren Konsum zur Verfügung stehenden 
Bestände im Besitz der amerikanischen 
Kupferproduzenten seien. Das englische 


der Vereinigten Staaten (vor 1914 monatlich etwa 
30 000 t) dauernd steige, und, wenn man ihn 
jetzt je Monat zu 50000 t annehme, also im 
Jahr zu 0,6 Mill. t, und Ryans Zahlen richtig 
seien, einen verfügbaren Vorrat von 0,726 
Mill. t lassen würde. Stimme. die Schätzung 
des amerikanischen, englischen (etwa 70 000 t 
gekauft) und japanischen (etwa 0,120 Mill. t) 
Konsums, dann würden diese Länder zu- 
sammen. 0,790 Mill. t.verbraucht haben, also 
noch 0,536 Mill. t verfügbar sein. Wieviel 
davon für den Konsum der übrigen Länder 
in Abzug gebracht werden könnte, sei schwer 
zu sagen, Da aber die von Ryan angegebenen 
Zahlen Deutschland und Rußland ausschließen, 
also nur noch Frankreich und Italien als in- 
dustrielle Großmächte übrigblieben, könne 
man nach Deckung des Weltbedarfs mit 
0,450 Mill. t Überschuß rechnen. Der schwache 
Punkt in Ryans Rechnung liege darin, daß 
er das verkaufte Metall als verbraucht an- 
nehme und den augenblickliehen Konsum als 
von Dauer ansehe. Es müsse daran erinnert 
werden, daß die während des Krieges von allen 
Verbrauchern gehaltenen eisernen Bestände 
aufgebraucht und in Europa nicht wieder 
aufgefüllt worden seien, wohl aber in Amerika, 
und daß das Ergänzen der Lager wahrschein- 
lieh einen großen Teil des letztgenannten 
UÜberschusses beansprucht habe. Die laufende 
amerikanische Kupfererzeugung wird von 
„Ironmonger“ auf monatlich 67000 t ge- 


1) Die Ausfuhr umfaßt auch Transformatoren. 
8 Kohlen für andere in- 


Ei ” ” ” 
dustrielle Zwecke. 

s) Vom 17. IV. 1920, 8. 92. va 

*) Die Zahlen über Europa stammen von einem Aus- 

schuß der A.Ü.E.A. und scließen alle Kupfervorräte in 

Deutschland und Rußland aus. 


schätzt; nach Abzug von 50 000 t Eigenbedarf 
der V. S. Amerika würden diesen sonach für 
den Export noch 17 000 t je Monat verbleiben. 


Die Beschäftigung im April 1920. — In 
der Elektrizitätsindustrie scheint, so 
schreibt das „Reichs - Arbeitsblatt‘, eine all- 
gemeine Verschlechterung im Verlauf des 
Monats April noch nicht eingetreten zu sein. 
Im Vergleich zum Vormonat konnte sich der 


Stand der Beschäftigung verschiedentlich aller- 


dings nicht auf der gleichen ‘Höhe halten. 
Gegenüber dem Vorjahre wird aber meist 


günstigerer Geschäftsgang. festgestellt. Den 
Tätigkeitsgrad schildern Werke, die Dy- 
namomaschinen, Elektromotoren und 
Akkumulatoren herstellen, noch als gut 
bzw. ausreichend. Die außerordentlichen 
Schwierigkeiten in der Materialbeschaffung 
standen einer weiteren Ausdehnung der 


Leistungsfähigkeit nach wie vor hindernd im 
Wege. Vereinzelt ist von Fabriken für elek- 
trische Maschinen und Apparate eine Ver- 
besserung der Lage auch gegen den Vormonat 
konstatiert worden, weil mehr Rohstoffe und 
Halbfabrikate zur Verfügung waren. Für elek- 
trische Meßinstrumente gestalteten sich die 
Verhältnisse noch ebenso gut wie im März. Der 
Bestellungseingang zeigte gegenüber dem Vor- 
monatnach einem Bericht sogar einen geringen 
Anstieg. Für Elektrizitätszähler war 
die Beschäftigung noch immer sehr stark, trotz 
hier bereits hervortretender Einschränkung des 
Auftrageingangs entsprechend der Marktlage. 
Die Schwachstromtechnik wies nicht nur 
besseren Geschäftsgang als in 1919 auf, sondern 
berichtet auch über eine Steigerung gegenüber 
dem März. Nur die Funktelegraphie war 
nach wie vor äußerst mäßig beschäftigt; ihre 
Tätigkeit war etwa um 50%, geringer als im 
Vorjahr. DieBogen-undGlühlampen- 
fabriken schildern den Geschäftsgang als 
befriedigend. Hier machte sich eine im Anfang 
nicht sehr stark fühlbare Verschlechterung in- 
folge eintretender Kaufunlust der Verbraucher 
bemerkbar. Der Bau und Betrieb von 
Elektrizitätsanlagen hat gleichfalls eine 
Einschränkung der Aufträge erfahren. Die 
Verschlechterung wird auf Kohlenmangel wie 
auf Streik und die hohen Materialkosten zu- 
rückgeführt. ImAnstallattionsgewerbe 
trat ein Rückgang der Aufträge gegenüber 
dem Vormonat ein; die Tätigkeit wird als rege 
geschildert, obschon sich die gesteigerten Roh- 
materialpreise wie die Höhe der Löhne er- 
schwerend fühlbar machten. Von Kabelfa- 
briken wurde der Geschäftsgang als unver- 
ändert gut, z. T. sogar als sehr gut bezeichnet. 
In der Regel war die Geschäftslage günstiger 
als im Vorjahr, vereinzelt ist sogar dem März 
gegenüber eine Verbesserung hervorgetreten. 

- An Lohnerhöhungen berichten Elektro- 
motorenfabriken Steigerungen um 50 bis 70%, 
die Betriebe der Feinmechanik, welche elek- 
trische Meßinstrumente herstellen, solche 
um 15% gegenüber dem Vormonat. Für die 
Bogenlampenindustrie ist eine Lohnerhöhung 
von durchschnittlich 5% ab April zu er- 
wähnen. Von Werken für den Bau und Be- 
trieb elektrischer Anlagen wird eine Erhöhung 
der Löhne der Werkstattarbeiter um 25 bis 
30% aus Süddeutschland gemeldet; vom 
1. Mai ab traten weitere 3 bis 10% hinzu. 
Für das Installationsgewerbe wird von einem 
Thüringer Großbetriebe auf einen Lohntarif 
hingewiesen, der die Löhne für April um 40%, 
für M ai um 50% und für Juni um 60% erhöht. 
In Kabelwerken Groß-Berlins ist laut Beschluß 
des Verbandes Berliner Metallindustrieller 
eine -Zulage an die erwachsenen Arbeiter 


von 60 oder 40 Pf./Stunde bzw. für Jugend- 
liche von 25 oder 35% bewilligtworden. Außer- 
dem wird eine Zulage von 6 M wöchentlich 
für 1 Kindundvon 3M für die Ehefrau gezahlt. 
Ein Groß-Berliner Telephonwerk stellt großen 
Mangel an geübten Spulerinnen, Wieklerinnen 
und tüchtigen Montiererinnen fest, während 
es gleichzeitig auf ein starkes Angebot von 
Mechanikern hinweist. 


Ein internationales Unternehmen auf dem 
Gebiete der Wählerämter bauenden Firmen. — 
Ein Syndikat, bestehend aus Th. Gary, A. 
P. Adams, H. L. Garyund FF. H Woods, 
in dessen. Besitz sich die International Tele- 
phone Sales and Engineering Corporation, New 
York, mit der Automatic Eleetrie Co, Chicago 
Ill., als Fabrikationsfirma befindet, hat mit J. 
B. Russell, New York sowie mit „James 
Taylor und D. Sinclair, London, die Inter- 
national Automatic Telephone dCo,, 
London, gegründet. Taylor und Sinclair stehen 
in Beziehung zu der British Insulated & 
Helsby Cables-Gesellschaft und weiteren eng- 
lischen Telephongesellschaften. Die I. A. T. ©. 
besitzt außerdem Aufsichtsrechte über die Au- 
tomatie Tel. Mfg. Co. in Liverpool, die seit 1912 
die Strowger-Einrichtungen für England als 
Lizenznehmer der Automatic El. Co., Chicago, 
gebaut hat. Der neuen Gesellschaft stehen 
große Kapitalien zur Verfügung, so daß die 
Fabrikation auf eine breite Basis gestellt 
werden kann. Die Organisation der Liver- 
pool-Gesellschaft bleibt unverändert. Die 
durch die International Tel. Sales and Eng. 
Co., New York, geschaffene Interessengemein- 
schaft gestattet ein gemeinsames Vorgehen 
und eine weitgehende Ausnutzung des der 
Automatic El. Co., Chicago, als der Stamm- 
firma zur « Verfügung stehenden großen In- 
genieurpersonals. Außerdem sind Abmachun- 
gen mit der Western El. Co. in London ge- 
troffen, die es als Lizenznehmer der Gesell- 
schaft unternommen .hat, die in Liverpool 
hergestellten Wählereinrichtungen zu  ver- 
treiben, und zwar in bestimmten Gebieten 
außerhalb Englands, der Vereinigten Staaten 
von Amerika sowie anderen Gebieten, die 
von der neuen Gesellschaft selbst versorgt 
werden oder zum Interessengebiet der T’hom- 
son-Houston-Gesellschaft in Paris gehören, 
die ebenfalls Lizenznehmer der Automatie El, 
Co., Chicago, ist. (Nach ‚Telephone Engineer“. 
B4.23,1920,.9,88). Ar. 


[7 

Aufbau der Radio-Corporation of America. 
Der Aufbau der Radio-Corporation of 
America, an der die General Electrie Co. her- 
vorragend beteiligt ist, ist nunmehr vollendet. 
Owen D. Young, Vizepräsident der letzteren, 
hat den Vorsitz im Aufsichtsrat der neuen Ge- 
sellschaft, Edward J. Nally, früher Vize- 
präsident und Generaldirektor der Marconi 
Wireless Telegraph Co. of America, die Prä- 
sidentschaft übernommen. Mit der englischen 
Marconi-Gesellschaft sind Abmachungen über 
die Bildung einer südamerikanischen Gesell- 
schaft getroffen worden, die von einem boden- 
ständigen Unternehmen geleitet werden soll. 
Man will den größeren Teil des Aktienbesitzes 
verschiedener Gesellschaften, 1e in Süd- 
amerika Funkstellen bauen, erwerben. Prä- 
sident Nally erklärt, daß die neue Gesellschaft 
in offenen Wettbewerb mit den Kabelgesell- 
schaften treten wird, sobald ihr ihre Funk- 
stellen von der Bundesregierung  zurückge- 
geben worden sind, u. zw. sowohl im Verkehr 
mit Südamerika als auch nach Europa. 
Radio - Corporation) ist auf Anregung der 
amerikanischen Regierung, die eine voll- 
ständige Trennung der früheren amerika- 
nischen (Marconi-)Gesellschaft von ihrer Mutter- 
gesellschaft in England wünschte, gebildet 
worden. Die Regierung war nämlich infolge 
der wachsenden Bedeutung der Funktele- 
graphie während des Krieges zu der Über- 
zeugung gekommen, daß diese von außer- 
ordentlicher Wichtigkeit für das Land sei, 
besonders vom Standpunkt des Heeres aus; 
sie betrachtete daher mit großer Sorge die 
Beteiligung einer fremden Gesellschaft an 
amerikanischen Funkangelegenheiten. Diese 
Bedenken sind durch die Bildung der neuen 
Gesellschaft, beseitigt worden. (‚Electrical 
World‘, Bd. 75, 1920, 5. 93). Rp. 


Gesetzgebung und Verwaltung. Das 
Reichswirtschaftsministerium hat unter dem 
31: V. 1920 im ‚„Reichsanzeiger‘‘ 1920, Nr. 123, 
die Ausfuhrfreiliste nach dem Stande vom 
1. VI. 1920 veröffentlicht, auf der sich elektro- 
technische Erzeugnisse nicht befinden. 
Unter. dem 31. V. 1920 hat die Reichsregierung 
eine Verordnung, betreffend Änderung des $ 4, 
Abs. 1, und Ergänzung des $ 6 des Abschnittes I 
der Verordnung über Tarifverträge, Ar- 
beiter-- und Angestelltenausschüsse 
zur Schlichtung von Arbeitsstreitig- 
keiten vom 23. XI]. 1918, erlassen und im 


Die . 


498 


„RGBl.“ 1920, $. 1128, veröffentlicht. 
Am 15. VI. 1920 ist eine Bekanntmachung der 
beteiligten Reichsministerien, betreffend Aus- 
führungsbestimmungen zu der Verordnung 
über die Außenhandelskontrolle vom 8. 
IV. ı1920, in Kraft getreten, derzufolge bei 


AUSLANDBERICHTE. 


Niederlande, 


Wie bereits von Professor C.P. Feldmann 
in seinem Aufsatz „Der gegenwärtige Stand der 
Elektrizitätsversorgung der Niederlande‘) her- 
vorgehoben worden ist, hat der Verbrauch 
elektrischer Arbeit während der .Kriegs- 
jahre sehr stark zugenommen, u. zw. erheblich 
infolge der Knappheit der festen Brennstoffe 
und des Mangels an Petroleum. für Be- 
leuchtungszwecke. Die ‚Rijkskolendistributie‘“ 
(Reichs-Kohlenverteilung) hat dabei sehr gute 
Arbeit geleistet und obendrein sehr viel auch 
für die Zukunft wertvolles Material sammeln 
können. Bald nachdem Sie ihre Arbeit ange- 
fangen hatte, wurde die Gasbeleuchtung stark 
vermindert, weil die benötigte Gaskohle nur in 


geringer Menge zur Verfügung stand und das, 


damit erzeugte Gas in erster Linie als Kochgas 
verwendet werden sollte, und weil man weiter 
die elektrische Beleuchtung vom ökono- 
mischen ‘Standpunkte aus als weit überlegen 
anerkannte. Diese Anerkennung wurde durch 
Ministerialerlaß zur Kenntnis der Behörden 
gebracht. Die Folge war, daß in allen größeren 
Gemeinden anstatt der damals schon recht 
spärlichen Gasbeleuchtung elektrische Straßen- 
beleuchtung auch für die Nebenstraßen einge- 
führt wurde. In den meisten Fällen benutzte 
man die Gaslaterne mit ganz kleinen Abände- 
rungen, um Kosten zu sparen und möglichst 
schnell arbeiten zu können. Zu gleicher Zeit 
wurden Zehntausende von Häusern an das 
elektrische Netz angeschlossen, auch in kleine- 
ren Dorfgemeinden, wo es, wenn der Anschluß 
an bestehende Distriktnetze während des 
Krieges wegen Materialmangel sich nicht hatte 
ausführen lassen, durch Spezialerlaß möglich 
gemacht wurde, ein örtliches Netz mit eigenen 
Stromerzeugern zu bauen. Dieses war sonst 
untersagt, wie aus Feldmanns Ausführungen 
hervorgeht. i 

Aber nieht nur zu der fast dllgemeinen 
Verwendung elektrischer Beleuchtung hat die 
„Kolendistributie‘‘ den Anstoß gegeben. Auch 
auf die Energieverschleuderung in vielen Be- 
trieben, richtete sie ihre Aufmerksamkeit, und 
in den Fällen, wo eine Besserung mit verfüg- 
baren Mitteln kaum zu erwarten war, wurde 
die Elektrisierung des Betriebes als das einzig 
richtige Mittel erkannt und auch tatsächlich 
durchgeführt. Dabei stellte man sich auf den 
Standpunkt, daß .die größeren, gut ausgerüste- 
ten Zentralstationen alle minderwertigen Brenn- 
stoffe (Braunkohlen, Torf usw.) verwenden und 
damit bei der bestehenden Knappheit gerade 
der guten Brennstoffe (hochwertige Kohle) 
außerordentlich ökonomisch arbeiten könnten. 
Dies war von um so größerer Bedeutung, weil 
ein ziemlich beträchtlicher Teil der besseren 
Brennstoffe für Hausbrand und für die Gas- 
fabrikation zur Verfügung gestellt werden 
sollte. Verschiedene Fabriken, die schon eigenen 
elektrischen Betrieb hatten, aber nicht voll 
arbeiten konnten, nahmen "einen Reservean- 
‘schluß an Distriktnetze und wurden in vielen 
Fällen bald 'Großabnehmer dieser, da sich her- 
ausstellte, daß das Verfeuern von Holz und 
Braunkohle im eigenen Betrieb nur nach kost- 
spieligen Abänderungen ökonomischer war als 
der Bezug der elektrischen Arbeit. 

Es ist ohne weiteres klar, daß die nieder- 
ländische Elektroindustrie sich unter solchen 
Umständen und mangels Einfuhr vom Aus- 
lande stark entwickelt hat. Daß es dabei öfters 
sehr schwierig gewesen ist, die erforderlichen 
Rohstoffe und geschulte Arbeiter zu bekom- 
men, braucht hier nicht weiter betont zu wer- 
den. Das während einiger Zeit für 1 kg Kupfer 
25 bis 30 holl. Gld bezahlt wurden, während 
der Friedenspreis 0,6 bis 0,7 holl. Gld betrug, 
spricht für sich. Auch die niederländischen 
Messen (Jaarbeurzen) zu Utrecht haben viel 
dazu beigetragen, die‘ Elektroindustrie zu 
schneller Entwicklung zu bringen, weil; einer- 
seits die Verbraucher in der Lage waren, zu 
sehen, was sie zu liefern und zu schaffen im- 
stande sei, anderseits die Fabrikanten von den 
Bedürfnissen der Abnehmer Kenntnis nehmen 
konnten. NER 

Da für neue Emissionen der Elektro- 


industrie viel Kapital zur Verfügung gestellt. 


wurde (auf eine Emission von Heemaf wurde 


z. B. 17 fach gezeichnet), waren die verschiede- 


) Vgl. „ETZ“.1919, S. 6678. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 25. 


nF —  ——  —_————— — 


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a FE Nr 
FA h 


24. Juni 1920. 


f 
Berechnung der Ware in ausländischer Wäh- 
rung ihr Wert nach einem je für eine Woche 
auf Grund der am Montag notierten Geld- 
kurse abzüglich 15 bis 20% festgestellten Kurse 
umgerechnet wird. Der Reichsarbeits- 
minister hat unter dem 5. VI. 1920 auf Grund 


nen Fabriken imstande, ihr Kapitalund den Um- 
satz den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend 
zu vergrößern. Einzelne haben sich denn auch 
im Kriege trotz der schwierigen Beschaffung 
von Rohstoffen auf die drei- bis vierfacheGröße 
ausgedehnt. Den Lampenfabrikanten, welche 
hauptsächlich für den Export arbeiten, er- 
wuchsen übrigens große Schwierigkeiten beim 
‚Versand ihrer Produkte. Um diesen begegnen 
zu können, haben die Glühlampenwerke Phi- 
lips, die 90% ihres Umsatzes an das Ausland 
liefern, eigene Dampfschiffe, kaufen müssen. 
Die große Kapitalreserve, welche während des 
Krieges notwendig war, jetzt aber nicht mehr 
in dem Maße erforderlich ist, hat es ‚dieser 
Firma möglich gemacht, 175% Dividende zu 
zahlen, u. zw. infolge weitgehender Verbesse- 
rungen in der Fabrikation, ohne die Preise allzu 
stark zu erhöhen. Einen guten Vergleich mit 
den Preisen in England bietet der Bericht des 
Standing Committee on Trusts!), demzufolge 
die Philips-Halbwattlampe vom englischen 
Lampenkonzern für 3 s eingekauft und an die 
Abnehmer für 12% s verkauft worden ist. 

Für -die sonstigen Elektrofabrikate (Ma- 
schinen, Apparate, Instrumente) ist das ver- 
gangene Jahr nicht gerade günstig gewesen, da 
ım Mai 1919 die Preise der Rohstoffe auf dem 
Weltmarkt stark zurück gingen. Während-die 
bedeutende Preiserniedrigung nach Abschluß 
der Kriesshandlungen auf ziemlich kleine Lager- 
bestände traf, trat diese neue Reduktion in 
einem Augenblick ein, wo die alten Vorräte fast 
erschöpft waren, aber jedermann größere 
Bestellungen gegeben hatte, die z. T. auch schon 
unterwegs oder gerade in Holland angekommen 
waren. Man sah sich daher gezwungen, nicht 
nur auf den ganzen Lagervorrat, sondern auch 
auf alle Bestellungen 25 bis 30%, abzuschreiben. 
Die Kohlenknappheit während des Krieges, 
die sich auch später nicht in dem Maße ge- 
bessert hat, wie man wohl früher erwartete, hat 
die Aufmerksamkeit aufs neue auf die Elek- 
trisierung der Eisenbahnen gelenkt. Von 


der Regierung ist eine Studienkommission ge. 


bildet worden, die in Europa und Amerika ein- 
gehend die Frage studieren wird, welche Strom- 
art sich in Holland für die Blektrisierung am 
besten eignet. Wie von Bleulandt van Oord 
im „Ingenieur‘‘ schon erwähnt wurde, muß man 
es bedauern, daß kein Vertreter der nieder- 
ländischen Elektroindustrie für diese Kommis- 
sion ernannt worden ist. 

Verschiedene Pläne für interlokale 
Straßenbahnen werden in einigen Jahren 
zur Ausführung kommen, und auch der Umbau 
bestehender Bahnen für größere Geschwindig- 
keiten ist zu erwarten. A. B. 


industrie wird uns nach den vom Handels- 
ministerium im 1. Quartal 1920 angestellten 
Erhebungen weiter folgendes mitgeteilt: 

Die Verhältnisse in den großen Fabriken 
können als sehr günstig angesehen werden. 
Die ' Rohstoffversorgung wird stetig befrie- 
digender, so daß die Erzeugung beträchtlich 
gefördert werden kann; auch die Güte der 
Fertigware hat sich langsam gebessert. ,,‚So- 
fern der deutsche Wettbewerb ausge- 
schaltet werden kann“, erwartet man eine 
Periode guter Entwicklung. In minder günstiger 
Lage befinden sich die kleineren Fabriken, die 
sich besonders auf die Massenfabrikation elek- 
trischer Installationsartikel verlegen. Der 
deutsche Wettbewerb auf diesem Gebiete ist 
außerordentlich stark. Dazu kommt noch, 
daß die holländischen Fabriken nicht geregelt 
durcharbeiten konnten, weil das für ver- 
schiedene Installationsmaterialien benötigte 
Porzellan und Glas sehr ungeregelt herein- 
kommt. _ Die Porzellan- und Glasfabriken 
vermögen die genannten Artikel infolge‘ der 
großen Verschiedenheit in den Maßen nicht 
in ausreichenden Mengen zu liefern. Die Ein- 
führung von Normaltypen für die Installa- 
tionsmaterialien dürfte den einschlägigen Fa- 
briken selbst und auch der Porzellan- und 
Glasindustrie zugute kommen und dazu bei- 
tragen, der ausländischen Konkurrenz die 
Stirn zu bieten. 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 300. 


: 9 Monate verlängert worden. Bei der amtlichen 


- Über die Lage der holländischen Elektro- 


‘im öffentlichen Interesse liegt; 


der 8%$ 90, 101 des Betriebsrätegesetzes 
vom. 4. II. 1920. Ausführungsbestimmungen, 
betreffend die Wiedereinsetzung in den vorigen 
Stand, erlassen, die sofort in Kraft getreten 
sind. (RGBl. 1920, 8. 1139). ; 


eZ 


RECHTSPFLEGE. 


} 


Änderung des englischen Patentgesetzes. 


Am 23. XII. 1919 ist in England eine 
Reihe von Änderungen des Patentgesetzes von 
1907 in Kraft getreten, von denen die folgenden 
von besonderem Interesse sind. 

I. Allgemeine Bestimmungen. e 

1. Ausschluß vom Patentschutz. 


‚Während bisher nur solche Gegenstände vom 


Patentschutz ausgeschlossen waren, die den 
Gesetzen oder guten Sitten widersprechen, dür- 
fen nunmehr auch für chemische Stoffe, Nah- 
rungs- und Arzneimittel Patente nieht mehr 
erteilt werden. Lediglich die zu ihrer Herstel- 
lung dienenden Verfahren sind dem Patent- 
schutz zugänglich, wie dies auch in Deutsch- 
land der Fall ist. 

: 2. Schutzdauer. Für alle am 23. XII. 
1919 in Kraft befindlichen und nach diesem 
Tage erteilten Patente wird die Schutzdauer 
von 14 auf 16 Jahre erhöht. Lizenzen, die für 
die Dauer des Patentes abgeschlossen worden 
sind, gelten als verlängert, wenn der Lizenz- 
nehmer die Verlängerung wünscht. 


3. Jahresgebühren. Die Gebühren für 


‚das 15. und 16. Patentjahr betragen 15 bzw. 


16 £. Bei der Gebührenzahlung ist zu berück- 
sichtigen, daß ein Patent, für welches die Ge- 
bühren im Laufe des Krieges nicht gezahlt wor- 
den sind, erst dann wieder in Kraft tritt, wenn 
die Gebühren bis zum 10. I. 1921 nachgezahlt 
worden sind, selbst wenn die nach dem 10. I. 
1920 fälligen Jahresgebühren innerhalb der 
gesetzlichen Fristen entrichtet worden sind. 


II. Prüfungsverfahren. 


Während nach dem Gesetz von 1907 die 
vollständige Anmeldung der vorläufigen An- 


meldung innerhalb 6 Monaten nachgereicht 


werden mußte, ist nunmehr diese Frist auf 


Prüfung auf Neuheit werden nach wie vor nur 
britische Patentschriften berücksichtigt. Bei 
einem Einspruch dagegen können neuerdings 
in Großbritannien vorhandene Voryveröffent- 
eh unaen beliebiger Art entgegen gehalten 
werden. 


III. Übertragungen und Lizenzen. 


Alle Rechte an einem Patent (Erwerb, Li-- 


zenz usw.) müssen von dem Patentamt regi- 
striert werden, um vor dem Gericht Gültigkeit 
zu haben. Die Registrierung ist zweckmäßig 
innerhalb 6 Monaten nach der erfolgten Über- 


tragung, Lizenzerteilung usw.zu beantragen, da 


beieinem später gestellten Antrag die amtlichen 
Kosten für die Registrierung sich verzehnfachen. 


IV. Zurücknahme und Zwangslizenz. 


1. Voraussetzungen. Nach dem Gesetz 
von 1907 konnte jedermann nach vierjähriger 
Dauer des Patentes auf Zurücknahme des letz- 
teren klagen, wenn der patentierte Gegenstand 
ausschließlich oder hauptsächlich im Auslande 
ausgeführt wurde. Die Abänderung des Artikels 
27 besagt, daß jeder Interessent sich an das 
Patentamt mit dem Antrag auf Abhilfe wenden 
kann, wenn ein Mißbrauch des Patentrechtes 
seitens des Patentinhabers vorliest. Als Miß- 
brauch wird genannt: ‚ 

a) Mangelnde Ausübung in genügendem 
Umfange binnen 4 Jahren. (Die vierjährige 
Frist kann auf Antrag durch das Patentamt 
verlängert werden, wenn die Umstände, z. B. 
die Art der Erfindung, dies erforderlich erschei 
nen lassen); 

b) Behinderung der hinreichenden Aus 
übung im Inlande durch Einfuhr aus dem Aus- 
lande seitens des Patentinhabers, seiner Rechts- 
nachfolger oder auch durch Patentverletzer, 
sofern der Patentinhaber 
vorgeht; 

c) mangelnde Befriedigung der Nachfrage 
nach dem patentierten Gegenstand zu ange- 
messenen Kosten; Sr h 


d) Verweigerung der Lizenzerteilung zu an- 
gemessenen Bedingungen,; sofern hierdurch der 


Handel oder das Gewerbe Englands oder der 
Handel einer Einzelperson oder Gruppe von 
Personen, die in England Handel treiben, oder 
die Gründung eines neuen Gewerbesin England 
beeinträchtigt wird und die Lizenzerteilung 


6) unlautere Beeinträchtigung des engli- 


schen Handels oder Gewerbes durch die vom 


gegen letztere nicht 


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24. Juni 1820. 


Patentinhaber vor oder nach Inkrafttreten der 
Gesetzesänderung gestellten Bedingungen bei 
dem KErwerb, der Lizenz oder dem Gebrauch 
des patentierten Gegenstandes. 

Für die Feststellung, ob ein Mißbrauch des 
Schutzrechtes vorliegt,wird darauf hingewiesen, 
dal Patente auf neue Erfindungen nicht nur 
erteilt werden, um Eriindungen zu fördern, 
sondern auch um zu gewährleisten, daß neue 
Erfindungen so weit wie möglich im Vereinig- 
ten Königreich ohne unnötige Verzögerung ge- 
werbsmähig ausgeübt werden. 

2. Verfahren. a) Das Patentamt kann 

“ anordnen, daß das Patent mıt dem Vermerk 
„KRechtslizenzen‘‘: versehen wird, woraut das 
Patent den Bestimmungen -unterliegt, die für 
derart bezeichnete Patente gelten (vergl. V). 
.  b) Das Patentamt kann dem Antragsteller 
eine Lizenz zusprechen und dıe Bedingungen 
hierfür festsetzen. (Ver Lizenznehmer kann 
vom Patentinhaber Einschreiten gegen Patent- 
verletzungen verlangen. Im Weigerungstalle 


kann er selbst klagen, als wäre er Patentin-- 


haber.) 
c) Wenn die Ausübung des Patentes die 
Aufwendung besonderer Mittel erfordert, so 


kann dem Antragsteller eine aussenließliche ı 


Lizenz zugesprochen werden. 

d) Wenn das Patentamt überzeugt ist, daß 
der Zweck des Gesetzes durch eıne der vor- 
stehend erwähnten Anordnungen 1 bis 3 nicht 
erreicht wird, so kann es das Patent zurück- 
nehmen. Verträge mit Auslandstaaten sind 
aber hierbei zu berücksichtigen. 


e) Das Patentamt kann auch den Antrag 


ablehnen, wenn es glaubt, daß dem Zwecke des 
Gesetzes hierdurch am besten gedient wird. 


Gegen alle Entscheidungen des Patent- 
amtes ıst, wie bisher, Beschwerde beim Gericht 


zulässig. 
BR V. Rechtslizenzen. 

Der Patentinhaber kann zu jeder Zeit sein 
Patent mit dem Vermerk ‚„Rechtslizenzen‘“ in 
der Patentrolle versehen lassen. 

‚Die Folgen eines solchen Vermerkes sind: 


a) Jedermann hat Anspruch auf eine Li- 


zenz an dem Patent. Die Vergütung wird man- 
gels Einigung vom Patentamt festgesetzt. 

b) Die Jahresgebühren betragen vom Tage 
des Vermerks ab nur die Hälfte der sonst zu 
zahlenden Gebühren. 

... Der Vermerk kann auf Antrag des Patent- 
inhabers und nach Bezahlung der nicht entrich- 
teten Hälfte der Gebühren wıeder gelöscht wer- 
den, wenn keine Lizenz entnommen worden ist. 


VI. Verfolgung der Patentverletzung. 
Während früher die Ungültigkeit einzelner 
Ansprüche die Wirkung des Patentes im Ver- 
letzungstfalle völlig in Frage stellte, hat der Pa- 
tentinnaber nunmehr ein Recht auf Verfolgung 
der Patentverletzung auf Grund der gültigen 
Ansprüche. Die Verfolgung, der Patentver- 
letzung kann bereits von der „Annahme“ der 
vollständigen Beschreibung an betrieben wer- 
den, während dies früher erst nach deren ‚‚Ver- 
öffentlichung‘‘ möglich war. ER 
Patentanwalt Dipt.-Sng. B. Geisler, Berlin. 


. „Nach einer Bekanntmachung des Reichs- 
ministers der Justiz vom 4. VI. 1920 ist der 
Zeitpunkt, bis zu dem in Spanien die Prio- 
ritätsfristen für Patente zugunsten der 
deutschen Reichsangehörigen verlängert sind, 
auf den 15. VII. 1920 festgesetzt worden. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Hochschulnachrichten. — Der 2.0. Prof. der 
technischen Physik und Direktor des tech- 
nisch-physikalischen Instituts an der Univer- 
‘sität Jena, Dr=säng. Rogowski, 
ordentlichen Professor der Elektrotechnik an 
der Technischen Hochschule in Aachen er- 
nannt worden. — Der Privatdozent an 
der Technischen Hochschule und an der 
Universität Zürich, Dr. Mieczyslow Wolfke, 
wurde als -ord. Professor an .die Universität 
- Warschau berufen. — Es habilitierten sich an 
der Universität Jena Dr. E. Schröder, bisher 
in Wien, für Physik, und an der Universität 
Königsberg Dr. E. Kretzschmann für theo- 
retische Physik. 


L. Kohlfürst. Am 1. Mai vollendete Dr. 
techn. h. ec. Ludwig Kohlfürst, Kaplitz 
(Böhmen), der bekannte Fachmann auf dem 
Gebiete des Eisenbahnsignalwesens, sein 80. 
Lebensjahr. Die Deutsche Technische Hoch- 
schule in Prag hatte ihm i. J. 1918 in Aner- 
kennung seiner Verdienste: den 'Ehrendoktor 
verliehen. Bat ne) a Ha ee a 


‘mäator der billigste sein, soll. 


ist zum‘ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, : Heit 25. 


.499 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


Berechnung von Transformatoren auf den Min- 
destbetrag der Kosten des wirksamen Materials. 

In ihrem Aufsatz: „Berechnung von Trans- 
formatoren auf den Mindestbetrag an Kosten 
des wirksamen Materials,“ „ETZ“ ' 1905, 


>. 897, folgern R. POHL und, H. BOHIE aus. 


der ‚aufgestellten Preisgleichung: Kuptfer- 
kosten=Eisenkosten, wenn Transtor- 
Prüfrech- 
nungen mit alleiniger Abänderung von kz 
zeigen, daß dies nicnt stimmt. Man darf in 


.der von POHL und BOHLE abgeleiteten Kosten- 


gleichung einzelne Glieder nicht für- sich be- 
trachten, weil sie größtenteils einander. be- 
einflussen. Kostet irgendwann einmal 1 kg 
Kupfer 10-mal mehr als 1 kg Eisenblech, so 
muß der Transformator, nicht mit 10-fachem 
Blechgewicht, sondern nur, mit 2- bis 3-fachen 
gebaut werden, um das Gewichtsminimum zu 
erzielen. Von anderen Verfassern scheint: Vid- 
mar!) die Ansichtvon POHL und BOHLE zu über- 
nehmen. Pichelmayer‘) läßt 10 bis 20% 
mehr Kupierkosten zu. Feldmann und 
Loos?) warnen, zu weitgehende Folgerungen 
aus Preisgleichungen zu ziehen; graphische 
Untersuchungen liefern ihnen den Beweis, daß 
minimale Kosten bei geringen Abweichungen 
von der Gleichheit der aktiven Materialkosten 
auftreten. x 


Wien, 7. V. 1920. Spoer. 


Erwiderung. i hr 

Auf die Zuschrift des Herrn SPOER zu 
unserer Arbeit vom Jahre 1905, die. den Aus- 
gangspunkt einer Reihe neuerer Arbeiten ge- 
bildet hat, erwidern wir, daß seine Einwen- 


‘ dung prinzipiell zutrifft, daß aber die Ab- 


weichungen von den nach unseren Formeln 
errechneten Verhältnissen auch in der Praxis 


bei weitem nicht so groß sind, als er zu glauben 
Es hat den Anschein, als ob Herr 


scheint. 
SPOER Preisminimum und Gewichtsminimum 
verwechselt. Daß für die Dimensionierung 
Preisgleichungen des aktiven Materials nicht 
ausschließlich maßgebend sind, ist selbstver- 
ständlich. Eine in der deutschen Literatur 
nicht genügend berücksichtigte Erweiterung 


“unserer Methode auf alle Typen von Trans- 


formatoren, wobei auch die obıge Einwendung 
zur) Sprache kommt, wurde von Prof. A 
Robeitson ausgearbeitet (s. Bohle-Robert- 


-son, „Transformers“, Ch. Griffin & Co., Lon- 


don 1910), worauf wir Herrn Spoer verweisen. 
Berlin,'30. V. 1920. N 


R. Pohl. IH. Bohle. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Reparaturen an elektrischen Ma- 


schinen, insbesondere die Herstellung der 
Ankerwicklungen an Gleich- und Drehstrom- 
motoren, Kollektorbau, Fehlerbestimmung 
und Prüfung elektrischer Maschinen, Revi- 
sion elektrischer Kraftanlagen. Von F.. 
kop. Mit 108 Textabb. X u. 184 S. in 8°, 
Verlag von Hermann Meusser, Berlin 1920. 
Preis geb. 21,60 M 
Die hervorragende Bedeutung, die dem zu 
einer selbständigen und sehr .bedeutenden In- 
dustrie herangewachsenen Gewerbe. der In- 
standsetzung elektrischer Maschinen zukommt, 
forderten geradezu das Erscheinen eines Wer- 
kes wie das vorliegende. Wenn irgendwo von 
einer Lücke in unserer Literatur gesprochen 
werden konnte, so ist es sicherlich dieses Gebiet 
gewesen... Das Werk soll für den Ankerwickler 
und für den Leiter elektrischer Ausbesserungs- 
werkstätten ein Führer und teilweise ein Lehr- 
buch sein: nach einer .tabellarischen Zusam- 
menstellung der elektrischen und mechanischen 
Fehlerquellen und kurzer Angabe, welche Ab- 
hilfe möglich ist, werden die Aufsuchung der 
Fehler und der Abbau der Maschine samt den 
zugehörigen Werkzeugen besprochen. Hierbei 
wird u. a. mit Recht auf die Vorrichtung zum 
Abziehen von Kollektoren und Riemenscheiben 
besonders hingewiesen, da erfahrungsgemäß 


diese höchst nützlichen ‚Werkzeuge sehr häufig 


zugunsten des rohen Herunterhämmerns ver- 
nachlässigt werden. Der Kern des Werkes, der 


‚nun tatsächlich auch dasjenige enthält, was 


der Praktiker am meisten suchen wird, ist der 
vierte Teil, der die Herstellung der Ankerwick- 


ı) M. Vidmar, Transformatorstudien in „Elektro- 


j techn.Au. Maschinenb.“ 1913. S. 1014 


2) Handbuch der Elektrotechnik Bd. 5,-S. 552. 

3) Gesamtkosten bei Berechnung von Transformatoren 
auf Mindestkosten. Feldmann, 8. a. ©. Loos, „Elek- 
trotechn. u, Maschinenb.* 1911, 8. 728, 752, - 


- Schärfe und Klarheit des. Ausdrucks un 
größere Sprachreinheit angestrebt würde. Die 
‘ Sprache erinnert leider an das-im allgemeinen 
längst im Verschwinden begriffene ‚„Techniker- 


wähnt bleiben. 


Ras-- 


‚Jungen betrifft. Aus der Darstellung, der ver- 


schiedenen Arbeitsweisen zur Herstellung von 


‚Formspulen geht hervor, daß der Verfasser be- 


trächtliche praktische Erfahrungen auf. diesem 


- Gebiete besitzt. Auch sind die Zeichnungen im 
‚allgemeinen recht deutlich, und mindestens für 


denjenigen, der schon praktisch gearbeitet hat, 
gut verständlich. Daß das Studium dieses 
Buches die Werkstattpraxis nicht ersetzen 


"kann, ist selbstverständlich, wohl aber wird der 
“Wickler manche neuen Gesichtspunkte finden, 


die seine Erfahrungen zu ergänzen geeignet 


‘sind. Die besondere Eigenart des Werkes 
‘drückt sich in den Ratschlägen aus, die dazu 
dienen, aus den beschädigten — der Verfasser 


sagt leider defekten — Spulen durch Anterti- 


:gung. von Schablonen, die zunächst auf Preß- 
span durchgepaust werden, die ursprünglichen 
-Maße zu entnehmen. Natürlich werden auch 


die: üblichen Aufziehvorrichtungen für Form- 


'spulen behandelt und auch veraltete Wick- 


lungen, die. gerade in Ausbesserungswerk- 


-stätten nicht zu vermeiden sind, durch Wort 
“und. Bild erläutert. Die Angaben über die Er- 


fahrungen an Stabwicklungen bei Drehstrom- 


-läufern werden ebenfalls vielen willkommen 


sein. Das Buch ist volkstümlichem Denken 


"angepaßt -und enthält keinen überflüssigen 
theoretischen Ballast, so daß es seine Aufgabe 
'im- allgemeinen erfüllen wird. Wünschenswert 


wäre nur, daß bei einer künftigen Auflage die 
eine 


deutsch‘ im übelsten Sinne des Wortes. .Ge- 
rade weil im übrigen das Buch seiner Aufgabe 
im. allgemeinen gerecht wird und des Beifalls 
gewiß ist, durfte dieser Einwand nicht uner- 


M. Breslauer, Hoppegarten. 


‚Wasserkraftanlagen. Von Reg.-Baumeister 


Dr. Th. Rümelın. I. Beschreibung. Mit 


58 Abb. II. Gewinnung der’ Wasserkraft. 
"Mit, 35 Abb. III. Bau und Betrieb. Mit 
58 Abb., 2. Aufl. Sammlung Göschen 
Nr. ‚665/667. Verlag Vereinigung wissen- 


schaftlieher Verleger Walter de Gruyter & 
Co., Berlin u. Leipzig 1919. Preis f. d. Bd. 
1,80 M. 
. Die zweite. Auflage hat die Einteilung der 
früheren *) beibehalten, deren Vereinfachung in 
mancher Hinsicht allerdings größere Klarheit 
gebracht haben. würde. Die Heftchen sind der 


. Entwicklung. der Wasserkraftausnutzung fol- 


gend ergänzt worden. Die Darlegungen über 
Wasserrecht hätten vielleicht durch einige 
kurze Bemerkungen über das inzwischen in 
Kraft »getretene preußische Wassergesetz er- 
weitert, werden sollen. Wenn der Verfasser be- 
tont, daß, er manche. Fremdwörter ausgemerzt 
hat, so ist dies recht anerkennenswert, nur hätte 
dies in noch stärkerem Maße geschehen sollen. 
Eine reine deutsche Sprache ist nicht nur für 
jedermann verständlicher, sie ist auch von grö- 
Berem Wohllaut als ein Gemisch verschiedener 
Zungen. Wenn. nach Angabe des Verfassers 
der Kanzler Rümelin im Jahre 1887 eine Lanze 
für Fremdwörter gebrochen hat, so sollten heute 
solche Ansichten zur Rechtfertigung nicht mehr 


‚ins Feld geführt werden. Im übrigen kann er- 


neut darauf hingewiesen werden, .das alle Ein- 
zelheiten über W asserkraftanlagen taschenbuch- 
artig in guter Weise vorgetragen und durch 
viele $trichabbildungen und Schnitte, die sich 
einer größeren Deutlichkeit als in der ersten 
Auflage erfreuen, erläutert werden. Die Heit- 
chen werden daher nach wie vor mit Vorteil 
gebraucht werden können. Mattern. 


Sicherung einer Zugfahrtaufeiner zwei- 
gleisigen Bahnlınie mit Strecken- 
blockeinrichtung. Von Karl Günther. 
Mit einer dreifarbigen lithographischen Tafel. 
Verlag von R. Oldenbourg, München und 
Berlin 1919. Preis 2,50 M. 


Der Verfasser hat sich die Aufgabe” ges 
stellt, die Vorgänge bei der Sicherung der 
Zugfahrten durch die Streckenblockung bild- 
lich darzustellen. Er hat eine recht glückliche 
Lösung gefunden, durch die das Zusammen- 
wirken der Blockfelder, Blocksperren und 
Signale in gedrängter Form für ein bestimmtes 
aber allgemein gültiges Beispiel auf einer Tafel 
in Dreifarbendruck vorgeführt wird. Die zu- 
sammengefaltete Tafel befindet sich iny einem 
Deckel, auf dessen Innenseite ein knapper 
Text die Vorgänge klar erläutert. Die Dar- 
stellung eignet sich besonders als Lehrmittel 
und ist als solches nach Angabe des Verlages 
bei den ‚bayerischen Staatsbahnen eingeführt 
worden. Die allgemeine Einführung bei 
den künftigen Reichseisenbahnen wäre sicher 
zu begrüßen; allerdings müßte die Arbeit 
daraufhin noch einmal durchgesehen werden, 
ob sie den dann gültigen Vorschriften ent- 


1) „ETZ#-1913, 8. 1474. 


500 


u 


sprechen würde. Bei einer Reihe von Bezeich- 


nungen, die sieh mit den in der Fachliteratur 
gebräuchlichen nicht decken, ‚erscheint dies 
zweifelhaft. Auch müßte dann für die Sperren 
tunlichst die Anordnung eines etwaigen künf- 
tigen deutschen - Einheitsstellwerks bzw. 
-Blockwerks gewählt werden. 
Regierungsbaumeister Reuleaux. 


Die Werkzeugmaschinen, ihre neuzeit- 
liche Dureubildung für wirtschaft- 
liche Metallbearbeitung. Ein Lehrbuch 
von Prof. Fr. W. Hülle. 4. verb. Auflage. 
Mit 1020 Textabb. sowie 15 Tafeln. VIIl und 
611 S. in 8%. Verlag von Julius Springer. 
Berlin 1919. Preis geb. 36 M.t) 

Der. Verfasser behandelt in seiner Arbeit 
die Konstruktion der verschiedenen Arten 
von Werkzeugmaschinen und ihrer Getriebe. 
Daß das Buen in vierter Auflage erscheint, 
beweist das Bedürfnis nach einem solchen 
Werk. Der ‚Hülle‘ ist denn, auch in Fach- 
kreisen sehr gut eingeführt und bietet beson- 
ders dem jüngeren Konstrukteur eine wertvolle 
Stütze bei seinen Arbeiten. Der Charakter 
eines Lehrbuches wäre besser gewahrt worden, 
wenn die angeführten Beispiele mehr in Form 
von Skizzen gebracht wären, statt, wie es ge- 
schehen, in Form von fertigen Konstruktions- 
zeichnungen, wie sie die verschiedenen Firmen 
zur Verfügung gestellt haben. Der angehende 
Konstrukteur wird, wenn er fertige Ausfüh- 
rungsbeispiele sieht, mehr zum Kopıeren ange- 
regt, statt zum eigenen Denken und selbständi- 
gen Schaffen. Unter den angeführten Beispie- 
len fertiger 
viele der besten und neuesten; z. B. die halb- 
automatisch arbeitende Drehbank für Spitzen- 
arbeit, die Fräsmaschine mit 2 Aufspann- 
tischen usw. Wenn für unsere jungen Techniker 
das beste an Lehrmaterial gerade gut genug ist, 
sollte man bei Auswahl der Beispiele an hervor- 
ragenden Schöpfungen nicht achtlos vorüber- 
gehen, auch wenn diese Schöpfungen nicht deut- 
schen Ursprungs sind. Einige der behandelten 
Maschinen größter Abmessungen sowie einige 
Sondermaschinen Könnten ohne Schaden für 
das Buch fortfallen. Wünschenswert wäre es, 
wenu die Notwendigkeit, die Maschinen, mög- 
lichst starr und schwer zu gestalten, um den 
erhöhten Anforderungen, die die Werkzeuge 
aus Schnellschnittstahl stellen, etwas weniger 
stark und weniger oft betont und statt dessen 
die Vorteile, die die bequeme Handhabung der 
einzelnen Bedienungselemente und die Sinn 
fälligkeit der Bewegungen bieten, . hervorge- 
hoben wäre. Die Betiiebsverhältnisse bringen es 


mit siecn, daß bei den meisten Maschinen weit. 


weniger schwere Spanleistungen verlangt wer- 
den, als im allgemeinen angenommen wird. 
Meist werden in den Werkstätten nur wenige 
Maseninen für eigentliche Schrupparbeiten be- 
nutzt; viel öfter äußert sich die größere. Lei- 
stungsfähigkeit des Schnellscehnittstahles in der 
Anwendung großer Schnittgeschwindigkeiten. 
Die starke, immer wiederkehrende Unterstrei- 
chung der Vorzüge der Einscheibenantriebe 
ist heute, wo sich die meisten Fabrikanten von 
Werkzeugmaschinen von dieser Mode wieder 
abwenden, nicht am Platze.. Zum mindesten 
wäre eine Hervorhebung der Nachteile dieser 
Antriebsart nötig, wie: höhere Gestehungs- 
kosten, verminderte Übersichtlichkeit, große 
Empfindlichkeit und hohe Reparaturkosten. 
Verwunderung muß es erregen, daß auch in der 
neuen Auflage des Buches Schnittgeschwindig- 
keitstabellen wie auf S. 2 und 554 unverändert 
aus den früheren Auflagen übernommen sind. 
Darin sind für das Fräsen mit Schnellschnitt- 
iräsern für Schmiedeeisen Sehnittgeschwindig- 
keiten bis 50 m und bei einem Vorschub bis 
300 mm/min angegeben. Für das Drehen geben 
die gleichen Tabellen wesentlich geringere 
Schnittgeschwindigkeit an. Dieser starken 
Überschätzung der Fräserleistung, die mit der 
Wirklichkeit in krassem Widerspruch steht, 
muß deswegen entschieden widersprochen 
werden, weil sie geeignet ist, bei solchen Be- 
nutzern des Buches,die dieseAngaben nicht aus 
Bee Urteil als wertlos erkennen, völlig 
falsche Vorstellungen zu erwecken. Die Aus- 
führungen des Verfassers über die Vor- und 
Nachteile der Hobel- und Fräsarbeit, die sich 
auf den angeführten Werten aufbauen, sind 
entsprechend zu bewerten. Einige verdeutschte 
Benennungen wie Auslegerbohrmaschine statt 
Radialbohrmaschine und Allgemeine Fräs- 
maschine statt Universal-Fräsmaschine er- 
scheinen wenig glücklich gewählt. Eine etwas 
reichere Literaturangabe würde den Wert des 
Buches erhöhen. 

Im ganzen genommen kann das Buch als 
begrüßenswerte Bereicherung unserer Fach- 
literatur angesehen werden. Otto Müller. 


1) Z. Zt. vergriffen; Neudruck erscheint im Juli 1920' 


Maschinenkonstruktionen fehlen - 


Elektrotechnische Zeitschrift. . 1920. _ Beit 25. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


„Serve“-Schnellrechner. Der neue ideale 

“ Sehnellrechner für Lohnabrechnungen, Preisbe- 
rechnungen, Kalkulationsrechnungen, Massenbe- 
rechnungen und alle Multiplikationsarbeiten. Von 
Joseph Serve. Verlag von Julius Springer, Berlin 
1920. Preis geb. 12 M. BEN 

Die südrussische Eisenindustrie. Von Hugo 
Klein. 82 8. in 8%. Verlag von Stahleisen m. 
b. H., Düsseldorf 1920. Preis 6-M. | 

Psychotechnik und Betriebswissenschaft. 
Von Dr.-ng.. G. Schlesinger. Mit 97 Abb. 
V und 168 8. in 8°. Verlag von $. Hirzel, Leipzig 
1920. Preis geb. 20 M. 

Erfinderfibel. Zusammengestellt von Dr. P. 
Otto. 226 8. in 4%. Deutsche Verlagsanstalt, 
Stuttgart 1920. Preis 16 M. 

[Das Buch fällt ganz aus dem Rahmen des all- 
täglichen heraus. Es wird sicher vielen, namentlich 
jüngeren Technikern manches Interessante bringen. 
Ob aber der Zweck, den der Verfasser im Auge hat, 
wirklich erreicht werden wird, ist allerdings fraglich. 
Die Gefahr, auf die der Verfasser in seiner Vorrede 
selbst hinweist, nämlich, daß sich mancher durch 
das Buch zum Erfinden verführen läßt, ist gewiß 
groß, doch kann auch dadurch unter Umständen 
etwas Gutes entstehen. 

Das Buch ist den Verhältnissen entsprechend 
gut ausgestattet und dürfte sich als Geschenk für 
junge. strebsame Menschen, die Liebe zur Technik 
haben, eignen. Dettmar.] 

Starkstromtechnik. Von Prof. Dr. P. Evers- 
heim. 136 $. in 16%. Verlag von Quelle & 
Meyer, Leipzig 1920. Preis geb. 5,25 M. 

Härtepraxis. Von Carl Scholz. 42 8. in 16% 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 4M. 

Toleranzen. Von W. Kühn. IH u. 177 S. in 8", 
Verlag des Vereins deutscher Ingenieure, Berlin 
1920. Preis 23 M., | 

Jahrbuch der wissenschaftlichen Gesell- 
schaft für Luftfahrt. Bd. 5, 1920. 65 8. in 
gr. &%. Verlag von Julius Springer, Berlın 1920. 
Preis 6 M. 

Untersuchung der dielektrischen Eigen- 
schaften von künstlichen Isolierstotfen. 
Druckschrift des Telegraphen-Versuchsamts. Mit 
25 Abb. 1 Tafel. 3 S. in Folio.‘ Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 3 M. 

Quantitative Analyse durch Elektrolyse. 
Von A. Classen. 6. neubearb. und erw. Aufl. Mit 
59 Textabb. u. 2 Tafeln. X und 346 S. in 8. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
geb. 26 M. 


Sonderabdrucke. 


Über den Überlagerungsempfang. Von A. 
Meißner und E. Scheitfler. „Zeitschrift für 
Fernmeldetechnik, Werk-und Gerätebau“. 1920. 
Heft 2/3. 

Umsturz 
theorie. 
rung und’ Mechanik der Naturkräfte. 
Patschke. Berlin 1920. 


der Einsteinschen Relativitäts- 
Einführung in die einheitliche Erklä- 
Von A. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Gehässigkeit einer belgischen Firma. — Der 
Verband der Fabrikanten von Taschenlampen- 
batterien in Deutschland gibt uns von einer 
ungqualifizierbaren Bemerkung Kenntnis, mit 
der die belgische Firma A. Kühn, Brüssel, 
rue d’Espagne 38, ein ihr als ehemaligem 
Kunden von einer deutschen Firma gemachtes 
Angebot dieser zurückgesandt hat, und be- 
merkt dazu, daß die deutschen Industrie- 
und Handelskreise, da sie z.Zt. auf eine obrig- 
keitliche Hilfe in solchen Fällen nicht rechnen 
können, ihnen gegenüber zur Selbsthilfe greifen 
und Firmen, die sich ein derartiges Verhalten 
zuschulden kommen, lassen, von jeder weiteren 
geschäftlichen Verbindung ausschalten müssen. 
Der Verband hält es für angezeigt, daß jede 
deutsche Firma mit geschäftlichem und natio- 
nalem Ehrgefühl etwaige Beziehungen zu 
dem genannten belgischen Hause abbreche, und 
daß Fälle ähnlicher Art zwecks gemeinsamer 
Abwehr sofort in der Fachpresse, bekannt- 
gegeben werden sollten. 


‚Aus der Geschäftswelt.. — Wie wir dem 
„Reichsanz.“ entnehmen, befaßt sich die in 
Berlin gegründete Gesellschaft für aus- 
wärtigen Handel in„Industrieerzeug- 
nissen und Rohprodukten m. b. H. 


(Stammkapital 0,3 Mill. M) u.a. auch mit An- 
- Für die Achriftleitung verantwortlich: E. 0. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius ßpringer in Berlin. 


.24. Juni 1920. 


kauf und Verkauf von Kupfer, Isolierstoffen 
und Rohstoffen aller Art für die elektrotech- 
nische Industrie. — Die Rohstoff-Einkauf 
des Zentralverbandes der deutschen 
elektrotechnischen Industrie, G m. b. 
H. (früher Gummifäden-Vertriebsgesellschaft 
m. b. H.), Berlin, hat den Einkauf von Roh- 
materialien und deren Verteilung an Firmen, 
die diese zu ihrer Fabrikation benötigen, zum 
Gegenstand. — In Leipzig ist die Gebrüder 
Kaiser A. G. (Betrieb einer Fabrik der elek- 
trotechnischen und verwandten Branchen, 
insbesondere Fortführung der bisher als offene 
Handelsgesellschaft "betriebenen Firma ‚Ge- 
brüder Kaiser) mit 1 Mill. ,M Grundkapital 
eingetragen worden. 


Warenmarkt. — Kohle. Seitens des Reichs- 
kohlenverbandes ist im ‚„Reichsanz.‘‘ 1920, 
Nr. 120, der nunmehr gültige, vom Großen 
Ausschuß des Reichskohlenrats genehmigte 
Wortlaut seines Syndikatsvertrages veröffent- 
licht worden.. — Eisen und Stahl. Der 
Eisenwirtschaftsbund hat unter dem 29. V. 
1920 im ‚Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 122, die 
Preisfestsetzung für Roheisen, Ferromangan, 
Ferrosilizium, für Walzeisen, Eisenbahnober- 
baumaterial mit den Frachtvorsprüngen, die 
Händlerzuschläge, .Sonderbestimmungen und 
die Art der Berechnung der UÜberpreise be- 
kanntgegeben. Die dort von ihm genannten 
Höchstpreise gelten für Juni und Juli. Diese 
Bekanntmachung ist unter dem 9. VI. 1920 im 
„Reichsanz.‘‘ . 1920, Nr. 127, durch Höchst- 
preise für Qualitätsfeinbleche, Dynamobleche 
und Röhren ergänzt worden, die ebenfalls 
für die genannten Monate Gültigkeit besitzen 
und für jede Mark Kohlenpreiserhöhung über 
20 M/t um M 3,50 wachsen. — Metallpreise. 
Die Notierungen der Vereinigun ür die 
deutsche Elektrolytkupfernotiz Gem, der 
Kommission des Berliner Metallbörsenvor- 
standes (letztere verstehen sich ab Lager in 
Deutschland) lauten in M/100 kg: 


Metall "18. VL | 15. VI. 
nn 
Elektrolytkupfer (wire 

bars), prompt, cif Hamburg, } 

Bremen, Rotterdam . 1720 1745 
Raffinadekupfer 99/99,3%, |1175—1225 1250—1300 
Originalhüttenweichblei 4235—450 | 450-500 . 
Originalhüttenrohzink, i | 

Preis im freien Verkehr . 525 550—575 
Plattenzink (remelted) von { 

‘handelsübl. Beschaffenheit 325 350—375 
Originalhüttenaluminium i 

'98/99%/yin gekerbt.Blöckchen [2550 —2600|2500— 2600 
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- |4200—4400|4300— 4500 
Hüttenzinn, mind. 99%, ß _ io. A 
Reinnickel 98/99, - « 13800—4000|3300— 4000 _ 
Antimon-Regulus . . |. 850—900 | 900—950 


An der Londoner Metallbörse wurden 


nach „Mining : Journal‘ 


am: 11. VI. 1920.,für 
1 ton (1016 kg) notiert: 


I Zt d 

*Kupfer: best selected . 104 O0 O bis105 0 © 

= = electrolyt. - . 104 0 O0 „109 0 0 

5) wire bars. . 107 00,109 00 

= a standard, Kasse 3815 0 „ 893 0 .0 

N "W13:Mon. 14.92: 101.0). 4279272560 

Zinn: standard, Kasse. . 24 0 0 „24410 0 

f} e: 3Mon. 9810 0 „249 0 0 

EEE %4 0 0 „269 0.0 
Blei: span. oder nichtengl. ; 

Weichblei.....4...185 10 Or ners7m 550 

» „. gew. engl. Blockblei .,38 10 0 „ — = — 

Zink: gew. Sorten. . 41.097,00 7543700 

e remeltedss "41.2. 733% 415.0 700 

” engl. Swansea 4880 


" 60/63 £ net. 
165 £ (Inland); 

185 £ (Export). 
230 £ (In- u. Ausland), 


Antimon: engl. Reg. . . 
Aluminium: 98 bis 999, 


Nickel: 98 bis 990), gar. 
Quecksilber: nom. für‘ ö 

die 75 lbs.-Flasche. .. 21£ bis 21 £10s. 
Platin: je Unze nom... . 480 s. 


Für den 16. VI. 1920 verzeichnete der „Berl. 
Börs.-Cour.‘‘ folgende Preise in £/t: Kupfer 


Kasse 85,37; desgl. 3 Mon. 88,12; Elektrolyt _ 


100 bis. 107; best seleeted 104 bis 105; Zink 
40,75 bis 42,25; Zinn, Kasse 239,25; desgl. 
3 Mon. 242,25; Blei 32,00 bis 33,50. In New 
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt- 
kupfer loko auf 19 cts/lb. 


* N etto- 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 21. 
das durch Längsfäden verstärkt ist ? 


‚Abschluß des Heftes: 19. Juni 1920. 


TE a er 


f we re ee 


Wer liefert Papier-Isolierband, 


Dre n » A ARE er Da ar R 
32 - \ & j 


Elektrotechnische Zeitschrif 


_ 


501 


; | (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
> Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Re Schriftleitung: 'E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. 


41. Jahrgang. 


m 


Die Möglichkeiten der Windausnutzung und 
ihre Bedeutung für die Energiewirtschaft. 


Von Dr.-äng. 6. Liebe, Dresden. 


Übersicht. Die Frage der Ausnutzung der 
Windenergie hat an Bedeutung gewonnen, da z. Zt. 
die Einsparung von Kohle aus den häufig erörterten 

Gründen nötiger ist denn je. Für kleine Einzel- 
anlagen fern von der Überlandzentrale zum Zwecke 
des Wasserhebens, der Elektrizitätserzeugung und 

des Antriebes landwirtschaftlicher Maschinen hat 
sich die Windturbine bereits bewährt. Ihre Ver- 
wendung hierfür sollte man künftig in erhöhtem 
Maße in. Frage ziehen. Jedoch für industrielle 
Zwecke mit gleichmäßigem Kraftbedarf, sowie als 
Großkraftmaschine, die allein in wirklich fühlbarer 
Weise zur Kohlenersparnis beitragen könnte, stehen 
I der Verwendung der Windturbine Schwierigkeiten 
. . entgegen. Die Anlagekosten sind hoch und ver- 

_ ringern sich nicht relativ mit zunehmender Leistung, 
und es ist noch nicht möglich, die gesamte unstetig an- 
fallende Energie weder in Verbindung mit einem 

 _ Kohlekraftwerk noch auch in Verbindung mit einer 

- Akkumulierungseinrichtung in wirtschaftlicher Weise 
auszunutzen. 


I. Einleitune. 
Die gegenwärtige Kohlenfrage — hervor- 
gerufen durch den Krieg und seine Folgen — 
„drängt dazu, abgesehen von möglichst wirt- 
i- . schaftlicher Verarbeitung der Kohle, die-stär: 
— kere Ausnutzung anderer Energiequellen in 
erste Erwägung zu ziehen. Das Problem des 
 Kohleersatzes ist aber nicht allein infolge der 
gegenwärtigen Kohlenlage, die ja durch inten- 
 siveren Abbau wieder normaler werden kann, 
aufgetaucht, sondern es wird auch darüber 
hinaus seine Bedeutung behalten. Wir wissen, 
daß uns die Natur.die Kohlenschätze nur viel 


IT 


- und daß unsere Vorräte in längstens einigen 
hundert Jahren aufgebraucht sein werden, ja, 
. daß die Aufzehrung eines Teiles der Kohlen- 
felder schon sehr viel früher Tatsache sein wird. 
Auch die restlose Ausnutzung der 
—  Wasserkräfte, worauf man heute in erster 
7 Linie hinweist, kann das Problem nur teilweise 
- lösen, denn die hieraus in Deutschland zu ge- 
_  winnende Energie stellt nur einen Bruchteil, 
wenn auch einen beachtenswerten Bruchteil 
des gesamten gegenwärtigen Energiebedarfs 
dar. Und man muß bedenken, daß der Energie- 
bedarf, wenn wir uns wieder aufwärts ent- 
wickeln wollen, zweifellos wieder in eine an- 
steigende Kurve überleiten muß, wie vor dem 
Kriege. 
Be. Es ist daher garnicht verwunderlich, daß 
man vielfach die Ausnutzung noch weiterer 
Energiequellen ins Auge faßt, und die prakti- 
2 gehe und wirtschaftliche Ausführbarkeit stu- 
3 iert. 
3 Da ist nach der Wasserkraftverwertung die 
_ Ausnutzung des Windes am nächstliegen- 
den und wird zurzeit vielerorts eifrig be- 
 _ sprochen. Sie ist bereits praktisch, wenn auch 
in bescheidenem Umfange durchgeführt und 
- hat anscheinend auch ihre Lebensberechtigung 
schon erwiesen. So wurden in Argentinien 
vor dem Kriege jährlich 12 000 bis 15 000 
Stück Windturbinen errichtet. 


ET 


Da der Verfasser in den Jahren 1911/12 


- Versuche an einer Probewindanlage für Elek- 
trizitätserzeugung vorgenommen und sich mit 
der Durchbildung des elektrischen Teiles _be- 
schäftigt hat, so soll mit diesen Zeilen ein"Bei- 
trag zur Frage der Windausnutzung_ geliefert 
werden, wobei vorwiegend das Grundsätzliche 
dieser Frage und weniger konstruktive Einzel- 
heiten besprochen werden sollen. 


' II. Wesen und Leistungsfähigkeit des 
Windes. 

Der Wind ist eine durch das Spiel 
der Weltenergien hervorgebrachte Be- 
wegung der atmosphärischen Luft, ähn- 
lich wie der Kreislauf des Wassers. Er hat 
also mit dem bewegten Wasser gemeinsam, daß 
er einen von der Natur kostenlos gelieferten Be- 
triebsstoff darstellt. 


v 


langsamer ersetzt, als wir davon verzehren, 


Berlin, 30. Juni 1920. 


Seine Leistungsfähigkeit ist sehr bedeu- 
tend, wenn man entsprechend große Räume 
ins Auge faßt. Für mittelmäßige Windlagen 
kann die durchschnittlich verfügbare Wind- 
leistung in einer Höhe von 10 bis 20 m über dem 
Erdboden gering gerechnet, zu 50 bis 100 Watt 
auf 1 m? Luftquerschnitt angegeben werden. 
Auf einen quer durch Deutschland gedachten 
Streifen von 1000 km Länge und 10 bis 20 m 
Höhe ergibt sich somit eine durchschnittliche 
Leistung von rd 1 000 000 kW, wobei die bei der 
Nutzbarmachung zu erwartenden Verluste 
nicht berücksichtigt sind. Im ganzen ließen 
sich 1000 oder mehrere 1000 solcher oder noch 
höherer Streifen innerhalb Deutschlands den- 
ken, so daß die-in Deutschland durch- 
schnittlich verfügbare Windleistung 
Milliarden kW beträgt. Dies sind ge- 
waltige Leistungen; sie betragen ein vielfaches 
der gesamten Wasserleistung, auch wenn man 
diese theoretisch auswertet und das gesamte 
Gefälle von der Quelle bis zur Mündung be- 
rücksichtist. 

Nur leider — und darin liegt schon 
der Schwerpunkt der Frage — ist die 


angegebene Durchschnittsleistung das 


Mittel aus weit auseinandergehenden 
Einzelleistungen. Während bei Orkanen, 
wie wir unten sehen werden, mit dem 1000- 
fachen der obigen Durchschnittsleistungen zu 
rechnen ist, treten anderseits vollkommen 
windstille oder sehr arbeitsschwache Perioden 
auf im Gegensatz zum Wasser, das in Strömen 
zu Tale geht, die gleichmäßig fließen oder deren 
Lauf mit Hilfe natürlicher oder. künstlicher 
Sammelbehälter zur Stetigkeit gezwungen wer- 
den kann. 

Die außerordentlich starken Leistungs- 
änderungen sind die Folgen der starken 
Schwankungen der Windgeschwindigkeit und 
sind dadurch noch viel stärker ausgeprägt als 
jene, da sie der 3. Potenz der Wind: 
geschwindigkeit folgen. Die in Bewegung 
begriffenen Luftteilchen besitzen ja die Be- 

. mw: we R en 
wegungsenergie 5 - , und je größer die Ge- 
schwindigkeit dieser Teilchen ist, eine umso 
größere Anzahl derselben wird in der Zeitein- 

mv? er 
9, zur Verfügung 
stehen, so daß im ganzen die 3. Potenz der Ge- 
schwindigkeit maßgebend ist. 

Die zu den verschiedenen Windstärken ge- 
hörenden Leistungswerte, gerechnet auf ein 
Rad von 8m Durchmess»r, sind in der Zahlen- 
tafel 1 zusammengestelit. 50 bis 54m/s ist 
die höchste Geschwindigkeit, die man in 
Amerika und England und auch anderwärts 
beobachtet hat. 


Zahlentafel 1. 


heit mit ihrer Energie 


E Windleistung 
Windge- | gerechnet auf 
schwindig-| die Fläche eines 


Windleistung, 
Windge- | gerechnet auf 
Eur die Fläche eines 


eit Windrades von keit Windrades von 
8m Durchmesser 8m Durchmesser 
m/s kW m/s kW 
) 0,03 8 15,5 
2 0,23 10 29,5: 
B 0,81 - 12 51,0 
4 1,9 2) 235,0 
5 3,7 54 * 4550,0 
6 6,5 


Im übrigen sei erwähnt, daß die Wind- 


verhältnisse je, nach der geographischen Lage 
sehr verschieden sind. In Deutschland hat'man 
an 49 Stellen seit 30 bis 40 Jahren laufende 
Aufzeichnungen gemacht,‘ so daß über Vor- 
kommen und Stärke des Windes genaue Unter- 
lagen vorhanden sind. 


Ill. Grundlagen für die Konstruktion 


der Windkraftmaschine. 


Die Aufgabe der Windkraftma- 
schine ist die, einen bestimmten Quer- 
schnitt des Windes abzufangen und 
ihm seine Energie abzugewinnen.. Für 
diesen Querschnitt soll ein Minimum an Bau- 
kosten und ein Maximum an Ausnutzung ange- 


— Verlag von Julius Springer. — Berlin W. 9, Linkstraße 23/24. 


Heft 26. 


strebt werden. Unter Umständen können we- 
niger gut ausgenutzte Konstruktionen lebens- 
fähig sein, wenn dafür die Baukosten ent- 
sprechend minimal sind, da ja der Wind im 
Überfluß vorhanden ist. 

Während bei der Wasserkraftmaschine 
Gefällhöhe und Strömungsriehtung sowie im 
allgemeinen auch die sekundliche Wassermenge 
feste Werte darstellen, muß die Konstruktion 
der Windkraftmaschine auf die Änderung 
von Richtung und Leistung des Windes 
Rücksicht nehmen, wodurch die Aufgabe ganz 
erheblich erschwert wird. & 

Der Richtungsänderung muß dadurch 
Rechnung getragen werden, dal; der Windein- 
tritt der Maschine mit Hilfe einer Windfahne 
oder einer anderen auf die Richtungsänderung 
des Windes ansprechenden Einrichtung der 
jeweiligen ° Windrichtung entgegengesteuert 
wird. > 

Die Anderung der Leistung liegt, 
wie die Zahlentafel 1 zeigt, in schr weiten 
Grenzen und hat zur Folge, daß man unmöglich 
sowohl die stärksten als auch die schwächsten 
Winde vorteilhaft ausnutzen kann. Denn die 
Ausnutzung der Windstärken über 10 bis 15 m 
bedingt so starke Konstruktionen, daß die 
SAL schwacher Winde infolge zu hoher 
Leerlaufleistung unmöglich wäre. Und umge- 
kehrt würde eine für die schwächsten Winde 
geeignete, leichtgebaute Maschine, wenn sie 
auch den starken Winden ihre volle Energie 
abnehmen wollte, zu Schaden kommen. Man 
muß sich daher für ein gewisses Gesehwindig- 
keitsbereich entscheiden, wobei zu berücksich- 
tigen ist, daß die stärksten Winde ganz selten, 
die mittleren häufig, die leichten fast immer 
vorhanden sind. Dementsprechend ist die ge- 
samte Jahresarbeit, die von den stärksten 
Winden dargeboten wird, trotz der hohen 
Leistungswerte, ‘geringer und viel ungleicher 
verteilt, als bei mittleren und mäßigen Winden. 
Die Ausnutzung der leichten Winde etwa von 
2 m/s an bedingt dann eine so leichte Bauart 
der Maschine, daß diese nur eine bestimmte 
Höchstleistung (etwa 8 m/s entsprechend) ver- 
arbeiten kann. Steigt die Windgeschwindig- 
keit darüber hinaus, so müssen Reguliervor- 
richtungen die dem Wind entgegengestellten 
Flächen soweit verkleinern, daß die gewollte 
Maximalleistung, der die Maschine noch ge- 
wachsen ist, nicht mehr überschritten wird, 
so’daß also die Winde über 8 m/s nur im Maße 
der Volleistung der Windturbine, die bei 8 m/s 
erreicht ist, ausgenutzt werden. Auch dieses 
Erfordernis kann als grundsätzlich für jede 
irgendwie geartete Konstruktion gelten. 

Man muß also die Windkraftmaschine für 
eine"Arbeitsweise bauen, wie sie durch Abb. 1 
und 2 veranschaulicht ist. 


Aleistung zugehörig zu den 
verschiedenen Windgeschnindig= 
Heilen 


SD“ 


u ll | | 

SV Wegreguliert 
ill nn 

SG PPHITIITEIDEIITERVERREERE 

m/sek Windgeschn. 


IS 
Be, 
4 ) d 


Abb. 1. 


Verlegt man den Ausnutzungsbereich ven 
den leichten bis mittleren Winden weiter hinauf 
in die Gegend der mittleren Winde, so kann man 
unter Umständen in Summa mehr Arbeit ge- 
winnen ; die Leerlaufleistung. der Maschine 
wird aber infolge ihrer schweren Bauart größer. 
Die Maschine arbeitet bei schwachem Winde 
gar nicht oder weniger vorteilhaft, und die Ar- 
beitsgewinnung geht unstetiger vor sich. 

Fine wesentliche Forderung, die man an 
den Konstrukteur der Windkräftmaschine 
stellen muß, ist die, die Leerlaufverluste 
möglichst klein zu halten. Wenn der Voll- 
lastverlust einer Windanlage in erträglichen 


502 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helit 26. 


3 80. Jun 1920, 


Grenzen bleibt, so ist doch der durchschnitt- 
liche Verlust, da die Windanlage im allgemeinen 
nicht mit Vollast, sondern mit sehr schwanken- 
der, im Durchschnitt /ziemlich geringer Be- 
lastung arbeitet, ganz erheblich größer, so daß 
die Nutzarbeit durch Verringerung der Eigen- 
verluste wesentlich gesteigert werden kann. 


N Gesamte Jahresarbeit, herrührend! von den 


Winden der verschiedenen Geschwindigkeiten s 
\ NANSAN 
/ust 
ÜÄRRRRRU 
\\ \ N \N 
N \ 
N \N NY) HN) N} y | | NM - 
NZ N 


N\W/Y, /} 
SSSSYZZ/ZZZZZZ 1, 
\ \ ih U N N / N [LLTTRDIRIRUIER IT 
OR 2 a at} m/sek Windgeschn 
Abb. 2. 


Außerdem werden bei sehr geringen Leerlauf- 
verlusten auch die ganz leichten Winde, auf 
die man fast immer zählen kann, mit zur Arbeit 
herangezogen und dadurch die arbeitslosen 
Zeitperioden überbrückt, wenn auch der Ge- 
winn aus diesen ganz leichten Winden nicht 
überschätzt werden darf. 

IV. Möglichkeiten für die Konstruk- 
tion der Windkraftmaschine. 


Die Überführung der Bewegungsenergie 

des Windes in die gewollte mechanische Ener- 
gie wird wohl immer wie beim Wasser ein 
Schaufelrad zu besorgen haben. Es kommen 
dann die folgenden Ausführungsarten in Frage: 
Das Schaufelrad ist mit oder ohne 
Leitapparat denkbar. Die Beauf- 
schlagung kann tangential, radialoder 
achsial sein. 
. Die Verwendung eines Leitapparates 
ist mehrfach vorgeschlagen und teilweise auch 
praktisch versucht worden. Einmal wollte man 
dem’ Windrad eine Art Trichter vorschalten 
und dadurch die Windgeschwindigkeit erhöhen; 
ein anderer Vorschlag ist der, ein Segel zu 
verwenden, welches sich dem Winde zuneigt, 
und seine horizontale Richtung in eine verti- 
kale umwandelt. Man hat. dabei"den Vorteil 
eines fest eingebauten Windrades am unteren 
Ende des Segels im Auge, dessen Achse ver- 
tikal gerichtet und von der Windrichtung un- 
abhängig ist. Statt des Windrades braucht 
dann aber das Segel, das in einem sehweren 
drehbaren Rahmen sitzen muß, eine Vorrich- 
tung, die die Einstellung in die Windrichtung 
bewirkt. Die Verwendung eines Leitapparates 
bewährt sich jedoch nicht, sie beruht auf fal- 
schen Auffassungen. Man darf folgendes nicht 
vergessen: 

Die Bewegung der Luft ist zwar durch 
Druckunterschiede und Pressung von Luft- 
mengen verursacht; nur ist diese Preßluft nicht 
in einem Behälter enthalten, aus dem sie sich 
durch Leitungen und Leitapparate auf den Preß- 
luftmotor ergießt, weil der Überdruck im Inne- 
ren Ausgleich mit dem atmosphärischen Druck 
sucht, sondern sie befindet sich im offnen 
Raum. Ein in den offenen Raum hineingestell- 
ter trichterförmiger Leitapparat verhält sich 
anders als der an den Preßluftbehälter ange- 
schlossene. Die Druckdifferenz vor und hinter 
dem Leitapparat ist Null oder nahezu Null; 
es handelt sich nur um Bewegungsenergie der 
Luftteilchen, die sich in einem solchen frei- 
stehenden Leitapparat zu einem großen Teil 
verzehrt, zumal der Wind schon als ungleich- 
mäßiger mit starken Wirbeln durchsetzter 
Luftstrom ankommt.“” Man kann sich leicht 
denken, daß ein Windrad ohne Leitapparat, 
welches die Größe der Eintrittsöffnung des 
Leitapparates besitzt, günstiger ist und dabei 
zu einer einfacheren Konstruktion führt, als 
ein solches mit Leitapparat, da ja der Leit- 
apparat mitsamt der ganzen Maschinerie in die 
Windrichtung einsteuerbar sein muß. 

Wenn daher der Leitapparat abzu- 
lehnen ist, so dürfte auch schon fest- 
stehen, welche Art der Beaufschlagung 
die zweckmäßigste ist: die achsiale 
nämlich, bei der die Achse des Rades in. der 
Strömungsrichtung des Windes liegt, so daß 
ein der ganzen Radfläche entsprechender 
Luftquerschnitt der Ausnutzung dienstbar ge- 
macht wird und alle Schaufeln gleich- 
zeitig in Tätigkdit sind. 


V. Die moderne Windkraftmaschine, 


Gegenüber den alten Windmühlen, die 
wohl auch schon durchweg achsial beauf- 
schlagte im allgemeinen 4-flüglige hölzerne 
Windräder besitzen und erst bei einer Windge- 
schwindigkeit von 5 bis 7 m/s anlaufen, liegt 
der Anlauf bei der modernen aus Stahl und 
Eisen hergestellten Windturbine mit ihrem 
mehrflügligen Rad, bereits bei 1,5 bis 2 m/s. 


Im übrigen soll in diesem Aufsatz auf die Kon- 
struktionseinzelheiten der modernen Wind- 
turbine nicht näher eingegangen werden.!) 
Es sei nur erwähnt, daß die führende 
Konstruktion das in Amerika Mitte des 
vorigen Jahrhunderts Be Eklipse- 
system ist. Dies in Deutschland in srö- 
ßerem Umfange eingeführt und verbessert zu 
haben, ist das Verdienst von Heintel, des tech- 
nischen Leiters der Vereinigten Windturbinen- 
werke, Dresden. ' 
Eine kurze Beschreibung dieser Konstruk- 
tion, die durch ihre außerordentliche Einfach- 
heit und große Betriebssicherheit den anderen 
bisher bekannt gewordenen Konstruktionen 
überlegen ist, findet sich in dem Abdruck 
meines Vortrags in den Dresdner Verbandsmit- 
teilungen vom 20. X. 1912 („ETZ‘‘ 1913, S. 396). 


VI. Leistung und Wirtschaftlichkeit 
der Windturbine. 


Bei unserer Versuchsanlage war der Wind- 
raddurchmesser 8,5 m. Die, Volleistung bei 
8 m/s Wind betrug etwa 8 kW beim mechani- 
schen Teil und unter Berücksichtigung der Ver- 
luste der Dynamomaschine 5 bis 6 kW. Ge- 
liefert wurden im Versuchsjahr 1912/13 
knapp 10 000 kWh. Dabei sind einzelne 
kurze Zeitabschnitte, in denen die laufenden 
Messungen wegen Vornahme spezieller Ver- 
suche unterbrochen werden mußten, ent- 
sprechend bewertet. Der ungünstigste Monat 
lieferte nur etwa ein Drittel der Durchschnitts- 
arbeit. Die längste Windstille Dzw. arbeitslose 
Periode dauerte 4 Tage. 

Man kann in guter Windlage — die Lage 
des Versuchswerkes war ungünstig — mit über 
10 000 kWh/Jahr für eine solche Windturbine 
bestimmt rechnen. Dies entspricht einer auf 
die Volleistung bezogenen Betriebszeit von 
1500 bis 2000 h jährlich. Die Durchschnitts- 
leistung ist demnach über kW. ; 

Was nun die Frage der Wirtschaftlichkeit 
anlangt, so waren die Anschaffungskosten der 
Versuchsanlage*(die vor dem Krieg errichtet 
wurde) einschließlich des elektrischen Teiles 
mitsamt der 20 kWh fassenden Batterie etwa 
10 000 M, wobei auf die Batterie der dritte Teil 
der Kosten entfiel. Das Anlagekapital war 
somit im Verhältnis zur Durchschnittsleistung 
von 1 kW hoch; dagegen können die Unterhal- 
tungskosten sowie die Ausgaben für Wartung 
als sehr gering. bezeichnet werden, da es sich 
um eine sehr primitive Maschine’handelt. Die 
Windturbine selbst erfordert 'noch weniger 
Wartung als der elektrische Teil. So war die 
Versuchsanlage dauernd bei Tag und Nacht 
sich selbst überlassen. Sie wurde eirentlich 
nicht gewartet, sondern nur revidiert. Rechnet 
man für Verzinsung, Abschreibung sowie Unter- 
haltung und Wartung zusammen 12 bis 15% 
jährlich, so sind dies 1200 bis 1500 M oder bei 
10 000 kWh 12 bis 15 Pf für 1 kWh. 
Natürlich darf dabei nicht vergessen werden, 
daß unter Umständen in den Perioden starker 
Lieferung keine volle Verwendungsmöglichkeit 
besteht, und die Batterie stellt ja nur in klei- 
nem Umfange (für 20 kWh) eine Pufferung 
zwischen Erzeugung und Verbrauch dar. 
Nimmt man das Ergebnis des ungünstigsten 
Monatsvals die Lieferung an, auf die man rech- 
nen kann, und auf die man seinen Verbrauch 
einstellt, so würde man dementsprechend nur 
eine Nutzverwertung von !/,, also etwa 3500 
kWh ansetzen können und erhielte als anteilige 
Unkosten 40 bis 50 Pf/kWh, ein Preis, der auch 
für Friedensverhältnisse mäßig genannt wer- 
den muß. 

Durch eine wesentliche Vergröße- 
rung der Batterie, günstigere wirt- 
schaftliche Verhältnisse zu erzielen, 
ist leider bei dem heutigen Stand der 
Akkumulierungsfrage unmöglich. Wir 
haben eben gesehen, die Windanlage liefert 
jährlich 10 000 kWh, im ungünstigsten Monat 
etwa 300 kWh; die nur 20 kWh fassende Ak- 
kumulatorenbatterie kostet bereits ein Drittel 
der gesamten Anlage. Auch die Aufspei- 
eherung in anderer Energieform führt 
nicht zu dem gewünschten Ziele, da 
die Anlagekosten und die Umwand- 


lungsverluste zu hoch werden. Günstig 
‚liegen die Verhältnisse bei der Wasserförderung, 


weil da ein Sammelbehälter mit großem Fas- 
sungsvermögen noch wirtschaftlich ist und 
dadurch ein hoher Bruchteil der Gesamtlie- 
ferung nutzbar gemacht werden kann. 

.. „ Die Leistung größerer oder kleinerer Räder 
ändert sich etwa entsprechend der Fläche, also 
dem Quadrat des Durchmessers. Bei einem 
15 m-Rad kann man also mit 30 000 
bis 40 000 kWh jährlich rechnen, bei 
einem 30 m-Rad mit 150 000 kWh. 
In besonders guten Windlagen dürfte 
es möglich sein, ein noch wesentlich 
besseres Ergebnis zu erzielen. \ 


1) Über Windturbi i « b : 
3. 396. 1018. 8. nn urbinen vgl. „ETZ“ 1908, S. 1250; 1913, 


Wie aus vorstehender Wirtschaftlichkeits- 
berechnung, die sich auf die Verhältnisse vor 
dem Kriege stützt, hervorgeht, nimmt die 
Windturbine den Kampf mit der konkurieren- 
den Brennstoff-Kleinkraftmaschine nicht ohne 
Erfolg auf. Diese erfordert zwar ein wesentlich 
geringeres Anlagekapital, benötigt aber da- 
neben Brennstoff sowie wesentlich mehr War- 
tung. Heute liegen die Verhältnisse im Ver- 
gleich z. Zt. vor dem Kriege insofern günstiger, 
als der Brennstoff-entweder im Preise unver- 
hältnismäßig gestiegen oder überhaupt nicht 
zu haben ist. Daher wird die hohe Kapital- 
aufwendung für die im Preise auf das 10- bis 
12 fache gestiegenen Windanlagen vielfach 
nicht gescheut. 

Eine exakte, vergleichende Wirtschaftlich- 
keitsberechnung läßt sich nicht anstellen. 

Vergleicht man die. jährlichen Unkosten 
mit dem gesamten Arbeitsgewinn, so ist die 
Windturbine unbedingt jeder-anderen Klein- 
kraftanlage überlegen. Kann man sich mit dem 
Verbrauch wenigstens in gewissen Grenzen der 
Lieferung anpassen, wie es beim Landwirt tat- 
sächlich der Fall ist, dann kommt die Wind- 
turbine immer noch in Frage. Verlangt man 
jedoch täglich einen gleichmäßig wiederkehren- 
den Verbrauch, so ist die Windturbine natur- 

emäß nicht vorteilhaft, dann kommt jedoch 
ie gleichzeitige Einrichtung einer Lokomobile. 
oder eines Benzolmotors in Frage, der nur im 
Notfall einspringt und sonst ohne Wartung. 
und- Brennstoffbedarf stilliegt und die Rolle 
der Reservemaschine übernimmt. 


VII. Verwendungsmöglichkeiten der 


Windturbine. 


Wo also die Überlandzentrale ihre Netze 
noch nicht ausgebreitet hat, tritt die Wind- 
turbine häufig in Konkurrenz mit der kleinen 
ee für Brennstoffbetrieb. Sie eignet 
sich besonders für solche Verwendungszwecke, 
die einen unregelmäßigen Betrieb vertragen 
so daß die gesamte zu gewinnende Energie be-. 
nutzt werden kann. Das ist in erster Linie Be- 
wässerung und Entwässerung sowie 
ferner Wasserversorgung. Die 15 000 in 
Argentinien jährlich errichteten Anlagen die- 
nen vorwiegend der Wasserversorgung. Da- 
neben arbeiten Windturbinen für Erzeugung 
von Elektrizität sowie für den Antrieb 
kleiner landwirtschaftlicher Maschi- 
nen. Für Dreschzwecke freilich wird die 
Windturbine im allgemeinen nicht verwendet; 
ihre Durchschnittsleistung ist dafür zu gering, - 
oder aber man müßte eine für die kurze Dresch- 
periode unverhältnismäßig große und teure 
Anlage erstellen. - 

Häufig verrichtet dann eine Lokomobile 
die Drescharbeit und dient gleichzeitig als 
Notreserve für besonders windarme Perioden. 

Eine gute Ausnutzung ergibt sich, 


wenn mehrere Verwendungszwecke bei 


ein und derselben Windanlage vorgesehen wer- 
den. Besonders eignet sich der Wasserbehälter 
dafür, die Spitzen der Lieferung aufzufangen, 
und die Elektrizitätserzeugung kann ohne nen- 
nenswerte Vergrößerung der Windturbine 
gleichzeitig eingerichtet werden, wie es in neue- 
rer Zeit häufig geschieht. 2 
.. Wenn die Windturbine als kleine 
Einzelanlage ihre Lebensfähigkeit er- 
wiesen hat, so ist doch die Ausnutzung 
der gesamten Windkraft nur in einem- 
sehr bescheidenen Umfange durchge- 
führt. Es fragt sich nun, läßt sich 
diese Ausnutzung auf eine breitere 
Grundlage stellen, indem man die 
Windturbine für Großkrafterzeu- 
gung heranzieht, um dadurch eine ins 
Gewicht fallende Ersparnis an Kohlen 
zu erzielen. z 
‚Die größte z. Zt. herstellbare Windanlage 
mit einem Raddurchmesser von 30 m hat eine 


Volleistung von 60 bis 80 kW und eine mittlere 3 


Leistung von etwa 15 kW. t Eine Leistungs- 
steigerung darüber hinaus ist nur durch Pa- 
rallelbetrieb mehrerer Anlagen möglich. Eine 
nennenswerte Verringerung der Anschaffungs- 
kosten, bezogen auf die Leistungseinheit, ist 
demnach bei einer Großwindanlage nicht zu 
erzielen, so daß ganz erhebliche Anlagekapi- 
talien erforderlich werden. 
eine solche Großanlage mit Rücksicht auf die 
Veränderlichkeit der Windstärke und die oben 
nachgewiesene Unmöglichkeit, durch Akku- 
mulierung einen vollen Ausgleich zu' schaffen, 
kaum auf eigenen Füßen stehen können, ob- 
gleich es auch Gegenden, besonders Küsten- 
gegenden gibt, wo ein ganz bestimmter Wind 


zu einer bestimmten Tageszeit mit vollkomme- 


ner Regelmäßigkeit einsetzt. 4 
Etwas günstiger liegt es, wenn das Wind- 
kraftwerk mit einem Kohlekraftwerk gemein- 
sam arbeitend gedacht wird. Das Kohlekratt- 
werk soll zwar für die volle Leistung berechnet 
werden, es soll jedoch der gesamten Erzeugung 
an Windkilowattstunden entsprechend Kohle 


Und dabei würde 


er‘ or 
r BE. ’ 


80. Juni 19820. 


sparen. 
überflüssig, und die Abschreibungsquote kann 
mit Rücksicht auf die hohe Lebensdauer der 
Windanlage allein geringer bemessen werden. 
Ein Windkraftwerk mit einem 30 m- 
Rad, wie es bei den Vereinigten Windturbinen- 
werken durchkonstruiert worden ist, würde 
heute etwa 300 000 M kosten oder bei 
10% Kapitaldienst (5% Verzinsung, 3% Ab- 


schreibung, 2% Wartung und Sonstiges) 
jährlich 30 000 M erfordern. Dafür 
würde auf eine Lieferung von 150 000 


kWh jährlich zu rechnen sein. Eine kWh 
kostet dann 20 Pf. Im allgemeinen werden 


“ die Kohlekosten pro kWh beim Kohlekratt- 


werk heute eben so hoch oder höher sein, so 
daß dieses Ergebnis sehr beachtlich erscheint. 
: Re muß aber das Folgende berücksichtigt 
werden: 


1. Die entsprechende Kohlenmenge 
läßt sich nicht vollständig sparen, 
da die Möglichkeit plötzlichen Windausfalles 
eine gewisse Bereitschaft im Kohlekraftwerk 
fordert. Überhaupt ist der Wind bisweilen 
eh auftretend und abflauend, und bei 

öigen Winden folgen starke Schwankungen 
rasch aufeinander, und die Betriebselastizität 
im Kohlekraftwerk ist nicht entsprechend. 


2.-Die Erzeugung von Drehstrom 
mit bestimmter Periodenzahl mit Hilfe 
von Windturbinen ist bisher nicht 
durchgeführt und stößt auf Schwierig- 
keiten, da ein glatter Windturbinenbetrieb 
nur möglich ist, wenn die Drehzahl mit der 
Belastung schwankt. 

3. In der gegenwärtigen Zeit hat die Er- 
richtung einer Windgroßkraftanlage zum 
Zwecke der Kohlenersparnis noch das Bedenken, 
daß die errechneten Kosten von 20PfjekWh, da 


sie im Wesentlichen Kapitaldienst darstellen, 


auf Jahrzehnte hinaus bestehen bleiben, wäh- 
rend anzunehmen ist, daß die Kohlenkosten im 
Laufe der nächsten Jahre wieder unter dieses 
Maß sinken müssen. 


VIII. Schluß. 
Zusammenfassend kann gesagt werden: 


Windenergie ist in Unmenge vorhanden. 


Rn 


Die Windkraftmaschine wird wohl immer 
ein achsial beaufschlagtes Windrad besitzen, 
wie wir es bei der alten Windmühle ebenso wie 
bei der modernen Eklipse-Konstruktion vor- 
finden. 

Die Richtungsänderung des Windes be- 
deutet eine Erschwerung der Konstruktion. 

Die zwischen Null und ganz außerordent- 
lichen Werten schwankende Leistung des Win- 
des verhindert einen rationellen Großbetrieb, 
wenn man an die Versorgung industrieller 
Werke durch Windkraftmaschinen allein denkt. 

Bisher hat die Windturbine Daseinsbe- 
rechtigung bewiesen, soweit kleine Einzelan- 
lagen fern von einer Überlandzentrale den 
Zwecken der Bewässerung, Entwässerung, 
Wasserversorgung, Elektrizitätserzeugung und 
des Kraftbetriebes dienen, und hier sollte ihre 
Verwendung künftig in noch stärkerem Maße 
in Frage gezogen werden als bisher. Die Ver- 
wendung der Windturbine als Zusatzmaschine 
zur Brennstoffkraftmaschine zu dem Zwecke, 
den Brennstoffverbrauch zu drücken, erscheint 
in wirtschaftlicher Beziehung günstig, stößt 
aber noch auf mehrfache Schwierigkeiten. 

Die Großerzeugung durch Windturbinen 
allein ist erst dann wirtschaftlich durchführbar, 
wenn die Möglichkeit billiger Akkumulierung 
geschaffen sein wird. j 

Von Verbesserungsmöglichkeiten auf Grund 
des heutigen Standes der Technik ist zu er- 
wähnen, daß sich einmal der Wirkungsgrad der 
bisher ausgeführten Anlagen in mehrfacher Be- 
ziehung besonders durch Verwendung von 
Kugellagern steigern ließe, was allerdings ein 
Abweichen von der bisher bewährten einfachen 
und robusten Bauart bedeuten würde. Des 
weiteren wäre eine Verbilligung der einzelnen 
Anlage denkbar, wenn zur Massenherstellung 
übergegangen würde. Die hieraus zu erwar- 
tenden Vorteile sind jedoch nicht so weit- 
gehend, daß das entworfene Bild sehr wesent- 
lich geändert werden könnte. 

Wenn möglich, soll noch in einer weiteren 
kurzen Abhandlung der-elektrische Teil eines 
Gleichstrom-Windelektrizitätswerkes, wie er 


für das Versuchswerk durchkonstruiert worden. 


ist, und seitdem von ‚den Vereinigten Wind- 
turbinen-Werken in etwa 80 Anlagen zur Aus- 


‚führung gebrachtist, nebst einigen Neuerungen 


besprochen werden, sowie einiges über die tech- 
nische Möglichkeit der Erzeugung von Wechsel- 
strom bzw. Drehstrom unter Verwendung von 
Windturbinen gesagt werden. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


Die Akkumulatorenbatterie ist dann 


1920. 


Heft 26. 


503 


—— — 


Über lichtbogenfreie Unterbrechung 
elektrischer Ströme. 


Von W. Buıstyn, Berlin. 


Übersicht. Kraus hat festgestellt, daß zu 
jedem Metall und jeder mittleren:Spannung eine 
bestimmte „Grenzstromstärke“, bis zu welcher ein 
‚Strom lichtbogenfrei geöffnet werden kann, gehört. 
Die Kurve, welche die Abhängigkeit des Grenz- 
stromes von der Spannung angibt, verläuft beider- 
seits asymptotisch. Unterhalb der „Lichtbogen- 
spannung“ (gegen 15 V) werden beliebig große 
Ströme lichtbogenfrei unterbrochen. s 

Verfasser weist nach, daß sich diese Kurve 
nach der Seite der größeren Spannungen nicht stetig 
fortsetzt, sondern daß oberhalb des Kathoden- 
gefälles (ungefähr 300 V) auch der kleinste Strom 
eine Entladung endlicher Länge erzeugt, die aber 
bei schwachem Strom nicht ein eigentlicher 
Lichtbogen, sondern „Glimmlicht“ ist. Die prak- 
tischen Folgen dieser Erscheinung werden erörtert. 

Außerdem untersucht Verfasser die Verhält- 
nisse beim Grenzstrome näher und für eine größere 
Zahl von Metallen. 


Manchem Ingenieur wird es schon auf- 
gefallen sein, daß man beim langsamen Öffnen 
eines Starkstromkreises (z. B. beim Heraus- 


schrauben eines Sicherungsstöpsels unter 
Strom) bis zu einer gewissen Stromstärke 
nicht die Spur eines Lichtbogens erhält, 


während sich bei nur wenig stärkerem Strom 
bereits ein Liehtbogen von einigen Millimetern 
zeigt. Es liegt also eine Unstetigkeit vor. Die 
Gesetze, welche für die Unterbrechung von 
Strömen in der Größenordnung eines Ampere 
bej mittleren Spannungen gelten und welche 
die Erklärung für die genannte und zahlreiche 
andere praktisch wichtige Erscheinungen geben, 
sind aber kaum bekannt. 

Die ersten sorgfältigen Untersuchungen 
darüber hat m. W. F. Kraus!) angestellt. Sie 
sollen zunächst im folgenden auszugsweise 
wiedergegeben werden. 

Die Theorie von Philippi. _ 

Kraus benützt eine theoretische UÜber- 
legung, welche Philippi?) angesteHt hat. Sie 
geht von der Ayrtonschen Gleichung für den 
Lichtbogen aus: 


e=at+bs +34 ee il 


Darin bedeutet 

e=die Spannung des Lichtbogens in Volt, 

i=die Stromstärke in Ampere, 

s=die Lichtbogenlänge in cm; 

a,b, c, und d sind Konstanten. 

Diese Gleichung wird auf den Fall eines 
Lichtbogens angewandt, der bei der Unter- 
brechung eines Gleichstroms durch einen 
Schalter entsteht. Die Spannung der Gleich- 
stromquelle betrage P, der vom Vorschalt- 
widerstande. w bei geschlossenem Schalter 
durchgelassene Strom ‚sei 

i E 

Je el? 


Beim Öffnen. des Schalters entsteht ein 
Liehtbogen, dessen Länge in einem bestimmten 
Augenblicke s beträgt; die Stromstärke sinkt 
dabei auf i, die Spannung an den Schalter- 
kontakten steigt von 0 auf e. Dann ist 


ON: — USE 
und nach Einsetzen von 1) 
. RR 
E-a=iw+bs+7+7 - IE NE (A 


Setzt man E—-a=m, so berechnet sich daraus 


55 (m — bs) + V(bs —m)? — 4w (c +ds)] (5 | 


Dies ist die Gleichung einer Hyperbel 
(Abb. 1). Nach Aufhören der metallischen 
Verbindung fällt der Strom plötzlich von 
J auf i, was der Verminderung der gesamten 
Spannung von E auf E—a entspricht. Bei 
Verlängerung des Lichtbogens sinkt der Strom 
erst langsam, dann schneller, bis der Scheitel 
der Hyperbel erreicht ist. Weiterhin folgt er 
natürlich nicht dem unteren Hyperbelaste, 
sondern er reißt bei der Länge smax ab. Soll 
es überhaupt zu keinem Unterbrechungs- 
lichtbogen kommen, also smax= 0 sein, so 


ist außerdem in Gl. (4) s=0 zu setzen. Da- 
durch erhält man als Bedingung 
MEAN: CE (6 


1) „Uber die Bedingungen, unter welchensein Licht- 
bogen überhaupt nicht entstehen kann.* „Elektrotechn. u. 
Maschinenb.*, Bd. 31, 1918, 8. 717. 

Dr.-Ing. BE. Philippi, „Über Ausschaltvorgänge 
und magnetische Funkenlöschung. Verlag L. Simion Nt., 
1910. 


oder nach Einsetzen des Wertes m 
(E >= a)? 


a RE er! 


Daraus folgen zwei Möglichkeiten für licht- 
bogenfreie Unterbrechung. Die eine ist ge- 
geben durch 


So TE 
d. h. die Betriebsspannung ist kleiner als die 


gegenelektromotorische Kraft a des unendlich 
kurzen Lichtbogens. Die zweite Möglichkeit 


besteht in der Erfüllung der Gleichung (7) 
durch endliche Größen. Diese Möglichkeit hat 
Philippi für ausgeschlossen gehalten und daher 
die Konstante c=0 setzen zu müssen ge- 
glaubt. Es ist das Verdienst von Kraus, nach- 
gewiesen zu haben, daß auch diese zweite 
Möglichkeit besteht. 


Untersuchungen von Kraus. 
A. Bestimmung der Konstante a. 
Die Konstante a ist zu definieren als die 
gegenelektromotorische Kraft, die der Licht- 
bogen bei unendlich großer Stromstärke und . 
unendlich kleiner Bogenlänge entwickelt. 
Gl. 1 wird für s=0 zu 


e 
mn=at;z - Er (0) 


Kraus stellt fest, daß der Wert bei 10 A 


nur gegen 0,5 V beträgt, und bestimmte, da 
große Stromstärken wegen des Anschmelzens 
der Elektroden keine genauen Messungen er- 


lauben, emin für diese Stromstärke Er fand 
die Werte folgender Zahlentafel: 
Zahlentafelı. 

Pos. Pol | Neg. Pol min 
Kohle Kohle 24 Volt 
Kupfer Kohle 1672: 
Kohle Kupfer 2Dus 
Kupfer Kupfer los: 
Eisen Eisen 14,5% 
Messing Messing 14 „ 
Zink Zink 1204 
Kohle Zink 20 bis 24 , 
Zink Kohle 12555 


„Das Wechseln der Pole bei verschieden- 
artigen Elektroden zeigt, daß für diesen Span- 
nungsabfall offenbar die positive 
Elektrode maßgebend ist.‘“ 


B. Bestimmung der ohne 
Lichtbogen unterbreehbaren 
Stromstärke oberhalb der 

Spannung a. 

An zwei Elektroden, z. B. 
Kupfer und Kupfer, wurde eine 
konstante Klemmenspannung ge- 
legt und in den Stromkreis ein 
Widerstand eingeschaltet. 
Durch Entfernen der Elek- 
troden (Kontakte) voneinan- 
der wurde ein Liehtbogen er- 
zeugt und bis zum Erlöschen 
ausgezogen. Der Widerstand 
wurde immer ' mehr ver- 
größert, so daß die Länge des 
Ausschaltlichtbogens kürzer 


Asymptoter 


Messing 
Zink 


#8 


7 


mit 


504 


wurde, bis sich kein Lichtbogen mehr bildete. 
Bei diesem Widerstande wurde die Strom- 
stärke J, welche bei Berührung der Elektroden 
bestand, bestimmt. 

Die Ergebnisse sind aus Abb. 2 zu ent- 
nehmen, bis auf folgende Werte der Grenz- 
stromstärke, welche höheren Spannungen ent- 
sprechen: 


Kohle — Kohle bei 
Kupfer — Kupfer „, 
Messing--Messing ,„ 220 ,„ 0,384 , 
Zink — Zink ION 00ER; 
Um bei 220 und 440 V genauere Werte zu 
erhalten, maß Kraus die maximale Lieht- 
bogenlänge für bestimmte Stromstärken und 
extrapolierte bis zur Bogenlänge 0. Auf diese 
Weise ergab sich als Grenzstromstärke für 


Kupfer — Kupfer bei 220 V 0,48 A 
Kupfer — Kupfer PAAR 0,32 
Messing — Messing ,„ 220 „ 0542, 
Messing — Messing ,‚, 440 „ [A BER 
In Abb. 3 sind die maximalen Watt ver- 
zeichnet, welche sich lichtbogenfrei unter- 
brechen lassen. Der Unterschied im Verhalten 


180 V 0,0376 A 
226 ‚, 0,5 » 


Zink 


o---Mohle 
220 
Abb. 3. 


F=>E) VOR WHO 


der}Kohle und der Metalle fällt auf. T Aus den 
Kurven zieht Kraus den.Schluß, daß? die 
Konstante c $der Ayrtonschen Gleichung 
keineswegs eine Konstante ist,$sondern bei 
Metallen mit fallenden Strom unimmt, _bei 
Kohle ‚bis ‚auf ,0,abnimmt.] > 
E C. Schlußfolgerungen. 
Um die gewonnenen Ergebnisse allge- 
meiner verwerten zu können, weist Kraus 
einen etwa folgendenmaßen ausdrückbaren 
Satz nach: : 
„Wenn ein elektrischer Strom unter- 
brochen wird, so sind die Vorgänge an der 
Unterbrechungsstelle (Liehtbogenbildung und 
dgl.) nur davon abhängig, wie groß die Strom- 
stärke vor der Unterbrechung und die Span- 
nung nach der Unterbrechung ist, nicht aber 
von der Art der Stromverzweigung.“ wre 
Eigentlich gilt dieser Satz nur für Ver- 
zweigungen mit Ohmschen Widerständen, je- 
doch auch dann, wenn eine Selbstinduktion 
unmittelbar in Reihe mit der Unterbrechungs- 
stelle liegt. Beispielsweise werde ein (wider- 
standslos gedachter) Selbstunterbrecher nach 
Abb. 4 von einer Stromquelle von 10 V mit 


es =}. 


10 
i 282 
Abb. 4. 
einem Vorschaltwiderstande von 2 Q be- 
trieben; an seinen Kontakten zeigen sich 


genau die gleichen Erscheinungen, wenn er 
nach Abb. 5 von einer Stromquelle von 100 V 


100V 3,282 


BZ 208 
Abb. 5. 


einem solchen Nebenschlusse betrieben 
wird, daß ebenfalls durch die geschlossenen 
Kontakte 5 A fließen, an den geöffneten Kon- 
takten 10 V entstehen, 


Elektrotechnische Zeitschrit. 


1920. 


Heit 26. 


1. Juli 1920. 


An einer Reihe von Beispielen erörtert 
Kraus weiterhin die Anwendung der ge- 
wonnenen Ergebnisse auf den Bau von Schal- 
tern, Kollektoren, Anlassern usw. 2 


Untersuchungen des Verfassers. 
A. Vorbemerkung. 


Unmittelbare Veranlassung für den Ver- 
fasser, die Arbeiten von Kraus nachzuprüfen, 
war der Umstand, daß Kraus auch für 440 V 
eine ohne Liehtbogen unterbrechbare ‚,‚Grenz- 
stromstärke‘ angibt, obwohl diese Spannung 
oberhalb des Kathodengefälles liegt. Hier 
mußte ein Beobachtungsfehler vorliegen. 
Ferner wollte ich feststellen, mit welcher 
Genauigkeit sich die Grenzstromstärken be- 
stimmen lassen und inwieweit sie wirklich 
von der Beschaffenheit der Elektroden unab- 
hängig sind. Auch sollten diese theoretisch 
und praktisch wichtigen Naturkonstanten für 
möglichst viele Metalle gemessen werden. 

Das Arbeitsprogramm konnte wegen des 
Krieges nur unvollstandig ausgeführt werden.!) 

Immerhin sind die angedeuteten Fragen 
grundsätzlich geklärt worden. Die verwendeten 
Klektroden bestanden meist aus zylindrischen 
Stücken von 4 mm Durchmesser mit schwach 
konvexen Enden. Sie waren in Halter ge- 
faßt, von denen der eine fest eingespannt, der 
andere frei von Hand beweglich war. Alle 
Versuchsanordnungen waren so getroffen, daß 
die Selbstinduktion der Vorschaltwiderstände, 
die Kapazität der Zuleitungen u. dgl. keine 
Fehler verursachen konnten. Z. B. wurde ver- 
suchsweise eine Selbstinduktion, weit größer 
als die im Kreis vorhandene, hinzugefügt und 
festgestellt, daß sie die Ergebnisse nieht be- 
einflusste. : 


B. Bestimmung der Lichtbogen- 
spannung d. 

Sie erfolgt durch Messung der gesamten 
Lichtbogenspannung, also bei großer Strom- 
stärke und kleiner Bogenlänge, und durch 
Extrapolation auf die Länge 0. Die Werte 
liegen etwas höher als die von Kraus ge- 
fundenen. 


Blei 15V Nickel 19 V 
Eisen 16%, Platin 207, 
Gold DANS Silber 1:02 
Kupfer 182% Stahl 1695, 
Messing kon, Zink 1 
Neusilber Wr  Yahaka! 1478 


C. Bestimmung der Grenzstromstärken. 


Es zeigte sich, daß die Grenzstromwerte 
meist nur recht ungenau bestimmbar sind. Sie 
hängen zwar nur wenig von der Öffnungsge- 
schwindigkeit, der Form der Elektroden, selbst 
von ihrer Temperatur und ihrem Rauheits- 
grade ab, sehr stark aber von deren Reinheit. 
Je reiner die Oberfläche, desto größere Ströme 
lassen sich lichtbogenfrei unterbrechen. Dies 
bringt eine beträchtliche Unsicherheit in die 
Beobachtung, namentlich bei leicht oxydier- 
baren Metallen. Ich fand z. B. für Kupfer 
bei 220 V bis zu 1,0 A, wenn die Oberfläche 
frisch anpoliert war, dagegen nur 0,4 A bei 
In Oxydation, während Kraus 0,48 A 
angibt. 

: Die Zahlentafeln 2, 3 u. 4 geben die Mittel- 


werte aus einer großen Zahl von Versuchsreihen 


an: 
Zahlentafel2. 
Beide Elektroden aus gleichem Metall. 


Grenzstrom in Amp bei Volt 


Mare 36 10 | 220 
Aluminium rd 1,0 0,4 ? 
Blei. N 2; 0,6 — 0,46 
Bisen 2. Dee D,B: al 1,2 
Gold 1000 t lt 1,0 0,7 

H O0. = — 0,74 
8008, = u,84 
ER: 600,28 19, 1,0 
Kupfer. . 95 1,4 1,0 
Messing — 0,6 0,48 
Neusilber — — 0,71 
Nickel. 3,5 1,5 1,25 
Blatnwer So >2 3,0 2,2 
» . mit. 10%9 Ir. — — 4,0 
A 20.90 > —_. — 5,2 
Platin-Rhodium . — — 2,5 
Silber 1000 t =: E= 1,25 
2717900. — a 1,05 
EC, er = 0,9 
Stahl — — 0,78 
Tantal . — — 1,65 
Wolfram . — 2 1,6 
Zink 1,10 10.800,07 
Zion — — 0,56 


a , \ 

!) Die Arbeiten wurden größtenteils im Laboratorium 
der Firma P. Firchow Nachfolger in Berlin unter 
Mitwirkung des Herrn Dr. Tramın ausgeführt, später im 
Wiener Elektrotechnischen Institut ergänzt. Die Elektroden 
aus Edelmetall hat die Firma Bisenach entgegenkommen- 
derweise zur Verfügung gestellt. 


Zahlentafel 3. 


Elektroden aus verschiedenem Metall 
Spannung 200 bis 220 V. 


. Material der 


Kathode | Anode | Bromserzann 
Zink I* "Nickel 7] 7 019A 
Nickel Zink 0,80 
Zwuk Kohle 0,180, 
Kohle Zink 0,18 „ 
Zink Platin 29 
Piatin -Zink 0b: 
Graphit Plan NARI-- 
Platin Graphit ec 


ZJahlentafel 4 


Einige Versuche bei verschiedenen 
Spannungen. 


Material ? | VG | A 
GO FYF I SER 30 23 
Nickel Areas er 18 14 
Blawun., 50 20% 


„ mit 200/, Iridiam 


Unterhalb der Grenzstromwerte gibt es 
bei vielen Metallen noch eine zweite Strom- 
grenze, bis=zu welcher man beim Öffnen nur 
ein dünnes, geräuschloses Fünkchen merkt. 
Darüber hinaus bewirkt unendlich geringes 
Öftnen des Kontaktes zwar auch Stromunter- 
prechung, aber es geht ihr eine explosions- 
artige Funkenerscheinung voraus, die sich 
unter Umständen über einige mm? der Ober- 
fläche, ausbreitet und bis “4, s lang dauern 
kann. (In den Zahlentafelu ist immer die 
obere Grenze angegeben.) Beide Grenzen 
sind ungefähr gleich scharf. Für 220 V liegen 
sie bei Aluminium, Kupfer und legiertem 
Silber nahe aneinander; bei Nickel, Feınsilber 
und Wolfram beträgt die untere Grenze etwa 
die Hälfte der oberen, ebenso bei Platin; 
bemerkenswert ist bei letzterem, daß durch 
Legierung mit Iridium die untere Grenze un- 
verändert bleibt, die obere weit hinaufrückt!). 

Aus der Zahlentafel 3 geht hervor, das 
die Grenzstromstärke zwar hauptsächlich, aber 
nicht allein von der Kathode abhängig ist. 
Vermutlich ist sie dadurch gegeben, daß bei 
ihr deren Oberfläche eben jene "Temperatur 
erreicht, welche zur Aussendung von Elektroi 
nen nötig ist. Gute Leitfähigkeit für Elektr- 
zität und Wärme und geringe Elektronen 
emission (hoher Schmelzpunkt ?) müssen daher 
hohe Grenzstromstärken bedingen. Von den 
obigen Ergebnissen spricht nichts gegen diese 
Auffassung. 


D. Kathodengefälle und Glimmlicht. 


Die Spannung, welche erforderlich ist, 
damit zwischen kalten Elektroden eine Ent- 
ladung übergeht, also die Funkenspannung, 


ist nicht ihrem Abstande proportional. Selbst 


bei unendlich kleinem Abstande muß eine 
endliche Spannung angewandt werden. Es 
ist dies das „Kathodengefälle‘‘, von dem man 
meist nur bei Entladung in verdünntem Gase 
spricht. Seine Höhe ist nur von der Natur der 
Kathode und des Gases abhängig, nicht aber 
vom Gasdruck; sie beträgt meist gegen 300 V. 
Oberhalb dieser Spannung erzeugt der 
schwächste Strom bereits eine Entladung end- 
licher Länge. 

Diese Entladung braucht aber nicht immer 
ein Lichtbogen (im engeren Sinne des Wortes) 
zu sein. Es gibt noch eine zweite Entladungs- 
form, das Glimmlicht. i 

Für das Auge unterscheidet es sich vom 
Lichtbogen durch geringere Helligkeit, violette 
Farbe und durch das Fehlen des ‚„Kathoden- 
fußpunktes‘‘, jener meist sehr kleinen, weiß- 
glühenden Stelle der Kathode, welche Voraus- 
setzung für einen echten Lichtbogen ist. Der 
Liehtbogen bezieht nämlich seine Elektronen 
durch Emission aus diesem Krater, während 
sie beim Glimmlichte durch rein elektrische 
Kräfte aus der Kathodenoberfläche gerissen 
werden. Das Glimmlicht bedeckt fast gleich- 


mäßig einen Teil der Kathodenoberfläche und 


zeigt überhaupt denselben Bau wie in der 
Vakuumröhre, nur daß der über 100-mal größere 
Gasdruck die Erscheinungen im selben Maß- 
stabe, also auf fast mikroskopische Ab- 
messungen, verkleinert. Der große Potential- 
abfall im Glimmlicht bewirkt eine viel stärkere 
Erhitzung der Elektroden, besonders der 
Anode, als der Lichtbogen. 

Die maximale Spannung einer möglichst 


kurzen Glimmlichtstrecke soll nach der Theorie‘ 


dem Kathodengefälle entsprechen. Ich habe 
es durch Bestimmung der kleinsten Spannung, 
welche mit großem Vorschaltwiderstande noc 


B ) Leider sind die Aufzeichnungen darüber, sowie 
über einen großen Teil aller Messungen, verloren gegangen. 


Be 


1. Juli 1920. 


eine Entladung endlicher Länge gab, und durch 
Bestimmung der Spannung eines Glimmlichtes 
möglichst großer Stromstärke zu messen ge- 
sucht und fand in Luft für 


Kupfer 310 V 
Nickel 285%, 
Platin 305,;:) 


Die Messungen sind auf +5 V sicher. Bei 
Kohle scheint der Kathodensprung etwa 220 V 
zu betragen; bei Aluminium ließ er sich über- 
haupt nicht messen. Die Verbrennung beider 
Körper scheint zu bewirken, daß sich schon bei 
sehr schwachem Strom (bei Kohle mit wenigen 
mA) ein Liehtbogen statt des Glimmlichtes 
ausbildet. 


E. Übergang vom Lichtbogen zum 


Glimmlicht. 


Beieiner Netzspannung von 440 V lieferten 

Platinelektroden bis 0,08 A reinen Glimmstrom. 
Bei weiterer Verminderung des Widerstandes 
steigt der Strom plötzlich auf etwa 0,25 A, und 
das geräuschlose Glimmlicht geht in einen 
zischenden Bogen über. An der Grenze 
schwankt die Entladung zwischen beiden Zu- 
ständen, bei Verkleinerung des Widerstandes 
wird der Bogen stabil, bei Vergrößerung;kehrt’ 
das Glimmlicht zurück. . 
Es ist tatsächlich möglich, daß derselbe 
Leiterkreis sowohl mit sehr schwachem ‚Strom 
und Glimmlicht als mit starkem Strom und 
Lichtbogen stabil ist. Bei festen Metallelek- 
troden in Luft läßt sich diese Labilität aller- 
dings schwer nachweisen, wohl aber, wenn man 
als Entladungsstrecke eine recht warme Queck- 
silberdampflampe benützt. Legt man sie 
über etwa 200 @ an 440 V, so wird ihr Innen- 
raum von grünem Glimmlichte durchsetzt; der 
Strom beträgt einige mA. Durch Klopfen, 
Kippen oder elektrisches Zünden springt die 
Erscheinung in den normalen weißen Licht- 
bogen über. ß 

Kupferelektroden geben bei 440 V bis 
0,32 A (Kurzschlußstrom) Glimmlicht, darüber 
hinaus Lichtbogen. Das Glimmlicht läßt sich 
bei etwa 1400 @ Vorschaltwiderstand bis’ auf 
etwa Imm Länge ausziehen. 


F. Vollständige Grenzstromkurve. 


Die vollständige Kurve sei am Beispiel 
des Kupfers erläutert (Abb. 6). Unterhalb der 


- Liehtbogenspannung von 18 V wird jeder be- 


iebi ge Strom lichtbogenfrei unterbrochen. Bei 


400 Volt 


höheren Spannungen sinkt die Grenzstrom- 
stärke erst schnell, dann langsam. Beim Ka- 
thodengefälle (310 V) springt die Kurve auf 
0, da dann selbst der schwächste Strom’ ein 
Glimmlicht endlicher Länge erzeugt. Die punk- 
tierte stetige Fortsetzung der Kurve oberhalb 
310 V bedeutet, daß bei diesen Stromstärken 
das Glimmlicht in einen Lichtbogen (im 


- eigentlichen Sinne des Wortes) übergeht. 


a ui u na Bac i 


Einige praktische Folgerungen. 


Bogenspannung und Kathodengefälle sind 
die natürlichen Grenzen zwischen Nieder-, 
Mittel- und Hochspannung. Sie wären etwa 
bei 15 und 275 V anzunehmen. 

Unterhalb des Kathodengefälles” genügt 
der kleinste Luftabstand, das dünnste Iso- 
liermaterial, um Stromübergang sieher zu ver- 
hindern. Man merkt dies-z. B. daran, daß Pa- 
pierkondensatoren 220 V (Gleichstrom!) ver- 
tragen, sofern sie nicht wirklich Kurzschluß 
aufweisen, für 440 V jedoch schon sehr sorg- 
fältig hergestellt werden müssen. . 

Oberhalb des Kathodengefälles erzeugt der 
schwächste Strom ein Glimmlicht endlicher 
Länge. Es ist z. B. die Ursache, warum Re- 
lais, automatische Uhraufzüge und ähnliche 
Schalter mit kleinem Hube bei 440 V häufig 
versagen. 

.. Wird ein Gleichstromkreis, der sich sonst 
liehtbogenfrei unterbrechen ließe, mit Selbstin- 
duktion belastet,so entsteht beim Unterbrechen 
an den Kontakten auf Grund der ‚„Extrastrom- 
spannung‘ zunächst ein Liehtbogen. Öffnet man 
die Kontakte nur ganz wenig, so kann man 


942 v. Ju der Literatur findet man für Platin in Luft „rd. 
a apreeben. Die Unstimmigkeit ist mir nicht er- 
rlich. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 26. 


505 


beobachten, daß zwischen ihnen der Licht- 
ogen einige Augenblieke lang brennt, näm- 
lich so lange, bis die in der Selbstinduktion 
aufgespeicherte Energie verzehrt ist, und dann 
von selbst erlischt. 

Bei Wechselstrom von 220 V überschreitet 
das Spannungsmaximum gerade das Kathoden- 
gefälle. Damit ist die Erscheinung zu erklären, 
daß in solchen Netzen an schleehten Kontakt- 
stellen ein dauernder Liehtbogen entstehen 
kann. Er äußert sich zunächst nur durch etwas 
schwächeres Brennen der angeschlossenen 
Lampen, da er ja 15 V 'verzehrt!). Seine Ge- 
fährliehkeit,; braucht nicht näher erklärt zu 
werden. 

Die Grenzstromstärke hat die praktische 
Bedeutung,\daß unterhalb derselben einyKon- 
taktfehler niemals einen Lichtbogen verur- 
sachen kann, daß also Schnappkontakte über- 
flüssig sind. Z. B. verbraucht bei 220 V eine 
50-wattige Metallfadenlampe 0,23 A; dieser 
Strom liegt weit unter der Grenzstromstärke 
für Messing, jedoch‘,„oberhalb derjenigen für 
Zink. Mit Messingkontakten läßt sich jede 
Metallfadenlampe bis 100 W lichtbogenfrei 
unterbrechen; eine 32-kerzige Kohlenfaden- 
lampe gibt aber bereits einen Liehtbogen von 
über 1 mm Länge. 

Als Materialeigenschaft ist die Grenz- 
stromstärke metallographisch interessant. Der 
Feingehalt einer Silberlegierung läßt sich z. B. 
damit recht gut bestimmen. 


Die Leistungsaufnahme von Wechselstrom- 
systemen und ein vereinfachter Weg zur 
Berechnung der letzteren. 


Von F. Natalis, Berlin-Charlottenburg. 


Übersicht. Fs wird eine neue Berechnungs- 
weise für Wechselstromsysteme entwickelt. Neu- 
artig ist dabei die Darstellung eines induktiven 
Widerstandes durch ein Vektorverhältnis. Dadurch 
ergibt sich eine sehr einfache und anschauliche 
Aufstellung von Vektorgleichungen, deren Ergeb- 
nisse graphisch ausgewertet werden, Durch Ein- 
führung und Erläuterung des „Vektorproduktes“ 
wird ferner die Gültigkeit des in einem früheren 
Aufsatz für die Leistungsaufnahme von Gleichstrom- 
systemen entwickelten Lehrsatzes auch für Wechsel- 
strom nachgewiesen. Die neue Berechnungsweise 
gibt Gelegenheit, auch andere Gesetzmäfßigkeiten 
aufzufinden. 


In einem früheren Aufsatz?) entwickelte der 
Verfasser ein neues Gesetz über die Leistungs- 
aufnahme elektrisch unbestimmter Systeme für 
Gleichstrom. Es wurde nachgewiesen, daß das 
Gesetz auch für Wechselstrom, zunächst aber nur 
bei induktionsfreier Belastung, gültig ist. Nach- 
stehend soll untersucht werden, ob ein ähn- 
liches Gesetz auch für induktive oder kapazitive 
Belastung aufgestellt werden kann, und ein 
besonders anschaulicher Weg zur Behandlung 
solcher Aufgaben entwickelt werden. Dabei 
‘werden nur die einfachsten, jedem Ingenieur 
geläufigen, Regeln der Vektoranalysis — die 
Bildung der Summe und Differenz mehrerer 
Zeitvektoren — als bekannt vorausgesetzt. 
Die nachstehenden Gleichungen sind durchweg 
als Vektorgleichungen aufzufassen. 

Die Spannungsvektoren sind mit €, e, die 
Effektivwerte mit E, e. die Stromvektoren mit 
$, 1, die Bffektivwerte mit J, i bezeichnet. 

Die Widerstände sind gegeben durch den 
Wert des Scheinwiderstandes z und die Phasen- 
nach- bzw. -voreilung + bzw. —g des 
Stromes gegen die Spannung. Vielfach wird 
auch der Scheinwiderstand 3 gleich der vek- 
torielen Summe der induktionsfreien Kom- 
ponente x in Richtung der Spannung und der 
induktiven Komponente ) (bzw. — 4) senk- 
recht dazu dargestellt 


3144; z=eVe+Yp; 
KR: 


Be 


Y 


EN 


x 
sing=+t c89y=7; gp—= 


Diese Darstellung des Widerstandes durch 
einen Vektor ist aber unlogisch, denn der 


»' Der N GREBNE IE in Wirklichkeit ziemlich kompli- 

ziert. Solange die Stromstärke gering ist, erlischt der 

Lichtbogen jedesmal, wenn die Spannung durch null geht. 

Infolgedessen drosselt er schwache Ströme mehr als starke. 
») „ETZ“ 1919, S- 645 j) 


a —— 


— 


Widerstand ist keine periodisch veränderliche 
Größe. Zu einer richtigen Auffassung gelangt 
man durch folgende Überlegung: 

Wenn der Scheinwiderstand z an die 
Spannung €, Abb. 1, gelegt wird, so entsteht 


der Strom $ mit der Phasenverschiebung p. 


Abh. 2. 


Abb. 1. 


Wird derselbe Scheinwiderstand z an eine 
andere Spannung e, Abb. 2, gelegt, so entsteht 
der Strom i mit der gleichen Phasenver- 
schiebung %. Der Scheinwiderstand z ist 


daher durch das Verhältnis 3 und den Winkel 


also durch das Vektorverhältnis in 


p; a’ 
welchem der Winkel p mit enthalten ist, ge- 
geben. Die Figur BAC, Abb. 1, ist der 
Figur DAF, Abb. 2, ähnlich; bringt man 
beide zur Deckung, Abb. 2, so ist DF//B C und 

ER 16; e 

"=== oder -- =—. 

\ ;„ oder 7 
Sind von den 4 Vektoren &,e,%,i 8, z.B. 
&,e,% bekannt, so ist der vierte i leicht zu 
finden, indem man DF//BC zieht. Schreibt 


mani=X el) zeigt die Figur, wie man zu 
verfahren hat, wenn ein Vektor (\$) mit einem 


Vektorverhältnis In zu multiplizieren ist. 


&) 
Die Maßstäbe für &, e und $, i können be- 
liebig gewählt werden. 

Sind mehrere Scheinwiderstände 2,2, - 
2, usw. vorhanden, so wird man sie vorteilhaft 
der Reihe nach an dieselbe Normalspannung €, 
Abb. 8, z. B. 100 ‚Volt, legen und die dabeı 
entstehenden Normalströme jıjai; mit den 


Abb. 3. 


Phasenverschiebungen 91 ga pa ermitteln. Die 
betr. Scheinwiderstände sınd dann durch die 


€ 


€ 
—, „ - gegeben. 
Tamlarun)s Kr 

Nach diesen Vorbemerkungen mögen einige 
einfache Aufgaben behandelt werden. 

1. An der Spannung © liegen die 
induktiven oder kapazitiven Widerstände 
2, |25 — 2, Abb. 4. 

Da nur eine Spannung € vorhanden ist, 
so wird man diese auch als Normalspannung 
wählen und die Normalströme jıjajs, Abb. 5, 
nach Größe und Richtung (fı 13 %5) eintragen. 
Das Spannungsdiagramm, Abb. 5, ist nun in 
allen Teilen bekannt, wenn eine der Span- 
nungen e,(=e, oder e;) nach Richtung und 
Größe bekannt ist. Man kann daher alle 
übrigen Vektoren € ij ig is als Vektorfunk- 
tionen von e, bestimmen. Es ist 


Verhältnisse N 5 


s=C+%;, a u (1 
x re 
hi (2 


An A 


30. Juni 1920. 


506 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 26. 
eı 23 em = CH ee (12 
b=J & ’ (3 
er R 
3 EH+e 1 = UM ar Eee (13 
; Es An Wir ermitteln weiterhin unter Benutzung 


Da die Summe der vom Punkte ÜC ab- 
fließenden Ströme gleich Null sein muß, so ist 
SE IE EIERIS CHR RE vn Ser 2 
O=eutu+tb>jı © +1 & +is RR (B 


Be an 
Beche Une RA ENT 
Sir S 
a eear “ 
razın ER 


5 


Ahb. 5. 


Die@Darstellung der Vektoren Gl. (6) bis 
(10) ist sehr einfach und vor allem äußerst an- 
schaulich. Man bildet zunächst in bekannter 
Weise den Vektor ji + ja +j, durch Aneinan- 
derfügung dieser 3 Vektoren nach Größe und 
Richtung. Um e, nach Gl. (6) zu finden, trägt 
man das aus (j, +j,+J,) und j, gebildete Drei- 
eckan&=AB 
zieht BC}/DF; daraus ergibt sich — e, = A 0 
oder+e,=CAunde,=ÜB. Den Strom- 
vektor i,, Gl. (8), erhält man, indem man das 
aus (1 +je+j,) und j, gebildete Dreieck so an 
jı anträgt, daß AG= (1 + ig +1) mit jı zu- 
sammenfällt (FAH). Dadurch wird —i, 
nach Größe und Richtung bestimmt, wenn 
man durch die Spitze von j, eine Parallele zu 
GH zieht. Man hat nur noch die Richtung 
von — ti, umzukehren und diesen Vektor sich 


selbst parallel nach © zu transportieren. 


Noch einfacher läßt sich i, nach Gl. (2) er- 
mitteln, indem man e, mit dem Verhältnis 


a multipliziert (AKL) und durch © eine 


Parallele zu KL zieht. In gleicher Weise 
werden i, und i, ermittelt. 

- Um nun zu-untersuchen, ob sich auch für 
induktive Belastungen ein ähnliches Gesetz 
aufstellen läßt wie in der „ETZ“ 1919, S. 645, 
für induktionsfreie Belastungen. auseinander- 
gesetzt, setzen wir einen Strom z. B. i, = 0, 
indem wir j, = 0 annehmen. Die dabei auf- 
tretenden Spannungen und Ströme sollen mit 


römischen Zeichen versehen werden. Es ist, 
Is htietis 
u a il 
en det 


von A aus an (DAF) und | 


von Gl. (2), (3) und (6) 
ht eriet eis 
De Te 
he. tb terre > 


ee ıı, | 
N ee ee 
1,6 Pa! ( 
und für , =0 
N A 2 0 & j : - 
erizt+ emim=j, & —E Far BEER 


(ty + eig + 83 15) — (er tar + en ir) 


1 hi is? 
Senna 
Anderseits ist nach Gl. (6), (8) und (11) 
he h+ la a ia i Ei 
la+ is & 
-6G-. Jul? SET? 
(ti) tiert ir) 
Daher 
(tt eiig+ 8 ia) 
— (erisn + emim)=ert. . (18 
oder 
NN erh eu 19 


Um GI. (18) vektoriell lesen zu 
können, dividieren wir alle Glieder 
derselben durch e,, dann ist 


SEHE er ! e) 
u — +, 4 
(i rn 


II 


N 


er 


Gl. (19) zeigt, daß ein ganz 
gleichartiges Gesetz für induktive wie 
für induktionsfreie Widerstände be- 
steht. Es bleibt nur zu erörtern, 
was man sich unter dem Pro- 
dukt eines Spannungsvektors e und 
eines Stromvektors i vorzustellen 
hat. 

Sind in Abb. 6 E,J. die Augenblicks- 
werte, BJ die Eifektivwerte, $, 4, die Phasen- 
verschiebungen von E und J gegenüber einem 


Normalspannungsvektor, so ist (vgl. Wechsel- 
stromtechnik von Arnold-la Cour 1910, S. 39) 


E,=Y2Esin(ot+9,), 

Ja=Y2 J sin (wt+ 93), 
EıJa=2EJsin(»t+9,)sin(ot+9,) 
el ie en), 


Die Momentanleistung wird daher durch 
eine Sinuslinie doppelter Frequenz (2 w!) dar- 
gestellt und man kann sich den gesamten 
(komplexen) Leistungsfluß aus zwei Teilen, 
einem mittleren konstanten reellen Teil 
EJcos($, — 9) =EJ cos@ und einem mit 
doppelter Frequenz pulsierenden imaginären 
TeilEJ cos @wot +4, +9) =EJ c0s[2 (wi 
+91) —g] zusammengesetzt denken. Der 
effektive Mittelwert des letzteren ist gleich 


Rise, e 
—_ (+ Um eur) - 1. (20 


Null, da die positiven Werte durch die nega- 
tiven aufgehoben werden. Hieraus erhellt, 
daß man sich unter dem Vektorprodukt 
E% die komplexe Summe eines konstanten 
Leistungsflusses mit der Frequenz 0 und eines 
mit doppelter Frequenz pulsierenden Leistungs- 
flusses vorzustellen hat, für die das entwickelte 
Gesetz gleichfalls gültig ist. 

Läßt man den Strom i, nicht von 0 bis ij, 
sondern von iy bisi, wachsen, so kann man 
das Gesetz noch allgemeiner schreiben 


De i— N er(y—ir), . (22a 


1-3 2—g 


- Auch für ey =0 (Kurzschlußcharakte- 
ristik) gilt das Gesetz 
ei Deizerli—in.. . (22h 
i=3 WM rar 


Bei einer Änderung von i, um di, ergibt 
sich 
AN: a 
9. Berechnung einer Brückenschaltung 
Abb. 7, deren sämtliche 5 Zweige in- 
duktionsfreie oder induktive Wider- 
stände enthalten. 


ee Drkäke) 


Phase, 
iı la is 


letzteren sind nach Größe und 
Abb. 8, durch die Normalströme 
jals bezogen auf die 
gegeben. (Die Pfeilriehtungen der Teilspan- 
nungen e und Ströme i sind in Abb. 7 so ge- 
wählt, daß sie für die Knotenpunkte B bzw. C 
gleichen Richtungssinn haben). Zunächst ist 
zu beachten, daß sämtliche Teilspannungen e 
‚bekannt sind, wenn zwei derselben, z. B. e, 
und e, nach Größe und Richtung ermittelt 


sind. Es lassen sich daher alle übrigen Span- 


nungen als Funktionen von e, und e, darstellen. 
Es ist ; 


=C+E, je EEE ron Diet Me ae te (24 


Be er ee 

ES 26 

ee en E 

Be . 

she ehäg. (9 
s—— u —€& 


N ee FRE: 
Ashgrmh Eee 


1) Gl. (19), (22) und (23) sind geeignet zur Bestimmung 
der Leistung, welche bei Unterbrechung oder Änderung 
eines Stromes auftritt und sich in der Stärke der dabei 
auftretenden Feuererscheinungen an den Schaltern zeigt. 
Zur Berechnung von Wechselstromsystemen sind sie we- 
niger geeignet. Der Verfasser hat aber nach Drucklegung 
dieser Abhandlung ein weiteres Leistungsgesetz ermittelt 


AN E 
welches Fe 0 lautet. Dieses Gesetz ist zur Berechnung 


1 
mehrmaschiger Systeme besonders geeignet und liefert 
ohne weiteres die gesuchten Vektorgleichungen. 
, Näheres darüber wird eine demnächst im Verlag von 
Julius Springer erscheinende, besondere Arbeit bringen. 


SE Be ya Su a Ba a En 
% uw Hi ü 
\ 


Normalspannung © 


| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 


A 


ee 


a Ina a he A ee ET Be 


Safer ba tn BERN en ee 


en 


= 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 26, 


507 


: “6 
eb: . * D . . . . . (31 


- Ferner ist 


ut t+,=0 und at, +, =0, 
daher 
hto)atiss;t;EC=0, (32 
Gt ht t Et E=0. (83 


Gl. (32) u. (83) sind 2 Gleichungen mit? Un- 
bekannten (Vektoren) e, und e;, welche in 
derselben Weise zu lösen sind wie 2 gewöhn- 
liche Gleichungen. Es ist daher 


bus lo ls 
Sarn (is En +5 tet t in) 
ea 
! Erz th 
er erbrhls-hie,.‘ 
tar tl 


(34 


en I: $ B 
Te ET I 
is h 2. 
Me & —— . 36 
Beeren, = 


Auch in diesem Fall ist das „ET7“ 1919, 
S. 645, entwickelte Gesetz für die Vektorpro- 
dukte gültig. Zur Erleichterung des Beweises 
werden von den obigen Gleichungen nur die 
Gl. (24), (34), (85) benutzt, während zur Be- 
rechnung von e, und e, die Vektoren e, und e, 
als Unbekannte eingesetzt werden. Dann er- 
gibt sich 


Sag Sr ER 
ann er 8 

a ltr) 
7 S (; at 2) = 


Setzt man in dieser Gleichung j, = 0, wo- 


bei die Lieerlaufspannungen er eır Een ev ev 


und die Leerlaufströme iy iır Isrr iry ent- 
stehen, so ergibt sich 


IL Ale. eh.) 
Dal ak 1 


NSrV 


(10 


a ee oo 
NN a (en eeragen 


15 2174 
en Io U Een ne nu 
& Gtidlist ii) (a 


Andererseits ist nach (G1.34), wenn darin j, =0 
gesetzt wird 


lıh—Iels 


dog 3, Kmapmerny, En 


; ke t 
== E 
el Gt tt ++) 


I la — eis 


(43 


ee & ) Gatin) Bi Js diHla +j tiv) 
£ & ti) (ist ia) 
daher 
ee Nele (45 
Lg sy 


‚Aus Gl. (32) und (33) läßt sich noch eine 
interessante Beziehung entwickeln. ‘Wenn 
man j, veränderlich annimmt, so verändert 
sich auch e,. j, und e, sind aber nicht un- 
abhängig von einander. Wenn man nun aus 
Gl, (82) und (88) j, eliminiert, so ergibt sich 


Se 2) bad 
\ RE a] 
x zZ N, 


N 


e ee st 
ir 5 + ++ 


> j: 
d > —— 
Re Eee 


= Konstante = AK. (46 
is + Ja 
Der Faktor -—— —— —— bedeutet 
lı + je tis tia 


eine Verdrehung und Größenveränderung des 
Vektors e, um den konstanten Betrag 


Namens 
Ile ala ı la 
$ BC 
Es ist daher ın Abb. 7 BK = konst: 


und $2KBC=konst. Ebenso muß auch 
Z$KCB = konst. sein. 

Die sämtlichen Dreiecke BKC für ein 
veränderliches iz oder e, sind daher ähnlich 
und ihre Spitzen liegen sämtlich in K. Da 
ferner Gl. (46) auch für e, = 0 gilt, so fallen 
B und © bei Kurzschluß mit K zusammen 
und der Vektor AK ist nach Gl. (46) gleich 


er 
h+ti tt 


Ähnliche BE ergeben sich, wenn 
man jj„ €, bezw. ja €, Is €, Ja €, veränderlich 
macht. 

In Abb. 8 u. 9 ist dıe Konstruktion der 
Spannungen e, bis e, vollständig durchgeführt. 
In Abb. 8 sind zunächst aus den gegebenen 
gerichteten Normalströmen jj ja is Ja ]; die 


Größen ı +j» a ti und te tistia 


ermittelt. Sodann ist in Abb. 9 nach Gl. 34 
i lu j ia 
13 3 
e=6 tr” "ots konstruiert. 
> eher 
hteri ee: 
ls Tu 


Sofern hierbei zwecks Multiplikation mit den 
Vektorverhältnissen die gerichteten Größen 
verdreht werden, ist die Bezeichnung für die- 
selben in Klammern gesetzt. 

In der oben (Abb. 2) dargestellten Weise 
sind die Vektoren 
| sel" 
+ lı 


und Js 


ae 
Intü 


ermittelt. Durch ihr Aneinanderfügen ergibt 
sich der Vektor 


d. i, der Zähler von e,. 
Sodann ist der Vektor 
. ıthtisti 
z ti 


konstruiert und der Vektor j, + ji, addiert, 
wodurch sich der Vektor 


E teHtighi 
/ hehe Men > 
d. i. der Nenner von es, er- 


gibt. 
Aus & und dem Vektor- 
verhältnis 
Zähler von 65 
Nenner von 6, 


ergibt sich schließlich e,. 


Sodann wird nach 
Gl. er 
A l5 ie dä 5 
e5 er un Er > Bacear 
konstruiert. 


Die Summe dieser bei- 
den Vektoren gibt 


ee te = » 
Durch Parallelverschie- 
bung der gefundenen Vekto- 
ren €, und e,nach Abb.7 wer- 
den die Knotenpunkte B, U gefunden, wodurch 
das ganze Spannungsdiagramm festgelegt 


ist. Die Ermittelung der Ströme i, =jı = 
174 E ... bietet keinerlei Schwierigkeiten 
und ist in der Darstellung der Übersichtlich- 
keit wegen fortgelassen. 


3. Berechnung eines Drehstromnetzes 
mit ungleichmäßiger induktiver Be- 
lastung in Sternschaltung Abb. 10 u. 11. 


Die Phasenspannungen, welche ungleich 
sein können, sind in Abb. 10 mit &,, &,, &; be- 
zeichnet, die Sternspannungen mit e,, € Ca 
und die Ströme mit iyig,i3. Die Widerstände 
werden der Reihe nach an eine Normalspan- 
nung &, Abb. 11, gelegt (statt & kann auch 


Gr 


Abb. 10. a 


C, 
U 
Nr en NZ N 
7 N, 
2 vo 
(di 1J2 795) \ 


Abb. 11, 


beispielsweise &, als Normalspannung benutzt 
werden), wodurch die Normalströme jj ja j; ent- 
stehen. Die Aufgabe ist gelöst,“wenn eine der 


“ Sternspannungen, z.B. e, = P A, nach Größe 
und Richtung bekannt ist, 


da hierdurch der 
Sternpunkt pP festgelegt ist. Wir stellen daher 


508 E 


lektrotechnische Zeitschrift, | 


1920. 


alle anderen Größen €, €, ij igi, als Funktionen | 


von e, dar. 

g=&4+6&;, (47 

g=& -&, (48 
e 

1, = h@ (49 

nes a a x 

19 la Eur 2 (50 
gg, —E& 

ls —]s = ls = En (51 


Da ferner +1 +i3=0, so ergibt sich 


i _5&-56& 
: tletis 
& Is ie ER 
a a SE N 
Ge 
. ı 6&-h6; € 
al anna gr 53 
h CE ıhtietis 2 


Durch zyklische Vertauschung erhält man 
in ähnlicher Weise e, e, und ig1z. 

Auch in diesem Fall ist das „ETZ“ 1919, 
S. 645, entwickelte Gesetz für die Vektorpro- 
dukte richtig. Es ist 


22 ei € [i. er +12 (+ Ey? + iz (ei — &>,? 
1-3 

(54 
und unter Berücksichtigung von Gl. (52) 


it, a Ehe 
2 & [6 +16; un, 


(55 
Setzt man hierin ji = 0, so erhält man 


wa DT 3 „ah ] 


I—IN 


(56 
Daher 
SEE N IL (13 &-iR &3)? 2° rn 
Dei et 
1-8 U—II 
Andererseits ist 
13 &, —ha & jı Is &,—i 6 
: ots € ı tet 
a In. (13 6, = I &,) (58 
Eee +ti)utiet is) “ 
Also 
\ 5 , F 
Dieiz etz erl- (89 
je 1— I 


Die Konstruktion von e, €g &3 1; ig1, ist in 
Abb. 10 u. 11 eingetragen. 

Zunächst ist in Abb. 11 j, +je + ja er- 
mittelt. Nach Gl. (52) ist 


9 


ls l 

Bi 05 7 0 eV ren 
! Furt G; j: 
Es wird daher 2 


% is 
AD= — 6, —.——,-, 
tale tale 


und 


Af=+E, el 
ur tits 
in der oben erläuterten Weise gebildet und 
durch Summierung dieser beiden Vektoren mit 
umgekehrten Vorzeichen e, = P A konstruiert. 


Der Stromvektor i, ist gleich he zu er- 
mitteln und in gleicher Weise i, = je, und 


: ee 
5 G' 

Die Behandlung der vorstehenden Auf- 
gaben unter Benutzung der einfachsten 
Regeln der Vektoranalysis dürfte die Über- 
legenheit und Anschaulichkeit dieser Methode 
erwiesen haben. Die Multiplikation eines Vek- 
tors mit einem Vektorverhältnis ist zwar nicht 


neu, aber m. W. noch nicht zielbewußt und all- 
gemein für die Lösung von Wechselstrompro- 
blemen benutzt. Ich habe daher diese Methode, 
welche eine große Erleichterung bietet, etwas 
eingehender behandelt. 


' Die Leistungsbewertung der Elektromotoren 


für aussetzende Betriebe. 
Von Dr.=sug. E. Adler und C. Schiebeler, Berlin. 


(Schluß von 8. 488.) 


Die Bewertungsverfahren mit kurzzeitigem 
Nennlauf sind für die Erprobung bequem, am 
bequemsten der einheitliche Stundenlauf. Sie 
entsprechen aber nicht der dritten Forderung 
in Abschn. IV, daß der Entwurf nicht in falsche 


Heft 26. 


1. Juli 1920. 


ziffer und die Berücksichtigung der Belastungs- 
verhältnisse muß der Motorkäufer bzw. der ihn 
beratende Verkäufer tragen. Die Berücksich- 
tigung des Wärmeverhaltens obliegt den Spe- 
zialingenieuren der elektrotechnischen Fa- 
briken. 

Die Verfasser schlagen daher vor, vier Be- 
lastungsreihen aufzustellen; sie seien mit den 
Kennzitfern I bis IV bezeichnet !). Der Motor- 
käufer soll die Vollastleistung ermitteln und die 
Belastungsreihe wählen. Die Preislisten sollen 
für jedes Modell die für die vier Belastungs- 
reihen zulässigen Vollastleistungen angeben. 
Ein Beispiel für einen gekapselten Haupt- 
schlußmotor zeigt nachstehende Zahlentafel 1. 
Bei der Ermittlung der Vollastleistung ist auch 
auf die Beschleunigungsverhältnisse Rücksicht 
zu nehmen; Näheres darüber siehe Abschn. x 


Zahlentafel 1. Type‘’WDH 84, 500 V. 


Zulässige Vollastleistumg bei Reihe 


Stempelung 


ı 


IL 11 | Iv 


kw | Zusarz | Umdr/min | kW | Zusatz | Umdr/min | kW | Umdr/min 


| 


188| aus- | 770 20 |60min| 740 
setzend. 


26.5 | 


Bahnen gelenkt werden soll. Die Belastungs- 
fähigkeit eines Modells im kurzzeitigen Betriebe 
ist hauptsächlich von der Wärmeaufnahme ab- 
hängig, u. zw. ist ihr Einfluß um so größer, je 
kürzer die Bewertungszeit ist. Die Belastungs- 
fähigkeit im wirklichen aussetzenden Betrieb 
ist aber lediglich durch die Wärmeabgabe- 
fähigkeit bestimmt. Dadurch, daß man den 
aussetzenden Betrieb in den Normalien nicht 
mehr als Grundlage festsetzt, sondern die 
kurzzeitige Belastung als kennzeichnend hin- 
stellt, könnte man den Konstrukteur veran- 
lassen, das Wärmeaufnahmevermögen künst- 
lich zu steigern, also den Motor schwerer zu 
bauen als nötig, z. B. indem man Grauguß 
anstatt Stahlguß nimmt. Auch die vierte 
Forderung bezügl. der Überprüfung der Pla- 
nungsgrundlagen am ausgeführten Antrieb 
wird nicht erfüllt; die kurzzeitige Leistung 
stellt nur eine Rechnungsgröße dar. 


VI. 


Es ist von mehreren Verfassern, darunter 
Goldschmidt und Pohl angeregt worden, 
den Aussetzerlauf am Prüffeld nachzu- 
ahmen. Die Endtemperatur eines bei bestimm- 
ter Vollastleistung aussetzend arbeitenden Mo- 
tors ist nur von der prozentualen Einschalt- 
dauer abhängig. Die wirkliche Dauer von Ein- 
schaltzeit und Pause beeinflusst die Tempe- 
ratur und damit die Belastungsfähigkeit wenig. 
Man kann deshalb diese Zeiten verlängern und 
dadurch den Aussetzerlauf für das Prüffeld 
geeignet machen. ’ 

Goldschmidt hat vorgeschlagen, als Dauer 
des Arbeitsspiels (ein + fans) =830 min zu 
wählen; etwas weniger für kleine, etwas mehr 
für große Maschinen. Pohl hält es für besser, 
als Einschaltzeit bei allen Maschinengrößen 
10 min zu nehmen und den Lauf fortzusetzen, 
bis der Beharrungszustand erreicht ist. 

Der Nachteil dieser Verfahren liegt darin, 
daß die Nachahmung des wirklichen aus- 
setzenden Betriebes dureh die beträchtliche 
Verlängerung der Einschaltzeiten unvollkom- 
men wird und daß der Aussetzerlauf für das 
Prüffeld unbequem ist, wenn er bei jedem Mo- 
tor vorgenommen werden muß. 


VIII. 


Angesichts der geschilderten Umstände 
scheint die Aufstellung eines verbesserten Be- 
wertungsverfahrens wünschenswert. Man muß 
dabei sowohl die Planung der Antriebe, d. h. 
die Wahl des Modells als den Nachweis der auf 
das Schild gestempelten Leistung durch die 
Fabrikprüfung in Betracht ziehen. 

Für das Verfahren zur Wahl des Modells 
sind die Formen des Motorgeschäftes maß- 
gebend. Die Verantwortung für die Leistungs- 


630 


kw | Umdr/min kW | Umdr/min kW | Umdr/min 


244 660 188) 770 


15 | 910 


Es wird vorgeschlagen, die Belastungsver- 
hältnisse der Reihen I bis IV in folgender 
Weise zu kennzeichnen (Zahlentafel 2). Das 
Verfahren ist also eine Weiterentwicklung des 
alten Siemensschen. Belastungsfaktorverfah- 
rens, doch ist der Unterschied zwischen dem 
umfassenderen Begriff „prozentuale Einschalt- 
dauer‘ und dem engeren „Belastungsfaktor‘‘ 
zu beachten. 


Zahlentafel 2. 


Prozentuale 


Lasten Einschaltdauer | Belattungsreihe 
wechselnde I 
ee ae 15 %o BER NE on: 
volle 
> I 
wechselnde 
25% PR: 
volle 
III 
wechselnde 
35 0/0 
volle [IV 


Die Tafel kann nicht genau sein, weil das 
Wärmeverhalten nur angenähert berücksichtigt 
werdeh kann. Ein regelmäßig aussetzender 
Betrieb mit voller Last bei 15% Einschaltdauer 
(Reihe II) gibt einen mittleren Verlust von 
0,15 x Vollastverlust. Derselbe Verlust wird 
beiwechselndenLasten und25% Einschaltdauer 
auftreten, wenn der Verlust bei Durchschnitts- 
belastung 0,25 x Vollastverlust ist. Nimmt 


man an, daß der Verlust der Belastung verhält- . 


nisgleich ist (was bei flacher Wirkungs- 
gradlinie annähernd zutrifft), so heißt dies, 
daß für Reihe I die Schärfe der Belastung, 
also Durchschnittslast : Vollast = 0,15 :0,25 = 
60%, betragen darf. 


Ein regelmäßig aussetzender Betrieb mit 
voller Last bei 25%, Einschaltdauer (Reihe II) 
gibt einen mittleren Verlust von 0,25 x Voll- 
lastverlust. Bei wechselnden Lasten von 60% 
Schärfe könnte man also 25 : 0,6 = 42%, Ein- 
schaltdauer zulassen; doch wird wegen der 
oben angedeuteten Abweichungen von den 
theoretischen Verhältnissen empfohlen, für 
Reihe III nur 35% Einschaltdauer zuzulassen. 


Bei dem durch Zahlentafel 2 dargestellten . 


Beispiel eines gekapselten Gleichstrom-Haupt- 
schlußmotors besteht kein Unterschied in den 
Wicklungen für die verschiedenen Reihen. Bei 
Motoren mit Nebenschlußverhalten, insbe- 
sondere bei gekapselten Drehstrommotoren, 
wird man aber allenfalls für die verschiedenen 
Reihen die Wicklung ändern, also z. B. bei den 
Reihen I und II die magnetische Dichte 

1) 8. Schiebeler, „Elektrische Ausrüstungen von 


Hebezeugen und Transportmaschinen in Hüttenwerken‘, 
„Stahl und Eisen“ 1919, S. 141. 


“ 
u re ze see 


le a la aa nn hu” ten = dt m u A en 


1 


4 


u ı 


1. Juli 1920, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. . Heft 26- 


509 


steigern, um das Durchzugsvermögen zu er- 
höhen, 
IX. 


Die Erprobung des fertigen Motors in der 
Fabrik erfordert, daß für jedes Modell und jede 
Belastungsreihe der zugehörige Nennlauf fest- 
gesetzt und in den Preislisten angegeben wird. 
Soll dieser Nennlauf ein Dauerlauf oder ein 
kurzzeitiger oder ein aussetzender sein ? 

Das Dauerlaufverfahren würde erfordern, 
daß man für jede Motorart und Belastungs- 
reihe bestimmte Werte für die Verhältnisse 
Prüfstrom:Vollaststrom, Prüfspannung:Nenn- 
spannung und Prüffrequenz:Nennfrequenz ver- 
einbart.. Diese Werte wären so zu wählen, 
daß die sich im Dauerlauf ergebenden Werte 
für Kupferverluste, Eisenverluste und Wärme- 
abgabefähigkeit den Mittelwerten entsprechen, 
die bei dem durch seine Belastungsreihe ge- 
kennzeichneten aussetzenden Betrieb auftreten. 
Dafür liegen Erfahrungen vor, die bei regel- 
mäßig aussetzenden Betrieben und Bahnmo- 
toren gemacht wurden. Das Verfahren paßt 
sich jedoch den Gepflorenheiten des Motor- 
geschäftes zu wenig an, die Erprobung ist um- 
ständlich und die Nachprüfung der Planungs- 
erundlagen am ausgeführten Antrieb erfordert 
besondere Einrichtungen. 

Das übliche Verfahren der Bewertung durch 
einen kurzzeitigen Nennlanf müßte verfeinert 
werden, indem für jedes Modell und jede Be- 
lastungsreihe die entsprechende Bewertungszeit 
angeeeben wird. Da durch diese Zeit Motorart, 
Schutzart, Leistung, Drehzahl usw. berück- 
siehtigt werden muß, so käme man mit drei oder 
vier normalen Bewertungszeiten nicht aus. 
Wahrscheinlich wären 7 oder 8 Werte er- 
forderlich. Das erschwert Geschäft und Probe. 
Die erundsätzlichen Fehler des kurzzeitisen 
Nennlaufs sind im letzten Absatz von Ab- 
schnitt VI erläutert. 

Die Verfasser empfehlen daher, einen aus- 
setzenden Nennlauf einzuführen. ‘ Die grund- 
sätzlichen Nachteile des Aussetzerlaufs sind 
in Abschnitt VIT geschildert. Gegen das Aus- 
setzerverfahren liegen aber keine ernstliehen 
Bedenken vor, wenn man sich damit einver- 
standen erklärt, einen Unterschied zwischen 
Modellerprobung und Einzelprüfung zu machen 
und den Aussetzerlauf nur für jene, also bei 
der Durchprüfung von Modellreihen” und, be- 
sonderen Gewährleistungsversuchen vorsieht. 
Man kann für solche, selten zu wiederholenden 
Proben kurze Finschaltzeiten wählen, z. B. 
drei Minuten. Auch kann durch meßtechnische 
Kunstgriffe, wie Verwendung einer selbst- 
tätigen  Schaltvorrichtung, Vorerwärmung 
durch einen kurzzeitigen Lauf, Generator- 
betrieb anstatt Motorbetrieb u. dgl. die Fr- 
probung bequemer gemacht werden. 

Es wird ferner empfohlen, neben der 
„Aussetzer-Grundleistung‘“, d.h. die Leistung, 
die der Motor beim Aussetzernennlauf mit 25%, 
Einschaltdauer abgeben kann, einen einzigen 
kurzzeitigen Nennlauf festzusetzen, z. B. den 
Stundenlauf oder den Halbstundenlauf. Das 
Motorschild träet also zwei Leistungswerte: 
Die Aussetzer-Grundleistung und z. B. die 
Stundenleistung. 

- Die doppelte Stempelung ist nichts Neues. 
Sie ist bei gelüfteten Bahnmotoren längst 
üblich. (Dauerleistung, Stundenleistung.) Sie 
gibt über die Eignung des Motors für den aus- 
setzenden Betrieb vollständige Auskunft. Die 
Aussetzerleistung kennzeichnet die Wärme- 
abgabefähiekeit, die für den fortgesetzten aus- 
setzenden Betrieb ausschlaggebend ist. Die 
Stundenleistuneg, in der das Wärmeaufnahme- 


_vermöcen steckt, zeigt die Fähigkeit des Mo- 


tors, kurzzeitig höhere Beanspruchungen zu 
ertragen. 

"= Wie notwendig die Berücksichtigung dieser 
beiden Gesiehtspunkte ist, zeigen die in den 
letzten Jahren — besonders in Amerika — ge- 
machten Erfahrungen mit gelüfteten Straßen- 
bahnmotoren. Man hat anfangs geschlossene 


Bahnmotoren durch gelüftete gleicher Dauer- 
leistung ersetzt. Deren Leistungsfähigkeit hat 
sich aber wider Erwarten häufig als unzurei- 
chend erwiesen.” Die nähere Untersuchung hat 
ergeben, daß die Ursache der Schwierigkeiten 
in dem geringeren Wärmeaufnahmevermögen 
des gelüfteten”Motors (bezogen auf gleiche 
Dauerleistung!)“zuÜsuchen war. 


I 


Die Berücksichtigung der Beschleunigungs- 
wärme erfolgt durch’einen Zuschlagzu dem Wert 
der Vollastleistung, der sich aus der mechani- 
schen Rechnung für den Beharrungslauf ergibt. 
Abb. 10 stellt die idealisierten Bewegungslinien 


2 a Sr 
E. 
{= 
o 
o 
fa} 
= 


Abb. 10 


eines regelmäßig aussetzenden Betriebes mit 
den gleichbleibenden Einschaltzeiten tun und 
stromlosen Pausen t,.. dar. Das obere Bild 
veranschaulicht die Drehzahl, das mittlere den 
Strom, bzw. das Drehmoment, bzw. die Auf- 
nahme, das untere die Abgabe — alle als Funk- 
tion der Zeit. y 

: Die prozentuale Einschaltdauer p ist, wenn 
s die Zahl der Arbeitsspiele in der Stunde be- 
deutet und fein in sek gemessen wird: 


DA er (7 

Die bei einem Arbeitsspiel entwickelte 
Stromwärme ist 

Mrz J2anl theschl ar Ivo (fein 2 tbeschl) (8 


wobei J,nı den Anlaufstrom und Jyon den 
Vollaststrom bedeutet. Wird der Beschleuni- 
gungsstrom Jneschh = Janı — Jvon unbe- 
rücksiehtigt gelassen, so ist die Stromwärme 


Ve J?voll fein - eh 9 
Das Verhältnis der beiden Verluste ist 


V' theschl [( Jan! Y ] 
SIR e 1 
V AT Er Jvoll 


Jan ) 3.4 ] \ 
=14+) [8 Ro 
Der. Bruch © an »L wird als „prozentu- 


ale Beschleunigungsdauer“ bezeichnet. 

Man kann in grober Annäherung anneh- 
men, daß sich die bei Berücksichtigung der 
Beschleunigungswärme erforderliche Vollast- 
leistung N' zu der sich aus der mechanischen 
Rechnung ergebenden Beharrungsvollast- 


leistung N verhält wie /V' :YV. Es ist also 


ar i u b I Janl j ] 
— ll 
! 107 Jvoll ! ( 
Um diese er für praktische Rech- 
nung geeignet zu machen, wird grundsätzlich 


angenommen, daß mit dem doppelten Strom 
angefahren wird. (Janı = 2 Jvon), Es ist also 


N' 
En 


Die Beschleunigungszeit tnaconı Ist das 
Verhältnis der Gesamtwucht der bewegten 
Massen W in kW-see zur mittleren Beschleuni- 


gungsleistung. Aus der Annahme Jan = 
2 Jyon folgt, daß der Spitzenwert der Abgabe- 
linie im letzten Augenblick des Anlaufs Nas Aeb= 
2 Nu ist. Es ist daher der Spitzenwert % 
Beschleunigungsleistung: Nnasnı = Noa. 
Das Drehmoment ändert sieh nach tnserer 
Annahme während des Anlaufs nieht. Die Be- 
wegung ist also eine gleichförmig beschleuniote. 
Die Beschleunieungsleistung wächst daher 
gradlinig und die mittlere Beschleunigungs- 


. . IN I 
leistung ist ° on Daher 
D# 


PA 


ee ale 
besehl Nrol (13 


Für s ist die Zahl der stündlichen Arbheits- 


‚spiele einzusetzen, bei denen auf volle Behar- 


rungseeschwindiekeit besehleunist wird. Dieser 
‚Wert ist in vielen Fällen kleiner als die Zahl der 
Kontrollerschaltungen, weil zur Erzielung klei- 
ner Beweruncen nur die ersten Kontrollerstufen 
benutzt werden. Die Massen werden daher nur 
auf Teileeschwindickeit beschleunist. Der 
Unterschied ıst besonders ausgepräct bei Gie- _ 
Berei-, Montage- und Nietkranen. Aber selbst 
bei Antrieben, die mei st auf Vollgeschwindiekeit 
heschleunist werden, genüst es, für s etwa U 
der stündlichen Kontrollerschaltungen einzu- 
setzen. 

Die Gesamtwucht W der bewesten Massen 
hesteht aus der Wucht der umlaufenden Massen 
(Läufer, Kupplung usw.) Wumi, der Wucht 
der Schwenkmassen W--uwe.- und der Wucht 
der eradlinıg fortbeweoten Massen W „.-a1. 

Zur Berechnung dieser Wuchtanteile ver- 
wendet man folgende angenäherten Bezie- 
hungen: 


Tun Ss (ger) a 


wenn S$ das Schwunemoment (G@D2) in kam? 
und n die Beharrungsdrehzahl je min bedeutet. 


Wichwenk = De 5): 3 No YAla) 


wenn T das Trägheitsmoment in kcm sec? und 
«die Beharrungswinkelgeschwindigkeit in sec =? 
bedeutet. 


Wendel]. - de 
SD@ la 


wennG das Gewicht in t und v die Geschwindig- 
keit in m je min bedeutet. 

Liest zwischen dem Teil, dessen Wucht 
berechnet wird und dem Motorläufer ein Ge- 
triebe vom Wirkungsgrad n%, so Ki natürlich 

zu divi- 


der betreffende Wuchtanteil durch 1 z 


für solehe Rechnungen 
Wirkungsgrad an- 


dieren. Es genüst, 
näherungsweise 75% 
zunehmen. 

Wie Gleiehunse 12 ereıht, ist die Berück- 
sichtigung der Anlaufverhältnisse um so not- 
wendiger, je größer das Verhältnis b:p ist. 
Dieses Be ist nichts anderes als das Ver- 
hältnis tu. ..n1 : toi, d.h. es drückt ans, welcher 
Teil der Finschaltzeit auf die Beschleunigune 
entfällt. Das Vergrößerungsverhältnis N’: N 
ist abgerundet für 


theschl : fein | 10 | 15 
N" 
SER - 1,14 | 1.2 
v [el 
Es sind die Bedingungen zu beachten, 
unter denen das obige Vergrößerungsverhältnis 
abgeleitet wurde: gleichbleibender Anlauf- 
strom = 9 x Vollaststrom. Bei der An- 
wendung auf praktische Fälle aus dem gewöhn- 
lichen Beimbeitieh gibt diese Rechnung De 


| 30 | 40 | 50 [60% 


16 | 17 
| 


1a 138| 1.5 


hohe Werte. Hingegen empfiehlt es sich, 
bei schweren Stahlwerksantrieben zu ver- 
wenden. 

Liegt z. B. ein Antrieb mit p = 85%, 
s—= 50, tnesını — 4 sec vor, 80 ee 


95,5 sec und fhesetı :tam 16%; das Vergröße- 


rungsverhältnis N’:N = 1,22. 


610 


w. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 26. 


RT. 


Die Leistungsbewertung aussetzender An- 
triebe würde sicherer werden, wenn mehr Mes- 
sungen über die Belastungsverhältnisse ausge- 
führter Antriebe zur Verfügung stünden. 
Deren statistische ‚Verarbeitung würde Durch- 
schnittswerte liefern, die für die Planung neuer 
Antriebe nützlich wären. 

Bis jetzt sind häufig Aufnahmen der 
Strom-Zeit-Linien schwieriger Antriebe erfolgt. 
An gewöhnlichen Antrieben werden solche 
Messungen selten gemacht. Dazu sind die In- 
strumente zu teuer und zerbrechlich; die Meß- 
streifen müssen erst ausgewertet werden, um 
Gebrauchszahlen für die Planung zu gewinnen. 
Erwünscht sind aber Meßgeräte, die die Ge- 
brauchszahlen möglichst unmittelbar liefern. 

Die AEG hat deshalb einen ‚„Spielzähler‘‘ 
(Abb. 11) entwickelt. Er hat vieı Schreib- und 


Abb. 11. Spielzähler. 
vier Zähiwerke, um alle Motoren eines. Vier- 
motoren-Hebezeugs am selben Streifen über- 
wachen zu können. Jedesmal, wenn der Motor 
eingeschaltet“wird, wird die Schreibfeder ein- 
gerückt und das’Zählwerk vorgeschoben. Der 
Papiervorschub”ıst,50.mm je min. Die Feder 
schreibt eine aus Rechtecken zusammengesetzte 
Linie Abb. 12. Die Höhe der Rechtecke ist un- 
veränderlich ; ihre Länge ist verhältnisgleich der 


I5%ED. 25%ED 35%E.D 


Einschaltzeit. Der Abstand der Rechtecke ist 
verhältnisgleich der Dauer der Pausen. Es 
kann daher die prozentuale Einschaltdauer 
bequem ermittelt werden. Die Angabe des 
Zählwerks liefert die Zahl der Steuerschal- 
tungen, aus der die Spielzahl s ermittelt wird. 

Die durchschnittliche Belastung bzw. die 
Schärfe der Belastung läßtsich aus den Angaben 
eines Strom- oder eines Leistungszählers er- 


mitteln. Diese messen das Integral j: Jdt bzw. 
[ E Jdt. Beträgt die Angabe des Stromzählers 


für eine Stunde flotten Betriebes @ A-sek und 
ist p die prozentuale Einschaltdauer, so ist 


an der arıthmetische Mittelwert des Stromes, 


also ein Maß für die Durchschnittsbelastung. 
Wenn man einen Zähler so abändert, daß 


er anstatt des Integrals f E Jdt das Integral 


IB 2dt mißt, so kann man in Ähnlicher Weise aus 


der Zählerangabe und der prozentualen Ein- 
schaltdauer den quadratischen Mittelwert des 
Stromes finden. 

Die Durchführungen solcher Messungen 
wären eine dankenswerte Aufgabe für die Be- 
triebsingenieure industrieller Werke; sie sind 
an den Firgebnissen unmittelbar interessiert. 


XI. 


Die Verfasser beantragen schließlich aus 
den oben angeführten Gründen die Wieder- 
einführung des Begriffs „aussetzender Betrieb“ 
in die Maschinennormalien des VDE. Die er- 
forderlichen Änderungen gehen aus folgendem 
Entwurf hervor: 

SA. 

Es sind folgende Betriebsarten zu unter- 
scheiden: 

a) Der Dauerbetrieb, bei dem die Betriebs- 
zeit so lang ist, daß die dem Beharrungs- 
zustand entsprechende Endtemperatur 
erreicht wird. 

b) Der kurzzeitige Betrieb, bei dem die 
durch Vereinbarung bestimmte Betriebs- 
zeit kürzer ist als die zum Erreichen der 
Beharrungstemperatur erforderliche -Zeit 
und die stromlose Pause lang genug, um 
die Abkühlung auf die Temperatur des 
Kühlmittels zu ermöglichen. 

c) Der aussetzende Betrieb, bei dem Ein- 
schaltzeiten von wenigen Minuten oder 
Bruchteilen von Minuten mit stromlosen 
Pausen abwechseln, deren Dauer nicht 
genügt, um die Abkühlung auf die Tem- 
peratur des Kühlmittels zu ermöglichen. 


s B 
Bei Maschinen für Dauerbetrieb ist auf 
dem Schild der Vermerk ‚dauernd‘ anzubrin- 
gen. Als Nennleistung gilt jene Abgabe, die 
beliebig lange Zeit innegehalten werden kann, 
ohne“daß Temperatur und Erwärmung die im 
$’.. angegebenen Grenzen überschreiten. 


sc. 

Bei Maschinen für kurzzeitigen Betrieb 
ist auf dem Schild die vereinbarte Betriebszeit 
in Minuten anzugeben. Als Nennleistung gilt 
jene Abgabe, die die vereinbarte Betriebszeit 
hindurch innegehalten werden kann, ohne daß 
Temperatur und Erwärmung die in $.. ange- 
gebenen Grenzen überschreiten. 

Als normale Werte der Betriebszeit für 
kurzzeitige Betriebe gelten: 10, 30, 60, 90, 
120 min. 

SD 

Bei Maschinen für aussetzenden Betrieb 
sind, sofern keine anderen Vereinbarungen ge- 
troffen wurden, auf dem Schild zwei Nenn- 
leistungen anzugeben, nämlich: 


a) die Aussetzer-Grundleistung, d. ı. die 
Leistung, die bei einem regelmäßig aus- 
setzenden Betrieb von 3 min Einschaltzeit 
und 9 min stromlose Pause beliebig lange 
abgegeben werden kann, ohne daß Tem- 
peratur und Erwärmung die im $.. an- 
gegebenen Grenzen überschreiten. Auf 
dem Schilde ist der Vermerk ‚‚aussetzend‘“ 
anzubringen. | 

b) die Leistung, die bei einem kurzzeitigen 
Betriebe von bestimmter Bewertungszeit 
abgegeben werden kann, ohne das Tem- 
peratur und Erwärmung die im $.. an- 
gegebenen Grenzen überschreiten. Auf 
dem Schild ist die Bewertungszeit in 
Minuten anzugeben. 

Als normale Werte der Bewertungs- 
zeit für aussetzende Betriebe gelten: 30, 
45, 60,und 90 min. 


a ee a 


80. Juni 1920. 


'$ E. 
Beim Fehlen einer Angabe auf dem Schild 
wird vorausgesetzt, daß die Nennleistung für 


- Dauerbetrieb gilt. — 


Wie viele Messungen an gekapselten Gleich- 
strom-Hauptschlußmotoren zeigen, ist bei die- 
sen Motoren das Verhältnis Wärmeaufnahme- 
vermögen : Wärmeabgabefähigkeit für Feld- 
spulen und Anker derart verschieden, daß es 
unzweckmäßig scheint, beim kurzzeitigen 
Lauf. dieselbe Erwärmung in den Feldspulen 
vorzuschreiben. 

Es wird deshalb beantragt, durch einen 
Zusatzparagraphen für solche Feldspulen eine 
um 10° höhere Erwärmung beim kurzzeitigen 
Lauf b) zuzulassen. Das erscheint unbedenk- 
lich, weil im wirklichen aussetzenden Betrieb 
die höhere Temperatur nicht erreicht wird. 
Außerdem handelt es sich um Spulen, bei denen 
die thermische Beanspruchung der Isolation 
verhältnismäßig günstig ist. Tatsächlich kom- 


men bei solehen Motoren ungleich weniger 


Defekte an den Feldspulen als im Anker vor. 


'Nutznießerbeiträge zu den Kosten 
elektrischer Ortsnetze. 


Von Fr. Schmidt in Gröbers b. Halle a. S. 


Übersicht. Es wird empfohlen, die Anlage 
kosten der Ortsnetze durch Beiträge der Grund- 
stückseigentümer zu decken. Die dafür einzu- 
schlagenden Wege werden erläutert. 


Für die Gemeinden, welche noch nicht mit 
Elektrizität versorgt sind, wird die Versorgung 
sehr erschwert, wenn nicht geradezu unmöglich 
gemacht durch die gewaltig gestiegenen An- 
lagekosten. Die Kosten erfordern einen der- 
artigen Geldaufwand, daß die Gebühren für 
die Entnahme der Elektrizität so hohe werden, 
daß vor einem Verbrauch geradezu zurückge- 
schreckt wird. Die nicht versorgten Gemeinden 
und Gegenden sind in 
landwirtschaftlichen Charakters, wo schon in 
normalen Zeiten die Elektrizitätsversorgung ein 
wenig erträgliches Geschäft gewesen wäre. 
Versorgt werden müssen aber diese Gemeinden 
auch im allgemeinen wirtschaftlichen Inter- 
esse. Um durch unverhältnismäßig hohe An- 
lagekosten die Versorgung nicht von vorn- 
herein für lange Zeit mit einer unerträglichen 
laufenden Belastung zu verknüpfen, müssen 
Wege eingeschlagen werden, das Anlageka- 
pital zum Teil durch einmalige Zuschüsse auf- 
zubringen. In jetziger Zeit schreit alles nach 
Staatshilfe. Auf diesem Gebiete kann der 
Staat — abgesehen von seiner trostlosen 
Finanzlage — aber wenig helfen. Nur Selbst- 
hilfe ist hier am Platze.' Es fragt sich, welchen 
Weg man dazu einschlagen kann. Die meisten 
Gemeindeverfassungsgesetze geben den Ge- 
meinden das Recht, zu den Kosten einer Ver- 
anstaltung im öffentlichen Interesse diejenigen, 
welche Vorteile daran haben, mit einmaligen 
Beiträgen heranzuziehen. In. einzelnen Staa- 
ten, z. B. Preußen, Bayern, bestehen darüber 
besondere Vorschriften in den Kommunalab- 
gabengesetzen. Die Erhebung vonBeiträgen 
soll nachstehend an der Hand des preußischen 
Kommunalabgabengesetzes erörtert werden. 
Der $ 9 dieses Gesetzes sagt: 

„Die Gemeinden können behufs Deckung 
der Kosten für Herstellung und Unterhaltung 
von Veranstaltungen, welche dureh das 
öffentliche Interesse erfordert werden, von 
denjenigen Grundeigentümern und Gewerbe- 
treibenden, denen hierdurch besondere wirt- 
schaftliche Vorteile erwachsen, Beiträge zu 
den Kosten der Veranstaltungen erheben. 


Die Beiträge sind nach den Vorteilen zu be- 


messen. 

Beiträge müssen in der Regel erhoben 
werden, wenn andernfalls die Kosten ein- 
schließlich der Ausgaben für die Verzinsung 
und Tilgung des aufgewendeten Kapitals 

durch Steuern aufzubringen sein würden. 

Der Plan der Veranstaltung ist neben 
einem Nachweise der Kosten offen zu legen. 
Der Beschluß der Gemeinde wegen Erhebun 
von Beiträgen ist unter der Angabe, wo ke 
während welcher Zeit Plan nebst Kosten- 
nachweis zur Einsicht offen liegen, in orts- 
üblicher Weise mit dem Bemerken bekannt- 
zumachen, daß Einwendungen gegen den 
Beschluß binnen einer bestimmt zu bezeich- 
nenden Frist von mindestens 4 Wochen bei 
dem Gemeindevorstande anzubringen seien. 
Handelt es sich um eine Veranstaltung, 


- BE . ke 
Ze Be 2 
d - wer 


der Regel solche rein 


° 


1 
hr 


830. Juni 1920. 


welche nur einzelne Grundeigentümer und 
Gewerbetreibende betrifft, so „genügt an 
Stelle der Bekanntmachung eine Mitteilung 
an die Beteiligten. Der Beschluß bedarf der 
Genehmigung. 

Zu diesem Behufe hat der Geme6indevor- 
stand den Beschluß nebst den dazu gehörigen 
Vorverhandlungen und der Anzeige, ob und 
' welche Einwendungen innerhalb der gestell- 
ten Frist erhoben sind, der zuständigen Be- 
hörde einzureichen. 

Der Beschluß der zuständigen Behörde 
ist in gleicher Weise zur Kenntnis der Be- 
teiligten zu bringen, wie der Beschluß der 
Gemeinde bekanntgemacht worden ist. 

Gegen den Beschluß der zuständigen 
Behörde steht den Beteiligten die Be- 
schwerde offen.‘ 


’ Durch die $$ 5 und 21 des Kreis- und Pro- 
vinzialabgabengesetzes ist den Kreis- und Pro- 
vinzialverbänden ein gleiches Recht wie den 
Gemeinden gegeben worden. 

Bisher ist in der Regel von den Befugnissen 
Gebrauch gemacht worden zur Erhebung von 
Beiträgen zu den Kosten von Kanalisationen 
und Wasserleitungen. Für die Elektrizitäts- 
versorgung hat man davon bisher in der An- 
nahme keinen Gebrauch gemacht, daß eine der- 
artige Versorgung nicht durch das öffentliche 
Interesse erfordert werde, vielmehr eine Be- 
teiligung des Unternehmungsgeistes zur Ge- 
winnerzielung bedeute. Darüber, daß eine 


Elektrizitätsversorgung durch das öffentliche 


Interesse erfordert wird, besteht aber wohl 
heute kein Zweifel mehr. Das Gesetz fordert 
weiter, daß es sich um eine Veranstaltung der 
Gemeinde bzw. des Kreis- oder Provinzial- 
verbandes handeln muß. Einfach liegen die 
Verhältnisse dort, wo der Kreis die Elektrizi- 
tätsversorgung auf seine Kosten durchführt 
und die Anlagen dazu erstellt. Schwieriger 
wird der Fall da, wo in privatrechtlicher Form 
— sei es allein vom Privatkapital, sei es von 
diesem in Verbindung mit öffentlichen Körper- 


schaften — das Unternehmen der Elektrizitäts- . 
.versorgung betrieben wird. Das Gesetz ver- 


langt nun nicht, daß die Gemeinde die Veran- 
staltung ausschließlich aus eigenen Mitteln 
herstellt, sondern bezieht sich auch auf solche 
Veranstaltungen. welche die Gemeinde in 
Gemeinschaft mit anderen Unternehmern ein- 


gerichtet hat. Beiträge können dann aber nur 


zu den von derGemeinde aufgewendeten Kosten 
erhoben werden. Die Vorschrift, daß ‚„‚Beiträge‘ 
zu den Kosten der Veranstaltung erhoben 
werden können, kesagt, daß nicht die gesamten 
Kosten, sondern Beiträge dazu in Frage kom- 
men, mit andern Worten, die Gemeinde muß 
einen Teil der Kosten selbst tragen. Wie groß 
dieser Anteil ist, richtet sich schließlich nach 
dem Verhältnis des Interesses der. Gemeinde zu 
den Vorteilen, welche die einzelnen Gemeinde- 
angehörigen haben. Der Anteil der Gemeinde 
kann entsprechend groß oder klein bemessen 
werden. Beitragspflichtig sind nur die Grund- 
stückseigentümer und Gewerbetreibenden, 
denen durch die Veranstaltung besondere wirt- 
schaftliche Vorteile erwachsen. Als beitrags- 
pflichtig zu den Kosten eines Ortsnetzes wird 
man daher die Grundstückseigentümer be- 
zeichnen und als Beitragsmaßstab den amt- 
lichen Grundsteuer-Reinertrag und den Ge- 
bäudesteuernutzungswert ansehen. 

Es sei der Fall angenommen, daß eine in 
privatrechtlicher Form — etwa als Aktienge- 
sellschaft — betriebene Überlandzentrale eine 
Gemeinde versorgen will, die Gemeinde aber 
die Kosten des ÖOrtsnetzes erstatten soll und 
hierzu Beiträge ausschreibt. Zunächst wird 
zwischen Gemeinde und Überlandzentrale fol- 
gender Vertrag geschlossen: 

„$ 1. Die Überlandzentrale N. beabsichtigt, 
die Gemeinde Z. mit Elektrizität für Licht- 
und Kraftzwecke zu versorgen, und wird die 
hierzu ‚erforderliche Hochspannungszuleitung 
nebst UÜberspannungsschutz auf ihre Kosten 
herstellen. Das Niederspannungsnetz einschl. 
der Hausanschlüsse bis zur Hauptsicherung 
mit dieser, die Transformatorenstation mit 
Schaltern, aber ohne den Transformator, wer- 
den auf Kosten der Gemeinde erstellt. Den 
jeweilig erforderlich werdenden Transformator 
aber beschafft die Überlandzentrale. Ebenso ist 
die Aufstellung der Zähler Sache der Überland- 
zentrale. Br 3 

$ 2. Die Überlandzentrale wird die von der 
Gemeinde zu erstellenden Anlagen im Einver- 
nehmen mit der Gemeinde herstellen lassen. 
Die Kosten dafür sind mit e veran- 
schlagt und dürfen im Rahmen des aufge- 
stellten Bauplanes höchstens um 10% über- 
schritten werden. Nach Fertigstellung der Ein- 
richtungen wird die Überlandzentrale der Ge- 
meinde eine Kostenabreehnung vorlegen. Die 
Gemeinde hat den Kostenbetrag der Überland- 
zentrale innerhalb 6 Monaten zu erstatten. An 
Bauzinsen treten dem Kostenbetrage 6% für 


Pr . 


Elektrotechnische Zeitschriit, 1920. Heft 26. 


die Zeit vom Beginne bis zur Fertigstellung der 
Anlagen hinzu. 

$ 3. Die von der Gemeinde erstellten An- 
lagen bleiben deren Eigentum und werden der 
Überlandzentrale für die Dauer des Bestehens 
des Stromlieferungsverhältnisses : zur Be- 
nutzung überlassen. Die Überlandzentrale hat 
die Anlagen in einem dauernd betriebsfähigen, 
ordnungsmäßigen Zustande auf eigene Kosten 
zu erhalten. Die durch natürliche Abnutzung 
unbrauchbar werdenden Einrichtungen sind 
auf Kosten der Gemeinde zu ersetzen. 

. Die Überlandzentrale zahlt an die Ge- 
meinde jährlich 3% der ursprünglichen An- 
lagekosten einschl. der Kosten der von der Ge- 
meinde bewirkten Erweiterungen zur Anlage 
eines Erneuerungsstockes. 

. 8 4.. Verlangt die Gemeinde eine Erwei- 
terung des Ortsnetzes, so finden die Ab- 
machungen dieses Vertrages sinnentsprechende 
Anwendung. 

$ 5. Dieser Vertrag wird für die Gemeinde 
erst dann verbindlich, wenn ihr die Erhebung 
von Beiträgen zu den Kosten endgültig ge- 
nehmigt worden ist. Das Verfahren auf Grund 
des $ 9 des Kommunalabgabengesetzes ist 
sofort von der Gemeinde durchzuführen. 

$ 6. Etwaige Kosten aus diesem Vertrage 
trägt die Gemeinde.“ 


Die Gemeinde erläßt dann folgende Bei’ 


tragsordnung: 


„Auf Grund des $ 9 des Kommunalabgaben- 
gesetzes wird zufolge Beschlusses der Gemeinde- 
vertretung vom die nachstehende 
mesgorünung für die Gemeinde Z. er- 

assen: 


$1. Zum* Zwecke der im öffentlichen 
Interesse erforderlichen Elektrizitätsversorgung 
der Gemeinde läßt die Gemeinde aufihreKosten 
ein Niederspannungsortsnetz nebst Transfor- 
matorenstation herstellen. Zu den Kosten 
dieser "Veranstaltung ‘werden Beiträge nach 
Maßgabe dieser Ordnung erhoben. 

$ 2. Beitragspflichtig sind die Eigentümer 
derjenigen bebauten und unbebauten Grund- 
stücke, welche aus dem ÖOrtsnetze versorgt 
werden;‘ ohne Unterschied, ob die Versorgung 
gewünscht wird oder nicht. Die Beitrags- 
pflicht erstreckt sich auf das gesamte innerhalb 
der Gemeinde belegene Grundeigentum jedes 
Pflichtigen. 

3. Als Beitragsmaßstab dient der 
katasteramtliche Grundsteuerreinertrag und 
Gebäudesteuernutzungswert des pflichtigen 
Grundbesitzes. Der als Beitrag umgelegte 
Kostenanteil entfällt je zur Hälfte auf den 
Grundsteuerreinertrag und den Gebäudesteuer- 
nutzungswert. Unter dieser Voraussetzung be- 
trägt der Beitrag für jede Mark des Grund- 
steuerreinertrages .. Pf und für jede Mark 
des Gebäudesteuernutzungswertes .. Pf. 

$4. Die Beitragspflicht erstreckt sich auch 
auf die der Staats- bzw. Gemeindesteuerver- 
anlagung nicht unterliegenden Grundstücke 
mit Ausnahme der öffentlichen Wege und Ge- 
wässer. Ist für ein beitragspflichtiges Grund- 
stück ein Reinertrag oder Nutzungswert nicht 
veranlagt, so hat die Ermittlung unter sinn- 
gemäßer Anwendung der dafür maßgebenden 
Gesetze zu erfolgen. 


DL ur Er rer 


$ 5. Die Beiträge sind innerhalb 4 Wochen 


nach Aufforderung durch den Gemeindevor- 
steher an die Gemeinde zu entriehten. Rück- 
stände unterliegen der Beitreibung im Ver- 
waltungszwangsverfahren. 

$ 6. Dem Abgabepflichtigen steht gegen 
die Heranziehung zu dem Beitrage der Ein- 
spruch zu. Das Rechtsmittel ist binnen einer 
Frist von 4 Wochen bei dem Gemeindevor- 
steher einzulegen. Durch Einlegung des 
Rechtsmittels wird die Verpflichtung zur vor- 
läufigen Bezahlung des Beitrages nieht be- 
rührt.‘‘ 


Die Beitragsordnung macht der Ge- 
meindevorsteher in folgender Weise ortsüblich 
bekannt: ‚„Vorstehende Beitragsordnung wird 
mit dem Bemerken ortsüblich bekannt ge- 
macht, daß der Plan der Veranstaltung nebst 
einem Nachweise der Kosten in der Zeit vom 
EIERN bis bei dem 


DI re Or 


unterzeichneten Gemeindevorsteher während’ 


der Dienststunden zur Einsicht offen liegen. 
Einwendungen gegen die Ordnung können 
während der-vier Wochen vom .......... bis 
RR bei mir angebracht werden.“ 


Liegt der Fall vor, daß das Ortsnetz gleich- 
zeitig zur Versorgung eines in der Gemeinde 
belegenen selbständigen Gutsbezirkes dienen 
soll, dann empfiehlt sich der Abschluß eines 
Vertrages zwischen Gemeinde und Eigentümer 
des Gutsbezirkes auf folgender Grundlage: 

.‘ 1. Die Gemeinde hat mit der Überland- 
zentrale N. den abschriftlich beigefügten Ver- 
trag geschlossen. Das Ortsnetz soll auch zur 
Versorgung des Gutsbezirkes A, dienen. 


511 


"$ 2. Der Gutseigentümer verpflichtet sich 
zu den der Gemeinde erwachsenden Anlage- 
kosten einen Beitrag zu leisten, der sich nach. 
einer von der Gemeinde noch zu erlassenden 
Beitragsordnung auf Grund des $ 9 des Kom- 
nunalabgabengesetzes richtet. 

..$ 3. Der Gemeinde verbleibt das gesamte 
ne am ÖOrtsnetze und an dem aus den 
Zahlungen der Überlandzentrale zu bildenden 
Erneuerungsstocke. fi 
$ 4. Auf Erweiterungen des Ortsnetzes, 
welche dem Gutsbezirke zugute kommen, 
findet dieser Vertrag Anwendung. 

$ 5. Die Kosten dieses Vertrages trägt der 
Gutseigentümer.‘ 2 

Für die Grundstückseigentümer, welche 
sowieso für die Installation, Beschaffung von 
Motoren usw. Mittel aufzuwenden haben, 
macht der Beitrag nicht viel aus. Dagegen ist 
es für das Elektrizitätsunternehmen von großer 
Bedeutung, wenn es die Mittel für die Orts- 
netze nicht aufzuwenden braucht. Die Elek- 
trizität kann billiger geliefert werden, was auf 
den Verbrauch von Einfluß ist. Zum Schlusse 
sei bemerkt, daß Beiträge auch erhoben wer- 
den können für bereits fertiggestellte Anlagen. 


Wirtschaftliche Stromabgabe. 
Von ®2ipl.-Sng. Heinrich Ott. 


Übersicht. Es wird auf die geringe Verbreitung 
der exakten Methoden der Wirtschaftlichkeitsrech- 
nung in der Elektrotechnik hingewiesen und auf die 
Fehlerhaftigkeit von Rentabilitätsbereehnungen für 
eine Neuanlage ohne Berücksichtigung ihrer Zu- 
sammenhänge mit Kraftwerk und Verteilungsnetz 
aufmerksam gemächt. Die relative Wirtschaftlichkeit 
wird durch den Begriff der wirtschaftlichen Strom- 
abgabe am leichtesten ausgedrückt; hierunter sind 
zunächst die Kosten für eine Kilowattstunde unter 
Berücksichtigung sowohl der Beanspruchung der 
bisherigen Anlage als auch der Kosten der erforder- 
lichen besonderen Erweiterungen zu verstehen. Die 
gegebenen Beziehungen sind so einfach wie möglich 
gehalten und sollen nur anregen; für die Praxis 
können sie erweitert und umgebaut werden. In den 
Ableitungen und Formeln beziehen sich jeweils kleine 
Buchstaben. auf den Abnehmer, große Buchstaben 
auf das Werk. . 


Wirtschaftlichkeitsreehnungen sind bei 
dem Neuanschluß eines Großabnehmers oder 
eines Verteilungsnetzes für jedes Kraftwerk 
von großer Bedeutung. Es liegt auch eine 
Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten über 
die Bereehnungen von Leitungen und Anlagen 
auf wirtschaftlicher Grundlage und über die 
Berechnung der Stromtarife für neu ange- 
schlossene Großabnehmer vor!); jedoch haben 


diese Rechnungsmethoden bisher wenig Ein- 


gang gefunden. Immer noch werden hier in 
der einfachsten Art Rentabilitätsreehnungen 
für neu angeschlosseie Großabnehmer oder 
Ortsnetze aufgestellt, die die Wirtschaftlich- 
keit unabhängig von den besonderen Ver- 
hältnissen der;Zentrale behandeln. Es braucht 
wohl nieht näher darauf hingewiesen zu werden, 
daß dies im allgemeinen unzulässig ist, da 
jeder neue Abnehmer doch als Glied der ganzen 
Verteilungsanlage aufgefaßt werden muß und 
nur die relative Wirtschaftlichkeit des Neu- 
anschlusses für die Untersuchung in Frage 
kommt. Die relative Wirtschaftlichkeit läßt 
sich am leichtesten dureh die wirtschaft- 
liche Stromabgabe, ausgedrückt in der 
Höhe des Durchschnittspreises für die Kilo- 
wattstunde eines’ Konsumenten, wiedergeben. 
Für ein neuangeschlossenes Ortsnetz beispiels- 
weise wird man für Licht- und Kraftver- 
brauch die sich unter Berücksichtigung der 
erforderlichen Neuanlagen ergebenden Strom- 
kosten bzw. Selbstkosten berechnen und mit 
den Stromkosten des übrigen Netzes ver- 
gleichen. Die wirtschaftliche Stromabgabe 
ergibt sich danach als Grenzwert; wenn die 
Erzielung des berechneten Kilowattstunden- 
preises von dem neuen Verbraucher unmög- 
lich ist, wird der Anschluß unwirtschaftlich 
erscheinen. Dieser Wert kann evtl. mit dem 
Durehschnittspreis für die Kilowattstunde, 


-bezogen auf die gesamte Verteilungsanlage 


(oder auf einen bestimmten Teil derselben), in 
Beziehung gesetzt und in Prozenten ausge- 
drückt werden. € N : 
Die Kosten für die elektrische Arbeits- 
entnahme werden allgemein nach der Formel 


berechnet: 
k=P.nmaxtko:f;,- AR (1 


1) Majercjik, Berechnung elektrischer Freileitungen 
nach es atilichen Gesichtspunkten. E. Fleig, Strom- 
tarife für Großabnehmer elektrischer Energie, 


512 


wenn wir mit f die Zahl der entnommenen 
Kilowattstunden ( ii n dt) bezeichnen und %max 
die beispielsweise durch einen Maximum- 
zeiger angezeigte Höchstbelastung des Ab- 
nehmers in Kilowatt angibt. P ist hierbei die 
für die Einheit der Leistung zu zahlende Pau- 
schale, %, sind die sogenannten beweglichen 
Kosten oder die Selbstkosten an Brenn- und 
Scehmiermaterial für die Kilowattstunde. 

Der Wert P berechnet sich aus der Be- 
ziehung: 


—— nn... 


Die Selbstkosten für Heiz- und Schmiermate- 
rial für die Kilowattstunde %o bereehnen sich 
An 
HUEN = 

Hierbei bedeuten F' die Gesamteinnahmen. 
An die Ausgaben des Werkes für Kohle nnd 
Sehmiermaterial; F ist die gesamte im Jahre 
vom Werke abgegebene elektrische Arbeit in 
Kilowattstunden und Nmax die Belastungs- 
spitze des Werkes (die nach denselben Grund- 
sätzen wie die Belastungssvitze der Abnehmer 
Nmax anfzunehmen ist). Näher soll hier auf 
diese allgemein hekannten Beziehungen nicht 
eingegangen werden. Für nnseren Fall inter- 
essieren ıns die Kosten für eine Kilowatt- 
stunde eines Abnehmers, die bekanntlich je 
nach der Benntzungzeit bzw. dem Günstig- 


aus dem Quotienten: ko = 


keitsfaktor % wenn T die Benutzungszeit 


des Gesamtwerkes bedentet) verschieden ist. 
Wenn wir die Benntzungszeit definieren als 


bzw MER dann läßt 


n 
2 . 1 Nmax 'nmax . 
sich die Beziehung 1 ohne weiteres umfor- 
men in: 


den Quotienten 


T 
kt) an. @ 


k, berechnet sich aus: kı = ns 


PT — An umfaßt alle Ausgaben mit Aus- 
nahme der Kosten für Kohle und Schmiermate- 


yial: wir können sis zusammenfassen in Zins-,.. 


Amortisations- und Bedienungskosten für Ma- 
schinen,Leitungsanlagen und Restausgaben: 


E— A,=4Am+ Ar-+ Ar. 


Für einen neuen Anschluß, der keine be- 
dentende Leitungsanlage erfordert. gilt ohne 
weiteres die angegebene Formel, da derselbe 
keinen Mehranfwand für Maschinen. Leitnngs- 
anlagen und Restausgaben verursacht und da- 
nach %, hierfür konstant angenommen werden 
kann. 

Nenanschlüsse, die größere Tıeitungsan- 
lagen bedingen, können unterschieden werden 
in Anlacen, die mit einer Stiehleitung direkt 
an die 7antrale und solche, die an das all- 
gemeine Verteilungsnetz angeschlossen werden. 
Während die ersteren die bestehenden L-i- 
tungsanlagen ear nicht belasten, nehmen. die 
letzteren das Verteilungsnetz wenigstens teil- 
weise in Anspruch. 

Für den. ersten Fall ergehen sieh die An- 
teile an den TInkosten Am und Ar (Maschinen- 
anlage und Restausgaben) in gleicher Weise 


Der | 
m für Ver- 


zinsung und Tilgung der Leitungsanlagen ist 
der entsprechende Anteil für die Anschluß- 
Jeitung zu setzen, der sich ohne weiteres aus 
Verzinsung. Amortisations- und Bedienungs- 
unkosten der neu erstellten Leitungsanlage 
ergibt. 

Es wird danach: 


wie bisher, an Stelle des Anteils 


A 
=kot+ EBENE IUEE 
wobei ae et 


zu setzen ist. 


Die wirtschaftliche Stromabgabe wird 
danach durch die Durchschnittskosten für 
die Kilowattstunde der Neuanlage gegeben: 


k=io+ (+) Fe 


i Für den zweiten Fall ist zu untersuchen, 
in welchem Umfang das Verteilungsnetz in 
Anspruch genommen wird, und es ist hierbei 
nur dieser Anteil- in Reehnung zu setzen. 
Einwandfrei läßt sich dies bei einem vielfach 
verzweigten und mit Ausgleichleitungen durch- 
zogenen, Leitungsnetz nicht feststellen; es 
genügt jedoch in jedem Falle eine Schätzung 
desprozentualen AnteilsderNetzbeanspruchung. 

In’schwierigeren Fällen wird man zweck- 
mäßig (durch einmalige näherungsweise Durch- 
rechnung des Gesamtleitungsnetzes) die Summe 


“ 


Elektrotechnische Zeitschriit, 1926. Heit 26. 


der angeschlossenen „‚Belastungsmomente“ 
(ZnL) bestimmen. Diese Größe ergibt sich 
aus der leichter festzustellenden in der Ge- 
samtleitungsanlage angewandten Metallmenge 
M durch den Zusammenhang: 


2 2 
EnL=mZ men 
L.y.o 


Hierbei ist: 

& der prozentuale Leistungsverlist, 

y os spezifische Gewicht des Leitungsmate- 
rıals, 

oe der spezifische Widerstandskoeffizient des 
Leitungsmaterials. 

Die angegebene Beziehung gilt für Drehstrom; 

für Gleichstrom fällt das Quadrat des Lei- 

stungsfaktors im Zähler weg, im Nenner er- 

scheint 20 an Stelle von o. 

Ist die Metallmenge des Netzes (z. B. aus 
den Bestandsanfnahmen für den Kupferausbau 
während des Krieges) nicht bekannt. so ergibt 
sich dieselbe aus dem einfachen Beziehung 
(gq = Querschnitt): 


MZ=z2qg.L.yke. 


Um den prozentualen Anteil der Netrbe- 
anspruchung für den Neuabnehmer zu finden, 
setzen wir sein Belastungsmoment (Leistung 
in kW (n), Entfernung in km (Z)) mit dem .ge- 
fundenen Summenwert in Beziehung: 

na 
EN EN Era 0 
ER 7.20.00)» DIE RCh (7 
jst hierbei die prozentnale Netzbeanspruchung. 
Es ergibt sieh dann der Wert der wirtschaft- 
lichen Stromabgabe: 


n 
Am+ 700 ArL+ AR 


.108. 


Ki F OR (8 
Ar A 
on er 
und k=zk+ F DIrE 


Für Anlagen, die neben Erweiterungs- 
kosten das allgemeine Verteilungsnetz he- 
lasten, errechnet man für die Länge 7, die 
prozentnale Netzbeanspruchung,; für die Länge 
Ts die Kosten der neuen Leitung und findet 
die wirtschaftliche Stromabgabe' 


Am+- .Ar-+ Ar 
A\T 
A + =. ir) - (9 


(Gesamtentfernung vom Kraftwerk L=1L,+ 2»). 


Bei allen bisherigen Ableitungen gilt natür- 
lieh stillschweigend die Voraussetzung, daß 
eine Frweiterung der Maschinenanlage durch 
den Nenmanscehlnß ‚nieht erforderlich wird; 
außerdem sind die Ühertragungsverluste nicht 
berücksichtigt ınter der Annahme einer gleich- 
mäßigen Verteilung derselben über das Netz, 
wie sie die Einhaltung einer wirtschaftlichen 
Stromdichte ereiht. Selhst. zsrößere Ab- 
weiehnngen bleihen jedoch innerhalb der Ge 
nauigkeit der für die Berechnung ange- 
nommenen Größen ohne Einfluß. 

Mit Hilfe der gegebenen Beziehungen 
können wir die genanen Kosten der Kilowatt- 
stunde eines nenen Abnehmers feststellen bzw. 
seine Wirtschaftliehkeit nachprüfen: 

a) PESIae des Günstigkeitsfaktors 


t ’ 

b) hinsichtlich der Kosten der erforder- 
lichen Netzerweiterung; im einfachen 
Falle ergibt sich: 


Hiernach sind uns Unterlagen gegeben, daß 
wir den Stromlieferungsvertrag sowie die ein- 
maligen Erweiterungsunkosten annähernd fest- 
legen können. Natürlich werden hierbei auch 
volkswirtschaftliche Erwägungen, namentlich 
bei kommunalen Werken. eine eroße Rolle 
spielen, die sich rechnerisch nicht erfassen 
lassen. Beispielsweise wird eine bänerliche 
Ortsnetzanlaga mit zerstrenuten Anschlüssen 
mit Rücksicht auf die Erstellung der Vertei- 
lungsanlage anfangs niemals so vorteilhaft 
angeschlossen werden können wie industrielle 
Großabnehmer, trotzdem die elektrische Arbeit, 
ausgedrückt in Kilowattstunden, im ersten 
Fall wesentlich teuerer verkauft werden kann. 
In solehen Fällen wird man zweckmäfig die 
untere Grenze der Selbstknsten zu bestimmen 
suchen und zu diesem Zwecke das Rest- 
glied Ar entsprechend verringern, daß nur 
die Selhstkosten des Werkes bariicksiehtigt wer- 
den. Durch gaeignete Wahl des Tarifes hat 
man es dann selhst in der Hand, den Günstig- 
keitsfaktor des Anschlusses zu verbessern und 
hierdureh die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. 


1. Juli 1920. 


Elektrolytische Oxydation der Metalle. — 
Wertvollere Gecenstände aus Eisen oder Kup- 
fer, z. B. Waffen oder optische Instrumente, 
pflegt man zu ..brünieren‘“ oder zu schwärzen, 
um sie gegen Witterungseinflüsse zu schützen, 
indem man sie durch chemische Behandlung 
mit einer festhaftenden Oxydschicht bekleidet. 
In Waffenfabriken benutzt man z. B. eine alko- 
holische, stark saure Kupfersalzlösung oder eine 
Mischung von Antimonchlorür mit Öl. Diese 
kostspielige und gesundheitsschädliche Behand- 
lung wird mehrmals wiederholt. Es bilden sich 
dabei auf der Oberfläche des Eisens” kleine 
Mengen Fisenoxyduloxyd (Fe 0,) und größere 
Mengen Eisenoxyd Feans. Bereits vor dem 
Kriege hat man versucht, die Gegenstände un- 
mittelbar zu oxydieren, indem man sie in ge- 
schmolzenes Natriumnitrat tauchte — dies 
Salz ist aber zu teuer — oder indem man mit 
pikrinsauren Alkalisalzen in der Siedehitze be- 
handelte — aber diese Salze sind ebenfalls zu 
teuer. und eskamen Unfälle vor, weil explosive 
Metallvikrate auskristallisierten. Einen großen 
Fortschritt; erzielten die Professoren Sestini 
und Rondelli in Bergamo dadnreh, daß sie 
ein leichtes und wirtschaftliches Verfahren der 
elektrolytischen Oxvdation ausarbeite- 
ten. Ihr elektrolytisches Bad besteht ans einer 


Lösung von Eisenoxyd in Alkali, welche man 


erhält, indem man eine Sodalösun« mit Eis>n- 
anode elektrolysiert: dann seht Eisen in Lö- 
sung, indem sich Natriumferrit bildet. Aus 
diesem Bade scheidet sieh unter bestimmten 
Bedingungen (hohe Temneratur, bis 5 A/dm? 
Stromdichte) an der Kathode metallisches 
Eisen ab. Wenn man nun den Strom nmkehrt, 
so oxydiert sich dieses Eisen zu schwarzem 
Eisenoxydnloxyd. Je nach der Temperatur 
und der Konzentration des Bades und der 
Stromdichte kann man das Fisen dunkelblau, 
rotbraun oder gelb färben. Als Gefäß dient ein 
geschweißter rechteckiger Eisenblechtrog, der 
mit Heizvorrichtune versehen ist. In ihm hänst 
ein etwas kleinerer Tror aus diinnerem, geloch- 
ten Eisenblech, der von Zeit zu Zeit erneuert wer- 
den muß,” weil er mit dem einen Pol der Strom- 
quelle verbunden nnd als Anode allmählich 
aufgazehrt wird. Die zu behandelnden Gegen- 
stände werden an einem Gestell aufgehänst, 
das mit dem anderen Pol’verbunden jst. Zu- 
nächst verbindet man das Gestell mit dem ne- 
gativen Pol, um dia auf den Gegenständen nr- 
sprünglieh vorhandene Oxydschieht zu redu- 
zieren. Nach 2 Minuten schaltet man um und 
oxydiert, bis sieh nach höchstens 3 Minuten 
ein Ansteigen der Badsnannung bemerkbar 
macht. Nach weiteren 2 Mintrten hebt man die 
Gegenstände heraus. Sie werden nın zweimal 
abgespült. in”Öl getaneht und dann in den 
Trockenofen gebracht. Willman möglichste Ein- 
fachheit, so genügt es, bei etwas höherer Bad- 
spannung die mit dem positiven Pol verbunde- 
nen Gegenstände 60 bis 100 sin dem auf passen- 
der Temperatur gehaltenen Bade zu belassen 
(die Temperatur bestimmt die Farbe des Über- 
zuges), dann zu waschen, zu trocknen und in 
heißes Öl zu tauchen, welches die Farbe daıter- 
haft macht. Besonders Gnßeisen Täßt sich sehr 
ent und haltbar färben. Ganz ähnlieh läßt sieh 
Kupfer elektrolytisch schwarz färben. Die 
feste Elektrode besteht dann ans Kupferblech; 
das Bad wird dureh Anfläsen eines geeigneten 
Kupfersalzes oder durch Rlektrolvse. wie oben 
beschrieben, bereitet. Gegenstände aus reinem 
Kurfer oder sehr knpvferreichen Legierungen 
werden ebenso wie Fisengegenstände behan- 
delt: nur muß die kathodische Behandlung er- 
heblich kürzer dauern. Die anderen Legiervn- 
gen verkunfert man vorher im sanren Bade. 

Das elektrolvtische Verfahren ist in zahl- 
reichen italienischen Werkstätten eingeführt, 
z.B. in den Heereswerkstätten zu Rom und in 
den Fiatwerken (San Gioreio) in Turin. In 
Tingland haben vw. a. die Vickers-Werke das 


Verfahren eingeführt, in Frankreich die Waffen- _ 


fabrik von Saint-Etienne. In Ttalien behandelt 
man in dieser Weise außer Waffen zahlreiche 
Maschinenteile und Werkzevge. Weil die Fär- 
bung hitzebeständig ist. so eienet sie sich auch 
für Heizkörper. Auf dem Kupfer haftet die 
Schwärze so gut, daß man ihr durch Polieren 
das Aussehen von Emaille verleihen kann. Die 
Elektrolyse erlaubt aueh. Rost in einigen Minu- 
ten auf die billieste Weise zu entfernen. Die 
Kosten der elektrolytischen Oxydation be- 
tragen nach der Berechnung von Rövillon 
auf das m? für eine 40 m? Metallfläche im 
Tage lejstende Anlage 1,35 Tr (Handarbeit 60, 
Strom 15, Heizung 15, Soda, Elektroden, Öl 
nsw. 5. Amortisation in 5 Jahren 40 ets). Die 


Behandlung _von 1000 Zündkerzen (ent- 
sprechen! 3 m?) kostet also 4 Fr. (Le Genie 
Civil, Rd. 26,-8. 194. 4.8p., 2 Abh.: nach 


Revue de Metallurgie, Juli/Aug. 1919.) K. A. 


‘ 
2 As ee Se 


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N 


ET UN EN ER 


_ 


. sammlung 


- 7 


1. Juli 1920, 


r 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Nachforderungen für den Ausbau von 
Wasserkräften im oberen Quellgebiet der Weser. 
— Durch einen der Preußischen Landesver- 
‘vor kurzem vorgelegten Gesetz- 
entwurf soll”die Regierung ermächtigt werden, 
für den Ausbau von Wasserkräften im 
oberen Quellgebiet der Weser!) über 
die im Gesetz vom 9. VI. 1913 bereitgestellten 
10,5Mill.M hinaus zur Deckung von Mehrkosten 
der im Bau befindlichen Anlagen und zur Aus- 
führung von Ergänzungsanlagen weitere 
30,5 Mill. M zu verwenden. Nach der Be- 
eründung hat die Staatsbauverwaltung vor 
dem Kriege bestimmt darauf gerechnet, Ende 
1914 mit der Lieferung”elektrischer Arbeit in 
vollem Umfang beginnen zu können. Als dann 
der Krieg ausbrach, wollte man zunächst die 
Bauten fertigstellen und die Stromlieferung 


aufnehmen, mußte diese Absicht aber fallen . 


lassen. weil die Stromverbraucher, insbeson- 
dere der Zweckverband Überlandwerk Eder- 


. talsperre, das Leitungsmaterial verkauft hatten 


und infolgedessen auch das Kupfer der staat- 
lichen Leitungen für Heereszwecke zur Ver- 
fügung gestellt wurde. Während des Krieges 
erhielten nur die unmittelbar vom Kraftwerk 
aus zu versorgenden Konsumenten im ehe- 
maligen Fürstentum Waldeck Strom und nach 
dem Waffenstillstand mittels einer aus Eisen- 
seil hergestellten Leitung auch das Umspann- 
werk Felsberg. dem die Kreise Melsungen, 
Fritzlar und Homberg Energie entnehmen. 
Es wurden dann weitere Verträge mit 4 Kali- 
werken in den Kreisen Göttingen und’ Nort- 
heim sowie mit den Landkreisen Northeim, 
Frankenberg, Rotenburg a. F., Büren, Brilon 
geschlossen und mit den Kreisen Kirchhain, 
Ziegenhain und Hersfeld vorläufig vereinbart, 
so daß der ganze zwischen fremden Über- 
landzentralen gelegene, bisher noch unver- 
sorgte Bezirk zum staatlichen Absatzgebiet 
geworden nnd der Anschluß an den Versor- 
gungsbereich der staatlichen Majinkraftwerke 
hergestellt ist. Dadurch wird der Bau weiterer 
Leitungen und Umspannwerke erforderlich, 
für den das Gesetz vom 9. VI. 1913 noch keine 
Mittel bewilligt. Für die in diesem vorge- 
sehenen Banten hat die Nenveranschlagung 
der Herstelluneskosten nach dem Preisstande 
vom Januar :1920 insgesamt 32,129. Mill. M 
und für die auf Grund der neuen Verträge 
auszuführenden 9.346 Mill. M ergeben, so 
daß zur vollständigen Ausführung der ge- 
nlanten Anlagen nach Abzug der Beiträge der 


— Landkreise zu den Transformatorenstationen 


41 Mill. M notwendig sind. Dabei wird sich 
der Bau der Kraftwerke bei Hann.-Münden 
und an der Diemeltalsperre sowie der Erweite- 
rung des Kraftwerkes Waldeeker” Talsperre 
noch auf mindestens 3 Jahre erstrecken, 
während die Leitungen und Umspannwerke so 
schnell wie möglich hergestellt werden sollen. 
Das gewaltige Anwachsen der Herstellungs- 
kosten würde die’ Rentabilität des staatlichen 
Unternehmens unzulässig beeinträchtigen, 
wenn es nieht möglich wäre, die durch die 
vermehrten Kapitallasten gesteigerten Selbst- 
kosten nach der Verordnung über die schieds- 
gerichtliche Erhöhung von Preisen (1. IT. 1919) 
zu einem erheblichen Teil auf die Verbraucher 
(Land- und Stadtkreise, industrielle Unter- 
nehmungen) abzuwätzen. Es ist in Aussicht 
genommen, die ersten 50% Verteuerung der 
Herstelluneskosten auf den Staat zu über- 
nehmen, das darüber Hinaussehende aber 
Aurch Erhöhnng der Strompreise zu decken. 
Letztere würden dadurch um etwa 6 Pf/kWh 
auf durchschnittlich 11 Pf wachsen, ein Satz, 
der unter den heutigen Verhältnissen bei einem 
Kohlenpreis von 186 M/t ab Grube. wie die 
Vorlage sagt, noch nicht einmal die Hälfte der 
Kohlenkosten eines Dampfkraftwerkes er- 
reicht. Reehnungsmäßie wird sieh die früher 
ermittelte Verzinsung des vom Staat aufzu- 
wendenden PBaukapitals für die einzelnen 
Stufen des Stromabsatzes nicht erreichen 
lassen, weil sieh die Mehrkosten der Erzengung 
nur z. T. auf die Abnehmer abwälzen lassen, 
man rechnet”aher mit einem Ansgleich durch 
wesentlich größeren Korsum als s. 7. ange- 
nommen worden ist. Dia Begriündnnge bemerkt, 
daß das Gesetz, betreffend die Sozialisiernng 
der Blektrizitätswirtschaft, zunächst ohne Fin- 
Ben auf den Weiterbau der Anlagen bleiben 
werde. 


Elektromaschinenbau. 


Von der Internationalen Elektroteehniseben 
Kommission. — .,‚Engineering‘“ Bd. 109, 1920, 
S. 523 meldet. daß der erste Band der Vor- 


) Vgl. auch „ETZ* 1920, S. 39. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


RUNDSCHAU. 


schriften für elektrische Maschinen, heraus- 
zegeben von der IEC, erschienen und vom 
Generalsekretär der Kommission (28 Viktoria 
Street, Westminster, London SW) 
Preise von 2sh 2’d zu beziehen is. An den 
Arbeiten der Kommission haben bekanntlich 
die” deutschen” Mitglieder seit Krieesausbruch 
nicht mehr teilgenommen, nınd weder für die 


| kürzlich stattgehabten Beratungen in’ Brüssel 


noch für die im November dieses Jahres in 
Paris in’Aussicht genommenen Sitzungen sind 
Finladungen an die Deutschen ergangen. 
Unser Fehlen ist im Interesse der Sache ieden- 
falls zu bedauern. Die ietzt veröffentlichten 
Vorsehriften wurden in der Vollversammlung 
der Kommission im Oktober vorigen Jahres 
in” London angenommen. Sie beziehen sich 
auf Höchsttemperaturen und Tempreraturzu- 
nahmen; in einem Anhang werden Vorschläge 
für Isolationsprüfungen gemacht. Die neuen 
Vorschriften gelten für nmlanfende Maschinen 
mit Spannnngen bis zu 5000 V und Leistungen 
bis 750 kVA, deren Feldeisen achsial nicht 
länger als 50 em ist, ferner für alle Transfor- 


matoren mit; Ansnahme der wassergekühlten. | 


Fs werden die Temperaturbestimmungsmetho- 
den mittels Thermometers und durch Wider- 
standsmessung beschrieben. und ihre Vor- 
nahme wird durch ausführliche Tabellen er- 
läutert. 

Wie Elektrotechn. n. Masehinenh. Bd. 38, 
1920, S. 268 herichtet, trat der beratende 
Ausschuß der IEC Ende März in Brüssel zu- 
sammen und heschäftigte sich mit den Nor- 
malien für Maschinen iiber 5000 V und 
750 kVA sowie mit deren Isolationsprüfung. 
Die Amerikaner schlnzen für große Maschinen 
den oblisatorischen Finbau von Temperatur- 
meßgeräten vor: die Engländer befürworteten 
deren Beschränkung auf Turbogeneratoren 
und äbnlieba Maschinen von über 5000 kVA 
und andere Generatoren mit über 90 e mRotor- 
länge, nnabhäneie”von Snannung und Rotor- 
Jänge bzw. Teistnng, und solche mit 65 em 
Rotorlängs bei” Spannungen” über” 6000 V. 
Die von den Italianern vorgeschlagene Liste 
von Svmbolen wrırde zur Annahms empfohlen. 
Ein Vorschla« der Franzosen. über die Be- 
nennung der Periodenzahlen soll den nationalen 
Ausschüssen übermittelt werden.!) Auch 
wurde beschlossen. ein internationales, elek- 
troteehnisches Wörterbuch herauszugeben, das 
in nationalen Ausgaben erscheinen soll. für 
welche der betr. nationale Ansschuß die Defi- 
nitionen der Fachausdrücke zu erläutern hätte. 
Jeder Fachausdrnek soll in den offiziellen 
Sprachen der TEC, A. h. englisch und fran- 
zösisch definiert werden. ah. 


Beleuchtung und Heizung. 


Elektrische Warmwasserheizung in einer 
Schule?) — Die Kommunalschule in Baden 
(Schweiz) hat eine Warmwasserheizung” mit 
kohlebeheizten” Kesseln.. Da während der 
Nachtzeit billige elektrische Fnergie zur Ver- 
fügung steht, entschloß sieh”die Stadtverwal- 
tung im Jahre 1917 angesichts der steigenden 
Kohlenpreise einen elektrisch beheizten Kessel 
der Brown, Boveri & Cie. A.-G. aufzustellen. 
Dieser war mit Wärmespeicherung vorzusehen 
undYmußYzufZeiten großer Kälte mit den 


AN 


#* 
A = Hochspannungskabel-. B = Ausschalter mit Relair 4. C = Sicherun- 
I 
G = Lichtleitung, J =*Heizwiderstände ZL = Transformator. 
M = Mischleitung. O = Kessel mit Kohlenheizung, R = Rückleitung, 
S =,Heißwasserleitung. V = Regnlierhahn' 


gen. D = Zähler. 
meter. 


& = Elektrisch beheizter Kessel, 


Abb. 1. Schema der elektrischen Heizung: 


kohlenbeheizten Kessel parallel arbeiten. Die 
etwa 7580 m? ‘großen ‘Räume erforderten in 
den 100 kälteren Tagen durchschnittlich täg- 


) Siehe „ETZ“ ERS. 


1 
a „ETZ* 1918 8. 7 ce“ 


Heft 26. 


I 


513 


lich 260 kg Kohle, entsprechend 1,014 Mill.WE 
bei einem Heizwert von 6500 WE/kg und 
0,6 Wirkunssgrad’der Kessel. Diese Wärme- 
menge hat der elektrische Kessel in’etwa 13 h 
zu leisten, und bei seinem Wirkungsgrad von 
0.97 berechnet sich seine Energieaufnahme zu 
100 kW. Da der Ausdehnungsbehälter 20 m 
iiber dem Kessel steht, kann mit 2 At Über- 
druck, bzw. mit 120° Wasserhöchsttemperatur 
gearbeitet werden. Der Kessel wurde zn 
15,6 m3 Größe gewählt, und da Tieitungen und 
Ausdehnungsbehälter etwa 5 m? Wasser ent- 
halten. so würde bei Aufheizung auf 110° © 
und einer Rücklauftemperatur von 60° die 
obengenannte täglich benötigte Wärmemenge 
gespeichert. Der zngeführte Zweiphasen- 
strom von 2000 V wird in ?% Transformatoren 
auf 220 V herabgesetzt (Abb. 1). Die beiden 


_ Heizwiderstände von je 50 kW liegen direkt 


im Kesselwasser. das an der Stromleitung teil- 
nimmt. Ein Kontaktthermometer betätigt 
bei Höchsttemperatur mittels Relais einen 
Ausschalter, der die Transformatoren vom 
Leitungsnetz trennt. Parallel zum Kessel 
ist ein Umlaufrohr zwischen Vor- und Rück- 
laufleitung eingefügt, durch das mittels auto- 
matischem Ventil ein Teil des Rücklauf- 
wassers zur Mischnne in den Vorlauf geleitet 
wird, wenn dieser Höchsttemperatur hat. 

Die Anschaffungskosten werden zu Fr. 18000 
genannt. Bei einem Energiepreise von 2.05. Cts. 
wurden in einem Winter für 180000 kWh 
3750 Fr. ansgegeben, anßerdem 1800 Fr. für 
Amortisation und etwa 4000 Fr. gesenüber der 
Kohlenheizung erspart bei einem Kohlenpreise 
von 260 Fr./t. (Genie Civil Bd.76, 8.48, 9) 

22 


- Fernmeldetechnik. 


Der Telephonograph im Fisenbahnbetrieh 

— Nach einer Mitteilung von Nasarischwily 
sind auf der Strecke der Kaukasusbahn von 
Kutais nach Tkwihnla erfolgreiche Versuche 
gemacht worden, die Schienen zur telepho- 
nischen Übertragung von Signalen an den 
Lokomotivführer zu benutzen. Mit Hilfe einer 
Elektromagnetanordnung in Ver- 

bindunz mit einem Starkstrom- 

mikronphon oder”einer ähnlichen 
Finriehtung, die an einer Tokomo- 
tive angebracht wird, werden Sie- 
nale wie „Kurve“, „langsam“, 
„Pfeife“ nsw. in derselben Weise 
wie beim Poulsenschen Telephono- 
eraphen anfein Stahlhand auf die 
Schiens übertragen. Es soll dann 
möglich sein. mit Hilfe von Taut- 
spreehern ınter Zwischenschaltung 
von Verstärkerröhren die Signale am Führer- 
stand der die Stracke befahrenden Lokomotiven 
deutlich wahrnehmbar zu machen, wenn sie 
mit entsprechenden Empfangseinriehtunsen 
versehen sind. Die Finrichtnng soll nament!'-h 
nachts und bei Nebel gute Dienste leisten. Kr. 


Flüssigkeitsrelais für Kabeltelegrapbie nach 
Orling. — Wird ein dünner Wasserstrahl durch 


Abb. 2. 


eine feste Spitze aus seiner Richtung abge- 
lenkt, so ändert sich die Ablenkung bei kleinen 
Bewegungen der Spitze und zwar in wesent- 
lich stärkerem Maße als die Bewegung der 
Spitze. 


Diese Beobachtung benutzt Orling 
zum Ban eines sehr emnfind ° 
lichen Telegraphenrelais, dessen 
Grundgedanke in den beiden 
umstehenden Abbildungen 
veranschaulichtist. In Abb.3 
ist B der bewegliche Rahmen 
des "'empfangenden Galvano- 
meters, an dem eine feste Spitze 
a  { angebracht ist. Die Spitze 
berührt den ans dem Gefäß”O 
ausfließenden Strahl D, der in 
der Ruhelage der Spitze die 
obere Kante eines dachartie 
geformten Zelluloidstückes F 
trifft,” das an beiden Seiten die 
Stromabnehmer F' und @ trägt. 
Wird’der Wasserstrahl, der nm 
leitend zu sein aus angesäu- 
ertem Wasser gebildet wird, 
durch geringe Bewegung der 
Spitze A "abgelenkt, so wird 
diese Ablenkungin Widerstands- 
änderungen anf den Wegen 
0—-@bzw.O—F in die Erschei- 
nung treten; und zwar werden 
diese Widerstandsänderungen wesentlich sein, 
da geringe Ablenkungen des Galvanometer- 
zeigers A größere Ablenkungen” des” Wasser- 
strahls zur Folge haben. Dieses System wird 
nach ”"Abb.’4 als eine Diagonale einer”Wheat- 
stoneschen Brücke geschaltet, in deren anderer 


Kontaktthermo- 


514 


Diagonale das Empfangsrelais (Z) mit einem 
Einstellwiderstand ($) liegt. Ist die Brücken- 
anordnung bei der Ruhelage des Empfangs- 
galvanometers abgeglichen, so wird jede Ab- 
lenkung des Wasserstrahls (D) eine Störung 


Di; a 


1200 kVA angeschlossen war, gegeben. Es 
handelt sich dabei um Einsätze für Werk- 
zeugstahl bei einem basischen Frischprozeß. 
Die vermehrte Kraftzufuhr gegen Ende der 
Raffinationsperiode bezweckt eine WÜber- 
hitzung des Stahles vor dem Abstich. Die 
lange Einsatzdauer in diesem Falle ist wegen 


LE OL Nm 4 va 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 26. 


ee ze Be 


beschlossen, die Beschaffung der nach dem 
Friedensvertrag für den Wiederaufbau zu 


liefernden Waren den einzelnen Industriever- 


bänden zu übertragen. Es wurden infolge- 
dessen von den Fachgruppen des Reichsver- 
bandes Wiederaufbaustellen gegründet. Da 
sich dieEntente für den Fall, daß die verlangten 


4 der geforderten Gütedes Produktes erforderlich. | Waren nicht geliefert würden, die Beschlag- 
4 B Derselbe Transformator würde nach Angabedes | nahme von Ersatz in den einzelnen Fabriken 
Verfassers bei Anschluß an einen beliebigen 3-t- | vorbehalten hat, ist in dem deutschen Aus- 

D Ofen mit saurer Zustellung das Fertigmachen | führungsgesetz zum Friedensvertrag die Bil- 
eines Einsatzes in 1,5h gestatten. V.E. dung von Leistungsverbänden vorgesehen, 

ee = ee ea an urnosunben, Derbi 
2 un nteignungen durchzuführen. ür die 

Verschiedenes. Beschaffung von Beeren Ka Braun 

Chemisch-Technische- Reichinnstall. — ra] or AWoneuE aa 

ist geplant, das bisherige Militär-Versuchs- Der NEN Br dem VOr&s 

Abb. 3. Abb. 4. amt zu Berlin-Plötzensee in eine Chemisch- we ee es m de nn 13 hir er 
Mechanische Anordnung. Stromlauf. Technische Reichsanstalt umzuwandeln. Der | vomı anekann en den en 


des Gleichgewichts und ein Ansprechen des 
Ortsrelais (Z) herbeiführen. Bei einer Zeichen- 
geschwindigkeit von 450 Buchstaben in der 
Minute hat die Anordnung eine Empfindlich- 
keit von 4 bis 5x 10-13 A. (Genie Civil. Bd, 
76. 1920. S. 379). Kr. 


Drahtlose Telegraphie auf Spitzbergen. — 
Nach Artikel 4 des zwischen den Ver. St. 
Amerika, Großbritannien, Dänemark, Frank- 
reich, Italien, Japan, Norwegen, den Nieder- 
landen und Schweden geschlossenen Spitz: 
bergenvertrages sollen alle im Bereich 
der Insel von der norwegischen Regierung oder 
unter deren Schutz errichteten öffentlichen 
Funkstationen jederzeit auf der Basis voll- 
kommener Gleichberechtigung für den Verkehr 
mit den Schiffen aller Flaggen und den Staats- 
angehörigen der vertragschließenden Mächte 
unter den Bedingungen der Konvention vom 
5. VII. 1912 bzw. ihrer Ergänzungen offen 
sein. Landeigentümer auf Spitzbergen haben 
das Recht, für ihre eigenen Zwecke Funk- 
anlagen zu errichten und im Privatverkehr mit 
anderen festen oder mit beweglichen Stationen, 
einschl. soleher auf Schiffen und Luftfahr- 
zeugen, zu benutzen. 


Berg- und Hüttenwesen. 


Betriebsergebnisse von -Elektrostahlöfen. — 
In dem Aufsatz der Electrical World Bd. 74, 
1919, $. 125 werden unter Beigabe der Zahlen- 
tafel 1 die Betriebsergebnisse über 10 Drei- 
phasenöfen, 2 Zweiphasenöfen und 6 Ein- 
phasenöfen nach dem Lichtbogenprinzip ge- 
geben und näher besprochen. Es wird hier- 
bei eine kurze Beschreibung des Snyder-, 
Heroult-, Rennerfelt- und von Baur-Ofens 
gegeben. Die in der Zahlentafel gemachten 
Angaben über Energie- und Leistungsbedarf 
schließen Beleuchtung und Nebenbetriebe 


Nationalversammlung ist hierüber eine Denk- 
schrift zugegangen, die ihr u. a. folgende Auf- 
gaben zuweist: 8 

1. Ausführung von wissenschaftlich-tech- 
nischen Untersuchungen und Versuchen au 
dem Gebiete der Rohstoffe: a) Erzeugung 
von volkswirtschaftlich wichtigen Stoffen ; 
b) Ermittlung von Ersatzstoffen für im Inland 
nicht vorhandene oder knappe chemische und 
metallurgische Stoffe; c) Ausnutzung von 
wertvollen Abfallprodukten. 

2. Ausführung von im allgemeinen 
esse liegenden Untersuchungen. 

3. Ausführung wissenschaftlich-technischer 
Untersuchungen auf dem Gebiete der Unfall- 
verhütung und des Arbeiterschutzes in feuer- 
und explosionsgefährlichen Betrieben und dem 
öffentlichen Verkehr dienenden Einrichtungen. 
(Zeitschr. der Dtsch. Ges. f. Mech. u. Optik, 
1920, Heft 9/10.) 


Inter- 


Industrie und Handel. 


Preispolitik, Außenhandel, Vereinheit- 
lichung der Produktion und Wiederaufbau. — 
Diese 4 Gebiete charakterisieren die Hauptauf- 
gaben, deren Pilege sich der jetzt 388 Mitglie- 
der zählende Zentralverband der deut- 
schen elektrotechnischen - Industrie 
während des abgelaufenen Geschäftsjahres 


unterzogen hat, und denen er weiter seine 


Tätigkeit im Interesse des von ihm vertretenen 
Wirtschaftszweiges widmet. Sie bildeten daher 
auch in seiner am 24. VI. 1920 zu Berlin unter 
dem Vorsitz K.F. v. Siemens’ abgehaltenen 
zweiten ordentlichen Mitgliederversamm- 
lung nach dem von dem geschäftsführenden 
Vorstandsmitglied v. Raumer -erstatteten 
Geschäftsbericht den Gegenstand der vorge- 
tragenen Referate. Direktor Henrich sprach 
über die Preisstelle, Dr.-Ing. Adler über_die 


Wahrnehmung der Interessen der preußischen 
Industrie bei der Landesauftragstelle zu bil- 
denden Industrieausschuß soll als Vertreter 
des Zentralverbandes der Leiter der Wieder- 
aufbaustelle eintreten. An einzelne der Re- 


ferate, über die wir noch berichten werden, 


| schloß sich eine lebhafte Diskussion; sodann 


folgte der geschäftliche Teil. 


Handelsverkehr mit dem Saargebiet. — 
Die. Berliner Zweigstelle der Handelskammer 
zu Saarbrücken macht darauf aufmerksam, 
daß die von der französischen Handelswelt 
im Saargebiet veranlaßte Gründung einer 
„Chambre de Commerce Franco-Sar- 
roise‘ keinen Grund zur Beunruhigung biete, 
weil einmal nach dem Friedensvertrag außer 
Zweifel stehe, daß für das Saargebiet das 
preußische Handelskammergesetz von 1870 
in seiner Fassung vom 19. VIII. 1897 sowie 
die entsprechenden bayerischen gesetzlichen 
Bestimmungen gelten und daher. allein- die 
Handelskammer zu Saarbrücken amtlich die 
Interessen für Handel und Gewerbe vertreten 
könne, sodann aber auch die Chambre de 
Commerce nur eine rein private Vereinigung 
der französischen Handel- und Gewerbetreiben- 


„den sein wolle.© Gleichwohl sei ihr gegenüber 


größte Zurückhaltung am Platze. Was 
weiter das Vorgehen der französischen Zoll- 
verwaltung betrifft, die französischen Ein- 


fuhrverbote auch dem Saargebiet gegenüber | 


zur Anwendung zu bringen, so hat die General- 
direktion der Zölle in Paris unter dem Druck 
der öffentlichen Meinung bereits verfügt, daß 
diese Verbote insoweit nicht angewandt und 
an der saarländisch-deutschen Grenze nicht 
gehandhabt werden sollen, als Waren deutschen 
Ursprungs und deutscher Herkunft Einlaß in 
das Saargebiet begehren. Neuerdings wird je- 
doch gefordert, daß das begleitende Ursprungs- 
zeugnis mit Visum oder Beglaubigung einer 
französischen bzw. alliierten Stelle in Deutsch- 


Zahlentafel 1. Betriebsdaten von 18 Elektrostahlöfen der Lichtbogentype. 


80. Juni 1990. 


v= 


, Betriebene Öfen Bee Aufzeichnungen des Jahres 19183) 
Basische | |Eicht- und Normal | : De : = 
£ | \oder saurelAnzahl| Lichtbogen- | ; ES Kraft- Ne aa Geschmol- aD Betwigher Der Ofen erzeugt 
Jahr [Einsatz] Type a EN spannung | lern Tre Primäryiok- Gesamte | zene Ewa: Stunden 
te aSt Warn v 1 _kVA kVA__| Hoch Niedrig) kWh. t oe | i 
1914 | 1,5 | Snyder sauer | 1 140 | 700 115 592 | 444 | 12700000) 2000 ! 635 10 Stahlguß 
1915 | 1,5 R ST 140 | 600) | | Be 
19159 1.0.4. 5 . 1 140 | 300 2 | 300 864 | 605 | 1550000) 2.000 775 10 Stahlguß 
1919 | 30 [Pittsburgh 3 55/110 z. Neutr.. 1000|) a AR 
£ nyder x 1: 140 | 500 \ | . 2850 e ’ 3 £ 
1917 | 30 Pittsburgh | „ 3 55/110 z. Neutr.i 10005 | 490 1728 | 1206 | 71740001) Gag} 750 Ba Stahlanb 
TH: > wen | basisch | 3 [100 Phasenspg. 750 200 1558 | 1094 | 2523 000 3500 840 10 Stahlguß ; 
3 n er a Y 5 - o ; 
el 15 7 Bern I | 2 150 ° 985 | 739 | 3816000 5500 | 690 24 Stahlguß 
1917 | 10 |Rennerfltı „ | 2 | 140 I 20041 395 467 | 302 | 958000) 1400: | 685 10 Stablguß 
1918 | 3,0 |Pittsburgh | „ 3 155/110 z. Neutr., 1000/  “ 1181 | 1152 | 461000 800 575 10 Stahlguß 
1917 | 123,0 Es j basisch | 3 E; 3000 | | Ingots aus legiertem 
RL m. an 3 | } 2 300 | 5513 | 2786 110411000) 13 000 300 12 Sieh] u. Kanonenmetall 
; a, | 5 ; n. Regierungsvorschrift 
1918 | 3,0 = | sauer | 3 * 1000 150 1613 | 1469 | 1670000 2.400 695 6 alu 
1919 | 15 5 ER 3 | A 600 100 a = K = ; 
1919 | 3,0 | Von Baur | » DA 105/120 900 150 — —_ — — = == R 
1919 | 3,0 | Heroult ‘ 3 | 100 1.900 a ee = = = _ | 
57,5 | | | | 29833000] 40180 


ein, da diese Ergebnisse nicht getrennt werden 
konnten. In Ä 5 ist eine. typische Be- 
l astungslinie für einen 6-t-Ofen, welcher an 


technischen Arbeiten des Zentralverban des, 
Oberingenieur Brandt über Ausfuhrfragen 
und PDipl.-$ng. Busse über die Wiederaufbau- 


VIA WE 


un eh 


Abb. 5. 


t\ Alle’elektrischen AufzeichnungsntsabHiahan ZIG char 
und|Dauerverbrauch'der Öfen, ferner den Gesamtverbrauch 
der ganzen Anlage anLicht und Kraft ein, da die einzelnen 
Beträge nicht getrennt werden konnten. 


stelle. Nach den besonders interessierenden 


"Ausführungen des letzteren hat das Wieder- 


aufbauministerium in Übereinstimmung mit 
dem Reichsverband der deutschen Industrie 


ne 


land versehen sei, eine den Handelsverkehr = 


erschwerende und erhebliche Kosten verur- 
sachende Verfügung. 


Der Umsatz der amerikanischen Elektro- 
konzerne. Wir haben vor einiger Zeit!) 
eine graphische Darstellung der Umsätze ge- 
bracht, die bei der Genera Electrie Co., der 
Westinghouse Eleetric and Manufacturing Co. 
und der Western Electrie Co. in den, Jahren 


1909 bis 1918 erzielt worden sind. Jetzt liegen ' 4 


A 


die Angaben auch für 1919 vor und zeigen, daß 
der Gesamtumsatz aller drei Konzerne dem ° 
Wert nach rd 500 Mill.$ betrug, wovon 230, 
d. s. rd 13 mehr als 1918 auf die General 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 104. 


sl Are 
30. Juni 1920. s 


Eleetrie Co., rd 134 oder 26 weniger als 1918 
auf die Westinghouse-Gesellschaft und rd 136 
d. s. 9,5 weniger als im Vorjahre auf die 
Western Electric Co. entfallen. Schließt man 
das Regierungsgeschäft aus, so ergibt sich für 
letztere indessen eine Zunahme um 6,3 Mill. $. 
Bei Westinghouse, deren Umsatz für das 
Kalenderjahr geschätzt war und nach dem 


. nunmehr vorliegenden Bericht im Fiskaljahr 


reihe 
1) Vgl. „ETZ* 1920, S. 422. 


1919/20 über 136 Mill. $, ausmachte, wird der 
Rückgang auf das Nachlassen der Kriegs- 
aufträge zurückgeführt. Das Ergebnis der 
General Electric Co. ist das größte bisher er- 
reichte. „Electrical World‘) fügt diesen An- 
gaben die Mitteilung hinzu, daß der Wert der 
unerledigten Aufträge aller drei Unterneh- 
mungen Ende 1919 215 Mill. $ betrug und damit 
um 42,5 Mill. $ höher war als 1918. Er ver- 
teilt sich mit 100 Mill. $ auf die General 
Electrie Co., mit 68 auf Westinghouse und 
mit 47 auf die Western Electrie Co., deren 
Umsatz in 1920 bisher bedeutender war als 
in irgendeinem der vorhergehenden Jahre. 


Aus der Schwachstromindustrie Schwedens. 


.— ‚Nach dem vom „Überseedienst“ auszugs- 
. weise wiedergegebenen nsseucr en! der Al- 


männa Telefon A . L. M. Ericsson 
für 1919 haben die Arbeiterbewegungen der 
letzten Zeit auf den wichtigsten ausländischen 
Märkten erheblich dazu beigetragen, die 
Schwierigkeiten für die schwedischen Export- 
industrien zu vermindern, wenn auch die 
Preise infolge der verschärften Konkurrenz 


2) Bd. 75, 1920, S. 811. 


‚material sind seit vielen Jahr 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 26. 


auf dem Weltmark kurze Zeit eine rückläufige 
Tendenz zeigten. Das genannte Unternehmen 
hatte anfangs 1920 einen Auftragsbestand im 
Wert von rd 10 Mill. Kr und lieferte 1919 
Waren für 15,8 Mill. Kr (12,7 i. V.), von denen 
für 10,8 Mill. Kr exportiert wurden 1.51 VE); 
In den letzten Jahren waren Holland und 
seine Kolonien die größten Abnehmer, u. zw. 
hauptsächlich die Staatsbehörden und Kom- 
munalverwaltungen. Deren Wunsch ent- 
sprechend, hat die Gesellschaft ein hollän- 
disches Tochterunternehmen gegründet, um 
besonders solche Arbeiten auszuführen, die 
bisher mit größeren Fracht- und Zollspesen 
belastet waren. Bedeutende Mengen Telephon- 

1 ei nach Süd- 
amerika und Mexiko gegangen; eine eigene 
Filiale in Buenos Aires soll diesen. Markt in- 
tensiv bearbeiten. Der russischen L. M. 
Eriesson & Co., Petersburg, fehlte jede Ver- 
bindung mit dem Stammhause, sie soll aber 
nach Berichten den Fabrikationsbetrieb für 
Rechnung der Sowjetregierung aufrecht er- 
halten haben. Voll beschäftigt war die British 
L. M. Ericsson Manufacturing Ltd., London, 
und auch die Eriesson Österreichische Elek- 
trizitäts-A.G. vorm. Deckert & Homolka, 
Wien, sowie die Ericsson Ungarische Elektri- 
zitätsgesellschaft, Budapest, hatten im abge- 
laufenen Geschäftsjahr trotz infolge der 
Valutaverhältnisse schwieriger Rohmaterialbe- 
schaffung gut zu tun. Sehr große Aufträge 
erhielt in den letzten Monaten die ausschließ- 
lich Magnetzünder für Explosionsmotoren her- 
stellende Eriesson Manufacturing Co. in 
Buffalo, während die Socists des Tel&phones 


616;; 


Eriesson, Paris, mit besonderen Schwierig- 
keiten kämpfen mußte. Günstig wird weiter 
die Arbeit der Telephon A. B. Ericsson in 
Mexiko und das von der finnischen Tochter- 
gesellschaft in ihrem ersten Betriebsjahr er- 
zielte Ergebnis beurteilt. 


Gesetzgebung und Verwaltung. — Unter 
dem 5. V. 1920 hat die Reichsregierung im 
RGBI. 1920, S. 876, eine Verordnung über die 
Errichtung eines Reichsamts für Ar- 
beitsvermittlung erlassen. Dessen Auf- 
gabe ist zumächst die Beobachtung des Arbeits- 


‚marktes und die Herausgabe laufender Ver- 


öffentlichungen über seine Lage, die Aufsicht 
über alle Einrichtungen zur Zusammenfassung 
der Arbeitsnachweise größerer Gebiete und 
über die Nachweise. selbst, die Regelung der 
Anwerbung und Vermittlung ausländischer 
Arbeitnehmer, die Aufsicht über alle der Be- 
rufsberatung und Lehrstellenvermittlung die- 
nenden Einrichtungen, die Durchführung der 
Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeits- 
losigkeit, Sammlung der Tarifverträge und 
ihre Auswertung, Beobachtung der Ausstände, 
Aussperrungen sowie der Entwicklung der 
Berufsvereine von Arbeitgebern und Arbeit- 
nehmern. — Unter dem 21. V. 1920 ist von 
der Reichsregierung im RGBl. 1920, S. 1167, 
die Verordnung über das Reichswirtschafts- 
gericht erlassen worden. Es ist ein unab- 
hängiges, nur dem Gesetz unterworfenes Son- 
dergericht und für die ihm durch Gesetz über- 
tragenen Entscheidungen zuständig. Bei ihm 
werden Senate gebildet, deren Zahl der zu- 
ständige. Reichsminister bestimmt. 


EEE Es EEE. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Gesehäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Sitzung am Dienstag, den 18. Mai 1920, abends: 


71 Uhr in der Technischen Hochsehule Char- 
lottenburg, Hörsaal Nr. 141. 


- Vorsitzender: Herr Direktor Dr. Ad. Franke. 


Anwesend etwa 350 Mitglieder und Gäste. 


Vorsitzender: Ich eröffne die Sitzung. _ 

Der Sitzungsbericht über die Jahresver- 
sammlung vom 27. Januar 1920 istin der „ETZ“ 
1920, S. 216, der Bericht über die Sitzung am 


20. April auf S. 381 veröffentlicht. Sind Ein- 


wendungen gegen diese Sitzungsberichte zu 
erheben ? Dies ist nicht der Fall, beide Sitzungs- 
berichte gelten als festgestellt. Gegen die in 
der Aprilsitzung ausgelegten Neuanmeldungen 
ist kein Einspruch erhoben worden, die An- 
gemeldeten sind som als Mitglieder aufge- 
nommen. 24 Neuanmeldungen sind einge- 
gangen, das Verzeichnis liegt hier aus. 
Mehrere Berliner Vereine: Der Berliner 
Bezirksverein deutscher Ingenieure, die 
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft, 
der Arbeitsausschuß für technische Sonder- 
kurse, der FElektrotechnische Verein, die 
Deutsche Gesellschaft. für Metallkunde, die 
Hauptstelle für Wärmewirtschaft und der 
Reichsbund Deutscher Technik haben eine 
Vereinigung unter dem Namen „Technisches 
Vorlesungswesen .Groß-Berlin‘ be- 
gründet, deren Aufgabe es ist, das Vereins- 
vortragswesen in Berlin zusammenzufassen 
und einheitlich zu gestalten. Diese Unter- 
nehmung überreicht nun ihr Vorlesungsver- 
zeichnis für das Sommerhalbjahr 1920. Die 
Vorlesungen behandeln einen großen Teil 
elektrotechnischer Gegenstände, außerdem die 
Relativitätstheorie, die Atomtheorie, Wärme- 
wirtschaft, Beleuchtungswesen, Metallkunde, 
Landwirtschaft, Fabrikbetrieb und -verwal- 
tung, Verwaltungswissenschaft, Rodekunst. 
Eine kleine Anzahl liegt zur Entnahme aus; 
weitere Verzeichnisse können von der Unter- 
nehmung selbst, die ihren Sitz im Ingenieur- 
haus, Berlin, Sommerstr. 4a. hat, bezogen 


Der Deutsche Wasserkraft-Verband lädt 


_ werden. 


. zu einer Sitzung auf Donnerstag, den 20. d. 


Mts. ein. 

Der AEF hat mehrere Entwürfe fertig- 
gestellt, die demnächst in der „ETZ“ ver- 
öffentlicht werden sollen!) Der Vereins- 


 ausschuß hat sich schon mit diesen Entwürfen 


beschäftigt und wird dem Verein im Herbst 


_ Bericht erstatten. Die Mitglieder des Vereins 
_ mögen auch von sich aus zu diesen Entwürfen 


Stellung nehmen. 
Für den Herbst ist wieder eine Vortrags- 
geplant. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Wird zu Punkt 1 der Tagesordnung das 
Wort verlangt? 


Herr Bloeh: Von den Vortragsreihen, die 
von dem Herrn Vorsitzenden soeben erwähnt 
wurden, möchte ich Sie hier noch auf eine 
besonders hinweisen. Sie wird von der 
Deutschen Beleuchtungstechnischen 
Gesellschaft im kommenden Spätjahr ver- 
anstaltet werden. Diese Gesellschaft, die ja 
bekanntlich- zu unserem Elektrotechnischen 
Verein in engen Beziehungen steht, hat schon 
im vorigen Winter mit gutem Erfolg eine 
Vortragsreihe zur Einführung in die Beleuch- 
tungstechnik abgehalten und gedenkt jetzt 
noch einen Schritt weiter zu gehen. Sie wird 
in der Woche vom 13./18. Sept. in der Tech- 
nischen Hochschule in Charlottenburg einen 
Ausbildungskursus für Beleuchtungs- 
ingenieure veranstalten und damit ein voll- 
ständiges Bild von dem heutigen Stand der 
Beleuchtungstechnik geben. An den Vor- 
mittagen sollen 14 Vorträge über das gesamte 
Beleuchtungswesen abgehalten und diese an 
den Naehmittagen durch praktische Übungen 
sowie durch Arbeiten in beleuchtungstech- 
nischen Laboratorien ergänzt werden. Außer- 
dem sind Besichtigungen von Fabriken und 
bemerkenswerten Beleuchtungsanlagen ge- 
plant. Ferner ist eine Ausstellung AO oh nuıge. 


und wiehtigsten Fabrikate der Beleuchtungs- 
technik in Aussicht genommen. Anmeldungen 
zu der Vortragsreihe, deren ausführliches 
Programm demnächst in den einschlägigen 
Fachzeitschriften veröffentlicht wird, sind an 
Herrn Direktor C. Schaller (Julius Pintsch 
A. G.), Berlin O 27, zu richten. ; 

Es ist wohl kaum nötig, heute im Zeit- 
alter der Kohlennot, auf den großen Wert 
hinzuweisen, den gut ausgebildete Beleuch- 


‚tungsingenieure für Blektrizitäts- und Gas- 


werke, städtische und Eisenbahnverwaltungen, 
große Fabrikbetriebe und Installationsbüros, 
besitzen. Meine Ausführungen bezwecken, 
Sie auf, die hier gebotene Gelegenheit hinzu- 
weisen und zu bitten, auch in Ihren Bekannten- 
kreisen auf diese Vortragsreihe aufmerksam zu 
machen. 


Vorsitzender: Wird weiter das Wort ver- 
langt ? 


Herr Sehüler: Ich möchte die Anregung 
geben, die Vereinssitzungen vom Herbst ab 
nicht mehr abends 148, sondern nachmittags 
ungefähr um 5 oder %6 Uhr beginnen zu 
lassen. Die meisten Herren haben ihre Bureau- 
zeit um 4oder 1,5 beendet, und es ist für viele 
wesentlich bequemer, dann zur Sitzung zu 
gehen und gegen 8 nach Hause zu kommen, 
als erst zum Rlondascen nach Hause und dann 
nochmals in die Stadt zu fahren. Bei den 
jetzigen Verkehrsverhältnissen, glaube ich, 
wird ein soleher Vorschlag Anklang finden. 


Herr Bonwitt: Das wird z. B. den Herren, 
die bei Siemens-Schuekert beschäftigt sind, 
nicht sehr passen, denn der Weg von Siemens- 


stadt bis hierher ist bis 5 Uhr nicht zu 
schaffen. 
Vorsitzender: Diese Frage bedarf einer 


eingehenden Prüfung, und man sollte viel- 
leicht unseren Ausschuß zunächst damit be- 
schäftigen und im Herbst entsprechende Vor- 
schläge machen. Wenn die Herren damit ein- 
verstanden sind, würden wir diesen Punkt auf 
die Tagesordnung setzen. 


Herr Schüler: Ich habe die Sache ab- 
sichtlich zunächst hier in der Sitzung vorge- 
bracht. Man könnte vielleicht eine vorläufige 
Abstimmung veranstalten, um die Meinung 
der Anwesenden kennen zu lernen. 


Herr Streeker: Der Vorschlag war nicht 
so sehr, den Beginn auf 5 Uhr zu verlegen, es 
war nur die Verlegung auf eine frühere Stunde 
vorgeschlagen. Ich glaube, es könnte nichts 
schaden, wenn wir, ohne den Verein zu ver- 
pflichten, durch kurze Abstimmung hören, wie 
die anwesenden Herren darüber denken, und 
nachher die Frage an den Ausschuß zu geben. 


Vorsitzender: Ich bitte die Damen und 
Herren, welche wünschen würden, daß die 
Sitzungen vom nächsten Semester an vor dem 
Abendessen abgehalten werden, die Hand er- 
heben zu wollen.. Es scheint die Mehrzahl 
auf der Gegenseite zu sein, aber die Stimmung 
ist jedenfalls eine geteilte. Man kann es viel- 
leicht von dem zufälligen Resultat dieses 
Abends nicht abhängig machen, aber der 
Ausschuß wird dasselbe bei den weiteren 
Überlegungen nach dieser Richtung im Auge 
behalten. 


Herr Strecker: Es bleibt noch der Antrag, 
ob die Frage an den Ansschuß gegeben werden 
soll. Darüber hat die Abstimmung nichts er- 
geben. 


Vorsitzender: Ich nahm die Zustimmung 
der Versammlung an, da niemand etwas da- 
gegen einzuwenden hatte, und stelle diese 
hiermit noch ausdrücklich fest. 

Wird zu Punkt 1 noch weiter das Wort 
verlangt? Dies scheint nicht der Fall zu sein. 
Wir kommen dann zum zweiten Punkt, der 
Mitteilung des Herrn Prof. Dr. K. W. Wagner 
über: „Neuere Betriebserfahrungen in 
der Mehrfachtelegraphie mit Hoch- 
frequenz.“ 

Herr Wagner teilte mit, welche prak- 
tischen Erfolge von der Reichstelegraphenver- 
waltung auf dem Gebiete der Hochfrequenz- 
telegraphie in der letzten Zeit erzielt worden 
sind. Es wird zurzeit zwischen Berlin und 
Hannover (300 km) ein dreifacher Fernsprech- 
verkehr auf einer Doppelleitung-und zwischen 
Berlin und Frankfurt a. M. (550 km) ein sechs- 
facher Schnelltelegraphenverkehr auf einer 
Doppelleitung und_ zweifacher Fernsprech- 
verkehr auf einer anderen Doppelleitung unter- 
halten. Die Mitteilung wird später in der 
„ETZ“ veröffentlicht werden. 


516 Ä Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 26. 2 


1. Juli 1920. 


m, — ,—__, _ nn — — —[ — — ——. — m — — . nm JR mmm_s=»F»=m=»Fr mr» 
“ 


Herr Meyenburg: Würde der Herr Vor- 
tragende vieleicht die Güte haben, sich 
daruber zu äußern, welche Erfahrungen bei 
der Hochfrequenztelegraphie bzw. -telephonie 
gemacht worden sind in bezug auf das Lei- 
tungsmaterial, welches zwischen Sende- und 
Empfiangsstation zur Verfügung steht, be- 
sonders, nach welchen Gesicntspunkten Ver- 
änderungen an den im bisherigen Fernsprech- 
und Telegraphenbetrieb benutzten Freileitun- 
gen oder Kabeln vorzunehmen wären, um 
günstigere Übertragungsmöglichkeiten tür 
Hochtrequenzströme zu erzielen, oder ob da- 
mit zu rechnen ist, daß die bisher verwen- 
deten Leitungen, Kabel usw. unverändert bei- 
behalten werden können. 


Herr Wagner: Es ist schwer, diese Frage 
mit wenig Worten vollständig zu beantworten. 
Das Wicutigste habe ich schon vor einem Jahr 
ın meinem Vortrag ausgeführt. Die Betriebs- 
versuche, von denen ıch heute Abend ge- 
sprochen habe, sind auf unseren normalen 
bronze-Leitungen ausgeführt, ohne dal an 
den: Leitungen etwas geandert wurde. Wir 
haben uns ireilich die Leitungen dazu ausge- 
sucht. So sind z. B. pupinisierte Leitungen 
für den Hochfrequenzbetrieb nicht brauchbar, 
weil sie Ströme, deren Frequenz oberhalb der 
Kigenfrequenz eines Gliedes liegt, nieht durch- 
lassen. &s ist allerdings denkbar, daß man die 
Spulen in irgendeiner Weise für die Hoch- 
{requenz überbrückt. Nach Messungen an 
£isenleitungen sind diese für die Übertragung 
von Hochirequenz auf größere Entfernungen 
nieht geeignet, weil die Dämpfung, vor allen 
Dingen wegen der Widerstandszunahme, zu 
nocu ist. KFernsprechkabel mit Papierisolie- 
rung sind auf kurzen Strecken für die Über- 
tragung der Hochfrequenz kein Hindernis. 
Wır haben z. B. gelegentlich versuchsweise 
auf einem gewöhnlicuen Stadtkabel mit 0,8 mm 
dicken Leitern bis auf 30 km Entfernung mit 
Hochfrequenz gesprochen. Ich habe seinerzeit 
in meinem Vortrag einige Zahlen über die 
Dämpfung angegeben; inzwischen haben wir 
weitere Messungen gemacht, namentlich um 
festzustellen, durch welche Mittel man die 
Dämpfung verringern kann; die Unter- 
suchungen sind noch nicht abgeschlossen. 


Vorsitzender: Dann darf ich in Ihrer aller 
Namen Herrn Prof. Wagner für die hoch- 
interessanten Mitteilungen unseren Dank aus- 
sprechen und der Hofinung Ausdruck geben, 
daß das neue Verfahren in weitestem Umfange 
die Erwartungen erfüllt, die das Reichspost- 
ministerium daran knüpft. 

Ich erteile nunmehr das Wort Herrn 
Oberingenieur Nienhold zu seinem Vortrag 
über; „Neuere Anwendungen der Edel- 
ee in der Elektrotechnik. 
IzTeil 
) Herr Nienhold hielt den angekündigten 
Vortrag unter Vorführung zahlreicher Ver- 
suche. An den Vortrag schloß sich eine Be- 
sprechung, an der sien die Herren Höpp 


Semm, Wagner und der Vortragende be- 
teiligten. 
Vortrag und Diskussion werden später 


in der „EIZ“ abgedruckt werden. 


Herr Franke: Wenn das Wort nicht mehr 
gewünscht wird, darfich dem Herrn Vortragen- 
den den Dank der Versammlung für seine 
interessanten Darbietungen sagen. Das Thema 
hat uns lange aufgehalten, aber unsere Tages- 
ordnung ist noch nicht erschöpft, es steht noch 
eine Mitteilung des Herrn Dr. Hanauer 
darauf über „Dezimalklassifikation der 
Literatur‘. Ich hoffe, daß Ihre Ausdauer 
ausreichen wird, auch dieses Thema in der 
letzten Sitzung unseres Vereins vor den 
Sommerferien noch mit anzuhören. 


Herr Hanauer: Verschiedene Stellen be- 
fassen sich bereits mit einer neuen Einteilung 
der Elektrotechnik. 

Die Angelegenheit ist also eilig. Bei allen 
solchen Arbeiten ist der Zweck maßgebend, 
den man erreichen will; zuerst ist also eine 
Einteilung anzustreben, die allen denkbaren 
Zwecken genügt. Es ist aber aussichtslos, 
eine „logische“ Einteilung zu finden, weil 
jeder von seinem Gesichtspunkt aus etwas 
anderes für logisch hält. Neben der Einteilung 
ist auch eine kurze Bezeichnungsweise festzu- 
stellen; als solche kommt heute, im Zeitalter 
des Hollerithsystems, nur eine Dezimalklassi- 
fikation in Betracht. Das Problem\der Klassi- 
fikation und,ihrer Vereinheitlichung tritt uns 
entgegen auf vielen umfassenden Gebieten; 
man kann aber sagen, daß viele organisa- 
torische Aufgaben bedeutend vereinfacht 
wären, wenn man eine allgemein zugängliche 
Stoffeinteilung bereits besäße. Die wichtigsten 
dieser Gebiete sind:g | ö 

Bibliographie, Bibliotheken und Archive, 
Statistik, Zolltarife, Erziehung und Unter- 
richt, Wörterbücher — auch die bekannten 


sechssprachigen technischen Wörterbücher sind 
systematisch und — fast — nach einer Art 
Dezimalsystem angeordnet —, das große 


Gebiet der Patentschriften, die Codes für die 
Kabeltelegraphie, die Registraturen der 
Staatsverwaltung und der Industrie, Preis- 
listen, Zeichnungen (Aufbewahrung, Katalo- 
gisierung) und Teilzeichnung, Lichtbilder 
auf Papıer und Glas, graphische Darstellungen 
aller Art, die Magazıne, neuerdings die 
Normenblätter; dabei lasse ich im Augenblick 
di6 internationale Seite außer acht. 

Die Klassifikation, auf die ich Ihre Auf- 
merksamkeit lenken möchte, erhebt nicht den 
Anspruch, etwa philosophisch oder logisch zu 
sein, sondern sie will die noch vielfach übliche 
alphabetische Folge ersetzen, insbesondere 
mit Rücksicht auf die ausländische Literatur, 
weil man ‚ja die Kenntnis der Synonyme 
nicht vollständig bei allen in dem Maße 
voraussetzen kann, die sich mit Nachforschungs- 
arbeiten zu befassen haben. Nur Eindeutigkeit 
und Vollständigkeit ist Erfordernis; dabeı wer- 
den sich Verweisungen nicht umgehen lassen, und 
es ist auch nicht zu hoffen, daß man ein System 
erfindet, das a priori ohne ernsthaftes Aus- 
probieren den berechtigten Ansprüchen ge- 
nügt. Nun hat die Dezimalklassılikation be- 
reits eine gewisse Verwendung gefunden, so 
daß wir ihre Fehler kennen, und das ist ein 
wesentlicher Vorteil. Zu dieser Anschauung 
sind auch andere Herren gelangt, die sich mit 
der Frage befaßt haben, und die ich vor 
wenigen Tagen zum ersten Male gesprochen 
habe. Die sachliche Aufteilung ist den Lesern 
bekannt („ETZ“ 1919, S. 529): 

6 Angewandte Wissenschaft, 

62 Ingenieurwesen, 

621 Maschinenbau, 

621.3 Elektrotechnik, 

621.31 Erzeugung des Stromes, Zentralen, 

Maschinen, Leitung, Verteilung. 

621.32 Elektrische Beleuchtung, 
621.326 Glühlampen, 
621.326 1 Kohlenfadenlampen usw. 


Wichtig sind noch verschiedene Sonder- 
gruppen, die auf bestimmte Zweige der Elektro- 
technik anwendbar sind: Induktion, Erre- 
gung, Charakteristik, Spannungsabfall, Nutz- 
effekt. 

Für die Zwecke der Kennzeichnung der 
Literatur, für die das System in erster Linie 
erdacht ist, kommen noch folgende große Ge- 
sichtspunkte in Betracht: 

Die ‚„Form‘‘ gekennzeichnet durch (O....) 

(01) Allgemeine Theorie, ; 

(02) Handbücher...., 

(05) Zeitschriften, 

(084) Zeichnungen, Modelle, 


Dann möchte ich IR sehr vielseitig ver- 


wendbare Tabelle anführen: 
Sprach- Schöne en Due 
ER PR, abteilung abteilung 
wissenschaft | Literatur HSSSORLS dei apräone 


42 englisch |82 englisch |(42) England —2 englisch 
43 deutsch |83 deutsch |(43)Deutsch-=3 deutsch 


land 
44 französ. | 84 französ. !(44) Frank-|=4 französ. 
reich 


Wir sind aber noch nicht am Ende der 
Möglichkeiten; für die Zwecke der Technik 
insbesondere hat man in Brüssel noch die 
Unterabteilungen der „allgemeinen Gesichts- 
punkte‘ ersonnen, und zwar folgendermaßen: 
...00.1 Theoretische und praktische Vor- 

arbeiten, 
...00.2 Ausführung, Einzelteile, 
...00.3 Wirtschaftliche Fragen, 
...00.4 Betrieb, Bedienung, 
...00.5,Hilfsvorrichtungen für den Betrieb 
einer Vorrichtung, 
...00.6 Baulichkeiten, Organisation, 
...00.7 Betriebspersonal. 


Sollten die vielen Zeichen wie 00 zu Un- 
zuträglichkeiten führen, so wird man Abhilfe 
schaffen; ich bitte nur die Mannigfaltigkeit 
der Kennzeichnung zu beachten, die zur &e- 
nauen Beschreibung einer Druckschrift gehören, 
um die es sich in erster Reihe handelt. 

Um das Gedächtnis vor Überlastung zu 


bewahren — es gibt Leute, die die meisten 
Zahlen des ‚Manuel‘ auswendig wissen —, hat 
man die ‚Beziehung‘ geschaffen, für die 


ich nur ein Beispiel gebe: 

3 Sozialwissenschaften im weitesten Sinne, 

33 Politische Ökonomie, 

331 Arbeit und Arbeiter, 

331.2 Lohnfragen, 

331.4 Gewinnbeteiligung, 

331.24 : 621.3 Die Frage der Gewinnbeteili- 
gung in der elektrotechnischen Industrie. 
Gewissermaßen selbsttätig wird ein Druck- 

werk oder der es gewissermaßen vertretende 

_ bibliographische — Zettel einmal unter 


N 


331.24 und einmal unter 621.3 abgelegt; die 
Stelle im letzteren Falle ist, wie leicht begreif- 
lich, so zu wählen, als ob das Sigel 621.3:331.24 
lautete. 

Der Vollständigkeit wegen erwähne ich 
die Schreibweise der Zeitbestimmungen, die 
jedoch nicht mit der des Erscheinungsjahres 
eines Werkes verwechselt werden dürfen. 


Beispiel: 34 Recht, 

342 Öffentliches Recht, 

342.4 Verfassung, 

342.4 (43) „1919. 08. 11‘. Die Ver- 
fassung der deutschen Republik von 1919. 


Beiläufig bemerkt würde man die Datum- 
bezeichnung, wie mir scheint, dadurch ver- 
einfachen und inhaltreicher gestalten, wenn 
man nicht Monate, sondern Wochen zählte und 
dahinter eine dem Wochentag entsprechende 
Ziffer setzte; man käme mit drei Ziffern aus 
(Weihnachten wird ja bei uns jetzt 25. 12., 
also mit vier Zifferu bezeichnet) und sähe 
jedem Datum den Wochentag an. Jeden- 
falls wird durch Vorstellen der größeren Ein- 
heit das mechanische Ordnen erleichtert. 


Ich halte es für ausgeschlossen, daß die 
Wissenschaft und die Technik, will sie der 
Vereinheitlichung der Klassifikation ernstlich 
nähertreten, an der besonders in Brüssel ge- 
leisteten Vorarbeit wird vorübergehen können. 
Die Zeit drängt; daher möchte ich alle, die 
die Bedeutung mit mir erkennen, um ihre 
nicht nur kritische, sondern vor allem auf- 
bauende Mitarbeit gebeten haben. 


Vorsitzender: Ich danke dem Herrn Vor- 
tragenden in Ihrem Namen für seine inter- 
essanten „Darbietungen. Wie wichtig es ist, 
System in die Dinge zu bringen, ist uns allen 
heute geläufig. Das geht nicht ab, ohne daß 
den Dingen einigermaßen Gewalt angetan 
wird. Es ist eine besondere Methode, die uns 
hier vorgetragen wird, die gewiß aller Beach- 
tung wert, ist. Natürlich muß sich zeigen, 
ob nicht vielleicht die Aufgabe etwas zu all- 
gemein und zu weit gestellt wird, es gibt auch 
Fälle, in denen aus diesem Grunde die prak- 
tische Verwendung Schwierigkeiten bringt. 
Im einzelnen möchte ich nicht wagen, darüber 
eine Entscheidung abzugeben, denn dazu ge- 
hört sehr viel Erfahrung. 


Herr Matthias: Mir scheint eine Schwierig- 
keit des Dezimalsystems darin zu liegen, daß 
innerhalb der Dekaden nur zehn Ziifern zur 
Verfügung stehen. Wie hilft man sich, wenn 
alle Nummern besetzt sind und ein neuer 
Punkt auftritt, der den anderen parallel ge- 
schaltet ist ? 


Herr Hanauer: 
der Weise helfen können — das.-Prinzip ist 
auch durchgeführt —, daß man sagt, die 9 
wird mit einer besonderen Eigenschaft, ausge- 
stattet: wenn ich 91 schreibe, so hat es den- 
selben Sinn, als ob 10 dastünde, und 92, als 
wenn 11 dastünde. 
nicht schwerer vorzustellen, als es ist. Die 
Bearbeiter des Systems sind von praktischen 
Erwägungen ausgegangen; es sollen nur solche 
Zeichen vorkommen, die in allen Druckereien 


der Welt vorhanden sind, und deshalb Buch- 


staben vermieden werden. 

Für Abkürzungen im inneren Betriebe 
kann man Buchstaben wählen: 621.3 =e; 
kleine Buchstaben schreiben sich rascher. 
Oder man trennt die Gruppen, die eine be- 
sondere fortlaufende Nummerierung über 
9 hinaus haben müssen, durch irgendein 
Zeichen, eine Null oder ein Semikolon oder 
einen Strich. Man muß sich dabei bemühen, 
daß die Zeichen deutlich unterschieden werden 
können, so daß untergeordnete Kräfte die Ein- 
reihung vornehmen können. Ich habe kürz- 
lich ein sehr interessantes Ziffernsystem 
kennen gelernt, das im Laufe des Krieges von 
einer großen Reichsbehörde ersonnen und 
benutzt wurde. Hätte man aber an dem Tage, 
wo die Kriegs-Rohstoffabteilung begründet 
wurde, schon ein derartiges, weitgeführtes 
System gehabt, so hätten die Vorarbeiten be- 
deutend abgekürzt werden können; denn .ein 
großer Teil der Organisationsarbeiten besteht 
darin, daß man die Gruppen feststellt. Ich 
darf dann erwähnen, daß unsere Gegner einen 
wichtigen Zweig der Kriegführung auf Grund 
des Dezimalsystems organisiert haben sollen. 


Herr N. N.: Ich möchte mir die Anfrage 
erlauben, ob etwas dagegen spräche, die von 
dem Internationalen ‚Institut in Brüssel an- 
gewendeten Klassen und Gruppen interna- 
tional zu übernehmen, daß man sie in Deutsch 
land anwendet mit entsprechenden „ Unter- 
gruppen, daß man sich einzelne Indexe oder, 
besondere Bezeichnungen schafft, denn die 
Sache hat eine internationale Bedeutung 
weil man die literarischen Erscheinungen auch 
alle registrieren muß, 


Man würde sich in‘ 


Man braucht sich dies’ 


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7 


 kanische Dewey-Dezimalsystem 


en 


derung für seinen späteren Beruf. 


1. Juli 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, Heft 26, 


517 


Herr Hanauer: Es wäre das einfachste, 
ein gedruckt vorliegendes System mit seinen 
Fehlern zu übernehmen, aber man ist jeden- 
falls in den maßgebenden Kreisen der Elektro- 
techniker dafür nicht zu haben. Ks ist für 
jeden praktischen Zweck gleichgültig, ob man 
die Akkumulatoren vor dıe Dynamomaschine 
stellt oder hinterher: gibt es dach viele litera- 
xische Hilfsmittel, die rein alphabetisch auf- 
gezogen sind. Schöner wäre es ja natürlich 
gewesen, wenn wir auch unsere größeren Lehr- 
und Handbücher auf Grund eines derartigen, 
allgemein bequem zugänglichen Systems aus- 
arbeiten könnten, dann würden wir viel 
leichter und billiger veraltete Teile durch neue 
ersetzen können, ohne die Brauchbarkeit des 
Werkes in Frage zu stellen. Die Frage der 
internationalen Bedeutung möchte ich bei der 
Lage, in der wir uns befinden, nicht zu sehr 
betonen. Wir,machen unsere Klassifikation, 
wie wir sie nötig haben; wenn Sie Gelegenheit 
hätten, die Schwierigkeiten zu studieren, zu 
sehen, dal die Leute, die es eigentlich angeht, 
die umfassende Bedeutung der Sache nicht 
verstehen, wie sie sich an Äußerlichkeiten 
klammern, wie sie die amerikanische Ausgabe 
heranziehen, während ich über Brüsseler Aus- 
gabe gesprochen habe, so würden Sie mir bei- 
pflichten, wenn ich sage, wir wollen erst die 
nationale Einigung haben und dann an die 
internationalen Beziehungen denken. .Ich 
selbst habe mich viel mıt dem Studium der 
internationalen Beziehungen befaßt und würde 
den Vorschlag des Vorredners gern annehmen, 
aber wenn wir die Sache fördern wollen, 


müssen wir‘ dafür sorgen, daß zunächst in 


Deutschland Einigkeit herbeigeführt wird. 
Wenn ieh darauf hinweisen darf, daß, wenn 
die Gemeinde Groß-Berlin zusammengefaßt 
wird, Akten zusammenkommen, die in der 
verschiedensten Weise signiert sind, so be- 
deutet die Nutzbarmachung der Registra- 
turen der Einzelgemeinden eine Riesenarbeit. 


In Holland haben schon 50 Gemeinden ihre 


Registraturen einheitlich und nach der von 
mir vorgetragenen Klassifikation organisiert. 


Herr Eichel: Der Herr Vortragende nahm 
Bezug auf die große Allgemeinverbreitung des 
Deweyschen Dezimalsystems in Amerika. Es 
mag die anwesenden Elektroingenieure inter- 
essieren, zu erfahren, daß auch die amerika- 
nische Elektrotechnik weitgehenden Gebrauch 
vom Dezimalsystem macht. So hat z. B. die 
General Electric Company aus dem dicken 
Originalband, den Herr Dr. Hanauer uns 
hier vorführte, ein handliches Büchlein heraus- 
gezogen, welches sich überwiegend auf die 


Elektrotechnik und ihr naheliegende Gebiete 


bezieht. Das Büchlein enthält genügend Frei- 
raum und entsprechende Vordrucke für fort- 
laufende Erweiterungen und ist bei allen 
General-Electrie-Betrieben für bibliographische, 
statistische und ähnliche Zwecke im Gebrauch. 
Es würde sich verlohnen, das bereits bestehende 
für die Elektrotechnik zugeschnittene ameri- 
in Verbin- 
dung mit dem Brüsseler System daraufhin 
durchzusehen, inwieweit es sich auch für 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutsche Physikalische Gesellschaft. 2. VII. 
1920, abends 71/, Uhr, Physikalisches Institut der 
Universität, Berlin, Reichstagsufer 7: 

% "Vortrag Börde Laski: „Zur Theorie der Ra- 

diometerwirkung.“ Gemeinsam mit F. Zerner. 
2. Vortrag W. Westphal: „Neue Messungen 
am Radiometer.“ 

3. Vortrag W. Deutschmann: 

zitische Drehung optisch 
keiten.“ 


„Über die spe- 
aktiver Flüssig- 


- PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Dr. Franz Braun +. — Am 29. April wurde 
durch eine Lungenentzündung Dr. Franz 
Braun, Vorstandsmitglied der Hartmann & 
Braun A. G., Frankfurt a. M., seinem Wir- 
es entrissen. Er starb im 52. Lebens- 
ahre 2 
; Als dem Sohn Wunibald Brauns, des Mitbe- 
gründers der Firma Hartmann & Braun, und 
als Neffen von Ferdinand Braun und von 
Eugen Hartmann, fehlte es ihm von vornherein 
nicht an Anregung und sachverständiger För- 
Nach Ab- 
solvierung des Realgymnasiums arbeitete er 


praktisch in den verschiedenen Werkstätten 


des väterlichen Geschäftes und studierte 
Elektrotechnik und Physik an den Technischen 
Hochschulen Hannover und Braunschweig 


und an der Universität Börlin, an der er unter 


unsere deutschen Verhältnisse eignet. Das 
schwierigste bei der Einführung neuer grund- 
legender Systematiken ist die Überwindung 
der Unbequemlichkeit des Neuerlernens wäh- 
rend der Übergangszeit. Um die Einführung 
des metrischen Systems in Amerika zu er- 
leichtern, haben die hervorragendsten ameri- 
kanischen Fachvereine sich dahin entschlossen, 
allen in ihren Veröffentlichungen erwähnten 
englischen Maßangaben stets in Klammern 
die entsprechenden metrischen Werte anzu- 
fügen. Vielleicht könnte auch, um das De- 
weysche Dezimalsystem in Bibliothek und 
Industrie Deutschlands heimischer zu machen, 
den jetzigen Bezeichnungen das entsprechende 
Dezimalsymbol in Klammern nachgesetzt wer- 
en. 


Herr Hanauer: Ich möchte die Ana- 
logie, die von dem Herrn Vorredner herange- 
zogen ist, in der Weise verdeutlichen, daß ich 
sage, die Brüsseler Klassitikation würde in 
bezug auf die bestehenden dieselbe Rolle 
spielen wie die internationale Hilfssprache 
gegenüber den nationalen Sprachen. Das 
würde die Sache am besten erläutern, und 
wenn wir sagen, wir wollen in Deutschland 
eine einheitliche Klassifikation einführen, so 
muß dem entgegengehalten werden, es be- 
steht in Deutschland keine Veröffentlichung 
einer Klassifikation, die annähernd die Aus- 
führlichkeit erreicht, die erforderlich ist. 
Dieses Buch (das „Manuel du repertoire biblio- 
graphigue universel‘) habe ich vor etwa 
15 Jahren ins Deutsche übersetzt, aber es ist 
nicht gelungen, einen bescheidenen Teil davon 
zu drucken. Ich sehe nur die Möglichkeit, daß 
die Technik zunächst für die technischen 


| Fragen die Angelegenheit fördert, wir würden 


dann aber nicht mit einem derartigen Buch 
auskommen. Das geht lange nicht so weit, wie 
die Bedürfnisse der Technik heute sind. Man 
erwartet, daß man z. B. jeden Teil eines 
Autos durch ein Sigel, das mit Rücksicht 
auf Hollerith ausschließlich aus Ziffern - be- 
steht, darstellen kann. Es sind Vorarbeiten 
dafür gemacht, und im Normenausschuß geht 
man so weit, daß man beispielsweise jede 
Schraubenart durch eine Zahl darstellt. 
Für die Herren, die etwa ‚‚ziffernscheu‘ sind, 
betone ich: „Wenn Ihnen 621.325 zu lang ist, 
schreiben Sie für 621.3 e, also e 25. Klein e, 
weil es rascher zu schreiben ist. Man kann 
sich durch derartige Abkürzungen die Sache 
im inneren Betrieb so erleichtern und dabei 
doch den Zusammenhang mit dem ‚großen 
Ganzen bewahren. Sie haben für alle Zwecke 
ein Buch, in dem Sie nachschlagen und auf 
das Sie zurückgreifen können, Hoffentlich 
sind wir bald so weit, daß jedes Blatt der 
einheitlichen Klassifikation einzeln zu kaufen 
ist, daß jeder an der Zentralstelle angibt, 
welche Gebiete ihn interessieren; auch aus 
der Physik 53 und der Chemie 54 auf Grund 
von ein paar Zahlen erhält man zwangläufig 
das, was einen interessiert. Heute mul man 
sein ‚Material‘ mühsam heraussuchen, oft 
aus alphabetisch angeordneten Verzeichnissen. 

Das Sammeln von Material ist vielleicht 


Kundt promovierte; ij. En ee 1897 trat er als 
wissenschaftlicher Mitarbeiter in das väter- 


F. Braun %, 


für den Mann der Wissenschaft eine anregende 
Tätigkeit; wer aber im Wirtschattsleben steht, 
wird” dankbar sein, wenn er unmittelbar zu 
den Quellen hinauisteigen kann. 

Jeder, der mit den Ziffern einigermaßen 
Bescheid weiß, findet in Katalogen ohne 
Zeitverlust die Stelle, die er braucht. Ich 
möchte Sie trotz der vorgerückten Zeit bitten, 
sich das reiche Material kurz anzusehen. 


Herr Eichel: Herr Dr. Hanauer hat sich 
bemüht, einem größeren Kreise von deutschen 
Pachgenossen Einblick ın die bestehenden 
Deweyschen Dezimalsysteme zu gewähren. 
Meiner Ansicht nach wäre es schade, wenn 
dieser wichtige Gegenstand nicht weiter ver- 
folgt würde. Es durtte sieh daher empfehlen, 
der heutigen Aussprache einen praktischen Er- 
folg zu sichern durch Zusammenberufung 
interessierter Herren zu weiterer eingehender 
Aussprache. 


Vorsitzender: Die Anregung müssen wir 
wohl den Herren, die sich dafür interessieren, 
und dem Herrn Vortragenden überlassen, 
privatim zu verfolgen. "Pür den größeren 
Kreis wird wohl mit dem Vorgetragenen an- 
gesichts der späten Stunde das 'Lnema für 
heute erschöpft sein, und ich möchte nur noch 
den Wunsch aussprechen, daß wir uns nach 
den Sommerferien alle zu neuer Arbeit zu- 
sammenfinden. Ich schließe die Sıtzung. 


Im Auftrage des Vorstandes 
Str Ecker 


Neuanmeldungen. 

Bauert, Paul, Ingenieur, Lichtenberg. 

Besold, Hans, Liplomingenieur, Charlottenburg. 

Börniche, Hermann Richard, lektroingenieur, Nie- 
dersedlitz bei Dresden. 

Elend, Eduard, Diplomingenieur, Berlin. 

Blektro- Osnose A. U. (Graf Schwerin Gesellschaft), 
Berlin. 

Falkenthal, Erwin, Oberingenieur, Dahlem. 

Gaarz, Paul, Oberingenieur, z, Zt. Charlottenburg. 

Gomell, Ernst, Ingenieur, Berlin. 

Hofbauer, Josef, Diplomingenieur, Berlin, 

Kirschmann, Max, Diplomingenieur, Assistent am 
Klektrotechn. Versuchsfeld aer 'Vechn. Hochschule 
Charlottenburg, Grünau. 

Kirsten, Max, betriebsinspektor, Nördlingen i. B. 

König, Hans, Ingenieur der SSW, Berlin. 

Kramer, Rudolt Johannes, Ingetrieur der SSW, 
Charlottenburg. 

Kunz, Walter, Konstrukteur, Lockwitz bei Dresden. 

Lohauß, Friedrich, Elektroingenieur, Kl. Zschachwitz 
bei Dresden. 

Matschl, Alois, Elektrotechn. Unternehmung, Salz- 
burg. 

Meyer, Paul, Elektrotechniker, Berlin. 

Rosenthal, E,, Regierungsbaumeister, Vorstand der 
Eisenbahn- Werkstättenamtes l, Gleiwitz. 

Schnessl, Friedrich, Ingenieur, Dresden- A. 

Smetacek, Emil, Ingemeur- Kaufmann, München. 

Sommerlad, Otto, Ingenieur, Lockwitz bei Dresden. 

Titze, Friedrich, Ingenieur der SSW, Charlottenburg. 

Weber, Alfred, Ingenieur, Wilmersdorf. 

Zimmermann, Walter, Ingenieur, Berlin- ee ee Ne re 2 NEsesrmene, Waller, Ingenieur, Berlin-Lichtenberg 


liche Geschäft ein und bearbeitete hier be- 
sonders das Gebiet der Drehspulinstrumente 
Freilich nötigte ihn bald die zunehmende 
Kränklichkeit des Vaters, sich auch den Ver- 
waltungsgeschäften zu widmen, in die er noch 
unter dessen erfahrener Leitung mehr und 
mehr hineinwuchs. Der Kriegsausbrueh führte 
ihn als Rittmeister zu seinem Regiment, doch 
machte der 'lod Prof. Hartmanns schon 1915 
seine Rückkehr zur Fabrik nötig, die sich ın 
intensiver Weise an der Durenbildung und 
Lieferung von Instrumenten und Apparaten 
für Aufgaben der Heeresverwaltung beiveiligte. 
Hatte er sich auch in der Abteilung für 
wissenschaftliche Instrumente ein ihm be- 
sonders gelegenes Arbeitsgebiet vorbehalten, 
so ließen dıe umfangreicnen Anforderungen 
der Verwaltung ihn doch kaum zu eigenen 
Arbeiten auf technischem Gebiet kommen und 
mit solchen an die Öffentlichkeit treten. Er 
teilte das Schicksal manches tüchtigen und 
verdienten lächgenossen, außen wenig be- 
kannt, aber im Rahmen des Werkes, im Kreise 
der eigenen Mitarbeiter um so mehr anerkannt 
und geschätzt zu sein. Kin klarer Verstand, 
ein gerechter Sinn, ein warmes Herz leiteten 
ihn und gestalteten ihn zum sicheren Führer, 
dem andere gern folgten. Öffentlicher Be- 
tätigung stand er im "allgemeinen fern, doch 
versagte er seine Mitar beit nicht, wo sie be- 
gehrt wurde. So hat er lange Jahre dem Vor- 
stand der Frankfurter Elektrotechnischen Ge- 
sellschaft angehört und als Vorsitzenders sie 
mit Geschick. geleitet. Der vornehmen, Per- 
sönlichkeit des Dahingegangenen werden, „alle, 
die ihm näher treten “durften, ein treues An- 
denken bewahren. J. Epstein, 


518 


D 


P. Jordan. Baurat P. Jordan ist aus dem 
Vorstand der AEG ausgeschieden. Er gehörte 
zu dem kleinen Kreis von Männern, die in enger 
Arbeitsgemeinschaft mit Emil Rathenau bei dem 
Aufbau der Gesellschaft tätig waren. Ihm fiel 
insbesondere die Aufgabe zu, deren Werkstätten 
aus kleinen Anfängen zu ihrer heutigen Größe 
und vorbildlichen Bedeutung organisatorisch zu 
entwickeln. Nach mehr als 37jährigem Schaffen 
zieht Baurat Jordan sich in das Privatleben 
zurück, bleibt aber für besondere Aufgaben zur 
Verfügung der AEG, die er auch ferner im 
Aufsichtsrat ihr nahestehender Gesellschaften 
vertreten wird. Seinen Wohnsitz hat er nach 
Baden-Baden verlegt. 


Hochschulnachriehten. — Dr.-Sng.K.Heucky 
wurde von der Universität München als Privat- 
dozent fürAnwendungen der technischen Wärme- 
physik als Privatdozent zugelassen. — Am Kaiser- 
Wilhelm-Institut, Berlin, wurde Prof.Schweiger 
als wissenschaftlicher Mitarbeiter für physika- 
lische Chemie und Elektrochemie angestellt. — 
Der Geh. Hofrat Dr. phil., Dr.-$ng. e.h.J. Elster, 
Professor der Physik, Wolfenbüttel, ist gestorben. 
— Der a. 0. Professor der angewandten Physik 
an der Greifswalder Universität Dr. A. Bestel- 
meyer ist zum ordentiichen Professor daselbst 
ernannt worden. = 


Auszeichnungen. — Die 1904 gestiftete 
Edisonmedaille ist diesmal von dem Ame- 
rican Institute of Eleetrical Engineers W. L. 
Emmet verliehen worden, u. zw. wegen seiner 
Verdienste um die Elektrizität als Wissen- 
schaft und Technik. In Betracht kommen 
hierbei besonders seine Arbeiten im Apparate- 
und Motorenbau sowie für die Entwicklung 
der Curtis-Dampfturbine. Wie ‚Electrical 
World‘ mitteilt, ist Emmet z. Zt. mit der 
Vervollkommnung einer Quecksilberturbine be- 
schäftigt, deren thermischer Wirkungsgrad 
den des Dieselmotors erreichen soll. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Ein neuer elektrischer Heiz- und Kochapparat. 


Zu den obigen Ausführungen des Herrn 
E. F. Russ in der „ETZ‘ 1920, S. 74 bemerke 
ich, daß ein auf gleichem Prinzip beruhender 
Heiz- und Kochapparat von mir bereits vor 
24 Jahren in der damaligen ‚‚Zeitschr. f. Elektro- 
technik, Wien (heute „Elektrotechnik u. Maschi- 
nenbau‘) und im ‚Elektrotechniker‘ beschrie- 
ben wurde (siehe beifl. Abb. 1, aus ‚Zeitschr. f. 


Elektrotechnik‘ 1896, 8.523, Abb.6). EinePaten- 
tierung unterließ ich, hierbei von der Erwägung 
ausgehend, daß es doch im allgemeinen für 
praktische Zwecke vorteilhafter ist, die Joule- 
sche Wärme des primären Stromes direkt aus- 
nutzen (statt erst noch eine Stromtransforma- 
tion vorzunehmen, was einem Umweg gleich- 
kommt). Für gewisse Fälle dürften allerdings 
Anwendungsmöglichkeiten für die beschriebene 
Vorrichtung gegeben sein (z. B. dort, wo. man 
an der eigentlichen Heizvorrichtung aus kon- 
struktiven, Sicherheits- oder sonstigen Grün- 
den das Vorhandensein von höheren Spannun- 
gen, wenn auch nur von wenigen Volt, ver- 
meiden will). 
Bodenbach a. Elbe, 25. I. 1920. 
Gustav W. Meyer. 


Erwiderung. 


Auf obige Ausführungen erkläre ich, daß 
mir der Heizapparat des Herrn MEYER nicht 
bekannt war. Es ist jedenfalls verwunderlich, 
weshalb der rastlos arbeitende Konstrukteur 
sich im Bau von elektrischen Heizvorrich- 
tungen bisher nur mit der direkten Wider- 
standsheizung beschäftigt hat, obwohl ihm 
da alle möglichen Schwierigkeiten entgegen- 


j 


ie 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 26. 


80. Juni 1920. 


‚stehen. Die größten Nachteile bei den heute 


in Gebrauch befindlichen Heizeinrichtungen 
sind: schlechte Verbindungen zwischen An- 
schlußstellen und Heizkörper, große Wär- 
mungsverluste durch Leitung; geringe Wärme- 
entwicklung, Anwendung teurer Heizkörper. 
Alle diese Nachteile fallen bei der Induktions- 
heizung fort. Die unwesentlichen Verluste 
durch Umtransformierung stehen in keinem 
Verhältnis zu den Wärmeverlusten durch Lei- 
tung und Strahlung, wie sie bei dem bisherigen 
Heizeinrichtungen auftreten. Da der Sekun- 
därstrom auch der Heizstrom ist und un- 
mittelbar mit dem Heizgut in Verbindung 
steht, so sind die damit verbundenen Vorteile 
ohne weiteres einzusehen. 

Bekanntlich beruhen die Induktionsöfen 
für die Herstellung von Elektrostahl auf fast 
gleichem Prinzip. Da für. diese Ofen Tempera- 
turen von 2000° und mehr zur Anwendung 
kommen, so kann man sich eine Vorstellung 
machen, welche hohen Temperaturen auch mit 
einem Induktionskocher erzeugt werden können, 
was bei einem Kocher mit'gewöhnlichen Wider- 
standsheizkörpern praktisch nicht erreichbar 
ist. 

Demnach dürfte der Induktionskocher 
nicht nur in gewissen Fällen, sondern ganz 
allgemein für jeden Zweck und insbesondere 
für den Haushalt Anwendung finden. 


Köln, 12. VI. 1920. EirPr. Ruß, 
Wir schließen hiermit diese SS pE 
- D. 8. 


Vielfachtelephonie und -telegraphie mit 
schnellen Wechselströmen. 


Auf dem Artikel von Herrn K. W. WAGNER 
in der „ETZ‘ 1919, S. 383 u. 394 sei es mir 
erlaubt, einige Bemerkungen zu machen. In 
„ETZ‘“ 1913, S. 604 habe ich unter dem Titel 
„Werden die Zeichen bei Wechselstromtele- 
graphie verlängert?‘ folgendes geschrieben: 
„An die Frage der Wechselstromtelegraphie 
knüpftsich solches Weltinteresse, daß Deutsch- 
land nicht eine nur hemmende Rolle spielen 
kann.‘ In der Erwiderung erschien dem Herrn 
WAGNER die Fortsetzung der Diskussion mit 
mir fruchtlos. Ich habe dann auch gesagt 
„wenn Herr Dr. K. W. Wagner sein Experiment 
weiter verfolgt und einmal auch mit Hoch- 
frequenzströmen arbeiten wird, wird er darauf 
kommen, daß ich immer recht hatte, und seine 
Theorie auch gut ist, seine Experimente richtig 
sind, usw.‘ Ich freue mich außerordentlich, 
daß die Anregung des Herrn E. v. LEPEL, die 
Versuche der Herren Faßbender und Ha- 
bann zu den Resultaten führten, von welchen 
Herr WAGNER eben in dem Artikel berichtete. 
Mir tut es nur leid, daß vor einem Jahrzehntel 
eben wegen der deutschen Anschauungen 
die Wechselstromtelegraphie und die Wechsel- 
stromtelephonie einen solchen Stich bekommen 
hat, welche das risikoführende Kapitel und 
die angstvolle oberen Staatsbehörden direkt 
von den weiteren Versuchen zurückschrecken 
könnten. Im sehr wertvollen und praktischen 
Artikel des Herrn WAGNER will ich nur das 
herausheben, welches einigen Telegraphen- 
direktionen wieder zu irrigen Ansichten 
Grund geben könnte. Ich weiß, schade genug, 
wie die Behörden vor einem Jahrzehntel gegen 
Schnelltelegraphie mittels Wechselströmen ent- 
gegen. waren. 

1. Dämpfungsmessung. Ohne Konden- 
sator verursachen die vagabundierenden 
Ströme eine falsche Ablesung. Ich bin sicher, 
daß Herr WAGNER ohne Fehler gemessen hat; 
ob aber die balkanischen Telegrapheningenieure 
wenn sie das Verfahren anwenden, gut messen, 
scheint es mir zweifelhaft. Unbedingt muß 
man die Anfangs- und Endmessungen mit- 
einander vertauschen, und nur wenn die bei- 
den Messungen dieselbe Dämpfung geben, 
können wir ruhig sein. 

k Die sogen. Leitungskonstanten sind 
variable Leitungskoeffizienten. Der Wider- 
stand wechselt mit der Stromstärke, die 
Ableitung mit der Spannung, zum Beispiel 
a, zehnmal größere Spannung die Ab- 
eitung. 

En das, daß die beobachteten und die 
berechneten Dämpfiungswerte nahezu miteinan- 
der übereinstimmen, ist ein Zeichen dafür, 
daß außer der Hautwirkung auch andere Er- 
scheinungen hervortreten, welche noch nicht 
genug durchgeforscht sind. Ich empfehle, 
die Dämpfungsmessungen von 10 zu 10 km 
zu machen; Herr WAGNER wird fühlen, daß 
die sogenannten Prüfverbindungen die 
kühnsten Stromverdränger sind. Ich 
kann jetzt keine Meßresultate vorführen, weil 
die Rumänen, milde gesagt, die nötigen 
Apparate aus Budapest nach Bukarest trans- 
portiert haben. Vielleicht wird der rumänische 
Telegraphendirektor, Herr Maior, der 
auch ein kühner Fechter der Wechselstrom- 


lines for longdistance telephony“ „The Blec- 


loren gegangen, weil eben diese nicht verdrosselt 


"geführt werden. 


telegraphie und -telephonie war, später mit 
diesbezüglichen Daten dienen. 
In meinen Artikel „The use of telegraph 


trieian‘ Bd. 72, 1914, S. 607 u. 647, habe ich 


‘eben die schrittweise Dämpfungsmessung durch 


R+jwL 


den Endwiderstand Vz für das Er- 
@G wO - 


mitteln der Linienfehler empfohlen. In diesem 
Artikel habe ich auch angegeben, wie durch 
Abdrosselung der Nachbarleitungen die Wider- 
standserhöhung sich verkleinern läßt. Einmal 
habe ich die Telegraphenleitung zwischen Bu- 
dapest— Szeged (Theiß— Maros-Ecke) pupini- 
ziert und Versuche mit Starkstrommikrophon 
gemacht. 200 km von Szeged östlich und west- 
lich von Budapest bis Plattensee, konnten 
die Eisenbahntelephone nicht gebraucht wer- 
den wegen des starken Überhörens. Die 
Sprechenergie ist in den Nachbarleitungen ver- 


waren; wenn man am Endpunkte wenigere 
Energie bekommt, sagt man gewöhnlich, daß 
der Widerstand sich vergrößert hat. 

3. In dieser Vergrößerung spielt natür- 
lich der „Skineffekt‘‘ auch eine Rolle; es ist 
aber unbedingtinicht zutreffend, daß Eisen- 
drahtleitungen wegen des hohen Dämpfungs- 
zuwachses durch den Skineffekt der Eisen- 
leiter ausscheiden müssen. In Deutsch- 
land, "wo man die Eisendrahtleitungen zahl- 
reich anwendet, erreicht man eine höhere Ver- 
größerung des Widerstandes, als zum Beispiel 
in Australien, wo zwischen Port Darwin 
(Nordaustralien) und Adelaide (Südaustra- 
lien) in allgemeinen nur zwei. Leitungen 
(Nr.2und40, 1939miles = 3102km Entfernung) 
verlaufen. Die Vergrößerung des Wider- 
standes einer einzigen Leitung kann man durch 
Induktivspulen genug, ausgleichen. 


4. Herr WAGNER sprieht von Spulenlei- 
tungen. Esist ganz klar, daß er an Pupinspulen- 
leitungen denkt; nun kann es aber vorkommen, 
daß der kubanische Telegraphen-General- 
‚direktor den Plan einer mehrfachen Telephon- 
verbindung zwischen Florida und Kuba mittelst 
Nebenschlußspulen eben darum verwarf, weil 
er sich erinnerte, daß ‚„Spulenleitungen für 
die schnellen Wechselströme praktisch un- 
durchlässig sind.“ Es wäre Zeit, einmal 
den Unterschied zwischen den verschiedenen 
Spulenleitungen auch zu betonen. Die Ozean- 


telephonie mit Nebenschlußspulen und miteiner - 


Niederfrequenz-Wechselstromtelephonie ist ge- 
löst; wir müssen acht geben, daß Deutsch- 
lands Feinde nicht eben die Ausdrücke des 
Herrn WAGNER, derin dieser Hinsicht wirklich 
Unerreichtes geschaffen hat, ausnützen, miß- 
brauchen, und dazu verwenden können, daß 
der altgewohnte Konservatismus solcher Län- 
der, wo eben die vielen Einzel- und Eisen- 


leitungen das Verfahren am besten verwirk- 


lichen könnten,_ seine Anwendungen verhin- 
dere und auch vollends vernichte. 


Budapest, 8. III. 1920. 


Erwiderung. E 


Herr GATI glaubt, einen Widerspruch zu 
finden zwischen meiner Arbeit über die ‚,Viel- 
fachtelephonie und -telegraphie mit schnellen 
Wechselströmen‘“ in der ,,ETZ‘ 1919, 8. 383 1f: 
und zwischen früheren Arbeiten von mir in der 
„ETZ“ 1910, $. 163. une 1912, S. 1289 ff. Die 
Arbeiten betreffen aber verschiedene 
Dinge. Jn dem einen Fall handelt es sich 
darum, ob man bei einem langen Kabel mit 
großer _Zeitkonstante und hoher Dämpfung 
durch die Verwendung von Wechselströmen 
an Stelle von Gleichströmen die Telegraphier- 
geschwindigkeit erhöhen kann. Diese Frage 
habe ich zeinerzeit. verneint. In dem zweiten 
Fall handelt es sich dagegen um die Frage, ob 
und wie man bei Leitungen mitniedrigerZeitkon- 
stante und mäßiger Dämpfung die Ausnutzung 
erhöhen kann, indem man schnelle Wechsel- 


Bela Gäti. .. 


ströme zur gleichzeitigen Übertragung mehrerer 


Nachrichten verwendet. Diese Frage habe 
ich bejaht. In beiden Fällen habe ich die Ant- 
wort durch Versuchsergebnisse belegt. Die 
Gründe, weshalb das Mehrfach-Fernsprechen 
und Telegraphieren mit Hochfrequenz auf 


Leitungen erst in letzter Zeit zu einem prak- 


tischen Erfolg kommen konnte, dürften aus 
der geschichtlichen Einleitung zu meiner 
Arbeitin der „ETZ‘“1919,S.383 ff. hervorgehen. 

Die. Dämpfungsmessungen müssen, 
wie Herr GATI mit Recht hervorhebt, unter 
Beachtung gewisser Vorsichtsmaßregeln aus- 
Sofern die Leitungskon- 
stanten von der Stromstärke oder Spannung 
abhängen, haben die: Ergebnisse selbstver- 
ständlich nur für die bestimmte Stromstärke 
oder Spannung Geltung, bei welcher gemessen 
worden ist. Indessen kommt eine Abhängig- 
keit des Widerstandes von der Stromstärke 
nur bei Eisenleitungen in Betracht, eine 


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FE 7 TEE Fa 3 


30. Juni 1920. 


Abhängigkeit der Ableitung von der Span- 
nung nur bei ziemlich minderwertigen Isolier- 
materialien, z. B. bei feuchten Faserstoffen. 

Was nun die Verwendung von Eisen- 
leitern angeht, so lassen unsere neuerdings 
an solehen Leitungen ee re Messungen 
wenig Hoffnung, die Eisenleitungen in nennens- 
wertem Umfange mit wirklicher Hochfrequenz 
betreiben zu können. Etwas besser sind die 
Aussichten für die Ausnutzung dieser Lei- 


' tungen mit verhältnismäßig tiefen Frequenzen 


im Bereich der hörbaren Töne. 
Berlin, 26. V. 1920. K. W. Wagner. 


Vorschläge für die Normalisierung elektrischer 
Koch- und Heizgeräte. 

In der „ETZ‘“ 1920,“ S. 385, \ wird 

unter „Vorschläge für die Normalisierung 


_ elektrischer Koch- und Heizgeräte“ der An- 


schluß von Plätteisen von der Seite ent- 
gegen der bisherigen Anordnung von oben 
vorgeschlagen. _Da dies den Nachteil hat, 
daß die Leitungsschnur beim Bügeln im Wege 
ist, während die Zuleitung von oben das 
Bügeln nieht behindert, so möchte ich dafür 
plädieren, daß die bisherige Anordnung des 
Plätteisenkontakts beibehalten werden möchte. 
Die beste Gesamtanordnung ist, den Zulei- 
tungs-Steekkontakt an einem Beleuchtungs- 
körper oder in etwa gleicher Höhe an der 
Wand anzubringen und die Leitungssehnur 
mit einer Vorrichtung, etwa einer Spiral- 
feder zu versehen, wodurch sie sich den Be- 
wegungen beim Bügeln entsprechend ver- 
längern und verkürzen kann. Hierfür ist die 
bisherige senkrechte Anordnung des Plätt- 
eisen-Steckkontakts die allein richtige. 


Nürnberg, 26. V. 1920. 
Ing. Theod. Leibius. 
Erwiderung 


Die in meinem Artikel dargestellte An- 
ordnung der Plätteisenanschlüsse ist nur eine 
beispielsweise. Allerdings wird bei vielen der 
bisherigen Plätteisenkonstruktionen der An- 
schluß senkrecht angeordnet, doch hat sich 
auch die schräge Anordnung, wie sie von in- 
und ausländischen Firmen ausgeführt wird, 
sehr gut bewährt. Noch besser als die schräge 
ist überlegungsgemäß die seitliche Anordnung 
der Zuleitung. Die Befürchtung, daß dabei 
die Schnur beim Plätten hindert, ist nicht 
stichhaltig, denn sie soll’ beim - Arbeiten 
das Plättgut niemals berühren, sondern in 
der Schwebe bleiben, wodurch eine geeignete 
Ausführung ohne weiteres erreichbar ist. 
Gerade dafür eignet sich aber die seitliche An- 
ordnung am besten. Zur Aufhängung der 
Schnur sind eine Reihe bewährter Konstruk- 
tionen vorhanden, welche den seitlichen An- 
schluß gestatten. 


Berlin-Henningsdorf, 10. VI. 1920. 
? / Schneider. 


Über Hochleistungsschalter. 


Die Darlegungen des Herrn J. BIERMANNS 
in der „ETZ‘ 1920, $S. 325, veranlassen mich, 
auf meinen Aufsatz über ‚‚den Ausschaltevor- 
gang bei Ölschaltern“ in „Elektrotechnik und 
Maschinenbau“ 1913, S. 673 ff. hinzuweisen, 
Die erste Veröffentlichung des Herrn Bier- 
manns über den Gegenstand erfolgte vor etwa 
3 Jahren. In meinem Aufsatz, welcher vor 
etwa 7 Jahren erschien, wurden zur Verbesse- 
rung des Ausschaltevorganges druckfeste 
Löschkammern und Schnellausschal- 
tung, und zwar unter Verwendung von 
schlanken Stiftkontakten empfohlen, 
außerdem die Verwendung von Schalteröl 
mit leicht verdampfenden Bestand- 
teilen. Wenn auch vielleicht die Vorversuche 
der AEG viel weiter zurückreichen und der 
Gedanke der Schnellausschaltung von jeher 
praktiziert worden ist, so möchte ich doch 
darauf hinweisen, daß, soweit mir bekannt, 
die® Konstruktionsgrundsätze, welche im 
wesentlichen in der Neukonstruktion der 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


AEG verkörpert sind, in einer Veröffent- 
lichung zuerst$von mir in oben genanntme 
Aufsatz angegeben wurden. Zu den Anre- 
gungen gelangte ich damals lediglich auf dem 
Wege der Überlegung, und es freut mich, daß 


ich durch die erfolgreichen Versuche, welche 
in dem Hochspannungslaboratorium der AEG’ 


ausgeführt wurden, _ meine Anschauungen 
durchaus bestätigt finde. 


München, 8. VI. 1920. 
Erwiderung. 


Das wesentlich Neue beim Hochleistungs- 
schalter der AEG ist die Verbindung von 
Schnellschaltung und Löschkammern, die der 
AEG patentiert ist, also nicht veröffentlicht 
sein konnte. Durch diese Anordnung ließ sich 
erst die außerordentlich kurze Unterbrechungs- 
zeit von 0,01 Sekunden bis herauf zu Be- 
triebsspannungen von 25000 V erreichen. 


Berlin, 20. VI. 1920. 


Alex. Simon. 


J. Niermann. 


LITERATUR. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprevhung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Contribucion al Estudio de las Ciencias 
Fisicas y Matemäticas. Serie Töcniea. Bd. 1. 
7a. Nr. 37 der Veröffentlichungen der Universität 
La Plata (Argentinien). Das Heft enthält £ol- 
gende Arbeiten: C. Simons, Consideraciones 
sobre los metodos de explicar el segundo teorema 
de la termodinämica a los estudiantes de inge- 


nieria.. C. Simons, Un nuevo tipo de aparato 
Tesla. F.A.Soldano, Ruedo flotante de paletas 
moviles. F. A. Soldano, Prof. V. Castro, P. 


M. Capdevila, Prof. C. Simons. Nov. 1918. 


Jahrbuch der angewandten Naturwissen- 
schaften. 1914 bis 1919. Unter Mitwirkung 
von Fachmännern herausgegeben von Dr. J. 
Plassmann. Mit 253 Textabb. XIV und 5198. 
in 80%. Herdersche Verlagshandlung, Freiburg 
i. Br. 1920. Preis geb. 26 M. 

Bestimmungen über Anlegung und Betrieb 
der Dampfkessel. Erläutert von H. Jaeger. 
4. ergänzte Aufl. IX u. 6128. in 16%. Carl Hey- 
manns Verlag, Berlin 1920. Preis 23 M. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Aus der Geschäftswelt. — In Berlin ist 
die Elektrotechnische-Fabrik Thoßfell 
G. m. b. H. mit 0,2 Mill. M Stammkapital ge- 
gründet worden -(Fabrikation und Vertrieb 
elektrischer Materialien aus Porzellan und 
Metall’ sowie ähnlicher Artikel. — Die Dr. 
Thal, Böhm & Co., G. m. b. H., Berlin, bittet 
uns um den Hinweis, daß sie den General- 
vertrieb äller Erzeugnisse der nunmehr auf 
Friedensarbeit umgestellten und unter dem 
Namen „Reichswerk Wolfgang“ Kollo- 
diumwolle, Kollodiumlösungen, Zaponlacke u. 
dgl.” herstellenden bisherigen Pulverfabrik 
Hanau in Händen habe. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotechnischen 
Industrie. — Die Zuschlagsliste Nr. 31 (grün) 
der Preisstelle für Juli 1920 (S. 520) bringt 
Änderungen und Ergänzungen einmal in der 
Berechnung der Teuerungszuschläge, sodann 
bei den Nummern 39, 60, 67 und 70 bis 72. 
Eine neue Gruppe ‚„Gummifreie Isolierstoffe“ 
umfaßt die Nummern 80 bis 84. 


Warenmarkt. — Akkumulatoren. Die 
Aceumulatoren-Fabrik A. G., Berlin, hat in 
ihrer März-Preisliste über stationäre Akkumu- 
latoren, gültig für Deutschland, den Blei- 
preis der Bleiklausel um 200 M verringert, so 


v 


Heft 26. 


5198 


daß die Zellen-Grundpreise genannter Liste 
nunmehr bei einem Bleipreis zwischen 420 
und 450 M je 100 kg frachtfrei Hagen i. W. 
gelten. — Isolierrohr. Die Verkaufsstelle 
Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten, Berlin, be- 
rechnet für Lieferungen vom 16. bis 30. Juni 
die. bisherigen Aufschläge. — Eisen und 
Stahl. Die Oberschlesische Stahlwerks-Ge- 
sellschaft, deren Anschluß an .den Eisen- 
wirtschaftsbund infolge staatsrechtlicher Ver- 
hältnisse nicht erfolgen konnte, hat nach dem 
„Berl. Börs. -Cour.‘“ beschlossen, alle Eisen- 
preise auf die - Notierungen des Eisenwirt- 
schaftsbundes!) herabzusetzen. — Metall- 
preise. Die Notierungen der Vereinigung für 
die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der 
Kommission des Berliner Metallbörsenvor- 
standes (letztere verstehen sich ab Lager in 
Deutschland) lauten in M/100 kg: 


Metall | 25. VI, | 22. VI. 
Elektrolytkupfer (wire 
bars), prompt, cif Hamburg, E 
Bremen, Rotterdam . 1605 1666 
Raffinadekupfer 99/99,30/, |1050—1075 1125—1175 
Originalhüttenweichblei 425—450 | 425— 450 


Originalhüttenrohzink, 
Preis im freien Verkehr . 525 525 

Plattenzink (remelted) von 
handelsübl. Beschaffenheit 

Originalhüttenaluminium 


300— 325 300 


98/99%/yin gekerbt.Blöckchen 2300 2400 
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- 4000 4000— 4200 
Hüttenzinn, mind. 99% . . _ — 
Reinnickel 98/99%, . . 13600—3800 3300—4000 
Antimon-Regulu.. .„ ı 700—750 850 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach „Mining Journal‘ am 18. VI. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: 


£ 5 d SE | 

*Kupfer: best selected .. 98 0 O bis10 0 0 

r N electrolyt... 97 00,105 00 

en. wire bars 22...,31032.0202.:.1052.0°0 

+ a, standard, Kasse 215 0, 5858300 

DE ».22:3.Mon.2285%.5,.0:23,,85.100 

Zinn: standard, Kasse... 25 0 0 „2510 0 

it - 3Mon. . 249 0 0 „2910 0 

SONS BtraHg hen 26000 ,„265 00 
Blei: span. oder nichtengl. > 

Weichblei.ce 2.1 231215 0,33 5.0 

„ gew.engeliBlockbleir 35.0.0:.,2— — — 

Zink:/gew. Sorten. 2....38.5.0°,.4 0.0 

„» „remelted....:. 400, —ı — 

n» engl. Swansee .. 4210 0 -—_— 


Antimon: engl. Reg. . . 


60/63 £ net. 
Aluminium: 98 bis 990/ 


165 £ (Inland); 

185 £ (Export). 
Nickel: ‚98 bis 99%, gar. 230 £ (In- u. Ausland). 
Quecksilber: nom, für 

die 75 Ibs.-Flasche. . 


Platin: je Unze nom., . 


21£ bis 21 £10s. 
400 8. 


Für den 24. VI. 1920 verzeichnet der ‚Berl. 
Börs.-Cour.‘“ folgende Preise in £/t: Kupfer, 
Kasse 84,50; desgl. 3 Mon. 86,75; Elektrolyt 
99 bis 104; best selected 98 bis 99; Zink 
39,75 bis 41,50; Zinn, Kasse . 247,75; desgl. 
3 Mon., 250,75; Blei 32,25 bis 33,50. In New 
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt- 
kupfer loko auf 19 cts/lb. 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 500. 
* Netto. 


Berichtigung. 

In dem Aufsatz von Grothe ‚„Durch- 
hänge von Freileitungen‘, ETZ 1920, 8. 31], 
sind in der Zahlentafel am Kopf der Seite 312 
die mit ,D‘‘ überschriebenen Spalten und 
zwar die beiden rechts stehenden nicht in 
Übereinstimmung mit den beiden links stehen- 
den geändert worden. Die Zahlen in allen 
4 Spalten D müssen die gleichen sein u. zw. 
34; 36,2; 68; 72,5 usw. wie in den linken 
Spalten. - - 


Abschluß des Heftes: 26 Juni 1920. 


Zuschlagsliste Nr. 31 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für Juli 1920. 
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die 


Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


Diese Zuschlagsliste (grün) Nr. 31 gilt für den Monat Juli 1920 für 
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis- 
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf- | 2. 
Agen mit den bis 31. XII. 1919. giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu- 

agsliste Nr. 31 A maßgebend. Für die Berechnung der Teuerungs- | 3. 
zuschläge gilt für Aufträge, die vom 1. VII. 1920 ab eingegangen sind, 


sch 


folgende Formel: 


1. Der Preisstichtag liegt um die in Spalte A der Teuerungszuschlagsliste 
genannteFrist vor dem Liefertag (A-Frist); ist der Teuerungszuschlag am 
Stichtag niedriger als der Teuerungszuschlag zwei Monate nach Be- 
stellung, so gilt der letztere. Für Isolierrohr und verbandsmäßiges 


Zubehör (Zeile 61 bis 67) sowie für Zähler (Zeile 42) gelten die [Be- 
stimmungen der betreffenden Verbände. h £ x 
Soweitin Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird, wenn innerhalb 
dieser Frist geliefert wird, der am Bestelltag geltende Preis berechnet. 
Abweichend von den Bestimmungen unter 1. wird bei Dampfturbinen 
und Zubehör, Maschinen über 250 kVA (bezogen auf 1000 Umdr/min 
und cos = 1) und Zubehör, Transformatoren über 500 KVA und 
Apparate für 50 000 V und mehr der Teuerungszuschlag in der Weise 
ermittelt, daß die Summe der in den Monaten vom Tage der eat. 
bis zum Tage der Lieferung Ben Teuerungszuschläge , durc 
die Anzahl dieser Monate geteilt wird. 


520 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heft 26. 


4. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist, 
daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt 


werden kann. 


Gegenstand 


Für Spar- 


metall- 
Aus- 


Ä führung 


Zuschlag 


Für 
Ersatz- 
metall- 

Aus- 

führung 
Zuschlag 
% 


5. Der Lieferung 
6. Für Aufträge, 


ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzurechnen. 
die eine längere Lieferzeit als 15 Monate Hersia hart 


für 


wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten, 


ee eg 


Generatoren, Motoren und Umformer, 
soweit nicht für Sonderausführungen 
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 

1. bis 5 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) 
2. über5 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um- 

drehungen) . 

3. über 100 kW (bezogen a a: 1000 Umdre- 
hungen) 

So Hderausfuhrusgen. 

4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . 

b. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi- 
nen... 

6. Elektrisch betriebene Haunwasserpihapen! 

Entstäubungspumpen und Kompressoren 

7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, 

Motorschleifen, Motortragen,Motorwagen 

Dampfturbinen. 

10. Turbosätze, bestehend aus: 

a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit 
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon- 
densationsanlagen . 

b) Turbokompressoren Oder Turloro- 
bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf- 
turbinen und Kondensationsanlagen . 

11. Turbogeneratoren allein . . . 

12. Dampfturbinen,Zahnradvorgelege, Turbo- 

kompressoren und Turbogebläse allein . 

Kondensationsanlagen und Wärmeaus- 

tauschapparate allein 


Zubehör zu Maschinen. 

14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-, Web- 
stuhl-, Sterndreieck-Schalter . 

15. Kran. und AUSESEBEDEDLIET Schützen- 
steuerungen . . 

16. Gleitschienen, Verankerung 3 

16a. Riemenscheiben, ee Zahnzal: 


13. 


vorgelege . 

Bahnmaterial. 

17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen 

18. Fahrschalter und Stromabnehmer für 
Bahnen . . . 

19. Vollständige elektrische INnerteuls de 
für Straßenbahntriebwagen und mit elek- 
trischer Bremse versehene Anhängewagen, 
ausschl. Leitungen und Montage . 

20. Vollständige elektrische Ausrüstungen 
von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- 
Triebwagen, einschl. Montage 

21, Elektrische Lokomotiven für Bergbau 


und Industrie . . Dan: 
Transformatoren und Gleiehridhter. 
29. Transformatoren 


93. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. 
Zubehör Sr 
23a. Ersatz- Glaskörper re LEHE, 
24. Gleichriehter mit Eisenkörper, z eimsehl. 
Zubehör ade BEMOR: 
Schaltapparate und "Material für 
Schaltanlagen. 


25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrich- 
tungsanzeiger, Instrumenten- und Kurbel- 
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse 
Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl- 
füllung und nicht in Eisen- oder Gufßge- 
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 
Niederspannungs-Streifen- und Röhren- 
Sicherungen für Schalttafelbau . 


26. 


27. 


272.Schmelzeinsätze für a 
Sicherungen . . . Akte 

28. Hochspannungs- Trennschalter, "Mast- 
trennschalter, Streckenschalter, soweit 
nicht für dr; a LE 3 

29. Hochspannungs - Sieherungen, armierte 
Stützen u.armierte Wanddurchführungen 

293.Schmelzeinsätzee für Hochspannungs- 
Sicherungen. . 2 f 

30. Preiiestunes Hörnerschälter Se 

31. Konzentrische Klemmen (Zontraiklem- 
men). 

32. Ölschalter (ohne ön, einschl. Hilfseppa- 
rate, Ölschaltkasten r ; 

33. Überspannungs- Schutzvorrichtungen 
(außer Schutz- u. pen) 

34. Schutzdrosselspulen . 

35. Erdungsdrosselspulen . . 

36. Motorschalttafeln, auch mit solbsttätigen 
Schaltern . . ; 

37. Vollständige Schaltanlägenı Shah 
schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. 

ao Schaltkästen, ausschl. Ölschaltkästen . 


Schaltapparate u. a in Guß- 
gehäuse R 


Meßapparate a Zubehör. 
41. Meßinstrumente . ne 


400 


A-Frist|B-Frist 


Mo- 
nate 


220 


wis ver 
Fabri 


30. Juni 1920. 


[000 


Mo- 
nate 


ackte 


= a Für 
ee l- Er 
A-Frist |B-Friat) read aus: en 
Ben führung führung 
Mo- | Mo- Zuschlag | Zuschlag 
nate | nate % % 
49. Zähler sowie deren Verpackung —_ 400 
43. Meßwandler . a 700 —_ 
Installationsmaterial. 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 320 280 
45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel, ; 
1 2 Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw. 
Paßschrauben und Kontaktschrauben, 
Größe Iund II mes und Normal- Edison- 
Gewinde) . ./ 270 230 
46. Wie 45, jedoch "Größe IT bis Y (Groß- 
Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 300 260 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 
1 2 zum a a (Sie- - 
mens) . 2 570 500 
48. Patronen zum "Ringbolzen-Sicherungs- 3 
system (Siemens) . . 240 210 
49. Sicheruneselemente (Einzelsicherungen) 
und Patronen zum Keilkontakt-Siche- 
rungssystem (Siemens) . 250 220 
S 50. Verteilungstafeln und Grushen: Bone 
nicht in Gußgehäuse . . 350 300 
51. Freileitungs- und Hausanschluß, Siche- 
r rungen, Freileitungs-Armaturen bis 600 
Volt, soweit nicht in Gußgehäuse 350 300 
2) 2 52. Zählertafeln, armiert ß 330 290 
53. Drehschalter, Steckdosen und "Stecker, 
| soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan- 
| Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen, - 
| . -Kabelschuhe und Verbinder u. dergl. 350 300 
54. Installationsmaterial in Gußgehäusen und 23 
gußeisernes Installationsmaterial = 520 520 
55: Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel 
‘und dergleichen 360 310 
56. Glühlichtarmaturen, einschl. wasserdich- 
| ter Fassungen, und Handlampen 360 310 
1 2 60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. 
| der zweiteiligen mare! aus Gruppe 45 
ö und sA0).; were era 500 = 
Isolierrohr und ihn ana Zu- 
behör. 
61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . = == 
62. Verzinkte Eisenrohre Em = 
63. Feinzinkrohre (kein ort akteR Eisen- 
blech) = — 
1 D) 64. Messingrohre . >= 75 
65. Papierrohre mitStahlpanzerschutz (Stahl- > 
panzerrohre) R == = 
66. Schwarze Papierrohre, Söhne Metall- 
mantel mit Muffe . Fo Ei 
67. Stahlrohre (System Peschel) nebst st Bogen 5 
und Muffen 2 == 570 
Glühlampen. ; 
68. Glühlampen jeder Art (ausschl. Heiz- 
lampen): Auf die ab 28.1. 1919 a 
1 DE . den Preise 250 250 
Feleereptie und Herrscher 
69a. Apparate für Haustelegraphie (Wecker 
: Tableaus, Kontakte, Zubehör) . nr zZ 
69b. Hausfernsprech-Apparate für Belerie 
anruf und einfache Induktor-Apparate 450 450 
69 e. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an 
Zentralumschalter und öffentliche Fern- 
sprechnetze. N 450 450 
69d. Zentralumschalter u. chinese 450 450 
69e. Wasserdichte Signal- und Pesgeprech 
Apparate. au 450 450 
69£. Apparate für Telegraphie- 450 450 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . 125 Er 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . 235 = 
i 72. Apparatschnüre (Privattypen) 225 = 
“Bogenlampen und Zubehör. 
73. Bogenlampen und Armaturen für a 
meine Beleuchtungszwecke 400 == 
74. Bogenlampen für technische Zwecke. 400 = 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für 
Heer, Kriegs- und a 400 = 
1 2 76. Widerstände . N ; 450 450 
77. Kufhönrexerrichtineent ; ’ 1 400 400 
78. Leitungskupplungen . . R 400 _ 
79. Transformatoren und Drosselspulen s 600 SE 
Gummifreie Isolierstoffe. g 
a: 80. Normalplatten 300 _ 
81. Zählertafeln, unarmiert . 300 zz 
82. Isoliergriffe . \ ; 400 — 
83. Armierte Anschlaßklammän ? \ 350 300 
84. Preßteile, ausschließlich dervorgenannten 
(unarmiert bzw. ohne Mitlieferung von 
Sparmetallen) 300 nel 
Verschiedenes. 
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Tagespreis; 
mindestens aber 1800 M für 100 kg ohne Faß. 
RE Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) { er 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zeh me in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin, 


- 


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Na 


521 


Elektrotechnische Zeitschrift 


| (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des ‚Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner ‚K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W. 9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Ever nun nn 


Die Beseitigung der Kohlennot!). 
Von Dr.-jng. e. h. G. Dettmar. - 


Übersicht. Nach Schilderung der Kohlenlage, 
wie sie sich durch die Revolution und den Friedens- 
vertrag herausgebildet hat, wird gezeigt, daß eine Be- 
seitigung der Schwierigkeiten nur möglich ist durch 
vermehrte ' Brennstoffgewinnung und verminderten 
Verbrauch., Es wird dann gezeigt, welche Aussichten 
für die Terhehrte Gewinnung von Brennstoffen bestehen, 


Berlin, 8. Juli 1920. 


daß die Einwohnerzahl Deutschlands durch 


Verlust großer Gebietsteile gesunken ist, so ' 


daß man schätzungsweise annehmen kann, der 
Bedarf an Steinkohlen würde in den nächsten 
Jahren ungefähr 135 Mill. t betragen, der an 
Braunkohlen ungefähr 75 Mill. t. Hierzu 
kommt aber noch die Erfüllung des Friedens- 
vertrages, nach welchem 43,3 Mill. t Stein- 
kohlen abzuliefern sind, daß also der Stein- 
kohlenbedarf auf rund 178 Mill. steigt. 

Wir wollen nunmehr sehen, -wieviel Kohlen 


Heft 27. 


Bei Betrachtung der Kohlenlage ist es 
nicht nur von Bedeutung, sich klar darüber zu 
werden, wieviel Kohlen gefördert werden 
können, sondern es ist auch wichtig, zu wissen, 
ob die vorhandenen Kohlen auch befördert 
werden können. Schon in Friedenszeiten 
hatten wir Perioden von Schwierigkeiten in 
der Kohlenversorgung. Nach der Ernte, wenn 
die Transportmittel für Getreide, Rüben, Kar- 
toffeln usw. stark in Anspruch genommen 
waren und während der Frost- und Hoch- 


"RIEF TET 


und wie eine Verringerung des Verbrauches von Brenn. | 1% diesem Jahre voraussichtlich gewonnen | wasserperioden, in denen der Wassertransport 
stoffen erzielt werden kann. Es wird dann auf die werden können. Abb. 1 zeigt die Ent- I eingeschränkt oder ganz weggefallen war, 
weitgehendste Verwendung geringwertiger Brennstoffe u z EN 
eingegangen, und es wird die Basar der Transport- Gen? oh] IT T r \ Millonen pa 
verhältnisse für die Kohlenschwierigkeiten behandelt. 76 UlAHspazuphe L ITEITLLTEELTI 1 u an 4 {1 76 
Nachdem noch die Bedeutung der Kohlenausfuhr ge- 2 sa iatatet + 5 Ei 15 
würdigt worden ist, wird die besondere Bedeutung GE i Izeisizter um — - II | 1174 
der Elektrotechnik für die Beseitigung der Kohlennot A IR Um IT EN Tr iv HH 173 
betont, wobei eine kurze Zusammenstellung der Ergeb- 5 ee 7 IESERSTEHREND Bla | 172 
nisse gegeben wird. Ei AT SNSUBERSEHT| 7 Fiaier is 7 IM 
It ni | Aut 10 
A. Die Kohlenlage. 5 ENESENSERBRENERDUIGHE" Ir BaBEP NEE AHHrSER 9 
Die Kohle ist einer der wichtigsten Fak- Se LAT ATLFFFRFFF ut Tram Kup pi WVIrT us ja 
toren unseres Wirtschaftslebens; steht sie. sLLL iM AT eril) | | EV All i IVTYIV A 
nicht in genügender Menge zur Verfügung, so 2 da \A-Zröunkohle | \_ B EB a EBEN EEE BEER {eh 
müssen sıch die schwersten Schädigungen er- 4 EFT 4 BRENNER | | ZalRERy: EN, 
geben. Es ist nun aber kein Zweifel, 3 ei BE = N. LI 4 | Aal 15 
daß Deutschland: für viele Jahre, 24H 4141 nun on - Luna II LE 2 DAN, 
wenn nicht Ban einige TehTAeE nie. 7 a 4 m; m ua BBREP, 
„unter einer schweren Kohlen 0 es =: RER SERSERT Seen Sm a 
leiden haben -wird. und’awar als Folge SRRSSRESERIIRAHTESSRUNERSSDNRE BRUNNER RU 
der Revolution und des Friedens- be -- ---19M-----Se------ 1915----- > ----- IMb---- >= ------ 197--- -- je ---- 198 --- --=— ------ 1919: ---- 192 


vertrages. Für unser gesamtes Wirtschafts- 
leben ist es also von allerhöchster Bedeutung, 
sich Klarheit darüber zu verschaffen, wie die 
Kohlenlage in der kommenden Zeit sich ge- 
stalten wird, und wie die Kohlennot möglichst 
schnell beseitigt werden kann. 

Da Deutschlands Grenzen noch immer 
nicht feststehen, ist es zurzeit noch nicht 
möglich, abschließende und genaue Zahlen 
über Förderung von Kohlen und den Bedarf 
an ihnen anzugeben. Ganz besonders schwie- 
rig ist dies jetzt deswegen, weil das Schicksal 
Öberschlesiens noch unentschieden ist und es 
auch noch Monate dauern wird, bis eine Ent- 
scheidung gefallen ist. Bei der außerordent- 
lichen Bedeutung Oberschlesiens für die Koh- 
lenwirtschaft Deutschlands ist der Einfluß 
naturgemäß ein sehr großer. Wenn auch durch 
den Friedensvertrag in gewissen Grenzen eine 
Versorgung Deutschlands mit Kohle von 
Oberschlesien aus, auch bei Verlust dieses 
Landesteiles, vorgesehen ist, so muß doch, 
falls Oberschlesien zu Polen kommt, mit 
einer starken Minderbelieferung gegenüber 
dem bisherigen Zustande gerechnet werden, 
ganz abgesehen davon, daß der Preis der aus 
einem polnischen Oberschlesien kommenden 
Kohle noch unbekannt ist, und daß die Zu- 
verlässigkeit der Lieferung wohl. oft recht 
fraglich sein wird. 

Im Jahre 1913 hat die Steinkohlenförde- 
rung in Deutschland ungefähr 190 Mill. t be- 
tragen. Damals war noch eine ziemlich er- 
hebliche Ausfuhr und eine verhältnismäßig 
geringe Einfuhr von Kohle vorhanden. Der 
Ausfuhrüberschuß betrug ungefähr 33 Mill. t, 
so daß also im letzten vollen Friedensjahr 
rund 157 Mill. t in Deutschland verbraucht 
wurden. Bei Braunkohle betrug die Förde- 
zung im Jahre 1913 87 Mill.t. Die Ausfuhr 
war ungefähr 2 Mill. t, während die Ein- 
fuhr rund 7 Mill. t’betrug. Wir hatten also 
im Jahr 1913 einen Verbrauch von ungefähr 
92 Mill. t Braunkohle. Von diesen Zahlen aus- 
gehend, kann man ungefähr ermitteln, wie 
groß der Bedarf in den nächsten Jahren sein 
würde, wenn er voll befriedigt werden könnte. 
Wie später gezeigt wird, kann durch geeignete 
Sparmaßnahmen und Erhöhung der Wirt- 
schaftlichkeit eine Verminderung des Bedarfes 
erzielt werden. Weiterhin ist zu beachten, 


: ') In diesem Aufsatz sind auch die wichtigsten Teile, 
im Interesse der Platzersparnis, nur ganz kurz behandelt, 
und es ist an vielen Stellen eine eingehende Begründung 
weggelassen worden. In einem Buche, das in wenigen 
Wochen im Verlage von Julius Springer mit gleichem Titel 
erscheint, wird dagegen alles ausführlich behandelt werden, 
und es werden dort ungefähr 16 Zahlentafeln und 32 Ab- 
bildungen den in diesem Aufratz schon enthaltenen hinzu- 
gefügt werden. 


Abb. 1. 


wicklung der monatlichen Förderung an Stein- 
und Braunkohlen vom Jahr 1914 ab. Man 
ersieht daraus, daß erfreulicherweise die durch 
den Kriegsausbruch und namentlich dureh die 
Revolution stark gesunkene Förderung wie- 
der im Steigen begriffen ist. Unter der Vor- 
aussetzung, dab ein umfangreicher Streik, wie 
erim April 1919 vorhanden war, für die nächste 
Zeit vermieden wird, kann man hoffen, daß 
im Durchschnitt die monatliche Förderung bei 
Steinkohle einschließlich Oberschlesien auf 
etwa 10,5 Mill. t und bei Braunkohle auf etwa 
8,3 Mill. t kommen wird. Man kann danach 
annehmen, daß im Jahre 1920, ohne Berück- 
sichtigung der Ein- und Ausfuhr durch eigene 
Förderung, zur Verfügung stehen werden 
126 Mill. t Steinkohle und 100 Mill. t Braun- 
kohle, gegenüber 116,5 Mill. t Steinkohletund 
93,8 Mill. # Braunkohle im Jahre 1919. Man 
ersieht also daraus, daß ein großes Mißver- 
hältnis zwischen Bedarf und vorhandener 
Menge besteht. Es ergibt sieh also für Stein- 
kohlen ein Fehlbetrag von 52 Mill. t. Da nun 
die Beschaffung von Lebensmitteln und Roh- 
stoffen zunächst eine Ausfuhr von Kohle un- 
bedingt notwendig macht, so erhöht sich dieser 
Fehlbetrag noch. Bei der Braunkohle liegen 
die Verhältnisse g“nstiger. Einem Bedarf 
von 75 Mill. t steht eine Förderung von 100 
Mill. t gegenüber, so daß sich ein Überschuß 
von 25 Mill. tergibt. Wenn diese zur Deckung 
der fehlenden Steinkohlen herangezogen wer- 
den, können sie etwa 8 Mill. t Steinkohle 
gleich gesetzt werden; unter der Annahme, daß 
ungefähr 10 Mill. t Steinkohle ausgeführt 
werden müssen, würde demnach ein Mangel 
an Steinkohle von insgesamt 54 Mill. t vor- 
handen sein. Das entspricht ungefähr 25% 
des Friedensbedarfes von Stein- und Braun- 
kohle zusammen, wobei aber schon größte 
Sparsamkeit Voraussetzung ist. Berück- 
sichtigt man nun, daß für viele Verbrauchs- 
zwecke, wie Kohlenförderung, Verkehr, Er- 
nährung, Bekleidung usw., eine solche Ein- 
schränkung unmöglich ist, und daß auf längere 
Zeit die letztjährige Belieferung für Kochen 
und Wohnungsbeheizung nicht weitergeführt 
werden kann, so ergibt sich, daß für an- 
dere Zwecke eine Fehlmenge von weit über 
35% entsteht... Man sieht also daraus, daß 
unser gesamtes Wirtschaftsleben im Laufe 
dieses Jahres und auch in den nächsten Jahren 
noch 'starken- Einschränkungen unterworfen 
bleiben muß, wodurch natürlich der Wieder- 
aufbau und die Erfüllung des Friedensver- 
trages unmöglich gemacht bzw. stark ver- 
zögert wird. 


Monatliche Koblenförderung Deutschlands seit 1914. 


hatten sich schon immer Schwierigkeiten er- 
geben, die aber durch rechtzeitige Bevorratung 
der wichtigsten Verbraucher und durch große 
Lager bei den Händlern überwunden werden 
konnten. Das ist jetzt aber nicht mehr mög- 
lich, da eine Bevorratung durch den Tief- 
stand unserer Transportmittel wie zum Teil 
auch durch den Tiefstand unserer Förderung 
nicht möglich ist und auf lange hinaus nicht 
möglich sein wird. Es ist also von großer Be- 
deutung, die Transportschwierigkeiten mög- 
lichst bald zu beheben und dadurch zum Teil 
auch die Kohlennot zu lindern. Durch Ver- 
mehrung unseres Bestandes an Wagen und 
Lokomotiven, namentlich aber durch Be- 
schleunigung der Reparaturen der betriebs- 
unfähigen Transportmittel, kann.eine wesent- 
liche Verbesserung in der Kohlenversorgung 
erzielt werden. 


B. Die vermehrte Gewinnung von 
Brennstoffen. 

Bei den vorstehend. nachgewiesenen 
großen Mißverhältnis zwischen Förderung und 
Bedarf ist es nicht möglich, den Ubelstand 
nur dadurch zu beseitigen, daß ent- 
weder die Förderung erhöht oder der 
Verbrauch verringert wird, sondern 
es können nur beide Wege zum Ziele 
führen. Erhöhung der Förderung und Ver- 
ringerung des Verbrauches. Dementsprechend 
soll nunmehr untersucht werden, inwieweit es 
möglich ist, die Förderung von Steinkohle und 


‘Braunkohle zu erhöhen und Ersatzbrennstoffe 


wie Torf, Holz usw. zu gewinnen, und im 
Anschluß daran, welehe Aussichten zur Ver- 
ringerung des Verbrauches bestehen. 

Nach Dr. E. Jüngst!) sind in Deutschland 
folgende Mengen an Steinkohle bis 1200 m 
Teufe vorhanden: 


Sichere und 


Sichere Vor- Bi 
Ans wahrscheiuliche 


räte 


Vorräte 
Mill.t | % Mil.t | % 
Deutsches Reich. . |56889 | 100 | 194547 | 100 
Davon: 
Saarbecken?) 9 769 | 17,17 9 7693)| 5,02 
Oberschlesien . 7368 | 12,95 | 106 742 154,87 


Linksrhein. Gebiet | 10458 |18,38| 104583) 5,38 


1!) Glückauf 1919, S. 486. i 

2) Das Saarhecken begreift den preußischen Saar- 
hezirk sowie den angrenzenden Teil Lothringens und der 
bayerischen Pfalz ein, : & 

3) Für diese beiden Bezirke sind keine wahrschein- 
lichen Vorräte angegeben. 


Das naheliegendste Mittel zur Erhöhung 
der Förderung von Steinkohle ist natürlich 


die Erhöhung der Belegschaft. Leider ist 
aber seine Durehführung in Wirklichkeit 
äußerst schwierig. Zunächst handelt es sich 
darum, eine große Anzahl gelernter und er- 
tahrener Arbeiter zu bekommen. Denn nur 
für einen Teil der Arbeiten sind ungelernte 
Arbeiter verwendbar. Selbst wenn es also 
möglich wäre, die nötigen, gelernten Arbeits- 
kräfte zu beschaffen und dementsprechend 
auch ungelernte Arbeiter beschäftigen zu 
können, so scheiterte die Durchführung an dem 
Fehlen von Wohnungen. Es müssen solche 
also erst geschaffen werden, und das dauert 
unter den heutigen Verhältnissen mehrere 
Jahre. Soweit es unter den bestehenden Ver- 
hältnissen möglich war, ist die Belegschaft 
sehon erhöht worden, wie sich aus nachstehen- 
der Tabelle ergibt: 


Beleg$chaftsstärke!). 


Gesamt DBer 

en A Ruhr 
Juli . 1914 653 200 132 500 427 400 
Januar. . . 1915 475 100 102 900 3U5 70V 
Juli 1916 585 2U0 132 400 374 300 
Juli . 1918 710 300 160 4UU 452 700 
November . 1918 635 60V 146 400 395 000 
September . 1919 687 7U0 145 YUV 434 VVU 
Oktober . . 1919 710 600 152 300 452 400 


Die Zentralarbeitsgemeinschaft hat vorge- 
schlagen, die Belegschaft um weitere 150 000 
Mann zu erhöhen, wofür ungefähr 100 000 
Wohnungen neu gebaut werden müssen. Das 
erfordert unter den heutigen Verhältnissen 
ein Kapital von mindestens 3 Milliarden und 
eine Zeit von mehreren Jahren. Ohne daß man 
diesen Weg außer acht läßt, erscheint es aber 
zweckmäßiger, außerdem einen anderen Weg 
besonders im Auge zu behalten, der zur Steige- 
rung der Leistungen möglich ist, nämlich 
die Hebung der Arbeitsleistung pro Schicht 
eines Arbeiters. Ein gewisser Erfolg ist in 
dieser Beziehung seit Mai 1919 schon einge- 
treten, wie sich aus nachstehender Tabelle, die 
einem Bericht des ‚„Reichskommissars für die 


Kohlenverteilung‘‘ entnommen ist, ergibt. 
a8 ” Seele 
=. © 2288, Des 
ER E00 2,05 Eee 
BES g was 5% 
ug 55 = Sea weis 
BuER = te ES 
Es s RE Tgtien 
a5 E s2E 8*2 
Hr > AND aA RA 

kg kg Stunden kg 

1913 883 1159 84, 136,3 

1919 

Januar 663 973 8 121,6 

Februar 646 961 8 120,1 

März 665 983 8 122,9 

April 409 749 bis 8. IV. 73 

ab 9.1V.7 104,4 

Mai 596 875 7 125,0 

Juni 614 902 7: 129,0 

Juli 633 919 X 131,3 

August 629 =71% A5=79%, 7 130,7 = 96/0 


von 1913 von 1913 von 14915 
DieAngaben beziehen sich auf den Ruhrberg- 
bau und zeigen, daß bei den Untertagarbeiten 
die Minderleistung fast nur noch auf die Ver- 
kürzung der Schichtzeit zurückzuführen ist. 
Dureh Verbesserung der Ernährungsverhält- 
nisse dürfte sich eine Hebung der Leistung des 
einzelnen Arbeiters mit der Zeit ergeben. 
Weiterhin ist zu beachten, daß durch eine Ver- 
besserung der Betriebseinrichtungen eine wei- 
tere Steigerung möglich sein muß. Während 
des Krieges mußte in gewissem Sinne Raubbau 
getrieben werden, dessen Folgen sich 
natürlich jetzt zeigen. Durch Vervollstän- 
digung und Verbesserung der Einrichtungen 
muß es aber möglich sein, eine Steigerung der 
Förderung herbeizuführen. Zu der Verbesse- 
rung der Gewinnungsverhältnisse wird nun 
die Elektrotechnik viel beitragen können. 
Schon jetzt spielte die Elektrizität in der 
Steinkohlengrube eine große Rolle; durch 
weitere Anwendung der klektrizität wird sich 
sicher eine Steigerung der Förderung erzielen 
lassen. Auch eine bessere Organisation im 
Sinne Taylors wird nach dieser Richtung hin 
wahrscheinlich sehr nützlich sein. ' 

Die Vermehrung der Zahl der Schächte 
wird naturgemäß zu einer erhöhten Förderung 
führen. Die Wirkung einer solchen Maßnahme 
tritt aber erstim Laufe von 10 und mehr Jahren 
ein. Das ist natürlich kein Grund, sie zu unter- 
lassen. Im Gegenteil sollten die Vorberei- 
tungen möglichst bald getroffen werden, da- 
mit in späteren Jahren ein Erfolg auf diese 


1) Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirt- 
s: haft. Nr. 148 von 20. Dezember 1919. 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 


Weise erzielt wird. Leider ist aber zunächst 
wenig von diesen Hilismitteln zu erhoffen, da 
die wirtschaftliche und namentlich die poli- 
tische Lage nicht dazu anregen, große Kapi- 
talien festzulegen, von denen man nicht weiß, 
was aus ihnen später wird. Die Folge davon ist, 
daß die Anlage neuer Schächte von privater 
Seite aus zunächst nur mit Zögern unter- 
nommen werden dürfte. Es bleibt also nur 
die Hoffnung, daß das Reich an die Abteufung 
neuer Schächte in erheblichem Umfange heran- 
eht. 

& Ein Fortsehritt, der verhältnismäßig 
schnell erzielt werden könnte, wäre zu suchen 
in der Verbesserung der Güte _der Kohle. Da- 
durch wird natürlich die Menge nicht vermehrt, 
aber es werden die Transportverhältnisse er- 
heblich erleichtert. Außerdem wird die Ver- 
‘wendung der Kohle wesentlich leichter ge- 
staltet und auf diese Weise eine Ersparnis an 
Kohle erzielt. Der große Gehalt an Steinen 
bewirkt naturgemäß eine schlechtere Aus- 
nutzung der Kohle, da ja die Steine.mit auf 
die hone Temperatur gebracht werden müssen. 
Außerdem wird duren weniger häufiges Ab- 
schlacken der Verlust an Kohle vermindert. 
“Eine Verbesserung der Güte der Kohle würde 
also nieht nur eine Entlastung der Beförde- 
rungsmittel und eine Entlastung der Heizer 
bedeuten, sondern auch eine Kirsparnis an 
Kohle. Während vor dem Kriege die Kohle 
nur. ungefähr 8—-10% Steine enthalten hat, 
hat sie jetzt vielfach 20, 30 und mehr Prozent 
davon. ° Eine weitere Verbesserung ließe sich 
auch dadurch erzielen, daß die Sortierung 
wieder besser durchgeführt wird und die 
Wäschen usw. wieder voll in Betrieb ge- 
nommen werden. Insbesondere würde‘ sich 
noch durch Verbesserung der maschinellen 
Einrichtungen der Aufbereitungen der Verlust 
an Kohle erheblich verringern lassen. Nach 
Dipl.-nig. A. Wirth!) würde es möglich sein, 
daß der Bestand der Halden an Kohle, der 
jetzt vielfach noch bis zu 35% beträgt, wesent- 
lich heruntergesetzt werden kann. 

Nach Prof. Dr. Herbst läßt sich durch 
Verminderung der Rohstoffverluste im Kohlen- 
bergbau?) noch eine nicht unerhebliche Menge 
Kohlen gewinnen. Ebenso könnte nach Gräf®) 
durch Beschränkung des Selbstverbrauches 
der Zechen eine bedeutende Kohlenmenge frei- 
gemacht werden. Allein bei den Ruhr-Berg- 
werken soll diese Menge über 1 Mill. t betragen. 

Erheblich günstiger als bei der. Steinkohle 
liegen die Verhältnisse bezüglich der Erhöhung 
der Förderung bei der Braunkohle. Wie man 
aus Abb. l ersieht, war es schon während des 
Krieges gelungen, die Braunkohlenförderung 
über die Friedensförderung zu steigern. Durch 
die Revolution ist auch hier ein Rückschlag 
eingetreten, der jedoch schon bald überwun- 
den worden ist. Während die Förderung in 
den letzten Kriegsmonaten fast 9 Mill. t be- 


tragen hat, ist sie nach der Revolution bis. 


auf 6 Mill. t gesunken. Sie hat sich aber ständig 
gehoben, so daß sie in dem letzten Sommer 
schon wieder ungefähr 9 Mill. t erreicht hatte. 
Es besteht auch die Aussicht, daß die Steige- 
rung sich weiterhin fortsetzen wird. Diese ist 
dadurch begründet, daß die Leistungsfähig- 
keit im Braunkohlenbergbau nicht so sehr von 
der menschlichen Arbeitskraft allein, sondern 
zum großen Teil von den maschinellen Ein- 
richtungen abhängt, die natürlich leichter ver- 
mehrt und verbessert werden können. Während 
bei Braunkohlen die Jahresleistung , eines 
Mannes der Belegschaft 730 t beträgt, ist die 
entsprechende Zahl für Steinkohle nur 169 t. 
(Diese Zahlen sind den amtlichen Berichten 
über das Jahr 1919 entnommen.) Man sieht 
also, daß die Leistung, auf den Kopf der Be- 
legschaft bezogen, bei Braunkohle ungefähr 
4,3 mal größer ist als bei Steinkohle. Selbst 
unter Berücksichtigung des geringeren Heiz- 
wertes der Braunkohle ist, auf Kalorien bezogen, 
die Leistung auf den Kopf der Belegschaft immer 
noch mehr als 1,5-mal größer. Daraus ersiehtman 
schon, daß es wesentlich ist, zur Beseitigung 
der Kohlennot das Augenmerk besonders auf 
die Steigerung der Braunkohlenförderung zu 
richten. Die Vermehrung der Belegschaft ist 
hier auch leichter durchführbar, da der größte 
Teil der Braunkohle im Tagebau gewonnen 
wird. Allerdings dürfen die Schwierigkeiten 
bezüglich Vermehrung der Belegschaft auch 
nicht unterschätzt werden, da die Arbeit 
in der Braunkohlengrube anscheinend vielen 
Arbeitsuchenden nicht zusagt. Ein Hallesches 
Braunkohlenwerk hat z. B. festgestellt, daß 
etwa nach 3 Monaten rd 50% der neu einge- 
stellten Leute wieder abgekehrt?) sind. 

DieUnterbringung der neu hinzuziehenden 
Leute macht naturgemäß auch hier große 

ı) Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1920, 
Heft 11, 8.247. - 

») Technik u. Wirtschaft 1918. 8. 488. 3 

3) Glückauf v. 15. XI. 1919. 
. E. Musset, Freie Wirtschaft, 1919, Heft Nr. 11/12, 


25% 


1920. Heit 27. 


Schwierigkeiten. Da aber die Produktion eines 
Braunkohlenarbeiters in bezug auf gewonnene 
Wärmeeinheiten, wie vorstehend gezeigt, eine 
mehr als 1,5-mal so große als die eines Stein- 
kohlenarbeiters ist, so ergibt sich natürlich 
eine wesentlich höhere Ausnutzung, der ja 50 
knappen vorhandenen bzw. mit so großen 
Eos nh lien herzustellenden Bauten. 

Die Durchschnittsleistung eines Mannes 
im Braunkohlenbergbau ist naturgemäß auch 
in letzter Zeit starken Schwankungen unter- 
worfen gewesen. Dies ist aus nac stehender 
Tabelle zu ersehen, die von Prof. Kegel!) aufge- 
stellt ist nach Angaben von E. Musset?). 
Auch hier wird man bestrebt sein müssen, die 
Leistungen zu erhöhen. Das wird ganz be- 
sonders dadurch möglich werden, daß die 
maschinellen Einrichtungen verbessert und 
vermehrt werden. 7 : 


Durchschnittsleistungen eines 
Mannes in einer Schichtint 
er n 84 8 3 
38 |ud ER Ss | 38 
Jahr  \estlssslase ces | 223 
Aun|_22|302 S5E2 | SES 
|| > 
19187 a ea = = 
I Er — 2, 2,8 = 
1. Jan. bis i 
31. Okt.1918 | — | 234 | — > = 
Okt. 1918 36 | — > = 
Nov. 1918 . | — | — 4,42 17,8 
Jan. 1919. | 33 | 16 | — | 427 15,3 
5 ebr. „..130 115 | — | 8,68 12,8 
ATZE Se 2 Ye —_ — 
Aprii ... 19 | 1 —- | — = 
Mai ee I et ie) = == 
June, au ee, Er — | — 


Nach Diplomingenieur W. Metz?) sind die 
Ketten- und Drahtseilbahnen den neuzeit- 
liehen Anforderungen in keiner Weise mehr 
gewachsen. Infolgedessen wird die Leistungs- 
fähigkeit der Kohlenbagger nieht voll aus- 
genutzt. Sie stehen die Hälfte der Arbeitszeit 
unbeschäftigt. Nach Metz kann durch Ein- 
führung besserer Fördereinrichtungen die Lei- 
stungsfähigkeit der Bagger um 50% gesteigert 
werden. Weiter ‘kann durch Verbesserung des 
Transportweges von der Gewinnungsstelle bis 
zur Verwendungsstelle im Braunkohlenberg- 
werk durch moderne Einrichtungen eine Ver- 
kürzung des Weges erreicht werden. Bei dieser 
Verbesserung der maschinellen Einrichtung 


wird die Elektrotechnik einen wesentlichen 


Teil übernehmen können, denn geraue ım 


Braunkohlenbergbau spielt der elektrische 
Antrieb eine große Rolle. Durch weitere 
Vervollkommnung in. der Anwendung der 


Elektrizität und moderner Transporteinrich- 
tungen wird sich also eine Steigerung der- 
Förderung erreichen lassen. 

In neuerer Zeit sucht man auch noch 
eine Verbesserung dadurch zu erreichen, daß 
eine Entwässerung der Braunkohlenlager und 
des Deckgebirges erzielt wird. Dies ge- 
schieht dadurch, daß man die Feuchtigkeit 
durch Gräben “abzieht. Zu ihrer Herstel- 
lung werden, wie die „Braunkohle‘‘ mitteilt, 
kleine Bagger benutzt, die während des Krieges 
zur Herstellung von Schützengräben gebaut 
worden waren. 

Auch die Aufschließung neuer Gruben 
stellt sich- bei der Braunkohle wesentlich 
günstiger als bei der Steinkohle. Die Zeit von 
Beginn der Aufschließung bis zum Beginn der 
Förderung ist nicht so sehr lang, und auch 
die festzulegenden Kapitalien sind nicht so 
außerordentlich große wie bei Steinkohle. Da 
nun noch hinzukommt, daß die Braunkohlen- 
vorkommen viel mehr verteilt sind, als dies 
bei Steinkohle der Fall ist, so ergeben sich auch 
en Vorteile für die ungünstige Transport- 
age. 
kohlenbergwerke 
lastung der "Bahnen erzielt werden, insbe- 
sondere unter Umwandlung der Braunkohle 
in Elektrizität am Gewinnungsort und Trans- 
port der Arbeit mittels Draht. 

Die Braunkohle ist auch insofern noch 
von außerordentlich großer Bedeutung für, 
unser gesamtes Wirtschaftsleben, als daraus’ 
sehr wertvolle Nebenprodukte gewonnen wer- 
den. Insbesondere interessieren uns hier das 
Treiböl für Dieselmotoren und die Schmier- 


öle. Eine Steigerung der Förderung von Braun- 
kohle würde also auch hier eine Verbesserung 


ermöglichen. = 


nn des Vereins deutscher Ingenieure, 1920, 


y ı 
Heft Ne, Wirtschaf Heft 3 
2 reie Wirtschaft, 1919, Heft Nr. 11/12, S. 395. 
Mi Braunkohlenförderbahnen, 2. Auflage, Kottbus 1919, 


Durch möglichst gut verteilte Braun- 
ann eine wesentliche Ent- 


u 


BE, 


PR 


-moor, zur Hälfte aus Niederungsmoor. 


8. Juli 1920. 


In nachstehender Tabelle!) ist angegeben, 
welche Braunkohlenvorräte 
Reich nach seinem Umfange 
vorhanden waren, und wele 
abgetretenen bzw. *besetzten Gebiete fallen. 


Braunkohle. 
Sichere Vorräte 
j Mill. t % 
Deutsches Reich . 9314,3 - 100 
Davon: 
Posen u. Westpreußen. 30,5 0,33 
: .  3800,5 40,80 


‘ Kölner Bucht . 


Nach Prof. ne kommen hierzu noch 
an wahrscheinlichen Vorräten 3525 Mill. t 
in der Kölner Bucht, etwa 500 Mill. t in ver- 
schiedenen Teilen Deutschlands und sehr er- 
hebliche bzw. erhebliche Mengen in Branden- 
burg, Pommern, Schlesien-und Sachsen. Nach 
seiner Ansicht werden unsere Braunkohlen- 
lager bei einer Jahresförderung von 100 Mill t 
über 150 Jahre vorhalten. 

Ganz ähnlich wie bei der Braunkohle liegen 
die Verhältnisse beim Torf. Hier kann die 
Gewinnung in vielen kleinen Betrieben er- 
möglicht werden, so daß sich eine Verteilung der 
Arbeitskräfte auf große Gebiete ergibt und 
dadurch auch die Lösung der Wohnungsfrage 
für die Arbeitskräfte eine leichtere ist. Bis 
jetzt ist an Torf in Deutschland noch sehr 
wenig gewonnen worden. Die gewinnbare 
Menge kann bedeutend gesteigert und wahr- 
scheinlich um ein Vielfaches vermehrt werden. 
Da der Heizwert des Torfes ein ziemlich hoher 
ist, so ergibt . sich daraus eine wesentliche 
Bereicherung 
Brennstoffmenge. Für die Erzeugung von Licht 
und Kraft wird allerdings nur ein Teil dieses 
Torfes in Frage kommen, da ja die Elektrizi- 
tätserzeugung nur am Gewinnungsorte wirt- 
schaftlich durchführbar ist. Außerdem ist zu be- 
rücksichtigen, daß der Torf nur während weniger 
Monate des Jahres gewonnen werden kann. 
Er wird also zur Gewinnung von Elektrizität 
nur für die Gebiete in Frage kommen, die von 
einem Kraftwerk aus wirtschaftlich noch er- 
reichbar sind. Die sonstige gewinnbare Torf- 
menge wird für Ofenheizung und für landwirt- 
schaftliche Zwecke Verwendung finden und 
dadurch zur Erzielung von Ersparnissen wert- 
vollerer Brennstoffe dienen können. Weiterhin 
kommt in Frage eine Verkokung des Tortes, 
wodurch ein Ersatz für Holzkohle geschaffen 
wird. Es besteht also die Möglichkeit, die Ge- 
winnung von Torf in großem Maßstabe in der 
Weise durchzuführen, wie dies in Wiesmoor°) 
schon seit 10 Jahren geschieht zum Betriebe 
von großen Kraftwerken. Anderseits bietet 
sich die Möglichkeit der kleinen Gewinnung an 
außerordentlich vielen Stellen, wobei die Ver- 
wendung dieses Torfes im wesentlichen für 
Heizzwecke und Torfverkokung in Frage 
kommt. 

Bei der Gewinnung von Torf in Klein- 
Anlagen hat bisher die Elektrotechnik eine 
verhöltnismäßig kleine Rolle gespielt. Durch 
erhöhte Anwendung des elektrischen An- 
triebes für die Torfstechmaschinen und Torf- 
pressen würde aber die Torfmenge ganz be- 
deutend gesteigert werden können. 

Entsprechend der großen Bedeutung der 
Torfausnutzung hat sich die Technik in den 
letzten Jahren mit diesen Fragen sehr ein- 
Ne beschäftigt. Hierzu kommt noch, 

aß die Urbarmachung von Ödland heute ganz 
besonders wichtig ist, um Siedlungen schaffen 
zu können. Philippi hat sich sowohl in seinem 
Aufsatz ‚„Torfkraftwerke‘“) wie in seinem 
Buche ‚„Torfkraftwerke und Nebenprodukten- 
anlagen‘ mit der Frage der Torfverwertung 
sehr eingehend befaßt und gelangt dabei zu 
folgenden Ergebnissen: 


1. Die deutschen Torfmoore sollen nach 


vielfachen Angaben eine Fläche etwa gleich 
der von Württemberg (rd 20 000 km?) be- 
decken ; sie bestehen etwa zur Hälfte aus Hoch- 


Fläche ist der landwirtschaftlichen Nutzung 
entzogen; sie kann ihr bei den Hochmooren 
am zweckmäßigsten durch Abbau der Moore 
zugeführt werden. Der Energievorrat in den 
Hochmooren allein entspricht ungefähr dem 
in 1,5 Milliarden Tonnen guter Steinkohle; 


hiermit könnten in heutigen Großkraftwerken 


100 Jahre lang 2,05 Mill. kW ununterbrochen 
erzeugt werden. 
Nach Dr. E. Jüngst, Glückauf 1919, S. 486. 

) Z..d. V..d. Ing. 1920, 8.125 

‘) Näheres siehe „Elektrotechnik und Moorkultur* 
(Das Kraftwerk im Wiesmoor in Ostfriesland) von J. Teich- 
müller „ETZ“ 1912, S. 1955. E 

. %)’Es sind darüber folgende Bücher erschienen: 

Hoering,„Moornutzung und Torfverwertung“, J. Springer, 
1915. Philippi, „.Torfkraftwerke und Nebenproduktenan- 
lagen“, J.Springer, 1919. Bartel,„Torfkraft“,J.Springer, 1913. 
ausdtag, „Handbuch der ag und Torfver- 
wertung“, Parey 1917. Ferner siehe auch Teichmüller, 
„Elektrotechnik und Moorkultur“, „ETZ* 1912, 8. 1955. 

5) „ETZ* 1919, S. 422. 


im Deutschen 
vor dem Kriege 
e Mengen auf die 


der zur Verfügung stehenden. 


Diese - 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


billigt werden. 


mittleren ‚Heizwert von 3500 cal bei 


Feuchtigkeitsgehalt. 


Vergasung 
dukten) er 
niak, Teer und Gas; das Gas hat einen mitt- 
und wird mit einem mittleren Vergasungs- 
wirkungsgrad von etwa 75,6%, gewonnen. 


folgendes ergeben: 


verhältnismäßig hohen Torfpreisen der Fall. 


Gasmaschinenwerke mit Nebenprodukten- 
anlage Dampfturbinenwerken mit 
ohne Nebenproduktengewinnung wirtschaft- 
lich unterlegen. 
Nebenproduktenanlage sind denen ohne solche 
Anlage wirtschaftlich überlegen bei Belastungs- 
faktoren von etwas mehr als50%,an bei mäßigen 
Einnahmen aus den Nebenprodukten, aber 
schon von etwa 15 % mittlerer Belastung an 
bei sehr gutem Erlös aus den Nebenprodukten. 

3. Die Werkselbstkosten der erzeugten 
kWh werden in Werken mit Nebenprodukten- 
anlage äußerst gering, müssen aber iı all- 
gemeinen auch bei überschießenden Einnahmen 
aus den Nebenprodukten so berechnet werden, 
daß die im Kraftwerk selbst entstehenden 
Unkosten nicht unterschritten werden. — Die 
Einnahmen aus den Nebenprodukten können 
dabei einen sehr großen Reinüberschuß er- 
geben. 

4. Auch Werke mittlerer Größe arbeiten 
bei Torfbetrieb mit befriedigender Wirtschaft- 
lichkeit. 

5. Es erscheint im allgemeinen wirtschaft- 
lich vorteilhaft, das Kraftwerk und die Neben- 


betriebe arbeiten zu lassen. 

6. Torfverkohlungsanlagen versprechen 
eine gute Rentabilität. 

7. Niederungsmoortorf aus den Ent- 
wässerungskanälen kann bei guten Einnahmen 
aus den Nebenprodukten (trotz hoher Torf- 
preise) häufig mit befriedigender Wirtschaft- 
lichkeit verarbeitet werden. 

8. Die gemeinsame Verwendung von 
Dampfturbinen und Gasmaschinen kann wirt- 
schaftlich Vorteile bringen; dies kann nur im 
Einzelfälle geprüft werden. 

9. Der Einbau eines Gasbehälters in 
einem Werk mit Nebenproduktenanlage kann 
bei großen Werken wirtschaftlich vorteilhaft 
sein; auch dies ist aber nur von Fall zu Fall 
festzustellen. 

Als weiterer Brennstoff, der den Kohlen- 
verbrauch vermindern könnte, kommt noch 
das Holzin Frage. Nach Prof. Dr. H. Weber!) 
betrug der Gesamtverbrauch an Holz -in 
Deutschland im Jahre 1913 75 Mill. Fm, 
davon waren 61 Mill. Fm in Deutschland ge- 
wonnen und 14 Mill. Fm eingeführt. 

Verbraucht wurden als Nutzholz ungefähr 
45 Mill. Fm und als Brennholz ungefähr 30 Mill. 
F 


m. 
Durch die Abtretung waldreicher Gebiete 
an Polen und Frankreich wird aber die Holz- 
gewinnung bedeutend zurückgehen, und die 
Einfuhr von Holz wird mit Rücksicht auf die 
Valuta tunlichst vermieden werden müssen, 
so daß eine Deckung des Bedarfes äußerst 
schwierig sein wird, zumal wenn erst die Bau- 
tätigkeit wieder einmal einsetzen wird. 

Holz wird demnach nur in geringem Um- 
fange als Ersatz, für andere Brennstoffe in 
Frage kommen können und auch nur für kurze 
Zeit, denn es ist zu beachten, daß der Raubbau 
an Holz nachteilige Folgen für das Klima, das 
Wachstum, die . Versorgung mit Gebrauchs- 
wasser sowie für die Wasserwirtschaft hat. 


!) Technik und Wirtschaft 1919, Heft 11, $. 768. 


1920. Heft 27. 


2. Der Torf kann in Großbetrieben in 
guter Beschaffenheit mit 25% Feuchtigkeit 
zu einem im Verhältnis zur Steinkohle geringen 
Preis für die Wärmeeinheit hergestellt werden. 
Die natürliche Lufttroeknung ist zurzeit das 
einzig wirtschaftliche Trocknungsverfahren ; 
durch Anwendung von Maschinen an Stelle 
von Handarbeit kann es noch erheblich ver- 


. 3: Hochmoortorf ist in Gestalt von Ma- 
schinentorf ein gutes Brennmaterial von ziem- 
lich gleichartiger Zusammensetzung und einem 
25% 


4. Die Entgasung von Torf liefert eine 
vorzügliche, für metallurgische Zwecke sehr 
Beeispete Torfkohle, aber nur mäßige Aus- 
eute an Ammoniak und Teer, während bei 
den heutigen Verfahren an Gas nichts zur- 
freien Verwendung übrig bleibt. — Bei der 
(mit Gewinnung von Nebenpro- 
erhält man gute Ausbeute an Ammo- 


leren Heizwert von wenigstens 1150 cal/m3 


Bezüglich der Nebenproduktengewinnung 
haben die Untersuchungen Philippis für die 
von ihm angenommenen „normalen Fälle“ 


l. Torfkraftwerke arbeiten bei normalen 
Torfpreisen billiger als Steinkohlenwerke; bei 
großen Torfkraftwerken ist dies sogar noch bei 


.. 2. Bei gewöhnlicher Verzinsung und bei 
nicht außergewöhnlich hohen Torfpreisen sind 


oder 


Dampfturbinenwerke mit 


produktenanlage als getrennte Wirtschafts- 


523 


Es ist also vom Holz eine nennenswerte Ent- 
lastung des Kohlenverbrauchs nicht zu er- 
warten. 

Die außerordentlich geringe Menge Pe- 
troleum, die in Deutschland gewonnen wird, 
kann natürlich als Ersatz für andere Brenn- 
stoffe kaum in die Wagschale fallen. Immer- 
hin muß aber versucht werden, auch diese, 
soweit irgend möglich, zu erhöhen. 

Aus vorstehenden Überlegungen ergibt 
sich, daß für die Beseitigung der Kohlennot 
zunächst vorwiegend die Steigerung der Braun- 
kohlenförderung in Frage kommen muß. Sie 
ist verhältnismäßig schnell und ohne Fest- 
legung allzu großer Kapitalien- durchführbar, 
Es muß daher der Verbrauch an Steinkohle. 
soweit irgend möglich, auf Braunkohle (und 
zum Teil auf Torf) umgestellt werden. Damit 
nun aber die Transportmittel nicht über- 
mäßig in Anspruch genommen werden, ist es 
notwendig, die Umwandlung der Braunkohle 
in Elektrizität nach Möglichkeit am Gewin- 
nungsort vorzunehmen und den Transport 
durch Drähte zu bewirken. Nach etwa 10 bis 
20 Jahren kann die Richtung eventuell wieder 
geändert werden, und es können dann die Stein- 
kohlen wieder mehr herangezogen werden, damit 
die Braunkohlenlager nicht allzu früh der Er- 
schöpfung entgegengehen. Nur auf diese Weise 
kann unsere Kohlenlage wieder gesunden und 
damit dem Wirtschaftsleben wieder aufge- 
holfen werden. j 

Wenn die Industrie und die Landwirt- 
schaft jetzt und in den nächsten Jahren noch 
weiter einen so ungeheuren Elektrizitäts- 
hunger haben, so kann dieser, soweit nicht 
Wasserkräfte in Frage kommen, die aber nur 
in einzelnen Gegenden vorhanden sind, nur 
gestillt werden, wenn Braunkohle und Torf 
hierzu herangezogen werden. Aber auch das 
wird nur möglich sein, wenn die abgegebene 
elektrische Arbeit durchweg auf das beste 
ausgenutzt wird. 


C. Verringerung des Verbrauches 
von Brennstoffen, 


Es ist nunmehr zu untersuchen, in wie- 
weit eine Verminderung im Verbrauch 
von Brennstoffen erreicht werden kann. 
Das naheliegendste, aber in seiner Wirkung 
schwächste Mittel ist natürlich die Vermei- 
dung überflüssigen _ Brennstoffverbrauches, 
und zwar sowohl direkt wie indirekt. Jeder 
Luxus in der Beheizung und Beleuchtung muß 
vermieden werden. Ebenso aber auch in der 
Verwendung von Rohstoffen und Fertigfabri- 
katen, denn auch diese enthalten eine gewisse 
Menge Brennstoff. Wenn man bedenkt, daß 
z. B. für die Herstellung von 


lt Zink ungef. 9 t Kohle 

1 t Handelseisen ee En 

1 t Roheisen . IM t a 

1 t Zement en %t A 

1t Kalk ER ER 
1000 Steck. Mauersteinen Fr Yt s 


aufgewendet!) worden sind, so wird man ohne 
weiteres erkennen, daß durch richtige Ein- 
schränkung eine beträchtliche Menge Brenn- 
stoff gespart werden kann. Aber nicht nur 
durch wirklichen Luxus wird Verschwendung 
getrieben, sondern auch durch schlechte Ge- 
wohnheiten und durch Unkenntnis. Wieviel 
gar nicht benutzte Räume wurden früher und 
werden zum Teil auch jetzt noch überflüssiger- 
weise beheizt und beleuchtet. Soweit solche 
Räume gar nicht oder nur sehr DESSE benutzt 
werden, kann die Beheizung oder Be euchtung 
ganz unterbleiben. Soweit sie aber nur kurz- 
zeitig verwendet werden, bietet die elektrische 
Beheizung Möglichkeiten zur Ersparnis, denn 
durch sie kann eine örtliche, kurzzeitige Er- 
wärmüng sehr wirtschaftlich erreicht werden 
und Aadıtrch der Kohlenverbrauch wesent- 
lich niedriger gehalten werden, als bei einer 
dauernden und noch mit schlechtem Wirkungs- 
grad arbeitenden Ofenbeheizung des ganzen 
Raumes. Daß durch elektrische Beleuchtung, 
deren bequeme Schaltbarkeit allgemein ge- 
schätzt wird, große Ersparnisse erzielt werden 
können, ist bekannt, wird aber noch immer 
nicht in genügendem Maße gewürdigt. | 
Soweit die Erzeugung von Kraft, Licht, 
Wärme usw. unbedingt notwendig ist, sollte 
versucht ° werden, sie möglichst ohne Ver- 
wendung von Brennstoff zu erzeugen durch 
Heranziehung der Kraft des Wassers, des 
Windes, der Naturgase, der Ebbe und Flut, 
der Bewegung des Meeres, der Sonnenstrah- 
lung, der Erdwärme und ähnlichem. } 
Die Kraft des Wassers ist schon bisher 
in Deutschland in beträchtlichem Umfange aus- 
genutzt worden. Allerdings nicht so, wie es 
hätte geschehen müssen. Das ist darauf zu- 
rückzuführen, daß die Kohle sehr billig ge- 


1) Nach Angaben, die mir freundlichst von Herrn 
Dr. Bonikowsky zur Verfügung gestellt worden sind. 


524 


wesen ist und dadurch der Ausbau einer 
großen Anzahl Wasserkräfte unwirtschaftlich 
war. Hierzu kommt noch, daß die ausbau- 
würdigen Wasserkräfte zum Teil in Ge enden 
sich befanden, die fern von der Industrie 
lagen, und die weite Übertragung unter den 
früheren Verhältnissen noch nicht wirtschaft- 
lich war. Bei der zukünftigen Kohlenknapp- 
heit muß dies nun aber anders werden, und 
es müssen unbedingt alle Wasserkräfte aus- 
genutzt und gegebenenfalls durch Hoch- 
spannungsleitungen in die Gebiete des Be- 
darfes gebracht werden. Die mehr über das 
Land verteilten Niederdruck-Wasserkräfte wur- 
den bisher, da sie sehr wechselnd sind, in 
sehr geringem Umfange ausgenutzt. Ihnen 
wird in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zuge- 
wendet werden müssen. Durch Talsperren, 
die im oberen Lauf der Flüsse bereits gebaut 
sind oder noch ausgeführt werden müssen, 
ewinnen übrigens auch die Wasserkräfte sehr 


edeutend an Wert. Solche Flußwasserkräfte 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 27. 


kräfte, wie solche z. B. Abb. 2, die dem Buche 
von M. Gerbel, „Kraft- und Wärmewirtschaft 
in der Industrie“, 1918, entnommen ist, zeigt, ist 
es notwendig, Dampfreserven zur Verfügung 
zu haben, die dann aber ungleich ausgenutzt 
werden und dadurch unwirtschaftlicher ar- 
beiten, als wenn sie dauernd Verwendung fin- 
den. Durch geeignete Verkupplung solcher. 
Wasserkraftanlagen mit bestehenden Dampf- 


‚anlagen durch Hochspannungsleitungen wird 


die Wirtschaftlichkeit beträchtlich erhöht wer- 
den können. Daß durch solche schwankenden 
Wasserkräfte die erzielbare Kohlenersparnis 
sinkt, weil der spezifische Kohlenverbrauch 
der mit ihnen Darallellarbeitenden Dampfkraft- 
anlagen außerordentiich ansteigt, hat Wun- 
der!) für die Stuttgarter Verhältnisse sehr ein- 


gehend nachgewiesen In seiner Untersuchung 


8. Juli 1920. 


Arbeiten, die sonst unter Verwendung von 
Brennstoff ausgeführt werden, auf diese Stun- 
den zu verlegen, würde eine beträchtliche 
Ersparnis erzielt werden können. Eine Schwie- 
rigkeit hierbei bildet jedoch die Abneigung 
der Arbeiter zur Leistung von Nachtsehichten 
und Sonntagsarbeiten. Bei Industrien, die 
verhältnismäßig viel Kraft verbrauchen und. 
wenig Arbeiter beschäftigen, sollte man ver- 
suchen, nachts und Sonntags möglichst viel 


Wasser auszunützen, wie dies auch während des 


Krieges zum Teil geschehen ist. _Bei solchen 
Wasserkräften, 
Teiles des Jahres noch nicht voll ausgenutzt 
sind, läßt sich eine Kohlenersparnis noch da- 
durch erzielen, daß andere unter Aufwendung 
von Brennstoff erzeugte Energieträger ver- 
mieden werden. Z. B. würde es richtiger sein, 


Jänner | Februar | März 


Zpt 


Abb. 2. Wassermenge des Inn oberhalb Rosenheim in mö/sek 
in den verschiedenen Monaten des Jahres. 


sind in großem Umfange vorhanden. Für 
das Berg- und Hügelland Preußens liegt eine 
Zusammenstellung solcher Wasserkräfte vor, 
die in nachstehender Tabelle!) wiedergegeben 
ist. 


ee N Fe a ee ee 


vorhandene ausgenutzte 
Wasserkraft Wasserkratt 
9 A $ Mean 
? lang nic ? langnich 
ttl = ttlere 
jährliche | wnter- | ährliche| Johen- 
tene ten® 
PS 2=3pB PS PS 
Odergebiet . | 205351 82150 | 68707 | 27492 
Elbegebiet . 262544 | 98170 | 101 041 | 38501 
Wesergebiet | 288531 103486 | 87086 | 32144 
Rheingebiet 990 043 | 297 015 | 180 695 54 208 
Maasgebiet . 64 581 | 19 373 9104 2731 
1 811 050 600 194 | 446 633 | 155 076 


Weiterhin sind nach Reichel im Flach- 
lande in Preußen noch Wasserkräfte vorhan- 
den, die ungefähr die gleiche Größe wie in der 
vorstehend angegebenen Tabelle haben. Be- 
züglich der anderen Bundesstaaten macht 
Reichel folgende Angaben: Baden hat 
3 600 000 PS, von denen bis zu 650 000 PS 
ausgenutzt werden- können. Bayern hat 
ungefähr 5 Millionen, von denen 1 Million aus- 
nutzbar ist; insgesamt schätzt R. für das 
Deutsche Reich an Flußwasserkräften 16 Mill. 
PS, von denen 2 500 000 PS ausgenutzt werden 
können. Nach Hallinger können jedoch 
die Niederdruck-Wasserkräfte erheblich besser 
verwertet werden, wenn die Bauart, gegenüber 
der bisher üblichen, abgeändert wird. Er faßt 
seine Vorschläge?) in folgenden 4 Sätzen zu- 
sammen: 

„1. Beschränkung der Anzahl der Stau- 
wehre, 

2. Reduktion der Rauheit der Kanal- 
wände, erhöhte Gefällsausnutzung, Wahl wirt- 
schaftlicher Wassergeschwindigkeiten bei gün- 
stigem Kanalquerschnitt, 

3. Aufstellung der Turbinen mit. den 

Achsen quer zum Wasserzulauf, Reduktion 
der Zahl derselben, Wahl großer Maschinen- 
einheiten mit langer Lebensdauer, vereinfachte 
Per be Vermeidung. von Wasserverlusten 
u. dgl., - 
“4. Ausnutzung der Gefälle im Flußtale mit 
Einzelstufen, die in bezug auf Kanal- und 
Krafthauskosten das beste Verhältnis auf- 
weisen.“ 

Wie schon vorstehend erwähnt, ist die 
Ausnutzung von Wasserkräften bisher viel- 
fach deswegen unterblieben, weil keine ge- 
nügende Wirtschaftlichkeit erreicht wurde. 
Infolge der starken Schwankungen der Wasser- 


1) Monatsblätter des Berliner Bezirksvereins deutscher 
Ingenieure 1917. Heft 3, Seite 25. € E 

:2) Monatsblätterdes Berliner Bezirksvereins deutscher 
Ingenieure 1915, Heft 6, Seite 6. = P ; 


kraftanlagen. Er hat gezeigt, daß der wirtschaft- 
liche Wirkungsgrad des Stuttgarter Elektri- 
zitätswerkes bei einer Vergrößerung der Wasser- 
kraftanlagen und einer entsprechenden Ver- 
kleinerung der Wärmekraftanlagen ständig 
sinken würde. Er zeigte, daß selbst bei hohen 
Kohlenkosten dieses noch zutrifft, da der spe- 
zifische Kohlenverbrauch von 1,2 kg auf 4 kg 
ansteigt. Bei den Verhältnissen vor dem Kriege 
würde demnach ein weiteres ‚Ausbauen der 
Stuttgarter Wasserkräfte unterblieben sein. 
Dagegen kommt Wunder bei der jetzigen Sach- 
lage zu der Überzeugung, daß trotzdem der 
weitere Ausbau der Wasserkräfte betrieben 
werden muß, weil in Zukunft nicht nur die 
Wirtschaftlichkeit ausschlaggebend sein kann, 
sondern die Brennstoffnot solche Maßnahme 
rechtfertigt. 

Der Ausnutzung der kleineren und mitt- 
leren Wasserkräfte hat man bisher aus den 
eben dargelegten Gründen nicht so viel Inter- 
esse entgegengebracht, weil die starken Schwan- 
kungen dieser Wasserkräfte ihre Verwendung 
außerordentlich erschwerte. Eine Nutzbar- 
machung dieser Kräfte wird besser möglich 
sein, wenn das Netz der elektrischen Leitungen 
enger wird und dann die Möglichkeit _be- 
steht, ohne allzu große Baukosten für Lei- 
tungen aufwenden zu müssen, in eine vor- 
handene elektrische Anlage hineinzuarbeiten 
und den jeweiligen Überschuß dort nutz- 
bringend zu verwerten. Auch hier wird der 
Fall eintreten, daß die bestehenden Dampf- 
kraftanlagen dann unwirtschaftlicher arbeiten 
und dementsprechend die Kohlenersparnis 
nieht im Verhältnis steht zu der mit Wasser- 
kraft erzeugten elektrischen Arbeit. Man wird 
aber in Zukunft die Ausnutzung solcher kleinen 
Wasserkräfte doch vornehmen müssen, wenn 


überhaupt noch eine nennenswerte Ersparnis - 


an Brennstoff erzielt werden kann. Durch die 
Verwendung von Asynehrongeneratoren?) wer- 
den sich manche Wasserkräfte, besser wirt- 
schaftlich ausnutzen lassen, wenn sie auch 
eine Verschlechterung des Leistungsfaktors 
mit sich bringen. Es bedarf jedoch von Fall 
zu Fall einer Untersuchung, ob diese Lösung 
die richtige ist. In manchen Fällen dagegen 
wird es vielleicht zweckmäßiger sein, solche 
kleinen Wasserkräfte nicht für 
von Elektrizität zu verwenden, sondern sie 
für Berieselungszwecke auszunutzen. Es kann 
dann mit erheblich geringerem Anla ekapital 
eine im gesamten Volksinteresse liegende, nutz- 
bare Verwendung erzielt werden. 

Ganz‘ besondere Aufmerksamkeit wird 
man der, vollen- Ausnutzung. der Wasserkraft 
zu allen Stunden des Tages und auch der 
Nacht widmen müssen. Viele Wasserkräfte 
werden Nachts und Sonntags nur ganz gering 
oder gar nicht ausgenutzt. Wenn es gelingt, 


Y oil Vortrag im Württembergischen Elektrotechnischen 
erein. 
9) „Elektrotechn. u. Maschb.“ 1919, S. 221 u. 425. 


Erzeugung 


| über re, En 
Grenzen für das u- 700 a Fir 7000 
sammenarbeiten von en W REN re. Al 
Wasser- und Dampf- 
E Wasse 
250 125Q 
Wassermenge in Hundert chm pro see. Da 
rn Gefälle in m 200 30 
A 
RR GR 
DE ) 
750 750 
1177 
700 1 700 
0, 50 
2 Jan. Febr Mörz April Mo a . Aug Sept Okt Non Dez. 


Abb. 3. Aus Wasserkraft erzeugbare und in dem Netz verbrauchte elektrische Arbeit in 
den verschiedenen Monaten des Jahres bei den Elektrizitätswerken der Stadt München. 


Gasbeleuchtung und zum Teil auch Gaskochen 
durch vorwiegend mit Wasserkraft hergestellte 


- Elektrizität zu ersetzen, wie man auch mit 


Kohle arbeitende chemische Verfahren ge- 
gebenenfalls durch elektrochemische ersetzen 
sollte, wenn überschüssige Wasserkraft Ver- 
wendung finden kann. In einer solchen Lage 
befindet sich z. B. die Stadt München, die 
während mehrerer Monate des Jahres noch 
überschüssige Wasserkraft besitzt, wie aus der 
Abb. '3 hervorgeht. ; 

Der Verwendung der Überschußenergie 
von Wasserkräften muß besondere Aufmerk- 
samkeit zugewendet werden. Sie wird viel- 
fach mit Erfolg z. B. zur Beheizung!) und 
Warmwasserbereitung Verwendung inden 
können. In der Schweiz?) hat man dieser Frage 
schon seit Jahren großes Interesse entgegen- 
a und es wird dort fleißig an der 

chaffung einer „schweizerischen eidgenössi- 
schen Sammelschiene‘‘®) gearbeitet. Zur Ver- 
wendung der Abfallarbeit kommen noch .in 
Frage die Aufstellung elektrischer Dampf- 
kessel®), die elektrische Troeknung und Kon- 
servierung von Holz und ähnliche Verfahren. 

Eine Möglichkeit der en 
wenigstens auf eine Anzahl Jahre hinaus, 
würde gegeben sein durch die vorübergehende 
Erhöhung des Staues von Wasserkräften. 
Schon während des Krieges sind solche Stau- 
erhöhungen mit großem Vorteil und beträcht- 
licher Kohlenersparnis durchgeführt worden. 
Es wird in vielen Fällen zu überlegen sein, ob 
es nicht richtig ist, diesen Ausnahmezustand 
noch auf eine Anzahl Jahre, bis die Kohlennot 
wenigstens etwas verringert ist, zu verlängern. 
Solche Stauerhöhungen "können besonders 
dann von großer Bedeutung sein, wenn durch 
sie die Benutzung der Dampfreserve ver- 
mindert und damit der Kohlenverbrauch stark 
herabgesetzt werden kann. 

Früher durchgeführte Rechnungen über 
die Ausbauwürdigkeit von Wasserkräften sind 
grundsätzlich in Zukunft durch neue zu er- 


setzen, da ja nicht nur die Kohlenlage und der 


Kohlenpreis sich wesentlich verändert haben, 
sondern auch die gesamten Lohn- und Bau- 
stoffverhältnisse verändert worden sind. Hier- 


über wird Klingenberg ausführliches Ma- 


terial veröffentlichen?), auf das hier nur hinge- 
wiesen sei. Besonders aber wird in Zukunft 
nicht nur ein privatwirtschaftlicher Vorteil 
ausschlaggebend sein dürfen, sondern es muß 
die gesamte Wirtschaft in erhöhtem Maße be- 
rücksiehtigt werden, und es muß äußerste Spar- 
samkeit hinsichtlich unserer Kohlenbestände 
. von maßgebender Bedeutung sein. 


Durch weitgehendste Ausnutzung der 


Wasserkräfte wird sich eine Ersparnis an 
Kohlen in Höhe von etwa 10 Mill. t im Jahre 


1) Siehe „ETZ“ 1917, S. 181 u. 1918, 8. 70. 
- 2) Siehe „ETZ“ 1917, S.41 u. 54 
R Vgl. „BETZ“ 1919, 8. 469 
4) Siehe „ETZ“ 1920, 8. 386. & 
5) Erscheint in Heft 29 ff. der „ETZ* 1920. 


die während eines großen 


Gr. Sue An a ZT ee Ale Dice u a A 3 2 


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2 


8. Juli 1920. 


‚erzielen lassen. Allerdings wird das erst in 
‚einer langen Reihe von Jahren voll möglich 
‚sein, da der Ausbau der Wasserkräfte lange 
‚Zeit und viel Geld in Anspruch nimmt. 
Während wir in den Wasserkräften einen 
‘recht beachtenswerten Ersatz für Brenn- 
‚stoffe besitzen, sind die anderen Ersatzmög- 
‚lichkeiten, die noch zu behandeln sind, dem- 
uepdüber von geringerer Bedeutung. Durch 
«die Ausnutzung von Ebbe und Flut kön- 


_ men zwar auch recht bedeutende Mengen elek- 


‘trischer Arbeit gewonnen werden, . doch 
kann dies nur unter Aufwendung sehr großer 
Kapitalien geschehen. Außerordentlich große 
[Erdarbeiten sind notwendig, um bei dem ver- 
hältnismäßig geringen Unterschiede zwischen 
Ebbe und Flut an unseren Küsten eine nennens- 
werte Leistung zu erzielen. Zu beachten ist, 
daß diese Bauten beständig großer Abnutzung 
durch die BEMESSEN der Wellen und beson- 
ders aber durch die hin und wieder auftreten- 
den Springfluten ausgesetzt sind. Inwieweit 
Anlagen zur Ausnutzung der Ebbe und Flut 
einigermaßen wirtschaftlich sich verwirk- 
„ichen lassen werden, wird noch besonders zu 
„untersuchen sein. Ausführbar werden sie nur 
.an solchen Stellen der Küste sein, die schon 
‚von der Natur aus gewisse Erleichterungen 
\.bieten. 

Die Bewegung der Wellen ist bisher in 

ganz klemen Anlagen der Ausnutzung zuge- 
"Mührt worden und wird wohl auch in Zukunft 
auf solche ‚beschränkt bleiben. Eine nennens- 
werte Entlastung des Verbrauches von Brenn- 
Stoffen ‚wird dadurch kaum erzielt werden 
könsten, und diese Anlagen seien hier nur der 
Vollständigkeit wegen erwähnt. 

Etwas günstiger liegen die Verhältnisse 
bezüglich der Ausnutzung der Windkraft, 
obgleich auch da große Hoffnungen, die viel- 
fach auf sie gesetzt werden, zunächst noch 
keine Aussicht auf Erfüllung haben!). Es 
handelt sich bei diesen Anlagen meistens um 
verhältnismäßig geringe Leistungen; schon 
große Windkraftanlagen bringen es nur auf 

. Jahresleistungen von 20—35 000 kWh.. Der 
“Wirkungsgrad der Windkraftanlage, der früher 
‚ungefähr nur 5% betragen hat, ist schon in 
‚der fetzten Zeit vor dem Kriege, namentlich 
‚durch die Bemühungen von la Cour, wesent- 
}lieh gesteigert worden und zwar bis auf un- 
gefähr :7.%. Man sieht also, daß hier noch 
@roße Möglichkeiten für Verbesserungen be- 
stehen; doch darf man auch nicht die Schwie- 
Mkeiben, die zu überwinden sind, unter- 
schätzen. Vielleieht gelingt es noch in nächster 
Zeit, den Wirkungsgrad auf 30 bis 40% zu 
erhöhen, so daß dann die Leistungsfähigkeit 
der Anlage eine beachtenswerte Steigerung 
erfahren würde. Von Bedeutung sind schon 
jetzt solche windelektrischen Anlagen für ab- 
gelegene Güter und Gärtnereibetriebe sowie 


für abseitsliegende Ansiedlungen, Hotels, An-: 


..stalten usw. Ferner sind solche Anlagen von 
Bmonterer Bedeutung für drahtlose Tele- 
: graphie. 
ur Pb Ausnutzung der Sonnenstrahlung 
‚dürfte für lange Zeit noch von untergeordneter 
\Bedeutung sein, obwohl nicht zu verkennen ist, 
‚daß darin eine außerordentlich große Energie- 
«quelle gegeben ist. Auch die Ausnutzung der 
Erdwärme ist in Deutschland bis jetzt über- 
haupt. noch nicht praktisch durchgeführt 
worden. In England bringt man ihr aber in 
letzter Zeit großes Interesse entgegen, und es 
besteht die Absicht, durch Niederbringung sehr 
tiefer Bohrlöcher der Lösung desProblems näher 
zu kommen. Die Gewinnung elektrischer 
Arbeit aus der Luft?) befindet sich noch im 
Zustande des Versuches und scheidet in den 
nächsten Jahren für den praktischen Gebrauch 
aus. Ebenso steht es mit den kosmischen 
Fernkraftwerken, die Prof. E. F. W. Rasch?) 
vorschlägt. Jedenfalls ist auf lange Jahre hin- 
aus mit den eben erwähnten Verfahren zur 
Krafterzeugung nicht zu rechnen, und sie seien 
hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. 


(Fortsetzung folgt.) 


Gleichstrommotoren für stark veränderliche 
Spannung. 
Von H. Roth, Danzig-Langfuhr. 


Übersicht. Es wird untersucht, wie sich 
Gleichstrommotoren verhalten, wenn ihnen eine 


veränderliche Spannung von 220 bis 330 V auf- 


gedrückt wird, und wie es trotz dieser großen 

: Spannungsänderung möglich ist, Motoren zu bauen, 
bei denen die Umdrehungszahl unverändert bleibt; 

.es ergibt sich, daß dies mit Gegenwindungen er- 
reichbar ist. ö 


1) Vgl. Liebe. „ETZ“ 1920, 8, 501. \ 
„ „Elektrizität“ 1920. Heft 24, 8.198. 
# „Industrie- und Handelszeitung“ vom 28. III. 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrit, 


1920. 


Als Gleichstrommotoren finden Verwen- 
une Nebenschluß-;, Hauptschluß- und Ver- 
bundmotoren, von den letzteren fast nur die, 
bei denen ‘das Nebenschlußfeld durch einige 
Hauptstromwindungen verstärkt und damit 
das Drehmoment Persnder: beim Anfahren 
vergrößert wird. Das Verhalten dieser 3 Mo- 
torarten ist bekannt, wenn sie bei praktisch 
gleichbleibender Spannung zwischen Leerlauf 
und Vollast benutzt werden. 

Würden in Zentralstationen mit Akkumu- 
latoren keine Zellenschalter und auch keine 
Zusatzmaschinen benutzt, so müßte die Span- 
nung bei den Abnehmern in weiten Grenzen 
schwanken. Da die kleinste Zellenspannun 
am Ende der Entladung weniger als 1,8 V un 
die höchste Ladespannung etwa 2,7 V. beträgt, 
so ergibt sich z. B. bei einer üblichen Zellen- 
zahl von 124 eine veränderliche Spannung von 
etwa 220 V bis 330 V. Ein solcher Betrieb 
ohne Zellenschalter ist z. B. bei den Untersee- 
booten geführt worden, die stark wechselnde 
Spannung wurde ohne weiteres zum Betrieb 
der Motoren benutzt, die Spannungsschwan- 
kungen waren dabei noch größer als oben an- 


geführt, da die kleinste Zellenspannung i bei. 


einstündiger Entladung bis auf 1,65 V her- 
unterging; nur die Lampen wurden mit einer 
gleichbleibenden Spannung durch Zwischen- 
schalten eines Regulierwiderstandes gespeist, 

Es fragt sich nun, wie äußern sich diese 
Spannungsschwankungen auf die Konstruk- 
tion und den Betrieb der Motoren. Es soll 
zunächst angenommen werden, daß ein für 
die gebräuchliche Spannung von 220. V ge- 
bauter Nebenschlußmotor benutzt werde. Wird 
dieser mit 330 V betrieben, so erhalten also 
die Nebenschlußwicklung und der Anker diese 
erhöhte jeume: Der in die Nebenschluß- 
wicklungfließende Strom würde also — unter der 
Voraussetzung, daß dessen Widerstand unver- 
ändert bliebe — auf den 11%-fachen Betrag 
anwachsen ; da auch die Spannung die 114-fache 
geworden ist, würde also die in der Wicklung 
verloren gehende Energie das 2,25-fache be- 
tragen. Unter 'sonst gleichen Umständen 
nimmt mit der Verlustenergie in gleichem 
Maße die Erwärmung zu, da aber mit der Er- 
wärmung auch der Widerstand der Neben- 
sehlußwieklung größer wird, kann der Strom 
nur im kalten Zustande auf den 1%;-fachen 
Wert steigen, bei längerer Einschaltung wird 
er auf etwa den 1,4-fachen Betrag herunter- 
gehen, es wird daher die Verlustenergie und 
dem entsprechend auch die Erwärmung nur 
etwa den 2,1-fachen Wert annehmen. j 

Der Vergrößerung des Nebenschlußstromes 
entspricht eine gleiche Zunahme der Ampere- 
windungszahl, hierdurch wird der Kraftlinien- 
fluß des ganzen magnetischen Kreises ver- 
größert, jedoch kann von vornherein nicht 
gesagt werden, wieviel diese Steigerung pro- 
zentual beträgt. Dies hängt vielmehr ab ein- 
mal von der Gestalt der magnetischen Cha- 
rakteristik und zweitens von dem Grade der 
Sättigung. In der Zahlentafel 1 sind für ver- 
schiedene AW-Zahlen die zugehörigen Kraft- 
linien nach der Magnetisierungskurve der 


Abb. 1. Angenommene Magnetisierungskurve. 


Abb. 1 entnommen, und das Verhältnis der 
Kraftlinienzahlen bei 330 und 220 V Erreger- 
spannung, ist berechnet worden. 


Zahlentafel ı. 


Nr. | 4W-Zahl bei |AWso Zahl ber | Nom | Mao 
220V{ 30V |AWm| AWm | AWm | No Nax 


ı |2500 | 3500| 1,40 |3,2.. 106 4,5 . 106] 1,40 |0,71 
2 [4000 | 5600| „ 150 „ 162 „ 11,24 0,81 
3 16000. 8200| „ |64 „ |72 „ [1,12 |o,89 
4 |so00 | 11200| „ 17,1 » 178 „ 11,10 |0,91 


| 


— . Die Kraftlinienzunahme ist also um so 
‘geringer, je höher die, Eisensättigung ge- 
nommen wird. Mit der Änderung der Kraft- 


E22 


Heit 27. n 


linienzahl hängt eng zusammen die Änderung 


der Umdrehungszahl, da hierfür die Gleichung 
gilt E=ceNn (1), hierin ist E die elektromoto- 
rische Gegenkraft des Motors, c eine Kon- 
stante, N die Kraftlinienzahl und n die Um- 
drehungszahl. 

Wird angenommen, daß Ankerrückwir- 
kung und Spannungsabfall sich gegenseitig 
aufheben, so können in die Gleichung (1) für E 
die Klemmspannungen (220 und 330 V) und 
für N die nach Zahlentafel 1 errechneten 
Kraftlinien des Hauptfeldes eingesetzt werden. 

Macht nun bei der Spannung 220 V der 
Motor 1000 minutliche Umdrehungen, so ergibt 
sich bei 330 V, d.h. der 1,5-fachen Spannung, 
die Umdrehungszahl aus der Gleichung 

N 


Mm S 
N= Nas .1000.1,5(2) 


N 
In der Zahlentafel 1 ist » == berechnet, es 
ergeben sich für die dort angegebenen 4 Fälle 
die in Zahlentafel 2 für 330 V berechneten 
Umdrehungszahlen und daraus die prozentuale 
Zunahme. 


Zahlentafel 2. 


Zunahme der Umdrehungs- 
zahl in % bei 330 V gegen- 


Umdrehungen bei 


Nr. 


»@V | 90V über der bei 220 V 
| 1000 | 1970 1,9 
2 7 | 1215 21,5 
3 5 | 1335 33,5 
4 = 1365 36,5 


Es ist also immer mit einer Zunahme der 
Umdrehungszahl bei steigender Spannung zu 
reehnen, diese Zunahme ist um so größer, je 
höher die Eisensättigung des Motors ist. Durch 
den Einfluß der Ankerrückwirkung wird die 
erreehnete Zunahme etwas geringer ausfallen. 

Die Bereehnung ergibt demnach, daß 
schwach gesättigte Nebenschlußmotoren fast 
mit gleicher Umdrehungszahl laufen, wenn die 
Spannung auch bis zu 50%, gesteigert wird. 
Gleiche, von der Spannung unabhängige Um- 
drehungszahl ist das, was zu erstreben ist. 
In allen Fällen’ wird von den angetriebenen 
Maschinen eine bestimmte Leistung verlangt; 
nur wenn die Umdrehungszahl dieselbe bleibt, 
ändern sich diese Arbeitsleistungen nicht, da- 
mit bleibt aber auch die vom’ Motor aufge- 
nommene elektrische Leistung die gleiche 
unter der Voraussetzung, daß der Wirkungs- 
grad des Motors bei den verschiedenen Span- 
nungen sieh nicht ändert. Im folgenden ist 
das Verhalten der einzelnen Verlustquellen 
ermittelt unter der Voraussetzung, daß die 
Umdrehungszahl bei Anwachsen der Span- 
nung von 220 auf 330 V sich nicht ändert: 

1. Alle Reibungsverluste (Luft-, Lager- und 

Kollektorreibung) ändern sich nicht, da 

die Umdrehungszahl gleich bleibt. 

Die Verluste in der Nebenschlußwicklung 

werden bei 330 V ungefähr das 2,1-fache 

der Verluste bei 220 V sein. 

3. Die Hystereseverluste im Ankereisen wer- 
den das 1,7-fache betragen, da die In- 
duktion im Eisen die 1,4-fache geworden 
ist und .die Verluste der 1,6ten Potenz 
der Induktion proportional sind. 

4. Die Wirbelstromverluste im Ankereisen 

werden das 1,96-fache sein, da diese qua- 

dratisch mit der Induktion ansteigen. 

Die Kupferverluste im Anker werden 

2,25 mal kleiner sein, da die Ankerstrom- 

stärke bei der 1,5-fachen Spannung 1,5-mal 

kleiner ist und die Verluste quadratisch 

. mit der Stromstärke abnehmen. 

6. Die Übergangsverluste am Kollektor wer- 
den ungefähr 1,5-mal kleiner sein, weil 
diese Verluste der Ankerstromstärke pro- 
portional gesetzt werden können. 

Bei einem Motor mit 90% Wirkungsgrad 
bei 220 V werden sich die Einzelverluste etwa 
nach Zahlentafel 3 verteilen, hierbei sind die 
Eisenverluste entsprechend der geringen Eisen- 
sättigung klein angenommen. 


Zahlentafel 3. 


IX) 


Qt 


Verluste in %% 


Verlust durch 
Se ee bei 220 V | bei 330 V 


LrReibung: .......7... 02 3,0 3,0 
9. .Nebenschlußwicklung 1,5 3,1 
3. Hysterese .....». 1,0 Er 
4. Wirbelströme ..... - 0,5 1,0 
5. Ankerwärme . .... - 30 | 1.3 
6. Übergangsverlust am | 
Kollektor.: „2, 13 TORE 0,0 
Insgesamt | 100 | 19,7 
Die Beeinflussung des Wirkungsgrades .ist 


nach Zahlentafel 3 unbedeutend. 


526 


Wie aus Zahlentäfel 2 hervorging, ändern 
sich die Umdrehungszahlen erheblich, wenn 
stärker gesättigte Motoren mit veränderlicher 
Spannung betrieben werden. Da mit erhöhter 
Umdrehungszahl die meisten angetriebenen 
Maschinen eine größere Leistung abgeben, 
muß dementsprechend auch der Motor eine 
rößere Leistung aufnehmen. ‘Je nach der Art 
ib angetriebenen Maschinen ist jedoch die 
Leistungsänderung mit der Umdrehungszahl 
verschieden; so ändern z. B. Kolbenpumpen 
die Leistung nur proportional der Umdrehungs- 
zahl, dagegen steigt bei fremderregten Genera- 
toren, die auf konstanten Widerstand arbeiten, 
die Leistung quadratisch und bei Zentrifugal- 
pumpen un ebläsen mit der dritten Potenz 
der Umdrehungszahl an. Daraus darf ge- 
folgert werden, daß bei Kolbenpumpen und 
ähnlich sich verhaltenden Getrieben Um- 
drehungsänderungen bis zu etwa 20% keine 
wesentlichen Erschwernisse in der Konstruk- 
tion mit sieh bringen werden, daß dagegen bei 
Zentrifugalpumpen schon durch ganz geringe 
Umdrehungsänderungen die Größe des Motors 
erheblich beeinflußt werden muß. 


In der Abb. 2 sind für Umdrehungs- 
änderungen von 0 bis 50% aufgetragen die 
Leistungsaufnahme (Kurven a, b, c) und der 


%o 
+ 200 


#700 


710 


20 30 
Umdrehungsänderung 


Abb. 2. Änderung der Leistung und Ankerstromstärke bei 
1,5-facher Spannung in Abhängigkeit von der Umdrehungs- 
änderung. 


sich daraus ergebende Ankerstrom (Kurven 
d, e, f) unter der Voraussetzung, daß der 
Wirkungsgrad derselbe bleibt, und zwar für 
die Fälle, daß 1. eine Kolbenpumpe (Kurven 
a, d), 2. ein fremderregter Generator (Kurven 
b, e) und 3. eine Zentrifugalpumpe (Kurven c, f) 
mit dem Motor gekuppelt ist. Die Änderung von 
50%, würde bei sehr hoher Eisensättigung al 
Grenzwert in Frage kommen. 


Wird der gleiche .Motor wie in Zahlen- 
tafel 3 benutzt und vorausgesetzt, daß 1. die 
esamten Reibungsverluste proportional mit 

er Umdrehungszahl, 2. die Hystereseverluste 

neben der Zunahme infolge der vergrößerten 
Induktion noch proportional mit der Um- 
drehungszahl und 3. die Wirbelstromverluste 
noch proportional mit dem Quadrate der Um- 
drehungszahl zunehmen, so ergibt sich, daß 
bei 50% Umdrehungserhöhung die Verluste 
bei Kolbenpumpen um 42%, bei Generatoren 
um 84% und bei Zentrifugalpumpen um 176% 
gegenüber dem Verlust des Motors bei 220 V 
steigen. 

Diese Werte würden nur zutreffen, wenn 
das gleiche Motormodell unverändert für alle 
Fälle beibehalten würde, und wenn außerdem 
die auf die einzelnen Verlustkonten ent- 
fallenden Anteile unabhängig von der mehr 
oder weniger großen Eisensättigung wären. 
Wenn auch diese Voraussetzungen nicht zu- 
treffen, so läßt sich doch erkennen, daß bei 
einer Umdrehungssteigerung von 10% bei 
Zentrifugalpumpen schon die gleichen Ver- 
luste vorhanden sein würden wie bei 25% 
ne der Kolbenpumpen. Nun spricht 
aber für die auftretende Erwärmung neben den 
gesamten Verlusten noch die Ventilation mit; 
werden deshalb auf der Motorachse Ventila- 
torfügel angebracht, so wird die hierdurch 
hervorgerufene Kühlung mit der Umdrehungs- 
steigerung wirksamer und damit die auftretende 
Erwärmung kleiner werden, als nach der Ver- 
lustzunahme zu erwarten wäre. Durch diese 
künstliche Kühlung ist es in der Tat bei den 
U-Bootsmotoren möglich gewesen, bei Kolben- 
pumpen Umdrehungsänderungen bis zu 25% 
zu benutzen, ohne übermäßige Erwärmung zu 
erhalten. Bei Zentrifugalpumpen liegen die 
Verhältnisse dagegen wesentlich ungünstiger; 
es dürfen hierbei nur unwesentliche Um- 
drehungsänderungen zugelassen werden. 


Flektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt 27. 


Bisher wurde angenommen, daß ein Motor 
mit reiner Nebenschlußwicklung verwendet 
würde. Dies ist nicht ratsam. Da der Motor 
bei der niedrigen Spannung eine geunge Eisen- 
sättigung, dafür aber ein großes nkerfeld hat, 
ist die Ankerrückwirkung groß; deren üble 
Folgen können wesentlich verkleinert werden 
durch Belassung der Bürsten in der neutralen 
Zone, was aber nur bei Benutzung, von Wende- 
polen möglich ist. Dann wird die Ankerrück- 
wirkung auf das geringst mögliche Maß her- 
untergedrückt, aber deren Einfluß ist doch 
noch so groß, daß der Einfluß des Spannungs- 
abfalles im Anker überwiegt, d. h. nimmt die 
Ankerstromstärke zu, so steigt die Um- 
drehungszahl. Motoren mit einer solch auf- 
steigenden Charakteristik _ sind wegen ihrer 
üblen Erscheinungen bei Belastungsstößen 
praktisch unbrauchbar; hiergegen muß deshalb 
Abhülfe geschaffen werden. 

Dies läßt sich durch Hauptstromwin- 
dungen erreichen, die vom Ankerstrom durch- 
flossen so gewickelt sind, daß das Hauptfeld 
durch sie verstärkt wird. Es fragt sich nun, 
wie wird sich ein solcher Verbundmotor bei 
verschiedenen Spannungen verhalten? Wird 
die durch die Spannungserhöhung bei dem 
normalen Nebenschlußmotor auftretende Um- 
drehungsvergrößerung verringert oder noch 
gesteigert? _ Erwünscht ist‘ eine möglichst 


geringe Umdrehungsänderung, untersucht soll 
werden, wie der in dieser Hinsicht sich am 
verhaltende Nebenschlußmotor 


en 
r. 1 der Zahlentafeln 1 und 2 sich mit einer 
Verbundwicklung verhält. Würde die Lei- 
stungsaufnahme des Motors gleich bleiben, 
was ohne weiteres nur eintreten würde, wenn 
keine Umdrehungssteigerung erfolgte, so wür- 
den bei verschiedenen Anteilen der Haupt- 
stromwicklungen die in Zahlentafel 4 er- 
rechneten Gesamt-Feld-AW auftreten, wobei 
wiederum beim Nebenschlußfeld eine 1,4-fache 
Erhöhung bei 330 V angenommen wurde. 


getragen; es ergibt sich, daß sämtliche Punkte 
auf einer geraden Linie liegen. Da nun die 


3000 


Umdrehungs- 
änderung 


858 
(>) 


2000 


7000 


Gesamt-Feld-Arv.\bei 330V 


oO ‚20 40 60 80 
Anteil der Hauptstrommindungern von 


der Gesarmt-Arv—-Lahl bei 220V 


Abb. 3. Änderung der Umdrehungssahl des Verbundmotors 
bei Antrieb von Kolbenpumpen (Leistung prop. n). 


MOV 


Feld-AW-Zahl kleiner wird, kann die Um- 
drehungszahl und damit auch die Leistungs- 
aufnahme des Motors nicht die gleiche bleiben; 
die in der letzten Spalte der Zahlentafel 4 
angegebene Umdrehungszahl ist nach Gl. (2) 
berechnet für ‘den Fall gleicher Leistungsauf- 
nahme. Infolge der vergrößerten Leistungs- 
aufnahme wird auch das Gesamtfeld größer 
werden, am stärksten bei Zentrifugalpumpen. 


Zahlentafel 5. 


Feld-AW eines Hauptschluß- 
motors bei 330 V mit 2500 AW bei 
220 V bei Umdrehungsänderung von 


0 |. 10 | 20 | 80 | 40 |'60% 


. Maschinenart 


1665 | 1830 | 2000 | 2165 | 2335 | 2500 
1665 | 2020 | 2400 | 2820 | 3260 | 3750 


1665 | 2220 |:2870 | 3670.| 4570 | 5630 


Kolbenpumpe 

Generator 

Zentrifugal- 
pumpe .. 


8. Juli 1920. 


Unter Berücksichtigung der in Abb. 2 
gefundenen Änderung des Ankerstromes er- 
geben sich die in Zahlentafel 5 errechneten 
Feld-AW für den Fall, daß ein reiner Haupt- 
schlußmotor mit 2500 Feld-AW bei 220 V an 
330 V angeschlossen wird und dabei Um- 
drehungsänderungen von 0 bis 50% erfährt. 

In den Abb. 3, 4 und 5 sind diese Ergeb- 
nisse aufgetragen und durch gerade Linien mit 


4000 
50% 
N 
40 S 
3000 3ER 
30,8 
re) 
20» 
N 
2000) ZaR 
N 
0 
S 
7000 
0 60 0 700% 


20 40 & 
Anteil der ee. von 
der Gesamt-Arv.-Zahl bei 2200 


Abb.4. Änderung der Umdrehungszahl des Verbundmotors 
bei Antrieb von Generatoren (Leistung Prop: n?). 


der Feld-AW-Zahl 3500 für den reinen Neben- 
schlußmotor verbunden, daraus ergebeh sich 
die Verhältnisse für. den Verbundmotor. Wird 
entsprechend der früheren Annahme auch jetzt 
von dem Einfluß des Spannungsabfalls im 
Anker, Haupt- und Wendefeld sowie von dem 
der Anke u abgesehen, 80, muß 
jeder Umdrehungszahl eine ganz bestimmte 


Zahlentafel 4 


— 


Rn e 

Anteil der Hauptstrom- . Gesamt-Feldamperewindungen Do V her 

Windungen in °% bei 220 V bei 330 V gleicher Lei- 
Nebenschl. + Hauptschl. = Gesamt Nebenschl. + Hauptschl. = Gesamt stung 
0 reiner Nebenschluß . 2350 + 0 = 2500 3500 0 = 3500 1070 
20 2000 00, 2800 335 = 3135 1200 
40) Verbund 1500 + 1000 = „ 2100 + 665 = 2765 1355 
BO 100 1500= , 1400 -+ 1000 — 2400 1560 
80 500 + 2000 = „ 700 + 1335 = 2035 1845 
100 reiner Hauptschluß. . 0+250= ,„ 0 + 1665 = 1665 2250 

Das Ergebnis ist in Abb. 3 graphisch auf- | errechenbare Gesamt-Feld-AW-Zahl ent- 


sprechen. Nach der früheren Gleichung (2) muß 


vorhanden sein 


eine Erhöhung der Um- 


drehungszahl um... - 10 2% 30 40 


bei einer Gesamt-AW- 


Zahl von 3410 3125 2880 2680 2500 
Diese wird nach Abb. 3, 
4 und 5 erreicht 
bei Kolbenpumpen mit 
0/5  Hauptstromwin- 
dungen 
bei Generatoren mit °/o 
Hauptstromwindungen 
bei Zentrifugalpumpen 
mit 0,  Hauptstrom- 
windungen 60 


Aus den Abbildungen ergibt sich weiter, daß 
beim reinen Hauptschlußmotor die Änderung 
der Umdrehungszahl bei Kolbenpumpen 50%» 
bei Generatoren 32% und bei Zentrifugal- 
pumpen 22% betragen würde; diese Ände- 


a ee, He Met je 


6000 


Ss 


0 20." 00, VEO Ian 10006 
Anteil der Hauplstromwindungen von 


der Gesamt-Am-&ahl bei 220 V \ 


Abb.5. Änderung der Umdrehungszahl des Verbundmotors 
bei Antrieb von Zentrifugalpumpen (Leistung prop: n°). 


5, 


Yeriib.s et a N DEE 


Bu nn a ek 


ä 


Engkurs gewählt werden — dadurc 


8 Juli 1920. 


rungen würden bei höheren Eisensättigungen 
größer werden. R 

Da nun eine möglichst geringe Änderung 
der Umdrehungszahl erwünscht ist, werden 
zweckmäßig nur soviel Hauptstromwindungen 
angeordnet, als zur Aufrechterhaltung des 
stabilen Laufs des Motors bei 220 V notwendig 
sind. Da bei Kolbenpumpen eine Umdrehungs- 
änderung bis zu etwa 25% zugelassen werden 
kann, ist in dem Verbundmotor ein für diese 
Maschinengattung geeigneter Motor gefunden. 
Dabei kann auch noch die Eisensättigung bei 
330 V etwas über dem Knie der Magnetisie- 
würde 
der Motor leichter im Gewicht —, da auch dann 
noch trotz des schnelleren Anstieges der Um- 
drehungszahl infolge der langsamer zunehmen- 
den Magnetisierung ein größerer Unterschied 
als 25% nicht zu befürchten ist, denn infolge 
der größeren Kraftlinienstärke macht die 
Ankerrückwirkung weniger aus, und demnach 
wird nur ein geringerer Anteil Hauptstrom- 
windungen benötigt. 

Werden Generatoren — hauptsächlich 
für Weehselstrom — von den Motoren ange- 
trieben, so dürfen größere Umdrehungsände- 
rungen schon aus dem Grunde nicht vor- 
kommen, damit dadurch keine Änderung der 
Periodenzahl und der erzeugten Spannung 
hervorgerufen wird. Das beste würde also 
für diesen. Zw eine ganz konstante Drehzahl 
sein, das glei@he ist schon früher für Zentri- 
fugalpumpen gefunden worden. Erreicht 
kann dies mit einer Verbundwicklung in Ver- 
bindung mit einer Gegenwicklung werden, 
wobei diese Gegenwicklung eine von der 
Spannung unabhängige AW-Zahl besitzen muß. 
Diese kann einmal 
daß die Gegenwicklung an die konstante Lieht- 
spannung angeschlossen wird und zweitens, 
daß beim Anschluß an die veränderliche Span- 
nung ein FEisenwiderstand in Wasserstoff- 
füllung — ähnlich den Vorschaltwiderständen 
der früheren Nernst-Lampen — vor diese 
Gegenwicklung gelegt wird. Bekanntlich 
lassen solche Widerstände nur eine ganz be- 
stimmte Stromstärke durch, wenn sich die 


‚ Spannung an den Klemmen in weiten Grenzen 


N 3,787, 1.06. 


ändert; sie können von der AEG listenmäßig 
für viele Stromstärken und Spannungen be- 
zogen werden. Steht eine konstante Licht- 
spannung zur Verfügung, so ist diese vorzu- 
ziehen, weil bei diesen Eisenwiderständen 
nieht nur unabhängig von der Spannung die 
Stromstärke unveränderlich bleibt, sondern 
auch unabhängig von der Erwärmung. Das 
letzte ist nicht erwünscht; solange nämlich 
die Nebenschlußerregung kalt ist, wird die 
AW-Zahl größer als im warmen Zustande sein, 
um demnach in beiden Fällen durch die Gegen- 
wicklung eine gleiche resultierende AW-Zahl 
zu schaffen, muß auch die Gegenwicklung im 
kalten Zustande mehr AW führen wie im 
warmen. 
Unabhängig von der Höhe der Klemmen- 
spannungkönnen dieMotoren mitunveränderter 
Drehzahl nur dann laufen, wenn das Kraft- 
linienfeld in gleichem Maße wie die Spannung 
zunimmt. Deshalb muß auch noch für die 
höchste vorkommende Spannung die Kraft- 
linienzahl auf dem geradlinig ansteigenden 
Teile der Leerlaufscharakteristik liegen. Zweck- 
mäßig wird für die höchste Spannung gerade 
der äußerste Punkt des: geradlinigen Teiles 
gewählt. Bei einer Charakteristik nach Abb. 1 
würce bei 330 V die AW-Zahl 4500 zu wählen 
sein, dann ist N = 5,6. 106; bei 220 V wäre 
dann erforderlich die AW-Zahl 3000 und 
Mit der reinen Nebenschluß- 


12.500 


# 
2500 


AHoupf-und Webenschluß-Arv. bei 330V 


0 20 470 ° 60 80° 700% 
Anteil der Haupfstromwindungen vor 


der Gesamt-Amw-Zahl bei 2200 


Abb. 6. Graphische Bestimmung der nötigen Haupt- 
schlußwindungen bei Wahl verschiedener Gegen-AW, 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


adurch erhalten werden, 


1920. 


oder der Verbundwicklung ist — wie früher 
besprochen — dies nicht zu erreichen. Wird 
die AW-Zahl durch Neben- und Hauptschluß- 
wicklung bei 220 V jedoch zu 4000 gewählt, 
so müssen als Gegenwindungen 1000 AW auf 
die gleichen Magnete gewickelt werden, damit 
die resultierende AW-Zahl gleich der ge- 
wünschten Zahl 3000 wird. e nachdem nun 
das Verhältnis der Haupt- zu den Neben- 
schlußwicklungen ist, wird die AW-Zahl bei 
330 V verschiedan sein. Bei der in der Zahlen- 
tafel 6 durchgeführten Berechnung ist — wie 
früher — angenommen, daß bei 330 V die 
Nebenschlußwicklung nur die 1,4-fache AW- 
Zahl besitzen soll wie bei 220 V, ferner daß 
die Drehzahl und damit die Leistung unver- 
ändert bleibt. 


5 Zahlentafel 6. 


: Die mit Nebenschluß- un uptschluß- 
wicklung BEA za ae 
Aw in % } bei 220 Volt 
im Nebenschl. + Hauptschl. = Insgesamt 
0 4000 + 0 Z 4000 
20 3200 + 80 = n 
40 2400 + 160 = n 
60 1600 + 240. = 5 
80 800 + 3200 = 5; 
100 0 + 40 = x 
bei 330 Volt 
0 5600 F 0 := :5600 
20 4480 5355 = 5015 
40 3360 — 1065 = 4495 
60 2240 - 1600° = 3840 
80 1120 2130  =:-:3250 
100 s- 0 + %5 = 2665 
Bei 1000 Gegen-AW muß bei 330 V zur 


Beibehaltung der gleichen Drehzahl die durch 
Neben- und Hauptschlußwindungen hervor- 
gebrachte AW-Zahl gleich 4500-+1000= 5500 
sein. Die sich ergebenden AW-Zahlen sind 
in Abb. 6 in Abhängigkeit von dem Anteil 
der Hauptschlußwindungen bei 220 V auf- 
etragen, es ergibt sich wieder ein geradliniger 
Verlauf: die AW-Zahl 5500 würde hiernach 
erhalten werden bei etwa 3% Hauptschlußwin- 
dungen. Wird die Zahl der Gegen-AW ver- 
rößert, so ergeben sich unter Beibehaltung 
e alten Bedingungen die in Zahlentafel 7 
errechneten Werte. 


Zahlentafel 7. 4 
bei 330 V 


Amperewindungen durch Ne- | sind resul- 
benschluß oder Hauptschluß tierende 
GEN | nei 2zov an 
ei ; 
(Nebenschl RENTE ei % 
oder reiner '| reiner Haupt- 
Hauptschl )|Nebenschl.|Hauptschl. schluß 
2000 5000 7000 3335 13,5 
3009 6000 8400 4000 20,5 
4000 7000 9800 4665 25 
5000 8000 11200 . 5335 28,5 
6000 9000 | 12600 | 6000 315 


Die in der letzten Spalte angegebenen 
Prozent Hauptschlußwindungen, die gerade 
eine resultierende AW-Zahl 4500 ergeben und 
damit gleiche Drehzahl gewährleisten, sind 
durch a uehon: aus der. Abb. 6 gefunden 
worden. Da die Motoren um so stakiler wer- 
den, je höher der Anteil an Hauptschlußwin- 
dungen ist, so kann durch passende Wahl der 
Gegen-AW-Zahl sowohl stabiler Lauf wie un- 
veränderte Drehzahl erreicht werden. Um 
möglichst an Magnetkupfer zu sparen, müssen 
die Gegen-AW möglichst klein genommen 
werden. 

Das Ergebnis der Abb. 6 ist auch ver- 
mittels einfacher Rechnungen zu finden. Der 
Anfangspunkt der Kurve in Abb. 6 liegt bei 
5250 AW und gilt für den reinen Nebenschluß- 
motor, dieser muß also mit 750 Gegen-AW 
versehen werden. Dasselbe Ergebnis fin- 
det sich durch Ausrechnung der Gleichung 
1,4(7+X)=1,5 H+X (3); hierin ist 7 die AW- 
Zahl bei 220 V (hier 3000), sind X die gesuchten 
Gegen-AW und ist 1,4 die angenommene Er- 
höhung der Nebenschluß-AW bei Steigerung 
der Spannung von 220 V auf 330 V. Soll der 
Anteil der Hauptschlußwindungen z. B. 19% 
betragen, so ist folgende Gleichung aufzu- 
stellen : 


1,4.0,9(7+X) + 0,1.?/, (H+X)=15 H+X (4). 


Würden bei dem gefundenen Werte von 
1590 Gegen-AW statt 10% nur 9% Haupt- 
schlußwindungen aufgebracht, so würde die 
Kraftlinienzahl bei 330 V größer sein als er- 
forderlich, d. h. die Umdrehungszahl würde 
etwas mit steigender Spannung abnehmen, 
umgekehrt würde sie bei Wahl von z. B. 11% 
etwas zunehmen. Daraus folgt, daß es auch 
mit Hilfe der Gegen-AW noch möglich ist, 
die Umdrehungszahl konstant zu halten, wenn 


entgegen der früheren Annahme der Einfluß 


Heft 27. 


‚auf die Abb. 


527 


des. Spannungsabfalles nieht- vollständig auf- 
gehoben wird durch den der Ankerrückwirkung. 

Bisher ist behauptet worden, daß die 
Umdrehungszahl bei allen Spannungen zwi- 
schen 220 V und 330 V konstant bliebe, wenn 
die Eisensättigungen auf dem geradlinig an- 
steigenden Aste der Magnetisierungskurve 
liegen und die Gegen-AW nach obigen Dar- 
legungen bestimmt werden. Dies ist nicht ganz 
zutreffend wegen der allmählich ansteigenden 
Erwärmung der Nebenschlußspule und der 
damit zusammenhängenden Erhöhung der 
AW-Zahl bei 330 V auf den nur 1,4-fachen 
Betrag. Eine nähere Untersuchung zeigt, daß 
alle Drehzahlen bei den Zwischenspannungen 
etwas kleiner als zulässig werden, bei passender 
Wahl der Umdrehungen für die äußersten 
Spannungswerte betragen die Schwankungen 
nntz 122,00: 

Wenn die Schwankungen größer sein 
dürfen, etwa 5% — dies war z. B. für die 
Wechselstromumformer der U-Boote zulässig, — 
so ist es nicht erforderlich, die Eisensätti- 
gungen nur auf dem geradlinig ansteigenden 
Aste zu wählen. Wird z. B. nach Abb. 1 bei 
220 V eine AW-Zahl von 3600 genommen, so 
ergibt sich hierbei N=4,5. 106; damit bei 
330 V gleiche Umdrehungszahl bleibt, muß 
unter Beibehaltung der alten Bedingungen 
N=6,75. 106 werden, d. h. es müssen dann 
6800 resultierende AW vorhanden sein. Durch 
Ausrechnung der Gl.: 1,4 (3600+X)—=6800+X 
finden sich die Gegen-AW des reinen Neben- 
schlußmotors zu 4400 Windungen. Beträgt 
jetzt die ug nur 275 V, dann müßte zur 
Aufrechterhaltung der Drehzahl sein 


N=1,25.4,5. 10% = 5,62. 106, 
da aber jetzt die resultierende AW-Zahl 
1,23 (3600 -+4400) — 4400 = 5450 


ist, so ist nach Abb. I die Kraftlinien- 
zahl N=6,15.10%. Das entspricht schon einer 
Drehzahlerniedrisung von etwa 9,5% oder 
einer Schwankung von etwa +5%. Also 
schon bei Eisensättigungen, die nur wenig 
oberhalb des Knies liegen, sind die Schwan- 
kungen ziemlich beträchtlich und die Gegen- 
AW groß. In diesem Beispiel ist bei 330 V 
die Drehzahl gleich der bei 220 V. Werden 
Sehwankungen zugelassen, so ist dies unzweck- 
mäßig, da höhere er bei geringerer 
Eisensättigung und demnach bei einer kleineren 
AW-Zahl zustande kommen. Wird in dem 
vorigen Beispiel für 330 V eine um etwa 5% 
höhere Drehzahl zugelassen, so sind bei reiner 
Nebenschlußwicklung nur noch 2400 Gegen- 
windungen erforderlich. Werden jetzt die 
Drehzahländerungen für die verschiedenen 
‚Spannungen berechnet, so ergibt sich bei 


242, 264, 286, 308, 330 V 
eine Änderung um 
EX: 4,8, m 5,2, == 2,5, 1,8, + 5,4%- 


Werden die Eisensättigungen noch höher ge- 
wählt, so werden die Drehzahlschwankungen 
zwar ungefähr + 5% bleiben, dafür wachsen 
aber die Gegen-AW sehr schnell an. 

Nach dieser Abschweifung soll nochmals 
6 zurückgekommen werden. 
Theoretisch interessiert noch die Frage: Wie 


‘groß kann der Anteil der Hauptschlußwin- 


dungen höchstens werden, wenn. die Anzahl 
der Gegen-AW unendlich groß ist? Für diesen 
Fall X=oo sei der Anteil der Hauptschluß- 
windungen gleich y, dann muß nach der 
Gleichung (4) sein; 


1,4(1—y)(H +) + y. ?/;(H+%)=1,5H +0(5) 


Da hierin H gegenüber oo vernachlässigt werden 
kann, ergibt sich 1,4 (1—y) o+y.?/,. o =» 
oder 1,4 (1—y) + 2; y=1, daher y=0,545= 
54,5%. 

Bisher ist vorausgesetzt worden, daß bei 
Erhöhung der Spannung auf den 1,5-fachen 
Betrag die AW-Zahl und infolge der schwachen 
Eisensättigung damit auch die Kraftlinien 
zahl auf den 1,4-fachen Wert ansteige. Wird 
diese Voraussetzung fallen gelassen und die 
Kraftliniensteigerung veränderlich zwischen 
1,0 und 1,5 gewählt — _der Grenzwert 1,0 
würde durch Wahl einer sehr hohen Eisen- 
sättigung und der Wert 1,5 bei Benutzung 
eines Leitungsmaterials mit verschwindend 
kleinem Temperaturkoeffizienten annähernd 
erreichbar sein —, so ergeben sich die in Abb. 7 
aufgetragenen Werte, wobei die Kurve a den 
Wert 1,0 erst in der Unendlichkeit erreichen 


würde. 

Zu untersuchen bleibt noch, ob Motoren 
mit noch größerem Hauptschlußanteil — im 
Grenzfall der reine Hauptstrommotor — auch 


noch bei veränderlicher Spannung mit unver- 
änderter Drehzahl durch Verwendung von 
Gegen-AW betrieben werden können. 


ae TEN > ben > 


- Elektrotechnische Zeitschriitt, 1920. Heft 27. 8. Juli 1920. 


Eisensättigungen unter Verwendung einiger | besprochen. Die Anlage wird beschrieben, Betriebs- 
solich ist, Wende- | erfahrungen werden mitgeteilt. Das Werk, mit großen 


\ Hauptschlußwindungen möglie 
a S holmotoren zu onen bei denen die | Mitteln errichtet, weist doch noch mancherlei Mängel 
N N Drehzahl fast vollständig von or: ee auf bei den Vorzügen einiger Einrichtungen. 
N ü Spannung unabhängig ist; das Schalt- ö 
Deooo\0AR le 8 ist i 5 Das Kraftwerk Valeneiennes, 1914 vollen. 
Sn R bild eines solehen Motors ist in Abb. 9 ange det, mithin den letzten Stan A der. französisch- 
S R 220-330V belgischen Technik darstellend, wurde währen 
R 40 N Q 9 \ des Krieges in ganz erheblichem Maße zur 
4000,74 Stromversorgung des deutschen Heeres verwen- 
S S det. Die Anlage des bedeutenden Werkes bietet 
N viel Interessantes, und in den folgenden Zeilen 
2000 20 |R sollen kurz eine Beschreibung der Anlage ge- 
>; ‚eben und einige dort von mir gesammelte Be- 
triebserfahrungen mitgeteilt werden. Gleich 
sei bemerkt, daß die Versorgung des Heeres die 


denkbar ungünstigste Belastung eines Groß- 
kraftwerks war; die Beanspruchung derStrom- 
erzeuger durch Kurzschlüsse überstieg jedes 
bisher gekannte Maß, trotzdem war es schließ- 
lich gelungen, einen sicheren Betrieb herzu- 
stellen, und Stromunterbrechungen traten nur 
noch sehr selten auf. Das Kraftwerk Valen- 
S ciennes war anfänglich ein Reservewerk, mußte 
5 jedoch bald die ganze Versorgung der Front- 

220V 2 aan a ; Ba 
= Bf = : R : ie age gehört einem französısch-be- 
a na VEN ar a gischen Konsortium und liegt in einer Sampe 
E j niederung an einem Stichkanal der Schelde 

Abb. 9. Schaltbild für den Motor. 


10 Be 
# raffinienänderung 1330 
W220 


a = erforderliche Gegen-AW beim reinen 
Ä Nebenschlußmotor. 
b = Anteil der Hauptschlußwindungen in %, bei 
unendlich vielen Gegen-AW. 


Abb. 7. 


Beim reinem Hauptstrommotor sind die 
Gegen-AW bestimmt durch die Gleichung: 


21, (H+X) = 1,5 H+X (6), d.h. X= 25H; 


die Gegen-AW werden also negativ, sie VEr- 
lieren ihren Charakter und werden zum Haupt- 
teld. Wird wieder das alte Beispiel mit H= 
3000 betrachtet, so wird hierfür X= 7500; 
bei 220 V sind daher die Hauptschlußwin- 
dungen gleich 3000-7500 = — 4500, diese 
werden durch die negativen Gegen-AW von 
7500 zu dem resultierenden Feld 3000; bei 
330 V gehen die Hauptschlußwindungen auf 
den ?/, Teil, d. h. auf — 3000 zurück, die 
negativen Gegen-AW bleiben unverändert 
7500, so daß das resultierende Feld 4500 wird, 
wie es für die Unveränderlichkeit der Drehzahl 
erforderlich ist. Es ergibt sich also, daß das 
an die konstante Spannung angeschlossene 
Feld — das negative Gegenfeld — durch die 
Hauptstromwindungen geschwächt wird, der 
Motor wird also zu einem Verbundmotor, bei 
dem die Kraftlinien des Hauptfeldes durch 
die der Hauptstromwindungen verringert wer- 
den; diese Motorart ist praktisch nicht brauch- 
bar, weil bei Anwachsen des Ankerstromes die 
Schwächung des Feldes zunimmt, ja sogar 
ein Umpolen der Magnete eintreten kann. 
Prinzipiell ändert sich an diesem Verhalten 
nichts, wennäivon dem reinen Hauptstrom- 
motor übergegangen wird zu dem mit sehr 
oroßem Hauptschlußanteil. Auch hierbei 


bb.:-L). Das riesige Masehinengebäude 
j (Abb. 2) ruht auf einem im Grundwasser liegen- 
geben. _ Für eine rößere Anzahl von Unter- | den starken Betonklotz, Gegeägewichte aus 
Seebooten sind solehe Motoren bei den 'Turbo- Roheisen im noch nicht ausgebauten Teile auf- 
gebläsen benutzt worden, bei diesen Motoren | gestapelt sichern die horizontale Lage der Sohle. 
mit über 100 PS Leistung konnte die Dreh- Tllektrische Lokomotiven ziehen _ die Koh- 
zahl mit nur etwa 1% Schwankung aufrecht- | lenzüge auf Abstellgleise innerhalb des Kohlen- 
erhalten werden, wenn die Spannung sich | hofes. Aus den Eisenbahnwagen gelangt die 
zwischen 200 und 340 V änderte. Einen | Kohle. entweder in die 4 roßen Betonbunker 
Nachteil besitzt natürlich die Anordnung; da | auf dem Hof (Abb. 3) aitels durch Gleichstrom 
die Maschine, sehr geringe Eisensättigung be- | betätigten Greifers, der auf einer fahrbaren 
sitzt, wird sie wesentlich schwerer ausfallen | Brücke läuft, oder mittels Förderers in die 8 
als eine Maschine mit normalen Eisensätti- | eisernen Bunker über dem Kesselhaus. Das 
gungen. Das war für die Unterseeboote ein | Entleeren der Wagen in den großen Förder- 
großer Nachteil, aus diesem Grunde wurde | trichter geschah von Hand; seitlich mit Türen 
in der letzten Zeit des U-Bootbaues diese | versehene Bahnwagen sind für schnelle Ent- 
Motorkonstruktion nicht mehr benutzt, statt | ladung erforderlich, die bei gewäschener Kohle 
dessen wurden wieder Maschinen mit normalen | staubfrei ist. Für Kohle, deren Lagerung an 
Eisensättigungen gebaut. Hierbei wurde auf der Luft möglichst vermieden werden soll, ist 
die automatische Konstanthaltung der Dreh- | ferner ein großes tiefes Betonbassin vorgesehen, 
zahl ‚verzichtet, statt dessen war eine, Feld- | in dem Aufstapelung auch unter Wasser mög- 
regulierung vorgesehen, dies brachte infolge | lich ist. Die Erfahrungen mit diesen Mitteln des 
der notwendigen ‚Bedienung eine gewisse Werkes waren zufriedenstellende, Reparaturen 
Unsicherheit mit sich. an der einer italienischen Firma entstammenden 
Greiferbrücke und dem Förderer auch, nach 
a a Betriebe waren geringfügiger 
Art, die Entladung vollzog sich glatt. Aus den 


Ein ‚französisches Großkraftwerk, Beschrei- | {ver zwei gelang, Ai Kohle Dunn 


werden die Gegen-AW negativ und zum eigent- bung, Betriebserfahrungen. matenwagen in das sehr geräumige Kessel- 
lichen Hauptfelde, welches sowohl von dem haus. Die 14 Kessel des ersten Ausbaus mit 
Hauptstromfelde als auch” von dem mit ver- Von E. Cramer, Charlottenburg. Vorwärmer und Überhitzer (Babcock-Wilcox) 


$ F ; von ie 275 m? werden von Hand beschickt, 
Übersicht. An dem Beispiel des Elektrizitäts- | die Füchse liegen seitlich über den Kesseln N: 
werks Valenciennes wird die heutige französisch- | in rd 8 m Höhe über dem Erdboden, die E 
belgische Technik im Bau von Elektrizitätswerken beiden ‚Kamine sind 70 m hoch und haben 


änderlicher Spannung gespeisten Nebenschluß- 
felde geschwächt wird; aus diesen Grunde 
müssen die Gegen-AW um so größer werden, 
e weiter man sich vom reinen Hauptstrom- 
motor entfernt; die Zahl der Gegen-AW wird 
wieder unendlich groß — d. h. also — oo — 
für den gleichen Anteil an Hauptstromwin- 
dungen, für den diese auch von der andern 
Seite her + © wurden. 
ae Abb. 8 gibt für die beiden Fälle 
No” 1,4 und 1,5 die Zahl der erforderlichen 
Gegen-AW an bei veränderlichem Anteil_ der 
Hauptschlußwindungen, wenn_ H=3000 


" Verschiebegleis 


Sumpf- Gelände 


Br Dr Brücke 
TwäSSEerUNGS 
kanal 


Ba a De ee 


40 00OF— 


N 
S 
no 

D 
S 


2] 


| 
! 
i Erweiterung Z 
as REG > 


20000} 


70.000 


20 40 60 80 
Anteil aer Hauprstrommwindungen von 
der Gesamt-Atv.-Lahl bei 220 V 
_.N30 _ £ 
a N.» = und b= 1,5: 
Abb. 8, Gegen-AW-Zahl in Abhängigkeit vom Anteil 
der Hauptschlußwindungen. 


100 Yo 


LIILESSSSSS \ 


cher 


AB Aschenbehälter. B Bühne 10 kV. ZL Luftpumpen (Entaschung). KH Kesselhaus. K ER, 'MH Maschinensaal. 
S Schalthaus 10 kV. T Transformatorenhaus 10 kV. 74, Transformatorenhaus 45 kV (Kriegsausbau). P Pmpensaal.' 
G Anschlußgleise. N Naßbunker. KV Kohlenverladekrahn. Ö,Öllager. L Lokomotivschuppen. WR Wasserreiviger. 
WT Wasserturm. BG Bureaugebäude. W Werkstatt. Zr Lager. Sd Schmiede. Br Bäder. Br Brücken, We Wasser- 
einlauf. Wa Wasserauslauf. AL Armeelager (Kriegsausbau). E 


Abb. 1. Lageplan des Kraftwerks, 


SS 


ISSN 


Die Untersuchungen ergeben, daß es mit 
Hilfe von Gegenwindungen und schwachen 


8. Juli 1920, 


4,5 m oberen lichten Durchmesser, 


Sa Die beim 
Reinigen der Roste herausgeworfene Schlacke 


‚und die Asche verschwindet in Trich- 
tern unter dem Roste’und gelangt in einen 


Abb. 2. 


Sammelkasten und von da in die Absaugerohre 
der pneumatischen Entaschungsanlage. Es 
wurden Mischungen von ungewaschenen, fetten, 
halbfetten‘und mageren Kohlen französischer 


Abb. 3. Bekohlung und Entaschungsanlage. Bunker. 


Zechen verfeuert, später, als der Monatsbedarf 
3000 t überstieg, nur noch gewaschene. Durch 
eine seitlich mit Falltür am Sammelkasten 
angebrachte verschließbare Öffnung kann der 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


Kraftwerk Valenciennes. 


1920, 


brecher fallen, und dann gelangt der zer- 
kleinerte Abfall in die Absaugerohre. Ein 
langsam laufendes Schleudergebläse einfacher 
Art, betrieben von’einem,70-kW-Motor, erzeugt 
eineLeere von etwal0— 15cm 
Quecksilbersäule, und diese 
Leere genügt, die Rückstände 
erstetwal5mhochzudrücken 
und in einem etwa 5 m mit 
Unterkante über Erdboden 
stehenden eisernen Behälter 
fallen zu lassen, der mit Fuß- 
ventil verschlossen wird. Im 
Behälter wird mit Wasser 
berieselt und der feine Staub 
zum Niederschlag gebracht, 
die Asche fällt durch das 
Bodenventil in die Eisen- 
bahnwagen. 

Die Erfahrungen mit 
dieser Anlage sind fol- 
gende. Die gewählten, reich- 
lieh bemessenen gußeiser- 
nen Rohrleitungen sind in 
wenigen Krümmungen leicht 
zugänglich verlegt. Es trat 
in den Kniestücken starker 
Verschleiß der 
erst als eine geeignete Kon- 
struktion entworfen und er- 


probt und auch an den 
am meisten beanspruch- 
ten Stellen der Leitung 


Rohre mit verstärkten Wan- 

dungen; eingebaut wurden, 

ging der Betrieb wochenlang 
ohue Störung vonstatten. Der Verschleiß an 
Gußrohren blieb aber doch immerhin noch 
beträchtlich. Zur Bedienung der gesamten 
Entaschungsanlage war nur ein Mann in der 
Tagesschicht erforderlich. Das spricht zu- 
gunsten der Verwendung solcher Anlagen. Das 
Versagen einer pneumatischen Entaschungs- 
einrichtung kann einem großen Werke, welchse 
nur auf dieses Mittel angewiesen ist, ernste 
Unnanehmlichkeiten bereiten, ich traf daher 
noch Maßnahmen zur Fortschaffung der Ab- 
fälle von Hand, Während der außerordentlich 
kalten Winterzeit war keine Berieselung der 
Asche wegen der Einfriergefahr möglich, die 
Auspuffluft der Schleuderpumpe verbreitete 
in der ganzen Umgegend einen Aschenregen, 
der äußerst unangenehm war, aber in Kauf 
genommen werden mußte. Die Flugasche der 
Vorwärmer konnte nicht abgesaugt werden, 
sondern fiel aus den hochgelegenen Kammern 
in die Gänge hinter den Kesseln, dort wurde 
sie durch Wandfenster mittels Riemen in das 
Freie gefördert und abgerollt. : 

Der Dampf (16 at Überdruck) jedes Kes- 
sels wird über eine Stichleitung mit Schieber 
und Rohrbruchventil in die mehrfach unter- 
teilte Hauptringleitung geführt. Alle Dampf- 
schieber und Flanschen sind bequem erreichbar, 
Laufgänge sind angeordnet, so daß schnelle 
Bedienung möglich ist. Für die Instandhaltung 
bedeutet diese Anordnung viel Zeitgewinn, 
in mancher anderweit gesehenen neuzeitlichen 
Anlage hat der Projektierende diesem Punkte 
nicht gebührende Beachtung geschenkt und 
unnötige Betriebshindernisse angelegt. 

An das Kesselhaus stößt der Pumpen. 
saal (Abb. 4). Seine Längsachse steht senk- 
recht auf der des Kesselhauses (Abb. 2). Der 
Pumpensaal liegt 1 m unter dem Flurboden des 
Kesselhauses. Er ist wie ein richtiger Maschi- 
nensaal, das heißt mit Licht und Luft und 
Toren und Hebezeug versorgt, nicht wie ein 


Inhalt des Kastens in die fahrbaren Schlacken- | Anhängsel behandelt, welches häufig im tiefen 


Abb, 4. Pumpensaal. 


Heft 27. 


Rohre auf?! 


529 


Keller in ewiger Finsternis entdeckt werden 
muß, auch in ganz neuen’ Anlagen. Der Saal 
enthält 4 Kondensationsturbinen von Brown- 
Boveri (Paris—Le Bourget) mit Kühlwasser-, 
Kondensat- und Strahl- Wasserluftpumpe ge- 
kuppelt (1200 Umdr), ferner 2 Turbinenkessel- 
speisepumpen (3000 Umdr) und eine Elektro- 
speisepumpe (3000 Umdr), ferner 3 Hilfs- 
pumpensätze (3000 Umdr), sämtliches Zubehör 
für die Dampfverteilung an die einzelnen Tur- 
binen und schließlich noch die Kondensat- 
messer (Lea-Recorder). Unter dem Pumpen- 
saale führen zwei tiefe Stichkanäle das Kühl- 
wasser für die Kondensatoren zu, 4 Beton- 
kammern enthalten das Kesselspeisewasser. 
Alles zum Betriebe erforderliche Wasser wird 
der Schelde entnommen, das zum Kesselspeisen 
erforderliche Wasser passiert erst die Filter 
unter dem Wasserturm, dann die Wasserreini- 
ger. Das durch die Kondensatoren geflossene 
Wasser ergießt sich 50 m unterhalb der Ent- 
nahmestelle hinter einem leichten Stau wieder 
in den Scheldekanal. Der 35 m hohe, aus Eisen- 
beton errichtete Wasserturm enthält das zum 
Betriebe erforderliche Kühl- und Verbrauchs- 
wasser, 2 Speiseleitungen mit Umschaltehähnen 
durchziehen das ganze Maschinenhaus und 
können auf die Pumpen oder das Turmbassin 
nach Belieben gestellt werden. Die hochtouri- 
gen Pumpengruppen waren nicht genügend so- 
lide ausgeführt und haben Inanehon Verdruß 
bereitet und viele Arbeiten waren erforderlich, 
um einen störungsfreien Betrieb damit zu er- 
zielen. Das Wasser im Scheldekanal hat große 
Geschwindigkeit und führt sehr viel Schlamm, 
eine Entschlammung der tiefen Kanäle war 
eine langwierige Arbeit, das Vorhandensein 
zweier durch Tore abschließbarer Kanäle erwies 
sich als unbedingt erforderlich. Die Ringdampf- 
leitung, deren Ventile in Reichhöhe afer dem 
Boden gelegen sind, hat vor jeder Abzapfung 
nach einer Turbogruppe einen großen Kondens- 
topf, der auf Rollen steht und der Dehnung der 
Leitung folgen kann. Das Vorhandensein der 
in reichlicher Zahl angebrachten großen Kon- 
denstöpfe, deren Abwasser in die Speisebunker 
läuft, hat sich vorzüglich bewährt, und vor 
Wasserschlägen sind die Turbinen bewahrt ge- 
blieben. 

An den Pumpensaal stößt der etwa 70 m 
lange Maschinensaal (Abb. 5), er liegt 7 m 
über dem Flurboden des Pumpensaales. Große 
Glasfenster, in der Maschinensaalwand vorge- 
sehen, und .Laufgänge geben von oben eine 
Übersicht über den Pumpensaal. Es waren nur 
3 fertige Turbinensätze von je 6500 kVA bei 
1500 Umdr/min vorhanden, eine in Montage 
befindliche vierte Gruppe gleicher Leistung 
ließ ich 1916 noch fertig aufstellen. Die Tur- 
binen sind von Brown-Boveri (Electro-Mecha- 
nique Le Bourget), 2 Maschinen haben dampf- 
gesteuerte Zusatzventile, die beiden neueren 
Maschinen, deren Achsenhöhe wesentlich ver- 
ringert ist, sind mit Öldrucksteuerung versehen. 
Die beiden älteren Turbinen bereiteten anfäng- 
lich Schwierigkeiten, da das Aktionsrad nicht 

enügend fest auf der Welle saß. In der Mann- 
Meinen: Werkstatt von B.B.C. wurden später 
diese Übelstände beseitigt... Die 4 Turbinen 
haben sich unter sehr schwierigen Betriebsver- 
hältnissen gut bewährt und wenig Veranlassung 
zu Störungen gegeben. Der Stromerzeuger ist 
für 10 500 V gewickelt und stammt, wie die ge- 
samte elektrotechnische Einrichtung des Kraft- 
werks, aus den ‚Ateliers du’ Nord et de l’Est‘“ in 
Seument. Er ist vierpolig mit Zylinderrotor; 
der Stator hat eine leicht demontierbare 


Stabwickelung und eine brauchbare, bewährte 
Abstützung der Spulenköpfe, 


die sich durch 


Abb. 5. Maschinensaal. 


530 


Einfachheit auszeichnet; mangelhaft ist aber 
die Absteifungder frei zwischen dem zweiteiligen 
Statorblechpaket liegenden Nutenstäbe. Die 
Stromerzeuger haben den kurzschlußreichen 
Betrieb an kritischen Tagen im allgemeinen gut 
überstanden, allerdings gebrauchte ich an sol- 
chen Tagen (Offensiven, Herbststürme) die 
Vorsicht, mit 10% herabgesetzter Spannung 
das Netz zu betreiben und die selbsttätigen 
Schalter der, Generatoren möglichst knapp ein- 
zustellen. Übrigens war das Personal (Solda- 
ten) auf das Einsetzen eines durchgeschlagenen 
oder abgeschmorten Statorstabes so eingear- 
beitet, daß in wenigen Tagen eine derartige 
Reparatur bewerkstelligt wurde. Jeder Strom- 
erzeuger hat seinen eigenen Erreger von 42 KW 
Leistung. Die Spannung wird nur durch Ein- 
stellung des Nebenschlußfeldes des Erregers 
eingeregeit. Eine Hilfserregung, von Dreh- 
strom - Gleichstrom - Umformerr herrührend, 
ist ebenfalls vorgesehen. Die Regelung der 
Spannung in obiger Weise hat, wenn die 
Erreger nieht über ihren ganzen Spannungs- 
bereich stabil arbeiten, für den Betrieb einige 
Nachteile; so war es bisweilen bei verschmierten 
Kollektorennicht möglich, eine stabile Leerlauf- 
spannung für die Parallelschaltung zu erzeu- 
gen. Erst als die Einzelheiten der Maschinen 
genau erkannt waren, hat ein einwandfreier 
Betrieb damit gehalten werden können. 


Der Raum unter dem Maschinensaal ent- 
hält die Oberflächenkondensatoren (Brown- 
Boveri & Cie.) für jede Turbogruppe und feuer- 


Abb. 6. 


Sammelschienen. 


feste Schaltkammern für je zwei Stromerzeu- 
ger. In diesen Schaitkammern befindet sich pro 
Gruppe, der, Kabelendverschluß, der Trenn- 
schalter, ein Ölschalter, Strom- und Spannungs- 
wandler für die Meßinstrumente von Siemens 
& Halske an den neben den Turbinen stehenden 
Schaltsäulen. Jeder Stromerzeuger hat seinen 


eigenen Zähler. Diese Unterräume sind reich- | 


lich mit elektrischer Beleuchtung versehen, 
breite Treppen führen nach oben, Wasser- und 
Dampfleitungen kommen nirgends mit Kabeln 
und stromführenden Leitungen in einem Raum 
zusammen; auch für alle Regulierwiderstände 
ist eine getrennte Galerie vorgesehen. 

In dieser Trennung und Anordnung unter 
den Maschinen zeichnet sich diese französische 
Anlage vorteilhaft gegen manche neue An- 
lage aus, bei deren Entstehung leider noch 
heute oft nur der Projektierende am Tisch ent- 
scheidet und viel zu wenig der Betriebsfach- 
mann, der später erst sehen muß, wie er mit 
dem durchkommt, was ihm beschert worden ist. 

Zu bemerken ist noch, daß unter und in 
diesem Kellerraum zwei Gänge das Maschinen- 
gebäude derLängenach durchziehen, die zur Zu- 
fuhr der kalten, zurAbfuhr der warmen Luft der 
Stromerzeuger dienen. Durch feuerfeste Filter- 
kammern saugen die Generatoren Luft an und 
stoßen in den gemeinsamen Kanal aus, von 
dort gelangt die warme Luft entweder in das 
Freie oder in den Maschinensaal. 

An den Maschinensaal stößt das Schalt- 
haus mit der Hauptschaltbühne dicht an. In 
den 4 Stockwerken sind folgende Schaltein- 
richtungen untergepracht: Im Erdgeschoß 
in abgetrennten Betonzellen sämtliche Kabel- 
ausführungen mit verriegelbaren Trenn- und 
Erdungsmessern, und zwei Wasserstrahlerdern, ı 
ein;10 kV-Hilfssammelschienensystem, welches 


‚jedes abgehernde Kabel. 


a 
& 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 27. 


zur allmählichen Unterspannungssetzung der 
Kabelstrecken dient. Im zweiten Stock- 
werk die feuerfest eingebauten Ölschalter und 
Strom- und Spannungswandler; mit diesen Meß- 
wandlern von Siemens & Halske ist nicht ge- 
geizt, -jeder Stromerzeuger hat hier nochmals 
zwei getrennte Sätze. Dieses Stockwerk ist 
durch eiserne Türen unterteilt, es enthält auch 
die automatische Anlage zur Unterspannungs- 
setzung der Kabel von 0 bis 10 kV vermittels 


zweier Transformatoren von je 100 kVA 
za V, die durch Widerstandeinschaltung 


sekundär reguliert werden. Das Anlassen der 
Kabel erfolgt durch Druckknopfsteuerung von 
der Schaltbühne aus. Die gelieferte Einrich- 
tung war leider mangelhaft und hat mir viel. 
Mühe bereitet, es war erforderlich, häufig die 
Kabel direkt einzuschalten, nur um mit den 
heiklen Apparaten in Betriebsbereitschaft für 
die Einschaltung der neu errichteten Transfor- 
matoranlage von 10 000 kVA zu bleiben. Im 
dritten Stockwerk befinden sich die beiden 
10 kV-Sammelschienensysteme und Umschalte- 
trennmesser (Abb. 6); Stromwandler für den 
Summenstrom zwecks dauernder Messung der 
gesamten abgegebenen Leistung des Werkes 
verbinden beide Systeme. Man muß dabei auf 
ein System die Generatoren, auf das andere 
die Verbraucher schalten,-damit wird aber der 
Vorteil des doppelten Systems vermindert; 
übrigens ist eine!mehrfache Unterteilung der 
Sammelschienen auch möglich. 

Im vierten Stock- 
werk, 4 m über dem 
Maschinensaal, liegt die 
Hauptschaltbühne, von 
der man eine Übersicht 
über den ganzen Saal 
hat. Jeder Stromerzeu- 
ger hat sein mit Meß- 


% f Sr r E Pa EN 


8. Juli 1920. 


tigung mit den Betriebsmitteln ‚den Eindruck, 
daß viele Mängel in der Konstruktion und Aus- 
führung der Apparate vorhanden waren, die dau- 


EAbb. 8. Wasserwiderstand. 


ernd die Werkstattsmannschaftmit Reparaturen 
der Ölschalter, der Antriebe, der Steuerleitun- 
gen usw. beschäftigte, mit einem Worte, man 
wurde nicht fertig. Nach und nach verbesser 


instrumenten und Überstromrelais (Siemens & 
Halske) versehenes Schaltpult (Abb. 7), ebenso 
Von einer zentralen 
Stelle aus inmitten der Bühne, an der noch- 
mals für jeden Stromerzeuger eine Schaltsäule 
mit Pult und Instrumenten angebracht ist, er- 
folgt die Regelung der Maschinen und die Ab- 
und Zuschaltung. 

Ein Überspannungsschutz außer den er- 
wähnten Wasserstrahlerd ern war nicht vor- 
handen, ich ließ daher alsbald einen bewährten 
SSW.-Hörnerableiterechutz mit Ölwiderstand 
einbauen. : 

Von Interesse ist noch ein Wasserwider- 
stand (Abb. 8), der zur Probebelastung der Ge- 
neratoren und Einregulierung der Turbinen 
dient und mit dem 6000 kW anstandslos und 
ohne starke Feuererscheinung an den Elektroden 
dauernd vernichtbar sind. Ein Schaltpult der 
Bühne mit Meßinstrumenten in Verbindung 
mit dem Widerstand gestattet, derartige Be- 
lastungen in kürzester Zeit vorzunehmen. 

Großer. Wert ist vonfdem Erbauer auf die 
ständige Überwachung der Wirtschaftlich-, 
keit des Betriebes gelegt, dauernd bleibt 
der Betriebsleiter über Kohlenverbrauch, Asch- 
und Schlaekengewicht, Dampfverbrauch, Lei- 
stungsabgabe jeder Turbogruppe und der ge- 
samten erzeugten Leistung durch die selbstre- 
gistrierenden Apparate unterrichtet und kann 
sofort die Hebel an den Stellen ansetzen, wo et- 
was nicht mehr in Ordnung erscheint. Es war 
möglich, bei einer Erzeugung von 3 bis 4 Mill. 
kWh monatlich trotz aller Ungunst der Ver- 
hältnisse mit 1,2 bis 1,4 kg Kohle einschließlich 
allen Eigenbedarfs eine IkWh zu erzeugen. 

, . Der Erbauer hat mit erheblichen Mitteln 
eine ganz unnötig komplizierte Schaltanlage ge- 
schaffen, Ich gewann in vielmonatiger Beschäf- 


-Ende 1917 bereits 4 Mill. kWh monatlich be- 


e- 


k 
Abb. 7. Schaltbühne. 


ich alles, so gut es eben möglich, sodaß der 
Betrieb so sicher wurde, wie es erforderlich er, 
schien; die Kinderkrankheiten eines neuen- 
überstürzt fertiggestellten Kraftwerkes, welches 
plötzlich mit seiner ganzen Leistungsfähigkeit 
herangezogen wurde, mußten eben durchge- 
macht werden. : 

Die Verteilung des Stromes unter 10 kV 
Spannung erfolgt durch ein Kabelnetz. Jede 
Hauptleitung des Netzes ist ein Doppelkabel 
(3x 50). Die Länge aller verlegten 10-kV-Kabel 
beträgt ungefähr 155 km. In vier großen Un- 
terstationen wird der Strom in Gleichstrom 
mittels Einankerumformers füt das Bahnnetz 
des Bezirkes Valenciennes umgeformt. In etwa 
100 Schalt- und Transformatorhäusern erfolgt 
die Abgabe des. Drehstromes und die Herab- 
setzung auf Niederspannung. 

Den Hauptanteil der Stromerzeugung, die 


trug, nahm eine im. Kraftwerk ValenciennesAn- 
fang 1916 errichtete Schaltanlage mit 4 Trans-- 
formatoren ‚von je 2500 kVA auf, die 45 kV er- 
zeugte und das. Heeresgebiet der Front vor 
en und Douai versorgte (6., 1, 2, Ar- 
mee).' Ei: f j 
Hinzugefügt sei noch, daß das Kraftwerk 
‚mit französischem Personal betrieben (120Mann) 
‚wurde, später kamen auch noch einige deutsche 
Zivilmonteure und Soldaten als Überwachende 
hinzu. Nach erfolgtem vollkommenen Aus- 
bau übernahmen im Herbst 1917 die Stark- 
strom-Kommandos der 2, Armee den Betrieb, - 


a 


8. Juli 1920. 


u 


Die Versorgung Berlins, der Provinz 
Brandenburg usw. mit Fernstrom.!) 


Wie aus Abb. 1 zu ersehen ist, wird die 
Stadt Berlin gegenwärtig durch die 100 
kV-Doppelleitung zwischen dem Kraftwerk 
Zschornewitz (Golpa):und der 100 kV-Station 
in Rummelsburg mit elektrischer Arbeit ver- 
sorgt. In letzterer stehen z. Zt. zwei Trans- 
formatoren zu je 15000 kVA und einer zu 
10 000 kVA. Die Leistungsfähigkeit dieser 
Station bei cos =. 1 wäre also 40 000 kW. 
. Bei einer Phasenkompensation auf 0,9 in 
= Berlin ist.es möglich, mittels genannter Doppel- 
leitung rd 45 000 kW zu übertragen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 27. 


531 


mit der Grube „Brigitta“. Letzteres hat eine 
Leistungsfähigkeit von 20 000 kW, die heute 
schon vollständig beansprucht werden, doch 
beabsichtigt das Reich, auch dieses Kraft- 
werk ergiebig auszubauen; die erforderlichen 
Maschinen, Kessel usw. sind bereits bestellt, 
so daß diese neue Anlage Ende 1921 die 
Stromlieferung nach Berlin aufnehmen kann, 
Um die Reichshauptstadt indessen schon so- 
fort nach Fertigstellung der Doppelleitung 
Spremberg-Friedrichsfelde mit elektrischer 
Arbeit versehen zu können und für das jetzt 
voll ausgenutzte Kraftwerk Trattendorf eine 
Reserve zu schaffen, baut das Reich jetzt 
zwischen Lauta und Trattendorf eine Verbin- 
dungsleitung für 100 kV. Nach Vollendung 
des Leitungszuges Lauta-Spremberg-Friedrichs- 


außer für die Stromabgabe in Berlin auch für 
die Versorgung des östlichen Teiles der Pro- 
vinz Brandenburg, des östlichen Teiles von 
Mecklenburg und Pommern. Wegen der 
Wichtigkeit, die diese Leitung besitzt, wird 
sie der höheren Sicherheit halber aus Stahl- 
Aluminiumseil hergestellt. Das Seil ist be- 
reits in Arbeit, und die Masten, Isolatoren usw. 
sind bestellt. Das Reich hofft, mit dieser 
Leitung bis spätestens Frühjahr 1921 in Be-- 
trieb kommen zu können. Solange eine Strom- 
lieferung durch sie noch nicht möglich ist, 
kann das Kraftwerk Moabit von Zschornewitz 
aus mit Strom versorgt werden; sobald jene 
Möglichkeit eintritt, wird es durch diese Lei- 


Say Ws 


RL, Geiger \ 


felde bei Berlin ist es möglich rd 30 000 bis 
35 000 kW unter 100 kV direkt nach Berlin 
zu übertragen. 

Da die Leitung Spremberg-Friedrichsfelde 
eine sehr große Übertragungsfähigkeit be- 
sitzt, kann im Lausitzer Braunkohlenrevier 
noch ein drittes Kraftwerk geschaffen werden, 
das seine Energie ebenfalls in diese Leitung 
hineinsendet, falls in den späteren Jahren der 
Strombedarf noch größer wird, als es sich 
heute übersehen läßt. 

Um die Kreise im südlichen Teil der 
Provinz Brandenburg mit elektrischer Arbeit 
zu versorgen, beabsichtigt das MEW, noch eine 
60 kV-Leitung von Spremberg bis in die 
Gegend von Fürstenwalde zu bauen, in die 
es auch den südlichen Teil seines Netzes, der 
bis Luckenwalde reicht, einbeziehen will. 

Um die notleidende Industrie im Gebiete 
des Elektrizitätsverbandes Gröba mit elek- 
trischer Energie zu versehen, stellt das Reich 
z. Zt. eine 100 kV-Doppelleitung von dem 
Kraftwerk in Lauta nach Großenhain her, wo 
seitens des Elektrizitätsverbandes Gröba eine 
-100 kV-Station errichtet wird. Die für die 
Kraftübertragun nach Spremberg und 
Großenhain in Lauta erforderliche 100 kV- 
Station ist bereits im Bau begriffen’ und wird 
voraussichtlich anfangs nächsten Jahres in 
Betrieb kommen. 

Der Freistaat Sachsen beabsichtigt seiner- 
seits, die Leitung Lauta - Großenhain bis nach 
Dresden zu verlängern, um auch dort vorerst 
eine Reserve für das. Hirschfelder Werk zu 
besitzen und später auch Energie von Lauta 
zu beziehen. Anderseits wird das Land 
Sachsen mit seinem Kraftwerk Hirschfelde 
Teile von Schlesien mit Strom beliefern. 

Vom Reiche wurde auch erwogen, eine 
dritte Leitung von Zschornewitz nach Berlin 
zu bauen. Diese zwischen Zschornewitz und 
Rummelsburg anzulegen, hätte keinen. Zweck 
gehabt, weil eine größere Stromabgabe in 
Rummelsburg nicht möglich ist, auch läßt 
sich die dortige Hochvoltstation nicht mehr 
erweitern. Die Leitung kann auch nicht weiter 
bis nach Friedrichsfelde geführt werden, weil 
es unmöglich ist, durch die eng bebauten Teile 


y SsIert 


Erläuterung: ? 
Fertige Leitung (Reichsbesitz) 


u mem im Bau befindliche Leitung (Heichsbessts) 
PART hetenen 72 eitung von ferien Zrbavern 


Maßstab 7:1000000 


Abb. 1. Reichs-Hochspannungsleitungen im Anschluß an die Kraftwerke Zschornewitz (Golpa) 
2 und Lauta-Spremberg (Brigitta). 


Hierzu ist aber die Station Rummelsburg 
nicht groß genug. Die Stadt Berlin selbst 
kann von ihr nicht gut mehr als 40 000 kW 
abnehmen. Um vom Reich deshalb eine 
er, Energie beziehen zu können, baut die 

tadt Berlin eine 100 kV-Leitung mitten 
durch Berlin, u.zw. von Friedrichsfelde bis zu 
ihrem Kraftwerk Moabit am Bahnhof Put- 
litzstraße. Um diese Kraftübertragung tun- 
lichst bald zu ermöglichen, verlängert das 
Reich die Golpaleitung über Rummelsburg 
hinaus nach Friedrichsfelde. Diese Leitung 
wird bis Ende des Jahres fertig sein. Wann 
‘ die Stromversorgung bis Moabit erfolgen 
kann, richtet sich nach, wann die Lei- 
tung, die die Städtischen Elektrizitätswerke 
zwischen Friedrichsfelde und Putlitzstraße 
bauen, und wann die 100 kV-Station in der 
Zentrale Moabit fertig ist. Von diesem Zeit- 
punkt ab ist es möglich, mehr; als 40 000 kW 
der, Stadt Berlin zuzuführen. Die Leistungs- 
fähigkeit geht aber bei den gegebenen Ver- 
hältnissen nur bis 45000 evtl. 50 000 kW. 
Darüber hinaus bis zu 60 000 kW wäre eine 
Spannungsverbesserung bzw. Phasenkompen- 
sation über cos = 1 nötig, wofür aber heute 
noch die Einrichtungen fehlen. 
Um die Stadt Berlin noch weiter mit elek- 
_  _ trischer Arbeit versorgen zu können, wird jetzt 
_ zwischen Trattendorf bei Spremberg, der 1919 
vom Reich erworbenen Zentrale der Nieder- 
| lausitzer Kraftwerke (Grube Brigitta) und 
' Friedrichsfelde bei Berlin eine etwa 133 km 
lange Doppelleitung ausgeführt. Diese dient 


3 !) Diese Ausführungen beseitigen die Unklarheit, die 
{ in letzter Zeit durch Mitteilungen der Tagespresse über 
E die Fernversorgung Berlins usw. und deren künftige Ge- 


richsfelde kann diese Doppelleitung dann bei 


staltung entstanden ist (vgl. auch „ETZ“ 1920, S. 474, 496). | bei Spremberg das Kraftwerk Trattendorf 


von Karlshorst und Friedrichsfelde noch eine 
dritte Leitung zu errichten. Diese im Süden 
von Berlin enden zu lassen, ist vorläufig eben- 
falls untunlich, weil dort erst eine 100 kV- 
Station angelegt werden müßte und außerdem 
die nötige Kabelverbindung nach Berlin 
fehlt, deren Ausführung unter zwei Jahren 
nicht möglich ist. Es wurde auch die Frage er- 
wogen, ob eine 100 kV-Verbindung zwischen 
Zschornewitz und Spandau zweckmäßig sei. 
Dem stand aber die außerordentlich schwie- 
rige Leitungsführung. durch das Seengebiet 
der Havel entgegen, und außerdem fehlt eine 
unter Umständen sehr schwierige Verbindung 
zwischen Spandau und Berlin. Die eingehende 
Prüfung hat ergeben, daß die Übertragung 
elektrischer Arbeit nach Berlin vom Lausitzer 
Braunkohlenrevier früher möglich ist als mit 
einer dıitten Leitung von Zschornewitz aus. 

Das Groß-Kraftwerk Zschornewitz ist mit 
Bitterfeld schon vom Kriege her durch eine 
100 kV-Leitung verbunden. Das Reich baut 
gegenwärtig eine Leitung von Bitterfeld über 
Gröbers nach Leipzig, um die dortige not- 
leidende Industrie mit Strom versorgen zu 
können. Es ist gedacht, von Gröbers aus den 
Regierungsbezirk Merseburg zu beliefern und 
auf diesem Wege weiter evtl. die Verbindung 
mit der Edertalsperre zu gewinnen. _ 

Z.Zt. ist das Reich im Begriff, die im Bau 
befindliche Leitung zwischen Zschornewitz 
und Magdeburg zu erwerben, um den west- 
lichen Teil der Provinz Brandenburg und die 
anschließenden Teile Mecklenburgs mit elek- 
trischer Arbeit zu speisen, da es nicht gut 
möglich ist, diesen Teil über den Umweg 
'Zschornewitz - Friedrichsfelde - Berlin - Span- 
dau - Nauen zu versorgen. Außerdem wäre es 
möglich, von Magdeburg aus die Verbindung 
mit den Braunkoöhlengebieten in Braunschweig 
und den Wasserkräften bei Hannover zu er- 
reichen. E.W. 


tung elektrische Arbeit erhalten. Die Leitung 
von Zschornewitz endet, wie schon erwähnt, 
in Friedrichsfelde, ebenso diejenige von 
Spremberg. In Friedrichsfelde erfolgt dem- 
nach die Stromverteilung. Zu diesem Zweck 
wird vom Reich bei Friedrichsfelde eine 
größere Schaltstation errichtet, die gestattet, 
bei Leitungs- oder Maschinendefekten eine 
andere Verteilung der elektrischen Arbeit 
vorzunehmen. Von dieser Schaltstation aus 
soll auch das Märkische Elektrizitätswerk 
gespeist werden; ebenso besteht die Absicht, 
von dort aus in den nächsten Jahren eine 
100 kV-Leitung nach Stettin zu bauen, um 
auch diesen Landesteil zu versorgen. 

Die Leitung Spremberg-Friedrichsfelde ist 
unter den für die Golpaleitung angeführten 
Verhältnissen in der Lage, rd 55 000 kW- zu 
übertragen, bei  Spannungsregulierung und 
Phasenkompensation 65 000 bis 70000 kW 
mit einer Spannung von 100 kV. Das Reich 
plant jedoch, diese Leitung in einigen Jahren 
mit 150 kV zu betreiben. Alles Erforderliche 
hierfür wird heute bei der Ausführung der 
Leitung bereits vorgesehen. Bei einer an- 
kommenden Spannung von ‚150kV in. Fried- 


Spannungsregulierung bis zu 150 000 kW aus 
dem Lausitzer Braunkohlengebiet nach Berlin 
und nach Nordostdeutschland übertragen. 
Das nötige Umspannwerk, Spannungs- und 
Phasenreguliereinrichtung soll auf dem Grund- 
stück der großen Schaltstation bei Friedrichs- 
felde Platz finden. 

Das Reich. besitzt. in Lauta (Vereinigte 
Aluminiumwerke A. G.) ein Kraftwerk mit 
einer Leistungsfähigkeit bis zu 40 000 kW und 


532 


kan 


-Elektrotechnische Zeitschriit. 1926. Helt 27. 


Le =, 


8. Juli 1920 


Die Industrie im vorläufigen Reichs- 
wirtschaftsrat. 


Die Kriegszwangswirtschaft hat zu lange 
gedauert, um ohne nachhaltigen Einfluß auf 
die gesamte Staats- und Wirtschaftsauffassung 
bleiben zu können. Die Vorherrschaft der 
Einzelpersönlichkeit, wie sie in der grund- 
sätzliehen Gewerbefreiheit zum Ausdruck ge- 
kommen war, wich dem Gedanken eines neuen 
Zunftzwanges oder vielmehr der Weiterbil- 
dung zwangswirtschaftlicher Selbstverwaltung 
der Wirtschaft mit dem Zweck, die Er- 
zeugung auf eine Stufe zu heben, wo sie die 
Kriegsschulden verzinsen, tilgen, die Wieder- 
gutmachungsforderungen der Feinde abtragen 
nd daneben noch bei verkürzter Arbeitszeit 
der Arbeiterklasse einen höheren Anteil am 


Gesamterträgnis der Volkswirtschaft zu- 
weisen und ein Mitbestimmungsreeht in wirt- 
schaftlichen Fragen einräumen kann. Ar- 


und Arbeiterversicherungsge- 
setzgebung hatten längst schon die Gewerbe- 
{freiheit eingeschränkt. Grundsätzlich wurde 
die Gleichberechtigung der Arbeiterklasse auch 
von den Arbeitgebern durch die Arbeitsge- 
meinschaft anerkannt. Der neue Zunft- und 
Ständegedanke — ich finde, worauf es mir 
ankommt, keinen anderen treffenden deut- 
schen Ausdruck — macht tastende Versuche, 
sich als Rätewesen durchzusetzen. Den ersten 
Erfolg erzielte er durch die nachträgliche Ein- 
fügung der Betriebsräte und des Reichs- 
wirtschaftsrates in die Reichsverfassung. 
Nach Artikel 165 der Reichsverfassung ist 
der Reichswirtschaftsrat so zu gestalten, daß 
alle. wichtigen Berufsgruppen entsprechend 
ihrer wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung 
darin vertreten sind. Sozialpolitische und 
wirtschaftliche Gesetzentwürfe von grund- 
legender Bedeutung sollen von der Reichs- 
regierung vor ihrer Einbringung dem Reichs- 
wirtschaftsrat zur Begutachtung vorgelegt 
werden. Der Reichswirtschaftsrat hat das 
Recht, selbst solche Gesetzentwürfe zu be- 
antragen. Stimmt ihnen die Reichsregierung 
nicht zu, so hat sie trotzdem die Vorlage unter 
Darlegung ihres Standpunktes beim Reichs- 
tag einzubringen. Der Reichswirtschaftsrat 
kann die Vorlage durch eines seiner Mitglie- 
der vor dem Reichstag vertreten lassen. 

In der Begründung zu diesen Bestim- 
mungen der Reichsverfassung wird ausgeführt, 
daß von dem politischen Parlament oft gerade 
diejenigen Fragen nicht beachtet und zurück- 
gestellt werden, die die dringendsten seien, und 
daß die Gesetzgebung und die staatlichen 
Einrichtungen nicht schmiegsam genug seien, 
um sich allen Wandlungen der Wirtschaft an- 
zupassen. Deshalb solle der Wirtschaft weit- 
gehende Selbstverwaltung eingeräumt werden. 
Damit schalte sich .der Staat nicht selbst aus, 
sondern stelle nur, statt Vorschriften im ein- 
zelnen zu geben, soziale Rechts- und Ver- 
fassungsformen zur Verfügung, in denen sich 
dann das Leben selbsttätig und unmittelbar 
in Sachkunde auswirken könne. 

Der Ausbau des Reichswirtschaftsrats 
zu einer mit Reichsrat und Reichstag gleich- 
berechtigten Kammer der Arbeit, wie er von 
Geheimrat Dr. Simons in der, „Deutschen 
Industrie!) und vordem schon von dem 
früheren Staatssekretär Dr. Delbrück in der 
Nationalversammlung und von Dr. G. Bern- 
hard im ‚„Plutus‘‘ nachdrücklich vertreten 
worden ist, wurde vom demokratischen Stand- 
punkt als dem Grundsatz des allgemeinen 
und gleichen Wahlrechts widersprechend be- 
kämpft. Man wies dabei darauf hin, daß bei 
der gleichen Besetzung durch Arbeitgeber und 
Arbeitnehmer die letztgenannten ein viel 
schwächeres Wahlrecht hätten als die an Zahl 
weit geringeren Arbeitgeber. Vorläufig be- 
gnügen sich die Vertreter der Industrie mit 
dem Erreichten, sie wollen in dem neuen vor- 
läufigen Reichswirtschaftsrat, wie Dr. C. Hoff 
in der ‚„‚Deutschen Industrie‘?) ausführt, mit- 
arbeiten. ,‚Wenn die Berufsstände wirklich 
den Willen und die Fähigkeit besitzen, durch 
Kritik und Anregung den Boden für eine 
bessere Wirtschaftspolitik zu schaffen‘, wer- 
den sie sich durchsetzen. Das Antragsrecht, 
wie es in der Reichsverfassung vorgezeichnet 
ist, ist ja auch in der Verordnung vom 4. V. 


beiterschutz- 


1920 (RGBl. 1920, $. 858 ff.) zugestanden 
worden. 
Die mechanische Staatsauffassung der 


Demokratie hat sich als unmächtig und un- 
{fruchtbar erwiesen. Sie war, worauf Dr. 
Simons hingewiesen hat, nicht fähig, die Be- 
triebsräte mit dem Reichswirtschaftsrat und 
der Arbeitsgemeinschaft organisch zu ver- 
binden. Die Unfähigkeit der Nationalversamm- 
lung auf dem Gebiete der Wirtschafts- und 


1) Bd. 1, 1920, 8. 4. 
.2) Bd. 1, 1920, S. 86. 


Steuergesetzgebung hat das Zustandekommen 


des Reichswirtschaftsrats immer dringender 
notwendig gemacht, es aber zugleich ver- 
zögert und dazu geführt, daß er auf dem Wege 
der Notgesetzgebung eingeführt worden ist, 
weil man davon. überzeugt war, daß in der 
Nationalversammlung nichts hätte zustande 
gebracht werden können, womit die erwerben- 
den Stände zufrieden sein können. Der Streit 
drehte sich hauptsächlich um die Vertretung 
der Körperschaften. Der Reichsrat wollte 
dem auf den Handelskammern aufgebauten 
Industrie- und Handelstag die gleiche Ver- 
treterzahl einräumen wie den im Reichsver- 
band der deutschen Industrie zusammen- 
gefaßten Fachverbänden. Die örtliche Ver- 
tretung, wie sie der Industrie- und Handelstag 
darstellt, war aber an Bedeutung hinter der 
fachlichen längst zurückgetreten, und so siegte 
nach langem Kämpfen im 6. Ausschuß der 
Nationalversammlung die Auffassung des 
Reichsverbandes der deutschen Industrie. Von 
den 68 Vertretern der Industrie erhielten die 
fachlichen Verbände je 21, die örtlichen je 10 
Vertreter auf der Arbeitgeber- und Arbeit- 
nehmerseite. Zu ersteren kommen je zwei Ver- 
treter des Reichskohlenrats und je ein Ver- 
treter des Reichskalirats. e 
Die Gesamtvertretung der Berufs- 
stände hat sich nach Übersichten der 
„Deutschen Industrie‘ und des ‚Wirtschafts- 
dienstes‘!) folgendermaßen gestaltet: 


Zahl der Vertreter 
Nach den Nach | 


a Nach = | 
Gru } Beschlüs- der Ver- 
En rn sen. des inaze 9%, 
ER entwurf Be | 1. v. 1920 
| | 
1. Land-undForst- | 
wirtschaft ...... 46 62 1.68 | 20,9 
9. Gärtnerei und | 
‚Fischerei ....... 32: 6 Ba r2158 
3.Industrie...... 46. | ‚62 68 | 20,9 
4. Handel, Banken, | 
Versicherung... 30 40 44 | 13,5 
5. Verkehru.öffent- | 
liche Unterneh- | | 
müungen?...... 14 34 34 | 104 
6. Handwerk...... 10 20 36 | 11,0 
7. Verbraucher ... 20 20 30 
8. Beamten u. freie | | 
Berufen. 12 19-2850 16:05 
9, Vom Reichsrat | 215 
zu ernennen ... 108 21210 12 , 
10. Von der Reichs- 
regierung zu er- 
nenuen.......». 2232 12 
Zusammen | 200 | 280 | 326 100,0 


Sie muß natürlich willkürlich bleiben, 
weil sie nieht einer Messung, sondern einem 
Entschluß ihre Entstehung verdankt, weil es 
keinen zuverlässigen Maßstab für die gegen- 
wärtige und künftige Bedeutung einer Berufs- 
gruppe im Volksganzen gibt. Im allgemeinen 
haben sich die großen Gruppen von Indnstrie 
und Landwirtschaft mit der ihnen zugewiesenen 
Vertretung zufrieden gegeben. Nur das Hand- 
werk ist unverhältnismäßig stark. vertreten, 
was aber bei seiner Mannigfaltigkeit und großen 
Zersplitterung, zu der sich jedoch eine hohe 
Bedeutung für die Entwicklung der gesamten 
Volkswirtschaft. und Wirtschaftsgesellschaft 
(man denke nur an die Lehrlingsausbildung 
und an den Mittelstand) gesellt, nur ein Vor- 
zug gegenüber einer zahlenmäßigen Gleich- 
macherei ist. 

Viele Industrien und darunter auch be- 
sonders die elektrotechnische werden bei 
der Wahrnehmung ihrer Angelegenheiten 
Unterstützung bei den Vertretern der Banken 
finden. Aus dem Kreise der elektrotechnischen 
Industrie sind in den Reichswirtschaftsrat 
abgeordnet: K.F.v. Siemens, Geheimrat 
F. Deutsch und Direktor Henrich (SSW.). 

Im übrigen sind die Mitglieder des Reichs- 
wirtschaftsrats an Aufträge nicht gebunden 
und, wie die Reichstagsabgeordneten Vertreter 
des ganzen Volkes sind, Vertreter der ganzen 
Volkswirtschaft. 

Im -der‘ Zahlentafel kommen auch die 
Kämpfe um die Zahl der Vertreter zum Aus- 
druck. Sie mußte immer mehr erhöht werden. 
Die Hauptarbeit wird wohl in den Aus- 


schüssen geleistet werden müssen, weil eine, 


Körperschaft von 326 Mitgliedern keine sach-. 
verständige Arbeit leisten, sondern nur, wie 
ein Parlament Reden halten und kontrollieren 
kann. Dabei ist es wohl ein Mangel, daß die 
Ausschüsse grundsätzlich unter Ausschluß der 
Öffentlichkeit verhandeln. “Die Arbeitsfähig- 
keit braucht aber nicht durch die Unkon- 
trollierbarkeit erkauft zu werden, wenn man 
sich dazu entschließt, auch die Ausschüsse, zu 


ı) Bd. 5, 1920, 8. 380. 


> 


‚denen übrigens, 


nach den geltenden Be- 
stimmungen die Regierungsvertreter jederzeit 
Zutritt haben, öffentlich verhandeln zu lassen. 

Wichtiger als der Streit um die Zusammen- 
setzung des Reichswirtschaftsrats und die 
Erweiterung seiner Machtbefugnisse ist es, 
daß er — nunmehr seit dem 30. 
an der Arbeit — innerhalb der jetzt gegebenen 
Wirkungsmöglichkeit, die dazu ausreichen 
dürfte, zeigt, daß er aus der Unfruchtbarkeit 
der Steuer- und Wirtschaftsgesetzgebung her- 
auszuführen den Willen und die Fähigkeit hat. 
Dann wird er mit oder ohne Erweiterung 
seiner Befugnisse sich bei Reichsrat und 
Reichstag das Ansehen verschaffen, 
Mißachtung seiner Anträge und Gutachten 
unmöglich macht. 

Dr. Cl. Heiß, Berlin-Mariendorf. 


Hochüberlastbare Transformatoren... — 
Eine der schwierigsten Fragen, die die Über- 
landwerke zu lösen haben, ist der Anschluß 
von Einzelhöfen. Alle Bemühungen, hier eine 
technisch-wirtschaftlich brauchbare Lösung zu 
finden, scheitern, heute weit mehr noch wie 
früher, oft an den Kosten der hochspannungs- 
seitig erforderlichen Einrichtungen und des 
Transformators. Dipl.:Sng. Narciss verweist 


VE! 1920 


das eine ' 


auf die hochüberlastbaren Transformatoren, 


d. h. auf die sogenannte „landwirtschaftliche 
Type‘, und seine Hinweise sollten beachtet 
werden. Wie es mit der Verwendung von 
Transformatoren in Wirklichkeit aussieht, ist 
kürzlich in einem Aufsatz „Bemessung der 
T'ransformatorenleistung in vorwiegend land- 
wirtschaftlichen Orten“ (Elektr. Kraftbetr. 
u. Bahnen Bd. 18, 1920, 8. 33) dargelegt 
worden. Dieser Aufsatz wird hoffentlich alle 
Drehstromwerke, vor allem Überlandwerke, 
zur Prüfung im eignen Wirkungskreis veran- 


lassen. — Die von Nareiss erwähnten Trans- 


formatorenausführungsen mit Blechen aus Sili- 


ziumlegierungen sind jedoch wohl 
zelnen Fällen zur Verwendung gelangt. Der „L- 
Typ“ sollte aber mehr Berücksichtigung finden! 
Er bietet Gelegenheit zur Ersparnis von Ver- 
lusten. Darum noch er zahlenmäßige Belege. 
Genügt für den laufenden Betrieb ein Trans- 
formator von 25 kVA, und ist für den land- 
wirtschaftlichen Saisonbetrieb ein solcher von 
50 kVA Leistung wünschenswert, so ist der 
L-Typ am Platze. Würde aus Furcht vor 
Durchbrennen ein normaler Transformator 
von 50 kVA dauernd belassen, so stellt sich 
demgegenüber die Ersparnis an Leerlauf- 
energie wie folgt: . 


Transformatorenleistung Leerlaufverluste 
25/50 kVA 290 Watt 
50 kVA 485 Watt 


Die jährliche Ersparnis in kWh beträgt 
0,195. 8760 = 1708, d. h. 512.40 M bei 0,30 
Selbstkosten für 1 kWh. Doch darf nie der 
auch von Nareiss betonte Unterschied in der 
erforderlichen Ölmenge, vergessen werden. 

Für ein großes Überlandwerk, welches 
Hunderte von zu reichlich bemessenen Trans- 
formatoren eingebaut hat, ist hier einer der 
wenigen, heute möglichen Angriffspunkte zur 
Sparsamkeit. Nur die äußerst scharfe wirt- 
schaftliche Betriebskontrolle vermag Werte 
zu erhalten, die sonst dem Zusammenbruch 
sich nähern. Für je 1 Mill. kWh Verlust sind 
heute jährlich 0,25 bis 0,30 Mill M, oft weit 
mehr, 'Selbstkosten zu rechnen. Wer wollte 


‚daran zweifeln, daß da die wirtschaftlichen 
. doch‘ 


Nachprüfungen sich lohnen? Und 
überläßt die leider eingewurzelte Gewohnheit, 
die Bestimmung der Transformatorengrößen 
Leuten ohne Verständnis für wirtschaftliche 
Aufgaben ‘und ohne zahlenmäßige Unterlagen 
der Anschlußwerte und der Benutzung. Auch 


einmal geschaffenen Zustand. 
Nareiss berechnet in seinem kurzgefaßten 
Aufsatz die Ersparnisse für eine Genossen- 
schaft mit kleinen Transformatoren. Auch 


hier zeigt sieh der rechnerische Vorteil sehr 


Betrachtungen und Berechnungen bei allen 
neuen Anlagen nicht vergessen werden. 
Doch der Ausgangspunkt der Betrach- 
tung war, die Möglichkeit zu fördern, Einzel- 
höfe durch sparsam bemessene und sparsam 
arbeitende Transformatoren anzusch ießen. 
Darin sind die Überlandwerke leider, leider, 
wegen der gewaltig angeschwollenen Bau- 
und Installationskosten noch nicht weitorge- 
kommen. Die Abwälzung der Kosten — ganz 
oder teilweise — auf die Abnehmer wirkt zu 
belastend, trotz aller Vorteile und Annehm- 


Bahnen Bd. 24, 1920, 8. 73). H.O. 


deutlich und sollte veranlassen, daß ähnliche 


nur in ein- 


/ 


keine Nachprüfung rührt später an dem 


lichkeiten der Elektrizität. (El. Kraftbetr. u. 


ee 
r 


‚heiten über, 


- mehreren 


ERLPUT Ep * 


8. Juli 1820. 


\ 


‚Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Neues Riesenkraftwerk für Paris!). — Einzel- 
das zu errichtende neue Dampf- 
kraftwerk in Paris, welches vorhandene 
kleinere, mit Frequenzen von 162/, bis 42 Per 
betriebene Werke ersetzen soll, wurden von 

. Goodwin jr. in einer Sitzung des Am.' 
Inst. of. El. Eng. mitgeteilt. Das Kraftwerk 
soll nahe der inneren Stadt an der Seine er- 
richtet und mit 7 Drehstromgeneratoren von 


.je 35 000 kW bei 50 Per und einem Leistungs- 


faktor von 0,8 ausgerüstet werden. Zehn 
Kabel- und zwei Freileitungen für 60 kW sind 
vorgesehen. Die Dampfturbinen arbeiten mit 
überhitztem Dampf von 160° € und 22,8 at. 
Ein erhöhter Wärmewirkungsgrad wird da- 
durch erstrebt, daß die Kühlluft der Genera- 
toren für den künstlichen Zug Verwendung 
findet. Zu Vorkriegspreisen hätten sich die 
Kosten auf 45 $/kW gestellt; jetzt werden sie 
fast das Dreifache betragen. Ein Teil der elek- 


. trischen Ausrüstung kommt aus Amerika, 


doch wird des ungünstigen Standes der fran- 
zösischen Valuta wegen ein großer Teil in 
Frankreich selbst gebaut. (‚Electrical World‘ 
Bd.:75, 1920, 8. 1019). hl. 


Verkehr und Transport. 


Die elektrischen Eisenbahnen in den Ver. 
Staaten nach dem Stande vom 1. Juli 19192). — 
Die nachstehende Zahlentafel ist der ‚‚Electrie 
Railway List‘, herausgegeben von der Me 
Graw Hill Co., New York, entnommen. Gegen 
1918 zeigt sich eine Verringerung der Anzahl der 
Bahngesellschaften, die z. T. darauf zurückzu- 
führen ist, daß diesmal Gesellschaften mit 
getrennten Betrieben nur einmal 
aufgeführt sind. Die Anzahl der Wagen zeigt 
gegen das Vorjahr eine Zunahme von 2717. 
Infolge unklarer Angaben seitens der Gesell- 


‚schaften kann für Genauigkeit bei den An- 
‚„Zahlentafel ı. 


Elektrotechnische _ Zeitschrift. 


1920, Heit 27. 


533 


RUNDSCHAU. 


nenfabrik Eßlingen mit, daß die als neu be- 
schriebenen, ausländischen Ausführungen von 


“Abb. 2. Stator des Motors mit den Kühlrohren. 


Abb. 3. Gesamtansicht des Motors mit Rohrkühlung 
und angebautem Anlasser 


Statistik der elektrischen Bahnen in den Vereinigten Staaten. 


gaben über die verschiedenen Wagensorten 
keine Gewähr übernommen werden, nament- 
lich war einwandfreie Feststellung der Anzahl 
der „Dienstwagen“ unmöglich. 


. Elektromaschinenbau. 


Der „Emeol-Motor.‘ — Zu obigem Bericht 
der „ETZ‘“, 1920, S. 418, teilt uns die Maschi- 


!) Vgl. auch „ETZ“ 1920, S. 157. 
2) „Eleetrice Railway Journal“ Bd, 55, 1920, 8.55. 


EN > 

N N 
| Bean oe 
Sl (| 
ZZ 


Abb. 1, Schnitt durch den Motor mit Rohrkühlung, 


| 
BR Strecken- Personenwagen “ Elek- Güterwagen 
Sr Fo län trische Dienst- | Sonstige 
Staaten =83 an f : ı Lokomo- |m.:.,_| An- wagen | Wage 
Ss Trieb- | Anhänge- | “ven Trieb- | nänge- 8 \ MARIAN 
N”a km wagen wagen wagen wagen | 
5 : f | | 
Neu-England........... 77| 9500 |, 11969 108. 1817... 198.107. 1273 810 
SLOIEIE. vn al Fee 263 | 23.000 32749 1662 329 181 288 1019 3 990 
Mitte? .. 235... RT 244 | 25900 22192 1733 159 385 | 3371 7168 | 2283 
SEC SR RR 83 4075 3 725 267 22 14 175 rin 443 
Masten... .. 208. 169 | 14925 | 9020 677-| 228 93 | 1681 417 | 2588 
Vereinigte Staaten 1919| 481 77 400 79 655 4447 369 866 | 5622| 3672 10114 
„ E 1918| 991 | 77650 | 80452 3613 | 645 | 1107| 2745 13 817 
Gesamtes rollendes Material 1919: 105 245; 1918: 102 379. 
Zusammenstellung nach Betriebsarten: 
Fahrdraht und dritte | es | | | 
DEhIENen er sen 798 74 110 |; 79000 4 558 454 864 | 5594 9672 | 10 098 
Kabelbahnen .......... | 10 | 71| 174 — = == Ze — ==; 
Akkumulatorenbahnen. 7 115 194 _ ee 
Gaselektrische Bahnen I1l|, 404 23 39 — | > 28 _ 16 
Elektrisierte Dampt- | | | 
bahnen... u. .esnsuna] 15.2740.) 2,.264 50 A ee ee en 
Gesamt in den Ver-.. | : 
einigten Staaten... | Sıl 77 400 79655 | 4497 869 866 , 5622| 3672 | 1011 


mantelgekühlten Motoren vonihr schonseiteiner 
Reihe von Jahren genau in der angegebenen 
Ausführung gebaut werden, ebenfalls unter Ver- 
wendung normaler Statoren. Abb. 1 zeigt einen 
Sehnitt durch diese Motoren, Abb. 2ein Licht- 
bild des Stators, in der die Anordnung der 
Kühlröhren deutlich erkennbar ist; Abb. 3 zeigt 
die Gesamtansicht eines Motors mit den Aus- 
trittsöffnungen der Kühlluftröhren. Für Son- 
derausführungen, z. B. fürBergwerke, werdendie 
äußeren Luftkanäle auch für Wasserkühlung 
eingerichtet, so daß sich die im Motorinnern 
bewegte Luft an den wasser- 
gekühlten Flächen rückküh- 
len kann. Die Schnittzeich- 
nung eines solchen Motors 
der Maschinenfabrik EßRlin- 
gen istim Hilfsbuch für Elek- 
trotechnik von K. Strecker, 
8. Auflage, $. 432, Abb. 377: 
enthalten. 

Der Vorgang zeigt wieder 
einmal, daß das Ausland 
häufig Arbeiten deutscher 
Forscher und Firmen uner- 
wähnt läßt, wenn es für 
eigene Fabrikate Reklame 
macht. Es sei bei dieser 
‘Gelegenheit noch ein Druck- 
fehler berichtist, der die 

- Quellenangabe betrifft; es 
sollte heißen ‚‚Electrieian“ 
Bd. 82, 1920, S. 619. 


Beleuchtung und Heizung. 


Vortragsreihe zur Ausbildung von Beleuch- 
tungsingenieuren. — Das lebhafte Interesse, 
das die im letzten Winter abgehaltene Vor- 
tragsreihe zur Einführung in die Beleuchtungs- 
technik fand, hat die Deutsche Beleuch- 
tungstechnische Gesellschaft veranlaßt, 
auch in diesem Jahre und zwar in der Woche 
vom 13. bis 18. September in der Technischen 
-Hochschule zu Charlottenburg einen Ausbil- 
dungskursus für Beleuchtungsingenieure zu 
veranstalten, der den Teilnehmern ein voll- 
ständiges Bild von dem heutigen Stand des 
Beleuchtungswesens vermitteln soll. Es liegt 
heute ein. dringendes Bedürfnis nach Be- 
leuchtungsingenieuren vor. die diesen Forde- 
rungen Geltung zu verschaffen imstande sind. 
In den staatlichen und städtischen Betrieben, 


den Eisenbahnverwaltungen, Gas- und Elek- 
"trizitätswerken, in den großen Betrieben der 


Privatindustrie sowie auch bei den Gewerbe- 
inspektionen müssen Ingenieure und Beamte 
tätig sein, die über eine gründliche Ausbildung 
auf dem Gebiete der Beleuchtungstechnik ver- 
fügen. Die Vortragsreihe soll diese Ausbildung 
vermitteln und dem heutigen Stande der 
Technik entsprechend ausgestalten. Folgende 
Vorträge sind in Aussicht genommen: 
1. Geh. Rat Dr. Wedding: Die heutige Be- 
deutung der Beleuchtungstechnik. 
2. Dr. A. Meyer: Wissenschaftliche Grund- 
lagen der Lichterzeugung. ; 
. Geh. Rat Dr. Wedding: Photometrie. 
. Dr. Korff-Petersen: Hygiene der Be- 
leuchtung. ; 
5. Dr. A. Meyer: Elektrische Lampen. 
6. Dr. Bertelsmann: Gaslampen. 
7. Dr. Lux: Petroleum-, Spiritus-, Benzol- 
und Azetylenlampen. 


Bw 


8. Dr. Bloch: Ausbildung von Reflektoren, 
Armaturen und Beleuchtungskörpern. 

9. Dr. Bloch: Projektierung von Beleuch- 
tungsanlagen, Berechnung der Beleuch- 
tung. 

10. Den eeslent Mylo: Elektrische Straßen- 
beleuchtung. 

ll. Dr. Bertelsmann: Straßenbeleuchtung 
mit Gas. 


12. Dr. Lux: Beleuchtung yon Wohnungen 
und Bureaus, Verkaufsräumenund Fabriken. 
13. Dr. Lux: Beleuchtung von Kirchen und 

Schulen, Festsälen und Theatern. 

14. Baurat Wechmann: Beleuchtung von 

Bahnanlagen und Fahrzeugen. 
15. Dr. Gehlhoff: Scheinwerfer 

jektionsapparate. 

Die Vorträge werden an den Vormittagen . 
abgehalten, an den Nachmittagen finden er- 
gänzende Übungen statt. Außerdem ist eine 
Ausstellung der neuesten und wichtigsten 
Fabrikate der Beleuchtungstechnik geplant. 
Soweit die Zeit es gestattet, sollen auch Fa- 
briken und Beleuchtungsanlagen besichtigt 
werden. R x | 

Die Teilnehmergebühr für die Vortrags- 
reihe beträgt 80M, für Mitglieder der Deutschen 
Beleuchtungstechnischen Gesellschaft 60 M. 
Anmeldungen werden schon jetzt erbeten an 
Herrn Direktor €. Schaller, Berlin O 27, 
Andreasstraße 71/73. Ebendahin können auch 
Anmeldungen zur Mitgliedschaft der Deutschen 
Beleuchtungstechnischen Gesellschaft gerichtet 
werden. Weitere Einzelheiten über den Inhalt 
der Vorträge können vom Schriftführer der 
D. B. &., Herrn Dr. Max Mayer, Berlin O 17, 
Ehrenbergstraße 11/14, eingeholt werden. 


und Pro- 


Fernmeldetechnik. 


Neue amerikanische Wählerämter. — Bei 
den im Bau befindlichen Ämtern für Selbst- 
anschlußbetrieb der American Telephone and 
Telegraph Co. werden 500-teilige Wähler ver- 
wendet.. Diese Wähler haben ein ebenes Kon- 
taktfeld mit 3x500 Kontakten für die beiden 
Sprech- und die Prüfleitungen, vor dem sich 
die Kontaktarme an Schlitten auf- und ab- 
bewegen. Diese Schlitten sind an Metall- 
bändern befestigt, die über Rollen führen, 
welche ihrerseits durch Elektromagnete mit 
einer dauernd umlaufenden Welle am Fuß der 
Gestelle gekuppelt und so in ihren Bewegungen 
durch die Elektromagnete gesteuert werden 
könfhen. Die einzelnen Schaltvorgänge werden 
durch Steuerschalter in Form von Walzen- 
umschaltern eingeleitet, die seitlich von dem 
Wählerkontaktfeld untergebracht sind. Auch 
diese Steuerschalter, die je nach dem Ver- 
wendungszweck in bezug auf die Kontakt- 
gebung beliebig zusammengesetzt werden 
können, werden durch eine dauernd umlaufende 


534 di E 


lektrotechnische Zeitschrift. 


Liektrotechnisch® 4 ARTS ie, Tr Le 


1920. 


Welle und magnetische Reibungskuppelung 
dem Schaltvorgang entsprechend in Umlauf 
gesetzt bzw. schrittweise fortgeschaltet. Jedem 
500-teiligen Wähler sind 30 Kontaktschlitten 
(6%), die gleichbedeutend mit Verbindungs- 


möglichkeiten sind, zugeordnet. \ 
Als Nummerschalter, die für die Ein- 


stellung der Verbindungen von den Sprech- 
stellen aus erforderlich sind, wird die jetzt fast 
allgemein angewendete, runde Fingerscheibe 
benutzt (Abb. 4). Neben der Ziffernbezeich- 


Abb. 4. Nummernschalter. 


nung sind noch Buchstabenbezeichnungen an- 
gegeben, die bei großen Ortsiernsprechnetzen 
benutzt werden. Man hat das Bestreben, um 
dem Teilnehmer die Einstellarbeit zu er- 
leiehtern, Irrtümer in der Reihenfolge der zu 
oreifenden Zahlen zu vermeiden und das Ein- 
prägen der Anschlußnummern zu erleichtern, 
in der Regel nur vierstellige Zahlen als An- 
schlußnummern zu verwenden. Erfordert 
der Umfang eines Fernsprechnetzes mehr als 
vierstellige Zahlen (über 10 000 Leitungen bei 
Wählerämtern mit reiner Zehnerteilung), so 
werden vor die Tausendergruppen Namen 
der Vermittelungsanstalten gesetzt, die dann 
den betreffenden Zahlen der Nummerscheiben 
zugesetzt, rot übergedruckt oder in anderer 
Weise kenntlich gemacht werden. Für _ die 
Verhältnisse des New Yorker Netzes würde 
auch dieses Hilfsmittel nicht ausreichen. Man 
hat daher den Ausweg benutzt, durch die 
Einstellung des Namens der Vermittelungs- 
anstalt, an die der gewünschte Teilnehmer 
herangeführt ist, bis zu einem gewissen Grade 
eine weitere Auswahlmöglichkeit für die ver- 
schiedenen Verbindungswege zu schaffen. Die 
Eintragungen im Teilnehmerverzeichnis er- 
folgen in folgender Form: 

Arena Dr. John, r, 2156 Bathgate av.......-- - 

FORdham 4141. 


Arend Ernest, A, Archt, 105 W 40......... 
BRYant 5409 usw. 

Fordham und Bryant sind die Namen der 
Vermittelungsanstalten, und von diesen Namen 
sind z. B. bei der Wahl des ersten Teilnehmers 
vor Einstellung der Anschlußnummer die drei 
ersten Buchstaben des Namens der Zentrale 
F,O und R zu greifen, um zu dem gewünschten 
Anschluß zu gelangen. 

In schaltungstechnischer Beziehung weist 
das System der Am. Tel. Co. sehr viele Ahn- 
lichkeit mit dem halbselbsttätigen System 
mit 200-teiligen Maschinenwählern von Me 
Berty auf. Es besitzt ebenfalls die indirekte 
Steuerung der Wähler im Gegensatz zu den 
Systemen mit Strowger-Wählern oder Wählern 
von Siemens & Halske, die von den Einstell- 
stromstößen der Sprechstellen-Nummerschalter 
entweder unmittelbar oder über Stromstoß- 
übertrager gesteuert werden. Bei dem System 
der Am. Tel. Co. werden die von den Nummer- 
schaltern der Sprechstellen ausgehenden, dem 
Zehnersystem entsprechenden Schaltstrom- 
stöße zunächst zu besonderen Umrechnern 
(register oder sender) geleitet, mit denen die 
Ansehlußleitung selbsttätig beim Abnehmen 
des Hörers ohne besondere Mitwirkung des 
rufenden Teilnehmers verbunden wird. Hierzu 
werden die oben beschriebenen 500-teiligen 
Wähler als Anrufsucher benutzt, indem den 
Kontaktsehlitten dieser Anrufsucher besondere 
kleinere Wähler zugeordnet sind, die einen 
jeweils freien Umrechner aussuchen und mit 
der rufenden Anschlußleitung verbinden. Daß 
dies geschehen ist und mit der Einstellung 
der Nummer begonnen werden kann, erfährt 
der Teilnehmer durch ein besonderes Summer- 
zeichen (Amtszeichen der Reichs-Telegraphen- 
verwaltung). 

Der Umrechner besitzt für jede einzu- 
stellende Buchstaben- und jede Zifferstufe 


einen in der Wirkungsweise dem Steuer- - 


schalter entsprechenden Mechanismus, der 
dem jeweiligen Buchstaben oder der Zahl ent- 
sprechend eingestellt wird. Ist .die Ein- 
stellung des Umrechners beendet, so werden 


durch die Steuerschalter jeweils freie Wähler 
der betreffenden Gruppen mit den einzelnen 
Umrechnerschaltwerken in Verbindung ge 
bracht. Die Wähler senden dann bei der 
Weiterbewegung der Kontaktschlitten Strom- 
stöße rückwärts zum Umrechner, unter deren 
Einwirkung Wähler und Umrechnerschalt- 
werk sich zwangsweise bewegen, bis das Um- 
rechnerschaltwerk der betreffenden Einstell- 
stufe in die Ruhelage zurückgekehrt ist. 


Dieser Vorgang wiederholt sich bei jeder. 


Schaltstufe. Mit Hilfe der Umrechner ist es 
somit möglich, mit Stromstößen, die auf Grund 
der Zehnerbasis gegeben sind, 500-kontaktige 
Wähler zu steuern, da man es in der Hand hat, 
die Umrechnerschaltwerke so einzurichten, 
daß bei einer bestimmten Einstellung des Um- 
rechnerschaltwerks infolge von Stromstößen der 
Zehnerbasis zur Rückführung der Umrechner- 
schaltwerks in die Ruhelage durch den sich ein- 
stellenden Wählereineandere Stromstoßreihege- 
sandt wird, die dabei den Kontaktschlitten des 
Wählers in die der Zehnerbasis entsprechende 
Stellung bringt. Im Verbindungsleitungsver- 
kehr nach Ämtern mit Handbetrieb stellt der 
Teilnehmer die verlangte Handamtnummer 
in derselben Weise ein. Der Ruf gelangt dann 
zu einer freien Schnur eines B-Platzes des 
Handamts mit Vielfachfeld.. Die Nummer 
der durch die B-Beamtin zu_ stöpgelnden 
Klinke erscheint an einem aus Einzellampen 
mit Zahlen- und Buchstabenabdeckung ver- 
sehenen, im Stöpselbrett untergebrachten 
Lampenfeld. Die Lampenauswahl erfolgt 
durch Wähler, die durch die Umrechnerschalt- 
werke entsprechend gesteuert werden. Die 
B-Beamtin fragt somit nieht nochmals ab, 
sondern liest die verlangte Nummer am 
Lampenfeld ab. 

In umgekehrter Richtung — für den Ver- 
kehr Handamt — Wähleramt — ist halb- 
selbsttätiger Betrieb oder die Verwendung 
von B-Plätzen in den Wählerämtern vorge- 
sehen. 

Augenblicklich wird der Hauptteil der 
Entwicklungsarbeit im Ingenieurbureau der 
Weststreet in New York geleistet, es _be- 
steht aber die Absicht, diese Arbeiten so bald 
als möglich an die Hawthorne Werke in 
Chicago (Western El. Co.) abzugeben. In 
dem Ingenieurbureau der Weststreet sind 
z. Zt. 350 Ingenieure und Konstrukteure tätig, 
die ausschließlich mit Entwicklungsarbeiten an 
diesem System tätig sind. In einem Monat 
sind von dieser Stelle über 30 000 Blaupausen 
gefertigt und ausgegeben worden. Eine Haupt- 
aufgabe bleibt noch zu erledigen, die Aus- 
arbeitung der Fabrikationsunterlagen und 
Zeichnungen. Der Umstand aber, daß mit der 
Fabrikation der Wähler und dem Bau von 
Ämtern begonnen worden ist, läßt erkennen, 
wie sehr die Arbeiten in den letzten Jahren 
gefördert worden sind. (Telephone Engineer, 
Bd. 23, 8.23). Kr. 


Ausbau des Reichsfunknetzes. — Zur Er- 
gänzung des vorhandenen Drahttelegraphen- 
netzes und zum Ersatz in besonderen Fällen, 
„wie bei Massenstörungen der Drahtleitungen 
durch Unwetter, gewaltsame Beschädigungen 
usw., ist das Reichspostministerium seit über 
einem Jahre damit beschäftigt, ein über das 
ganze Reich ausgedehntes Reichsfunknetz 
zu schaffen. Nach dem augenblicklichen Stande 
gehören hierzu die zum Senden und Empfangen 
eingerichteten Funkstellen Berlin, Breslau, 
Darmstadt, Dortmund, Frankfurt a. M., Fried- 
rıchshafen, Hamburg, Hannover, Königsberg 
i. Pr., Königswusterhausen, Konstanz, Leipzig, 
Stettin, ferner auch Danzig. Außerdem sind 
die ersten von den vorgesehenen, zahlreichen 
Funkempfangsstellen jetzt in Braunschweig, 
Breslau, Chemnitz, Kottbus, Darmstadt, Dort- 
mund, Dresden, Düsseldorf, Duisburg, Elber- 
feld, Essen, Frankfurt a. M., Halberstadt, Ham- 
burg, Hannover, Königsberg i. Pr., Konstanz, 
Leipzig, Liegnitz, Magdeburg, Rostock, Stettin 
und Stuttgart in Betrieb gesetzt. Auch Bayern 
und Württemberg werden jetzt durch Anlagen 
mit Sende- und Empfangsapparaten in Mün- 
chen und Stuttgart an das Reichsfunknetz an- 
geschlossen werden. Mit der Inbetriebnahme 
der Funkstelle in Stuttgart ist bald zu rechnen; 


Die Funkstelle in Düsseldorf ist soeben in Be- 
trieb gekommen. Auch in dem z. Zt. von der 
Entente besetzten Gebiet sind. Funkstellen 
vorgesehen, doch haben die interalliierten Be- 
hörden vorläufig ihre Zustimmung zu deren 
Errichtung versagt. : 


Physik und Theoretische Elektrotechnik. 


gen. — Das 


beson 


Helft 27. 


langen Zeitraum vorliegen. 


liegen würden. 


München wird einige Wochen später folgen. 


Über atmosphärisch-elektrische Entladun- 
Gebiet der atmosphärischen Ent- 
DEE bietet bei der statistischen Erfassung 

ere Schwierigkeiten, da Zahl und Art 


8. Juli 1920. 


der Gewitter außerordentlich verschieden und 


von schwer zu übersehenden Bedingungen ab- 
hängig sind. i 
der nehmen, daß oft nieht einwandfreie Schlüsse 
gezogen werden, wie zZ. m 
stellung der Gewitter über der Stadt Zürich. 
Dort sind zufällig schon Beobachtungen aus. 
früheren Jahren vorhanden, die sich im wesent- 
lichen mit den Beobachtungen aus den Jahren 
1821 bis 1918 decken. Die Beobachtungen sind 


So kann es denn auch nicht Wun- 


B. aus der Zusammen- 


deshalb besonders interessant, weil nur für 
wenige Plätze Aufzeichnungen über einen so 
ie seien im folgen- 

den angeführt: j i 

Gewitterhäufigkeit bei Zürich. 
Von 1550 bis 1576: 

177 Gewitter, d. h. im Mittel 6,6 im Jahre 
Von 1683 bis 1718: 

530 Gewitter, d.h. im Mittel14,8 „ » 
Von 1821 bis 1840: ; 

302 Gewitter, d.h. im Mittell5,1 „ » 
Von 1841 bis 1860: N. 

337 Gewitter, d. h. im Mittel 16,8 „ 
Von 1861 bis 1880: 

329 Gewitter, d. h. im Mittel 16,4 „ © 
Von 1881 bis 1900: 

446 Gewitter, d. h. im Mittel 22,3 „ » 
Von 1901 bis 1918: 

330 Gewitter, d.h. im Mittel 18,3 „ » 


Wenn nun aus dieser Zusammenstellung in der 
„Schweizerischen Bauzeitung‘‘ der Schluß ge- 
zogen wird, daß seit Einführung der elektrischen 
Luftleitungen eine nennenswerte Änderung 
(Verringerung) der Gewitter nicht stattgefun- 
den hat, so wäre der Beweis nur dann vollgül- 
tig, wenn aus denselben Zeiträumen Aufzeich- 
nungen aus benachbarten Gebieten ohne bzw. 
mit nur wenigen elektrischen Freileitungen vor- 
An sich kann überhaupt die 
Beschaffenheit des engen Gebietes einer Stadt 
für die Zahl der dort niedergegangenen Gewit- 
ter nicht ausschlaggebend sein, da in der Regel 
die weitaus größte Zahl derselben nicht örtlich 
entstanden ist sondern nur auf ihrem oft recht 
weiten Wege auch das Stadtgebiet berührte. 
Deshalb würde auch die Verringerung der Ge- 
witterzahl durch Freileitungen über der Stadt 
sich in der Gesamtzahl der Gewitter nur sehr 
wenig bemerkbar machen können. In Wirklich- 
keit ist aber dieser Einfluß überhaupt nicht 
nachgewiesen und unwahrscheinlich, man ist zu 
seiner Annahme wohl nur dadurch gekommen, 
daß im allgemeinen die Zahl der Blitzschläge 
in Städten kleiner ist als auf dem Lande. Aber 
auch hier handelt es sich nur um eine falsche 
Deutung der Statistik, denn die geringere Blitz- 


zahl ergibt sich aus der kleineren Fläche’ der - 


Stadtbezirke gegenüber den Landbezirken. Die 
von Hellmann angeführte Statistik über Tö- 
tungen durch Blitzschlag, die zeigen soll, daß 
die Zahl der Gewitter in einem größeren Zeit- 
abschnitt wohl Schwankungen unterworfen ist, 
aber keine Zunahme aufweist, bestätigt die glei- 
chen Beobachtungen bei der Statistik über 
Blitzschläge auf Gebäude. In meinem Vortrag 


im „Elektrotechnischen Verein‘ in Berlin am: 


24.1V.1917!) habe ich an Hand von Kurven, die 
sich auf die Zahl der zündenden uud nichtzün- 
denden Blitzschläge auf je 100 000 Gebäude be- 
zogen, nachgewiesen, daß in Bayern in dem Zeit- 
abschnitt von 1885 bis 1916 eine nachweisbare 
Veränderung im Laufe der Jahre nieht einge- 


‘treten ist. Die nachfolgende Zusammenstellung 
gibt einen Auszug hieraus: 


Land Stadt 

in den Jahren 1885/1890 . 6,5 0,98 
1890/1895 . 271 0,64 

1895/1900 . . 7,1 1,1 

1900/1905 ... 81 0,98 

1905/1910 . . 7,8. 1,1 

1910/1915 . 1,D 143 


Ein Ansteigen der Zahl der Blitzschläge auf 
100 000 Gebäude ist nur zu beobachten bei den 


sem Zeitraum eine Verdoppelung eingetreten, 
u. zw. sowohl für städtische als für ländliche 
Gebiete; die nebenstehende Zusammenstellung 
läßt den Anstieg deutlich erkennen 


Land Stadt 

in den Jahren 1885/1890 .. 11,3 6,8 
? 1890/1895 . 11,7 6,5 
1895/1900 .. 14,7 6,7 

1900/1905 . 16,6 10,6 

1905/1910 . 22,0 14,0 

1910/1915 . 21,1 16,2 


Die viel verbreitete Ansicht, die Zahl der Ge- 
witter hätte in den letzten Jahrzehnten eine 
Steigerung erfahren, ist also wohl 
lichen auf die bessere statistische Erfassung 
der Blitzschläge und in manchen Gebieten auf 
eine Herabsetzung der Entschädigungsgrenze 
bei den Versicherungsanstalten zurückzuführen. 
Die irrige Ansicht ist in einzelnen Fällen auch 
vielleicht dadurch entstanden, daß mit den ab- 


ı) Vgl. ETZ 1918, 8, 324, 338, 49. 


niehtzündenden Blitzschlägen. Dort ist in die- - 


im wesent- 


Ton 2 A 2: Ne ne er ler - r. u BE br ann a ET en A 3 u 


8. Juli. 1920. 


soluten Zahlen gerechnet wurde, statt die 
Schläge auf eine bestimmte Gebäudezahl zu 
reduzieren. Für eine Beurteilung der Gewitter- 
häufigkeit kann nach den obigen Ausführungen 
nur die Zahl der Tötungen durch den Blitz und 


die Zahl der zündenden Blitzschläge in Be- . 


tracht gezogen werden, weil nur hierfür über 
einen größeren Zeitraum genauere Angaben vor- 
liegen. Beide Aufzeichnungen sprechen dafür, 
daß die Gewitterhäufigkeit und die Zahl der 
Blitzschläge in den letzten Jahrzehnten wohl 
Schwankungen unterworfen war, daß aber die 


_ Durehschnittszahlen ungefähr gleich geblieben 


sind. Ein Einfluß der in den letzten Jahrzehn- 
ten immer mehr ausgebauten elektrischen Fern- 
leitungen auf die Zahl der Blitzschläge läßt sich 
demnach nieht nachweisen. uppel. 


Energiewirtschaft. 


Heizkraftverteilung.!) — C. M. Garland 
knüpft an eine Ansprache an, die W. 8. Murray 
vor der Handelskammer in Conneeticut ge- 
halten, und in welcher er die bezirksweise Er- 
zeugung und Verteilung von elektrischerEnergie 
befürwortet hat. Garland gibt zunächst zu, 
daß die von Murray genannten Zahlen für die 
vermeidbaren Verluste bei der Krafterzeu- 
gung und -verteilung nicht übertrieben seien, 
da z. Zt. die Brennkraftverschwendung in den 
Ver. Staaten auf etwa 1,5 Mill.$ für an Tag 
veranschlagt werden könne. Bei Anwendung 
besserer Methoden könne man sogar auf Er- 
sparnisse in Höhe von 3Mill. $ für den Tag 
rechnen. Die jetzigen Methoden sind beson- 
ders deshalb verbesserungsbedürftig, weil gegen- 
wärtig Kraft- und Wärmeerzeugung vielfach 
in unwirtschaftlich kleinen Erzeugeranlagen 
erfolgt. Die Heizung der Fabriken im Winter 
und die Gewinnung von Nebenprodukten aus 
der Kohle sollten dabei nicht außer acht ge- 
lassen werden. Für den größten Teil der Ver. 
Staaten liegen die Verhältnisse so, daß 75% 
der Fabriken ihre Betriebskraft ohne weiteres 
mit dem zur Raumheizung verwendeten 
Brennstoff, also gewissermaßen umsonst, er- 
zeugen können. Daher kaufen auch nur 30% 
der Betriebe ihre Energie, und 20% davon 
würden sich sogar bei Selbsterzeugung in 
Anlagen mit gutem Wirkungsgrad wirtschaft- 
lich besser stehen. Der Verfasser steht auf 
dem Standpunkte, daß die gegebenen Ver- 
hältnisse der Energieverteilung von Groß- 
kraftwerken aus gewisse Beschränkungen auf- 
erlegen, namentlich da die Betriebe im all- 
gemeinen nur 4 bis 5 Monate im Jahr von der 
größeren Wirtschaftlichkeit der Großkraft- 
werke Gebrauch machen können. In der kalten 
Jahreszeit wird sowieso Brennstoff zur Raum- 
heizung benötigt, der die Eisenbahnen be- 
lastet. Durch die Elektrisierung der Eisen- 
bahnen würde die zu befördernde Kohlen- 
menge in dem betrachteten Gebiet nur um 
etwa 20% verringert werden, wobei auch zu 
berücksichtigen ist, daß diese Ersparnis den 
durch den nur zeitweisen Betrieb der Raum- 
heizanlagen herbeigeführten schlechteren Wir- 
kungsgrad derselben vielleicht nicht einmal 
aufwiegt. Bezirksweise Kraftverteilung aus 
Großkraftwerken wird daher auch die Ver- 
teilung der Heizkraft für Raumheizung mit- 
einbeziehen müssen, um einen vollen Erfolg 
zu verbürgen. Bei den jetzigen Methoden der 
Elektrizitätserzeugung kommt dabei Liefe- 
rung von Heizstrom für große Gebiete nicht 
in Frage, und ein anderer Weg muß beschritten 
werden. Dabei begegnet man der Schwierig- 
keit, daß bei den jetzt üblichen Feuerungs- 
arten ungeheure Werte ungenutzt verbrannt 
werden. In den Ver. Staaten werden jährlich 
500 Mill.t bituminöser Kohle verfeuert und 
mit ihnen etwa 45 Mill. m3 Teer und 13,5 Millt 
schwefelsaures Ammoniak im Werte von rd 
2500 Mill. $. Da 80% der geförderten Kohle in 
Industrie- und Kraftwerken sowie für Loko- 
motiven verbraucht werden, sollte es möglich 
sein, 25% dieser Nebenprodukte zu gewinnen. 
Daß dies nicht geschieht, ist um so auffäl- 
liger, als das Mittel sowohl hierfür sals auch 
für die Verwirklichung der bezirksweisen 
Großkraftverteilung seit Jahren zur Ver- 
fügung stehen. Es besteht in der Anwendung 
der Mondschen Kohlenvergasung) zur Gewin- 
nung von Nebenprodukten in Verbindung mit 


einem Kohlendestillationsverfahren bei etwa . 


550° C. Der Mondprozeß liefert Gas, Teer 
und schwefelsaures Ammoniak. Aus 1 t Kohle 
erhält man etwa 4370 m? Gas mit einem Heiz- 
wert von 1243 kg-cal/m?. Der erhaltene Tee 
besteht hauptsächlich aus Pech und ist nich 
viel wert; er stellt rd 6% des Gewichtes der 
vergasten Kohle dar. Das gewonnene 
schwefelsaure Ammoniak beträgt 2,5 bis 5% 
des Kohlengewichtes. Zusammen haben diese 


ı, Nach „Jsurn. of the Am. Inst. El. Eng.“ Bd. 39. 
1929, 8. 454. 


- Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 


27. 535 


allgemeinen den Küstenlinien folgen. 


Nebenprodukte einen ungefähren Wert von 


2 bis 4 $ für 1 t vergaster Kohle. Das Mondgas 
kann auf etwa 10 km wirtschaftlich fortge- 
leitet werden. Eine seit Jahren in Staffordshire 
(England) in Betrieb befindliche Anlage ver- 
Der Mond- 
prozeß gewinnt als wertvolles Nebenprodukt 
allerdings nur schwefelsaures Ammoniak. Das 
Kohlendestillationsverfahren bei 550° C er- 
Gas von großem Heizwert, viel 
wertvollen Teer, eine geringe Menge Ammoniak 
Aus 
diesem Teer läßt sich ein für Explosionsmotoren 
brauchbarer Brennstoff abspalten, während 
der Koks zur Weiterbehandlung nach dem 


sorgt ein Gebiet von 290 km. 


gibt wenig 


und etwa 75 Gewichtsprozente Koks. 


Mondprozeß geeignet ist. Durch eine der- 


artige Verbindung der beiden 
7 $ für 1 t vergaster Kohle. 
des Verfassers Ansicht die größten Möglich- 


keiten auf dem Gebiete der Kraftverteilung 


und erfordert keinerlei Vorversuche, sondern 
lediglich den Willen zur Tat. l. 


Staatliche Regelung der Elektrizitätswirt- 
schaft in Spanien!,, — „Engineering‘2) be- 
richtet über die Vorbereitungen zu 
Elektrizitätsgesetzgebung in Spanien, 
die seit August 1918 im Gange sind: Wenn 
auch Spanien schon bedeutende Wasserkraft- 
elektrizitätswerke, z. B. in den Südpyrenäen 
und am Ebro, in Madrid, Valenzia usw., sowie 
Kraftübertragungsanlagen von über 300 km 
Länge besitzt, so hat man doch jetzt den Ent- 
schluß gefaßt, die reichen Wasserkräfte des 
Landes unter Staatsaufsicht zu stellen, nach 
einem einheitlichen Plan systematisch zu- 
sammenzuschließen und auszubauen, ohne 
dabei jedoch die private Initiative zu behin- 
dern. Die sich ergebenden Schwierigkeiten 
sind groß, denn das Land ist ausgedehnt und 
hat nur eine spärliche Bevölkerung. Durch 
die erforderlichen langen Leitungen werden 
die Anlagekosten beträchtlich — namentlich, 
da die Energievorräte, Wasser und Kohle, be- 
sonders im Norden vorhanden sind —; und 
die Rentabilität ist infolge der geringen in- 
dvstriellen Entwicklung schwierig. Der vom 
Staat ernannte ständige Elektrizitätsausschuß 
hatte die Aufgabe, die Frage eines staatlichen 
Verteilungsnetzes für elektrische Arbeit zu stu- 
dieren, über die Möglichkeit und Zweckmäßig- 
keit eines solchen, seinen Umfang, seine 
Kosten, die vom Staate zu erhebenden Ab- 
gaben und die Vereinheitlichung der Erzeuger- 
anlagen zu berichten sowie Richtlinien für ein 
Gesetz auszuarbeiten, das den Cortes vorge- 
legt werden soll. Die Vorschläge des Berichts, 
der binnen Jahresfrist erstattet wurde, fanden 
im Ministerio de Fomento eine günstige Auf- 
nahme, da sie bezwecken, bestehende Anlagen 
bis zur ‘Grenze ihrer Leistungsfähigkeit zu 
erweitern, durch Zusammenlegung von Ver- 
teilungsleitungen Anlage- und Betriebskosten 
zu verringern, auch kleine und abseits ge- 
legene Wasserkräfte und Vorkommen gering- 
wertiger Kohle wirtschaftlich zu nutzen, be- 
sonders aber, weil sie dem Staat elektrische 
Arbeit für den Betrieb der Eisenbahnen und 
für andere Zwecke sichern und die Entwick- 
lung von Industriezentren in Gegenden er- 
möglichen würden, die jetzt infolge von 
Schwierigkeiten in der Kraftbeschaffung dafür 
nicht in Frage kommen. Unter anderem wird 
ein einziges, zusammenhängendes Vertei- 
lungsnetz für das ganze Land in Aussicht ge- 
nommen. Hierdurch würde sich der Vorteil 
ergeben, daß in den Perioden des Weasser- 
mangels die südlichen und die nördlichen 
Kraftwerke einander aushelfen könnten, da 


das nördliche Gebirge im Frühling und 
Sommer, das südliche im Winter Hoch- 
wasser hat. Der genannte Ausschuß schätzt 


; den gesamten verfügbaren Kraftvorrat, wobei 
"nur Einheiten von über 20000 kW berück- 
| siehtigt sind, 


auf 2 Mill. kW, wovon die Pyre- 
näen ein Viertel, der Ebro und seine Neben- 
flüsse 0,2, die nordwestlichen und nördlichen 
Provinzen 0,15, der Duero mit seinen Neben- 
flüssen 0,3 und der Tajo 0,16 Mill. kW liefern. 
Das geplante Verteilungsnetz hat etwa die 
Form eines unregelmäßigen Sechsecks (vgl. 
Abb. 1. ETZ. 1920, S. 98), dessen Seiten im 
Seine 
Ecken liegen bei Oviedo, Barzelona, Valenzia, 
Granada, Sevilla und Alkantaro; die Gesamt- 
länge wird 4800 km betragen. Die Verteilung 


; soll mittels Drehstromes von 120 kV, 50 Pes 
| erfolgen; als Leitungsquersehnitte sind 50, 75 


und 100 mm? vorgesehen. Alle Leiter sollen 
doppelt (auf denselben Masten) verlegt wer- 
den, und die Kosten des ganzen Netzes sind 
auf 130 Mill. Pes veranschlagt worden. Als 
erster Schritt ist geplant die gegenwärtige 
Leistung der Wasserkraftelektrizitätswerke von 
0,3 Mill. kW zu verdoppeln. Die durch das 


1) Vgl, hierzu „ETZ“ 1920, 8, 98 u. 245fk. 
) Bd. 109, 1920, 8. 796, 


i Verfahren 
steigt der Wert der Nebenprodukte auf 4 bis 
Sie bietet nach 


einer 


Gesetz zu regelnden Beziehungen zwischen 
Staat und Öffentlichkeit gehen von dem 
Grundsatz aus, daß der Staat die Führung 
übernimmt, einerseits, um der industriellen 
Entwicklung nachzuhelfen, und dann, um die 
Interessen des großen Publikums. wahrzu- 
nehmen. Es soll jedoch kein Staatsmonopol 
geschaffen und die Energieerzeugung dem Pri- 
vatbesitz nicht entzogen werden. Der Staat 
unternimmt lediglich den Bau, die Unterhal- 
tung und Überwachung der Verteilungslei- 
tungen, und das Ministerio de Fomento setzt 
die Preise fest, zu denen Energie dem Netz zu- 
geführt oder entnommen werden kann. Der 
Strompreis wird auf die Höhe des Anlage- 
kapitals sowie auf die Kosten für Unterhal- 
tung und Überwachung basiert. Blocksta- 
tionen, ‚die mit Wasserkraft arbeiten, müssen 
unter Umständen die erzeugte Energie an 
das Staatsnetz abgeben und können dann 
ihren Bedarf dem Staatsnetz entnehmen. 
Bestehende Kraftwerke können enteignet oder 
unter Staatsaufsicht gestellt werden; Neuan- 
lagen dürfen zunächst noch gebaut werden, 
müssen sich aber sofort, nachdem die Strom- 
art endgültig festgelegt ist, dem gewählten 
System anpassen. Jedermann hat einen An- 
spruch darauf, mit Strom versorgt zu werden. 
Die technischen Sachverständigen geben bei 
der Abfassung der Ausführungsbestimmungen 
den Ausschlag. 


Industrie und Handel. 


Aus den Mitteilungen der Außenhandels- 
stelle der Elektrotechnik. — Nach der Mittei- 
ung für Juni 1920 lautet die Anschrift der in 
Köln (Titusstraße 24) errichteten Zweigstelle: 
Rheinische Gruppe der Elektrotechnik, 
Prüfungsstelle für Aus- und Einfuhrbewilli- 
gungen in der Elektrotechnik. Zuständig für die 
Erteilung von Ausfuhrbewilligungen sind jetzt 
für Magnetapparate, Zündkerzen sowie 
Autobeleuchtungen nebst Bestandteilen die 
Zentralstelle für die Fahrzeugindustrie (Berlin 
W 8, Unter den Linden 12/13), für Autobeleuch- 
tungen außerdem die Prüfungsstelle für die Aus- 
fuhr von Beleuchtungen für Kraftfahrzeuge 
(Berlin W 9, Linkstr. 11), und es empfiehlt sich, 
dieser die Anträge zunächst zugehen zu lassen, 
die sie dann an die Zentralstelle für Fahrzeug- 
industrie weiterleitet, für Peschelrohr (Lack- 
rohr) die Außenhandelsstelle für Eisen- und 
Stahlerzeugnisse (Berlin W 9, Linkstr. 25), für 
Glimmer und Mikanit neuerdings die Außen- 
handelsstelle für Steine und Erden (Charlotten- 
burg, Knesebeckstr. 74), für Preßspan die 
Außenhandelsnebenstelle für Papierwaren 
(Charlottenburg, Neue Grolmannstr. 5/6), für 
elektrische Uhren die Zentralstelle für die 
Ausfuhrbewilligungen in der Metallindustrie 
(Berlin W 62, Bayreuther Str. 26). Anträge 
für galvanische Elemente und Taschen - 
lampen sollen im Interesse der Zeitersparnis 
direkt. der betreffenden Preisprüfungsstelle 
(Berlin NW 7, Dorotheenstr. 11) übermittelt 
werden, die sie demnächst an die Außenhandels- 
stelle weitergibt.. Letztere ist nunmehr auch 
für die Bearbeitung der Einfuhranträge zu- 
ständig (Anträge in doppelter ‚Ausfertigung; 
Gebühren wie für Ausfuhr). Durcehfuhran- 
träge müssen an den Reichskommissar für 
Aus- und Einfthrbewilligungen (Berlin W, 
Tiergartenstr. 31) gerichtet werden. — Da die 
Außenhandelsstellenniehtbefugtsind, in irgend- 
einer Weise von den Vorschriften über die 
soziale Abgabe!) abzuweichen, hat es kei- 
nen Zweck, an sie mit der Bitte heranzutreten, 
diese aus besonderen Gründen zu erlassen. Ohne 
Abgabe ist die Ausfuhr nur möglich, wenn die 
Artikel III bis VI des Gesetzes Anwendung 
finden können. Sobald hinsichtlich einer Er- 
mäßigung derGebühren Ergebnisseschwebender 
Verhandlungn vorliegen, werden solche mit- 
geteilt 2). Für Danzig, das Saar- und Memel- 
gebiet, Eupen und Malmedy kommt die Abgabe 
nach Artikel Ill nicht in Frage, doch muß für 
das Saargebiet und Danzig eine Bescheinigung 
der Handelskammer vorliegen, daß die Waren 
für den eigenen Verbrauch dieser Landesteile 
bestimmt sind, andernfalls die Abgabe erhoben 
wird. — Wenn im Inland wiederhergestellte 
Waren ausgeführt werden, ist im Antrag nur 
der Reparaturwert anzugeben, bei Waren, 
die im Veredelungsverkehr herausgehen, nur 
der Veredelungswert. — Mit Rücksicht auf 
den stark schwankenden Kurs der deutschen 
Mark hat das japanische Finanzministerium 
nach Privatnachrichten anfangs März angeord- 
net, daß bei einem Wertzoll unterliegenden 
Waren aus Deutschland der Wert nach Maß- 
gabe des z. Zt. der Einfuhr auf dem japanischen 
Markt für gleichartige Waren bezahlten Preises 
f ETZ* 1920, $. 454; RGBI. 1920, S. 500. 

N en Den daß eine evtl. Ermäßigung 
der Tarifsätze, wie die „Ind. u. Hand.-Ztg.“ mitteilt, keine 
riickwirkende Kraft haben wird. . 


nr 


EN 


8. Juli 1920. 


TEE! 


536 Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heft 27. 
Z BE EN IT a 
festzusetzen sei. — Die Mitteilungen enthalten | schreiten sowohl infolge des Steigens der Valuta beteiligt. Kanada, Mexiko und Kuba erhielten 


weiter nach den Indexziffern Angaben über die 
Steigerung der Preise im Ausland, denen 
zufolge beispielsweise Amerika bei elektrotech- 
nischen Erzeugnissen auf die Dauer mit einem 
geringeren Aufschlag als 100% gegenüber dem 
Friedenspreis nicht aufkommen kann, eine VeT- 
gleichende Übersicht über dieSchwankungen 
der fremden Kurse und eine Zusammen- 
stellung der ausländischen diplomati- 
schen Missionen in Berlin. — Sodann 
wird, nach einem Vortrage von Dr. Jastrow 
die Änderung der Handelsbilanz in der 
deutschen Elektrotechnik von Januar bis 
Mai 1920 behandelt. 

Diese hatte im Frieden eine aktive Han- 
delsbilanz und 1913 eine Gesamtproduktion 
im Wert von etwa 1,25 Milliarden Goldmark; 
davon entfielen 1050 Mill. M_ auf Starkstrom 
und 200 Mill. M auf Schwachstromfabrikate. 
Es wurden für 350 Mill. M oder rd 30% der Er- 
zeugung ausgeführt, für 180 bis 200 Mill. M, 
d. s. 15%, ausländische Rohstoffe importiert; 
50% des Ausfuhrwertes verblieben als UÜber- 
schuß. Folgende Aufstellung (Preise nach New 
Yorker Notierungen) kennzeichnet den jetzigen 
schätzungsweisen Gesamtbedarf an ausländi- 
schen Rohstoffen im Vergleich mit 1913: 


U nn 


717920 

eh 1913 Teuerungs- Mill. 
Stoff in. faktor Goldmark 
Boldmurz Januar| Mai Januar | Mai 
Kupfer... 125 1,4 1,231 2170. 150 
Textilwaren 15 4,3 3,5 65 53 
Oel 3 10 2,7 2,5 27 25 
Gummi . - 8 08 | 0,7 7 6 
Sonstiges). 22 a) 2,0 66 44 
Insgesamt 180 340 | 278 


Als Bilanz für Anfang 1920 ergibt sich da- 
nach, daß bei Friedenserzeugung zum Einkauf 
ausländischer Rohstoffe für Januar 340 Mill. 
Goldmark gebraucht worden wären, bei Ver- 
iminderung der Produktion auf 55% aber nur 
180 Mill. Goldmark. Rechnet man hierzu die 
Devisen für früher z. T. inländische Rohstoffe 
und Halbzeug (Eisenerz, besonders wenn Ober- 
schlesien an Polen fällt, Dynamobleche, infolge 
Abgabe Elsaß-Lothringens, usw.) mit 50 Mill. 
Goldmark, so verbleiben 230 Mill. Goldmark, 
eine Summe, die allein den Wert des Mindest- 
bedarfs der Elektrotechnik an ausländischen 
Rohstoffen darstellt, im Januar ungefähr 20% 
der Erzeugung ausmachte und durch eine mo- 
natliche Ausfuhr im Wert von 20 Mill. Gold- 
mark gerade gedeckt wurde. Es fehlte somit 
der volkswirtschaftlieh notwendige Überschuß 
an Devisen zur Beschaffung von Lebensmitteln 
und Kleidung für Angestellte und Arbeiter, so 
daß unter Berücksichtigung dieser Forderung 
mindestens 30% der Produktion exportiert 
werden müssen. Die Bilanz war also zu Beginn 
‚des Jahres 1920 passiv. Für die Monate April 
und Mai haben steigende Ausfuhr in Goldmark 
(monatlich 50 bis 60 Mill. Goldmark) infolge 
wachsenden Exports bei zunehmender Valuta 
und fallender Weltmarktpreis, bezogen auf die 
Goldmark (für Rohstoffe um rd 20%), die 
Verhältnisse günstig verschoben. Nach der 
obigen Aufstellung bedurfte unsere Industrie 
zur Deekung der ausländischen Rohstoffe bei 
Friedensproduktion für Mai rd 280 Mill. Gold- 
mark, bei Verminderung der Erzeugung in 
diesem Monat auf 60% 170 Mill. Goldmark. 
Reehnet man wieder wie oben die Devisen, u. 
zw. im Betrage von 40 Mill. Goldmark, hinzu, so 
ergeben sich 210 Mill. Goldmark, ein Wert, der 
durch gesteigerten Export in den beiden ge- 
nannten Monaten um ein Vielfaches über- 
schritten worden ist. Die Bilanz für Mai war 
mithin vorübergehend aktiv, aber die gegen- 
wärtige Krisis weist scharf auf ein Nachlassen 
unserer Ausfuhr in den kommenden Monaten 
hin. Wegen des Sinkens der Weltmarktpreise 
für unsere Rohstoffe würden insgesamt nur 
noch 25% der Produktion ausgeführt werden 
müssen. Die Ausfuhrmenge der letzten Monate 
bedeutet eine Spitze, die auch als solche für den 
weiteren Verlauf des Jahres bewertet werden 
muß; sie erreicht fast den Friedenswert. Er- 
klärt wird diese Steigerung des Exports 
einmal durch die Möglichkeit, die alten Aus- 
landaufträge infolge der augenblicklichen inne- 
ren Geschäftsstockung erledigen zu können, und 
dann durch die Ausnutzung der Zeit bis zur 
Erhebung der sozialen Gebühr, die voll zu er- 
füllen die jetzigen Marktverhältnisse nicht zu- 
lassen. Demgegenüber sprechen für eine Ver- 
minderung der Ausfuhr in den kom- 
menden Monaten die Angleichung der In- 
land- an die Auslandpreise und deren Über- 


1) Platin, Gold, Nickel, Zinn, Blei, Lacke, Harze usw. 


als auch der Erhebung genannter Gebühr in der 
festgesetzten Höhe, ferner die verminderte 
Aufnahmefähigkeit und zunehmende Zurück- 
haltung des internationalen Marktes. Die Mit- 
teilungen besprechen im Anschluß an diese 
Ausführungen den Einfluß der Valuta auf die 
Bildung der In- und Auslandpreise in der Elek- 
trotechnik !). — Zum Schluß folgt die Satzung 
der Außenhandelsstelle. Diese hat da- 
nach den Zweck, im Rahmen der Verordnung 
über die Außenhandelskontrolle vom 20. XII. 
1919 (RGBI. 1919, $. 2128) und der hierzu er- 
lassenen Ausführungsbestimmungen den Außen- 
handel von elektrotechnischen Erzeugnissen zu 
regeln. Sie ist ein den Weisungen der Behörde 
nur insoweit, als Gesetze und Verordnungen 
es ausdrücklich bestimmen, wunterworfener 
Selbstverwaltungskörpermitdem Reichs- 
bevollmächtigten und dem Außenhan- 
delsausschuß als Organen. Letzterer besteht 
aus 16 Mitgliedern mit entsprechender Anzahl 
Stellvertreter, von denen paritätisch acht die 
Erzeuger, vier die Händler und vier die Ver- 
braucher vertreten. Aufgabe des Außenhan- 
delsausschusses ist es, Richtlinien für die Hand- 
habung _der Außenhandelskontrolle aufzu- 
stellen, den Geschäftsgang zu überwachen und 
den Reichskommissar sowie den Reichsbevoll- 
mächtigten in die Außenhandelskontrolle be- 
treffenden Fragen zu beraten. Er beschließt 
weiter über die Verwendung derjenigen Mittel, 
die nach Deckung der laufenden Verwaltungs- 
ausgaben für die weiteren Aufgaben der Außen- 
handelsstelle verfügbar sind. . 


Außenhandelsstelle für den Exporthandel. 
— In der konstituierenden Sitzung der Außen- 
handelsstelle für den Exporthandel 
(Berlin W. 35, Genthiner Straße 34) ist vom 
Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbe- 
willigungen nach der ‚Voss. Ztg.‘‘ darauf hin- 
gewiesen worden, daß der Exporthandel unter 
der bisherigen rein fachlichen Gliederung der 
Ausfuhrkontrolle sehr gelitten habe, weil es 
bei gemischtem Export und insbesondere bei 
Sammelaufträgen oft nieht möglich gewesen 
sei, die erforderlichen Ausfuhrbewilligungen 
in angemessener Zeit zu erhalten. Dadurch 
wären erhebliche Zinsverluste sowie Lager- 
kosten entstanden und viele Aufträge des 
Auslandes verlorengegangen. Während sich 
dieses bis zum Valutaumschwung stark um 
deutsche Waren bemüht hätte, habe sich das 
in letzter Zeit erheblich geändert; auf weiten 
Gebieten der Exportindustrie seien die Welt- 
marktpreise "erreicht, teilweise überschritten 
und infolge der Stockung im Absatz die Gefahr 
einer Wirtschaftskrise par worden. 
Aufgabe der Außenhandelsste le für den Ex- 
porthandel sei es, die der Außenhandelskon- 
trolle zugrunde liegenden Absichten mit den 
Bedürfnissen des deutschen Exporteurs tun- 
lichst in Einklang zu bringen und in loyaler 
Zusammenarbeit mit den fachlichen Außen- 
handelsstellen nach deren Richtlinien ihre 'Tä- 
tigkeit auszuüben. Für Einzelanträge sollen 
die gleichen Gebühren erhoben werden wie von 
jenen, für Sammelanträge 1 %. Es können 
auch Firmen zugelassen werden, die einer 
Exporteurvereinigung nicht angehören. Soweit 
elektrotechnische Erzeugnisse sich unter 
den Waren solcher Sammelanträge, befinden, 
ist die neu geschaffene Stelle bis zu einem Wert 
derselben von 
hinaus aber auf die Entscheidung der Außen- 
handelsstelle für Elektrotechnik angewiesen. 


Der Glühlampenexport der V. $. Amerika 
im Jahre 1919. — Wie für die amerikanische 
Ausfuhr von Elektromotoren, über die wir vor 
kurzem berichtet haben 2), liegen nunmehr 
auch detailliertere Angaben über den Export 
von Metallfadenlampen in 1919 nach der 
Statistik des Bureau of Domestic and Foreign 
Commerce vor. Sein Wert betrug insgesamt 
4,674 Mill. $ und im Durchschnitt je Monat 
0,389 Mill. $. Dieser Mittelwert wurde in der 
ersten Jahreshälfte ausnahmslos überschritten, 
von Mitte Juni ab aber nicht mehr erreicht. 
Das Sinken des Ausfuhrwertes von 0,578 Mill. $ 
im Januar auf 0,254 Mill. $ im November er- 
klärt „‚Eleetrical World“ ®), der wir die Ziffern 
entnehmen, mit dem kräftigen Einsetzen eng- 
lischer und französischer Lieferungen. Wie bei 
Elektromotoren entfällt auch der höchste Be- 
trag der Ausfuhr von Metallfadenlampen, u. zw. 
0,901 Mill. $, auf Kanada; ihm folgen Brasilien 
mit 0,687, Argentinien mit 0,449 und Mexiko 
mit 0,352 Mill. $. Sechs Staaten Südamerikas 
waren an der Versorgung seitens der Vereinig- 
ten Staaten mit einem höheren Wert als 
50 000 $, u. zw. insgesamt mit 1,603 Mill. $, 
d.s. 34%, der amerikanischen Gesamtausfuhr, 


h Vgl. auch „ETZ* 1920, S. 441, 
2 ER „ETZ* 1920, S. 496. 
®) Bd. 75, 1920, 8. 1341. 


„The Mining Journal‘ 
‚ Schwierigkeiten in der Da 
' Brennstoff die Erzeugung sehr nachteilig be- 


| 
i 
I 
} 
1 
| 


„mehr Metallfadenlampen aus 
portiert 


| Amerika im 


| an der Zinkgewinnung 
ı Dieser Anteil stieg 
' 607 433 tim Jahre 1917, betrug 1918 nur noch 


' strebungen einheitlich 


| täts-, Gas- und Wasserwerke. — 
 meinschaft der Arbeitgeberverbände der Elek- 
' trizitäts-; 
 lands‘“‘ und dem „Zentralverband der Maschi- 
| misten und Heizer 
| Deutschlands“ 
ı meinschaft 


zusammen. Metallfadenlampen im Wert von 
1,516 Mill. $ oder mehr als 33%. Berücksich- 
tigt man nur die Länder, die für 50 000 $ und 
der Union im- 
] haben, so kommen auf den amerikani- 
schen Kontinent 3,119 Mill. $, d. 8. 68%, auf 
Europa 0,269 Mill. $ oder 5,5% und auf Austra- 
lien und Neuseeland 0,3 Mill. $. 


Die englische Elektroindustrie in Kolum- 
bien. — Wie ein englischer Gesandtschaftsbe- 
rieht aus Bogotä besagt, verteilte sich der Han- 
del mit elektrischen Maschinen usw. in Kolum- 
bien früher auf Deutschland und die Vereinig- 
ten Staaten, während England nur in geringem 
Maße daran partizipierte. Der elektrische Im- 
port betrug dem Wert nach vor dem Kriege 
lediglich rd 0,320 Mill. $, hat sich dann aber er- 
heblich ausgedehnt und ist jetzt amerikanisches 
Monopol. Von einer größeren englischen Firma 
ist in Bogotä eine Agentur und in Barranguilla 
ein Lager errichtet worden, von dem aus die 
Republik leicht mit Material versorgt werden 
kann. Man rechnet mit einer günstigen Ent- 
wicklung, insbesondere rücksichtlieh elektri- 
scher Anlagen auf Kaffeeplantagen und in Berg- 
werken. In Glühlampen dürfte England z. Zt. 
mit Amerika indessen nicht konkurrieren 
können, und auch der Handel mit Telephonen 
ist zum erheblichen Teilin dessen Hand; gleich- 
wohl versucht eine englische Telephongesell- 
schaft in Bogotä, britische Erzeugnisse einzu- 


führen. 
Zink. — Nach dem Bericht des United 
| States Geologieal Survey waren die V. S 


ahre 1913 mit 314 502, Deutsch- 
land mit 283 113 und Belgien mit 204 220 t 
der Welt beteiligt. 
in Amerika dann bis 
446 707 und 1919:422 519 t. Die belgische 
Ausbeute ist während des Krieges stark ge- 
fallen und stellte sich 1918 lediglich auf 9245 t, 


| am 1919 indessen wieder auf 17 000 t zu wach- 
' sen. Deutschland hat 1914 und 1915 gar nichts 


geliefert, dagegen 1916 wieder- 196 500, 1917 
180 500 und 1918 236 000 t. Für 1919 fehlen . 
noch Angaben über seine Produktion. In letzte- 
rem Jahr betrug sie, soweit der Bericht An- 
gaben enthält, für Großbritannien 35 000, 
für Japan 20 000, für Kanada 11182 t. Wie 
< dazu bemerkt, haben die 
Beschaffung von Erz und 


einflußt. 
Zentralausschuß der Unternehmerver- 
bände. — Die Spitzenverbände von Handel, 


Handwerk, Gewerbe und die Orga- 

der landwirtschaftlichen Unter- 
Zusammenschluß zu einem 
Zentralausschuß der Unternehmerver- 
bände beschlossen. Durch ihn sollen die ge- 
meinsamen wirtschaftspolitischen Interessen 
der deutschen Unternehmerschaft währge: 
nommen und alle gegen sie gerichteten Be- 
abgewehrt werden. Der 
Zentralausschuß wird über die Bildung von. 
örtlichen und bezirklichen Ausschüssen gleicher 
Art und über die Durchführung der notwen-. 
digen Maßnahmen zur Erreichung der ge- 
steckten Ziele auch auf örtlicher Grundlage 


Industrie, 
nisationen 
nehmer haben ihren 


‚ die erforderlichen Richtlinien erlassen. 
5000 M. selbständig, darüber | 


Reichsarbeitsgemeinschaft für Elektrizi- 
Von der ,„‚Ge- 
Gas- und Wasserwerke Deutsch- 
sowie Berufsgenossen 
ist eine Reichsarbeitsge- 
für Elektrizitäts-, Gas- 
und Wasserwerke gegründet worden. Diese 
Körperschaften bezeichnen als Aufgaben ihres 
Zusammenarbeitens im Rahmen der Zentral- 


| arbeitsgemeinschaft die Mitwirkung bei der 
' Kohlenbeschaffung_ für, die vertretenen In- 
 dustriegruppen und bei 
| sehaftlichster Ausnutzung der 


der Erreichung wirt- 
in der Kohle 
enthaltenen’ Energie, ferner das Hinwirken auf 


| die fachlich richtige Lösung der allgemeinen ge- 


setzlichen Bestimmungen über die genannten 
Industriezweige, in sozialer Hinsicht das Er- 


| reiehen der größten Wirtschaftlichkeit durch 
' weiteren Zusammenschluß der Elektrizitäts- 
, unternehmungen 


! 2 und den Ausgleich etwa 
widerstreitender Interessen, endlich ein aus- 


| gleichendes Wirken bei den bezirklichen Fest- 


setzungen der Lohn- und Arbeitsbedingungen. 


Entsprechend dem fachlichen Aufbau der 


| Reichsarbeitsgemeinschaft soll auch weiter die 


fachliche Regelung dieser Fragen das Ziel blei- 
ben. Als vorläufige Geschäftsstelle ist die der - 
Gemeinschaft .der Arbeitgeberverbände der 
Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerke (Berlin, 
Wilhelmstr. 37) bestimmt worden. 


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. Anschlusses in 


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8. Juli 1920, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1926. Heft 27. u 


537 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 
Sachen an den Elektrotechnischen Verein sind an die 


chäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9820, zu richten) 


Monteur-Fortbildungskurse. 


S Der Elektrotechnische Verein veranstaltet 
im kommenden Winter wieder Monteur-Fort- 
ildungskurse, u.zw. einen Sonntagskursus von 
9 bis I Uhr, beginnend am 10. Oktober, und 
einen Wochentagskursus, Mittwoch und Sonn- 
abend nachmittags von 5 bis 7 Uhr, beginnend 
am 13. Oktober. Der Unterricht findet in der 
. Klasse IV der I. Städtischen Handwerker- 
schule, Berlin, Lindenstraße 97, statt. Nähere 
Angaben versendet auf Wunsch die Geschäfts- 
stelle des Technischen Vorlesungswesens 
Groß Berlin, Berlin NW 7, Sommerstraße 4a. 


Elektrotechnischer Verein E.V- 


Im Auftrage des Vorstandes 
Strecker. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 
Ferhspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 Si 9306, 2 


Betrifft? Kommission für Elektrizitätszähler. 


.., Die Kommission für Elektrizitätszähler 
gibt nachstehend den Entwurf zu Normen für 
Elektrizitätszähler bekannt. Die Anregung 
zu dieser Arbeit erfolgte durch die Veröffent. 
lichung des Herrn Direktors Ely (Mitteilungen 
der De nipung der Elektrizitätswerke 1919, 
Nr. 24]). ie Vorarbeiten wurden durch die 
dem Zentralverbande der Deutschen elektro. 
technischen Industrie angehörigen Zähler- 
firmen geleistet. 

Mitglieder der Kommission sowie Mit- 
arbeiter waren die Herren Adler, Dettmar, 
Ely, Germershausen, Gottschalk, Heilbronn, 
Lesser, Möllinger, Molly, Orlich, Passavant 
(Vorsitzender), Schering, Schmidt, Schwarz, 
Singer, Strelow, Thies, Unbehauen, Warrel- 
mann. 

‚Es ist in Aussicht genommen, die Normen 
nach Annahme durch die J ahresversammlung 
am 1. I. 1921 in Kraft treten zu lassen. 

Vorschläge zu Änderungen werden bis 
zum 20. VII. 1920 an unsere Geschäftsstelle, 
Berlin W 57, Potsdamer Str. 68, erbeten. 


. Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
Dr.=ng. G. Dettmar. 


Entwurf zu Normen für Elektrizitätszähler. 


l. Stromstärken. 


„ „Als normale Nennstromstärken für Elek- 
trizitätszähler gelten‘: 


1,5, web 100150207 30;7,.50, 100; 
150, 200, 300, 500, 1000, 1 500, 2000, 
3000, 5000, 10000 A 


Die Nennstromstärke kann gelegentlich 
— bis zu 2 Stunden — um 50 %, bis zu 1 Minute 
um 100% überschritten werden, ohne daß 
der Zähler Schaden leidet. Zähler bis ein- 
s dauernd um 100% 
überlastet werden können. : 


2. Gewinde. . 
. Es_ wird empfohlen, bis zur Festlegung 
eines deutschen Einheitsgewindes das me. 
trische Gewinde (8.J.-Gewinde) zu verwenden. 


3. Anschlußklemmen. 


- Anschlußklemmen für Elektrizitätszähler 
werden aus Messing hergestellt!) Als Normal- 
Anschlußklemme von. 1,5 bis 30 A gilt eine 
Klemme, welche gerade Leitungen bis zu 
25 mm? Querschnitt einzuführen gestattet. 
Die Bohrung bzw. Öffnung für die Einführung 
der Leitung beträgt 6 mm. Jede Leitung wird 
mittels zweier Druckschrauben mit 5 mm-Ge- 
winde befestigt. Bei »Verwendung von nur je 
‚einer Druckschraube erfolgt die Sicherung des 

\ anderer Weise. 
Die Spannungsklemmen erhalten Schrau- 
en mit 3 mm-Gewinde. Für die Klemmen 
gelten allgemein folgende Regeln: 


„Zwei nebeneinanderliegende, nicht durch 


einen Isolationssteg getrennte Klemmen. 


haben die gleiche Polarität. 

Die zu diesem Pol gehörige Spannungs- 
klemme liegt neben oder zwischen ihren 
. Stromklemmen. 


- 


& i) Bis auf weiteres können Ersatzstoffe hierfür ver- 
wendet werden. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Für den Hauptstrom ist die Einführungs- 
klemme — von vorn gesehen — stets von 
links die erste, die Ausführungsklemme 
die zweite.“ (Bei der Schaltung 1b um- 
gekehrt.) 

Für größere Schaltanlagen können die 
Klemmen und Anschlußpunkte im Schalt- 
bild bezeichnet werden; es sind dann die 
Klemmen mit arabischen Zahlen von links 
nach rechts, mit 1 anfangend, fortlaufend zu 
versehen. 

Die Klemmen selbst werden nicht be- 
zeichnet. 


4. Klemmendeckel (für Stromstärken bis 
30 A). 


Als Klemmendeckel gelten: 

a) einfacher Klemmendeckel, Ab- 
deckung der Klemme; 

b) verlängerter Klemmendeckel, welcher mit 
der Auflagefläche des Zählers abschließt, 
zur Abdeckung der Anschlußleitungen. 
Die Befestigung des Klemmendeckels er- 

folgt durch plombierbare Schrauben oder 

Muttern mit 5 mm -Gewinde. Für den ver- 

längerten Klemmendeckel wird als Abstand 

von der unteren Klemmenkante bis zum unte- 
ie a ur elräng das Maß 30 mm fest- 
gelegt. 


nur zur 


5. Zählerkappe. 

Die Befestigung der Zählerkappe erfolgt 
durch plombierbare Schrauben mit 5 mm- 
Gewinde. 

Die Zählerklappe trägt ein Schild, welches 
ohne Entfernung der Plomben nicht ausge- 
wechselt werden kann. 


6. Aufschriften. 


Die Grundplatte ist mit der Fabriknummer 
zu versehen. Das Schild auf der Zählerkappe 
erhält nachstehende Angaben: Ableseeinheit 
(Kilowattstunden), Art und Form des Zählers,- 
Systemnumnmer, Betriebsspannung, Nenn- 
stromstärke, Frequenz, Fabrikationsnummer, 
Zahl der Ankerumdrehungen für 1 Kilowatt- 
stunde und Name sowie Wohnort des Her- 
stellers oder ein Ursprungszeichen. 


Beispiel eines Schildes: 


Kilowattstunden Be 
Wechselstromzähler Form W 21] 


220 V., 3 A.,. 50 ww Nr. 123450 
5000 Ankerumdr. = 1 Kilowattsunde 


Das Wort ‚Kilowattstunde‘ ist unver- 
kürzt anzugeben. Das Schild auf der Zähler- 
kappe kann außerdemeinen Eigentumsvermerk, 
den Namen oder das Warenzeichen des Be- 
stellers, sowie die Werknummer tragen, z. B. 


Eigentum des Städt. El. Werkes 
Hannover Nr. 20412. 


7. Ankerdrehrichtung. 
Für Motorzähler gilt als Drehrichtung des 
Ankers von vorn gesehen: ‚„‚Rechtslauf‘‘. Die 
Drehrichtung wird durch einen Pfeil angegeben. 


8. Schaltungen. 
- Als Normalschaltungen für Elektrizitäts- 
zähler bis 30 A gelten die Schaltbilder Abb. la 
bis Ik. 
Es wird verwendet Schaltbild: 
la für Gleichstrom-Amperestundenzähler im 
+ Leiter, 
1b Gleichstrom-Amperestundenzähler im 
— Leiter, 
le 
ld 


für 


für Wattstunden-Zweileiterzähler, 
für Wattstunden-Zweileiterzähler 
lagen ohne geerdeten Nulleiter, 


in An- 


le. für Wattstunden-Dreileiterzähler (Außen- 
leiteranschluß), 

If für Wattstunden-Dreileiterzähler (Null- 
leiteranschluß), 


lg für Drehstromzähler ohne Nulleiter, 
für Zweiphasenzähler mit Nulleiter, 
für Drehstromzähler mit Nulleiter, 
für Drehstrom-Hochspannungszähler. 


Gewinde gewählt. 


s nummerierte Schaltbild wird im 
Klemmendeckel des betreffenden Zählers an- 
geordnet. Die Schaltbilder Nr. la u. b werden 
gleichzeitig mitgegeben. 

Der äußere Anschluß des Spannungskreises 
der Schaltungen Nr. Ic, f, g, h, i kann an- 
statt durch zwei Drähte auch durch einen 
Draht vorgenommen werden. 

Die Schaltung 1d gilt nur für Aus- 
nahmefälle. In Zweileiteranlagen ohne geerde- 
ten Nulleiter könnte bei Verwendung der 
Schaltung le durch die Erdung der durch 
die Hauptstromspule führenden Hauptleitung 
vor und hinter dem Zähler dieser betrugsweise 
kurzgeschlossen werden. Bei der Schaltung 
ld ist dies nur zur Hälfte möglich. R 


Nr. 9. Drehfeld. 


Die drei Hauptleitungen eines Drehstrom- 
netzes werden mit R, 8, T bezeichnet, die dies- 
bezüglichen Hauptspannungen mit R—8,S— T 
und T—R. Die Kontrolle des Anschlusses von 
Drehstromzählern in bezug auf das Drehfeld 
seiner Eichung erfolgt in der Weise, daß die 
Spannung R—S der Spannung S— T um 120°, 
und der Spannung T—R um 240° voreilt. 


Nr. 10. Zähleraufhängung. 


Für die einheitliche Aufhängung aller 
z. Zt. marktfähigen Einphasen-Wechselstrom- 
zähler und Gleichstrom-Amperestundenzähler 
gelten die Entfernungen 80 und 140 mm. 

Für die Befestigung dieser Zähler kommen 
drei gleiche, drehbare Zwischenstücke mit 5mm 
Gewindebohrungen oder eine obere und eine 
untere Zusatzschiene zur Anwendung. 

Für neue Modelle der genannten Strom- 
arten kommen außer den Maßen 80 und 140 mm 
die Entfernungen 120 und 160 mm in Betracht. 

Als eine Normalzählertafel — ohne 
Anschlußklemmen und Sicherungen — für Ein- 
phasen-Wechselstrom- sowie Gleichstrom-Am- 
perestundenzähler gilt die Größe 200 x 300 mm 
mit den angegebenen Bohrungen und Durch- 
lässen für die Anschlußleitungen (Abb. 2)!) 
Erläuterungen zu den Normen für 

Elektrizitätszähler. 
Von W. Strelow, Berlin-Friedenau. 


Zu 1. Stromstärken. Für elektrische 
Schalter und Apparate gelten nach den Nor- 
malien des VDE die Abstufungen 4, 6, 10, 25, 
60, 100 A. 4 

Für Elektrizitätszähler wird allgemein 
eine größere Unterteilung verlangt, ferner die 
Berücksichtigung, der Größen, welche seit 
langen Jahren bei den Elektrizitätswerken ein- 

eführt sind. Insbesondere mußten die Größen 
E und 5 A beibehalten werden, da diese für 
Betriebsspannungen von 220 und 120 V die 
gleichen Belastungsverhältnisse und unter Zu- 
grundelegung einer vorübergehenden Über- 
lastung zum Gebrauch in Anlagen bis zul1kW 
Anschlußwert.dienen. Die Größe 1,5 A mußte 
mit Rücksicht auf die Verwendung von Am- 
perestundenzählern in kleinen Gleichstrom- 
anlagen beibehalten werden. Für Wechsel- 
stromanlagen 220 V kann als kleinste Form 
3 A, für 120 V 5 A vorgeschlagen werden. 
Die Stromstärken 5, 10, 15, 20, 30 A dienen 
gleichzeitig zur Verwendung normaler Meß- 
transformatoren mit Zählern. Die UÜberlast- 
barkeit der Zähler bis einschließlich 3 A um 
100%, läßt die allgemeine Verwendung von 
6-A-Sicherungspatronen als kleinste Größe 
in. 1-kW-Anlagen zu. 

_ Die Stromstufen 7 bzw. 7,5 A wurden 
nicht aufgenommen, da ein Bedürfnis dafür 
nicht vorliegt. 

Nach den neuen englischen Zählernormen 
sind in England die Zähler in 2,5, 5, 10, 20, 
40, 50 A unterteilt. Eine Anpassung an diese 
Normalien war nicht wünschenswert, da die 
Größen 2,5 und 40 A in der deutschen In- 
dustrie bereits seit langem als 3 und 30 A 
hergestellt werden. 

Zu 2. Gewinde. Da die deutsche elektro- 
technische Industrie ein Einheitsgewinde bisher 
nicht besitzt, kann nur dasjenige Gewinde 
empfohlen werden, welches voraussichtlich 
dem Einheitsgewinde am nächsten steht. 


Zu 3. Anschlußklemmen. In Zukunft 
sollen einfache Hausanschlußanlagen nur hinter 
dem Zähler gesichert werden. Dies bedingt 
die gleiche Querschnittsverlegung von der 
Steigeleitung zur Anschlußklemme des Zählers. 
Aus diesem Grunde wurden die Bohrungen der 
Anschlußklemmen für 25 mm?-Leitungen = 
6mm Durchmesser festgelegt und für die 
Druck- oder Befestigungsschrauben 5 mm- 
Es ist nicht unbedingt er- 


1) Für die Zählertafe] wird später durch den Normen- 
ausschuß der Deutschen Industrie ein Normenblatt als 


_ Fachnorm des Verbandes Deutscher Elektrotechniker 


538 


ee 


Abb. 1b. 


= 


Abb. 1c. 


Ben ee] Ei 


Abb. 1d. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


i | 1 


1920. 


Abb. 1f. 


Abl. ig. 


Abb. Ih. 


Heft 27. 


8. Juli 1920. 


300 m 


200% 
R Br ; 
1 a] | Linie AB bedeutet die Unlertante der Zahleranschußklemme 
1) MEETIER e . : 
EEEESETCHEIT 75 GSChanH u 0 des verlang. Klemmendeckels 
Abb. 1e. Abb. 1i. Abb. 2. 
men entspricht den: heute üblichen Schal- | nischen Forderungen, die Drehstromschal 
tungen. tungen, insbesondere für Hochspannung, be- 
e 1 rast: rücksichtigen auch die diesberaglichen 
Zu4. Klemmendeckel. Die Festlegung en Ro: : 
des Zwischenraumes von der Anschlußklemme Ns t Sn re "g er 
| bis zum verlängerten Klemmendeckelrand ge- lei Do a dw Sr , a He 
stattet in Zukunft die Verwendung der gleichen Era di Se % & ”: Sch ee a 
Zähleraufhängung und Anschlußleitungen beim 8 1 39 h En derer ik ars ir en \ 
Austausch von Zählern verschiedener Fabri- stellt sich in der Fabrikation, teurer, da S16 
X Kate! in der Regel eine Sonderanfertigung bedeutet. 
lo 5 . Es ist in Aussicht genommen, weitere Zähler- 
! . Zu 5. Zählerkappe. Durch die allge- | schaltungen — auch in Verbindung mit Meß- 
iu meine Anordnung eines Äufschriftsschildes auf | wandlern — zu veröffentlichen. 
! DEE Bu ih Be Zu 9. Drehfeld. Die eindeutige Fest- 
R— schriften und Bezeichnungen auf dem Zilier- | Jjogung des Drehfeldes für die Eichung von 


Abk. 1k. 


forderlich, Büchsenklemmen mit je 2 Druck- 
schrauben zu verwenden, eine gleichwertige 
Anschlußart mit einer Schraube und ont- 
sprechender Sicherung ist zulässig. Als Vor- 
aussetzung gilt jedoch die Einführung eines 
geraden Leiters, also ohne Kabelschuh oder 


Öse. Die Anordnung der einzelnen Klem- 


RECHTSPFLEGE. 


Gebührenerhöhung des deutschen Patentamtes. 


Am 23. VI. 1920 istein neues Gesetz über 
die patentamtlichen Gebühren in Kraft 
gesetzt worden. Während das Patentamt in 
Friedenszeiten mit einem Überschuß von meh- 
reren Millionen arbeitete, hat sich auch bei 
dieser Behörde ein sehr erhebliches Defizit in- 
folge der Umwälzung eingestellt. 

I. Patente. Da die Jahresgebühren für 
deutsche Patente bereits außerordentlich hoch 
sind, hat man von einer Erhöhung dieser Ge- 
bühren Abstand genommen mit Ausnahme 
der ersten Jahresgebühr. Diese ist von 30 auf 
80 M heraufgesetzt worden. Von der Erhebung 
einer besonderen Erteilungsgebühr, die noch 
geplant war, hat man abgesehen. Der Zu- 


blatt des Zählwerks in Fortfall. 


Zu 6. Aufschriften. Die Zählergrund- 
platte ist — innen oder außen — lediglich mit 
der Fabriknummer zu versehen. Aus fabrika- 
tionstechnischen Gründen mußte von weiteren 
Bezeichnungen der Grundplatte, wie Ampere 
und Volt, abgesehen werden. : 

Um die Bezeichnung „kWh“ für Kilo- 
wattstunde auf dem Aufschriftsschild zu ver- 
meiden, ist dieses Wort unverkürzt anzugeben. 
Die Angaben des Aufschriftsschildes ent- 
sprechen den Vorschriften . der Physikalisch- 
Technischen Reichsanstalt. 


Zu 8. Schaltungen. Die Schaltungen 
erfüllen alle betriebs- und fabrikationstech- 


Zahlungen der Jahres- 
gebühren ist verdoppelt worden und beträgt 
nunmehr 20 M. ie Anmeldegebühr, die 
schon in Friedenszeiten die Unkosten der Vor- 
prüfung bei weitem nicht deckte, ist ebenfalls 
auf 80 M heraufgesetzt worden. Beide Ge- 
bühren, insbesondere aber diejenige für die 
Anmeldung sind reichlich hoch gegriffen; ein 
Betrag von 50M für letztere wäre angemessen 
gewesen. 

Mit der Erhöhung der Kosten für die Be- 
schwerde von 20 auf 50 M kann man sich ohne 
weiteres einverstanden erklären. Ebenso er- 
scheint die Erhöhung der Gebühr für eine 
Nichtigkeitsklage oder für den Antrag auf Fr- 
teilung einer Zwangslizenz von 50 auf 300 M 
gerechtfertigt. 

Für Einsprüche, 


schlag für verspätete 


die bisher kostenfrei 


“waren, muß eine Gebühr von 50 M entrichtet 


werden. Wenn auch das Einspruchsverfahren 


| 


Drehstromzählern war sowohl 
schluß als auch für die Kontrolle, insbeson- 
dere von Hochspannungszählern, erforder- 
lich. Im allgemeinen zeigen Niederspan- 
nungs-Drehstromzähler für kleinere ‚Strom- 
stärken auch ohne Rücksicht auf das Dreh- 
feld beim Anschluß keine unzulässigen Ab- 
weichungen. 

Zu 10. Zähleraufhängung. Die An- 
gabe einer Normalzählertafel bezweckt die 
Zusammenfassung der Aufhängepunkte für 
die jetzt verwendeten Zähler sowie für neue 
Formen, unter Beruc SICHREBEE der normali- 
sierten Anschlußklemme und des verlängerten 
Klemmendeckels hierzu. 


eine. Unterstützung und Ergänzung des amt- 
lichen Prüfungsverfahrens darstellen soll, er- 
scheint doch die Erhebung einer Gebühr für 
jeden Einspruch begründet. Der Einsprechende 
wird stets ein erhebliches Interesse daran 
haben, daß die von ihm ‚angegriffene Anmel- 
dung nicht zur Erteilung führt. In dem Be- 


schluß über den Einspruch kann das Patent- 


amt nach freiem Ermessen einem Beteiligten 
im Falle des Unterliegens die Kosten des Ver- 
fahrens ganz oder teilweise auferlegen. 
Ebenso ist eine Gebühr für die Berufung 
gegen die Entscheidungen der Nichtigkeits- 
abteilung vorgesehen, sie beträgt 500 


Auch diese Gebühr erscheint im Hinblick auf 


die meist recht erhebliche Arbeitslast, die dem 
Reichsgericht durch jede Berufung erwächst, 
gerechtfertigt. 

. II. Gebrauchsmuster. Die Gebühr für 
die Anmeldung, die auch die Schutzgebühr für 


für den An- 


De 


ee re re 3 


« 


8. Juli 1920. 


die ersten drei Jahre umfaßt, ist von 15 auf 
60 M ernöht worden. Auch diese Summe er- 
scheint reichlich hoch, die Verlängerungsge- 
bübr für das 4. bis 6. Jahr dagegen mit dem 
Betrag von 150 M angemessen. kbenso ist es 
gerecutfertigt, wenn ın dem Falle, wo das 
Gebrauchsmuster nicht zur Eintragung führt, 
nur die Hälfte der Anıneldegebühr und nicht, 
Bi, bisher, die Gesamtsumme zurückgezahlt 
wird. 


Ill. Warenzeichen. Die Anmeldege- 
bühr ıst von 30 auf 100 M und die Verlänge- 
ıungsgebühr von 10 auf 100 M hinaufgesetzt 
worden. lm Hinblick auf den Wert, den ein 
Warenzeichen im allgemeinen darstellt, er- 
scheint diese Gebühr ııchtig bemessen. 


IV. Allgemeines. Während das Patent- 
amt bisher für eine Reihe von Leistungen 
keinerlei Kosten berechnete, werden nunmehr 
tür einen Antrag auf Wiedereinsetzung 20 M 
und für Änderungen der Person des Schutz- 
ınhabers ebenfalls 20 M, tür andere Ände- 
rungen ın der Kolle 10 M berechnet. Bezieht 
Sich dıe Kollenanderung auf mehrere in einem 
Antrag auigeiührte Scuutzrechte, so wird für 
Jedes weitere Schutzrecht nur eine Gebühr 
von 5 M berechnet. Der Antrag darf sich aber 
auf nicht mehr als 6 Schutzreente beziehen. 


Es werden ferner für die Ausfertigung 
jedes weiteren Exemplars einer Urkunde lv M, 
zur einen kollenauszug ebentalls 10 M, für die 
Ausiertigung eines Prıoritätsbelags 20 M und 
tür sonsuge Bescheinigungen 10 M berechnet. 
Auch diese Gebühren sınd durchaus gerecht- 
tertigt, da dem Patentamt durch dıe vor- 
stehend genannten Anträge eine erhebliche 
Arbeıtslast erwächst, die bısher, von Schreib- 
gebühren abgesehen, unentgeltlich geleistet 
wurde. Patentanwalt Geisler. 


Das Ausbessern, Ergänzen oder Erneuern 
Patentierter Gegenstanue durch den krwerber. 


In den „‚Mitt.d. Vereinig.d. El.-W.“ (Bd. 19, 
1920, 5. 86) behandelt Assessor Dr. Müller, 
Essen, die Frage, ob der Erwerber paten- 
vierter Gegenstände diese ohne Pa- 
tentverletzung selbst ausbessern, er- 
gänzen oder erneuern könne. Dr: 
Müller kommt im wesentlichen zu dem kır- 
gebnis, daß alle, auch wesentliche Teile eines 
patentierten Gegenstandes, von dem Kr- 
werber oder seinem beauftragten eıneuert 
werden können, sofern nicht gerade diese 
teile besonders geschützt sind. Als Beispiel 
ist S. 88 eın Wanderrost angeführt, dessen 
Koststäbe nach Ansicht Dr. Müllers ohne 
weiteres durch 'neue ersetzt werden dürfen, 
sofern nicht gerade dıe Stäbe Gegenstand eines 
besonderen Fatentes sind. 

Die von Dr. Müller vertretene Auffassung 
ist nıcht zutreifend. Der Patentinhaber wird 
seinem Abnehmer die laufenden, kleineren 1n- 
standhaltungsarbeiten weder verbieten kön- 
nen noch verbieten wollen, weil er an die- 
sen Arbeiten im allgemeinen kein Interesse 
hat. - Sobald es sich aber um die krneuerung 
wesentlicher leile handelt — gleichgültig 
ob sie besonders geschützt sind oder nicht —, 
kann der Patentinhaber verlangen, daß diese 
Teile von ihm bezogen werden. Der Patent- 

- inhaber rechnet beı der Lieferung einer Vor- 
_ Ziehtung oder einer Anlage mit dem üblichen 
„Verschleiß der ganzen Vorrichtung oder von 
_ bestimmten Teilen und mit deren kurneuerung. 
_ Der Abnehmer könnte die Lebensdauer des 
erworbenen Gegenstandes beliebig verlängern, 
wenn zufällig are besondeıs geschützten 'Leile 
(die vielleicht keiner oder sehr geringer Ab- 
nutzung unterliegen) ungewöhnlich lange 
halten, indem er die nicht geschützten 'leule 
_ mach und nach erneuert. Dem Patentinhaber 
würde auf diese Weise ein erheblicher Gewinn 
_ entgehen, aut den er bei der Kalkulation der 
gelieferten Vorrichtung gerechnet hat. Wenn 
beispielsweise bei einem Wanderrost eine be- 
sondere Verbindung der Roststäbe geschützt 
ist, so wird der Patentinhaber trotzdem darauf 
_ rechnen, bei einer Ausbesserung des Rostes 
nicht nur die Verbindungsteile, sondern auch 
die Stäbe selbst zu liefern. f 
Aber noch von einem anderen Gesichts- 
punkt aus erscheint der Ersatz wesentlicher 
Teile eines patentierten Gegenstandes durch 
den Erwerber unzulässig. ber Patentinhaber 
ist nicht nur allein berechtigt, den Gegen- 
‚stand der Erfindung herzustellen, sondern ıhm 
steht auch das ausschließliche Recht des ge- 
 werbsmäßigen Gebrauches zu. Der Patent- 
inhaber gestattet seinem Abnehmer still- 
schweigend den Gebrauch der gelieferten Vor- 
zichtung, aber auch nur dieser Vorrichtung. 
tzneuert der Abnehmer wesentliche Teile im 
Laufe der Zeit, so daß eine Vorrichtung ent- 
steht, die mit dem gelieferten Gegenstand als 
‚identisch nicht mehr zu betrachten ist, so 
kann man von dem Patentinhaber nicht ver- 
langen, daß er die stillschweigende Benutzungs- 


; 


E Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 27. 


erlaubnis auch noch auf 
De HL, 

: a zu dieser Frage erundle ende, gericht- 
liche Entscheidungen Koh nich ren 
und da die Parteien leicht in Meinungsver- 
schiedenheiten darüber geraten können, ob 
ein bestimmter Teil einer Vorrichtung wesent- 
lich oder unwesentlich ist, so ist die Anregung 
von Dr. Müller, bei Lieferung patentierter 
Gegenstände die Erlaubnis zur Vornahme von 
Erneuerungen durch den Erwerber von vorn 
herein zu erwirken, namentlich unter den hen- 
tigen Verhältnissen sehr beachtenswert. 

Patentanwalt Dr. Wan gemann. 


diese Ersatzvorrich- 


PERSÖNLICHES, 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Hochschulnachrichten. — Dr. E. Riesen- 
feld, bisher a. o. Professor an der Universität 
Freiburg, wurde zum Abteilungsvorsteher an 
das Physikalisch-Cnemische Institut der Uni- 
versität Berlin berufen. — Dem Privatdo- 
zenten für  Pnysik an der Universität Wien 
(jetzt in Jena), Dr. E. Schröder, und dem 
Privatdozenten für Cnemie u. Elektrochemie 
an der Technischen Hochschule Karlsrune, 
Dr. A. Reis, wurde der Professorentitel ver. 
liehen. — A. Righi, Professor an der Univer- 
sität Bologna, und Dr. F. Richarz, Professor 
der Physık an der Universität Marburg, sind 
gestorben. — K. F. v. Siemens ist zum Mit- 
glied des Kuratoriums der Physikalisch- 
Technischen Reichsanstalt berufen worden. — 
Bauinspektor Dr.-Ing. Gaber in Heidelberg 
hat für das Sommersemester 1920/21 einen 
Lehrauftrag für eine Vorlesung über ‚„Wissen- 


‚schaftliche Betriebsführung erhalten. 


Auszeichnungen. — Zu Ehrenmitgliedern 
der Deutschen Physikalischen Gesellschatt 
wurden ermannt: der kuntdecker der Köntgen- 
strahlen, Prof. Dr. Röntgen, München, der 
Leiter des Physikalischen Laboratoriums der 
Berliner Sternwarte und Entdecker der sogen. 
Kanalstrahlen, Prof. Dr. Goldstein, und der 
langjährige Redakteur der literarischen Unter- 
nehinungen der Gesellschaft, Prof. Dr. Scheel, 
Mitglied der Physikalisch-Technischen Reichs- 
anstalt. - 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


Durchhänge bei Freileitungen. 


Im Nachtrag zu dem auf S. 311 der „ETZ“ 
1920 erschienenen Autsatz von GkOTHE über 
„Durchhänge von Freileitungen‘“, worin eine 
wertvolle Zusammenstellung der für die Durch- 
hangsberechnung in Frage kommenden Kon- 
stantwerte gegeben wird, sei hier auf die An- 
wendung der Methode der Fluchtlinientateln 
für solche umfangreiche Rechnungen hinge- 
wiesen. Eine sehr elegante Kechentafel nat 
Dr=Sng. Seefehlner in „Elektrotechn. u. Ma- 
schinenb.‘“ 1919, Nr. 52, gegeben, die leider 
für den praktischen Gebrauch für die meisten 
Leser zu schwierig und zeitraubend zu kon- 
struieren ist. Hıer soll eine ganz einfache 
Fluchtlinientafel (‚‚Teiltafel‘“ vgı. Aufsatz des 
Verfassers in den „BBC-Mitteilungen‘“, Mann- 
heim, Ed. 6, 1919, 5. 254), die sich jeder für 
den Gebrauch selbst konstruieren kann, zur 
Lösung der Gleichung dritten Grades bei der 
Durchnangsberechnung angegeben weıden. 


‚Zweckmäßig geht man hier, um einen gerin- 


gen Bereich zu erhalten, von der spezifischen 
Beanspruchung o aus, wofür sich die allgemeine 
Gleichung in die ebenfalls viel gebräuchliche 
Form bringen läßt: 


© 

7 -0-4A=0. 

C und A sind hierbei leicht zu bereehnende 
Konstanten. Der Zusammenhang mit der in 
der vorerwähnten Arbeit gegebenen Gleichung 
ergibt sicb ohne weiteres aus der Beziehung: 


a. 
ag E 


Die Rechentafel ist eine Teiltafel; ver- 
binden wir 2 Punkte der Außenskalen mit 
einem (am besten durchsichtigen) Lineal, so 
verhalten sich die Abschnitte der Außen- 
skalen wie die entsprechenden Abschnitte 
auf der inneren Teilskala. Die erste Skala 


"trägt die Werte CO, die Teilskala dividiert 


durch o°® und in der dritten Skala erhalten 
wir nach der Gleichung o+4A. Den Wert A 
nehmen wir in den, Zirkel, stechen den be- 
rechnenden Zahlenwert © mit einer Nadel- 


539 


spitze an und legen von hier ein Lineal über 
die Mittelskala zur äußeren Skala, bis wir 
unter Abzug der im Stechzirkel eingestellten 
Strecke A gleiche Werte auf den Skalen 2 u. 3 
erhalten; dieser Wert ist die gesuchte Lösung. 
Durch verschiedene Teilungen auf den Skalen 
kann die Tafel für beliebige Bereiche benutzt 
werden. In der Abbildung gehören rechte und 


[7] 


3000 1200 
5_ 
17100 
2500 41000 10 
900 
75 
2000 800 
G+A 
“ 20 
L 
a 
25- 
1500 600 
500 30 
1000 400 
IN 
300 
4o- 
5004200 / 
/ 
% 
£ 
45 
0% 
ta, 50 


Abb. 1. 


linke Teilung der beiden Außenskalen ent- 
sprechend zusammen; die untere Teilung der 
Mittelskala ist in Verbindung mit zehnfach 
verkleinerten Werten der ersten Skala zu 
verwenden. 3 

Zur Konstruktion der Tafel soll noch be- 
merkt werden, daß die Teilung der beiden 
Außenskalen linear ist, während die Teilung 
der Mittelskala sich aus der Beziehung 0: 0°= 
(o-+4A) ohne weiteres ergibt. Der Wert 1000 
der ersten Skala, mit 10 der dritten Skala 
verbunden, gibt aufder Mittelskalay 100=10. 
Wir tragen zunächst auf der ersten„ Skala in 
demselben Maßstab die Quadrate z. B. der 
Zahlen 7, 8, 9, u. 11 ab und erhalten auf der 
Teiltafel die Werte 7, 8, 9 u. 11 durch Verbin- 
dung mit dem Wert 10 auf der dritten Skala. 
Entsprechend ist die ganze Teilung der Teil- 
skala in kurzer Zeit herzustellen. 

Die Tafel kann in veränderter Form zur 
Lösung beliebiger Gleichungen dritten Grades 
dienen, da wir jede derartige Gleichung in die 
vorliegende. Form umwandeln können. Sie 
ist auch ohne weiteres zur graphischen Lösung 
der Gleichung für die Holzmastbereehnung 
©—px—q=0O (vergl. „Elektrotechn. und Ma- 


. schinenb.‘‘ 1919, Nr. 40) verwendbar und hat 
- gegen die an der vorerwähnten Stelle ange- 


gebene graphische Methode den unbedingten 
Vorzug größerer Genauigekit und bedeutend 
leichterer Anwendbarkeit. 
Heidelberg, 12. V. 1920. 
Dipl.-Ing. Heinrich O tt. 


Beton und elektrischer Unfall. 


Zu dem in der „ETZ‘ 1920, 8. 379, er- 
schienenen Bericht über meine Arbeit be- 
merke ich folgendes: 

Es ist dem Referenten zuzustimmen, 
daß ‚unter Berücksichtigung der Auflege- 
flächen eines warmen, dunstfeuchten Fußes 
Kerege niedrigerer Widerstandswert zustande- 
kommt, und daß dann, schon bei den Grenz- 
werten der normalen Niederspannung Lebens- 
gefahr besteht, daß, ferner bei einer solchen 
Anordnung die gefährliche Stromstärke von 
20 mA überschritten würde...‘ 

Dazu ist nur zu bemerken, daß die Be- 
deutung der Elektrodengröße, besser der Ver- 
suchsanordnung, ferner der Einfluß, der Strom- 
stärke, kurz der vom Referenten vorgebrachte 
Ideengang über Ursächlichkeit von elek- 
trischem Trauma und Tod nicht die,Pro- 
blemstellung meiner Veröffentlichung 
war. Wohl habe ich die Betonprüfungen 
ursprünglich zu dem Zwecke unternommen, um 
zur Autklärung der erwähnten Frage einen 
Anhaltspunkt zu gewinnen, habe aber über die 


N 


8. Juli 1920. 


540 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heät 27. 

: EEE IE BE a ee u. 
betreffenden Versuchsergebnisse ebenso ge- LITERATUR. 
schwiegen, wie über die Krankengeschichte Metall 2. VII. 29. VI. 
des Überlebenden und a ee Eines Je 
des 2. Verunglückten, welches eine neue Be- | ingänge. $ 
stätigung der von mir vertretenen Anschauung | (Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) er a a 
vom elektrischen Scheintod war. z Ben Rotlerdam ’ 1597 1590 

In meiner in „Beton und ae ver- Bücher. } ’ EUER 
öffentlichten Arbeit wollte ieh nichts anderes, | Technische Thermodynamik. Von Prof. Dipl- | R Ir: 

RER = es a $ ; - = affinadekupfer 99/99,3', 1050 1025—1050 
als die bei der Messung nicht vorausgesehenen ng. W. Scehüle. 3. erw. Aufl. der „Technischen a Ih 450 495—450 
Befunde in ihrer rein zahlenmäßigen ‚Größe Wärmetechnik“. Bd. II. Höhere Thermodynamik | Originalhüttenrohzink, 

— vollkommen losgelöst"von ihrer Beziehung mit Einschluß der chemischen Zustandsänderun- Preigim freien. Verkehr: . 575 540-550 
zur Elektropathologie ve mitteilen: ein und gen nebst ausgewählten Abschnitten aus dem Ge- | Piattenzink emo) Ton - 
derselbe Betonboden zeigte bei An- samtgebiet der technischen Anwendungen. Mit handelsübl. Beschaffenheit | 330 - 350 325 


wendung derselben Prüfungsmethode 
je nach Witterung der Versuchstage 
eine überraschende Veränderlichkeit 
des elektrischen Leitungsvermögens, 


einmal das Leitungsvermögen des Ei- 


sens, ein anderes Mal das Verhalten 
eines Isolators. Nur darauf allein, auf 
nichts mehr sollte durch meine V erötfent- 


lichung die Aufmerksamkeit gelenkt werden. 
Wien, 30. V. 1920, 
Dr: Stefan Jellinek. 


Sehutz elektrischer Verteilungsanlagen gegen 
Überstrom. 

Ich stimme Herrn BIERMANNS („ETZ“ 
1920, S. 362) darin zu, daß der Schutz in 
Netzknotenpunkten auch erreicht wird, wenn 
man in ihnen Höchststromrelais mit‘ Watt- 
zeitrelais verwendet, wobei die letzteren so 
geschaltet werden müssen, dab sie nur an- 
sprechen können bei aus dem Knotenpunkt 
herausgerichteter Kurzschlußenergie. 'Trotz- 
dem durfte ein Unterschied darin liegen, ob 
man als Stromrelais ein Höchststromrelais 
oder ein dI-Relais verwendet. Herr BIER- 
MANNS kennt offenbar nur die erste Lösung 
des Problems. Diese war allerdings unvoll- 
ständig und zeigte alle die Mängel, die Herr 
BIERMANNS in seiner Erwiderung auf 8. 363 
erwähnt. Die neueren Lösungen vermeiden 
aber diese Schwächen, sind auch keine reinen 
dI:dt-Relais mehr, sondern eine Vereinigung 
von einem dI-Relais mit einem Spannungs- 
relais. Das Wichtige ist dabei die Vermeidung 
des Höchststromes, d.h. der Skala, die Herr 
BIERMANNS zu den jeden praktischen Be- 
triebsmann abschreckenden Rechnungen 
zwingt. Was ist das im Betrieb Schwierigste ? 
Worauf weil der Betriebsleiter dem ihm fragen- 
den Monteur gewöhnlich keine Antwort zu 
geben ? Wie soll das Stromrelais der Leitung X 
eingestellt werden? Diese Schwierigkeit ver- 
meıdet das dI-Relais und leistet sogar mehr 
als das Höchststromrelais. Denn es ist immer 
rleichmäßig empfindlich, welche Leistung auch 
über die Leitung fließt oder welche Leistung 
in der Zentrale auch in Betrieb ist. Das 
Prinzip des Relais ist, daß die Wirkung des 
Stromes I auf den rotierenden Anker des 
magnetischen Systemes durch eine Feder- 
krait aufgehoben wird. Bei einer Zunahme 
um dI tritt eine Bewegung des Ankers bis zur 
Erzeugung der Gegenkrait durch die Feder 
ein. Diese Bewegung wird im Kurzschlußfalle 
benutzt, um den Auslösevorgang zu bewirken. 
Aber gewöhnlich besteht keine Verbindung 
zwischen dem Anker des Stromsystems und 
den Auslöseorganen. Diese wird erst herge- 
stellt durch den beim Kurzschluß auftretenden 
Spannungsabfall. Dieser tritt ein, wenn die 
Generatoren an die Grenze ihrer Belastung 
kommen. Er wirkt hier also auch wieder 
höchststromartig. Ob die - Stromzunahme 
sehnell oder langsam erfolgt, ist ganz gleich. 
Überschreitet sie die Grenze, so daß die Be- 
triebspannung unter einen bestimmten Wert 
sinkt, so bewirkt die weitere Stromzunahme 
die Auslösung. Man könnte sich an Stelle des 
dI-Relais vielleicht auch ein Höchststrom- 
relais denken. Dann ist aber die Aufgabe nicht 
lösbar, weil dieses ja arbeiten d. h. ansprechen 
soll bei einer Maschine als auch bei allen Ma- 
schinen, die in der Zentrale arbeiten. Auch ist 
es ganz gleich, welche Einheiten von Ma- 
sehinen auf das Netz arbeiten, ob gleiche oder 
gänzlich verschiedene Denn immer ist das 
d I maßgebend, das den Eintritt des Span- 
nungsabfalls in den arbeitenden Maschinen 
bestimmt. Also es bleibt das Wesentliche die 
selbsttätige Anpassung an den Betriebszu- 
stand der Zentrale, wodurch das üble Ein- 
stellen nach einer Skala und damit viel Kopf- 
zerbrechen fortfällt. _Die Relais. werden so- 
{ort für die Höchstleistung der. Zentrale be- 
schafft, wie hoch dieselbe auch immer sei, 
und zwar für alle Leitungen gleichmäßig, und 
brauchen nie wieder ausgewechselt zu werden, 
was ein großer Vorteil ist. Das Relais ist 
prädestiniert zur Massenfabrikation. 

Hannover, 8. VI. 1920, Schrader. 


ı steht, 


XV u. 409 S. in 8%. 
Preis 


202 Textabb. und 4 Tafeln. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1420. 
geb. 36 M. 

Die Maschinenlehre der elektrischen Zug- 
förderung. Eine Einführung für Studierende 
und Ingenieure. Von Prof. Dr. W. Kummer. 
Bd. I. Die Energieverteilung für elektrische 
Bahnen. Mit 62 Textabb. 1538. in 80. Verlag 
von Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 22 M. 

Dieasynehronen Wechselfeldmotoren. Kom- 
mutator- und Induktionsmotoren. Von Prof. Dr. 
G. Renischke. Mit 89 Textabb. 114 $. in 80. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
16 M. 

a ———————— 

Berichtigung. 
Der Artikel „Soziale Abgabe“ („ETZ“ 1920, 

S. 454), nennt als Abgabensatz für isolierte 

Leitungen 1'/; das ist, wie-uns die Außen- 

handelsstelle der Klektrotechnik mitteilt, irrtüm- 

lich. Isolierte Leitungen gehören zu Nr. 890a 
des Statistischen Warenverzeichnisses, für die 

30%, Abgabe festgesetzt sind. Dieser Satz ist 

indessen im Hinblick darauf, daß das Fabrikat 

hauptsächlich aus ausländischen 'Rohstoffen be- 
entschieden zu hoch. Zum mindesten 

müßte derselbe Satz wie für Kabel nach Nr. 909 

des Warenverzeichnisses, also 1%, Anwendung 

finden. Die Außenhandelsstelle ist dieserhalb 
bei dem Reichswirtschaftsministerium vorstellig 
geworden. 


EEE 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Aus der Geschäftswelt. — In Königs- 
berg i. Pr. ist nunmehr die mehrfach erwähnte!) 
Ostpreußische Kraftwerke A. G. mit 
10 Mill. M Grundkapital eingetragen worden. 
Als ihr Gegenstand wırd im „Keichsanz.“ 1920, 
Nr. 138, bezeichnet: Zusammenfassung der Er- 
zeugung und Beschaffung elektrischer Arbeit in 
eigenen Anlagen in der Provinz Ostpreußen und 
den angrenzenden Gebieten, Bewirtschaftung 
bezogener oder selbst erzeugter elektrischer 
Arbeit, Übernahme aller hiermit zusammen- 
hängender Geschäfte, Beteiligung an Unter- 
nehmungen, die der öffentlichen Klektrizitäts- 
versorgung in dem bezeichneten Gebiet dienen 
usw. — In Chemnitz ist ein Schutzverband 
der Elektromotoren-Großhändler e. V. 
gegründet worden, der sich über ganz Deutsch- 
land erstreckt und durch Ortsgruppen über das 
Reich verteilt werden soll. Auskunft gibt der 
1. Vorsitzende E. Voss, Chemnitz, Rochlitzer 
Str. 8. — Die Isolatorenwerke München 
G.:m. b. H., Gräfelfing, teilen uns mit, daß ihre 
die Herstellung von isolationsmaterial für die 
gesamte Elektrotechnik umfassende Abteilung 
mit Aktiven und Passiven an die Rheinisch- 
Westfälische Sprengstoff-A.-G., Köln, verkauft 
worden sei. — Der Pfälzer Kreistag hat nach 
der ‚„Frnkf. Ztg.‘‘ beschlossen, den Pfalz- 
werken A.-G. zur Stärkung ihres Betriebes 
20 Mill. M Zuschuß zu gewahren, von denen 


15 Mill. M dureh ein Konsortium, der. Rest von 


der Giro-Zentrale in :München übernommen 
werden. 


Warenmarkt. — Isolierrohr. Die Ver- 
kaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten, 
Berlin, hat für Lieferungen im Juli die zu den 
Preisen der neuen Liste (Ausgabe vom 1. Juli) 
hinzuzurechnenden Aufschläge für verbleite 
Eisen-, Feinzink- und lackierte Rohre nebst Zu- 
behör sowie für schwarze Papierrohre ohne Me- 
tallmantel auf 280%, für Messingrohre nebst 
Zubehör auf 150% und für Stahlpanzerrohre 
nebst Zubehör auf 400% festgesetzt. — Zink. 
Der Zinkhüttenverband hat beschlossen, künf- 
tig nach den Weltmärktpreisen auf Basis der 
Londoner Notierungen einheitliche Preise für 
In- und Auslandverkäute festzusetzen. Der 
Absatz stockt z.Zt. vollständig (vgl. auch 5.536). 
— Metallpreise. Die Notierungen der. Ver- 
einigung für die deutsche Elektrolytkupfer- 
notiz bzw. der Kommission des Berlıner Me- 
tallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich 
ab Lager in Deutschland) lauten i® M/100 kg.: 


ı) Vgl. „ETZ* 1920, S. 114, 414, 


 Hackethal, Hannover. .. . » 


Originalhüttenaluminium 
98/99%/yin gekerbt Blöckchen |2000—2200| 2100 
Zinn,Banka-,Straits-,‚Billiton- |4100—4200 3900-4000 
Hüttenzinn, mind. 990%, . - _ — 
Reinnickel 98/99% - . . |3600—3800 36003800 
Antimon-Regulu. .. . 725 750 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach „Mining Journal‘ am 25. VI. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: 


8.785 0 EZB 

*Kupfer: best selected . 98 0 O0 bis100 0 

* > electrolyt.. 99 0 0 „104 0 

j wire bars. .. 12 0 0 „104 0 

z A standard,Kase 3 5 0 „ 310 

Kae „= .8:Mon.., 86. 0/0.7,7386,75 

Zinn: standard, Kasse. . 45 0 0 „ 245 10 

a ee 3Mon. . 2715 0 „256 0 

A 2 ee Se 256 0 
Blei: span. oder nichtengl. 

Weichblei .... 31 0 0 „ 32.10 

„ gew. engl. Blockblei 34 0 0 „ — — 

Zink: gew. Sorten. ... 39 5.0 „. 4l 5 

remelted... . ...7 39.07 OT Rs 

= engl. Swansea .. 200, 


60/63 £ net. 
165 £ (Inland); 

185 £ (Export). 
230 £ (In- u. Ausland), 


Antimon: engl. Reg. . - 
Aluminium: 98 bis 99%, 


Nickel: 98 bis 990/, gar. 
Quecksilber: nom. fü 

die 75 lbs.-Flasche. ... 19£ bis 19 £10s. 
Platin: je Unze nom... . 400 =. 


Für den 1. VII. 1920 verzeichnete der „Berl. 
Börs.-Cour.‘‘ folgende Preise in &£/t: Kupfer, 
Kasse 87,12; desgl. 3 Mon. 89,75; Elektrolyt 
103 bis 107,50; best selected 98 bis 99; Zink 
41,50 bis 43,25; Zinn, Kasse 249,75; desgl. 
3 Mon. 254,50; Blei 34,25 bis 35,00. In New 
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt- 
kupfer loko auf 19 ets/lb. 


Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat 
im Juni 1920 folgende Kurse notiert: 


Höchster 
Letzter 


ER 
Gesellschaften .| S# 
wu 
Zi 


Aceumul.-Fabr., Berlin. . . - |390,—| 419,75 390, — 
A.G.f£. ElL-Anlg., Berlin .. . _ — —_ 
ATBNG.SBerlimo en are, 
Bergmann, Berlin ...... 
B. EWS Berlin >... „22.1146, elasz= 169,75 
A „  Vorz.-A.. . » 1,96,—| 100,— 98,50 
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) |700,—| 900,— 800, — 
Continent. Ges., Nürnberg .. | — — — 
103,25] 110,37\103,25 


252,—| 291,— 271, — 
201,—| 229,75 202,75 


= 5 Vorz.-A, 

Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |121,25| 153,50 153,50 
Niederl. „ 3 j 145,50] 199,—|190,— 
Südam. „ ” /|152,—| 215,—195,— 
Übers. El.-G., Berlin. . |730,— | 847,—|778, — 


: „  Vorz-A..|148,—| 150,62 150,62 
Kabelwerke, Berlin . . |176,—| 235,—179,75 
Elektra, Dresden. . . . - - . |101,—| 106,— 105, — 
El. Licht- u. Kraft., Berlin . . |117,37| 124,25/118,12 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin » . |166,—| 183,—176,25 
E. W. Liegnitz _— | — —_ 
Bank f. el. Untern., Zürich. . 20, 330,—| — 
Felten & Guilleaume Carlsw... |340,—| 403, —| — 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin. |142,25| 153,751143,— 

220,—| 265,— 1234,50 


120,—| 127,115, — 
154,—| 172,— 170,— 
160,— | 180,— |169,75 
524,—| 370,- |348,— 
140,50) 180,—|144,— 


>» 333% 


Hamburgische EW......- 
Körtings Elektr.-W., Berlin. . 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. 
C. Lorenz, Berlin ......» 
Dr. Paul Meyer, Berlin... . 
Mix & Genest, Berlin ... - 
Neckarwerke, Esslingen . - - 


118,—| 197,—118,— 


H. Pöge, Chemnitz. .. . - - 210,—| 227,— 214,75 
Rhein. El.-A. G., Mannheim. . |140,—| 158,— |150,— 
M. Schorch & Cie., Rheydt . |212,—| 2%,—| —- 
Sachsenwerk, Dresden . . . . |272,—| 299,50 276,— 
Schuckert & Co., Nürnberg. . |165,—| 178,— |165,— 
„Siemens“ El. Betr., Berlin. . | 95,— | 103,—| 9,— 
Siemens & Halske, Berlin . . |276,— | 298,75/292,75 
Stettiner E: W.. ... ... — = a: 

Teleph.-F. Berliner, Hannover. |201,— | 230,— 215,50 


Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin |230,—| 265,—|255,— 
* Netto. - 
Abschluß des Heftes: 3. Juli 1920 


— — Sn ——J 


F—— = no — 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zehme In Berlin. — Verlag von Jullus8pringer In Berlin 


Ilolo eooo00000#F 


135,— 160,— 141,25 


ii 


# 


_ Elektrotechnische Zeitschrift 


641 


| (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 93124. 


Berlin, 15. Juli 1920. 


41. Jahrgang. 


Stromrückgewinnung bei Wechselstrom- 
bahnen.!) 


WonM, Schenkel 


- Übersicht. Die durch die heutigen Verhält- 


‚nisse gegebenen Umstände bringen es mit sich, daß 


man in der letzten Zeit wieder häufiger über die 
Stromrückgewinnung bei Wechselstrombahnen ge- 
sprochen hat. Ihre Vor- und Nachteile werden 
erläutert. An Hand von Beispielen aus der Praxis 
wird ziffernmäßig der materielle Nutzen der 
Stromrückgewinnung gezeigt. Es folgt dann eine 
kurze Übersicht über die neuen Aufgaben, vor die 
der Elektrotechniker gestellt wird, die in der Be- 
seitigung von Selbsterregungserscheinungen und der 
Herstellung eines guten Leistungsfaktors liegen. 
Dann werden die verschiedenen Schaltungen in 
Schaltbildern gezeigt und im einzelnen ge- 
nauer erörtert. Hierbei ergibt sich Gelegen- 
heit, an Beispielen auf die beiden elektrotech- 
nischen Aufgaben, die schon erwähnt wurden, ge- 
nauer einzugehen. An Hand von Schaulinien wird 
gezeigt, welche Betriebscharakteristiken die einzel- 
nen Schaltungen aufweisen, insbesondere wie sich 
dabei die Zugkraft, der Leistungsfaktor und der 
Wirkungsgrad mit der Geschwindigkeit ändern, und 
welchen Einfluß die Regulierung. der Spannungen 
am Haupttransformator der Wechselstrom-Loko- 
motive hat. Den Schluß bildet eine Gegenüber- 
stellung der Vor- und Nachteile, insbesondere der 
zusätzlichen Gewichte bei der Anwendung der ein- 
zelnen Schaltungen. 


;® Anwendungsgebiete der elektrischen 
Bremsung und Stromrückgewinnung. 


Durch die Verschiebung der wirtschaft- 
lichen Verhältnisse während und nach dem 
Kriege ist die Frage der Elektrisierung von 
Hauptbahnen immer dringlicher geworden. 
Länder, welche Wasserkräfte besitzen, wie 
z. B. die Schweiz und Schweden, sowie 
ein Teil von Frankreich und bei uns in 
Deutschland die den Alpen benachbarten 
Gebiete, suchen durch Einführung des elek- 
trischen Betriebes ihrer Vollbahnen sich von 
dem schwierigen Bezug der Kohlen unab- 
hängig zu machen. Auch Länder mit Flach- 
landstrecken, wie z. B. Holland, wollen 
durch Einführung des elektrischen. Betriebes 
eine sparsame Bewirtschaftung der Kohlen 
erreichen, so daß sie sich mehr auf ihre eigenen 
Vorräte stützen können und nicht gänzlich 
auf Zufuhr vom Auslande her angewiesen 
sind. 

_ Der hauptsächlichste Kohlenverbrauch 
findet dabei auf den Gebirgsstrecken statt, 
wo erhebliche Zugkräfte für die Beförderung 


der Züge nötig sind und ferner wegen der 
' Leistung von Vorspanndiensten eine verhält- 
_ nismäßig größere Anzahl von Lokomotiven 


in Betrieb gehalten werden muß. Da im 
Gebirge die ‚Wasserfälle liegen, ist es natür- 


_ lich, daß sich die Elektrisierung der Voll- 


bahnen vornehmlich im Gebirge vollzieht, 
um so mehr, als sie gerade hier noch weitere 
Vorteile bietet. Es sei die Beseitigung der 


_ Rauchplage in den zahlreichen Tunnels der Ge- 


birgsbahnen erwähnt, und die Möglichkeit, mit 
elektrischen Lokomotiven viel mehr Leistung 
zustande zu bringen, als mit Dampflokomo- 
tiven. 

Es ist daher natürlich, daß man neuer- 
dings der Frage der elektrischen Zugbremsung 


ehalten im Elektrotechnischen Verein 


ı) Vortra 
) Ne. ETZ* 1920, 8. 118, 


am 16. XL. 1919, 


und im Zusammenhang damit der Stromrück- 
gewinnung erhebliche Aufmerksamkeit zu- 
wendet, weil man auf den Gebirgsstrecken 
viele und oft große Gefälle zu befahren hat. 
Bekanntlich gibt es neben dem vorzugsweise 
durchgebildeten System der Zugförderung mit 
niederfreguentem, hochgespannten Wechsel- 
strom auch noch die Systeme mit Gleich- 
strom und mit Drehstrom. Alle drei Systeme 
gestatten gewisse Ausführungen der elek- 
trischen Zugbremsung und Stromrückge- 
winnung. Da jedoch die dazu angewendeten 
Verfahren bei den 3 Systemen vollkommen 
voneinander verschieden sind, so daß sich 
jedes einzelne System ganz für sich behandeln 
läßt, so beschränkt sich die vorliegende Zu- 
sammenfassung auf die Besprechung der Zug- 
bremsung beim Wechselstrom-Bahn- 
system. 


9%. Vor- und Nachteile. 


Es sind nun zunächst einmal die Vorteile 
und Nachteile der elektrischen Zugbremsung 
und Stromrückgewinnung zusammenzustellen, 
aus deren Kritik sich dann bei Anwendungen 
ihre Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit 
ergibt. 

Der erste wichtige Punkt, um dessentwillen 
eine elektrische Bremsung eingeführt wird, 
ist der der Sicherheit. Es ist zweifellos 
von Vorteil, wenn der Zugführer neben der 
mechanischen Bremse, die natürlich in keinem 
Falle entbehrt werden kann, noch die elek- 
trische zur Verfügung hat. Hierdurch wird 
einesteils die Möglichkeit um die Hälfte ver- 
ringert, daß die Bremseinrichtung überhaupt 
ganz versagt, und es wird weiter die Stärke 
der Bremsmöglichkeit durch Zusammenwirken 
beider Bremsverfahren verdoppelt. Das kann 
in Notfällen zur Erhöhung der Sicherheit 
beitragen. 

Der zweite wichtige Grund zur Einfüh- 
rung der elektrischen Bremsung liegt in der 
Schonung des rollenden Materials. Bei 
der mechanischen Bremsung, die an den Rad- 
reifen angreift, sind diese erhöhtem Ver- 
brauche unterworfen. Bei der elektrischen 
Bremsung ist dieser Verbrauch außerordent- 
lich zurückgeführt, die Lebensdauer der Räder 
und der Bremsklötze wird länger, die Unter- 
haltungskosten und die Erneuerungszwischen- 
räume vermindern sich. Es wird somit an 
Betriebsmitteln gespart. 

Ein weiterer Vorteil liegt darin, daß in- 
folge der erhöhten Sicherheit Gefälle mit 
erhöhten Geschwindigkeiten 
fahren werden können, als wenn nur mecha- 
nische Bremsung vorhanden ist. Mit dieser 
pflegt man Geschwindigkeiten von 15 bis 
35 km/h bei Güterzügen einzuhalten, wäh- 
rend- man bei der elektrischen Bremsung 
wegen der erhöhten Sicherheit voraussicht- 
lich auf 25 bis 40 km/h hinaufgehen kann. 
Das Ergebnis sind verkürzte Fahrzeiten und 
bessere Ausnutzung der Strecken bei dichter 
Zugfolge. Hierbei muß allerdings die Frage, 
ob tatsächlich höhere Geschwindigkeiten an- 
gewendet werden können, noch praktisch ent- 
schieden werden. Denn man muß bedenken, 
daß die elektrische Bremsung sich nur auf 
die Lokomotive selbst erstreckt, während 


die mechanische auf sämtliche Wagen des. 


Zuges erstreckt werden kann und bei Per- 
sonehzügen auch erstreckt wird, Dadurch ist 


durch- 


Heft 28. 


bei der Talfahrt in Kurven mit höheren Ge- 
schwindigkeiten die Entgleisungsgefahr größer, 
wenn einmal die mechanısche Bremsung 
schlecht, die elektrische aber gut funktionieren 
sollte. 

Ein anderer Vorteil der Strom-Rückge- 
winnung liegt darin, daß durch zutalfahrende 
Züge ein Teil der bergfahrenden Züge hinauf- 
befördert, und somit im Kraftwerk an 
Energie gespart wird. Die Ersparnis kann 
sich äußern entweder in der Ersparnis an 
Heizmaterial, oder beim Bau der Anlage in 
der Erstellung kleinerer Maschinen, hat aber 
zur Voraussetzung, daß stets eine genügende 
Anzahl von Zügen bergauf fahren; denn wenn 
der Fall vorkommen könnte, daß, wie es z. B. 
bei kleineren Anlagen sehr wohl möglich ist, 
gar keine Züge bergauf, sondern nur welche 
bergab fahren, dann müßte die an das Lei- 
tungsnetz zurückgegebene Energie irgendwo 
vernichtet werden, da sie weder in Dampf-, 
noch in Wasserkraftmaschinen zurückgehen 
kann. In solchen Fällen würden dann in der 
Kraftanlage Einrichtungen notwendig sein, 
die die zurückgegebene Energie auf einen 
solchen Verbrauch umschalten. Solche Ein- 
richtungen sind teuer und möglicherweise 
nicht zuverlässig, so daß dann am besten von 
der Energierückgabe abgesehen wird, Mithin 
kommt die Energierückgabe nur dann in 
Frage, wenn es sich um große Anlagen mit 
dichter Zugfolge handelt. 

Noch ein Vorteil der Stromrückgewinnung 
liegt darin, daß manche Methoden gestatten, 
den Strom unter dem Leistungsfaktor 
Eins, sogar mit etwas Voreilung, zurückzu- 
liefern. Hierdurch wird der Leistungsfaktor 
im Kraftwerk, der Fernleitung und der Fahr- 
leitung gehoben, und es können auch dadurch 
wieder Anlagekosten gespart werden. Auch 
ist der Spannungsabfall zwischen Kraftwerk 
und Lokomotive kleiner, wodurch diese siche- 
rer arbeitet und an jeder Stelle der Strecke 
ihre volle Leistung hergeben kann. Bei dem 
meist niedrigen Leistungsfaktor heutiger Ein- 
phasen-Bahnwerke, der sich selten über einen 
Durehsehnittswert von 0,7 erhebt, ist diese 
Steigerung des Leistungsfaktors ein wich- 
tiger, bisher noch gar nicht recht beach- 
teter Faktor, vielleicht ist dieses Mittel über- 
haupt das einzige, mit dem man den Leistungs- 
faktor solcher Anlagen wirklich wirksam 
heben kann. 

Mehrere der für Wechselstrombahnen 
bekannten Bremsmethoden haben den Vor- 
teil, daß bis zum Stillstande gebremst 
werden kann, was bekanntlich bei der elek- 
trischen Bremsung von Drehstrombahnen nicht 
geht. 

Dem Vorteile der Ersparnisse im Bahn- 
kraftwerk steht als Nachteil ein höherer 
Aufwand für die Lokomotiven selbst 
gegenüber. Während ohne Bremsung der zu 
Tal fahrende Motor abkühlen kann, ist er 
bei der Bremsung mit Strom belastet und 
zwar, wie wir sehen werden, mit viel Strom. 
Dasselbe gilt ähnlich für den Transformator. 
Beide müssen also größer, schwerer und teurer 
werden. Dazu kommt dann noch, daß alle 
Bremsverfahren gewisse Zusatzapparate, be- 
stehend in Widerständen, Drosselspulen oder 
Transformatoren, und Schalteinrichtungen, 
verlangen, die ihrerseits Gewicht und Preis 
der Lokomotive erhöhen. Da diese Apparate 


6542 


bei allen Lokomotiven wiederkehren, kann an- 
genommen werden, daß trotz der Ersparnisse 
im Kraftwerk die Anlagekosten einer Bahn mit 
Stromrückgewinnung höher sind als die einer 
ohne sie. Die Ersparnisse in den Betriebs 
kosten werden dadurch natürlich wenig be- 
rührt. und bleiben bestehen. 

Nachteilig wirkt. die verwickeltere 
Schaltung innerhalb der Lokomotive, die 
die Bedienung schwerer macht und an den 
Lokomotivführer erhöhte Anforderungen stellt. 

Endlich muß noch der Wirkungsgrad der 
Energierückgabe in Betracht gezogen werden. 
Man kann im Durchschnitt annehmen, daß der 
Fahrwiderstand von Zügen 5 kg/t Zuggewicht 
beträgt. Befährt nun der Zug beispielsweise 
eine Steigung von 10°%/,0, so sind am Rade 
15 kg/t‘ Zugkraft aufzuwenden. Fährt der 
gleiche Zug dieselbe Steigung hinab, dann sind 
nur 5 kg/t Zugkraft für Energierückgabe ver- 
fügbar. Der Wirkungsgrad der Ennergierückgabe 
würde dann, gemessen am Zughaken, also noch 
abgesehen von dem Wirkungsgrad der ganzen 
Lokomotive selbst, rein mechanisch 5 :15, 
also nur 7, = 0,33 betragen. Für andere Stei- 
gungen ist dieser mechanische Wirkungsgrad 
n, der Energierückgabe in Abb. 1 durch die 
dünnere Linie dargestellt, während die stärker 
ausgezogene Linie den gesamten Wirkungs- 
grad nr bedeutet, indem als durchschnitt- 
licher Wirkungsgrad der Lokomotive ein Wert 
von 80%, beim Bergfahren und von 75% beim 
Talfahren zugrunde gelegt ist. nr ist also zu- 
gleich der Wirkungsgrad am Fahrdrahte ge- 
messen. 

Man kann als allgemeine Regel aulstellen, 
daß Energierückgewinnung einzurichten sich 
nicht lohnt, wenn die durchschnittlichen Stei- 
gungen der Bahnanlagen kleiner sind als 
20/0. Oberhalb dieser Zahl lohnt es wohl, 
die Vorteile der Einrichtung einer Energie- 
rückgewinnung im einzelnen zu ermitteln, 
während man sich unterhalb dieser Zahl besser 


auf mechanische Bremseinrichtungen be- 
schränkt. 
3. Ergebnisse aus der Praxis. 
‚Betriebserfahrungen über Strom- 


rückgewinnung gibt es für Wechsel- 
strombahnen noch nicht. Es liegen bis 
jetzt nur die elektrischen Ergebnisse aus ein- 
zelnen Versuchsfahrten vor. Diese zeigen 
wohl, daß die Sache geht, was ja schließlich bis 
zu einem gewissen Grade im Voraus zu errech- 
nen ist, aber sie geben noch keinen Aufschluß 
über die nützlichen Seiten der Stromrückge- 
winnung. 

Als Ersatz für die hier noch fehlenden 
Zahlen mögen deshalb kurz die Ergebnisse der 
elektrischen Bremsung und Stromrückgewin- 
nung auf den italienischen Gebirgsbahnen 


erwähnt werden, die mit Drehstrom be- 
trieben werden !). Diese Ergebnisse sind in 
sofern auch auf Wechselstrombahnen an- 


wendbar, weil sie mit dem Stromsystem an 

sich nichts zu tun haben. Zahlentafel 1 gibt 
Italienische Gebirgsbahnen. 

1. Steigungen. 


Länge Steigung 
mittlere höchste 
km Yon Yo 
(S1OYIE 0 25,4 26,0 35 
Mont 'Genis se 62,0 20,8 30 
Savona—Üeva 45,0 u 25 
Succursale dei Giovi- 22,3 13,0 16 


die Längen und Steigungsverhältnisse der 
steilsten, italienischen elektrischen Strecken 
wieder, sie ergibt, daß sich hier in der Tat 
Stromrückgewinnung einzurichten lohnen 
müßte. Zahlentafel 2 führt die interessantesten 
Ergebnisse vor. Zunächst sehen wir da, daß 
die zu Tal fahrenden Züge mit der erheblichen 


1) Vgl. „ETZ“ 1912, S. 1239 und 1262 und L.v. Verebely, 
„Elektrische Vollbahntraktion in Italien“, Elektrotechn. u, 
Maschb. 1919, S. 234. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Italienische Gebirgsbahnen. 


2%. Energieersparnis bei der Stromrückge- 
winnung auf der Giovi-Linie. 


Zuglast Beh Btrekonteil Ersparnis 
t km/h % 
500 45 350/00 68,4 
500 45 ganze Strecke 40,7 
2Tage nachFahrplan | „ % 17,8 

18%, Energieersparnis entsprechen 
12 % der reinen Betriebskosten 


6 » „ Gesamtausgaben 
1,7,, Verzinsung 
Geschätzter Gesamtwert der Rückgewinnung: 
240 000 bis 300000 M jährlich =4,5% bis 6% 
Verzinsung. 


Geschwindigkeit von 45 km/h liefen, und es. 


wird ausdrücklich erwähnt, daß dies eine 
Geschwindigkeit ist, die wesentlich über der 
sonst durch die Bahnvorschriften gegebenen 
Talfahrtsgeschwindigkeit von 25 km/h liegt, 
jedoch hier für zulässig gehalten wurde. Dann 
springen die bedeutenden Energieersparnisse 
ins Auge. Sie sind noch höher als die aus 
Abb. 1 zu entnehmenden. Den höchsten vor- 
kommenden Wert von 68,4% erhält man, 


———— Gefälle 


Abb. 1, Wirkungsgrade der Stromrückgewinnung: 


nZ am Zughaken, 
ıT am Fahrdrahte. 


wenn man annimmt, daß der Fahrwiderstand 
statt 5 nur 3 kg/t und der Lokomotivwir- 
kungsgrad für Berg- und Talfahrt je 90 % 
war, was bei Drehstrommotoren nicht un- 
wahrscheinlich ist. Die im fahrplanmäßigen 
Betriebe erzielbaren Ersparnisse betragen noch 
18%, und es sind besonders die Prozent- 
sätze interessant, die dies ausmacht, aus- 
gedrückt in Betriebskosten, Gesamtausgaben 
und Verzinsung. Soweit sind diese Zahlen 
unmittelbar meßbar. Der Gesamtwert der 
Rückgewinnung, den sie durch Schonung 
des Materials und die anderen vorhin er- 
wähnten Vorteile bietet, läßt sich schwerer 
messen, kommt aber nach Angaben der 
Bahnverwaltung einer 4,5 bis 6 %igen Ver- 
zinsung des Anlagekapitals gleich. Hieraus 
geht also hervor, daß die Stromrückgewinnung 
vor allem durch ihre betriebstechnischen Vor- 
teile sich bezahlt macht, die verhältnismäßig 
größer sind als die Energieersparnisse selber. 
In jedem Falle aber lohnte sich die Einrich- 
tung der Rückgewinnung. 

Kurz erwähnt seien noch die Einzelver- 
suche. Sie alle aufzuzählen, erscheint hier 
nicht nötig, da sie in dem vorzüglichen Artikel 
von Monath: „Einige Verfahren und Schal- 
tungen zur Nutzbremsung von Wechsel- 
stromlokomotiven‘!) schon einmal zusammen- 
gestellt worden sind. Sie bestätigen das be- 
reits Gesagte. Darüber hinaus ist inzwischen 
noch ein Beitrag der Maschinenfabrik Oerlikon, 
deren Schaltung nachher noch genauer be- 
’sprochen werden wird, erschienen, betitelt: 
‚„Versuchsfahrten einer Wechselstromlokomo- 


!) „Elektrische Kraftbetr. u. Bahnen* 1919, 8. 209 
217; et u. Maschb.* 1919, $. 461, 475. : 


1920. Heft 28. 


15. Juli 1920. 


tive mit elektrischer Nutzbremsung“ !). Nach 
ihm beträgt der Wirkungsgrad auf der Steigung 
27 %/g0 40 %, während nach Abb. 1 sich 42. % 
ergeben würden. Die Übereinstimmung'ist also 
recht gut. Der Leistungsfaktor beträgt bei der 
Talfahrt 0,58, ein niedriger Wert, dessen Be- 
gründung später noch kommt. Weiterrei- 
chende Angaben lassen sich der Veröffentli- 
chung allerdings nicht entnehmen, außer daß 
die Bremsung sicher gewesen ist und das Ver- 
trauen des Führerpersonals erworben hat. Die 
technische Ausführbarkeit ist jedenfalls aber 
damit bewiesen. 


4. Die elektrischen Aufgaben bei der 
Stromrückgewinnung. 


Der Übergang vom Motorbetrieb zum 
Generatorbetrieb kommt in der elektrotech- 
nischen Praxis am häufigsten bei der Gleich- 
stromnebenschlußmaschine vor. 


Antrieb des Motors von außen dessen EMK 
wächst und schließlich größer wird als die 
EMK des Netzes.. Dabei nimmt der Strom, 
der dem Motor aus dem Netz zufließt, ab, 


wird 0, und ‚kehrt seinen Sinn um. Ist dies . 
geschehen, so ist der Motor in den Generator . 


übergegangen. Die Größe des Stromes wird 
dabei durch den Unterschied der ‘beiden ge- 


nannten EMK in Verbindung mit den vor- 
handenen ohmschen Widerständen bestimmt; * 


er ist stets in Phase mit den EMK. 
Bei Wechselstrommotoren erfolgt der 


Übergang nicht so einfach. Zwar bestimmt . 
der Unterschied der beiden EMK auch hier den 
Strom; aber nicht nur in Verbindung mit den. 


Ohmschen, sondern auch mit den induktiven 
Widerständen. Der Strom hat daher eine 
Phasenverschiebung gegen den EMK-Unter- 
schied, und dieser ist meistens groß, da die in- 
duktiven Widerstände in der Regel die Ohm- 
schen Widerstände erheblich übertreffen. Sind 


daher Netz- und Maschinen-EMK. genau in. 


Phase miteinander, dann ist ihr Unterschied 
ebenfalls mit ihnen phasengleich, der Strom 


aber wird eine erhebliche Phasenverschiebung. 


gegen sie aufweisen. Damit aber nicht genug. 
Vielmehr geht beim allmählichen Anwachsen 
der Maschinen-EMK der Strom von starker 
Phasennacheilung ineben so starke Phasen- 
voreilung über. Sind Netz- und Maschinen- 
EMK nicht genau in Phase miteinander, 
sondern etwas gegeneinander verschoben, der 
Größe nach aber nicht sehr verschieden, so 
besitzt ihr Unterschied große Phasenver- 
schiebung gegen sie, während nun der Strom 
nahezu in Phase mit den beiden EMK kommt. 

Die erste elektrotechnische Aufgabe, die 
es bei der Stromrückgewinnung zu lösen gibt, 
besteht also darin, die Größe und Phase der 
Maschinen-EMK so zu regeln, daß der Unter- 
schied mit der Netzspannung der Phase nach 
so liegt, daß der Strom tunlichst in Phase 
mit Netz- und Maschinen-EMK kommt und 
außerdem der Größe nach richtig steigt und 
fällt. Durch diese Doppelregelung — nach 


‚Größe und Phase — wird die Aufgabe er- 


sichtlich sehr erschwert. Wie wir später sehen 
werden, umgehen einige Vorschläge die 
Schwierigkeit dadurch, daß sie Netz- und 
Maschinen-EMK von vornherein gegeneinander 
bedeutend außer Phase bringen und das Zuviel 
an Spannungsunterschied durch eingeschaltete 


Ohmsche und induktive Widerstände auf- 
nehmen, Verfahren, die dann auf Kosten des 
Wirkungsgrades und des Leistungsfaktors ar- 


beiten. Andere Verfahren, die auf diese Mittel 
nicht zurückgreifen wollen, lösen die Aufgabe 
dadurch, daß innerhalb der Lokomotive Mehr- 


phasensysteme geschaffen werden, aus denen 
man dann die zur Regelung des Stromes. 


nach Größe und Phase notwendigen ver- 
schiedenphasigen Spannungen in beliebiger 
Größe entnehmen und zu denjenigen Span- 
nungen zusammensetzen kann, die man gerade 


ı) „Schweizerische Bauztg.* Bd. 74, 1919, 8. 85. 


V Hier voll- 
zieht er sich einfach in der Weise, daß beim 


er a ..— re 
x : . 4 


- 


15. Juli 1980. 


braucht. Beispiele folgen hierzu im einzelnen 
später noch. 

Den gewünschten Phasenunterschied der 
Netz- und Maschinen-EMK erzielt man in erster 
Linie durch den verschiedenartigen Anschluß 
der Erregerwieklung des Reihenschluß- 
motors. Dieses Mittel genügt aber oft nicht 
allein. Vielmehr müssen daneben noch viel- 
fach kleinere Verschiebungen der Phasen der 
EMK vorgenommen werden, die man. dann 
durch Einfügen neuer, dem oben erwähnten 
Mehrphasensystem entnommener EMKe_ er- 
zielt. 

Die zweite elektrotechnische Aufgabe 
bildet die Beseitigung von Selbsterregungs- 
erscheinungen. Von’ den Gleichstromma- 
schinen her ist es bekannt, daß jede Maschine, 
ohne an ein Netz angeschlossen zu sein, auch 
Gleichstrom erzeugen kann. In ähnlicher 
Weise vermögen sich eine ganze Reihe von 
Wechselstrommaschinen selbst zu erregen. 
Sie erzeugen dann Wechselströme von einer 
bestimmten eigenen Frequenz. Sind sie an 
ein  Wechselstromnetz angeschlossen, dann 
können sie das auch noch tun. Der selbst er- 
zeugte Wechselstrom hat dann in der Regel eine 


andere Frequenz als die des Netzes und kann 


infolgedessen mit dem Netze nicht zusammen 
nützliche Arbeit leisten. Das Netz stellt für 
ihn einen Kurzschluß vor, er erreicht deshalb 
eine Stärke, die dem Betriebe der Maschine 
durch Erwärmung und Funkenbildung schäd- 
lich ist. Die Frequenz des selbsterregten 
Stromes kann auch Null sein, ein Fall, in 
welchem die Wechselstrommaschine also 
Gleichstrom liefert. Das ist zum Beispiel der 
Fall beim einphasigen Reihenschlußmotor, 
der bekanntlich seinem Wesen nach genau so 
gebaut ist wie der Gleichstrom-Reihenschluß- 
motor und daher wie dieser beim Übergang 
in den Generatorbetrieb — durch Umkehr 
“entweder der Drehrichtung oder der Er- 
regerwicklung — Gleichstrom hervorbringt. 
Da dieser Strom nur durch die kleinen Ohm- 
schen Widerstände begrenzt werden würde, 
die der Motor selbst und die Sekundärwicklung 
des ıhn speisenden Transformators bieten, 
würde er außerordentlich stark werden und 
der Maschine schaden. In der Tat ist es diese 
Selbsterregung mit Gleichstrom, die einen 
einfachen Übergang vom Motor- zum Genera- 
torbetrieb unmöglich macht und eben die 
umständlicheren Schaltungen fordert, mit 
denen sich diese Arbeit beschäftigt. 

Welche Frequenz bei der Selbsterregung 
auftritt, hängt allein von den Ohmschen und 
induktiven Widerständen des oder der Ma- 
schinenkreise und von der Drehzahl der 
Maschinen ab. Ein Beispiel dazu ist Abb. 4. 


Neben Schaltungen, die zu Selbsterre- 
gung neigen, gibt es nun auch eine ganze 
Reihe von Schaltungen, bei denen eine Selbst- 
erregung unterdrückt wird. Ein einfaches 
Beispiel bietet dazu der einphasige Reihen- 
schlußmotor selber dar. Nimmt man nämlich 
einmal an, in ihm fließe ein Strom, und ver- 
folgt man dann den Sinn aller infolge dieses 
Stromes entstehenden EMKe, so findet man, 
daß diese EMKe dem gedachten Strom ent- 
gegen wirken, also ihn vernichten würden. 
Der gedachte Strom verschwindet nach einiger 

Zeit, und zwar aperiedisch. In der Tat wäre 
ja ohne diese Eigenschaft des einphasigen 
Reihenschlußmotors seine. Verwendung als 
Wechselstrommotor gar nicht möglich. 


Wir werden sie in der Folge dazu ver- 
wenden, um mit einer Merkregel leicht zu 
übersehen, ob eine Schaltung Neigung zu Selbst- 
erregung haben wird oder nicht. Wenn näm- 
lich der für den Motorbetrieb gültige 
 Schaltungszug sich unverändertin 
der Generatorschaltung wiederfindet, 
"ist es wahrscheinlich, daß keine 
Selbsterregung auftritt, oder eine zufällig 
„vorhandene (z. B. infolge von Remanenzen 

rzeugte) verschwindet. Auch werden dann 


‘ Elektrotechnische Zeitschrift. 


Die 


1920, 


die Mittel einfach sein, die man zur Verhütung 
einer Selbsterregung anwenden muß. 


Es ergibt sich also, daß man jede zur 
Stromrückgabe vorgeschlagene Schaltung vor 
allem auf die Möglichkeit einer Selbsterergung 
zu untersuchen hat, und daß man, wenn diese 
vorliegt, weiter zu prüfen hat, ob sich Mittel 
zur Unterdrückung der Selbsterregung leicht 
anbringen lassen. 

Gegenüber der Stromrückgabe durch 
Gleichstrom bedeutet dies abermals eine er- 
hebliche Erschwerung für die Lösung der 
Aufsabe. 


Schaltungen des 
Reihenschlußmotors bei 
gewinnung. 


Einphasen- 
Stromrück- 


Es mögen nun die hauptsächlichsten 
Vorschläge, die für die Stromrückgewinnung 
und Bremsung gemacht worden sind, in Schalt- 
bildern vorgeführt und kurz gekennzeichnet 
werden. An diese Kennzeichnung soll sich 
dann eine genauere Betrachtung der einzelnen 
Schaltungen anfügen. Vorher soll folgendes 
zusammenfassend bemerkt sein: Es zeigt sich 
aus den Schaltbildern, daß man in der Haupt- 
sache zwei verschiedene Anordnungen zu 
unterscheiden hat. Nämlich erstens solche, 
bei denen die Stromrückgewinnung mittels 
eines einzigen Motors möglich ist und zweitens 
solche, bei denen zur Erzielung der Strom- 
rückgewinnung mehr als ein Motor ver- 
wendet wird. Dabei zeigt sich weiter, daß bei 
allen denjenigen Schaltungen, bei denen ein 
einziger Motor zur Stromrückgabe befähigt 
wird, der Leistungsfaktor verhältnismäßig 
niedrig ist, in der Regel gleich, oder kleiner 
als 0,7. Hohe Leistungsfaktoren oder gar 
Voreilung des Stromes sind bis jetzt nicht 
erreicht worden, es wird dies wahrscheinlich 
möglich sein, wenn auch vielleicht auf Kosten 
des Wirkungsgrades. Entsprechend diesen nie- 
drigen Leistungsfaktoren ist der elektrische 
Wirkungsgrad der Stromrückgabe nicht beson- 
ders hoch. Dabei nehmen die erforderlichen 
Zusatzapparate ein verhältnismäßig großes Ge- 
wicht an. Diesem Nachteile steht auf der ande- 
ren Seite die Einfachheit und Übersichtlichkeit 
solcher Schaltungen vorteilhaft gegenüber und 
damit auch eine gewisse Einfachheit der 
Schaltung für den Übergang vom Motor- auf 
den Generatorbetrieb. 


Die zweite Gruppe von Schaltungen, bei 
der immer mehrere Motoren verwendet werden, 
hat gegenüber der ersten den wesentlichen 
Vorzug, daß sie Stromrückgabe mit hohen 
Leistungsfaktoren, sogar etwas Voreilung, er- 
gibt. Auf die Wichtigkeit des Leistungsfaktors 
bei der Beurteilung der Stromrückgewinnung 
wurde bereits vorn hingewiesen. Demnach 
bieten diese Stromrückgewinnungsverfahren 
Mittel, den gesamten Leistungsfaktor der An- 
lage wesentlich zu heben, ein Punkt, der bei der 
Entscheidung für oder gegen die Rückgewin- 
nung mit in Betracht gezogen werden muß. 
Infolge des guten Leistungsfaktors ist in der 
Regel hier der Wirkungsgrad der Stromrück- 
gabe höher. Indessen ist die Verbesserung des 
Wirkungsgrades nicht etwa proportional zur 
Erhöhung des Leistungsfaktors. Bei näherer 
Betrachtung der betreffenden Verfahren zeigt 
essich nämlich, daß entweder die Motoren nicht 
alle vollkommen ausgenutzt werden, so daß die 
Stromrückgabe nur einem Teil der Motoren 
zufällt, oder daß bei Heranziehung aller 
Motoren zwar der Leistungsfaktor im Netz 
groß, jedoch in den einzelnen Motoren ver- 
hältnismäßig schlecht ist. Dies ist so zu er- 
klären, daß ein Teil der Motoren nacheilenden, 
ein anderer voreilenden Strom führt, wodurch 
zwar im Netz ein guter Leistungsfaktor ent- 
steht, innerhalb der Motoren jedoch noch 
immer erhebliche Phasenverschiebungen vor- 
kommen. Eigentümlich für die Schaltungen 
der zweiten Art ist es ferner, daß durch die 
Verwendung mehrerer Motoren innerhalb der 


Heft 28. 


543 


— — 


Lokomotiven stets Mehrphasensysteme er- 
erzeugt werden. Dadurch, daß mit Hilfe der- 
artiger Mehrphasensysteme Spannungen von 
beliebiger Phase und Größe zur Verfügung 
stehen, gelingt es eben, den gesamten Leistungs- 
faktor dem Werte 1 sehr nahe zu bringen, was 
bei den Schaltungen der ersten Art ausge- 
schlossen ist, weil dort Spannungen von belie- 
biger Phase und Größe nieht zur Verfügung 
stehen, sondern davon nur eine Auswahl in 
beschränktem Maße. 

Bei dennunin Abb. 2 bis 5 vorzuführenden 
Schaltungen ist immer oben die Motorschal- 
tung und unten die Generatorschaltung dar- 
gestellt u. zw. wie besonders hervorge- 
hoben sei, nicht bloß schematisch, sondern 
unter Beachtung des richtigen An- 
schluß- und Verbindungssinnes, dies 
für jetzt vornehmlich zu dem Zwecke, die 
Möglichkeit der Selbsterregung beurteilen zu 
können, und für. später, die Wirkungsweise 
und die Diagramme der Schaltungen ver- 
ständlich zu machen. 

Die erste Stromrückgewinnungsschaltung 
nach Abb. 2 wurde in Frankreich auf den 
Linien der französischen Südbahn!) verwendet. 


Generatorbetrieb. 


Abb 2. Bremsschaltung mit Speisung der Erregerwicklung 
über einen Reihenschlußtransformator (Erregertransfor- 
mator.) 


Ihr Erfinder ıst nicht bekannt. Sie besteht 
darın, daß während des Generatorbetriebes 
die Erregerwicklung E des Motors nicht un- 


- mittelbar gespeist wird, wie in der oberen 


Hälfte der Abbildung, die den Motorbetrieb 
darstellt, sondern über einen Erregertrans- 
formator ET. Die Generatorschaltung hat 
bei gleichem Drehsinne einen anderen Schal- 
tungszug als die Motorschaltung, insofern, 
als die Erregerwicklung umgekehrt in 
den Generatorstromkreis eingefügt ist als 
sie es zuvor beim Motor war?). Die, Schal- 
tung neigt daher zur Selbsterregung. 

Der Zweck des Erregertransformators ET 
ist nun folgender: Wird: der nach der oberen 
Hälfte der Abbildung geschaltete Motor bei 
gleichem Drehsinne durch einfaches Umschalten 
der Erregerwicklung in einen Generator ver- 
wandelt, dann liegt die bekannte Schaltung 
der Gleichstrom-Reihenschlußmaschine. vor. 
Infolgedessen erregt sich die Maschine mit 
Gleichstrom und da der speisende Haupttrans- 
formator HT. für diesen praktisch einen Kurz- 
schluß darstellt, wächst der Gleichstrom zu 
einer derartigen Höhe an, daß ein Betrieb der 
Maschine ausgeschlossen ist. Schaltet man 


t) Bulletin mensuel de la Compagnie Francaise A 

Thomson-Houston 1912, 18. Jahrg, Bd. 2, Heft 7, S. 10 und 
bb. 3 neben 8. 20. £ ’ f 

2) Man erkennt dies leicht, wenu man sich vorstellt, 
der Transformator Er habe das Übersetzungsverhältnis 
1:1, und wenn man dann sich seine Primär- und Secundär- 
wicklung zu einer einzigen Wicklung (also einer „Drossel- 
spule“) vereinigt denkt und nun den Schaltungszug verfolgt, 


544 


nun den Erreger-Transformator ET in den 
Kreis ein, dann kann dieser Gleichstrom 
nicht mehr entstehen, weil, wenn er vorhanden 
. wäre, in die Erregerwicklung E kein Strom 
durch Induktion übertragen werden könnte; 
wohl aber kann sich die Maschine jetzt noch 
mit einem Wechselstrom von bestimmter 
Frequenz selbst erregen. Es würde nämlich 
der Vorgang, welcher bei der Gleichstrom- 
erregung eintritt, zunächst beginnen und 
während dieser Zeit würde auch in der Er- 
regerwicklung E Strom fließen. Wenn aber 
dann der Strom ‘auf der primären Seite sich 
dem konstanten Zustande zu nähern beginnt, 
dann stirbt der Wechselstrom in der Erreger- 
wicklung ab. Infolgedessen sinkt auch der 
primäre Strom allmählich wieder zu Null 
herab. Es tritt also eine Stromwelle auf, die 
sich infolge des Umstandes, daß der Anker- 
strom und der Erregerstrom nicht genau 
gleichphasig sind, in eine Welle umgekehrter 
Richtung umbildet und wenn diese verlaufen 
ist, wiederum in eine Welle der ersten Rich- 
tung ausläuft, so daß ein regelrechter Wechsel- 
strom entsteht. Für diesen Wechselstrom, 
der im allgemeinen nicht die Frequenz des 
Netzes besitzt, bildet der Transformator HT 


wiederum praktisch einen Kurzschluß, so daß 


auch jetzt noch der Betrieb der Maschine 
unmöglich wäre, wenn es nicht gelänge, diese 
Selbsterregung mit Wechselstrom zu ver- 
hindern. Das Mittel zur Verhinderung dieser 
Selbsterregung besteht darin, die Strom- 
übertragung in die Erregerwicklung zu er- 
schweren. Dies geschieht dadurch, daß man 
den Erregertransformator ET so ausführt, 
daß zur Feldausbildung in ihm viel Strom ge- 
hört ; praktisch geschieht das meist in der Weise, 
daß, wie die Abb. 2 auch andeutet, die primäre 
Wicklung des Transformators sehr viel Win- 
dungen mehr als wie die sekundäre erhält. Wie 
sich später zeigen wird, läßt sich dann die 
Selbsterregung jeweils bis zu einer gewissen 
Drehzahl der Maschine unterdrücken. Es 
kommt gar nicht erst zu ihrem Entstehen. Mit 
einem solchen Transformator ausgerüstet, kann 
nun die Maschine Strom zurückgeben, u. zw. 
bis zu jener Grenz-Drehzahl. Wie aus den 
Erläuterungen schon jetzt hervorgeht, erfolgt 
dies mit wenig Erregerstrom in der Wicklung E, 
dahermitverhältnismäßig starkem Ankerstrom. 
und esist auch schon ersichtlich, daß durch die 
Einschaltung des Erregertransformators ET 
. mit seinem großen Magnetisierungsstrom der 
Leistungsfaktor nicht besonders groß ausfallen 
wird. 

Geht man mit der Drehzahl bis nahe an 
die Grenze der Selbsterregung heran, dann 
ergibt sich eine Arbeitsweise der Maschine, 
die der der nächsten zu besprechenden Schal- 
tung außerordentlich ähnlich ist. Um dies bild- 
lich auszudrücken, sind die beiden Schal- 
tungen so aufgezeichnet, daß schon in der 
Zeichnung ihre Ähnlichkeit zu erkennen ist. 

Bei der nächsten Schaltung !) nach Abb. 8 
wird die Erregerwicklung E an einen Teil des 
Haupttransformators HT angeschlossen (Oerli- 
kon). Hierdurch wird erreicht, daß die Klem- 
menspannung des Ankers im wesentlichen 90° 
Phasenverschiebung zur Netzspannung hat und 
sich mit dieser zu einer größeren Spannung zu- 
sammensetzt, welche gegen die Netzspannung 
nunmehr ungefähr 450 Phasenverschiebung 
hat. Läßt man die beiden Spannungen zu- 
sammen auf die Drosselspule D; wirken, 
dann entsteht ein Ankerstrom, der 90° Phasen- 
verschiebung gegen die Summe beider Span- 
nungen, also 45° Phasenschiebung gegen jede 
Einzelspannung besitzt. Infolgedessen besitzt 
dieser Strom sowohl in Richtung der Netz- 
spannung, wie auch in Richtung der Klemmen- 
spannung je eine Komponente, so daß Strom- 
rückgabe erfolgen kann, Aus der Darstellung 
des Vorganges ist ersichtlich, daß der Leistungs- 
faktor dieser Stromrückgabe nicht besonders 


ı) „Elektrötechn. u. Maschb.“ 1918, 8. 553. — „ETZ* 
1918, S. 481: — DRP.-Anmeldungen M. 61972 und M. 63600. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heit 28. 


15. Juli 1920. 


groß sein wird!), da dies durch die Einschaltung | Ankern auf das Netz zurück (Allgemeine Elec- 


der Drosselspule verhindert wird. 
zeitig ist ersichtlich, daß diese Spule für den 


Generatorbetrieb. 


Abb. 3. Bremsschaltung mit Speisung der Erregerwicklung 
aus dem Haupttransformator. \Oerlikon.) 


ganzen Ankerstrom dimensioniert werden muß, 
sowie für eine Spannung, die bedeutend höher 
ist als die Klemmenspannung und auch höher 
als die Netzspannung, sie wird also ziemlich 
schwer. i 

Es sei nochmals auf die Ähnlichkeit der 
beiden Schaltungen verwiesen; die Schaltung 
nach Abb. 3 zeigt eine reine Nebenschluß- 
speisung der Erregerwicklung aus dem Haupt- 
transformator, während die vorhergehende 
als eine Reihenschlußspeisung der Erregung 


aus der Drosselspule D; aufgefaßt werden | 


kann. Die Vereinigung beider Schaltver- 
fahren würde Zwischenverfahren ergeben ?). 

Der Schaltungszug der Maschinenwick- 
lungen ist bei gleichem Drehsinne der gleiche 
beim Motor- wie beim Generatorbetriebe, 
weshalb die Schaltung selbsterregungs- 
frei ıst. 

In Abb. 4 wird die Erregung der ersten 
Maschine aus dem Haupttransformator]; be- 


Ey 


Me 
Tw M: 


Motorbetrieb. 


ze 


Generatorbetrieb. 


Er 


Abb. 4. Bremsschaltung mit Speisung der Erregerwicklung 
aus einer Hilfserregermaschine (Allgemeine Elektricitäts- 
Gesellschaft). 


sorgt, während ihr Anker .lediglich die Er- 
regungen der zweiten oder folgenden Maschinen 
speist ?). Diese ihrerseits arbeiten mit ihren 


1) Vorschläge zur Hebung des Leistungsfaktors macht 
Latour, „Rövue G6n6rale de l’Electrieit6“, Bd. 5, 1919, 8. 363. 

2) Vgl. D.R.P.-Anmeldung M 61972. 

3) Monath, a. a. OÖ. — D.R.P. 169519, 186781. 


Gleich-, 


trieitäts-Gesellschaft). Maschine Nr. 1 ist also 
nur Hilfserregermaschine und beteiligt sich 
weder an der Rückgabe noch auch in nennens- 
wertem Maße an der Bremsung. Der Schäl- 
tungszug der beiden Maschinen ist verschie- 
den, ein Widerstand W beseitigt die schwache 
entstehende Selbsterregung, während ein klei- 


ner Transformator T den Leistungsfaktor auf _ 


Eins bringt. 
In Abb. 5 werden die Erregungen E, und E, 


der beiden Maschinen derart gespeist, daß die 


der ersten Maschine an dem zweiten Trans- 
formator HT,, die der zweiten aus dem ersten 


WRAT 


Generatorbetrieb. 


Abb. 5. Bremsschaltung mit Speisung der Erregerwick- 
lungen in Kreuzschaltung (Siemens-Schuckertwerke). 


Transformator HT, versorgt wird. Jeder Anker 
arbeitet auf einen eigenen Transformatorab- 
schnitt zurück (Siemens-Schuckertwerke) ). 
Da die Anker, wie sich später zeigen wird, Span- 
nungen von etwa 90° Phasenunterschied ent- 
wickeln, müssen die zugehörigen Transformator- 
wicklungen magnetisch unabhängig voneinan- 
der sein. Es müssen also entweder zwei .ge- 
trennte Transformatoren verwendet werden, 
was sowieso bei vielen, besonders bei schweren 
Lokomotiven der Fall ist, oder es muß ein 
Transformator mit drei Kernen benutzt werden. 
Die Wicklungs-Schaltungszüge sind bei Motor- 
und Generatorbetrieb die gleichen für alle Ma- 
schinen, die Schaltung ist also selbsterregungs- 
frei. 


Der Leistungsfaktor kann wie bei der , 


Schaltung nach Abb. 4 durch einen Transforma- 
tor, der beide Erregerkreise verkettet, ver- 
bessert und auf Eins gebracht werden, oder 
aber es kann wie es in Abb. 5 dargestellt ist, 
jede Erregerwicklung noch durch einen kleinen 
Wicklungsabschnitt ihres zugehörigen Trans- 
formators mitgespeist werden. 
Zusatzapparate ?) sind nicht erforderlich, 
doch bringt auch hier die Zweiteilung der Trans- 
formatoren und die Phasenverschiebung ihrer 
Flüsse eine Gewichts- und Preiserhöhung mit 
sich. Obwohl nicht gerade verwickelt, ist 
die Schaltung nicht ganz einfach. Wegen der 
Phasenverschiebung der Transformatorspan- 
nungen können die Primärwicklungen nicht 
parallel geschaltet werden, sondern müssen 
in Reihe liegen. 
(Fortsetzung folgt.) 
h re 495 und neuere D.R.P. a. 
Tan) sichtbare Ausgleichtransformator 
AT hat lediglich den Zweck, das Schleudern der beim Mo- 
torbetrieb in Reihe geschalteten Motoren zu verhindern. 


Er zählt also nicht zu den Zusatzapparaten, die man für die 
Stromrückgewinnung braucht. 


EEE 1 ei 


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"Diese 


15. Juli 1920. 


Die Beseitigung der Kohlennot. 
Von Dr.-Öng. e. h. @. Dettmar. 


(Fortsetzung von 8. 525,) 

Soweit nicht wie worstehend angegeben, 
der Verbrauch von ‚Brennstoffen re 
schaltet werden on, muß die Forde- 
rung aufgestellt werden, daß der zur 
Verwendung kommende Brennstoff in 
Zukunft mit höchster Wirtschaftlich- 
keit ausgenutzt wird; d. h., daß die 
erzeugte Kraft, Wärme, Licht usw. 
und die mit ihrer Hilfe hergestellten 


‘ Erzeugnisse unter bester Ausnutzung 


hergestellt und verwendet werden. 
Frage der Wirtschaftlichkeit, 
die bisher lediglich eine Frage des 
dinzelnen war, muß immer mehr zu 
einer solchen der Gesamtheit werden, 
und es muß sich jeder daran gewöhnen, 
volkswirtschaftlich‘ in dieser Ange- 
legenheit zu denken und zu handeln. 
 Nezonialle wird sich ein Zwang 
nicht vermeiden lassen. 

Wenn man darauf angewiesen ist, zu 
sparen, ist.es von Bedeutung, zu wissen, wofür 
eigentlich die Kohlen verbraucht werden. 
Es mögen deswegen hier Angaben über die 
ungefähre Verteilung der deutschen Kohlen- 
erzeugung im Jahre 1913!) folgen: 


DINdURtEDOB ee Le 
Verkehr ER IE. RE Nee el”, 
IRUSDTAN A Les a 95-5 
Gas- u: Elektrizitätswerke. . .-. . 3% 
End WILISChaft ne ee en, A; 
Ausfuhr Er L een 3er, 


Es erscheint zweckmäßig, hier einige 
Zahlen über die bis jetzt im allgemeinen üb- 
liche Ausnutzung der Brennstoffe bei Kesseln, 
Dampfmaschinen, Dampfturbinen, Gaskraft- 
und Dieselmaschinen zu geben. Die einzelnen 
bekannt gewordenen Zahlen weichen natürlich 
außerordentlich voneinander ab, und es 


‘ mögen in nachfolgender Aufstellung Mittel- 


werte verhältnismäßig guter Ausführungen 


‚gegeben werden. 


Den Wirkungsgrad der Kesselkann man 
im allgemeinen zwischen 70% und 80%, im 
Mittel zu 75%, annehmen. Daß allerdings auch 
sehr viel schlechtere Werte vorkommen, zeigt 
nachfolgende vom ‚Bayerischen Revisionsver- 
ein“ für das Jahr 1919 veröffentlichte Tabelle.?) 


- Ge- 
Kessel- i samt- 
> En Brennstoff wir- 
art?) Z er 

} Im DaarnUßm ne Kerr 

za nn, I; Koksprießte. - ae. | > 

KL f 55 

2 Fl Pl {| $ Oberbayer. Nuß IT... 1529 
R e E 61,2 

» IPHUÜ ! Saargrieß ee a Share Is 
W. |PI.U.| Stockheimer Klaar . . 56,0 
4 s ; Förder ... 61,0 
WERDE Ossegger Nuß III ... 66,2 
W. ‚W.R.| Oberbayer. Waschgrieß 77,4 
n » 76,2 
Bl Oherschles..Ibt.. . v... 86,9 

= 4 S Oberschles. Nuß . . . } 80:6 

> re 1 Kane Be NEN ’ 

| 1 Kohle (Bayer.) . . - . 

2 3 MN Eohera ee $ Et 
BR ErPIA.| = Saarnuß IE in. a on. 61,6 
L. St. Buchenabfälle . . .-. 59,5 
Bei den Einzylinder-Auspuffmaschinen 


werden ungefähr 7--8% der in der Kohle ent- 
haltenen Wärmemenge in Arbeit umgesetzt. 
Ungefähr 25% gehen im Kessel verloren und 
ungefähr 62%, würden für Heizung verfügbar 
sein. Die Tandemmaschine mit Kondensation 
nutzt 11--12% aus, und ungefähr 58% gehen 
im Kühlwasser ab. Bei großen Dampfma- 
schinen und Dampfturbinen; kann man im 
Mittel ungefähr 13% nutzbare Arbeit aus der 
Kohle gewinnen. 25% beträgt der Kessel- 
verlust, und ungefähr 58% gehen im Kühl- 
wasser ab. Nach der Angabe der Firma Ehr- 
hard & Sehmer wird bei Gas- und Diesel- 
maschinen die in der Kohle aufgewendete 
Wärmemenge etwa wie folgt verbraucht: 


Prozent 

20,5 eff. Arbeit 
Generatorgasmaschinen . . 2 27 _ Auspuff 
30 Kühlwasser 


!) Biedermann,„Deutschlands Kohlensch#tze“ 1916 
N „Mitteilungen des Reichbundes Deutscher Technik“ 
1920, Nr. 32. x 
°) 2 Fl. = Zweiflammenrohrkessel, W. = Wasser- 
rohrkessel, L. = Lokomobilkessel, Pl. i. = Planrost-Innen- 
feuerung, Pl. = Planrost (Außenfeuerung), St. = Stufen- 
rost, W.R. = Wanderrost, A, = automatische Beschickung, 


‘ DV. = Unterwind. 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920, Heft 28. 


Prozent 
s 26,8 eff. Arbeit 
Viertakt-Gasmaschinen. . . 13 Auspuff 
2 88,2 Kühlwasser 
3 28,6 eff. Arbeit 
Hochleistungs-Gasmaschinen | 39,4 Auspuff 
29,5 Kühlwasser 


i i 34 eff. Arbeit 
Dieselmotoren ....... 25 Auspuff 
33 Kühlwasser 


Man ersieht aus diesen Zahlen, daß durch die 
Ausnutzung der im Kühlwasser und im Aus- 
puff enthaltenen Wärmemengen sich große 
Ersparnisse an Brennmaterial erzielen lassen. 

‚Nach Josse!) beträgt der thermische 
Wirkungsgrad im Jahresdurchschnitt un- 
gefähr 

Prozent 
bei Kolbenmaschinen ....... 
ellockomobilensuwere tr. nn 4,5 bis 7,6 


„ Kleindampfturbinen ...... 8 bis 9 
» großen Kolbenmaschinen. ... . 5,5 bis 11,6 
„ großen Dampfturbinen. .... 6,2 bis 12,3 
sauekraftanlasgen vor... el 3.b18021.2 
„ Groß-Gasmaschinenanlagen (Hoch- 

OLONWAS)Ir Ede a a rd. 21,4 
» Dieselmaschinenanlagen .... . 25 bis 32,3 


Über die Wärmeausnutzung in Elektrizi- 
tätswerkenliegen vielfach Mitteilungen?) vor, 
auf die hier nur hingewiesen sei. Demnach 
beträgt die Ausnutzung im Jahresdurch- 
schnitt bei kleinen Werken ungefähr 46%, 
bei mittleren Werken ungefähr 6--9% und 
bei größeren Werken ungefähr 12—-14%. 

Ferner ist nach Siegel?) die Ausnutzung 
für die verschiedenen Brennstoffe ungefähr wie 
folgt: bei Kohle 8%, Koks 19%, Leuchtgas 
20%, Treiböl 25%. Aus diesen Zahlen ersieht 
man, welche bedeutenden Mengen von Brenn- 
stoff gespart werden können, wenn die Elek- 
trizitätswerke es ermöglichen können, die Ab- 
fallwärme auszunutzen. 

Die Frage der direkten Erzeugung von 
Arbeit aus Kohle, unter Umgehung des Ver- 
brennungsprozesses ist noch nicht der Lösung 
so weit zugeführt, daß es möglich ist, darüber 
zu entscheiden, wie weit-eine praktische An- 
wendung in nächster Zeit in Aussicht steht. 
Selbst über die Vergasung der Brennstoffe 
liegen noch wenig Erfahrungen vor und die 
dazu dienenden Verfahren befinden sich z. T. 
noch im Stadium der Entwicklung. 

Wie Caro°) richtig ausführt, ist es in einer 
großen Anzahl von Fällen wirtschaftlicher und 
brennstoffsparend, wenn der Heizstoff ohne 
Verkokung und ohne Gewinnung von Neben- 
produkten unmittelbar verbrannt wird. Es ist 
jedenfall nicht richtig, allgemein von den 
wirtschaftlichen Vorteilen der Vergasung von 
Nebenprodukten zu sprechen, sondern es 
kann nur von Fall zu Fall entschieden werden, 
ob solche Vorteile vorliegen oder nicht. Auch 
Klingenberg?) hat gezeigt, daß der Kohlen- 
verbrauch von großen Kraftwerken mit Dampf- 
turbinen ohne Nebenproduktenanlage geringer 
ist, als bei Anlagen mit Nebenproduktenge- 
gewinnung, und zwar sowohl für Verwendung 
von Gasmaschinen wie für Dampfturbinen. 
Abb. 4, die der „Zeitschrift des Vereins deut- 
scher Ingenieure‘ 1918, S. 3l, entnommen 
ist, zeigt den verhältnismäßigen Kohlen- 
verbrauch der 3 Betriebsarten für die Be- 
lastungen, wie sie dem heutigen mittleren 
Belastungsfaktor von Elektrizitätswerken ent- 
sprechen, wobei der Kohlenverbrauch der 
Dampfturbine ohne Nebenproduktenanlage 
gleich 1 gesetzt ist. Auch Klingenberg kommt 
zu dem Resultat, daß die immer wieder vorge- 
brachte Behauptung, die unmittelbare Ver- 
feuerung der Kohle unter Verzicht auf Ge- 
winnung von Nebenprodukten stelle eine un- 
geheure Verschwendung von Brennstoff und 
von nationalem Vermögen dar, nicht richtig 
sei. Er sagt, daß zwar die in der Kohle ent- 
haltenen Stoffe vernichtet werden, dem vaber 
eine fühlbare Schonung unserer Kohlenvor- 
räte gegenübersteht. 

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß 
die Nebenproduktengewinnung einem Mehr- 
verbauch an Kohle entsprieht, wofür aber die 
so außerordentlich wertvollen Nebenprodukte 
gewonnen werden, deren Wert weit höher ist, 
als der Mehrverbrauch an Kohle. Es ist auch 
als sicher anzunehmen, daß die Nebenpro- 
duktengewinnung in einer Anzahl von Jahren 
eine außerordentliche Bedeutung gewinnen 
wird, und daß die Vergasung der Brennstoffe 
in Zukunft eine der zweckmäßigsten Ver- 
wendungen der Kohle darstellen wird. Die 
Verfahren und die Apparate sind aber 
noch so unentwickelt, daß von einer all- 
gemeinen Anwendung der Vergasung für 


1) „Neuere Kraftanlagen“, 1911, S. 98 bis 111- 
») „BETZ“ 1914, 8. 787 u. 1919, 8. 198. „El. Kraftbetr. u. 
Bahnen“ 1910, Heft 14 bis 17. 
.») „Die rationelle Ausnutzung der Kohle“, Karl 
Heimanns Verlag, Berlin 1918. 


545 


die nächsten Jahre noch nicht gesprochen 
werden kann. Dagegen wird in einzelnen Fällen 
schon jetzt die Vergasung unter Nebenpro- 
duktengewinnung von außerordentlicher Be- 
deutung sein und mit aller Macht angestrebt 
werden müssen. Bis die Verfahren zur Neben- 
produktengewinnung, die für, die Ausnutzung 
des gewonnenen Gases, der Öle usw. notwen- 
digen Maschinen, nämlich die Gasturbinet) 
und die Ölturbine, erprobt und durchgebildet 
sein werden, dürften noch eine Reihe von 
Jahren vergehen, in denen es hoffentlich ge- 
lingt, die schlimmste Periode der Kohlen- 
knappheit zu überwinden, so daß es dann auch 
möglich sein wird, unter Aufwendung einer 
größeren Kohlenmenge, die so wertvollen 
Stoffe zu gewinnen. 


NWulzlerstung des Werkes in WOOkW 


Abb. 4, Verhältnismäßiger Kohlenverbrauch der 
Betriebsarten. (Kohlenverbrauch der Dampfturbinen 
ohne Nebenproduktenanlage = 1 gesetzt.) 


Besonders wichtig ist es, sobald die 
n tigen Einrichtungen zur Verfügung stehen, 
dıe vorhandenen minderwertigen Brenn- 
stoffe durch Vergasung auszunützen, da diese 
Verwendung in vielen Fällen wohl die zweck- 
mäßigste sein dürfte. Sehr richtig hat 
Trenkler?) gelegentlich des Kursus über Wärme- 
wirtschaft in Berlin hervorgehoben, daß leider 
in den Revieren, in denen minderwertige 
Brennstoffe vorhanden sind, meistens auch 
gute zur Verfügung stehen. Der Betriebs- 
ingenieur ist dann aber schwer dazu zu be- 
kommen, sich mit dem schlechten Zeug herum- 
zuschlagen. Im Interesse der wirtschaftlichen 
Verwertung der Brennstoffe ist es aber not- 
wendig, daß die Vergasung dieser minder- 
wertigen Brennstoffe mit allen Kräften ge- 
fördert wird. Es muß immer wieder hervor- 
gehoben werden, daß bei der Brennstoffwirt- 
schaft nicht mehr die Interessen des einzelnen, 
sondern die der ganzen Nation berücksichtigt 
werden müssen. 


Bei der Forderung höchster Wirtschaft- 
lichkeit in der Ausnutzung der Brennstoffe 
liegt natürlich die Forderung nach Erhöhung 
des Wirkungsgrades der Heizungsanlagen 
besonders nahe. Zeigen doch die Herdefür Koch- 
und Heizzwecke vielfach eine recht schlechte 
Ausnutzung. Wie Dr. Brabbee?) nachge- 
wiesen hat, gibt es im Handel Herde, die mit- 
unter nur bis zu 8% Wirkungsgrad haben und 
eine große Reihe in der Benutzung be- 
findlicher Herde werden nicht sehr viel größere 
Wirkungsgrade erreichen. Etwas besser liegen 
die Verhältnisse bei den Zentralheizungen. 
Aber auch da können noch wesentliche Er- 
sparnisse im Brennstoffverbrauch erzielt wer- 
den. Nach Ansicht Brabbees können beim 
Hausbrand Verbesserungen von rd 25--30% 
erreicht werden. Da hierfür in Zukunft rd 
15 Mill. t benötigt werden, so ergibt sich 
dureh diese Verbesserung die Möglichkeit, un- 
gefähr 4 Mill. t jährlich zu sparen. Noch viel 
größere Kohlenmengen können aber gespart 
werden, wenn die Heizungsanlagen mit Kraft- 
anlagen in der richtigen Weise vereinigt wer- 


1) „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure", 
1920 8. 197. j 

2) „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 1, S- 59. 

2) „Deutschlands zukünftige Kohlenwirtschaft*, Julius 
Springer, Berlin 1918, S. 11. 


546 


Elcktrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 28. 


15. Juli 19£0. 


den. Nach Josse!) sind unsere heutigen Hei- 
zungsanlagen (große Zentralheizungen von 
- Häuserblocks) wärmetechnisch unvollkommen. 
Die Verbrennungsgase von 1200--1400° geben 
ihre Wärme an Dampf von 105° oder an 
- Wasser von 80° ab. Sie werden dabei sehr 
schlecht ausgenutzt, da das hohe Tempera- 
turgefälle sie zur Leistung mechanischer Ar- 
beit befähigt, auf deren Gewinnung einfach 
verzichtet wird. Ähnlich liegen die Verhältnisse 
bei den Feuerungsanlagen für die Industrie. 
Wenn diese auch technisch z. T. etwas mehr 
- vervollkommet sind, so werden doch noch 
viele Fälle anzutreffen sein, wo große Ver- 
besserungen möglich sind. Ganz besonders 
aber wird die weitgehendste Abwärmever- 
wertung eine der wichtigsten Quellen der 
Brennstoffersparnis erschließen. Dureh rich- 
tige Zusammenfassung von Kraft- und 
Wärmewirtschaft können sowohl in 
der Industrie, bei der Beheizung So- 
wie bei der Gas- und Elektrizitäts- 
erzeugung große Kohlenmengen _ge- 
spart werden. Nach Heilmann?) liegt 
in der Industrie die möglichst weitgehende 
Ausnutzung der Brennstoffwärme für Kraft- 
erzeugung und Fabrikationszwecke sowohl im 
Interesse der Wettbewerbsfähigkeit des ein- 
zelnen Unternehmens, als auch im Interesse 
der Gesamtheit. Diesen Anforderungen wird 
deshalb noch nicht genügend entsprochen, 
weil- die Vorteile der Zusammenfassung der 
Kraft- und Wärmewirtschaft und die Fort- 
schritte der Wärmetechnik nicht allen Fabrik- 
leitern genügend bekannt sind. _ Über die 
Größe des vorhandenen Wärmebedarfes bzw. 
der vorhandenen Abfallwärme herrscht viel- 
fach aus Mangel ausreichender statistischer 
Unterlagen, Unklarheit. 

Es seien hier nur einige wenige Beispiele 
für Ersparnismöglichkeiten angeführt. Nach 
Prof. Tafel?) kann bei einer Martinstahl- 
Erzeugung von 4 Mill. t aus der Abbhitze der 
Martinöfen eine Wärmemenge gewonnen wer- 
den, die der Ersparnis von 200.000 t Steinkohle 
entspricht. Nach Prof. E. Josse?) ist beab- 
sichtigt, die Brüdendämpfe der Brikett- 
fabriken zur Kraftgewinnung in Niederdruck- 
Dampfturbinen nutzbar zu machen. Auch 
die in der Hochofenschlacke 
Wärmemenge kann ausgenutzt werden. Un- 
serer Friedens-Roheisenerzeugung von 19 
Mill.t hat einer Schlackenmenge von 19 bis 
28 Mill. t entsprochen, aus der jährlich 300 bis 
500 Mill. kWh gewonnen werden könnten. Die 
Roheisenerzeugung wird allerdings in Zukunft 
infoge des Friedensvertrages bedeutend zu- 
rückgehen, doch werden immer noch beträcht- 
liche Mengen elektrischer Arbeit aus der 
Schlacke herausgeholt werden können. Nach 
Gerbel?) haben selbst moderne, mit Halbgas- 
. feuerung versehene Öfen für Walzwerke nur eine 
Wärmeausnutzung von 15 bis 20%; Glüh- 
öfen in Preß- und Hammerwerken nur einen 
Nutzeffekt von 8 bis 10%. Die Verwertung 
der Abfallwärme kann durch Abhitzekessel 
durch Vorerwärmung des Einsatzes und durch 
..Vorerwärmung der Verbrennungsluft vor sich 
.. gehen. Gerbel weist auch darauf hin, daß in 
. Zinkhütten besonders große Abfallkraft- 
mengen gewonnen werden können. 

Mit Rücksicht auf den Umfang dieser 
- Arbeit kann hier der einzuschlagende Weg nur 
- kurz®) angedeutet werden. Es handelt sich 
im wesentlichen darum, einmal möglichst 
allen für Heiz-, Koch- und ähnliche Zwecke 
. verbrauchten Dampf vorher zur Krafter- 
zeugung auszunutzen, das andere Mal bei der 
Krafterzeugung, die abfallende Wärme für 
Heizzwecke zu verwenden. Das ist aber nur 
durchführbar bei einer einheitlichen und 
großzügigen Kraft- und Wärmewirtschaft, bei 
der der ‚Wärmeingenieur‘‘ den vollen Einfluß 
. erhalten muß. Nach Scehultze’?) müssen Kraft- 
werk und Heizwerk eime thermische Einheit 
von höchstem Gesamtwirkungsgrad bilden. 

Es sei aber hier auch gleich darauf hin- 
gewiesen, daß bei der praktischen Ausführung 
dieser Aufgaben viel Schwierigkeiten zu über- 
winden sind, und daß vielfach ganz neue Wege 
bezüglich : des Zusammenarbeitens verschie- 
denartiger Anlagen, zu begehen sind. Die 
Abfallenergie kann vielfach zweckmäßig nur 
-in der Weise Verwendung finden, daß sie in 
- vorhandene Elektrizitätsnetze hineingepumpt 
wird. Daraus ergeben sich aber für die Be- 
triebsführung oft recht große Schwierigkeiten, 


1) „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 1, 8. 9, „Mittel 
und Wege zur besseren Ausnutzung unserer Brennstoffe“. 

2 „Monatsblätter des Berliner Bezirksvereins deut- 
scher Ingenieure“, 1918, Heft 5, S. 39. 

®) „Stahl und Eisen‘ vom 28. 10. 1919. 

%) „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 1, 8. 15. 

5) „Kraft und Wärmewirtschaft in der Industrie“. 

Julius Springer, Berlin 1918, S: 31, 4 
e J ieser besonders wichtigen Angelegenheit wird 
eine ausführlichere Behandlung in dem bereits durch Fuß- 
note auf 8.521 angekündigten Buche gewidmet werden. 

7) „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 4, 8. 27. 


enthaltene, 


und es wird nicht immer möglich sein, mit 
Rücksicht auf die Betriebssicherheit alle 
Wünsche befriedigen zu können. Anderer- 
seits werden aber auch die Elektrizitäts- 
werke in Zukunft dieser Frage weitgehendstes 
Interesse entgegenbringen müssen. Es sei 
hier besonders auf die Ausführungen von 
Steimnetz!) hingewiesen. . 

Dr.-ng. Reutlinger hat in seinem Vor- 
trage?) über „Wärmewirtschaft der Städte“ 
die Aufgaben wie folgt gekennzeichnet: 


1. Abfallkraft — gewonnen aus der Vor- 


stufe zu Heizdampf oder aus der Nachstufe . 


von Abhitze und Abgas — ist innerhalb der 
Werke weitgehend an Stelle eigener Kraft- 
erzeugung oder an Stelle von Strombezug aus 
Zentralen ohne Abwärmeverwertung zu setzen. 
Die Überschußenergie ist an anzugliedernde 
oder örtlich günstig gelegene Kraftbetriebe 
abzugeben oder an die elektrischen Netze der 
Elektrizitätswerke und Überlandzentralen, die 
großzügig gekuppelt, durch die Aufnahme 
billiger Äbfallkrait imstande sind, mit erheb- 
lich geringeren Eigenkohlenverbrauch In- 
dustrie, Landwirtschaft und- Städte zu ver- 
sorgen. Die ohne Kohlenaufwand in die Netze 
gespeiste Abfallenergie bringt bei umfassender 
Durchführung und günstigem Spitzenaus- 
gleieh Millionen Tonnen Kohle in Wegfall, die 
jetzt für Kraftzwecke verbrannt werden. 
Darüber hinaus erleichtert sie möglicherweise 
auch die Rlektrisierung der Bahnen, die An- 
siedlung von Industrie auf dem flachen Lande 
und kann schließlich elektrisches Kochen und 
Heizen in den Bereich der Wirtschaftlieh- 
keit ziehen. i 

2. Abfallwärme aus Maschinen und Feue- 
rungen ist — unter Anpassung der Heizvor- 
richtungen — an Stelle von Frischdampf weit- 
gehendst zu verwenden. Frischdampf für 
Heizung ist kohlenwirtschaftlicher Frevel! 
Überschußwärme ist möglichst zu speichern 
und durch Fernleitung in Heißwasser- oder 
Dampfform benachbarten Verbrauchern oder 
angegliederten Betrieben zuzuführen. Hierher 
gehört auch das Gebiet der Städtebeheizung, 
der Trocknung unserer Futtermittel und Kar- 
toffelschnitzel, der Boden- und Bäderbehei- 
zung, wie es von Herrn Schulze behandelt 
wurde, kurz die Heizung ohne Kohlenkosten. 


Die in vorstehendem erwähnte von Herrn 
Schulze?) behandelte Bodenbeheizung wird 
in Zukunft vielleicht berufen sein, eine be- 
deutende Rolle hinsichtlich des Gemüsebaues 
und der Gartenwirtschaft zu spielen. Der Mehr- 
ertrag des en Landes ist beträchtlich 
gewesen und außerdem ne erfolgt. Auf 
ungeheiztem Lande erfolgte die Ernte 8 Tage 
später. Der Mehrertrag war bei: Blumenkohl 
50 %, Kopfsalat 15 %, Schoten 60 %, Kohl- 
rabi 40%, Tomaten 36%, Artischocken 90%; 


Im Versuchsjahre 1916 wurden auf der- 
selben Fläche zwei Kartoffelernten erzielt. 
Nach A. Schulze, Dresden, dürfte die Boden- 
heizung vielleicht nach und nach einmal be- 
rufen sein, die unschönen Kühltürme zu er- 
setzen und deren Rolle zu 
während diese wärmevernichtend wirken, wirkt 
die Bodenheizung wärmeerhaltend. Für land- 
wirtschaftliche Betriebe wird dagegen die 
Bodenbeheizung kaum in Frage kommen. 


Über die Heizzeit bei der Bodenbehei- 
zung liegen schon von A. Schulze mir freund- 
lichst zur Verfügung gestellte Erfahrungen 
der Versuchsanlagen an der Technischen Hoch- 
schule in Dresden vor. Das Anwärmen des 
Landes wurde Anfang Februar begonnen, und 
es dauerte etwa 14 Tage bis die über den Heiz- 
rohren liegende Landmasse so weit angewärmt 
war, daß gegenüber dem ungeheizten Lande 
eine mittlere Temperaturerhöhung von etwa 
6° C vorhanden war.. Die Heizung wurde 
dann fast den ganzen Sommer hindurch fort- 
gesetzt, höchstens im Juli und August ein- 
gestellt, letzteres geschah aus Gründen der 
Wärmeersparnis. Weil in diesen Monaten 
wegen der Hochschulferien der Kraftbetrieb 
minimal ist, stand nicht immer Abwärme zur 
Verfügung, und wegen der bereits 1916 ein- 
setzenden Kohlennot wurde der Betrieb lieber 
ganz eingestellt. Bei intensiver Bewirtschaftung 
der Felder unter noch mehr kaufmännischen Ge- 
sichtspunkten würde das Heizen auchin diesen 
Monaten Vorteile gebracht haben, es müssen nur 
die Kulturen dementsprechend ausgewählt und 
gepflegt werden. Günstig war dann das Heizen 
noch im September, indem gewisse Sorten, die 
im ungeheizten Land nicht mit Sicherheitreifen, 


hier gereift sind; z. B. wurden Mais und Soja- 


bohnen erzielt, welche in unserem Klima sonst 
nicht zur Reife kommen. Es lag das daran, 
daß infolge früheren Aufgehens den Pflanzen 


1) „ETZ* 1920, 8. 400. 
A) ‚Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 4, S 58. 
) „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 4, S. 50. 


® 


übernehmen ;. 


eine längere Wachstums- und Entwicklungs- 
periode zur Verfügung stand. 3 
Über September hinaus bringt die unter- 
irdische Heizung keinen Vorteil mehr, weil 
dann der andere, zur Pflanzenbildung ebenso 
wie die Wärme notwendige Faktor. — das 
Sonnenlicht — nicht mehr genügend zur Ver- 
fügung steht. ' ; 
5 Au Vorstehendemf geht hervor, daß die 


. Bodenbeheizung während etwa 8 Monaten im 


Jahre Abwärme nutzbringend aufnehmen kann. 
Da überdieAbdampfverwertungin die- 
ser Zeitschrift schon ausführlich berichtet wor- 
den ist, braucht nur auf die Ausführungen von 
F.L. Richter!) verwiesen zu werden. Es seien 
jedoch noch die Schwierigkeiten erwähnt, die 
oft dadurch entstehen, daß die überschüssige 
Wärme und die in anderen Betrieben unter- 
zubringende Wärme sich nach Menge und 
nach Zeit nicht immer decken. Bei geringen 
Zeitdifferenzen kann durch Speicherung leicht 
ein Ausweg gefunden werden, und zwar kommen 
hier sowohl Wärmespeicher als auch direkt 
Dampfspeicher, die schon seit Jahren viel- 
fach in Verwendung sind und sich bewährt 
haben, in Frage. Ferner können auch oft 
mit Vorteil Warmwasserspeicher angewendet 
werden, mit denen gleichfalls schon günstige 
Erfahrungen?) vorliegen. _ : 

Von den Industriezweigen, die Dampf 
bzw. Wärme in erheblichem Umfange ver- 
brauchen, seien hier einige genannt. Es sind 
dies: Brauereien, Papierfabriken, Zucker- 
fabriken, Textilfabriken, Färbereien, Wäsche- 
reien, Chemische Fabriken, Gummifabriken, 
Kerzenfabriken, Seifenfabriken, Leimfabriken, 
Sprengstoffabriken, Nahrungs- und Genuß- 
mittelfabriken. 

Eine weitere Schwierigkeit, die hier nur 
kurz erwähnt werden möge, besteht in der 
Messung der gelieferten Wärme. Es sind aber 
in neuerer Zeit Wärmemesser gebaut worden, 
die voraussichtlich in der Lage sein werden, 
den bereehtigten Ansprüchen zu genügen. 

Daß durch die Nutzbarmachung von Ab- 
fallwärme große Erfolge erzielt werden können, 
geht daraus hervor, daß Anlagen schon mehr- 
fach dahin verbessert worden sind, daß eine 
Nutzbarmachung der gesamten Wärme bis 
zu 80% erreicht worden ist. Es sei hier noch 
auf die äußerst interessante Ausnutzung ver- 
dichteter Abdämpfe von Kochern des Ing. 
E. Wirth?) hingewiesen, durch die aus dem 
Schwadenabdampf industrieller Anlagen usw. 
beträchtliche Wärmemengen nutzbar ge- 
macht werden können. 


Dr-Sug. E. Reutlinger?) schätzt die ° 
erzielbare Ersparnis an Kohle wie folgt: 
Durch Abdampfyerwertung und Aus- 


nutzung der Überschußenergie . 10 Mill. t 
Durch Verwertung der Abhitze . 3 Mill. 
Durch Abgasverwertung bei Gas- 

maschinen a OR 
Man sieht also, daß allein aus den 
ebengenannten Anwendungsgebieten etwa 


13 Mill. t Kohlen erspart - werden können. 
Rechnet man dazu noch die anderen vor- 
stehend erwähnten Möglichkeiten zur Er 
zielung von Ersparnis, von denen die weit 
gehendste Verwendung der Wasserkraft die 
bedeutendste ist, so ergeben sich noch weitere 
beträchtliche Kohlenmengen, die in Wegfall 
kommen könnten. 
. Wie schon oben erwähnt, ist es wichtig, 
bei den industriellen Heizvorrichtungen die 
höchste Ausnutzung der Wärme anzustreben 
und sie gegenüber ihrer jetzigen Wirkung 
nicht unerheblich zu verbessern. Das trifft 
zum Teil auch bei den Kesselfeuerungen zu. 
Besonders zu beachten ist aber noch, daß der 
Ausbildung von Heizern Aufmerksamkeit zu- 
gewendet werden muß, um ' Brennstoffer- 
sparnis zu erzielen. Das hat man zwar schon 
lange erkannt, aber trotzdem ist noch viel 
durch Verbesserung der Ausbildung der Heizer 
zu erreichen. Besonders wichtig ist dies inso- 
fern, als auf diesem Wege eine große Ersparnis 
an Brennstoff erzielt werden kann, ohne Auf- 
wendung erheblicher Mittel und in verhältnis- 
mäßig sehr kurzer Zeit. Deswegen sollte man 
besonders diese Möglichkeit der Kohlener- 
sparnis im Auge behalten. 

Den Feuerungen mit Kohlenstaub°) sollte 
mehr Aufmerksamkeit zugewendet werden, 
da eine beträchtliche Ersparnis an Brenn- 
material durch sie erzielt werden kann. Nach- 
dem die Kohle zerkleinert ist, werden durch 
Magnete die Metallteile entfernt; und dann - 
wird die Kohle getrocknet. Nach Versuchen 
in Amerika®) hat diese Kohlenstaubfeuerung 
einen höheren Wirkungsgrad ergeben als 
andere neuzeitliche Feuerungen. 5 


1) „BETZ“ 1913, S. 714. . 
„Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 4, 8. 31. 
.») „Zeitschr. d. V. d. 1", 1919, 8.1074. > 
_) „Kölner Technische Blätter" 1920, Heft 3, S.6. 
5) Siehe auch „ETZ' 1920, 8. 478. 
6) „Power“, 1920, S. 354. 


57 


PEWN 


umgegangen werden. 


in den letzten Jahren einen wesentlic 


16. Juli 1920. 


Auch beim Einladen, beim Hin- und 
Hertransportieren der Kohle vom Waggon 


bis zur Verbrauchsstelle muß sparsam und 


aufmerksam mit dem jetzt so kostbaren Gute 
Es können dadurch 
nicht unerhebliche Verluste!) vermieden wer- 


n. 

Die elektrischen Kraftwerke sowohl wie 
alle anderen industriellen Kraftanlagen haben 
höheren 
Kohlenverbrauch gehabt und haben ihn auch 


jetzt noch dadurch, daß ihnen infolge der 


großen Knappheit an Kohle nicht mehr die 
richtige d. h. zweckmäßigste Kohlensorte zu- 
gewiesen werden konnte, auf die sie eingerichtet 
sind. Vielfach sind Anlagen, die für Nußkohle 
at worden sind, mit Förderkohle oder 

tückkohle, mit Briketts oder sogar mit Roh- 
braunkohle oder mit minderwertigem Brenn- 
stoff beliefert worden, so daß naturgemäß der 
Wirkungsgrad der Feuerung ein niedrigerer ist. 
DieserÜbelstand mußte notgedrungen in Kauf 

enommen werden. Es ist aber wichtig, 

aß er so schnell wie nur irgend mög- 
lich beseitigt wird, denn dadurch 
allein würde es möglich sein, sofort 
eine große Kohlenersparnis zu erzielen, 
weil dann entsprechend mehr aus der zur Ver- 


- fügung stehenden Kohle herausgeholt werden 


könnte. Andererseits wird es aber auch zweck- 
mäßig sein, wenn sich möglichst viel Anlagen, 
die auf hochwertige Sorten eingerichtet, sind, 


‘der Lage anpassen und entsprechende Ande- 


rungen vornehmen. Es ist deshalb dringend 


_ erforderlich, daß diejenigen Werke und Ein- 


 ‘zelanlagen, welche bisher nur Nußkohle zu 


y Hl ir > U gr 


. Badeanstalten, wie dies z. B. 


- leisten. 
Fällen anzuerkennen, 


verfeuern imstande waren, sich auf die Ver- 
feuerung oder wenigstens auf die Mitverwen- 
dung eines anderen Brennmaterials einrichten; 
dies kann geschehen durch Umbau der Feue- 
rungen, Einbauen von Unterwindfeuerung, 


Aufstellung von Kohlenbrechern usw. 


Durch weitgehendste Ausnutzung der in 
den Abgasen der Kessel enthaltenen Wärme, 
des Abdampfes der Speisepumpen und anderer 
Hilfsmaschinen, des Kondensats von Wasser- 
abscheidern, des Abblasewassers der Kessel 
und des Kühlwassers der. Kondensatoren 


- muß die Wärmeausnutzung tunlichst gehoben 


werden. Hierüber wird Klingenberg?) sich in 
kurzer Zeit eingehend?äußern, so daß auf seine 


- Arbeit hier nur hingewiesen zu werden braucht. 


Auch die Abwärme der Generatoren kann 
mit Erfolg zum Trocknen von Gemüse, Obst 
und ähnlichen Produkten verwendet werden. 
Solche Anlagen sind z. B. in Stuttgart?), 
Duisburg*), Zeitz’), Wiesmoor und anderen 
Werken mit Erfolg ausgeführt worden. Auch 
die Verbindung von Elektrizitätswerken mit 
in Stuttgart, 
München und vielen anderen Orten schon ge- 
schehen ist, führt zu großen Erfolgen hinsicht- 
lich einer guten Wärmewirtschaft. _ 

‘Bei Erweiterungen bzw. Neubauten von 
Werken würden gegebenenfalls durch höhere 


Dampftemperatur, höheren Dampfdruck, Ver-, 


besserungen im Bau der Kesselanlagen_ eine 
bessere Wärmeausnutzung®) zu erzielen fsein. 

Bei den elektrischen Kraftwerken liegt die 
Möglichkeit zur Erzielung von Ersparnissen an 


Brennstoff dadurch vor, daß die Belastung des 


Kraftwerkes eine möglichst gleichmäßige ist. 
'Es muß darauf gesehen werden, die „Spitzen“ 
der Belastung möglichst zu vermeiden, und 
versucht werden, die Nachtbelastung zu heben, 
um auf diese Weise den unwirtschaftlichen 


3 Betrieb während der Nacht zu%verbessern. 


Leider stehen dem noch große Schwierigkeiten 


_ entgegen, da wie schon vorstehend jerwähnt 


die Arbeiter nur sehr ungern Nachtschichten 
Die Berechtigung hierzu ist in vielen 
besonders unter den 
jetzt und noch für längere Zeit herrschenden 
schlechten Ernährungsverhältnissen. Vom 
Standpunkte der Kohlenwirtschaft aus, ist 


_ es aber von aller größter Bedeutung, daß In- 
_ dustrien, die mit einer geringen Anzahl von 


Arbeitskräften viel Kraft verbrauchen, dies 
tunlichst in den Zeiten tun, in denen sonst der 
Kraftverbrauch gering ist. — Um auf diese 


einer kleinen Zahl von Arbeitern die Unan- 

E raliehkeit der Nachtschicht auferlegt wer- 
en. ; 

Wo eine gute Ausnutzung der Maschinen 


_ und Kessel bei Nacht nicht zu erreichen ist, 


wird sich oft durch?Kupplungsleitungen eine 
Verbesserung erzielen lassen. Man erreicht 
damit, daß da, wo sonst mehrere Werke 


- laufen, nur ein Werk in Betrieb ist und dies an 


die mit ihm durch Leitungen verbundenen 


R ‚Hanomag-Nachrichten 1920, S: 1: 
.ETZ“, 1920, Hett 29 ff. . 
'®# Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen“, 1918, Heft 12. 
4) „ETZ“ 1917, 8. 478. A 
5) „BETZ“ 1918, 8. 120: . ; 
%, Hierüher wird Klingenberg in Heft 29ff der 


„ETZ* sich eingehend äußern, so daß auf seine Arbeit hier 


nur hingewiesen zu werden braucht. 
. 


Weise einen Ausgleich zu schaffen, muß eben | 


FR in 
x N f} 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 28. 


anderen Werken Strom abgibt. Durch solche 
Ausgleichleitungen kann eine beträchtliche 
Kohlenersparnis erzielt werden. 

.Es ist vielfach versucht worden, durch 
elektrochemische Betriebe, die eine Unter- 
brechung zulassen, die Zeit schwächerer Be- 
lastung auszufüllen. Dabei hat sich aber in 
den meisten Fällen ergeben, daß dann die 
elektrochemischen Betriebe entsprechend un- 
günstiger arbeiten, denn für sie tritt ja dann 
das ein, was man bei den Elektrizitätswerken 
vermeiden will, nämlich der ungleichmäßige 
Betrieb. Es werden sich aber mit der Zeit auch 
noch Verfahren finden lassen, bei denen die 
Unterbrechung auch wirtschaftlich ‘durchführ- 
bar ist. 

Günstiger liegen die Verhältnisse bei Ver- 
wendung der Abfallarbeit für Beheizung und 
Warmwasserbereitung, wie dies oben, anläß- 
lich der Ausnutzung. der Wasserkräfte zu 
allen Stunden des Tages, bereits behandelt 
worden ist. Auch der Betrieb von elektrischen 
Dampfkesseln, von Wärmespeichern, die Trock- 
nung und Konservierung von Holz!) und ähn- 
liche Verfahren wären hier zu nennen. 


547 


Kraftbetrieb eintreten, da durch die Einfüh- 
rung der achtstündigen Arbeitszeit, die Kraft- 
belastung schon nachläßt oder völlig ver- 
schwindet, wenn die Lichtbelastung einsetzt, 
und zwar selbst in den dunkelsten Tagen. 
(Die Fabrikbetriebe schließen jetzt schon 
meist zwischen %4 und %5 Uhr. Schwieriger 
ist in manchen Fällen die Vermeidung. der 
„Morgenspitze‘, da ja der frühe Schluß 
am Nachmittag nur möglich ist durch einen 
frühzeitigen Anfang am Vormittag. ' Wenn 
es aber gelingt, einen Teil der Fabriken dazu 
zu bewegen, etwas später zu beginnen, so daß 
sie erst gegen 5 Uhr schließen, dann wird die 
„Abendspitze“ sich noch nicht ausbilden 
und die ‚„‚Morgenspitze‘‘, wenn nicht ganz ver- 
mieden, so doch stark herabgesetzt werden 
können. Die Verminderung der ‚‚Morgenspitze‘“ 
ist für die nächste Zeit von großer Bedeutung. 
In den Abb. 5 und 6 sind Belastungskurven 
zweier städtischer Werke wiedergegeben, aus 
denen die Veränderung im Dezember 1919 
gegenüber 1917 zu ersehen ist. 
Sehr viel schwieriger wird es sein, die 
} Vermeidung der starken Belastungsschwan- 


500 
0 Dune BERERERBREREREF>PTHNE 
VOR N 2. SEN SE DI AO IE TORTEN ZERO OEL T ZTAEINNST2 
Nacht Mittag Wacht 
Abb. 5. Tage der Höchsthelastung eines Rlektrizitätswerkes in den Jahren 1919:und 31917. 
Zdh 
ef] 1 Ser ter 
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7900 E | 4 1 aan um 7 
1} 
1800 | vs Kelch IH F 144 | 
7700 au an 2 F ara 1 { Hl 
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7600 | m | T 4 m A 44 I 
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1500 | FH at A441 
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1300 J 11 Ka EEE 
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1200 H 1] A m 5 ums N 
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400 MI + nn = | +— Io]: Pr a a 1 we 1 as Da mount 
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2 Fred pe 
TRATEN EISEN GE TEN ZUEN UNE TON IEN OH EL 
Nacht Mittag Nacht 
Abb. 6. Tage der Höchstbelastung eines Elektrizitätswerkes in den Jahren 1919 und 1917. 
Wie schon vorstehend erwähnt, ist es | kungen bei den Überlandzentralen zu vermei- 
wichtig, die „Spitzen“ zu vermeiden. Das | den. Bei Eintritt schlechten Wetters pflegt ° 


wird in Zukunft, soweit die Abendspitze in 
Frage kommt, bei Werken mit nennenswertem 


1) „ETZ* 1915, 5. 601. 


der Landwirt nach Hause zu gehen und zu 
dreschen oder andere Kraftbetriebe in Gang 
zu setzen. . Da nun alle Landwirte das 
gleiche tun, so ergibt sich (bei UÜberland-. 


548 


_ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 28. 


15. Juli 1920. 


zentralen, die kein sehr großes Gebiet ver- 
sorgen, in solehen Fällen eine sehr plötzliche 
Änderung der Belastung. Abb. 7 zeigt die 


Wie aus den Abbildungen 5 bis 7 zu ersehen ist, 
tritt gegen 12 Uhr eine scharfe Einsenkung 
der Belastungskurve ein. Durch gruppen- 


kW Ss ee ge tn 3 en 
4000 es 
3600 | = Ba | Ha | | 1 a 
3200 | apres Wear | BER A|. 
I ERRR 7] 

2800 | | | | N 0 
zuoo 4 | | 5 | If | | 4 4 ! 
2000 IM | 7 \ 
1200 4- THF NN“ RIetoeR 
SHALL ENTE ARSTER 
ol! HH il | Bun - 

FR Zr nr en 


Abb. 7. Belastung einer Über'andzentrale bei schlechtem und gutem Wetter. 


Verhältnisse bei Tagen mit gutem und schlech- 
tem Wetter. Tritt der Witterungswechsel im 
Laufe des Tages ein, so springt die B&astung 
schnell aus der einen Kurve in die andere, wie 
dies aus den Abb. Su. 9zu ersehen ist. Hier ist 


AW 
600 


0 US r 
DIET NEBEN TO ET ZT Zr RESET: 
Mittag 
a = 30. XII. 1916, vormittags Regen. 
= 8. XIf. 1916, schönes Wetter. 
Abb. 8. Belastung einer Überlandzentrale bei 
Witterungswechsel. 


schon während des Krieges dureh Einführung 
von Dreschordnungen viel erreicht worden, und 
es ist erwünscht, im Interesse der Kohlener- 


0 Yage 
ER EEE En ee RR 
Mittag 
= 5. IX. 1916, Regen, 
= 6. IX. 1916, vormittags Regen, nachmittags schön. 


Abb. 9. Belastung einer Überlandzentrale bei 
Witterungswechsel. 


VRRZET; 
a 
b 


sparnis auch in Zukunft in ähnlicher Weise den 
Betrieb zu führen, damit derartige plötzliche 
Zunahmen in der Belastung tunlichst vermieden 
werden, denn sie sind stets mit beträchtlichem 
Kohlenverlust verbunden, ganz abgesehen von 
der Gefährdung der Transformatoren in den 
Netzen. 

Bei UÜberlandzentralen, die sehr große 
Gebiete versorgen, macht sich 1 Unan- 
nehmlichkeit nicht so stark bemerkbar, da 
dann oft schon ein Ausgleich eintritt. Es 
regnet meist oft nicht im ganzen Gebiete gleich- 
zeitig. Da man in Zukunft ja nach Zusammen- 
schluß strebt, werden sich auch diese Ver- 
hältnisse von selbst bessern. 

Auch die Vermeidung der um die Mittags- 
zeit eintretenden starken Abnahme der Be- 
lastung wird zu Brennstoffersparnissen führen. 


€ 


weise Regelung der Mittagspause der Haupt- 
kraftabnehmer läßt sich diese Einsenkung 
wesentlich verbessern und damit eine bessere 
Ausnutzung des Brennstoffes erzielen. 

Eine Quelle außerordentlich großer Koh- 
lenersparnis bildet der Anschluß industrieller 
Einzelanlagen an elektrische Kraftwerke. 
Solche Einzelanlagen arbeiten wärmewirt- 
schaftlich vielfach äußerst mangelhaft. Sie 
arbeiten zum. Teil mit ganz alten Maschinen 
und sind sehr schwankender Belastung aus- 
gesetzt, so daß die Kohle sehr schlecht aus- 
genutzt wird. Solche Einzelanlagen ver- 
brauchen auf die kWh bezogen meist die 
2-fache, vielfach aber die 3- bis 5-fache Kohlen- 
menge von derjenigen eines gut gebauten und 
geleiteten Kraftwerkes.. Wenn man bedenkt, 
daß von dem Kohlenverbrauch vor dem Kriege 
ungefähr die Hälfte für die Industrie in An- 
spruch genommen wurde, so leuchtet ein, daß 
die hier erzielbare Ersparnis außerordentlich 
groß ist, und sich wohl leicht auf 4--6 Mill. t 
belaufen kann. Es muß daher gefordert wer- 
den, daß hier energisch eingesetzt wird und 
gegebenenfalls mit Zwang!) erreicht wird, daß 


solche Einzelanlagen, die wärmewirtschaftlich - 


ungünstig arbeiten, an wirtschaftlich arbeitende 
Kraftwerke angeschlossen oder mit anderen in- 
dustriellen Werken zusammengeschlossen wer- 
den. Ganz besonders muß dies auch noch gefor- 
dert werden im Hinblick auf die später noch zu 
besprechenden Transportschwierigskeiten. Es 
ist fraglos höchst unwirtschaftlich, einer großen 
Anzahl von kleinen Anlagen die.Kohlen auf 
vielfach sehr umständlichen Wegen zuzu- 
führen, während sie nur einem großen Kraft- 
werke, welches mit besten Umladeeinrich- 
tungen versehen ist oder gar am Wasserwege 
liegt, zugeführt zu werden brauchen. 

Vielfach ist übrigens auch der privat- 
wirtschaftliche Vorteil, den eine solche Einzel- 
anlage bringen soll, nur ein eingebildeter. Die 
Berechnung der Selbstkosten wird oft sehr 
nachlässig durchgeführt oder unterbleibt in 
vielen Fällen auch ganz. Alte Gewohnheit und 
der Drang nach Selbständigkeit sind es viel- 
fach, die dafür sorgen, daß es bei der Einzel- 
anlage bleibt, anstatt daß sich die Kraftver- 
braucher an ein in der Nähe befindliches 
größeres Kraftwerk anschließen. Unterstützt 
wird dies auch”noch”dadurch, daß manche 
Elektrizitätswerke eine ungeeignete Tarif- 
politik solchen Kraftabnehmern gegenüber 
betrieben haben und zum Teil auch noch be- 
treiben. Erleichtert wird der Anschluß solcher 
Einzelanlagen oft ganz besonders dadurch 
werden, daß die elektrischen Kraftwerke auch 
bereit sind, etwa nötige Wärme oder etwa 
gebrauchten Dampf zu liefern. 

. Das, gleiche, . was vorstehend für die 
Einzelanlage gesagt ist, gilt natürlich auch 
für viele kleine Elektrizitätswerke. Auch sie 
erzeugen die Elektrizität vielfach beträchtlich 
unwirtschaftlicher, und ihr spezifischerK ohlen- 
verbrauch dürfte im allgemeinen der doppelte 
desjenigen von mittleren und großen Kraft- 
werken sein. Auch hier wird durch einen 
Anschluß an größere Werke eine beträchtliche 
Ersparnis an Brennstoff erzielbar sein, sofern die 
Werke ihrer Lage nach nicht grade besonders für 
Abwärmeverwertung oder Vorbenutzung des 
Dampfes zu Heizzwecken geeignet sind. Leider 
sind die Bestimmungen des Reiches betreffend 
Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft bei 
einer Grenze der Leistungsfähigkeit von 
5000 kW stehen geblieben, so daß gerade die 
bezüglich der Kohlenwirtschaft am ungün- 


..,) Wobei natürlich wirtschaftliche Erwägungen Platz 
greifen und namentlich Billigkeit und Vernunft ausschlag- 
gebend sein müssen. 3 


stigsten arbeitenden Anlagen frei geblieben 
sind. Das wird aber zur Dr haben, daß 
solche schlecht arbeitenden Werke aus Lokal- 
interessen vielfach nur langsam zum Anschluß 
an große Kraftwerke bewogen werden können. 
Auch hier würde ein sanfter Zwang, wie bei 
Einzelanlagen verlangt, beträchtliche Vorteile 
für die Kohlenwirtschaft bringen können. 


(Schluß folgt.) 


Graphische Konstruktion der Beleuchtungs- 
kurve. 4 


Von ®r.-3ng. N. A. Halbeıtsma. 


Unbestritten ist die Zweckmäßigkeit der 
Beleuchtungskurve als graphische . Dar- 
stellung des Verlaufes der Beleuchtungs- 
stärke längs einer Strecke, fraglich dagegen 
ist es, ob auch die graphische Konstruktion 
dieser Kurve der rechnerischen Ermittlung vor- 
zuziehen ist. Gerade bei der Straßenbeleuch- 
tung, dem typischen Beispiel einer langen, be- 
leuchteten Strecke, sind die Unterschiede 
zwischen Höchstwert und Mindestwert der Be- 
leuchtung häufig so groß, daß die graphische 
Konstruktion die letztgenannten Werte nicht 
mit ausreichender Genauigkeit liefern kann. 
Hier ist demnach die Berechnung der Be- 
leuchtung am -Platz. 

Wo es jedoch nicht auf große Genauig- 
keit ankommt, wo vielmehr die Beleuchtungs- 
kurve nur ein qualitatives Bild von dem ört- 
lichen Verlauf der Beleuchtung liefern soll, 
da ist die graphische Konstruktion ange- 
bracht, vorausgesetzt, daß sie einfach und 
leichtverständlich und rascher auszuführen ist 
als die entsprechenden Berechnungen. _ Von 
diesen Gesichtspunkten aus muß man jede 
vorgeschlagene graphische Konstruktion be- 
urteilen, denn oft kann eine Gleichung auf 
verschiedenen W.egen graphisch ausge- 
wertet werden, und es kommt nur darauf an, 
jene Konstruktion zu finden, die mit möglichst 
wenig Hilfsmitteln und zeichnerischem Auf- 
wand zum Ziele führt. Die einfachsten 
graphischen Konstruktionen pflegen auch die 
genauesten zu sein. 

Aus diesem Grunde erscheint es dann 
auch zweifelhaft, ob die beiden einander ähn- 
lichen graphischen Konstruktionen der Boden- 
beleuchtungskurve, die Dr,-Qng. R. Böker in 
der „ETZ‘, 1920, S. 25 angab, sich praktisch 
einführen können. Im vorliegenden Falle 
bietet die Veröffentlichung einer neuen Kon- 
struktion keinen Vorteil, weil es schon zwei 
ältere Konstruktionen gibt, welche* die 
nie Aufgabe mit einfacheren Mitteln 
ösen. 

Da ich einen Hinweis hierauf in der 
Bökerschen Arbeit vermisse, beabsichtige ich, 
an dieser Stelle durch eine kurze Beschreibung 
die Aufmerksamkeit der Fachgenossen auf 
diese, anscheinend wenig bekannten Kon- 
struktionen zu lenken. 

Mar&chal hat m. W. zum ersten Male 
eine Konstruktion zur Ermittlung der Be- 
leuchtung nach der bekannten Gleichung 


E= nu . Cosa 

im Jahre 1894 in dem Buche: „l’fielairage A 
Paris‘ auf S. 452 angegeben. Ich verweise 
auf die Wiedergabe des Verfahrens und des 
Beweises auf S. 126 des Lehrbuchs der Photo- 
metrie von Uppenborn-Monasch (München 
1912). Ein Druckfehler sei bei dieser Gelegen- 
heit berichtigt: Auf S. 127, letzte Zeile lese 
man Lichtstärkemaßstab anstatt Längen- 
maßstab. 

Trotz der bestriekenden Einfachheit der 
dreimaligen Cosinuskonstruktion von Mar6&chal 
hat Lees kurz darauf im Phil. Magazine, 
Bd. 40, 1895, S. 463 eine auf dem gleichen 
Prinzip beruhende Konstruktion veröffent- 
licht, die wohl mit dem Mindestmaß von 
zeichnerischen Aufwand auskommt, und die 
es verdient, der Vergessenheit entzogen zu 
werden. 

In der Abb. 1 ist Z diein der Höhe h über 
der beleuchteten Ebene AP hängende Licht- 
quelle mit eingezeichneter Lichtverteilung. 
Um. die Beleuchtung zu bestimmen, die in P 
durch das Licht in der Richtung LB (Licht- 


stärke J) erzeugt wird, zieht man von Beine 


Wagerechte bis O0 (LO=.J. cos a) und fällt von 

das Lot auf LB (LD=LO.csa=J. 
cos?o). Eine weitere Wagerechte durch D 
gezogen, liefert LU=LD.cosa=J.cos®a. Nach 
der anderen Seite hin verlängert,bis zu FP, 
liefert die Wagerechte über dem Punkte P die 
Beleuchtung FG. Mit LF oder bei Übertragung 
nach unten (PP!=FG) mit AP als Grundlinie 
erhält man so die Beleuchtungskurve. Für 
die Bestimmung des Luxmaßstabes dieser 


en an u u al > un 2ue) ul 


ee 


15. Juli 1920. 


’ Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 28, 


549 


Kurve vergegenwärtige man sich, daß_senk- 


recht unterhalb Z die Konstruktion eine Be- 


leuchtung liefert, die als Strecke gleich der 


‚Lichtstärke LH ist, in Wirklichkeit aber J/h? 


Lux. 


[2 {Ei 


Abb. 1. 


Auch die Bestimmung ‚idealer Licht- 
verteilungskurven“ (für gleichmäßige Boden- 
beleuchtung) geht mit dem Verfahren von 
Marechal bzw. Lees rascher als mit der Kon- 
struktion, die Böker angibt. Man vergleiche 
Uppenborn-Monasch, Lehrbuch “der Photo- 
metrie, $S. 133. Eine eingehendere Darstellung 
der ‚idealen Lichtverteilungskurve‘ als bei 
Schäffer, „ETZ“, 1912, S. 1155, findet man 
übrigens bei Steinmetz, Radiation Light and 
Illumination, 2. Aufl., 1910, S. 226 ff. 


_ Über einen merkwürdigen elektrischen 
Unglücksfall in einem Badezimmer. 


Von Privatdozent Dr. St. Jellinek, Wien. 


Man kann die elektrischen Unglücksfälle 
einteilen in solche, die sich bei Außegacht- 
lassung der Sicherheitsvorschriften ereignen, 
und in solche, die sich nicht voraussehen 
lassen und die auch den Fachmann über- 
raschen. Ein soleher Unglücksfall ereignete 
sich kürzlich im Badezimmer einer Wiener 
Wohnung. Ein 20-jähriges Dienstmädchen 
büßte in furchtbarer Weise ihr Leben ein, als 
sie nach dem Abendessen ein Bad nehmen 
wollte. Sie wurde erst Tags darauf um 7 Uhr 
früh in der Badewanne tot aufgefunden, ihre 
Hände hielten krampfhaft die Ventilgriffe 
der Badebatterie (Knöpfe mit der Bezeichnung 
„Kalt“, „Warm“, „Brause‘‘) umspannt. Als 
die Hausleute den nackten Körper der Ver- 
unglückten berührten, erhielten sie Schläge, 
trotzdem rissen sie die Hände der Toten von 
den Hähnen der Badebatterie los und ent- 
deckten schwere Verletzungen beider Hand- 
gelenke. Obwohl eine elektrische Einrichtung 
in greifbarer Nähe der Badewanne und_des 
Badeofens nicht vorhanden war, sprach doch 
alles dafür, daß das Mädchen den Tod durch 
Elektrizität erlitten hatte. Diese Vermutung 
sprachen die Wohnungsinhaber selbst sofort 
aus, weil sie schon zu wiederholten Malen in 
diesem Badezimmer Schläge erlitten hatten 
und auch beim Berühren der Leiche elektri- 
siert worden waren. Das Mädchen, das also mit 
keinem Teil der elektrischen Anlage in Berüh- 
rung kam, wurde dennoch elektrisiert und kam 
umsLeben. Die Elektrisierung ist erwiesen nicht 
nur durch die Angaben der ersten Zeugen, 
sondern auch durch den Obduktionsbefund 
und schließlich durch die am Unfallort an- 
gestellten, eingehenden elektrischen Messungen. 
Das drei Stock hohe Haus bezieht Strom aus 
einem alten Dreileiter-Wechselstromnetz (45 
Per); zwischen den beiden Außenleitern der 
Zuleitung im Keller wurde eine Spannung von 
103,5 V festgestellt. Der geerdete Mittelleiter 
ist nicht durch das Haus geführt. Von der 
Stromverteilung, die sich in einem nassen 
und schadhaften Holzkästehen befindet, 
zweigen 2 Steigleitungen für das Haus ab. 
Steigleitung 1 führt in ein Geschäft, Steig- 
leitung 2 zu den Wohnungen. Die Leitungen 
sind mit getränktem Papierstoff umwickelt 
und mit einem Metallmantel versehen.!): Der 
Metallmantel der Steigleitung 2 war in einer 
Ausdehnung von etwa 15 cm defekt oder 
fehlte dort zum Teil ganz, so daß der 
übrige Mantel durch Berührung mit dem 
Kupferleiter Spannung führte. In der im 


ı) Wohl Kuhlodraht. D.S. 


3. Stockwerk gelegenen Wohnung Nr. 15, in 
der das Unglück geschah, wurde die elektrische 
Anlage in tadellosem Zustande befunden. 
Widerstandsmessungen zwischen den Lei- 
tungen einerseits und zwischen den Leitungen 
und der Wasserleitung anderseits ergaben einen 
Isolationswiderstand von 3 Megohm. Auch 
die elektrischen Leitungen der übrigen Woh- 
nungen des Hauses bis auf die der Wohnung 
Nr. 13 im 2. Stock waren ohne Erdschluß. 
Nur in dieser letzteren Wohnung wurde starker 
Erdschluß festgestellt: das Ohmmeter, zwi- 
schen Starkstromleitung und Wasserleitung 
eingeschaltet, zeigte einen ganz geringen 
Widerstand gegen Erde, und zwar in allen 
4 Stromkreisen der Verteilung. Der Fehler 
war aber bisher niemandem bekannt gewesen. 
Die Wohnung Nr. 13 besitzt kein Badezimmer, 
und in der Küche, wo sich ein Ausguß der 
Wasserleitung befindet, kam es niemals zu 
einer Elektrisierung, da der Holzfußboden der 
Küche mit Linoleumbelag versehen war. Eine 
Spannungsmessung zwischen Frischwasser- 
leitung und Abflußrohr wurde hier nicht ge- 
macht, da beim gleichzeitigen Berühren beider 
Rohre keine fühlbare Elektrisierung auftrat. 
In der Nachbarwohnung desselben Stock- 
werks, deren elektrische Anlage bei der Isola- 
tionsmessung?) in Ordnung befunden wurde, 
hatten die Wohnungsinhaber bei gleichzeitiger 
Berührung von Badeofen und Badewanne 
öfters elektrische Schläge erhalten. 

Im’ Badezimmer der im 3. Stockwerk 
gelegenen Wohnung Nr. 15, in der das Un- 
glück ‚geschah, befand sich an der Decke eine 
elektrische Lampe und neben der Tür ein 
Drehschalter mit Hartgummikappe. Die 
elektrischen Leitungen des Badezimmers und 
auch, wie schon erwähnt, die ‚dieser ganzen 
Wohnung wären in Ordnung und ohne Erd- 
schluß. 

Der eiserne, mit festen Brennstoffen heiz- 
bare Badeofen und die Badewanne stehen in 
einer Ecke, der Boden unter ihnen ist mit 
Klinkerplatten belest. Im Handbereich von 
Badeofen und Badewanne ist eine elektrische 
Leitung oder eine elektrische Einrichtung 
nicht vorhanden. Im Badeofen ist die üb- 
liche Badebatterie aus Weißmetall mit 3 Metall- 
griffen montiert. Die Badewanne aus Zink- 
blech war innen blank gescheuert und steht 
auf 4 Holzfüßen. Das Abflußventil mußte 
mit einem spitzen Körper bedient werden, 
weil die Kette zerrissen war; der Abfluß- 
stutzen war mit Hanf umwickelt und steht 
frei beweglich in einem in den Fußboden ein- 
gelassenen Siphon aus Blei; das Abflußrohr 
besteht aus gebranntem Ton. Es wurden von 
uns folgende Untersuchungen angestellt: 

1. Die Einschaltung der Steigleitung 1 
(Geschäftslokal) ändert an den Verhältnissen 
im Badezimmer nichts: das zwischen Bade- 
ofen (Batterie) und Badewanne (Abfluß- 
stutzen) eingeschaltete Voltmeter zeigt keinen 
Ausschlag. 

2. Hierauf werden die Steigleitung 2 (für 
die Wohnungen) und die Deckenbeleuchtung 
im Badezimmer eingeschaltet: am Voltmeter 
(zwischen Badeofen und Badewanne) kein 
Ausschlag. 

3. Es wird aus der Badebatterie Wasser 
in die Wanne eingelassen und das Abfluß- 
ventil geöffnet: am Voltmeter kein Aus- 
schlag. 

4. Wasser fließt ständig, Badewanne bzw. 
Abflußrohr wird im Siphon verschoben: Volt- 
meter zeigt keinen Ausschlag. 

5. Jetzt werden auch die im 2.7 Stock 
gelegenen beiden Wohnungsinstallationen ein- 
geschaltet: Voltmeter zeigt sofort 90 V. 

6. Der eine Pol des Voltmeters, der bisher 
im Abflußstutzen durch das Abflußventil fest- 
geklemmt wurde, wird nunmehr außen an den 
Siphon angelegt: Voltmeter zeigt 90 V. 

7. Die Wanne wird verschoben: Volt- 
meter zeigt keinen Ausschlag. 

8. Die Wanne wird in eine Mittelstellung 
gebracht: Voltmeter zeigt 40 V. 

9. Die Wanne wird wieder verschoben: 
Voltmeter zeigt Ausschläge zwischen 0 und 
90 V. 

10. Die im 2. Stockwerk gelegene Woh- 
nung, deren elektrische Anlage in Ordnung 
war, wird ausgeschaltet: Voltmeter zeigt 
BST2.N: 

1l. Eine Person schaltet sich mit dem 
Voltmeter hintereinander: Voltmeter fällt von 
90 auf 30 V. 

Wenn auch die vorgenommenen Messungen 
nicht so eingehend gewesen sind, u ie 
letzten Ursachen des Unfalles völlig ZU- 
stellen, so kann doch als erwiesen gelten, daß 


ı) Herr Ingenieur en hat keine Mühe ge- 
scheut, um nach Möglichkeit alles zur Aufklärung des 
alarmierenden Unfalles beizutragen, wofür ich ihm zu 
Dank verbunden bin. 


Teile der Badeeinrichtung am Unfallsort da- 
durch Spannung gegen Erde angenommen 
hatten, daß die Frischwasserleitung von der 
Wohnung Nr. 13 aus in irgendeiner Weise 
elektrische Spannung erhielt. 

Was diesen Unglücksfall vollkommen aus 
dem Rahmen der Erfahrung heraushebt, ist 
die Tatsache, daß sich das Unglück eigentlich 
gar nicht an einer elektrischen Anlage er- 
eignete. Das Mädchen berührte die Bade- 
batterie, einen Teil der Wasserleitung, die 
durch einen Isolationsfehler elektrischer Lei- 
tungen in einem andern Stockwerk des Hauses 
unter Spannung stand. Was heute diesem 
Mädchen geschah, das kann morgen einem 
andern geschehen, in einem Badezimmer oder 
an einer Wasserleitung, und zwar sogar in 
einer Wohnung, in welcher gar keine elek- 
trischen Leitungen vorhanden sind; wenn nur 
in einem andern Teil des Hauses eine schadhafte 
elektrische Leitung vorhanden ist. 

Schon vor Jahren habe ich in meinem 
„Atlas der Elektropathologie‘“ einen elek- 
trischen Unfall zur Darstellung gebracht, 
durch den ein Mädchen in einer Badewanne 
ihr Leben einbüßte; doch hatte dieses den 
Metallkörper einer schlecht isolierten Steh- 


lampe erfaßt. Daß derlei Elektrisierungen in 
Badezimmern ‘gar nicht so selten vorkommen, 
glücklicherweise aber nicht immer tödlich 
verlaufen, ist nicht unbekannt. Doch von 
allen derartigen, vielfach auch in der Literatur 
mitgeteilten Unglücksfällen ist der obige 
durch seine Tücke und Neuheit grundver- 
schieden und fordert zur Abhilfe heraus. Es 
wäre vielleicht angezeigt, Badeöfen bzw. 
Badebatterien in jedem Falle in leitende Ver- 
bindung mit den Badewannen zu bringen. 


Die Lehren, welche der Laie aus dem 
Unfall ziehen sollte, sind die, daß elektrische 
Hausinstallationen nicht nur nach den gelten- 
den Vorschriften angelegt, sondern auch dau- 
ernd in vorschriftsmäßigem Zustand erhalten 
werden müssen. Zeigen sich daher in der- 
artigen Anlägen wie im vorliegenden Falle auf- 
fällige Erscheinungen, so muß sowohl zur 
Abwendung einer eventuellen Brandgefahr 
als auch einer Gefährdung von Leben und 
Gesundheit der Bewohner sofort ein Fach- 
mann hinzugezogen werden, damit der Ursache 
ungesäumt nachgegangen werden kann. Die 
am Schluß gegebene Änregung-des Verfassers, 
Badeöfen und Badebatterien in jedem Falle in 
elektrisch leitende Verbindung mit den Bade- 
wannen zu bringen, erscheint beachtens- 
wert. Die Forderung, daß sich in Greifnähe 
einer Badewanne keine Teile einer elektrischen 
Starkstromleitung befinden dürfen, gilt wohl 
heute als selbstverständlich. 


Die Schriftleitung. 


Die Entwicklung der Metallpreise.!) 


Mit der Wiederöffnung der Grenzen, wie 
sie durch den Friedensvertrag ermöglicht wor- 
den ist, hat wenigstens theoretisch auch der 
internationale Warenverkehr seinen Anfang 
nehmen können. Praktisch sind dieser Aus- 
dehnung aber noch weiteste Hemmungen 
durch die Valutaverhältnisse einerseits und 
durch die in den einzelnen Ländern bestehende 
und erst im allmählichen ‚Abbau begriffene 
Zwangswirtschaft andrerseits gezogen worden. 
Die Valutaverhältnisse in Deutschland, die 
sich schon während des Krieges ungünstig 
genug gestellt hatten, haben durch den un- 
glücklichen Kriegsausgang und die Revolu- 
tionsbewegung eine noch weitergehende Ver- 
schlechterung erfahren, und erst seit wenigen 
Monaten, etwa seit Anfang März, dann aber 
nur langsam und allmählich hat sich der Stand 
der Mark sowohl in den neutralen wie auch in 
den ehemals feindlichen Ländern wiederum _ 
gehoben. Die geringere Kaufkraft des Geldes, / 
wie sie in den am Krieg beteiligten Ländern 
unterschiedlos, wenn auch verschieden stark, 
in die Erscheinung getreten ist, hat auch auf 
den Stand der Warenpreise entsprechend ge- 
wirkt. Freilich sind die Preissteigerungen der 
wichtigsten Weltmarktwaren nicht nur durch 
Valutaverhältnisse, sondern auch durch Pro- 
duktionsverhältnisse, Angebot und Nachfrage 
entsprechend bestimmt worden. Die Zwangs- 
wirtschaft, die Festsetzung von Höchstpreisen, 
hat die natürlichen preisbildenden Faktoren 
mehr oder weniger ungünstigbeeinflußt. Die Re- 


1) Dieser Aufsatz wurde anfangs Juni abgeschlossen; 
inzwischen haben sich die Verhältnisse auf dem Metallmarkt 
indessen z. T. schon wieder verschoben Bei den Ausfüh- 
rungen hat der Herr Verfasser u. a. auch die kürzlich er- 
schienenen statistischen und graphischen Darstellungen 
der Continent. Export Co. m. .b. H. Hamburg, berück- 
sichtigt- D, 8: 


‚650 


wi. 


aktion darauf ist aber um so schärfer eingetre- 

ten,indem nunmehr mit dem Abbau derZwangs- 

wirtschaft die einzelnen Waren sich den Welt- 
marktpreisen anzunähern streben, was natür- 

lich für die Länder mit schlechterer Valuta, 

also auch für Deutschland, eine enorme Preis- 

verschlechterung, d.h. Verteuerung bedeutet. 

Auf wenigen Gebieten tritt dies alles so 

in die Erscheinung wie auf den Metallmärkten. 

Was das wichtigste der sog. halbedlen Metalle, 

das Kupfer betrifft, so galten hier folgende 

Verhältnisse. Die frühere internationale Sta- 

tistik hat während des Krieges völlig im Stich 

gelassen. Wir wissen nur, daß die Kupfer- 

erzeugung, deren Schwerpunkt schon lange 

vor dem Kriege in den V. S. Amerika gelegen 

hat, dort weiter anhielt — sie betrug 1914 bis 
1918 1493, 1788, 2413, 2519, 2490 Mill Ibs oder 

75 bis SO % der 2049, 2382, 3100, 3165 und 

3076Mill.Ibs ausmachenden Welterzeugung —, 

daß auch in Japan, Chile und Mexiko die 

Produktion entsprechend gestiegen sein dürfte, 
und .dasselbe gilt auch von der spanisch-por- 
tugiesischen Erzeugung. Deutschland, das 
bald nach Beginn des Krieges vom Weltmarkt 
abgeschlossen war — es führte im letzten Frie- 
densjahr für 27 595 t Kupfererze im Werte 
von 2,5 Mill. M ein, an Rohkupfer sogar 
225 392,t im Werte von 335,3 Mill. M, darunter 
197-353 t oder für 294 Mill. M aus den Ver- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 28. 


4 


15. Juli 1920. 


erreichten gegenüber einem tiefsten Stand im 
Februar von etwa 7334 £ in London Ende 
Dezember 1919 einen Höchststand von 1165/; £. 
1920 ist der Kupferpreis weiter gewachsen 
und betrug in der dritten Februarwoche 
123% £. Auch in den Vereinigten Staaten 


war er während des Jahres 1919 zurückge-. 


gangen; das rote Metall notierte im September 
noch 23 bis 24 cts, Ende November jedoch 
181, bis 19 ets. Gegenüber den gewaltigen 
Schwankungen des Londoner Marktes blieben 
die eh a für Elektrolytware in New 
York ziemlich mäßig. Im großen und ganzen 
hielten sich hier die Notierungen in den letzten 
Monaten zwischen 1834 und 19% cts. Inter- 
essant ist besonders, wie sich nach Aufhebung 
der Zwangswirtschaft die Durchschnitts- 
preise für Kupfer an den deutschen Märkten 
gestellt hatten. Anfang Juni 1919 kostete 
1 dz Kupfer etwa 550 M. Der Preis verfolgte 
eine jähe Aufwärtsbewegung und betrug Ende 
1919 für Elektrolytware 2450 M, nachdem er 


Ende Oktober etwa 1560 M notiert hatte. . 


Seit Ende Oktober 1919 finden bekanntlich 
wieder die üblichen Börsennotierungen der am 
Kupferhandel beteiligten Firmen in Berlin 
und Hamburg statt. Raffinade lag damals 
etwa 150 bis 200 M/dz unter dem erwähnten 
Preis. Mitte bzw. Ende Februar 1920 hatten die 
Kupfernotierungen für Elektrolyt mit 4900 M 
und für Raffinade mit rd 3800 
M/100 kg ihren höchsten Stand 
erreicht. 
dann ein starker Preisfall ein- 
getreten, der im großen und 
ganzen dem Preisrückgange an 
den Weltmärkten entspricht, 
‚aber ihn nach Stärke weit über- 


trifft, wie auch die Steigungen 
vom niedrigsten Stand zum 


höchsten ein Mehrfaches aus- 
machen. So war in der ersten 
Aprilwoche der Kupferpreis in 


Hamburg für Elektrolyt auf 
2388, für Raffinade auf 1700 


bis 1800 M/dz zurückgegangen, 
was aber immerhin noch das 


SHE MAz LE 

2515000 135 
7 London, Elektrolyt 

24 4500 730 — ” ,Sombord 
3——— Berlin, Elektrolyr 

23 600 ES— —  — my AH — Hi = mn ‚Aafinaoe 
3-—- Men lork. Llekirolut 

22 500 YO = 

| 

27 3000 175 

20 2500 170 

79 2ODO 105 

78 7500 700 

77 \vooo \35 


A77I5 0 AUSZIN 2220. 


Abb. 1. 


Z.20 
Kupfer. 


ZI.20 


einigten Staaten —, hat, soweit ihm nicht über 
neutrale Länder geringfügige Einfuhren zu- 
kamen, sehr bald zu einer weitgehenden 
Zwangsbewirtschaftung greifen müssen, die 
im Interesse der Kriegführung die im Lande 
vorhandenen Kupfermengen und kupfer- 
haltigen Gegenstände im weitesten Umfange 
erfaßte und beschlagnahmte. Daneben hat 
man mit einem gewissen Erfolg “die wenigen 
Kupfervorkommen Deutschlands in größerem 
Umfange auszubeuten versucht, darunter vor 
allem die Kupferbergwerke der Mansfelder 
Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft, die 
bekanntlich das größte deutsche Vorkommen 
darstellen und in normalen Zeiten jährlich 
etwa 20000 t Feinkupfer lieferten, während 
die übrigen deutschen Kupfererzbetriebe ein 
Ausbringen von etwa 5000 t hatten. Die 
hüttenmännische Kupfergewinnung hat sich 
in Deutschland infolge der Verarbeitung frem- 
der Kupfererze in Friedenszeiten etwas höher 
als obige Mengen gestellt; sie betrug 1913 
bereits 41 000 t. Wie groß die Steigerung der 
Kupfergewinnung während des Krieges aus 
deutschen Kupfererzbergwerken gewesen ist, 
ist nicht veröffentlicht worden. Betrachten 
wir die Kupferpreisbewegung vor dem Kriege, 
so stellte sich Ende 1913 der Kupferpreis auf 
etwa 651, £/t in London, die Elektrolytnotiz 
daselbst auf 671, £, während sie in New York 
etwa auf 141, ets/lb lautete. Mansfeldsches 
Kupfer kostete 1913 etwas über 1500 M/t, 
während der Durchschnittspreis in Hamburg 
‚nach der deklarierten See-Einfuhr für Kupfer 
1913 ungefähr 1430 M/t betrug. Während der 


ZF-20 


Dreifache des Preises vom Juni 
1919 bedeutet. In London hatte 
der Preisfür Standardwareeben- 
falls mit 100%, £ bzw. für Elek- 
trolytware mit etwall2£ seinen 
tiefsten Stand erreicht. Seitdem sind die Notie- 
rungen weiter scharfzurückgegangen undstellten 
sich anfangs Juni in Berlin für Elektrolyt auf 
1918,für Raffinade auf 1350 M/100 kg, während 
dieLondoner Notiz 108 £/t bzw. 923/; £/t lautete. 
Ähnliche Verhältnisse gelten für Zinn, 
für das überhaupt keine nennenswerte berg- 
männische Produktion in Deutschland in 
Frage kommt. Dagegen hatte man vor dem 
Kriege namentlich bolivianische und austra- 
lische sowie chilenische und etwas japanische 
Erze bei uns verhüttet. Die deutsche Zinnerz- 
einfuhr stellte sich 1913 auf 18 727 tim Werte, 
von42,1 MillM. An Rohzinn wurden 14261 toder 
für 58,15 Mill. M eingeführt. Dem stand aller- 
dings eine Ausfuhr von 6437 t im Werte von 
23,3 Mill. M gegenüber. Haupteinfuhrländer 
für Zinn waren Niederländisch-Indien, Malakka, 
Australien und England. Unsere Zinnver- 
sorgung während des Krieges stellte sich noch 
schwieriger als die Kupferversorgung. Aber 
auch England, soweit es nicht Zinn aus in- 
ländischen Erzen produzierte (es handelt sich 
jedoch nur um eine Jahresproduktion von 
einigen tausend Tonnen), hat wenigstens an- 
fänglich in größerem Umfange auf die Straits- 
und Bancaverschiffungen verzichten müssen. 
Späterhatesdannnach Beseitigung der Kreuzer- 
gefahr im Indischen Ozean seine Zufuhren 
wieder ergänzt. Die Bewegung des Zinnpreises 
ist aber trotzdem in London und ebenso in 
New York dauernd aufwärts gerichtet ge- 
wesen, wie aus nachstehender Übersicht her- 
vorgeht: 


L. 20 


Seit Anfang März ist’ 


und sich Ende Februar auf rd 400 £ gestellt. 
Entsprechend sind auch die Notierungen an 
den deutschen Märkten gestiegen. Anfang 
Juni 1919 mit Beginn der ersten Notierungen 
in Hamburg betrug der Zinnpreis dort 2800 M/ 
dz; er fiel biszum August auf2I00M, wuchs dann 
aber bis Ende Dezember auf 6200 M. Im Januar 
und Februar 1920 zogen die Zinnpreise auf den 


Marz £) 
PEARL 


75000 (a9, 
14000\38 


13000\370 / 


1200036 


77000330) 


70000340 j - 7 L2 N = 

9000330 } N 
000.320 4 
7000\910 


— london, Srais 
== Berlin, Bora, \ 
Sans, Diliion \ 


6000\300 
5000230) 4 


u 


woo\200\,/ = 


42.79 09 L20 220 I20 E20 720 
Abb. 2. Zion, 


3000\270 


deutschen Märkten weiter bis nahezu 14 500 M 
an. Während des März und April trat ein leb- 
hafter Rückgang ein, der die Berliner Notierun- 
gen aufrd 8500 M zurückwarf. Seitdem ist Zinn 
weiter zurückgegangen und notierte anfangs Juni 
5150M. Bemerkt sei, daß für 1913 in Berlin 
ein Kupferpreis von 130 M, ein Zinnpreis von 
428 M stand, so daß auch heute noch diese 
Metalle das Zehnfache ihres damaligen Preises 
kosten, also die Valutaverschlechterung noch 
immerhin übertrumpfen. : 

Für Zink und Blei ist Deutschland bei 
einer ausreichenden Eigenproduktion, die so- 
gar in normalen Zeiten in Zink den Weltmarkt 
mit. versorgte, unabhängig von fremder Zu- 
fuhr gewesen, und dies hat sich auch während 
des Krieges als günstig erwiesen, in dem frei- 
lich der Erzeugung stark zurückging (eswurden 
1914 bis 1916 an Blei 181 000, 121700, 
101 500° t, an Zink 254 000, 185400 und 
151 000 t gewonnen), insofern Blei und Zink, 
soweit es möglich war, als Ersatz für Kupfer 
einzutreten vermochten. Die deutsche Zink- 
produktion stellte sich 1913 auf 254 000 t. 
Eingeführt wurden außerdem noch 56 000 t 
Rohzink, darunter 29 000 t aus Belgien, das 
bekanntlich große ‚Betriebe besitzt, an denen 
auch Deutschland finanziell interessiert war. 
Die Ausfuhr von Rohzink betrug 1913 105 244 t 
im Werte von 53,3 Mill. M; dazu kam noch 
eine Ausfuhr von Walzzink von etwa 25 000 t 
im Werte von 14,25 Mill. M. Die hüttenmän- 


nische Bleiproduktion Deutschlands betrug -' 


1913 181.000 t, zu denen es aber, da sein Ver- 
brauch wesentlich größer war, noch 83 781 t, 
d. h. für 30,7 Mill. M einführte, hauptsächlich 
aus Spanien, den V. S. Amerika und Belgien. 
Diesem Import stand allerdings zugleich eine 
Ausfuhr von 41 370 t im Werte von rd 16,75 
Mill. M gegenüber. Auch die Blei- und Zink- 
preise haben auf dem Weltmarkt, u. zw. sowohl 
in London wie in New York, während des 
Krieges erheblich angezogen. Sie stellten sich 
in London wie folgt: 


1914 1915 1916 1917 1918 
niedrigster £/t213/; 28), 44 451), 52 
höchster „ 281/, 115 110. 563, 54 
niedrigster „ 181/, 18/16 971g 30 30 
höchster ,„ 201/, 304g 361/, 31/9 413/, 


Seit Ende des Krieges sind sowohl die 
Bleipreise wie die Zinkpreise, die in London 


Zink | 
Blei ! 


echten ist der EN und New Yorker 1914 1915 1916 1917 1918 
(upferpreis bis zum Jahre 1916 erheblich i 4 / niedrigster 120 148 1611/; 1803 240 
gestiegen, dann aber — seit Eintritt Amerikas London: Standard Kasse £ft ......... höcheter 1881/; 194 205 2 309 Ö 399 
in den Weltkrieg — nicht unwesentlich zurück- N Yorke eiehh J niedrigster — _ 38,51 44,17 85 
gegangen, wie folgende Übersicht zeigt: ew horkı eier 2 DemuT \ höchster _ 1 05251:95 87,12 92 
et 1914 1915 1916 1917 3 längere Zeit auf 30 bzw. 52 £/t fixiert waren, 
ae ar / J niedrigster 49 571g 84 100 1221/, stark gestiegen. Im ersten Halbjahr 1919 
London: Standard Kasse £lt. ..... \ a BB 871/g 153 a In es un aber ein energischer Rückschlag, 
N EN er, 5 i nn niedrigster 111/, 13 23 231), 231/a er den Bleipreis etwa im Juni auf 224% £, 
New York: Lake Copper cts/lb”. ... . \ höchster 1515 23 35 35 26 den Zinkpreis im Mai auf 343, &£ ae 
t | Seitdem verteuerten sich sowohl Zink wie 


Wie in London mit 153 £, so hat auch in 
den V. S. Amerika der Kupferpreis im Jahre 
1917 seinen höchsten Stand mit 38 ets/lb er- 
reicht. Bald nach Kriegsende setzte auf 
den internationalen Kupfermärkten ein jäher 
Preisfall ein, der indessen schon Ende Februar 
1919 sein Ende erreichte. Seitdem sind die 
Kupferpreise, wenn auch unter vorübergehen- 
den Rückgängen, erneut stark gestiegen und 


Der Zinnpreis hatte im August 1918 mir 
399 £ seinen höchsten Stand erreicht, wa 
dann rapide bis Ende des Jahres auf 2351, £ 
gefallen und setzte die Abwärtsbewegung bis 
in den Februar 1919 auf 204 £ fort. Seitdem 
haben die Zinnpreise aber wieder eine dauernde 
Aufwärtsbewegung eingeschlagen; Ende 1919 
war ein Preis von 3413/g £ erreicht. Im laufen- 
den Jahre haben die Preise weiter angezogen 


Blei abermals stark und schlossen das Jahr 
1919 mit 57/6 bzw. 479,5 £& 1920 haben 
die Preise beider Metalle bis gegen den März hin 
weiter angezogen. Sie erreichten mit etwa 
623/, £ für Zink und 53 £ für Blei ihren höchsten 
Stand. Seitdem läßt sich auch hier eine 
dauernde Abwärtsbewegung bis in die erste 
Aprilwoche hinein verfolgen, in der Zink auf 
etwa 47, Blei auf rd 37 £ zurückging. Anfangs 


- 


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a a ld Aue 


NE, ir 


Bde De 1 u all 20 lin D4L LE „En 0 2 ur Zu 


15. Juli 1920. 


CL b Mhz LK 


Eiektrotechnische Zeitschrift. 


® 


1920, Heit 


cc/lb MEZ LT 
73\7800\65 


72 


Te Lomaon, engli50h 
2 --- Berlin, Originalkülfenneichlei 
3—— New lork / 


28 


0220 
Abb. 3, "Ziuk. 


Juni lagen die Preise bei le bzw. 371/, £/t. 
Die Bewegung der Berliner bzw. amburger. 
Notierungen ist eine ganz analoge. Anfang 
Juni 1919 kostete danach Blei 125 M, Zink 
etwa 115 M. Ende Oktober stellte sich ersteres 
in Berlin aut 410 bis 415 M, Blei auf 400 bis 
410 M, und Ende Februar 1920 hatte der 
Zinkpreis eine Höhe von etwa 1700, der Blei- 
Den eine solche von etwa 1800 M erreicht. 
eitdem sind die Notierungen erheblich ge- 
fallen und betrugen Mitte April für Blei 800 
bis 850 M, für Zink 850 bis 875 M, anfangs 
Juni ca 500 M bzw. 550 M. 
Die Aluminiumerzeugung in Deutsch- 
land, Österreich und der Schweiz war im letzten 
Friedensjahr zusammen auf 12 000 t gewachsen. 
Wir führten damals insgesamt 15 300 t Alumi- 
nium ein und 2700 t aus. An unserer Einfuhr 
war die Schweiz mit 6000 t, Frankreich mit. 
etwa 4200 und England mit 1800 t beteiligt 


Malz £/t 
7O00Y80 


T— GEBE 
2 =—- Berlin, Origin 
; CE 


G 
272.79 3M7 120 120 ZE20. I.20 720 
Abb. 5. Aluminium. 


- Der Aluminiumpreis in London bewegte sich 


1918 zwischen 200 und 225 £/t und ging Anfang 
1919 auf 150 £ zurück, welchen- Stand er 
während des ganzen Jahres behauptete. Seit 
Ende Januar 1920 ist er auf 165 £ heraufee- 
setzt worden. In Deutschland hat der Alu- 
miniumpreis 1913 etwa 160 M/100 kg betragen. 


Z.20 120.20 


IF. 20 Z.20 


Ende Oktober 1919 wurde die Aluminiumnotiz 
\in Berlin auf 1900 M/dz festgesetzt. Seitdem 
| sind die Preise unaufhörlieh bis Ende Februar 
1920 auf etwa 6300 M gestiegen, haben sich 
dann aber entsprechend den übrigen Metallen 
bis Mitte April auf ungefähr 3600 M gesenkt, 
um anfangs Juni etwa 2600 M auszumachen. 
Der Antimonpreis, der in London sich 
in Friedenszeiten auf etwa 28 bis 30 £/t stellte, 
eröffnete das Jahr 1919 mit 55 £, fiel bis zum 
Juli auf 40 £ und ist seitdem wieder gestiegen. 
BZ 
07 


Vz 
2400 


2200 


7 —— Lonoon, Regulus 
2-—- Berlin, ” L 


2000 


a 7 
7800 


7600 


7400 


7200 


7000\55\ 


20030 


BON #. 
Z79 3279 120 Z20 1.20 I20 720 


Abb. 6. Antimon. 


Ende Oktober stellte er sich auf etwa 45 £, 
Ende Dezember auf 47%, Ende Februar 
1920 auf 72 £ und hat diesen Stand behauptet. 
In Berlin kostete Antimon Ende Oktober 
1919 etwa 630 M/100kg. Es war bis Ende 
Dezember auf 975 bis 1000 M, Ende Februar 
auf 2450 M gestiegen und hat seitdem etwa 
auf 950 bis 1000 M nachgegeben. 

Der Nickelpreis beweste sich in London 
Ende 1919 zwischen 195 und 220 £ und stellte 
sich anfangs Juni auf etwa 230 £. Anden deut- 


ISLORNEIL: 20. 
Abb. 4. Blei. 


47.79 MZ.2O  SI.20 L.20 


schen Märkten lautete die Notiz Anfang Juni 
1919 etwa 2500 M/100 kg. Der Preis ging dann 
bis Anfang August auf 1650 M zurück und 
hat seitdem eine stetig steigende Bahn einge- 


Maz 
000: ER 
2000 | E BE 2 
ZEN 
2 \ 
7000 a 12. = Ale 
„ 1 a 
E00! -—- I 
: / N 
/ S 
SON T je7 2 
14 DS 
#000 ia E 
- Berlin, Reinnickel GE/39VH 
5 > 4 ——— 
200 = ee 
2797 7° MB 120 120  I020 120 r.20 


Atb. 7. Nickel. 


schlagen, die ihn Ende Oktober bereits auf rd 
2600 M, Ende Dezember auf 4200 M und Ende 
Februar 1920 auf 8100 M führte. Seitdem hat 
sich Niekel bis Anfang Juni wieder auf 4000 M 
verbilligt. 
Quecksilber, dassichin London Ende 1913 
auf etwa 71% £ je Flasche von 75 Pfd gestellt 
hatte, bewegte sich 1915 zwischen 114, und 
18%, £ und war 1917 auf 25 £ heraufgegangen. 
1918 sank sein Preis auf 20 £ und bis Juni 
1919 auf 18 £. Nach einer vorübergehenden 
Steigerung im August und September auf 23 
bis 24 £ ging er im Oktober auf 171% £ zurück, 
um aber bis Ende Dezember 1919 wieder auf 
24 £ zu steigen. Einer Abwärtsbewegung bis 
Mitte Februar auf 22 £ folgte sodann ein er- 
neutes Anwachsen bis Ende März auf 261, £, 
während der Preis heute auf19£ gesunken ist. 
| In Hamburg notierte im Juni 1919 Queck- 


silber 3800 bis 3900 M/dz und war bis Ende 
Dezember auf 9000 bis 10 000 M gekommen 


Zahlentafell. Entwicklufg der Metallpreise 1919/1920. 


Te nn EU BENRERGEELE RR BERN BR SEE SE EREEE E 


Platz | Marke 


| Einheit 


BT 


London | Elektrolytt . 2» 222... £/ton 
x Standard, Kasse . u E 
Berlin Elektrolyt, wire bars . . . M/dz 
e Raffinade, 99/99,3 %, R 
New York | Elektrolyt . . . . cts/lb 
London Straits, Kasse. . .  . ..| £/ton 
Berlin Banka, Straits, Billiton . . M/dz ° 
London Gewöhnlich, Kasse . Nefiton 
Berlin Originalhüttenrohzink . : M/dz 
New York — ets/lb 
London | Englisch, Kasse . . . £/ton 
Berlin Originalhüttenweichblei M/dz 
New York | — ets/Ib 
London | —_ £/ton 
Berlin Originalhüttenal., 98/99%%, °. | Myjdz 
London "| Regulus . £/ton 
Berlin * = M/dz 
London CUBE ee ae  Eiton 
Berlin Reinnickel, 98/99%, . . . | Midz 

London E £/Flasche 
Berlin u. 
Hamburg 2 SuSE 
London | 925 fein . d/Unze 
Hamburg | 900 fein . | My/kg 
New York — “ lets/Unze 


Ende X. Ende X. Ende XII. Ende I Ende II Ende III Ende IV Ende V 
1919 1919 1919 1920 1920 1920 1920 1920 
1. Kupfer. 
114—118 106—108 125—128 121 129 117 112 106 
100 d/g 95 3/g 116 1/, { 120 120 9/5 107 3, 101 Tjg 9 g 
1563 2214 2298 3815 4476 32836 2590 1610 
1350—1400 | 1950— 2000 | 2150—2200 | 3200—3300 3700—3300 2550— 2650 1500 1250—1300 
21—22 18,25—19 | 18,75—19,50| 18,75—19,50 19 19 3 18,5—19 19 
Sr Zinn. 
275 lg 296 1/g 3413’ 354 | 399 1/, 3431/, 345 3/, 2743), 
3600—3650 | 5850—5450 , 6350—6400 | 12 500—13 000 | 14 300—14 500 | 10 500—10 700 | 8400-8600 | 4300-4500 
SZ nke ; 
44 1/,—45 | 481/4—483/,| 56 7/—57 3/,| 59-60 3/4 59 3/,—61 50—53 47—481/, | 44-461/; 
410-415 |-575—600 850—870 1075 - 1100 1675— 1700 1000 725—750 | 525—550 
7,12—7,62 7,95 8,90 3 9,05 8,85 8,70 8,50 7,50 
AT WO £ 
31—31 3), | 371/a—375/8| 45 3/;—45 3/, 471/473], 51/52 5/g 43-—45 411/,—421/),| 39—40 
400—410 680—690 870—890 1125— 1175 1750— 1800 1150 725—750 450—475 
6,45—6,75 6,75 7,87 8,68 9,25 9,00 9,25 8,50 
5. Aluminium. x 
150 150 150 165 165 165 165 165 
1900—1925 , 2600—2700 | 3150—3200 5000 6100—6200 4800—5000 3800 2700—2800 
6. Antimon. 
45 47 1/a 47 1/5 67 72 72 | 72 65 
625—635 | 8S30—850 | 975—1000 2100—2200 24100— 2450 1900 , 1400— 1500 | 900—950 
7.:Niekel; 
205 215 215 | 220 220 230 230 | 230 
2600—2650 | 3600—3700 | 4100—4200 | 6500—7000 8000— 8100 65.0—6600 -| 5200—5400 | 3800 —4000 
8. Quecksilber. 
17 !/a | 17 1), 24 si! 1/g 24—24 l/a 26 Un | 25—25 1, 21 l/, 
60—62 70—75 80 200 / 255 —265 , 170 | 125 70 
= 9. Silber. 
65 Us | 72 ö/g | 76 1; 54 Us | 83 72 ö/g 65 | 57 5/g e 
785 1550 1570—1380 | - 2240— 2250 3210— 2215 1530— 1540 1065 | 780—825 
121,38 | 129 | 132,50 134,25 129,50 | 126,50 114 | 99 1/a 


552 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


Heft 28. 


15. Juli 1920. 


Die Preissteigerung hat in der Folge weitere | Vorausbestimmung 


Fortschritte gemacht; sie erreichte Ende Fe- 
bruar 1920 eine Höhe von 25 bis 26000 M/ 
100 kg. Seitdem sind die Notierungen bis 
Ende Mai auf 6700 M gesunken. 

Der Silberpreis, der sich in London Ende 
1913 auf etwa 27 d/Unze stellte, bewegte sich 
während der Kriegsjahre in folgenden Grenzen: 


1914 1915 1916 1917 1918 1919 
niedrigster PDIER De 6l/ıe 35l/ıe 421, A723), 
höchster 273], DIN 37l/g 55 49, 76/4 


1919 hat er eine weitere außerordentliche 
Steigerung erfahren, er begann das Jahr 1919 
mit 481, d und erreichte Ende Dezember einen 
Stand von 764, d. Im laufenden Jahre ist der 
Silberpreis dann weiter erheblich gestiegen, was 
im Zusammenhang mit außerordentlichen 


der Hauptabmessungen 
elektrischer Maschinen. 


Die Vorausbestimmung der Dimensionen 
elektrischer Maschinen läßt sich nach H. de 
Pistoye erheblich vereinfachen, wenn man die 
Abmessungen ähnlicher, bereits ausgeführter 
Maschinen der Rechnung zugrunde legt. Die 
Abänderung der Ausmaße geschieht dabei in 
der Weise, daß die durch die Verluste bedingte 
maximale Erwärmung der neuen Maschine 
die gleiche bleibt wie die der gegebenen. 
Die geplante Maschine kann im allgemeinen 
in bezug auf die Spannung, die Drehge- 
schwindigkeit oder die Leistung von der vor- 
liegenden verschieden sein. Für diese einzelnen 
Fällelassen sich folgende Beziehungen aufstellen. 


1. Verschiedene Spannungen. 
Gleiehbleibender magnetischer Fluß bei 


verschiedenen Spannungen 
EP Ei 
744 25001770 F Boncen Je jen bei ee 
7901200 0 j PN Zu Semeyor \ Zewieht beibk fait kon: 
Be IN stant. Für eine p-fache 


Spannungerhält man eine 
p-fache- Windungszahl mit 


dem Querschnitt 4 ‚ .bei 


gleichbleibender Erwärmung 


somit ar der früheren Strom- 
ist 


stärke, 


die Leistung 
konstant 


geblieben. Dies 


776 700 \ 75 gilt sowohl für die Magnet- 
spulen als auch für den 

772|900 | 70 Anker. Die Widerstände 
werden mit p? multipliziert, 

708\ 700 \ 6: da p-fache Windungszahl mit 
1 

10% 300, 60 —.-fachem Querschnitt. Da 
die Stromstärke den p-ten 

700300 | 3 Teil beträgt, ist der Ohmsche 


2.20 Z-20 
Abb. 8. Silber. 


Ä7.79 IR.73 JI.20 


Anforderungen steht, die vom Osten, nament- 
lich seitens Chinas, an den Londoner Markt ge- 
stellt wurden. Die Sanierung der chinesischen 
Papierwährung gab Anlaß zu beträchtlichen 
Silberkäufen, die durch eine lebhafte Speku- 
lation unterstützt wurden. Durch das Steigen 
des Silberpreises, an dem aber neben China 
auch Indien beteiligt war, das seinen Ausfuhr- 
überschuß während der Kriegsjahre in Silber 
und Gold anlegte, hat sich das Verhältnis 
zwischen Rupie und Pfund wesentlich ver- 
schoben; es ist bekanntlich auf 16 d gesetzlich 
fixiert, wurde aber bereits im Jahre 1919 zu 
verschiedenen Malen neu festgestellt. An der 
Silberspekulation nahm auch dia deutsche 
Mark teil, und die Folge war, daß der Fein- 
silberpreis in Deutschland, der sich im Juni 
1919 auf 500 bis 540 M stellte (im Frieden auf 
ca. 80 M/kg) und bis Ende vorigen Jahres auf 
über 1400 M/kg heraufgegangen war, seitdem 
ebenfalls eine starke Haussebewegung ein- 
schlug, die den Stand des weißen Metalls auf 
2400 M führte. Seitdem ist dann aber eine Ent- 
wertung bis unter 900 M eingetreten. Die Steige- 
rung des Silberpreises machte dasEinschmelzen 
der Silbermünzen in England rentabel. Die 
Grenze hierfür liegt bekanntlich bei etwa 66 .d. 
In Deutschland kaufte die Reichsbank_Silber- 
münzen zum siebenfachen Betrage und setzte 
die Silbermünzen außer Kurs. 

Gold blieb lange Zeit stabil, hat sich aber 
schließlich in London von seiner üblichen 
Notiz von 77 s/Unze allmählich über 125 s 
gehoben und ist seitdem auf 1021/, s zu- 
rückgegangen. In Deutschland sind Gold und 
Silber bekanntlich erst im letzten Jahres- 
viertel 1919 dem Handel wieder freigegeben 
worden, so daß für Mitte Oktober auf Grund 
der Valutaverhältnisse ein Goldpreis von 
20 500 M/kg genannt wurde. Dieser zog bis 
in den Dezember auf 32500 M an, und im 

‚ Januar und Februar 1920 wurden Preise von 
42 bis 45 000 M genannt. Sodann ist der Preis 
um etwa 27000M gesunken. Da der Normalpreis 
des e Metalls 2790 M/kg beträgt, ent- 
spricht der Goldpreis, soweit überhaupt Ware 
erhältlich ist, fastgenaudem Wertder Goldmark 
auf Grund der Valuta. Zahlentatel 1 gibt eine 
Übersicht über die Bewegung der Metallpreise 
seit Ende Oktober 1919, die Abb. 1 bis 8 
illustrieren die Preisschwankungen an den ver- 
schiedenen Marktplätzen. 

J. Mendel. 


. 


“digkeitserhöhungen ein rascheres Anwachsen 


SF: 20 Fr. 29 


Spannungsabfall auf den p- 
fachen Betrag angewach- 
sen, während sein proz. 
Anteil derselbe geblieben ist. Wird der Quer- 


schnitt statt mit — (4>1)multipl- 


mit 5 
ziert, so ergibt sich bei eleichbleibenden Joule- 


schen Verlusten eine Te; -facheLeistung und ein 
a 


Spannungsabfall von Ya des früheren Were; 
Um die hiermit verbundene PErtingeruna 


der Amperewindungszahlen (AW) auszu- 
gleichen, wird man bei durch Gleichstrom er- 
regten Maschinen meistens die Induktion so 
erhöhen können, daß der Fluß seinen Wert 
beibehält und die Leistung nur noch von dem 
Faktor a des Ankers abhängig ist. Bei den 
durch Wechselstrom erregten Maschinen lassen 
sich ebenfalls konstante AW aufrecht erhal- 
ten, da hier die Vektorensumme-der AW in 
Betracht kommt und somit eine kleine Ände- 
rung der Erreger-AW ohne großen Einfluß 
ist. Die Kollektoroberfläche der Gleichstrom- 
maschinen ändert sich natürlich fast pro- 
portional zur Stromstärke. 


2. Verschiedene Geschwindigkeiten. 


Die Leistungen zweier Maschinen der- 
selben Hauptabmessungen, mit derselben In- 
duktion und den gleichen Erreger- und Anker- 
AW arbeitend, sind proportional ihren Ge- 
schwindigkeiten, da die EMK und folglich 
die Leistung bei gleichen Flüssen proportional 
den Geschwindigkeiten ist. Hierbei gibt es 
folgendes zu beachten: 


a) Die Hystereseverluste ändern sich mit 
der Geschwindigkeit, während die Wirbel- 
stromverluste mit dem Quadrate der Ge- 
schwindigkeit wachsen. Die Eisenverluste 
steigen somit rascher an als diese, während die 
Kupferverluste konstant bleiben. 

b) Die erhöhte Ventilation vermindert die 
Erwärmung bei gleichbleibenden Verlusten, 
wenn die Geschwindigkeit nicht allzu groß 
wird. £ ; 

c) Da die Zahl der Windungen umgekehrt 
proportional der Geschwindigkeit ist, erhält 
man bei gleicher Spannung für große Ge- 
schwindigkeiten wenig Windungen mit großem 
Querschnitt, für geringe Geschwindigkeiten 
viele Windungen mit kleinem Querschnitt. 


Deshalb ergibt sich für mäßige Geschwin- 


der Leistung, da die Eisenverluste klein gegen- 
über denKupferverlustensindunddieverbessert® 
Ventilation eine höhere Kupferausnutzung zu- 
läßt. Bei großen Gesehwindigkeitserhöhungen 
wachsen die Eisenverluste rascher, an, ohne daß 
sich die Ventilation entsprechend verbessert, 


wodurch eine Verminderung der Leistung be- 
dingt wird. 


3. Verschiedene Leistungen. 


Bei- gleichgebauten Maschinen ändert sich 
die Leistung mit der 3,5-Potenz ihrer linearen 
Abmessungen. Werden alle Abmessungen 
auf den Ankerdurchmesser D bezogen, so ergibt 
sich das Anwachsen des durchfluteten Eisen- 
querschnittes und damit der EMK, da die 
Induktion konstant bleiben soll, mit .D?. 
Ebenso ändern sich die Nutenquerschnitte 
mit D®2, somit auch die Stromstärke bei gleich- 
bleibender Stromdichte. Die Leistung würde 
sich also mit D* ändern. Die durch die Eisen- 
verluste bedingte Erwärmung würde in diesem 
Falle, da die Eisenverluste mit D3, die wärme- 
abgebende Oberfläche aber nur mit D? wächst, 
mit D ansteigen, wenn nicht durch Anordnung 
vermehrter Luftschlitze diese ebenfalls mit 
D3 vergrößert würde. Die Kupfererwärmung 
würde ebenfalls mit D anwachsen, wenn nicht 
durch eine Verminderung der Stromdichte 


auf den 4 fachen Betrag die Jouleschen Ver- 


luste entsprechend vermindert würden. Der 
Strom wird sich also, proportional dem Produkt 


h D 
aus Querschnitt und Stromdiehte, mit VD = 


D!® ändern, die Leistung, proportional dem 
Produkt aus EMK und Stromstärke, mit 
D°», Wie man sieht, wachsen die Eisenverluste 
mit D3, während die Kupferverluste sich nur 
mit D2ändern. Die Eisen- und Kupfergewichte 
sind natürlich proportional .D3. 

- Um bei gleichen Maschinentypen gleiche 
Leerlaufscharakteristiken zubekommen, müssen 
die Erreger-AW immer den gleichen Pro- 
zentsatz der Gesamt-AW der Maschine be- 
tragen. Da diese mit D!® wachsen, müssen 
auch die Erreger-AW mit D!® zunehmen. 
Dies wird bei konstanter Induktion im Luft- 
raum erreicht durch eine Vergrößerung des 
Luftweges mit der 1,5-Potenz von D, und für 
den Eisenweg durch eine Erhöhung der Sätti- 
gung durch Änderung der Zähne. 

Für asynehrone Maschinen ist die Be- 
rücksichtigung dieser Verhältnisse unnötig. 
Hier gilt es, den Leerlaufstrom möglichst klein 
zu machen, um einen guten Leistungsfaktor 
zu erzielen, man wählt deshalb den aus mecha- 
oben Gründen gerade noch zulässigen Luft- 
spalt. 


Das verbale des 
Hauptfluß (5) bestimmt sich folgendermaßen: 


Da sich die Gesamt-AW mit D!? ändern, 
der magnetische Widerstand des Streuflusses, 


Streuflusses zum 


jedoch mit 5 ändert sich der Streufluß selbst 


mit D2®. Der Hauptiluß wächst quadratisch 
mit D, infolgedessen ändert sich das Verhält- 
nis 2, mit DP. 

Die Leistungen von Maschinen gleicher 
Durchmesser verhalten sich wie ihre Eisen- 
breiten. In diesem Falle ändern sich die Flüsse 
und damit die EMK proportional mit der 
Breite, da die Induktion (bei Vermehrung der 
Luftschlitze) auf einem konstanten Wert ge- 
halten werden kann. - 


Als Hauptgesetz für die Änderung der 
Leistung läßt sich somit folgendes finden: Die 
Leistung ist proportional D’°.1.o®, worin I die 
Eisenbreite und ® die Winkelgeschwindigkeit 
bedeuten. Eine Bestätigung für dieses Gesetz 
findet sich in ‚Arnold, Die Gleichstromma- 


: ei ! 1 O 
schine II“, 8. 281. Die Kurve "Ip 7 zeigt 


für wachsende Leistungen abnehmende Werte 
D?.1l.® E o - = 
von Die Leistungen zweier Maschi- 


nen derselben Frequenz, desselben Polschrittes 
und der gleichen Eisenlänge, mit demselben 
Luftzwischenraum und 
aber mit’ verschiedenen Polzahlen, verhalten 
sich wie ihre Polzahlen. Da die Polschritte 
gleich bleiben sollen, ändert sich der Durch- 
messer wie die Polzahl, die gleiche Frequenz 
ergibt dieselbe Umfangsgesehwindigkeit, mit- 


Polzahl. Da der Fluß je Pol der gleiche bleibt 
und die AW konstant gehalten werden, ist 
auch die Leistung je Pol dieselbe geblieben, die 
Gesamtleistung somit proportional der Polzahl. 
Dies gilt jedoch nur für eine Polzahländerung 
von 2 bis 8 bei Gleichstrom und von 2 bis 12 
bei Wechselstrom, da sich sonst die magne-' 
tischen Widerstände zu sehr ändern. (Revue 
Generale del’Electricite, Bd. 7, 1920, ne 
3 st. 


" EEE nn u 


AW für den Pol, 


hin ändert sich umgekehrt proportional der 


EURE IE NER 


I 


15. Juli 1920. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


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Jalzwasserbehölter | 
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Holzwolle_\ FE BET: Ire. ee — ———— 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 28. _ 


RUNDSCHAU. 


ersten Ausbau zwei Maschinen mit einer Lei- 


Großkraftwerk Franken, Das Werk ist wäh- | stune von zusammen 8500 kVA zur Aufstellun dl 
rend der Kriegsjahre von 30 500 kVA auf 50 500 Relaner doch mußte des Bee, en | Größe 


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Abb. 1. Das Großkraftwerk Franken. 


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Abb. 2. Die Speisewasser-Reinigungsanlage im’ Großkraftwerk Franken. 


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kVA erweitert worden. Im Jahre 1913 waren im Bedarfes wegen noch im gleiehen Jahre eine 

dritte von 11000 kVA Leistung hinzugefügt 
Ein vierter‘ Maschinensatz gleicher 
Größe folgte im Jahre 1914, dem sich jetzt der 


Kohlengleis 


fünfte von 20 000 kVA Lei- 
stung angeschlossen hat. Ein 
sechster, auch von 20000 kVA 
Leistung, ist bereits in Auf- 
trag gegeben, so daß in ab- 
sehbarer Zeit die Gesamt- 
maschinenleistung70500k VA 
oder bei Ersatz der beiden 
ersten kleinen Maschinen 
durch eine weitere 20 000- 
kVA-Gruppe 82 000kVA be- 
tragen wird. Im Dezember 
1916 ereignete sich im Groß- 
kraftwerk Franken eine Kes- 
selexplosion, durch welche 
große Zerstörungen angerich- 
tet und drei Leute getötet 
wurden. Es gelang jedoch, 
mit Hilfe der unversehrten 
Kessel den Betrieb aufrecht 
zu erhalten. Die Arbeiten der 
letzten Erweiterung, deren 
Inbetriebnahme im Oktober 
1918 begann, dauerten 18Mo- 
nate und erforderten 2,7 Mill. 
M;zuVorkriegspreisen hätten 
sienur 1 Mill. M gekostet. Die 
Anordnungder Gesamtanlage 
ist aus Abb. 1 ersichtlich. Das 
neue Kesselhaus istgeräumig, 
hell und luftig gebaut, und 
sein Fußboden liegt auf der- 
selben Höhe wie der der Ma- 
schinenhalle, d.h. 4,85 m 
über Gelände. Dadurch. wird 
ein hoher Aschenkeller er- 
zielt, durch den hindurch 
Eisenbahnwagen bis unter 
den 40 t-Kran in der Ma- 
schinenhalle fahren können, 


554 


Die neue Maschinengruppe umfaßt eine 
MAN - Gleichdruck - Aktionsturbine, 
Zoelly, und einen "unmittelbar gekuppelten 
Drehstromerzeuger der SSW. von 20 000kVA 
bei 5000 V, 50 Per und 1500 Umdr./min, fer- 
ner die zugehörigen Kessel usw. Zwei neue, luft- 
gekühlte Transformatoren von je 4500 kVA 
sind ebenfalls zur Aufsteliung gelangt. Die 
Vergrößerung der Kesselanlage machte eine 
entsprechende Erweiterung der Kohlenentlade- 
anlage und des Kohlenlagerplatzes erforderlich. 
Bemerkenswert ist, daß der Rauchfuchs, der 
der anderweiten Benutzung des Kellers wegen 
nicht dort angebracht werden konnte, hochgelegt 
wurde. Er besteht aus!Eisenbeton und hat recht- 
eckigen Quersehnitt. Für die Aschenförderungin 
der Kesselhauserweiterung wird nicht, wie bei 
der Anlageim alten Kesselhaus, Saugluft, sondern 
eine unter den Kesseln entlanglaufende Aschen- 
trogkette benutzt, auf welche die Asche selbst- 
tätig fällt, um dann ohne Staubentwicklung 
in geschlossene, normalspurige Aschenwagen 
entleertzuwerden. Die Hauptdampf-Ringleitung 
besitzt 350 mm Innendurchmesser, genietete 
Walzflanschen und ist in zwei getrennten Rin- 
gen im Kesselhauskeller verlegt. Die wichtigen 
Absperrschieber haben elektrischen Antrieb 
und werden von der Maschinenhalle aus ge- 
steuert. Die Kesselspeiseleitung hat 175 mm 
Innendurchmesser und ist ebenfalls in zwei ge- 
trennten Ringen angeordnet, wobei der eine als 
Notleitung zur unmittelbaren Speisung der 
Kessel dienen kann. Die Speiseregelung ist mit 
optischen und akustischen Signaleinrichtungen 
versehen, die im Kessel- bzw. Maschinenhaus 
auf die Notwendigkeit bzw. den Zustand der 
Kesselspeisung aufmerksam machen. Der ge- 
samte Abdampf wird zur Vorwärmung des 
Speisewassers oder für Heizzwecke verwertet. 
Interessant ist auch die _Speisewasser- 
Reinigungsanlage (Abb. 2). Die Enthärtung 
erfolgt nach dem Permutitverfahren; außer- 
dem wird dem Speisewasser der Sauer- 
stoff entzogen. Vor Inbetriebnahme dieser An- 
lage ergaben sich durch die Benutzung von 
Rohwasser, wenn das Turbinenkondensat und 
besonders hergestelltes, destilliertes Wasser 
nicht ausreichten, erhebliche Korrosionen. 
Jetzt wird das Rohwasser mittels Kiesfilters 
vorgereinigt und dann dem mit Natrium-Per- 
mutit beschiekten Filter zugeführt, in welchem 
die Enthärtung vor sich geht. Die Kalzium- 
und Magnesiumkarbonate gehen in Natrium- 
bikarbonate, der schwefelsaure Kalk in Na- 
triumsulfat über. Von Zeit zu Zeit wird das 
Permutit durch Einleiten von Kochsalzlösung 
regeneriert; es sättigt sich wieder mit Natrium, 
und der gebundene schwefelsaure Kalk geht als 
Chlorkalzium in Lösung. Um sich ein sauer- 
stoffarmes Speisewasser zu sichern, ist ein 
Eisenbetonbehälter, den eine Trennwand in 
zwei durch eine Öffnung miteinander in Ver- 
bindung stehende Teile zerlegt, vorgesehen. In 
dem einen Teil befindet sich das Turbinenkon- 
densat, in dem anderen das permutierte Wasser. 
Letzteres wird durch Heizschlangen stark er- 
hitzt, so daß es die in ihm enthaltene Luft ab- 
gibt. Die Außenluft wird teils durch die kon- 
struktive Anordnung der Behälter, teils durch 
den Schwadendampf ferngehalten. Schließlich 
sind in die Speisewasserleitung Eisenspan- 
und Holzwollfiltereihgebaut, welche den etwazu- 
rückgebliebenen Sauerstoff unschädlich machen 
sollen. Erwähnt sei noch, daß die Beheizung 
der Kessel mittels Braunkohlenbriketts erfolgt, 
von denen im Jahre 1918 95 000 t verfeuert 
wurden. (Zeitschr. d. V. d. I., Bd. 64, S. 269, 
299.) ah. 


x Der Nutzen kleiner Kältemaschinen für 
Elektrizitätswerke. — Die in den V. S. Amerika 
bekanntlich recht verbreiteten elektrischen 
Kältemaschinen für Haushaltungen sind 
geeignet, die Einnahmen der KElektrizitäts- 
werke nicht unwesentlich zu steigern und den 
Belastungsfaktor zu verbessern; außerdem er- 
hält, wie „Electrical World‘!) bemerkt, durch 
ihren Anschluß die Belastungsspitze in Städten 
die Neigung, sich vom Winter nach dem Som- 
mer hin zu verschieben. Von dem etwa 110kWh 
betragenden monatlichen Arbeitsverbrauch 
einer Durehscehnittswohnung mit Eismaschine 
konsumiert letztere während des Sommers im 
Mittel etwa 90 kWh, während 20 auf die Be- 
leuchtung entfallen, im Winter dagegen bei 
einem Gesamtverbrauch von 62 kWh nur 
20 kWh gegen 42 für Beleuchtung. In solch 
einem Haushalt schwankt der Arbeitskonsum 
der Kälteerzeugung im Juli und August zwi- 
schen 80 und 100 kWh und steigt gelegentlich 
auf 150 kWh. Während des Winters liegen die 
Kältemaschinen oft 2 oder 3 Monate still, 
können indessen, wenn man sie in einem Raum 
aufstellt, dessen Temperatur über 15° liegt, 
fast das ganze Jahr hindurch benutzt werden. 
Ihr Jahresverbrauch stellt sich im Mittel je 
Maschine auf etwa 550 kWh oder mehr, ergibt 


!) Bd, 75, 1920, S, 851. 


Bauart 


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damit bei 5 ets/kWh also eine Einnahme von 
27,5 $. Dabei finden sich in manchen Städten 
an die 100 bis 300 solcher Maschinen, und man 
kann bei der gegenwärtigen Geschäftsentwick- 
lung in den V. S. Amerika wohl mit deren 1000 
für das Absatzgebiet einer einzigen Gesellschaft 
rechnen. Auch außerhalb der Stadtbezirke, wo 
drüben der Stromtarif im allgemeinen höher 
und die Lieferung von Eis unsicher ist, vermag 
die Kältemaschine (4, PS) den pekuniären 
Nutzen der Überlandverteilung zu heben. Lei- 
der ist das Klima Deutschlands ihrer Verwen- 
dung nicht günstig. 


Ausnutzung von Wasserkräften in Grau- 
bünden. — Die ‚„‚Weltw. Nachr.‘ teilen nach 
der „N. Zürcher Ztg.‘“ mit, daß zur Nutzbar- 
machung der reichen Wasserkräite Grau- 
bündens von dem Elektrizitätswerk Lonza, 
Basel, der ‚‚Motor‘‘ A. G., Baden, den Kraft- 
werken Brusio und der Schweizerischen Eisen- 
bahnbank, Basel, die Rätischen Werke für 
Elektrizität A. G. in Thusis mit 11 Mill. Fr 
Kapital gegründet worden seien. Das Unter- 
nehmen erwerbe vom Elektrizitätswerk Lonza 
die Karbidfabrik und die Zentrale in Thusis so- 
wie von den Kraftwerken Brusio deren An- 


lagen in Bevers; es besitze außerdem bereits 


wertvolle Konzessionen auf die Wasserkräfte 
Graubündens. 


Verbrauch elektrischer Arbeit in und um 


London. — Ein vom London CountyCouneil auf- 


gestellter Bericht ergibt, daß 1917/18 von den 


Londoner Elektrizitätswerken insgesamt 


449,7 Mill. kWh und von den außerhalb der 
Hauptstadt gelegenen Unternehmungen 167,2 
Mill. kWh abgesetzt worden sind, was eine Zu- 
nahme innerhalb der 4 Jahre seit 1913/14 bei 
ersteren um 130,7 Mill. kWh oder 41%, bei 
letzteren um 39,9 Mill. kWh oder 31% bedeutet. 
In London selbst verbrauchten die Straßenbe- 
leuchtung 9,0, die übrige Beleuchtung 115,1, 
Kraft, Heizung und Verkehr 318,9 Mill. kWh, 
welch letzterer Betrag somit 71% der Gesamt- 
summe ausmacht und nahezu dreimal so groß 
war als der Arbeitsverbrauch der Privatbeleuch- 
tung. („Eleetrical Review‘.) 


Ein Elektrizitätsunternehmen in Sowjet- 
Rußland. — Wie der „‚Überseedienst‘‘ nach der 
„Wremja‘ mitteilt, wird beabsichtigt, etwa 
20 km ‘oberhalb der Stadt Samara in der 
Wolga Wehrbauten anzulegen, um bis zu rd 
1 Mill. kW elektrischer Arbeit zu gewinnen, die 
man im Umkreis von etwa 500 km verteilen 
will. Das Projekt, dessen Durchführung uns 
recht zweifelhaft erscheint, soll vom elektro- 
technischen Zentralrat in Moskau befürwortet 
worden sein. 


Elektromaschinenbau. 


Vorschläge zur Verbesserung von Turbo- 
dynamos. — In der englischen Institution of 
Electrical Engineers haben im Laufe der letzten 


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zu 


Abb. 4. 


Monate an verschiedenen Orten Diskussionen 
über die Frage stattgefunden, in welcher 
Weise sich die den großen Turbodynamos noch 
anhaftenden Mängel beseitigen lassen. Wenn 
man diese Mängel, wie es in, dem Vortrage 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 28. 


Einbau und Kühlung der Statorwickelköpfe. 


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15. Juli 1920. 


von J. Shepherd geschah!) unter vier Ge- 
sichtspunkten klassifiziert — .]. mechanische 
Schwächen, 2. elektrische Schwächen, 3. Über- 
hitzungs- und Feuersgefahr, 4. Ventilations- 
schwierigkeiten —, so sollte man sich stets ver- 
gegenwärtigen, daß die mechanischen, elek- 
trischen, magnetischen und thermischen Eigen- 
schaften in so intimem Zusammenhange mit- 
einander stehen, daß die Verbesserung ın 
einer Hinsicht mit großer Wahrscheinliehkeit 
eine möglicherweise bedeutendere Verschlech- 
terung in anderer Hinsicht zur Folge hat. 
Eine mechanische Schwäche sieht Shepherd 
vor allem in den übliehen Methoden zur Fest- 
legung der Rotorwickelköpfe mittels Kappe 
oder Bandage. Er möchte sie durch eine Kon- 
struktion ersetzt sehen, bei der auch die 
Wickelköpfe auf ihrer ganzen Länge in Nuten 
liegen und durch eine Stahlbandarmierung 
ähnlich der bei Kanonenrohren üblichen ge- 


halten werden. Abgesehen von den Schwierig-. 


keiten der Herstellung bedeutet dieses eine 
Verschlechterung der Abkühlungs- sowie auch 
der magnetischen Verhältnisse. 


Wasserkühlung beseitigen. Das Wasser strömt 
dem Rotor: durch die Welle zu, passiert in den 


Zähnen vorgesehene achsiale Kanäle und fließt 


am anderen Ende wieder ab (Abb. 3). In 
ähnlicher Weise sollen die Statorwickelköpfe 
in Nuten eingebettet und mit Wasser gekühlt 
werden (Abb. 4 u. 5). Daß die so erzielte 
thermische Verbesserung hier eine unerträg- 
liche Verschlechterung in anderen Bezieh- 
ungen bedeutet, liegt auf der Hand. Die 
metallischen _Spulenkästen erfordern eine 
wesentlich größere Ausladung, und es werden 
in ihnen zusätzliche Verluste entstehen, über 
deren Größenordnung sich Shepherd an- 
scheinend keinerlei Gedanken gemacht hat. 
Vor allen Dingen aber dürfte die elektrische 
Festigkeit der Isolation durch die Nähe der 
zahllosen Kühlkanäle und Rohre mit ihren 
Verbindungsstellen selbst bei sorgfältigster 


Ausführung aufs. ernstlichste gefährdet sein., 


Dabei ist an die Wärmeausdehnung, an die 
mechanische Beanspruchung bei Kurzschlüssen 
an Korrosionen und die Notwendigkeit der 
Reinigung zu denken, welch letztere auch bei 
Verwendung des Kondensats, dessen Tempe- 
ratur übrigens variabel ist, nicht völlig in 
Fortfall kommt. Es ist kaum anzunehmen, 
daß sich ein Betriebsmann zur Aufstellung 
einer so gebauten Maschine herbeilassen wird. 
Wenngleich somit Shepherds konkrete Vor- 
schläge schwerlich Anklang finden werden, 
so ist doch der Gedanke der Flüssigkeitsküh- 
lung von Turbodynamos keineswegs leichter- 
hand abzuweisen. Denn je größer die Dynamo, 
um so schwieriger gestaltet sich die Zufüh- 
rung der notwendigen gewaltigen Luftmengen 
zu allen Teilen der Maschine, um so unerträg- 
licher werden die Kosten der Ventilations- 
und Filteranlagen, ganz abgesehen davon, daß 
das Problem der zuverlässigen Entstaubung 
immer noch nicht befriedigend gelöst und 


erläßlich ist. Zu bedenken ist auch, 
daß das erforderliche Volumen 
der Kühlkanäle bei Flüssigkeits- 
kühlung nur etwa den 400. bis 
500. Teil desjenigen für Luftküh- 
lung beträgt, so daß durch den 
Fortfall der Schlitze eine bedeu- 
tende Verkürzung der Maschineund 
bessere Ausnutzung des Materials 
eintreten kann. Schließlich ist 


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Abb. 5. 


noch an die Beseitigung der Brandgefahr durch 
Luftabschluß zu denken. Es ist daher nicht 
zu verwundern, daß sich die Vorschläge zur 


. U) The Eleetrician, Bd. 84, 1920, 8.61 u. 87 und En- 
gineering Bd. 109, 1920, 3. 43 u. 95. 


Diese Ven- | 
tilationsschwierigkeiten will Shepherd durch 


periodische Reinigung daher un- 


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15. Juli 1920. 


Anwendung von Flüssigkeitskühlung häufen, ' 


insbesondere unter Benutzung von Öl oder 
sogar flüssiger Luft als Kühlmittel. Die 
Schwierigkeiten sind sicher groß, erscheinen 
aber nicht unüberwindlich, und es ist möglich, 
daß die Entwicklung von der jetzt üblichen 
reinen Luftkühlung über die kombinierte Luft- 
und Flüssigkeitskühlung schließlich zur reinen 
Flüssigkeitskühlung führen wird. Daß die 
älteren Konstruktionen mit wassergekühlten 
Gehäusen sich im allgemeinen nicht bewährt 
haben, steht dem nicht entgegen. Voraus- 
sichtlich werden Maschinen mit Flüssigkeits- 
kühlung sich zunächst in solehen Fällen Ein- 
gang verschaffen, in denen die übliche Luft- 
Kühlung wegen atmosphärischer Verhältnisse 
auf besondere Schwierigkeiten stößt, wie ja 
auch in ähnlichen Fällen das Prinzip der Luft- 
Rückkühlung bereits mit Erfolg angewendet 
worden ist. Robert Pohl. 


Apparatebau. 


Leichte Schaltwalzenwiderstände. — Eine 
neue Bauart von leichten Widerständen, 
die den heutigen, hohen Materialpreisen 
so weit als möglich Rechnung trägt, 
bringt die Firma Göttinger Elektro-Schalt- 
Werk, Hecke & Co., Göttingen, auf den 
Markt. Sie eignen sich u. a. besonders für 
Kinozwecke. Im wesentlichen bestehen diese 
Widerstände, wie Abb. 6 erkennen läßt, aus 
einem Winkeleisenrahmen, in den Wider- 
standselemente normaler Bauart aus Eisen- 
blech mit Porzellan-Schlitzrollen eingebaut 
sind, und an dessen unterem Rande sich eine 
Reguliereinrichtung befindet. 

Die Elemente sind senkrecht angeordnet, 
besitzen glatte Eisenbleche als Träger, so daß 
die Luftströmung selbst dann noch eine ganz 
energische ist, wenn die Elemente verhältnis- 
mäßig dicht aneinander gebaut sind, wie dies 
bei den beschriebenen Widerständen der Fall 
ist. Das volle Blech des Widerstandsträgers 
bildet glatte Luftschächte und verringert die 
. gegenseitige Anwärmung. Zur Anwendung 
kommen zwei Größen von Elementen. Das 
kleinere Element ist rd 300mm lang und 
mit 800 bis 1000 W belastbar, wogegen das 
größere bei etwa 600 mm Länge 1500 bis 
1600 W aufnimmt. Da der mittlere Abstand 


Abb. 6. Abb. 7. 


der Elemente rd 40 mm ist, so ersieht man 
leieht, wie große Energiemengen auf verhält- 
nismäßig kleinem Raum untergebracht werden, 
zumal die Breite bzw. Tiefe der Elemente nur 
etwa 100 mm ‚beträgt. Natürlich ist bei 
dieser Bauart vor allem dafür zu sorgen, daß 
eine ungehinderte Zufuhr frischer Luft und die 
rasche Abgabe der erhitzten Luft möglich ist. 
Das ist dadurch erreicht, daß die Abdeckung 
oben und auf der Rückseite völlig offen ist 
und von unten genug kalte Luft zuströmen 
kann. Andererseits schützt jedoch die Ab- 
deckung vollständig vor einem unwillkür- 
lichen Berühren stromführender Teile (Abb.7). 
Die Füße des Widerstandes sind so hoch, daß 
eine schädliche Erhitzung der Wand, an der 
der Widerstand angebracht wird, nicht ein- 
tretenkann. Aufdem unteren Teiledes Rahmens, 
unterhalb der Widerstandselemente, ist die 
Schaltvorrichtung angeordnet. Sie ist außer- 
ordentlich einfach und dauerhaft konstruiert, 
wiederum unter. dem Gesichtspunkte mög- 
lichster Materialersparnis. Auf einer ein- 
fachen, um etwa 180° drehbaren und mit 
stufenförmiger Steigerung versehenen Schalt- 
walze schleifen kräftige Kontaktfedern. Die 
Walze besteht nieht aus Isoliermaterial, son- 
. dern aus Blech. Jede Stufe ist mit einer be- 
sonderen, gesetzlich geschützten Kontakt- 
abreißfeder versehen. Hierdurch ist es mög- 
lich, einzelne Stufen von großer Stromstärke 
bei hoher Spannung ohne schädliche Funken- 
bildung abzuschalten. 
' Bei der normalen Ausführung sind 6 oder 
.12 Stufen parallel geschaltet, je nach der ge- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


wünschten Feinheit der Regulierung und nach 
der Gesamtstromstärke. So ist z. B.. ein 
Widerstand regulierbar von 5 bis 30 A in 
6 Stufen von je 5 A und ein anderer von 
8 bis 96 A in 12 Stufen von je 8 A. Die Abreiß- 
feder verhindert selbst bei Unterbrechung von 
10 A bei 220 V das Stehenbleiben eines Licht- 
bogens. Selbstverständlich kann mit der 
Schaltwalze auch in Reihenschaltung reguliert 
werden, bei denWiderständen für Projektions- 
apparate ist indessen die Parallelschaltung vor- 
zuziehen, und der Bau der Apparate wird durch 
die Verwendung gleicher Stufen vereinfacht. 

Die Abreißfedern ‘wirken auch rasten- 
artig, so daß schon durch Gefühl oder Gehör 
die Stellung der Schaltwalze erkennbar ist. 
Auf’der Walze ist eine Skala angebracht, auf 
der man die eingestellte Stromstärke ablesen 
kann. Eine einfache Umschaltevorrichtung 
ermöglicht es auch, die Widerstände zum An- 
schluß an verschiedene Spannungen zu liefern. 
Die Erfüllung der verschärften Vorschriften 
des VDE ist gewahrt, denn die Kurbel er- 
fordert keinen Schlitz, sondern kann durch 
eine Buchse geführt werden. Die Abdeckung 
muß allerdings oben und unten gut perforiert 
sein. / 

Das Gewicht dieser Widerstände ist gegen- 
über anderen gleicher Leistung um etwa 30% 
geringer; ein Widerstand für 220 V und 30 A 
wiegt nur rd 13 kg. JER Jah 


Verkehr und Transport. 


Elektrische Eisenbahnen in Nordfrankreich, 
— Nach „La Journee Industrielle‘ hat, wie die 
„Weltw. Nachr.‘‘ schreiben, die Gesellschaft 
Omnium Francais d’Electrieite, Paris, die Kon- 
zession für ein elektrisches Bahnnetz zur Her- 
stellung der Verbindung zwischen dem Departe- 
ment Yonneund einem Teil des Departements 
Nievre sowie für die Ausnutzung von Wasser- 
kräften zur Stromversorgung erhalten. Deren 
Leistung wird zu 27000 kW, die Länge des 
Bahnnetzes zu 200 km, die Kosten zu 150 Mill. 
Fr angegeben. i 

Elektrisierung der Ofotenbahn. — Wie wir 
der „Ztg. d. Ver. Dtsch, Eisenb.-Verw.“ ent- 
nehmen, will der norwegische Staatsrat beim 
Storthing die Elektrisierung der 43 km langen 
Ofotenbahn beantragen. In den zu 5,5 Mill. 
Kr berechneten Kosten ist die Beschaffung von 
vier elektrischen Lokomotiven einbegriffen. 
Wenn der Antrag Annahme findet, willman mit 
Schweden ein Uebreinkommen bezüglich Liefe- 
rung elektrischer Arbeit aus dem Porjuswerk 
treffen, bis die für den Bahnbetrieb erforder- 
en Energiein Norwegen selbst zur Verfügung 
steht. ® 


Eine Untergrundbahn in Bilbao. — Nach 
einem englischen Gesandtschaftsbericht bemüht 
sich die Banco Espanol de Credito um die Kon- 
zession zur Anlage einer Untergrundbahn 
in Bilbao, deren Kosten auf 13 Mill. Pes ge- 
schätzt werden. Es handelt sich um 2 doppel- 
gleisige Linien mit 1 m Spur, von denen die 
erste (3,5 km) am Square de los Santos Juanes 
beginnen, am Bahnhof Las Arenas vorüber un- 
ter dem Nervion hindurch nach der Plaza 
Circular führen und weiter längs der Gran Via 
und Alameda bei La Casilla enden soll. Von 


hier aus ist die zweite Linie (rd 2 km) durch die 


Calle de la Autonomia, das Viertel San Fran- 

eisco, über die San Antonbrücke nach Achuri 

laut („Eleetrical Review‘, Bd. 86, 1920, 
. 783.) 


Beleuchtung und Heizung. 


Leitsätze für die Innenbeleuchtung von Ge- 
bäuden. — Die Kommission für praktische Be- 
leuchtungsfragen der Beleuchtungstechnischen 
Gesellschaft hat in ihren Sitzungen vom 19. Juli 
und 18. Oktober 1919 folgenden Entwurf zu 
Leitsätzen für die Innenbeleuchtung von Ge- 
bäuden aufgestellt, den wir hiermit unseren 
Lesern zur Kenntnis bringen: 

Die Anlagen und Einrichtungen der Ge- 
bäude mit natürlichem und künstlichem Lichte 
müssen den Forderungen der Zweckmäßigkeit, 
Gesundheit, Wirtschaftlichkeit und Sehönheit 
entsprechen. - 


I. Zweckmäßigkeit. 


1. Jeder zu beleuchtende Raum muß eine 
seinem Zwecke angemessene Beleuchtung 
erhalten. Man unterscheidet: Allgemeinbe- 
leuchtung und Platzbeleuchtung. 

Die Allgemeinbeleuchtung dient entweder- 
als Verkehrsbeleuchtung oder als Zusatz- 
beleuchtung in Räumen aller Art neben 
Platzbeleuchtung, oder als Arbeitsbe- 
leuchtung. _ 

Die Platzbeleuchtung ist stets Arbeitsbe- 
leuchtung. 5 


Heft 28, 


655 


=D16 empfangene 
mindestens betragen: 


A. Bei Allgemeinbeleuchtung, : 
soweit sie als Verkehrsbeleuchtung dient, 
als mittlere Beleuchtung der horizontalen 


Fläche in 1m Höhe. 

a) in Räumen von untergeordneter 
Bedeutung etwa RER 

b) auf Vorplätzen, in Treppen- 
Dansern under ee 

e) in Aufenthalts- und Arbeits- 
räumen für zahlreiche Personen 10 ,, 

B. Bei Arbeits- und Platzbeleuchtung. 
als mittlere Beleuchtung der Arbeitsfläche 
an der Arbeitsstelle: 


Beleuchtung sol 


I Mu 


d) für grobe Arbeiten . LO TER 

e) für Schreiben und Lesen... 25 

f) für Zeichnen, Sticken, Uhr- 
macher- und Feinmechaniker 
arbeiten .. 50 


Diese Zahlen sind als äußerstes Minimum 
für eine Übergangszeit anzusehen. Praktisch 
müssen sie wesentlich überschritten werden. 

Bei der Bearbeitung dunkler Stoffe wird 
eine wesentlich stärkere Beleuchtung gebraucht 
als bei hellen Stoffen. 

Die Beleuchtungseinrichtungen (Fenster, 
Lampen und deren Zubehörteile, wie Glocken, 
Reflektoren usw.) dürfen durch Staubanhäu- 
fung oder durch Ausbrennen der Lampen, 
Glühkörper usw. keine ‚solche Einbuße er- 
leiden, daß die Beleuchtungsstärken unter die 
hier geforderten Werte herabsinken. 

2. Die Allgemeinbeleuchtung darf weder voll- 
kommen zerstreut (schattenlos) sein noch 
dürfen störende Schlagschatten auf dem 
Fußboden, den Wänden und den im Raume 
befindlichen Gegenständen entstehen. 

. Es ist darauf zu achten, daß di€ Arbeitsfläche 
von Stelle zu Stelle keine störenden Be- 
leuchtungsunterschiede aufweisen darf ;eben- 
so dürfen zeitliche Beleuchtungsschwan- 
kungen nicht belästigen. 

4. Beim Entwurfe von Beleuchtungsanlagen 
ist darauf Rücksicht zu nehmen, daß schroffe 
Unterschiede in der Beleuchtung aneinander- 
stoßender Räume nach Möglichkeit aus- 
zugleichen sind. 

5. Bei ausschließlich natürlicher Beleuchtung 
darf der Tagesliehtquotient, d. i. das Ver- 
hältnis der bei Tageslicht, vorhandenen Be- 
leuchtung zu der Beleuchtung, die von der 
freien Himmelskugel erzeugt würde, nicht 
unter 0,5% betragen. 

6. Die Anlagen zur Verteilung des Lichtes 
müssen sich in den Plan des Gebäudes ein- 
fügen. 

7. Bei der Errichtung wichtiger Gebäude, bei 
denen es auf eine gute Beleuchtung an- 
kommt, ist die Beiziehung eines Beleuch- 
tungstechnikers schon bei der Aufstellung 
des Bauplanes zu empfehlen. 


[Se] 


II. Gesundheitsrücksichten. 

1. Die Augen sind vor Blendung durch direktes 
und reflektiertes Licht zu schützen. 

2. Die zur Beleuchtung von Arbeitsplätzen 
dienenden Einzellampen müssen abge- 
schirmt werden, wenn ihre Flächenhelle 
größer als 0,75 HK/em? ist. 

3. Zur allgemeinen Raumbeleuchtung dürfen 
auch Lichtquellen von höherer Flächenhelle 
benutzt werden. Die Flächenhelle darf 
aber 5 HK/em? nicht übersteigen, wenn die 
Lichtquellen so angebracht sind, daß der 
Winkel des Sehstrahles gegen die wage- 
rechte Ebene weniger als 30° beträgt; an- 
dernfalls sind auch diese Lichtquellen ab- 
zuschirmen oder in lichtstreuende Hüllen 
einzuschließen. 

4. Einer schädlichen Ansammlung von Ab- 
gasen und einer störenden Wärmeentwick- 
lung durch Lichtquellen soll durch Venti- 
lation der Räume vorgebeugt werden. 


III. Wirtscehaftlichkeit. 


Sofern die unter Berücksichtigung der 
Punkte I und II vorgeschlagenen Beleuch- 
tungsanlagen auf verschiedene Weise verwirk- 
licht werden können, ist nach Durchrechnung 
jeder einzelnen Möglichkeit die wirtschaftlichste 
Ausführungsart zu wählen. 


IV. Schönheit. 


Die Einrichtungen zur Beleuchtung eines 
Raumes sind unter Rücksichtnahme auf dessen 
künstlerische Ausstattung anzubringen, doch 
dürfen notwendige lichttechnische Forde- 
rungen niemals zugunsten künstlerischer Aus- 
stattung vernachlässigt werden. -Bei der Ein- 
richtung einer Beleuchtungsanlage in öffent- 
lichen Gebäuden ist ein künstlerischer Bau- 
sachverständiger zuzuziehen. (Zeitschr. f. Be- 
leuchtgswesen Bd. 26, 1920, 3. 1). 


556 Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 28. 


Berg- und Hüttenwesen. 


Ein Schutz gegen die Betätigung elektri- 
scher Zünder dureh Streuströme. — In neuerer 
Zeit sind mehrfach Unfälle in Bergwerken auf- 
getreten infolge vorzeitiger Zündung von elek- 
trischen Sprengschüssen durch Streuströme, 
die aus der Schienenrückleitung elektrisch be- 
triebener Oberleitungsbahnen austreten!). Die 
Fernhaltung dieser Streuströme aus den 
Grubenbauen ist eine schwierige Aufgabe, 
da es infolge des Kupfermangels an guten 
Schienenverbindern fehlt, zumal auch nach 
und nach die noch aus der Vorkriegszeit in 
den Gruben vorhanden gewesenen entwendet 
worden sind. 

. Einen sichern „Schutz gegen die Ein- 
wirkung von Streuströmen gewährt die vom 
Dampfkessel-Überwachungsverein der Zechen 
im Öberbergamtsbezirk Dortmund erprobte, 
neue Sicherheitsanordnung von Müller, 
Essen, die sich inzwischen auch im. Betriebe 
als zweckmäßig und zuverlässig erwiesen hat. 
Bei dieser Anordnung werden die beiden 
Schießdrähte kurz vor ihrem Anschluß an die 
Zünderdrähte durch ein Wehr (Nebenschluß) 
mit so geringem Widerstand verbunden, daß es 
die Schießleitung kurzschließt. Vor Entfernung 
dieses Kurzschlusses ist ein Ansprechen des 
Zünders weder durch eine Zündmaschine noch 
durch irgendwelche Fremdströme möglich. 
Abb. 8 zeigt die Anordnung der beiden Schieß- 


dd: a 


Abb. 8. Anordnung der Schießleitungen. 


drähte u und b. Der obere Draht wird in der 
üblichen Art mit Nägeln an Stempeln be- 
festigt, und in 30 — 40 cm Abstand darunter 
der Draht b mit Hilfe der bekannten Schieß- 
leitungsisolatoren von Römmiler?) so verlegt, 
daß erim Punkt c sicher befestigt ist, im übrigen 
aber lose in den Isolatoren ruht. Beide Drähte, 
deren Berührung auf diese Weise ausge- 
schlossen ist, werden in das Wehr d einge- 


RS 


Ruf 
schlüssel 


27 


Abb. 10. Einschnurschaltung für B-Plätze im Dienstleitungsbetrieb (Western El. Co.) 


klemmt und dadurchYkurzgeschlossen. Das 
Wehr (Abb. 9) besteht’aus’2 mm starken, ver- 
zinnten Eisenplatten e und’f von rd/35 mm 


vv „UM Si \ MM Y N 


FIN 
LS 


Abb. 9. 


Durchmesser, die in der Mitte durehbohrt und 
mit Hilfe des durehgesteckten, kräftigen Nagels 
g an einem Stempel befestigt sind. Nach Be- 
endigung der Schießvorbereitungen zieht der 
Schießmeister, wenn sich die Kameradschaft 
hinter dem Stand der Zündmaschine in Sicher- 
heit befindet, an dem Draht db. und reißt ihn 
mit leichter Mühe aus dem Wehr heraus, wo- 
durch der Kurzschluß aufgehoben und die 


1) Vgl. v. Alvensleben, „Glückauf“, Bd. 61, 1916, 
S. 925, 961, und „ETZ* 1917, S. 488. »E 
R ( Vgl. „Glückauf“ Bd. 63, 1918, $. 442, und ETZ* 1918, 


Schießleitung gebrauchsfertig geworden ist. 
Beim Vorhandensein von Streuströmen wird 
der Schuß beim Herausreißen des Drahtes 
losgehen, ohne daß ein Unfall entstehen kann. 
Die Befestigung des Drahtes b an der 
Stelle c (Abb. 8), die sehr sicher sein muß, 
damit er beim Abziehen keinen Zug auf den 
Zünderdraht ausüben kann, erfolgt zweck- 
mäßig mit Hilfe des Klemmfutters von 
Römmler.) Es genügt aber auch, vor dem 
vordersten Isolator eine kleine Schleife in den 
Dan ss machen. (Glückauf, Bd. 65, 1920, 
S. 280. 2%. 


Fernmeldetechnik. _ 


Verbesserung des Tontpranhrerkee in 
Paris dureh Einführung des Anfuf- an Stelle des 
Dienstleitungsbetriebesim Verbindungsleitungs- 
verkehr. — Im Ortsfernsprechnetz Paris zeigen 
sich Schwierigkeiten in der Durchführung des 
Dienstleitungsbetriebes, die mitdem Anwachsen 
des Verkehrs und der mangelhaften Schulung 
des Personals zusammenhängen. Die beab- 
sichtigte, teilweise Einführung des halbselbst- 
tätigen Betriebes hat sich durch den Krieg 
verzögert, und mit der Inbetriebnahme selbst- 
tätiger. Unterämter in kurzer Zeit ist nicht zu 
rechnen, zumal da die Kosten gewaltig in die 
Höhe gegangen sind und z. Zt. sich etwa ver- 
dreifacht af M. Barbarat, Direktor des 
Tunesischen Post- und Telegraphenamtes, 
schlägt daher die Beseitigung des Dienstlei- 
tungsbetriebes im Verbindungsleitungsverkehr 
und die Einrichtung des Doppelanrufbetriebes 
vor. Er hofft, dadurch einen glatten Abfluß 
der Anrufe bei den A-Plätzen und eine Ver- 
besserung des Betriebes zu erreichen, wenn der 
Teilnehmer auch mit zwei verschiedenen Be- 
amtinnen in Verbindung zu treten hat, von 
denen die erste die Anmeldung des verlangten 
Amtes, die zweite bei dem verlangten Amt die 
Nummer der gewünschten Anschlußleitung 
entgegenzunehmen und zu verbinden hat. 

Die für den Dienstleitungsverkehr in 
Paris hergerichteten B-Plätze zeigen die üb- 
liche Einschnurschaltung des Systems der 
Western Elecetrie Co. nach Abb.10. Um die 
Kosten der Betriebsänderung möglichst gering 
zu halten, schlägt Barbarat die in Abb. 11 


dargestellte Schaltung vor, in der neben den 
vorhandenen Relais lediglich; das differential 
gewickelte Relais RA neu hinzukommt. Das 
in*der ursprünglichen Schaltung vorhandene 
Buchsenrelais wird in Verbindung mit dem 
Rufschalter zur Anschaltung des Abfrage- 
systems der! B-Beamtin benutzt.' Die Wirkungs- 
weise der Schaltung ist folgende: Die A-Be- 
amtin nimmt die Meldung des gewünschten 
Amtes vom rufenden Teilnehmer entgegen. 
Sie prüft in der bekannten Weise eine nach dem 
verlangten Amte führende freie Verbindungs- 
leitung aus (Knackprüfung, optische Besetzt- 
anzeige, Summer) und verbindet den rufen- 
den Teilnehmer mit dieser Verbindungsleitung. 
Sobald der Verbindungsstöpsel in die Klinke 
der Verbindungsleitung eingeführt wird, spricht 
am B-Platz des verlangten Amtes über die 
12 000-Q-Wicklung das S-Relais an. Dieses 
schl ßt seinenKontakt und setzt dadurch 
die eine Wicklung des Differentialrelais RA 
unter Strom, das anspricht und die Anruf- 
lampe betätigt. Die B-Beamtin legt den Ruf- 
schalter der betreffenden Schnur um, wodurch 
das Relais RT erregt wird, das das Abfrage- 
system anschaltet. Wird in bekannter Weise 
abgefragt und mit der verlangten Anschluß- 
leitung im Vielfachfeld verbunden, so erhält 
auch die zweite Wicklung des Differential- 
relais RA Strom, der Anker des Relais fällt ab 
und die Anruflampe erlischt; gleichzeitig wird 
das Relais. RT stromlos und das Abirage- 
system abgeschaltet. Meldet sich der ver- 


3) „Glückauf“, Bd. 65, 1920, 8. 280. 


15. Juli 1920. 


langte Teilnehmer, so zieht das in der a-Lei- 
tung hegende Schlußrelais seinen Anker an, 
und am A-Platz verschwindet die zweite 
Schlußlampe, die brannte, solange am B-Platz 
lediglich die hochohmige Wicklung des Über- 
wachungsrelais Ue eingeschaltet war, da die 
27-Q-Wieklung parallel geschaltet wird. Ist 
das Gespräch beendet, so wird das Schluß- 
relais S durch Sperrung des ZB-Stromes bei 
der den Hörer anhängenden Sprächstelle 
stromlos und die 27-Q-Wicklung unterbfochen. 
Die Schlußlampe beim A-Platz erscheint, wie- 
der. Trennt der A-Platz, so wird das Über- 
wachungsrelais, das bis dahin über die 12000-8- 
Wicklung erregt blieb, stromlos, und das 
Differentialrelais RA wird seinen Anker an- 
ziehen. Die Lampe L leuchtet jetzt als Schluß- 
lampe, bis die B-Beamtin ebenfalls trennt und 
der Anfangszustand wieder erreicht ist. 
Barbarat betrachtet, wie aus’ vorstehen- 
dem hervorgeht, die Aufgabe vom rein schal- 
tungstechnischen Standpunkt. Bei der Prü- 


fung der Frage, ob in einem Netz mit Dienst- . 


leitungsbetrieb zum Anrufbetrieb in den Ver- 
bindungsleitungen übergegangen werden kann, 
und ob der Anrufbetrieb größere Vorteile 
bietet, ist aber die schaltungstechnische Seite 
von untergeordneter Bedeutung. Ausschlag- 
gebend sind die betriebstechnischen und wirt- 
schaftlichen Momente. Bei einem normal sich 
abwiekelnden Dienstleitungsbetrieb sind die 
Wartezeiten für den Teilnehmer geringer als 
beim Anrufbetrieb, ° wo er mit zwei Beam- 
tinnen nacheinander in Verbindung tritt. Der 
Anrufbetrieb hat eine wesentlich andere 
Verteilung der Leistungen von A- und B-Be- 
amtinnen zur Folge. Beim Dienstleitungsbe- 
trieb verhalten sich die Leistungen der A- zu 
denen der B-Beamtinnen etwa wie 1:3, beim 
Anrufbetrieb wie 1:1. Die Folge ist, daß beim 
Übergang zum Anrufbetrieb die Zahl der B- 
Plätze vermehrt werden muß, da das Lei- 
stungsmaß der A-Beamtin durch den Fort- 
fall des Dienstleitungsbetriebes nicht in dem- 
selben Maße ansteigt, wie das Leistungsmaß 
der B-Beamtin zurückgeht. Dies kommt prak- 
tisch darin zum Ausdruck, daß die Plätze ver- 
mehrt und die-Vielfachfelder verlängert werden 
müssen, was große Kosten verursacht und bei 


bestehenden Ämtern aus Raummangel viel- 


Abb. 11. Eihschnurschaltung der B-Plätze bei Anrufbetrieb. 


fach niehtdurchführbarist. Hierzukommennoch 
Mehrausgaben für das Verbindungsleitungsnetz, 
weil beim Anrufbetrieb die Ausnutzungs- 
möglichkeit der Verbindungsleitungen durch 
die infolge der Freiprüfung erforderliche 
kleinere Bündelung oder Gruppenbildung und 
durch die Wartezeiten, die bis zur Antwort 
> zweiten Amtes vorgehen, herabgesetzt 
wird. 
Vergleichende Berechnungen in bestehen- 
den Netzen mit Dienstleitungsbetrieb lassen 
den Übergang zum Anrufbetrieb in der Regel 
als nicht durchführbar erscheinen. Wirt- 
schaftlicher und auch vom Betriebsstandpunkt 
anzustreben ist es vielmehr, den Dienstlei- 
tungsbetrieb so zu regeln, daß ein glatter Ab- 
fluß der Anrufe sichergestellt wird. Erreicht 


wird dies durch Vermeidung von Überlastung 


der Arbeitsplätze, zureichende Bemessung der 
Absatzwege, Regelung des Betriebes in den 
Dienstleitungen e. F. durch Zuhilfenahme von 
Wählern und gründliche Schulung des Per- 
ur ea Telegraphique, Bd. 44, 1920, 
65). Kr. 


Kopplungsbemessung bei Stoßfunkensen- 
dern. — Die Telefunken-Gesellschaft hatte auf 
Grund ihres Patentes Nr. 198562, das die soge- 
nannte kritische Koppelung bei der Stoßerre- 
gung schützt, gegen die Dr. Erich Huth _G. 
m. b. H., Berlin, eine Klage wegen Ver- 
letzung ihrer Patentrechte durch Herstellung 
und Lieferung von Stoßsendern eingeleitet. 
In dem Rechtstreit hat das Reichsgericht 
als Revisionsinstanz im Januar 1920 den Schutz- 


u De en ee ei ee 


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.Ln 


15. Juli 1920. 


erde a a nn nd na ea 


bereich des genannten Patentes, soweit es 
die kritische Koppelung betrifft, wie folgt 
festgestellt: Geschützt ist „die Anwendung der 
sogen. kritischen Koppelung bei der Wienschen 


‚ Stoßerregung zur Erzielung des Energieop- 


‘ Turkestan unter Leitung 


a Zinn Äer  e ee Zu A ui ee ee 


timums im Sekundärkreis in Verbindung mit 
jeder Löschfunkenstrecke, für die die kritische 
Koppelung für den angegebenen Zweck Be- 
deutung hat.‘‘“ Dementsprechend ist der letzt- 
genannten Gesellschaft untersagt worden, 
Stationen zur Erzeugung wenig gedämpfter 
Schwingungen in der Weise zu benutzen, daß 
beim Senden durch Drehen an dem Handrade 
des Koppelungsschalters unter Beobachtung 
des Amperemeters und der Funkenstrecke 
diejenige Stellung aufgesucht wird, bei welcher 
die günstigste Stoßwirkung eintritt. Rp. 


Drahtlose Stationen in China. — Der 
London and China Telegraph vom 17. V. 1920 
berichtet, daß ‘das Verkehrsministerium den 
Antrag einer Anzahl wirtschaftlicher Körper- 
schaften betreffend die Errichtung drahtloser 
Stationen in Schanghai, Nanking, Hang- 
tschou und Hankou genehmigt habe. Die 
Kosten für die Einrichtung dieser Stationen, 
die lediglich Handelszwecken dienen sollen, 
müssen von den Körperschaften selbst ge- 
tragen werden. 

Wie Eastern Engineering vom 20. V. 1920 
berichtet,‘ ist mit der Errichtung drahtloser 
Stationen zwischen Peking und Chinesisch- 
eines britischen 
Ingenieurs begonnen worden. kp. 


Drahtlose Telephonie England-Holland. — 
Die Marconi-Gesellschaft ist bereit, einen 
drahtlosen Telephondienst zwischen beiden 
Ländern, von Chelmsford aus, für 1 sh bis 
18d einzuführen, sobald die obersten Behörden 
beider Länder ihre Zustimmung erteilt haben. 
(Weltwirtschaft, Mai 1920). Rp. 


Drahtlose Telephonie über den Ozean. — 

5 Fleming hat, wie Elektrotechn. u. 

Maschinenb. Bd.37, 1919, 8. 594, nach 
Eleetrieian berichtet, unlängst in einer Vor- 
lesung am University College in London 
Einzelheiten über die kürzlich durchgeführten 
Versuche der Marconi-Gesellschaft mit draht- 
loser Telephonie über den Ozean mitgeteilt. 
Die Versuche fanden zwischen der Station 
Ballybunion in Irland und der 3200 km ent- 
fernten Station Nova Scotia statt. Es handelt 
sich zuerst darum, die ’Stärke des. Antennen- 
stromes zu bestimmen, der im praktischen 
Betrieb für den Sender notwendig ist. Die 
Versuche wurden 10 bis 12 Tage lang während 
der Tageszeit, also der Zeit der größten at- 
mosphärischen Störungen, durchgeführt. Als 
Stromquelle diente eine Wechselstrommaschine 
von 2,6 kW, als Luftleiter eine Schirm- 
antenne von 150m Höhe, die verwendete Wellen- 
länge betrug 3,6 km, der Antennenstrom 


16 A. Es ergab sich, daß bei Verwendung der‘ 


gewöhnlichen Verstärkungsapparate die tele- 
phonische Verständigung Al 
p- 
Funkentelegraphische Übertragung von 
Eisenbahnsignalen auf die Lokomotiven.!) — 
Auf Veranlassung des französischen Eisenbahn- 
ministeriums beschäftigten sich die verschie- 
denen französischen Bahngesellschaften seit 
Ende 1919 sehr eingehend mit der Frage der 
Wiedergabe von Signalen auf den Lokomo- 
tiven. Als Lösung wurde ein Verfahren von 
Augereau angesehen, bei welchem die Signale 
durch Hertzsche Wellen auf die Lokomotive 
übertragen werden. Neben den Schienen ver- 
läuft eine Antenne, die durch einen Hammer- 
induktor erregt wird. Die Lokomotive schaltet 
beim Vorüberfahren den Sender ein und aus, 
indem zwei Hebel am Boden durch den Rad- 
druck umgelegt werden. Am Fahrgestell 
befindet sich eine Empfangsantenne. Sie er- 
regt einen Kohärer, der ein Relais, eine Pfeife 
oder ein Lichtsignal einschaltet. Der Anord- 
nung haften drei große Mängel an: Verwendung 
mechanischer Stoßelemente zum Aus- und Ein- 
schalten des Senders, die Kraftquelle ist nicht 
aut der Lokomotive und die Verwendung von 
Kohärern. (Genie Civil, Bd. 76, Ray 391). 


Funktelegraphie in Ekuador. — Die So- 
ciet6 Francaise Radio Elecetrique hat für Rech- 
nung der Regierung in Quito eine Funkstation 


‚errichtet, und ähnliche Anlagen sind in Guaya- 


quilund Esmeraldasim Bau. Ihre Leistung 
beträgt 10 kW. Privatpersonen ist Einfuhr 
und Installierung drahtloser Apparate in der 


‚Republik Ekuador verboten. 


Medizin. 


Die Neonlampe und ihre Heilwirkungen. — 
In der Berliner Medizinischen Gesellschaft hielt 


1) Vgl auch „ETZ* 19%, $. 473. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 28 


— acc, seco m m ———  —— 


557 


am 16. VI. Dr. Ewest von der Studien-Ge- 
sellschaft für elektrische Leuchtröhren m. b. H., 
Berlin, einer Tochtergesellschaft der Osram 
G. m. b. H., einen Vortrag über die Neon- 
lampe.!) Es ist dies eine nach Art der Geißler- 
schen Röhren, nur mit viel höherem absoluten 
Nutzeffekt brennende Lampe, welche ein in- 


tensiv gelb-rotes Licht aussendet, dessen 
Wellenbereich fast ausschließlich zwischen 
740 und 580 uu liegt. 

Im Anschluß daran hielt Dr. Nagel- 


schmidt einen Vortrag über mochroma- 
tische Lichtbehandlung, in dem er darauf 
hinwies, wie außerordentlich verschieden die 
biologischen Wirkungen der einzelnen, selbst 
dicht benachbarter Teile des Spektralgebietes 
sind, ja daß die Wirkungen mancher Strahlen 
die der anderen direkt aufheben. Er knüpfte 
daran die Forderung, bei der Lichtbehandlung 
Apparate zu verwenden, welche gerade die 
gewünschten Eu walhsteiehe vorwiegend er- 
zeugen, und berichtete über Heilresultate, 
welche er mit der Neonlampe, die ein reines 
rot-gelbes, ganz kaltes - Strahlengemisch aus- 
sendet, in vielen hunderten von Fällen er- 
zielt hat. Er hebt die außerordentlich schmerz- 
stillende Wirkung dieser Strahlen, die sich bei 
Neuralgie und nach Kriegsverletzungen, Un- 
fällen usw. hervorragend bewährt haben, 
hervor, sowie ihre stark entzündung- und 
eiterung-hemmende Wirkung, die besonders 
bei Hautentzündungen, Furunkeln und ähn- 
lichen Krankheiten gute Resultate ergeben 
hat; so hat er z. B. ausgedehnte Furunkel nach 
wenigen Bestrahlungen austrocknen sehen. 
Kustı zur Behandlung Pockenkranker im 
roten -Lichte, nach dem Vorgang Finsens, 
wird. die Lampe empfohlen. Die weitere Ver- 
wendung abgesonderter Strahlengebiete er- 
öffnet der Lichtbehandlung große neue Aus- 
blieke und ist geeignet, sie aus der bisherigen 
Empirie auf wissenschaftlich exakte Grund- 
lage zu stellen. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen, 


Beteiligung der Industrie an Auslands- 
messen. — Der Vorstand des Ausstellungs- 
und Messe-Amts hat beschlossen, die mit Er- 
folg eingeleitete Einrichtung deutscher Aus- 
kunftsstellen auf ausländischen Messen bei 
gegebenen Gelegenheiten auszubauen, um die 
deutsche Messebeteiligung im Auslande ein- 
heitlich zu gestalten und ihre Ausnutzung für 
private Erwerbszwecke zu verhindern. Firmen, 
die sich durch Auslegung ihrer Geschäfts- 
drucksachen oder auch unmittelbar mit 
Mustern an ausländischen Messen beteiligen 
wollen, wird daher dringend geraten, sich vor 
der Anmeldung mit dem genannten Amt in 
Verbindung zu setzen. Das gilt insbesondere 
auch für die in Barcelona vom 24. bis 31. X. 
1920 stattfindende spanische Messe. Die 
schwedische Industrie wacht indessen scharf 
darüber, daß der ausländische Wettbewerb 
von den nationalen Veranstaltungen dieses 
Landes nach Möglichkeit ferngehalten wird.?) 


Internationale Elektrizitäts-Ausstellung in 
Leeuwarden. — Vom 14. VIII. bis 15. IX 
1920 veranstaltet der niederländische Verein 
zur Förderung des Fremdenverkehrs in Leeu- 
warden (Friesland) eine internationale 
Elektrizitäts - Ausstellung. Nach dem 
erst jüngst ausgegebenen Programm sind fol- 
gende 6 Gruppen vorgesehen: 1. Stark- 
strom, insbesondere für landwirtschaftliche 
und industrielle Groß- und Kleinbetriebe, 
3. Schwachstrom, 3. Geräte für den elektri- 
schen Betrieb, 4. Meßwerkzeuge für Elektri- 
zität, 5. Transportmittel (insbesondere Auto- 
mobile, Aufzüge usw.), 6. sonstige Geräte. Ven 
zuständiger Seite wird eine Beteiligung der 
deutschen Industrie im Hinblick auf die be- 
vorstehende Elektrisierung der Provinz Fries- 
land als sehr erwünscht bezeichnet. Anmel- 
dungen müssen indessen mit Rücksicht auf 
den geringen noch verfügbaren Raum unver- 
züglich an das Sekretariat der Ausstellung in 
Leeuwarden, Groot Schavernek 9, gerichtet 
werden. Die Platzmiete beträgt für Im? be- 
deckter Fläche 20 holl. ld (Mindestsatz 
50 holl. Gld), für 1 m? Wandffäche 5 holl. Gld 
(Mindestsatz 10 holl. Gld), für 1 m? unbe- 
deckten Raumes 6 holl. Gld (Mindestsatz 
20 holl. Gld). Das Ausstellungsprogramm 
kann beim Ausstellungs- und Messe-Amt der 
Deutschen Industrie eingesehen werden. 


Deutsche Ostmesse Königsberg. — Wie 
der Leiter des Meßamts der Stadt Königsberg 
der „Ind. u. Handels-Ztg.‘“ zufolge mitteilt, 
haben sich bisher über 1000 Firmen zur Be- 


1) Vgl. auch *ETZ* 1919. S. 186. , 
2) Den Besuchern der Messen inGotenburg und 
Malmö wird neuerdings Einreiseerlaubnis erteilt. 


teiligung an der in Königsberg i. Pr. vom 
15. bis 20. VIII. 1920 stattfindenden 1. deut- 
schen Ostmesse angemeldet, und mit einer 
entsprechenden Anzahl weiterer schweben Ver- 
handlungen. ° Vom Meßamt ist in Berlin eine 
Geschäftsstelle eingerichtet worden. 


Internationale Mustermesse in Triest 1920. 
— Mit Unterstützung der Staats- und Pro- 
vinzialbehörden soll vom 19. IX. bis 10. X. 1920 
in Triest eine internationale Mustermesse 
stattfinden, die in erster Linie der Wiederan- 
knüpfung der Handelsbeziehungen zwischen 
Italien, den früher österreichisch - ungarischen 
Staaten, den Balkanländern und der Levante 
dienen wird, Man rechnet aber auch auf die 
Beteiligung der deutschen Industrie, die in- 
dessen bei Prüfung der Beteiligungsfrage er- 
wägen muß, daß die wirtschaftlichen und 
politischen Verhältnisse in den in Betracht 
kommenden Gebieten noch ganz ungeklärt 
sind und daher eine lähmende Wirkung auch 
auf die Messe ausüben können. Das Aus- 
stellungs- und Messe-Amt der Deutschen In- 
dustrie hat aus diesem . Grunde davon abge- 
sehen, bereits in diesem Jahr auf der Triester 
Messe eine deutsche Auskunftsstelle einzu- 
richten. 


Verschiedenes, 


Teuerungszuschläge zu den Gebührenord- 
nungen der Architekten und Ingenieure. — 
Der Ausschuß für Gebührenordnung (AGO) 
veröffentlicht unter dem 1. VII. 1920 ein 
Rundschreiben betreffend Teuerungszuschläge 
zu den neuen Gebührenordnungen der Archi- 
tekten und Ingenieuret), in dem folgendes aus- 
geführt „wird: 

„tn der Gebührenordnung für Architekten 
bzw. Ingenieure 1920 ist der Stundensatz für 
die nach der Zeit zu bereehnenden Leistungen 
auf 12 M festgesetzt, die Mindestgebühr aber 
auf 30 M. Diese Sätze sind im letzten. Viertel- 
Jahr 1919 festgelegt und wurden schon damals 
als knapp bemessen bezeichnet. Inzwischen 
ist die Entwertung des Geldes in solchem 
Maße fortgeschritten, und dementsprechend 
sind die Gehälter der Beamten und Ange- 
stellten so erhöht worden, daß auch eine 
Heraufsetzung der nach der Gebührenord- 
nung zu berechnenden Stundensätze geboten 
und berechtigt erscheint. 

Eine Umfrage bei den 12-an der Auf- 
stellung der Geb. Ordng. 1920 beteiligten Ver- 
bänden hat eine Übereinstimmung ergeben, 
daß bei den heutigen Verhältnissen ein Zu- 
schlag zu den Stundensätzen bis zu 
50% als angemessen zu bezeichnen ist. Es 
wird den AGO-Vereinen anempfohlen, eine 
dementsprechende Erhöhung anzuwenden.“ 


Energiewirtschaft. 


Kanadas Wasser- und Elektrizitätswirt- 
schaft. — Der als englisches Dominion of Ca- 
nada seit nunmehr 53 Jahren bekannte Länder- 
komplex Nordamerikas mit insgesamt nahezu 
10 Mill. km? und etwa 8 Mill.Einwohnern, dem 


der Weltkrieg eine weitgehende Industrialisie- 


rungund eine glänzende Handelsbilanz gebracht, 
anderseits aber auch die lebenswichtige Kolo- 
nisierung und Kapitalbeschaffung ebenso wie 
den Getreideabsatz erschwert hat, fesselt hin- 
sichtlich seiner Energiewirtschaft schon seit 
längerer Zeit das allgemeine Interesse. Sie be- 
ruht vornehmlich auf den gewaltigen, z. T. be- 
reits ausgebauten, z. T. noch der Verwertung 
harrenden Wasserkräften, die in großzügig an- 
gelegten Systemen der Elektrizitätserzeugung 
und -verteilung für Stadt und Land, ja auch 
für angrenzende Bezirke nutzbar gemacht wer- 
den. Nach Erhebungen des Dominion Bureau 
of Statistics und des Water Power Branch be- 
trug die Gesamtleistung der anfangs 1919 in 
Betrieb befindlichen Wasserkraftanlagen 
2,305 Mill. PS. Von diesen entfallen 1,727 auf 
elektrische Arbeit erzeugende und verkaufende 
Werke, 0,352 auf Holzstoff-und Papierfabriken, 
die aber außerdem noch mehr als 0,1 Mill. PS 
von den Elektrizitätswerken entnehmen, im 
ganzen also rd 0,450 Mill. PS verwerten. Auf 
1000 Einwohner kamen 1918 in Yukon 1574, 
in Britisch Columbia 506, in Quebee 376, in 
Ontario 359 und in Manitoba 133 PS, während 
die übrigen Provinzen im Durchschnitt gerin- 
gere Werte zeigten. Die Herrschaft im ganzen 
genommen, betrug der Anteil je 1000 Einwoh- 
ner rd 276 PS. Ein Vergleich mit den ent- 
sprechenden Zahlen aus anderen Ländern be- 
weist, wie der Censusbericht bemerkt, die be- 
vorzugte Stellung Kanadas sowohl bezüglich 
der Ausdehnung wie der Ausnutzung der Was- 
serkräfte. Allein Norwegen und vielleicht 
Schweden gehen ihm in dieser Beziehung vor- 
aus. 


ı) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 768. 


558 


0 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 28. — 


15. Jull 1920. 


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Neuerdings haben der Water PowerBranch, 
das Department of the Interior, das Bureau of 
Statisties und das Department of Trade and 
Commerce den Census bis anfangs 1920 erwei- 
tert. Ihm zufolge beträgt die im englischen 
Weltreich — ohne die Landesteile, die nach 
dem Friedensschluß unter britischen Einfluß 
gelangt sind — verfügbare Wasserkraft, soweit 
man sie bisher hat feststellen können, rd 50 bis 
70 Mill. PS und der Anteil Canadas daran über 
230 Mill. PS. Dessen gesamte installierte Tur- 
binen- und Wasserräderleistung, einschließlich 
der Reserven, wird nunmehr zu 2,418 Mill. PS 
angegeben, von denen 2,215 in regelmäßigen, 
nutzbringenden Betrieben Verwertung finden, 
und die maximal in Aussicht genommene Lei- 
stung der in Betrieb oder in Bau befindlichen 
Werke zu 3,385 Mill. PS. 1,757 Mill. PS oder 
rd 73%, entfallen auf Elektrizitätswerke, deren 
Absatzgebiete die ‚Beleuchtung, der Bergbau, 
die elektrochemische und elektrometallurgische 
Industrie, Mühlen, Walzwerke usw. sowie all- 
gemein Fabrikationsbetriebe sind. Die Holz- 
stoff- und Papierindustrie gebraucht 0,473 
Mill. PS, von denen 0,381 unmittelbar in den 
betreffenden Werken erzeugt, 0,092 von Elek- 
trizitätswerken bezogen werden. Die aus Was- 
serkraft entwickelte elektrische Arbeit verteilt 
sich weiter folgendermaßen: Beleuchtung 0,435 
Mill. PS, Bergbau 0,178, Getreidemühlen 0,043, 
Holzbearbeitung und Sägewerke 0,038; auf die 
übrige Industrie kommen 0,173 Mill. PS. Wäh- 
rend des Fiskaljahres 1918/19 haben die Werke 
übereineMilliardeP Sh ausgeführt. Die gesamten 
installierten 2,418 Mill. PS verteilen sich auf 
3370 Maschineneinheiten, deren mittlere Lei- 
stung 715 PS ausmacht. Von diesen haben 
2244 100 PS oder weniger; ihr Anteil an der 
Gesamtleistung beträgt nur rd 82 000 PS oder 
etwas mehr als 3%, dagegen sollen 1,03 Mill. 
PS, d. s. 43%, auf Einheiten von oder über 
10000PS und 0,160 Mill. PS oder fast 7% auf 
Maschineneinheiten von 20 000 PS und darüber 
entfallen. Hier erwähnt der Bericht, dessen 
weitere Angaben über die Leistungsverteilung 
wir einzelner Widersprüche wegen unberück- 
siehtigt lassen, besonders die 50 000 PS-Tur- 
binen für den Ausbau der Ontario Hydro-ERlec- 
trie Power Commission in Queenston. Die 
Elektrizitätswerke Kanadas haben allgemein 
in den letzten Jahren große Fortschritte ge- 
macht, und ein bedeutendes Netz von Fern- 
leitungen, das sich dauernd erweitert, überzieht 
schon jetzt den mittleren und den süd- 
westlichen Teil Ontarios sowie den Süden von 
Quebec; andere derartige Systeme entwickeln 
sich außerordentlich schnell. Die Bedeutung 
der Wasserkräfte wird dadurch ersichtlich, daß 
91%, der im ganzen Lande von den Elektrizi- 
tätswerken verbrauchten Triebkraft ihnen ent- 
stammen. Zahlentafel 1 gibt ein Bild von Lei- 


Zahlentafel I. Leistung und Kapital 
der Wasserkraft-Elektrizitätswerke 
- Kanadas 1919. 


Installierte PS | Kapital 
| 
i Dampf-, | ” 
Provinz Wasser- GR: Ins- un na 
motoren | Hilfs gesamt | 
5 motoren Mill $ $ 
Yukon . 10.009 .— 10000) 3,472) 347 
. Britisch Co- | 
lumbia . . 211.043) 26 780 | 237 823) 38,450 182 
Alberta 325801 2405 | 34 985 :6,991| 214 
Manitoba . .| 71790) 19400) 91190) 14,340 200 
Ontario 794 621| 39530 | 834151.170,113| 215 
. Quebec 623 088| 28163 | 651 251133,646| 214 
Neubraun- 
schweig 9 378 500 9878| 1,544] 165 
. Neuschott- 
land 2 .% 4.064 420 4484 0,842) 207 
. Prinz Ed- 
ward-Insel 27 — 227 0,067! 296 
Insgesamt 1756 791|11719811873 389 369,465 210 
| | ım 
Mittel 


stung und Kapital der in den 9 Provinzen mit 
Wasserkraft arbeitenden Elektrizitätswerke. 

- - Nach einem früheren Industriecensus (für 
Anfang 1918) wurden, wie Zahlentafel 2 zeigt, 
in Elektrizitätswerken 1,845 Mill. PS ent- 
wickelt, davon allein 1,653 aus Wasserkräften, 
0,180 mit Dampf und etwa 11 700 PS mit Gas 
und Ol. Die genannte SeanEeisinze Vver- 
teilte sich zu 78%, auf private und zu rd 22% 
auf öffentliche Werke. An der Ausnutzung der 
Wasserkräfte waren erstere mit 80, letztere mit 
20%, an den Dampfanlagen die privaten Un- 
ternehmungen mit 65, die öffentlichen mit 35°/, 
beteiligt. Von den in den Elektrizitätswerken 

'investierten 356 Mill.. $ kamen rd 283 auf pri- 
vate und 73 auf öffentliche Zentralen. Das 
reine Anlagekapital betrug‘297 Mill. $, und da- 
von entfielen auf jene 231, auf diese rd 66. Im 


"Leistung 


Zahlentafel2. Zahl, Leistung, Kapital, 
Einnahme usw. der Elektrizitätswerke 
Kanadas anfangs 1918. 


ar Pri- | Öffent- 
DEI vatıelie 
gesumt | % 
Zahl. deriWerke 2.0 666 48 | 52 
davon mit Stromerzeugung . 470 63 | 37 
„ ohne S j 196 14 | 86 

Einnahme aus Stromverkauf Er 

in Mill. $ 44,537, 65 | 35 
davon für Licht RER 18,40£ 52 48 


26.133 75 | 25 
356,004 79 | 21 


„u. SOnabIEEST,, 52% 
Kapital, 2 ser ae 
Zahl der Beschäftigten BR 
Gehälter und Löhne inMill. $ 
Er Nie) 
davon mit Dampf ,„, ,„ » 
Zahl der Maschinen . . 
davon mit Wasser in Mill.PS 


Zahl der Maschinen : 619! 74 | 26 
davon mit Gas und Ol in PS 11.710 34 66 
Zahl der Maschinen 113! 46 | 54 
Strom f. Zuhlen es. 943, 66 | 34 


erzeuger \ Leistung in Mill. kVA | 1,388) 78 2 


Durchschnitt kommen auf die primäre Pferde- 
stärke 193 $ (196 bei privaten, 183 bei öffent- 
lichen Anlagen) und auf ein Kilovoltamper Ge- 
neratorenleistung 257 $ (261 beiprivaten, 243 bei 
öffentlichen Anlagen). Die sich ergebende Diffe- 
renz zwischen den Werten der beiden Anlage- 
arten erklärt das „Board of: Trade Journal‘, 
dem wir hier folgen, mit gegeneinander abwei- 
chenden Bereehnungsmethoden. An Kapital- 
kosten entfielen auf die installierte Pferde- 
stärke im Mittel 188 $, u. zw. 189 bei den pri- 
vaten und 180 bei den öffentlichen Elektrizi- 
tätswerken.. Diese Beträge umfassen das reine 
Anlage- und das Betriebskapital. Wenn es beim 
Census auch nicht gelungen ist, über die Bau- 
kosten der Wasserkraftwerke alle erforderlichen 
Angaben zu erhalten, so ergeben doch die Aus- 
künfte von 70 leistungsfähigen Stationen mit 
einer installierten gesamten Turbinenleistung 
von 0,746 Mill. PS eine Baukostensumme von 
50,7 Mill.$ oder durchschnittlich von 69,1$/PS; 
hierbei sind Grunderwerb, Leitungen und 
Stromverteilung nicht berücksichtigt. Die Brut- 
toeinnahme aus dem Energieverkauf betrug ins- 
gesamt 44,5 Mill. $, u. zw. 29,1 bei den privaten 
und 15,4 bei den öffentlichen Werken. 18,4 
Mill. $ der Gesamteinnahmen wurden aus dem 
Energieabsatz für Licht, 26,1°Mill. $ aus dem 
übrigen erzielt. Dabei ist bemerkenswert, daß 
die privaten Anlagen eine Einnahme von 9,6 
Mill. $ oder 33%, im Lichtbetrieb hatten, wäh- 
rend dieser den öffentlichen Werken 8,8 Mill. $ 
d. s. 57% einbrachte. Die Gesamteinnahme 
von 44,5 Mill. $ wurde von Zentralen mit eige- 
ner Energieerzeugung und von Stationen er- 
zielt, die elektrische Arbeit im ganzen erwerben 
und verkaufen, sie enthält mithin das Ergebnis 
des Absatzes an und durch letztere. 


Bei solcher Entwicklung der Elektrizitäts- 


wirtschaft ist es verständlich, daß auch die fa- 
brizierende Elektroindustrie Kanadas und die 
Einfuhr elektroteehnischer Erzeugnisse bedeu- 
tende Fortschritte gemacht haben. Was die Fa- 
brikation, u. zw. dieniehtspezialisierte betrifft,so 
dienten dieser nach einem Bericht-des Bureau 
of Statisties 1918 68 Werke, u. zw. 42 in On- 
tario, 13 in Quebec, 7 in Manitoba, 3 in Bri- 
tisch-Columbia, 2 in Alberta und 1 in Saskat- 
chewan. Im ganzen waren in diesen 43,3 Mill.$ 
investiert, davon 10,6 in Grundstücken, Ge- 
bäuden usw., 6,5 in Maschinenanlagen und 
Werkzeugen, 17,1in Material, Halb- und Fertig- 
fabrikaten, Brennstoffen usw. und 9,1 als Be- 
triebskapital. Die Zahl der Beschäftigten (An- 
gestellte und Lohnempfänger) betrug 6595 
Männer und 2268 Frauen mit einer Gesamt- 
summe an Gehalt und Löhnen von 8,5 Mill. $. 
Diese 68 Fabriken haben während des ge- 
nannten Jahres an Brennstoff für 0,497 Mill. $ 
verbraucht; der Kohlenkonsum betrug 52 228 t. 
Über den Materialverbrauch gibt folgende 
Übersicht Auskunft: 


Gußteile, Eisen, Messing,Kup- 


pfer, Aluminum ..... 695099. 1,896 Mill. $ 
Böheisen.... . 3 MekelR „ 4190 . 0,220 re 
Stahl 0 SR er , 69287:2.0,976 De 
Draht ne. De » 1 287. 0,187 ” » 
Isolationsmaterial . . . : .» 6290 1,214 Dr 
IHlolz 2er Mill. ft 2,468 70,109 75,5 
Mica/z2 ui 0 Sr los. Sep 
Kupfer, Kupferdraht. - „ »„ 5,332 4,099 RR 
Chemikaheny Es ar ee erae: le) RE, 
Sonstiges”. 212 el ae: —_ BOLIEN 5 
Insgesamt 13,781 Mill. $ 


Der Gesamtverkaufswert der Produktion im 
Werk stellte sich auf 30,045 Mill. $, davon 
entfallen 8,5 Mill. $ auf verschiedene Erzeug- 
nisse, 5,2 auf isolierte. Drähte und Kabel, 
2,7 auf Elektromotoren (115 100 Stück), 2,3 


| (14 250), 1,4 auf Elemente (4,9 Millionen), nahe- 


_ auf Schalttafeln usw. Der Bericht nennt ferner 


| Dampfbahnen auszugeben. 


auf Transformatoren (193 900), 1,7 auf elek- 
trische Maschinen (ohne Dynamos, Generatoren 
und Umformer), 1,52 auf Glühlampen (601 300), 
1,5 auf Dynamos, Generatoren und Umformer 


zu ebensoviel auf elektrotechnische Kohlen, 0,99 


262 500 Akkumulatorenbatterien im Wert von 
0,2 Mill. 8. 

Auch die Canadian General Eleetrie Co. in 
Toronto erwartet eine beträchtliche Steige- 
rung ihres Absatzes von der künftigen Entwick- 
lung der Elektrizitätswirtschaft, u. zw. nach 
ihrem Bericht für 1919 u. a. von der Ausdeh- 
nung, die die Hydro-Electrie Powerommission 
dem Chippewa Power Development mit 0,4 
Mill. PS und einem Kostenaufwand von 35 
Mill..$ zu geben beabsichtigt. Ebenso planen 
die Hydro-Radial Railways, viele Millionen 
Dollar für elektrische Einrichtungen zur Durch- 
führung ihres Systems provinzialer Überland- 
bahnen und zur Elektrisierung bestehender 
Etwa 2 Mill. PS 
kommen bei den von der International Joint 
Commission on Waterways projektierten Was- 
serkraftanlagen am: St. Lorenzstrom in Frage, 
und die verschiedenen Housing Commissions 
Kanadas sind mit öffentlicher Unterstützung 
stark beschäftigt, Tausende neuer Heimstätten 
anzulegen, deren Einrichtung gleichfalls be- 
deutende Anforderungen an die Elektroindu- 
strie stellen wird. 

Wie schon gesagt, ist die Einfuhr elektro- 
technischer Erzeugnisse nach dem Dominion 
gleichfalls erheblich gewachsen.: Sie hatte nach 
„Electrieal World‘ 1919 für Apparate einen 
Wert von über 11 Mill. $, wovon allein 10,9 
Mill. $ auf den Import der V.. 5. Amerika kom- 
men; dieser hat sich in den letzten 5 Jahren 
(1915: 5,137. Mill. $) mehr als verdoppelt. 
Großbritannien lieferte dagegen nur für rd 
88-800, Frankreich für 2800, Spanien für 
19 600 und Schweden für 6500 $. Gleichzeitig 
ist auch der Export in bemerkenswerter Weise 
gestiegen, bei elektrischen Apparaten z. B. dem 
Wert nach von 97 900 $ in 1915 auf 2,167 
Mill. $. Daß die Einfuhr aus dem Mutterlande 
in letzter Zeit nennenswert gegen den zuneh- 
menden Import der V. $S. Amerika eingebüßt 


-hat, war schon aus den Wertangaben für 


1917/18 ersichtlich!),. Kanada ist mehr und 
mebrin die wirtschaftliche Abhängigkeit seines 
südlichen Nachbars geraten, und darin liegt 
der Grund, daß England neuerdings intensive 
Anstrengungen macht, um die Handelsbezie- 
hungen mit dem Dominion wieder zu beleben. 
Das geschieht, um nur einiges zu nennen, durch 
die Tätigkeit der Canadian Association of 
British Manufaeturers, durch die Agenten des 
Handelsamts,;, durch Besuche englischer Fa- 
brikleiter und Exporteure wie auch auf dem 
Wege der Gründung z. T. sehr mächtiger eng- 
lisch-kanadischer Konzerne, (z. B. der mit 
500 Mill. $ins Leben gerufenen British Empire . 
Steel Corporation?). Diese Bestrebungen des 
Mutterlandes ‚werden von Kanada schon mit 
Rücksicht auf den z. Z. niedrigen Stand seiner 
Valuta der amerikanischen gegenüber möglichst 
gefördert. 3 

Im Anschluß an diese Übersicht darf viel- 
leicht auch erwähnt werden, daß ein Komitee 
des kanadischen Parlaments den Plan verfolgt, 
in derNähe von Ottawa einnationalesForschungs- 
institut zu errichten, für dessen wissenschaftliche 
Ausrüstung 0,1 Mill. $ gefordert werden. Zu den 
Aufgaben des Instituts soll u. a. die Vereinheit- 
lichung wissenschaftlicher und technischer Appa- 
rate gehören, soweit sie im Staatsdienst oder in 
der Industrie des Landes Verwendung finden, 
ferner der Materialien für öffentliche Anlagen und 
die Prüfung technischer Verfahren zur Entwick- 
lung der natürlichen Hilfsquellen des Landes 
im Interesse der bestehenden und neuer Indu- 
strien. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 86. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Betr. Lieferrollen für Feindrähte. 


Vom Zentralverband der Deutschen Elek- 
trotechnischen Industrie ist der Entwurf zu 
Normen für „Lieferrollen für Feindrähte‘“ auf- 
gestellt worden, den wir nachstehend bekannt 
geben. Wir bitten,Äußerungen hierzu bis zum 
30. Juli an unsere Geschäftsstelle zu riehten. , 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


- Der Generalsekretär. 
Dr.-Sng. G Dettmar. 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 244. 
2) Vgl. „Auslands-Nachr' 


d. SSW“ 1920, 8. 179. 


= 5 Di er A a ee nl u An oma um U Lalmhue DU 0 U. 0 


A 


” 


‘werden. 


15. Juli 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Beispiel für die Bezeichnung einer Lieferrolle (Werkstoff „Pappe mit Holzkern‘“ 
für Drahtstärke 0,40 bis 0,60.mm: Lieferrolle P3 V.D.E. Sir Maße 


'Kern- iben- : i 
Neun Größe .| durchmesser a Ganze länge | Wickellänge | Für er 
Holz | Pappe D = ww | Drahtstärke Hi 

H P 1 30 60 80 60 0,06 bis 0,18 
H B: 2 30 80 80 60 0,19 „ 0,39 
H B 3 40 120 80 60 0,40 „ 0,60 
Int in 4 40 120. 4 12) 100 über 0,61 

Baumwoll- 

draht 


MIEZS 
= 
S 


| 


a er 


rerleimen 


Werkstoff. Aotbuche 


= Herkunftszeichen\= L 
H 


Q 

en 

>> 
“—ü 


jachiert spe} Es 
Wi | ——— id 0 


Werkstoff Pappe mit 
Holzkern 
Abb... 
SITZUNGSKALENDER. 


Deutsche Physikalische Gesellschaft. 16. VIL.- 
1920, abends 7%, Uhr, Physikalisches Institut der 
Universität, Berlin, Reichstagsufer 7: 

1. Vortrag R. Fürth: ‚Die Illustration physika- 
lischer Gesetze durch statistische Analogien’”. 
2. Vortrag D. Reichenstein (als Gast): „Ein elek- 


trolytischer Stromverstärkungseffekt, ein neuer 
elektrolytischer Verdrängungseffekt und Folge- 
rungen‘, 

PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


H. Cassirer $. Der Mitinhaber der Kabel- 
und Gummiwerke Dr. Cassirer & Co., Charlotten- 
burg, der Chemiker Dr. phil. Hugo Cassirer, 
ist gestorben. Auf die Verdienste des Verstor- 
benen um die Elektrotechnik- werden wir noch 
besonders eingehen. 

Hochsehulnachriehten. An der Tech- 
nischen Hochschule Berlin habilitierte sich 
Dr. F. Stumpf für Optik und Strahlenphysik. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck pn Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Sohriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Die Theorie der Stirnstreuung. 


In obigem Aufsatz des Herrn L. DREYFUS 
in der „ETZ“ 1920, S. 106, über ‚‚Eine Theorie 
der Stirnstreuung‘‘ wird eine neue Methode 
zur Berechnung der Stirnstreuung an Wechsel- 
strommaschinen veröffentlicht. Herr Dreyfus 
berücksichtigt den. Einfluß des Eisens da- 
durch, daß er zu den wirklichen Spulenköpfen 
ein System von idealen Spulenköpfen hinzufügt, 
wobei dieses ein Spiegelbild des tatsächlichen 
Systems nach der Grenzebene zwischen Eisen 
und Luft ist. Die einzelnen Spulenköpfe ver- 
bindet er durch einen idealen Leiter, welcher 
im Luftspalt verläuft. So entsteht aus jedem 
System ein geschlossener elektrischer Kreis. 
Als Streufeld der Spulenköpfe bezeichnet er 
dann das Feld, welches durch den Spulenkopf 
erregt wird und dabei den Raum zwischen 
diesem und dem Luftspalt ausfüllt. Der Ein- 
{luß der idealen Verbindungen in dem Luft- 
spalt wird vernachlässigt. Da diese Behand- 
lung nicht in allen Punkten richtig ist, erlaube 
ich mir einige Bemerkungen dazu zu machen. 

Ein Streufeld ist das magnetische Feld, 
welches von einer Wicklung erzeugt wird, 
ohne daß es mit der anderen Wicklung ver- 
kettet ist. Dagegen verläuft das gemeinsame 
Feld in beiden Wicklungssystemen (Stator 
und Rotor), und man zählt dazu nicht nur die 
Kraftlinien, die sich über dem Eisenkreis 
und dem Luftspalt schließen, sondern auch 
die Kraftlinien, die in die Luft gestreut 
Da die Kraftlinien dem ‘Weg der 
geringsten Reluktanz folgen, ist es ganz 


natürlich, daß sie sich auch außerhalb ‘des 
Luiftspaltes verbreiten, trotzdem sie zum ge- 
meinsamen Felde gehören. Aus diesem Grunde 
ist es nicht richtig, einen idealen Leiter in 
den Luftspalt einzuführen. Die Kratitlinien, 
welche sich außerhalb des Luftspaltes zer- 
streuen, addieren sich geometrisch zu denKratft- 
linien des Streufeldes der Spulenköpfe, wobei 
sie aber keinen praktischen Einfluß auf seine 
Größe haben, denn das Streufeld der Spulen- 
köpfe ist durch die gegenseitige Lage der 
beiden Systeme von Spulen (d. h. Stator und 
Rotor) sowie durch die Permeabilitäten der 
umgebenden Medien festgelegt. 

Das Streufeld berechnet Dreyfus_ bis 
zum Luftspalt. In der Tat erfüllt dıeses Feld 
den ganzen Raum zwischen beiden Wick- 
lungen (des Stators und Rotors). Bei der 
Synchronmaschine mit ausgeprägten Polen 
kommen zwei Fälle vor. In der Ebene der 
Pole treten die Kraftlinien des Streufeldes 
an den Statorspulenköpfen in die Pole so ein, 
daß sie bei den Polschuhen nur teilweise mit 
den Windungen der Rotorspulen verkettet 
sind. Dagegen sind die Krafitlinien, die bei 
dem Kranze des Rotors in die Polkerne ein- 
treten, fast mit allen Windungen des Rotors 
in Verkettung, und sie gehören daher zum 
gemeinsamen Felde. In dem Raume zwischen 
den Polen teilt sich der magnetische Fluß in 
zwei Teile, von denen der eine direkt in die 
Statorbleche eintritt (Streufluß); der andere 
schließt sich über dem -Rotorkranz. Dieser 
Fluß: ist also mit den Windungen des Rotors 
verkettet und gehört zum gemeinsamen Felde. 
Daraus sieht man, daß es richtig wäre, dieses 
'Streufeld bis etwa zur Mitte der Pollänge zu 
berechnen. i Rt 

Ganz ähnliche Verhältnisse gelten auch 
für den -asynehronen Motor. Das Streufeld 
ist auch hier nicht durch den Luftspalt be- 
grenzt, sondern verbreitet sich auch zwischen 
beiden Spulenköpfen (des Stators und Rotors), 
wovon man sich sehr leicht überzeugen kann. Es 
sei ®, der Kraftfluß, der an der Stirn des Rotors 
zwischen dem Luftspalt und den Rotorspulen- 
köpfen eintritt. Wenn die Rotorspule w 
Windungen besitzt, so induziert sich die elek- 
tromotorische Kraft E'= 4,44. Dscw . w. 1078. 
Weil aber die Kraftlinien wieder an der zylin- 
drischen Fläche des Rotors ‚austreten, so er- 
regt sich in derselben Spule die Spannung 
E" = —4,440;cw.w.10-8. Da die Summe 
der beiden Spannungen gleich Null ist, gehört 
das erwähnte Feld ®, zum Streufeld. 

Herr Dreyfus wollte den Einfluß der 
eisernen Medien durch die Spiegelbilder be- 
rücksichtigen, hat aber dabei mehrere prin- 
zipielle Fehler gemacht. Es wird ihm wahr- 
scheinlich bekannt sein, daß diese Methode 
nur in dem Falle verwendbar ist, wo die Leiter 
mit der Grenzebene zwischen Luft und Eisen 
parallel sind. Steht der Leiter senkrecht zu 


dieser Ebene, so läßt sich, diese Methode nicht. 


benützen, da die Schwächung des magnetischen 
Feldes überhaupt nicht besteht. Man kann 
sich davon durch die Theorie sowie durch 
einen Versuch!) überzeugen. 

Jeh erlaube mir, Herrn Dreyfus darauf 
aufmerksam zu machen, daß er überhaupt 
nieht den Einfluß der eisernen Lagerschilder 
beachtet, obwohl diese besonders bei den 
kleinen Maschinen einen großen Einfluß auf 
die Streuung haben?). 

Bei der Berechnung des gegenseitigen Ein- 
flusses der Spulenköpfe rektifizierte Herr 
Dreyfus die zylindrische Fläche .des Ro- 
tors mit den Wöcklungen in die Ebene und 
substitierte dabei für die tatsächlichen Ab- 
stände der Leiter die rektifizierten Werte der 
einzelnen Bogen. Dies ist aber nur dann zu- 
lässig, wenn es sich nur um einen kleinen Teil 
des Bogens handelt. Wird aber der Einfluß 
der Spulenköpfe bis in Unendlichkeit berechnet, 
so ist solche Berechnung nicht richtig. 

Die Formeln, welche für den gegenseitigen 
Einfluß der einzelnen Phasen abgeleitet wurden, 
sind sehr kompliziert und liefern in dieser 
Sache keinen Überblick. In meiner schon er- 
wähnten Abhandlung?) habe ich für verschie- 


ı) Siehe z. B. H. Rohmann: „Elektrische Schwin- 
gungen“, Teil I (Sammlung Göschen), 8. 96. unter e. 

2) Siehe meine Abhandlung in „Technieky Obzor“, 
Prag 1918; „Beitrag_zur Theorie des, Streufeldes an. den 
8 pulenköpfen von Wechselstrommaschinen.“ 


Heft 28. 


Jiche und scheinbare Widerstand der 


658 


dene Spulenkopfanordnungen einfache For- 
meln abgeleitet, aus denen die Einwirkung der 
Phasen aufeinander ersichtlich ist. 
Prag, 25. IV. 1920. 
Dr. techn. Jaroslav Kucera. 
Erwiderung. 


Was Herr KUCZERA angreift, sind die 
grundlegenden Anschauungen, auf denen ich 
meine '[heorie der Stirnstreuung aufgebaut 
habe. Diese habe ich im Text so eingehend 
und — wie mir trotz mancher Mißverständ- 
nisse seitens Herrn KUCZERAs scheinen will — 
so klar begründet, daß es keinen Zweck hat, 
hier abermals darauf zurückzukommen. Ich 
muß es also der Beurteilung meiner Fach- 
genossen überlassen, in wieweit sie diese für 
glücklich gewählt halten. Die Ausstellungen 
Herrn KUCZERAs können meinen eigenen Stand- 
punkt nicht ändern. 

Vesteräs, 5. VI. 1920. 
Dr. L. Dreyfus. 


Neue Methode ur Ortsbestimmung von Wasser- 
fehlern in Papier- und  Faserstoffkabeln. 


In der „ETZ‘“ 1920, S. 292 gibt Herr H. 
TIETGEN eine Methode an zur Messung von 
solchen Kabelfehlern, wobei eine gesunde Ader 
nicht zur Verfügung steht, und bemerkt, daß 
in solchen Fällen wegen der Polarisation. 
Gleichstrom, nicht zur Messung geeignet ist. 
Ich verweise deshalb auf meine Ausführungen 
in den „Mitteilungen der Vereinigung der 
Elektrizitätswerke‘‘ 1915, S. 206, wo ich ein 
sehr einfaches Meßverfahren mit Gleich- oder 
Wechselstrom angegeben habe, wobei der wirk- 
j ber- 
gangsstelle gänzlich eliminiert wird. Dieses 
Vertahren ist brauchbar auch in Drehstrom- 
netzen in Fällen, wo alle Adern eines Kabels 
untereinander Schluß haben. Ferner ist dies 
Meßverfahren auch anwendbar, wenn an der 
Fehlerstelle auch Erdschluß besteht, nur muß 
dann die benutzte Stromquelle natürlich keine 
Verbindung mit Erde haben. Der Weg, den 
Herr Tietgen angegeben hat, ist sicher gang- 
bar. Es scheint mir aber, daß die Anwendung 
der Wheatstoneschen Brücke meistens schwierig 
sein wird, da es sich bei Kabelnetzen meistens 
um verhältnismäßig große Querschnitte, also 
um kleine Widerstände, handelt. 


F. Erens, Arnheim. 


Eıwiderung. 

Ich gebe zu, daß auch im vorliegenden 
Falle mehrere Wege nach Rom führen, schlage 
aber vor,. es ruhig der Praxis zu überlassen, 
sich den kürzesten, einfachsten und zuver- 
lässigsten auszusuchen. Für derartige Wider- 
standsmessungen, wie sie von den beiden 
Fällen meiner Methode erfordert werden, gibt 
es keine Schaltung, die eine größere Empfind- 
liehkeit und Genauigkeit bieten könnte, als 
die Wheatstonesche Brücke. 

Bemerken möchte ich noch, daß Herr 
Postrat Pinkert, Berlin, die Schlußformel 
meiner Methode weiter entwickelt hat auf 
= %(b—-Y (a—b) (2 L—b). 

Diese Formel ist für die Rechnungen der 
Praxis bequemer. 

Hamburg, 11. VI. 1920. 


Tietgen. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Theorie der Lohnmethoden. Von A: 
Sehilling, ord. Professor an der Tech- 
nischen Hochschule in Breslau. Mit 30 
Textabbildungen, VIII und 128 S. in 8°. 
Verlag von Julius Springer. Berlin 1919. 
Preis geh. 9 M, geb. 10,60 M. 

Der Verfasser hat sich der schwieri- 
gen Aufgabe unterzogen, die verschiedenen 
möglichen Lohnmethoden durch analytische 
Untersuchung in gewisse Gesetze einzuordnen 
und den Einfluß der die Herstellungskosten 
beeinflussenden Faktoren festzustellen. _S0- 
weit die Lösung dieser Aufgabe auf rein theo- 
retischem Wege möglich ist, hat sie der Ver- 
fasser erreicht. : 

Im ersten Teil geht er bei seinen Unter- 
suchungen davon aus, bei Verkürzung der 
Herstellungszeit gegenüber dem Voranschlag 
den Anteil des Arbeiters an der hierdurch er- 
zielten Ersparnis des Unternehmers festzu- 
stellen und zu ermitteln, welehen Ansporn die 
Größe dieses Anteils auf die Arbeitsintensität 
ausübt. Hieraus ermittelt er, unter welchen 
Bedingungen die Herstellungskosten eın, Mi- 
nimum werden (die „wirtschaftlich günstigste 
EL Es wird gezeigt, daß die Höhe 
der Generalunkosten hierbei eine außerordent- 
lich wichtige Rolle spielt. Es wird gezeigt, 
daß man bei der graphischen Darstellung der 


660 


Zusammenhänge lineare und nichtlineare 
Lohnformen unterscheiden kann, daß erstere 
eine im allgemeinen einfachere Behandlung 
der Zusammenhänge ermöglichen und daher 
in der Praxis vorteilhafter angewendet werden. 
Der Einfluß von Kalkulationsfehlern bei den 
verschiedenen Lohnformen wird festgestellt. 
Eine Anzahl von Lohnformen, welche teils 
nur theoretische Bedeutung haben, teils in der 
Praxis eingeführt sind, werden nach den ab- 
geleiteten Gesetzen untersucht. 

Während die Untersuchungen des ersten 
Teils lediglich ein Arbeitselement behandeln, 
gewissermaßen die „Differentialrechnung‘“ sei- 
ner Theorie darstellen, befaßt sich der Verfasser 
im zweiten Teil mit der ‚„‚Integralreehnung‘“, 
der Untersuchung des Lohnsystems, dem sich 
die Lohnformen der verschiedenen Arbeiter- 
kategorien eines Werkes nach einem einheit- 
lichen Gesetz, ‚dem System‘, einordnen 
müssen. Insbesondere wird hierbei auch die 
Gruppenarbeit und ihr verändernder Einfluß 
auf a Tempo des einzelnen Arbeiters analy- 
siert. 

In einem Schlußwort werden die aus den 
abgeleiteten Gesetzen sich ergebenden Folge- 
rungen erläutert und zusammengefaßt. 

Es wird die Aufgabe der Praxis sein, die 
vom Verfasser abgeleiteten Gesetze auf das 
in den Betriebsstatistiken der Industrie ge- 
gebene Zahlenmaterial anzuwenden und, wo 
dieses unzureichend, durch systematische Ver- 
suche seine Arbeit da nachzuprüfen und zu 
ergänzen, wo der Verfasser sich auf ange- 
nommene Zusammenhänge stützen mußte. 
Dann kann die Arbeit des Verfassers zu einem 
wichtigen Baustein im Wiederaufbau unseres 
Wirtschaftslebens werden. 


Dr. Essich. 
Der Kreislauf der Energien in Natur, 
Leben und Technik. Von Dr. Julius 


Obermiller. VIund 68 S.in 8°. Verlag von 
Johann Ambrosius Barth. Leipzig 1919. 
Preis 3,60 M. 

. Der Verfasser hat im Frühjahr 1918 zu 
Brüssel im Rahmen eines Hochschulkursus für 
Heeresangehörige eine Vortragsreihe gehalten, 
welche die Beziehungen zwischen der Sonnen- 
energie und der menschlichen Tätigkeit vom 
Standpunkte des Chemikers klarstellen sollte. 
Dieser Absicht entspricht die ausführliche 
Behandlung der chemischen Vorgänge, auf 
denen das ‚Leben der Pflanzen und Tiere 

beruht, während die Umwandlungen der 
Energie in der unbelebten Natur nur kurz 
und z. nicht einwandfrei dargestellt 
werden. Schon die Feststellung ‚knergie 
ist jede Kraft, die etwas leisten kann“, muß be- 
mängelt werden, weil sie die verschiedenartigen 
Begriffe Energie und Kraft zusammenmengt. 
In Wirklichkeitist Energie Arbeitsvermögen und 
hängt mit dem Begriffe Kraft nur insofern zu- 
sammen,als dieserim Begriffe Arbeit als Faktor 
steckt. Auch die Umwandlung von Wärme in 
mechanische Energie ist dem Verfasser anschei- 
nend theoretisch nicht klar. Vom Arbeitseffekt 
der Dampfmaschine und der Verbrennungsmo- 
toren zu sprechen, ohne auch nur das Stichwort 
Temperaturgefälle zu nennen, ist ein Unding. 
Was der Verfasser über die unmittelbare Um- 
wandlung der chemischen Energie der Kohle in 
elektrische Energie und einige andere für den 
Ingenieur höchst wichtige Probleme der Ener- 
gieumwandlung sagt, beschränkt sich auf we- 
nige unbedeutende Sätze. Wie schon angedeu- 
tet, sind hingegen die ph ysialogisch-chemischen 
Energieumsetzungen ausführlich und mit Sach- 
kunde behandelt. Über die Bedeutung von 
Zucker, Stärkemehl, Fett und Eiweiß im Haus- 
halt der Natur, über Düngung, Fäulnis, Gä- 
rung, Vermoderung und Verkohlung werden 
wir knapp und gut belehrt. Auch über die Er- 
zeugung von Sprengstoffen und Arzneimitteln 
aus Bestandteilen des Steinkohlenteers erfahren 
wir einiges. Was der Verfasser zum Schluß über 
Radium, die merkwürdigste und verhältnis- 
mäßig gewaltigste unserer Energiequellen sagt, 
erscheint mir wiederum zu oberflächlich. Viel- 
leicht könnte dem flott geschriebenen Büchlein 
durch eine gründliche Umarbeitung bleibender 
Wert verliehen werden, ohne der netten Dar- 
stellung den Reiz der Ursprünglichkeit zu 


rauben. K. Arndt, 
Eingänge. 

Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten. 
Bücher. 


Die Kalkulation in Maschinen- und Metall- 
warenfabriken. Von Ernst Pieschel. 2. 
verm. u. verb. Aufl. Mit 214 Abb. u. 27 Muster- 
formularen. VII u. 253 S. in 8%. Verlag von 


Julius Springer, Berlin 1920. Preis 16 M, geb. 
22 M. 


Elektrotechnische Zeitschrit, 


1920. 


Freileitungsbau, Ortsnetzbau. Ein Leitfaden 
für Montage- und Projektierungsingenieure, Be- 
triebsleiter und Verwaltungsbeamtee Von F. 
Kapper. Mit 364 Textabb., 9 Tafeln und 52 
Tabellen. 2. Aufl. VIII und 365 S. in 80. Ver- 
lag von R. Oldenbourg, München u. Berlin 1920. 
Preis geb. 45 M. 

Das Reichs-Einkommensteuergesetz vom 
29. März 1920. Für die Praxis gemeinverständ- 
lich dargestellt mit Einführung, Text, Erläuterun- 
gen, Beispielen sowie den ergänzenden Vorschrif- 
ten der Reichsabgabenordnung und des Landes- 
steuergesetzes von Dr. jur. F. Erler und Dr. F. 
Koppe. 320 $. in 16%. Industrieverlag Spaeth 
& Linde. Berlin 1920. Preis 16,80 M, 

Der Lohnabzug beim Reichseinkommen- 
steuergesstz. Die Steuerkarte. Verord- 
nungen vom 21. V. 1920. Für die Praxis dar- 
gestellt mit den gesetzlichen Bestimmungen, Er- 
läuterungen, Mustern, Lohnlisten, Beispielen und 
Tarifen von Dr. F.Koppe. 568. in 89. Industrie- 
verlag Spaeth & Linde, Berlin 1920. Preis 4,20 M. 

Das neue Arbeitsrecht. Von Prof. Dr. jur. W. 
Kaskel. XVI u. 3823 S. in 80. Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1920. Preis 32 M, geb. 39,60 M. 

Kommentar zum Gesetz über eine Kriegs- 
abgabe vom Vermögenszuwächs und zum 
Gesetz über eine außerordentliche Kriegs- 
abgabe für das Rechnungsjahr 1919 vom 
19. IX. 1919. Nebst den Ausführungs- und 
Vollzugsbestimmungen zu beiden Gesetzen. Be- 
arbeitet von Dr. G.Strutz. XXIII u. 549 8. in 8°. 
Verlag von Otte Liebmann, Berlin 1920, Preis 
55 M, geb. 65 M. 

Die wirtschaftlichen Folgen des Friedens- 
vertrages. Von J.M. Keynes, Übersetzt von 

«M. J. Bonn und C. Brinkmann. 2. Aufl.- Vu. 
243 S. in 80, Verlag von Duncker & Humblot, 
München 1920. Preis I5 M. 

Die Verordnungen gegen Wucher, Preis- 
treiberei und Schleichhandel in der Fas- 
sung der Wuchergerichtsverordnung vom 
97. XL. 1919. Mit Anmerkungen von Dr. Wasser- 
mann und M. Kaiser. 256 S. in 16%. Verlag 
von J. Schweitzer, München, Berlin und Leipzig 
1920. Preis 15 M. 


Das Sozialisierungsgesetz vom 23. III. 1919 
und die gemeinwirtschaftlichen Bestimmungen der 
Verfassung des Deutschen Reichs vom 11. VILL 
1919 nebst Kohlen-, Kali- und Elektrizitäts- 
wirtschafte-Gesetzgebung. Erläutert von Dr. O. 
Reier. 2148. in 16%. Vereinigung wissenschaft- 
licher Verleger Walter de Gruyter & Co., Berlin 
und Leipzig 1920. Preis 10 M. 

Die Elektronenröhren und ihre technischen 
Anwendungen. Von Dr. H. G. Möller. Mit 
163 Textabb. und einer Tafel. Heft 49 der Samm- 
lung „Tagesfragen aus den Gebieten der Natur- 
wissenschaften und_der Technik“. XIV u. 162 S. 
in 80, Verlag von F. Vieweg & Sohn, Braun- 
schweig 1920. Preis 10 M. 


Die virtuellen Längen bei elektrisch be- 


triebenen Bahnen. Von Dr. E. Steiner. IV 
und 85 S. in 80. Verlag von Speidel & Wurzel, 
Zürich 1919. Preis 3‘Fr. 

Deutscher Industrie-Katalog (Führer durch 
die Industrie-, Handels-, Export- und Bücherwelt). 
Frühjahrsausgabe 1920, enthaltend neuestes 
Adressen- und Bezugsquellenmaterial, das verteilt 
ist auf 4 Hauptabschnitte: „Kultur und Wirt- 
schaft“, „Deutschlands Industrie und Gewerbe- 
fleiß“, „Nahrung und Fürsorge“ und „Die Welt 
der Bücher“, nebst zahlreichen Künstler-Reklame- 
karten und einem alphabetischen Schlüssel bzw. 
Fachgruppenverzeichnie. Verlag von Eugen 
Wahl, Stuttgart 1920. Inlandpreis 12 M. 


Sonderabdrucke. 


Ingenieurberuf und Titelfrage. Von G. W. 
Meyer. „Technische Rundschau und Anzeiger 
für Maschinenbau und Elektrotechnik“, 1920, 
Nr. 18. 

Hochfrequenz - Mehrfachtelephonie und 
-telegraphie längs Leitungen. 2. Teil. Von 
H. Fassbender und E. Habann. „Jahrk. d. 
drahtl. Telegraphie u. Telephonie“, Bd. 15, Heft 5, 

Hochfrequenztelephoniemitund ohne Draht. 
(Drahtlose Telephonie und Hochfrequenz-Mehr- 
fachtelephonie auf Leitungen). Vortrag von Prof. 
Dr. Fassbender. „Monatsblätter des Berliner 
Bezirksvereins deutscher Ingenieure“, Aprilheft 
1920. 


Zeitschriften. 


Archiv für Elektrotechnik, Bd. 8, 1920, Heft 12, 
enthält folgende Arbeiten: R. Holm, Benutzung 
der Wahrscheinlichkeitstheorie für Telephonver- 
kehrsprobleme. M. A. Schirmann, Berechnung 
des Durchgriffs von Doppelgitter-Verstärkerröhren. 
Ein elektrostatisches Problem. L. Fleischmann, 
Über selbsterregte Mehrphasenstromgeneratoren, 
— Bd.9, 1920, Heft 1, enthält folgende Arbeiten: 


Für die Bchriftleitung verantwortlich: E, 0. Zebme In Berlin, — Verlag von Juliusß8pringer In Berlin. 


Heit 28. 


im Selbstverla 


kohlenverband hat im '„Reichsanz.‘ 


15. Juli 1920. 


-A, Gothe, Kritische Frequenz und Eigenfrequen- 
zen einlagiger Spulen. Eine experimentelle Unter- 
suchung. 
Ziehen des Zwischenkreis- Röhrensenders. A. 
Semm, Verlustmessungen bei Hochspannung. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Außenhande. — Nach einer Bekannt 
machung des Reichswirtschaftsministers und 
des Reichsministers der Finanzen vom 28. VI. 
1920 ist, soweit die Ausfuhrbewilligung vor 
dem 10.-Mai erteilt wurde, der Export von 
Waren, die nicht ausweislich der Beförderungs- 


papiere vor dem 1. VIII. 1920 zur Beförderung 


mit der Bestimmung nach dem Ausland auf- 
gegeben worden sind, nur zulässig, wenn die 
Abgabe nachträglich entrichtet ist und die 
Zahlung den Zollabfertigungsstellen nachge- 
wiesen wird. — Die am 1. Mai im Reichswirt- 
schaftsministerium herausgegebene „Zustän- 
digkeitsliste für die Außenhandels- 
stellen für Eisen und für Eisen- und 
Metall-Fertigerzeugnisse‘ wird demnächst 
der Außenhandelsstelle für 
Eisen- und Stahlerzeugnisse neu und berich- 


tigt erscheinen; in sie sind auch die Metalle und 
Metallhalbfabrikate aufgenommen. 


Warenmarkt. — Kohle. Die A. G. ee 
1920, 
Nr. 145, ab 1. Juli gültige Änderungen und 


Neufestsetzungen von Brennstoffpreisen zu 
ihrer Bekanntmachung vom 28: IV. 1920!) ver- 


öffentlicht. — Metallpreise. Die Notierun- 


gen der Vereinigung für die deutsche Elektro- 
Iytkupfernotiz 
liner 


zw. der Kommission des Ber- 
Metallbörsenvorstandes (letztere ver- 
stehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in 
M/100 kg2): | 


Metall 9. VI. | 6. VI. 
Elektrolytkupfer (wire | 

bars), prompt. cif Hamburg, 

Bremen, Rotterdam . ; 1601 1620 
Raffinadekupfer 99/99,3%/, |1075—1100 1075—1100 
Originalhüttenweichblei . 475 475 
Originalhüttenrohzink, 

Preis im freien Verkehr . 600 590—600 


Plattenzink (remelted) von 
‚handelsübl. Beschaffenheit 
Originalhüttenaluminium) 
98/99/pin gekerbt.Blöckchen |2100—2200|2100—2300 


390-400 | 360-375 


Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- 4000 14000—4100 
‘ Hüttenzinn, mind. 99%, - - _ — 

Reinnickel 98/99%) - . 13600— 3800| 3600— 3800 

Antimon-Regulus.. . . 725 725 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach „Mining Journal“ am 2. VII. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: a 


a | Erd 

*Kupfer: best selected . 102 0 O0 bis104 0 0 

ee electrolyt. . 166 0 0 „109 0 0 

2 wire bars. . . 17 0 0 „109 0 © 

E e standard, Kasse 89 15 10 0% 00 

REN, »„ 3Mon 9115 9 „ 2 00 

Zinn: standard, Kasse... 260 0 0 „ 260 10. 0 

E „..3Mon. . 24 0 0 „ %410 0 

Pas BtTAR Dario ee 27210 0,273 00 

Blei: span.oder nichtengl. 

Weichblei.... 3550, 3515 0 

„ . gew. engl. Blockblei 36 0 0 „ — — — 

Zink: gew. Sorten... . 4315 0, 45 5 0 

remelted .... . 40 0.0 0 Sa 

n engl. Swanseae .. 4 00, —— — 
Antimon: engl. Reg. . . 60/63 £ net. 


Aluminium: 98 bis 990/,‘ 165 £ (Inland); 


185 £ (Export). 
Nickel: 98 bis 99%, gar. 230 £ (In- u. Ausland), 
Quecksilber: nom. für 
die 75 lbs.-Flasche. . . 20£ bis 20 £10s. 
Platin: je Unze nom. . . 360 ». 


Für den 8. VII. 1920 verzeichnete der ‚Berl. 
Börs. Cour.“ folgende Preise in £/t: Kupfer, 
Kasse 89,62; desgl. 3 Mon. 91,87; Elektrolyt 
105 bis 110; best selected 102 bis 104; Zink 
41,75 bis 43,25; Zinn, Kasse 249,25; des 1 
3 Mon. 256,75; Blei 33,25 bis 34,75. ; 
New York stellte sich am gleichen Tage Elek- 
trolytkupfer loko auf 19 cts/lb. 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 384. 
%) Silber in Barren etwa 900 fein kostet 795 bis 
800 M/1 E fein. £ 
ö) Originelhüttenaluminium in Walz- oder Draht- 
barren Testes 2600 M/100 kg- 
etto. 


Abschluß des Heftes: 10. Juli 1920, 


G. Glage und H. Edler, Über das 


| 
i 
- 
5 


41. Jahrgang. 


Berlin, 22. Juli 1920. 


Elektrische Woche in Hannover. 
4 Wir machen hierdurch unsere Leser auf 


die Mitteilungen des Verbandes Deutscher. 


- Elektrotechniker (S. 575 u. 576) über die in der 
Zeit vom 23. bis 29. September in Hannover 
stattfindende „Elektrische Woche 1920“ auf- 
merksam. Die Schriftleitung. 


RE 


ve 


Fon 


Neuere Gesichtspunkte für den Bau von 
Großkraftwerken.!) 
Von 6. Klingenberg, Berlin. 


Übersicht. Die Arbeit behandelt unter I. 
wärmetechnische Verbesserungen der Kraftwerke, 
Maßnahmen zur Verbesserung der Wärmebilanz, 
Vorwärmung des Speisewassers, Vorwärmung der 
Verbrennungsluft, wirtschaftlichen Einfluß der Druck- 
steigerung. = 

Unter II. stärkere Mechanisierung der Betriebe, 
Kohlenstaubfeuerung, Aschenbeseitigung. 

Unter IH. Verminderung des Anlagekapitals, 
gußeiserne und schmiedeeiserne Vorwärmer, An- 
ordnung der Frischdampfleitungen, Anordnung der 
Kamine und Füchse, Aufstellung der Maschinen, 
Ausbildung der Gebäude. s { 

Unter IV. Verkupplung der Werke, Größe der 
Reserven, 

Unter V. Ausnutzung der Nebenprodukte, neuere 
 Gasgeneratoren, Gasturbinen. 

Unter VI. Einfluß der Preissteigerungen auf den 


RE ET NEE EIEEREBOT ET ENDE 


MER 


wirtschaftlichen Vergleich von Dampf- und Wasser- 
 kraftwerken. - 3 & 

„4 Unter VO. Schutz gegen Überspannungen und 
_ Überströme. E 

; _ Unter VII. Reaktanzspulen, Generatorschutz, 
Verbindungen zwischen Generatoren und Schalt- 


anlage. h 

Unter IX. Aufbau der Schaltanlagen. 

Unter X. neue Bestrebungen für die Ausbildung 
der Porzellanisolatoren, Höhe und Art der Prüf- 
spannung, ausgeführte Leitungsanlagen. 

Unter XI. Ringnetze und Selektivschutz. 


I 


Kohlenmangel und Kohlenpreise zwingen 
_ zur Überlegung, ob und wo Ersparnisse auf 
dem Wege von der Kohle bis zur Elektrizität 
gemacht werden können. Daß es sich dabei, 
solange wir Dampfmaschinen gebrauchen, nicht 
um grundsätzliche Änderungen handeln kann, 
ist einleuchtend. Der von mir in gut geleiteten 

Betrieben als praktisch erreichbar angegebene 
- spezifische Wärmeverbrauch würde auch heute 
- mit besten Dampfturbinen, Kesseln und Feue- 
_ rungen nicht wesentlich unterschritten werden 
_ können. Als erreichbare Grenze, gute Be- 

lastungsverhältnisse vorausgesetzt, dürfen etwa 
5600 cal/Kwstd angesehen werden, was einem 
Wirkungsgrad der Erzeugung von, 15,5 % 
entspricht. Der Umwandlungsverlust ist somit 
bestenfalls 85% der zugeführten Wärme. 
Dieser Wert wird in fast allen Betrieben 
überschritten, Die Summe der. Verluste, die 
als Abwärme an den verschiedenen Stellen 
des Erzeugungsprozesses auftreten, übersteigt 
den erreichbaren Wert von 4740 cal/Kwstd?) in 
der Regel ganz beträchtlich. Angesichts der 
'außerordentlichen volkswirtschaftlichen Werte, 
die auf solehe Weise verloren gehen, ist es 
deshalb eine lohnende Aufgabe, zu unter- 
suchen, ob und inwieweit sich Verbesserungen 
erzielen lassen. Die wirtschaftliche Tragweite 
eines Gewinnes auch nur von wenigen Pro- 
zenten dart ich hierbei wohl als bekannt vor- 
aussetzen. 


r 


% 
i 


andenen Abwärmemengen einer Verwertung 
zuzuführen bzw. sie teilweise wiederzuge- 
winnen. Abwärmemengenstehen zur Verfügung: 


3 1) Vortrag gehalten im Elektrotechnischen Verein 
n Wien am iv. Ill. 1920. 

r 2 Auf ausdrücklichen Wunsch des Verfassers werden 
hier die von den AEF- Normen abweichenden Abkür- 
zungen Kw und Kwstd verwendet. D. 8. 


1. in den Abgasen der Kessel (bei guten 
Kesselanlagen mit Ekonomisern 10 bis 
15%, bei Kesselanlagen ohne Ekono- 
miser 20--30% der zugeführten Wärme- 
menge), 

2. im Abdampf der Speisepumpen oder 
etwa sonst noch vorhandener dampf- 
betriebener Hilfsmaschinen, 

3. in dem Kondensat von Dampfwasser- 
abscheidern und in dem Abblasewasser 
der Kessel, 

4. in der Abwärme der Generatoren, 

5. in dem Kondensat der Dampfturbinen, 

6. in dem Kühlwasser der Kondensatoren. 


Schließlich lassen sich weitere Wärme- 
mengen für Sonderzwecke durch unmittelbare 
Entnahme von Frischdampf oder besser noch 
durch Entnahme von Dampf aus den Zwischen- 
stufen der Dampfturbinen gewinnen. Die vor- 
handenen Abwärmemengen sind um so wert- 
voller, je höher ihre Temperatur ist. 

Alle Abwärmemengen sind nur insoweit 
wiedergewinnbar, als es möglich ist, sie an 
irgendeiner Stelle in den Erzeugungsprozeß, 
d.h. auf dem Wege von der Kohle, dem Speise- 
wasser und der Verbrennungsluft bis zur er- 
zeugten Elektrizität, wieder einzuleiten. Die 
Zuführung ist aber nur möglich, wenn die 
Temperaturen der jeweils Energie tragenden 
Medien niedriger sind als derjenigen Medien, 
an-die die Abwärme gebunden ist. Große 
Wärmemengen scheiden damit von vornherein 
für die Wiederverwertung aus. Denn wenn 
es auch theoretisch denkbar wäre, beispiels- 
weise mit dem Kühlwasser der Kondensatoren 
die Verbrennungsluft und den Verbrennungs- 
stoff anzuwärmen, so ist doch der mögliche 
Gewinn von vornherein so klein, daß ein Miß- 
verhältnis zu dem erforderlichen Anlagekapital 
entsteht. 

So muß denn überhaupt betont werden, 
daß es im Interesse der Betriebseinfachheit 
häufig ratsam erscheint, selbst bei positiver 
Bilanz auf die Wiedergewinnung von Wärme 
zu verzichten. Die in dem Kühlwasser der 
Kondensatoren abfließende Wärme ist des- 
halb nach dem heutigen Stande der Technik 
als verloren zu betrachten. Da das zur 
Speisung wiederverwendete Kondensat von 
vornherein eine höhere Temperatur besitzt, 
käme lediglich eine mäßige Erwärmung des 
zusätzlichen Speisewassers in Betracht, die 
durehführbar erscheint. Der mögliche Gewinn 
ist natürlich ein außerordentlich kleiner, und 
es empfiehlt sich, in der Regel auch diesen 
fallen zu lassen, weil für die Vorwärmung des 
Zusatzwassers noch andere, besser geeignete 
Abwärmequellen zur Verfügung stehen. 

Die im Kondensat enthaltene Abwärme 
bleibt dem Speisewasser von selbst erhalten, 
sie geht nur soweit verloren, als in den Vor- 


ratbehältern und den Rohrleitungen durch- 


Leitungsverluste abgeführtte Wärmemenge 
hierzu Anlaß gibt. 

Gut ausnutzbar ist dagegen die in dem 
Abdampf von Dampfspeisepumpen enthaltene 
Abwärme. Sie dient fast überall zur Vor- 
wärmung des Speisewassers und ergibt ins- 
besondere, trotz des häufig schlechten Dampf- 
verbrauches der Speiswasserpumpen, eine 
einwandfreie wirtschaftliche Bilanz, wenn 
das Speisewasser zum Zwecke der Enthärtung, 
ohnehin auf eine hohe Temperatur gebracht 
werden muß. Ist dies nicht der Fall, so ver- 
ringert sich allerdings der thermische Wir- 
kungsgrad, und die dann entstehenden Verluste 
sind nicht unbeträchtlich. In solchen Fällen 
erzielt man bessere wirtschaftliche Ergebnisse, 
wenn die Speisepumpen einen hochwertigen 
Antrieb, also beispielsweise elektrischen An- 
trieb erhalten. Da aber auf der andern Seite 
die Notwendigkeit besteht, den Antrieb der 
Speisepumpen von den Zufälligkeiten des Be- 
triebes unabhängig zu machen, wird man auf 
unmittelbaren Dampfantrieb der Speisepumpen 
nicht ganz verzichten dürfen. Man erhält dann 
eine kombinierte Anlage mit soviel elektrisch 
angetriebenen Pumpen, als für den durch- 
schnittlichen Betrieb erforderlich sind, nebst 
einer vollen Reserve dazu, in dampfange- 
triebenen. 


661 


er — 8 is a 
Elektrotechnische Zeitschrif 
(Zentralblatt für Elektrotechnik) | | 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße. 23%4. 


Heft 29. 


In diesem Zusammenhange sei bemerkt, 
daß für große Kraftwerke die Vorschriften der 
deutschen Kesselrevisionsvereine für doppelte 
Reserve dann meines Erachtens zu weitgehend 
sind, wenn es sich um die Einrichtung sehr 
großer Kraftwerke handelt, bei denen schon 
aus technischen Gründen eine weitgehende 
Unterteilung der für die Kesselspeisung er- 
forderlichen Gesamtleistung nötig wird. Im 
Kraftwerk Golpa waren beispielsweise für die 
Spitzenbelastung 4 Speisepumpen von je 
250 cbm Stundenleistung erforderlich. Nach 
den bestehenden Vorschriften mußten nochmals 
die doppelte Zahl Dampfpumpen, im ganzen 
also 12, aufgestellt werden. Diese Vorsicht 
ist zu weitgehend, da nicht angenommen 
zu werden braucht, daß 8 Speisepumpen 
gleichzeitig Störungen erleiden. Das zuständige 
Ministerium hat demgemäß später in solchen 
Fällen die Zahl der erforderlichen Pumpen 
wesentlich beschränkt. Darf man aber hiermit 
rechnen, so verliert wiederum der an sich 
thermisch in manchen Fällen vorteilhafte ge- 
mischte Antrieb (teils elektrisch, teils Dampf) 
an wirtschaftlicher Überlegenheit, weil für 
diesen Fall tatsächlich die volle Dampfreserve 
gefordert werden muß. 

Beachtet man nun weiter, daß wirk- 
liche Reserve nur besteht, wenn die dampf- 
betriebenen Pumpen auch von Zeit zu Zeit 
in Betrieb gesetzt werden, so tritt eine weitere 
Schmälerung des thermischen Vorteiles ein. 
Immerhin bleibt der gemischte Antrieb in 
manchen Fällen ein sehr beachtenswertes Mittel 
zur Verbesserung der Wirtschaft. 

Ich möchte bei dieser Gelegenheit kurz 
auf die Korrosionserscheinungen eingehen, die 
sich in vielen Kraftwerken in Speisewasser- 
leitungen, Vorwärmern und selbst in Kesseln 
gezeigt haben. Auffallenderweise sind andere 
Kraftwerke mit gleichen Betriebsmitteln und 
gleicher Betriebsweise hiervon völlig verschont 
geblieben, so daß das differentielle Verhalten 
notwendigerweise in der verschiedenen Be 
schaffenheit des Speisewassers, insbesondere 
des Zusatzwassers, gesucht werden muß. 

Nach neueren Erfahrungen scheint es 
festzustehen, daß die Ursache der Korrosionen 
vor allen Dingen im Luft- und Kohlensäure 
gehalt des Speisewassers zu suchen ist. Auch 
andere Ursachen, z. das Vorhandensein 
von Humussäure, wenn das Speisewasser aus 
dem Boden entnommen ist, und von anderen 
Säuren, die sich in dem Wasser von Fluß- 
läufen und Kanälen, insbesondere in der Nach- 
barschaft chemischer und ähnlicher Fabriken, 
finden, mögen hier mitwirken. 

Kohlensäure und Luft lassen sich am ein- 
fachsten aus dem Speisewasser dadurch ent- 
fernen, daß dieses vor dem Eintritt in die 
Kessel auf annähernd 100° gebracht und dabei 
unter Vakuum gesetzt wird. Findet bei der 
Einführung des Wassers gleichzeitig eine feine 
Verteilung (Berieselung) statt, so-kann man der 
Wirkung ziemlich sicher sein. Das einmal 
entgaste Wasser darf dann auf dem weiteren 
Wege bis zu den Kesseln natürlich nicht wieder 
mit Luft in Berührung kommen. 

Auf den ersten Blick scheint es nun, daß 
diese für die Beheizung des Speisewassers 
erforderliche Wärme im Speisewasser verbleibt 
und deshalb nicht verloren ist. Man würde 
sogar einen ziffernmäßig nicht unbeträchtlichen 
thermischen Vorteil erreichen, wenn der für 
die Beheizung des Speisewassers erforderliche 
Dampf einer Zwischenstufe der Dampfturbine 
entnommen wird, nachdem er also zur Er- 
zeugung mechanischer Arbeit schon teilweise 
ausgenutzt worden ist. Es, böte sich sogar 
die Möglichkeit, den thermischen Wirkungs- 
grad des gesamten Prozesses auf diese Weise 
um einige Prozente zu verbessern. 

In Wirklichkeit liegen die Verhältnisse 
meistens wesentlich ungünstiger, und zwar aus 
folgenden Gründen. Wie aus meinen Veröffent- 
liehungen ‚Bau großer Elektrizitätswerke“, 
Band I, $. 16 ff., hervorgeht, ergibt sich die 
wirtschaftlich beste Ausnutzung der Kessel- 
anlage, indem man verhältnismäßig kurz ge- 
baute Kessel (mit hoher Durchschnittsbelas- 
tung und entsprechend vergrößerten Vor- 
wärmern) als geschlossene Einheit unmittelbar 


6862 


zusammenbaut, weil’ die Temperaturunter- 
schiede an jeder Stelle des Rauchgasweges 
am größten und die spezifische Belastung, 
d.h. die wirtschaftliche Ausnutzung des Kessel- 
und Vorwärmemateriales, dabei am günstigsten 
wird. Durch gleichzeitige Anwendung künst- 
lichen Zuges ist es dann ohne weiteres möglich, 
die Temperatur der Abgase bis auf 220-- 180° 
auszunutzen. Auf tiefere Werte darf die Tem- 
peratur der Rauchgase nicht herabgesetzt 
werden, weil das Wärmegefälle zu klein wird, 
und weil schließlich feuchte Niederschläge auf 
den letzten Elementen der Vorwärmer ent- 
stehen, die besonders dann zu rascher Zer- 
störung dieser Veranlassung geben, wenn die 
Rauchgase schweflige Säure enthalten, was 
meistens der Fall ist. 

Wird jetzt das Speisewasser aus irgend- 
welchen anderen Quellen aber schon bis auf 
etwa 90° vorgewärmt, so wird diese Baus - 
triebene Ausnutzung der Rauchgaswärme da- 
mit unmöglich. Die Temperaturdifferenzen 
werden am Ende des Vorwärmers zu klein, man 
müßte eine unverhältnismäßig große Heiz- 
fläche einbauen, um überhaupt noch wärme- 
wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Diese 
werden dann aber durch den finanzwirtschaft- 
lichen Nachteil der unverhältnismäßig ver- 
größerten Vorwärmerheizfläche umsomehr aus- 
geglichen, als das gleichzeitige Anwachsen der 
Widerstände einmal in dem Rauchgaswege, 
zweitens in dem Speisewasserwege wiederum 
nicht ohne Aufwendung mechanischer Arbeit 
überwunden werden kann. Letztere drückt 
sich in der erhöhten Zugarbeit und in der 
Steigerung der Leistung der Speisewasser- 
pumpen aus. Man ist also beispielsweise im 
Falle natürlichen Zuges wiederum umgekehrt 
genötigt, die Gase mit höherer Temperatur 
in den Kamin eintreten zu lassen bzw. im 
Falle künstlichen Zuges größere Ventilatoren 
einzubauen und den Ventilatorbetrieb schon bei 
verhältnismäßigniedriger Kesselbeanspruchung 
beginnen zu lassen. Um diesem Nachteil zu 
begegnen, ist nun wiederholt vorgeschlagen 
worden, statt der Vorwärmung des Speise- 
wassers die Vorwärmung der Verbrennungs- 
luft vorzunehmen. 

Es mag tatsächlich Fälle geben, in denen 
sich auf diese ‚Weise der thermische Prozeß 
um einige Prozente verbessern läßt. Die vor- 
stehend geschilderten thermischen Bedenken 
sind jedenfalls zu überwinden. Trotzdem glaube 
ich, nicht zu einer allgemeinen Anwendung 
dieses Verfahrens raten zu dürfen, und zwar 
aus folgenden Gründen. 

Für hochwertigen Brennstoff liegt die 
Temperatur, der die Feuergewölbe ausgesetzt 
werden dürfen, der Temperatur des Ver- 
brennungsraumes schon bedenklich nahe. Sie 
liegt schon jetzt in unmittelbarer Nähe der 
Weißglutzone, bei der selbst beste Schamotte- 
steine anfangen, weich zu werden. Das gilt 
{für normale Verhältnisse. Wird die Tempe- 
ratur des Verbrennungsraumes durch Zu- 
führung stark vorgewärmter Luft weiter ge- 
steigert, so besteht die Gefahr, daß die Feuer- 
‚ewölbe dieser Beanspruchung nicht stand- 
alten. Es ist bei der Aufstellung derartiger 
Projekte jedenfalls große Vorsicht geboten: 

Etwas günstiger werden die Verhältnisse, 
wenn das Wärmegefälle hinter dem Kessel 
geteilt und etwa zur Hälfte zur weiteren Er- 
höhung der Speisewassertemperatur, zur andern 
Hälfte zur Verwärmuhg der Verbrennungsluft 
benutzt wird. Das mit etwa 90° eintretende 
Speisewasser würde dann in dem unmittelbar 
hinter dem Kessel eingebauten,. kleinen Vor- 
wärmer bis auf etwa 140°, die Verbrennungs- 


luft in dem .dahinterliegenden Vorwärmer 
bis auf etwa 100° "vorgewärmt werden 
können. Dadurch werden die vorstehend 


ee 
schilderten Nachteile größtenteils behoben. ; 
bedarf jedoch einer sorgfältigen Wirtschaftlich- 
keitsrechnung von Fall zu Fall, um festzustellen, 
ob die erreichbaren Vorteile die Erhöhung der 
Anlagekosten und die größere Kompliziertheit 
des Betriebes rechtfertigen; dabei sind wieder- 
um die Erhöhung der Widerstände und der 
daraus folgende Zugverlust zu beachten. 

Der vorerwähnte, in neuerer Zeit wieder- 
holt Vorschlag, Dampf aus einer 
Zwischenstufe der Turbine zu entnehmen und 
ihn zur Vorwärmung des Speisewassers zu be- 
nutzen, führt zu folgender ziffernmäßiger 
Überlogung: 

Wird der Dampf aus dem Niederdruckteil 
einer Turbine, die mit hoher UÜberhitzun 
(350°°C.) und hohem Anfangsdruck (20 at 
arbeitet, mit etwa 1,1 atabs. entnommen, 
so sind zur Vorwärmung des Kondensates 
auf. etwa 90° C. rd 10% der zugeführten 
Frischdampfmenge erforderlich. Auf gleiche 
Generatorenleistung bezogen, ist dann die 
dem Speisewasser zuzuführende Wärmemenge 
um rd 4% niedriger. 

Ersetzt man die nach vorstehendem nur 
“nvollkommen durchführbare weitere Vor- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


wärmung des Speisewassers in Rauchgas- 
vorwärmern durch die Vorwärmung der Ver- 
brennungsluft, so ist es zunächst theoretisch 
möglich, den größten Teil dieser 4% als tat- 
sächlichen Gewinn zu verbuchen. 

Hierbei sind aber jetzt folgende Schwierig- 
keiten zu überwinden: 

1. Die Temperatur des Feuerungsraumes 


wird etwa um 100° höher. Soll hoch- 


wertige Kohle verfeuert werden, so wird die 


feuerfeste Einmauerung gefährdet, weil es 
jetzt schon schwierig ist, für diesen Fall ge- 
nügend widerstandsfähige Schamottesteine zu 
erhalten. Auch hinsichtlich der Widerstands- 
fähigkeit von Wanderrosten, die dann gleichfalls 
ungenügend gekühlt werden, dürften in vielen 
Fällen Bedenken bestehen. Selbst die Anwen- 
dung von Kohlenstaubfeuerungen beseitigt 
diese Mängel nicht ohne weiteres, sie ver- 
schärfen sich vielmehr zunächst, weil die 
Temperatur des Feuerungsraumes wegen der 
vollkommeneren Verbrennung noch höher wird. 


2. Die Wärmedurchgangszahl des Vor- 
wärmers ist für Luftvorwärmer merklich 
kleiner, was zusammen mit dem kleineren 
Temperaturgefälle sehr große Flächen ergibt. 


3. Die Fortleitung der großen hoch er- 
hitzten Luftmengen von der Rückseite des 
Kessels auf die vordere Seite ist angesichts 
der beschränkten Raumverhältnisse im Keller 
in einfacher Weise meistens nicht möglich. 
Die hierbei wiederum entstehenden Tempe- 
raturverluste sind zu beachten. 


4. Die Regelung der abgezweigten Dampf- 
menge, ihre Verteilung auf die jeweils laufenden 
Turbinen und die Anpassung an die den 
Belastungsschwankungen folgende Speise- 
wassermenge macht Schwierigkeiten, die nicht 
einfach zu beheben sind. Die ohnehin ziem- 
lich große Umständlichkeit des ganzen Sys- 
tems wird dadurch noch vergrößert. 

Aus dem gleichen Grunde wird die voll- 
kommene Ausnutzung des Abdampfes der 
Speisewasserpumpen ohne Belästigung des 
Betriebes nicht immer durchführbar sein. 


5. Kessel und Vorwärmer werden für das 
Anzapfungssystem merklich größer und teurer. 


Demgegenüber ist es als vorteilhaft zu 
bezeichnen, daß die ungor tl nE der Luft- 
vorwärmer in einfacher und billiger Weise 
erfolgen kann, weil sie wegen der ge- 
ringen Druckdifferenzen voraussichtlich sehr 
leicht werden. Es ist deshalb nicht 
panz ausgeschlossen, daß das System der 

urbinenanzapfung in Verbindung mit dem 
Vorwärmen der Luft für den konstanten Teil 
der Belastung, insbesondere im Falle minder- 
wertigen Brennmateriales Bedeutung erlangen 
kann. Ein Nutzen ist aber nur dann zu er- 
warten, wenn Kessel und Feuerungen für den 
besonderen Verwendungszweck zugeschnitten 
werden. Für die marktgängigen Bauarten 
dürften Vorteile kaum zu erzielen sein. 

Nach dem heutigen Stande der Technik 
haben wir mit der Temperatur des Dampfes 
von 350° C. an den Einlaßorganen der Dampf- 
turbine die obere Grenze bereits erreicht. 
Das heute für Leit- und Radschaufeln all- 
gemein verwendete Material verträgt höhere 
Temperaturen auf die Dauer nicht. Trotzdem 
es feststeht, daß ihre Anwendung die Wärme- 
wirtschaft der Kraftwerke beträchtlich ver- 
bessern würde, ist meines Wissens diese Grenze 
bis jetzt nirgends wesentlich überschritten 
worden. Es bleibt abzuwarten, ob die mit 
Gasturbinen gemachten Versuche, bei denen 
die Schaufeln notwendigerweise höheren Tem- 
ausgesetzt werden müssen, in dieser 

ichtung etwa befruchtend wirken. Bis dahin 
wird man diese Grenze als eine durch die Um- 
stände gegebene festhalten müssen. 

Aussichtsvoller ist dagegen die Steigerung 
des Dampfdruckes, bei der mir die wirtschaft- 
liche Grenze noch nicht erreicht zu sein scheint. 
Als normaler Betriebsdruck sind heute etwa 
15 at anzusehen. Es fragt sich nun, bei welcher 
Steigerung des Druckes das wirtschaftliche 
Gleichgewicht eintritt, mit anderen Worten, 
bei welchem Druck die Wärmeersparnisse 
durch Verzinsung und Abschreibung der höhe- 
ren Anlagekosten und durch Mehrausgaben 
für Bedienung und Reparaturen ausgeglichen 
werden. 

Es ist zweckmäßig, die nachfolgenden Be- 
trachtungen stufenweise durchzuführen und den 
ersten Grenzstrich bei 20 at an den Turbinen, 
den zweiten bei 30 at zu ziehen. In der ersten 
Stufe sind normale Kessel und normale Lei- 
tungen verwendbar. Für die zweite Stufe 
müssen Einzelheiten normaler Kessel abge- 
ändert und neue Rohrleitungsnormalien ge- 
schaffen werden. Drucke über 30 at bedingen 
neue Kesselmodelle und wiederum neue Rohr- 
leitungsnormalien. Die Steigerung des Dampf- 
druckes von 15 auf 20 at ergibt eine Wärme- 
ersparnis von rd 2 bis 3%, die weitere Steige- 


1920. Heit 29. 


22. Juli 1920. 


rung um 10 at eine abermalige Wärmeersparnis 
von 2%. 

Diesen Ersparnissen entgegenzusetzen sind 
die oben erwähnten Mehrkosten. Die sehr 
weitläufige Rechnung im einzelnen aufzu- 
stellen, würde an dieser Stelle zu weit 
führen. Sie lassen sich obendrein angesichts 
der schwankenden ah zum Teil nur 
abschätzen und sind mit den Unsicherheiten 
behaftet, die hieraus folgen. 

Für die erste Stufe entstehen Mehrkosten 
insbesondere durch die Verstärkung der Rohr- 
trommeln und Oberkessel. Hierzu ist folgendes 
zu bemerken: ; 


1. Dampfturbinen. 


Turbinen lassen sich ohne weiteres für 
einen höheren Dampfdruck bauen, dagegen 
erscheint es ni ratsam, mit der Dampf- 
temperatur am Eingangsventil der Turbine 
über 350° C. zu gehen. Die Temperatur würde 
zwar in einer AEG-Turbine, selbst bei einem 
Druck von 25 at und einer Anfangstemperatur 
von 400° €. in der ersten Turbinenkammer, 
nieht über 250° C. steigen. Es brauchte daher 
nur der Düsenkasten und das Düsensegment, 
die mit dem heißen Frischdampf in Berührung 
kommen, aus Stahlguß statt aus Heißdampf- 
Gußeisen hergestellt zu werden. Gelegentliche 
Uberschreitungen der De sind 
aber unvermeidbar, man muß deswegen bis 
zur oberen Grenze noch über einen gewissen 
Spielraum verfügen. Ein Teil der durch Er- 
höhung der Da Sn in der Turbine 
erzielbaren wärmewirtschaftlichen Vorteile geht 
übrigens durch die höheren Wärmeverluste 
der Dampfleitung wieder verloren. Auch mit 
Rücksicht auf die Haltbarkeit der Überhitz- 
rohre des Kessels empfiehlt es sich deshalb 
nicht, die Dampftemperatur an der Turbine 
über 350° zu steigern, was bereits einer Dampf- 
temperatur am Überhitzeraustritt von rd 
370 bis 380° entspricht. 

Für Kühlwasser von 
temperatur von 350° 
in die Turbine gemessen, 


15° C, eine Dampf- 
am Eintrittsventil 
beträgt für eine 


Leistung der Turbodynamo von 15000 kW. 


undn = 3000 der Wärmeverbrauch für 1 Kwstd 
bei 


at 15 20 25 30 
Kwstd rd 3580 3480 3430 3390 
% 100 97 95,8 94,1 


Die Druckerhöhung von 15 at auf 20 at 
vermindert somit den Wärmeverbrauch merk- 
lich. Die weitere Drucksteigerung bringt je- 
doch nur noch wenig ein. 


2. Kesselanlagen. 


Außer kleineren Dampfkesseln für Spezial- 
zwecke (zum Prüfen von Armaturen usw.), 
die hier nicht in Betracht kommen, sind 
in Deutschland mehrere große Kessel (bis zu 
600 qm Heizfläche) mit einem Dampfdruck 
von 21 at im Betrieb; sie haben sich gut 
bewährt. 

Bis zu diesem Druck sind Spezialkon- 
struktionen m. E. nicht erforderlich. Geht 
man aber auf 25 at und höher, so müssen zum 
mindesten die Einwalzstellen der Wasser- 
rohre ‚mit Rillen versehen werden. 

ber 25 at hinaus sind Abweichungen 
von der normalen Konstruktion nicht mehr 
zu vermeiden. 
lassen sich nicht machen, 
hängen vom Kesselsystem 


die Änderungen 
ab. Immerhin 


nehmen die Blechstärken der Kesseltrommeln 


(Oberkessel) mit steigendem Dampfdruck stark 
zu, und zwar Re ob es sich um Zwei- 
kammerkessel oder Sektionskessel, um Schräg- 
rohr- oder Steilrohrkessel handelt. 

Würde man beispielsweise im Großkrait- 
werk Golpa den Betriebsdruck von 15 at 
auf 25 at steigern, so ergeben sich etwa folgende 
Änderungen: 


Preis des Kessels ohne Über- 


jiebs- {e - : R 5 

en) Sen: R hitzer, a ey Gerüst 
at kg 1914 ‚Oktober 1919 
159 72000 24 200 M. 170 000M. 
25 89 000 28 900 ‚„, 204 000 ,‚, 


Für einen anderen Kessel von 600 qm 


Heizfläche sind folgende Zahlen ermittelt: 


Kesselpreis mit Überhitzer einschließlich 


Betriebsdruck Montage, aber ohne Einmauerung und 


Feuerung 
at 1914 Oktober 1919 
13 42000 M. 210.000 M. 
25 58 200 290 000 ,, 


Die Erhöhun 
über den heute gebräuchlichen Druck verteuert 
also die Kessel bereits erheblich. 

» Der Unterschied läßt sich durch Herab: 
setzung des Trommeldurchmessers verringern, 
eine Maßnahme, die mit Rücksicht auf Erzie- 
lung trockenen Dampfes und guter Zugänglich- 


keit nur beschränkt anwendbar ist. Besondere ä 
technische Bedenken gegen den Bau bestehen 


Allgemein gültige Angaben 


Ze ee ee 


des Druckes um etwa 10at 


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RESTERRTEEN: 


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EN 


Bl nn © 3 nn 


22. Juli 19%0. \ 


bis zu etwa 25 at im übrigen nicht. Immerhin 
ist zu beachten, daß die Wandstärken der 
Trommeln für 25 at und einen Durchmesser 
von 1500 mm schon 26 mm und die der Böden 
bereits 40 mm werden. Auch hinsichtlich des 
Wirkungsgrades sind bis zur Grenze vön 30 at 
Nachteile nicht zu befürchten. Das etwas 
geringere Temperaturgefälle zwischen Rauch- 
gasen und Kesselwasser läßt sich im Vor- 


_ wärmer wieder ausgleichen. 


Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß 
die Anwendung sehr hoher Drucke auf das 


- chemische Verhalten des Kesselwassers nach- 


X 


teilig einwirkt. Die schädlichen Wirkungen 
der chemischen Verunreinigungen und Bei- 
mengungen des Kesselwassers hängen von den 


- chemischen Gleichgewichtsbedingungen ab, die 


fahren lassen sich die Stöße in den 


wieder von Druck und Temperatur beeinflußt 
werden. \ 

Die Erscheinungen werden sich daher, 
soweit sie auf Druck und Temperatur zurück- 
zuführen sind, vermutlich 
Maße zeigen, insbesondere also die Abspaltung 
von Chlorwasserstoff aus Magnesiumchlorid, 
die Zersetzung der salpetersauren Salze und 
ihr Angriff anf die Kesselbleche, die Umwand- 
lung der Soda in Natriumhydroxyd, welches 
die Armaturen ziemlich stark angreift. 

Auch mit weiteren, zunächst nicht vor- 
auszusehenden schädlichen Wirkungen muß 
gerechnet werden. Ferner ist es unsicher, wie 
sich die Kesselsteinbildung bei hohem Dampf- 
druck vollzieht. 

Auch aus diesen Gründen ist somit eine 


° Überschreitung der Grenze von 20 at bis auf 


weiteres nicht zu empfehlen. - 


3. Vorwärmer. 


Muß aus den später zu behandelnden 
Gründen von der Wahl schmiedeeiserner Vor- 


- wärmer abgesehen werden, so ist folgendes zu 


beachten: FR 
Gußeiserne Vorwärmer lassen sich für 
22 bis 25 at ohne weiteres ausführen, 


wenn dafür gesorgt wird, daß sie zusätz- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 29. 


583 


in verstärktem 


Verhütung des Ausblasens der Diehtungen. | Ausfüllung der Nutenquerschnitte zu schließen, 


Dadurch wird wiederum das Auswechseln ‘der 
Diehtungen sehr erschwert, weil die sehr 
starren Leitungen sich nur schlecht ausein- 
anderzwängen lassen. Der Wert glatter Flan- 
schen ist jedenfalls in diesem Zusammenhange 
sehr beachtlich. 

Zusammenfassend kann gesagt werden, 
daß sich die Steigerung des Kesseldruckes auf 
etwa 22 und des Turbinendruckes auf etwa 
20 at als wirtschaftlich vorteilhaft wohl 
empfiehlt. Man darf hierfür mit einer Ver- 
besserung der Bilanz um etwa 2% der Kohlen- 
werte rechnen. Darüber hinaus werden die 
bestenfalls möglichen Gewinne so klein, daß 
man schon aus betriebstechnischen Gründen 
von weiteren Drucksteigerungen absehen 
sollte. Für die Steigerung von 20 auf 25 at 
ergibt sich zwar noch eine thermische Ver- 
besserung der Bilanz um etwa 1,3%. Diese 
vermindert sich aber durch die finanzielle 
Gegenrechnung bereits auf weniger als 0,5%. 
Für noch höhere Drucke wird die Bilanz 
negativ. 


IE 


Der beträchtliche Anteil, den Gehälter 
und Löhne gerade in der letzten Zeit an den 
preisbildenden Werten erlangt haben, zwingt 
zur weiteren Mechanisierung der Betriebe bis 
zu derjenigen Grenze, wo die Rücksichten auf 
Betriebssicherheit Einhalt gebieten. Wenn- 
gleich schwere, körperliche Arbeit, insbesondere 
bei der Brennstoffhandhabung, in größeren 
Betrieben fast ganz verschwunden ist und 
nur noch im Falle von Reparaturen geleistet 
werden muß, so glaube ich doch, daß bezüglich 
Verminderung, der Handarbeit und der Zahl 
der für die Überwachung des Betriebes er- 
forderlichen Personen noch vieles erreicht 
werden kann. Ich ‚könnte mir beispielsweise 
denken, daß die Überwachung der Kessel- 
häuser, nämlich die Regulierung der Brenn- 
stoffzufuhr und des Speisewassers, die Be- 
tätigung der Ventile und Schieber, die Zug- 


lichen Beanspruchungen durch Stöße nicht 
ausgesetzt werden. Durch ein in _der 
Zwischenzeit durchgebildetes, ee ae Ver- 

peise- 
leitungen stark dämpfen. Immerhin möchte 
ich nicht empfehlen, für gußeiserne Vorwärmer 
die vorgenannte Grenze wesentlich zu über- 
schreiten. 


4. Rohrleitungen. 


Bis zu 22 at können normale Rohr- 
leitungen ohne weiteres verwandt werden. 
Für höhere Drucke werden Modellände- 
insbesondere Flanschen, der 


rungen, der 


Ventile und der Armaturen, erforderlich. Für 


Drucke über 25 at steigt die Wandstärke 


um 75 bis 100% gegenüber den handelsüblichen 
Abmessungen. Für die Flanschen sind ganz neue 


Normalien zu entwerfen. Auch gewalzte Flan- 


‚schen sind grundsätzlich zu verwerfen, weil das 


dieke Rohr der Rohrwalze nicht mehr nachgibt; 
gegen das Abziehen der Flanschen müssen be- 


sondere Einrichtungen getroffen werden. Die 


Flanschen müssen Nut und Falz erhalten zur 


Abb. 1. Kraftwerk Golpa mit Schalthaus im Vordergrund. 


regulierung und selbst die Aschenentiernung 
entweder automatisch oder beeinflußt durch 
eine Zentralstelle geregelt werden, ebenso wie 
beispielsweise schon heute die Belastungs- 
verteilung, die Spannungsregulierung, ferner 
die Ein- und Ausschaltung von Generatoren 
usw. von der Schalttafel des Werkes aus vor- 
genommen werden. Die Handarbeiten würden 
sich dann im wesentlichen auf Reinigung und 
Reparaturen beschränken lassen. 5 
Erfahrungsgemäß nehmen in der Bilanz 
der Werke die Ausgaben für Reparaturen AeuER 
beträchliche Werte an. Meines Erachtens sin 
sie zum Teil vermeidbar, weil das seitens der 
Besteller in der Regel zu stark betonte Streben 
nach höherem Wirkungsgrad den Hersteller 


zu gewagten Konstruktionen veranlaßt, die 


normalen Beanspruchungen zwar standhalten, 
im Falle außergewöhnlicher aber zusammen- 
brechen. Als Beispiel mödhte ich das über- 
mäßige Hochtreiben des Wirkungsgrades der 
Generatoren anführen, das den Hersteller dazu 
zwingt, einen üblen Kompromiß zwischen 
Kupferstärke und Isolationsstärke bei der 


s 


Neuere Bestrebungen, die dem entgegenwirken, 
die beispielsweise für die Generatorenwick- 
lungen als Prüfspannung benachbarter Lagen 
die volle Betriebsspannung vorschreiben, sind 
deshalb als wirtschaftlichkeitsfördernd zu be- 
grüßen, selbst wenn dadurch der Höchst- 
wirkungsgrad und die aus gegebenem Material 
herausziehbare Leistung etwas gedrückt wer- 
den sollten. 

Von größerem Einfluß auf den Heizstoff- 
verbrauch eines Werkes als kleine Unter- 
schiede im Wirkungsgrad seiner Teile ist die 
richtige Handhabung der Feuerung, die größere 
Ersparnisse an Brennmaterial bewirkt, als 
durch sonstige technische Verbesserungen er- 
zielbar sind. Die Schwierigkeiten sind seit der 
Kriegszeit beträchtlich gewachsen, weil wohl 
überall die Qualität des Brennstoffes herab- 
gegangen und Gleichmäßigkeit des Heizwertes 
und der Körnung, regelmäßiger Aschengehalt 
und Freiheit von Bergen nicht mehr geleistet 
werden. Man ist genötigt, gasreiche und gas- 
arme Kohle, Stücke und Staub, reine und stei- 
nige Kohle hintereinander auf denselben Rosten 
zu verfeuern. Die Statistik zeigt demgemäß, 
daß der spezifische Kohlenverbrauch gegen- 
über den Friedensverhältnissen fast überall 
beträchtlich gestiegen .ist. Man hat deshalb 
der Regulierung der Zugverhältnisse in letzter 
Zeit erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet und 
insbesondere durch kombinierte Saugzug- und 
Unterwindanlagen sich den wechselnden Brenn - 
stoffverhältnissen anzupassen gesucht. Nach 
Beseitigung anfänglicher Unvollkommenheiten 
‚sind mit diesem Verfahren gute Erfolge erzielt 
worden, und es gelingt, auch verhältnismäßig 
gasarıme, schlackenreiche Kohle, ja sogar Koks 
auf gewöhnlichen Rosten, manchmal auch ohne 
Zusatz gasreicherer Brennstoffe, zur guten Ver- 
feuerung zu bringen. 

Ein aussichtsvoller Weg ist neuerdings 
in amerikanischen Kraftwerken durch die Ein- 
führung der Kohlenstaubfeuerung beschritten 
worden. Die ersten Versuche mit Kohlen- 


staubfeuerung sind meines Wissens etwa vor 
20 bis 30 Jahren in Deutschland gemacht 
‘worden. Die Kohle wurde in besonderen 
Mühlen (Kugelmühlen) gemahlen, das Mahlgut 
in Säcken, wofür wegen der Feinheit des 
Kohlenstaubes Ledersäcke verwandt werden 
mußten, zu den Kesseln gebracht und in dem 
Feuerungsraume mittels Preßluftgebläse und 
Gasbrennern eingeblasen. Technisch befrie- 
digende Ergebnisse wurden jedoch nur dann 
erzielt, wenn die Kohle außerordentlich fein 
gemahlen war, weil es nur dann möglich war, 
in einer kurzen Flamme restlose Verbrennung 
zu erzielen. Die Ausmahlung der Kohle gelang 
jedoch nur unvollkommen, oder das Ver ahren 
wurde infolge mehrfachen Aussiebens zu teuer. 
Es blieb stets ein beträchtlicher Rest zu grob- 
körnigen Materials zurück, der in der Flamme 
nieht zur Verbrennung gelangte und als halb- 
verbrannter Kohlenstoff wieder ausfiel. Mit 
sehr gasreichen Kohlen waren die Ergebnisse 
etwas günstiger. Das ganze Verfahren litt 
außerdem an der Unbequemlichkeit des sehr 
unreinliehen Transportes von der Mühle bis 


f 


564 


zu den Kesseln. Nachdem obendrein noch 
Kohlenstaubexplosionen vorgekommen wären, 
sind dann leider die damaligen Bestrebungen 
völlig eingestellt worden. or 
Die schon damals festgestellten Schwierig- 
keiten kennzeichnen das Problem, Der erste, 
der sie meines Wissens erfolgreich überwunden 
hatte, war Bettington, der durch Fraser & 
Chalmers in England einen Kohlenstaub- 


a 


flektrotechnische Zeitschrift. 


Kohle mit einem Aschengehalt bis zu 20% 
zu verbrennen. | : 

Die Beseitigung der Asche verlangt um- 
somehr Handarbeit, je größer der Gehalt des 
Brennstoffes an Unverbrennlichem und je nie- 
driger der Heizwert ist. In Großkraftwerken, 
insbesondere in Braunkohlenkraftwerken, sind 
dieAnfälle so beträchtlich, daß besonderemecha- 
nische Einrichtungen nieht umgangen werden 


) 


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‚ Abb. 2. Kraftwerk Golpa, im Vordergrund Kühltürme. 


kessel ausführen ließ und mit diesem gute 
Ergebnisse hatte. In England sind dann eine 
geringe Anzahl solcher Kessel aufgestellt und 
betrieben worden, zu einer Einführung in 
größerem Maßstabe ist es aber auch hier nicht 
gekommen. 


Bettington vermied den schwierigen Staub- - 


transport dadurch, daß er die Kohlenmühle 
mit dem Ventilator für die Druckluftfeuerung 
verband und diese unmittelbar neben den 
Kesseln aufstellte. Die durch eine Schnecke 
geförderte Kohle wird durch die Schaufel des 
entsprechend ausgeführten‘ Schleuderventila- 
tors erfaßt und gegen auswechselbare Prell- 
platten geworfen. Die durch den Ventilator 
gleichzeitig angesaugte Luft führt nur die- 
jenigen Kohlenpartikelchen. mit, die bereits 
genügend fein zerkleinert sind, der Rest fällt 
immer wieder auf die Schaufeln zurück und 
wird dem Zerkleinerungsprozeß aufs neue 
unterworfen. In sehr geschickter Weise hat 
er ferner die Ansprüche an die Feinheit des 
Mahlgutes, von der der Kraftverbrauch wesent- 
lich abhängt, zu ermäßigen gewußt. Er baute 
einen vertikalen Röhrenkessel mit zentralem 
Brenner und senkrecht nach oben aufsteigender 
Flamme. Die Flamme prallt oben gegen die 
Wasserkammer, und da die Weiterleitung der 
Abgase wiederum unten erfolgt, ist die Flamme 
genötigt, pilzartig gewissermaßen in sich zu- 
rückzukehren. Dadurch verdoppelt er die an 
sich schon große Flammenlänge und erreicht 
vor allem, daß die zurückkehrenden noch 
unverbrannten Kohlenteile einer kräftigen Be- 
strahlung durch den ersten Teil der aufsteigen- 
den Flamme unterworfen werden, so daß selbst 
beträchtlich gröberes Mahlgut zur vollkomme- 
nen Verbrennung gelangt. Die Schlacke fällt 
dabei in tropfenförmigen, sehr leicht zu be- 
handelnden Stücken an. Sehr interessant und 
für den Betrieb des Kessels von ausschlagge- 
bender Bedeutung war.die Tatsache, daß in- 
folge der hohen Flammentemperatur die zwi- 
schen den Rohren der ersten inneren Reihe 
ausgebaute Schamottewand aus, besonderen 
Schamotte-Fassonsteinen an der inneren, der 
Flamme zugekehrten Seite nach kurzer Zeit 
wegschmolz. Der Rohrschutz und die Trenn- 
wände blieben jedoch erhalten, weil sich gleich- 
zeitig die geschmolzene Oberfläche gewisser- 
maßen aus, der. sich ahlagernden flüssigen 
Schlacke wieder ergänzte, so daß später eine 
weitere Abnutzung der Schamottesteine nicht 
mehr festzustellen war. 

Auch bei den in Amerika inzwischen aus- 
geführten Anlagen!) wird der sichtbare Kohlen- 
staubtransport vermieden. Die Kohle wird 
entweder in zentral eingerichteten, meistens 
mit Kugelmühlen ausgerüsteten Anlagen zer- 
kleinert, wobei ein Aussiebungsverfahren eben- 
falls nach dem Prinzip erfolgt, daß der genügend 
zerkleinerte Kohlenstaub durch einen Luft- 
strom fortgetragen wird, ‚während der Rest 
in die Mühle zurückfällt, oder durch neben den 
Kesseln aufgestellte kombinierte Mühlen und 
Ventilatoren nach dem Schleuderprinzip. 

In der Literatur ist über ausgeführte An- 
lagen noch verhältnismäßig wenig zu finden. 
Nach mündlichen Berichten sollen die Anlagen 
befriedigend laufen, es soll sogar möglich sein, 


1) Vgl. z. B. „ETZ“ 1920, 8. 473. E 


Fa 


Bd 


können. So beträgtbeispielsweise im Großkraft- 


werk Golpa (Abb. I u. 2) der tägliche Anfall’ 


zwischen 30 und 50 Waggons. Das sind Mengen, 
die in unmittelbarer Nähe des Kraftwerkes 
nichtmehr abgelagert werden können. Eskommt 
somit noch ein längerer Transport hinzu, der 
wiederum das vorherige Ablöschen der zum 
Teil glühend anfallenden Asche zur Voraus- 
setzung hat. 

Die Handhabung derartiger Aschenmengen 
ist zurzeit noch eines der am schlechtesten 
gelösten Probleme. Technisch befriedigt bis 
jetzt am besten die pneumatische Absaugung 
in hochliegende geschlossene Behälter, aus 
denen die Asche mit mechanischen Transport- 
mitteln (Schnecken, Kratzer) unter gleich- 
zeitigem Zusatz von Wasser entnommen und 


in Eisenbahnwagen (Selbstentlader) eingefüllt. 


wird. ‘Andere lassen die Asche aus den Be- 
hältern unmittelbar in ausgemauerte Wasser- 
bottiche abstürzen, aus denen sie mit Kratzern 
entfernt wird. Soweit die Asche in staub- 
förmiger Form anfällt, macht dieses System 
keine besonderen Schwierigkeiten. Verstop- 
fungen ‚und großer. Verschleiß, besonders in 
den Krümmern, entstehen jedoch manchmal 
durch die anfallenden Schlacken, die die Vor- 
schaltung von Brechern oder die Aussiebung 
rößerer Stücke bedingen. Dem Verschleiß in 
en Rohrkrümmern begegnet man durch be- 
sondere Konstruktionen, die eine rasche Aus- 
wechslung ‚der zerstörten Wandungsteile er- 
lauben. Die Zwischenschaltung von Brechern 
und die Aussiebung größerer Schlackenstücke 
ist eine unangenehme Zugabe, die gleichzeitig 
den noch immer ziemlich großen Bedarf an 
Arbeitskräften’erhöht. In wirtschaftlicher Hin- 
sicht müssen die pneumatischen Systeme 
gleichfalls als noch wenig befriedigend bezeich 
net werden. Zinsen- und Reparaturkonto sind 
sehr beträchtlich, der allgemeinen Einführung 
steht zudem der große 'Kraftverbrauch der 
Luftpumpen hindernd entgegen. 


Bessere Aussichten scheint mir die Aus- 


führung von geschlossenen Schüttelringen zu 
bieten, wenn es gelingt, den hierfür nötigen 
beweglichen Anschluß an die Aschentrichter 
befriedigend zu lösen. Die Schüttelringe wür- 
den die Asche unmittelbar in Wassergruben 
befördern, die vor dem Kesselhaus angeordnet 
sind, und die mit Hilfe von Kratzern entleert 
werden. 

Das ganze Problem ist der technischen 
Vervollkommnung außerordentlich bedürftig, 
und es ist eigentlich erstaunlich, daß es bis 
‚jetzt zu intensiverer technischer Betätigung so 
wenig Anreiz gegeben hat. - 

Die pneumatische, wie überhaupt jede ma- 
schinelle Absaugung der Asche wird u. a. da- 
durch sehr erschwert, daß eine so große Zahl 
von einzelnen Absaugestellen erforderlich sind. 
Durch die zahlreichen Aschenverschlüsse, zu 
denen gegebenenfalls noch komplizierte Ab- 
saugeanschlüsse kommen, entstehen sehr hohe 


Anlagekosten und eine sehr umständliche War-. 


tung, die fast ebensoviel Bedienung verlangt 
als das unmittelbare Abziehen der Asche von 
Hand in Wagen. 
(Fortsetzung folgt.) 


1920. Heit 29. 


22. Juli 1920, 


Die Beseitigung der Kohlennot. 
Von Dr.-ng. e. h. G. Dettmar. Be 


5 (Schluß von 8._548.) 
Ebenso wie man bei der Erzeugung der 
Kraft, der Wärme und des Lichtes höchste 
Wirtsehaftlichkeit anstreben soll, muß dies 
auch beim Verbrauch geschehen und ebenso bei 
der Verwendung der Erzeugnisse, denn in 
ihnen ist ja die aufgewendete Kohle usw. ge- 
bunden. Es wird sich dies sicher auch erzielen 
lassen, so daß auch auf diesem Wege Erspar- 
nisse erreichbar sind. Allerdings wird das 
nur mit vieler Kleinarbeit geschehen können, 
und es wird notwendig sein, um Erfolg zu er- 
zielen, einen großen Kreis der Bevölkerung 
aufzuklären und aus ihrer Gewohnheit auf 
zurütteln. Das wird am besten dadurch ge- 
:schehen, daß man sich je nach den Verhält- 
nissen ein Merkblatt macht ähnlich _dem- 
jenigen, das von mir früher!) während des 
Krieges aufgestellt war. Dieses Merkblatt 
muß natürlich den jetzigen bzw. zukünftigen 
Verhältnissen angepaßt werden. Als Grund- 
lage hierfür kann folgendes dienen: ; 


Merkblatt. 


Wie 'man 


Kohlen) spart. 

Im allgemeinen Interesse ist es notwendig, 
an Kohlen zu sparen. Dies muß insbesondere 
dadurch geschehen, daß jeder nur irgend 
entbehrliche Verbrauch unterbleibt. So- 
weit dies nicht möglich, beachte man das 
Nachstehende: Fa 


‚A. Kraftbetrieb. 

1. Man vermeide jeden längeren Leerlauf von 
Motoren. 5 

2. Wenn der Motor in Betrieb ist, so benutze 


erledigenden Arbeiten 
richtig verteilt. R 

3. Man lasse Arbeitsmaschinen und Vorgelege 
nicht unnötig leer mitlaufen; gegebenen- 
falls setze man nicht gebrauchte Arbeits- 
maschinen, Vorgelege, Transmissionen usw. 
durch Entfernung des Riemens usw. still. 

4. Man vermeide verwickelte Anordnungen, 
wie mehrfache Vorgelege, gekreuzte Riemen, 
lange Wellenstränge. Transmissionen be- 
laste man nicht mitten zwischen, sondern 
nahe bei den Lagern.. Der richtigen (weder 
zu großen noch zu kleinen) Riemenspan- 
nung wende man Aufmerksamkeit zu. 

5. Vorschaltwiderstände, die elektrische Ar- 
beit verzehren, verwende man nur in zwin- 
genden Fällen. i 


Br Beleuchtung. 


1. Man schalte Lampen, die nicht mehr be- 
nötigt werden, sofort aus. x 


ansammelt und 


finden, tausche man sie sofort gegen Metall- 


stärke aus, da sie nur 1/3 der elektrischen 
Arbeit verbrauchen. 

3. Man bringe die Glühlampe tunlichst nahe 

am Gebrauchsort an. S > 

4. Durch richtige Anwendung von Reflek- 
toren kann man die Beleuchtung an der 
Gebrauchsstelle verbessern, oft sogar bei 
BEER Verbrauch an, elektrischer Ar- 

eit. 

. Man beseitige lichtverzehrende Schirme und 
Gehänge, soweit sie nicht etwa für den 
Schutz der Augen unentbehrlich sind. 

6. Arbeiten, die bei natürlichem Licht ge- 
macht werden können, verriehte man nicht 
bei künstlicher Beleuchtung. 


Um einen Erfolg zu erzielen, ist es not- 
wendig, solche Merkblätter in weitestem Um- 
fang zu verbreiten. 
sich, sie am schwarzen Brett anzuschlagen und 
damit allen Arbeitern bekanntzumachen. Be- 
sonders wichtig ist es, die Betriebsleiter, Werk- 
führer usw. zum Sparen zu veranlassen, was 
gegebenenfalls durch Prämien auf Grund von 
erzielten Ersparnissen erreicht werden kann. 

‚. Eine bedeutende Kohlenersparnis wird 
sich aus der Durchführung des elektrischen 
Vollbahnbetriebes, die ja auch von dem Preu- 
ßischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten 
und der Bayerischen Statsbahnverwaltung 
schon seit einiger Zeit in Angriff genommen 
ist, ergeben. Die nunmehr erfolgte Zusammen- 
legung aller Bahnen zur Reichseisenbahn wird 
hoffentlich diese Bestrebungen fördern, und 


u 


Zeit praktische Ergebnisse erzielt werden. 
Nach Wechmann?) ist die Ersparnis bei voll- 


„») „ETZ“ 1918, 8.78. 
?®) „Verkehrstechnik“ 1919, Heft 4. 


elektrische Arbeit (und damit 3 


man’ihn möglichst voll, indem man die zu 


2. Sofern noch Kohlefadenlampen Verwendung 


es wäre zu hoffen, daß hier schon in kurzer 


.fadenlampen höchstens gleicher Kerzen- 


In Fabriken empfiehlt es 


ir 


F 


ständig durchgeführter elektrischer Zugförde- 


ER ARE ET EEE 


R 


‚niedrig. 


% lich ist. 


rung auf rd 5 Mill. t jährlich zu veranschlagen. 
Allerdings gehören zur Durchführung dieser 
Arbeit mindestens 20 Jahre, wahrscheinlich 
sogar 40—50 Jahre. Es sind natürlich auch 
noch viel Schwierigkeiten zu überwinden, ins- 
besondere auch dadurch, daß diese Einführung 
der elektrischen Zugförderung mit einer groß- 
zügigen Gewinnung der Nebenprodukte, ver- 
bunden werden soll. Aber auch in der Über- 
gangszeit ist beabsichtigt, schon dadurch 
wirtschaftlicher zu arbeiten, daß die Lokomo- 
tiven nicht mehr mit Steinkohle, sondern mit 
Halbkoks gefeuert werden. Das bei der Er- 
zeugung des letzteren gewonnene Gas soll in 
Gaskraftmaschinen in elektrische Arbeit 


umgewandelt werden. 


Bei Straßenbahnen wird sich durch wirt- 
schaftliches Fahren!) und durch zweckmäßige 
Anordnung von Haltestellen?) eine Ersparnis an 
Kohle erzielen lassen. Volkers hat in seiner 
Schrift „Die Fahrkunst auf Straßenbahnen‘ 
mit Recht auf die große Bedeutung des rich- 
tigen Fahrens hingewiesen und gezeigt, welche 
Erfolge sich durch. gute Instruktion der Fahrer 
erzielen lassen. Auch durch Einführung von 
Kugel- oderRollenlagern®) läßt sich eineK ohlen- 
ersparnis erreichen. es. — 

In den Fabrikbetrieben wird sich dureh 
Verbesserung der Transmissionen und durch 
weitere Einführung des elektrischen Antriebes 
viel Kohle sparen lassen. Hierbei ist in jedem 
Falle sorgsam zu unterscheiden, ob Einzel- 


antrieb, Gruppenantrieb oder Gesamtantrieb . 


das zweckmäßigste ist. Ist doch-vielfach schon 
festgestellt worden, daß in Fabrikbetrieben 
der Wirkungsgrad von der Kraftmaschine bis 
zur Arbeitsmaschine nur 30%, beträgt. Selbst 
bei in neuerer Zeit erst eingerichteten 
Werkstätten liegen oft die Verhältnisse noch 
ebenso. Die Kriegsrohstoffabteilung‘) hat 
z. B. festgestellt, daß in einer Fabrik, die mit 
25 Transmissionen arbeitete, ein Verbrauch von 
250 kW bei normalen Betriebe und von 165 kW 
bei Leerlauf vorhanden war. Das entspricht 
etwa 34%. Bei Erweiterung durch neue Werk- 
zeugmaschinen stieg der Wirkungsgrad auf 
etwa 50%.- Darch zweckmäßig gewählten 
elektrischen Antrieb können hier viele Ver- 
lustquellen vermieden werden, wobei außer- 


dem die Übersichtlichkeit im’ Fabrikbetriebe 


wesentlich erhöht wird. Durch richtige Be- 


messung der Werkzeug- und Arbeitsmaschinen, 


durch vermehrte Anwendung von Kugel- und 


Rollenlager oder anderer verbesserter Lager-. 


konstruktionen wird vielfach beträchtlich an 
Kohle gespart werden können. 


Auch durch die richtige Ausnutzung der 
auf beleuchtungstechnischem Gebiete er- 
zielten Fortschritte wird es möglich sein, den 
Brennstoffverbrauch zu verringern, obgleich 
man sich über die dadurch erzielbare Menge 
der zu sparenden Kohle usw. keinen falschen 
Hoffnungen hingeben darf. Macht doch die 
Beleuchtung z. B. bei Elektrizitätswerken 
heute nur noch 8% der abgegebenen elektri- 
schen Arbeit aus. Wenn auch bei industriellen 
Einzelanlagen der Anteil des Lichtes vielleicht 
etwas größer ist, so bleibt er doch immer 
Da die Benutzungsstundenzahl für 
die Beleuchtung gegenüber der für Kraft eine 
niedrigere ist, kann eben hier keine so erheb- 
iche Ersparnis erzielt werden, wie man es 
gemeinhin glaubt, Man muß jedoch selbst- 
verständlich auch diese geringe Kohlener- 
sparnisse mitnehmen, namentlich soweit sie 
ee auch ein wirtschaftlicher Vorteil 
ür den Benutzer der Beleuchtung ist. Noch 
immer werden Kohlefadenlampen benutzt 
in Fällen, in denen die Brenndauer beträcht- 
Ihr Verwendungsgebiet sollte aus- 
schließlich auf kurze Benutzungsdauer be- 
schränkt werden, da der spezifische Verbrauch 
3- bis 5-mal größer ist als der von Metallfaden- 
und Halbwattlampen. Die letztere Lampe 
sollte, soweit nur irgend möglich, Anwendung 
finden, und übertriebene Beleuchtung sollte 
möglichst vermieden werden. Nur allzu oft 
wird der Fehler gemacht, daß man glaubt, eine 
Verbesserung der Beleuchtung dadurch zu 
erreichen, daß eine a der Licht- 
quelle vorgenommen wird. Durch sachgemäße 
Verteilung des Lichtes wird vielfach ein ebenso 
bedeutender Vorteil erreicht werden können. 
Namentlich soll man immer dahin streben, 
eine gute, örtliche Beleuchtung zu erreichen, 
ohne die allgemeine Beleuchtung‘ zu über- 
treiben. Das trifft ganz besonders für in- 
dustrielle Verwendung der Beleuchtung zu. 
Ferner wird durch Reflektoren auch vielfach 
zweckmäßig dieses Ziel erreicht werden 
können. 


1) „Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen“ 1920, S. 85. x 
7 ») „Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen“ 1915, 8. 1: 1919, S. 41; 
„Elektrotechn. u. Maschinenb.“ 1917, S. 448 u. „Zeitschr. f. 
Kleinb.“ a S. 701. 


Ir 1918, 8.458. 
4% „Helios“ 1918, Heft 35, $.-619. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


'schlamm, 


1920. 


Ebenso wird man viel Erfolg erzielen 
können durch richtige Ausbildung der Be- 
leuchtungskörper und richtige Anordnung der 
Lampen. Überhaupt ist es wichtig, durch 
weitere Verbreitung von Aufklärung auf be- 
leuchtungstechnischem Gebiet sparend zu 
wirken, da nach dieser Richtung hin selbst in 
Kreisen von Ingenieuren noch vielfach un- 
genügende Kenntnisse vorhanden sind. Auf 
meine Veranlassung hin hat die „Deutsche 
Beleuchtungstechnische Gesellschaft“ jetzt in 
großzügiger Weise die Fortbildung auf diesem 
Gebiet übernommen, und es werden solche 
Kurse in größerem Maßstabe durchgeführt. 

In den Jahren 1916 und 1917 war zur 
Erzielung von Kohlenersparnissen die Sommer- 
zeit eingeführt worden. In den späteren Jahren 
hat man von ihr abgesehen, weil der Nutzen 
nicht sehr erheblich, die Unannehmlichkeiten 
auf dem Lande aber sehr große waren. Eshat 
sich auch gezeigt, daß auf dem Lande keine 
Ersparnisse erzielt werden. Siegel!) hat nach- 
gewiesen, daß bei den Elektrizitätswerken 
etwa 0,3% des Gesamt-Jahresverbrauches 
gespart werden. Da letzter jetzt ungefähr 
8Milliarden kWh?) beträgt, ergibt sich eine Er- 
sparnis von etwa 25000t Kohle. Hinzu kommt 
noch die Ersparnis in Einzelanlagen mit etwa 
15 000 t und bei den Gaswerken mit etwa 
25 000 t. Das ergibt zusammen rd 65 000 t 
jährlich d. h. etwa 0,05%, der jozisen Stein- 
kohlenförderung. Da die für Licht verbrauchte 
elektrische Arbeit aber im allgemeinen etwa 
3-mal ‘höher bezahlt wird als die für Kraft 
abgegebene, so entsteht den Elektrizitäts- 
werken ein beträchtlicher Schaden. Nach 
Siegel entspricht der Verringerung der Strom- 
abgabe um 0,3% eine solche der Einnahme 
um 0,9%. 


D. Die weitgehendste Verwendung ge- 
ringwertiger Brennstoffe. 


Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß 
die zur Verfügung stehenden Brennstoff- 
mengen auch bei größter Sparsamkeit in den 
nächsten Jahren nicht mit dem Bedarf 
in Einklang gebracht werden können, da die 
zur Erzielung erheblicher Mehrmengen von 
Brennstoffen und für die Erreichung von 
Einsparungen notwendigen Arbeiten zum Teil 
mehrere Jahre für ihre Durchführung be- 
nötigen. Die Hauptschwierigkeiten werden 
naturgemäß bei der Steinkohle liegen, doch 
werden die auch in nächster Zeit zur Ver- 
fügung stehenden Braunkohlen und der ge- 
winnbare Torf nicht ausreichen. Letzterer 
wird zunächst wesentlich für den Hausbrand 
in Frage kommen, da die Anlagen, die zu 
seiner Verwertung zur Elektrizitätserzeu- 
gung gebaut werden müssen, wiederum J ahre 
für ihre Errichtung brauchen. Das Holz wird 
für den Hausbrand einspringen müssen, was. 
aber nur vorübergehend durchgeführt werden 
sollte, da sonst unsere Bestände zu stark in 
Anspruch genommen werden und für das 
Holz andere wichtige Verwendung vorhanden 
ist. Unter diesen Umständen ist es notwendig, 
mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln 
dafür zu sorgen, daß die bereits vorhandenen 
und noch gewinnbaren geringwertigen Brenn- 
stoffe möglichst weitgehendste Verwendung 
finden. i 

Sofort stehen z. B. die umfangreichen 
Halden von Steinkohlengrus, die Waschberge, 
Klaubeberge, der Kohlenstaub, Kohlen- 
Koksasche usw., zur Verfügung. 

Diese Brennstoffe enthalten je nach Zu- 
sammensetzung 4500 bis 5500 Wärmeein- 
heiten, so daß ihre Benutzung Keine Schwierig- 
keiten bietet. Außerdem kann sofort die in 
verhältnismäßig großen Mengen vorhandene 
Lokomotivlösche weitergehendere Verwendung 
finden als dies bisher geschieht.- Ferner sind 
zu nennen an geringwertigen Brennstoffen: 
Sägemehl, Gerberlohe, Waldstreu, Schilf und 
Ähnliches. , 3 

Dem Ölschiefer?) ist bisher in Deutschland 
verhältnismäßig wenig Beachtung geschenkt 
worden. Er dürfte jedoch geeignet sein, einen 
beachtenswerten Ersatz für Kohle zu bieten. 
Sein Vorkommen ist erheblich, denn es sollen 
sich nach Trenkler in Deutschland 117 Milliard. 
t vorfinden. In Bayern, Württemberg, Hessen 
und auch in Norddeutschland kommt er in 
großen Mengen vor und kann leicht abgebaut 
werden. Er kann verbrannt oder vergast 
werden, und es kann aus ihm Öl gewonnen 
werden, das seinerseits. wieder verbrannt 
werden kann. Neben Rohöl, das außer für 
Kessel auch für Dieselmotoren Verwendung 
finden kann, werden aber auch Leichtöle, 
Mittelöle und Scehmieröle gewonnen. Der Öl- 
gehalt beträgt 3 bis 5%. _ 


1) „ETZ* 1919 8. 357. Sa 

R Die von Si egel angegebene Zahl 3 Milliarden 
ist nicht zutreffend, da ja schon 1913 die us 4,3 Mil- 
liarden kWh betragen hat (siehe „ETZ“ 1914, $. 907). 

8) „ETZ“ 1920, 8. 854. 


/ 


‚Heft 29. 


Auch die Müllverbrennung ist in diesem 
Zusammenhang zu betrachten, zumal sie auch 
in hygienischer Beziehung die beste Lösung 
zur Beseitigung des Mülls darstellt In manchen 
Orten sind die Schwierigkeiten der Müllver- 
brennung recht bedeutend, da das Müll so 
wenig brennbare Stoffe enthält, daß eine Ver- 


brennung nur unter Zusatz von besser 
brennbaren Stoffen möglich ist. Im anderen 
Orten dagegen hatte sich gezeigt!), daß das 


Müll ohne Zusatz gut verbrennt. In den letzten 
Jahren werden die Schwierigkeiten wahr- 
scheinlich noch größer geworden sein, da ja 
durch die schlechteren Ernährungsverhältnisse 
und die gesamte ungünstige, wirtschaftliche 
Lage das Müll wahrscheinlich noch schlechter 
geworden ist. Es sollte aber immerhin ver- 
sucht werden, soweit irgend möglich, die Müll- 
verbrennung durchzuführen und die über- 
schüssige Wärme zur Erzeugung von Elektri- 
zität zu benutzen. 

Diese minderwertigen Brennstoffe ver- 
tragen naturgemäß keinen Transpo:ıt und 
müssen am Orte oder in der Nähe des Anfalles 
verwertet werden. Daß dies leider auch heute 
noch vielfach nicht geschieht, geht z. B. aus 
den Mitteilungen von Diplom-Ingenieur A. 
Wirth?) hervor. Er sagt, daß heute auf den 
Zechen Förderkohlen verstocht werden und 
die minderwertigen Stoffe auf die Halden 


gehen oder billig abgegeben werden. 


Da nun diese minderwertigen Brennstoffe 
an Ort und Stelle verbraucht werden müssen, 
wird es sich in der Regel am zweckmäßigsten 
erweisen, sie zur Elektrizitätserzeugung zu 
verwenden und gegebenenfails durch den Draht 
die Arbeit dorthin zu bringen, wo sie Verwen- 
dung finden kann. 


E. Die Bedeutung der Transport- 
verhältnisse. 

Es ist ja bekannt, daß die Kohlennot 
nicht allein eine Frage der Förderung von 
Kohlen usw. ist, sondern sie ist während eines 
großen Teiles des Jahres auch eine Frage der 
Beförderung, so daß es notwendi ist, sich 
hier auch mit den Transportverhältnissen zu 
befassen. Besonders nach der Ernte hat sich 
schon im Frieden immer eine große Knapp- 


heit an Transportmitteln ergeben, die dazu 


führte, daß die geförderten Kohlen nicht ab- 
transportiert werden konnten:. Über diese 
schwierigen Zeiten kam man aber früher da- 
durch hinweg, daß man in verkehrsschwächeren 
Zeiten Vorräte von Brennstoffen geschaffen 
hat. Das ist aber bei der jetzigen Knappheit 
an Brennstoffen unmöglich, und die Transport- 
schwierigkeiten machen sich nun jetzt sehr 
viel mehr bemerkbar, zumal ja auch das 
Wagenmaterial durch die Abgabe an die 
Entente unzulässig verringert worden ist. 
Weiterhin ist aber auch dadurch, daß in den 
Reparaturstätten monatelang wenig und gar 
nichts getan wurde, der Reparaturstand 
an Wagen und Lokomotiven ein sehr schlechter 
geworden, so daß die Anforderungen, die an die 
Eisenbahnen gestellt werden, von ihr oft nicht 
erfüllt werden können. Das Heilmittel ist 
hier natürlich ganz einfach, da es nur einer 
fleißigen Arbeit in den Eisenbahnwerkstätten 
und den Reparaturwerkstätten der Industrie 
bedarf, um wenigstens die vorhandenen Loko- 
motiven und Wagen brauchbar zu machen. 
Trotz größter Bemühungen ist es ja bekannt- 
lich nur in sehr geringem Umfange gelungen, 
die Arbeiter in den Reparaturwerkstätten 
dahin zu bringen, genügend Arbeit zu leisten. 
Neben der Verbesserung des Reparaturstandes 
der Lokomotiven und Wagen ist weiterhin die 
Herstellung neuer Betriebsmittel dringend 
notwendig. Doch auch hierzu bedarf es fleißiger 
Arbeit und nicht fortwährender Streiks. 
Dureh weiteren Ausbau unseres Kanal- 
netzes muß eine Entlastung der Eisenbahnen 
erreicht werden. Es ist notwendig, die geplan- 
ten Kanäle bald zu bauen und gegebenenfalls 
noch weitere Projekte in Angriff zu nehmen. 
Eine große Gefahr droht unserer Kohlen- 
versorgung und besonders der Süddeutsch- 
lands noch durch die von der Entente ver- 
langte Abgabe von Rheinschiffen. Es muß 
alles versucht werden, um diese schwere 
Schädigung abzuwenden, da die Eisenbahnen 
sehr stark auf die Unterstützung durch die 
Wasserstraßen angewiesen sind. 
Ein weiteres, sofort durehführbares Mittel 
zur Entlastung der Bahnen besteht darin, 
daß die Güte der Kohle wieder auf den Stand 
gebracht wird, den sie vor dem Kriege hatte. 
Während früher 8 bis 10% Steine, Erde usw. 
in der Steinkohle enthalten waren, sind es 
jetzt meist 20 bis 30% und manchmal noch 
mehr. Es könnten also beträchtliche Mengen 


') Näheres siehe in dem Aufsatz „Die Bedeutung 
der Müllverbrennung für die Elektrotechnik“, „ETZ* 1907, 
S. 641. h 3 
{ !) „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure" 1920, 
Heft 11, S. 248, 


666 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1926. Helt 29. 


an Betriebsmitteln gespart werden, wenn die 
Bergarbeiter wieder so arbeiten würden, wie 
vor dem Kriege. 

Wie schon oben erwähnt, sollen die ge- 
ringwertigen Brennstoffe am Gewinnungs- 
ort oder doch in dessen nächster Nähe ver- 
wertet werden, da sonst die Transportmittel 
zu stark durch sie in Anspruch genommen 
werden. Dieser Gesichtspunkt sollte möglichst 
allgemein durchgeführt werden, so daß ein 
Brennstoff um so weniger weit transportiert 
wird, je weniger Wärmeeinheiten er enthält. 
Auf die. zweekmäßige Verteilung der Brenn- 
stoffe ist bisher noch wenig Rücksicht ge- 
nommen worden. . B. werden aus Braun- 
kohlen Briketts hergestellt, um sie besser 
transportieren zu können. Das ist aber nur 
richtig, soweit es sich um Hausbrand handelt 
und um industriellen Bedarf, der tatsächlich 
nicht anders befriedigt werden kann. Wenn 
es aber möglich ist, Kraft, Lieht und Wärme 
aus einem-auf der Grube befindlichen Kraft- 
werke zu beziehen, so ist es eine unsinnige 
Verschwendung, wenn man das nicht tut und 
Briketts unter Inanspruchnahme von Trans- 
portmitteln in verhältnismäßig geringer Ent- 
fernung von der Grube verwendet oder wenn 
gar Steinkohlen innerhalb des Versorgungs- 
gebietes von "Braunkohlengruben verwendet 
werden. 

Bei der Benutzung von Braunkohlen- 
briketts zur Krafterzeugung in geringer Ent- 
fernung von der Braunkohlengrube ist noch 
zu berücksichtigen, daß hier die Verschwen- 
dung eine doppelte ist. Es werden nicht nur 
Lokomotiven und Wagen unnötigerweise in 
Anspruch genommen, sondern es wird auch 
viel mehr Brennstoff aufgewendet, denn 
zur Herstellung von 1 t Briketts braucht man 
3 t Rohbraunkohle!). 

Auch Prof. Kegel?) betont die volks- 
wirtschaftlich erheblichen Verluste bei der 
Brikettierung, die fürlkg Briketts 1650 Wärme- 
einheiten betragen. £ 

Es ist unbedingt wichtig, daß die Ver- 
teilung der Brennstoffe zur Krafterzeugung 
durch Bahnen und Straßen in sinngemäße 
Verbindung mit der Elektrizitätsverteilung 
gebracht.wird. Die Schienen sowie die Straßen 
müssen mit den elektrischen Anlagen zusammen 
von einheitlichem Gesichtspunkte aus betrachtet 
werden, denn sie sind alle 3 als wichtige Mittel 
der Energiewirtschaft zu betrachten. Die 
Braunkohle z. B. wird zweckmäßig am Fund- 
orte in Elektrizität umgewandelt und durch 
den Draht verteilt, so daß die Bahnen ent- 
lastet werden. Im Bereiche einer solchen 
Zentrale sollten dann aber Kraftbetriebe mit 
Steinkohle, Treibölen usw. möglichst ganz 
vermieden werden, Wenn von solchen großen 
Gesichtspunkten aus, eine richtige Verteilung 
der Brennstoffe vorgenommen wird, würden 
auch die Leitungsnetze der Kraftwerke zweck- 
mäßiger verwertet werden, und sie werden 
auch wirtschaftlicher ausgenutzt. Was für 
Braunkohle gesagt ist, gilt noch vielmehr für 
geringwertige Brennstoffe. 

Im Bereiche eines Kraftwerkes, das ganz 
oder vorwiegend Wasser ausnutzt, sollte Brenn- 
stoff zur Kraft- und Lichterzeugung überhaupt 
nieht verbraucht werden, und im Bereiche eines 
Wärmekraftwerkes sollten zur Kraft- und 
Lichterzeugung nur geringerwertige Brenn- 
stoffe als das Kraftwerk verwendet, benutzt 
werden, sofern letztere dort anfallen. Solche 
Grundsätze sollten für neue Anlagen streng 
durchgeführt werden, und es wäre erwünscht, 
daß auch bestehende Anlagen sie möglichst 
bald berücksichtigten. Gegebenenfalls müßte 
Zwang angewendet werden, um diese allge- 
mein wirtschaftlichen Gesichtspunkte zur 
Durchführung zu bringen. Maßgebend muß 
sein, daß irgendwo benötigte Kraft, 
Wärme, Licht usw. so erzeugt wird, 
daß wärmetechnisch wie transport- 
technisch möglichst wirtschaftlich 
vom Standpunkte der Gesamtheit aus 
gearbeitet wird. Natürlich wird sich das 
nicht in jedem einzelnen Falle voll durch- 
führen lassen. Aber es sollte doch dahin ge- 
strebt werden, daß überwiegend solche Grund- 
sätze maßgebend sind, und daß nicht nur der 
wirtschaftliche Gesichtspunkt des einzelnen 
zur Geltung gebracht wird. Im übrigen: ist 
hierbei auch noch zu beachten, daß solche 
wirtschaftlichen Berechnungen, die von dem 
einzelnen durchgeführt werden, vielfach auf 
unrichtiger Grundlage gemacht werden. Bei 
richtiger Kalkulation der Selbstkosten wird 
meist auch der Vorteil des einzelnen mit 
dem der Allgemeinheit zusammenfallen. 
. Aber gerade bei der Berechnung der Selbst- 
kosten von Kraftanlagen werden vielfach 
außerordentliche Fehler begangen. 


ı) „Freie Wirtschaft“ 1919, Heft 11/12, $. 366 u. 3%. 
?2) Siehe „Zeitschr, d. VdI“ 1920, 8. 128. ° 


F. Zusammenstellung der Ergebnisse. 


Bei den vorstehenden Betrachtungen hat 

sich an vielen Stellen gezeigt, daß -.die Elektro- 
technik außerordentlich wertvolle Hilfsmittel 
zur Beseitigung der Kohlennot bieten kann. 
Von grundlegender Bedeutung ist aber eine 
wirklich rationelle Wärmewirtsct aft. Wir 
haben gesehen, daß die Kraft- und Wärme- 
wirtschaft zusammengehören und daß sie 
vielfach örtlich vereinigt werden müssen. Da 
nun aber der Kraft- und Wärmebedarf 
sich nicht immer ebenso wereinigen 
läßt, so ist esin vielen Fällen notwen- 
dig, entweder die Kraft oder dieWärme 
zu übertragen. Es bietet nun gerade 
die Elektrotechnik die Möglichkeit, 
die Kraft unbegrenzt fortzuleiten, 
während die Übertragung der Wärme 
meist schwierig, teuer und unwirt- 
schaftlieh ist, wenigstens soweit er- 
hebliche Entfernungen in Frage kom- 
men. Die Übertragung der Kraftin Form von 
Elektrizität über ganze Provinzen bietet aber 
keine Schwierigkeiten mehr. 
.. Die städtischen Elektrizitätswerke und 
Uberlandzentralen werden ihre hervorragende 
Stellung, die sie sich bezüglich der Versorgung 
mit Kraft und Licht errungen haben, in Zu- 
kunft nur behalten, wenn sie sich in wärmetech- 
nischer Beziehung verbessern. Wie vorstehend 
gezeigt, beträgt die mittlere Wärmeausnutzung 
nur ungefähr 8 bis 9% und steigt bei großen 
Kraftwerken auf 12 bis 14%. Durch geeignete 
Verwertung der Abwärme und durch Vereini- 
gung mit Heizwerken unter Vorbenutzung des 
Heizdampfes wird man nach einer Verbesse- 
rung in wärmetechnischer Beziehung streben 
müssen. Wenn hierbei die, an sich erstrebens- 
werte Vereinigung kleinerer und mittlerer 
Kraftwerke zu großen Kraftwerken im einzel- 
nen Falle hinderlich ist, so wird sie unter Um- 
ständen unterlassen werden müssen, da die 
‚Verbesserung in wärmetechnischer Beziehung 
in vielen Fällen weit größere Erfolge verspricht 
als die Verbesserung beim Anschluß an große 
Kraftwerke. Es ist von Fall zu Fall zu prüfen, 
welcher Weg der richtigere ist, wobei als Ideal 
natürlich zu betrachten wäre weitgehendste 
Zentralisierung in großen Kraftwerken unter 
guter Wärmeausnutzung bei letzteren. Inwie- 
weit dies jedoch möglich ist, hängt von den ört- 
lichen Verhältnissen ab, da ja eine weitgehend- 
Ste Wärmeausnutzung bei großen Kraftwerken 
nur möglich ist, wenn dies.in Verbindung mit 
anderen Industriezweigen oder sonstigen Wärme- 
verbrauchern geschehen kann. 

Die elektrischen Kraftwerke werden frag- 
los in Zukunft die geeignetsten Lieferer für Be- 
leuchtung sein, and sie werden auch die Klein- 
kraft am besten an die vielen zerstreut liegen- 
den Verbraucher geben können. Auch für die 
Verteilung von Großkraft werden sie stets er- 
folgreich sein, soweit deren Verbraucher keine 
Wärme benötigen. Soweit jedoch solche Kraft- 
verbraucher auch Wärme verbrau- 
chen, muß ein Ausgleich der beiderseitigen In- 
teressen unter Erreichung eines möglichst 
hohen, wärmetechnischen Wirkungsgrades an- 
gestrebt werden, soweit dies die örtlichen Ver- 
hältnisse ermöglichen. Zur Erreichung dieses 
Zieles werden die Elektrizitätswerke die Ver- 
hältnisse bei ihren Abnehmern sehr eingehend 
studieren müssen, und sie werden mit ihren 
Großabnehmern zusammenarbeiten müssen, 
um eine möglichst weitgehendste Wärmeaus- 
nutzung zu erreichen, ohne die Sicherheit und 
Übersichtlichkeit ihres eigenen Betriebes zu 
gefährden. 

Für die Erzielung von Kohlenersparnissen 
ist es von besonderer Bedeutung, daß die Über- 
zeugung für die Notwendigkeit derselben in alle 
Kreisegetragen wird, und daß dafürgesorgt wird, 
daß auch wirklich das geschieht, was alsnotwen- 
digerkanntist. Dann werden wir nicht nur mit 
den zur Verfügung stehenden Brennstoffen 
auskommen, sondern wir werden auch noch 
ungeheure Ersparnisse, die mehrere Milliarden 
betragen, machen können. Das wichtigste 
wird aber sein, daß die wirtschaftliche Schä- 
digung, die unsere Industrie jetzt durch den 
Kohlenmangel zu ertragen hat, aufhört und da- 
durch indirekt riesige Verluste vermieden 
werden. ; 

Vielleicht empfiehlt es sich auch, nach 
amerikanischem Muster, das Kino zu Hilfe zu 
nehmen, um Aufklärung über die Notwendig- 
keit und die Durchführung von Sparmaß- 
nahmen zu verbreiten. Während des Krieges 
ist in Amerika zur Bekämpfung der Kohlen- 
verschwendung der Film sehr geschickt ver- 
wendet worden, und es dürfte sicherlich auch 
bei uns von großem Erfolge sein, wenn man 
ihn systematisch ausbildete zur Erzielung 
einer wirtschaftlichen Verwendung der knappen 
Brennstoffbestände. 

Trotz aller Kohlenknappheit werden wir 
in den nächsten Jahren die Kohlenausfuhr 


\ 


- 22, Juli 1920. 


nicht ganz unterlassen können da wir Lebens- 


. mittel und Rohstoffe, die wir einführen, mit 
Wir werden also 


Kohle bezahlen müssen. 
auch in den nächsten Jahren trotz aller- 
schärfster Kohlenknappheit noch geringe 
Mengen ins Ausland schicken müssen. Wir 
werden aber versuchen müssen, später so viel 
Kohle wie nur irgend möglich für die Ausfuhr 
frei zu machen, da die Steinkohle eins der 
wichtigsten Produkte zur Bezahlung der für 
uns notwendigen Einfuhr ist. Wenn es also 
gelingt, durch Umstellung auf Braunkehlen, 
Torf, Ölschiefer usw. und durch Ausbau der 
Wasserkräfte, durch Ausnutzung des Windes, 
der Ebbe und Flut Steinkohle zu sparen, so 
wird man diese zweckmäßig als Tauschobjekt 
für die notwendigen Rohstoffe und Lebens- 
mittel verwenden müssen, und es ist wichtig, 
so schnell wie möglich und so viel wie möglich 
Steinkohle für diesen Zweck frei zu machen, 
ohne das deutsche Wirtschaftsleben zu schä- 
digen. Naturgemäß eignet sich aber zur Aus- 
fuhr nur hochwertige Kohle, und es ist daher 
von besonderer Bedeutung, diese soweit irgend 
angängig, durch geringwertigere zu ersetzen. 

In letzter Zeit sind schon verschiedene 
Einrichtungen getroffen worden, die dazu be- 
stimmt sind, eine bessere Wärmewirtschaft 
zu erzielen. Der Verein deutscher Ingenieure 
hat eine ‚Hauptstelle für Wärmewirtschaft‘‘!) 
geschaffen, die einen Austausch aller Erfah- 
rungen ermöglichen soll. Der Verein Deutscher 
Eisenhüttenleute hat seinerseits eine Wärme- 
stelle ins Leben gerufen, die als Uberwachungs- 


‘stelle für Breanstoff- und Energiewirtschaft 


auf Eisenwerken gedacht ist. Sie soll zur 
Begutachtung, Beratung und Belehrung 
dienen und die Sammlung sowie den Aus- 
tausch von Erfahrungen herbeiführen. Diese 
Wärmestelle hat im Kreise ihrer Mitglieder die 
Einrichtung von Meßbureaus auf den einzelnen 
Werken in die Wege geleitet und eine Statistik 
des Wärmeverbrauchs vorbereitet. Die Meß- 
bureaus sollen einedauernde Kontrolle der Feue- 
rungen und Maschinen durehführen und mit 
der Wärmestelle stets in Fühlung bleiben. 
In ähnlicher Weise hat die Landeskohlen- 
stelle in München eine Brennstofftechnische 
Abteilung?) eingerichtet, wie auch der größte 
Teil der Kohlenwirtschäftsstellen im gleichen 
Sinne sich betätigen. 

Die Vereinigung der Elektrizitätswerke 
hat kürzlich in Gemeinschaft mit dem Verein 
deutscher Ingenieure einen Kursus über Brenn- 
stoffwirtschaft!) durchgeführt, an dem eine 
große Zahl Fachleute. teilgenommen haben. 


Ein ähnlicher Kursus findet in nächster Zeit in, 


Rheinland-Westfalen statt, und es ist er- 


' wünscht, daß solche Kurse in großem Um- 


fange auch weiterhin in verschiedenen Teilen, 
Deutschlands, ganz besonders aber in In- 
dustriezentren abgehalten werden. 

Kurz zusammengestellt ergeben sich als 
notwendige Maßnahmen zur Beseitigung der 
Kohlennot folgende: «4 
1. Vermeidung jedes überflüssigen Verbrauches 

von Brennstoffen. 


2. Ersatz der Brennstoffe durch die Kraft des 


Wassers, des Windes, der Ebbe und Flut 
usw. 

3. Weitgehendste 
Brennstoffe je nach Lage der Fund- und 
Verbrauchsstellen. 


4. Höchste Wirtschaftlichkeit im Verbrauch 


von Brennstoffen und der mit ihrer Hilfe 
gefertigten Erzeugnisse. h 
5. Steigerung der Förderung von Brennstoffen. 
6. Entlastung der Transportmittel und Ver- 
besserung derselben. 
Es wird naturgemäß nicht möglich sein, 
alle diese Forderungen in kurzer Zeit zu er- 
füllen. Tiefgreifende Änderungen an Ein- 


richtungen industrieller Anlagen werden not- 
‘wendig sein, die zu schaffen 
ganz abgesehen davon, daß die wirtschaftliche 


Jahre dauert, 


Unsicherheit vielfach die Durchführung hindern 
wird. Es wird aber auch gar nicht möglich 
sein, daß all diese Umbauten und Neubauten 
so schnell fertiggestellt werden können. Es 
wird an dem dafür notwendigen 'Kapital 
fehlen, so daß das Programm für die vorzu- 
nehmenden Änderungen auf viele Jahre zum 
Teil auf Jahrzehnte verteilt werden muß. 
Eine ganze Reihe von Möglichkeiten der Ver- 
besserungen: sind aber schon sofort oder in 
ganz kurzer Zeit durchführbar, und bei diesen 
müßte unbedingt eingesetzt werden. Eine 
Reihe von Änderungen und Verbesserungen 
sind deswegen noch nicht durchführbar, weil 
die notwendigen, technischen Verfahren noch 
nicht genügend geklärt sind und die not- 
wendigen Apparate und Maschinen noch nicht 
ausprobiert sind. Hier würde es sich aber 


1) „ETZ* 1919, S. 619. 

2) „ETZ“ 1918, 8. 373. 

1) „ETZ“ 1919, S. 514 
{ 


Verwendung geringwertiger. 


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22. Juli 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 29. 


darum handeln, Versuchsanlagen nach Mög- 
lichkeit zu beschleunigen und zu unterstützen, 
damit der- weiter einzuschlagende Weg tun- 
lichst bald klar gelegt wird. Eine ungeheure 
Arbeitsmenge ist zu erledigen, um das er- 
strebenswerte Ziel zu erreichen, und es ist zu 
hoffen, daß die deutschen Ingenieure sich 
dieser Arbeiten mit Erfolg annehmen werden. 


Stromrückgewinnung bei Wechselstrom- 


bahnen.!) 
3 i Von M. Schenkel. 
R (Schluß von S. 544.) 
u 6. Die Eigenschaften der verschie- 
{ denen Schaltungen, erläutert an Dia- 
1 grammen und Schaulinien. 


« Über die Wirkungsweise der erstgenannten 
Schaltung Abb. 2 mit Speisung der Erregung 
3 über einen Reihenschlußtransformator ist 
\ merkwürdig wenig bekannt geworden, obwohl 
die Schaltung mit Erfolg auf der französischen 
' Südbahn verwendet worden ist. Nur die 
Es Frage ihrer Selbsterregung ist bisher behandelt 
worden, aber auch nur unter der Fragestellung: 
F wie kommt sie überhaupt zustande??) Will 
man in die Schaltung eindringen, so muß 
‘man sich auch zuerst mit der Selbsterregung 
befassen. Man kann die Selbsterregungs- 
erscheinung mit zwei Mitteln "studieren: ein- 
mal kann man die für den Ankerkreis und den 
Erregerkreis gültigen Differentialgleichungen 
aufstellen und lösen, das andere Mal kann man 
das Vorhandensein eines selbsterregten Stromes 
F annehmen und kann die Bedingungen studieren, 
— — die zu seiner Existenz notwendig sind. 
er Der erste Weg ist der allgemeinere. Er 
. führt für jede der unbekannten Größen, bei- 
F spielsweise für den Ankerstrom i4, Abb. 6, zu 
3 


Abb..6. Bremsschaltung wie Abb. 2, die Formel- und Dia- 
grammbezeichnungen enthaltend. 


einer Differentialgleichung zweiter Ordnung, 
deren Lösung bekannt ist: 


Ba zert iA, .Bing .d- A,uf05 g-t]. (1 


Die Lösung besteht aus einem Exponen- 
tialgliede mit dem sogenannten Dämpfungs- 
faktor p, lind einem zweiten Gliede, das einen 

sinusförmig verlaufenden Schwingungsvorgang 
- darstellt. Die Frequenz, unter der sich dieser 
Vorgang abspielt, ist in dem Werte q ent- 
halten. 3 

Ist p positiv, so wächst der Strom ia 
immer weiter an, ist p=0), so bleibt eine einmal 
auftretende sinusförmig verlaufende Strom- 
& stärke dauernd so weiter bestehen, wie sie 
> begonnen hatte. Ist p negativ, dann klingt 
eine etwa vorhandene Stromstärke ab und 
verschwindet, oder aber es tritt gar nicht erst 
% eine Selbsterregung auf. Der erste Fall ist der, 
den man vermeiden muß, der letzte der, den 
man haben will. Der mittlere, p=0, stellt 
die „Grenze der Selbsterregung‘‘ dar. 

Die Auswertung der Differentialglei- 
chungen zeigt, daß sich p und q aus den elek- 
tromagnetischen Daten des Ankerkreises und 
des Erregerkreises, d. h. aus deren ohmschen 
Widerständen und induktiven Widerständen 
bestimmen lassen u. zw. in einer Form, in 
der sich die ohmschen Widerstände r, des 


© "Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein 
am 16. XII. 1919. Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 118. Die Erörterung 
wird in einem späteren Heft veröffentlicht werden. 

2) S. eine Zusammenstellung in „Elektrotechn. u: 
Maschinenb.“ 1912, S. 677 sowie 1912, Heft 35. 


567 


Ankerkreises und r, des Erregerkreises recht 
deutlich von den induktiven Widerständen 
sondern. Die Beziehungen, die sich so für 
p und q ergeben, sind folgende: 
_.n—r.B—r.0 
e0 D 
a he 
g9=2.5. —p el 
=(2n.fs)? 


es bedeuten darin n die Drehzahl der Maschine 


und 4, B, C, D Größen, die sich nur aus den 
induktiven Widerständen beider Kreise zu- 
sammensetzen. Es ist ferner noch angegeben, 
wie sich aus q die Frequenz /, der selbster- 
regten Ströme berechnet. 

An der Grenze ‘der Selbsterregung, ge- 
kennzeichnet durch p=0, hat also die Dreh- 
zahl n einen ganz bestimmten durch die Wider- 
stände r, und r, und durch die Induktivitäten 
vorgeschriebenen Wert, und ebenso tritt eine 
in ähnlicher Weise bestimmte Selbsterregungs- 
frequenz f, auf: 


3 I LEN ET Sa! 
Or re 


Beim zweiten Wege, der Annahme einer 
vorhandenen sinusförmig verlaufenden Strom- 
stärke, gelangt man zu dem gleichen Ziele. 
Man hat, da äußere Spannungen nicht vorhan- 
den sind, hier die Summe aller Spannungen so- 
wohl im Erregerkreise wie auch im Ankerkreise 
gleich Null zu machen. Dies ist im Diagramm 
Abb. 7 dargestellt, indem sich im Ankerkreise 


Abb- 7. Strom- und Spannungsdiagramm zu Abb. 6 
die Drehungsspannung E,, die Primärspannung 
des Erregertransformators E;,, die induktiven 
Spannungen Ja &; im Ankerkreise und der 
ohmsche Spannungsabfall — Ja .r, daselbst 
zusammen zu Null addieren, und daß ım Er- 
regerkreise die Sekundärspannung des Erreger- 
transformators Ey, der ohmsche Spannungs- 
abfall —Jgr, und die EMK Ez in der Erreger- 
wicklung dasselbe tun. 

Die Behandlung dieses Diagrammes führt 
beispielsweise für Aen Ankerstrom Ja auf 


eine Gleichung: 
ORTE EN 
| Vo’ fe) Dan) 


SR re: 


in der Ja mit einem reellen Gliede und mit 
einem imaginären Gliede auftritt, deren Summe 
gleich Nullist. Das reelle Glied enthält den 
Faktor p, das imaginäre enthält als Faktor 
einen Klammerausdruck, in welchem das Qua- 
drat der Selbsterregungsfrequenz /, vorkommt. 
Die Forderung, daß die Summe der beiden 
Glieder gleich Null sein muß, bedeutet, daß 
jedes der Glieder für sich gleich Null sein muß, 
und damit gelangen wir wieder zu den näm- 
lichen beiden Grenzbedingungen 4 und 5, die 
schon die Verfolgung der Differentialgleichun- 
gen geliefert hatte. 

Die . Grenzbedingung, die wir für _die 
Drehzahl n der Maschine erhalten haben, ge- 
stattet eine physikalische Veranschaulichung 
des ganzen Vorganges. Denken wir uns näm- 
lich die Grenzbedingungsgleichung 4 mit einer 
Stromstärke J multipliziert und bedenken 
wir, daß die Stromstärke das Feld in der 
Maschine ergibt und dieses ihr etwa propor- 
tional ist, so können wir den Betrag J.n als die 


2 : z 
Eee 


EMK der Maschine infolge ihres Feldes auf- 
fassen, während dieGrößen J.r, und J.r, ohm- 
sche Spannungsabfälle darstellen, die durch die 
Faktoren B und ( vergrößert oder verkleinert 
werden. Letztere lassen sich also, Abb. 8, in der 


0 ——J 
Abb. 8. 


Form gerader Linien über J darstellen, die für 
p=0 mit der EMK übereinstimmen und die 
Lage der mit 2 bezeichneten Linie haben, 
während sie für positives oder negatives p 
unter (3) oder über (1) dieser Linie liegen. 
Bei wirklichen Maschinen geht die Linie 2 
allmählich wegen der Sättigung in die magne- 
tische Charakteristik über. Nur Linien wie 3 
liefern mit ihr Schnittpunkte, also Selbster- 
regung. Bedingung für diese ist also, daß die 
durch das Feld entstehende EMK > ist als 
die den Widerständen entsprechenden EMKe. 

Für den Strom-Rückgabebetrieb liegt 
nun im Ankerkreise noch die EMK des speisen- 
den Transformators HT, Abb. 2. Führt man in 
die alsdann geltenden Strom- und Spannungs- 
gleichungen die soeben gefundenen Grenz- 
bedingungen für n und f, ein, d.h. also, wünscht 
man Stromrückgabe bis kurz vor der Selbst- 
erregung, mit möglichst hoher Drehzahl n zu 
haben, dann findet man folgende für die Be- 
urteilung und Einrichtung der Schaltung wich- 
tigen Sätze: 

1. Die Netzspannung Ex und die Dreh- 
ungsspannung des Ankers E, stehen immer 
senkrecht zueinander (siehe Abb. 9). Diese 


Er=196V 


Je =17A 


SD 
Typ g=d77V 
Er=314V 


Abb. 9. Arbeitsdiagramm der Schaltung Abb 2. 
Eigenschaft ist deshalb so interessant, weil sie 
bei der nachher zu besprechenden Oerlikon- 
Schaltung (Abb.3 und 13) wiederkehrt, und weil 
sie somit die elektrische Ähnlichkeit beider 
Schaltungen verdeutlicht. 

2. Die zurückgegabene elektrische Leistung 
Lr und die Phasenverschiebung tg g ge- 
horchen zwei einfachen Beziehungen: 


um TR Re 1; 

[id] 

fs, 
DAEOR : 
tg = TE ci a elle 
2 

Aus ihnen ist folgendes abzulesen: Damit 
recht viel Leistung zurückgegeben wird, 
muß man den Ankerkreiswiderstand r, 


recht klein und die Selbsterregerfrequenz fs 
klein gegenüber der Netzfrequenz /y zu 
machen suchen. Damit die Phasenverschie- 
bung recht günstig wird, muß man den se- 
kundären Widerstand r, recht groß!) und die 

!) Die bei Monath,a.a.O. befindliche Abbildung der 


Schaltung ist hinsichtlich der richtigen Lage des Wider- 
standes im Schaltbilde nicht zutreffend. 


568 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 29. 


sekundäre Selbstinduktion' L}s des Erreger- 
transformators recht klein wählen, also ihm 
ein großes Übersetzungsverhältnis geben. Die 
Praxis bestätigt die rechnerischen Ergebnisse, 
indem z. B. bei den Lokomotiven der fran- 
zösischen Südbahn, die die Schaltung be- 


sitzen, einbesonderer Zusatzwiderstand. 


nur im Erregerkreise liegt. 

Die Anwendung der Schaltung auf das 
weiter unten im Abschnitt 7 genannte Betriebs- 
beispiel ergibt nun die in Abb. 9 dargestellten 
Rechnungsergebnisse für jeden Motor. Wegen 
der Bedeutung der ‘einzelnen Spannungs- und 
Stromvektoren vergleiche man Abb. 6 und T.- 
In Abb. 10 ist das Diagramm der Selbsterregung 


JE=727A Er =196V 


\ 
Au, Pb J2=46504 


Abb. 10. Selbsterregung bei Ueberschreitung der Dreh- 
zahl n=653 in Abb. 9. 


dargestellt, die bei einer geringen Erhöhung der 
Drehzahl einsetzen würde: an ihm interessiert 
hauptsächlich, daß die Selbsterregungsfrequenz 
5,2 Per/s werden würde. 

Es ist nun in Abb. 11 dargestellt, was 
eintritt, wenn bei ungeänderten elektrischen 


B. 


Dee 
mkgq an ;" 1 im fi 
Amp II EI 
AigErDEERmEN | 
400! 20 ENBSTER u 5 
ai) 445 
300 25 
| A TA 
H 
200 UL, 
ei B@E | 
r | r [ A! 
400 | ER 
get = 
0 200 400 600 Umdr;/mir 
0 40 20 30 Km/h 


Abb. 11. Schaulinien für eine Stromrückgewinnung und 
Bremsung nach Abb. 2 für die Motoren der im Abschnitt 7 
erwähnten Lokomotive. 


= Bremsbereich, 
— Selbsterregungsbereich. 


B 

Ss 
Verhältnissen (145 V am Ankerkreis entspr. 
Abb. 9) der Zug auf ein schwächeres Gefälle 
kommt und langsamer fährt. Man sieht, daß das 
Drehmoment jedes Motors (M;,,) also auch die 
Zugkraft mit der Geschwindigkeit stark ab- 
nimmt. Die Bremsung des Zuges erfolgt also 
unter Beibehaltung der .Reihenschlußeigen- 
schaft des Triebmotors und ist daher sehr stabil. 
Dies sind zwei betriebstechnische Vorteile der 
Schaltung. Im Stillstande wird noch mit 
30%, ‚des Momentes gebremst. Elektrische 
Leistung Lz wird etwa bis zu einem Viertel der 
Geschwindigkeit zurückgegeben, von da ab 
erfolgt bloß noch Leistungsaufnahme: Die 
mechanische Leistung Ly wird dann nur noch 
durch die Widerstände bzw. deren Leistungs- 
verbrauch abgebremst. Der elektrische Wir- 


kungsgrad Abb, 12 liegt mit 74% etwas tief, 


was auf Rechnung des großen Widerstandes im 


Erregerkreise zu setzen ist, der Leistungsfaktor 
ist im allgemeinen niedrig, was auf Rechnung 


des stark als Drosselspule wirkenden Erreger- 


transformators kommt. Die Drehzahl darf 
nicht in das Gebiet S hineinkommen, denn 
dort setzt Selbsterregung ein. Der Ankerstrom 
(J 15) bleibt im allgemeinen hoch. 


K 
BERERRE 


600 Umdr,/min 


(6) 30 Km/ h 
Abb. 12. Wirkungsgrad und Phasenverschiebung zu Abb. 11 
LE 7 
Lm 


bei 145 Volt; gez, = 


Wird die Spannung sekundär am Haupt- 
Transformator geändert, indem man z. B. 
den Anschluß des Ankers vorwärts auf 165 V 
oder rückwärts auf 125 V schaltet, dann 
ergeben sich die Zugkraftkurven Mı«s und 
M,s;, die sich kräftig von M;4 unterscheiden. 
Es genügt also zum Regeln der Bremsung das 
Fortschalten am Haupttransformator allein, 
was die-Sache einfach macht. In 

Die Oerlikon-Schaltung Abb. 3 gehört 
zu denjenigen, bei denen keine Selbsterregung 
auftritt. Wie schon vorhin gezeigt worden war 
(vergl. Abb. 8), bleibt bei ihr der Schaltsinn 
zwischen Anker, Kompensationswicklung und 
Erregerwicklung — gleiche Drehrichtung vor- 


trieb derselbe. Die Motorschaltung besitzt 
die Rigenschaft, etwa vorhandene Ströme und 
Remanenzen aperiodisch zu beseitigen. So ist 
es leicht zu übersehen, daß die Generatorschal- 
tung die gleicheEigenschaft besitzen muß, und 
die Praxis bestätigt es. Als Vorteil ergibt sich 
hieraus, daß keine besonderen Widerstände 
zur Unterdrückung der Selbsterregung nötig 
siml, und daß demzufolge der Wirkungsgrad 


vorhin betrachteten Schaltung. 
Das in Abb. 18 dargestellte Diagramm 
erläutert die Wirkungsweise der Schaltung. 


-En=167V Er=232V 


Jn =1975 A 


Eon =205,5V 


Jr =860 A 


AU SEU Kya An =685V 


N = 1933 A 
Ey=%7V 


Abb.18. Arbeitsdiagramm der Schaltung &bk.3 (ıOerlikon). 


Die dem Transformator entnommene Span- 
nung E” von 41,8 V speist die Erregung des 
Motors mit dem Erregerstrome Jg = 860 A. 
Das dadurch entstehende Feld: ergibt die 
Drehungsspannung E, = 232 V, die sich mit 
der sekundären Transformatorspannung Ex = 
167 V fast rechtwinklig zu einer großen Span- 
nung zusammensetzt, von der der Teil Ep), = 
205,5 V von der vorgeschalteten Drosselspule, 
der Rest von den Widerständen (X4 induktiv, 
wa okfmisch) im Ankerkreise aufgenommen 
wird. Es entsteht ein Ankerstrom Ja = 


ausgesetzt — für Motor- und Generatorbe- 


durchschnittlich setwas besser ist als der der | 


22. Juli 1920. 


1833 A, der eine Komponente in Richtung der 
Anker-EMK E, besitzt, so daß also Generator- 
wirkung eintritt. Erregerstrom Jg und Anker- 
strom Ja ergeben nach Maßgabe der ihnen zu- 
geordneten Windungszahlen im -Primärkreise 
des Transformators den Netzstrom Jy = 
1975 A unter einer Phasennacheilung von 45° 
gegenüber der Netz-EMK Ex. 

Das Verhalten der Schaltung ist also sehr 
leicht zu überblieken. Eine nähere Beträch- 
tung!) zeigt, daß die Drosselspule für die 
Phasennacheilung von 45° am leichtesten 
wird, weshalb dieser Winkel dem Rechnungsbei- 
spiel zugrunde liegt und wohl meist ange- 
strebt werden wird. Grundsätzlich kann man 
aber auch bessere Phasenverschiebungen er- 
reichen, wenn man die ‚Drosselspule größer 
machen darf und Gewicht für sie übrig hat. 

‚Ferner zeigt es sich, daß bei Veränderung 
der Drehzahl, also der Anker-EMK E, die 
Komponente des Ankerstromes in Richtung 
E, immer fast dieselbe bleibt und nur wegen 
der Verluste in der Maschine kleinen Ände- 
rungen unterworfen ist. Mithin ist für jede 
Drehzahl das bremsende Moment M der 
Maschine immer dasselbe, solange die An- 
schlüsse am Haupttransformator nicht ver- 
legt werden. Abb. 14 zeigt das in den M- 
Kurven sehr anschaulich. Diese Eigenschaft 


600 Umdr/min 
-30 Km/h 


Abb. 14. Schaulinien für eine Stromrückgewinnung und 
Premsung nach Abb. 3 (Oerlikon) für die im Abschnitt 7 
erwähnte Lokomotive. £ 


besitzt einen Vorteil insofern, als man den 
Zug bis zum Stillstande sehr kräftig bremsen 
kann, einen Nachteil aber insofern, als die Brem- _ 
sung wenig stabil ist?). Denken wir uns z. B., 
ein Zug fahre ein sehr langes gleichmäßiges 
Gefälle hinab, wobei also die auf die Motoren 
ausgeübte Schubkraft des Zuges konstant ist, 
dann ist die Geschwindigkeit, die der Zug. 
annimmt, nicht zugleich festgelegt. _Paßt 
daher das elektrisch eingestellte Moment nicht 
genau zu dem durch die Schubkraft des Zuges 
gegebenen, dann wird sich der Zug entweder 
ständig beschleunigen oder ständig verzögern. 
Wie unsere M-Linien zeigen, kommt durch 
die Verluste im Motor jedoch eine ganz 
schwache Änderung des Momentes mit der 
Drehzahl zustande, so daß ein wenig Stabilität 
doch vorhanden ist ?). Ändert man den Anker- 
kreis-Anschluß allein im gleichen Prözentsatze 
wie vorhinin Abb. 11, dann erhält man eine ge- 
nügende Änderung des Momentes, aber sie ist 
hier nicht so kräftig wie dort. Man gibt daher 

. ) 8. Bemerkungen des Verfassers zu dem Artikel 
„Eine neue Methode zur Nutzbremsung elektrischer Weche- 
a in Elektrotechnik und Maschinenbau 

5 l. Kummer, „Schweiz. Bauzeitung“ 1919, 3. 13, 


P g 
sowie Schenkel, „ETZ“ 1919, S. 94. 
3) Vgl. Fleischmann, „ETZ* 1919, S. 219. 


7 


? u, 


22. Juli 1920. 


To 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


formator zu sehen, der die Kreise der beiden 
Erregerwieklungen miteinander verkettet. Da 
dessen Wirkungsweise indeß für Erläuterungs- 
zwecke weniger übersichtlich ist, ist er in 
Abb. 16 fortgelassen und dafür ein anderes! 
Mittel angenommen worden. Es besteht darin, 
in den Erregerkreis der zweiten Maschine, also 
des Generators eine kleine zusätzliche EMK 
einzuführen, die man dem Haupttransformator 


meistens auch der Erregung einige nach Wahl 
benutzbare Anschlüsse am Transformator. 
Der Wirkungsgrad der Schaltung Abb. 15 
ist für ein beträchtliches Geschwindigkeitsge- 
biet recht gut und konstant, der Leistungsfaktor 


entnimmt. Es ist dies die EMK RE”. 
In Abb. 17 sind die Diagramme der drei 
8 Stromkreise angegeben. Links befindet sich das 
Bl 
Q (= Jr 
& ö u /\ 280 220 A 
z Bee 
” 
Er 7 
e: de] ERBEN 
EB; EEE Ba Eu RE EHE 
e: 0 200 400 600 Umdr/min 
er 0. 40 20 30 
” BE Km/h Jay = 5584 Erı=1275V 
FR Abb. 15. Wirkungsgrad und Phasenverschiebung zu Abb.14 
bei 167 Volt. j 3 E=235V 
= fällt zwar!) "aber nicht so rasch wie bei der vori- 
% 


gen Schaltung und es wird auch noch bei sehr 
- kleinen Geschwindigkeiten etwas Leistung ins 
Netz zurückgegeben (s. Lx in Abb. 14). Der 
Strom ist ständig ziemlich hoch, erwärmt daher 
die Motoren besonders wegen der großen Pha- 
senverschiebung erheblich. Die starke Nach- 
eilung dürfte den Kraftwerken unlieb sein, 
wenn sehr viele Züge elektrisch bremsen. Im 
ganzen ergibt aber die Schaltung ein günstiges 
Bild. 
Die Frage nach der Möglichkeit der Selbst- 
_ erregung ist bei der „AEG“-Schaltung Abb. 16 


Abb. 17. Diagramme zur Schaltung Abb. 


der Erregung der Maschine Nr. 1, die als Erreger 
tätig ist. Die dem Haupttransformator ent- 
nommene Spannung %’— 23,5 V erzeugt den | 
Erregerstrom Jr; = 558 A, durch dessen Feld 
im Anker Nr.1 die Drehungsspannung E,, = 
127,5 V hervorgerufen wird, die nunmehr 
fast 90° Voreilung gegen E’ hat. Mit ihr ge- 
langen wir in den nächsten Stromkreis, den- 
jJenigen, der die Erregung der Maschine Nr. 2 
versorgt. Sein Diagramm steht in der Mitte 
der Abbildung. Hier wird nun zur Spannung 
E,ı die Spannung E’” aus dem Haupttrans- 
formator, die = 35,3 V gewählt ist, hinzuge- 
setzt. Wie der Vergleich zwischen E’ und E” 
lehrt, stehen beide zueinander in dem Ver- 
hältnis 2:3, so daß man z.B. E’ aus 2, E’ aus 
3 Windungen des Haupttransformators ent- 
nehmen kann. Dies verdient deshalb erwähnt 
zu werden, weil die Windungsspannung der 


EZ 


u 


Heit 29. 


16. 


regermaschine tatsächlich als Ank 
den doppelten Wert = 2200 A. 

Jeder Generator bringt nun die Drehungs- 
spannung E, = 218 V hervor, die mit der 
Transformatorspannung E = 188 V eine Re- 
sultante von 94 V liefert, die in jedem der 
beiden Generatoren den Strom J 42 = 2020A 
liefert. 
Das letzte rechte Diagramm zeigt end- 
lich, wie sich im Haupttransformator die drei 
Ströme Jxi, Jaı und J4s unter Berücksich- 
tigung der entsprechenden Windungszahlen 
w,w’ und w’’ zum Netzstrome 
Jxn zusammensetzen, von 
dem der halbe Wert Jy — 
2220 A aufgezeichnet , ist. 
Wie ersichtlich, hat er gegen 
die Netzspannung nur noch 
eine geringe Phasennach- 
eilung mit cos p = 0,97. 

Wie sich die Schaltung ver- 
hält, wenn der Zug ohne Än- 
derung der elektrischen Ein- 
stellung Gefälle mit verschie- 
denen Geschwindigkeiten be- 
fährt, zeigt die nächste 
Abb. 18. Es möge hier die 
Aufmerksamkeit zuerst auf 
die rasche Verschlechterung 
des Leistungsfaktors gelenkt 
werden, der zufolge die 
Leistungsrückgabe schon bei der halben Ge- 
schwindigkeit aufhört, wohl gemerkt bei un- 
veränderter elektrischer Einstellung. ls 
Folge davon ergibt sich links die eigentüm- 
lich gestaltete Stromkurve mit einem ausge- 
prägten Minimum in der Nähe des einge- 
stellten Betriebspunktes und deren Folge ist 
wieder die rechts zu sehende rasche Senkung 
des elektrischen Wirkungsgrades. Aus diesen 
Gründen muß eine mit dieser Schaltung aus- 
gestattete Lokomotive eine reichliche Anzahl 
von Brems-Schaltstufen erhalten. 

Dabei ‘genügt es hier auf keinen Fall, 
die Regulierung der Bremsung nur durch die 
Weiterschaltung der Ankerkreise der Genera- 
toren am Haupttransformator zu erreichen. 
Wie die Kurven M;« bis Ms für die drei 
Spannungen 164 V, 188 V (118 V ist ein 


erstrom Ja, 


En 188 V 


Druckfehler) und 212 V zeigen, liegen diese 


Haupttransformatoren immerhin so groß zu Zugkraftkurven ziemlich nahe aneinander. 
Man muß also bei der Regelung 
; DUZER: Se: JMa42 unbedingt auch noch eine Weiter: 
Abb. 16. Bremsschaltun nach Abb. 4, mit geänderter Ein- Er a Se h | | Bi | INN schaltung des Anschlusses, der Er 
m. © richtung re er ie kW | al iS a de Se | //l' "®*  regung vorsehen. 
x 809-— IEM2 I ® /Y jLm Die nächsten 3 Abbildungen sind 
nicht !ganz einfach zu entscheiden. Begeits bei Al 5 der schon erwähnten Arbeit von Mo 
der früheren Besprechung f des Schaltungs- i SEAN bel, WaUAI nath entnommen und bestätigen un 
= zgages, FE Abb.%4, wurde darauf hingewiesen, ae UN / sere Ergebnisse. Bei den dort beschrie 
daß die Motor-Schaltungsfolge nur bei der als Amp Be I A L: benen Maschinen hat Monath 5 feiner 
Generator arbeitenden Maschine Nr. 2 beibe- 600 4900-— + Y // unterteilte Erreger- Schaltstufen 
_ halten wird, während die als Erreger tätige Ma- iu BE 4 1 777 und 3 grob unterteilte Ankerkreis- 
® schine 1 hinsichtlich ihrer Erregung umgeschal- m it EN 
tet wird?), also Neigung zur Selbsterregung be- Sans 4 7 
sitzt. Es liegt hier mithin, der Fall vor, daß et IKT X m 
die eine Maschine eine Selbsterregung unter- 00 = R 1 
stützen, die andere dieselbe beseitigen würde. EasEs r 
Infolge der Gegenwirkung beider Maschinen mess En 
wird die Selbsterregung nicht sehr heftig auf- u 9 
treten. Bei Ausführung der Schaltung wurde 200.3 Real 
Selbsterregung tatsächlich beobachtet, aber 9 
5 sie konnte en einen verhältnismäßig kleinen -_ ICh = 
Widerstand Beseitigt werden. & 
a Die Schaltung gehört zu denen, bei denen BESZEum 
+ Mittel zur ‚Einstellung des Leistungsfaktors _ 2 Dia ee h ER a 500 _Umdr/min 
_ auf den Wert Eins angewendet werden können ET 
_ und zum. Erfolge führen. Um zu zeigen, daß 0 10 20 30 Km/h 0 40... 20 > 30 _Kmyh 
' man dabei auf verschiedene Weise zum Ziele Abb. 18. Schaulinien für eine Stromrückgane und ae are Abb. 16 (er n G.) für die im Abschnitt 7 erwähnte 
Lokomotive nebst "gr und cos p hei 188 Volt. 


gelangen kann, ist in der früheren Abb. 4 
des Schaltungszuges der in den Veröffentlichun- 
gen von Monath angegebene Hilfstrans- 
2 Vgl. Moser, „ETZ“ 1919, 8.19% und Latour a.a.O. 

So ist die Schaltung bei Monath, 1. c. dargestellt. 

' Entnimmt man die Speisung der Erregung E, aus einer 
besonderen ee ge e, so kann auch die als Er- 
_ reger tätige Maschine die . otor-Schaltungsfolge“ erhalten, 
womit die Schaltung, dann selbsterregungsfrei wird. Die 


. Erregerwicklung Z, ist dazu umgekehrt anzuschließen wie 
in den Abb. 4 und 16; 5 


sein pflegt, daß man nicht jede Spannung, 
wenigstens nicht ohne neue Hilfsmittel, ent- 
nehmen kann. Beide Spannungen ergeben 
zusammen nun den Erregerstrom Jg = 1010 A. 
Das Beispiel bezieht sich auf eine Lokomotive 
mit 3 Motoren (s. Abschnitt 7), von denen 2 als 
Generatoren arbeiten. Daher liefert die Er- 


. - 


eine Bestätigung 

Ferner bestätigen: 

Abb. 19 denraschen Abfall des Wirkungs- 
grades, _ ; 

Abb. 20 den raschen Abfall des Leistungs- 
faktors und den ausgeprägten 
Sattel in der Stromkurve, 


Schaltstufen vorgesehen, 


unserer Ableitungen. 


ER 


/reibradumjan: 


Bremskrajf am 


570 


Abb. 21 den raschen Abfall des bremsen- 
den Momentes 
schwindigkeit. 


mit der Ge- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 29. 


| 
| 


Durch die Überkreuzschaltung der Er- 


regerwieklungen bekommen beim Generator- 


betriebe die beiden EMKe E, und E, der in 


22. Juli 1920. 


derart, daß auch die Drehungsspannungen 
E,ı und E,, nieht mehr mit den Transforma- 
torspannungen E, und E, zusammenfallen. 


400 
RZ 


300 500 


25 


Geschwindigkeit. 


Eine Bremsung bis zum $Stillstande ge- 
stattet die-Schaltung im Prinzip auch, jedoch 
mit ungünstig großen Stromaufnahmen (siehe 
Abb. 18), so daß man wohl darauf verziehten 
wird. 


600 Umdr/min 
35 kımf Fu 
Abb. 21, Abfall der Bremskraft mit der Geschwindigkeit. 


Die Schaltung der Siemens-Schuckert- 
werke ist selbsterregungsfrei. Wie schon 
vorn erwähnt, ist hier der Schaltungszug bei 
beiden Maschinen auch bei Rückarbeiten der 
nämliche wie im Motorbetrieb, wie es das in 
Abb. 22 wiederholte Schaltbild sehr deutlich 


JEr 
Abb.f22.8 Bremsschaltung nach Abb. 5 mit Angabe der Dia- 
IYE gramm-Bezeichnungen. || 


erkennen läßt. Es sind also hier höchstens ge- 
ringe Widerstände nötig, und, wie auch Ver- 
suche gezeigt haben, genügen dazu oft die 
Widerstände in den Maschinen selbst "). 


1) Nur bei unrichtiger Bürstenstellung beobachtet 
man Selbsterregung und nur deshalb können Widerstände 
nötig werden. Je mehr es gelingt. die richtige Bürsten- 
stellung einzuhalten (auch das Kanten der Bürsten zu ver- 
nenn ‚um so seltener wird man Widerstände einschalten 
müssen. 


UEE. ‚3ökm/ Rh 
Lokomotugeschwindigkei 
Abb. 19. Nutzbremsung von 2 Motoren je 370 bis 400 Umdr/min, 23 km/h. 
Gesamtwirkungsgrad auf den einzelnen Stufen, abhängig von der 


mn 


600 Umdk/uin 


Reihe geschalteten Haupttransformatoren er- 
hebliche Phasenverschiebung gegeneinander. 
Dies rührt davon her, daß die Drehungsspan- 
nungen gegen die Spannungen an den Erreger- 
wicklungen 90° Phasenverschiebung haben, 
und die Drehungsspannung der einen Maschine 
aus dem einen Haupttransformator, ihre Er- 
regerspannung aber aus dem anderen Haupt- 
transformator entnommen wird. Bei verlust- 
losen Maschinen ohne Streuspannungen wür- 
den daher die Spannungen alle senkrecht zu 
einander stehen. In der Abb. 23 sieht man, 


>y 


Abb. 23. Diagramm zur Schaltung nach Abb. 5 und 22. 


daß die Erregerströme der beiden Maschinen 


Jgrı und Jp, die Drehungsspannungen BE, 
und E,, und die Spannungen an den Trans- 
formatoren E, und E,, jeweils nahezu senk- 
recht zu einander stehen. Um eine gute 
Phasenverschiebung zu erzielen, wird wieder, 
wie bei der vorigen Schaltung, irgend ein 
Mittel angewendet, um die Phase der Anker- 
ströme zu beeinflussen. Es könnte dies ent- 
weder durch einen Transformator geschehen, 
der zwei Kreise miteinander verkettet, die in 
ihren Strömen und Spannungen erhebliche 
Phasenverschiebung gegeneinander aufweisen, 
oder wieder dadurch, daß man Spannungen 
geeigneter Phase aus den Haupttransforma- 
toren entnimmt und in die- Anker- oder Er- 
regerkreise einführt. In Abb. 22 ist der. Fall 
dargestellt, daß jedem Erregerkreise aus 
seinem zugehörigen Transformator noch eine 
kleine Spannung E’ zugeführt wird, durch 
die die beiden Erregerströme JzıXund Js 
etwas in ihrer Phase verschoben werden, 


Abb. 20. Nutzbremsung wie bei Abb. 19. Stromstärke und Phasenverschiebung 
im Hauptstromerzeuger auf den einzelnen Fahrstufen, abhängig von der 
Geschwindigkeit. 


Motordrehzahl 


500 600 Umd/mu 


400 


ER 35 km, /h 
LokomornirgeschwindigKei 


. 
Wird außerdem die Größe aller‘ dieser 'Span- 
nungen durch Wahl der richtigen Windungs- 
zahlen etwa so gewählt, wie es das Diagramm 
Abb. 23 zeigt, so entstehen Ankerströme Ja 
und J4s die nahezu oder ganz in Phase mit 
der Netzspannung Ey sind. In den beiden 
Transformatoren setzen sich diese Ströme 
mit den für die Größe und Phase der Er- 
regungen erforderlichen kleinen Anteilen zum 
Netzstrome Jy zusammen. -Es ıst also zu 
erkennen, daß sich alle vorhandenen Maschinen 
an der Stromrückgabe beteiligen, wenn auch 
nicht in gleicher Stärke und mit teilweise 
großer Phasenverschiebung. 

Das Verhalten der Schaltung wurde 
rechnerisch unter der vereinfachenden An- 
nahme, daß die Erregerströme Jz, und Jg, und 


die Verluste zu vernachlässigen seien, unter- 


sucht. Außerdem wurde dabei angenommen, 
daß die Maschinen Streuung besitzen und daß 
die Windungszahlen entsprechender Wick- 
lungsabschnitte in den Haupttransformatoren 
immer gleich seien, was nicht notwendig der 
Fall zu sein braucht. Ohne diese Sonderan- 
nahmen bekommt man zu viele Variante 
außerdem wird man schon aus technischen 
Gründen möglichste Gleichheit der beiden 
Gruppen anstreben. : 
In den folgenden Abbildungen sind mit 
w’ und w” die Windungszahlen der beiden 


Wieklungen bezeichnet, die zusammen eine 
Dabei ist w die 


Erregerwicklung speisen. 
im fremden, und w’”’ die im zugehörigen 
. Transformator gelegene Windungszahl. w’ er- 
zeugt die Spannung E’, w’ erzeugt BE”. Wird 
w’’ gleich null, so erhält man wie schon be 
merkt, keine Phasenverbesserung mehr. Wird 
w =(, dann sind, worauf hier hingewiesen 
sei, ‚beide Maschinen in der Oerlikon- 
Schaltung geschaltet, nur daß der Zweck der 


Schaltung hier ein ganz anderer, nämlich die 


Phasenverbesserung, ist. 


Eunsanı 


\ 
Y 


FRECHE 


kn! 


4 


0 A 2 


r 


"3 — 4 MMoP: 


Abb. 24 Drehmoment der Bremsschaltung nach Abb. 22, 3 


abhängig von der Geschwindigkeit. 


u 
$ 


‘% 


‘ 
2 


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Rz ©. 
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6) i 
H- Nacheilung — Voreilung ——ı 


22. Juli 1920. 


Abb. 24 zeigt nun das Gesamtmoment M 
des ganzen Maschinensatzes, also beider Ma- 
schinen zusammen, im Verhältnis zum Gesamt- 
moment bei Stillstand, M,, abhängig von 
der Geschwindigkeit. Diese ist dargestellt als 
Drehzahl n, multipliziert .mit einem Faktor k, 
dessen Wert von der gewählten Stellung der 
Kontakte am Haupttransformator abhängt 
und der konstant ist, wenn, wie für diese Kur- 
ven angenommen wurde, diese Stellung unver- 
ändert bleibt. Man erkennt, daß im Stillstande 
ein gewisses Moment M=1= M, ausgeübt 
wird, von dem ab das Moment M mit der Ge- 
schwindigkeit zunimmt. Die Schaltung ar- 
‚beitet also stabil. Der Grad der Zunahme 
der Zugkraft hängt vom Verhältnis w : w’’ ab, 
in der Regel wird man das Verhältnis 2 oder 8 
benutzen. Man kann sich also auswählen, wel- 
‚chen Charakter die Zugkraftlinien über der Ge- 
schwindigkeit haben sollen. 

Abb. 25 zeigt die Anteile M; und M, der 
beiden Maschinen an der Zugkraft im Verhält- 
his zur Gesamtzugkraft bei Stillstand M,. 
Sie läßt erkennen, daß es immer nur eine 


a 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 29. 


Abb. 26 zeigt endlich den Verlauf des 
Leistungsfaktors über der Geschwindigkeit. 
Man ‚erkennt, daß er insbesondere bei den 
größeren Verhältnissen ‘w :w” den Wert 
Eins zu erreichen gestattet und daß sogar 
‚etwas Voreilung vorkommen kann, allerdings 
ist diese nicht erheblich und nimmt sogar bei 
. Zunahme der Drehzahl wieder *ab. Ferner 
zeigt sich wieder wie bei der vorigen Schal- 
tung, daß mit sinkender Geschwindigkeit der 
Leistungsfaktor schnell fällt. 


Aus alledem ergeben sich Eigenschaften, 
die denen der vorigen Schaltung sehr verwandt 
sind, i 


7. Zusammenfassung. 


Die in Ziffern ausgewerteten Schaulinien 
und Diagramme Abb. 9, 10, 11, 12, 18, 14, 15, 
17 und 18 beziehen sich auf eine sechsachsige 
schwere Güterzuglokomotive Type B-B-B, die 
dieSiemens-Schuckertwerke für die schlesischen 
Gebirgsstrecken (f = 16?/, see 1)-Jieferten, die 
102t wiegt und auf Steigungen von 20%], , Güter- 
züge von 550 t zu befördern hat mit einer Ge- 

schwindigkeit von 25 


Laser i PERL km/h. Die Zugkraft be: 
"Tre = ri — trägt dabei 16 300 kg, 
En . B IB: Me = m das Motormoment bei 
| A T ® a e j 3 eingebauten Motoren 

E A| hast 770 mkg/Motor, die 
> | ee Motorstromstärke 2040 
\ et | Fe A/Motor. Diese ent- 
I Ba 7 j spricht etwa der Ein- 
r——- | Bam (num am q A —m pP 

2 De. I stunden - Stromstärke 

eis KERTREREME der Maschinen. Der 

2 a Bez | 12| Triebraddurchmesser 

S 4 Te. lea] ach ist 1350 mm. 
& s | | Es wurde angenom- 

PAR S # 1 in er ange 

= HT F cal at sollten talwärts bei 
HAN 0 Be 32 km/h - (oder 658 
A 


er Oo A 2 8 


Abb. 3. Drehmomente der einzelnen Maschinen in der Bremsschaltung nach 
Abb. 22, abhängig von der Geschwindigkeit. 


Geschwindigkeit gibt, bei der beide gleich 
belastet sind, nämlich da, wo sich die Kur- 
ven 1, 1 usw. schneiden. Man wird also 
bei dieser Geschwindigkeit zu fahren haben 
oder in ihrer Nähe. Man erkennt auch, daß 
die Benutzung der Schaltung für Bremsung 
bis auf Stillstand im allgemeinen nicht günstig 
ist, weil bei größeren Verhältnissen w :w” 
die eine Maschine ein negatives Drehmoment 
entwickelt. Allerdings muß dazu gesagt 
werden, daß diese Eigentümlichkeit sehr von 
derjenigen Einrichtung abhängt, die man zur 
Verbesserung der Phasenverschiebung bei 
Fahrt wählt und die z. B. bei der Wahl eines 
die Erregerkreise verkettenden Transforma- 


Se ze, 


FREE 
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EEBBSESSSEBL 
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a8 
05 40 05 (6) 


Abb. 26. Leistungsfaktor der Bremsschaltung nach Abb. 22, 
abhängig von der Geschwindigkeit. 


tors nicht vorhanden ist und sich auch ändert, 
wenn mam die Hilfswieklungen w’ verschieden 
macht. te 


Umdr/m an den Moto= 
ren) rein elektrisch 
gebremst werden. Die 
Schubkraft des Zuges 
beträgt dann 9800 kg 
und jeder Motor hat aufzubringen: 1. wenn 
sich alle 3 am Bremsen beteiligen: 400 mkg, 
2. wenn sich nur 2 beteiligen, 600 mkg. Wir 
fanden, daß alle 4 Schaltungen hierbei Motor- 
stromstärken ergaben, die ganz in der Nähe 
der Einstundenstromstärke lagen, u. zw. 
ist das bei der 1., 2. und 4. Schaltung so in- 
folge der Phasenverschiebung von etwa 45° 
innerhalb der M6toren, und bei der 8. Schal- 
tung wegen des Ausfalles eines Motors, der 
nicht mitbremst, sondern nu erregt. Hin- 
sichtlich der Motor-Erwärmung besteht also 
kein großer Unterschied, da bei der 3. Schaltung 
der Erregermotor ebenfalls die Stundenstrom- 
- stärke, nämlich 2020 t, liefern mußte. 

In der Gewichtsfrage schneidet die 8. 
Schaltung am günstigsten ab; es beträgt das 
Mehrgewicht nur 500 kg. Dabei ist aber zu 
bedenken, daß die Maschinen nur teilweise zur 
Bremsung herangezogen werden und daß bei 
zweimotorigen Lokomotiven nur ein Motor 
bremst, was vielleicht oft nicht ausreicht. 
Sie eignet sich also vorzugsweise für drei- 
oder viermotorige Lokomotiven. 

Die anderen Schaltungen, bei denen alle 
Motoren bremsen, ergeben: 

für die erste Schaltung 4350 kg zusätzliches 
Gewicht, 
für die zweite Schaltung 4650 kg zusätzliches 
Gewicht, 
für die vierte Schaltung 5000 kg zusätzliches 
Gewicht, 
also nahezu dieselben Werte, nämlich zwischen 
4und5% des Lokomotivgewichtes. Dabei ist zu 
erwägen, daß die erste Schaltung die wenigsten, 
dıe letzte dıe meisten elektrischen Vorteile 
bietet. Als einfach sind nur die ersten beiden 
Schaltungen anzusprechen und es ist anzu- 
nehmen, daß sie sich durchsetzen, wenn es 
noch gelingt, ihren Leistungsfaktor zu ver- 
bessern. i 


—= 4 M/2:Mo 


571 
Es würde nun noch nötig sein, auf 
die Kommutierung einzugehen; doch soll 
jetzt davon abgesehen werden, weil diese 


Frage die Bremsmethoden nicht grundsätz- 
lieh ändert. Auch ist sie deshalb nicht so 
wichtig, weil sich schon an Hand der mitge- 
teilten Zahlen übersehen läßt, daß die Kom- 
mutierung besondere Schwierigkeiten nicht 
bietet. 


Fernsteuerung für Unterwerke mit 
rotierenden Umformern.!) 


H. Wilson beschreibt eine Anordnung, 
um ÜUnterwerke vom Kraftwerk aus zu 
regeln, so daß die ständige Anwesenheit 
von Bedienungspersonal dort unnötig wird. 
Zu diesem Zwecke wird die in Abb. 1 dar- 


6600 Volt Drehsfrort 2 Er | 
sr pl  Unterwerk 


a 
et ea a ee Eee 


/r 


Kraffwerk 
ü Hilfsletungen 
| fsleitungen © 


Abb. 1. + j 


gestellte Schaltung benutzt, welche dadurch 
gekennzeichnet ist, daß 2 parallel geschaltete 
Nebenschlußregler N R, einerim Kraftwerk und 
einer im Unterwerk, zur Verwendung gelangen. 
Ferner werden 2 Hilfsleitungen und telepho- 
nische Verbindung zwischen Kraft- und Unter- 
werk benötigt. Außer der Spannungsregeluug 
des im  Unterwerk aufgestellten Umformers 
kann man auch dessen Abschaltung vom Kraft- 
werk aus vornehmen, wenn 2 Hilfsleitungen zur 
Verfügung stehen und der Hochspannungs- 
ölschalter im Unterwerk mit Gleichstromaus- 
lösespule versehen ist. Die Inbetriebsetzung 
des Umformers erfolgt in der Weiße, daß sich 
ein Mann nach dem Unterwerk begibt, den Um- 
former anläßt und ihn leer laufend auf das 
Netz schaltet. Nach telephonischer Benach- 
richtigung des Kraftwerks über die er- 
folgte Einschaltung verläßt der Mann das Un- 
terwerk. Im Kraftwerk wird nun mit Hilfe 
des Nebenschlußreglers und unter Beobachtung 
der Strommesser A mit zweiseitigem Ausschlag 
die Erregung des Umformers. so eingestellt, 
daß er Strom an das Netz abgibt. Die Angaben 
der Amperemeter A können gleichzeitig dazu 
benutzt werden, die Sammelschienenspannung 
ei Unterwerks zu ermitteln, da beispielsweise 

ei 0,52 Widerstand in der Speiseleitung 20 A, 
die an das Unterwerk abgegeben werden, be- 
deuten, daß dessen Spannung 10 V unter der 
Sammelschienenspannung des Kraftwerks liegt. 
Die etwa vorhandenen Spannungsprüfdrähte 
werden somit entbehrlich und können für die 
Fernsteuerung Verwendung finden. Stellt der 
Schalttafelwärter im Kraftwerk fest, daß er das 


“ Unterwerk nieht mehr gebraucht und dessen 


Belastung mit übernehmen kann, so schaltet 
er den Erregerstromkreis des Umformers im 
Unterwerk ab, so daß der Umformer leer läuft. 
Er schaltet sodann mit Hilfe des Druekknopfies 
und der Hilfsleitungen den Hochspannungs- 
ölschalter im Unterwerk aus und ebenso den 
Schalter auf der Gleichstromseite, womit der 
Umformer von den Sammelschienen abge- 


trennt ist. ah. 


1) Nach „Electrical Review“, Bd. 86, 1929, S. 581. 


572 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Bemessung der Transformatorenleistung 
in vorwiegend landwirtschaftlichen ‚Orten. — 
Osten führt zunächst aus, daß über die Be- 
messung der Transformatorenleistungen selten 
regelnde Grundlagen vorhanden sind, und 
weist darauf hin, daß im allgemeinen eine zu 
große Furcht vor dem Durehbrennen der 
Transformatoren besteht. Nachdem zunächst 
in einer Zahlentafel „viel zu groß bemessene 
Transformatoren“ die zweckmäßige Leistung 
angegeben und so ein interessanter Wider- 
spruch zwischen dem ‚„Gehenlassen‘ und wirt- 
schaftlicher Überlegung ersichtlich wird, gibt 
der Verfasser 2 Schaubilder über Transfor- 
matorenbelastungen. In 3 Kurven werden 
die Liehtanschlüsse, Kraftanschlüsse und Licht 
und Kraft zusammen der Transformatoren- 
leistung gegenübergestellt.. Die Anschluß- 
werte wuchsen im Laufe der Zeit auf das 10- 
und Mehrfache der Transformatorenleistung, 
ohne daß eine Auswechselung erfolgt oder 
eine Störung eintritt. Die Zahlentafel der 
stark belasteten Transformatoren ist, da sie 
über die Leistungsfähigkeit der Transforma- 
toren den besten Aufschluß gibt, nachstehend 
abgedruckt. 


Zahlentafell. Ungewöhnlich stark 
belastete Transformatoren: 


a] 
Einge® Auschlußwerte | Verhältnis der Leistung] 23.3 5 
baute zum Anschlußwert |2 5238 
Leistung Kraft Licht zus.| a = =E3 
kVAlkW kW _| kW |kw | Kraft | Licht | zus. ERBE 
10 , 7 | 82 |191)) 10111:11,711:2,7 11:14,4| — 
15 1105| 146 \19 ‚165|1:14 1:18 11:15,7) 1 
20 |1ı4 | 136 126 |162|1:11,51:1,851:15,4 5 
30 |21 | 86 822) 168|1:4,1 |1:3,9 11:8 5 
50 135 | 204 123 122711:5,8 |1:0,6611:6,5 4 
50 |35 | 237 |42 127911:68 1:12 1:8 | 7 
25 | 17,5] 150 |24 |174|1:8,6 |1:1,35/1: 10 2 
50 [85 | 151 |583) 209|1:4,8 |1:1,6511:6 5 
50 |35 | 273 |45 [31811:7,8 1:1,: 11201287, 
| 
Diese Ergebnisse nimmt Osten zum An- 
laß, in eine Untersuchung der angeschlossenen 


Abnehmer zu treten und schließlich ‚Leitsätze 
für die Wahl der Transformatorenleistung in 
ländlichen Orten‘ aufzustellen. Damit wird 
die Anregung gegeben, daß ein jedes Werk 
daran gehe, bei sich selbst Umschau zu halten. 
Ersparnisse an Anlagewerten, Ersparnisse an 
Leerlaufsverlusten ist das Ziel! Der Weg, 
den Osten beschreitet, ist der der Einzel. 
untersuchung von Ort zu Ort. Eine Verall- 
gemeinerung soll ausgeschaltet werden. Die 
guten Beispiele lassen erkennen, wie vorge- 
gangen werden kann. Das sind wirtschaft- 
liche Gesichtspunkte, die sich zu Existenz- 
fragen entwickeln. Man muß'sich klar werden, 
daß große Uberlandwerke Millionen von kWh 
an Verlusten aufzubringen haben und die Be- 
schaffung von Transformatoren Zeit und Geld 
in unerträglicher Höhe voraussetzt. Hier 
ist jede Hilfe zu begrüßen. (El. Kraftbetr. u. 
Bahnen, Bd. 18, 1920, S. 33). st. 


Neue Wasserkraft - Elektrizitätswerke in 
Japan. — Wir lesen in „Eleetrical World‘, daß 
Japan 4 große Wasserkraft-Elektrizitätswerke 
zu errichten beabsichtigt, um den Energiebe- 
darf Osakas und seiner Umgebung zu befrie- 
digen. Die Nippon Water Power Co., deren 
Kapital 25 Mill. $ beträgt, will dem Fluß Sho- 
kawa 105 000 kW entziehen und nach Osaka 
überführen. Die Nippon Electrie Power Co. 
(ebenfalls 25 Mill. $) plant die Gewinnung von 
rd 102 000 kW aus Wasserkräften und deren 
Verteilung unter 125 kV auf etwa 340 km. Sei- 
tens der Osaka Electric Transmission Co. 
(10 Mill. $) sollen vorläufig 35 000 kW dem 
Kiso entnommen werden, ein Betrag, den man 
später zu verzehnfachen gedenkt, und schließ- 
lich wird die Taisho Water Power. C0. (5 Mill. $) 
mit 24 500 kW Cobe und Osaka beliefern, so 
daß letzterer Stadt demnächst eine beträcht- 
liche Energiemenge zur Verfügung steht. 


Verkehr und Transport. 


Elektrisierung der ersten südamerikani- 
schen Hauptbahnlinie. — Als erste elektrisch 
betriebene Hauptbahnlinie in Südamerika soll 
die Strecke Jundiaby—Campinas (Brasilien) 
der Paulista-Eisenbahn-Gesellschaft bis zum 
Juli 1921 betriebsbereit fertiggestellt sein. Die 
Ausführung der Arbeiten ist der International 
General Eleetrie Co. übertragen worden, die 
mit ihrem Angebot in Höhe von fast 2 Mill. $ 


!) Starke Arbeiterbevölkerung neben Landwirtschaft. 
) Teilweise Gewerbe. a 
°) Landstädtchen. 


» 


P 


Elektrotechnische Zeitschriit, 1926. Helt 29. 


RUNDSCHAU. 


den Zuschlag erhielt. Die zweigleisige Strecke ist 
45 km lang, so daß einschließlich Verschiebe- 
gleisen 121 km Gleislänge in Frage kommen. 
Für später ist eine Erweiterung des elektrischen 
Betriebes um etwa 160 km bis nach San Carlos 
vorgesehen. Vorläufig sind 8 Fracht- und- 
4 Personenzuglokomotiven, beide mit Zahnrad- 
übersetzung, für 3000 V Gleichstrom, sowie das 
erforderliche Material für die Fahrleitung und 
das, Unterwerk des ersten Ausbaus bestellt. Die 
elektrische Ausrüstung wird derjenigen der 
Chieago, Milwaukee and St. Paul-Bahn!) sehr 
ähnlich sein, während die Lokomotiven_den auf 
der Butte, Anaconda und Paeifie-Eisenbahn?) 
verwendeten gleichen. Die Frachtlokomotiven 
besitzen nur Triebachsen und wiegen je 100 t. 
Das Gewicht der Personenzuglokomotiven be- 
trägt je 120 t; sie erhalten an jedem Ende ein 
zweiachsiges Leitgestell. Die Energie wird 
durch die Sao Paulo Licht- und Kraftgesell- 
schaft als Drehstrom mit einer Spannung von 
88 kV und 60 Per geliefert. (‚‚Journ. of the 
Am. Inst. El. Eng.’‘ Bd. 39, 1920, 8. 484.) 
ah. 


Die Krisis im New Yorker Schnellbahn- 
wesen. — Auf S. 278 „ETZ‘‘' 1920, wurde auf 
die bedenkliche Wirtschaftslage der New Yor- 
ker Schnellbahnen hingewiesen, über die durch 
deren Direktor Frank Hedley mit überzeugen- 
den Worten berichtet wurde, wobei der Ge- 
nannte das einzige Mittel gegen den Zusammen- 
bruch in der Erhöhung der Tarife erblickte. 
Das war die Lage im Januar dieses Jahres. 
Nach jetzt aus New York hier eingegangenen 
Privatnachrichten ist indessen bis heute der 
Tarif noch nicht geändert, so daß man tatsäch- 
lich für 5 cts die Bahnen auf allen Strecken be- 
nutzen und Reisewege von 25 km machen 
kann. Diese 5 ets entsprachen mit etwa 
20 Pf dem früheren 10 Pf-Tarif auf deutschen 
Bahnen. Inzwischen ist dieser auf 50 und in 


Berlin selbst auf 70 Pf, d.h. auf das Siebenfache 


hinaufgeklettert, während die Amerikaner noch 
bei ihrem Friedenstarif stehen geblieben sind. 
Als Grund wird für New York die Weigerung 
der Public Service Commission angegeben. 
Die Bahnen geben selbst für jede Fahrt 6 cets 
aus, worin die Verzinsung der Bonds inbegrif- 
fen ist. Die Bahngesellschaften halten sich nur 
dadurch über Wasser, daß sie Effekten, u. zw. 
vor allem Grundstücke verkaufen. Aber das 
wird natürlich einmal auch ein Ende haben, 
wonach man sich darüber zu einigen haben 
wird, ob man einen höheren Tarif gegen die 
Publie Service Commission erzwingt, was bei 
den großen Machtbefugnissen dieses Amtes un- 
wahrscheinlich ist, oder die Bahnen dem Kon- 
kurs überläßt. Wir werden über diese Sache 
unsere Leser auch weiterhin unterrichten. Z. 


Eine neue Antriebsart für Elektromobile. — 

Die neueste Bauart der Elektromobile, die von 
Dey in Jersey City (N. J.) kürzlich auf 

den Markt gebracht worden sind, zeigt in der 
Antriebseinrichtung ein völliges Verlassen des 
bisher Ublichen. Der Motor liegt parallel zur 
Radachse. Feld und Anker sind umlaufend, 
wobei die Ankerwelle zum Antrieb des einen, 
die Welle der Feldlagerung zum Antrieb des 
anderen Wagenrades dient. Das Ausgleichs- 
getriebe wird auf diese Weise erspart. Die 
Drehzahl zwischen Feld und Anker ist doppelt 
so hoch wie die tatsächliche Umlaufszahl. Da- 
durch wird am Motor für eine gegebene Lei- 


ill 
NSS 


Abb. 1. 


stung Material und Gewicht gespart. Abb. 1 
zeigt Einzelheiten der Konstruktion im Schnitt. 
Das innen liegende Feld ist sechspolig und 
wird durch eine Spule erregt. Der Anker hat 
die von Innenpolmaschinen her bekannte Bau- 
form. Die Übersetzung vom Motor auf die 
Radachse erfolgt auf jeder Seite durch eine 


2). Vgl. „ETZ“1918, 8. 251 
%) Vgl. „ETZ* 1918, S. 419. 


22. Juli 1920. 


Innenverzahnung. Die Gleichrichtung des Um- 
laufs der Wagenräder wird dadurch erzielt, 
daß auf einer Seite der treibende, auf der ande- 
ren der angetriebene Teil die Innenverzahnung 
hat. Motormitte und Radachse liegen ent- 
sprechend exzentrisch. Auch inder Bedienungs- 
einrichtung zeigt das Fahrzeug Neuerungen, 
indem die Bedienungshebel nach dem Vorbilde 
des „Kuppelungspedals‘“ und des „Accele- 
rators“ von Benzinkraftwagen angeordnet 
sind und auch dementsprechend wirken. Leich- 
tes Niederdrücken des „Kuppelungspedals‘“ 
soll durch Vorschalten von Widerständen die 
gleiche Wirkung haben, wie das ‚Schlüpfen- 
lassen der Kupplung‘. Verstärktes Nieder- 
drücken schaltet mehr Widerstand vor und 
unterbrieht dann den Strom. Bei weiterem 
Niederdrücken erfolgt Umschaltung des Mo- 
tors auf Bremsung und schließlich wird auch 
die mechanische Bremse angezogen. Das 
„Acceleratorpedal‘“ bewirkt Beschleunigung 
durch Feldschwächung bis zu 48 km/h. Eine 
kleine Benzindynamo kann zum Aufladen der 
Batterie auf dem Wagen mitgeführt werden. 
(„Eleetrical World‘, Bd. 74, 1919, $. 163.) 
W. A. Th. M. 


Fernmeldetechnik. : 


Hochfrequenz - Mehrfachtelephonie und 
-telegraphie längs “Leitungen II. Prinzip und 


Schaltung der Apparate für Hochfrequenz- 
Mehrfachtelephonie und -telegraphie sind. 
bereits in einer früheren Arbeit von Faß- 


bender 
den.!) 

In der vorliegenden Arbeit der gleichen 
Verfasser wird das Verhalten von Freilei- 
tungen und Kabeln bei Beanspruchung mit 
Sin-förmigen, ungedämpften Strömen hoher 
Frequenz untersucht. ie in den bekannten 
Telegraphengleichungen auftretenden Größen R 
(Widerstand), A (dielektrische Ableitung), L, 
(Induktivität) und © (Kapazität) werden als 
Bestimmungsstücke der Leitung getrennt 
untersucht. Die Abweichung der dynamischen 
Kapazität von der statischen und die Ab 
hängigkeit der dynamischen Kapazität von 
der Frequenz ist klein ‘gegenüber der Ab- 
hängigkeit von R und A von der Frequenz. 
C wird daher als konstant betrachtet. Mes- 
sungen über seine Fequenzabhängigkeit liegen 
nicht vor. 

Die dielektrische Ableitung ist bei Frei- _ 
leitungen gleich Null. Für Papier-Luft-Kabel 
werden Messungsergebnisse der Verfasser so- 
wie von K. W. Wagner mitgeteilt. Es er- 
gibt sich eine starke Zunahme der Ableitung 
mit wachsender Frequenz; jedoch zeigen die 
erheblichen Unterschiede in den Ergebnissen 
beider Untersuchungen, daß die Ableitungs- 
werte verschiedener Kabel je nach der Fabri- 
kation stark abweichen können. 

’- Rund Z ändern ihren Wert mit der Fre- 
quenz infolge der Hautwirkung. Die Zu- 
nahme des Widerstandes verschiedener Lei- 
tungen bei wachsender Frequenz wird in 
Tabellenform gegeben, ebenso die maximale 
Drahtstärke, bei der die Widerstandszunahme 
bei den verschiedenen Frequenzen unter 20% 
bleibt, sowie die bei Benutzung von Litze für 
die Erfüllung der gleichen Bedingung er- 
forderliche Anzahl von Einzeldrähten. Ferner 
wirkt jeder Energieverlust als scheinbare 

- Widerstandserhöhung. Als 

. solche kommen praktisch 
nur die Jouleschen Verluste 
der in Umhüllung oder be- 
nachbarten Leitern indu- 
zierten Wirbelströme in Be- 

* tracht. Verhältnismäßig 
groß werden die Verluste 


und E. Habann behandelt wor- 


4 


Mitte Motorachse bei Krarup-Kabeln, in 
Wis Achse deren Eisenumhüllung außer 
= Motorwage den Wirbelstromverlusten 
> Y noch Hysteresisverluste auf- 
ER treten. Die Selbstinduktion 


Z wird durch die Hautwirkung 

verkleinert. DieAbnahmemit 

- wachsender Frequenz läßt 

sich mit Hilfe von Bessel- 

schen Funktionen berechnen. 

Sie. kann infolge ihres 

; geringen Betrages praktisch 
vernachlässigt werden. Da die Fortpflanzungs-. 
geschwindigkeit v® elektrischer Zustandsände- 
rungen auf Leitungen erheblich kleiner seinkann 
als im freien Raum, so wird zwecks genauer 
Begriffsbestimmung zwischen Ätherwellen- 
"länge %,u und Wellenlänge X in der Leitung 
unterschieden. Letztere ist erklärt dureh die 

Beziehung A = 2n/«, wobei die Wellenlängen: 


ı) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 160. 


“ 


Pad 


22. Juli 180 
konstante &—= @YÜOL ist, wenn A=0 und 
R klein gegen oL gesetzt-werden können. (Frei- 
leitung). Im folgenden sind dann die Werte A, 
ho, & und v» für verschiedene Leitungen tabel- 
larisch zusammengestellt. Bei Papier-Luft- 
Kabeln zeigt sich ein geringer Anstieg von v mit 
wachsender Frequenz; bei Freileitungen ist 
v von der Frequenz unabhängig. 
Die Charakteristik einer Freileitung ist 
Z=YVL/C. Für hohe Frequenzen und bei Kabeln 
muß ein verwickelter Ausdruck für Z ver- 
wendet werden, da hier die Bedingungen A=0 
und R klein gegen »Z nicht mehr erfüllt sind. 
Eine Leitung arbeitet energetisch um so 


> oL 
Hieraus ist jedoch nicht der 


günstiger, je kleiner die Ausdrücke und 


De 
—— werden. 


a0 
Schluß zu ziehen, daß die Leitung sieh mit 
wachsender Frequenz immer mehr dem Ideal- 
fall nähert. Eine weitere Tabelle zeigt die 
Abhängigkeit beider Ausdrücke von der Fre- 
quenz, während der eine sinkt, steigt der 
andere. 7 
Für die räumliche Dämpfung gilt 


BESvon +5 vo. 


Hieraus folgt, wie bekannt, infolge der Ab- 
anekeit es Rk und A von der Frequenz eine 
starke Zunahme der Dämpfung mit ©. Für 


Freileitungen erhält man ß = Ryan, Für 


beide Fälle werden Tabellen und Kurven- 
tafeln beigebracht: 

Für die Reichweite der Apparate ist nicht 
nur das ß der Leitung, sondern auch das ßl 
wichtig, bei dem die Apparate noch eine 
gute Verständigung zulassen. Eine Tabelle 
nebst Kurventafeln erlaubt auch hier die 
Vergleichung eines Kabels vom Durchmesser 
D=0(,8 mm, einer Freileitung vom D= 2 mm 
und einer vom D = 4 mm in bezug auf die 
Reichweite, in Abhängigkeit von der Fre- 
quenz und unter der Voraussetzung eines 
BI= 3. 


Um die räumliche Dämpfung von Lei- 
tungen zu verringern, erhöht man bekanntlich 
ihre Selbstinduktion, und zwar entweder 


durch Einschaltung von Spulen (Pupin) oder 
durch Eisenumspinnung (Krarup). Durch 
beide Methoden wird nach der oben gegebenen 
Formel jedoch die Ableitungsdämpfung ver- 
größert, so daß diese Methoden für Hochfre- 
quenz nicht ohne weiteres brauchbar er- 
scheinen. Man erhält vielmehr für eine be- 
liebige Leitung die geringste Dämpfung, wenn 
ihre Bestimmungsstücke der Bedingungs- 
gleichung L/O = R/A genügen. Da A für 
Kabel bei Hochfrequenz beträchtliche Werte 
annimmt, kann somit durch zu große Werte 
von L die Dämpfung ß verschlechtert statt 
verbessert werden. Der günstigste Wert von 
ß für eine beliebige Frequenz ist bei richtiger 
Abgleichung der Größen /, 0, Rund A formel- 
mäßig der gleiche wie für die Frequenz ® = (0, 
nämlich ßopt.= VRA. Zahlenmäßig liegt 
bei Kabeln dieser Wert stets höher als bei 
Freileitungen, da zwar R künstlich klein ge- 
halten werden kann, A jedoch infolge der 
dielektrischen Verluste in den seither ver- 
wandten Dielektriken stark mit der Frequenz 
zunimmt. = 

Eine Arbeit der gleichen Verfasser über 
die Konstruktion von Spezial-Hochfrequenz- 
kabeln wird in Aussicht gestellt. (Jahrb. der 
drahtl. Tel. Bd. 15, 1920, 5. 407). Zi. 


Drahtlose Sichefungsvorrichtung für fah- 
rende Eisenbahnzüge. Unter Benutzung 
elektrischer Wellen ist jetzt von der Gesell- 


‚schaft für drahtlose Telegraphie (Telefunken) 


eine Einrichtung geschaffen und erprobt wor- 
den, die das Lokomotivpersonal auf ein zu 
beachtendes Streckensignal aufmerksam 
machen soll, und die demnach berufen ist, 


3 res infolge des Uberfahrens von 
a 


tesignalen nach Möglichkeit zu verhindern. 
Die Einrichtung erscheint äußerst einfach und 


 betriebssicher und besteht aus einem kleinen 


Röhrensender, der ein hörbares und sichtbares 
Zeichen (Hupe und Lampe) betätigt. Sie 
arbeitet mit „Ruhestrom“. Das hat den 
großen Vorteil, daß sich Störungen im Be- 
triebe der Sicherungsvorrichtung selbsttätig 
anzeigen, In bestimmtem Abstand von einem 
Streckensignal, auf das der Lokomotivführer 


aufmerksam gemacht werden soll, ist zwischen 


den Schienen ein einfacher, aus Eisenrohr 
hergestellter, flach gelagerter ovaler Rahmen 
von etwa 50 cm Breite und 300 cm Länge be- 
festigt. Fährt die» Maschine über diesen 
Rahmen, so wird dem Schwingungskreis der 
auf ihr angebrachten Sicherungsvorrichtun 
augenblicklich soviel Energie entzogen, da 
das Warnungszeichen in Tätigkeit tritt. Es 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 29. 


wirkt solange weiter, bis der Führer es durch 
einen besonderen Abstellknopf außer Tätig- 
keit. setzt; es kann also nach menschlicher 
Voraussicht nicht unbemerkt bleiben. Nach 
Mitteilung von Telefunken unternimmt die 
Eisenbahhiverwaltung bereits ausgedehnte Ver- 
suche mit der neuen Einrichtung. Es wäre zu 
hoffen, daß sie zu einem günstigen Ergebnis 
führen und zur baldigen allgemeinen Ein- 
führung Veranlassung geben. Rp. 


Die portugiesischen Funkstationen. — Nach 
dem ‚‚Seculo‘‘ vom 8. XI. 1919 wird die Stärke 
der Funkstation in Monsanto auf 100 kW er- 
höht. Die Postbehörde hat Stationen in Cintra 
(Schloß Pena), in Leixoes bei Porto und in 
Ponta Delgada. Die Flotte verfügt über 
Funkstationen in Monsanto, Faro, Vale di 
Zebro und im Marinearsenal in Lissabon. Das 
Heer hat Stationen in Lissabon, Santarem, 
Evora, Beja, Guarda, Coimbra, Villa Nova da 
Reina, Villa Real, Castello Branco, Tomar 
Braganza und Vizeu. 
haben nur geringe Reichweite, von der in 
Lissabon (Ajuda) abgesehen. In Cap Verde 
wird eine Marinestation eingerichtet, die 
stärker sein soll als die zurzeit in Monsanto 
bestehende. Rp. 


Funktelegraphie auf den Tongainsein. — 
Wie Journal Telegraphique Bd. 44, 1920, S. 16 
berichtet, besitzen .die Tongainseln z. Zt. 
keinerlei Mittel für den Schnellverkehr mit 
der übrigen Welt. Jetzt ist ein Vertrag mit 
der Amalgameted Wireless (Australien) abge- 
schlossen worden über die Lieferung einer 
vollständigen funktelegraphischen Ausrüstung 
für eine Anlage zum unmittelbaren Verkehr 
zwischen Nukualofa und Suva (Fidschi- 
Inseln). Alle Bauteile läßt die Gesellschaft 
in ihren eignen Werkstätten in Sidney an- 
fertigen; sie sollen durch australische Ingeni- 
eure aufgestellt werden. Rp. 


Drahtlose Telegraphie Frankreich — Indo- 
china, Wie ‚„Uberseedienst‘‘ vom 17. II. 
1920 meldet, ist eine direkte drahtlose Ver- 
bindung zwischen dem Eiffelturm und den 
Stationen Bach-mi in Jndochina und Yünnanfu 
in Südchina eingerichtet worden. Bisher 
konnte nur eine‘ geringe Verständigung er- 
reicht werden, aber man hofft, daß nach der 
Fertigstellung der Station in Saigon auch der 
Handelsverkehr an der drahtlosen Telegraphie 
nach dem fernen Osten teilnehmen kann. Der 
Bau.der Station in Saigon schreitet en 


Physik und Theoretische Elektrotechnik. 


Die Gleichrichterwirkung von Kristall- 
detektoren. — M. J. Huizinga schreibt die 
Gleichrichterwirkung von Kristalldetektoren 
einer analogen elektrolytischen Zersetzung zu, 
wie sie beim Schlömilchdetektor eintritt, weil 
an der Kontaktstelle Molybdänglanz-Platin bei 
einem hindurchgesandten 1 Milliamp-Strom 
von dem Kristall nach der Spitze ein kleines 
Tröpfchen einer dunkelblauen Flüssigkeit ent- 
steht, worin kleine Gasbläschen aufsprudeln. 
Auch beim Eisenpyritdetektor wurde eine 
elektrolytische Zersetzung wahrgenommen; die 
in den zwei Richtungen verschiedene Polarisa- 
tionsspannung erklärt den Stromunterschied 
beim Stromwenden. Die Übereinstimmung der 
Gleichstromcharakteristiken sprechen für die 
genannte Anschauung. Der Widerstand der 
untersuchten Detektoren ist kleiner als man 
gewöhnlich annimmt, meist kleiner als 100 2. 
(„Physik. Zeitschr.‘“‘, Bd. 21, S. 91.) Zar. 


Evakuierte Metallgefäße. — F. Banneitz, 
G. Rhein und B. Kurze untersuchen auf An- 
regung Lilienfelds die Grundlagen zum Bau 
von evakuierten Metallgefäßen, im Hinblick 
auf den Gebrauch als Transportgefäße für ver- 
flüssigte Gase (und a, ?). Gewöhn- 
liche Eisenblechgefäße ließen sich nicht ge- 
nügend dieht bekommen, trotz zahlloser Ver- 
suche mit allen möglichen Kombinationen. 
Wurde aber das Eisenblech galvanisch versil- 
bert oder ersetzte man es durch Nickelblech, 
so wurden die Ergebnisse mit doppelwandigen 
Gefäßen besser ; sie reichen aber lange nicht 
an die Burgerschen doppelwandigen Glasge- 
fäße mit innerer Versilberung heran.  (,„Ann. 
d.Physik., Bd..61, 8.113.) 7Zar. 


Chemie. 


Elektrische Kraft für Stickstoffbindung. — 
E. Kilburn Scott, welcher selber ein mit 
dem elektrischen Flammenbogen arbeitendes 
Stiekstoffbindungsverfahren ersonnen hat, 
wirbt mit einem der 34. Jahresversammlung 
der amerikanischen Elektrotechniker erstatte- 
ten Bericht!), allgemein für diese unmittelbaren 


1) Proceedings of Am. lust. Electr. Eng., Jahrg. 1918 
S. 779; 15 Sp- 


Die Heeresstationen 


Verfahren, im Gegensatz zu dem Kalkstick- 
stoffverfahren. In geschickter Weise stellt er 
vor Augen, wie einfach im Liehtbogen aus Luft 
gleich Salpetersäure erzeugt wird, während 
anderseits erst aus Kalk und Kohle im elek- 
trischen Ofen Karbid hergestellt, dieses gepul- 
vert, im Stickstoffstrom erhitzt, das gewonnene 
Cyanamid durch Wasserdampf zersetzt und das 
dadurch erhaltene Ammoniak durch Erhitzen 
mit Luft über Platin endlich in Salpetersäure 
umgewandelt wird. Den Vorwurf, das Licht- 
bogenverfahren verbrauche zuviel elektrische 
Energie, hält er gegenüber jenen Vorteilen für 
minder wichtig, zumal in der Kriegszeit, wo es 
gelte, möglichst rasch Anlagen zu schaffen, um 
den Ausfall an Chilesalpeter zu ersetzen, dessen 
Anfuhr durch den U-Bootkrieg und die Über- 
lastung der Bahnen außerordentlich erschwert 
sei. Als besonderen Vorzug des Lichtbogenver- 
fahrens nennt er die Möglichkeit, den Strom 
bestehender Kraftwerke außerhalb der Spitzen- 
zeit zu benutzen. Sogar bei Betrieb mit Dampf- 
kraft hält er das Lichtbogenverfahren für emp- 
fehlenswert. Besonders schlägt er vor, an Ko- 
kereien eine solche Stickstoffanlage anzuglie- 
dern. Das beim Verkoken der Kohle als Neben- 
erzeugnis gewonnene Ammoniak gibt mit der 
elektrisch gewonnenen Salpetersäure Ammo- 
niumnitrat, welches als Sprengstoff im Kriege 
viel gebraucht wird, aber auch im Frieden als 
Sicherheitssprengstoff in Bergwerken und als 
stickstoffreichstes Düngemittel viel begehrt 
wird!) KR. 4A 


Werkstatt und Baustoffe. 


Die Tätigkeit des Materialprüfungsamtes im 
Jahre 19182) — Wieindem Vorjahre standen die 
Arbeiten nochstark unter demEinfluß desKriegs- 
zustandes. Ein großer Teil der Prüfungen betraf 
die Anwendung von Ersatzstoffen, Der Mangel 
an Leder und Spinnfasern nötigte dazu, für 
Treibriemen Papiergarne zu verwenden. Nach 
den vorliegenden Ergebnissen ist zu erwarten, 
daß Papiergarnriemen bestimmter Fertigungen 
brauchbaren Ersatz liefern. Mit. Lager- 
metallen, deren Gehalt an Kupfer und Zinn 
möglichst gering war, wurden Versuche aus- 
geführt. Zur Prüfung von Ballonstoffen 
wurde die Anwendung der Zerplatzversuche 
weiter ausgebildet. Leim und Ersatzleim 
wurden wiederholt auf ihre Bindekraft im 
trockenen Zustande und nach mehrtägigem 
Feuchthalten der Leimfuge mit Wasser, Benzin 
und Öl geprüft. 

Zugversuche mit Rundstäben 
minium ergaben folgende Werte: 
bei Zimmerwärme: Streckgrenze 1140 kg/em?, 

Festigkeit 1260 kg/em?, Dehnung 11,4%, 
bei 100 C°: Streckgrenze 920 kg/em?, Festigkeit 

1050 kg/cm?, Dehnung 17,3 %. 
Wolframdrähte von 0,055 mm und 0,040 mm 
Durchmesser besaßen eine Festigkeit von 
193 Dis 221 kg/cm? und 261 bis 279 kg/em?. 

An Metallfaden-Glühlampen wurde 
ermittelt, in welchem Maße die Haltbarkeit 
der Drähte mit der Brenndauer abnimmt. 
Man ließ zunächst die Lampen verschieden 
lange (bis 1000 h) brennen, dann wurden sie 
geöffnet und die Drähte dem Hin- und Her- 
biegeversuch unterworfen. Die Drähte der 
einen Lampensorte konnten vor dem Brennen 
im Mittel 19mal und schon nach 400 Brenn- 
stunden nur noch 0,3 mal hin- und hergebogen 
werden, während die Drähte der anderen 
Lampensorte ungebrannt 303 und nach 1000 
Brennstunden noch 117 Biegungen- aushielten. 

In der Abt. 4 für Metallographie 
wurde eine größere wissenschaftliche Arbeit, 
die gleichzeitig, hohes praktisches Interesse 
beansprucht, ‚‚Über das Rosten von Eisen in 
Berührung mit anderen Metallen und Legie- 
rungen‘ zum Abschluß gebracht.) Für die 
Untersuchungen wurden zahlreiche Span- 
nungsmessungen von Metallen und technischen 
Legierungen in Kochsalzlösungen verschiedener 
Konzentrationen ausgeführt. Ferner ist in 
der Arbeit zum ersten Mal der Nachweis er- 
bracht, daß es möglich ist, den Einfluß der 
Berührung verschiedener Metalle auf ihr 
egenseitiges Verhalten in einem Elektro- 
yten gesetzmäßig und quantitativ zu erfassen. 
In der Abteilung kamen mehrfach Metalle 
und Legierungen auf ihr Verhalten gegen be- 
stimmte Wässer und Salzlösungen zur Unter- 
suchunig. Ein gußeisernes Rohr war sehr stark 
zersetzt worden. Die Ursache der Zersetzung 
konnte auf die metallische Berührung des 
Gußeisens mit einem bronzenen Saugkorb 
zurückgeführt werden. Wiederholt wurde 


1) Auf Grund des, amtlichen Berichtes von Ch. Par- 
sons, welcher das Lichtbogenverfahren als ungeeignet 
bezeichnet, hat die amerikanische Regierung solche Pläne, 
wie sie Scott vorlegt, nicht besonders gefördert. In der 
Tat ist die große Menge elektrischer Energie, welche be- 
nötigt wird, ein wesentliches Hindernis. 

2) Bericht 1917 vgl. „ETZ“ 1919, 8. 674. 
3) Siehe „Mitteilungen des Materialprüfungsamtos“ 
eft 3/4, 8. 114 bis 208. 


aus Alu- 


1918, 


574 


—- — 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heit 29. 


22. Juli 1920. 


durch Gefügeuntersuchungen festgestellt, ‘ob 
bestimmte Konstruktionsteile aus Stahlguß 
oder aus Temperguß bestanden. Zwei Stahl- 
bleche mit annähernd gleichem, perlitischem 
Kobhlenstoffgehalt verhielten sich beim Stanzen 
ganz verschieden. Während sich das eine 
Blech gut ausstanzen ließ, stumpften bei dem 
anderen Blech die Stanzwerkzeuge sehr schnell 
ab. Die Gefügeuntersuchung ergab, daß das 
leicht stanzbare Blech körnigen Perlit und das 
schlecht stanzbare Blech lamellaren Perlit ent- 
hielt. Nach Versuchen von Hanemann hat 
Stahl im Zustand des körnigen Perlits die 
größte Weichheit, die bei seinem Kohlenstoff- 
gehalt überhaupt zu erzielen ist, während der- 
selbe Stahl im Zustand des lamellaren Perlits 
erheblich härter ist. Durch langandauerndes 
Glühen dicht unterhalb der Umwandlungs- 
temperatur (etwa 700 CP), oder auch durch 
wiederholtes Glühen etwas über der Umwand- 
lungstemperatur von 700 C® mit nachfolgen- 
der Abkühlung unter diese Temperatur, kann 
man lamellaren Perlit wieder in körnigen ver- 
wandeln. Die untersuchten Schnellarbeits- 
stahlproben bestanden z. T. aus Wolfram- 
chromstahl der üblichen Zusammensetzung 
(z. B. 17,4% Wolfram und 2,58 % Chrom); 
andere Proben enthielten weniger Wolfram, 
dafür aber wesentliche Mengen Molybdän, 
das als teilweiser Ersatz für das jetzt schwierig 
zu beschaffende Wolfram Verwendung ge- 
funden hat. Eine Probe dieser Art enthielt 
z. B. 8,9% Wolfram, 4,6% Chrom und 1,49%, 
Molybdän. Eine andere Probe: 2,0%, Wolfram, 
4,4% Chrom und 2,0% Molybdän. Auch Si- 
lizium scheint für Sonderstähle zu bestimmten 
Zwecken als Legierungsbestandteil Anwen- 
dung gefunden zu haben; so enthielt eine 
Probe: 2,1% Wolfram, 4,4% Chrom, 1,2% 
Molybdän und 3,9% Silizium. Mehrere Wolf- 
ramdrahtproben mit Graphitüberzug wurden 
auf ihren Graphitgehalt untersucht. 

Betreffs weiterer in den einzelnen Ab- 
teilungen ausgeführten Prüfungen sei auf 
den Jahresbericht des Amtes verwiesen. (‚„‚Mit- 
teilungen aus dem Materialprüfungsamt zu 
Berlin - Lichterfelde - West‘ 1919. Heft 5/6.) 

0. 


Industrie und Handel. 


Die Wirtschaftspolitik des Reiehsverbandes 
der Deutschen Industrie. — In der ersten ordent- 
lichen £Mitgliederversammlung des Reichsver- 
bandes der Deutschen%#Industrie am 14. IV. 
1920 hat Geheimrat Dr. Simons, der jetzige 
Reiehsminister des Äußern, die Wirtschafts- 
politik des Verbandes und deren Grund- 
gedanken dargelegt!). Durch Niederlage und 
Revolution ist das deutsche Wirtschaftsleben 
schwer getroffen worden; der Friedensvertrag 
belastet unsere Industrie ungeheuer. Die Geg- 
ner haben sie einer Fülle von Produkten, Be- 
triebsgeheimnissen, Patenten sowie von son- 
stigen Rechten des gewerblichen Eigentums 
beraubt, und auf lange Zeit hinaus steht sie vor 
Zwangsaufträgen zur Durchführung der vom 
Reich übernommenen Wiedergutmachung. In 
der sozialen Gesetzgebung und in der Soziali- 
sierungsfrage hat sich infolge der Revolution 
auf Grund der neuen Verteilung der Kräfte im 
Reich die Wagschale zuungunsten der Unter- 
nehmerschaft gesenkt. 

Erste Aufgabe des Reichsverbandes war 
es, die deutsche Industrie gegen den Friedens- 
vertrag zu schützen ; leider wurde die führende 
Hand der Regierung hierbei vielfach vermißt. 
Verdienst des Reichsverbandes ist es, daß als 
„das federführende Ressort‘, an das sich die 
Privatinteressenten ausschließlich zu wenden 
haben, das Wiederaufbauministerium ein- 
gesetzt wurde. 

Der Reichsrücklieferungskommis- 
sion ist es gelungen, bei Erfüllung der Waffen- 
stillstandsbedingungen für die Rücklieferung 
der aus den besetzten feindlichen Gebieten 
übernommenen Maschinen von der Industrie 
schweren Nachteil, der durch planmäßigen 
Wiederausbau fremder Maschinen hätte ent- 
stehen müssen, durch Lieferung von Ersatz 
abzuwenden. 

Die Zerstörung und Stillegung der Kriegs- 
industrie haben die alliierten Kommissionen 
dazu benutzt, einen möglichst tiefen Einblick 
in die deutsche industrielle Wirtschaft zu be- 
kommen. Dagegen hat sich die vom Reichsver- 
band geschaffene „Geschäftsstelle für in- 
dustrielle Abrüstung‘“ unter Leitung des 
Obersten%&Kojeth gewehrt. Sie bezweckt 
Schutz der Industrie gegen Mißgriffe der eige- 
nen Behörden,"gegen Übergriffe fremder Kom- 
missionen und endlich die Zusammenfassung 
der Erfahrungen und deren Austausch unter 
den Industriellen selbst. 


!) Vgl. „Deutsche, Industrie“, Bd. 1, 1920, 8. 44, und 
Heft 13 der „Veröffentlichungen des Reichsverbandes der 
Deutschen Industrie“, 


den 


Auch der schwerbedrängten deutschen In- 
dustriellen, die als Auslandsgläubiger oder 
Auslandschuldner wegen des Sinkens der 
Währung unverhältnismäßig wenig erhalten 
oder unverhältnismäßig viel zu bezahlen haben, 
hat sich der Reichsverband angenommen. 


Sehr viel schwieriger als diese Übergangs- 
aufgaben sind die Aufgaben der Wiedergut- 
machungspflicht, die sich auf viele Jahre 
erstrecken. Dem Plane gegenüber, daß das 
Reich als Generalpächter auftrete, zieht Simons 
den direkten Weg vor, wobei die Wiedergut- 
machung schneller zutage tritt und der Unter- 
nehmer rascher zu seinem Gegenwert kommt. 
Man hat sich für eine Teilung entschlossen; alle 
Massenwaren werden von Regierung zu Re- 

ierung in Auftrag gegeben und geliefert, alle 

pezialleistungen und Maschinen dagegen ein- 
zeln zu bestellen sein. Dabei sind unter Mit- 
wirkung einer Ausgleichstelle die Fachverbände 
der Industrie heranzuziehen.!) Diese Liefe- 
rungen bieten, abgesehen von organisatori- 
schen, auch Schwierigkeiten bei der Preisregu- 
lierung. Sie sind nach Simons Ansicht abergenau 
so Auslandlieferungen wie solche, die nach 
Holland oder der Schweiz gehen, und nach 
denselben Grundsätzen der Ausfuhrbewilligung 
und Ausfuhrpreisbemessung zu beurteilen. Das 
Reich dagegen verlange Inlandpreise aus finan- 
ziellen Gründen, womit eine geordnete Rege- 
lung der gesamten Ausfuhrwirtschaft gefährdet 
werde. Der Vortragende hat die feste Zuver- 
sicht, daß die Regierung darin der Industrie 
entgegenkomme. 3 

In der Währungsfrage habe derReichs- 
verband von Anfang an ‘seinen Mitgliedern 
empfohlen, bei Exporten in Auslandsvaluta zu 
fakturieren und nach Auslandspreisen zu kal- 
kulieren, um dem Schleuderexport vorzubeu- 
gen ; die Mitglieder sind aber auch gewarnt wor- 
den, die durch das Sinken unserer Valuta bei 
langfristigen Lieferungsverträgen notwendiger- 
weise eintretenden Schäden durch einseitiges 
Annullieren der Abmachungen von sich abzu- 
wälzen, weil dieser vorübergehende Vorteil mit 
dauernder Schädigung des guten Rufes der 
deutschen Industrie im Ausland erkauft werde. 


Auch im Innern hat die Währungsfrage 
Schwierigkeiten bereitet sowohl durch die For- 
derung der Schwerindustrie, einen Teil des 
Gegenwertes der Lieferungen in ausländischen 
Devisen zu zahlen, als auch durch den An- 
spruch der Fertigindustrie, schon bei der Be- 
stellung einen großen Teil des Preises voraus 
zu erhalten. Beides benachteiligt einen Teil der 
Industrie zugunsten des anderen erheblich. 
Hier Härten nach dieser oder jener Seite abzu- 


schleifen, ist den Ausgleichs- und Vermitte- 


lungsversuchen des Reichsverbandes jedoch 
noch nicht gelungen. Die Vorauszahlung kenn- 
zeichnet Simons als ein Zeichen nicht nur der 
Währungsnot, sondern auch des außerordent- 
lichen Mangels an Betriebskapital als Folge der 
Aufzehrung der Reserven trotz scheinbar glän- 
zender Überschüsse. Die Reserven wurden 
aufgezehrt durch die außerordentlichen Steige- 
rungen der Rohproduktenpreise, der Gehälter 
und Löhne und von den hohen Kosten aller 
Reparaturen, Umstellungen und Neubauten. 


Die Steuerpolitik des Reiches hat 
die Not außerordentlich vermehrt. Nach der 
falschen Finanzierungspolitik des Krieges, des- 
sen Kosten von der am Kampf beteiligten Ge- 
neration auf andere abzuschieben, sei es nach 
dem Ausland, sei esin die Zukunft, ist zur Ab- 
deckung der ungeheuren Kriegslasten ein 
tiefer Griff in das vorhandene Volksvermögen 
notwendig. Aber man hätte damit die Erfül- 
lung der Friedensaufgaben des Reichs nicht 
unmöglich machen dürfen. Keine andere und 
keine höhere gab es da als Schonung und 
Steigerung der Produktion sowie der 
Exportfähigkeit der Industrie Der 
Etat des früheren Finanzministers hat nicht die 
nötige Rücksicht auf die Bedürfnisse der Erzeu- 
gung und auf einen Plan für die Wiederab- 
bürdung der Friedenslasten genommen. ‚Was 
nutzte der Etat für die inneren Lasten des 
Reiches, wenn das Reich nachher mit Schulden 
belastet wurde, von denen überhaupt ein Teil 
noch gar nicht abzusehen war, und die jeden 
Etat wieder umstürzen mußten ?“ 

Der Reichsverband hat: zu den Steuerge- 
setzen eine Reihe positiver Vorschläge gemacht 
undsichnichtvon vornherein aufeinennegativen 
Standpunkt gestellt. Durch die Aufmachung 
des Reichsnotopfers, in dem Dr. Simons eines 
der größten je erlassenen Sozialisierungsgesetze 
erblickt, ist eine ganz phantastische Vorstellung 
von der deutschen Finanzkraft genährt worden, 
was um so gefährlicher war, als die Entente ja 
schon in Versailles gezeigt hatte, daß sie von 
der Leistungsfähigkeit ie deutschen Wirt- 
schaft eine vollständig falsche und übertriebene 


. ‚Das hier’ kurz angedeutete Programm ist von Mi- 
nister Simons als deutscher Entschädigungsvorschlag in 
Spa näher ausgeführt worden. D.S. 


rg 


Ansicht habe. Der Reichsverband hätte einen 
technisch unanfechtbaren Ausbau der alten 
Steuerpraktiken und den Übergang zu einer 
durchgreifenden, rücksichtslosen, ja brutalen 
Sparsamkeit in den Staatsausgaben vorgezo- 
en. 

Nachdem der Vortragende die Handels- 
und Verkehrspolitik kurz gestreift und mit dem 
Wort „zu spät‘ charakterisiert hatte, behan- 
delte er die Sozialisierungsfrage, bei der 
man es. mit offenen und verkappten Ten- 
denzen zu tun habe. Der Reichsverband ist 
kein grundsätzlicher Gegner der Sozialisierung 
und hat sich an den Sozialisierungsgesetzen 
durchaus mitbeteiligt. Dem Vortragenden ist 
zu diesem Gegenstand von sehr hoher Stelle 
gesagt worden: „Wir wollen nur sozialisieren, 
was sozialisierungsreif ist; und wir halten nur 
für sozialisierungsreif das Unternehmen, von 
dem nachweisbar ist, daß es im gemeinwirt- 
schaftlichen Betrieb besser floriert alsim privat- 
wirtschaftlichen.‘‘ Die deutsche Industrie muß 
ein Veto einlegen gegen die umgekehrte Beweis- 
lage, wonach eine Rechtsvermutung dafür 
spreche, daß alle Dinge besser gemeinwirtschaft- 
lich als privatwirtschaftlich betrieben werden 
können. DieKXommunalisierung der Großen Ber- 
liner Straßenbahn hat bereits gezeigt, daß nicht 
alles Gold ist, was glänzt. Eskommtnichtdarauf 
an, was man sSozialisiert, sondern wie man es 
tut. Früher habe man unter Sozialisieren die 
Übernahme von Unternehmungen geschäft- 
lichen Charakters in den Staats- oder den Ge- 
meindebetrieb verstanden. Jetzt verstehe man 
mehr und mehr darunter den Übergang des 
Betriebes für Privatrechnung in den für Ge- 
meinrechnung. ‚Simons hat hierbei nicht die 
sogenannten gemischten: Betriebe im Auge, 
sondern denjenigen Betrieb, der wirklich ord.- 
nungsmäßig nach privatkapitalistischen  be- 
währten Grundsätzen durchgeführt wird, dessen 
Ergebnisse aber nicht zur Steigerung der Ge- 
winne einzelner, sondern zur Erhöhung der 
Wohlfahrt der Gesamtwirtschaft verwendet 
werden. „Auf solche Sozialisierungen läßt sich 
auch der Reichsverband der Deutschen Indu- 
strie durchaus ein.“ Das Reich werde an den 
um 42 Milliarden M erworbenen Reichseisen- 
bahnen, die mit einem Jahresfehlbetrag von 
8 Milliarden M arbeiten, keine Freude erleben, 
wenn diese Verkehrsunternehmungen ‘nicht 
nach gesunden privatwirtschaftlichen Grund- 
sätzen geführt werden. Das schwierigste ist die 
Entschädigung, für deren einheitliche und 
ausreichende Regelung sich der Reichsverband 
eingesetzt hat, und für die man ein einheit- 
liches Prinzip hätte aufstellen müssen; statt 
dessen hat aber jeder Gesetzentwurf ein neues 
System gebracht. s 

Hinsichtlich der sozialen Gesetzge- 
bung ist der Reichsverband davon durehdrun- 
gen, „daß auf absehbare’ Zeit in Deutschland, 
keine Politik und keine Wirtschaft geführt 
werden könne, die nicht mitgetragen wird von 
dem besseren, von dem verständigeren, von 
dem zukunftsreicheren Teil der deutschen Ar- 
beiterschaft, und daß wir nur dann weiter- 
kommen können, wenn wir mit der Arbeiter- 
schaft und nicht gegen die Arbeiterschaft die 
neue deutsche Wirtschaft aufbauen.‘‘ Von dem 
Artikel 165 der Reichsverfassung habe man, 
wie Simons ausführt, nur den Teil eines Rah- 
mens, den Betriebsrätegedanken, dessen 
Revision gefordert werden müsse, sobald die 
ihm nicht ausgezogenen Giftzähne ihr Gift aus- 
spritzen, durchgeführt. Der in dem Gesetz 


liegende gute Gedanke sei durch Übertreibun- _ 


gen verdorben worden. Es ist an sich eine gute 
Idee, die Arbeiter im Betriebe auch zu Genossen 
der Arbeit mit dem Unternehmer zu machen. 
Der Arbeiter muß auch Ffeude am Unterneh- 
men haben, ohne die weder er noch der Unter- 
nehmer erzeugen können; aber man soll letzte- 
rem diese Freude nicht dadurch vergällen, daß 
man den Arbeitern Funktionen im Betriebe 
gibt, denen sie nicht gewachsen sind, und 80 
die eigene Tätigkeit des Unternehmers lähmt, 
und daß man die Arbeiter zu Stellen heranzieht, 


für die ihre Kenntnisse, ihre Erfahrungen 


nieht ausreichen. 

Der Vortragende forderte sodann eine 
straffere Organisation des Reichsverban- 
des; dazu gehöre, daß dieser für seine Aufgaben 
viel größere Mittel zur Verfügung stelle. Zu 
den innenwirtschaftlichen kommen die außen- 
wirtschaftlichen Aufgaben; in den wich- 
tigsten WirtscHaftsländern müsse man eine Ge- 
meinvertretung der deutschen Industrie ein- 
richten, die Vorbereitungen dazu seien für die 
Tschechoslowakei schon in vollem Gange, für 
andere wirtschaftlich bedeutsame Länder habe 
man Vorstudien gemacht; darüber hinaus aber 
sei Fühlungnahme mit den Organisationen der 
Industrie dieser Länder orderlich. Solche 
haben sich während des Krieges überall gebil- 
det, und aus allen Teilen der Welt kommen 
jetzt Anregungen: Austausch der Erfah- 
rungen, Austausch auch won Waren 


be: a 


a N REDE 


ne 


8 
s 
" 
3 

4 


'kredit- der deutschen 


_ Ausschuß des 


. befreien kann, auf den 1. IV. 


22. Juli 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 29. f 


"575 


und Aufträgen, mit anderen Worten 
Wirtschaftspolitik im großen Stil. 
Nach einer ausführlichen’ Erörterung des 
Dr. Jordanschen Vorschlages, den Ausland- 
Industrie nach dem 
Grundsatz der genossenschaftlichen Gesamt- 
haftung zu organisierent), verlangte Simons, 
daß die Regierung abstehe von der Bank- 
notenwirtschaft, die uns nur immer tiefer 
in das Elend der Verschuldung und Kredit- 
losigkeit hineintreibt. Sparsamkeit sei unbe- 
dingt notwendig. Endlich müßten auch die 
ehemaligen Gegner es unterlassen, uns immer- 
fort mit Mißtrauen, mit Schikanen, mit Ge- 
walteingriffen daran zu hindern, daß wir uns 
wieder emporraffen, um das zu tun, was sie 
doch selbst verlangen: um zu liefern, was der 
Friedensvertrag zu liefern uns vorgeschrieben 
hat. ‚Hinter dieser Forderung‘‘, so schloß 
Dr. Simons, „steht ja unser einheitlicher Wille, 


‘den Friedensvertrag zu einer verständigen und 


gerechten Revision zu bringen. Aber wenn ich 
mich auf den Standpunkt der Entente stelle, 
wonach der Friede, so wie er ist, ausgeführt 
werden soll, so müßte sie doch eine Politik 
derart treiben, daß wir überhaupt lieferfähig 
werden. Mit dieser Politik aber, die sie jetzt 
treibt, da ruiniert sie nicht nur, da zertrümmert 
sie nicht nur die deutsche Wirtschaft, damit 
zertrümmert sie das deutsche Reich. Das mag 
ihre Absicht sein. ‚Aber es wird auch ihr 
Untergang sein.‘ DEDLECL 


Außenhandel. — Im wirtschaftspolitischen 
vorläufigen Reichswirt- 
schaftsrats hat ein schließlich abgelehnter 
Antrag, der die Abschlußgrenze für die- 
jenigen Geschäfte, die der Ausschuß zur Prü- 
fung der Ausfuhrabgaben von letzteren 
1920 verlegt 
sehen wollte und Richtlinien für die Prü- 
fungstätigkeit der Kommission für 
die soziale Abgabe vorsah, bemerkens- 
werte Diskussionen veranlaßt. Da nur solche 
Güter besteuert würden, die nach dem 10. Mai 
zur Ausfuhr gelangt sind bzw. noch exportiert 
werden, und bei denen bis zum 1. Juli ein ent- 
sprechender Antrag gestellt worden ist, handle 
es sich, so wurde gegen den Antrag ausge- 
führt, nur um eine geringe tatsächliche Ent- 
lastung für die Exporteure, der gegenüber die 
durch eine nachträgliche Änderung möglichen 
politischen Nachteile ins Gewicht fallen. Die 
Ausfuhrabgabe sei in die Form einer sozialen 
Abgabe gekleidet worden, aus deren Erträg- 
nissen Zulagen an die Empfänger sozialer 
Renten zu Lasten derjenigen gewährt werden 
sollen, die aus der gesunkenen Valuta große 
Gewinne gezogen haben.) Man dürfe diese 
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern 
der Arbeitsgemeinschaft getroffene Verein- 
barung nachträglich nicht aufheben. Ander- 
seits wurde unter Hinweis auf das Bedenk- 
liche einer Reservierung von Steuern für so- 
ziale Sonderzwecke betont, daß man die Aus- 
fuhrabgabe zu spät erhoben habe, und daß es 


1) Vgl. „ETZ“ 1090, $. 248. 
2) Vgl. auch „ETZ“ 1920, S. 454. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin, W. 57. lan: en 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 


Die „Elektrische Woche 1920 in Hannover 
vom 23. bis 29. September. 


Vor einiger Zeit ist angeregt worden, die 
Hauptversammlungen der verschiedenen elek- 
trotechnischen Vereinigungen zu einer „Elek- 
trischen Woche“ ee neben. um an 
Zeit und Reisekosten zu sparen und Gelegen- 
nei zu gegenseitigem 3 ankenaustausch zu 

ieten. 

Erfreulicherweise hat der größte Teil der 
elektrotechnischen Vereine und Verbände sich 
bereit erklärt, an der „Elektrischen Woche“, 
die in diesem Jahre in Hannover in der Zeit 
vom 23. bis 29. September abgehalten wird, 
teilzunehmen. Wenn einige Vereinigungen sich 
jetzt noch nicht oder Hug teilweise (z. B. durch 
Ausschußsitzungen usw.) nn n, so liegt 
dies im wesentlichen daran, daß die bestehen- 
den Satzungen nicht freie Wahl bezüglich des 
Zeitpunktes der Jahresversammlung lassen. 
Mehrere Vereinigungen Pannen aber, ihre 
Satzungen zu ändern, so daß sie in Zukunft bei 
der Auswahl des Zeitpunktes ihrer J ahresver- 
sammlung freier sind und upaapschend in 
Zukunft in der Lage sein werden, Verabredun- 
en bezüglich gemeinschaftlicher Abhaltung 
Her Jahresversammlung aller eiektrotechni- 
schen Vereine und Verbände zu treffen. 


nicht angehe, die Exporteure, nachdem sie 
lange Zeit hindurch: die freie Ausfuhrwirt- 
-schaft zur Erzielung großer Valutagewinne 
ausgenutzt hätten, nunmehr im Einzelfall 
eines Verlustes von der Abgabe zu befreien. 
Gegen die Forderung der Antragsteller, diese 
für den Expor tkommissionshandel völlig fallen 
zu lassen, die Abgabe nicht höher zu bemessen, 
als der Überschuß des Auslandpreises über 
den Inlandpreis betrage, und auf alle Fälle 
vorweg zu prüfen, ob Valutagewinne über- 
haupt noch bestehen, wurde von allen Seiten 
eingewendet, daß der Exportkommissions- 
handel durch die Gesetzgebung nicht beson- 
ders behandelt werden könne, vielmehr Son- 
dervereinbarungen zwischen Industrie und 
Handel vorbehalten bleiben müßten. Die ganze 
Ausfuhrfrage dürfe nicht lediglich aus dem 
Privatinteresse einzelner Industrieller oder 
Händler betrachtet werden, letzten Endes 
komme es doch darauf an, ob der Export einer 
Ware aus der Heimat bei dem obwaltenden 
Warenmangel im Inland. überhaupt erwünscht 
sei. Von einer festen Ausfuhrabgabe mit 
gleichbleibenden Sätzen könne daher nicht 
die Rede sein, da die Abgabe ihrem Wesen 
nach gar keine Finanzabgabe, sondern ein 
Mittel zur Korrektur der Valutage- 
winne und der Exportpolitik sein soll. 

Hinsichtlich des Dumping (Verkauf im 
Ausland unter Inlandpreisen) bestritt man in 
den Kreisen des Ausschusses, daß solehes von 
Deutschland früher in umfangreicher Weise 
angewendet worden sei, während anderseits 
die Ansicht herrschte, dieses System bedeute 
bei den verschiedenen Artikeln und in ver- 
schiedenen Wirtschaftsperioden auch Verschie- 
denes und sei für gewisse Waren international 
zur Anwendung "gekommen ; die deutsche 
Kohle hätte z. B. die englische unterboten, 
diese wiederum sei aber an der Wasserkante 
wesentlich unter dem englischen Inland-preis 
verkauft worden. Ein gegenüber dem In- 
landpreis billigerer Absatz von Erzeugnissen 
unserer Schwerindustrie im Ausland könne 
noch nicht ohne weiteres als eine Schädigung 
der Inlandverbraucher gelten. Die großen 
Ausland verkäufe hätten erst den bedeutenden 
Auftragsbestand geschaffen, der zur Herab- 
setzung der Unkostenrate sowie zur Ausdeh- 
nung der Produktion und der deutschen Werke 
geführt habe. Da diese günstigen Erschei- 
nungen billiger Auslandverkäufe aber nur 
bei einer normalen Wirtschaft eintreten könnten 
und solche z. Zt. nicht bestehe, bedeute billiger 
Auslandverkauf Stärkung der Preissteige- 
rungstendenzen im Inland, und das Dumping 
‘sei infolgedessen heute ein mit allen Mitteln 
zu bekämpfendes volkswirtschaftliches Ver- 
brechen.!) 

Man betonte weiter, daß eine starke 
Ausfuhrkontrolle unerläßlich sei. Indessen 
werde die Entschlußkraft der Industriellen 


!) In England war bekanntlich eine „Anti-Dum- 
"ping Bill“ eingebracht worden (vgl. TZ* 1920. S. 20), 
ohne indessen Annahme zu finden. Jetzt steht ein ent- 
sprechender Gesetzentwurf in den V.S. Amerika zur Ver- 
handlung. 


een en 


In diesem Jahre nehmen an der ‚Elektri- 
schen Woche“ teil: 


Der Bund der Elektrizitäts-Versorgungs-Unter- 
'nehmungen in Deutschland, "5 

Die He Großhändler-Vereinigung Deutsch- 
ands 

Die Eltfabriken (Vereinigung von Fabriken für 
Elektro-Installationsgegenstände), 

Der Verband der deutschen Reparaturwerke 
elektrischer Maschinen, 

Der Verband Deutscher Elektro-Installations- 
firmen, 

Der Verband Deutscher Elektrotechniker, 

Der Verein deutscher Straßen- und Kleinbahn- 


verwaltungen, 

Die Vereinigung der Hochschullehrer für Elek- 
trotechnik, 

Die Vereinigung elektrotechnischer Spezial- 
fabriken, 


Der. Zentralverband der deutschen elektro- 


teehnischen Industrie. 


Nachstehend ist die Gesamtan ordnung 
der „Elektrischen Woche“ wiedergegeben. 
Zu den einzelnen Veranstaltungen ergehen von 
den jeweiligen Vereinigungen aus noch beson- 
dere Eintadunedn an ihre Mitglieder, 


Donnerstag, den 23. September. 
Vormittags: Verband Deutscher Elektro- 
techniker, Vorstand. — Zentralverband 


der deutschen elektrotechnischen Indu- 
strie, Preisstelle.e — Eltfabriken (Ver- 
einigung von Fabriken für Elektro-In- 
stallationsgegenstände) Vorstand. 


und. Kaufleute zum Schaden unseres E 


Wxportes 
und der deutschen 


Zahlungsbilanz dadurch - 
gelähmt, daß die Exporteure nach dem gelten- 
dr System vorher um Bewilligungen zur Aus- 
fuhr einkommen müßten; das habe viele 
günstige Abschlüsse unmöglich gemacht. Die 
im Sinne eines freieren Exportes umzuge- 

staltende Ausfuhrkontrolle solle der indu- 
striellen Selbstverwaltung anvertraut werden, 

eine Auffassung, die im Ausschuß mehrfach 
Zustimmung fand, aber auch vor aussetzt, daß 
die deutsche .Industrie mehr als bisher in 
Ren Selbstverwaltungskörpern organisiert 
ist. 


Die Beschäftigung im Mai 1920. — Die 
Großbetriebe der Elektroindustrie, die sich 
mit dem Bau von Dynamomaschinen, 
Elektromotoren und Transformatoren 
befassen, haben nach dem „Reichs-Arbeits- 
blatt“ während des Mai im allgemeinen 
noch gut oder befriedigend zu tun gehabt; 
Neubestellungen hörten indessen nahezu auf. 
Das Fehlen von Dynamoblech machte sich 
störend bemerkbar. In einzelnen Rlektromo- 
torenfabriken wurde die Arbeitszeit auf 24 h 
wöchentlich herabgesetzt. Für eine Reihe an- 
derer, Betriebe dagegen wird hervorgehoben, 
daß Änderungen der Arbeitszeit nicht vorge- 
nommen worden sind. Im Starkstromappa- 
ratebau gestaltete sich die Beschäftigung trotz 
der Zurückhaltung der Grossisten mit Ein- 
käufen andauernd gut bzw. befriedigend. Die 
bisherige Überschwemmung mit Neuaufträgen 
hat nnachgelassen. AuchElektrizitätszähler- 
fabriken waren, obwohl sie einen bedeutenden 
Bapkesnz, des Auftragseingangs erfahren ha- 
ben, sta beschäftigt. Trotz der Zurückzie- 
hung erteilter Bestellungen wird, die Beschäfti- 
gung für die Herstellung von Apparaten für 
elektrische Beleuchtung vielfach noch als 
gut, nur vereinzelt als sehr geringfügig ge- 
schildert. In der Schwachstromtechnik 
hat sich nach den eingegangenen Berichten 
keine Abschwächung der günstigen Lage er- 
geben, während sich das Geschäft in der Funk- 
telegraphie nach wie vor schlechter als im 
Vorjahre gestaltete. Ein Groß-Berliner Be- 
trieb lag im ersten Drittel des Monats infolge 
Streiks stil, war dann aber bei einer um die 
Hälfte verringerten Arbeiterzahl ausreichend 
beschäftigt. Für das Installationsgewerbe 
machte sich die Verschlechterung des Ge- 
schäftsganges in empfindlicher Weise geltend. 
Die Kabelwerke stellten ihre Lage als gut 
oder befriedigend dar, nur einzelne Werke: be. 
zeichneten den Beschäftigungsgrad als nicht 
genügend. Fast bei allen Betrieben machte 
sich aber ein Rückgang der Bestellungen und 
die Annullierung alter Aufträge fühlbar. 

Im Bereich des Verbandes Berliner Me- 
tallindustrieller ist eine Lohnerhöhung einge- 
treten. Die Tarifsätze erfuhren vom 23. Mai 
ab eine Steigerung um 50 Pf/h für Männer, “um 
35 Pf für Frauen. In Thüringen wurden nach 
einem Bericht die Tariflöhne im Vergleich zum 
April um 10% erhöht, im Freistaat Sachsen 
um etwa en 2 nn u a Bee per 7 


Nachmittags: Verband Deutscher Elektro- 
techniker, Ausschuß. — Zentralverband 
der deutschen elektrotechnischen Indu- 
strie, Fachgruppen. — Bund der Elek- 
trizitäts - Versorgungs - Unternehmun- 
gen in Deutschland, Mitgliederversamm- 
lung. — Eltfabriken (Vereinigung von 
Fabriken für Elektro-Installationsgegen- 
stände) Mitgliederversammlung. 


Freitag, den 24. September. 


Vormittags: Verband Deutscher Elektro- 
techniker, Hauptversammlung. 

Nachmittags: Verband Deutscher Elek- 
trotechniker, Besichtigungen. Zen- 
tralverband der deutschen elektrotechni- 
schen Industrie, außerordentliche Mit- 
gliederversammlung. — Verband Deut- 
scher Elektro-Installationsfirmen E. V., 
Ausschuß. » 


Sonnabend, den 25. September. 

Vormittags: Verband Deutscher Elektro- 
techniker, Hauptversammlung. Ver- 
band der ‚deutschen Reparatur-Werke 
elektrischer Maschinen, Hauptversamm- 
lun 

Nachmittags: Verband Deutscher Elektro- 
techniker, Hauptversammlung. Ver- 
band der deutschen Reparatur-Werke 
elektrischer Maschinen, Hauptversamm - 
lung. 

Sonntag, den 26. September. 


Gemeinsame Veranstaltung für alle 
Vereine und Verbände. 


576 


Vormittags 9 Uhr: 
Stadthalle. 

I. Ansprachen. 

II. Vortrag des Generalsekretärs Di. 


Versammlung in der 


Sing.e. h. Dettmar. „Die Prüf- 
stelle des VDE‘. \ 
III. „Streifzüge im Film durch 


das Arbeitsgebiet des Elek- 
trotecehnikers‘, erläutert durch 
Direktor P. Schuster. 

Nachmittags ab 2%, Uhr: Kaffeezusam- 
menkunft im-Tiergarten. 

Nachmittags 6 Uhr: Orgelkonzert im 
Kuppelsaäle der Stadthalle, dargeboten 
von der Stadt Hannover. 

Außerdem findet am Nachmittag eine 
Sitzung der Vereinigung der Hochschul- 
lehrer für Elektrotechnik statt. 


Montag, den 27. September. 
Vormittags: Verband Deutscher Elektro- 
techniker, Ausflug nach Minden. — 
Verein Deutscher Straßen- und Klein- 
bahnverwaltungen, Ausschuß C. — Elek- 
tro-Großhändler-Vereinigung Deutsch- 
lands, Vorstand. — Vereinigung elek- 
trotechnischer Spezialfabriken, Vor- 
stand. — Vereinigung der Hochschul- 
‚, lehrer für Elektrotechnik. - 
Nachmittags: Verband Deutscher Elektro- 
techniker, Ausflug nach. Minden. 
Verein Deutscher Straßen- und Klein- 
bahnverwaltungen, Ausschuß €. — Elek- 
tro-Großhändler-Vereinigung Deutsch- 
lands, Hauptversammlung. — Vereini- 
gung elektrotechnischer Spezialfabriken, 
Hauptversammlung. — Vereinigung der 
Hochschullehrer für Elektrotechnik. 
Dienstag, den 28. September. 
Vormittags: Elektro-Großhändler-Vereini- 
gung, Hauptversammlung. 
Nachmittags: Groß-Händler-Einkaufs-G. 
mebsH: 
Mittwoch, den 29. September. 
Vormittags: Groß-Händler-Einkaufs-G. 
m. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Vorsitzende: Der Generalsekretär: 
Dr. .H. Voigt. Dr. G. Dettmar. 


Betr. Kommission für Maschinen und Trans- 


formatoren. 


Die Kommission für Maschinen und Trans- 
formatoren gibt nachstehend den Entwurf für 
„Einheitstransformatoren mit Kupferwick- 
lung -1920° bekannt. : 

Die Vorarbeiten wurden durch den Zen- 
tralverband der deutschen elektrotechnischen 
Industrie sowie die Vereinigung der Elektrizi- 
tätswerke geleistet. Mitglieder der Kom- 
mission sowie Mitarbeiter waren die Herren: 
Adler, Dettmar (Vorsitzender), Fahrm- 
bacher, Fleischmann, Gunderloch, Goerges, 
Hillebrand, Hofmann (Nadi), Kade, Kögler, 
Koepchen, Mattersdorf, Richter, Roebel, Rü- 
denberg, Schoene, Schreiber (Griesheim Frank- 
furt), Schüler, Sprick, Stern, Vogel, Warrel- 
mann, Werner (Mülheim-Ruhr), Wölke, 
Wolschke. u 

Vorschläge zu Änderungen werden bis 
zum .15. VIII. 1920 an unsere Geschäftsstelle 
Berlin W 57, Potsdamer Straße 68, erbeten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär. 
Dr.-öng. G. Dettmar. 


Entwurf 
zu 
Normen 
für Einheitstransformatoren mit Kupfer- 
wieklung 1920. 
(Drehstrom, von der Frequenz 50, Ölkühlung.) 
$ 1. Als Einheitstransformatoren werden 
lagermäßig hergestellte Transformatoren be- 
zeichnet, von denen zwei Reihen unterschieden 
werden: 
a) Hauptreihe, 
b) Sonderreihe. 
$ 2. Die Nennleistungen 
transformatoren sind folgende: 
a) für die Hauptreihe: 
5, 10, 20, 30, 50, 75, 100.kVA, 
b) für die Sonderreihe: 
29, 10,715,.25,,.37,0,200,0K AR 
$ 3. Die Oberspannungen der Einheits- 
transformatoren sind: 
5000, 6000, 10 000, 15 000 Volt, 
die Leerlaufunterspannungen: 
231 und 400 Volt. 


der Einheits- 


$ 4. Es werden die Schaltgruppen Stern- 
Stern und zwar A, (in Ausnahmefällen B,) bei 
231 V Unterspannung und Stern-Ziekzack und - 
zwar C, (in Ausnahmefällen D,;) bei 400 V 
Unterspannung verwendet. 

$ 5. Auf der Oberspannungsseite werden 
2 Anzapfungen für + 4% und — 4% der Span- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 29. 


22. Juli 1920. 


$ 14. Bei den Unterspannungsdurchfüh- 
rungen muß der Kriechweg über Deckel min- 
destens 40 mm betragen. 

$ 15. Der Nullpunkt der Unterspannungs- 
seite wird stets herausgeführt. 

$ 16. Für die Anschlußklemmen gelten fol- 
gende Bestimmungen: 


nung so angeordnet, daß sie ohne Abheben des Durch-  Z yaterial 
ganzen Deckels benutzbar sind. Auf der Unter- . Amp: . Material messer d. ger Muttern 
spannungsseite werden keine Anzapfungen an- Polens 
gebracht, bis 50 Eisen - Messing 
$ 6., Die prozentualen Kurzschlußspannun- oder-Kupfer !/;" oder Kupfer 
gen dürfen um nicht mehr als + 10% oder | über 50 bis 200 Kupfer \/y" do. 
— 20% von den folgenden Werten abweichen: | über 200 bis 350 Kupfer 5/5” do. 
a) für die Hauptreihe: über 350 bis 600 Kupfer 3/4" do. 
Schaltgruppe Volt , 5 10 2) 30 50 75 100. Va Ta 
A, (B,) 5000, 6000, 10000 4,2 4,0 3,9 3,8 3,6 35. ..35 % 
A, (B}) 15.000 ER AST aan AS Et 397° 3.8 % 
C3 (D3) 5000, 6000, 19,000 4,5 4,3 41 4,0 3,8 BT 37 00 
U3 (D;) 15000. - 4,9 47 4,6 4,5 4,3 4,1 4,0% 
b) für die Sonderreihe: 
Schaltgruppe Volt 5 10 15 25 37,5 50 kVA 
A, (Ba) 5000, 6000, 10000 3,5 3,4 33 32 3,0 2,9 9 
A, (B,) 15 000 3.10.36 3,5 34 3,2 3,100 
C3 (B;) 5000, 6000, 10000 3,7 3,6 3,5 3,4 3,2 3,0 ‘lo 
C; (D;) 15 000 3,9 3,8 3,7 3.6 34 32% 


$ 7. Die prozentualen Wieklungsverluste 
dürfen um nicht mehr als 10% die folgenden 

Werte überschreiten: 

a) für die Hauptreihe: 

Schaltgruppe 5_ 10 20 30 50 75 100 kVA 
A, (Bo) 32229227295 22429223. 
C; (D) 35 32 30 28 236 24 22 % 

b) für die Sonderreihe: 


Schaltgruppe. 5 10 15 23 375 50 kVA 
, (B) 52 579870049 53877,7.07; 
Ca (Ds). 2835723 91720°19 9% 


$ 8. Die Eisenverluste in Watt dürfen um 
nicht mehr als 10% die folgenden Werte über- 
schreiten: 

a) für die Hauptreihe: 


Volt 510: 208 .307:507.752 1002 VA: 
5000, 6000 ° 60 100 175 240 350 475 600 

10000 70 115 190 26) 375 510 630 

15000 85 1350 210 280 400 540 660 

b) für die Sonderreihe: 

Volt 5:10. 015%. 92982.97,5250:.K VAR 
5000, 6000 60 100 140 210. 295 370 = | 

10-000 77797 110: 155. 722523115890 

15.000 77851207 165° 235 - 335. 410 : 


$ 9. Die Angaben über Wicklungsverluste 
und Kurzschlußspannungen werden auf die im 
$ 3 angegebenen Spannungen bezogen und gel- 
ten bei Benutzung der der höchsten Oberspan- 
nung entsprechenden Klemmen für den be- 
triebswarmen Transformator, bezogen auf 20° 
Raumtemperatur. Maßgebend für die Eisenver- 
luste ist die Leerlaufunterspannung, für die 
Wicklungsverluste die auf dem Schild ($ 10) 
vermerkte Stromstärke. 


$ 10. Das Leistungsschild ist auf der Nie- 
dervoltseite so anzubringen, daß es während 
des Betriebes ablesbar ist. Die Spannungs- und 
Stromangaben auf dem .Schild beziehen sich 
auf Leerlauf und die aus der höchsten Leerlauf- 
spannung und Leistung errechnete Strom- 
stärke. ! 

Für die Angaben auf dem Schild gelten im 
allgemeinen die Bestimmungen der Verbands- 
normalien. Ferner soll es die Bezeich- 
nung ET mit der Jahreszahl der Normen für 
Einheitstransformatoren und dem Zusatzbuch- 
staben H für die Hauptreihe (HET) oder S 
für die Sonderreihe (SET) enthalten. 

$ 11. a) Die Erwärmung der Transforma- 
toren der Reihe HET und SET entspricht den 
Verbandsnormalien. 

b) Bei der Sonderreihe SET darf nach vor- 
ausgegangener Dauerlast bei der Nennleistung 
und 9- bis 12-stündiger Last mit der doppelten 
Nennleistung die Erwärmung die unter a) fest- 
‚gesetzten Temperaturen um nicht mehr als 
10° überschreiten. - Diese Transformatoren. 
dürfen mit der doppelten Nennleistung nur 
einige Wochen im Jahr beansprucht werden. 

$ 12. Ohne Überschreitung der im $ 11a 
genannten Grenzen sind folgende Überlastun- 
gen zulässig: 


a) für die Hauptreihe: 


30 %/, für 1 Stunde 
oder 10%, für3Stunden 


b) für die Sonderreihe: 
110 %, für 1 Stunde 


einen 10-stündigen 
Betrieb mitHalblast 


| im Anschluß an 


im Anschluß an 


oder 75%, für3 Stunden } einen 10-stündigen 

oder 60 '/, dauernd Betrieb mitHalblast 

$ 13. Die Serie der Oberspannungsdurch- 
führungen wird nach dem Kurzschlüßstrom - 
des Transformators bestimmt (siehe $ 4 der 
Richtlinien für Hochspannungsapparate). 


Gewinde Whitworth, SI-Gewinde zugelassen. 

Die freie Bolzenlänge darf den dreifachen 
Betrag des Bolzendurchmessers nieht unter- 
“schreiten. 

$ 17. Von der Oberspannungsseite des 
Transformators gesehen, muß die Reihenfolge 
der Oberspannungsklemmen von links nach 
rechts UYW, die der Unterspannungsklemmen 
ouvw sein. Esliegen somit ober- und unter- 
spannungsseitig gleichnamige Klemmen ein- 
ander gegenüber. 

$ 18. Wird ein Ausdehnungsgefäß mitge- 
liefert, so muß es am Transformator fest ange- 
baut sein. 

$ 19. Ölstandsgläser werden nicht verwen- 
det. Zur Feststellung des Ölstandes dienen 
Überlaufschrauben, Hähne oder Meßstäbe. 

$ 20. Eine Ölablaßvorrichtung muß vor- 
handen sein. 

$ 21. Eine Einrichtung muß vorhanden 
sein, die ein Thermometer anzubringen ge- 
stattet zur Ablesung der Öltemperatur während 
des Betriebes. Der Durchmesser der Einfüh- 


rungsöffnung muß mindestens 12 mm betragen. | 


.. 8 22. Der Transformator muß stets mit 
Ol gefüllt geliefert werden. 


Erläuterungen 
zu den Normen für Einheitstransformatoren. 
Im Auftrage der Kommission für Maschinen 


und Transformatoren des V. D. E. verfaßt von 
: DraGsDbtern 


DieNormen für ‚„Einheitstransformatoren“ 


sind in Zusammenarbeit aller in Betracht 


‘kommenden technischen Verbände (V.D.E., 


Zentralverband der deutschen elektrotechni- 


schen Industrie, Vereinigung der Elektrizitäts- f 


werke, Elektrobund) sowie Vertretern andcrer 
wichtigerVerbrauchergruppen entstanden. Ver- 
braucher und Hersteller waren einigin der Auf- 
fassung, daß eine durchgreifende Vereinheit- 
lichung auf dem Gebiete der Transformatoren 
notwendig und ersprießlich sei. Der Fabrikant 
wird nach Einführung der Einheitstransfor- 
matoren die Möglichkeit haben, ein Lager von 
fertigen Apparaten zu halten, deren Herstel- 
lung eine gleichmäßige Beschäftigung seiner 
Werkstätte gewährleistet. Der Verbraucher, 
insbesondere das Elektrizitätswerk, hat den 
Vorteil, daß Einheitstransformatoren der ver- 
schiedenen Hersteller ohne weiteres elektrisch 
auswechselbar sind und miteinander, parallel 
laufen, daß er sein Lager an Reserveapparaten 
erheblich verringern kann und bei normalen 
Fabrikationsverhältnissen neue Apparate 
schneller bekommen wird. Eine Vereinheit- 
lichung war nur möglieh_durch Aufstellung 
einer Typenreihe, diein der Zahl der Leistungen 
sich wesentlich gegenüber den früher üblichen 
beschränkte, sowie durch Festlegung bestimm- 
ter Ober- und Unterspannungen, die zwar nicht 
allen Bedürfnissen gerecht werden, aber doch 
die Mittelwerte der in Deutschland vorwiegend 
üblichen darstellen. Die Vereinheitlichung 
wurde bei der Hauptreihe (s. $ 1 der Normen) 
auf 7 Leistungen bis maximal 100 kVA, bei der 
Sonderreihe auf 6 Leistungen bis maximal 
50 KVA und auf Oberspannungen bis maximal 
15 000 V beschränkt. Es werden natürlich auch 
fernerhin Transformatoren für andere als die 
festgelegten Ober- und Unterspannungen ange- 
fertigt werden, da viele Netze mit Betriebs- 
spannungen bestehen, für die keine Einheits- 


transformatoren vorgesehen sind. Sie werden 


sich bei Oberspannungen unter 15 000 V leicht 
aus den Konstruktionsteilen der Einheitstrans- 


formatoren entwickeln lassen, wenn man daran 


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a N En I ee 


RER RA i 


‚allen Fällen erreichen läßt. 


- „ heitstransformatoren geschaffen. 


22. Juli 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 29. s 


677 


festhält, daß nur diein $2 angegebenen Leistun- 
gen verwendet werden, was sich sicherlich in 
Derartige Trans- 
formatoren werden im allgemeinen einen län- 
geren Liefertermin beanspruchen als lager- 
mäßig hergestellte Einheitstransformatoren. 
Für die in Deutschland verwendeten Ober- 
und Unterspannungen waren bisher keineswegs 
einheitliche Gesichtspunkte maßgebend, so daß 
kaum in zwei Netzen die gleichen Transfor- 
matoren benutzt werden konnten; selbst in 
demselben Netz wurden die,, einzelnen 
Transformatoren - in ihrer Übersetzung 
den zufälligen Verhältnissen ihres Standorts 
angepaßt. So kam es, daß beispielswiese in 
einem größeren Netze in der Nähe von Berlin 
bei 10 000 V Oberspannung und 230 V Unter- 
spannung 23 verschiedene Übersetzungen 
verlangt wurden, die für die gleiche 
Leistung eine noch größere Zahl von Wick- 
lungen erforderten, da in vielen Fällen abwei- 
chende Schaltgruppen gewünscht wurden. Es 
ist wahrscheinlich, daß in _ Deutschland mehr 
als 2000 verschiedene Übersetzungen von 
Transformatoren vorhanden sind („ETZ‘ 
1917, 8: 277). Hier war eine Vereinheitlichung 
nur möglich durch ein Herausgreifen bestimm- 
ter Nennspannungen; maßgebend für die Wahl 
dieser Spannungen waren die Normen des 
‚D.E. über Betriebsspannungen. („ETZ“ 
1919, S. 457). Es wird sich wohl die Praxis 
herausbilden, daß Netze mit nicht erheblich 
abweichenden Nennspannungen durch Ein- 


 führungvon Spartransformatoren den jetztfest- 


gelegten Spannungen angenähert werden, oder 
daß durch kleine Zusatztransformatoren zu den 
Einheitstransformatoren besondere Netzver- 
hältnisse berücksichtigt werden. 

Die vorliegenden Normen werden, wenn 
sich ein Bedürfnis herausstellen sollte, bezüglich 


Spannungen und Leistungen erweitert werden. 


Bei einer Normalisierung von Transförma- 
toren konnte als Stromart nur Drehstrom in 
Frage kommen. Die Ein- und Zweiphasennetze 
sind in Deutschland wenig verbreitet und wer- 
den wohl nicht erheblich erweitert werden. Der 
Bedarf an Einphasentransformatoren würde 
ihre Vereinheitlichung nicht reehtfertigen. 

. . Die Frequenz 50 kann in Deutschland als 
einheitlich angesehen werden. Die wenigen An- 


lagen, die eine von 50 abweichende Frequenz be- 
. sitzen, müssen Spezialtransformatoren erhalten. 


Nachdem in Deutschland die durch die 
Kriegsverhältnisse gebotene Beschränkung in 
der Verwendung des Kupfers fortgefallen ist, 
liegt keine Veranlassung vor, die Normen für 


-  Aluminiumtransformatoren („ETZ‘ 1919, 8. 32) 


weiter bestehen zu lassen. Die neuen Normen 
beziehen sich daher nur auf Transformatoren 
mit Kupferwicklung. 

Ferner wurden nur Öltransformatoren 
vereinheitlicht. Der Prozentsatz der in Deutsch- 
land vorhandenen Trockentransformatoren und 
das Bedürfnis nach ihnen ist so gering, daß von 
ee: Vereinheitlichung Abstand genommen 
wurde. 3 ) 


Zu $1. Es wurden zwei Reihen von Ein- 
Die Trans- 
formatoren der Hauptreihe sind solche, die, 
wie die Bestimmungen $ 11 und 12 ergeben, 


relativ wenig überlastbar sind und im allge- 


meinen bei dauerndem Betrieb mit ihrer Nenn- 
leistung die in den Verbandsnormalien vorge- 
sehenen Temperaturgrenzen erreichen ; sie wer- 
den, daher passend in industriellen Betrieben 
verwendet werden, in denen sie während der 
en Betriebsstunden mit ihrer Nenn- 
eistung ausgenutzt werden können. — Die 
Transformatoren der Sonderreihe sind cha- 
rakterisiert durch ihre wesentlich größere 
Überlastbarkeit. Sie erreichen erst bei.einer 
dauernden Überlast von 60% die zulässige 
Temperaturerhöhung und dürfen 9 bis 12h 


_ lang mit doppelter Nennleistung beansprucht 


werden. Auf die doppelten Nennleistungen 
bezogen, betragen ihre Eisenverluste pro 
kVA nur 56 bis 65% der Eisenverluste 
der Hauptreihe. Auf die Grundleistungen 
bezogen, sind auch die induktiven und 
Ohmschen Spannungsabfälle wesentlich ge- 
ringer als bei der Hauptreihe. Diese Eigen- 
schaften der Transigrmatoren der Sonderreihe 
bestimmen ihr Verwendungsgebiet. Sie sind 
in Betrieben am Platz, in denen sie zwar dau- 
ernd unter Spannung stehen, aber nur in weni- 
gen Tagesstunden oder in bestimmten Jahres- 
zeiten stark beansprucht werden. In erster 
Reihe werden die landwirtschaftlichen Betriebe 
sich der Transformatoren der Sonderreihe be- 
dienen. Sie entsprechen den früher als ‚‚über- 
lastbar‘‘ bezeichneten Transformatoren; diese 
Bezeichnung, wurde als irreführend fallen ge- 
lassen, da jeder Transformator in gewissem 
Ausmaße überlastbar sein muß; _In den Nor- 
men für Einheitstransformatoren mit Alu- 
miniumwicklung wurde diese Reihe als ‚‚Son- 
derreihe für Landwirtschaft‘ aufgeführt, wo- 


mit das besondere Verwendungsgebiet dieser 
Transformatoren zum Ausdruc gebracht 
wurde. Aber auch diese Benennung wurde fallen 
Se da ihre Eigenschaften sie nicht nur 
en besonderen Verhältnissen in landwirt- 
schaftlichen Betrieben anpassen. 


Zu $ 2. Es wurde als zweckmäßig ange- 
sehen, die Leistungen der Einheitstransfor- 
matoren vorläufig nach oben hin enger zu begren- 
zen, und es der Entwicklung zu überlassen, ob 
sich die Erweiterung der Typenreihe empfiehlt. 
Im allgemeinen wird der Käufer bei Transfor-* 
matoren größerer Leistung als 100 kVA eher 
einen langen Liefertermin zulassen als bei 
kleineren Apparaten, so daß die Lagerhaltung 
der größeren Typen in den Fabriken, die bei 
den Einheitstransformatoren angestrebt wird, 
keine so wesentliche Bedeutung haben würde. 

Bisher waren folgende Leistungen üblich: 


1, 3, 5, 7%, 10, 15, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 85, 
100 kVA. 3 


Eine derartig große Zahl von Modellen 
kann rationellerweise nicht in Massen fabni- 
ziert werden. Wenn zur Normalfabrikation und 
Lagerhaltung übergegangen werden soll, ist 
eine starke Bedurlien dieser Reihe ein unbe- 
dingtes Erfordernis. Für das Elektrizitätswerk 
hatte die bisherige Modellreihe den Nachteil, 
daß eine große Zahl von Apparaten als Reserve 
gehalten werden mußte. Der Schwerpunkt 
des Bedarfs wird nach statistischen Erhebungen 
durch folgende Leistungen der Hauptreihe ge- 
troffen: 

3, 10,220, 30,50, 75, 100.kVA. 

Die Leistungen der Transfofmatoren der 
Sonderreihe sind: ‘ 

0, 10,15, 25, 37,5, 50. kVA. 

Sie sind so gewählt, daß sie fabrikatorisch 
sich leicht aus den Transformatoren der dop- 
pelten Leistung der Hauptreihe entwickeln 
lassen , von denen sie im allgemeinen nur durch 
die Wicklung sich unterscheiden. Diese Reihe 
ist gegen früher (Normen für Einheitstransfor- 
matoren mit Aluminiumwicklung) erheblich er- 
weitert. Die Typen für 5, 37,5 und 50 kVA sind 
auf Wunsch der Vereinigung der Elektrizitäts- 
werke hinzugefügt worden. 


Zu $ 3. Eslag nahe, die Nennspannun- 


en der Einheitstransformatoren lediglich auf 
ie inzwischen vom V.D.E. für Neuanlagen 
empfohlenen Betriebsspannungen zu beschrän- 
ken. Aber es müssen Transformatoren nieht 
nur für Neuanlagen, sondern vor allem auch für 
bestehende Netze gebaut werden. Daher mußte 
die Oberspannung von 5000 V bei den Einheits- 
transformatoren berücksichtigt werden. Die 
Statistik ergibt, daß im Mittel ungefähr die 
gleiche Anzahl von Transformatoren bis 
100 kVA für 5000 und 6000 V in den Fabriken 
hergestellt wurde; es war daher nicht angängig, 
bei den Einheitstransformatoren lediglich die 
vom V.D.E. empfohlene Nennspannung von 
6000 V zu berücksichtigen. Einer späteren Ent- 
wicklung mag es vorbehalten bleiben, die Ober- 
spannungen von 20 000 bzw. 25 000 V in den 
Bereich der Normen für Einheitstransforma- 
toren zu ziehen. Vor der Hand ist das Bedürfnis 
nach Transformatoren bis 100 kVA bei diesen 
höheren Spannungen kein so großes, daß eine 
Lagerhaltung in sämtlichen Transformatoren- 
fabriken erforderlich ist. Sie werden auf Be- 
stellung vorläufig einzeln hergestellt werden 
müssen. 

Als Unterspannungen kamen für Einheits- 
transformatoren 220 und 380 V in Frage.- Die 
Nennspannung von 110 V ist bei Drehstrom 
nicht sehr verbreitet und wird immer mehr auf 
Spezialbetriebe beschränkt bleiben. 

Die Leerlaufspannungen mußten ent- 
sprechend höher (231 bzw. 400 V) gewählt 
werden, um dem Spannungsabfall im Trans- 
formator und im Unterspannungsnetz Rech- 
nung zu tragen. 

Da für den Parallellauf von Transforma- 
toren, abgesehen von anderen Bedingungen, 
Gleichheit des Windungsverhältnisses bzw. des 
Spannungsverhältnisses bei Leerlauf erforder- 
lich ist, mußten die Leerlauf- und nicht die 
Vollastspannungen festgelegt werden. 

Während bei den Einheitstransformatoren 
mit Aluminiumwicklung nur die Hauptreihe 
für beide Unterspannungen gewickelt wurde, 
sind die Einheitstransformatoren mit Kupfer- 
wicklung dahin erweitert, daß Haupt- und Son- 
derreihe für 231- und 400-V-Leerlauf- Unter- 
spannung gebaut werden. > 


Zu $ 4. Zum Parallellauf von Transfor- 
matoren ist außer der Gleichheit der 
Übersetzung ($ 3) und der Kurzschluß- 


spannung ($ 6) auch Übereinstimmung der 

chaltgruppe notwendig. Die Oberspan- 
nungswicklung der Einheitstransformatoren 
wit stets in Stern geschaltet, die Unterspan- 
nungswicklung bei 231 in Stern (Schalt- 
gruppe A, oder B,), bei 400 V in Ziekzackschal- 
tung (Schaltgruppe C, oder D,). Bei Wahl 


. Wieklungsseite 


dieser Spannungen und Schaltgruppen ergibt 
sich der Vorteil, daß bei gleicher Ober- 
spannung beide Übersetzungen durch Umschal- 
tung der gleichen Unterspannungswicklung 
ausgeführt werden können. Bei den Einheits- 
transformatoren mit 400 V Unterspannung ist 
die nach $ 15 stets herauszuführende Neutrale, 
die die Sternspannung von 231 V ergibt, voll 
belastbar, während bei den Transformatoren 
mit 231 V Drehstromspannung die Neutrale 
(133 V Sternspannung) nur gering belastet wer- 
den darf. 

Es wird beabsichtigt, allmählich allgemein 


-zu den Schaltgruppen A, und (C, überzugehen. 


Die Schaltgruppe A hat gegenüber B den Vor- 
teil, daß auch bei doppelter Transformation 
keine Schwierigkeiten beim Parallellauf ein- 
treten.. Das mag an dem folgenden Beispiel er- 
läutert werden: Es seien drei Sammelschienen 
mit verschiedenen Spannungen vorhanden. 
Uber Transformatoren mit der bersetzung 
nı/n, bzw. n,/n, werden die drei Sammel. 
schienen zusammengeschaltet; außerdem soll 
ein Transformator zwischen die erste und 
dritte Sammelschiene geschaltet werden, der 
also die Übersetzung n,/n;, haben muß. Stellt 
man nun die Forderung, daß alle Transfor- 
matoren des ‚Netzes gleiche Schaltgruppe 
besitzen sollen, so ist das nur bei Wahl der 
Gruppe A möglich. Sind die ersten beiden 
Transformatoren (n,/n, und n,/n,) nach Gruppe 
B geschaltet, so muß’der dritte Transformator 
die Gruppe A haben. Die Bedingung der glei- 
chen Schaltgruppe für alle 3 Transformatoren 
ist also dann nicht erfüllbar. 

Da die Schaltgruppen B, und D, z. Zt. noch 
sehr verbreitet sind, mußten mit Rücksicht auf 
Parallellauf mit vorhandenen Transformatoren 
vorläufig auch diese Schaltgruppen zugelassen 
werden. Es wird jedoch empfohlen, allmählich 
zu A, und C, überzugehen. 

Es mag hier erwähnt werden, daß die Um- 
schaltung einer Oberspannungswicklung für 
5000 V von Stern in Dreieck zum Zweck, den - 
Einheitstransformator in einem 3000-V- Netz 
zu benutzen, nicht ohne besondere Vorsichts- 
maßregeln möglich ist. Man muß dabei auf die 
Benutzung der Anzapfungen ($ 5) verziehten 
und außerdem dafür Sorge tragen, daß die bei 
der Dreieckschaltung auftretenden wesentlich 
höheren Spannungsdifferenzen zwischen den 
Anzapfstellen der drei Schenkel keine Störun- 
gen hervorrufen. 

Zu $5. Anzapfungen sind in vielen 
Fällen aus betriebstechnischen Gründen er- 
forderlich. Sie auf der Unterspannungsseite an- 
zubringen, ist der. größeren Wicklungsquer- 
schnitte und des hohen Prozentsatzes wegen, 
den die Spannung einer Windung auf dieser 
ausmacht, unzweckmäßig. 
Durch die Anzapfungen + 4%, und — 4%, sind 
3 Stufen geschaffen, durch die besonderen 
Verhältnissen, wie großer Abfall in den Unter- 
spannungsleitungen zum Verbrauchsapparat 
oder höhere Spannung in der Nähe der Zentrale, 
genügend Rechnung getragen werden kann. In 
Spezialfällen wird sich empfehlen, einen beson- 
deren kleinen Spartransformator auf der Unter- 
spannungsseite zwischenzuschalten, von denen 
wenige für Netze mit vielen Transformatoren ge- 
nügen, wobei der Vorteil der Auswechselbarkeit 
der Einheitstransformatoren erhalten bleibt. 

Es wird als ein berechtigtes Verlangen an- 
gesehen, daß diese normalen Schaltstufen ohne 
Abheben des ganzen Deckels betätigt werden 
können, wobei es freigestellt bleibt, ob die 
Anzapfungen an besonderen Durchführungs- 
isolatoren sitzen oder ob sie durch Spezialum- 
schalter im Innern von außen betätigt werden. 
Diese Stufen können nicht während des Be- 
triebes bedient werden; die Öl- und Trennschal- 
ter müssen vorher auf der Oberspannungsseite 
geöffnet werden und, falls mehrere Transforma- 
toren im Netz parallel arbeiten, auch die 
Schalter der Unterspannungsseite. 


Zu $$ 6, 7, 8. In diesen Paragraphen 
sind die technischen Daten für die Einheits- 
transformatoren — prozentuale Kurzschluß- 
spannungen, prozentuale Wicklungsver- 
luste, Eisenverluste in Watt — festgelegt. 
Zulässige. Abweichungen von diesen Werten 
sind angegeben. Derartige Abweichungen sind 
aus rein fabrikatorischen Gründen erforderlich. 
Es ist bekannt, daß Maschinen und Transfor- 
matoren selbst bei Massenfabrikation in ihren 
technischen Daten nie genau übereinstimmen. 
Die in den Tabellen angegebenen Werte stellen 
bezüglich der Eisen- und Wicklungsverluste ein 


‚Optimum dar, daß sich durch Besonderheiten 


der Fabrikation um die angegebenen prozen- 
tualen Toleranzen verschlechtern kann. Aber 
auch diese relativ Bw ichungen setzen 
voraus, daß Material (legierte Bleche, Kupfer) 
von den Qualitäten zur Verfügung steht, wie 
sie in der Vorkriegszeit üblich waren. Treten, 
was unter den jetzigen Verhältnissen nicht aus- 
geschlossen ist, weitere Verschlechterungen des 


578 


aktiven Materials ein, so werden die als zu- 
lässig festgesetzten Abweichungen von den 
Daten der Tabelle nicht genügen. 

Die Differenzen der Kurzschlußspannung 
(+ 10.% und — 20 %) tragen den Verschie- 
denheiten der Fabrikate der verschiedenen 
Fabriken und den in der Fabrikation unver- 
meidlich auftretenden kleinen Maßdifferenzen 
ineden Wieklungen Rechnung. Transforma- 
toren mit Leistungen, wie sie bei Einheits- 
transformatoren vorkommen, laufen häufig 
nicht über Sammelschienen, sondern über Netz- 
strecken parallel. Hierbei darf der Unter- 
schied der Kurzschlußspannungen bekannt- 
lich viel größer sein als bei direktem Parallel- 
lauf. — Es mag in Erinnerung gebracht wer- 
den, daß man vom Parallellauf bei Trans- 
formatoren nur sprechen darf, wenn so- 
wohl die Oberspannungsseiten als die 
Unterspannungsseiten zweier oder 
mehrerer Transformatoren parallel ge- 
schaltet sind. Wenn lediglich eine Wick- 
lungsseite von Transformatoren parallel und 
die andere auf getrennte Netze arbeitet, so 
sind ‚keinerlei Vorsichtsmaßregeln bezüglich 
der Schaltgruppe, des Übersetzungsverhält- 
nisses und der Kurzschlußspannungen erforder- 
lich, denn dann ist kein Parallellauf vorhanden. 

. Aus technischen Gründen konnten die 
Kurzschlußspannungen der Einheitstransfor- 
matoren gleicher Übersetzung und ver- 
schiedener Leistung nicht überall gleich ge- 
wählt werden.* Es ergeben sich aber keine 
Schwierigkeiten beim Parallellauf; die größte 
Differenz in der Lastaufnahme wird nicht mehr 
als ca 5% betragen. 

Durch Kurzschlußspannung und Wick- 
lungsverlust, der den Spannungsabfall bei in- 
duktionsfreier Vollast bedingt, ist die Regu- 
lierung des Transformators gegeben. Der all- 
gemeine Ausdruck für den Spannungsabfall 
eines Transformators ist bekanntlich: 


22=70,, 0080.06, Bin rm nl 


wenn & den Spannungsabfall beim Phasenver- 
schiebungswinkel 9, e,, den Spannungsabfall 


bei induktionsfreier Last, e, den rein induk- 


tiven Spannungsabfall bedeutet. Zwischen der 
Kurzschlußspannung e, und den Spannungsab- 
fällen e,, und e, besteht die Beziehung: 


“2 208 2 
Be 2 


Die Formeln 1 und 2 behalten ihre Gültig- 
keit, wenn &, e,, €, €, nicht die absoluten, 
sondern die prozentualen “ Spannungsabfälle 
bedeuten. Die in $ 7 angegebenen Werte der 
prozentualen Wicklungsverluste lassen sich in 
Watt ausrechnen, wenn man sie auf die Leistung 
der betreffenden Transformatoren bezieht. Ein 
Transformator. von 100 kVA mit einem pro- 
zentualen Wieklungsverlust von 2% hat also 
2000 W Wicklungsverlust. Die Werte der pro- 
zentualen Spannungsabfälle bei induktions- 
freier Vollast sind zahlenmäßig identisch mit 
dem prozentualen Wicklungsverlust. Der er- 
wähnte 100-kVA-Transformator hat also 2% 
induktionsfreien Spannungsabfall. 

In den nachstehenden Tabellen ist unter 
Verwendung der Daten der $$ 6 und 7 für sämt- 
liche Einheitstransformatoren ausgerechnet, 
welche Spannungen bei Benutzung der drei 
Schaltstufen (Anzapfungen) auf der Unterspan- 
nungsseite bei der Nennleistung und verschie- 
denen nacheilenden Phasenverschiebungswin- 
keln (cos g = 1, 0,8, 0,6, 0) unter der Voraus- 
setzung auftreten, daß die Oberspannungen 
die normalen Werte haben. Man sieht aus-die- 
sen Tabellen, daß sich für alle Belastungsarten 
Schaltungen finden lassen, bei denen noch ein 
erheblicher Spannungsverlust in den Zuleitun- 
sen zu den Verbrauchsapparaten der Unter- 
spannungsseite auftreten kann, ohne daß die 
Spannungen 220 oder 380 V an der Verbrauchs- 
stelle unterschritten werden. — Bei den Trans- 
formatoren kommen an den Unterspannungs- 
klemmen- zustande: 


Hauptreihe Stufe II minimal 220 bzw. i 
maximal 226 bzw. : 
Hauptreihe Stufe III minimal 229 bzw. 
maximal 236 bzw. 
Sonderreihe Stufe II minimal 222 bzw. 
maximal 227 bzw. 
Sonderreihe Stufe III minimal 231 bzw. 
maximal 236 bzw. 


Die Stufe I (Anzapfung + 4%) wird im 
wesentlichen benutzt werden, wenn die Ober- 
spannung den normalen Wert übersteigt. 


Zu $ 9. Bei der Abnahmeprüfung von 
Transformatoren besteht die Unsicherheit, 
für welche Übersetzung die garantierten 
Verluste und Kurzschlußspannungen gelten 
sollen. Es wird festgelegt, daß die in $ 6 und 7 
angegebenen Werte gelten, wenn die der höch- 
sten Oberspannung entsprechenden Klemmen 
benutzt werden. Die Oberspannungswicklung 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 29. 


? 


22. Juli 1920. 


& 


muß also beider Messung der Kurzschluß- | tuale Kurzschlußspannung. — Die Daten der 


spannung. und des Wicklungsverlustes auf 
Stufe I geschaltet sein; es ist dann die gesamte 
Wicklung aktiv. Die Messung erfolgt bekannt- 
lich in der Weise, daß eine Wicklung kurzge- 
schlossen und der anderen der Nennstrom zuge- 
führt wird. Die Wattmeterablesungen werden 
prozentual auf die Nennleistung umgerechnet 
und ergeben den prozentualen Wicklungsver- 
lust; die Voltmeterangabe an den Klemmen der 
Wicklung, der der Nennstrom zugeführt wird, 
wird prozentual. auf die entsprechende Nenn- 
spannung umgerechnet und ergibt die prozen- 


Wicklungsverluste in $ 7 gelten für den 
betriebswarmen Transformator, bezogen auf 
20° Raumtemperatur. Es ist vorgeschlagen 
worden, die Wicklungsverluste auf die nach den. 
Verbandsnormalien zulässige Höchsttemperatur 
der Transformatoren zu beziehen. Da aber be- 
sonders die Einheitstransformatoren kleinerer 
Leistung diese Temperaturen nicht annähernd 
erreichen, so würden sich Wirkungsgrade er- 
rechnen, die ungünstiger sind, als sie der Trans- 
en in irgendeinem Betriebszustand be- 
sitzt. 


Zahlentafel x : 
der Unterspannungen der Einheitstransformatoren bei Vollast und verschiedenen Leistungsfaktoren. 


1. Hauptreihe. 


Leerlaufs-Unterspannung: 231 V. 
a) Oberspannung: 5000, 6000. 10.000 V. 


® cay—|l cos @ = 08 cos 9 = 06 co p = 
Stufe Stufe Stufe Stufe 
kVA I u II =.=T Si IT I I TIL I 12747 

) 215 224 233 212 :2:9221 230 213 222 230 216 225 234 
10 215 224,..27238 213 221 230 213 222 231 216 225 234 
20 216 225 234 215 222 231 213 222 231 216 225 234 
30 216 225 234 214 222 231 213 222 23 215 224 233 
0 216 226 235 214 223 232 214 223 232 216 225 234 
75 217 226 285 210.2,:093 3238 Da 2290.08 216 225: 934 

100 217 026 236 24.23 32 214: 2238. 932 215 24 933 
2 b) Oberspannung: 15000 V. 

) 215 224 233 212 221 230 21 220 229 214 223 232 
10 215 224 233 212 221 229 2 220 229 214 223 232 
2) 216 225 234 213 222 230 212 21 250 214 223 232 
30 216 225 = 234 213 222 230 212 221 230 214 223 232 
3. 216 226 235 213 222 231 213 2322 230 214 223 232 
75 217 226 235 214 223 231 215 222 231 215 224 233 

100 2% 226 236 214 223 232 213 222 231. 215 224 233 
II. Hauptreihe. 
Leerlaufs-Unterspannung 400 V. 
a) Oberspannung: 5000, 6000, 10000 V. 
cos pp —= | co8 @ = 0,8 co8 @ = 0,6 co p = 
Stufe Stufe . . Stufe E Stufe 
kVA I I III I IL LI I II II I II III 

5 371 386 402 367 382 398 367 383. ,58987 372 389 404 
1V 372 387 403 367 383 398 ‘368 383 398 373 388 404 
20 373 388 404 368 334 399 368 384 399 372 389 404 
30 373 389 404 369 384, 400 369 384 399 373 388 404 
50 374 390 405 369 385 400 369 335 400 372 389 404 
75 375 390 406 370 386 401 370 335 401 372 389 404 

100 376 391 407 371 336 402 370 336 401 372 389 404 
b) Oberspannung: 15000 V. ig 

b) 371 336 402 365 381 396 366 381 396 371 386 402 
10 572 387 405 366 332 397 366 581 397 371 386 402 
20 373 388 404 367 382 397 366 382 397 371 386 402 
30 375 389 404 367 383 398 367 382 397 371 386 402 
50 574 390 405 368 384 399 368 383 398 371 386 402 
75 375 390 406 369 384 400 368 334 399 371 387 402 

100 376 391 407 370 385 400 369 384 400 371 387 402 
Il. Sonderreihe. 
Leerlauf-Unterspannung: 231 V. 
a) Oberspannung: 5000, 6009, /10 000 V. 
COS.@ = cos p =.0,5 cos po = 0,6 608 9.0 
Stufe Stufe Stufe Stufe 
kVA I I II il I II I I TI I II Ill 

5 216 225 234 214 223 232 214 223 232 216 225 23 
10 SA 226 235 214 223 232 214 223 232 216 225 2 
15 217 227 236 215 224 232 214 225 232 216 225 23 
25 218= 297 236 215 224 233 215 224 25: 216 225 23 
37,8 218 227 236 215 224 233 215 224 233 216 226 23 
50 218 227 236 216 225 234 215 224 233 DIET 226 23 

b) Oberspannung: 15000 V. 

5 216 225 234 214 223 231 213 222 231 216 225 234 
10 : 217 226 235 214 223 232 214 223 232 2216 225 234 
15 217 227 236 214 223 232 214 293 232 216 225 234 
25 218 927 236 215 224 232 215 224 233 216 225 234 
87,8 218 227 236 215 224 233 215 224 233 216 225 234: 
50 218 227 236 215 224 233 215 224 233 216 225 234 

IV.Sonderreihe. 
> Leerlauf-Unterspannung: 400 V 
a) Oberspannung: 5000, 6000, 10 006 Ne 
COSIpr IL cos p =.0,8 co8s p = 0,6 COI == 
Stufe Stufe Stufe > Stufe 
kVA I I Ill I I III Tl III I 11 III 

5 373 389 404 370 385 401 369 385 400 875 390 406 
10 374 390 406 370 386 401 370 336 401 374 390 405 
15 375 391 406 371 386 402 371 386 402 374 389 405 
25 376 392 407 371 387 402 371 386 402 374 389 405 
3 7,5 376 392: 408 - 372 388 +03 372 387 405 74 390 405 
30 377 392 408 373 388 404 373 383 404° 375 391 406 

b) Oberspannung: 15000 V. 

5 373 389 404 369 384 400 369 385 400 374 389 405 
10 374 390 406 370 385 401 369 385 400 373 389 404 
15 375 391 406 370 586 401 370 385 401 373 388 404 
25 376 392 407 371 836 402 370 386 401 375 388 404 
37,0 376 392 408 372 387 402 371 386 402 373 389 405 
50 377 392 408 372 388 405 371 387 402 (374 390 406: 


r L ” w 
ATIETEN 


TE a 
Mn Be erD Ale, 


Nr 


= 


r 


22. Juli 1920. bo 


Die Eisenverluste im Sinne dieses 


Paragraphen sind als die Wattaufnahme des 


Transformators anzusehen, die entsteht, wenn 
der Unterspannungswicklung bei offener Ober- 
spannungswicklung die Nennunterspannung 
zugeführt wird. 

Zu $10. In den Verbandsnormalien ist fest- 
gesetzt, daß auf dem Leistungsschild die 
Übersetzung des Transformators angegeben ist; 
die Übersetzung ist als das Verhältnis der Span- 
nungen bei Leerlauf definiert. Bei Berechnung 
der Stromstärke ist es zweifelhaft, ob die Span- 
nung bei Leerlauf oder Belastung mit der Nenn- 
leistung einzusetzen ist. Es wird bestimmt, daß 
der Nennstrom oberspannungsseitig aus der 
Nennleistung und der höchsten Nennoberspan- 
nung (Stufe I), der Nennstrom unterspannungs- 
seitig aus der Nennleistung und der Leerlauf- 
unterspannung berechnet wird. 

Die Angabe der HET bzw. SET mit der 
Jahreszahl der Normen für Einheitstransfor- 
matoren soll jederzeit die Festlegung ermög- 
lichen, daß der Transformator ein Einheits- 
transformator ist, welcher Reihe er angehört 
und welche Normen beiseiner Herstellung gültig 
waren. 

Nachstehend sind Beispiele für Schildauf- 
schriften je eines Einheitstransformators der 
Haupt- und Sonderreihe gegeben: 


ass CROD NR BEE 


| 10400 kVAL50__] 
II 10000|| 400 | — 
Il_9600 ex%L__35__] 

Ca] 


A [2rs 11722] [ASCal 
o Br ie 


seo 7ER NR gran? 
| 10400 kVAL25_] 
I 10000|| 400 | — [_50 _] 
Il 9600 ex% 34] 
[36.1 ] 


[139 ] [ASGC] 
Zeitweise 50kVA 


A 
© 


® 


Zu $ 11b. Wie erwähnt, entsprechen die 
Transformatoren der Sonderreihe den früher 
als „überlastbar‘ bezeichneten Transformatoren 
für die Landwirtschaft. Es war damals üblich, 
die Transformatoren mit zwei Nennleistungen 
(5/10, 25/50 kVA) zu bezeichnen. Mit der dop- 
pelten Nennleistung sollen die Transformato- 
ren nur einige Wochen im Jahr beansprucht 
werden. Es wird mit Rücksicht auf diese zeit- 
lich stark begrenzte hohe Beanspruchung eine 
um 10° höhere Temperatur zugelassen als in 
den Verbandsnormalien, wobei die doppelte 
Leistung 9 bis 12 h lang nach vorausgegan- 
gener Dauerlast mit der Grundleistung auftre- 
ten darf. Eine Gefahr der Verkürzung der Le- 
bensdauer von Isolation und Öl kann dabei als 
ausgeschlossen gelten. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Zu $ 12. In den Verbandsnormalien sind 
Bestimmungen über die Überlastbarkeit von 
Transformatoren getroffen. Außer diesen Be- 
stimmungen, die ohne Rücksicht auf die Erwär- 
mung gelten, ist hier noch festgesetzt, welche 
Überlastungen zulässig sind, ohne daß die in 
den Verbandsnormalien festgesetzten Tempe- 
raturerhöhungen ‚überschritten werden. — 
Die zeitweiligen Überlastungen sind noch zu- 
lässig nach einem 10-stündigen Betrieb mit 
Halblast. — Die Überlastungsfähigkeit.der 
Einheitstransformatoren der Sonderreihe ist 
eine besonders hohe, entsprechend den Verhält- 
nissen der Betriebe, für die diese Transforma- 
toren bestimmt sind. (Siehe zu $ 21.) 

Zu $13. Die Richtlinien der Wechselstrom- 


Hochspannungsapparate des V.D.E. beziehen 
sich nicht auf Transformatoren. Sinngemäß soll 


aber die Bestimmung der Serie der Oberspan-' 


nungsdurchführungen bei den Einheits- 
transformatoren jetzt ebenfalls nach diesen 
Richtlinien durchgeführt werden. 

Im Sinne des $ 4 der Richtlinien für Hoch- 
spannungsapparate ist unter Kurzschlußstrom 
nicht der erste beimEinsetzen des Kurzschlusses 
auftretende Stromstoß, sondern der Strom im 
stationären Zustande des Kurzschlusses ver- 
standen. Der Kurzschlußstrom eines Trans- 
formators berechnet sich als der Quotient von 
100.und der prozentualen Kurzschlußspannung, 
multipliziert mit dem Vollaststrom. Ein Ein- 
heitstransformator für 100 kVA bei 5000 V hat 
also auf der Oberspannungsseite den Kurz- 


. 1 3 . 
schlußstrom ne . 11,4 = 304A. Bei Einheits- 


transformatoren können aufder Oberspannungs- 
seite nur Kurzschlußströme unter 1000 A zu- 
standekommen; es werden also -die dieser 
Stromstärke in $ 5 der Richtlinien, Tabelle I, zu- 
geordneten Serien von Durchführungsisola- 
toren in Frage kommen. 


Zu $ 15. Die Herausführung des Null- 
punktes auf der Oberspannungsseite hat bei 
Transformatoren bis 100 kVA praktisch keine 
Bedeutung. Sie würde eine unnötige Ver- 
größerung des Kastens und der Ölmenge im 
Gefolge haben. Dagegen wird die unterspan- 
nungsseitige Neutrale bei allen Einheitstrans- 
formatoren herausgeführt. Voll belastbar ist 
diese Neutrale jedoch nur bei 400 V Unter- 
spannung (vgl. zu $ 4). 


Zu $ 16. Bis 50 Amp sind Eisenbolzen für 
die Anschlüsse zugelassen. Dagegen sind 
Eisenmuttern nicht gestattet, damit eın Zu- 
sammenrosten von Bolzen und Muttern nicht 
stattfinden kann. ; 

Es ließ sich leider nieht ermöglichen, ein 
einheitliches Gewinde für die Anschlußbolzen 
in bindender Form vorzuschreiben. Einige Fir- 
men haben in ihren Werkstätten metrisches 
Gewinde eingeführt, während die überwiegende 
Anzahl von Firmen bei Bolzen von vn an 
Whitworth-Gewinde benutzten. Die Frage 
des einheitlichen Gewindes hat jedoch gerade 
bei Transformatoren-Anschlüssen keine sehr 
erhebliche Bedeutung. 

Bestimmungen über die freie Bolzenlänge 
schienen empfehlenswert, damit die Zuleitun- 
gen unter allen Umständen bequem angeschlös- 
sen werden können. 


Heft 29. 


579 


Zu $ 17. Damit Einheitstransformatoren- 
verschiedener Herkunft in der Anlage ohne 
weiteres gegeneinander ausgetauscht werden 
können, mußte eine Bestimmung über die 
Reihenfolge der Ober- und Unterspan- 
nungsklemmen und ihre relative Lage fest- 
gelegt werden. ; 

Zu $ 18. Es wurde als eine nicht zulässige 
Ersehwerung der Montage angesehen, wenn 
Ausdehnungsgefäße von Transformatoren 
bis 100 kVA besonders aufgestellt werden 
müssen. Daher wurde die konstruktive Ver- 
einigung von Einheitstransformator und Aus- 
dehnungsgefäß vorgeschrieben, sofern ein sol- 
ches überhaupt mitgeliefert wird. 

Zu $ 19. Da Ölstandgläser vielfach 
beim Transport abgebrochen werden, sollen sie 
an Einheitstransformatoren nicht angebracht, 
sondern durch Überlaufschrauben, Hähne oder 
Meßstäbe ersetzt werden. 

Zu $ 21. Bei Transformatoren, die mit 
wechselnder Belastung beansprucht werden, ist 
nicht das Ampermeter maßgebend dafür, ob 
sie gut ausgenutzt werden, sondern das Ther- 


mometer. Das Thermometer ersetzt ein re- 
gistrierendes Ampermeter und erspart die 


mühselige Auswertung des Registrierbogens. 
Denn wesentlich ist nur, daß die Belastung sich 
so verteilt, daß die Temperatur nicht die zu- 
lässige Grenze überschreitet. Es können aber 
mit Rücksicht auf die Temperatur unter Um- 
ständen noch höhere Überlastungen zuge- 
lassen werden, als sie in $ 11 und 12 angegeben 
sind, wenn nämlich vor Eintritt der Über- 
lastung der Transformator längere Zeit hin- 
durch mit weniger als halber Nennlast im Be- 
trieb war; der kalte Transformator verträgt der 
hohen Wärmekapazität des Öles wegen außer- 
ordentlich hohe Überlastung. Die Berück- 
sichtigung dieser Eigenschaft gestattet an vielen 
Stellen die Wahl kleinerer Transformatoren- 
einheiten, als sie bis jetzt gewählt worden sind. 
Am geeignetsten für die thermische Über- 
wachung von Öltransformatoren sind Maximal- 
thermometer. Es ist daher vorgeschrieben, daß 
bei Einheitstransformatoren Thermometer sich 
anbringen lassen müssen, die zur Bestimmung 
der Öltemperatur während des Betriebes dienen. 
Die Einführungsöffnung muß an der Unter- 
spannungsseite vorhanden sein; man wird sie 
passend als Tasche (unten geschlossenes Rohr) 
ausbilden, die einige Zentimeter in das Öl hin- 
einragt; in die Tasche wird von außen etwas 
Öl hineingegossen. Damit Thermometer ver- 
schiedener Konstruktionen eingeführt werden 
können, ist vorgeschrieben, daß die lichte Weite 
des Rohres nicht unter 12 mm betragen darf. 
Zu $ 22. Es ist aus technischen Gründen 
nicht statthaft, daß Einheitstransformatoren 
ohne Öl stehen oder transportiert werden. Die 
Wicklung und Isolation nimmt ohne Öl Feuch- 


"tigkeit auf, die sich auch durch nachträgliche 


Trocknung nicht restlos entfernen läßt. Außer- 
dem wird am Herstellungsort das Öl meistens 
im Vakuum in kleinere und mittlere Transfor- 
matoren gefüllt, damit keine Lufträume im 
Innern der Wicklung zurückbleiben. Am Auf- 
stellungsort sind Vakuumöfen im allgemeinen 
nicht vorhanden; daher sollen Einheitstrans- 
formatoren schon in der Fabrik mit Öl gefüllt 
werden. 


RECHTSPFLEGE. 


Patentschutz in Amerika. 


Da der Friedensvertrag von Versailles 
von Seiten der Vereinigten Staaten von Nord- 
amerika immer noch nicht ratifiziert worden 
ist, so herrscht eine erhebliche Unsicherheit 
bezüglich der Weiterverfolgung und Ein- 
reichung von Patentanmeldungen. Da die 
amerikanischen Patentanwälte im Laufe des 
Krieges mit den feindlichen Staatsangehörigen 
nicht verkehren durften, so sind zahlreiche 
amerikanische Anmeldungen infolge Nicht- 
beantwortung eines Bescheides oder wegen 


_ 


Niehtzahlung der Schlußtaxe verfallen. Trotz- 
dem offiziell noch kein Friedenszustand be- 
steht, ist es den amerikanischen Anwälten 


jetzt wieder gestattet, mit den bisher feindlichen 
Staatsangehörigen zu verkehren. Das Patent- 
amt setzt auch die Prüfung der Anmeldungen 
feindlicher Ausländer bereits fort und nimmt 
Br eR® auf Wiedereinsetzung von verfallenen 
Anmeldungen entgegen. 

Die Frage, bis zu welchem Termin An- 
träge auf Wiedereinsetzung gestellt und An- 
meldungen mit der Priorität aus den Kriegs- 
jahren eingereicht werden können, ist noch un- 

eklärt. Man scheint aber in Amerika den 
tandpunkt zu vertreten, daß hierfür der 
10. I. 1921 bzw. der 10. VII. 1920 nicht in 
Frage kommt. Dem Repräsentanten-Hause 
ist nämlich am 19. IV. 1920 eine Bill zuge- 


gangen, in der folgende Bestimmungen vor- 
gesehen sind: 


1. Prioritätsrechte, die am 1. VIII. 1914 
noch nicht abgelaufen waren, und die seit 
diesem Tage entstanden sind, können inner- 
halb 6 Monaten, gerechnet von der Annahme 
der Bill, geltend gemacht werden. _Vorbe- 
dingung ist, daß mit dem Lande, dem der 
Anmelder angehört, Gegenseitigkeit besteht. 
Auf Grund einer solchen Anmeldung dürfen 
aber Ansprüche gegen die Regierung der 
Vereinigten Staaten nicht geltend gemacht 
werden. Amerikanische Bürger, die in gutem 
Glauben bereits im Besitz von Patenten oder 
Anmeldungen waren, dürfen in ihren Rechten 
nicht gestört werden. 

2. Gebühren und Verfügungserledigungen, 
für welche die Frist am 1. VIII. 1914 noch 
nicht abgelaufen war, oder die nach diesem 
Zeitpunkt fällig wurden, können im Laufe 
eines Jahres nach Annahme der Bill bei dem 
Patentamt eingereicht werden, ohne daß ein 
Zuschlag zu den Gebühren nötig ist. Auch für 
diese Vergünstigung ist rg en Be- 
dingung. Interferenceverfahren, bei denen 
die endgültige mündliche Verhandlung bereits 
stattgefunden hat, werden nicht wieder auf- 
genommen. 

3. Durch die nachträgliche Anmeldung 
wird das Recht eines amerikanischen Bürgers 
nieht beeinträchtigt, die etwa von ihm bereits 
in Benutzung genommene Erfindung weiter 
zu benutzen. 


4. Anmeldungen, die seit dem 1. VIII, 
1914 eingereicht und nur von dem amerika- 
nischen Patentanwalt ausgefertigt worden 
sind, sollen als rechtsgültige Unterlagen be- 
trachtet werden, sofern im Laufe eines Jahres 
von dem Erfinder unterzeichnete Unterlagen 
nachgereicht werden. 

5. Während das amerikanische Patent- 
amt z. Zt. solche Eide, die von der spanischen 
Botschaft legalisiert sind, zurückweist, und 
einen neuen, vor einem amerikanischen Konsul 
abgelegten Eid verlangt, ist in der Bill be- 
stimmt, daß Eide, die vor Vertretern der- 
jenigen Regierung vollzogen sind, welche die 
amerikanischen Interessen vertrat, als gültig 
zu betrachten seien. Z. Zt. befindet sich noch 
kein amerikanischer Konsul oder ein anderer 
zur Abnahme von Eiden berechtigter Beamter 
der Vereinigten Staaten in Deutschland. Die 
amerikanische Militärmission ist zum Legali- 
sieren der Eide nicht berechtigt. Da die 
spanische Botschaft verhältnismäßig hohe Ge- 
bühren für die Legalisierung verlangt, emp- 
fiehlt es sich bis auf weiteres, bei Neuanmel- 
dungen die Unterlagen einfach zu unter- 
schreiben und den Eid später vor einem ameri- 
kanischen Konsul nachzuholen. 

Patentanwalt Geisler. 


Gewerblicher Rechtsschutz im In- und Auslande. 


Einer Bekanntmachung des Reichspatent- 
amtes zufolge ist gemäß Entschließung der, 
Ausschüsse für Schutzdauerverlängerung 


bei Patenten (für Zusatzpatente sind besondere 


580 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 29 


Verlängerungsanträge erforderlich) und Ge- 
brauchsmustern, dıe zur Zeit des Inkraft- 
tretens des Gesetzes, betreffend eine ver- 
längerte Schutzdauer usw., vom 27. IV. 19201) 
erloschen sind, die Frist zur Einreichung der 
Anträge auf Verlängerung der Schutzdauer 
bereits am 13. VII. 1920 abgelaufen. Für die 
Berechnung der sechsmonatigen Frist wird 
Entsprechendes zu gelten haben. — 

Nach der ‚‚Ind.- u. Hand.-7Ztg.“ haben 
9 Verbandsstaaten der Internationalen Union 
zum Schutz des gewerblichen Eigentums, u.zw. 
Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Po- 
len, Portugal, Schweden, die Schweiz, die 
Tschechoslowakei und Tunis, ein Abkommen 
zur Wahrung und Wiederherstellung 
der von dem Kriege in Mitleidenschaft 

;ezogenen Päatent-, Muster- und Mar- 
enrechte unterzeichnet. — 

Schweden hat die Jahrestaxen für 
Patente erheblich erhöht. Außer der Anmelde- 
gebühr ist eine Ausfertigungsgebühr von 50 Kr 
und 10 Kr für Stempel innerhalb zweier Monate 
nach Bekanntmachung zu zahlen. Die Ge- 
bühr für das 2. u. 3. Jahr beträgt 40 Kr, für 
das 4. u. 5. Jahr 60 Kr, steigend bis zu 300 Kr 
im 14. und 15. Jahr. — 

Es wird beabsichtigt, für den Freistaat 
Danzig ein besonderes Patentamt einzu- 
richten. — 

In Estland können Patente erworben 
werden. Die erteilende Behörde ist die Patent- 
abteilung des Handelsministeriumsin Reval. — 

In Jugoslawien befindet sich ein Gesetz 
zum Schutz des gewerblichen Eigentums in 
Vorbereitung. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus_dem Leserkreise erbeten.) 


Hochschulnachrichten. Der ehemalige Di- 
rektor des Physikalischen Staatslaboratoriums 
in Hamburg, Prof. Dr. A. Voller, ist am 8. Juli 
im 78. Lebensjahre gestorben. — Der Privat- 
dozent Dr. O. Föppl, Aachen, ist als o. Prof. 
für Mechanik an die Technische Hochschule 
Braunschweig berufen worden. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Elektrischer Betrieb der deutsch-österreichischen 
Staatsbahnen. 


Auf die Erwiderung des Herrn TRAUT- 
VETTER auf S. 383 der „ETZ‘ 1920 muß ich 
wie folgt zurückkommen. Es ist sehr zu be- 
grüßen, daß die preußisch-hessische Eisen- 
bahnverwaltung, entsprechend meinen früheren 

. Vorschlägen, von dem bisherigen, starren 
Grundsatze der Verwendung des nieder- 
periodigen Wechselstromes abzugehen willens 
ıst, Jch bin in meinem Vortrage für den Dreh- 
strom nicht eingetreten. Gleichwohl erachte 
ich ihn für den Bahnbetrieb als eine der vor- 
teilhaftesten Bahnstromarten. Bis auf den 
Nachteil der zweipoligen Fahrleitung, dem ich 
kein allzu großes Gewicht beilege, lassen sich 
meines Erachtens alle von mir angeführten 
Bedingungen, auch die Bedingung des verlust- 
losen Anfahrens, die unter Umständen wegen 
des anzustrebenden maximalen Arbeits- 
wirkungsgrades der Bahnanlage sehr wichtig 
ist, und die ich auf $. 382 der „ETZ“ anzu- 
führen vergessen habe, vielleicht in nicht allzu 
unvorteilhafter Weise erfüllen. Der Erfinder- 
tätigkeit würde, zum Wohle des technisch- 
wirtschaftlichen Fortschrittes, bei der Ent- 
scheidung für den Drehstrombetrieb ein aus- 

edehnteres und verheißungsvolleres Feld der 
Wirksamkait eingeräumt werden als bei der 
Entscheidung für den einphasigen Wechsel- 
strom. Auch scheint mir, die restlos befrie- 
digende Lösung der Frage der gleichmäßigen 
Belastung aller Drehstromphasen zur zwei- 
holigen ahrleitung hinzudrängen. Die von 
er preußisch-hessischen Eisenbahnverwaltung 
gegenwärtig geplanten Triebfahrzeuge mit 
asynchronen Käfigankermotoren für 50-peri- 
odıgen Einphasenstrom in Verbindung mit dem 
Flüssigkeitsgetriebe lassen Zweifel über die 
Vorteilhaftigkeit des eingeschlagenen Weges 
auftauchen. Wie dürfte es mit dem Arbeits- 
wirkungsgrad der Bahnanlage bestellt sein, 
über dem noch geheimnisvolles Dunkel 
schwebt ? 


1) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 477 


Auf S. 80 der „ETZ“ 1920 ist ein Bericht 
über die neueste preußisch-hessische Einheits- 
lokomotive enthalten, der besagt, daß diese 
gekennzeichnet ist durch Triebachsen, von 
denen jede mittels Zahnrädern von einem 
Motor angetrieben wird. Der „ETZ‘“ konnte 
man aber schon früher entnehmen, daß die 
allerneueste preußisch-hessische Einheits- 
lokomotive ganz anders geartet ist. Wenn es 
jedem überlassen bleibt, „nach eigener Fasson 
selig zu werden‘, dann mag es nicht ausge- 
schlossen sein, daß die österreichische und viel- 
leicht auch die reichsdeutsche Elektrizitäts- 
wirtschaft ‚‚seliger‘‘ werden könnte, wenn man 
sich für die zweipolige Fahrleitung entscheidet. 
Ich meine, daß diese ganz ernstlich in Er- 
wägung gezogen werden sollte, obzwar mir 
selbst die einpolige Fahrleitung sympathischer 
wäre. Es ist immer vorteilhafter, sich über die 
Arbeiten anderer auf dem Laufenden zu 
halten. Man kann dann auch lernen, wie man 
etwas nicht machen soll. Wenn die Versuche 
mit der allerneuesten Einheitslokomotive er- 
geben sollten, daß diese Lokomotive nach- 
ahmenswert ist, dann dürfte sie nachgeahmt 
werden. 

Daß die erheblichen Belastungsschwan- 
kungen in Bahnkraftanlagen besondere Strom- 
kreise erforderlich machen sollen, trifft nicht 
zu. Wir brauchen nur auf Flüssigkeitsanlasser 
und den gegenwärtigen Stand der Regulier- 
technik zu verweisen. Die Stromrückge- 
winnung bei Drehstrombetrieb dürfte in Öster- 
reich, nicht aber in Deutschland von nicht 
unwesentlichem Nutzen sein. Es würde mich 
befriedigen, wenn meine Pläne auch von’ an- 
deren, berufeneren Fachmännern und auch 
auf anderen als auf den von mir vorgeschla- 
genen Wegen verwirklicht würden. Den bis- 
herigen Erörterungen über meine Pläne habe 
ich entnehmen müssen, daß die von mir vor- 
ee Wege von meinen  verschie- 

enen, sachlichen Gegnern eine verschiedene 
Auffassung erfahren haben. 


Wien, 26. V. 1920. Wilhelm Wittek. 


Verbesserung des Leistungsfaktors bei Wechsel- 
strombahnen. 


In dem Aufsatz.von J. KOSZISER „ETZ‘“ 
1920, 8. 327, ist auf die Patentschrift 201629 
vom 15. III. 1908, welche eine „Einriehtung 
zur selbsttätigen Einstellung der Phasen- 
verschiebung in Wechselstromnetzen in Ab- 
hängigkeit von der Netzstromstärke‘‘ betrifft, 
nicht Bezug genommen. Dieses Patent, 
welehes der gemeinsamen Tätigkeit von Herrn 
Osnos und mir entstammt, hat bereits den 
von Herrn KOSZISEK beschriebenen °Kom- 
mutator-Phasenschieber für Einphasenstrom 
zum Gegenstand. 


Baden (Aargau), 2. VI. 1920. 


J. Jonas. 
LITERATUR. 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher. 


Elektrotechnische Bezugsquellenfür Werk- 
statt und Kontor. Nachweisung leistungs- 
fähiger Lieferanten des Elektrizitätsgewerbes und 
verwandter Geschäftszweige. 144 S. in 80, Ver- 
lag von L. Banzhaff, Berlin 1920. Preis 10 M. 

DiePrivateisenbahnenin Bayern, Eine Betrach- 
tung nach der geschichtlichen, technischen und 
wirtschaftlichen Seite, Von Baurat Th. Lechner. 
Mit 1 Titelbild und 100 Textabb. Viund 232 S, 
in 80. Verlag von R. Oldenbourg, München und 
Berlin 1920. Preis geb. 25 M. 


ae 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Jubiläen. — Die 1894 von der Allgemeinen 
Elektrieitäts-Gesellschaft gegründete A. G. 
Straßenbahn und Elektrizitätswerk 
Altenburghatzu ihrem 25jährigen Jubiläum 
(1. Juli) eine Denkschrift herausgegeben, 
derzufolge das Unternehmen im Laute seiner 
Tätigkeit die Jahreseinnahme aus Licht, Kraft 
und Zählermieten von 24 843 M in 1895/96 
auf 1,13 Mill. M in 1919/20 und aus dem 
Bahnbetrieb bzw. von 69 900 auf 0,17 Mill. M 
steigern und im Durchschnitt 6,7 % Dividende 
verteilen konnte. Die von ihm ins Leben ge- 
rufene Überlandzentrale.-,,Altenburger Land! 
kraftwerke‘ versorgt jetzt} 100 Ortschaften 
und 2 Städte mit elektrischer Arbeit. 


22. Juli 1920. 


a nn 


Außenhandel mit Metallen usw. — Die 
Vollversammlung des Metallwirtschafts- 
bundes hat beschlossen, die Ausfuhr aller 
aus deutscher Bergwerksproduktion stammen- 
den Reinmetalle bis zu 50% der Erzeugung 
vom Mai, Juni, Juli und August 1920 den 
deutschen Hüttenwerken zu gestatten. Die 
Einfuhr von Rohmetallen ist erlaubt, in- 
sofern der zu bezahlende Preis nicht über dem 
maßgebenden Weltmarktpreis liegt. Halb- 
fabrikate dürfen in all den Fällen anstands- 
los exportiert werden, wo der Ausfuhrpreis 
nicht niedriger ist als der Inlandpreis. Näheres, 
auch über Altmetalle usw., im ‚„Reichsanz.“ 
1920. Nr. 151272 


Verzollung in den V. S. Amerika. — Nach 
Mitteilung des Deutsch-Amerikanischen Wirt- 
schaftsverbandes, Berlin, ist gemäß Entscheidung 
des Schatzamtes in Washington als Umrech- 
nungskurs.für die Verzollung bis zum Ok- 
tober eine feste Parität von 2,75 ets/M an- 
zusetzen. Damit steht der Wert des Dollars bis 
Oktober mit 36,36 M fest. 


Aus der Geschäftswelt.e. — Ausland. 
Unter der Firma „Compania Hispano- 
Americana de Electricidad‘ ist nunmehr, 
wie die „Ind. u. Hand.-Ztg.‘ mitteilt, das neue 
spanische Aktienunternehmen gegründet wor- 
den, in das die Deutsch- Überseeische 
Elektrieitäts- Gesellschaft übergeht. Das 
Kapital beträgt 120 Mill. Pes. 


Warenmarkt. — Metallpreise. Die No- 
tierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere 
verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten 
in M/100 kg: 


Metall 16. VII, | 13: VI. 
Elektrolytkupfer {wire 

bars), prompt, cif Hamburg, 

Bremen, Rotterdam . 5 1672 1623 
Raffinadekupfer99/99,3%, |1100—1125| 1100 
Originalhüttenweichblei . 475 475 
Originalhüttenrohzink, 

Preis im freien Verkehr . 625 620 
Plattenzink (remelted) von 
. handelsübl. Beschaffenheit 430 420 
Originalhüttenaluminium ; 

98/99°%/yin gekerbt.Blöckchen 2200 12200—2300 
dsgl. in Walz- oder Draht- 

barren -..,, „un ame 2600 2600 _ 
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |4200—4300|4100—2400 
Hüttenzinn, mind. 99 0/ N — — 
Reinnickel 98/99, . . 13690—3800/3600— 3800 
Antimon-Regulus. . . 725 725 


: 725 
Silber in Barren ca. 900 fein 870 M/kg fein. 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach ‚Mining Journal‘ am 9. VII. 1920 für 
l ton (1016 kg) notiert: er 


SOooo0o0o090 2 


N Siars 
*Kupfer: best selected . 108 O0 O0 bis105 0 
ser, electrolyt. . 16 0 0 „110 0 
= wire bars. .. 18 0 0 „1l0 0 
i = standard, Kasse 89 15 0 „ % 0 
Ba: » .8Mon. 925 0, 9210 
Zinn: standard, Kasse. . 258 10 0 „239 0 
= r 3 Mon. 263 10 0 „ 264 0 
antrat een 27600 70 230 0 
Blei: span.oder nichtengl. 
Weichblei. ... 3315 0 „ 3510 0 
». gew. engl. Bloeckblei 365 00, — — — 
Zink: gew. Sorten. ... 200, 310 0 
n„  remelted...... ‚400, — —- — 
»„ engl Swanse .. 3100, — — — 


Antimon: engl. Reg. .. 60/63 £ net. 
Aluminium: 98 bis 99%, 165 £ (Inland); 

\ 185 £ (Export). 
Nickel: 98 bis 990%), gar. 230 £ (In- u. Ausland). 
Quecksilber: nom. für 


die 75 lbs.-Flasche. .. 20£ bis 20 £10a. 
Platin: je Unze nom... . 360 ®. 


Für den 15. VII. 1920 verzeichnete der‘ „Berl. 
Börs.-Cour.‘“ ‚folgende Preise in £/t: Kupfer, 
Kasse 90,37; desgl. 3 Mon. 92,37; Elektrolyt 
106 bis 111; best selected 103 bis -105; Zink 
41,00 bis 42,50; Zinn, Kasse 265,87; desgl. 
3 Mon. 271,75; Blei 34,00 bis 35,50. In New 
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt- 
kupfer loko auf 19 ets/lb. 


* Netto. 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 22. Wer liefert Akkumulatoren, 
deren Elektroden als Teller oder Schüsseln aus 
gebildet sind ? 1 


Abschluß des Heftes: 17. Juli 1920. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin, 


) 


2 681 


Elektrotechnische Zeitschrift 


| (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/4. 


41. Jahrgang. 


26. Jahresversammlung ds VDE. 


Wir machen hierdurch unsere Leser auf 
die Mitteilungen des Verbandes Deutscher 
Elektrotechniker (S 595) über seine in der 
Zeit vom 23. bis 27. September in Hannover 
stattfindende 26. Jahresversammlung auf- 
merksam. Die ‚Schriftleitung. 


Über die Arbeitsweise und Beanspruchung 
von Gleichstrom - Hochspannungsmaschinen 
beim Betrieb von Funkensendern!), 


Von Karl Willy Wagner. 
(Mitteilung a. d. Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.) 


Übersicht. Der Durchschlag einer Gleich- 
strommaschine fir 10000 V beim Betrieb mit einem 
Funkensender mit rotierender Funkenstrecke gab 
den Anlaß, die Betriebsvorgänge in einer derartigen 
Anordnung theoretisch und experimentell’ zu unter- 
‚suchen. ' Es ergab sich, daß die Isolation der Ma- 
schine durch Resonanzerscheinungen, Wanderwellen 
und dur die Vorgänge beim Unterbrechen des 
Sendens Beansprucht wird. Durch zwei in der Ar- 
beit angegebene Schutzschaltungen lassen sich die 
Resonanzüberspannungen ganz beseitigen, die Aus- 


‚schaltüberspannungen wesentlich herabmindern und 


die Wanderwellen kräftig dämpfen. 


I. Gegenstand der Untersuchung. 
— 1. Beschreibung der Anordnung, 


Gleichstrom - Hochspannungsmaschinen 
sind zum Betriebe von Funkensendern in der 
drahtlosen Telegraphie schon frühzeitig vorge- 
schlagen worden?). Eine sehr bekannte Anord- 
nung ist die von Marconiin seinen transatlan- 
tischen Stationen Clifden und Glace Bay zu- 
erst verwendete (Abb. 1)®). Eine Gleichstrom- 


Abb. 1. Gleichstrom-Hochspannungsmaschine und Funken- 
sender in der Anordnung nach Marconi. 


maschine G lädt über Drosseln D einen Kon- 
densator K. Dieser wird durch die Funken- 
strecke F periodisch über eine Induktionsspule 
L entladen. Die Entladung hat die Form einer 
gedämpften Schwingung. Diese überträgt sich 
durch die mit L magnetisch gekoppelte Spule 
L, auf den Strahlerkreis. ; 

Die Entladung im Kreise KL setzt ein, 
sobald der Raum zwischen den feststehenden 
Elektroden F, und F, dureh einen Zahn des 


") Diese Arbeit ist im Herbst und Winter 1915 ausge- 
führt worden, kann aber erst jetzt veröffentlicht w+rden. 
% H. Th. Simon und M. Reich, Über die Erzeu- 
gung hochfrequenter Wechse!ströme und ihre Verwendung 
u eäipten Telegraphie; „Phys. Zeitsehrift” 4, 1988, 


2 » Zenneck. Lehrhuch der drahtl Tel 
phie, Art. 118, Abb. 256, B. 246 (2. Auflage 1918) Bra 


Berlin, 29. Juli 1920. 


Rades R zum größten Teil überbrückt worden 


ist, - Die Entladungsfolge ist daher durch die 
Umdrehungsgeschwindigkeit des Zahnrades R 
bestimmt. Die Telegraphierzeichen werden 
durch die in der. Abbildung gezeichnete 
Taste gegeben. Da sich gezeigt hat, daß 
die Maschine bei diesem Betriebe starken 
Überspannungen ausgesetzt ist und dabei leicht 
durchschlägt, hat Marconi ihr eine Hochspan- 
nungsbatterie B parallelgeschaltet; sie hält die 
Spannung an den Maschinenklemmen zwang- 
läufig konstant. 

Später hat Marconi die Akkumulatoren- 
batterie, deren Betrieb und Instandhaltung 
sehr umständlich und kostspielig ist, wegge- 
lassen und die auf die Maschine entfallende 
Überspannung dadurch in mäßigen Grenzen 
gehalten, . daß er die Maschineninduktivität 
durch Kompensationswindungen möglichst ver- 
kleinert hat. 

Abb. 2 zeigt eine Anordnung, die von 
E. v. Lepelin der Großstation Königswuster- 
hausen eingerichtet worden ist und dort eine 


Abb. 2. Gleichstrom-Hochspannungsmasehina und Funken- 
sender in der Anordnung nach v. Lepel. 


Zeitlang benutzt wurde.‘ Sie unterscheidet sich 
von der Marconischaltung hauptsächlich da- 
durch, daß in dem Schwingungskreis ein zwei- 
ter Kondensator K, verwendet wird, der mit 
einem Drehumschalter UU, verbunden ist. 
Dieser ist zugleich als Funkenstrecke ausgebil- 
det; außerdem ist in dem Kreise noch eine fest- 
stehende Löschfunkenstrecke verwendet. In 
der gezeichneten Lage des Umschalters sprechen 
die Funkenstrecken an, und der vorher aus der 
Maschine geladene Kondensator K entlädt sich 
über Fin den Kondensator K,. Das geschieht 
in Form einer gedämpften Entladeschwingung; 
ihre Energie überträgt sich auf den mit L 
magnetisch gekoppelten (in Abb. 2 nicht ge- 
zeichneten) Strahlerkreis. Die Entladeschwin- 
gung ist: beendet, sobald die beiden Kondensa- 
toren K und K, die gleiche Spannung angenom- 
men haben. Dann bleibt der Schwingungskreis 
stromlos, bis der Drehumschalter eine halbe 
Umdrehung zurückgelegt hat. Jetzt wird der 
Kondensator K, dadurch, daß die Funkenstrek- 
ken erneut ansprechen, mit verkehrter Polarität 
in den Schwingungskreis geschaltet. Eine neue 
Entladeschwingung setzt ein, die abermals den 
Spannungsausgleich zwischen K und K, be- 
wirkt. Die Entladungsfolge ist durch die Um- 
drehungsgeschwindigkeit des Umschalters be- 
stimmt. In der Zeit zwischen zwei Entladungen 
wird jedesmal der Kondensator K aus der 
Stromquelle wieder aufgeladen und ihm die La- 
dung ersetzt, die er vorher beim Ausgleich mit 
K, verloren hat. 

Zum Telegraphieren dient die Taste T'; ihr 
ist ein Kondensator O, parallel geschaltet, der 
den Unterbrechungsfunken verkleinern soll. 
Ein kleiner Widerstand vor dem Kondensator 


Heft 30. 


veıhindert, daß beim Betätigen der Taste im 
Kreise T C,„ hochfrequente Entladeschwin- 
gungen mit großer Stromstärke auftreten, die 
die Tastkontakte verschmoren würden. 

Die Kapazität C stellt entweder einen 
Schutzkondensator dar, oder, falls ein solcher 
nicht vorhanden ist, die Eigenkapazität der 
Ankerwicklung. 

Die beschriebene Anordnung v.Lepels hat 
gegenüber der von Marconi den Voiteil, daß 
der Funke von selbst erlischt, sobald der La- 
dungsausgleich beendet ist; während bei Mar- 
coni die Gefahr besteht, daß sich in der. Funken- 
strecke ein Gleichstromlichtbogen bildet, 


2. Anlaß und Ziel der Untersuchung, 


Zum Betriebe der Anordnung nach Abb. 9, 
ist in Königswusterhausen die der Physikalisch- 
Technischen Reichsanstalt gehörige Gleich- 
strommaschine für 10.000 V!) verwendet wor- 
den, nachdem eine andere Hochspannungs- 
gleichstrommaschine dort durchgeschlagen war. 
Auch die Maschine der Reichsanstalt schlug im 
Herbst 1915 nach ganz kurzer Betriebszeit 
durch. Eine besondere Schutzkapazität C war 
dabei nicht benutzt worden. Dieser Vorgang 
gab den Herren Lindemann, Rogowski und dem 
Verfasser den Anlaß, den vermutlichen Ursa- 
chen des Durchschlags nachzugehen. Der Ver- 
fasser stand zunächst unter dem Eindruck, daß 
Wanderwellenschwingungen., die duıch die Ent- 
ladung im Schwingungskıreis in dem aus den 
Drosseln D und der Maschinenwicklung be- 
stehenden Kreise angeregt werden, die Ursache 
waren. Herr Rogowski machte auf eine 
zweite Gefahrenquelle aufmerksam: Wenn 
die Frequenz» der Entladungsfolge ‘oder eine 
ihrer Oberfrequenzen übereinstimmt mit der 
Eigenfrequenz des elektrischen Schwingungs- 
kreises aus Maschineninduktivität und Kon- 
densator C, so können an den Maschinen- 
klemmen hohe Resonanzüberspannungen 
auftreten. Um ein Urteil über die prak- 
tische . Bedeutung der verschiedenen Ge- 
fahrenquellen zu gewinnen, war es nötig, die 
Arbeitsvorgänge in der fraglichen Anordnung 
etwas genauer zu verfolgen. Herr Rogowski hat 
das in der Weise durchgeführt, daß er die Diffe- 
rentialgleichungen der Anordnung aufstellt und 
ihre Lösung unter den hier vorliegenden Neben- 
bedingungen gewinnt. Er wird darüber beson- 
ders berichten. Ich habe versucht, mir durch 
einige einfache physikalische Überlegungen 
Klarheit über die Hauptpunkte des Arbeitsvor- 
ganges zu verschaffen und bin dabei zu densel- 
ben Ergebnissen gelangt. Die Rechnung hat 
gezeigt, daß es allerdings nicht der vorher 
genannte Kreis ist, der im Resonanzfall zu 
hoher Spannung an den Ma:schinenklemmen 
führt, sondern daß die Anregung in einer 
Eigenfrequenz des gesamten Ladestromkreises 
geschehen muß, der die Maschineninduktivi- 
tät und die Induktivität der Vorschaltdrossel, 
sowie die Kapazitäten der Maschine und des 
Hauptkondensators enthält. Hiervon handeln 
die Abschnitte 8 und 5 des zweiten Teils dieser 
Arbeit. Daran schließen sich einige Be- 
reehnungen über die beim Unterbrechen des 
Kreises (beim Telegraphieren) auftretenden 
Überspannungen. 

Durch Rechnen allein läßt sich der Verlauf 
der Erscheinungen, namentlich im Falle der 


1) Beschrieben von W. Linke in der „ETZ“ 1915, 
8. 549. 


4 


682 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 30. 29. Juli 1920. 


Da nun ferner die Gleichspannung E nach der 
hier durchgeführten Konstruktion genau in der 
‚Mitte zwischen V, und Y,„ liegt, muß 


rn =0bE, Meine 


periode abreißen. Die Dauer T des Ausgleichs 
beträgt nur wenige Perioden der hochfrequen- 
ten Schwingung und ist im Vergleich zu denim 
folgenden betrachteten langsamen Vorgängen 
als verschwindend klein anzusehen. . 


b) Die Ladung des festen Kondensators. 

von der Spannung P%, auf V. 

Die Ladung des Kondensators aus der Ma- 
schine über die Drosseln D ist eine schwingende. 
Der Schwingungskreis besteht aus derKapazität 
K und der Induktivität 7,+Z, des Ankers und 
der Drosseln. Die Kapazität O kann beim Lade- 
vorgang ihrer Kleinheit wegen zunächst außer 
Betracht bleiben. Es handelt sich um eine sehr 
langsame Schwingung. Die Kapazität K sei 
beispielsweise zu 1/3 wF angenommen; die In- 


Resonanz mit einer der Oberfrequenzen im ein- 
zelnen schwer übersehen. Es erschien mir daher 
nützlich; die Vorgänge auch experimentell mit- 
tels des Oszillographs zu untersuchen. Diese 
Versuche dienten ferner auch der Erforschung 
der elektrischen Vorgänge beim Einsetzen 
und beim Aufhören eines Zeichens beim 
Schließen und Öffnen der Taste (also beim wirk- 
lichen Telegraphieren). Die Versuche sind in 
einer der wirklichen Anordnung nachgebildeten 
Laboratoriumsschaltung ausgeführt worden. 
Über ihre Hauptergebnisse ist im dritten Teil 
dieser Arbeit berichtet. Sie haben u. a. gezeigt, 
daß die Maschine durch den Ausschaltvorgang 
beim Öffnen der Taste am stärksten gefährdet 
wird, sofern man nicht den Tastkondensator C, 


sein. 
_ . Im betrachteten Falle war E = 8000 \V, 


woraus sich 
Y. =4000 Volt, 9a = 12000 Volt 

ergibt!). I 

Die Einsatzspannung der Funkenstrecken ist 

gleich 


Vr,tWhe=2E. 


Der Ladestrom I und die Kondensator- 
spannung V verlaufengemäß dem Ausgeführten 


größer macht als den Hauptkondensator K. 

Die Versuche gaben die Anregung dazu, 
zwei verschiedene neue Schutzschaltungen aus- 
zubilden, durch deren Anwendung die Reso- 
nanz- und Ausschalt-Überspannungen wesent- 
lich herabgesetzt werden, und die zugleich auch 
die Wanderwellenschwingungen dämpfen. 


II. Theorie. 
3 Kurze Beschreibung des Arbeitsvorganges. 
a) Die hochfrequente Entladeschwin- 
B5 gung. = 

Es sei V, die Spannung am Kondensator K 
vor dem Einsetzen des Entladefunkens, V, die 
Spannung beider Kondensatoren nach beende- 
tem Ladungsausgleich. Dann muß, sofern der 
Kondensator K, während einer halben Um- 
drehung des Drehschalters keine Ladung infolge 
von Isolationsfehlern verliert, die Spannung 
von K, beim Einsetzen der neuen Entladung 
mit —V, in Rechnung gesetzt werden. Der 
Ausgleich geht bei der hohen Frequenz des 
Schwingungskreises so schnell vor sich, daß in 
dieser kurzen Zeit dem Kondensator K keine 
nennenswerte Rlektrizitätsmenge aus derS$trom- 


quelle zugeführt wird. Die Gesamtmenge vor" 


und nach dem Ausgleich muß also gleich groß 
sein. Nun ist vor dem Ausgleich die Ladung 
von K gleich K V„. die Ladung von K, gleich 


—K,V.. mithin die Gesamtladung KV, 
—KıV,.. Nach beendetem Ausgleich ist die 
Gesamtladung 


(EK+&,) Ve. 
Folglich ist 
KV —KVe=(K+K)V, 
; K 
oder leere ET (1 


In der v. Lepelschen Anordnung war K = K,, 
d. h. 


1 
V. —_ Sr 1 . (la 
Die Anordnung Marconis ist in gewissem Sinne 
einer v, Lepelschen Anordnung mit K, =» 
gleichwertig; dies ergibt 


Ve (1b 


Für die Anordnung nach v. Lepel, die im 


folgenden vorausgesetzt ist, zeigt Abb. 3 den 


Abb. 3 Verlauf der Spannungen an "den Kondensatoren 
während der Entladung. 


ak Eupr Te 


Verlauf der Spannungen an den Kondensatoren 
während der Entladung. Dabei ist ein solcher 
Kopplungsgrad zwischen dem Sehwingungskreis 
und dem Strahlerkreis angenommen, daß in 
dem System gekoppelte Schwingungen ent- 
stehen, die durch die Wirkung der Löschfunken- 
strecke nach der ersten halben Schwebungs- 


duktivitäten seien 
L,=24 Henry, L,=36 Henry, 


somit Lı+ L;= 60 Henry. 


Hieraus ewgibt sich die Schwingtungsfrequenz 


im Ladekreis 
ya Se 
he mnVlKu+o)” 


(2 
Da der Kondensator durch den Drehumschalter 
250-mal in der Sekunde entladen wird, besteht 


der Ladevorgang nur aus einem kleinen Teil der 


Periode der Ladeschwingung?). Durch die fol- 
gende Überlegung läßt sich feststellen, welcher 
Teil das ist. 

' In Abb. 4 sind die Kurven des Stromes I 
und der Kondensatorspannung Y der Lade- 
schwingung dargestellt. DieDämpfung spielt für 


Abb. 4. Ladeschwingung. „Nur der zwischen den Zeiten 
tı und t, liegende Teil der Kurven wird tatsächlich 
durchlaufen. i 


die hier durchzuführenden Betrachtungen keine 
Rolle und ist daher vernachlässigt. Der Lade- 
strom eilt der Spahnung in der Phase um 90° 
voraus. Die Spannung schwingt um den Mittel- 
wert E, der gleich der EMK der Gleichstrom- 
maschine ist. 

Von der gesamten Schwingung wird wäh- 
rend einer Ladeperiode nur der zwischen den 
Ordinaten und t, liegende Teil wirklich durch- 
laufen. Da die Entladezeit im Vergleich zur 
Ladezeit verschwindend kurz ist, schließen 
sich die Ladeperioden praktisch unmittelbar 
aneinander an. Der Strom Jy, am.Anfang t, 
einer Ladeperiode muß gleich dem Strom I 
am Ende t, der unmittelbar vorhergegangenen 
Ladeperiode sein, weil die Induktivität +, 
plötzliche Stromänderungen nicht zuläßt. Das 
heißt, die Ordinaten i, und t, müssen symme- 
trisch zur Ordinate i„ des Strommaximums 
liegen. Die Schwingungsamplitude endlich er- 
gibt sich aus der Bedingung, daß in der durch 
die Geschwindigkeit des Drehschalters gege- 
benen Ladezeit ,—t, die Spannung Y von dem 
Anfangswert V, auf 7, = 3 V, steigen soll. 

) Zu Ehren des, großen Physikers Heinrich 
Hertz nenne ich die bisher nicht benannte Einheit der 
Frequenz ı Hertz. 

i 2) Diese Art der Bemessung des Ladestromkreises 
ist der y. Lepelschen Anordnung eigentümlich, Dagegen 


stimmt Marconi den Ladestromkreis auf die Entladungs- 
folge ab. ö Re 


35,6 Hertz!). 


nach den in Abb. 5 gezeichneten Kurven. Die 


Abb. 5. Der von der Maschine. gelieferte Strom (obere 
Kurve) und die am Hauptkondensator K entstehende 
ß .; Spannung (untere Kurve). - 


Spannung hat eine dreieckige Form mit unten 
angesetzten Spitzen. Diese entsprechen der 
schnellen Entladeschwingung (Abb. 8); in dem 
hier gewählten Zeitmaßstab erscheint ‘sie auf. 
einen Zeitpunkt zusammengedrängt. : 


4.- Wanderwellen, ® ; 
In einem größeren Zeitmaßstab hat der 
Spannungsverlauf am Kondensator in der Zeit 
zwischen zwei Ladungen etwa diein Abb. 6 dar- - 
gestellte Form. Am Beginn der Entladung 


Entladı 
Ladung =——— ee Ladung . 


j 
j 


| 
| 
! 
] 
] 
ı 
ı 
! 
l 
} 


Abb. 6. Form der durch die Entladung in Gang gesetzten 


Wanderwellen. Ex 

stürzt die Spannung in der Zeit z einer halben 
Periode der Hochfrequenzschwingung von dem 
Werte V„ auf einen negativen Wert, der etwa 
0,2 bis 0,3 Eist, d.h. um einen Betrag 7, =1,7 
bis 1,8 E. Dann steigt sie wieder schnell an. 
Durch diese raschen Spannungsänderungen 


‚wird eine entsprechend gestaltete Wanderwelle 


in der Richtung des Pfeils (rechts oben)in Gang 
gesetzt. Sie dringt in die Drosseln D ein und 
überträgt sich auf die Ankerwicklung. : Wenn 
die Drosseln und der Anker einfache Kabelleiter 
mit gleichförmig verteilter Kapazität wären, so 
würden sich die Wellenin ihnen unverzerrt aus- 
breiten, und man könnte nach den bekannten 
Regeln die dabei eintretende Beanspruchung 


der Windungen auf Durchschlag berechnen. n | 
Wirklichkeit werden die Wellen verzerrt, 
namentlich durch die gegenseitige Kapazität 


der Spulenwindungen. Dabei wırd die Welle 
verflacht und die Beanspruchung wesentlich ge- 
mildert?).. Wie hoch sich die wirklich eintre- 
tende Beanspruchung stellt, läßt sich kaum - 
übersehen. Einen wirksamen Schutz gegen 


‘) In der Anordnung nach Marconi ist Are 0 
V=2E. . 
”) K. W. Wagner, „ETZ“ 1916, 8.426. 440, 56, 0 


4 


29. Juli 1980. 


Wanderwellen gewährt eine der Maschine vor- 
geschaltete eisenlose!) Drossel mit kleiner Erd- 
kapazität oder ein der Maschine parallel ge- 
schalteter nicht zu kleiner Kondensator. Der 


. Kondensator bringt aber, wieim nächsten Ab- 


schnitt ausgeführt wird, andere Unzuträglich- 
keiten mit sich; die Schutz drossel ist daher vor- 
zuziehen. Wichtig ist, daß sie möglichst geringe 
Erdkapazität habe; zu dem Zwecke hat Herr 
v. Lepel zuletzt statt einer einzigen mehrere 
hintereinander geschaltete Luftdrosseln ver- 
wendet.) 


5. Resonanz. 
a) Elementare Theorie. 
Unsere Betrachtungen im Abschnitt 3 hat- 


ten ergeben, daß durch das Wechselspiel der 
Ladungen und Entladungen am Kondensator K 


eine Wechselspannung von dreieckiger Foım 


entsteht, deren Grundfrequenz der sekundlichen 


Entladungszahl entspricht. Diese Wechselspan- 
nung wirkt auf den aus den Drosseln D, dem 
Maschinenanker und der Parallelkapazität C 
bestehenden Stromkreis. Der Stromkreis ist 
schwingungsfähig; stimmt nun seine Eigenfre- 
quenz entweder mit der Grundfrequenz der 
Dreiecksspannung oder mit einer ihrer Oberfre- 
quenzen überein, so wird die Rigenschwingung 
kräftig angeregt. -Sofern die Widerstände nie- 
dig sind, hat man Resonanzüberspannungen 
zu befürchten. 

Bei den Versuchen in Königswusterhausen 


‚war der Maschine kein Schutzkondensator pa- 


rallel geschaltet. C stellt also im vorliegenden 
Falle lediglich die Eigenkapazität der Anker- 
wicklung dar. Sie werde beispielsweise zu C — 
0,875 . 108 Farad angenommen. Auf jeden 
Fall ist C im Vergleich zu K verhältnismäßig 
klein; man kann daher in erster Näherung die 
Eigenfrequenz des Resonanzkreises so berech- 
nen, als ob K unendlich groß wäre. Dann ver- 
hält sich K wie ein Generator ohne inneren Wi- 
derstand und mit einer zackenförmigen EMK 
nach Abb. 5. Der Resonanzkreis selbst ist unter 
dieser Voraussetzung der Deutlichkeit wegen 
in Abb. 7 noch besonders herausgezeichnet. 


L, =24 4 


L3=36 Hl 


Abb. 7.  Resonanzkreis bei der vereinfachten Betrachtungs- 
weise. 


Man sieht, daß die Eigenschwingung in einem 
Ladungsausgleich des Kondensators C über die 
beiden parallelen Stromwege L, und 1, besteht. 
Die Gesamtinduktivität ist 


L, 2, 
L+ZL, ' 
Die Kreisfrequenz o, der Eigenschwingung ist 
demgemäß aus der Formel 


Pa a 
@; ee en. dd 


zu berechnen. Mit denin Abb. 7 angegebenen 


Zahlenwerten erhält man 
0, = 2820, 


h=5-=450 Hertz, ... (6 


d. h, bei einer Entladungsfolge von 450 in der 
Sekunde hat man Resonanz mit der Grund- 
schwingung. Bei 225 Entladungen gerät die 
zweite Harmonische in Resonanz, bei 150 Ent- 
ladungencdie dritte Harmonische, und so weiter. 


ı) Die Vorschaltedrosseln D in Abb. 1 und 2 sind 
große Spulen mit Eisenkern, deren Schutzwirkung gegen 
Wanderwellen infolge ihrer Bauart nicht sichergestellt 
ist und die auch nicht für diesen Zweck bestimmt sind. 
Bouthillon berichtet in den „Annales des Postes, T&l6- 
graphes et Töl&ephones“ (Bd. 7, 1918, 8 100), daß auch Mar- 
eonı neben den großen Hauptdrosseln besondere kleine 
Luftdrosseln zum Schutz der Maschine gegen Wander- 
wellen benutzt. } } x 
: 2) Vgl. den Nachtrag am Schluß dieser Arbeit. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 30. 


683 


Die Resonanzüberspannung ist 


U an ro 
der Schwingunesstrom betı ägt 

IR), 

(ige, a k (7 


wobei\E, die Stärke derjenigen harmonischen 
Spannungskomponente ist, für welche Resonanz 
besteht. Der Wirkwiderstand R ergibt sich 
folgendermaßen. 

Der von a, b (Abb. 7) aus gesehene Schein- 
widerstand betıägt 


R=jo,L,+R,+ . 


E l 
a ne 
2 I; at Rı 
Nun ist!) bei der Resonanzfrequenz (1-0 
L, 0)? ein Vielfaches von @;2 R,? C?; ferner ist 
auch. R?C/L, neben 1—-o2L,C zu ver- 
nachlässıgen; daher gilt sehr angenähert 


: @L 
R=j (o, L,+ FT, c) 


R, 
+R+ (1—02L,0)? ö 


Das erste Glied verschwindet für die Resonanz- 
frequenz (Gl. 4); der Rest bedeutet den Wirk- 
widerstand R. Berücksichtigt man noch, daß 
nach Gl. (4) 


E 
1-02 u, 0=—- 
en 1d8 
ist, so folgt 
Mi L}’ 8 
R=R+R 75 ( 
1 


Für die dreieckige Spannungskurve nach 
Abb. 5 ergibt sich durch Zerlegen nach Fourier 


‘der Wert der n-ten Harmonischen zu 


E 

er 
Für die Grundsehwingung ist n = 1 zu setzen. 
"Die Höhe der Resonanzüberspannung ist 
durch die Größe des Wirkwiderstandes wesent- 
lich bestimmt. Mit Rücksicht auf die Eisen- 
verluste (Hysterese und Wirbelströme) ist die 
Zeitkonstante der Ankerwicklung und auch die 
der Drosseln bei einer Frequenz von der Größen- 
ordnung 450 Hertz sicherlich nicht höher als 
0,01 s einzuschätzen. Die Widerstände R, und 

R, betragen demnach mindestens 


24 
Br 0,01 — 2400 Ohm, 
36 
Ra 001 = 3600 Ohm. 
Daraus folgt 
36 \? 
R=2400. Yu + 3600 = 9000 Ohm. 
Für die Grundsehwingung ist 
E 8000 
En=: —- —-— 2548, Volt, 


Hieraus erhält man den Schwingungsstrom 


En 2548 _ f 
i= 7 =9000 0,283 Amp. 


und die Resonanzüberspannung 
Ü=L,0,i= 36.2820 .0,283 = 23 700 Volt. 


Das ist eine obere Grenze. Ist die Zeitkonstante 
niedriger als 0,01 s, so fällt R entsprechend 
größer und Ü entsprechend kleiner aus. 

Bei den Versuchen in Königswusterhausen 
ist mit nicht mehr als 250 Entladungen in der 
Sekunde gearbeitet worden. In unserem Zah- 
lenbeispiel wäre bei dieser Entladungsfolge Re- 
sonanz mit der Grundschwingung demnach 
nicht zu befürchten, wohl aber bei 225 Entla- 
dungen Resonanz mit der zweiten Harmoni- 
schen. Für diese beträgt die Spannung E, die 
Hälfte der Grundschwingung, d. h. 1974 V; 


!) Man überzeugt sich davon durch Einsetzen der 
Zahlenwerte. 


mithin sind Resonanzüberspannungen bis zum 
Betiage von etwa 14500 V im ungünstigsten 
Falle zu erwarten. Sie überlagern sich der 
Gleichspannung von 8000 V, so daß mit einem 
Anwachsen der Spannung am Anker zeitweise 
bis auf 22500 V gerechnet werden muß. 


b) Genaue Berechnung der Eigenfre- 
quenz. 


Im Abschnitt 3 haben wir die Ladeschwin- 
gung ohne Rücksicht auf das Dasein des Kon- 
densators C berechnet, während im Abschnitt 5 
bei der Berechnung der Resonanz der Einfluß 
der Kapazität K außer Betracht gelassen ist. 
Wir wollen noch kurz zeigen, -daß der durch 
diese Vernachlässigungen begangene Fehler in 
beiden Fällen gering ist. Der vollständige Lade- 
und Resonanzkreisist in Abb. 8 wiedergegeben. 


Abb. 8. Zur Berechnung der beiden Hauptschwingungen 

des Stromkreises. Die langsame Eigenschwingung be- 

stimmt im wesentlichen den Ladevorgang; die schnelle 
tritt nur im Resonanzfalle stärker hervor. 


Er bildet ein gekoppeltes Schwingungssystem. 
Seine Eigenfrequenzen erhält man, indem man 
den Scheinwiderstand für irgend einen ge- 
schlossenen Umlauf berechnet und ihn dann 
gleich Null setzt. Z. B. ergeben sich für den 
durch einen Pfeil angedeuteten Umlauf die 
Scheinwiderstände des Kondensators K 


as 

More 
der Spule Z, jwL,, 
der Parallelschaltung ZL,,C 


1 3904; 
i Fre 
er 
zusammen: 
JoL, 


Hieraus erhält man die Stammgleichung 


w#— an +b=0. (10 
i Ben et IK 
N N A LE 2174, 
er 


Durch Auflösen der Gl. (10) ergeben sich die 
beiden Eigenfrequenzen f} und f, aus 


Eerf’=o’=]\ a ar 
nis (11 


Die Ausrechnung mit den vorher benutzten 
Zahlenwerten liefert die Beträge 


fı = 35,4 Hertz \ 
f.= 450 Hertz J I 


Sie unterscheiden sich nieht merklich yon den 
in den Abschnitten 3 und 5 durch elementare 
Betrachtungen gewonnenen Werten Gl. (2) 
und (5). 

Das Laden geschieht im wesentlichen mit 
der langsamen Eigenfrequenz des gekoppelten 
Systems, während.die schnelle Eigenfrequenz 
nur dann hervortritt, wenn sie in Resonanz mit 
der Frequenz der Entladungsfolge steht. 


(12 


6. Ausschaltüberspannungen beim 
‘ Telegraphieren. 

Bei der Anordnung v. Lepels werden die 
Zeichen mittels der Taste T gegeben (Abb. 2). 
Solange die Taste niedergedrückt ist, geht das 
vorher .geschilderte Spiel der abwechselnden 
Ladungen und Entladungen des Kondensators 
K vor sich. Dabei liefert die Maschine einen 


684 _ 


nahezu reinen Gleichstrom I (Abb, 5). Läßt 
man die Taste T’ los, so schaltet sich der Unter- 
brechungskondensator C, in Reihe mit dem 
Hauptkondensator Be Diesem wird die Gleich- 
stromzufuhr abgeschnitten; dadurch wird das 
regelmäßige Spiel der Ladungen und Entladun- 
gen von K unterbrochen. 

Mit dem Gleichstrom I ist eine beträcht- 
liche Menge magnetischer Energie verknüpft, 
die in den Induktiyitäten L, und L, aufgespei- 
chert ist. Bei der Stromunterbrechung ergießt 
sich diese Energie auf die Kapazitäten C und O5 
und lädt sie zu hohen Spannungen auf. Der 
* Kondensator K kann keine hohe Spannung an- 
nehmen, weil er durch die Funkenstreckeimmer 
wieder entladen wird. Wir dürfen ihn daher in 
den folgenden Überlegungen durch einen Kurz- 
schluß ersetzt denken. 

Der Ausgleichsvorgang bei der Stromunter- 
brechung spielt sich de ‚mgemäßi in demin Abb. 9 
wiedergegebenen Kreise ab. Vor dem Öffnen der 
Taste T fließt in den Drosseln L, und L, der 
Gleichstrom I. Nach dem Olfnen der Taste ver- 
wandelt sich dieser Stiom in einen Schwingungs- 
strom, der die Kapazitäten O und CO, auflädt. 
Der Stromkreis nach Abb. 9 ist ebenso wie der 
Stromkreis nach Abb. 8 ein gekoppeltes Gebilde 
mit zwei Eigenfrequenzen. Dementsprechend 
besteht die Ausgleichsschwingung aus zwei 
Komponenten von verschiedener Frequenz. 
Da sich ohne Rechnung schwer übersehen läßt, 
wie sich die in dem Kreise anfänglich vorhan- 
‘ dene magnetische Energie auf die beiden 
Schwingungskomponenten verteilt, wollen wir 
diean den beiden Kondensatoren Cund (, Auf- 
tretenden Überspannungen rechnerisch ermit- 
teln. 

Zu diesem Zwecke führen wir den Unter- 
brechungsvorgang in ein Einschaltproblem über 


und wenden die Regel von Heaviside anl).: 


Die plötzliche Unterbrechung des Stromes I 
denken wir uns herbeigeführt durch die plötz- 


liche Überlagerung eines Stromes — I in dem‘ 


Stromzweige, der die Taste enthält. Wir fragen 
nach den Wirkungen, die ein derartiger, plötz- 
lich auftretender Strom in den übrigen Teilen 
des Stromkreises hervorruft. : 
Um die Regel von Heaviside anwenden zu 


können, muß man zunächst den erzwungenen 


Vorgang ermitteln, der von einem nach dem 
Zeitgesetze ert veränderlichen Strom I herrührt. 
Hierzu dienen die Gleichungen des Stromkrel- 


Abb. 9. Zur Berechnung der Ausschalt-Ueberspannungen, 
die beim Öffnen der Telegraphiertaste entstehen. 


ses. Von der Abb. 9 kann man unmittelbar die 
folgenden Beziehungen ablesen: 


di 
V=-L} 
di 
—/+mM=S—l 
dv nn 
dt 
AV 


Für einen nach dem Zeitgesetze er! verlaufen- 
d 
den Vorgang ist or ; durch p zu ersetzen, wobei 


die Gl. (18) in a et Gleichungen über- 
gehen: 


v=—plıi 
-V +n=—pli 
Sue : 4 
Be... a 
Ü -I=pOuV. 


2) a hierüber im „Archiv f. Elektr.“, Bd. 4, 
1916, 8. 15 7. 


ne Rlektrotechnische Zeitschrift. ER, 


Nun eliminieren wir aus diesen Gleichungen die 
Ströme i,undi,und drücken Vund V„, durch 7 


aus. Die einfache Rechnung eıgibt 
3“ 
= zZ’ (15 
RL 
mit £ 
Na ar 2 
+ r Ly 0, I (17 
1 5 
Sa ’ 
pl(1+ Ze+p2, c) 
oder: Zu= 2 (18 


L 
147, +P%0C 


Die Gleichungen (15) und (16) bestimmen 
die Kondensatorspannungen V und V,„ für den 
Fall, daß dem Kıeise ein Stiom I zugeführt 
wird, der sich nach dem Zeitgesetze er ändeıt. 
Dieser aufgezwungene Strom vertritt die Rolle 
einer EMK. Nun besteht das Hauptmerkmal 
der freien oder Ausgleichsvorgänge in elektri- 
schen Stromkreisen darin, daß sie ohne die Mit- 
wirkung irgend einer äußeren (elektromotori- 
schen oder anderen) Kraft vor sich gehen. Da- 
mit nun trotzdem V und V„endliche Werte be- 
halten, muß auf der rechten Seite der Glei- 


‚chungen (15) und (16) der Nenner zugleich mit 


dem Zähler verschwinden. Diese Übeilegung 
liefert uns die „Stammgleichungen“ 


Z=0r und A ==0 


zur Berechnung der Exponenten p,, Pa. ....- 
die den zeitlichen Verlauf des Ackeleichsyor- 
gangs 


AD=I 

aa=— TA ga), 
AB) — nn 

40 = Be 


V=A0 ent + Ad emt+...) 
a 


bestimmen. 

Die beiden Gleichungen (19) ergeben die- 
selben Werte p,, P%» « . -, da der Nenner auf 
der rechten Seite von (18) für keinen endlichen 
Wert von p unendlich groß wird. 

Die Stammgleichung Z = 0 erfordert, daß 
die rechte Seite von (17) verschwindet. Hieraus 


erhält man für p die biquadratische Gleichung | 


p+tap+b=0.. (21 
Darin bedeuten a und b Abkürzungen für die | 
Ausdrücke 
1 Ir 1 
EN ERST 
1 (22 
nn, £ 


Die Wurzeln der Gl. (21) sind sämtlich i us 
när. Man setzt daher zweckmäßig 


9=70,: (23 
womit die Gl. (21) die Gestalt 
o— an +b=0 


annimmt. Sie hat genau die Foım der Gl. (10); 
ihre Wurzeln sind 


pP =+j®,, 


=+j@)\ 
P3 J ur (24 
Pıa=7)@,, 


P=—jw 


1920. Heft 30. 


20 Juli 1920. 


@, und @, eıgeben sich aus der Gl. a1); 
jedoch unterscheiden sich die hier zu bemutzen- 
den Werte a und b von den früheren dadurch, 
daß C,„ an Stelle von K steht. 

» Da die Stammgleichung vier Wurzeln 

1 >, ps ergeben hat, besteht die rechte Seite 
Br Gleichungen (20) aus je vier Gliedern. Die 
Konstanten AU), ‚ B@ lassen sich mittels 
der Regel von Heaviside berechnen. Sie lautet 


er ; er BE (5 
Pr Z (pr) ’ > Pr Zu‘ (Pr) 

KR ist die „Stoßkraft“, die den Ausgleichs- 
vorgang dadurch hervorruft, daß sie in einem 
bestimmten Zeitpunkt (t = 0) plötzlich auftritt 
und dann konstant bleibt. Im vorliegenden 
Falle ist 2 


AW= B(k) 


a Fa 


22) 


... (26 
zu setzen. \ 
Der ,„Stoßwi derstand“ Pr2'(p%) ergibt 
sich, indem man die Größe Z zuerst nach p 
differenziert, dann mit p multipliziert und end- 
lich für p einen der Werte px (d. h. pı. Da P3 
oder p,) einsetzt. Auf diese Weise erhält man 


dz 1 


ae er 2} 
en p(o+0.+ 72 2 23 
| 3 CE 


Hierfür kann man mit Rücksicht auf die Be- 
ziehungZ = 0 R (17)) auch schreiben 


A 
Paz: dp ER 1-C0Q%L,p). En 
Ferner erhält man 
5 dp pl q ee 
a +P L,C 2 


Hierin sind nun die Werte p,“. . , p, nach 
Gl. (24) einzusetzen. So erhält man mit Rück- 
sicht auf (25) und (26) 


BÜ= I = Y(w)) 

BO= Ira) 

ee e 2 ee (27 
BO=— 171 Y@) 


yund y lahm die folgenden Funktionen 3 
von @ a 
1 
1-0 C„L,L, 


Y(w)= ee. 
5 (Ta 
Y»o= (1+ 72 011,0) ya) 


Setzt man nun diese Ausdrücke in die 
Gl. (20) ein und beachtet die bekannte Formel 


1 x 
De e-jet) = sin ot, 


so ergeben sich die endgültigen Ausdrücke zur 
Berechnung der Ausschalt-Überspannungen 7 
und V,: 


V=4,sinwo, t+ 4,sin ot 


(8 
Vu = Bein mi +. Baein oyt ( : 
mit den folgenden Amplitudenwerten der bei 
den Ausgleichsschwingungen: Bi 


A,=o, L,Iy(w,) ee N) 


232 
4=@L,IYp(w,) B,= 0, 11% (a) | on 
Um ein Bild davon zu gewinnen, welche 
Schwingungsfrequenzen in Betracht kommen 
und wie hoch die Überspannungen ansteigen, 
habe ich fünf Zahlenbeispiele durchgerechnet. | 
Die Ergebnisse sind in der Tafel 1 zusammen- 
gestellt. 


“- . 


-%9. Juli 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


Zahlentafel 1. Schwingungsfrequenzen und Überspannungen 


Beispiel Cu | es e ER f, 
Nr, Mikrofarad Cu Se 
1 0,06667 | 0,00875 | 0,1312 79,3 
2 0,03333 | 0,00875 | 0,2625 109,7 
3 0,01667 | 0,00875 | 0,525 | 151,3 
4 0,06667 | 0,08333 | 0,500 76,2 
5 0,06667 | 0,06667 les), 72,8 


! 


"Dabei ist, wie früher, L, = 24 Henıy, L, —= 36 


* Henry angenommen. Der Gleichstiom Z stellt 


sich gerade so ein, daß er den Kondensator 
K=!1/; wF in der Zeit zwischen zwei Funken 
von 4000 V auf 12.000 V, d. h. um 8000 V auf- 
lädt. Daraus ergibt sich bei einer Entladungs- 
zahl von 250 Funken in der Sekunde 


KE __0,333.10-6.8000 
TA 0,004 


In den ersten drei Zahlenbeispielen der 
Tafel 1 ist, wie früher, € = 0,00875 uF gesetzt 
und der Einfluß verschiedener Giöße des Un- 
terbrechungskondensators C,unteısucht. Bei- 
spiel Nr. 1, 4und 5 zeigen dagegen den Einfluß 
verschiedener Werte der Maschinenkapazität C 
bei festgehaltener Unterbrechungskapazität Q,. 
Endlich ist der Veigleich der Beispiele Nr. 3 
und 4 interessant, weil hierbei zwar die abso- 
luten Größen der Kapazitäten verschieden sind, 
ihr Verhältnis aber nahezu denselben Weıt hat. 
In dem Beispiel Nr.4 sind die Kapazitäten vier- 

_mal so gıoß als im Beispiel 3. Infolgedessen 
gehen die Frequenzen und auch die Spannungen 
auf die Hälfte herab. 

Es zeigt sich, daß in allen Fällen die nieder- 
fiequente Schwingung den Löwenanteil der 
Überspannung liefeıt. Ihre Höhe ist in der 
Hauptsache durch die Größe der Unterbre- 
chungskapazität C„ bestimmt. Dagegen hat 
die Größe von C nur geringen Einfluß auf die 
Höhe der Überspannung. 

Die Ergebnisse der Rechnung wurden 
durch die noch zu erörternden Versuche be- 
stätigt (siehe Teil III). 

Esist bemerkensweıt, daß man die Schwin- 
gungsfrequenzen und die Amplituden auch 
durch ganz elementare Überlegungen ziemlich 
genau berechnen kann. 

Die langsame Schwingung besteht im we- 


== 


= 0,667 Amp. 


sentlichen in einem Energieaustausch zwischen . 


der gesamten Induktivität L,+L, und der 
Kapazität C,; demnach ist 


ei Be 1 
ER N ANTER DE 


Bei der schnellen Schwingung pendelt die 
Energie zwischen der Kapazität C und den pa- 


(29a 


rallel geschalteten Induktivitäten L, und L, 


(der Kondensator C,, wirkt in erster Näherung 
wie ein Kurzschluß). Hiernach ergibt sich 
MESRDEE, 
A Ir A 
Unmittelbar nachdem der Stıiom I durch 
die Taste unterbrochen worden ist, fließt ein 
Ladestrom von gleicher Stärke in den Konden- 
sator C„. Für die hierdurch hervorgerufene 
langsame Schwingung ist die Spannungsampli- 
tude nach bekannter Regel 


(29b 


- = L,+ 1; 

mn arB 
Hiervon entfällt auf den Kondensator C die 
Teilspannung 


4A 


(29€ 


Br 
STIrRIRT 


Die schnelle Schwingungskomponente wird 


Br... (294 


dadurch angeregt, daß infolge der langsamen 


Schwingung dem Kondensator C eine Spannung 
aufgedrückt wird, die nach dem Gesetz U = 
A ‚sine, t verläuft. Für den Beginn des Vorgangs 
kann man näherungsweise 


beim Unterbrechen des Sendens (genaue Werte). 


RE 4 B, | B; 

2an Volt Volt Volt | Volt 
453 8230 | — 1420 19 900 76,3 
458 11700 | — 2820 27 500 321 
470 17000 | — 5560 38 000 1530 
240 8530 | — 2710 19 000 608 
178 I 2 87200173550 18 300 1780 

V=4A ot 
setzen. Hierzu gehört ein konstanter Lade- 


strom des Kondensators © vom Betrage 
5 { daV 
uU-u=0 Tr = 4,w, (& 


Dieser setzt sich in einen Schwingungsstrom der 
schnellen Frequenz um; zu ihm gehört eine 
Spannungsamplitude 


En ErES 

n=6 Vu 2c 
Setzt man hierin die aus den voıhergehenden 
Gleichungen sich ergebenden Weite voni, — i,, 
4A, und o, ein, so erhält man schließlich die Be- 
ziehung!) 

L, & V- 2 

"Lub+b ut (bD)+Z)0 

Endlich ergibt sich die Spannungsampli- 
tude B, der schnellen Schwingung am Konden- 
sator C', aus dem Teilstrom 


4A=—I (29 e 


az Hr 


des zugehöligen Stromzweiges und dem Schein- 


widerstand 
1 
9 Ou 
des Kondensators. Man ahält 
De : L, 1 Sr 
ln) Lı;+L, ’ @;, CORE 
RT Na N Be 
Lı+L[s (5 C(L,+Z;,) 
Die mittels der Formeln (29a) bis (29 f) 


für unsere fünf Beispiele berechneten Nähe- 
rungswerte sindin der Tafel zusammengestellt. 


Zahlentafel 2. Schwingungs- 


frequenzen und Überspannungen beim 
Unterbrechen des Sendens 


(29f 


(Näherungswerte). 
in | fi fh | 4 4, B, | B; 
1 79,5| 448 | 80001 — 1420/20000 | 74,6 
2 112,5 | 448 | 11300 | — 2840/28300 | 299. 
3 159 448 | 16 000 | — 5680 | 40 000 | 1190 
4 79,51 230 | 8000 | — 2770/20000 | 555 
5 79,5 | 162 | 8000 | — 3920 | 20 000 | 1570 


Diese Werte stimmen überraschend gut mit 
den genauen Werten in der Tafel 1 überein. 
Daraus folgt, daß die vorangehenden einfachen 
Überlegungen in der Tat den Sachverhalt hin- 
reichend genau wiedergeben. 

Die aus den Tafeln 1 oder 2 ersichtlichen 
Überspannungswerte gehen zum Teil noch über 
dieim Abschnitt 5 berechneten Resonanzüber- 
spannungen hinaus. Dabei ist zu beachten, ‚daß 
diese als obere Grenzwerte anzusehen sind, die 
sich durch die Annahme eines praktisch nicht 
erreichbaren Mindestwertes für den Spulen- 
widerstand ergeben haben, wogegen die Höhe 
der Überspannungen beim -Unterbrechen des 
Sendens vom Widerstand der Spulen kaum ab- 
hängt. 

(Fortsetzung. folgt.) 


ı) Das negative Vorzeichen von Az (A, positiv ge- 
jenen) ergibt sich ebenfalls aus einer einfachen Über- 
egung. 


Heit 30, 


686 


Richtlinien für Ölschalter, 
Von F. Schrottke, Berlin. 


Übersicht. Die „Richtlinien für Hochspanungs- 
apparate‘ haben in der ausländischen Fachpresse 
von unrichtigen Voraussetzungen ausgehende und 
darum ungerechte Kritik erfahren. Der vorliegende 
Aufsatz ist der Abwehr solcher Kritik gewidmet 
unter Darlegung des wahren Nutzens der Richt- 
linien auf Grund 6-jähriger Erfahrung. 


In einem Aufsatz „Ölschalterfrage in 
Schweden“, „Teknisk Tidskrift“ (Elektro- 
technik) 1920, Heft 4 unterzieht Herr Sven 
Norberg die in den „Richtlinien‘) des VDE 
für Ölschalter gegebenen Bestimmungen einer 
Kritik, und zwar auf Grund der bekannten 
Ölschalterstatistik von W. Wunder?. An 
sich ist Kritik sehr erwünscht, zumal die 
Richtlinien gegenwärtig nach erweiterten Er- 
fahrungen gründlicher Umarbeitung unter- 
zogen werden. Die Tatsache jedoch und die 
Art, in der sich Herr Norberg der erwähnten 
Statistik bedient, fordert zum Widerspruch 
heraus. 

Herr Norberg schreibt (in deutscher Über- 
setzung): 

„Die Verhältnisse in Deutschland können 
am besten übersehen werden. Hier suchte 
man (1914) die Lage durch Einführung von 
gewissen „Richtlinien für Hochspannungs- 
apparate‘ zu bessern, die u. a. verschiedene 
Einzelbestimmungen über die Abmessungen 
von Ölschaltern enthalten. Kurz hiernach 
wurde in der ‚Vereinigung der Elektrizi- 
tätswerke“ eine statistische Untersuchung 
vorgenommen, deren Ergebnis in einem 
Aufsatz in ihren „Mitteilungen“ für Januar 
1914 veröffentlicht wurde. Dieser Aufsatz 
beginnt: x 

„Verschiedene schwere an Ölschaltern 
aufgetretene Störungen, welche sich selbst 
auf Anlagen erstreckten, die nach den 
neuesten Erfahrungen eingerichtet waren, 
haben in letzter Zeit eine gewisse Beunruhi- 
gung hervorgerufen.“ Die Erörterung be- 
weist u. a. durch Zahlen, daß die Einfüh- 
rung der erwähnten Richtlinien nicht ver- 
mocht hat, die Schwierigkeiten zu be- 
heben.‘“ ; 

Die Richtlinien wurden bekanntlich auf 
der Jahresversammlung des Verbandes Deut- 
scher Elektrotechniker in Breslau Juni 1913 
mit Wirkung vom 1. Januar 1914 ab ange- 
nommen, nachdem Entwürfe dazu schon 1912 
veröffentlicht worden waren. Die Ölschalter- 
statistik von W. Wunder ist Januar 1914 
erschienen. Sie entstammt einer 1913 ge- 
haltenen Umfrage, umfaßt also viel zu geringe 
Erfahrungsszeit, um über die Wirkung der 
Richtlinien ein treffendes Urteil zu bilden; 
darum ist Einspruch, daß sie überhaupt und 
ausschließlich zur Urteilsbildung über die 
Richtlinien herangezogen wurde, berechtigt. 

Nun zur Art ihrer Benutzung. Nachdem 
Herr Norberg gelegentliche Äußerungen von 
Herrn Biermanns, Herrn Vogelsang und 
mir erwähnt hatte, schreibt er im Hinblick 
auf die in Schweden begonnenen Normali- 
sierungsarbeiten (in deutscher Übersetzung): 

„Es ist natürlich, daß man hierbei u. a. 
einen Vergleich mit den oben erwähnten 
deutschen - Richtlinien anstellt, die jetzt 
seit mehr als 5 Jahren gelten und heraus- 
zufinden sucht, wie diese gewirkt haben. 

Aus den oben . mitgeteilten überein- 
stimmenden Ausführungen der drei deut- 
schen Fachleute kann man zunächst den 
Schluß ziehen, ‘daß die Richtlinien nicht 
vermocht haben, Explosionen von Öl- 
schaltern zu verhindern. Daß durch die 
Richtlinien auch Schalterfehler anderer Art 
nicht vermindert sind, geht aus der er- 
wähnten Statistik hervor. Folgende be- 
zeichnende Zahlen können daraus ent- 
nommen werden: 

Die Angaben wurden erhalten aus 122 An- 
lagen. Von diesen wurde von 32 (26%) 
über Schalterfehler berichtet. 

Von den näher untersuchten 4844 Schal- 
tern wurden für 1097 Schalter. Angaben 
erhalten, die für die Beurteilung ihrer Über- 
einstimmung mit den Richtlinien aus- 
reichten. Von diesen 1097 waren 392 oder 
35% mit Fehlern behaftet. Von den 1097 
genügten ferner 796 oder 72,5% nicht den 
Richtlinien; 391 oder 27,5% entsprachen 
ihnen oder waren größer, 


1) Richtlinien für die Konstruktion und ErA ENDE von 
Wechselstrom -Hochspannungsapparaten von einschließ- 
lich 1500 V Nennspannung aufwärts. ® e 

2) Ergebnis einer Umfrage über Störungen an Öl- 
schaltern. Mitteilungen Nr.148 der „Vereinigung‘ der Elek- 
trizitätswerke“, Januar 1914, Seite 9. 


586 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 30. 


29. Juli 1920. 


Von den 796 waren endlich 279 oder 35% 
fehlerhaft, und.von den 301 waren 113 oder 
37,5% fehlerhaft. 


Folglich erwiesen sich, praktisch ge- 
nommen, die Fehlerprozente gleich für 


Schalter verschiedener Art, mochte es sich 
um ältere oder um neuere Ausführungen 
handeln.‘ 

Demgegenüber ergeben sich aus W. 
Wunders Mitteilungen folgende Tatsachen: 

90 Betriebe (74% ‚der gemeldeten) hatten 
keine Störungen an Ölschaltern. In nur 22 
von ihnen (18%) war es möglich, festzustellen, 
ob die Ölschalter den Richtlinien entsprachen 
oder nicht. Die 22 Betriebe enthielten 911 
Schalter, von denen nur 188 (21%) den Richt- 
linien entsprachen, 517 (57%) waren kleiner, 
und bei 206 (22%) konnte ihr Verhalten zu 
den Richtlinien nicht festgestellt werden. 

32 Betriebe (26% der gemeldeten) be- 
richteten über Störungen an Ölschaltern. Nur 
in 7 von ihnen (22%) konnte die Stellung der 
Ölschalter zu den Richtlinien angegeben wer- 
den. Sie hatten zusammen 431 Ölschalter!), 
von denen nur 113 (26%) den Richtlinien ent- 
sprachen. 279 (65 %) waren zu klein, und bei 
39 (9%) war das Verhältnis zu den Richt- 
linien unbestimmt. 

Die Statistik führt dann 66 Störungen 
an Ölschaltern auf?), deren Ursachen bei 44 
mit den Richtlinien überhaupt nichts zu tun 
hatten (z. B. Schaltmagnet versagt, Schutz- 
widerstand durchgebrannt, schlechter Relais- 
kontakt, ungenügende Ölfüllung, Isolator- 
bruch usw.). In den übrigen 22 Störungs- 
fällen entsprachen 7 Schalter den Richtlinien 
bestimmt nicht, während über den Rest von 
15 Stück nichts angegeben ist. 

Ein solches Ergebnis ist statistisch über- 
haupt nicht zu verwerten, zumal noch andere 
wichtige Angaben, z. B. die Gesamtzahl der 
Ölschalter in den 122 Berichtsbetrieben, fehlen. 
Am allerwenigsten ist es aber geeignet, den 
Einfluß der Richtlinien zu kennzeichnen, zu- 
mal ja die Statistik zu geicher Zeit wie die 
Richtlinien entstanden ist. i 

Forschen wir nun nach dem wahren 
Nutzen der Richtlinien, so bestätigt uns jetzt 
eine mindestens 6-jährige Erfahrung, daß sie 
innerhalb der für sie von vornherein gezogenen 
Wirkungsgrenze sich sehr gut bewährt haben, 
indem fast gar keine hierher gehörigen Stö- 
rungen von Ölschaltern vorgekommen sind. 
Die beobachteten wenigen Störungen?) ent- 
sprangen Beanspruchungen, die über die 

ichtlinien zum Teil erheblich hinausgingen. 
Auf diesen guten Erfolg gründet sich der gegen 
die Richtlinien erhobene Einwand, daß sie zu 
scharf seien, und das Verlangen, sie zu er- 
weitern. 

Sie haben sich auch, wie die Entwicklung 
der Hochleistungsschalter zeigt, keineswegs 
als fortschrittsfeindlich erwiesen, sie haben 
im Gegenteil, wenn auch als erster Versuch 
der Normalisierung von Hochspannungs- 
apparaten selbst noch unvollkommen, kräftige 
Anregung zur wissenschaftlichen Forschung 
auf dem Gebiete der Ölschalter gegeben. Herr 
Norberg hat recht, wenn er Unterbrechungs- 
geschwindigkeit, Zahl und Länge der Unter- 
brechungstellen usw. als bedeutungsvolle Ein- 
zelheiten für die Bewertung des Ölschalters 
bezeichnet; aber er übersieht, daß bei Ab- 
fassen der Richtlinien die vorhandenen, unter 
die Richtlinien fallenden deutschen Fabrikate 
in diesen Einzelheiten keine so wesentlichen 
Unterschiede zeigten, daß ihre Bewertung 
nach den Richtlinien von der tatsächlichen 
abgewichen wäre. Sollen die R chtlinien den 
Fortschritt nicht hindern, so müssen sie eben 
genügend weiten Spielraum gewähren. Keines- 
wegs sollten sie etwa als bequeme Konstruk- 
tionsformel für Anfänger im Ölschalterbau 
dienen. In erster Linie sollten sie erzieherisch 
auf die Verbraucher wirken, vor leichtfertiger 
Anwendung warnend und übertriebene Sicher- 
heitsansprüche eindämmend. Dieses Ziel 
haben sie in vollem Maße erreicht. Wenn sie 
bei der gegenwärtigen Neubearbeitung auf 
Grund wissenschaftlicher Forschung und nach 
praktischer Erfahrung berichtigt und er- 
weitert werden, so ist das in dem natürlichen 
Fortschreiten unserer Erkenntnis begründet. 

Zum Schlusse bitte ich Herrn Norberg, 
mich nicht gewissermaßen zum Eideshelfer 
für seine Beweisführung gegen die Richtlinien 
zu machen. Wenn ich in einem historischen 
Überblick den Ölschalter einen Brandstifter 
und Dynamitard nannte, so geschah es für 
einen verflossenen Zeitpunkt, zu dem wir wohl 
alle noch herzlich wenig von den Eigen- 
schaften des Ölschalters wußten. Ich sehe die 


1) W. Wunder gibt 411 an, aber 113 + 279 +39 = 481. 
2) Herr Norberg gibt 392 an, indem er die Zahl der 
Störungen mit der Zahl der in 7 gestörten Betrieben ent- 
haltenen Schalter verwechselt. n 
..» z,B. im S.S.W.-Konzern wurden bis März 1918 6 
bei 56700 Olschaltern gemeldet. 


Lösung des Ölschalterproblems keineswegs 
pessimistisch, sondern sehr hoffnungsfreudig 
an. Wenn Herr Norberg die druckfesten 
Schalter nicht als Lösung dieses Problems, 
sondern nur als Herumgehen um es gelten 
lassen will, so täte er gut, 
dachte Problemstellung anzugeben. Für uns 
war das Problem jedenfalls, den Ölschalter so 
stark zu machen und ihn so anzuordnen, daß 
er nicht explodiert, und daß im Falle der 
Uberanspruchung sein Inhalt wie der eines 
eisernen Heizofens ohne Gefahr für die Um- 
gebung ausbrennen kann. 

Verfügt man erst einmal über ein so 
sicheres und zuverlässiges Konstruktions- 
element für die Schaltanlage, dann bereiten 
Relais, Antriebe, Sperrdrosselspulen usw. nur 
noch die geringeren Schwierigkeiten. 

Soviel zur tatsächlichen Berichtigung, 
da es nicht in meiner Absicht liegt, an den 
weiteren, sehr beachtenswerten Ausführungen 
des Herrn Norberg Kritik zu üben. 


Neuere Gesichtspunkte für den Bau von 
Großkraftwerken.!) 


Von G. Klingenberg, Berlin. 


(Fortsetzung von S. 564.) 
BD, 


Ich habe schon früher gezeigt, in wie 
starkem Maße die Wirtschaftlichkeit der Werke 
von den spezifischen Anlagekosten und von 
dem sogenannten Ausnutzungsfaktor abhängt, 
und darf mir wohl als Verdienst anrechnen, die 
Mittel und Wege zur beträchtlichen Herab- 
setzung der Einheitskosten angegeben zu haben. 
Die von mir seinerzeit aufgestellte, aber selbst 
von ernstzunehmenden Fachleuten heftig be- 
strittene Behauptung, daß es möglich sei, 
mittlere und große Kraftwerke unter normalen 
Bauverhältnissen mit einem Anlagekapital von 
200 M. für das ausgebaute Kw (Friedenspreise) 
und darunter zu errichten, während man 
früher mit 350 bis 500 M/Kw rechnete, ist 
durch eine Zahl inzwischen ausgeführter An- 
lagen bestätigt worden. Auch das Großkraft- 
werk Golpa hat nicht mehr als 260 M/Kw im 
ersten Ausbau und 210 M/Kw im zweiten Ausbau 


‚Vom Regler 801$ 


die von ihm ge-: 


J 


und Rückkühlanlage beträchtlich mehr An- 
lagekapital erfordern als Steinkohlenwerke. 

Von wesentlichem Einfluß auf die Anlage- 
kosten des Ganzen sind die Kosten der Kessel- 
häuser, bei denen dementsprechend die auf 
Ersparnis gerichteten Bestrebungen anzusetzen 
haben. Bei diesen hängt die Höhe des Kapi- 
tals von der Größe der bebauten Grundfläche 
ab. Die Höhe der hier möglichen Ersparnisse 
kann deshalb etwa der Steigerung der spezi- 
fischen durchschnittlichen Beanspruchung der 
Kessel proportional gesetzt werden. 

Ich kann heute sagen, daß der von mir 
seinerzeit eingeschlagene Weg, nämlich die 
durchschnittliche Beanspruchung der Heiz- 
fläche zu steigern, ohne die Anfangsbean- 
spruchung zu erhöhen, also gewissermaßen das 
hintere Stück der Kessel abzuschneiden und 
das abgeschnittene Stück durch ein kleineres, 


aber viel wirksameres Stück an Vorwärmer- 


fläche zu ersetzen, sich bestens bewährt hat, 
und daß wir für die Höchstbelastung der Kessel 
bereits bei einer durchschnittlichen Bean- 
spruchung von 35 bis 40 kg in Steinkohlen- 


Kraftwerken und von 25 bis 30 kg in Braun- 


kohlen-Kraftwerken angelangt sind. 

Der damit gleichzeitig gemachte Vorschlag, 
Kessel und Vorwärmer als Einheitsaggregat 
zusammenzubauen und mit dem augen 
Einzelkamin (Saugzug) in unmittelbare orga- 
nische Verbindung zu bringen, so daß Kessel, 
Vorwärmer und Kamin gewissermaßen ein 
einheitliches Bauobjekt darstellen, bedingte die 
Anwendung schmiedeeiserner Vorwärmer. Diese 
Einrichtung hat sich gleichfalls überall dort 
bewährt, wo gutartiges Speisewasser zur 
Verfügung stand. In einzelnen Fällen haben 
sich dagegen Anfressungen in den Vorwärme- 
rohren gezeigt. Handelt es sich gleichzeitig 
um ein Brennmaterial mit großem Aschen- 
anfall, so werden die für hochliegende schmiede- 
eiserne Vorwärmer möglichen Aschenvorrats- 
räume zu klein, und wir sind deshalb be- 
strebt gewesen, auch für gußeiserne Vorwär 
mer die vorgenannten Vorteile möglichst wahr- 
zunehmen und auch für diese durch unmittel- 
baren Zusammenbau und zweckmäßige Rauch- 
Bar Blrung die kleinste Grundfläche zu er- 
zielen. 


In diesem Zusammenhange ist eine von 


Münzinger angegebene Anordnung hervorzu- 
heben (Abb. 3), die dem Ziele bereits recht nahe 


— 


Zum Regler 8019 


_—Ipeisenasser - Austritt 
— En ug 


\ _ Speisenasser- 
? nteilt 


| 


N EISSEIESISSSESSSTEESTSEUEREIEEEEIEHERZÄHHRRÜRERENG 
R r \ 
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Krug 


Abb 3. Vorwärmeranordnung nach Münzinger. 


unter Einrechnung der Transformatorenanlage 
zum Herauftransformieren gekostet, trotzdem 
die Baupreise in den Kriegsjahren 1915 und 
1916 bereits beträchtlich gestiegen waren und 
Braunkohlen-Kraftwerke an sich wegen der 
geringeren spezifischen Leistung der Kessel 
und der sehr viel teureren Aschentransport- 


. ı) Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein 
Wien am 10. III. 1920. 


5,0 


m 


kommt. Diese Vorwärmer bestehen aus Teilen 


völlig normaler gußeiserner Vorwärmer mit 


dem einzigen Unterschied, daß je zwei neben- 
einanderliegende Rohrreihen verschiedene 
Länge haben. Dadurch wird ein ausreichender’ 
Rauchgasquerschnitt zwischen den unteren 
Sammelkästen erzielt. Es ergeben sich zahl- 
reiche Kombinationsmöglichkeiten mit Kesseln 
der verschiedensten Größe und unter den ver- 
schiedensten Bedingungen. \ 


di 


29. Juli 1980. 


Wir haben ferner Vorrichtungen ausge- 
bildet zur Milderung der Stöße in den Speise- 
leitungen, gegen die gußeiserne Vorwärmer be- 
sonders empfindlich sind, und glauben, mit 
diesen die Steigerung des Betriebsdruckes auf 
20 bis 23 at wagen zu können. 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 


rohrkesseln ausgerüstet worden, die sich vor- 

züglich bewährt haben, nachdem die in 

einzelnen älteren Anlagen mit dem Sy- 

stem gemachten Erfahrungen bei dem Ent- 

Ar N: Kessel berücksichtigt worden sind 
. 4). 


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aaannannar 


Schnitt B-B Schmitt AA 


Abb. 4. Schnitt durch Kessel und Vorwärmer des Kraftwerks Golpa. 


Sollten aber die Bestrebungen, durch ge- 
eignete Behandlung des Speisewassers die 
inneren Anrostungen zu beseitigen, Erfolg 
haben, so würde die ausnahmslose Rückkehr 
zu schmiedeeisernen Vorwärmern woh' vor- 
teilhafter sein, die zurzeit nur unter bestimm- 
ten Voraussetzungen besonders günstig ar- 
beiten. : 

Zurzeit sind allerdings noch keine Vor- 
richtungen bekannt geworden, welche die 
aggressiven Eigenschaften des Speisewassers 
sicher beseitigen. Die Angaben zahlreicher 
Veröffentlichungen und Prospekte stimmen mit 
der Wirklichkeit meist nicht überein. Die 
Betriebsleiter merken oft erst nach Monaten, 
daß die mit viel Kosten beschafften Auf- 
bereitungsanlagen den Anforderungen nicht 
gerecht werden. 

Müssen wegen reichliehen Aschenfalls ohne- 
hin gußeiserne Vorwärmer aufgestellt werden, 
so ist im Zusammenhang damit zu überlegen, 
ob für den gerade vorliegenden Fall Kammer- 
oder Steilrohrkessel vorzuziehen sind. Steil- 
rohrkessel bauen zwar etwas höher, sie stellen 
jedoch an die Reinigung von Flugasche bei 
weitem nickt die gleichen Ansprüche und 
erlauben zudem, Fundamente einfacher und 
übersichtlicher durehzubilden. Auch die Be- 
anspruchung der feuerfesten Ausmauerung 
fällt bei diesen Kesseln-sehr gut aus. Kommen 
Treppenrostezur Anwendung, solassen diesesich 
besser als in Zweikammer-Wasserrohrkesseln 
anordnen. Es ergibt sich eine sehr gute und 
einfache Gestalt des Feuerraumes. Auch die 
Verankerung und der Zusammenbau mit dem 
Vorwärmer läßt sich in einfacher und zweck- 
mäßiger Weise lösen. Man wird deshalb ge- 
neigt sein, diesen Kesseln in Braunkohlen- 
Kraftwerken den Vorzug zu geben. Das Groß- 
kraftwerk Golpa ist ausschließlich mit Steil- 


Der richtigen Ausgestaltung der Frisch- 
dampfleitungen wird in vielen Kraftwerken 
leider immer noch nicht die erforderliche Be- 
achtung zuteil. Als ich im Jahre 1910 im 
Märkischen E. W. mit der Höchstgeschwindig- 
keit des Dampfes (die eintritt, sobald sämtliche 
Kessel einer Reihe vollbelastet auf die zuge- 
hörigen Dampfleitungen arbeiten) auf 80 m/Sek 
heraufging, hat man vielfach die Anwendung 
so großer Geschwindigkeiten für unmöglich 
oder verlustbringend erklärt. Der Sprung 
von den damals üblichen 25 m auf 80 m 
war allerdings ein sehr großer. Man über- 
sah aber vielfach, daß die Anwendung so 
hoher Dampfgeschwindigkeiten den Einbau 
von Schiebern mit 
Ventilen) zur fast selbstverständlichen Voraus- 
setzung hatte. Derartige Schieber sind zum 
erstenmal im Märkischen E. W. in Deutsch- 
land zur Anwendung gekommen, und die mir 
entgegengehaltenen Messungen über den auf- 
getretenen Druckverlust bzw. über unzu- 
lässige Druckdifferenzen sind denn auch ledi&- 
lich auf die Ventile und daneben auf höchst 


lattem Durchgang (statt: 


1920. Heft 30. 


687 


unzweckmäßige Anordnung der Leitungen zu- 
rückzuführen. 

Ich habe inzwischen feststellen können, 
daß die Anwendung der großen Dampfge- 
schwindigkeiten nur Vorteile, aber keine Nach- 
teile gebracht hat. Das Maß der zulässigen 
Höchstgeschwindigkeit hängt lediglich von 
der Länge des Kesselhauses ab. So ist bei- 
spielsweise in den sehr langen Kesselhäusern 
(80 m) des Großkraftwerkes Golpa immer noch 
eine Höchstgeschwindigkeit von 55 m vor- 
handen. Anstände sind auch hier nicht auf- 
getreten. 


Ablab > 
N zum 
Honoenstopf 


Ahb. 6. Wasserabscheider des Kraftwerks Golpa. 


Wesentlich für den guten Betrieb der 
Dampfleitungen ist neben der richtigen Be- 
messung die richtige Führung. Besonders zu 
überlegen ist in jedem Einzelfalle die Lage 
der Fixpunkte. Sorgt man dafür, daß die Zu- 
leitung zu den Dampfturbinen durch Ab- 
zweigung von Hauptsammelsträngen erfolst, 
so läßt sich ein vorzüglicher Selbstschutz gegen 
Wasserschläge ohne weiteres erzielen (Abb. 5). 
Die vielfach Delfebte Anordnung, die Dampftur- 
bine mit der zugehörigen Kesselreihe durch einen 
Strang unmittelbar zu verbinden und lediglich 
für Reservezwecke Brücken zwischen den ein- 
zelnen Dampfsträngen einzubauen, ist deshalb 
in der Regel als unvorteilhaft zu verwerfen und 
nur dann zulässig, wenn gegen den Übertritt 
von Wasser in die Dampfleitungen zuver- 
lässige Schutzeinrichtungen vorgesehen sind. 


7 > a AA La ZAHLE 2 
Turbine EIT DE ENTE 2 
f 6 r] gi Z7SÜmE, A 
Turbine IT ; a Pl) MB 
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BaeBeR | #/fesselsveisgpumpen 
Je 250 cbm/st 
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Zurbinel‘ h 
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Zurbine X 2 R PR ef ) ef # Hesselspeisepumpen 
en N EN UR SE Stopfbücksenkompensator 


Turbine] 


Zurbine II 


#Kesselspeisepumpen 
Je 250 cbm/st 
FR 


Abb.5. Rohrleitungsschema des Kraftwerks Golpa. 


$ Augelgelenkkompensafor 


+ festounkt 
ro Absperrschieber 
U Wesserabscheider 


0) Wellrohrkompensafor 


Selbsttätige Abschlußorgane sind hierunter 
jedoch nicht zu verstehen, weil auf sichere 
Wirkung nicht gerechnet werden kann, da 
sie manchmal monate- oder jahrelang ihre 
Zuverlässigkeit nicht zu zeigen brauchen. 
Die Anwendung von Automaten mit beweg- 
lichen Teilen ist dann stets bedenklich, wenn sie 
nur im Fehlerfalle in Betrieb genommen 
werden. 

Gut bewährt hat sich die Aufstellung 
verhältnismäßig großer Wasserabscheider im 
Keller des Kesselhauses vor der Wand des 
Maschinenhauses (Abb. 5und 6), wenn sie gleich- 
zeitig als Fixpunkte aus ebildet, und wenn 
die Dampfleitungen von oben eingeführt wer- 


588 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 30. 


> Vz 


29. Juli 1920. 


den (Abb. 7). Werden diese untereinander 
durch eine Sammelleitung verbunden, die 
sich sektionsweise durch vom Maschinen- 
oder Kesselhausflur betätigte Schieber ab- 
sperren läßt und werden die zu den Turbinen 
führenden, verhältnismäßig kurzen Dampf- 
leitungen von dieser Sammelleitung abge- 
zweigt, so sind die geschilderten Vorbe- 
dingungen für guten Betrieb und geringe Ver- 
luste erfüllt. Die für hohe Dampfgeschwindig- 
keiten an sich geringen konstanten Verluste 
lassen sich leicht auf weniger als 1% der 


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> 


Abb. 7. Rohrleitungskompensator des Kraftwerks Golpa. 


durchfließenden Wärmemenge verkleinern, wenn 
für beste Isolation insbesondere der Flanschen 
und Schieber gesorgt wird. Im Kraftwerk 
Golpa sind denn auch Wasserschläge an 
den Turbinen völlig unschädlich verlaufen, 
trotzdem anfangs infolge mangelnder Schu- 
lung des Personals die Kessel mehrmals 
bis zu den Sicherheitsventilen überspeist 


Platz für Pumpen- und Mannschaffsroume 


DUTDDGUT 


Abb. 8. 


TODD DODO 


nn. — ARauchgasfüchse 
I Mannschaftsräume 
Abb. 10. 


und große Wassermengen in die Dampfleitun- 
gen geworfen wurden. 

Müssen aus besonderen Gründen ge- 
mauerte Kamine aufgestellt werden (z. B. in 
Braunkohlenkraftwerken zur Verhinderung der 
Belästigung der Umgebung durch Flugasche), 
so ist ihre Lage und die Führung der 
Füchse gleichfalls von großem Einfluß auf die 
Amlagekosten. Vergleichende Untersuchungen 
haben gezeigt (Abb. 8 bis 
11), daß die beste Lösung 
sich ergibt, wenn die Kamine 
in den zwischen den Kessel- 


häusern ohnehin erforder- 
lichen oder wünschens- 
. werten Höfen aufgestellt 


und je etwa 4 Kessel be- 
nachbarter Kesselreihen (ins- 
gesamt also 8)an einen Ka- 
min angeschlossen werden. Diese Anordnung 
ist im Kraftwerk Golpa durchgeführt wor- 


gestellt werden, so daß ein Durchgang zu 
ebener Erde in zwei Richtungen entstebt. 

In der Ausgestaltung der Maschinenhäuser 
lassen sich so große Ersparnisse, wie sie in 
Kesselhäusern möglich sind, naturgemäß nicht 
erzielen. Die ı 
Raumes wird am günstigsten, wenn Turbinen- 
modelle gewählt werden, deren Leistung der 
für jede der normalen Umdrehungszahlen 
größtmöglichen nahekommt. Nach dem heuti- 
gen Stande der Technik sind diese Grenz- 
leistungen für 50 Perioden und 3000 ‚U. i. 
d. M. etwa 20 000 Kw, für 1500 U. 1. <d. EN, 
etwa 30 bis 35 000 Kw und für 1000 U. i.d.M. 
etwa 50 bis 60 000 Kw. - ; 

Ob ‘und wieweit es möglich ist, diese 
Grenzleistungen anzuwenden, hängt von den 
Bedingungen des Einzelfalles, insbesondere 
von der Zahl der erforderlichen Reservema- 
schinen ab. 

Das Großkraftwerk Golpa sollte zunächst 


Abb.213. Maschinenhaus des Kraftwerks Golpa. 


den (Abb. 12). Da die Füchse zum Zwecke 
automatischer Entaschung ohnehin hochgelegt 
werden müssen, kann der Kamin auf Füße 


ANRTATATATATATE 


——— fouchgasfüchse 


7 = Monnschaftsräume 
U = Pumpenräume 


Abb.9. 


Hesselhaus 


Maschinenhous 
Abb. 11. 


Abb. 8 bis 11. Vergleich verschiedener Arten der Kesselaufstellung und Fuchsführung. 


nur eine Leistung von 60 000 Kw erhalten, es 
sind demgemäß für den ersten Ausbau 4 Ma- 
schinen von je 15000 Kw (23000 KVA) auf- 
gestellt worden. Als die Erweiterung auf 
120 000 Kw beschlossen wurde, lag kein Anlaß 
vor, von der einmal gewählten. Type abzuwei- 
chen, so daß das Kraftwerk jetzt 8 Maschinen 
dieser Leistung besitzt. Wäre der volle Aus- 
bau von aha sicher gewesen, so wäre 
wahrscheinlich eine etwas größere Maschinen- 


leistung (etwa 6 Maschinen von je 20000 Kw) 


zur Aufstellung gelangt. Im allgemeinen muß 
gesagt werden, daß die Werksleiter in zu vor- 
sichtiger Einschätzung zukünftiger Entwick- 


lung geneigt sind, zu kleine Einheiten zu e 


wanhlen. 


Handelt es sich um große Leistungen, 


so empfiehlt es sich meistens, von der sonst 
üblichen Parallelaufstellung der Turbinensätze 


senkrecht zur Achse des Maschinenhauses ab- 


zugehen und statt dessen die Turbinen in der 
Maschinenachse so aufzustellen, daß ihre Kopf- 


seiten (Dampfseite) einander zugekehrt sind 
(Abb. 13). Im Keller des Maschinenhauses ent- 


stehen dann große luftige, mit dem Kran leicht 
zu bedienende Räume für die Kondensations- 
pumpen, deren Wartung, Belichtung und Be- 
lüftung sehr einfach wird. Das Maschinenhaus 


wird entsprechend schmäler, die Krane leich- = 


ter und kürzer. Liegen die Kesselhäuser 
senkrecht zum Maschinenhaus, eine Anord- 
nung, die sich bei großen Leistungen immer 
zwangsläufig ergibt, so ist es gleichzeitig. fast 
immer möglich, die Länge des Maschinen- 
hauses in annähernde Übereinstimmung mit 
der Summenbreite der Kesselhäuser zu bringen 


(Abb. 12), woraus wiederum die einfachste Füh- 


rung der Rohrleitungen und der Kondensations- 
kanäle folgt. Die Dachbinder lassen sich 


leicht und einfach ausgestalten. Werden flache 


Dächer gewählt, so können ohne Mehrkosten 


Doppel-T oder Blechträger angewandt werden, 


wodurch das Aussehen der Dachkonstruktion 
wesentlich gewinnt. 


Im. allgemeinen ist man geneigt, besonders 
dort, wo mit starker Verunreinigung der Luft 
mit Flugasche zu rechnen ist (Braunkohlen- 
kraftwerke), die Dächer mit steiler Neigung 
auszubauen, von der Erwägung ausgehend, 
daß die Selbstreinigung der Dächer, insbe- 
sondere der in sie eingebauten Glasflächen, 
durch den Regen sich leichter vollzieht als 
bei flachen Dächern. Ich halte diesen Stand- 


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Ausnutzung des umbauten ° 


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29. Juli 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


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= 


Abb. 12. 


punkt nicht für richtig und ziehe wenig ge- 
neigte, begehbare Dächer mit steil eingebauten 
Oberlichtern bei weitem vor (Abb. 14). Die 
Gründe hierfür sind folgende: 


FAbb. 14. Blick auf die Dächer des Krafıwerks 


1.8Die Spülung hängt meines Erachtens 
nicht von der Neigung, sondern lediglich von 
der Regenmenge ab. Genügt die Neigung, 
so daß das Wasser überhaupt leicht abfließt, 
BO Ernügt auch die Spülung bei flacher Neigung. 

2. Das flache Dach ist der Revision leichter 
zugänglich. Die Reinigung der Glasflächen 
kann von außen in einfachster Weise erfolgen. 

3. Im Falle eines Dachbrandes ist die 
Ablöschung in vielisicherer Weise möglich als 
bei steilen Dächern. 


6 


Heft 30. 


I erenagrn _ 
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689 


haus nur schwer . abzufangen 
ist. Aus diesem Grunde müssen 
auch die in die Dachflächen 
‚eingebauten ÖOberlichter ver- 
hältnismäßig steil ausgeführt 
werden, damit das Schwitz- 
wasser sich von den Glastlächen 
nicht ablöst und an diesen 
herunterläuft, sodaß es -auf- 
ft gefangen werden kann. 


4. Der umbaute Raum wird 
am kleinsten, die Anlage- 
kosten dementsprechend die 
geringsten. 

Aus vorstehenden Ausfüh- 
1 rungen folgt, daß neben den 
angegebenen Mitteln wesent- 
liche weitere zur Erhöhung 
der Wirtschaftlichkeit nicht 
bestehen. Die auf wärmetech- 
nischem Gebiete bestenfalls zu 
erzielenden Ersparnisse sind 
verhältnismäßig gering, sie 
erlauben den thermischen Ge- 
samtwirkungsgrad nur um 
wenige Prozente zu verbessern 


301,72 


ae 


Lageplan des Kraftwerks Golpa. 


| Dieser Vorteil hat sich bei dem Kraftwerk 
Golpa als ausschlaggebend herausgestellt. Als 
etwa ein Jahr nach der Betriebseröffnung der 
Dachstuhl des zweiten Kesselhauses in Brand 


eg 


nn 


Golpa mit Oberlichtern und Lüftungsanlagen. En 


eraten“war, konnte der Brandherd Tüber "die 
lachen Dächer von verschiedenen ‚Seiten an- 
gegriffen werden, so {daß -größerer.. Schaden 
vermieden. wurde. 
Es bietet sich zwar die Möglichkeit, auch 
die Dachstühle feuersicher auszuführen und 
etwa die Dächer mit Betonplatten abzu- 
decken. Kann man sie jedoch nicht sehr gut 
isolieren, so bildet sich im Falle von Tempe- 
'raturwechsel an den Dachflächen Tropfwasser, 
das sowohl im Kesselhaus wie im Maschinen- 


| BEN 
® ® | S | S N und sind ihrer Natur nach auf 
>44 r 'S EN bereits bestehende Kraftwerke 
De | E DE EN zudem meistens nicht anwend- 
© ® ® | 68 bar. Das gilt für gegebene Be- 
| 1%] PN lastungsverhältnisse. Es fragt 
Aühltürme ®. | I sich deshalb, ob nicht- durch 
N IL Veränderung der Belastungs- 
N N 1 verhältnisse größere Vorteile 
S N mladetron zu erreichen sind. 
N RR A | IV. 
ee Ich habe schon früher auf 
Milde Wosserfig 600mm Te -t die starke Abhängigkeit aller 
Sochsenburglig 379,90 | preisbildenden Werte von dem 
Plorz für Fabriken Ausnutzungsfaktor hingewie- 


sen. Ich kann mir deshalb ge- 
statten, an dieser Stelle auf 
diese Veröffentlichungen zu ver- 
weisen, und will mich darauf 
beschränken, nur kurz die wich- 
tigsten der durch die Verkupp- 
lung benachbarter Kraftwerke 


erzielbaren thermischen und 
wirtschaftlichen Vorteile her- 
vorzuheben. 


1. Wärmetechnische Er- 
sparnisse. Man hat mir ent- 
gegengehalten, daß die durch 
Verkupplung erzielbare Ver- 
besserung der Belastungskurve 
nur eine unbeträchtliche sei. 

Hierauf ist zunächst zu erwidern, daß 
sich meine Erwägungen weniger auf die Ver- 
besserung des Belastungsfaktors als auf die 
Verbesserung des Ausnutzungsfaktors er- 
streckten, und daß in der Entgegnung diese 
beiden Werte offenbar verwechselt worden 
sind. Aber auch die Verbesserung des Be- 
lastungsfaktors ist unter Umständen eine ganz 
beträchtliche, wie ich bei der Zusammen- 
stellung der Summenkurven von Großstädten 
(Bau ‚großer Elektrizitätswerke, Bd. II) ge- 
zeigt habe. Die größten wärmetechnischen 
Vorteile ergeben sich jedoch durch die Be- 
triebsumgestaltung in der Summe der Werke, 
die durch leistungsfähige Verkupplungsleitun- 
gen miteinander verbunden werden können, 
und zwar in zweierlei Richtungen: 

Einmal wird man kleine unwirtschaftlich 
arbeitende Werke völlig stillegen und ihre 
Stromlieferung benachbarten mittleren oder 
großen Werken übertragen. Auch in mitt- 
leren Werken wird man ganze Arbeits- 
schichten zu Zeiten schwacher Belastung 
ihres Versorgungsbezirkes ausfallen lassen kön- 
nen und ihn zugunsten des thermischen 
Gesamtwirkungsgrades auf benachbarte grö- 
ßere umschalten. Ob und wieweit es dabei 
notwendig ist, einzelne Maschinen und Kessel 
zum Zwecke der Momentanreserve warm zu 
halten, hängt lediglich von dem Grade der 
Verkupplung ab. Man wird ganz davon ab- 
sehen können, wenn die Verkuppelung soweit 
durchgeführt ist, daß selbst der Ausfall einer 
oder mehrerer Leitungen die Versorgung des 
betreffenden Bezirkes nicht gefährdet. 3 

Man kann heute schon sagen, daß die 
neuzeitliche Vervollkommnung der Schutz- 
einrichtungen die Abschaltung der fehlerhaften 
Strecke bewirkt, ‚ohne daß andere dadurch 
beeinflußt werden. i e g 

In Verbindung damit sei auf die später 
zu erörternde Ausbildung der Ringnetze hin- 

ewiesen. 
E Noch größere wärmewirtschaftliche Vor- 
teile lassen sich in vielen Fällen in der zweiten 
Richtung, nämlich durch Belastungsverschie- 
bung erzielen, indem der größte Teil der 
Leistung, insbesondere die durchlaufende Be- 
lastung, denjenigen Werken zugewiesen wird, 
die wegen günstiger Kohlenlage (Braunkohlen- 


590 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heft 30 


werke, Abfallwärme) am wirtschaftlichsten 
arbeiten. 

In diesem Zusammenhange sei nochmals 
die Verbindung mit Wasserkraftwerken betont, 
deren Ausbaugrundsätze eine wesentliche Um- 
gestaltung erfahren, wenn die Verkupplung 
mit Dampfkraftwerken durchgeführt ist. Ich 
komme später auf die durch Veränderung der 
Preise eingetretene ziffermäßige Bewertung 
dieser Vorteile zurück. 

In wirtschaftlicher Hinsicht bietet die 
Verkupplung zunächst nur Zukunftsvorteile. 
Der Reservefaktor darf in der Summe der 
verkuppelten Werke wesentlich kleiner als in 
Einzelwerken sein. Will man in Einzelwerken 
für den Fall des Schadhaftwerdens der größten 
Maschine den Anforderungen des Verbrauches 
noch voll gerüstet gegenüberstehen, so ergeben 
sich theoretisch außerordentlich große Reserve- 
faktoren, wie folgende Überlegung zeigt. 

Die erste Einrichtung eines Kraftwerkes 
möge aus zwei Maschinen von je 1000 Kw 
bestehen. Das Kraftwerk müßte sonach er- 
weitert werden, wenn der Belastungszuwachs 
zu einer Gesamtbelastung von 1000 Kw ge- 
führt hat. Während der Anlaufszeit steigt die 
Belastung von 0 bis 1000 Kw. Die mittlere 
Belastung während dieser Zeit ist also 500 Kw, 
die mittlere Reserve 1500 Kw, der mittlere 
Reservefaktor 2000/500 = 4. 

Wird die Anlage jetzt um 1000 Kw ver- 
größert, so darf die Belastung bis zur nächsten 
Erweiterung auf 2000 Kw ansteigen. Die 
mittlere Belastung ist somit 1500 Kw, der 
Reservefaktor wird 3000/1500 = 2. 

Kommt man aber zu der Überzeugung, 
daß es wegen günstiger Belastungsaussichten 
richtiger ist, mit größeren Maschinensätzen 
zu erweitern und statt einer 1000- jetzt eine 
200C6-Kw-Maschine aufzustellen, so steigt der 
Reservefaktor auf 4000/1500 = 2,67. 

Wird die nächste Erweiterung wiederum 
mit einer 2000-Kw-Maschine ausgeführt, so 
steigt die Belastungsmöglichkeit der Anlage 
auf 4000 Kw. Die mittlere Spitzenbelastung 
Be somit 3000 Kw, der Belastungsfaktor 
wird 2. 

Durch jeden Typenwechsel wird der Be- 
lastungsfaktor ungünstig, durch die Erhöhung 
der Zahl der Maschinen günstig beeinflußt bis 
zu dem Zeitpunkt, wo wegen der großen Zahl 
der in Betrieb befindlichen Maschinen mehr 
als die Leistung der größten in Reserve gehalten 
werden muß. Das dürfte etwa von 6 Maschinen 
gleicher Leistung ab der Fall sein, weil die 


Zeit für die Überholung eines Maschinensatzes 


im Falle größerer Reparaturen dann verhält- 
nismäßig zu lang ‚wird. 

Vorstehende Überlegung ist zunächst eine 
rein theoretische. In der Praxis werden die 
angegebenen hohen Reservefaktoren nicht er- 
reicht, weil der Werksleiter durch kurzzeitige 
Überlastung der Maschinen, durch Belastungs- 
beschneidung während der Spitzenzeit und ins- 
besondere durch Verlegung der Überholung 
auf Zeiten schwacher Belastung des Werkes 
es in der Hand hat, eine beträchtliche Über- 
schneidung der einzelnen Zeitabschnitte her- 
beizuführen. Immerhin zeigt sich aber, daß 
der Reservefaktor von Einzelkraftwerken not- 
wendigerweise sehr hoch sein muß, eine Fol- 
gerung, die dureh die Statistik bestätigt wird. 

Durch die Verkuppelung wird nun der Zu- 
stand eines Kraftwerkes mit einer sehr großen 
Maschinenzahl erreicht und es wäre deshalb 
theoretisch die Beschränkung des Reserve- 
faktors auf denjenigen Wert durchaus denkbar, 
der sich aus der durehschnittlichen Überholungs- 
zeit ergibt. Das wäre etwa der Wert 1,2 bis 
1,25. Wie weit man diesem nahekommen 
kann, hängt von der Zahl der in der Summe 
der verkuppelten Werke vorhandenen Ma- 
schinen ab, die nach der Verkuppelung als für 
den Betrieb des Ganzen noch verwendungs- 
fähig angesehen werden können. Herausfallen 
würden also die Maschinen der kleinen still- 
gesetzten Werke und diejenigen kleinen Ma- 
schinen in mittleren Werken, die als zu klein 
oder als zu unwirtschaftlich oder wegen Raum- 
anforderung aus dem Gesamtbetriebe aus- 
gemerzt werden müssen. Immerhin zeigt 
die Überlegung, daß durch die Verkuppelung 
der Werke auch an brauchbaren Maschinen 
eine beträchtliche Leistung noch frei wird, die 
insbesondere zur Spitzendeckung herange- 
zogen werden kann, weil hierfür weniger wärme- 
wirtschaftliche als finanzwirtschaftliche‘ Er- 
Benson maßgeblich sind. 

Ich habe deshalb aus Anlaß der Beratung 
des Sozialisierungsgesetzes in Deutschland 
auch vorgeschlagen, die Verbesserung der Elek- 
trizitätswirtschaft besonders in wärmetech- 
nischer Hinsicht durch Zusammenfassung der 
Werke nach wirtschaftlichen Gebieten anzu- 
streben und die Erzeugung in diesen Be- 
zirken nach vorstehenden Grundsätzen auf 
dem Wege der Selbstverwaltung zu regeln. 
Diesem Vorschlage haben sich auch fast sämt- 


liche Sachverständige, die hierüber gehört 
worden sind, angeschlossen. Merkwürdiger- 
weise hat jedoch die Regierung gegen das fast 
einstimmige Urteil aller Sachverständigen die- 
sen Weg nicht beschritten und insbesondere 
gerade diejenigen Werke (unter 5000 Kw Ge- 
samtleistung) ausgeschlossen, bei denen die 
Verbesserung der Wirtschaft am dringlichsten 


ist. — 
(Fortsetzung folgt.) 
Das bayerische Torfsyndikat. 
Um die Bewirtschaftung des Torfes der 
lähmenden staatlichen Bevormundung und 


bureaukratischen Reglementierung zu entziehen 
und der privaten Unternehmungslust wieder 
einige Freiheit zu verschaffen, bat sich vor 
einiger Zeit ein „Bayerisches Torfsyndi- 
kat, G. m. b. H.“ mit dem Sitz in München 
gebildet. Zweck des neuen Unternehmens ist 
der Verkauf des auf den Syndikatswerken ge- 
wonnenen Brenntorfes im Verein mit dem 
reellen Handel. Alle Neben- und Veredelungs- 
produkte sind von der Bewirtschaftung durch 
das Syndikat freigelassen, um dem Eıfin- 
dungsgeist und der freien Initiative in der 
Nutzbarmachung neuer Erfindungen und tech- 
nischer Fortschritte keine Fesseln anzulegen. 
Auch werden die inneren Verhältnisse der 
Werke vom Syndikat in keiner Weise berührt; 
die Gestaltung der Betriebsführung bleibt 
nach wie vor Sache der vollkommen selb- 
ständig bleibenden Unternehmer, die in ihrem 
eigenen Interesse das Bestreben haben werden, 
möglichst rationell und vorteilhaft zu wirt- 
schaften. 

- Eine weitere Aufgabe des Syndikats ist 
möglichste Förderung der Torfwirtschaft, um 
sie für spätere Zeiten, wenn die Konkurrenz 
der Kohle wieder in Erscheinung tritt, lei- 
stungsfähig zu machen. Durch Errichtung 
einer Vermittlungsstelle für maschi- 
nelle Beschaffung sollen die Mitglieder 
unter möglichst günstigen Bedingungen ver- 
sorgt und durch Anlage einer gewissen Material- 
reserve eine rasche Belieferung erreicht werden, 
um unliebsame Störungen während der Pro- 
duktionsperiode zu vermeiden. 

Die Syndikatsmitglieder sind verpflichtet, 
den auf ihren Werken gewonnenen Brenntorf 
dem Syndikat zur Verfügung zu stellen. Frei- 
gegeben von dem Verkauf durch das Syndikat 


sınd: 


1. der eigene Bedarf der Torfwerke zum Torf- 
betriebe (Eigenverbrauch); 

2. der eigene Wirtschaftsverbrauch der Syn- 
dikatsmitglieder und ihrer Teilhaber bis zu 
einer Gesamtmenge von 200 t (l t= 20 
Zentner); 

3. die für den eigenen Hausbrand der Ange- 
stellten und Arbeiter abzugebenden Mengen; 

4. die auf Fahrzeugen ohne Benutzung des 
Eisenbahnweges an unmittelbare Verbrau- 
cher abgehenden Mengen bis zu einem 
Jahreshöchstabsatz von 100 t (sog. Land- 
absatz); 

5. der Bedarf für angeschlossene industrielle 
und gewerbliche Unternehmen, für die der 
Torfstich nach seiner bisherigen Benutzung 
und nach seiner zukünftigen Bestimmung 
die Versorgungsquelle für Brenntorf bildet 
(Selbstverbrauch von Brauereien, Fabriken 

“ usw.); 

6. die Erzeugung aus gemeindlichen Torf- 
stichen, soweit diese zur Versorgung von 
Gemeindeanstalten und Gemeindeangehöri- 
ae dient; £ 

7. diejenigen Torfmengen, die infolge mangeln- 
der Marktfähigkeit nicht oder nur schwer 
zu verkaufen sind und deshalb vom Syn- 
dikat zum eigenen Verkauf durch den 
Unternehmer freigegeben werden. 


Der gesamte übrige Verkauf der Syndi- 
katsmitglieder muß durch das Syndikat gehen. 
Ein aus Mitgliedern des Syndikats be- 
stehender Preisaussechuß wird jeweils auf 
Grund der Gestehungskosten gewisse Normal- 
hreise (sog. „Syndikatspreise‘‘) aufstellen und 
er Regierung zur Genehmigung vorschlagen. 
Um die Interessen der Allgemeinheit zu 
wahren, sind in dem Preisausschuß je ein Mit- 
ee des Handels, der Verbraucher, der Ar- 
eitnehmer und des Torfwirtschaftsrates ver- 
treten. 

Angesichts der Wichtigkeit der Preis- 
frage ist weiterhin vorgesehen, daß gegen die 
Beschlüsse des Preisausschusses von seiten 
der Syndikatsmitglieder Berufung an einen 
Berufungsausschuß eingelegt werden kann, 
der unter dem Vorsitz eines von der Staats- 
regierung zu ernennenden Unparteiischen zu 
tagen hat. 

„Haben die vorgeschlagenen Syndikats- 
preise die obrigkeitli 


iche Genehmigun e- 
funden, so werden sie durch das Sr 8- 


29. Juli 1920. 


ministerium für Landwirtschaft im Staatsan- 
zeiger veröffentlicht. Von diesem Augenblick 
an gelten sie als Höchstpreise im Sinne des 
Gesetzes nicht nur für die Syndikatsmitglieder, 
sondern auch für alle Außenstehenden, unter- 
scheiden sich aber von den übel empfundenen 
Höchstpreisen der Vorjahre dadurch, daß sie 
ihres ‚‚starren Charakters‘ entkleidet sind 
und je nach Gestaltung der Produktionsver- 
hältnisse auf Antrag des Syndikats einer 
Revision unterzogen werden können. 

Die Geschäfte des Syndikats 
durch zwei Geschäftsführer besorgt. Über 
ihnen steht ein von der Hauptversammlung 
der Gesellschafter gewählter Hauptaus- 
schuß. Der bayerische Torfwirtschaftsrat!) 
hat das Recht, in den Hauptausschuß einen 
Vertreter mit beratender Stimme ohne Stimm- 
recht zu entsenden. 

Die Beschlüsse der Gesellschafter werden 
in Hauptversammlungen gefaßt, die vom 
Hauptausschuß einberufen werden und jähr- 
lich zweimal zusammentreten müssen. Das 
Stimmrecht der Syndikatsmitglieder in der 
Hauptversammlung bemißt sich nach dem 
Syndikatsabsatz des Vorjahres. 

Zunächst hat jeder Gesellschafter,in der 
Hauptversammlung eine Stimme. Außerdem 
wird für jede volle 500 t-Menge Versand an 
Brenntorf im Vorjahre eine Zusatzstimme ge- 
währt. Für im Bau oder in der Vergrößerung 
begriffene Werke ist eine besondere Regelung 
getroffen. Es ist also sorgfältig darauf Be- 
dacht genommen, daß jedes Syndikatsmit- 


| glied soviel Stimmen erhält, als den Leistungen 


seines Torfwerkes entspricht. Damit aber 
nicht einzelne große Torfwerke eine gewisse 
Vorherrschaft bekommen, ist zugleich be- 
stimmt, daß kein Gesellschafter mehr als 
15% der Gesamtstimmen auf sich vereinigen 
kann. 

Um das Syndikat in die Lage zu ver- 
setzen, seine Verkaufsdispositionen richtig und 
rechtzeitigtreffen zu können, istvorgeschrieben, 
daß jedes Syndikatsmitglied allmonatlich der 
Geschäftsführung eine Aufstellung über‘ die 
gewonnenen Torfmengen einzureichen hat. 

Das Syndikat ist verpflichtet, die ihm von 
den Gesellschaftern angebotenen Torfmengen 
zu übernehmen und binnen angemessener 
Frist zu verkaufen. Für die Qualität und die 
richtige Verladung des gelieferten Torfes sind 
die Syndikatsmitglieder verantwortlich. Als 
Höchstgrenze für Wasser- und Aschegehalt 
gilt 32% des Gewichtes. Sind die Erzeugnisse 
eines Gesellschafters infoge mangelnder Markt- 
fähigkeit nicht oder nur schwer zu verkaufen, 
so kann der Hauptausschuß die Verpflichtung 
zur Übernahme und zum Verkauf dieser Er- 
zeugnisse ablehnen. 3 

Das Syndikat läuft bis zum 31. III. 1923 
unkündbar; sodann erstreckt sich seine Dauer 
auf je ein weiteres Jahr, falls nicht eine Kün- 
digung durch einen Gesellschafter erfolgt. Die 
Kündigung kann nur auf den Schluß eines 
Geschäftsjahres mit einjähriger Frist, daher 
zum erstenmal am 1. IV. 1923 auf den 31. III. 
1924 ausgesprochen werden. 

Wie aus dem Gesellschaftsvertrag un- 
zweideutig hervorgeht, handelt es sich bei 
dieser Gründung um eine auf Selbstverwaltung 
der Erzeuger beruhende Verkaufsgemein- 
schaft, die den Verkehr mit Torf in geregelte 
Bahnen lenken soll. Etwaige geplante behörd- 
liche Eingriffe sind damit aufgehoben und die 
Selbständigkeit der bayerischen Torfwirtschaft 
gewahrt worden. 
rung hat bei verschiedenen Sitzungen zum 
Ausdruck gebracht, daß sie ein Verkaufs- 
syndikat der Erzeuger für. eine geeignete 
Grundlage halte, um eine Regelung des Ver- 
kehrs mit Torf unter Wahrung der berechtigten 
Interessen der Verbraucher herbeizuführen. 
Um auch auf die Außenseiter einen gewissen 
Druck zum Beitritt auszuüben, wird die Lan- 


desbrennholzstelle eine Vorschrift erlassen, 


daß alle Frachtbriefe für den Bahnversand von 
Brenntorf durch das bayerische Torfsyndikat 
einzureichen sind, so daß künftighin auch der 
Bahnversand der Nichtmitglieder vom Torf- 
syndikat überwacht werden kann. Weiterhin 
ist beabsichtigt, auch die kleineren Torfer- 
zeuger auf dem Wege des genossenschaftlichen 
a dem Syndikat anzuglie- 
ern. 
? Wenn auch vorläufig noch, vornebmlich 
in den Kreisen der Kleinerzeuger, der Syndi- 
katsgedanke auf Widerspruch stößt, so wird 
doch einmal die Zeit kommen, wo infolge 
niedergehender Konjunktur die günstigen Wir- 
kungen des Syndikats auch von seinen jetzigen 
Gegnern, die seine augenblickliche Notwendig- 
keit geflissentlich bestreiten, anerkannt werden 
wird. Dr. H. Trometer, 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 132. 


werden 


ern Bde 


De Pre 
Frau 


Die bayerische Staatsregie- 


= 
3 


E 


29. Juli 1920, 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Der heutige Zustand der Kraftwerke der 
New Yorker Hoch- und Untergrundbahnen. — 
Es bestehen 2 Kraftwerke, das eine in der 
59. Straße, das andere in der 74. Straße. Sie 
liefern Drehstrom von 11000 V an die Unter- 
werke. Die entfernt liegenden Unterwerke 
werden mit 17 000 V gespeist. In den Unter- 
werken wird auf Gleichstrom von 600 V um- 
geformt. 

Das Kraftwerk der 59. Straße ent- 
hielt früher 11 Corliss-Verbundmaschinen von 
je 7500 kW mit je einem liegenden und einem 
stehenden Zylinder. Dann wurden zwischen 
diesen Maschinen 5 stehende Curtis-Nieder- 
druck-Turbodynamos der GEC von je 7500 kW 
aufgestellt, die mit dem Abdampf der Corliss- 
Machinen betrieben werden. Die andern 
6 Corliss-Maschinen wurden nicht mit zu- 
sätzlichen Turbodynamos ausgerüstet, weil 
inzwischen die Hochdruck-Dampfturbine weiter 
entwickelt wurde. Man hat dagegen von diesen 
restlichen 6 Corliss-Maschinen 3 ganz entfernt 
und dafür 3 Hochdruck-Horizontal-Turbo- 
dynamos der GEC von je 30 000 kW aufge- 
stellt, die maximal auch mit 35 000 kW Br 
lastet werden dürfen. Die übrigen 3 Corliss- 
Maschinen stehen heute noch, werden indessen 


- anstatt mit 7500 nur mit 5000 kW belastet, 


weil die Dampflieferung des Werkes das nicht 

anders zuläßt. Die Gesamteinrichtung des 

Werkes besteht also aus: 

5 Corliss-Maschinen, jede mit ihrer 
Abdampf-Turbodynamo verbun- 


bunden; der Satz 15 000 kW 75000 kW 
3 liegende Hochdruck Turbody- 
niamos von je 30 000 kW . 2 ERDE 


3 Corliss-Maschinen von je 5000k W 15 000 „, 
Sa.: 180000 kW 
In dem Kraftwerk der 74. Straße, 


in welchem Westinghouse-Maschinen verwendet 
werden, stehen: 


l liegende Westinghouse - Parsons, 


Turbodynamo von .... 8000 kW 
3 Corliss-Maschinen wie in der 59. 

Straße ohne Abdampfturbine, 

jede mit 5000kW .. . ... 15000 „ 
1 liegende Westinghouse - Parsons- 

Turbodynamo, bestehend, aus 3 

Elementen =10:0002 ; 


3 liegende Westinghouse - Parsons- 
Turbodynamos von je 30 000kW 90600 „, 

Sa.: 183 000 kW 

Die Amerikaner bezeichnen diese Strom- 


‚ erzeugungsanlage der New Yorker Hoch- und 


Untergrundbahnen als größtes Kraftwerk der 
Erde. Daes sich hier aber nicht um ein einziges 
Kraftwerk, sondern um zwei vollständig ge- 
trennt voneinander bestehende, wenn auch 
durch Verbindungsleitungen gekuppelte, Kraft- 
werke handelt, kann man nur von einer Kıaft- 
werksgröße von 180000 bzw. 183 0005kW 
sprechen. 


Ausbau der Wasserkräfte des Mains. — 
Die preußische Landesversammlung hat nach 
der „Frankf. Ztg.‘“‘ den Gesetzentwurf über 
die Bereitstellung weiterer Mittel für den 
Ausbau der Wasserkräfte des” Mains 
in dritter Lesung angenommen. Damit er- 
hält die Staatsregierung die Ermächtigung, 
zum Ausbau der infolge der Mainkanalisierung 
bis Aschaffenburg * entstehenden Staustufen 
bei Mainkur, Kesselstadt und Groß-Krotzen- 
burg für die Gewinnung elektrischer Arbeit 
und zur Herstellung einer Verbindungsleitung 
mit dem staatlichen Kraftwerk im oberen 
Quellgebiet der Weser nunmehr 31,773 Mill. M 
zu verwenden.!) 


Leitungsbau. 


Neue Form vom Schlitzklemmen für die 
Verspannung von Freileitungen. — Verspan- 
nungen elektrischer Leitungen haben bekannt- 
lich den Zweck, die so lästigen Längsbewegungen 
vonFreileitungen aufzuheben, um dem imLaufe 
der Zeit entstehenden Verschleiß des Bundes 
zu beseitigen. Auf Grund statistischer Mit- 
teilungen über Störungen und Schäden können 
rd 25% der Drahtbrüche auf gelöste bzw. 
gerissene Bunde zurückgeführt werden. Die 
Leitungen rutschen vom Isolator ab und ver- 
ursachen Erd- bzw. Kurzschlüsse. Dies zu 
verhindern, ist eine der Hauptaufgaben der 
Verspannungen. 

Um ein Lockerwerden der Bunde zu ver- 
hüten, müssen derartige Bunde eine besonders 
haltbare und einwandfreie Klemme erhalten. 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8.513. 


Eiektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 30. 


RUNDSCHAU. 


Diesem Zweck soll die unter D.R. G. M. 


726 318 geschützte, abscherfeste Schlitz- 
klemme (Unikum-Klemme) entsprechen; sie 
besteht im wesentlichen aus einer Schlitz- 
klemme mit darüber gelagerter, freibeweg- 


licher Hülse H, welche durch Anzug einer 
Schraube 8 gleichzeitig alle Drähte fest- 


"Abb. 1. 
klemmt (Abb. 1. In der Abb. 2 sind 


einige Ausführungsarten derartiger Leitungs- 
verbindungen angegeben, welche die ange- 


‘strebten Verspannungen bezwecken. Eine Be- 


schädigung des Leitungsseiles durch Anzug der 


AN 


SI | 
JZAASSS 


Abh. 2. 


Schraube ist ausgeschlossen, da die Schraube 
nur den Anzug der Hülse H gegen den 
Schlitz verfolgt. Die Klemmung erfolgt zen- 
tral. Die Eigenart dieser Klemmenkonstruktion 
bietet Gewähr dafür, daß eine Lockerung bzw. 
ein Selbstlösen der Anzugschraube nicht ein- 
tritt. 

Für stärkere - Querschnitte dürfte die 
Doppelanordnung (2 Hülsen und 2 Schrauben) 
in einer längsgeschlitzten Klemme von Vorteil 
sein. 

Ob bei derartigen Verspannungen die 
Verwendung von flexiblen Drähten für die 


Bunde angebracht ist, müßten Versuche er- 
Ben: welehe nicht allzu teuer ausfallen 
dürften. 


Diese Aufhängungsarten dürften die ge- 
hegten Ansprüche auf erhöhte Betriebssicher- 


591 


heit rechtfertigen und zur Einführung bei 


Überlandzentralen geeignet erscheinen. 
R. Zipser, Leipzig. 


Melßgeräte und Meßverfahren. 


Untersuehung von Meßtransformatoren 
mittels des Wechselstromkompensators. Die 
Schwierigkeit, Wechselstromvoltmeter mit 
einer Empfindlichkeit von !/oo Volt zu 
erhalten, hat C.. Gall auf die Verwendung 
des Wechselstromkompensators für die Un- 
tersuchung von Meßwandlern geführt, der 
übrigens in Deutschland bei der Reichsan- “ 
stalt und den meisten Spezialfirmen bereits seit 
längerer Zeit für diesen Zweck in Verwendung 
ist. Die Genauigkeit der Meßtransformatoren 
ist definiert durch das Übersetzungsverhältnis 
bei den verschiedenen Belastungen und die 
Phasenverschiebung zwischen Primär- und Se- 
kundärstrom bzw. Primär- und. Sekundärspan- 
nung. Diese beiden Größen werden nach dem 
beschriebenen Verfahren lediglich mit 3 Span- 
nungsmessungen- für jede einzelne Belastung 
ermittelt. Die Messungen kontrollieren sich 
selbst, da die 3 Spannungen die Seiten eines 
Dreiecks bilden, dessen Winkel mittels des 
Kompensators auch direkt gemessen werden 
können. Auch zum Vergleich von Meßwand- 
lern mit Normaltransformatoren kann man den 
Kompensator verwenden. Die Fehler in den 
Ablesungen werden dadurch noch geringer, je- 
doch erscheint diese umständlichere Methode 
bei Benutzung eines Kompensators nicht not- 
wendig, da die direkt erreichbare Genauigkeit 
vollkommen genügt. x 

An einem Stromwandler mit dem UÜber- 
setzungsverhältnis 1 : 10 wird das Meßverfah- 
ren beschrieben. Mit der Primärwicklung in 
Reihe wurde ein induktionsfreier Widerstand, 

Bauart Drysdale-Tinsley, von 

AP 0,01 2 geschaltet. Ein ähnlicher 
Widerstand von 0,12 war an die 
Klemmen der Sekundärwick- 
lung gelegt; die Spannungen an 
den Widerständen werden so an 
den Kompensator geführt, daß 
sie sich nahezu aufheben, da ja 
die Widerstände im umgekehr- 
A ten Verhältnis zur Stromstärke 
stehen. Der Winkel zwischen den 
Spannungsabfällenin den Wider- 
ständen ist, da diese induktions- 
frei sind, gleich der Phasenver- 
schiebung zwischen den Strömen 
selbst. Diese beiden Spannungen 
P, und P, sowie ihre Differenz 
A P werden mittels des Kom- 

; pensators gemessen (Abb. 3). 

Die Ablesung des Fehlwinkels Ay an dem 
Phasenschieber des Kompensators kann mit 
einer Genauigkeit von 0,2° geschehen oder noch 
genauer, falls eine Mikrometerschraube vorhan- 
den ist. Da die genaue Kenntnis des Winkels 
von Wichtigkeit ist, ermittelt man ihn zweck- 
mäßig mit noch weit größerer Genauigkeit aus 
der einfachen Beziehung zwischen den Winkeln 
und Seiten eines Dreiecks. 


SD 
[IS] 


Abh. 3. 


. APsinv 
/ = aresin —————. 
Aygzarcs P, 
Oder wenn Ay, wie gewöhnlich, sehr klein ist, 
APsiny 


Ayuzııs 2 ; 
ü ’ P, 3 
woraus der Fehler dy an Ag, der von einem 
Fehler dy an yw herrührt: 


573APecosy 
2 


d.h. ein Fehler in Ay, der aus einem Fehler in 
dem beobachteten Werte von» berechnet wird, 
ist proportional cos y und daher im allgemeinen 
viel kleiner als der Fehler in w. . 

Die Werte von.A P und P, lassen sich nach 
Angabe des Verfassers mit 0,1%, und bei einiger 
Übung sogar mit 0,05% Genauigkeit ermitteln. 
In einer Zahlentafel wird ein Beispiel für die 
u gegeben. 


dig wy, 


ei Untersuchung eines Spannungs- 
transformators wird an die Primärwick- 
lung ein induktionsfreier Spannungsteiler 


En. | 


692 Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 30. 29. Juli 1920. 


\ 


wichtig ist, daß dieser auch kapazitäts- 
frei ist) gelegt und die Sekundärwicklung 
sowie der Kompensator nach Abb. 4 an 
einen Teil desselben angeschlossen. Dieser wird 
so gewählt, daß P, und P, möglichst nahe ent- 
gegengesetzt gleich sind. Aus den 3 Ablesungen 
von P,, P,;, und A P bei verschiedenen Werten 
der Primärspannung läßt sich das Überset- 
zungsverhältnis und der Fehlwinkel ähnlich 
wie beim Stromwandler ermitteln. (‚The Elec- 
triecian“, Bd. 83, 1919, S. 603.) Gw. 


Ölprüfvorrichtung. — In „Engineering“ 
Bd. 109, 1920, S. 509 wird eine Ölprüfvorrich- 
tung von A. G. M. Michell, Melbourne, be- 
schrieben. Eine Metallvollkugel wird in eine 


hohle Halbkugel von nahezu gleichem Halb-_ 


messer unter Zwischenschaltung einer dünnen 
Schicht des zu untersuchenden Öles gelegt. 
Das Ganze wird dann in eine solche Lage ge- 
bracht, daß die, Vollkugel frei herausfallen 
kann, wenn die Ölhaut sich unter entsprechen- 
der Verdickung auf einen genügend kleinen 
Durchmesser zusammengezogen hat. Die Zeit 
für diesen Vorgang wird gemessen und die ab- 
solute Zähigkeit proportional dieser Zeit mittels 
der Konstanten des Instrumentes berechnet. 
Der Apparat besitzt eine unübertreffliche Ein- 
fachheit, der physikalische Vorgang jedoch ist 
kompliziert und durch Nebeneinflüsse, wie 
Kapillarität u. a. gestört. Das Ergebnis hat 
also nur bedingte Genauigkeit, denn auch die 
Geschicklichkeit des Experimentators spielt 
eine bedeutende Rolle. Für vergleichende Ver- 
suche in der Werkstatt mag der Apparat wohl 
ein gutes Hilfsmittel abgeben. Es muß aber 
auch hier darauf hingewiesen werden, daß die 
Brauchbarkeit eines Öles nicht allein von der 
Zähigkeit abhängt, sondern ganz wesentlich 
noch durch andere physikalische Eigenschaften 
bestimmt wird. Für eine rationelle Ölwirt- 
schaft gehören aber solche Versuche nicht in 
die Werkstatt, sondern an eine Zentralstelle, 
wo man Zeit und geschulte Kräfte für derartige 
Untersuchungen hat. Für solche Untersuchun- 
en, die einen wissenschaftlichen Charakter 

aben, ist es aber ratsam, Vorgänge zu wählen, 
die man rechnerisch verfolgen kann, wenn auch 
die Apparatur etwas umfangreicher wird. Das 
einfachste ist dann noch immer die Beobach- 
tung des Durchgangs durch ein Kapillarrohr. 

GaD, 


Verkehr und Transport. ce 


Verfahren und Schaltungen zur Nutzbrem- 
sung von Wechselstromlokomotiven.!) — Die 
bisher bekanntgewordenen Schaltungen zur 
Nutzbremsung von normalen Finphasen- 
Reihenschlußmotoren, wie solche als Antriebs- 
motoren bei elektrischen Fahrzeugen heutzu- 
tage Verwendung finden, können in 2 Gruppen 
eingeteilt” werden, je nachdem der Motor 
während der Bremsperiode als Reihenschluß- 
generator oder als fremderregter Generator 
arbeitet. Die Schaltungen der ersten Gruppe 
haben den Nachteil, daß zur Unterdrückung 
von- schädlichen, eigenerregten Strömen der 
Hauptstromkreis große Ohmsche Dämpfungs- 
widerstände erhalten und die Erregerwicklung 
über einen relativ großen Zwischentransfor- 
mator gespeist werden muß. Dadurch wird 
die Schaltung sowohl technisch als auch wirt- 
schaftlich höchst unvollkommen und hat aus 
diesem Grunde nur bei einer Bahnanlage 
(Französische Südbahn) Verwendung gefun- 
den. Die Schaltungen der zweiten Gruppe 
sind technisch wesentlich vollkommener und 
wurden in neuester Zeit von mehreren Firmen 
mit Erfolg weiter ausgebaut. Die Haupt- 
schwierigkeit dieser Methode besteht, da nur 
Einphasenst om zur Verfügung steht, in der 
Beschaffung einer passenden Erregerspan- 
zung und damit Erzielung einer brauchbaren 
Phase der Anker-EMK. Behn-Eschenburg 
(M. Oerlikon)?)speist die Erregerwicklung direkt 
vom Netz, wodurch die Anker-EMK ungefähr 
um 90° (elektrisch) rn der Netzspan- 
nung verschoben wird. Die Parallelschaltung 
mit der letzteren erfolgt unter Zwischenschal- 
tung einer Drosselspule, die die Differenz der 
beiden Spannungen aufzunehmen hat. Die 
Schaltung. ist von den bisher bekanntge- 
wordenen die einfachste und hat den Vorteil, 
daß alle Fahrzeugmotoren zur Nutzbremsung 
herangezogen werden. Sie hat den Nachteil, 
daß die Drossel, die bezüglich Raumbedarf 
und Gewicht etwa ?/, des Leistungstransfor- 
mators ausmacht, einerseits das Gewicht der 
Lokomotive beträchtlich erhöht, anderseits 
den schon ohnedies sehr mäßigen Netz- 
leistungsfaktor noch weiter verschlechtert und 
schließlich die Fahrzeugmotoren mit wattlosen 
Strömen belastet. Die letzteren haben zur 
Folge, daß auch während der Bremsperiode, 


1) Vgl. ETZ. 1918, 8. 318 u. 8. 329. _ 
M ») Vergl ETZ. 1918, S. 481, 1919, 8. 94, 128 u. 219, 1920, 
5. 438. 2 


obgleich hierbei nur mit einem Bruchteil des 
normalen Drehmomentes gearbeitet wird, die 
Motoren stark erwärmt werden. Van Cauwen- 
berghet) entnimmt die Erregung dem auf 
dem Fahrzeug aufgestellten Kompressor- 
motor, der in der Schaltung eines Einphasen- 
Nebenschlußmotors bei Anbringung einer Hilfs- 
wicklung leicht als Phasenumformer dienen 
kann. Natürlich muß er entsprechend seiner 
neuen Nebenfunktion größer bemessen werden. 
Die Anker-EMK ist bei dieser Methode prak- 
tisch phasengleich 
so daß eine direkte Parallelschaltung möglich 
ist. Die Heranziehung des für die Betriebs- 
sicherheit so wichtigen Kompressormotors zur 
Nutzbremsung ist eine schwache Seite dieser 
sehr bemerkenswerten Methode. Osn os?) 
(AEG) benutzt bei einer Ausrüstung mit 2 oder 
mehreren Motoren einen der Motoren zur 
Phasenbeeinflussung im Erregerstromkreis der 
als Reihenschlußgenerator arbeitenden Ma- 
schine. Die Verhältnisse werden noch klarer 
und die Schaltung einfacher, wenn die eine 
Maschine (bzw. Gruppe) als reine Erreger- 
maschine, die andere (bzw. Gruppe) als reiner 
fremderregter Stromerreger verwendet wird. 
Auch hier wird die richtige Phase der Anker- 
EMK erreicht. Die praktisch noch nicht aus- 
geführte Schaltung (Abb.5) wurde auf dem 


Abb.5. Vollständige Sehaltung zur Nutzbremsung eirer 
Zweimotoren-Lokomotive. 


Prüfstand der AEG gründlich untersucht. Die 
Beschreibung der Wirkungsweise, die Mit- 
teilung der erhaltenen Meßresultate sowie 
ein Vergleich mit der Schaltung von Oerlikon 
bilden den eigentlichen Gegenstand einer 
sehr objektiven Arbeit von Monath. Die 
Prüfung ergab, daß eine Nutzbremsung grund- 
sätzlich möglich ist. Die Bremskräfte sind 
mittels Stufenschalters im Erregerstrom- und 
Hauptstromkreis in einfacher Weise regelbar 
und zeigen einen für den Bahnbetrieb wün- 
schenswerten stabilen Verlauf (Abb. 6). Der 


S 


Letstungsfäkter 


adumjang 
SE 
S 
S S 


Bremskrajf am Iriebr 
oa 
S S 
S 
Sa 


IQ 
S 
IS) 


70 OFEN Ele} 40 
Lokomötivgeschwindigkeif In. kım/R 
Abb. 6. Bremskraft, Gesamtwirkungsgrad und Leistungs- 


faktor in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit (Erreger- 
und Ankerspannung konstant). 


Leistungsfaktor ist ebenfalls in gewissen 
Grenzen einstellbar und erreicht im Gegensatz 
zu der Oerlikon-Schaltung sehr hohe Werte. 
Man kann sogar. bei hohen Drehzahlen Vor- 
eilung erzielen, wodurch also auch der Netz- 
leistungsfaktor durch die Nutzbremsung ver- 
bessert wird. Der gesamte Wirkungsgrad der 
Bremsung dürfte, nach den’ Versuchsergeb- 
nissen geurteilt, im praktischen Betriebe, in 
der Größenordnung von 70% liegen. Als 
Nachteil der neuen Schaltung muß hervorge- 
hoben werden, daß nur ein Teil der Fahrzeug- 
motoren zur Nutzbremsung herangezogen wird, 
während der Rest für die Erregung sorgen 
muß. Damit werden die Arbeitsbedingungen 
der einzelnen Motoren sehr verschieden, was 
bei der Auswahl der Type zu beachten ist. 

Die Nutzbremsung hat im allgemeinen 
nur auf weiten Strecken mit langen und häu- 


2) Ve ETZ, 1912, S 1076. 
2) DRP. 186881 


mit der Netzspannung,- 


figen Steigungen, also vorwiegend im Gebirge, 
Bedeutung. Die dabei zurückgewonnene 
Energie kann, wie aus den Messungen’an aus- 
geführten Gleich- und Drehstrombahnen her- 
vorgeht, je nach der Steigung ganz be- 
trächtliche Prozentsätze erreichen und damit 
den Gesamtwirkungsgrad der Bahnanlage ver- 
bessern. Voraussetzung istnur, daß die zurück- 
Bomoniene Energie für andere Stromver- 

raucher verwertet werden kann, was in den 
meisten Fällen nur bei weitverzweigten An- 
lagen möglich ist. Als wesentlicher Vorteil 
der Nutzbremsung im allgemeinen muß die 
Schonung der Radreifen, Schienen und des 
Oberbaues hervorgehoben werden. Für Bahnen, 
die vorwiegend im Flachland verlaufen, ist 
die Ausrüstung der Fahrzeuge mit Nutz- 
bremseinrichtungen nicht zu empfehlen, da 
der geringe Energiegewinn beim Anhalten die 
Verwickelungen der Schaltung und das Mehr- 
gewicht des Triebfahrzeuges nicht rechtfertigt. 
(Monath, Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen. Bd. 17, 
1919, 8. 209 u. 217). -J: Ko. 


Znr Elektrisierung der belgischen Eisen- 
bahnen. — Die belgischen Eisenbahnen sollen 
nach einer‘ im belgischen Abgeordnetenhaus 
gegebenen Feststellung in drei Bauabschnitten 
elektrisiert werden. Das Programm umfaßt 
zunächst die doppelgleisige Linie Brüssel 
Nord-Antwerpen Central, auf der für den 
Personenverkehr 
züge vorgesehen sind, u. zw. zunächst täglich 
38 (Eilzüge, gewöhnliche und langsam fahrende) 
in jeder Richtung, die je 550 Personen 
befördern. Vor dem Kriege liefen hier täglich 
34 Züge. Nach Verbesserung der Bahhanlage, 
einschl. der Wiederherstellung des Bahnhofes 
Malines und. der Arbeiten auf der Strecke 
Schaerbeek - Hal, will man den Personen- 
verkehr steigern und dann auch den Güter- 
transport elektrisch bewältigen. Auf den 
luxemburgischen und den mit diesen in 
Verbindung stehenden Linien werden für den 
Nahverkehr ebensolche Triebwagenzüge ein- 
gerichtet, für den internationalen und den 
Fernverkehr aber Züge mit elektrischen Loko- 
motiven. Die mittlere Geschwindigkeit der Eil- 
und internationalen Züge soll 70 bis maximal 
90 km/h "betragen; zwischen» Brüssel und 
Arlon fahren die Dampfzüge jetzt nur mit 
62 km/h. An dritter Stelle ist die Elektrisie- 
rung der verschiedenen Zweigstrecken in 
der Umgebung von Brüssel beabsichtigt, 
weil die wachsende Bedeutung des Verkehrs 
sie erfordert. 


Elektrisierung der Linie Stockholm- Goten- 
burg. — Die ‚„Weltw. Nachr.‘“ teilen nach 
„Svenska Dagbladet‘“ mit, daß die erste 
Kammer des schwedischen Reichstages den 
Regierungsvorschlag genehmigt habe, der für 
die Elektrisierung der Staatsbahnlinie Stock- 
holm-Gotenburg einen Betrag von 23 Mill. 
Kr vorsieht. 


Beleuchtung und Heizung. 


Einzelbeleuchtung an Werkzeugmaschinen 
mit niedervoltigen Lampen!). — S. Ram hattein 
einem kürzlich veröffentlichten Bericht darauf 
hingewiesen, daß Unglücksfälle durch Elektrisie- 
rung in elektrisch beleuchteten Werkstätten bei 
Anwendung von’ Niederspannungslampen ver- 
mieden werden könnten. C. T. Wilkinson 
schlägt daher vor, bei Einzel- und Gruppen- 


antrieb von Werkzeugmaschinen mittels In- 


duktionsmotoren im Motor eine kleine Trans- 
formatorspule- vorzusehen, welche für die Ein- 
‚zelbeleuchtung eine Spannung von 12 V zur 
Verfügung stellt. Diese Spannung wird ge- 
wählt, da sie vollkommen ungefährlich ist und 
die Verwendung der sehr wirtschaftlichen und 
dauerhaften Halbwatt-Metallfadenlampen er- 
möglicht. Außerdem läßt sich die Allgemein- 
beleuchtung bei Einzelbeleuchtung der Werk- 
zeugmaschinen wesentlich niedriger halten, und 
die gekennzeichnete Beleuchtungsart ergibt 
außer den hierdurch möglichen Ersparnissen 
(wobei die Kosten für die installierte Lampe 
durch Fortfallder besonderen Zuleitungen zuden 
Maschinen sich sehr gering stellen) noch zwei 
weitere erhebliche Vorteile. Erstens fallen, wie 


erwähnt, besondere Zuleitungen, welche die 
Bewegungsfreiheit des Maschinenbedienungs- 


personals behindern, fort. Dann aber wird auch 
eine Unabhängigkeit der Einzelbeleuchtung von 
der Allgemeinbeleuchtung erzielt, so daß bei 
etwaigem Versagen der letzteren die Werkstätten 
sich nicht ganz im Dunkeln befinden und eine 
Notbeleuchtung nicht vorgesehen oder wenig- 
stens nicht in Anspruch genommen zu’ werden 
braucht. Das gekennzeichnete System wurde in 
einem von der britischen Admiralität Kontrol- 
lierten Betrieb eingerichtet und hat sich sehr gut 
bewährt. Die Enden der 12 V-Transformator- 


1) Nach „Electrical Review“ Bd. 86, 1920, 8. 548. 


ausschließlich Triebwagen- - 


29. Juli 1920, 


spule sind mit einem Steckkontakt verbunden, 
von dem aus mittels biegsamer Leitung die ver- 
stellbare Arbeitslampe gespeist wird. Die 
Kosten für die installierte Lampe betrugen die 
Hälfte derjenigen der gebräuchlichen Einzel- 
beleuchtungsart (3 £) und lassen sich durch 
5 Anwendung einer Spezialanschlußklemme noch 


weiter Fer aan Liehtschwankungen infolge 
der wechselnden Motorenbelastung haben sich 
in der Praxis nicht ergeben. Um auch Licht 
beim Aufspannen der Werkstücke bzw. beim 
Einstellen der Werkzeuge zu erhalten, wird die 
5 Einzellampe entweder vorübergehend von der 
benachbarten Werkzeugmaschine aus gespeist, 
oder es wird eine Motorkupplung vorgesehen, 
so daß der Motor weiterläuft, während die Ar- 
beitswelle stillsteht. ah. 


Berg- und Hüttenwesen. 


Herstellung von Haematit-Roheisen und 
Elektrostahl im elektrischen Scehmelzofen. — 
O0. Hasler weist unter Beigabe statistischer 
Unterlagen über die Herstellungskosten für 
Haematit-Roheisen und Stahlguß aus Abfall- 
eisen im Elektroschmelzofen für die Jahre 
1914 und 1918 nebst den vermutlichen Werten 
für 1920 darauf hin!), daß die Wirtschaftlich- 
keit des Elektroschmelzverfahrens nicht in so 
starkem Maße vom Strompreis abhängig ist, 
wie dies von den beteiligten Industriekreisen 
noch vielfach angenommen wird. Unter Be- 
tonung der großen volkswirtschaftlichen Be- 
deutung der Verarbeitung von Abfalleisen in 
einem Industrieland wie der Schweiz, ohne 
eigene Roheisenproduktion, spricht er die 
Erwartung aus, daß bei einem normalen Preis- 
verhältnis zwischen Haematit und Grauguß 
nicht nur die Herstellung von Haematit und 
Stahlguß, sondern auch die Herstellung von 
Grauguß im elektrischen Ofen lohnend sein 
und den Kupolofen mit Koksfeuerung immer 
mehr verdrängen werde Lienhard gibt in 
einer Entgegnung zu, daß es wohl nicht an- 
gängig sei, bei Beurteilung der Wirtschaft- 
lichkeit des Verfahrens einzig das theoretische 
Verhältnis zwischen der Heizkraft des Schmelz- 
koks und des elektrischen Stromes zu be- 
trachten, hebt aber den Umstand hervor, daß 
der Kupolofen intermittierend arbeitet, der 
elektrische Schmelzofen dagegen unbedingt 
kontinuierlich im Betriebe gehalten werden 
muß, so daß es daher in diesem Falle doch auf 
den Strompreis ankomme, ob eine nach dem 
elektrischen Verfahren arbeitende Gießerei 
auf die Dauer zu bestehen vermag. V. E. 


Elektrische Antriebe. 


Ein Fischereifahrzeug mit elektrischem 
Schraubenantrieb. — iston beschreibt ein 
von der General Electric Co. mit elektrischem 
-Schraubenantrieb versehenes Fischereifahr- 
zeug „Mariner‘, das Ende 1919 in Dienst ge- 
stellt worden ist. Es handelt sich um ein Holz- 
schiff mit 500 t Wasserverdrängung, 10 Knoten 
Geschwindigkeit und 6000 Seemeilen Aktions- 
radius. Das Schiff hat zwei Achtzylinder-Vier- 

. takt-Dieselmotoren mit 350 Umdr/min und 
eine Schraube, die bei 200 Umdr/min 400 PS 
aufnimmt. Die Kraftübertragung von den bei- 
den Dieselmotoren auf die Schraube geschieht 
elektrisch, u. zw. durch Gleichstrom von 250 V. 
An jedem Dieselmotor hängt eine Kompound- 
maschine mit Selbsterregung von je 165 kW, 
125 V. Die beiden Maschinen sind hintereinan- 
dergeschaltet und speisen den Sehraubenmotor. 
Der Antrieb. kann sowohl vom Maschinenraum 
als auch vom Steuerhaus aus geregelt werden. 
Bei kleiner Fahrt wird der eine Dieselmotor 
stillgesetzt und der Antrieb von der anderen 
Seite aus mit 125 V betrieben. Das Anlassen, 
Umsteuern und Regeln geschieht durch Ver- 
wendung einer Schützensteuerung mit Meister- 
walze. , , R 
Man kann für den elektrischen Schiffs- 
'  sehraubenantrieb im allgemeinen sehr viel 
| übrig haben und doch der Meinung sein, daß 
| die vorstehend geschilderte Lösung abwegig ist. 
Warum haben die Amerikaner hier die elek- 
| trische Kraftübertragung zwischen Diesel- 
motor und Schraube eingeschaltet? Der Ver- 
fasser des Aufsatzes spricht nur ganz allgemein 
von der der elektrischen Kraftübertragung eige- 
nen Beweglichkeit, die einen geringen Brenn- 
— stoffverbrauch besonders bei verminderter 
Schiffsgeschwindigkeit verursache sowie gleich- 
bleibende Drehrichtung und Winkelgeschwin- 
digkeit des Dieselmotors und ein rasches Stop- 
hen des Schiffes ermögliche. Er weist auf die 
öglichkeit des elektrischen Antriebes der 
 Sehiffshilfsmaschinen, insbesondere der Netz- 
'  winde, mit einem Kraftbedarf von 65 PS hin. 
‚ Aber das alles ist nicht überzeugend, denn das 
'  Sehiff konnte auch mit einem umsteuerbaren 
| 


1) Bulletin des S,E.V. Bd. 10, 1919, S.141 u. 312. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


Dieselmotor von 400PS ausgerüstet werden, wo- 
durch die rd 20%, betragenden Verluste der 
elektrischen Übertragung vermieden worden 
wären. Und wenn dieser Motor auch für 200 
Umdrehungen statt für 350 hätte gebaut wer- 
den müssen, so ist der Gewichtsaufwand in 
diesem Falle immer noch nicht so groß wie bei 
der gewählten Lösung, bei der 2 Dynamo- 
maschinen und 1 Elektromotor zusätzlich auf- 
gestellt wurden. Die Schiffshilfsmaschinen 
konnten ja auch bei rein mechanischem Antrieb 
der Schraube durch eine besondere kleine elek- 
trische Station elektrisch betrieben werden, 
wie das auf anderen Motorschiffen geschieht. 


Auch die Möglichkeit der direkten Steuerung 
des Fahrzeuges vom Steuerhause aus ist bei 
einem so kleinen, langsam fahrenden Schiffe 
von geringer Bedeutung. Es bleibt als einziger 
einigermaßen stichhaltiger Grund für das ge- 


wählte System die Überlegung, daß beim Ver- 


sagen des einen Dieselmotors das Schiff von 


der anderen Seite aus bequem mit verminder- 
ter Geschwindigkeit weitergefahren werden 
kann. Aber auch dieser Gesichtspunkt recht- 
fertigt meiner Ansicht nach die gewählte An- 
ordnung nicht. Man konnte ja auch 2 Schrau- 
ben mit je einem Dieselmotor wählen. Außer- 
dem haben die deutschen U-Boote doch deut- 


lich gezeigt, daß der Dieselmotor betriebssicher 


genug gebaut werden kann. 

Wenn man aber schon eine Gleichstrom- 
Kraftübertragung wählte, so mußte man doch 
um ihre Vorzüge auszunutzen, Leonardschal- 
tung anwenden, für die alle Vorbedingungen 
gegeben waren. Warum die Amerikaner sie 
nicht gewählt haben, ist nicht zu verstehen. 
(General El. Rev. Bd. 23, 1920, $. 455.) 

Stauch. 


Hochseejacht 
Der in Rochester, 


1914 gebaute Schoner ‚„Elfay‘‘ von 50 m 


Länge, 10 m Breite und 7 m Tiefgang ist, wie 
wir dem „Journal of Commerce“, Liverpool, 
1920 entnehmen, kürzlich mit 
einer Hilfsmaschine versehen worden. Sie be- 
steht aus einem 6-zylindrigen Winton-Diesel- 
motor von86kW (115PS)Leistung, welcher mit 
einer Westinghouse-Dynamo von 75kW Leistung 
direkt gekuppelt ist. Letztere treibt die Schiffs- 
schraube an und wird in der üblichen Weise ge- 
dient ein mit einer 
Ölmotor 
von 18,6 kW (25 PS), der auch zum Laden der 
Akkumulatorenbatterie benutzt wird, wenn 
der große Maschinensatz nicht in Betrieb ist. 
Das Fahrzeug ist für sehr lange Vergnügungs- 
fahrten bestimmt,und es sind daher für 3200km 
ausreichende Betfiebsstoffbehälter eingebaut 
An Deck ist eine 7,5 kW (10 PS)- 
Winde mitelektrischem Antrieb aufgestellt, fer- 
ner dienen zwei kleinere elektrische Winden zur 
Bedienung der Segel. Auch sämtliche Pumpen 


vom 11. III. 


steuert. Als Aushilfe 
Dynamo von 15 kW gekuppelter 


worden. 


Ventilatoren usw. werden elektrisch betrieben. 


Alle Räume sind elektrisch beheizt und be- 


leuchtet, und eine Funkausrüstung ist vorge- 
sehen. W. 


Fernmeldetechnik. 


Die Aufgaben der deutschen Funkstellen. — 
Nachdem die durch den Friedensvertrag dem 
deutschen Funkverkehr auferlegten Be- 
schränkungen weggefallen sind, findet der 
Funkverkehr wieder im vollen Umfange und 
in stärkerer Ausgestaltung als vor dem Kriege 
statt. Die Küstenfunkstellen nehmen den 
Verkehr mit den auf See befindlichen Schiffen 
wahr. Die Hauptfunkstelle Norddeich über- 
mittelt Sturmwarnungen, Wetternachrichten, 
Nachrichten für Seefahrer an die Schiffe, 
während die Großfunkstellen Nauen und Eil- 
vese dem früheren, von den Kabeln ausge- 
führten überseeischen - Telegrammverkehr 
dienen. Nauen sendet außerdem täglich um 
1 Uhr das international vereinbarte Zeit- 
signal aus, ferner deutsche Pressemeldungen, 
die auf diese Weise auf schnellstem Wege bis 
in weit entfernte Länder gelangen. Eine be- 
sonderes wichtige Rolle spielt die Haupt- 
funkstelle Königs - Wusterhausen. Sie ist 
die Zentralstelle für den inneren und für den 
Funkverkehr mit’den europäischen Ländern; 
sie vermittelt ferner einen von der Außen- 
handelsstelle ausgehenden Funkwirtschafts- 
dienst und demnächst probeweise einen von 
mehreren Nachrichtenbureaus auszusenden- 
den Funkpressedienst. Außerdem werden von 
ihr dreimal täglich Wetternachrichten ge- 
funkt, die für die deutschen Wetterdienst- 
stellen und die Flughäfen bestimmt sind. Die 
Funkstellen des Reichsfunknetzes, deren Zahl 
ständig zunimmt, und die mit den Telegraphen- 
ämtern vereinigt sind, dienen dem Telegramm - 
verkehr zwischen den wichtigsten Orten 
Deutschlands und. treten hauptsächlich bei 
Überlastung und Unterbrechungen der Tele- 
graphenlinien in Erscheinung. 


1920. Heft 30. 


mit elektrisechem Antrieb. 
im Jahre 


683 


BT TH 


Das unterirdische Fernsprechnetz in Italien. 
— Die ersten unterirdischen Fernleitungslinien 
wurden in Italien im Jahre 1898 gebaut. Seit- 
her sind für diesen Zweck 22 Mill. L ausgegeben 
worden, und trotzdem sind die Linien für den 
zu bewältigenden Verkehr unzureichend. Im 
Jahre 1912 beabsichtigte der Minister Ca- 
lissano, eine große Linie von Turin bis Neapel 
über Bologna, Florenz und Rom, mit Abzwei- 
gungen nach Mailand, Genua, Venedig und Li- 
vorno zu schaffen. Das bestehende Netz um- 
faßt aber z. Zt. im wesentlichen nur Zweig- 
linien, wie dies daraus hervorgeht, daß 800 
Stromkreise nur eine Länge von etwa 40000 km 
haben, die mittlere Länge somit nur 50 km be- 
trägt. Trotz der länglichen Gestalt der Halb- 
insel sind nur 14 Stromkreise für große Ent- 
fernung vorhanden, von denen 6 eine Entfer- 
nung von 300 — 500, 6 eine solche von 500 -:- 
700 und 2 eine Entfernung von 700 -- 1000 km 
überbrücken. Der Plan des Ministers ist dem- 
nach noch weit davon entfernt, in die Tat um- 
gesetzt zu sein. 

Die königliche Kommission hat die zu- 
lässige Dämpfung für Fernsprechstromkreise 
auf #1 = 3,5, die der Fernleitung allein (ohne 
die Sprechstellenapparate, Teilnehmerleitung 
und Amtseinrichtung) auf Bl = 2,5 festgesetzt, 
wohingegen sich Amerika mit einem Dämp- 
fungswert ßl = 4 begnügt. (L‘Industrie El6e- 
trique Bd. 29, 1920, S. 178 nach ‚Elettrotec- 
nicar.), Kr. 


Charakteristische Kurven für die beim 
drahtlosen Sendebetrieb benutzten Frequenz- 
verdoppler. — T. Minohara sucht die gün- 
stigsten Betriebsbedingungen für Frequenz- 
verdoppler, wie sie in der drahtlosen Sende- 
technik nach der von Joly und Vallauri 
angegebenen Schaltung verwendet werden, 
aus der Kurvenform für die Sekundärspannung 
aufzubauen. Das Neuartige seiner Methode 
besteht darin, daß er diese Kurven unmittel- 
bar auf die Kurven für die Magnetisierung der 
Eisenkerne zurückführt. Er kommt dabei zu 
folgenden Ergebnissen: 1. Wenn die Schwin- 
gung der sekundären Spannung sinusförmig 
ist, so ist die Größe der in Bewegung gesetzten 
Energie begrenzt durch die Tatsache, daß das 
Verhältnis des primären Wechselstromes zu 
dem Erreger-Gleichstrom nicht über einen 
gewissen Wert (etwa 1,66) hinausgehen kann. 
2. Im Gegensatz hierzu ist in dem erregten 
Kreise für den Fall, daß man die Gleichstrom- 
erregung gleich der primären Effektivinten- 
sität macht, die sekundäre elektromotorische 
Kraft nicht mehr sinusförmig; sie enthält 
vielmehr eine ‚stark hervortretende zweite 
harmonische, deren Amplitude dabei ihren 
Höchstwert erreicht. Eine große Zahl von 
Oszillogrammen zeigt, daß die Theorie gut 
mit den durch die Versuche gewonnenen Er- 
gebnissen übereinstimmt. (Revue Gener. de 
l’Electricite, Bd. 7, 1920, S. 283). Rp; 


Werkstatt und Baustoffe. 


Organisation wirtschaftlicher Höchstlei- 
stungen. — Die gesteigerten Löhne, die vor- 
aussichtlich nie wieder auf ihren früheren 
Stand zurücksinken werden, machen es erfor- 
derlich, Methoden der wissenschaftlichen Be- 
triebsführung in die Fabrikation einzuführen, 
mit deren Hilfe wir, genau so wie die Ameri- 
kaner, imstande sein werden, erstklassige Pro- 
dukte in der wirtschaftlichsten Weise und so 
in auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger 
Güte und Preisstellung zu erzeugen. Es ist des- 
halb zu begrüßen, wenn Vorträge, wie der von 
Senstim Öberschlesischen Bezirksverein deut- 
scher Ingenieure in Kattowitz!) gehaltene, 
diesen Gegenstand in interessanter Weise be- 
handeln, vor allem, weil durch Hinweis auf das 
in Amerika bei sehr schwierigen Arbeiterver- 
hältnissen und höheren Löhnen als bei uns, be- 
reits tatsächlich Geleistete der Weg gezeigt 
wird, auf dem wir hoffen können, allmählich 
wieder in die Reihe der Weltversorger einzu- 
treten. Senst kennzeichnet die grundlegenden 
Faktoren der Fordschen Fabrikationsorgani- 
sation?) unzweifelhaft richtig, wenn er das voll- 
kommen durchgearbeitete Transportsystem — 
der Rohmaterialien, der Teilfabrikate bis zum 
Fertigprodukt — und die Kettenmontage als 
besonders bemerkenswert hervorhebt. Beide 
haben als leitenden Gedanken die Erzielung 
höchster Wirtschaftlichkeit und beruhen im 
wesentlichen auf rein organisatorischen Maß- 
nahmen, bei denen alle Möglichkeiten von 
Versagern und entsprechende Maßnahmen zu 
deren Unschädlichmachung vorgesehen sind; 
bei der Kettenmontage, bei welcher bis zu 29 
in einer Reihe aufgestellte Arbeiter an den vor- 


ı) „Die Herstellung des Ford-Automobils“, Mitt. 
d. Oberschles. Bezirksvereins deutsch. Ingen. und des Ober- 
schles. Elektrotechn. Vereins, Bd. 11, 1920, 8. 47. 
zur) ler. ea Dun FLINUN. 8 62°. 


694 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1926. Heft 30. 


überrollenden Arbeitsstücken gleichzeitig Teil- 
arbeiten ausführen, tritt aber in besonders 
augenfälliger Weise der durch die Organisation 
der Arbeitsvorgänge ausgeübte Zwang zur Er- 
zielung der genormten Leistung in die Erschei- 
nung. Dabei ist der Entwurf der Organisation 
noch nicht die schwerste Arbeit; diese beginnt 
vielmehr erst, wenn die Arbeiter veranlaßt wer- 
den sollen, danach zu arbeiten. Hierzu gehört 
außer 'Takt-, vor allem Gerechtigkeitsgefühl, 
Ehrlichkeit und soziales Empfinden auf seiten 
des Arbeitgebers, sowie ein Verständnis der 
menschlichen Psyche. Besonders schwierig ist 
auch die Frage der Abwechslung, um geistiger 
Ermüdung oder Abstumpfung vorzubeugen. 
Es ergibt sich hier eine Reihe schwieriger 
Fragen, die aber durchaus lösbar sind, und bei 
denen empirische, aus Zeit- und Bewegungs- 
studien entwickelte Methoden uns rascher för- 
dern werden als tiefsinnig theoretische. 


Wie bei jeder Massenfabrikation spielt auch 
im Fordschen Betriebe der Transport des Ma- 
terials in allen seinen Bearbeitungsstadien eine 
für die Kostenbildung und das Produktions- 
tempo ausschlaggebende Rolle. Er ist — an 
den Ergebnissen gemessen — mit sehr gutem 
Erfolge organisiert, nicht nur durch Bereit- 
stellung der entsprechenden mechanischen 
Hilfsmittel, wie Anschlußgleise an sämtliche in 
Betracht kommende Bahnlinien, Einschienen- 
bahnen in allen Teilen des Betriebes, welche 
zur Bewegung ganzer Wagenladungen benutzt 
werden können, sondern vor allem durch den 
Ersatz der teuren und unübersichtlichen Fahr- 
stühle durch Brückenkrane, die unmittelbar 
unter den zwischen den fünfstöckigen Fabrik- 
gebäuden aufgebrachten Hallendächern laufen 
und den gesamten Zwischenstockwerksverkehr 
vermitteln. Dieser geht in der Weise vor sich, 
daß aus jedem Stockwerk, gegen die der an- 
deren Stockwerke versetzt angeordnete Lade- 
brücken in den Hallenraum frei herausragen, 
von welchen die zu bewegenden Güter durch 
den Kran abgehoben, oder auf welche sie nieder- 
gesetzt werden. Dabei wird durch sorgfältig für 
jeden Kran und für jede Ladebrücke ausge- 
arbeitete Stundenpläne dafür gesorgt, daß eine 
gegenseitige Behinderung nicht eintritt. Die 
Eisenbahnwagen fahren direkt in die Halle ein, 
so daß das Be- und Entladen in arbeitsparen- 
der Weise ohne Zeitverlust vor sich gehen kann. 
Eine weitere, in großzügiger Weise angewen- 
dete Beförderungsart wird durch Rutschen 
gegeben, die z. B. zur Herabbeförderung der 
fertigen Karosserien nach dem Fabrikhof Ver- 
wendung finden. Dabei treffen sie dann gerade 
zu dem Zeitpunkte ein, wenn das fertiggestellte 
Untergestell zu ihrer Aufnahme bereit ist. Das 
Bemerkenswerteste bei Ford ist jedoch die 
Kettenmontage. Hierbei sind die Arbeiter, 
welche eine bestimmte Reihe von Arbeiten vor- 
nehmen, z. B. den Zusammenbau einer Kupp- 
lung, in einer Reihe aufgestellt, an welcher sich 
eine die Arbeitsstücke tragende Kette vorbei- 
bewegt. Die einzelnen Teilarbeiten erfordern 
gleiche Zeit, müssen aber anderseits auch tat- 
sächlich in dieser Zeit ausgeführt werden, da 
die Kette nicht wartet. Im angeführten Falle 
führen jetzt 14 Arbeiter den Zusammenbau in 
5 Min. aus, so daß bei 8-stündiger Arbeitszeit 
alle 22 sek. eine Kupplung fertiggestellt wird. 
Daß bei Ford die Anwendungen von Spezial- 
maschinen bis zum äußersten durchgeführt ist, 
beweist u. a. eine Bohrmaschine für den Zy- 
linderblock, welche 50 Bohrspindeln besitzt. 
Hier wird durch zweckmäßige Konstruktion, 
bestes Material, unterwiesene Bedienung oder 
automatische Vorrichtungen, sowie peinlichste 
Überwachung erreicht, daß die Maschinen tat- 
sächlich mit 100% Wirkungsgrad arbeiten, in 
ähnlicher Weise etwa, wie man das bei guten 
Schraubenautomaten auch bei uns für selbst- 
verständlich hält. W 


Elektrische Warmbehandlung von Stahl- 
teilen zwecks Härtung. — Die amerikanische 
Firma Snead & Co. in Jersey City, Ver. 
Staaten, hat ein Verfahren entwickelt, durch 
welches die Härtung von Stahlrohren, -stangen 
und -schienen in der Weise vorgenommen wird, 
daß die Arbeitsstücke in senkrechter Lage durch 
elektrischen Strom auf eine geeignete Tem- 
peratur erhitzt werden und dann sofort in 
einen darunter angeordneten Behälter gleiten, 
welcher das Härteöl enthält. Es werden so 
z. B. dünnwandige Rohre bis zu 7 m 
Länge gehärtet, eine Leistung, die früher 
überhaupt unmöglich war. Ein besonderer 
Vorzug des Verfahrens besteht darin, daß 
Formänderungen der Arbeitsstücke nicht ein- 
treten. Man hat festgestellt, daß das Material 
sich bis zur Erreichung der richtigen Härte- 
temperatur ausdehnt, sich dann auf kurze 
Zeit zusammenzieht, um bei weiterer Eı- 
wärmung sich wieder auszudehnen. 
Diese Eigenschaft wird benutzt, um den Arbeits- 
vorgang zu einem ganz selbsttätigen zu machen, 
indem die lineare Ausdehnung des am oberen 


Ende eingespannten Arbeitsstücks einen Zeiger 
bewegt, der-durch seine rückläufige Bewegung 
nach Eintritt der ‘kritischen Temperatur die 
Lösung der Stromzuführungsklemmen be- 
wirkt, so daß der glühende Stahlteil durch 
eigne Schwere in das Härtebad fällt. Die Er- 
wärmung erfordert 20 s bis etwa 1 min je 
nach Querschnitt; als Stromdichte hat sich 
eine Belastung mit 12,5 A/mm?- als zweckmäßig 
herausgestellt. Bei Stahlrohren kann man 
mit einem Energieverbrauch von 0,22 kW/kg, 
bei Stahlstangen mit einem solchen von 
0,13 kW/kg rechnen. Bei Röhren, namentlich 
dünnwandigen, deren Härtung, wie erwähnt, 
dies Verfahren überhaupt erst ermögiicht, 
können während des Glühprozesses schwache 
Stellen und sonstige Unregelmäßigkeiten in 
der Wandung an der Ungleichförmigkeit der 
Färbung erkannt werden. Wegen der kurzen 
Zeitdauer des Glühzustandes tritt Zunder- 
bildung fast gar nicht auf. (‚Automotive 
Manufacturer‘ Bd. 62, 1920, S. 21). W. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Technisches Vorlesungswesen Groß-Berlin. 
— Vom 6. bis 14. September d. J! wird im 
psychotechnischen Laboratorium der Tech- 
nischen Hochschule Charlottenburg ein Kur- 
sus stattfinden zur Einführung in die Metho- 
den und Ergebnisse der Psychotechnik, mit 


besonderer Berücksichtigung der Lehrlings-. 


prüfung. Neben Vorlesungen über psycho- 
technische Prüfverfahren sowie Vorführungen 
praktischer Untersuchungen und Übungen im 
psychotechnischen Laboratorium wird eine 
Reihe von Werkschulen und psychotechnischen 
Prüfständen der Berliner Industrie besichtigt 
werden. Nähere Auskunft erteilt die Ge- 
schäftstelle des Technischen Vorlesungswesen 
Groß-Berlin im Hause des Vereines deutscher 
Ingenieure, Berlin NW _7, Sommerstraße 4a. 


Eine Überseewoche in Hamburg. — So 
wenig günstig das Ausstellungs- und Messe- 
Amt der Deutschen Industrie die Aussichten 
einer Hamburger Messe beurteilen mußte, so 
zweckmäßig erscheint ihm jetzt die Anregung 
zu einer internationalen Überseewoche 
in dem führenden Exporthafen Hamburg. 
Sie ist als eine mit besonderen Mitteln durch- 
geführte Ausfuhrpropaganda gedacht, die, mit 
Unterstützung der beteiligten Industrien, aus 
dem Auslande alte und neue Kundenscharen 
nach Hamburg ziehen soll. Selbstverständ- 
liche Voraussetzung für den Erfolg ist nach 
Ansicht des Amtes ein enges Zusammen- 
arbeiten der Hamburger Exporteure mit der 
Industrie, deren Erzeugnisse sie früher ausge- 
führt haben. Auch erscheint eine Verstän- 
digung mit letzterer darüber notwendig, daß 
von vornherein ein gewisser Teil der Produk- 
tion für die aus Hamburg zu erwartenden 
Uberseeaufträge reserviert bleibt; denn nur 
wenn lieferfähige Ware verkauft werden kann, 
wird der Ausländer vor Enttäuschungen be- 
wahrt bleiben und die Überseewoche sich zu 
einer dauernden Einrichtung gestalten lassen. 


Energiewirtschaft. 


Kraft- und Wärmewirtschaft in Württem- 
berg. — Die „Zeitschr. d. V.d. I.“ teilt folgende 
Richtlinien mit, die der Württembergische 
Revisions-Verein für Kraft- und Wärme- 
wirtschaft aufgestellt hat: 

Betriebe, die während des ganzen 
Jahres nur Kraft benötigen, Wärme jedoch 
bloß zur Raumheizung während der kalten 
Jahreszeit, werden entweder dauernd die Kraft 
beziehen und Brennstoff nur für Winterheizung 
verbrauchen, oder sie werden während der 
Heizzeit die Heizwärme zuerst zur Kraft- 
erzeugung verwerten, wobei jedoch nur in 
dem Maße Kraft zu erzeugen sein wird, als 
Abwärme für Heizung verwertet werden kann, 
mit der ebenfalls keine Verschwendung ge- 
trieben werden darf. 

2. Betriebe, die während des 
Jahres sowohl Kraft als auch Wärme zur 
Warenherstellung bedürfen, werden zweck- 
mäßig nur soviel Kraft selbst erzeugen, als 
Abwärme verwertet werden kann, etwaiger 
Mehrbedarf an Kraft wird zu beziehen sein. 

3. Betriebe, die während des ganzen 
Jahres viel mehr Wärme als Kraft zur Waren- 
herstellung oder für Arbeitsmaschinen ver- 
brauchen, müssen nach Möglichkeit den Waren- 
oder Arbeitsdampf nach oder gebotenenfalls 
auch vor seiner Verwendung in den betreffenden 
Einrichtungen zur Krafterzeugung ausnutzen, 
wobei die "iberschüssige Kraft als Abfall- 
kraft denjenigen Betrieben zuzuführen ist, 
die nur Kraft für ihre Erzeugnisse be- 
nötigen. Hierbei werden kleine und mittlere 
Dampfbetriebe, in denen Abfallkraft zu ge- 


ganzen 


winnen ist, mit 
die nur Betriebskraft 
zu verbinden sein, z. .B. 
an das elektrische Ortsnetz. 


nahegelegenen Beieben, 
"benötigen, elektrisch 
durch Anschluß 
Große Dampf- - 
betriebe mit einem regelmäßigen erheblichen 
Gewinn an Abfallkraft werden für deren Ver- 


wertung an das nächstgelegene größere Ver- 
teilungsnetz anzuschließen sein. 


Aus der polnischen Elektrizitätswirtschaft. 
—. Nach einer polnischen Meldung teilt der 
„Überseedienst‘‘ mit, daß die mit 20 Mill. M 
arbeitende A. Sila i Swiatlo, Warschau, 
sämtliche deutschen Gesellschaften gehören- 
den Aktien des Elektrizitätswerkes Sosnowice 
und damit den maßgebenden Einfluß in der 
Elektrizitätswirtschaft des Dombro- 
waer Kohlenreviers erlangt habe. Weiter 
sei von ihr die UÜberlandzentrale Pruszkow 
(bisher Eigentum der Gesellschaft für elek- 
trische Unternehmungen) angekauft und deren 
Ausbau in Angriff genommen worden; sie 
soll von einer neuen Aktiengesellschaft mit 
10 Mill. M betrieben werden. Das genannte 
polnische Unternehmen habe sich ferner an 
der Errichtung neuer Elektrizitätswerke be- 
teiligt und hege auch: die Absicht, eine Reihe 
elektrischer Vorortbahnen zur Verbindung 
Warschaus mit seiner Umgebung herzustellen. 


Studien über Krafterzeugung und -vertei- 
lung in den V. S. Amerika. — Eine vor kurzem 
vom Parlament angenommene und vom Prä- 
sidenten gezeichnete Sundry Civil Bill sieht 
0,125 Mill. $ für das Geological Survey vor 
zu dem Zweck, die Krafterzeugung und 
-verteilung in den Vereinigten Staaten zu 
prüfen und Methoden für die weitere Aus- 
nutzung der Wasserkräfte sowie für 
eine Untersuchung der wirtschaftlichen Mög- 
lichkeiten auf dem Gebiete der Brennstoffe, 
der Arbeit und des Materials zu studieren, die 
sich aus dem Betrieb eines zusammenfassenden 
Systems der Erzeugung und Verteilung elek- 
trischer Arbeit für Verkehr und Industrie in 
dem Industriegebiet von Boston-Washington 
ergeben. Das Geological Survey wird hierfür 
demnächst ein Programm zusammenstellen und 
möglicherweise außenstehende Ingenieure zur 
Mitarbeit heranziehen. (‚Electrical World‘““.) 


Industrie und Handel. 


Die Forderungen der interalliierten Über- 
wachungsausseh sse eine schwere Gefahr für 
Deutschlands geistiges Eigentum. — Unter 
diesem Titel ist schon in der „ETZ“ 1920, 
>. 402 auf die schweren Gefahren hingewiesen 
worden, die der deutschen Industrie infolge 
der vom Interalliierten Marine-Über- 
wachungsausschuß geltend gemachten 
Forderungen bezüglich Auslieferung von 
Zeichnungen, Patentschriften, Studien, Hand- 
büchern usw. drohen. 
die bedeutendsten deutschen Fachverbände, 
darunter der Verband Deutscher Elektro- 
techniker und die Vereinigung der Elektrizi- 
tätswerke, diesem durch den Friedensvertrag 
nicht gerechtfertigten Ansinnen gegenüber 
Stellung genommen und schärfsten Ein- 
spruch gegen das Vorgehen des Überwachungs- 
ausschusses erhoben. 


Preisbewegung an der Londoner Metall- 


börse im 1. Halbjahr 1920!). — Die mit Aus- 


nahme von Aluminium und Antimon im 
Februar bzw. März begonnene rückläufige Be- 
wegung der Londoner#:Metallpreise (Zinn, 
Kupfer, Zink, Blei) hat sich, wie Abb. 7 zeigt, 
in den weiteren Monaten des 1. Halbjahres 


‚1920 mit Unterbrechungen fortgesetzt und 


teilweise (Zinn) den Charakter eines erheblichen 
Sturzes angenommen. Von Dr. W. K. Weiß, 
Berlin, ist diese Preisgestaltung kürzlich in 
„Technik und Wirtschaft“) näher behandelt 
worden. Er erblickt die Ursache des Rück- 
ganges bei Elektrolytkupfer in Zwangver- 
käufen schwach gewordener, von Kreditkün- 
digungen bedrohter Firmen und in einem das 
Geschäft lähmenden wilden Streik. Der Sturz 
des Zinnpreises, welch letzterer infolge großer 
Baissespekulation schon bis Mai einen starken 
Abfall erfahren hat, war im weiteren Verlauf 
durch die Auflösung des Londoner Zinnsyn- 
dikates begründet, das die Preise künstlich 
in die Höhe getrieben hatte. Da*man bei 
z. Zt. etwa 25000 t Vorrat in London eine 
erneute Senkung befürchtet, ist der Markt 
für dieses Metall sehr zurückhaltend. Auch an 
Rohblei sollen die englischen Vorräte rd 
25 000 t ausmachen, während man die Lager- 
bestände in Europa, Australien und Amerika 
gegenwärtig auf etwa 100 Mill. tschätzt. Nach 
Beilegung des Streiks in den australischen 
Gruben werden weitere Verschiffungen er- 
wartet. Aluminium hatte auf dem Weltmarkt 


) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 360. 
N Bd. 13, 1920, S. 405. 


Nunmehr haben auch. 


are 


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n 
” 
ar 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 30. 


bis jetzt noch immer langsam steigende Ten- 
denz, die nach Weiß für die deutschen Notie- 
rungen durch den Valutarückgang mehr als 
ausgeglichen wurde, so daß dieses Metall 


Aprit 


März 


Mai Je 


il Zirur 
en 4— 4 
300 — 4 1 -- 
230 + 
2380| - 

I 

270 En. 
260 | = 
250 © 


Aluminium 


TE ==: =IE it 
z T n2 
0 —- 
200 
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62 
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Dlei 


30 


L- 
Januar Februar März 


April Mai Juri 


Abb. 7. Preisbewegung an der Londoner Metallbörse 
im 1. Halbjahr 1920. 


in Deutschland seit Februar auf die Hälfte 
des Preises gesunken ist. Die Londoner Notie- 
rung von Antimon befindet sich seit Mai in 
stufenweise rückläufiger Bewegung!). 


Die Kohlefadenlampe in der amerika- 
nischen Ausfuhr. — Ihre spezifizierten Mittei- 
lungen über einzelne Gruppen des elektro- 
technischen Exportes der V. S. Amerika?) hat 
„Eleetrical World‘‘ weiter durch bezügliche 
Angaben über die Kohlefadenlampen er- 
gänzt, deren Ausfuhr 1919 dem Wert nach 
0,203 Mill. $, d. s. nur etwas mehr als 4%, des 
gesamten Glühlampenexportes, betrug. Der 

onatsdurehschnitt stellte sich auf, nahezu 
17 000 $, der Höchstwert — im Mai — auf 
rd 44 100 $, wovon der größte Teil auf China 
entfiel. Als Empfänger steht wiederum 
Kanada, u.zw. miteinem Wert von rd 60000 $, 
an der Spitze. Ihm folgen China mit rd. 37 000, 
Australien mit rd 27 000 $. Der Export er- 


r Vgl. hierzu auch „ETZ“ 1920, 8.549 ff. 
2) Vgl. „ETZ* 1920, 8.496, 536. 


streekte sich weiter auf Argentinien, Peru, 
Chile und Niederländisch Indien. Europa hat 
1919 von der Union keine Kohlenfadenlamipen 
erhalten. Nahezu 66% der ganzen Ausfuhr 
blieben auf dem amerikanischen Kontinent. 


Vom italienischen Markt für elektrotech- 
nische Ausrüstungsstücke (Fittings). — Nach 
einem Bericht des englischen Konsuls in Turin 
nimmt die italienische Nachfrage nach elek- 
trotechnischenAusrüstungsstücken (Fit- 
tings) aller Art stark zu, und es haben sich 
verschiedene örtliche Gesellschaften für deren 
Herstellung gebildet (die mit 2 Mill. Lire 
arbeitende Cinzio Barosi in Mailand fabriziert 
elektriselie Heiz- und Kochapparate). Mit 
Waren dieser Art ist der Markt überfüllt, so 
daß mit einer ernsten heimischen Konkurrenz 
gerechnet werden muß. Dagegen fehlt es 
in Italien sehr an zuverlässigen elektrischen 
Beleuchtungsgegenständen, und es wird 
längere Zeit dauern, diesen Bedarf zu decken. 
Der Berichterstatter nimmt an, daß Frank- 
reich, Deutschland und die Schweiz auf diesem 
Markt erscheinen werden, sobald es ihre Pro- 
duktionsverhältnisse wieder zulassen ; außerdem 
schicken sich neue in Mailand gegründete 
Unternehmungen an, diesem Mangelabzuhelten, 
und es besteht auch eine gewisse Einfuhr aus 
den V. S. Amerika, Spanien und Japan. So- 
lange das Angebot der Nachfrage nicht ent- 
spricht, finden alle Gegenstände dieser Art 
sofort Absatz, doch ist der Markt bekannt- 
lich von der Jahreszeit abhängig; im Sommer 
gering, wird er für Innenanlagen im August, 
für Außeninstallationen im Frühjahr wieder 
lebhafter. Nach Ansicht des Konsuls würden 
diesem Handelszweig ein britisches Export- 
haus mit örtlichen Vertretungen, Reisenden 
usw. oder aber besondere in Italien zu 
schaffende Unternehmen am besten dienen. 
Hauptsache ist, daß die Waren fertig zum so- 
fortigen Gebrauch und zu mäßigen Preisen 
geliefert werden. Die Zahlung erfolgt im all- 
gemeinen bei Empfang oder 30, bis 60 Tage 
nach Eingang der Rechnung. Über etwaige 
staatliche oder örtliche Vorschriften hinsicht- 
lich der Typen geben die Distriktsbeamten 
Auskunft, doch ist zu beachten, daß für den 
Verkauf von Glühlampen an das Publikum 
ein Staatsmonopol besteht, demzufolge diese 
einer Steuer von 25% mit einem je nach 
Kerzenstärke und Qualität wechselnden Zu- 
schlag unterliegen. 


Vom ungarischen Glühlampenmarkt. — 
Nach einem Bericht der ‚Weltw. Nachr.‘“ 
beträgt jetzt infolge der schlechten Währung 
die Ausfuhr von Glühlampen aus Ungarn, 
besonders nach der Schweiz und Schweden, 
mehr als die Hälfte der. Gesamtproduktion, 
während die Einfuhr aus Ländern mit höherer 
Valuta, ja selbst aus Österreich z. Zt. nahezu 
ausgeschlossen sei. 


Der Maschinenbedarf Chinas und die eng- 
lische Industrie. — In einem Bericht des 
Handelsattach&es bei der englischen Gesandt- 
schaftin China finden sich folgende bemerkens- 
werten Ausführungen: Die industrielle Ent- 
wicklung hat natürlich einen großen Be- 
darf an fremden Maschinen hervorge- 
rufen, der wegen des durch den Krieg ver- 
ursachten Ausbleibens der Lieferungen aus 
Europa und zuletzt auch aus Amerika neuer- 
dings sehr erheblichen Umfang angenommen 
hat. Aus allen Teilen Chinas kommen Auf- 
träge und Anfragen für Textilmaschinen, 
Eisenbahnmaterial, elektrische Lieht- und 
Kraftanlagen, Kraftwagen usw., denen die 
technischen Firmen nur in beschränktem Maße 
entsprechen können, weil es \schwierig ist, 
feste Kerr cNlare und Lieferungsgarantien 
von der z. Zt. voll mit heimischen Aufträgen. 
beschäftigten englischen Industrie zu erhalten. 
Das ist besonders zu bedauern mit Rück- 
sicht auf die außerordentliche Entwicklung 
des technischen Handels Chinas, mit der man 


im Laufe der nächsten Jahre zu rechnen haben 
wird, und in Hinsicht auf die heftige Kon- 
kurrenz Amerikas, Deutschlands und Japans. 
Es wäre zu wünschen, daß ‘die englischen 
Fabrikanten in anbetracht der Zukunft 
wenigstens einige chinesische Aufträge be- 
vorzugten, um den Chinesen britische Produkte 
näherzubringen. Man mul) berücksichtigen, 
daß Maschinen in China noch relativ selten 
sind, und daß jede vollständige Einrichtung, 
z. B. einer elektrischen Lichtanlage, dort 
wesentlich mehr Aufmeiıksamkeit erregt als 
in Ländern, wo die Industrie bereits höher 
entwickelt ist; sie bietet überdies die 
beste Propaganda nicht nur für den ‚Fabri- 
kanten der Gegenstände, sondern allgemein 


für die Erzeuger im Ursprungslande. In 
Sehanghai, Tientsin, Hankau und anderen 


Häfen besteht z. B. eine außerordentlich schnell 
wachsende Nachfrage nach Kraftwagen, und 
der reiche Chinese wird, nahezu jeden Preis 
für eine bekannte europäische Marke zahlen; 
seit dem Waffenstillstand ist aber noch nicht 
ein englischer Wagen nach Schanghai ge- 
kommen, obgleich chinesische Agenten die Er- 
zeuger dringend gebeten haben, Wagen, gleich- 
gültig in welcher Preislage, als Reklame her- 
überzuschicken. Das Ergebnis ist, daß ameri- 
kanische Motorwagen massenweise ins Land 
kommen, zu Phantasiepreisen verkauft werden, 
und daß in allen größeren Städten amerika- 


‚nische Garagen aus der Erde wachsen. 


Der englische Außenhandel mit elektro- 
technischen Erzeugnissen im 1. Halbjahr 1920. 
— Der Wert der Einfuhr elektrotechnischer 
Waren und Apparate (ohne Maschinen) betrug 
im ersten Halbjahr 1920 0,594 Mill. £ gegen 
0,666 im Vorjahre, hat sich also um rd. 72 000 £ 
verringert. Der Export stellte sich dem Wert 
nach, soweit es sich um Produkte des Ver- 
einigten Königreichs handelt, auf 5,246 Mill. £, 
während. er in dem entsprechenden Zeitab- 
schnitt des Jahres 1919 nur 2,157 Mill. £ aus- 
machte. Hier ergibt sich sonach eine Zunahme 
des Wertes um 3,089 Mill. ££ Dazu kommen 


dann noch 65450 £ als Wiederausfuhrwert 
fremder und kolonialer Erzeugnisse gegen- 


über-51 491 £ in 1919. 


Interessengemeinschaft deutscher Elektro- 
Großhändler und -Exporteure (E. V.), Berlin. 
— Wir haben schon kurz über die Gründung 
einer Interessengemeinschaft deutscher 
Elektro-Großhändler und -Exporteure 
(„Idege‘‘) berichtet!), bezüglich derer jetzt 
nähere Angaben vorliegen. Die satzungs- 
mäßigen Aufgaben der neuen Vereinigung 
bestehen in der Verfolgung aller Vorgänge 
des Geschäfts- und Wirtschaftslebens von 
allgemeinem Interesse, die den Elektro-Groß- 
und -Exporthandel betreffen, in der Fühlung- 
nahme mit den zuständigen Behörden und 
Amtsstellen zum Zweck der Beseitigung vor- 
handener und entstehender Mißstände sowie 
der Sicherung einer ausreichenden Vertretung 
und Heranziehung des Elektro-Groß- und -Ex- 
porthandels bei wirtschaftlichen und gesetz- 
geberischen Maßnahmen, im Schutz des Elek- 
tro-Exporthandels gegen exportfeindliche ge- 
setzliche und behördliche Maßnahmen, der 
Herbeiführung und Sicherung der Zusammen- 
arbeit aller Kreise des Elektrohandels mit den 
Fabrikanten der Elektrotechnik zum Aus- 
gleich . wirtschaftlicher Gegensätze unter be- 
sonderer Wahrung der Interessen des Handels 
und schließlich in der Beratung der Mitglieder 
in den allgemeinen den Elektrohandel und 
-export betreffenden Fragen der Gesetzgebung, 
der Rechtspflege, des Verkehrs-, Steuer- und 
Zollwesens. Ein wirtschaftlicher Geschäftsbe- 
trieb des Vereins, dem bereits über 100 
Beitrittsgesuche vorliegen, ist ausgeschlossen. 
Die Geschäftsstelle befindet sich bei Rechts- 
anwalt H. Stern, Berlin SW 48, Friedrich- 
straße 234. 


ı) Vgl. „ETZ* 1920, S. 480. 


L——————————— 


F] 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer $tr. 86. 
ernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9306. 


Tagesordnung 
für die 
XXVI. Jahresversammlung 
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker 
in Hannover 
vom 23. bis 27. September 1920. 


Donnerstag, den 23. September. 


Vormittags 8% Uhr: Sitzung des Vorstan- 
des im Kleinen Saale des alten Rat- 


VEREINSNACHRICHTEN, 


am Markt. Eingang: Markt- 


hauses 
straße. 

Nachmittags 2 Uhr: Sitzung des Aus- 
schusses im Kleinen Saale des alten 
Rathauses am Markt. Eingang: Markt- 
straße. ; 

Abends 81, Uhr: Begrüßung der Teil- 
nehmer ım Festsaale des alten Rat- 
hauses, gegeben von der Elektrotechni- 
schen Gesellschaft Hannover. ‚Ein- 
gang: Köbelinger Straße. 

Da mit Rücksicht auf die Platzver- 
hältnisse den Teilnehmern kein Essen 
gereicht werden kann, werden sie ge- 
beten, vorher anderweitig zu essen. 


Freitag, den 24. September. 

Vormittags 9 Uhr pünktlich: Erste Ver- 
bandsversammlung im Festsaale des 
alten Rathauses. Eingang: Köbelinger 

Straße. 

I. Ansprachen. 

Il. Vortrag des Herrn Ministerial-Di- 
rektors Dr.söng. e. bh. Sympher 


über: „Flußwasserkräfte und 

Elektrizitätsversorgung‘. 
III. Geschäftliches: 

a) Auszug aus dem Bericht des 


Generalsekretärs über die Arbei- 
ten seit der letzten Jahresver- 
sammlung. (Der ausführliche 


696 


Bericht erscheint vor der Jah- 
resversammlung in der „ETZ‘). 
b) EinsetzungneuerKommissionen. 


In den Tagen vom 24. bis 28. Septem- 
ber einschließlich wird eine Ausstellung 
von Zeichnungen über Wasserkraftan- 
lagen veranstaltet, die von allen Teil- 
nehmern der ,,Elektrischen Woche“ in der 
Zeit von. vormittags 9 bis nachmittags 
6 Uhr besichtigt werden kann. 

Nachmittags 2 Uhr: Besichtigung indu- 
strieller Anlagen. Abfahrt der Straßen- 
bahnen wird von der Geschäftsstelle in 
Hannover bekanntgegeben werden. 


Gruppe 1: Städt. Elektrizitätswerk, 
Drehstromwerk Herrenhau- 
sen. 

ey 2: Straßenbahnzentrale Glock- 
see. 
55 3: Hannoversche Maschinen- 


fabrik A. G. vorm. Georg 
Egestorff, Hannover-Linden 
(Hanomag). 

4: Gebr. Körting A. G., Han- 
nover-Körtingsdorf. 


ae 5: Hannoversche Waggonfa- 
brik A. G., Hannover-Linden 
(Hawa). 
Abends 7% Uhr: Gemeinsamer Besuch 
der „Schauburg‘. 
Sonnabend, den 25. September. 


Vormittags 9 Uhr: Zweite Verbandsver- 
sammlung im Festsaale des alten Rat- 
hauses, Eingang: Köbelinger Straße. 

I. Geschäftliches: 
a) Satzungsänderungen. 
b) Wahlen zum Vorstand und Aus- 
schuß. 
c) Bestimmung des Ortes der näch- 
sten Jahresversammlung. 


II. Behandlung des Hauptthemas: 
„Schutzeinrichtungen und Be- 
trieb von Großkraftübertra- 
gungen.‘ Einleitung durch Herrn 
Geh. Baurat Prof. Dr. Dr.-Sng. e. h. 
Klingenberg. Vorträge der Herren 
Schrottke und Tröger. 


Nachmittags 2% Uhr: Dritte Verbands- 
versammlung im Festsaale des alten 
Rathauses, Eingang: Köbelinger Straße. 

I. Berichte: 

a) Herr Dr.=äng. e. h. Graf Arco, 
Berlin: „Die drahtlose Nach- 
richtenübermittelung für 
UÜberlandwerke.‘“ 

b) Herr Direktor G. Grabe, Berlin: 
„Die Entwicklungsmöglich- 
keiten der Selbstanschluß- 
Fernsprechämter‘“ mit Vor- 
führung besonderer Vor- 
tragsmodelle. 

II. Vorträge: 

a) Herr Prof. Dr. K. W. Wagner, 
Berlin: „Das Mehrfach-Fern- 
sprechen und -Telegraphie- 
ren auf Leitungen mit 
Hochfrequenz.“ 

b) Herr Reg.-Baumeister a. D. Bar- 
tel, Hannover: ‚„Torfkraft- 
werke‘. 

Abends 7 Uhr: Zwanglose Zusammen- 
kunft in der Stadthallen-Restauration, 
Kaiser-Franz-Joseph-Platz. 

Da die Verpflegung der Teilnehmer in 

der Stadthalle nicht möglich ist, werden 
sie gebeten, vorher anderweitig zu essen. 


Sonntag, den 26. September. 


Gemeinsame Veranstaltung für alle an der 
„Elektrischen Woche“ beteiligten Vereine 
und Verbände: 

Vormittags 9 Uhr: Versammlung in der 

Stadthalle, Kaiser-Franz-Joseph-Platz. 

I. Ansprachen. 

II. Vortrag des Generalsekretärs Dr.- 
Söng.e. h. Dettmar: „Die Prüf- 
stelle des VDE.“ 
„Streifzüge im Film durch 
das Arbeitsgebiet des Elek- 
trotechnikers‘“, erläutert durch 
Direktor P. Schuster, Osnabrück. 
Nachmittags ab 2% Uhr: Kaffeezusam- 

menkunft im Tiergarten. 

Nachmittags 6 Uhr: Orgelkonzert im 
Kuppelsaale der Stadthalle, Kaiser- 
Franz- Joseph-Platz, dargeboten von der 
Stadt Hannover. 


Montag, den 27. September. 


Vormittags 8% Uhr: Fahrt nach Minden 
zur Besichtigung des Weserabstieges 
(Kanalbrücke, Pumpwerk, Sparschleuse, 


II: 


 Elektrotechnische Zeitschrit, 1920. Heft 30. 


Porta Westfalica). Rückfahrt wird von 
der Geschäftsstelle in Hannover 
kanntgegeben werden. 


Programm für die Damen. 


Donnerstag, den 23. September. 
Abends 8%, Uhr: Siehe allgemeines Pro- 
gramm. 


Freitag, den 24. September. 

Vormittags 9 Uhr: Besichtigung der 
Sehenswürdigkeiten der Stadt Han- 
nover (Neues Rathaus usw.). 

Nachmittags 21, Uhr: Kaffeezusammen- 
kunftin den oberen Räumen der Stadt- 
halle, Kaiser-Franz-Joseph-Platz, mit 
Musikvorträgen, dargeboten von der 
Stadt Hannover. 

Abends 7% Uhr: 
gramm. 2 

Sonnabend, den 25. September. 

Vormittags 9 Uhr: Nach Wahl: entweder 
Besichtigung, von Hildesheim und Um- 
gebung oder Be des Kinder- 
erholungsheimes in Mecklenheide. 

Abends 7 Uhr: Siehe allgemeines Pro- 
gramm. 

Sonntag, den 26. September. 

Vormittags 9 Uhr: Besichtigung des Pro- 
vinzialmuseums. 

Vormittags 104, Uhr: Teilnahme an der 
Versammlung in der Stadthalle, Kaiser- 
Franz-Joseph-Platz: ‚Streifzüge im 
Film durch das Arbeitsgebiet des Elek- 
trotechnikers‘‘, erläutert durch Direktor 
P. Schuster. 

‘ Nachmittags ab 21, Uhr: 
nes Programm. 

Nachmittags 6 Uhr: 
Programm. 


Siehe allgemeines Pro- 


Siehe allgemei- 


Siehe allgemeines 


Montag, den 27. September. 


Vormittags 8% Uhr: Siehe allgemeines 
Programm. - 


Verband Deutscher Elektrotechniker (e. V.) 
Der Vorsitzende: Der Generalsekretär: 
Dr.H.Voiet Dr.=3ng. G. Dettmar. 


Der Ortsausschuß gibt noch folgendes be- 
kannt: 


Der Preis der ersten Teilnehmerkarte 
(Hauptkarte) beträgt 30 M, für alle weiteren 
Karten (Nebenkarten) 20 M. Nebenkarten sind 
nur zulässig für Mitglieder von Familien, für 
die schon eine Hauptkarte gelöst ist. Die Teil- 
nehmerkarte (Haupt- und Nebenkarte) berech- 
tigt zur Teilnahme an sämtlichen in der Tages- 
ordnung vorgesehenen Veranstaltungen; die 
Fahrkosten nach Minden (Montag, den 27. 
Sept.) sind jedoch ausgeschlossen. 

Die Geschäftsstelle (auch Wohnungsnach- 
weis und Auskunftsstelle) befindet sich am 
Mittwoch,den 22. und Donnerstag, den 23. Sept. 
in der Vorhalle des Hauptbahnhotes (Ausgang 
nach dem Ernst-August-Platz); sie ist geöffnet 
am Mittwoch von 12 Uhr mittags bis 9 Uhr 
abends, am Donnerstag von-9 Uhr morgens bis 
7 Uhr abends. Von diesem Zeitpunkte ab be- 
findet sich die Geschäftsstelle im alten Rathause 
Am Markt, Eingang Marktstraße, am Sonntag 
in der Stadthalle. Sie vermittelt während der 
Tagung den Brief- und Telegrammverkehr. 
Die Teilnehmerkarten können bei der Geschäfts- 
stelle in Empfang genommen werden. Karten, 
die bis zum 1. September bestellt und bezahlt 
sind, werden den Teilnehmern kostenfrei zuge- 
stellt. Die Einsendung der Beiträge wird er- 
beten an das Postscheckkonto der Elektro- 
technischen Gesellschaft‘ ee V. Hannover 
Nr. 12 903. \ 

Es ist dringend erwünscht, daß die 
Anmeldungen baldigst erfolgen. : 

Soweit die Teilnehmer nicht vorziehen, 
sich ihre Zimmer selbst in Hotels zu be- 
schaffen, wird der Wohnungsausschuß für Unter- 


bringung der Teilnehmer sorgen, wenn ihm 
rechtzeitig die Wünsche ezüglich Per- 
sonenzahl und Tage des Aufenthalts 


bekanntgegeben werden. . Wenn auch ge- 
nügend Betten und Zimmer dem Woh- 
nungsausschuß zur Verfügung stehen, wobei 


in der Mehrzahl auf Privatlogis zurückgegriffen | 


wird, so empfiehlt er doch allen Mitgliedern, die 
Verwandte und Bekannte in Hannover haben, 
sich bei diesen als Gast anzumelden. (Doppel- 
bestellungen müssen aber unbedingt vermieden 
werden!) Zuschriften wegen Beschaffung von 
Zimmern sind zu richten an Herrn Dipl.-Ing. 
Rebentisch, Hannover, Eichstr. 42. Alle 
sonstigen, die Jahresversammlung betreffenden 
Anfragen sind zu richten an Herrn Ing. C. A. 
Schaefer, Hannover, Hildesheimer Str. 220. 


be- 


x 


‘29. Juli 1920, 


Betrifft Elektrische Woche. 


In der „ETZ‘ 1920, Heft 29, S. 575 wurde 
die Tagesordnung für die „Elektrische Woche‘ 
in Hannover veröffentlicht. Nachträglich hat 
nun die Deutsche Beleuchtungstechnische Ge- 
sellschaft beschlossen, in Verbindung mit der 
„Elektrischen Woche‘ eine Mitgliederversamm.- 
lung abzuhalten. Diese wird am Mittwoch, 
den 22. September, nachmittags stattfinden. 


Verband Deutscher Elektrotechniker, 


Der Generalsekretär. = 
Dr. sing. G. Dettmar. 


Betr. Kommission für Drähte und Kabel. 


Die Kommission für Drähte und Kabel 
gibt nachstehende Änderungen und Zusätze zu 


den Bestimmungen für-die Übergangszeit be- _ 


kannt: 

a) In der Fußnote auf Seite 321, Heft 16 
der „ETZ“ 1920 wird der Satz: „Auch aus 
Heeresbeständen erworbene Leitungen, die von 
den Normalien abweichen, sollen, sofern im 
übrigen die Errichtungsvorschriften damit er- 
füllt werden können, nieht von der Verwen- 
dung ausgeschlossen werden‘, gestrichen. 

b) Zu den Normen für Leitungen zum An- 
schluß ortsveränderlicher Stromverbraucher 
werden neue Normen für „Handlampenleitun- 
gen‘ zugefügt. - 

Normen für Handlampenleitungen. 

Handlampenleitungen für leichte me- 
chanische Beanspruchung in Werkstätten und 
Wirtschaftsräumen in Niederspannungsanlagen 

Bezeichnung: XKHH und KHK Kupfer- 
leiter. 

Die Handlampenleitungen sind in Quer- 
schnitten bis 16 mm? zulässig. Die Bauart des 
Leiters und die Beschaffenheit der Isolierhülle 
ist die gleiche wie bei den Werkstattschnüren. 

Die Gummihülle jeder einzelnen Ader ist 


mit imprägniertem Band oder c;uer Papierum- 


wicklung zu bedecken. Zwei oder mehr solcher 
Adern werden mit Füllmaterial rund verseilt, 
gemeinsam mit Band oder Papier umwickelt 
und mit einer imprägnierten Hanfbeklöppe- 
lung (KHH) oder mit einer Umklöppelung aus 
geteerter Kordel (KHK) versehen. 

Die Leitungen müssen derart beschaffen 
sein, das 100 m lange Ringe nach 12 stündigem 
Liegen unter Wasser % Stunde lang eine 
Spannung von 1200 V Wechselstrom aushalten 


| können. 


c) Die Bleimantel-Wandstärken der 
Kabel werden, wie in nachstehenden Tabellen 
angegeben, erhöht: 


Einleiter - Gleichstrom - Bleikabel bis 
750 V. 


Leitungs- Dicke des Leitungs- Dicke des 
querschnitt Bleimantels querschnitt Bleimantels 

mm? mm mm? mm 
1,0 14: 70 1,4 
13 1,1 95 1,4 
2,8 1,1 120 1,5 
4,0 1,2 150 1,6 
6 152 185 af 
10 1,2 240 1,8 

16 1,2 310 1,9 ° 
25 152 400 2,0 
a) 183 500 2,1 
50 a 31 625 2,3 
800 2,4 
1000 2,6 

Konzentrische und verseilte Mehrleiter- 
leikabel. 
Durchmesser Durchmesser 
der Kabelseele Dicke des | der Kabelseele Dieke des 
Ne Bleimantels Amir gen Bleimantels 
mm mm mm mm 
10 1,2 38 2,2 
12 11383 41 2,3 
14 1,4 44: 2,4 
16 1,4 47 2,6 
‚18 1,8 50 2,7 
20 1,6 54 2,7 
23 1,7 58 2,9 
26 1,8 62 2,9 
29 1,9 66 Sp! 
32 2,0 70 3 
235) 35] 


Ir 


.@) Die in den „Normalien für isolierte 
Leitungen in Starkstromanlagen“ (ETZ 1914, 
S. 367 u. 604) enthaltene Belastungstabelle 
für Bleikabel wird für höhere Spannungen 
und stärkere Querschnitte ergänzt. Es ist be- 
absichtigt, die Belastungswerte für Spannun- | 
gen über 10000 V in den Normen für isolierte 
Leitungen endgültig einzuführen. Da jedoch 
die vorgeschlagenen Ziffern noch nicht als fest- 
liegend betrachtet werden können, stellen die 
in nachstehender Tabelle verzeichneten _Werte 
vorläufig nur Richtlinien dar. 


u 


Y 


29. Juli 1920. 


sowie bereits 


_  Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 30. 


Es wird gebeten, Abänderungswünsche, 
‚bei vorliegende Erfahrungen der 
Kommission zu unterbreiten. 


Belastungstabelle für verseilte Drei- 


leiterkabel mit Papierisolation. 


BR, über 20m übe über 2 

er er aber 10000 üb Do Y 

Ba TA I & Di 
e15=.22 ;; _ _ — 

2,5 29 ,, = —. —. 

40.372 = E : 

6 415, = _ - 
10 65° ‚,, 60 A — = 
16 SD, su — = 
Bde. 105. 95 A ® 
Board 5 125 ;, EDS, — 
BREI65 =. 166.5 135 125 A 
70 200 ., 190, 170... 160.,, 
95 240 „ 225 ,, 200 ,, 185 ,, 
120. 280 2 260. 230 . 215 . 
Bas >00. "2 250 . 
185° 360. \,, 340 ,, 300% 
240 420 ,, BOB 350 ,, 
0 300... 100: > = 
400. 570 ,, nn m nn 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär. 
Dr.-Sng. G. Dettmar. 


Kommission für Schwachstrom- 
Beeinflussung. ° 


Die Kommission für Schwachstrom-Beein- 
flussung hat „Leitsätze zum Schutze von Fern- 
sprech-Doppelleitungen gegen die Beeinflussung 
durch Drehstromleitungen‘‘ aufgestellt, die 
nachstehend nebst Erläuterungen bekanntge- 
geben werden. An den Arbeiten der Kommis- 
sion waren beteiligt die Herren: Adler, Bark- 
hausen, Brauns, Dettmar, Ebeling, Franke, 


Betr.: 


. Grallert, Heilfron, Korff, Lienemann, Marguerre, 


Molly, Petersen, Schering, Schlemmer, Schrott- 
ke, Tetzlaff, Wechmann, Zipp. Äußerungen 
zu diesem Entwurf, welcher der Jahresver- 
sammlung in Hannover zur Annahme vor- 
gelegt werden soll, bitten wir bis zum 15. August 
an unsere Geschäftsstelle zu richten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär. 
Dr.-Sng. G. Dettmar. 


Leitsätze 
zum Schutze von Fernsprech-Doppelleitungen 
gegen die Beeinflussung durch Drehstrom- 
leitungen!). 


A. Anlagen bis 1000 V Betriebsspannung. 


1. In Anlagen ohne Nulleiter kann der 
Nullpunkt des Stromerzeugers oder der Trans- 
formatoren ohne besondere Vorsichtsmaßnah- 
men geerdet werden. Wenn bei größeren 
Netzen, welche von mehreren örtlich getrenn- 
ten und sekundär parallel geschalteten Trans- 
formatoren gespeist werden, störende Ausgleich- 
ströme auftreten, so muß das Netz in geeigneter 
Weise unterteilt werden. 

2. In Anlagen mit isoliert verlegtem Null- 
leiter kann dieser ohne weiteres geerdet werden. 
Ist der Nulleiter blank verlegt, so sind Stö- 
zungen nicht zu befürchten, wenn der übliche 
Spannungsabfall in Installationen auch für den 


_ Nulleiter eingehalten wird?). 


B. Anlagen über 1000 V Betriebs- 
spannung. 


3. Bei Erdung des Nullpunktes sind Vor- 
kehrungen gegen Störungen durch Ströme 
und Spannungen der dreizahligen Harmoni- 
schen zu treffen. 

Der Widerstand der Erdung soll so be- 
messen sein, daß der bei Erdschluß auftretende 
Kurzschlußstrom möglichst klein bleibt. 


4. Hochspannungs-Freileitungen sind in 
möglichst großem Abstande von Fernsprech- 
leitungen zu führen. Wenn Parallelführung 
nicht zu vermeiden ist, so sind folgende Maß- 
nahmen nötig: 


a) Der Abstand zwischen Hochspannungs- 
leitungen und Fernsprechleitungen soll 
so groß oder die Länge des Parallelver- 
laufs so klein sein, daß durch Schaltvor 
gänge während des Bestehens von Erd- 
schlüssen im Hochspannungsnetz keine 
gefährliche Spannung?) in den Sprech- 
leitungen entstehen kann. 

b) Die Hochspannungsleitungen sollen auf 
den Parallelstrecken verdrillt werden, 
wenn sie bei fehlerfreiem Zustande stö- 
rende Influenzströme®) in den Sprech- 
leitungen erzeugen. 

ec) Um im Falle b) den störenden Einfluß der 
unausgeglichenen Spannungen (Rest- 
spannung)‘t) zu beseitigen, sind alle 
Netzstrecken zu verdrillens), sofern der 


Parallelverlauf mit derselben 
leitung länger als 10 km ist. 

d) Die Freileitungen des gesamten Hoch- 
spannungsnetzes sollen soweit von Baum- 
zweigen, Blättern und anderen geerdeten 
Körpern entfernt sein, daß Berührungen 
zwischen diesen und den Leitern vermie- 
den werden und daß Äste und Zweige 
nicht in die Hochspannüngsleitungen 
fallen können. 

e) Zum Schalten von Hochspannungslei- 
tungen sollen Schutzschalter oder ähn- 
liche zur Unterdrückung von Strom- 
stößen geeignete Einrichtungen verwendet 


Sprech - 


werden. astschalter sind möglichst zu 
vermeiden. Das Einschalten und Aus- 
schalten von Hochspannungsstrecken, 


welche mit Fernsprechleitungen parallel- 
laufen, hat möglichst während der Be- 
triebspausen des Netzes oder während 
der Betriebsruhe in den Fernsprechlei- 
tungen zu erfolgen. Dies gilt auch für 
die erstmalige Unterspannungsetzung®) 
neuer Strecken. 

f) Es sind Einrichtungen zu treffen, durch 
welche das Betriebspersonal auf Erd- 
schlüsse möglichst schon im Entstehen 
aufmerksam gemacht wird. Solche Ein- 
richtungen sollen an verschiedenen Punk- 
ten des Netzes vorgesehen werden, so- 
fern dadurch die Fehlereingrenzung er- 
leichtert wird. 

Leitungen mit Erdfehlern 
baldmöglichst abzuschalten?) oder 
zur Fehlerbeseitigung zu erden, sofern 
dadurch keine erheblichen Störungen im 
Fernsprechbetrieb auftreten. 


Erläuterungen. 


l. Die Leitsätze beschränken sich auf 
Fernsprech-Doppelleitungen, da die Schwierig- 
keiten, welche bei Fernsprech-Einzelleitungen 
auftreten, am besten durch deren Umwandlung 
in Doppelleitungen vermieden und Telegraphen- 
leitungen im allgemeinen durch Drehstroman- 
lagen nicht gestört werden. 

2. Der übliche Spannungsabfall beträgt 
2%. Im allgemeinen genügt es, dem Nulleiter 
ein Viertel der Leitfähigkeit eines Außenleiters 
zu geben. 

3. Als gefährlich gilt eine Spannung, wenn 
sie einer Fernsprechleitung einen Energiebe- 
trag von mehr als 10-2 Voltcoulomb (Joule) 
mitteilt. Damit dieser Energiebetrag nicht 
überschritten wird, muß, wenn z Drähte am 
Fernsprechgestänge verlaufen und / die Länge 
des Parallelverlaufs in km ist, sein: 


l.Vew?<1,13 (2-4 2,7). 10°. 


Dabei ist die Annahme zugrunde gelegt, daß 
bei Schaltungen in Drehstromleitungen mit 
Erdfehler die Spannung gegen Erde in einem 
einzelnen Hochspannungsleiter den doppelten 
Scheitelwert der effektiven Betriebsspannung, 
d.i. 2,8 E, erreichen kann. Unter Ve(w) ist die 
wirksame effektive Leerlaufspannung in den 
Schwachstromleitungen bei Phasenerdschluß 
zu verstehen. Sie ist 


br 
Vo a ee 
x(1— m) (1— ma) (1 — ms)... Volt. 


Hierin bedeuten: 
«a den durchschnittlichen Abstand der bei- 


den Linien in m, 

b die Durchschnittshöhe der Masten der 
Hochspannungslinie in m, 

ce die durchschnittliche Stangenhöhe der 


Fernsprechlinie in m. 


Durch die Faktoren (1—m,) usw. wird die 
spannungssenkende (schirmende) Wirkung von 
geerdeten Nachbarkörpern ausgedrückt, u. zw. 
ist zu setzen beim Vorhandensein eines Erd- 
seiles (Blitzschutzdraht): m, = 0,25, für ge- 
schlossene Baumreihen in unmittelbarer Nähe 
der Linien m,, ... My; ... usw. je = 0,3, wenn 
die Drähte nicht höher als 2 m über den Bäu- 
men geführt sind. In allen anderen Fällen sind 
die Größen m = 0 zu nehmen. Aus der Bedin- 
gungsgleichung läßt sich für eine geplante Par- 
allelstrecke / der einzuhaltende Abstand «a 
oder für einen geplanten Abstand a die zu- 
lässige Länge I des Parallelverlaufs berechnen. 
Letztere ist unbegrenzt, wenn sich V e(w) < 
100 V ergibt. Die durchschnittliche Ansprech- 
spannung von 300 V der Spannungssicherungen 
in den Fernsprechleitungen wird in diesem 
Falle nicht erreicht, da der Schaltvorgang nur 
eine Spannungsspitze von 2,8. 100 = 280 V 
erzeugt. 5 k 

Die Wirkungen von zwei am gleichen Ge- 
stänge geführten Hochspannungsleitungen sind 
der Wirkung einer einzigen gleichzuachten, 
da nicht anzunehmen ist, daß in zwei gleichen 
Phasen der, beiden Systeme zu genau der &lei- 
chen Zeit Überspannungswellen vorkommen. 


897 


m 


4. Die Sprechleitungen stehen unter der 
Einwirkung der Ströme und der Spannungen 
der Hochspannungsleiter. Die Stromwirkun- 
gen können im allgemeinen vernachlässigt 
werden. Bei den Spannungen hat man zu unter- 
scheiden zwischen den ausgeglichenen und den 
nicht ausgeglichenen Spannungen (Rest- 
spannung). 

Die ausgeglichenen Spannungen sind die 
Komponenten der Phasenspannungen gegen 
Erde, die gleiche Größe und eine solche Phase 
gegeneinander haben, daß ihre Vektorsumme 
Null ist. 

Die Restspannung ist die Vektorsumme der 
Phasenspannungen gegen Erde. Sie entsteht 
durch Verschiedenheit der Erdkapazität der 
Phasendrähte. Um die Störwirkung der Span- 
nungen zu bewerten, genügt es, die Influenz- 
wirkung zu berechnen, die durch die ausge- 
glicehenen Spannungen hervorgerufen wird. 

Störungen durch diese sind nicht zu er- 
warten, wenn die Störungsgröße 


ı 
V, < 


ist. 

Hierin ist D= Va +(b-+ c). 

Mit Vw) ist die effektive Leerlaufspan- 
nung (Influenzspannung) der Fernsprechlei- 
tung, bei erdfehlerfreier Hochspannungsanlage 
bezeichnet. 

c.Öö 


— .(1— ms) (1— ms) Volt. 
2 = 


0.17; 
Vw EZ RD 


Darin ist ö das Mittel aus den gegenseiti- 


gen Abständen der Phasendrähte und D, = 


Va:-+(b— c)?®. Der Faktor (1 — m,) ist fort- 
gelassen, weil bei fehlerfreier Drehstromleitung 
die Influenzspannung durch Blitzschutzdrähte 
im allgemeinen nicht verringert wird. Es ist 
beabsichtigt, für Anlagen über 35kV den 
Grenzwert für %k zu erhöhen, sobald ausrei- 
chende Erfahrungen dies zulassen. 

Wenn die Hochspannungslinie zwei Dreh- 
stromleitungen enthält, so ist die Influenzspan- 
nung-für die Leitung, welche mit der höheren 
Spannung betrieben wird, zu berechnen und 
um 50% der Influenzspannung aus der ande- 
ren Leitung zu erhöhen. 

Au: jede gleichmäßige Parallelstrecke muß 
mindes,ens eine volle Verdrillung — Umlauf — 
entfallen. 

Eine gleichmäßige Parallelstrecke ist eine 
solche, auf welcher die Anordnung und die 
Abmessungen der Hochspannungsleiter sich 
wesentlich ändern und die Abstandsunter- 
schiede zwischen den beiden Linien 10% nicht 
überschreiten. Ein Verlauf an derselben Straße 
gilt als gleichmäßige Parallelstrecke. 

Ein Umlauf ist ein Abschnitt, in welchem 
jeder Leiter im gleichen Drehsinne und in glei- 
chen Zwischenräumen zweimal seinen Platz ver- 
ändert. Wird die Fernsprechlinie innerhalb des 
Umlaufs überkreuzt, so sollen die Phasendrähte 
vor und hinter der Kreuzung die gleiche Lage 
zur Fernsprechlinie erhalten. Die Verdrillungen 
verlaufen dann auf den beiden Seiten in ent- 
gegengesetztem Drehsinne. 

Bei Abständen bis zu 40 m zwischen den 
beiden Linien darf die Entfernung zwischen 
2 Verdrillungspunkten desselben Umlaufs nicht 
mehr als 1 km betragen, so daß auf höchstens 
je’ km ein voller Umlauf kommt. Eine einzelne 
Parallelstrecke unter 2km Länge braucht nicht 
verdrillt zu werden. Sind. mehrere getrennte 
P:rallelstrecken unter 2 km vorhanden, so 
bleiben die Strecken unter 1 km unverdrillt, 
die übrigen erhalten je einen Umlauf. 

Bei Abständen über 40 m kann der Um- 
lauf bis zu 6 km, die unverdrillte Einzelparallel- 
strecke bis zu 4 km lang sein. Bei mehreren 
getrennten Parallelstrecken unter 4 km Länge 
dürfen die Strecken unter 2 km unverdrillt 
bleiben. 

An der Verbindungsstelle zweier Umläufe 
fällt der Drillschritt aus. 


5. Mindestens ein voller Umlauf ist er- 
forderlich auf 72 km bei dreieckiger Anordnung 
der Hochspannungsleiter, auf 36 km bei ande- 
ren Anordnungen. Eine dreieckige Anordnung 
ist eine solche, bei welcher die Dreieckshöhe 
größer ist als die Hälfte der längsten Seite. 

Abzweiglinien, welche kürzer sind als ein 
voller Umlauf, sind auf die Hauptlinien anzu- 
rechnen. : e 

An der Verbindungsstelle zweier Umläufe 
fällt der Drillschritt aus. 

Es empfiehlt sich, bei Herstellung neuer 
oder bei Umbau bestehender Netze die Ver- 
drillungen von vornherein vorzusehen, auch 
wenn zunächst keine Parallelstrecke in Aussicht 
steht. Bei Erweiterung vorhandener Netze 
müssen, wenn durch die neu hinzukommenden 
Parallelstrecken Störungen in den Fernsprech- 
leitungen verursacht werden, die sich durch 


598 


Elektrotechnische Zeitschritt. 


1920. Heft 30. 


- 29. Juli 1920. 


—_—_— ———{———PF{{>ÖPÖÄÖFÖF$’®Ö®b@b@bRmamBmnmmmaeReR@R@RDnmmnmnmnmRÖÄRÖRÖRÖRÖRÖz_——eaeaea--R-®mmeeWa— 


Verdrillung auf der Parallelstrecke selbst nicht 
beseitigen lassen, die übrigen Netzteile nach- 
träglich verdrillt werden. In diesem Falle ist 
die Länge der Umläufe mit dem Besitzer der 
Fernsprechleitungen zu vereinbaren. 

6. Mit dem Besitzer der Fernsprechan- 
lagen ist der Zeitpunkt der erstmaligen Unter- 
spannungsetzung neuer Hochspannungsleitun- 
gen oder Leitungsteile, welche mit Fernsprech- 
eitungen parallellaufen oder unmittelbar an die 
Parallelstrecke anschließen, zu vereinbaren, 
damit die Sprechleitungen in dieser Zeit mög- 
lichst nicht benutzt werden. _ 

7. Wenn während der Fernsprechbetriebs- 
zeit Hochspannungsleitungen zum Auffinden 
von Fehlern geschaltet werden müssen, so ist 


den Betriebsstellen der Fernsprechleitungen, 
die mit irgendwelchen Teilen des Netzes pa- 
rallel laufen, der Zeitpunkt vorher mitzuteilen, 
damit diese Leitungen mit Vorsicht bedient 
werden. Welche Betriebsstellen zu benach- 
richtigen sind, ist mit dem Besitzer der Anlage 
zu vereinbaren. 


Anhang. 


Als Besitzer der Fernsprechleitungen im 
Sinne der Leitsätze gelten bei Reichs-Fern- 
sprechleitungen die Ober-Postdirektionen, bei 
Bahn-Fernsprechleitungen die Eisenbahndirek- 
tionen. Bei beabsichtigter Parallelführung 
zwischen Hochspannungsleitungen und Fern- 
sprechleitungen sind-der zuständigen Behörde 


oder der von ihr bezeichneten Dienststelle ein- 
zureichen: i 


a) ein Lageplan der Parallelstrecke (minde- 


stens 1 : 25 000), 

b) ein Querschnittsbild für die Hochspan- 
nungsleitungen und die Fernsprechlei- 
tungen mit Angabe des mittleren Ab- 
standes auf der Parallelstrecke (1 : 100), 

e) Berechnungen über die Einwirkungen 
auf die Fernsprechleitungen nach 3 
und 4), 

d) ein Lageplan des gesamten Hochspan- 
nungsnetzes mit Angabe der Verdrillungs- 


punkte sowie Querschnittsbilder der 
Leiteranordnung auf den einzelnen 
Strecken. 


en 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutsche Physikalische Gesellschaft. 
30. VII..1920, abends 7Y, Uhr, Physikalisches In- 
stitut der Universität, Berlin, Reichstagsufer 7: 
1. Vortrag ©. Hertz: „Über die Absorptionsgrenzen 
bei der L-Serie.“ 
2. Vortrag W. Deutschmann: „Über die spe- 
zitische Drehung optisch aktiver Flüssigkeiten.“ 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


A. Righi f. — In Bologna starb kürzlich der 
Professor der Physik an der Universität Bologna, 
Augusto Righi. Ein Zufall führte Righi schon 
als Schüler der physikalischen Wissenschaft zu. 
Er fand in einer Bibliothek, wo er seine Frei- 
stunden regelmäßig verbrachte, weil seine 
Wohnung zu entfernt von der Stadt war, um 
sie in den Pausen aufzusuchen, eines Tages 
ein Buch, in welchem ein Kapitel über Elek- 
trizität durch Reibung aufgeschlagen war. 
Dieser Tag bildete den Anfang seiner ruhm- 
reichen Laufbahn. Da es damals in Bologna 
noch keine Vorlesungen über Physik gab, 
studierte er Maschinenbau und machte sein 
Exarnen als Ingenieur. Bald nahm er aber 
sein Lieblingsstudium wieder auf, wurde 
Assistent von Prof. Villari und nach kurzer 
Zeit Lehrer der Physik am Technischen In- 
stitut in _ Bologna; dann wurde er Professor 
an der Universität. Palermo; 1885 war er in 
derselben Eigenschaft in Padua und erhielt 
dann seine definitive Anstellung an der Uni- 
versität Bologna. Hier entfaltete er seine 
Haupttätigkeit; seine bahnbrechenden Ar- 
beiten gingen fast sämtlich aus dem Labora- 
torium in Bologna hervor. Er veröffentlichte im 
ganzen 200 Abhandlungen, von denen viele 
für Italien völlig neue Probleme behandelten. 
Es seien nur einige genannt: „Über magne- 
tische Strahlen in verschiedenen Gasen‘, 
„Über die Verbreitung des Stromes in einem 
Elektrolyten, der in einem Magnetfeld liegt“, 
„Über die Bewegung der Ionen und Elek- 
tronen in einem Magnetfeld und über einige 
sich daraus. ergebende Phänomene‘‘, „Über 
die Ionisation der X-Strahlen im Magnet- 
feld“, Unter seinen Abhandlungen seien noch 
genannt: „Die Optik der elektrischen Schwin- 

‘s z r r E [23 
gungen“, „Die Telesraphie ohne Draht 
( Unter Mitarbeit von Dessau), ‚Die unter 
der Einwirkung des Magnetismus sich er- 
gebenden elektroatomischen Erscheinungen“ 
(1918). Von Righis Büchern wurden einige auch 
ins Deutsche übersetzt, z. B. „Die moderne 
Theorie der physischen Erscheinungen‘. Righi 
arbeitete am liebsten allein, nicht etwa aus 
kleinlicher Eifersucht, sondern weil es seiner 
schweigsamen Natur entsprach, nur mit posi- 
tiven Ergebnissen hervorzutreten. Er ar- 
beitete bei wichtigen Versuchen ohne jegliche 
Hilfskraft in seinem Laboratorium, sogar die 
feinen Glasröhrchen, die er zu seinen Ver- 
suchen über die elektrischen Entladungen in 
verdünnten Gasen brauchte, verfertigte er 
selbst; er hatte es in der Glasbläserei zu einer 
außerordentlichen Fertigkeit gebracht. Die 
Entdeckung der Telegraphie ohne Draht steht 
auch in gewisser Verbindung mit Righi, denn 
die von Marconifür seineersten Versuche benutz- 
ten Generatoren für elektrische Wellen stammten 
aus Righis Laboratorium, ebenso trugen die 
von ihm ausgeführten Versuche über draht- 
lose Telegraphie viel zur Förderung der ersten 
Arbeiten Mareonis bei. 


E. Biedermann 7. — In Charlottenburg 
starb im Alter von 63 Jahren Regierungsbau- 
meister a. D. Dr.-Qng. E. Biedermann, ein 
bekannter 
steller. 


eisenbahntechnischer Fachschrift-. 


Oeısted-Jubiläum. In diesen Tagen sind 
100 Jahre verflossen, seit H. Chr. Oersted 
den Elektromagnetismus entdeckt hat. Man 
plant in Dänemark aus diesem Anlaß große 
Feiern. Unter anderem wird vom 31. VIII. 
bis 3. IX. 1920 ein Oersted-Kongreß abgehal- 
ten werden, auf dem zum ersten Male die 
Physiker, Chemiker und Elektrotechniker von 
ganz Skandinavien versammelt sein ‚werden. 


Hochschulnachrichten. Der Direktor der 
(sesellschaft für Elektrostahlanlagen, Pipl.- 
öng. V. Engelhardt, Charlottenburg, ist 
zum außerordentlichen Honorarprofessor in 
der Abteilung für Chemie und Hüttenkunde 
der Berliner Technischen Hochschule ernannt 
worden. — Der a.o. Prof. für Physik an der Uni- 
versität Göttingen, Dr. R. Pohl, wurde zum 
ordentlichen Professor und Direktor der Ab- 
teilung für Experimentalphysik am physikali- 
schen Institut daselbst ernannt. — Der frühere 
o. Professor an der Universität Straßburg, 
Dr. E. Cohn, wurde zum ordentlichen Hono- 
rarprofessor der theoretischen Physik an der 
Universität Freiburg i. Br. ernannt. — Dr. 
E. Riesenfeld, bisher a. o. Prof. und Direktor 
des technologischen Indstituts an der Frei- 
burger Universität, ist zum a. o. Professor und 
Abteilungsvorsteher am physikalisch-chemi- 
schen Institut der Universität Berlin als 
Nachfolger von Prof. A. Eucken ernannt 
worden. —= An der Technischen Hochschule 
Karlsruhe habilitierte sich Dr.=-Sng. Halberts- 
ma für das Fach der Lichttechnik. Seine 
Probevorlesung betraf ‚Die neuere Ent- 
wicklung des Scheinwerfers.‘“ 


Auszeichnungen. — Die Technische Hoch- 
schule Karlsruhe hat Herrn Ingenieur F. A. 
Haselwander, Offenburg, die Würde eines 
Dr.=öng. ehrenhalber verliehen und zwar in 
Würdigung seiner für die spätere technische 
und wirtschaftliche Entwicklung der elek- 
trischen Energieübertragung so bedeutsam ge- 
wordenen erfinderischen Tätigkeit auf dem Ge- 
biete der Mehrphasenströme, insbesondere des 
verketteten Dreiphasenstromes. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Über Schüttelerscheinungen des Parallelkurbel- 
getriebes elektrischer Lokomotiven. 


Um Begriffsverwirrungen zu vermeiden, 


sehe ich mich veranlaßt, zu der Arbeit DÖRYS 
auf. S. 313, darauf aufmerksam zu machen, 
daß die allgemeine Bezeichnung ‚‚pseudo- 
harmonisch‘ von G. Duffing zunächst für 


rein elastische Schwingungen angewendet 
wurde, welche der Differentialgleichung 
02% 


ap Tre - BR —-YQB=R(t) 


gehorchen. Die Schüttelschwingungen, welche 
DÖRY betrachtet, beziehen sich dagegen auf 
die Differentialgleichung der gewöhnlichen 
harmonischen Schwingung, deren Geltungs- 
bereich aber infolge der durch das Lagerspiel 
hervorgerufenen Unstetigkeit nicht über eine 
anze Periode sich erstreckt. Nun ist jedoch 


ei Parallelkurbelgetrieben an einer in Be- | 


wegung befindlichen Lokamotive die Elasti- 
zität zeitlich veränderlich, und es wird daher die 
Schwingung bei vernachlässigtem Lagerspiel 
durch eine Differentialgleichung von der Form 


) 


a +F MW .2e=ZR) 


beschrieben (Siehe ‚Schweizerische Bauzei- 
tung‘‘ September 1919 und März 1920). Die 
Schüttelschwingung darf daher nur als ‚‚pseu- 
doharmonisch‘ bezeichnet werden, wenn man 
diesem Ausdruck seine Allgemeinheit beläßt, 
die er im Wortlaut mitführt; man würde dann 


” 


aber besser für die von Duffing beschriebenen 
Schwingungen eine andere Bezeichnung wählen. 
Auf Grund obiger Darlegung ist es mir ferner 
unklar, wie Herr DÖRY (in Abwesenheit von 
Dämpfung) die maximale Amplitude im Re- 
sonanzfall berechnet. 5 

Zürich, 20. V. 1920. 

Dr. Karl E.' Müller. 
Erwiderung. : 
Auf S. 74 seines Buches (,„Erzwungene 
Schwingungen bei veränderlicher Eigenfre- 
quenz usw.“, Sammlung Vieweg, Heft 41/42) 
hat Duffing der von ihm beschriebenen Be- 
wegung den. Namen „pseudoharmonische 
Schwingung‘ beigelegt. Herr MÜLLER schlägt 
vor, von dieser Bezeichnung abzuweichen. Da 
es sich dabei um eine Polemik wegen eines Na- 
mens handelt, hielt ich es für richtig, den 
Namengeber, Herrn Duffing, zu befragen, 
dessen Ansicht ich mit seiner freundlichen Ge- 
nehmigung nachstehend wie folgt wiedergebe: 
„Es wäre eine Sache des Übereinkommens, 

ob man die Bezeichnung pseudoharmonische 
Schwingung auch auf Schüttelschwingungen 
ausdehnen will. Ich könnte von meinem 
Standpunkt nichts dagegen einwenden, da 
diese Schwingungen ; 
1. veränderliche Eigenfrequenz besitzen, 
2. bei unendlichem Ausschlag in die harmo- 

nische Schwingung übergehen, 
3. bei unendlich kleinem Spiel mit den har- 

monischen Schwingungen identisch sind für 

jeden Ausschlag. 


Vielleicht ließe sich noch durch einen Zu- 
satz in der Bezeichnung der Punkt 2 hervor- 
heben im Gegensatz zu den von mir beschriebe- 
nen Schwingungen, die bei verschwindendem 
Ausschlag in die harmonische Schwingung 
übergehen. Ein solcher Vorschlag würde meine 
unbedingte Zustimmung finden, da dann jede 
Begrifisverwirrung ausgeschlossen ist, die ich 
aber auch ohne dies nicht fürchte.“ 

Berlin, 29. VI. 1920. 
Dr. Iwan Döry. 


Die Ausnutzung des Reibungsgewichtes elek- 
trischer Lokomotiven. - 


Unter obigem Titel veröffentlicht A. W, 
ZUIDWEG auf Seite 425 der „ETZ“ 1920 eine 
Arbeit in deren ‚Übersicht‘ er hinsichtlich 
der Reibungsziffer auf „unrichtige Werte und 
Begriffe in der Literatur‘ hinweist. Im Text- 
teil beanstandet er dann besonders “die 
Poire&eschen Reibungszahlen der ‚Hütte‘, 
wie sie der Unterzeichnete in sein 1915 er- 
schienenes Buch ‚Die Maschinenlehre der 
elektrischen Zugförderung‘‘ aufgenommen hat. 
Zuidweg gibt für diese Reibungsziffern die 
Formel (8. 426): 


235.v—0,35.v2 
Gr 


laut welcher, übrigens im Einklang mit Poiree, 
die Reibungsziffer u, nicht nur von der Fahr- 
geschwindigkeit v, sondern auch vom Rei- 
bungsgewicht Gr abhängig sein soll. Es 
scheint mir nicht unwichtig, darauf hinzu- 
weisen, daß die Richtigkeit dieser Formel 
durch das vorliegende Beobachtungsmaterial 
nur sehr schwach begründet ist. 
obachtungspunkten ließen sich drei Kurven 
4 = /(v) bilden, von denen zwei (Kurven 
l und 2 der Abb. 2, S. 426), denen dasselbe 
Gr = 3400 kg zugrunde liegt, bereits 17 Punkte 
wegnehmen, während für die dritte Kurve 
(Kurve 3 der Abb. 2, S. 426), mit Gr = 8400 kg, 
nur noch zwei Punkte übrigbleiben. Wie soll 
nun diese Kurve, und insbesondere ihre für 
die Gleichung entscheidende Nullstelle, die 
nach Zuidweg den Wert k — 0,13 hat, genau 
sein? Damitfallen aber seine Schlüsse hinsicht- 
lich der Abhängigkeit der Ziffer u, vom Ge- 
wicht Gr haltlos zusammen. Obwohl ein 
solche Abhängigkeit vermutlich besteht, wie 
auch eine Abhängigkeit des u, nicht nur vom 


Wk 


Von 19 Be-.: 


s 


% Li 
_ 


Zustand, sondern auch von der Elastizität der 
Schienen, von der Radgröße usw. besteht, 
dürfte daher aus den Poirdeschen Zahlen 
wirklich nur der Zusammenhang von pn, und 
v, wie ihn die „Hütte“ gibt, als einiger- 
maßen zutreffend gefolgert werden können, 
Ohne auf weitere, ebenfalls kontroverse 
Einzelheiten in ZUIDWEGS Arbeit eintreten zu 
wollen, unterstütze ich seine Schlußfolgerung 
der Wünschbarkeit weiterer Versuche. 


Zürich, 16. VI. 1920. W. Kummer. 


Erwiderung. 


Die Bemerkungen des Herm Dr. W. 
KUMMER, die Formel von $. 426 betreffend, 
stehen mit meiner Diskussion dieser Gleichung 
nicht in Widerspruch. Diese Formel ist ab- 
geleitet worden aus dem von Poirse aufge- 
stellten Wert für die Zugkraftverringerung. 
Die Koeffizienten sind gleichfalls von ihm an- 
gegeben und nicht von mir, wie KUMMER 
meint. Meine Behauptung, daß wir für grund- 
legende Rechnungen Werte verwenden, welche 
den heutigen Verhältnissen durchaus nicht 
entsprechen, hat er mit dieser Zuschrift nicht 
widerlegt. 


Haag, 10. VII. 1920. 
A. W. Zuidweg. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 
Die Statik der Schwerlastkrane. Werft- 


und Schwimmkrane und Schwimmkranpon- 


tons. Von W. L. Andr6e. Mit 305 Textab- 
bildungen. 166 S. in 8°. Verlag von R. Ol- 


denbourg 
geb. 13,20 M > 


Zur Berechnung statisch unbestimm- 
ter Systeme. Das B—U-Verfahren. Von 
W.L. Andr6e. Mit 348 Abbildungen. Ver- 
lag von R. Oldenbourg, Berlin-München 
1919. Preis geb. 12,10 M. 


Im Anschluß an das in der „ETZ“ 1917, 
S. 531, besprochene Werk des Verfassers ‚Die 
Statik des Eisenbaues‘“‘, welches sich mit der 
Lösung von Aufgaben aus der allgemeinen Pra- 
xis befaßt, wird in den vorgenannten beiden 
Werken eine Fortsetzung veröffentlicht, u. zw. 
in ersterem 23 Aufgaben aus dem Sondergebiet 
der Schwerlastkrane, insbesondere von Werft- 
und Schwimmkranen, :sowie Schwimmkran- 
ontons, und in dem letzteren unter besonderer 
nwendung des Belastungsumordnungsverfah- 
rens (B-U-Verfahren) statisch unbestimmter 
Systeme 39 recht lehrreiche Beispiele aus der 
- Praxis. Dasletztgenannte Verfahren ist ein ver- 
einfachendes Mittel bei vielfach statisch unbe- 
stimmten, symmetrisch ausgebildeten Tragwer- 
ken. Der Ansicht des Verfassers, daß Systeme 
unsymmetrischer Art in der Praxis selten vor- 
kommen, kann nichtganz on oa mergen: 
ebensowenig, daß das Verfahren bei unsymmetri- 
schen Konstruktionen zweckmäßig sei; immer- 
hin ist das Anwendungsgebiet, wie die Beispiele 
zeigen, ein hinreichen es so daß der Wert 
der Arbeit dadurch nicht beeinträchtigt wird. 
Namentlich bei Aufgaben aus dem Gebiete des 
Eisenbaues, bei Rahmen jeder Art, bei ring- 
förmigen Trägern und bei Tragwerken aus sich 
kreuzenden, Beth eskonden rägern, auch bei 
'Einflußlinien beweglicher Lasten mehrfach 
statisch unbestimmter Träger ist es gut an- 
wendbar. Die Lösung aller Aufgaben zeigt ganz 
erhebliches Geschick in der Behandlung ver- 
wickelter, statischer Aufgaben. Ein Vorzug ist 
auch darin zu sehen, daß der Verfasser so che 
Aufgaben in übersichtlicher Form mit den ein- 
fachsten Mitteln der Statik löst. Seine Darstel- 
lung ist überall schlicht und klar. Im übrigen 
gilt hier das in der Besprechung über das ein- 
angs erwähnte Werk des Verfassers bereits 
Be Es handelt sich um Beispiele, die sonst 
in der Literatur wenig und gar nicht sich er- 
örtert finden. Deshalb ist ihre Vorführung dem 
Praktiker sehr willkommen, da sie die Wege 
erheblich erleichtert. Darum kann auch hier 
nur kurz wiederholt werden, daß es sich auch 
in den beiden neuen Veröffentlichungen um 
vorzügliche Hilfsmittel für den entwerfenden 
Statiker des Industriebaues handelt. 
Karl Bernhard. 


Die Elektrizitätsversorgung der deut- 
schen Front im Weltkriege und ihre 
Bedeutung für das kämpfende Heer.!) 


Von Dr. Walter Straus. Mit 22 Abb. 96 8. 


in 8°. Verlage von Hachmeister & Thal, 
Leipzig 1919. Preis 5 M. 

Als wir paar Ingenieure 1914 die Elektri- 

sierung der Westtront vermittelst der Groß- 


!) Von der Techn. Hochschule zu München ge- 
nehmigte Dissertation, n: 217 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


. München und Berlin 1919. Preis 


stände in 


1920. 


kraftwerke unternahmen, ahnte kein Mensch, 
welche Bedeutung diese grundlegende Arbeit 
hatte. Später, mit unseren Erfolgen, zeigte 
sich größeres Verständnis bei maßgebenden 
Stellen. Die Stromversorgung des Heeres war 
1916/17 schon von solcher Wichtigkeit, daß ihr 
Ausfall eine Sa sestzoplie werden konnte. In 
vorliegender Schrift behandelt der Verfasser 
Erzeugung, Verteilung, Verwertung des- Stro- 
mes und schildert den Werdegang der militäri- 
schen Organisation. Ein Drittel er Arbeit ist 
dem elektrischen Verhau gewidmet, das im 
Westen aber nur bescheidene Verwendung fand. 
Technisch-wissenschaftlichen Wert besitzt die 
Arbeit nicht, weder eine neu® technische Auf- 
gabe ist gelöst, noch exaktes statistisches Mate- 
rial beigebracht, sie hat mehr geschichtlichen 
Wert, es ist alles festgelegt, was die Elektrotech- 
niker der Frontleisteten. Da die Arbeit (Disser- 


tation) noch im Kriege erschien, sind Ortsan- 


gaben, Netzbezeichnungen usw. nicht gemacht, 
auch nichtin der später erschienenen Broschüre. 
Neue elektrotechnische Probleme warenimFelde 
selten zulösen, es galt, mit gegebenen Mittelnden 
Zweck zuerreichen, schnelles Handeln, festes Zu- 
reifen, Nichtzurückweichen vor Schwierig- 
eiten führte nur zum Ziele. Die Elektrisierung 
des Heeresgebietes vom Graben bis in die Etappe 
war zumeist „Stegreiftechnik‘, alles wurde ge- 
wagt, nur der erfahrene Praktiker war auf die 
Dauer Herr der Lage. Beim: Durchlesen der 
Arbeit fällt mir manches auf, das erörtert wer- 
den könnte, der knappe Raum gestattet in- 
dessen nicht, sich hier damit zu beschäftigen. 
Der Verfasser hat mit Fleiß und Geschick 
seine Erfahrungen niedergelegt, es war an der 
Front leicht, sich über alles zu unterrichten. 
Die Elektrotechniker der einzelnen Heere muß- 
ten zusammenarbeiten, da die benachbarten 
Netze alle am gemeinsamen Speisestrange hin- 
en. Durch die Elektrisierung der Fronten 
am die Elektrotechnik in enge Berübrung mit 
allen Volksschichten. das hrachte Vor- und 
Nachteile. In manche Kreise ist mehr Ver- 
ständnis für unsere Tätigkeit gekommen. In- 
folge der militärisch-teehnischen Organisation 
machten sich auch vielfach Personen breit, die 
sich kraft eines militärischen Ranges berufen 
fühlten, aber wenig befähigt waren, technische 
Führer zu spielen zum Schaden für die Sache, 
zum Verdruß für die Unterstellten. Die Schrift 
bringt für den Frontelektrotechniker nichts 
Neues, denen, die sich ein Bild von der an der 
Front geleisteten elektrotechnischen Arbeit 
machen möchten, wird sie zur Lektüre emp- 
fohlen, denn sie enthält alles: Wissenswerte. 
Cramer. 


Chemische Technologie der Legierun- 

- gen. Von Dr. P. Reinglass. I. Teil. Die 
Legierungen mit Ausna"'me der Fisen-Koh- 
lenstoff-Legierungen. Mit 212 Abb.,. 24 Ta- 
feln und zahlreichen Tabellen. IX und 483 8, 
in 8°. Verlag von Otto Sramer. Leipzig 1919. 
Preis geh. 38 M, geb. 43 M. 


Unmittelbar gehen den Elektrotechniker 


von all den tausend Legierungen eigentlich nur 


die für Vorschaltwiderstände nnd Normalwider- 
Frage kommenden Legierungen 
Manganin usw.an. Von seinem wichtigsten Me- 


talle, dem Kupfer, verlangt er im Gegenteil 
größte Reinheit, weilschon geringe Mengen an- 


derer Metalle die Leitfähigkeit stark herab- 
setzen. Insoweit aber der Elektrotechniker In- 
genieurist, sindihmauch Messing, Bronzen usw. 


wichtig. Aus dem vorliegenden, schön ausge- 


statteten Buch wird er entnehmen, daß die 
zahlreichen wissenschaftlichen und technischen 
Arbeiten auf diesem schwierigen Gebiete schon 
hente sehr viele praktisch wertvolle Ergebnisse 
geliefert haben. U.a. ist durch die Metallogra- 
phie der Einfluß, welehen Hämmern, Kaltwal- 
zen, Abschrecken, Wideranlassen auf die Härte 
und Festigkeit der Metalle ausüben, aufgeklärt 
worden, Reinglass zeigt ander Hand vonausge- 
zeichneten Sch liffbildern, wie z. B. beim Walzen 
von Messing die oktaedrischen Mischkristalle 
(Kupfer löst Zink auch in festem Zustande) in 
lange dünne Streifen ausgezogen und bei sehr 
starkem Druck schließlich zertrümmert werden. 
Beim Erhitzen auf 300° verschwinden die ver- 
zerrten Kristalle nnd werden durch sehr kleine 
dicht aneinanderliegende Kriställehen ersetzt; 
bei weiterem Erhitzen wachsen die Kristalle 
wieder, indem einige Kristalle ihre- Nachbarn 
aufzehren. Die ersten hundert Seiten des Bu- 
ches behandeln allgemein die Konstitution der 
Legierungen und ihre Erforschung durch Mikro- 
photograrhie und Schmelzdiagramm, die Eigen- 


schaften (Dichte, Schmelzpunkt, Leitfähigkeit, 


Schwindung, Härte, Zugfestigkeit usw.) und 


ihre Messung, sowie die Herstellung der Legie- 
rungen. Im besondern Teile nehmen, entspre- 
chend ihrer praktischen Bedeutung, die Legie- 
rungen des Alıminiums (8. 104 bis 169) und des 
Kupfers (8. 178 bis 361) den weitesten Raum 
ein. Stets wird die technische Herstellung und 
Verwendung der betreffenden Legierung beson- 


Heft 30. 


‚, dung der Vorrichtungenkörper in bezu 


6598 


ders berücksichtigt. Alle „D RP“, welche sich 
auf Legierungen beziehen, werden mit ihrem 
Patentanspruch wörtlich, mit der Beschreibung 
im Auszuge angeführt. Im Vorworte nennt der 
Verfasser als Ziel seines Buches: es soll den 
Techniker auf die Errungenschaften der wissen- 
schaftlichen Metallographie hinweisen und den 
Wissenschaftler auf die vielfach noch unbe- 
hobenen Schwierigkeiten der Legierungstechnik 
aufmerksam machen. Das ausgezeichnete 
Buch, welches einen gewältigen Stoff in guter 
Ordnung darbietet, sei zum Lernen /und zum 
Nachschlagen bestens empfohlen. 
ä K. Arndt. 


Vorrichtungsbau. Bearbeitungsvorschriften 
und ihre Einzelelemente für die rationelle 
Serien- und Massenfabrikation. Von ER. 
Bussien und Ferd. Friedrichs. VIII und 
188 S. in 80. Mit 247 Abb. u. 16 Tafeln. 
Verlag von M. Krayn. Berlin 1919, Preis 
geb. 15 M. 


Das Gebiet des Vorrichtungenbaus ist 
bisher literarisch wenig behandelt worden, 
trotz der großen Bedeutung, die dieser Son. 
derzweig der Technik für die Industrie hat. 
Welchen großen Wert ein gutes Handbuch 
für ein engeres Fachgebiet für den darin Tätigen, 
besonders aber für den Anfänger hat, braucht 
nicht erst betont zu werden. Im Vorrichtungen- 
bau war das Fehlen einen solchen Buches 
um so fühlbarer, als hier wie sonst wohl in 
keinem anderen Industriezweige von dem 
Konstrukteur eine genaue Kenntnis der Ar- 
beits- und Werkstattvorgänge gefordert wer- 
den muß. Wenn nun auch das beste Buch 
diese Kenntnis nicht ohne weiteres vermitteln 
kann, diese vielmehr durch eigene Anschauung 
und Erfahrungen erworben werden muß, 
so ist es doch möglich, Richtlinien für die ver- 
schiedenen vorkommenden Fälle aufzustellen, 
Erfahrungsergebnisse der Allgemeinheit dienst- 
bar zu machen und wertvolle Hinweise für die 
Lösung vorkommender Arbeiten zu geben. 
Die Verfasser vorliegender Arbeit haben sich 
in dankenswerter eise bemüht, die für die 
Konstruktion von Einspannvorrichtungen we- 
sentlichen Gesichtspunkte zusammenzustellen ; 
sie gehen dabei folgerichtig von der Auf- 
stellung einer genauen Arbeitsfolge für die zu 
bearbeitenden Teile aus, geben zum Teil recht 
wertvolle, durch Beispiele erläuterte Anlei- 
tungen für die BIeSHNrete Konstruktion der 
Vorrichtungen und bringen eine Reihe von 
Konstruktionselementen und Normalien. Vieles 
yon dem, was über Konstruktion gesagt ist, 
ist für jeden Vorrichtungenkonstrukteur be- 
herzigenswert; dazu gehört das über Auehln 
au 
Aussparungen der ände, 
HADEInSNDE von Versteifungsrippen und be- 
quemes und schnelles Einlegen und Entfernen 
der Arbeitsstücke Geäußerte. Anderes ist da- 
gogen recht anfechtbar; so ist z. B. der wieder- 

olte Hinweis darauf, daß sich die Spanneisen 
beim Anziehen der Schrauben nicht verziehen 
dürfen, irreführend zu nennen; es kommt gar 
nicht darauf an, ob sich die Spanneisen ver- 
ziehen; die Hauptsache ist, daß dies nieht dem 
Vorriehtungenkörper und dem Arbeitsstück 
widerfährt. Die Anschauungen der Verfasser 
über die Rentabilität der Vorrichtungen wer- 
den nicht überall geteilt werden; wenn in 
einem der angezogenen Beispiele gesagt wird, 
daß sich für eine Automobilfabrik die An- 
schaffung von Vorrichtungen für sämtliche 
Teile eines Wagens lohnt, von dem nur 25 Stück 
im Jahre gebaut werden, so dürfte das kaum 
zutreffen. Die Anschaffungskosten der Vor- 
richtungen sind doch viel größer, als daß bei 
einer so geringen Stückzahl der Fabrikate von 
einer Rentabilität gesprochen werden kann. 
Vieles des sonst Gebrachten stellt Erfahrungs- 
ergebnisse aus einem Großbetriebe dar und 
trifft in der allgemein gehaltenen Form, in der 
es gesagt ist, für andere Großbetriebe nicht zu 
und erst recht nicht für mittlere und kleine 
Betriebe. Das ist der Fall bei den Angaben 
über, die Organisation der Herstellung der 
Vorriehtungen und bei Angaben über die Art 
des zu verwendenden Materials für einzelne 
Teile. Im ganzen ist das;Buch zu empfehlen. 
Otto Müller. 


Die Wechselstrom-Bahnmotoren. Kom- 
mutatormotoren für einphasigen Wechsel- 
strom. Von Reg.-Baumeister M. Gerst- 
meyer. Mit 105 Textabb. VI und 193 S. 
in 8°. Verlag von R. Oldenbourg. München 
und Berlin. 1919. Preis geh. 14 M. 

Bei der fortschreitenden Elektrisierung 
der Vollbahnen und der Annahme des ein- 
phasigen Wechselstromsystems durch ver- 
schiedene Staaten gewinnt der Einphasen- 
Kommutatormotor für immer weitere Kreise 
von Ingenieuren Interesse. In dem vorliegen- 
den Buch unterzieht sich der Verfasser der 
Aufgabe, diesen Kreisen, unter Voraussetzung 


Anlagefl ächen, 


600 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 30, 


29. Juli 1920. 


der Grundlagen der Elektrotechnik, eine in 
sich abgeschlossene Darstellung der Kommu- 
tatormotoren zu geben. Eine kurze Inhalts- 
übersicht mag den Rahmen zeigen, in dem das 
Werk gehalten ist. Ausgehend von einer all- 
gemeinen Beschreibung der Motoren, ihrer 
Wirkungsweise, Bauart und Darstellung der 
Wechselstromvorgänge in Vektorform, wer- 
den die theoretischen Grundlagenm’der Motoren 
behandelt. So wird die Größe der induzierten 
EMK’in ruhenden und in einem Wechselfeld 
EmDaeL Wieklungen eingehend abgeleitet. 
Die Erzeugung magnetischer Wechselfelder 
die Berechnung der Selbstinduktion und Streu- 
ung, die Bildung des Ankerdrehmomentes und 
die Vorgänge bei der Stromwendung werden 
ausführlich besprochen. In 3 weiteren Kapiteln 
werden alsdann die Haupttypen der Kommu- 
tatormotoren, der Reiben chlußnötor! der 
Repulsionsmotor und der Repulsionsmotor mit 
Ankererregung hinsichtlich der möglichen 
Schaltungsarten und ihrer - Betriebseigen- 
schaften eingehend dargestellt. Ein weiteres 
Kapitel beschäftigt sich mit der Größenbe- 
stimmung, der Ausnützung des Materials und 
dem Einfluß der Verluste und der Stromwen- 
dung. In einem Schlußkapitel wird die Frage 
der Nutzbremsung bei Reihenschlußmotoren 
und bei NebenschlnBraoloren mit Fremd- und 
Ankererregung behandelt. Die anschauliche, 
klare Darstellung, die in ihrer Übersichtlich- 
keit und Reichhaltiekeit mustergültigen Fi- 
guren, die Fülle der | ıktischen Hinweise und 
die stete Hervorhebu. ıg des Wichtigen wird 
dem Buch sicher viele Freunde erwerben. Im 
Interesse des Leserkreises, für den das Buch in 
erster Linie bestimmt ist, würde sich eine 
Kürzung mancher Ableitungen bei einer Neu- 
auflage empfehlen. Die Ausstattung des 
Buches ist in jeder Beziehung mustergültig. 
F. Hillebrand. 


Die Leistungen kriegsverletzter In- 
dustriearbeiter und Vorschläge zur 
ee Eine 
volkswirtschaftlich - ärztliche Studie unter 
Zugrundelegung von Erfahrungen in La- 
zaretten und im Kleinbauwerk der Siemens- 
Schuckertwerke G. m. 
bei Berlin. Von Dr. med. et phil. H. Fr. 
Ziegler. 188 S. in 4°. 28 Zahlentafeln, 
20 graph. Darstellungen und 20 Abb. 
Verlag von A. Bagel. Düsseldorf 1919. 
Preis brosch. 20 M. 


Dr. med. Ziegler hat über seine Erfah- 
rungen in der Kriegsbeschädigtenfürsorge 
Anfang 1919 ein Buch herausgegeben, das zu 
den gründlichsten Schriften gehört, die in der 
Kriegsbeschädigtenfürsorge vorliegen. 

Zunächst werden allgemein die Richt- 
linien der Invalidenfürsorge und Beschaffung 
von Arbeitsmöglichkeiten in industriellen Be- 
trieben besprochen, dann wird insbesondere 
über die Ergebnisse berichtet, die bei den 
Siemens-Schuckertwerken bis dahin vor- 
liegen. Der Verfasser weist auf die Wichtig- 
keit des Zusammenarbeitens von Arzt und 
Ingenieur hin, die gemeinsam durch Arbeits- 
therapie heilen und zu beruflicher Tätigkeit 
überleiten sollten. Insbesondere wird auch 
noch auf die guten Erfolge der Vermittlungs- 
stelle für Schwerkriegsbeschädigte hinge- 
wiesen, die seit mehreren Jahren in der Pro- 
vinz Brandenburg besteht. 

In einem statistischen Teil berichtet 
Ziegler über Erhebungen, die er persönlich 
im Kreise Lennep angestellt hat, um Aus- 
-kunft zu bekommen über die Berufsverhält- 
nisse und Berufsberatung bei den Kriegsbe- 
schädigten. Als Grundlage für seine Statistik 
benutzt er die Angaben der Personalkarte 
für Kriegsbeschädigte, die ihm für seine 
Arbeit in dem erwähnten Kreise zur Verfügung 
gestellt wurden. Allerdings handelt es sich 
dabei um das Verhältnis im begrenzten Gebiet 
einer einzelnen Fürsorgestelle, so daß im ganzen 
von Ziegler nur etwa 1000 Kriegsbeschädigte 
bearbeitet wurden, unter denen sich etwa 
220 Schwerbeschädigte befanden. Die sta- 
tistischen Ergebnisse, zu denen der Verfasser 
kam, dürfen daher nicht zu sehr verallge- 
meinert werden, stiminen aber in mehreren 
Punkten mit einer umfassenderen Statistik 
der Schwerbeschädigtenfürsorge überein, die 
ich fast zu gleicher Zeit für die gesamte Pro- 
vinz Brandenburg durchgeführt habe. 

Unter den Kriegsbeschädigten sind 65,3%, 
durch äußere Verletzungen beschädigt, der 
Rest ist durch innere Krankheiten betroffen. 
Zum Vergleich dazu sei bemerkt, daß für die 
Provinz Brandenburg unter den Schwer- 
beschädigten etwa 63% als äußerlich Verletzte 
anzusehen waren. Ferner fand Ziegler, daß 
von den Kriegsbeschädigten ungefähr 13% 
zu den Lungenkranken gehörten, während 
sich bei der Brandenburger Zusammenstellung 


b. H., Siemensstadt | 


ergab, daß 11,8% der Schwerbeschädigten 
zu den Lungenleidenden gehörten; 1,9% waren 
als arbeitsunfähig anzusehen. 
Besonders eingehend behandelt der Ver- 
fasser dann die Ergebnisse, die in dem schon 
genannten Fabrikbetriebe mit Kriegsbeschä- 
erzielt wurden. Er erläutert seine 
Zahlen durch ganz außerordentlich ausführ- 
liche und gute graphische Darstellungen über 
Stundenverdienst und en, ” 
Da sich seit Herausgabe der Zieglerschen 
Arbeit die Arbeitsverhältnisse indessen so 
außerordentlich geändert haben, so wird es 
leider nicht mehr möglich sein, alle Beobach- 
tungen, die damals gemacht sind, heute noch 
praktisch zu verwerten. Insbesondere haben 
sich dadurch die Einstellungsbedingungen be- 
kanntlich außerordentlich verschoben, daß 
inzwischen ein Reichsgesetz herausgekommen 
ist, durch welches jeder Arbeitgeber ver- 
pflichtet ist, in gewissem Verhältnis zu seiner 
Arbeiterzahl Schwerbeschädigte einzustellen. 
Ein gewisses Bedenken habe ich schließ- 
lich dagegen, daß die Leistungen der Kriegs- 
beschädigten mit denjenigen von Arbeite- 
rinnen verglichen werden. Dadurch werden 
leicht falsche Schlüsse gezogen; die Kriegs- 
beschädigten aber selbst pflegen die Gleich- 
stellung mit den Arbeiterinnen vielfach als 
eine gewisse Zurücksetzung anzusehen. 
Wer sich genauer mit der Kriegsbeschä- 
digtenfürsorge, inbesondere mit ihrer Ent- 
wicklung etwa bis zur Revolutionszeit be- 
schäftigen will, dem kann das Studium dieser 
umfangreichen und außerordentlich gründ- 
lichen, vorzüglich ausgestatteten Arbeit durch- 
aus empfohlen werden. 
Dr. Beckmann. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


- Rücher. 


Die Amerikanisierung Europas. Von Ingenieur 
G. W. Meyer. IV u. 91.S in 80%. Technischer 
Verlag, Bodenbach a. E. 1920. Preis 10 M. 

Die Funkentelegraphie im Inlandverkehr 
des Einzelstaates. Von E. Winkler. 478. 
in 80. Verlag von Karl Harbauer, Wien und 
Leipzig 1920. er 

Kaufmännische und technische Fabrikbe- 
triebskunde. Von Heinrich Trillich., VIu. 
233 S. in 80, Verlag der kaufmännischen Biblie- 
thek G. m. b. H., Leipzig 1920. Preis 10 M. 


Sonderabdrucke. 


Neue Apparate zur Strahlungsmessung. Von 
W. Voege. „Physikalische Zeitschrift“, 21. Jahr- 
gang 1920, S. 238 bis 296. Verlag von S. Hirzel, 
Leipzig. 

On integers which satisfey the equation 
Bey? +z23=0. Von W. Richmond. 
„Transactions of the Cambridge Philosophical 
Society“, Bd. 22, Nr. 19. 

Theorie der Hochspannungsisolatoren. Von 
Dr.-Qng. A. Schwaiger. Verbands-Mitteilungen 
der Dresdner Bezirksvereine. Verlag von E. H. 
Meyer, Dresden. 


Neue Zeitschriften. 


„La T.S.F. Moderne“. Revue mensuelle redigse 
par une groupe d’ing6rieurs radios. Organ officiel 
de la Societe Frangaise de Radiotelegraphie et de 
Preparation militaire et du Cercle belge d’Etudes 
radiotelögraphiques. Bd. 1, Heft 2, Mai 1920. 
Verlag Paris VII, Avenue de Saxe 11. Monatlich 
ein Heft, Preis im Ausland 27 Fr. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Ein Reichsverband elektrotechnischer Spe- 
zialgeschäfte. — Unter dieser Bezeichnung hat 
sich, wie uns der Geschäftsführer mitteilt, ein 
neuer, das gesamte deutsche Reich umfassen- 
der Verein gebildet, der die bestehenden Ver- 
bände durch einen engeren Zusammenschluß 
der elektrotechnischen | Spezialgeschäfte er- 
gänzen soll. Er will vor allem das Pfuscher- 
tum, die wilden Neugründungen und das 
Schiebertum bekämpfen. Jedes ee muß 
sich eine Prüfung seiner Geschäftsführung 
darauf gefallen lassen, ob ein vollwertiges Spe- 
zialgeschäft in Frage steht oder nicht, wobei 
es sich nicht um ein reines Installationsge- 
schäft zu handeln braucht. So wird, wie es 
in der Zuschrift heißt, die. Bezeichnung ‚‚Mit- 
glied, des Reichsverbandes elektrotechnischer 
Spezialgeschäfte‘ bald für den Lieferanten 
und Kunden ausschlaggebend bei der Ein- 
schätzung des Betriebes sein. Die Statuten 
sollen in einer gelegentlich der Leipziger Messe 


Für die Sehriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus8pringer in Berlin. 


stattfindenden Hauptversammlung festgelegt 
werden. Von ihnen wird man das Urteil über 
diese Gründung, an der sich die Vereinigung 
der elektrotechnischen Spezialfabriken nicht 
beteiligt hat, abhängig machen müssen; vor- 
läufig scheint uns kein hinreichendes Bedürfnis 
vorzuliegen. 


Aus der Geschäftswelt. — Inland. Die 
Kraftwerk Sachsen-Thüringen A. G. 
hat das Elektrizitätswerk Klosterlausnitz an- 

ekauft. — Unter den Neugründungen ist die 

er Gas- und Elektrizitätswerke Wil- 
helmshaven - Rüstringen G. m. b. H,, 
Wilhelmshaven, zu erwähnen, die mit 0,9-Mill. 
M eingetragen wurde. — Ausland. In Brüssel 
ist die Soci6te Belge pour la fabrica- 
tion des lamps &lectriques LBE mit 
2 Mill. Fr. Kapital gegründet worden. 


Warenmarkt. Porzellan. Die so- 
enannten ‚Eltfabriken‘‘ (Vereinigung von 
abriken für Elektro - Installations - Gegen- 

stände, Berlin) knüpfen an eine Äußerung 
des Verbandes deutscher elektrotechnischer 
Porzellanfabriken an, derzufolge die Preise 
fürPorzellannichtherabgesetzt werden könnten, 
nachdem erst kürzlich wieder die Löhne und 
Rohmaterialpreise eine Erhöhung erfahren 
hätten, und bemerken, daß unter diesen Um- 
ständen die speziell Installationsmaterial her- 
stellende Industrie an einen Preisabbau, wie 
ihn Händler und Installateure wünschen, nicht 
herantreten könne. Metallpreise. Die 
Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere 
verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten 
in M/100 kg: 


Metall 23. VII, 20. VII. 
Elektrolytkupfer (wire | £ 
bars), prompt, cif Hamburg, ö 

Bremen, Rotterdam . . . 1705 _ 1679 
Raffinadekupfer 99/99,30%/, 1200  |1125—1150 
Originalhüttenweichblei 475—490 475 
Originalhüttenrohzink, 

Preis im freien Verkehr „ | 630—640 | 610—615 
Plattenzink (remelted) von 

handelsübl. Beschaffenheit | 430 425 
Originalhüttenaluminium 

98/99%yin gekerbt.Blöckchen 2150-2200 2150—2200 
dsgl. in Walz- oder Draht- 

barron. - rt 2600 2600 I 
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |4350—4450 4250—4350 
Hüttenzinn, mind. 990 _ | —_ 
Reinnickel 98/99), . 500—3600 3500—3600 
Antimon-Regulus. . . . 725 | 700 A 
Silber in Barren ca. 900 fein | "= 

für 1 kg fein . 950 84) 3 


An der Londoner Metallbörse wurden 


nach „Mining Journal‘ am 16. VII. 1920 für 
l ton (1016 kg) notiert: 
Ser d = eh 
*Kupfer: best selected . 1064 0 O biw1l06 0 0 
r electrolyt.. 16 0 0 „111 0 0: 
R wire bars . . .. 109 .0..0°,.111 0. 0 
* : standard, Kasse 90 0 0 0502 
Ps „...3Mon 92109, RE 
Zinn: standard, Kasse... 267 15 O0 „268 0 0. 
% „ °.3Mon. 272 15.0 „ 273 0.0 
»„ straite .. ... 0. ..282 0.0 „288 0-0 
Blei: span.oder nichtengl. K 
Weichblei.... 3100,3500 
„.. gew. engl. Bleckblei 35100, — — — 
Zink: gew. Sorten. . 450,250 
= remelted .....:. 400 ,, — — — 
„ engl. Swanseae .. 43 0 0 ii 


60/63 £ net. 
165 £ (Inland); 

185 £ (Export). 
230 £ (In- u. Ausland). 


Antimon: engl. Reg. . . 
Aluminium: 98 bis 99), 


E 
Nickel: 98 bis 990/, gar. 2 
Quecksilber: nom, für 
die 75 lbs.-Flasche. .. 20£10s bis 21 £. 
Platin: je Unze nom. . . 360 ». 


Für den 22. VII. 1920 verzeichnete der ‚Berl. 
Börs.-Cour.‘“ folgende Preise in £/t: Kupfer, 
Kasse 91,12; desgl. 3 Mon. 93,37; Elektrolyt 
107 bis 112; best selected 107 bis 108; Zink 
41,50 bis 43,25; Zinn, Kasse 263,75; desgl. 
3 Mon. 268,50; Blei 35,25 bis 36,00. In New 
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt- 

kupfer loko auf 19 cts/lb. 3 


* Netto. 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 23. Werliefert Edelgase, wie Argon, 
Neon, Helion, für den Export? Er 


Abschluß des Heftes: 24. Juli 1920. 


601 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Die Abwärmeverwertung bei Dampfkraft- 
werken. 


Von M. Gerekr, Nürnberg!). 


Übersicht. Nach einem Überblick über die dem 
Dampfkraftbetrieb eigentümlichen Wärmeverluste wird 
die künstliche Vortrocknung wasserhaltiger Brennstoffe 
mit Abwärme und deren wirtschaftliche Aussichten be- 
handelt. Die Fragen der Staubfeuerung, der Torfver- 
wertung und der restlosen Vergasung der Brennstoffe 
und der Nebenproduktengewinnung werden dann kurz 
gestreift und schließlich die heute vorhandenen Möglich- 
keiten besprochen, mit denen die Betriebsmittel unserer 
Dampfkraftwerke zum Zwecke der Wärmeersparnis ver- 
bessert werden können. 


Während die Verbrennungskraftmaschinen 
(Gasmaschinen und Dieselmotoren) die Ssoge- 
nannte Abwärme in verhältnismäßig hoch- 
wertiger Form (kleine Mengen praktisch reiner 
Abgase von 400 bis 500° und geringe Mengen 
Kühlwasser von 50° und mehr) liefern, fällt 
die Abwärme der Dampfkraftwerke in tech- 
nisch sehr geringwertiger Form an, u. zw. als 
große Mengen verschmutzter Rauchgase von 
niedriger Temperatur (150 bis 200°) und große 
Mengen Abwasser von höchstens 40% bei 
Rückkühlanlagen und noch weniger bei Frisch- 
wasseranlagen. Deswegen entwickelte sich 
die Abwärmeverwertung bei Verbrennungs- 
kraftanlagen?) sehr schnell, als die Steigerung 
der Wärmepreise eine Verbesserung der Wärme- 
wirtschaft erzwang. Dazu kam der günstige 
Umstand, daß die Abwärmeverwerter ver- 
hältnismäßig einfache Vorrichtungen (Röhren- 
kessel) waren, die sich zwanglos in den Ab- 
wärmestrom der Verbrennungsmaschinen ein- 
bauen ließen, ohne den Betrieb der Maschinen 
selbst und der um sie herum gegliederten 
Werkanlagen nennenswert zu beeinträchtigen. 
Dem Bemühen der Hüttenwerke, an Wärme 
zu sparen, kamen die Bestrebungen der 
Maschinenfabriken entgegen, den Nachteilen 
der Verbrennungskraftmaschinen gegenüber 
der übermächtigen Entwicklung der Dampf- 
turbinen durch Verbesserungen wirtschaftlicher 
Art entgegenzuarbeiten, die mit verhältnis- 
mäßig geringem Kapitalaufwand zu erzielen 
waren. 

So erklärt sich der ungemein schnell 
Ss re Einbau von Abwärmeverwertern 
bei den Großgasmaschinenanlagen unserer 
Hüttenwerke. Dort, wo Hochofen- und Koks- 
ofengase zur Verfügung stehen und gewaltige 
Energiemengen verbraucht werden, ist der 
wirtschaftliche Wettbewerb zwischen den Gas- 
maschinen mit Abwärmeverwertung und den 
Dampfturbinen mit gasgeheizten Kesseln ein- 
wandfrei zugunsten der ersteren entschieden, 
während die Dampfturbinen meist nur zur 
Übernahme der Spitzenbelastung und zur Ab- 
pufferung sowie als Reserve dienen. 

Bei den Dampfkraftwerken (Überland- 
werke, städtische Elektrizitätswerke und Bahn- 
kraftwerke) ist die Abwärmeverwertung durch 
die ungünstige Form, in der die Abwärme zur 
Verfügung steht, sehr erschwert. Dies be- 
weisen auch die geringfügigen praktischen Er- 
folge auf diesem Gebiet, obwohl die drückende 
Kohlennot uns zur angespannten Anstren ung 
aller Kräfte zwingt, Kohlen zu sparen und die 
verbrauchten Kohlen mögliehst gut auszu- 
nützen. 

Unter der Abwärme eines Dampfkratt- 
werkes verstehen wir im weitesten Sinne den 
Unterschied der in Gestalt von Brennstoff 
dem Kraftwerk zugeführten Wärme und der 
in nutzbar abgegebene elektrische Arbeit um- 
geformten Wärme. Die hierdurch bestimmte 
Gesamtmenge an Abwärme verteilt sich auf 
die folgenden Einzelwerte: 


1. Die auf dem Kohlenlager und in den 
Bunkern auftretenden Verluste durch Ver- 
stauben, Verwittern und Entgasen der Kohle 
an der Luft. 


ı) Verfaßt unter Benutzung von Unterlagen der 
Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.G. 

Näheres vgl. Hauptstelle für Wärmewirtschaft des 
V.d. l.: „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 2, P. Meyer, 
„Verbesserung, der Wärmewirtschaft durch Abwärme- 
verwertung bei Verbrennungskraftanlagen“, 


Berlin, 5. August 1920. 


2. Die Verluste durch unverbrennliche 
oder wärmeverzehrende Bestandteile des 
Brennstoffes, insbesondere Asche und Wasser. 

3. Die Verluste durch unverbrannte Be- 
standteile der Schlacke, der Flugasche und der 
Rauchgase. 

4. Die fühlbare Wärme der Abgase am 
Schornsteinende und der Schlacken. 

5. Die Strahlungs- und Undichtigkeits- 
verluste der Dampfkessel, Rohrleitungen, 
Kraftmaschinen und Nebenbetriebe (Sicker- 
verluste). 


KgNMSSER WE/kg 
40 1 A0noo A 
FLAECHE A VERLUSTE DURCH VERDAMPFEN DES WASSERGEHALTES BEZOGEN AUFAkg 
g 9000 
| FLRECHE B VERLUSTE BEZOGEN AUF Akg WASSERHALTIGEN BRENNSTOFF 
8 + 8000 % BEZOGEN AUF Akg TROCKENMASSE 
THEORETISCHER HEIZWERT DES WASSERFREIEN 
Kar | BRENNSTOFFES IN WE/kg 
6. + 6ooo 


5000 


4000 


3000 


BARER HEIZWERT DES 


2000 


30 


4 


a easart 
u 
= =) 


vH 


= 
F 


MOOR 
= AURICH 
SCHWANDORF 


zo 


ZSCHORNEWITZ 
FALKENAU 


LEUNA 
BOEHMISCHE BRAUNKOHLE 


ROHER NASSER TORF KOLBER 
UERITKONLE | 

RHEINISCHE BRAUNKOHLE 
VEREINIGTE VILLE -KOEL! 
SAECHSISCHE BRAUNKOH! 
LUFTTROCKENER TORF AuRI! 


Abb. 1. Wärmeverluste beim Verfeuern wasserhaltiger Brennstoffe 
durch Verdampfen des Wassergehaltes in der Feuerung mit Frischwärme. 


6. Der Eigenverbrauch der Nebenbe- 
triebe (Speisepumpen, Kondensationspump- 
werke, Hebevorrichtungen, Anlagen für künst- 
lichen Zug usw.). 

7. Die im Kühlwasser abgeführte Wärme 
des entspannten Abdampfes. 

8. Die Kühlluft der elektrischen Genera- 
toren, Transformatoren und Regulierwider- 
stände innerhalb des Kraftwerkes. 

Die unter 1 angedeuteten Verluste sind 
praktisch sehr bedeutend, sollen aber hier 
unberücksichtigt bleiben, da sie hauptsächlich 
von örtlichen Verhältnissen, wie Anfuhr, Aus- 
ladung, Stapelung und Förderung des Brenn- 
stoffes ins Kesselhaus, Bedarf an Reserve- 
brennstoff aus Betriebsgründen und ähnlichen 
Gesichtspunkten abhängen. Während Stein- 
kohle beim Lagern nur eine mehr oder weniger 
merkbare Einbuße an Heizwert erleidet, zer- 
fällt mitteldeutsche Rohbraunkohle in kurzer 
Zeit an der Luft zu einem geringwertigen Grus 
und kann deswegen nur wenige Tage gelagert 
werden. Bei Briketts und lufttrockenem Torf 
ist dieser Nachteil nicht beobachtet worden. 

Die Wärmeverluste nach 2 sind von der 
Güte der Aufbereitung der Steinkohle auf den 
Zechen abhängig. Durch die verschlechterte 
Auslese der Klaubeberge sind bekanntlich in 
neuester Zeit große Schwierigkeiten in den 
Kesselbetrieben verursacht, besonders bei 
hochbelasteten Kesseln, ganz abgesehen von 
der geldlichen Schädigung der Abnehmer und 
von der, zwecklosen Belastung der Eisenbahn. 
Dieser UÜbelstand kann nur durch eine Besse- 
rung der Betriebsverhältnisse unserer Zechen 
gemildert werden, die strenge darauf achten 
sollten, nur die hochwertigen Kohlen weithin 
zu versenden und die anfallenden minderwer- 
tigen Brennstoffe in der Nähe des Ge- 
winnungsortes zu verbrauchen. Tatsächlich 
geschieht oft das Gegenteil. 


Künstliche Vortrocknung der 
braunkohle mit Abwärme,. 


Anders liegt der Fall bei den mit Roh- 


Roh- 


braunkohle arbeitenden Großkraftwerken, die, 


IASSERHALTIGEN BRENNSTOFFES 
IRIMETRISCH GEMESSEN IN WE/k 


0 50 60 En : 
UNUBEIERBERBEGSNavemnn= 


L 


Heft 31. 


unmittelbar bei den Gewinnungsstellen der 
Kohle liegen und diese in ihrem grubenfeuchten 
Zustande verfeuern. Dabei wird ein recht 
erheblicher Teil der in der Trockenmasse 
steckenden ‚Frischwärme‘“ des Brennstoffes 
zum Verdampfen des Wassergehaltes verzehrt, 
ehe überhaupt Wärme nutzbar an die Heiz- 
flächen der Kessel abgegeben wird. Um welche 
Wärmemengen es sich hier handelt, ist aus 
Abb. 1!) zu entnehmen. Ein großer Teil dieser 
Verluste kann dadurch gespart werden, daß 
die Rohkohle vor dem Verfeuern vorgetrocknet 
wird, wozu die aus dem 
Rauchgasvorwärmer mit 
etwa 200° bei Vollast aus- 
tretenden Heizgase her- 
angezogen werden können. 
Durch Ausnützung eines 
Teiles ihrer fühlbaren 
Wärme, die durch Heiz- 
flächen nicht mehr zu 
erfassen ist, und ihres 
Sättigungsvermögenskön- 
nen die Heizgase durch 
unmittelbare Einwirkung 
auf die Rohkohle der- 
selben erhebliche Wasser- 
mengen entziehen und da- 
durch die entsprechende 
Menge Frischwärme spa- 
ren. Wenn beispiels- 
weise das Großkraftwerk 
Zschornewitz mit einer 
derartigen Einrichtung 
zum Vortrocknen der 
Rohkohle versehen würde, 
so kann der Wasser- 
gehalt der Rohkohle auf 
diesem Wege von rd 50 % 
auf rd 25% herunter- 
gesetzt werden, was eine 
‘Brennstoffersparnis von 
rechnerisch rd 10%, ent- 
sprechend täglich etwa 
700t Rohbraunkohle, er- 
zielen würde. 

In Abb. 2ist die Veränderung des Wasser- 
gehaltes und des Heizwertes der Rohkohle 
bei dieser Art der Vortroeknung mit Abwärme 
dargestellt, wobei eine Abgastemperatur von 


TROCKENMASSE 


TROCKEN- 
GEHALT 


THUERINGISCHE BRAUN- 
KOHLENBRIKETTS 
SRECHSISCHE STEINKOHLE 
ANTHRACIT 


KESSEL - WIRKUI 


0 


0 
40 20 25265 30 50 53 


WASSERGEHALT DER KOHLE IN % 

Abb. 2. Veränderung des Wassergehaltes und des Heiz- 

wertes von Rohbraunkohle durch Vortrocknung der Roh- 
kohle mit den eigenen Abgasen. 


40 


180° und ein Kesselwirkungsgrad von 75 bis 
80% angenommen ist. Der Beharrungszu- 
stand tritt bei einer Vortroeknung auf etwa 
26,5% Wassergehalt ein, wobei der Heizwert 
der Kohle 4091WE/kg beträgt. i 

Bei der Anlage Leunawerke der Badi- 
schen Anilin- und Soda-Fabrik würde diese 
Ersparnis rechnerisch sogar rd 1200 t täglich 
bei Vollastbetrieb betragen. Ähnlich liegt der 
Fall bei den übrigen Großkraftwerken mit 
Rohbraunkohlenfeuerung. 

Diesen Ersparnissen stehen natürlich die 
nicht unerheblichen Kapitalkosten der Trocken- 
vorriehtungen und deren Betriebskosten so- 


!) Näheres vgl. M. Gercke, „Verbesserun 
Wärmewirtschaft durch Abdampfverwertung bei Dampf- 
kraftanlagen“ in „Sparsame Wärmewirtschaft" Heft 2. 
Vgl. hierzu auch die theoretischen Grundlagen der tech- 
nischen Wärmelehre und die wärmetechnischen Grundlagen 
des Dampfkraftbetriebes, 


der 


802 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 31. 


6. August 1920. 


wie die allenfalls Jerforderlichen ?Anlagen für 
künstlichen Zug gegenüber. Immerhin dürfte 
aber in erheblicher Nutzen übrig bleiben, der 
den Einbau dieser Vorrichtungen bei Neu- 
anlagen rechtfertigt. Bei vorhandenen ’An- 
lagen wird die Unterbringung derselben .oft 
unüberwindliche Schwierigkeiten machen. 3 # 

Abb. 3 zeigt die schematische Anordnung 
eines Hochleistungs - Wasserrohrkessels- mit 


ER 


KESSEL MIT ÜBERHITZER UND 


Steinkohle, Halbkoks, Braunkohle, Lignit und 
Torf arbeiten werden, während diese Brenn- 
stoffe in natürlichem ‚Zustande je eine besondere 
Feuerungsbauart erfordern, die für einen 


ROHKOHLEN - BUNKER 


\ SPEISEWASSERVORWÄRMER 


ASCHEN-ABFUHR 


Treppenrostfeuerung für Rohbraunkohle, ferner 
mit UÜberhitzer, Speisewasservorwärmer und 
dahinter geschaltetem Trommeltrockenapparat. 
Für größere Leistungen kommt die Anord- 
nung eines Gurttrockners nach Abb. 4 in Frage. 
Gleichstromanordnung ist vorgesehen, um 
eine Zersetzung der Rohkohle durch die Ein- 
wirkung ,der Feuergase hintanzuhalten. 


EN SPEISEWASSERVORWÄRMER 


‚KESSEL MIT ÜBERHITZER UND ( 
Fr 
& & 


Ah TROMMEL- 


TROCKNER 


künstliche Entwässerung oder Trocknung dur: 
Frischwärmebehandlung, Osmose, Drucken 
wässerung oder sonstwie ebenso wie die grube 
feuchte Rohbraunkohle unmittelbar währer 
des ganzen Jahres zu verarbeiten. Hierv« 
sind wir bei dem heutigen Stande der Techn 
leider noch weit entfernt und haben auch m 
dem bisher angewendeten Arbeitsverfahre 
keine Aussicht, das Ziel zu erreichen. Auß: 
vielen kleinen und größeren Torfunterne! 
mungen, die die Gewinnung von Trockento 
zu Hausbrand- oder Fabrikheizungszwecke 


ji mit und ohne Veredelung des gewonnene 


ANTRIEB 


Wechsel "des Brennstoffes nicht eingerichtet 
werden kann. Die zur, Herstellung des Kohlen- 
staubes dienenden Trocken, Mahl- und För- 
dervorrichtungen lassen sich dagegen leichter 
‘den verschiedenen Brennstoffen anpassen. 


ASCHEN-ABFUHR 


= EEE TI EEE EI BRENNER TESTS BIEDUIEEEIR 


zuR 
SAUGZUGANLAGE 
U.ZUM FUCHS 


Abb. 4. Wasserrohrkessel mit Gurttrockner zum Vortrocknen von Rohbraunkohle durch die Abwärme der Abgase. 


Kohlenstaubfeuerung. 


Ein Teil der-Troekenkohle wird während 
der Trocknung als Kohlenstaub von den Heiz- 
gasen mitgerissen werden und muß in einer 
Staubkammer ausgeschieden und aufgefangen 
werden. Erhebliche Mengen Staub und Gries 
bröckeln auch beim Umladen und Verfeuern 
von Braunkohlenbriketts ab und fallen unver- 
brannt durch die Spalten der Kettenroste in 
den Aschenfall. Dieser troekene Kohlenstaub 
wird zweckmäßig fein gemahlen und mit 
Preßluft-Staubfeuerungen verbrannt und kann 
vielleicht vorteilhaft zum Deeken der Be- 
lastungsspitzen verwendet werden, wenn die 
vorhandenen Kessel außer den normalen 
Feuerungen Zusatzstaubfeuerungen erhalten. 

Die Frage der Kohlenstaubfeuerungen 
spielt jetzt in den deutschen und mehr noch 
in den ausländischen Fachzeitschriften eine 
roße Rolle. Es ist zu wünschen, daß diese 

rage bald eine praktische Lösung finden möge, 
da sie viele Betriebsschwierigkeiten unserer 
für hochwertige Kohlen eingerichteten Kraft- 
werke lindern könnte, die sich heute mit allen 
möglichen Ersatzbrennstoffen der verschie- 
densten Art mühsam behelfen müssen. Denn 
es ist anzunehmen, daß die Staubfeuerungen 
annähernd gleich gut mit trockenem Staub aus 


| Torfverwertung. 


Während des Krieges hat eine Reihe von 
Elektrizitätswerken und Gaswerken geplant, 
in der Nähe gelegene Torfmoore zu erwerben 
und dort ein von der Kohlenzufuhr unab- 
hängiges Kraftwerk mit Torffeuerung zu bauen 


oder den dort gewonnenen Brennstoff zur 
Entlastung der städtischen Betriebe zu ver- 
wenden. Dabei war meist an die Vergasung 


des Torfes auf Kraftgas und Nebenprodukte 
gedacht und die Hoffnung gehegt, mit Torf 
gleiche oder ähnlich günstige Ergebnisse zu 
erhalten, wie die während des Krieges ent- 
standenen Großkraftwerke mit Rohbraun- 
kohlenfeuerun erzielt haben. Diese Er- 
wartungen sind überall enttäuscht worden und 
haben in. keinem Falle zur Inangriffnahme 
eines Torfkraftwerkes geführt, weil bereits 
die überschläglieh durchgeführten Berech- 
nungen die Unwirtschaftlichkeit dieses Be- 
triebes ergaben. Dasselbe Schicksal wird 
m. E. den neuerdings!‘ in der Literatur emp- 
fohlenen Torfkraftwerken beschieden sein, SO- 
lange es nicht gelingt, den rohen Torf ohne jede 
Vorbehandlung durch Lufttrocknung oder 


) Vgl. De.=$ng. E. Philippi: „Torfkraftwerke und 
N By engEo uktenanlagen“. Berlin 1919 („BETZ 1919, 8. 522 #,) 
-und F,Bartel:„Tortkraft“, Berlin 1918, 


Abb. 3. Wasserrohrkessel mit Trommeltroekner zum Vortrocknen von 
Rohbraunkohle durch die Abwärme der Abgase. 


KOHLE 


N 
STAUB- 


luftrockenen Torfes anstreben, ist daher trot 
unserer schwierigen Brennstofflage noch keinein 
ziges Großunternehmen der Torfwirtschaft ent 
standen, obwohl der fast überall in ungeheure) 
Massen vorhandene Rohstoff dazu den le 
haftesten Anreiz, bieten sollte und ob wohl d 
Abtorfung noch dazu wertvolles Kulturlan« 
liefert. Wie die Ergebnisse des einzigen deut 
schen Großkraftwerkes mit Torffeuerung in 
Auricher Wiesmoor beweisen, ist es bei den 
heutigen Stand der Technik nicht möglich 
soviel Torf durch Lufttroeknung zu erzeugen 
wie das Kraftwerk verbraucht. Zusatzfeue 
rung mit Steinkohle ist stets unentbehrliel 
gewesen. Auch durch Verwertung der Abwärm« 
des Kraftwerkes ist keine Aussicht auf Besse 
rung dieses Zustandes vorhanden, weil die zı 
verdunstenden Wassermassen des Rohtorfei 
zu groß sind im Verhältnis zu dem Wärme 
wert der Trockenmasse. 


4 


Vergasung der Brennstoffe und Neben. 
produktengewinnung. 


Lebhafte Bedenken müssen auch geger 
die neuerdings vielfach angewendeten Schlag: 
worte: „‚Restlose Vergasung der Brennstoffe‘ 
und „Gewinnung der Nebenprodukte‘ erhoben 
werden. Meist wird außer den technischen 
Schwierigkeiten des Generatorenbetriebes deı 
geringe Durchsatz und,der ungünstige Wir- 
kungsgrad der Generatoren übersehen. Auch 
wenn ein Teil der Wärmeverluste beim Ver- 
gasen der Brennstoffe durch den guten Wir- 
kungsgrad der neuzeitlichen Gasfeuerungen 
wieder hereingeholt werden kann, bleibt der 
Gesamtverbrauch an Brennstoff immer wesent- 
lich höher als bei unmittelbarer Verbrennung. 
Dazu kommt die Umständlichkeit des Be- 
triebes der vielen Generatoren von geringem 
Durchsatz und die wirtschaftlich zweifelhafte 
Lage der Stiekstoffgewinnung aus den Gene- 
ratorgasen gegenüber den neuzeitlichen Groß- 
verfahren der Luftstickstoffbindung. \ 

‘Aus diesen Gründen kann der restlosen 
Vergasung der Brennstoffe auch bei weit- 
gehender Ausnutzung der Abwärme keine 
gute Aussicht bei unseren Großkraftwerken 
eröffnet werden. Re S 

Die Zukunft muß lehren, ob die Entteerung 
der Brennstoffe nach dem Verfahren von 
Wilkenst) oder nach anderen Verfahren sich 
wirtschaftlich gestalten läßt und eine Ge- 
winnung der wertvollen Kohlenöle 
Verfeuerun des Brennstoffes 
Praktisch 55 


2) Vgl. „Mitt. d. Vereinig. d. EL-W.* Bd. 18, 1919, 8.186 


P@ 


5. August 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Die Betriebsmittel der Dampfkraft- 
werke. 


Wie allgemein bekannt ist, haben wir bei 
dem heutigen Stand der Technik keine große 
Aussicht mehr, die Wirkungsgrade der neu- 
zeitlichen Betriebsmittel unserer Dampfkraft- 
werke: Dampfkessel, Rauchgasvorwärmer, 
Rohrleitungen, Dampfturbinen, Generatoren, 
Hilfsvorrichtungen und Schaltanlagen um er- 
hebliche Werte zu verbessern. Nur bei den 
Dampfturbinen sind vielleicht noch einzelne 
Prozente herauszuholen. Eine weitere Steige- 
rung des Dampfdruckes und der Überhitzung 
ist bei den heute verfügbaren Baustoffen nicht 
ratsam, auch kann eine weitere Vergrößerung 
der Einheiten weder bei den Dampfkesseln 
noch bei den Turbogeneratoren aus Gründen 
der Betriebssicherheit gutgeheißen werden. 
Es ist ange als kein wünschenswerter Zu- 
stand, daß Riesenkessel von 1000 m? Heiz- 
fläche und mehr durch das Durchbrennen oder 
Undichtwerden eines eingewalzten Kessel- oder 
UÜberhitzerrohres oder daß Turboeinheiten von 
50 000 kW durch das Platzen einiger Konden- 
satorrohre außer Betrieb gesetzt werden, und 
daß durch den Ausfall dieser Betriebseinheiten 

oße Versorgungsgebiete in Verlegenheit ge- 

racht werden können. In dieser Beziehung 
ist die Entwicklung unserer Großkraftwerke 
zweifellos bereits über das Ziel hinaus in das 
.Gebiet der Superlative nach amerikanischem 
Muster geraten. Ein Zurückschrauben der 
Leistungseinheiten auf Grund eines sachlich 
zu prüfenden Kompromisses zwischen den 
Herstellern und Abnehmern wird hier not- 
wendig sein. 


Vorwärmung des Speisewassers auf 
Siedetemperatur unter Anwendungdes 
Arbeitsverfahrens der Wärmepumpe. 


. „ Nieht unerhebliche Ersparnisse an Wärme 
sind bei großen Anlagen noch zu.erzielen, wenn 
es gelingt, die Lücke des Wärmestromes, die 
zwischen der’Endtemperatur.des Speisewassers 
hinter dem Rauchgasvorwärmer (100 bis 110° 
bei Vollast) und der Siedetemperatur des 
Kesselspeisewassers’(200° bei 15 at Überdruck) 
klafft, durch Vorwärmung des” Speisewassers 
mit Abwärme auszufüllen. 


Eine weitere Ausnützung der Abgase unter 
180 bis 200° ist\wegen der geringen Wärme- 
ee tungen mit Heizflächen wirt- 
schaftlich nieht möglich. Demnach kann die 


SATTDAMPE 


3 WASSERROHRKESSEL 
JE 300 QM. HEIZFLÄCHE 
AB ATM. BETRIEBSDRUCK MS 


Danach wird das so annähernd bis auf die Siede- 
temperatur vorgewärmte Speisewasser durch 
ne der Strömungsenergie des 
Wasserstrahls in Druck in den Kessel ge- 
speist. 1 kg Speisewasser, das. den Vorwärmer 
mit 100° kann theoretisch bei 15 at 
. 00 — 100 
Überdruck 600 

aufnehmen, tatsächlich 


= 0,167 kg Abdampf 
wird nur eine geringere 


an2— mn) 
| ||E entteerungsvenrit 


ANTRIEB, 


Fey ” 


Heft 31. 


603 


Abdampf- und Zwischendampf- 
verwertung. 


Auf die Abwärmeverwertung im engeren 
Sinne!) soll hier nicht weiter eingegangen wer- 
den. Ebenso wenig soll hier das Sondergebiet 
der Zwischendampfentnahme (Anzapfma- 
schinen) und der vereinigten Kraftheizungs- 
anlagen?) der gleichzeitig Kraft und Wärme 
verbrauchenden Gewerbebetriebe näher be- 
handelt werden, weil diese 
Sonderfälle für die elek- 
trischen Kraftwerke nur 
ausnahmsweise in Betracht 
kommen. 

Aus. demselben” Grunde 
soll auch die sogenannte 
Wärmepumpe), die neuer- 
dings die allseitige Auf- 
merksamkeit der Fachkreise 
erregt hat, nur kurz ge- 
streift werden, da diese wär- 
mesparende Vorrichtung ver- 
schiedene Gewerbebetriebe 
aus Selbsterzeugern zu'Groß- 


| ELEKTROMOTOR ZUSATZ-DAMPFTURBINE 


a) 
ZZGL GEL EGGBEGCGGGGÜGG EC 


‚FRISCHDAMPFLEITUNG 


‚ABDAMPFLEITUNG 


SrAUSPUFF INS FREIE 
=) 


Abb. 6.1{Dampfbraupfanne mit\ Wärmepumpe. 


Sättigung mit Abdampf erzielt werden, zumal | abnehmern für elektrischen Strom ümwandeln 


auch die zum Betrieb der Hochdruckkreisel- 
pumpe und des: Strahlapparates erforderliche 


n 
NIEDERDRUCK- | || 


SPEISELEITUNG 


31100 Kg/STD. 17 ATM. 


N 
STRAHLAPPARAT 


HOCHDRUCKKREISEL- 
ne 


RAUCHGASVORWÄRMER 


HAUPTTURBINE 72 00 PSe, 


HE Ya ka 


kann. Abb. 6 zeigt die Anordnung einer der- 
artigen Wärmepumpe in ihrer Anwendung zum 
Betriebe einer Dampfbraupfanne. Der aus 
der Würze erzeugte Brüdendampf von 1 at ab- 
solut wird, von dem: Turbokompressor ange- 
saugt und in verdichtetem Zustand in den 
Heizdampfraum der Braupfanne ; gedrückt, 
wodurch die ganze latente Wärme des Heiz- 
dampfes im Kreislauf immer, wieder verwendet 


GENERATOR 5000 KW 


S 
S N 

/\ 
IE 


ta nen nee een 
S KONDENSATLEITUNG 35° 


N ARE ’ 
SATM.325° 


I 
} ! U KÜHLWASSERSAUGLEITUNG 
-LJ 


Abb. 5. Dampfturbinanlage mit Vorwärmung des Speisewassers auf Siedetemperatur (schematische Anordnung). 


Endtemperatur des Speisewassers in Ober- 
flächenvorwärmern nicht weiter gesteigert wer- 
den. Dagegen scheint ein anderer Weg gang- 
bar zu sein: 

Abb. 5 zeigt die schematische Anord- 
nung einer Dampfturbinenanlage, bei der eine 
Einrichtung zum Vorwärmen des Speisewassers 
auf Siedetemperatur vorgesehen ist, und. bei 
der die im Betriebe erforderlichen Ausgleichs- 
behälter, Zusatzpumpen und deren Armaturen 
der Einfachheit halber fortgelassen sind. Dabei 
wird das im Kondensator niedergeschlagene 
Kondensat mit etwa 35° in den unter Nieder- 
druck stehenden Rauchgasvorwärmer gedrückt 
und dann mittels einer Hochdruck-Kreisel- 

umpe und eines injektorartig wirkenden 
ee in den Kessel gefördert. 
Dabei saugt der Wasserstrahl Abdampf be- 
liebiger Herkunft an und mischt sich mit dem- 


- selben unter Verdichtung des Dampfwasser- 


gemisches bis zur Kondensation des Dampfes. 


Arbeit in Form von Wärme dem Speisewasser 
zugeführt wird. Der wirtschaftliche Nutzen 
des Verfahrens ist demnach der Unterschied 
zwischen der Arbeitsleistung, die der so ver- 
arbeitete Abdampf bei seiner Dehnung von der 
Kesselspannung bis auf die Abdampfspannung 
liefert, und der Arbeitsleistung, welche die 
Verdichtung des Dampfwassergemisches ver- 
zehrt, sowie der Strahlungsverluste. Rechne- 
risch ergibt sich bei einer bestimmten Anlage 
eine Wärmeersparnis von 8,7%. Versuche zur 
Nachprüfung dieses Wertes sind im Gange. 
Die praktische Anwendung dieses Verfahrens 
wäre so zu denken, daß seeignete Großkraft- 
werke mit einer Auspuffturbine ausgestattet 
werden, die so geregelt wird, daß ihr Abdampf 
von dem Speisewasser des Kraftwerkes bei 
der gerade vorliegenden Belastung gerade auf- 
genommen wird.!) 


1) Über Regelung der Gegendruckturbine vgl. „Spar- 
same A eg ehatke, Heft 2, S. 20. 


wird. Die unvermeidlichen Verluste an Strah- 
lungs- und Flüssigkeitswärme werden durch 
den Abdampf der Zusatzturbine gedeckt, die 
mit dem Turbokompressor und dem Elektro- 
motor unmittelbar gekuppelt ist und so regu- 


. ,„») Hierunter soll die ran des Abdampfes der 
Förder-und Walzenzugmaschinen, der Kolbenkompressoren, 
Dampfhämmer und Schmiedepressen der Eisenhütten, 
Stahlwerke und Kohlenzechen usw. mit Dampfspeichern 
und Abdampf- und Zweidruckturbinen verstanden werden. 
er den heutigen Stand der Technik auf diesem Gebiete 
vgl. M. Gercke a. a. O. B ? h 
2) Näheres vgl. dieselbe Veröffentlichung, wie unter ®), 
ferner Drucksache M 27 III: „Abdampf- und Zwischendampf- 
verwertung“ der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.G. 
») Näheres vgl. „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 2, 
„Die Wärmepumpe“, in, „Ztschr., f. d. ges. Turbinenwes.“, 
Bd. 16, 1919, S. 192; E. Höhn, Zürich, „Das Dörren von Obst 
und Gemüse in der Industrie“, in „Ztschr. d. Dampfkessel- 
untersuchungs- u. Versicherungs-A.G.“, Wien, Bd. 44, 1919, 
S.9; „Ztschr. d. Bayer. Rev.-Ver.“, Bd. 28, 1919, 8.189; Dein- 
lein, „Die Wärmepumpe“, in „Ztschr. d. Bayer. Rev.-Ver.“, 
Bd. 24, 1920. S. 7;_ „Ztschr. d. ade I“, Bd. 68, 1919, S. 1074; 
Dahme. „Die Wärme umpe* in „Ztschr. f. Dampfkessel 
u. Maschinenbetrieb“, Bd./43, 1920, 8. 158 u, 162. 


604 


liert wird, daß ihre Abdampfleitung und der 


damit verbundene Heizdampfraum der Brau- 
pfanne sowie der Druckstutzen des Turbo- 
kompressors unter gleichbleibendem Dampf- 
druck gehalten werden. 


Auf der württembergischen Saline Jagst- 
feld ist seit einiger Zeit eine Wärmepumpe 
schweizer Bauart im Betrieb, die bei Ver- 
wendung von Wasserkraftstrom zum Antrieb 
des Dampfverdichters angeblich etwa 95% 
des früher zum Beheizen der Salzsiedepfannen 
verbrauchten Brennstoffes ersparen soll.!) 


Auf diesem Wege gelingt es, mit Auf- 
wendung mechanischer Energie ein Viel- 
faches der Wassermenge zu verdampfen, die 
man durch unmittelbare Beheizung mit der 
zum Erzeugen dieser Arbeitsmenge erforder- 
lichen Wärmemenge verdampfen könnte. 
Zweifellos wird sich dieses bemerkenswerte 
Arbeitsverfahren auch auf andere Gewerbe- 
betriebe ausdehnen lassen und den Elek- 
trizitätswerken eine Reihe unerwarteter Strom- 
abnehmer zuführen, wodurch vielleicht erheb- 
liche Kohlenmengen' gespart werden können. 


Vakuumdampfheizung und Warnm- 
wasserheizung. 


In diesem Zusammenhang seien auch die 
Vakuumdampfheizung und die Heizung mit 
dem warmen Abwasser der Kondensations- 
anlagen erwähnt, die beide in Einzelfällen 
vorteilhaft anwendbar sind und vielleicht in 
späteren Zeiten sich so entwickeln lassen, 
daß die Dampfkraftwerke außer der elek- 
trischen Arbeit auch Warmluft und Heiß- 
wasser liefern können. 

Die Vakuumdampfheizung beruht darauf, 

daß Warmluft in einem Lufterhitzer zwischen 
der Niederdruckstufe der Kraftmaschine und 
dem Kondensator durch Ausnutzung der Ab- 
wärme erzeugt und in die zu heizenden Räume 
eingeblasen wird. 
PS Bei Neubauten großer Eisenbetonbau- 
werke bietet sich vielleicht die Möglichkeit, 
statt der‘üblichen Rundeisenarmierungen an 
passenden Stellen Rohre anzuwenden, die 
durehstoßbar und entleerbar eingerichtet wer- 
den und während der kalten Jahreszeit ständig 
von dem warmen Abwasser der Kraftanlage 
durchflossen werden. Das ganze Bauwerk 
kann dadurch einheitlich und wirksam auf eine 
mäßige Grundtemperatur durchwärmt und 
gegen das Eindringen der Kälte isoliert werden 
und®wirkt so wie eine Art Rückkühlanlage 
ohne Verdunstungsverluste Für kalte Tage 
muß außer dieser Grundheizung noch eine 
Zusatzheizanlage vorgesehen werden. 


An Bedenken wirtschaftlicher und tech- 
nischer Art gegen diese Vorschläge wird es 
nicht fehlen. Die Tatsache muß aber hervor 
gehoben werden, daß die Anlagekosten der- 
artiger wärmesparender Hilfsmittel als werben- 
des Kapital zu betrachten sind, während ver- 
brauchte Wärme unwiederbringlich verloren 
ist. 

Aus demselben Grunde muß den Elek- 
trizitätswerken auch die Beschaffung aller be- 
währten Überwachungs- und Meßvorrichtungen 
mit selbsttätiger Aufschreibung der gemessenen 
Werte dringend empfohlen werden, auch wenn 
es sich nur um kleinere Anlagen handelt und 
wenn die Anschaffung und der Einbau” der 
Apparate heute mit großen Unkosten verbun- 
den ist. Nur durch eine strenge Überwachung 
der Abgastemperaturen und des Kohlensäure- 
gehaltes der Heizgase sowie der Speisewasser-, 
Kohlen- und Schlackenmengen im Vergleich 
mit’den erzeugten Strommengen sind Mängel 
der Anlage an Hand der Betriebsstatistik so- 
fort zu erkennen und schnell zu beseitigen. 

Die Großkraftwerke, welche alle diese 
Hilfsmittel wohl bereits ausnahmslos besitzen, 
sollten ferner -Heizerschulen einrichten, um 
eine möglichst große Zahl von tüchtigen 
Kesselhausmeistern und Lehrheizern auszu- 
bilden, die außer dem handwerksmäßigen 
Kesselbetrieb auch den inneren Zusammen- 
hang ‚bei der Umsetzung der chemischen 
Energie des Brennstoffes in den das Kraft- 
werk durchfließenden Wärmestrom und die 
dabei auftretenden Verluste und deren Messung 
und Bekämpfung möglichst gut beherrschen. 


Über den Nebeneinanderverlauf von Dreh- 
strom- und Fernsprechleitungen. 


Von ©. Brauns, Berlin. 


Soll eine Drehstromanlage hoher Span- 
nung in der Nachbarschaft oberirdischer Fern- 
sprechleitungen errichtet werden, so ist zu 
prüfen, 


) Ausführung der Maschinenfabrik Eßlingen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1926. Heft 31. 


5. August 1920 


N N TI TE — — 


1. ob auf die Sprechstromkreise kein ge- 
; Energie 
übertragen wird, wenn in der Hochspannungs- 


fährlicher Betrag an elektrischer 


anlage Überspannungen eintreten, und 


2. ob die Verständigung in den Ferns rech- 
eein- 
trächtigt wird, wenn die Hochspannungsan- 


leitungen nicht durch Influenzströme 


lage fehlerfrei ist. 
l. Gefährdung. 


Als gefährlicher Energiebetrag ist eine 
aufgespeicherte elektrische Arbeit von mehr 
als 102 Voltcoulomb (Joule) für den einzelnen 
Draht in der Fernsprechlinie anzusehen. Wenn 
eine Ladung mit diesem Energieinhalt durch 
den Fernhörer zur Erde abfließt (z. B. bei 
Einzelleitungsbetrieb oder bei Doppelleitungs- 
Ansprechens 
gesundheits- 
Die elektrische 


betrieb infolge ungleichzeitigen 
der Blitzableiter), so entstehen 
schädigende Knallgeräusche. 
Arbeit ergibt sich aus dem Quadrat der 'In- 
fluenzspannung V’, und der halben kilo- 
metrischen Erdkapazität O0, des Einzeldrahtes. 
Als Influenzspannung gilt die Spannung, die 
in der Schwachstromleitung auftritt, wenn 
bei Phasenerdschluß Leitungsteile der Hoch- 


spannungsanlage an- oder abgeschaltet werden. 


Abb. 1. 


Nach Gleichung 37 auf 8. 178 der Tele- 
graphen- und Fernsprechtechnik 1920 ist die 
Influenzspannung bei Erdschluß in einer Hoch- 
spannungsphase 

; De N bie. 
4 04 — 0,45 Sure are. 
wobei die Betriebsspannung E =Y 3 V gesetzt 
worden ist. Die Abstände werden am besten 
in m ausgedrückt. 

Bei der Anschaltung von Leitungs- 
strecken tritt nun die Spannung an den Schalt- 
kontakten gewöhnlich in dem Augenblick 
über, wo sie ihren Scheitelwert 1,4 E besitzt. 
Auch bei der Abschaltung besteht infolge 
Rückzündung oft derselbe Zustand. Durch 
Reflexionen an den Leitungsenden wird die 
Spannung auf das Doppelte erhöht. ‚ Während 
des Ausgleichsvorganges kann somit die In- 
fluenzspannung Y’, auf den 2.1,4—2,8-fachen 
Betrag anwachsen. Damit keine gefährliche 
Aufladung der SchwachstromleitungJeintritt, 
muß also sein 


(I 


2,8. Va)? 191< 10-2 Volleoulomb; 


2,5.10-3 
end a: 

Mit I ist die Länge des Nebeneinanderver- 
laufes in km bezeichnet. Befinden sich Z 
Drähte (Leitungen) mit der Gesamt-Erdka- 
pazität O2 in der Fernsprechlinie, so wird 


ee A 

EAN LER N Kalle 
IVu?< REKEN 
Die Erdkapazität O, beträgt durchschnittlich 
6.109 F/km. Das Verhältnis 02/0, ist aus 
der Schaulinie Abb. 4 8. 214 Heft 18 der 
„ETZ“ 1915 ersichtlich. Es liegt meist zwi- 
schen 1 und 3 und steigt für die praktisch 
möglicheJHöchstzahl von Leitungen an einem 
Gestänge%bis auf etwa 3,3. Man kann aus 
diesem Verhältnis und dem Zahlenwert von 
0, die Beziehung gewinnen: 


Uhl (Z+27)106. . . (U 


Für Y',, ist die wirksame Leerlaufspan- 
nung V’y (w) gesetzt worden; sie ergibt sich 
aus dem nach Gl. I berechneten Y’,, unter 
Berücksichtigung der eintretenden Span- 
nungssenkungen nach der Gleichung 


V'oa (w) = V’oytw) (L— mı) (1.— m;) (L— m3) 
wobei bewertet wird durch 
m, die spannungssenkende (schirmende) 
Wirkung eines in der Hochspan- 
nungslinie mitgeführten Erdseils, 


mM; „und m, die spannungssenkenden (schir- 
menden) Wirkungen von Baumreihen 


(I 


in der Nähe der Stark- und Schwach- 
stromlinie. 


Sind keine spannungssenkenden Leiter 
vorhanden, so sind m,, m, und m, gleieh Null 
zu setzen. Das Vorhandensein eines Erd-. 
seiles wird berücksichtigt dadurch, daß man 
mı=0,25 setzt. Die Bewertung der Wirkung 
von Baumreihen muß sehr vorsichtig erfolgen ; 
es muß damit gerechnet werden, daß ein zu . 
einem bestimmten Zeitpunkt vorhandener 
Baumschutz später ganz oder teilweise weg- 
fallen kann. Wenn die Baumkronen in der 
Höhe der Leitungen ein geschlossenes Ganzes 
bilden, so können m, und m, zu 0,5 angesetzt 
werden; im allgemeinen empfiehlt es sich, zur 
Erreichung der unbedingt erforderlichen Sicher- 
heit nicht über 0,3 hinauszugehen. ä 

Ergibt sich nach Gl. I und III Yy,w < 
100!) Volt, so ist das Ansprechen eines Blitz- 
ableiters nicht zu erwarten und daher das 
Auftreten von Knallgeräuschen nicht zu be- 
fürchten. Die Berechnung nach @. II braucht 
alsdann nicht ausgeführt zu werden. 

Die Wirkung von zwei am gleichen Ge- 
stänge geführten Drehstromleitungen ist der 
Wirkung einer einzigen gleichzuachten, da 
nicht anzunehmen ist, daß in zwei gleichartigen 
Phasen der beiden Anlagen zu genau der 
gleichen Zeit Überspannungswellen auftreten 


2. Störung. 


Der Grad der Störung der Sprechver- 
ständigung wird bestimmt durch die Kurven- 
form und durch die Stärke des Influenzstroms, 
die beide von der Spannungskurve der Hoch. 
spannungsleitung abhängen. Diese enthält 
eine große'Zahl von Oberschwingungen ver- 
schiedener Amplitude. # Die Kurven weichen 
je nach der Bauart der Generatoren und der 

elastung “der Leitungen von einander ab. 
Eine _Normalkurve zugrunde zu legen ist 
nieht” angängig. Die gesamte Störwirkung 
kann aus den Einzelwirkungen der verschie- 
denen Oberschwingungen nicht errechnet wer- 
den. Diehöheren Harmonischen stören schon 
bei viel geringeren Stromstärken als die Har- 
monischen niederer Frequenz. Man geht daher g 
zweckmäßig von einer Harmonischen mittlerer 4 
Frequenz aus, die auch sonst im Fernsprech- 
betriebe bei Eichungen, Dämpfungsmessungen 
und Vergleichen benutzt wird, nämlich von 
der Frequenz ® = 5000, welche etwa der 17. "N 
Oberschwingung der Netzfrequenz entspricht. 

Bei vorsichtiger Schätzung darf ange- | 
nommen werden, daß bei Drehstromfreilei- i 
tungen dieY' Amplituden der höheren Ober- 
schwingungen im allgemeinen 1 bis 4% der 
Grundwellenamplitude nicht überschreiten, die 
niedrigeren dagegen 7 bis 8%, erreichen. Die 
Gesamtwirkung soll nun in der Weise be- 
wertet werden, daß bei der Berechnung die 
mittlere Frequenz ® = 5000 mit einer mitt- 
leren Amplitude von 5% der Grundwellen- 
amplitude (» = 314) zugrunde gelegt wird. ” 

Nach Messungen und Erfahrungen. wird 
nun in langen Sprechleitungen die Verständi- 
gung schon beeinträchtigt, wenn ein Wechsel- 
strom der Kreisfrequenz 5000 die Stärke, von 
5.10-6 A überschreitet. Da für jede Schwin- # 
gung der Influenzstrom proportional dem “ 
Produkt aus Spannung und Frequenz ist, so f 
ergibt sich für die Grundwelle (wo — 314), 
deren Spannung das 20fache und deren Fre- 
quenz rd ein 17tel der Schwingung ® = 5000 


beträgt, als Grenzwert der Strom. von ve # 


5.106 = 6.10-6 A. Die Überschreitung dieses 
Wertes deutet also an, daß Störungen des 
Fernsprechbetriebes durch höhere Harmo 
nische zu erwarten sind. 

Zur Berechnung des Influenzstroms dient 
die Leerlaufspannung bei fehlerfreier Dreh- 
stromanlage. Sie beträgt nach Gl. 20 a.a.0. 
mit Einsetzung der Betriebsspannung (E= 


V3V). 


cö f 
D,Ds AV 

. Die Größen D, und D, ersieht man aus der 

Zeichnung; sie sind 

D=Ve+B+gR, 

D,=Va+(b—- 0%. 

a) Einzelleitung. 

. „Per durch den Fernsprecher zur Erde 

fließende Influenzstrom kann dem Kurzschluß- 

strom gleichgesetzt werden. Dieser ist E 

Ju zol y (w) C z6ol Ya (w) 10 A. (V 1 


Wird beim Vorhandensein eines einzigen 
Stromweges mit Erdrückleitung 


You — 0,17 Es 


ı)._ Dies entspricht für den Fall der Schaltwelle einer 
an dem Blitzableiter auftretenden Spannung 2,8 x 100 = 280V, 
während die durchschnittliche Ansprec spannung der 
Boaunungesicherungen in den Fernsprechleitungen 300 V 

Tägt. e 


5. August 1920. 


Ju>6.10-6A, 


so ist mit Störungen der Sprechverständigung 
zu rechnen. Der Stromkreis muß zur Doppel- 
leitung ausgebaut werden. Sind Z, geerdete 
Leitungen am Gestänge, so gilt die Grenzbe- 


dingung 
Ju<h7 (Zıt237)10-6A . (V 
Zusammen mit Gl. V erhält man für © = 314 
[ar (wS 09 AZ H+27). . (VII 


Für die weiteren Berechnungen muß 
unter Berücksichtigung der Gl. IIL an die 
Stelle von V,, die wirksame Leerlaufspannung 
Vom) gesetzt werden, bei deren Berechnung 
in diesem Falle jedoch der Senkungsfaktor 
es für einen etwaigen Blitzschutzdraht 
außer Betracht bleibt, weil die resultierende 
Influenzwirkung der drei Phasen durch den 
Blitzschutzdraht wenig beeinflußt wird. 

Von der Erde isolierte Stromkreise (Dop- 
pelleitungen) bleiben dabei unberücksichtigt, 
weil sie in der Nachbarschaft geerdeter Lei- 
tungen nur geringe Influenzströme aufnehmen. 


b) Doppelleitung. 


Zur Berechnung des Influenzstroms J;; 
in der Doppelleitung dient Gl. 22, die unter 
Benutzung der Beziehungen 


a(a@+0b?+c)= D, Dy? (angenähert), 


sine = 2a 
E=y3V 
lautet: 
Uns, co 017. 2xc.d =. 
Js a DD; .10 


=401,. Vor tw). 10-9 A. (VI 
1 


Der Strom J,, darf nicht größer als 6.10-6 
A werden. Man erhält dann mito =0,öm,d.i. 
die größte Schleifenbreite einer Viererleitung, 
deren Stammleitungen untereinander ver- 
laufen, und » = 314 


L 
D,:Yuw)=<9. 


„Befinden sich in der Hochspannungslinie 
zwei Systeme, so ist die Influenzwirkung des 
mit der höchsten Spannung betriebenen 
Systems zu berechnen; dann sind 50% der 
Influenzwirkung des zweiten Systems  zuzu- 
schlagen. 

- „Wenn die Bedingung unter IX nicht 
erfüllt ist, so muß die Hochspannungsleitung 
auf Parallelstrecken von mehr als lkm Länge 
verdrillt werden. Ein Verdrillungsabschnitt, 
d. i. eine Strecke, auf welchem jeder Leiter 
im gleichen Drehsinne zweimal seinen Platz 
zu wechseln hat, darf nicht länger als 3 km 
sein. Bei Abständen über 40 m kann er bis 6 km 
lang sein. Wo zwei Verdrillungsabschnitte zu- 
sammenstoßen, ist kein Platzwechsel nötig. 
Die Verdrillung auf der Parallelstrecke kommt 
aber nur dann zur Geltung, wenn die Span- 
nungen der Drehstromphasen gegen Erde 
gleich groß sind, was bei der Leiteranordnung 
in einer wagerechten oder senkrechten Ebene 
niemals, bei der Anordnung in den Ecken eines 

leichseitigen Dreiecks nur angenähert der 
all ist. Um Spannungsgleichheit zu erzielen, 
müssen auch die außerhalb der Parallel- 
strecke verlaufenden Hochspannungsstrecken 
verdrillt werden. Für wagerechte und senk- 
rechte oder fast senkrechte Anordnungen sind 
Verdrillungsabschnitte von 36 km erforder- 
lich, bei dreieckiger Anordnung dürfen sie 
bis auf 72 km vergrößert werden. Auch hier 
bleiben die Platzwechsel an den Stoßstellen 
der Verdrillungsabschnitte fort. 

Die nach I und IV errechneten Leerlauf- 
Spannungen treten im allgemeinen nicht in 

e Erscheinung, sie werden durch geerdete 

Leiter im Bereich der beiden!Linien — Blitz- 
schutzdrältte an der Hochspannungslinie, 
Bäume und Häuser, geerdete Einzelleitungen 

„an der-Schwachstromlinie — gesenkt (Tele- 

R- BERDBSS und Fernsprechtechnik 1919, 8. 134). 

. Eine weitere wesentliche Senkung der Leer- 
laufspannung trifft durch die überschießen- 
den Leitungsstreeken ein. Diese EranBuegs- 
| senkungen sind so groß, daß im allgemeinen 
| nicht mit dem Ansprechen der Blitzableiter 
gerechnet zu werden braucht. 


Es soll eine Drehstromleitung mit 60 000 V 
Betriebsspannung und 


L der nebenstehenden 
Mastausrüstung errichtet werden. 


Beispiel. 
Die Lei- 
tung läuft auf 8 km parallel mit einer Schwach- 
'  stromlinie aus 8,5 m langen Stangen mit 5 
| Fernsprech-Doppelleitungen, einer Einzellei- 
| 
} 


g und einer Morseleitung. 


Welche Bedingungen sind zu stellen ? 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


Da 12 Drähte in der Schwachstromlinie 
vorhanden sind, so ergibt sich nach Gl. II 


Porta en Br: 2,7) 105 <46 V. 


Das Vorhandensein des 
Blitzschutzseiles wird be: 
rücksichtigt dadurch, daß 
in Gl. III m, = 0,25 ge- 
setzt wird; m, und m; 
sind Null. Hiernach be- 
rechnet sich aus Gl. III 
die zulässige Leerlauf- 
spannung zu 


o Bliteseil 


TERN 


SERIEN 


@ Diese Spannung darf sich 
aus der Gleichung I erge- 
ben; in ihr sind bekannt: 


V'ua = 609 V; E = 60000 V; 
b= 18m; ce =7 m; (Höhe der Schwach- 
stromleitungen über dem Erdboden); 


mithin wird 


a0 .18.7—373=53,5m. 


609 
Für diesen Abstand ist 
D,=y5®?+(18+7%2=59m, 
D, = y50?+ (18 — 72? = 545m. 
Als Leiterabstand ö wird das Mittel der drei 
Sr r8_ 4 genom- 
men. Nach Gl. III und IV erhält man dann 
als wirksame Leerläufspannung 
0,17..60000.7.4 
59.54,5 
Der Influenzstrom in der Sp-Leitung wird 
danach 
Jua=6.314.12.89.10-9 = 2010.10-6A. 


Bei zwei geerdeten Stromkreisen (1 Sp-Lei- 
tung und 1 Morseleitung) dürfte er nach 
Gl. VII nur sein 


Ju<17(@+27)10-5=8.10-5A. 


Jede Verständigung wäre ausgeschlossen. 
Für die Doppelleitung wird 


gegenseitigen Abstände 


Vo (w) — =8gVE, 


l 8 = 
2, uw. 9-12 


Der ohne Verdrillung zulässige Betrag wird 
also überschritten. 

Es sind daher folgende Bedingungen zu 
stellen: F 

l. Zur Verhütung von gefährlichen Auf- 
ladungen ist die Hochspannungslinie in min- 
destens 53,5 m Abstand von der Fernsprech- 
linie zu errichten; 

2. die Sp-Einzelleitung muß zur Doppel- 
leitung ausgebaut werden; \ 

3. bei dem Abstande von 53,5 m sind auf 
der 8 km langen Parallelstreeke in der Hoch- 
spannungslinie zwei Verdrillungsabschnitte her- 
zustellen. Die Verdrillungsmaste müssen in 
folgenden Abständen gesetzt werden: 1!/,, 1!/;, 
22/» 1/, 1/, km. 

- Die anschließenden Strecken müssen 
(wegen senkrechter Leiteranordnung) für je 
36 km eine volle Verdrillung mit je zwei Ver- 
drilungsmasten erhalten. 


Über die Arbeitsweise und Beanspruchung 
von Gleichstrom-Hochspannungsmaschinen 
beim Betrieb von Funkensendern!). 


Von Karl Willy Wagner. 
(Mitteilung a. d. Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.) 
(Schluß von $. 585.) 


III. Versuche. 
7. Beschreibung der Versuchsanordnung, 


Aus verschiedenen Gründen war es nicht 
angängig, in der Sendestation die erforderlichen 
Aufnahmen mit dem Oszillographenzumachen. 
Deshalb wurden die elektrischen Verhältnisse 
der Sendeanordnung durch ein Versuchsmodell 


') Diese Arbeit ist im Herbst und Winter 1915 
Ban ührt worden, kann aber erst jetzt veröffentlicht 
werden. 


im Laboratorium nachgebil det. 
die Schaltung. 
spricht der EMK des Generators; L, und R, 
stellen die Induktivität und den Widerstand des 
Ankers dar. L,und R, sind die entsprechenden 


BY 


3 


Abb. 10. Versuchsschaltuog zum Studium der Vorgänge 
mit dem Oszillographen. 


Größen der Drosseln Din Abb. 1oder 2. C stellt 
die Kapazität an den Klemmen des Generators 
dar; also die Eigenkapazität des Ankers, ge- 
gebenenfalls vermehrt um die Schutzkapazität. 
Kist der Hauptkondensator; er wird durch das 
umlaufende Zahnrad F, das die rotierende Fun- 
kenstrecke nachbildet, in regelmäßigen Zeit- 
abständen entladen. Die Zähne sind, ent- 
sprechend der kurzen Dauer des Funkens, ganz 
schmal; die Zahnlücken sind mit isolierendem 
Stoff ausgefüllt. In der Zeit zwischen zwei Ent- 
ladungen wird der Kondensator aus E über 
L,, Rıund L,, R, stets wieder frisch aufgeladen. 
Die Induktivitäten L, und L, waren aus Pupin- 
spulen von Siemens & Halske zusammenge- 
stellt; es sind Spulen mit einem feinzerteilten 
Kern aus besonders gutem Eisen, die infolge- 
dessen eine hohe Zeitkonstante aufweisen 
(L/R = rd 0,02), u. zw., was die Hauptsache 
ist, auch bei den hier in Betracht kommenden 
Wechselstromfrequenzen. -Um den Einfluß des 
Widerstandes auf die Höhe der Resonanz- 
Überspannungen festzustellen, wurden Wider- 
stände R, und R, hinzugeschaltet. 

Die Öszillographenschleifen 8, und $, die- 
nen zur Aufnahme der Ströme i, und i,; die 
Schleife S, (mit dem Vorschaltwiderstand r,) 
zeichnet die Spannung an den Maschinenklem- 
men aund b auf; die Schleife S, (mit dem Vor- 
schaltwiderstand r,) die Spannung am Haupt- 
kondensator. 

Die wirkliche Anordnung arbeitet mit 
großen Induktivitäten, verhältnismäßig kleinen 
Kapazitätenundhoher Spannung. Für die Ver- 
suche war es bequemer, große Kapazitäten mit 
niedriger Spannung zu laden. Eine einfache 
Überlegung lehrt, daß bei einer gegebenen Fun- 
kenfolge der Vorgang der gleiche bleibt, wenn 
man die Kapazitäten in einem beliebigen Ver- 
hältnis vergrößert und die Induktivitäten und 
Widerstände in demselben Verhältnis verklei- 
nert. Hierbei bleiben nämlich die Eigenfre- 
quenzen, Zeitkonstanten und Dämpfungsdekre- 
mente unverändert. 

Für die Versuche erwiesen sich die folgen- 
den Größen als besonders geeignet!) 


K = 80 uF (40 Stück parallel geschaltete Pa- 
pierkondensatoren zu je 2 wF), 


L, = L, = 0,186 Henry mit je 8,5 Ohm. 


Nimmt man hierzu noch C = 7 uF, so hat man 
eine Anordnung, in der die Vorgänge zeitlich 
ebenso verlaufen, wie in einer andern Anord- 
nung mit 
Ki = ur; C= 0,0291 uF; 

L,=1L,= 44,7 Henry mit R,= R, =2040 Ohm, 
Diese Werte von K, L, und L, entsprechen etwa 
denin den wirklichen Großfunkenstationen vor- 
kommenden Größenordnungen. Von der Bau- 
art der Maschine hängt es ab, ob der angenom- 
mene Wert C die Eigenkapazität der Maschine 
darstellt oder ob man sich noch einen besonde- 
ren Kondensator parallel zum Anker geschaltet 
denken soll, Die Widerstände R, und R, sind 


1) Auf Grund der übrigen, zufällig vorhandenen 
Hilfsmittel. Doch wurden auch Versuche mit erheblich 
abweichenden Werten ausgeführt und dabei der vorher 
genannte Abbildungssatz bestätigt gefunden. 


606 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. 


Heft 31. 


5. August 19820. 


DD m + —  —  _ _— —  _  ——————  — — — — — — — — — — — — — ee as 


niedriger als die bei den vorliegenden Fre- 

quenzen praktisch in Betracht kommen- 

den Werte; sie sind absichtlich so niedrig ge- 

wählt, damit die Resonanzerscheinungen gut 

hervortreten. 

8. Resonanzüberspannungen beim Geben eines 
Dauerstrichs. 

Die erste Reihe von Oszillogrammen wurde 
in der Anordnung nach Abb. 10 aufgenommen. 
Die beidenEigenfrequenzen sind nach den Aus- 
führungen unter Nr. 5 sehr angenäheıt: 


nz 1 —= 29,1 Hertz, 
2 Y0,372.80.10-6 
2 E = 196 Hertz, 


= 97y0,094.7.10-6 
Der Vorgang mit der Frequenz f, bestimmt 
im wesentlichen die Ladung des Kondensators 


we & B=F 7 =00220 


Abb. 11a. 


K. Resonanzüberspannungen sind zu erwarten, 
wenn die Funkenfrequenz f oder ein ganzzahli- 
ges Vielfaches davon mit f, übereinstimmt. 

Das Rad F hat 20 Zähne; mithin stimmt 
DR 588 Umdr/min die Funkenfre- 
quenz mit der Eigenfrequenz f, überein. 

In den Abb. 11a bis 11i bedeutet die 
obere Kurve jedesmal die Spannung Vx am 
Hauptkondensator; die untere Kurve ist die 
Spannung Vc an den Maschinenklemmen!). 


‘) Leider ist in dieser Versuchsreihe die Kurve Vx 
nicht ganz korrekt herausgekommen, weil die zugehörige 
O sziliographenschleife mit einem zu dickflüssigen Öl ge- 
füllt und ınfolgedessen zu stark (überaperiodisch) ge- 
dämpft war; daher wird der steile A'htall der Spannun 
beim Kurzschluß des Kondensators K durch das Zahnra 
nicht richtig wiedergegeben. Ahgesehen von dieser 


kleinen Unstimmigkeit, die erst rach Abschluß der Ver-‘ 


suchsreihe bemerkt und deren Ursache alsdann behoben 


wurde, ist die Kurve Vx richtig. 


EAINEA NA: 
IAHHRHHrF 


IRITAYDTRSATE 
NAT: 


Abb. 11i. 


Abb. 11a bis 11j. Resonanzüberspannungen beim Geben eines Dauerstrichs. Die obere Kurve bedeutet die Spannung 
am Hauptkondensstor, die untere Kurve die Spannung an den Maschinenklemmen. Die einzelnen Bilder zeigen den 


Einfluß der Funkenfrequenz 


in Beziehung zur Eigenfrequenz 7%, Bilder 118 und 11i außerdem den Einfluß des Wider- 


standes im Stromkreis, 


Das Verhältnis der Funkenfrequenz f zur 
Eigenfrequenz f, ist in jedem Bild angegeben. 
Beim Bild 11a ist die Funkenfrequenz in 
Resonanz mit der Eigenschwingung. Der 
Gleichspannung E am Kondensator Ü über- 
lagert sich eine Resonanzschwingung mit der 
Amplitude 3 E. Die größte Überspannung be- 
trägt 4 E. Ein so beträchtlicher Wert kann mur 
zustande kommen. werın die Widerstände klein 
sind. Im vorliegen len Fall betrug der Wider- 
stand der ‚Spulen 8,5 Ohm, ihre Zeitkonstante 
somit 
>L 2220186 
? FAR DB 
Um den praktisch in Frage kommenden Ver- 
hältnissen näher zu kommen, wurde bei der Auf- 
nahme des Bildes 111 der Spulenwiderstand auf 
18,5 Ohm erhöht, entsprechend einer Zeitkon- 
stante 0,01 s. Dabei vermindert sich die Ampli- 
tude der Resonanzschwingung auf 1,38 E, in 
Übereinstimmung mit den theoretischen Dar- 
legungen in Nr. 5, wonach die Resonanzampli- 
tude dem Spulenwiderstand umgekehrt pro- 
portional, d. h. der Zeitkonstante direkt pro- 
portional ist. In der-Tat ist sehr angenähert: 


3E _ 002 
1388E 7 001 
In den Bildern 11 cc, 11 d usw. steht die Eigen- 


=-0,022°8. 


frequenz f, in Resonanz mit einer der Ober- 


schwingungen der dreieckigen Spannungskurve 
Vx. Die Resonanzüberspannung beträgt im 
Falle der ersten Oberschwingung (Bild 11e) 
noch 2,9 Eund nimmt mit steigender Ordnungs- 
zahl der Oberschwingung ab. 

Die Schärfe der Resonanz tritt beim Ver- 
gleich der Bilder 11b und 11e deutlich vor 
Augen; bei der Aufnahme 11c entsprach die 
Funkenfolge genau dem Resonanzfall; bei der 
Aufnahme 11 b war sie nur 5% zu hoch. 

Bei den letzten Bildern der Reihe, so vor 
allem bei den Bildern 11g und 11h, tritt aller- 
dings die Resonanzwirkung mehr und mehr zu- 
rück, weil die beim Entladungsstoß angeschla- 
gene Eigenschwingung während der langen 
Ladeperiode stark herabgedämpft wird, bevor 
der neue Stoß einsetzt. Bei diesen beiden Bil- 
dern erreicht bzw. überschreitet der Zeitraum 
zwischen zwei Funken bereits die Periode der 
Ladeschwingung, deren Verlauf aus der oberen 
Kurve Vx gut ersichtlich ist. 


9. Vorgänge beim Geben von Telegraphier- 
zeichen. 

Zum Studium der Vorgänge beim Tasten 
wurde in die Leitung bd zum Hauptkonden- 
sator (Abb. 10) ein Kondensator CO, geschaltet 

j und parallel dazu 
eine auf der Trommel- 
welle des Oszillogra 
phen sitzende Schalt- 
walze T' angeschlossen 
‚. (Abb. 19). T ent- 
spricht der. Taste und 
schließt den Strom- 
kreis währendeines hal- 
ben Trommelumlaufs; 
während der zweiten 
Hälfte des Umlaufs bleibt der Stromkreis ge- 
öffnet. Dadurch erhält man auf dem licht- 
empfindlichen Papierstreifen den Vorgang 
beim Einsetzen und bei der Unterbrechung 
des Zeichens. 

C., betrug in allen Fällen, in denen nichts 


Abb. 12. Tastkondensator 
und Tastwalze. 


anderes angegeben ist, 15 uF (= 0,188 K). Br 
Bei der Aufnahme der Bildreihe 18a bis 


13c war die Funkenfolge in Resonanz mit der 
Eigenschwingung f,. Die obere Kurve Ve be- 
deutet jedesmal die Spannung an den Maschi- 
nenklemmen; die mittlere Kurve i, den zum 
Hauptkondensator K fließenden Strom, die 
untere Kurve Vx die Spannung am Hauptkon- 
densator. Vc und i, sind gleichzeitig aufge- 
nommen, Vx später, u.zw. mit derselben Span- 
nungsschleife wie Ve. Da das Funkenrad F 
nicht synchron mit der Oszillographentrommel 


4 


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Er 


6. August 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


Ve Kan] 


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BANKTENAN RAN! 


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Abb. 14a. 


= ae, RT 
; FR esta Ä; 


Ablı 13b. Abb. 14b. 


£ i nf KA An ER N ASA rede 
N ana ern ee RR AM 
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AN K Hrn MA RN 
v\ Mn 


7, -0.0019 


vyuuy 


Abb. 18e. Abb. 14e. 
“ Abb. 18a bis 18c. Strom- und Spannungsverlauf für ein'} 
_ vollständiges Zeichen. Funkenfrequenz in Resonanz mit 
der Eigenfrequenz fs. Einfluß verschiedener Größe des NFERERT ERSTE 
Verlustwiderstandes. Io a 2 


Abb. 14d. 


Abb. 14e. 


Abb. 14a bis 14e. Strom- und Spannungsverlauf für ein 


Heft 31. 


" {luß der Funkenfolge auf den Vorgang. 


607 


0,0019 verkleinert ; hierbei-gehen die Überspan- 
nungen herab, allerdings auch die Ladespan- 
nung V. 

In der Ausschaltschwingung am Ende des 
Zeichens sind die beiden in Nr. 6 berechneten 
Teilschwingungen gut zu erkennen. 

Vor der Aufnahme der nächsten Bildreihen 
wurden die Zeitkonstanten der Generatorwick- 
lung und der Drosseln auf r = 0,0093 s ge- 
bracht. In dieser Größenordnung dürften die 
größten (d. h. hinsichtlich der Spannungsgefahr 
ungünstigsten) Werte liegen, mit denen mann 
der Praxis zu rechnen hat. 

Die Bilderreihe 14a bis 14 e zeigt den Ein- 
Im 
Bild 14a besteht Resonanz mit der Grund- 
schwingung, in den Bildern 14e, d und e mit 
der zweiten, ‘dritten und sechsten Harmoni- 
schen der Spannung Vx. Hinsichtlich des letz- 
ten Bildes gilt die bereits für das Bild 11g ge- 
machte Bemerkung. Beim Bild 14 b besteht 
keine Resonanz. 

Dasselbe gilt von den Aufnahmen 15a 
und 15b. Sie sind mit der Funkenfolge 

—=196 gewonnen, jedoch mit veränderten 
Werten der Kapazität C an den Maschinen- , 
klemmen. Bei der Aufnahme 15a war C —=(, 
bei 15.b war C = %0 uF; hier wird also mit 
einer Funkenfolge gearbeitet, die weit über der 
Resonanz liegt. In beiden Fällen entspricht der 
Verlauf voni,und Vx der Form nach genau dem 
einfachen Bild, das in Nr. 3b entwickelt wor- 
den und durch die Abb. 5 veranschaulicht ist. 
Eine erhebliche Überspannung tritt wieder 
beim Ausschalten auf. Dadurch, daß man dem 
Anker eine hinreichend große Kapazität pa- 
rallelschaltet, kann man die Resonanzgefahr 
bei der betriebsmäßigen Funkenfolge vermei- 
den; das Unterbrechungsrad darf dann freilich 


| nur bei abgeschalteter Maschine angelassenund 


abgestellt werden. Die Ausschalt- Überspannung 


na ARE 


Abb. 16a. 


Su 


KARIN 


Abb. 16b.° 


u 


im Bild 13 b festgelegt, wobei E = 


Abb. 15b. 


Abb. 15a und 15b. Strom- und Spannungsverlauf für ein 
vollständiges Zeichen. Einfluß der Maschinenkapazität. 


lief, wird der Einschaltvorgang, zu dem Vx ge- 
hört, im allgemeinen gegen den Vorgang Vo; iz 
in der Phase verschoben sein. 
#7 Der Spannungsmaßstab ergibt sich aus dem 
Abstand E der Nullinie und der Linie der Gene- 
ratorspannung (Bild13a). Die Empfindlichkeit 
der Stromschleife ist durch die Maßlinie 0,06 A 
8 V war. 
Die Zeitkonstante der Generatorwicklung 
betrug # = 0,018. 


‚von Ohmschem Widerstandauf, 


vollständiges Zeichen. Einfluß der Funkenfrequenz fin 
Beziehung zur Eigenfrequenz f. Resonanz mit verschie- 
denen Harmonischen der Kondensatorspannung. 


Die Aufnahme 18a ist mit kleinem Spu- 
lenwiderstand (z, = 0,020) ausgeführt. Das 
Bild zeigt sehr schön das Aufschaukeln der Re- 
sonanzschwingung an den Maschinenklemmen. 
Die Resonanzüberspannung beträgt 2,7 E; die 
größte Überspannung tritt jedoch bei der Un- 

terbrechung des Sendens auf, nämlich rd 8,7.E. 
Bei den Aufnahmen 13 b und 13c wurde die 
Zeitkonstante der Drossel durch Hinzuschalten 
=0,0047 und 


1 1 
EAN ENEN AM 
— 


Abb. 160. 


Abb. 16a bis 16d. Strom- und Spannungsverlauf für ein 

vollständiges Zeichen. Resonanz der Funkenfrequenz mit 

” der Eigenfrequenz’/s. Einfluß der Tastkapaziiät auf die 
Höhe der Ausschalt-Überspannung: 


808 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 31. 


wird durch die Größe von C kaum beeinflußt, 
was mit den theoretischen Ergebnissen des Ab- 
schnitts 6 übereinstimmt. 

Die Bilderreihe 16a bis 16c soll den Ein- 
fluß der Tastkapazität C„ auf die Höhe der 
Überspannung beim Unterbrechen klarstellen. 
Sie nimmt nach den Ausführungen in Nr. 6 zu, 
wenn C„ kleiner wird, und beträgt nach Abb. 
16a bis 16e 


bie, =15pF..Ü-29E 
Ole 9.4 U = 8878 
gen: 


10. Wirkung verschiedener Schutzmaßnahmen. 


Das beste Mittel gegen die Resonanzüber- 
spannungen ist — wenn man die Resonanzge- 
fahr nicht durch Verstimmen beseitigen kann — 
ein hinreichender Dämpfungswiderstand. Ihn 
in den Hauptstromkreis einzuschalten, ist aller- 
dings meistens nicht angängig." Im vorliegen- 
den Falle bieten sich folgende Wege, die Reso- 
nanzschwingung kräftig zu dämpfen, ohne die 
nützlichen Funktionen der Anordnung nennens- 
wert zu stören. 

a) Man schaltet parallel zu den Klemmen 
a, b der Maschine zwei Kapazitäten CO, und (, 
und gibt der einen (C,) einen Vorschaltwider- 
stand Rc (Abb. 17). Da die Kapazität 
C=C,-+ O,selbst alsganzesdieLadung des Kon- 
densators K kaum beeinflußt, gilt das erst recht 
von dem vor einem Teile der Kapazität geschal- 
teten Widerstand Rc. Man macht zweckmäßig 


etwa C, = Czund Rc 


C, stellt für die Resonanzschwingung eine er- 
hebliche Belastung dar. Der widerstandsfreie 


es Der Zweig Rc, 


Abb. 17. 


Abb. 18. 


Abb. 17 und 18. Anordnungen zum Schutz der Hoch- 
spannungsmaschine gegen Wanderwellen, Resonanz- und 
Ausschalt-Überspannungen, 


Kondensator C, bietet den nötigen Schutz 
gegen Wanderwellen mit steiler Stirn. 

b) Man schaltet parallel zu einem Teil L/, 
(etwa der Hälfte) der Drosselspule L, einen 
Ohmschen Widerstand!) w vom Betrage w = 
oa L’,(Abb. 18). Die Parallelschaltung » L’,, 
dämpft die Resonanzschwingung, während der 
freie Teil von L, den Schutzwall gegen steile 
Wellenstirnen bildet. 

Die Versuchsreihe Abb. 19a bis 19 d ist 
mit der Schutzschaltung a (Abb. 17) aufgenom- 
men, wobei C, =3 uF, 0, =4 uF, Rc = 200 


{ „hat den Wert 203 Ohm. Die 


@, Up 

Aufnahmen 19a, b und e sind mit der Funken- 
frequenz f = f, = 196 gemacht. Das Bild 19a 
ist mit dem Bild 16a zu vergleichen, das unter 
denselben Bedingungen, nur ohne Schutzwider- 
stand gewonnen worden ist. Man sieht, daß 
dieser eine Resonanzüberspannung überhaupt 
nicht mehr aufkommen läßt und die Ausschalt- 
überspannung von 2,9 E auf 2 E herabsetzt. 
Die beiden folgenden Bilder sind mit kleineren 
u erhalten worden. Bild 19c 
mit CO, = 1 uF ist mit dem Bild 16c zu ver- 
gleichen. : Hier wird die Ausschaltüberspannung 
nur wenig, von 8,7 E auf 8,5 E vermindert. 
Eine zu kleine Tastkapazität ist in vieler Be- 
ziehung ungünstig. 

Bei der Aufnahme 19 d hatte CO, wieder 
seinen normalen Wert von 15 uF; die Funken- 
folge war auf dieHälfte herabgesetzt ; es herrscht 


Ohm war. : 


1) Eine Einrichtung dieser Art, allerdings mit ab- 
weichender Bemessung, hat auc . Böhm als Schutz 
Eike, Resonanzüberspannungen empfohlen („Archiv f. 

lektr.“ Bd. 5. 1917, 8. 383; „ETZ* 1919, 8. 146). 


$ 


Gar 


TEN, vYY 


Abb. 19e. 


— 


Abb. 19b. 


Gar 


WINE 


9272222 Ze 77 


Abb, 19d, 


Abb. 19a bis 19d. Strom- und ee nungsverlänf für ein vollständiges Zeichen. Durch die Schutzanordnung nach 
Abb 17 werden die Resonanzüberspannungen beseitigt, die Ausschalt-Überspannungen wesentlich verkleinert. 


also Resonanz mit der zweiten Harmonischen. 
Die- entsprechende Aufnahme ohne Schutz- 
widerstand ist das Bild 14c. Auch hier besei- 
tigt derWiderstand die Resonanzüberspannung; 
die Ausschaltüberspannung bringt er auf einen 
unschädlichen Wert herab. 

Den Einfluß eines Widerstandes (100 2) 
parallel zu einer Hälfte der Induktivität L, 
zeigen die Bilder!) 20 a und 20 b. Die Funken- 
folge entsprach der Resonanz mit der Eigen- 
schwingung f, Die Resonanzüberspannung 
wird durch den Widerstand etwa auf die Hälfte, 


herunterdrücken. Auch mit derartigen Anord- 
nungen wurden Oszillogramme aufgenommen, 
die das Gesagte bestätigen. Ihre Wiedergabe 
würde zu weit führen, wie überhaupt die mit- 
geteilten Kurven nur einen kleinen, besonders 
bemerkenswerten Teil des vorliegenden Ma- 
terials darstellen. 

(Nachtrag bei derKorrektur.)HerrRogowski 
hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß die 
Tastkapazität C, in der Funkanlage Königs- 
wusterhausen gleich 2 K war, und daß infolge- 
dessen in diesem Falle keine gefährlichen Aus- 


- Abb. 20a. 


Abb. 20b. 


“Abb. 208 und 20b. Strom- und Spannungsverlauf für ein vollständiges Zeichen. Wirkung einer Schutzanordnung 
nach Abb. 18 im Resonanzfalle. 


die Ausschaltüberspannung von 4 E auf 3,7 E 
vermindert. Die Widerstandsschutzschaltung 
nach Abb. 18 scheint hiernach nicht so wirksam 
wie die Kondensatorschutzschaltung nach 
Abb. 17 zu sein. Der Unterschied liegt aber 
wohl nur an der Bemessung?). In derselben 
Weise wie ein zu einem Teil der Drosselspule 
parallel geschalteter Widerstand w würde die 
folgende Schutzvorrichtung wirken: Man ver- 
sieht den Eisenkern, der die Drosselspule 7, 
trägt, mit einer zweiten Wicklung, die man auf 
einen Widerstand schließt. Durch Wahl der 
Streuungsverhältnisse und der Belastung dieses 
„Transformators‘ kann man die gewünschte 
Schutzwirkung einstellen. Eine solche Wir- 
kung ist übrigens auch zu erwarten, wenn man 
die Drosselspule Z,auf einen massiven Eisen- 
kern wickelt; die in dem Kern entstehenden 


Wirbelströme übernehmen in diesem Falle die. 


dämpfende Wirkung?). 

Durch die gleichzeitige Anwendung der 
beiden Schutzschaltungen nach Abb. 17 und 18 
kann man die Überspannungen noch weiter 


1) Bei diesen Aufnahmen sind Spulen Z,, Z, mit an- 


‘deren Widerständen als zuvor benutzt worden; ihre Zeit- 


konstante, die nicht näher bestimmt worden ist, dürfte 
etwa z= 0,015 etragen. 
as Vgl. hierzu die bereits erwähnte Arbeit von 
öhm. 
%) K.W. Wagner, „Archiv f. Elektr.“ Bd. 4, 1916, 
S. 183, Abschnitt 12. 


schaltüberspannungen auftreten konnten. In 
der Tat ergibt die Berechnung der Schwin- 
gungsamplituden nach Abschnitt 6 die Werte 


B, = 6320 Volt, B,= 0,744 Volt, 
A, = 2528 Volt, A = 141,6 Volt 
bei einer Gleichspannung von 8000 Volt. 

Die bei meinen Versuchen gemachte An- 
nahme (,, = 0,2 K beruht auf einer Mitteilung 
von befreundeter Seite über die Dimensionie- 
rung der Marconi-Anordnung, die ich aber bis 
jet=t nicht weiter nachprüfen konnte. 


Nach einer Mitteilung, die mir vor kurzem 


Herr v. Lepel gemacht hat, der seinerzeit 
Leiter der, Funkstätion Königswusterhausen 
war, ist dort die Maschine der Reichsanstalt 


infolge unmittelbarer Einwirkung der Hoch- 


frequenz, also durch Wanderwellenvorgänge, 
durchgeschlagen.. Die Untersuchung ergab 
nämlich, daß die Luftdrossel, die die Maschine 
vor der Wirkung der Hochfrequenz schützen 
sollte, durchgeschlagen und kurzgeschlossen 
war. Die Eisendrosseln hatten infolge ihrer 
Bauart soviel Kapazität, daß sie dem Über- 
tritt der Hochfrequenz zur Maschine keinen 
nennenswerten Widerstand boten. Der Durch- 
schlag der Luftdrossel hatte kurz vorher be- 
reits den Durchschlag einer anderen Maschine 
zur Folge gehabt. Nachdem die Luftdrossel 


N ER ern 


w 


5. August 192v. Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 31. 809 


[ ——, — —  — — —  —_ —+, — — ————{]|—,—,—,—,— —, , ,— — ———————— — — — — — — — — — — — — — — —  —mma—n—m——m— mg 


so umgebaut war, daß sie nicht mehr durch- 
schlagen werden konnte, (es wurden mehrere 
hintereinander geschaltet) ist eine dritte Ma- 
schine zu 10000 Volt monatelang, zeitweise 
mit erhöhter Spannung, ohne irgendwelche 
Störung zum Betrieb der Funkstation benutzt 
worden. Dieser Vorfall bestätigt- die auch 
anderwärts gemachte Erfahrung, daß es un- 
bedingt erforderlich ist, die Betriebsstrom- 
quellen von Funkstationen (Maschinen und 
Transformatoren) gegen hochfrequente Sch win- 
gungen und Wellen wirksam zu schützen. 


Neuere Gesichtspunkte für den Bau von 
Großkraftwerken!). 


Von G. Klingenberg, Berlin. 


(Fortsetzung von 8. 590.) 


V 


In den letzten Jahren ist die Frage 
heiß umstritten gewesen, ob es zweckmäßig 
sei, der Kohle vor ihrer Auswirkung als Wärme- 
träger die sogenannten Nebenprodukte zu 
entziehen. Von den Förderern des Vergasungs- 
mn ist immer wieder behauptet worden, 

ie unmittelbare Verfeuerung der Kohle stelle 
gewissermaßen einen Raubbau dar, die Ver- 
geudung der sogenannten Nebenprodukte (Teer 
und Ammoniak) sei wirtschaftlich nicht zu 
rechtfertigen. Für die Errichtung von Gene- 
ratorenanlagen wurde gleichzeitig eine Pro- 
paganda entfaltet, die in einzelnen Fällen zu 
einer ziemlich kritiklosen Errichtung solcher 
Anlagen geführt hat. 
ch habe deshalb im Jahre 1916 die 
Vor- und Nachteile des Generatorenbetriebes 


für Kraftzwecke einer eingehenden Unter- 
suchung unterzogen unter Ausschaltung 
derjenigen Fälle, in denen aus anderen 


technischen Gründen entweder die Erzeu- 
gung von Gas oder die Erzeugung von 
- Koks ohnehin erforderlich ist, und bin dabei 
zu folgendem Ergebnis gelangt: 

1. Gasgeneratorenbetrieb für Kraftzwecke 
läßt sich wirtschaftlich nur rechtfertigen, 
wenn Gewähr dafür geboten ist, daß die Be- 
lastung sehr gleichmäßig ist. 

2. Der Gasgeneratorbetrieb stellt so- 
wohl technisch wie finanziell eine wesentliche 
Komplikation der Anlage dar. Zu Friedens- 
preisen gerechnet, wachsen die Anlagekosten 
für Dampfturbinenanlagen und für Kolben- 

asmaschinen-Anlagen aufmehr alsdasDoppelte 

er reinen Turbinenkraftwerke an. Die ge- 
ringe Leistung?des einzelnen Generators zwingt 
zur Aufstellung einer sehr großen Anzahl 
von Einheiten, die Kohlenhandhabung und 
ihre Bedienung erfordert wesentlich mehr 
Arbeitskräfte als die reiner Dampfkraftwerke. 
Der mögliche Gewinn für das zusätzliche An- 
lagekapıtal ist unter den günstigsten Voraus- 
setzungen selbst rechnerisch nur ein sehr 
mäßiger. ; 

3. Verfügt man nicht über sehr gleich- 
mäßigen und gleichkörnigen Brennstoff, so 
verursacht die Merhehze dung des Brenn- 
stoffes beträchtliche Arbeit und Kosten. 

Die geringe Leistung des einzelnen Gene- 
rators und die beträchtlichen Anlagekosten, 
zu denen der weitere Nachteil einer wesent- 
lichen Vergrößerung der bebauteu Grundfläche 
hinzutritt, stehen danach in unmittelbarem 
ursächlichen Zusammenhange. 

In der Zwischenzeit sind denn auch 
zwar einzelne Anlagen ausgeführt, aber nicht 
erfolgreich in Betrieb genommen worden, 
wenigstens nicht, soweit solche Anlagen, sich 
lediglich auf die Erzeugung von Elektrizität 
erstrecken. Bei der Durcharbeitung einzelner 
Projekte hat sich vielmehr gezeigt, daß die 
geschilderten Nachteile sich eher vergrößern 
als verkleinern, und daß die in vorstehen- 
den Ziffern noch nicht berücksichtigten Kosten 
- der Einrichtungen für die Vorbehandlung des 
Brennstoffes überall dort noch größere Be- 
träge verschlingen, wo man nicht mit Sicher- 
heit auf die Zufuhr eines ren Brenn- 
stoffes rechnen konnte. Das war aber bei den 
von mir durchgerechneten Projekten stets 
der Fall. 

Die damaligen. Erörterungen waren auf 
Friedenspreisen aufgebaut, es waren ins- 
besondere für die Anlagekosten, für die Brenn- 
stoffkosten und für den Wert der Neben- 
produkte Friedenspreise zugrunde gelegt. 

Es fragt sich nun, ob durch die inzwischen 
eingetretene Wertverschiebung eine wesentlich 


1) Vortrag” ee im Elektrotechnischen Verein 
n Wien am 10. 11I. 1920. 


andere Beurteilung eintreten muß. Dabei ist 
zu beachten, daß inzwischen in der Erzeugung 
sogenannter Tieftemperaturteere sehr beträcht- 
liche Fortschritte gemacht worden! sind. 

; Man kann ungefähr annehmen, daß alle 
industriellen Anlagewerte im Verhältnis des 
Kohlenpreises gestiegen sind. Dieses Verhalten 
ist erklärlich und natürlich, weil in allen An- 
lageteilen der Wert der Kohle’als maßgebender 
Faktor enthalten ist. Er steckt nicht nurjun- 
mittelbar in den für die Herstellung der An- 
lage erforderlichen Baustoffen (beispielsweise 
im Eisen, im Zement, in den Ziegeln usw.), 
sondern auch wiederum mittelbar in den zu 
ihrer Herstellung erforderlichen Maschinen und 
Einrichtungen. Das Verhältnis wird zwar 
durch den Wert der Arbeitslöhne gemildert, 
die bis jetzt nicht in gleichem Maße gewachsen 
sind. Diese Änderung wird jedoch wieder 
ausgeglichen durch stärkere Preissteigerun 

anderer Baumaterialien (z. B. von Glas un 

Kupfer), bei denen das Verhältnis wiederum 
ungünstigerist. Die Durchführung von Kosten- 
anschlägen bestätigt jedenfalls vorstehende 
Regel. So mußte man im Januar 1920 beispiels- 
weise mit zehnfachen Kohlenpreisen und mit 
zehnfachen Anlagepreisen rechnen. Ein großes 
Kraftwerk kostet heute (Jan. 1920) 2000 M/Kw 
gegenüber 200 M/Kw im Frieden. 

In meinen damaligen Rechnungen würde 
sich also nichts geändert haben, und die Er- 
gebnisse könnten bestehen bleiben, soweit sie 
sich auf Anlagekosten und Kohlenpreise be- 
ziehen, man müßte lediglich alle damals an- 
geführten Zahlen mit einer einheitlichen Zahl 
(für Januar 1920 mit 10) multiplizieren. 

Ganz aus der Relativität herausgefallen 
sind aber inzwischen die Werte für die Neben- 
produkte, insbesondere für Teer, der heute 
einmal an sich, soweit er als Tieftemperatur- 
teer gewonnen wird, einen wesentlich höheren 
inneren Wert besitzt, dessen Preis aber außer- 
dem infolge der Knappheit einen sehr hohen 
Konjunkturaufschlag erfahren hat. Durch 
diese Tatsachen würde die damalige Rechnung 
eine völlige Umgestaltung erfahren, und ihre 
Ergebnisse müßten sich beträchtlich zugunsten 
der Vergasung der Brennstoffe verschieben. 

Soweit die Ursache hiervon auf die Kon- 
junkturverhältnisse zurückzuführen ist, muß 
allerdings davor gewarnt werden, hieraus 
ohne weiteres praktische Folgerungen zu ziehen. 
Es ist meines Erachtens vielmehr anzunehmen, 
daß allmählich derjenige Ausgleich wieder 
einsetzt, der durch das Verhältnis der tatsäch- 
liehen Herstellungskosten bewirkt wird. Die 
Erfahrung hat bisher stets gezeigt, daß ein 
Mißverhältnis zwischen Konjunkturgewinn und 
Herstellungskosten durch gesteigerte Produk- 
tion immer bald beseitigt worden ist. Ferner 
muß betont werden, daß die damals durch- 
geführten Rechnungen die Herstellung der ver- 
schiedenen Anlagen in dem gleichen Zeitraume 
zur Voraussetzung hatten. Soll jetzt aber die 
wirtschaftliche Zweckmäßigkeit von Neuein- 
richtungen erörtert werden, so treten Neu- 
werte mit Altwerten in Wettbewerb, und 
wenn auch, wie wir später sehen werden, hin- 
sichtlich der Abschreibungen kein wesentlicher 
Unterschied besteht, so bleibt doch die Diffe- 
renz der Verzinsung, welche die Neuanlagen 
mit dem Zehnfachen und mehr belastet. 

Zuverlässige Wirtschaftlichkeitsrechnun- 
gen lassen sich heute leider nicht ausführen, 
weil während der Zeit,’die für die Durchführung 
der Rechnungen erforderlich ist, sich alle 
preisbildenden Werte so stark verschieben, daß 
die Rechnung nach ihrer Durchführung in- 
zwischen schon falsch geworden ist; im großen 
und ganzen darf man auch heute noch sagen, 
daß sich die Neueinrichtungfvon Generator- 
ESS dann lohnt, wenn die Erträgnisse aus 
den Nebenprodukten nicht nur für Unkosten, 
Verzinsung und Abschreibungen ausreichen, 
sondern daneben noch einen beträchtlichen Ge- 
winn lassen, und wenn außerdem der Preis 
des erzeugten Gases, auf gleiche Wärmewerte 
bezogen, nicht teurer wird als der jeweils zur 
Verfügung stehende Brennstoff. Es darf eben 
nicht vergessen werden, daß die®Einrichtung 
einer (Gasgeneratorenanlage tatsächlich die 


Hinzufügung einer großen chemischen Fabrik. 


zum Kraftwerke bedeutet, die als wirtschaft- 
ie Unternehmen für sich betrachtet werden 
muß. 

Als Hauptnachteil der heutigen Gas- 
generatoren haben sich der geringe Durchsatz 
des einzelnen Apparates, die starke Abhängig- 
keit der Ausbeute von der Betriebsführung 
sowie von Belastungsschwankungen, die Not- 
wendigkeit der Vorbereitung des Brennstoffes 
herausgestellt. Neuere Bestrebungen zielen 
demgemäß vorwiegend dahin, diese Nachteile 
zu beseitigen. Man hat zunächst versucht, 
nach dem alten Prinzip wesentlich größere 
Generatoren (bis zu 11 m Durchmesser) zu 
konstruieren. Meines Erachtens verspricht 
dieser Weg wenig Erfolg, weil bei den größeren 


. sich zu sehr der 


Apparaten die Gefahren ungleichmäßigen Ab- 
brandes, des Durchbrennens der deckenden 
Kohlenschicht an einzelnen Stellen, die Schwie- 
rigkeit der Entaschung nur noch wachsen. Der 
grundsätzliche Nachteil aller bisherigen Ge- 
neratoren liegt eben darin, daß die durch 
Luft- und Wasserdampfzufuhr beeinflußte Ver- 
brennungszone ein technisch zu rohes und 
8 ontrolle entziehendes Mittel 
ist, um den Vergasungsprozeß der darüber 
liegenden Kohle in wirtschaftlichster Weise 
zu beeinflussen. Es kommt hinzu, daß die 
mit dem Quadrat des Durchmessers veränder- 
liche Kontaktfläche zu einem Mißverhältnis 
zwischen der Größe des Generators und seiner 
Leistung führt. 

i Neuzeitliche Bestrebungen sind denn auch 
in erster Linie darauf gerichtet, diese Mängel 
zu beseitigen. Man versucht, die Kontakt- 
fläche zu vergrößern und’die Kontaktzeit ab- 
zukürzen, indem man den Brennstoff beispiels- 
weise rotierende Trommeln durchlaufen läßt, 
die nach Art der Zementfabrikation den Brenn- 
stoff lamgsam umwälzen. Die Wärme wird 
entweder durch Außenbeheizung oder durch 
Innenbeheizung mittels überhitzten Dampfes 
zugeführt. Letzteres Verfahren hat den Vor- 
teil einer sehr genauen, wenig Überwachung 
erfordernden ein und läßt 
deshalb eine der theoretischen nahekommende 
Ausbeute an Nebehprodukten erwarten. Schwie- 
rigkeiten dürfte noch die Wiedergewinnung der 
in dem Dampf enthaltenen Wärme bereiten, 
die möglicherweise den thermischen Wirkungs- 
grad des Prozesses herabsetzt. Immerhin 
sind die eingeschlägenen Wege als aussichtsvoll 
zu bezeichnen, und es ist nicht ausgeschlossen, 
daß es gelingt, in einem einzelnen Aggregat 
beträchtlichen Durchsatz und ersprießliche 
Ausbeute zu erzielen und'gleichzeitig Anlage- 
und Bedienungskosten herabzusetzen. 

Noch größere Beachtung verdienen die 
auf die Konstruktion brauchbarer , Gastur- 
binen gerichteten Bestrebungen. Uber die 
Entwicklung der von der Firma Thyssen 
gebauten Holzwarth-Turbine ist der Öffentlich- 
keit bis jetzt nur wenig bekannt geworden, 
eine 1000 -Kw-Turbine soll gelaufen sein, 
eine 10 000-Kw-Türbine sich im Bau befinden. 
Die konstruktiven Schwierigkeiten dieses Sy- 
stems, dasnach dem Prinzip der Verbrennungs- 
kammer arbeitet, der ein #Gasluftgemisch 
mittels Kompressoren en wird, und- 
deren Abgase nach eingeleiteter- Explosion und 
Expansion wie bei der Dampfturbine unmittel- 
bar auf Schaufelkränze wirken, liegen vor- 
zugsweise in der hohen Temperatur, der Rad- 
und Leitschaufeln ausgesetzt werden müssen; 
ihre Lösung dürfte eine Materialfrage sein. 

Als aussichtsvoll zu bezeichnen sind ferner 
neuere Bestrebungen, die auf eine Art Kom- 
bination der Humphrey-Wasserkolbenmaschine 
mit einer Wasserturbine abzielen, bei der also 
als Energieträger ein Zwischenmittel, nämlich 
Wasser, verwandt wird, sodaß die Schaufeln 
weder thermisch noch dynamisch außerge- 
wöhnlichen Beanspruchungen ausgesetzt sein 
würden. 

Sollte in absehbarer Zeit die Umgestaltung 
des Generatorbetriebes zugleich mit der Aus- 
bildung einer brauchbaren Gasturbine verwirk- 
licht werden, so dürfte daraus eine völlige Um- 

estaltung der thermischen Ernergieerzeugung 
olgen, da die Anlagekosten dann eher niedriger 
als höher als die der Dampfkraftwerke werden 
und neben dem Anfall der Nebenprodukte die 
N ser thermischen Wirkungsgrades 
einhergeht. Es träte dann ein Fall ein, der in 
der Geschichte der Technik wiederholt zu ver- 
zeichnen war, nämlich der, daß durch gleich- 
zeitige Umwälzungen auf zwei Nachbarge- 
bieten sich neue starke und lebensfähige Kom- 
binationen ergeben. 


VI. 


Die rasch und sprungweise ansteigenden 
Arbeitslöhne und Materialkosten führen zu 
der Untersuchung, wie hoch sich die Anlage- 
kosten einer Wasserkraft äußersten Falles be- 
laufen dürfen, wenn sie unter den heutigen 
Verhältnissen noch mit’ Dampfkraft aussichts- 
reich in Wettbewerb treten soll, 

Unter der Annahme, daß die heutigen 
Löhne gegenüber dem Jahre 1914 etwa das 
Fünffache und die Materialkosten das Zehn- 
fache betragen, werden nachstehend die An- 
lage- und Betriebskosten gleichgroßer DARET 
und Wasserkraftanlagen gegenübergestellt 
Dabei ist zu bemerken, daß weitere Steige- 
rungen der grundbildenden Werte die Ver- 
schiebung der Ergebnisse in der ermittelten 
Richtung noch verstärken 

Die Rechnung behandelt 3 Fälle: 

A. Herstellung und Betrieb im Frieden 

(Friedensanlagen); 
B. Herstellung und Betrieb im Krieg 
(Kriegsanlagen); 


610 


31, 


5. August 1920. 


GC. Herstellung im Frieden und Betrieb 
im Krieg (Gemischtanlagen). 
Es sollen jeweils 3 Ausbaugrößen von 
20 000, 5000 1000 Kw untersucht werden. 
Unter ‚Friedensanlagen‘“ sind Werkeä ver- 
standen, die etwa vor dem Jahre 1916, also 
noch zu den früheren billigen Preisen erstellt 
wurden. Mit ‚„Kriegsanlagen‘‘ sind Werke 


bezeichnet, deren Anlage- und Betriebskosten, 


unter der Nachwirkung des Krieges stehen. 


A. Herstellung und Betrieb im Frieden. 


(Friedensanlagen). 
Ausbaugröße 
20000 5000 1000 
Kw Kw Kw 
1. Dampfkraftanlagen, 
a) Anlagekosten I f. 
1-Kwn2 Jahre 2MIEE150 200 300 
b) Verzinsung 55 Yo .„ 825 11,— 16,50 
c) Erneuerung5 % :,„ 750 10,— 15,— 
d) Kleinmaterial, Was- 
ser, Steuern usw.0,2%/9y —,30 —,40 —,60 
e) Personalkosten 2% „ 3— 4- 6 
f) Reparaturen 1% .„ 150 2%—-  3— 
g) Gesamtkosten f. 
1 Kw u. Jahr «20,55% 27,40741,10 
h) Preis der Kohle im 
Kesselhaus f.1Tonne „ 18,— 18— 18- 
i) somit Kosten 
1 Kwstd bei 
Betriebs- Kohlen- 
dauer verbrauch 
8000 Std. 09 kgPf 18 1,96 2,18 
5000, Std. 1,0: , =, 2,210... 2,30 02,62 
2500 Std. 1,15. , 5 2,89 ae are! 
1000 Std. 14 „ „457 526 6,68 
2. Wasserkraftanlagen. 
a) Anlagekosten II f. 
1-Kw u. Jahra.2, 5 2M 92600 800 1000 
b) Verzinsung 55 %) .„ 83,— 4,— 55,— 
ce) Erneuerung 5 %. . 24,— 323,— 40,— 
d) Kleinmaterial . . .„ —-;20 —,30 —,40 
e) Personal 0,2%), 0,3%, 
0,4. 0,.. re a 70 a 
f) Reparaturen 05% :„ 3,—-— 4—- 5— 
g) Gesamtkosten f. 
1ı Kwu. Jahr. . ..„ 61,40 . 82,70 104,40 
h) somit Kosten f. 
1 Kwstd bei 
8000 Std... .. .; Pf. 0,77 1,03 1,30 
5000 Std... © % „128. 1,68. 2,09 
2500 Std. . = 17 945.,.708,81. 004.18 
1000 Std. . „..614 827 10,44 
B. Herstellung und Betrieb im Krieg 
Kriegsanlagen). 
Annahme: 10-fache Materialpreise, 5-fache Löhne. 
Ausbaugröße 
20000 5000 1000 


Kw Kw Kw 


1. Dampfkraftanlagen. 
a) Anlagekosten III £. 


1 Kwu. Jahr . . . M 1500. 2000 . 3000 
b) Verzinsung 5,5 %% . „ 82,50 110,— 165,— 
c) Erneuerung 5 Yu ..„ 75,— 100,— 150,— 
d) Kleinmaterial .. .„ 3—  4—- 6— 
e) Personalkosten . .„ 15,— 20,— 30,— 
f) Reparaturen 8-fach .„ 13,— 16,— 24,— 
g) Gesamtkosten f. 
ı Kwu. Jahr. . ., 18750 250,— 375,— 
h) Preis der Kohle im 
Kesselhausf.1Tonne „ 180,— 180,— 180,— 
i) somit Kosten £. 
1 Kwstd bei 
Betriebs- _Kohlen- 
dauer verbrauch x ; 
8000 Std. 0,9 kg Pf 18,54 19,32 20,89 
5000 Std. 1,0: „ „ 2175 2:23,— 25,50 
2500 Std. 1,15 „ „. 28,20 „,80,70 35,70 
1000 Std. 14 „ „ 43,95 50,20 62,70 


2. Wasserkraftanlagen. 
a) Anlagekosten IV £. 


1Kwu.Jahr, 7-fach M 4200 5600 7000 
b) Verzinsung 5,5 0%. „ 231,— 308,— 385,— 
ce) Erneuerung 4%, . „ 168,— 224,— 280,— 
d) Kleinmaterial 5 a 
e)- Personal sur... , 6,0 19,090 
f) Reparaturen 7-fach „ 21,— 238,— 35,— 
g) Gesamtkosten f. 

1Kwu. Jahr . .„ 428,— 575,— 724,— 
h) somit Kosten f. 

1 Kwstd bei - 

:8000.Std. 2°. = P2295;35 7,19 9,05 

5000 Std. R 8,56 11,50 14,48 
2500 Std. „117,126 908, 928,96 
1000 Std. „. 42,80 57,50 72,40 


C. Herstellung im Frieden, Betrieb 
im Krieg (Gemischtanlagen). 


1, Dampfkraftänlagen. 


Ausbaugröße 
20000 5000 : 1000 
Kw Kw Kw 
a) Anlagekosten I £. 
1Kwu. Jahr. . .M. 150. ‚200° 300 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heit 
Ausbaugröße 

20000 5000 1000 
Kw Kw Kw 

b) Verzinsung 5,5 %o 
v.Anlage-l. .....M2 8257711, —216:50 

ce) Erneuerung 5 %) 
v. Anlage II... , 75,— 100,— .150,— 
d) Kleinmaterial. . .„ 3 4 6— 
e) Personalkosten . . „ 15,— 20, 30,— 
f) Reparaturen / 12,— 16,— 24,— 


g) Gesamtkosten f. 

ı Kwu. Jahr. . . „ 113,%5 151,— 226,50 
h) Preis der Kohle im 

Kesselhausf.1 Tonne „ 180,— 180,— 180,— 
i) somit Kosten f. 


1 Kwstd bei 
Betriebs-- Kohlen- 
dauer verbrauch 
8000 Std. 0,9 kg Pf 17,62 18,09 . 19,03 
5000. Std. 1,02 „= ,.220,267221,022. 92:58 
2500 Std. 1,15 „ „ 2523 26.74 29,76 
1000 Std. 1,40 „ „. 36,52 40,30 47,85 
2. Wasserkraftanlagen. 
a) Anlagekosten II f. 
1 Kw u. Jahr. . 600 800 1000 
b) Verzinsung 5,5 % 
v. Anlage Il . . n.83,— 44,— DBb,— 
c) Erneuerung 4 %) 
v. Anlage IV. 108,224, — 280, — 
d) Kleinmaterial . .,„ &—- 3—- 4 
e) Personal." .r N. ,.,,..6- 12— 20,— 
f) Reparaturen 228, 35, — 


g) Gesamtkosten f. \ 
1 Kw u Jahr 2 72 


230,— 311,— 394,— 
h) somit Kösten f£. 
1 Kwstd bei 
8000Betriebsstd. .„ 2,88 3,89 4,93 
5000  , EN 24:60... 6,92..7,88 
2500 5 292035 19.442 215,76 
1000 2 23,— 31,10 39,40 


Die -Ergebnisse sind in Abb. 15 für die 
Ausbaugrößen 20000 und 5000 Kw zeichne- 
risch aufgetragen. Die Gruppe A: Herstellung 


/ Energiekosten 


in 


Dampf- u. Wasserkraflanlagen. 


20000 KW 


RS 
RS 
S 


Aı - Dampfkraft \ 
NE = Mask) Friedensanlage 
Br - Dampfkraft 

B2- Wasserkraft Kriegsanlage 


—— 
EN 
SQ 


S | Cr = Dampfkraft Bert 

S | Pos Wirssehn ar! Gemischtanlage 
SS N 

0. | 
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%) 

S 

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Str JUN DR 
I 

S 


S 


I | 2 
ID > 
SSL 2 

on ee ng 


—i. 1,23] 
7000 2000 3000 4000 5000 
Berriebsstunden —— 


Kosten per KW Std 


In obiger Zusammenstellung steckt aller- 
dings insofern noch ein Risiko, als der Kohlen- 
preis im. Laufe der kommenden Jahre sinken 
kann, wodurch die Dampfkraftanlagen sich 
wirtschaftlich den . Wasserkraftanlagen wieder 
nähern. Die Berücksichtigung dieses Faktors 
dürfte am deutlichsten veranschaulicht werden 
durch Ermittlung jener Kohlenpreise, bei 
welchen sich unter sonst gleichbleibenden 
übrigen Annahmen die Energie-Erzeugungs- 
kosten für Dampf- und Wasserkraftanlagen 
gleichstellen. 


ls ergibt sich: 
B. HerstelWung und Betrieb im Krieg. 
(Kriegsanlagen.) 


Dampfkraft- und Wasserkraftanlage er- 
geben gleich hohe Betriebskosten, wenn die 
Kohlenkosten im Kesselhaus f. d. Tonne be- 


tragen: > 

Betriebsstund. 20 000 Kw 5000 Kw 1000 Kw 
8000 33 45 48 
5000 48 65 70 
2500 84 113 121 
1000 172 m232 250 


0. Herstellung im Frieden und Betrieb 
im Krieg. (Gemischtanlagen.) 


Dampfkraft- und Wasserkrattanlage er- 
geben hohe Betriebskosten, wenn die 


Kohlenkosten im Kesselhaus f. d. Tonne be- 

tragen: : 

Betriebsstund. 20 000 Kw 5000 Kw 1000 Kw 
8000 16 22 23 
5000 23 32 3# 
2500 41 56 58 
1000 34 114 120 


d. h. eine im Frieden hergestellte Dampf- 


kraftanlage von 20 000 Kw mußte bei 8000, Be- 
triebsstunden die Kohle für 16 M;f. d. tlein- 
kaufen, um den Strom zum gleichen Preis zu 
erzeugen wie eine unter denselben Verhält- 
nissen gebaute gleichgroße Wasserkraftanlage. 


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u I 
1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 
Betriebsstunden — = 


Abb, 15. Vergleich von Wasser- und Dampfkrafianlagen. 


und Betrieb im Frieden kommt heute nicht 
mehr in Frage, sie stellt lediglich Vergleichs- 
material dar und muß durch Gruppe C: Her- 
stellung im Frieden und Betrieb im Kriege, er- 
setzt werden. 

Die Auftragungen zeigen, daß die im Krieg 
erbaute Wasserkraftanlage billiger Strom zu 
erzeugen vermag wie die im Frieden gebaute 
Dampfkraftanlage. Hierbei ist aber der Um- 
stand noch nicht berücksichtigt, daß die für 
Friedensverhältnisse angenommene Kohlen- 
menge heute in der Regel nicht mehr genüst, 
weil jeder Kraftwerkbesitzer sich die für seinen 
Betrieb wirtschaftlich geeignetste Kohle nicht 
mehr wählen kann, sondern oft mit schlechter 
und teuerer Kohle vorlieb nehmen{muß und 
infolgedessen mit größeren Kohlenmengen und 
höheren Preisen f. d. Kwstd zu‘rechnen hat. 
Infolge dieses: Umstandes. verschiebt?sich das 
Bild, noch mehr zuungunsten der Dampf- 
kraftanlage. 


Der Kohlenpreis im Frieden ist mit 18 M 
pro t angenommen, gegenwärtig mit 180 M. 
Nimmt man beispielsweise an, daß der Kohlen- 
preis auf 84 Mf.d. t zurückgeht, so wird eine 
im Krieg hergestellte 20 000-Kw-Dampfkraft- 
anlage nur bei weniger als 2500 Betriebsstunden 
und eine im Frieden hergestellte Dampfkraft- 
anlage nur bei weniger als 1000 Betriebsstunden 
den Strom billiger herstellen können als die 
gleichgroße Wasserkraftanlage. 

Die Rechnung ist durchgeführt für mittel- 
deutsche Verhältnisse; in Süddeutschland mit 
ungünstiger Kohlenbeschaffung stehen die 
Wasserkraftanlagen in einem noch günsti- 
geren Verhältnis zu?den Dampfkraftanlagen. 

„. Löhne und Materialpreise werden, wie 
früher angeführt, wahrscheinlich immer in 
einem ziemlich festen Verhältnis zueinander 
stehen. Die; Fol e wird sein, daß? bei weiter 
ansteigenden* Löhnen ! und?Kohlenpreisen die 
Überlegenheit der "Wasserkraftanlagen noch 


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6. August 1920. 


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zunimmt und. daß daher der Ausbau von 
Wasserkräften ohne Rücksicht auf die wirt- 
schartlichen Verhältnisse und selbst wenn diese 
sich noch beträchtlich ungünstiger gestalten, 
mit aller Tatkraft gefördert werden muß. 

Darf das vorstehend festgestellte gleiche 
Verhältnis der Kohlen- und Anlagepreis- 
steigerung auch fernerhin als richtig angenom- 
men werden, was wahrscheinlich ist, so folgt 
aus der Untersuchung das zunächst wider- 
sinnig klingende Ergebnis: „Die Wirtschaft- 
lichreit der Wasserkraftanlagen wird um so 
besser, je teurer sie sind.‘ 


VI. 


Die steigende Größe der Anlagen, die Er- 
höhung der Betriebsspannung, die Ausdehnung 
der Netze stellen dem Ingenieur immer neue 
Aufgaben im Kampf gegen die im Betriebe 
auftretenden elektrischen Erscheinungen. Ich 
werde kurz auf die bekanntesten, die Über- 
spannungen und Überströme, eingehen und 
die Wege angeben, die nach dem heutigen 
Stand der Technik zu ihrer Bekämpfung ein- 
geschlagen werden. _ 

Der Aufgabe, Überspannungserscheinun- 
en zu verhindern, hat die Technik bisher in’ 
recht 
‚sprochen. Die Schutzmittel vermochten häufig 
selbst den auftretenden Beanspruchungen nicht 
standzuhalten, sie richteten infolgedessen z. T. 
Schäden an, die ohne ihre Anwendung mög- 
licherweise vermieden worden wären. Es ist 
sogar nicht zu bestreiten, daß Schutzeinrich- 
tungen häufig geradezu den Anlaß zu Über- 
spannungserscheinungen bildeten. Die bisher 
erlaneten Kenntnisse waren nicht ausreichend, 
um diese schwierigen Aufgaben methodisch zu 
behandeln. Man klammerte sich an einige 
geläufige Begriffe, ohne ihre Tragweite zu 
übersehen und eine zuverlässige rechnerische 
Behandlung durchzuführen. 

So wenig die positiven Fortschritte wissen- 
schaftlieher Art unterschätzt werden dürfen, 
die auf diesem Gebiete gerade in den letzten 
Jahren gemacht worden sind, so sehe ich doch 
als das Hauptergebnis dieser Forschungsar- 
beiten die Erkenntnis an, daß die Mannig- 
faltiekeit der bei der elektrischen Kraftüber- 
tragung auftretenden Erscheinungen eine viel 
größere ist, als vorausgesehen wurde. Sie ist 
nieht nur bedingt durch die Verschiedenheit 
der Anlagen, durch Leistung, Ausdehnung, 
Spannung, Art der Maschinen und der Über- 
tragung, ein und dieselbe Anlage ist noch 
außerdem einem steten Wechsel der Erschei- 
nungen unterworfen je nach der Zu- und Ab- 
schaltung von Anlageteilen und der Art und 
den Schwankungen der Belastung während des 
Betriebes. So erklären sich auch die vielfach 
widerspruchsvollen Angaben über die Be- 
währung gewisser Schutzeinrichtungen. Bei: 
spielsweise kann eine vorgeschaltete Drossel- 
spule, wenn die Betriebsverhältnisse dafür 
günstiger liegen, einen Schutz gegen Über- 
spannungen darstellen, während die nach 
gleichen Gesichtspunkten bemessene Drossel- 
spule in einer anderen Anlage Überspannungen 
hervorruft, also geradezu schädlich wirkt. 
Nieht selten findet man auch, daß an einer 
Stelle besondere Schutzvorrichtungen einge- 
baut werden müssen, die den Zweck haben, 
d:e dureh andere Schutzvorrichtungen an dieser 
Stelle hervorgerufenen Überspannungen un- 
- schädlich zu machen. l 

Ich werde nun kurz zu einer Besprechung 
der Sehutzeinrichtungen übergehen, wie sie 
heute in größeren Kraftübertragungsanlagen 
verwandt werden, um anschließend daran einen 
Überblick zu geben über die Ziele, die auf die- 
sem Gebiete verfolgt werden müssen. 

Die Schutzeinrichtungen kann man unter- 
scheiden in solche, welche vorbeugend wirken, 
und solche, welche Überspannungserscheinun- 
gen unschädlich machen sollen. Bedauerlicher- 
weise ist der Prophylaxis auf diesem Gebiet 
weit weniger Beachtung geschenkt worden 
als dem eigentlichen Heilprozeß: darauf ist 
es zurückzuführen, daß Einrichtungen vor- 
beugenden Charakters nur in spärlicher Zahl 
bekannt sind. 

- Ein schwacher -Anfang ist in dieser Rich- 
‚tung gerecht worden bei den Schaltern, die 
jetzt fast durchweg mit einer Widerstands- 
stufe versehen werden. 
zur Erleichterung des Schaltvorganges selbst 
dienen, so darf doch hierin ein wirksames 
Mittel erblickt werden, um die durch das Schal- 
ten im Netz hervorgerufenen Erschütterungen 
zu mildern. 

Ein bedeutender Erfolg in vorbeugender 
Hin sicht ist in den letzten Jahren durch den 
Einbau der Erdschlußspule erzielt worden, die 
nach den Ei von Professor Petersen 
hergestellt wird. Sie beruht auf der Erkenntnis, 
daß besonders in ausgedehnten Anlagen mit 
hoher Spannung in, dem häufig : auftreten- 
den Fall des Überschlages ‚zur „Erde 


. 
Wr 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


unsicherer und unsteter Weise ent- | 


Mag sie gleichzeitig 


_ 


1920. 


Heft 31. 


6ll 


die kapazitive Leistun 
den Isolator mit starken Feuererscheinungen 
entlädt, die den Isolator zerstören und 
außerdem starke oszillatorische Spannungs- 
bewegungen im Netz hervorrufen. Die Erd- 
schlußspule, welche aus einer im Sternpunkt 
des Netzes eingebauten Drosselspule besteht, 
ist so bemessen, daß sie im Falle des Fehlers 
in einer Leitung den Kapazitätsstrom der 
anderen beiden Leitungen kompensiert, 80 
daß der Überschlag nach Erde lediglich 
die Verlegung des Leitungspotentials bedeutet, 
die ebensowenig Folgen "hervorruft, als wenn 
beispielsweise der eine Pol eines isolierten 
Gleichstromnetzes an Erde _ gelegt würde. 
Während der nachfolgende Ladestrom ohne 
Erdschlußspule den Schluß längere Zeit auf- 
recht erhält, erlischt derselbe bei geschützten 
Netzen in 'allerkürzester Zeit und ohne Nach- 
wirkung auf das übrige. Hiermit ist in ein- 
facher Weise eine der Hauptquellen von Stö- 
rungen im Leitungsbetriebe endgültig beseitigt 
worden. 

In’dem”wichtigsten Teil der Anlagen, den 
Kraftwerken, sind für die Errichtung der Ab- 
wehrmittel gegen Überspannungen vier Fälle 
der Schaltung zu unterscheiden. 1. Generator 
und Transformator bilden eine Einheit „Sam- 
melschienen und Ölschalter nur auf der Hoch- 
spannungsseite“. 2. Die Generatoren sind 
niederspannungsseitig auf eine Sammelschiene 
geschaltet, von der die Anschlüsse zu den Trans- 
formatoren abgehen ; die Fernleitungen zweigen 
nur von der Hochvolt-Sammelschiene ab. 3. 
Schaltung wie unter 2, jedoch mit dem Unter- 
schied, daß gleichzeitig von der Niedervolt- 
Sammelschiene Fernleitungen abgehen. 4. Die 
Generatoren arbeiten über eine Niedervolt- 
Sammelschiene und ohne Umformung auf die 
abgehenden Leitungen. 

Bei Spannungsumformung, also in den 
ersten drei Fällen, besteht die Gefahr, daß ein 
Durchschlag innerhalb des Transformators 
Hochspannung in die Niedervoltwicklung und 
damit in den Generator übertreten läßt und 


letzteren beschädigt. Um dieses zu verhüten, 
ist der 


Generator im Nullpunkt über einen 
Widerstand zu erden, der so zu bemessen ist, 
daß die a am Nullpunkt des Generators 
bei der größtmöglichen von der Hochspannungs- 
seite übertretenden Stromstärke die betriebs- 
mäßige Phasenspannung nicht übersteigt. Sind 
die Generatoren niederspannungsseitig parallel 
geschaltet, so genügt ein einziger Wi erstand, 
der mit Hilfe einer neutralen Schiene nach 
Bedarf auf die verschiedenen Generatoren ge- 
schaltet werden kann. Sind’die Generatoren 
mit Rücksicht auf abgehende Niederspannungs- 


een durch Erdschlußspule gesichert, so 


wird der Widerstand parallel zur Erdschluß- 
spule angeschlossen und mittels einer Durch- 


der Leitungen sich über | schlagssicherun 


im Widerstandskreis ver- 
indert, daß der Widerstand normalerweise 
die Wirkung der Erdschlußspule beeinträchtigt. 

Die Gefährdung der Generatoren durch 
Sprungwellen sucht man durch unmittelbar 
vorgeschaltete Kapazität zu verhindern. In 
manchen Fällen reicht die Kapazität der 
Zwischenkabel hierfür bereits aus. Sie sollen 
etwa den zehnfachen Betrag derjenigen Ka- 
Be besitzen, welche der vorgeschaltete 

ransformätor hat, von der Erwägung aus- 
ehend, daß in diesem Fall die auf den Trans- 
ormator stoßende Srumuawele auf !/o ihrer 
Höhe abgeflacht wird. Es ergeben sich dabei 
Beträge von etwa 0,07 bis 0,1 uF in mitt- 
leren Anlagen. Sind einzelne Fernleitungen 
unmittelbar an die Niederspannung ange- 
schlossen, so ist dieser Teil der Sammelschiene 
möglichst von derjenigen Hälfte, welche die 
no nk zu den Transformatoren 
vermittelt, durch Schutzdrosselspulen mit Über- 
brückungswiderständen zu trennen und dafür 
zu sorgen, daß die Generatoren nur an die 
N Hälfte angeschlossen werden. Wo 
ies nicht möglich ist, schützt man jede ab- 
e Leitung, und zwar sowohl Kabel wie 
reileitung, durch Drosselspule und Über- 
brückungswiderstand. Das gleiche Schutz- 
mittel kommt auch für die Hochvoltseite der 
Transformatoren zur Anwendung. Über den 
Wert des Drosselspulenschutzes sind in jüng- 
ster Zeit Zweifel aufgetaucht; ich werde hier- 
auf bei Betrachtung der in Zukunft einzu- 
schlagenden Wege zurückkommen. 

Die Sekundäranlagen sind in gleicher Weise 
zu schützen wie die Primäranlagen. Auch 
hier ist die Niedervoltwicklung zweckmäßig 
über einen*Widerstand zu erden, wenn wert- 
volle Anschlußteile durch‘ Übertritt von der 
Hochvoltseite aus at sind. 

Der mechanische Schutz der Generatoren- 
wieklungen, insbesondere der Köpfe, gegen 
Überströme hat dem Konstrukteur große 
Sorge bereitet, da es schwer war, die Wick- 
lung gegen die bei Kurzschlüssen auftretenden 
sehr großen Kräfte hinreichend zu versteifen. 
Diese Gefahr darf heute als überwunden gelten. 
Besondere Schutzmaßnahmen werden in dieser 
Beziehung nicht mehr verlangt. Den gefähr- 
lichsten Feind des Generators bildet das Feuer. 
Der geringste, durch Spannungsübertritt her- 
vorgerufene Schluß verursacht bei erregter 
Maschine einen Flammenbogen, der durch die 
starke Ventilatorwirkung bis in die kleinsten 
Teile des Generators fortgetragen wird und 
die Wieklung in kürzester Zeit zerstört. Die 
Reparaturkosten für derartige Schäden sind 
unter den heutigen Verhältnissen erheblich. 
Kein Betriebsleiter sollte die Ausgaben für die 

eringen Mittel scheuen, mit denen man der 
Ausbreitung des Feuers entgegentreten‘ kann. 


"Abb. 16. Ölschalterkammern im Kraftwerk_Golpa. 


612 


Elektrotechnische Zeitschriitt, 1920. Heft 31. 


5. August 1920. 


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Auf Vorschlag des Rheinisch-Westfälischen 
El. W. wird zu diesem Zweck in der Neutralen 
ein bei starken UÜberströmen augenblicklich 
ansprechendes Relais angebracht, das den 
Hauptschalter auslöst und gleichzeitig die Er- 
regung des Generators durch Widerstands- 
vorschaltung vermindert. Die Beseitigung der 
Ursache ist jedoch nicht ausreichend, es muß 
außerdem für schnellen Abschluß der Venti- 
lation gesorgt werden. Zuldiesem/Zweck emp- 
fehlen wir das Anbringen einer; selbsttätigen 
Abschlußklappe, die innerhalb weniger Se- 
kunden den Luftkanal zu schließen erlaubt. 
Wird noch eine Kohlensäurelösehungleingebaut, 
so dürfte sich der. .Schaden auf das Mindest- 
maß verringern lassen. E 

Die Beherrschung der Überströme in den 
Transformatoren darf für die bisher geplanten 
Anlagen als gelöst gelten. Ähnlich steht es 
zurzeit mit den Ölschaltern, soweit es sich 
um hohe Spannungen handelt. Sollte die 
weitere Vergrößerung der Anlagen neue Schwie- 
rigkeiten bringen, so dürfte in der Wider- 
standsstufenschaltung ein zuverlässiges Mittel 


nungswirkung zu vermindern, sie bedeuten 
aber kaum mehr als der Versuch, die Gefahren 
für ein Schiff dadurch unwirksam zu machen, 
daß man Öl auf die Meereswogen, gießt. Bei 
uns hat sich daher immer mehr die Überzeugun 

gefestigt, daß man, anstatt unzulänglicheMitte 
auf die Beruhigung der Wellen zu verwenden, 
nach den Grundsätzen des Schiffbaues derartige 
Verstärkungen der Anlagen vornehmen sollte, 
a i sie ae Beanspruchungen gewachsen 
sind. 

Hiergegen wird eingewendet werden: die 
Beanspruchungen der aschinen, Apparate 
usw. dorok Überspannungen sind so groß, daß 
die Befolgung des Satzes an wirtschaftlichen 
Gründen scheitern muß. Dieser wohl mehr 
dem Gefühl entsprechende Einwand erweist 
sich jedoch;bei genauer Nachprüfung als’nicht 
stichhaltig, zumal unter den heutigen Ver- 
hältnissen, wenn die wirtschaftlichen Folgen 
von Betriebsstörungen voll in Ansatz gebracht 
werden. Zunächst darf festgestellt werden, daß 
die Fälle, in denen die ausreichende Sicherheit 
mit einem ungewöhnlichen Aufwand an Bau- 


Abb. 17. Freileitungsausführungen"im: Kraftwerk Golpa. 


zu ihrer Behebung vorhanden sein. Zur Ver- 
hütung größerer Brandschäden sollten in jedem 
Fall Transformatoren und Ölschalter in ge- 
trennten, feuersicheren Kammern untergebracht 
werden, die möglichst so anzuordnen sind, daß 
die Einfahrtseite unmittelbar ins Freie führt 
(Abb. 16 und 17). Sollen ältere Anlagen an 
Großkraftwerke angeschlossen und! gegen 
Überströme gesichert werden, und reicht hier- 
zu die Streureaktanz der Anschlußtransfor- 
matoren nicht aus, so sind besondere Re- 
aktanzen in die Schaltanlage einzubauen, 
deren Größe jeweils nach den ungünstigsten 
Kurzschlußmöglichkeiten und der Kurzschluß- 
leistung der vorhandenen Anlagen zu be- 
rechnen sind. Um Spannungserhöhungen durch 
diese Reaktanzen zu vermeiden, werden sie 
A nn in jeder Phase durch einen 
Widerstand überbrückt. . 

Während bisher stets der mit der Ver- 
ößerung der Anlagen wachsenden Wirkung 
er Uberströme entgegengetreten werden 

konnte und gleiches auch für die Zukunft er- 
wartet werden darf, sind die Aussichten hin- 
sichtlich der u uhnıE der Überspannungs- 
erscheinungen weniger befriedigend. Abgesehen 
von Erdschlußspulen und dem Erdungswider- 
stand besitzen wir keine völlig zuverlässig 
wirkenden-Mittel. Die verschiedenen Einrich- 
tungen tragen wohl dazu bei, die Überspan- 


material und Kosten — ich denke hierbei in 
erster Linie an unmittelbare Blitzschläge — 
erkauft werden muß, nur außerordentlich 
selten vorkommen. 

Sieht man hiervon ab, so scheint es wohl 
möglich, die Hauptteile der Anlagen, nämlich 
Isolatoren, Schalter, Transformatoren und 
Generatoren, so spannungssicher zu bauen, 
daß sie ohne besondere Schutzeinrichtungen 
den Überspannungserscheinungen standhalten. 
In den Transformatoren und Generatoren 
muß allerdings die Isolation der Wicklung 
gegen Eisen verstärkt werden, ebenso die 

er Windungen gegeneinander. Die theore- 
tischen Überlegungen zeigen, daß unter ge- 
wissen Umständen die Spannungsdifferenz 
von Windung zu Windung auf die volle Be- 
triebsspannung ansteigen kann, ein Ergebnis, 
das durch die Erfahrung bestätigt wird. Was 
in dieser Beziehung zu erreichen ist, mag 
folgendes Beispiel zeigen. Gelegentlich einer 
größeren Anfrage auf 100 000- V-Tansforma- 
toren, für die weitgehende Garantien zu leisten 
waren, hat die AEG die Frage der Verstärkung 
der Isolation zwischen den Winäurges beson- 
ders eingehend studiert. Dabei stellte sich her- 
aus, daß man imstande 
zwischen{den Windungen für die volle Phasen- 
spannung — Prüfzeit 5 Sekunden — und die 
Isolation der Anfangs- und Endwindungen 


tung 


ist, die Isolation 


sogar für die verkettete Spannung zu steigern. 
Die Kosten eines derartigen Transformators 
stellen sich etwa um 15% höher. Auch für 
Generatoren wurde dieselbe Untersuchung 
durchgeführt. Für eine Maschine von etwa 
10 000 Kw und 5000 V bedingt die Erhöhung 
der Isolationsprüfung auf 20000 V_ gegen 
Eisen und von Windung zu Windung eine Preis- 
erhöhung von 40 bis 50% des Generatoren- 
preises, was etwa 15%, des Preises eines voll- 
ständigen Turbogeneratorsatzes entspricht. Die 
Verteuerung mag an sich beträchtlich sein, 
immerhin bewegt sie sich in Grenzen, ‘die zu 
dem Vorgehen in der Bee utoten Richtung 
ermutigen. Wird durch die verbesserte Kon- 
struktion auch nur ein Durchschlag verhindert, 
so dürften die Mehrkosten in den meisten 
Fällen schon gedeckt sein. 

Die Zukunft muß zeigen, ob die zu- 
nächst grob gegriffene Verstärkung der Iso- 
lation den praktischen Ansprüchen genügt. 
Immerhin vermag ich soviel zu sagen, daß 
in solchen Fällen, in denen der Besteller 
die Mehrkosten für eine verstärkte Isolation 
übernimmt, die Bedingungen für den Einbau 
von Überspannungs-Schutzeinrichtungen we- 
sentlich gemildert werden dürfen. Ich bin 
ferner der Ansicht, daß der neubeschrittene 
Weg in Zukunft zu einem Verzicht der bisher 
bekannten Schutzeinrichtungen führen wird 
mit Ausnahme der wenigen bewährten Mittel, 
deren vorbeugenden Charakter ich am Eingang 
dieses Abschnittes hervorgehoben habe. Diese 
Überzeugung habe ich bei der Errichtung des 
Großkraftwerkes Golpa vertreten können. Die 
Anlage ist in vollem Bewußtsein der angesichts 
des Umfanges des Werkes besonders großen 
Tragweite dieses Entschlusses wohl mit Über- 
stromschutz, jedoch ohne jeglichen Über- 
spannungsschutz errichtet worden. Lediglich 
Petersen-Spulen sind nachträglich hinzugefügt. 


Nach der jetzt vorliegenden vierjährigen Be- 


triebserfahrung kann festgestellt werden, daß 


Uberspannungsfehler nicht häufiger und ihre 
Folgen nicht schwerer gewesen sind, als in den 


anderen stark geschützten Anlagen, 
(Fortsetzung folgt.) 


Neuartiges Stahlhärteverfahren unter Be- 
nutzung elektrischer Glühöfen. 


Die Leeds & Northrup Co. in Philadelphia 
hatsich, wie, The American Drop Forger“, Bd. 6, 
1920, 8. 129 berichtet, ein Verfahren schützen 
lassen, welches siein ihrem Betriebe bei der Här- 
tung von Stahlteilen anwendet. Sie benutzt da- 
bei die Erscheinung, daß sich bei gleichmäßiger 
Wärmezufuhr innerhalb des mit Arbeits- 


stücken beschickten Glühofens beim Er- 
reichen der Umwandlungstemperatur des 
Stahles infolge des durch die Struktur--und 


chemischen Änderungen bewirkten Energie- 
verbrauches eine deutliche Verlangsamung des 
Temperaturanstieges bemerklich macht. Ein 
im Glühofen in unmittelbarer Nähe der Ar- 
beitsstücke angeordnetes Thermoelement speist 
einen Ba npheson und das Auftreten 
des charakteristischen Knies in der Tem- 
peraturkurve dient als Anhalt, um die Här- 
im genau richtigen Moment vorzu- 
nehmen. Zur Erzielung. der für hochwertige 
Arbeit erforderlichen feinstufigen Regelung 
der Temperatur werden durch seitlich angeord- 
nete Widerstandselemente elektrisch beheizte 
Glühöfen verwendet, welche sich den früher 
benutzten Gasglühöfen als erheblich über- 
legen gezeigt haben. Zahlreiche Versuche mit 
Gewindebohrern ergaben, daß diese sowohl neu, 
als auch nach mehrfachem Nachschleifen 
25 bis 50% höhere Leistungsfähigkeit besaßen. 
Die Öfen werden bei einer Anfangstemperatur 
von etwa 760° © beschiekt. Durch die Wärme 
aufnahme der Arbeitsstücke sinkt die Tem- 
Po auf etwa 470° C, um dann langsam 
is zum Umwandlungspunkt anzusteigen, auf 
welchem sie einige Zeit verweilt. Die Kurve 
des Registrierapparates macht den Vor ang 
deutlich sichtbar und gestattet, die Här ung 
aan im richtigen Zeitpunkt vorzunehmen, 


er von der Form und Größe der Arbeitsstücke, 


dem Härtemittel und den vom Stahl 
derten Eigenschaften abhängt. Gegenüber 
den gebräuchlichen Methoden besitzt die ge- 
schilderte offenkundige Vorzüge, denen gegen- 
über die höheren Betriebskosten der elek- 
trischen Glühöfen keine Rolle spielen. Infolge 
der Selbsttätigkeit ist der Vorgang von der 
Genauigkeit der verwendeten Pyrometer un- 
abhängig. ah. = 


gefor- 


FEN NEE 


IT A een ee 


5. August 1920. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Die Arbeitsmethoden des Load Braenen). 
— F. Gillooly gibt in Electrical World Bd. 
74, 1920, 8. 864 einige Einzelheiten über die 
Arbeitsmethoden des Load dispatcher — Be- 
triebswart hat man das Wort zu verdeutschen 

esucht — der Philadelphia Electrie Co., 

ie, wie früher von uns mitgeteilt, über ein 
sehr ausgedehntes Netz mit außerordentlich 
verschiedenartiger Belastung verfügt. Die 
für den Load dispateher wichtigsten Auf- 
zeichnungen enthält das Betriebstagebuch, 
aus welchem er die Belastungsverhältnisse 
an jedem beliebigen Tage der Vorjahre er- 
mitteln und danach seine Maßnahmen treffen 
kann. Ergänzt wird dieses Buch durch die 

Tagebücher der Unterwerke, obgleich deren 
wesentlichste Angaben im Betriebstagebuch 
enthalten sein werden. Schließlich geben ihm 
die verschiedenen Jahreskurven für die Ge- 
samtbelastung und die Belastungen der Unter- 
werke, ferner seine Karteien über Schalter, 
Relaiseinstellungen, vorgenommene Ande- 
rungen und Reparaturen sowie seine Pläne 
und Zeichnungen wertvolle Unterlagen. Die 
erforderlichen Angaben gehen dem Load 
dispateher fortlaufend auf telephonischem 
oder anderem Wege zu, so daß sein Personal 
in der Lage ist, alle Aufzeichnungen, Kurven 
usw. auf dem laufenden zu erhalten. Auf 
Grund dieser Unterlagen und seiner eingehen- 
den Kenntnis der Betriebseinriehtungen und 
Verhältnisse entwirft der Load dispatcher bzw. 
sein Stab von Mitarbeitern den Belastungs- 
lan für jedes seiner Kraftwerke, der dann 
aufend den wechselnden Betriebsbedingungen 
et wird, sofdaß durch geeignete Ver- 
teilung der Belastung auf die einzelnen Werke 
und die vorübergehende Stillsetzung der un- 
wirtschaftlich arbeitenden nicht nur die best- 
erreichbare Nutzung der Gesamtanlage, son- 

- dern auch ein zufriedenstellender Leistungs- 
faktor gewährleistet bleibt. Dabei ist durch 
die Notwendigkeit der Einholung einer Er- 

laubnis vom Load dispatcher, ehe irgend ein 

Teil der Betriebseinrichtung angelassen oder 
stillgesetzt bzw. ein- oder ausgeschaltet oder 
repariert werden darf, erreicht, daß tatsäch- 

lich alle wichtigen Betriebsvorgänge zur 

Kenntnis der Zentralstelle gelangen. Außer 
Karteien für die Aufzeichnungen in Karten- 
form werden für Formulare z. B. die Tages- 
berichte, Losblattbücher verwendet, deren 
Inhalt nach Ablauf des Jahres fest einge- 
bunden wird. Inzwischen sorgen monatliche 
Inhaltsverzeichnisse dafür, daß bestimmte 
Betriebsvorgänge leichter aufgefunden werden 
können. Die Philadelphia Electrie Co. ver- 
wendet für den Dienst in der Abteilung des 
Load dispateher höhereBetriebsbeamte, welche 
Geduld, N und Dispositions- 
talent besitzen und Bau- und Betriebspraxis 
in Kraftwerken erworben haben. Der Dienst 
ist in drei 8-Stundenschichten geteilt, und 
es sind stets mindestens zwei verantwort- 
liche Beamte anwesend. ie 


Elektromaschinenbau. 


Geblätterte Niederspannungsableitungen für 
Ofentransformatoren. — Bei Ofenströmen von 
10.000 bis 50 000 A müssen infolge der Haut- 
Bene die Querschnitte bedeutend größer 
gewählt werden als es nötig wäre, wenn man 
mit einheitlicher Stromdichte rechnen könnte. 
Wie beträchtlich der Einfluß _ der Hautwir- 
kung ist, geht aus nachstehender Zusammen- 
stellung hervor: 


Kupfer- scheinbarer Widerstand 
Durchmesser ohmscher Widerstand 
an 25 Per | 60 Per 
"25 1 1,14 
50 1,25 1,75 


Eine gute Lösung der Schwierigkeit stellen 
röhrenförmige Leiter dar, die aber ihres er- 
höhten Raumbedarfs wegen nur ’beschränkte 
Anwendung finden können. Noch besser 
ist es, den Leiter in breite Bänder aufzulösen 
und diese in einem gewissen Abstand zu halten. 
Ist hierdurch die größtmögliche Wirtschaftlich - 
_  keitin bezugtauf Strom wärmeverluste erreicht, 
so muß aber auch die Leitungsführung eine 
solche sein, daß die Selbstinduktion so gering 
wie möglich ausfällt. Zu diesem Zweck baut 
man die Niederspannungsleitungen von Ofen- 
transformatoren aus Bändern, welche nach 
Austritt aus dem Transformator parallel ver- 


9 8. auch „ETZ“ 1900, 8. 1121}; 1920, S, 288. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


RUNDSCHAU. 


laufen, in der Weise auf, daß die nebenein- 
anderliegenden, von einander isolierten Bän- 
der verschiedene Polarität besitzen. Falls 
der Transformator dicht beim Ofen aufgestellt 
ist, so kann man die Dreieckschaltung an den 
Transformatorenklemmen vornehmen, muß 
dann aber darauf achten, daß die biegsamen 
Anschlußkabel des Ofens parallel geführt, bei 
größeren Längen auch verdrillt werden, 
damit die Induktanzen sich möglichst gleich 
bleiben und keine Überhitzungen in einigen 
Kabeln auftreten. Daß geringe Selbstinduktion 
guten Leistungsfaktor und damit auch ge- 
ringere Anschaffungs- und Betriebskosten der 
Ofenanlage bedingt, braucht nicht besonders 
hervorgehoben zu werden. (Eleetrical World 
Bd. 75, 1920, S. 991), W. 


Apparatebau. 


Neuer Hörnerschalter mit Bedienungsge- 
stänge für elektrische Bahnanlagen. — Bisher 
war es üblich, den Überspannungsschutz und 
den Schalter für die Streckentrennung elek- 
trischer Bahnfahrleitungen getrennt anzu- 
ordnen. Die AEG bringt einen neuen Hörner- 
schalter mit Bedienungsgestänge für die 
Streekentrennung von Bahnfahrleitungen auf 
den Markt, eine Bauart, die eine Vereinigung 
von Schalter und Überspannungsschutz dar- 
stellt (Abb. 1 u. 2). Diese Ausführung bietet 


Abb. 2. 


den Vorteil der Verminderung der Gesamt- 
kosten und vereinfachter Überwachung. Eine 
weitere Neuerung besteht noch darin, daß 
zwischen den zu trennenden Fahrleitungen 
eine Drosselspule angeordnet ist, die im ein- 


Abb. 3. 


1920, Heft 3 


1. 813 


geschalteten Zustande (Abb. 1) bei Entstehung 
von Überspannungen höherer Frequenz den 
Übertritt der Wellen von einem Leitungsab- 
schnitt zum andern verhindert und ihre 
sichere Ableitung über die Hörner zur Erde 
bewirkt. Der Überspannungsschutz bleibt 
auch bei ausgelegten Schaltmessern wirksam. 
Die beiden Außenhörner des Überspannungs- 
schutzes sind an die Enden der beiden Lei- 
tungsstrecken angeschlossen, das mittlere 
Doppelhorn ist an Erde gelegt. Die Betäti- 
ung des Hörnerschalters erfolgt durch ein 
estes Gestänge, dessen Handhebel verschließ- 
bar ist, und dessen Stellung sofort erkennen 
läßt, ob sich der Schalter im ein- oder ausge- 
schalteten Zustande befindet; auch in der 
Dunkelheit ist daher ein leichtes und sicheres 
Arbeiten möglich. Der Schalter ist für eine 
mittlere Stromstärke von 200 A eingerichtet. 
Vor der Inbetriebsetzung werden die Schalt- 
messer und Schaltfedern mit reiner Vaseline 
gut eingefettet, um ein Festbrennen der Be- 
rührungsflächen zu vermeiden und eine leichte 
Beweglichkeit des Schalters zu gewährleisten. 
Durch Hinzufügen zweier Stützisolatoren 
zu dem Schalter (Abb. 3) kann der Anschluß 
eines Speisekabels oder bei Anwendung eines 
Unterbrechers mit getrennt gespeistem Mittel- 
stück die Speisung dieses Mittelstückes be- 
wirkt werden. In das Speisekabel ist noch eine 
besondere Drosselspule einzuschalten, damit 
die ‚Hörner des Streckentrennschalters auch 
als Überspannungsschutz für das Speisekabel 
wirken. (AEG-Mitteilungen, 1920, Nr. 5.) 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Das _Koronavoltmeter, ein natürliches 
Normalinstrument. — J. B. Whitehead und 
T. Jsshiki beschreiben im Journal Am. Inst. of 
El. Eng. Bd. 39, 1920, S. 441, 
ein verbessertes Koronavolt- 
meter, das für die Messung 
& der Scheitelspannung hochge- 
S spannter Wechselströme bis 

etwa 150kW bestimmtistund 
einen Meßfehler von unter1% 
Ri besitzen soll. Es besteht, wie 

Abb. 4schematisch zeigt, aus 
einem zylind.uischen, gasdich- 
ten Gehäuse, in dessen Achse 
der auswechselbare ‚Korona- 
stab‘‘ aus poliertem und ver- 
nickeltem Werkzeugstahl an- 
gebracht ist. Konzentrisch 

G\ zum Koronastab sind 2 von 
S einander isolierte Metallrohre 

S vorgesehen, von denen das 
innere perforiert und an Erde 
gelegt, das äußere massiv und 
mit dem einen Pol der zu 


MM messenden Spannung ver- 
bunden ist (Abb. 5). Der 
Koronastab ist auf einen 

e—=—_7 unteren Isolator gelagert 
Erd und wird oben durch einen 
Abb. 4. Das Korona- zweiten, oberen Isolator ge- 


halten, der aus dem Ge- 
häuse herausragt. Das Innere 
des Gehäuses ist durch die Handlöcher A 
und B zugänglich, bei M ist ein Thermometer, 
bei/ einMikrophon eingebaut. Gbedeutetin den 
Abbildungen die Galvanometerzuleitung bzw. 


voltmeter. 


Abb. 5. Schaltung des Koronavoltmeters. 


das Galvanometer selbst. F ist der Korona- 
stab, O und D sind die erwähnten Metallrohre. 
Der Messung liegt die empirische Formel für 
die Koronabildung 


B 
= 1+-——|], 
REN ( a V s;) 
zugrunde, wo E die Spannung in kV/em, r den 


614 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Drahthalbmesser in cm und ö die relative Dichte 
des Gases bedeuten. Zur Festellung des Auftre- 
tens der Koronabildung wird ein Telephon und 
ein Galvanometer benutzt, da die direkte Ab- 
lesung unbequem ist und keine sehr genauen 
Resultate ergibt. Der charakteristische Ton 
beim Eintreten der Koronabildung wird durch 
das eingebaute Mikrophon übertragen. Das 
Galvanometer spricht mit einem Meßfehler 
von unter 0,1% sofort an, wenn infolge der 
Koronabildung die zwischen den Rohren D 
und © befindliche Luft ionisiert und somit 
ein Stromweg geschaffen wird. Bei den Ver- 
suchen wurden Drucke von 25 bis 139 cm Hg 
im Inneren des Gehäuses verwendet, und durch 
außerordentlich zahlreiche: Messungen mit 
Koronastäben von verschiedenen Durch- 
messern zwischen 1 und 12 mm wurde die 
Gültigkeit der oben angeführten empirischen 
Formel bestätigt gefunden. Negative Korona 


zeigt sich zuerst bei en 2,295 nach der 


Formel: 
BE ERICH 
STH 
positive zuerst bei Te 2,295 nach der 
Formel: 
E 8,541 
== 83,03 —n 
ö r ydr 


Der Einfluß der Frequenz auf die Koronabil- 
dung wurde für ein Intervall von 20 bis 90 Per 
zu 2,4% bestimmt, wobei z. B. die Span- 
nung bei 25 Per‘um 0,8% höher ist als bei 
60 Per, wenn Korona auftritt. Die größte 
Genauigkeit und Empfindlichkeit wird er- 
zielt, wenn D (Abb. 2) mit dem negativen 
Pol verbunden ist. Das Koronavolt- 
meter ist ein natürliches Normalinstrument 
für Hochspannung, da es in weiten Grenzen 
hohe Spannungen zu messen gestattet, wenn 
zweitVariable gegeben sind: die Gasdichte und 
der Durchmesser des Koronastabes. 

Als Vorteile ihres Koronavoltmeters er- 
wähnen die Verfasser zunächst, daß es von 
Beeinflussungen frei ist. Dann ist die Meß- 
genauigkeit mindestens 0,5% gegenüber 2% 
bei der Verwendung der Funkenstrecke. Der 
Aufbau und die Handhabung sind äußerst 
einfach; unbekannte Spannungen lassen sich 
bequem messen. Alle Teile sind geerdet, das 
Instrument gibt stets die gleichen Resultate, 
und die Koronastäbe nutzen sich nicht ab. 
Das Koronavoltmeter, mit welchem die Ver- 
fasser die Versuche durchführten, war bis 
200 kV brauchbar, doch bauen sie z. Zt. ein 
solches für 400 kV. Die folgenden Zahlen 
lassen die Abhängiekeit der Koronaspannung 


vom Durchmesser des Leiters und dem Gas- 
druck erkennen: 
Durch- | Karo 
messer des  Gasdruck | Gasdichte ae 
Leiters | | | spannnng 
En a cmHg | Ü kV 
4,766 18,0 47.2072). .0,6360 32,71 
r 18,7 39,97 0,4835 26,42 
br 20,3 26,65 0,3563 20,61 
3,142 |7. 22,4 |. 115,29 1,5301 | 52,24 
H 22,8 96,10 1,2739 45,00 
” 21,85 76,00 1,0107 | 31530. 
25 22,9 55,20 0,7315 * 28,98 
Y 11.0 ,283,4 45,19 0,5978 | 24,89 
a 35,66 0,4802 | 21,15 
3,060 26,0 | 115,48 1,5144 _| 40,88 
ss 26,7 96,05 1,2566 35,25 
n 20,0 | 76,08 1,0174 29,97 
W. 


Photoelektrisches Photometer.!) — A. H. 
Compton schlägt in 
Ill. Eng. Soc. vom 10. II. 1920 vor, eine photo- 


B. 


2 \ılılı 


Iılı-- 


elektrische Zelle in Verbindung mit einer Ver- 
stärkerröhre als Photometer zu benutzen, um 
höhere Stromstärken für die Ablesungen zu 


ı) Nach „Electrical World“ Bd. 75.1920, S. 1000. 


den Transactions of the 


erhalten. Die photoelektrische Zelle kann 
natürlich nur in Verbindung mit einem passend 
gewählten Filter benutzt werden, das Propor- 
tionalität ihrer Empfindlichkeit mit der 
Augenempfindlichkeit herbeiführt, hierzu ist 
vor allem eine Verminderung der Strahlung im 
blauen Teile des Spektrums erforderlich. In 
der Abbildung ist die Verstärkerröhre bei 
PGF angedeutet, die Elektrode C derlichtemp- 
findlichen Zelle wird als lichtempfindliche 
Kathode benutzt. Lx. 


Verkehr und Transport. 


Statistik der elektrischen Bahnen und 
Drahtseilbahnen im Königreich Sachsen!). — 
Nach .-der vom Kommissariat für elektrische 
Bahnen in Dresden aufgestellten Statistik be- 
trug im Jahre 1919 die gesamte Betriebslänge 
der dem Personenverkehr dienenden Straßen- 
und Drahtseilbahnen in Sachsen 375,63 km 
(378,81 km i. V.). Es wurden bei insgesamt 
1441 Triebwagen (1503 i. V.) mit 64 974,20 
Motoren-PS (69 669,2 i. V.) und 1208 Bei- 
wagen (1205 i. V.) ohne Postbeförderung 
39,190 Mill. Triebwagenkilometer (40,252 Mill. 
i. V.) und 34,445 Mill. Anhängewagenkilo- 
meter (31,636 Mill. i. V.) geleistet und 
432,755 Mill. Personen (459,877 Mill. i. V.) 
befördert. Dies entspricht für den Tag 107 372 
Triebwagenkilometern (110 281 i. V.), 1,186 
Mill. Personen (1,260 Mill. i. V.) und 11,04 
Personen auf 1 Triebwagenkilometer (11,42 
i. V.). Die Zahl der Unfälle betrug”507 (700 i. 
V.), die der verletzten Personen 443 (710i. V.). 
Beschädigungen. durch elektrischen Strom 
haben im Betriebsjahre nicht? stattgefunden 
(wie i. V.).] Für den Güterverkehr'betrug die 
Betriebslänge 184,24 km (110,72 i. V.). Es 
wurden von 23 Lokomotiven (24 i. V.) mit 
1556,0 Motoren-PS (1606,0 i. V.) 88 516 Zug- 
kilometer- geleistet (88 712 i. V.) und 0,196 
Mill. t. befördert. f (0,220 Mill. t i. V.), d. s. 
242,5 Zugkilometer (281,6 i. V.), bzw. 536,2 t. 
(604,0 i. V.) für den Betriebstag”und?2,21 t 
auf 1 Zugkilometer (2,48 i. V.). Gr. 


Beleuchtung und Heizung. 


Elektrischer Wassererhitzer zur Ausnut- . 


zung überschüssiger Wasserkrafitenergie. — Mit 
Wasserkraft arbeitende Zellstoff- und Papier- 
fabriken benötigen großer Mengen Heißwasser, 
das unter Ausnutzung der Betriebspausen und 
Zeiten geringeren Kraftbedarfs durch elektri- 
sche Erwärmung bereitet werden kann. H. A. 
Winne beschreibt einen Wasssrerhitzer für 
1000 kW?2), der mit Drehstrom" von?50;V ge- 
speist wird. Dieser besteht aus 3 Rohrschlan- 
gen aus Eisenrohr von 37 mm 1. W., die pa- 
rallel unter Zwischenfügung dreier Ventile in 
die Wasserleitung eingebaut sind (Abb. 7). 


Austritf 


Heit 31. 


5. August 1920. 


auf -2/; zu ermäßigen. Der Wirkungsgrad des 
Erhitzers mit dem Transformator wird zu .0,9 
angegeben. Se. 


Landwirtschaft, 


Elektrische Bodenfräser in der Landwirt- 
schaft. — Unter diesem Titel berichtet Herr 
Direktor R. Werner der Siemens- Schuckert- 
werke G. m. b. H. in Nr. 267 der Mitteilungen 
der Vereinig. der El. W. Er schildert den bis- 
herigen Verlauf der Versuche, die zur genauen 
technischen und landwirtschaftlich-wissen- 
schaftlichen Durchprobung auf dem Gute 
Gieshof im Oderbruch vorgenommen worden 
sind. Die Fräser werden für Benzin und elek- 
trischen Antrieb in Größen von 30, 10 und 


3 PS gebaut. Die 30-P S-Fräser leisten Y,ha/h, _ 


Über die Leistungen der kleineren Fräser sind 
keine Angaben gemacht. Der Stromverbrauch 
beträgt 

bei einer Arbeitstiefe von 8 bis 11 cm 47 kWh/h 
bei einer Arbeitstiefe von 19 bis 22 cm 86 kWh/h 
bei einer Arbeitstiefe von 22 bis 25 cm 98 kWh/h 
Beim Fräsen‘ weicheren Bodens beträgt? der 
Stromverbrauch bei 13 bis 15 cm Tiefe 
44 kWh/h. Im Durchschnitt kann damit ge- 
rechnet werden, daß für 1 ha 56 kWh ver- 
braucht werden.-. Berücksichtisgt man, daß 
für jedes unter dem Pflug befindliche ha im 
gewöhnlichen landwirtschaftlichen Betriebe für 
Licht und Kleinkraft nur 20 kWh verbraucht 
werden, so ergibt sich die Möglichkeit einer 
bedeutenden Steigerung des. ländlichen Ver- 
brauches an elektrischer Energie durch Anwen- 
dung der elektrisch betriebenen Fräser. Der 
Benzolverbrauch für den durch Explosions- 
motor angetriebenen” Fräser beträgt 20 kg 
bei 20 cm Tiefe für den Hektar auf leichtem 
Boden und 30 kg auf schwererem Boden. 
Diese Zahlen stimmen ungefähr mit den Ver- 
brauchszahlen der heute bekannten Motor- 
pflüge überein, so”’daß an sich durch Ver- 
wendung’ der Fräser keine wesentliche Er- 
sparnis erreichbar erscheint. Sie ist aber doch 
vorhanden,"denn nach dem Sachverständigen- 
urteil bekannter Praktiker, zu denen sowohl 
Herr Professor Dr. Holdack als auch Herr 


August _Fischer-Henkhausen gehören, 
macht die Bearbeitung des Bodens durch 
fräsende Werkzeuge die Anwendung von 


Eggen, Grubbern und Walzen unnötig, die 
beim Anwenden eines Pfluges zur Bodenbe- 
arbeitung unbedingt notwendig sind. Noch 
ist man nicht in die Massenfabrikation der 
Fräser eingetreten, sondern man ist damit be- 
schäftigt, ihre technische und landwirtschaft- 
liche Brauchbarkeit bzw. evtl. Überlegenheit 
über andere Bodenbearbeitungsmaschinen 
nachzuweisen. Werner stellt am Schluße 
seiner Mitteilungen folgende Leitsätze auf: 

1. Der Fräser ist für, Stückleistungen von 
50,.30, 10 und 3 PS, sowie in dazwischen 
liegende Größen herstell- 
bar. Jeder, auch der 
kleinere Landwirt kann 


die für seinen Besitz geeig- 


te 
> 


neten Fräser kaufen, ohne 


daß er nötig hat, sich 
einer Pfluggenossenschaft 


zur Anschaffung eines 


| en : 
ı&ir- Asbest 3 


gemeinschaftlichen  gro- 
ßen Pflugsatzes anzu- 
schließen. 

2. Von gefrästem Bo- 
den wird man dank der 


feinen Krümelung im all 
gemeinen bessere und vor 
allem sicherere Ernten er- 


Abb. 7. 


Die Stromleitung erfolgt durch die Rohrwan- 
dungen und das Wasser, u. zw. von der Mitte 
jeder Schlange aus nach beiden Enden. Die 
Schlangen sind zur Verringerung der Wärme- 
verluste in eine gemauerte Kammer von 3 x 
1,2 x 0,9 m isoliert eingebaut, auf deren einer 
Schmalseite die 3 Stromzuführungen eintreten. 
Der wassergekühlte Transformator ist um- 
schaltbar, um durch Verringerung seiner Se- 
kundärspannung die Aufnahme des Erhitzers 


!) Statistik für 1918 vgl.“,ETZ“ 1919, S. 514. 
2) Nach „General Electric Review“,;Bd. 22, 1919, S. 1030. 


| 


warten können als von 
gepflügtem, zumal die 
Erträge in sehr trockenen 
und sehr nassen Jahren 
in viel geringerem Grade 
schwanken werden. 


den Boden in einem ein- 
zigen, in anderen Fällen 
in zwei Arbeitsvorgän- 
en saatfertig, gestattet 
ie Einbringung einer 
Zwischenfrucht nach der 
Halmfruchternte am glei- 
h "2:27. „chen Tag der Ernte und 
gibt damit die Möglichkeit der Gründüngungs- 
und Futtergewinnung in bisher nicht ge- 
kanntem Umfange. 

4. Der Fräserist als Hackfräserzum Häufeln 
und Behacken von Kartoffeln, Gemüse und 
Rüben, ja sogar der Halmfrüchte verwendbar. 

5. Der Fräser wird sich in den unter 1. ge- 
nannten verschiedenen Typen mit Benzin- 
antrieb oder elektrischem Äntrieb gleichmäßig 
gut und betriebssicher herstellen lassen, je- 
doch bedarfgdie#Anordnun namentlich der 
großen Fräser für elektrischen Antrieb noch 


Sammelschierert 


Der Fräser macht ! 


| 
| 


STE ET ag 
Ri an 


Zr 


w 2 
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Ri; 


2% 


ko] 
Re Tea 


4 


‘ Elektromagnetspule und der Leerweg durch 


5. August 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrit, 


1920. 


des weiteren Studiums und der Vervoll- 
kommnung. : 

6. Infolge der Teilung in kleinere” Ein- 
heiten” belastet der Elektrofräser die? Kraft- 
werke und Leitungsnetze länger, gleichmäßiger 
und stoßfreier während der Pflügezeit! März- 
Ber Men ferner wieder von Ende Juni bis 

ovember, und außerdem als Hackfräser noch 
mit halber Last hauptsächlich von Ende April 
bis zum halben Juni. re 

7. Der Verbrauch an elektrischer Arbeit 
wird durch elektrisches Fräsen des Bodens in 
Überlandgebieten von seither 5 kWh/Morgen 
auf 15 bis 25 kWh/Morgen bei günstiger Ver- 
teilung der Beanspruchung der Kraftwerke 
erhöht. Der Elektrofräser verspricht deshalb, 
von fundamentaleri Bedeutung für die Ren- 
tabilität der Überlandwerke zu’ werden. 

Es wird der Wunsch ausgesprochen, daß 
es en möge, die Fräser derartig billig 
herzustellen, daß sie zur allgemeinen Anwen- 
dung kommen und jedem, auch den kleinsten 
deutschen Bauern, ermöglichen. mit Erfolg 
an der Steigerung der Selbsterzeugung unserer 
Nahrungsmittel mitzuarbeiten. ee 
le Hansa ; Ü Krohne.. 


\ Elektrische Antriebe. 


er 


Elektrische Nietmaschine. — Die 


da sie der. Gefahr des Einfrierens nicht ausge- 
setzt ist, wird die Maschine’aber’auch von an- 


Abb. 8. Elektrische Nietmaschine. 


stellt ist, besitzt die Form eines Hufeisens, an 
dessen Schenkeln Nietstempel und Gegenhalter 
angebracht sind. Der Antrieb des Nietstempels 
erfolgt durch einen drehbaren Hebel A, mit 
dem ersterer durch einen Stift gelenkig ver- 
bunden ist. Der Hebel wird durch die an einem 
Elektromagnetkern befestigte Rolle B bewegt, 
wobei der Arbeitsweg durch die Wirkung der 


Federn bewirkt wird. Die Schaltung ist in 
Abb. 9 gezeigt. Zur Vornahme der Nietung wird 


1 Zweiter Schalter 
Ak 


& Eraverbindung 


" Anschlußkontakt 
Abb. 9. Schaltung der elektrischen Nietmaschine. 


der Schalter nach Einbringen des Nietes ge- 
schlossen; |jnach einigen Sekunden ist die 
Stauchung erfolgt. Die Nietmaschine ist mit 
einer Aufhängung versehen, die sie in allen 
Lagen zu verwenden gestattet, außerdem besitzt 
der Rahmen angegossene Flächen, um die Ma- 
schine mit wagerechtem oder senkrechtem Maul 
auf einem'Untersatz befestigen zu können. Ein 
Niet von%17:mm Durchmesser beansprucht 
nach Einsetzen zum ‚Vernieten eine Zeit von 


Heit 31, 


615 


Mada 
Engineering Co. in Liverpool (England) stellt 
eine versetzbare, elektrisch betriebene Niet- 
maschine her, welche Niete von 6 mm bis 32 mm 
Durchmesser verarbeitet. Nach ‚„Engineering‘‘ 
Bd. 109 1920, S. 625, ist sie besonders für solche 
- Anlagen”gedacht, denen weder Preßluft noch 
Wasser, wohl aber elektrischer Strom zur Ver- 
fügung steht. Infolge ihrer Beweglichkeit, und 


vielfach mit größtem Nutzen 


nicht verborgen. geblieben; 


3 Sek bei einem Energieverbrauch von 16 A bei 

230 V, so daß 1 kWh für 300 Niete ausreicht. 

Durch Einfügen weiterer Schalter in die 

Stromzuleitung (Abb. 2) kann die Nietma- 

ie von mehreren Punkten aus bedient wer- 
en. 


» 


Fernmeldetechnik. 


; Über Erdtelegraphie. — „L’Industrie Elec- 
trique“ Bd. 29, 1920, 8. 119, bringt einen 
Auszug aus einem Bericht des Bull. de la Soc. 
d’encouragement pour l’industrie nationale, 
Nov./Dez. 1919, über die von unseren Gegnern 
während des Krieges entwickelte und viel 
benutzte Erdtelegraphie. Danach hat General 
Ferri& den von Preece bereits 1892 prak- 
tisch durchgeprobten Gedanken, ‚die Erde 
als}Leiter für Wechselströme zur Übermitte- 
lung von Zeichen zu benutzen, wieder aufge- 
griffen und soweit# durchgebildet, daß das 
System zum telegraphischen Verkehr auf 
einige km Entfernung verwendet werden 
konnte. Der Grundgedanke ist folgender: 
An der Sendestelle wird ein Kabel von etwa 
50 m Länge auf dem Erdboden ausgelegt, 
seine Enden werden auf einfachste Art und 
Weise geerdet. In das Kabel wird eine Strom- 
quelle für Wechselstrom, dessen Perioden- 
zahl in den Bereich der Schwingungszahlen 
musikalischer Töne (500 bis 1000 i. d. Sek.) 
fällt, eingeschaltet mit einem Schlüssel, der 
die beliebige Unterbrechung des Wechsel- 
stromes gestattet. Die Empfangsstelle be- 
steht aus einem gleichen Kabelende, das mög- 
lichst parallel dem ersten ausgelegt und wie 
dieses geerdet wird. In dieses Kabelende ist 
ein Fernhörer geschaltet, mit dem die Wechsel- 
stromzeichen abgehört werden können. Die 
Aufnahme ist auf die abgegebene Entfernung 
nur möglich bei starker Verstärkung der emp- 
fangenen Zeichen. 

Die Erdtelegraphie trat an die Stelle der 
Funktelegraphie in den Fällen, wo die Her- 
stellung und Unterhaltung von Antennen in 
den vordersten Kampflinien unmöglich war. 
Ihre Durechbildung für die Praxis bereitete 
ziemliche Schwierigkeiten wegen der-erheblichen 
Energiemengen, die zum Senden erforderlich 
sind und die nur von Sammlern"geliefert wer- 
den konnten. Als Wechselstromquelle diente 
ein Induktionsapparat, dessen Unterbrecher 
auf 300 bis800 per/s eingestellt werden konnte. 
Der Empfänger arbeitete mit" dreifacher Ver- 
stärkung. Bi en 

* Auch auf deutscher Seite ist die Erd- 
telegraphie nach denselben Grundgedanken 
verwendet 
Das ist unseren" Gegnern natürlich 
daher in dem 
Aufsatz der auch sonst bei jeder Gelegenheit 
wiederholte Vorwurf,“ die‘ Deutschen hätten 
die französischen Erfindungen nachgemacht. 
Die Erdtelegraphie ist auf deutscher und 
französischer Seite zu ungefähr der gleichen 
Zeit aufgetaucht; deutscherseits könnte daher 
den Franzosen mit derselben * Berechtigung 
nachgesagt werden, daß sie deutsche Gedanken 
aufgegriffen hätten. Es steht fest, daß auf 
unserer Seite die Erdtelegraphie sich auf den 
Erfahrungen, die mit den im Felde gebräuch- 
liehen Abhörvorrichtungen gemacht worden 
waren, aufgebaut hat, für die Deutschen lag 
also jedenfalls keine Veranlassung vor, auf 
dem genannten Gebiete eine Anleihe bei den 
Feinden zu machen. Rp. 


worden!). 


Einführung des Wählerbetriebes in London. 
— Das General Post Office in London hat sich 
entschlossen, in der City von London ein 
Wähleramt mit 500-teiligen Wählern nach dem 
System der Western EI. Co.?) einzurichten. 
Das’Amt soll erstmalig eine Aufnahmefähig- 
keit von 3000 bis 4000 Leitungen erhalten. 
Außerdem soll in Fleetwood mit etwa 1000 
Leitungen das Relaissystem von Betulander 
erprobt werden. (Times, 15. VII. 20). Kr. 


Die Entwicklung des Blockplanes aus der 
Verschlußtafel und aus dem Schaltplan. — 
Einer früheren Abhandlung über die allgemei- 
nen Grundlagen für die Lösung vorstehender 
Aufgabe und die Anwendung z. T. bekannter, 
z. T. neuer Methoden auf die Entwicklung 
des Blockplans der Streekenblockanlagen 
zweigleisiger Bahnen hat R. Edler eine 
zweite folgen lassen, in der er die Schaltungen 
in den Blockendstellen und in den zuge- 
hörigen Befehlsbloekwerken unter Einbezie- 
hung der Fahrstraßenfestlegung auf den preu- 
Bisch-hessischen und den österreichischen Bah- 
nen erörtert. Er geht von einem bestimmten 
Beispiel aus:” Wärterstellwerk mit Endfeld, 
Sienalverschlußfeld und zwei Signalfestlege- 
feldern für die Einfahrt, Befehlsblockwerk mit 


ı) Vel. .ETZ* 1917, 8. 311, 589 
2) „EITZÜ 1920, 8. 888. 


den dazugehörigen Signalfreigabefeldern. Aus 
den Schaltbedingungen der Verschlußtafel 
werden sogen. Stromwegliniengruppen abge- 
leitet, die noch nach dem Gesichtspunkt des 
Ausschlusses gefährlicher Stromwege (Verwen- 
dung der Sperrnummern der Lischkeschen 
Schaltlehre) geprüft und vereinfacht werden. 
Die” geordnete, ergänzte und gekürzte Strom- 
wegliniengruppe führt zur Schalttafel und zum 
Blockplan. Es wird dann noch gezeigt, wie der 
Schaltplan nach der Darsteilungsweise von 
Pfeil, dessen unmittelbare Herleitung aus den 
Schaltbedingungen der Verschlußtafel ein er- 
hebliches Maß von Übung erfordert, aus der 
Stromwegliniengsruppe zwanglos entwickelt 
werden kann. 

Die Schaltungen für die Fahrstraßen- 
festlegung in, den Stellwerken* der 
österreichischen Bahnen unterscheiden 
sich wesentlich von denen der preußisch-hessi- 
schen dadurch, daß dort im Wärterstellwerk 
für jedes Streekengleis nur ein Signalfestlege- 
feld vorhanden ist; dieses verschließt alle zu- 
gehörigen Signalhebel in der Haltlage. Die 
Fahrstraßenhebel sind in der Grundstellung 
frei. Durch Blorkung des Fahrstraßenfestlege- 
feldes wird, wie bei den preußisch-hessischen 
Bahnen, der betreffende Fahrstraßenhebel fest- 
gelegt. _Im DBefehlsblockwerk, ist dement- 
sprechend für jedes Streckengleis ein Signal- 
freigabefeld und ein Fahrstraßenauflösefeld an- 
geordnet. Wir haben es also hier mit der Grup- 
penblockung zu tun. Um zu erzwingen, daß der 
Wärter den vom Fahrdienstleiter gewollten 
Fahrstraßenhebel umlegt, sind Fahrstraßen- 
wähler (im Befehlsblockwerk) und Fahrstraßen- 
anzeiger (im Wärterstellwerk) mit je einer be- 
sonderen Verbindungsleitung für jede Fahr- 
straße vorgesehen. Diese Leitungen werden 
derart geschaltet, daß das Fahrstraßenfestlege- 
feld nur nach Umlegen des. riehtigen Fahr- 
straßenhebels geblockt werden kann. Erst 
durch diese Blockung aber wird der Signalhebel 
frei. Die für diese Anordnung üblichen ver- 
schiedenen Schaltungen werden abgeleitet und 
miteinander verglichen. Auch für die preußisch- 
hessische Anordnung mit Einzelblockung, die 
hier als bekannt vorausgesetzt wird, werden 
sodann Stromwegliniengruppe und Blockplan 
dargestellt. _ Die Abhandlung zeichnet sich 


durch besondere Klarheit und Gründlichkeit 


aus und bietet durch den Vergleich der öster- 
reichischen mit der preußisch-hessischen An- 
ordnung manche Anregung. Ihre Gedanken- 
gänge weisen darauf hin, daß die genaue Kennt- 
nis der Blockschaltungen nieht nur Sache des 
Blockingenieurs, sondern auch des Betriebs- 
fachmannes ist. Beiden, und auch dem Studie- 
renden sei die Arbeit angelegentlichst empfoh- 
len. (Zeitschrift f. d. ges. Eisenbahn-Sicherungs- 
wesen, 1919, Nr. 19 bis 24, 8. 97 ff.) Rx. 


Physik und Theoretische Elektrotechnik. 


Die kürzesten mit Vakuumröhren herstell- 
baren Wellen. — An den Telefunken-Kathoden- 
röhrengeneratoren wird vielfach das Entstehen 
ganz kurzer Wellen (oft unter 100 m) beob- 
achtet. Sie lassen sich in der Praxis meist leicht 
beseitigen, aber es ist oft schwer, ihr Entstehen 
zu erklären oder ihre Wellenlänge zu berechnen. 
Eine Art solcher kurzer Wellen, wohl die kür- 
zesten, die an der Röhre auftreten, untersuchen 
M. Barkhausen und K. Kurz und geben für 
sie eine sehr interessante Erklärung!). Legt 
man an das Gitter einer möglichst symme- 
trisch gebauten Röhre, d. h. einer Röhre mit 
einem Heizfaden in der Mitte, zylindrisch. 
Anode und Gitter, eine stark positive Span- 
nung, z. B. 100 bis 400 V, verbindet die Anode 
mit einem mehr oder weniger negativen Poten- 
tial und über ein Amperemeter mit der Ka- 
thode, so treten in dem System Schwingungen 
von einer Wellenlänge von 100 bis 200 m auf; 
ja man kam sogar bis auf eine Welle von 43 m 

erunter. Die Welle wird kleiner mit zuneh- 
mender Heizung sowie mit zunehmendem 
Gitterpotential, außerdem ist sie annähernd 

roportional dem Abstand zwischen Anode und 
Da thode, Barkhausen und Kurz sehen die 
Entstehungsursache dieser Wellen im Hin- und 
Herpendeln der Elektronen um das Gitter. Die 
Elektronen werden zunächst von dem stark 
positiven Gitter angezogen, gehen aber teil- 
weise durch dasselbe hindurch, da es sehr fein 
drähtig ist und sie durch die elektromotorische 
Kraft des Gitters eine sehr hohe Geschwindig 
keit erhalten haben, kommen in den Bereich der 
etwas negativen Anode, werden dort abgebremst 
und suchen nun wieder das Gitter von der an- 
deren Seite aus zu erreichen, gehen nun wieder 
meist am Gitter vorbei mit annähernd dersel- 
ben Geschwindigkeit wie beim ersten Durch- 
gang, kommen in den Bereich der Kathode, 
werden abgebremst und beginnen denselben 


1) Physikalische Zeitschrift Bd. 21, 1920, 8. 1. 


618 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 31 


Weg von neuem. Die Durchgangsgeschwindig- 
keit der Elektronen durch das Gitter, ihre 
maximale Geschwindigkeit, läßt sich leicht be- 
rechnen. Sie ist nur bedingt durch die Gitter- 
spannung Ey, undergibtsich zuv = 6.107.VYE,. 
Der gesamte, von den mehrfach hin- und her- 

endelnden Elektronen während einer vollen 
A lirgnär durchlaufene Weg geht von an- 
genähert Kathode (Geschwindigkeit Null) durch 
Gitter bis angenähert Anode (wieder Geschwin- 
digkeit Null) durch das Gitter zurück zur Ka- 
thode, d. h. er ist gleich dem doppelten Ab- 
stand zwischen Kathode und Anode = 2d. 2d 


wird also durchlaufen in der Zeit 4 wennn die 


Anzahl der Schwingungen in der Sek ist. Die 
mittlere Geschwindigkeit, mit der die Strecke 


2 d durchlaufen wird, ist v/,, also ist 2d = =: 


3.1010 


Da allgemein n = ‚ ergibt sich, für 


v der obige Wert eingesetzt, 
24.10 
VEs 
So haben also gewissermaßen die Elektronen 
in der Röhre eine mechanische Eigenschwin- 
gung von einer Schwingungszahl n, die sich 
aus den Dimensionen der Röhre und aus der 
Gitterspannung ergibt. Entsprechend dieser 
rhythmischen Bewegung der Elektronen im 
Innern der Röhre entstehen nun auch wieder 
Schwankungen im Anodenpotential, und es 
treten im äußeren Anodenkreis Hochfrequenz- 
schwingungen auf. Bedingung für den ganzen 
Vorgang ist freilich, daß im Innern der Röhre 
irgendeine unbekannte automatische Steue- 
rung vorhanden ist, die eine gewisse Ordnung 
in die Pendlungen der Elektronen bringt. 
Geradezu erstaunlich ist, daß bei Berücksichti- 
gung einer Korrektur entsprechend dem nega- 
tiven Anodenpotential die nach obiger Formel 
errechneten Werte für die Wellenlänge nur um 
10 bis 20% von den beobachteten abweichen. 
Es wurde versucht, diese kurzen Wellen 
auch zur Fernübertragung auszunutzen. Durch 
Anlegen von 25 bis 50 cm langen Drähten (ent- 
sprechend A/4) an Gitter und Anode entstand 


= 


ein Hertzscher Oszillator'(Abb. 10). Der Empfän- 
er war ein ähnliches Drahtgebilde mit einem 

etektor in der Mitte. Bei 440 V Gitterspan- 
nung wurde ohne Verstärker eine Reichweite 
von 600 m erzielt. A.M. 


Industrie und Handel. 


Das Kohlenabkommen von Spa. — I. Nach 
Teil VIII (Wiedergutmachungen), Anlage V des 
Vertrages von Versailles hat Deutsch- 
land an Frankreich 10 Jahre lang jährlich 
7 Mill. t Kohle zu liefern und außerdem eine 
Menge gleich dem Unterschied zwischen der 
Jahresförderung der durch den Krieg zer- 
störten Bergwerke des Nordens und des Pas 
de Calais vor dem Kriege und der Förderung 
der Bergwerke dieses Beckens in dem in Be- 
tracht kommenden Jahre. Letztere Lieferung 
darf jährlich während der ersten 5 Jahre nicht 
mehr als 20 Mill. t, während der folgenden nicht 
mehr als 8 Mill. t betragen. An Belgien 
sind 10 Jahre lang jährlich 8 Mill. t abzugeben, 
an Italien als Höchstmenge vom Juli 1919 
bis Juni 1924 durchschnittlich 6,9 Mill. t im 
Jahr und in den 5 folgenden Jahren je 8,5 Mill. t. 
Außerdem kann der Wiedergutmachungsaus- 
schuß für Luxemburg eine jährliche Kohlen- 
menge verlangen, diedem Verbrauch dieses Lan- 
des an deutscher Kohle vor dem Kriege ent- 
spricht (etwa 1 Mill.t). Der Preisstellt sich für 
Lieferungen auf dem Land- und Binnenwasser- 
wege wie der von den deutschen Reichsan- 
gehörigen gezahlte deutsche Preis frei Grube, 
zuzüglich der Fracht bis zur Grenze; er darf 
den Preis der britischen Ausfuhrkohle frei 
Grube und bei belgischer .Bunkerkohle den 
holländischer Bunkerkohle nicht übersteigen. 
Die Beförderungstarife dürfen nicht höher 
sein als die niedrigsten für gleichartige Trans- 
ae in Deutschland. Bei Lieferung auf dem 

eewege ist der Preis entweder der deutsche 
Ausfuhrpreis fob deutsche Häfen oder der 
englische Exportpreis fob englische Häfen, 
u. zw. immer der niedrigere. An Stelle von 
je 4‘\t Kohle kann die Entente 3 t Hüttenkoks 
verlangen. : 


Insgesamtergibtsich danach aus dem Frie- 
densvertrag für die Alliierten ein’Anspruch auf 
etwa 38 Mill. tim Jahre. Ihre Forderung betrug 
indessen zunächst 2,4Mill.tmonatlich ;aber auch 
die hätte, wie der Hauptbeteiligte an den Ver- 
handlungen, Minister Dr. Simons, im Reichs- 
tagsausschuß sagte, das deutsche Wirt- 
schaftsleben vernichtet. Unser Angebot, 
die monatlichen Lieferungen mit 1,1 Mill. t zu 
beginnen und allmählich auf 1,8 Mill. t zu stei- 
gern, wurde abgelehnt. Um eine Besetzung des 
Ruhrreviers zu vermeiden, hat unsere Dele- 
gation schließlich nachstehendes Abkommen 
angenommen: Die deutsche Regierung ver- 
pflichtet sich, vom 1. VIII. 1920 an auf 
6 Monate den Alliierten monatlich 2 Mill. t 
Kohle (von der Wiedergutmachungskommission 
genehmigt) zur Verfügung zu stellen. Der 
Gegenwert wird von den alliierten Regierungen 
auf das Reparationskonto angerechnet, 
u. zw. zum deutschen Inlandpreis (vgl. oben 
Lieferungen auf dem Land- und Binnenwasser- 
wege). Außerdem wird als Gegenleistung für 
die den Alliierten zuerkannte Befugnis, sich 
nach Klassen und Qualitäten eingeteilte 
Kohlen liefern zu lassen, eine vom Empfänger 
in bar zu zahlende Prämie von 5 Gold- 


mark zum Erwerb von Nahrungsmitteln für . 


die deutschen Bergarbeiter verwendet. Wäh- 
rend der Dauer dieser Kohlenlieferungen treten 
dieKontrollmaßregeln derartsofortin Kraft, 
daß eine ständige Delegation der Wiedergut- 
machungskommission in Berlin eingesetzt wird, 
der die Pläne über die allgemeine Verteilung 
der Förderung unter Angabe der Einzelheiten 
über die Herkunft und die Qualitäten einer- 
seits und die zur Sicherung der Lieferungen 
an die alliierten Mächte bestimmten Anord- 
nungen anderseits von den deutschen Behörden 
innerhalb angemessener Frist zur Genehmigung 
vorzulegen sind. Solcher bedürfen auch Ande- 


rungen der Pläne, durch die eine Verminde- 


rung der Lieferungen an die Alliierten herbei- 
geführt werden könnte. Verletzungen dieser 
Grundsätze hat die Wiedergutmachungs- 
kommission, der die deutsche Regierung in 
regelmäßigen Zwischenräumen von der Aus- 
hranz der die Kohlenlieferungen betreffen- 
den Anordnungen durch die zuständigen Be- 
hörden Rechnung legen muß, .den Mächten 
mitzuteilen. Über die Verteilung der 
oberschlesischen Kohle wird alsbald 
zwischen den Alliierten ein der Genehmigung 
der Reparationskommission unterliegendes Ab- 
kommen durch eine Kommission getroffen, 
in der Deutschland vertreten, sein wird. 
Letzteres gilt auch bezüglich ‚einer in Essen 
zusammentretenden Kommission, 
und Wege finden soll, um die Lebensbedin- 
gungen der Bergarbeiter bezüglich der 
Ernährung und Kleidung und im Hinblick 
auf eine bessere Ausbeutung der Berg- 
werke zu heben. Die alliierten Regierungen 
sind bereit, Deutschland während des oben 
erwähnten sechsmonatigen Zeitraumes einen 
Vorschuß in Höhe des Unterschiedes zwischen 
dem gezahlten Preis und dem Ausfuhrpreis 
der deutschen Kohle fob deutsche Häfen bzw. 
dem englischen Exportpreis fob englische 
Häfen zu gewähren, u. zw. den jeweils” ge- 
ringeren dieser Preise nach Maßgabe der an- 
geführten Bestimmung des Vertrages von 
Versailles. Die am Schluß eines jeden Monats 
je nach der Zahl der gelieferten Tonnen und 
dem mittleren fob-Preis der Kohle während 
dieses Zeitraumes zu gebenden Vorschüsse 
(beginnend schon am Ende des ersten Monats 
für spätere Verrechnung, ohne die genauen 
Zahlen abzuwarten) werden gemäß Artikel 
235 und 251 des Friedensvertrages gewährt 
und erhalten den _unbedingten Vor- 
rang vor allen anderen Forderungen 
der Alliierten gegen Deutschland. Wenn 
am 15. XI. 1920 die Gesamtlieferung für 
August, September und Oktober die 6 Mill. t 
nicht erreicht hat, würden die Alliierten zur 
Besetzung eines neuen Teiles deut- 
schen Gebietes, des Ruhrreviers oder 
irgendeines anderen, schreiten. Diesen $ 7 
des am 16. Juli_ gezeichneten Abkommens 
hat die deutsche Delegation nicht durch ihre 
Unterschrift anerkannt. 

Über die Beurteilung, die das ‚Kohlenab- 
kommen gefunden hat, und seine Bedeutung für 
die Industrie soll hier noch kurz gesprochen wer- 
den. Heutelassen wir der Wichtigkeit wegen zu- 
nächst eine von dem wirtschaftspolitischen Aus- 
schuß des vorläufigen Reichswirtschafts- 
rates beantragte und von diesem mit großer 
Mehrheit angenommene Resolution folgen: 
Der Reichswirtschaftsrat erblickt in dem Koh- 
lenabkommen von Spa, das unter der von den 
Ententevertretern angedrohten Besetzung des 
Ruhrreviers angenommen werden mußte, eine 
Belastung des deutschen Wirtschafts- 
lebens, deren Folgen unabsehbar sind. 


die Mittel | 


Wenn die durch das Abkommen bedingte ver- 
schärfte Kohlenknappheit nicht zu einer Ka- 


tastrophe für Land und Volk führen soll, so 
muß sofort eine ungewöhnlich 


treten. Sie hat eine Kraftanstrengung der 
Bergarbeiter zur Voraussetzung, die bei den 
derzeitigen Ernährungsverhältnissen nicht ge- 
leistet werden kann. Das erforderliche hohe 
Maß an Arbeitskraft, Arbeitsfreude und Ar- 
beitsintensität macht die. genaue Kennt- 
nis der wirtschaftlichen Verhältnisse des 
Kohlenbergbaues zur dringenden Notwendig- 
keit, damit die Bergarbeiter und Angestellten 
mehr als bisher zur klaren Einsicht der Ver- 
hältnisse im Bergbau gelangen und zu mit- 
verantwortlichen‘ Trägern der nach gemein- 
wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu ordnenden 
Kohlenwirtschaft werden. 
Der Reichswirtschaftsrat wird zur Art 
und Form der Sozialisierung des Kohlen- 
bergbaues umgehend Stellung nehmen, so- 
bald der Bericht der Sozialisierungskommission, 
der bis spätestens 1. .. 1920 erwartet 
wird, vorliegt. Zur Durchführung der ein- 
gegangenen Lieferungsverpflichtungen sind die 
nachstehenden Maßnahmen erforderlich: Die 
Mehrabgabe von rd 0,9 Mill. t Kohlen monat- 
lich kann nur durch erhöhte Förderung er- 
zielt werden. Vorübergehend wird Über- 
arbeit der Bergleute unvermeidbar sein. 
Sie ist im Einverständnis mit den Bergarbeiter- 
organisationen zu regeln. Die Lebenshaltung 
der Bergarbeiter ist mit allen Mitteln zu heben. 
Die Erzeugungsfähigkeit der heimischen Land- 
wirtschaft ist, namentlich auch durch bessere 
Versorgung mit Düngemitteln, zu steigern. 
Die Ansiedlung in den Bergrevieren ist 
unter Zurückstellung aller sonstigen nicht 
unbedingt notwendigen Bauten in verstärktem 
Maße zu betreiben mit dem Endzweck,,, daß 
in kürzester Frist das Verfahren von Über- 
schiehten im Bergbau ganz oder teilweise 
aufhören kann. In jedem Kohlenrevier wird 
eine Kommission aus drei Arbeitgebern und 
drei Arbeitnehmern zur Prüfung der be- 
triebstechnischen und bergtechnischen 
Verhältnisse eingesetzt. Insbesondere soll 
es ihre Aufgabe sein, auf eine möglichst 
gute Beschaffenheit der Kohle hinzu- 
wirken. 
deraufgaben und zum Studium der Neuerungen 
im ausländischen Bergbau vergrößern. Eine 
sofortige gründliche Durcharbeitung der 
Kohlenverteilung nach volkswirtschaft- 
lichen und verkehrstechnischen Gesichts- 
punkten und schärfste Maßnahmen zur Siche- 
rung ihrer Durchführung sind erforderlich. 
Insbesondere ist die uswertung der 
Kohlen in der Gas-, Wasser- und Elek- 
trizitätswirtschaft durch einheitliche Maß- 
nahmen zu regeln. Vorbedingung hierzu ist 
die Gliederung des Reichsgebiets in Wirt- 
schaftsgebiete, die lediglich nach 'wirt- 
schaftlichen und verkehrspolitischen Gesichts- 
punkten vorzunehmen ist. Die weitgehendste 
Verwendung von Braunkohle ist durch- 
zuführen. Die Betriebe müssen, wo angängig, 
hiernach umgestellt werden. 
Die weitere Ausnutzung 
kräfte ist unverzüglich in Angriff zu nehmen. 
Die Verkehrseinrichtungen zu Wasser und zu 
Lande sind der erhöhten Kohlenförderung an- 
zupassen. Die Wärmewirtschaft ist in allen 
Betrieben gewerblicher und industrieller Art 
mit allen Mitteln zu’ fördern und zu heben. 


DieIndustrien werden angehalten, auf demWege 


der Selbstverwaltung geeignete Einrichtungen 
zu schaffen. Zur Erfüllung derin Spa übernom- 


menen Verpflichtung ist die während der Ver- 
handlung in Spa in Aussicht gestelltezureichen- 


de Belieferung der deutschen Wirtschaftsgebiete 
mit oberschlesischer Kohle zu sichern. 


Es wird Aufgabe der kommenden Ver- 


handlungen in Genf sein, deren Vorarbeiten 
und Durchführung in enger Gemeinschaft mit 
dem Reichswirtschaftsrat geschehen müssen, 
die allgemeinen Wiedergutmachungsleistungen 
Deutse 
ziehung zu der deutschen Kohlenerzeugung zu 
bringen. ' Der” Reichswirtschaftsrat ruft alle 


-Kreise des deutschen Volkes auf, an der Er- 


füllung des von Deutschland unterzeichneten 
Abkommens von Spa tatkräftig mitzuwirken. 


5. August 1920. 


starke 
Steigerung der Kohlenproduktion ein- 


er n ing 


Die Kommission kann sich für Son- 


der Wasser- 


AP Bern Ki 


ands in die natürlich- gegebene Be- 


Die wirtschaftliche und soziale Lage der 


deutschen Elektroindustrie. — Gelegentlich 
einer kürzlich im Siemens-Hause abgehaltenen 


Vollsitzung der ‚„‚Arbeitsgemeinschaft für die 


deutsche elektrotechnische Industrie“ hat 


Direktor Henrich (SSW) die wirtschaftliche Fr 


und soziale Lage der deutschen Elektroin- 
dustrie geschildert. Ein ausführlicher Bericht 


über den interessanten Vortrag wird leider ein 


wenig erfreuliches Bild der gegenwärtigen Si- 
tuation ergeben. 


% 


Er 


\ 
I # 


- Ich wollte hierdurch darau 


- wichtig ist und 


wie ich bemerken möch 
Nachteil, den der Herr Vortragende nicht 


= 


6. August 1920. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 
fünscheitten an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
/ sc 


äftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
t Kurfürst Nr. 9320, zu richten.) 


Nachtrag zum Sitzungsbericht vom 16. XII. 
1919). 


Diskussion zum Vortrag des Herrn Obering. 
Schenkel; 


„Stromrückgewinnung bei 
strombahnen‘.?) 


Herr Monath: Neu war für mich und viel- 


Wechsel- 


leicht auch für den größten Teil der Anwesen- 


den in dem sehr interessanten Vortrag in 
erster Linie die letzte Schaltung, die in der 
Literatur noch nicht bekannt geworden war, 
die Kreuzschaltung der SSW. Ähnlich. wie 
die Schaltung der AEG erlaubt auch die 
SSW-Schaltung, mit hohem Leistungsfaktor 
auf einem ziemlich weiten Geschwindigkeits- 
bereich zu arbeiten. In sehr geistreicher Weise 
ist bei dieser Schaltung 4 durch gemischte 
Erregung jedes einzelnen Motors erreicht 
worden, dal tatsächlich einerseits die großen 
Drosselspulen fortfallen, die bei der Oerlikon- 
Schaltung nötig sind, und daß anderseits der 
Leistungsfaktor” auf diesen großen Wert ge- 
bracht wird. Der Leistungsfaktor ist tatsäch- 
lich für die ganze Nutzbremsschaltung von 
außerordentlicher Bedeutung. Der Herr Vor- 
tragende hat den Aufsatz von Behn-Eschen- 
burg in der Schweizer Bauzeitung erwähnt, 
in dem die Versuchsfahrten mit der Gott- 
hard-Lokomotive von 2000 PS Leistung auf 
der Lötschbergstrecke beschrieben wurde. 
Dort ist festgestellt worden, daß bei Talfahrt 
durch die Energierückgewinnung ein Vorteil 
von ungefähr 0% im Arbeitsverbrauch ein- 
tritt. Aber die Sache bekommt ein anderes 
Bild, wenn man hört, daß der gesamte Strom- 


‘verbrauch in der Oberleitung dadurch nicht 


heruntergegangen ist. Vergleicht man näm- 
lich die kombinierte Stromstärke eines berg- 
wärts und eines talwärts fahrenden Zuges, und 
zwar einmal für Lokomotive ohne Nutz- 
bremsung, also Bergfahrt und Talfahrt in ge- 
wöhnlicher Art mit Druckluftbremse, und 
hiermit die zweite Betriebsweise, daß man die 
Bergfahrt ausführt und bei der Talfahrt die 
Nutzbremsung anwendet, so ergibt’ sich der 
zweite Verbrauch an kWh zwar um 40% ge- 


ringer, aber der gesamte Verbrauch in Volt- 


amperestunden für Berg- und Talfahrten ist 
nicht etwa kleiner, sondern er ist bei der Nutz- 
bremsanordnung sogar größer. Das erklärt 
sich daraus, daß der cos auf den niedrigen 
Wert von 55% sinkt. Es bezieht sich dieser 
Wert des Leistungsfaktors schon auf die Ge- 
schwindigkeit von 60 km und ist bei tieferen 
Geschwindigkeiten noch geringer. Es ist 
dieses eine Schnellzuglokomotive, aber es ist 
trotzdem anzunehmen, daß häufig mit kleineren 
Geschwindigkeiten als 60 km efahren wird. 
v hinweisen, daß 
die ung des cosp außerordentlich 
aß nur die dritte und vierte 

Schaltung diese Aufgabe befriedigend lösen. 
Was die anderen Punkte anbelangt, so 
möchte ich zuerst zurückkommen auf die ge- 
stellte Frage, ob die Bremsung, des ganzen 


Zuges mit der Lokomotive allein genügend 
"betriebssicher ist. Der Herr Vortragende hat 


die italienischen Drehstrombahnen herange- 
ern: Es ist aber auch in Amerika sehr viel 
auf diesem Gebiete gearbeitet worden, aller- 


dings mit Gleichstromlokomotiven. Ich er- 


 ; 
"innere an die Chicago-Milwaukee-Bahn, bei 


der jede Lokomotive ein Gewicht von 250 t 


besitzt und die eine elektrisch betriebene 


Streckenlänge von 700 km hat. Diese Lokomo- 
tiven sind auch für Nutzbremsung eingerichtet, 
und man hat dort, wie schon in einer Aufsatz- 
reihe der „General Electrie Review‘ im .No- 
vember 1916 bekannt wurde, sehr gute Be- 
triebsergebnisse erzielt. Man hat Züge, die 
bis zu 4000 t schwer waren, in großem Gefälle 
befördert mit einer oder zwei Lokomotiven. 
Die ganze Nutzbremsung ist dort auch sehr 
nteressant durchgebildet. Sie ist bei Gleich- 
‘strom naturgemäß viel einfacher. Wenn dort 
unter den viel schwierigeren Verhältnissen bei 


den großen Zuggewichten sich die Bremsung 


des ganzen Zuges mit der Lokomotive allein 


als genügend betriebssicher erwiesen hat, so 
_ dürfen wir wohl daraus schließen, 
bei uns einwandfrei gehen dürfte 


daß es auch 
der Sssw hat nun, 


Die Kreuzschaltun 
‚noch einen kleinen 


Vgl. „ETZ“ 1920, 8.118. 
Vgl. „ETZ* 1920, 8.541 u. 567. 


Elektrotechnische Zeitschrät. 


1920, Heft 31. 


617 


VEREINSNACHRICHTEN. 


scharf genug betont hat. Er ist gezwungen, 
2 Transformatoren zu verwenden, und wenn 
es auch riehtig ist, daß man bei großen Loko- 
motiven häufig in die Lage kommt, sowieso 
zwei Transformatoren zu wählen, so gibt es 
doch Fälle, in denen man vorzieht, einen 
Transformator zu nehmen, der leichter ist als 
2 Einheiten der gleichen Gesamtleistung. Ein 
anderer Nachteil ist der, daß jeder Lokomo- 
tivtransformator hochspannungsseitig für eine 
größere Spannung bemessen werden muß als 
für die halbe Oberleitungsspannung, denn, da 
bei, Bremsung die Spannungen beider Ma- 
schinen etwa um 90° gegeneinander ver- 
schoben sind, so addieren sich die beiden 
Vektoren geometrisch, und es ist nicht mehr 
die) algebraische Summe der Transformator- 
Einzelspannungen gleich der Netzspannung, 
sondern größer. Interessant ist beider ganzen 
Entwicklun der Kreuzschaltung, daß sie 
tatsächlich in der inneren Wirkungsweise mit 
der unter Nr. 3 behandelten AEG-Schaltung 
ziemliche Ähnlichkeit besitzt und daß auch 
bei ihr dieselben Vorteile und Nachteile 
gegenüber den früheren Schaltungen auf- 
treten. 

Es ist noch hinzuweisen auf den Vorteil 
der Stabilität verschiedener Bremsverfahren, 
z. B. jenes nach Schaltung 3, denn es ist im 
allgemeinen sehr wünschenswert, wenn die 
Bremsung möglichst stabil ist, insofern als 
man bei wachsender Geschwindigkeit des 
Zuges unabhängig vom Führer ist. Wenn der 
Führer nicht aufpaßt, so ist bei wachsendem 
Gefälle ein Durchgehen der Maschine zu be- 
fürchten, falls nicht auf jeder Bremsstufe die 
Bremskraft selbsttätig mit der Fahrgeschwin- 
digkeit zunimmt. Deshalb ist bei der Oerlikon- 
Schaltung ein Durchgehen des Zuges nicht 
ganz ausgeschlossen. Behn-Eschenburg be- 
spricht auch diese Schwierigkeiten und sagt, 
esist eine gewisse Geschicklichkeit des Führers 
erforderlich, um sich der Lokomotivgeschwin- 
digkeit jeweils anzupassen. 


Herr Döry: Wenn man nach der Bedeu- 
tung der Energierückgewinnung für Bahnen 
fragt, so gelangt man zu dem Ergebnis, daß 
dem Vorteil der Schonung der Bremsklötze 
und Radbandagen und einem durchschnitt- 
lich nur geringen Arbeitsgewinn, der über- 
dies noch durch schwerere und größere Mo- 
toren und durch zusätzliche Hilfseinriehtungen 
für die Steuerung erkauft wird, betriebstech- 
nisch nicht ungefährliche Bedenken gegen- 
überstehen. 

Einerseits ist die Sicherheit des Zuges 
bei der Talfahrt der schlaffen Kupplungen 
wegen gefährdet, anderseits unterliegen die 
Kraftwerkmaschinen der Gefahr des Durch- 
gehens. 

Die en Ansicht des Herrn 
Schenkel, daß die Energierückgewinnung die 
Sicherheit des Zuges erhöht, ist deshalb mit 
größter Vorsicht aufzunehmen. 


Herr Wichert; Es ist vom Vortragenden 
die Frage aufgeworfen worden, wie weit die 
Geschwindigkeit betriebsmäßig erhöht werden 
kann, wenn elektrische Bremsung eingeführt 
wird. Der Anlaß zu der Geschwindigkeits- 
begrenzung durch die Betriebsvorschriften ist 
offenbar die betriebstechnische Notwendig- 
keit, bei jedem Gefälle einen er Bremsweg 
nicht zu überschreiten. nfolgedessen sind 
die zugelassenen _Geschwindigkeiten bei 
größerem Gefälle kleiner. Der Bremsweg 
hängt ab außer von dem Gefälle von dem 
Verhältnis des gebremsten Gewichtes zum 
Gesamtgewicht des Zuges, das bei Güterzügen 
meist nicht gleich 1 ist. Daher ihre kleineren 
Geschwindigkeiten auch beim Bergabfahren. 
Zum gebremsten Zuggewicht gehört das Ge- 
wicht der Lokomotive auf jeden Fall, ob sie 
elektrisch gebremst ist oder nicht, denn die 
Lokomotive hat immer Luftdruckbremsung. 
Es ist also nicht einzusehen, wieso durch elek- 
trische Bremsung der Lokomotive die be- 
triebsmäßige Geschwindigkeit der Güterzüge 
erhöht werden soll. Daß dies nicht der Fall 
ist, darauf deutet auch eine Mitteilung von 
Mauduit von der französischen Studienkom- 
mission über die italienischen Bahnen. Dort 
wird mit den Güterzügen im Gefälle meines 
Wissens nicht mit 50 km/h gefahren, die vom 
Vortragenden erwähnte Fahrt scheint mir 
eine Renommierfahrt gewesen zu sein. Außer- 
dem ist bei Güterzügen der Nutzen der Rück- 
gewinnung nach diesem Bericht gering, und 
zwar, weil trotz der außerordentlich großen 
Stabilität des Drehstrom - Asynchronmotors 
der Führer nicht imstande ist, den Zug so in 
der Hand zu behalten, wie dies notwendig ist, 
wenn nämlich das Kraftwerk die rückgelieferte 
Energie nicht mehr aufnehmen kann und 


die Frequenz dadurch, daß die Umschal- 
tungen, die dann nötig sind, nichtfunktionieren, 
heraufgeht. Die Folge davon ist, daß prak- 
tisch im Betriebe die Handbremsen trotz der 
Rückgewinnung immer leicht angezogen wer- 
den müssen. 

Ich möchte aber darauf hinweisen, daß 
ein Nutzen der elektrischen Bremsung noch 
nicht erwähnt ist und nicht unterschätzt wer- 
den darf, das ist die Fernhaltung des Brems- 
staubes von der Lokomotive selbst. Bei den 
Wechselstromlokomotiven ist in erhöhtem 
Maßessehr starke Lüftung aller Ausrüstungs- 
teile,nötig, und wir saugen deshalb, ohne es 
vollständig verhindern zu können, auch 
frischen Bremsstaub mit in die Lokomotive, 
und,dieser ist außerordentlich schädlich, in- 
dem er die Leitfähigkeit der Kriechwege er- 
höht und dadurch Störungen und Beschädi- 
gungen „der Ausrüstungsteile herbeiführen 
kann. Die Fernhaltung des Bremsstaubes ist 
von Nutzen vor allem bei Bergbahnen, bei 
welchen die jährliche Bremsstauberzeugung 
auf verhältnismäßig kurzen Strecken nach 
Tonnen zu bemessen ist. 


Herr Adler: Die Möglichkeit, durch die 
vom Vortragenden und Herrn Dr. Monath 
ersonnenen Schaltungen den Leistungsfaktor 
der Triebmotoren bei der Stromrücklieferung 
auf 1 zu erhöhen, stellt zweifellos einen be- 
merkenswerten Erfolg dar. Doch hat die 
Leistungsfaktorfrage auch andere Seiten, die 
man besser überblickt, wenn man sich über 
die Bedeutung des Begriffes Leistungsfaktor 
im generatorischen Betriebe Rechenschaft gibt. 
Im motorischen Betriebe wird dem Netz 
Wirkstrom und Blindstrom entnommen. Im 
generatorischen Betrieb bei unkompensierter 
Maschine — wie er bei Drehstrombahnen vor- 
kommt — wird Wirkstrom rückgeliefert und 
Blindstrom entnommen. ‘Im generatorischen 
Betrieb der vom Vortragenden beschriebenen 
kompensierten Maschine wird Wirkstrom rück- 
geliefert und Blindstrom weder aufgenommen 
noch rückgeliefert. 

Durch den Übergang vom motorischen 
zum generatorischen Betrieb wird unter allen 
Umständen die Wirkbelastung des Netzes 
vermindert. Hingegen bleibt die Blindbe- 
lastung bei der unkompensierten Maschine 
ungeändert. Die Folge ist eine wesentliche 
Verschlechterung des Netzleistungsfaktors. 
Bei der kompensierten Maschine tritt eine 
Verminderung der Blindbelastung ein, und 
das ist der große Vorteil der Kompensation. 
Der Netzleistungsfaktor braucht jedoch nicht 
wesentlich verbessert zu werden. Ist der Netz- 
leistungsfaktor im motorischen Betrieb 0,7 
und der Motorleistungsfaktor gleichfalls 0,7 
und wird angenommen, daß die Generator- 
leistung gleich der Mae ae ist, so bleibt 
der Netzleistungsfaktor ungeändert. b 

Wenn eine Maschine vom motorischen 
zum generatorischen Betrieb übergeht, so 
kehrt sich die Richtung des Spannungsabfalls 
um, der von der Wirkkomponente erzeugt 
wird, d. h. es wird eine Spannungserhöhung 
hervorgerufen. Bei der unkompensierten 
Maschine bleibt der Spannungsabfall der 
Blindkomponente bestehen. Die Folge ist, 
daß bei der kompensierten Maschine die Span- 
nungsschwankungen noch größer sind als bei 
der unkompensierten. Das kann für den An- 
schluß anderer Stromverbraucher, Wagenbe- 
leuchtung usw., von Bedeutung sein. 

- Ich mache ferner darauf aufmerksam, daß 
man für einen allmählichen Übergang vom 
moto;ischen Betrieb zum _generatorischen 
sorgen muß, wenn dieser durch Steuervorrich- 
tungen hervorgerufen wird. Wenn sich die 
Energierichtung in einem Getriebe umkehrt, 
z. B. der Zahndruck in einem Vorgelege sich 
umdreht, so ist der doppelte tote Ga0g des 
Getriebes zu durchschreiten. Das kann Stöße 
auslösen, wie sie .bei elektromotorischen An- 
trieben mit plötzlicher Bremsung durch Strom- 
rücklieferung mehrfach beobachtet wurden. 

Der Vortragende hat auf die Erfolge der 
Rücklieferung bei den italienischen »taats- 
bahnen hıngewiesen. Es verdient hervorge- 
hoben zu werden, daß die wirtschaftlichen 
Erfolge erreicht worden sind, obwohl es bei 
einigen Linien notwendig war, ‚Wasserwider- 
stände zur Vernichtung der überschüssigen 
rückgelieferten Energie vorzusehen. Auch 
hat man dort und an anderen Tunnelstrecken 
von Drehstrombahnen einen Nebenvorteil der 
Stromrücklieferung _ herausgefunden. Die 
Bremsenergie wird nicht in Wärme verwandelt, 
die Luft im Tunnel wird nicht durch sie er- 
wärmt. i 


Herr Monath: Der Vorredner hat die 
Spannungsschwankungen erwähnt, die durch 


618 


1 


das abwechselnde Arbeiten als Motor und 
Generator in die Leitung hineinkommen und 
die naturgemäß größer werden als ohne Nutz- 
bremsung; .aas ist soweit richtig, aber erstens 
sind bei Einphasen-Wechselstrom -Fahrzeugen 
diese Spannungsschwankungen nıcht so ge- 
fährlich, und dann muß betont werden, und 
das hat der Herr Vortragende auch sehr klar 
etan, daß vie Nutzbremsung nicht für jede 
nlage von Vorteil sein wird. Wir dürfen 
nicht an die gegenwärtigen Verhältnisse denken, 
wo einige wenige Vollbahnlokomotiven auf 
einigen wenigen Strecken laufen, sondern wir 
müssen die Zukunft im Auge haben, wo vor- 
aussichtlich hunderte von Fahrzeugen auf 
zablreichen un*ereinander verbundenen 
Strecken sein werden. Dann werden natür- 
lıch die Spannungsschwankungen nicht diese 
Bedeutung haben, da die Netze an sich, die 
Unterstationen und Zentralen viel leistungs- 
fähiger sind. y 

Herr Schenkele Ich möchte noch ein 
kurzes Schlußwort sagen und auf die Anfragen 
erwidern. Was zunächst die Ausführung von 
Rückgewinnungsversuchen auf den Gebirgs- 
bahnstrecken Lauban-Königszelt in Schlesien 
anlangt, möchte ich mitteilen, daß diese Ver- 
suche tatsächlich noch nicht stattgefunden 
haben, die erwähnten Berethnungen sind nur 
die Vorbereitungen dazu, und ich habe sie 
vorgebracht, weil mir andere Unterlagen nicht 
zur Verfügung standen. 

as die von mir erwähnte. sog. „Kreuz- 
schaltung‘‘ angeht, so ist es richtig, daß die 
Transformatoren mit einer höheren als der 
halben Netzspannung beansprucht werden 
und daß dies beim Entwurf der Schaltung be- 
rücksichtigt werden muß. Davon rührt das 
Mehrgewicht von etwa 5 t her; ohne diese 
Eigenschaft würde die Schaltung überhaupt 
kein Mehrgewicht haben, da Zusatzapparate 
ganz fehlen. 

Ich möchte zum Schluß bemerken, daß 
ich den Hauptvorteil der Rückgewinnung in 
der Verbesserung des Leistungsfaktors erblicke, 
und daß es wohl rıchtiger ist, wenn nur solche 
Schaltungen angewendet werden, die diesen 
Leistungsfaktor zu erreichen gestaiten. Der 
Leistungsfaktor der Einphasen - Bahnkraft- 
werke bedarf dringend einer Heraufsetzung, 
wodurch die Rentabilität der ganzen_Werke 
erheblich steigen würde. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Betr. Kommission für Porzellanisolatoren. 


Von der Kommission für Porzellanisola- 
toren sind Entwürfe zu Normen für Freilei- 
tungsisolatoren, Stützer und Durchführungen 
sowie zu Porzellanklemmen, Rollen und Tüllen 
für Niederspannungsinstallationen in Innen- 
räumen aufgestellt. Wir geben diese und die 
dazugehörigen Erläuterungen und Prüfvor- 
schriften nachstehend bekannt. 

An den Arbeiten der Kommission waren 
beteiligt die Herren Adler, Bay, Beschnitt, 
Bundzus, Schnoes, Dettmar, Dönitz, Gröbler, 
Hoffmann, Klingenberg (Vorsitzender), Lentz, 
Lux, G. Meyer, Monath, Neßler, Schendell, 
Schrader, Schrottke, Sprick, Thieme, Unbe- 
hauen, Vogelsang, Weicker. 

Die Entwürfe sollen der Jahresversamm- 
lung in Hannover zur Beschlußfassung vor- 
gelegt werden. Äußerungen hierzu sind bis zum 
20. August an unsere Geschäftsstelle zu richten. 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 

Der Generalsekretär: 
Dr.-:S$ng. G. Dettmar. 


Entwurf zu 
Normen und Prüfvorschriften für Porzellan- 
isolatoren. 


A. Freileitungsisolatoren. 


la. Niederspannungsisolatoren bis 500 V. 
lb. Schäkelisolator bis 500 V. 
2. Hochspannungsisolatoren bis 35 kV. 


Erläuterungen betreffend die Normung 
von Freileitungsisolatoren. 


B. Stützer und Durchführungen. 


.1. Porzellanstützer Form S für Hoch- 
spannungsleitungen. 
2. Porzellandurchführungen Form D für 
Hochspannungsleitungen. 
3. Riffelung für Kittstellen an Porzellan- 
isolatoren. 
Erläuterungen betreffend die Normung von 
Stützern und Durchführungen aus Porzellan 
für Hochspannungsleitungen und Apparate. 


A. Freileitungsisolatoren. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 31. 


Abb. 1. Starkstrom-Nied erspannungsisolatoren bis 500 V 


Werkstoff: Porzellan glasiert. 
Das Gewinde wird nicht festgelegt. 


Be- 


Maße in mm 


EL Netz- 
a Spannung DTD, 
(76)| (40) 
N1 | bis 500 V | 80 | 42 
(84)| (44) 
(91)| (48) 
N2 |» » .»| | 50 
(99)| (52) 


(20) 
21 
(22)| (32) 
(23) 
24 
(25) 


(23) (40) 


Die eingeklammerten Zahlen gelten 
als Grenzmaße. 


! (105) 
bug ee HMO 
(1 ” 


FURBEn 


Abb. 3. Schäkelisolatoren bis 500 Volt Netzspannung. _ 


Die eingeklammerten Zahlen gelten 
als Grenzmaße. 


Werkstoff: Porzellan, glasiert. 


er 155 


FR 


I = 
Sphnt im 


-165 


Abb, 4. Bügel zum Schäkelisolator (600 kg Leitungszug) 


Abb. 2. Stützen zu Niederspannungsisolatoren Ni und N2. 


Ay Ni N2 
sungen gerade | geb. gerade | geb. 
P=ke 130 | 500 | 590 | 100 | 70 | 280 60 
e 100 | 100 | 100 | — 95 gasle == 
g 5|15|15| — 8 | 100 | — 
Rh 45 | ‚65 5| — 45 DON 
d 19 19 19 19_ 16 16 16 
d; — 21 21l| — — 16| — 
dy 26 43 21 — 22 34| — 
da 16 22 23 I — 13 19] 
a — = u 120 | — — | 105 
b — — —. | 109 |’ — — | 103 
c _ = — 95| — — 73 
Gewinde dj" Mg“ 14 =: Yg ag" Belt 


C. Vorschriften für die Prüfung 
von Porzellanisolatoren bis 35 kV. 


D. Isolatoren in Niederspannungs- 
installationen in Innenräumen. 


1. Porzellanklemmen. 


2. Porzellanrollen. 1 


3. Porzellantüllen. 


Erläuterungen betreffend dieNormung von 
Isolatoren - in Niederspannungsinstallationen 
in Innenräumen. 


A. Freileitungsisolatoren. 


Erläuterungen betreffend die Normung von 
Freileitungsisolatoren. 


Allgemeines. 


Als Grundsatz für die Normung von 
Freileitungsisolatoren gilt, daß schon äußerlich 
durch die Formgebung der Isolatoren zum 
Ausdruck zu bringen ist, ob es sich um Stark- 
oder Schwachstromisolatoren handelt. 

-Von einer Normung der Schwach- 
stromisolatoren (für Fernmelde- und Signal- 
anlagen) soll abgesehen werden, da hierfür 
in;erster Reihe die Reichspostmodelle in Be- 
tracht kommen. 

Von Starkstromisolatoren sind für Nieder- 
spannungszwecke Jlausschließlich RTI-Isola- 
toren (neue Bezeichnungsweise N 1 u. 2), für 
Hochspannungszwecke ausschließlich Drei- 
mantelisolatoren (neue Bezeichnungsweise H 6 
bis 35) vorgesehen. 

Außer ‚den Isolatoren sollen auch die 
dazugehörigen Stützen genormt werden. 


X 1. Starkstrom- 
Niederspannungsisolatoren. 


ER 


DER An Er nn 


wer 


’ 


N 


Hierfür sind ausschließlich die beiden. 


Rillen-Tellerisolatoren RTI 85 (neue Bezeich- 
nungsweise N 1) und RTI 95 (neue Bezeich- 
nungsweise N 2) vorgesehen, und zwar der 
erstere für Leitungsquerschnitte bis 35 mm?, der 


£ 


I 


letztere für alle übrigen Querschnitte. Andere 
Isolatorgrößen der RTI-Type als die vorge- 


nannten ‚fallen vollkommen weg. Ebenso sind 


alle Krückenisolatoren ausgeschieden. 

.. „Die zu normenden Isolatoren N 1 und N 2 
sind auf vorstehender Zeichnung Abb. 1 dar- 
gestellt. Die Stützenlöcher der Isolatoren sind 
so gewählt, daß sie zu den stärksten der zu 
normenden Stützen passen. Die Stützen selbst 
sind in Abb. 2 zusammengestellt. Hierzu ist 
im einzelnen folgendes zu bemerken: £ 


., Für, jeden, Isolator ist eine gerade Trag- u: 
stütze, eine verstärkte Stütze für kleine 


Winkelzüge| sowie.eine gebogene Stütze mit 
Holzgewinde_ vorgesehen. Stützen mit Stein- 


schrauben fallen vollkommen weg, da,ebenso- 
gut Stützen mit, Holzgewinde einzementiert 


werden können und überdies:-billiger sind. 

f Für die gewählten Stützenabmessungen 
waren folgende Gesichtspunkte Dielgskeuä 
Für die geraden Stützen sind die gleichen Ab. 


E 


7a 


Ä 


| , 5. August 1920. 


P2 


D——— | 
WW bezw. Sr 


Abb. 5. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 3i. 


Hochspannungsisolatoren bis 35000 Volt. 


Werkstoff: Porzellan glasiert. 


819 


messungen wie bisher üblich beibehalten 
worden. Für die gebogenen Stützen wurde 
die gleiche Eisenstärke wie für 'Tragstützen 


ONITUrT 
o 


N 


16 % 7362) 


. 


VEDSSP: 


\ 


a N jr 
N (Era | _ 
N 


IS 41151038 
nu 


Die innere Durchbildung der Isolatoren, ob ein- oder mehrteilig, die Verbindung der Einzelteile 
und das Gewinde wird nicht festgelegt. 


Te 


A ne Netzspannung Sr En ons =. - 
zeichnung | D Dı | DU), 2%) H h d dı I R 
B "| | 
(114) | (1) |, Co) | (en | 20 | (6 | @65) | @95) | (48) | (85) 
H6 500 bis 6000 V 120 95 65 70 130 70 SPA 50 9 
(126) | (0) | (6 | (3) | (186) | (73) | (95) | (25) | 69 | (9,5) 
cı29) | (105) | (61) | (m) | ass) | (8) | (@65) | (89,5) | (63) | (85) 
H 10 lo 15 1 10.1 70= 80) 145.2 1.298. |. 31 | 56 | 29 
aan) | (18) | (3) | &9 |. (152) | &6) | @9,5) | (8235) | 6 (95) 
; (143) | (11a) | (6) | (76) | (157) | (91) | (26,5) | (29,5) | (57) (8,5) 
Mb = 15000 „| 180- | 106 | 70.1 80 | 166 | 05 | 98 | 31 | 60 |. 9 
(157) | (126) (73) (84) (173) (99) (29,5) (32,5) (63) (9,5) 
cısı) | (148) - (91). | (209) | 31) | @6,5) | (80,5) | (62) | (9,5) 
H25 „ 25000 „| 190 155 95 220 137 28 32 65 10 
(199) (162 (99) (231) (143 (29,5) | (33,5) | (68) (10,5) 
(238) | (186) (110) | (281) | (181) | (86) (41) (91) | (9,5) 
H 35 „ 35000 „| 250 195 115 295 199 38 43 95 10 
S ; B (262) (204) (120) | (309) (199) (40) (45) | (99) | (10,5) 


Die eingeklammerten Zahlen gelten als Grenzmaße. = 


1) Maße D; gelten für einteilige Ausführung. 
2,.Maße D,’ gelten für zweiteilige Ausführung. 


HS 


{ HM 


N 
N} 


Mn nn m 
AN UUN 


Abb. 6. Stützen zu Hochspannungsisolatoren H 6 bis H 35- 


I Stützen- Gerade Stützen Gebogene Stützen 
” abmessungen I | u 
e3 
IR fd 
Teolatortype': H6 10bis13)10bis25 Bor 6 | Mb | 3 6 |10bis15) 10bis15| 25 
Ev : ——, m — 
Material. ; Flußeisen Flußeisen Ken Flußeisen Flußeisen 
Bruchlast») 83 | M8 250 | 485 | 1045| 616 |1416 | 2120 | 1810 |2340| 252) 302 246 | 246 
SL 60 60 60 50 95: 95 80) 100 65 | 110] 120), 120 120° | 120 
b . 150| 190 250 | 325 | 150| 250 | 250|. 250 | 3235| 325| 150) 190 250 | 250 
c 100| 100 100 | 120 | 1385| 135 | ı60| 180 | 165| 200|320) 320 320 | 360 
d 2|. 2 Bee all 5 2 2 5 12 
d, — — _ _ 5 2838| 238 98 | 34| 37| 501 60 125 80 
d; 40 40 | 50 40 | 60) 60 | 70 ‚9 105, 150 125 | 185 
d 2A N. Ten jr Igel age) ae Igel mar ya) | 0 8 4 .| 45 
En: I u Kr 65 | 65 o| oo = 5» | 1 
2 a Ta ST N aa Ba N 15 | 90 


€ 


Die Länge des Gewindeschaftes 


n. 
endeten Flußstahls muß mindestens 
Zug beansprucht (Eckpunkte), 


bei geraden Stützen ist nötigenfalls der Traversenausbildung 


entsprechend zu ändern. 


1) Nicht geerdete Konsole (ohne Rücksicht auf Vogelschutz). 
») Beginn der Deformatio 
3) Die Festigkeit des verw 
% Wird das Gewinde auf | h 
durchgehender Bolzen mit Gewinde, Unterlageisen und 


6000 kg betragen. 
so müssen bei ee 


Mutter vorgesehen werden. 


Stützen an Stelle des Gewindes 


40 2077, 50 


Abb. 7. 


gewählt, da deren Festigkeit für den größten 
vorgesehenen Querschnitt von 35 mm? (Iso- 
latoren N 1),bzw. 150 mm? (Isolatoren N 2) 
erfahrungsgemäß ausreicht. 

Die konischen Stützen sind für Winkel- 
züge bestimmt, deren Größe sich je nach dem 
Leitungsquerschnitt und Leitungszug ändert. 
Außerdem ist’für größere Winkelabweichungen 
und für Abspannzwecke allgemein der Schäkel- 
isolator mit zugehörigem Bügel nach Abb. 3 
und 4 bestimmt, sofern nicht Stützisolatoren 
mit verstärkter Stütze genügen. 


2. Starkstrom- 
Hochspannungsisolatoren. 


> Als solche sind ausschließlich Dreimantel- 
isolatoren vorgesehen. Entsprechend den ge- 
normten Betriebsspannungen elektrischer An- 
lagen wurden die folgenden Isolatoren- 
größen gewählt, wobei u. a. die statistischen 
Unterlagen der Porzellanfabrik Hermsdorf A.G. 
über die erfahrungsgemäß für eine bestimmte 
Betriebsspannung meist gewählten Isolatoren- 
größen zugrunde gelegt wurden. Demzufolge 
würden die zusammengestellten Isolatorgrößen 
in. Betracht kommen: 


für 500-- 6000 V Betriebsspannung 
H 6 (I 1382) 

über 6000-10 000 ‚, Betriebsspannung 
H 10 (I 1383) 


10 000--15 000 ‚, Betriebsspannung 
H 15 (I 1384) 
15 000=-25 000 ‚, Betriebsspannung 
H 25 (I 1387) 
25 000--35 000 ‚„,„ Betriebsspannung 
H 35 (I 1391) 
Welche Sicherheit gegen Überschlag bei 
Regen die einzelnen Isolatoren bieten, geht aus 
Abb. 7 hervor. 
Die Kopfrille (Scheitelrille) soll bei allen 
Isolatoren sweggelassen werden, da diese für 
die Leitungsverlegung wenig benutzt wird und 
durch ihren Fortfall eine gleiehmäßigere Wand- 
stärke des Isolatorkopfes erzielt wird. 
Für die Halsrille sind die folgenden Durch- 
messer zugrunde gelegt: 


Für H 6 bs H 15 = 17 mm 
‘0 H 25 und H 35 —:20 


Die Frage, in welcher Weise die innere 


2 


2} 


LE} 


” 


Durehbildung der Isolatoren zu erfolgen hat, 
kann zurzeit noch nicht durch Normun en 
en 


gelegt werden, sondern muß, um auc 
technischen Fortschritt nicht zu hemmen, den 
einzelnen ausführenden Porzellanfabriken über- 
lassen bleiben. 

Bei zusammengekitteten Isolatoren sind 
Maßnahmen vorzusehen, die das Entstehen 
von Rißbildungen auch nach längerer Betriebs- 
zeit ausschließen; insbesondere sind die Kitt- 
flächen kalottenförmig auszubilden, scharfe 
Biegungen, Krümmungen und Kanten sind 
zu vermeiden, auf Ausbildung der Kittschicht 
und Wahl des Kittmittels ist besondere Sorg- 
falt zu legen. 

Für die Stützenlöcher sind die in Abb. 6 
dargestellten Stützen zugrunde gelegt. 

Für die Normalisierung der Stützen selbst 
waren folgende Gesichtspunkte maßgebend: 

Für die verschiedenen Isolatorengrößen 
sollen möglichst wenig verschiedeneFormen von 
Isolatorenstützen benötigt werden. Von diesem 
Gesichtspunkte wurde die Stützenlochweite der 
Isolatoren so gewählt, daß für alle Isolatoren- 
größen, die für mittlere Verteilungsspannungen 
in Betracht kommen (H 10 bis H 25), die glei- 
chen Stützen verwendbar sind. 


820 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 31. 


Bezüglich der Stützenlänge mußte bei 
Isolatoren über 6000 V Rücksicht auf Vogel- 
störungen genommen werden, indem als Min- 
destabstand zwischen Leitung und Traverse 
ein solcher von etwa 250 mm zugrunde zu legen 
war. Für kleinere Isolatoren (H 6) ist die 
Rücksichtnahme nicht erforderlich, da unter- 
halb 6000 V Betriebsspannung das Stehen- 
bleiben eines Erdungslichtbogens nicht zu be- 
fürchten ist. Für höhere Betriebsspannungen 
(H10 bis H25) sind jeweilig Stützen mit 
2 verschiedenen Längen vorgesehen, in der 
Annahme, daß die kurzen bzw. flach gebogenen 
Stützen in Anlagen mit ungeerdeten Konsolen 
Verwendung finden könnten, bei denen die 
Gefahr für das Stehenbleiben eines Liehtbogens 
Berineer als bei geerdeten Konsolen sein 

ürfte. 

Die Stärke der zylindrischen Stützen ist 
so zu bemessen, daß sie für die bei maximalem 
Winddruck auftretenden Züge bei den ge- 
bräuchlichen Leitungsquerschnitten und Spann- 
weiten ausreichen. 

Die übrigen verstärkten Stützen stellen 
Formen dar, diein der Praxis in großen Mengen 
verwendet worden sind, wobei die stärkste 
Stütze aus Flußeisen für starke Abweichungen 
von der Geraden und die schwächeren ko- 
nischen Stützen für mittlere Abweichungen vor- 


B. Stützerund Durcehführungen. 


Abb. 8. Porzellanstätzer Form S für Hochspannungs- 


gesehen sind. Die stärksten aus Flußstahl her- leitungen. 
Gr. a b (6 d dı ds da d, d; | de dr ds dy 
Sl 41—-44 | 12 | 10 139--41| 59-—-62 | 55-58 | 39--41 137=-39| 50-53 | 43--46 | 10 5|25 
Ss2 105—-109.| 15 | 13 |59--62| 78-83 | 76—-80 | 57-61 |57—-60| 66--70 | 63-68 | 20 | 16 | 42 
Ss3 130—135| 15 | 14 [59-62 83--89 | 80-85 | 66-72 |157—-60|. 68-72 | 2-78 117/16 | 2 
Ss4 185—-192| 18 | 16 |59-—-62| 83--94 | 85--90 | 76-82 |57-—-60| 76-81 | 84-90 | 14 | 1612 
S5 245—-255| 20 | 18 |59-—-62| 95-101] 90-96 | 84-=-91 |57--60| 82-87 | 92-99 7120| 2 
S1l | 41-44 | 12 | 10 |84--88|103—-109|101--106| 82--87 |82--86| 91--96 | 83--94 | 35 | 30 | 50 
S22 |105--109, 15 | 13 [84--88) 103-109 /101--106| 82-37 |82--86| 91--96 | 88=-94 | 45 | 41 | 67 
S33 1130--135| 15 | 14 184--88| 108--115/105-—-111| 91--98 |82--86| 93-98 | 97=-104| 42 | 41 | 67 
S44 |185--192| 18 | 16 |84—-88 113—-129|110-—-116 | 101—-103 | 82-86 | 101-—-107 |109--116| 39 | 41 | 67 
S55 1245--255| 20 | 18 |84--88| 120—-127|115--122| 109-117 |82--86 | 107-113 |117—-125| 32 | 45 | 67 


Diese Flächen werden nicht glasiert! 
Abweichungen vom Mittel sollen bei allen Maßen in gleichem Sinne erfolgen; 


5. August 1920. 


tungen in Innenräumen als auch für Hoch- 
spannungsapparate und Transformatoren 
gedacht. Die Verwendung eines einheitlichen 
Isolators in allen Teilen der Anlage ist von 
solcher Wichtigkeit, daß diesem Grundsatz 
kleine Vorteile, die durch Verwendung von 


Sonderformen an einzelnen Stellen erzielt : 


werden könnten, geopfert werden müssen. Die 
Stützer Abb.8 und die Durchführungen Abb. 9 
sind soweit als möglich vereinheitlicht. So 
sind die Kopfmaße bei beiden gleich. Auch 
innerhalb derselben Isolatorart sind die Kopf- 
maße bei allen Größen mit Ausnahme der 
Größe 1 einheitlich! durchgeführt. 

Die Durchmesser der Durchführungen in 
der Mitte, und entsprechend die Fußmaße der 
Stützer sind dagegen mit zunehmender Höhe 

rößer gewählt aus Gründen.der elektrischen 
Eoshrkeit > 


als-durch, und zwar auch bei Anwendung des 
dieksten Bolzens und ohne Füllmasse. 

Die Spannungen, für welche die Isolatoren 
verwendbar sind, werden von den in Neu- 
bearbeitung befindlichen Richtlinien vorge- 
schrieben werden. Die Abmessungen sind. aber 
bereits den dort vorläufig festgelegten Grund- 
maßen angepaßt. > 

Bei den Stützern wurde von der früher 


üblichen Einkittung eines Dübels innen in den 


D Rei ı |i|k|n|n 
59-62.) 12|7|71 68=-71 | 10 | 10 121021 4 
83-—-88 | 16 |. 10 | 9 1139145 | 13 | 15 110 | 5 
94--100| 18° | 12 | 12 |164—-170/ 14 | 15 |10 | 6 
108—-114| 20 | 12 | 15 2233-231) 16 | 14 | 15 | 7 
120--127| 20 | 12 | 16 |287—-297| 18 | 13 | 20 | 7 
108—-114| 12 7 7| 68-71 |10/10|10| 4 
108—-114| 16 | 10 | 9 1189--145| 13 | 15 |10 | 5 
119—-126| 18 | 12 | 12 [164-=-170| 14 | 15 | 10 | 6 
133—-140| 20 | 12. | 15 |223--231| 16 | 14115 | 7 
145--153| 20 | 12 | 16 [|287--297| 18 | 13 |20 | 7 


d. h. unterschreiten z. B. die Längenmaße das Mittel, sollen 


auch die Durchmessermaße das Mittelunterschreiten. Die Kleinstmaße dürfen nicht unterschritten, die Größtmaße nicht überschritten werden 


Riffelung nach-DI Norm.......... E 
Bei endgültiger Festlegung 
in Uebereinstimmung gebracht. 


1) Nummer wird später festgelegt. 


gestellten Stützen finden vorzugsweise für 
Kreuzungen Verwendung. 

In besonderen Prüfungsvorschriften wer- 
den Bestimmungen über die an die Isolatoren zu- 
stellenden Anforderungen in elektrischer, mecha- 
nischer und thermischer Beziehung gegeben. 


B. Stützerund Durchführungen. 


Erläuterungen betreffend die Normung von 
Stützern und Durchführungen aus Porzellan 
für Hochspannungsleitungen und, -apparate. 

Die genormten Stützer und Durchfüh- 
rungen sollen Einheitsformen von. Isolatoren 
für normale Innenräume geben, d.h. solche, 


bei denen ein häufiges und 
starkes Beschlagen der Isola- 
toren, wie etwa in feuchten Kel- 
lern, bei ausströmendem Dampf 
und.dergl. nicht zu erwarten ist. 

Die Formen sollen den ver- 
schiedenen Anforderungen an 
elektrische Güte, mechanische 
Festigkeit, leichte Herstellbar- 
keit und vielseitige Verwend- 
barkeit nach Möglichkeit ge- 
recht werden. 

Die Isolatoren sind als 
Baumaterial sowohl für Lei- 


Abb 9. Porzellandurchführungen Form D für 
Hochspannungsleitungen. 


a b [0 d 


je} 
[| 


d; 


39-41 
59--62 
59-62 
59-62 
59-62 
84-88 
84-83 
84-88 
84-88 
84-88 


59--62 
78-83 
83-89 
83-94 
95-101, 90-96 
103-109) 101-106 
103--109| 101--106 
108-115 105-111 
113-120 110-116 
120-127 115-122 


41-44 
105-109 
130--135 


1 50--52, 7 
2 

3 

4 |185--192 
5 

1 


60--62| 9 
72-75 
80-83 
90--93 


55-58 
76-80 
80--85 
85-90 


245-255 
1 | 41-44 |50--52| 7 
105--109|60--62| 9 
130--135 |72--75 
185--192| 80-83 
245-255 90--93 


— + — .:— Diese Flächen 


werden nicht glasiert. 


ds dy4 d; D e 


59-6237 

83-83 

94--100 
108-114 
120--127 
108-114 7 
108-114 
119--126 
133-140 
145--153 


15--17 
35-37 
35-37 
35-87 
35-37 
60--63 
60-63 
60--63 
60--63 
60-63 


37-39 
57-60 
57-60 
57-60 
57-60 
82--85 
82-86 
82--86 
82-86 
82--86 


50--53 
66--70 
68--72 
76-81 
82--87 
91-—-96 
91--96 
93-98 
101—-107 
107—113 


Abweichungen vom Mittel sollen bei allen Maßen in gleichem Sinne erfolgen; d.h. 
z.B. die Längenmaße das Mittel, sollen auch die Durchmessermaße das Mittel unterschreiten. 


Die Kleinstmaße dürfen nicht unterschritten, 


schritten werden. 
Riffelung nach DI-Norm ....d) 


ı) Nummer wird später festgelegt. 


die 


el h 

10 | 4 132-—-140 
13 | 5 |314--326 
14 | 6 1376-391 
16 | 7 |494—-513 
13 | 7 1624-649 
10 | 4 |132—-140 
13| 5 1314-326 
14| 6 1376-391 
16 | 7 1494-513 
187 624-649 
unterschreiten 


Größtmaße nicht über- 


der Normenblätter werden die jetzt teilweise verschiedenen Maßbenennungen bei Stützern und Durchführungen 


Schnitt a-b 


) ET 


Abb. 10. Riffelung für Kittstellen. 


Fuß gänzlich abgesehen, da sich diese Anord- 
nung nicht bewährt hat. Die Porzellanform ist 
daher für Einkitten in einen Teller gedacht. 


An den Köpfen ist die Form so gewählt, 


daß die Isolatoren, insbesondere die Durch-- 
führungen, sowohl mit aufgesetzter Kappe als 


ohne solche Verwendung finden können. Eine 
genügende Haltbarkeit der Kittung ist durch 
Unterschneidun 
der Glasur gesichert. 
...Die Kittstelle an Fuß und Flansch ist 
mit'Riffelung versehen, weil diese selbst in 
glasiertem Zustand sichere Kittung ermöglicht. 
An den Durchführungen sind die Kitt- 
stellen zwecks Verschiebung in der Ausrichtung 
reichlich lang gewählt. as gute Aussehen 
bleibt auch bei vorstehender Riffelung (Abb. 10) 
gewahrt. 


Wegen der sehr verschiedenen mechani- 


schen Beanspruchungen, die in elektrischen . 
Hochspannungsanlagen vorkommen, wurden 


Die Durchführungen schlagen früher über 


der Köpfe und Fortlasen 


f 


,% 
Bär 
WR 
1 
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1? 


5. August 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 31. 


621 


zwei Formen verschiedenen Durchmessers ge- 
normt. 

Extreme Beanspruchungen bedürfen aber 
besonderer Vorkehrungen. 


C. Vorsehriften für Prüfung von Porzellan- 
isolatoren bis 35 KV. 


Bei Lieferung von Porzellanisolatoren nach 
den Normen des VDE entfallen Abnahme- 
prüfungen. Porzellanisolatoren, die aus Fer- 
tigungen stammen, von denen Stichproben die 
nachstehenden Materialprüfungen nicht be- 
standen haben, entsprechen nicht den Normen 
des VDE. 

Die Prüfung unter Regen ist sowohl bei 
Freileitungsisolatoren als auch bei Wand- 
durchführungen entbehrlich, weil durch Nor- 
uns Type und Betriebsspannung festgelegt 
sind. 

I. Materialprüfungen. 
1. Elektrische Prüfung. 


Die Porzellanfabriken haben an Stich- 
roben, deren Umfang ihrem Ermessen über- 
assen bleibt, dauernde Erhaltung gleichmäßiger 
Güte des Porzellans an Hand von Durchschlags- 

Ben unter Öl zu überwachen. Zu diesen 

rüfungen werden zweckmäßig Freileitungs- 
Stützisolatoren benutzt. Dabei sind die bei 
der Prüfung im Wasserbade (II 2) mit Wasser 
in Berührung gebrachten Flächen mit leitendem 
Überzuge zu versehen. Die Prüfspannung 
soll, mit 70% der Überschlagspannung in Luft 
beginnend, alle 5 Sek. um je etwa 5000 V 
bis zum Durchschlage gesteigert werden. Als 
Regel soll gelten, daß die mittlere Durchschlag- 
spannung unter Öl mindestens das 1,3-fache 
der Überschlagspannung in Luft des ganzen 
Isolators oder des geprüften Teiles sein soll. 


2. Wärmeprüfung. 


Die Porzellanfabriken haben Stichproben 
jeder Fertigung, deren Umfang ihrem Er- 
messen überlassen bleibt, einer Wärmeprüfung 
zu unterziehen. Die Prüfstücke werden dabei 
mindestens dreimal hintereinander abwech- 
selnd in Wasser von 75° und 15° getaucht, 
wobei die Eintauchdauer ausreichen muß, 
um völliges Durchwärmen und Abkühlen der 
Stücke zu gewährleisten. Hiernach dürfen die 
Prüfstücke keinerlei Veränderung zeigen 
(Glasurrisse, Sprünge usw.). Sie müssen auch 
die elektrische Prüfung unter II 2 aushalten. 


3. Mechanische Prüfung. 


Die Porzellanfabriken haben Stichproben 
jeder Fertigung, deren Umfang ihrem Er- 
messen überlassen bleibt, einer Prüfung auf 
ausreichende mechanische Festigkeit zu unter- 
ziehen. Dabeisind in Freileitung- Stützisolatoren 
die Stützen einzukitten. Das Zugseil ist in 
die Halsrille des Isolators einzulegen, der Zug 
soll senkrecht zur Isolatorachse wirken. Bruch 
darf erst bei den in folgender Zahlentafel ge- 
gebenen Belastungen eintreten. 


ng EM And  ERELOE 
e sammen- 
Isolator Be eekilies Beledlert 
kg kg 
H6 ‘1300 1000 
H 10 1500 1500 
H15 1700 1700 
H25 2100 1800 
H35 2300 1900 
Bei Belastung mit zwei Dritteln der 


Mindestbruchlast dürfen Beschädigungen, die 
die elektrische Festigkeit des Isolators beein- 
flussen, nicht auftreten. 


Il. Stückprüfungen. 


l. Prüfung der Abmessungen und der 
Oberflächenbeschaffenheit. 


Die Isolatoren sind auf Einhalten der 
durch die :Normen vorgeschriebenen Ab- 
messungen und Form zu prüfen. Sie dürfen 
keine Brandrisse aufweisen. Bei Freileitungs- 
 isolatoren darf das Stützenlochgewinde keine, 
seinen Gebrauch beeinträchtigenden Mängel 
zeigen. Die Oberfläche der Isolatoren soll 
zusammenhängende Glasur aufweisen. Ver- 
einzelte Fehler sind zulässig, wenn ihre Ge- 
samtfläche 1 cm? nicht überschreitet. 


2. Elektrische Prüfung. 


Porzellanisolatoren sowie Einzelteile ge- 
kitteter Isolatoren sind 15,Min lang mit einer 
bis zu 5% unter der Überschlagspannung 
liegenden Spannung ohne Unterbrechung zu 

‘ prüfen. Erfolgen bei der Prüfung Durchschläge, 
so zählt im allgemeinen die Prüfzeit erst vom 
letzten Durchschlag ab. Trat ein Durchschlag 
erst nach 12 Min. ein, so gilt die Prüfung 
als abgeschlossen, wenn in den nächsten 
10 Min. kein neuer Durchschlag erfolgt. Als 
Überschlagspannung gilt die Spannung, bei 
der Überschläge in kurzer Folge, etwa alle 
3. Sek an verschiedenen Isolatoren auftreten. 


Mit Ausnahme der Durchführungsisola- 
toren Reihe I bis V und der Stützer Reihe 0 
werden alle übrigen Isolatoren im Wasserbade 
geprüft. 


Freileitung- Stützisolatoren oderihre 


Einzelteile sind bis über die Halsrille und bei 
Innenteilen bis zum Kittrande ins Wasser zu 
tauchen. Die Innenräume sind bis zum Kitt- 
rande oder bis zum Gewindeende des Stützen- 
loches mit Wasser zu füllen. Bei gekitteten 
Isolatoren hat an 10% der fertig zusammen- 
gesetzten Isolatoren, mindestens jedoch an 
50 Stück, eine Nachprüfung nach vorstehenden 
Bedingungen stattzufinden. Erfolgen beifdieser 
Prüfung Durchschläge, so ist die ganze Ferti- 
gung dieser Nachprüfung zu unterziehen. 
Stützisolatoren für Innenräume 
(Stützer) der Reihe I bis V werden bei der Prü- 
fungigemäß,Abb. 11 bis zum Wulst ins Wasser 


Abb. 11. 


gestellt und bis etwa %, der Höhe des Innen- 

raumes mit Wasser gefüllt. ww 
Stützisolatoren der Reihe 0 werden gemäß 

Abb. 12 mit dem Kopfe auf eine leitende Platte 


gestellt und ohne Wasserfüllung geprüft. 


Abb. 12. 


= Die Prüfung hat mit folgenden Spannungen 
zu erfolgen: 


Per ER Prüfspannun 
WARS 1 
f er 20 
“3 BEL} 25 
7 er FII 30 
® Il 35 
k III&a ä 40] 
IV 45.) 
V 55 


Durehführungsisolatoren werden auf 
Metallstäbe, die zur Bohrung passen, gesteckt; 
um die Fassungsstellen werden$Kettenzoder 


D. Isolatoren für Niederspannungs- 
installationen. 


Abb. 15. Dreiteilige 
Porzellanklemmen. 


Abb. 14. Zweiteilige 
Porzellanklemmen. 


Abb i6. Porzellanrolle. 


NT: 


laldölelalje|/|rı)|r|rs|r 


>4| Sollmag 24/24 lıslazlız| sl3 la 15 
>| „.|80130| 7|16|28|2010| 4 12,515 
96 4 36 36 8 21 32 24|12| 53,5 |1,5 
| . . Jalalıol|ar|ssiasiıı 6 [a |15 


b) 
Toleranz n. oben u. unten je 0,5 mm für a,b, c, rı 


Erläuterungen betreffend die Normung von 
Isolatoren für Niederspannungsinstallationen 
in Innenräumen. 


Genormt wurden Porzellanklemmen, Rol- 
len und Tüllen für Niederspannungsinstal- 
lationen in Innenräumen, während Wand- 
durchführungen, Pfeifen und Ständereinfüh- 
rungen zunächst außerhalb der Normung 
gelassen wurden, da es sich in diesem 
Falle um Porzellane handelt, die im Freien 


Abb. 


Metallbänder geschlungen (Abb. 13). Die Prü- 
fung erfolgt mit folgenden Spannungen: 


Reihe PEUED BanBE 
I 35 
II 40 
III 45 
IEL& 50 
IV 55 
V 60 


13- 


gebraucht werden, also immerhin anderen 
Bedingungen Genüge leisten müssen als Por- 
zellane für Innenräume. Die Porzellane für 
Installationen im Freien sollen später gesondert 
behandelt werden. 

. 1.Porzellanklemmen(Abb. 14u. 15) wurden 
als zwei und dreiteilige festgelegt. Es ist hierbei 
darauf Rücksicht genommen, daß beide Klem- 
men mit ein und derselben Sorte Schrauben be- 
festigt werden können, um dem Monteur ein 


622 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Abb. 17. Geschlossene Mantelrolle für einzukittenden, 


Heit 31. 


5. August 1920. 


# 


Abb. 18. Offene Mantelrolle mit Schraubenbefestigung, 
Gewindestift, Type GM. Type OM. 

Nr. lald|elale|/ i k|l|mın|o nr |ro|ra|ra|rs| re | v2 | v8 
GM24 | Sollmag |a0 2424| 7| s/ıs/alıg/aalıs, 7 32/14|a8| 15 20 ızlaı 3 15/1512 
GM „ 54 | 32 30| 7) 8|16|28 23/30122/1025/18)55|3 127/21/30) 4 |3 3 8,d 
GM 56 3 61/42|36| 8/10|20|32|26 |35125/12/27 21)60,3 |32/26|136|15|3 |25|4 
GM97 5 76 \52|42\10/12|27|38|34!36 833) 13 |36 |21]70|4 |s8/30|a1l6 la |2 |A 

Toleranz nach oben und unten je 0,5 mm. 
Nr. | Ka 2a al Iim|n|o p|rı\ra|rs|rs|rs| v6 | 77 | rs | 7 
— > 
OM 24 |Sollmaß|40 |24|24| 7111/15 2 19[24|28| 7/22|14 4315| 8|20/17/21/)3 1,5152 |1,5 
OM 23 3 54|32|30| 7/13|16 28 23/30|33110125|18/53 16110 27/22|130\)4|3 |3 13,5|3 
OM 236 ns 64 |42 | 36 3 13 |20 32 26 | 35 12|27|21|60/20|12 32/26 |136|5|8 12514 |3 
OM 27 5 76 | 52 | 42 |10| 16 |27 38 34 |36|45 |13 | 36 | 21 |70|23|14|38 |30)41|6 | 4 4 4 


Toleranz a oben und unten je 0,5 mm. 


leichteres Arbeiten zu gewährleisten. Die Be- 
fen in beiden Klemmen sind 
so gewählt, daß die schwächsten Drahtstärken 
gut festgehalten werden können. 


9. DiePorzellanrollen (Abb.16) sind in 4 
verschiedene Größen und zwar den Nummern 24, 
25, 26 und 27 genormt worden. Die Nummern 
wurden beibehalten, weil sie innerhalb der 
Installateurkreise allgemein eingebürgert sind 
und man glaubte, daß eine Änderung dieser 
üblichen Bezeichnung sich einmal schwer 
einführen ließe und dann zu großen Irrtümern 
Veranlassung geben könne. Soviel bekannt, 
werden die entsprechenden Größen bei allen 
in Frage kommenden Firmen unter diesen 
Bezeichnungen gehandelt und verwendet. Es 
wurden nur die 4 Größen gewählt, da diese für 
alle in Frage kommenden Installationen aus- 
reichen. Von einer balligen Form des Kopfes 
wurde deshalb Abstand genommen, weil diese 
Rollen vielfach als isolierende Unterlagen für 
Sehaltbretter usw. Verwendung finden. 


Mantelrollen(Abb.17u. 18) wurden in zwei 
Ausführungen genormt und zwar als „geschlos- 
sene Mantelrollen für’einzukittende Gewinde- 
stifte‘ und als „offene Mantelrollen für Schrau- 
benbefestigung‘“. Sie wurden ebenfalls in 4 Grö- 
Ben ‚entsprechend deneinfachenRollen ‚festgelegt 
underhalten dieselbenNummern wiedieeinfachen 
Rollen nur mit der Vorbezeichnung GM bzw. 
OM, je nachdem, obes sich um geschlossene Man- 
ee für einzukittende Gewindestifte oder 
offene für Schraubenbefestigung handelt. Der 
einzige Unterschied der beiden Typen ist der, 
daß die einen eine durchgehende Öffnung zur 
Aufnahme des Schraubenbolzens erhalten, die 
anderen eine Vertiefung zur Aufnahme des 
einzukittenden Gewindestiftes. Äußerlich sind 
die Mantelrollen gleich, mit Ausnahme der 
Teile, wo Veränderungen infolge der verschie- 
denen Befestigungsart notwendig wurden. Ins- 
besondere sei hervorgehoben, daß die Mantel- 
rollen mit gewölbtem Mantel ausgestattet 
wurden, um ein Abtropfen ev. Wassers oder 
sonstiger Niederschläge zu ermöglichen, ohne 
daß die abtropfende Feuchtigkeit den Draht 
berührt. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


W. Meng. Amisdulned- 2 Jesist Herr 
Baurat Walter Meng von der Leitung der 
städtischen Elektrizitätswerke in Dresden zu- 
rückgetreten, die er seit 1894 als Oberinge- 
nieur und seit 1905 als Direktor geleitet hat. 


LITERATUR 


Besprechungen. 


Englands Handelskrieg und die Che- 
mische Industrie. Von Prof. Dr. Hesse 
und Prof. Dr. Großmann. Bd. 3. Doku- 
mente über die Kali-, Stickstoff- und Super- 
phosphat- Tndusylis; Herausgegeben von A. 


Bei allen offenen Rollentypen für Schrau- 
benbefestigung ist besonders Wert darauf ge- 
legt worden, den inneren Teil der Auflagefläche 
auszusparen, um ein ebenes Aufliegen und gutes 
Festsitzen zu ermöglichen. Bei den ge- 
schlossenen Rollen mit eingekittetem Gewinde- 
stift wurde von dieser Maßnahme abgesehen, 
da bei dieser Verwendung die Porzellanfläche 
wenig in Betracht kommt und ohne eine Aus- 
sparung eine längere Befestigungsfläche für 
den Gewindestift ermöglicht wird. 

Kabelrollen (Abb. 19) wurden nur in 2 
Größen und zwar für 30 und 40 mm Kabel- 
außendurchmesser (neue Bezeichnung K1 u. 


Abb. 19. Kabelrolle. 


Nr. | AB 


KEEEEHEEER ee 
Kı1 Sollmaß an 70 50|115|)5 
K2 ” 92 66 | 20.| 6,5 


Toleranz n. oben u. unten je 0,5 mm für a.rı u. 5 


K2) zur Normung vorgeschlagen. Beson- 
derer Wert wurde auf großen Lochdurchmesser 
gelegt, um bei einer größeren Anzahl anein- 
andergereihter Rollen genügend starke Bolzen 
zu Verwendung bringen zu können. 


3.Aufstecktüllen’(Abb. 20) wurden für9,'11, 
13, 5, 16 und 23 mm Rohr Gr en Besonders 


Hesse, H. Großmann und W. A. Roth. Son- 
derausgabe aus der Sammlung chemischer 
und chemisch-technischer Vorträge. B 
XXV. 204 S. in 8°. Verlag von Ferd. Enke. 
Stuttgart 1919. Preis geh. 12,50 M. 


Während des Weltkrieges haben Hesse 
und Großmann bereits zweimal in der be- 
kannten Enkeschen Sammlung Zusammen- 
stellungen aus feindlichen Blättern veröffent- 
licht, um: zu zeigen, welche wirtschaftlichen 
Ziele namentlich die Engländer gegen uns ver- 
folgen, und welche Maßnahmen unsere Feinde 
für geeignet halten, um die Überlegenheit der 
deutschen chemischen Industrie dauernd zu be- 
siegen. Im vorliegenden Schlußbande geben 
die Verfasser zunächst ausgezeichnete Über- 
sichten über die Lage der Stickstoff-, Kali- und 
Phosphatwirtschaft. Mit Phosphat sieht es für 
Deutschland sehr traurig aus, nachdem uns die 
lothringischen  Erzlager und unsere Kolonien 
verloren gingen. 


i 


wurde auf die Länge der Einführung acht ge-. 


geben, die bei allen Typen gleich und zwar 
20 mm lang ist; auch die Stärke der Rand- 
höhe mit 5 mm ist überall gleich beibehalten 
worden. 


Abb. 20. Aufstecktülle. 


| a b | & | d | e 
Sollmaß 9 18 13 20 5 
y ul 2l 15,5 20 1) 
EB; 13,b 24 18 20 b) 
5 16 27 20,5 20 5 
5 23 36 29 20 ba 


Toleranz n. oben u. unten je 0,5 mm. 


Muffentüllen (Abb. 21) sind füralle vor- 
kommenden Rohrgrößen genormt worden. Es 
ist darauf Bedacht genommen, daß für die 
größeren Modelle eine starke Wandung vor- 
gesehen ist, da die Haltbarkeit bei_den bis- 


Abb. 21. Muffentülle. 
a b e d e 
Sollmaß 9 13 16 10 3 
a 11 15 18 10 3 
2 13,8 18 21 10 3 
& 16 21 24 10 3 
5 24) 31 34 10 d 
e 29 39 42 12 5 
ni 36 46 49 15 6, 
2 48 60 683 15 6 


Toleranz n. oben u. unten je 0,5 mm. 


herigen Ausführungen immerhin eine relativ 
geringe ist. Es ist hierdurch nunmehr erforder- 
lich geworden, daß die hierfür notwendige 
Muffe dem Durchmesser der Tülle anzupassen 
ist. 

Von der Normung aller übrigen noch auf 
dem Markt befindlichen Porzellane für Innen- 
räume wurde Abstand genommen, einmal um 
nicht zu viel ‘Porzellan zu normen und 
ferner, da alle diese Gegenstände durch ge- 
eignete Art der Montage vermieden werden 
können. Hierdurch wird eine einfache und 
übersichtliche Lagerhaltung erzielt. Besonders 
berücksichtigt wurde bei allen Porzellanaus- 
führungen, daß ein möglichst gleichartiges 
Befestigungsmaterial verwendet werden kann; 
so ist es zZ möglich, die Befestigungs- 
schrauben der normalen Porzellanrollen auch 
für die entsprechende Nummer der offenen 
Mantelrollen zu verwenden. 

Ein Stützisolator für Innenräume soll 
später besonders behandelt werden, wenn die 
Formen und Abmessungen der Freileitungs- 
isolatoren endgültig festgelegt sind, um diese 
dann nach Möglichkeit den vorstehend ge- 
nannten anzupassen. 


Es en ne ee EEE E12 67 eine große Reihe längerer und 
kürzerer Aufsätze aus französischen, englischen 
und amerikanischen Zeitschriften in getreuer 
Übertragung. Sie zeigen recht deutlich, welchen 
gewaltigen Eindruck die überraschende Ent- 


wicklung der deutschen Luftstickstoffindustrie - 


auf die ganze Welt gemacht hat, wie gierig 


Franzosen und auch Amerikaner nach den el-. 


sässischen Kalilagern trachteten, und wie sehr 
die Franzosen in der Ausbeutung ihrer reichen 
afrikanischen Phosphatlager durch den U- Boot- 
krieg behindert wurden. 


Im einzelnen waren mir besonders lesens- - 


wert der Vortrag von C. Matignon „Über die 


Anstrengungen der Deutschen auf dem Gebiete 
der Stickstoffverbindungen‘“.($. 47 bis 74) und 


der amtliche Bericht von Ch. L. Parsons über 
die verschiedenen Verfahren der Stickstoffbin- 
dung und ihre Bedeutung für die Kriegswirt- 
schaft der Vereinigten Staaten. K. Arndt. 


X 
n 
a 
.. 
5 


Der 


’ 


Be ee Be N Ba 


NETT ET a ef 


ee 


'„ Verschiedenes‘. 


- 10%iges Ferro-Silieium 2690 Mjt. 


Dr: . Dia 
Äh 
124 % : 
: 


5. August 19820. 


Elektrotechnlsche Zeitschrift 


1920. Heit 31. 623 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Das Handfertigkeitspraktikum. Von Dr. A. 
Wehnelt. Mit 334 Abb. XI u. 136 S. in 8U, 
Verlag von Friedrich Vieweg & Sohn, Braun- 
schweig 1920. Preis 10 M, geb. 13 M. 

Auslandsforderung, Auslandsschnld und 
Abrechnung. Von Staatsanwalt J. Heinzmann 
und Eberhard Meyer. VII und 139 S. in 8°, 
Industrieverlag Spaeth & Linde, Berlin 1920, 
Preis 11 M. ; 

Introduction a la theorie des courants 
telephoniques et de la radiotelegrapnhie. 
Von J. B. Pomey. XIV und 509 8. in 80, Ver- 
lag von Gauther-Villars & Cie., Paris 1920. Preis 
25 Er. 

Richtlinien für die Erzielung sparsamer 
Brennstoffwirtschaft bei Damptkraftan- 
lagen. Herausgegeben von der Geschäftsstelle 
für Wärmewırtscnaft. 10 Textabb, 8 8. in 8% 
Verlag des Vereins deutscher Ingenieure, Berlin 
1920. Preis 2 M. 


Weltwirtschaftlicher Stand und Aufgaben 
der Elektroindustrie. Von Dr. G. Respon- 
dek. IV und 142 S. in S0, Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1920. Preis 16 M. 

Methoden zur Auslese hochwertiger Fach- 
arbeiter der Metallindustrie. Von Ötto 
Lipmann und Otto Stolzenberg. Mit 29 Text- 
abbildungen und 7) S. in 8%, Verlag von Johann 
Ambrosius Barth, Leipzig 1920. Preis 4,30 M. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotechnischen 
Industrie. — Die Zuschlagsliste Nr. 32 (grün) 
der Preisstelle für August 1920 enthält 
Anderungen bzw. Ergänzungen in den Be- 
stimmungen über die Berechnung und hin- 
sichtlich der Zuschläge bei den Nummern 
1 bis 4, 8, 10 bis 23, 24, 54, 60, 79 und bei 
Die erste Gruppe ist durch 
Drehtransformatoren erweitert worden. Die 
Preisstelle hat in ihrer Julisitzung trotz ge- 
stiegener Löhne, Gehälter und Unkosten be- 
schlossen, die Teuerungszuschläge für Ma- 
schinen und Transformatoren um etwa 10% 
herabzusetzen. Bei der Preisbestimmung dieser 
Fabrikate spielt der Eisenpreis eine wichtige 
Rolle. Die Verkaufspreise der übrigen Fabri- 
kate dagegen konnten noch nicht ermäßigt 
werden, da deren Gestehungspreise über- 
wiegend von Löhnen, Gehältern und Unkosten 
beeinflußt oder durch Rohstoffpreise, wie die 
für Porzellan, Marmor, Isolier- und verfeinertes 
Gußmaterial u. dgl., bestimmt werden, die 
bisher noch nicht zurückgegangen sind. 

Warenmarkt. — Roneisen. Die im 
Eisenwirtschaftsbund beschlossenen Preiser- 
mäßigungen gehen unter dem Druck der augen- 
blicklichen Lage auf dem Eisenmarkt über die 
vom 1. Juni ab wirksam gewordenen er- 
freulicherweise noch hinaus. Es wurde be- 
schlossen, die Roheisenpreise wie folgt zu er- 
mäßigen: Haematit und kupferarmes Stahl- 
eisen um 240,50 M, Gießerei-Roheisen 1 und 3 
um 80,50 M, Siegerländer Stahleisen um 16 M, 
Temper-Roheisen um 240 M, 50%iges Ferro- 
Mangan um 635 M, 10%iges Ferro-Silieium 
um 275 M. Die neuen Grundpreise ab Werk 
stellen sich mithin wie folgt: Haematit 1910 M, 
kupferarmes Stahleisen 1899 M, Gießerei- 
Roheisen 1 1660 M, desgl. 3 1659 M, Sieger- 
länder Stahleisen 1610 M, Temper-Roheisen 
1960 M, 50%iges Ferro-Mangan 5655 M, 
Die bis- 
herigen Preise für Spiegeleisen und 30%iges 
Ferro-Mangan bleiben bestehen. Die neuen 
Preise sollen bis auf weiteres, mindestens aber 
bis 31. 1920 Gültigkeit haben. Sollte 
während dieser Zeit eine Erhöhung der Koks- 


preise_eintreten, so solleine bis zu 25 M/t be- 
wagende Kokspreiserhöhung die Koheisen- 
preise nicht ändern; für den darüber hinaus- 
gehenden Teil einer etwaigen Kokspreiser- 
höhung tritt eine entsprechende Eruohung der 
Roheisenpreise ein. — Quecksilber. Die 
Quecksilvergewinnung in aen V. S. Amerika 
betrug im 1. Vierteljahr dieses Jahres 4899 
Flaschen zu je 75 lbs gegen 5751 im vorher- 
gehenden Vierteljahr una 6125 Flaschen im 
1. Vierteljahr 1919. Der durcnschnittliche Mo- 
natspreis für die Flasche stellte sich in San 
Franzisko im Januar auf 89 $, im Februar 
aut 831 $ und im März aut 87 5. _ Im 
Distrikt Monte Amıata in Italien sınd im 
Augenblick 8 Quecksilbergruben mit einer 
Beschättigungszaul von YUV Arbeitern in 
Betrieb. — Jute. Die englische Kegierung 
schätzt das in Indien mıt Ju.e bebaute Areal 
auf 2,501 Mill. acres (rd. 4 Mıll. Morgen) gegen 
2,821 (rd. 4,5 Mıll. Morgen)ım Vorjahre. Kınen 
vollen Ertrag von rd. 3 Ballen je acre an- 
genommen, würde sich eine Ernte von 7%, Mill. 
Ballen ergeben; hierzu kommen noch 0,15 Mill. 
Ballen ausMadras, wasinsgesamt also 7,650Mill. 
Ballen ergeben würde. Dem steht eın schat- 
zungsweiser Weltbedarf von 8,450 Mill. Ballen 
gegenüber, Der Rohjutemarkt war weiter 
tlau, und die Preise für August-September-Ver- 
schitfung fielen bis auf 45%, &£/t. Auch derFabri- 
katmarktist nach wie vorgedrückt. FürsPiund 
comun Cops werden 7sje Spindel notiert. — 
Gummi. Die tlaue Stimmung auf den Roh- 
gummimärkten dauert unverändert fort. Ein 
deutliches Zeichen dafür ist das Ergebnis der 
Amsterdamer Einschreibungen des vertlossenen 
Monats. Am 15. Juni wurden rd 0,55 Mill. 
kg angeboten, aber nur !/, dieser Menge fand 
Abnehmer, u. zw. z. T. weıt unter Schätzungs- 
preisen; die Einschreibung vom 29. Juni um- 
taßte eın Angebot von ewwa 0,380 Mill. kg, 
von denen nur ein knappes Viertel in andere 
Hände überging. Die Preise bewegten sich 
in den ersten drei Wochen dieses Monats für 
crepe 1 zumeist unter 2 s, also weit unter den 
Durchschnittspreisen der letzten sechs Jahre. 
In Fachkreisen ist man der Ansicht, daß die 
allgemeine Lage auf dem Rohgummiweltmarkt 
erst wieder eine wesentliche Besserung erfahren 
kann, wenn die Vereinigten Staaten, die in 
den letzten Jahren 60% der gesamten Roh- 
gummi-Welterzeugung verbrauchten, wieder in 
der Lage sind, größere Mengen auizunehmen 
und ihre Stellung als Hauptverbraucher zu 
betestigen. — Asbest. Nach einem Bericht 
des Bureau of Mines sind in Arizonain Amerika 
ausgedehnte Asbestläger entdeckt worden. 
Auch in China werden zurzeit in der Mand- 
schurei und in der inneren Mongolei Asbest- 
läger ausgebeutet, aoch sind die Abbau- 
methoden nier bisher noch primitiv und die an- 
gelegten Kapitalien nur unbedeutend. — Seide. 
Die Baisse auf dem Seidenmarkt macht sich 
jetzt auch in Frankreich bemerkbar. »o 
mußten im Departement Ardeche sowie im 
gesamten Lyoner Seidenbezirk zahlreiche Zwir- 
nereien stillgelegt werden. Die Krise wird 
zurückgeführt auf die Einfuhr namhafter 
Mengen gezwirnter Seide aus aem Ausland 
sowie auf den Rückgang der Ausfuhr. In 
Bulgarien ist die diesjährige Kokonernte be- 
friedigend ausgefallen. Die Kokonpreise 
schwanken in den verschiedenen Produktions- 
gebieten zwischen 50 und 70 Levas je Kilo. 
Nach Meldungen aus Amerika entdeckte man 
dort eine neue Seidentaser, die von einer in 
Michigan reichlich vorkommenden Sumpt- 
pflanze herrührt. Die Faser wird als äußerst 
fein bezeichnet und als ein vielversprechender 
Beitrag zur Textilversorgung angesehen. Nach 
der Pilanze, von der sie stammt, und dem 
elektrisch-ozonischen Gewinnungsverfahren hat 
die neue Faser den Namen ‚„Ozone‘“ erhalten. — 
Harze. Nach dem im Monat Juni und Anfang 
Juli zutage getretenen Preisrückgang fand 
nunmehr ein Rückschlag statt. Die Preise 
für französische und amerikanische Harze 
zogen wieder an, und die letzten Tage brachten 
erheblich höhere Preise. Auch die Kauflust 
war in letzter Zeit größer, besonders war die 


—— 


Nachfrage nach amerikanischen Harzen leb- 
haft. — Amerikanische Rohstoffe für 
Deutschland. In New York ist unter Mit- 
wirkung einer Reihe von Deutsch-Amerikanern 
mit einem Kapital von 2 Mill $ eine Hanse- 
atische Corporation gegründet worden, die in 
Verbindung mit dem Hanseatischen Rohstofi- 
syndikat in Hamburg Rohmaterialien, vor 
allem Baumwolle und andere Produkte, nach 
Deutschland liefern wird. Die Geschäfte sollen 
zum Teil gegen Barzahlung, zum Teil auf 
Grund von Krediten ausgeführt werden. — 
Frachten. Durch das Auftreten einer eng- 
lischen Konkurrenz sind die Seefrachten von 
Bremen nach London um etwa 25 %/, herabgesetzt 
worden. ‘ Es ist auch dies ein Zeichen fur den 
scharfen Rückgang des Frachtgeschäfts, ver- 
ursacht durch den Überschuß an Schiffsraum 
und ‚den weiter andauernden Ladungsmangel, 
der eine weitere Abwärtsbewegung der Fracht- 
sätze unvermeidlich erscheinen, läßt. Infolge 
weiter verschlechterten Wasserstandes sind 
die Elbfrachten von Hamburg nach der Mittelelbe 
um 15 Pf und nach der Oberelbe um 45 bis 55 Pt 
erhöht worden. — Metallpreise. Die No- 
tierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letz- 
tere verstehen sich ab Lager in Deutschland) 
lauten in M/100 kg: 


Metall 80. VII, 27. VII. 
Elektrolytkupfer (wire 
bars), prompt, cif Hamburg, 
Bremen, Rotterdam . 5 1797 1781 


Raffinadekupfer 99/99,30%/, |1225—1250|1200— 1250 


Originalhüttenweichblei 485—500 | 485—500 
Originalhüttenrohzink, 
Preis im freien Verkehr . | 630-635 | 620-630 


Plattenzink (remelted) von 
handelsübl. Beschaffenheit | 425 420 —430 

Originalhüttenaluminium 

98/99%/yin gekerbt.Blöckchen | 2250 2250 

dsgl. in Walz- oder Draht- | 
barren ar 2600 2600 

Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |4400—4500|4400—4500 

Hüttenzinn, mind. 99%, . . 4150-40) — 


Reinnickel 98/99), . . 13500—360013500— 3600 


Antimon-Regulu.. . ., . 725 725 
Silber in Barren ca. 900 fein 
fürs leke/tense rn were 950 850—885 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach ‚Mining Journal‘ am 23. VII. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: 


EI BARA £ sa d 

*Kupfer: best selected . 106 0 O0 bis108 0 0 

Fe eleetrolyt... 111°00 ,13 00 

ei wire bars . . .. »11l 0.0: „11370 0 

= % standard,Kase 99 5 0 „ 9110 0 

6, » 3Mon. 83150, 400 

Zinn: standard, Kasse... 270 0 0 „2WI10 0 

5 » SM 000022758 05.02.:975.1050 

ea ntraitBe nn en 285 00°, 290.0 0 
Blei: span.oder nichtengl. 

Weichblei . ... 3700,33 00 

». gew. engl. Blockblei 35100 , „ — — — 

Zink:’gew. Sorten.» .. 250,400 

B remelted .... . 3500, — —- — 

n engl Swansee .. 45 0 0 u 


Antimon: engl. Reg. .. 60/63 £ net. 
Aluminium: 98 bis 990%/, 165 £ (Inland); 
185 £. (Export). 
Nickel: 98 bis 990/, gar. 230 £ (In- u. Ausland), 
Quecksilber: nom, für 
die 75 lbs.-Flasche. . . 


20£10s bis 21 £. 
Platin: je Unze nom... 


360 8. 


Für den 29. VII. 1920 verzeichnete der ‚‚Berl. 
Börs.-Cour.‘‘ folgende Preise in £/t: Kupfer, 
Kasse 90,87; desgl. 3 Mon. 93,87; Elektrolyt 
110 bis 115; best selected 105 bis 107; Zink 
41,00 bis 42,75; Zinn, Kasse 265,25; desgl. 
3 Mon. 270,25; Blei 36,87”. In New York 
stellte sich am gleichen Tage Elektrolytkupfer 
loko auf 19 cts/lb. 


Abschluß des Heftes: 31. Juli 1920. 


a een 


Zuschlagsliste Nr. 32 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für August 1920. 


. (Ersatz- 
Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


Diese Zuschlagsliste (grün) Nr.32 gilt für den Monat August 1920 für 
solche Aufträge, die vom 1. 1. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis- 
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf- 
trägen mit den bis 31. XII. 1919 giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu- 
‚schlagsliste Nr. 32 A maßgebend. ‚Für die Berechnung der Teuerungs- 
zuschläge gilt für Aufträge, die vom 1. VII. 1920 ab eingegangen sind, 


folgende Formel: 


1. Der Preisstichtag liegt um die in Spalte A der Teuerungszuschlagsliste 
ine Frist vor dem Liefertag (A-Frist); ist der Teuerungszuschlag am 
tichtag niedriger als der Teuerungszuschlag zwei Monate nach Be- 


stellung, so gilt der letztere. 


Fi k \ Für Isolierrohr und verbandsmäßiges 
Zubehör (Zeile 61 bis 66) gelten dio Bestimmungen des Iro-Verbandes, 


berechnet. 


und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die 


2. Soweit in Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird, wenn 
innerhalb dieser Frist geliefert wird, der am Bestelltag geltende Preis 


Abweichend von den Bestimmungen unter 1. wird bei Dampfturbinen 
und Zubehör, Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, von Vollbahn- 
Lokomotiven und Vollbahn-Triebwagen, elektrischen Lokomotiven, 
Maschinen über 250 kVA (bezogen auf 1000 Umdr/min und cos 
=1) und Zubehör, Transformatoren über 500 kVA und Apparate 
für 50000 V und mehr der Teuerungszuschlag in der Weise ermittelt, 
daß die Summe der in den Monaten vom Tage der Bestellun 

bis zum Tage der Lieferung festgelegten Teuerungszuschläge uch 
\ die Anzahl dieser Monate geteilt wird, 


634 1920. Heit 31. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 6. Augüst 1920. 


4. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist, 
daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt 
werden kann. 


5. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzurechnen. 
6. Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 15 Monate vereinbart 
wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 


. ür iv 
ar Se h En fe Ersatz- k 
„Aus- ne), A-Frist | B-Frist a A „Aus- nk A-Frist B-Frist n 
Gegenstand führung führung SESBED rung führung \ 
Zuschlag | Zuschlag | Mo- Mo- Zuschlag | Zuschlag | Mo- Mo- 
0, %, nate | nate % % nate | nate = 
* 
Generatoren, Motoren, Umformer Meßapparate und Zubehör. x 
und Drehtransformatoren, soweit 41. Meßinstrumente . . R 400 u 0:2 > 
nicht für Sonderausführungen Zu- 42. Zähler sowie deren Verpackung _ 400 0 _ Mi 
wi in der Liste aufgeführt n he 43. Meßwandler . 700 er 0) a s 
1. bis 5 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen 680 bie) ER UE 5 
2. über 5 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um- f ! 44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 320 2380 1 
en N J Ei 4 630 680 1 2 45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel, 3 
3. über 100 k (bezogen a auf 1000 Umdre- 730 730 Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw. % 
hungen) x 2 Paßschrauben und Kontaktschrauben, i 
Sonderaus führun Be ’ Größe I und IL (Klein- und Normal-Edison- x 
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . 660 660 Gewinde) . 270 230 2 
b. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi- 46. Wie 45, Br "Größe Im bis V (Groß- % 
nen . . . 460 460 Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 300 260 x 
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, 1 2 47. Sicherungselsmente (Einzelsicherungen) x 
Entstäubungspumpen und Kompressoren 540 360 zum N (Sie- y 
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . 410 260 mens) 570 500 4 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, R 48. Patronen zum " Ringbolzen-Sicherungs- N 
Motorschleifen, Motortragen,Motorwagen 460 320 system (Siemens) . . 240 210 #) 
Dampfturbinen. 49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 
10. Turbosätze, bestehend aus: und Patronen zum Keilkontakt-Siche- & 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit rungssystem (Siemens) . 250 220 % 
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon- 50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit 1 2 h 
densationsanlagen . 500 —_ nieht in Gußgehäuse . . 350 300 e 
b) Turbokompressoren oder Michore: 5l. Freileitungs- und Hausanschluß- Siche- 
bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf- rungen, Freileitungs-Armaturen bis 600 4 
turbinen und Kondensationsanlagen . 450 - —_ 2 2 Volt, soweit nicht in Gußgehäuse 350 300 E 
ll. Turbogeneratoren allein n 570 _ 52. Zählertafeln, armiert . 330 290 b 
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, rher | 53. Drehschalter, Steckdosen und cher 3 
kompressoren und Turbogebläse allein. 400 — soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan- 2 
13. Kondensationsanlagen ünd Wärmeaus- Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen, a 
tauschapparate allein 530 _ -Kabelschuhe und Verbinder u. dergl. 350 ‚300 3 
ZubohsrlzunMeschinen‘ 54. Installationsmaterial in Gußgehäusen und E 
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-,Web- 450 450 gußeisernes Installationsmaterial . . . 420 420 
stuhl-, Sterndreieck-Schalter.. 55. Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel . 
15. Kran. und BU DEEL ed Schützen und dergleichen 360 310 1 
steuerungen . . NG i .|| 56. Glühlichtarmaturen, Sinschl, assrdich 5 
16. Gleitschienen, Verenkaring ; 520 520 1 2 ter Fassungen, und Handlampen 350 310 4 
16a. Riemenscheiben, Kupplungen, Zabirad. 60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. 
vorgelege . DEE Ro ae 680 680 der zweiteiligen opel aus Gruppe 45 
und: 16)R ee ed RE RER erg 
Bahnmaterial. 
17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen 670 670 Isolierrohr und vorbandsmäliges Zu- 
18. Fahrschalter und Stromabnehmer für behör. F 
Bahnen. . 610 610 61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . TE TE ] 
19. Vollständige ” elektrische Auniptuneen 62. Verzinkte Eisenrohre 5 = A 
für Straßenbahntriebwagen und mit elek- 63. Feinzinkrohre (kein ' Torzinktäs Bison- 
trischer Bremse versehene Anhängewagen, 1 blech) 5 s Tan Fre 
ausschl. Leitungen und Montage 640 640 2 64. Messingrohre . ar} == 0 = 
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen 65. Papierrohre mitStahlpanzerschutz (Stahl- 
von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- panzerrohre) 5 Sr eg 
Triebwagen, einschl. Montage 650 —_ 66. Schwarze Papierrohre, Shane) Metall- 
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tungsanzeiger, Instrumenten- und Kurbel- | sprechnetze . . e 0 ni 
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse 490 430 69d. Zentralumschalter u. "Amtseirrichtungen 45 U 
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl- 69 e. Wasserdichte Signal- und a = 450 
füllung und nicht in Eisen- oder Gußge- Apparate. RER 2 2 
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 520 460 69f. Apparate für Telegraphie E 25 “ . 
97. Niederspannungs-Streifen- und Röhren- 70. Linienwähler-Anschlußschnüre 5 = | 
Sicherungen für Schalttafelbau. . . . 550 480 71. Stöpselschnüre (Privattypen) . 235 Bx N 1 1 
272.Schmelzeinsätze für Niederspannungs- 72. Apparatschnüre (Privattypen) 225 ar 
Sicherungen . . REEL 780 690 Bogenlampen und Zubehör. 
28. Hochspannungs-Trennschalter, "Mast- 73. Bogenlampen und Armaturen für Ana 
trennschalter, Streckenschalter, soweit meine Beleuchtungszwecke eb 400 Fear, 5 
nieht für Öl. RA Rahmen 720 640 74. Bogenlampen für technische PAS 400 = r 
29, Hochspannungs - Sicherungen) armierte 75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für * 
Stützen u.armierte Wanddurchführungen 550 480 Heer, Kriegs- und ee) 400 m 1 2 a 
992.Schmelzeinsätzee für Hochspannungs- 76. Widerstände . 5 y 450 450 5 
Sicherungen. . - 780 690 Fink, Aarbenvorichieuecne 400 400 4 
30. Freileitungs-Hörnerschalter Dre 720 640 1 2 78. Leitungskupplungen . 5 400 Ba a 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklem- 79. Transformatoren und Drosselspulon \ 530 = = 
men). 3 
32. Ölschalter (ohne on, einschl. Hilfsappe- 2 Fu en 300 = = 
rate, Ölschaltkasten . : 520 460 81. Zählertafeln, unarmiert . 300 a2 2 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen 82. Isoliergriffe . . ? 400 En B 
(außer Schutz- u, ra 520 460 83. Armierte Anschlußklemmen . 350 300 3 
34. Schutzdrosselspulen . . s 540 480 84. Preßteile, ausschließlich dervorgenannten ı 2 & 
35. Erdungsdrosselspulen . . 520 460 (unarmiert bzw. ohne Mitlieferung von Bi 
36. Motorschalttafeln, auch mit solbsttätigen no narmetalleny u Ne Die 300 8 5 
Schaltern . B 520 460 Y Hi & 
37. Vollständige Schaltanlaeeae Schale ersehen } & 
schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. 520 460 Transformatoren-, ‘Anlasser- ‚und Schalter-Öl: Tagespreis; ® 
38. Schaltkästen, ausschl. Ölschaltkästen . 520 460 mindestens aber 1400 M für 100 kg ohne Faß. ER 
. Schaltapparate u. Schaltgruppen in Guß- 
2 his 7 EN “ ei i a 520 520 Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) AR j Yo ri Sa 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zebme Di Berlin, — Yeriag von JullusßSpr f ngerin Berlin, 


625 


. Elektrotechnische Zeitschrif 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189. 


Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz, — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 28/84. 


41. Jahrgang. 


Ein abstimmbarer Fernhörer. 
Von Dr. Georg Seibt, Berlin. 


Übersicht. Die Membran des gewöhnlichen 
Fernhörers besitzt eine nur schwach ausgeprägte 
Eigenschwingung, die starke Dämpfung verhindert 
das Zustandekommen schärferer Resonanzeffekte. 
Nach Erörterung älterer Bestrebungen, einen ab- 
stimmbaren Hörer in die Technik einzuführen, wer- 
den an Hand von Analogien aus der drahtlosen 
Telegraphie zwei Konstruktionsmöglichkeiten näher 
besprochen: der Resonanzfernhörer mit zwei durch 
eine Luftschicht gekoppelten Membranen und der 
eintönige Resonanzfernhörer. Bei dem ersteren 
bereitet die synchrone Abstimmung der beiden 
Membranen große Schwierigkeiten. Als Nachteil 
kommt die Doppeltönigkeit hinzu. Die gute Ab- 
stimmfähigkeit des eintönigen Hörers wird durch 
Verkleineıung der Membran und Beschwerung mit 
Masse erreicht. Ein marktfähiger Hörer mit einem 
Frequenzbereich von 450 bis 1400 Schwingungen 
wird beschrieben. 


1. Resonanz des gewöhnlichen Hörers. 


Der gewöhnliche Fernhörer ist dazu be- 
stimmt, die menschliche Sprache möglichst 
getreu wiederzugeben. Er erfüllt diese Auf- 
gabe befriedigend, wenn auch nicht voll- 
kommen. Die Ursache der Unvollkommenheit 
liegt in der Eigenschwingung der Membran, 
die mitten in das Bereich der menschlichen 
Sprachschwingungen fällt und daher bewirkt, 
daß die ihr benachbarten Schwingungen mit 
besserem Wirkungsgrad in Schall umgesetzt 
werden, als die ferner liegenden. Bei den 
Fernhörern der Reichs - Telegraphenverwal- 
tung lassen sich Menbranschwingungen von 
etwa 500 bis 800 Per/s nachweisen. An einem 
älteren Hörertyp habe ich das Dämpfungs- 
dekrement ermittelt!). Es ergab sich zu 0,27. 
Der äußere Durchmesser der Membran war 
86 mm. Die Einspannung am Rande erfolgte 
über 7mm, so daß eine frei schwingende Fläche 
von 72 mm Durchmesser verblieb. Die Blech- 
dicke betrug 0,32 mm. 

. Das gemessene Dekrement entspricht dem- 
enigen der stark strahlenden Luftleiter, die 
in den ersten Zeiten der drahtlosen Telegraphie 
verwendet wurden. Aus den mit diesen Luft- 
leitern er Erfahrungen wissen wir, 
daß sich bei solcher Dämpfung Resonanz- 
'effekte zwar herstellen lassen, daß sie aber 
nicht allzu scharf ausgeprägt sind. 

Beim Fernhörer kann man durch folgen- 
den einfachen Versuch ein erstes Urteil 
darüber erlangen, bis zu welchem Grade die 
Resonanz der Membran sich entwickelt. Man 
legt den Hörer an eine kleine Wechselstrom - 
maschine und bringt diese sehr schnell auf 
Drehzahl oder aber bremst sie von höchster 
Drehzahl plötzlich ab, und zwar derart, daß 
ein Tonbereich von 200 bis 1500 Schwin- 
ungen in einigen Sekunden durchlaufen wird. 

in geschulter Beobachter kann dann zwar 
einen Resonanzeffekt feststellen, der je nach 
der Art der Membran mehr oder weniger aus- 
geprägt ist; im_ allgemeinen erscheint aber 
- das Maximum der Lautstärke außerordent- 
lich flach. 

Zu etwas übersichtlicheren und quanti- 
tativen Ergebnissen gelangt man nach der 
in der drahtlosen Telegraphie für Lautstärke- 
messungen üblichen Parallelohm - Methode. 
Man legt zu dem Zweck den Fernhörer an die 
Wechselstrommaschine, schaltet einen Ohm- 
schen Widerstand parallel und stellt den- 
selben bei verschiedenen Periodenzahlen der- 
art ein, daß der Ton im Hörer jedesmal gerade 
verschwindet. Der reziproke Wert des Wider- 
standes kann dann, wenn er klein bleibt 
gegenüber dem Widerstande des Hörers, als 
ein vergleichsweises Maß für die Empfind- 


ı\ Der Versuch wurde im Telegraphen-Versuchsamt 
im Jahre 1904 ausgeführt Das Schwingungsbild wurde 
mit einem Siemen»’schen Ozllagsaphen aufgenommen, 
dessen Meßschleife durch den Fernhörer ersetzt war, Auf 
die Membran war _ein kleiner Spiegel in passender Weise 
aufgesetzt: Das Dekrement wurde aus dem Abfall der 
Amplituden errechnet. Es ist übrigens anzunehmen, daß 
beim Anhalten des Hörers an das Ohr das Dekrement 
wesentlich ansteigt. ’ 


langt wird, 


Berlin, 12. August 1920. 


lichkeit des Hörers bei verschiedenen Perioden- 
zahlen angesehen werden. 

Ich untersuchte auf diese Weise mehrere 
Membranen von verschiedener Dicke. Die 
frei schwingende Fläche war bei allen 52,5 mm. 
Es gaben sich die in der Zahlentafel 1 wieder- 
gegebenen maximalen Lautunterschiede. 


Zahlentafel 1. 


Membrandicke Verhältnis der Lautstärken 
mm bei günstigster und ungün- 
stigster Periodenzahl. 
0,15 3,3 
0,39 8,0 
0,43 16,0 


Von einer graphischen Widergabe der bei 
den verschiedenen Periodenzahlen erhaltenen 
Lautstärken sehe ich ab, einmal weil die 
Methode an sich nicht auf große Genauigkeit 
Anspruch erheben kann, und zweitens weil 
die Beobachtungen durch das Auftreten von 
Oberschwingungen der Maschine getrübt waren. 
Immerhin können die in der Zahlentafel 1 
angegebenen Werte bis auf etwa 30 % als zu- 
verlässig angesehen werden. 

‚ Als Endergebnis dieser orientierenden 
Versuche kann festgehalten werden, daß der 
übliche Fernhörer durch Resonanz der Mem- 
bran zwar ein gewisses Bereich von Schwin- 
gungen hervorhebt, daß die Unterschiede aber 
nicht gar zu sehr ins Gewicht fallen, insbe- 
sondere nicht bei den in der Praxis gebräuch- 


lichen, dünneren Membranen von 0,155 mm 


Dicke. - 


2. Ältere Vorschläge zur Konstruktion 


eines Monotelephons. 


So wünschenswert nun auch bei der 
Sprachübermittlung die Gleichmäßigkeit der 
Wiedergabe der Schwingungen ist, so kennt 
die Technik doch auch zahlreiche Fälle, in 
denen im Gegenteil nach einem Hörer ver- 
der auf ein enges Bereich von 
Schwingungen möglichst kräftig anspricht und 
andere ausscheidet. 

Mercadier war wohl der erste, der sich 
die Aufgabe gestellt hatte, einen solchen 
Hörer zu bauen. Er beschreibt in dem 
DRP 49213 (1888) ein System der Mehrfach- 
telegraphie, dessen Eigenart darin besteht, 
daß über eine Leitung mehrere Wechselströme 
von verschiedener Periodenzahl gesandt und 
am Empfangsort getrennt aufgenommen wer- 
den. Die Selektionsfähigkeit des für den Emp- 
fang in Aussicht genommenen Telephons wollte 
er dadurch. herstellen, daß er die Membran 
nieht am Rande festklemmte, sondern nur 
an drei Punkten, die an den Ecken eines gleich- 
seitigen Dreiecks Lane unterstützte. Die- 
jenige Schwingung, die in den drei Punkten 
eine Knotenlinie ausbildete, sollte besonders 
gut wiedergegeben werden. Dieses „Mono- 
telephon‘, wie Mercadier es nannte, konnte 
indessen keinen Eingang in die Praxis finden, 
und zwar weder für den von ihm vorgesehenen, 
noch für einen anderen Zweck. 

Eine andere Anregung zur Konstruktion 
von Monotelephonen ging, von der drahtlosen 
Telegraphie aus. Schon in ihren ersten An- 
fängen tauchte der Plan auf, neben der Ab- 
stimmung der Hochfrequenzkreise eine zweite 
Abstimmung auf die Funkenfrequenz einzu- 
führen. nter anderen Empfangsmitteln 
wurde auch hier das Telephon mit abstimm- 
barer Membran vorgeschlagen. Man erhoffte 
damit erhöhte Störungsfreiheit gegen fremde 
Stationen und atmosphärische Entladungen 
zu erreichen. 

Den entscheidenden Anstoß zur Kon- 
struktion von Resonanztelephonen und vor 
allem zum zähen Festhalten an dem Problem 
empfing die Technik aber erst aus den Be- 
dürfnissen der Erdtelegraphie. Nachdem die 
Westfront mit tausenden von  Erdstromsen- 
dern ausgerüstet war, drohte eın allgemeines 
Durcheinander einzureißen. Überall wurde 
mit dem Ton 1300 gearbeitet, so daß die dicht 
aneinander liegenden Stationen sich zu stören 
begannen. Die nächst liegenden Abhilfs- 
mittel waren offenbar die Einführung ver- 
schiedener * Periodenzahlen für die Sende- 
ströme und eines selektiven Aufnahmeorgans 


Heft 32. 


beim Empfänger. Von neuem bot das Mono- 
telephon verlockend seine Dienste an. Da 
mein Unternehmen an der Lieferung der Erd- 
stromsender in umfänglichem Maße beteiligt 
war, hielt ich es für meine Aufgabe, an der 
Beseitigung der Störungen mitzuarbeiten. 


3. Analogien aus der drahtlosen Tele- 
graphie. 

Bei der Umschau nach einer geeigneten 
Konstruktion von Monotelephonen konnten 
die Erfahrungen der drahtlosen Telegraphie 
in ausgiebiger Weise zur Hilfe gezogen werden. 
Wie früher, als die elektrischen Schwingungs- 
Ba noch im Dunkeln lagen, vielfach 
mechanische Modelle benutzt wurden, um 
die elektrischen Erscheinungen dem Ver- 
ständnis näher zu rücken, so konnten jetzt um- 
gekehrt Analogien aus der inzwischen hoch 
entwickelten Hochfrequenztechnik herange- 
zogen werden, um den Gedanken den Weg zu 
ebnen und das bisher vergeblich bearbeitete 
Problem des Resonanztelephons zur Lösung 
zu bringen. 

Legen wir uns die Vorfrage vor, wie das 
gewöhnliche Telephon umgestaltet werden 
muß, um seine Abstimmfähigkeit zu steigern, 
so drängt sich sofort der Vergleich mit einer 
ln für Arahtlöse Telegraphie 
au 


"Es entsprechen einander: 

a) die Membran dem Lutftleiter, 

b) das magnetische Feld der Polschuhe dem 
elektromagnetischen Feld, das die Antenne 
erregt, 

c) die Schallabgabe der Membran an das Ohr 
der Energieabgabe des Luftleiters an den 
Detektor. 


Unter den mannigfachen Empfangsmetho- 
den der drahtlosen Telegraphie haben sich nun 
im Laufe der Jahre zwei grundsätzlich ver- 
schiedene Anordnungen herausgeschält, die 
geeignet sind, die Abstimmschärfe zu steigern. 

Entweder schaltet man in den Luftleiter 
eine große, möglichst verlustfreie Selbstinduk- 
tion L, ein (Abb. la) und führt durch einen 
Verkürzungskondensator (, die Wellenlänge 


auf den gewünschten Wert zurück, oder aber 
man koppelt mit dem Luftleiter einen zweiten 
Kreis Il (Abb. 1b) und läßt den Detektor erst 
durch dessen Schwingungen erregen. Je loser 
die Kopplung und je ee die Dämpfung 
des Zwischenkreises II ist, um so abstimm- 
fähiger ist, die Gesamtheit der Anordnung. 

Der Übergang zum Resonanztelephon er- 
gibt sich nun auf Grund der oft angestellten, 
einfachen Erwägung, daß bei elektrischen und 
mechanischen Schwingungssystemen Selbst- 
induktion und Masse einerseits und Kapazität 
und Elastizität anderseits analoge Begriffe 
darstellen. Man muß also auch beim Fern- 
hörer die Abstimmschärfe entweder durch 
Vermehrung der Masse der Membran oder aber 
durch Kopplung mit einem zweiten Gebilde 
steigern können. 


4. Der zwei 


Resonanzfernhörer mit 
Membranen. 


Bei näherem Zusehen ergibt sich, daß der 
zweite Weg wenig empfehlenswert ist. Würde 
man etwa an der Hörermuschel ein abge- 
stimmtes Rohr befestigen, so erhielte man eine 
unhandliche, für den praktischen Gebrauch 
ungeeignete Anordnung. Stellt man der 
ersten, vom Magnetsystem erregten ‚Mem- 
bran M, eine zweite M, gegenüber (Abb. 2), 
so ergeben sich folgende Nachteile: 


826 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


Heit 32, 


12. August 1920. 


Man erhält ein Gebilde mit zwei Schwin- 
gungen, die erst bei sehr loser Kopplung, d. h. 
sehr beträchtlichen Luftabständen, ineinander 
übergehen. Die Zahlentafel 2 gibt ein Bild 
davon, wie die Schwingungen sich spalten. 
Benutzt wurden zwei Membranen von 0,35 mm 
Dicke und einer frei schwingenden Fläche von 


52,5 mm Durchmesser. Die Eigenschwin- 
gungen vor der Kopplung waren 870 und 880. 
Nebenbei sei bemerkt, daß das elektrische 
Analogon des abgestimmten Telephons mit 
zwei durch eine Luftschieht getrennte Mem- 
branen in aller Strenge nicht durch Abb. 1b, 
sondern Abb. le dargestellt wird. Der Konden- 
sator CK entspricht der die Kopplung be- 
wirkenden Luftschicht. Die Auflösung in die 
beiden Kopplungsschwingungen erfolgt nach 
einem anderen Gesetz als bei der magnetischen 
Kopplung. Interessant ist, daß nicht nur bei 
extrem loser, sondern auch bei vollkommen 
fester Kopplung die resultierende Schwingung 
gleich der ursprünglichen ist. Der Theorie 
nach tritt in letzterem Falle noch eine unend- 
lich schnelle Schwingung auf, die in der 
Praxis natürlich verschwindet. 


Zahlentafel 2. 


Luftabstand Schwingungszahlen. 

mm i 
I 945 1530 
2 930 1300 
3 880 1180 
4 905 1120 
5 920 1080 
6 910 1040 
8 850 960 

12 910 955 


Man erkennt aus der Zahlentafel, daß man 
nit dem Luftabstand über 12 mm hinausgehen 
müßte, um die Kopplungsschwingungen zum 
Verschwinden zu bringen. Einerseits würde 
damit die Bauhöhe und das Gewicht des 
Fernhörers in unerwünschter Weise zunehmen, 
anderseits würde der Wirkungsgrad sinken. 


Der rein der Anordnung liegt 
aber in der Schwierigkeit, die Tonhöhe der 
beiden Membranen synchron zu ändern. Die 
Verhältnisse liegen hier nicht so einfach, wie 
bei der analogen Empfängerschaltung der 
drahtlosen Telegraphie, bei der man den De- 
tektor nach Belieben bald an die Antenne, 
bald an den lose gekoppelten Zwischenkreis 
anlegen und jedes System für sich abstimmen 
kann. Man ist, beim Fernhörer an das Ab- 
hören von der zweiten Membran aus gebunden 
und muß daher den Synchronismus beim 
Abstimmen jederzeit aufrecht erhalten. 


Es ist mir bekannt, daß von anderer Seite 
der Versuch gemacht worden ist, der mecha- 
nischen Schwierigkeiten, die in der Doppel- 
membrankonstruktion liegen, Herr zu werden. 
Es sind wohl auch einzelne Resonanztelephone 
mit zwei gekoppelten Membranen gebaut 
worden, die im Laboratorium einige Zeit be- 
friedigend arbeiteten. Ich selbst aber konnte 
an Hand einer größeren Zahl von Modellen 
im ganzen nur die Unzulänglichkeit der Kon- 
struktion feststellen. 


Es soll hiermit nicht gesagt sein, daß der 
Konstruktion jegliche Existenzberechtigung 
abgeht. Sie mag in Sonderfällen gute Dienste 
leisten, z. B. wenn eine bestimmte Sender- 
schwingung ein für allemal gegeben ist und 
daher auf Veränderung der Ei enschwingung 
des Hörers verzichtet werden kann. 


5. ‚Theoretische Grundlage des ein- 
tönigen Resonanzfernhörers. 


Die ungünstige Beurteilung der Zwei- 
membrankonstruktion, zu der ich durch die 
ersten Versuche gelangt war, veranlaßten 
mich, der zweiten Methode, die zum eintönigen 
Hörer führt, von vornherein meine volle Auf- 
merksamkeit zuzuwenden. Auch hier waren 
recht erhebliche und nicht ohne weiteres 
vorauszusehende Schwierigkeiten zu über- 
winden. 


Die grundlegenden Erwägungen sind fol- 
gende: 

Die Schwingung einer Telephonmembran 
läßt sich in erster Annäherung als die Be- 
wegung eines von einer elastischen Kraft zu- 
rückgehaltenen Massenpunktes in einem dämp- 
fenden Medium darstellen. 


Das Dämpfungsdekrement ist durch einen 
Ausdruck von der Form nr gegeben. Hierin 


bedeuten M die Masse des bewegten Teils, 
v die Schwingungszahl und e einen Faktor, 
der die verschiedenen, Energie verzehrenden 
Vorgänge zum Ausdruck bringt, in erster 
Linie die Schallabgabe an die Luft, dann die 
innere Reibung der bewegten Massen, die 
Reibung der bewegten Luft an festen Wänden, 
die Entstehung von IAıftwirbeln und die 
Abgabe von Bewegungsenergie an benach- 
barte körperliche Gebilde, z. B. die Weich- 
teile des menschlichen Ohres. 

Ein naheliegendes Mittel, das Dämpfungs- 
dekrement zu vermindern und damit die 
Resonanzfähigkeit zu erhöhen, besteht ge- 
mäß obiger Formel in der Vermehrung der 
Masse der bewegten Teile. Wenn man auf der 
Mitte einer gewöhnlichen Telephonmembran 
ein Gewicht befestigt, z. B. von etwa 208, so 
findet man in der Tat, daß die Dämpfung er- 
niedrigt wird. Mit Hilfe eines passend abge- 
änderten Siemensschen Oszillographen kann 
man ohne weiteres feststellen, daß der Cha- 
rakter der Eigenschwingung sich zugunsten 
einer verminderten Dämpfung geändert hat. 
Die durch die Vermehrung der Masse bewirkte 
Vertiefung der Eigenschwingung kann durch 
eine steifere, z.B. dickere, Membran leicht aus- 
geglichen werden. Man könnte geneigt sein, 
anzunehmen, daß die Vermehrung der Masse 
ein Mittel darstellt, um die Dämpfung der 
Membran ganz nach Belieben bis zu den 
kleinsten Beträgen herabzusetzen. Hierin 
liegt indessen ein Trugschluß. Es ergibt sich 
vielmehr mit zunehmender Masse sehr bald 
eine kritische Grenze, über die hinaus die 
Dämpfung nicht mehr ab-, sondern wieder 
zunimmt. 

Die Ursache liegt in einem Vorgange, auf 
den im folgenden eingegangen werden soll, 
weil seine Erkenntnis von einschneidender 
Bedeutung für die Konstruktion des eintönigen 
Besosan era wurde. 

Wenn die Membran eines gewöhnlichen 
Telephons sehr stark beschwert ist, so darf 
man nicht mehr die Annahme machen, daß 
das Gehäuse einschließlich des Magnetsystems 
und der Muschel in Ruhe verbleibt. ° Diese 
bisher stillschweigend gemachte Voraussetzung, 
die berechtigt ist, solange die Masse der Mem- 
bran gegenüber der des Gehäuses und des 
Magnetsystems vernachlässigt werden darf, ist 
dann nicht mehr zutreffend. Es ist vielmehr 
mit der Tatsache zu rechnen, daß dann das 
Magnetsystem, die umschließende Dose und 
die Muschel in Schwingungen versetzt wird. 
Hiermit ist aber ein außerordentlicher Energie- 
verbrauch verbunden, der die Dämpfung ver- 
mehrt. 

Zur näheren Erläuterung und Veran- 
schaulichung der Schwingungszustände sei 
auf die Abb. 3 u. 4 verwiesen. Abb. 3 stellt 


Abb. 4. 


einen Schnitt durch eine gewöhnliche Membran 
und eine zugehörige Dose dar. Das Magnet- 
system ist der Einfachheit wegen fortgelassen. 
Die punktierten Linien zeigen den Verlauf 
der Durchbiegung der schwingenden Membran. 
Abb. 4 zeigt, in welcher Weise das Schwin- 
eu has sich ändert, wenn die Membran in 
der Mitte mit einer Masse belegt ist, die gegen- 
über den Massen an den Rändern, d. h. der 
Dose und des zugehörigen Magnetsystems, 
nicht mehr vernachlässigt werden darf. Man 
erkennt, daß die Knotenlinie vom Rande der 
Membran nach der Mitte zu verschoben ist 
und der Rand samt den daran sich anschließen- 
den Teilen in Schwingungen versetzt wird. 
Im praktischen Gebrauch wird nun das Tele- 
phon an das Ohr gedrückt und häufig noch mit 
einer Hand festgehalten. Der menschliche 
Körper gehört aber‘ zu den denkbar voll- 
kommensten Schwingungsdämpfern. Man 
überzeugt sich hiervon leicht durch einen 
Versuch mit einer Stimmgabel. Während eine 
Stimmgabel im freien Zustande mehrere Mi- 
nuten lang ertönt, erlöschen ihre Schwin 
gungen nahezu augenblicklich, wenn man 
eine Zinke am freien Ende oder in deren Nähe 
leicht mit dem Finger berührt. In gleicher 
Weise dämpft der“ menschliche Körper die 


Schwingung einer stark mit Masse belegten 
Fernhörermembran, da dort, wo die Berüh- 
rung stattfindet, sich eine nicht unbeträcht- 
liche Schwingungsamplitude ausbilden will. #s 

Wenn man sich die Frage vorlegt, wie 
diese Dämpfung zu unterdrücken ist, so er- 
scheint das eine von vornherein klar. Welche 
Konstruktion man auch anstreben mag, die 
zusätzlichen Massen der Membran müssen auf 
jeden Fall klein bleiben, damit das Gehäuse 
nicht mitschwingen kann. Kleine Massen, auf 
eine Membran mit großer Fläche gelegt, 
wirken aber wenig dämpfungvermindernd. 
Man wird daher von selbst zu dem zweiten 
entscheidenden Schritte geführt, nämlich auch 
den Durchmesser der Membran selbst klein zu 
halten. Eine kleine Membran, miteiner kleinen 
Masse beschwert, birgt in der Tat die Lösung 
des Problems des eintönigen Resonanzfern- 
hörers. 
6. Die Konstruktion des eintönigen 
Resonanzfernhörers. 


Nachdem die theoretischen Gesichtspunkte 
geklärt waren, handelte es sich darum, dem 
Hörer praktische Gestalt zu geben. Besondere 
Schwierigkeiten bereitete hierbei das 
finden eines Mittels, die Eigenschwingung in 
möglichst weiten‘ Grenzen zu ändern. Nach 
zahlreichen® Versuchen ergab sich folgende 
Lösung. Es werden, wie Abb. 5 zeigt, zwei 


ES 


WESEN 


ö 


Membranen M, und M, vorgesehen, die mit- 
einander fest gekoppelt sind, so daß sie ein 
einheitliches. Schwingungssystem bilden. Die 
Membran M, ist an ihrem Rande zwischen den 
Ringen R, und R,, die Membran M, zwischen 
R, und R, eingeklemmt. In der Mitte tragen 
die Membranen auf beiden Seiten Gewichte. 
Das Gewicht G der Membran M, ist das 
schwerste. Es dient nicht nur zur Beschwe- 
rung, sondern zugleich als Anker für das 
Magnetsystem des Hörers. In der Mitte ist 
es durchbohrt und mit Gewinde versehen. In 
das Gewinde greift ein ‚‚Stössel‘“ 8 ein, der 
mit einem in sein oberes Ende eingelassenen 
Stahlstift gegen das Gewicht der oberen 
Menbran M, drückt. Beim Drehen des 
Stössels 8 werden die beiden Membranen mehr 
oder weniger gegeneinander verspannt, wo- 
durch die Elastizität des gesamten Systems 
und damit auch seine Schwingungszahl ge- 
ändert wird. Damit keine dauernden Form- 
änderungen zurückbleiben, wird für die Mem- 
branen bester Federstahl verwendet. Die 
größte Anderung, die man mit der Vorrich- 
tung erreicht, ist etwa das 1,6-fache der 
tiefsten Schwingung. Wenn z. B. die tiefste 
Schwingung 500 beträgt, so kann man durch 
Verspannen eine Erhöhung bis zu 800 erzielen. 
Eine weitere Steigerung der Spannung würde 
auch beim besten Federstahl eine Formände- 
rung zur Folge haben. Da dieses Änderungs- 
bereich im allgemeinen nicht genügt, wurde 
folgender »Kunstgriff benutzt. - Die Innen- 
kanten der Ringe R, und R, wurden nicht 
scharfwinkligfausgeführt, sondern sanft ab- 
gerundet, wie Abb. 6 darstellt. Wenn nun 


R, 


M 
Abb. 6. 


gegen die Membran M, von unten der 
Stössel drückt, so biegt sie sich durch 
und wälzt sich hierbei zugleich am Um- 
fang auf der leichten Rundung des Ringes 
R, ab. Der Erfolg ist derselbe, als ob mit dem 
Verspannen gleichzeitig eine Änderung des 
Durchmessers der Membran einhergeht. Der 
Kunstgriff wird sowohl an der oberen wie an 
der unteren Membran angewendet. Er be- 
wirkt, das das Änderungsbereich auf etwa das 
3,5-fache der tiefsten Schwingung erweitert 
wird. Man beherrscht nunmehr mit einer 
einzigen Umdrehung ein Tonbereich von etwa 
450 —- 1400 Schwingungen. Das ist ungefähr 
dasselbe Verhältnis der Schwin ungsgrenzen, 
die man in der drahtlosen Telegraphie mit 


Auf- 


a 


ny 


De nn 


- 


12. August 18%0. 


einem Drehkondensator einstellen kann. Die 
Abb. 7 u. 8 zeigen die endgültige Form des 
Hörers. Die Einstellung der Schwingungs- 
zahl erfolgt mittels eines Hartgummiknopfes, 
der auf der Rückwand der Dose sitzt. Die 


Abb. 8, 


Abb. 7. 


Schwingungszahlen sino n.„raviert und können 
mittels eines kleinen, in den Hartgummi- 
knopf eingelassenen Zeigers abgelesen werden. 


Zwei bemerkenswerte : Einzelheiten der 
Konstruktion seien noch erwälnt. Für die 
bertragung der Bewegung des  Einstell- 


knopfes auf den Stössel ıst eine diese Teile 
verbindende Blattfeder vorgesehen, die für 
Torsiousbewegungen starr ıst, dagegen dıe 
hin- und hergeuende Bewegung des Stössels 
mitmacht. Die Anordnung gewährt den Vor- 
zug, daß man während des Abhörens ein- 
stellen kann, ohne den Scuwingungsvorgang 
zu stören. Interessant ist ferner dıe Anhäulung 
der Massen an dem oberen Teile des Hörers. 
Das Magnetsystem, bestehend aus den per- 
manenten Magneten und den Polschuhen, ist 
nielit, wie beim gewöhnlichen Hörer, auf dem 
Boden der Dose befestigt, sondern möglichst 
dieht an denjenigen Stellen, wo die Membranen 
eingespannt sind. Es liegt hierfür ein gewich- 
tiger physikalischer Grund vor. Wie bereits 
früher erwälınt wurde, sollen die Ränder der 
Membranen möglichst in Ruhe verbleiben, da- 
mit keine Schwingungsenergie in die übrigen 
Teile des Hörers eindringt und sich von dort 
aus auf die dämpfenden Körperteile überträgt. 
Das beste Mittel, die Ruhe am Rande der Mem- 
branen zu wahren, ist aber Anhäufung von 
Massen. Eine aequivalente Maßnahme ist 
aus der drahtlosen Telegraphie bekannt, wo 
man den Antennen bekanntlich eine Erdver- 
bindung von möglielst großer Fläche gibt, 
um das Potential an der Verbindungsstelle 
tunlielist stark lıerabzusetzen und die Verluste 
durch Erdströme zu verringern. 

Für den Unterschied in der Abstimm- 
schärfe zwischen dem neuen und dem gewöhn- 
lichen Hörer gibt Abb. 9 ein gewisses Maß. 


= 

re 
Sal 
Kalle 

II HERNE EN EN BEER 

a KEREH 
SEE 

100 750 800 

‚Perioden [sek — 


@ 
ZI 


| 

u / 
= ern 
orRauBe 


40 500 550 600 


Abb. 9. 


Die Kurven wurden wie folgt gewonnen. Die 
Wechselstromsirene erregte den zu unter- 
suchenden Hörer. Der Schall wurde auf einen 
zweiten Hörer übertragen, dessen Membran 
durch besondere Maßnahmen besonders stark 
gedämpft war. An die Wicklung des letzteren 
waren ein Detektor, ein Blockierungskonden- 
sator und ein empfindliches Galvanometer 
angeschlossen. Beobachtet wurden die Gal- 
vanometerausschläge und die Schwingungs- 
zahlen. Kurve I gibt die Abhängigkeit beim 
gewöhnlichen, Kurve II beim neuen Hörer an. 
urch die Beendigung des Krieges ist 

der Zweck, dem der Resonanzfernhörer ur- 
- sprünglich dienen sollte, in Fortfall gekommen. 
ie Erdtelegraphie ist in den Schlummer zu- 
rückversunken, aus dem sie Herr Arendt für 
kurz& Zeit erweckt hatte. Ein dauernder Ge- 


650 


_ winn scheint aber der mühevollen Arbeit nicht 
_ versagt zu bleiben. 
_ neuem die drahtlose Telegraphie, 


Schon meldet sich von 
die den 
Resonanzfernhörer beim Schwebungsempfang 
_ zur Störbefreiung mit Vorteil glaubt ver- 


- wenden zu können, und zweifellos wird der 


- Hörer in vielen anderen Fällen, z. B. bei 
_ Wechselstrommessungen, gute Dienste leisten, 
namentlich dort, wo Oberschwingungen und 
_ sehädliche Nebengeräusche ausgeschieden wer- 
den sollen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 32, 


627 


Die Berechnung der Stirnstreuung von Gleich- 
stromankern für die Ermittlung der Strom- 
wendespannung. 


Von Prof. Dr. techn. Franz Unger, 
Braunschweig. 


Übersicht. Es wurde für den einseitigen Spulen- 
kopf eine Streuleitfähigkeit pro cm Leiterlänge nach 
Gl. (36) zu: 

Is 


ea - Is 3 
gefunden. Berücksichtigt man die in den Luftschlitzen 
liegenden Teile der Wicklung, so erhält man nach 
Gl. (45) für die Streuleitfähigkeit eines Spulenkopfes 
den Ausdruck: 


Aue EILSH) N 


Für Sehnenwicklung erhält man eine etwas andere 
Streuleitfähigkeit, da man anstatt der Polteilung die 
Spulenweite einführen muß. Der Ausdruck dafür ist 
in Gl. (49) niedergelegt worden und lautet: 


As’ = (la +1,10) 0,35 (108 es 2). 
w 


In der Zeitschrift „Elektrotechnik und 
Maschinenbau“ von 1918, S. 161, habe ich 
einen Aufsatz unter dem gleichen Titel ver- 
öffentlichtt. Aus dem Felde zurückgekehrt, 
habe ich einen Fehler darin gefunden und 
diesen in derselben Zeitschrift 1919, S. 208, 
bereits beriehtigt. Die in dem erwähnten 
Aufsatze abgeleiteten Ergebnisse galten nur 
unter der Voraussetzung, daß die Ober- und 
Unterstäbe zweier unter benachbarten Bürsten 
kurzgeschlossener Spulen nichtin einer und der- 
selben Nut liegen. In der Praxis tritt häufig 
der Fall ein, daß die erwähnten Ober- und 
Unterstäbe in einer und derselben Nut liegen. 
wodurch eine erhöhte gegenseitige Induktion 
der achsialen Teile der Spulenköpfe eintritt. 
Wie dieser Fall auf die Nutenstrenung ein- 
wirkt, behalte ich mir vor in einem späteren 
Aufsatze zu besprechen. An dieser Stelle soll 
nur der Einfluß dieser gegenseitigen Induktion 
auf die Stirnstreuung und in weiterer Folge 
se die Stromwendespannung behandelt wer- 

en. 

Die in den Luftschlitzen liegenden Teile 
der Spulen rufen ein Streufeld hervor, das 
ebenfalls besonders berücksichtigt werden 
muß. In weiterem Verlaufe dieses Aufsatzes 
soll gezeigt werden, daß die bisher übliche 
Reehnungsweise, nach der die Länge dieser 
Spulenteile einfach zur Länge der Stirnköpfe 
zugeschlagen wird, nieht zulässig ist. 

Es sei die Länge der geraden achsialen 
Stücke der Spulenköpfe mit b pezeichnet 


kn > 


FE 


Abb. 1. Spulenkopf. 
(Abb. 1)... Die im Mittel kurzgeschlossene 
Windungszahl einer Spule ist 


1 


a A. nen © 
ke Sa (1 


wo :w = Windungszahl pro Lamelle, b' = 
Bürstenbreite und tx = Kommutatorteilung 
bedeuten. Die größte kurzgeschlossene Win- 
dungszahl ist dann 


b’ 
Wkmax. — W +): (1a 
Der Strom in einem Leiter ist 
Ra 
age! 


wenn Ja den Ankerstrom, 2a die Anzahl 
paralleler Stromzweige bedeutet. Die Durch- 
flutung einer Spule ist dann 
AW=wr L r (2 
2a 


Die mittlere Durchflutung einer Nut unter 
der Voraussetzung, daß sich Ober- und Unter- 


stäbe zweier, unter benachbarten Bürsten im, 


Kurzschluß liegender Spulen in einer Nut be- 
finden, ist: 


AWn =2AW= 2, UT Da (3 


Denken wir uns b’ und tx; auf den Ankerum- 
fang bezogen, so erhalten wir 


AWn =b".B, (3a 


wo B = Strombelag = Amperestäbe für 1 cm 
Ankerumfang. 

Der Querschnitt des im Mittel kurzge- 
schlossenen Leiterbündels einer Spule sei 
qr, der Querschnitt eines Leiters = q, so er- 
halten wir bei einem Kupferfüllfaktor von k; 


gn=wr-L, en ea! 


und wenn wir die Querschnittsfläche des kurz- 
geschlossenen Bündels durch eine Kreisfläche 
gleichen Flächeninhaltes ersetzen, den äqui- 
valenten Halbmesser r zu: 


_1/9% _1/q we 
‚-yBE-yEE. 


Ist q in mm? gegeben, so ist rin em: 


01V“. 
7:.0;1 a Far 
Wir wollen erst die Streufelder berechnen, 
die durch die achsialen Teile der Spulenköpfe 
erzeugt werden. Es soll wie in der eingangs 
erwähnten Abhandlung die Rechnung für 
einen einseitigen Spulenkopf durchgeführt 
werden und da die Stücke b 
in einem Spulenkopfe zwei- 
mal vorkommen, so wollen 
& wir in die Gleichungen gleich 
Abb. 2 Ersatzquer- 
8: hnitt des Leiter- 
bündels. 


(44 


die Länge 2b einführen. Das 
„innere Streufeld‘‘ rechnet 
sich dann wie folgt: 

In ss 22 sinds die 
Stücke b der Spulenköpfe 
(Ober- und Unterstab) in 
einem Kreisquerschnitt zu- 
sammengefaßt gedacht. Die 
gesamte Durchflutung dieses Bündels (A Wr) 
ist dann nach Gl]. (3) zu finden. Wir können 
somit ähnlich wie in der früheren Abhandlung 
schreiben: 


ad, =0,4n2 ur en 


2OTE 


Je oc? 
3a r2 


, 


wo n=01 yp=.4 =YV2r 


in em bedeutet. Dieses Feld erzeugt in den 
umschlungenen ee eines Spulenkopfes 
eine EMK der Selbstinduktion: 
2 22 
d eı — m Wk Tr? d ®, ° 10-8 Volt, 


wo T = Dauer der Kommutierung bedeutet. 
Es ist dann: 


2 Ja b 5 
— 7 .w ; 3w e — 8,23 
de, T vor (047 we) OR 10 zedx 
und 
2 TEEN DD 
BEE TE 7 DER Rr —$8 
4= gr Wk (94x00 En) 3 „10 Volt. (5 
Wir erhalten somit: 
Ja 25 
9, =04Anwr nn. m 025, sure . (6 


und die magnetische Leitfähigkeit für dieses 
Feld wird: 


Arn.008. a (7 


Das „äußere Streufeld‘‘ der achsialen Stücke 


kann nach Abb. 1 berechnet werden. Es ist 
a2 4 Ja, dc 
ee 
Ja b dx 


NW Im re 
Va. & 


Integriert man in den Grenzen &, =yY2 und 
%, = Tp, So erhält man: 


D) 
d,=04nwr AL EREL ne EEE 
. nu v2r 
und die Leitfähigkeit 4, wird: 
ne (in 035). eo 
un (Mm 


In Gl. (6) und (8) ist nicht die gesamte Durch- 
flutung des Bündels AWn, sondern die Durch- 
flutung eines Spulenkopfes AW eingesetzt 
worden, weil die übrigen Stücke des Spulen- 
kopfes nur Felder erzeugen können, die ihrer 
eigenen Durehflutung entsprechen, mit anderen 
Worten, weil nur die achsialen Teile eine EMK 
der gegenseitigen Induktion aufweisen können. 
Wir können somit die Streufelder der 
schrägen Teile I (Abb. 1) genau so rechnen, 
wie in der Abhandlung vom 7. IV. 1918 und 
erhalten dann das ‚innere Streufeld“ #;: 


= 04n we I. ——. (10 


i 


628 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 32. 12. August 1920. 
A  . D————————————— — A Tee 
und die Leitfähigkeit 4;: Wir wollen nun an Stelle der Längen b, d | EEE : 

ä x und 4, die mittlere Länge einer Serie Das Verhältnis = schwankt zwischen den 
A:= 1,0250 a1 dung ls einführen. Für fast alle Maschinen | Werten: 
8:77: ge “ana Ra kann man auch mit großer Annäherung setzen: B 
Es wurde wieder gleich mit 21, gerechnet, da bzwd. ......%6 u Lehaneb 

in einem Spulenkopfe zweimal die Stücke I Man kann auch b in Abhängigkeit von Is 2 : ls 

vorkommen. darstellen: Berechnet man für verschiedene Werte von =. 
Das „äußere Ban erhält es eben- L=2R.D WE i (27 h . I, 5 S 

20, "wie In Ador! Ursprung nz; wo z irgend eine Zahl bedeutet. Wir erhalten ala> Abazissen ls AVerl2 ] ( und. trägt Be 

> de dann: als Ordinaten auf, so erhält man die in Abb. 3 

9, =0,4n Wr ER ve —4b _x-2 % 08 dargestellten Punkte, die man innerhalb der 

N b SR 


obigen Grenzen mit genügender Genauigkeit 
x [in Pal hl: = In en 1], er durch eine Gerade verbinden kann, deren 
T 2 3 


Sue 
; | Er @ 2 1 V( —2 j ( %p )' (29 Gleichung lautet: 
und die Streuleitfähigkeit 4;: Lı x—2 x ls Is 


Setzen wir diese Ausdrücke in Gl. (25) ein, so Yarel: ee 


N u [in brb b La In b+tb _ 1] . (13 | erhalten wir: 
Ju 7 [A ls y 3 
BB I Tp 2 ls ve > =) lg 
—2 ls “y( n ) (7) + re E ) Br +7 
Tr 


Schließlich kann man noch das ‚innere Streu- h ] 1 
feld“ der Kröpfungen d finden. Auch hier ist | A, =— (in Ne —091)+ 
TXT /h Tp 


die Länge 2d einzuführen und wir erhalten: x 20 ’ v( »2) (7 ) 
H a 
Ja 2d x IR 
re e- Re [ 
x — 2° 
oder die Leitfähigkeit 4; +In ; Ve) & ) “ 5. np nern, 
R Se 22, 
a A a x e 
& A x—2\2 (10)? 
+21 )-) 
Von einem „äußeren Streufeld‘ der Kröp- _ bs ( A ) ls Er ls rg: RO s 
fungen kann man absehen, weil, wie schon Be nm 7 in T we an 22 Mu r ei Tp s% 29\2 47912 
in der früheren Abhandlung erwähnt, zwischen =V( = ) er (3 
. Ä b 8 


Ober- und Unterstab nur eine schmale Spalte 
offen bleibt. Somit haben wir sämtliche Streu- 


leitfähigkeiten, alle auf die gleiche Durch- 12-212 {%\? x 0,75 (x — 2) — 0,85 
flutung AW = und bezogen. : x nlı+2]/( -(2)} m —2 Za2rıs x F 


Demnach erhalten wir die gesamte Streu- 
leitfähigkeit 45: 


ıi+x =, Tp 2 
2b rer T U 9,3 i —4 1 2—2 oc -(7) c—A2 (1p\? 
M= 025 + °- (In? — 035) + 4.0250 = uliog og a ee: ® 2) 


=) 


Fr x Tp x Ve )-) 
2 Afın a = 2 ir ar —1]+°2.0,18, n i 
2 


x 0,75 (© — 2) — 0,05 
As = (m ®-01)+4 — lg ._, 1082 ee 0. 8 


® 
x & RE BIT : In ar: 0,75] 2 a ö 
r 2 3 A Für normale Maschinen können wir, wie im früheren Aufsatze erwähnt, setzen © = 13 
(16 | bis = 25. Wir wollen als sicheren Wert x = 15 annehmen und erhalten dann: 


Es sollen nun die Längen 1, und I, durch I, bzw. Zu _ 912 
b ausgedrückt werden. Aus Abb. 1 läßt sich — 2 ==0807; (° >) = 0,75. 
cos « bestimmen: TE wird BAsn: 
TE ? 3 
cosa = mean m: (17 5 | 5 1+15/0o75- (3?) En 
} Nie 1 Yı- En A=57 lei log + 0,7331log + 0,867 —_..n log I: +15 Vor - (72) ] 
en > an er er 8 
sina=y1l—-co?a=, 4 (23. (18 | | ) 1/0 (% le} 
sin & A V ( 1% )' ; 
tige = =—/4—I—-1. .. (19 gE 
Ka, —0,867 log > 0,867 log 30 — FI n 7 on, 
Wir erhalten somit die Längen I, und I, wie Br 
folgt: 
3 
Die lı= w) (0 1+ 15 / 0,75 — (7) Bee 
Tp A _ 233 Is Is Is Tp)? i 
K=5 la log" 40,733 log —°- + 0,867 EL 210g] 1415 0,75 — (72) — 1,616 
p 8 
EB eo! /or-(72) 
cosa Tp . (81 
l Re, p) Wenn wir in Gl. (25) b gegen Is ganz vernachlässigen, erhalten wir ls = 21 und: 
nes [tghen]. en 
rege L=5, 110g © +08 +1og]/ı _ () 0,028) N 
N V:- (72) +20 
a I 1 A ei (03 also dieselbe Gleichung, wie in der ursprünglichen Abhandlung. Wir wollen in Gl. (31). 
3 2b die Glieder mit zu einem Gliede zusammenfassen, das wir mit y= (22) bezeichnen. 
lg 2 2b p p 
= a 2 
2 3 V a (>) ; ’ 1-+ 15 |/ 0,75 — (32) a 
h y=t() =0733 108 2 +0,07 Ver 108 [1+15075- (72) |: 
Setzen wir diese Ausdrücke in Gl. (16) ein, so f z 15 Vos- “ - 1% 
erhalten wir: Is 
M= 2b (in = -0,) ne Setzt man diese Gleichung in Gl. (31) ein, so 
n T Ri erhält man: 
I 2 END) _ 23 I ls ] 
\ 12) +2] = 1 Ya-(7?) 2b : = [108-2 +2, 1,9% . (86 
1 Bern 
ne 4 3, %p\2 a 2b a en | Wir können somit als Streuleitfähigkeit eines 
L, V: ur (7) Kumsge oblonsengn Spulenkopfes pro cm Länge 
setzen: 
Ne) ” I U U 2 
ng Pr Die einfachere Gl. (32) gibt nach einer ähn- 
h V+- () an I V+4- (7) +2b & 2b 2b ; d lichen Umformung Er einfache Formel, 
waren In ER + SET uw. ——— In — 0,75 +0,25 (25 | sie lautet: : 
sr T 
1, y: [e: ) uy a 2 Rs = 0,97 [108-4091] . (87 


+ 


ı wo I, die 


12. August 1820. 


Es sind nun die Gl. (31) und (32) punkt- 
weise berechnet worden und ebenso wurde die 
Gl. (36) ausgewertet. Diese drei Schaaren von 
Schaulinien wurden in Abb. 4 zur Darstellung 


41 


97 


GE 70 7125 030 185 


I 
Abb: 3: Die Funktion (2): 
D 


T 
Bar ken: 
Auzape= 
B 2 = = 
lee 
Br 
un 


il 


R 


7 


BE; 


NN 


sis 
\ 


Fe 


= 
= 


1 


es 

2] 
Ri 
Sa 
Bere 
Dez) 


Om 7m 15 70 135 140 145 


Abb. 4. Die Streuleitfähigkeit nach Gl. (81) — —, 
(82) — » — und (86) —. 


Rs] 
wa 

Bi 
Bi 
Ei 
u 
” 
z 


gebracht und beweisen hinlänglich die Genauig- 
keit der Näherungsgleichung (36). In Abb. 5 
ist nach Gl. (31) die Streuleitfähigkeit als 


Funktion von - Man 


ersieht aus diesen Schaulinien, daß es durchaus 
_ angezeigt ist, jeweils aus den Abmessungen 
der Maschine die Stirnstreuung zu bestimmen 
und daß letztere ziemlich großen Schwan- 
kungen unterworfen ist. 

Der erste Klammerausdruck in Gl. (25) 
stellt aber noch eine andere Größe dar, die 
bisher immer nur geschätzt und niemals ge- 
rechnet wurde: die Streuung der Wicklungs- 
teile, die in den Luftschlitzen der Ankerpakete 
liegen. Man hat diese Streuung bisher meist 
so berücksichtigt, daß man die gesamte Breite 
. der Luftschlitze zur mittleren Windungslänge 
, eines Spulenkopfes hinzufügte und mit der- 
selben Streuleitfähigkeit rechnete, wie für 
den Spulenkopf selbst. Betrachten wir in 
Abb. 6 die Lage des kommutierten Spulen- 


Be Felle) 
EEEEENFZZ 


et. — 
2: 


dargestellt worden. 


\AN 


N 
N 
\N 


o 30 40 50 60 70 80 90 700 


I 
Abb. 5. Die Streuleitfähigkeit als Funktion von ce) ° 


'  bündels zu den Polen, so sehen wir, daß die 


Leitfähigkeit für das sog. „innere Streufeld‘“ 
nach Gl. (7) berechnet werden kann, wobei 
wir aber anstatt 2b die Größe I setzen müssen, 
gesamte Luftschlitzbreite darstellt, 
wir können also schreiben: = 


I 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


M=2.098.. N N 


1920. 


Die Leitfähigkeit für das „äußere Streu- 


feld‘‘ müssen wir nach Gl. (9) berechnen, doch 
ist hier zu berücksichtigen, daß wir wieder 
an Stelle von 2b die Länge Iy setzen müssen, 
auch dürfen wir nicht von — Y2r bis 
% = % integrieren, da ja alle Kraftlinien, 
die die Polhörner erreichen, sich über das 
Poleisen schließen und daher nicht mehr als 
Streulinien betrachtet werden dürfen, sie 


Abb. 6. Streuung im Luftschlitz. 


gehören ja zum Hauptkraftfluß. Aus Abb. 6 
ergibt sich, daß man mit genügender Genauig- 


keit %, = ua setzen kann, wo & = Pol- 
_ Polteilung 

bedeckung = Polbreite h® en Inte- 
BL euren sind jetzt mit x, = V 2r und 
X, = » (1-0) Omzusetzen. Wir erhalten dem- 
nach für die „äußere Streuleitfähigkeit‘‘ den 
Ausdruck: 

nn = ee) N (in rm N (39 

x 2y2r Ri r 1—« 


Die Streuleitfähigkeit A, für die in den Luft- 
schlitzen liegenden Spulenteile ergibt sich 


aus der Summe der beiden Streuleitfähig- 
keiten, also: 
the: Tp 
NN m (025 + 1m 2 in 2% .. (40 


Bei den Gleichstrommaschinen schwankt 
die Polbedeckung & zwischen den Werten: 
«=0,6 bis 0,75. 


Die kleineren Werte kommen häufiger vor, 
besonders bei Wendepolmaschinen. Da für 
kleinere Werte von & auch der Ausdruck 


2 v2 kleiner, somit die Streuleitfähigkeit 


In —— 
1—a 

größer wird, so wollen wir den Wert « = 0,6 

für die Rechnung beibehalten und erhalten so 


29,57 1025 re ay2 ) 
= lee Elle 5 


28 RE ) 

= (108 2 — 0741). 

Um einen Vergleich mit den Gl. (35) und (36) 
zu ermöglichen, wollen wir anstatt log Fr die 
Ausdrücke log - und log = einführen und 
schreiben also: 5 


33 2 Mi ) 
== 1 (108 1082-071). (Gi 


In Abb. 7 sind die Werte log - als Funktion 
4 p 
0,18 
916 


OM 
012 


00 
908 


15 120 7 


. I 
Abb. 7. log = als Funktion von () 5 
D p 


von - aufgetragen worden und man sieht, 
p 


daßinnerhalb der Grenzen 2. — 1,20 bis 1,45 
p 


der Ausdruck log. durch eine gerade Linie er- 
setzt werden kann, deren Gleichung lautet: 
ls l; 


y =log— =0,327 ——0,81l.. » (42 
Tp Tp 


Heft 32. 


629 


Setzen wir diesen Ausdruck in Gl. (41) ein, so 


erhalten wir: 


2,9 l 
uh=7 1 (108 20327 = 0,430), 
E17 7 Tp 


l 
Av = 0,733 Io (108 — a 0,33 Is = 0,48) y 
7 Tp 


oder wenn wir wieder die Leitfähigkeit für 1 cm 
Luftschlitz mit A, bezeichnen: 


ä 1 
u = 0,733 (108 —- — 0,83 Rn 0,43) .. (48 
7 Tp 


In Abb. 8 ist diese Gl. (43) in Kurvenform 
dargestellt für Werte von a = 30 bis 100 und 


U 


-& _— 1,20 bis 1,45. Da die Kurven auf einem 


Tp x 
schmalen Streifen beisammenliegen und diese 


0 30 90 50 60 70 80 90 700 
Abb. 8. Die Streuleitfähigkeit im Luftschlitz. 


ganze Rechnung ja nur beiläufige Werte er- 
geben soll, so wollen wir — — 1,20 in die 


Gl. (43) einführen und erhalten dann: 
Deore (198-205) ern 


Vergleicht man die so gefundenen Werte 
der Leitfähigkeiten mit den Werten, die 
Gl. (36), bzw. die Kurven in Abb. 5 ergeben, 
so findet man, daß man für die Spulenteile 
in den Luftschlitzen etwa die 1%,-fache Leit- 
fähigkeit einzusetzen hat, wie für die Stirn- 
köpfe, man kann also mit genügender Genauig- 
keit auch für die in Luft liegenden Teile der 
kurzgeschlossenen Ankerspulen die Gl. (36) 
verwenden, nur muß man dann als Länge . 
1,5 u, setzen. Demnach läßt sich die Streu- 


leitfähigkeit für einen Stirnkopf + Luft- 
schlitzlänge schreiben: 
a ill; +1,5 Io) As, ee (45 


wo 


bedeutet. 
Die EMK der Selbstinduktion für den 
ganzen in Luft gebetteten Teil der kommu- 
tierten Spule kann man nun folgendermaßen 
berechnen. Die kommutierte Spule hat zwei 
Wickelköpfe, daher ist ihre gesamte magne- 
tische Leitfähigkeit in Luft = 243‘. Durch 
Vergleich von Gl. (2) mit Gl. (3a) finden wir, 
daß man die Durchflutung einer Spule auch 

darstellen kann in der Form: 
EPRANE:; 


A4W=w., = GIER . une (46 


oh), 


As = 0,37 (108 - E= = 
v 


Dann stellt aber der Ausdruck 0,4 nwk ya die 


MMK einer Spule dar. Somit kann man die 
EMK der Selbstinduktion zwischen den 
Bürstenkanten für den ganzen in Luft liegen- 
den Teil der kommutierten Spule in der Form 
darstellen: 


er = F 097 (04 TUE ze) 2As'.10-8 Volt (47 


oder er =" 7 Qamb' B.2As'.1078 h (474 
In Gl. (47) ist unter er der Mittelwert der EMK 
der Selbstinduktion (Reaktanzspannung) zu 
verstehen, da die Gl. (46) nur für die im Mittel 
kurzgeschlossene Windungszahl gilt. Handelt 
es sich darum, den Maximalwert der Reak- 
tanzspannung zu bestimmen, So muß man die 
kurzgeschlossene Windungszahl nach Gl. (la) 
bestimmen und erhält dann für die EMK der 


Selbstinduktion den Ausdruck: 


(dr de]: eg 
= [ptre (+1) 5=|24,'.10 ® Volt. (43 


630 


Elcktrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 32. 


12. August 1920. 


Im allgemeinen rechnet man mit dem 
Mittelwerte der Reaktanzspannung, es kann 
also für gewöhnlich die Gl. (47) gebraucht 
werden. 

Zum Schluß sei noch darauf hingewiesen, 
daß die so abgeleiteten Gleichungen nur dann 
gelten, wenn es sich um eine Durchmesser- 
wicklung handelt. 

Bei Sehnenwicklung liegen die Ober- usd 
Unterstäbe der unter benachbarten Bürsten 
kurzgeschlossenen Spulen nicht in einer Nut, 
die Streuleitfähigkeit der achsialen Spulen- 
teile wird daher geringer werden, als in Gl. (7) 
gerechnet. Das Gleiche gilt für die in den 
Luftspalten liegenden Wicklungsteile. - Auch 
tritt anstelle der Polteilung m die Spulen- 
weite Tw. Rechnen wir somit die EMK der 
Selbstinduktion nach Gl. (47) oder (48), so 
erhalten wir etwas zu große Werte. Die 
richtiggestellte Gl. (39) der eingangs erwähnten 
Abhandlung ist unter’ der Vernachlässigung 
der gegenseitigen Induktion der achsialen 
Wieklungsteile entstanden, sie entspricht also 
annähernd dem Falle der Sehnenwicklung, 
wenn wir anstatt 1» die Größe tw einführen. 
Wir erhalten in diesem Falle für die gesamte 
Streuleitfähigkeit den Ausdruck: 

s = (ls + 1,5 I) 0,35 (108 e aut 


To 


2). (49 


Setzen wir diesen Ausdruck in Gl. (47) 
oder (48) ein, so erhalten wir die EMK der 
Selbstinduktion für Sehnenwicklung. 


Neuere Gesichtspunkte für d:n Bau von 
Großkraftwe ken.!) 
Von & Klingenhe:g, 


(Furt: et ung von N Gı2 


vIM. 


Der Entwurf des Se altbildes eines Kraft- 
werkes sollte so gestaltet werden, daß der 
plötzliche Kurzschlußstiom keinen größeren 
Wert als etwa 50 000 Amp entnelımen kann. 
Treten größere Ströme auf, so wird einmal die 
elektro-dynamische Gegenkraft im Schalter so 
hoch, daß die üblichen elektrischen Schalter- 
antriebe versagen, außerdem steigt aie Er- 
wärmung und die mechanische Beanspruchung 
der einzelnen Teile über die zulässige Grenze. 
Soll dieser Wert auch in größeren Kraftwerken 
nicht überschritten werden, so müssen gegebe- 
nenfalls besondere Generatorreaktanzen ein- 
gebaut werden, wenn der Generator nicht un- 
mittelbar mit dem zugehörigen Transformator 
verbunden ist und nur auf der Oberspannungs- 

- seite parallel geschaltet wird. In solchen Fällen 
dürfte die Gesamtreaktanz in der Regel zur 
Innehaltung dieses Wertes ausreichen. Es 
ist dann nur notwendig, den Nebenbetrieben 
besondere Reaktanzen zu geben, weil für deren 
wesentlich schwächere Leistung die oben an- 
gegebene Grenze noch zu hoch ist. Rechnet 
man mit einer Eigenreaktanz des Generators 
von etwa 15%, so genügt für diesen Zweck 
eine Zusatzreaktanz von etwa 7%. 

Der Einbau solcher Reaktanzspulen übt 
auf den Betrieb des Kraftwerkes einen sehr 
günstigen Einfluß aus, weil die im Netze etwa 
entstehenden Kurzschlußstöße wesentlich ge- 
mildert werden. Leider wird der Einbau von 
Sonderreaktanzen in die einzelnen abzweigen- 
den Leitungen durch den großen Platzbedarf 
und die großen Kosten sehr behindert, und 
zwar desto mehr, je höher die Spannungen und 
je größer die Leistungen sind. Es empfiehlt 
sich deshalb manchmal, die abgehenden Lei- 
tungen in Gruppen zusammenzufassen und nur 
die einzelnen Gruppen durch Reaktanzspulen 
zu schützen. 

Man hatte eine Zeitlang auf den Einbau 
von Maximalrelais für die Generatoren ver- 
zichtet und sich auf den Einbau von Rück- 
stromrelais beschränkt, die nur den fehler- 
haften Generator abschalten sollen, von der 
Erwägung ausgehend, daß die abzweigenden 
Leitungen durch deren Schalter rechtzeitig 
unterbrochen werden und daß Sammelschienen- 
kurzschlüsse zu den größten Seltenheiten ge- 
hören. In neuerer Zeit wird dieser Standpunkt 
wieder verlassen, einesteils, weil man nicht 
lediglich von der Zuverlässigkeit der Rück- 
stromrelais abhängen will, andernteils, weil 
Sammelschienenkurzschlüsse besonders infolge 
falschen Ziehens der Trennschalter doch häu- 
figer aufgetreten sind, als vermutet wurde. 
Man baut in der Regel unabhängige Maximal- 
Zeitrelais ein, deren Auslösezeit nicht unter 
6 bis 12 Sek liegt, so daß der Abzweigschalter 
normalerweise den Kurzschluß im Netz früher 
abtrennt. Bilden Generator und Transformator 
eine geschlossene Einheit (ohne Generator- 


3erlin 


i 1) Vortrag gehalten im Elektroteehnischen Verein 
in Wien am 10, III. 1920. 


sammelschienen) und wird demgemäß nur auf 
der Oberspannungsseite parallel geschaltet, so 
empfiehlt sich der Schutz durch Differential- 
Relais, die zwischen der Neutralen des Gene- 
rators und der Oberspannungsseite des Trans- 
formators liegen. Derselbe Schutz kann natür- 
lich auch für den Generator allein bzw. für den 
Generator einschließlich der zugehörigen Ver- 
bindungskabel angewandt werden. Auf die 
Zweckmäßigkeit der hiermit zu verbindenden 
Schutzschaltung für den Erregerstromkreis 
(Einschaltung eines Widerstandes in diesen) 
wurde schon früher hingewiesen. 


Sollen die Transformatoren allein geschützt 
werden (z. B. in Unterwerken), so geschieht 
dies am besten durch die Verbindung eines 
Maximal- und Differentialsehutzes. Wird letz- 
terer nach dem Wattmeterprinzip ausgeführt, 
so erreicht man besondere Empfindlichkeit, 
so daß die Abschaltung auch dann erfolgt, 
wenn beispielsweise durch Fehler im Eisen de 
Transformators sich der Beginn einer größeren 
Arbeitsaufnahme entwickelt. 


Die einfachste Verbindung des Generators 
und der Schaltanlage ist die blanke Kupfer- 
leitung, die gut auf Isolatoren verlegt und 
durch Abkleidung vor zufälliger Berührung 
geschützt wird. Sie ist aber nur in den 
seltensten Fällen ausführbar und wird manch- 
mal zur unmittelbaren Verbindung des Gene- 
rators mit dem zugehörigen Transformator 
angewendet. Im Goldenbergwerk wurde sie 
für die 16000-Kw- und für die 50 000- 
Kw-Turbinen durchgeführt. Sie ist ferner 
für das Kraftw rk Hirschfelde vorgesehen, 
welches der sächsische Staat zurzeit bauen 
läßt. Am häufigsten erfolgt die Verbindung der 
Generatoren mit der Selaltanlage oder mit 
den Transformatoren, (wenn diese im Seclalt- 
ause stelien,) dureli Kabel, die, wie erwäl:.nt, 
für Freileitungsnetze »leiel zeitig einen guten 
Überspannungsseliutz der Generatoren dar- 
stellen. Die Verlegung geschieht auf 3 ver- 
schiedene Arten. 
legung in der Erde, wo sie in der üblichen Weise 
durch Ziegelsteine vor mechanischen Besclhädi- 
gungen geschützt werden. Will man die Kabel 
unter ständiger Überwachung halten, so werden 
sie je nach der örtlichen Lage des Kraftwerkes 
und.der Schaltanlage in unterirdischen Kanälen 
oder im Innern einer Kabelbrücke verlegt. In 
diesem Falle wird die Juteumspinnung wegen 
der Feuersgefahr fortgelassen. Kabelmuffen 
sollten jedenfalls vermieden werden, weil sie 
immer den wundesten Punkt der Kabelstrecke 
darstellen. Auch die Endverschlüsse müssen 
mit besonderer Sorgfalt angebracht und über- 
wacht werden. Bei Aluminiumkabeln ist be- 
sonders auf die Verbindungsstellen außerhalb 
der Endverschlüsse zu achten. 


IX. 


In früheren Veröffentlichungen habe ich 
bereits darauf aufmerksam gemacht, daß das 
Schalthaus zum Zwecke übersichtlicher Lei- 
tungsverlegung an der Längsseite des Kraft- 
werkes in einem Abstande von etwa 10 m er- 
richtet werden sollte. Diese Anordnung ist 
aus örtlichen Gründen nicht immer aus- 
führbar, so muß beispielsweise der Aufbau der 
Schaltanlage von Wasserkraftanlagen in der 
Regel dem Gelände angepaßt werden. 


Nebenstehende Abbildungen zeigen ent- 


Die einfachste ist die Ver- | 


Selbst in Dampfkraftwerken können die 
Schalthäuser nicht immer an der Längsseite de 
Maschinenhauses errichtet werden, wie die An- 
lage Golpa zeigt (Abb. 12). Auch hier wurde das 
Schalthaus mit Rücksicht auf die Lage der 
abgehenden 100 000-V-Leitungen und auf die 
zahlreichen Kühltürme senkrecht zum Kraft- 
werk errichtet. Die Durehrechnung ergab, daß 
die langen Kabelverbindungen sich immer 
noch billiger stellten als die Rohrleitungen 
und Kanäle zwischen Maschinenhaus und 
Kühltürmen. Bi 

Der Aufbau der Schaltanlagen hat in den 
letzten Jahren durch den Fortfall der kost- 
spieligen und viel Platz erfordernden Über- 
spannungsvorrichtungen eine bedeutende Ver- 
einfachung erfahren. Der Unterschied wird 
besonders deutlich durch Abb. 22, welche die 


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| 32 Mefer) 
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Abb. 22. Vergleich mehrstöckiger mit zweistöckiger Bauart 


äußeren Dimensionen eines Schalthauses mil 
und ohne Blitzschutz wiedergibt. 

Das Schalthaus Golpa bildet gewisser- 
maßen ein Mittelding zwischen den üblichen 
Schalthäusern und den im Freien aufgestellten 
Schaltanlagen, denn die Ölschalter können hieı 
als fast im Freien stehend angesehen werder 
(Abb. 16). Die in Golpa gewählte Freileitungs- 
ausführungsart stellt eine gute architektonische 
wel dar (Abb. 17 u. 23). Sie wurde übrigen: 
im Goldenbergwerk bereits im Jahre 1913 an: 
gewendet. 

Der zweistöckige Aufbau des Schalthauser 
Golpa ist auch der Schaltanlage des Stickstoff 
werkes Chorzow und des Aluminiumwerke: 
Lauta zugrunde gelegt, allerdings arbeiter 
diese Anlagen nur mit einer Spannung vor 
5000 bis 6000 V. Abb. 24 und 25 zeigen 


sprechende Ausführungsformen (Abb. 18.bis 21). | einen Schnitt durch das zweistöckige Schalt 


Abb. 18 bis 21. Entwürfe von Schaltanlagen für Wasserkraftwerke. 


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12. August 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


Heft 32. 


6831 


‚ haus Chorzow und das fünfstöckige Schalt- 
. haus eines Elektrizitätswerkes mit der gleichen 
Einrichtung. 


Abb. 23, Kraftwerk Golpa,-Trennschalter_und”Freileitungsausführungen. 


Man sieht ohne weiteres, wie überlegen 
der zweistöckige Aufbau dem mehrstöckigen 
j® Br entuch Bedienung und Übersichtlich- 
eit ist. 


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Abb. 25. 


Abb. 24 und 2. Vergleich zweistöckiger mit mehr- 
stöckiger Ausführung. 


Sowohl in Lauta wie in Golpa sind die 

_ Trennschalter dreipolig ausgeführt. Eig6nartig 

_ und neu ist in Lauta die Bedienung der 
 Trennschalter von der Seite, so daß das Be- 

triebspersonal auch beim Öffnen der Trenn- 

_ sehalter unter Last durch den auftretenden 

"Liehtbogen nicht verletzt werden kann, 

A Abb. 26 stellt ein Kraftwerk dar, bei dem 
_— im Gegensatz zu Golpa — die erforderlichen 
Schalteinrichtungen auf einer  Längsseite 

des Maschinenhauses angeordnet sind. Hierbei 

ist angenommen, daß der erzeugte Strom mit 


einer Spannung von 60 000 und 100 000 V ver- 
teilt wird und somit zwei zweistöckige Schalt- 
häuser erforderlich werden. Der Aufbau der 
elektrischen Apparate erfolgte 
in der gleichen Weise wie 
in Golpa. Das 100 000-Volt- 
Schalthaus ist jedoch etwas 
schmaler gehalten, weil die 
beiden 100 000-Volt-Freileitun- 
gen, wie der Grundriß und 
Abb. 27 zeigen, durch einen 
Vorbau ins Freie geführt wer- 
den. Außerdem befindet sich 
in dem 100 000-Volt-Schalthaus 
auf der einen Längsseite noch 
eine Sammelschiene, durch wel- 
-  chedieNullpunkte der Transfor- 
matoren über Trennschalter mit 
einer Petersen-Erdschlußspule 
verbunden werden können. 
Was oben über die Schalt- 
häuser der Kraftwerke gesagt 
wurde, gilt auch für den Aufbau 
der zahlreichen Schalt- und 
Transformatorenstationen, die 
jetzt errichtet werden. Der 
einfachste Fall ergibt sich, wenn 
nur eineFreileitung in dieTrans- 
formatorenstation eintritt und 
die Niederspannungskabel di- 
rekt vom Transformator zu 
einer vorhandenen Anlage ge- 
führt werden. Ein solches für 
das Märkische E. W. in Ebers- 
walde geplantes Transformato- 
renhaus zeigt Abb. 28. 
- Wird der Strom mitverschie- 
denen Hochspannungen verteilt, 
so empfiehlt sich diein Abb. 29 
wiedergegebene Anordnung. 
Das rechtsstehende Gebäude 
ist zur Aufnahme der 100 000- 
V-Apparate mit den zu’gehö- 
rigen Transformatoren _be- 
«= stimmt, das linksstehende Ge- 
bäude enthält die Apparate für die 60 000-V- 
Verteilung. 
Handelt es sich um größere Verteilungs- 


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stationen mit Doppelsammelschienensystem, so 
können für den Aufbau die 100 000-V-Schalt- 
häuser der Kraftwerke Golpa und Hirschfelde 
ohne weitere Änderungen benutzt werden. 

. ‚Bei den bis jetzt erwähnten Anlagen sind 
die Ölschalter in einer Reihe im Gebäude zur 
Aufstellung gelangt. Die Freileitungen ver- 
lassen das Schalthaus auch nur auf der einen 
Längsseite. 


100000 Koll. 


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Abb. 28. Transformatorenhaus für das Märkische E. W. 


“In größeren Schalt- und Zwischenstationen 
müssen dieLeitungen, oftaus örtlichen Gründen, 
auf der einen Seite ein-, auf der anderen Seite 
wieder austreten. Die einreihige Anordnung 
der Ölschalter erfordert für solche Fälle ein 
verhältnismäßig langes und auch kostspieliges 
Gebäude. Um die Länge des letzteren zu be- 
schränken, bleibt nielıts anderes übrig, als eine 
zweireiliige Anordnung der Ölschalter zu wäh- 
len. Der Aufbau bietet keine Se wierigk.ıten, 
solange nur ein einfaches Sammelsc) ienen- 
system verwandt wıd. Für Doppelsamm«l- 
schienensy=-temie werden diese Seliwierigkeiten 
am bosten bos®it’get, indem man die iı. Abb. 30 
dargestellt‘ Anordnung wällt. Das eine Sam- 
melse'ienen-y t m liegt in der Mitte, das an- 
dere fü rt in Huf-isenform um das erstere her- 
um. :D« » npol en Trennsebalter sind vom Öl- 
schalterbedienungsgang aus sichtbar und kön- 
nen von dort oder ım Sammelschienenraum ge- 
schaltet werden. Trotzdem, ist der Sammel- 
schienenraum von den Ölschalterkammern 
feuersicher bzw. rauchsicher abgeschlossen. 


Als Sammelschienenisolatoren sind in Abb. 
16 bis 29 vorwiegend Stützisolatoren gezeich- 
net. Der Aufbau der Schalteinriehtung würde 
sich aber aucl bei der Verwendung von Hänge- 
isolatoren nicht ändern, weil diese an den Dach- 
bindern befestigt werden können (Abb. 30). 
Der Sammelschienenraum muß allerdings etwas 
höher gehalten werden, weildie Ketteder Hänge- 
isolatoren länger ist als die Höhe eines Stütz- 
isolators. Dadurch steigen die Gebäudekosten 
und es fragt sich,. ob diese Mehrausgaben 
berechtigt sind oder nicht. Man darf nicht 
vergessen, daß zum Sammelschienensystem 
nicht nur die Stützisolatoren, sondern auch 


Abb. 27. Architekturentwurf für Abb. 26 mit Vorbau für Freileitungsausführungen. 


632 


die Trennschalter, Durchführungsisolatoren und 
Ölschalter gehören. Die Trennschalter und Öl- 
schalter sind mechanisch sogar noch stärkeren 
Beanspruchungen ausgesetzt als die Stütz- 
isolatoren der Sammelschienen, und ein Über- 
schlag an den .Isolatoren „der erstgenannten 


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Elektrotechnische Zeitschrift, 


Schaltanlage durch die Anwendung von Hänge- 
isolatoren nennenswert erhöht werden kann. 
Die außerordentliche Steigerung der Bau- 


materialpreise hat mich zur erneuten Prüfung 


der Frage veranlaßt, ob die Aufstellung der 
Apparate im Freien nach amerikanischem Vor- 
pad der in geschlossenen Gebäuden nicht vor- 


zuziehen ist. Die Durchrechnung verschiedener 
Projekte hat jedoch zu dem Ergebnis geführt, 


daß 


auch injheutiger Zeit die in geschlossenen 


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Apparate ist gleichbedeutend mit einem Sam- 
melschienenkurzschluß bzw. einer Betriebs- 
störung. Es hat demnach also praktisch keinen 
Zweck, für die Sammelschienen bessere Iso- 
latoren zu verwenden als für die Trennschalter 
und Ölschalter. An und für sich spricht natür- 
lich nichts gegen die Verwendung 
von Hängeisolatoren. Wie aus mei- 
nen früheren Veröffentlichungen 
hervorgeht, habe ich diese in der 


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ebenfalls verwendet. Man soll sich 
nur nicht der Hoffnung hingeben, 


daß die Betriebssicherheit der 


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Abb. 39. Schalthaus für 109090 V mit Freileitungsausführung nach beiden Seiten, 


Abb. 29. Schalthaus für 6000 und 100000 V. 


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Gebäuden untergebrachten Schaltanlagen nicht 
teurer werden. Dieses Ergebnis darf aber nicht 
verallgemeinert werden. Sind in einzelnen Fäl- 
len die Gebäudekosten gegenüber ihrer Ein- 
richtung hoch (das ist häufig bei kleineren An- 
lagen,mit,einfacher Ausstattung der Fall), so 


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1920. Helt 32. 


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12. August 1920. 


kann dieFreiluftanlage wirtschaftlicher werden. 
Bleibt man aber bei der Aufstellung in Gebäu- 
den, so ist noch zu überlegen, ob nicht der ein- 


stöckige Aufbau billiger wird. In der Regel ist - 


dies nicht der Fall. Die für Hochspannungs- 
anlagen erforderliche Gebäudehöhe von 9 bis 
10 m verlangt aus Gründen.der Zugänglichkeit, 
der Betriebssicherheit und der besseren Über- 
sicht das Einziehen einer Zwischendecke. Der 
während des Krieges mit einer in der Nähe 
von Köln errichteten Transformatorenstation 
gemachte Versuch, die Zwischendecke fortzu- 
lassen, muß als fehlgeschlagen bezeichnet wer- 
den. Es war nicht möglich, die mit einem Dop- 
pelsammelschienensystem ausgerüstete 25000-V- 
Schaltanlage betriebssicher zu bedienen, so daß 
man nachträglich gezwungen war, wiederum 
Laufbühnen einzuriehten. 

Bei den oben dargestellten Entwürfen der 
Schaltstationen sind die Transformatoren und 
Ölschalter durch den Einbau von Durchfüh- 
rungsisolatoren von den übrigen Räumen ge- 
trennt, um letztere vor Verqualmung im Falle 
von Defekten zu schützen. Wenn die günstigen 
Erfahrungen der letzten Jahre mit dem 100000- 
V-Material weiter anhalten, so wird man künf- 
tig mit dem Einbau von Durchführungsisolato- 
ren sparsamer umgehen können. 


Nach vorliegenden Erfahrungen” scheint 
das re Versagen zusammengesetzter Iso- 
latoren, die in irgendeiner Form unelastisch 
fest miteinander verbunden?sind, darauf zu- 
rückzuführen zu sein, daß Temperaturdiffe- 
renzen (die einmal negativ, einmal positiv 
sein können, je nachdem der Isolator von außen 
erwärmt oder abgekühlt wird) Beanspruchun- 
gen in den außenliegenden oder innenliegenden 
Schichten der Scherbenoberfläche hervorrufen, 
die größer sind, als der Festigkeit bzw. Elastizi- 
tät des “Materials entspricht. Mit anderen 
Worten: Temperaturbeanspruchungen wirken 
dann besonders schädlich, wenn entweder das 
Material nur verhältnismäßig geringe Festig- 
keit hat oder wenn es verhältnismäßig unelas- 
tisch ist. Porzellan ist ein. Material, welches 
wegen seiner geringen Festigkeit und.Elasti- 
zität großen innermolekularen Beanspruchun- 
gen außerordentlich schlecht standhält. Die 
inneren Kräfte sind im Falle von Temperatur- 
ungleichheiten um so größer, je größer die 
Wandstärke der Masse ist, an deren äußeren 
Schichten diese Temperaturdifferenzen auf- 
treten. Ein fest zusammengekitteter, aus 
mehreren Teilen bestehender Porzellankörper 
verhält sich in dieser Hinsicht mechanisch 
ebenso wie ein Porzellankörper von zu großer 
Wandstärke, wenn eben das Zwischenmittel 
entweder von Anfang an oder im Laufe der 
Zeit unelastisch gewesen oder geworden ist. 


Diese Tatsachen erklären das verschiedene 
Verhalten zusammengekitteter Isolatoren. Es 
ist trotzdem durchaus denkbar und wird durch 
die Erfahrung bestätigt, daß einzelne gut ge- 
halten haben. Das muß der Fall sein, wenn 
entweder ein besonders gutes, gegen innere 
Beanspruchungen sehr widerstandsfähiges Por- 
zellan oder wenn zufälligerweise ein Zement 
verwandt worden ist, der aus irgendwelchen, 
heute noch unbekannten Ursachen seine Elasti- 
zität sehr lange bewahrt hat. Es ist übri- 
gens wahrscheinlich (wenn auch nicht sicher), 
daß die Elastizität des Zementkittes von 
seiner Feuchtigkeit abhängt und daß frisch 
eingebrachter Zementkitt, der gegen Aus- 
trocknen durch die Form der Porzellankör- 
per"sehr gut geschützt ist, weil nur ein ring- 


förmiger, sehr kleiner Spalt. 


mit der Luft in Verbindung 
steht, seine Elastizität ‘sehr 
lange bewahrt. Das völlige 
Austrocknen findet erst nach 
Jahren statt, und zwar um 
so später, je dünner die Ze- 
mentschicht ist. 
Dies’Verhalten würde eine 
naturgemäße Erklärung da- 
für geben, daß Isolatoren 


SSISIISIIISISSS 


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erfahrungsgemäß viel rascher 
' zerstört werden. Treffen gün- 
stige Umstände zusammen, 
| beispielsweise die Verwen- 


gu sehr festen und da- 
ei 
schen Porzellans und gleich- 
zeitig die Anwendung einer 
sehr dünnen Zementschicht, 
so ist es durchaus möglich 
(wie die Erfahrung zeigt), daß 
mit solchen Isolatoren auch 
gute Ergebnisse erzielt wer- 
den. Immerhin muß fest- 
potehl werden, daß man. 
bezüglich der Eigenschaften 
des Porzellanes und er 
Stärke der Zementschicht 
(ebenso betr. innerer Gleich- 


Leere re 


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mit starker Zementschicht 


verhältnismäßig elasti- 


2, 


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Prag 7 


12. August 1920. 


mäßigkeit) einmal stark vom Zufall abhängt 
und daß zweitens in jedem Falle die Bean- 
spruchungen in unmittelbarer Nähe der über- 
Bau! zulässigen Grenzen liegen. Das 
im Maschinenbau allgemein gültige Prinzip, 
mit der tatsächlichen Beanspruchung weit un- 
terhalb der Festigkeitsgrenze zu bleiben, wird 
bei diesen Konstruktionen außer Kraft gesetzt. 

Die Erkenntnis, daß die Unelastizität der 
Zementschicht zu einem Teil die Ursache der 
Zerstörung ist, hat nun zu dem Bestreben ge- 
führt, durch künstliche Mittel die Elastizität des 
Zwischenmittels zu steigern, indem Lack- 
überzüge, elastische Einlagen u. ä. hinzugefügt 
wurden. Es ist aber um so mehr zu bezweifeln, 
daß durch solche Mittel wirklich eine Abhilfe 
geschaffen wird, als nicht feststeht, wie lange 
die Elastizität solcher Zwischenmittel tatsäch- 
lich erhalten bleibt. Da wiederum die Isola- 
torenkörper ständigen einseitigen Beanspru- 
chungen durch Zug ausgesetzt sind, steht zu 
erwarten, daß das elastische Zwischenmittel 
an den Stellen, wo die Kräfteübertragung statt- 
findet,weggedrückt wird, so daß schließlich 
doch die Zementschicht wieder zur Anlage 
kommt. Die freie Ausdehnung des Porzellan- 
körpers wird dann aber?verhindert, weil!der 
der Zugriehtung folgende Körper wegen der 
sehr großen Reibung an den zusammenhängen- 
den Öberflächen sich im Falle der Temperatur- 
veränderung nicht wieder rückwärts bewegen 
kann, dies um so weniger, als die Reibungs- 
winkeläbei den vorliegenden Konstruktionen 
stets sehr flach ausfallen. Es wird 'also jedes- 
mal, ganz abgesehen von den inneren Span- 
nungen, die schon infolge von Temperatur- 
differenzen in den einzelnen Scherben auf- 
treten, bei jeder Zusammenkittung noch eine 
zusätzliche Beanspruchung hinzukommen, die 
sich eben aus der Tatsache ergibt, daß über- 
haupt Kitt zur Anwendung gelangt ist. Könnte 
man Isolationsmaterialien sehr großer Elasti- 
zität verwenden, beispielsweise Materialien von 
der Elastizität des Eisens, so würden alle diese 
Bedenken fortfallen. 

Hieraus ergeben sich nun die techni- 
schen Folgerungen, die an zusammenge- 
setzte Isolatoren gestellt werden müssen, 
unter der Voraussetzung, daß nun einmal mit 
der Verwendung eines in mechanischer Hinsicht 
ungeeigneten Materials, wie Porzellan, gerech- 
net werden muß. 


1. Die Scherbenstärke muß möglichst 
leichmäßig sein. Massenanhäufungen sind tun- 
ichst zu vermeiden. 

Schon bei der Herstellung bzw. beim Aus- 
trocknen der vorbearbeiteten Porzellankörper 
an der Luft (vor dem Brennen) ist die Anhäu- 
fung”’großer Massen an einzelnen Stellen un- 
erwünscht. Wird nämlich der Austrocknungs- 

rozeß zu rasch durchgeführt, so können hier- 
B schon Haarrisse entstehen, die sich der 
späteren Beobachtung völlig entziehen. 


2. Die Scherbenstärke so!l nicht größer 
sein, als es elektrische und mechanische Bean- 
spruchung erfordert. 

3. Werden mehrere Porzellanscherben zu 
einem Körper verbunden, so sollen die Ver 
bindungen so ausgeführt werden, daß der 
einzelne Scherben sich gegen den andern frei 
ausdehnen und zusammenziehen kann. 


Hierzu ist zu bemerken, daß bei doppelt 
so starkem Material wahrscheinlich wesentlich 
höhere Beanspruchungen als die doppelten auf- 
treten, weileinmal.an sich die Beanspruchungen 
ungünstig sind und zweitens die Dwurch- 
wärmung des dünneren Scherbens rascher er- 
folgt, so daß die Temperaturdifferenzen an den 
Oberflächen kleiner ausfallen. Auch in dieser 
Hinsieht (Verhinderung gleichmäßiger Durch- 
wärmung) wirkt jede Kittschicht ungünstig. 

Aus vorstehendem geht hervor, daß selbst 
sehr scharfe Prüfbestimmungen, die für den 
Anfangszustand genügt haben, keinen Rück- 
schluß auf die Dauerhaltbarkeit zulassen. Die 
Prüfung wird stets an frisch zusammengekitte- 
ten lIsolatoren vorgenommen, und es ist 
ohne weiteres erklärlich, daß selbst Prü- 
fungen auf große Temperaturunterschiede 
gute Ergebnisse gezeigt haben, solange 
eben der frische Zementkitt infolge der 
‘vorhandenen Feuchtigkeit (oder aus an- 
deren Ursachen) noch elastisch gewesen ist. 
Solche Prüfungen lassen deshalb keinen Rück- 
schluß auf die Lebensdauer zu. Im Gegenteil: 
Gerade die Tatsache, daß meistens nach erst 
4jähriger Betriebszeit (selten früher, manchmal 
1 oder 2 Jahre später) Isolatoren, die anfäng- 
lich gut gehalten haben, zerstört worden sind, 
und daß sich bei der mikroskopischen Unter- 
suchung im Porzellan feine Haarrisse gezeigt 
haben, läßt auf Strukturveränderungen der 
Kittmasse schließen. Es wäre sonst nicht ver- 
ständlich, daß gerade Isolatoren, die besonders 

oße Abmessungen aufwiesen, die also elek- 
Tach und mechanisch besonders niedrig be- 
ansprucht waren, häufig eine viel geringere 


„ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 32. 


633 


Lebensdauer hatten als kleinere Typen für 
die anuehe Betriebsspannung. 

ieses Verhalten führt ebenfalls zu der 
Folgerung, daß weder äußere mechanische 
Kräfte noch elektrische Beanspruchungen die 
Ursache der Zerstörungen gewesen sind, daß 
vielmehr die Ursachen nur in inneren 
Kräften zu suchen waren, was nach vorstehen- 
dem ohne weiteres verständlich ist. 

Für Anlagen bis etwa 50 000 V, in ver- 
einzelten Fällen auch bis zu 70 und 80 000 V, 
hat sich immer mehr der Stützisolator nach 
dem sogenannten Deltatyp eingeführt, der 
zuerst von der Bora Hermsdort her- 
ausgebracht wurde. Er ist für höhere Span- 
nungen aus mehreren Teilen zusammengesetzt, 
die fast ausschließlich mittels einer Zement- 
sandmischung zusammengefügt werden. Durch 
die Herstellung aus mehreren Teilen wurde 
eine höhere Durchschlagsfestigkeit erreicht, 
weil der dünnere Scherben besser und gleich- 
mäßiger hergestellt und jeder einzelne vor dem 
Zusammenbau einer Güteprüfung unterworfen 
werden kann. Einige Fabriken haben auf die 
Kittung » verzichtet, sie brannten die einzeln 
getrockneten, nach Eintauchung in dick- 
flüssige Glasur zusammengesetzten Teile?zu- 
sammen. Die Glasur bildet also das Binde- 
mittel. Es entstehen hierbei leicht zwischen 
den einzelnen Isolatorenteilen kleinere oder 
größere Hohlräume, die wohl in einigen Fällen 
nachteiligen* Einfluß auf die Festigkeit des 
Isolators hatten, ihm jedoch, wie die Praxis 
lehrt, nichts schadeten, trotzdem theoretisch 
das Vorhandensein von Hohlräumen ungünstig 
ist. — 

Für höhere Spannungen, etwa von 50 000V 
ab, haben mit wenigen Ausnahmen überall 
Gliederisolatoren Verwendung gefunden, und 
zwar sind es hauptsächlich 2 Typen, die beide 
von Amerika stammen, der Kappenteller- 
isolator und der Hewlett-Isolator. Zur Ver- 
bindung der einzelnen Glieder der Kappen- 
tellerisolatoren dienen entsprechend geformte 
Klöppel und Fassungen, die aus Schmiede- 
eisen resp.» Temperguß hergestellt wurden. 
Diese Teile wurden mittels einer Zement- 
mischung am lIsolator befestigt. Bei den 
Hewlett-Isolatoren erfolgte die Befestigung 
mittels Seilschlingen, also ohne Verwendung 
von irgendeiner Kittmasse. Je nach der 
Höhe der Betriebsspannung wurde nun die 
Anzahl der einzelnen Glieder festgelegt. Bei 
der Bestimmung der notwendigen Anzahl 
Isolatoren für die einzelnen Glieder ist zu be- 
rücksichtigen, daß die der Leitung zunächst- 
liegenden Isolatoren am stärksten beansprucht 
werden. Durch den Aufbau von Ketten aus 
Isolatoren verschiedener Kapazität hat man 
diesen Nachteil zu beheben versucht. Auch 
wurden an den Aufhängeklemmen Hörner an- 
gebracht, die eine bessere Spannungsverteilung 
an den Ketten herbeiführen. Für Betriebs- 
spannungen bis zu 120 000 V kommt man je- 
doch ohne solche Hilfsmittel aus, auch ohne 
die Zahl der Glieder übermäßig zu steigern. 
Es wurden in deutschen 100 000-V-Anlagen 
in der Regel 6 bis 7 Kappenhängeisolatoren 
und 8 bis 10.Abspannisolatoren verwendet, 
wobei die Abspannisolatoren meistens beson- 


dere Formen zeigten. 
Ä (Schluß folgt.) 


Zwei „Fibeln“ der gewerblichen „Psycho- 
technik“.!) 


Von Dr. Willy Hellpach, a. o. Prof. d. Psycho- 
logie a. d. Technischen Hochschule in Karlsruhe. 


Moede und Piorkowski sind (im Bunde 
mit Prof. Schlesinger, Charlottenburg) die 
Pioniere der gewerblichen Experimentalpsy- 
chotechnik in Deutschland. Dieses Verdienst 
wird ihnen gerade der nicht streitig machen, 
der an der Einbürgerung der Arbeitswissen- 
schaft und ihrer Anwendungen persönlichen 
Anteil hat. Mit der Durchforschung der Arbeit 
ist die abendländische Menschheit dazu ge- 
kommen, sich ihres eigentlichen, charakteris- 
tischen Lebensinhaltes wissenschaftlich bewußt 
zu werden. Die gleichzeitigen Bahnbrecher der 
Arbeitsforschung sind seit Ende der achtziger 


ı) Die eingehende Besprechung der beiden unten 
genannten Werke hat uns veranlaßt. sie in Form eines 
Artikels zu veröffentlichen, weil sie neben den kritischen 
sehr bemerkenswerte Ausführungen über die Entwicklung, 
die Aufgaben und-Methoden der jungen psyehotechnischen 
Wissenschaft enthält. Die von ihr behandelten Neuer- 
scheinungen sind: „Die Experimentalpsychologie 
im Dienste des Wirtschaftslebens.“. Von Dr. 
Walter Moede. Mit 40 Textabb. 5 Schemata, 1 Tabelle 
und 2 Tafeln. IV und 111 Seiten in 8°. Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1919. Preis brosch. 4,80 M + 10% T.-Z. 
ie psychologische Methodologie der wirt- 
schaftlichen Berufseignung.“ Von Dr. Curt Pior- 
kowski. 2.verm. Aufl. XI und 106 S. in 8°. Verlag von 
Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1919. Preis 7,20 M. D.S. 


” 


DI m a mn Dunn a ESS AEBEBABESEEN OENSEBESERE 


Jahre der IrrenarztKraepelin mitseiner Schule 
in Deutschland, der vorwiegend unter er- 
ziehungshygienischen, teilweise auch unter 
psychiatrischen Motiven stand, und der In- 

enieur Taylor in Amerika (samt den 

einen), der von vornherein die Verbesserung 
der gewerblichen Leistung im Auge hatte. 
Kraepelins Untersuchungen, an Wissen- 
schaftlichkeit alles weit hinter sich lassend, 
was die Taylorbewegung jemals zuwege ge- 
bracht hat, sind etwa seit der Jahrhundert- 
wende nicht mehr vorwärtsgekommen; noch 
heute bilden ihre Ergebnisse, Begriffsbil- 
dungen und Verfahrensweisen den Grundstock 
der Arbeitskunde, obwohl sie in vielem Ein- 
zelnen überholt erscheinen; auch Untersucher 
wie Moede und Piorkowski stehen, übrigens 
eingestandenermaßen, mit beiden Füßen auf 
dem Boden der von Kraepelin ersonnenen Ex- 
perimentaltechnik. (Der wichtigen und wert- 
vollen Leistung, die vor Kraepelin noch der 
Italiener Mosso, der den Ergographen ein- 
führte, getan hat, soll nicht vergessen 
werden, aber an Systematik und Konsequenz 
steht sie hinter jener Kraepelins weit zu- 
rück; sie selber fußte übrigens wieder auf den 
Leistungsstudien, die in der Schule des Leip- 
ziger Physiologen Ludwig unternommen wor- 
den waren und dort bereits das Kroneckersche 
Gesetz hatten finden lassen). An praktischer 
Werbekraft wiederum erwies sich der Ameri- 
kaner%Taylor dem Europäer Kraepelin weit 
überlegen. Er war von vornherein ‚„Tech- 
niker“, dem die Anwendung, nicht bloß die 
Anwendbarkeit seiner Untersuchungen am 
Herzen lag; uns Deutsche befällt angesichts 
des Begriffes scientific, mit dem er um sich 
wirft, nicht selten ein Lächeln; es gibt Stellen, 
wo seine Science an die Christian Science, 
ein” amerikanisches Gewächs, zu erinnern 
scheint, wo sie den höheren Erfolg behauptet 
und damit vielleicht erreicht, aber nicht eben 
wissenschaftlich erzeugt. Die Taylorbewegung 
schlug erst ein Jahrzehnt nach der Jahr- 
hundertwende nach Europa herüber; Mün- 
sterberg,&Wallichs und Schlesinger wur- 
den ihre ersten Apostel. Seit 1906 hatte ich 
an der Karlsruher technischen Hochschule 
die Arbeitswissenschaft als regelmäßiges Lehr- 
fach gepflegt; das Interesse war — bei Stu- 
dierenden, Staat und Gewerbe — anfangs 
äußerst gering; gerade wer. diese Zeit durch- 
lebt hat und sich manchesmal wie gegen eine 
tote Mauer reden spürte, ermißt die Wirkung, 
die von den Taylor-Pionieren ausging. Alles 
Licht hat seine Schatten, das Taylor-Licht 
hat sehr kräftige, Sie kamen mit ihm: eine 
oft voreilige Fixigkeit der Anwendungsge- 
wißheit bei sehr unfertigen wissenschaftlichen 
Resultaten, eine lässige Sorglosigkeit in der 
(manchmal recht sinnreichen) Methodik, eine 
etwas laute, gelegentlich vorlaute Propa- 
ganda, welche wie überall so auch in der von 
ihr selber gepflegten Psychologie der Reklame 
die irrationalen Gegenwirkungen nicht richtig 
in ihrei Rechnung einstellt, — aber viel 
schwerer als alles dies wiegt: ein exklusiv 
mechanisch-statisches Denken gegenüber der 
damit niemals entscheidend zu packenden 
Dynamik und Genetik des Seelenlebens, über- 
haupt der praktischen psychophysischen Per- 
sönlichkeit. 

Diese Nachteile treten auch in den 
beiden Schriften gelegentlich hervor, welche 
Piorkowski und Moede als eine Art 
„Fibeln‘“ der deutschen gewerblichen Psycho- 
technik herausgegeben haben; bei Pıor- 
kowski entschieden stärker als bei Moede, 
dessen Denkstatik sich eigentlich erst in der 
seinem Vortrag folgenden, wörtlich mitabge- 
druekten Diskussion, namentlich in der Ab- 
fertigung der Linkeschen Einwände enthüllt. 
Moede gibt im Vortrag selber alles, was eine 
solche Darbietung überhaupt nur leisten kann: 
eine mit höchstem Geschick durch innern Auf- 
bau und durch sprachliche Form werbende 
Skizze dessen, was das psychologische Expe- 
riment im gewerblichen Leben bedeutet. Auf 
so gedrängtem Raume kann er naturgemäß 
nur Stichproben der praktischen‘ Methodik 
bieten. Entsprechend seinem ganzen persön- 
lichen Interessenkreise stellt er die Aufgabe 
der Menschenauslese, der rationali- 
sierten Berufsberatung, obenan; ihr sind fast 
dr des Vortrages gewidmet, während die 

ause celebre des Taylorsystems, die Rationa- 
lisierung des Arbeitsverfahrens, sowie die 
Psychotechnik des Güterabsatzes sich mit 
Streiflichtern begnügen müssen. Moedes 
methodischer Einfallsreichtum erweist sich 
übrigens gerade dabei. Die starke Wirkung, 
die er ohne Zweifel ausgeübt hat, beruht 
darauf, daß er seine Einfälle sofort zu 
praktizieren weiß; wobei er allerdings einen 
wirklich amerikanischen Optimismus in bezug 
auf die Unanfechtbarkeit von Verfahren 
und Ergebnis sein glücklich Eigen nennt. 
Moedes Verdienst ist, x durch diese Eigen- 


634 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 32. 


schaften gewerbliche Kreise in einem vorher 
unerreichten Umfang für das tätige Interesse 
an diesen Problemen und ihrer Bearbeitung 
gewonnen zu haben; dieses Verdienst wird 
ihm die Geschichte der angewandten Seelen- 
kunde nicht schmälern. Seine Gefahr ist, daß 
er der Praxis zuviel verspricht, und daß die 
unausbleiblichen Enttäuschungen sich durch 
Rückschläge an der angewandten Psychologie 
überhaupt rächen können; die noch größere 
freilich, daß hier Einführungen und Einrich- 
tungen ohne Anseliung ihrer etlischen Trag- 
weite rein technisch inszeniert, ja überstürzt 
werden. Wenn die heutige sehr unrationelle 
Berufsverteilung der Massen ihre schweren 
Nachteile und Gefalıren hat, so fürchten wir, 
daß die Überschraubung der Rationalität in 
der Berufsauslese noch schwerere mit sich 
bringt, und (falls nieht etwa die kreißenden 
Berge nur ein Mäuslein gebären, ein Luxus, 
den sich eben die notwendige Sparsamkeit 
unserer nächsten Epoche versagen müßte) 
daß das Verhältnis des Meuschen zu 
seiner Arbeit, aus dessen Besserung und 
Reinigung allein eine wirkliche Überwindung 
der heutigen Arbeitsweltkrise erwartet werden 
kann, noclı fragwürdiger wird, indem der sitt- 
liche Gesamtmensch noch exzentrischer aus 
seinem Totalzusammenhang mit der Leistung 
entrückt, damit arbeitswurzellos, noch mehr 
atomisiert, mechanisiert und statisiert wird, 
und daß mit alledem die Leistungskrise des 
Abendlandes (die eine Lebenskrise des Abend- 
landes ist, eben weil Leistung der Haupt- 
lebenswert der abendländischen Menschleit 
geworden ist) unter dem täusebenden Schein 
einer äußerlieien Korrektur sich innerlich 
vertieft und versclärft und damit wirklielı 
zur Selbstverniebtung der abendländischen 
Kultur — ihrem wahren Untergang, nicht 
dem Spenglerschen -- führt. 

Man lese nur Piorkowski, 8. 17ff. 
(Kap. II) (um aus der überreichen, aber im 
einzelnen gar zu skizzenhaften Vielseitigkeit 
des Inhaltes dieser Schrift ein Wesentliches 
herauszugreifen). Er unterscheidet 5 Auf- 
merksamkeitstypen, jeder davon befähigt zu 
einer andern Berufsausübung am besten; es 
werden ganz spezialisierte gewerbliche Ar- 
beitertypen genannt, die den Aufmerksam- 
keitstypen entsprechen. Die Ermittlung des 
Aufmerksamkeitstyps am 14-jährigen hätte also 
diesen dem entsprechenden Beruf zuzuweisen. 
An anderer Stelle (S. 22) räumt P. selber ein, 
daß die Ansichten der Forselier z. B. über die 
Übbarkeit der Reaktionstypen auseinander- 
gehen, freilich (S. 31) verschleiert er die Bilanz 
schon sehr einstitig zugunsten der Stabilität 
der ursprüngliel.en Veranlagung, aber jeder auf- 
merksame Leser spürt: wissenschaftlich ge- 
klärt ist die Frage keineswegs. Und darauf- 
hin sollen wir eine öffentliche, womöglich ob- 
ligatorische Berufseignungsprüfung schaffen, 
die den Knaben mit rlıytl.mischem Aufmerk- 
samkeitstyp fürs ganze Leben an die Misclhı- 
maschine in der Wollspinnerei stellt, den mit 
kurz und scharf konzentrierbarer Aufmerk- 
samkeit zum Stahlgießer, den mit fluktuie- 
render zum Portier destiniert? _ Moede und 
Piorkowski verfallen in denselben Fehler 
hinsichtlich der Übung, den Taylor hinsicht- 
lich der Ermüdung beging: sie gleiten über das 
entscheidende Moment des Problems, über 
seinen Stichversuch, mit Tröstungen und Ver- 
tröstungen hinweg, die alles andere als ‚ra- 
tional“ sind. Wenn die „Hoxie-Kommission“, 
welche die Wirkung des scientific management 
in den Industriebetrieben der USA zu unter- 
suchen hatte, feststellen mußte, daß sie in 
keinem einzigen Falle auf eine den Namen 
„wissenschaftlich“ verdienende Ermüdungs- 
ermittlung gestoßen sei, so ist die Behandlung 
des Übungsproblems auch bei unseren Au- 
toren von Wissenschaftlichkeit weit entfernt. 
Gewiß, man soll nicht über Zwirnsfäden 
der Bedenklichkeit stolpern, und wer immer 
nur auf Einwände achtet, kommt in der 
Forschung so wenig wie im Leben weiter. 
Aber hier handelt es sich um keine Zwirns- 
fäden, sondern um den Kern der ganzen 
Rationalisierungsfrage. Ist der ‚Beruf‘ wirk- 
lich nichts anderes als die Anwendung einer 
eng umschriebenen psychophysischen Einzel- 
fähigkeit zum Behufe des wirtschaftlichen 
Nutzens? Und ist diese Einzelfähigkeit in 
irgendeinem Lebensaugenblick, und gär an 
der Pubertätsschwelle, so manifest und stabil, 
daß man sie als geeignete Berufsgrundlage 
ermitteln kann, wobei wir von ‚Stabilität‘ 
auch sprechen müssen, wenn die Anlage durch 
ein immer gleiches Übungsquantum sich auf 
ein voraus berechenbares Ergebnis steigern 
läßt? Diese Fragen sind heute rundweg zu 
verneinen. Die Erforschung des steigernden 
und umbildenden Einflusses der Schulung 
(was von bloßer Übung streng zu scheiden 
ist) auf irgendeine psychophysische Einzel- 
funktion steht in ihren allerersten Anfängen, 


und es wäre geradezu frivol, darauf weit- 


dem Stichwort der „Rationalisierung“ laufen; 


Wege 
Tebera hoffnungslos abführen müßte, denn 
es hieße den tiefsten Kräften, 
augenblicklichen Arbeitskıisen wirksam sind, 


wirklicher Berufswertigkeit seiner Leistung, 
zuwider wirken, nicht den besten Mann auf 
den richtigen Platz zustellen, sondern die meß- 
barste Einzelfunktion an einem Platz zu ver- 
wenden, benutzen, auszubauen: die gewerb- 
liche Arbeiterschaft hat sehon instinktiv recht, 
wenn ihr noch immer in diesem Sinne der 
Name Taylor ein Symbol feindseliger An- 
schläge aul sie bedeutet. Es wäre der Weg zur 
Verniehtung des gelernten, d. h. geschulten, 
d. h. erzogenen Arbeiters zugunsten der „Fin- 
übung‘‘ einer vorhandenen Einzelfähigkeit 
zur Fertigkeit. Man sagt es ja schon UuVer- 
blümt: man möchte die FellscLläge, Ent- 
täuschungen, Mühsale der Lehre vermeiden, 
als ob dann überhaupt noch eine Lehre, d. h. 
ein Erziellungswerk zum Beruf, übrig bliebe. 
Ich finde die halbwegs veıläßlichen Statistiken 
über den Berufsweclhsel, sofern er erwiesener- 
maßen Berufsunbrauehbarkeitzur Ursache hat, 
gar nicht so erschreckend wie manche Fanatiker 
der rationalen Berufsauslese; wenn z. B. in 
einer guten österreichischen Zählung sich 


ergab, daß von soundsoviel Handelsange- 
stellten im Laufe eines Jahrzehnts rd '/s 
wegen Berufsunbrauchbarkeit ausscheiden 


mußten, so ist es mir sehr wahrscheinlich, daß 
dieses Risiko von 20% in 10 Jahren kaum 
wesentlielı gedrückt werden kann. Wollen 
wir einen echten Beruf im Lebeuskreise der 
gewerblichen Arbeit überlaupt behalten, so 
Inüssen* wir auch eine Erfahrungs- und Selbst- 
erfahrungsauslese behalten, und wieviele von 
denen, die dem Lehrer (Lehrer im weitesten 
Sinne) Mühe bereiten, die nicht schon alles 
„können“ und nur noch ein bischen „üben“ 
müssen, sondern die lernen müssen, die 
geschult werden müssen, wieviele von denen 
besonders tüchtige Könner, wieviele guter 
Durchschnitt, wieviele mäßiger Durchschnitt 
werden und wieviele als endgültig unterwertig 
für jenen Beruf sich erweisen mögen: das ent- 
zielt sich heute wirklich jeder Kenntnis. Und 
wer uns erzällen will, man wüßte etwas davon, 
dem getrauen wir uns rundweg zu antworten: 
Es ist nicht wahr,und man soll auch die Wissen- 
schaft kein falsches Zeugnis reden lassen. 
Dies bedeutet aber nicht, daß von der 
rationalen Berufsauslese überhaupt nichts 
übrig bliebe. Zweierlei Aufgaben sind in 
Angriff zu nehmen und gerade dadurch zu 
lösen, daß man ihrer Bearbeitung voreilige 
praktische Anwendungsgelüste fernhält. Zum 
ersten: wir brauchen eine Täfel der psy- 
chophysischen Berufsdefekte, d. h. jeuer 
Hypofunktionen oder Afunktionen, die ‚gleiclı 
der Farbenuntüchtigkeit durch keinerlei Übung 
und Schulung zu ändern, jedenfalls nieht 
wesentlich zu ändern sind. Nur Experiment 
und Erfahrung zusammen können dies leisten, 
und für mindestens ein Jahrzehnt scheint 
mir dabei das „unwissentliche Verfahren‘‘ not- 
wendig zu sein: es werden die experimentell 
geprüften Lelulinge von den Firmen über- 
nommen, ohne daß die Firma irgendeine 
Kenntnis von dem Inhalt des Prüfungsproto- 
kolls erhält; das Berufsschicksal jedes einzelnen 
ist in einjährigen Aufzeichnungen für ein Jahr- 
zehnt genau zu beobachten, und einer neutralen 
Stelle, die jenseits der Berufseignungsprüfer 
und des Gewerbes steht, ist die Verarbeitung 
des beiderseitigen Materials zu übertragen. 
Nur so kann sich an zureichendem Material ob- 
jektiv erweisen, was unkorrigierbare Mängel, 
was korrigierbare, was kompensierbare Mängel, 
was erhebliche, was unerhebliche Vorzüge für 
einen Beruf sind. Zu lange Zeit! Taylor hat 
vor nichts so gewarnt wie vor Überstür- 
zungen; immer wieder kokettiert er, möchte 
man sagen, mit soundsovielen Jahren, die 
seine Studien in einer Einzelfrage in Anspruch 
genommen haben, und in diesem Punkte möge 
er uns ein Vorbild sein. Mit Fixigkeit können 
Dinge, die an das sittlich Innerste des Men- 
schenschicksals rühren, wahrhaftig nicht „or- 
ganisiert‘‘ werden. _ Zum zweiten: unsere 
Kenntnis der Übungstypen und Übungs- 
chancen, der ändernden und der ausgleichen- 
den Übung, des Verhältnisses “von Ubung 
und Schulung muß gefördert werden. Steht 
und fällt die Angelegenheit der Arbeitsver- 
fahrensrationalisierung (soweit überhaupt ihre 
Rationalität reicht) mit dem Ermüdungs- 
problem, und zwar mit dem Problem der Er- 
müdungskontinuität, der sogen. „Abnutzung“ 
des Menschen von Tag zu Tag, Monat zu 
Monat, Jahr zu Jahr, Lebensalter zu Lebens- 
alter, so steht und fällt die Angelegenheit der 
Berufsauslese (soweit wiederum überhaupt 


tragende Einrichtungen zu gründen, die unter 


es wäre doppelt frivol, weil es uns von dem 
der Gesundung unseres gewerblichen 


die in den 


dem Sehnen des gewerblichen Arbeiters nach 


12. August 1920. 


ihre Rationalität reicht) mit dem Übungs- 
problem. Von diesem wie von jenem müssen 
wir viel mehr Verläßliches wissen, dann kann 
in der Gestaltung der gewerblichen Arbeit — 
„dem besten Mann das beste Verfahren‘ — 
die richtige Auswägung der rationalen und der 
irrationalen Anteile unternommen werden. Auf 
beiden Seiten wird der Psychologe mitarbeiten 
müssen; auf beiden sage ich, denn es gibt 
auch eine Psychologie des Irrationalen, die 
freilich (ähnlich der Geschichte) niemals expe- 
rimental, ‚„messend‘‘ sein kann und doch die 
Erkenntnis von Zusammenhängen zum Gegen- 
stande hat; und mitarbeiten sage ich, denn 
es gibt auch eine rein empirische Rationali- 
tät, die sich nicht dem Experiment und der 
Berechnung unterwirit; es wäre eine reizvolle 
Aufgabe, zu zeigen, daß sie sogar in den (z. B. 
teelnischen) Mechanismen schon ihre Rolle 
spielt, und in den Organismen ist ihre Rolle 
sehr beträchtlich, vielleicht dominant. 

An diesen Aufgaben wird auch die 
„Riehtung‘‘ fruchtbar mitzuwirken haben, die 
durch unsere beiden Autoren "verkörpert ist. 
Sie wissen es selber woLll: auf der einen Seite 
werden ein wenig überschwengliche Erwar- 
tungen in sie gesetzt, auf der andern wird 
eine etwas krittelige Opposition gegen sie ge- 
nährt. Beides triftt daneben. Jelı möchte mir 
aus dem Gesamtbilde der praktischen Psycho- 
logie unserer Tage die Figuren Moede und 
Piorkowski nicht wegdenken. lur frischer 
Wagemut, ihre methodische Findigkeit, ihre 
schwer übertrefiliche Werbegabe tun uns 
durchaus not. Nur, man darf nıe einer „Rich- 
tung“ das Feld allein lassen. Gegen Monopole, 
geistige Konzerne, gegen Zentralisierung muß 
die Forschungs- und Anwendungsarbeit jeder- 
zeit geschützt werden. Auch die Industrie 
darf sich nicht auf eine „psychoteehnische“ 
Richtung einschwören. Sie muß liberal genug 
sein, auch Forscher, die von ganz andern 
Gesichtspunkten ausgehen und auf ganz an- 
deren Linien vorwärtsschreiten, gewähren zu 
lassen, ja zu fördern. Von der in der deut- 
schen Wissenschaft etwas eingefressenen Ge- 
wohnheit der Meinung, daß einer ein Trottel 
oder ein Schuft sein müsse, wenn er etwas 
andres tue, wollen wir doch endlich ganz frei 
werden. Auch Einwand und Widerspruch, ja 
Widerstand, wo das nötig wird, bleibe sach- 
lieh motiviert und anständig praktiziert. Uns 
gefällt manches nicht, was von unseren beiden 
Autoren ausgeht, und wir werden es immer 
frei heraus sagen. Sie verrichten eine be- 
stimmte Aufgabe, aber diese Aufgabe hat ihre 
Begrenzung. Wenn sich darüber alle, auf die 
es ankommt, klar werden, dann wird auch 
diese Leistung ihren Segen haben, einen 
desto reineren, je einsichtsvoller sie sich selber 
bescheidet. Dies gilt übrigens für jeden und 
jedes. Gerade die Wiederaufrichiung der 
deutschen Arbeit ist ein Werk, das jegliches 
Einzelmaß, persönliches, metlodisches, ma- 
terielles, übersteigt. Sie muß von vielerlei 
Geistern auf vielerlei Wegen mit vielerlei 
Mitteln geleistet werden. Keiner Karls daß 
er den echten Ring habe; aber jeder trachte, 
dem seinen den höchsten Gehalt an Wirkungs- 
kräften zu verleihen. Diese Weisheit den 
größten deutschen Rationalisten, der wie kein 
anderer schon die Schranken aller Rationalisie- - 
rung sah, möge uns Wirtschaftspsychologen 
begleiten, wo unsere Wege sich trennen. 


Vom Ritom-Kraftwerk der Gotthardbahn. 
— Der Kraftstollen des Ritomkraftwerks!), das 
bekanntlich die Gotthardbahn speist, hatte schon 
vor der Betriebseröffnung am 1. VII. 1920 Wasser 
verloren, doch konnte die Betriebseröffnung 
stattfinden. ‚Der Wasserverlust steigerte sich 
jedoch von im ganzen 300 l/s auf ı50 ls an 
vielen Stellen auf über 100 Länge, nachdem eine 
Abrutschung von etwa 2000 m’ bewaldeteten 
Gehängeschuttes erfolgt war. Im Stollen finden 
sich auf etwa 2000 m Länge feine Längsrisse, 
die außerordentlich gleichmäßig verlaufen. Bei 
der Feinheit der Risse ist die Größe des Wasser- 
verlusts schwer verständlich. Nach einer vor- 
läufigen Annahme wird die elastische Nach- 
giebigkeit der Stollenwand als Ursache ange- 
nommen, die dem Bestreben des ovalen Stollen- 
profils sich unter Druck zum Kreisprofil zu 
dehnen nicht den nötigen Widerstand entgegen- 
setzte. Zwecks baldiger Wiederaufnahme des 
Betriebes wird am Ritomsee ein Überlauf des 
Stollens in den dortigen Grundablaß hergestellt. | 
Die Wiederinbetriebnahme des Ritomwerkes ' 
dürfte etwa Mitte August erfolgen. ah. 


») „ETZ*, 1918, 8. 284. 


Mitteilung zu: 


12. August 1920. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Strompreise für die Eisenbahn. — Man 
schreibt uns: In früheren Jahren wurde den 
Eisenbahn-Direktionen für den Stromver- 
brauch der Eisenbahn ein z. T. nicht uner- 
heblicher Rabatt eingeräumt. Da, wo wirklich 
große Verbrauchsstellen in Frage kamen, schien 
eine derartige Bevorzugung der Eisenbahn als 
Großabnehmer wohl berechtigt, die Eisen- 
bahn hat aber diese Vergünstigung vielfach 
auch für die kleinsten Verbrauchsstellen be- 
ansprucht, und da eine Einigung unter den 
Elektrizitätswerken nicht bestand, ist sie mit 
dieser ganz unberechtigten Forderung auch 
durchgedrungen. Nachdem aber die Erzeu- 
gungskosten des Stromes sich ganz wesentlich 
erhöht und auch sonst sich die Verhältnisse, 
unter denen früher selbst kleineren Ab- 
nehmern ein Rabatt gewährt werden konnte, 
bedeutend geändert haben, ist von verschie- 
denen Elektrizitätswerken angeregt worden, 
den Eisenbalın-Direktionen besondere Rabatte 
auf die Normalpreise nicht mehr einzuräumen, 
zumal die Eisenbahn auf ihre Tarife auch keine 
Rabatte gewährt und vom 1. X. 1920 an auch 
die Sondertarife, die bisher für Kohlentrans- 
porte gewährt wurden, in Fortfall kommen 
sollen. Die Rabattberechnung ist auch in der 
heutigen Zeit mit viel zu kostspieliger Schreib- 
arbeit verbunden. Aus all diesen Erwägungen 
heraus wäre es wünschenswert, wenn alle 
Elektrizitätswerke einheitlich die Ein- 
räumung von Rabatten an die Eisenbahn ab- 
lehnen und den Verbrauch der Eisenbahn 
nach den örtlichen Normaltarifen berechnen 
würden. Eine kurze Äußerung zu dieser Frage 
in der „ETZ‘ seitens der größeren und mitt- 
leren Werke wäre sehr zu begrüßen. W 


Leitungsbau. 


Über das Imprägnieren von Holzmasten 
mittels des sogenannten Impfverfahrens. — Über 
dieses Verfahren geht uns seitens des E.-W. 
Obererzgebirg Schwarzenberg i. Sa. folgende 
Das Verfahren, das dem 
Frankenwerk G. m. b. H., Kissingen, Zweig- 
bureau Dresden, patentrechtlich geschützt ist 
— die Patentinhaberin nennt ihr Verfahren 
„Cobraverfahren‘“ —, besteht darin, daß in 
die nicht frisch geschlagenen Hölzermittels einer 
ebenfalls geschützten, sehr zweckmäßig kon- 
struierten und leicht transportablen Maschine 
dureh Einführung eines eigenartig konstru- 
ierten Dornes, der ber seinem Rückgang die 
Lymphe im Holzinneren austreten läßt, die 
Imprägnierungsmasse direkt, annähernd vom 
Kern des Holzes bis Peripherie des Stammes, 
zugeführt wird. Bemerkenswert ist, daß hierbei 
die Struktur des Holzes nicht zerstört wird, 
wie dies bei evtl. Anbohren geschehen würde, 
sondern die Fasern werden nur verdrängt und 
legen sich bei Rückgang des Dornes wieder 
in die alte Lage; an Schnittproben ist dies zu 
erkennen. Es konnte an den Sehnittflächen 
der mit dem Cobraverfahren behandelten 
Stämme festgestellt werden, wie die Lymphe 
sich im Inneren des Holzes ausbreitet; um den 
Stich bilden sich Kreise von 60 bis 70 mm 
Durchmesser. Durch geeignete Anordnung der 
Impfpunkte wird eine derärtige Aneinander- 
reihung der Ausbreitungskomplexe der Lymphe 
erreicht, daß die Stämme von der Peripherie 
bis annähernd in die Mitte des Stammes im- 
prägniert sind. Unseres Erachtens scheint 
dieses Verfahren berufen, der Imprägnierungs- 
technik für Leitungsmaste eine andere Rich- 
tung zu geben; es bringt unserer Meinung nach 
eine erhebliche Ersparnis an Konservierungs- 
mitteln, da es nur notwendig ist, die innerhalb 
der kritischen Zonen Ben Holzteile zu 
imprägnieren, während bei dem bisherigen 
Tauch- und Vakuumverfahren auch die weniger 
oder nicht der Zerstörung ausgesetzten Holz- 
teile mitimprägniert werden mußten und 
hierfür Konservierungsmittel nicht aufge- 
wendet werden zu brauchen. Übrigens ist 
dieses Verfahren in der „Elektrotechnischen 
Umschau“ wissenschaftlich behandelt. 


Apparatebau. 


Fernsteuerschalter für Bühnenbeleuchtung. 
— Fürdas Illinois-Theater in Chieago ist kürzlich 
eine neue Beleuchtungsanlage fertiggestellt 
worden, an welcher besonders die verwendeten 
Fernsteuerschalter von Interesse sind !). Die 
Anlage wird mit Gleichstrom betrieben und der 


!) Eleetrical World. Bd. 74, 1919, S. 747. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


I a onnana ehe 


1920. Heit 32. 


RUNDSCHAU. 


Höchststrombedarf beträgt 2000 A. Die An- 
schlußkabel sind in einen, unter der Bühne 
belegenen, feuersicheren Kellerraum und an ein 
Schalttafel geführt, auf welchem der Haupt- 
schalter, die Hauptsicherungen und die Zäh- 
ler angeordnet sind. Daneben befindet sich 
eine Verteilungstafel mit Schaltern für solche 
Stromkreise, welche nicht von der Bühne aus 
bedient werden, wie Ankleidezimmer-, Fassa- 
den- und Notbeleuchtung, Motoren usw. In 
dem Kellerraum ist ferner, arschließend an die 
Verteilungsschalttafel, ein Gestell aus Winkel- 
eisen angebracht, an das dreißig normale, 
© Cutler- Hammer - Betäti- 
gungsschalter für je 100 A angebaut sind. Alle 
Verbindungen sind rückseitig und bestehen aus 
für 100 A bemessenen Kupferschienen. Die 
Betätigungsschalter stehen mit einer, auf der 
Bühne aufgestellten Fernsteuertafel nach dem 
Schema der Abb. 1 durch Leitungen von nur 


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O.M = Generalgruppenschalter. 
W.M. = Gruppenschalter. weiß. 
W.F. = Rampen'eleuchtung, weiß. 
W.B. Nr.1= Kulissenbeleuchtung Nr. 1, weiß. 
R.M. = Grupp»nschalter, rot. 
R.F. = Rampenbeleuchtung, rot. 
R.B. Nr. 1= Kulissenbeleuchtung, rot. 
0.C. = Ausschalt- 
C.C. = Einschalt- 


Aub. 1. Verbindungen zwischen Kernsteuertafel 
und Betätigungsschaltern. 


N spule des Betätigungsschalters. 


2 mm Durchmesser in Verbindung, wodurch 
sich sehr erhebliche Ersparnisse an Leitungs- 
material ergeben. Jeder Betätigungsschalter 
enthält eine Einschalte- und eine Ausschalte- 
spule. Erstere bewirkt das Einlegen und Ver- 
riegeln, die andere die Entriegelung und damit 
die Auslösung des Schalters. Die Fernsteuer- 
tafel, die übrigens nur ein Viertel der Ab- 
messungen der. früberen Bülinenschalttafel be- 
sitzt, enthält in sechs Reihen 68 kleine Hand- 
griffe, von denen je zwei übereinander liegende 
einen Betätigungsschalter steuern. Zwischen 
29 Handgriffpaaren befindet sich je eine Signal- 
lampe, welche anzeigt, ob Jie betreffende Lei- 
tung unter Strom steht oder nieht. Fünf Hand- 
gupDasıe haben keine Signallampe; essind die 
er Gruppensteuerschalter  (Meisterschalter), 
welche esermöglichen, beliebige Lampengruppen 
im geeigneten Augenblick gleichzeitig zur 
Einschaltung zu bringen. Die zwei Handgriffe 
jedes Steuerschalters, von denen der obere die 
Einschaltung und der untere die Ausschaltung 
des entsprechenden Betätigungsschalters be- 
wirkt (s. Abb. 1), können nach oben oder nach 
unten umgelegt werden. Umlegen nach unten 
schließt den Steuerstromkreis nur, solange 
der Griff festgehalten wird, und setzt den Be- 
tätigungsschalter in dem einen oder anderen 
Sinne in Bewegung. Umlegen nach oben 
schließt zunächst den Steuerstromkreis noch 
nicht; dies geschieht erst dann, wenn der zu- 
ehörige Gruppensteuerschalter betätigt wird. 
nfolge dieser Anordnung können beliebige 
Lampengruppen zu größeren Gruppen zusam- 
mengestellt und zu irgend einer Zeit mittels 
einer Schaltbewegung zu- oder abgeschaltet 
werden. Irrtümer sind kaum möglich, da die 
Signallampen stets über den Zustand der 
Stromkreise, d. h. ob ein- oder ausgeschaltet, 
Auskunft geben. Die Fernsteuerschalter mit 
ihren zwei Handgriffen und der Signallampe 
sind als selbständige Einheiten ausgebildet und 
können nach Bedarf in beliebiger Zahl neben- 
und übereinander zu Tafeln jeder Größe zu- 
sammengebaut werden. Die Einheiten sind vorn 
durch eine Blechplatteabgeschlossen, welehe mit 
Ausschnitten für die Handgriffe und die Signal- 
lampe versehen ist und alle. stromführenden 
Teile abdeckt. Im vorliegenden Falle werden 
die Fernsteuerschalter von einem Rahmen 
umschlossen, auf dessen oberer Leiste zwei 
Lampen zur Beleuchtung der Tafel ange- 
bracht sind. Über diesem Rahmen haben 


zwanzig Lichtregler in zwei übereinander an- 
geordneten Reihen, mit Betätigungshebeln in 
einer Reihe, Platz gefunden. Die Sicherungen 
für alle Stromkreise, die nicht im Keller ge- 
sichert sind, befinden sich noch höher in einem 
Schrank aus Stahlblech, der durch eine eiserne 
Leiter erreicht und von einer Plattform aus 
bedient wird. ah. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Neue Vorrichtung für Eichzwecke. — A. 
Knopp beschreibt eine Vorriehtung die für 
Strommesser- und Zählereichungen bei Gleich- 
oder Wechselstrom entwickelt wurde. Der 
Verfasser nennt sie Stromwage, obwohl sie 
eigentlich keine Wage ist. Sie beruht auf 
dem Prinzip, daß gleiche Amperewindun- 
gen in demselben Eisenkern gleiche Magneti- 
sierungen hervorrufen. Heben sich letztere 
also bei Gegeneinanderschaltung der erregen- 
den Spulen auf, so beweist das, daß gleiche 
Amperewindungen wirksam sind, und aus dem 
gegebenen Verhältnis der Windungszahlen 
kann, falls eine der Stromstärken bekannt ist, 
die andere gefunden werden. Bei Wechsel- 
strom ist, die Messung noch einfacher, da beim 
Speisen der Primärwicklung mit einer kon- 
stanten, bekannten Stromstärke unter Zu- 
hilfenahme von primären und sekundären 
Anzapfungen alle für Eichungen erforder- 
lichen Stromstärken sekundär direkt erhalten 
werden können. Dabei kann, infolge der 
außerordentlich kleinen, für Eichzwecke se- 
kundär entnommenen Energiebeträge, das Über- 
setzungsverhältnis als tatsächlich konstant und 
dem Quotienten der Windungszahlen pro- 
portional angesehen werden. Der Apparat 
ist also ein Stromwandler, dessen Primär- und 
Sekundärwicklung geeignete Anzapfungen be- 
sitzen, so daß primäre Erregung mit einer 
einzigen gemessenen Stromstärke genügt, um 
durch Änderung des Übersetzungsverhältnisses 
sekundär alle für die Eiel punkte erforderlichen 
Stromstärken einzustellen. Auch Stromwandler 
können mittels dieser Vorrichtung auf Über- 
setzungsverhältnis und Pi.asenverschiebung 
geprüft werden. Abb. 2 zeigt die Anordnung 


f 


N Rx \ 
/ N \ \ | 


/ \ 
| mAmMW 


Abb. 2. Schaltung bei der Eichung von Waitmatern. 
bei der Vornahme von Eichungen an Watt- 
metern oder Zählern. (,Eleetrical World“ 
Bd. 75, 1920, S. 993). hl. 


Beleuchtung und Heizung. 


Explosions-Erscheinungen bei Glühlampen. 
— Bei Spiraldrahtlampen einer bestimmten 
Firma für 40 W 110 und 220 V!) wurde häufig 
beobachtet, daß unter normalen Betriebsver- 
hältnissen ganz plötzlich Glühlampen unter 
lautem Knall auseinanderplatzten. Hierbei 
trat stets ein heftiger Kurzschluß ein, der oft 
so stark war, daß in den betreffenden Stark- 
stromkreisen die Sicherungen durchschmolzen. 
Aus diesem Anlaß würden mit einer größeren 
Anzahl 40 W 110- und 220-V-Spiraldraht- 
lampen verschiedener Firmen Dauerbrennver- 
suche bei Nennspannung vorgenommen. Zur 
Verwendung kamen dabei nur ganz neue 
Lampen. Die Versuchsanordnung war so ge- 
troffen, daß die Spannung auf + 1% konstant 
gehalten werden konnte; die Stromart war 
wie im Betrieb Gleichstrom. Der Lampenab- 
stand wurde so reichlich bemessen, daß eine 


1) Es handelt sich hier um solcha 40-Watt- 110- und 
220-Volt-Spiraldrahtlampen, die ohne nähere Kezeichnun- 
gene DB mıt oder ohne Gasfüllung, in den Handel gebracht 
werden. 


636 


gegenseitige Erwärmung der Lampen nicht 
eintrat. 

Bei dem Dauerbrennversuch zeigte sich 
nun, daß plötzlich ohne jede erkennbare 
nähere Ursache von den 110- und 220-V- 
Lampen ee einige Lampen aus der 
beanstandeten Lieferung in der oben beschrie- 
benen Weise auseinanderplatzten. Nach der 
Versuchsanordnung war ein plötzliches An- 
steigen der Spannung nicht möglich, auch 
zeigten die angeschlossenen Voltschreiber von 
Siemens & Halske neuster Bauart keinerlei 
Spannungserhöhung, die man wohl vermutet 
hatte. Da sich derartige Vorkommnisse bei 
Lampen ein und desselben Ursprungs — 
während der üblichen Brenndauer bis etwa 
1000 h — öfters wiederholten, wurden diese 
Lampen in Entfernungen bis zu 6 m aufge- 
hängt, aber auch dann trat der erwähnte 
Übelstand in genau gleicher Weise wieder ein. 

Die Explosionen selbst wurden nun darauf 
zurückgeführt, daß sich der Gaszustand 
in der Lampe beim Brennen ändert 
und beim Brennen einen Zustand 
erreicht, der zu Selbstentzündung An- 
laß gibt, was sich auch durch den. nach- 
folgenden Versuch zu bestätigen scheint. 

Bei einer Reihe ganz neuer Lampen wurde 
die Glasgloeke mit einer harten Feile angeritzt. 
Hierauf wurden diese Lampen, dem üblichen 
Dauerbrennversuch unterworfen, dabei zeigte 
sich, daß die Lampen z. T. sofort, z. T. 
nach mehreren Stunden bzw. Tagen sämtlich 
in genau derselben weiter oben beschriebenen 
Weise zerstört wurden, während Lampen deren 
Glas zu tief eingeritzt wurde, normales Durch- 
glühen des Spiraldrahtes und milchweißen 
Beschlag der inneren Glasglocken zeigten. 
Demnach haben diese Lampen einen gewissen 
Gaszustand, bei dessen Erreichung sie selbst- 
tätig_ explosionsartig auseinanderplatzen. 

Das gemeinsame Explodieren von Lampen 
wird darauf zurückzuführen sein, daß mehrere 
Lampen, die den erwähnten Gaszustand nahe- 
zu erreicht haben, schon durch die geringen 
Erschütterungen einer verhältnismäßig weit 
entfernt explodierenden Lampe bzw. durch 
die dadurch eintretende Spannungsschwankung 
zum Mitexplodieren veranlaßt werden. Auf 
diese Weise sind etwa 30 Stück von 100 Prüf- 
lampen aus der beanstandeten Lieferung 
innerhalb einer Brennzeit von etwa 1000 Stun- 
den zerstört worden, während bei den gleich- 
zeitig mituntersuchten Lampen anderer Liefer- 
firmen überhaupt nur ganz vereinzelt Explo- 
sionen vorgekommen sind. 

Es sei noch besonders erwähnt, daß sämt- 
liche Versuchslampen unter gleichen Verhält- 
nissen brannten und die Dauerbrennversuche 
sämtlich zugleich begonnen wurden, es sich 
also immer um gleichmäßig beanspruchte Lam- 
pen handelte. 

Um weiter festzustellen, ob erhöhte Span- 
nung die Explosionserscheinungen vermehren 
würde, wurde ein Versuch mit 220-V-Spiral- 
drahtlampen, der zu einem anderen Zweck 
vorgenommen werden sollte, dementsprechend 
erweitert. Die Vermutung, daß sich die Ex- 
losionen vermehren würden, hat sich in keiner 

eise bestätigt, Den vorhandenen Betriebs- 
mitteln entsprechend, wurden die Brennspan- 
nungen 235, 250 und 300 V gewählt und für 
jede Spannung wurden je 10 Lampen ver- 
schiedener Firmen verwendet. Die Ergebnisse, 
die im allgemeinen interessieren, seien nach- 
folgend zusammengestellt. 


Eure; Fabrikat & Fabrikat B 
irhöhun Tinge- nge- 
Brenn- Rn! Nutz- en er Nutz- re z 
Span spannung re Nutz- Ebren Nutz- 
nung |Pin o, auer in | Yrenn. |dauer in| prenn- 
Stunden |qauerin‘, Stunden |auerin‘% 
ao | 1406 | 5] ao8o | = 
235 + 6,8 713 | —523 | .1076 | — 49,3 
250 + 13,6 480 | — 68 620 | — 70,3 
300 + 36,4 31 | — 9 41 | — 9 


0. Kümpel, Kiel. 


Verkehr und Transport. 


Elektrischer Betrieb auf der Orleans- 
"Bahn.\) — Zwecks Elektrisierung ihres Be- 
triebes hat die Orl&ans-Bahn, wie die 
„Frankf. Ztg.‘“ berichtet, die Genehmigung 
zur Anlage der erforderlichen sieben Kraft- 
werke an der oberen Dordogne sowie_an 
deren Zuflüssen, z. B. der Rhue, erhalten. Von 
dem etwa 7800 km langen Gesamtnetz der 
Gesellschaft sollen 3350 km elektrisiert werden, 
u. zw. alle Strecken zwischen Chäteauroux, 
Limoges, P6rigneux und Agen a. d. Garonne 
(mit zwei Ausläufern nach Poitiers und An- 

oul&me) bis an die Grenzen des Netzes der 
Südbahn und der P. L. M.-Bahn im Süden 


1) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 539, 1920, 8. 40. 


[4 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 32. 


und Osten. Für den Anfang schätzt man den 


Kraftbedarf auf 280 Mill. kWh, für später 


nach Zunahme des Verkehrs auf das Doppelte. 


Die jährliche Kohlenersparnis etwa 
1,5 Mill. t betragen. - 
Die ganze Elektrisierung wird mit hoch- 


gespanntem Gleichstrom durchgeführt. 


soll 


Chemie. 


Erfahrungen mit elektrolytischen Eisen- 
niedersehlägen. — _Elektrolytisch gefälltes 
Eisen zeigt eine Reihe von Mängeln, über die 
E. Hughes in „Electrical Review‘, Bd. 86, 
1920, S. 681 berichtet. Er unterscheidet die 
folgenden: kleine Löcher, Rauhigkeiten, Ein- 
schlüsse von Fremdkörpern, Risse und Struk- 
turverschiedenheiten. Die kleinen * Löcher 
sind auf an der Kathode auftretende” Wasser- 
stoffbläschen zurückzuführen, welche den Auf- 
bau einer glatten Oberfläche‘ nicht zulassen; 
es muß also dafür gesorgt werden, daß mög- 
lichst wenig Wasserstoff entsteht bzw. daß 
der entstehende durch mechanische Mittel 
entfernt wird. Die Rauhigkeiten verdanken 
ihre Entstehung häufig winzigen, im Elektro- 
lyten schwebenden Teilchen, welche sich auf 
der Kathode absetzen und ebenfalls die Ent- 
stehung einer glatten Oberfläche verhindern. 
Haben sich alle die Teilchen im Laufe der 
ee abgesetzt, so wird die Oberfläche 
der Kathode wieder glatt, bleibt aber uneben. 
Rauhigkeit kann auch ihren Grund in der 
Verwendung von Anoden aus stark kohlen- 
stoffhaltigen Eisen haben. Die Einschlüsse 
bestehen meist aus Risenoxyd und -hydroxyd, 
Wasserstoff, Kohlenstoff oder Kohleneisen 
(Karbid). Ob die Sprödigkeit des Eisennie- 
derschlages, die manchmal beobachtet wird, 
auf den Einschluß von Wasserstoff zurückzu- 
führen ist, ist eine Streitfrage. Kohlenstoff- 
gehalt scheint”beim Elektrolyteisen ' keine 
Strukturänderung zu bewirken. Risse treten 
beim niedergeschlagenen * Eisen häufig” auf 
und bilden einen sehr erheblichen Nachteil 
desselben. _Auch die mannigfachen Unter- 
schiede in der kristallinischen Struktur sind 
als ein solcher zu bezeichnen. Sie können 
jedoch durch ein geeignetes Verfahren bei der 
Elektrolyse ausgeglichen werden. Verfasser 
ist der Ansicht, daß die elektrolytische Ver- 
eisenung bei‘ richtiger Ausführung in be- 
deutend größerem Umfange als es gegenwärtig 
der Fall ist, mit Nutzen angewendet werden 
könnte, da sie die wirtschaftliche Wiederher- 
stellung abgenutzter Eisen- und Stahlteile 
ermöglicht. “ 

B. H. Thomas teilte in einem Vortrage 
vor der Institution of -Automobile Engineers 
(Engineering, Bd. 109, 1920, S. 655) nähere 
Einzelheiten über” die Herstellung elektro- 
lytischer Eisenniederschläge zur Wieder- 
brauchbarmachung ” abgenutzter ° Fisen- und 
Stahlteile, z. B, im”Automobilbau”mit. Hier- 
nach werden die zu behandelnden Arbeits- 
stücke zunächst mit Benzin abgewaschen, 
dann etwa”’12 Stunden lang in kaustischer 
Sodalösung gekocht und mittels’ Drahtbürsten 
gereinigt. In ein frisches Sodabad gebracht, 
werden sie 3 Min. lang bei Zimmertemperatur 
als” Kathoden unter Verwendung einer 
Eisenblechanode elektrolytisch behandelt..' Die 
Teile werden hierauf in fließendem Wasser 
gewaschen und in’einer 25proz. Schwefelsäure- 
lösung als Anoden der Einwirkung eines 
Stromes ausgesetzt, dessen Dichte, anschei- 
nend in allen Fällen, auch bei der später 
geschilderten eigentlichen Vereisenung, 0,033 
A/dm?2 beträgt. Um ein besonders gutes 
Festhaften des Niederschlages zu erzielen, 
werden die Arbeitsstücke, bevor sie in 
das Schwefelsäurebad gelangen, in eine 
50proz. Salpetersäurelösung getaucht. Nach 
diesen Vorbereitungen wird die elektrolytische 
Vereisenung in einer neutral erhaltenen Lösung 
von Ammoniumferrosulfat vorgenommen, wo- 
bei die zylindrische Anode aus schwedischem 
Eisendraht besteht und so angeordnet ist, daß 
sie die Arbeitsstücke umgibt; sie wird dauernd 
auf- und niederbewegt, wobei durch besondere 
Vorrichtungen eine Bewegung des” Elektro- 
lyten” herbeigeführt”wird. Die Arbeitsstücke 
sollen fortgesetzt von ‘der Lösung bespült, 
und es soll namentlich das zur Neutralisie- 
rung _zugesetzte Ferrokarbonat gleichmäßig 
verteilt in Suspension erhalten werden. Der 
Strom muß konstant gehalten werden und die 
Temperatur muß 20° C betragen. Die Stärke 
des Niederschlages beträgt dann 0,005 mm/h. 
Derartig verstärkte und darauf im Einsatz- 
härteverfahren behandelte Teile zeigten im 
Dünnschliff unter dem Mikroskop keine Trenn- 
linie zwischen dem ursprünglichen Material 
und dem Niederschlag, woraus hervorgeht, daß 
der Kohlenstoff durch die niedergeschlagene 
Schicht hindurch bis in "das ursprüngliche 
Material dringt.” hl. 


12. August 1920. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


18. Jahresversammlung des Verbandes 
deutscher Elektro - Installations-Firmen e. V. — 
Die 18. Jahresversammlung des Verbandes hat 
am 14. VI. 1920 zu Münster i. W. in Anwesen- 
heit zahlreicher Gäste und von über 300 Mit- 
en stattgefunden. Nach dem vom Syn- 

ikus Rechtsanwalt Stroinsky erstatteten 
Geschäftsbericht hat der%Verband im Jahre 
1919 die Zahl seiner bis dahin in den 17 Jahren 
des Bestehens gewonnenen Mitglieder ver- 
doppelt. Auch in 1920 hält dieser außerordent- 
liche Zuwachs (über 900 neue Mitglieder im 
ersten halben Jahre) an. Der Elektroin- 
stallateur-Verband Mittelbaden ver- 
teilte die gesamten Installationsaufträge im An- 
schluß an das staatliche Murgwerk unter seine 
Mitglieder (auch an die Installationsbureaus 
der Großfirmen) zu behördlich festgesetzten 
Preisen und ersparte so die Akquisitionskosten 
und die unnützen Wegestunden bei Arbeiten 
der gleichen Firma in verschiedenen Orten, 
indem einer Firma! nur bestimmte Orte zuge- 
teilt wurden. Dieser neue Weg des Ausbaues 
neu angeschlossener landwirtschaftlicher 
Gebiete wurde nach diesem Vorbilde auch 
von der Überlandzentrale Gardelegen, im 
Kreise Kulmbach und in Oberbaden gewählt. 
Die mit der Vereinigung der Elektrizitätswerke 
vereinbarten allgemeinen Grundsätze für die 
Zulassung von Installateuren zur Aus- 
führung von Anschlußanlagen an die Elek- 
trizitätswerket) führten an verschiedenen Orten 
Deutschlands dazu, daß die Konzessions- 
pflicht für Elektroinstallateure eingeführt 
wurde. Die Hauptpfandstelle des Ver- 
bandes trat mit Unterstützung der Vereini- 
gung der Elektrizitätswerke und des Bundes 
der Elektrizitäts-Versorgungsunternehmungen 
in Kraft. * Sie löst die bisherigen Einzel- 
hinterlegungen bei den Elektrizitätswerken 
ab, soweit sich” (was bereits, vielfach ge- 
schehen ist) die Werke anschließen. Wegen 
des Konjunkturumschwunges ist der Ver- 
band in jüngster Zeit in eingehende Verhand- 
lungen mit den Lieferantenverbänden zwecks 
teilweiser Annullierung der Aufträge und 
Streckung” der Restaufträge eingetreten. In 
einem Bericht über Lehrlingswesen, Fortbil- 
dungsschule und Schulwerkstätten forderte 
G. Montanus, Frankfurt a. M., daß die ge- 
setzlichen Rechte der Handwerks- und Ge- 
werbekammern nicht verkürzt werden dürften. 
Direktor Wölcke, Leipzig, gab wertvolle An- 
haltspunkte für den Abschluß von Tarifver- 
trägen mit Arbeitern und Angestellten (beide 
Vorträge werden in der „Elektrizität“ abge- 
druckt). ” Die Versammlung _bewilligte einen 
Jahresbeitrag für die vom VDE neu einzu- 
richtende Prüfstelle, forderte, daß die im 
Jahre 1909 von der Vereinigung der Elektri- 
zitätswerke aufgestellten Leitsätze zu Vor- 
schriften für die Herstellung elektrischer An- 
lagen mehr durchgeführt würden, und beauf- 
tragte die Geschäftsstelle, eine_Preisliste 
ohne Preise herauszugeben. Verschiedene 
Bezirksvereine und Ortsgruppen haben sich 
eigene Geschäftsführer eingestellt. Die daraus 
sich ergebende Umorganisation des Verbandes 
soll in einer Ausschußsitzung des letzteren 
innerhalb der ‚„‚Elektrischen Woche‘ in Han- 
nover am 24. IX. 1920 beschlossen werden. 
Gleichzeitig mit der Jahresversammlung 
wurde die ordentliche Hauptversammlung der 
in enger Beziehung zu dem Verbande stehenden 
Einkaufsvereinigung für elektrotech- 
nische Bedarfsartikel (Frankfurt a. M.) 
en Ihr Umsatz hat 1919 über 28 Mill. 
M betragen (14,5 i. V.). 


Über die nunmehr geltenden Grundsätze 

für die Palsnuae von Installateuren 
zur Ausführung von Anschlußanlagen 
an Elektrizitätswerke hat Direktor Ely 
in den „Mitt. d. Vereinig. d. El.-W.‘2) be- 
richtet. Dem von uns „ETZ“ 1919, S. 690 
wiedergegebenen Entwurf ist danach im all- 
gemeinen von den Elektrizitätswerken zuge- 
stimmt worden. _ Geäußerte Bedenken er- 
streckten sich in der Hauptsache auf die all- 
gemeine Zulassungsberechtigung, wenn ein 
Installateur bereits bei irgendeinem Werk die 
Zulassung erwirkt hat. Von verschiedenen 
Seiten wurde die Ansicht geäußert, daß ein 
Unternehmer, der in einer kleineren Stadt für 
die dort in Betracht kommenden. Arbeiten 
zugelassen werden könne, nieht auch ohne 
weiteres als den in großen Stadtbezirken aus- 
zuführenden Anlagen gewachsen angesehen 
zu werden brauche; der Unterschied zwischen 
Stadt- und Landbezirken sei außerordentlich 
roß. Was die technischen Bedingungen be- 

ifft, so war man der Auffassung, daß Zu- 


1) Vgl. „Elektrizität“ Heft”39 v. 16. V. 1920. 
2) Bd. 19, 1920, S. 139. 


‚bürgerlichen Ehrenrechte, 


x 


I 


12. August 1920. 


lassungen auf Probe angesichts einer ge- 
nügenden Anzahl zur Verfügung stehender 
Installateure in der Regel nicht genehmigt 
werden sollten und daher auch eine bezügliche 
Bestimmung in die technischen Forderungen 
nicht aufzunehmen sei. 

In dem jetzt endgültigen Wortlaut der 
Grundsätze heißt es nun unter A 2, daß bei 
der Zulassung von inländischen Installa- 
teuren die Bedürfnisfrage ausscheiden müsse, 
Der Antrag auf Zulassung (A 3) kann sich nur 
auf Vorlage eines Gewerbescheines oder der 
handelsgerichtlichen Eintragung grün- 
den. Die zeitweise Zulassung von Installa- 
tionsfirmen, die nicht mindestens einen Fach- 
mann als Inhaber aufweisen (A 4), ist an die 
Bedingung geknüpft, daß sie einen allen An- 
forderungen entsprechenden Fachmann als 
voll beschäftigten verantwortlichen Be- 
amten eingestellt haben. A 5 lautet jetzt: „Es 
darf kein begründeter Anlaß vorliegen, 
die Zuverlässigkeit des Installateurs, 


auch abgesehen von dem Gesichtspunkt 


des technischen Gefahrenschutzes, zu 
bezweifeln.“ 


Nach den technischen Forderungen für 
die Zulassung, die der definitive Wortlaut auf 


zwei Punkte beschränkt, soll die Zulassung 
nunmehr gemäß B 2 an Elektroinstallateure 
und selbständige Meister verwandter 
Gewerbe mit dem 
prüfung im Installationsfach für elektrische 
Anlagen erteilt werden. 

Es Een Bestimmungen über die Ent- 
ziehung der Zulassung, die künftig ein- 
tritt bei 1. Betrug, Betrugsabsicht, Betrugs- 


hilfe gegen das Werk, 2. wiederholt verur- 


sachter Lebens- und, Feuersgefahr, 3. Lehr- 
lingsarbeiten ohne Überwachung und Nach- 
rüfung und 4. bis 9. bei Aberkennung der 
5 Offenbarungseid, 
Konkurs, falschen Angaben für die Zulassung, 


_ Fortfall der Voraussetzungen für letztere oder 


aus einem sonstigen wichtigen Grunde. Unter 


C beigefügte Übergangs- und Ergän- 


zungsbestimmungen besagen, daß bereits 


bestehende Zulassungen durch die neuen 
Grundsätze nicht berührt werden und deren 
Ergänzung den einzelnen Elektrizitätswerken 
überlassen bleibt. Ely betont zum Schluß die 
Notwendigkeit, daß Werke, 
zessionspflicht noch nicht eingeführt haben, 


dies schleunigst unter Berücksichtigung der 


vorgenannten Grundsätze tun. 


Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell- 
September, nachm. 4 Uhr, 
findet in Hannover in Verbindung mit der 
„Blektrischen Woche‘‘!) die 7. Jahresversamm- 
lung der Gesellschaft statt. Auf der Tagesord- 
nung stehen Beratungen über Satzungsände- 
rung, Leitsätze für Innenbeleuchtung, Schaf- 
fung einer Vereinszeitschrift. Dr. H. Lux hält 
einen Vortrag: „Die erträglichen Helligkeits- 


schait. — Am 22. 


unterschiede auf beleuchteten Flächen “, 


Energiewirtschaft. 


Gewinnung und Verwertung minderwertiger 


Brennstoffe. — In der jetzigen Zeit der Brenn- 
stoffknappheit ist es sehr vielversprechend, 


"sich eingehend mit der Gewinnung und Ver- 


wertung minderwertiger Brennstoffe zu be- 
schäftigen, und dies tut Wirth in dankens- 
werter Weise hinsichtlich der Abfallstoffe 
des Kohlenbergbaues. Er zeigt an einem 
ausführlichen Beispiel mit schematischer Dar- 
stellung den Gang der Aufbereitung bei Stein- 
kohlen und führt den Sortenfall für Fettkohle 
wie folgt an: ® 

5 % Stückenverkauf, 
„ Nüsseverkauf, 
Nüsse zum Mahlen für Kokerei, 
Feinkohlen für die Kokerei 
trockener Staub für Kokerei, 
Schlamm, 
Mittelgut, 
18 ‚„, Waschberge, 
2 ‚, Leseberge. 


Der ungefähre Anteil ist demnach 10% zum 


Verkauf, 66% zur Kokerei, 24%, Abfallprodukte. 


Gute, reine Schlämme können bisweilen der 
Kokskohle beigemischt werden, doch nicht 
immer läßt sich die Aufbereitung so weit- 
gehend durchführen; denn es ist eine jeweils 
zu entscheidende Frage, ob die größere Rein- 
heit des veredelten Gutes oder der gesteigerte 
Sortenanfall die erheblichen Kosten des Ver- 
fahrens lohnt. Besonders bei lettereichen 
Kohlen wird dies oft nicht eintreten, weil die 
Schlämme zu minderwertig sind. Die Abfall- 


"stoffe enthalten nicht nur einen hohen Aschen- 


ehalt, sondern auch viel Feuchtigkeit, so daß 
er Transport dieser meist ausgeschlossen ist 
und nur eine Verwendung an Ört und Stelle 
in Frage kommt. Der Verfasser rügtmit 


ı) Vgl. „ETZ* 1920, S. 575. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 32, 


Nachweis der Meister- 


die eine Kon- 


Recht, daß die volkswirtschaftliche Bedeutung 
einer guten Aufbereitung mit Verwendung der 
Abfallstoffe auf den Anlagen selbst meist zu 
lässig behandelt wird, ‚weil eben genug vor- 
handen ist.“ Außer den genannten AÄbfall- 
stoffen entfällt auf den Kokereien noch eine 
erhebliche Menge von Feinkoks (fälschlich 
und irreführend Koksasche genannt). Allein 
für das rheinisch-westfälische _Kohlengebiet 
schätzt man die Mengen an diesen Stoffen 
zusammen So hoch ein, daß man leichthin 
50 000 PS damit erzeugen könnte. j 
Im zweiten Teil werden die Feuerungs- 
einrichtungen beschrieben, die bisher bei 
diesen Abfallstoffen erprobt wurden. Es sind 
dies insbesonders die Planroste von Kudlitz 
und Kridlo, die Hydro-Wirbelfeuerung, 
die Roste von Hermann und Wilton (Eva- 
porator Ges.) sowie die Wanderroste von 
Nyeboe & Nissen, Walther & Co. und 
Dürr & Co. Eine zusammenfassende Über- 
sicht von mit solehen Feuerungen erzielten 
Verdampfungsversuchen wird gegeben. Leider 
sind es in der Hauptsache die bereits bekannten, 
1910 und 1911 im Auftrage des Bergbaulichen 
Vereins durchgeführten und von Dobbel- 
stein im ‚„Glückauf‘ veröffentlichten Ver- 
suche. Man müßte doch annehmen, daß in 
den dazwischenliegenden 10 Jahren neue Er- 
fahrungen gesammelt und Fortschritte in den 
Konstruktionen gemacht wurden. In den Be- 
schreibungen sind wohl solche erwähnt, aber 
für den Techniker überzeugend sind doch 
stets nur Resultate. Eingehender behandelt 
ist die Staubfeuerung, die neuerdings er- 
höhte Beachtung erlangt. Dieses Verfahren 
scheint dasjenige zu sein, daß für die Ver- 
arbeitung sehr feinkörniger Stoffe eine brauch- 
bare und wirtschaftliche Lösung erwarten läßt, 
wenn es auch erst im Anfange der Entwick- 
lung steht. Leider sind für solche Feuerungen 
keine umfassenden Versuchsergebnisse ge- 
bracht. Gestreift wird auch das Problem der 
Vergasung, welches zweifellos in Zukunft 
mehr Bedeutung erlangen wird, einerseits für 
die Nutzbarmachung der aschenreichen Ab- 
fallstoffe, wobei alle Rostfeuerungen nicht ent- 
sprechen, und anderseits möglicherweise für 
ie gasarmen, am Rost völlig tot liegenden 
Kokslöschesorten, wenn man die mit Erfolg 
gewiesenen Wege der Hochdruckvergasung 
wieder aufnimmt und weiter vervollkommnet. 
(Zeitschr. d. V. d. I. Bd. 64, 1920, 8. 20 He 
7 


Industrie und Handel. 


Das Kohlenabkommen von Spa. — II. Die 
Entschließung des vorläufigen Reichs- 
wirtschaftsrates!) gibt in knapper Form die 
Beurteilung wieder, die das Abkommen in die- 
sem hier zweifellos in erster Linie zuständigen 
Parlament erfahren hat. Spa konnte kein Er- 
folg werden, somdern nur ein Ergebnis, und die- 
ses war nach Dr. Rathenau einmal die Abwehr 
einer schweren Gefahr (Besetzung des Ruhr- 
reviers) und dann die Tatsache, daß in der 
Villa Fraineuse zum ersten Male zwischen den 
„auch jetzt noch verfeindeten‘ Ländern Be- 
sprechungen mit einer Tendenz zur Sachlich- 
keit stattgefunden haben. Wesentliches Ver- 
dienst hieran dürfen neben dem Außenminister 
die in ihrem Urteil über das Abkommen aller- 
dings nicht einigen Sachverständigen in An- 
spruch nehmen, von denen der Arbeiterführer 
Hu6 mit eindrucksvollen Worten die Notwen- 
digkeit internationaler Zusammenarbeit als 
Rettung aus der Kohlennot?), die Bereitschaft 
der Bergleute zur Mitwirkung beim Wiederauf- 
bau, aber auch deren festen Willen betonte, die 
Frage der Kohlenförderung nicht über ihren 
Kopf hinweg am Diplomatentisch entscheiden 
zu lassen. Eine Reihe von Erklärungen be- 
teiligter Gewerkschaften usw. hat diese Stel- 
lungnahme der durch die Verhandlungen von 
Spa natürlich erregten Belegschaften deutlich 
unterstrichen. Bessere Ernährung und Beklei- 
dung der Arbeitnehmer, erhöhte Besiedelung 
der Bergbaugebiete (bisher betrug die Ver- 
stärkung 65000 Mann), Heranziehung leistungs- 
fähiger und -williger Kräfte sind dringendes 
Erfordernis. In Vorbereitung befindliche Ver- 
handlungen mit den Arbeitnehmern sollen zu 
einer Erneuerung des Überschichtenabkom- 
mens führen, dessen Resultat der Reichsar- 
beitsminister durch die Angabe kennzeichnete, 
daß an Neben- und Überschichten im Januar 
0,342 (Arbeiteranteil?0,74), im Mai aber 1,724 
Mill. Std. (Arbeiteranteil/3,69) verfahren worden 
seien. Schlechte Ernährung hat die Teilnahme 
neuerdings abflauen lassen. Der Minister hält 
es ferner für verfehlt, in der Durchführung des 
Spa-Abkommenslediglich ein Problem der berg- 


- 4) Vgl. ETZ 19%. 8.616. h - 

2) Die Rerichte der Delegationen zum internationalen 

Bergarbeiter-Kongreß in Genf basieren alle auf dieser 
Anschauung. 


637 


mn. 


männischen Mehrleistung zu erblicken, der 
Bergbau müsse auch nach der technischen 
Seite hin gehoben werden. Neue Vorrich- 
tungsarbeiten sind erforderlich, und ebenso 
lassen sich in der Betriebsorganisation 
noch viele Maßnahmen treffen, die das Produk- 
tionsergebnis fördern können. Schließlich müs- 
sen auch die für die Vorarbeit des Bergbaues 
notwendigen Industrien ihre Leistung steigern, 
und die Frage des Abtransportes ist im wei- 
testen Umfange zu prüfen. Daß diese bei den 
Verhandlungen in Spa nicht genügend berück- 
sichtigt worden sei, wurde von dem Vertreter 
der Arbeitnehmer der Binnenschiffahrt beson- 
ders bemängelt. Eine Mehrleistung von 40%, 
derSchiffahrt (60% entfallen auf die Eisenbahn) 
könne nur dann bewältigt werden, wenn auch 
den Binnenschiffern wesentliche Verbesserun- 
gen der Lebenshaltung zugestanden werden. 
Eine Erhöhung der Förderung Oberschlesiens 
steht nach Ansicht des Bergrats Hilger nicht 
in Aussicht. Von der deutschen Delegation war 
eine garantierte Belieferung mit monatlich 1,5 
Mill. t gefordert worden, doch haben die Alliier- 
ten in einem Protokoll vom 16. Juli lediglich 
die Zusage gemacht, daß die Wünsche Deutsch- 
lands von der Kommission für die oberschlesi- 
sche Kohlenverteilung in ehrlicher Weise be- 
rücksichtigt werden sollen. Für die deutsche 


‚Industrie bedeutet das Kohlenabkommen 


eine außerordentliche Härte; sie ist nach K. F. 
v. Siemens in allen ihren Teilen der Haupt- 
leidtragende und konnte doch schon jetzt 
der großen Nachfrage wegen des Kohlenman- 
gels nicht genügen. Die Folge war Arbeits- 


losigkeit und Preissteigerung der Erzeugnisse. 


Immerhin fingen die Grundlagen eines geregel- 
ten Wirtschaftslebens allmählich an, sich neu 
zu bilden. Die Produktion hob sich, und unsere 
Valuta zeigte seit mehreren Monaten eine ge- 
wisse Stabilität. Nun drohen neue Schwierig- 
keiten. Die Kohlenversorgung der Industrie 
hat gegen den Friedensverbrauch 60% nieht 
überschritten. Die Bau-, Kalkwerk-, Zement- 
und Ziegelindustrien sind in ihrer Erzeugung 
bis auf 25, ja 10% herabgegangen, und es fragt 
sich, wie bei der nunmehr noch geringeren Koh- 
lenbelieferung Baustoffe überhaupt hergestellt 
werden können. Deutschland braucht das Aus- 
land für Lebensmittel und Rohstoffe und be- 
nötigt dafür Tauschmittel zum Export, den 
aufrechtzuerhalten Lebensbedingung ist. Die 
Bergarbeiter müssen sich für einige Zeit außer- 
gewöhnlichen Anstrengungen unterwerfen, aber 
auch dazu durch Erfüllung ihrer berechtigten 
Wünsche in die ze. versetzt werden, soweit 
es die Wirtschaftlichkeit der Betriebe und die 
notwendige Vermehrung der Produktion ge- 
statten. 

Die Mehrforderung der Entente von 0,9 
Mill. t macht eine Umorganisation der 
Kohlenlieferung notwendig. Geheimrat 
Stutz hat im Reichskohlenrat bezügliche 
Pläne dargelegt. Nach seinem Vorschlag sollen 
zunächst an Steinkohle 1,536 Mill.t aus dem 
Ruhrrevier (die Entente hat 1,72 verlangt), 
0,064 aus dem Aachener Bezirk, 0,264 aus 
Schlesien, 0,140 aus dem Kölner Bezirk und 
0,06 Mill. t aus Mitteldeutschland für die En- 
tente bereitgestellt werden. Die Gaswerke 
können nur noch 70% der Belieferung von 
1917/18 erhalten, und auch die Versorgung der 
Elektrizitätswerke muß abermals eine Ein- 
schränkung erfahren, obwohl hier’ weitere Er- 
sparnisse kaum möglich erscheinen. Die Aus- 
fuhr (im Mai 0,232 Mill. t) soll auf 0,106 Mill. t 
vermindert werden und nur noch den Ländern, 
mit denen Verträge bestehen (Schweiz, Hol- 
land, Tschechoslowakei, die aber Braunkohle ab- 
gibt), zugute kommen. Die ganzen uns auf- 
gedrungenen Kohlenersparnisse hat 
neben den Hüttenwerken (schon heute 
werden Betriebseinschränkungen und Still- 
legungen gemeldet) die Industrie zu tra- 
gen. Sie wird jetzt nur noch 3,406 Mill. t Stein- 
kohle und 0,407 Mill. t Braunkohle erhalten 
(im Mai 4,047 bzw. 0,583), d. i. eine kaum er- 
trägliche Herabsetzung um 16%, des Bedarfs. 
Dabei müssen die Brennstoffersparnisse 
immer weiter getrieben, in der Wärmewirt- 
schaft tunlichst Fortschritte erzielt werden. 
Da die Verhältnisse im Braunkohlenbergbau 
etwas günstiger liegen, ergibt sich das Erforder- 
nis, die Industrie möglichst auf Feuerung 
mit Rohbraunkohle umzustellen, was aller- 
dings nennenswerte Zeit beansprucht; außer- 
dem ist beim Versand der Braunkohle in größe- 
ren Mengen mit Transportschwierigkeiten zu 
rechnen. Wo ausreichende Versorgung ‚mit 
Torf und Holz möglich ist, will der Reichs, 
kommissar die Kohlenbelieferung sperren; 
schlimmstenfalls sollen Anlagen zeschlossen 
werden, deren Kessel und Rost®@ den mo- 
dernsten Anforderungen der Technik nicht. 
entsprechen. Auch der Lichtverbrauch 
in den Großstädten, vor allem in Berlin, wird 
stärker einzudämmen sein. Geheimrat Stutz 
ist sowohl hinsichtlich einer Zunahme der Koh- 


638 


m 


lenförderung im allgemeinen!) wie insbeson- 
dere bezüglich intensiverer Heranziehung von 
Braunkohle (ihr Bezug soll während der näch- 
sten 3 Jahre auf 150 km ganz freigegeben wer- 
den) sehr skeptisch und hält es für notwendig, 
die in dieser Beziehung hochgespannten Hoff- 
nungen richtigzustellen, um bitteren Ent- 
täuschungen vorzubeugen. 

Seitens der Entente, die die 2 Mill. t.mo- 
natlicher deutscher Lieferung zu 1,55 an Frank- 
reich, 0,215 an Belgien, 0,2 an Italien und 


Be q Das Ruhrrevier hat im 1. Halbjahr 1920 rd 41 Mill.t 
gefördert gegen 31,6t im Vorjahre, doch ist bei, dıeser 
Steigerung um rd 30% die Wirkung der großen Streiks von 
1919 zu berücksichtigen. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 86. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Auszug aus der Tages’rdnung für die „Elck- 
trische Woche“ in Haınover vom 22. lis 
29. S pt. 1920.}) 


Mittwoch, den 22. September: 
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell- 
schaft, Mitgliederversammlung. 


Donnerstag, den 23.’ September: 
VDE, Vorstand und Ausschuß. 
Zentralverband, Preisstelle und Fach- 


gruppen. 

Eltfabriken, Vorstand und Mitgliederver- 
sammlung. 

Elektrobund, Mitgliederversammlung. 


Freitag, den 24. September: 
VDE, Hauptversammlung und Besichti- 
gungen. 
Zentralverband, Mitgliederversammlung. 
Installateurverband, Ausschuß. 


Sonnabend, den 25. September: 
VDE, Hauptversammlungen. 
Verband der Reparaturwerke, Hauptver- 
sammlungen. 
Sonntag, den 26. September: 


Gemeinsame Veranstaltung für alle Ver- 
eine und Verbände. 


Versammlung in der Stadthalle, Vortrag 


und Filmvorfülirung. 
Kaffeezusammenkunft im Tiergarten. 
Orgelkonzert in der Stadthalle. 


Montag, den 27. Scptember: 


Straßen- und Kleinbalınverein, Aus- 
seluß C. 
Elektro-Gıoß ändler, Vorstand und 


Hauptv rsamımlung. 

Sp:zial - Fabr ken, Vorstand und Haupt- 
versammlung. 

Vereinigung der Hochschullehrer. 


Dienstag, den 28. September: 
Elektro-Großhändler, Hauptversammlung. 
Großhändler-Einkaufs-G. m. b. H. 

Mittwoch, den 29. September: 
Großhändler-Einkaufs-G. m. b. H. 


Verband’ Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär. 
Dr.=äng. G. Dettmar. 


Betr. Kommission für Maschinen und Trans- 
formatoren. 
Bestimmungen für die Übergangszeit. 

Nachstehend wird ein Beschluß der Kom- 
mission für Maschinen und Transformatoren 
bekanntgegeben, nach welchem für die Über- 
gangsbestimmungen die Verwendung von Alu- 
minium und Kupfer bei Wicklungen von Ma- 
schinen und Transformatoren ab 1. IX. 1920 
neu geregelt wird. 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 

Der Generalsekretär 
I.V. Zimmermann. 
Oberingenieur. 


Normalien 
für die 
Verwendung von Aluminium und Kupfer bei 
den Wicklungen von Maschinen und Trans- 
formatoren. 


Zur Ersparnis von Kupfer sollen elektri- 
sche Maschinen und Transformatoren bis auf 
weiteres gemäß nachstehenden Angaben be- 
wickelt werden. 

+ Eur Maschinen und Transformatoren 
bleiben bis auf weiteres diein den $$ 18 und 21 


v ') Die ausführliche Tagesordnung ist abgedruckt 
ETZ“ 1920, Heft 29, 8. 575 und Heft 30, 8. 596, 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 32. 


0,035 Mill. t an Luxemburg verteilen will, ist 
inzwischen in Boulogne beschlossen worden, 
die Wiedergutmachungskommission mit der 
Gewährung der zugesagten Vorschüsse und 
der Regelung aller an die Kohlenlieferung sich 
knüpfenden Kreditabkommen zu betrauen. 
Deutschland soll ihr am. 1. September für 
60 Mill. Goldmark am 1. V. 1921 rückzahlbare 
und mit 6% verzinsliche Schatzanweisungen 
übergeben, durch deren Verkauf sie sich Geld 
verschaffen wird. e 
Wie in den Verhandlungen des Reichs- 
wirtschaftsrates und auch des Reichstages 
mehrfach ausgesprochen worden ist, hängt die 
Erfüllung des Kohlenabkommens, das uns für 


VEREINSNACHRICHTEN,. 


der Maschinennormalien angegebenen Tempe- 
raturgrenzen um 10° erhöht. Die durch $ 19 
festgelegten Werte dürfen nicht überschritten 
werden. 

Bei Motoren bedeutet die Herstellung der 
Wieklung aus Aluminium im allgemeinen eın 
technisches Hindernis für die Innehaltung der 
normalen Anschlußbedingungen. Diese Mo- 
toren fallen deshalb unter $ 9 der Anschluß- 
bedingungen. \ : 

Angaben über die Ausführung der Wicklungen 
von Maschinen und Transformatoren. 


a) Asynehrone Drehstrommotoren. 
erhalten Wieklungen aus Aluminium oder 
Kupfer. { 

Spannungsgrenzen: 100 bis 6000 V. 
Käfigwieklungen können auch in Zink aus- 
geführt werden. 

b) Asynehrone Einphasenstrom- 

motoren 


erhalten Kupferwicklungen. 
e) Drehstromgeneratoren und 
-Synchronmotoren 


erhalten Kupferwicklungen. Dampfturbo- 
generatoren können auch mit Aluminium- 
wicklungen ausgeführt werden. 


d) Einphasenstromgeneratoren 
und -Synehronmotoren. 


Wie Drehstromgeneratoren und 
chronmotoren. 


-Syn- 


e) Gleicehstrommaschinen 


erhalten Kupferwicklungen. 


f) Umformer 
rl,alien Kupferwicklungen. 


2) Transformatoren. . 

Die W cklungen von Thransfoımatoren 
können in Aluminium der Kupfer ausgeführt 
weıden. 

Bei Ofentransformatoren mit mehr als 
2000 A Gesamtstromstärke werden die Wick- 
lungen in Kupfer ausgeführt. 


h) Drehstromtransformatoren 
erhalten Kupferwicklungen. 

i) Wechselstrom-Kollektormotoren 
erhalten Kupferwicklungen. 


k) Motoren für kurzzeitigen Betrieb 
($ 4 der Masch.-Norm.) 


erhalten Kupferwicklungen. 


l) Drosselspulen. 
Für Drosselspulen gelten die Angaben 
über Transformatoren. 


Betrifft: Kommission für Zähler. 


Die von der Zähler-Kommission in Ver- 
bindung mit der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt aufgestellten und in Heft 21 
der „ETZ“ 1914, $. 601 bekanntgegebenen 
„Leitsätze für die Bedingungen, denen Elek- 
trizitätszähler und Meßwandler bei der Be- 
glaubigung genügen müssen“, sollen laut 
Schreiben der Physikalisch - Technischen 
Reichsanstalt II. 1727/20 mit Gültigkeit vom 
1. Januar 1921 als amtliche Vorschriften er- 
lassen werden. Einsprüche gegen den in Aus- 
sicht genommenen Zeitpunkt sind unserer 
Geschäftsstelle baldigst mitzuteilen. 

Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt 
wird zu den Bestimmungen über die Beglau- 
bigung von Elektrizitätszählern sowie zu 
den bereits erlassenen Bestimmungen über 
die Beglaubigung von Messwandlern die nach- 
stehend abgedruckten Erläuterungen heraus- 
geben. Diese haben der Zählerkommission be- 
reits vor dem Kriege vorgelegen. Nach den in- 
zwischen gemachten Erfahrungen sind einige 
Änderungen eingefügt worden. Es_ ist beab- 
siehtigt, die Erläuterungen ebenfalls der Jahres- 
versammlung des V.D.E. in Hannover zur 
Stellungnahme zur Kenntnis zu bringen. 


12. August 1920. 


Export, Tausch und Verbrauch monatlich nur 
noch 6,5 Mill. t beläßt, in erster Linie von dem 


Pflichtgefühl und der Leistungsfähigkeit der | 


im Bergbau und Verkehrswesen Beschäftigten 
ab; es darf nieht mehr vorkommen, daß die 
Belieferung und mitihr die Allgemeinheit durch 
Streiks einzelner Gruppen, wie es erst kürzlich 
wieder in &olpa der Fall war, geschädigt wird. 
Nächstdem ist es aber auch eine ernst zu neh- 
mende Aufgabe der Industrie, und nicht zu- 
letzt der elektrotechnischen, auf jede erdenk- 
liche Weise zur Verbesserung der Betriebsein- 
richtungen in den Gruben und der Transport- 
anlagen beizutragen. Hohe Prämien sollten 
zu wirkungsvollen Erfindungen reizen. 


Wir bitten, etwaige Abänderungswünsche 


an unsere Geschäftsstelle zu richten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. ' 


Der Generalsekretär: 
Dr.-Ing. E. Dettmar. 2 


Erläuterungen zu den Bestimmungen über die 
Beglaubigung von Elektrizitätszählern. 


I. Die bisher bestehenden Bestimmungen 
haben folgende Umänderungen erfahren: 

1. Die Fehlergrenzen, die bisher nur bis 
zu */o der Nennlast Gültigkeit hatten, sind 
bis zu !/) Nennlast ausgedehnt worden; da- 
gegen wurde die Bestimmung für die Be- 
lastung !/,; der Nennlast fallen gelassen. 
Diese Änderung bedeutet für kleine Belastungen 
eine wesentliche Verschärfung gegen früher; 
der Fehler darf bei !/) der Nennlast für Gleich- 
stromzähler künftig nur + 9% betragen, wäh- 
rend bisher für !/g der Nennlast ein Fehler von 
+ 25% zugelassen war. 

3. Die Bestimmungen über die Fehler- 
grenzen, die beim Überschreiten der Nenn- 
stromstärke gültig sind, sind neu aufge- 
nommen worden. Eine Notwendigkeit hierzu 
ergab sich aus folgenden Gründen: 

Die Verkelhirs-Fehlergrenzen werden ge- 
mäß den Ausführungsbestimmungen des Ge- 
setzes, betreffend die elektrischen Maßein- 
heiten auf den „‚Höchstverbrauch, für welchen 
der Zäliler bestimmt ist“, bezogen. Die ge- 
setzlich zulässigen Verkehrsfeller riel:ten 
sieh also niel.t naclı dem Nennverbrauch des 
Zällers, sondern nach dem größten in der 
Anlage vorkommenden Verbrauche, in welelıer 
der Zä ler installieıt ist. Dieser Verbrauch 


ist als der Höcistverbiaueli bei der Fest- 
stellung, ob in einem bestimmten Fall ein 
Zä ler die Verkelirsfel lergrenzen inneLält, 
maßgebend. Bei der Beglaubigung da- 


egen laudelt es sie]: darum, festzustellen, ob 
er Zä} ler gewissen höl.eren Ansprüchen an 
die Meßgenauigkeit genügt. Die Beglaubi- 
gungsfehlergrenzen werden daher zweckmäßi 


nieht auf den variablen „Höchstverbrauch‘“, 


sondern auf den Nennverbrauch bezogen, 
der vom Fabrikanten durch entsprechende 
Aufschriften auf den Zähler festgelegt ist. 
Da jedoch in der Praxis mit Überschreitungen 
des Nennverbrauches gerechnet werden muß, 
und da auch in diesem Falle die Forderung 
gestellt wird, daß die Fehler des Zählers inner- 
halb gewisser Grenzen bleiben, so war es er- 
forderlich, auch für die Überlastung des 
Zählers Fehlergrenzen festzusetzen. Diese 


Fehlergrenzen mußten dabei für den Fall des 


Überschreitens der Nennstromstärke fest- 
gelegt werden, da bei einseitiger Belastung 
von Dreileiterzäblern und‘bei induktiver und 
kapazitiver Belastung von Wechselstrom- 
zählern die Nennstromstärke überschritten 
werden kann, ohne daß der Nennverbrauch 
überschritten wird. 

3. Die Bestimmung über den Anlauf der 
Zähler ist neu aufgenommen; die für den Vor- 
und Rücklauf zugelassenen Werte haben eine 
nur unwesentliche Verschärfung erfahren. 

4. Die Fehlergrenzen der Wechselstrom- 
zähler sind wesentlich verändert worden. 
Die Formel, welche die zulässigen Fehler in 
Prozenten des jeweiligen Verbrauches angibt, 
lautet nach den früheren Bestimmungen be- 


rechnet: 


3+03 ZN 42189 


(Pn, P Nennleistung und jeweilige Leistung). 

Es war ursprünglich beabsichtigt, eine 
Verschärfung der Fehlergrenze dadurch her- 
beizuführen, daß man lediglich, das Zusatz- 
glied 2 tgp in 1t9Y umwandelte: 


B 
3403 Z +89 RA CR 
Es ergab sich jedoch die Notwendigkeit, 


die Größe des Zusatzgliedes dem tatsächlichen 
Verhalten des Zählers besser anzupassen, in- 


4 Aus ach dl > cc 


\ 


12. August 1920. 


dem man es von der jeweiligen Stromstärke 
abhängig machte. Die Gründe hierfür sind 
die folgenden: 
Für die Messung hochgespannter Wechsel- 
ströme sowie für die Messung niederge- 
spannten Wechselstromes von höherer Strom- 
stärke werden Zähler in Verbindung mit Meß- 
wandlern benutzt: Die den Meßwandlern 
eigentümlichen Fehler, die sich zu den Fehlern 
der Zähler addieren, machten es bisher not- 
wendig, daß jeder Zähler mit bestimmten Meß- 
wandlern zusammen geprüft und beglaubigt 
werden mußte, wollte man sicher sein, daß 
die Angaben des Zählers innerhalb der Be- 
gläubigungstehlergrenzen lagen. Die Zähler- 
abrikanten sowohl wie die Elektrizitäts- 
werke haben jedoch ein dringendes Interesse 
daran, daß die Zähler für sich und die Meß- 
wandler für sich beglaubigt werden und daß 
ein beliebiger beglaubigter Zähler in Zu- 
sammenschaltung mit beliebigen beglaubigten 
Meßwandlern ohne weitere Prüfung ein be- 
glaubigtes Meßgerät darstellt, d. h. daß die 
Angaben des Zählers innerhalb der Beglaubi- 
gungsfehlergrenze liegen. Dieses Ziel war nur 
zu erreichen, indem man erstens die Beglaubi- 
een dem Verhalten des Zählers 
ei Phasenverschiebung besser anpaßte, als 
es bisher der Fall war, und indem man zweitens 
die Beglaubigung soleher Zähler, die in Ver- 
bindung mit beglaubigten Meßwandlern ein 
beglaubigtes Meßgerät darstellen sollen, eine 
engere Beglaubigungsfehlergrenze aufstellte. 
(Vergl. 34). 
- Aus mannigfachen Beratungen un Vor- 
schlägen ergab sich die Form«l 2 


RN JN\,, 
3+02 4 +(1+02 N )ıgo ara 


als die geeignetste. Sie st It also die all- 
gemeine für Weehsel-tromzä Ir gültige 
Fe’ lergrenze dar, Das Aitt Adltionselicd, 
welehes die: bei P asnverselicbung auf 
tretenden Feller ds Zä..l-rs borücksiehtigt, 
hat einen von der jeweiligen Stromstärke ab- 
hängigen Faktor erl.alten, gemäß der Erfalı- 
rung, daß die Fehler der Zäl ler bei Pliasenver- 


schiebung mit abnelımender Stromstärke zu- 


nehmen. In dem zweiten Glied, welches im 
wesentlichen die Reibung berücksichtigt, ist 
der Faktor 0,3 in 0,2 umgewandelt worden, da 
bei Wechselstromzählern die Reibung wegen 


des Fehlens schleifender Stromzuführungen zu. 


dem beweglichen System geringer ist als bei 
Gleichstromzählern. Das erste Glied ist un- 
verändert geblieben. 

Die neu aufgenommene Bestimmung, daß 
die Fehlergrenzen für Leistungsfaktoren kleiner 
als 0,2 keine Gültigkeit haben, ist dadurch 
gerechtfertigt, daß die Innehaltung der Fehler- 
grenzen bei großen Phasenverschiebungen 
namentlich für Drehstromzähler schwer zu 
erreichen ist, daß eine einwandfreie und 
einigermaßen genaue Prüfung mit den ge- 
wöhnlichen zur Verfügung stehenden Mitteln 
nicht möglich ist, und daß Belastungen mit 
einem Leistungsfaktor unter 0,2 in der Praxis 
verhältnismäßig selten vorkommen und nur 
einen kleinen Bruchteil des gesamten vom 
Zähler angezeigten Verbrauches ausmachen. 


5. Das in der Formel für die Bereehnung 
von Fehlergrenzen von Wechselstromzählern 
auftretende Glied ig @ wird hergeleitet aus dem 
Leistungsfaktor. Solange bei Mehrphasen- und 
Mehrleiterzählern die Belastung symmetrisch 
ist, solange also die an die einzelnen Phasen 
bzw. Leiter angeschlossenen Stromverbraucher 
mit gleichem Leistungsfaktor arbeiten, ist die 
Berechnung des tg p eindeutig; bei schiefer Be- 
lastung dagegen ist der Leistungsfaktor nieht 
definiert. Es war daher nötig, um auch bei 
schiefen Belastungen Fehlergrenzen für den 
Zähler angeben zu können, eine Regel für die 
Berechnung des Zusatzgliedes mit tgp in 
solchen Fällen in die Bestimmungen mitauf- 
zunehmen. (Eine physikalische Bedeu- 
tung kommt dem nach dieser Regel berech- 
neten tg nicht zu). Ferner ist im Gegen- 
satz zu den früheren Bestimmungen, die sich 
auf den Leistungsfaktor in den Verbrauchs- 
leitungen (Netzleitungen) beziehen, jetzt 
auf den Leistungsfaktor in den Phasenlei- 
tungen Bezug genommen, weil alle Messungen 
bei der Prüfung des Zählers in diesen vorge- 
nommen werden. Bei schiefer Belastung _er- 
eben sich hierbei Abweichungen in dem 
inne, daß für igp ein etwas größerer Wert 
erhalten wird; die Abweichungen sind jedoch 
unbedeutend. 


II. Für die Berechnung der Fehlergrenzen sind 
nachstehend einige Erläuterungen gegeben.!) 


Die Anwendung der Formel ist an einer 
Reihe von Beispielen erläutert worden. 


!) Für diejenigen Fälle, die am häufigsten vorkom- 
men, werden Kurventafeln herausgegeben werden, aus 
welchen dann die in diesen Fällen zulässigen Fehler ohne 
weiteres entnommen werden können. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1. Der Nennverbrauch bzw. die Nenn- 
leistung ergibt sich aus den auf dem Zähler- 
gehäuse oder Zifferblatt aufgeschriebenen 
Spannungen und Stromstärken, der Nenn- 
spannung und der Nennstromstärke. Ist ein 
Spannungsintervall angegeben, z. B. 100 bis 
120 V, so gilt als Nennspannung für die Be- 
rechnung der Fehlergrenze die kleinere, für 
die Ermittlung des Leerlaufs des Zählers die 
größere Spannung. 

Bei Zählern für Gleichstrom und ein- 
phasigen Wechselstrom ist die Nennleistung 
das Produkt aus Nennspannung und Nenn- 
strom. 

Bei Drehstromzählern ohne Nulleiter 
pflegt als Nennspannung die verkettete Span- 
nung zwischen je 2 Polen des Drehstrom- 
systems angegeben zu werden, als Nennstrom 
die Stromstärke in den Netzleitungen. In 
diesem Falle ist die Nennleistung gleich dem 
Produkt aus Nennspannung, Nennstrom und 


Bei Zählern für Drehstromsysteme mit 
Nulleiter ist häufig sowohl die verkettete Span- 
nung als die sogenannte Sternspannung 
(Spannung zum Nulleiter) auf dem Zähler an- 
gegeben. Die Nennleistung ist gleich dem 
dreifachen Produkt aus Sternspannung und 
Nennstrom. 

Bei Dreileitersystemen ist auf dem Zähler 
entweder die Spannung zwischen den Außen- 
leitern oder die Spannung zwischen einem 
Außanlsiter und dem Mittelleiter als Nenn- 
spannung angegeben. Die Nennleistung ist 
im ersten Falle das Produkt aus Nennspannung 
und. Nennstrom, im zweiten Falle das doppelte 
Produkt aus Nennspannung und Nennstrom. 

2. Die Fe! ler sind, stets in Prozenten des 
tatsäc lie! en Verbranel es, nielt in Prozenten 
des vom 7Zä' ler angezeigten Verbrauel'es zu 
beree!nen. Sind die Angaben des Zä!lers zu 
groß, so ist der Fehler mit dem positiven 
Zeieben zu versehen, sind sie zu klein, mit dem 
negativen. Beträgt z. B. der tatsächliche 
Verbrauch 100 kWh, während der Zähler nur 
90 kWh anzeigt, so beträgt der Fehler der 
Zahlenangabe — 10%. 


3. Beispiele: 

Jn die Nennstromstärke, 

J die jeweilige Stromstärke, 

En die Nennspannung, 

Pn die Nennleistung, 

P die jeweilige Leistung, 

cos p der Leistungsfaktor, 

k der Belastungsgrad des Zählers, d. i. der 
Quotient aus der jeweiligen "Wirk- 
leistung und der Nennleistung, 

F der Beglaubigungsfehler. 


A. Gleichstromzähler. 


Die Formel für die Fehlergrenze lautet 
unter Anwendung obiger Zeichen 


+FN=3+ 


a) Wattstundenzähler für 110 V, 10 A. 
Pn = 10. 110 W. 


EsseiJ= 5A. Dann ist P = 550 W und 


550 
I 110 > 0,5, also 


F=+(+ 3, )h=+360% 


Die Fehlergrenzen sind definiert bis zu einer 
Leistung von 


1 5 
0 PN — 55 W . 
Der'Anlauf muß erfolgen bei einer Belastung 


1 3 
von 700 Pn =11W, der unbelastete Zähler darf 


B. 
in der Stunde nicht mehr als 500 —= 2,2Wh vor- 


oder rückwärts laufen. 


b) Dreileiterzähler für 2x110 V, 10 A. 


En=220 V Jn=10A, 

Pn=2200 W, - 
J, und J, seien die Ströme in den Außenleitern, 
Jo =+ (Jı—-J,) der Strom im Nulleiter. 


dh4=d A, 
N 
a 
i ‚11045. 
Dann ist k = og = 05. 


Der Beglaubigungsfehler wie oben + 3,6%. 
It ,=hb=5A, J=0, 

5.110 
80 ist k = 3200 * 0,25, 


0,3 
der Beglaubigungsfehler + (3 +92 .) =+4,2%. 


1920. Heit 32. 


639 
Für J=8A, 
J=2 A, 
J=6 A 
ee E 8.110+2.110 
ergibtsich: k a an =0,5,also.M = 


Ist „=J=0,5 A, 
un ” 
- 1 
so ist P=110.0,5=55< 30: 2200, eine Fehler- 
grenze also nicht mehr definiert. 
c) Amperestundenzähler für 2 A bei 110 V, 
DPN=.220W. 
ber 1 
Bei einer Belastung mit 30 In =MlA ist 
P=0,1.110=11-W. 


Für diesen Fall sind Fehlergrenzen nicht mehr 
festgesetzt, weil die anzuzeigende Leistung 
unter 15 W liegt. 

_ Der Anlauf des Zählers muß erfolgen bei 


1 
100 Pn=2,2 W oder 0,02 A. 
B. Weechselstromzähler. 
0,2 JN 
er ONE 
+F%=3+-+(1402- N )ıg0 


a) Zähler für einphasigen Wechselstrom 
En=220 V, Jn=10 A 


Pn=2200 W. 
Es sei 
J=8 A, cosg=1 Dann ist 
8.220 
k= 3200 —=(,8 
0,2) x 
BD erger 0,8 320 
Es sei 
J=2 A; cosg=0,3. Dann ist 
220.2.0,3 
4 2200 2,2 9:06, 
ee: 
Er FIT 
ig p=3,18, also 
0,2 


+Ep=34+7, tr 02.5).3,18 
? 
=3+3,33+ 6,36 = 9,69%, 
Der Anlauf des Zählers muß erfolgen bei 220 V, 
0,1 A, cosg =|1. 
b) Drehstromzähler für 3.220 V, 10 A 
Pn=220.10.3=3810 W. 


"Die in den Phasen- (Netz-) Leitungen fließenden 


Ströme seien mit J, Js, J,, die Verbrauchs- 
ströme bei Dreieckschaltung der Belastung 
mit Ji9, Jg Js bezeichnet. 
Es sei 

Ja=5 A cosp = 0,5, 
I ER) ” = 0, ’ 


Ja=5 „ „ . 
Dann ist 

Kel0l A, 

Je 8,66 A, 

Ess 


Die Wirkleistung ist 220.(5.05+5.05 
+5) = 2200 W, also 
2200 
k= 3810 7 0,58. 
Die Scheinleistung ist 127 . (10 + 8,66 + 5) 


0) 
= 3005 W, also der Leistungsfaktor 3005 = 0,73 


und typ = 0,9. 

Für J ist in obige Formel der Mittelwert 
der in den Netzleitungen fließenden Ströme 
einzusetzen: 

10+8,66-+5 
J= nee — 7,89 
Daher 
02 10 
PO, = a Ber 
EEN=3T g55 +(1402 109).09 


=34035+112 45%. 


Es sei 
Js=5A ecospy=]1, 
Js=5A cosp=l1, 
I ZULA, 

Dann ist 
=5B A 
J,=8,66 A, 


Die Wirkleistung ist 2200 W, also 


2200 
— 3810 =0,58. 


Die Scheinleistung ist 127 (5 -+ 8,66 + 5) 
—=2370 W. 
Also der Leistungsfaktor 

2200 


3370 =0,93 und iggQ = 0,4. 


640 
Daher Pe 
5 
0,2 10 
N Ö Et 
+ r=3+ 0 +(1402555)-04 
—=3-+035-+053= 3,9%. 
Es sei 
Ja=5 A cosp = 0,6, 
Ja=5A cosp = 0,6, 
Ja—0. 
Dann ist 
Jı=5 A, 
J,=8,66 A, 


a 

Die Wirkleistung ist 1320 W, also 

1320 
Die Scheinleistung ist 2370 W. 
Der Leistungsfaktor ist 

1320 

5370” 0,56; also tg = 1,5. 
0,2 10 
0 RS , _ 

—= 340,57 +1,98 

= 5,65 %. 

c) Drehstrom - Vierleiterzähler für 3x 
220/127 V, 10 A. Die verkettete Spannung 
zwischen (1,2), (2,3), (3,1) ist je 220 V, die 
Sternspannung 127 V. 

Pn=3.127.10=3810 W. 
Es sei 
Jo=8 A cosgp = 0,8, 
J urn, Jer dung Dann ist J,=J;=0; 


=J, ==> 
1ı=4d0 

J 8 
Für J ergibt sich Jr datde — 


Die jeweilige Leistung ist 127.8=816 W. 


BieRa rn 
3810 92T; 
0,2 


10 
+F=3 + (1402597) 075 
—3-10,74+ 1,31 = 5,05%. 


k= tg p = 0,75 


Es sei 
Jo=1l1A cosgp=]; 
Jo=Jo=JI2=J3=Ja=0. 

Die jeweilige Leistung ist 127.1 W, also kleiner 


1 
als 0 .3810=190,5 W. 


Für diese Belastung ist keine Fehlergrenze 
mehr gültig. 


Erläuterungen zu den Bestimmungen über die 
Beglaubigung von ‚Meßwandlern. 


Bisher wurden Meßwandler nur in Ver- 
bindung mit Zählern derselben Firma zu- 
sammen beglaubigt. Die ausgedehnte und 
vielseitige Verwendung der Meßwandler so- 
wie die hohen Anforderungen an die Richtig- 
keit dieser Apparate und die Leistungsfähig- 
keit guter Konstruktionen in dieser Hinsicht 
ließen eine Beglaubigung der Meßwandler für 
sich durch die Reichsanstalt und die Prüf- 
ämter erwünscht erscheinen. Die Zähler- 
kommission des Verbandes Deutscher Elektro- 
techniker und die Reichsanstalt haben nun 
in gemeinsamer Arbeit die obigen Bestim- 
mungen ausgearbeitet. 

Ebenso wie bei den Zählern muß der Be- 
glaubigung eines einzelnen Meßwandlers eine 
eingehende Prüfung der Eigenschaften des 
Systems in der Reichsanstalt vorhergehen. 
Fällt diese Systemprüfung befriedigend aus, 
so wird durch eine Bekanntmachung im Reichs- 
anzeiger und in der Elektrotechnischen Zeit- 
schrift das System zur Beglaubigung durch die 
Prüfämter im Deutschen Reiche zugelassen 
und ihm das Systemzeichen A mit einer ein- 
geschriebenen Nummer beigelegt. Wird nun 
ein Meßwandler dieses Systems in einem mit 
der erforderlichen Befugnis ausgestatteten 
Prüfamt untersucht und genügt er den obigen 
Bedingungen, so wird er beglaubigt und mit 
einem Beglaubigungsschild versehen. 


Zu Allgemeines. 


Zur Erkennung des Wandlers und zu 
seinem richtigen Gebrauche sind die unter 
a bis d vorgeschriebenen Aufschriften not- 
wendig. Als Frequenzbereich und Höchstbe- 
lastung dürfen nur diejenigen Werte aufge- 
schlagen werden, die bei der Systemprüfung 
zugelassen sind, nicht etwa die Werte, bei 
denen der einzelne Wandler zufällig gerade 
noch den obigen Bedingungen genügt; es ist 
nicht möglich, bei der Beglaubigung des ein- 
zelnen Wandlers so viele Versuche anzustellen, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


als zur Kenntnis seiner Eigenschaften bei den 
nicht in der Systemprüfung untersuchten Ver- 
hältnissen notwendig sind; bei der Beglaubi- 
ng können nur Stichproben gemacht wer- 
en. Von dem beglaubigenden Prüfamt wer- 
den d’e Einrichtungen zum Abschluß der 
wesentlichen Teile des Wandlers, des Eisens 
und der Wickelungen plombiert, und die Be- 
gIABDIE DIE gilt nur solange, als diese Plomben 
unversehrt sind. Die Abschlüsse sind deshalb 
so einzurichten, daß die Klemmen des Wand- 
lers zugänglich bleiben. Ein Abschluß der 
Sekundärklemmen, der etwa von dem Strom- 
lieferer plombiert werden kann, ist von dem 
erstgenannten Abschluß zu trennen. 


Zu B.I. Stromwandler. 


Die sekundären Belastungen beziehen sich 
auf den Nennwert des Sekundärstromes, also 
5 A. Eine Belastung von 15 VA bei dem 
Leistungsfaktor 1 stellt also ein Drahtwider- 
stand von 0,6 Q dar, dieser Widerstand ist 
als Belastung‘auch bei der Prüfung mit ge- 
ringen Stromstärken beizubehalten. Gemessen 
wird die Abweichung des Übersetzungsver- 
hältnisses von seinem Sollwert und die Ab- 
weichung der Phasenverschiebung zwischen 

rimärem und sekundärem Strom von 180°. 
iese Phasenabweichung bringt bei Leistungs- 
messungen einen Fehler hervor. Für die Be- 
glaubigung genügen folgende Stichproben: 


a) Prüfung auf Einhaltung der Fehler- 
grenzen nach unten mit der höchsten Frequenz 
des Frequenzbereiches unter einer Belastung 
von 0,1 @& bei 5 A Sekundärstromstärke 
gleich 2,5 VA bei 1 A Sekundärstromstärke. 


b) Zur Prüfung auf Einhalten der Febler- 
grenzen nach oben. Mit der niedrigsten Fre- 
quenz des Frequenzbereiches unter der sekun- 
dären Höchstbelastung mit dem Leistungs- 
faktor 1 

bei 5 A Sekundärstromstärke, 

beil A Mn 

bei 0,5 A 5 
Mit der niedrigsten Frequenz des zugelassenen 
Frequenzbereiches unter einer sekundären Be- 
lastung von 15 VA mit dem Leistungsfaktor 1. 


Beispiel: ; 

1. Aufschrift: 40 bis 60 Per, 
Höchstbelastung 30 VA, 
a) Frequenz 60, Belastung 0,1 Q 
b) = 40, 5 1,203 
c) „ 40, ” 0,3 „ 

in Reihe mit einer Selbstinduktion von 0,00206 

Henry. 


Beispiel: 
2. Aufschrift: 50 Per, 
Höchstbelastung 15 VA, 


a) Frequenz 50, Belastung 0,1 Q 
b) EL} 50, „ 0,6 


e) ale, 150, 4 0,3088 


in Reihe mit einer Selbstinduktion von 0,00165 
Henry. Dabei ist der Ohmsche Widerstand der 
Selbstinduktionsspule in den Widerstand von 
0,3 Q einzurechnen. 


Natürlich ist es angängig, einen Wandler, 
dessen System zur Beglaubigung in dem Fre- 
quenzbereich 40 bis 60 zugelassen ist, mit der 
Aufschrift 50 Per zu versehen und dem- 
gemäß nur bei der Frequenz 50 zu prüfen 
und beglaubigen zu lassen. 


Vor der Prüfung ist der Stromwandler zu 
entmagnetisieren; die Sekundärspule des 
Wandlers wird dazu bei offenem Primärkreise 
mit einem Wechselstrom von 0,2 A beschickt, 
der langsam und gleichmäßig auf mindestens 
0,008 A geschwächt und demnach ausge- 
schaltet wird. Das gleichmäßige Schwächen 
des Stromes geschieht zweckmäßig durch Vor- 
schalten von Schleif-Widerständen nach Ruh- 
strat, deren Drahtbewickelung stufenweise ab- 
nehmende Drahtstärke hat, oder durch 
Schwächen der Erregung und Auslaufenlassen 
des Wechselstromgeneratorss. (Die angege- 
gebenen Grenzwerte der Entmagnetisierungs- 
stromstärke sind durch eine Untersuchung 
zahlreicher Wandler von Dr. Engelhardt in der 
VA ermittelt, eine Veröffentlichung erscheint 
in der „ETZ“.) Eine Prüfung auf Remanenz 
und des Einflusses der Tage der Zuleitungen 
auf die Angaben des Wandlers ist bei der Be- 
glaubigung nicht notwendig; diese Versuche 
werden bei der Systemprüfung angestellt. 
Die Spannungsprobe bezweckt, einen etwa 
vorhandenen Isolationsfehler aufzudecken, be- 
vor die Messungen ausgeführt werden. Die 
Beglaubigung gibt keine Gewähr in sicher- 
heitstechnischer Beziehung, sondern betrifft 
nur die Meßgenauigkeit des Apparates. Jedoch 
ist es zweckmäßig, die Spannungsprobe den 
betriebsmäßigen Anforderungen soweit wie 
möglich anzupassen. Bei Stromwandlern wie 
bei anderen Hochspannungsapparaten hängt 


Heit 32. 


 trotechniker hat daher in 


12. August 1920. 


die Jpapung be SUAT EU INNE im Betriebe nicht 
nur von der Betriebsspannung, sondern auch 
von dem Kurzschlußstrom an der Verwen- 
dungsstelle ab. Der Verband Deutscher Elek- 
seinem Normalien- 
buch folgende Richtlinien für die anzuwenden- 
den Prüfspannungen nach Betriebsspannung 
und Leistung gestaffelt aufgestellt. 


(Normalien des VDE.) 


Ist nun diese Serienbezeichnung auf dem 
Stromwandler angegeben, so hat bei der Be- 
glaubigung die Spannungsprobe mit der ent- 
sprechenden Prüfspannung zu erfolgen. 


Zu II. Einphasige Spannungswandler. 


Die sekundäre Belastung ist nach der 
San De zu bemessen. Soll die Prüfung 
eines Spannungswandlers mit 100 V Sekun- 
därspannung bei einer Belastung mit 300 VA 
mit dem Leistungsfaktor 1 erfolgen, so ist 
ein Widerstand von 333 _ @ an die sekun- 
dären Klemmen zu legen, der unverändert ge- 
halten wird, während die Messung bei den se- 
kundären Spannungen 80, 100 und 120 V 
vorgenommen wird. 

Für die Beglaubigung genügen folgende 
Stichproben: Ar 

a) Prüfung auf Einhaltung der Fehler- 

renze nach unten: bei der höchsten Frequenz 
es Frequenzbereiches bei unbelastetem Wand- 
ler bei dem 0,8-fachen der Nennspannung. 


b) Zur Prüfung auf Einhaltung der Fehler- 
grenzen nach oben: bei der niedrigsten Fre- 
quenz des Frequenzbereiches unter der höchsten 
sekundären Belastung 
1. mit dem Leistungsfaktor 1 

bei dem 0,8-fachen 

bei dem 1,0-fachen 

bei dem 1,2-fachen der Nennspannung. 

2. mit dem Leistungsfaktor 0,5 
bei dem 1,2-fachen der Nennspannung. 
Beispiel: 

1. Aufschrift: 50008, Höchstbelastung 30VA, 
sekundäre Spannung 100 V. 


a) Frequenz 50, Leerlauf, 


b,) Frequenz 50, Belastung 333 _Q Draht- 
widerstand, 


b,) Frequenz 50, Belastung 167 Q in Reihe 
mit einer Selbstinduktion von 1,15 
Henry. Der Ohmsche Widerstand der 
Selbstinduktionsspule ist in den Wider- 
stand von 167 Q einzurechnen. 
Beispiel: 
2. Aufschrift: 40 bis 60, Höchstbelastung: 
30 VA, sekundäre Spannung 110 V. 
a) Frequenz 60, Leerlauf, 
b,) Frequenz 40, Belastung 403 Q, 
b,) Frequenz 40, Belastung 2010 + 1,11 Henry. 
Bei der Spannungsprobe von Spannungs- 
wandlern kommt der Kurzschlußstrom am 
Verwendungsort nichtin Frage. 


Zu III. Mehrphasige Sp annungswandler. 


Bei dreiphasigen Spannungswandlern 
brauchen die Sternpunkte nicht herausgeführt 
werden, die Prüfung erfolgt dann für die ver- 
kettete Spannung bei wechselseitiger Erdung 
SS Phasenklemmen auf der Hochspannungs- 
seite. 

Ist aber der Sternpunkt auf der sekundären 
Seite herausgeführt, so muß, um die Messung 
ausführen zu können, der Sternpunkt auch auf 
der Primärseite herausgeführt werden, da er für 
die Prüfung des Übersetzungsverhältnisses und 
des Winkels der Sternspannungen zugänglich 
sein-muß, wenn er auch im Betriebe nicht an- 
eschlossen wird. Die Ausführung dieser Prü- 
ung ist notwendig, da es vorkommen kann, 
daß ein Wandler in den verketteten Span- 
nungen die Fehlergrenzen _einhält, in den 
Sternspannungen jedoch nicht. Es ist aber zu 
verlangen, daß ein beglaubigter Apparat in 
allen an ihm möglichen ordnungsmäßigen 
Schaltungen richtig ist, d. h. die Fehlergrenzen 
innehält. 

Die Prüfung in den Sternspannungen er- 
folgt bei geerdetem Nullpunkt, die Fu 
in den verketteten Spannungen bei abwechseln 

eerdeten Phasenklemmen. Bei letzterer Er- 
ung, die durch einen Erdschluß auch im Be- 
triebe vorkommen kann, hat der primäre Null- 
unkt die volle primäre Sternspannung gegen 
s Gehäuse, seine Klemme muß also dem- 
entsprechend isoliert sein. 

Die Stichproben sind bei denselben 
Punkten auszuführen, die bei den einphasigen 
Spannungswandlern aufgeführt sind. Die Be- 
lastungen an den verketteten Spannungen sind 
gleichmäßig anzuschließen. 


12. August 1920. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Gesehäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
AmtKurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Elektrotechnischer Verein E. V. 


Der Elektrotechnische Verein hat im 
Jahre 1901 Leitsätze über den Schutz der 
Gebäude gegen den Blitz!) aufgestellt, welche 
auf der Te resversammlung des Verbandes 
Deutscher Elektrotechniker 1901 vom VDE 
angenommen, worden sind.?) Die starke Teue- 
rung der jetzigen Zeit hat die Erwä- 
gung nahegelegt, ob zur weiteren Verbilli- 
gung der Blitzableiter der Querschnitt des 
Eisens, das für die Blitzableiteranlagen ver- 
wendet wird, wesentlich geringer gewählt 
werden darf. Die mit eisernen Leitungen in 
Blitzableiteranlagen gemachten Erfahrungen 
lassen es unbedenklich erscheinen, den Quer- 
schnitt des Eisens nicht stärker als den des 
Kupfers zu nehmen. Der Ausschuß des Ver- 
eins empfiehlt daher, den Leitsatz Nr. 5 wie 
folgt zu fassen: 


„Verzweigte Leitungen aus Eisen oder 
Kupfer sollen nicht unter 25 mm?, unver- 
zweigte nicht unter 50 mm? stark sein. 
Zink ist mindestens vom dreifachen, 
Blei vom sechsfachen Querschnitt des 
Eisens zu wählen. Der Leiter soll nach 
Form und Befestigung sturmsicher sein. 
Eisenseile aus Drähten von weniger als 

3,3 mm Durchmesser sind unzulässig.“ 

; Außerdem scheint es zweckmäßig, das 
Erfordernis einer Zeichnung und einer 
Prüfung der Anlage, welches in den Erläute- 
rungen und Ausführungsvorschlägen gestellt 
wird, auf Gebäude von besonderer Wichtig- 
keit zu beschränken, damit nicht für jede, aue 
die kleinste Blitzableiteranlage diese umständ- 
lichen und kostspieligen Anforderungen zu 
erfüllen sind. Der Ausschuß hat vom Verein 
den Auftrag erhalten, die Erläuterungen und 

usführungsvorschläge nach diesen Grund- 
sätzen durchzusehen und in diesem Rahmen 
auch sonstige ihm zweckmäßig scheinende 
Vorschläge für die Fassung der Erläuterungen 
und Ausführungsbestimmungen zu machen. 
Die Angelegenheit wird in einer der Ver- 
einssitzungen des nächsten Winters besprochen 
werden. 

Im Auftrage des Vorstandes: 
Strecker. 


AEF. 
Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen. 


Der Ausschuß für Einheiten und Formel- 
größen stellt die folgenden drei Entwürfe: 
I. Spannung, Potential- und elektromotorische 
Kraft, V. Wechselstromgrößen und XIX Mag- 
netischer Schwund gemäß $ 4 Abs. 3 seiner 
Satzung (abgedruckt „ETZ.“ 1907, 8. 614) zur Be- 
ratung und lädt die beteiligten Vereine ein, ihm 
das Ergebnis ihrer Beratung bis Ende dieses 
Jahres mitzuteilen. Zur gleichen Frist kann 
auch jedes Mitglied der beteiligten Vereine sich 
zu den Entwürfen äußern, 


Berlin, Mai 1920. 


Entwurf I. 


Spannung, Potential und elektro- 
motorische Kraft, 
(Erster Entwurf veröffentlicht 1908; vgl. „ETZ.“ 
1908, S. 745.) 


I. Allgem. Begriff der Spannung. 

1. Ein mit der Elektrizitätsmenge Q geladener 
kleiner Körper lege im elektrischen Felde einen 
Weg s zurück. Dabei leisten die Feldkräfte an 
dem Körper eine mechanische Arbeit A. Dann 
schreibt man dem Weg s eine elektrische 
Spannung U=A4/Q zu. 

Die elektrische Spannung hat denselben Zah- 
lenwert und dasselbe Vorzeichen wie die Arbeit 
am Träger der Einheit der positiven Elektrizi- 
tätsmengze., 

Bemerkung: Die Spannung bezieht sich 
auf ein Linienstück. - 

Unter einer Spannungs differenz ist 
die Differenz zweier Spannungen zu verstehen. 
Sie bezieht sich auf zwei Linienstücke. 

2. Fällt der Endpunkt des Weges mit seinem 
Anfangspunkt zusammen, so heißt der Weg ein 
geschlossener. Die zugehörige Spannung be- 
zeichnet man als Umlaufspannung ‘D- 


I. Wirbelfreies elektrisches Feld. 


3. Verschwindet in einem Raumteil die elek- 
trische Umlaufspannung für alle möglichen ge- 


n „ETZ“ 1901, 8. 989. 
%) „ETZ“ 1901, 8. 801. 


Strecker. 


’Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


schlossenen Wege, die man auf stetige Weise in 
einen Punkt zusammenziehen kann, 


DV=0, 


so nennt man das elektrische Feld in diesem 
Raumteil wirbelfrei, 


4. In einem: wirbelfreien Felde erhält man 
gleiche Spannungen für alle zwischen zwei 
Punkten gezogenen Wege, die man auf stetige 
Weise ineinander überführen kann, ohne das wir- 
belfreie Gebiet zu verlassen. Diese gemeinsame 
Spannung kann man somit als Differenz zweier 
den Endpunkten zuzuschreibenden Zahlenwerte 
auffassen. Sie werden die elektrischen Po. 
tentiale der Endpunkte genannt. Und zwar 
gilt das Potential Pa des Ausgangspunktes als 
Minuend, das Potential Pe des Ankunftspunktes 
als Subtrahend. 

U Ve So 324 . 


Im wirbelfreien Felde kann also die elektrische 
Spannung als Potentialdifferenz auf- 
gefaßt werden. 

Für einen Feldpunkt kann man das Po- 
tential beliebig festsetzen; dann ist es für die 
übrigen Punkte bestimmt, 

Das Potential bezieht sich auf einen Punkt, 
die Potentialdifferenz auf zwei Punkte. 


5. Herrscht in einem wirbelfreien Felde zwi- 
schen verschiedenen Punkten A und B eines 
stromlosen ruhenden Leiters eine Spannung, so 
schreibt man dem Leiter eine eingeprägte 
elektromotorische Kraft Ee zu Sie 
stimmt nach ‚Dimension und Zahlenwert mit 
jener Spannung überein, hat aber das entgegen- 
gesetzte Vorzeichen. 


Ee = — UAB=-+ Opa. 


6. Die algebraische Summe der Spannung 
zwischen den Enden A und B eines linearen 
Leiters und der dem Leiter eingeprägten elek- 
tromotorischen Kraft ergibt den Ohmschen 
Spannungsabfall in dem Leiter (Ohm- 
sches Gesetz): 


RI=EeAB-+ Us. 


I ist die Stromstärke im Leiter, R sein Wider- 
stand. I soll als positiv gerechnet werden, wenn 
der Strom von A nach B fließt, 

Für eine geschlossene Leiterschleife ist die 
algebraische Summe aller Ohmschen Spannungs- 
abfälle gleich der algebraischen Summe aller 
eingeprägten elektromotorischen Kräfte (Gesetz 
von Kirchhoff). 


DE1=Ne 5 


IIl. Elektrisches Wirbelfeld. 


7. Ist in einem elektrischen Felde die Span- 
nung für benachbarte Wege zwischen denselben 
Endpunkten verschieden, so nennt man das Feld 
ein Wirbelfeld. In einem derartigen Felde 
lassen sich also die Spannungen nicht mehr als 
die Differenzen von Potentialen der Feldpunkte 
auffassen, 

8. In jedem elektrischen Felde ist die Umlauf- 
spannung für einen beliebigen geschlossenen 
Weg gleich der Abnahme, die der umschlungene 
magnetische Induktionsfluß ® in der Zeiteinheit 


erfährt: 
BEER 
OD= er: 


Dies ist die umfassendste Form des Induktions- 
gesetzes. 

9. Für eine geschlossene Schleife aus linearen 
Leitern ist die algebraische Summe der Ohm- 
schen Spannungsabfälle gleich der Umlaufspan- 
nung, vermehrt um die algebraische Summe der 
eingeprägten elektromotorischen Kräfte, 


DEI=SU+NE 


Die Größe — d®/dt spielt hiernach bei der Berech- 
nung des Stromes dieselbe Rolle wie die einge- 
prägien elektromotorischen Kräfte Sie wird in 
diesem Zusammenhange auch als induzierte 


oder 


elektromotorische Kraft EB: be- 
zeichnet, en 

K=-77: 

Erläuterungen. 


Von K. W. Wagner. 


A. Allgemeines, 


Die Bezeichnungen Potential, Spannung und 
elektromotorische Kraft werden in der Elektro- 
technik in verschiedener Bedeutung benutzt. Das 
ist zweifellos ein Mißstand; daß er in weiten 
Kreisen als solcher empfunden worden ist, lehren 


Heft 32. 


641 


die ausgedehnten Erörterungen, die sich über 
diesen Gegenstand in Fachzeitschriften ent- 
sponnen haben, 

Der vorstehende Entwurf enthält Vorschläge 
zu einem einheitlichen (Gebrauch der genannten 
Bezeichnungen, Die hier gegebenen Defini- 
tionen sind in möglichst engem Anschluß an 
das geschichtlich Gewordene und zurzeit Ge- 
bräuchliche aufgestellt. Sie sind daher nicht et- 
was „Neues“, Fremdartiges, das sich erst ein- 
bürgern soll, sondern lediglich die konsequente 
Durchführung der in der Elektrotechnik sehr 
geschätzten Nahewirkungsvorstellungen, 

Die Definitionen des Entwurfs beschränken 
sich auf wenige knappe Sätze, Ihre Aufstellung 
ist die Frucht sehr umfangreicher Beratungen, 
in denen ein reiches Material zu Tage zefördert 
worden ist. Da die Kenntnis dieses Materials 
für eine sachgemässe Beurteilung des Entwurfs 
unerläßlich erscheint, ist es bei der Abfassung 
der vorliegenden Erläuterungen verwertet wor- 
den. Der Umfang der Erläuterungen ist da- 
durch allerdings ziemlich groß geworden. 


B. Einzelnes. 


Zu 1. In der allgemeinen Definition er- 
scheint die elektrische Spannung als Attribut 
eines Weges. In der Tat kann man nicht von 
der Spannung zwischen zwei Punkten schlecht- 
weg sprechen, wenn verschiedene Wege zwi- 
schen diesen Punkten verschiedene Werte der 
Arbeit und somit auch verschiedene Spannungen 
ergeben. Nur, wenn die Spannung denselben 
Wert annimmt für alle möglichen Wege, die 
man zwischen zwei Feldpunkten ziehen kann, 
dart man die Spannung auch als Eigenschaft 
dieser beiden Punkte selbst betrachten, In die- 
sem speziellen Falle läßt sich die Spannung zu- 
gleich als Differenz der den genannten Punkten 
zuzuschreibenden Potentiale auffassen. 


Zu 3. Es ist hierbei vorausgesetzt, daß man 
bei dieser Deformation des Weges das Innere des 
betrachteten Raumteiles nie verläßt, Dieser sei 
z. B. das in Abb. 1 dargestellte Ringgebiet, das 
den HEisenkern K eines Transformators um- 
schlingt. Wenn man keine magnetische Streu- 
ung hat, d. h. wenn ein 
magnetisches Wechsel- 
feld nur in dem Raum- 
teil X vorhanden ist, so 
ist das elektrische Feld 
in dem äußeren Ring- 
gebiet wirbelfrei. n 
ihm ist ein Weg sa ge- 
zeichnet und angedeu- 
tet, wie er auf stetige 
Weise in den Punkt P 
zusammengezogen wer- 
Abb. 1. Ringgebiet um den den kann. Beim Weg 
Eisenkern eines Transfor- Sb 1St dies nicht nuzE 

Malone lich. Hiermit hängt zu- 

s sammen, daß auf dem 

Weg so die elektrische Umlaufspannung von Null 

verschieden ist. (Vgl. jauch die ‚Erläuterungen 
zu Nr. 7.) 


Zu 4. Wirklich beobachten und messen kann 
man immer nur die als Spannungen erscheinen- 
den Potentialdifferenzen, niemals die Potentiale 
selbst. Das Potential ist lediglich eine mathe- 
matische Hilfsgrößee Das geht schon daraus 
hervor, daß man das Potential um einen beliebi- 
gen konstanten Betrag vermehren oder vermin- 
dern darf, ohne daß es seine Bedeutung einbüßt. 
Man kann z. B. einer beliebigen Stelle im Felde 
einen beliebigen Wert des Potentials zuschrei- 
ben. Erst durch diesen Akt der Willkür wird 
das Potential für die übrigen Punkte des Feldes 
völlig bestimmt.t) 

Zu 5. Die wichtigsten eingeprägten elek- 
tromotorischen Kräfte sind die der galvanischen 
und der Thermoelementee Ganz allgemein kann 
man sagen, daß eingeprägte elektromotorische 
Kräfte immer nur in solchen Leitern auftreten, 
die in physikalischer oder chemischer Hinsicht 
nicht homogen sind. Es kann vorkommen, daß 
beim Durchgang eines Stromes durch solche Lei- 
ter sich ihre physikalische oder chemische Be- 
schaffenheit ändert (z. B. kann sich die Kon- 
zentration des Elektrolyts einer galvanischen 
Zelle oder die Wärmeverteilung in der Lötstelle 
eines T'hermoelementes bei der Stromentnahme 
ändern). Auch für solche Fälle trifft die hier 
gegebene Definition der eingeprägten elektro- 
motorischen Kraft zu, sofern man unter dem 
„stromlosen“ Zustand den Zustand unmittelbar 


») Legt man insbesondere der unendlich fern ge- 
dachten Begrenzung des Feldea den Potentialwert 0 bei, 
so ist das Potential eines Punktes » aus der Formel 


Bey 


zu berechnen. Die Summierung ist auf sämtliche Elek- 
trizitätsmengen Q@ des Feldes zu erstrecken; r bedeutet 
den Abstand der betreffenden Menge Q@ vom Punkte «. 
Hierbei sind den wahren, auf den Leitern befindlichen) 
Ladungen die scheinbaren Ladungen gleichzuachten, die 
infolge der Influenz an der Grenzfläche verschiedener 
dielektrischer Körper zum Vorschein kommen. 


642 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 32. 


12. August 1920. 


m m 


nach einer plötzlichen ‘Stromunterbrechung ver- 
steht, 
Der Name „elektromotorische Kraft“ ist 
im Laufe der Zeit in verschiedener Bedeutung 
ebraucht worden. Früher wurde ‘er vielfach 
ür das Linienintegral der Feld- 
stärke benutzt, das wir jetzt als Spannung 
bezeichnen. Bei Max well und anderen eng- 
lischen Autoren bedeutet  „eleetromotive 
foroe“ meist die elektrische Feld- 
stärke. Dagegen definiert Maxwell in 
Art. 233 des 1. Bandes seines Lehrbuches der 
Elektrizität und des Magnetismus die EMK der 
Danielzelle als Potentialdifferenz bei offener 
Zelle. Dieser Definition hat sich der vor- 
lieeende Entwurf in Übereinstimmung mit 
neueren Autoren (Cohn, Abraham u. a.) 
im wesentlichen angeschlossen. Es wird da- 
von ausgesangen. daß nach den Geseizen der 
Elektrostatik zwischen verschiedenen Punkten 
eines ruhenden stromlosen Leiters im: allge- 
meinen keine Spannung besteht. Eine Aus- 
nahme hiervon machen nur diejenigen Leiter, 
in denen bei seeigneter Verbindung mit an- 
deren Leitern dawernd elektrische Ströme 
zirkulieren können. Das Kennzeichen dieser 
Leiter ist, daß sie auch in stromlosem Zu- 
stande im Innern ein elektrostatisches Feld 
führen; der zugehörigen Feldstärke entgegen 
wirkt eine gleich große „eingeprägte“ . Feld- 
stärke: ihr Linieniniegral ist die eingeprägle 
EMK (Vgl. Abb. 2). 
Die hier gegebene 


Definition beschränkt 
sich absichtlich auf die 
N > eingeprägten EMKe und 
NT will diesen Begriff nur 
g dort benutzen, wo der 
\8 Mechanismus des elektri- 
’ schen Vorganges durch 
KARIEERESESETERTTERLEGE die elektromagnetischen 
Abb 2. - Galvanische zZ. Grundgesetze allein 
Der audwezögene Pfeil «bi Zlcht beschrieben wer- 
die'Richtun ‚der eingaprng- den’ kann; Dadurch, 
ten RMK an; die gestrichel- daß ; man in’ solchen 
ten Linien bedeut n dieelek- Fällen die eingepräg- 
trischen Feldlinien. ten EMKe einführt, ge- 
lingt es, die Betrach- 
tungen rein: elektromagnetisch durchzüführen 
d. h. ohne daß man - genötigt ist, Hilfsvor- 
“stellungen aus der Molekularphysik, der 
Thermodynamik oder aus anderen (Gebieten 
heranzuziehen (Vgl. M. Abraham, „Theorie 
der Elektrizität“, Bd. I. $ 56, 3. Aufl. 1907 
und $ 49, 4. Aufl. 1912 und 5. Aufl. 1918). 
Bei der Entladung eines Kondensa- 
tors ist der Vorgang ein rein elcktrischer; 
daher ist es überflüssig, hier eine EMK ein- 
zuführen. Nach der Definition des newen Ent- 
wurfes ist dies übrieens auch nicht angängig, 
da die Spannung beim Kondensator nicht zwi- 
schen Purkten desselben Leiters auftritt. 
Die Influenzmaschine wirkt wie ein 
Kondensator, dessen Belegungen auseinander- 
gezogen werden; sie besitzt daher gleichfalls 
keine EMK (sondern eine Spannung). Da- 
gegen tritt bei der Reibungs-Elek- 
trısiermaschine in der Berührungs- 
fläche der Platte mit dem Reibzeug eine «in- 
geprägte EMK auf; die Reibungs- und Be- 


rührungs-Elektrizität beruht nach den neueren } 


Anschauungen auf einem .elektrolytischen 
Vorgang, der eine lektrolytisch leitende 
Oberflächenschicht bedingt!) ; diese spielt hier 
die Rolle‘ des Leiters, von dem in der De- 
finition die Rede ist. 

. Gedanklich kann man freilich mit einer 
eingeprägten EMK auch dort arbeiten, wo 
eine solehe nach-der Definition nicht vorliegt. 
Wenn man sich z. B. um: die elektrischen Vor- 
gänge innerhalb eines Teiles des elektrischen 
Systems nicht kümmern will, so, kann man 
diesen Teil als einen zusammenhängenden 
Leiter betrachten; besteht dann zwischen 
seinen Enden eine Spannung, wenn kein 
Strom hinein- oder herausfließt, so kann man 
diese Spannung wie eine eingeprägte EMK 
behandeln. Wer also in diesem Sinne von der 
EMK einer Inflwenzmaschine spricht, sieht 
für den Augenblick von dem wirklichen Vor- 
gang der Stromerzeugung in dieser Maschine 
ab und denkt sich an ihrer Stelle eine galva- 
nische Batterie). Eine derartüge Hilfsvor- 
stellung liest besonders dann nahe, wenn die 
Stromquelle (tatsächlich oder gedanklich) 
unzugänglich ist, also etwa in einem Kasten 
eingeschlossen ist, aus dem nur die Klemmen 
hervorragen. Dann kann man die Klemmen- 
spannung bei- Leerlauf und Belastung messen 
und daraus „EMK“ und „inneren Widerstand“ 
als reine Rechengrößen bestimmen. Dieser 


1) Vgl. ..B.Mascart und Jouhert, „Lehrhnch 
Br Ba und des Magnetismus“, Berlin 1886, Bd. 1, 
rt. 198, 
°) Man vergleiche hierzu die Bemerkungen hei E. 
Cohn „Dax elektromagne:ische Feld“, Leipzig 1900, S. 383, 
letzter Absatz und S 334. sowie bei Maxwell „Lehrbuch 
der Elektrizität und dvs Magnetismus“, Art 49. 


Rechnung liegt die oben erwähnte Hilfsvor- 
stellung zu Grunde, 

Der Hauptunterschied zwischen der frü- 
heren und der jetzigen Fassung der Definition 
der EMK ist der folgende. Früher war beab- 
sichtigt, einen allgemeinen Begriff zu defi- 
nijeren, der sowohl die eingeprägten als auch 
die induzierten EMKe enthält. Es hat sich 
aber gezeist, daß ein solcher Oberbegriff nicht 
physikalisch definiert werden kann, weil die 
beiden Größen verschiedene physikalische 
Dinge sind, die nicht viel mehr als den Namen 
gemeinsam haben. Der Oberbegriff hat also 
wesentlich sprachliche Bedeutung. In dem 
früheren Entwurf hat man versucht, diesen 
Schwierigkeiten dadurch zu entgehen, daß eine 
metaphysische Definition der EMK gegebrn 
wurde; „Elektromotorische Kraft ist die Fä- 
higkeit «eines Systems, Spannungen zu er- 
zeusen“. Da aber die EMKıe physikalische 
Größen sein sollen, sollte man sie auch phy- 
sikalisch definieren. Dies war jedoch. aus den 
anzegebenen Gründen nur durch getrennte’ Defi- 
nition der eingeprägten und der induzierten 
EMKe möglich. Hierbei ist danach gestrebt wor- 
den. die Behandlung dieser beiden Größen formal 
möelichst gleichartig durchzuführen. (Vgl. auch 
uie Erläuterungen zu 9.) 

Zu 6. Spricht man das Ohmsche Gesetz 
in dieser Form aus, so eelten die folgenden 
»infachen Vorzeichenregeln: 

1. Eine Spannung hat dasselbe Vorzeichen 

wie der Strom, wenn das elektrische 
Feld in Richtung des Stromes wirkt; 
2. eine elektromorische Kraft hat dasselbe 
Vorzeichen wie der Strom, wenn dieser 
bei einer Steirerune der elektromotto- 
rischen Kraft ebenfalls wächst. 

Das Ohmsche Gesetz wird häufig auch 

in der Form 


RI=E.AB— UBA RI=Uapß— EeBA 


angeschrieben. Hierbei wären die vorstehen- 
den Vorzeichenregeln durch entsprechend ab- 
seänderte zu ersetzen. Es empfiehlt sich aber 
nicht. diese Formeln in einer allgemeinen 
Darstellung zu verwenden, da beide zu un- 
erwünschten Folgerungen führen, z .B. ergibt 
lie erste von ihnen für einen Netzzweig ohne 
eingeprägte EMKe den Satz. daß die Summe 
der Ohmschen Spannungsabfälle gleich der 
negativen Spannung zwischen den Enden 
des Zweiges ist; nach der zweiten Formel 
wird für eine geschlossene Schleife bei Gleich- 
strom die Summe aller Spannungsabfälle 
gleich der negativen Summe der EMKe. 
Diese Sätze sind nicht vereinbar mit den Vor- 
zeichenregeln 1 und 2, deren Beibehaltung 
erwünscht ist. 

Die Anwendung 
Nr. 6 werde 
erläutert. 

Man denke sich aus Zellen (Abb. 2) eine 
Batterie mit einer EMK von 100 V zusammen- 
gestellt. Der innere Widerstand sei 0,1 8. 
Bei einer Stromentnahme von 20 A ergibt 
sich die Klemmenspannung UAB aus 


.20.0,1=100+ UAB, 
UABZ—-BV. 

Das Vorzeichen ist negativ, weil die Spannung 

vom negativen Pol A zum positiven Pol B ge 

rechnet ist. 

Für den Fall, daß die Batterie mit 20 A 
geladen wird, lautet die Gleichung unter Nr. 6 
(—20:.01=100+ UAB, 
Up = —102V 
: Der Ladestrom ist mit dem negativen Vor- 
zeichen einzuführen, weil er von B nach A 
fließt. Besser ist es hier, den positiven Pol mit 
A, den negativen mit B zu bezeichnen. Dann 
ist der Strom positiv, die EMK. negativ zu rech- 

nen und die Gleichung in der Form 
2.0,1=— 1004 UA 
anzuschreiben. Sie ergibt 
"_ Ui =+1RV. 
Die Klemmenspannung ist jetzt 
zum negativen Pol gerechnet. 


oder 


der Gleichung unter 
an dem folgenden Beispiel 


vom positiven 


Das Kirchhoff.sche Gesetz ist nur eine be- 


sondere Form der Aussage, daß die Umlaufspan- 
nung für.jede Leiterschleife im wirbelfreien 
Felde verschwindet: 


Zu 7. Das elektrische Feld ist z, B. immer 
dann ein Wirbelfeld, wenn es von einem verän- 
derlichen Magneifeld durchdrungen wird, wie 
2. B. in der Nähe starker Wechselströme oder 
im Luftspalt eines Wechselstrommotors, oder in 
der Umgebung einer Antenne für drahtlose Te- 
legraphie. Auch in Körpern, die sich durch ein 


Magnetfeld hindurch bewegen, ist das elektrische 
Feld im allgemeinen ein Wirbelfeld. In leiten- 
den Körpern bilden sich dann entsprechende 
Wirbelströme aus. 

- Es kommt häufig vor, daß das veränderliche 
Magnetfeld und damit auch das elektrische Wir- 
belfeld einen mehrfach zusammenhängenden 

(ringartig gestalteten)kaum 
einnimmt, z. B. im Eisen- 
kern eines Transformators 
(Abb. 3). Der übrige wirbel- 
freie Teil des elektrischen 
Feldes hat dann die Eigen- 
schaft, daß darin nicht alle 
Wege zwischen zwei Punk- 
ten dieselbe Spannun 
liefern. Dies trifft viel- 
I mehr nur dann zu, wenn 

d der geschlossene Umlauf, 

Abb. 3. Verschiedene den man mittels zweier 
Wege in dem Raum solcher Des bilden kann 
ausserhalb eines das Wirbelfeld nicht um- 
Eisenkerns. schlingt. Im anderen 
‘Falle ist der Spannungs- 

unterschied der beiden Wege proportional 
der Zahl der Umläufe um das Wirbelfeld: in 
Abb. 3 liefern die Wege sı, s2, s; verschiedene 
Spannungen Ua, Us, Us; die beiden s, liefern 
die gleiche Spannung Us. Ist ® der magne- 
tische Induktionsfluß im Transformatorkern, so 


wird 1 
B-U=277: 

ao 

Als 


im übrigen ist der Spannungsunterschied völlig 
unabhängig von der besonderen Form der Wege; 
demzufolge lassen sich die Spannungen auch 
jetzt noch als Potentialdifferenzen auffassen 
wenn man jedem Feldpunkte eine (unendliche) 
Reihe von Zahlenwerten zuschreibt als Potential 
(unendlich vielwertiges Potential). 

Es sei z B. das Potential des Punktes a in 
Abs, 3 gleich dem (willkürlich festgesetzten) 
Werte Pa. Die auf einem Wege $ı, der den 
Eisenkern nicht umschlingt, gemessene Span- 
nunz zwischen b und a sei U. Dann ist das 
Potential des Punktes b entweder mit 


U—U=2 


Ph == Pat U, 
oder mit P=Pat 
oder mit Pe =Pa+t Be 
d® 


oder mit P,=Pa+ U+m AT 

einzusetzen, je nachdem aus dem Potential ?s die 
Spannung auf dem Wege sı, oder auf dem Wege 
x9, oder auf dem Wege s;, oder auf einem den 
Kern m-mal umschlingenden Wege berechnet 
werden soll. 


Zu 8 Im Induktionsgesetz wird die Art des, 


Weges, auf den sich die Umlaufsspannung be- 
zieht, keiner Beschränkung unterworfen. Er 
kann insbesondere ganz oder teilweise innerhalb 
von Leitern oder an ihrer Oberfläche entlang, 
oder durch das Dielektrikum verlaufen.*) 

Bei der hier ausgesprochenen Form des In- 
duktionsgesetzes sind entsprechend dem allge- 
meinen Gebrauch positiver Umlaufsinn des 
Weges und positive Richtung des magnetischen 
Feldes in derselben Weise einander zugeordnet, 
wie der Drehsinn und Fortschreitungssinn einer 
rechtsgängigen Schraube. 

Zu 9. Um diesen Satz auch bei unge- 
schlossenen Leitern benutzen zu können, denke 
man sich die Schleife durch Spannungszeiger zu 
einer geschlossenen ergänzt, 

Wenn man z. B. das Induktionsgesetz auf ein 
Stück Doppelleitung anzuwenden hat, denkt man 
sich die Hinleitung mit der Rückleitung durch 
Spannungsmesser verbunden. und zwar je einen 
am Anfang und einen am Ende des betrachteten 
Stückes. Durch die Spannungsmesser mit ihren 
Zuleitungen wird ‘das Stück Doppelleitung zu 
einer geschlossenen Leiterschleife ergänzt, auf 
die man das Induktionszesetz anwenden kann. 

Man beachte, daß der Satz mit der Beschrän- 
kung auf lineare Leiter ausgesprochen wird. 
Auch für diese ist er nur angenähert richtig; er 
gilt nämlich nur insoweit, als man die Wirkung 
des magnetischen Feldes im Drahtinnern ver- 
nachlässigen darf. Nur dann kann man von der 
Umlaufspannung längs der Schleife schlechtweg 
sprechen. d. h, ohne genauere Angabe darüber, 
ob der Weg im Leiterinnern oder an der Leiter- 
oberfläche, und an welcher besonderen Stelle des 
Innern oder der Oberfläche liegen soll. 3 

Eine strenge Definition des Ohmschen Span- 
nungsabfalles linearer Leiter. im elektrischen 
Wirbelfelde ist nur durch Energiebetrachtungen 

1) Ein Baispiel für die Anwendung des Induktions- 


gesetzes auf einen vollständig im Diel ktrikum verlaufen- 
den Weg findet sich auf S. 1094 der „ETZ“ 1913 unter 3. 


Di 


a a a I En 


12. August 1920. 


ni, 


und nur für 


gestreckter Leiter“ von A 
und F. Emde, „ETZ.“ 1909 S. 1155 und 1184.) 


ar A ee 


selbst durchdringt, nur einen Bruchteil in Rech- 
nung setzen darf, und daß dieser Bruchteil von 
er Frequenz abhängt, ; 

Endlich sei noch hervorgehoben, daß der 
Sinn dieser Definition nicht dahin geht, die 
Größe — d®/dt, die Abnahme des magnetischen 
Induktionsflusses in der Zeiteinheit, ganz all- 
gemein als induzierte EMK zu bezeichnen. 
Das soll vielmehr nur dort geschehen, wo — 
# d®/di dieselbe Rolle spielt, wie eine eingeprägte 
- EMK, d. h. wenn man den Kirchhoffschen Satz 

in der gewohnten Form auch auf lineare Leiter 

anwenden will, die von einem veränderlichen 
magnetischen Fluß durchsetzt werden. Man 
- denkt sich hier die Wirkung der Flußschwan- 
- kung auf die Stromverteilung ersetzt durch die 
Wirkung eines galvanischen Elementes. In 
dieser Weise hat man den Induktionsvorgang 


0 Tee 


a 


früher wohl allgemein aufgefaßt (Vor- 
- stellung I). 
3 Die neuere (Maxwellsche) Vorstellung sucht 


das Wesentliche des Induktionsvorganges in dem 
elektrischen Felde, das mit jeder zeitlichen Aen. 
derung des magnetischen Feldes verknüpft ist, 
Die Beziehung zwischen den beiden Feldern fin- 
det ihren Ausdruck in der zweiten Maxwellschen 
- Hauptgleichung (Nr. 8 des Entwurfes). Der 
- „induzierte“ Strom ist nach dieser Vorstellung 
_ mehr eine Art Nebenerscheinung; er verdankt 
sein Dasein dem zufälligen Umstande, daß ein 


- geschlossener Leiter in dem elektrischen Felde- 


- liegt. Die Strömung im Draht ist diesem Felde 
nach bestimmten, vom Induktionsgesetz unab- 
 hängigen Vorschriften zugeordnet (Vorstel- 
fung. Ih). 
d Der’ Unterschied!)”zwischen den"beiden |Vor- 
- stellungen I und II werde an einem Beispiel 
- erläutert. (Abb. 4). 
Y 


| | | Oo 
R 
4 Abb, 4. 


——> Strömungslinie 
----— elektrische Feldlinie. 


R 


Abb. 4 und 5. Induktionsvorgang. 


Ein Eisenzylinder E mit zeitlich veränder- 
lichem Magnetfluß induziere den konzentrisch 
zu ihm angeordneten Kupferring R, 


a) Vorstellung I. Die induzierte EMK 

hat man sich aus Symmetriegründen gleichmäßig 

auf den Ring verteilt zu denken, wie in Abb. 4 

angedeutet. Bei dieser Anordnung fließt im 

Ring ein Strom, aber es besteht außerhalb des 
Ringes kein elektrisches Feld. 

b) Vorstellung II Es entsteht rings 
um den Eisenzylinder ein elektrisches Feld, die 
Feldlinien sind konzentrische Kreise um die 
Zylinderachse,. (Abb. 5.) In dem leitenden 
Ring gehört zu diesem Felde eine Strömung: 

- ihre Stärke ist die gleiche wie unter a). 

Die Erfahrung lehrt, daß ein elektrisches 
Feld der unter b) beschriebenen Art in dem Luft- 
raum außerhalb des Ringes vorhanden ist. Wir 
schließen daraus, daß zwar beide Vor- 
stellungen zu dem richtigen Wert 

des induzierten Stromes führen, 
daß aber nur die Vorstellung I 
außerdem das richtige elektrische 
Feld im Außenraum liefert, 

Der Widerspruch zwischen den beiden Vor- 

stellungen I und II besteht, allgemein gespro- 

“ chen, darin, daß die erste stets, die zweite nie- 
mals ein überall wirbelfreies elektrisches Feld 
ergibt. 

Vom physikalischen Standpunkt ist hiernach 
die Vorstellung I zu verwerfen, Der auf diese 
Vorstellung zegründete Begriff der induzierten 
EMK wird damit gegenstandslos. Es wäre daher 
nur folgerichtie, ihn gänzlich auszumerzen. Dem 
steht jedoch entgegen, daß das Wort „induzierte 
EMK“ in Verbindung mit mehr oder minder 
klaren physikalischen Vorstellungen im all- 
gemeinen Gebrauth ist. Es fragt sich nun: Ist 
es möglich, die induzierte EMK im Einklang mit 
der Vorstellung II zu definieren? Drei Vor- 
" schläge wurden erörtert. 

f Man kann unter der induzierten EMK ver- 
- stehen: 


fie 


A ‘) Vgl. hierzu auch die Ausführungen von W.Ro- 
 £owski im „Archiv für Elektrotechnik", Bd. 4, S, 56. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


periodische Vorgänge möglich. (Vgl. 
die „Definitionen der elektrischen Eigenschaften 
Diesselhorst 


Dabei zeigt es sich, daß man zur Berechnung 
der induzierten elektromotorischen Kraft von dem 
magnetischen Induktionsfluß, der den Leiter 


1920. 


Heit 32, 


643 


1. die Umlaufspannung im wirklichen elek- 
trischen Felde; 

2. die Umlaufspannung im reinen Wirbelanteile 
des elektrischen Feldest) ; 

3. die zeitliche Aenderung des Induktionsflusses. 

Der Vorschlag 1 hat den Nachteil, daß 
der Sitz der so definierten EMK in der Haupt- 
sache außerhalb des induzierten Drahtes liegt 
nämlich dort, wo das elektrische Feld am stärk- 
sten ist. In einem Stromkreis aus Transforma- 
torwieklung und Voltmeter würde z. B. die in. 
duzierte EMK zum allerzrößten Teil im Volt- 
meter zu suchen sein, 

Der Vorschlag 2 vermeidet diesen Nach- 
teil. Diese induzierte EMK bezieht sich jedoch 
auf eine fiktive Feldkomponente; es kommt 
noch hinzu, daß die geforderte Zerlerung des 
elektrischen Feldes zu viel theoretisches Rüst- 
zeug voraussetzt, als daß man sie der Allgemein- 
heit zumuten dürfte. 

Außerdem geht ein wesentlicher Vorteil der 
neuen Feldauffassung verloren, die Einheit- 
lichkeit des Feldes. Wir sind froh, daß wir 
durch Maxwell von der Unterscheidung .des Fel- 
des in einen statischen und einen dynamischen 
Anteil losgekommen sind. Es würde unbedingt 
einen Rückschritt bedeuten, wenn man das eine 
Feld wieder in zwei fiktive Komponenten zer- 
legen wollte. 

Nach Vorschlag 3 wird die induzierte 
EMK eine magnetische Größe; ihr Sitz liegt, 
ähnlich wie bei Vorschlag 1, außerhalb des in- 
duzierten Drahtes, 

Wegen dieser Nachteile konnte keiner der 
drei Vorschläge zur Annahme empfohlen 
werden. 

Die im vorliegenden Entwurf zegebene De. 
finition der induzierten EMK. lehnt sich in der 
Form an die Vorstellune I an. Damit steht 
nicht im Widerspruch. daß der Entwurf im übri- 
gen ganz auf dem Boden der Vorstellung II 
steht. von der wir gesehen haben. daß sie die 
physikalisch allein zulässige ist. Denn dadurch, 
daß die Definition der induzierten EMK auf 
lineare Leiterkreise beschränkt wird und na- 
mentlich durch ihre besondere Fassung ist zum 
Ausdruck gebracht, daß die induzierte 
EMK nur eine Rechengröße von be- 
schränktem Anwendungsbereich 
ist. 

Die vorstehenden Definitionen der EMKe wer- 
den der geschichtlichen Entwicklung gerecht und 
decken sich mit der Auffassung namhafter 
Autoren. 

G. 8. Ohm (Die galvanische Kette, Berlin 
1827) nennt das, was wir heute EMK nennen, 
„die Summe aller Spannungen“. 

von Helmholtz (Ueber die Erhaltung 
der Kraft, Berlin 1847. Neudruck Leipzig 1889) 
spricht von der EMK eines galvanischen Ele- 
mentes ohne besondere Erklärung. Die indu- 
zierte E wird genau wie in Nr, 9 des vor- 
liegenden Entwurfes definiert. Es wird zuerst 
die Gleiehung 

d® 


DEN ER dt 

abgeleitet, und dann heißt es weiter: ..Wir 
können die Größe — d®/d £ als eine neue EMK 
bezeichnen. als die des Induktionstromes, (S. 64 
bis 65 der Urschrift, S, 47 bis 48 des Neudrucks.) 

J. Cl. Maxwell (Lehrbuch der Elektrizi- 
tät und des Magnetismus. Berlin 1883) definiert 
(Bd. I, Art. 233) die EMK der Daniellzelle als 
Potentialdifferenz bei offener Zelle (Vgl. Nr.-5 
des Entwurfs). hl 

Im Artikel 530 ist zuerst nur vom induzierten 


Strom die Rede (wie bei Faraday); dann 
erscheint unvermittelt die induzierte EMK, 
Offenbar ist hier wie bei Helmholtz die indu- 


zierte EMK als eine besondere Art von einge- 
prägter EMK. gedacht. 

E. Maseart und J Joubert (Lehrbuch 
der Elektrizität und des Magnetismus, Berlin 
1886) definieren in Art. 187 die EMK bei der 
Berührung verschiedener Metalle als Potential- 
differenz. d. h, ebenso wie Maxwell. 

In Art. 514 heißt es: ‚Man sieht, daß die 
Ableitune d®/dt die Rolle einer elektromoto- 
rischen Kraft spielt, die E entgegenwirkt, und 
die fähix üst, einen Strom hervorzumfen, der 
dem Hauptstrom entgegengesetzt ist, so daß 
der resultierende Strom I noch dem Ohmschen 
Gesetze genügt, welches wir in der Form 
schreiben 


Die Größe d®/dt heißt „die elek- 
tromotorische Kraft. der Induk- 
tion“. 

Diese Ausführunsen stimmen fast wört- 
lich mit den beiden letzten Sätzen der Nr, 9 
des vorstehenden Entwurfs überein. 

(Fortsetzung folgt.) 


‘ Der Vorschlag rührt von Herrn W.Lenz her; 
„Archiv für Elektrotechnik“, Bd. 2, 8. 67. 


Zentralverband der deutschen elektro- 
technischen Industrie EV. 


Tätigkeit der Normenausschüsse des Zentral- 
verbandes im Juni 1920. 


Normenkommission für drahtlose 
Telegraphie. 

(Vorsitzender Direktor Rosenbaum.) 

I. Der Vereinheitlichung der Mittelfre- 
quenz-Wechselstromgeneratoren für - gewöhn- 
liche Schiffsstationen soll folgendes zugrunde 
gelegt werden: 

1. Die aussetzend beanspruchte Ankerwick- 
lung ist für eine Dauerleistung von etwa 
65% der Nennleistung, die Feldwicklung 
für eine dreistündige Einschaltdauer zu be- 
messen. 

2. Der Bemessung ist ein Leistungsfaktor von 
0,75 zugrunde zu legen, sofern nicht anders 
vereinbart. 

3. Normale Wechselspannungen sind: 220 V 
bei Maschinen de Me 5,0 kVA Nenn- 
leistung, 110 oder 220 V bei Maschinen 
unter 0,5 kVA Nennleistung. 

4. Als normale Frequenz gilt 500. | 

5. Normale Erregerspannungen sind: „Bei 
Hauptstationen 110 V (,Halbnormal“ 65 
und: 220 V), bei Notstationen 32 und 65 V. 

6. Normale Drehzahlen sind: 1500, 3000, 
4200 Umdr/min. 

7. Bei _Gleichstrom-Antriebsmotoren soll die 
Drehzahlerhägung von Nennleistung bis 
Leerlauf 10% nicht überschreiten. Die 
Drehzahlen solcher Motoren sollen um 25%, 
durch ° Feldschwächung erhöht werden 
können. 

8. Die „‚Selbstinduktion“ wird aus dem Kurz- 
schlußstrom ermittelt, der bei jener Er- 
regung auftritt, die im Leerlauf die Nenn- 
spannung liefert. Sie wird in cm ausge- 
drückt. 

9. Isolierung für feuchte Räume. Spannungs- 

probe nach VDE.-Regeln. 

Normale Ausführung: Offen mit zwei La- 
gerschilden; mit einem oder zwei Wellen- 
stümpfen. Die Maße der Wellenstümpfe 
sollen den allgemeinen Motorngrmen ent- 
sprechen. Die Länge des der Antriebsseite 
abgewendeten Wellenstumpfes wird ge- 
normt. Sitz und Bezeichnung der Klemmen 
nach den allgemeinen Motornormen. Bei 
der Wahl der Lager ist auf die Aufstellung 
an Bord Rücksicht zu nehmen. 

II. Es wird beabsichtigt, den Begriff 
„Leistung“ einer Station zu umschreiben, um 
eine Grundlage für den einheitlichen Verkauf 
zu schaffen. Bis jetzt sind zur Kennzeichnung 
der Leistungsfähigkeit verwendet worden: 
Nennleistung des Generators, Antennenleistung 
und Reichweite. 

Fachgruppe „Drähte und Kabel“. 

(Vorsitzender Dr. H. Cassirer.) 

Gummiisolierte Leitungen. Die Um- 
stellung der Fabrikation auf die geplanten 
neuen VDE.-Normen soll beschleunigt werden. 

Bleikabel. | 
a) Die jetzt üblichen Bleimantelstärken sollen 
erhöht werden. Für unarmierte und ar- 
mierte Kabel sollen die gleichen Blei- 
mäntel verwendet werden. 

Die Papierstärke soll genormt werden, 
u. zw. für folgende Spannungen: 750, 
3000, 5000, 6000, 10 000, 15.000, 25 000 V 
und die üblichen Querschnitte. 

c) Für die üblichen Querschnitte soll die zu- 

lässige Strombelastung bei 20000 und 

30 000 V unter Berücksichtigung der bei 

diesen Spannungen auftretenden Erschei- 

nungen in einer Tabelle zusammengestellt 
werden. 

Die Fachgruppe wird Anträge für a) bis c 
der VDE-Kommileion für. Drähte: dd Kabel 
vorlegen. 

aaembestsitunr. Der  ‚VDE.- 

Kommission für Drähte und Kabel wird die 
Normung einer Handlampenleitung vorge- 
schlagen. Sie soll in der Leiterart den Werk- 
stättenschnüren entsprechen. Zwei solche 
Adern werden mit Füllmaterial rund ‚verseilt, 
gemeinsam mit Band umwickelt und mit im- 
prägniertem Hanf oder geteerter Kordel um- 
klöppelt. 3 

Normengruppe ‚‚Meßwandler‘“. 

(Vorsitzender Oberingenieur Schwenn.) 

Es wird ein Entwurf „Regeln für die Be- 
wertung und Prüfung von Meßwandlern“ er- 
örtert, der der VDE.-Kommission für Meß- 
wandler vorgelegt werden soll. Die Regeln be- 
stehen aus Definitionen und Bestimmungen. 

Die Definitionen haben den Zweck, die im 
Handel verwendeten; Begriffe: Übersetzungs- 


10. 


b) 


644 


fehler, Belastbarkeit, Isolierungsart sowie .die 
auf dem Schild verzeichneten Größen genau zu 
ee ir um Mißverständnisse zu vermei- 
den. 

. Die Bestimmungen erstrecken sich auf 
Übersetzungsfehler, Phasenfehler, Belastbar- 


SITZUNGSKALENDER. 


Brennkrafttechnische Gesellschaft. (Fach- 
aussch. f. d. Faserstoff- und Papierind.) 17. VIII. 1920, 
nachm. 4 Uhr, Berlin, Potsdamer Str. 21a: 

1. Fehlerquellen in der Wärmewirtschaft der 

Textilindustrie. 

2. Elektrische Dampferzeugung. 
3, Wärmeverbrauch beim Kochen, Bleichen und 

Färben nebst Abwärmeverwertung. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Friedrich Bussmann f. Am 4. Juli d. J. 
verschied an den Folgen eines Herzleidens 
nach längerem Krankenlager, doch unerwartet, 
der langjährige Direktor der ‚Siemens‘ Elek- 
trische Betriebe A.-G., Ingenieur Friedrich 
Bussmann, kurz nach Vollendung seines 46. 
Lebensjahres. Eine große Kraft wurde mit 
ihm ausgeschaltet, deren hervorragenden tech- 
nischen und organisatorischen Fähigkeiten die 
deutsche Elektrotechnik ihre bedeutenden 
Erfolge verdankt, welche sig während des 
Krieges an der Westfront erzielen konnte. 
Gleich nach der Mobilmachung stellte Buss- 
mann sich der Heeresverwaltung freiwillig 
zur Verfügung, und er wurde im November 
1914 als Sachverständiger zur 6. Armee be- 
rufen, um für diese die Elektrizitätsversorgung 
einzurichten. Die Mängel und Fehler in der 
Organisation, welche unseren erst während 
des Krieges geschaffenen, nicht planmäßigen 
und mit abkommandierten Mannschaften ar- 
beitenden Starkstromabteilungen anhafteten 
und die mit erheblichen Nachteilen für die 
Schlagfertigkeit unserer upper verbunden 
waren, hatte Bussmann frühzeitig erkannt, 
und es gelang ihm, durch Vortrag an maß- 
gebender Stelle die Heeresleitung von der 
Notwendigkeit einer einheitlichen Organisa- 
tion aller Starkstromabtejlungen und ihrer 
Zusammenfassung zu überzeugen. Mit der 
Durchführung dieser Aufgabe und der Bear- 
beitung sämtlicher die Elektrizitätsversor- 
gung an der Westfront betreffenden Ange- 
egenheiten beauftragt, wurde Bussmann Ende 
1916 zum Generalintendanten des Feldheeres 
und kurz darauf zum Beauftragten des General- 
a nach Maizieres-Charleville als 

eeresreferent berufen. In dieser Stellung 
konnte Bussmann seine außergewöhnliche 
Begabung als Organisator entfalten und für 
das Vaterland nutzbar machen. Schon im 


April 1917 war die Aufstellung der neuen 
lanmäßigen _Starkstromabteilungen nach 
ussmanns Vorschlag durch das Kriegs- 


ministerium genehmigt; die einzelnen Kom- 
Ba hatten hiernach ihren gesicherten 
annschaftsbestand und wurden bodenständig. 
Anschließend erfolgte die Errichtung eines 
besonderen Ersatztruppenteils in der Heimat 
für die Ausbildung des Nachwuchses, und 
Bussmann hatte weiter einen Entwurf aus- 
gearbeitet für die spätere Einreihung von 
De Starkstromabteilungen in das 
riedensheer. Gleichzeitig wurde der Bau 
eines 45 000-V-Netzes in Angriff genommen 
und auf den hauptsächlichsten Strecken be- 
schleunigt durchgeführt, um den Zusammen- 
schluß aller Kraftwerke an der Westfront vom 
Meer bis zu den Vogesen zu ermöglichen 
zwecks gegenseitiger Unterstützung und Aus- 
hilfe sowie zur Aufschließung bisher unver- 
sorgter Gebiete. Zur Entlastung der Heimat 
und Vermeidung unnötiger Beanspruchung der 
Eisenbahn erfolgte in Nordfrankreich mit etwa 
1250 französischen und belgischen Arbeitern 
die Einrichtung einer Instandsetzungswerk- 
statt für Motoren und Transformatoren, und 
das ebenfalls dort errichtete Sammellager für 
elektrische Maschinen wurde in großzügigster 
Weise bald zu einem Starkstrom-Heerespärk 
ößten Umfangs erweitert. Schließlich war 
ie Heranziehung der in Belgien gelegenen 
:oßen Kraftwerke zur weiteren Sicherung der 
lektrizitätsversorgung der Front und Nutz- 
barmachung für unsere Heeresbetriebe im 
esamten besetzten Gebiet, deren Energie- 
Bat inzwischen ganz gewaltig gestiegen war, 
ins Auge gefaßt. Die Vollendung dieser Arbeit 
wurde jedoch durch den Waffenstillstand auf- 
gehoben. 

Längst schon war für Bussmann die 
wirtschaftliche Seite seiner ihm ursprünglich 
rein militärisch gestellten Aufgabe mit in den 
-Vordergrund getreten, und für die Lösung der 


Im Entwurf ist eine Einteilung der Meß- 
wandler nach Genauigkeitsklassen vorgesehen ; 
die Klassifikation gibt auch einen Anhalt für 
den Verwendungsbereich. 


hierbei auftretenden Fragen: standen ihm die 
langjährigen ausgezeichneten Erfahrungen aus 
seiner Friedenstätigkeit zur Verüpun Bei 
der Durchführung seiner Gedanken und Pläne 
stellten sich Bussmann z. T. ganz außergewöhn- 
liche Schwierigkeiten entgegen, für seine zähe 
ostfriesische Eigenart gab es jedoch keine 
Hindernisse, wenn es galt, ein nach reiflicher 
Überlegung als richtig erkanntes Ziel zu er- 
reichen. Mit unermüdlicher Schaffensfreudig- 
keit hat Bussmann sich in selbstlosester Weise 
in den Dienst der großen Sache gestellt, und 
seine Begeisterung ging auch auf seine Mit- 
arbeiter über, die er durch seine Schwungkraft 
mit fortzureißen wußte. Die deutsche Elek- 
trotechnik, deren Kriegsgeschichte aufs engste 
mit Bussmanns Tätigkeit im Felde verknüpft 
ist, und der er dort zu dem ihr gebührenden 
Ansehen verholfen hat, schuldet ihm unaus- 
löschlichen Dank. 

j Otto Schaefer, Dortmund. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Aus der Geschäftswelt. — Inland. Am 17. 
VIII. findetgelegentlich derHerbst-Mustermesse 
in Leipzig eine Propagandaversammlung der 
Interessengemeinschaftdeutscher Elek- 
tro-Großhändler und -Exporteure (E. 
V.)statt. — Der Gegenstand der Elektrische 
Lieht- und Kraftanlagen A. G., Berlin, 
kann auch aufdasNachrichtenwesen und die Me- 
tallindustrie, einschließlich verwandter Betriebs- 
zwejgeund Hilfsindustrien, ausgedehnt werden. 
In Ratingen wurde das Rheinische 
Draht- und Isolierrohrwerk G.m.b. H., 
Lintorf, eingetragen. 


Warenmarkt. — Kohle. Gegen die For- 
derung des Rheinisch-Westfälischen Kohlen- 
syndikats hat das Reichskabinett eine weitere 
Erhöhung der Steinkohlenpreise abgelehnt. 
Dagegen ist vom Reichskohlenverband der Preis 
für mittel- und ostdeutsche Braunkohle um 
9 M, für Briketts aus dem rheinischen Gebiet 
um 12 M und für Rohbraunkohle um 6 M/t ab 
1. VIII. herabgesetzt worden. Die Gültig- 
keitsdauer des Kohlensteuergesetzes vom 8. IV. 
1917 wurde bis 31. III. 1921 verlängert. — 
Eisen und Stabl. Laut Beschluß des 
Eisenwirtschaftsbundes gelten ab 1. VIII. bis 
mindestens 1. XI. 1920 folgende Werkpreise: 
Rohblöcke 2140 M, Knüppel 2365 M, Platinen 
2410 M, Formeisen 2740 M, Stabeisen 2840 M, 
Walzdraht 3160 M, Grobbleche 3595 M, 
Mittelbleche 4060 M, Feinbleche (1 mm und 
darüber) 4195 M und desgl. unter 1 mm 4260 M, 
Bandeisen 3185 M, Universaleisen 175 M; 
für je 1 M Kohlenpreiserhöhung über 20 M steigt 
der Walzeisenpreis um 3,50 M/t. Als Aufpreis 
für Siemens-Martinqualität werden 65 M be- 
rechnet. Isolierrohr. Die Verkaufsstelle 
Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten, Berlin, hat 
für Lieferungen im August folgende Aufschläge 
zu der Preisliste vom 1. VII. 1920 festgesetzt: 
für Blei- und Feinzinkrohre nebst Zubehör 
250%, für gestrichene Rohre 200%, . für 
Messingrohre nebst Zubehör 125%, für schwarze 
Papierrohre 280% und für Stahlpanzerrohre 
nebst Zubehör 370%. — Metallpreise. DieNo- 
tierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 
des Berliner Metallbörsenvorstandes _(letz- 
tere verstehen sich ab Lager in Deutschland) 
lauten in M/100 kg: 


Metall 6. VII. 3. VII. 
Elektrolytkupfer (wire 

bars), prompt, cif Hamburg, 

Bremen, Rotterdam . . 1944 1809 
Raffinadekupfer 99/99,3%/, |1375—1425| 1300 
Originalhüttenweichblei 520—530 | 490—500 
Originalhüttenrohzink, - 

Preis im freien Verkehr . 675 650 
Plattenzink (remelted) von | 

handelsübl. Beschaffenheit 


Originalhüttenaluminium 
98/99%/yin gekerbt.Blöckchen [2400 —2500 2250-2350 
dsgl. in Walz- oder Draht- | 


baren . 2 2.2.2... 2750-2800, 2600 
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |4650— 4700 4400—4500 
Hüttenzion, mind. 990/, — | 4250 
Reinnickel 98/999, » 650—3700 3500— 3600 
Antimon-Regulus. . . . soo | 750 


Silber in Barren ca. 900 fein | 
für Ikg fein . .. . 11075—1090) 975—990 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 32. 12. August 19820. 
keit, BEWELEUnE: Isolierfestigkeit, Kurz- Die Belastbarkeit soll wie folgt gekennzeich- 
schlußsicherheit, Klemmen, Aufschriften usw. | net werden: bei Stromwandlern durch den 


Primärstrom und den Scheinwiderstand des 
Sekundärkreises; bei Spannungswandlern durch 


die Primärspannung und durch die Abgabe. 


An der Londoner Metallbörse wurden 


nach „Mining Journal‘ am 30. VII. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: 
£bnltd I \ 
*Kupfer: best selected . 107 0 O0 bis109 0 0 
* P: electrolyt.. 110 00 „116 0 0 
5 wire bars... 18 0 0 „116 0 © 
x h standard,Kase 9 5 0 „ 9210 0 
* n s 3Mon 9410 09 „ 915 0 
Zinn: standard, Kasse. . 268 5 0 „ 263 10 0 
e 5 3Mon. 9735 0 „27310 0 
2 BÄRRÄER ne te tele er 2808000 289 00 
Blei: span. oder nichtengl. E 
Weichblei . - . .:.87. 5.:0° , :82.1020 
»„.. gew. engl. Blockblei 39 10 0 „ — — — 
Zink: gew. Sorten... . 4150, 4 15 0 
R remelted . ... » 80.0: 0.582200 
Fr engl. Swansea 400, —— 
Antimon: engl. Reg. . . 60/63 £ net. 


Aluminium: 98 bis 990/, 165 £ (Inland); 

185 £ (Export). 
Nickel: 98 bis 990), gar. 230 £ (In- u. Ausland). 
Quecksilber: nom, für 

die 75 lbs.-Flasche. .. 20£10s bis 21 £. 

Platin: je Unze nom... . 420 s. 

Für den 4. VIII. 1920 verzeichnete der „Berl. 
Börs.-Cour.“ folgende Preise in £/t: Kupfer, 
Kasse 94,75; desgl. 3 Mon. 96,87; Elektrolyt 
111 bis 116; best selected 107 bis 109; Zink 
42,75 bis 44,50; Zinn, Kasse 275,37; desgl. 
3 Mon. 279,87; Blei 38,62 bis 38,75. In New 
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt- 
kupfer loko auf 19 ets’/Ib. 


Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat 
im Juli 1920 folgende Kurse notiert: 


Bi 

© 

Gesellschaften S 

a 

2 

Accumul.-Fabr., Berlin. . . . |370,—| 405,— |370,— 

A.G. £. El.-Anlg., Berlin .. - — — _ 
KR,EG.Berhnır ur arte 269,—| 313,— 290,25 
Bergmann, Berlin ...... 201,—| 250,—|247,— 

BE. W.oBerlins er aan 164,-— 199.— 199, 

r „  Vorz.-A.. . . | 98,25, 9950, 99,50 
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) |790,— 830, — 840, — 
Continent. Ges., Nürnberg . . — — — 

4 n Verz.-A. |100,—| 119,50 110,— 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |147,50, 183,— 1163, — 

„ Niederl. „ B 185,— | 204.25 — 
„ Südam. x S 188,—| 224,75 205, — 
„ Übers. El.-G., Berlin. . |745,—| 780,—| — 
? TER Vorz.-A.|150,13 151, — 
„  Kabelwerke, Berlin . 179,75 215, —!206,— 
Elektra, Dresden. . - - - . . [108,50 107,—|105,— 
El. Lieht- u. Kraft., Berlin . . |118,13, 135,— 125,25 


Elektr. Liefer.-Ges.,. Berlin . . 
E. W. Liegnitz 


Bank f. el. Untern., Zürich . . |240,—| 280,—| — 

Felten & Guilleaume Carlsw.. |885,—| 435,—|405.25 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin. |140,—| 165,—|153,50 
Hackethal, Hannover. ... - 230,—| 29%. — 280, — 
Hamburgische E.W.. ... .» 125,—| 133,50)127,— 
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |160,—| 197,59 182, — 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. |160,—| 215.— 189,— 
C. Lorenz, Berlin ..... 326,—| 369,50/36 1,50 
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . . |146,—| 172,—1164,50 
Mix & Genest, Berlin . . 140,—| 161,—|155,75 
Neckarwerke, Esslingen . [118,—| 143,— 141,50 
H. Pöge, Chemnitz. .... » 210,50 280.— 1263,— 
Rhein. EL-A. G., Mannheim. . |140,—| 148,50, — 

M. Schorch & Cie., Rheydt . |274,—| 292,75 282, — 
Sachsenwerk, Dresden . . . . |273.—| 320,—|294,50 
Schuckert & Co., Nürnberg. . |16650, 205,—|192,— 
„Siemens“ EI. Betr., Berlin. . | 9,—| 100,— 97,— 
Siemens & Halske, Berlin . 1251,—| 367,— |251,— 
Stettiner B!W.. 2 „aus = = = 

Teleph.-F. Berliner, Hannover. |204,50| 219,— 209, — 
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin |255,—| 285,—|265,— 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 24. Wer liefert Vorrichtungen, 
um Glühlampen mit normalem Edisongewinde- 
sockel in den Fassungen gegen Diebstahl zu 
sichern. 

Frage 25. Wer gibt Verfahren an zur ein- 
wandfreien Säuberung leicht angerosteten Dy- 
namoblechs ? 

Frage 26. Wer liefert a 
toren für 110 bis 220 V und 0,5 bis 3 A: 


Frage 27. Welche Fabrik liefert Disko- 
Beleuchtungskörper ? 

Frage 28. Wer liefert Tinol-Lötpasta? 

* Netto. 


Abschluß des Heftes: 7. August 1920. Ä 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von JuliusSpringer in Berlin. 


q 


% 


Elektrotechnische Zeitschrift 


645 


Bi (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
‘Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. 


41. Jahrgang. 


25 Jahre Vorschriften 
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.?) 


Von Geh. Reg.-Rt. Dr. €. L. Weber, Berlin. 


Übersicht. Schrittweiser Aufbau der Vorschrif- 
ten von 1895 bis 1903. — Umgestaltung infolge des Ge- 
setzes von 1895. — Neufassung 1914. — Ergebnisse und 
Beziehungen zu den Behörden. — Praktische Hand- 
habung. — Wirtschaftliche Wirkungen im Inland und 
für den Export. — Verhütung von Unfällen. — Organi- 
sation. — Äußere Gestalt der Vorschriften. — J etziger 
Stand des Ausbaues und nächste Aufgaben. — Allge- 
meine Gesichtspunkte. — Die Vorschriften als Beispiel 
vorbildlicher Selbstverwaltung. — 


Am 22. I. 1895, also vor genau 25 Jahren, 
hat der Elektrotechnische Verein in seiner 
ordentlichen Sitzung eine Erörterung veranstal- 
tet über den von seinem Ausschuß aufgestellten 
Vorschlag zu ‚‚Sicherheitsvorschriften für elek- 
trische Starkstromanlagen gegen Feuersge- 
fahr“. 

Damit wurde der Grundstein gelegt zu 
den jetzt geltenden Vorschriften des VDE 
für Errichtung und Betrieb elektrischer Stark- 
stromanlagen. In 25jähriger ununterbrochener 
Arbeit sind sie Schritt für Schritt ausgebaut, 
erweitert, verbessert und den Fortschritten 
der Technik angepaßt worden. Normalien, 
Richtlinien, Leitsätze für zahlreiche Einzelge- 
biete haben sich angeschlossen. 

Der kürzlich erschienene Wegweiser durch 
die Arbeiten des VDE zählt 42 derartige 
Vereinbarungen auf, die zur* Zeit Geltung 
haben. Aber damit sind wir nicht nur von 
einem Abschluß dieser Arbeiten weit entfernt, 
sondern der gegenwärtige Zeitpunkt zeigt uns 
vielmehr den Anfang einer unübersehbaren 
Entwicklung auf dem Gebiete der Typisierung, 
Normalisierung und Spezialisierung. 

Und diese Bestrebungen beschränken sich 
nicht mehr auf die Elektrotechnik, sondern 
bewegen z. Zt. fast alle Gebiete der Industrie. 

Wenn auch diese letzteren Bestrebungen 
nicht unmittelbar aus den Errichtungsvor- 
schriften herausgewachsen sind und in erster 
Linie nicht wie jene die Sicherung gegen Le- 
bens- und Feuersgefahr zum Ziele haben, son- 
dern der Hauptsache nach wirtschaftliche 
Zwecke verfolgen, so würde man doch nicht 
gewagt haben, an so schwierige und ' weitrei- 
' chende Aufgaben heranzutreten, wenn wir 
nicht die 25 jährige Schule hinter uns hätten, 
in der wir an den Errichtungs- und Betriebs- 
vorschriften gelernt haben, daß derartige Ar- 
beiten Erfolg versprechen und wie man sie an- 
zupacken hat. - 

Alle diese Tatsachen und Zusammenhänge 
rechtfertigen einen Überblick über die Ent- 
wicklung unserer Vorschriften. Nicht um in 
froher Befriedigung’uns zu freuen, wie wir es 
so herrlich weit gebracht haben, oder um zu 
schwelgen in der Erinnerung an überstandene 
‚Kämpfe und überwundene Schwierigkeiten, 
sondern um aus der Vergangenheit zu lernen 
im Hinblick auf die Aufgaben, die uns in Ge- 
genwart und Zukunft gesetzt sind. 

Eine solche rückschauende Betrachtung 
ist in der Tat eine Pflicht. Vor allem Pflicht 
der Dankbarkeit gegenüber denjenigen, die in 
unermüdlicher Arbeit oft im Gegensatz zu 
eigenen * Interessen und Wünschen an dem 
Aufbau mitgewirkt haben. Pflicht ferner der 
Selbstkritik, um so weit möglich uns Rechen- 
schaft zu geben, ob stets die richtigen Wege 
mit"brauchbaren Hilfsmitteln verfolgt und ob 
nicht etwa unfruchtbare Abwege eingeschlagen 
worden sind. Pflicht endlich gegen die jünge- 
ren Berufsgenossen, um ihnen den Zusammen- 
hang mit dem Geschaffenen und das Verständ- 
nis dafür zu vermitteln und ihnen die Mitarbeit 
- beim Fortsetzen des Werkes zu erleichtern. 
Unter diesem Gesichtspunkt wäre es 
- durchaus am Platze, an eine ausführliche 
‘ quellenmäßige, geschichtliche Darstellung der 
Entwicklung der Anschauungen und Maßnah- 
men über den Schutz der Anlagen heranzu- 


’ 1) Vortrag gehalten in der Sitzung des Elektrotech- 
hischen Vereins vom 27. I. 1920. Vgl. „ETZ* 1920. 8. 218. 


Berlin, 19. August 1920. 


treten, ähnlich wie im Jahrb. d. V.D. Ing. die 
Geschichte der Dampfkesselüberwachung dar- 
gestellt ist. 

Der Überblick, den ich versuchen will, 
kann nicht alle Richtungen erschöpten; er soll 
nur ohne streng gegliederten Aufbau einige ge- 
au tlehe und sachliche Marksteine hervor- 

eben. 


Dem unbefangenen Leser wird sich die 
Frage aufdrängen: Was war denn vorher ? 
Die Elektrotechnik hatte schon seit An- 
fang der 80er Jahre nach den elektrotechnischen 
Ausstellungen in Paris, München und Wien 
und nach Errichtung der Berliner Elektrizitäts- 
werke einen größeren Umfang angenommen 
und es gab bereits zusammengestellte Richt- 
linien dafür, wie elektrische Anlagen mit Rück- 
„Sicht auf die Sicherheit für Lebens- und Feuers- 
gefahr sachgemäß auszuführen seien. Aber sie 
waren nicht einheitlich und es fehlte ihnen die 
Anerkennung in einem weiteren Kreise. Solche 
Anerkennung genossen damals nur behörd- 
liche Vorschriften. Nun hatten sich zwar die 
Behörden schon frühzeitig bemüht, die neu er- 
standene Elektrotechnik nach den Mustern, 
die in anderen Gebieten technischer Tätigkeit 
vorlagen und wie sie für die Elektrotechnik in 
anderen Staaten eingeführt wurden, mit Aus- 
führungsvorschriften zu beglücken. Es waren 
wiederholt Kommissionen von Hochschulleh- 
rern und andere Sachverständige mit dem Auf- 
stellen solcher Vorschriften beauftragt worden. 
Doch gelang es dem Einfluß angesehener Fach- 
genossen, namentlich eines Werner v. Siemens, 
den Erlaß gesetzlicher Bestimmungen hinaus- 
zuschieben unter Hinweis auf die Hemmung, 
die solcheEinschränkung auf die gesunde, aber 
noch nicht übersehbare Entwicklung der jungen 
Technik ausüben würde. Die Tätigkeit der 
Elektrotechnik war also zunächst den Behör- 
den gegenüber überwiegend abwehrender Art 
und auch der Elektrotechnische Verein hat sich 
an diesem Abwehrkampf beteiligt!), der auch 
den Anstoß zur Gründung des VDE gegeben hat. 
DiedamaligeAnschauungderelektrotechnischen 
Kreise hat Wilh. v. Siemens im Januar 1893 
zutreffend gekennzeichnetmit den Worten: Eine 
vorzeitige gesetzliche Regelung würde leicht 


zu bedenklichen Irrtümern führen. Die deutsche - 


Elektrotechnik neigt im Allgemeinen nicht 
zur Leichtfertigkeit und wird hierin durch ein 
etwas verwöhntes Publikum unterstützt. 
Auch hege ich die Überzeugung, daß man 
innerhalb der ausführenden Elektrotechnik 
sich vor Augen halten wird, daß die Frage 
der öffentlichen Sicherheit stets sorgfältiger 
Beachtung bedarf. „ETZ‘“ 1893, S. 35. 

Neben diesen rein abwehrenden Bemühun- 
gen hatte aber das Bedürfnis bereits zu positi- 
ver Tätigkeit angeregt. Es waren die Vor- 
schriften des Wiener elektrotechnischen Vereins 
im Jahre 1888 entstanden ; ebenso die Vorschrif- 
ten der Berliner Elektrizitätswerke und anderer 
Elektrizitätswerke, ferner die Vorschriften der 
Feuerversicherungsgesellschaften. 

Es fehlte also keineswegs an sachlichen 
Grundlagen für den Inhalt brauchbarer Vor- 
schriften. Wohl] aber fehlte die Einheitlichkeit 
und das Ansehen, das jeder Vorschrift nötig ist, 
um zur Geltung zu kommen. So geschah es 
häufig, daß ein Sachverständiger auf Wider- 
stand stieß, wenn er etwa im Auftrag einer ört- 
lichen Feuerpolizeibehörde oder einer Feuer- 
versicherungsgesellschaft beim Prüfen einer 
Anlage Einzelheiten beanstandete oder be- 
stimmte Forderungen stellte. Wenn er sich auf 
eine der erwähnten Vorschriften berufen 
wollte, wurde dieser die Anerkennung verwei- 

ert. Die betroffene Partei verschanzte sich 
Hinter ihr eigenes besseres Sachverständnis. 
Die Folge war allgemeine Unsicherheit und 
eine Kette von Streitfällen. Dabei war nicht 
zu verkennen, daß der lebhafte Wettbewerb 
bereits da und dort mangelhafte Installations- 
mittel auf den Markt brachte, die eine Gefahr 
bildeten und das Vertrauen zu der jungen 
Elektrotechnik zu untergraben drohten. So 
empfand man immer lebhafter das Bedürfnis, 
das Vorhandene zusammenzufassen und ein- 
heitlich zu ordnen. Die Elektrizitätswerke 
hatten im Juli1892 eine Kommission eingesetzt, 


) „ETZ' 1892, 8.6834. 


& 


—_ Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


Heft 33. 


um ihre Vorschriften zu vereinheitlichen (vgl. 
Gunderloch, „ETZ“ 1893, 8. 40). Doch ge- 
langte ein Ergebnis nicht zur Kenntnis weite- 
rer Kreise. Der Verband Deutscher Privat- 
feuerversicherungsgesellschaften ließ im Jahre 
1892 die in seinem Bereich geltenden Vorsichts- 
bedingungen durch eine kleine Kommission, 
der ich angehörte, in neue Fassung bringen. 
Aber auch diese Arbeit stieß auf Widerspruch, 
dem der Leiter des Elektrizitätswerkes Hanno- 
ver, Dr. Gusinde in der „ETZ“ Ausdruck 
gab!), wobei er selbst einen Entwurf zu Vor- 
schriften aufstellte (,,„ETZ“ 1894, S. 520). Eine 
Erörterung dieser Vorgänge im Ausschuß des 
Elektrotechnischen Vereins hatte den Erfolg, 
daß dessen zuständige Fachklasse mit dem 
Entwurf einer Vorschrift beauftragt wurde. 
Dr machte sich alsbald im Herbst 1893 ans 
erk. 

In diese Zeit fällt die Gründung des VDE 
Schon auf der zweiten Tagung in Leipzig 1894 
wurde von Gunderloch beantragt, allgemein 
gültige Vorschriften für die Ausführung elek- 
trischer Anlagen aufzustellen.?2) Doch fehlte 
dem V.D.E. damals noch eine geregelte Ar- 
beitsverfassung, so daß die gewählte Kommis- 
sion zunächst nicht in Tätigkeit trat. 

In diese Lücke trat nun der Elektrotech- 
nische Verein mit seiner nahezu fertigen Vor- 
arbeit ein, um dem Verbande den Weg zu eb- 
nen und eine Aussprache im weiteren Kreise 
zu ermöglichen. Der ausgearbeitete Entwurf 
wurde in der „ETZ‘ 1894, $S. 699 veröffent- 
licht und in der Vereinssitzung vom 24. I. 1895 
unter reger Beteiligung hervorragender Mit- 
glieder, namentlich auch des Herrn Wilh. v.Sie- 
mens ausführlich erörtert. Auf Grund dieser 
Verhandlung wurde durch eine erweiterteKom- 
mission eine zweite Fassung aufgestellt; als- 
dann wurde eine vom VDE gebildete Kom- 
mission mit der des Vereins verschmolzen, wo- 
durch eine dritte Fassung zustande kam, die 
der Jahresversammlung von 1895 zu München 
zur Annahme vorgelegt werden sollte („ETZ“ 
1894, 8.699, 1895, S. 104, 123, 126, 180, 319). 

Trotz dieser weitläufigen Vorbereitung er- 
hoben sich aber dort neue Schwierigkeiten. 
In der lebhaften Besprechung nahm ich Anlaß, 
darauf hinzuweisen, daß bei weiterem Zögern 
ein Eingriff der Behörden unvermeidlich sei, 
indem ich sagte®): „Ich möchte zum Schluß 
noch darauf hinweisen, daß der Verband ge- 
gründet worden ist, um u. a. die Ein- 
wirkung der Behörden auf die Entwicklung der 
Elektrotechnik wenn auch nicht zu verhindern, 
so doch in gute Wege zu leiten. Wenn sie nicht 
durch freiwillige Vereinbarung Normen schaf- 
fen, auf Grund deren der Konsument seine An- 
lagen sichern kann, dann ist es nicht zu ver- 
meiden, daß über kurz oder lang die Staatsbe- 
hörde das Bedürfnis fühlt, selbst Vorschriften 
zu erlassen, und ob diese dann so gründlich und 
für die Industrie annehmbar werden, ist eine 
große Frage. Wir sind ja bisher ohne Vor- 
schriften durchgekommen. Allein es ist un- 
möglich, daß dieser Zustand auf die Dauer be- 
stehen bleibt. Wir sehen aus der Entwicklung 


‚ anderer Genossenschaften, daß die Feststellung 


von Normen auf Grund der Erfahrung überall 


' das Ergebnis einer gesunden Entwicklung der 


Technik ist. .Der Zeitpunkt, daß derlei Nor- 
men nötig werden, ist gekommen und ich 
möchte den Antrag des Referenten warm emp- 
fehlen.“ Daraufhin kam mit Mühe der Beschluß 
zustande, der einer abermals verstärkten Kom- 
mission Vollmacht gab, nach nochmaliger Ver- 
handlung die sich ergebende Fassung ohne er- 
neute Vorlage an die Jahresversammlung in 
Geltung zu setzen. Die Bedingungen waren, 
daß alle dem Verband angehörigen Vereine mit- 
wirkten, daß die Beratung außerhalb Berlins 
stattfinde und daß alle Beschlüsse einstimmig 
gefaßt wurden. 

Dieser Forderung konnte dann Ende No- 
vember 1895 in Eisenach unter Buddes Vor- 
sitz Genüge getan werden. Es war ein schwe- 
res Stück Arbeit, denn es gab noch viele Zweifel 
zu beseitigen und harte Widerstände zu über- 
winden. Nur der gewandten Leitung des Vor- 


N „ETZ“ 1894, 8. 298. 
2) -„ETZ“ 1894, 5. 680. 
8) „ETZ" 1895, 8.59. 


sitzenden war es zu danken, daß der allerdings 
allseitig vorhandene gute Wille nach Verständi- 
gung zum Durchbruch kam und eine befriedi- 
gende Lösung herbeiführte. Diese Eisenacher 
Tagung wird allen Teilnehmern unvergeßlich 
bleiben. Der Bericht findet sich in der „ETZ‘ 
1895, 8. 783 u. 1896, S. 454. 

Die langwierigen Vorverhandlungen!) hat- 
ten schließlich doch das Gute, daß weiten Krei- 
sen die Notwendigkeit der Vorschriften zum 
Bewußtsein gekommen war, daß die an den 
Beratungen Beteiligten über viele Einzelheiten 
neue Anschauungen kennen gelernt hatten. 
Die Vertreter der einzelnen Vereine konnten in 
diesen den Sinn und Zweck des ganzen Werkes 
wie der einzelnen Bestimmungen auf Grund 
ihrer Teilnahme an den Verhandlungen erläu- 
tern und so erheblich beitragen zum Verständ- 
nis und zum Überwinden der immer noch zahl- 
reichen Gegnerschaft. ö 2 

Dem gleichen Zweck dienten die „Erläute- 
rungen“, die ich im AINBR? der Kommission 
und des Verbandsvorstandes verfaßte. Sie 
sindi. J. 1896 zum erstenmale als kleines Heft- 
chen hinausgegangen ; seither sind sie der Ent- 
wieklung der Vorschriften folgend ebenfalls zu 
größerem Umfang herangewachsen. Ich glaube 
und hoffe, daß sie einigermaßen nützlich ge- 
wesen sind, wenn es auch nicht möglich war, 
alle Fragen des schwierigen Gegenstandes in 
ihnen erschöpfend und völlig einwandfrei zu 
klären. 

Die Eisenacher Vorschriften behandelten 
nur die Anlagen mit Niederspannung bis 250 Ss 
die damals als Hausinstallationen die wichtig- 
ste Rolle spielten. 

Bereitsi. J. 1896 wurde es notwendig, Vor- 
schriften für Hochspannung aufzustellen, weil 
bei den jetzt zahlreicher werdenden Überland- 
zentralen die Frage der öffentlichen Sicherheit 
mehr hervortrat. Es galt, den zuständigen 
Aufsiehtsbehörden zu zeigen, daß auch dafür 
von der Elektrotechnik selbst Vorsorge ge- 
troffen sei. 

Auch hier konnte der Elektrotechnische 
Verein nützliche Vorarbeit leisten, die er der 
Jahresversammlung von 1896 zur Verfügung 
stellte, so daß i. J. 1897 vorläufige Regeln für 
Anlagen mit Hochspannung für 1000 V und 
mehr und i. J. 1898 Vorschriften für diesen 
Spannungsbereich zustande kamen.?) Zur sel- 
ben Zeit wurde den Niederspannungsvorschrif- 
ten ein Anhang beigefügt, der Sonderbestim- 
mungen für die sogenannten schwierigen Be- 
triebe, d. h. für solche Anlagen enthielt, die 
wegen großer Feuchtigkeit oder der Anwesen- 
heit ätzender Stoffe eine erhöhte Gefahr bieten. 
Derartige Umstände hatten damals mehrfach 
Unglücksfälle veranlaßt. Die zwischen den 
Spannungsgrenzen 250 und 1000 V vorhandene 
Lücke wurde i. J. 1899 durch Vorschriften für 
mittlere Spannungen ausgefüllt. In den Jahren 
1900 bis 1901 kamen im Anschluß daran die 
Vorschriften für elektrische Straßenbahnen und 
straßenbahnähnliche Kleinbahnen sowie die für 
Theater und Warenhäuser zunächst als vor- 
läufige Regeln heraus. „ETZ‘ 1899, 8.562, 
1900 8. 652, 663, 665. 

Man ersieht aus diesem Vorgehen, wie man 
bemüht war, tastend und schrittweise jeweils 
nur dem Bedürfnisse zu folgen und niemals vor- 
greifend über die Gebiete hinauszugehen, die 
bereits durch längere Erfahrung einigermaßen 
geklärt waren. 

Als die aufgestellten Vorschriften für die 
einzelnen Spannungsgebiete sich eingelebt und 
im Ganzen bewährt hatten, schritt man dazu, 
die inzwischen zutage getretenen Mängel zu be- 
seitigen und das Werk dahin zu vereinfachen, 
daß nur noch 2 Spannungsstufen unterschieden 
wurden. Dies war 1903 erreicht. Dabei wurden 
auch die für Bergwerke nötigen Sonderbe- 


stimmungen eingegliedert und zum erstenmal, 


Vorschriften für den Betrieb elektrischer 


Anlagen angefügt. „ETZ‘ 1902, S. 507, 1903,- 


128, 141, 153. Auch die ersten Normalien für 
Leitungen wurden i. J. 1903 vereinbart. PSHITZE 
1903, S. 687. 

Das Aufstellen der Bergwerksvorschriften 
geschah in unmittelbarem Zusammenarbeiten 
mit den Oberbergämtern, die die Vorteile eines 
engen Anschlusses an die allgemeinen Vor- 
schriften gern anerkannten und durch rege An- 
teilnahme und sachgemäße Unterstützung we- 
sentlich zum befriedigenden Abschluß dieses 
Teiles der Arbeit beitrugen. 


1) Die verschiedenen bisher erwähnten Kommissionen 
waren zusammengesetzt wie folgt: f 
die Kommission des Elektrotechn. Vereins: v. Dobro- 
wolsky, Feußner, Golz, Naglo.Ntrecker, Triebel, Uppenborn, 
Weber, Wedding. „ETZ“ 18958. 104: NY 
die Kommission des VDE: Dihlmann. Fisehinger, 
Gunderloch., Hagen, Uppenborn. Hommel, Jordan, Meyer, 
Gusinde, Voigt, Wilking, Budde. Jordan, Roß. von Gais'erg, 
SInzewski. Soeder, Zesener, Seubel, Weber, Feußner, 
Uppenborn, Kallmann, Passavant. Kapp. „ETZ“ 1895, 8.123: 
. „die Eisenacher Kommission: Budde, Diehlmann, 
Fischinger, Gusinde, Heinke. Jordan (Bremen), Kapp, 
Lange, May. Passavant, Peschel, Roß, Seubel. Strecker, 
Tellmann, 
2) „ETZ“ 1896, 8.454; 1897, 8.812, 470; 1898, 8.539, 


hmann, Voigt, Weber. Wilking. „ETZ“ 189, 8.783. 


° 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 33. 


neue Gefahren auftauchten. Obwohl 


1899, 8. 


ren, einer solchen zu unterwerfen. 


ziehen sollte. Der Entwurf dazu sah einschnei- 


forderlich erkannt war und darauf abzielten, 


sen wegzunehmen und in die Hand der Be- 
hörden zu legen. „ETZ‘ 1905, S. 80, 129, 363. 

Die Vertreter der elektrotechnischen und 
der anderen beteiligten Industrien suchten 
daher durch Vorstellungen zu erreichen, daß 
die Vorschriften des VDE als, technische 


gewählt würden und daß die Überwachung 
selbst auf solche Anlagen beschränkt werde, 


von Menschen in Frage kommen oder beson- 
dere Feuers- und Lebensgefahr durch die Art 
des Betriebes begründet ist. Nach lebhaften 
Verhandlungen z. T. recht hartnäckiger Art 
wurde das Ziel erreicht. Neben der eifrigen 
Vertretung durch die Herren Budde und Passa- 
vant hatten wir diesen Erfolg namentlich dem 
verständnisvollen Eintreten des damaligen Un- 
terstaatssekretärs im Reichspostamt, Herrn 
Sydows zu verdanken., „ETZ‘ 1905, DAITLIL, 
1906, S. 275, 596. 

Doch bedurfte es abermals einer Umge- 
staltung der Vorschriften. Es mußte danach 
gestrebt werden, sie in ihren bindenden. Be- 
stimmungen möglichst allgemein zu fassen, den 
in Maßen und Zahlen ausgedrückten Forderun- 
gen aber eine weniger zwingende Form zu ge- 
ben. So ist die Unterscheidung von Vor- 
schriften und Regeln zustande gekommen, 
die seither beibehalten wurde und die jetzige 
Fassung kennzeichnet. Die Umgestaltung war 
i. J. 1907 vollendet und wurde von der Jahres- 
versammlung des VDE. angenommen.!) Sie 
wurde von den einzelnen deutschen Regierun- 
gen als technische Richtschnur für die behörd- 
lichen Anforderungen anerkannt. Nach 12 Jah- 
ren fast ununterbrochener Arbeit war also i. J. 
1907 ein gewisser Abschluß erreicht. ‘ 

Für die wichtigsten Arten elektrischer An- 
lagen waren die Forderungen festgelegt, die zur 
Sicherung gegen Lebens- und Feuersgefahr als 
notwendig. und ausreichend erachtet wurden. 
An ihrer Aufstellung waren die fabrizierenden 
und installierenden Firmen ebenso beteiligt, 
wie die Elektrizitätswerke und die Industrie- 
kreise, die sich elektrischer Anlagen in großem 
Umfange bedienen, ferner die mit ihrer Beur- 
teilung betrauten Überwachungsvereine und 
Behörden. Die Vorschriften der Feuerver- 
sicherungsgesellschaften und seit 1905 die der 
Berufsgenossenschaften waren angeschlossen. 
Die Beziehungen zu den Behörden waren in be- 
friedigender Weise geregelt. 

(Schluß folgt.) 


Höchsttemperatur an Wicklungen. 


(Mitteilungen aus dem Versuchsfeld der AEG.- 
‚Großmaschinenfabrik.) 


Von Dr.:Ang. Kurt Lubowsky, Berlin. 


Übersicht Die Vidmarsche Formel zur Bestim- 
mung der Höchsttemperatur aus der mittleren und käl- 
testen Temperatur wird an einer langen Hochspannungs- 
statorspule nachgeprüft. Das Ergebnis deckt sich mit 
der Beobachtung von Rogowski und Vieweg an run- 
den Spulen, wonach die kälteste Temperatur unmittel- 
bar auf den Leitern zu messen ist. Da die Thermometer- 
messung infolgedessen für die Mehrzahl der Fälle aus- 
scheidet und eine Messung mit Thermowiderstand bzw. 
Element notwendig ist, so erscheint das Anwendungs- 
gebiet der Formel beschränkt, da dann die Höchsttem- 
peratur unmittelbar bestimmt werden kann. 


Die von Vidmar?) angegebene Formel 
berechnet die Höchstübertemperatur eines 
durch Joulesche Verluste aufgeheizten Körpers 
als Differenz der doppelten mittleren Über- 
temperatur, welche durch Strom und Span- 


1) „ETZ“ 1907, 8.747, 882 u. 908. 
2 "Elektrotechn. und Maschinenb.“ Bd. 86, 1918, 8, 65. 


» 


Aber kaum war man so weit gelangt, als 
man 
nicht versäumt hatte, die einzelnen Vorschriften 
jeweils den Regierungen zur Kenntnis zu brin- 
gen und diese auch ihre Zustimmung ausge- 
sprochen und sie anerkannt hatten, sBETZE 
561, drängten die Behörden von 
neuem darauf, auch diejenigen Anlagen, die bis- 
her von unmittelbarer Staatsaufsicht frei wa- 


Trotz dringlicher Gegenvorstellungen der 
Industrie, der Elektrizitätswerke und anderer 
beteiligter Kreise kam in Preußen das Gesetz 
vom 8. Juni 1905 betr. die Kosten der Prüfung 
überwachungsbedürftiger Anlagen zustande, 
das zwar zunächst nur ein Rahmengesetz war, 
aber eingehende Polizeiverordnungen nach sich 


dende Maßnahmen über Anmeldepflicht und 
Überwachungspflicht vor, die weit über das 
hinausgingen, was bis dahin als sachlich er- 


die Bestimmung über den sachlichen Inhalt 
der Vorschriften den elektrotechnischen Krei- 


Grundlage für die behördliche Überwachung 


bei denen entweder größere Ansammlungen » 


19. August 1820. 


nung zu messen ist, und der kältesten Wick- 
lungsübertemperatur, die durch unmittelbare 
Temperaturmessung festzustellen ist. 

„ 


73 = in bb 
Hierin ist 2 

t, = Höchst-Übertemperatur, 

t„,— Mittlere Übertemperatur, 

to = Niedrigste Übertemperatur an der Ober- 

fläche. 

'* Als Ergärzung zu den ae Ver- 
suchsergebnissen!) werden im folgenden Beob- 
achtungen an der langen Statorspule eines 
Hochspannungsgenerators mitgeteilt. Die Ver- 
suchsanordnung wurde nach Abb. 1 getroffen. 


FAbb. 1. Versuchsanordnung.] 


u = De Er en 2 ar] 
BEE} Um’die' Verhältnisse für die innere Tempe- 
raturdifferenz möglichst ungünstig zu gestal- 
ten, wurden die Längsseiten der Spule, welche 
normal in den Eisenkörper des Stators einzu- 
betten wären, in luftdicht abgeschlossene Holz- 
kammern gelegt und die Spulenköpfe mit je 
einem Ventilator gekühlt. An den bezeichneten 
Punkten I bis VII liegen Thermometerwider- 
stände unmittelbar auf den Kupferleitern der 
Spule, d. h. unter der Mikanitumpressung. 
Außerdem wurde an den Punkten I,, /,, V und 
VI außerhalb der Mikanitumpressung je ein 
Thermometer vorschriftsmäßig aufgelegt. Die 
Ergebnisse der Punkte IV und VII wurden 
nieht berücksichtigt, da die Anschlußstellen 
und Zuführungskabel auf dieser Seite eine be- 
trächtliche Wärmeableitung ergaben. Für den 
Vergleich zwischen mittlerer, höchster und 


tiefster Temperatur sowie zwischen 'Thermo- 
meter und Widerstandsmessung wurden nur 
die Längsseiten und 
herangezogen. 


der rechte Spulenkopf 

Kurvenblatt 2 zeigt Tempera- 

turläufe: N 

1. der mittleren Übertemperatur aus Strom 
und Spannung, | 

3. der Höchst- Übertemperatur (Mitte der 
Längsseite) mit Thermowiderstand und 
Thermometer, 

3, der Minimal-Übertemperatur (Spulenkopf) 
mit Thermowiderstand und Thermometer. 
Das Schaubild 2 ergibt ein Temperatur- 

gefälle für den stationären Zustand im ikanit 

von etwa 20°. Zwischen der heißesten und käl- 


00: 


2 | Era 1\Thecmogidets 
80 7 
I 
70 one Strom uoparım 
60 = 
% Q 1 Em „ (Ähermorne 
PM) 9 in. (Ihermonic Z 
30 - - 
20 19 Ir "henmormeier‘) 
LA 


0 20 40 60 20 40 60 20 40 60 20 40 60 20 40 60 20 40 60 min 
7 2 2) 4 5 6% 


q 


Abb. 2. Vergleich der Versuchsergebnisse für drei 
Meßmethoden. 


testen Stelle beträgt das Temperaturgefälle fast 
50°. Der Mehrbetrag der tatsächlichen Höchst- 
temperatur über die mittlere (durch Strom und 
Spannung gemessene) Temperatur ergibt sich 
zu 24°. Das Schaubild 2 gilt für eine Belastung 
von 300 A unter Kühlung der Spulenköpfe. 
Weitere Temperaturläufe wurden. bei 300 
und 200 A mit und ohne künstliche Kühlung 
aufgenommen (Zahlentafel 1, 2 und 3). In 
allen Fällen wurde entsprechend dem prakti- 
schen Betriebe nicht die sekundliche Wärme- 
menge, sondern der Strom konstant gehalten. 
Wie Rogowski und Vieweg („Archiv für 


Elektrotechnik“ Bd. 8, 1919, 8. 329) bereits 


mıtteilten, ist entgegen der Angabe von Vid- 
mar für i, nicht die außerhalb der Isolation ge- 
messene Temperatur, sondern die unmittelbar 
am Wiceklungskupfer gemessene Temperatur 
maßgebend. Die in der Anlage zusammenge- 
stellten Messungen bestätigen diese Beobach- 


2) Archiv für Elektrotechnik, Bd. VII, 1918 8. 40, 
VIII 1919, IX 1920 (Rogowski, Vieweg, Jahrb). h 


Mi 


N 


- 


um 1800 (Ubersetzungs- 


19. August 1920. 


BB Zahlentafel 1 


1 86,6 | 109,1 | 8,08 | 75,1 97,6 
2 14,68 | 88,8.113,5-] 8,26 | 762 100,9 
3 /12,35 | 362 | 582 | 7,01 | 3235 | 51 ‚0 
4 112,5| 3,2 | 582 | 7,00 | 28, 53,1 
5 ]15,.2 | 1038 | 121,3 | 8,51 | 91,9 115,1 


11,62 
14,09 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 33. 
a eh. 5 
nen I ne ONWareT iin Hergebn 


kalt | 10,68 | — | 185 | 616 | — | 185 1015| — | 
Zahlentafel 2: 
Mit Thermometer gemessen 
ae Gekühlter "Mittlere Temperatur der Spule 
ängsseite 

Raum derigpele Spulenkopf : 
tn no Bemerkungen Nr. 

Breit- Schmal-, Breit- | Schmal-| „, Span-| Wider- | Über- [Mittlere 

seite | seite | seite | seite PM | nung | stand Seh a 

ee werde 2 % m 

a ee ee RES R EEEREE S EEE ER REES 
22,5 85,5 83,5 45,0 42,7 300 | 1,446 | 0,00843 64,6. 87,1 (300A)| 1 
24,7 91,0 | 89,0 | 55,5 43,2 300 |1,455 | 0,00486 64,4 891 | it Kühl (300A) 2 
22,0 | 48,5| 47,5 | 32,1 | 31,2 | 200 [0,856 | 0,00428 | 28,5 50,5 | (mr Suhlung (ang A) 3 
25,0 50,5 | 50,0 39,0 36,0 200 10,850 | 0,00426 | 24,2 49,2 | (200A) 4 
23,2 Ra 97,0 | 59,5 65,5 300 | 1,51 0,00504 70,9 101,1 | ohne Kühlung (300 A) 5 
Zahlentafel 3. ; 

N Mit Widerstandselement gemessen ge- be- i R 
Sr R tüÜ R t_Ü messen rechnet Differenz | Bemerkungen Nr, 
R I In & vı | v7, Ve t,, 

22:5 14,49 | 86,6 | 109,1 7,88 39,7 62,2 | 109,1 | 112,0 + 2,9 En A Belastung 1 
24,7 14,68 | 88,8 | 113,5 7,95 | 40,4 | 65,1 | 113,5 113,1 + 0,4 Köpfe gekühlt 2 
22,0 12,35 | 36,2 | 58,2 7,26 | 16,9 | 38,9 58,2 | 62,1 + 3,9 NER A Belastung 3 
25,0 12,35 | 33,2 | .58,2 7,3 15,3 | 40,3 | 58,2 | 58,1 — 0,1 Köpfe gekühlt 4 

23,2 15,2 /102,8 |121,3 8,4 58,7 | 77,2 | 121,3 |125° + 3,7 | 300 A ohne Kühlun 5 


(Hierin ist max. und tr über 0 angegeben.) 


tung. Zwischen der mit Thermowiderstand 
gemessenen und der lt. Formel berechneten 
Höchsttemperatur besteht eine mittlere Diffe- 
renz von 2,16° und eine größte Abweichung 
von 3,9°, 

Diese Bestätigung, welche die Außenmes- 
sung der tiefsten Temperatur mittels Thermo- 
meter in den meisten Fällen ausschließt, weist 
auf den Einbau von Thermowiderständen oder 
Thermoelementen hin. In diesem Falle er- 
scheint aber die Bestimmung der mittleren 
Temperatur aus Strom und Spannung sow'e 
der niedrigsten Temperatur unter Anwendung 
der Vidmarschen Formel ein Umweg, um zur 
Höchsttemperatur zu gelangen, da man von 
vornherein die Höchsttemperatur unmittelbar 
an der heißesten Stelle mit Thermowiderstand 
bzw. Element feststellen könnte. 

Inwieweit dieser Vorschlag reif zur allge- 
meinen Berücksichtigung in der Praxis ist, 
hängt davon ab, wie groß die Summe der vor. 
liegenden Erfahrungen über die Lage des Tem- 
peraturmaximums bei normalen und anorma- 
en Maschinen ist. _ 


Über den Einfluß der remanenten Magneti- 
sierung auf die Angaben von Stromwandlern 
und über deren Beseitigung. 


Von V. Engelhardt, Berlin-Friedenan. 
(Mitteilung a. d. Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.) 


Übersicht. Es wird zunächst nachgewiesen, daß 
durch remanente Magnetisierung das Übersetzungsver- 
hältnis eines Stromwandlers und der Phasenwinkel ver- 
größert werden. Die Änderung beträgt bei Belastung 
mit Nennstromstärke 0,1 bis 0,3%, bzw. 0 bis 14‘. Bei 
!/ın Last betrug die größte Anderung des Übersetzungs- 
verhältnisses 1,8% und die größte Anderung des Phasen- 
winkels 85’. 

Weiterhin wird durch die Messung des Leerlauf- 
stromes in der Brücke gezeigt, daß die remanente Magne- 
tisierung in praktisch vollkommen ausreichender Weise 
dadurch entfernt werden kann, daß man den Wandler 
auf der Sekundärseite bei offenen Primärklemmen mit 
einem Wechselstrom von höchstens 0,2 A beschickt, den 
man stetig bis etwa 0,003 A abnehmen läßt. 


Die Verwendung des Stromwandlers als 
Meßgerät setzt voraus, daß Primär- und Se- 
kundärstrom in einem bestimmten, unver- 
änderlichen Verhältnis stehen und um 180° 
in der Phase gegeneinander verschoben sind. 
Praktisch ist diese Voraussetzung nur in mehr 
oder weniger guter Annäherung erfüllbar. Ab- 
weichungen vom Nennwert des Übersetzungs- 
verhältnisses und von der Phasenverschiebung 
und Winkelfehler) 


‘triebes, 


werden durch verschiedene Ursachen hervor- 
gerufen, von denen die zur Magnetisierung 
des Eisenkerns aufgewandte Stromkomponente 
(Magnetisierungsstrom) von vorwiegender Be- 
deutung ist. Da die Beziehung zwischen auf- 
gedrückter Spannung und Magnetisierungs- 
strom nicht linear ist, so verändern sich Über- 
setzungsfehler und Winkelfehler mit der Pri- 
märstromstärke und dem sekundär ange- 
schlossenen Wirk- und Blindwiderstand. Zeit- 
lich sind bei guten Wandlern diese Fehler aber 
außerordentlich konstant, solange das Eisen 
der Wandler nicht remanent magnetisiert 
wird. Durch eine remanente Magnetisierung 
wird nämlich die Beziehung zwischen aufge- 
drückter Spannung und Magnetisierungsstrom 
eine andere. Eine solche remanente Maeneti- 
sierung des Wandlers kann entstehen durch 
Öffnen des Sekundärkreises während des Be- 
durch einen heftigen Stromstoß oder 
durch eine Gleichstromkomponente im Wech- 
selstrom. 

Die Tatsache des Einflusses einer rema- 
nenten Magnetisierung auf die Wandlerfehler 
ist bekannt, über seine Größenordnung herr- 
schen jedoch vielfach noch unsichere Vor- 
stellungen. Nach Agnew und Fitsch!) be- 
tragen die durch remanenten „Magnetismus 
hervorgerufenen Änderungen im Übersetzungs- 
verhältnis bei der Nennstromstärke nur etwa 
+ 0,1%, bei einem Zehntel derselben aber bis 
+10% und die, Veränderung des Winkels bis 
zu + 140. Ähnlich große Fehler glaubt 
Wirz?) annehmen zu können. 

Ferner ist bekannt, daß man den re- 
manenten Magnetismus eines Stromwandlers 
beseitigen kann, indem man ihn mit Wechsel- 
strom bis zu dem Grade magnetisiert, bis zu 
dem er beim Erhalten des remanenten Magne- 
tismus magnetisiert war, und dann den Wech- 
selstrom stetig bis auf O0 sinken läßt. Bei 
Wandlern für große Stromstärken wird dabei 
aber die Isolation der Sekundärwicklung ge- 
fährdet. 

Zweck der vorliegenden Arbeit ist darum: 
l. Den Einfluß der Remanenz auf verschiedene 

Wandlerformen zu untersuchen und 
2. festzustellen, auf welche Weise man ver- 
fahren muß, um einen magnetisch gewor- 
. denen Wandler zu entmagnetisieren. 

Es wurden ältere und neuere Wandler- 
formen, solche mit Dynamoblech und solche 
mit legiertem Blech, untersucht. Zahlentafel I 
gibt eine Liste der benutzten Wandler. 

Die Übersetzungs- und Winkelfehler der 
Wandler wurden im Kompensationsapparat 
nach Schering und Alberti®) untersucht, 
und zwar im unmagnetischen Zustand und 


2 „Bull. Bur. of Standards“, 1910, Nr. 130, 8.296. 
2) „Archiv für Elektrotechnik“, 6, 1918, 8. 72. 

®) Tätigkeitsbericht der Sr Techn. Reichsanstalt 
1916, „Zschr. f Instrkde.*, 3%, 1917, 8.98 


7 | 729 | 13,88 | 79,7 11089 | 84 | 587 | 722 | 1807 | 351 
185285 | — | 185 [1041| — 185|62 — | 


» Ergebnisse der Widerstandselemente. 


‘8,1 | 100,6 | 3,32 | 37,8 | 60,3 | 13,02 5 | 820178 | 97 | a2 | ‚6 | 24,4 | 46,9 
78,0 | 112,7 | 3,38 | 41,0 | 65,7 | 13,16 60,7 | 85,4 | 7,95 | 40,4 | 651 11,72 | 25,1 | 49,8 

11,61 | 33,0 | 51,5 | 3,07 | 16,1 | 34,6 | 11,57 | 74,8 46,8 | 7,26 | 16,9 | 38,9 | 11,0 10,4 | 32,9 
30,2 | 55,2 | 3,05 | 11,3 | 36,3 11,63 | 23,2 48,2 | 7,30 | 15,3 | 40,3 | 11,09 19,5 | 34,5 
33,8 | 117,0 | 3,46 | 49,7 


18,5 | 10,43 


Zahlentafel ı, 


= en TEA EEE 


Ampere- ©, = os 
in- BBE SE 
r.| Am dungs- 85 ie Blech- Bemer- 
pere | zahl bei Sea 22 sorte kungen 
enn- =/8 
strom 2 
cm cm 
ee en ee a FE 
1| 10/51 450 18 | 35,5 [Dynamo | Mantel- 
. | transfor- 
mator 
2| 250/5| 1200 53 | 18,9 e 
3 | 500/5| 1500 54 20 Mi 
43000/5| 3000 | 55 | 6,2 e Schienen- 
wandler 
5| 10/5) 600 37 9 | Legiert 
6| 150/5| 1200 53 | 18,9 N 
7 | 500/51 500 36 | 109 E Schienen- 
wandler 
8 |3000/5| 3000 68 | 27,5 ” Schienen- 
wandler 


nach Magnetisierung der Wandler mit 4A 
Gleichstrom von der Sekundärseite aus. - Die 
Ergebnisse zeigt Zahlentafel 2. In derselben 
ist die sekundär angeschlossene Belastung der 
Stromwandler, wie üblich ITMEAVEAN bezogen 
auf die Nennstromstärke angegeben, d. h. 
der sekundär angeschlossene Widerstand war 
so gewählt, daß er bei 5A der unter VA an- 
gebenen Belastung entsprach. Bei cos 9=0,5 
war eine entsprechende Induktionsspule als 
Belastung eingeschaltet. 

Man sieht zunächst, was auch Agnew 
und Fitsch!) fanden, daß sowohl der Über- 
setzungs- als auch der Winkelfehler durch die 
Remanenz im allgemeinen nach der positiven 
Seite verschoben werden. Nur bei den 
Schienenwandlern, die meist an sich schon 
ee Winkelfehler haben, kommen aller- 
ings sehr kleine, schon an den Grenzen der 
Meßgenauigkeit liegende negative Verschie- 
bungen des Winkelfehlers vor. Der Einfluß 
der Remanenz ist um so größer, je kleiner die 
Stromstärke im Verhältnis zur. Nennstrom- 
stärke ist. 

Zahlentafel 2a gibt die Ergebnisse der 
Untersuchungen, die in der Physikalisch- 
Technischen Reichsanstalt von den Herren 
Schering und Reichardt für die Zähler- 
kommission des Verbandes Deutscher Elek- 
trotechniker über den Einfluß der Remanenz 
auf die Angaben von Wandlern gemacht 
worden sind. Die beiden Wandler waren voll- 
kommen gleichartig gebaut und unterschieden 
sich nur dadurch, daß der eine Wandler einen 
Kern aus Dynamoblech, der andere einen 
solchen aus legiertem Blech hatte. Man sieht 
aus der Tabelle, daß bei Kernen aus legiertem 
Blech die Remanenz unter sonst gleichen Be- 
dingungen von geringerem Einfluß ist als bei 
Kernen aus Dynamoblech. 

Nach Zahlentafel 2 beträgt bei Nenn- 
strom die Änderung des Übersetzungsver- 
hältnisses durch die Remanenz bei den unter- 
suchten Wandlern 0,0—0,2%2) und nur in 
einem Falle 0,3%, die des Winkels höchstens 
14, was in guter Übereinstimmung mit den 
Ergebnissen von Agnew und Fitsch steht. 
Bei !/ı des Nennstroms und starker sekun- 
därer Belastung werden aber die von den ge- 
nannten Verfassern angegebenen hohen Werte 
bei keinem der untersuchten Wandler er- 
reicht. Das Übersetzungsverhältnis wird um 
0,1 bis 1,8% der Winkel um 0 bis 85‘ ge- 
ändert. , 

Es wurde festgestellt, daß der Einfluß 
starker Remanenz in gewisser Weise von der 
Amperewindungszahl und vom magnetischen 
Widerstand abhängt. Im folgenden ist das 
Verhältnis von Eisenweg-l zum Eisenquer- 
schnitt q bei einigen Wandlern berechnet, d.h. 


eine Zahl, welche mit E> multipliziert den 


magnetischen Widerstand ergibt. Außerdem 
wurden die Amperewindungszahl sowie die 
größten Anderungen im Übersetzungs- und 
Winkelfehler in die Zahlentafel aufgenommen. 


17 1.62 297, 

2) Die beiden Schienenwandler dürften hiervon keine 
Ausnahme machen, da sie schon bei Jn/2 keine größeren 
Abweichnungen zeigen. 


848 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt 33. 


Zahlentafel 2. Fehler des Uebersetzungsverhältnisses a in Prozent und Winkelfehler d in 
Minuten beim entmagnetisierten und magnetisierten Wandler. 


Primäre Stromstärke bezogen auf den 


Nennwert Sekundäre ennstrom JN 
Nr ‚des Ueber- Belastung ur Ber Se Tee 
en |. stand Inn Inn In. Jn 
VA | eosp a f) a | h) ek a Ö 
n 1 ohne Rem. alsal 92 1,3 von 722 — |-19 34 
ne Ä init Rem: | 0,9 | +138&| = 1.00 7.112 1,6 48 
B 0. R. —03 | +165.| —05 | +130 | — rot 
, Bes“ 15 | 1 E | Iosl Hol oo) tie = | — 20140 
8C 
ee a a En a En 1er 
” ım.R. +139|+427|+25|+&82| — BE ee) 
E les 0.R +95 |+2aı | +24 |+16| — See 
Ok) m.R. 128 +0|425 +235| — =, 494.4 12 
ie 0. R. +2. | +2 | 4241436) — ers 
2| Dynamo- | 15 | 1 mn. Kia Kata ana 
blech 
Ah EoR 0. R. 1938| -+ 80 +36 1427|. — ZB re7 
x a m.R. 135/14+40|\+321+3| — 224 10 
3 1 DER: a Bar etelo _ _ +18|+ 6 
A m.R. +14 >27 |+18314.242|° 110 
[9] 
j e 0. R. +18) E81 +12] +21 |- — ll +10 
3 Bert: 15°) 1 nR:litltal43is +21 = | = +44 
ech ; 
Il or Brekr: +18 5 |+1,5 | L2 | = el 
2 m.R. 118.80) Lean — [+18] + :8 
Se 0. R. 407|—-38|+02 5|—0,1 331, — — 
bs m.R. +16 = 20)405|2.261. 00.22, = 
d 
IR = 0. R. 1081-3 |+03 | = 007 720 =, 
4 we 15, 1 mr. \+26| 27 14061-381400, — 20 Be 
blec 
sang 0. R. +09 | — 30 | +03 51-0|-2| — = 
; : m.R. +117\-38|)+405|1— 25 +00|—22| — = 
er o. R. 10,3 71/+00 50 en ar), 
8 m.R. 06 | +106 | +04 +80| — et 
/d 
De ODER. 1,0 | +154 0,7 ı14| — — [+03 + 50 
5 N re ER 16 | 220 | +21 -+170 1.04 | + 6 
lecl 
: Fe o.R ap. Fr ep 2e 0 et 
2 2% m. R 5,2 | +100 3,9 Ba _ 12|+3 
BET o..R. 0,1 0,3 |+0| — 120312 
150,5 = m. R 2.04 | -- 86 |-- 00. 2802|: _ 02) 40 
{D} 
: = A 0. R 0,1 43.102.) 2 30 0,8 20 
6 | Legiertes | 15 | 1 m. +02)16|+02| © 034 97 
Blech 
Bros 0. 0,6 3|+02|+35| — SE 
„2 m. R It 41 | +06 35 -0O1 +14 
Ss 0. R. 0,2 29 0,2 21) — I OR 
> mR 1202|7,.88| 082,405 | 02 
[9] 9) 
5 E BER. — 0,2 45 | — 0,2 35 02,218 
7 | Legiertes | 15 | 1 nRslooro 0 ea 
Blech 
15 05 eo: BR. +0,5 29 10,4 fe 23 ! 0,0 10 
7 = m.R. au, 40 |4+07|\+34| — N FOR 18 
Eh; 0 Bea aeon 520,6. Ss] 08 io = 
3000/5 _ m. R. 171014.1|7072 | -— 11 | +04 \— 14 | — _ 
ou [9] | 
$ 72 % 0. R. 109)+ 4|+07)—- 2403| - 17 — 
8 er 15 715) ern losae ee 
ech 
wo o. R. 0,8 51+0,6 1e085 le = 
“ m.R. u) 7 0,8 | ea da — = 


b *) Bei den Schienenwandlern 
nicht ganz erreicht werden. 


Wandler_Nr......-2 3,..4 De 
l/g (= w>< magne- 
tischer _Wider- 
stand 
Amperewindun- 
gen/cm ei 
Nennstrom . .22,7 27,8 54,4 
Größte Änderung 
des Überset- 
zungsverhält - 
nisses in I - . 
Größte Änderung 
des Winkelfeh- 
lers 19’ 16’ 39’ 20° 20° 5 
Die Wandler 4 und 5 mit besonders großem 
magnetischen Widerstand zeigen einen be- 
sonders starken Einfluß des remanenten Mag- 
netismus auf den Übersetzungsfehler. 
Weiterhin werden die Einflüsse der. Re- 
manenz mit steigender Amperewindungszahl 
kleiner. Nur der Wandler 4 macht hiervon 


ı 


4,1 28 03 A 


16,2 22,6 13,9 44,2 


07 08 09 1,7 05 05 02 


or 


a ee, 


3600/5 A konnte die Nennstromstärke von 3000 A mit der vorhandenen Einriehtung 


‘Angaben über die 


eine Ausnahme, was auf den eben besprochenen 
magnetischen Widerstand zurückzuführen ist. 
Bei Wandlern mit großem magnetischen Wi- 
derstand oder kleiner Amperewindungszahl 
ist aber der Magnetisierungsstrom groß im 
Verhältnis zum Primärstrom, und deswegen 
ist auch der Einfluß der Remanenz auf, den 
Übersetzungsfehler bedeutend. Das UÜber- 
setzungsverhältnis wird bei induktiver sekun- 
därer Belastung (cos $=0,5), der Winkel- 
fehler bei induktionsloser Belastung am 
stärksten geändert. „Es ist anzunehmen, daß 
Veränderungen des Übersetzungsverhältnisses 
um 10%, wie Agnew und Fitsch sie fanden, 
nur bei ganz schlechten Wandlern mit wenig 
Eisen und Kupfer vorkommen. Leider finden 
sich bei den genannten Verfassern keine näheren 
Wandler. Wandler mit 
wenig Eisen und Kupfer werden als Meß- 
geräte heutzutage wegen der auch ohne Re- 
ne} sehr großen Fehler kaum noch ver- 
wandt, 


19. August 1920. 


Der Einfluß remanenter Magnetisierung 
ist also bei guten Wandlern klein, darf aber 
bei sehr genauen Messungen immerhin nicht 
vernachlässigt werden. Ein Wandler muß 
daher, sobald er auf irgendeine Weise Te- 
manente Magnetisierung _ bekommen hat, 
erst entmagnetisiert werden. Zu dem Zweck 
wurde bisher gefordert, in den Wandler pri- 
mär oder sekundär bei offener Gegenseite 
einen Weehselstrom von der Nennstromstärke 
zu schicken und diesen bis auf 0 abnehmen 


zu lassen. Bei Wandlern mit großem Über- 


setzungsverhältnis müssen dabei aber, falls 
man von der sekundären Seite entmagneti- 
siert, sehr hohe Spannungen aufgedrückt 


werden, oder diese gefährlichen Spannungen 
werden der sekundären Wicklung induziert, 
falls man von der Primärseite her entmagne- 
tisiert. Diese Schwierigkeiten legten es nahe, 
einmal die Bedingungen genau zu unter- 
suchen, unter denen völlige Entmagnetisie- 
rung eintritt. 

Da die Remanenz einen ‚verhältnismäßig 
geringen Einfluß auf das Übersetzungsver- 
hältnis hat, ist es bequemer, dieRemanenz nicht 
durch Messung des Übersetzungsverhältnisses 
festzustellen, sondern durch die Messung des 
Leerlaufstromes, der ja, bei gegebener Magne- 
tisierungsspannung, in erster Linie durch 
remanenten Magnetismus beeinflußt wird. Der 
Leerlaufstrom wurde nach dem Brückenver- 
fahren!) bestimmt. _ Die Sekundärwicklung 
des Wandlers wurde, bei offener Primär- 
wicklung, mit einem Selbstinduktionsnormal 
verglichen und zur Abgleichung der Wider- 
stände vor den -Wandler ein Meßwiderstand 
geschaltet. Als Nullinstrument diente ein 
elektromagnetisch abstimmbares Vibrations- 
galvanometer?). Die an die Brücke angelegte 
Wechselspannung wurde konstant gehalten 
und betrug 2V bei 50 Per/s. Die Periodenzahl 
wurde mit der Stimmgabel genau eingestellt?), 
indem der durch die Sehwingungen einer 
magnetischen Stimmgabel von 50 Per/s in 
einer Spule hervorgerufene Strom dem Meß- 
strom im Galvanometer überlagert und dann 
die Maschine so eingestellt wurde, daß sich 
sanz langsame Schwebungen ergaben. Es hat 
für vorliegende Untersuchung keinen Zweck, 
die Komponenten des Leerlaufstromes wirk- 
lich auszureehnen, da bei einer gewissen, an 
den Enden der Brücke eingestellten kon- 
stanten Spannung jeder Magnetisierung eine 
andere Magnetisierungsspannung entspricht- 
Im folgenden ist darum nur eine Widerstands- 
größe R,*) angegeben, welche direkt der Leer- 
Taufinduktivität A proportional ist. Ein solches 
willkürliches Maß genügt für den vorliegenden 
Zweck vollkommen, weil es sich nur darum 
handelt, festzustellen, wann die Remanenz be- 
seitigt ist. = 

Die remanente Magnetisierung wurde 
durch Beschicken der sekundären Wieklung 
mit Gleichstrom erzeugt. Um bei den folgen- 
den Versuchen einerseits stets die obere 
Grenze der Remanenz zu erreichen und an- 
derseits nicht mit unnötig hohen Gleich- 
stromstärken zu arbeiten, galt es zunächst. 
festzustellen, bei welcher Gleichstromstärke 
zum erstenmal die obere Grenze erreicht war. 
Zu dem Zweck wurde das R, für den rema- 
nenzfreien. Wandler bestimmt und dann diese 
Messung wiederholt, nachdem der Wandler 
mit immer stärker werdendem Gleichstrom 
behandelt worden war. Selbstverständlich 
wurde darauf ee daß der Gleichstrom 
jedesmal im selben Sinne durch den Wandler 
ving. Die bei der Messung an die Brücke ge- 
legte Weehselspannung ‚betrug 2 V. Die Er- 
gebnisse zeigt Zahlentafel 3. 

Die erste Vertikalreihe zeigt die ange- 
wandte Gleichstromstärke, während die Reihen 
unter den einzelnen Wandlertypen links, die 
dieser Stromstärke entsprechenden Ampere- 
windungen pro cm Kraftlinienweg und rechts 
die Widerstandgröße R, geben. Die Versuche 
mit den höheren Stromstärken, welche eine, 
wenn auch kurz dauernde, starke Überlastung 
der Wieklung bedingen, wurden nicht bei 
allen Wandlern durchgeführt, nachdem bei 
den zuerst untersuchten Wandlern sich deut- 
lich gezeigt hatte, daß eine weitere Steige- 
rung des magnetisierenden Gleichstroms keine 
Veränderungen mehr bedingt. 

Die untenstehende kleine Zahlentafel 4 
enthält die graphisch interpolierten Gleich- 
stromstärken und Amperewindungszahlen, 
welche nötig sind, um sich dem Endwert von 
R, (bei 5 A) auf 5% anzunähern. 

Diese Ergebnisse zeigen, daß, außer bei . 
dem ganz alten Wandler Nr. 1 und dem 
Wandler Nr. 7, mit einem großen Eisen- 


1). Schering und Engelhardt, Tätigkeitsbericht der 
phys. techn. Reichsanstalt. 1918, „Zschr. f. Instrkde.“ 39, 


1919, 8.187. k : 
2) Schering und Schmidt, „Zschr. £. Instrkd.“, 88 


1918, 5 
R Schering und Engelhardt, ebenda S. 189. 
Schering und Engelhardt, ebenda 8. 137. 


19. August 1920. 


m genauen u nn 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, 


Heit 33. 


649 


Zahlentaf el 2a. Vergleich von Wandlern mit Dynamoblech und Wandlern mit legiertem Blech. | Wechselstrom zur sicheren Entmagnetisie- 


rung mindestens geben muß. Der entmagneti- 
sierende Wechselstrom wurde durch 


i Primäre Stromstärke bezogen auf d Herab- 
euer Sekundäre Maghe- nee ee setzen der Erregung und durch Vorschalten 
es Ueber- | Belastung inaher G von Widerständen vor den Wandler bis zu 
Arie > ed Jn/10 JIn/5 In Jn einem gewissen Wert geschwächt, dann abge- 
tnisses art 5 5 i ze : schaltet und daraufhin das R,- gemessen. 
= = & e h Stufenweise wurde die Te 
3 immer geringer gewählt; schließlich wurde 
- | 2565| ı u en En 7135 di % | ah: 61| +01| +41 | durch Auslaufenlassen der Maschine der Strom 
5/5 mit Rem. 0 r 4411 4-09 | 1107 0,5 67 |+02| +4 | stetig bis auf den Wert 0 abgeschwächt. Die 
Pe. E Ergebnisse zeigt Zahlentafel 5. 
la| Dynamo- | ı5 1 0. R. 153 220| +1,9 158 | +1,00 | +94 | +05 | — 60 ; Kae { 
m.R. 2,8 255 21 191 1.2 10; 06 0 Unter i stehen die Werte, bis zu denen der 
blech N a ;5 Dal a alt En 27 Wechselstrom geschwächt wurde, die Spalte 
15 03 OCR. 4541 +103) #38 | +61 | +21 | -- 31 | +12 | 18 AW/em gibt die zugehörige Amperewindungs- 
2 m.R. | 7721 4192| +51\+15| +27 — #6) +15 | — % zahl pro cm Kraftlinienweg. Soviel lehrt die 
Zahlentafel jedenfalls, daß es zur völligen Ent- 
i | fernung des Magnetismus nötig ist, zu außer- 
25 | ı 0 : a N le 32 | —05 +25 | ordentlich kleinen Stromstärken herunterzu- 
5/5 m..N. 03) 758| -08|+51| -04|+0| —-04| + 3 gehen. Allerdings ist das unbequeme Aus- 
ent i ; SR ER Bst 0275| 02 15 03 | + 40 | Jaufenlassen der Maschine nicht erforderlich, 
egiertes 5 Res N u { ' | T = denn eine Schwächung auf 0,003 A genügt 
Ra _— 89 | — 02 D N „Y ’ 
Blech ms R 1,0,9.17€102 DE 3:89 ), r 70 u 22 um den Endwert von R, zu erreichen. In den 
15 05 DER: +53 )4+6| 101-2 49 06 | +38 | +08 | + 22 folgenden Versuchen wurde darum die 
u „2 m.R. +15 2644| 121433 08 | + 38 05 1297 Schwächung des entmagnetisierenden Stromes 
| | | : stets auf diese Weise vorgenommen. 
Zahlentafel 3. Magnetisieren mit Gleichstrom. 
Wandler 1 2 3 4 ) 6 7 8 
Ampere | AW/cem R3 | AW/em Rz; |AW/em | Rz |AW/em | Rs, |AW/em | Rs AW/em R3 | AW/cm ; Rz AW/cm | R3 
0,009 0,000 5,8 0,009 53,6 0,000 70,8 0,000 111,3 0,600 6,7 0,000 42,9 0,000 42,3 0,000 163 
0,01 0,05 5,4 0,045 51,6 0,056 68,9 0,109 110,6 0,032 6,6 0,045 42,8 0,139 40,6 0,088 158 
0,1 0,5 5,5 0,45 45,1 0,556 55,4 1,09 741 0,324 6,2 0,45 38,2 1,359 39,0 0,882 139 
0,2 1,0 5,4 0,90 36,3 1,012 | 48,0 2,18 67,3 | 08648 | 5,8 0,90 33,3 2,78 32,8 1,764 | 128 
0,5 2,5 4,3 2,25 32,4 2,78 43,3 5,45 65,4 | 1620 | 47 2,25 29,1 6,95 27,0 4,410 | 123 
1,0 5,0 4,0 4,5 323,0 5,56 42,7 | 109 65,1 3.24 4,4 4,5 282 3,9 25,0 8,82 122 
2,0 10,0 3,8 9,0 312 | 10,12 43,1 | 21,8 66,1 6,48 4,4 9,0 284 | 278 58.71 1764 122 
50 = 3,7 225 31,7 | 27,8 43,1 | 545 67,4 | 16,20 4,4 2,5 28,6 | 69,5 233 | 44,10 | 122 
30, ( 35 135 31,3 166,3 42,3 == = = = = Tome FH 
50,0 — — _ _ _ — _ 162,0 4,4 == == — == = — 
Dem nn U 0 
Dynamoblech Legiertes Blech 


Zahlentafel 4 Die zur Erreichung der 
oberen Grenze der Remanenz erforderliche 


Gleichstromstärke. 


Wandler Ampere 

1 1,5 

Dynamo- 2 0,4 
blech 3 0,3 
4 0,1; 

5 0,6 

Legiertes 6 0,4 

® Blech 7 e 
8 O,1lg 


querschnitt etwa 2 AW/em zur Erzielung 

hoher Remanenz genügen. 

SE der Wandler mit 4 A Gleichstrom, wie es 
0 


Bei einer Behand- 


lern der Höchstwert der Remanenz sicher 
erreicht. 

Nun handelt es sich um die Frage, welche 
Wechselstromstärken man zum FEntmagne- 
tisieren anwenden muß, d. h. bei welcher 
höchsten effektiven Stromstärke man be- 
ginnen und bis zu welcher niedrigsten Strom- 
4 stärke man heruntergehen muß. 


Die letzte Frage wurde zuerst entschieden. 


Zu diesem Zweck wurden die Wandler 
mit 4A Gleichstrom magnetisiert und dann 
auf der sekundären Seite mit Wechselstrom 
beschickt, dessen Stärke bei den kleinen 
Wandleın dem Nennstrom (5A) gleichkam 
und bei den Schienenwandlern so gewählt 
wurde (0,5 bis 1A), daß eine Spannung von 
300 V an den Sekundärklemmen nicht über- 
schritten wurde, jedenfalls lag die Stromstärke 
stets weit über dem Wert, den man nach den 


20 us 


je 
u 


=“ 


Bu 1 a a u N} 
DO SH I OL 


Es galt nun, die praktisch am meisten 
ins Gewicht; fallende Frage zu lösen: Bei 
welchem Höchstwert des Entmagnetisierungs- 
stromes muß man beginnen, damit man sicher 
alle Remanenz beseitigt? Zur Lösung dieser 
Aufgabe wurden die Wandler mit 4 A Gleich- 
strom magnetisiert, dann sekundär mit einer 
gewissen Wechselstromstärke beschickt und 
diese allmählich zu dem vorhin festgelegten 
Wert,von 0,003 A heruntergedrückt. Danach 
wurde das AR, bestimmt. Die Ergebnisse 
finden sich in Zahlentafel 6. 

Links unter J stehen die Wechselstrom- 
stärken, mit denen die Entmagnetisierung be- 
gonnen wurde. Unter den einzelnen Wand- 
lern sind links die Amperewindungen pro cm 
Kraftlinienweg gegeben, welche dieser Strom- 
stärke .J entsprechen und rechts die Wider- 
standswerte R,... Vergleicht man die größte 
Änderung des Übersetzungsverhältnisses (bei 


"im folgenden geschah, ist also bei allen Wand- | weiter unten (S. 650) folgenden Versuchen dem | Jn.ıo) durch die Remanenz mit der ent- 
Zahlentafel 5. Zum Entmagnetisieren nötige kleinste Stromstärke. 
Tandler 1 2 3 4 5 6 AR 8 
u ee [Aw ln] | AW | N | AW In, 
cm em cm cm cm em cm cm 
= | er 
0,16 | 0,80 |53| 0,1 0,45 | 45,01ca0,06 | 0,336, 57,1| 9,1 1,09 | 68,8] 0,1 0,324 62] 0,1 0,45 |39,9| 0,1 11,89 3890| 0,1 | 0,88 [147 
ca0,06 | 0,30 5,41620,01 | 0,0451 49,6[620,01 | 0,056] 66,2[ca0,01 | 0,109| 104,5|c20,01 | 0,0321 6,6ca0,01 | 0.045 42,11 0,05 [0,095 39,81ca0,01 | 0,083|160 
ca002 | 0,10 |5,9|< 0,01 |< 0,045] 50,0|< 0,01 |< 0,0561 67,3|< 0.01 |< 0,109| 103,0|< 0,01 |< 0,032] 6,7< 0,01 |< 0,045 42,6| 0,01 10,139 | 41,6< 0.01 |< 0,088] 165 
ca0,003| 0,015 | 5,9/ca 0,0031 0,013 53,8[ca0,0031 0,017] 71,564 0,003| 0,033! 111,6[e20,003| 0,010] 6,7\ca0.003| 0013| 43,8/ca 0,003] 0,042 1413 ca0,03 | 0,026|166 
0,000| 0,000 |5,8| 0,000] 0,000) 53,7| 0,000| 0,0001 71,6| 0,000| 0,000) 111,5| 0,000] 0,000] 6,7| 0,000) 0,000, 43,4| 0,000| 0,000 |41,4| 0,000) 0,0001163 
eg Te u EEEEEEESSEESEEEEEEEEEEEEEEEEEE EEE 
Dynamoblech Legiertes Blech 
A \ 
Zahlentafel 6. Entmagnetisierungsstromstärke. 
EN.» |. 1 2 3 BER 5 6 7 k 8 
| J AW/cm Rz AW/cm | R3 AW/cm | Rz AW/em R; AW/cm Rz AW/em| .Rz AW/cm | Ra AW/em | R3 
= Rem*) 5, Rem 31,7 Rem 42,6 Rem 66,5 Rem 4,4 Rem 28,5 Rem 25,0 Rem | 12 
ca 0,01 0,05 4,4 0,04 34,1 er en 0,11 | 101,8 0,08 4,4 0,04 34,0 0,139 26,1 0,09 121 
ca 0,03 — —_ 0,14 46,9 0,17 61,5 0,33 | 105,5 = E= 0,14 38,7 0,417 27,4 0,27 151 
0.1 0,5 5,6 = = 0,56 67,8 1,09 | 111,6 0,82 6,0 0,45 42,8 1,39 35,8 0,88 163 
0,2 1,0 5,8 0,9 53,9 1,01 70,5 2,18 | 112,7 0,65 6,6 0,9 44,0 | 2,78 42,0 1,76 166 
0,5 2,5 6.0 2.25 54,1 2,78 ı| 70,6 5,45 | 113,8 1,62 6,7 2,25 44,4 4,17 41,9 4.41 167 
L 5 6,0 4,5 54,3 5,56 71,2 10,9 113,6 3,24 6,7 4,5 44,5 5,97*) | 42,5 En: — 
2 10 6,0 9,0 54,5 10,1 71,) 21,8 113,0 6,48 6,7 9,0 44,2 _ = _ = 
3 15 6,0 13,5 54,4 16,7 71,2 32,7 113,7 9,7 6,7 13,5 44,4 — _ li 
4 20 5.9 18,0 55,0 22,2 zabı 43,6 113,4 12,9 6,7 18,0 44,4 — —_ a 
5 25 5,9 22,5 54,3 27,8. 70,3 _ _ 16,2 6,7 22,5 44,1 = _ - _ 


| mn nie mern m sort nn 


*) Bei voller Remanenz. 


Dynamoblech 
*) Bei 0,45 A, 


| mes me nn an nn en 


Legiertes Blech 


650 


sprechenden Änderung von R;, so erhält man 
Zahlentafel 7. 


Zahlentafel 7. 


Größte Änderung Änderung von Rz 
Wandler des ÜV durch rem. | durch rem. Magneti- 
Nr Magnetisierung sierung !) 
% % 
1 + 1,8 — 36 
2 \ —- 07 — 41 
3 -- 0,3 239 
4 220,9 —39 
B) —- 1,7 — 34 
6 0,5 33 
7 30,8 — 45 
8 —+:02 — 25 


Eine Änderung von R, um 5% dürfte demnach 
in allen Fällen nur einer sehr kleinen Anderung 
des Übersetzungsverhältnisses entsprechen. 
Man kann als Stromstärke, die zum Entmag- 
netisieren mindestens notwendig ist, also die- 


jenige nehmen, bei der sich der Widerstand R,. 


is auf 5% von seinem Wert in remanenzfreiem 
Zustand nähert. Man erhält dann durch 
graphische Interpolation Zahlentafel 8: 


Zahlentafel 8. Zum völligen Entmagneti- 
sieren nötige Stromstärke und Spannung. 


Wandler BaNDErE | Aw/em | Volt 
etwa | 3 
[ 1 0.152 0.42.0,75 10 
Dynamo- )2 0,12 0,55 62 
blech | 3 0,09 0,50 60 
4 0,06 0,65 54 
| 1) 0,17 0,55 11 
Legiertes )6 0,09 0,4027 
Blech | 7 0,12 1,67 48 
8 0,05 0,44 72 


Die letzte mit Volt überschriebene Spalte 
gibt die der danebenstehenden Amperewin- 
dungszahl entsprechende Spannung. Die Er- 
gebnisse zeigen, daß die zur Entmagnetisie- 
rung nötige Amperewindungszahl bei Dyna- 
moblech im allgemeinen etwas größer ist als 
bei legiertem Blech. (Der Wandler 7 mit 
großem Eisenquerschnitt macht eine Aus- 
nahme.) Sie hält sich aber bei allen Wandlern 
in bescheidenen Grenzen, so daß mit Sicher- 
heit aus der Zahlentafel hervorgeht: 

Um eine . praktisch völlig ge- 
. nügende Entmagnetisierung zu er- 
halten, genügt es, bei allen unter- 
suchten Wandlern mit einer Strom- 
stärke von 0,2A und darunter auf der 
sekundären Seite zu beginnen. Es ist 
aber keinesfalls nötig, über 100 \V. 
liegende Spannungen anzuwenden. 

Selbst wenn man alle Wandler mit 0,2 A 
behandelt, treten noch keine bedenklichen 
Spannungen auf. Dabei ist es ganz gleich- 
gültig, wie einige Probeversuche. zeigten, ob 
vorher 4 A oder 50 A Gleichstrom durch den 
Wandler gegangen waren. 


Neuere Gesichtspunkte für den Bau von 
Großkraftwerken?). 


Von G. Klingenberg, Berlin. 


(Schluß von 8. 633.) 


Maßgebend für die Bestimmung der für 
eine gegebene Betriebsspannung erforder- 
lichen Isolatorengröße ist die UÜberschlags- 
spannung unter Regen bezw. Nebel. Der 
Sicherheitsgrad wird nicht für alle Betriebs- 
spannungen gleich hoch gewählt; die Prüf- 
spannung beträgt für 10000 V etwa das 5,3- 
fache, für 15 000 V etwa das 4-fache, für 
35000 V etwa das 2,8-fache der Betriebs- 
spannung. 

Der Sicherheitsgrad gegen Durchschlag, 
also das Verhältnis zwischen Durchschlag 
unter Öl zur Überschlagsspannung in Luft ist 
etwa 1,6. Aus fabrikationstechnischen Gründen 
werden die Kappenisolatoren nicht mit mehr 
als etwa 25 mm Scherbenstärke ausgeführt 
(bei größerer Scherbenstärke trocknen die 
Isolatoren zu langsam, innere Spannungen 
können leicht zu Rißbildungen führen); hier- 
durch ist die Durchschlagsfestigkeit der Isola- 
toren bestimmt, sie beträgt bei gutem Por- 
zellan ca. 150 000 V. Wird nun ein Sicherheits- 
grad gegen Durchschlag von 1,6 gewünscht, 
so muß demnach der Isolator so gebaut sein, 
daß er trocken in Luft bei 90 000 V über- 


1) Mit 5 A Gleichstrom. } 
2) A ee im Elektrotechnischen Verein 


in Wien am 10. 


Elektrotechnische Zeitschriit, 1920. Heft 33. 


19. August 1920. 


schlägt. Unter Regen wird der Isolator dann bei 
etwa 45 bis 50 000 V überschlagen. Die Rück- 
sicht auf diese niedere UÜberschlagsspannung 
ist, wie vorerwähnt, bestimmend für die An- 
zahl der Glieder in einer Kette. 

Sorgt man durch geeignete Vorrich- 


tung dafür, daß der betreffende Isolator 
auch in trocknem Zustande bereits bei 
50000 V, also bei der gleichen Span- 
nung wie unter Regen, überschlägt, so 


würde man sich mit gleichem Sicherheitsgrad 
mit 80 000 V Durchschlagsspannung begnügen 
können oder man könnte den Isolator so bauen, 
daß die Überschlagsspannung unter Regen 


90 000 V beträgt, und würde damit einen 
wirtschaftlicheren Isolator erhalten. Der 
Durchmesser eines solchen , Tellerisolators 


müßte natürlich größer sein als der bisher 
gebräuchliche (etwa 280 mm). Um die Über- 
schlagsfestigkeit im trocknen Zustande und 
unter Regen gleich zu halten, ist es notwendig, 
die Flächen des Isolators, die unter Regen 
naß werden, von vornherein metallisch zu 
überbrücken. Dies kann durch einfache 
Sehutzbügel, oder durch Metall- 


Abb. 31, 


Abb. 31. Hängekette mit Schutzbügel. 


schirme 
der 


erreicht werden. Die Kapazität 
Isolatoren wird offenbar durch die An- 


bringung von Schutzbügeln oder Schirmen | 


verändert; die diesbezüglichen Versuche sind 
nicht abgeschlossen. Es ist aber anzunehmen, 
daß man für 150 000 V auch mit 7 Hänge- 
isolatoren großen Durchmessers und für 200 000 
Volt mit 8 bis 9 auskommen kann. 

Abspannisolatoren verhalten sich unter 
Regen viel ungünstiger als Hängeisolatoren, 
weil ein größerer Teil der wirksamen Isolier- 
fläche naß wird. Es ist deshalb für diese 
schwieriger, den verlangten Sicherheitsgrad 
unter allen Verhältnissen zu erzielen. UÜber- 
schläge, die infolge völligen Verschneiens auf- 
treten können, sind kaum ganz zu vermeiden. 

Die Abnahme in den Porzellanfabriken 
erstreckte sich bisher auf Prüfung der Güte 
des Materials und auf mechanische und elek- 
trische Festigkeit. Die Bruchflächen der Scher- 
ben müssen ein gleichmäßiges Gefüge zeigen; 
es dürfen keine Luftblasen zu sehen sein, das 
Material darf nicht porös sein, was durch Be- 
tupfung mit einer leichtfließenden farbigen 
Flüssigkeit festgestellt wird. Das Material 
darf nicht spröde sein, der Isolator muß 
Widerstandsfähigkeit gegen Schlag und Stoß 
besitzen; Normen hierfür sind jedoch bisher 
nicht festgelegt worden. 

Es wird ferner gefordert, daß die Durch- 
schlagsfestigkeit eines Isolators sich nicht 
ändern darf, wenn der zu prüfende Isolator 
24 Stunden im Wasser gelegen hat. 

Alle Gliederisolatoren der Kappentypen 
werden vor der elektrischen Prüfung mecha- 
nisch bis etwa 2000 kg geprüft. Mit einigen 
werden Zerreißversuche gemacht; in der Regel 
sind 2500 kg Festigkeit für Hängeisolatoren 
und 3500 bis 4000 kg für Abspannisolatoren 
vorgeschrieben. Hewlett - Isolatoren werden 
im allgemeinen nicht mechanisch geprüft, nur 
mit einzelnen Stücken werden Stichproben 
gemacht. Die elektrische Prüfung wird 
in der Weise ausgeführt, daß die Isola- 


"sunde Isolatoren beschädigt werden, 


toren in größerer Anzahl, 50 bis 80 Stück, 
gemeinsam einer 50-periodischen Wechselspan- 
nung Y, Stunde lang ausgesetzt- werden. Die 
Spannung wird so hoch gewählt, daß die 
Isolatoren vereinzelt überschlagen. Man braucht 
hierbei Rücksicht auf eine bestimmte Kurven- 
form der Prüfmaschine nicht zu nehmen, was 
erforderlich sein würde, wenn ‚eine feste 
Prüfspannung unterhalb der Überschlags- 
festigkeit der Isolatoren vorgeschrieben wäre. 

Um die Durchschlagsfestigkeit der Isola- 
toren nachzuprüfen, werden etwa %% der 
trocken geprüften Isolatoren durchgeschlagen, 
wobei die Spannung allmählich nach einer be- 
stimmten Regel gesteigert wird, etwa alle 
5 Sekunden um 10 000-V. 

Bei der Prüfung der Isolatoren auf vor- 
genannte Art zeigt sich nun, daß mit steigender 
Dauer der Prüfungen noch weitere Isolatoren 
durchschlagen werden, ohne daß Materialfehler 
festzustellen sind. Demnach kann nicht be- 
hauptet werden, daß diese Prüfungsart absolute 
Gewähr für das Ausmerzen von Material- 
fehlern bietet. Man hat deshalb verschiedene 
andere Prüfungsmethoden versucht, besonders 
in Amerika, wo Isolatorendefekte in noch 
weit höherem Maße als bei uns vorgekommen 
sind. Für die Prüfungen wurde z. B. hoch- 
frequenter Wechselstrom verwendet, ferner 
sind Stoßprüfungen mit hochfrequentem Wech- 
selstrom ausgeführt worden, um eine weit 
höhere Spannung als die normale kurzseitig 
auf den Isolator zu werfen. Auch in Deutsch- 
land sind ähnliche Versuche im Gange. Be- 
sonders aussichtsvoll scheinen solche zu sein, 
bei denen eine hohe Gleichspannung schlag- 
artig auf den Isolator wirkt. Hierbei werden 
die Isolatoren thermisch nicht beansprucht, 
im Gegensatz zu Prüfungen mit Hochfrequenz, 
bei der die Gefahr besteht, daß ge- 


die Zeitdauer der Prüfung nicht genau 
kontrolliert wird. Die jetzigen schwierigen 
wirtschaftlichen Verhältnisse behindern leider 
außerordentlich die Vornahme der notwendigen 
Versuche zur Verbesserung der Prüfmethode 


und zur Entwicklung guter Isolatorenkon- 


struktionen. - £ 
An zusammengekitteten Stützisolatoren 


wenn 


traten in den letzten 4 bis 6 Jahren umfang- 


reiche Störungen auf, die auf die vorerwähnten 
Ursachen zurückzuführen sind. Neuerdings 
sind zur Abstellung dieser Mängel Kehekror 
tionen entworfen, bei denen die Armaturteile 
ohne Kitt an den Isolatoren befestigt werden. 

Abb. 32 bis 34 zeigen einige neuere Kon- 
struktionen, die jedoch noch nicht eingebaut 
werden konnten. 


A 


Abb. 32 bis 24. Tellerisolatoren mit mechanischer 
Befestigung der Armaturen. 


Spezialfabrik ein neuer Isolator eingeführt 
worden, dessen Armatur mittels Blei im Isolator 
befestigt ist (Abb. 35). Auch diese Isolatoren 
sind. nicht lange genug im Betriebe, so daß 


In Amerika ist von einer 


dern 
=, De 


2 
19. August 1920. 


5 


vorliegt. > 
Bei einigen der in Abb. 33 u. 34 ange- 
führten Konstruktionen wird das Porzellan auf 
Zug beansprucht. Bisher hatte man sich immer 
y BDoHt, Porzellan anders als nur auf Druck zu 
beanspruchen. Vielleicht haben die Erfahrun- 
gen, die in der drahtlosen Telegraphie mit 
sogenannten Klöppelisolatoren gemacht worden 
sind, dazu nen: daß man der Bean- 
. spruchung des Porzellans auf Zug nicht mehr 


so ablehnend wie früher gegenübersteht. 


| 


Abb. 35. Tellerisolatoren amerikanischer Ausführung. 


Eine Konstruktion, bei der die auf Zug 
beanspruchten Teile aus Hartpapier hergestellt 
sind, ist in Abb. 36 dargestellt. Isolatoren ähn- 


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SAR\ D 
A 


SI 


Er 


Abb. 36. Gliederisolator mit Papierträger. 


licher Konstruktion sind auch in Amerika ver- 
wendet worden. In Deutschland sind auf einer 
Strecke etwa hundert Versuchsisolatoren dieser 
Konstruktion aufgehängt, die seit Jahren ohne 
"Störung in Betrieb sind. Der Krieg hat 
‚die weitere Entwicklung dieses Isolators ver- 
hindert, weil die Beschaffung der Lacke für die 
Herstellung der Rohre große Schwierigkeiten 
verursachte. 

n Für. Hewlett-Isolatoren liegen in euro- 
päischen Anlagen gute Erfahrungen vor. Dieser 
' Isolator ist elektrisch nieht so günstig wie die 
' Kappenisolatoren; es treten bei höherer 
"Spannung Glimmerscheinungen in den Ka- 
nälen auf. Da die Isolatoren aber im nor- 
malen Betriebe nicht so hoch beansprucht 
"werden, so ist dieser-Mangel offenbar nicht 
wesentlich. Nachteilig ist dagegen die größere 
Länge der Ketten. Abb. 37 bis 40 zeigen 
einige Mastbilder aus 100000 V-Anlagen. 

Die Ausgestaltung der Leitungsnetze wird 
vornehmlich durch das Bestreben beherrscht, 
den Einflußkreis örtlicher Fehler zu ver- 
‚kleinern. Sie werden demnach in der Regel 
als Radialsystem derart ausgelegt, daß ein 
‚Fehler in den at möglichst nur 
‚diese, ein Fehler in den Zuleitungen schlimm- 
stenfalls den dahinterliegenden Teil abschaltet, 
so daß selbst ein in der Nähe des Kraftwerkes 
liegender Fehler nur den von der zugehörigen 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


ein Urteil über die Bewährung noch nicht Speiseleitung versorgten Netzteil stromlos 


macht. Durch Doppel- oder Reserveleitungen 
sucht man obendrein die Wirkung eines der- 
artigen Ereignisses möglichst zu mildern. Auch 
Ringnetze werden in der Regel offen betrieben 
und nur im Fehlerfalle derart geschlossen 


Eee en 
ss 


IE REZE 


Abb. 37. Spreekreuzung 100 000 V. 


bzw. an anderen Stellen geöffnet, daß nur das 
fehlerhafte Leitungsstück unversorgt bleibt. 
Auf den großen Vorteil geschlossener Ring- 
netze, nämlich den des besseren Spannungs- | 


FT un — 


Abb. 38. Elbkreuzung‘.100 000 V. 


ausgleiches und der wirtschaftlicheren Anlage, 
wird im Interesse größerer Betriebssicherheit 
bewußterweise verzichtet, die Vermaschung 
der Netze vermieden, wejl durch die Ver- 
maschung jeder Schluß zu einem vielfachen 
wird und zur Abschaltung; soleher Leitungs- 


% 


Heft 33 


re 2 ten 


SEN 3 EI ET RE | 


851 


strecken Anlaß gibt, die, an sich gesund, aber 
durch den Verbrauch schon hochbelastet, jetzt 
durch die zur Fehlerstelle fließenden Aus- 
0m eine Überbelastung erfahren und 
emgemäß unter Umständen früher abschalten 
als die Fehlerstrecke. 
Dieses nachteilige Verhal- 
der Ringnetze läßt sich 
teilweise beseitigen, wenn nach 
je ” dem im „Bau großer Elek- 
er trizitätswerke‘“, Bd. 2, $. 30 ge- 
machten Vorschlage die Speise- 
leitungen auf Querschnitt, die 
Abzweigleitungen auf Höchst- 
ströme und. die Verbindungs- 
leitungen mit anderen Netz- 
teilen (Ausgleichsleitungen) im 
Schnittpunkt auf Ausgleichs- 
strom gesichert werden. Im 
Fehlerfalle werden sich dann 
zunächst die nur schwach 
gesicherten Ausgleichsleitun- 
gen auftrennen, wodurch 
der schadhafte Nezteilt in 
ein Radialsystem verwandelt 
wird. 

Gelingt es, Schutzeinrich- 
tungen einzubauen, die der- 
art wirken, daß der gesunde 
Netzteil in Betrieb bleibt und 
nur die fehlerhafte Teilstrecke 
abgeschaltet wird, so gelan- 
gen die Ringnetze zu erneuter 
Bedeutung und sind dann in 
vielen Fällen den Radialnetzen 
bei weitem überlegen. Es 
tritt dann sogar die gegen- 
teilige Wirkung ein.. Der Be- 
trieb wird um so sicherer, je 
weiter die Vermaschung ge- 
trieben wird, weil alle an 
Ringteile angeschlossenen Ver- 
braucher durch örtliche Fehler 
überhaupt nicht gestört wer- 
den, sofern ihr Abzweig in das 
Schutzsystem mit einbezogen 
wird. Das dürfte aber bei’ 
allen wichtigeren und größeren 
Verbrauchern der Fall sein. 

Vorstehendem Zwecke die- 
nen die sogenannten Selek- 
tivschutzsysteme. Das einzige, 
welches bisher eine gewisse Bedeutung erlangt 
hat, ist das Differentialschutzsystem von Merz 
und Price, das, in Deutschland durch den Ver- 
fasser eingeführt, in den mitihm versehenen An- 

lagen durchaus befriedigt hat. In dem größ- 

ten deutschen mit diesem System ausgestat- 
teten Leitungsnetz, dem Kabelnetz des EW. 

Westfalen, ist das Schutzsystem noch mit 


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SZ 


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En 


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DEREN: 


KAX.: A 


RI 


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ININIDSZ 


Abb. 39. Verdrillungsmast 100 000 V. 


der automatischen Fehlermeldung von Koch 
verbunden, die den Ort des Fehlers dem Kraft- 
werk selbständig meldet. Sein größter Nach- 
teil sind hohe Anlagekosten, die durch Ver- 
wendung eines besonderen Hilfskabels eut- 
stehen, das die an den beiden Enden der 


652 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


Helt 33. 


19. August 1920. 


Teilstrecke differential geschalteten Strom- 
wandler miteinander verbindet. Unangenehm 
ist die Beseitigung des Einflusses des kapa- 
zitiven Ladestromes, der das Gleichgewicht 
stört; sie ist um so schwieriger, je länger 
die Teilstreeken werden. Für Freileitungs- 


A 


A 


Ansprechen eines Relais und mittelbar zur 
Betätigung der Schaltapparate benutzt wird. 

Die Änderung des Kabels ist, wie die 
Zeichnungfeines Einfachkabels (Abb. 41) und 
die Ansicht eines Drehstromkabels (Abb. 42) 
zeigen, geringfügig und beeinflußt die Ab- 


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A, 


Abb.}40. Postkreuzung. 100 0002V. 


Tr g 
strecken ist, (außer in’den Anlagen ‚der Viktoria 
Falls Power Co.in Südafrika,) das Differential- 


schutzsystem meines Wissens bisher nicht 
verwandt worden. 
Die Nachteile des Differentialschutz- 


systemes werden durch die kurz geschilderten 
Selektivschutzsysteme von Pfannkuch und 
Biermanns vermieden. Das erstere ist nur 
für Kabelnetze bestimmt, das letztere soll vor- 
zugsweise in Freileitungsnetzen Anwendung 
finden. 


Ausgehend von der Überlegung, daß der 
durch einen mechanischen Defekt oder sonstige 
Überanstrengungserscheinungen gleich welcher 
Art veranlaßte elektrische Durchbruch der 
Isolationsschicht von Kabeln seinen „Anfang 
stets an der Stelle nimmt, wo die elektrische 
Beanspruchung an sich am höchsten ist — das 
ist an der Leiteroberfläche —, ist die Schaltung 
so gewählt worden, daß die in unmittelbarer 
Nachbarschaft des Leiters liegenden Isolations- 
schiehten dauernd auf ihre Unveränderlichkeit 
kontrolliert werden. Zu diesem Zwecke werden 
die in der äußersten Lage liegenden Drähte 
jedes Leiters durch Umspinnen mit Papier 
gegeneinander und gegen den Kern des Leiters 
schwach isoliert. Zwischen benachbarten 
Drähten der Decklage wird dann betriebs- 
mäßig eine Spannungsdifferenz unterhalten, 
indem die Stromübertragung in ihnen unter 
einer geringfügig veränderten Betriebsspan- 
nung erfolgt. Die geradzahligen und ungerad- 
zahligen isolierten Drähte werden am Kabel- 
anfang und -ende zu Gruppen zusammenge- 
faßt und die Betriebsspannung der einen 
Gruppe gegenüber der Spannung des Kernes 

‘ ein wenig erhöht, die der andern ein wenig er- 
niedrigt. Die Spannungsänderung ist von der 
Größenordnung 20 bis 50 V. Da das Isolier- 
material beim Zerfall unter dem Einfluß elek- 
trischer Uberanstrengung seine isolierenden 
Eigenschaften verliert und leitend. wird, so 
wird die Überbrückung zwischen benachbarten 
Drähten in mehr oder minder kurzer Zeit 
herbeigeführt. Die Spannungsdifferenz muß 
deshalb an dieser Stelle verschwinden, sie 
löst einen übergelagerten Strom aus, der zum 


[ 


— Aerwieiter 


m ger fir die Sicher heifssthellung 


m normaler Pusführung. 


geeigneten AusfüMr UN 


Abb. 41. Einfachkabelschutz (System Pfannkuch). 


messungen und Kosten nur in verschwinden- 
dem Maße.@ Ein Gesamtbild der Sicherheits- 
schaltung (Abb. 43) läßt die Aufteilung des 
einzelnen Leiters in drei Teilquerschnitte — 
in den Kern und die heiden isolierten Gruppen 
der Decklage — erkennen und zeigt weiter 


Abb. 42. Drehstromkabelschutz (System‘ Pfannkuch), 


schematisch die Apparate, mit welchen die 
Veränderung der Betriebsspannung in den iso- 
lierten Gruppen herbeigeführt wird. Letztere 
sind Serien-Transformatoren, welche durch den 
Gesamtstrom erregt werden (Wicklung P) und 
äußerlich die Gestalt von Stromwandlern 
haben. Mittels der mit 8 bezeichneten beiden 
gegenläufigen Sekundär-Wicklungen wird die 
geschilderte Transformation der Betriebsspan- 
nung bewirkt. Zur Beeinflußung der Relais 
dienen besondere niedervoltseitig angeordnete 


Aabel genen Leiterquerschnitte auch an 
1... Aerteaegugnen der nutzbaren Stromübertragung 
7727777 teilnehmen. a j 

2. Die Schaltung .ist [unab- 

hängig von der Richtung der Ener- 

ae gieströmung und wird an sich 
durch Uberstrom nicht beeinflußt. 


son ger Belastung , 
WalrdngIgeSchatimg. 


Abb. 43 'Schaltunzsschema, 


Wicklungen, die verschiedene Ausführungen 
erhalten können. In der rechts dargestellten 
Abbildung ist das Relais bis zu einem gewissen 
Grade abhängig von der Gesamtstromstärke 
und wird deshalb sowohl durch übergelagerte 


Ströme wie dureh übermäßiges Anwachsen | der Stations-Einrichtungen, Maschinen und 


des Lagerstromes beeinflußt; es besitzt .des- 
halb neben der Sicherheitswirkung noch Maxi- 
malwirkung. Wird letztere nicht gewünscht, 
so kommt die links dargestellte Schaltung in 
Betracht, bei der Abhängigkeit vom Lade- 
strom nicht mehr besteht. Man kann beide 
Schaltungen vereinen, was unter, Umständen 
Vorteile bietet. Um das Verständnis der Schal- 
tung durch Bezugnahme auf die wirkliche Aus- 
führung zu erleichtern, ist in Abb. 44 eine 


Abb: 44. Schaltungsschema. 


mehr bildmäßige Darstellung einer einseitigen 
Stationsschaltung ausgeführt, an welcher die 
äußere Form der Apparate, insbesondere des 
Schutzwandlers und des. Trennschalters (Abb. 
45), zu erkennen ist. Letzterer muß, wenn er 


Abb. 45. Trennschalter. 


wie in der Darstellung zwischen Stromwandler 
und Kabel angeordnet wird, die gleiche Quer- 
schnitts-Unterteilung aufweisen wie der Kabel- 
leiter. Abb. 46 und 47 geben äußere Teil- 
ansichten einer fertigen Isolation am Ende 
eines geschützten Drehstromkabels und lassen 
erkennen, daß sich dieselbe von der üblichen 
nur in ganz geringfügiger Weise unterscheidet 
Die Hauptvorzüge der Schaltung sind 
folgende: — = a 
1. Sie erfordert keinerlei Hilfsleitung, wie 

z. B. das bekannte Differentialschutzsystem, 
da alle in die Schaltung einbezo- 


Sie kann also durch außerhalb des 
Scehutzbereiches eintretende _Stö- 
rungen nicht [zum ansprechen ge- 
bracht werden und ist mithin ein- 
wandfrei selektiv. a 

3. Der Hauptvorzug der Schaltung 
besteht darin, daß sie einen Fehler 
schon während seines Entstehens wahrnimmt 
und die Abschaltung des schadhaften Kabels so 
früh zeitigbewirkt, daßein Kurz- oder Erdschluß 
überhaupt nicht zustande kommt. Dadurch 
werden die mechanischen Überanstrengungen 


19. August 1920. 


Transformatoren und des Kabels selbst durch 
die dynamische Wirkung der Kurzschluß- 
ströme vermieden und außerdem die Zerstö- 
rung im Kabel auf ein so geringes Maß be- 
schränkt, daß die Beurteilung der Fehlerstelle 
erleichtert und der Reparaturaufwand erheb- 
lieh verringert wird. Es braucht kaum erwähnt 
zu werden, daß sich die Schaltung infolge 
der Eigenart ihrer Anordnung selbsttätig auf 
Betriebsbereitschaft kontrolliert und daß sie 
von fremden Energiequellen unabhängig ist. 
Von Bedeutung ist, daß die Unterteilung der 
Leiter in drei Teilquerschnitte die Fehlerorts- 
bestimmung außerordentlich erleichtert und 
genauer macht, daß ferner infolge des guten 
Kontaktes der unmittelbar nebeneinander 
liegenden Drähte der isolierten Gruppen die 
Voraussetzungen zur Fehlerbestimmung in 
denkbar bester Weise gegeben sind und daß 
die lästigen Maßnahmen des Ausbrennens 
Een seht entwickelter Durchschlagsstellen fort- 
fallen. ö 


Abb. 46. Drehstromkabel (System Pfannkuch). 


Abb. 47. Kabelverschluß. 


Diesen Vorteilen steht allein der Nachteil 
zegenüber, daß die Schaltung eine besondere 
Konstruktion des Kabels voraussetzt und des- 
halb in bestehenden Anlagen nicht anwendbar 
ist. Für neue Anlagen spielt die Konstruk- 
tionsänderung, wie schon erwähnt, keine er- 
schwerende Rolle, da sie sich der üblichen 
Fabrikation anpaßt und die Herstellung der 
Garnituren, insbesondere der Lötstellen, ge- 
löst ist. Die Sicherheitsschaltung ist geeignet, 
die Betriebssicherheit von Kabelanlagen be- 
trächtlich zu erhöhen, sie dürfte berufen sein, 
bei der in nächster Zukunft bevorstehenden 
Entwicklung von Kabeln höherer Betriebs- 
spannung eine bedeutende Rolle zu spielen. 

Der Biermannssche Selektivschutz eignet 
sich, da er ebenfalls keine Hilfsleitungen be- 
nötigt, in gleicher Weise für Freileitungen und 
Kabel. Er stützt sich auf die Entwicklung 
zweier neuer Überstromzeitrelais, deren eines 
vom Strom und deren anderes von der Span- 
nung abhängig ist. Ihre Arbeitseigenschaften 
unterscheiden sich wesentlich von den bisher 
bekannten Relaistypen. 

Das vom Strom abhängige Relais besteht 
aus einem Zweiphasen-Ferrarismotor, bei dem 
die Sättigungsverhältnisse so gewählt sind, 
daß der eine der beiden gegeneinander um 90° 
verschobenen Kraftlinienflüsse einen bereits 
beim normalen Betriebsstrom magnetisch stark, 
der andere dagegen einen magnetisch schwach 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


gesättigten Weg vorfindet. Dadurch wird er- 
reicht, daß das auf.den Rotor ausgeübte Dreh- 
moment (das dem Produkt beider Kraft- 
linienflüsse proportional ist) nur etwa linear 
mit dem das Relais durchfließenden Strome 
anwächst, weil nämlich der eine der beiden 
Kraftlinienflüsse infolge des gesättigten Eisens 
nicht mehr nennenswert anwachsen kann. Mit 
zunehmendem Drehmoment wächst die Ge- 
schwindigkeit der Relaisscheibe, so daß die 
Auslösezeit des Relais umgekehrt proportional 
mit der Stromstärke abnimmt. Dieser Ab- 
hängigkeitscharakter wird, und das ist ein 
wesentlicher Vorzug des Relais, infolge der 
anderseits sehr geringen Sättigung des zweiten 
magnetischen Weges, bis zu sehr hohen Strom- 
stärken gewahrt. Abb. 48 zeigt eine Strom- 


Zeitcharakteristik des Relais; in der Ab- 
sek. Ssek-1 
30 06 


n 


iS 
O2 


—  Auslösezeit 
& 


EFEEEEEEFEER 


o 2 8 & 
— Auslösestrom 


#00 Amp. 


a 


— 


uslösestrom 


Abb. 48. 


bildung ist ferner die reziproke Auslösezeit 
des Relais in Abhängigkeit von der Strom- 
"stärke aufgetragen, da diese Darstellungsweise 
besser den linearen Abhängiskeitscharakter 
erkennen läßt. x 
Das von der Spannung abhängige UÜber- 
strom-Zeitrelais wurde aus einem unabhängigen 
Überstrom-Zeitrelais entwickelt, indem der 
Windflügel des Zeitelementes einfach durch 
eine kleine Aluminiumscheibe ersetzt wurde, 
die zwischen den Polen eines an der Netzspan- 
nung liegenden Dämpfungsmagneten rotiert. 
Um die Zeitcharakteristik des Relais zu ver- 
bessern, wurde in Reihe mit der Spannungs- 
wicklung ein Eisendrahtwiderstand geschaltet. 
Abb. 49 zeigt die so erzielte Abhängigkeit der 


Sek. 


on 2 2» mm 0 90 mo 90 90 0% 
der Betriebssponnung 
Abb. 49, 
Auslösezeit von der Spannung. Die Span- 


nungs-Zeitcharakteristik hat eine sehr brauch- 
bare Form, da gerade im Gebiete niedriger 
Spannungen ein besonders steiler Verlauf der 
Kurve erwünscht ist. 

Außer auf den eben beschriebenen Relais 
beruht der neue Selektivschutz auf einer 
Schaltung, der die Erkenntnis einiger allge- 
meiner Gesetze zugrunde liest. Treffen in 
einem Knotenpunkte mehrere Leitungen zu- 
sammen und tritt auf einer derselben ein 
Fehler ein (Abb. 50a), so werden, wenn an 
den gesunden Leitungen Stromerzeuger liegen, 
beide auf die fehlerhafte Stelle arbeiten; in 
der kranken Leitung fließt also ein stärkerer 
Strom als in den beiden gesunden Leitungen. 
Als Stromerzeuger in diesem Sinne gelten 
aber auch Synehron- und Asynchronmotoren 
da beide Maschinengattungen im Falle eines 
Kurzschlusses die in ihnen aufgespeicherte 
magnetische Energie verlieren und demzufolge 
ihre Kurzschlußströme nach der Fehlerstelle 
hin entsenden. 

. Abb. 50b zeigt drei parallel geschaltete 
Leitungen. Der angedeuteten Fehlerstelle 
fließt nieht nur über die fehlerhafte Leitung 
selbst der Strom zu, auch die gesunden Lei- 
tungen beteiligen sich an der Stromlieferung 
nach der Fehlerstelle hin. Aus der Abbildung 
ist zu erkennen, daß in der fehlerhaften Lei- 
tung ein stärkerer Strom fließt als in den 
beiden gesunden Leitungen. Dasselbe ist 
auch bei zwei parallelen Leitungen der Fall, 
wenn, wie Abb. 50c andeutet, an beiden Enden 
Stromerzeuger im weiteren Sinne des Wortes 
angeschlossen sind oder wenn die beiden Lei- 
tungen ein Teil eines Ringnetzes sind. 

Es ist ein allgemein gültiges Gesetz, daß 
die ee in der Nähe der Kurz- 
schlußstelle am kleinsten ist und daß die 
Spannung um so mehr zunimmt, je weiter 


Heft 33. . 


man sich von der Kurzschlußstelle in Richtung 
der Stromerzeuger entfernt. Werden also die 
Schalter in einem Netz durch spannungsab- 
hängige Relais betätigt, so werden bei einem 
Kurzschluß stets nur die der Kurzschlußstelle 
benachbarten Schalter auslösen, vorausgesetzt 
natürlich, daß die Zeitcharakteristik eine 
zweckmäßige Form hat. Dies gilt indessen 
nicht für die Schalter einer oder derselben 
Station, denn innerhalb derselben ist der 
Spannungsabfall zu gering, um eine Differen- 
zierung der Auslösezeit herbeizuführen. Bei 
Verwendung von spannungsabhängigen Relais 
allein würden also stets auch die der Fehler- 
stelle benachbarten Stationen mit abgeschaltet 
werden (Abb. 50d). 

Um hier Abhilfe zu schaffen, kann man 
das vorhergehend abgeleitete Gesetz der 
Stromverteilung bei Kurzschluß zu Hilfe 
nehmen. Wie Abb. 50d erkennen läßt, fließt 
im allgemeinen in der fehlerhaften Leitung ein 
stärkerer Strom als in den ankommenden 
Leitungen der benachbarten Stationen. 
Schaltet man also in Reihe mit den spannungs- 
abhängigen Relais noch stromabhängige Relais, 
und zwar derart, daß das spannungsabhängige 
Relais nach seinem Ansprechen erst das strom- 
abhängige Ralais freigibt, dieses also erst 
danach abzulaufen beginnt, so hat man damit 
in vielen Fällen ein Mittel gewonnen, um im 
Fehlerfalle den richtigen Schalter zum Aus- 
lösen zu bringen. 

Für parallele Leitungen trifft man zweck- 
mäßig die Anordnung so, daß das spannungs- 
abhängige Relais von der Differenz der in je 
zwei Leitungen fließenden Ströme durch- 
flossen wird. Solange die Leitungen gesund 
sind, führen beide denselben Strom und die 
Differenz beider ist auch bei außerhalb der- 
selben auftretenden Kurzschlüssen Null. Erst 
wenn innerhalb des geschützten Systems ein 
Fehler auftritt, wird, wie die Abb. 50b u. 50e 
erkennen ließen, die gleichmäßige Stromver- 
teilung gestört, und das Relais wird zum An- 
sprechen gebracht. Die Schutzanordnung 
wirkt also differentialschutzartig. 

Abb. 50e gibt nun eine schematische 
Darstellung des neuen Selektivschutzes, sie 
bezieht sich auf einen irgendwo ans einem Netz 


Abb. 50a bis 50e. 


Schaltschema des Schutzsystems Biermanns. 


herausgenommenen, aus zwei parallelen Lei- 
tungen bestehenden Leitungsabschnitt. In 
Reihe mit den Sekundärwicklungen der Strom- 
wandler St liegen zunächst die stromabhän- 
gigen Relais A und die aus zwei gegeneinander 
geschalteten Hälften bestehende Primärwick- 
lung des Hilfstransformators HT. Seine Se- 
kundärwicklung arbeitet auf das spannungs- 
abhängige Differentialrelais DR, dessen Span- 
nungswicklung über zwei parallel geschaltete, 
von den beiden Ölschaltern Oe betätigte Ar- 
beitskontakte an den Meßtransformator HT 
angeschlossen ist. Solange beide Leitungen 
in Betrieb, also beide Ölschalter eingeschaltet 
sind, ist die Spannungswicklung abgeschaltet, 
das Relais DR also sofort wirkend. Die An- 
ordnung arbeitet nun folgendermaßen: 

Bei einem Kurzschluß - außerhalb des 
durch die Sammelschienen 85 eingegrenzten 
Leitungsabschnittes spricht die Schutzanord- 
nung überhaupt nicht an, da die Sekundär- 
wicklung des Hilfstransformators keinen Strom 
führt. Bei einem Kurzschluß innerhalb des 
geschützten Leitungsbereiches spricht das 
Relais DR sofort an und gibt nun die Relais A 
frei; da die fehlerhafte Leitung den größten 
Strom führt, spricht das zugehörige Relais 
zuerst an und schaltet sie ab, während die ge- 
sunde Leitung in Betrieb bleibt, da ihr Relais 
noch nicht abgelaufen ist. Ist nur eine der 
Leitungen in Betrieb, so spricht das Relais DR 
bei jedem Kurzschluß an, sorgt aber dafür, 
da seine Dämpfungswicklung eingeschaltet ist, 
daß die Relais A der der Fehlerstelle benach- 
barten Stationen zuerst freigegeben werden. 
Deren Stromabhängigkeit bewirkt nun «die 


654 


richtige Auswahl unter den Schaltern ein und 
derselben Station. 

Das betrachtete Beispiel schließt somit 
den Fall der Einfachleitung ein. Die Anord- 
nung kann auch sinngemäß auf drei und mehr 

arallele Leitungen übertragen werden, man 

bt nur mittels eines Hilfstransformators die 
Ströme je zweier Leitungen miteinander zu 
vergleichen. 

Der Biermannssche Selektivschutz arbeitet 
in den meisten Fällen einwandfrei. Ein Ver- 
: sagen kann in einigen wenigen Fällen nur in- 

Sofern eintreten, als einmal eine Station fälsch- 
licherweise mit abgeschaltet wird. Da in 
diesem Falle die ankommenden gesunden Lei- 
tungen aber unter Spannung bleiben und da- 
mit sofort erkennbar sind, kann die Störung 
auf sehr kurze Zeit beschränkt werden. 
Schutz arbeitet um so sicherer, je mehr ver- 
mascht ein Netz ist, weil in diesem Falle die 
Wahrscheinlichkeit,. daß die fehlerhafte Lei- 
tung den größten Strom führt, am größten ist. 


Das Tarifwesen der Überlandzentralen. 
Von Fr. Schmidt, Gröbers b. Halle a./S. 


Die Rentabilität der UÜberlandzentralen 
welche sich nicht erheblich auf industrielle Ab- 
nehmer stützen konnten, war vor dem Kriege 
in der Hauptsache deshalb eine schlechte, weil 
die meisten dieser Unternehmungen noch gar 
nicht lange bestanden und die Zahl der ÄAb- 
nehmer und damit die Besserung der Rentabili- 
tät noch von der Zukunft zu erwarten war. Die 
Jahre seit 1914 haben nun für die Überland- 
zentralen zwar eine sprunghafte und große Zu- 
nahme der Anschlüsse und Anschlußwerte ge- 
bracht, aber die erhoffte Besserung der Ren- 
tabilität ist damit nicht eingetreten, weil die 
Erweiterungen der Betriebseinrichtungen die 
erheblichsten Geldmittel beanspruchten. Die 
Überlandzentralen sahen sich daher genötigt, 
nicht nur zur Deckung der gestiegenen Betriebs- 
kosten, sondern außerdem mit Rücksicht auf 
die sehr hohen Erweiterungskosten die Strom- 
gelder erheblich zu erhöhen, ohne damit mehr 
zu erreichen, als gerade das Leben zu fristen. 
Lichtstrompreise von 3 M und Kraftstrom- 
preise von 1,50 M für 1 kWh sind fast zur 
Regel geworden. Damit ist man selbst bei der 
heutigen Geldentwertung zu einer Preishöhe 
gekommen, die den Verbrauch — und damit 
wiederum die Rentabilität — auf das ungün- 
stigste beeinflussen muß. Ganz schlimm sind 
in dieser Beziehung die Überlandzentralen dar- 
an, welche im Ausbau oder in der Entstehung 
begriffen sind. Sg 

Das Tarifgebaren der Überlandzentralen 
muß daher zunächst von dem Gesichtspunkte 
aus betrachtet werden, daß eine Einschränkung 
des Verbrauchs verhindert wird. Weiter ist 
dann darauf zu sehen, daß die Tarife und das 
Bereehnungs- und Einziehungswesen so ein- 
fach wie möglich gestaltet werden, um dadurch 
an Verwaltungsaufwand zu sparen. Eine Ein- 
schränkung des Verbrauchs läßt sich dadurch 
verhindern, daß man für die Einheit des An- 
schlußwertes jedes Abnehmers eine bestimmte 
Mindestabnahme bezahlt verlangt. Das wird 
sich aber in Zeiten, wo durch behördliche An- 
ordnungen der Verbrauch einzuschränken ist, 
schwer durchführen lassen. Die Forderung einer 
bestimmten Mindestabnahme für das Kilowatt 
des Anschlußwertes ist von dem Gesichtspunkte 
aus durchaus gerechtfertigt, daß nach dem An- 
schlußwerte die Betriebseinrichtungen des Un- 
ternehmens geschaifen werden mußten und der 
Abnehmer zunächst soviel an Gebühr zu zahlen 
hat, daß damit der Kapitaldienst seines Anteiles 
an den Betriebseinnahmen gedeckt werden 
kann. Die Bezahlung einer bestimmten Mindest- 
abnahme erreicht in gerechter Weise das Ziel 
nur unvollkommen. Er erscheint daher richti- 
ger, zunächst für jedes Kilowatt des Anschluß- 
wertes eine Jahresgebühr zur Aufbringung des 
Kapitaldienstes festzusetzen. Beispiel: Anlage- 
kapital 20 Mill. M, Anschlußwert 10 000 kW, 


Zinsen 5%, Abschreibungen 215%, zusammen ' 


7%% oder 1,5 Mill. M. Auf jedes Kilowatt ent- 
fallen hiervon 150 M. Die Anschlußwerte für 
Kraftanschlüsse lassen sich ohne Schwierig- 
keiten genau ermitteln, a ist das für 
Lichtanschlüsse nicht möglich, und es bestehen 
hier in der Praxis die verschiedensten Gebräu- 
che. Bei dem einzelnen Verbraucher schwankt 
nicht nur die Zahl der Lampen der Beleuch- 
tungskörper, sondern auch die Leuchtkraft der 
benutzten Lampen. Es wäre wünschenswert, 
wenn man allgemein nach festen Regeln den 
Lichtanschlußwert ermittelte. Eserscheint mir 
zweckmäßiger, den Anschlußwert nach den 
Brennstellen zu ermitteln, u. zw. für jede 
durch einen einfachen Schalter bediente Brenn- 
stelle. Mehrfachsehalter zählen entsprechend 
mehrfach, Wechselschalter aber einfach. Jede 


Der 


= 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heit 33. 


Brennstelle wird beim einfachen oder Wechsel- 


schalter zu 25 W gerechnet, bei Mehrfachschal- 
tern entsprechend mehrfach. Jede feste Steck- 
dose rechnet als eine Brennstelle. 


mehreren Lampen, so ist die Bewertung mit zu- 


sammen 25 W oder 50 W bei Doppelschaltung 


zu niedrig. Es dient aber anderseits zum Aus- 
gleich, daß die einfachen, meist nur mit Lam- 


pen von 8 bis 10 W versehenen Brennstellen 
in Fluren, Klosetts usw. mit 25 W bewertet 
werden. Mit Rücksicht darauf, daß, auf das 


Kilowatt des Anschlußwertes bezogen, die Vor- 


teile undAnnehmlichkeiten eines Lichtanschlus- 
ses größer sind als die eines Kraftanschlusses, 
wird man den Einheitssatz des Anteiles an den 
Kapitaldienstkosten der Lichtanschlüsse höher 
bewerten als den der Kraftanschlüsse. In obigem 
Beispiel sollen die 10 000 kW Anschlußwert mit 
3000 kW auf Licht- und mit 7000 kW auf Kraft- 
anschlüsse entfallen. Für jedes Kilowatt Licht- 
anschlußwert ist das Doppelte von der Gebühr 
des Kraftanschlusses zu zahlen, also rd 220 M 
gegenüber 120 M für Kraft. Für die Brennstelle 
von 25 W wären dann 5,50 M zu zahlen. Jeden- 
falls ist nach den Verhältnissen jedes Werkes 
die Gebühr so auf Licht und Kraft zu verteilen, 


daß sie für den Anschlußwert der Motoren in 
den richtigen Grenzen bleibt. 


Mit einer solehen Gebühr wären die Un- 


kosten des Unternehmens für den Kapitaldienst 
Es sind nun aber weiter zu decken 
die Kosten für Verwaltung, Unterhaltung und 
Strom bezug. Die 
Kosten für Verwaltung und für Unterhaltung 


gedeckt. 
Stromerzeugung bzw. 
des Leitungsnetzes stehen ziemlich fest und wer- 


den nur von der Höhe der Lohnsätze und Ma- 
terialpreise beeinflußt. Die Kosten der Erzeu- 


gung bzw. des Strombezuges sind dagegen ab- 
hängig vom Verbrauch. Um eine feste Grund- 


lage zur Deckung der Unterhaltungs- und Ver- 
waltungskosten und der gleichbleibendenTrans- 


formierungsverluste zu haben — Unkosten, die 


durch den Verbrauch zu decken sind —, muß 
man mit einem bestimmten Mindestverbrauch 


rechnen und für jedes Kilowatt Anschlußwert 


eine entsprechende Mindestabnahme an Be- 
nutzungsstunden verlangen. Da die Kapital- 
dienstkosten bereits durch die feste, vom Ver- 
brauch unabhängige Gebühr gedeckt sind, kann 
die Anzahl der Mindestbenutzungsstunden so 
bemessen werden, daß sie von behördlichen 
Einschränkungsvorschriften nicht berührt wird. 
Der Preis für die Kilowattstunde des Mindest- 
verbrauches wird in einer Höhe festgesetzt, daß 
dadurch nach Möglichkeit die Verwaltungs- und 
Unterhaltungskosten und ein anteiliger Betrag 
der Stromerzeugungs- bzw. Einkaufskosten ge- 
deckt werden. Der über den Mindestverbrauch 
hinausgehende Verbrauch wird dann mit einem 
erheblich niedrigeren Betrage bezahlt. Ein 
Unterschied im Preise zwischen Licht- und 
Kraftstrom findet nicht statt. Die günstigere 
Behandlung des Kraftverbrauchs gegenüber 
dem Lichtverbrauch drückt sich in de unter- 
schiedliehen Bemessung der Leistungsgebühr 
und der Benutzungsstunden aus. Im Falle des 
obigen Beispiels beträgt der Verbrauch für 
9000 kW mit 200 Benutzungs- 

stunden Ar  ESEMITER UN 
1000 kW Großabnehmer mit 


1500 Benutzungsstunden . 1,5 „ „ 
3,3 Mill. kWh 
Leitungs- und Transformie- 
rongsverlust Free 3710 nz 
Einkauf . 4,3 Mill. kWh 


Die Verwaltungs- und Unter- 
haltungskosten betragen . 1,500 Mill. M 
Stromeinkauf: 4,3 Mill. kWh 


zur je=b0-.Rise 2,100 
3,650 Mill. M 
Die Großabnehmer zahlen 
fürl1,5 Mill. kWh ers Pers 05 
Bleiben für die übrigen Ab- 
nehmerk nz 29ER 
Mindestabnahme 200 Benu- 
tzungsstunden für Licht- u. 
150 für Kraftanschlüsse. Es 
kommen dafür ein: 
3000x 200=0,6 Mill. kWh 


Liehtverbrauch 

6000 x 150=0,9 Mill. kWh 
Kraftverbrauch 

zus. 


1,5 Mill. EWh zu je 
$ u .. 2,250 Mill. M 
Der darüber hinausgehende Verbrauch mit 
1,3—1,5 Mill. = 0,3 Mill. kWh hat zu decken 
2,525 — 2,250 Mill. = 0,25 Mill. M. Dafür wird 
der Preis auf 1 M für die Kilowattstunde fest- 
gesetzt. Ein Gewerbetreibender, der 5 kW 
Kraft angeschlossen hat und damit 2500 kWh 
verbraucht, würde bezahlen: Zunächst die 
Leistungsgebühr und dann für 5.150750 kWh 
je 1,50 M und für 2500— 750—=1750 kWh je IM. 
Wie man hieraus ersieht, ersetzt eine solche 
Tarifgestaltung die meist groben und umständ- 


Hängt in 
einer Brennstelle ein Beleuchtungskörper mit 


ar 9. August 1920. 


lichen Benutzungsstunden-Rabatte in ein- 
fachster Weise. Reine Lichtstromabnehmer 
können Bügeleisen oder Kochtöpfe an die Licht- 


leitung anschließen. Entweder verbrauchen sie. 


für Licht die Mindestbenutzungsstunden nicht 
oder der Heizstromverbrauch geht darüber hin- 
aus. In beiden Fällen ist der Heizstrom billiger 
als der Lichtstrom. Da eine Leistungsgebühr 
für die Heizkörper nicht gezahlt wird, verbilligt 
sich dadurch der Heizstrom weiter. Bügeleisen 
und Kochtöpfe werden meist außerhalb der 
Liehtspitzenbelastung benutzt; der Gebrauch 
kann den Werken nur willkommen sein. 


Das Berechnungs- und Einziehungswesen 
läßt sich nunmehr sehr einfach gestalten. Nach 
dem Anschlußwerte wird die Leistungsgebühr 
festgesetzt und daneben nach Anschlußwert, 
Benutzungsstunden und Einheitspreis die Zah- 
lung für Mindestabnahme. Der sich hieraus er- 
gebende Jahresbetrag ist in vier gleichen Teilen 
am Beginn jedes Vierteljahres — also im voraus 
— zu zahlen. Die Zähler werden nur einmal am 
Jahresschluß abgelesen. Ist der Verbrauch 
größer gewesen, dann erhält der Verbraucher 
eine Nachrechnung über den Mehrverbraüch. 
Eine Zählermiete ist in der Leistungsgebühr 
mitberücksiehtigt. Welche Kosten durch den 
Fortfall der monatlichen Zählerablesungen, der 
Berechnung der Zahlung und Ausschreibung 


der Rechnungen gespart werden, kann man sich _ 


leicht ausrechnen. 


Dadurch, daß für Licht- und Kraftver- 
brauch ein Preis besteht, spartein Verbraucher 
von Licht und Kraft Installationskosten und 
das Werk die Kosten für einen zweiten Zähler. 
Ich möchte hierbei nochmals auf meine in der 
„ETZ“ 1915, 8. 561, gegebene Anregung hin- 
weisen, für kleinere Lichtabnehmer den Pau- 
schaltarif einzuführen. Eine große Anzahl von 
Elektrizitätswerken hat seither vom Pauschal- 
tarif aus Mangel an Zählern Gebrauch gemacht 
und ist damit meist zufrieden. Einer Strom- 
verschwendung wird man jetzt durch den Hin- 
weis der Verbraucher auf den Umstand begeg- 
nen können, daß bei der Lebensdauer und dem 
Preise der Metalldrahtlampen jede Stunde un- 
nützes Brennen 2 Pf Lampenkosten verursacht. 

Eine Reihe von Überlandzentralen hat für 
landwirtschaftliche Abnehmer Mindestentnah- 
men nach dem Umfange des bewirtschafteten 
Landes festgesetzt. Wenn damit ebenfalls das 
Ziel einer Rentabilität erreicht wird, so ist zu 
beachten, daß es einer fortlaufenden Kontrolle 
zur Ermittlung des Umfanges des bewirtschaf- 
teten Landes bedarf. 


Förderung der Windkraftausnutzung. — 
Der Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung 
(AWF) hat sich infolge eines dem Verein 
deutscher Ingenieure im vorigen Jahre zuge- 
gangenen Antrags mit der Frage der Wind- 
kraftausnutzung befaßt. Das Charakteristische 
dieses Antrags war der Vorschlag, das durch 
Windkraft‘ geförderte Wasser in hochliegenden 
Teichen aufzuspeichern, um einmal das Wasser 
direkt für bodenkulturliche Bewässerungs- 
zwecke zur Verfügung zu haben und gleich- 
zeitig das hochgeführte Wasser an Stelle des 
elektrischen Akkumulators für Kraftzwecke 
zu benutzen. Die entwickelten Gedanken- 
gänge des AWF gipfeln hauptsächlich in den 
Punkten: 

1. Wie sind dieWindstärkenverhältnisse in den 
einzelnen Gegenden zu den verschiedenen 
Tages- und Jahreszeiten? 

2. Feststellung der Mittel, um die Windkraft 
in möglichst wirtschaftlicher Weise in die 
gewollte mechanische Arbeit umzusetzen. 

3. Nutzbarmachung der Resultate in erster 
Linie für die Landwirtschaft, u._zw. be- 
sonders dort, wo der Arm der Überland- 
zentrale nicht hinreicht. Hierbei Wahl der 
geeignetsten Aufstellungspunkte. In Nord- 
deutschland sind die Windverhältnisse im 
niit günstiger als in Süddeutsch- 
and. 

Für die Weiterarbeit wird dann ein um- 
fassendes Programm in teehnisch-landwirt- 
schaftlicher und wirtschaftlicher Beziehung 
aufgestellt. 

Diese Vorarbeiten hat der AWF dem 
„Ausschuß für Technik und Landwirtschaft“ 
zur Verfügung gestellt. Die künftige Mitarbeit 
will der AWF nur noch auf die Frage der 
Typung und Normung der Windmaschinen 
erstrecken. (,‚Mitteil. des Ausschusses für wirt- 
schaftliche Fertigung‘ 1920, Heft 10/11). 


Lbe. 


Ben" 


19. August 1820. Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 33. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Erbauung eines staatlichen Hochspannungs- 
netzes in Nord-Frankreich. — Die französische 
Kammer hat im Oktober 1919 einen Gesetz- 
entwurf angenommen, der den Staat ermäch- 


RUNDSCHAU. 


Um ähnliche Störungsfälle zu vermeiden, 
empfiehlt Torchio Isoliermaterial von erwiese- 
ner Verläßlichkeit, angemessene Unterteilung 
des Kupfers, Versetzung der Leiter in den Wick. 
lungen und reichliche Lüftung der ganzen Ma- 


ER Kriegsbesch. Leitg. . 
Rrehb. dtsch. Leit. Bei 


schine. Die Betriebstemperatur des Kupfers 
sollte auf 100° C oder we- 

nig mehr beschränkt wer- 

Kraftwerk. den. Ein zu großer Spiel- 

—— Staatsnetz: 1290 kV. raum für die Betriebstempe- 


45 u.65 kV. ratur führt zu Störungen. 


Dynamos in Wasser- 


Arlone 77  Vorh. 65 kV-Leitg. kraftwerken, die mit gleich- 
Er Geplante Leitung. malbiger Pelastiing” Een 

Sue ‚100 kV-Leitune. ten, hat Glimmer für hohe 

=; H& } Temperaturen eine unbe- 

ER F kann € grenzte Haltbarkeit, wäh- 

BE Stan ; &% rend er unter ähnlichen Ver- 

en Vouziers ” hältnissen bei Dampf-Tur- 

BE bodynamos im aussetzen- 

Erakege ER Pe. E den Betriebe versagt. Die 


N 
NAT Sachälerıs 


j 
9/ 3 
Kehambley A Goudrefing 


! | Prüfspannung für Wieklun- 
gen sollte auf 3-mal die volle 


LS Spannung plus 1000 V er- 
Nancy te. 3 eSareme höht werden. Glimmer- und 
: NL RRSGE Asbestisolation in Streifen- 
et gccarat .- D 5 
RER 5 form für die Magnetwick- 
N Me ey > = lungen ist zuverlässiger als 
! I \ Be BE ei r BEE = 
Bub ER rlschiben former Ben, Er Ban; Isolation aus Faserstoffen. 
; ; Bar Kemmer) an sColmar Massive Felder sind den ge- 
in Nordfrankreich. Er Müner 1 s 
: BEN Be blätterten oder selbst den 
4 + 
Slangres Lu 7 N Yarumpuse aus Platten aufgebauten Vor- 
5 N zuziehen. Bei der Zufüh- 
N rung von Kühlluft ist große 


tigt, in dem gesamten ehemaligen Kampfgebiet Wicklung niederschlägt. (‚‚Journ. A. I. E. 102 
Ww. 


von der Schweizer Grenze bis nach Lille!) ein 
Hochspannungsnetz zu erbauen und die Bedin- 
gungen für den Betrieb dieses Netzes festzu- 
setzen. Hierzu sollen unter staatlicher Beihilfe 
zunächst die zerstörten Kraftwerke wieder auf- 
gebaut bzw. die von den Deutschen für Kriegs- 
zwecke eingerichteten Kraftwerke entsprechend 
ausgestaltet werden. Von den Netzen sollen in 


‚erster Linie erbaut oder wiederhergestellt wer- 


den die 45 000-V-Leitungen, wie sie aus dem 
beigefügten Plan ersichtlich sind, während die 
übrigen Höchstspannungs-und Verbindungslei- 
tungen später errichtet werden sollen. Die 
Arbeiten sollen entweder vom Staate selbst 
oder durch konzessionierte Unternehmer aus- 
geführt werden. 135 Mill. Fr sind hierfür vor- 
gesehen. Der Betrieb soll den zu einer Gesell- 
schaft zusammengeschlossenen Unternehmern 
übertragen werden, die entweder als Staats- 
beauftragte oder als Konzessionäre auftreten. 
Für die Benutzung des Netzes werden die nähe. 
ren Bestimmungen und Preise in dem Beding- 
nisheft festgelegt. Die Statuten der Betriebs- 
gesellschaft müssen von der Regierung geneh- 
migt werden. Auch muß der Staat in dem Ver- 
waltungsrat vertreten sein. Sein Präsident 
wird von dem Arbeitsminister ernannt. Sgl. 


Elektromaschinenbau. 


Übersicht über die Betriebsstörungen der 
großen Turbodynamos. — An Hand von Be- 
richten über 55 Betriebsschäden an Turbo- 
dynamos, die in den Ver. Staaten im Betrieb 
stehen und Leistungen von 5000 bis 30000 kW 
haben, gibt Ph. Torchio eine nach Art der 
Schäden geordnete Übersicht. Die kleineren 
Maschinen sind 12 bis 16 Jahre alt, die größeren 
haben neuzeitliche Bauart. 

Die Störungen, von welchen mehrere an 
demselben Maschinensatz vorkamen, sind fol- 


gende: 


l. Allgemeine Schäden: 


Feuchtigkeit . . 3 
Nicht feststellbar 3 
6 
2. Ankerstörungen: 

Mechanische Beschädigung 3 
Erwärmung der Wicklung _. 17 
Erwärmung des Eisens . 2; 
Gelockerte Lamellen ... . 1 
Feuchtigkeit der Kühlluft 3 
Bruch der Stirnschilde . Re 

Erwärmung der Verbindungsstelle der 
Wacker N 7 
NIchtieststellbangeer no nero 
sl 

3. Feldstörungen: n 
Lose Verbindungen car. 2... 2:23 
Erdschlu "EB IE en 

Erdschluß durch Sammelschienenkurz- 
SahleB.- - er 
Lockerung der Dämpferwicklung ... 2 
16 


1) Genie Civil Bd. 75, 1919, $. ag6, 


Sorgfalt erforderlich, damit 
sich keine Feuchtigkeit und 
kein Kondensat auf der 


Juni 1920, S. 548). 


Verkehr und Transport. 


Vergleich der verschiedenen Lokomotiv- 
förderungen in Gruben. — Zur Erlangung von 
Unterlagen über den Anteil der verschiedenen 
‚Grubenlokomotivarten in der unterirdischen 
Gesamtkoblenförderung des Ruhrbezirks im 
Jahre 1919 hatte der Dampfkessel- Über- 
wachungsverein der Zechen im Oberbergamts- 
bezirk Dortmund an alle Zechen einen Frage- 
bogen gesandt, aus dessen Beantwortung wir 
die nachstehenden, sehr bemerkenswerten An- 
gaben entnehmen: 


655 


Sich hier ein zweiter Lichtbogen bildet 
(Abb. 2b), der aber infolge der Abkühlung 
durch die -Rohrwand und seine eigne zu- 


nehmende Länge bald abreißt (Abb. 2c). Nun 
verdichtet sich der Wasserdampf wieder, und 
die Flüssigkeit im Rohr kehrt allmählich 


Abb. 2. Überspannungssch utzapparat. 


auf die Höhe derjenigen außerhalb des 
Rohres zurück, wobei die erwähnte kleine 
Öffnung den Druckausgleich vermittelt. Bei 
atmosphärischen Entladungen wird sich der 
Vorgang insofern etwas anders abspielen, als 
nach Ausgleich der schnell verlaufenden at- 
mosphärischen Überspannung der durch sie 
eingeleitete Kurzschluß die oben geschilderte 
Kette von Geschehnissen hervorruft. (Genie 
Civıls Bd 76, 1920,78. 536 nach Electrical 
World v. 14. II. 1920). nl. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Neuere Moll-Stumpfschweißmaschinen. — 
Das Stumpfschweißen von Stäben, besonders 
solcher von rundem Querschnitt, im Schmiede- 
feuer erhitzt, erfordert eine große Geschick- 
lichkeit. Die Festigkeit an der Schweißstelle 
ist bei dieser Schweißung sehr verschieden. 
Auch sind Fehlausführungen nicht selten, so 
daß manche Schweißung mehrere Male ge- 
macht werden muß. Für die Güte der Aus- 


Bersrderd Leistung Mittlere Betriebs- 
rder : 
- k ive 7 n ER. einer kosten auf 1Nutz/t km 
Art der Lokomotiven Zahl Kohle insgesamt Pelsmoliee 1919 1914 
t Nutz/tkm | Nutz/tkm Pf | Pf 

Elektrischer Fahrdralt . . . ... 881 26 748 979 77 386 717 | 87 840 45,2 10,40 
Druckluft re 624 14 983 629 27 756 770 44 482 19,86 | 16,95 
Benzol re 721 13 826 248 23 038 499 | 31 954 84,27 | 19,67 
Akkumulatoren: 0. 0 00 55 1 326 006 3 743 053 | 68058 | 96,60 15,20 

zusammen 2281 56 920 862 | 131 925 039 = =: = 


Es geht daraus hervor, daß die elektrischen 
Lokomotiven nicht nur an sich in der über- 
wiegenden Mehrzahl sind, sondern daß eine 

‚elektrische Lokomotive um 174 bzw. 100% 
mehr als die Benzol- und Druckluftlokomotive 
leistet und dabei nur 48 bzw. 45%, von deren 
Betriebskosten erfordert. (Glückauf 10. VII. 
1920, S. 551.) Z. 


Apparatebau, 


Neuer Überspannungsschutz. — CHE: 
Bennet hat einen neuartigen billigen Über- 
spannungsschutz entwickelt, der dem gleichen 
\weck dient wie der seit Jahren bewährte 
elektrolytische Blitzableiter. Er ist für alle 
gebräuchlichen Spannungen bis 120 kV typen- 
mäßig durchgebildet worden und besteht, wie 
Abb. 2 zeigt, aus einem gut geerdeten, mit 
einer geeigneten, schwach leitenden Flüssig- 
keit gefüllten, zylindrischen Metallgefäß, in 
welches ein nach oben bis auf eine ganz kleine 
Öffnung abgeschlossenes, an einem Hoch- 
spannungsisolator befestigtes Rohr aus Por- 
zellan oder dgl. senkrecht eintaucht. Letzteres 
enthält in seinem oberen Teil eine mit der 
Hochspannungsleitung durch eine Hörner- 
funkenstrecke in Verbindung stehende Kolben- 
elektrode. Das Gefäß ist mit Flüssigkeit 
so weit gefüllt, daß die Elektrode nur wenig 
eintaucht. Sobald Überspannungen den an 
den Hörnern eingestellten Wert überschreiten, 
bildet sich an letzteren ein Liehtbogen sowie 
an der Elektrode durch Stromwärme Wasser- 
dampf. Dieser ‚treibt die Flüssigkeit durch 
seinen Druck in der Röhre nach unten, so daß 


führung kann keine Gewähr übernommen wer- 
den. Dabei erfordert diese Arbeit viel Brenn- 
stoff und einen hohen Kraftbedarf für das 
Herdgebläse. Die Arbeiter haben bei dieser 
Arbeit unter der Hitze, Rauch und Staub, be- 
sonders im Sommer, sehr zu leiden. Verwickelte 
Schmiedestücke werden lieber aus einem Stück 
hergestellt, als daß einzelne Teile ausge- 
schmiedet und diese dann zusammengeschweißt 
werden. Alle diese Mängel vermeidet die Stumpf- 
schweißmaschine. Das untersuchte Gerät be- 
steht aus einem Wechselstromtransformator 
von 75kVA. Es können 5 verschiedene Stufen 
eingeschaltet werden, die ein Übersetzungs- 
TER ane von 22,0 :3,6 oder 4,03 oder 4,4 
oder 5,18 oder 5,8 V ergeben. 

Die zu schweißenden Enden werden 
zwischen Backen gepreßt, die gleichzeitig die 
Klemmen der Sekundärspulen des Transfor- 
mators sind. Damit die Backen nicht zu heiß 
werden, werden sie durch Wasser gekühlt. 
Der Wasserverbrauch war bei der Messung 
etwa 861/h. Eine Klemmbacke kann gegen 
die andere verschoben werden, damit die 
Stoßstellen der beiden miteinander zu ver- 
bindenden Schweißstücke recht fest zusammen- 
gepreßt werden können. Dies ist sowohl beim 
Beginn als auch während der erzeugten 
Schweißhitze nötig. Durch einen Fußtritt 
wird der Transformator auf der Primärseite 
eingeschaltet. Ebenso erfolgt die Ausschal- 
tung durch einen Fußtritt nach Fertigstellung 
der Schweißung. Hierdurch entstehen keine 
Leerlaufsverluste. In Zahlentafel I sind die Mes- 
sungsergebnisse eingetragen undin Abb. 3 bild- 
lich dargestellt. Der Strom wurde unter Zwi- 

| schenschaltung eines Stromtransformators mit 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 33. 


856 
Zahlentafelı. Betriebsergebnisse von Stumpfs chweißmaschinen. 
; q ; Schweißstücke 
Nr Sek. | Amp. | Volt | kVA | kW | kWh | cos p En use 2 
| | Stufe mm cm? 
1 1,0 |240 |.024 | 0,155 0,647 | 1 Leerlauf En 
2 10,7 |102 | 236 |24,05 119,5 | 0,057 0,799 N 195 2,84 | Schweißeisen 
3 1,25| 240 | 0,30 | 0,188 0,627 2 Leerlauf i 
4 | 25 lı54 [232,2 |35,8 |243 | 0,166| 0,6655) 2 | 2 4,91 | Flußeisen 
5 | 582 158,8 | 229,9 |36,5_ 22,56 | 0,357 | 0,606) 2 150x<16| 8 ® 
6 1,6 |240 | 0,384) 0,225 0,587) 3 Leerlauf 
7 ! ss  |206,7 | 227,4 |46,95 |27,80 | 0,259| 0,553) 83 [50x16| 8 B En 
8 58 199,4 | 230,1 | 45,88 | 27,06 | 0,436 | 0,590 3 355 9,62 | Fluß- und Schweißeisen 
9 2,18] 240 0,523] 0,275 0,526 4 Leerlauf } 
10 |124,2 255,4 | 219 |55,93 28,692] 0,942 | 0,488 4 42 @ | 13,85. Flußeisen 
11 2,95) 240 0,708) 0,363 0,514 5 Leerlauf 
12 \1432 |324° | 216,9 |70,3 34116] 1,346 0485| 5 | 509 | 19,64 Er 


einem Übersetzungsverhältnis von 400 :1 A 
mit einem dazu geeichten Amperemeter ge- 
messen.Die Leistung wurde unter Zwischen- 
schaltung eines anderen Transformators (Über- 


059 kW Wh Sek 
08 KVA 160 
07 70 1 1 74. 140 
as 
06 60 12 120 
05 50 10 100 
WA f 
04 40 : . 08 80 
30.— 06 60 
20 E T 04 40 
10 f N 02 20 
D 2 
N) IE: Ds ZU Dar 


2 4 6 a | T214316 
Abb. 3. 


I8 20 


setzung 600/5 A) mit einem Wattmeter für 5. A 
und zur Kontrolle die Arbeit durch einen 
Wechselstromzähler ermittelt. (Abb. 4). Um 
auch Teilumdrehungen der Motorscheibe des 
Zählers ermitteln zu können, wurde die Haube 


Ausschalfer 


zum Fußiritt 


7 Schweißmaschine 
Er Schweißstücke 
Abb. 4. 


des Zählers bei der Messung entfernt. Der 
Kilowattstunden-Verbrauch ist bei gleichem 
Stoff und gleichem Querschnitt abhängig von 
dem Zustand der Stoßfläche und von dem 
Druck der Stoßflächen gegeneinander. Auch 
ist die Wahl der Stufe des Transformators 


nieht ohne Einfluß auf den kWh-Verbrauch 
(Siehe Zeilen 5 und 7 der Zahlentafel 1). Die 
AR Werte sind Mittelwerte mehrerer 
Schweißungen, die unter gleichen Verhältnissen 
vorgenommen wurden. Der Stromverbrauch 
ist äußerst gering, so daß bedeutende Er- 
sparnisse an Zeit, Brennstoff, Kraft und Geld 
gegenüber dem Schweißen im Schmiedefeuer 
erzielt werden, wenn viele Schweißungen vor- 
kommen, wie es z. B. in Ausbesserungs- und 
Eisenbahnwerkstätten der Fall ist. Abb. 5 
stellt die vordere Ansicht der beschriebenen 
Maschine dar, welche von der Mollwerke 
A. G., Chemnitz, herrührt. Die Firma fertigt 
auch andere auf dem gleichen Prinzip be- 
ruhende Maschinen an. Abb. 6 zeigt die An- 


max Energieaufnahme 16 kVA. 
max. Nietdurchmesser 20 mm. 


Abb. & Moll-Nieterhitzmaschine Type N WM. 


sicht einer Nietwärmemaschine. Es wird erst 
der im Bilde links, dann der rechts gezeigte 
Niet erhitzt. Arbeiten die Nieter schnell, so wird 
die höchste Übersetzung, arbeiten sie lang- 
samer, so wird eine der 4 niedrigeren Über- 


max. Fnergieaufnahme 75 kVA. 
max. Schweißquerschnitt 2300 mm?. 


Abb. 5. Moll-Stumpfschweißmaschine Type St M 


max. Energieaufnahme 10 kVA. 
max. Gliedstärke 8 mm. 


Abb. 7. Moll-Kettenschweißmaschine Type KM. 


f 


19. August 1920. 


setzungen eingeschaltet. Die Niete erhitzen 
sich auch, wenn sie in der Eile etwas schräg 
gestellt werden. 

Abb. 7 zeigt eine Kettenschweißmaschine, 
Abb. 8 eine Blechschweißmaschine. Abb, 9 
zeigt eine an 4 Stellen geschweißte. Brems- 


Energieaufnahme 8 bis 50 kVA. 
Abb. 8. Blechnahtschweißmaschine Type PMJL. 


Abb. 9. Elektrisch geschweißte Brenisdreieckswelle 
geschweißt auf Type St M 7. 


dreieckswelle. Die Biegeprobe zeigt, daß die 
Bruchstellen nicht an der Schweiß-, sondern 
an anderen Stellen aufgetreten sind. Wie 
viele Proben ergeben haben, wird durch die 
Scehweißung im allgemeinen die Güte des Bau- 
stoffes an der Schweißstelle verbessert. 


Th. Vaillant. 


Fernmeldetechnik. 


Vollendung des Ostpreußenkabels. — Am 
4. VII. 1920 ist in Königsberg durch einen Fest- 
akt die neue Seekabelverbindung Leba-Ten- 
kitten, das von Felten & Guilleaume herge- 


stellte längste Fernsprechkabel der Welt, 


dem Betrieb übergeben worden. 


‚Jahresversammlungen, Kongresse, 
‚Ausstellungen. 


Deutsche Ostmesse Königsberg 1920. — 


-Das Meßamt der Stadt Königsberg ist durch den 
Transportarbeiterstreik veranlaßt worden, die | 
für den 15. VIII 1920 angekündigte deutsche 
Ostmesse nunmehr vom 26. IX. bis 1. X. 1920 - 


abzuhalten. 


Gewerblicher Rechtsschutz für die Frank 


furter Herbstmesse. — Für die in Frankfurt a.M. 
vom 3. bis 9. X. 1920 stattfindende internationale 


Messe tritt wiederum der Schutz von Erfindun- 


gen, Muster- und Warenzeichen in Kraft. 


19. August 1820 


Verschiedenes. 


Die Reform der höheren Verwaltung. — 
Ein von fünf großen Verbänden mit insge- 
samt über 400 000 Mitgliedern beauftragten 
Ausschuß hat „Richtlinien für Vorbildung und 
Auswahl der Beamten für den höheren öffent- 
lichen Dienst‘ ausgearbeitet, die allen den 
Regierungsstellen und Parlamenten im Reich 
und in den deutschen Ländern vorgelegt 
worden ist. In diesen Richtlinien finden die 
langjährigen ernsten Bestrebungen der Männer 
zusammenfassender Verbände verschiedener 
Geistesrichtung, Techniker, Aerzte, Richter, 
Volkswirte u. a. eine gemeinsame Äußerung. 


Der Reiehsbund Deutscher Technik 
mit 75 Ortsgruppen und 210 angeschlossenen 
Körperschaften, insgesamt 200 000 Mitgliedern, 


der Deutsche Ärztevereins-Bund 
mit 32 000 Mitgliedern 


der Preußische Richterverein 
mit 8000 Mitgliedern 


der Reichsausschuß der akademischen Berufs- 

stände 

mit 135 angeschlossenen Körperschaften und 
insgesamt 180 000 Mitgliedern 


der Reichsverband der Deutschen Volkswirte 
(Deutscher Volkswirtschaftlicher Verband) 
mit 3000 Mitgliedern. 


Wir bringen hier die Richtlinien zum Ab- 
druck. 


Richtlinien 


für Vorbildung und Auswahl der Beamten für 
den höheren öffentlichen Dienst. 


1. Für den höheren öffentlichen Dienst des 
Reiches, der Länder und der Selbstverwal- 
tungskörper muß die gesamte geistige Kraft 
des Volkes zusammengefaßt und nutzbar ge- 
macht werden. 

Das Reich und die Länder, sowie auch die 
Selbstverwaltungskörper haben für ihren Dienst 
den Anspruch auf die besten Kräfte aus allen 
Kreisen des Volkes. 


2. Der Beamte soll charakterfest und un- 
bestechlich, berufs- und verantwortungsfreudig 
sein und. nur das Wohl der Allgemeinheit im 
Auge haben. Er soll für seinen Beruf auf die 
vollkommenste Weise vor- und ausgebildet 
werden. 

Die Tüchtigkeit eines Beamten darf nur 
beurteilt werden nach seinen geistigen Fähig- 
keiten und Eigenschaften, seinen Kenntnissen 
und Leistungen. 


3. Die Vorbildung für den höheren Dienst 
wird in der Regel durch ein abgeschlossenes 
Hochschulstudium, verbunden mit praktischer 
Tätigkeit, gewonnen. 

Dabei sind zur Vorbildung für die all- 
gemeine Verwaltung alle Studienfächer, deren 
Gegenstand für die Verwaltung von Bedeutung 
ist, mit gleichem Rechte zuzulassen. \ 

Für die Sonderzweige der Verwaltung ist 
die durch die gegebenen Prüfungen des Sonder- 
faches abgeschlossene Hochschulbildung Vor- 
aussetzung. 

4. Das Ziel der Vorbildung ist die Ent- 
wicklung und Festigung des Verstandes, des 
Charakters und Willens, des Urteils und freien 
Blickes auf Grund eingehender Kenntnisse 
und Fertigkeiten auf einem enger umgrenzten 
Gebiet (Berufsstudium) und guten Überblicks 
auf den Gebieten menschlichen Wissens und 
Könnens, die für den höheren Dienst von be- 
sonderer Wichtigkeit sind. 


5. Die Zulassung zum Vorbereitungsdienst 
der allgemeinen höheren Verwaltung, der der 
Berufsausbildung des Beamten zu dienen hat, 
ist an das Bestehen der ersten Verwaltungs- 
prüfung geknüpft. 


Die Abschlußprüfungen der Universitäten, 
der Technischen Hochschulen, der Landwirt- 
schaftlichen Hochschulen, der Handelshoch- 
schulen und anderer für geeignet befundener 
Hochschulen sind als Teile der ersten Verwal- 
tungsprüfung anzuerkennen. Es sind Be- 
stimmungen zu erlassen, in welchem Umfange 
diese Prüfungen noch in der ersten Verwal- 
tungsprüfung zu ergänzen sind; Verständnis 
für das wirtschaftswissenschaftliche und das 
rechtswissenschaftliche Gebiet ist von allen 
Prüflingen zu verlangen. 

Es werden auf breiter Grundlage Prü- 
fungsbehörden eingesetzt, welche diese Be- 
stimmungen ausführen, die Prüfungsräte bilden 
und das ganze Prüfungswesen überwachen. 

6. Der Vorbereitungsdienst in der höheren 
allgemeinen Verwaltung dauert in der Regel 
drei Jahre. 

Es werden Bestimmungen über die Ge- 
staltung des Vorbereitungsdienstes erlassen. 
Die bei Selbstverwaltungskörpern und im freien 
Erwerbsleben gebotenen Ausbildungsmöglich- 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heft 33. 


keiten sind weitgehend zu berücksichtigen. 
Die vor der ersten Verwaltungsprüfung der 
Gewinnung von praktischen Lebenserfah- 
rungen gewidmete Zeit kann auf den Vorbe- 
reitungsdienst angerechnet werden. 

Der Vorbereitungsdienst wird durch die 
„zweite Verwaltungsprüfung‘ abgeschlossen. 

7. In die höheren Stellen aller Verwal- 
tungszweige des Reiches, der Länder und der 
Selbstverwaltungskörper sind auch Personen 
jeder Vorbildung, die durch Leistungen ihre 
Eignung nachgewiesen haben, zu berufen. 

Für die Berufung in die Sonderzweige der 
Verwaltung ist fachliche Bewährung Voraus- 
setzung. 

Die berufenen Personen sollen ohne Rück- 
sicht auf Dienstalter eine ihrer Tätigkeit ent- 


‚sprechende Stellung erhalten. 


8. Zu Referenten oder Mitgliedern einer 
Behörde sollen nur vollkommen durchgebildete 
und erfahrene Fachmänner ausgewählt werden. 
Jedem ist die seiner Fachrichtung ent- 
sprechende Tätigkeit zuzuteilen, die er selb- 
ständig und verantwortlich ausübt. Die Refe- 
renten oder Mitglieder der Behörde sind unter- 
einander gleichberechtigt. 

9. Zu leitenden Stellen oder zum Leiter 
einer Behörde sind nur Persönlichkeiten zu 
berufen, die die Befähigung zur Geschäfts- 
leitung bewiesen haben. - Fach- und Berufs- 
richtung geben hierbei nicht den Ausschlag. 

Berlin, 1. Juli 1920. 

Ausschuß für Verwaltungsreform. 
Dr. Streeker, Ministerialrat im Reichspost- 
ministerium, ordentl. Honorarprofessor an der 
Techn. Hochschule, Vorsitzender. 


Conradt, Regierungsbaumeister im Mini- 
sterium der öffentlichen Arbeiten — Dr. 
Daffis, Landgerichtsrat — Dahl, Zivilin- 


dan, Sanitätstat — Dr. 
bronner, Diplom-Kaufmann, Referent im 
Reichswirtschaftsministerium — Dr. Paehler, 
Senatspräsident im Reichsversicherungsamt — 
Dr. Pinkerneil, Beratender Volkswirt — 
Plehwe, Syndikuss — Dr.:Sng. Siedler, 
Regierungsbaumeister a. D., Architekt B. D. 
A. — de Thierry, Geheimer Baurat, ordentl. 
Professor an der Techn. Hochschule — Dr. 
Wohlmannstetter, Regierungsratim Reichs- 
wirtschaftsministium — Wolff, Staatsan- 
waltschaftsrat. 


Änderung der Teuerungszuschläge auf die 


Prüfungsgebühren der Elektrischen Prüf- 
ämter. — Die gemäß Ziffer 12 der Ge- 


bührenordnung für die Elektrischen Prüf- 

ämter vom 12. XII. 1919 zu erhebenden 

Teuerungszuschläge sind auf Grund des 

$ 10 des Gesetzes, betr. die elektrischen Maß- 

einheiten, vom 1: I. 1898 ab 1. VIII. 1920 wie 
folgt neu festgesetzt worden: 

Zu Ziffer 1 u. 2: Gebühren für Gleich- 
strom- und Wechselstromzähler . 
jedoch für Zähler unter 23kW. . 20 

Zu Ziffer 3bis 5: Gebühren für Strom- 
messer, Spannungsmesser, Lei- 
stungsmesser ohne Meßwandler . 

Zu Zifer 6:fGebühren für Leistungs- 
messer in Verbindung mit Meß- 
wandlern RE £ 30055, 


Preisausschreiben der Adolf-Ernst-Stif- 
tung. — Von der Adolf-Ernst-Stiftung an der 
Technischen Hochschule Stuttgart ist auf 
1. Juli 1920 folgendes Preisausschreiben er- 
lassen worden: „Es soll durch eine kri- 
tische Untersuchung dargelegt werden, 
unter welchen Verhältnissen und in 
welchem Umfange- Elektrohänge- 
bahnen geeignet sind, den Transport 
von Lasten wirtschaftlich - zu ge- 
stalten. Dabei sollen die für die Konstruk- 
tion, für die Ausführung und für den Betrieb 
maßgebenden Gesichtspunkte sowie die bei 
den heutigen Bauarten noch vorhandenen 
Lücken deutlich hervortreten.““ 

Der Preis für die beste Lösung beträgt 


105% 


3000 M. Bezüglich der Bestimmungen gibt 

die Adolf-Ernst-Stiftung der Techn. Hoch- 

schule in Stuttgart Auskunft. 
Energiewirtschaft. 


Wahrung der Kohlenschätze in England. — 
Zu dieser Frage hat Sir Dugald Clerk in 
der Vereinigung der Zivilingenieure einen aus- 
führlichen Vortrag gehalten (,‚Engineering‘‘ Bd. 
109, 1920, S. 543, 591 ff.), der in mancher Hin- 
sicht auch die Aufmerksamkeit unserer Leser 
verdient. Die Kohlenvorräte Englands sind 


‚Zahlentafel einen 


657 
— obwohl an Umfang gewaltig — nur für 
kurze Zeit ausreichend; von der Förderung 


1913 ausgehend und eine jährliche Zunahme 
um 2% rechnend, würden sie in 250 Jahren 
erschöpft sein. England steht hierin ungün- 
stiger als die meisten anderen europäischen 
Länder da. Von einer Förderung von 287,4 
Mill. t im Jahre 1913 wurden ?/; im Inlande 
verbraucht, u. zw. für: 


Eisenbahnen... 2,0... STE MT t 

üstenschiffahrt . ee 
Kebrıkbetriebeß Er Fe Re, 
Bergwerke) .n. nem 20:04: 
Eisen- und Stahlindustrie 3 TEN 
Metall- u. Mineralindustrie DD 
Ziegeleien, Glas-, keramische und 

chemische Industrie .. ... 575 


Gasanataltenu re 
Hiansbrand ar. vr cr se 


Zusammen: 189 Mill. t 


Der Verbrauch für Krafterzeugung beträgt 
nach Bonerd40%. Ein Berichtdes Ausschusses 
zur Wahrung der Kohlenschätze rechnet den 
Verbrauch für Kraft einschließlich Eisen- 
bahnen mit 80 Mill. t und kommt zu dem 
Schluß, daß 55 Mill. t davon gespart werden 
könnten, wenn die Einzelanlagen außer Be- 
trieb kämen und der Staat die Verteilung von 
16 Großkraftwerken aus vorsehen würde. 
Clerk kritisiert diesen Bericht, welcher 
sowohl hinsichtlich der für Krafterzeugung 
verbrauchten Kohle als auch der daraus er. 
zeugten Kraftmenge auf Schätzungen beruht 
und daher den gegenwärtigen "Brennstoffver- 
brauch ebenso wie die mögliche Ersparnis 
falsch berechnet. Auf Grund eingehend wieder- 
gegebener Berechnungen kommt Clerk für die 
Krafterzeugung, einschließlich 12,5 Mill. t für 
Bahnen, auf 48,7 Mill. t und nach der Statistik 
auf einen Brennstoffverbrauch von 1,77 kg/PSh 
im Mittel. Neuere ausführliche Berichte ver- 
schiedener Fachvereine der Hauptindustrien 
führen ihn zu einer ähnlichen Ziffer von 1,83 kg. 
Auf Grund dieser rechnet Clerk eine mögliche 
Ersparnis von 29,9 Mill. t jährlich auf die er- 
wähnten 48,7 Mill t, wobei für die Großkraft- 
werke ein Brennstoffverbrauch von 0,7 kg/PSh 
angenommen ist. Unter Berücksichtigung der 
Elektrisierung der Bahnen errechnet sich dann 
bei günstigster Annahme — obwohl der Autor 
diese Frage mit anderen .Elektroingenieuren 
nicht so hoffnungsvoll beurteilt — ein jährlich 
möglicher Gesamtgewinn von 37,5 Mill.t Kohle 
gegenüber 55 Mill. t des Ausschußberichtes. 
Besonders ausführlich beschäftigt sich der 
Vortrag mit der Frage, ob der vom Ausschuß 
vorgeschlagene Ersatz von Gas durch Elek- 
trizität für Heiz- und Kochzwecke wirt- 
schaftlich möglich sei, wenn elektrische Arbeit 
billig zur Verfügung stünde. Clerk gibt zur 
wärmetechnischen Beurteilung die in Zahlen- 
tafel 1 genannten Werte, die sich auf eingehende 
Untersuchungen im Jahre 1918 gründen. Der 
Wirkungsgrad der Gaserzeugung beträgt da- 
nach 46%, die Leitungsverluste sollen 5% sein. 
Der Wirkungsgrad der Heizeinrichtungen ist 
durchschnittlich 42%, derjenige der Gas- 
kraftmaschinen 25%. Für die Erzeugung elek- 
trischer Arbeit setzt er 8,5% Wirkungsgrad 


.an, die Leitungsverluste auf kurzen Strecken 


sind mit 10% gerechnet; der Wirkungsgrad 
elektrischer Heiz-, Koch- und Schmelzeinrich- 
tungen wird mit 59%, derjenige des elektro- 
motorischen Antriebs mit 90% angegeben. 
Alles andere geht aus der Zahlentafel hervor. 
Selbst unter Zugrundelegung eines Brenn- 
stoffverbrauchs von 0,7 kg/PSh in Zukunft 
würde der Wirkungsgrad der Erzeugung nur 
13%, daher der Gesamtwirkungsgrad zu 
Heizzwecken 13. 0,9. 0,59 — 6,9 %, oder der 
Brennstoffverbrauch 18,3 : 6,9 — 2,65-mal so 
groß wie bei Gasheizung sein. Bei einem Ver- 
brauch der Gaswerke von 18,8 Mill. t jährlich 
würde die Umstellung auf elektrische Heizung 
also einen Mehrverbrauch von 31 Mill. t mit 
sich bringen, was den Gewinn der zentralen 
Erzeugung von Kraft fast ganz aufzehren 
müßte. Auch ein Ersatz der Hausbrandkohle 
durch elektrische Arbeit würde gemäß der 
Mehrverbrauch an Brenn- 
stoff erfordern und sei daher unzweckmäßig. 

Übergehend zu Vorschlägen, die zu so- 
fortigen Brennstoffersparnissen führen 
können, werden die neuen Bestrebungen der 
Gasindustrie erwähnt, die dazu führen sollen, 
anstatt 46% in Zukunft 75% vom Heizwert 
der Kohle dem Verbraucher zuzuführen. Zu- 
leich rechnet man damit, den Wirkungsgrad 
der Heizeinrichtungen von 42 auf 55% zu 
steigern. Betrachtet man dagegen den nie- 
drigen Wirkungsgrad der direkten Feuerung 
bei Kesseln, Warmwasserbereitungen, Koch- 
herden und Stubenöfen mit 20% und den- 


jenigen der offenen Feuer (Kamine) mit 8%, 
so zeigt sich die Möglichkeit erheblicher Er- 
sparnisse beim Übergang zur 


Gasfeuerung. 


Gegenüber einem mit 20% durchschnittlich 


858 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 33. 


19. August 1920. 


Zahlentafel 1. Wärmetechnischer Vergleich zwischen Gas und Elektrizität für 


das Jahr 1918 nach Ulerk. 
FREE EEE 


Vergleichsbasis Gas Elektrizität Vergleichsziffer 
| 
Wärmeinhalt der aus 1 kg | Bei der Destillation | Bei der Krafterzeu- 
Brennstoff erzeugten Mengen | werden gewonnen gung werden durch- 
im Koks 40% \ schnittlich nutzbar 
im Teer 6 „ gemacht vom Kohle- 
im Gas 25 „ heizwert 
71% > 
Verlust bzw. 
Aufwand 29% 
daher Wirkungsgrad 5 
ee =46% 8,5% a 
Wärmeausnutzung beim | Leitungsverlust 5% Leitungsverlust 10 % 
Heizen | Wirkungsgrad Jar ae NR UNgBETET DIR, 
aher Gesamt- , daher Gesamt- 
| wirkungsgrad , wirkungsgrad 18,3 
46.0,95.0,42=18,3%  85:0,9.0599 =45% | ,, — rd. 4 
Wärmeausnutzung bei  Leitungsverlust 5% Leitungsverlust 10% 
Kraftbetrieb ‚ Wirkungsgrad 25°, Wirkungsgrad 90 „ 
, daher u | er ea 
ı wirkungsgra wirkungsgra 9 
46..0,95.025=10,9% | 85.09.09 6,8% m 1,6 
| ) 
l 
Leuchtkraft ‚ IkgKohleentspricht 1kgKohleentspiicht 203 _ 0.84 
203 Cph. | 241 Cph. Sa 
Brennstoffverbrauch bei | 100 _ 9,977 
gleicher Nutzleistung | 100 t | 265 t 265° 


hoch angenommenen Wirkungsgrad. lassen sich 
dann 75.0,55 = 41% erzielen, somit die Hälfte 
der Hausbrandkoble, d.i. 17,5 Mill. t, ersparen. 
Weiter würde eine eingehende UÜber- 
wachung der Kesselanlagen für andere als 
motorische Zwecke zusammen mit einer ent- 
sprechenden Modernisierung mindestens eine 
Ersparnis von 4,4 Mill. t jährlich bringen. 
Des ferneren wird das Problem der Gas- 
kraftmaschine angeschnitten; z. Zt. sollen 
etwa 1 Mill. PS an solchen vorhanden sein. 
Der Nutzeffekt dieser habe sich von 16% im 
Jahre 1876 auf 30 bis 35% im Jahre 1920 er- 
höht und sei bis auf 45% in naher Zukunft zu 
steigern. Dagegen sei der Wirkungsgrad der 
Dampfkraftmaschinen nur von 8% auf 20% 
(bei den besten Maschinen und Vollast) ge- 
bracht worden, und ein Wirkungsgrad von 
28% (nach Parsons) könne nicht übertroffen 
werden; auch größere Maschineneinheiten 
führen hier nicht zur einer Verbesserung, wie 
Zahlentafel 2 zeigt. Ein großer Vorteil der 


Zahlentafel 2 Dampfverbrauch von 
Turboaggregaten nach Clerk. 


Dampf: 31,5 kg/cm?, 400°. 


Vakuum: 737 mm bei 762 mm Barometer- 
stand. 
Kühlwasser: 15,59. 
Stromart: Drehstrom, 50 Per, 11000 V. 
Leistungsfaktor 0,9. 
Dampfverbrauch 
kW Type Umdr/min in kg/kWh 
bei Vollast 
10 000 Tandem 3 000 4,05 
40 000 2 1500 3,90 
50 000 ae 3,98 
70 000 „ | „ 3,88 
100 000 * E 3,82 


Gaskraftmaschine liege darin, daß auch kleine 
Einheiten (wie z. B. von 50 PS) einen gleich 
hohen Wirkungsgrad hätten. Auf die Kom- 
bination von Kraft- und Heizbetrieben über- 
nn stellt Clerk fest, daß auch in diesem 
all die Gaskraftmaschine überlegen sei, weil 
die Ausnutzung der Auspuffgase den Wirkungs- 
rad nicht beeinträchtige und so bei einer 
bwärmeverwertung bis zu 60% des Kohle- 
heizwertes nutzbar gemacht werden könnten. 
Die hohen Wirkungsgrade an Dampfkraft- 
maschinen würden nur bei weitestgehender 
Kondensation erzielt, und in solchem Falle 
muß man auf die Ausnutzung des Abdampfes 
zu Heizzwecken verzichten. Wählt man 
Maschinen ohne Kondensation mit rd 10% 
Wirkungsgrad, so lassen sich aus dem Ab- 
dampf mittels Heizvorgänge noch 35% ge- 
winnen, insgesamt also 45%, gegenüber 19% 
bei den besten Dampfturbinen. Eine Verbin- 
dung der elektrischen Zentralen — welche 
Licht und Kraft liefern — mit Niederdruck- 
dampfheizwerken würde daher weit höhere 


Ersparnisse liefern als der Plan der Großkraft- 
werke, wobei man auch die Schwierigkeit der 
Beschaffung von reinem Kondensationskühl- 
wasser ausschalten könne. 

Sodann greift Clerk noch einen vor 
30 Jahren von Lord Kelvin gemachten V.or- 
schlag auf, den umgekehrten Carnotschen 
Kreisprozeß für Heizung zu benutzen. Wie 
bekannt, ist der mögliche Wirkungsgrad dieses 
Kreisprozesses durch die Temperaturen be- 
stimmt, so daß derselbe bei kleinem Tempera- 
turintervall sehr gering ist. Läßt man aber 
eine solehe Maschine im umgekehrten Sinn 
laufen, d. h. treibt man sie elektrisch oder 
motorisch an, so würde mit einem theore- 
tischen Wirkungsgrad von beipielsweise 800% 
Luft von 36° zu Heizzwecken gewonnen werden 
können. Selbst wenn man den tatsächlichen 
Wirkungsgrad nur zu 400% annimmt, bliebe 
genug Anreiz zur Betätigung auf diesem inter- 
essanten Gebiet, das nur praktische, aber keine 
theoretischen Schwierigkeiten biete. 

Schließlich wird die Ausnutzung der 
Wasserkräfte gestreift, die auf 1 Mill. PS ge- 
schätzt wurden. Mit Rücksicht auf die Be- 
lastungsschwankungen wären diese Wasser- 
kräfte wohl imstande, 3 Mill. PS der Kraft- 
werke zu ersetzen und so erhebliche Brenn- 
stoffersparnisse einzubringen. 

Clerk befürwortet die freizügige Ent- 
wicklung und einen unbeeinflußten Wett- 
bewerb zwischen Gas und Elektrizität und 
lehnt jeden künstlichen Eingriff durch Regie- 
rungsmaßnahmen ab. Die übertriebene Stan- 
dardisierung sei typisch deutsch und. habe 
dieses Land zum Ruin gebracht, als es dem 
organisierten Individualismus des britischen 
Reiches im Kampfe entgegentrat (!?). 

Ohne auf die Ersparnisrechnungen Clerks 
näher einzugehen, mögen dem Referenten 
einige Hinweise erlaubt sein. Der Wirkungs- 
grad, der Gasheizeinrichtungen schwankt nach 
hiesigen Erfahrungen zwischen 30 und 60%; 
die Annahme von 42% im Mittel erscheint 
daher zutreffend. Zahlentafel 1 zeigt aber, 
daß der Vorteil der Gasverwendung zur Kraft- 
erzeugung bereits verschwindend klein, der der 
Beleuchtung gar nicht mehr vorhanden, son- 
dern ins Gegenteil verkehrt ist. Da die Be- 
nutzung von Gas zu Leuchtzwecken auch 
heute noch etwa 30% (in England wohl noch 
mehr) ausmacht, stellt sich eine zusammen- 
fassende Vergleichsreehnung anders. Eine 
Erhöhung des Wirkungsgrades von 42 auf 55% 
erscheint unwahrscheinlich, besonders im Zu- 
sammenhang mit der weitgehenderen Aus- 
nutzung der Brennstoffe. Denn die Ziffer von 
75% sagt doch nichts anderes, als daß der 
Koks in Wassergas übergeführt und ein Ge- 
misch von Leuchtgas und Wassergas dem Ver- 
braucher zugeführt werden soll. 
kungsgrad einer solchen Doppelgasherstellung 
ist etwa 70% im günstigsten Fall, davon gehen 
8% für den gewonnenen Teerheizwert und 


5% für Fernleitung ab. Dabei wird der Heiz- - 


Der Wir-- 


wert des Gasgemisches höchstens 3000 WE 
sein (gegenüber 5400 WE im bisherigen Leucht- 
gas). enn man auch das Gas nach dem 
Heizwert bezahlt, was in England, aber leider 
noch nicht in Deutschland eingeführt ist, so 
muß man ferner berücksichtigen, daß die Be- 
nutzung des ärmeren Gases in vielen Anwen- 
dungsfällen einen geringeren Nutzwirkungs- 
grad mit sich bringen wird. Rechnet man nur 
eine geringe Minderung auf 40%, so kann der 
Verbraucher insgesamt 23% des Kohleheiz- 
wertes auswerten. Das ist nur wenig mehr als 
die 20%, welche für den Hausbrand ange- 
nommen wurden. Wir wissen aber aus den 
Veröffentlichungen de Grahls u. a., daß 
wesentlich höhere Wirkungsgrade, bis zu 40% 
und darüber, bei Zentralheizungen und Warm- 
wasserbereitungen erzielt werden können. So 
kommt man immer wieder zu dem treffend 
geprägten Satz: „Koche mit Gas, heize mit 
Koks, leuchte elektrisch.“ Hinsichtlich der 
Krafterzeugung dürfte der elektrische An- 
trieb wohl soviel Vorteile bieten, daß er nicht 
nur wirtschaftlich, sondern auch brennstoff- 
wirtschaftlich den Wettbewerb aufnehmen 
kann, besonders wenn sich die Krafterzeu- 
gung rechtzeitig die Vorteile zunutze macht, 
die dieneue Entwicklung der Gaskraftmaschine 
(Gasturbine) zu bieten verspricht. 


Der Vortrag von Clerk, der in der Fach- 
presse Englands vielfach Kritik gefunden hat, 
ist zwei Monate später von der Institution 
of Electrical Engineers zum Gegenstand 
einer Aussprache gemacht worden!). In ihr 
wiederholte Clerk den Teil seiner wärmetech- 
nischen Berechnungen und betonte, daß er 
beiden Energiearten gerecht zu werden wün- 
sche. Er verkenne nicht die außerordent- 
lichen Vorteile des elektrischen Antriebs, ver- 
weise aber darauf, daß in England etwa 
1 Mill. PS Gasmaschinen aufgestellt seien, und 
daß die Gasmaschine besonders bei gleich- 
mäßiger Vollast Vorteile habe. Er habe sich 
gegen den Bericht des Ausschusses gewandt, 
weil die als Ersparnis errechnete Summe 
falsch sei; er wisse nicht, wie der Fehler zu- - 
stande kam, aber augenscheinlich habe der 
Ausschuß keine richtige Vorstellung von der 
Wärmewirtschaft eines modernen Gaswerkes 
gehabt. Die Gasindustrie, welche mit einem 
Kapital von 200 Mill. £ arbeite, sei keine ab- 
sterbende. 

Wordingham führte aus, daß er sich 
seit Jahren bemühe, die Rivalität zwischen 
Gaswerken und .Elektrizitätswerken auszu- 
gleichen, und daß diese seine Meinung nur 
noch verstärkt worden sei. Die Tatsachen, 
welche Clerk vorgebracht habe, müßten mit 
wissenschaftlicher Gründlichkeit geprüft wer- 
den. Seiner Meinung nach sei Elektrizität 
keine Kraftquelle, sondern ein Trieb- 
mittel, eingeschaltet zwischen Brennstoff 
und dem Verbraucher. Als solches dürfe es 
nichtnach dem Wirkungsgrad beurteilt werden, 
sondern nach seiner Bequemlichkeit und Nütz- 
lichkeit. Die Gasmaschinen könnten nicht so 
ein- und ausgeschaltet werden wie ein Elek- 
tromotor. Was nütze die Brennstoffersparnis 
beim Gasmaschinenantrieb, wenn sie beim 
Leerlauf wieder verloren gehe. Wenn er die 
Richtigkeit der Zahlen Clerks voraussetze, 
erscheine es ihm als der richtigste Weg, das 
Gas in den Umsetzungsweg einzuschalten und 
keine Kohle für die Erzeugung der elektrischen 
Arbeit zu gebrauchen, sondern Gas. 

Prof. Cobb wies darauf hin, daß die Ent- 
wicklung der Gasindustrie durch gesetzliche 
Vorschriften gehindert war; diese seien aber 
geändert worden. Der Wirkungsgrad der Gas- 
erzeugung sei gut, und die Leitungsverluste 
wären gering. In volkswirtschaftlicher Hin- 
sicht bringe daher das Gas Vorteile gegenüber 
elektrischer Kraft, selbst wenn man die Vorzüge 
letzterer für den Verbraucher berücksichtige. 
Elektrizität sei im allgemeinen für 
Heizzwecke falsch angewendet. Die 
Brennstoffausnutzung der meisten modernen 
Kraftwerke sei nicht zufriedenstellend, und es 
wäre falsch, enorme Kapitalien für einheitliche 
Großkraftwerke auszugeben, die die normale 
Entwicklung hindern könnten. Niemand ver- 
mag die Eatwieklane irgendeiner Industrie 
vorauszusagen, deshalb müsse jeder die volle 
Entwicklungsfreiheit gesichert werden. 


Merz, Vizepräsident des Ausschusses zur 
Wahrung der Kohlenschätze, bemerkte, daß 
dieser in erster Linie die Krafterzeugung in 
seinem Bericht berücksichtigt habe; lediglich 
einige Hinweise auf Heizzwecke seien gegeben 
worden. Er wies die Behauptung zurück, daß 
die Errichtung von 16 Großkraftwerken emp- 
fohlen worden sei; lediglich die Einteilung 
des Landes in passende, zusammengeschlos- 
sene Distrikte, Vereinheitlichung der Stromart 
u. ä. sei befürwortet worden; die Distrikte 


ı) Vgl. „Electrical Review“ Bd. 87, 1920, S. 26. 


19. August 1920. 


sollten nicht jeweils von einem Kraftwerk aus 
versorgt werden, was sich allein wegen der 
Leitungsverluste verbiete. Wirkungsgrade 
von 17 bis 18% seien in dem Bericht zugrunde 
gelegt; solche werden schon jetzt von vielen 
‘ Werken erreicht, u. zw. bei minderer Brenn- 
‚stoffgüte. Merz stimmte Wordingham bei, 
daß nicht die Brennstoffrage allein Berück- 
siehtigung finden dürfe. Es handle sich vor- 
züglich um die beste Ausnutzung der Arbeit. 
Da die Kraftkosten in der Industrie nur 5 
bis 10% der Gestehungskosten ausmachten, 
sei es wichtig, Kraft bezw. Triebmittel in 
einer handlichen Form zur Verfügung zu 
stellen. Letzten Endes erhebe sich die Frage: 
Ist es besser, Löhne bei der Gewin- 
nung der Brennstoffe zu sparen oder 
Arbeitslöhne bei der industriellen Ar- 
beit im allgemeinen? Es sei unmöglich 
gewesen, Vorschläge zur Ersparnis von Brenn- 
stoffen zu machen, wenn dabei die Kraft in 
einer nicht erwünschten Form zur Verfügung 
stehe. Die Gasmaschinen erfordern geschulte 
Bedienung. Ein Wirkungsgrad von 20 bis 25%, 
kann nur unter günstigen Verhältnissen er- 
reicht werden. Elektrizität werde mehr und 
“ mehr ein Mittel zur Verteilung der Energie; 
aber für deren Herstellung verspreche das Gas 
Vorteile, wenn solche auch bisher nur in 
wenigen Fällen erreicht worden wären. Beide 
Industrien würden sich zusammen entwickeln, 
um an Löhnen und beschwerlicher Arbeit zu 
sparen. 

Highfield wiederholte, daß weder die 
Wärmeausnutzung allein noch die Kosten 
ausschlaggebend für die Entwicklung gewesen 
seien. Bei normalen Marktpreisen und 100% 
Wirkungsgrad könne man mit einem Aufwand 
von 1 d mit Elektrizität etwa 1,1 kg, mit Gas 
5,7kg, mit Kohle aber 27 bis 30 kg Wasser ver- 
dampfen. Jede Energieform habe ihr beson- 
deres Anwendungsgebiet. Das Haupthindernis 
für die Entwicklung der Gasindustrie sei darin 
zu suchen, daß man keine Maschineneinheiten 
von über 2000 bis 3000 PS bauen könne. 

Sparks wiesnach, daß in dem Bericht des 
Ausschusses tatsächlich Fehler enthalten seien, 
aber auch die Ausführungen Clerks enthielten 
falsche Berechnungen und Schlüsse. So sei die 
Vergleichszahl bei Krafterzeugung nach Clerks 
eigenen Unterlagen richtig 13,6:12,8 (?), also 
nur 7% zugunsten des Gases, was unbedeutend 
sei. Für Beleuchtung sei die Vergleichszahl 
richtig 1:2,15, also wesentlich zum Vorteil der 
Elektrizität. Im übrigen wären die Elektrizi- 
tätswerke froh, wenn ihnen die Gasmaschinen 
zu einer Verminderung ihrer Wärmeverluste 
verhelfen würden. Patchell polemisierte 
gegen Clerk mit seinem sog. Angriff auf die 
Gasindustrie und bemängelte an seinen Ziffern, 
daß für den Vergleich richtiger ein Wirkungs- 
grad von 18 oder 18,5 für die Erzeugung elek- 
trischer Arbeit anstatt 8,5% (vgl. Zahlen- 
tafel 1) eingeführt werden müsse. Crompton 
sprach über die Wirkungsgrade von Gas und 
Elektrizität bei Heizvorgängen und kam zu 
dem Schluß, daß bei örtlichen Erhitzungs- 
zwecken Elektrizität im Vorteil sei. Außer- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 


33. 


859 


dem beklagte er die Verschwendung von Gas 
durch die Hausangestellten und verwies auf 
neuere Gasheizapparate. 

In einem kurzen Schlußwort verteidigte 
Clerk seine Stellungnahme gegen den Bericht, 
der verschiedentlich den Ersatz: von Gas 
durch Elektrizität anregee Er will noch 
schriftlich auf die Kritik im einzelnen zurück- 
kommen. Tr. ° 


Industrie und Handel. 


Arbeitsweise und Wirkung der Außen- 
handelsstelle der Elektrotechnik und der Außen- 
handelskontrolle. — Um durch eine allge- 
meine Aussprache aller daran beteiligten 
Kreise eine Aufklärung über die Arbeitsweise 
und Wirkung der Außenhandelsstellen und 
Außenhandelskontrolle herbeizuführen, hat die 
Außenhandelsstelle der Elektrotech- 
nik am 4.VIII. eine Sitzung abgehalten, zu der 
Handelskammern, die in Frage kommenden 
Behörden, die Vertreter der Händler- und 
Exporteur-Organisationen und eine Reihe von 
Firmen aufgefordert waren, die, sei es als 
Händler, sei es als Fabrikanten, ein besonderes 
Interesse an. der gemeinsamen und verständ- 
nisvollen Regelung der Ausfuhrfragen und 
Ausfuhrpreise haben. Der Leiter der Außen- 
handelsstelle, Oberingenieur Brandt, gab einen 
kurzen Überblick über die Entstehung, Zu- 
sammensetzung, bisherige Arbeitsweise und 
Wirkung der Außenhandelsstelle. Ober- 
ster Grundsatz sei gewesen, sich den verän- 
derten Verhältnissen möglichst schnell anzu- 
passen und auf eine Vereinfachung des Ge- 
schäftsganges stets bedacht zu sein. Die 
beantragte Herabsetzung der sozialen Ab- 
gabe sei durch die Sonderkommission des 
Reichswirtschaftsrates für eine Reihe elektro- 
technischer Erzeugnisse bewilligt worden (vgl. 
S. 664). Für eine von verschiedenen Seiten 
angeregte völlige Aufhebung der Außen- 
handelskontrolle sei die Zeit nach Ansicht 
des wirtschaftspolitischen Ausschusses des 
Reichswirtschaftsrates noch nicht gekommen, 
da eine Stetigkeit in unserer Wirtschaft noch 
nicht eingetreten sei (s. unten). 

Die Vertreter der Produzenten betonten, 
daß der Vorstand des Zentralverbandes der 
deutschen elektrotechnischen Industrie kürz- 
lich erneut beschlossen habe, die Außenhandels- 
stelle in ihrer jetzigen Form auf jeden Fall 
beizubehalten. Bestimmend sei für ihn der 
Gedanke gewesen, daß durch einen kommenden 
Abbau der Preise die Spanne zwischen Inland- 
und Auslandpreis nicht wieder die Ursache 
eines deutschen Ausverkaufs und eines Dum- 
ping werden dürfe. Der Vertreter des Zen- 
tralverbandes des deutschen Großhandels er- 
klärte sich im Prinzip mit der Handhabung der 
Außenhandelskontrolle in der bisherigen Weise 
einverstanden.- Er wies ganz besonders darauf 
hin, daß Vereinfachung des Geschäftsganges 
und weiterer Abbau der zeitraubenden Einzel- 
Durehführungsbestimmungen dauernd ange- 
strebt werden müsse. Von der Arbeitnehmer- 


seite trat man für die Aufrechterhaltung der 
Außenhandelskontrolle voll ein. Ihre Auf- 
hebung würde Rohstoff- und Halbzeugin- 
dustrie zur Forderung gleicher Maßnahmen 
veranlassen müssen. Somit würde die für 
unsere Fertigindustrie lebenswichtige Über- 
wachung der Preise und Mengen der 
auszuführenden Rohstoffe und Halbzeuge 
wegfallen. Es würde der Zustand eintreten, 
daß das Ausland unsere Rohstoffwaren z. T. 
billiger kaufen könne als das Inland. In die 
Kette des Produktionsprozesses dieser Fertig- 
waren würde von vornherein ein Glied einge- 
schaltet, das uns bei denjenigen Waren, bei 
"welchen Rohstoffe den Hauptanteil bilden, 
konkurrenzunfähig auf dem Weltmarkt macht. 
Bei den heutigen labilen Verhältnissen sei eine 
planmäßige Wirtschaft notwendig, um der- 
artige Schädigungen für unsere Industrie zu 
unterbinden. 

Zum Schluß erwähnte Herr Brandt noch, 
daß die Außenhandelsstelle jetzt einen Aus- 
landsnachrichtendienst einrichte, der mit 
Unterstützung von Produzenten und vor allem 
auch Exporteuren den interessierten Kreisen 
die Möglichkeit geben solle, sich dauernd über 
die Lage und Veränderungen auf den einzelnen 
Auslandsmärkten unterriehten zu können. 


Um die Grundlage für eine Reform der 
Außenhandelskontrolle zu schaffen, hat 
sich der wirtschaftspolitische Ausschuß des 
vorläufigen Reichswirtschaftsrats kürzlich nach 
Mitteilungen seines Vorsitzenden!) auf eine 
Anzahl Richtlinien geeinigt. Nach diesen 
ist eine planmäßige Außenhandelskontrolle für 
die meisten Warengruppen bis auf weiteres 
nicht zu entbehren, geboten erscheint aber, die 
Prüfungsstellen enger in die fachlichen Außen- 
handelsstellen einzugliedern. Besonderes Ge- 
wichtist hinsichtlich der Einfuhr zum Schutze 
der heimischen Arbeitsmöglichkeit vorläufig 
auf Fernhaltung ausländischer, durch nach 
Beschaffenheit und Preis gleichwertige deutsche 
Erzeugnisse ersetzbarer Fertigwaren zu legen. 
Bezüglich der Ausfuhr soll geprüft werden, 
für welche Waren oder Warengruppen zeit- 
weilig tatsächliche Ausfuhrfreiheit hergestellt, 
die vorgängige Preisprüfüng bei entsprechende 
Sicherheit bietenden Versendern durch eine 
nachträgliche ersetzt und von dem Erfordernis 
der Lieferwerksbescheinigung abgesehen wer- 
denkann. Die Ausfuhrim Konsignationsverkehr 
ist grundsätzlich zugelassen und tunlichst zu 
erleichtern. Bei der Ausfuhrkontrolle soll 
dahin gewirkt werden, daß die Ausfuhrpreise 
nicht in erheblicherem Maße und für längere 
Dauer unter den Inlandpreisen bleiben. 
Schließlich verlangt der Ausschuß, daß für 
die Beurteilung von Ausfuhrgeschäften, soweit 
es sich um Preis und Lieferungsbedingungen 
handelt, grundsätzlich der Zeitpunkt des Ge- 
schäftsabschlusses, nicht der des Ausfuhran- 
trages oder der Bewilligung maßgebend sei, und 
daß die Vertragstreue im Außenhandelsverkehr 
gewahrt bleibe. 


1) Vgl. „Deutsche Industrie“ v. 7. VIII. 1920. 


Öl (1 u ze Se sl a 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 
Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9306. 


Auszug aus der Tagesordnung für die XXVI. 
Jahresversammlung in Hannover vom 23. bis 
"27. September 1920.) 


Donnerstag, den 23. September. 
81, Uhr: Vorstandssitzung, Altes Rathaus. 


2 Uhr: Ausschußsitzung, ,, + 
8% Uhr: Begrüßungsabend, ‚, R 
Freitag, den 24. September: 


9 Uhr: Erste Verbandsversammlung, 
Altes Rathaus: Aussprache über Vor- 
trag des Herrn Minist.-Dir. Dr. Sym- 


her „Flußwasserkräfte und 
lektrizitätsversorgung‘“, Ge- 
schäftliches. 


2 Uhr: Besichtigung industrieller An- 


ee 
7% Uhr: Besuch der Schauburg. 
Sonnabend, den 25. September: 

9 Uhr: Zweite Verbandsversammlung, 
Altes Rathaus: Geschäftliches, Vor- 
träge der Herren Schrottke und Trö- 
ger über ‚Schutzeinrichtungen und 
Betriebvon Großkraftübertragungen“. 

21, Uhr: Dritte Verbandsversammlung, 
Altes Rathaus: Berichte des Herrn Dr.- 


t) Die ausführliche Tagesordnung ist abgedruckt 
„ETZ* 1920, Heft 30, 8. 59. ’ 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Sng. GrafArcoüber „Die drahtlose 
Nachrichtenübermittelung für 
Überlandwerke‘ und des Herrn 
G. Grabe über „Die Entwicke- 
lungsmöglichkeiten der Selbst- 
anschluß-Fernsprechämter.“ 
Vorträge des Herrn Prof. Dr. K. W. 
Wagner über: ‚Das -Mehrfachfern- 
sprechen und -telegraphieren auf Lei- 
tungen mit Hochfrequenz‘“ und des 
Herrn Reg.-Baumeister a. D. Bartel 
über ‚Torfkraftwerke‘“. 

7 Uhr: Zwanglose Zusammenkunft in 
der Stadthallen-Restauration. 


Sonntag, den 26. September: 

9 Uhr: Versammlung aller an der 
„Elektrischen Woche‘ beteiligten 
Vereine und Verbände in der Stadt- 
halle. 
Ansprachen, Vortrag des General- 
sekretärss Dr. G. Dettmar über: 

„Die Prüfstelle des VDE‘, 

„Streifzüge im Film durch das 

Arbeitsgebiet des Elektrotech- 

nikers‘, erläutert durch Direktor P. 

Schuster. 

Anschließend hieran Filmvorführung: 

„Beschäftigung Kriegsblinder 

in der Industrie“ durch Herrn 

Direktor Perls von den Siemens- 

Schuckertwerken. 

2%, Uhr: Kaffeezusammenkunft im Tier- 


garten. ' 
6 Uhr: Orgelkonzert im Kuppelsaale 
der Stadthalle. 


Montag, den 27. September: 
81, Uhr: Fahrt nach Minden zur Be- 
sichtigung des Weserabstieges. 


Baldige Anmeldung ist dringend 
erwünscht insbesondere mit Rück- 
sicht auf die Beschaffungvon Zimmern. 


Betrifft: Aussprache über die Vorträge und Be- 
richte auf der Jahresversammlung in Hannover. 

Mitgliedern, die sich an der Aussprache 
über nachstehend aufgeführte Vorträge und 
Berichte gegebenenfalls beteiligen wollen, wer- 
den auf Wunsch Fahnenabzüge derselben kurz 
vor der Jahresversammlung zugesandt. In 
Frage kommen hierfür die Vorträge der Herren 
Schrottke und Tröger über „Schutzein- 
riehtungen und Betrieb von Groß- 
kraftübertragungen‘, des Herrn Prof. Dr. 
K. W. Wagner über „Das Mehrfach- 
Fernsprechen und -Telegraphieren auf 
Leitungen mit Hochfrequenz‘“ und des Herrn 
Regierungs-Baumeister Bartel über „Torf- 
kraftwerke‘ sowie die Berichte des Herrn 
Dr.-Sng. Graf Arco über „Die drahtlose 
Nacntiohsenübernfstaluen für Über- 
landwerke‘ und des Herrn G. Grabe über 
„Die Entwiekelungsmöglichkeiten der 
Selbstanschluß-Fernsprechämter“. _ 

Es wird gebeten, der Geschäftsstelle mit- 
zuteilen, von welchem Vortrage bzw. Berichte 
eine Fahne gewünscht wird. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
Dr.-Sng. G. Dettmar: 


660 


Betr.: Elektiische Woche und Jahres- 
versammlung des Verbandes. 


In der’ ,ETZ‘ 1920, Heft 29, S. 575 und 
Heft 30, S. 595 sind die Tagesordnungen für 
die „Elektrische Woche‘ bezw. die ‚‚Jahres- 
versammlung des Verbandes“ in Hannover 
veröffentlicht worden. In Heft 32, S. 638 
sowie in diesem Heft sind weitere Auszüge 
aus diesen Tagesordnungen enthalten. Nach- 
träglich ist nun noch eine Erweiterung des 
Programmes dieser Veranstaltungen vor- 
genommen worden, indem am Sonntag, den 
26. September im Anschluß an die ‚Streifzüge 
im Film durch das Arbeitsgebiet des Elektro- 
technikers‘“, erläutert durch Herrn Direktor 
P. Schuster, eine weitere Filmvorführung 
„Beschäftigung Kriegsblinder in der Industrie‘, 
erläutert durch Herrn Direktor Perls von den 
Siemens-Schuckertwerken, stattfinden wird. 


“ Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
i. V. Zimmermann, Oberingenieur. 


Betr.: Ausschuß für Bedienungselemente. 


Der Ausschuß für Bedienungselemente hat 
Entwürfe zu Normen für Griffdorne, Knöpfe 


für Hochspannungsschalter sowie feste isolierte, 


Handgriffe aufgestellt, die nachstehend be- 
kanntgegeben werden. An den Arbeiten des 
Ausschusses waren beteiligt die Herren: _Alt- 
mann, Behnk, Büchner, Carl, Bessler, Eich- 


Zahlentafel |. 


Scharfe Karten 
$ ind, zu vermeiden 


Entwurf 
für 
Griffdorne. 


Maße in mm. 


Gewindedurchmesser „d* 
Metr. Gew. | Whitw. Gew. “ b 
& | 
6 | 12 36 
6 | 12 50 
6 12 56 
8 15 45 
8 15 75 
10 17 56 
10 17 90 
Ip" 22 64 
Ip" 22 112 
dg 27 80 
Sg” 27 125 
3/7, u 3 95 
3 32 140 


Metrisches Gewinde nach DIN 12. 
Whitworth-Gewinde nach DIN 12. 
Beispiel für die Bezeichnung eines Griffdornes 


von 6 mm Durchmesser und 56 mm Länge 
Griffdorn 6><56 DIN 580. 


Elektrotechnische 


Zeitschriit. 1920. Heft 33 & 


Zahlentafel 3. 


Entwurf 
für 


feste isolierte Handgriffe. 


Maße in mm. ne ER 
BI: 

Gewindedurch- Zugehöriger 

messer „d* a b 0 e f g h i k 1 m re 

Metr. Gew.|Whitw.Gew. DIN 580 
6 48 22 40 3 12 16 15 13 1,5 10,5 0,5 6>< 50 
6 58 28 50 8 12 20 16 16 1,5 10,5 0,5 6>< 56 
8 74 36 64 10 15 25 20 20 2 13 0,5 8.75 
10 93 45 80 12- 17 32 25 25 2 15 05 10>x< 90 
1a" 115 56 100 15 22 40 32 32 2,5 19,5 05 | 1a" ><112 
Bjg‘' 130 64 112 13 27 45 56 36 2,5 24,5 0,5 | 58" ><125 
3," 145 | 70 125 20 32 50 40 40- b} 29 0,5 | 34" ><140 


Withworth-Gewinde nach DINorm 12. 


Metrisches Gewinde nach DI Norm 13. 


Die angegebenen Maße sind Höchstmaße; Abmaße sind bis 3%, nur 
Werkstoff des Griffes: Isolationsmaterial 3. 


nach unten zugelassen. 


1. Prüfspannung nach den Vorschriften des VDE. 

-2. Die Ausbildufg der Anlagefläche des Griffhalses mit dem Durchmesser ‚i* bleibt den 
Herstellerfirmen überlassen; sie können z.B. wie in der Nebenfigur dargestellt, einen Ansatz 
des Griffdornes von der Länge „m“ aus der Anlagefläche herausstehen lassen. 

3. Das Material soll bei Temperaturen bis 100° keine den Gebrauch beeinträchtigenden Ver- 


änderungen erleiden. 


4. Jeder Griff ist mit einem Ursprungszeichen zu versehen. 


staedt, Hausberg, Honsberg, Leifer, Lux, 
Molly, Reyher, Saemann, Schulze, Sommer- 
feld, Storch, Sebö v. Szin. 

Die Normen sollen der Jahresversamm- 
lung in Hannover zur Annahme vorgelegt 
werden. Einsprüche sind bis zum 30. August 
an unsere Geschäftsstelle zu richten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
SBLSVF: 


Zimmermann, Oberingenieur. 


AEF. 
Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen. 


(Schluß von 8. 643.) 


E. Cohn (das welektromagnetische Feld, 
Leipzig 1900) geht in Kap. II, $S 1 aus von 
der eingeprägten Pelldstärke, als der Feld- 
stärke im Innern eines Leiters bei Stromlosig- 
keit. Daraus folgt dann ($ 3) für einen 
linearen Leiter der entsprechende Begriff der 
eingeprägten („inneren“) (EMK. 

Auch Cohn definiert, Kap. V, S 1, S. 303, 
die induzierte EMK ausdrücklich nur für 
einen linearen Leiter. Den Sätzen 1 und 2 
auf Seite 303 entsprechen senau die Sätze 8 
und 9 des Entwurfs. Insbesondere heißt es 
in Satz 2: „Die Form des Ohmschen Gesetzes 
kann aufrecht erhalten werden, wenn man 


Zahlentafel 2% 


Entwurf 
für 
Knöpfe 


Maße in mm. 


für Hochspannungsschalter. 


Gewindedureh- | | Zugehöriger 
messer „d“ a b sl FE f g h i k 1 m ia 

Metr. Gew.| Whitw.Gew. | DIN 580 
6 86.036.498 1.80%) 12 °).:887| 16, 16200150, 410,5 10,8 6><36 

8 45 1-45 | 36 9#1,1041 7:36 7.72009.2900 B0R2 13 0,5 845 

10 BB: 1 Phb- Ab. tl 10:2)- 46,7.206 2 Ob 15 05 | 10x56 
a 0) 66°} 56 14 22 56 32 32 25 | 195 | 05 | 12"><64 

Sg 800 75.164 | 16 | 97 | 64 | 36 | s6 | 25 |.245 | 05 | 56" ><80 
84.129021 VBal. 708.120 75:82. 1°.70° 1 540 340.1 8 29 0,5 | 3495 


I I 
Whitworth-Gewinde nach DI Norm 19. 


Metrisches Gewinde nach DINorm 13. 
Die angegebenen Maße sind Höchstmaße; Abmaße sind bis 3% nur nach unten zugelassen’ 


Werkstoff des Griffes: Isolationsmaterial 3. 


1. Prüfspannung nach den Vorschriften des VDE. . 5 

2. Die Ausbildung der Anlagefläche des Griffhalses mit dem Durchmesser „i“* bleibt den 
Herstellerfirmen überlassen; sie können z. B. wiein der Nebenfigur dargestellt, einen Ansatz 
des Griffdornes von der Länge „m“ aus der Anlagefläche herausstehen lassen 

3. Das Material. soll bei Temperaturen bis 100° keine den Gebrauch beeinträchtigenden Ver- 


änderungen erleiden. 


4. Jeder Griff ist mit einem Ursprungszeichen zu versehen, 


© 


der durch die Struktur des Kreises fest ge- 
Sebenen inneren EMK noch die Größe — d ®/dt 
hinzufügt. Wegen dieser formalen Analogie 
bezeichnet man sie gleichfalls als EMK, näm- 
lich als die .induzierte EMK“, 

Bei M. Abraham (Theorie der Elektri- 
zität, Bd. 1, Leipzig 1907) lautet die Überschrift 
des S 56 „die elektromotorischen 
oder eingeprägten elektrischen 
Krater Derselbe Ausdruck wiederholt 
sich später im Text noch mehrmals. Abraham 
identifiziert also die eingeprägte EMK mit der 
EMK. schlechthin. Ganz konseqwent heißt es 
dann in $ 65 auf Seite 244: „Wir können die 
induzierte EMK zunächst als eingeprägte EMK 
ıim- Sinne des $ 56 einführen“ (ähnl. S..221 der 
4. Aufl, 1912). 

Die: allgemeine Auffassung «eht demnach 
dahin, daß die EMK schlechthin mit der 
eingeprägten EMK identisch ist. Die 
Größe — d ®/dt ist streng genommen keine 
elektromotorische Kraft. Nur insofern, 
sie in linearen Leiterkreisen formal dieselbe 
Rolle spielt, wie die eingeprästen Kräfte, 
kann man mit ihr wie mit den wingeprägrten 
elektromotorischen Kräften rechnen; in die- 
sem besonderen Zusammenhange wird sie als 
induzierte EMK bezeichnet. 


Entwurf V. Wechselstromgrößen. 
(Erster Entwurf veröffentlicht 1909, zweiter 
Entwurf 1913. Vgl. „ETZ“ 1909, S, 861; 1911, 

S.- 479: 1913, S. 95651915, S. 487.) 
A. Begriffe und Namen. 


In einem Stromkreise seien gemessen!) : 
I der effektive Strom, 
E die effektive Spannung zwischen zwei 
Punkten, 
N ‚die zwischen diesen Punkten verbrauchte 
(mittlere) Leistung. 
Dann werden genannt: 
1.2 a) e12,Strom, 
b) w=N/E Wirkstrom, 
c) B =V1i?—(N/E)% Blindstrom, 
a)E Spannung, 
b)Zw=N/I Wirkspannung, 5 
c)E6=YVE?—(N/D? Blindspannung, 
3. a) Ns=E.I Scheinleistung, 
b) N Leistung, ae | 
:c) M=V(E.I2— N? Blindleistung, 
4. a) R=E/I Scheinwiderstand, 
b) iw=N/P Wirkwiderstand, 
c) Rb= V(E/I?—(N/12)2 Blindwiderstand 
a) G=I/E Scheinleitwert, 
b) Gw= N/E? Wirkleitwert, 
. 6) GB= V(UE%— (N/E32 Blindleitwert, 
6. a) F=N/(E.I) Leistungsfaktor (Wirk- 
faktor), 
b) B=V1i—(N/JEN? Blindfaktor. 


‚,.» Soweit die für diesen Entwurf gewählten Formel- 
zeichen noch nicht vom AEF besonders festgesetzt sınd, 
gelten sie nur vorlänfig und sind nicht bindend. 


[ot 


19. August 1920. 


Ferner werden genannt: 
der mit Gleichstrom gemessene Widerstand 
des Leiters: Gleichwiderstand, 
der Widerstand, der durch Multiplikation mib 
der Zeit und "dem Quadrate des Stromes die 
in dem Leiter entwickelte Wärme bestimmt: 
Echtwiderstand. 


B. Bedeutung der Größen in den wichtigsten 
Fällen, 
I. Sinusförmiger Wechselstrom. 
Strom der Spannung Re OD 
‘ Zwischen den Enden «eines Stromkneis- 
teiles herrsche die Spannung e=E.sinot; 


in ihm fließe der Strom i=T.sin (wo t-+ p). 
Hierin bedeuten. und heißen: 


o=2nf=Kreisfrequenz, 
f = Frequenz, 
p = Winkel der Phasenverschiebung. 
dann 
Er=HI=ZR,, 
Rw Rp 
Rs Rs 


Rs, Rw und /% sind unabhängig von Strom und 
Spannung, dagegen abhängig von der Frequenz. 

Auf Grund dieser Gleichungen kann für 
einen einzelnen Stromkreis und für jeden Teil 
einer Verzweigung bei gegebener Spannung 
der Strom nach Größe und Phase aus Wirk- 
und Blindwiderstand berechnet werden. 

In Stromkreisen, in denen die Kapazitäts- 
wirkung oder die Induktivitätswirkung über- 
wiegt, können die Blindgrößen auch als Ka- 
pazitäts-- oder Induktionsgrößen ibezeichnet 
werden. So kann z. B. für eiften Stromzwieig, 
der Kapazität und Induktivität in Reihen- 
schaltung enthält, der Blindwiderstand 


Es ist 


=D = sin: 


et 
IE Fre oL 
schlechthin Kapazitäts-- oder Induktivitäts- 


widerstand genannt werden, je nachdem der 
eigentliche Kapazitätswiderstand (4 oder 
der eigentliche Induktivitätswiderstand (® L( 
überwiegt. 


Wechsel- 
Strom der Spannung pro- 
portional. 


EI; Natel srmTg ser 
strom; 


Die Spannung 


ae 
e— I Er.sin (not x%n) 


erzeugt einen Strom 
- en 
= > In.sio (no E +). 


. Jeder Spannungsschwingung ordnet sich 
eine Stromschwingung derselben Frequenz 
derart zu, daß für diese Schwingungen jedes- 
mal alles gilt, was unter I für sinusförmige 
Wechselströme ausgesagt ıst. Es ist also: 


EST Reik DeseanRye Bin. Rıt; 
_ But r Rbı 
c08s pp, = RR sın 9, = a \ A 
worin PA =ZW—H 
1 
und Rbı = 020 [Ey 


Ef Re,, nsshrRen. Eoi=l,. Res, 


na r Ro2 
08 = TR ny=7, 
worin 9=W-—) 
und RI ST 20L 
usf. 


Aus den. einzelnen Spannungsschwingun- 
gen und den Widerstandserößen läßt sich der 
nichtsinusförmige Strom und sein Effektiv- 
wert berechnen. Die im Teil A definierten 
Widerstandsgrößen sind jetzt nicht nur von 
der Frequenz des Wechselstromes, also der 
Grundschwingung, sondern auch von den Ober- 
schwingungen, also von der Schwingungsform 
abhängig. 


III. Nichtsinusförmiger Wechsel- 
strom; Strom der Spannung nicht 
‚proportional. 


"Die Spannung 


te 
e= YEn.sin(mot+x,) 
n 


= >27 ‚sinn tt um), 


jedoch ist der Strom nicht der Spannung pro- 
portional, weil Wirk-, Induktivitäts- und Ka- 
pazilätswiderstand (z. B. infolge der Hiyste- 
rese des Eisens und der Anomalien im Die- 
lektrikum) von Strom und Spannung abhängie 
sind. Es läßt sich dann nicht mehr zu jeder 
Spannungsschwingung wine Stromschwingung 
so zuordnen, daß (wie unter II) für jede ein- 
zelne Schwingung die unter I aufgestellten 
Beziehungen gültig wären. 


IV. Ersatzwechselstrom 
(Ersatzstrom), 


Nichtsinusförmige Weechselströme werden 
in praktischen Fällen oft als sinusförmig be- 
handelt. Mit Ersatzwechselstrom 
(schlechthin Ersatzstrom) soll der sinus- 
förmigie Wechselstrom benannt werden, der 
dieselben Etfektivwerte für Stromstärke und 
Spannung und dieselbe Frequenz wie der nicht- 
sinusförmige Wechselstrom hat. Ver Winkel 
der Phasenverschiebung wird seinem Betrage 
nach der Gleichung cos g = F (s. A, 6a) ent- 
nommen. 


Bericht 


über die zu Entwurf V „Wechselstromgrößen“ 
eingegangenen Außerungen. 


Von J. Teichmüller. 


Die zu dem Eniwurde, wie er in seiner ersten 
Fassung in der „ETZ* 1919, S. 861, abgedruckt 
ist, eingegangenen Aeußerungen sind zu einem 
Teile schon durch den zweiten Entwurf zu Teil 
A und seine Begründung (s. „ETZ“ 1913, S. 956) 
erledigt. Im übrigen ist folgendes zu berichten: 

Dem Eniwurfe ist’ seitens der Vereine und 
Einzelpersonen große Aufmerksamkeit gewidmet 
worden; die weitaus meisten Aeußerungen be- 
ziehen. sich allerdings auf die Namen und Zei- 
chen, Nur der Bezirksverein Franken-Oberptfalz 
des Vereins deutscher Ingenieure wendet sich 
gegen tatsächliche Feststellungen; er behauptet, 
der Wirkwiderstand (damals Leistungswiderstand 
genannt) sei entgegen der im Entwurf ausge- 
sprochenen Behauptung unabhängig von der Fre- 
quenz. Diese Einwendung beruht auf einem Irr- 
tum; denn der Wirkwiderstand ist nur in den 
Sonderfällen von der Frequenz unabhängig, wo 
der Strom sich gleichmäßig über den Leiterquer- 
schnitt verteilt, und die gesamte elektrische Arbeit 
ausschließlich innerhalb des Leiters selbst in 
Wärme umgewandelt wird. — Einem von Herrn 
Moser vorgebrachten Vorschlage, in der Glei- 
chung ?©=/.sin(wt—g) an Stelle des nega- 
tiven das positive Vorzeichen vor @ zu setzen, 
also ?=1.sin(wt-- @) zu schreiben, ist schon 
im zweiten Entwurfe Rechnung getragen worden. 
Der Winkel @ ist dann bei nacheilendem Strome 
negativ: P=— Q1,beivoreilendem POs1uVv:P=- 2 
zu setzen. ; 

Zahlreiche Einwendungen sind gegen ‘die vor- 
geschlagenen Namen erhoben worden. 

Dem Württembergischen Elektrotechnischen 
Verein erscheint der Ausdruck „Ersatzsirom“ für 
äquivalenter Sinusstrom überflüßig, aber immer- 
hin wünschenswert; der Bezirksverein Mann= 
heim des VDI hält es für ratsam, „Ersatzstrom“ 
nicht anzunehmen; er befürchtet Irrtümer, Der 
AEF ist nicht der Ansicht, daß diese Besorgnis 
die übrigens auch in keiner anderen Zuschrift 
zutage tritt, berechtigt ist. Da der ersetzende 
Sinusstrom dem zu ersetzenden Strome tatsächlich 
nicht äquivalent ist, so wurde an dem Vorschlage 
„Ersatzstrom‘“ festgehalten. 

Vom Hamburger und Mannheimer Bezirks- 
verein des VDI, ferner vom Karlsruher undWürt- 
tembergischen Elektrotechnischen Verein werden 
Einwendungen gegen die Wörter „einwellig“ und 
„mehrwellige“ erhoben, Die drei erstgenannten 
Vereine befürchten Verwechselungen mit ein- 
phasig und mehrphasig, der letztgenannte sagt, 
daß ein Bedürfnis für den überaus mißverständ- 
lichen Ausdruck einwellig und mehrwellig nicht 
recht klar sei und sinusförmig und nichtsinus- 
förmig zweckmäßiger erscheine ‘Der AEF hat 
sich nach ausführlicher Erörterung entschlossen, 
den Einwendungen Rechnung zu tragen und in 
den neuen Entwurf die Wörter sinusförmie und 
nichtsinusförmige aufgenommen. 

Gegen das Wort Kreisfrequenz erklären sich 
der Schleswig-Holsteinische Bezirksverein des 
VDI, der Kieler, der Württembergische und der 
Mannheim-Ludwigshafener Elektroteehnische 
Verein. Sie wünschen alle, daß statt dessen 

„Winkelgeschwindigkeit“ beibehalten werde. Dem 
ist zgegenüberzuhalten, daß es doch gewiß zweck- 
mäßig ist, die besondere Winkelgeschwindigkeit 
des eine Sinusfunktion der Zeit darstellenden 
Umlaufvektors (oder der Zeitlinie) von der Win- 
kelgeschwindigkeit eines wirklichen Körpers, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 33. 661 
erzeugt einen Strom z. B, eines Generatorankers auch durch den 


Namen von vornherein zu unterscheiden. 

Der Württembergische Elektrotechnische Ver- 
ein bezweifelt, daß Induktivität schöner sei als 
Induktanz. Der AEF hatte aber das in der Li- 
teratur schon seit langer Zeit viel gebrauchte 
Wort Induktivität nicht wegen etwaiger größerer 
Schönheit, sondern wegen seines Gleichklanges 
mit Kapazität, der der verwandten Bedeutung ent- 
spricht, vorgeschlagen. 

Viele Einwendungen beziehen sich auf Formel- 
zeichen. Da diese in dem Entwurfe ausdrück- 
lich als nicht bindend und späteren Abmachun- 
gen nicht vorgreifend hingestellt sind, braucht 
heute nicht weiter auf diese Einwendungen ein- 
gegangen zu werden. — Etwas anders steht es 
mit cp. Dieses Zeichen war in dem ersten Ent- 
wurfe nicht einfach für den Leistungsfaktor ge- 
braucht, sondern in Gegenüberstellung zu dem 
bei sinusförmigem Strome angewendeten cos @ als 
allgemeines, für alle Fälle gültiges Zeichen ver- 
wendet. Die Gleichstellung &'= cos konnte 
deshalb mehrmals zur Erklärung von Beziehun- 
gen benutzt werden, Das ist von der Mehrzahl 
der Einsprechenden, den Bezirksvereinen Fran- 
ken-Oberpfalz und Mannheim des VDI, vom Elek- 
trotechnischen ‚Verein Mannheim-Ludwigshafen 
und vom -Württemberzischen Elektrotechnischen 
Verein übersehen worden. Herr Niethammer 
schreibt zu der Frage: „Wenn auch anzuer- 
kennen ist, daß das Verhältnis Watt: Volt- 
ampere bei mehrwelligen Strömen nicht mehr 
streng durch den Cosinus eines Winkels darge= 
stellt werden kann, so kann ich doch der Ver- 
kümmerung von cos in cp nicht beipflichten. 
Für die meisten praktischen Fälle kann man 
doch graphisch mit dem Winkel p und dem cos p 
unter Benutzung gewisser Ersatzwerte arbeiten“. 
Der AEF .hatte sich aber doch gerade die Auf- 
gaben gestellt (und konnte nicht wohl anders 
vorgehen), die Begriffe zunächst scharf zu be- 
stimmen und darnach auf die in der Praxis üb- 
lichen Abschwächungen und Uebertragungen ein- 
zugehen und die Grenzen ihrer Zulässigkeit fest- 
zulesen- Das ist besonders in Abschnitt IV 
geschehen. Es ist dort deutlich wesagt, 
daB und wie die Einführung des Er- 
saizstromes und die Gleichseızung von cp und 
cos miteinander in Verbindung stehen, also 
mehr gesagt, als Herr Nieilhammer-im Gegensatze 
dazu auszusprechen glaubt. Es dürfte aber darin 
auch allen Einwendungen gegen cp soweit es als 
allgemein gültiges Zeichen für den aus den ge= 
messenen Größen N, E und I gebildeten Aus- 
druck N/(E.I) gemeint ist, die Spitze abge- 
brochen sein; denn weil man sich in der Praxis 
immer auf den Boden des Abschnittes IV stellt, 
so wird man in praktischen Formeln — auch 
nach den Vorschlägen des AEF — immer cos , 
wie üblich, für den Leistungsfaktor setzen dürfen. 

Eine andere Frage ist, ob das Zeichen als 
solches glücklich gewählt war. Hier ist der AEF 
inzwischen einem Vorschlage der Frankfurter 
Elektrotechnischen Gesellschaft ‚tür den oft ge- 
brauchten Leistungsfaktor einen einfachen Buch- 
staben einzuführen“, gefolgt und hat dafür F 
in dem neuen FEntwurfe vorgeschlagen. Das 
Zeichen ist aber, wie viele in dem Entwurf ge- 
brauchten, nur als vorläufig anzusehen; es wird 
erst dann endgültig festgesetzt sein, wenn der 
AEF es in seine Listen aufgenommen hat und 
diese angenommen worden. sind. 

Viele Stimmen regen sich gegen neue Namen 
an Stelle von Wattstrom und wattloser Strom. 
Hierüber ist inzwischen sehr ausführlich verhan- 
delt worden. Den Wünschen, die „eingebürger- 
ten und verständlichen Namen“ (wie der Ober- 
schlesische Elektrotechnische Verein schreibt) 
beizubehalten, ist der AEF soweit wie möglich 
dadurch entgegengekommen, daß er ausdrücklich 
ausgesprochen hat, daß der AEF es nicht als 
seine Aufgabe ansieht und auch zar keine Hand- 
habe dafür hat, die beiden Namen gegen den 
Willen der Allgemeinheit durch irgend einen 
Zwang zu beseitigen, daß er es aber wohl für 
seine Pflicht halten mußte, denen, die an den 
alten Namen Anstoß nehmen, einwandfreie Namen 
zur Verfügung zu stellen. Daß der AEF hierin 
recht gehandelt hat, zeigen nicht nur ausdrück-= 
liche Zustimmunsen, sondern auch zahlreiche 
Vorschläge von Namen und schließlich nicht zum 
wenigsten die teilweise Einbürgerung der in den 
{rüheren Entwürfen vorgeschlagenen Namen in 
die Literatur. Die beiden: Berichter und später 
der AEF haben alle Vorschläge ernstlich er- 
wogen, haben aber keine Aenderung für zweck- 
mäßig erachtet, als allein die Ersetzung des 

‚Werk-“ durch „Wirk-“; die Begründung hierzu 
wird in den Erläuterungen. gegeben. Der Vor- 
schlag des Herrn Blondel, ergastisch und hor- 
mastisch zu sagen, widerspricht den Ansichten 
des AEF und zweifellos auch der deutschen Elek- 
trotechnik in jeder Hinsicht. 

Besondere Beachtung verdienen die eingehen- 
den Verhandlungen im Elektrotechnischen Verein 
am 16, XII, 1913 Ueber diese Vrerhand- 
lungen ist in der „ETZ“* 1915, S, 487, ausführ- 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, 


Heft 33. 


19. August 1920. 


TE [eb 


lich berichtet worden; es genügt hier, auf jene 
Veröffentlichung zu verweisen. Vgl, auch AEF 
1915, Nr. 264. 

Der Vollständigkeit wegen sei noch folgender 
Einspruch des Württembergischen’ E. V. ange- 
führt: Der Verein vergleicht und begründet sein 
Festhalten am Namen Wattstrom mit dem Fest- 
halten am Worte Elektrötechnik, obwohl die 
Elektrotechnik doch auch nichts mit dem Bern- 
stein (woher das Wort stamme) zu tun hätte, 


Es kann zum Schluß festgestellt werden, daß 
der Kern des Entwurfs V von keinem der Ein- 
wände berührt wird. Die Definitionen können 
als angenommen gelten. Ueber die Zweckmäßie- 
keit der Namen wird am sichersten die Zukunft 
entscheiden, 


Erläuterungen zu Entwurf V. 
Von .J. Teichmüller und R. Richter, 


Das Bestreben, den Wechselstrom ähn- 
lich zu behandeln wie den Gleichstrom, vor 
allem für die Effektivwerte von Strom und 
Spannung ein dem Ohmschen Gesetze gleich- 
artiges Gesetz zu erhalten, hat zur Ent- 
stehung und Verbreitung der Begriffe der 
„Wechselstromwiderstände‘“ geführt. Die 
Einführung dieser Begriffe hat mancherlei 
Unklarheiten und Ungenauiskeiten im Ge- 
folge gehabt. Diese durch festbestimmte, 
klare Begriffe und winheitliche Namen zu be- 
seitigen, hat der AEF als‘:seine Aufgabe 


angesehen. 

Die Schwierigkeit der Aufgabe liest 
darin, daß das „Ohmsche Gesetz für Wech- 
selstrom“ durchaus nicht allgemein für jeden 
beliebigen Wechselstrom gilt. Im Ohmschen 
Gesetze ist der Widerstand die Proportionali- 
tätskonstante zwischen Strom und Spannung. Der 
Scheinwiderstand im Wechselstromkreise ist aber 
nur solange eine Proportionalitätskonstante 
zwischen den Eiffektivwerten von Strom und 
Spannung, als die Kurvenform der Spannung 
unverändert bleibt und Induktivität, Kapazität 
und Wirkwiderstand unabhängig von Strom und. 
Spannung sind. Wenn dagesen Induktivität. 
Kapazität und Wirkwiderstand von Spannung 
oder Strom abhängig sind, so gibt es keinen 


Proportionalitätsfaktor zwischen Strom und 
Spannung mehr und damit auch keine 
Wechselstrom-,Widerstände“ im Sinne des 
Ohmschen Gesetzes, Dieser Fall liegt aber 
schon wegen der Verwendung von Eisen 
in der Technik fast immer vor das 
nach dem Vorbilde des Ohmschen  Ge- 
seizes gebildete Gesetz der Abhängiekeit 


zwischen effektiver Stromstärke und effiek- 
tiver Spannung ist also fast immer nur in 
Annäherung richtig, mag diese Annäherung, 
weil der magmetische Kreis in den meisten 
Fällen Luftschichten enthält, häufige auch 
sehr groß sein. 

Man stand somit vor der Entscheidung, 
entweder 

&) der geschichtlichen Entwicklung ent- 
sprechend die Wechselstromwiderstände streng 
also nur für reinen Sinusstrom zu definieren 
und ihre Anwendung auf die annähernd sinus- 
förmigen Ströme der Technik auszudehnen, oder 


b) die Definition der Wechselstromwider- 
stände allgemein für Wechselströme beliebiger 
Kurvenform auf die Messung von Strom- 
stärke, Spannung und Leistung zu gründen 
und zu zeigen, wie die so &efundenen Größen 
auf reine oder angenähert sinusförmige 
Schwingungen rechnerisch anzuwenden sind. 

Mit Rücksicht auf die Gewohnheiten und 
Bedürfnisse der Technik hat sich der AEF 
für das zweite Verfahren entschieden und 
. demgemäß zuerst, im Teile A, die Begriffe 
für Weechselströme "beliebiger Kurvenform 
aus den gemessenen Werten von Strom, 
Spannung und Leistung erklärt, dann aber, 
in einem zweiten Teile B, auf die Bedeutung 
der so festgelegten Größen in den wichtigsten 
Fällen und vor allem auf die Einschränkung 
ihrer Anwendung in der — analytischen und 
graphischen Rechnung ausdrücklich hin- 
gewiesen. Für das Ganze eilt die dem Teile 
A zugrunde gelegte Annahme, daß es sich um 


Vorgänge zwischen zwei Punkten eines 
Stromkreises handle also um 'Einphasen- 
strom. _Auf Mehrphasenstrom sind die ge- 


troffenen Festsetzungen sinngemäß zu über- 
tragen. - 

Die Aufgabe ist eine der ältesten, die 
sich der AEF gestellt hat; der erste Ent- 
wurf ist schon im Jahre 1909 veröffentlicht 
worden. Bei seiner Behandlung in der 
Oeffentlichkeit und in den Vereinen hat sich 
merkwürdigerweise ermeben, daß die eigent- 
liche Absicht des Entwurfes vielfach miß- 
verstanden wurde; man hat sich fast nur mit 
dem Namen der Begriffe beschäftigt, die Be- 
griffsbestimmungen aber fast gar nicht be- 
achtet. Wo sie aber beachtet wurden, haben 


sie im wesentlichen Zustimmung gefunden ; 
der Entwurf kann in dieser Hinsicht deshalb 
als angenommen gelten. 

Namen von einigermaßen verbreiteter 
Geltung hatte man bis (dahin nur in den 
amerikanischen auf „anz“ endisenden Namen 
gehabt. Diese leiden an zwei Mängeln: Im 
Deutschen liegt auf ihrer letzten, bei allen 
gleichen Silbe der Ton, wodurch die Unter- 
scheidbarkeit verringert wird; besonders aber 
bilden sie kein leicht zu behaltendes System, 
müssen vielmehr in ihrer Bedeutung mühsam 
erlernt werden. Das jetzt mehr als früher 
hervortretende Bestreben, 
Namen abzulehnen, spricht gleichfalls gegen 
sie. Es waren also neue Namen zu bilden. 
Die zuerst vorgeschlagenen fanden so wenig 
Beifall, daß sich der AEF entschließen 
mußte, andere vorzulegen. Das geschah in 
einem zweiten Entwurfe vom Jahre 1913, der 
sich nur auf Teil A erstreckte. Dieser Ent- 
wurf unterschied sich von dem ersten außer- 
dem dadurch, daß die Zahl der aufgenom- 
menen Begriffe vermehrt und alle syste- 
matisch zusammengestelli waren. Das Be- 
dürfnis nach einer solchen systematischen 
Zusammenstellung aller in Betracht kom- 
menden Begriffe hatte sich während der Ver- 
handlungen herausgestellt. Es haben sich 
allerdings auch Stimmen gegen eine Erweite- 
rung der im 1. Entwurfe enthaltenen Be- 
griffsbestimmungen wrhoben; der AEF hat 
aber trotzdem geglaubt, an dem im Entwurfe 
vom Jahre 1913 vorgeschlagenen Begeriffis- 
systeme festhalten zu sollen, da es ja jedem 
freisteht, sich nach Belieben aller oder nur 
eines Teiles (der vorgeschlagenen Begriffe 
und Namen zu bedienen. 

Das gewählte System der Namen beruht 
auf der Zerlegung der meßbaren Größen in 
zwei Komponenten, wie sie bei der allgemein 
üblichen graphischen Darstellung 
wird. Hierbei ist jedesmal die wirksame, 
d. i. die emergietragende Komponente durch 
den Vorsatz Wirk-, die andere durch den 
Vorsatz Blind- bezeichnet, während die Re- 
sultierende den Vorsatz Schein- erhalten hat; 
beim Strom (la) und Spannung (2a), mußte 
der Vorsatz Schein- natürlich wegfallen, bei 
Leistung (3b) würde der Vorsatz Wirk- zum 
mindesten überflüssie sein. Für die Wahl 
dieser Vorsätze war teilweise ihre Form be- 
stimmend; sie sind kurz, nämlich einsilbig, 
lassen sich leicht aussprechen und unter- 
scheiden; vor zusätzlichen Eisenschafts- 
wörtern (wie z. B. in „scheinbarer Wider- 
stand“) haben sie den Vorzug, daß in den 
Fällen, wo zur weiteren Kennzeichnung des Be- 
griffes DBeiwörter hierangezosen werden 
müssen, sprachlich unschöne Häufungen von 
Eigenschaftswörtern vermieden werden. Dem 
Sinne nach erklärt sich der Vorsatz Schein- 
als Verkürzung des gebräuchlichen „schein- 
bar“ und bedarf daher weiter keiner Er- 
klärung. Zur Bezeichnung der „wirksamen“ 
Komponente war früher „Werk“ vorgeschlagen 
worden und zwar mit der Begründune, daß ses 
in der nmeweren technischen Literatur mehr 
und mehr in ähnlicher Bedeutung im Sinne 
von Arbeit gebraucht werde, und daß es an 
„wirksam“ anklinge. Gesen diese Vorsilbe 
ist geltend gemacht worden, daß sie in der 
Zusammensetzung Werkspannune und Werk- 
strom zu Zweideutigkeiten Anlaß gäbe. Das 
wird nun mit „Wirk-“ vermieden, das sich 
zwanglos als Verkürzung von wirksam 
erklären läßt. „Blind-“ wurde in Erinnerung 
an seine längst übliche Verwendung in der 
technischen und der Umgangssprache in der 
Bedeutung von „nicht wirksam“ oder auch 
„nicht eigentlich“ oder auch „nicht im eigıent- 
lichen. Sinne wirksam“, wie in „Blindmutter“, 
„blindes Fenster“ oder „blinder Schuß“ u. a. 
gewählt. Ein „blinder Passagier“ ist auch 
ein Passagier wie die anderen; aber er trägt 
zu den Kosten der Fahrt nichts bei, er ist 
sozusagen ein „wattloser“ Passagier. 


Gegenvorschläge, die während der Bear- 
beitung der Aufgabe seingesangen waren, 
sind ernsthaft geprüft worden, konnten aber 
nicht für besser befunden werden. So ist 
z. B. vorgeschlagen, worden, das Wort Blind- 
leistung durch Pendelleistung zu ersetzen, 
weil mit dieser Bezeichnung die Vorstellung 
der hin- und herpendelnden Feldenereie ver- 
bunden sei. Dieser Vorschlag ist schon ver 
der Veröffentlichung des Entwurfes vom 
Jahre 1913 in den Beratungen des AEF 
erörtert worden. Man hätte sich vielleicht 
entschließen können, das einsilbigse Vorwort 
Blind dem zweisilbigen Pendel zu opfern, 
wenn die in Teil A definierte Blindleistung 
mit der Leistung der Feldenergie idenwsch 


wäre. Die Blindgröße hat aber im allgie- 
meinen überhaupt keine einfache physi- 
kalische Bedeutung, sondern ergibt sich 


immer nur als zweite Kathete des nechtwink- 


fremdsprachliche- 


benutzt 


ligen Dreiecks, das durch die Scheingröße und 
Wirkgröße als die beiden physikalisch be- 
stimmten Größen festgeleet ist. Die Leistung 
der Feldenergie 
n= a2 


| 
x I En In. sin pn 


n=| 
;st im allgemeinen kleiner als die Blindleistung 
Nb=V(E.D?—N?, 


und nur in einigen Sonderfällen, z. B. bei 

Sinusförmiger Spannung und sinusförmigem 

Strome wird - 
E.Isiopg= N». 


. In den Zusammensetzungen Wirkstrom und 
Blindstrom ist ein Ersatz für die alten N amen 
Wattstrom und wattloser Strom gefunden 
worden. Diese Namen mochte der AEF nicht 
aufnehmen, weil sie sprachlich unrichtie ge- 
bildet sind (die Einheitsbezeichnung ist für 
die Begriffsbenennung gesetzt); außerdem 
hatte der eine davon den Nachteil, ein schlep- 
pendes Eigenschaftswort zu verwenden. Die 
Namen Wattstrom und wattloser Strom sind 
nun freilich mit der geschichtlichen Ent- 
wicklung der Wechselstromtechnik so eng 
verknüpft, daß man den, Widerspruch gegen 
die Einführung neuer Namen, wie er von 
verschiedenen Seiten erhoben worden ist, 
wohl verstehen kann. Demgegenüber hat es 
aber der AEF für seine Pflicht gehalten, 
den zahlreichen Gegnern der alten Namen 
ein gut gewähltes System sprachlich «in- 
wandfreier Namen zur Verfügung zu stellen. 

Den Namen Leistungsfaktor durch Wirk- 
faktor zu ersetzen, wie es dem Systeme nach 
folgerichtix gewesen wäre, und dadurch aus- 
merzen zu wollen, schien nicht zweckmäßig; 
um aber keine Frage offen zu lassen, ist 
„Wirkfaktor‘ in dem Entwurfe in Klammern 
hinzugefügt worden. a 

Die in dem Begriffssystem des Teiles A 
verwendeten Vorsilben Schein-, Wirk- und 
Blind- können nach Bedarf sinngemäß ohne 
weiteres auch mit anderen Bezeichnungen als 
Strom, Spannung und Leistung verknüpft 
werden. Will man z. B. zwischen abeesehener 
und zugeführter Leistung unterscheiden und 
die hierfür vom Verbande Deutscher Elektro- 
techniker vorgeschlassenen Bezeichnungen 
Abgabe und Aufnahme verwenden, so kann 
man von Schein-, Blind- oder Wirkabgabe und 
Schein-, Blind- oder Wirkaufnahme oder 
Blindabgabe und Blindaufnahme sprechen. 

Der Name Gleichwiderstand ist im Ein- 
klang mit dem Namen Gleichstrom gebildet ; 
er kann als Ausdruck dafür aufgefaßt wer- 
den, daß diese Größe gleich mäßige Verteilung 
der Stromdichte über den sanzen Querschnitt 
des Leiters voraussetzt. _ Beim Eehtwider- 
stand ist die Stromdichte infolge der Strom- 
verdrängung (Hautwirkung) nicht gleich- 
mäßig verteilt. Für Gleichstrom ist also der 
Echtwiderstand eleich dem Gleichwider- 
stande, dem „Widerstande“ bei Gleichstrom. 
In Wechselstromkreisen dagesten ist zu unter- 
scheiden zwischen Gleichwiderstand, Eceht- 
widerstand und Wirkwiderstand. Der Eeht- 
widerstand ist hier immer größer als der 
Gleichwiderstand und der Wirkwiderstand im 
allgemeinen noch größer als der Echtwider- 
stand, weil die in einem Stromkreise umge- 
setzte Arbeit im allgemeinen größer ist, als 
es Leiter selbst umgesetzte Arbeit (Vgl. 

40). 

Die winfache Bezeichnung Widerstand, 
die in der Literatur bisher verschieden, bald 
für Scheinwiderstand, bald für Gleichwider- 
stand, Echtwiderstand oder Wirkwiderstand 
gebraucht wurde, ist bei den Namen für die 
Weechselstromwiderstände wanz vermieden 
worden. Dasselbe gilt von der Bezeiehnung 
effektiver Widerstand, womit bisher sowohl 
der Echtwiderstand als auch der Wirkwider- 
stand bezeichnet worden ist. Das Wort 
effektiv kann nunmehr für die sogen. quadra- 
tischen Mittelwerte swindeutig verwendet 
werden, und die einfache Bezeichnung Wider- 
stand steht nach Bedarf zur Abkürzung irgend 
eines der Wechselstromwiderstände nach wie 
vor zur Verfücung. 

‚Der Einteilung des TeilesB ist wie bei den 
Begriffsbestimmungen im Teile A ebenfalls 
die Messung zugrunde gelegt worden, indem 
nach Proportionalität und Nichtproportionali- 
tät zwischen Strom und Spannung unter- 
schieden wurde. Induktivität, Kapazität und 
Wirk widerstand sind im allxemeinen (auch in 
dem Falle I) infolge von Hautwirkung und 
anderen Ursachen von der Frequienz ab- 
hängig. So sind auch die Widerstände Rı, ‚Re 


usw. (in B, II) im allgemeinen vonein- 


ander verschieden und nur in besonderen En: 
Fällen einander gleich und e„leich dem mit 


Gleichstrom gemessenen Gleichwiderstand. 


lv. August 1920. 


Die Einführung der Kapazitäts- und In- 
duktivitätsgrößen an Stelle der Blindgrößen 
ist im allgemeinen in Strenge nur dann statt- 
haft, wenn Stromstärke und Spannung sinus- 
förmig verlaufen. In praktischen Fällen wird 
man jedoch vielfach auch in zusammenge- 
setzten Stromkreisen mit nichtsinusförmigiem 
Strome von Kapazitäts- oder Induktivitäts- 
größen sprechen können, je nachdem Kapazi- 
tätswirkung oder Induktivitätswirkung uberwiegt. 

Die Blindgrößen werden nach der De- 
finition rechnerisch als Quadratwurzeln aus 
der Differenz von Quadraten der gemessenen 
Größen gewonnen. Es kann manchmal 
erwünscht sein, einer Wurzelgröße verschie- 
dene Vorzeichen beizulegen, um z. B. bei 
einem Blindwiderstande zwischen Kapazitäts- 
und Induktivitätswiderstand zu unterschei- 
den (Vgl, B, I, letzten Abschnitt), 

Die früher vorgeschlagenen Bezeichnungen 
„einwellig“ und „mehrwellig‘“ an Stelle 
von „sinusförmig“ und ,„nichtsinusförmig‘ 
sind auf den Widerspruch von mehreren Seiten 
hin schließlich fallen gelassen worden. Statt des 
früher gebrauchten Wortes Welle ist jetzt 
„Schwingung“ gesetzt, weil dieses Wort für die 
zeitlichen Zustandsänderungen besser paßt 
als Welle, womit immer die Vorstellung einer 
örtlichen Ausbreitung verknüpft wird. Dement- 
sprechend sind „Grundschwingung“ und „Ober- 
schwingungen“ (Schwingungen höherer Ordnung) 
unterschieden. Bei der mathematischen Be- 
trachtungsweise empfiehlt es sich, - die Grund- 


schwingung als 1. Schwingung, die 1. Ober- 
schwinzung als 2, Schwingung usf. zu be- 
zeichnen, 

Die gemeinsame Bezeichnung für Grund- 


schwineung und Oberschwingungen, nämlich 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


Sinusschwingungen, wird man im all- 
gemeinen in „Schwingungen“ schlechthin ab- 
kürzen, wenn man ihre Zugehörigkeit zu 


einem Systeme ausdrücken will, dann (aber auch 
nur dann) gebührt ihnen der ausführliche Name 
„harmonische Schwingungen“; seine aus Eng- 
land und Amerika weingedrungene Abkürzung 
„Harmonische“ empfiehlt sich nicht, 'weil ihr 
gerade das kennzeichnende Hauptwort fehlt. 
Nichtsinusförmige Weechselströme werden in 
praktischen Fällen oft als sinusförmio: behan- 
delt, Der sinusförmige Wechselstrom, der die- 
selben Effektivwerte für Stromstärke und 
Spannung und dieselbe Frequenz wie der 
nichtsinusförmige Wechselstrom hat, wurde 
früher als „äquivalenter Sinusstrom“ be- 
zeichnet, Aequivalenz liest aber nicht 
vor‘). Deshalb wird für diesen Strom der 
Name „Ersatzwechselstrom“ oder schlechthin 
„Ersatzstrom‘“ vorgeschlagen. Das Verhälten 
von Wechselstrommaschinen ist weniger durch 
den Effektivwert des nicht sinusförmigen Wech- 
selstromes als vielmehr durch seine Grundschwin- 
sung bestimmt. Deshalb wird im Elektromaschi- 
nenbau der nichtsinusförmige Wechselstrom 
häufig auch durch seine IGrundschwingung er- 
setzt. Auf diesen Fall soll aber die Bezeichnung 
Ersatzstrom 'nıcht ausgedehnt werden, 


Entwurf XIX. Magnetischer Schwund. 


Die Abnahme, die eine Zahl von Kraftlinien- 
windungen in der Zeiteinheit erfährt, heißt 
:magnetischer Schwund., Als Einheit für ‚den 
magnetischen Schwund kann z. B, die absolute 


. U) Siehe Orlich „Die Theorie der Wechselströme*, 
Leipzig 1912, Abschn. II. 


Heit 33, 


663 


elektromagnetische CGS-Einheit oder 
dienen. 


Volt 


das 


Begründung. 
Von Fr. Emde und W. Jaeger, 


In der Physik und in der Elektrotechnik 
kommt es meist nicht auf den magnetischen In- 
duktionsfluß selbst an, sondern auf seine Aende- 
rung mit der Zeit. Zunahme der Kraftlinienzahl 
und induzierter Strom sind einander zugeordnet, 
wie Fortschreitung und Drehung einer Links- 
schraube. Da man aber für die Festsetzung der 
Vorzeichen meist die Rechtsschraube zugrunde 
legt, so muß man sagen, daß ein positiver Strom 
entsteht, wenn "die Kraftlinienzahl abnimmt, 
Wenn man, um eine kurze Ausdrucksweise zu 
ermöglichen einen Namen einführt, so ist es daher 
vorteilhaft, ihn sogleich für die Abnahme des 
Flusses zu wählen, nicht für die Zunahme. Die 
Einführung eines besonderen Namens rechtfertizt 
sich durch das häufige Vorkommen des Begriffes. 

Die Kraftlinienzahl ändert sich oft durch 
mehrere Ursachen. Dann will man gewöhnlich 
die Einzelwirkungen für sich betrachten. Z. B. 
ändert sich der Fluß, den eine Ankerwindung 
eines Wechselstrommotors umfaßt, teils weil das 
Magnetfeld pulsiert, teils weil die Windung an 
der Ankerdrehung teilnimmt. Entsprechend kann 
man unterscheiden zwischen Ruheschwund und 
Bewegunsschwund oder zwischen Transforma- 
tionsschwund und Rotationsschwund. In anderen 
Fällen wird man den resultierenden oder Gesamt- 
schwund zerlegen in den Schwund der Selbst- 
induktion und den Schwund der gegenseitigen 
Induktion, 
man dem Leerlaufschwund den Belastungs- 
schwund gegenüberstellen. bei Transformatoren 
dem Hauptschwund den Streuschwund, 


seen 


PERSÖNLICHES. 


ıMitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)‘ 


E. R. Simon f. Am 24. Juli starb in Ber- 
lin nach kurzer schwerer Krankheit Herr E. R. 
Simon, Gründer und Gesellschafter der Firma 


Norddeutsches Elektromotorenwerk, Ham-. 
burg. 
W. Lynen $. In München starb im Alter 


von 58 Jahren der langjährige Vertreter der 
Maschinenbaukunde und der Kinematik an 
der Technischen Hochschule, Reg.-Baumstr. 
a. D. o. Prof. Wilhelm Lynen. 


John Perry 7 — Aus London kommt die 
Kunde, daß dort am 4. August Prof. Dr. John 
Perry im Alter von 70 Jahren gestorben ist. 
Perry, der sich dem Studium der Physik und 
angewandten Mathematik gewidmet hatte, war 
längere Zeit Assistent bei William Thomson 
und kam dann als Professor der Ingenieur- 
wissenschaften an die Ingenieurschule nach 
Tokio. Nach England zurückgekehrt, war er 
längere Zeit als Zivilingenieur tätig und wirkte 
darauf an verschiedenen Hochschulen als 
Professor für Maschinenbau und Elektrotechnik. 
Sein Buch über technische Mechanik, sowie 
seine Arbeiten und Untersuchungen über die 
Dynamomaschine, über elektrische Eisen- 
bahnen, über Konstruktion von Meßinstru- 
menten "haben in Fachkreisen verdiente An- 
erkennung gefunden (,,Voss. Ztg.‘“11. VIII. 20). 

Hochsehulnachriehten. Dr. A. Gehrts, 
Physiker im Wernerwerk der Siemens & Halske 
A.-G. hat sich an der Technischen Hochschule 
Berlin für Atomdynamik habilitiert: 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


er Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
En der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Die Möglichkeiten der Windausnützung und ihre 
Bedeutung für die Energiewirtschaft. 


Der anregende Aufsatz von Dr. LIEBE auf 
S. 501 der „ETZ“ 1920, gibt mir Anlaß, auf 
einen Vorschlag hinzuweisen, den ich in 
meinem Aufsatz „Het gebruikmaken van de 
windkracht voor de opwekking van elec- 
trischen stroom‘‘ in der Zeitschrift ‚De In- 
genieur‘“ 1920, Heft 26 machte.!) 

Aus den von Dr. LIEBE dargelegten Grün- 
den ist die Ausnützung der Abfallenergie des 
_ Windes dadurch so erschwert, daß der Energie- 
fluß unstetig ist und in weiten Grenzen 
schwankt. Die Ausnützung kann sich nur 
lohnen, wenn die Baukosten der Windkraft- 
anlagen niedrig gehalten werden können. Aus 
diesen Gründen kann in unseren Gegenden 
die Windkraft zur Stromerzeugung in größerem 


ı) Vgl. auch den Bericht in der „Zeitschr. d. Vereins 
deutscher Ingenieure“, 1919, Heft 34, 8. 815, Pos. 4. 


| die Windkraftwerke als 


Umfange nur herangezogen werden, wenn man 
Zusatzwerke einer 
größeren Zentrale benutzt, also lediglich zur 
Verminderung des Kohlenverbrauchs. Die 
ganze im Winde steckende ausnutzbare Energie 
wird ins Netz gepumpt. Es findet keine Auf- 
speicherung statt, sondern der energetische 
Vorgang ist einer kaufmännischen Buchung 
vergleichbar. Der Stromverbrauch der Ab- 
nehmer ist die Passivseite des Netzes, die 
Windenergie bildet einen Aktivposten. 

In den meisten Fällen wird Drehstrom- 
erzeugung verlangt werden. Als Generatoren 
kann man (asynchrone) Induktionsmaschinen 
verwenden. Die synchrone Drehzahl der In- 
duktionsmaschine ist durch die Netzfrequenz 
festgelegt. Der Schlupf hängt von der Ab- 

abe des Windrades, ab. Ist diese — z. B. 

bei 3 m/s Windgeschwindigkeit — so groß, 
daß sie die Leerlaufverluste der Induktions- 
maschine deckt, so nimmt der Maschinensatz 
Synehrongeschwindigkeit an. Bei steigender 
Windgeschwindigskeit und. wachsender Ab- 
gabe wird der Schlupf negativ; bei Wind- 
geschwindigkeiten unter 3 m/s treibt die In- 
duktionsmaschine das Rad. Der Drehzahl- 
bereich für die Generatorwirkung ist eng. 

Es ist daher eine Vorrichtung nötig, die 
beim Unterschreiten einer Grenzgeschwindig- 
keit (die etwas über der synchronen liegt) die 
Induktionsmaschine abschaltet und sie bei 
deren Überschreiten wieder einschaltet. Die 
erste Aufgabe ist auch durch ein Unterstrom- 
relais lösbar. Die Vorrichtung kann entweder 
von der Drehzahl des Windrades oder von der 
Drehzahl eines Windgeschwindiskeitsmessers 
(Anemometer) abhängig gemacht werden. 

Ganz ähnlich ist das Verhalten eines 
Gleichstromgenerators, dessen  Feldwicklung 
an einem Netz gleichbleibender Spannung 
liegt. Die Leerlaufsdrehzahl der Nebenschluß- 
maschine entspricht der synehronen Drehzahl 
der Induktionsmaschine; doch ist sie durch 
Veränderung der Erregung änderbar. 

Außer den angegebenen Vorrichtungen 
sind auch Einrichtungen nötig, die die Anlage 
gegen Überlastung Spannungsrückgang und 
plötzliche Windstöße schützen. 

Die geschilderte Anordnung 
folgende Vorteile: 


1. Der Induktionsgenerator ist ein gewöhn- 
licher Drehstrommotor mit Kurzschluß- 
anker, also die einfachste und billigste elek- 
trische Maschine. 


2. Es ist nicht nötig, ein Maschinenhaus zu 
errichten. Die ganze Anlage kann im Turm 
aufgestellt werden; dadurch wird die lange, 
senkrechte Welle vermieden und der An- 
schluß an eine Freileitung vereinfacht. 


3. Die Räder können an beliebigen, geeigneten 
Orten aufgestellt werden. Es können meh- 

‘ rere Räder so nahe beieinander aufge- 
stellt werden, als es mit Rücksicht auf die 
Windströmung zulässig ist. Die Schaltvor- 
richtungen können für alle benachbarten 

' Räder gemeinsam sein. Es kann z. B. die 
anemometrische Schaltvorrichtung bei 


besitzt 


nn nn. nn nn nn nn 
EEE 


einem Transformator aufgestellt werden 
und dessen Sekundärwicklung beherrschen. 
Das Ein- und Ausschalten aller Induktions- 
generatoren, die an der Sekundärleitung 
hängen, erfolgt lediglich durch An- und 
Abschalten dieser Leitung. 

4. Das Windrad braucht keine Vorrichtung 
zur Vergleichmäßigung der Drehzahl. 

5. Akkumulatorenbatterien sind unnötig. 
Durch den Netzanschluß wird die Frage 
der Aushilfe bei Windstille und Betriebs- 
defekt gelöst. 

Die Nachteile der Anordnung sind: 

1. Die Drehzahl der üblichen Windräder ist 
gering; ‚es muß daher ein Vorgelege mit 
großer Übersetzung vorgesehen werden. 

2. Das Windrad mit Induktionsgenerator ist 
durch die Induktionskupplung gezwungen, 
mit annähernd gleichbleibender Umfangs- 
geschwindigkeit zu laufen; die Geschwin- 
digkeit des Windes schwankt aber in weiten 
Grenzen. Es ist noch nicht genügend be- 
kannt, wie die gebräuchlichen Windräder 
unter diesen Verhältnissen arbeiten, bzw. 
ob der Wirkungsgrad des Rades dadurch 
stark leidet. 

Dr. LIEBE gibt auf Seite 503, Spalte 1, 
Pos. 2 an, daß ‚ein glatter Windturbinen- 
betrieb nur möglich ist, wenn die Dreh- 
zahl mit der Belastung schwankt.“ Liegen 
Erfahrungen für Betrieb bei gleichbleiben- 
der Drehzahl bereits vor? 

Auch die dänischen Erfinder Falk, 
Jensen und Vinding befürchten, daß 
das Windrad bei gleichbleibender Drehzahl 
schlecht arbeitet. Sie haben daher vorge- 
schlagen, die Induktionsmaschine entweder 
mit Polumschaltung zu versehen oder eine 
Kommutatormaschine zu verwenden. Doch 
glaube ich nicht, daß diese Verfeinerungen 
in Betracht gezogen werden müssen, ehe 
man sich nicht davon überzeugt hat, daß 
die Arbeitsweise bei gleichbleibender Dreh- 
zahl unbefriedigend. ist. 

Bei Gleichstrom kann man die Drehzahl 
in einfacher Weise dadurch verändern, daß 
man eine Gegen-Compoundwicklung an- 
bringt. 

3. Induktionsgeneratoren verbrauchen Blind- 
strom zur Eigenerregung und können nicht 
den von den Stromverbrauchern benötigten 
Blindstrom abgeben. Der Leistungsfaktor 
des Drehstromnetzes wird dadurch herab- 
gesetzt. 

Die Bedeutung dieses Nachteils und die 
Mittel zu seiner Behebung müssen von Fall 
zu Fall geprüft werden. Bei Gleichstrom- 
erzeugung fällt dieser Nachteil fort. 

Die von Dr. LIEBE angegebenen Ziffern 
dürften einen Versuch mit der von mir vor- 
geschlagenen Anordnung rechtfertigen. Der 
Versuch soll an einem vorhandenen Rad, das 
in der Nähe eines bestehenden Drehstrom- 
oder Gleichstromnetzes steht, vorgenommen 
werden und soll folgende Fragen aufklären: 
a) Welche Jahresausbeute in kWh ist zu er- 

warten ? 


Bei Wechselstromgeneratoren kann . 


vw; 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 33. 


19. August 1920. 


b) Wie verhält sich ein Rad, dessen Drehzahl 
sich nur in engen Grenzen ändern kann? 


ce) Wie oft werden im praktischen Betrieb 
die Schalt- und Schutzvorrichtungen an- 
sprechen ? E. Adler. 
Erwiderung. Er 
Die von Herrn Dr: ADLER schon früher 
aufgeworfene Frage, die Windkraftanlage mit 
dem Kohlekraftwerk zu kombinieren, um das 
bei den jeweiligen Windverhältnissen Erreich- 
bare aus dem Wind herauszuholen und nur 
die Fehlmenge an Kilowattstunden aus der 
Kohle zu gewinnen, erscheint auch mir sehr 
beachtlich, mindestens im Interesse der Kohlen- 
ersparnis überhaupt. Immerhin dürfte es zur- 
Zeit noch auf Schwierigkeiten stoßen, unter 
Einreehnung des Kapitaldienstes mit einer 
solchen Doppelanlage wirtschaftlicher zu ar- 
beiten als mit dem reinen Kohlekraftwerk. 
Denkt man sich die Belastungskurve als gerade 
Linie Tag und Nacht, so würde das für die 
Volleistung gebaute Windkraftwerk in mitt- 
lerer Windlage doch nur etwa !/, der gesamten 
Arbeitsfläche decken, da man die auf die Voll- 
leistung bezogene Lieferungsdauer mit un- 
gefähr 1500 bis 2000 h jährlich angeben kann. 
Die Kohle müßte also immer noch für #/; des 
Arbeitsbedarfs aufkommen. Nun entspricht 
aber in Wirklichkeit die Belastung nicht einer 
Geraden, sondern weicht je nach der Jahres- 
zeit und besonders je nach der Tageszeit er- 
heblich ab. Man müßte demnach die Wind- 
anlage entweder nur für die Minimalbelastung 
bauen oder man muß mit'in Kauf nehmen, 
daß, soweit zu Zeiten geringer Belastung 
volle Windleistung auftritt, diese ohne Akku- 
mulierung doch wieder nicht voll ausnutzbar 
wäre. Die Verwendung des Drehstromasyn- 
ehrongenerators mit Kurzschlußanker für den 
vorstehenden Zweck in ähnlicher Weise, wie 
er für kleine Wasserkraftanlagen eingerichtet 
worden ist, hat ebenfalls etwas Bestechendes. 
Es ist indessen schwer durchführbar, bei 
Windbetrieb die Arbeitsgewinnung bei kon- 
stanter oder nahezu konstanter Drehzahl vor- 
zunehmen. Die mit der Nebenschlußmaschine 
gesammelten Erfahrungen, die sich ja ohne 
weiteres für die Asynehronmaschine anwenden 
lassen, gehen dahin, daß sie für die Windtur- 
bine nach Eklipse, deren Regulierung durch 
Schrägstellung des ganzen Rades mittels einer 
seitlichen Hilfsfahne erfolgt, nicht verwendbar 
ist. Der steile Anstieg des Drehmomentes der 
Nebenschlußmaschine bei zunehmender Wind- 
stärke strebt der Regulierung entgegen und 
verhindert ihr Funktionieren, ‚so daß bei 
starken Winden ganz erhebliche Überlastungen 
auftreten. Daher sind solche Anlagen bisher 
stets der Zerstörung anheimgefallen, oder sie 
waren so einger chtet, daß erst bei einer recht 
hohen Windgeschwindigkeit Nutzarbeit ge- 
wonnen wurde. Aber auch für andere Turbinen- 
systeme, die durch Verstellung der einzelnen 
Schaufeln reguliert werden, hat sich die Neben- 
schlußmaschine “nicht bewährt. Abgesehen 
von der Herabsetzung des Wirkungsgrades der 
Turbine bei dem Betrieb mit unveränderlicher 
Drehzahl kann auf eine fühlbare Tourenelasti- 
zität bei starkem und böigem Winde nicht 
verzichtet werden. Liebe. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Herstellen und Instandhalten elektri- 
scher Licht- und Kraftanlagen. Ein 
Leitfaden auch für Niehttechniker. Unter 
Mitwirkung von G. Lux und Dr. €. 
Michalke verfaßt und herausgegeben von 
S. Frhr. v. Gaisberg. Mit 66 Textabb. 
9. umgearb. u. erw. Aufl. X u. 133 S. in 
16°. Verlag von Julius Springer, Berlin 
1920. Preis 4,80 M. 

Das Buch schließt sich dem bekannten 
Taschenbuch für Monteure des Verfassers an, 
soll aber nur für den Laien bestimmt sein, 
und enthält eine Beschreibung der wesent- 
lichen Teile elektrischer Anlagen im An- 
schluß an Elektrizitätswerke. Da die 9. Auf- 
1ag® nach kaum Jahresfrist der vorhergehenden 
folgte, ist also auch jetzt noch ein Bedürfnis 
für diese Schrift vorhanden, deren Inhalt den 
beabsichtigten Zweck aufs beste erfüllt. 

R. Zaudy. 


Vergesellschaftung industrieller Be- 
triebe. Von S. Herzog. ‚Aus Technik 
und Wirtschaft‘, Bd. 3. Verlag von Rascher 
& Co., Zürich 1919. 

Das 98 Seiten umfassende Buch ist als 
3. Band der vom Verlage Rascher & Co, 


Für die Schriftleitung verantwortlich: @. O. Zeh me in Berlin. — Verlag von JuliusBpring erin Berlin. 


Zürich, herausgegebenen Einzeldarstellungen 
aus dem Gebiet der Technik und der. Wirt- 
schaftswissenschaften im Jahre 1919 er- 
schienen. Es enthält Betrachtungen über 
„Vergesellschaftung, dem Schlagworte einer 
gewalttätig anstürmenden Zeit.“ Der Ver- 
fasser vertritt die Ansicht, daß eine zwangs- 
weise Vergesellschaftung ein Unding sei, daß 
sie aber durch ein Sichzusammenfinden von 
einsichtigem Kapital, von Willen zur Arbeit 
und Befähigung zu ihr auf friedlichem Wege 
erreicht werden kann und erreicht werden 
muß, als einziger Weg, die Schäden des bis- 
herigen Systems zu beheben. 

Die Begriffe Arbeitgeber und Arbeit- 
nehmer müssen in dem einen ‚Mitarbeiter‘ 
zusammenfließen. Jeder Mitarbeiter muß 
Willen zur Arbeit bekunden und Befähigung 
zu ihr besitzen. Nach Maßgabe seines aufge- 
brachten Arbeitswillens und seiner Arbeitsbe- 
fähigung ist jeder einzelne gewinnberechtigt. 
Der kapitalgebende Mitarbeiter hat, weil er 
Risikoträger ist, Anspruch auf erhöhten Ge- 
winnanteill. Die bestimmende Macht ist die 
Gesamtheit der Mitarbeiter; die ausführende 
Macht geht aus dieser Gesamtheit hervor und 
formt sich nach arbeitstechnischen Gesichts- 
punkten. Die Mitarbeiter fügen sich im eigenen 
Interesse den Anforderungen dieser Macht. 

In 8 Kapiteln: Betrieb, Verdienst und 
Lebenserhaltung, Herrensein, Unterordnung, 
Arbeitsausmaß, Selbstwille, Verantwortlich- 
keit und Mitbestimmung ist versucht worden, 
die vorstehend angeführten Hauptleitsätze zu 
begründen und die Möglichkeit ihrer Durch- 
führung nachzuweisen. Daß letzteres dem 
Verfasser gelungen, den Eindruck wird man 
aus dem Buche wohl kaum gewinnen; immer- 
hin sind seine Ausführungen als ein Beitrag 
zur Klärung einer kleinen Auslese aus der un- 
geheuren Menge der sich hier aufdrängenden 
Fragen durchaus. lesenswert. 

ER Thierbach. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Außenhandel. — Die Ausfuhrabgabe 
(soziale Gebühr) beträgt jetzt für Isolatoren 
aller Art (auch Glocken) aus Steingut oder 
Porzellan (733a), ferner für Isolationsrollen 
und -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter und 
ähnliche zur Isolierung dienende Montierungs- 
teile aus Steingut und Porzellan ohne Ver- 
bindung mit anderen Stoffen und nicht als 
Bestandteile zerlegter elektrotechnischer Vor- 
richtungen ausgehend (912e) 5%. Bei Draht 


aus seltenen Erden oder Metallen als Leucht- 


oder Haltedraht für Glühlampen (871b) ist 
sie auf 10% festgesetzt, für anderen auf 1% er- 
mäßigt, für Draht (Litzen, Geflechte usw.) aus 
unedlen Metallen oder deren Legierungen 
(überzogen; umwickelt usw.) zum Gebrauch 
in der Elektrotechnik (890a) gestrichen worden. 
Die Abgabe beträgt nunmehr weiter für 
Dampf-, Gasturbinen in Verbindung mit 
Dynamomaschinen (894i) bis 1dz 4%, darüber 
bis 5 dz 3%, darüber 1%, für Dynamo- 
maschinen, Elektromotoren, Um- 
former (Quecksilberumformer 912e), Trans- 
formatoren (auch mit Ölfüllung) und 
Drosselspulen (907a bis d) bis 1 dz 4%, 
darüber bis 5 dz 3%, darüber 1%, für fertig 
gearbeitete Anker und Kollektoren sowie 
andere Teile von nicht vollständigen elek- 
trischen Maschinen (Ersatz- und Reserveteile 
usw.) (907e) 3%; für Ersatzplatten (Elek- 
troden) (908a, b) hat man sie ebenso wie für 
zur Verlegung in Wasser und Erde geeignete 
Kabel (909),aufgehoben. Für Telegraphen- 
werke und deren Bestandteile (9123) werden 
jetzt 4%, für Fernsprecher und -stationen, 
Vermittlungseinriehtungen und elektrische Be- 
standteile dieser (912b) 2%, für elektrische 
Sieherungs- und Signalapparate, Läute- 
werke (912c), Vorriehtungen für die draht- 
lose Telegraphie und Telephonie (912d) 
sowie (elektrische) zum Heizen und Kochen, 
Heizlampen (9121) und Bestandteile aller 
dieser Gegenstände 1% erhoben. Keine Ab- 


gabe liegt mehr auf Isolierröhren für elek- 


trische Leitungen aus Papier oder Pappe und 
Verbindungsstücken dafür, auch in Ver- 
bindung mit unedlen Metallen (912m). Wir 
verweisen gelegentlich dieser Herabsetzung auf 
ein von der Außerhandelsstelle der Elektro- 
technik herausgegebenes Merkblatt über die 
soziale Abgabe, das alle wissenswerter An- 


-gaben und auch die bisher gültigen Tarif- 


sätze enthält. — Die Ausfuhrgebühr wird für 
eine Bewilligung immer in ihrem vollen Be- 
trage erhoben, doch besteht die Möglichkeit 
einer Stundung durch die Zollstellen. 


Blei: span. oder nichtengl. 


- Für den 12. VIII. 1920 verzeichnete der ‚Berl. 


= Die 


Einsehränkung der Belieferung mit elek- 
trischer Arbeit. — Als Folge des Abkommens 
von Spa macht die Kohlenwirtschaftsstelle in 
den Marken darauf aufmerksam, daß nicht nur 
Anträge auf Mehrbelieferung mit elek- 
trischem Strom in der Zeit von 7 Uhr 
vorm. bis 4 Uhr nachm. künftig im allge- 
meinen abgelehnt, sondern auch noch die 
Abend- und Nachtstunden mehr wie bisher 
zur Arbeit herangezogen werden müssen. 


- Aus der Geschäftswel. — Ausland. 
Unter finanzieller Beteiligung des tschecho- 
slowakischen Staates sowie der Landes- und 
Kreisverwaltungen ist in Budweis die „Süd- 
böhmische Elektrizitätswerke A.G.“ mit 
10 Mill. K gegründet worden. ) 


Warenmarkt. — Kalziumkarbid. Die 
Bekanntmachung des Preußischen ‘Kriegs- 
ministeriums (Waffen- und Munitionsbe- 
schaffungsamt) vom. 12. I. 1917, betreffend 
Beschlagnahme und Bestandserhebung von 
Kalziumkarbid, ist ab 1. VIII. aufgehoben 
worden. — Metallpreise. Die Notierungen der 
Vereinigungfürdie deutscheElektrolytkupfer- 
notiz bzw. der Kommission des Berl’iner Me- 
tallbörsenvorstandes (letztere ‘verstehen sich 
ab Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg: 


Metall | 13. VII, | 10. VIII 


Elektrolytkupfer (wire 
bars), prompt, cif Hamburg, 
Bremen, Rotterdam . . . 1952 1974 

Raffinadekupfer 99/99,30/, |1400—1450 1400 —1450 

Originalhüttenweichblei 550— 560 550 

Originalhüttenrohzink, 
Preis im freien Verkehr . 

Plattenzink (remelted) von 
handelsübl. Beschaffenheit | 475 —485 

Originalhüttenaluminium 

98/990/gin gekerbt.Blöckchen 
dsgl. in Walz- oder Draht- 
baren . 2 2°2.2.2..12800—2850 2800—2850 

Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |4825— 4,75 48 )0—4900 

Hüttenzinn, mind. 99%, . . _ _ 

Reinnickel 98/99%, : . . 8650-3700 365093700 

Antimon-Regulus.. . . . 800 800 

Silber in Barren ca. 900 fein . 

für 1 kg fein - 11160 —117011175—1190 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach ‚Mining Journal‘ am 6. VIII. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: 


710—720 | 710—720 
480—500 


2500 —26u0 2500 —2600° 


Weichblei ..... _ 37 

„  gew. engl. Blockblei 40 
Zink: gew. Sorten. ... 4 
».. zemelted...... 25 
n. engl Swanseae .. 
Antimon: engl. Reg. . . 
Aluminium: 98 bis 990/, 


Nickel: 98 bis 990/, gar. 
Quecksilber: nom, für 

die 75 lbs.-Flasche. . . 
Platin: je Unze nom., . 


nm 
de) 
[0 2} 
ren 
oOnonm _oO00X 


ZIaS nd ENes TA 
*Kupfer: best selected . 108 0 O bis109 0 0 
* " electrolyt.. 11100 , 17.0.8 
& wire bars... 114 0 0 „117.0 0 
* x standard,Kasse 94 10 0 „ 15 0 
a „ .3Mon 9% 0-7, 1,9 0508 
Zinn: standard, Kasse. . 283 0. ., 23400 
» ä 3Mon. 283 0: 4.283 10 
uralten 2 ee 0 „30 0 0 

0 

0 

0 

0 

0) 


suusa 
W> 
= 
en 
or 
Ibel.l 


60/63 £ net., 
165 £ (Inland); 

185 £ (Export). 
230 £ (In- u. Ausland). 


20£10s bis 21 £. 
520 8. 


Börs.-Cour.‘‘ folgende Preise in £/t: Kupfer, 
Kasse 93,37; desgl. 3 Mon. 95,37; Elektrolyt 
112 bis 117; best selected 108 bis 109; Zink 
41,75 bis 43,25; Zinn, Kasse 276,75; 
3 Mon. 283,75; Blei 36,75. In New York 
stellte sich am gleichen Tage Elektrolytkupfer 
loko auf 19 ets/lb. 


* Netto. 


Bezugsquellennachweis. 


Frage Nr. 29. Wer liefert Gehäuse für 
gepreßte Schalttafelinstrumente ? 


Berichtigung. 

Unter Vereinsnachrichten, AEF, Aus 

schuß für Einheiten und Formelgrößen, 

„ETZ“ 1920, 8. 642, muß in der 3. Spalte 

unten die Seitenzahl in der Fußnote 1054 
statt 1094 heißen. 


Abschluß des Heftes: 14. August 920. 


665 


Elektrotechnische Zeitschrif 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1 894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


TH m 
41. Jahrgang. Berlin, 26. August 1920. Heft 34. 


mm VI 


2 x N Brecherhauses geschieht durch 2 Ketten- | Kessel ist unmittelbar mit einem gußeisernen 
Die elektrischen Einrichtungen des Kraft- | bahnen von 1900 m Länge. (Abb. 1) Jededieser | Rauchgasvorwärmer von je 320 qm Heiz- 


werkes Golpa. beiden Bahnen fördert in 8 Stunden 48 000 hl, | fläche zusammengebaut und hat einen liegenden 
so daß, falls eine Kette ausfällt, die andere in | Überhitzer. Zwischen den Kesselhäusern 
- Von Heinrieh Probst, Berlin. zwei Arbeitsschichten noch den vollen Tages- | stehen 9 Schornsteine von 100 m Höhe und einer 


bedarf zu decken imstande ist. Bei vollem | oberen lichten Weite von 5m. (Abb. 2) In den 

In der Zeitschrift des Vereins Deutscher i ; 

Ingenieure Jahrgang 1919, Nr. 44/46, hat NE ENTER Io EIER ORERTERETESTTTRERRESTRIEEETTTTHET TER ESEEEZETER 
Klingenberg eine Arbeit über das Groß- i 2 se“ ER we N 
kraftwerk Golpa veröffentlicht, die einen i LER ! ; ER 

Auszug aus dem demnächst im Verlage von ; ar 

Julius Springer erscheinenden 3. Bande seines Bags Sage 

Werkes „Bau große: Elektrizitätswerke‘‘ dar- 
stellt. Sie behandelte im wesentlichen in sehr 
gekürzter Form grubentechnische und dampf- 
technische Einrichtungen des Werkes. Die 
elektrischen Einrichtungen wurden nur ge- 
streift. 

Einer Anregung der; Schriftleitung folgend, 
möchte ich im Nachstehenden den dampf 
technischen Teil der Anlage nur kurz Be 
rühren und dafür etwas eingehender über die 
elektrischen Einrichtungen berichten. Hier- 
für hat mir Herr Geheimrat Prof. Dr. Klin- 
genberg den inzwischen fertiggestellten Text 
seines Buches und die Abbildungen zur Ver- 
fügung gestellt, sodaß die nachstehenden Aus- 
führungen ebenfalls als ein Auszug aus dem 
zweiten Teile des Buches anzusehen sind. 


Der dampftechnische Teil des Kraft- 


werks. 5 
Das Kraftwerk Golpa wurde in der Nähe TIER 
der Braunkohlenfelder der Grube Golpa er- Abb.1. Die Hauptkettenbahn vom Brecherhaus aus gesehen. 


richtet und hat mit dem Eigenverbrauch des , ; 
Kraftwerkes und der Grube 800 Mill. kWh | Betrieb kommt alle 14,4 s ein] Wagen im | Höfen zu den Kesselhäusern wurden 3 Pumpen- 
jährlich zu erzeugen. Hiervon beanspruchten | Brecherhause an. Letzteres liegt 40 m von | räume eingebaut, die gleichzeitig als Verbin- 
die 'Reichsstickstoffwerke in Piesteritz 500 | der Stimseite des Kesselhauses entfernt und dungsgang zwischen zwei Kesselhäusern dienen. 
Millionen und die in der Nähe des Kraft- | hat einen Kraftbedarf von 330 PS. Vom | Die Kessel werden also von zwei von einander 
werkes errichtete Salpetersäurefabrik 250 Mill. |_Brecherhause aus werden die Kohlen durch unabhängigen Stellen gespeist. Der Grund 
kWh. Den Rest verbrauchten die Nebenbe- | zwei Stahlbänder in einen Verteilungsturm | der Aufstellung _der Kesselhäuser und der 
triebe des Kraftwerkes sowie die Grube Golpa. | und von dort aus durch Längsgurt- und Quer- | Schornsteine in der oben angedeuteten Weise 
Auf letzterer wurde ein zweistöckiges Um- | gurtförderer in die Bunker der verschiedenen | ist in dem Buche von Klingenberg an Hand 
formerhaus errichtet, welches mit 3 Einanker- | Kesselhäuser transportiert, oder sie werden zahlreicher Beispiele in der ausführlichsten 
umformern von 1000 kVA bei 1100 Volt den | vom Brecherhause aus auf einen Lagerplatz | Weise geschildert. : z 
Strom für die Bagger. und Lokomotiven_er- | befördert. ) . Das Maschinenhaus hat eine Länge von 
zeugte. In den 4 Kesselhäusern, die mit der einen | 195m bei einer Breite von 16m. Der Ma- 
Die im Tagebau gewonnene und für das | Stirnseite senkrecht zum Maschinenhaus | schinenhausfußboden und der Heizerstand lie- 
Kraftwerk bestimmte Braunkohle hat einen | stehen, gelangten 64 Steilrohrkessel mit einer | gen auf gleicher Höhe. (Abb. 3) Die 8 aufgestell- 
Heizwert von 2100 bis 2400 WE./kg, sodaß | Heizfläche von je 500 bis 550 m? zur Auf- | ten AEG.-Turbinen arbeiten mit einem Dampf- 
die erforderliche Kohlenmenge 30 Mil. hl pro | stellung. In jedem Kesselhaus sind 2 Reihen | druck von 13,5 at bei einer Dampftemperatür 
Jahr oder 7000 t täglich beträgt. Die Beförde- | von je 8 Kesseln untergebracht. Der Bunker | von: 340° C. Die Leistung jedes Generators 
rung dieser Kohlen von der Grube bis zu | befindet sich über dem in der Mitte desKessel- beträgt 22 000 kVA bei 6000 Volt und 50 Pe- 
dem in der Nähe des Kraftwerkes errichteten }) hauses liegenden Bedienungsgang. Jeder | rioden. Jede Turbine hat 2 Kondensatoren 


4 
Hl 
i 
ö 


Abb, 2. Nordseite des Kraftwerks; vorn Scha'thaus für 110 kV, 


868 


\ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 34. 


26. August 19x20. 


von je 1500 qm Kühlfläche. 4 von diesen Tur- 
binen haben jede einen turbo- und einen elek- 
trisch angetriebenen Pumpensatz, bestehend 
aus je einer Kühlwasser, Luft- und Konden- 
satpumpe. Die Maschinenteile können an der 
freien Stirnwand der Halle ins Maschinenhaus 


schutz der Maschinen erforderlichen Strom- 
wandler direkt an die Generatorklemmen mon- 
tiert. „ Die Maximalrelais schalten im Falle 
einer Überlastung des Generators einen Wider- 
stand in den Erregerstromkreis der. Erreger- 
maschine ein, so daß der Generator trotz des 


Abb. 3. Blick in das Maschinenhaus. 


eingefahren und unmittelbar mit einem Kran 
abgehoben werden. Die Spannweite der bei- 
den Kräne beträgt 15,5 m. Ihre Tragfähigkeit 
40 t. Die Luftfilter von 2200 m3/min sind für 
jeden Generator gesondert in Anbauten unter- 
gebracht, die an der Längsseite des Maschinen- 
hauses errichtet wurden. Eingebaute Sicher- 
heitsklappen verhindern das Übergreifen eines 
Filterbrandes auf die Generatorenwicklungen. 
Zur Rückkühlung des Wassers dienen 11 Kühl- 
türme von 35 m Höhe und 2 Klärteiche von 
je 2250 m? bei 3m Tiefe. Die Lage des Schalt- 
hauses wurde durch die Lage dieser Kühltürme 
bestimmt. Es ist nicht, wie sonst üblich, an der 
Längsseite des Maschinenhauses, sondern an 
der Stirnseite errichtet. Eine genaue Durch- 
rechnung ergab, die zu den Kühltürmen führen- 
denKühlwasserleitungen kürzer, die Maschinen- 
kabel dagegen länger zu nehmen, zumal die 
letzteren gleichzeitig einen guten Generator- 
„ehutz darstellen. 


Das Schaltbild des Kraftwerkes. 


Auf die 25km entfernt liegende Stick- 
stoffabrik Piesteritz sollten von den 8 auf- 
gestellten Generatoren 5 arbeiten, während 
die übrigen 3 Maschinen für die Deckung des 
Strombedarfs der in der Nähe des Kraft- 
werkes errichteten Salpetersäurefabrik be- 
stimmt waren. Der letzteren wurde der Strom 
durch Kabel von 6000 Volt zugeführt, während 
der für die Stickstoffabrik bestimmte Strom 
mit einer Spannung von 80000 Volt über 
4 Fernleitungen weitergeleitet wurde. Von 
diesen 4 Fernleitungen wurden zunächst nur 
3 Stromkreise verlegt. 

Nach Wegfall der Salpetersäureherstellung 
wurde zur Milderung der Kohlennot die frei- 
werdende Leistung nach Berlin geführt. Die 
für die Kraftübertragung nach Piesteritz 
mente Spannung von 80 000 Volt war für 

ie Fernleitung nach dem 120 km entfernten 
Berlin zu. niedrig. Die Schaltanlage mußte 
deshalb in einen Teil für 80 000 Volt und einen 
für 110 000 Volt getrennt werden. Diese Unter- 
teilung wäre natürlich unterblieben, wenn von 
Anfang an die Stromversorgung Berlins ge- 
plant gewesen wäre. 

Wer mit den Anschauungen Klingenbergs 
vertraut ist, wird sich nicht darüber wundern, 
daß er auch beim Entwurf des Schaltbildes 
Golpa die Forderung aufstellte: ‚‚Betriebs- 
sicher, aber so einfach, als möglich.‘‘ Diese 
Forderung konnte, soweit die 3 Maschinen für 
die Salpetersäurefabrik in Frage kamen, in 
geradezu idealer Weise erfüllt werden. 

Von den Klemmen dieser 3 Generatoren 
aus wurden ohne Zwischenschaltung eines 
Ölschalters dreifach verseilte im Erdboden ver- 


Fehlens eines Maschinenölschalters nieht be” 
schädigt werden konnte. Die eingebauten 
Zinkschienen und Klemmen gaben im Be- 
triebe mehrmals Gelegenheit dazu, die Zweck- 


Nach der Kalkstickstof-Fabrik 


5 Transformatoren 82500/6100 Volt 


mäßigkeit dieses Generatorenschutzes prak- 
tisch zu erproben. 

Nicht ganz so einfach, aber ähnlich ge- 
staltete sich das Schaltbild, welches für die 
auf die Stiekstofffabrik arbeitenden Maschinen 
aufgestellt wurde. Dieses Schaltbild ist be- 
reits von Klingenberg in der „ETZ‘ 1916 be- 
schrieben und braucht deshalb hier nur kurz 
gestreift zu werden. (Abb. 4 

Die Nebenbetriebe des Kraftwerkes und 
der benachbarten Grube verbrauchen nur 
einen verhältnismäßig kleinen Teil der Ge- 
samtleistung, nämlich 6000 kVA bei 6000 V 
Spannung. Mit anderen Verbrauchern in der 
Nähe des Kraftwerkes brauchte beim Ent- 
wurf nicht gerechnet zu werden. Da also der 
Hauptbedarf auf der 80000-Volt-Seite lag, war 
es nicht nötig, die Maschinen auf der 6000- 
Volt-Seite parallel zu schalten. Es wurde viel- 
mehr jeder Generator mit einem Transfor- 
mator gleicher Leistung starr verbunden, so- 
daß die Parallelschaltung auf der 80 000-Volt- 
Seite erfolgt. Durch diese Schaltung werden 
die 6000-Volt-Schalter für dieGeneratoren und 
Transformatoren überflüssig, und außerdem 
vermeidet man am sichersten die Gefahren 
der plötzlichen Kurzschlußströme. Würden 
nämlich 5 Generatoren von 22000 kVA auf 
der 6000-Volt-Seite ohne Reaktanzspulen pa- 
rallelgeschaltet, so erreicht der plötzliche Kurz- 
schlußstrom den Wert von 150 bis 200 000 A, 
eine Stromstärke, die den Apparaten und Lei- 
tungen aus thermischen und dynamischen 
Gründen auch vorübergehend nicht zugemutet 
werden darf. 

Mit Rücksicht darauf, daß Erfahrungen 
über den Betrieb von Karbidöfen solcher 
Größe nicht vorlagen und daher mit häufigen 
Kurzschlüssen gerechnet wurde, erhielten die 
Generatoren noch eine Zusatzreaktanz von 
7%%.. Aus diesem Grunde wurde auch das 
Doppelsammelschienensystem der 80 000-Volt- 
Seite nach dem Vorschlage Klingenbergs so 
eingerichtet, daß ein Generator mit einer der 


Nach Berlin u. Bitterfeld 
— 


v u un 


n Sammelscı hiehen 110000 löll & 
\ 


3 Transformatoren 110000/6100 Volt. 


I a IV 12 u} ur 17/74 
Era = ou 
NIEREN 77 ee Ela 
7 7 7 7 E 7 7 Hifsschiene 7 7 7 
Z 6700 Poll 
va 
ZU0 HN, 
17 all 
BvR NV Vv u | m. 1777 
A & Generatoren 16000 KW 6600 Volt c05. 9 - 0,75 
+ Hondensationsmoloren. 
7.0 ZT 


System I 
System I 


2 


N) 
Pumpstalion % 
er 325Volt { Drehsirom. 


220/830 
Gl 


Volt. 1? 120 Demente 
In IM 
& 
KW HH. 


b 


jammelschienen 220 Volt Gleichstrom r 


y JF 
ar 
2 Yale OHR = 00KVR 
(4 


ammelschienen für den Eigenbedarf 
des Kraftwerkes und der Grube 
6100 Volt 


NET, 


Sammelschienen 
25 Volt Drehstrom 


Natbeleuchlung . 


nt Ion der Gleichstrammaschine 


"4 Lichlabzweige 
9 Drehstrommaschine. 
10 Drehstrommotor. 
7 Kabelendverschluß. 11 Gleichstrommotor. 15 Erdungsdrosselspule. 
8 Kabel. 12 Schalthebel. 16 Umschalter. 
Anmerkung: Der besseren Übersichtlichkeit wegen ist die apparative Ausstattung der verschiedenen Stromabzweige 
im allgemeinen nur in einem Zweig vollständig eingezeichnet. 


Abb, 4. Schaltbild des Kraftwerkes, 


legte Kabel zu dem im Ofenhause der Sal- 
petersäurefabrik montierten Gruppensammel- 
schienen geführt. An diese wurden mittelst 
Trennschalter 4 Ölschalter . angeschlossen , 
welche die Lichtbogenöfen vor Überlastung 
schützten. Für den Fall jedoch, daß an den 
Maschinenkabeln oder an den aus Zink be- 
stehenden Sammelschienen Kurzschlüsse ent- 
stehen sollten, wurden die für den Maximal- 


13 Batterie. a 
‚14 Trennstücke. 


1 Trennschalter. 
2 Ölschalter. 

8 Stromwandler. 
4 Drosselspule. 


5 Reaktanzspule. 
6 Transformator. 


‚26. August 1980. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1020 Heft 3 


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4 Freileitungen direkt verbunden und auf eine 
besondere, der Leistung einer Maschine ent- 
sprechende Ofengruppe in der Stickstoff- 
fabrik geschaltet werden konnte. 


Der für die Nebenbetriebe des Kraft- 


'werkes und für die benachbarte Grube er- 


forderliche Strom von 6000 V Spannung wird 
einem Generator an den Klemmen der Haupt- 
reaktanzspule unter Vorschaltung einer 
weiteren Reaktanzspule für eine Durchgangs- 
leistung von 6000 kVA und 5% Reaktanz- 
spannung entnommen. 


Die für die Nebenbetriebe notwendige 
Schaltanlage hat ebenfalls ein Doppelsammel- 
schienensystem erhalten, damit auch während 
des Betriebes eine Kontrolle ohne Gefahr aus- 
geführt werden kann. 


Hinter den oben erwähnten beiden Reak- 
tanzspulen eines Generators zweigt eine Lei- 
tung ab, welche unter Zwischenschaltung eines 
Transformators den Motor für die Konden- 
sationspumpen speist. Dieser Motor läuft 
daher weiter, selbst wenn das 80 .000- oder 
6000-Volt-Netz durch Auslösen der Ölschalter 
spannungslos werden sollte. 


Der Zufall könnte es nun wollen, daß z. B. 
Generator I und der Transformator, der zur 
Maschine V gehört, gleichzeitig ausfallen, 
während der zur Maschine I gehörende Trans- 
formator und Generator V betriebsfähig ge- 
blieben sind. Um in solchen Fällen die Ver- 
bindung irgend eines Transformators mit 
irgend einem Generator zu ‘ermöglichen, ist 
eine Hilfssammelschiene auf der 6000-Volt- 
Bee Kür die Leistung einer Maschine ange- 
ordnet. 


Für den ‘Überstromschutz sind Genera- 
toren und Transformatoren mit unabhängigen 
Maximalzeitrelais und mit Rückstromrelais 
ausgestattet. Die Freileitungen haben eben- 
falls unabhängige Zeitrelais mit entsprechend 
kürzerer Zeiteinstellung erhalten. Alle Relais 
sind Niederspannungsinstrumente, die von 
Strom- und Spannungswandlern gespeist wer- 
den. Die in den Freileitungen eingebauten 
Stromwandler treten äußerlich nicht in die 
Erscheinung, weil die 6 Durchführungsisola- 
toren der Ölschalter als Stromwandler ausge- 
bildet sind. Mit entspreehend erhöhtem Span- 
nungsanfall kann jede Freileitung statt des 
Normalstromes von 135 A. den doppelten 
Strom ohne schädliche Erwärmung übertragen. 
Trotz diser Stromänderung brauchen die 
Relais nicht anders eingestellt zu werden, weil 
die Sekundärspulen der Stromwandler je nach 
der zu übertragenden Stromstärke auf der 
Schalttafel durch Steekkontakte parallel bzw. 
hintereinander geschaltet werden könenn. Die 
Erregung der Generatoren wird durch Ein- 
schalten eines Widerstandes in den. Erreger- 
stromkreis geschwächt, wenn die Maximal- 
oder Rückstromrelais ansprechen und den 
Ölschalter abschalten. 

Diese Einrichtung hat bekanntlich den 
Zweck, eine bei plötzlicher Entlastung der 
Turbine etwa auftretende Spannungserhöhung 
zu vermeiden bzw. einen etwa entstehenden 
Brand der Generatorwicklungen einzudämmen. 


Im Kraftwerk Golpa sitzen sämtliche 
Stromwandler für den Maximalschutz und 
für die Meßinstrumente im Maschinenhaus- 
keller in der Nähe der Generatorklemmen und 
nicht, wie sonst üblich, in der Schaltanlage. 
Die Stromwandler für die Rückstromrelais 
befinden sich dagegen im Schalthaus und zwar 
auf der 80 000- bzw. 110 000-Volt-Seite jedes 
Transformators. 


Der Überstromschutz und die Schaltung 
der Nebenbetriebsschaltanlage ist in bekannter 
Weise ausgebildet. - 


Der an die Stiekstoffabrik bzw. an Berlin 
gelieferte Strom wird auf der 80 000- bzw. 
110 000-Volt-Seite gemessen. Zu diesem Zweck 
sind die Strom- und Spannungstransforma- 
toren für die Zähler mit Rücksicht auf die 
beabsichtigte Unterteilung des Betriebs auf 
der Hochspannungsseite jedes 22000 kVA- 
'Transformators eingebaut. Die Spannungs- 
transformatoren bestehen aus 3 Einphasen- 
transformatoren, deren Nullpunkt an Erde 
gelegt ist, so daß sie gleichzeitig als Erd- 
ontrolle verwendet werden können. Nach der 
ersten Betriebszeit zeigte sich schon, daß das 
Stickstoffwerk ein verhältnismäßig ruhiger 
Konsument war. Infolgedessen wurden alle 
für das Stickstoffwerk bestimmten Maschinen 
des Kraftwerkes auf der 80 000-Volt-Seite pa- 
rallelgeschaltet und von der Unterteilung des 
Betriebes wurde praktisch wenig Gebrauch 


gemacht. 
a (Schluß folgt.) 


Über Scheinwerfer mit Fernantrieb. 


Von Ing. Alexander Zimmermann, 
Wilhelmshaven. 


Die Grundforderung für einen Scheinwer- 
fer ist, daß sich der Scheinwerferstrahl in jede 
gewünschte Richtung einstellen läßt. Aus die- 
ser Forderung ergeben sich ohne weiteres die 
Bedingungen für den mechanischen Aufbau des 
Scheinwerfers. Daher erhält die Trommel: 

1. eine Drehbewegung um die vertikale 
Achse (Horizontal- oder Drehbewegung) 
und 

2. eine Auf- und Abwärtsbewegung (Verti- 
kal- oder Kippbewegung). 

Normalerweise war bei den früher ge- 
bräuchlichen Scheinwerfermodellen eine Er- 
höhung des Scheinwerferstrahles um 60° und 
eine Senkung von 30° von der Horizontalen als 
Grundstellung aus gerechnet möglich, so daß 
jeder Punkt innerhalb des Raumes bis auf einen 
Basiskegel von 120° und einen Zenithkegel von 
60°, beleuchtet werden konnte (Abb. 1 u. 2). 


Abb. 2. Scheinwerfer, altes Modell. 


Die Ho:izontalbewegung ließ eine Drehung des 
ganzen Scheinwerfers um 860°, die Vertikalbe- 
wegung eine Kippung von insgesamt 90° zu. 

Die neueren Scheinwerfermodelle wurden 
so eingerichtet, daß die Erhöhung des Schein- 
werferstrahles statt 60° jetzt 90° betrug. Die 
Trommel mußte sich also soweit durchschwen- 
kenlassen, bis die Achse derselben dielotrechte 
Stellung eingenommen hatte (Abb. 8 u. 4). 


Zenith 


S 


Vrorızont 


Abb. 4. Durchschwenkbarer Scheinwerfer 


Die Senkung von 80° wurde beibehalten. Außer 
dem Basiskegel von 120 ließ sich nunmehr jeder 
Punkt des Raumes anleuchten, eine Forderung, 
dieu.a. der Luftabwehrdienst im Kriege stellte, 
Die Scheinwerfer der letzteren Art werden als 
durchschwenkbare Scheinwerfer be- 
zeichnet, weil eine weitere Ausladung der Trag- 
arme für die Trommel ein Durchschwenken der- 
selben bis zur lotrechten Stellung gestattet, was 
bei den älteren Modellen nicht der Fall war. 

Bei normalen Scheinwerfermodellen läuft 
der Drehtisch a (Abb. 5) in Kugeln gelagert auf 


er 


an 


Abb. 5. Scheinwerfer mit direktem Handantrieb. 


dem feststehenden Untersatz b. Auf dem Dreh- 
tisch befestigt sind die Antriebshandräder für 
die Drehbewegung e und die Kippbewegung d. 
Die Drehbewegung des Scheinwerfers wird ein- 
geleitet durch Drehen des Handrades c, dessen 
Bewegung über ein selbstsperrendes Schnecken- 
getriebe auf ein Ritzel eübertragen wird. Dieses 
steht in Eingriff mit einem Zahnkranz, welcher 
im Untersatz fest angeordnet ist. Die Kippbewe- 
gung wird durch Drehen des Handrades d über 
ein selbstsperrendes Schneckengetriebe vom 
Ritzel f auf das mit der Trommel verbundene 
Segment g übertragen. Das Segment selbst be- 
sitzt zwei Anschläge zur Begrenzung der End- 
lagen. Da die Beleuchtung eines bestimmten 
Punktes oft für längere Zeit erforderlich wird, 
sind zur Fixierung der betreffenden Trommel- 
stellungen Feststellvorrichtungen für die Dreh- 
und Kippbewegung vorgesehen, die übrigens 
auch bei Nichtverwendung des Scheinwerfers 
angezogen sein müssen. 

Mit vorstehender Einrichtung zur Einlei- 
tung der Bewegungen waren früher Scheinwer- 
fer aller Größen ausgerüstet. Hierbei waren 
dann: 

1. die Bedienungsstelle (für Schein- 
werferlampe und Blenden), 
9. die Leitstelle (für das Richten des 
Scheinwerferstrahls) und 
3. die Kommandostelle (für Leitung 
des Manövers) 
an einem Platze, nämlich am Scheinwerfer 
selbst vereinigt (Abb. 6). Bei dieser Anordnung 


Erklrung: 
Bedienungsstelle 
® © Leitstelle 
® © © Kommandostelle 
Abb. 6. Handantrieb. 
war die Leitung des Manövers insofern er- 
schwert, als sich die Kommandostelle in unmit- 


telbarer Nähe des Scheinwerfers selbst befin- 
denmußte. Da aber in vielen Fällen der Schein- 


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werfer besonders exponiert aufgestellt ist, wie 
z. B. auf Schiffen, so erweist sich wegen der 
räumlichen Entfernung eine Vereinigung der 
Kommandostelle mit der Leitstelle als nicht sehr 
zweckmäßig. In diesem Falle wird vielfach ein 
Ausweg gefunden, indem von der Kommando- 
stelle derLeitstelledurch mechanische oder elek- 
trische Telegraphen (bzw. Sprachrohre bei klei- 
neren Eintfernungen) die einzelnen Befehle über- 
mittelt werden (Abb. 7). 


® 
Orr m 


Abb. 7. Handantrieb mit Telegraph. 


Sehr bald ergab sich die Forderung, die 
Leitstelle vom Scheinwerferaufstellungsort un- 
abhängig zu machen. Es mußte für diesen Fall 
eine zweifache Bewegungsfernübertragung (für 
Dreh- und Kippbewegung) eingerichtet werden, 
Da der Drahtseilantrieb keine genügenden Ga- 
rantien bot, sind diese Aufgaben durch den 
GestängefernantriebfürmittelgroßeSchein- 
werfer und kleinere Entfernungen und den Mo- 
torantriebfür große Scheinwerfer und größere 
Entfernungen gelöst worden (Abb. 8. u. 9). Es 


Abb. 9. Fernantrieb mit Motor. 


ist hierdurch erreicht, die Leitstelle an einer für 
die Beobachtung günstigen Stelle, unabhängig 
von der Scheinwerferaufstellung unterzubrin- 
gen. 

Bei einem noch weiteren Ausbau wird die 
Kommandostelle von der Leitstelle getrennt 
und übermittelt die erforderlichen Befehle tele- 
graphisch zur Leitstelle (Abb. 10). Die Ausfüh- 


OT 


Abb. 10. Fernantrieb mit Telegraphen. 


rung einer derartigen Unterteilung ist beson- 
ders zweckmäßig für den Fall, daß einer Kom- 
mandostelle mehrere Scheinwerfer unterstellt 
sind und dieselben gleiche oder verschiedene 
Bewegungen ausführen sollen. 

Außer den genannten Fernleitungen und 
Telegraphen steht die Bedienungsstelle am 
Scheinwerfer selbst in ständiger telegraphi- 
scher Verbindung mit der Leit- oder Kom- 
mandostelle zur Entgegennahme von Befehlen 
für die Bedienung der Blenden. Zum Teil sind 
die Telegraphen zur Regelung der Beleuchtung 
und der Bewegungen miteinander vereinigt. 

Bei Scheinwerfern mit Gestängefern- 
antrieb fallen die beim Handantrieb auf dem 
Drehtisch vorhandenen Antriebshandräder für 
die Dreh- und Kippbewegung fort. Die Bewe- 
gung wird jetzt an der bei der Leitstelle aufge- 
stellten Riehtsäule eingeleitet (Abb. 11). Die 
Handräder der betreffenden Scheinwerferbe- 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


PR 


1920. 


wegungen sind am Säulenkopf angebracht und 
übertragen ihre Bewegung auf ein Doppelfern- 
gestänge mit der Übersetzung 1:1 bis zum 
Scheinwerferuntersatz. 

An dem 'Säulenkopf sind außerdem noch 
Anzeigevorrichtungen angebracht, um den je- 
weiligen Stand des Scheinwerfers ohne weiteres 
durch Ablesen an den Skalen erkennen zu kön- 
nen. Die Bewegung des Gestänges wird im 
Säulenkopf durch Schneckenübersetzung auf 
die Zeiger der Anzeigevorrichtung übertragen. 


Abb. 11. Abb. 12. Richtsäule mit 


Visierkopf. 


Richtsäule. 


Bei den in der Marine gebräuchlichen 
Scheinwerferrichtsäulen ist auf dem Säulenkopf 
noch eine Visiereinrichtung angebracht, welche 
bei Drehen des Handrades für die Schwenkbe- 
wegung eine dem Scheinwerfer synchrone 
Drehung mitmacht. Der Scheinwerferstrahl 
folgt also allen Bewegungen des Visiers (Abb. 
12). 

Eine weitere Vervollkommnung würde es 
darstellen, wenn man das Visier mit an der 
Kippbewegung teilnehmen ließe, Sollte dann 
irgend ein Punkt angeleuchtet werden, so 
brauchte man nur durch Drehen der Handıäder 
das Visier auf den bestimmten Punkt zu rich- 
ten, um beim Öffnen der Blende den Punkt 
durch den Lichtstrahl sicher zu treffen. 

Das Gestänge der Fernbewegung wird un- 
ter Zwischenschaltung von Kreuzgelenkkupp- 
lungen und Ecklagern je nach Erfordernis, bis 
zum Scheinwerferuntersatz geführt (Abb. 13) 


Abb. 13. Gestängeleitung für Fernantrieb. 


und hier mit den Bewegungsorganen des Schein- 
werfers verbunden. Das Gestänge d für die Kipp- 
bewegung tritt zentral durch den Drehtisch a 


(Abb. 14)"und setzt sich unter Zwischenschal- 


tung von Kegelrädern durch den Tragarm der 
Scheinwerfertrommel bis zum Antriebsritzel f 
fort. Letzteres steht in Eingriff mit dem Seg- 
ment g. Das Gestänge c für die Drehbewegung 
trägt am Ende ein Ritzel e, welches mit dem 
innerhalb des Drehtisches angebrachten Zahn- 
kranz in Eingriff steht. Beide Ferngestänge 
lassen sich durch die zugehörigen Kuppelungen h 
und © am Scheinwerfer selbst abkuppeln, wo- 
bei die Dreh- und Kippeinrichtungen durch 
Klemmvorrichtungen festgesetzt werden, da 


Heft 34. 


26. August 190. 


sonst die Trommel unter Umständen durch ihr 
eigenes Gewicht abrauschen könnte, 

Damit der Bedienende der Richtsäule | 
schon beim Drehen der Handräder ein Gefühl 
über die Größe der hervorgerufenen Bewegung 


Art EEE EEE %G 
S cl S 


N 


EN 


Abb. 14. Scheinwerferuntersatz mit Fernantrieb. 


erhält, kann die Übersetzung von der Richt- 
säule zum Scheinwerfer so gewählt werden, daß N 
beispielsweise bei einer Umdrehung des Hand- 
rades an der Richtsäule der Scheinwerfer sich 
um 5° dreht, bzw. hebt oder senkt. Hieraus er- ie 
gibt sich dann ein zahlenmäßiger Wert für die N 
Rn 5 1 ; 

o \ h et a # 
Ru von selbst zu 360 oder 75: Diese Ä 
Übersetzung wird dann zum Teil in den Kegel- 
räderpaaren, in der Hauptsache aber im Seg- | 
ment bzw. im Zahnkranz untergebracht. 

Bei der praktischen Ausführung dieses Ge- 
stängeantriebes stellten sich unvorhergesehene 
Fehler ein. 

Wirdan der Riehtsäule durch das Hand- 
rad ce das Gestänge für die Schwenkbewegung 
gedreht, so wird am Scheinwerfer ein Drehen 
des Tisches a eintreten. Da nun auf dem Dreh- 
tische die Antriebsorgane für die Kippbewe- 
gung befestigt sind, so müssen dieselben an der 2 
Drehung des Tisches teilnehmen, befinden sich 
ihrerseits aber in Ruhe. Weil aber das Kegel- 
rad k (Abb. 14) mit dem Kegelrad Lin Eingriff 
steht, so muß letzteres ebenfalls mit an der 
Drehung teilnehmen; es wird also mit andern 
Worten beim Betätigen der Schwenkeinrich- 
tung das Gestänge für die Kippbewegung rück- 
wärts mitgeschleppt, so daß an der Richtsäule 
das Handrad der Kippbewegung eine Gegen- 
bewegung ausführt. 

Trotzdem man das meist nicht sehr lange 
Gestänge in Kugellagern laufen läßt, besitzt es 
doch so viel Lagerreibungswiderstand, daß die 
oben geschilderte Mitschleppung des Gestänges 
nicht eintritt. Die Folge davon ist, daß das 
Kegelrad sich dem drehenden Drehtisch gegen- 
über als fest mit dem Untersatz b verbunden 
verhält. Beim Drehen des Tisches von der 
Säule aus wickelt sich also das Kegelrad k auf 
dem Kegelradlab, dieDrehung des Kegelrades k 
überträgt sich notgedrungen auf das Ritzel f, 
d.h.,sobaldan der Richtsäule geschwenkt wird, 
tritt ein unbeabsichtigtes Kippen des Schein- 
werfers ein, ohne daß die Leitstelle an der Zei- 
gervorrichtung der Richtsäule feststellen kann, 
3 eine Bewegung der Trommel stattgefunden _ 
at. 

Abgesehen hiervon macht sich der Fehler 
ganz bedeutend bemerkbar, wenn z. B. ein 
Gegenstandin 1000 m Entfernung angeleuchtet 
ist und nun eine Schwenkung des Scheinwerfers 
erforderlich wird; dann wird die Trommel sich 
um einige Grade heben bzw. senken, so daß das 
Ziel längst aus dem Leuchtbereich verschwun- 
den sein kann. Da die Übersetzung vom Hand- 
rad der Richtsäule bis zum Kegelrad 11: 1 ist, 
und bei einer Handradumdrehung die Schein- 
werferbewegang 5° beträgt, so ist der Kipp- 


26. August 1920. 


fehler bei einer Umdrehung des Drehtisches 
ebenfalls 5%. Bei 1000 m Entfernung ergibt sich 
so schon bei einer Umdrehung ein Höhenunter- 
schied von rund 90 m. 

Eine ‚einfache ‚Abhilfe dieses Fehlers wäre 
es, im Untersatz des Scheinwerfers in die Ge- 
stängeleitung der Kippbewegung eine Kupp- 
lung einzubauen, die immer geöffnet sein müßte 
_ und nur dann eingekuppelt wird, wenn an der 
Richtsäule das Handrad für die Kippbewegung 
betätigt wird (Abb. 15). Jedoch stehen dieser 


Abb. 15. Untersatz mit Kupplung. 


Ausführung auf mechanischem und elektri- 
schem Wege andere Schwierigkeiten gegenüber, 
auf welche an dieser Stelle nicht weiter einge- 
gangen werden kann. 

Eine weitere Lösung könnte gedacht wer- 
den, durch ein Getriebe vom Schwenkgestänge 
im Untersatz aus das Kippgestänge soweit zu- 
rückzudrehen, bis die Fehlerbewegung wieder 
aufgehoben ist. Zu dieser Lösung wäre aber ein 
bedeutender Kraftaufwand an den Handrädern 
der Richtsäule nötig, der zu einer Vergrößerung 
der Handräder selbst und einer Herabsetzung 
des Wirkungsgrades führen würde. 

Letztere Lösung sowie die folgende würden 
weiterhin eine Umkonstruktion der Scheinwer- 
feruntersätze erforderlich machen. Bei Abb. 16 


Abb. 16. Untersatz mit Zahnstange. 


wirdals Zwischenglied zweier Ritzel 1und 2eine 
auf einer Spindel auf- und abwärts verschieb- 
bare runde Zahnstange verwandt. Bei Drehung 
des Drehtisches läuft das mit diesem verbun- 
dene obere Ritzel 2 frei um die Zahnstange 


Abb. 17. Untersatz für korrigierte Fehlerbewegung. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 34. 


herum, ohne eine Bewegung auf die Kippein- 
richtung zu übertragen, während das Ritzel 1 
seine Stellung unverändert beibehält, 

Als geeignetere Lösung ist wohl die patent- 
amtlich geschützte Binrichtung der Abb. 17 an- 
zusehen. Durch eine Verbindung eines Wende- 
getriebes mit einem Planetengetriebe ist es er- 
reicht, einem Zwischengliede a durch eine Über- 
setzung des Planetengetriebes von 1:2, die 
halbe Geschwindigkeit des Drehtisches zu 
geben. Das mit dem Zwischengliede a verbun- 
dene Kegelrad b rollt aber weiterhin bei Dreh- 
ung von a vom Drehtisch aus, auf dem mit der 
Gestängeleitung verbundenen feststehenden 
Kegelrad cab, und erteilt der Welle deine dem 
Drehtisch synehrone Bewegung. Da mın das 
Kegelrad e genau wie die weiteren, auf dem 
Drehtisch befestigten Antriebsteile der Kipp- 
bewegung die gleiche Drehgeschwindigkeit be- 
sitzt, kann ein Abwickeln der beiden Kegel- 
räder nicht mehr eintreten, die Entstehung 
eines Kippfehlers ist somit also ausgeschaltet. 
Die Betätigung des Kippantriebes wird unab- 
hängig vom oben beschriebenen Vorgange über 
das Wendegetriebe allein aufrecht erhalten 
(Abb. 18). Die gesamte Vorrichtung läßt sich 


[Zzzas 
1 


VII. 


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9, 


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Es 
ZZ) 


Abb. 18. 


ohne konstruktive Änderungen des Scheinwer- 
fers in jedem Untersatz nachträglich einbauen. 

Bei Scheinwerfern mit Motorfernan- 
trieb kommt eine Fehlerbewegung nicht zu- 
stande, da die starre Gestängeverbindung durch 
eine elektrische Leitung ersetzt ist. 

Die Steuerung der Antriebsmotoren ge- 
schieht am zweckmäßigsten durch Anlaßwalzen, 
welche sich an der Leitstelle befinden. Auf 
eine besondere Kontrollvorrichtung für die 
Scheinwerferstellungen kann hierbei in den 
meisten Fällen verzichtet werden, da es sich in 
der Regel um größere stationäre Scheinwerfer 
handelt, wie z. B. zur Beleuchtung von Hafen- 
einfahrten oder Kanalschleusen, die während 
der Nachtzeit in Betrieb gesetzt werden müssen 
und bei denen sich die Leitstelle in unmittel- 
barer Nähe des Scheinwerferaufstellungsortes 
befindet. Es ist hierbei nur Sorge dafür zu 
tragen, daß die Endlagen der Höheneinstellung 
nicht überschritten werden können, 

In Zusammenhang mit den vorbeschriebe- 
nen Fernantriebseinrichtungen an Scheinwer- 
fern steht eine der Firma Carl Zeiß in Jena 
durch D.R.Gebrauchsmuster geschützte Ein- 
richtung, die zum Ablenken eines Strahlenbün- 
dels dient, welches von einem Scheinwerfer aus- 
geht. Bei dieser in Abb. 20 gezeichneten Ein- 
richtung, die insbesondere zur Verwendung auf 
Schiffen bestimmt ist, wird der Scheinwerfer 
selbst im Innern des Schiffes bzw. am Fuße des 
Mastes fest aufgestellt und trägt keinerlei Be- 
wegungsorgane. Das von dem Scheinwerfer aus- 
gehende Strahlenbündel wird nun unter Ver- 
wendung eines Planspiegels durch das Innere 
des Mastes hindurch auf einen zweiten an der 
Mastspitze beweglich angeordneten Planspiegel 
geworfen und von diesem ins Freie abgelenkt. 
Der Scheinwerfer ist somit durch seinen ge- 
schützten Aufstellungsort vor allem den Witte- 
rungseinflüssen entzogen und bei Instand- 
setzungen auch besser zugänglich. Da die Be- 
wegung des oberen Planspiegels d vom Fuße des 
Mastes oder von einer Leitstelle aus eingeleitet 
werden kann und auch das bislang bei: Aufstel- 


669 


lung des Scheinwerfers auf dem Maste daselbst 
erforderliche Bedienungspersonal von der EXPO- 
nierten Stellung entfernt werden kann, so be- 
deutet diese Neuerung einen erheblichen Fort- 
schritt auf dem Gebiete des Scheinwerfer- 
wesens. 

Eine Schwierigkeit in der Anordnung der 
Bewegungseinrichtung für den Planspiegel be- 
steht darin, daß die erforderliche Vertikal- und 
Horizontalbewegung voneinander unabhängig 
erfolgen muß. Die technische Lösung dieser 
Schwierigkeit ist von der Firma Zeiß, Jena, wie 
folgt erreicht worden. 


N 
III | |: 


Abb. 19. Abb. 20. Scheinwerfer mit Spiegel- 


übertragung. 


Am Fuße des Mastes a (Abb. 19 bis 22) be- 
finden sich die Antriebsräder für die Drehbewe- 
gung g und die Kippbewegung p. Durch 
Drehen des Handrades g wird über einan der 
Außenseite des Mastes geführtes Gestänge ein 


Abb. 21. 


Körper b, der im Kopfe des Mastes in Kugeln ge- 
lagert ist und der die Tragarme des Planspie- 
gels d trägt, bewegt. Die Kippbewegung wird 
gleichfalls durch die Ferngestänge auf einen in 
b eingeschobenen weiteren Körper e, welcher 
einen Kegelzahnkranz trägt, übertragen. Bei 
Drehung des Körpers e wird das Segment f, 
welches mit dem Zahnkranz in Eingriff steht, 
bewegt und der ‚Planspiegel d schwingt um 
seine horizontale Achse. 

Bei Drehung des Handrades g sind nun 
beide Ferngestänge durch Kegelräder derart 
miteinander gekuppelt, daß beide Körper b 
und esich stets um gleiche Winkel drehen. Die 
Anordnung mußte so getroffen werden, um das 


670 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


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Zustandekommen einer Fehlerbewesung in 
ähnlicher Weise wie es bei den Scheinwerfern 
auftritt, zu verhindern, Die Betätigung des 
Kippantriebes wird hierbei dureh ein in die 
Ferngestängeleitung des Kör- 


pers e eingeschaltetes Rä- 
derwerk (Abb. 22) auf- 
recht erhalten. Steht das 


Handrad g still und wird p 
gedreht, so dreht sich auch 
die Trommel » mit der in 
derselben befindlichen Zwischenwelle k. Das 
auf der Welle k befestigte Stirnrad I wälzt sich 
auf dem feststehenden, mit dem Handrad g ver- 
bundenen Stirnrad R ab und überträgt die Be- 
wegung über die weiteren Stirnräder m und i 
auf den Körper e, wodurch die gewünschte Ver- 
tikaleinstellung erzielt wird. Wird das Hand- 
rad g gleichzeitig mit p zum Einstellen eines 
geforderten Drehwinkels gedreht, so wird dem 
Stirnrad i durch Drehung des Rades h vom 
Handrad gaus eine zusätzliche Drehung erteilt, 
wodurch die gleichzeitige Kipp- und Drehbe- 
wegung des Planspiegels d unter selbsttätiger 
Korrektion der Fehlerbewegung erreicht wird. 


Hochfrequenztelephonie inÜberlandzentralen. 


Von Dr. @ewecke, Oberingenieur der Gesell- 
schaft für drahtlose Telegraphie m. b. H., 
Berlin S. 


Über;icht. Es wird die Benutzung der Hoch- 
spannungsnetze von Überlandzentralen zur draht- 
losen Telephonie zwischen Zentrale und Unter- 
stationen des Netzes mittels hochfrequenter elek- 
trischer Wellen beschrieben. Versuche haben ge- 
zeigt, daß selbst bei schweren Störungen im Lei- 
tungsnetz die telephonische Verständigung auf- 
rechterhalten blieb. Im Anschluß daran wird, die 
erste in Deutschland in Betrieb genommene, von 
der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m. b.H. 
errichtete Telephonie-Verbindung längs der 135 km 
langen Hochspannungs-Fernleitung Golpa-Rummels- 
burg beschrieben. Die Kosten einer solchen An- 
lage sind von einer gewissen Entfernung der Sprech- 
stellen ab unter denen eines Drahttelephons, die 
Betriebskosten bei Verwendung des ohne Kathoden- 
röhren arbeitenden Anrufs gering. Eine tragbare 
Station, die es ermöglicht, bei Störungen von jedem 
Punkt des Netzes aus mit der Zentrale zu sprechen, 
macht die Verwendung der drahtlosen Telephonie 
besonders wertvoll. 


Über die Wichtigkeit einer eigenen Tele- 
phonieanlage für Überlandzentralen biguchen, 
zumal bei den heutigen Verhältnissen im staat- 
lichen Telephonverkehr, keine Worte verloren 
zu werden. Daher ist das lebhafte Interesse 
begreiflich, daß von Seiten der Überlandzen- 
tralen der jetzt auftauchenden Möglichkeit 
einer drahtlosen Telephonie in ihren Werken 
entgegengebracht wird, und das nicht von der 
drahtlosen Industrie erst geweckt werden 
mußte. Praktisch lösbar ist diese Aufgabe aber 
erst durch die Verwendung der Kathodenröhre 
als Schwingungserzeuger, die Telefunken durch 
das sogenannte „Rückkopplungspatent‘ von 
A. Meißner (D. R. P. 291 604) grundsätzlich 
geschützt ist, und die während des Krieges zur 
Entwicklung von brauchbaren Sendern für 
ungedämpfte Schwingungen geführt hat. 

Im folgenden sei zunächst das Grundsätz- 
liche der Hochfrequenztelephonie besprochen 
und sodann eine vollständige Anlage in ihren 
Einzelheiten beschrieben. Da die Sprechstellen 
sämtlich durch das Leitungsnetz der Überland- 
zentrale verbunden sind, so macht man hier 
mit großem Nutzen ‚von der Telephonie längs 
Leitungen mit den sogenannten ‚„Drahtwellen‘“ 
Gebrauch, im Gegensatz zu dem bei der draht- 
losen Telegraphie und Telephonie normaler- 
weise üblichen Arbeiten mit „Raumwellen‘“. 
Es werden in der Nähe der Hochspannungs- 
leitung elektromagnetische Wellen erzeugt, 
die sich längs der Leitung fortpflanzen und einen 
Empfänger, der auf die Wellenlänge der 
Schwingung abgestimmt ist, zum Mitschwin- 
gen bringen. Die außerordentlichen Vorteile 
dieser Drahtwellen sind leicht ersichtlich. 
Während sich die Raumwellen nach allen Rich- 
tungen — bei geringen Entfernungen in halb- 
kugelförmiger Weise, bei größeren Abständen 
zum mindesten noch flächenartig — ausbrei- 
ten, so daß also von der ausgesandten Energie 
an die Empfangsstelle ein außerordentlich 
kleiner Bruchteil gelangt, erleiden die längs 
des Drahtes ausgesandten Wellen nur verhält- 
nismäßig ganz geringfügige Verluste, und gehen, 


nur in der gewünschten Richtung, zu dem für 
sie bestimmten Empfänger hin. Außer der 
Energieersparnis ist also mit Drahtwellen eine 
bedeutend vergrößerte, bei Raumwellen nicht 
zu erreichende Störungsfreiheit verbunden. 
Im allgemeinen wird man zweckmäßig 

den einen Pol des Hochfrequenzgerätes mit der 
Gesamtheit der Hochspannungsleitungen kop- 
peln, etwa durch einen auf eine gewisse Strecke 
parallel mit der Fernleitung gespannten Draht, 
und den anderen Pol an Erde legen. Sollten 
dann selbst alle Leitungen bis auf eine reißen, 
so findet doch keine Störung des Telephonbe- 
triebes statt, wie durch weiter unten beschrie- 
bene Versuche nachgewiesen wurde. Bei dieser 
Schaltungsart setzt sich die Dämpfung der 
Energieübertragung aus 3 Teilen zusammen: 

a) Dämpfung in den Leitungsdrähten, 

b) im Erdboden, 

c) Strahlungsdämpfung. 
Der erste Teil ist in der folgenden Zahlentafel 
für eine aus 3 Kupferdrähten von 50 mm? 
Querschnitt bestehende Drehstromleitung von 
100 und 200 km Länge, für Wellenlängen von 
500 m bis 10 km, ausgerechnet, wobei von 
folgenden Formeln Gebrauch gemacht wurde: 

Verhältnis der Ströme am Anfang und 

Ende der Leitung 


La 


— zeßl 
Ve 
2.9 
nz, 
—_L 
MC 


Der Wechselstromwiderstand R ergibt sich aus 
dem Gleichstromwiderstand und dem Wider- 
standsverhältnis bei Wechselstrom und Gleich- 
strom 


met 
e=rkyf, 


wor der Drahtradiusin em, k für Kupfer 0,0752 
und / die Frequenz ist. 


Zahlentäfel l. 


eßl epßl 
I f 2 100 km 200 km 

0,5 km| 600000 | 23,55 2,03 4,05 
1 ) 300 000 16,75 1,65 DEI. 

2 = 150 000 11,95 1,435 2,05 

3 .. 100 000 9,75 1,33 1,80 

5 „| 60000 | 7.62 1,26 1,58 

10 = 30 000 5,47 1,19 | 1,42 


Zahlentafel 1 zeigt, daß bei Leitungen 
von so verhältnismäßig kurzer Länge und der- 
artig hohem Leitwert eine Verringerung der 
Verluste durch eine Erhöhung der Wellenlänge 
über 2000 m — soweit es die Leitung selbst 
betrifft — nicht nennenswert ist. Begründet 
ist das in dem Verlauf der e-Funktion bei so 
kleinen Exponenten. 

Die geringe Änderung derselben mit dem 
Exponenten ergibt noch einige weitere wert- 
volle Folgerungen. Nimmt man z. B. bei 
% = 2000 anstatt 50 mm? Querschnitt einen 
solehen von 35? bzw. 70? an, so ö 
ändert sich dabei el! nur von 
1,44 auf 1,52 bzw. 1,35. Das 
entspricht einer Änderung der 
Lautstärke von nur etwa 10%. 

Desgleichen macht eine grö- 
ßere oder kleinere Leitungs- 
länge für die Dämpfung in 
der Leitung sehr wenig aus. 

Nun haben aber eingehende 
Versuche eine sehr starke 
Schwächung der Lautstärke bei - 
Vergrößerung der Stationsentfernung 
von 30 auf 50 und weiter auf 100 km 
ergeben, während für die Leitung 
allein, wie sich aus dem Vergleich 
der ßl- und e$l-Werte ergibt, eine 
solche von 30 bzw. 70%, eintritt, die 
im Telephon bei den in Frage kom- 
menden Lautstärken kaum hätte be- 
merkt werden können. Es muß also 
der erheblichere Teil der Dämpfung 
im Erdboden liegen. In welcher 
Weise er sich mit der Wellenlänge 
ändert, ist unbekannt; Versuche dar- 
über sind im Gange. Allerdings wird 
durch Dämpfungsmessungen der Ver- 
lust im Erdboden allein nicht ermit- 
telt werden können, da nach Abzug 
der Leitungsdämpfung noch die Strah- 
lungsdämpfung in dem Rest enthal- 
ten ist; eine Formel für dieselbe ist 
aber nicht bekannt. _ 

Die angestellten Überlegungen 
haben also ergeben, daß der größte 
Teil des Widerstandes für die Ener- 
gieübertragung jedenfalls nicht in 


der Leitung liegt. Daraus ergeben sich einige 
Bachlige Folgerungen für die Betriebssicherheit 
der Übertragung, die durch eingehende Ver- 
suche bestätigt wurden. Zunächst war die 
Frage zu klären, wie sich die Übertragung 
bei Unterbrechung eines Teiles der Leitungen 
verhält. Die Versuche ergaben eine kaum 
merkliche Schwächung, wenn von den 3 vor- 
handenen Leitungen 2 unterbrochen waren. 


Des ferneren wurde die Leitung an irgend 
einer Stelle zwischen den beiden Enden ge- 
erdet. Es zeigte sich, daß auch hier die Schwä- 
chung nicht so war, daß die Verständigung da- 
durch merklich gestört worden wäre. Das 
ist verständlich, wenn man bedenkt, daß durch 
Verbindung der Leitung mit dem Erdboden 
— etwa durch Anlegen an den Gittermast — 
ja die im Erdboden verlaufenden Stromlinien 
nicht vollständig über den Kurzschluß und die 
Leitung zurückgeführt werden, sondern immer 
noch zu einem großen Teil um die Erdungs- 
stelle herum zu der weiterhin an die Leitung 
geschlossenen Gegenstation gelangen. Die Ver- 
hältnisse lassen sich, wenn man zunächst die 
Strahlung vernachlässigt, in einfacher Weise 
nach den Kirchhoffschen Gesetzen behandeln. 
Die Strahlung spielt dabei — wenigstens bei 
kürzeren Wellenlängen — eine unterstützende 
Rolle. Auch der Durchgang der Leitungen 
durch ein Transformatorenhäuschen, der etwa 
als eine, kapazitive Erdung aufzufassen ist, 
hat die Übertragung nicht merklich geschwächt, 
wie angestellte Versuche ergaben. 


Von Interesse ist noch die Frage, wie die 
Leitungstelephonie in einem sehr verzweigten 
Netz durchzuführen sein wird. Naturgemäß 
teilt sich die Hochfrequenzenergie an den Ver- 
zweigungsstellen der Hochspannungsleitungen, 
falls nicht besondere Maßnahmen getroffen 
werden, die das verhindern. Will man lediglich 
einen oder einige bestimmte Wege für die tele- 
phonische Verbindung vorschreiben, so ist 
dieses durch besondere Mittel ohne Schwierig- 
keiten möglich. Andernfalls muß man bei Be- 
messung der Energie diese Verzweigung, deren 
Einfluß sich ja leicht übersehen läßt, berück- 
sichtigen. Es ist übrigens vielleicht gar nicht 
zu empfehlen, der Telephonverbindung nur 
einen bestimmten Weg vorzuschreiben, da es 
als ein besonderer Vorteil anzusprechen ist, 
daß es möglich sei, von jeder Stelle desNetzes 
aus sich mit der Zentrale in telephonische Ver- 
bindung setzen zu können. Tragbare Geräte 
dafür sind — wie weiter unten noch ausgeführt 
wird — durchgebildet. 

Die grundsätzliche Schaltung einer Hoch- 
frequenztelephonieanlage zeigt Abb. 1. Durch 
die Antenne A, überträgt der Röhrensender 
ungedämpfte Schwingungen auf die Hochspan- 
nungsleitungen. Die Stärke der übertragenen 
Energie wird beim Sprechen gegen das Mikro- 
phon M im Rhythmus der Sprache beeinflußt, 
indem an den Sekundärklemmen des Trans- 
formators Tr Wechselspannungen erzeugt wer- 
den, die das Potential des Gitters der Röhre, 


4 


& 


26. August 1920. 


damit ihren Emissionsstroem und damit die 
ausgesandte Energie steuern. 

Für die Heizung der Röhre ist eine Batterie 
B, vorgesehen. Die Anodenspannung für die 
Röhre liefert ein Umformer b. der entweder 
vom Lichtnetz oder von der Heizbatterie B, 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 34. 


tionen vorhandenen Batterien ausreicht — 
kann naturgemäß auch der Umformer erspart 
werden. In einer Reihe von Überlandzentralen 
ist das der Fall. 

Der Anruf besteht aus einem wenig er- 
schütterungsempfindliehen und daher unverän- 


Abb. 2. Drahtlose Telephoniesiation in Rummelsburg. 


gespeist wird. Der unten im Bild dargestellte 
Empfänger ist ebenfalls ein Röhrenempfänger. 
Die von dem Sender der Gegenstation ausge- 
sandte, im Rhythmus der Sprache schwankende 
Hochfrequenzenergie wird über die Fernleitung 
und von da mittels kapazitiver Kopplung durch 


rem: 


ERSTERE 


Y 


ee a a re 


derlichen Detektor D und einem Relais R, das 
einen Klingelstromkreis schließt. Der Detektor 
mit Relais liegt am Empfängerschwingungs- 
kreise; der Schalter 8, ist dabei geöffnet, die 
Audionröhre also ungeheizt, ebenso ist der Schal- 
ter 8, offen. Die Betätigung des Anrufs erfolgt 


D 


BEER ET UEN ROT Te Ver ra er Ve TE 


Abb. 3. Kopplung der Hochfrequenzgeräte mit der Hochspannungsleitung. 


Draht A. dem Empfänger zugeführt. Zur 
Heizung der Audionröhre dient eine Batterie B, 
von einigen Volt, die eventuell mit B, vereinigt 
werden kann; die Anodenspannung wird von 
der Anodenbatterie B, von etwa 80 V geliofert. 
Der Verbrauch dieser letzteren ist außerordent- 
lich gering. Es genügt eine Batterie geringer 
Kapazität, die in längeren Zeiträumen frisch 
aufzuladen wäre. Sämtliche Batterien können 
in einer Zentralbatterie zusammengefaßt wer- 
den, und — falls die Spannung der in den Sta- 


in der Weise, daß lediglich das Mikrophon der 
anrufenden Station von seiner Gabel abgehoben 
wird, also ganz wie beim normalen Drahttele- 
phon. Sobald dieses geschieht, wird hier der 
Schalter S, des Senders geschlossen und damit 
dieser in Tätigkeit gesetzt. Auf der Gegen- 
station kommen Hochfrequenzwellen an, er- 
regen, da sie auf den Empfangsschwingungs- 
kreis abgestimmt sind, den Detektor, bringen 
das Relais zum Ansprechen, das seinerseits den 
Stromkreis der elektrischen Glocke schließt. 


671 


Durch Abheben des Mikrotelephons auf dieser 
Station bringt der Teilnehmer seine Glocke zum 
Schweigen, indem durch Abheben von der Gabel 
der Schalter $; sowie auch 8, und $, geöffnet 
werden. Sender und Empfänger sind jetzt 
eingeschaltet und der Gegensprechverkehr 
kann beginnen. Die Handhabung der Apparate 
unterscheidet sich also in keiner Weise von dem 
normalen Postverkehr. 

In der praktischen Ausbildung wird Sen- 
der, Empfänger und Anruf in einen gemein- 
samen kleinen Schrank eingebaut, während der 
Hörer entweder als Tischtelephon — wie in 
Abb. 2 gezeigt — oder auch als Wandapparat 
ausgebildet und von dem Hochfrequenzgerät 
in,beliebiger räumlicher Entfernung aufgestellt 
werden kann. Zu der Abb. 2 ist noch zu be- 
merken, daß dort das dargestellte Gerät, das 
die eine Station der Fernsprechanlage Golpa— 
Rummelsburg ‚zeigt, eine der ersten Ausfüh- 
rungen bildet und daher noch ungebührlich 
groß ist; die zurzeit in Arbeit befindlichen Appa- 
rate werden bereits ganz wesentlich kleiner. 
Die Energiequellen, Batterien und Umformer, 
können ebenfalls — je nach den örtlichen Ver- 
hältnissen — in beliebiger Entfernung vom Ge- 
räteschrank aufgestellt werden. 

In Abb. 3 ist die Kopplung des Senders und 
Empfängers mit der Hochspannunssleitung zu 
sehen. Die beiden Kopplungsdrähte sind die 
urtersten am letzten Maß rechtwinklig zum 
Schalthaus abbiegenden Drähte. 

Eine Hochfrequenztelephoniestation be- 
steht demnach aus folgenden Teilen: 


l. Sender, 

2. Empfänger, 

3. Sprechapparat mit Anruf-Läutewerk, 
4. Umformeraggregat, 

5. Heizbatterie, 

6. Anodenbatterie für das Audion, 

7. Drahtleitung zum Koppeln mit der 


Antenne, 
8. Einrichtung zum Laden der Batterien. 


Ein Verstärker!) kann infolge der außer- 
ordentlich guten Energieausnutzung der An- 
lage entbehrt werden. 

Die Gesellschaft für drahtlose Tele- 
graphie erzielt bei dem von ihr für die 
135 km lange Fernleitung Golpa— 
Rummelsburg aufgestellten Gerät mit 
einer Sendeenergie von 10’bis 20W 
ohne jede Verstärkung eine vollkom- 
men. ausreichende Lautstärke von we- 
nigstens 5 Parallelohm bei einem 
4000 Q2-Telephon, die derjenigen bei 
normalem Stadtverkehr entspricht. 

Auch das Erdnetz fällt bei der Trelephonie 
längs der Leitungen fort, es genügt Anschluß 
an den Gittermast. Die Antenne ist — wie 
oben beschrieben und in Abb. 1 und 3 ersicht- 
lich — zu einer einfachen Drahtleitung, die 
parallel zur Hochspannungsleitung von einem 
bis zum nächsten Mast geführt ist, zusammen- 
schrumpft. 

Das Wichtigste ist aber, daß zur Anruf- 
bereitschaft keineswegs der Betrieb eines Ver- 
stärkers und das dauernde Brennen von Emp- 
fängerröhren nötig ist. Die Verwendung eines 
Detektors zum Anruf macht das alles entbehr- 
lich. Infolge der geringfügigen Verluste und 
damit großen Empfangsenergie kann ein ziem- 
lich empfindlicher und daher sehr konstanter 
Detektor (Karborund, Molybdän und ähnliches) 
verwendet werden. Die Behauptung, daß 
für den Ersatz der Kathodenröhren im Jahr 
mehrere 1000 M für jede Sprechstelle aus- 
gegeben werden müssen, ist also hinfällig ?). 
Bei der Berechnung der Betriebskosten wird 
man vielmehr für den }Röhrenersatz folgende 
Werte zugrunde legen dürfen: Als mittlere 
Gesprächsdauer wird 1, h täglich angenommen, 
was jedenfalls für die meisten Anlagen schon 
weit zu hoch gegriffen sein dürfte, d. h. Sende- 
und Empfangsröhren müssen im Jahre etwa 
183 h brennen. Für die modernen Sende- 
röhren dieser kleinen Type kann eine Lebens- 
dauer von durchschnittlich 1000 h angenommen 
werden, für die Empfangsröhren eine solche von 
3000, das würde als Ersatzkosten für 2 Sende- 
röhren und 2 Empfangsröhren nach den heuti- 
gen Preisen eine jährliche Ausgabe von etwa 
120 M bedeuten; hierzu kommen noch die 
ne für Verzinsung und Amortisation der 
Sprechstellen. Die Kosten für den Stromver- 
brauch sind in den selbsterzeugenden Werken 
so niedrig, daß sie in der Kostenberechnung 
vernachlässigt werden können. 

Bei einer sogenannten ‚„Hochspannungs- 
Telephonanlage‘‘, das ist eine Anlage, deren 
Drahtleitung auf dem Hochspannungsgestänge 
mit, verlegt ist, mit der die drahtlose Telephonie 
in Überlandzentralen eventuell zu konkurrieren 
hätte, sind als Betriebskosten einzusetzen die- 
jenigen für die Unterhaltung der Sprechstellen 
und der Leitung, sowie die Kosten der Verzin- 


1) Vgl. die Zusammenstellung „ETZ“ 1920, S. 126. 
9 Vgl. „ETZ“ 1920, S. 126. 


672 


Elektrotechnische Zeitschrit. 


R 


1920. 


Heft 34. 


Bene RE a a ae FE N 


rn ERS ae fi 


26. August 1920. 


sung und Amortisation der beiden. Infolge der 
enormen Kosten einer Drahtleitung stellt sich 
— selbst für kleine Entfernungen — der Be- 
trieb einer drahtlosen Telephonieanlage erheb- 
lich günstiger; nur bei ganz kurzen Entfernun- 
gen und einer großen Anzahl von Sprechstellen, 
deren Kosten ja bei Drahttelephonie geringer 
sind, als bei drahtloser, würde die erstere bil- 
liger sein. Aber selbst dann sollten nicht die 
wirtschaftlichen, sondern die Gesichtspunkte 
der Betriebssicherheit ausschlaggebend sein. 
Denn während bei Störungen im Netz, 
z. B. durch Kurzschluß zwischen zwei Pha- 
sen oder Erdschluß im Drahttelephon die 
durch den intermittierenden Liehtbogen ent- 
stehenden Wanderwellen derartig unerträgliche 
Geräusche geben, daß eine Verständigung — 
wenigstens nach Kenntnis des Verfassers — 
nicht möglich ist, kann — wie bereits oben dar- 
gelegt — ein Kurzschluß zwischen 2 Phasen 
sowie Erdschluß und teilweise Unterbrechung 
der Leitung die Verständigung mit Draht- 
wellen überhaupt nicht gefährden, 

Eine Gefährdung des Fernsprechverkehrs 
längs der Hochspannungsleitungen durch Ge- 
witter ist ausgeschlossen; wenn überhaupt 
von einer Gefährdung gesprochen werden 
kann, so ist sie hier geringer als bei der 
Drahttelephonie, da ja die Kopplungsleitung 
weder in direkter Verbindung mit der Fern- 
leitung, noch mit dem Stromkreise, der das 
Telephon enthält, steht. Hier scheint eine 
Verwechslung mit den in der drahtlosen Tele- 
phonie üblichen Hochantennen vorzuliegen !). 

Zum Schluß sei noch einiges über das Ge- 
rät gesagt: die Bedienung der Apparate ist die 
denkbar einfachste. Das Telephonieren ge- 
schieht — wie bereits oben erwähnt — genau 
wie beim Posttelephon. Der Aufbau der Hoch- 
frequenzapparate ist entsprechend den an sie 
zu stellenden Anforderungen sehr stabil. Allen 
durch Feuchtigkeit und anderen Witterungsein- 
flüssen möglichen Störungen ist begegnet, denn 
Telefunken hat bei der Konstruktion von draht- 
losen Apparaten für Heer und Marine, die in 
Schützengräben, Flugzeugen, Unterseebooten 
weit größeren Beanspruchungen ausgesetzt 
waren, eine große Erfahrung gewonnen, 
die den Telephoniegeräten in vollem Um- 
fange zugute kommt. Der einzige, dem nor- 
malen Verschleiß unterliegende Teil, der also 
von Zeit zu Zeit zu ersetzen wäre, ist die Ka- 
thodenröhre. Das Auswechseln derselben er- 
fordert keine größere Fachkenntnis, als die, die 
nötig ist, um eine Glühlampe auszutauschen. 
Das Aufladen der Batterien, das bei der zu- 
grunde gelegten Kapazität nur nach Ablauf von 
Wochen zu geschehen hat, läßt sich in Elek- 
trizitätswerken bei entsprechender Organisation 
unschwer durchführen. Besondere Beamte 
für die Kontrolle und Instandhaltung der Appa- 
rate sind unnötig. Der den Apparat benutzende 
Teilnehmer sieht selbst, falls er keine Verstän- 
digung hat, ob eine Röhre defekt ist und kann 
den Schaden beheben. 

Außer den ortsfesten Apparaten werden, 
worauf hier nur kurz hingewiesen sei, auch 
bewegliche gebaut, u. zw. eine etwas größere 
Station für weit ausgedehnte Netze, die auf dem 
Auto mitgeführt wird, und eine kleinere, die 
für den Transport mit dem Fahrrad gedacht ist. 

Abb. 4 zeigt links das tragbare Gerät, das 
den gesamten Sender- und Empfängerteil sowie 
den Niederfrequenzkreis enthält, und das in 
einem Tornister auf dem Rücken getragen wer- 


* 


Abb. 4. Tragbares Gerät für Hochfrequenz-Leitungstelephonie, 


den kann; der rechts in der Abbildung sicht- 
bare Kasten enthält die Stromquellen und kann 
vorn auf dem Fahrrad untergebracht wer- 
den. Die Kapazität dieser Stromquellen ist 
so gewählt, daß eine Unterhaltung von ins- 


!) Siehe „ETZ* 1920. 8. 127. 


gesamt % h möglich ist, eine Zeitdauer, 
die für den gedachten Zweck völlig ausreicht. 
Eine Gefährdung dieser Apparate, und ins- 
besondere der eingebauten Kathodenröhren, 
durch Erschütterung beim Transport ist 
ausgeschlossen; auf den Unterseebooten, in 
Flugzeugen sowie im Eisenbahnbötrieb habe 
die Röhren weit stärkere Erschütterungen er- 
tragen, ohne zu Grunde zu gehen. Auf die 
Bedeutung einer derartig leicht beweglichen 
und in wenigen Minuten aufgebauten und in 
Tätigkeit gesetzten Station für UÜberlandzen- 
tralen braucht nicht weiter hingewiesen zu 
werden. & 

Alle etwaigen Befürchtungen über die Be- 
triebssicherheit” des Funktionierens, die Be- 
ständigkeit der Apparate sowie die Einfachheit 
ihrer Bedienung sind nach dem vorstehenden 
demnach als völlig grundlos anzusehen., Eine 
Reihe von Anlagen sind bereits von Tele- 
funken in Betrieb gesetzt und die Praxis wird 
nun bald an diesen Anlagen ihre Erfahrungen 
sammeln können, und in dieser Angelegenheit 
das letzte und entscheidende Wort zu sprechen 
haben, ob mit der Einführung der Drahtwellen- 
Telephoniemit Röhrensendern und -empfängern 
eine neue Epoche für die Sprechverbindungen 
bei Elektrizitätswerken angebrochen ist. 


Über Verwendung von Asynchrongeneratoren. 
Von W. Zederbohm. 


Übersicht. In den letzten Jahren ist das In- 
teresse für den Ausbau kleiner Wasserkräfte und 
der Nutzbarmachung aller Arten Abfallenergie mit 
Verwendung des Asynchrongenerators äußerst rege 


geworden. Die wichtigsten, dieses Gebiet behan- 
delnden Arbeiten werden zusammenfassend be- 
sprochen. 


Die dureh den Krieg hervorgerufeneBrenn- 
stoffknappheit hat wieder das Augenmerk auf 
Kraftquellen gerichtet, deren Ausbau in frühe- 
ren Jahren wegen der geringen Energie, die sie 
liefern konnten, nicht lohnenswert erschien. 
Man sah früher einen größeren Vorteil darin, 
alle erreichbaren Energiequellen zu sammeln 
und die gesammelte Energie in großen Kraft- 
werken auszunutzen. So baute man zum Teil aus 
diesem Grunde große Talsperren zur Sammlung 
einzelner kleiner Wasserkräfte, und man ging 
an den Ausbau sehr großer Dampfkraftwerke 
an den Orten der Kohlengewinnung. 

Steinmetz!) glaubt nun, daß die Ent- 
wicklung in dieser Weise nicht weitergehen 
sollte, sondern daß viele kleine Kraftquellen 


‚eines Landes, z. B. die vielen kleinen Wasser- 


kräfte im Osten Amerikas, einzeln ausgebaut 
und die von ihnen erzeugte elektrische Energie 
erst wieder gesammelt werden sollte. Das 


Gleiche kann in den Städten geschehen, wo- 


eine große Anzahl Dampfanlagen rein zum 
Zwecke der Dampferzeugung vorhanden sein 
müssen, an die man Abdampfgeneratoren an- 
schließen und deren Energie ebenfalls wieder 
in einem großen gemeinsamen Netz sammeln 
kann. Steinmetz sagt, daß die immer mehr 
steigenden Leistungen eines einzigen Kraft- 
werkes eine ungeheure Menge Kontrolleinrich- 
tungen der Kessel, der Dampfmaschinen, der 
Generatoren, der Schalter usw. nötig machen, 
daß die Kosten eines solchen Kraftwerkes, be- 
sonders bei den jetzigen Preisen, leicht so hoch 
werden können, daß die Errichtung so großer 
Kraftwerke sich nicht lohnen dürfte. 

Es ist ganz selbstverständlich, daß auch 
in Deutschland die gleiche Frage lebhaft erör- 


tert wird?2), und verschiedene Verfasser 
weisen darauf hin, daß an vielen Stellen Süd- 
und Mitteldeutschlands, an denen große In- 


!) Steinmetz, „General El. Rev.“ Bd. 22. 1919, S. 565, 
und „ETZ* 1920, S. 400. 
SV Zander, Schrader, Reindl, „ETZ“ 1919, 


gl. 
| 8. 437, 503; 1920, 8. 11. 


dustriegebiete erst auf der Grundlage der klei- 
nen und mittleren Wasserwerke entstanden 
sind, die Besitzer solcher Kraftquellen wesent- 
liche Vorteile bei der augenblicklichen Kohlen- 
not haben. 

Die Vorbedingung allerdings für die Wirt- 
schaftlichkeit derartiger vieler kleiner Anlagen 
ist, daß sie außerordentlich einfach im Aufbau 
und in der Bedienung sein müssen, so einfach, 
daß möglichst eine dauernde Bedienung über- 
haupt nicht nötig wird. Steinmetz und auch 
Adler!), der den gleichen Gedanken verfolgt 
und die gleiche Ansicht wie Steinmetz ver- 
tritt, sehen nun in der Verwendung des Asyn- 
chrongenerators, dessen umlaufender Teil aus 
einer kurzgeschlossenen Wicklung besteht, die 
einzige Möglichkeit, eine große Einfachheit und 
hohe Betriebssicherheit zu gewährleisten. Einen 
einzigen Nachteil nur hat der Asynehrongene- 
rator, und der ist von verhältnismäßig schwer- 
wiegender Bedeutung. Er kann ohne Zusam- 


menarbeiten mit synchronen Maschinen nicht 


als Generator arbeiten und liefert im Zusam- 
menarbeiten nur Wattleistung. Die für jedes 
Netz erforderliche wattlose Leistung — sieht 
man von Netzen mit reiner Glühlampenbela- 
stung oder Belastung mit induktionsfreien Ma- 
schinen (Einankerumformer, Synehronmoto- 
ren) ab — sowie die für die Erregung des Asyn- 
chrongenerators aufzubringende wattlose Ma- 


gnetisierungsleistung, die die gleiche ist wie beim 


Arbeiten des Asynchrongenerators als Asyn- 
chronmotor, muß von der taktgebenden Syn- 
chronmaschine geliefert werden. Adler glaubt, 
um diese Schwierigkeiten herumzukommen, in- 
dem er die Maximalleistung einer an ein Syn- 
chronwerk angeschlossenen Asynchrongenera- 
tor-Anlage auf 10% der Leistung aller Ma- 
schinen des Synehronwerks begrenzt. In die- 
sem Falle wird die vom Synehronwerk zu lie- 
fernde wattlose Leistung noch nicht so groß, 
daß der Leistungsfaktor der Maschinen zu 
schlecht und die Gesamtleistung die Leistung 
der Synchronmaschinen übersteigt. 

Die von Adler angegebenen Beispiele rei- 
chen aber nicht aus, um einen klaren Einblick 
in die Verhältnisse zweier parallelarbeitender 
Kraftwerke, von denen das eine mit Asynchron- 
generatoren betrieben wird, zu erhalten. Hier 
hat Spitzer?) durch die analytische Unter- 


suchung dieser Verhältnisse eine gute Über- 


sicht geschaffen. Die Leistung des Synchron- 


generators ergibt sich aus der erforderlichen. 


Netzleistung und der zu wählenden Leistung 
des Asynehrongenerators durch die Formel 


S=YVN?+ A?—2NA cos(a+tp), 


in der N die Leistung des Netzes in KVA, 
A die Leistung des Asynchrongenerators eben- 
falls in KVA (Ständerleistung), & der Phasen- 
verschiebungswinkel des Asynchrongenerators 
und 9 der des Netzes bedeuten. Aus Abb. 1 


15 & 


A | 005 
000 
13 1 Ai 05 
020 
z - a 
0,35 
ATF 040 
O45 
40 | 050 
055 
0 
99 060 
s08 065 
Y ee 
y7 975 
06 nn ER 
085 
05 5 
090 
O4 — 7 
03 i I 0,85 
£2 ES, 4 
02 De el IB IS 
Teleenan! X 
01 E Sue er =: Sg 
|S 
[7 1 N 
0 0203 00 05,06 07 08 09 %0 
Be, 
Abb. 1. 
BI Synchrongenerator, A = Asynchrongenerator, 
N = Netz. 


sind die Leistungsverhältnisse des Synehron- 


und Asynchrongenerators deutlich ersichtlich. 
Ist der Leistungsfaktor des Netzes = 1, also 
beispielsweise bei Belastung mit Synchron- 


1) „Elektrotechn. u. Maschinenb.“ Bd. 37, 1919, S. 221. 1 
’) „Blektrotechn. u, Maschinenb.“ Bd. 37, 1919, 8.425. 


FR 


br 
1 


2 


> 


“ men. 


26. August L9RO. 


maschinen, so hat der Synehrongenerator nur 
die wattlose Leistung für die Erregung des 
Asynchrongenerators zu liefern. Die Gesamt- 
leistung des Synchrongenerators ist also für 
die verschiedenen Leistungsgrößen des Asyn- 
chrongenerators direkt den Kurven zu entneh- 
Soll beispielsweise der Asynchrongene- 
rator die halbe Netzleistung liefern, der Syn- 
chrongenerator die andere Hälfte und ist der 
Leistungsfaktor des Asynchrongenerators 0,9, 
so muß der Synehrongenerator für eine Lei- 
stung von 0,55 der gesamten Netzleistung be- 
messen sein, ebenso wie der Asynchrongene- 
rator. Für Verhältnisse, wie sie in den mei- 
sten Netzen vorkommen werden, also einen 
Netzleistungsfaktor von etwa 0,7 und einen 
Leistungsfaktor des asynchronen Generators 
von etwa 0,85, gibt die Kurve cos («+ y) 
= 0,2 Aufschluß. Bei einem Leistungsverhält- 
nis des Asynehrongenerators zur Netzleistung 
von 0,25 wird die Leistung des Synchrongene- 
rators ein Minimum von 0,975 der Netzleistung. 
Der Leistungsfaktor des Synchrongenerators 
läßt sich unter Benutzung dieser Kurven sehr 
schnell errechnen. Die Waitleistung des Netzes 
ist 1. cos = 0,7, die des Asynehrongenera- 
tors 0,25.cosı& = 0,213, verbleibt die vom 
Synehrongenerator zu liefernde Wattleistung 
zu 0,487. Die Gesamtleistung des Synchron- 
generators ist 0,975, sein Leistungsfaktor 0,5. 
Wenn die Leistung des Asynchrongenerators 
0,4 der Netzleistung überschreitet, muß auch 
die Leistung des Synchrongenerators größer 
als die Netzleistung werden. Man ersieht aus 
den Kurven ganz klar, daß bei den heutigen 
Netzverhältnissen die Leistungsfähigkeit der 
gesamten Anlage durch Aufstellung eines Asyn- 
chrongenerators auf keinen Fall, sofern der Lei- 
stungsfaktor der Anlage sich nicht durch Hin- 
zutritt von Verbrauchern induktionsfreier Be- 
lastung verbessern läßt, vergrößert werden 
kann. Man muß sogar zufrieden sein, wenn die 
vorhandenen Synehronmaschinen zur Leistung 
des wattlosen Bedarfs ausreichen. Das ist im 
großen und ganzen der Fall, wenn man sich, 
wie Adler vorschlägt, mit der Leistung des 
Asynehrongenerators auf etwa 10% der Lei- 
stung des Synchronwerkes beschränkt. Wenn 
auch die Leistung der Ständerwieklung für noch 
größere Leistungsverhältnisse von Asynchron- 
generatoren zur Netzleistung ausreicht, so wird 
doch in den seltensten Fällen die Erregerwick- 
lung imstande sein, die erforderlichen Ampere- 
windungen für niedrigere Leistungsfaktoren 
als 0,7 zu liefern, falls die Synehrongenera- 
toren nicht besonders dafür gebaut sind. 
Wohl aber ist durch den Einbau von Asyn- 
chrongeneratoren eine Brennstoffersparnis mög- 
lich, wenn die Generatoren selbst durch Abfall- 
energie: Abdampf, Wasserkräfte usw. betrie- 
ben werden können. Bei vorhandenen Anla- 
gen wird wegen der Beschränkung auf die kleine 
Leistung der Asynchrongeneratören die Erspar- 
nis nur eine geringe sein; bei neu einzurichten- 
den Anlagen kann man auf die eigentümlichen 
Verhältnisse Rücksicht nehmen und Asyn- 
ehrongeneratoren größerer Leistung einbauen. 

Die oben geschilderten nachteiligen Ver- 
hältnisse der Asynchrongeneratoren veranlas- 
sen Rosenberg!) zu der Frage, ob es denn 
überhaupt Asyncehrongeneratoren sein müssen, 
um die Verwertung von Abfallenergie zu er- 
möglichen. Er vertritt die Ansicht, daß man in 
dem Hilfswerk einen Synehrongenerator auf- 
stellen kann, der imstande ist, das Hauptwerk 
nicht nur von Wattleistung, sondern auch von 
wattloser Leistung gleichzeitig zu entlasten und 
zur Leistungserhöhung der ganzen Anlage bei- 
trägt.. Die geringe Verteuerung der Anlage 
durch den Synehrongenerator wird reichlich 
dureh die Vorteile der Lieferung wattlosen 
Stromes ausgeglichen, so daß also als letzter 
fraglicher Punkt nur die Einfachheit des Auf- 
baues und der Bedienung übrig bleibt. In der 
Tat ist ja der Asynehrongenerator im Aufbau 
viel einfacher, er braucht keine Schleifringe 
und keine Erregermaschine, aber es laufen 
Tausende von Gleichstrommaschinen ohne be- 
sondere Wartung und Bedienung und ohne we- 
sentliche Anstände. Man kann die Erreger- 
maschine des Synehrongenerators für eine 
mittlere Spannung fest einstellen, so daß bei 
voller Belastung der Generator den gewünsch- 


‚ ten wattlosen Strom abgibt. Die Spannung 


selbst wird von der Zentrale geregelt, und die 
Hilfsgeneratoren laufen mit fester Erregung. 
Die Regelung der Leistung geschieht natürlich 
bei dem Synehrongenerator genau so selbst- 
tätig wie bei dem Asyncehrongenerator durch 
die Wasser- bzw. Dampfzufuhr, da die Dreh- 
zahl durch die Frequenz des Hauptwerkes ein- 
deutig bestimmt wird. Ebensowenig wie man 
bei Asyncehrongeneratoren einen Turbinenreg- 
ler braucht, braucht man ihn natürlich bei Syn- 
ehrongeneratoren. Als Nachteil der Synchron- 
generatoren wird weiter angegeben, daß das 


ı) „Elektrotechn. u. Maschinenb.* Bd, 37, 1919, $. 353. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heft 34. 673 


Parallelschalten mit dem Netz sich ganz bedeu- 
tend schwieriger gestalten sollte als beim Asyn- 
chrongenerator. Während man den Asynchron- 
generator nur ungefähr auf die synchroneDreh- 
zahl bringen und dann mit einem Schalter ans 
Netz legen kann, muß man bei Verwendung 
eines Synehrongenerators möglichst umständ- 
lich synchronisieren. Rosenberg betont ganz 
richtig, daß man den Synehrongenerator genau 
so einfach an das Netz legen kann wie den 
Asynehrongenerator. Es ist natürlich dann 
nötig, ihn mit einer Dämpferwicklung zu ver- 
sehen. Das asynchrone Anlassen von Syn- 
chronmotoren hat bereits eine solche Verbrei- 
tung gefunden, daß das Parallelschalten von 
Syncehronmaschinen auf die oben geschilderte 
Weise heute ebensowenig Schwierigkeiten 
macht wie das Parallelschalten von Asynchron- 
generatoren mit einem Synchrongenerator. 


Es ist nun möglich und von verschiedenen 
Seiten vorgeschlagen worden, z. B. auch von 
Adler, den Asynehrongenerator durch Anbau 
eines Phasenschiebers zur Lieferung von watt- 
losem Strom geeignet zumachen. Das erfordert 
dann Ausführung des Asynehrongenerators mit 
Schleifringläufer, Aufstellung des Phasenschie- 
bers — Kollektormaschine oder Kappscher Vi- 
brator — zu dem in den meisten Fällen noch ein 
Transformator gehört. Die Anlage wird hier- 
durch nicht vereinfacht. Und man gibt. den wohl 
einzigen Vorteil des Asynehrongenerators, den 
ee einfachen Käfigläufer, aus der 

and. 


Aus dem Obenstehenden kann gefolgert 
werden, daß zur Verwertung von Abfallenergie 
asynchrone Generatoren herangezogen werden 
können, wenn deren Leistung selbst verhältnis- 
mäßig klein ist, vielleicht nicht über 250 kVA, 
und wenn ihre Leistung im Verhältnis zum 
Hauptwerk nicht zu groß wird, etwa, wie 
Adler vorschlägt, nicht größer als 1007 In 
allen anderen Fällen sollte man Synchrongene- 
ratoren verwenden. 


In Amerika ist man allerdings zu weit 
größeren Leistungen geschritten. Einige der 
bekanntgewordenen Anlagen werden nach- 
stehend angegeben: 


Fünf Asynchrongeneratoren für 7500 kW 
in der Zentrale der Interborough Rapid Tran- 
sit Co., New York!), angetrieben durch Ab- 
dampfturbinen zur Speisung von Einanker- 
umformern. 


C. M. Ripley?) und auch L. $. Moore?) 
beschreiben mehrere Anlagen in den Oststaaten 
der Ver. Staaten. Ein Generator von 1400kW, 
207 Umdr/min, 60 Per der Pacific Power- and 
Light-Corporation in Naches-Valley, North- 
Jakima, Washington. Die Leistung des Gene- 
rators ist größer als die Leistung der Wasser- 
kraft, der Generator kann also niemals über- 
lastet werden. Die Anlage läuft ohne regel- 
mäßige Bedienung, sie wird nur täglich einmal 
besucht. Der Ladestrom der sehr ausgedehnten 
Leitungsanlage trägt zur Lieferung des watt- 
losen Stromes für den Asynchrongenerator bei. 
Es ist hier sogar möglich gewesen, bei abge- 
schalteten Synehrongeneratoren durch den 
Ladestrom allein die Magnetisierung des Asyn- 
ehrongenerators aufrecht zu erhalten, aller- 
dings ist dann Spannung und Frequenz nicht 
mehr bestimmt, sondern mit der Leistung ver- 
änderlich. Im Winter bei Eisgang läuft der 
Asynehrongenerator als Motor, um den Lade- 
strom der Leitung zu vernichten. Ein 1000k VA 
Generator, 50 Per, für 450 Umdr/min, ein 
425 kVA-Generator für 240 Umdr/min der 
San Joaquin Light- and Power-Co. Kleinere 
Generatoren für 100 und 200 PS Turbinen- 
leistung der Greenfield Eleetrie Light- and 
Power-Co. 

In Europa sind wohl eine Reihe verschiede- 
ner kleiner Anlagen ausgeführt, aber es ist we- 
nig darüber berichtet worden. Bekannt ist die 
Anlage am Rheintalschen Binnenlandkanal?). 
Leistung des Hauptwerkes 3 x 250 kVA, Syn- 
chrongeneratoren, 2 Nebenwerke mit je 2 x 250 
kVA Asynchrongeneratoren. Auch hier war 
maßgebend, 3 weit auseinander liegende klei- 
nere Energiequellen in ein gemeinsames Netz 
arbeiten zu lassen und einfache, betriebssichere 
Maschinen bei geringer, wenig sachverständiger 
Bedienung zu haben. 

Weiter beschreibt Fleig?) eine kleine 
Wasserkraftanlage von 30 kVA im Parallelbe- 
trieb mit einem UÜberland-Kraftwerk. 


25 Jahre Vorschriften 
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.!) 


Von Geh. Reg.-Rt. Dr. €. L. Weber, Berlin. 


(Schluß von 8. 646.) 

Mit bewußter Absicht wurde nun danach 
gestrebt, eine längere Ruhezeit eintreten zu 
lassen. Es sollten Form und Inhalt sich mög- 
lichst einleben; es sollten Erfahrungen gesam - 
melt, die Wirkung der Vorschriften beobach- 
tet und etwa vorhandene Mängel und Lücken 
im Laufe der Zeit klargestellt werden. Das ist 
auch durch eine Reihe von 7 Jahren vollständig 
geglückt. Sie haben gezeigt, daß die Art des 
Aufbaues und der Umfang sowie die Fassung 
des Inhalts dem Bedürfnis entsprach und für 
den praktischen Gebrauch geeignet war. 

Selbstverständlich konnte diese Zeit der 
Ruhe nicht über eine gewisse Zahl von Jahren 
hinaus erstreckt werden. Denn die Technik 
selbst steht nicht still. Neue Bedürfnisse und 
geänderte Bedingungen führen zu neuen Hilfs- 
mitteln. Die Verbreitung der elektrischen An- 
lagen in immer weitere Kreise verlangt neue 
Maßnahmen. Aber die Erfahrungen konnten 
in Ruhe gesammelt, die nötigen Änderungen 
mit Überlegung vorbereitet werden. Als man 
i. J. 1913 an eine Durchsicht und Überprüfung 
herantrat, ergab sich allerdings die über- 
raschende Zahl von rd 1100 Abänderungsan- 
trägen. Der vorbereitende Arbeitsausschuß 
und die Errichtungskommission selbst hatten 
daher eine umfangreiche Arbeit zu bewältigen 
und unerwarteter Weise kam es wegen mancher 
Einzelheiten zu scharfen, aber immer nur rein 
sachlichen Erörterungen. 

Der mit etwa 25 Mitgliedern in Berlin wir- 
kende Arbeitsausschuß hatte etwa ein Dutzend 
Sitzungen nötig; die Gesamtkommission tagte 
im Dezember 1913 drei Tage in Nürnberg und 
im April 1914 2 Tage in Eisenach. Trotzdem 
wurde auf der Jahresversammlung im Mai 1914 
zu Magdeburg das Ergebnis nochmals in Frage 
gestellt und nur nach lebhafter Aussprache 
zum Beschluß erhoben.?) Wäre das nicht ge- 
lungen, hätte man in die nun folgende Kriegs- 
zeit mit überalterten Vorschriften eintreten 
müssen, so würden wohl die ganzen Vorarbei- 
ten für die Neufassung inzwischen verloren ge- 
gangen oder wertlos geworden sein. ‘Auch hätte 
man auf die nicht mehr zeitgemäßen Vorschrif- 
ten unmöglich die zahlreichen Ausnahmebe- 
stimmungen aufbauen können, die während des 
Krieges durch den Mangel an wichtigen Roh- 
stoffen notwendig geworden sind. 

Auch abgesehen von den Ausnahmebe- 
stimmungen hat man während der Kriegszeit 
beim Beurteilen elektrischer Anlagen in er- 
heblichem Maße den ungünstigen Verhält- 
nissen, dem Mangel an geschulten Arbeits- 
kräften und anderen Schwierigkeiten Rech- 
nung tragen und Nachsicht üben müssen. In- 
folgedessen war es nicht möglich, über alle Ein- 
zelheiten der letzten Fassung der Vorschriften 
ein abschließendes Urteil zu gewinnen. Zwar 
läßt sich bereits übersehen, daß erhebliche Miß- 
stände aus den Vorschriften nicht erwachsen 
sind. Aber den so vielfach geänderten Verhält- 
nissen wird doch in absehbarer Zeit durch eine 
erneute Durchsicht der Vorschriften Rechnung 
getragen werden müssen. Die schon jetzt er- 
sichtlichen Aufgaben sollen zum Schluß beson- 
ders besprochen werden. 

Im Anschluß an den Rückblick über die 
bisherige Geschichte der Vorschriften erhebt 
sich die Frage: wieweit haben sie ihre Aufgaben 
erfüllt. 

Wie schon erwähnt, ist das Eingreifen 
der Behörden, das man anfangs hart- 
näckig bekämpfte, nicht völlig verhindert wor- 
den. Aber der mit der Abwehr angestrebte 
Zweck wurde vollständig erreicht. Das Ein- 
greifen der Behörden wurde soweit hinausge- 
schoben, daß inzwischen die Elektrotechnik 
festen Fuß gefaßt und bestimmte Richtlinien 
sich selbst vorgezeichnet hatte. Der sachliche 
Inhalt der Vorschriften ist von der Elektro- 
technik selbst festgestellt und ihre wei- 
tere Ausgestaltung ist von den Behör- 
den dem VDE amtlich- eingeräumt 
worden. 

Ein Erlaß des Preuß. Handelsministers v. 
18. 8. 1919 sagt: „Ich habe bereits in mehreren 
Erlassen den Behörden empfohlen, bei Hand- 
habung staatlicher Hoheitsrechte die Vor- 
schriften des VDE als technische Richtschnur 
zu benutzen. Im allgemeinen ist es nicht er- 
wünscht, von den Verbandsvorschriften abzu- 
weichen, es sei denn, daß gewichtige Gründe 
dafür sprechen. Die Industrie legt mit Recht 
den größten Wert auf die Einheitlichkeit der 
Vorschriften und ihrer Durchführung. Sollten 


1) Vortrag gehalten ın der Sitzung des Elektrotech- 
nischen Koran vom 27.1. 1920. Vgl. „ETZ* 1920, 8.218 
29) „ETZ“ 1914, S. 478, 510, 720, 83. 


1) „Elektrotechn. u. Maschinenb.* Bd. 31, 1913, 8. 119. 
2) ©. M. Ripley, „Gen. El. Rev.“ 1919, S, 968. 
3) L. J. Moore, .‚El. World“ Bd. 74, 1919, S. 1148 
‘) Pasching, „BETZ“ 1907, S. 1005, 1035. 
») Fleig, „Mitteilungen d. Ver. d. El. W.* 1918, 
B.3211- 2 


674 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 34 


4 


26. August 1920. 


aber die Auffassungen der Sachverständigen 
über erforderliche Schutzmaßnahmen von de- 
nen des Verbandes abweichen und insbesondere 
Verschärfungen der Verbandsvorschriften für 
erforderlich erachtet werden, so erscheint es 
zweckmäßig, vor dem Erlaß entsprechender 
Anordnungen der vorgesetzten Behörde Be- 
richt zu erstatten. In wichtigen Fällen ist 
meine Entscheidung herbeizuführen.‘ 

Um diese Stellung des Ministers zu wür- 
digen, ist zu bedenken, daß ja jede Ortsbehörde 
die Befugnis hat, zur Sicherheit gegen Feuer- 
oder Lebensgefahr weitgehende Maßnahmen 
anzuordnen, so daß einer großen Vielgestaltig- 
keit alle Wege von Rechts wegen offen stehen. 
Gegen die so mögliche Verwirrung und Un- 
sicherheit bietet der erwähnte Erlaß_des Mi- 
nisters eine wirksame Schranke. 

Zum Geschäftsbereich des Preuß. Handels- 
ministers gehören namentlich die Gewerbeauf- 
sichtsbeamten und die Bergwerke. Bezüglich 
der Straßenbahnen und der ihnen ähnlichen 
Kleinbahnen hat sich der zuständige Minister 
der öffentlichen Arbeiten bei der Neuordnung 
der Bau- und Betriebsvorschriften i. J. 1905 
bereit erklärt, die vom V.D.E. aufgestellten 
Vorschriften als Norm anzunehmen und auf sie 
zu verweisen. 

Im Bereich der Vollbahnen sind die Vor- 
schriften über Kreuzungen von Starkstrom- 
anlagen mit Bahnanlagen sowie die Bedingun- 
gen für fremde Starkstromanlagen auf Bahn- 
gelände im Einverständnis mit dem V.D.E. 
aufgestellt worden. Auch die Reichspostver- 
waltung hat sich bei ihren Bestimmungen über 

ührung von Starkstromleitungen oberhalb 
von Telegraphen- und Fernsprechleitungen mit 
dem VDE ins Einvernehmen gesetzt, wie 
überhaupt die Reichspostverwaltung ständig 
in der Kommission für Errichtungs- und Be- 
triebsvorschriften vertreten ist. Daß auch 
mit den Feuerversicherungsgesellschaften und 
den Berufsgenossenschaften enge Beziehungen 
und sachlicher Einklang der Vorschriften her- 
gestellt wurde, ist bereits erwähnt worden. 

Da die Anerkennung der Vorschriften des 
VDE in gleicher Weise wie von der Preußi- 
schen auch von den anderen Landesregierungen 
erlangt worden ist, so ist in dieser Hinsicht 
durch den V.D.E. sogar eine höhere Einheit- 
lichkeit erreicht, als sie sonst in Deutschland 
besteht. 

Es ist noch’ zu”betonen, daß "das"Einver- 
nehmen mit den Behörden sich seit einer Reihe 
von Jahren auch praktisch vollauf bewährt 
hat. Somit ist die Geltung der Vorschriften 
und der Einfluß des VDE auf ihren Inhalt 
fest begründet. 

Bezüglich der Handhabung der Vor- 
schriften im einzelnen ruht das Schwergewicht 
der Prüfung und Überwachung elektrischer 
Anlagen hinsichtlich der Großindustrie bei den 
Überwachungsvereinen, die meistens am 
N angegliedert 
sind. Die wichtigsten sind in der Kommission 
für Errichtungs- und Betriebsvorschriften ver- 
treten; mehrere haben durch vielfache Anre- 
gung und Mitarbeit zur Weiterbildung der Vor- 
schriften wesentlich beigetragen. Ich nenne 
den Überwachungsverein im Oberbergamts- 
bezirk Dortmund und den oberschlesischen 
Überwachungsverein. 

Für das weite Gebiet elektrischer Anlagen 
in Handel und Kleingewerbe und in Wohnun- 
gen liegt die Handhabung der Vorschriften bei 
den Elektrizitätswerken, die ja auf die sach- 
gemäße Ausführung der Anschlußanlagen ach- 
ten. müssen. Ihre Sondervorschriften haben 
sich allenthalben eng an die des V.D.E.' ange- 
schlossen und nur wenige Einzelheiten enthal- 
ten noch Abweichungen. 

Aber bevor noch diese Stellen in die Lage 
kommen, ihre Tätigkeit zu üben, haben’ die 
Vorschriften ihre Wirkung’getan bei der Indu- 
strie, die elektrische Maschinen, Vorrichtungen, 
Leitungen usw. herstellt. All diese Teile 
elektrischer Einrichtungen sowie die Gebrauchs- 
gegenstände, Lampen, Heiz- und Kochappa- 
rate, Meßgeräte, Installationswaren aller Art 
werden schon bei ihrer Erzeugung?den Vor- 
schriften angepaßt. Ferner arbeitet nach den 
Vorschriften ein Heer von Monteuren und Ar- 
beitern, die von den Installationsfirmen bei 
ihrer Berufsausbildung schulmäßig zum Be- 
achten der Vorschriften herangebildet werden. 

So ist in der Tat die ganze deutsche Elek- 
trotechnik in all ihren Zweigen mit den Vor 
schriften aufs innigste durchtränkt. Nur so 
kann sich ihre Wirkung zur Erhöhung der 
Sicherheit voll entfalten. 

Sachlich wirken die Vorschriften vor 
allem ganz unabhängig von ihrem Inhalt durch 
ihre Einheitlichkeit für alle beteiligten Kreise 
im Gebiet des Deutschen Reiches. SER, 

Einheit der Vorschriften für alle Elektrizi- 
tätswerke, Behörden, herstellende Industrien 
und Abnehmer bedeutet Einheit in der Erzeu- 
gung, im Handel und Verkehr. In jedem Liefe- 


rungsvertrag ersetzt die einfache Formel: ‚nach 
Maßgabe der Vorschriften des VDE“ hun- 
derte von einzelnen Vereinbarungen, erspart 
Rückfragen und sichert vor Beanstandungen, 
verhütet Streit und Prozesse. Die volle Trag- 
weite dieser Bedeutung ist erst nach und nach 
klar erkannt worden. Sie hat aber der jetzt in 
weiterem Umfang in Gang kommenden Nor- 
mung die Wege geebnet. Es ist anerkannt, daß 
die Einheit der Bauformen in keinem Gebiet 
der Industrie bereits jetzt soweit gediehen und 
durehgeführt ist, wie in der Elektrotechnik. 
Das ist hauptsächlich den Vorschriften zu ver- 
danken. 

Der Einfluß der Vorschriften geht aber 
auch über die Grenzen Deutschlands hinaus, 
er förderte erheblich unseren Export. Ich 
habe dies bereits i. J. 1898 auf der Jahresver- 
sammlung des Vereins zu Frankfurt a. M. be- 
tont und ausgeführt: „Wenn wir auf Grund un- 
serer Vorschriften überall gutes Material liefern 
und nachweisen können, daß in unseren An- 
lagen weniger Unglücksfälle vorkommen als 
anderswo, dann wird sich unser Material auch 
im Ausland einen guten Namen erwerben und 
dadurch wird die deutsche elektrotechnische 
Industrie einen vorteilhaften Aufschwung neh- 
men.“ „ETZ“ 1898, S. 540. 

Daß derartige Erwartungen sich erfüllt 
haben, hat kürzlich auf der Jahresversamm- 
lung in Stuttgart Herr Direktor Hissink be- 
stätigt mit den Worten: „Der VDE hat der 
deutschen Industrie durch die grundlegenden 
Arbeiten seiner Vorschriften einen erheblichen 
Vorsprung vor dem Auslande gesichert. Die 
meisten Länder haben diese Vorschriften an- 
genommen; in gleicher Weise wird die einheit- 
liche Gestaltung von Maschinen, Transforma- 
toren und Apparaten vorbildlich wirken.‘ 

“ Dabei handelt es sich nicht nur um Export 
von Waren, sondern auch um Aufträge zur Er- 
richtung ganzer Werke im Auslande, wie sie 
uns ja vor dem Kriege in weitem Umfang zu- 
geflossen sind. 

Im einzelnen den Erfolg der Vorschriften 
in bezug auf Verminderung der Unfälle und 
Brandfälle festlegen zu wollen, wäre ein ver- 
gebliches Beginnen, denn es fehlt die Vergleichs- 
größe. Als solche müßte man sich ja eine Elek- 
trotechnik vom heutigen Umfange denken, in 
dem Zustande, wie er ohne die Vorschriften zu- 
stande gekommen wäre. Das ist unmöglich. 
Soweit sich ein Urteil aus dem Vergleich mit 
den Unfällen aus anderen Ursachen oder mit 
denjenigen in anderen Gebieten der Technik 
gewinnen läßt, hat Dettmar in der „ETZ“ 
1913 eine höchst dankenswerte Zusammen- 
stellung gegeben, auf die hier nachdrücklich 
verwiesen werden mag. 

Damit die Vorschriften mit der Praxis in 
Fühlung bleiben und der lebendigen Entwick- 
lung der Technik sich anpassen, ist die Kom- 
mission für Errichtungs- und Betriebs- 
vorschriften vom VDE zu einer ständigen 
Einrichtung gemacht. Sie hat die Aufgabe, 
die Wirkung der Vorschriften dauernd zu ver- 
folgen, in größeren Zeiträumen die nötig er- 
scheinenden Änderungen und den Ausbau der 
Vorschriften auszuarbeiten und der Jahresver- 
sammlung des Vereins zur Annahme vorzu- 
schlagen. Für schwierige Einzelgebiete beste- 
hen Unterausschüsse. Ein ständiger Arbeits- 
ausschuß bearbeitet Fragen, die über die Aus- 
legung einzelner Vorschriften auftauchen. 
Wicehtigere Entscheidungen dieser Art werden 
in der „ETZ‘ regelmäßig bekannt gegeben. Ein 
enges Zusammenarbeiten dieses Ausschusses 
mit der erzeugenden Industrie und mit den 
Kreisen der Verbraucher sowie den verschiede- 
nen Überwachungsstellen, nicht minder auch 
mit den einzelnen Unterausschüssen, die die 
verschiedenen Normalien usw. bearbeiten, ist 
notwendige Voraussetzung für ein gedeihliches 
Wirken des ganzen Aufbaues. Dieses Zusam- 
menarbeiten wird durch die Geschäftsstelle des 
V.D.E. und durch den Geist ihres Leiters, des 
Generalsekretärs, gewährleistet. 

Es ist nicht möglich, im Rahmen dieser 
Betrachtung einen Überblick zu geben über 
den sachlichen Inhalt der Vorschriften, 
über ihre Gliederung und über die Beziehun- 
gen, die zwischen ihren einzelnen Teilen sowie 
zu den verschiedenen Normalien, Leitsätzen 
und empfohlenen Maßnahmen bestehen. Wer 
dem Gegenstand fern steht, wird vielleicht den 
Mangel eines formgerechten einheitlichen Auf- 
baues als störend empfinden. Doch ist dies nur 
ein Schönheitsfehler. Das ganze Werk ist in 
seiner jetzigen Gestalt ein getreues Abbild der 
Entwicklung unseres Faches und es wäre ein 
Fehler, wenn man im Suchen nach äußerer Ge- 
schlossenheit die Gefahr auf sich nehmen wollte, 
am sachlichen Inhalt auch nur geringfügige Ver- 
luste zu erleiden. Das schließt nicht aus, daß 
mit zunehmender Klärung der technischen Ver- 
hältnisse auch die Vorschriften enger zusam- 
mengefaßt und einheitlicher gestaltet werden. 
Vorläufig ist unser Fachgebiet noch in so leb- 


hafter Bewegung, daß es reichliche Arbeit er- 
fordert, der Forderung des Tages zu genügen, 
dabei aber auch diejenige Zurückhaltung zu 
üben, die vorzeitiges Erstarren im Buchstaben 
vermeidet. 

Was den augenblicklichen Stand des Aus- 
baues der Vorschriften betrifft, so behandeln 
die zuletzt eingefügten Zusatzbestimmungen in 
den Betriebsvorschriften die Arbeiten in Prüf- 
feldern und Laboratorien. 

Zur Zeit ist ein Sonderausschuß befaßt mit 
der Neuordnung der Vorschriften für aus- 
setzende Betriebe, insbesonders die Bemessung 
der hierfür bestimmten Leitungen, Schmelz- 
sicherungen und Selbstschalter. 

DringendeBerücksichtigung erheischen fer- 
ner die besonderen Verhältnisse in landwirt- 
schaftlichen Betrieben, die sich durch erhöhte 
Feuersgefahr, geringere Sachkenntnis der Be- 
dienungsmannschaften und daraus folgende 
rauhe Behandlung kennzeichnen. Dabei ist zu 
beachten, daß wegen der Abgelegenheit vieler 
landwirtschaftlicher Betriebsstätten vom Sitz 
der elektrotechnischen Berufe diese Einrich- 
tungen der Selbsthilfe oder dem Eingriff Un- 
berufener besonders stark preisgegeben sind. 
Hier wird die Frage gestellt, ob Sondervor- 
schriften erforderlich sind oder ob vermehrte 
Unterweisung, etwa mit Hilfe von Merkblät- 
tern ausreicht. R 

Auch mit dem Aufbau elektromedizinischer 
Apparate und mitihrer Handhabung wird sich 
die Kommission des Verbandes zu beschäftigen 
haben. 

Änderungen der Vorschriften in geringerem 
Umfange werden sich schon jetzt aus der Ein- 
führung von weiteren Normalien, z. B. aus der 
Abstufung der Drähte nach Durchmessern an- 
statt nach Querschnitten ergeben. 

Ferner ist die Frage zu beantworten, 
welche von den Ausnahmebestimmungen, die 
der Krieg nötig gemacht hat, dauernd über- 
nommen werden sollen und in welchem Tempo 
die anderen abzubauen sind. Und wie die An- 
lagen zu behandeln sind, die nach den erleich- 
terten Kriegsbedingungen errichtet wurden und 
nicht sofort verbessert werden können. 

Endlich harrt der ganze Komplex der 
Bahnvorschriften einer neuen Bearbeitung, da 
die jetzige Fassung noch aus dem Jahre 1906 
stammt. e 

Ein vollständiger Überblick über Art und 
Umfang der bevorstehenden Arbeiten kann 
zur Zeit noch nicht gegeben werden, da die Ge- 
samtkommission wegen des erschwerten Ver- 
kehrs noch nicht zusammentreten konnte. 
Ihre erste Sitzung seit Abschluß des Krieges ist 
für Mitte Februar in Aussicht genommen!). Auch 
sie wird zunächst und in erster Linie einer all- 
gemeinen Aussprache dienen, aus der sich er- 
geben muß, welche Erfahrungen in den letzten 
Jahren gemacht worden sind und wo-und in 
welchem Umfange zunächst Änderungen oder 
Ergänzungen in Angriff zu nehmen sind. 3 

Dagegen sei aufeinen allgemeinen Gesichts- 
punkt zum Schluß nochmals hingewiesen. 

Im Zusammenhang mit der bereits be- 
rührten Frage nach einheitlicher Gestaltung 
der Vorschriften ist zu betonen: Der Natur der 
Sache nach kann nurein Teil der in den Vor- 
schriften enthaltenen Bestimmungen dauernd 
Geltung haben. Nur ein Teil befaßt sich mit 
objektiven Feststellungen über die notwendige 
Beschaffenheit elektrischer Einrichtungen und 
ihrer Hilfsmittel; der andere Teil hängt ab vom 
Verhalten derjenigen, die die Einrichtungen 
benutzen und handhaben. R 

an kann wohl in Zahlen angeben, wie 
hoch eine bestimmte Leitung belastet werden 
darf, ohne daß ihre Temperatur eine gewisse 
Grenze überschreitet. Wie stark Leitungen und 
Gestänge sein müssen, um dem Wind- und 
Schneedruck standzuhalten, u. dgl. Aber nicht 
dauernd festlegen läßt sich, wo und in welchem 
Maße Abwehrmittel nötig sind, um unsachge- 
mäßen Gebrauch zu verhüten, das hängt ab 
von der, Sachkenntnis, den Gewohnheiten und 
der Erziehung der Menschen, die die Einrieh- 
tungen umgeben und mitihr umgehen und von 
der Vervollkommnung der Hilfsmittel, die die 
fortschreitende Technik zur Verfügung stellt. 

Die erreichte Sicherheit ist gewissermaßen 
darstellbar als Quotient aus objektiver Güte 
der Hilfsmittel und subjektiver Beanspruchung 


im Gebrauch. . Sicherheit — Sehutzmitielg 

e Unverstand 
Ein normal hoher Betrag des Zählers kann in 
seiner Wirkung völlig aufgehoben werden durch 
einen wesentlich größeren Nenner. Wie umge- 
kehrt auch ein an sich wenig Schutz bietendes 


NEE REN 


Ber 


ee SZ. Zu „4 


y 


Beim Aufstellen von Vorschriften sind da- 
her die geforderten Schutzmittel und Maßnah- 


') Vgl. „ETZ“ 1920, Heft 18, 8. 361. 


n 


26. August 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 34 


675 


men anzupassen an das Maß von Kennt- 
nissen, Umsicht und Sorgfalt, das von den 
Menschen erwartet werden kann, die sich im 
Bereich der Einrichtungen befinden und sie ge- 
brauchen. Rh 

Dabei ist zu beachten, daß ein Ubermaß 
von Schutzmitteln unter Umständen den Be- 
trieb erschwert und so die Gefahr von anderer 
Seite her erhöht. Wenn anderseits der erfah- 
rene Fachmann mit weniger und einfacheren 
Schutzmitteln auskommen kann, so darf doch 
auch von ihm nicht verlangt werden, daß‘er 
überall und jederzeit seine Aufmerksamkeit 
nur auf die vorhandene Gefahr einstellt. Be- 
rufsmäßig muß sie in erster Linie dem Betriebe 
gewidmet sein. Daher ist im Interesse er- 
höhter Berufsleistung und der Ersparnis an 
Zeit und geistiger wie körperlicher Arbeit die 
Gefahr durch objektive Mittel auszuschließen. 

Aus diesem Grunde und wegen des Ein- 
dringens elektrischer Einrichtungen in immer 
weitere Kreise der Bevölkerung sind alle Teile 
der Anlage tunlichst so zu gestalten, daß ihre 
Handhabung immer einfacher und immer ge- 
fahrloser wird. 

In dieser Richtung hat sich auch bekannt- 
lich die Entwicklung der Technik bewegt und 
in den vergangenen 25 Jahren außerordent- 
liche Fortschritte gemacht. Zu einem erheb- 
lichen Teil, wenn auch bei weitem nicht aus- 
schließlich, unter dem Einfluß der Vorschriften. 
Beispiele dafür sind: die Verbannung der Holz- 
leistung und ihr Ersatz durch andere Verle- 
gungsarten, die Verbesserung und Normalisie- 
rung der Leitungen, die unverwechselbaren 
Sicherungen, die Ausbildung der Schalter und 
Fassungen, Ausgestaltung der Handlampen, 
Verbannung des Holzes aus den Steuerwalzen, 
das Schutzverfahren mittels Erdung u. a. m. 
Vielfach haben die Vorschriften nur das zu er- 
strebende Ziel angegeben, während die Mittel, 
mit denen es erreicht wird, durch Normalien 
festgelegt wurden. Mehr und mehr trittin den 
letzten Jahren die Notwendigkeit hervor, für 
einzelne. Geräte und Hilfsmittel eine Prüfung 
des Gesamtaufbaues einzuführen, wie dies 


durch die Kennfäden der normalen Leitungen 
schon seit Jahren geübt wird und neuerdings in 
Stuttgart, insbesondere mit Bezug auf Heiz- 
apparate, beschlossen worden ist, nachdem die 
Errichtung einer solchen Prüfstelle schon seit 
1899 in Frage stand. 

In gleicher Front aber mit derartiger Ver- 
besserung aller Hilfsmittel muß die Erziehung 
aller an den elektrotechnischen Einrichtungen 
beteiligten Kreise voranschreiten. Unablässige 
Arbeit muß der Belehrung und der Hebung des 
Verständnisses für die richtige Handhabung 
der Einrichtungen und der Vorschriften gewid- 
met werden. Nicht nur in den breiten Schich- 
ten der Bevölkerung, sondern auch in den 
Kreisen der Arbeiter, der Monteure, der Inge- 
nieure der Fabrikation wie des Betriebes und 
der Überwachung. 

Gut aufgebaute Vorschriften, sorgfältig 
durchgearbeitete Mittel zur Einrichtung elek- 
trischer Anlagen und richtiges Verständnis für 
ihren sachgemäßen Gebrauch sind drei Eck- 
pfeiler, auf denen das Gebäude hochqualifizier- 
ter Elektrotechnik beruht. Sie bedingen den 
Fortschritt, damit die Sicherheit und die Wert- 
schätzung der deutschen Elektrotechnik und 
ihrer Erzeugnisse. 

Das enge Ineinandergreifen dieser drei 
Faktoren ist nötig, damit die Vorschriften ihre 
volle Wirkung entfalten können. 

Jedes Gesetz bleibt toter Buchstabe, so 
lange nur eine einseitig befehlende Stelle und 
eine passiv gehorchende Masse sich gegenüber- 
stehen. 

Es wird zum lebendigen Quell regsamen 
Fortschrittes, wenn es von der Gemeinschaft 
der Beteiligten als Lebensnotwendigkeit emp- 
funden und zur Norm gemeinsamen Wirkens 
gemacht wird. 

Daß solche Gemeinschaftsarbeit unter 
einem sogenannten Obrigkeitsstaat Fuß fassen 
und Raum gewinnen konnte, hat die Entste- 
hung, Entwicklung und bisherige Verwaltung 
unserer Vorschriften erwiesen. Wir haben aber 
auch gesehen, wie schwer die ersten Anfänge 
waren und wie die Widerstände und Reibun- 


gen in dauernder Arbeit immer aufs neue be- 
kämpft werden müssen. Leider haben wir im 
alten wie im neuen Staat nicht allzu viele Bei- 
spiele ähnlicher Selbstverwaltung, die sich die- 
sem Vorgang an die Seite stellen können. Wäre 
der Sinn dafür weiter verbreitet und besser aus- 
Feet so wäre uns wohl manche bittere Er- 
ahrung erspart geblieben. Solche Selbstver- 
waltungen auch in anderen Gebieten unseres 
staatlichen Lebens aufzurichten und auszu- 
bauen und mit dem Geiste echter Gemeinsam- 
keit zu durchtränken, bleibt auch im neuen 
Volksstaat ein Ziel, aufs innigste zu wünschen. 
Nahe liegt hier ein Vergleich mit der jetzt leb- 
haft erörterten Neuordnung der Elektrizitäts- 
wirtschaft. Auch in dieser Frage stehen die 
elektrotechnischen Kreise zur Zeit noch im 
Stadium der reinen Abwehrtätigkeit gegen 
staatliche Eingriffe, obwohl sie selbst eine Reihe 
von Wünschen haben, die nur durch Regelung 
im großen zu befriedigen sind. Wäre es nicht 
angezeigt, auch hier die passive Abwehr durch 
aktives Vorgehen zu ersetzen und aus dem Be- 
stehenden heraus selbst eine Organisation in 
Angriff zu nehmen, der der Staat seine Aner- 
kennung nicht versagen könnte. Wirkungs- 
voller Aufbau in Fragen, die weite Kreise von 
Personen und vielgestaltige Dinge umfassen, 
gelingt nur durch sachliches Zusammenwirken, 
das unbefangen den Tatsachen und Bedürf- 
nissen der Wirklichkeit gerecht wird, nicht aber 
auf vorgefaßte Meinungen und unfruchtbare 
Theorien sich versteift. Die Arbeit ist vielfach 
im einzelnen ermüdend. Das richtig erkannte 
Ziel muß über Widerstände und Reibungen 
hartnäckig verfolgt werden; geschieht das, so 
gewährt die Arbeit Erfolg und Befriedigung. 

Dieser Gedanke muß unsere weiteren Be- 
strebungen leiten. Auch für sie gelten die 
Dichterworte: 


„Beschäftigung, die nie ermattet, 

Die langsam schafft, doch nie zerstört, 
Die zu dem Bau der Ewigkeiten 

Zwar Sandkorn nur zu Sandkorn reicht, 
Doch von der großen Schuld der Zeiten 
Minuten, Tage, Jahre streicht. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Eine Karte der Elektrizitätsversorgung 
Deutschlands. — Wie uns die Vereinigung der 
Elektrizitätswerke mitteilt, ist sie zurzeit 


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Abb. 1. Einteilung der Kartenblätter. 


„damit beschäftigt, in Gemeinschaft mit dem 
Bund der Elektrizitätsversorgungsunterneh- 
mungen Deutschlands eine Karte der Elek- 
trizitätsversorgung Deutschlands her- 
auszugeben, und zwar zunächst in Form von 
4 Einzelblättern im Maßstabe 1:600 000 
(Format ohne Rand etwa 35x 60, 95x 75, 
95x 90 bzw. 95x 65 cm). Die Einteilung 
der Kartenblätter ist aus Abb. 1 zu er- 
sehen. Bei der Unsicherheit der Preisge- 
staltung und der Auflage läßt sich ein end- 
gültiger Preis noch nicht angeben. Die Ver- 
einigung nimmt an, daß vielleicht an mehreren 
Stellen ein Interesse an dem Bezuge einer 
solchen Karte besteht und bittet daher schon 
heute um Aufgabe des Bedarfes.. Die Preise 
stellen sich voraussichtlich wie folgt: Der 
komplette Satz zu 4 Stück auf 180 M, das 
Blatt A auf 36 M, die Blätter B, C und D auf 


RUNDSCHAU. 


60 M. Die Kartenblätter stellen eine Verkleine- 
rung der Originalkarten dar, die im Maßstabe 
1:300 000 (Größe ohne Rand ca. 53 x 71 cm) 
gezeichnet sind. Es ergibt sich daher die Mög- 
lichkeit, auch Karten in diesem größeren 
Maßstabe herzustellen. Ein Einzelblatt der 

iR zunächst für diese Ausfüh- 
rung ins Auge gefaßten 
Sektionen 8, 9, 11, 12, 13, 
15, 16, 17 und 18 (vgl. 
Abb.1) würde voraussicht- 
lich etwa 40 M kosten. Na- 
türlich können auch die 
andern Einzelsektionen ge- 
liefert werden, doch ist 
bei diesen voraussichtlich 
mit einer geringeren Auf- 
lage zu rechnen und daher 
auch mit einem höheren 
Preise, der möglicherweise 


Die Vereinigung bittet um 
baldmögliche Angabe, wel- 
che der Blätter und wie- 
viele von jedem gewünscht 
werden, und bemerkt 
dabei, daß eine Herab- 
setzung der Preise erfol- 
gen würde, falls der Um- 
fang der Bestellungen ihre 
Schätzung wesentlich über- 
steigen sollte, anderseits 
müßte aber auch mit 
der Möglichkeit einer Er- 
höhung bei Unterschrei- 
tung derselben gerechnet 
werden. Ve. 9" 


Betriebserfahrungen im Elektrizitätswerks- 
betriebe. Am V.d. J. fand in Berlin 
eine technische Betriebsversammlung der Ver- 
einigung der Elektrizitätswerke unter dem 
Vorsitz von Herrn Dr. Pasavant statt, um 
durch Aussprache statt der bisher üblichen 
brieflichen Umfrage Betriebserfahrungen zu 
sammeln. Zu dieser Versammlung waren 
auch Vertreter‘ der Fabrikationsfirmen zu- 
gezogen worden. Als erster Tagespunkt wurde 
die Isolatorenfrage behandelt. Bericht- 
erstatter Direktor Schendell, Stolp, be- 
handelte die Frage der Rißbildungen!) an 
mehrteiligen gekitteten Hochspannungsisola- 
toren. Die Ansicht der verschiedenen Fach- 
leute ging dahin, daß die Rißbildung wohl in 
der Hauptsache in dem verschiedenen Wärme- 


ı) „ETZ*, 1919, 8. 173. 


Wien 
° 


50 bis 60 M betragen wird.. 


ausdehnungskoeffizienten zu.,suchen sei, den 
Porzellan und Kitt besitzt (bis zum dreifachen 
Wert), daß aber heutzutage durch geeignete 
Mischung der Wärmeausdehnungskoeffizient 
des Kittes derart herabgesetzt werden kann, 
daß für die Zukunft keinerlei Befürchtungen 
mehr vorliegen. 


Als Berichterstatter zu Leitungen 
sprach Direktor Korff, Gröba. Auf Grund 
der Erfahrungen beim Elektrizitätsverband 
Gröba gab Dir. Korff an, daß für Kupfer eine 
höchste Beanspruchung von 16 kg/mm? zu- 
lässig sei. Querschnitte über 25 mm? seien als 
Seil auszuführen, wobei Spannweiten bis 
250 m zulässig seien. Als Verbinder empfehlen 
sich Niet- und Schraubenverbinder und die 
SS-Kerbverbinder, die sich vorzüglich be- 
währten. Abspannmaste mindestens alle 1 km. 
Korff empfiehlt unter Berücksichtigung 
der Koronaverluste für 


60 000 V 35 mm? Kupferleitungen bei 2m 
Phasenabstand, 


100000 V 70 mm? Kupferleitungen bei 
2,5 m’Phasenabstand, 


150 000 V 150 mm? Kupferleitungen bei 
3,0 m Phasenabstand. 
%% 


Bei Aluminium _ Phasenabstände m 
größer. Für den Leitungsbau neben Eisen- 
masten noch Schleuderbetonmaste, die keinerlei 
Anstrich benötigen. Keinerlei Schutzbügel 
oder Schutznetze. Das Erdungsseil wurde 
beim E.-V. Gröba vielfach ohne feststellbare 
Nachteile unterhalb der Leitungen verlegt. 
Jährlich zweimalige Revision der Maste 
(Verbindungsklemmen, Isolatoren). Für Alu- 
minium gibt Korff folgende Leitsätze an: 
Mastabstände bei 15 KV-Netzen 50 m. Quer- 
schnitt mindestens 35 mm?. Phasenabstand 
1,1 m. Keine legierten Aluminiumseile, da- 
gegen Aluminium-Eisenseil (Fischinger) oder 
Aluminium-Stahlleitungen. _ 

Überstrom und Überspannungs- 
schutz behandelte Direktor Monath, Lud- 
wigsburg. Die Hauptgesichtspunkte sind: 
Begrenzung des plötzlichen Kurzschlußstroms 
durch Unterteilung des Betriebes und Frhöhung 
der Gesamt-Reaktanzspannung; Einbau von 
Reaktanzspulen und Verwendung von Ge- 
neratoren mit großer Reaktanz ; Einrichtungen 
zum, Abschalten von Hochvoltringleitungen 
bei Kurzschlüssen (Selektiv-Schutz von SSW; 
Spannungsabfall-Relais von Voigt & Häfiner). 
Ähnliche Einrichtung empfiehlt Prof. Di.-ng. 
W.Petersen. 


876 


Die Überspannungen durch reine Reso- 
nanz im Netz seien sehr selten. Vorbeugungs- 
mittel möglichst reine Sinuskurven. Über- 
spannungen als Folge von einpoligem Schalten. 
Kipperscheinung. Überspannungen als Folge 
von intermittierenden Kurzschlüssen, Rück- 
zünderscheinungen. In Netzen von 10 bis 
15 kV tritt bis zu 30 bis 50 A Erdschlußstrom 
der Erdschlüsse als intermittierend auf, dar- 
über hinaus bleibt er stehen und kann je nach 
den Verhältnissen zu weiteren Verwicklungen 
führen. Bei Wanderwellen mit steiler Wellen- 
front Spannungsbeanspruchungen an Ma- 
schinen- und Transformatorenanlagen. Man 
muß versuchen, das Entstehen der Über- 
spannung zu verhindern. Es werden ver- 
schiedene Systeme angegeben, insbesondere 
die Petersensche Erdschlußspule. 

Das Kapitel Erdung wurde von Prof. 
Zipp, Cöthen, behandelt. An Hand von 
Lichtbildern wird der Begriff des Ausbrei- 


tungswiderstandes und die Spannungsver- 
teilung in der Nachbarschaft stromdurch- 


flossener Erdungen erläutert und an Hand von 
Messungsresultaten der mittlere Erdungs- 
widerstand zu 30 2 angegeben. Bei einem 
15-kV-Netz von 600 km Ausdehnung müsse 
man mit 25 A Erdschlußstrom rechnen, was 
bei 30 2 Widerstand der Erdung 750 V Be- 
rührungsspannung ergibt, ein Wert, der zahl- 
reiche Unfälle in der Nachbarschaft von Er- 
dungen ohne weiteres erklärt. Als Verbesse- 
rungsmittel gilt in erster Linie das Erdungs- 
sell, das bei einzelgeerdeten Masten - eine 
Schaltung darstellt, die selbst bei hohen 
Einzeiwerten einen sehr reduzierten Gesamt- 
widerstand ergibt. Auch die Unterdrückung 
des Erdschlußstromes durch die Petersen-Er- 
dungsspule ist ein Vorbeugungsmittel, doch 
nur bei richtiger Abstimmung mit Netz- 
kapazität. Verbesserungen der Einzelerdungen 
durch Ausführung als Oberflächenerdung. Ab- 
schaltung von Transformatoren bei eintreten- 
dem Erdschluß. Als gut kann eine Erdung 
bezeichnet werden, wenn bei vollem Erd- 
schlußstrom das Spannungsgefälle auf 2 m 
nicht mehr als 125 V beträgt. In der Aus- 
sprache wurde hingewiesen, daß im VDE 
neue Erdungsvorschriften in Vorbereitung sind. 
Jedenfalls sollen Hoch- und Niederspannungs- 
erdungen getrennt ausgeführt werden. ; 

Als letzter Punkt behandelte Dir. K orff, 
Gröba, Freileitungsapparate und Trans- 
formatorenstationen. Infolge der sehr 
fortgeschrittenen Zeit konnte dieser Punkt 
nur kurz behandelt werden. Zuverlässige 
laufende Kontrolle der Ölschalterrelais, An- 
wendung von Erdschlußsirenen. Hochspan- 
nungseinführungen: Rohglasscheiben mit über 
die Leitung geschobenem Porzellanrohr durch 
Korkpfropfen abgeschlossen. Statt Stütz- 
isolatoren werden in. den Staaten bereits 
Hängeisolatoren mit gutem Erfolg verwendet. 
Überspannungsapparate nur solche, die ein 
Mindestmaß von Aufsicht erfordern. Im E.- 
Werk Gröba sind von 1000 Transformatoren- 
stationen 450 als Maststationen ausgeführt. 
Die günstigen Resultate ermutigen, Mast- 
stationen bis 50 kVA auszuführen.  Trans- 
formatoren sind mit Ölkonservator auszu- 
führen. Eingangsspulen mit verstärkter Wick- 
lung. Isolatoren für Mastschalter sollen stets 
aufgehanft sein, zur Vermeidung von Rissen. 
Zuverlässiges Betriebstelephon und Dienst- 
ordnung. Ne, 


Ausnutzung argentinischer Wasserkräfte. — 
Wie uns mitgeteilt wird, haben die nach den 
ersten Berichten der argentinischen Regierungs- 
Studienkommission vorläufig aufgestellten Be- 
rechnungen für die Iguazu-Fälle!) 0,5 Mill. 
PS und für den Salto Grande des Uruguay 
0,1 Mill. PS ergeben. Der letztere wäre für 
eine Kraftübertragung nach Buenos Aires viel 
leichter zu verwerten, weil diese eine Länge 
haben würde, wie sie heute bereits von ähn- 
lichen Anlagen erreicht ist. — Die Westbahn 
(Ferrocaril del Oeste) wird demnächst die 
Resultate ihrer Vorstudien bezüglich einer 
weiteren größeren Wasserkraft am Fluß Atuel 
veröffentlichen, deren Leistung aber wohl kaum 
an er der beiden vorgenannten heranreichen 
dürfte. 


Ein chilenischer Auftrag für die Elektro- 
industrie. — Die Compafia General de Electri- 
cidad Industrial, bereits Besitzerin einer ganzen 
Anzahl von Elektrizitätswerken in Chile, baut 
beiPuente de Cristo am Maipo, südöstlich 
von Santiago, ein Wasserkraftwerk, in dem 
zunächst 3, später 5 Maschinengruppen von 
je 5000 PS — 4500kVA — mit Transformatoren 
(auf 60000 V) und zugehöriger Schaltanlage 
installiert werden sollen. Bei dem inter- 
nationalen Wettbewerb, an dem größere 
europäische und amerikanische Firmen teil- 
genommen haben, ist, wie wir hören, der 


!) Vgl. „ETZ* 1919, S. 672; 1920, 8. 382. 


A \ 
n 


{ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 34. 
———aa ,—_ _— 


Auftrag dem italienischen Hause Gio An- 
saldo & Co. erteilt worden, weil es niedrigere 
Preise forderte und kürzere Lieferzeit garan- 


tierte als die deutsche Konkurrenz. 


Leitungsbau. 


Kurventafeln zur angenäherten Berech- 
nung von Hochspannungsleitungen. — A. 
Evans von der Arkansas Light and Power Co. 
hat Kurven für Drehstrom-Freileitungen auf- 
gestellt, welche eine der drei Größen: 
Länge, Belastung und Querschnitt abzulesen 


AW 
3600 
3400 
3200 4 r 
3000 | 
2800 6600 Volt 


2800 Leistungsfaktor=085 


2400 Eu a eh AIR = 72 Au 
2N 


r 
2200 - H 1 " 


2000 
\ 
| 


& 


7800 
7600 
7400 
7200 
7000 


- 
800 SEE 1 = 


ie 
nl Il 


02276 98.0 BMG am 


Leitungslänge 


Abb. 2. Kurventafel zur angenäherten Berechnung von 
Hochspannnngsleitungen. e 


gestatten, wenn die beiden anderen bekannt 
sind. Die Berechnung erfolgte unter Annahme 
eines Leistungsfaktors von 0,85 und eines 
Spannungsabfalls von 10%. Für Arbeiten, 
bei denen große Genauigkeit nicht gefordert 
wird, sind diese Kurven vollkommen aus- 
reichend. In der Quelle werden 5 Kurven, 
nach Art der in Abb. 2 dargestellten, gegeben, 
und zwar für: 


Spannung Länge Belastung 
Volt km kW 
2300 bis 9 bis 900 
6600 5 Taae, 3600 
22 000 2 Ab. ,, 3600 
33 000 > N 9000 
66 000 » 1550702921000 


(„Eleetrical World‘ Bd. 75, 1920, 8. 1138.) 


ah. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Eine Schaltung zum Messen der Geschwin- 
digkeit von Eisenbahnzügen. — Zur Kontrolle 
der vorgeschriebenen Geschwindigkeit beim 
Befahren von Brücken oder Gleisbögen sind 
sowohl über sehr kurze (z. B.10 und 30 m) wie 
auch über größere Abstände Meßvorrichtungen 
in Gebrauch. In letzterem Falle dient dazu 
oft ein Morse-Schreibgerät in Verbindung mit 
Schienenkontakten (sog. Pedalen), die infolge 
der Durchbiegung einer Schiene oder einer 
Querschwelle beim Befahren durch einen 
Zug geschlossen und am Anfang bzw. am 
Ende der Strecke angebracht werden, auf der 
die Geschwindigkeit gemessen werden soll. Ist 
dieLänge desZuges größer als der Abstand, über 
den die Geschwindigkeit zu untersuchen ist, so 
kann beim Anbringen der Kontakte über den ge- 
nau zu kontrollierenden Abstand die Geschwin- 
digkeit nicht gemessen werden, weil die beiden 
Zeichen auf dem Bande des Schreibgerätes in- 
einanderfließen. Legt man anderseits die 
Kontakte über größeren Abstand voneinander, 
so wird die Geschwindigkeit über eine größere 
Strecke als nötig gemessen und dadurch 
die Meßgenauigkeit beschränkt. Nach den 
Mitteilungen von J. H. Verstegen in „De 
Ingenieur‘ Nr. 25,1920 sind diese Übelstände 
durch eine Schaltung beseitigt, die an der 
Eisenbahnbrücke über den Königshafen in 
Rotterdam in Gebrauch und wie folgt einge- 
richtet ist: Der Schienenkontakt ist am Ende 
der zu kontrollierenden Eisenbahnstrecke mit 
einer sog. isolierten Schiene, d.i. einer in elek- 
trischem Sinne von dem übrigen Gleis ge- 
schiedenen Schiene angefüllt in Verbindung mit 
einem gewöhnlichen Relais. Der Schienen- 
kontakt am Anfang der Gleisstrecke, über die 
die Geschwindigkeit gemessen werden soll, ist 


26. August 1920. 


dann mit einem Doppelrelais zu verbinden, 
dessen Anker so zwischen 2 Elektromagneten 
‚angebracht ist, daß er durch eine Feder in dem 
angezogenen Stande nach diesem$ Magnet ge- 
halten wird, auch wenn der Stromlauf dieses 
Magneten unterbrochen ist. Die Wirkung ist 
nach Abb. 3 nun derart, daß durch das Be- 


öchreibopparat 


zu messender Teil Big 


Abb. 3. Stromlaufschiene des Geschwindigkeitsmessers. 
fahren des ersten Schienenkontaktes der Strom- 
lauf für den linken Magneten des Schreib. 
gerätes geschlossen wird, infolgedessen der 
Anker davon nach links angezogen und der 
Stromlauf für das Schreibgerät dadurch ge- 
schlossen wird, somit ein Zeichen auf dem 
Bande erscheint. Der Stromlauf des Schreib- 
gerätes bleibt geschlossen, und somit Ver- 
bleibt das Zeichen auf dem Bande, einerlei 
ob der Zug den ersten Schienenkontakt ganz 
überfahren hat oder nicht, bis der zweite 
Schienenkontakt (an der isolierten Schiene) 
erreicht ist, weil der Anker des Doppelrelais 
nach links angezogen bleibt, wenn auch der 
SiS dar des linken Magneten unterbrochen 
wird. 

Sobald der zweite Schienenkontakt und 
die isolierte Schiene befahren werden, wird ein 
Stromlauf durch das gewöhnliche Relais über 
den Schienenkontakt via den durch den Zug 
verursachten Kurzschluß der isolierten Schiene 
mit der gegenüberliegenden eingeerdeten 
Schiene gebildet. Der Anker dieses Relajs 
wird nun angezogen, wodurch der Stromlauf 
des linken Magnetes des Doppelrelais unter- 
brochen wird (einerlei ob der Zug den ersten 
Schienenkontakt ganz überfahren hat oder 
nicht) und ein Stromlauf für den rechten 
Magnet des Doppelrelais gebildet wird. Der 
Anker davon wird somit nach rechts gezogen 
und dadurch der Stromlauf des Schreib- 
gerätes unterbrochen, so daß das Zeichen 
auf dem Bande endist. Sobald der Anker des 
gewöhnlichen Relais via den zweiten Schienen- 
kontakt angezogen ist, wird ein zweiter Strom- 
lauf für dieses Relais durch den Kurzschluß‘ 
des Zuges auf die isolierte Schiene geschlossen, 
wodurch dieser Relaisanker angezogen bleibt, 
solange der Zug über die isolierte Schiene fährt, 
wenn auch der Schienenkontakt unterbrochen 
ist. Esist deshalb nicht möglich, daß bei Unter- 
breechung des zweiten Schienenkontaktes, 
während der erste noch geschlossen ist, 
wiederum Schließung des Stromes für das 
Schreibgerät stattfindet. Sobald der Zug 
die isolierte Schiene verläßt, fällt der Relais- 
anker ab, wodurch der rechte Magnet des 
Doppelrelais stromlos wird und der ursprüng- 
liche Zustand hergestellt ist. 

Bei dieser Schaltung erscheint somit ein 
Zeichen auf dem Bande während der Zurück- 
legung des Abstandes zwischen den beiden 
Schienenkontakten, unabhängig von diesem 
Abstande und von der Länge des Zuges. 
Die Länge des Zeichens auf dem Bande dee 
Schreibapparates ist nun das Maß für die 
mittlere Geschwindigkeit: Die Stromquelle 
besteht aus einer kleinen Akkumulatoren- 
batterie. j NER, 


Elektrische Antriebe. 


Elektrisch angetriebene Hilfsmaschinen an 
Bord von Schiffen. — Wie L. Miller mitteilt, 
ermöglichen elektrisch angetriebene Hilfsma- 
schinen eine Kohlenersparnis von 8 bis 10% 
und unterliegen nicht der Gefahr der Be- 
schädigung durch Frost. Sie haben sich nur 
langsam eingeführt, weil der Dampfantrieb 
billiger ist als eine gegen Bedienungsfehler 
ausreichend geschützte elektrische Ausrüstung. 
Auch ist man im Schiffswesen besonders kon- 
servativ. Der Verfasser macht folgende An- 
gaben, die einen Anhalt für die neueste eng- 
lische Praxis geben: N 

Stromart. Man verwendet entweder 
Gleichstrom-Dreileitersystem 2110 V oder 


ns 


26. August 1920. 


Drehstrom 220V; Drehstrom von 50 Per wird 
für Öltankschiffe bevorzugt. Der Nullpunkt des 
Drehstromgenerators ist über einen Strom- 
zeiger und einen Widerstand an den Schiffs- 
körper angeschlossen. Der Widerstand ist 
durch eine Sicherung kurzgeschlossen. Er- 
reicht der Nulleiterstrom eine bestimmte Höhe, 
so schmilzt die Sicherung, schaltet den Wider- 
stand ein, und eine rote Signallampe leuchtet 
auf. 

Ladewinden. Es werden zwei Arten 
von Winden verwendet: Rein elektrische und 
elektro-hydraulische. Die rein elektrischen 
Winden werden bei Gleichstrom mit 'Haupt- 
schlußmotor, Schützensteuerung, magneti- 
schem Bremslüfter, Überdrehzahlschutz, Fuß- 
bremse und Rutschkupplung ausgerüstet. Die 
Steuerung ist manchmal für elektrische Senk- 
bremsung eingerichtet. Die Rutschkupplung 
soll Beschädigungen verhindern, wenn Last 
oder Haken sich in der Lukenwand fanger. 
Motor und Meisterwalze müssen wasserdicht 
gekapselt sein. Schützen und Widerstand 
werden unter Deck angebracht; sie brauchen 
im allgemeinen nur mit Tropfwasserschutz ver- 
sehen sein. Bei der Bedienung der Ladewin- 
den halten sich die Arbeiter noch sehr an die 
bei Dampf üblichen Verfahren und nutzen die 
Vorteile der elektrischen Steuerung nicht aus. 
Die elektro-hydraulischen Winden bestehen 
aus einem Gleichstrom- oder Drehstrommotor 
für unveränderliche Drehzahl, der durch ein 
Williams- Janney-Getriebe die Winde treibt; 
Anlassen, Regulieren, Umsteuern und Bremsen 
erfolgen hydraulisch. 

Verholspille. Auch diese werden ent- 
weder mit rein elektrischem oder elektro- 
hydraulischem Antrieb ausgeführt. Es soll 
eine selbsttätige Verzögerungseinrichtung vor- 
gesehen sein, die bei Überschreiten eines be- 
stimmten Seilzuges die Wickelgeschwindig- 
keit herabsetzt. Die Verzögerung erfolgt elek- 


trisch oder durch Rutschkupplung. Schutz- 
art wie bei Ladewinden. 
Ruder. Die Betätigung des Ruders 


durch eine Gleichstromsteuerung mit Rück- 
führung ist mehrfach versucht worden. Neuer- 
dings verwendet man jedoch das Williams- 
Janey-Getriebe. 

Kesselzug. Ventilatoren mit regel- 
barem Motor. Meistens ist Kapselung not- 
wendig. Die Reglerwalze wird manchmal 
an den Motor angebaut. N 

Ölpumpen. Zum Antrieb der Ölpumpen 
auf Öltankschiffen werden Zentrifugalpumpen 
mit Kurzschlußmotoren verwendet. 
sind geschlossene Maschinen mit Rohran- 
schluß und Fremdlüftung. Im Innern des 
Motors herrscht ein Luftüberdruck, so daß keine 
Neigung zum Einsaugen von Öldämpfen be- 
‚steht. Die Druckknopfsteuerung für Pumpen- 
motor und Lüftermotor ist derart verriegelt, 
daß im Lüftungssystem Luftüberdruck herr- 
schen muß, ehe der Pumpenmotor Strom er- 
hält; dadurch soll die Gefahr der Entzündung 
von Öldämpfen beseitigt werden, die während 
des Motorstillstandes in das Lüftungssystem 
gelangen. ; 

Schutzart. Der Verfasser empfiehlt, 
dem Schutz von Motor und Steuergeräten. be- 
sondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Über 
Motoren und Steuergeräte, die auf Deck an- 
gebracht sind, siehe oben. Generatoren für 
Dieselantrieb sollen geschlossen mit Rohran- 
schluß ausgeführt werden. Bei den übrigen 
Antrieben ist auf Kohlenstaub, Wasser- und 
Öldämpfe und Einwirkung der Ladung auf 
die elektrische Ausrüstung Rücksicht zu 
nehmen. Besondere ‚‚Seewasserimprägnie- 
rung‘ der Isolation. Motoren für Schiffe, die 
in den Tropen verkehren, sind für geringe 
Übertemperatur zu bemessen. Besonders 
nötig ist Vorsicht bei Deckmotoren, die der 
Sonne ausgesetzt sind. 

Installation. Drehstrominstallationen 
werden mit Dreifach-Papierkabel mit Blei- 
mantel und doppelter Drahtbewehrung aus- 
geführt. An Motorschaltern, Steuergeräten 
usw. sind Endverschlüsse anzubringen, die 
eine ununterbrochene metallische Verbindung 
aller Gehäuse herstellen. Gummiader in 
Panzerrohr hat sich wegen des Schwitz- 
wassers nicht bewährt. 

Aufstellung. Alle Motoren müssen eine 
Verstellung von 15° gegen die Wagerechte ver- 
tragen. Es ist üblich, die Maschinen so aufzu- 
stellen, daß ihre Achse annähernd parallel zur 
Schiffslängsachse ist, damit Kreiselwirkung 
beim Schlingern des Schiffes vermieden wird. 
Bei nicht allzu großer Wucht der bewegten 
Massen ist die Kreiselwirkung nicht erheblich. 
(„BEAMA“, Juni 1920). 


Fernmeldetechnik. 


Deutsche Großfunkstationen. — Neben den 
zahlreichen deutschen Funkstellen für den 


Elektrotechnische Zeitschrift. 
a ee 02ER 


Dies 


1920. 


Inlandverkehr bestehen in Deutschland drei 
Großfunkstationen — Nauen, Eilvese und 
Königswusterhausen — für den Ausland- und 
Überseeverkehr. Die Großstation Nauen, die 
ein Gelände von insgesamt 300 ha bedeckt, 
ist die größte im Betrieb befindliche Funk- 
station der Erde. Ihre Leistungsfähigkeit ist 
so groß, daß sie mit den entferntesten Punkten 
der Erde — z. B. Australien und Südsee-Inseln 
(20000 km entfernt!) — in  funktele- 
graphische Verbindung treten kann. Die drei 
genannten Großstationen verfügen zusammen 
über 6 Groß-Sendeanlagen, deren technische 
Einrichtungen infolge Fehlens genügend zahl- 
reicher und leistungsfähiger Gegenstationen 
im Auslande noch längst nicht voll ausgenützt 
werden können und im Falle einer Erweiterung 
der ausländischen Funknetze und des Baues 
entsprechender Auslandstationen noch auf 
lange Zeit hinaus auch einem wesentlich 
stärkeren Funkverkehr gewachsen sein werden. 


Neuer teehnischer Betriebszweig der deut- 
schen Telegraphenverwaltung. — Die ständig 
wachsende Ausdehnung der Funkeinrichtungen 
und die Einführung der Hochfrequenztele- 
graphie und -telephonie auf Leitungen in der 
Reichstelegraphenverwaltung verlangt einen 
Stamm technisch ausgebildeter Beamten, die 
in der Wirkungsweise der hochfrequenztech- 
nischen Einrichtungen und in den ihnen zu- 
grunde liegenden physikalischen Vorgängen 
gründlich ausgebildet sind. Zu diesem Zweck 
hat das Reichspostministerium besondere Lehr- 
gänge . beim Funkbetriebsamt eingerichtet, 
in denen fachkundiges Lehrpersonal an der 
Hand von Musterapparaten und sonstigen 
Lehrmitteln den Unterricht erteilt. An der 
Ausbildung nehmen im Wechsel höhere und 
mittlere Beamte der Reichstelegraphenver- 
waltung teil, die sich nach Neigung und Be- 
fähigung für diesen netien Dienstzweig eignen. 
Die Kurse sind mit Besichtigungen der Groß- 
funkstellen, der Hochfrequenzbetriebseinrich- 
tungen, der Reichstelegraphenverwaltung und 
der funktelegraphischen Industrieunterneh- 
mungen in Berlin und Umgebung unter sach- 
kundiger Führung verbunden. Zukünftig sollen 
alle neu eintretenden Anwärter für den höheren 
und mittleren Telesraphendienst von vorn- 
herein in der Hochfrequenztechnik in der- 
selben Weise wie für die übrigen Zweige des 
Telegraphen- und Fernsprechdienstes ausge- 
bildet werden. 


Fernübertragungskabel Stockholm — Gothen- 
burg. — Um den wachsenden Fernsprechver- 
kehr zu bewältigen, hat die Kgl. schwedische 
Telegraphenverwaltung eine Kabellinie mit 
Fernübertragungen Stockholm—Gothen- 
burg, Stockholm—-Malmö und Falkö- 
ping - Jönköping geplant. Der Reichstag 
hat kürzlich die nötigen Mittel für die erste 
Ausbaustufe Stockholm — Gothenburgbewilligt. 
damit dieser Teil der Anlage vor der Rlektri- 
sierung der Staatsbahnstrecke Stockholm- 
Gothenburg fertig wird. Das Kabel wird in 


Göteborg in 


Helt 34. 


677 


ten Teil die Verstärkerröhren mit einem Gitter, 
im vorliegenden dritten Teil behandelt er die 
Röhren mit mehr als einem Gitter. Besonders 
wichtig sind die Schutznetzröhren und die 
Raumladungsnetzröhren ; beide haben außer 
dem Steuergitter noch ein zweites Gitter, an 
das eine konstante positive Spannung gelegt 
wird. Das Schutznetz liegt zwischen Anode 
und Steuergitter, das Raumladungsnetz zwi- 
schen Kathode und Steuergitter. Beide An- 
ordnungen geben eine wesentlich höhere Ver- 
stärkung, als Röhren mit nur einem Gitter, 
u. zw. einmal durch Verbesserung der Schutz- 
wirkung %k oder des Empfindlichkeitsverhält- 
nisses, das andere Mal durch Verbesserung der 
Gitterempfindlichkeit des Anodenstromes. Für 
Eingitterröhren erhält man im Durchschnitt 
etwa die Verstärkungszahl 14, unter ähnlichen 
Betriebsverhältnissen erhält man für Schutz- 
netzröhren 29 bis 37 und für Raumladun gsnetz- 
röhren technisch bequemer Konstruktion die 
Zahl 28. Zu noch viel höheren Verstärkungen 
(xr etwa 950) kommt man mit Dreigitterröhren 
mit Steuergitter, Schutz- und Raumladungs- 
netz. Auch verschiedene andere Schaltungen 
werden dann noch vom Verfasser besprochen, 
mit denen man ebenfalls gute, wenn auch im 
allgemeinen nicht ganz betriebssichere Ver- 
stärkungen erzielen kann. (‚Archiv für Elek- 
trotechnik‘“‘, Bd, 8, 1919, 8. 299). Alb. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Der deutsche Verein für den Schutz des 
gewerblichen Eigentums wird in der zweiten 
Hälfte des Oktober einen Kongreß für ge- 
werblichen Rechtsschutz veranstalten. 
In Aussicht genommen ist folgende Tagesord- 
nung. 

I. DieForderung der Einsetzung eines stän- 
digen Sachverständigenausschusses für 
gewerblichen Rechtsschutz bei dem 
Reichsjustizministerium. 

Il. Fragen zur Reform des Patentrechts: 
1. Das Patenterteilungsverfahren (Not- 

gesetz, Einzelprüfer); 
2. die fünfjährige Präklusivfrist. 
III. Technische Richter in Patentsachen. 
IV. Die Reform des Warenzeichenrech ts. 

V. Internationales Recht: Der Beitritt zu 
den Madrider Abkommen, betreffend die 
internationale Markeneintragung und 
betr. die Bekämpfung der falschen Her- 
kunftsbezeichnungen. 


Von ausländischen Ausstellungen. — Nach 
einer Mitteilung des Ausstellungs- und Messe- 
Amts der Deutschen Industrie war die Elektro- 
technik auf der 3. schwedischen Messe in 
Gothenburg (Juli 1920) vermutlich wegen 


Überlastung mit Aufträgen zwar nur durch 
50 Aussteller, aber mit Qualitätswaren ersten 
Ranges vertreten. 


Erwähnt werden u. a. Mo- 


0 m 20 30 «0 50 60 70 80km 
| h 


RER EEE a BI RER RA | 


DEN 
Stockholm 


Abb. 4. 


der Landstraße verlegt (Abb. 4) und mit Ver- 
stärkeranlagen in Enköping, Västeıäs, Örebro, 
Töreboda und Alingsäs ausgerüstet. Im Kabel 
sind Leiter sowohl für den Verkehr zwischen 
den Stationen längs der Strecke als zwischen 
Stockholm und Gothenburg enthalten. Für die 
Ausführung kommt papierisoliertes Duplex- 
kabel mit Bleimantel und Kupferleiter von 
1,29 bzw. 0,9 mm Durchmesser in Betracht. 
Zur Erhöhung der Sprechverständigung werden 
in Abständen von je 2,67 km Pupinspulen und 
die bereits genannten Verstärker (zweier ver- 
schiedener Typen, insgesamt 350 Stück) vor- 
gesehen. Die Zahl der Leiter, die auf den 
Teilstrecken verschieden ist, wurde mit Rück- 
sicht auf den geschätzten Bedarf im Jahre 
1931 festgelegt. Beim ersten Ausbau werden 
jedoch Pupinspulen nach dem Bedarf im Jahre 
1926, Verstärker nach dem unmittelbaren 
Bedarf eingerichtet. Der Auftrag wurde der 
Western Eleetrie Co. mit 3,2 Mill. $ über- 


schrieben. Ha. 
Über Hochvakuumverstärker. — W 


Schottky hat im ersten Teil seiner Arbeit die 
Verstärker im allgemeinen behandelt, im zwei- 


toren für Landhäuser, Zündapparate für Ex- 
plosionsmotoren, die auch zur Ausfuhr, ge- 
langen, elektrische Ausrüstungsstücke, Öfen, 
Kocher, Bügeleisen. Aufmerksamkeit hat ein 
leicht zu handhabender, nur aus schwedischem 
Material hergestellter Apparat erregt, der, an 
der Wasserleitung befestigt, gestattet, dieser 
je nach Belieben warmes oder kaltes Wasser 
zu entnehmen. — Auf. der schweizerischen 
Ausstellung für das Bäckereigewerbe 
in Vevey (Juni 1920) sind u. a. mit Elek- 
trizität geheizte Bäckerei- und Konditoröfen 
gezeigt worden. Erwähnung findet ein Heiz- 
körper, der es bei geringfügigem Umbau er- 
möglicht, jeden mit Dampf oder direkter 
Feuerung geheizten Backofen ohne Anderung 
der Herdfläche für elektrischen Betrieb ein- 
zurichten. 


Internationale Ausstellung für Baukunst, 
Gent 1921. — Im Frühjahr 1921 soll in Gent 
eineinternationale Ausstellung für Bau- 
kunst, Bauweise und verwandte In- 
dustrien stattfinden. Das Programm um- 
faßt u. a. auch Beleuchtungsanlagen und jede 
Art Anwendung der Elektrizität. 


678 


Verschiedenes, 


Ausbildungskurse für Oberheizer. — In der 

Zeit vom 31. V. bis 26. VI. 1920 fanden in 
Essen Oberheizerkurse statt, die von der Ab- 
teilung für Wärme- und Kraftwirtschaft beim 
Dampfkessel - Überwachungs - Verein der 
Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund zu 
Essen, der Wärmestelle des Vereins deutscher 
Eisenhüttenleute, Düsseldorf und der Vereini- 
gung der Elektrizitätswerke von Rheinland 
und Westfalen unter Mitwirkung des Ministe- 
riums für Handel und Gewerbe veranstaltet 
waren. Nur durch schnelle Maßnahmen kann 
bei der zu erwartenden Kohlennot die In- 
dustrie vor völligem Erliegen bewahrt bleiben. 
Die Zahl der Heizer ist zu groß, der Wechsel 
zu stark, als daß die Einrichtung von Heizer- 
kursen genügenden Erfolg verspräche. Daher 
wurde diese neue Art von Ausbildungskursen 
geschaffen. Die in den Kursen für ihren 
schweren und verantwortungsvollen Beruf 
vorgebildeten Oberheizer haben die Aufgabe, 
in ihren Betrieben die neu eingestellten Heizer 
anzulernen und die Tätigkeit sämtlicher Heizer 
dauernd zu überwachen. Sie haben ferner da- 
für Sorge zu tragen, daß die Kesselanlagen in 
gutem Zustande bleiben und daß die Reini- 
gung der Kessel in Zeitabständen erfolgt, die 
durch die Beschaffenheit des Wassers und des 
Brennstoffes sich als notwendig erweisen. 
... Die Kurse gliederten sich in Vorträge und 
Ubungen. Die ersteren wurden in der Haupt- 
sache gehalten von dem Leiter der staatlichen 
Heizerkurse, Herrn R>gierungs-Oberingenieur 
Spitznas, dessen reiche Erfahrungen vom 
Ministerium für Handel und Gewerbe bereit- 
willigst in den Dienst der Sache gestellt wur- 
den. Es war beabsichtigt, die Teilnehmerzahl 
für jeden einzelnen Kursus auf 50 zu be- 
schränken. Die Anmeldungen liefen aber so 
zahlreich ein, daß sich die Kursusleitung ver- 
anlaßt sah, für jeden Kursus annähernd 100 
Teilnehmer zuzulassen. Um trotzdem eine 
eingehende Belehrung der Teilnehmer auch 
bei den Übungen zu gewährleisten, wurden 
8 verschiedene Gruppen gebildet, deren Füh- 
rung 8 Ingenieure sowie 8 Lehrheizer und 
Techniker der drei veranstaltenden Vereini- 
gungen übernahmen. Die Auswahl der, be- 
suchten Anlagen wurde so getroffen, daß die 
Teilnehmer mit sämtlichen, im Bezirk vor- 
kommenden Kohlensorten, auch mit minder- 
wertigen Brennstoffen, mit allen Feuerungs- 
arten und allen Kesselsystemen vertraut ge- 
macht wurden. 6 Zechen und das Rheinisch- 
Westfälische Elektrizitätswerk in Essen hatten 
ihre Anlagen gern für die Übungen zur Ver- 
fügung gestellt. Der erste Versuch zur Ab- 
haltung der Oberheizerkurse ist als wohl- 
gelungen zu betrachten. Der Erfolg wird nicht 
ausbleiben. 

Zwei weitere Oberheizerkurse, die eben- 
falls von den drei obengenannten Vereinigungen 
veranstaltet werden, finden in der Zeit vom 
20. IX. bis 16. X. statt. 


Weggerechtsame in den Vereinigten Staaten. 
— ©. R, Harte im Electrie Ry Journal Bd.55. 
1920, S. 1301, tritt dafür ein, daß der In- 
genieur sich mehr um den rechtlichen Teil 
seines Arbeitsgebiets kümmert und nicht wie 
bisher fast ausschließlich z. Kontrakts- 
fragen dem Juristen überläßt. Er zeigt an 
dem Beispiel der für den Bau einer Hoch- 
spannungsleitung erforderlichen Vorarbeiten, 
wie der leitende Ingenieur vorzugehen hat, 
um möglichst reibungslos und mit geringen 
Kosten zum Ziele zu gelangen. Das bezieht 
sich besonders auf die öffentlich-rechtlichen 
Fragen des Erwerbs von Weggerechtsamen, der 
Enteignung und der Konzessionserteilung. 
Was zunächst den Antrag bei der obersten 
UÜberwachungsbehörde, die Pläne und Gut- 
achten betrifft, so rät Harte rege Zusammen- 
arbeit zwischen Ingenieur und Rechtsbeistand 
an. Dabei muß dann zunächst darauf ge- 
achtet werden, daß die erwirkten Rechte 
nicht so bis ins einzelne festgelegt sind, daß 
nicht die Durchführung der. später oft nötig 
werdenden Abweichungen vom Projekt un- 
möglich wird. Herrscht freilich eine dem 
letzteren feindliche Atmosphäre, so muß die 
Trace an Hand fester Marken in solcher 
Weise bestimmt sein, daß man auch einer 
Gerichtsentscheidung gefaßt entgegensehen 
kann. In den meisten Staaten der Union 
beraumt die lokale Aufsichtsbehörde auf An- 
trag der Baufirma, welche die staatliche Bau- 
erlaubnis schon erlangt haben muß, einen 
öffentlichen Termin i welchem das 
Projekt bekanntgegeben wird und Einwände 
von Interessenten sofort erhoben werden 
können. Hier ist es ntın sehr wesentlich, daß 
die in dem Antrag mitgeteilten Tatsachen 
Über das Projekt sowie etwa noch mündlich 
abgegebene weitere Erklärungen den richtigen, 


. dem 


} 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 34. 


vertrauenerweckenden Ton treffen, vor allem 
aber nicht den Unternehmer in lästiger Weise 
binden. Der Einwand der Lebensgefährlich- 
keit wird kaum noch gemacht, aber das all- 
gemeine Bestreben der Landeigentümer geht 
dahin, keine Maste auf ihren Grundstücken 
zu haben. Die beantragte Linienführung wird 
von der lokalen Aufsichtsbehörde im allge- 
meinen stets gutgeheißen, außer wenn nachge- 
wiesen wird, daß durch eine Änderung ernste 
Beschwerden vermieden werden können. Hat 
die lokale Aufsichtsbehörde den Bau sank- 
tioniert, dann beginnt die Hauptarbeit: die 
Erwerbung der Weggerechtsamen, die auf 
dem Wege der freien Vereinbarung mit den 
Landeigentümern von einem besonders tüch- 
tigen und vor allem gewissenhaften Vertreter 
des Unternehmers bearbeitet werden muß. 
Nichts rächt sichmehr, als wenn dieser Mann 
durch unsaubere Machenschaften, Einschüch- 
terung oder mündliche Versprechen, welche 
die Baufirma später nicht einlöst, seinen 
Zweck zu erreichen sucht. Natürlich darf der 
Unternehmer-Vertreter den Vorteil seiner 
Firma nicht aus dem Auge lassen; er muß sich 
bemühen, streng sachlich und gerecht vorzu- 
gehen. Gewöhnlich werden dem Vertreter, 
der die Weggerechtsamen erwirbt, genaue 
Lagepläne der Türme, Masten usw. übergeben 
und für die Verhandlungen mit den Land- 
eigentümern ist es zweckmäßig, diese Pläne 
so zu zerschneiden, daß auf jedem Abschnitt 
nur das Gelände je eines Besitzers gezeigt 
wird. Die Verhandlungen mit ihm werden 
dadurch wesentlich vereinfacht. Ein Exemplar 
dieses Teilabschnitts wird später zweckmäßig 
dem abgeschlossenen Vertrage beigefügt. Die 
Wegerechte werden meist so erworben, daß 
zunächst eine den gesetzlichen Anforderungen 
genügende Option durch Unterschrift und 
unter Zahlung einer kleinen Gebühr — ge- 
wöhnlich 1 Dollar — getätigt wird, durch 
welche man sich für 30 oder 60 Tage das betr. 
Recht sichert und in der der dafür zu zahlende 
Preis festgesetzt ist. Inzwischen kann der 
Besitztitel des Verkäufers untersucht werden. 
Sollte es unmöglich sein, ein bestimmtes 
Wegerecht zu erwerben, so ist es besser, eine 
andere Linienführung zu wählen als mit dem 
Bau zu warten, bis die Enteignung ausge- 
sprochen ist. Man soll deswegen auch die 
Optionen nicht eher in Verträge verwandeln, 
ehe man nicht Wegerechte für die gesamte 
Linie erlangt. hat. ber die Linienführung 
muß dem Ingenieur die alleinige Entscheidung 
vorbehalten bleiben, genau so, wie bei der 
Erlangung der Konzession der Jurist aus- 
schlaggebend sein wird. Immerhin sollte 
jeder von ihnen das Arbeitsgebiet des anderen 
kennen. Das ist schon deswegen nötig, damit 
sich in dieKontrakte nicht Fehler einschleichen, 
die deren Wert stark beeinträchtigen oder sie 
gar nichtig machen. Ein bindender Vertrag 
muß folgenden 6 Punkten genügen: 

1. ein gutgläubiges Angebot und seine 
Annahme muß vorliegen, 

2. es muß tatsächlich 


eine Zahlung er- 
folgen, 


3. es muß ein schriftlicher Vertrag vor- 


handen sein, 

4. die Parteien müssen vertragsfähig sein, 

5. der Vertrag muß auf Tatsachen be- 
ruhen, 

, 6. der Vertrag muß gesetzlich zulässig 
sein. 

Besonders wichtig ist, daß der Vertreter 
der Baugesellschaft, der die Wegegerechtsame 
kauft, nicht aus Ersparnisgründen eine Option 
ohne tatsächliche Zahlung tätigt, da sie dann, 
(amerikanischen) Gesetz nach, nicht 
bindend ist und jederzeit widerrufen werden 
kann. Auch bezüglich der Vertragsfähigkeit 
der Gegenseite ist große Vorsicht nötig, und 
es ist vorgekommen, daß ein Mann, der bis 
dahin allgemein als geschäftsfähig galt, plötz- 
lich auf Veranlassung von Freunden und Ver- 
wandten unter Kuratel gestellt wurde, sobald 
er sich mit einer wohlhabenden Unternehmer- 
firma in Geschäfte einließ. In solchen Fällen 
ist ein Vergleich stets die billigste Lösung. 
Gesellschaften dürfen in den meisten Fällen 
Verträge, die sich auf Land beziehen, recht- 
lich gültig abschließen, doch muß sehr 
darauf geachtet werden, daß die Unter- 
schrift von dem vom Gesetz vorgeschrie- 
benen Beamten der Gesellschaft geleistet 
und das Siegel nicht vergessen wird. 
Ebenso muß der Käufer sich vergewissern, 
daß der Verkäufer zur Leistung der Unter- 
schrift berechtigt ist. Andernfalls ist der Ver- 
trag nichtig. Sind beim Erwerb der Option 
dem Verkäufer große Versprechungen gemacht 
worden, dann wird man meist einige Kon- 
zessionen zugestehen müssen, um nicht in 
Verruf zu geraten. Über die Wegerechtsver- 
handlungen mit dem einzelnen Eigentümer 
läßt sich allgemein Geltendes schwer sagen. 


26. August 1920. 


Man muß sich vor Eintritt in dieselben jeden- 
falls schon über den Wert des betr. Rechts 
klar sein und möglichst unter demselben ab- 
schließen. Die beste Methode besteht darin, 
mit den leicht zu behandelnden Eigentümern 
zuerst abzuschließen und sich dann die schwie- 
rigeren vorzunehmen, die, mit dem guten 
Beispiel ihrer Nachbarn vor Augen, im all- 
gemeinen geneigter sein werden, mit sich 
reden zu lassen. Schlimmstenfalls muß ihnen 
eine höhere Quote geboten werden, obgleich 
dies Verfahren eigentlich den anderen gegen- 
über eine Ungerechtigkeit darstellt. Al. 


Industrie und Handel. 


. Außenhandelskontrolle. — Auf die neuer- 
dings wiederholte Behandlung dieses Gegen- 
standes in interessierten Kreisen, insbesondere 
auch im Reichsverband der deutschen In- 
dustrie, bezugnehmend!), teilt uns die Außen- 
handelsstelle der lektrotechnik fol- 
gendes mit: Es kann nicht verkannt werden, 
daß die bisherige Außenhandelskontrolle 
dem deutschen Wirtschaftsleben durch die 
Preisprüdung und die Preisvorschriften sehr 
erhebliche Mehreinnahmen zugeführt hat. Für 
das Gebiet der Elektrotechnik wird man diese 
auf mindestens 1 Milliarde M schätzen können. 
Es ist außerdem verhindert worden, daß die 
deutschen Rohstoffe und Halbfabrikate, welche 
für die Verfeinerungsindustrie unbedingt not- 
wendig sind, noch mehr in das Ausland ab- 
wanderten, als dies auch so schon geschehen 
ist. Die Knappheit an Waren und die Un- 
möglichkeit, genügende Rohstoffe und Halb- 
fabrikate zu erhalten, wäre im Frühjahr noch 
viel größer geworden, wenn die Außenhandels- 
kontrolle der Ausfuhr der im Inland zur Weiter- 
verarbeitung benötigten Dinge nicht einen 
Riegel vorgeschoben hätte. Auch jetzt wirkt 
die Außenhandelskontrolle außerordentlich 
günstig bezüglich der Einfuhr. Ein freier 
Import würde uns mit einer Menge von Er- 
zeugnissen überschwemmen, die wir im Inland 
selbst herstellen können, und zur weiteren 
Schließung so mancher Fabrik beitragen. Eine 
Freigabe nur der Ausfuhr und Beibehaltung 
der Einfuhrkontrolle ist jedoch nicht möglich. 
Es darf bei all diesen Maßnahmen nicht ver- 
gessen werden, daß noch eine Gegenseite vor- 
handen ist, und daß dies die verschiedenen 
Staaten des Auslandes sind, die natürlich, 
wenn Deutschland eine freie Ausfuhr zulassen 
wollte, die Einfuhr aber verbietet, zu Gegen- 
maßregeln greifen würden. 

Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, 
daß die Preisprüfung solche gesetzlichen Maß- 
nahmen gegen die billige deutsche Einfuhr 
von Seiten des Auslandes ebenfalls verhindert 
hat. Wäre im vorigen Jahr die Ausfuhr- 
regelung nicht vorgenommen worden, so hätte 
das Ausland mit Sicherheit Schutzzölle auf 
die Einfuhr der billigen deutschen Waren ge- 
legt, und die Milliarden, die durch die Preis- 
prüfung nach Deutschland hereingeholt worden 
sind, wären im Auslande verblieben und ebenso 
auch zur jetzigen Zeit der Einfuhrzoll auf 
deutsche Erzeugnisse, weil das Ausland die 
Zölle wohl nicht so schnell aufheben würde. 

Aus all diesen Gründen kam man trotz 
der Unbeliebtheit, der sich die Außenhandels- 
kontrolle in vielen Kreisen erfreut, in der 
Sitzung des Reichsverbandes der deutschen 
Industrie zu dem Ergebnis, man müsse es den 
einzelnen Industriezweigen überlassen, für ihre 
besonderen Gebiete bei der Regierung die- 
jenigen Schritte zu tun, die sie für die Weiter- 
entwicklung ihrer Industrie für erforderlich 
halten. Es kann z. B. sehr wohl möglich er- 
scheinen, für gewisse Zweige (Textilindustrie 
usw.) vollkommene Ausfuhr-, vielleicht auch 
Einfuhrfreiheit zu erklären und doch für andere 
Gebiete die jetzige Regelung beizubehalten. 


Selbstverständlich muß die Aufhebung aller 1 


dieser Bestimmungen oberstes Gebot bleiben, 
und die damit betrauten Stellen müssen dau- 
ernd die Wirtschaftslage verfolgen und alle 
Erleichterungen, die möglich sind, tunlichst 
schnell einführen. Auf diese Weise wird ex er- 
reichbar sein, den Apparat der Außenhandels- 


kontrolle, wie er jetzt aufgebaut ist, für alle 4 


Zufälligkeiten der nächsten Monate wirksam 
zu behalten und doch die Aufhebung des ganzen 
Systems vorzubereiten. ! Ben 

Bei der Beurteilung der ganzen Frage darf 
nicht vergessen werden, daß die Arbeitnehmer- 
kreise sehr stark für die Beibehaltung einer 
Außenhandelskontrolle eingenommen sind. Es 
schwebt hier der Gedanke der Wissellschen 
Planwirtschaft vor. Diese Planwirtschaft dürfte 
allerdings, so lange sie nicht eine weltwirt- 


schaftliche Planwirtschaft ist, genau so wenig 


durchführbar sein wie eine Sozialisierung in 
Deutschland allein. Aber zu der vollkommen 


ı) Vgl. auch „ETZ“ 1920, S: 659. 


A ET 


n 
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* 


/ 


26. August 1920. 


freien Wirtschaft, wie sie vor dem Kriege ge- 
herrscht hat, und die z. T. für den weltwirt- 
schaftlichen Zusammenbruch verantwortlich zu 
machen ist, werden wir wahrscheinlich nicht 
wieder zurückkommen können. 


Auslandsnachrichten der Außenhandels- 
stelle der Elektrotechnik. — Die veränderten 
wirtschaftlichen Verhältnisse bedingen eine 
viel genauere Prüfung der Auslandpreise, als 
dies bisher seit Kriegsende notwendig war. 
Die starke Nachfrage nach deutschen Erzeug- 
nissen hat aufgehört, und wenn Deutschland 
nach dem Auslande Geschäfte machen will, 
muß es die Preise, die in dem betreffenden 
Lande für die einzelnen Erzeugnisse gelten, 
seinerseits einhalten. Um nun sowohl der 
Industrie als auch dem Handel Unterlagen 
für die Preisbemssung im Auslande zu geben, 
hat die Außenhandelsstelle der Elektro- 
technik neuerdings einen Nachrichten- 
dienst eingerichtet. Sie ernennt eigene Be- 
richterstatter in den verschiedenen Ländern, 
u. zw. möglichst so, daß sie über die einzelnen 
Fachgebiete von zwei verschiedenen Seiten 
Nachricht erhält, damit persönliche An- 
sichten möglichst ausgeschaltet werden. Die 
so aus dem Auslande in die Außenhandelsstelle 
zusammenfließenden Preisberichte werden hier 
zusammengestellt und der Industrie und dem 
Handel zugänglich gemacht. Vorläufig befindet 
sich der ganze Dienst noch in der Ausbildung,und 
es wird daher fürs erste davon abgesehen, die 
Preismitteilungen einzelnen Firmen zu über- 
mitteln. Sie werden den Fachgruppen, In- 
dustrie- und Handelsverbänden und sonstigen 
Vereinigungen, soweit diese bei der Außen- 
handelsstelle bekannt sind, zugestellt, und es 
bleibt diesen überlassen, sie an ihre Mitglieder 
zweckentsprechend weiterzugeben. Die Zu- 
kunft muß lehren, ob diese neue Einrichtung 
den nötigen Anklang findet und ob sie tat- 
sächlich wertvolles Material für alle Fach- 
gebiete zusammentragen kann. Ist dies der 
Fall, so ist beabsichtigt, sie noch erheblich 
auszudehnen. Und vielleicht kann dann auch 
später dazu übergegangen werden, genau wie 
dies beim Eildienst des Auswärtigen Amtes 
geschieht, die Nachrichten im Abonnement an 
einzelne Firmen zu versenden. 


Der Transformatorenexport der V. & 
Amerika im Jahre 1919. — Die Ausfuhr der 
V. S. Amerika an Transformatoren hatte 
1919 einen Wert von 3,788 Mill. $ bei einem 
monatlichen Durchschnitt von 0,316 Mill. $; 
dieser Betrag ist aber von September an stark 
unterschritten worden. Nach ‚‚EleetriealWorld“ 
gingen 14% im Wert von 0,538 Mill. $ nach 
Brasilien. Es folgen Japan mit 0,366, Austra- 
lien mit 0,272 und Chile mit 0,241 Mill. 8. 
22% der Transformatoren-Ausfuhr, u. zw. für 
0,838 Mill. $, haben Frankreich, Italien, Nor- 
wegen, Portugal und Spanien aufgenommen. 
Der Anteil Südamerikas war erheblich und 
erreichte hier bei 7 Staaten mit 0,984 Mill. $ 
etwa 26% des Gesamtwertes, von dem ferner 
15% im Wert von 0,547 Mill. $ Kanada, 
Mexiko und Kuba erhielten. In den ersten 
5 Monaten des laufenden Jahres belief sich 
Se Ehe von Transformatoren auf 1,483 

ıll, . 


Brennstoffersparnis in der Industrie. — Ein 
Bericht der Geschäftsführer des Reichskohlen- 
rates und des technisch-wirtschaftlichen Sach- 
verständigenausschusses für Brennstoffver- 
wertung bei ersterem betont, daß man sich 
noch sehr wenig der Verschwendung be- 
wußtsei, dieungenutztes Entweichen von 
Abdampf und Abwärme — durch Kon- 
densations- und Undichtheitsverluste —, un- 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 34. 


vollkommene Verbrennung, bzw. Ausnutzung 
der Feuergase in Kesseln, Öfen, Gaserzeugern 
usw. hervorrufen, und die das Vielfache an 
Wärmeaufwand von dem verschlinge, was 
die wärmetechnisch nach Möglichkeit ver- 
besserten Maschinen ersparen. Diese in der 
Wärmebilanz hervortretenden Verluste zu 
beseitigen, hat die Wärmestelle Düssel- 
dorf für die Eisenwerke und die Hauptstelle 
für Wärmewirtschaft im Interesse anderer 
Industrien unternommen. Der Bericht er- 
wähnt die Entwicklung der. Heizerkurse, die 
Tätigkeit der Dampikessel-Überwachungsver- 
eine und entsprechender Körperschaften auf 
diesem Gebiete, die durch besondere wärmetech- 
nische Abteilungen bei den Kohlenwirtschafts- 
stellen vertreten werden. Der Erfolg der Ge- 
meinschaftsarbeit des Sachverständigenaus- 
schusses mit den industriellen Spitzenverbän- 

en ergibt sich aus der Gründung von Wärme- 
stellen in verschiedenen Industriegruppen, die 
weiter ausgebaut werden sollen. Zu den Auf- 

aben, die außerdem verfolgt werden, gehören 

ie chemische Ausnutzung der Kohle 
und die möglichst weitgehende Umstellung 
der industriellen Feuerungen auf die 
Verwendung _minderwertiger Brennstoffe. 
Neuer gesetzlicher Zwangsmaßnahmen oder 
weiterer bezüglicher Organisationen bedarf es 
nach Ansicht des Ausschusses nicht. 


Die Beschäftigung im Juni 1920. — Die 


elektrotechnische Industrie. kämpft, so 
berichtet das ‚,Reichs-Arbeitsbl.‘‘, bei dem heu- 
tigen Stande der Valuta mit außerordentlichen 
Ausfuhrschwierigkeiten. Die inländischen 
Erzeugungspreise liegen bereits vielfach über 
dem Weltmarktpreis, so daß ein Wettbewerb 
mit dem Ausland nicht mehr möglich er- 
scheint. Es ist zu bedenken, daß gerade die 
Elektroindustrie starken Anteil an der vor dem 
Kriege vorhandenen aktiven Zahlungsbilanz 
hatte — bestritt die deutsche doch 40% der 
gesamten Welterzeugung. In der Kabel- 
industrie war die Lage besonders schlecht, 
günstiger in der Schwachstromtechnik. 
Von den Zahlennachweise gebenden 104 Be- 
trieben der elektrischen Industrie wurden 
84 715 Arbeiter beschäftigt. Davon waren 
53 208 oder fünf Achtel in befriedigend, ziem- 
lich 16 000 in gut bzw. sehr gut und fast eben- 
soviele in nicht ausreichend mit Arbeit ver- 
sehenen Unternehmungen tätig. Die Aus- 
sichten werden im großen und ganzen nicht 
wesentlich anders beurteilt als der Beschäfti- 
gungsgrad in der Berichtszeit; schlechtere ge- 
wärtigten 28 Betriebe mit etwas über 6000 
Arbeitern, bessere nur 10 mit rd. 3000 Be- 
schäftigten. Für ungefähr 18000 Arbeiter ge- 
stalteten sich die Arbeitsverhältnisse günstiger 
als im Mai. Von einzelnen Kabel- und Iso- 
lierrohrwerken, Betrieben für elektrische 
Bedarfsartikel, sogar von elektrischen Ma- 
sehinenfabriken wurde die Krise als derart 
bezeichnet, daß sämtliche oder fast sämtliche 
Firmen ihre Aufträge zurückgezogen haben. 
Auslandabsatz ist nach dem Bericht einer 
Kabelfabrik wegen der Ausfuhrabgabe un- 
möglich. Arbeiterentlassungen haben sich nicht 
vermeiden lassen. Eine Isolierrohrfabrik weist 
darauf hin, daß Roh- und Hilfsstoff wie Brenn- 
stoff selbst im Überfluß vorhanden sei, seit 
6 Wochen aber ein völliger Umschwung be- 
obachtet werde; Aufträge würden nicht mehr 
erteilt, die alten Bestellungen annulliert, so 
daß _ Betriebseinschränkungen vorgenommen 
werden müßten. Unternehmungen, die elek- 
trische Heiz- und Kochapparate herstellen, 
arbeiten auf Lager. Ein Werk hatte darunter 
zu leiden, daß es keine Ausfuhrerlaubnis er- 
hielt. Es wurden Arbeitseinschränkungen auf 


679 


24 und 32 bzw. 46 Stunden in der Woche ge- 
meldet. Nur eine einzige Elektromaschinen- 
fabrik mit gegen 100 Arbeitern erwähnte teil- 
weise Überstundenarbeit. Sehr gut scheint 
nach den eingegangenen Berichten vorerst 
noch die Lage für die Dynamobürsten- 
fabriken zu sein, obwohl sich auch hier 
schlechter Bestellungseingang geltend machte. 
Ebenso kennzeichneten Fabriken für Meß- 
instrumente den Tätigkeitsgrad als vor- 
läufig sehr gut. Seitens der Schwachstrom- 
technik wurde vorwiegend gute oder sehr 
gute Beschäftigung gemeldet, zumeist ist 
46%, oder 48 Stunden in der Woche gearbeitet 
worden. Nur ganz wenige Betriebe hatten 
im Bau von Fernsprechapparaten und Tele- 
par lediglich genügenden bzw. nicht voll 
efriedigenden Geschäftsgang, wie angeführt 
wird, wegen Nichtabnahme der Aufträge und 
Ausfuhrbehinderung infolge der hohen Roh- 
stoffpreise, Löhne und der sozialen Abgabe. 
Die Glühlampenfabrikation war teils sehr 
gut, teils aber nur befriedigend oder nicht voll 
befriedigend, sogar ungenügend beschäftigt. 
Hier machte sich z. T. Roh- und Hilfsstoff- 
mangel bemerkbar. Und wenn auch eine An- 
zahl von Fabriken den Achtstundenarbeitstag 
hat einhalten können, so finden sich doch Ver- 
kürzungen der Betriebszeit auf 32 bzw. 40% 
Stunden angegeben. Für das Installations- 
gewerbe wurde die Lage als befriedigend, 
teilweise aber auch als nicht genügend ge- 
schildert. Die Arbeitsdauer ist nach ver- 
schiedenen Berichten auf 36 oder 48 Stunden 
herabgesetzt worden. 


Beschlüsse der Internationalen Handels- 
kammer. — Der erste, von einem französischen 
Organisationskomitee unter der Führung E. 
Schneiders vorbereitete Kongreß der auf 
Vorschlag amerikanischer Handelsgremien ge- 
bildeten InternationalenHandelskammer 
hatin Paris eine Reihe von Beschlüssen gefaßt, 
von denen diewichtigsten auch hier erwähntsein 
mögen. Zunächst soll durch einen Ausschuß 
die Möglichkeit der Bildung eines Ausland- 
kreditbureaus geprüft werden, das dem inter- 
nationalen Handel zu helfen bestimmt ist. 
Pflicht aller Handeltreibenden und der Alli- 
ierten sei es, den Einkäufern aus den verbün- 
deten Ländern während der Wiederaufbau- 
periode möglichst viel Kredit zu gewähren. 
In den Zolltarifen letzterer will die Kammer 
eine einheitliche Bezeichnung angewendet 
sehen, und sie wünscht ferner die Bildung 
einer technischen Kommission zwecks Ver- 
einheitlichung der verschiedenen Zollgesetz- 
gebungen. Die Außenhandelsbeschränkungen 
seien möglichst bald abzubauen. Sodann wird 
die Gründung eines internationalen statis- 
tischen Bureaus empfohlen und es als Pflicht 
aller Produzenten erklärt, die Erzeugung der 
für die Weltwirtschaft wichtigen Rohstoffe mit 
allen Mitteln zu steigern. Die Ausnutzung der 
Wasserkraft müsse schnellstens verstärkt und 
der Verbrauch mineralischer Heizmittel nach 
den neuesten wissenschaftlichen „Forschungen 
sparsamst gestaltet werden. berschüssige 
Rohstoffe sollen während der Wiederaufbau- 
zeit vorzugsweise den Verbündeten reserviert 
bleiben. Ländern mit schlechten Devisen- 
kursen wird aufgegeben, die Einfuhr von weni- 
ger wichtigen Waren zu verringern, ihren Ex- 
port aber tunlichst zu erhöhen. Der Kongreß, 
an dem allein Frankreich, England, die V. S. 
Amerika, Italien und Belgien teilnahmen, und 
der, wie die sehr allgemein gehaltenen Be- 
schlüsse zeigen, nur recht wenig ‚‚internatio- 
nalen‘‘ Geist erkennen ließ, hat vorläufig 
Paris als Sitz der Kammer bestimmt. 


EEE 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Betr. Kommission für Erriehtungs- und Be- 
: triebsvorschriften. 


Von der Kommission für Errichtungs- und 
Betriebsvorschriften sind die seit dem 1. VII. 
1912 gültigen „Leitsätze für den Anschluß von 
Schwachstromanlagen an Niederspannungs- 
starkstromnetze durch Transformatoren oder 
Kondensatoren (mit Ausschluß der öffentlichen 
Telegraphen- und Fernsprechanlagen)‘“ einer 
Nachprüfung unterzogen, und esist, soweit es 
sich um Anschluß durch Transformatoren 
handelt, ein Neuentwurf in Form von ,„Vor- 
schriften‘“ aufgestellt worden, weil genügende 
Erfahrungen bezüglich des Anschlusses dieser 
Apparate vorliegen und sich eine schärfere 
Fassung als notwendig herausstellte. Da der 
Anschluß von Kondensatoren in der Praxis 
bisher nicht durchgeführt werden konnte, so 
wurden diese in dem neuen Entwurf nicht be- 


VEREINSNACHRICHTEN, 


rücksiehtigt. Gleichzeitig wurde ein Entwurf 
von „Leitsätzen für den Anschluß von Appa- 
raten und Einrichtungen, welche eine leitende 
Verbindung zwischen Starkstrom-und Schwach- 
stromleitungen erfordern‘, aufgestellt, weilauf 
dem Markt derartige Konstruktionen erschie- 
nen sind, für welche zur Wahrung der erforder- 
lichen Sicherheit besondere Anhaltspunkte ge- 
geben werden mußten. Als „Vorschriften“ 
konnten diese noch nicht aufgestellt werden, 
weil eine genügende praktische Erfahrung noch 
nieht vorliegt. 

Die Entwürfe, welche der Jahresversamm- 
lung in Hannover unterbreitet werden sollen, 
werden nachstehend veröffentlicht. 

Außerungen dazu bitten wir spätestens 
bis zum 4. September an unsere Geschäftsstelle, 
Berlin W 57, Potsdamer Str. 68, zu richten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der. Generalsekretär 
i. V.: Zimmermann, 
Oberingenieur. 


Entwurf zu 
Vorsehriften für den Anschluß von Schwach- 
stromanlagen an Niederspannungs-Starkstrom- 
netze durch Transformatoren. 


l. Zwischen den Starkstrom- und den 
Schwachstromleitungen darf eine leitende Ver- 
bindung nicht bestehen. 

2. An allen Apparaten und Einrichtun- 
gen, welche den Anschluß von Schwachstrom- 
anlagen an Niederspannungsstarkstromnetze 
vermitteln, müssen die Anschlüsse für die 
Starkstrom- wie für die Schwachstromseite 
elektrisch und räumlich zuverlässig vonein- 
ander getrennt und leicht zu unterscheiden 
sein. 

3. Die Starkstromklemmen müssen der 
Berührung entzogen und plombierbar sein. 

4. Die Bestimmungen des $ 10 der ‚„Er- 
riehtungsvorschriften‘‘ des Verbandes Deut- 
scher Elektrotechniker finden Anwendung. 

5. Die Starkstrom- und die Schwach- 
stromleitungen müssen in den Installationen 


680 


unterscheidbar und in einem angemessenen 
Abstand voneinander verlegt sein. 

6. Kleintransformatoren, die zum Betrieb 
von Schwachstromanlagen dienen, müssen als 
solche gekennzeichnet werden und entweder 
derart gebaut oder mit solchen Schutzvor- 
richtungen versehen sein, daß bei dauerndem 
Kurzschluß der Sekundärklemmen die Wick- 
lungen bei Verwendung von 

Draht mit Isolierung durch Emaille nicht 
mehr als 120° Q, 
Draht mit Isolierung durch Seide nicht mehr 
als 100° G, Y 
Draht mit Isolierung durch Baumwolle nicht 
& mehr als 90° G 
Übertemperatur, gemessen dureh Widerstands- 
zunahme, annehmen. 

Die Primär- und Sekundärwieklungen 
müssen auf getrennten Spulenkörpern befestigt 
sein. 

Beide Wieklungen sind durch iso- 
lierende Zwischenlagen oder ähnliche 
Mittel so voneinander zu trennen, daß 
auch bei Drahtbruch eine elektrische 
Verbindung nicht entstehen kann. 

8. Die sekundäre Spannung bei offenem 
Transformator darf das Doppelte der Nenn- 
spannung nicht überschreiten und höchstens 
40 V betragen. 

9. Die Isolation der beiden Wick- 
lungen gegeneinander und gegen Kör- 


per muß mindestens eine effektive 
Wechselstromspannung von 1000 V 
mit praktisch sinusförmiger Kurve 


eine Minute lang aushalten. 

10. Auf den Kleintransformatoren müssen 
Primärspannung, Frequenz, Sekundärstrom- 
stärke, Sekundärspannungen und Leerlaufsver- 
brauch in Watt bezogen auf die Primärspan- 
nung verzeichnet sein. 

Die angegebene Stromstärke muß der 
höchsten angegebenen Sekundärspannung ent- 
sprechen. 


Entwurf zu 
Leitsätzen für den Anschluß von Apparaten und 
Einrichtungen, welche eine leitende Verbindung 
zwischen Starkstrom- und Schwachstromlei- 
tungen erfordern. 


Alle Apparate und Einrichtungen zum 
Betriebe von Schwachstromanlagen, welche eine 
leitende Verbindung mit der Starkstromleitung 
erfordern, müssen folgenden Bedingungen ge- 
nügen: 

1. Eine leitende Verbindung zwischen 
Schwach- und Starkstromleitung ist nur 
zulässig, wenn sie sich auf die Zeit be- 
schränkt, während welcher die Schwach- 
stromanlage betätigt wird. 

. Der Anschluß ist nur in solchen Installa- 
tionen zulässig, in denen ein Pol oder der 
Mittelleiter betriebsmäßig geerdet ist. 

3. Die Erdung der Schwachstromanlage muß 
durch eine besondere nicht ausschaltbare 
und ungesicherte Leitung hergestellt sein. 

4. In keinem Teil der Schwachstromanlage 
darf eine höhere Spannung (Nennspan- 
nung) als 40 V auftreten. 

. Von den „Vorschriften für den Anschluß 
von Schwachstromanlagen an Niederspan- 
nungs-Starkstromnetze durch Transfor- 
matoren“ finden sinngemäß Anwendung 
die Punkte 2, 3, 5, 6 und 10. 


DD 


Or 


Betr.: Kommission für Koch- und Heizgeräte. 


Die Kommission hat die auf der Jahres- 
versammlung 1914 angenommenen ‚‚Normalien 
für Koeh- und Heizapparate in Niederspan- 
nungsanlagen‘‘ (veröffentlicht „ETZ“ 1914, 
S. 341 u. 574) einer Umarbeitung unterzogen 
und insbesondere Normen zu emer Geräte- 
kupplung für elektrische Koch- und Heiz- 
geräte aufgestellt. Der neue Entwurf zu 
„‚ Vorsehriften für Koch- und Heizgeräte‘‘ wird 
nachstehend bekanntgegeben. Er soll der 
Jahresversammlung in Hannover zur Be- 
schlußfassung vorgelegt werden. 

An den Arbeiten der Kommission waren 
beteiligt die Herren: Adler, Aschmann, Coulon, 
Böttcher, Dettmar, Dietz, Fäßler, Khern, 
Markau, Molly, Montanus, Naujoks, Nuess, 
Perls, Schneider, Schulz, Schuster, Städtefeld, 
Voigt, Wolff. 

Einsprüche gegen den Entwurf sind bis 
zum 1. September an unsere Geschäftsstelle 
zu richten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
I. V.: Zimmermann, Oberingenieur. 


Entwurf 
zu „Vorschriften für Koch- und Heizgeräte“., 
A. Einleitung. 


$ 1. Die Vorschriften sind gültig vom 
1. April 192] ab. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Heit 34. 


1920. 


$ 2. Die Vorschriften gelten für alle 
elektr. beheizten Geräte mit Ausnahme der- 
jenigen, die, wie z. B. Heißluftduschen, unter 
den Geltungsbereich anderer - Vorschriften 
fallen. 
$ 3. Geräte, welche mit den nach Ab- 
satz F. vorgesehenen Aufschriften gekenn- 
zeichnet sind, müssen den nachstehenden Vor- 
schriften entsprechen. 


B. Begriffserklärungen. 


$ 4. Nennspannung ist die auf dem Gerät 
angegebene Spannung in V. 
Nennspannungsbereich umfaßt die Span- 
nungsgrenzen, imnerhalb deren die Geräte 
betriebsmäßig verwendbar sind. 
Nennaufnahme ist die dem Gerät in 
betriebswarmem Zustande bei der Nennspan- 
nung zugeführte Leistung in W, Nennstrom- 
stärke die unter den gleichen Umständen zu- 
geführte Stromstärke in A: 
$ 5. Heizkörper ist der Geräteteil, in 
dem unmittelbar die elektrische Energie in 
Wärme umgesetzt wird und der aus dem Heiz- 
leiter und seiner Einfassung besteht. 
Auswechselbare Heizkörper sind solche, 
die ohne Werkzeug vom Heizgerät getrennt 
werden können, z. B. Heizpatronen. 
Abnehmbare Heizkörper sind solche, die 
nur mittelst Werkzeug, EIER u 
aber ohne Löt- oder Niet- 
arbeiten abnehmbar sind. 
Alle übrigen Heizkör- 
per gelten als eingebaut. 


$ 6. Innere Verbindun- 
gen sind Leitungen zwi- 
schen Heizkörpern unter- 
einander oder zwischen 
Heizkörper und Anschluß- 
stelle am Heizgerät. 

Die Kupplungsleitung 
verbindet das Heizgerät 
mit der festverlegten Zu- 
leitung. 

Die Gerätekupplung 
besteht aus Gerätestecker 


fürelekrr. Koch-u. Heizgeräte. 


MICHF regelbor 


Mg Di RM 


26. August 1920. 

$ 10. Der Anschluß darf bei Apparaten 
bis 250 V und bis zu einer Aufnahme von 
2 kW durch eine Gerätekupplung, in anderen 
Fällen nur durch Verschraubung, Lötung oder 
eine gleichwertige feste Verbindung erfolgen. 

$ 11. Bei Geräten bis 250 V und bis zu 
einer Aufnahme von 2000 W bei höchstens 
10 A darf die Gerätekupplung auch zum Ein- 
oder Ausschalten dienen. In allen anderen 
Fällen müssen die Stromkreise Moment- 
schalter erhalten, und zwar soll der Schalter 
am Gerät angebracht sein. Nur wo dieses 
durch die Raumverhältnisse oder die Betriebs- 
weise unausführbar ist, darf er im festver- 
legten Teil der Leitung nahe der Abzweigstelle 
liegen. 

5 12.. Bei Verwendung von Regelschaltern 
müssen die Schaltstellungen durch Worte oder 
Zahlen bezeichnet sein. Dabei muß der höheren 
Aufnahme die höhere Zahl und der Ausschalt- 
stellung die Zahl Null entsprechen. 

$ 13. Zum Einschalten von Geräten mit 
mehr als 750 W Nennaufnahme, deren Ein- 
schaltstromstärke sonst mehr als das Doppelte 
der Nennstromstärke betragen würde, muß 
ein Anlasser verwendet werden. 3 

$ 14. Die Gerätekupplung ist in ihren 
Grundabmessungen nach nachstehendem Maß- 
und Schaltbild auszuführen. 


Gerätekupplung 


08 = 10. mm Wond'storAe 
"N 

S Honuswinkel 
JTeIgesIellt 


Vontaktstijte 
WEHT geSCHFZI 


SH 


3 


ni eye a der 


und Gerätedose. Geräte- 
stecker ist der mit Stiften 
ausgerüstete Kupplungs- 
teilam Gerät, Gerätedose 
der mit Anschlußbuchsen 
ausgerüstete an der Kupp- 
lungsleitung befestigte 
Kupplungsteil. 

$ 7. Ortsfest sind die 
Geräte, die mitihrem Ver- 
wendungsort so verbun- 
den sind, daß sie nicht 
ohne besondere Maßnah- 


Aufweitung freigegestellt 


regelbor 


| 08: Zo mm Wandstörke 
S Honuswinhel 
STergestelt 


Montaktstijte 
mehr geschlitzt 


y  Misbidlung der 
26 —— Aufweitung Jreigestellt 


men oder Werkzeuge von 
ihrem Platze entfernt und 
anderweitig benutzt wer- 
den können. Alle anderen 
Geräte gelten als ortsver- 
änderlich. 


$ 8. Anheizwirkungs- 
gradist das Verhältnis der 
bei der Nennaufnahme 
dureh Anwärmung des Ge- 
rätes nebst Inhalt von 
der Normaltemperatur von 
20°C auf die Betriebs- 
temperatur nutzbar ge- 
wonnenen Wärmemenge, 
umgerechnet in elektr. Ar- 
beit, zu der dem Gerät 
in der gleichen Zeit mit 
der Nennaufnahme zuge- 
führten elektrischen Ar- 
beit. 

Dauerwirkungsgrad ist 
das Verhältnis der im 
betriebsmäßigen Dauer- 
zustand bei der Nenn- 
aufnahme nutzbar ab-- 
gegebenen Wärmemenge, 
umgerechnet in elektrische Arbeit, zu der 
in der gleichen Zeit zugeführten elektrischen 
Arbeit. b 

Unter Siedezeit ist die Zeitdauer zu ver- 
stehen, in der das mit der Nennmenge Wasser 
gefüllte Gerät ohne Vorwärmung von Gerät 
oder Inhalt mit der Nennaufnahme von der 
Normaltemperatur von 20° C auf die Siede- 
temperatur gebracht wird. 


C. Allgemeine Bestimmungen. 


$ 9. Ortsfeste Geräte mit einer Auf- 
nahme bis einschl. 1,5 kW und ortsveränder- 
liche Geräte überhaupt sind für Betriebsspan- 
nungen von mehr als 250 V nicht zulässig. 

Im übrigen sollen höhere Spannungen 
als 250 V vermieden werden. Andernfalls sind 
stets ortsfeste Anschlüsse zu wählen, d. h. die 
Geräte sind ohne bewegliche Kupplunsgslei- 
tungen mit der festverlegten Zuleitung zu 
verbinden. 


regelbor 


Kontaktbuchsen Jedernd 
und nach den Seiten beweglich‘ 


Schwach 


Abb. 1. 


Bei Verwendung der Geräte in Küchen 
ist ein leicht lösbarer schnurloser Anschluß 


zu erstreben. 


$ 15. Die Erdung der Geräte muß in 


Räumen, in denen sie nach den Errichtungs- 
vorschriften notwendig ist, zwangsläufig vor 
Unterspannungsetzen erfolgen. 


Für Betriebsspannungen über 250 V sind 


sämtliche Geräte gemäß $ 3 der Errichtungs- 
L 


vorschriften zuverlässig zu erden. 
. $ 16. Alle Kupplungsleitungen müssen an 


beiden Enden der äußeren Sehutzhülle mit A 
Zugentlastungen, wie Knoten, Schellen oder 


dgl., versehen sein. 


$ 17. Kupplungsleitungen in Niederspan- 2 
den Normen für isolierte 


nungsanlagen haben 
Leitungen 
sprechen. 


Als Leitungsader ist nur Kupfer zu ver- 


in Starkstromanlagen zu ent- 


wenden; es sind nur runde oder ovale Mehr- 


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26. August 1920. Elektrotechnische Zeitschritt. 1920, Heft 34 681 


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fachschnüre, aber keine verseilten Mehıfach- 
schnüre zu benutzen. 

$ 18. Die Enden der Litzen müssen in 
sich _verlötet oder mit einer besonderen Um- 
kleidung versehen sein, die das Abspleißen 
einzelner Drähte zuverlässig verhindert. 


$ 19. Anschlüsse und Verbindungsstellen 
sind derart anzuordnen, daß sie äußerer Be- 
schädigung und schädlichen Einflüssen nach 
Möglichkeit entzogen sind. Sie müssen mecha- 
nisch fest und gegen Lockerung genügend ge- 
sichert sein. 


$ 20. Innere Verbindungen müssen so 
geführt und befestigt sein, daß sie durch Er- 
wärmung oder Erschütterungen nicht ge- 
lockert werden und mit den Gehäuseteilen 
nicht in leitende Berührung kommen können. 
Eiserne Verbindungen sind vor Rost zu 
schützen. 


$ 21. Die spannungführenden Teile müssen 
von den nicht spannungführenden Metallteilen 
und insbesondere von metallenen Gehäuse- 
teilen dauernd zuverlässig isoliert sein. 

$ 22. Die Hüllen und Abdeckungen span- 
nungführender Teile müssen mechanisch 


_ widerstandsfähig, stoßfest und besonders zu- 


verlässig befestigt sein. 
D. Prüfung. 

$ 23. Es müssen die Heizwiderstände in 
betriebswarmem Zustande gegen die Metall- 
teile des Gerätes und die Adern der Kupp- 
Iungsleitungen gegeneinander dem 2%-fachen 
der Nennspannung, mindestens aber 750 V 
Wechselstrom, 5 min lang widerstehen können. 
Die dazu benutzte Stromquelle soll eine 
Leistung von wenigstens 0,5 kW besitzen. 

Bei der fabrikationsmäßigen Einzelprü- 
fung kann diese Durchschlagprobe durch 
sekundenlanges Unterspannungsetzen mit der 
3-fachen Nennspannung, mindestens aber 
1000 V Wechselstrom ersetzt werden. 

$ 24. Die Geräte müssen eine halbe 
‚Stunde lang mit dem 1,4-fachen der Nennauf- 
nahme gebrauchsmäßig betrieben werden 
können. 

In Geräten für Flüssigkeitserhitzung, je- 
doch mit Ausnahme der Durchlauf-Erhitzer, 
muß an Stelle der vorstehenden Prüfung mit 


‚dem 1,4-fachen der Nennaufnahme viermal 


hintereinander mit dazwischenliegender Ab- 
kühlung auf die Normaltemperatur von 20° C 
der Nenninhalt zum Sieden gebracht werden 
können. 

Nach diesen Versuchen müssen die Geräte 
noch die in $ 23 vorgeschriebene Spannungs- 
prüfung aushalten. 


E. Sonderbestimmungen. 

$ 25. Bei Geräten, welche im Gebrauch 
üblicherweise gespült werden, muß der Heiz- 
körper warmwasserdicht abgeschlossen sein. 

$ 26. Durchlauf-Erhitzer müssen so ein- 
gerichtet sein, daß Dampfbildung unter er- 
höhtem Druck hieht möglich ist. 

$ 27. Heizkissen müssen durch Tempe- 
raturbegrenzer in solcher Zahl und Verteilung 
geschützt werden, daß sie auch nicht teilweise 
eine gefährliche Temperatur annehmen können. 


F. Aufschriften. 
s 28. Heizkörper müssen Ursprungs- 
zeichen und Ohmzahl tragen. 
Auf dem Gerät ist anzugeben: 
Ursprungszeichen (und Fertigungsnummer), 
Gewährleistungszeichen für Erfüllung der 
VDE-Vorschriften, 

Zeichen für die bestandene Systemprüfung 
der Prüfstelle des VDE, 

Nennspannung und Nennaufnahme für 
den betriebswarmen Zustand. 

Für „die Nennaufnahme ist ein Spiel von 
= 10% zulässig. 

Bei Drehstrom ist die verkettete Span- 


‚nung anzugeben und die Schaltung der Heiz- 


körper durch das Stern- oder Dreieckzeichen 
anzudeuten. 


Betr. Kommission für Fernmeldeanlagen. 


Die Kommission hat Entwürfe zu Nor- 
men: „Rundklemmen für Mutteran- 
schluß“ und „Rundklemmen für Lötan- 
schluß‘ aufgestellt, die nachstehend bekannt- 
gegeben werden. Die Normen sollen der Jah- 
resversammlung in Hannover zur Beschlußfas- 
sung vorgelegt werden. Einsprüche sind bis 
zum 1. September an unsere Geschäftsstelle 
zu richten. 


Verband Deutscher Riektiotechniker. 
Der Generalsekretär. 


I. V. Zimmermann, 
Oberingenieur. 


GT 


Zahlentafel l. 
Entwurf: Rundklemmen für Mutteranschluß zur Befestigung an Metall, Holz 
und. Isolierstoff (DINORM 34). 
A. Rundklemme für B. Rundklemme für C. Rundklemme für über 11 mm Stärke des 
1--3 mm Stärke des Metalles. 6--10 mm Stärke des Holzes Holzes bzw. Isolierstoff'es. 
bzw. Isolierstoffes. 


E32 see 
N RN De 
NN Pe 
S SauS Löcher für ale 

| Nasen bohren 

17 
Aa 


Beispiel für die Bezeichnung einer Rundklemme Form A mit 6 mm 
Gewindedurchmesser: Rundklemme A 6 DIN 34. 


Zu einer vollständigen Rundklemme gehören: 


Gewinde- — rasen 
durch- |Stück- an Bezeichnung eines Normteiles 
gens Ar Te 
Su SSBer zahl j Form A Form B | Form © 
en ee en ne Er ROrn, OF m 

1 Bolzen *4x<15 DIN34 | G4><15 DIN 34 G 4>x<2%0 DIN 34 
1 Isolierscheibe H4DIN 34 
1 Kordelmutter K4DIN 3% KA4DIN 3% K4DIN 34 
1 Isolierbuchse L4DIN 34 

4 l Federring 4,5 DIN 127 4,5 DIN 197 
1 Unterlegscheibe 42 DIN 126 | 
1 Sechskantmutter 4 DIN 439 4 DIN 439 4 DIN 439 
2 Sechskantmuttern 2,6 DIN 439 2,6 DIN 439 2,6 DIN 439 
1 Kegelstift 0,8><6 DIN ı 08>x6 DIN ı 0,8>x<6 DIN ı 
1 Bolzen G 6><18 DIN 34 G 6>=<18 DIN 34 G 6>x23 DIN 34 
1 Isolierscheibe | H 6 DIN 34 | | 
1 Kordelmutter K6 DIN 34 K6 DIN 34 K6 DIN 3 
1 Isolierbuchse L6 DIN 34 

6 1 Federring | 7 DIN 127 | 7 DIN 127 
1 Unterlegscheibe 6,5 DIN 1% 
1 Sechskantmutter 6 DIN 439 6 DIN 439 6 DIN 439 
2 , Sechskantmuttern 4 DIN 439 4 DIN 439 | 4 DIN 439 
1 Kegelstift 12<8. DIENST 1>x8DINı 12=8 DIN 1 


Zahlentafel 2. 
Entwurf: Rundklemmen für Lötanschluß zur Befestigung an Metall, Holz und 
Isolierstoff (DINORM 35). 


A. Rundklemmen für B. Rundklemmen für ©. Rundklemmen für über 11 mm Stärke des 
1--3 mm Stärke des Metalles. 6.10 mm Stärke des Holzes Holzes bzw. Isolierstoffes. 
bzw. Isolierstoffes. 


SIIITNI 
NN dei Befestigung >—_— 
N ar Holz keine &_—_Ii 
Löcher für are SI 
Nasen DOHTEN. 


RE Erz 
DRBH 
HBSH 


Beispiel für die Bezeichnung einer Rundklemme Form A mit 6 mm 
Gewindedurchmesser: Rundklemme A 6 DIN 35. 


Zu einer vollständigen Rundklemme gehören: 


Gewinde- — - — ae Sg a8 
durch- Stück-| NIEREN Bezeichnung eines Normteiles 4 
he: zahl ven Form A Form RB Form C 

| 
1 Bolzen M4x<15 DIN355 | M4Ax<15 DIN35 M4x<2% DIN 55 
l Isolierscheibe H 4 DIN 34 n 
1 Kordelmutter KADIN 34 RKA4DIN 3 K4DIN 34 
4 1 Isolierbuchse L4DIN 3 | 12 
l Federring 4,5 DIN 127 | 45 DIN 127 
l Unterlegscheibe 4,2 DIN 126 | 
1 Sechskantmutter 4 DIN 439 4 DIN 439 4 DIN 439 
1 Kegelstift [2 08x6DIN1 08><6: DIN 47272082856 DEN 1 
1 Bolzen M6><18 DIN 35 | M6><18S DIN 35 | M 6x<23 DIN 35 
1 Isolierscheibe H6 DIN 34 | , 
1 Kordelmutter K 6 DIN 34 K6DIN 34 K6 DIN 34 
1 Isolierbuchse L6DIN 34 2 e 
6 1 Federring 7 DIN 127 7 DIN2127 
1 Unterlegscheibe 6,5 DIN 126 
1 Sek nuler 6 DIN 439 6 DIN 439 | 6 DIN 439 
1 Kegelstift { IS DIN 1 1>x<8 DINı 1x8DIN1 


| 
682 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 34. 


26. August 1920. 


Einzelteile. 
Zahlentafel 3. 


Entwurf: M. Bolzen (zu DINORM 55). 


Scheibe mit 
Bolzen vermietet 


Beispiel für die Bezeichnung eines Bolzens zur Rundklemme Form 4A 
oder B mit En Gewindedurehmesser und 18 mm Länge: Bolzen M 6 x18 DIN 35. 
Mäße in mm 


FR Rund- Rund: | 
Aa“ Form A ac Iı a c dd) d& | e a: g h k m n 
und B| | | 
messer dı ———— | | | 
4 15 20 8 9 1,25 6 12 1,6 2,5 0,8 8,D 2 2,5 1,25 
6 si saIn|1s!a2 siı8 |a5| 4 10108 26 |: 35 | 1,75 


Werkstoff; Messing. 
Zahlentafel 4. 


Entwurf: G. Bolzen (zu DINORM 34). 


Scheibe mit 
Bolzen vernietet 


di; 

Beispiel für die Bezeichnung eines Bolzens zur Rundklemme Form 4A 

oder B mit a Gewindedurchmesser und 18 mm Länge: Bolzen @ 6 x18 DIN 34. 
Maße in mm 


Rundkl | | 
Gewindedurch- IJunaklemme Kundkommel es, | dı | da | g | h | k 
messer d 1 1 | | | 
4 15 | 20 8 | 9 | 1,25 2,6 | 6 | 12 | 2,5 | 0,8 | 3,5 | 2 
6 Tu le Ira Be 
Werkstoff: Messing. 
Zahlentafel 5. Zahlentafel 7. 
Entwurf: Patywurt: 
IN 15% Isolier- im, Isolier- 
scheibe Dachee 


15 % 


1 


Beispiel für die Bezeichnung einer Isolier- 
scheibe zur Rundklemme mit mm Gewinde- 
durchmesser: Isolierscheibe H 4 DIN 34. 


Maße in mm 


Beispiel 
buchse zur Rundklemme mit 4 mm Gewinde- 


für die Bezeic! nung einer Isolier- 


Isolierbuchse L 4 DIN 34. 
Maße in mm 


durchmesser: 


Gewindedurchmesser d dı | ds Gewinde- | 
Prrage er durch- a | dı da da h | m n 
Ä 14 | 45 messer d 
6 20 6,5 Be | 
4 a a I SH I 7 11 
Werkstoff: Isolierstoff. 2 | a ne a 


Zahlentafel 6. 


Betr.: Änderung unserer Satzung. 
Wegen Raummangels kann der Abdruck der 


Entwurf: Satzungsänderungen erst in Heft 35 erfolgen. 
K.KRordel- | Arms EEE EEE EEE TERTEETEETE 
Be RECHTSPFLEGE. 
DINORM : 
34). Zur Erhaltung und Wiederherstellung gewerb- 


licher Schutzrechte. 


Als ein Zeichen der Entwicklung und För- 
derung der früheren internationalen Be- 
ziehungen auf dem Gebiete des gewerblichen 
Rechtsschutzes und der Anbahnung des Ver- 
ständnisses für die wirtschaftliche Abhängig- 
keit der Völker voneinander ist das inter- 


Beispiel für die Bezeichnung einer Kordel- 
mutter zur Rundklemme mit 6 mm Gewinde- 
durchmesser: Kordelmutter K 6 .DIN 34. 


Maße in mm 


Bewindes j nationale Abkommen anzusehen, das am 
dasche d u, | a b h t k 30. VI. 1920 über die Erhaltung oder Wieder- 
ee ; RE herstellung der durch den Weltkrieg betroffenen 
gewerblichen Eigentumsrechte geschlossen 
4 12 | 65 | 913 | 7 | | 0.65 | worden ist und die ee Ausübung der 
6 18. \.85. | 13-|Sa.1g0 4 160% durch den Weltkrieg betroffenen gewerblichen 

| » | | ; Schutzrechte gewährleisten soll. 
} Ä . Gemäß Artikel 308 dee Friedensvertrages 


waren die Prioritätsfristen, die im Artikel 4 


des im Jahre 1911 in Washington revidierten 
internationalen Pariser Abkommens vom 
20. III. 1883 für die Einreichung oder Ein- 
tragung von Patent-, Muster- und Woaren- 
zeichengesuchen vorgesehen sind, soweit sie 
nicht am 1. VIII. 1914 bereits abgelaufen 
waren, für alle Angehörigen der vertrag- 
schließenden Mächte bis zum 10. VII. 1920 
verlängert. Diese Fristverlängerung hat nun- 
mehr durch das erwähntezwischen Deutschland, 
Frankreich, den Niederlanden, Polen, Portugal, 
Schweden, der Schweiz, Tschechoslowakei, 
Tunis abgeschlossene Abkommen eine weitere 
Erstreckung bis zum Ablauf von sechs Mo- 
naten nach Inkrafttreten des Abkommens er- 
fahren. 

Das Abkommen soll ratifiziert werden und 
die Urkunden sollen innerhalb einer Frist von 
längstens drei Monaten in Bern hinterlegt 
werden. Das Abkommen tritt für die Vertrags- 
mächte am Tage der Errichtung des Protokolls 
über die Niederlegung der Ratifikationsurkun- 
den, für andere dem Abkommen. beitretende 
Mächte am Tage der Niederlegung ihrer Ur- 
kunde in Kraft. ; 

In gleicher Weise werden die in Art. 307 
des Friedensvertrages vorgesehenen Fristen 
zur Erhaltung oder zum Erwerb von gewerb- 
lichen Schutzrechten durch Nachholen ver- 
säumter Handlungen, Zahlungen und anderer 
Verpflichtungen um ein Jahr vom Inkraft- 
treten des Abkommens an verlängert. End- 
lich verlängert das Abkommen auch noch die 
in Art. 307, Abs. 3 festgesetzte Frist für die 
Benutzung eines Patentes oder für den Ge- 
brauch einer Marke und bestimmt, daß ein 
Patent, Muster oder eine Marke wegen bloßer 
Niehtausübung oder eben Zune nicht 
vor Ablauf von zwei Jahren nach Inkraft- 
treten des Abkommens ungültig wird. Alle 
sonstigen Bestimmungen des Friedensver- 
trages zugunsten des gutgläubigen Vorbe- 
nutzers sowie alle Vorbehalte, Ausnahmen 
oder Einschränkungen, die der Friedensver- 
trag vorsieht, oder Sonderverträge und Gegen- 
seitigkeitsbestimmungen der einzelnen Signa- 
tarländer werden von diesem Abkommen 
nicht berührt. . 

PatentanwaltDr. B. Alexander-Katz. 


Gewerblicher Rechtsschutz in Kuba. — 
Die Londoner Handelskammer hat kürzlich 
diejenigen Firmen, die in Kuba Geschäfte be- 
treiben und eine Handelsmarke oder paten- 
tierte Artikel führen, auf die Notwendigkeit 
hingewiesen, diese sofort eintragen zu lassen, 
weil die Patente und Marken andernfalls nicht 
den Schutz der kubanischen Gesetze genießen. 
Diese beruhen auf dem Grundsatz der Priori- 
tät der Eintragung und schreiben einen vor- 
herigen Gebrauch der Handelsmarke nicht vor. 
Der Preis für die Eintragung oder Hinterlegung 
ausländischer Marken beträgt 30 $. Ausländer 
machen ihre Anträge zweckmäßig mittels einer 
vorschriftsmäßig vom kubanischen Konsul be- 
stätigten Vollmacht für eine in Kuba ansässige 
Person. Patente werden im allgemeinen auf 17, 
Handelsmarken auf 15 Jahre bewilligt. 


Zur Schutzdauerverlängerung bei Patenten 
und Gebrauchsmustern. — Für die Ent- 
scheidung über Anträge auf Verlängerung der 
Schutzdauer werden bei dem Reichspatent- 
amt 10 weitere Ausschüsse gebildet!), so 
daß deren Gesamtzahl nunmehr 12 beträgt. 
Dem 1. Ausschuß sind Kraft- und Arbeits- 
maschinen, dem 6. neben Berg- und Hütten- 
wesen auch die Beleuchtung, dem 8. Elektro- 
technik und dem 9. Physik als Fachgebiete 
überwiesen. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Die elektrische Festigkeit der Isoliermaterialien. 
In der Besprechung des Lehrbuches der 


‚, elektrischen Festigkeit der Isoliermaterialien 


(„ETZ‘““ 1920, S. 478) werden die Gleichungen 
von der Form c.p=i als dimensional ‚falsch‘ 
bezeichnet, was ich als Vorwurf eines groben 
Fehlers auffassen muß. Zur Beruhigung der 
Leser meines Buches erkläre ich, daß diese 
Gleichungen unter den im Buch aus- 
drücklich erwähnten Voraussetzungen (8. 47 
des Buches) richtig sind und damit auch alle 
Folgerungen, welche auf diesen Gleichungen 
aufgebaut sind, wie der aufmerksame Leser 
selbst schon erkannt haben wird. Kurzgesagt 
gelten diese Gleichungen für die Ladung des 
Kondensators mit Gleichstrom und die Lade- 
zeit (= lsek. Ich gebe zu, daß ein Leser, der 
das Buch nur flüchtig durchsieht, an dieser 
Gleichung Anstoß nehmen kann, und es 


!) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 478. 


co 


Ei; 


| 
| 


„ zität, p 


Yu 


26 August 1420. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


‘1920. 


Heft 34. 


683 


wäre vielleicht besser gewesen, alle Gleich- 


ungen, für welche die angegebenen Be- 
dingungen Voraussetzung sind, durch be- 
sondere Indexe kenntlich zu machen. Bezüg- 


lich der Definition der elektrischen Feldstärke 
verweise ich auf S. S und 13 des Buches. Ich 
benütze diese Gelegenheit, die Leser meines 
Buches darauf aufmerksam zu machen, daß 
mir bei den Abb: 45 u. 46 ein Versehen unter- 
laufen ist. Ich werde bei einer demnächst 
erscheinenden Veröffentlichung Gelegenheit 
haben, das Versehen zu berichtigen. 


Karlsruhe, 26. VI. 20. Schwaiger. 


Erwiderung. 

Die Tatsache, daß die Gleichung Op =i 
dimensional unrichtig ist, wenn (© die Kapa- 
die Spannung und i den Strom eines 
Kondensators bedeuten, wird durch die Be- 
merkungen des Herrn Prof. Dr. SCHWAIGER 
zu meiner Besprechung seines ‚‚Lehrbuches 
der elektr. Festigkeit‘ nicht geändert. Die 


ei Gerade 


——4 


Gleichung muß stets lauten O 


bei „Gleichstrom‘‘ nimmt ein Kondensator 
nur Strom auf, wenn sich die Spannung an 
ihm noch ändert. Die Frage der Dimensionen 
sollte gerade in einem Lehrbuche, das sich 
an die Praxis wendet, so konsequent und so 
einheitlich wie nur möglich behandelt werden. 


Zürich, 7. VII. 1920. Kuhlmann. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Dr. Hugo Cassirer }. 


In Dr. Hugo Cassirer, der am 9. VII. 
wenig über 50 Jahre alt, einem schweren 


 Herzleiden erlag, hat die Deutsche Elektro- 


SE 


technik, insbesondere aber die Draht- und 
Kabelindustrie, einen ihrer führenden Männer 
verloren. Dr. Hugo Cassirer wurde am 5. XII. 
1869 zu Breslau geboren. Er studierte in 
Berlin Chemie. Im Jahre 1892 trat er in die 
Kabelfabrik seines Onkels Otto Bondy in 
Wien ein, mit der speziellen Aufgabe betraut, 
die chemische Zusammensetzung der Isolier- 
massen von Hochspannungskabeln ausfindig 
zu machen. ‘Die Tätigkeit in dieser Fabrik 
führte ihn aber sehr bald von der spezifisch- 
chemischen Beschäftigung ab, und er widmete 
sich eingehend der Kabelfabrikation. Da in 
der Fabrik von Bondy .eine eigene Gummi- 
fabrik nicht bestand, ging Dr. Cassirer nach 
England und arbeitete als Volontär bei John- 
son & Philipps, um auch in der Gummiver- 
arbeitung eingehende Kenntnisse zu erwerben. 
Im Jahre 1896 nach Berlin zurückgekehrt, 
gründete er unter der Firma Dr. Cassirer & Co. 
eine Kabel- und Gummifabrik, zunächst in 
gemieteten Räumen in der Schönhauser Allee. 
Die Firma begann in bescheidenem Rahmen 
zunächst lediglich mit der Fabrikation von 
isolierten Leitungen, wobei aber von vorn- 
herein ein eigenes Gummiwerk eingerichtet 
wurde. Im Jahre 1898 wurde das inzwischen 
ständig sich erweiternde Unternehmen nach 
dem Grundstück in Charlottenburg, Kepler- 
straße, verlegt, wo es sich jetzt noch befindet. 
Gleichzeitig wurde auch die Fabrikation 
von Starkstrom- und Fernsprechkabeln auf- 
genommen. Zu Ende des Jahres 1919 wurde 
die Firma in eine Aktiengesellschaft umge- 
wandelt. Dr. Hugo Cassirer hat es verstanden, 
aus kleinen Anfängen sein Unternehmen 
zu einem der angesehensten Werke der Draht- 
und Kabelindustrie emporzuführen. Er war 
einer der seltenen Männer, die ausgezeichnetes 
technisches Wissen und Können mit wirt- 
schaftlichem Weitblick und kaufmännischer 
Klugheit verbanden. In den kleinsten Einzel- 
heiten der fabrikatorischen Praxis war er 
ebenso bewandert wie in der großzügigen Be- 
handlung wirtschaftlicher Fragen. Während 
des Krieges stellte er sein Unternehmen in den 
Dienst der Landesverteidigung und neben den- 
jenigen Fabrikaten, die dem eigentlichen Ar- 
eitsgebiet der Firma entsprachen, gingen aus 
seinen Werkstätten große Mengen von Kriegs- 
material anderer Art hervor. ° Über sein 
engeres Fachgebiet hinaus wurde gerade in 
den schweren Zeiten des Krieges und der 
Übergangswirtschaft sein kluger Rat überall 
da gesucht, wo es sich um die Mitarbeit an 
schwierigen wirtschaftlichen Aufgaben handelte. 
Kaum eine Vereinigung oder ein Gremium 
innerhalb der elektrotechnischen Industrie 
ab es, in dem Dr. Cassirer nicht an leitender 

telle mitwirkte. So gehörte er u. a. dem 
Vorstand des Zentralverbandes der deutschen 
elektrotechnischen Industrie an, zu gleicher 
Zeit war er Vorsitzender von dessen Fach- 
gruppe für Drähte und Kabel, er war Vor- 
»tandsmitglied der Vereinigung der elektro- 


technischen Spezialfabriken, Aufsichtsrats- 
mitglied der Kriegsmetall - Aktiengesellschaft 
seit ihrer Gründung und Ausschußmitglied 
des Metallwirtschaftsbundes. Eine besonders 
fruchtbare Tätigkeit entfaltete er in der Draht- 
und Kabelkommission des VDE. An der 
Fortentwicklung und Durchführung der Nor- 
malien für isolierte Leitungen und an der 
Konstruktion der vielfachen durch die Kriegs- 
verhältnisse notwendig gewordenen Ersatz- 
leitungen in den Übergangsbestimmungen war 
er führend beteiligt. Den drei großen Ver- 
bänden der Kabel- und Leitungsdrahtin- 
dustrie gehörte er als Mitglied des Vorstandes 
bzw. des Verwaltungsrates an. 

Als ein Mann von ungewöhnlicher Tat- 
kraft und ausgeprägtem Temperament, reich 
an Wissen und klug im Urteil, liebenswürdig 
im Wesen und anregend im Verkehr, so wird 
Dr. Hugo Cassirer ‘in der Erinnerung der 
vielen engeren und weiteren Fachgenossen 
fortleben, deren größte Wertschätzung auch 
als Mensch sich der Verstorbene in langjähriger 
gemeinsamer Arbeitin Wirtschaft und Technik 
erworben hat. Apt. 


Dr. Hugo Cassirer 7. 


Hochschulnachrichten. Prof. Dr. Max 
Reich ist zum Nachfolger von H. Simon 
auf den Lehrstuhl für angewandte Elektrizität 
an der Universität Göttingen berufen worden. 
Reich war 1899 bis 1900 Assistent am Berliner 
physikalischen Institut, kam dann an das 
physikalische Institut des Physikalischen Ver- 
eins in Frankfurt a. M. und 1902 an das Göt- 
tinger physikalische Institut, Abteilung für an- 
gewandte Elektrizität. Ostern 1905 erhielt 
Reich die Venia legendi in Jena und kehrte 
1908 nach Göttingen zurück als Leiter der 
dem Institut für angewandte Elektrizität an- 

egliederten radioelektrischen Versuchsanstalt 
ür Marine und Heer. — Prof. Dr. Ludwig 
Prandtlist als Nachfolger von Dr. Föppl auf 
den Lehrstuhl für Mechanik an der Münchener 
Technischen Hochschule berufen worden. 
Geh. Rat Prof. David-Wien, Professor der 
Physik an der Universität Würzburg, hat den 
Ruf als Nachfolger Röntgens an die Mün- 
chener Universität angenommen. Er wird im 
Sommer 1921 seine Lehrtätigkeit in München 


beginnen. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Feldschwächung bei Bahnmotoren. 
Von Dr.-Sng. L. Adler. Mit 37 Textabb. 
44 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, 
Berlin 1920. Preis 4,20 M. 

Die Schrift, welche auf Anregung des 
Vereins Deutscher Straßenbahn- und Klein- 
bahn-Verwaltungen entstanden ist, bringt eine 
Zusammenstellung derjenigen Gesichtspunkte, 
die sich als maßgebend für die Anwendung 


der Feldschwächung der Gleichstrom-Bahn- 


motoren erwiesen haben. Die Vorteile der 
Feldschwächung sind zweierlei Art, erstens 
eine Ausdehnung des Drehzahlbereiches eines 
Motors und dadurch eine Vergrößerung der 
Verwendbarkeit. Je nach den geforderten 
Leistungen beim Anfahren und bei Höchst- 
geschwindigkeit kann unter Umständen durch 
die Verwendung der Feldschwächung die Wahl 
eines kleineren Motors möglich werden. 
Zweitens läßt sich eine Energieersparnis beim 
Anfahren erzielen, indem auf einigen Anfahr- 
stufen statt der sonst erforderlichen Dreh- 
zahlregelung mit Vorschaltwiderständen eine 


solche mittels Feldschwächung eingeführt 
wird. Die Widerstandsverluste auf den be- 
treffenden Anfahrstufen fallen dann fort. 


‚Um diesen Vorteil recht auszunützen, ist auch 


auf Reihenschaltung der Motoren eine Feld- 
schwächungsstufe vorzusehen. Der Ver- 
fasser zeigt, daß gerade dies bei Straßenbahnen 
besonders wirksam ist. Die Energieersparnis 
fällt um so mehr für den Wattstundenver- 
brauch der Fahrzeuge ins Gewicht, je kleiner 
die Haltestellenentfernungen sind. Ist letztere 
so groß, daß die Fahrt nicht mehr in einem 
einmaligen Beschleunigen und Auslaufenlassen 
des Fahrzeuges bestehen kann, daß vielmehr 
wegen der einzuhaltenden Höchstgeschwindig- 
keit mehrmaliges Einschalten und Auslaufen- 
lassen erforderlich wird, oder besitzt die Strecke 
Steigungen, so verliert die Energieersparnis 
durch die Feldschwächungsstufen schnell an 
Bedeutung für den gesamten Energieverbrauch 
eines Fahrzeuges. Die Nachteile der Feld- 
schwächung sind Vermehrung der Steuerungs- 
apparate und größere Empfindlichkeit der 
Motoren im Betriebe. Der Verfasser behandelt 
die Mittel zur möglichsten Überwindung der 
auftretenden Schwierigkeiten. Das Bestreben 
des Verfassers, die undeutschen Worte ‚„shunt‘ 
und ‚shunten‘“ zu verdrängen und durch 
„Feldschwächung“ und Feldschwächungs- 
widerstand‘‘ zu ersetzen, verdient volle Aner- 
kennung. Es wäre aber auch wünschenswert 
gewesen, das ebenfalls undeutsche Wort 
„Touren“ zu ersetzen, was durch ‚Drehzahl‘ 
leicht möglich ist. ‚Nicht beistimmen kann 
man dem Vorschlag des Verfassers, das Ver- 


hältnis Feldstrom: Ankerstrom als Feld- 
schwächungsgrad zu bezeichnen, denn das 
widerspricht dem klaren Sprachgebrauche, 


nach welchem mit Grad der Schwächung die 
Zahl, um wieviel geschwächt werden soll, be- 
nannt wird. Es ist m. E. nicht erforderlich, 
wegen eines Ausdruckes, der nur von wenigen 
Spezialisten häufiger gebraucht wird, ein neues 
Wort einzuführen. : Hierdurch würde nur der 
Gebrauch als Schlagwort begünstigt und das 
Auftreten von Schlagworten in den Fragen, 
die mit der Feldschwächung zusammenhängen, 
liegt weder im wohlverstandenem Interesse 
der Firmen noch der Bahn verwaltungen. 
Gerstmeyer. 


Streifzüge in das Gebiet der Mathe- 
matik und Geometrie. Ein Hilfsbuch 
für Lehrer und Schüler fachverwandter 
Lehranstalten zur Belebung des Studiums 
und zur Benutzung beim Selbstunterricht 
gesammelt von Dr. L. Klein. Heft 1. 
Zur Kreislehre (Über Näherungskonstruk- 
tionen für algebraisch unlösbare Aufgaben 
aus der Kreislehre) über das sogenannte Vi- 
vianische Fenster. II und 43 S. in 8°. Preis 
1 Kr. — Heft 2. Über eine Verallgemeine- 
rung des Feuerbachschen Kreises. II und 
32 S. in 8%, Preis 1. Kr. — Heft 3. Über 
die Trisektion des Winkels (Anhang über 
das sogenannte Delische Problem). 78 >. 
in 8°, Preis 1,50 Kr. — Heft 5. Zur Ver- 
messungskunde, Nachträge zu früheren 
Heften, über die Ludolphische Zahl, zur 
Ausgleiehsrechnung. Verlag von Julius Küh- 
kopf. Korneuburg 1917. Preis 7 Kr. 


Der Verfasser hat die altberühmten Pro- 
bleme der antiken Geometrie zum Ausgangs- 
punkte für eine Reihe selbständiger Einzel- 
darstellungen gewählt, um Lehrern und Lieb- 
habern der Mathematik einen reichhaltigen 
Stoff zum Selbstunterricht über solche Gegen- 
stände der reinen und angewandten Mathe- 
matik in die Hand zu geben, denen im ge- 
ordneten Lehrgange naturgemäß nur ein be- 
schränkter Raum zugemessen werden kann. 
Die erste Stelle und den breitesten Platz 
nimmt das Problem der Kreisquadratur ein 
(Heft 1 Teil I und II, Heft 5 Nachträge); hier 
wird zunächst eine Übersicht über die ge- 
schichtliche Entwicklung des Problems ge- 
geben und über seine Unlösbarkeit mit Zirkel 
und Lineal berichtet; alsdann werden zahl- 
reiche Näherungskonstruktionen vorgeführt 
und auf ihre Genauigkeit hin untersucht; den 
Beschluß bildet eine eingehende Diskussion der 
Methoden zur numerischen Berechnung der 
Zahl nr. Eine ähnliche Behandlung finden die 
Probleme der Kreisteilung und der Winkel- 
teilung (Heft:1, Teil III und Heft 3) unter ein- 


684 


gehender Erörterung konstruktiver Näherungs- 
methoden sowie mechanischer Apparate zur 
Dreiteilung des Winkels; hieran schließt sich 
eine kurze Besprechung des Delischen Pro- 
blems. Der Apollonischen Berührungsaufgabe 
in Ebene und Raum ist das Heft 4 der Streif- 
züge gewidmet, das indessen bisher noch nicht 
im Druck erschienen ist. Weitere Abschnitte 
befassen sich mit neueren Gegenständen und 
bringen unter anderem die Ergebnisse eigener 
Untersuchungen des Verfassers; es handelt 
sich hier um gewisse Eigenschaften des Vivia- 
nischen Fensters (Heft 1, Heft 3 und Heft 5) 
und um eine von Steinerschen Sätzen aus- 
gehende projektive Verallgemeinerung und 
Dualisierung des Neunpunktekreises im Drei- 
ecke (Heft 2 und 5); ferner um eine wichtige 
spezielle Aufgabe der Vermessungskunde (Heft 
2) sowie endlich um die Anwendung der Aus- 
BO SE auf die Beurteilung von 
Schießergebnissen. Die zahlreichen Figuren 
sind sehr sorgfältig entworfen ; die ansprechende 
Darstellung läßt überall den in der Praxis er- 
fahrenen Techniker spüren und legt Zeugnis 
von dem emsigen Fleiße des Verfassers ab; 
demgegenüber fallen einige sachliche Unge- 
nauigkeiten und der Mangel einer planmäßigen 
Stoffanordnung nicht allzustark ins Gewicht. 
Das kleine Werk ist wohlgeeignet, Interesse 
an den behandelten Gegenständen zu wecken 
und eigne Forschungen des Lesers anzuregen. 

P. E. Böhmer, Dresden. f 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Die Übersichtsbuchführung. Von H. Meyer- 
heim. 2. umgearb. und verm. Aufl. 338. in 80 
Handelspraktischer Verlag, Berlin 1920. Preis 3M. 


Der Ingenieur-Kaufmann. Von A. Wöbcken. 
212 S. in 80, Verlag R Oldenbourg, München 
und Berlin 1920. Preis 22 M, geb. 26 M. 


Lehrbuch zur Vorbereitung für die Ab- 
legung der Gehilfen und Meisterprüfung 
im elektrotechnischen Installations- Ge- 
‚werbe. Von F. Bode. 4. Aufl. 317 S. in 8°, 
Verlag der Hauptstelle des Verbandes der Elektro- 
technischen Installations-Firmen in Deutschland 
E. V., Frankfurt a. M. 1920. Preis für Mitglieder 
8,50 M, für Nichtmitglieder 10 M. 


Neue Zeitschriften. 
Internationale Propaganda für Qualitäts- 
erzeugnisse, eine Monatsschrift, betitelt 
„Qualität“. Schriftleitung und Ausstattung: 
C. E. Hinkefuß, Geschäftsstelle: Internatio G. m, 
b. H., Verlagsgesellschaft, Berlin-Charlottenburg, 


[Die Zeitschrift stellt sich die Aufgabe, für den 
Qualitätsgedanken in der Fertigung, für Veredelung 
industrieller und gewerblicher Erzeugnisse zu 
wirken, Produzenten und Verbraucher davon zu 
überzeugen, daß „wahrhaft schön nur das vom 
Beiwerk befreite Zweckmässige“ sei. Um dieses zu 
‚grreichen, will sie sich selbst als Qualitätserzeugnis 
präsentieren, und das uns als Doppelnummer vor- 
liegende Gründungsheft (15 M) soll den Beweis 
liefern. Es fragt sich aber, ob es überhaupt ge- 
rechtfertigt ist, der genannten Aufgabe eine eigene 
Zeitschrift zu widmen. Nicht gerechtfertigt er- 
scheint uns auf alle Fälle bei der herrschenden wirt- 
schaftlichen Notlage die fast prätentiöse Ausstattung 
(Format nahezu 50>35 cm mit entsprechender 
Schriftgröße auf Kunstdruckpapier, kostspieliger 
Mehrfarbendruck usw.), die auch von dem als 
Förderer des Qualitätsgedankens in dem Gründungs- 
heft gefeierten Ernst Abbe wohl kaum gutgeheißen 
worden wäre. Das Jahresabonnement (12 Nummern) 
kostet 120 M.] 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Außenhandel. — Nach einer Mitteilung des 
Schutzvereins für Handel und Gewerbe im 
Saargebiet bedürfen die von Handelskam- 
mern usw. ausgestellten Ursprungszeug- 
nisse keiner Beglaubigung durch ein 
französisches Konsulat oder durch deutsche 
Zoll- und Steuerbehörden mehr. — Der Ar- 
beitsausschuß des Metallwirtschaftsbun- 
des hat, vorbehaltlich der Zustimmung der 
Vollversammlung, beschlossen, die Einfuhr von 
Ferrovanadium und von Ferrochrom bis 
max. 1,5% C vorläufig freizugeben. Der Metall- 
wirtschaftsbund soll berechtigt sein, bis 30 t 
Wolfram im Ferrowolfram monatlich zum 
Import zuzulassen, soweit er dies für er- 
forderlich hält; darüber hinaus nur, wenn die 
deutschen Erzeuger den Verbrauch nicht zu 
angemessenen Preisen, Bedingungen und Liefer- 
terminen decken können. 


Eilektrotechnische Zeitschrift. 


{ 


! 


Aus der Geschäftswelt. 
Aufsichtsrat der Allgemeinen Elektriei- 
täts-Gesellschaft hat beschlossen, einer 
außerordentlichen Generalversammlung die Er- 


höhung des Aktienkapitals um 250 Mill. M 


6%ige kumulative Vorzugsaktien mit ein- 
fachem Stimmrecht vorzuschlagen, die vom 
1. I. 1925 an mit 115% einzulösen, die Gesell- 
schaft sich vorbehält. Im Falle der Liquidation 
nehmen sie mit gleichem Prozentsatz am Li- 
quidationserlös teil. 175 Mill. M sollen sofort 
ausgegeben werden. Bei Annahme des Vor- 
schlages wächst das Aktienkapital des Unter- 
nehmens demnächst auf 550 Mill. M an. — In 
Berlin ist die Elektrieitätsgesellschaft 
Fema A.-G. (Betrieb von Unternehmungen 
und Geschäften der elektrotechnischen und 
dieser verwandten Industrien) mit 0,3 Mill. M 
eingetragen worden, in Ulm die Gesellschaft 
für elektrische Apparate m. b. H. mit 
0,1 Mill. M, in München die unter Mitwirkung 
der Bayerischen Stickstoffwerke gegründete 
Bayerische Kraftwerke A. G. (Ausbau und 
Verwertung von Wasserkräften, Erwerb, Bau 
und Betrieb von Elektrizitätswerken usw.) mit 
1 Mill.M. — Unter der Bezeichnung Kaplan- 
Turbinen-Konzern, Berlin, hat sich eine 
Vereinigung bekannter in- und ausländischer 
Maschinenfabriken gebildet, um das aus- 
schließliche Ausführungs- und Vertriebsrecht 
für die Kaplan-Turbine in einer Reihe von 
Ländern zu übernehmen. 


WARENMARKT. 


Eisen und Stahl. — Bei Wolfenbüttel 
ist neuerdings mit der Eisenerzgewinnung be- 
gonnen worden. Die Untersuchung der Erze 
hat ergeben, daß sie hochprozentig sind und 
denen von Briey und Longwy nicht nachstehen. 
Das für Deutschland bestimmte 36% ige Eisen- 
erz von Briey wird mit 25 bis 26 Fr/t ab Con- 
flans angestellt, während die für das lothrin- 
gische Erz geforderten Preise zwischen 18 und 
21 Fr/t schwanken. — Draht. Die Draht- 
Konvention hat die Preise für gezogenen Draht 
von 4400 auf 3900 M, für Schrauben- und Nie- 
tendraht von 4850 auf 4300 M und für verzink- 
ten Draht von 5600 auf 5000 M/t ermäßigt. 
— Schrott. Am Schrottmarkt überwiegt ent- 
gegen anderen Meldungen aus der letzten Zeit 
immer noch bei weitem das Angebot, da die 
schrottverbrauchenden Werke ihren Bedarf 
auf längere Zeit gedeckt haben. Anderseits 
kommen von der Eisenbahnbehörde und aus 
Kriegsbeständen große Mengen von Schrott 
immer noch auf den Markt. Auch veräußern 
vielfach Kapitalisten, die aus Steuergründen 
und aus Spekulation große Mengen von Schrott 
gehamstert hatten, angesichts des Preissturzes 
ihre Bestände. Die Preise für Kernschrott be- 
trugen am 1. VI. 725, am 1. VII. 600 und am 
1. VIII. 500 M/t gegen 300 M am 1. IX. 1919 
und 2100 M am 1. III. 1920. — Gummi. 
Die Lage am Rohgummimarkt hat sich im 
Laufe des Juli nicht gebessert. Die Preise be- 
wegten sich weiter nach unten und erreichten 
am 3. VIII. mit 1 s9d/Ib für Crepe I und 
1s 8d/lb für Smoked Sheets den bisher nied- 
rigsten Stand des Jahres. Man hofft, daß eine 
Belebung des Marktes, den Vorjahrsverhält- 
nissen entsprechend, von September ab ein- 
treten wird, zumal große Verschiffungen nach 
den V.S. Amerika erfolgt sein sollen. Der 
Londoner Rohgummimarkt hat sich seit An- 
fang August wieder etwas befestigt. Am 18. 
VIII. wurden dort für Crepe I 1s 1134 d/lb, 
für Sheets 1 s 10%, d/lb gezahlt.- Im ersten 
Halbjahr 1920 sind in Para 9208 t Gummi ver- 
schifft worden; davon gingen u. a. in die V.S. 
Amerika 6312 t, nach England 2286 und nach 
Deutschland 100 t. — Jute. Nachdem sich 
unter dem Eindruck des amtlichen Erntebe- 
richtes für Jute in London während der letzten 
Zeit eine gewisse Belebung des Geschäftes be- 
merkbar gemacht hatte, ist jetzt wieder ein 
Rückschlag eingetreten. Der Preis für August/ 
September-Ware ist auf 41 £/t zurückgegan- 
gen; noch gegen Ende des vorigen Monats be- 
trug er 45 £/t. — Flachs. In Süddeutschland 
hat die Flachsgewinnung seit 1917 erheblich 
zugenommen. ährend 1917 9800 Ztr. ge- 
erntet wurden, schätzt man die diesjährige 
Gesamtablieferung auf 50 000 Ztr. Am eng- 
lischen Flachsmarkt ist die Lage nach wie vor 
gespannt. In letzter Zeit trafen, nachdem die 
ziemlich kleinen Mengen, die aus Rußland ein- 
Beier werden konnten, bereits in den Ver- 

rauch übergegangen sind, verhältnismäßig ge- 
ringe Verladungen aus Australien in eng- 
lischen Häfen ein. Für eine der letzten Sen- 
dungen, die etwa 15 betrug, wurden 325 £/t 
gezahlt. Australien ist bemüht, auf Veran- 


b: E. 0, Zehme in Berlin. — 


1920. . Heft 34. 


— Inland. Der 


Verlag von Julius 8pringer in Berlin. 


26. August 1920. 


lassung der britischen Regierung den Flachs- 
bau möglichst zu fördern. — Hanf. Nach Be- 
richten der italienischen Regierung werden in 
nächster Zeit die ersten Hanflieferungen aus 
der neuen Ernte auf den Markt gelangen. Die 
Preise werden sich voraussichtlich auf über 
1000 Lire/dz stellen. — Seide. Am Mailänder 
Seidenmarkt verlief die letzte Zeit ruhiger; zu 
wichtigen Abschlüssen ist es nicht gekommen. 
Rohseiden wurden wie folgt bezahlt: Exquis 
Org. 19/21 405 Lire, Extra Org. 20/22 385 Lire, 
Mailänder Trame 26/30 355 Lire, Webgrögen 
365 Lire, gute Zwirngregen 9/11 bis 10/12 
345 Lire/dz. Der japanische Seidenmarkt hat 
sich seit Ende Juni stark erholt. In Yoko- 
hama werden wieder bedeutende Umsätze er- 
zielt und die Preise stehen sehr fest. Auch in 
New York, hat sich der Rohseidenmarkt in 
letzter Zeit wieder wesentlich lebhafter ge- 
staltet. Die Preise ziehen für alle Sorten an. 
— Schellack. Seit Juni haben die Schellack- 
preise in London wieder angezogen. Damals 
notierte man für Fair N. T. spot 590 bis 600 
s/cwt. Am 7. VIII. war die Notierung auf 
675 s/ewt gestiegen. — Soda. Nach einer 
Mitteilung des italienischen Kolonialministeri- 
ums sindin der Umgegend von Fezza in der Pro- 
vinz Tripolis wichtige Sodalager aufgefunden 
worden. — Metallpreise. Die Notierungen 
der Vereinigung für die deutsche Elektrolyt- 
kupfernotiz bzw. der Kommission des Berli- 
ner Metallbörsenvorstandes (letztere ver- 
stehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in 
M/100 kg: 


Metall | 20. VIIL | 16. VIII. 
| 


Elektrolytkupfer (wire 
bars), prompt, cif Hamburg, 


Bremen, Rotterdam . . 2146 1982 
Raffinadekupfer 99/99,3%/, 1500 1450 
Originalhüttenweichblei . 620 560 
Originalhüttenrohzink, 

Preis im freien Verkehr . 750 720 
Plattenzink (remelted) von 

handelsübl. Beschaffenheit 520 490—500 
Originalhüttenaluminium 

98/99%/,in gekerbt.Blöckchen 2300 12600—2700 
dsgl. in Walz- oder Draht- 

baren . . 2.2.2.2... 12950—3000 2800—2850 
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- 5150 4875 
Hüttenzinn, mind. 990) A _ — 
Reinnickel 98/99%, . 4000  13650—3700 
Antimon-Regulus , e 900 850 
Silber in Barren ca. 900 fein 

für 1 kg fein . . « 11300 —1320|1185—1195 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach ‚Mining Journal“ am 13. VIII. 1920 für 
I ton (1016) kg) notiert: 


, ER Wet £ a d 
*Kupfer: best selected . 104 0 O0 bis106 0 0 
1 2, electrolyt.. 112 00,16 00 
2 wire bars. .. 15 0 0 „16 0 0 
2 n standard,Kasse 9 10 0 „ 9 15 0 
Rue: »„ ._8Mon 9% 5°0;,,.9%610 0 
Zinn: standard, Kasse. . 27615 0 „2700 
n - 3Mon. . 283 10 0 „28 0 0 
„.straitae 0.220007 2852020 22700 
Blei: span. oder nichtengl. 
Weichblei.... 3550 ,„ 3515 0 
». gew. engl. Blockblei 3 00, — — — 
Zink: gew. Sorten. ... 4110 0 „543: 078 
». „zemelted'.. . 22 35-00 , 136.020 
m. engl Swanea .. 400, zZ 


60/63 £ net. 
165 £ (Inland); 

185 £ (Export). 
230 £ (In- u. Ausland). 


20£10s bis 21 £. 
20 8. 


Antimon: engl. Reg. . . 
Aluminium: 98 bis 990/, 


Nickel: 98 bis 990/, gar. 
Quecksilber: nom, für 

die 75 Ibs.-Flasche. . . 
Platin: je Unze nom... . 


In New York notierte Elektrolyt- 
kupfer am 20. VIII. 1920 loko 19 ets/Ib. 


* Netto. 


Bezugsquellennachweis, 


Antwort auf Frage 24 in Heft 32, 
„ETZ“ 1920. Vorrichtungen zur Sicherung von 


Glühlampen gegen Diebstahl liefert Ingenieur 


Alf. Bock, Duisburg-M., Kückendellstr. 1. 


Berichtigung. 


In dem Bericht über die Elektrizitäts-. 


versorgung Dänemarks — ‚„ETZ‘ 1920, 
S.417— müssen bei den Tarifsätzen statt Öre 
holl. Cents gesetzt werden, was wir nach- 
träglich zu ändern bitten. - 

En TE 


Abschluß des Heftes: 21. August 1920, 


685 


lektrotechnische Zeitschrift 


| (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Sehriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Fernsteuerung in Drehstromanlagen. 
- Von H. Roth, Danzig-Langfuhr. 


Übersicht. Es wird eine Fernsteuerung be- 
schrieben, die bei Drehstromanlagen gestattet, ohne 
besondere Schaltleitungen eine große Anzahl von 
Schaltern wahlweise zu- oder abzuschalten. Dazu 
wird benutzt ein dem Drehstrom überlagerter zer- 
hackter Gleichstrom ‘unter Benutzung der Resonanz 
zwischen diesem Gleichstrom und der Eigenschwingung 
eines als Empfänger ausgebildeten kleinen Gleich- 
stromankers. ° 


Es ist allgemein bekannt, daß man Wech- 


selströmen Gleichstrom überlagern kann, für 
die Einführung des Gleichstroms müssen zwei 
neutrale Punkte vorhanden sein. Hiervon wird 
bei der Prüfung von Drehstromtransformatoren 
auf Erwärmung durch die sogenannte künst- 
liche Belastung, wie dies Abb. ] zeigt, ausgiebig 


HHHH— 
I Fu 
ı v 
4 er 
[a En 
L£) er 


Abb. 1. Drehstrom mit überlagertem Gleichstrom. 


Gebrauch gemacht. Wird beim Gleichstrom 
die Erde als Rückleitung benutzt, wie dies die 
punktierten Erdleitungen andeuten, so kann 
diese Überlagerung auf beliebig weite Strecken 
vorgenommen werden, ohne daß dazu beson- 
dere Fernleitungen erforderlich werden. Hier- 
mit kann demnach von dem Elektrizitätswerk 
aus ein kleiner Gleichstrommotor mit perma- 
nenten Magneten in 
zu einer Rechts- oder Linksdrehung veranlaßt 
werden, wenn noch die Stromrichtung des 
Gleichstroms mittels Unschalter gewählt wer- 
den kann. Dies würde die "einfachste Fern- 
steuerung sein, sie ist aber nur brauchbar für 
einen einzigen Apparat. oder für mehrere, die 
gleichzeitig gesteuert werden sollen. Außerdem 
ist dabei noch hinderlich, daß leicht ungewollte 
Schaltungen auftreten könnten, z. durch 
abirrende Gleichströme, herrührend von Über- 
spannungen. ' 

Wird dagegen verlangt, daß von mehreren 
angeschlossenen Apparaten immer nur ein be- 
stimmter ansprechen soll, so muß statt des 
normalen Gleichstroms ein zerhackter (Abb. 2) 


S 
SS 
S 


Zeit 
Abb. 2. Zerhackter Gleichstrom. 


verwendet und für jeden Apparat eine andere 
Zeitdauer 7 gewählt werden, wobei 7 verhält- 
nismäßig groß ist gegenüber der Zeitdauer des 
Wechselstroms und durch ein verstellbares Pen- 
del genau eingestellt werden kann. Die sämt- 
lichen angeschlossenen Gleichstromanker wer- 
den durch diese Stromstöße zu Schwingungen 
veranlaßt; wird jedem Anker eine andere Eigen- 
schwingung gegeben, so werden im allgemeinen 
diese Schwingungen ganz unregelmäßige sein, 
da die Stöße sich teilweise in ihrer Wirkung auf- 
heben, nur wenn die Eigenschwingung des An- 
kers mit der eingestellten Zeitdauer 7 überein- 
stimmt, d. h. wenn die beiden Schwingungen in 
Resonanz sind, wird jeder Stromstoß den Anker 
ınehr beschleunigen und einen größeren Ablen- 
kungswinkel gegenüber der Nullage hervor- 
rufen. Werden 2 Kontakte, der eine im rech- 
ten, der andere im linken Drehsinn,in gleichem 
Winkelabstand von der Nullage angebracht, so 
muß infolge der Eigendämpfung immer der 
Kontakt, der in Richtung des Antriebsdreh- 
momentes liegt, zuerst von einem an der Achse 
des Ankers angebrachten Hebel erreicht wer- 


irgendeinem Unterwerk : 


Berlin, 2. September 1920. 


den; durch Änderung der Stromriehtung ist es 
daher möglich, von 2 Kontakten einen ganz 
bestimmten als ersten zu berühren, die ganze 
Apparatur muß dann nur noch so entwickelt 
werden, daß diese erste Kontaktbildung allein 
den weiteren Schaltvorgang bestimmt. 

Nach diesem Prinzip werden im städtischen 
Elektrizitätswerk Danzig, dessen Betriebsinge- 
nieur Wurmbach auf diese Fernsteuerung ein 
Patent erhalten hat, zunächst 2 Maximalöl- 
schalter des mit 3000 V betriebenen Kabel- 
netzes von dem Werke aus gesteuert, Diese 
Schalter liegen in Ringleitungen und müssen 
fast täglich geschaltet werden, um die Wirt- 
schaftlichkeit des Kabelnetzes zu verbessern. 
Nach Überwindung der Kinderkrankheiten 
sind die Apparate seit etwa 1 Jahr in einwand- 
freiem Betrieb mit folgender Einschränkung: 
Ist im Kabelnetz ein größerer Erdschluß vor- 
handen, so kann natürlich eine Fernbetätigung 
nicht erfolgen, da dann der im Werke zur Erde 
geleitete Gleichstrom nicht durch die Erdlei- 
tungen der kleinen Gleichstromanker zurück- 
fließt, sondern sich den günstigeren Weg über 
den Erdschluß aussught. Da in Kabelnetzen 
Erdschlüsse selten vorkommen, ist dieser Nach- 
teil hier nicht von großer Bedeutung, unange- 
nehmer ist er in Freileitungsnetzen, da dadurch 
die Schaltung gerade dann versagt, wenn zur 
Beseitigung dieses Erdfehlers Umschaltungen 
der einzelnen Strecken am notwendigsten' sind. 
Aber trotzdem wird man auch hier von 
dieser Fernsteuerung oftmals guten Gebrauch 
machen können, z. B. wenn es sich um Schalter 
handelt, die betriebsmäßig häufig geschaltet 
werden müssen, die also nicht in.der Haupt- 
sache als Maximalschalter gebraucht werden, 
wie dies z. B. beim Zusammenschluß mehrerer 
Werke vorkommt, um Strecken zum Zwecke 
besserer Spannungshaltung umschalten zu 
können. Der Übelstand wird auch weniger hin- 
derlich sein, wenn durch Umschalten der feh- 
lerhaften Strecke auf eine besondere Sammel- 
schiene das Hauptnetz wieder reingemacht 
oder wenn eine Einrichtung getroffen werden 
kann, die länger andauernde Erdschlüsse auto- 
matisch vom Netze abtrennt. 

Die im Elektrizitätswerk Danzig benutzte 
Schaltung ist in Abb. 3 angegeben. Zu dem 
Geber P, einem Pendel mit verschiebbarer 
Linse, führt von der Gleichstromquelle über 
einen Umschalter U, der zum Wählen der 
Stromrichtung dient, die Leitung über ein Zeit- 
relais R, das einen Stromschluß von bestimmter 
einstellbarer Dauer herbeiführt, sobald die 
Wicklung dieses Relais durch einen Druckknopf 
einen kurzen Stromstoß von der Gleichstrom- 
quelle erhalten hat. Wenn also Schalter T, 
Relais R eingeschaltet und Geber P in Bewe- 
gung gesetzt ist, so fließt der zerhackte Gleich- 
strom über Widerstände W, und W,, die Dreh- 
stromfernleitung und über die Empfänger E 
(umgearbeitete Danubia-Zähler, bei denen 
durch zwei sich entgegenwirkende Spiralfedern 
eine feste Mittellage geschaffen ist und außer- 
dem mit Hilfe verschieden starker Federn den 
Ankern verschiedene Eigenschwingungszahlen 
gegeben sind) zur Erde und von hier über die 
Erde im Werke nach der Gleichstromquelle zu- 
rück. Mit Widerstand W,| kann die Gesamt- 
stromstärke und mit W, die Stromstärke jedes 
Empfängers eingestellt werden; zu den Emp- 
fängern P ist noch ein induktionsfreier Wider- 
stand W, von etwa 8 © parallelgeschaltet, so- 
wohl um Wechselströmen einen bequemen Ne- 
benweg zu schaffen als auch um die Eigen- 
dämpfung zu vergrößern. Stimmt die Eigen- 
schwingung von E mit der des Gebers P über- 
ein, so wird durch den mitschwingenden Hebel- 
arm H je nach der Stromriehtung zunächst 
Kontakt mit K, oder mit K, hergestellt, hier- 
durch wird über das Zeitrelais ZR, oder ZR, 
von einer Wechselstromgquelle ein Strom ent- 
sandt und dadurch emtweder ZR, oder ZR, zum 
Ansprechen gebracht. Damit wird aber die 
Stromführung zu beiden Zeitrelais unter- 
brochen, so daß also erst nach selbsttätiger 
Rückstellung des eingeschalteten Relais, d.h. 
nach Ablauf einer bestimmten, einstellbaren 
Zeit eine neue Schaltung möglich ist. Die Re- 
lais ZR, oder ZR, legen mit den Kontakten K, 
oder K4 ihrerseits die Wechselstromspannung 


Heft 35. 


an den Steuermotor und bewirken damit das 
Ein- oder Ausschalten des Ölschalters.. Damit 
keine fehlerhaften Nachschaltungen vorkom- 
men können, muß das Zeitrelais R früher abge- 
laufen sein als die Zeitrelais ZRı oder ZR,. 


Gleichstrom- 
weile 


Abh. 3. Schaltplan. 


Bei Netzen mit Erdschlußspulen (4) wird 
man den Gleichstrom über einen Umschalter 
(b) ohne Unterbrechungsstelle in die Leitung 
zwischen Drossel und Erde einschalten können; 
im normalen Betriebe;wird dann, wie Abb. 4 


Gleıchstromgquelle 


a 
Re 


Abb. 4. Einführung des Gleichstromes bei Netzen 
mit Erdschlußspule, 


zeigt, die Erdschlußspule sofort an Erde liegen, 
die Umschaltung über die Gleichstromquelle 
wird nur vorgenommen, wenn irgendein Öl- 
schalter gesteuert werden soll. Damit bei Erd- 
schlüssen einer Phase der Wechselstrom nicht 
über die Gleichstromquelle fließt, muß eine 
empfindlich eingestellte Funkenstrecke c dem 
Schalter parallel liegen. Praktisch ausgeführt 
wurde diese Schaltung noch nicht. 

Die beiden bisher in Danzig eingebauten 
Empfänger haben eine Eigenschwingung von 
55 und 82 i. d. Min, Kontakt wird hergestellt 
bei einer Ablenkung von etwa 170°, die Lauf- 
zeit des Zeitrelais ‚X beträgt etwa 2 min. Unter 
der Annahme, daß vollständige Resonanz her- 

estellt ist, wird der Kontakt um so schneller 
erührt werden, je größer der Ankerstrom ist. 
Bei dem Apparat mit 55 Eigenschwingungen 
ergibt sich diein Abb. 5 dargestellte Abhängig- 


20 


stoße 


70 


Erforderliche Strom. 


ı_ Millompere_ | 
[7] 50 700 
Abb. 5. Erforderliche Stromstöße bis zur Kontakt- 
bildung bei veränderlicher Stromstärke. 


keit; durch den in Abb. 3 vorgesehenen Wider- 
stand W, ist die Stromstärke auf etwa 30 mA 
eingestellt. Würde die Stromstärke eingestellt, 
die in der vorgesehenen Zeit (2 min) noch eben 
zur Kontaktbildung führen würde, d.h. die 
kleinstmögliche, dann würde bei der kleinsten 
Abweichung der Pendelschwingungszahl von 
der Eigenschwingungszahl des Ankers der Appa- 
rat nicht mehr ansprechen können, da ein Teil 
der Stromstöße in diesem Falle ein Gegendreh- 
moment erzeugen würde. Damit der Kontakt 


Wechselstrom- 


686 


sicher in der vorgeschriebenen Zeit berührt 
wird, ist es zweckmäßig, die Stromstärke so 
hoch zu wählen, daß die halbe Zeitdauer aus- 
reicht; in diesem Falle wird aber bei kleinen 
Abweichungen von der Resonanz die ganze 
Zeitdauer noch zur Kon- 
taktberührung ausreichen 77 
können. 6 zeigt, . 
wie bei dem behandelten 0 
Apparat diePendelschwin- 
gungszahl sein kann, wenn 
statt des bei Resonanz 
notwendigen Stromes von 
26 mA die Stromstärke # 
auf höhere Werte ein- 
gestellt wird; es er- 
gibt sich, daß bei 30 20 #0. ,60 
mA die Einstellung der Abb.6. Grenzkurven 
Be ZWwi- der Schwingungszahlen 
schen 54 und 56 liegen in Abhängigkeit von der 
kann. Die Abweichun- Stromstärke. 
“gen sind hierdurch ein- 
mal so groß, daß keine besonders feine Ein- 
stellung notwendig ist, und zweitens doch wie- 
der so empfindlich, daß eine große Anzahl von 
Apparaten mit einem Pendel von etwa 1 m 
Länge so gesteuert werden können, daß unge- 
wollte Einschaltungen nicht möglich sind. 
Zum Sehluß soll noch erwähnt werden, 
daß auf dem gleichen Prinzip auch eine Fern- 
telegraphie möglich ist. Dazu wird der an- 
kommende Gleichstrom über ein Milliampere- 
meter mit doppelseitigem Ausschlag und über 
ein Zeitrelais geschickt, das ein Läutewerk in 
Tätigkeit setzt. Auch hiervon wird im Elektri- 
zitätswerk Danzig Gebrauch gemacht zur Ver- 
ständigung über gewünschte Belastungsände- 
rungen mit der Überlandzentrale Straschin- 
Prangschin, die ihre überschüssige Wasserkraft- 
energie der Stadt Danzig liefert. 


Resonanz 


Pendelschwingungszahl 1.dımn 


Milliampere 


Die Poulsen-Lorenz-Anlage in 
Königswusterhausen.!) 


Die Poulsenanlage in der von der Reichs- 
Telegraphenverwaltung betriebenen Haupt- 
funkstelle Königswusterhausen besteht aus 
zwei von der ©. Lorenz A. G., Berlin-Tempel- 
hof, gebauten Poulsensendern, dieinAbb.1bis3 
dargestellt sind. Der kleine 4 kW-Poulsen- 
sender besitzt rd 40 A in der Antenne, während 
der 32 kW-Poulsensender bei Benutzung der 
150 m hohen großen Antenne eine Antennen- 
energie von 80 bis 120 A besitzt. Da in Königs- 
wusterhausen sämtliche Sender, um ein gleich- 
zeitiges Senden zu ermöglichen, mit!Zwischen- 
kreis betrieben werden, ermäßigt sich bei 
diesen Sendern die genannte Antennenenergie 
um etwa die’ Hälfte. 

Die vom Lichtbogen erzeugte Hoch- 
frequenzenergie muß im Sinne der Morse- 
zeichen vom Luftleiter ausgestrahlt werden. 
Der zugeführte Betriebsstrom läßt sich nicht, 


Abb. 2. Gesamtansicht des 32 kW-Poulsen-Senders. 


wie bei den Funksendern, unmittelbar 
tasten, da der Bogen hierbei stets erlöschen 
würde. Im Betriebe hatten sich bisher haupt- 
sächlich zwei Tastverfahren herausgebildet, 
von denen das eine auf einer Verstimmung 
der Antenne beruht, während das zweite den 
Bogen auf einen künstlichen Belastungskreis 
im Rhythmus der Morsezeichen umschaltet. 
Beim Tasten mit Tastkreis wird die, Energie 
bei nicht gedrückter Taste in einem zweiten 
Schwingungskreis, der bezüglich seines Ener- 
gieverbrauchs ungefähr gleich dem Antennen- 
schwingungskreis ist, vernichtet. Bei ge- 
drückter Taste wird der Tastkreis kurzge- 


ı) Nach Thurn „Die Poulsenanlage bei der Haupt- 
funkstelle in Königswusterhausen“ in „Telegraphen- und 
Fernsprechtechnik*, Nr. 3 u. 4, 1920. ; 


a ee un 


schlossen.. — Beim Tasten mit Verstimmung 
wird in den Morsepausen durch den Luft- 
leiter gleichfalls Energie ausgestrahlt. Nur 
haben die ausgestrahlten Schwingungen eine 


andere Wellenlänge, so daß die Empfangs-- 


7 


l I$p2) 


Mm 
— “u 
ji AI Il: 
PR 


2. September 1020. 


Fa sowie die Gleichstrom-. und 
ochfrequenzschaltorgane gemeinsam auf 
einem teiliepn Eisenrohrgerüst unterge- 
bracht. Das linke Feld enthält die Gleich- 
stromschalt- und -meßorgane, das rechte die 

: ochfrequenzschaltorgane und das 
mittlere den Lichtbogengenerator mit 
seinen Zusatzapparaten. Der Schwin- 
gungserzeuger (die Poulsen-Lorenz- 
Lämpe) ist in einem Metallgehäuse, 
der sogenannten ' Flammenkammer, 
untergebracht, in welcher zwischen 
2 Elektroden der Lichtbogen brennt. 
Ihr doppelwandiger Mantel wird 
durch das Wasser gekühlt, das einem 
unterhalb des Telegraphierraumes be- 
findlichen Behälter entnommen und 
durch eine kleine _ außerhalb des 
Senders sitzende Zentrifugalpumpe 
der Flammenkammer zugeführt wird. 


ern 
I 


Im? 


a Magnetspulen. 
db Luftdrahtdrossel. 


e Flammenkammer. 
c Sendervariometer. ; 


Ahb. ı. Seitliche Rückansicht des 4 kW-Poulsen-Senders. 


stelle infolge ihrer Abstimmung auf die ‚„Sen- 
derwellenlänge‘“‘ die „Verstimmungswelle‘ 
nicht hören kann. Dieses von amerikanischen 
Poulsenstationen angewandte Tastenfmit Ver-. 
stimmung hat sich für große Energien_als un- 
geeignet erwiesen, da dadurch 
eine Beunruhigung des Bo- 
gens hervorgerufen wird. Die 
Poulsengeneratoren in Königs- | 
wusterhausen werden seit län- |I 
gerer Zeit nicht mehrfmit Ver- u 
stimmung getastett. — Das IN 
neueste Tastverfahren durch 
Vergrößerung der Dämpfung, 


Ds 


N 
das in Königswusterhausen angewendet wird, 
beruht darauf, daß das Tasten durch vollkom- 
mene Unterdrückung des Antennenstromes bis 
zum Nullwert geschieht. Die neue Tasteinrich- 
tung gestattet sehr schnelles Handtasten under- 
forderlichenfalls auch automatisches ‚Schnell- 
tasten. Bei diesem Tastverfahren, bei dem 
nur kleine Energieumschaltungen erforder- 
lich sind, so daß außer der eigentlichen Taste 
keine weiteren beweglichen Teile erforderlich 
sind, wird noch der weitere Vorteil erreicht, 
daß während der Zeichenpausen die aufge- 
nommene Energie auf einen Leerlaufswert 
zurückgeht, so daß der mittlere Wirkungs- 
grad bedeutend vergrößert wird. 

Bei dem in Abb. 1 dargestellten 4 KW- 
Poulsen-Lorenzsender sind der Schwin- 


d Luftdrahtverlängeruug. 


Dann durchfließt das asser den 
ee Das er- 
hitzte Wasser gelangt von hier in 
den vorgenannten Behälter zurück, 
in dem die Rückkühlung erfolgt. 
Diese Wasserkühlung genügt zur Ab- 
führung der Verlustenergie vollauf, 
so daß selbst bei langer Betriebsdauer 
keine unzulässige Erwärmung auftre- 


ten kann. 

Die positive (hintere) Elektrode 
des Senders bestand bei der bis- 
herigen Ausführungsform aus einem 
feststehenden Hohlkörper aus Kup- 
fer. Die negative (vordere) Elektrode 
ist auswechselbar und besteht aus 
einem Stück Rundkohle, d.as in einer 
besonderen Hülse, dem Kohlenhal- 
ter, gehalten wird. Zur. Erzielung 
eines gleichmäßigen Abbrandes, der 
für die Konstanz der Schwingungen 
unerläßlich ist, wird die Kohle lang- 
sam um ihre Längsachse gedreht. 
‚Dies erfolgt durch einen vor der 
Flammenkammer sitzenden Motor. 
Neuerdings bestehen beide Elektro- 
den aus drehbaren Kohleelektroden. 

Der notwendige Wasserstoff wird 
in Form von Spiritus aus einer Spi- 
ritustropfeinrichtung der Flammen- 
kammer zugeführt, wo er infolge 
der dort herrschenden hohen Tempe- 
ratur verdampft. Die Regelung des Zu- 


flusses geschieht durch den Spiritustropfer, 
fder mit dem Vorratsgefäß und Schwingungs- 
er ‘durch entsprechende Rohre ver- 
‚bunden ist. ? 


Abb. 3. Seitliche Rückansicht des 32 kW-Poulsen-Senders- 


| bo 
lie 


kernen aus. Die Kerne sind aus schwedischem 


‚Flußeisen hergestellt; sie sind unterhalb der 


Flammenkammer durch einen Eisenbügel mag- 
netisch kurzgeschlossen. Auf dem Eisenkern 
befinden sich beiderseits je 6 Magnetspulen, 
die durch den Lichtbogenstrom erregt werden. 
Uber 2 der rechten Magnetspulen ist das so- 


genannte magnetische Nebenschlußrelais mon- 
tiert, das die selbsttätige Zündung des Licht- 


bogens von dem in den Magnetkernen_ er- 
regten Magnetismus abhängig macht. Diese 
elektromagnetisch ‚wirkende, selbsttätige Zün- 


dung tritt beim Übergang von Empfang auf 


Senden in Tätigkeit. Der Vorgang bei der 


Das Magnetfeld, in welchem der Licht 
en brennt, bildet sich zwischen zwei seit-. 
in die Flammenkammer ragenden Eisen- 


:90° miteinander bilden. 


schieht hauptsächlich 


werden, 
sitzen und von 220 V Gleichstrom gespeist 
__ werden.. Zur Kühlun 
 Taum aufgestellten 


8. September 1920. 


—  __  ——m 


Zündung ist folgender: Nach Anziehen des 
Blockrelais erhält die Zündspule über den noch 
geschlossenen oberen Kontakt des magne- 
tischen Nebenschlußreglers Strom. Die Kohlen- 
elektrode wird hierdurch gegen die Kupfer- 
elektrode gedrückt, d. h. die Lichtbogenstrecke 
wird kurzgeschlossen, also der Hauptstrom 


eingeschaltet. Der hierdurch erregte Magnetis-' 


mus in den Magnetschenkeln läßt das magne- 
tische Nebenschlußrelais in Tätigkeit treten, 
das überbrückende Eisenblech wird also an- 
gezogen, der Zündspulenstrom unterbro:hen 
und der untere Kontakt für das Relais zum 
Kurzschließen des Lichtbogen-Vorschaltwider- 
standes geschlossen. Der Übertragungshebel 


‘ (Zündhebel) schnellt durch Federdruck zurück, 


und es bildet sich zwischen den Elektroden 
der Lichtbogen aus. Die Spule des Relais zum 
Kurzschließen des Lichtbogenwiderstandes er- 
hält Strom und zieht den Anker an. Hier- 
durch wird der Teil des Lichtbogenvorschalt- 
widerstandes kurzgeschlossen, der durch die 
Stellung des Handrades vor dem Zünden be- 
dinst war. ; 

In mehreren ölgefüllten Kupferkästen 
innerhalb des Senders ist eine Kondensatoren- 
kombination untergebracht, deren Anschlüsse 
mit dem Generator und der Hochfrequenz- 
schalttafel verbunden sind. Die aus Kupfer- 
blechbelegungen bestehenden Blockkonden- 
satoren sollen den Gleichstrom vom Schwin- 
gungskreis absperren und den Schwingungen 
einen möglichst geringen Widerstand bieten; 
sie sind im Verhältnis zu den Kapazitäten des 
Schwingungskreises elektrisch sehr groß ge- 
wählt, während die spezifische Beanspruchung 
des Dielektrikums (Glimmer) sehr niedrig ist, 
so daß nur sehr geringe Verluste in ihnen 
auftreten. Die Tastkondensatoren dienen 
zur Aufnahme der vom Lichtbogen erzeugten 
Hochfrequenzenergie während der Morse- 
pausen, wodurch Belastungsschwankungen des 
Lichtbogens durch die Zeichengebung ver- 
mieden werden. Die in den Tastkondensa- 
toren fließende Hochfrequenzenergie setzt sich 
in ai um, die durch das Öl abgeführt 
wird. 

Der 32-kW-Poulsen-Lorenz-Sender 
(Abb. 2 u. 3) wandelt den hochgespannten 
Gleichstrom von etwa 1000 V in Wechselstrom 
sehr hoher Frequenz um. DerHauptteil ist die 


. Flammenkammer, an deren Vorder- und Rück- 


seite schräg nach unten gerichtet die beiden 


Elektroden herausragen; rechts und links sind 


die für das magnetische Gebläse erforderlichen 
Magnetkerne mit den Erregerspulen angesetzt. 
Die Flammenkammer ist zweiteilig kasten- 
förmig ausgebildet; der oben befindliche, 
doppelwandige Teil ragt tief in den unteren 
hinein. An den Seiten treten die Magnet- 
kerne in das Innere ein. Nach unten zu ver- 
engert sich der Innenraum in. Form eines 
rechteckigen Rumpfes bis zu der Gegend, wo 
der Lichtbogen sitzt. Oberhalb der Einsatz- 
öffnungen für die beiden Elektroden zeigt der 
Körper die Gestalt eines liegenden Halb- 
zylinders mit zu den Magnetkernen parallel 
gerichteter Achse. Da dieser obere Teil dem 
ganzen von dem Lichtbogen herrübrenden 
Wärmeanprall ausgesetzt ist, wurde er doppel- 
wandig mit zwischenliegender Wasserzirku- 
lation hergestellt. - 

Die beiden Elektroden treten unter einem 
Winkel von 45° gegen die Wagerechte in die 
Kammer, so daß sie selbst einen Winkel von 
Beide Elektroden 
werden durch einen kleinen Motor mit einer 


' Geschwindigkeit von 3 bis 4 Umdrehungen 


in der Minute gedreht. Neuerdings soll auch 
diese Kupferelektrode durch. eine Kohlen- 


. elektrode ersetzt werden. 


Zu beiden Seiten der Flammenkammer 
sind die in einer Achse liegenden Magnetkerne 
angesetzt, welche im Innern der Kammer bis 
dicht an den Lichtbogen heranreichen. Das 
von Pol zu Pol übertretende Kraftfeld ist so 


 eingeriehtet, daß der Lichtbogen nach oben 
"abgelenkt wird. Da die Magnetkerne an sich 


schon ein ansehnliches Gewicht besitzen und 
außerdem noch die Erregerspulen zu tragen 
haben, sind sie an dem der Kammer abge- 
legenen Ende noch durch eiserne Stützen 
getragen, welche gleichzeitig die Aufgaben 
haben, als Kraftlinienweg zu dienen. Den 


gleichen Zweck erfüllt-auch die Fundament-. 


latte, so daß der eisenerfüllte Weg bis auf 
die Liehtbogenstrecke ein vollständiger ist. 
Kraftlinienfeldes ge- 
durch den Speisestrom 
des Lichtbogens, indem der Strom in jedem 
Zweig vor Erreichung der Elektrode erst die 
Magnetspulen durchfließt. Es kann außerdem 
noch durch 6 Kupferbandspulen verstärkt 
welche dicht neben der Kammer 


Die Erregung des 


wird von zwei im Keller- 
entilätoren Luft in senk- 


# en 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heft 35. 


887 


bares 


erlaubt 


Ei 


noch Bitterfeld 


nach Berlin 


.—- 


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nach Piesterit: 


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die Ei 


es, 


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— 


rechten Röhren nach oben geführt und durch 
ulengruppen hindurchgetrieben. ß 
er die sonstigen Hilfsapparate. wie z.B. 
Vorschalt-Widerstände, Drosselspulen, Block- 
relais, Sendespulen, Tastrelais,,. selbstanzeigen- 
der Wellenmesser, 
darf auf die Ausführungen in meiner eingangs 
genannten Abhandlung hingewiesen werden. 
‚ Hinsiehtlich der drahtlosen Telephonie 
mit Hilfe des Poulsengenerators, über die dem- 
nächst von anderer Seite ausführlich an dieser 
Stelle berichtet werden wird, sei nur soviel 
bemerkt, daß es der Firma C. Lorenz A. G. 
inzwischen gelungen ist, mit ihrer neuesten 
Telephonieanordnung ein praktisch gut brauch- 
drahtloses i 
stationen zu ermöglichen; die bisherige Mei- 
nung, das Lichtbogensystem sei für Tele- 
phonie mit größeren 
eignet, ist durch die 
widerlegt worden. 
auch mit großen Antennenleistungen mit dem 
; Liehtbogensender 
triebssicher zu telephonieren. Das neue System 


Schwingungsprüfer usw. 


Fernsprechen für Groß- 


eistungen weniy ge- 
weitere Entwicklung » 
Es ist heute möglich, 
be- 


ohne Schwierigkeit 


mit einem einzelnen einfachen 


n 


Mikrophon durch eine besondereBeeinflussungs- 
schaltung die Sprachschwingungen auf An- 
engen zu übertragen, deren Größe 
praktisch unb 


eschränkt ist. Die Sprache 


6000 Vol Hil}s- 
sarımelschienen 


72000 7500 


ni ai 
Iransformatorenfeld 
— 20900 - 
EITTHWMINTTITTT 202 Ba | 777 
| 
| 
| 
| 
| s 
| m 
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| S 
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700 830 


A >) 
o) \o) JE 


80.000 Voltonlage 


ARRSIEE 


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M NN Na 
DSL 1 RISSRSN on KASSTTÄSSSISCIIIIIIIIURÜ IÜÜNONTRNE NUN am N 
N P 
Im gperater N Verbindungsgang l 
raum N 


wird auch bei” diesen großen Leistungen un- 
verzerrt wiedergegeben. Bei dieser neuen 
Telephonieanordnung können auch die neu- 
zeitlichen Empfangsapparate mit Audion für 
den Empfang ohne weiteres verwandt werden. 
Die Wellenschwankungen sind so gering, daß 
eine Schwierigkeit bei Benutzung der Audion- 
empfänger nicht eintritt. 
H. Thurn. 


Die elektrischen Einrichtungen des Kraft- 
werkes Golpa. 


Von Heinrich Probst, Berlin. 


(Schluß von S. 667.) 


Die Anordnung der Schaltanlage. 

Der einfache Aufbau der vorhin be- 
schriebenen elektrischen Teile hatte zur Folge, 
daß auf dem Grundstück des Kraftwerkes die 
Schaltanlage am wenigsten in die Erschei- 
nung tritt. 

Die im Schaltbild dargestellten Apparate 
verteilen sich in der Hauptsache auf 3-Räume 
Im ersten Raum, und zwar im Maschinenhaus! 
keller, sitzen die Stromwandler für die 6000 V- 


Seite, die Reaktanzspulen, Meßtransformato- 
ren, Kabelendverschlüsse und die Ölschal- 
ter für die Pumpenmotore. Den zweiten 
Raum bildet ein Anbau an der Kopfseito des 
Maschinenhauses, der die Bedienungstafel, die 
Batterie, die Ladeumformer‘und die 6000 V- 
Schaltanlage mit den Stationstransformatoren 
enthält. Der dritte, weitaus größte Raum be- 
steht aus einem Gebäude von 100 m Länge, 
das aus örtlichen Gründen senkrecht und nicht 
parallel zur Längsachse des Maschinenhauses 
errichtet und mit ihm durch eine Brücke ver- 
bunden ist. Dieser Raum enthält die 22 000 
kVA-Transformatoren und die Schaltapparate 
der 80 000 bzw. 110 000 V-Seite (Abb. 5). 


SSSSSSSSSEIIIIIIIIINTXUIIIICCCNN JJLLKIJKIL IL LLNLLXLLIL.I— TG 


EZ. 


8 80 000- bzw. 110 000-V-Schalthauses. 


688 


In den oben erwähnten drei Räumen sind 
die Leitungen und Apparate in der folgenden 
Weise untergebracht. Im Keller des Maschinen- 
hauses führen die von den Klemmen der 
Generatoren abzweigenden blank verlegten 
Leitungen über Stromwandler und Reaktanz- 
spulen zu einem kleinen Anbau im Filterhaus, 
der die Spannungstransformatoren für die 
Meßinstrumente, den Schnellregler und die 
Endverschlüsse für die Maschinenkabel ent- 
hält. Auf der einen Seite des Turbinenfunda- 
mentes stehen die oben erwähnten Reaktanz- 
spulen, auf der anderen der für eine elektrische 
Fernsteuerung eingerichtete Ma netregulator. 
Auf dem Maschinenhausflur befindet sich neben 
jeder Turbine eine Säule mit einer optisch- | 


Reparaturraum gebracht werden. _ Die Öl- 
schalterkästen sind im Gegensatz zu der Lauch- 
hammeranlage fest mit dem Deckel ver- 
schraubt und nicht zum Herablassen in der 
Kammer eingerichtet, jedoch ermöglichen die 
Pransportrollen eine leichte Montage und 
Demontage und damit. auch eine leichte Kon- 
trolle der inneren Teile des Ölschalters (Abb. 7). 
Die Ölschalter unterbrechen jede Phase an 2 
Stellen innerhalb sogenannter Löschkammern, 
und trotz zahlreicher durch äußere Ursachen 
nieht weit vom Kraftwerk in den Freileitungen 
entstandener Kurzschlüsse hat in einer Be- 
triebszeit von 5 Jahren nicht eine einzige 
Löschkammer auch bei Einschaltung auf be- 
stehende Kurzschlüsse versagt. 


EN 


.so.o..uees®e® So 


Abb. 6. Tafel mit Meßgeräten und Schaltpulte 


akustischen Vorrichtung,”die eine Verständi- 
gung zwischen Turbinenwärter und Schalt- 
hauswärter ermöglicht. Außerdem trägt die 
Säule ein Wattmeter, welches dem Turbinen- 
wärter die Belastung des Generators jederzeit 
kenntlich macht. 


Die 6000 und 500 V-Ölschalter sind im 
Erdgeschoß, die zugehörigen Sammelschienen 
in dem _darüberliegenden % Zwischengeschoß 
des oben erwähnten Anbaus untergebracht. 
Auch die Ladeumformer und die 220 V- 
Batterie für die Betätigung der Schalt- 
apparate und für die Notbeleuchtung sind 
im Zwischengeschoß aufgestellt. Auf Ma- 
schinenhausflurhöhe stehen die Meßinstru- 
mententafeln, Schaltpulte, Relais, Zähler- 
tafeln und die Batterie- und Umformertafeln. 
Auf den in halbrunder Form aufgestellten 
Generatorfeldern sitzen nur die 'Meßinstru- 
mente, während die’zugehörigen BEbBUBEOE 
schalter und die Signalvorrichtungen für die 
Betätigung der. Schaltapparate auf einem 
Schaltpult untergebracht sind, das in einem 
Abstand von einem Meter vor der’ Meßinstru- 
mententafel steht (Abb.'6). Senkrecht zur letz- 
teren sind die Felder für die Synchronisierappa- 
rate und für/die Schnellregler aufgetellt. Infolge 
der räumlichen Entfernung der Schnellregler 
von den Schaltpulten wird der Schalttafel- 
wärter nach dem Vorschlage von Jackwirth 
durch eine auf dem Schaltpult montierte 
Signallampe über den jeweiligen Betriebs- 
zustand des Schnellreglers informiert. Der 
Schalttafelwärter braucht auf diese Weise 
nicht unnötig hin und her zu laufen, denn die 
Ein- und Ausschaltung des Tirrillreglers kann 
vom: Schaltpultfeld aus erfolgen. Die mittel- 
bar beleuchtete Betätigungstafel ist durch 
eine Glaswand vom Maschinensaal abgetrennt, 
damit der Schalttafelwärter durch das Ge- 
räusch der Maschinen nicht gestört wird. In 
dem Betätigungsraum sind außerdem noch 
die für eine gegenseitige leichte Verständigung 
erforderlichen  Fernsprecherzellen unterge- 
bracht. Hinter der Meßinstrumententafel be- 
findet sich ein Raum mit. den Batterie-, 
Zähler-, Relais--und Umformerschalttafeln und 
den registrierenden Instrumenten. 

Däs zweistöckige Hauptschaltgebäude ent- 
hält im Erdgeschoß die 80 000 bzw. 110 000 V- 
Ölschalter, deren Anordnung in Golpa inso- 
fern eigenartig und neu ist, als die Türen der 
Ölschalterkammern nach dem Freien in einen 
Gang führen. Von hier. aus können die Öl- 
schalter mittels Transportwagen in einen an 
der freien Stirnseite des Schalthauses liegenden 


In dem Gang, in dem im Erdgeschoß die 
Ferntriebe der Ölschalter untergebracht sind, 
befinden sich an der Decke die Camposdrossel- 


Abb. 8. Rückseite der Ölschalterkammern und Einführung der 110 kV-Freileitungen in das Schalthaus- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heit 35. 


2. September 1920. 


spulen. Kanäle im Fußboden nehmen die zu! 
Bedienungstafel ' führenden Betätigungslei- 
tungen auf. 


In den Transformatorenkammern befin- 


den sich die Strom- und Spannungstransfor- 
matoren für die 80 000 bzw. 110 000 V-Seite 
Auch die Petersen-Erdschlußspulen der 80 000 
in den Transformatorkammern 

Die Erdschlußspulen 


V-Seite sind 


untergebracht. der 


Abb. 7. Dreipolige Ölschalterkammer, 110 000.:V. 
(Im Vordergrund die aufgeklappten Türen.) 


110 000 V-Seite sind dagegen zusammen mit, 


den erforderlichen Trennschaltern ‚in einer 
besonderen Kämmer. aufgestellt. In einem 
kleinen Aufbau oberhalb der Transformator- 
kammern sind die 6000 V-Hilfssammelschienen 
mit den erforderlichen Trennschaltern und 
Ausdehnungsstücken montiert. 

Das Obergeschoß des Schalthauses ent- 
hält die Doppelsammelschienen der 80 000 
bzw. 110 000 V-Seite sowie die erforderlichen 
dreipoligen Trennschalter. Von diesem Raum 
führen auch die Fernleitungen über Trenn- 
und Erdungsschalter ins Freie (Abb. 8). Die 
Durchführungsisolatoren der Freileitungen sind 
durch einen kleinen Vorbau gegen atmos hä- 
rische Einflüsse geschützt und von einer ale- 
rie aus leicht zugänglich. 

52% Sämtliche Stützisolatoren der 80 000 V- 
Anlage bestehen noch aus Porzellan, die der 
Trennschalter und Sammelschienen der 110000 
V-Anlage sind aus Geax hergestellt (Abb. 9). 
Die,Porzellanisolatoren haben zwar zu Störun- 
gen keinen Anlaß gegeben, Geax-Isolatoren sind 
jedoch mechanisch widerstandsfähiger und 


2. September 1920. 


Abb. 9. 110000 .V-Sammelschienenraum mit Geax-Isolatoren für Trennschalter. 


y und Sammelschienen.. 
daher besonders für Trennschalter geeignet. 
Die Geax-Isolatoren haben sieh bisher gut 
bewährt, obgleich sie teilweise in ungeheizten 
Räumen stehen und somit starken Tempera- 
turschwankungen ausgesetzt sind (Abb. 10). 


_ Abb. 10. Trennschalter mit Geax-Isolatoren. 


Die Transformatorenanlage für 80 000 V 
und 110000 V. 


Die auf der einen Längsseite des Schalt- | 


hauses in feuersicheren Kammern aufgestellten 
Transformatoren können über eine Dreh- 


‘scheibe entweder in den Reparaturraum des 


Maschinenhauses oder aber auf das Bahn- 
anschlußgleis geschafft werden. 

Jeder Transformator hat eine Leistung 
von 22 000.kVA und bei Dreieck-Sternschal- 
tung ein Übersetzungsverhältnis von 6300/ 
84 200 V bzw. 6300/110 000 V. Die aus senk- 
rechten runden Schenkeln bestehenden Kern- 
transformatoren haben doppeltkonzentrische 
Wieklungen und ihre Spulen sind durch be- 
sondere Formstücke druckfrei gelagert und 
voneinander isoliert. Dadurch wird die Un- 


‘ veränderlichkeit ihrer Lage und eine sehr gute 


Festigkeit gegen Kurzschlüsse erzielt. Ein be- 
triebsfertiger Transformator wiegt einschließ- 
lich Ölfüllung 73t, hat eine Grundfläche von 
4150 x 1660 mm und ist bis zur Spitze der Isola- 
toren 6000 mm hoch (Abb. 11). Trotz dieser 
Höhe konnten die Transformatoren mit Ol ge- 
füllt auf einem Sonderwagen an ihren Aufstel- 
lungsort gebracht werden, zwar nicht in ihrem 
eigenen Ölgefäß, sondern in einem besonderen 


Hilfskasten. Die Ölkästen 
sind so kräftig versteift, 
daß die Transformatoren 
an Ort und Stelle voll 
evakuiert werden können. 
Die Transformatoren wer- 
den nur mit gefiltertem 
Öl gefüllt. Eine Ölkoch- 
vorrichtung ist also nicht 
vorhanden. Die Verlust- 
wärme wird außerhalb der 
Transformatoren durch 
besondere Schlangen von 
220 m? Kühlfläche, die 
in  gemauerten Behäl- 
tern von rd 24 m? In- 
halt in einem Wasser- 
bade ruhen, abgeführt. 
Diese Behälter sind zwi- 
schen je zwei Transforma- | 


689 


warmen Öles abhängt, sind weitgehende Vor- 
sichtsmaßregeln durch den Einbau einer Signal- 
anlage getroffen, um Unregelmäßigkeiten so- 
fort feststellen zu können. Jeder Transfor- 
mator hat ein im Schaltraun des Maschinen- 
hauses untergebrachtes, Fernthermometer. 
Außerdem sind. in die Ölumwälzleitung eine 
Rückschlagklappe und ein Kontaktthermo- 
meter eingebaut, die bei gestörtem Ölumlauf 
oder bei Überschreiten der Höchsttemperatur 
auf der Schalttafel im Maschinenhaus eine 
Huppe und eine Lampe einschalten. 

Die Bedienung der eben erwähnten Signal- 
anlage ist sehr einfach. Gleichzeitig mit dem 
Ertönen der Huppe erscheint die Signalscheibe 
am Relais. Die Huppe wird durch Nieder- 
drücken des Druckknopfes wieder ausge- 
schaltet. Nachdem dann der Transformator 
in Ordnung gebracht wurde, schaltet sich die 
Signalanlage selbsttätig wieder ein. 


torkammern im Freien untergebracht, und 
daneben in, einem abgeschlossenen Raum 
stehen die Ölumwälzpumpen. Jeder Trans- 
formator hat eine besondere Pumpe, die das 
Öl durch die Schlange drückt. Eine ausge- 


a 


Abb. 11., Transformator 22000 kVA, 6300/1100000 V. 


mauerte Grube unter jedem Transformator?| 
fängt das Öl auf, wenn ein Transformator- 
kasten undicht wird, und leitet es in einen 
Sehmutzölbehälter. In diesen Behälter wer- 
den auch die Transformatoren bei Feuersge- 
fahr durch’ Schieber, die vom Hof aus geöffnet 


- werden, entleert. 


Wenn ein Transformator, nach einer Re- 
paratur oder dgl. wieder mit Öl gefüllt werden 
soll, wird er durch einen mit Preßluft be- 
triebenen Strahlsauger evakuiert. Gleichzeitig 
wird das Öl durch Kurzschließen der Trans- 
RR erwärmt. Da die Sicher- 
heit-des ganzen Betriebes in hohem Maße vom 
ordnungsmäßigen Arbeiten der Ölumwälz- 
pumpen und- von der guten Abkühlung des 


Abb. 12. Freileitungen 80000/110000 V. 


Gegen Brandgefahr wurden umfassende 
Maßregeln getroffen. Die Transformatoren 
stehen in gemauerten, feuerfesten Zellen, deren 
eiserne Türen unmittelbar ins Freie führen. 

Auch der Einbau besonderer selbsttätiger 
Feuerlöscheinriehtungen war vorgesehen. T 
gelangte jedoch nicht zur Ausführung, weil 
sich inzwischen bei anderen Anlagen ihr Wert 
als zweifelhaft herausgestellt hatte. Sie setzen 
nämlich voraus, daß die Türen der Trans- 
formatorkammern bei einem Brande dicht 
schließen. Dies ist indes, wie ich bereits in 
meiner Rundschau in der „ETZ‘ erwähnte, 
nicht der Fall, weil die Türen fast stets im 
Augenblick des Entstehens eines Brandes so 
heftig aufgeschleudert werden, daß sie sich 
gänzlich verbiegen und in ihre ursprüngliche 
Lage nicht mehr zurückkehren. 


Die Fernleitung. 


Die Gesamtlänge der Leitung. vom Kraft- 
werk Zschornewitz bis zudem neben dem 
Kraftwerk Rummelsburg der Städtischen 
Elektrizitätswerke Berlin errichteten Trans- 
formatorenwerk beträgt 128,7 km. Die Lei- 
tung benutzt bis nördlich der Elbe das. im 
Jahre 1915 errichtete zweite Gestänge der 
80 000 V-Übertragung nach den Reichsstick- 
stoffwerken in Piesteritz, auf dem seinerzeit 
nur ein Stromkreis, u. zw. der dritte, angebracht 
worden war (Abb. 12). Während die nach Pieste- 
ritz führenden 25 km langen Leitungen aus 


. Kupferseil von 70 mm? bestehen, wurde die 


gesamte 100 000 V-Leitung aus Aluminium- 
seil mit einem Querschnitt von 120 mm? aus- 
geführt. Nur an der Elbekreuzung und an den 
anschließenden Spannfeldern sind die schon 
beim ersten Ausbau mitverlegten Leitungen 
aus Bronze- bzw. Kupferseil geblieben. 

Die Maste der Strecke Zschornewitz— 
Piesteritz haben im allgemeinen einen Höchst- 
abstand von 200 m, der im Überschwemmungs- 

ebiet der Elbe auf 300 m erhöht wurde. Die 
net der Elbkreuzung beträgt 295 m, 
die der Spreekreuzung 211 m.. Die Spann- 
weite der Übertragung Piesteritz— Berlin ist 
im allgemeinen 250 m. Um bei diesem Mast- 
abstand keinen übermäßig großen Durch- 
hang zu bekommen, wurden die Vorschriften 
des schweizerischen elektrotechnischen Ver- 
'eins zugelassen, die bei 30° C ohne Zusatzlast 
eine fünffache Sicherheit verlangen, und noch 
über die während des Krieges für Aliminium- 


690 


seil’ zugelassene- Höchstbeanspruchung ‚von 
8 kg/mm? hinausgehen. Dies entspricht — bei 
5° C und der den deutschen Freileitungs- 
normalien entsprechenden Zusatzlast — einer 
Beanspruchung von 9,3 kg/mm?. .Der größte 
Durchhang: bei 250 m Spannweite ist 8,8 m, 
die Masthöhe ‚über Erde 25 m. 

Die in: Abständen von rd 2,5 km ange- 
ordneten Abspannmaste können zwei Drittel 
des einseitigen Leitungszuges aufnehmen, Als 
Isolatoren wurden Hewlettisolatoren und 
Kappenisolatoren verwendet. 

Die Ketten der Tragmasten haben je 
6 Hängeisolatoren, die der Abspannmaste je 
8 Abspannisolatoren. ‘Die Hewlettisolatoren 
einer Kette sind durch Seilschlingen aus ver- 
zinktem Eisenseil mit Spezialverbindern, die 
einen einfachen und schnellen Zusammenbau 
ermöglichen, zusammengeschlossen. Lediglich 
auf dem letzten rd 2 km langen Teil der Fern- 
leitung Zschornewitz—Bitterfeld, mit einer Ge- 
samtlänge von 15,4 km, haben die Ketten 
8 Hängeisolatoren bzw. 10 Abspannisolatoren 
erhalten zur größeren Sicherheit gegen den 
Einfluß: der Säuredämpfe aus den naheliegen- 
den chemischen Fabriken. Der Leiterabstand 
beträgt ° 3250 mm, die kürzeste Entfernung 
wischen den beiden Leitungssystemen 
5904 mm, der Mindestabstand der strom- 
führenden Leitungen vom Erdboden ist im 
freien Felde 6 m, über Straßen und Fahrwegen 
7 m. Sämtliche Kreuzungen von Bahnen und 
Reiehsposthauptleitungen haben bruchsichere 
Aufhängung. der Hochspannungsleitungen 
durch “ Doppelspannketten; . untergeordnete 
Postleitungen und: Fernsprechanschlüsse wur- 
den an den Kreuzungen verkabelt. 

Die Fernübertragung Zschornewitz—Bitter- 
feld hat nur 1 Stromkreis (3 Leitungen) und 
nur 1 Erdungsseil, ist aber im übrigen ebenso 
ausgeführt, wie die nach Berlin, 

Die Maste wurden von vornherein für 
die Anbringung von ‘2 Stromkreisen einge- 
richtet, doch wurde zunächst nur ein Kreis 
verlegt. Um beim Anbringen des zweiten 
Systems Jie gegenseitige Beeinflussung zu 
vermeiden, wurden die Leitungen nach einer 
Vereinbarung mit dem Reichspostamt drei- 
malig verdrillt. Hierfür wurde .die Leitung 
Piesteritz-Berlin in 9 annähernd gleiche 
Strecken unterteilt, an deren Enden Maste mit 
besonders für die Verdrillung ‚ausgebildeten 
Querarmen stehen. 


2. Ordentliche Mitgliederversammlung 
des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
‚technischen Industrie 
am 24. VI. 1920 zu Berlin‘), 


Der Vorsitzende, Herr €. F. v. Siemens, ge- 
denkt zunächst zweier dem Zentralverband (ZV) 
durch den Tod entrissener Mitglieder, Prof. 
Raps und Direktor Kerst, ferner dreier 
Männer, die ihre ganze Lebensarbeit für die 
Entwicklung der Elektrotechnik eingesetzt 
haben, Prof. Hartmann, Baurat Dihlmann 
und Wilhelm v. Siemens. Er begrüßt sodann 
die zahlreich erschienenen Mitglieder, die Ver- 
treter der Behörden sowie die der befreundeten 

« Verbände und leitet die Tagesordnung mit 
folgenden Worten ein: Wir treffen uns in einer 
schweren Zeit, jain einer schweren Stunde. Wir 
‘stehen am Anfang einer Wirtsch aftskrisis, 
‚an.der das Reich für lange Zeit zugrunde gehen 
kann, Da heißt es, in allererster Linie das End- 
zielim Auge zu behalten, die Erhaltung unserer 
Wirtschaft, die die Grundlage für unser ganzes 
staatliches Leben ist. Wenn wir aber das er- 
reichen wollen, dann müssen wir die eigenen 
kleineren Wünsehe und Interessen des Tages 
‘vor den großen Aufgaben zurückstellen. Wir 
müssen uns klar darüber sein, daß das Wohl 
eines jeden Gliedes abhängig ist von dem Wohl 
des: ganzen Körpers. Ich hoffe, daß dieser 
Geist auch unsere Verhandlungen beseelen 
wird. ; EHER 

Allgemeiner Geschäftsbericht. 


Herr v. Raumer: Die Entwicklung unseres 
ZV.hat weiter erfreuliche Fortschritte gemacht. 
‘Unser Mitgliederstand war am 31. XII. 1918 
287, am 31. XII..1919 340 und ist jetzt 388. 

“Hiervon sind 72 Firmen mit weniger als 30 An- 
gestellten, die übrigen 316 Firmen beschäftigen 
"336 000 Arbeiter und Angestellte, eine Zahl, 
. "die insofern nicht uninteressant ist, weil sie 
‘zeigt, daß bei der. wesentlich geminderten 
Produktion die Zahl der Arbeiter und Ange- 
“stellten in den Betrieben erheblich zugenommen 


hat. Rt ; 
“ Unser ZV hat auch den Verhältnissen 
Rechnung getragen, ‚die sich in den besetzten 
.. Gebieten ergeben. „Die Firmen im ‚besetzten 


1) Teilweise gekürzter Bericht. 


. sämtliche Mitglieder interessierende Frage wird 


-Elektrotechnische Zeitschrift, 


Gebiet haben sich zu einer „Rheinischen 
Gruppe der -Elektroteehnik“ zusammen- 
geschlossen. Das ist aber keine Sonderbe-- 
strebung, sondern nur eine Vereinigung zur 
Vertretung der dortigen, von hieraus nicht 
wägbaren Interessen. Die Mitglieder dieser 
Vereinigung sind weiter unsere Mitglieder, und 
wir stehen mit ihnen in derselben Fühlung- 
wie mit allen andern. ; BT 
Wir haben versucht, in diesem Jahre den 
Ausbau unserer jungen Organisation 
zu erweitern, und wir haben zunächst eine 
Stelle gegründet, die eine wesentliche Lücke 
in unserem Verbandsleben ausfüllen soll. Sie 
hat den Titel Normenstelle bekommen. 
An der Spitze dieser Normenstelle steht Herr 
Dr. Adler. Die Jahresversammlung des VDE 
vom. Jahre 1919 hat eine Neuorganisation 
seiner Kommissionen vorgenommen und einen 
technischen Hauptausschuß gebildet, der dazu 
dienen sollte, die gesamten Fragen von einem 
größeren Standpunkte aus zusammenzufassen, 
das Parallelarbeiten der einzelnen Kom- 
missionen zu ermöglichen. In diesem Haupt- 
ausschuß sind unsererseits die Herren Direktor 
Hissink, Baurat Meyer und Dr. Adler, 
Wir waren nun zweckmäßigerweise gezwungen, 
eine Parallelorganisation für die Vorarbeiten - 
zu schaffen, die uns vom Verbande überwiesen 
werden. Dazu ist die Normenstelle geschaffen 
worden und ein Normenausschuß. Aber 
der Zweck dieser Normenstelle geht über ihren 
Namen hinaus. Sie soll nicht nur Einfluß 
nehmen auf die deutschen Vereinheitlichungs- 
bestrebungen, sondern sie soll uns auch mit 
den internationalen Bestrebungen auf diesem 
Gebiete in Verbindung halten. Sie soll die 
Fühlung aufnehmen und aufrechterhalten mit 
den technischen und wirtschaftlichen _Be- 
strebungen im Auslande. Sie soll weiter dem 
technischen Zeitschriftenwesen ihre Aufmerk- 
samkeit widmen, sich auch z. B. an den redak- 
tionellen Arbeiten der „ETZ‘“ beteiligen. Sie 
soll sich weiter mit allen denjenigen Aufgaben 
beschäftigen, die uns auf dem Gebiete der 
Forschung: obliegen, Aufgaben, die wir ja, je 
mehr wir auf. Qualitätswirtschaft angewiesen 
sind, um so weniger vernachlässigen dürfen. 
So steht z. B. z. Zt.\ zur Erörterung die 
Schaffung eines liehtteehnischen Institutes. 
Weiter kommen Fragen zur Erörterung wie 
die der Forschung auf dem Gebiete der Isolier- 
stoffe. Hier liegt ein ganz großes Feld der. Be- 
tätigungfürdenZV. Ichmöchteauchnoch aufdie 
Aufgaben hinweisen, die uns auf dem Gebiete 
der fachlichen Fortbildung von Ingenieuren und 
Arbeitern obliegen, in der Praktikantenaus- 
bildung usw. Hier wird sich ein ganz neues, 
großes Betätigungsgebiet des ZV entfalten, 


und ich setze auf‘ diese Abteilung große 
Hoffnungen. ; 

Wir haben — das möchte ich in diesem Zu- 
sammenhange erwähnen — uns als ZV an 


einer Schöpfung ‘des VDE beteiligt, an der 
Prüfstelle. Diese Prüfstelle soll die ihr vor- 
gelegten elektrotechnischen Erzeugnisse, mit 
denen in erster Linie der Laie zu tun hat, 
daraufhin prüfen, ob sie den Normen des Ver-, 
bandes entsprechen. Es soll sich diese Prüfung 
zunächst erstrecken auf Koch- und Heiz- 
apparate, Auf Klingeln,. Transformatoren und 
Installationsgegenstände. Wir werden uns an 
den erstmaligen Kosten der Prüfstelle mit 
einem einmaligen Beitrage von 30 000 M be- 
teiligen. 


Eine weitere Aufgabe, die der ZV sich 


stellte, war die Frage der Vertretung un- 
serer Interessen beim Wiederaufbau. 
Ein entsprechendes Referat über diese sicher 


Herr Dipl.-Sng. Busse halten. Er ist dazu 
berufen, die Wiederaufbaustelle zu leiten, 
also unsere Mitglieder in allen Fragen, die 


irgendwie mit dem Wiederaufbau oder mit dem 
Verkehr mit der Entente zu tun haben, zu 


beraten, Diese Wiederaufbaustelle wird in 
engster Fühlung auch mit unserer Preisstelle 
arbeiten. FI 
Im vorigen Jähre gehörte zu den dem ZV 
affilierten Organisationen noch die Zentral- 
stelle für die Ausfuhrbewilligung. sie 
ist jetzt vollkommen vom Verbande losgelöst, 
nachdem im. Januar 
in eine Außenhandelsstelle umgewandelt wor- 
den ist. Die Personalunion war in. gewissem 
Umfange dadurch hergestellt, daß ich Reichs- 
bevollmächtigter dieser Außenhandelsstelle bin. 
Diese Außenhandelsstelle arbeitet in engster 
Fühlung mit unserer Industrie, und diese enge 
Fühlungnahme hat nach meinem Eindruck‘ 
bewirkt, daß der Bureaukratismus, der ‚sich 
in einer ganzen Reihe von Außenhandels- 


stellen unangenehm bemerkbar macht, voll-. 


kommen vermieden ‘worden ist. Wir arbeiten 


.mit dem dritten, z. T. mit dem sechsten Teil 
-der Kräfte anderer Außenhandelsstellen. Ich 


glaube, daß unser System, das sich wie das 


RL 2 FE? eS er 


1920. Heit 35. 


‘glaube auch, daß, wenn alle Außenhandels- 


| viele Klagen nicht gekommen sein würden. 


"In Beginn d.‘J. ist dazugekommen die Ver- 


d. J. diese Zentralstelle . 


2. September 1920. 


System des ganzen ZV auf der Nutzbarmachung 
‘der in der Industrie selbst tätigen Kräfte auf- 
‘baut, sich durchaus bewährt hat, und ich 


stellen nach diesem System gearbeitet hätten, 


Die Rohstoffbesehaffung war in dem 
vorigen Geschäftsjahr noch ein Gegenstand 
sehr ernster Tätigkeit unseres ZV.. Im Sep- 
"tember 1919 ist aber die Bewirtschaftung und 
die Verteilung von Sparmetallen, die Ver- 
teilung von Baumwollgarnen und Baumwoll- 
erzeugnissen aufgehoben worden, und die 
Tätigkeit unserer Rohstoffstelle erstreckt 
sich seit Ende vorigen Jahres nur noch auf 
die Verteilung von Leinenzwirn, Flachsgarn, 
Kunstseide, Harz und verwandten Produkten. 


teilung von Benzin, Benzol, Solventnaphtha, 
Paraffin und Cumaronharz. Ich gehe auf diese 
Dinge etwas näher ein, weil der ZV genötigt 
gewesen ist, zur Erfüllung der besonderen bei 
der Paraffin- und rg lese ‘an ihn her- 
antretenden Aufgaben eine G. m. b, H. ins 
Leben zu rufen. Von der „Rohstoff-Ein- 
kauf des Zentralverbandes der deut- 
schen elektroteehnischen Industrie G. 
m.b. H.“ hat der ZV 9, der Anteile, während 
das übrige Zehntel unter vier Firmen verteilt 
ist, u. zw. unter solche Firmen, deren Ver- 
treter die Arbeit in der Rohstoffstelle wesent- 
lich mit erledigen. Geschäftsführer dieser G. m. 
b. H. ist Herr Luther. Die Geschäftstätigkeit 
dieser Gesellschaft entwickelte sich in den 
ersten Monaten sehr rege, ließ dann aber in- 
folge des wirtschaftlichen Umschwunges nach. 
Immerhin kann man feststellen, daß sie bisher 
sehr günstige Abschlüsse tätigen konnte und 
in der Lage war, den Firmen Paraffin erheb- 
lich billiger als zu den Freihandelspreisen zu- 
zuweisen. Auch hier ist die Organisation im 
wesentlichen auf der tätigen Mitarbeit der 
Vertreter der Firmen aufgebaut, und auch 
hier halten wir uns von jedem Bureaukratis- 
mus fern. ; 


Im Zusammenhang mit dieser Rohstoff- 
frage möchte ich einige Worte über die Eisen- 
frage sagen, die in dem letzten Jahre unsere 
ganze Wirtschaft und damit auch unsere 
Preispolitik wesentlich bestimmt hat. Die 
Mißstände, die auf diesem Gebiet bestanden 
haben, brauche ich nicht zu wiederholen. 
Heute haben wir nur zu erörtern, ob das Mittel, 
das die Regierung zur Behebung dieses Miß- 
standes ergriffen hat, ein taugliches Mittel ist. 
Die Regierung hat den Eisenwirtschafts- 
bund ins Leben gerufen. Ich möchte hier fest- 
stellen, daß die Vertreter unserer Industrie sich 
von vornherein auf das entschiedenste gegen 
diese Organisation ausgesprochen haben, weil 
sie vorausgesagt haben, daß man auf diesem. 
Wege jedenfalls nicht das erzielen werde, was 
wir brauchen, nämlich Ware, u. zw. Ware 
‘zu angemessenen Preisen. Die Entwicklung 
hat bewiesen, daß wir recht haben. Was sollte 
nun die Aufgabe des Eisenwirtschaftsbundes 
sein® Die Festsetzung angemessener Preise 
‚und Lieferungsbedingungen, Sicherstellung des 
dringenden Inlandbedarfs, Regelung der Ein- 
und Ausfuhrfragen und Regelung der Schrott- 
wirtschaft. Ja, wie geht es nun in solchem 
Wirtschaftsbunde zu? Die Vertretung ist in 
(der Weise geregelt, daß 12 Verbraucherunter- 
‚nehmer, 6 Handelsunternehmer und 17 Er- 
zeugerunternehmer darin sitzen, daneben 35 
Arbeitnehmer, die sich in der gleichen Weise 
verteilen. Nun haben die bisherigen Sitzungen 
eins gezeigt, was auch in den Zeitungen fest- 
gestellt ist: die Arbeitnehmer der Erzeuger 
sind sehr leicht geneigt, jeder Preiserhöhung 
zuzustimmen, weil sie davon eine leichtere 
‚Vertretung von Lohnforderungen erwarten, 
und die Händler gehen mit den Erzeugen 
.Hand in Hand. Das Problem, in heutiger Zeit 
Preise durch Mehrheitsbeschlüsse festzustellen, 
ist im Eisenwirtschaftsbund ad absurdum ge- 
führt. Wie soll man es auch machen? Kann 
denn irgend jemand die Verantwortung dafür 
übernehmen, die Preise festzustellen, der nicht 
die Verantwortung für den Betrieb trägt, der 
die Ware herstellt? Infolgedessen ergibt sich 
in dem Eisenwirtschaftsbunde das Bild: die 
Erzeuger verlangen einen Preis, die Händler 
gehen in ihren Interessen vollkommen paralle 
mit dem Erzeuger, und der Verbraucher sitzt 
.da und ist gar nicht in der Lage zu sagen: ich 
halte den und den Preis für angemessen. I 
folgedessen kommt bei diesem ganzen Eisen 
wirtschaftsbunde nur das heraus, daß d 
Preispolitik der Eisenindustrie, die man son 
auf dem Wege freier Verhandlungen beein. 
flussen und angreifen konnte, jetzt durch 
den Beschluß eines behördenartigen Körpers 
legitimiert wird. Es ist die Wehrlosmachung 
des Verbrauchers. Wir sind der Meinung, daß 
in normalen Zeiten die Preisbildung sich durch 
diejenigen Momente bestimmt, die, solange di 


u " 


2. September 1980. 


4 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 35. 


Welt besteht, die Preise bestimmt haben: das 


‘ ist.die Konkurrenz mit dem Auslandmarkt. 


Tr: 


Aber auch in unnormalen Zeiten kann man 
nur den Weg der Verständigung beschreiten 
und behördlich nur durch die Drosselung der 
Ausfuhr einwirken. Wir hatten versucht, diesen 
Weg der Verständigung zu beschreiten, waren 
auch auf gutem er aber das Reichswirt- 
schaftsministerium mußte diesen Wirtschafts- 
bund loswerden, konnte nicht warten, und so 


waren diese freien Verhandlungen zum Tode 


verurteilt. Wir können nur hoffen, daß‘ die 
Einsicht von der Zwecklosigkeit solcher Orga- 
een bald zu ihrer Aufhebung - führen 
wird’ 

Ich möchte hier noch eine kleine Anmer- 


. kung machen. Bei den Verhandlungen über die 


Ba SE Sue 


Bildung des Eisenwirtschafsbundes im Reichs- 
wirtschaftsministerium im April d. J.. wurde 
von seiten eines Hauptvertreters der Planwirt- 
schaft verlangt, daß nach Bildung des Eisen- 
wirtschaftsbundes gleiche Organisationen 
für. die Eisen verarbeitenden 
strien, also auch für unsere Industrie ge- 
schaffen würden, die sich dann vor allem mit 
der Festlegung der Preise in einem. Gremium 
von Erzeugern, Händlern und Verbrauchern 
zu befassen hätte, also eine behördliche Rege- 
lung unserer Preisbildung. Jeh möchte bloß 
einige Daten für die Öffentlichkeit geben, die 
zeigen, wie weltfremd diese Ideen sind. Die 
„General Eleetrie Co.‘ hat einmal festgestellt, 
daß es etwa 5000 verschiedene Individuen von 
Drehstrommotoren gibt, die durch verschie- 
dene Kombinationen der Leistung, Spannung, 
Umdrehungszahl, Frequenz und mechanischen 


Preislisten, und von Siemens-Schuckert (ohne 
Siemens & Halske) weiß ich, daß .die Preis- 
liste 2100 Seiten umfaßt. Und eine solche 


‚spezialisierte Industrie will man in einem 


Wirtschaftsbunde zusammenfassen und dort 
von Erzeugern, Händlern und Verbrauchern 
die Preise bestimmen lassen. Diese Idee ist 
nicht nur praktisch unausführbar, sondern 


auch im höchsten Grade überheblich, nämlich 


insofern, als sie nur von jemandem ausge- 
sprochen werden kann, der für sich in An- 
spruch nimmt, alle die komplizierten Faktoren 
des Wirtschaftslebens umfassend zu beherr- 
schen. Das kann kein Mensch. Wenn wir 
einen solchen Mann-hätten, so würden wir ja 
unser ganzes Wirtschaftsleben ordnen können 
‘wie der liebe Gott. Wir müssen aus den Er- 
fahrungen der letzten Jahre doch endlich so- 
viel gelernt haben, daß wir sehen, wie die Wirt- 
schaft an der Organisation zu ersticken droht, 
und daß die Organisation des Wirtschafts- 
lebens überhaupt eine Arznei darstellt, die nur 
bei ganz gewissenhafter Dosierung den Wirt- 
schaftskörper nicht tötet. Solche Uberspan- 
nungen des Organisationsgedankens ertöten 
nur alle gesunden Organisationsbestrebungen, 


. die aus der Wirtschaft selbst organisch heraus- 


wachsen. . 

Es würde verlocken, in diesem Zusammen- 
hange noch auf eine Reihe von anderen Wirt- 
schaftsfragen einzugehen. Ich möchte mir 
das heute aus mehreren Gründen versagen, 
und nur noch weniges über die Arbeitsweise 
in unserem Verbande ausführen. Unser Ver- 
band — das glaube ich ohne Überhebung aus- 
sprechen zu können — hat sich von dem Ver- 
bandsbureaukratismus vollkommen freigehal- 
ten, u. zw. deswegen, weil das Beamtentum in 
unserem Verbande nur das Gerüst darstellt, 
innerhalb dessen sich die lebendige Arbeit der 
Industriellen selbst auswirkt. Ich glaube kaum, 


daß es einen zweiten Verband in Deutschland 


gibt, in dem das ganze Verbandswesen so auf- 
gebaut ist auf die unbedingte Selbstverwal- 
tung der Industrie, auf die unbedingte Lösung 
aller Fragen nur durch die Sachverständigen- 
kreise selbst. Und wenn ich für den Verband 
eine Hoffnung aussprechen kann, so ist es die, 
daß unser ZV sich von dieser einzigen Grund- 
lage gesunder Arbeit, nämlich der wirklich 
selbstverwaltenden Arbeit der schaffenden 
Kreise, niemals | 
hoffe ich für unsern Verband, der ja in 
diesen, beiden Jahren einen wirklich außer- 
ordentlich erfreulichen Aufschwung genommen 
hat, der wirklich eine Zentralorganisation der 
gesamten deutschen Elektrotechnik geworden 
ist, daß er sich in diesem Sinne weiter entwickelt 
und unsere Industrie zusammenhält über 
Perioden der Krisen, wie sie uns jetzt drohen. 


Die Preisstelle.!) - 


. Herr Henrich: Der für die weitere Existenz- 
möglichkeit der Elektroindustrie im Vorjahre 
unbedingt notwendige Zusammenschluß in 
eine Preisstelle hat im letzten Jahre _er- 
freuliche Fortschritte gemacht. Die Sonder- 
vereinigungen,: Preisverbände, Kartelle der 


1) Das Referat ist ausführlich in dem Bericht des 
ZzV über die Mitgliedorversammlung wiedergegeben. 


Li 


Indn: 


entfernen möchte. Dann 


Elektroindustrie haben sich ihr fast ausnahms- 
los. angegliedert, und durch den Beitritt von 
weiteren Einzelmitgliedern hat sich die Zahl 
der Außenstehenden wesentlich verringert. 
Die seit dem 1. I. 1920 erfolgenden Veröffent- 
liehungen in verschiedenen elektrotech- 
nischen Zeitschriften werden als eine Art 
offizieller Preisnotierung der Elektrotechnik 
auch von Firmen angesehen, die der Preis- 
‚stelle nicht angehören. 

. „Der Umfang des zu verarbeitenden Mate- 
rials machte die Gründung von ‚„Preis- 
gruppen“ erforderlich, die sich zum Teil in 
Untergruppen teilten und parallel zu den ver- 
schiedenen Verbänden ihre fachlichen Inter- 
essen zu vertreten haben. 

Die linksrheinischen Firmen, deren vor- 
heriger enger Zusammenhalt mit dem ZV 
sich durch die mit der feindlichen Besetzung 
verbundene Beschränkung in der Freiheit 
des Handels und Verkehrs immer mehr lockern 
mußte, schlossen sich in der „Rheinischen 
Gruppe der Elektrotechnik‘‘ eng zu- 
sammen, um gemeinsam über die Maßnahmen 
zu beraten, welche sie unter dem Zwange 
der Verhältnisse und unter möglichster Ein- 
haltung der dem ZV und der Preisstelle gegen- 
über bestehenden Verpflichtungen ergreifen 
mußten. 

‘ Die Preisstelle hat diese erfreuliche Zu- 
nahme an Umfang und Bedeutung zu ver- 
zeichnen, obwohl Satzungen immer noch nicht 
vorliegen, obwohl die Mitglieder an die ge- 
faßten Beschlüsse nur moralisch gebunden 
sind, Konventionalstrafen für Übertretungen 


und Kündi sfristen für ae ; 
Ders netchei Nie ANE hat Stwa)16-Bandas un ündigungsfristen für den Austritt nicht 


bestehen. Sie wurde bisher allein durch das 
Band.des Vertrauens und des Gemeinsinns 
zusammengehalten. Dieses Band. hätte aber 
dem wuchtigen Drücken des schweren  Wirt- 
schaftssturmes unserer Zeit nicht standhalten 
können, wenn es nicht geknüpft wäre durch 
eine zielbewußte Mäßigung und enge Begren- 
zung der verfolgten Preispolitik. 

Die Tatsache des Gedeihens einer so lose 
aufgebauten Vereinigung während so schwerer 
wirtschaftlicher Erschütterungen ist der äußere 
Beweis dafür, daß die Preispolitik der Preis- 
stelle nur der dringendsten Lebensnotwendig- 
keit sämtlicher angeschlossenen Firmen nach- 
gekommen ist, und von einer Überschreitung 
dieser Grenzen und gar von monopolistischen 
ERS EU BSSELÖE NEN gar keine Rede sein 

ann. 

Niemand konnte bei dem Übergang zu 
gleitenden Preisen ahnen, wie wahnwitzig 
die Preise steigen und welch enormer Be- 
lastungsprobe dieser Gedanke ausgesetzt wer- 
den würde. Heute ist aber erwiesen, daß der 
gleitende. Abschlußpreis die einzige Möglich- 

“keit bot, über die Zeit sprunghafter, von Tag 

zu Tag emporschnellender Rohstoffpreise zu 
kommen, daß der allmähliche, rechtzeitig be- 
gonnene Ausbau dieses Gedankens die elek- 
trotechnische Industrie vor so manchen Ge- 
waltsprüngen bewahrt hat, wie sie in anderen 
Industrien zum Schaden des deutschen An- 
sehens vorgekommen sind. 

Die abnorme Preissteigerung ist an sich 
völlig ungesund. Wenn es die äußeren Ver- 
hältnisse gestatten, die Preise abzubauen, so 
entspricht das den eigensten langgehegten 
Wünschen der Preisstelle. Jegliche‘ Gelegen- 
heit dazu wird mit Freude auf der Stelle er- 
griffen werden. Schon in früheren Perioden 
bestand das/Bestreben, die Preise über längere 
Zeiträume hinaus konstant zu halten, der 
Zwang der äußeren Verhältnisse ließ es aber 
immer wieder zu einer Preissteigerung kommen. 
Auch in jüngster. Zeit sind in Vorahnung des 
- Kulminationspunktes der Preisentwicklung die 
Preise seit März konstant gehalten worden, 
obgleich die übrigen Industrien ihre Preise seit 
dieser Zeit noch in die Höhe schraubten. 

Die Preispolitik der Elektrotechnik war 
deswegen auch nur wenigen Angriffen ausge- 
setzt; bei der Fülle technisch verschieden- 
artiger Produkte und der Fülle von Varianten 
in der geschäftlichen Behandlung dieser Pro- 
dukte mußte naturgemäß eine generelle Be- 
handlung in wenigen einzelnen Fällen zu Härten 
führen, die aber immer nach Möglichkeit ge- 
mildert wurden. Weit entfernt, der Kund- 
schaft Vorschriften diktieren. zu wollen, ist 
von den friedensmäßigen Geschäftsusancen 
nur abgewichen worden, wenn es galt, in 
bitterer Notwendigkeit unter dem Druck 
äußerer Verhältnisse die Existenzfähigkeit zu 
wahren. / 

Daß sich die Preisforderungen nur in sehr 
mäßigen Grenzen bewegt haben, mögen die 
Abbildungen zeigen: ; 

Abb. 1 zeigt die Preisänderungen ver- 
schiedenster elektrotechnischer Materialien 
vom 1. Januar 1919 ab bis in den letzten Monat 
hinein, u. zw. auf gleiche Basis umgerechnet 
in prozentualen Zuschlägen zum Friedenspreis. 


891 


Sie enthält die Preisänderungen für Maschinen, 
Transformatoren; Telephon- und Telegraphen- 
apparate, Zähler, Meßinstrumente und Schalter. 
Eingetragen sind die Teuerungszuschläge aus 
den Zuschlagslisten. Für Leitungen ist die 
hauptsächlich in Frage kommende Leitung 
K@GÜ le gewählt. Die Linienzüge zeigen starke 
Abweichungen. Je nach den iverschie- 
denen Anteilen an'Lohn, Material und 


2400 


2000 


[ransformätoren, | 


7600 


7400 


7200 


7000 


&00 


600 


+00 


AR 
-+ Ag | 
"/ elephon und 


raphenapkarale 


0723 5 6798-90 N BT 23 65 


6 


7913 


Abb. 1- Die Änderung: der Preise 
elektrotechnischer Erzeugnisse, dargestellt durch die 
Bewegung der prozentualen Teuerungszuschläge. 


7920 


Unkosten, aus denen sich die ein- 
zelnen Selbstkostenpreise zusammen- 
setzen, und je nach der verschieden- 
artigen Änderung dieser Anteile be- 
dingen .sich ganz ' naturgemäß auch 
verschiedene Endpreise. Man findet daher 
bei Fabrikaten, die mehr Lohn enthalten, 
geringere Aufschläge, z. B. bei Meßinstrumenten 
und Lampen, deren Preise nur um etwa 700% 
gestiegen sind. Damit allein sind jedoch die 
starken Divergenzen nicht erklärt; die Kurven 
zeigen vielmehr, daß die Preispolitik keine 
einheitliche war. Unter dem Druck der Ab- 
nehmerkreise blieb die Steigerung verschiedent- 
lich ünter der Höhe, die sich durch die Roh- 
materialsteigerung- als notwendig ergibt. Be- 
sonders deutlich ‚zeigt sich das bei. Schwach- 
stromapparaten und Zählern. Als die Preis- 


892 


stelle die Preissteigerung bei den hauptsäch- 
lichsten Fabrikaten einstellte, lagen die Zähler 
und Schwachstromapparate so tief unter den 
notwendigen Preisen, daß eine Preiserhöhung 
nicht aufzuhalten war. 

Abb. 2 zeigt, wie die Preisstelle selbst seit 
März die Preissteigerung eingestellt hat, wäh- 
rend zu gleicher Zeit die Eisenpreise weiter 
anzogen, wie aus den Kurven für hochlegierte 


3060 


tb 


7086 


GEH SET EISOH RA REITEN) 
j 1973 7920 


Abb. 2. Steigerung .des Preises elektrischer Maschinen 
im4Verhältnis[zum”Anwachsen der/Materialpreise. 


Bleche, Stabeisen, Dynamobleche und Band- 
eisen zu ersehen ist. Nicht gezeichnet sind die 
Preissteigerungen, die für Siemens-Martin-Stahl 
bis Juni 4300%, für Stahlguß im Durchschnitt 
4000%, für 'Maschinenöl 5660%, für Isolier- 
material 4500 bis 5000% und für Jakonet- 
band 5350% betrugen. Ferner gingen die 
Löhne und Gehälter ebenfalls in die Höhe. 
Es fielen nur die von der Valuta unmittelbar 
abhängigen Werte, Kupfer, Zink und ‚Blei. 
Die Ersparnis an Kosten für Kupfer, Blei und 
Zink hat bei weitem die Erhöhung der Eisen- 
preise nicht gedeckt. Trotzdem sind die Teue- 
rungszuschläge seit März konstant auf 2500% 

ehalten worden. Die Preisstelle ist diesen 
Weg gegangen in vollem Bewußtsein dessen, 
daß er zunächst der Elektroindustrie viele 
Millionen Ausfall bringen würde; sie wollte den 
Markt beruhigen, ihn vor einemf%Pendeln 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 35. 


zwischen Spitzenpreisen und Preisstürzen be- 
wahren. 

Aus den Kurven geht ferner hervor, daß 
die Preissteigerung für sämtliche von der 
elektrotechnischen Industrie verarbeiteten 
Rohmaterialien während des ganzen Jahres 
1919 stets ‘wesentlich höher war als diejenige 
für Fertigfabrikate. 

Das Auslandgeschäft war besonders 
schwierig, der schlechte Stand der Mark 
durfte weder zu einem Dumping noch zu 
einem Ausverkauf Deutschlands führen; es 
wurden also vom Ausland grundsätzlich die 
Preise gefordert, diein dem betreffenden Lande 
als Marktpreise gelten konnten. Das Ausland- 
geschäft hat uns die .allerschwersten Aufgaben 
und allergrößten Überraschungen gebracht. 
Die vielfachen Sitzungen-der Valutakom- 
mission unter Leitung von Herrn Birnholz 
geben ein sprechendes Bild. 


Herr Ziehl hält es für richtig, zunächst 
einmal die Preise festzuhalten und langsam 
abzubauen, u. zw. deshalb, weil große, zu 
hohen Preisen gekaufte Mengen Material auf 
Lager seien; die Mitglieder der Preisstelle 
müßten treu zusammenhalten und nicht in 
Preisunterbietungeneintreten. In bezugaufeine 
Produktionssteigerung lasse sich noch manches 
in den Betrieben verbessern. Als Beispiel dafür, 
daß die Leistung der Arbeiter ganz ge- 


an, daß in seiner Spezialfabrikation von Elek- 
tromotoren und Dynamos bis zu 50 kW, die 
vor dem Kriege durchschnittlich etwa 300 
Maschinen je Monat anfertigte, heute — ohne 
nennenswerte Änderungen an den - Konstruk- 
tionen und Berechnungen — kaum diese Menge 
mit rund der doppelten Arbeiterzahl ‚herge- 
stellt werde. Zuzugeben sei, daß die Arbeit jetzt 
nicht so glatt vonstatten gehe, weilesan Material 
fehle ad dessen Qualität nicht mehr die frühere 
sei. Indessen erblicke er den Hauptgrund für 
das Nachlassen der Leistung darin, daß nicht 
mehr der alte Geist in den Arbeitern stecke; 
es werde in den Werkstätten zu viel politisiert. 
Von den Betriebsräten habe man eine Besse- 
rung erwartet, sei aber bisher sehr enttäuscht 
worden. Sie wären berufen, die Produktion 
heben zu helfen, doch habe er davon noch 
nichts bemerkt. Dagegen müßte infolge der 
zahlreichen gesetzlichen Regelungen, die ihrer- 
seits wieder umfangreiche Organisationen er- 
fordern, sehr viel unnötige Arbeit geleistet 
werden, Instanzarbeit, die sich durch die ganze 
Fabrik hin übertrage. Daher komme es auch, 
daß man, obgleich die Arbeitslöhne nominell 
um etwa das Siebenfache gestiegen seien, Te- 
lativ genommen, in Wirklichkeit für die Ar- 
beitseinheit;etwa das Vierzehnfache der frü- 
heren Zeit aufwenden müsse. Diese Leistungs- 
minderung verursacht Mangel an. Fertig- 
erzeugnissen, und N steigen die 
Materialpreise. Hier sei der Hebel anzusetzen, 
um die Produktion zu erhöhen, ohne daß der 
Stundenverdienst der Arbeiter effektiv her- 
untergesetzt zu werden braucht. Natürlich 
müßten diese en durch eine Re- 
ierung unterstützt werden, die Verständnis 
ür den Wirtschaftsaufbau ‚hat, und deren 
Glieder in Würdigung der schwierigen Wirt- 
schaftskrisis mit tatkräftigem Beispiel vor- 
angehen. 


Herr Dr. Sarfert weist im Anschluß an 
die Ausführungen des Referenten über die 
Steigerung der Preise für Dynamobleche bis zu 
15 000 M/t darauf hin, daß 15 t dieser Bleche 
in geschlossenen Wagen verladen werden und 
nur rund 2 m3 beanspruchen, die mithin jetzt 
0,225 Mill. M kosten. Dabei sei zu berück- 
sichtigen, daß unter der Stanze etwa 40% 
abfallen, wofür die Hüttenwerke eine im Ver- 
gleich zum Preise der Bleche belanglose Ver- 
gütung gewähren. Der Einkaufspreis des 
Dynamoblechs für eine elektrische Maschine 
betrage somit . ohne irgendwelche Verar- 
beitungskosten 25 M/kg, also mehr, als gegen- 
wärtig für amerikanische Elektrolytkupfer- 
barren bezahlt wird. Es sei daher höchste Zeit, 
daß das Grundübel, die übertriebenen Eisen- 
preise, schnell und gründlich beseitigt werde. 

Herr Dr. EN ae führt als Grund 
für die Absatzminderungauch den Umstand an, 
daß viele Elektrizitätswerke den Elektro- 
installateuren selbst für kleine Motoren der 
en Kohlenversorgung wegen die An- 
schlußerlaubnis verweigern. ech solche bei 
eintretender Erleichterung der Kohlenver- 


hohen Preisen ein Absatz erzielen. 


Herr Hahnemann ist der Ansicht, dab 
die Preisstelle in ihrer Preispolitik nicht allein 
von sachlichen Überlegungen der reinen Preis- 
festsetzung ausgehen könne, sondern auch 
Rücksicht auf die Konsumenten, deren Lage 
und Meinung, auf die Lieferanten, im wesent- 
lichen diejenigen der Rohstoffe, nehmen 


EN re An f 


gierungsmaßnahmen. 


lediglich die äußeren Vorgänge auf sich wirken 


nehmern wie den Lieferanten, den Regierungs- 


waltig zurückgegangen sei, führt Herr Ziehl | 


sorgung erteilt würde, ließe sich auch mit den. 


2. September 1920. 


müsse, anderseits auf die Arbeitnehmer und 
deren zu erwartende Forderungen, auf die 
geringen Verbilligungsaussichten, den Abbau 
der Löhne und schließlich auch auf die Re- 
Als Wirtschaftler und 
Industrielle dürften die Mitglieder des ZV nicht 


lassen, sondern sie müßten versuchen, auf die 
öffentliche Meinung insofern Einfluß zu neh- 
men, daß sie ihr Vorgehen sowohl den Ab- 


stellen wie den Arbeitnehmern erklären. Herr 
Hahnemann macht daher den Vorschlag, der 
Preisstelle eine Publikationskommission bei- 
zugeben. Weiter müsse sich die Elektro- 


industrie als Wirtschaftskörper dürchsetzen 


und erreichen, daß wir in Wirtschaftsfragen 


“uch von Wirtschaftlern regiert werden. Seiner 


Meinung nach sei die ganze Frage, warum wir 
den Krieg bekommen und verloren haben und 
uns jetzt in so ernster Lage befinden, dadurch 
zu lösen, daß man wieder die Achtung des 
fachlichen Könnens in das deutsche Volk trage; 
dann werde dieses ganz selbstverständlich von 
sich aus verlangen, wo es notwendig ist, von 
Wirtschaftlern regiert zu werden. Das sei die 
große Aufgabe einer zunächst der Preisstelle 
anzugliedernden Publikationsstelle, bezüglich 

erer man zu überlegen habe, ob sie nicht eine 
selbständige Stellung im ZV einnehmen solle. 


Herr Dr. Passavant (Gast) bestätigt, daß 
der Anschluß an die Elektrizitätswerke im 
Laufe des letzten Viertel- bis halben Jahres 
in ganz erschreckender Weise zurückgegangen 
sei, u. zw. speziell der von kleineren Abnehmern 
sowohl für Licht wie füriKraft; bei ersteren 
hauptsächlich deswegen, weil nach einer Ver- 
ordnung des 


werke zur Beurteilung vorgelegt werden müsse 
und abgelehnt werde, wennin den betreffenden 
Räumen Gasleitungen vorhanden sind. Dieser 
Schutz der Gaswerke habe weder Nutzen für 
die Allgemeinheit noch für. die Kohlenwirt- 
schaft; wenn in Berlin in einem Jahre 
20000 Wohnungsanlagen von 3 bis 4 Zimmern 
neu angeschlossen : würden, so bedeute das 
nur etwa 2 Mill. kWh Jahresverbrauch ent- 
sprechend 3 bis 4000 t Kohlen, die sich aber 
leicht ersparen ließen durch Überschalten von 
vielleicht 4 bis 5 unrentabel arbeitenden 
en Eigenanlagen auf das Leitungsnetz 
er Elektrizitätswerke, was vielfach in letzter 
Zeit geschehen sei. Es sei überhaupt ein 
schwerer Fehler gewesen, daß unsere ganze 
Kohlenwirtschaft nicht von vornherein groß- 
zügiger gearbeitet, sondern Bean habe, mit 
kleinen Mitteln durch Druck auf den kleinen 
Abnehmer vorgehen zu müssen, statt große 
wirtschaftliche Anlagen unter scharfe Prüfung 
zu 'nehmen. Sie habe dabei weiter nichts er- 
reicht, als eine Verärgerung in allen Klassen 
der Bevölkerung. Herr Dr. Passavant wäre 
dem’ ZV dankbar, wenn dieser die Eingabe, 
welche die Vereinigung der Elektrizitätswerke 
demnächst wieder in der Anschlußfrage an die 
maßgebenden Stellen richten werde, mit allen 
Kräften unterstützen wollte. 


Herr Kräcker hält es ebenfalls für drin- 
gend notwendig, daß die Industriellen Ein- 
fluß auf die politischen Parteien nehmen, 


Werte kennen lerne. Für diese und die indu- 
striellen Güter, die wir noch besitzen, hätten die 
politisch maßgebenden Kreise nicht das _ge- 


bände wie den ZV aufzufordern, den Wert der 
Technik und die Zusammenhänge zwischen 
Technik und Wirtschaft allen Kreisen immer 
wieder vor Augen zu führen. Man könne es 
letzten Endes den Arbeitnehmern nicht ver- 
denken, daß sie bei der großen Sorge um Leben 
und Zukunft sich etwas mehr mit den Be- 
trieben, mit den Stätten, die ihr Leben und 
das Leben ihrer Familien bedeuten, beschäf- 
tigen. Aus diesem rein ethischen Gedanken 
heraus sei auch das Betriebsrätegesetz ent- 
standen, dessen System man nicht als etwas 
Überflüssiges behandeln dürfe. Techniker und 
Industrielle müßten für ein enges Zusammen- 
arbeiten der Arbeiter und Angestellten mit 
den Unternehmern energisch in der Öffentlich- 
keit wirken, um dem Schicksal vorzubeugen, 


Arbeiterb&wegung der deutschen und auch der 
Weltindustrie bereiten könne. 


Vorsitzender diese Diskussion mit dem Hin- 
weis, daß gerade die leitenden Kräfte des ZV 
in vorbildlicher Weise für die Erfüllung der 
aus dem Kreise der Mitglieder geäußerten 
Wünsche wirken wollen; es wäre anzustreben, 


Kenntnissen der Praxis der politischen Arbeit 
zur Verfügung stellen. 


Reichskohlenkommissars jeder 
Lichtanschluß dem Vertrauensmann der Gas-. 


damit das Volk endlich den Begriff technischer 


ringste Verständnis. Es sei Pflicht, solche Ver- _ 


das eine einseitig gerichtete Angestellten- und 


- Herr Dr. Sieg schließt als stellvertretender 


daß auch andere Herren sich ebenso mit ihren 


‘ wirtschaftlichen ‚Interessen‘ vertretung haftet 


2. September 1920. 


Die technischen Arbeiten des Zentral- 
verbandes.!) 


‚. Herr Dr.-3ng. Adler: Bei der vorjährigen 
Mitgliederversammlung stand das Vereinheit- 
lichungswesen im Mittelpunkt des Interesses. 
Sie erinnern sich gewiß der bemerkenswerten 
Vorträge, die die Herren Baurat Meyer, 
Hissink und Kubierschky darüber gehal- 
ten haben.?) 

Das Vereinheitlichungswesen nimmt heute 
in den Arbeiten des ZV einen breiten Raum 
ein. Einige Fachgruppen beschäftigen sich 
selbst mit der Vereinheitlichung, andere 
haben besondere Normengruppen oder Normen- 
kommissionen gebildet. Insgesamt hat der ZV 
heute 17 soleher Kommissionen. Außerdem 
arbeiten unsere Mitgliedsfirmen in den vielen 
Kommissionen des VDE rege mit und sind auch 
an den Arbeiten der zahlreichen Ausschüsse des 
Normenausschusses der Deutschen Industrie 
(NADI) und anderer Vereinigungen beteiligt. 
Dabei ist aber Doppelbearbeitung vermieden. 

. Die Vereinheitlichungstätigkeit hat also 
einen bedeutenden Umfang erreicht. Das er- 
klärt sich aus der Notwendigkeit, das in 
sorgloseren Zeiten Versäumte nachzuholen. 

.. Der Zweck meines Referats ist die Er- 
örterung der Frage: Welches Interesse hat ein 
Verband elektrotechnischer Fabriken an der 
Behandlung technischer Angelegenheiten, ins- 
besondere ein Zentralverband, der alle Zweige 
der Elektroindustrie umfaßt? Ich will also 
versuchen, das Feld für technische Verbands- 
arbeit zu skizzieren und außerdem den Unter- 
schied zu zeigen, der zwischen dem Zentral- 
verband und den kleineren Sonderverbänden 
einzelner Fabrikantengruppen besteht. 

Zur Beantwortung dieser Fragen will ich 
Ihnen einige allgemeine Gedankengänge ent- 
wickeln, die sich aus meiner laufenden Arbeit 
ergeben haben. Ich bitte, sie zu prüfen und 
durch Anregungen zu erweitern; denn man 
kann über so allgemeine Fragen nur dadurch 
völlige$Klarheit gewinnen, daß man sie sinn- 
fällig macht, indem man sie auf die besonderen 
Verhältnisse der einzelnen Zweige unserer 
Industrie anwendet und sie für jedes einzelne 
Unternehmen stellt. Ich bitte also jeden von 
Ihnen, sich zu fragen: Welches Interesse hat 
meine Firma daran, daß sich der ZV mit 
technischen Arbeiten beschäftigt? 

.. Diese Frage scheint mir deshalb der Er- 
örterung wert, weil sich unser junger ZV 
zunächst nur wirtschaftliche Ziele stellte. 
Die Behandlung technisch-kommerzieller 
Fragen konnte zurückgestellt werden; für die 
Arbeiten technisch-wissenschaftlicher Ziele 
stand aber der VDE zur Verfügung, der 
im Gegensatz zum ZV kein Verband von 
Firmen, sondern eine Berufsvereinigung von 
Personen ist. 

Daß ein Feld zur technischen Gemein- 
schaftsarbeit der Fabriken besteht, zeigt der 
Entwicklungsgang der älteren ausländischen 
Zentralverbände. Diese sind immer ‚‚tech- 
nischer‘‘ geworden und haben dadurch an 
Einfluß und Prestige gewonnen. Einer rein 


eben — mit Recht oder Unrecht — ein ge- 
wisses Odium an. Auch die in der deutschen 
Elektroindustrie früher gebildeten Konven- 
tionen und Sondervereinigungen haben tech- 
nische Kommissionen gebildet. 

Diese Entwicklung ist verständlich, wenn 
man über die Zwecke der Verbandsbildung 
nachdenkt. Der. Industrieverband ist eine 
Vereinigung von Fabriken, die sich zusammen- 
gefunden haben, um gemeinsam Geschäfts- 
politik zu treiben. Das Ziel der Politik ist es, 
das Geschäft gesünder und glatter zu machen. 
Das soll geschehen, indem einerseits nach 
innen Verständigung und Ausgleich herbei- 
geführt wird, andererseits durch Schaffung 
einer geschlossenen Front nach außen. 

Die technischen Arbeiten haben dasselbe 
Ziel wie die wirtschaftlichen: Das Geschäft 
soll gesünder und bequemer werden. Nur die 
Mittel sind andere ; und ebenso, wie wirin der 
wirtschaftlichen Geschäftspolitik interne und 
externe Angelegenheiten unterscheiden, gibt 
es innere und äußere technische Geschäfts- 
politik. Es läßt sich ja auch keine scharfe 
Grenze. zwischen wirtschaftlichen und tech- 
nischen Angelegenheiten ziehen. Meistens 
handelt es sich nur um verschiedene Gesichts- 
winkel in der Behandlung derselben Angele- 
genheiten. ’ 

Eineinterne Angelegenheit -— der Haupt- 
gegenstand der technıschen Verständigung 
unter den Fabrikanten — ist die eigentliche 
Normung, nämlich die Festlegung. von be- 
stimmten Maßen. Die;Normung ist deshalb 
eine interne Angelegenheit, weil die Abnehmer 


1) ne aus dem der Mitgliederversammlung er- 
statteten Bericht. 
») Vgl. ETZ 1919 S. 426 und 439ff. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


lert genießen. 
sie allen Normalisierungsbestrebungen volle 


scheidet. 


1920, 


an ihren Einzelheiten kaum interessiert sind, 
so stark ihr Wunsch auch ist, daß überhaupt 
genormt wird. 

Die Abnehmer sind es, die die Vorteile 
der Vereinheitlichung sofort und ungeschmä- 
Es ist daher erklärlich, daß 


Sympathie entgegenbringen; ja, sie ergreifen 


sogar die Initiative, wenn — naclı ihrer An- 


sicht — die Fabrikanten nicht schnell genug 
vorgehen. 
Für die Fabrikanten ist die Normalisierung 


viel opfervoller; denn jede Umstellung — und 


wenn sie nochso zweckmäßig ist — bringt Kosten 
und Störungen mit sich, die erst nach längerer 
Zeit überwunden werden. Trotzdem ist unsere 
Industrie weitsichtig genug, diese Opfer auf 
sich zu nehmen, weil ihr daran liegt, gesündere 
Verhältnisse vorzubereiten, auch wenn sie erst 
nach längerer Zeit hergestellt werden können. 
Allerdings zwingen uns die jetzigen widrigen 
Zeiten dazu, die Normung mit Vorsicht zu 
betreiben. Vorhandenes muß, wenn irgend 
möglich, ‘berücksichtigt werden, und lange 
Übergangsfristen sind unvermeidlich. Es wäre 
unter den jetzigen Verhältnissen unverant- 
wortlich, aus wissenschaftlichen oder aus Schön- 
Bag liden zu normalisieren. 

n der Typung sind die Abnehmer 
in viel höherem Grade interessiert als an der 
Normung. Denn sie müssen verlangen, daß 
die Stufung der Typen und deren Eigenschaften 
ihren Bedürfnissen entsprechen und daß auf 
bestehende Anlagen genügend Rücksicht ge- 
nommen wird. 

Es war deshalb zweckmäßig, daß wir von 
vornherein in enger Fühlungnahme mit unseren 
Abnehmern, d. h. mit den Elektrizitätswerken, 
Installateuren, Großkonsumenten und Händ- 
lern, gearbeitet haben, umsomehr, als sich in 
unserer Industrie Normung und Typung nicht 
scharf trennen lassen — wie schon in den vor- 
jährigen Vorträgen betont worden ist. 

Wenn es sich um Abnehmer außerhalb 
der Elektrotechnik handelte, also um die Ma- 
schinenfabriken und die Großkonsumenten, 
so haben wir die geeignetste Form der Zu- 
sammenarbeit von Fall zu Fall gewählt. 

Für die Zusammenarbeit mit unseren 
Kunden innerhalb der Elektrotechnik haben 
wir einen einheitlichen und einfachen Ge- 
schäftsgang dadurch geschaffen, daß alle unsere 
Arbeiten beim VDE münden und die Normen 
durch den NADI verbreitet werden. Durch 
das dankenswerte Entgegenkommen aller be- 
teiligten Stellen ist eine praktische Zusammen- 
afbeit ohneüberflüssige Bureaukratieermöglicht 
worden.. Im VDE sind alle Interessentenkreise 
vertreten. Das ist ein großer Vorteil; denn 
man kann wirkliche Normen nur schaffen, 
wenn man alle Interessenten erfaßt., Doppel- 
normen sind nicht nur lästig; sie sind sogar 
schädlicher als der normungslose Zustand. 

Daß wir richtig vorgegangen sind, zeigt 
der Vergleich mit anderen Ländern; dort ist 
die Normung teils von den Fabrikantenver- 
bänden und teils von den Vereinigungen der 
Abnehmer ausgegangen. Es kommen Doppel- 
normen und Kompetenzstreitigkeiten vor. 
Solche sind bei uns dadurch fast völlig ver- 
mieden worden, daß wir unsere interne Nor- 
mung im Rahmen der VDE-Organisation frei- 
willig der Überprüfung durch die ‚Abnehmer 
unterworfen haben, ohne allzu ängstlich auf 
unser Prestige bedacht zu sein. 

Das Hauptgebiet für externe technische 
Betätigung bilden die technischen Vorschriften 
und Regeln, deren Bearbeitung zwar auch zum 
Vereinheitlichungswesen gehört, die aber mit 
der Normalisierung nur in losem Zusammen- 
hang stehen. Diese Vorschriften sind unsere 
technischen Lieferbedingungen. Sie haben 
vielleicht eine noch größere Tragweite als 
kommerzielle Lieferbedingungen; denn diesen 
liegen staatliche Gesetze und allgemein übliche 
Handelsusancen zugrunde. Die technischen 
Vorschriften aber haben den Charakter von 
Gesetzen, die man sich selbst auferlegt hat. 

An den ‘technischen Vorschriften und 
Regeln sind unsere Abnehmer in hohem Maße 
interessiert; denn es handelt sich darum, eine 
Abgrenzung zwischen dem Wünschenswerten 
und dem Erreichbaren zu finden, die dem je- 
weiligen‘Stand der Technik entspricht. Das Vor- 
schriftenwesen ist]deshalb beim VDE konzen- 
triert, dessen Kommissionen so zusammen- 
gesetzt sind, daß sie eine angemessene Ver- 
tretung/ aller Interessentenkreise verbürgen. 

Das ist eine Einrichtung, die sich seit 
Jahren bewährt hat und sich vorteilhaft von 
der Organisation in anderen Ländern unter- 
Dort ist durch das Fehlen einer mit 
genügend Autorität ausgestatteten Zentral- 
instanz eine gewisse Zersplitterung eingetreten. 
Es ist vorgekommen, daß zwei Sätze von Vor- 
schriften entstanden sind, offizielle und Fabri- 
kantenvorschriften. Die Industrie mußte daher 


Heft 35. 


eine Verständigun 
Für die Verhandlungen mit der Abnehmer- 
schaft ist es natürlich ein Vorteil, sich über das 
Maß des Erreichbaren vorher ‘verständigt zu 
haben. Aber vor allem handelt es sich darum, 
dieses Maß, d. h. das angestrebte Qualitäts- 
niveau, 
Erfahrungen 
haben, wollen sich nicht durch solche herunter- 
drücken lassen, die weniger Mühe aufgeweridet 


in jedem einzelnen Fall um die Geltung ihrer 
Vorschriften kämpfen. 

Aber auch bei unserer Organisation bedarf 
das Vorschriftenwesen der Ergänzung durch 
der Fabrikanten unter sich. 


festzustellen. Firmen, 


die größere 
und Fortschritte 


aufzuweisen 


haben. Die von den Fabrikantenverbänden 
ausgearbeiteten Entwürfe‘ stellen daher das 
Höchstmaß dessen dar, was sich bei Serien- 


fabrikation mit Sicherheit erreichen läßt. 


Das ist eine Beruhigung für die Abnehmer, 
die zwar gelegentlich der Aufstellung der Vor- 
schriften scharf prüfen werden, ob ihre Be- 
dürfnisse angemessene Berücksichtigung ge- 
funden haben, die aber das Vertrauen haben 


können, daß ihre Erfüllung eine derartige 


Qualität der Fabrikation verbürgt, daß im 
allgemeinen besondere Vereinbarungen über 
flüssig werden. 

Vorschriften, die von den Abnehmern 
ausgehen ohne genügende Beteiligung der 
Fabrikanten, werden leicht zu scharf, indem 
Leistungen, die vereinzelt erreicht worden 
sind, zur Norm erhoben werden. Das ist ein 
unbefriedigender Zustand; denn Gesetze, die 
nicht erfüllt werden können, bleiben unbe- 
achtet; dafür haben wir doch in den letzten 
Jahren auf anderen Gebieten Beispiele genug 
gesehen. 

Die Mitarbeit der Industrie am Vor- 
schriftenwesen bedingt, daß ein großer Teil 
der Entwurfsarbeit von den Fabrikanten- 
verbänden zu leisten ist. Dafür sprechen auch 
praktische Gründe ; denn die Industrie verfügt 
über einen größeren technischen Apparat als 
andere Interessenten. / 

Die Fabrikanten haben auch einen anderen 
wichtigen Grund, sich mit der Schaffung von 
technischen Vorschriften zu beschäftigen; denn 
die sichtbare Kennzeiehnung des Qualitäts- 
niveaus durch die Vorschriften ist ein wert- 
volles Hilfsmittel für das Auslandgeschäft. 
Wenn unsere Vorschriften gut und vollständig 
sind, so werden sie auch in Zukunft trotz 
ähnlicher Arbeiten, die in anderen Ländern 
geschaffen und durch besondere Propaganda- 
einrichtungen verbreitet worden sind, das 
Vertrauen in gute deutsche Arbeit ermöglichen 
und steigern. i 

Das bringt mich auf die Besprechung eines 
anderen Gebietes für die technische Betätigung 
des ZV, nämlich der internationalen Ver- 
einheitlichung. Unsere Ziele sind ganz klar. 
Wir müssen exportieren, um zu leben. 
Der Export wird durch die politischen und 
wirtschaftlichen Schranken, durch die sich 
die Länder voneinander absperren, unver- 
meidlieh behindert; aber es sollen nicht zu- 
sätzliche Schranken durch technische Vor-, 
schriften und Normen entstehen. 

Die internationale industrielle Verein- 
heitlichung hat eine tiefere wirtschaftliche 
Bedeutung. Die Vereinfachung der Fabrika- 
tion, die sie ermöglicht, wird dazu beitragen, 
das Mißverhältnis zu beseitigen, das zwischen 
Erzeugung und Bedarf besteht, das eines der 
Hauptübel ist, an dem alle Länder kranken. 
Auch führt sie zur ‘Wiederanknüpfung_ zer- 
rissener Fäden internationalen Verkehrs und 
wirkt daher völkerverbindend. Beide Ziele 
hat Mr. Balfour, der sich schon vor 20 Jahren 
als Premierminister der Normalisierungsbestre- 
bungen annahm, klar erkannt. 

Die deutsche Industrie hat aus den ange- 
gebenen Gründen das größte Interesse daran, 
unter Rücksichtnahme auf ähnliche Auslands- 
arbeiten ihre Vorschriften aufzustellen. Unsere 
deutschen Abnehmer sind an internationalen 
Arbeiten weniger interessiert. Der Ausland- 
dienst ist daher das gegebene Arbettsfeld 
für den Fabrikantenverband. 

Die Konzentration im Verband hat zu- 
nächst den praktischen Vorteil, daß die erheb- 
lichen Kosten vermindert werden, die die Auf- 
rechterhaltung internationaler Beziehungen er- 
fordert. Auch ist es natürlich dem Ausland 
gegenüber von Vorteil, geschlossen aufzutreten, 
umsomehr, als heute in fast allen Ländern Ver- 
einheitlichungsorganisationen bestehen. 

‚ Die internationale technische Vereinheit- 
lichung ist schon vor dem Kriege angebahnt 
worden, obwohl sie damals nicht die Bedeutung 
hatte, die ihr heute zukommt. Die Verfahren, 
deren sie sich bedient, sind:. Austausch von 
Arbeitsplänen und Entwürfen, gegenseitige 
Kritik und größere gemeinsame Arbeiten. 

Diese Verfahren müssen auch heute an- 

ewendet werden; doch haben sich die Zeiten 
inzwischen geändert. An international en Ar 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 35. 


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beiten nehmen wir nicht teil. Es ist noch 
nicht abzusehen, ob die Wiederbeteiligung 
Deutschlands an solehen möglich und wün- 
schenswert sein wird. Die Länder, die sich vor 
dem Kriege unserer Arbeiten gern bedienten, 
haben sich industriell und damit auch technisch 
teilweise von uns emanzipiert. Auch sind in 
den letzten Jahren in fast allen Staaten Vor- 
schriften und Normen entstanden, die mit- 
unter von unseren erheblich abweichen. Hier 
die Übereinstimmung zu erzielen, wird daher 
schwerer sein als vor dem Kriege, wo dies 
nicht ernstlich versucht werden brauchte. 

Wir müssen uns also des internationalen 
Verkehrs mit Eifer annehmen. Es ist uns 
auch bereits gelungen, mit den elektrotech- 
nischen Vereinheitlichungsorganisationen in 
Sehweden, der Schweiz, Holland und Österreich 
einen regelmäßigen freundschaftlichen Ge- 
dankenaustausch anzubahnen. 

Die nationale technische Entwicklung 
leidet durch vernünftige internationale Verein- 
heitlichung keineswegs. Im Gegenteil, sie kann 
sich ungehemmt dem wirklichen Fortschritt 
zuwenden, ohne durch unnötige Individualisie- 
rung in der Erzeugung und im Vertrieb be- 
hindert zu werden. | 

Man darf sich allerdings über die Mög- 
lichkeiten internationaler Vereinheitlichung 
keine Illusionen machen. ' So- schön es wäre, 
wenn alle Länder die gleichen Normalspan- 
nungen hätten, oder wenn man sich auf eine 

“einzige Gewindeform einigen könnte, so un- 
wahrscheinlich ist es, daß ein solcher tech- 
nischer Völkerbund in absehbarer Zeit zu- 
stande kommen wird. 

Ein anderes Gebiet für die technische 
Betätigung des ZV ist die Förderung der fach- 
lichen Ausbildung unserer Ingenieure und 
Arbeiter. Es ist deshalb ein Gebiet der Ver- 
bandstätigkeit, weil Kollektivmaßnahmen er- 
forderlich sind. Selbstverständlich wird bei 
Verfolgung derartiger Arbeiten der ZV nicht 
selbständig vorgehen, sondern — um Doppel- 
arbeit zu vermeiden. — sich in die bestehenden 
Organisationen eingliedern, insbesondere in den 
Deutschen Ausschuß für Technisches Schul- 
wesen. Es wird sich lediglich darum handeln, 
den spezifischen Bedürfnissen der Elektro- 
industrie Geltung zu verschaffen. 

Ein weiteres Gebiet ist die Förderung von 
Forschungsarbeiten, die hinsichtlich Umfang 
und Ziel über den Rahmen einzelner Unter- 
nehmungen hinausgehen. Ich denke z. B. an 
systematische Arbeiten über den synthetischen 
Aufbau von Isolierstoffen oder über Metalle, — 
also Aufgaben, die in das Grenzland zwischen 
Elektrotechnik und Chemie oder Elektrotechnik 
und Physik fallen. 

Die Kosten, die heute durch größere For- 
schungsarbeiten entstehen, sind derart, daß 
auch hier Gemeinschaftsarbeit nötig ist. Na- 
türlich soll es sich nicht etwa um die Einrich- 
tung eines gemeinsamen Laboratoriums han- 
deln, sondern unser Verband soll nur den 
organisatorischen Rahmen für die planmäßige 

‚Stellung und Verteilung der Aufgaben auf 
vorhandene Institute bieten und die Durch- 
führung der Arbeiten überwachen. Die Haupt- 
schwierigkeit bei der Einrichtung derartiger 
Organisationen bietet die Auswahl geeigneter 
Persönlichkeiten. 
In meinen bisherigen Ausführungen habe 
ich mich darauf beschränkt, zu versuchen, die 
Notwendigkeit und Nützlichkeit der Bearbei- 
tung bestimmter technischer Angelegenheiten 
durch einen Verband von Fabriken darzu- 
legen. Ich habe aber noch nicht erörtert, 
welche Rolle der Zentralverband, der alle 
Zweige der Industrie umfaßt, zu spielen be- 
rufen ist. 

Durch die Zentralisierung wird zunächst 
eine rationelle Arbeitsteilung verbürgt. Auch 
wird eine Ben Befruchtung der Ar- 
beiten verschiedener Fachgruppen ermöglicht; 
denn aus jeder Sonderarbeit lassen sich ge- 
wisse allgemeine Gesichtspunkte ableiten und 
auf andere Gebiete anwenden. Besonders 
wertvoll erweist sich die gemeinsame Organisa- 
tion, wenn es sich um Arbeiten handelt, an 
denen mehrere Fachgruppen. beteiligt sind. 

Ich habe früher gesagt, daß zunächst der 
Verbraucher aus der Normung mehr Nutzen 
zieht als der Erzeuger und daß er daher auf 
Normung drängt. Das zeigt sich auch im 
Verkehr der Fachgruppen untereinander, wenn 
diese im Verhältnis Verbraucher zu Erzeuger 
stehen. Beim Vereinheitlichen können Inter- 
essengegensätze entstehen, zu deren UÜber- 
brückung die gemeinsame Zugehörigkeit zum 
großen Verbande beiträgt. Ri 

Auch für die Verbindung mit den wirt- 
schaftlichen Arbeiten des ZV erweist sich die 
Zusammenfassung als nützlich. 

Diese Gründe waren es auch, die Herrn 
Baurat Meyer seinerzeit veranlaßten, die 
Einrichtung einer Normenstelle beim ZV an- 
zuregen. Bei deren Betrieb waren wir bemüht, 


jede entbehrliche Einrichtung zu vermeiden, 
umsomehr als die foreierte Normalisierung 
hoffentlich nur eine vorübergehende Erschei- 
nung darstellt. Sie ist ein notwendiges Übel, 
entstanden aus der unnötigen Vielseitigkeit 


und Zersplitterung, die in üppigeren Zeiten 


verschuldet wurde. 3 

Ehe ich meinen Bericht schließe, möchte 
ich mit ein paar Worten eine nichttechnische, 
vielleicht etwas heikle Frage streifen. Die 
technische Zusammenarbeit ist, wie jede Ge- 


‚meinschaftsarbeit, ein Geben und Nehmen, 


besonders wenn es sich um Vereinheitlichung 
handelt, die vielfach nur durch Kompromiß 
zustande kommen kann. Die Fabriken werden 
sich daher gewiß immer wieder die Frage vor- 
legen, ob Leistung und Gegenleistung im 
richtigen Verhältnis stehen. 

Über den Nutzen der Vereinheitlichung 
möchte ich mich nicht mehr verbreiten. Pro- 
fessor Adams, der frühere Präsident des Ame- 
rican Institute of Electrical Engineers, hat 
gesagt, daß der erreichte, Grad industrieller 
Vereinheitlichung ein Maß für den Zivilisations- 
grad eines Staates ist. Dieser Satz wird einigen 
von Ihnen vielleicht zu weitgehend scheinen, 
oder sie werden sich wenigstens die Frage 
stellen, ob man unter den drückenden Ver- 
hältnissen der Gegenwart die Opfer. bringen 
kann, die eine an sich wünschenswerte Ver- 
besserung erfordert. / 

An diese Herren möchte ich den dringenden 
Appellrichten, sich nicht durch die täglichen 
Sorgen den Blick in die Zukunft trüben zu 
lassen. Die deutsche Elektrotechnik hat doch 
immer eine bemerkenswerte Weitsichtigkeit 
bewiesen, und sicher hat das zu ihren unge- 
heuren Erfolgen beigetragen. 

Die Frage, die ich erörtern will, ist aber 
eine andere. Es handelt sich nieht darum, ob 
die Opfer, die man bei der Vereinheitlichung 
bringt, an sich gerechtfertigt sind, sondern 
bei jeder Zusammenarbeit ergibt sich die Frage, 
ob die Opfer gerecht auf alle Mitglieder ver- 
teilt sind bzw. ob Einsatz und Ausbeute bei 
allen gleich ist. Diese Frage stellt sich hier 
besonders ein, weil unsere Industrie aus so 
verschiedenartigen Unternehmen zusammen- 
gesetzt ist, nämlich aus großen Firmen, mitt- 
leren und kleineren, oder wie man richtiger 
sagen würde, aus Universalfabriken, gemisch- 
ten und Spezialfabriken. 

Die großen Unternehmen geben häufig 
mehr technische Erfahrungen preis als die 
kleineren, — man muß das offen anerkennen. 
Auch tragen sie durch die Übernahme eines 
Teils der zeichnerischen und schriftlichen Ar- 
beiten Kosten, über deren Höhe man sich erst 
ein Bild macht, wenn man die heutigen Ge- 
stehungskosten einer einzigen Pause oder 
eines einzigen Briefes nachrechnet. Ihren 
Nutzen finden die großen Firmen darin, daß 
erst durch die Vereinheitlichung — wie ich 


früher darlegte — eine Qualitäts- und Ver-' 


gleichsbasis hergestellt wird, die die Vorteile 
des vielseitigeren technischen Apparates und 
der Massenfabrikation zur Geltung bringen 
kann. Denn was nützt die Fähigkeit eines 


‚Unternehmens zur Massenherstellung gleicher 


Dinge, wenn der Markt die verschiedenartigsten 
Anforderungen stellt ? 

Aber auch die kleineren Firmen finden 
ihren Vorteil. Für sie spielt die Entlastung 
von technischer Routinearbeit, die Möglich- 
keit, Einzelteile von Unterlieferanten zu be- 
ziehen, eine größere Rolle, und schließlich ist 
es auch erheblich billiger, 20 Modelle zu erzeugen 
als 40, wenn auch der Gewinn nicht so groß ist 
wie beim Übergang von 100 auf 20. 

Wenn man die Geschichte des Vereinheit- 
lichungswesens in einzelnen Industrien ver- 
folgt, so findet man immer wieder, daß anfangs 
die Arbeiten durch Eifersüchteleien und Ge- 
heimniskrämerei behindert wurden. Wenn 
aber mit offenen Karten gespielt wird, keiner 
dadurch Unruhestiftet, daßerauch ungenormtes 
Material liefern will, also jeder das Seine zum 
Gelingen des Ganzen beiträgt, so stellt sich 
der Nutzen bald ein. 

Auch hinsichtlich der Vertretung der 
Fabriken dureh ihre Ingenieure sind Licht und 
Schatten gleichmäßig auf große und kleine 
Firmen verteilt. Die großen Firmen haben 
spezieller ausgebildete und daher manchmal 
besser informierte Herren. Die kleineren Fir- 
men entsenden aber Vertreter, die durch ihre 
Vertrautheit mit mehreren Einzelgebieten im 
Vorteilsind. Jeder holt daher aus den Verhand- 
lungen das Gleiche heraus, oder er kann 
wenigstens das Gleiche herausholen. Am 
meisten lernen die, dieameifrigsten mitarbeiten. 
Es liegt daher im Interesse aller Firmen, ihre 
besten Ingenieure recht eifrig an den Verein- 
heitlichungsärbeiten teilnehmen zu lassen, ja, 
sie zu entlasten, um ihnen die Mitarbeit zu 
ermöglichen. 

Das Geben und Nehmen der Zusammen- 
arbeit liegt auch der internationalen Verein- 


N 


‚Strömung angesaugt werden würde. Br: 
lich ist es jedoch möglich, die Fenster geöffnet 


-wohner durch Geräusch eintritt. 
des Unterwerks ist übrigens als Warteraum 
eingerichtet, dem ein rentabler Erfrischungs- 


heitlichung zugrunde, Durch die Veröffent- 


‚liehung unserer Normen ersparen wir der aus- 
ländischen Konkurrenz manche Entwicklungs- 


arbeit. Die internationale Vereinheitlichung 
ist ja überhaupt ein zweischneidiges Schwert; 
denn sie. fördert zwar unsere Ausfuhr, erleich- 
tert jedoch auch die Einfuhr ausländischer 
Erzeugnisse. Ist aber unsere Industrie nicht 
stark genug, dieses Risiko zu übernehmen ? 


Ich glaube, Ihnen gezeigt zu haben, daß 2 
roßes Feld für die technische Betätigung 


ein 
des ZV vorliegt. Gemeinsam ist den geschil- 
derten Arbeiten, daß sie keine Tagesfragen be- 
handeln, sondern vorbereitender Natur sind. 
Man kann eben eine gewisse Planmäßigkeit 


iR ‚September 1920. & 2 


“r 


heute nicht mehr entbehren, auch wenn man 


die offizielle Planwirtschaft ablehnt. Das Ein- 


zelunternehmen, das unter dem Druck von 


Tagesfragen steht, hat im ZV die gegebene 


Organisation zur Behandlung von Aufgaben 


weiterer Perspektive. , 

Doch nur durch die Beteiligung aller 
Firmen wird es möglich sein, unseren Bestre- 
bungen gebührende Geltung zu verschaffen. 


Ich schließe daher meinen Bericht- mit der 


Bitte an Sie, den ZV wie bisher durch eifrige 
kameradschaftliche ° Arbeit zu unterstützen 
und es ihm dadurch zu ermöglichen, die Inter- 
essen der gesamten Elektroindustrie und damit 
Ihre eigenen zu fördern. ’ 
(Schluß folgt.) 


Geräuschloses Bahnunterwerk mit 
rotierendem Umformer.)) 


. In Birmingham (Ver. St. A.) war in 
guter Wohngegend ein Bahnunterwerk er- 
richtet worden, das durch sein Geräusch die 
Anwohner zu Beschwerden veranlaßte. 
wurde deshalb zum Bau eines neuen Unter- 


werkes geschritten, bei welchem man durch. 3 


geeignete Anordnungen den rotierenden Um- 
former von 1000 kW Leistung schon in 
einer Entfernung von 5m vom Gebäude nicht 
mehr hören kann. Man war. der Ansicht, 
daß das Geräusch des Umformers hauptsächlich 
durch die das Gebäude verlassende Transfer- 
matorenkühluft übertragen wurde, stellte des- 
halb zunächst den rotierenden Umformer in 
einem nach außen tür- und fensterlosen Raum 
auf ein besonderes Fundament und saugt die 
Kühlluft durch eine auf dessen Dach ange- 
brachte Laterne, deren Lufteinlaßöffnungen 
zwecks Filterung der Luft und zur Abhaltung 
des Regens mit feiner Kupfergaze verkleidet 
sind, mittels eines in der Grube unter dem 
Umformer aufgestellten Ventilators an (Abb. 1). 


Transformatoren- und 
5 / Schaltraum 


Abb: 1. 


Die Luft wird durch einen Kanal unter dem 
Fußboden und durch die 3 Einphasentranstfor- 
matoren gedrückt, in denen die Schalldämp- 


fung erfolgt, und entweicht dann durch eine 


zweite Laterne auf dem Dach des Transfor- 
matorenraums. Um die Türen und Fenster 


des Transformatorenraums geschlossen hal- ° 
ten zu können, sind in seinen Wänden in‘ 
‚Fußbodenhöhe 8 Ventilationsöffnungen von 
‚30x45 cm Aussenmaß vorgesehen, wobei man 


damit rechnete, daß die Außenluft infolge der 
im Innern des Gebäudes aufsteigenden 


Tatsäch- 


zu halten, ohne daß eine Belästigung der An- 
Ein Anbau 


raum angegliedert wurde. 


!) „Eleetrie Railw. Journal“. Bd. 55, 1920, S. 506. 


"Ba 


ärme- 7 


za‘ ; “ar 3 . > A x er) 
2. September 1820. 


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 Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Eine 230 km-Hochspannungsleitung für 
110 kV in Europa. — In den Jahren 1918/19 
ist zwischen dem lothringischen Dampfkratt- 
werk Vincey und dem Schweizer Wasser- 
kraftwerk Gösgen eine Hochspannungs-Fern- 
leitung errichtet und im August 1919 in 
Betrieb genommen worden.!) Die Strecke 
ist 230 km lang; Abb. 1 zeigt die Linien- 


SI Unterwer 
wen Börtnungen 


@lten”) Wasserkraff- 


0 0 20 30 40 Zr? weit Werk Dösgen 


r 


Abb. 1. Linienführung der Hochspannungsleitung. 


führung. Die Leitung ist für eine Be- 
triebsspannung von 110 kV gebaut, doch wird 
sie vorläufig, um den sofortigen Anschluß des 
lothringischen Werkes zu ermöglichen, welches 
Strom mit 70kV abgibt, mit letzterer Spannung 


Abb. 2. Unterwerk Delle. 


betrieben. Die nach dem Unterwerk Pouxeux 
übertragene Leistung beträgt rd 14 700 kW bei 
einem Leistungsfaktor von 0,8 und einem Span- 
nungsabfall von etwa 15%. Im Werk Gösgen 
nutzen 6 Masehinensätze von je 5590 kW das 
17 m hohe Gefälle der Aare bei 350 m’ 
sekundlicher Wassermenge aus und erzeugen 
Drehstrom von 8000 V 50 Per. Der für 
Frankreich bestimmte Teil der Energie wird, 
wie erwähnt, vorläufig der ernleitung 
mit 70 kV zugeführt. Die Leitung auf franzö- 
sischem Gebiet ist 183 km lang, führt meist 
durch gebirgiges und bewaldetes Gelände und 
war, da die endgültige Strecke möglichst ge- 
radlinig verlaufen sollte, ziemlich schwierig 
: festzustellen. Die Fernleitung erreicht ihren 
= höchsten Punkt in Belfahy, 825 m, und ihren 
ei tiefsten bei Morvillars, 339m ü. M. 19,7 m hohe 
Gittermaste haben Verwendung gefunden, 
welche an drei wagerechten Armen und 
achtgliedrigen Kettenisolatoren ein Kupfer- 
kabel von 78 mm? Querschnitt ‚tragen; 
das Erdungskabel besteht aus 7 verzink- 
ten Stahldrähten, hat 40 mm? "Querschnitt 
und ist auf den Mastspitzen verlegt. Jeder 
Mast ist an eine kupferne Erdplatte an- 
geschlossen. Die Spannweite beträgt normal 
180 m, stellenweise jedoch 300 m, auf Schwei- 
zer Gebiet sogar bis über 500m. Die Isola- 
toren sind braunglasiert,'haben 25 em Durch- 
messer die Trockenüberschlagspannung eines 
8 gliedrigen Isolators wurde zu 350 kV ermit- 
telt. Wo Zugbeanspruchungen auftreten, be- 
3 steht der Isolator aus 9 Einheiten. In einzelnen 
„Fällen ist, um das seitliche Ausschwingen der 
Kupferkabel zu beschränken, eine zweite Iso- 
_ latorenkette an fdiesen angebracht, i welche 
“ nach unten hängt undfan geeigneten Quer- 
| armen befestigt ist. Die Maste wurden, in drei 
Teile zerlegt, befördert, wobei die Teile inein- 
ander gesteckt waren. Auf französischem Ge- 


VR 


1) „Revue Generale de l’Eleetrieite“, Bd. 7, 1920, 8. 589. 


ES TE 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 35. 


RUNDSCHAU. 


biet sind für die Fernleitung 542 Maste von zu- 
sammen 850 t Eiengewicht aufgestellt, und 
200 t Kupfer-, 29 t Stahlkabel und 19 000 Iso- 
latorenelemente verbraucht worden. Das Unter- 
werk Pouxeux bietet nichts Bemerkenswertes. 
Das Unterwerk Delle (Abb. 2) verbindet den 
schweizerischen mit dem französischen Lei- 
tungsabschnitt; esist mit Rücksicht auf die spä- 
tere Aufnahmeeiner weiteren Fernleitunggebaut 
und enthält alle Apparate, welche zur Parallel- 
schaltung der Kraftwerke Gösgen und Vincey, 
der Abschaltung und der Messung der an die 
Fernleitung abgegebenen Energie dienen. Ge- 
gen Feuersgefahr sind keine besonderen Vor- 


‚kehrungen getroffen, außer daß vorgesehene 


Kanäle das Ablassen des Transformatorenöls 
ermöglichen. Der üblichen europäischen Praxis 
entsprechend sind die Transformatoren im Ge- 
bäude aufgestellt. Die Parallelschaltung der 
230 km voneinander entfernten Kraftwerke 


läßt sich ohne Schwierigkeiten vollziehen. 


hl. 


Elektromaschinenbau. 


Umkehr und Verlust’ des remanenten Mag- 
netismus_ bei Erregermaschinen. — Die be- 
kannte Erscheinung, daß Erregermaschinen 
insbesondere solche mit Wendepolen sich nach 
erfolgter Aberregung überhaupt nicht oder mit 
verkehrter Polarität erregen, erklärt J. Kelen 
auf folgende Weise: Bei der für funkenfreien 
Gang notwendigen Bürstenstellung wird durch 
das Ankerfeld proportional der Belastung das 
Feld geschwächt; die Maschine nimmt also den 
Charakter einer Gegenkompoundmaschine an, 
was sich bei Wendepolmaschinen in noch höhe. 
rem Maße zeigt. Bei entgegengesetzter Bür- 
stenverschiebung hat die Maschine 
Kompoundeigenschaften i erhalten. 
Wenn nun die Wendepole nicht 
ganz Tichtig bemessen sind, so 
stehen die. Bürsten bei funken- 
freiem "Gang nicht genau in der 
Mitte des Wendefeldes, sondern ge- 
gen dieses$versetzt. Die Maschine 
zeigt also im normalen Betrieb 
Gegenkompound-Eigenschaften. Wird 
beim Aberregen der Maschine die Er- 
regerwicklung kurzgeschlossen, so 
‚ verschwindet der Erregerstrom und 
der Hauptstrom, letzterer aber lang- 
samer; es kann somit ein Zeitpunkt 
eintreten, in der die magnetisierende 


mes größer wird als die des Erreger- 
stromes, dieMaschine so mit umpolari- 
siert wird. Allmählich verschwindet 
die Spannung der Maschine, nach- 
dem sie kurz vorher einen nega- 
tiven Wert durchlaufen hat, der unter&Um- 
ständen hoch genug sein kann, die vorhandene 
Remanenz zu vernichten oder sogar eine ent- 
gegengesetzte Magnetisierung zu erzeugen. 
Gelten die in Abb. 3 verzeichneten Betriebs- 


Abb. 3, 


Abb. 4. 


größen für einen beliebigen Zeitpunkt t wäh- 
rend der Aberregung und, des Kurzschlusses der 
Erregerwicklung und, werden die entsprechen- 
den Werte während des Betriebes mit dem In- 
dex Null versehen, führt man ferner die Ver- 
hältnisgrößen e = E/Ey; ti = J/J, und = 
JIulIno ein, so ermittelt der Verfasser für diese 
— eine geradlinige Spannungscharakteristik 
E =ec(J„-%J) vorausgesetzt — die Werte 


ve ne (B Te-UBT— ve-th] 


Ar ar „Ir—new- (-BT.e-w7) dl 


in = e-tlt 


T ist die Zeitkonstante des Hauptstromkreises, 
t die des Erregerkreises, & bestimmt die Größe 
der Gegenkompoundierung und ß= 1— a Jo/JIns 

Abb. 4 zeigt den Verlauf dieser Verhältnis- 
größen nach der Zeit. 


Wirkung des erregenden Hauptstro- 


695 
Die Umpolarisierung (e= 0) tritt zu 
einem Zeitpunkt ein 
BITIU T—rı m 


= BT—r ‚hazpt 


Man kann die Umpolarisierung durch ge- 
ringe Bürstenverschiebung oder, durch Ver- 
kleinerung der Zeitkonstante 7 (Einschaltung 
von Widerstand in den Hauptstromkreis vor 
Aberregung) oder gründlicher durch Abände- 
rung der Wendepole vermeiden. (Elektrot. u. 
Maschinenb., Bd. 38, 8. 225.) dht. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Vibrationsgalvanometer nach Agnew. — 
P.H. Agnew beschreibt in ‚Journal Am. Inst. 
of El. Eng. Bd. 39, 1920, 8. 158 ein von ihm ent- 
wickeltes Vibrationsgalvanometer. Es besteht, 
wie Abb. 5 zeigt, im wesentlichen aus einem, 


Abb. 5. Vibrationsgalvanometer nach Agnew. 


vom Felde des Meßstromes beeinflußten, pola- 
risierten Stahldraht, dessen Länge und Durchz 
messer sich zur Erzielung einer der Frequen 
gleichen Eigenschwingungszahl aus der Nähe- 
. Durchmesser 
rungsformel: Frequenz — 65000 Länge 

ergibt, wobei Durchmesser und Länge in em 
auszudrücken sind; für Klaviersaitendraht be- 
trägt die Konstante etwa 70 000. Für 60 Per 
z. B. muß ein Draht von 0,1 mm Durchmesser 
und 33mm Länge verwendet werden; bei 25Per 
ergibt sich für einen Draht gleicher Länge ein 
Durchmesser von 0,04 mm. Der Vibrations- 
draht, vom Verfasser ‚‚Vibrator“ genannt, wird 
zweckmäßig mit einem ganz dünnen Ölüberzug 
versehen, um Oxydation zu verhindern und in 
ein vorn offenesGlasrohr eingeschlossen(Abb.6); 


Abb. 6. Vibrator und Feld. 


er ist mit seinen freien Enden zwischen den 
pyramidenförmigen Polschuhen eines Elektro- 
magnets, .dessen geblätterter Kern aus Sili- 
ziumstahlblech hoher Permeabilität besteht, 
und durch dessen Wicklung der Meßstrom 
fließt, angeordnet. Die Empfindlichkeit ist 
dem Quadrat der Permeabilität des Elektro- 
magnetkerns proportional und von der Größen- 
ordnung von 5. 10-5A. Dabei beträgt die Am- 
plitude der Schwingungen etwa 5 u und ist bei 
50- bis .100-facher Vergrößerung bequem er- 
kennbar. Die Ablesung erfolgt mittels vertikal 
angeordneten Fernrohres. Zur leichterenHand- 
habung und Auswechslung ist der Vibrator an 
einem flachen Stück Stahl befestigt, welches 
miteinem kleinen Handgriff versehen ist. Eine 
besondere Befestigung des Stahlstücks am Pof- 
schuh des Magnets ist unnötig, da der Magne- 
tismus dasselbe festhält. Der Resonanzbereich 
ist etwa +1%. Verfasser weist darauf hin, 
daß Vibrationsgalvanometer bisher wenig in 
den Fabriklaboratorien benutzt werden, haupt- 
sächlich wegen ihrer schwierigen Handhabung, 


Elektrotechnische Zeitschrift 


/ 


n 


. 


trotzdem sie für Wechselstrommessungen, bei 
denen ‚Nullmethoden angewendet werden kön- 
nen, hohenjWert besitzen. Sein Instrument ist 
seit über 3 Jahren für die laufenden Messungen 
im Bureau of Standards, Washington, im Ge- 


brauch. W. 
Leitungsbau. 
er Einfluß von Wärmeunterschieden auf 
Hängeisolatoren. — Prof. Ryan hat in den 


letzten 4 Jahren Versuche mit Hängeisolatoren 
angestellt, aus denen hervorgeht, daß dauern- 
der Temperaturwechsel für an Isolatoren auf- 
tretende Mängel von sehr großer Bedeutung ist, 
und daß in elektrischer Hinsicht die Güte des 
Porzellans eine erheblichere Rolle spielt als die 
Konstruktion. Die Hängeisolatoren sind in den 
letzten Jahren bedeutend besser geworden, 
doch zeigen die oben erwähnten Versuche 
(Zahlentafel 1), daß Prüfmethoden entwickelt 


Zahlentafel 1. Prüfung von Hängeisolatoren. 


an 


‚1920. - Heft 35. 


”. 
WER 


Verkehr und Transport. 


Elektrische Zugförderung auf den schle- 
sischen Gebirgsbahnen. — Die im Jahre 1914 
nahezu fertiggestellten Arbeiten zur Ein- 
richtung elektrischer Zugförderung auf dem 
schlesischen Gebirgsbahnnetz!) fanden nach 
Ausbruch des Weltkrieges eine jähe Unter- 
brechung. Wenn auch versucht wurde, die 
Bauarbeiten fortzusetzen, so mußte doch unter 
dem Zwauge der Kriegsnotwendigkeiten bald 
davon Abstand genommen werden. Bei dem 
bald auftretenden Mangel an wichtigen, für 
die Munitionserzeugung notwendigen Metallen | 
mußte auch das in den Fahrdrähten enthaltene 
Kupfer für Kriegszwecke geopfert werden. So 
wurde der Fahrdraht auf den Streeken Gottes- 
berg — Lauban, Hirschberg — Grünthal und 
Ruhbank—Liebau mit Ausnahme der Bahn- 
höfe Hirschberg und Ruhbank wieder ab- 
gebaut und der Militärverwaltung abgeliefert. 
Nur die im Gebiete des Waldenburger Berg- 


RE BEE DEE EEE _ emenuroo gl 


Isolator . . 
Herstellungsjahr 1202 U. >, Welse 5 
Zahl der für den Versuch benutzten Isolatoren . 
Versager vor der Behandlung im Freien . 
Im Dezember 1916 zur Behandlung im 
Vorhandene ee ee 
Versager, nach 195-tägiger Behandlung im 
Freien (Juni 1917) . 
Prozentsatz der Versager 
Freien san a ee 
Im Juni 1917 für Versuche vorhanden 
Von den Versuchen zurückgezogen . . ».. . 
Behandlung im Freien fortgesetzt an (Juni 1917) 
Versager, nach 115-tägiger Behandlung imFreien 
(Oktober 1917) Han wa ae ee 
Prozentsatz der Versager nach Behandlung im 
Freien sr a et ea SER sen rege er 
Behandlung im Keller begonnen an (Juni 1917) 
Versager, nach 115-tägiger Behandlung im Keller 
Prozentsatz der Versager nach Behandlung im 
Koller. AA RS eh > 
Im Oktober 1917 für Versuche vorhanden 
Von den Versuchen zurückgezogen ... 2... - 
a im Keller fortgesetzt an (Oktober 


Freien 


nach Behandlung im 


Versager nach 750-tägiger Behandlung im Freien 
(Dezember 1919) . 

Prozentsatz der Versag 
Freien . . 

Behandlung im 
1917 


er nach Behandlung im 
Keller fortgesetzt an (Oktober 
Versager nach 750-tägiger Behandlung im Keller 
Prozentsatz der Versager nach Behandlung im 
Keller ao Aue naar 
Zahl der Isolatoren, die der Behan 
unterworfen wurden : 
Im ganzen zurückgezogen . » ee. 
Zahl der Isolatoren, die den Prozentsätzen zu- 
grunde Hegen. 1. a an je un er re 
Gesamtzahl der Versager 
Prozentsatz der Versager 6 


Die durehschnittliche D 


lung im Freien 


werden müssen, die in einer kurzen Zeitspanne 
die Wirkungen des dauernden Temperatur- 
wechsels herbeizuführen gestatten. Die Prü- 
fungsergebnisse wurden mit Isolatoren ver- 
schiedener Art und verschiedenen Fabrikats 
erzielt, die teils schon im Betrieb benutzt wur- 
den, teils neu waren. Daß der größte Teil der 


Versager bei Isolatoren auf den Einfluß des 
Temperaturwechsels zurückzuführen ist, wird 
u.a. durch das Verhalten der Gruppen 1—3 A, 


L A, BL und D bewiesen, welche bei den Ver- 
suchen denselben hohen Versagerprozentsatz 
von 12,5 bis 15% ergaben, wie schon früher 
im Betriebe. Wie aus der Zahlentafel zu er- 
sehen ist, geht die Zahl der Versager bei Be- 
handlung, der&Isolatoren im Keller, vornehm- 
lich nach einer 2-jährigen Behandlung, ganz 
erheblich gegenüber der Behandlung im Freien 
zurück, z. B. bei Gruppe 1-3 A von 43,8% 
auf 4,35%. Hierdurch erklären sich die guten, 
unter Dach an gewissen Isolatoren gemachten 
Erfahrungen, während dieselben Isolatoren- 
typen sich im Freien gar nicht bewährten. Die 
mit G bezeichneten Isolatoren sind insofern 
bemerkenswert, als sie im Jahre 1907/08 her- 
gestellt waren und bis zum Jahre 1914 in einer 
100-kV-Freileitung‘Dienst taten. Ihre mecha- 
nische Konstruktion ist schlecht, und trotzdem 
ergeben sie nur 3,6% Versager. Die Isolatoren 
der Gruppe F bestehen nicht aus Porzellan, 
sondern aus einer im flüssigen Zustand_ge- 
formten Schmelzmasse; sie,sind nach den Ver- 
suchsergebnissen offenkundig unbrauchbar. | 
(„Electrical World“ Bd. 75, 1920, S. ar 
ah. 


i x) Die Hälfte dieser-Isolatoren war der Behandlung 
im Keller durehschnittlich 865 Tage ausgesetzt., 

2) Versagten bei wiederholten, kurz nacheinander er- 
folgenden Prüfungen. 


auer der Behandlung im Freien betrug 1060 Tage. 


Alla Au LAN Ben BIO E 
1912 1912 1912 1916 1913 1913 1917 
Ta 02,08, DE Da er 
9.5 15.0718 l En ee 
Tann TIL KENT DIA 
0 v0 a 0.1718 5 
0.180. 26.6 WL0F2LR 12 
Na OTL EB BT nz 

0 0 1 0 0 l 0 
ga 3a BO Be 
1A TS 4 1 
1,35 44,1 34,5 0 39,3. 12,5 5,23 
0.7.,33,.,5,28 0.20.8388) 0 
_ 10 9. — 12 2 - 
3 0 BL Be er 
13 aan Ber alle, 20 
2 3 0 1 1 4 2 
ER RR Lee 3 a 
3 7 7 0 9 3 9 
4,23 43,8 36,8 0 47,4 12,5 50,0 
_ PER 21.1.2200 
= 1 0 .- N 
a RER PERL ND. 
RE 
2 3 1 1 1 5 2 
72 1.,.,7d2) TB BB Ba EB 
Ann. AB VAR 0: ba. > ala 
5,6 58,2 60,3 0 651 25,0 523,6 


landes gelegenen Strecken, auf denen der 
elektrische Betrieb im Sommer des Jahres 1914 
aufgenommen worden war, wurden auch weiter- 
hin elektrisch betrieben, aber auch dabei mach- 
ten sich die Wirkungenides Krieges störend 
bemerkbar, da es bei dem Mangel an fach- 
kundigem Personal leider nicht möglich war, 
die - Betriebsergebnisse in demig,wünschens- 
werten Maße auszuwerten. Die Arbeiten an 
den in Auftrag gegebenen Lokomotiven wurden 
nach Ausbruch des Krieges zunächst, So gut 
es ging, fortgesetzt, kamen aber auch bald zum . 
Erliegen, so daß der elektrische « Betrieb im 
Waldenburger Gebiet auf die wenigen, bis 
zum Beginn des Krieges’gelieferten elektrischen 
Fahrzeuge angewiesen blieb. Leider konnten 
auch infolge des Kriegesjdie für den elektrischen 
Betrieb erforderlichen besonderen Werk- 
stätteneinrichtungen zunächst nicht in dem 
nötigen Umfange geschaffen werden. 
Im Sommer desiJahres 1918 wurde unter 
dem Zwange der steigenden Kohlennot die 
beschleunigte’ Durchführung des elektrischen 
Betriebes in dem früher gedachten Umfange 
in Aussicht genommen. Wenn auch alsbald 
mit den Arbeiten begonnen wurde, so gelang es 
doch nicht, sie in dem wünschenswerten Maße 
zu fördern. Der unglückliche Kriegsausgang, 
die Revolution und ihre Folgeerscheinungen 
wirkten dann hesonders ungünstig auf den 
Fortgang der Arbeiten ein. Die wachsenden 
Schwierigkeiten in der Beschaffung der Bau- 
stoffe und die Unstetigkeit in den Lohnver- 
hältnissen bereiteten immer neue Hindernisse. 
Trotz dieser Schwierigkeiten ist es gelungen, 
den elektrischen Betrieb inzwischen bis. Hirsch- 


 ı) Vgl. „ETZ“ 1919, S: 346. 


berg auszudehnen, so daß jetzt auf der 77 km 
langen Strecke Königszelt— Hirschberg und 
der 35 km langen Strecke Niedersalzbrunn — 
Halbstadt elektrisch ‘gefahren wird. Im Sep- 
tember d. J. wird auch die Strecke Ruhbank — 
Liebau fertiggestellt werden. Auf dem Rest 
der Hauptstrecke Hirschberg—Lauban sind 
die Arbeiten im Gange und werden voraus- 
sichtlich bis zum Frühjahr des nächsten Jahres 
abgeschlossen sein. Die Fertigstellung der 
Strecke Hirschberg— Grünthal war zunächst 
wegen der hohen Kosten zurückgestellt, wird 
aber nunmehr auch in: Angriff gemommen. 
Die Unterwerke in Niedersalzbrunn und in 
Ruhbank sind im Betriebe, d die in 
Hirschberg. und Lauban zw 
aber noch nicht dem Betrieb übergeben worden 
sind. Die Hochspannungssp@l 
fertiggestellt bis auf einen kurzen Strecken- 
abschnitt bei Lauban, der 
ebenfalls in Betrieb ge 
Da in absehbarer 


G H J Qı Qs S Gesamt 
1908 1916 1916 :1916 1916 1912 — 
50. "a 094 47 240 1020088 
b) 0) d.R 0 3.2.1 12 
re 1ag2 ar. Man AIR 
) f) 2 4 I 
) 0:92.85. 20,4 264 = 
SNBT.o 18 5 00 as oe 
) ) N) 0) 0 2 4 
57° 15°7290.. 2.487 7 BB Ban 3b hr 
arena Mans 
0) 0 1.11. 9,3. 122,87 362 0, & 
0 () 0 0 32 157 (M 
= z& e- Br = 6 39 E 3 
= En = 2x BT Br 
BETEN 89.003898 107 AT 02 * 
NEN 
2 2 ) 15 Ba): 
Bas 51 17. 448 
2 3 T ) 5.249 
3.64 981 212 9 2, 
a x re = 36 118 
en & Zu 1 6 
= : = 2 3,85 — 
57 TEN 9 91 91. 807 R 
2 D) N) 152) 6, 40. 
56.2278,72299 76 851) 767 
2 3 4 25 48 256 
3.6. 23.7. »Ad 32,9 56,5 33,3 


weiterer elektrischer Lokomotiven gerechnet 
werden kann, so wird der Umfang des elek- 
trischen Betriebes noch im Laufe dieses 
Jahres beträchtlich gesteigert werden können. 
Es ist{damit zu rechnen, daß innerhalb des 
nächsten Jahres das gesamte niederschlesische 
Gebirgsbahnnetz in der ursprünglich geplanten 
Ausdehnung im wesentlich elektrisch etrieben 
werdenswird. Nur die Strecke Hirschberg— 
Schmiedeberg—Landeshut wird vorläufig nicht 
ausgerüstet werden, da die geringe Verkehrs- 
dichte die Aufwendung der z. Zt. sehr hohen 
Anlagekosten für die Streckenausrüstung nicht 

rechtfertigt. Usbeck, 


Beleuchtung und Heizung. 


Brennweitentoleranzen bei Scheinwerfer- 
Parabolspiegeln. — Der Glasparabolspiegel is 
natürlich nicht mathematisch genau. Wenn 
man-von seiner Brennweite spricht, 80 meint 
man damit einen Mittelwert aus den verschie- 
denen Brennweiten,‚welche die konzentrischen 
Zonen ergeben, in die man den Spie el bei 
seiner optischen Untersuchung unterteilt. Bei 
er Beurteilung» der Brauchbarkeit ‚eines 
Spiegels muß man deshalb gewisse Ab- 
weichungen von der mittleren Brennweite zu- z 
lassen. Man kann z. B. vorschreiben, daß die 
zonenweise ermittelten Brennpunkte in einer 
kleinen Kugel mit bestimmtem Halbmesser- 
liegen müssen. Da indessen die Bedeutung 
der einzelnen Spiegelzonen für das Zustande- 
kommen der Beleuchtung des entfernten Ob- - 
jektes sehr verschieden ist, so ist es richtiger, 
die Brennweitentoleranz abhängig, zu machen 
von dem zur einzelnen Zone gehörigen Winkel 
des Fahrstrahles gegen die Spiegelachse. Um 


Ze 


x 


2. September 1920. 


diese Gesetzmäßigkeit zu ermitteln, errechnet 
der nicht genannte Verfasser zunächst den 
Beitrag, den die unendlich schmale Zone mit 
dem Fahrstrahlwinkel p zur Gesamtintensität 
.des Scheinwerferstrahles bzw. zur Beleuchtung 
des entfernten Objektes liefert, und kommt zu 
dem Ergebnis, daß maßgebend hierfür der 
Ausdruck u ER - 
sin p 
Y= (1 + cos p)?cos p 


ist. Trägt man y als Funktion von g auf, so 
erhält man eine ‘parabelähnlich rasch an- 
steigende Kurve, welche deutlich zeigt, daß 
die Spiegelmitte bedeutungslos ist, die Zonen 
vielmehr.erst mit ihrer Annäherung an den 
Spiegelrand von rasch zunehmender Wichtig- 
keit werden. 

Eine bestimmte Zone, die bei mathema- 
tisch genauem Spiegel den Fahrstrahlwinkel p 
hätte, hat in Wirklichkeit einen anderen Öff- 
nungswinkel, der sich von p um den Betrag ß 
unterscheiden möge. Diese Winkelabweichung 
ß muß um so kleiner gehalten werden, je 
größer y ist. Wir setzen also 


AR (1-+ cos p)?cos 
Be ar Sera 


| worin K eine Konstante bedeutet. 


, Will man die Brennweitentoleranz, d.h. 
die zulässige Abweichung 4f der Brennweite 
vom Sollwert festsetzen, so muß man setzen: 


PET (1+cosp)cosp 


sin? 
Die oben erwähnte Differentialgleichung über 
den Beitrag der unendlich schmalen Zone ® 


zur Beleuchtung des 
liefert integriert zwischen den Grenzen 
p=0,9=p die Gesamtbeleuchtung. Dabei 
muß natürlich das Emissionsdiagramm der 
Lichtquelle bekannt sein. Die Integration 


‘ wird zweckmäßig graphisch vorgenommen. 


‘ ziemlich mühsame 


x 


Zu den Ausführungen des Verfassers über 
‘die Brennweitentoleranzen ist zu sagen, daß 
die mit dem Öffnungswinkel zunehmende Be- 
deutung der Spiegelzonen in Deutschland seit 
Jahrzehnten erkannt und bei der Herstellung 
der er ebanmieget berücksichtigt worden 
ist. ‚Auch die Berechnung der Verteilung der 
Beleuchtung am entfernten Objekt ist bereits 
Gegenstand einer deutschen Untersuchung 
gewesen!), (L‘Industrie Electrique, Bd. 29, 
1920, S. 115 nach Elettrotecnica vom 25. I. 
1920). Sich. 


Fernmeldetechnik. 


"Aufzeichnung von Kabelfehlern. — Über 
die in Telegraphen® und Fernsprechkabeln 
auftretenden Fehler, die Erneuerung von Teil- 
strecken usw. werden in der Regel Tagebücher 
geführt, die in ihrer Gesamtheit eine Lebens- 
geschichte der Kabel darstellen. Diese Form 
der Fehleraufzeichnung erfordert aber eine 
Arbeit, wenn die im Laufe 
einer längeren Reihe von Jahren auf einer be- 
stimmten Teilstreecke vorgekommenen Fehler 
und ausgeführten Instandsetzungsarbeiten aus 
irgendeinem Grunde festgestellt werden 
müssen. W. Schönau von der Großen Nor- 
dischen Telegraphengesellschaft schlägt daher 
vor, die Tagebücher in Form von handlichen 
Taschenbüchern mit harmonikaartig auszieh- 
baren Blättern anzulegen, die Millimeterein- 
teilung haben. Das Kabel wird als durch- 
gehende Linie eingezeichnet, so daß jeder cm 
Papierlänge 1 km Kabel entspricht. Alle für 
-die Kabellage wesentlichen Punkte (Kabel- 
art, Tiefenlage, Merkpunkte usw.) sind ent- 
sprechend einzutragen; darunter kommen in 
besonderen Linien, die parallel ee werden, 
die etwa später ausgewechselten Stücke mit 
Angabe der Fehlerursache, des Befundes usw. 
Auf diese Weise läßt sich das Verhalten jeder 
beliebigen Teilstreeke auf einen Blick über- 
sehen. Störungen besonders stark unter- 
worfene Teilstrecken treten hervor, wodurch 
die Unterhaltungsarbeiten wesentlich 
leichtert werden. (Eleetrieian, 1920, S. 0) 

Tr, 


Die Wahrscheinlichkeitstheorie für Tele- 
phonverkehrsaufgaben. Eine sehr wich- 
tige Aufgabe bei der Netzunterteilung in 


Anzahl gleichzeitiger 
Verbindungsbelegungen 


Abb. 7. Schaulinie des Gleichzeitigkeitsverkehrs. 


1) Vgl. „Dingl. polytechn. Journ.“ vom 8. L 1919. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


entfernten Objektes - 


er- 


Orts - Fernsprechnetzen oder bei der Ein- 
richtung von Wählerämtern, bei denen sich 
der Verkehr zwischen den verschiedenen Wäh- 
lergruppen auf Verbindungsleitungsbündeln 
abwickelt, ist die Bemessung der für die 
einzelnen Verkehrsriehtungen erforderlichen 
Gruppen von Verbindungsleitungen. Hierfür 
gibt es schon eine Reihe von empirisch oder 
theoretisch mit Hilfe der Wahrscheinlichkeits- 
rechnung aufgestellten Formeln!). In der 
Regel wird man in bestehenden Netzen so 
vorgehen, daß man den Gleichzeitigkeits- 
verkehr durch‘ Schreibstrommesser in geeig- 
neter Weise für eine größere Zahl von Ver- 
bindungswegen in der Hauptverkehrszeit auf- 
zeichnen läßt. Man erhält dann eine Schau- 
linie nach Abb. 7, aus der sich die Höchstzahl 
der erforderlichen Verbindungswege ohne wei- 
teres ergibt und aus der die mittlere Belegungs- 
dauer des Bündels und der einzelnen Ver- 
bindungswege durch Planimetrieren der um- 
grenzten Fläche und Berücksichtigung der 
Beobachtungszeit beziehungsweise der Zahl 
der. beobachteten Leitungen errechnet werden 
kann. Ragnar Holm, Stockholm, benutzt 
nun diese Kurve, um mit Hilfe der Wahr- 
scheinlichkeitsrechnung einige weitere Auf- 
gaben zu lösen, wobei besondere Annahmen 
über die Schwankungen in der Anrufdichte 
(normale Dispersion) gemacht werden. Für die 
Bemessung der Verbindungsleitungsbündel ent- 
wickelt der Verfasser die in Abb. 8 dargestellten 


70 20 


1920. Heft 35. 


Für Wählerämter ohne Stromstoßauf- 
speicherung stellt der Verfasser besondere Be- 
rechnungen über eine mittlere Rufpausen- 
frequenz an, wobei er unter Rufpause die 
Zeitspannen verstanden wissen will, die ent- 
stehen, weil, wenn ein Gespräch eben aufhört, 
in Wirklichkeit nie sofort ein neues beginnt 
(S. 423). Diese Definition ist unklar, da durch 
sie eine wesentliche Unterscheidung zwischen 
Wählerämtern mit Stromstoßaufspeicherung 
und solchen ohne eine solche gemacht werden 
soll, gleichgültig, ob diese Aufspeicherung im 
Amte (Stromstoßumformer oder halbselbst- 
tätiger Betrieb) oder bei der Sprechstelle 
(Nummerschalter mit Hebeleinstellung) er- 
folgt. Gemeint ist die Zeit, die z. B. bei einem 
Selbstanschlußamt mit zehnteiligen Nummer- 
schaltern bei den Sprechstellenapparaten ver- 
streicht, wenn sich ein I. Gruppenwähler auf 
einen freien II. Gruppenwähler eingestellt hat, 
d. h. die betreffende Verbindungsleitung belegt 
hat bis zum Beginn der Einstellung dieses 
II. Gruppenwählers. Es handelt sich um eine 
Zeitspanne, die von dem mehr oder weniger 
schnellen Einstellen der Verbindung durch den 
Teilnehmer abhängt, die aber in den Bele- 
gungsschaulinien der  Verbindungsleitungen 
(Abb. 7) mitgefaßt wird. Zum Schluß werden 
an einigen Beispielen die Anwendungsmöglich- 
keiten der errechneten Formeln und der oben 
dargestellten Schaulinie gezeigt. Zahlreiche 
Literaturhinweise erleichtern den Vergleich mit 


Del 


0 © 20 


Pe] 


50 560 0 0 0 %: 


Abb. 8. Sehaulinien für die Beziehungen zwischen Verkehrs- und Leitungszahl bei verschiedenen Verlustziffern. 


Schaulinien, von denen die eine die Zahl der 
erforderlichen Verbindungsleitungen (2) als 
eine Funktion der mittleren Belegungszeit (y) 
für die Zeiteinheit erkennen läßt bei einer 
Verlustwahrscheinlichkeit (V’yz) von 0,004, die 
andere bei 0,001. Unter Verlustwahrscheinlich- 
keit ist das Verhältnis der infolge Besetztseins 
der Verbindungswege nicht zustandegekom- 
menen Rufe zu der Gesamtzahl der Rufe (auf 
1000 Rufe 4 bzw. 1) zu verstehen. 

Ferner untersucht der Verfasser die Ein- 
wirkung der Staffelung und Verschrän- 
kung bei der schaltungsmäßigen Zusammen- 
fassung der Zugangswege zu den Verbindungs- 
leitungsbündeln und kommt zu dem aus dem 
Battiobe bekannten Ergebnis, daß die Ver- 
schränkung eine gleichmäßige Ausnutzung der 
Wählerkontakte bewirkt, daß aber eine Ver- 
minderung der Verluste nur eine Verschränkung 
über verschiedene Gruppen bringen kann, und 
zwar nur dann, wenn mehrere im Mittel un- 
gleich belastete Verbindungsgruppen verkettet 
werden. Für Staffelungsberechnungen ist es 
falsch anzunehmen, daß die für mehrere Wähler- 

uppen gemeinsamen Vorratsleitungen einen 
em normalen Dispersionsgesetz folgenden Ver- 
kehr erhalten. ? 

Bei den Untersuchungen über die Wahr- 
scheinlichkeit des Besetztseins der Lei- 
tung eines Teilnehmers ergibt sich, daß bei 
einem Teilnehmer, der oft angerufen wird, die 
Häufigkeit des Besetztzeichens etwa propor- 
tional dem Quadrat des an ihn gerichteten 
Verkehrs ist. Wird ein solcher Teilnehmer ver- 
anlaßt, eine zweite Leitung zu nehmen, so 
wird die Zahl der Besetztfälle für beide Lei- 
tungen zusammengenommen nur halb so 

roß sein wie bei der Einzelleitung. Dieser 
Ürscheinung wird im praktischen Betriebe viel 
zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, bedingt 
sie doch gerade in der Hauptverkehrszeit einen 
außerordentlich hohen Aufwand an nutzloser 
Arbeit (bis zu 30% aller Verbindungen), denen 
gegenüber die in der dargestellten Schaulinie 
angenommenen Verluste infolge unzureichend 
bemessener Verbindungswege keine Bedeutung 
haben. 


1) „ETZ“ 1913, Heft 46; „Telegraphen- u. Fernsprech- 
technik“ 1914, Heft 1 und 7. f 


anderen auf diesem Gebiete schon vorliegenden 
Arbeiten (Archiv für Elektrotechnik, Ba. 8, 
8.413). Kr. 


Navigieren von Schiffen mittels Leit- 
kabeln. — Marriott beschreibt in der Revue 
Generale de l’Electrieite, Bd. 7, 1920, 8. 127 
eine Methode, welche das: Navigieren von 
Schiffen, namentlich in gefährlichen. Fahr- 
rinnen und beim Einfahren in den Hafen, er- 
leichtern soll. Ein Kabel ist in der betr. Fahr- 
straße ausgelegt und verankert. An seinem 
einen Ende ist der Leiter freigelegt, so daß 
Erdung erfolgt. Das andere Ende ist mit 
einem Summer verbunden, durch den Strom- 
impulse in das Kabel gesandt werden. Bei 
einem der Versuche befand sich auf dem 
Schiff eine Abhörvorrichtung, die aus 2 auf 
einen Rahmen aufgebrachten Spulen (10 H) 
und ein Paar Kopfhörern bestand. Der die 


‘Spulen tragende Rahmen konnte um eine, 


in seiner eigenen Ebene liegende Achse ge- 
dreht werden, die parallel der Längsrichtung 
des Schiffes angeordnet war. Durch seine 
Verstellung konnte im Telephon ein Laut- 
maximum erzielt und aus der Neigung der 
Spule auf den Ort des Kabels geschlossen 
werden. In der Quelle werden weitere Ver- 
suche mit ähnlichen Anordnungen beschrieben 


und Anwendungsmöglichkeiten z. B. für die 
selbsttätige Steuerung von Torpedos be- 
sprochen. hl 


Bereehnung des Durchgriffs von Doppel- 
gitterverstärkerröhren. I. — Das elektrische 
Verhalten der Verstärkerröhren steht in eng- 
ster Beziehung zu einer bloß von den Elektro- 
dendimensionen abhängigen, in der Röhren- 
dynamik meist ‚„Durchgriff‘“ genannten‘ Kon- 
stanten. Diese gibt an, in welchem Maße 
bei gegebener Spannung die Anode durch die 
Gitter hindurch, im Vergleich mit dem Steuer- 
gitter, zu dem auf der Kathode mündenden 
Kraftfluß beiträgt. Sie ist für einige einfache 
Elektrodenanordnungen von J. Cl. Maxwell, 
M. Abraham und M. v. Laue berechnet wor- 
den. In neuester Zeit wendet sich die Entwick- 
lung der Verstärkerröhren vornehmlich der 
Hochvakuumröhre mit mehreren Gittern zu. A. 
Schirmann berechnet denDurchgrifffüreinen 


698 


be RE 


‚ Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 35. 


besonderen Fall von Doppelgitterröhren. DieAn- 
a Elektroden, welche zylinderförmig 
sind, geht aus Abb. 9 hervor. Es sei besonders 


YJ 


Abb. 9. 


darauf hingewiesen, daß die beiden Gitter die 
gleiche Zahl (n) von Drähten haben, und daß 
diese auf denselben Vectorradien liegen. Die 
Grundgleichungen werden dann in Polarkoor- 
dinaten aufgestellt. Durch die Beziehung: 
ZHIiY— (at iy)R 

wird die XY-Ebene auf die xy-Ebene abge- 
bildet und dadurch die Rechnung besonders 
vereinfacht. Verfasser erhält so Gleichungen 
für die Potentiale, für die Ladungen auf den 
Leitern, für die Spannungen zwischen den Lei- 
tern und für den Durchgriff. Die Formeln wer- 
den dann noch an einem Zahlenbeispiel durch- 


geführt. (‚Archiv für Elektrotechnik“ Bd. 8, 
1920, 8. 441). Alb. 


Reichsfunknetz. — Das in der Entstehung 
begriffene Reichsfunknetz dient der Entlastung 
der Telegraphenleitungen und zur Aushilfe bei 
Betriebsstörungen in diesen Leitungen. Der 
Ausbau schreitet ständig fort. Vor kurzem 
ist in Bayern die’Funkleitstelle München in 
Betrieb genommen worden, die in der Lage 
ist, mit folgenden Orten in Verkehr zu treten: 
Dortmund, Darmstadt, Konstanz, Düsseldorf, 
Frankfurt (Main), Leipzig, Stuttgart usw. 
Durch die letztere Funkleitstelle ist Württem- 
berg schon vor mehreren Wochen an das Reichs- 
funknetz angeschlossen worden. 


Funkentelegraphie zwischen den euro” 
päischen Großstädten. — Auf der internatio” 
nalen Verkehrskonferenz, die vor kurzem in 
Paris stattgefunden hat, wurde bezüglich der 
Funktelegraphie im besonderen verabredet, 
zwischen den Funkstellen der europäischen 
Großstädte einen regelmäßigen Funkverkehr 
einzuriehten. _ Die Funktelegraphie ist all- 
seitig als eine Ergänzung der Drahttelegraphie 
anerkannt worden,“so daß die bestehenden 
internationalen Verträge auch auf sie anzu- 
wenden sind. Um Mißbrauch vorzubeugen, 
haben die Vertreter aller Verwaltungen 'be- 
schlossen, bei ihren Regierungen dahin zu 
wirken, daß Privatfunkstellen nur mit Ge- 
nehmigung und unter Aufsicht der Regierung 
zugelassen werden sollen. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Ein Maß für die dielektrischen Verluste in 
Kabeln. — Die dielektrischen Verluste in Ka- 
beln hängen von der Stromart, der Höhe der 
Spannung, den Abmessungen des Kabels und 
von den Eigenschaften des Dielektrikums ab. 
Um die für einen bestimmten Fall gemessenen 
Verluste unter ein einheitliches Vergleichsmaß 
zu bringen und dadurch Vergleichswerte zur 
Beurteilung verschiedener Kabelisolierstoffe 
zu gewinnen, schlägt Del Mar (Chefingenieur 
der Habirshaw Electrie Cable Co.) vor!), das 
Produkt K aus der Dielektrizitätskonstante & 
und dem dielektrischen Leistungsfaktor cos @ 
zu beträchten?): \ 


RE ELCOB DNA sl 


. Istz. B. für eine getränkte Papierisolation 
die größte vorkommende Dielektrizitätskon- 
stante € = 3,5, so kann K zwischen O0 und$3,5 
liegen. Je kleiner K, um so besser ist die be- 
treffende Isolation hinsichtlich der dielektri- 
schen Verluste. Die folgende Tafel zeigt für 
einige verschiedenartige Papierkabel die Werte 
von K bei vier Temperaturen: 


ı) W.A. del Mar, Journ. A. J. E.E. 1920, Bd. 39, 8. 55 
..) Wegen der Bedeutung der Größe K tür die Be- 
urteilung der Leistungsfähigkeit von Fernsprechkabeln 
siehe in döm Aufsatz .Dielektrische Eigenschaften von ver- 
schiedenen Irolierstoffen* von K. W. Wagner im Archiv | 
f. Elektrot. Bd 3 1914 die Ausführungen ‘auf 8.93 bis 9. 


Statt X ist dort die Größe /, VYetg d = Ye cosy verwendet. 


lichen. 


2. September 1920. 


KabelN. 


Tempe- £ 
1 Tr av ey 


ratur I | 


‚50° C [0,093 0,12 | 0,30 | 0,22 | 0,31 | 0,31 


70 0,32 | 0,43 | 0,55.|.0,65 | 0,78 | 0,90 
90 0,67 | 0,89 | 1,57 | 1,59 | 1,68. | 1,80 
110 1,13 | 1,51 | 2,98 | 2,93 | 2,96 | 2,93 


Man sieht, daß bei den vier letzten Kabeln 


und bei 110° C die Isolation sich schon fast wie 
ein Ohmscher Leiter verhält, indem der Ver- 
luststrom den Ladestrom stark überwiegt. 


Man kann die Zahl K für ein: Dreileiter- 


kabel auf folgende Weise durch Wechselstrom - 
messungen gewinnen. Abb. 10 möge die Anord- 


re 


Abb. 10. Teilkapazitäten Abb. 11. Zur Mersung der 
eines symmetrischen Drei- Kapazität zwischen zwei 
leiterkabels (Drehstrom-) Leitern eines Drehstrom 

kabelßs). kabels. 


nung der Leiter mit den verschiedenen Teil’ 


kapazitäten O0. zwischen den Leitern und Os 


zwischen Leiter und Bleimantel veranschau- 
Bedeutet 
I den Ladestrom eines Leiters für die Längen- 
einheit; 
I. den Teil von I, der zur Ladung einer Kapa- 
zität O0. dient; 
I; den Teil von I, derzur Ladung der Kapazi- 
tät Os dient; 
E die verkettete Spannung in kV, 
oa = 2a f die Kreisfrequenz, 
so ist 
ITELVBEL ID 
IE =.) 0: E £ 


Is ee?) 0% Ejy3 
folglich ü 
. KEV3oE (Get Ya Chan 
In den letzten Gleichungen erhält man die 


Ströme in mA, wenn man die Kapazitäten in 
wF und Ein kV mißt. + 


geneinheit des Kabels betragen 


w=YV3EIcosp .».:...:(& 
Aus (3) und (4) erhält man 
wzoE?!(8Cec+ (8) c08p. . 


Rechengrößen. Durch Messungen am Kabel 
lassen sich immer nur Kombinationen aus 
ihnen bestimmen. Es trifft sich glücklich, daß 
man die in Gl. (5) vorkommende Kombination 
unmittelbar durch eine Messung der Kapazität 
zwischen zwei L&itern ermitteln kann. Diese 
Kapazität, die wir O} nennen wollen, setzt sich 


in der aus Abb. 11 ersichtlichen Weise aus den 


Teilkapazitäten zusammen. 
diesem Bilde den Wert 


G,=1lh &% +1 Cs 


Man entnimmt 


1,804 Cs), 


oder E 
ERESNE N ei 
Aus (5) und (6) folst 
ww W201 COBD e T 
Setzt man oO = um aer De (8 


wo also Ü die Kapazität zwischen zwei Leitern 
eines Kabels gleicher Bauart mit der Dielek- 
trizitätskonstante 1 bedeutet, und benutzt die 
Definition (1) der Kennzahl K, so ergibt sich 
aus (7) 


a 3 % —_ ul 
w=z2o®E?2C.K oder ETomo' (9 
(w in Watt/km, E in kV, O in u F/km). 
Die Gl. (9) dient zur 


Berechnung der Kenn- 
zahl K, wenn man die 
dielektrischen Verluste 
ww bei einer bestimmten 
Frequenz f = w/2n und 
bei einer bestimmten 
Spannung E gemessen 
hat, und wenn man die 
Anordnung der Leiter 
im Kabel kennt. 

Del Mar gibt eine 
Tafel, aus der man den 
Wert von O für Kabel 
verschiedener Bauart 


Br 

| 
Jake 
Abb.’12. Abmessungen des 
__. » Kabelquerschnitts. 


wie folgt berechnen 


Die dielektrischen Verluste w für die Län- 


Die Teilkapazitäten 0. und Os sind reine 


n 


entnehmen kann. Auf die Wiedergabe d 

Tafel ist hier verzichtet, da sie die Länge 
und Querschnittsmaße in amerikanischen Ein- 
heiten enthält: Aus den Abmessungen des 
Kabelquerschnitts (vgl. Abb. 12) kann man O 


0.012066 uF a 5 Be" 
(= Go N ne (9 | 
mit E 
waevs. ‚62 —@ 
a "vurmara ee 
oder, mit d= ev3. 
we 3m a 
a y9U Fr3D La on 
E: W..Was 


Der Wechselstromwiderstand von massiven 
Eisenleitern. — Nach einer kritischen Würdi-, 
gung der das gleichende Gebiet betreffenden 
Arbeiten von Rayleigh, Stefan, Thom- 
son, Zenneck, Kennelly, Achard und 
Dana leitet K. Zickler in neueren Ar- 
beiten!) einfache Gleichungen für die Berech- 
nung der Widerstandserhöhungen massiver 
Eisenleiter ab. Bezeichnet Ru den bei der 
Periodenzahl v’ und der eff. Stromstärke J 
vorhandenen Wechselstromwiderstand des Lei- 
ters vom aktiven Querschnitt F em? und dem 
Umfang U cm dieses Querschnittes, ist u, 
die magnetische Permeabilität für die mitt- 
lere eff. Randfeldstärke H, und e der spezi- 
fische elektrische Widerstand des Leiters in 


ie) en bezeichnet endlich R, den Gleich- 


stromwiderstand des Leiters bei derselben 
Temperatur, dann errechnet man zunächst eine 
Hilfsgröße z 


PN 
#2. 


wobei ug der aus der Magnetisierungskurve der 


Sg 


betreffetden Eisensorte zu entnehmenden ma- 
gmetischen 1 Permeabilität der mittleren eff. 
{ sAst., \ 
Randfeldstärke Hr =" 75 ” zuentsprechen 
hat, und erhält für die Widerstandserhöhung 
die beiden Gleichungen . { a 
Ro 2140846; a, A 
Ro 1 
— 0,758, y13B# 0183; xS1, 3 
deren letzte für # > 3 übergeht in die Gleichung . 
R t x h 3 Pr on 
a 


für ‘die Hilfsgröße 


Beim kreisförmigen Querschnitt ergibt sich x 


h “=. HL, “ j 
Re ee 
und für die mittlere eff. Randfeldstärke R 
0.2.7 5, 

Iren 


Es wird mit Recht hervorgehoben, daß 

in früher bekannt gewordenen Arbeiten durch- 
weg angenommen wurde, die magnetische 
Permeabilität habe den gleichen Wertin allen 
Punkten des Querschnittes und die Wider- 
standserhöhung werde ausschließlich durch 
Wirbelstromverluste bedingt. _ Für magneti- 
sierbares Leitermaterial sind diese Annahmen 
unzulässig, und an Hinweisen auf die sehr 
verwickelten Permeabilitätsverhältnisse bei 
Eisenleitern hat es in der Literatur nicht nn 
fehlt. . Aus theoretischen und experimentelle 

Arbeiten sind Gesetze bekannt geworden, denen 


. . 


Rj 


x 
N; 


2, 7 j 


. wordener Arbeiten geprüft. 


Be 


geführte Regel an, 


& N 


Br. September 1920. 


Bleri-d, 
EN 


vermeiden gewesen. 


re Be 


7 | 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heft 35. 


899 


der Randfeldstärke in die Rechnung einge- 
führt. Dies gelingt, wenn ein aus Versuchs- 
ergebnissen leieht abzuleitendes empirisches 
Gesetz zu Hilfe genommen wird. Für den 
Leistungsfaktor ergab sich als Mittelwert für 
verschiedene Effektivwerte des Stromes und 
der Spannung. 


c08p = VEz =0871, 


und dieser Wert ist als Konstante in die 
Gleichungen eingeführt. Die Anwendbarkeit 
der vorgeschlagenen einfachen Formeln wurde 
unter Heranziehung verschiedener bekanntge- 
Die Überein- 
stimmung ist als gut, z. T. als sehr gut zu be- 
zeichnen, denn fast durchweg blieb der Fehler 
für praktische Verhältnisse erträglich. Zickler 
weist darauf hin, daß diese Übereinstimmung 
nicht befremden kann, weil ‘bei der Auf- 
stellung der Formeln Meßergebnisse verwertet 
worden sind. Die Prüfung der Verwendbar- 
keit der Gleichungen erstreckt sich in der 
ersten. Arbeit auf Leiter von kreisförmigem 
Querschnitt, und. am Schlusse ist die .Ver- 
mutung ausgesprochen, daß die Gültigkeit 


auch bei Eisenleitern beliebiger Querschnitts- 


form bestehen bleibe. In der zweiten Arbeit 
sind zum Bestätigen dieser Vermutung Ver- 
ae uunnsen an Hand der Arbeit von 

ennelly, Achard und Dana “durchgeführt. 
Diese Rechnungen beziehen sich auf mehrere 
Eisenbahnschienen verschiedenen Profils und 
auf Leiter von kreisring- und halbringförmigem, 
sowie geschlitzt-kreisringförmigem Querschnitt 
(sog. Spaltrohre), wie sie für Kontaktschienen 
bei elektrischen Bahnen verwendet werden. 
Im Verlaufe der Rechnungen ergaben sich 
weitere einfache Formeln, die für Sonder- 
zwecke Interesse haben. Bei Vergleichen der 
entwickelten und hinsichtlich ihres Einflusses 
bildlich veranschaulichten Formeln mit solchen 
anderer Autoren treten die Einfachheit und die 
bequeme Handhabung der Ergebnisse Zieklers 
deutlich hervor. M.-W. 


Verschiedenes. 


Eine neue Handregel. — Zu der auf S. 456 
von P. Schiemann mitgeteilten neuen, be- 
sonders einfachen und einprägsamen Hand- 
regel bemerken W. Dollinger, Bingen und 
O0. Müller, Cöthen, daß diese von ihnen im 


Unterricht schon seit langer Zeit benutzt- 


werde. Erstgenannter weist auf eine Vor- 
veröffentlichung in Dr. Kraetzers ‚Grundriß 
der Elektrotechnik‘, II. Teil, S. 29 hin. Weiter 
verweist W. Volkmann, Berlin-Steglitz auf 
eine von ihm auf S. 222 seiner „Anleitung zu 
den wichtigsten physikalischen Schulver- 
suchen“ (Berlin-Mückenberger, 1912) ange- 
‚gebene Handregel. H.Dabisch, Lüdenscheid 
gibt eine auf die Umdrehung der Erde zurück- 
und endlich bemerkt 
J. Sumec, Brünn, daß er dieselbeRegel bereits 
1906 in „Elektrotechn. u. Maschinenb.‘, 
8. 601 (abgedruckt im ‚Archiv d. Math. u. 
Phys.‘ Leipzig-Berlin, 1907, S. 361) bekannt 
gegeben habe. 


Unfälle durch Elektrizität auf den ober- 
schlesischen Industriewerken.!) — W. Vogel, 
Kattowitz O.-S., berichtet über die von der 
elektrotechnischen Abteilung des Oberschle- 
sischen Überwachungsvereins im Berichtsjahr 
1919/20 festgestellten Unfälle durch elek- 


 trischen Strom. 


Von 19 Unfällen ereigneten sich 4 in 
elektrisch betriebenen Lokomotivstrecken mit 
250 V Betriebsspannung. Ein Bergarbeiter 
herührte durch Zufall den Fahrdraht an einer 


“ Stelle, an welcher durch das ständige Nach- 


drücken des Hangenden die Fahrdrahthöhe 
sich von 1,8 auf 1,6 m verringert hatte. — 
Bei einem anderen Unfall in einer Lokomotiv- 
strecke war aus unaufgeklärtem -Grunde der 
Fahrdraht gerissen und hatte beim Herab- 
fallen von der im Zuge mitfahrenden Beleg- 
schaft 3 Arbeiter getroffen, von denen zwei 
dureh den Strom getötet und einer vorüber- 
gehend betäubt wurden. — Der 5. Unfall in 
einer Niederspannungsanlage ist auf Schleich- 
strom avs einer Lokomotivstrecke mit eben- 
falls 250 V zurückzuführen und soll wegen 
seiner Eigenart weiter unten noch näher be- 
schrieben werden. Dem Auftreten derartiger 
Schleichströme ist von allen Gruben mit 
elektrischer Lokomotivförderung die größte 


Aufmerksamkeit zuzuwenden. 


Von den 10 Unfillen durch Hochspan- 
nung, mit Spannungen zwischen 500 bis 
10 000 V sind 9 als Betriebsunfälle durch Ver- 
kettung besonderer Umstände zu bezeichnen. 
3 hiervon wären bei mehr Vorsicht wohl zu 
Der 10. Unfall ist die 


1) Vgl. auch „ETZ“ 1918, 8. 39. 


Folge eigener grober Fahrlässigkeit und steht 
außer Zusammenhang mit dienstlichen Ob- 
liegenheiten. Bei 2 Untersuchungen mußte 
nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse die 
Schuld des elektrischen Stromes an den Un- 
fällen als nieht begründet erklärt werden. 
Auf elektrischen Strom war auch der Tod 
von 3 Pferden zurückzuführen. — In einem 
Fall war ein 120 V führender, isolierter 
Fahrleitungsdraht herabgefallen. Als das Pferd 
auf diesen Draht trat, erhielt es den todbringen- 
den Schlag. — Im zweiten Fall wurden zwei 
Pferde gleichzeitig getötet, als sie in Bereich 
des von einem schadhaft gewordenen Öl- 
schalter ausgehenden Erdstromes gerieten. 
Dieser Ölschalter für 500 V Betriebsspannung 
war von einem Diebe seines Inhaltes beraubt 
worden. Ein bei der Ausführung mitbenutzter 
Eisendraht hatte durch Zufall die Verbin- 
dung von einer Anschlußklemme nach einer 
zur Zeit nicht fehlerfreien Erdverbindung her- 
gestellt, von der dänn der gefahrbringende 
Stromübertritt zur Erde ausging. 
Der bereits erwähnte Unfall durch 
Schleichstrom von einer elektrischen Lokomo- 
tivförderstrecke ereignete sich in einem Kohlen- 
bergwerke bei Abteufarbeiten für einen Blind- 
schacht durch vorzeitiges Losgehen einer 
elektrisch gezündeten Patrone und verdient 
vollste Beachtung für alle Gruben mit elek- 
trischer Lokomotivförderung. Der Schacht 
hatte bereits eine Teufe von etwa 70 m er- 
reicht. Die Förderung erfolgte mittels eines 
Kübels, der von einem am Blindschacht 


‚stehenden Haspel mit Drehstrommotor ange- 


trieben wurde. Unmittelbar neben dem För- 
derhaspel führte die mit Gleichstrom von 250 V 
betriebene Lokomotivstrecke vorbei. Der Um- 
former für den Betrieb dieser Lokomotiv- 
strecke stand in etwa 2000 m Entfernung von 
dem Blindschacht. Für die Sprengarbeiten 
wurden jedesmal 6 Bohrlöcher mit Patronen 
für elektrische Zündung besetzt. Die 6 Zünder 
waren in Reihe geschaltet. Jeder Zünder war 
für etwa 1 bis 1,5 V Zündspannung bemessen. 
Als Stromquelle für die Zündung diente der 
Anschluß an die Drehstromverteilung mit 
etwa 120 V Spannung. Erst nach Stromschluß 
von 2 in Reihe geschalteten Unterbrechungs- 
st-llen konnte der Starkstrom in die Zü.d- 
leitung ühertreten. Es waren somit die bisher 
üblichen Vorsichtsmaßregeln getroffen. Trotz- 
dem ging eines Tages ein Schuß vorzeitig los 
und forderte leider den Tod eines Menschen. 
Die Untersuchung ergab, daß die elektrische 
Lokomotivstrecke sich in einem durchaus 
guten Zustand befand. Es hatte sich aber von 
dem Lokomotivgleise aus über Förderhaspel, 
Förderseil bis zum Kübel einerseits, und dem 
Umformer oder einer anderen Stelle des 
Gleises auf unkontrollierbarem Wege bis zum 
Sumpf im Blindschacht anderseits eine schlei- 
chende Stromverteilung gebildet, die zwischen 
Förderkübel und Sumpf bis zu etwa 15 V 
Spannung aufwies. Diese 15 V wurden beob- 
achtet, wenn die Lokomotive bei höchster 
Beanspruchung bei vollbelastetem Zuge in der 
Nähe des Blindschachtes anzog. Durch irgend 
einen Zufall bei der Herstellung der Verbin- 
dungen für die Zündung muß die Lage einge- 
treten sein, daß diese 15 V Schleichspannung, 
oder ein Teil davon, in einen Zünder übertreten 
und ihn zur Zündung bringen konnten. Die 
Richtigkeit dieser Vermutung ließ sich da- 
durch beweisen, daß man zwischen dem För- 
derkübel und einer Blechplatte im Sumpf einen 
Zünder einschaltete, der bei Anfahren des 
Zuges zur Entzündung kam. Zur Verhütung 
weiterer Unfälle wurde zunächst die elektrische 
Zündung eingestellt und durch eine solche 
mittels Zündsehnur ersetzt. Weitere Maß- 
nahmen sind noch in Erwägung. Auf jeden 
Fall ist beim elektrischen Zünden in der Nähe 
von Lokomotivstrecken Vorsicht ee 


Energiewirtschaft. 


Das neue Wasserkraftgesetz der V. 8. 
Amerika. — Das am 11. VI. 1920 vollzogene 
Wasserkraftgesetz, das die Unvollkommen- 
heiten der aus den Jahren 1890, 1899, 1906, 
1908 und 1910 stammenden gesetzgeberischen 
Maßnahmen beseitigen und einen einheitlichen 
Rechtsboden schaffen soll, ist das Ergebnis 
achtjähriger Arbeit. Es ruft einen Bundes- 
ausschuß ins Leben, der aus den Kriegs- und 
Ackerbauministern und dem des Auswärtigen 
bestehen. Dieser Ausschuß regelt sämtliche 
Angelegenheiten, die sich auf die Nutzung der 
Wasserkräfte beziehen, soweit der Bundes- 
regierung darauf ein Einfluß zusteht. Insbe- 
sondere kann er- vorläufige Konzessionen auf 
3 Jahre erteilen, um den Beteiligten Gelegen- 
heit zu geben, alle Fragen einer auszubauen- 


1) Vgl. hierzu „ETZ“ 1920, S. 556. 


den Wasserkraft zu prüfen, Entwürfe auszu- 
arbeiten und die erforderlichen finanziellen 
Vorbereitungen zu treffen. Der Ausschuß kann 
ferner im Anschluß an diese vorläufige Kon- 
zession eine Lizenz auf 50 Jahre gewähren, 
nach deren Ablauf dem Staat das Recht zu- 
steht, die Wasserkraftanlage gegen Erstattung 
des hineingesteckten Kapitals zu erwerben. 
Auch kann dem alten Lizenzinhaber eine neue 
Lizenz ausgestellt oder Übertragung auf einen 
anderen Unternehmer zugelassen . werden. 
Letzterer hat ebenfalls das hineingesteckte 
Kapital zu erstatten. Der Ausschuß kann auch 
in Fällen, in denen ihm dies geeignet scheint, 
die Ausführung eines Projekts dem Staate vor- 
behalten oder, bei sonst gleichen Bedingungen, 
staatliche und städtische Körperschaften bei 
der Lizenzerteilung bevorzugen. Der Aus- 
schuß, welchem ein sachverständiger Ingenieur 
zur Seite steht, soll zum Bau von Wasserstau- 
anlagen ermutigen, um ganz allgemein eine 
möglichst gleichbleibende Kraftleistung zu 
gewährleisten, _ Überschwemmungen zu ver- 
hindern und in trockenen Gegenden die Be- 
wässerung zu fördern, wobei dem Wasser erst 
seine Kraft zu entziehen ist. Schleusen und 
Staudämme in schiffbaren Flüssen sollen den 
Schiffbarkeitsbereich vergrößern. Die Lizenz- 
inhaber stehen unter staatlicher Aufsicht, und 
ihre Tarife und Betriebsvorschriften bedürfen 
der Genehmigung. Auf Übertretungen des 
Gesetzes stehen strenge Strafen. Der bisherige 
unsichere Rechtsboden für Wasserkraftan- 
lagen hat, bewirkt, daß mit der Nutzung von 
über 2 Mill. PS zurückgehalten wurde, durch 
welche mehr als 6420 km zusätzliche Wasser- 
wege im Oberlauf der Flüsse den bestehenden 
hätten hinzugefügt werden können. Diese 
Flußregulierungen, die sonst der Staat auf 
seine Kosten auszuführen gehabt hätte una 
deren Kosten man auf 800 Mill. $ schätzen 
kann, werden jetzt von den Unternehmern 
und ohne Kosten für den Staat vorgenommen 
werden, wodurch sich gleichzeitig eine Ver- 
besserung der Wassertransportverhältnisse er- 
gibt. Leider kommt das neue Gesetz etwas spät 
und zu einer Zeit, in welcher durch die hohen 
Materialpreise und Löhne der Ausbau von 
Wasserkräften 2- bis 3-mal so teuer ist (in den 
Vereinigten Staaten) als vor dem Kriege. 
Infolge von Opposition aller Art wurde das 
gegenwärtige Gesetz, das schon bald nach dem 
Jahre 1910 in Angriff genommen worden war, 
immer wieder zurückgestellt, und noch kurz 
vor der endgültigen Annahme sind im Senat 
besonders die. nachstehenden Gesichtspunkte 
dagegen geltend gemacht worden: 1. daß es in 
dringenden Fällen zu umständlich sei, wenn 
ein Einzelstaat sich erst an die vorgesehene 
bundesstaatliche Instanz zw wenden hätte, 
ehe einzelstaatliches Vorgehen möglich würde, 
2. daß, falls die Bundesregierung auf Über- 
nahme einer abgelaufenen Lizenz verzichte, 
neue Lizenzen an Unternehmer jeweils nur 
auf die Dauer eines Jahres erteilt werden 
sollten, und 3. daß die Bedingungen solcher 
neuen Lizenzen von der Bundesregierung fest- 
zusetzen Seien und dem Reflektanten bei 
Nichteinverständnis das Recht zustehen müßte, 
richterliche Entscheidung anzurufen. Der 
Text des Gesetzes rührt von O. C. Merrill 
her, dem z. Zt. leitenden Ingenieur des Forst- 
wesens der Union, der als sachverständiger 
Berater von den beteiligten Ministerien in 
Aussicht genommen sein soll. (,Electrical 
World‘ Bd. 75. 1920, 8. 1328, 1467). W. 


Wahrung der Kohlenschätze in England.!) 
— Die angekündigte Stellungnahme Clerks 
zu der Kritik an seinem Vortrag enthält wenig 
Erwähnenswertes?). Er stellt fest, daß seine 
Zahlen nicht berichtigt wurden, insbesondere 
nicht diejenigen über Heizung, gibt aber zu, 
daß die Verwendung von Elektromotoren wegen 
der leichten An- und Abschaltung wirtschaft- 
lich wäre, wo nur kurze Betriebsperioden 
in Frage kämen; seine Zahlen sollen indessen 
die Verhältnisse in Dauer- oder hochbelasteten 
Betrieben zeigen. Clerk legt dar, daß der von 
Merz für Gasmaschinen genannte Wirkungs- 
grad von 20 bis 25% irrig sei; 30% bei Vollast 
sei heute nichts  Außergewöhnliches, schon 
1905 habe man 27% bei Vollast und 20% bei 
Drittellast erreicht. Er verweist auf eine Ver- 
öffentlichung Patchells, wonach der Gesamt- 
wirkunsgrad einer gasbetriebenen Elektrizi- 
tätszentrale von nur 500 PS Leistung zu 19,9% 
festgestellt wurde. Obwohl er beistimme, daß 
nicht der wärmetechnische Wirkungsgrad 
allein für die Wahl einer Antriebsart entschei- 
dend sein dürfe, habe doch die Praxisin vielen _ 
Fällen erwiesen, daß Gasmotoren mit Leucht- 
gas vorteilhaft seien. Seine bzw. der Gasindu- 
strie Stellungnahme sei durch die Propaganda 
begründet, die seit 1910 planmäßig für eine 
allgemeine Einführung von Elektrizität als 


1) Vgl. „ETZ* 1920, S. 657. 
2) „The Electrieian“, Bd. 85, 1920, 8. 110. 


700 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


m __ —daha— 


Quelle für Licht, Kraft und Heizung be- 
trieben wurde. Er sei gleichfalls der in der 
Aussprache mehrfach zum Ausdruck gekom- 
menen Meinung, 
der beiden Industrien anzustreben ee 

I: 


Industrie und Handel. 


Die wirtschaftliche und soziale Lage der 


deutschen Elektroindustrie. — Nach Direktor 
Henrichs Vortrage in der Vollsitzung der 
„Arbeitsgemeinschaft für die deutsche elek- 
trotechnische Industrie‘‘!) kam der Produk- 
tionswert der deutschen Elektroindustrie 
1913 mit 1300 Mill. Goldmark — man be- 
achte, daß er beträchtliche Erzeugungswerte 
anderer Industrien enthält — dem der Roh- 
eisenhütten (1087 Mill. M) ungefähr gleich (für 
die Walzwerke wird er zu 2347, für den Stein- 
kohlenbau zu 2135 Mill. M angegeben) und 
überragte nicht unwesentlich den Wert unserer 
Weizenernte (931 Mill.M). Die Zahl der Be- 
schäftigten, 1907 etwa 0,1 Millionen, ist in 
der Zwischenzeit auf mehr als das Anderthalb- 
fache gestiegen. Innerhalb der elektrotechni- 
schen Weltproduktion (4,1 Milliarden Gold- 
mark) stand Deutschland 1913 bei einem Anteil 
von rd 40% nur um etwa 100 Mill. Goldmark 
hinter den V. 8. Amerika, seinem einzigen eben- 
bürtigen Konkurrenten zurück. Diese über- 
ragende Stellung verdankt die deutsche Elek- 
troindustrie nicht etwa der Gunst ihrer Stand- 
orte, sondern der Initiative, dem wissen- 
schaftlichen und wirtschaftlichen Kön- 
nen einiger weniger Männer, die mit dem 
Triebe des Forschers und dem Wagemut des 
Unternehmers das breite Fundament für unsern 
heutigen Bau geschaffen haben. „Wir Nach- 
ebenen sollten uns bewußt bleiben, 


aß solch eine Entwicklung möglich | 


gewesen ist mit den alten Wirtschafts- 
methoden, die von vielen Seiten, vor 
allem aber von Kathederwirtschaft- 
lern, bekämpft wird, welche ihren Be- 
fähigungsnachweis, praktisch Wirt- 
schaft führen zu können, bisher nicht 
erbracht haben. Pflicht und Verantwor- 
tungsgefühl gebieten mir (Henrich) ausdrück- 
lich, vor Wirtschaftsexperimenten zu 
warnen, für deren Überlegenheit über 
die bisherigen Methoden noch nicht 
der geringste Beweis vorliegt.‘ 
Die Bedeutung der deutschen Elektro- 
industrie liegt hauptsächlich im Ausfuhrge- 
schäft, dessen Wert 1913 310 Mill. M betrug 
(Einfuhr 11, Verbrauch 950 Mill. M) und sich 
in Europa (218 Mill. M) vorwiegend auf Eng- 
land (35 Mill. M) und Rußland (32 Mill. M), in 
Amerika (54 Mill. M) auf Argentinien (21 Mill. 
M), in Asien (26 Mill. M) auf Japan und Korea 
(11 Mill. M) erstreckte. Außerdem unterhielt 
die deutsche Elektroindustrie in allen größeren 
Ländern Europas eigene Fabriken, so daß etwa 
75% der gesamten europäischen Produktion 
unter deutschem Einfluß stand. Das hat sich 
heute wesentlich geändert. Die ausländischen 
Firmen konnten ihre Erzeugungsstätten sehr 
erweitern, große Kapitalien aufnehmen, mit 
Hilfe der Kriegsgewinne sich eine starke finan- 
zielle Grundlage schaffen und machen uns nun 
überall die Absatzmärkte streitig. Das gilt 
besonders für die V. 8. Amerika, die 1913 
höchstens 8% ihrer Produktion ausführten, 
während Deutschland etwa 25 bis 30% expor- 
tierte. Hinzu kommt, daß unsere inländischen 
Erzeugungspreise bei dem heutigen Valutastand 
bereits über den Weltmarktpreisen liegen und 
die deutsche Elektroindustrie z. Zt. im Aus- 
en ohne Verlust nicht mehr konkurrenzfähig 
ist. . 
Die Entwicklung der Dinge vom wilden 
en über den Ausverkauf zur gegen- 
wärtigen Geschäftslosigkeit ist bekannt. Im 
einzelnen betrachtet, sieht es wohl am schlech- 
testen in der Kabelindustrie aus, wo sich 
alle im Kartell zusammenlaufenden Bestellun- 
en leicht übersehen lassen. Soweit diese aus 
eutschland stammen, beliefen sie sich für 
Starkstromkabel im ersten Halbjahr 1920 auf 
nur 30%, des Friedenswertes und dürften für 
das zweite günstigstenfalls25% ausmachen. Die 
Zurückhaltung erklärt sich durch die gegen- 
über dem Frieden auf das Zwanzigfache er- 
höhten Preise, zu denen ihre Netze auszubauen, 
die Elektrizitätswerke wegen der dann kaum 
vermeidbaren weiteren Steigerung der Strom- 
preise sich scheuen. Daher umfassen die Auf- 
träge,im wesentlichen nur unaufschiebbare An- 
schlüsse für die im volkswirtschaftlichen In- 
teresse arbeitenden Industrien. Von den seit 
Anfang Dezember 1919 bis Anfang Juni 1920 
aus dem Ausland eingegangenen Bestellungen 
entfielen ungefähr 75% auf Schwachstrom- 
und 20 bis 25% auf Starkstromkabel. Das Ver- 


1) Wirtschaftliche Mitteil. a. d. Siemens-Konzern* v. 
10. VII, 1920. 


daß ein“ Zusammenwirken 


trauen in die pünktliche deutsche Lieferung hat 
aber durch den siebenwöchigen Berliner Metall- 
arbeiterstreik im Herbst 1919 und neuerdings 
durch die Arbeitsruhe nach dem Kapp-Putsch 
erheblich gelitten. 1919 erhielt die deutsche 
Kabelindustrie noch umfangreiche Aufträge 
zu Weltmarktpreisen, heute will der Ausland- 
kunde im allgemeinen, wenn er das Risiko der 
Lieferungsverzögerungen infolge neuer Un- 
ruhen tragen soll, wenigstens einen Ausgleich 
darin sehen, daß er uns 10% niedrigere Preise 
limitiert, als unsere Auslandskonkurrenz ihm 
anbietet. — Ähnlich schlecht ist die Lage im 
Leitungs-, Kleinmotoren-und Installa- 
tionsgeschäft, begründet vor allen Dingen 
darin, daß den im Privatbesitz und im „ge- 
mischten, kommunalen und Privatbesitz‘ be- 
findlichen Überlandzentralen die Sozialisie- 
rung droht. Diese Gefahr läßt jede, Unter- 
nehmungslust schwinden, und Henrich  be- 
fürchtet im Fall der Verstaatlichung einen 
dauernden Rückgang der Bestellungen aus 
diesem wiehtigen Absatzgebiet. Nicht die be- 
absichtigte Verbilligung der Stromtarife werde 
eintreten, sondern eine dauernde, der weiteren 
Ausdehnung der elektrischen Kraftübertragung 
Einhalt tuende Verteuerung. Die bisher als 
richtig und volkswirtschaftlich vorteilhaft an- 
gesehene zentrale Versorgung großer Gebiete 
von einer Stelle aus wird immer mehr an Wert 
verlieren, solange es möglich ist, daß kleinere 
Arbeitergruppen durch Streiks große Industrie- 
zweige gegen den Willen der in ihnen Beschäf- 
tigten zur Arbeitslosigkeit zwingen. Die Er- 
fahrungen von Golpa werden manchen In- 
dustriellen veranlassen, zur Einzelstromversor- 
gung zurückzukehren, um seine Arbeiter und 
sich vor Einstellung des Betriebes zu bewahren. 


200000 


ei 


Wochenstunden Soll 


» » » » » 
» » » » 2) 


Heft 35. 


narnpaass - Verringerung derWochenstunden durch Verfügung über Kohlenverbrauch 
» » » » » » 5 n 


2. September 1920. 


natürlich auch auf diesem Gebiet die Bestel- > 


lungen zurück. ar 
Zu ‚diesen äußeren, durch die Absatzver- 


hältnisse bedingten Schwierigkeiten kommen 


innere der einzelnen Firmen; ihr finanzieller 


Status ist scharf angespannt. Wie bekannt, E 


kann in der Elektrotechnik das Kapital im 
Laufe eines Jahres wegen der großen, für die 
Fabrikation unbedingt notwendigen Vorräte 
an Roh-, Teil- und Fertiglägern sowie wegeu 
der langen Herstellungsdauer höchstens einmal 
umgesetzt werden. Waren im Frieden bei 
einem Produktionswert von 1,3 Milliarden M 


Kapitalien in fast gleicher Höhe notwendig, 
so müssen heute dafür, wenn man auch nur 


mit einer durchschnittlichen Verteuerung vom 
15-fachen Betrage rechnet, ungefähr 20 Milliar- 
den M aufgebracht werden. Sie zu beschaffen, 
ist gänzlich ausgeschlossen, zumal auch die 
Kapitalsbildung durch die neue Steuer- 
gesetzgebung stark eingeschränkt wird, und 
da selbst Kapitalserhöhungen in früher für 
unmöglich gehaltenem Ausmaß bei weitem 
nicht ausreichen, haben Gesellschaften, die 
vordem über viele flüssige Geldmittel verfüg- 
ten, jetzt bereits einen teuren und star 
drückenden Bankkreditin Anspruch nehmen 
müssen. Die Frage der Kapitalsbeschaffung ist 
noch immer ungelöst, und verschiedene Firmen 
denken bereits an eine Einschränkungihres 
Betriebes, weil sie die flüssigen Mittel für 
Löhne, Gehälter und Rohmaterjal nicht mehr 
aufbringen können. 


Im Kriege ist die Produktion elektro- 


technischer Erzeugnisse hauptsächlich wegen 
der Heeresaufträge, seit der Revolution infolge 
der geringen Arbeitslust und der häufigen 
Streiks zurückgegangen. Abb. 13 zeigt das 


Wochenstundenbewegung vom I.Januar I919. bis 23. Juni I920. 


treikstunde 


» Krankenstunden 


» _Urlaubsfunden. 3 4 


> 


ge 


120000 


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9% 


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Einführ. der8 stdg.Arbeilszeit. 


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j 
40000 19 A 
#7 9 9 1.Spartakus Unruhen. 
| 7 2. ung Liebknecht. 
15a 19 9.Sympathiestreik Eisner 


4.Polifischer Streik. 


Lohnwoche 20 24 28 32 36 +0 44 48 s2 4 
N 


— Im Straßenbahngeschäft haben die 
Lohnforderungen zu großen Tariferhöhungen 
geführt, die manches Unternehmen zum Still- 
stand brachten, und die finanzielle Lage der 
Straßenbahnen ist so ungünstig, daß man trotz 
starker Reparaturbedürftigkeit des rollenden 
Materials nur in äußerst verzögertem Maße an 
Neubeschaffungen denkt. — Die besonders 
stark auf den Export angewiesene Glühlam- 
penindustrie stößtim Auslande teilweise auf 
sehr lebhafte Konkurrenz; im Inlande wird der 
Bedarf z. Zt. reichlich befriedigt, nachdem die 
Mißwirtschaft des Verschiebens infolge einer- 
seits des Ausfuhrverbotes, anderseits der Va- 
lutabesserung nachgelassen hat. Schwierig- 
keiten im Ale wie in anderen Geschäfts- 
zweigen haben sich bisher noch nicht gezeigt. 
Die Lampenindustrie ist aber abhängig von der 
gesunden wirtschaftlichen Existenz der Installa- 
teure und Großhändler in Elektromaterial und 
wird natürlich sehr leiden, wenn sich die Kredit- 
verhältnisse in diesen Kreisen ungünstig ent- 
wickeln. — Von dem Wohlergehen der, gleichen 
Abnehmerkreise und der Lage der Überland- 
zentralen hängt auch der Absatz in Leitungs- 
material und Isolierrohr ab. Hier wird 
es notwendig sein, durch Erleichterung von 
Abnahmepflicht und Zahlungsbedingungen die 
Lebensfähigkeit der Abnehmerkreise zu er- 
halten. — Die Situation des Apparatebaues 
erscheint nicht ganz so gespannt. Aufträge 


liegen noch für mehrere Monate vor, die Liefer- 


termine werden aber infolge des Fehlens von 
Porzellan und Isoliermaterial zu sehr in die 
Länge gezogen. — Auch die Beschäftigung in 
den Akkumulatorenfabriken ist nur noch 
für wenige Monate gesichert. : Neubestellungen 
haben erheblich nachgelassen. — Gut kann 
augenblicklich die Beschäftigung in der 
Schwachstromtechnik genannt werden ; sie 
reicht noch für etwa ein Jahr,gdochygehen 


Abb. 


9. Verkehrstreik. 
H 10. Zettelabreisser Streik. 
11. Lohnstreik. 


12. Betriebsratwahl. 
13. Kapp-Streik. 


Ss 
= 


| 
KISS 
Ba SS 
= = 
IN 


1} 20 24 28 32 38 +0 *4 “8 
1920 


13. 


aus der gesetzlichen Arbeitszeit von 46% 
Wochenstunden und der Belegschaftszahl bei 
einem Berliner Werk von. Siemens-Schuckert 
sich ergebende Arbeitsstunden-Soll und dessen 
Verringerung durch Streiks sowie durch Koh- 


113/74 


7778 
Abb 14. 


1920 


2. September 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


Heft 35. 


ol 


lenfeiertage, Krankheit und Urlaub. Von 
Januar bis Dezember 1919 sind nur 63% der 
möglichen Arbeitsstunden geleistet worden. 
Der Lohnausfall eines ungelernten Arbeiters 
betrug in dieser Zeit 1920, der eines Drehers 
2400 und der eines Schnittbauers 2640 M. 
Insgesamt sind den rd 3000 Arbeitern allein 
dieses Werkes infolge nicht verfahrener Ar- 
beitsstunden etwa 2,5 Mill. M Arbeitsverdienst 
entgangen. Wie Abb. 14 erkennen läßt, ist die 
Gesamtproduktion der %* Siemens-Schuckert- 
werke bei wenig veränderter Belegschaft je 
Kopf von 4400 kg im Frieden auf jetzt 2250 kg 
gefallen, während anderseits der Lohnanteil 
je Kilogramm fertigen Fabrikates auf gleicher 
Rochnungsbais von 43 Pf schon 1919 auf 2M 
gestiegen war und z. Zt. von Henrich zu mehr 
als 4 geschätzt wird, Verhältnisse, die sich 
nach seiner Ansicht ohne allzugroße Fehler 
auf die ganze deutsche Elektroindustrie ver- 
allgemeinern lassen dürften. 

Die absolut gegenüber der Friedenszeit 
gewaltig gewachsenen Unkosten (Gehälter, 
unproduktive Löhne, Kapitaldienst, Steuern, 
Valutaverluste, Frachten usw. sowie unvorber- 
gesehene Einbußen) belasten relativ bei der 
auf 50% eingeschrumpften Erzeugung das ein- 
zelne Fabrikat um das Vielfache der Vor- 
kriegszeit, und in dieser Steigerung der nur 
durch starke Vermehrung der Produktion ver- 
ringerbaren relativen Unkosten liegt die Haupt- 
quelle unserer heutigen unwirtschaftlichen Ar- 
beitsweise, die wesentliche Ursache der man- 
gelnden Konkurrenzfähigkeit. Die hohen rela- 
tiven Unkosten, Löhne und 
haben die Verkaufspreise auf ein von der 
Elektroindustrie selbst als ungesund empfun- 
denes Niveau getrieben, das je nach dem Fa- 
brikat zwischen dem 8- bis 26-fachen Friedens- 
betrag liegt!). Da sie aber in der Hauptsache 
durch die Einkaufspreise der verarbeiteten 
Halbfabrikate bedingt sind, die ihrerseits wie- 


1) Vgl. „ETZ“ 1920. S. 691. 


Materialpreise | 


Millionen 

280 

260 | / 

240 | | Ri 
Arbeitslohn A und 

220 Unternehmergewinn U 


im Siemens-Konzern 
200 ix 


780 


= 


760 r 


740 


7202 S 


700 


80 


der durch die an letztere je nach Güte und Ver- 
arbeitungszustand gebundenen Löhne bestimmt 
werden, kann ihr Anwachsen niemals für die 
Erhöhung der Löhne innerhalb der Elektro- 
industrie maßgebend sein, zumal die Verteue- 
rung besonders wichtiger Materialien, wie 
Kupfer, Zinn, Gummi, Schellack, absolut von 
der Valuta abhängt.. Es sind vielmehr die 
Lebensmittel, die wesentlich die Löhne be- 
stimmen, und sie sind keineswegs in solchem 
Maße gestiegen wie die Materialien. Bedeutend 
weniger aber noch als Löhne und Gehälter 
haben die an den Kapitalseigner ausgeschütte- 
ten Gewinnbeträge zugenommen, wie Abb. 15 
nachweist. Während die Arbeitnehmer. vom 
Siemens-Konzern im Laufe der letzten elf Ge- 
schäftsjahre Lohn und Gehalt sowie freiwillige 
und gesetzliche soziale Leistungen (A) in ra- 
pidem Anstieg bezogen haben, verschwindet 
eine Gewinnausschüttung von 10 bis 12% (U) 
völlig hinter jenen Summen und machen bei 
der heutigen Geldentwertung so niedrige Be- 
träge aus, daß, wenn den Kapitalseignern nur 
die Hälfte ihrer Dividende belassen würde, 
durch Verteilung des Restes auf jede Arbeits- 
stunde lediglich 7 bis 8 Pf entfielen!), Nach 
Henrich, der im Interesse des Wiederaufbaues 
von den Arbeitnehmern Verständnis für die 
wirtschaftlichen Realitäten fordert, be- 
findet sich die deutsche Elektroindustrie in der 
Abbauperiode, die jedoch, soll sie nicht zur 
Katastrophe führen, langsam und stetig vor 
sich gehen müsse. An einen Abbau der Löhne 
könne man in den nächsten Monaten noch nicht 
denken, aber auch bei derheutigen Lage des Aus- 
landgeschäftes keine sozialen Abgaben zahlen, 
wenn die Verkäufe mit Verlusten abschließen.) 


1) Vgl. auch „ETZ“ 1919, 8. 220. 


2) Wenn ein englisches Fachblatt glaubt. daß Aus 
führungen wie dieser Vortrag auch den Zweck verfolgen 
den Beobachtern in anderen Ländern Sand in die Augen 
zu streuen, so sind es wohl Unkenntnis der deutschen 
Verhältnisse und die Gepflogenheiten seiner eigenen 
dustrie, die es zu solcher Annahme verleiten. D. 8. 


r 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Auszug aus der Tagesordnung für die „Elek- 
trische Woche‘ in Hannover vom 22. bis 
29. Sept. 1920.') 


Mittwoch, den 22. September: 
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell- 
schaft, Mitgliederversammlung. 


Donnerstag, den 23. September: 
VDE, Vorstand und Ausschuß. 
Zentralverband, Preisstelle und Fach- 


gruppen. 
Eltfabriken, Vorstand und Mitgliederver- 
sammlung. 
Elektrobund. Mitgliederversammlung. 
Freitag, den 24. September: 
VDE, Hauptversammlung und Besichti- 


gungen. 
Zentralverband, Mitgliederversammlung. 
Installateurverband, Ausschuß. 
Sonnabend, den 25. September: 
VDE, Hauptversammlungen. 
Verband der Reparaturwerke, Hauptver- 
sammlungen. 


Sonntag, den 26. September: 
Gemeinsame Veranstaltung für alle Ver- 
eine und Verbände. 
Versammlung in der Stadthalle, Vortrag 
und Filmvorführung. 
Kaffeezusammenkunft im Tiergarten. 
Orgelkonzert in der Stadthalle. 


‘Montag, den 27. September: 


Straßen- und  Kleinbahnverein, Aus- 
schuß ©.: 

Elektro-Großhändler, Vorstand und 
Hauptversammlung. 

Spezial - Fabriken, Vorstand und Haupt- 


versammlung. - 
Vereinigung der Hochschullehrer. 
Dienstag, den 28. September: 
Elektro-Großhändler, Hauptversammlung. 
Großhändler-Einkaufs-G. m. b. H. 
Mittwoch, den 29. September: 
Großhändler-Einkaufs-G. m. b. H. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär. 
Dr.-Sng. G. Dettmar. 


1) Die ausführliche Tagesordnung ist abgedruckt 
„ETZ“ 1920, Heft 29, 8. 575. 


0a WO Terz Mrs Tor rg 
Abb. 18. 
VEREINSNACHRICHTEN. 


Betrifft: Änderung unserer Satzung. 


Es hat sich als notwendig herausgestellt, 
einige Paragraphen unserer Satzung zu än- 
dern, und zwar müssen solche Änderungen 
vorgenommen werden in $ 3 und 4 mit Rück- 
sicht auf den Friedensvertrag, in $ 5, weil eine 
Erhöhung der Beiträge unerläßlich ist, und 
in $ 24, weil der Termin für die Jahresver- 
sammlung in Zukunft eine freie Vereinbarung 
mit Rücksicht auf die „Elektrische Woche“ 
ermöglichen muß. Da nun die vorhandenen 
Satzungen aufgebraucht sind und somit ein 
Neudruck notwendig wird, erschien es zweck- 
mäßig, gleichzeitig auch eine Reihe von Un- 
schönheiten und Unstimmigkeiten in der 
Satzung zu beseitigen und diese einer Neube- 
arbeitung zu unterziehen. Durch mehrfache 
Änderungen und ann im Laufe der 
letzten 10 Jahre sind einige Unstimmigkeiten 
entstanden. So z. B. zwischen den $$ 4 und 5, 
zwischen den $$ 20 und 27 usw. Es sind des 
weiteren einige völlig veraltete Bestimmungen 


in den Satzungen enthalten, z. B. in $29 und 30. 


Weiterhin war die Satzung schon von Anfang 
an sprachlich mangelhaft (Inversionen usw.). 
Es erschien daher zweckmäßig, alle diese Un- 
stimmigkeiten und Unschönheiten anläßlich 
des Neudruckes zu beseitigen. Der Vorstand 
hat daher die Satzung einer Durchsicht unter- 
zogen und wird der Jahresversammlung in 
Hannover den nachstehend abgedruckten ver- 
besserten Wortlaut zur Beschlußfassung unter- 
breiten. Zur Vereinfachung wird jedoch nach- 
stehend ‚eine Zusammenstellung der sach- 
lichen Änderungen gegeben und eine kurze 
Begründung für diese hinzugefügt. 

In $:3 und 4 ist statt ‚elektrotechnische 
Vereine Deutschlands‘ bzw. „elektrotech- 
nische Vereine, welche ihren Sitz in Deutsch- 
land haben‘ mit Rücksicht auf den Friedens- 
vertrag (Verein in Saarbrücken und eventuell 
in Oberschlesien) gesagt „Deutsche Elektro- 
technische Vereine‘. 

In $4und 5 sind die sogen. korporativen 
Mitglieder jetzt einheitlich bezeichnet, während 
in der augenblicklich gültigen Satzung ver- 
schiedene Bezeichnungen benutzt sind. 

In $ 5 ist eine einschneidende Änderung 
dahingehend vorgesehen worden, daß ein 
Teil A J ehe während des Jahres 
durch den Ausschuß festgesetzt werden kann. 
Es hat sich bei den jetzt häufigen Anderungen 
der wirtschaftlichen Lage als unausführbar 
erwiesen, daß der Beitrag 1Y, bis 14 Jahre 
vorher festgelegt wird. Dadurch, daß während 
des Jahres auf die wirtschaftliche Entwicke- 
lung bisher nicht Rücksicht genommen werden 
konnte, entsteht im laufenden Geschäfts- 
jahre ein großer Vermögensverlust. 


In den $$ 7, 10, 18 und 23 bis 31 sind die 
Bezeichnungen ‚,‚Jahresversammlung‘‘ und 
„Verbandsversammlung‘ bisher nicht ein- 
heitlich gebraucht worden. -In dem neuen 
Entwurf ist dies geschehen. 


In $ 14 ist in dem Entwurf die Zahl der 
Vereinsmitglieder, auf die je ein Ausschuß- 
mitglied entfällt, noch nicht angegeben, da 
hierüber noch Verhandlungen im Ausschuß, 
der am Tage vor der Jahresversammlung in 
Hannover eine Sitzung hat, stattfinden werden. 
Auf Grund’der dort gefaßten Beschlüsse wird 
der Jahresversammlung zur Beschlußfassung 
vorgelegt werden, ob die bisherige Zahl 150 
beibehalten oder ob sie erhöht wird. Eben- 
so wird die Zahl der von der Jahresver- 
sammlung direkt zu wählenden Ausschuß- 
mitglieder noch auf Grund der Beschlüsse der 
Ausschußsitzung der Jahresversammlung unter- 
breitet werden. 

In $ 19 ist vorgesehen, daß der Vorstand 
auch während des Jahres Kommissionen bilden 
kann, was sich im Laufe der letzten Jahre 
mehrfach als notwendig erwiesen hat. Es 
würde eine erhebliche Verzögerung vieler 
Arbeiten bedeuten, wenn die Bildung von 
Kommissionen während des Jahres ausge- 
schlossen bliebe. 

Der letzte Absatz der bisherigen Fassun 
des $ 20 ist weggeblieben, da sein Inhalt durch 
den $ 21 vollkommen gedeckt ist. i 


In $ 23 ist im 3. Absatz jetzt gesagt 
„Zustimmung“ statt ‚Genehmigung‘, da der 
bisherige Ausdruck unzutreffend war. Eine 
Genehmigung bedeutet nämlich nur eine Vor- 
lage nach Abschluß des Vertrages, während 
gemeint war, daß der Vertrag vor Abschluß 
dem Ausschuß vorgelegt wird. Die Juristen 
pflegen aber das als Zustimmung zu be- 
zeichnen. 

In $ 24 ist die Festlegung des Zeitpunktes 
für die Jahresversammlung jetzt beseitigt 
einerseits mit Rücksicht darauf, daß es sich 
schon als notwendig erwiesen hat, in anderen 
als den bisher in der Satzung, vorgesehenen 
Monaten die Jahresversammlung abzuhalten, 
anderseits mit Rücksicht auf die beabsichtigte 
Beibehaltung der „Elektrischen Woche“. Es 
muß dann dem Verbande ermöglicht sein, den 
Termin auf Grund von Vereinbarungen mit 
den anderen Vereinen und Verbänden zu 
wählen. 

In $ 29 ist jetzt die Unterzeichnung der 
Niederschrift über die Jahresversammlung nur 
durch den Vorsitzenden und den General- 
sekretär vorgesehen, was ausreichend sein 
dürfte. Die bisher geforderte Mitunterzeich- 
nung durch die beiden stellvertretenden Vor- 
sitzenden erscheint nicht notwendig. 


702 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft ‚35, 


4° ii BREUER RER NETRREN RT BAR a a a a 
KNIE, a Und f ch N ; 
a END 


In $ 30 ist eine Angabe über den Festaus- 
schuß weggelassen worden. Die bisherigen 
Bestimmungen waren unausführbar. Eine 
Festlegung solcher Einzelheiten in der Satzung 
ist übrigens nicht notwendig. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Vorsitzende: Der Generalsekretär: 
Dr. H. Voigt, Dr.-Sng. G. Dettmar. 


Entwurf zu einem neuen Wortlaut der Satzung. 
I. Name und Sitz. 
$1l. 


Der Verein, dessen Eintragung in das 
Vereinsregister des Amtsgerichts Berlin-Mitte 
am 15. Dezember 1902 erfolst ist, führt den 
Namen: 

„Verband Deutscher Elektrotechniker 

Eingetragener Verein.‘ 


Sitz des Vereins ist Berlin. 


II. Zweck. 
S79, 

Durch den Verband soll ein Zusammen- 
‚schluß der deutschen Elektrotechniker herbei- 
geführt sowie eine ständige Vertretung und 
Förderung der deutschen Elektrotechnik ge- 
schaffen werden. 3 


Die Erreichung dieses Zweckes wird an- 
gestrebt: 

1 durch eine alljährlich in einer Stadt 
Deutschlands stattfindende Versammlung 
der Verbandsmitglieder, die den Mei- 
nungsaustausch über schwebende Fragen 
durch Vorträge und Besprechungen för- 
dern soll. Dabei soll den Mitgliedern 
ferner durch gesellige Veranstaltungen 
Gelegenheit gegeben werden, einander 
persönlich näherzutreten ; 

2. durch Zusammenfassung der deutschen 
elektrotechnischen Vereine; 


3. durch die Bemühungen der Organe des 
Verbandes; 


4. durch eine Verbandszeitschrift und son- 
stige Veröffentlichungen; 


. durch sonstige die Zwecke des 
bandes fördernde Mittel. 


III. Mitgliedschaft. 
Ss 4. 

Mitglied des Verbandes kann jeder in 

Deutschland Wohnende, sowie jeder Deutsche 
sein, der auf dem Gebiet der Elektrotechnik 
und verwandter Berufszweige ein wissen- 
schaftliches oder praktisches Interesse hat, 
; Der Antrag um Aufnahme ist schriftlich 
an die Geschäftsstelle des Verbandes zu 
richten. Über die Aufnahme entscheidet der 
Vorstand. Zurückgewiesenen steht die Be- 
rufung an den Ausschuß frei. 

Behörden, Vereine, Gesellschaften und 
Handelsfirmen können gleichfalls die Mitglied- 
schaft erwerben. 

Der Verband schließt mit geeigneten 
deutschen elektrotechnischen Vereinen Ver- 
träge ab, auf Grund deren diese Vereine dem 
Verbande angehören. Der Vorstand ent- 
scheidet, ob ein Verein geeignet ist. Dem ab- 
gewiesenen Verein steht die Berufung an den 
Ausschuß offen. Mitglieder der zum Verband 
‘gehörigen Vereine sind Mitglieder des Verban- 
des, wenn sie nach Abs. 1 und 3 dieses Para- 
graphen aufnahmefähig sind und die Ver- 
bandszeitschrift beziehen. Der Verband ver- 
kehrt mit diesen Mitgliedern außer auf den 
Verbandsversammlungen nur durch die Ver- 
eine. Mindestens ein Mitglied jedes dieser 
Vereine muß dem Ausschuß angehören. Dieses 
Mitglied hat die Verbindung zwischen seinem 
Verein und dem Ausschuß zu pflegen. 

Ss 5. 

Der Jahresbeitrag besteht aus dem Grund- 
beitrag und einem Zuschlag. Der Grundbei- 
trag wird von der Jahresversammlung. fest- 
gesetzt, während der Zuschlag, der für das 
erste und zweite Halbjahr verschieden sein 
kann, vom Ausschuß auf Antrag des Vor- 
standes festgesetzt wird. Der. Grundbeitrag 
ist für unmittelbare Mitglieder des Verbandes, 
für Mitglieder der zum Verband gehörigen 
Vereine sowie für Behörden, Vereine, Gesell- 
schaften und Handelsfirmen verschieden hoch. 

. Für jedes im Ausland wohnende Mitglied 
wird außerdem ein Auslandszuschlag erhoben, 
dessen Höhe vom Vorstand festgesetzt wird. 

Jedes Mitglied erwirbt durch Zahlung des 
Jahresbeitrages das Recht, an den Verbands- 
versammlungen teilzunehmen und Anspruch 
auf Zusendung der Verbandszeitschrift. Der 
Vorstand erläßt über die Einziehung der Bei- 
träge die .erforderlichen Vorschriften. 


Qu 


Ver- 


‚beschlusses 


RR Er LER 
“ Der Vorstand kann beschließen, daß die 
Mitgliedschaft erlischt, wenn der Jahresbei- 
trag nicht rechtzeitig gezahlt wird. 
‘ Glaubt der Vorstand, daß das Verbleiben 
eines Mitgliedes im Verbande den Verbands- 
interessen schädlich ist, so beschließt der 


Ausschuß auf Antrag des Vorstandes über 


etwaige Ausschließung dieses Mitgliedes. 
Diesem steht dann die Berufung an die nächste 
Jahresversammlung frei. 

Der freiwillige Austritt kann nur zum 
Ablauf eines Geschäftsjahres und nur nach 
vorher erfolgter Anzeige geschehen. 


IV. Organisation. 


7 
Die Organe des Verbandes sind: - 
1. Vorstand, 
2. Ausschuß, 
3. Kommissionen, 
4. Geschäftsstelle, 
5. die zum Verbande gehörigen Vereine, 
6. Verbandsversammlung. 


V.(Vorstand. 


BE 
Der Vorstand besteht aus dem Vor- 
sitzenden, zwei stellvertretenden Vorsitzenden 
und sechs weiteren Mitgliedern. 


89. 
Die Mitglieder des Vorstandes werden von 
der - Jahresversammlung durch einfache 


Stimmenmehrheit auf zwei Jahre gewählt. 
Wiederwahl ist zulässig. 


210, 


Dem Vorstande liest die Leitung des 
Verbandes ob. Die Beschlüsse der Verbands- 
versammlungen und des Ausschusses sind für 
ihn bindend. Er ladet zu den Verbandsver- 
sammlungen ein und leitet sie. 

Er legt der Jahresversammlung Rechnung 
ab, nachdem die Prüfung der Bücher durch 
Revisoren, die für jedes Jahr auf der Jahres- 
TersangrımnE gewählt werden, stattgefunden 
1at. 

Der Vorsitzende oder einer seiner Stell- 
vertreter ist der gesetzliche Vertreter des Ver- 
bandes. Sn 


Scheidet ein Mitglied des Vorstandes vor 
oder während seiner Amtsdauer aus, oder wird. 
ein Mitglied des Vorstandes für längere Zeit 
an der Ausübung seines Amtes verhindert, so 
wählt der Ausschuß einen Ersatzmann für die 
Zeit bis zur nächsten Jahresversammlung. 


$ 12. 


Die Sitzungen des Vorstandes finden an 
dem von dem Vorsitzenden oder von seinem 
Stellvertreter bestimmten Ort statt. Sie 
müssen auf schriftlichen Antrag von mindestens 
zwei Vorstandsmitgliedern einberufen werden. 
Der geschäftliche Verkehr unter den Mitglie- 
dern des Vorstandes erfolgt außerdem schrift- 
lich. Jedes Mitglied hat das Recht, Rund- 
schreiben zu Händen des Vorsitzenden zu 
erlassen. Zur Gültigkeit eines Vorstands- 
ist die Zustimmung von fünf 
Mitgliedern ausreichend, unter der Voraus- 
setzung, daß den übrigen Mitgliedern des Vor- 
standes rechtzeitig Gelegenheit zur Abgabe 
ihrer Stimmen gegeben war. % 

Die Beschlüsse des Vorstandes sind den 
se und Ausschußmitgliedern schrift- 
lich mitzuteilen. ’ 

19% 


Dem Vorstand steht der Ausschuß zur 
Seite, ohne dessen Zustimmung grundsätzliche 
Entscheidungen nicht getroffen werden dürfen. 


VI. Ausschuß. 
$ 14. 
Der Ausschuß besteht: 
. aus den Mitgliedern des Vorstandes; 
2. aus den Mitgliedern, welche die zum Ver- 
band gehörigen Vereine ernennen; . 
3. aus den Mitgliedern, die von der Jahres- 
versammlung gewählt werden. h 
Jeder zum Verband gehörige Verein er- 
nennt auf je angefangene ... seiner Verbands- 
mitgliederzahl ein Ausschußmitglied. . Der 
Verein ist berechtigt, Stellvertreter für seine 
Ausschußmitglieder für Fälle der -Verhinde- 
rung zu ernennen, 
Die Jahresversammlung ist berechtigt, bis 
zu .. Ausschußmitglieder zu wählen. 


So. ; 


— 


Die Amtsdauer der Ausschußmitglieder | 


beträgt 2 Jahre; Wiederwahl ist zulässig. Vor 
Beginn oder während des Geschäftsjahres aus- 
scheidende Mitglieder können für die Zeit bis 


zur nächsten Jahresversammlung vom Aus. 


schuß durch Zuwahl ersetzt: werden. War 
jedoch das ausscheidende Ausschußmitglied 


von einem Verein in den Ausschuß entsandt, 
so ist dieser Verein berechtigt, die Zuwahl 
‚vorzunehmen. 


$ 16. 


Die Verhandlungen des Ausschusses sind 


in der Regel schriftliche, doch tritt der Aus- 


schuß in jedem Jahre wenigstens einmal in 
Verbindung mit der Jahresversammlung auf 


Einladung des Vorstandes und unter dessen 
Vorsitz zu einer Sitzung zusammen. Außer- 
ordentliche Sitzungen des Ausschusses müssen 


auf schriftlichen Antrag von mindestens 8 Mit- 


gliedern anberaumt werden. Den Ort dieser 
Sitzungen bestimmt der Vorstand. 


3517, 


Die Beschlüsse des Ausschusses werden 
nach Stimmenmehrheit gefaßt; bei Stimmen- 
gleichheit entscheidet die Stimme des Vor- 
sitzenden. 

Der Ausschuß ist beschlußfähig, falls 
alle Mitglieder ‘wenigstens 10 Tage vorher 
unter Angabe der Tagesordnung geladen 
worden sind und mindestens die Hälfte der 
Ausschußmitglieder anwesend ist. Über An- 
gelegenheiten, die nicht auf der Tagesordnung 
standen, dürfen Beschlüsse nur gefaßt werden, 
wenn 3% der Anwesenden sich für sofortige 
Beschlußfassung erklären. 

Der Vorsitzende bestimmt bei 
lichen Abstimmungen die Frist zur Abgabe 
der Erklärung. 

$ 18. 

Der Ausschuß ist zuständig zur Beratung 
und Entscheidung NR. 

1. über alle grundsätzlichen Maßnahmen des 

Verbandes; s 

2. über Anträge und Vorschläge des Vor- 
standes sowie von Mitgliedern des Aus- 
schusses oder Verbandsmitgliedern; 

3. über Anträge und Vorschläge, welche die 

Verbandsversammlungen dem Ausschuß 

unterbreiten. 


VII. Kommissionen. 
58419: 
Zur Vorbereitung und Behandlung be-. 


stimmter Aufgaben und Fragen werden von 


der Jahresversammlung Kommissionen ge- 
wählt. Ihr Mandat erstreckt sich, sofern bei 
der Wahl nichts anderes bestimmt wird, auf 
die Dauer je eines Jahres. 


Der Vorstand kann in besonderen Fällen 


die Aufgaben erweitern, schon bestehenden 


2. September 1920. ; 


Schritte 


Kommissionen neue Aufgaben zur Behand- 


lung überweisen oder neue Kommissionen 
bilden. ee : 


Die Kommissionen erstatten ihre Berichte 
an den Vorstand und durch diesen an den 


Ausschuß oder an die Jahresversammlung. 
8.20. Napk 
Jede Kommission ‘wählt ihren Vorsitzen- 


den. Der Vorsitzende des Verbandes oder ein 


von ihm als Vertreter bezeichnetes anderes’ 


Mitglied des Vorstandes und der .General- 
sekretär sind kraft ihres Amtes Mitglied jeder 
Kommission. 3 u: 
Die Sitzungen werden im Auftrage des 
Vorsitzenden der Kommission vom General- 
sekretär einberufen. ’ 


Gemeinsame Bestimmungen für Vor- 


stand, Ausschuß und Kommissionen. 
$ 21. 


Die Mitglieder des Vorstandes, des Aus- 


schusses und evtl. der Kommissionen erhalten 
für die zu den Sitzungen und sonstim Interesse 
des Verbandes und auf seine Veranlassun 
gemachten notwendigen Reisen, Reise- un 


Tagegelder, soweit die vom Vorstande hierfür. 


bestimmten Mittel ausreichen. Das gleiche 
gilt mangels anderer Abmachung für den 
Generalsekretär und die anderen Beamten der 
Geschäftsstelle. Der Vorstand bestimmt die 
Höhe der Reise- und Tagegelder. 

$ 22. 


Vorstand und Ausschuß treten ihre Amts- 


tätigkeit mit Beginn des auf die Wahlfolgenden Re 


Geschäftsjahres an. Hat eine Jahresversamm- 


lung nicht stattfinden können, so bleiben die 
sonst ausscheidenden Mitglieder des. Vorstan- 
des und Ausschusses bis zum Schluß. des 


‚nächsten Geschäftsjahres im Amt. Die Amts- 


dauer der Kommissionen läuft von einer 
Jahresversammlung bis zur. nächsten. Kom- 
missionen können nur durch Beschluß der 
Jahresversammlung aufgelöst werden. 
VIII. Geschäftsstelle. 
$ 23. 

Der. Vorstand bestimmt die Art und An- 

zahl der. Beamten der Geschäftsstelle sowie 


2. September 1920. 


deren Geschäftsordnung; er setzt die Ver- 
tragsbedingungen und die Gehälter fest. 

Der Leiter der Geschäftsstelle führt den 
Titel Generalsekretär. Er nimmt im Auftrage 
des Verbandes und im Sinne der Verhand- 
lungen und Beschlüsse des Vorstandes, Aus- 
schusses und der Verbandsversammlungen die 
Verbandsinteressen wahr. 

Der Vertrag mit dem Generalsekretär 
bedarf der Zustimmung des Ausschusses. 

Der Vorstand wählt zur Vertretung des 
verhinderten Generalskretärs für jedes Ge- 
schäftsjahr einen ständigen Vertreter aus den 
Mitgliedern des Vorstandes, Ausschusses oder 
aus den Beamten der Geschäftsstelle. 

Der Generalsekretär oder sein Vertreter 
haben in den Sitzungen und Versammlungen 
des Vorstandes und Ausschusses beratende 
Stimme. 3 

Das Geschäftsjahr läuft vom 1. Januar 
bis 31. Dezember. 


IX. Jahresversammlung. 
$ 24, 


Der Vorstand bestimmt den Zeitpunkt 
der Jahresversammlung. Die Einladung soll 
wenigstens 6 Wochen vorher in der Verbands- 
zeitschrift veröffentlicht werden. 


$ 25. 


Anträge auf 'Satzungsänderung sind vier 
Wochen vor der Jahresversammlung bei der 
Geschäftsstelle einzureichen und müssen zwei 
Wochen vor der Jahresversammlung in der 
Verbandszeitschrift veröffentlicht werden. An- 
träge, die keine Anderung der Satzung be- 
zwecken, können auch ohne vorherige An- 
meldung auf der Jahresversammlung zur Ab- 
stimmung kommen, wenn zwei Drittel der 
anwesenden Ausschußmitglieder damit ein- 
verstanden sind. 


$ 26. 


Die Tagesordnung der Versammlung wird 
vom Vorstand festgesetzt und mindestens 
drei Wochen vorher bekanntgemacht. 

Alle der Beschlußfassung der Jahresver- 


sammlung zu unterbreitenden Beratungsgegen- : 


stände werden von dem Ausschuß vorberaten 
und in spruchreifer Form mit dem Anträg auf 
Annahme oder Ablehnung vorgelegt. 


8.27. 


Die Jahresversammlung entscheidet über 
alle Anträge mit Stimmenmehrheit. Satzungs- 
änderungen sind jedoch nur zulässig, wenn 
sich die Mehrheit des Ausschusses und drei 
Viertel der anwesenden Mitglieder dafür er- 
klären. 

Jedes Verbandsmitglied hat eine Stimme. 
Die in $ 4, Abs. 3 genannten juristischen Per- 
sonen werden durch ihren gesetzlichen oder 
satzungsmäßigen Vertreter oder durch einen 
Angestellten mit schriftlicher Vollmacht auf 
der Jahresversammlung vertreten. Dieser 
Vertreter kann neben der Stimme der von ihm 
vertretenen juristischen Person auch seine 

ersönliche Stimme abgeben, wenn er persön- 
ich Mitglied des Verbandes ist. 

Der Leiter der Versammlung kann mit 
Zustimmung der anwesenden Vorstandsmit- 
lieder auch Nichtmitgliedern den Zutritt zur 
en gestatten. 


1920. 


$ 28. 

Der Vorstand kann bei dringender Ver- 
anlassung in Übereinstimmung mit dem Aus- 
schuß eine außerordentliche Verbandsver- 
sammlung einberufen. Die Einladung muß 
mindestens 2 Wochen vorher unter Angabe 
der Tagesordnung erfolgen. Eine außerordent- 
liche Verbandsversammlung ist ebenfalls ein- 
zuberufen, wenn es mindestens ein Drittel 
aller Verbandsmitglieder unter Angabe der 
Beratungsgegenstände verlangt. 


$ 29. 

Der Generalsekretär nimmt über jede Ver- 
bandsversammlung eine Niederschrift auf. Sie 
ist vom Vorsitzenden und vom Generalsekre- 
tär zu unterzeichnen und in der Verbandszeit- 
schrift zu veröffentlichen. In ihr ist auch über 
die gehaltenen Vorträge zu berichten, unter 
Umständen durch Wiedergabe. 


$ 30. 


Der Ort der nächsten Versammlung wird 
auf jeder Jahresversammlung bestimmt. 


$ 31. 


Zu  _Ehrenmitgliedern des Verbandes 
können Mitglieder ernannt werden, die sich 
um den Verband oder um die Zwecke, die er 
verfolgt, besondere Verdienste erworben haben. 
Die Ernennung erfolgt auf gemeinsamen An- 
trag des Vorstandes und des Ausschusses 
durch die Jahresversammlung. 


$ 32. 
. Der Ausschuß bestimmt bei der Auflösung 
des Verbandes über die Verwendung des vor- 
handenen Vermögens. 


Betrifft: Kommissionen für Errichtungs- und 
Betriebsvorschriften und für Freileitungen. 


Die Kommission für Errichtungs- und 
Betriebsvorschriften und die Kommission für 
Freileitungen haben beschlossen, unter Berück- 
sichtigung des derzeitigen Mangels an Roh- 
stoffen, insbesondere von Leitungsmaterial, 
nachstehende Änderungen des $ 20 Regel 3 der 
Errichtungsvorschriften sowie der zurzeit gül- 
tigen „Normalien für Freileitungen‘‘ Bezüglich 
des geringsten zulässigen Querschnittes, für 
Freileitungen als Bestimmung für die Über- 
gangszeit vorzunehmen: 

„Für Freileitungen für Niederspannung 
in ÖOrtsnetzen werden bei kleineren Mastent- 
fernungen bis zu 35 m Kupferleitungen von 
6 mm?® Querschnitt und Leitungen aus Alumi- 
niumseil von 10 und 16 mm? Querschnitt bis 
auf weiteres zugelassen.“ 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär. | 
I. V.: Zimmermann, Oberingenieur. 


‚ Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell- 
schaft. Vortragsreihe zur Ausbildung 
von Beleuchtungsingenieuren — Die Vor- 
träge finden während der Woche vom 13. bis 
18. September in der Technischen Hochschule 
in Charlottenburg, Berliner Str. 171/72, 
Hörsaal 141, statt.. Folgende Vorträge und 
Ubungensi nd vorgesehen. Sie beginnen pünkt- 
lich zu den angegebenen Zeiten: 


Heft 35. 


703 


Montag, den 13. September, 

8,30 Uhr vorm.: Die a Bedeutung 
der Beleuchtungstechnik (Geheim- 
rat Dr. Wedding). 

9 bis 10,30 Uhr vorm.: Wissenschaftliche 
Grundlagen der Lichterzeugung 
(Dr. A. Meyer). 

11 bis 12,30 Uhr vorm.: Photometrie 
Geheimrat Dr. Wedding). 

3,30 Uhr nachm.: Übungen in Photo- 
metrie. 


Dienstag, den 14. September, 
9 bis 10,30 Uhr vorm.: Elektrische Lam- 
pen (Dr. A. Meyer). 
ll bis 12,30 Uhr vorm.: 
Bertelsmann). 
5 bis 6,30 Uhr nachm.: Hygiene der Be- 
leuchtung (Prof. Dr. Korff-Peter- 


Gaslampen (Dr. 


sen). 
Mittwoch, den 15. September, 
9 bis 10,30 Uhr vorm.: Petroleum-, 


Spiritus-, Benzol- und Azetylen- 
lampen (Dr. Lux). 

11 bis 12,30 Uhr vorm.: Ausbildung von 
Reflektoren (Dr. Bloch). 


Donnerstag, den 16. September, 

9 bis 10,30 Uhr vorm.: Projektierung von 
Beleuchtungsanlagen, Berech- 
nung, der Beleuchtung (Dr. Bloch). 

11 bis 12 Uhr vorm.: Beleuchtung von 
Wohnungen und Bureaus, Ver- 
kaufsräumen und Fabriken (Dr. 


ux). 

5 Uhr nachm.: Übungen im Projektieren 

und Berechnen der Beleuchtung. 
Freitag, den 17. September, 

9 bis 10,30 Uhr vorm.: Beleuchtung von 
Kirchen und Schulen, Festsälen 
und Theatern (Dr. Lux). 

11 bis 12,30 Uhr vorm.: Beleuchtung von 
Bahnanlagen und Fahrzeugen 
(Reg.- und Baurat Wechmann). 

5 bis 6,30 Uhr nachm.: Leuchtgerät mit 
Optik (Scheinwerfer- und Pro- 
jektionsapparate (Dr. Gehlhoff). 

8,30 Uhr nachm.: Diskussionsabend 
über Beleuchtungsfragen. 


Sonnabend, den 18. September, ° 
9 bis 10,30 Uhr vorm.: Elektrische 
Straßenbeleuchtung (Ober - Ing. 
Mylo). 
11 bis 12,30 Uhr vorm.: Straßenbeleuch- 
tung mit Gas (Dr. Bertelsmann) 


Während der Vortragswoche findet im 
Elektrotechnischen Laboratorium der Tech- 
nischen Hochschule eine beleuchtungstech- 
nische Ausstellung statt. Ihre Besichtigung 
kann während der freien Stunden und an den 
Nachmittagen erfolgen. Ferner wird den Teil- 
nehmern an der Vortragsreihe die Besichtigung 
von Anlagen, die für sie von besonderem Inter- 
esse sind, ermöglicht werden. Soweit die Teil- 
nehmergebühren nicht bereits entrichtet wur- 
den, werden die Teilnehmer gebeten, die Ge- 
bühr baldmöglichst auf das Konto der Deut- 
schen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft bei 
der Deutschen Bank, Berlin W 8, Behrenstr. 
9/13 (Postscheck-Konto Berlin Nr. 1000) 
einzuzahlen. Nach Eingang des Betrages von 
80 M für Nichtmitglieder und 60-M für Mit- 
glieder der Deutschen Beleuchtungstechnischen 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell- 
schaft. Vom 13. bis 18. IX. 1920, Technische Hoch- 
schule, Charlottenburg: Vorträge zur Ausbildung von 
Beleuchtungsingenieuren. 

Weiteres siehe offizielle Ankündigung. 


Verein deutscher Ingenieure (Ausschuß für 
technische Mechanik). 13. IX. 1920,’ nachm. 5 Uhr, 
Technische Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal 358h: 
Vortrag Prof. Dr. G. Wallenberg: ‚Konforme Ab- 
bildungen.‘“ ä 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Auszeichnungen, Die Technische 
Hochschule Karlsruhe hat Herrn Dr. Gg. 
Hirzel, Leipzig, dem Verleger der Physika- 
lischen Zeitschrift in Anerkennung seiner Ver- 
dienste um die Herausgabe chemischer und 
physikalischer Werke insbesondere auf dem 
Gebiete der Erdölforschung die Würde eines 
Drt.=$ng. ehrenhalber verliehen. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die heutige industrielle Elektrochemie. 
at Von Dr. F. Winteler. ‚Technik und In- 
| dustrie‘“‘, Jahrg. 1918, Heft 17/24. 


Der Verfasser stellt einleitend fest, daß die 
Wasserkräfte der Schweiz z. Zt. noch sehr 
ungenügend ausgenutzt werden, Im besondern 
tadelt er, daß bei den vorhandenen Kraft- 
werken die nachts und in den Mittagsstunden, 
im Sommer und an Feiertagen oder überhaupt 
bei zu groß erstellten Werken überschüssige 
Kraft großenteils verloren geht. Ein Teil der 
Nachtkraft wird freilich schon in Öfen zum 
Brotbacken, ein Teil der Tageskraft in Haus- 
haltsküchen aufgenommen; aber der Haupt- 
bedarf an Heizstrom ist im Winter, wo leider 
die Schweiz Wassermangel hat. Winteler hofft 
nun, daß die Elektrochemie jene Überschüsse 
aufnehmen wird. Er schlägt z. B. vor, im 
Sommer, wo viel Wasserkraft zu Gebote steht, 
Karbid herzustellen und dieses im Winter in 
Kalkstickstoff oder andere chemische Er- 
zeugnisse zu verwandeln, oder im Sommer ge- 
wonnenes Aluminium zur Winterszeit zu ver- 
walzen. Nach der Formel von Thierbach 
rechnet er aus, wie groß die Baukosten einer 
elektrochemischen Anlage auf die kW sein 


Gesellschaft erfolgt Zusendung der Teil- 
nehmerkarte. : 
dürfen, damit sich der Betrieb während 


weniger Sommermonate durch die billigere 
kWh gegenüber einem Dauerbetriebe verlohnt. 
Des weiteren beschreibt der Verfasser die ver- 
schiedenen elektrochemischen Verfahren, 
welche für den Großbetrieb in der Schweiz 
in Frage kommen. Für die elektrothermischen 
Verfahren spricht, daß in der Schweiz heut- 
zutage elektrisch erzeugte Kalorien wesentlich 
billiger sind als Kohlenkalorien. Bei der Kar- 
biderzeugung ist freilich ein Nachteil, daß die 
Schweiz die hierzu notwendigen Kohlen aus 
der Fremde beziehen muß. 

Nicht alle Angaben? des Verfassers er- 
scheinen mir richtig. Z. B. gibt er an (8. 23), 
mit Kalküberschuß hergestelltes Karbid er- 
gebe wasserstoffhaltiges Azetylen; ich habe bei . 
meinen vor 20 Jahren hierüber angestellten 
Untersuchungen auch bei großem Kalküber- 
schuß keinen Wasserstoff im Azetylen nach- 
weisen können. Karborundum ist keine „Le- 
gierung“, sondern eine chemische Verbindung 
von Silizium mit Kohlenstoff. Die Lonza A. G. 
stellte vor dem Kriege jährlich gegen 3400 t 
Karborundum, nicht „Silundum‘ her (S. 29). 
Das Aluminium wird aus dem Bade nicht ab- 
gestochen, sondern ausgeschöpft. Magnesium 
schmilzt nicht bei 750°, sondern schon bei 
633°. Auch die Behauptung des Verfassers, 
die Schweiz schicke von ihrer Kraft etwa 
100 000kW ins Ausland, zur Verstärkung der 


704 


ihr 'an. und für sich gemachten Geschäfts- 
konkurrenz, möchte ich anfechten. Von der 
Wasserkraft des Rheins zwischen Bodensee 
und Basel gehört natürlich nur die Hälfte 
der Schweiz, die andere Hälfte dem anderen 
Uferstaat Deutschland, wie das ja auch beim 
Bau der Kraftwerke Laufenburg, Whylen usw. 
vertraglich festgelegt ist. Die Schweiz ver- 
schenkt also nichts. Im Gegenteil ist es für 
die deutschen Abnehmer jetzt sehr bitter, daß 
sie den Strom in Schweizer Währung bezahlen 
müssen. 

Unter den vielen wertvollen Daten, welche 
der Verfasser beibringt, möchte ich folgende 
Ausbeutezahlen hier wiedergeben, weil sie 
wenig bekannt sind. Bei der Ferrosilizium- 
erzeugung erhält man im 1000 kW-Ofen in 
24 Stunden 2725 kg Ferrosilizium mit 50% 
oder 1350 kg mit 75%, oder 1000 kg mit 90% 
Siliziumgehalt. Um Graphit im elektrischen 
Ofen herzustellen, werden auf die Tonne etwa 
6000 bis 7000 kWh gebraucht; eine erhebliche 
Graphitierung wird schon mit 1000 kWh er- 
reicht. Auch einige schematische Abbildungen 
von Apparaten werden den meisten Lesern 
neu sein (Abb. 19, Natriumherstellung aus 
Kochsalz, Abb. 24, Chloratherstellung). 

Zum Schluß betont Winteler kräftig die 
Notwendigkeit, alle Schweizer Krafterzeuger 
und Kraftverbraucher zu einer Interessenge- 
meinschaft zusammenzuschließen, in welcher 
der Staat Hauptmitglied wäre. Diese Gemein- 
schaft solle die Erschließung der Wasserkräfte 
und die Verwertung der elektrischen Energie 
großzügig regeln. 

Das gewandt geschriebene Büchlein mit 
seinen reichen zahlenmäßigen Unterlagen sei 
bestens empfohlen. K. Arndt. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Der Gewerbliche Strafprozeß oder: Wie kann 
man bei einer Anklage vor den Wucher- 
gerichten Nachteile verhüten? Von F. 
Großmann. 39 S. in 80. Verlags - Gesellschaft 
m. b. H., Hannover 1920. Preis 2,70 M. 


Vorlage zum Gesetz betreffend die Ein- 
führung der elektrischen Zugführung auf 
den Staatsbahnen der Republik Öster- 
reich. 19 Tafeln, 79 S. in 4°, Österreichische 
Staatsdruckerei, Wien 1920. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotechnischen 
Industrie. — Die Zuschläge der August-Zu- 
schlagslisten Nr. 32 und 32 A bleiben für 
September unverändert bestehen. Wir 
verweisen daher auf den Abdruck der Zu- 
schlagsliste Nr. 32 (grün) in „ETZ“ 1920, 
S. 623/24, die nunmehr auch als Nr. 33 gilt. 


Eine Fachgruppe „Handel und Export‘ bei 
der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. — 
Der Außenhandelsausschuß dieser Stelle hat 
auf deren Vorschlag beschlossen, eine Fach- 
gruppe „Handel und Export“ zu bilden, 
die ihr ebenso wie die technische Fachgruppe 
bei Beratung der Preisbildung für Lieferungen 
nach dem Auslande zur Seite stehen soll. Sie 
wird paritätisch mit Arbeitgebern und 
-nehmern besetzt sein und den Wünschen des 
Handels entsprechen, bei der Preisfestsetzung 
mitzuwirken sowie bei der Bestimmung der 
Richtlinien für die Außenhandelsstelle gehört 
zu werden. An letzteren, wie sie bisher be- 
folgt wurden, ist nach Entschließung des Aus- 
schusses bis auf weiteres festzuhalten. 


Erhöhte Arbeitszeit in einer amerika- 
nischen Elektrofabrik. — Nach einer Mittei- 
lung des Deutsch-Amerikanischen Wirtschafts- 
verbandes hat die Leitung der General 
Motor Co. in: Anderson (Ind.) sich mit 
ihrer Belegschaft auf eine Verlängerung 
der Arbeitszeit (bisher zwei 8-stündige 
Schichten) geeinigt. Diese beträgt künftig 
91, Stunden und läuft von 6.45 Uhr vorm. 
bis 4.15 Uhr nachm (Sonnabends Halbschicht 
bis 12.15 Uhr nachm.). Als Mittagspause 
können die Arbeiter eine ganze Stunde in 
Anspruch nehmen, erhalten aber für die aus- 
gefallene Zeit keine Vergütung. Wird die Ar- 
beit nur kurz unterbrochen, so erfolgt die Be- 
DALIUNE auf der Basis von 10 Stunden täg- 
ich. 


Deutsches Handels-Archiv. — Die Her- 
ausgabe des „Deutschen Handels - Ar- 


u _ — —  —_ — _ + — —_—_ 


chivs‘ ist jetzt vom Auswärtigen Amt über- 
nommen worden. Alle fü 
Außenhandel wichtigen 
Auslandes sollen darin unter Fortfall der bis- 
herigen Jahresberichte möglichst vollständig 
und schnell veröffentlicht werden. 
nummern sind von der Schriftleitung (Berlin 
NW. 7, Bunsenstr. 2) erhältlich. 


für den deutschen 
Bestimmungen des 


Probe- 


Ein Preisausschreiben zur Behebung der 
Kohlennot. — Für die Bearbeitung des Themas: 
Wege und Ziele der deutschen Brenn- 
stoffwirtschaft hat die „Deutsche Bergwerks- 
Zeitung‘ ein Preisausschreiben erlassen und 
Preise im Gesamtbetrage von 50000 M ausge- 
setzt. Es handelt sich um praktische Vorschläge 
zur Behebung der gegenwärtigen Brennstoffnot, 
und prämiiert können sowohl Arbeiten werden, 
die das Problem ganz allgemein von der tech- 
nischen oder organisatorischen Seite anfassen, 
wie auch solche, die auf einem Sondergebiet 
nach einer bestimmten wärmewirtschaftlichen 
Richtung hin oder für einen bestimmten In- 
dustriezweig bzw. eine bestimmte Verbraucher- 
gruppe Lösungen liefern. Die Arbeiten müssen 
bis zum 15. XL. 1920 beim Verlage der genann- 
ten Zeitung (Essen, Herkulesstr. 5) eingereicht 
Bei die auch die näheren Bedingungen mit- 
teilt. 


Aus der Geschäftswelt. — Inland. In 
Frankfurt a. M. wurde die Emag Elektri- 
zitäts-A. G. mit 3 Mill. M eingetragen (Fort- 
führung des bisher von der Emag Elektrische 
Meßinstrumente-, Apparate- und Schalttafel- 
bau G. m. betriebenen Fabrikations- 
und Handelsgeschäftes). — Die Arnold Adler 
Gesellschaft für Betriebseinrichtung und Elek- 
trieität m. b. H., Chemnitz, hat ihre Firma in 
Adler-Elektromotorenfabrik m. b. H. 
geändert. — Die Abteilung „Elektrotechnik“ 
der Dr. Hederich & Co. &. m. b. H., Berlin- 
Cassel firmiert jetzt selbständig Hederico- 
gesellschaft Herbert M. R. Hederich & Co., 
Frankfurt a. M. (elektrische Werkzeuge und 
Werkzeugmaschinen). — Ausland. Die vor 
kurzem in New York gegründete Technö- 
Service Corporation übernimmt, wie uns 
mitgeteilt wird, nicht nur den An- und Verkauf 
von europäischen Erfindungen, sondern auch 
die Vermittlung von Geschäften mit amerika- 
nischen Firmen, die Vertretung auswärtiger 
Häuser, Finanzierung durch ihre Mutterge- 


sellschaft (Concord Finance Corporation), 

Fabrikation, Ausführung usw. 
WARENMARKT. 

Heiz- und Kochapparate. — Die ver- 


Kochapparate E. V., Berlin, machen darauf 
aufmerksam, daß nach dem Kriege verschie- 
dene Firmen die Herstellung elektrischer Heiz- 
und Kochapparate aufgenommen haben, die 
nicht genügende Erfahrungen auf diesem Son- 
dergebiet besitzen. Die Verbraucher sollten 
sich daher beim Einkauf nieht nur vom Preise 
leiten lassen, sondern auch, schon mit Rück- 
sicht auf etwaige spätere Reparaturen, auf 
die Feststellbarkeit des Erzeugers achten. 
Die namhaftesten Firmen Deutschlands, die 
der Vereinigung angehören, hätten zu dem 
Zweck ihre Produkte mit Fabrikmarke ver- 
sehen. — Kupfer. Der Kupferblechverband hat 
die Verkaufspreise um 200 M auf 3065 M/dz 
erhöht. — Wolfram. Die ausländische Nach- 
frage nach chinesischem Wolfram ist im 
Steigen begriffen. In Kanton werden z. Zt. 
etwa 30 $/Pikul (60 kg) bezahlt. Erze. 
Infolge des Ausfuhrverbots der französischen 
Regierung ist noch immer eine 
unzureichende Ausfuhr von Minette aus 
Frankreich festzustellen. Auch Luxemburg 
liefert infolge des französischen Einflusses 
nur unzulängliche Mengen Minette, daher 
sind seitens der deutschen Industrie Maß- 
nahmen getroffen worden, um sich stärker 
in schwedischen und spanischen Erzen einzu- 
decken. In Irthlingborough ist kürzlich ein 
neues Eisenerzlager erbohrt worden, dessen 
Erzinhalt auf 55 Mill. t’geschätzt wird. Man 
erwartet eine Mindesttagesförderung von 
2000 t. — Baumwolle. Die Meinung von einer 
sehr günstigen amerikanischen und ägyptischen 
Baumwollernte ist durch private amerikanische 
Schätzungen weiter befestigt worden. Infolge- 
dessen fielen die Baumwollpreise an den ame- 
rikanischen Börsen sowohl wie in Liverpool 
stark. Die Rückgänge in New York betrugen 
350 bis 414 Punkte, in Liverpool bis 185 Punkte. 
Dieser starke Preisfall konnte in der Bremer 
Baumwollpreisnotierung nicht gleichfalls zum 
Ausdruck kommen, weil hier ein gleichzeitiges 


einieten Fabrikanten elektrischer Heiz- und 


durchaus 


SE ON Di BEE BR re ET Bee a 
N aaN; ö BE 


Hickteotechulsche Zeitschrift. 1920. Heft 35. 


N nun — — —[ [ — [ —— [= 
Für die Schriftleitung verantwortlich: W. O, Zehme in Berlin. — Verlag von Ju llusäprimger in Berlin. 


Reinnickel 98/99%% : : . |. 4000 4000 
Antimon-Regulus . . . . | 850-900 | 850 
"Silber in Barren ca. 900 fein 

fürikefen . .. . 1310 1310-1335 


2 


2. September 1920. 


starkes Fallen der deutschen Valuta. ein- 
stärkeres Gegenmoment bot. Die Bremer No- 
tierung für amerikanische Baumwolle fully 
middling 
am 21. VIII. auf 52,50 M/kg, ging in den 
letzten Tagen jedoch wieder etwas zurück 
und notierte am 24. VIII. 49 M/kg. Die 
Nachfrage richtet sich seit einiger Zeit mehr 
auf die neue Ernte. Es wird hauptsächlich per 
Lieferung zu Oktober, November und De- 
zember gekauft. Eingeführt wurden 
seit dem: 1. VIII. 21 771 Ballen. Die sicht- 
baren Baumwollvorräte der Welt stellten sich 
am 20. VIII. auf insgesamt 3,3 Milliarden 


Ballen aller Sorten. — Seide. Auf dem New 
Yorker Markt macht sich lebhafte Kauflust 
bei steigenden Preisen bemerkbar. — Holz. 


Der gesamte deutsche Holzmarkt steht unter 
dem Einfluß der Wirkungen, die von größeren. 
Holzlieferungen nach Frankreich und Belgien 
ausgehen könnten. Die Entente stellt, ähn- 
lich wie in der Kohlenfrage, übergroße Anfor- 
derungen an die deutsche Holzwirtschaft, die 
diese nicht zu erfüllen imstande ist, wenn sie 
nieht einen ungeheuerlichen Raubbau an den 
Wäldern treiben wollte. Dem Preisabbau am 
Holzmarkt suchen immer noch einzelne Forst- 


verwaltungen entgegenzuwirken, indem sie 


die Zuschläge bei Untergeboten verweigern. 
Abschlüsse in Stammware wurden in geringem 
Umfange zur Auffüllung einiger Läger ge- 
troffen. Trotzdem übersteigt im Augenblick 
immer noch das Angebot die Nachfrage. — 
Leder. Das Reichswirtschaftsministerium hat 


sämtliche Landespreisstellen im ganzen Reich 


angewiesen, alle Häute- und Lederauktionen 
zu überwachen und jede Zurückhaltung von 
Waren als Preistreiberei zu verfolgen. 
Terpentin. Die Preise für Terpentin fielen in 
Savannah vom 16. auf den 17. VIII. von 
1,56 auf 1,40 cts/lb, um bis 21. VIII. wieder 
auf 1,45 zu steigen. In New York war der 
Preissturz ähnlich von. 1,69 auf 1,60 ets/lb. 
Bis 21. VIII. blieb der Preis dort fest mit 
1,60 ets/lb. — Metallpreise. Die Notierungen 
der Vereinigung für die deutsche Elektrolyt- 
kupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner 
Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich 
ab Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg: 


eG 


Metall 


| 2. VIL. B 24. VIIL 


Elektrolytkupfer (wire 
bars), prompt, cif Hamburg, 


Bremen, Rotterdam . . . 2099 2170 
- 

Raffinadekupfer 99/99,3%/, |1550—1600) 1600 
Originalhüttenweichblei . | 610-630 | 620630 
Originalhüttenrohzink, ; 
' Preis im freien Verkehr . | 770—780 780 
Plattenzink (remelted) von re 

handelsübl. Beschaffenheit 520—540 | 540—550 
Originalhüttenaluminium | 5 ; 
98/99%/yin gekerbt.Blöckchen 12700 —2860| 2775 


dsgl. in Walz- oder Draht- ; 1 

baren 2 2.2.2.2.2 » 12850—295012925—2975 
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- |4950—5160 5090-5100 ° 
Hüttenzinn, mind. 99% . / 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach ‚‚Mining Journal‘ am 20. VIII. 1920 für 
1 ton (1016) kg) notiert: 


} £ 5 d £&::8 dem 
*Kupfer: best selected . 105 O0 O bis17 0 0 
RE electrolyt.. 111 00 ,18 00 
x wire bass... 15 0 0 „118 0 © 
EENEENGE standard, Kasse 93 10 0 „ 9315 0 
BEN, „..3Mon. 95 5.0, 910 07 
Zinn: standard, Kasse. . 27010 0 „21 00° 
$ 3 Mon. 27800 „2810 0 
n alte 6... 278 0020 
- Blei: span.oder nichtengl. A 
Weichblei. .... 3515 0 „ 365 0° 
„  gew. engl. Blockblei 3 50 „ —— 
Zink: gew. Sorten. ... 426, 226° 
s 2 sremelted' . 2... %.85..0:..0,., 
n„ engl Swaneae .. 8300, -— — — 
Antimon: engl. Reg. . . 52/55 £ net. = 


Aluminium: 98 bis 99%/, 


Nickel: 98 bis 990/, gar. 
Quecksilber: nom. für 

die 75 lbs.-Flasche. . . 
Platin: je Unze nom.. . 


165 £ (Inland); 
230 £ (In- u. Ausland). 


20£105s bis 21 £. 
620 8. 


In New York notierte Elektrolyt- 


kupfer am 27. VIII. 1920 loko 19 cts/lb. 


* Netto. RN BR ” 


Abschluß des Heftes: 28. August 1920. 


good couleur and staple loko stieg 


in Bremen 


185 £ (Export). 


Elektrotechnische Zeitschrift 


705 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


Berlin, 9. September 1920. 


Heft 36. 


41. Jahrgang. 


Die mechanischen Eigenschaften des Por- 
zellans und exakte Prüfungsmethoden zu 
ihrer Bestimmung. 


Von Du.söing. Ernst Rosenthal, Selb und 
Dr.süäng. Felix Singer, Selb. 


Übersicht. Keramische Massen für elektrische 
Isolierzwecke müssen nicht nur bestimmten elek- 
trischen Forderungen genügen, sondern auch be- 
sonders gute Eigenschaften in mechanischer Be- 
ziehung besitzen. Die bisherigen Untersuchungs- 
methoden genügen nicht zur wirklichen Qualitäts- 
ermittlung. Die nachfolgenden Ausführungen schil- 
dern eine Reihe zum Teil neuer Prüfungsmethoden 
keramischer Massen, - die. Prüfungsergebnisse der- 
‘selben für Porzellan und Spezialversuchsmassen und 
veranschaulichen den Weg, der vom Standpunkt des 
Keramikers zum Zwecke der Qualitätssteigerung be- 
schritten wird, rn 


Die mechanischen Eigenschaften des Por- 
zellans sind für alle daraus für die Elektro- 
technik hergestellten Gegenstände von größter 
Bedeutung. Druck-, Zug- und Biegefestigkeit 
dieses Materials spielt bei den Isolatoren eine 
mindestens ebenso bedeutende Rolle wie die 
elektrische Durchschlagsfestigkeit gegen hoch- 
gespannte Ströme, denn die meisten Fehler- 
erscheinungen, welche auf diesem Gebiete 
bisher beobachtet wurden, sind in mechanischen 
und nicht in elektrischen Zerstörungen zu 
suchen. 

Die Festigkeiten, welche von Porzellan- 
isolatoren verlangt, werden, sind zum Teil von 
außerordentlicher Größe. Die Freileitungs- 
isolatoren müssen die schweren Kupfer-, Alu- 
minium- oder Eisenleitungen tragen und sollen 
den wechselnden Stößen und Schwankungen 
gewachsen sein, welche Schnee- und Reiflasten, 
Sturm und Ungewitter in den Leitungen 
hervorrufen. Besondere mechanische Festig- 
keit wird von den Abspann- und Fußisolatoren 
für drahtlose Telegraphie verlangt. Ebenso 
von Schaltern in der Hoch- und Niederspan- 
nungstechnik. 

Die Festigkeit eines Materials!) wird be- 
dingt durch die Kohäsionskraft der Moleküle, 
bzw. der Molekülaggregate; als Maß für die 
Festigkeit gilt die Kraft, welche erforderlich 
ist, die Kohäsionskraft zu überwinden. Je 
nach der Beanspruchungsweise spricht man 
von Zug-, Druck-, Biege-, Kniekungs-, Ver- 
drehungs- und Schubfestigkeit. Die Bean- 
spruchungen der ersten vier genannten Arten 
von Festigkeit erzeugen Normalspannungen 
im beanspruchten Querschnitt, und die letzten 
zwei bringen Schubspannungen hervor. Jede 


Spannungsänderung im Material hat eine mehr‘ 


oder weniger große Formänderung des Körpers 
zur Folge, welche bleibend oder 
gehend sein kann. Die vorübergehende Form- 
änderung wird im allgemeinen als ‚elastische‘ 
bezeichnet, und sie ist es hauptsächlich, welche 
die praktische Verwendungsfähigkeit eines 
Materials bedingt. Dieselbe hängt neben der 
absoluten Höhe der einzelnen Festigkeits- 
zahlen auch von der Art und Dauer der Be- 
eu ab. Man unterscheidet da 
(vgl. Tetmajer: Angewandte Elastizitäts- und 
Festigkeitslehre): 1. Statische Festigkeit, wenn 
die Belastung ruhig anwachsend gesteigert 
„wird (Zerreißversuch, Biegeversuch usw.); 
2. Stoßfestigkeit, wenn plötzliche stoßweise 
-Krafteinwirkung stattfindet (Schlagversuch); 
3. Schwingungsfestigkeit, wenn die Trennung 
der Teile durch stoßfreie, wiederholte An- 
strengung von großer Häufigkeit bewirkt wird 
(Dauerversuch). Der Unterschied zwischen 
der statischen und der Stoßfestigkeit eines 
Stoffes wird umso größer und gegensätzlicher, 
„je spröder das Untersuchungsmaterial, d. h. 
je geringer die mögliche Formänderung bei 
der Beanspruchung. ist‘. Nun gelten alle kera- 
mischen Materialien als recht spröde, und ihre 
Verwendbarkeit und ihr Wertsind umso größer, 
je mehr es gelingt ihre Zähigkeit zu erhöhen. 
Der Name ‚‚Porzellan‘ ist nicht die Bezeich- 
nung für einen einheitlichen, absolut charak- 


) Vgl. Wawrzıniok, „Materialprüfungswesen“. 


vorüber- 


terisierten Stoff mit bekannten oder wenigstens 
gleichmäßigen Eigenschaften (wie z. B. Elek- 
trolyt-Kupfer), vielmehr umfaßt die allgemeine 
Definition des Porzellans alle keramischen 
Massen mit dichten Scherben von weißer 
Farbe, glasig muscheligem Bruch und Trans- 
parenz in dünnen Schichten, hergestellt aus 
Kaolin, Quarz und Feldspat durch Verarbei- 
tung der plastischen Massen und nachfolgen- 
dem Brennen bis zur Sinterung. Da die 
Grenzen der Zusammensetzung der gebräuch- 
lichen Porzellane sehr weit gezogen sind!), 


für Hart- für Weich- 

porzellan porzellan 
Tonsubstanz 42 —66 % 25—35 % 
Feldspat 17—37 % 20—35 % 
Quarz 12-30 % 41-45 % 


sind auch die notwendige Brennhöhe zu ihrer 
Versinterung und alle ihre Eigenschaften ver- 
schieden. Aus diesem Grunde umfassen die 


* genannten Porzellanzusammensetzungsgrenzen 


eine große Anzahl verschiedener Spezialmassen 
mit sehr mannigfachen Zwecken und Eigen- 
schaften, deren Kombination in einer Ideal- 
masse bisher noch nicht geglückt ist. Daher 
muß man für besondere Zwecke die diesen 
Ansprüchen geeignetste Masse wählen und 
verwenden. Wohl allen Porzellanverwen- 
dungen gemeinsam ist die Forderung der Ho- 
mogenität und Spannungsfreiheit von Masse 
und Glasur. Singer?) hat die näheren Um- 
stände des Anpassens von keramischen Massen 
und Glasuren eingehend beschrieben, 
dem bereits Rieke und Steger?) für Porzellan 
Panliee Untersuchungen über die Brauch- 
arkeit und Grenzen der gebräuchlichen Gla- 


suren die theoretischen Gründe festgelegt 


| hatten, warum die auch schon bisher benutzten 


Massen und Glasuren sich praktisch bewährten. 
Eine der interessantesten Eigenschaften des 
Porzellans, die Temperaturwechselbeständig- 
keit, ist eingehend untersucht worden). Hier- 
bei wurde festgestellt, daß für diese Eigen- 
schaft nicht nur die Form und Formgebung 
maßgebend ist, sondern auch die Zusammen- 
setzung. der Porzellanmasse und die Zuge- 
hörigkeit der verwendeten Glasur?). Die Aus- 
arbeitung geeigneter Spezialuntersuchungs- 


methoden für Porzellan bezweckt neben der 


exakten Feststellung der Materialeigenschaften 
die notwendige Unterscheidung der einzelnen 
Sorten und Marken. Hierdurch sollen einmal 
die Auswahl für Spezialzwecke erleichtert 
und anderseits die Zusammenhänge zwischen 
Materialzusammensetzung und zugehörigen 
Eigenschaften ermittelt werden. Auf Grund 
dieser ‚systematischen Arbeiten wird eine all- 
emeine Qualitätssteigerung von keramischer 
Seite her erstrebt. 

Die besonderen Schwierigkeiten in der 
exakten Prüfung keramischer Materialien liegen 
zuerst in der Herstellung der benötigten -Ver- 
suchsstücke. Bekanntlich schwinden kera- 
mische Massen während des Trocknens und 
Brennens rd 15 bis 20 %. 
nicht nur geringe Verziehungen und Ab- 
weichungen vonder ursprünglich beabsichtigten 
Form, sondern auch innere Spannungen, die 
die Materialeigenschaften erheblich beeinträch- 
tigen. Deshalb ist beim Vergleich keramischer 
Massen nicht nur die absolute Durchschnitts- 
höhe einer Festigkeitsziffer von Interesse, 
sondern auch die Gleichmäßigkeit aller sie 
hervorrufenden Grundzahlen, denn aus ihnen 
läßt sich der Schluß auf die Sicherheit der 
Masseverarbeitung in der Dreherei ziehen, 
die die Grundlage der Kontinuität des daraus 
produzierten Fabrikates ist. 


1) Vgl. Kerl, „Handbuch der gesamten Tonwaren- 
industrie“. - BE LE 

2) Singer, „Über die Zusammengehörigkeit, kera- 
mischer Massen und Glasuren“, Vortrag, gehalten in der 
Sitzung der technisch-wissenschaftlichen Abteilung des 
Verbandes keramischer Gewerke am 15. VI. 1917 in Berlin. 

® Kieke und Steger, „Über den Einfluß des Ton- 
erdekieselsäureverhältnisses auf das Verhalten von Por- 
zellanglasuren“. Sprechsaal 1915, 8. 381. : 

*) Ernst Rosenthal, „Die. technischen Eigen- 
schaften des Porzellans“. Dissertation, Berlin 1915 und 
Felix Singer, „Über Rosenthalporzellan für chemische 
und technische Zwecke“. Vortrag, gehalten auf der Haupt- 
versammlung des Vereins Deutscher Chemiker in Cassel, 
am 28. IX. 1918, 


nach ‘ 


Dadurch entstehen. 


Die Bestimmung der Druckfestigkeit!) 
bei stoßfrei gesteigerter Belastung bedingt die 
mathematische Genauigkeit der Versuchs- 
körper. Dieselben werden aus spannungsfrei 
gedrehten Porzellankörpern nach den Metho- 
den der optischen Präzisionsmechanik ge- 
schnitten und geschliffen. Die geringste Ab- 
weichung von der im allgemeinen benutzten 
Würfelform verursacht bei sich langsam stei- 


-gerndem Druck allmählich Absplitterungen 


einzelner Kanten, die den ursprünglich ge- 
messenen Gesamtquerschnitt verringern und 
dadurch die Genauigkeit der begonnenen 
Messung zunichte machen. Aus diesem Grunde 
wurde versucht, zwischen Porzellan und der 
hydraulischen Druckmaschine elastischere Me- 
tallzwischenlagen -einzuschalten, die zwar ab- 
solute Ziffern ausschließen, jedoch gleichmäßige 
und gute Vergleichswerte ergeben, auf die es 
vor allem ankommt. Danach beträgt die 
Druckfestigkeit von Porzellan wohl allgemein 
durehsehnittlich ca. 4000 bis 5000 kg/em?. 
Nach dem heutigen Stand dieser Unter- 
suchungsmethoden besitzt die Feststellung 
der reinen Druckfestigkeit keinen besonderen 
Wert zur charakteristischen Beurteilung kera- 
mischer Massenunterschiede. i 

Noch größere Schwierigkeiten bietet die 
genaue Messung der reinen Zugfestigkeit, weil 
sich hierbei fast niemals zusätzliche Bean- 
spruchungen vermeiden lassen. Deshalb stellen 
die bisher von uns gefundenen Zugfestigkeits- 
ziffern!) für unsere Isolatorenmasse H mit 
261 kg/cem? wohl nur annähernd die richtigen 
Werte vor, können aber zurzeit keinen An- 
spruch auf absolute Korrektheit erheben. 
Genauere Untersuchungen sind noch nicht 
abgeschlossen. Dagegen kann man wohl be- 
haupten, daß die in der Literatur?) sich häufig 
wiederholenden, sechs- bis achtfach so hohen 
Zahlen der Wirklichkeit nicht entsprechen. 

Wesentlich genauer ist die Ermittlung 
der Biegefestigkeit möglich. Friese?) schreibt 
darüber für ein bestimmtes Porzellan: ‚Aus 
einer großen Zahl von Beobachtungen, die 
zur Ermittelung des Elastizitätsmoduls an- 
gestellt worden waren, ergab sich eine Bie- 
gungsfestigkeit (Biegungsmoment durch Wi- 
derstandsmoment) zwischen 420 und 560 kg/ 
em? im Mittel also 490 kg/cem?“. Rosenthal- 
porzellan wurde vom Staatl. Materialprüfungs- 
amt in Berlin-Dahlem untersucht. Hierbei 
ergab sich, daß die Spezialmassen für elektro- 
technische Zwecke eine Biegungsfestigkeit von 
540-590 kg/cm? besitzen, während die Spezial- 
masse für Tafelgeschirre die Durchschnitts- 
ziffer 640 kg/cm? ergibt und für die Sonder- 
masse für Laboratoriumsporzellan eine Bie- 
gungsfestigkeit von 410 kg/em? gefunden 
wurde. Eine Versuchsmasse 6292, die den 
amerikanischen Porzellanen nachgebildet war, 


‚ergab 520 kg/cm?, während eine weitere Spezial- 


versuchsmasse (Nr. 6412) die außergewöhnlich 
hohe Biegefestigkeit von 980 kg/cm? besitzt. 
Es zeigen sich also sehr beträchtliche und 
recht interessante absolute Unterschiede der 
Biegefestigkeiten der einzelnen Massen, die 
noch charakteristischer werden durch die 
Gegenüberstellung der Biegefestigkeitsziffern 
im Schlagversuch (s. u.). 

Die Torsionsfestigkeit des Porzellans wurde 
bisher noch-nicht bestimmt. Diese Ermitte- 
lung ist bei tadellos geschliffenen Versuchs- 
körpern verhältnismäßig leicht möglich. Eine 


-von der Porzellanfabrik Rosenthal & Co. A.-G. 


in Selb ausgeführte Versuchsmasse (Seger- 
porzellan Nr. 6833) ergab bei quadratischer 
Querschnittsform eine Torsionsfestigkeit von 
430 kg/em?. (Die Torsionsfestigkeit von Guß- 
eisen gleieher Querschnittsform ist 2228 kg, 
cm?, von Beton 35,7. kg/em?.) 

Über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit 
des Schalls im Porzellan schreibt Friese?): 
„Schallgeschwindigkeit. Diese ist schwankend 
wie der Elastizitätsmodul von dem sie ab- 
hängig ist, kann aber mit genügender An- 


ı) Diese. Untersuchungen wurden im Staatlichen 
Materialprüfungsamt in Berlin-Dahlem ausgeführt. f 
») Friese, „Das Porzellan. als Isolier- und Kon- 
struktionsmaterial in der Elektrotechnik“, S. 41. 
Ö Friese, „Das Porzellan als Isolier- 
struktionsmaterial in der Elektrotechnik“, S, 42. 


und Kon- 


706 


nn 


näherung im Mittel zu 4900 bis 5200 m/sec 
angenommen werden. Wäre die Ermittelung 
dieser Zahlen immer in einfacher Weise mög- 
lich, so könnten sie ein gutes Kriterium für 
die Beurteilung der Güte des Porzellans ab- 
geben, denn je unedler und elektrisch minder- 
wertiger dieses ist, desto geringer die Schall-‘ 
geschwindigkeit, die bei schlechten Porzellanen 
bis auf Werte von 3600 m/sec herabsinken 
kann. Da die Schallgeschwindigkeit eine 
Funktion der Tonhöhe ist, die das Porzellan 
beim Anschlagen gibt, so kann auch hieraus 
mit einiger Übung ein Schluß auf die Qualität 
gezogen werden; je heller und reiner der Ton 
ist, desto wertvoller das Porzellan.“ Auf 
Grund dieser Schilderung war es besonders 
interessant, die Schallgeschwindigkeit ver- 
schiedener Spezialmassen zu ermitteln, mit den 
von Friese genannten zu vergleichen und in 
Parallele zu den übrigen festgestellten Zahlen 
zu setzen. Die Physikalisch-technische Reichs- 
anstalt in Charlottenburg führte die Messung 
der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles 
in Porzellanstäben nach dem Verfahren der 
Kundtschen Staubfiguren mit einer Genauig- 
keit von etwa 1% aus und hat folgende Werte 
festgestellt: 

Fortpflanzungs-' 


Bezeichnung geschwindigkeit 
Rosenthalporzellan für Isolatoren 5630 m/s 
Rosenthalporzellan f. Laboratoriums- 

geräte KR AE S EREISOTTES 
Segerporzellanmasse Nr. 6833 . 5340 m/s 
Spezialversuchsmasse Nr. 6048 . . 6680 m/s 
zum Vergleich: 2 

Hermsdorfer Porzellan n. Friese 4900-5200 m/s 
Schlechtes Porzellan nach Friese . 3600 m/s 


Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich also, 
daß ein Zusammenhang zwischen der Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit des Schalls und 
den mechanischen Eigenschaften des Por- 
zellans zurzeit noch nicht nachzuweisen ist. 

Aus der bisherigen Zusammenstellung läßt 
sich erkennen, daß die Festigkeitswerte für 
Porzellan bei konstant und stoßfrei gesteigerter 
Belastung recht gute sind, denn teilweise wird 
die Festigkeit von Gußeisen erreicht. Nor- 
malerweise hält Porzellan auch alle gestellten 
Anforderungen in dieser Beziehung ohne 
weiteres aus, fällt dagegen gelegentlicher Be- 
anspruchung durch stoßweise Belastung zum 
Opfer. Diese Art der Beanspruchungen ver- 
dient daher das größere Interesse und die exakte 
Durcharbeitung. Praktisch kommen vor 
allem zweierlei Schlagbeanspruchungen vor, 
erstens stoßweise Druckbeanspruchung, 
zweitens stoßweise Biegung. Für beide Be- 
lastungen wurden gemeinsam mit dem Staatl. 
Materialprüfungsamt in Berlin praktische Prü- 
fungsmethoden ausgearbeitet. Zur Bestim- 
mung der Schlagdruckfestigkeit wurde das 
Normalfallwerk von Martens verwendet. Ein 
Bärgewicht bestimmten Gewichtes wurde so 
hoch gehoben, daß es den zurechtgeschliffenen 
Porzellanversuchskörper beim Herabfallen ge- 
rade zerschmetterte. Aus der Fallhöhe und 
der verbrauchten Arbeit läßt sich die spezifische 
Schlagarbeit berechnen. Von besonderem 
Interesse ist hierbei, daß die Prüfungsergeb- 
nisse der einzelnen Massen auch dann sehr gut, 
auf die Einheit umgerechnet übereinstimmen, 
wenn man Porzellanversuchskörper verschie- 
dener Größe und verschiedener Form zur 
Untersuchung benutzt. Nach den Stribeck- 
schen!) Ergebnissen mit dem Pendelschlag- 
werk?) war dies nicht ohne. weiteres anzu- 
nehmen.?) Es wurde festgestellt (untersucht 
wurden durch diese Vergleichsprüfungen die Iso- 
latorenmasse G und H und die Weichporzellan- 
masse 6833), daß die Benutzung von Probe- 
körpern von 3 cm? Inhalt spezifisch die gleichen 
Zahlen: ergibt wie die Benutzung von Ver- 
suchsstücken von 100 cm? Inhalt (Wand- 
stärke 4 bis 5 cm). Diese gute Übereinstim- 
mung der Ergebnisse veranschaulicht auch 
die Qualität der Masse in bezug auf die Gleich- 
mäßigkeit ihrer Verarbeitung und die Homo- 
genität des gebraunten Porzellanscherbens. 
Dies geht auch noch aus der Beobachtung her- 
vor, daß .das Vorhandensein der Brennober- 
fläche oder. ihre Entfernung durch Schnitt 
und Schliff, also eine Auslösung latent an- 
genommener Spannungen?) keinen Einfluß 
auf die Schlagdruckfestigkeit von Porzellan 
ausübt. Porzellan läßt sieh in dieser Be- 
ziehung nicht mit Hartglas vergleichen°), bei 
welchem die Aufhebung der Oberflächenspan- 


? ) R. Stribeck, 
Ahnlichkeitsgesetz,“ 
genieure, 1915, 8..57. 
: ?) G. Berndt, „Die Helaumen: der Kerbschlagprobe, 
Technische Rundschau, Berlin 1920, Nr. 8, S. 57 bis 59 
ierauf kommen wir noch in einer besonderen 
ee zurück. 
*) G. Benischke, „Zerstörungserscheinungen an 
Hochspannungsisolatoren“, . ETZ* 1919, Nr. 39, S. 486 ‘bis 87. 
„ R enischke, „Zerstörungserscheinungen an 
Hochspannungsisolatoren“, „ETZ“ 1920, Nr. 2, S. 37 bis 88. 


x 


„Die Kerbschlagprobe und das 
Zeitschr. des Vereins deutscher. In- 


Elektrotechnische 


Zeitschrift. 1920. Heft 36. 


nung zur Zertrümmerung des gesamten Stückes 
führt. : 
spez. Schlagar- 


Bezeichnung beit emkg/em3 


Isolatorenmasse @ . 98 
Isolatorenmasse H 105 . 
Tafelgeschirrmasse _. RER 112 
Laboratoriumsporzellanmasse 117 
Segerporzellanmasse 6833 69 
Chamottehafenmasse!) . ... ... 8 
Chamottemasse. XX!) . . ...... 7 
Spezialversuchsmasse 6412 146 

Zur Bestimmung der Schlagbiegefestigkeit 
dient ein Pendelhammer bekannten Ge- 


wichts?), der aus einer bestimmten Höhe herab- 
fällt und in seiner tiefsten Lage auf den auf 
zwei Metallschneiden festen Abstandes auf- 
liegenden Porzellanstab auftrifft. Die Größe 
des Pendelhammers und der Durchmesser des 
gewählten Porzellanstabes müssen so be- 
schaffen sein, daß das aus bestimmter Höhe 


herabfallende Pendel den Probestab ohne 
weiteres zerschlägt. _ Hierbei wird eine be- 


stimmte Arbeit verbraucht und dem schwin- 
genden Pendel entzogen. Der Rest der kine- 
tischen Energie des Pendels wird bei dem Hin- 
überschwingen des Pendels nach der anderen 


Zahlentafelı. 


9. September 1920. 


Porzellan keine verwendbaren Vergleichswerte. 
Dagegen läßt sich die Qualität verschiedener 
Materialien wohl durch ihren Widerstand gegen 
den Sandstrahl nach dem Garyschen Ver- 
fahren beurteilen. Die Proben werden trocken 
dem unter 3 Atmosphären Dampfdruck stehen- 
den Sandstrahl des Gebläses 2 Minuten lang 
ausgesetzt. Zur Erzielung gleichmäßiger Be- 
anspruchung wird die kreisrund abgeblendete 
Angriffsfläche der Probe mit Hilfe eines 
Planetenradgetriebes langsam über”den Sand- 
strahl hin und her bewegt. Die Angriffsfläche 
hat gwöhnlich 6 em Durchmesser, d. h. 28 em? 
Flächeninhalt. Nun wird der Gewichtsverlust 
der einzelnen Materialien im Durchschnitt 
bestimmt. Durch Division dieser Ziffer durch 
das Raumgewiecht erhält man‘den Materialver- 
lust in cm?. Zwei Untersuchungsbeispiele ver- 
anschaulichen den 

schiedener Massen: - 


R Materialverlust 
Bezeiehnung . 


in cm? 
Isolatorenmasse (Fr 2,4 
Isolatotenmasse Hr u an 38 
Spezialversuchsmasse Nr. 6412 . 179 


Zahlentafel 1 zeigt nun einen kleinen Aus- 
schnitt zusammengehöriger Ergebnisse: we 


Mechanische Eigenschaften von Porzellan. 


| Material- 
| | 3 Schlag- Fortpflan- verlust in 
Bezeichnung der f Piss augtesbig- ne | Tan, BIoRe: fan ie erde 
Nr Asse EN > SRLIGREN | keit ne ‚ festigkeit | keit des | strahlge- 
| Es Schalles | bläsever- - 
kg/em? | kg/eın? | kg/em? | cmkg/cm? | emkg/cm?| cmkg/em® m/see, art 
1 | Isolatorenmasse G eg Es 481 590 0,90 98 2,4 
“2 | Isolatorenmasse H | 5000k 17.2961 500 540 0,95 105 5630 3,3 
3 | Tafelgeschirrmasse ’R8| |. 640 1,36 112 
4 | Laboratoriumspor- | 12.7500, | 
zellanmasse . . . | 410 1,23 117 5930 
5 | Hermsdorfer Hart- | 
porzellan ....... 4750 | 2 490 5050 
6 | Hartporzellan Nr. | ES 
Pe 520 0,08 
7 \Segerporzellan- | F 
masse Nr. 6833 . ı 430 == 1,00 69 5340 
8 | Spezialversuchs- 
masse Nr. 6412 980 2,4 146 1,7 
*9 | Spezialversuchs- 
masse Nr. 6048 1,61 6680 
10 | Chamottehafen- 
MASSE 0,34 8 
11 | Chamottemasse XX | 0,33 7 
l 


Seite wieder in potentielle Energie verwandelt 
und durch Mitnahme eines Zeigers gemessen. 
Je größer der Widerstand und die Zähigkeit 
des verwendeten Materials sind, desto mehr 
Schlagarbeit wird zur Zerstörung des Probe- 
körpers aufgewendet, und desto weniger weit 
schwingt der Pendel nach der anderen Seite 
aus. Daraus errechnet sich dann die spezifische 
Schlagarbeit der einzelnen Materialien: 


Verbrauchte 
Schlagarbeit, 
spezifisch 


Bezeichnung 


0,90 emkg/cm? 


Isolatorenmasse G 
H 


” £ (0,95 ” 
Tatelzeschirrmasse =... . 111,86 4 
Laboratoriumsporzellanmasse . | 1,23 5 
Spezialmasse Nr. 6292. . . . . | 0,08 a 
Spezialversuchsmasse Nr. 6412 | 2,40 5 
Segerporzellanmasse Nr. 6833 . | 1,00 7 
Chamottehafenmasse !) 0,34 (5 
Chamottemasse XX |) 0,35 
Masse Nr. 6048 1,61 


Die Zahlen dieser und der vorhergehenden 
Zahlentafel sprechen für sich und veranschau- 
lichen den Wert der geschilderten Prüfungs- 
methoden. Hierbei ist lediglich darauf hinzu- 
weisen, daß wohl die Tafelgeschirrporzellan- 
masse höhere Ziffern für die Schlagdniek, und 
die Schlagbiegefestigkeit aufweist. wie die 
Isolatorenmassen G und 4, daß jedoch die letz- 
teren sich in besonderer Weise für die Her- 
stellung “diekwandiger Qualitätswaren eignen. 

Ein besonderes Interesse verdient die 
Untersuchung der Härte, wobei diese Eigen- 
schaft nach Martens (Materialienkunde) als 
der Widerstand zu definieren ist, dem ein 
Körper dem Eindringen eines anderen (här- 
teren) Körpers entgegensetzt. Die auf Grund 
dieser Härtedefinition üblichen Härteprü- 
fungsverfahren, nämlich. das Eindringungs- 
verfahren (Eindruck- und Einhiebverfahren) 
und das Ritzverfahren, ausgeführt in’ sehr 
zahlreichen Variationen, geben beim spröden 

1) Diese Untersuchungen grobkeramischer Massen 
dienen lediglich sehr interessanten Vergleichszwecken und 
zeigen das Verhalten poröser Massen. Während die Schlag- 
druckfestigkeit dieser Chamottemassen auf etwa den 
zwölften Teil der Ziffern für normales Porzellan sinkt, 
bleibt das Verhältnis der Prüfungsziffern beider Materialien 
für die Schlagbiegungsfestigkeit etwa wie 1:8. 

2) $. Anm. ?) in Sp. 1. 


außerordentlich interessant, denn sie zeigt, dal) 
‘es nicht genügt, wenn ein neues Material in 
einer Richtung untersucht wird und hierbei 
einen 
selben können außerordentlich schlechte andere 
Eigenschaften, die nicht weniger wichtig sind, 
gegenüberstehen. Charakteristisch zeigt sich 


das bei der obigen Versuchsmasse ‘Nr. 6292, 


die wir den in Amerika gebräuchlichen Iso- 
latorenmassen für Spezialzwecke nachzubilden 


versucht hatten; bei. dieser Masse steht einer: 


normalen Biegefestigkeit eine auffallend.kleine 
Schlagbiegefestigkeit gegenüber, die eine prak- 
tische Verwendbarkeit dieser sonst scheinbar 
gut geeigneten Masse ausschließt. Vergleiche 
zwischen den Massen G und H einerseits und 
Nr. 6833 anderseits zeigen, daß die letztere 
wohl eine etwas bessere Schlagbiegefestigkeit 
besitzt als die ersten, 
festigkeit jedoch so außerordentlich viel 
schlechter ist, daß die sonst äußerlich gleiche 
Qualität eine praktische Verwendung 
dieser Segerporzellanmasse für mechanisch 
stark beanspruchte Artikel ausschließt. Ein, 
gleicher Unterschied läßt sich auch aus dem 
Vergleich der Schallfortpflanzungsgeschwin- 


- digkeitszahlen erkennen. 


x 


Betriebserfahrungen im Mehrfachfern- 
sprechen und Mehrfachtelegraphieren mit 
Hochfrequenz.') 


Von Karl Willy Wagner, Berlin. 


(Mitteilung aus dem Telegraphen-Versuchsamt.) 


Übersicht. Nach günstigem Ausfall der mit 
den Hochfrequenzeinrichtungen zum Mehrfachfern- 
sprechen und Mehrfachtelegraphieren auf Leitungen 
ausgeführten Versuche wurde das neue Verfahren 
im Betriebe erprobt. Zurzeit ist es auf folgenden 
Linien eingerichtet: a) Eine Leitung Berlin-Han- 
nover (300 km) und eine Leitung Berlin Frankfurt 
a. M. (600 km) dienen zum Dreifach-Fernsprechen. 
b) Auf einer Leitung Berlin—Magdeburg (150 km) 
ist eine normale Gesprächsverbindung, und daneben 


1) Mitgeteilt in 


s der Sitzung des Elektrotechnischen 
Vereins am 18. V. 1920. | 


Qualitätsunterschied ver-- 


Die vorliegende Gegenüberstellung ist 


uten Prüfungsbefund ergibt, denn dem- 


daß die Schlagdruck- : 


E 
u 
= 


ns 


Ä 


“ 


in 


> 


‘ tungen ausgeführt. 


- frequenzschwingungen; über 


> haben. 


9. September 1920. 


sind zwei hochfrequente Hughes-Telegraphenver- 
bindungen eingerichtet. ce) Eine Leitung Berlin— 
Frankfurt a, M. (600 km) wird siebenfach ausgenützt. 
Auf ihr sind sechs hochfrequente Siemens-Schnell- 
telegraphenverbindungen im Betriebe, außerdem 
dient die Leitung zum Fernsprechen in normaler 
Schaltung. Die sechs Telegraphieverbindungen lei- 
sten im regelrechten Dauerbetriebe bis 4000 Buch- 
staben in der Minute auf dieser einen Leitung. Das 
ist eine bisher nirgends erreichte Höchstleistung. 
Bei achtstündiger Arbeitszeit ergibt das eine Tages- 
leistung von 16000 Telegrammen mit 10 Wörtern 
zu 6 Buchstaben, wobei noch angenommen ist, 
daß nur die Hälfte der Arbeitszeit zur Übertragung 
der Telegramme wirklich ausgenutzt wird. 

Die Erfahrungen im Betriebe haben gezeigt, 
‚daß sich mittels des Hochfrequenz-Verfahrens zu- 
verlässige und in jeder Hinsicht vollwertige neue 
Absatzwege ohne den Bau neuer Leitungen schaffen 


. lassen, Die Reichs-Telegraphenverwaltung wird da- 


her das neue Verfahren nach und nach auf einer 
Reihe der wichtigsten Verkehrslinien einrichten 
und erwartet davon eine wesentliche Verbesserung 
der Verkehrsverhältnisse. E 


Vor einem Jahre berichtete ich über die 
„Vielfachtelephonie und -telegraphie mit 
schnellen Wechselströmen‘“). Ich habe da- 
mals mit einem geschichtlichen Rückblick 
über die bis dahin bekanntgewordenen Be- 
strebungen-und Versuche begonnen, dann nach 


wissenschaftlichen und technischen Gesichts- . 


punkten erörtert, welche Aussichten und Mög- 
lichkeiten auf diesem Gebiet vorliegen und 
endlich über einige erfolgversprechende 
praktische Versuche berichtet, die damals bei 
der Reichs-Telegraphenverwaltung teils aus- 
geführt, teils in der Ausführung begriffen 
waren. Wir haben seitdem zur Klärung der 
zahlreichen Probleme, die sich auf dem Ge- 
biet der Nachriehtenübertragung mittels Hoch- 
frequenz auf Leitungen darbieten, eingehende 
Untersuchungen nach verschiedenen Rich- 
Die Arbeiten haben sich 
u. a. auf folgende Dinge erstreckt: 

1. Versuche mit einer Reihe verschiedener 
zen und Anordnungen, sowohl für 
das Hochfrequenzfernsprechen als auch für die 
Hochfrequenztelegraphie; 5 

2. Versuche über die physikalischen Vor- 
gänge in den Sendern und den Empfängern bei 
der Hochfrequenztelephonie; über die beste 
Art der Übertragung der Sprache auf die Hoch- 
das Aussieben 
am Empfänger; das Zustandekommen der 

Sprache im Audionkreis; elektrische Kom- 
binationstöne; : e= 
3. Untersuchung der Sprachverstärker; 

4. Versuche über die unmittelbare Hoch- 
frequenzverstärkung; - 

5. Entwicklung von Zwischenverstärkern; 

6. Hochfrequenzmessungen an Leitungen 
und Kabeln verschiedener Bauart; Bestim- 
"mung- der Dämpfung und des Wellenwider- 
standes; Messung der dielektrischen Verluste; 
Versuche über Induktion, Mit- und UÜber- 
sprechen. ’ . 

Esist bei der Fülle und dem Umfang der 
hier vorliegenden Aufgaben begreiflich, daß 
diese Untersuchungen nicht abgeschlossen sind. 
Sie haben uns aber bereits ein reiches Material 
und wertvolle Unterlagen für die Weiterarbeit 
geliefert. 


Es ist nieht meine Absicht, von den Er-. 


gebnissen dieser Versuchstätigkeit zu be- 
richten; das soll für später vorbehalten bleiben. 
Ich möchte vielmehr einige praktische Be- 
triebserfahrungen mitteilen, die wir in der 
Reichs-Telegraphenverwaltung mit der Hoch- 


frequenz-Mehrfachtelephonie und mit der 
Mehrfachtelegraphie inzwischen gemacht 


I. Mehrfachfernsprechen. 


Wir hatten bereits am Anfang vorigen 
Jahres auf einer Bronzeleitung mit 3 mm 
starken Leitern zwischen Berlin und Hannover 
(rd 300km) Versuche mit drei gleichzeitigen 
Gesprächen ausgeführt. Diese Versuche hatten 
zwar unter den Bedingungen der Praxis statt- 
gefunden, d. h. es konnte schon damals ein 
beliebiger Fernsprechteilnehmer in Berlin auf 
-dem üblichen Wege über das Ortsamt und das 
Fernamt eine der Hochfrequenzverbindungen 
nach Hannover benutzen, um mit einem be- 
liebigen Teilnehmer in Hannover zu sprechen. 


Zwischen dem gelungenen Versuch und dem 


praktischen Betriebe liegt indessen, wie man 
weiß, meist noch ein weiter und mühe- 
voller Weg. Ihn zurückzulegen hat im vor- 
liegenden Falle noch einige Monate Arbeit ge- 
kostet. Von den Betriebsapparaten muß man 


“ verlangen, daß sie nicht nur im Laboratorium 


“und unter der liebevollen Aufsicht des Phy- 


 sikers oder des Ingenieurs gehen, sondern daß 


2) Abgedruckt in der „ETZ“ 1919, 8. 333 u. 391, 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 36. 


sie auch unter den rauheren Bedingungen des 
Betriebes und in der Hand von sche ge- 
schultem Personal noch zuverlässig arbeiten. 
Ihre Bedienung und Wartung muß so einfach 
sein, daß sie von den Betriebsbeamten rasch 
erlernt werden kann; außerdem sollen die 
Apparate überhaupt wenig Bedienung er- 
fordern ; als Ziel ist zu erstreben, daß man sie 
lediglich bei Dienstbeginn einzuschalten und 
bei Dienstschluß auszuschalten hat. Hierbei 
spielt die Frage der Wirtschaftlichkeit eine 
maßgebende Rolle. Bei den heute so außer- 
ordentlich gestiegenen Personalkosten wird die 
Wirtschaftlichkeit durch den Umfang der 
nötigen Bedienung entscheidend beeinflußt. 
Daneben müssen auch die sonstigen Un- 
kosten und der Verschleiß niedrig gehalten 
werden. 


Außer diesen allgemeinen Gesichtspunkten 
waren im vorliegenden Falle noch folgende zu 
beachten. Die Hochfrequenzeinrichtung war 
so auszugestalten, daß die Hoechfrequenzver- 
bindung am Fernplatz genau so bedient werden 
kann wie eine normale Verbindung. Es mußte 
also z. B. für jede Verbindung eine eigene An- 
rufmöglichkeit geschaffen werden. 


“Ferner war es notwendig, ohne Zuhilfe- 
nahme einer neuen Leitung eine Verbindung 
zwischen den Hochfrequenzämtern in Berlin 
und in Hannover zu schaffen, damit sich die 
beiderseitigen Beamten, z.B. in Störungsfällen, 
Jederzeit sogleich verständigen können. Die 
Überwachungsbeamten müssen ferner die in 
Störungsfällen notwendigen Umschaltungen 
rasch vornehmen können. 


Anfang Oktober 1919 waren wir soweit, 
daß die Einrichtung zum Dreifach-Fern- 
sprechen zwischen Berlin und Hannover dem 

‚ Verkehr übergeben werden konnte. Die Ein- 
richtung wird seitdem täglich während 8 bis 
10 Stunden benutzt und hat sich als ein in 
jeder Hinsicht brauchbares und zuverlässiges 
Betriebsmittel erwiesen. Wir befördern auf 
jedem der drei Absatzwege je nach der Ver- 
kehrsdichte täglich bis 120 (meistens drin- 

gende) Gesprächseinheiten zu 3 Minuten. Die 
Güte der Sprache in den beiden Hochfre- 
quenzwegen läßt nichts zu wünschen übrig; die 

Lautstärke haben wir so eingestellt, daß sie 
derjenigen in der normalen (Niederfrequenz-) 
Verbindung gleichkommt. Hier entspricht die 
Lautstärke einer Leitungsdämpfung von 
Bl=1;3, h. einer sehr guten Verständi- 
gung. Die Hochfrequenzgespräche zeichnen 

“sich dadurch aus, daß sie nieht durch Lei- 
tungsgeräusche gestört werden. Wir haben 
nach Ausweis der Betriebstagebücher mehrfach 
den Fall gehabt, daß die normale Fernsprech- 
verbindung infolge von starken Geräuschen 
(bei unvollkommenem Erdschluß der Leitung) 
außer Betrieb gesetzt werden mußte, während 
die Hochfrequenzverbindungen betriebsfähig 
blieben. 

Die Hochfrequenzapparate befinden sich 
in einem besonderen Raum, dem Hochfre- 
quenzamt, also vollkommen getrennt vom 
eigentlichen Fernamt. Die Trennung war not- 


wendig, um die Einrichtungen und die Be-- 


triebsweise des Fernamts unverändert auch 
für die Hochfrequenzverbindungen verwenden 
zu können. Sie erfordert aber anderseits eine 
organische Eingliederung des Hochfrequenz- 
‚amtes in das vorhandene Betriebssystem. Die 
erforderlichen Einrichtungen und Schaltungen 
sind vom Telegraphendirektor Höpfner und 
dem Telegraphensekretär Fiedler entworfen 
und durchgebildet worden. Die glückliche 
Lösung dieser Aufgabe hat in hohem Maße 
dazu beigetragen, das Hochfrequenzfern- 


' beim Übergang 


707 


sprechen zu einem zuverlässigen und beque- 
men Betriebsmittel zu gestalten, und hat seine 
Bruce Einführung wesentlich erleichtert. 

ie Hochfrequenzapparate stehen unter der 


Abb. 1. Laboratoriumsausführung eines Röhrensenders 
mit zwei 10 Watt-Röhren, für Wellen von 200 bis 20.000 m. 


Aufsicht eines Betriebsbeamten, dem eine 
Gehilfin beigegeben ist. Die Apparate brauchen, 
nachdem sie einmal eingestellt sind, nur 
selten etwas nachgestellt zu werden; selbst 
von einer Leitung zu einer 
anderen ist eine$Nachstellung nicht erforder- 


Abb. 2b. 
Versuchssender für Hochfrequenztelephonie 
und -telegraphie. 


Abb. 9, Rehelfsmäßig zusammengestellter Empfänger für Hochfrequenztelephonie. 


\ - . x r 


fi 


708 | Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 36. 9. September 1920. 


Wir verwenden gegenwärtig im Betriebe Ei 
immer noch die für die Versuche benutzten 
Laboratoriumsapparate der Gesellschaft für 
drahtlose Telegraphie (Telefunken) in der von 
uns gemeinschaftlich mit dieser Firma ent- 
wiekelten Schaltung. ° Abb. 1 zeigt die von 


ich. Daher werden die z. Zt. mit der Über- 
wachung und Wartung beauftragten Beamten 
auch noch eine größere Zahl von Apparaten 
betreuen können. 

IB 


| 
bag 


“ 


ö i u 
a Abb. 7d. Audion und Emplängerröhren mit Doppelgitter 

i Be ; E rechts die Anordnung der Elektroden und ein Eisendraht- 

—e \ Se \ BE widerstand (Telefunken). 


“15,she 4 


Abb. 7b 19 Watt-Schwingungsrohr von Telefunken. Be „verwendete erste . laboratoriumsmäßige 
Ausführung eines Schwingungserzeugers mit 
| zwei Kathodenröhren zu 10 W. Mit diesem $ 


Abb. 4 


Abb. 8. Dreis'ußger Hochfrequenzverstärker 
für Telegraphie (Versuchsausführung). 


Sender kann jede beliebige Wellenlänge 
zwischen 200 und 20000 m (Frequenzen 


Abb. 5. Ben SE ; zwischen 15 2 ee 2 Mu ng air 
r x IR = Ne REST werden. Von diesen Sendern, die sowohl für 
a N a 10nie = S & + das Hochfrequenzfernsprechen als auch für die E: 
PO EN Abb. 7c. Verstärkerröhre’von Telefunken. Hochfrequenztelegraphie verwendet „werden 7 


Seit einigen Tagen wird das Hochfre- 
quenzfernsprechen ferner auf einer rd 600 km \ 
langen Leitung von Berlin nach Frankfurt a. M, 


er 
em 


2 


f 
N 
| 


Abb 6. Sende- und Emp’angsverslärker (Sıemens & Halske. 


im Betriebe erprobt, nachdem die Versuche 
auch auf dieser längeren Strecke eine gute 5 
Sprecehverständigung ergeben haben. 


ae 


Abb. 9, Überlagerer (Telefanken)t 
P BR. I 
/ x N 


RS 


i AR PER Eisennizersia BG 


ST ng Be 


- ‚Abb. 10. Audion (Telefunken). 


Abb 7a, Verschiedene Sende-, Empfangs- und Yerstärkerröhren (Telefunken und Siemens & Halske 


- < N 


9. September 18920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heit 36. 


709 


sind im ganzen 7 Stück im Betrieb. Sie sind 
seinerzeit für Laboratoriumsversuche erbaut 
worden. Als weiterer Bedarf eintrat, wurden 
für den vorliegenden Zweck besondere Ver- 
suchssender erbaut, deren Einrichtung aus 
Abb. 2a u. 2b hervorgeht. 


Abb. 11. Dreistufiger Niederfrequenzverstärker 
für Telegraphie (Telefunken). 


Die ersten Hochfrequenzempfänger haben 
wir aus einzelnen Spulen und Kondensatoren 
zusammengestellt. Von dieser aus Abb: 3 er- 
sichtlichen Ausführung sind 7 Stück im Be- 
trieb. Dann wurden Versuchsempfänger der 
in Abb. 4u. 5 dargestellten Ausführung erbaut. 
Als Verstärker für die Sprache dient ein bei 
uns gebräuchlicher normaler Siemensscher Ver- 
‘stärker (Abb. 6). _Abb. 7a bis 7d. zeigen die 
verschiedenen in der Hochfrequenztelephonie 
und -telegraphie benutzten Kathodenröhren. 

Auf Grund der im Betriebe gewonnenen 
Erfahrungen sind - Betriebsapparate ent- 
worfen worden, die z. Zt. bei Telefunken 
gebaut werden. Als wir seinerzeit nach dem 
günstigen Ausfall der Versuche mit dem Drei- 
fach-Fernsrrechen nach Hannover vor der 
Frage standen, ob. wir unsere Versuchs- 
einrichtungen für eine noch größere Zahl von 
Gesprächen ausbauen sollten, oder ob es nicht 
besser sei, zuerst das Erreichte praktisch zu 
erproben, haben wir uns für das letztere ent- 
schieden. Grundsätzlich besteht keine Schwie- 
 rigkeit, 10 oder'noch mehr Hochfrequenzge- 
spräche auf eine Leitung zu legen ; es ist ledig- 
lich eine Frage der Geldmittel, die man für 
einen solchen Paradeversuch ausgeben will. 
Man kann einen derartigen Versuch kaum 
anders bezeichnen, weil man die Einführung 
des Hochfrequenzbetriebes in die Praxis ge- 
. wiß nicht damit beginnen wird, daß man alle 
Gespräche auf eine einzige Leitung packt. 
Man wird vielmehr, schon der Betriebssicher- 
heit ‘wegen, die Gespräche nach Möglichkeit 
auf die vorhandenen Leitungen verteilen. 
Unsere heutige Lage erlaubt uns nicht, Mittel 
für Paradeversuche aufzuwenden. Uns brennt 


die Verkehrsnot unter den Nägeln, und unser 
ganzes Bestreben kann sich daher lediglich 
daraufrichten, ihr nach Möglichkeit abzuhelfen. 
Nach den vorliegenden Erfahrungen glauben 
wir in der Hochfrequenz-Mehrfachtelephonie 


ET EDER 


Siemenssches Elektronenrelais für ITochfrequenztelegraphie. 


ein Mittel gefunden zu haben, die Not im Fern- 
verkehr wesentlich zu mildern. 


II. Mehrfachtelegraphie. 


Die Mehrfachtelegraphie mit Hochfre- 
quenz ist in vieler Hinsicht technisch ein- 
facher als das Mehrfachfernsprechen. Wenn 
wir trotzdem bei der Telegraphie uns erst 
später dazu entschlossen haben, vom Versuch 
im Laboratorium zur praktischen Erprobung 
überzugehen, so liegt das einfach daran, daß 
das Bedürfnis zwar groß, aber doch nicht ganz 
so brennend ist wie in der Fernsprecherei. 
Hier wie dort ist übrigens die Not am ärgsten 
auf den großen Verkehrslinien. Das war für 
uns der Grund, den ersten praktischen Ver- 
such auf einer unserer Hauptverkehrsadern, 
der rd. 600 km langen Linie  Berlin-Frank- 
furt a.M. zu machen. Der Telegrammverkehr 
auf den großen Linien ist ein Massenverkehr, 
der durch Maschinentelesraphen bewältigt 
wird, bei uns hauptsächlich durch den 
Siemens-Apparat. Er arbeitet mit Doppel- 
strom, und zwar werden die Zeichen mit nega- 
tivem Strom gegeben; der positive Strom dient 
als Trennstrom. Beim Hochfrequenzbetrieb 
schicken wir die vom Siemens-Geber ge- 
lieferten positiven und negativen Stromstöße 
nicht in die Leitung, sondern lassen sie auf ein 
Relais wirken, das im 
Takt der Zeichen den 
Hochfrequenzsender an 

| die Leitung legt. Am 
anderen Ende der Lei- 
tung werden die Hoch- 
frequenzströme VveI- 
stärkt und betätigen 
ein Elektronenrelais, 
das beim Eintreffen der 
Hochfrequenzströme 
dem Siemens-Empfän- «+ 
ger (negativen) Zeichen- 
strom, sonst (positiven) 
Trennstrom zuführt. 
Dabei .kann die Ver- 
stärkung der Hoch- 
frequenzströme entwe- 
der eine reine Hochfre- 
quenzverstärkung sein, 
oder man benutzt Über- 
lagerer, _Audionkreis 
und Niederfrequenzver- 
stärker. Beide Verfah- 
ren sind beiuns mitErı- = °» 
folg angewandtworden. 
Ein zweifacher $Sie- 
mensbetrieb mit Hoch- 
frequenz wurde im De- 
zember vorigen Jahres 
‚auf einer Fernsprech- 
leitung zwischen Berlin 
und Frankfurt a. M. eingerichtet und dient 
seit Anfang Januär zur Abwicklung des Tele- 
grammverkehrs. Er ist täglich durchschnitt- 
lich 8 bis 9 Stunden im Gange und leistet in 
“dieser Zeit je nach der Verkehrsdichte bis 
2000 Telegramme; das sind etwa 30% des 
gesamten Telegrammverkehrs zwischen Berlin 
und Frankfurt. 


u 


| 


Die Siemens-Apparate selbst stehen im 
Telegraphenamt im Betriebssaal; die Hoch- 
frequenzsender und -empfänger sind in einem 


Abb. 14. 


besonderen Raum untergebracht. In Berlin 
laufen die hochfrequenten Ströme von hier 
aus zunächst durch I km gewöhnliches Fern- 
sprechkabel (mit 0,3 mm starken Leitern) 
nach dem Fernamt, wo sie die Fernsprech- 
leitung nach Frankfurt erreichen. Diese dient 


Abb. 15. 


Einrichtung für den".Betrieb des Hughestelegraphenfmit Hochfrequenz 
(Deutsche: Telephonwerke). 


€ 


nach wie vor zum Fernsprechen; der Sprech- 
betrieb merkt nichts davon, daß die Leitung 
außerdem zum mehrfachen Telegraphieren 
ausgenutzt wird. 

Nachdem sich die beschriebene Einrich- 
tung im Betriebe als leistungsfähig und zuver- 
lässig bewährt hatte, sind wir daran gegangen, 
sie zu einer Sechsfachtelegraphie; auszubauen. 


ei 


10 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 36. 


Auch dieser Schritt ist gelungen, und so haben 
wir seit etwa drei Wochen auf einer 4 mm 
starken Bronzeleitung Berlin-Frankfurt neben: 
der gewöhnlichen Gesprächsverbindung gleich- 
zeitig noch sechs verschiedene Telegraphen- 
verbindungen, die sämtlich mit Schnelltele- 
graphen betrieben werden. Auf diesen sechs Ver- 
bindungen zusammen können betriebsmäßig 
bequem 4000 Buchstaben in der Minute be- 
fördert werden. Dies ergibt bei 8-stündiger 
Betriebszeit eine tägliche Leistung von 16 000 
Telegrammen zu 10 Wörtern von durchschnitt- 
lich 6 Buchstaben, wobei angenommen ist, 
daß nur die Hälfte der Zeit zur Übermittlung 
von Telegrammen tatsächlich ausgenutzt wird. 
Auf dem Gebiet der mehrfachen Schnell- 
telegraphie mit Hochfrequenz verdanken wir 
die erzielten Erfolge ebenfalls der Zusammen- 
arbeit mit der Firma Telefunken, die auch die 
— einstweilen nur behelfsmäßigen — Apparate 
erbaut hat. Die Schwingungserzeuger sind 
dieselben wie beim Hochfrequenzfernsprechen 
(Abb. 1 bis 2b). Abb. 8 bis 13 zeigen die 
wichtigsten auf der Empfangsseite verwen- 
deten Apparate, u. zw.: I 
Abb. 8 den dreistufigen ° Hochfrequenzver- 
stärker, 
Abb. 9 den Überlagerer, 
Abb. 10 das Audion, 
Abb. 11 den dreistufigen Niederfrequenzver- 
stärker, 
Abb. 12 und 13 das Elektronen-Relais. ° Die 
beiden in Abb. 13 sichtbaren Doppel- 
gitterröhren steuern das auf der Vor- 
derseite (Abb. 12) befindliche Relais, 
welches dem Siemens-Empfänger den 
Zeichen- und Trennstrom zuführt. 


Zum Schlusse möchte ich noch eine von 
den Deutschen Telephonwerken erbaute Ein- 
richtung erwähnen, die in den allerletzten 
Tagen versuchsweise in den Betrieb gegeben 
worden ist. Es handelt sich um einen mit 
Hochfrequenz arbeitenden zweifachen Tele- 
graphenbetrieb mit Hughesapparaten auf der 
etwa 150 km langen Strecke Berlin-Magde- 
burg. Benutzt wird eine Bronzeleitung mit 
4 mm dieken Drähten oder ein Vierer aus 
3 mm dicken Drähten; die Leitung dient 
außerdem noch gleichzeitig zum Fernsprechen 
mit den gewöhnlichen Sprecheimrichtungen. 
Den Hochfrequenzzusatz zu dem normalen 
Hughestelegraphen zeigen Abb. 14 u. 15. Auch 
diese Einrichtung hat bisher durchaus be- 
friedigend gearbeitet. 

Die günstigen Ergebnisse und Erfah- 
rungen, die wir mit dem Hochfrequenzbetrieb 
in der Praxis, sowohl beim Fernsprechen als 
auch beim Telegraphieren, gewonnen haben, 
lassen uns hoffen, daß auch der Hochfrequenz- 
betrieb uns ein Helfer sein wird in der überaus 
schwierigen Aufgabe, den Fernsprech- und 
Telegrammverkehr wieder auf die alte Höhe 
zu bringen. 


Überwachung der Transformatorenverluste. 
Von Willibald Fuhrmann, Tetschen a. E. 


Übersicht. Es wird eine Kontrollschaltung 
unter Verwendung von Voltmetern und Glühlampen 
angegeben, die bei parallel geschalteten Transfor- 
matoren die Stellung der Primär- und Sekundär- 
schalter zu erkennen gestattet zum Zwecke, un- 
nötige Leerlaufverluste zu vermeiden. 


Zur Erzielung einer größtmöglichen Wirt- 
schaftlichkeit von mit Transformatoren ar- 
beitenden elektrischen Anlagen, bei denen 
die Belastung innerhalb größerer Zeitabstände 
stark schwankt, sollte man zur Vermeidung 
unnötig hoher Leerlaufverluste die Leistung 
der Transformatoren möglichst den jeweiligen 
Belastungen anpassen. Es ist dann erforder- 
lich, daß zwei oder mehr Transformatoren 
von unter Umständen verschiedener Leistung 
zur A gelangen. Damit nun tat- 
sächlieh auch die Eisenverluste auf das Min- 
destmaß beschränkt werden, ist es selbstver- 
ständlich nötig, das der oder die zur Deckung 
des gerade erforderlichen Energiebedarfes nicht 
nötigen Transformatoren primär und sekun- 
där abgeschaltet und diese Abschaltungen 
auch tatsächlich durchgeführt und überwacht 
werden. -Über diesen Gegenstand ist von Dr. 
Br. Thierbach in der „ETZ“ 1915, 8. 121 
eine Arbeit veröffentlicht worden, nach welcher 
zur Kontrolle der Leerlaufverluste ein Zeit- 
zähler verwendet wird. 

Im folgenden soll eine Schaltung ange- 
geben werden, bei welcher statt eines Zeit- 
zählers ein Voltmeter mit verschiedenen Emp- 
findliehkeiten zur Anwendung BeART: Die 
Änderung der Empfindlichkeit wird durch 
die Betätigung der Primär- und Sekundär- 
schalter bewirkt, so daß jede Stellung der- 


"stante besitzen. 


selben einer bestimmten Empfindlichkeit bzw. 


Konstanten entspricht. Dies wird dadurch 
erreicht, das dem Voltmeter zwei verschieden 
große Widerstände vorgeschaltet werden, 
welche je nach der Stellung der Schalter. 


‘sämtlich oder teilweise eingeschaltet oder kurz- 


geschlossen sind. 
Abb. 1 zeigt eine solche Schaltung für 
eine mit zwei Transformatoren arbeitende 


Abb. 1. 


Anlage. Das Voltmeter V liegt unter Vor- 
schaltung der Widerstände W, und W, direkt 
an den Klemmen des Transformators. Die 
Betätigung der Hilfsschalter K, und K, zur 
Ab- und Zuschaltung der Vorschaltwiderstände 
erfolgt zwangläufig durch die Hauptschalter. 
Die Hilfsschalter lassen sich leicht mit den 
Wellen der Hauptschalter in Verbindung 
bringen und meist auch nachträglich an vor- 
handene "Schalter anbauen. Im schlimmsten 
Falle muß eine verlängerte Welle eingesetzt 
werden. 

Beispielsweise sei für den normalen 
Tagesbetrieb der Transformator I in Betrieb, 
während für den schwächeren Nachtbetrieb 
der Transformator II mit kleinerer Leistung 
und entsprechend geringerem Leerlauf vor- 
gesehen ist. Soll während der Zeiten schwacher 
Belastung der Transformator II die Strom- 
lieferung übernehmen, so muß zwecks Er- 
sparung der Leerlaufsverluste der Transfor- 


werden. Würde, wie in der Zeichnung dar- 
gestellt, nur der Primärschalter geöffnet wer- 
den, so wird der im eingeschalteten Zustand 
dieses Schalters durch den Hilfsschalter K, 
kurzgeschlossene Widerstand W, vor das 
Voltmeter geschaltet. Der Widerstand W, 
hingegen ist, da der Sekundärschalter _ge- 
schlossen ist, durch K, kurzgeschlossen. Das 
Voltmeter wird daher einen dem vorge- 
schalteten Widerstande W} entsprechenden 
Ausschlag ergeben bzw. ‘eine andere Kon- 
Dieser Ausschlag ist alsö_be- 
dingt durch die gezeichnete Stellung der Pri- 
mär- und Sekundärschalter und zeigt an, daß 
zwar die Primärwicklung des Transformators 
vom Netze abgeschaltet ist, dagegen die Se- 
kundärwicklung vom Transformator II noch 
Spannung erhält und folglich auch noch die 
Leerlaufverluste im Transformator I über 


werden müssen. 

Falls nur sekundär abgeschaltet wird, 
on hingegen eingeschaltet bleibt, so wird 

urch den Sekundärschalter und den mit ihm 

gekuppelten Hilfsschalter K, der Wider- 
stand W, vor das Voltmeter geschaltet, wäh- 
rend durch den 
Hilfsschalter K, der Widerstand kurzge- 
schlossen ist. Das Voltmeter wird dann einen 
anderen Ausschlag ergeben wie in der ge- 
zeichneten Schaltung, da der Widerstand W, 
verschieden von dem Widerstand W, ist. Ist 
primär und sekundär abgeschaltet, so ist das 
Voltmeter stromlos und schlägt nicht aus. 

In der normalen Betriebsstellung end- 
lich sind W, und W, kurzgeschlossen, un 


dementsprechend wird dann das Voltmeter 


den höchsten Ausschlag ergeben, welcher dem 


normalen Betriebe entspricht. Um in gleicher 


Weise die umgekehrte Kontrolle zu ermög- 


lichen, ist auch für den zweiten Transformator 


eine solche Voltmeterschaltung vorzusehen. 


Bei dieser beschriebenen Schaltung er-- 


reicht man neben der Kontrolle der Schalter- 
stellungen gleichzeitig auch eine solche über 
die Höhe der Sekundärspannungen, unter 
Berücksichtigung der zu 
Stellungen der Schalter gehörigen Konstanten 
des Voltmeters. : EI 

Will man auf die Messung der Spannung 
verzichten, so kann man statt des Voltmeters 
und der Vorschaltwiderstände je eine Glüh- 


lampe von verschiedenen Spannungen ver-. 
Diese werden je nach Stellung der 


wenden. 
Hilfsschalter K, und K, entweder dunkel oder 
je nach Kurzschl 

verschiedener Helligkeit brennen. 


.dann auch die Möglichkeit, die Zeitpunkte der 


- schaft, zu der sich der Verband durchgerungen 


mator I primär und sekundär abgeschaltet. 


den Transformator II durch das Netz gedeckt. 


Primärschalter bzw. den 


den jeweiligen | 


uß der einen oder beiden mit | 


Werden statt der gewöhnlichen Volt- 
meter registrierende verwendet, so ergibt sich 


Ein- und Ausschaltungen der Transformatoren 
festzulegen. Die Betriebsleitung erhält da- 
durch unanfechtbares Beweismaterial, welches 
sie in den Stand setzt, Unregelmäßigkeiten 
und Nachlässigkeiten des Personals zu ver- 
folgen und dieses zur Verantwortung zu 
ziehen. Eine solche Kontrolle ist insbesondere 
dann auf ‘das schärfste durchführbar, wenn 
gleichzeitig zur Aufzeichnung der von den 
Transformatoren abgegebenen Leistungen oder 
Stromstärken neben Zählern auch registrie- 
rende Watt- oder Amperemeter verwendet 
werden.. 


2. Ordentliche Mitgliederversammlung 
des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie ne 

am 24. VI. 1920 zu Berlin). 


(Schluß von 8. 694,) 


Herr Geheimrat Dr. Klingenberg: In dem 
Bericht des Herrn v. Raumer und des Hermm 
Dr. Adler ist wiederholt auf die enge Zu- 
sammenarbeit des ZV mit dem VDE hinge- 
wiesen worden. Ich möchte die Ausführungen 
ganz kurz ergänzen. Es ist wohl vielen von 
Ihnen bekannt, daß die ursprüngliche Zu- 
sammenarbeit zwischen den beiden Verbänden 
sich nicht ganz reibungsfrei vollzogen hat. 
Im VDE war insbesondere die Befürchtung 
aufgetaucht, daß seine Bedeutung durch die 
neu einsetzende Tätigkeit des Zentralverbandes 
herabgemindert werden würde, eine Befürch- 
tung, die dann auch auf der Jahresversamm- 
lung in Stuttgart zu sehr klarem Ausdruck ge- 
kommen ist.?2) Es hat sehr eingehender und 
langwieriger Verhandlungen bedurft, bis im 
VDE diese Befürchtung als beseitigt gelten 
konnte. Es ist zweifellos eine große Errungen- 


hat, daß die Jahresversammlung besehloß, 
von dem Rechte, Kommissionen selbst zu be- 
nehnen, zeitweise Abstand zu nehmen, um — 
dem im  Verbande gebildeten technischen 
Hauptausschuß die Bildung der Kommissionen 
zu übertragen, u. zw. mit der Maßgabe, daß 
in den Kommissionen der ZV neben den an- 

deren Vereinen, die schon früher mit dem 

VDE gearbeitet haben, eine ausreichende Ver- 

tretung finden sollte. So ist denn in den etwa 
25 bis 30 Kommissionen des VDE in allen 
denjenigen Kommissionen, die sich mit Fabri 
kation befassen bzw. zu den Fabrikations- 
gebieten in Verbindung stehen, für eine recht 
kräftige Vertretung des ZV vorgesorgt word 
Wir können heute feststellen, daß diese 
sprüngliche Reibung als vollkommen beseit 
gelten kann, und daß die Arbeiten sich vol 
ständig reibungsfrei vollziehen. Das 

zweifellos eine große Errungenschaft, und ie 
begrüße es außerordentlich, daß jetzt ein Zu 
stand eingetreten ist, der nicht nur für de 
VDE als befriedigend bezeichnet werden kann 
sondern der im Gegensatz zu den Verhält 
nissen in anderen Ländern, wie eben ausge- 
führt ist, auch für die deutsche elektrotech- 
nische Industrie durchaus willkommen ge 

heißen werden muß. 


Herr Baurat D. Meyer (Gast) hebt im 
Namen des dem VdI angeschlossenen NADI 
die Verdienste des VDE um die Normung her- 
vor und charakterisiert die Mitarbeit des ZV 
auf diesem Gebiet als mustergültig, Wenn 
irgendwo die Arbeit der im praktischen Leben 7 
stehenden Wirtschaftler und Tochniker, unbe- 
einflußt von behördlicher und anderer Be- 
vormundung, unbedingte Vorbedingung sei, 
so bei der Normung; denn hier gilt es, bieg- 
same und dehnbare Bestimmungen zu schaffen, 
die nicht mit Gesetzeskraft festgelegt werden 
— sonst würden sie den technischen Fort- 
schritt hemmen —, sondern jederzeit nach 
Maßgabe dieses Fortschrittes geändert und. 
ausgebaut werden können. Dafür, daß diese 
Arbeit eine so ausgezeichnete Vertretung im 
ZV gefunden habe, auch im Namen des NADI 
zu danken, empfindet Herr Meyer als Pflicht 


Herr Dr. Passavant erklärt als Vorsitzen 
der Elektrizitätswerk 


1) Teilweise gekürzter Bericht. 
.2) Vgl. „ETZ“* 1919, S. 69. : 


TB WI 


“ - Mit dieser Zeit trat die Preisprüfun 


9. September 1980. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 36. 


7ıı 


Verbrauch an Elektrizität nach den im Kriege 
gemachten Erfahrungen in ‘absehbarer Zeit 
eine vorläufig noch kaum zu übersehende Zu- 
nahme erwarten lasse. Die Zeit sei wohl da, 
daß als einzige praktische Energiequelle für 
unsere Wirtschaft die Elektrizität in Frage 
komme, mit Ausnahme der Verteilung von 
Wärme, die, wenigstens in gewissem Umfange, 
den Gasanstalten überlassen bleiben erde 
Wenn nun ein starker Verbrauch einsetze, 
käme alles darauf an, den Konsumenten die 
Entnahme elektrischer Arbeit nach Möglich- 
keit zu erleichtern, die jetzt noch in der In- 
-stallation bestehenden Schwierigkeiten weitest- 
gehend zu beheben und dahin zu wirken, daß 
letztere selbst verbilligt werde; das gelte 
augenblicklich vor allem für die Landwirt- 
schaft, die unter der Verschiedenheit der Ma- 
terialien außerordentlich leide. Er selbst habe 
als Leiter der Städtischen Elektrizitätswerke 
Berlin erfahren, welch trostlose Zustände da- 
durch in einer Verwaltung einreißen können, 
daß in ihren einzelnen Anlagen Material der 
verschiedensten Herkunft vorliegt, die ein- 
zelnen Apparate nicht austauschbar sind und 
die eine Unterverwaltung dieses, die andere 
jenes Material für sich fordert. Man müsse 
unbedingt der Gastechnik folgen, die bereits 
seit langen Jahren ihre vollkommen durch- 
normalisierten Apparate besitze. Von einer 
verständigen Normung lasse sich auch eine 
Verbilligung erwarten, weil mit ihr eine große 
Menge nutzloser Konstruktionsarbeit ausge- 
schaltet wird und dafür eine weit stärkere 
Betonung der Fabrikation und der Massen- 
erzeugung eintreten kann. Man hoffe ferner, 
daß die Apparate bei der Normung in dem 
Sinne ausgebildet werden, daß sie möglichst 
wenig Montagearbeit verlangen. Alles, was 
normalisiert werde, müsse überdies unter dem 
Gesichtspunkt, höchste Betriebssicherheit zu 
erreichen, entworfen werden. Was eine mangel- 
hafte Arbeit bedeute, habe man in den Kriegs- 
jahren durchgekostet, wo der Zwang bestand, 
nicht ganz einwandfreie Rohstoffe zu verwen- 
den. Es sei zu wünschen, daß der jetzt hoffent- 
lich einsetzende Gesundungsprozeß möglichst 
abgekürzt werde. Die verschiedenen Normali- 
sierungskommissionen sollten ihre besondere 
Aufmerksamkeit auch darauf richten, daß die 
neuen Apparate den Ersatz einzelner Teile 
tunlichst erleichtern und die Notwendigkeit 
beseitigen, bei einem relativ kleinen Defekt 
gleich- den ganzen Apparat fortwerfen zu 
müssen. 
diesen ernsten Zeiten ganz besonders dringende 
erhebliche Materialersparnis erzielen lassen. 
Für die Arbeiten der Prüfungsstelle habe die 


Vereinigung der Elektrizitätswerke ebenfalls 


einen namhaften Beitrag gezeichnet; sie 


- wünsche, daß deren Arbeit baldmöglichst auf- 


genommen werde. 

Nach Ansicht des Herrn Dr,-ng. Dettmar 
treffen die Ausführungen des Herrn Dr. 
Adler durchaus das, was er in langen Jahren 
als Vorsitzender der Maschinennormalien-Kom- 
mission an Erfahrungen gesammelt habe. Eine 
weit über die aller anderen Gesichtspunkte 
hervorragende Bedeutung komme der Rück- 
sichtnahme auf die Interessen der Händler, 
der Installateure und der verschiedenen Ver- 
braucher zu, und das gerade verlange, der 
Gemeinschaftsarbeit ganz besondere Aufmerk- 
samkeit zu widmen. Mit der jetzigen Organi- 
sation habe man in dieser Beziehung, das 
Richtige getroffen, und nach seiner UÜber- 
zeugung werde sie zu großem Erfolg’führen. 
Daß im abgelaufenen Geschäftsjahr noch ver- 
hältnismäßig wenig erreieht worden sei, er- 
kläre sich aus:der Neuheit der Organisation 
selbst und durch die Unruhe der letzten 
Monate; indessen stehe eine so große Zahl von 
Arbeiten vor dem Abschluß, daß erheblich 
größere Resultate in Kürze vorliegen würden. 


Ausfuhrfragen. 


‘Herr Brandt: Die volle Arbeit der bis- 
herigen Zentralstelle und seit Januar d. J. 
Außenhandelsstelle der Elektrotech- 
"nik konnte überhaupt erst im Herbst 
agr Jahres aufgenommen werden; denn 

is 
strömungen bei der Regierung, und erst 
seit der Zeit datiert die mehr oder weniger 
scharfe Durchführung der Ausfuhrverbote. 
in Kraft. 
Ausfuhrverbot für Glühlampen und Installa- 
tionsartikel datiert z. B. erst seit November 
vorigen Jahres. Trotzdem oder vielmehr 
vielleicht auch gerade wegen dieser Verhält- 
nisse hat die Ausfuhr seit Mitte vorigen Jahres 
sehr stark zugenommen. Es konnte eine 


- ständige Zunahme der Ausfuhrwerte beob- 


achtet werden, die natürlich nicht unbedingt 


- eine Zunahme der wirklichen Menge ist. Unsere 


Mark sank dauernd, und infolgedessen stiegen 
natürlich die Auslandwerte. Mit dem Sinken 


der Mark traten die Bestrebungen ein, in frem- 


Dadurch würde sich auch eine in 


ahin waren ziemlich starke Freihandels- 


der Währung zu verkaufen. Die Elektro- 
technik hat sich allerdings davon freigehalten, 
auf der ganzen Linie einen absoluten Zwang 
auszuüben. Eine ganze Reihe anderer Außen- 
handelsstellen sind dazu übergegangen, den 
Verkauf in fremder Währung zum absoluten 
Zwang zu machen. Wegen der wechselnden 
Verhältnisse, und weil man auch einmal einen 
Umschwung erwartete, der jetzt eingetreten 
ist, ist man seinerzeit bei der Elektrotechnik 
hierzu nicht übergegangen, und die Richtigkeit 
dieser Maßnahme ist wohl jetzt durch die Ver- 
hältnisse bewiesen. Es wurde und wird auch 
etzt noch in der ganzen Ausfuhrpolitik die 
olitik der mittleren Linie verfolgt, damit man 
einen möglichst geraden Kurs halten kann 
und nicht bei den Schwankungen des. Wirt- 
schaftslebens nach rechts und nach links 
pendeln muß. 

Das Verfahren selbst ist im Laufe der 
Zeit erheblich vereinfacht worden, und wir 
haben auch davon abgesehen, übermäßige 
Schärfe hineinzubringen. Es sind die Doppel 
der Fakturen nicht verlangt worden, keine 
eidesstattlichen Versicherungen, kein vorge- 
schriebener Zwang der Devisenablieferung usw. 
Selbstverständlich ist, wenn man diesen Zwang 


‚nieht ausübt, manche Schiebung und manche 


Hintergehung der Außenhandelsstellen mög- 
lich. Wir sind jedoch von dem Grundsatz aus- 
gegangen, daß es besser ist, es schiebt einer 
ruhig einmal eine Ware, als daß der gesamte 
Handel und die gesamte Industrie durch über- 
mäßige Vorschriften und übermäßig bureau- 
kratische Handhabung geknebelt werden. 

Gegen Ende des vorigen Jahres trat dann 
eine sprunghafte Steigerung der Anträge ein. 
Wir haben im Dezember mit ungefähr 200 
Mill. M im Monat abgeschlossen. Im Anfang 
dieses Jahres ging die Steigerung weiter. Sie 
hat sich in den ersten 3 Monaten im Durch- 
schnitt auf 350 Mill. M und in den zweiten 
3 Monaten im Durchschnitt auf 400 Mill. M 
gehalten. Im Juni ist allerdings ein sehr 
starkes Nachlassen zu beobachten, welches 
nicht bloß durch die wirtschaftlichen Verhält- 
nisse, sondern infolge der Einführung der 
sozialen Abgabe eingetreten ist. Die soziale 
Abgabe hat bewirkt, daß die Firmen all das, 
was irgendwie noch erledigt werden konnte, 
im April und Mai eingereicht haben. Es kann 
weiter beobachtet werden, daß die Ausfuhr- 
mengen nach den naheliegenden Ländern ab- 
nehmen. Es tritt dort allmählich auch eine 
Füllung ein, erfreulicherweise kann jedoch nach 
den ferner gelegenen Ländern in den letzten 
Monaten eine starke Zunahme verzeichnet 
werden, so besonders nach Übersee. Man sieht 
in der ganzen Entwicklung: Es hat ungefähr 
3, Jahr gedauert, bis wir überhaupt dazu ge- 
kommen sind, seit dem Anfang vorigen Jahres 
in nennenswertem Maße wieder auszuführen. 
Es hat dann noch weiter ein halbes Jahr ge- 
dauert, bis man den Überseeverkehr wieder 
aufnehmen konnte. Aber es scheint doch, als 
wenn jetzt die erfreuliche Tatsache zu, be- 
merken ist, daß auch der Handel nach Über- 
see und nach den ferner gelegenen Ländern 
in erheblicherem Maße wieder zunimmt. 

‘Im April des Jahres gelang dann der 
Regierung die Schließung des Loches im 
Westen. Hierdurch ist es erst möglich ge- 
worden, die Ausfuhrbestimmungen in wirklich 
durchgreifender Weise über das ganze Reichs- 
gebiet zur Anwendung zu bringen. Es hat, um 
die Schwierigkeiten im Westen zu vermeiden, 
der Reichskommissar einen Delegierten in 
Köln ernannt, und auch von unserer Seite 
ist ein Beauftragter in Köln ernannt worden, 
u. zw. der Geschäftsführer des Rheinischen 
Verbandes des ZV, so daß alle Bein 
aus dem besetzten Gebiet direkt in Köln 
erledigt werden können. Ich möchte her- 
vorheben, daß die Außenhandelsstelle der 
Elektrotechnik in dieser Beziehung die erste 
gewesen ist, die mit diesem System vorge- 
gangen ist. Bei uns funktionierte es sehr gut, 
hoffentlich folgen andere nach, damit die 
Klagen gerade aus dem besetzten Gebiet über 
bureaukratische Erschwernisse etwas nach- 
lassen. 

Eine Schwierigkeit ist in der letzten Zeit 
eingetreten durch das Gesetz über die soziale 
Abgabe. Die Bestimmungen des Gesetzes 
werden allgemein bekannt sein, so daß ich 
nicht weiter darauf einzugehen brauche. So 
richtig die Verfügung im Herbst des vorigen 
Jahres gewesen wäre, so unglücklich war der 
Zeitpunkt, an dem sie herauskam, und heute 
bedeutet diese Vorschrift eine außerordentliche 
Erschwerung der Ausfuhr selbst. Sie ist auch 
in gewisser Beziehung direkt sinnwidrig. Es 
heißt, es soll von dem Ausfuhrgewinn ein Ab- 
schlag gezahlt werden. Ganz abgesehen davon, 
daß auf der ganzen Linie, wie ja aus den 
Kurven und den Zahlen, die Herr Henrich 
mitteilte, hervorgeht, von einem besonderen 
Ausfuhrgewinn überhaupt nicht mehr die Rede 


seinkann, bestehen noch eine ganze Reihe von 


Ländern, nach denen wir einen Überpreis über- 
Kaypt nicht genommen haben, z. B. Öster- 
reich und die östlichen Länder, die Länder mit 
schlechter Valuta usw. Von vornherein ist also 
nach diesen Ländern ..die soziale Abgabe keine 
Abgabe von einem Übergewinn, sondern eine 
tatsächliche Ausfuhrabgabe. 

Es sind nun sofort alle Außenhandels- 
stellen gemeinschaftlich beim Reichswirt- 
schaftsministerium vorstellig geworden, um 
die Härten der Vorschriften zu mildern und 
einige Erleichterungen zu erreichen. Ich hoffe 
daß heute oder morgen eine Verfügung ver- 
öffentlicht werden wird, in der die Termine 
hinausgeschoben werden, u. zw. der Termin 
vom 1. Juli als letzter Termin für die Abliefe- 
rung ohne soziale Gebühr auf den 1. August!). 
Damit ist ja schon eine gewisse Erleichterung 
erreicht, und es steht zu hoffen, daß es in den 
Verhandlungen mit dem Reichswirtschafts- 
ministerium gelingt, dieses ganze Verfahren 
noch weiter den Zeitverhältnissen anzupassen. 
Es ist von vornherein der Antrag gestellt 
worden, die Abgabe zu mildern bzw. für solche 
Fabrikationsgebiete, für welche heute von 
einem Ausfuhrgewinn oder Überpreis über- 
haupt nicht mehr gesprochen, werden kann, 
mehr oder weniger ganz zu erlassen. Das 
Reichswirtschaftsministerium hat es dem be- 
sonderen Rat, der bei ihm besteht, über- 
wiesen, und dieser hat wieder einen sechs- 
köpfigen Ausschuß. ernannt, der aus drei 
Herren von der Arbeitgeberseite und drei 
Herren von der Arbeitnehmerseite besteht. 
Leider ist dieser Ausschuß zu dem Entschluß 
gekommen, nur solchen Anträgen stattzu- 
geben, die ganz detaillierte Aufstellungen 
über die Gestehungspreise geben. Es ist an 
die Fachgruppen vor kurzem von seiten des 
ZV ein Rundschreiben gerichtet worden, in 
welchem diese Aufstellung aufgegeben ist, 
nach der die Preise detailliert werden sollen. 
Es ist gesagt: Die Rohmaterialien, ein- 
mal inländische, zweitens ausländische, die 
produktiven Löhne, unproduktiven Löhne, 
also die ganzen Gestehungskosten von Anfang 
bis zu Ende. Wie man sich in diesem Aus- 
schuß die Sache vorstellt, wie es für eine In- 
dustrie, von der Herr v. Raumer erwähnt, 
daß die AEG 16 Bände Preislisten hat, mög- 
lich ist, sei es auch nur für die einzelnen 
Gruppen, die Gestehungskosten in. dieser Weise 
festzustellen, ist mir einigermaßen unklar. 
Noch unklarer ist mir, wie dieser Ausschuß 
mit dieser Arbeit fertig werden will; denn wenn 
im gesamten deutschen Wirtschaftsleben wirk- 
lich diese Preise eingereicht werden, so braucht 
er mindestens ein halbes Jahr, bis er notdürftig 
damit durch ist und dann sind die Preise un- 
ültig. Es ist zu hoffen, daß die Bestrebungen, 
ie Gafact hinausgehen, daß man auf die 
jetzigen Zeitverhältnisse Rücksicht nimmt, und 
daß man die ganze soziale Abgabe, weil sie im 
Augenblick nicht mehr berechtigt ist, außer 
Hebung setzt, vielleicht in der nächsten Zu- 
kunft von Erfolg sein werden. Infolge dieser 
sozialen Abgabe hat natürlich im Mai eine 
außerordentliche Steigerung der Anträge statt- 
gefunden, im Juni ist allerdings ein sehr starker 
Rückschlag zu bemerken. Es ist nun die Frage, 
ob?dieser Rückschlag wirklich ein Rückgang 
der Konjunktur ist oder ob er formell nur 
darin besteht, daß eben die Anträge schon im 
Mai alle eingereicht waren. Es wird beides zu- 
treffen. 

Wenn man sich ein Bild darüber machen 
will, welche Mengen wir wirklich ausgeführt 
haben, so kann dies aus den Zahlen allein nicht 
geschehen; denn eine Zahl von 350 Mill. M im 
Monat erscheint ungeheuer, in Wirklichkeit 
ist es gar nicht so viel. Wir haben heute die 
Geldentwertung auf ein Zehntel, dann sind 
es bloß 35 Mill. M, und dann müssen wir mit 
einer Weltmarktteuerung von 2.bis 3 rechnen, 
also schrumpft der Umsatz auf vielleicht 
12Mill.M, verglichen mit den Friedensmengen, 
ein. Wir haben uns die Mühe gegeben, einmal 
festzustellen, wie sich die Mengen verhalten. 
Das ist nun sehr schwer möglich, da die Reichs- 
statistik nur bis zum Jahre 1912/13 reicht und 
nur über das ganze Jahr Angaben macht und 
wir natürlich für das jetzige Jahr nur bis März 
die Unterlagen im statistischen Amt haben. 
Nach meiner Schätzung haben wir im, Jahre 
1919 wohl’ nieht' mehr als 25% der Friedens- 


. menge ausgeführt, selbst wenn man die großen 


Mengen, dieunkontrolliert herausgegangen sind, 
berücksichtigt. Für das deutsche Wirtschafts- 
leben Bilden auch diese in irgendeiner Weise 
einen Vorteil, wenn sie nicht nur herausge- 
gangen sind, sondern auch das Geld hereinge- 
kommen ist. Dieses ist bei den Mengen, die 
verschoben worden sind, allerdings eine andere 
Frage. In der ersten Hälfte dieses Jahres hat 
sich der Umsatz ganz bedeutend gehoben, und 


ı) Inzwischen erfolgt. 


712 


Elektrotechnische Zeitschriit, 1920. Heit 36. 


9. September 1920. 


a ee Te  TTAÜ1 a 


wir dürfen wohl der Menge nach auf etwa 40% 
des Friedens gekommen sein. Ich glaube, das 
ist ein Ergebnis, mit dem man unter den heuti- 
gen Verhältnissen durchaus zufrieden sein kann, 
und welches darauf hindeutet, daß die deutsche 
Wirtschaft es trotz unserer schwierigen Lage 
doch noch verstanden hat, Auslandgeschäfte 
in sehr erheblichem Umfange zu machen. 

Die Aufgaben der Außenhandels- 
stellen haben sich mit den wirtschaftlichen 
Verhältnissen natürlich geändert. Jetzt, wo 
ein bedeutender Preisunterschied zwischen 
dem Inlande und dem Auslande nicht mehr 
vorhanden ist, ist es nicht mehr von so großer 
Wichtigkeit, die Preise auf ihre angemessene 
Höhe zu prüfen. Denn sie werden von sich aus 
mehr oder weniger angemessen sein. Die 
Außenhandelsstelle betrachtet es jedoch als 
ihre Aufgabe, jetzt auch wieder bremsend zu 
wirken und eine Panik zu verhüten. Man kann 
z. B. in Händlerkreisen sehr stark beobachten: 
Die Leute haben sich voll gekauft, sie sitzen 
mit Ware voll und glauben, nun das Ventil 
öffnen zu können, indem sie zu möglichst 
billigen Preisen in das Ausland verkaufen. 
Eine solche Taktik würde sehr wenig Erfolg 
haben. Wir werden die Kaufkraftin dem Aus- 
lande dadurch -niceht erhöhen; denn dort ist 
genau dieselbe Zurückhaltung der Käufer zu 
bemerken wie hier bei uns. Es muß also ver- 
hindert werden, daß nunmehr das Gegenteil 
eintritt und jetzt plötzlich geschleudert wird. 
Nach dieser Richtung ist die Außenhandels- 
stelle tätig. 

Weiter beginnt jetzt schon ein starkes An- 
gebot auf Einfuhr gewisser Waren, z. B. 
Leitungen und neuerdings auch Glühlampen, 
die aus dem Auslande zu teilweise, für Lei- 
tungen Zu erheblich niedrigeren Preisen ein- 
geführt werden sollen. Bisher haben wir diese 
Einfuhr abbremsen können. Wir können sie 
natürlich nur dann abbremsen, wenn die 
deutsche Industrie der veränderten Lage selbst 
Rechnung trägt und ihre Inlandpreise so weit 


herabsetzt, daß sie den Auslandpreisen ent- 


sprechen; denn die Außenhandelsstelle ist 
Reichsstelle und hat das Interesse der ge- 
samten deutschen Wirtschaft zu vertreten. 
Wenn nun die geschlossenen Grenzen dazu 
führen würden, daß der Inlandpreis künstlich 
hochgehalten werden kann, so würden natür- 
lich dagegen aus politischen Kreisen sehr starke 
Wirkungen eintreten, und die Außenhandels- 
stellen würden gezwungen sein, dann einfach 
die Einfuhr für gewisse Artikel für einige Zeit 
einmal zu gestatten, bis sich die Preise wieder 
ausgeglichen haben. Ich glaube aber, daß 
dieser Fall gar nicht eintreten wird, denn die 
deutsche Industrie ist vernünftig genug, selbst 
die Regulierung vorzunehmen. Gerade für 
Leitungen sind bereits bedeutende Anpassungen 
an den Weltmarktpreis in Aussicht genommen. 

Es muß weiter darauf hingewiesen werden, 
daß auch noch aus einem anderen Grunde der 
Inlandpreis nicht dauernd über dem Welt- 
marktpreis liegen darf. Im Friedensvertrag 
ist ein ‚Paragraph aufgenommen, nach wel- 
chem Deutschland am Dumping verhindert 
werden kann. Wenn also etwa durch die 
Erfahrungen im Auslande bekannt würde, 
daß man in Deutschland mit Absicht und auf 
die Dauer den Auslandpreis niedriger hält als 
den Inlandpreis, so ist mit Sicherheit zu er- 
warten, daß von seiten unserer freundlichen 
Gegner Gegenmaßnahmen ergriffen werden, 
wie es ja auch entschieden ein Verdienst der 
viel angefeindeten Außenhandelskontrolle ist, 
daß wir im Ausland noch nicht mit Zöllen 
auf deutsche Waren bedacht worden sind. 
Wäre im vorigen Herbst der freie Handel ein- 
geführt worden und wären im vorigen Herbst 
die deutschen Waren zu außerordentlich nie- 
drigen Preisen herausgegangen, dann hätten 
wir heute in allen Ländern ohne Zweifel einen 
Einfuhrzoll, auf deutsche Waren, und dann 
wäre der Ubergewinn, der vom Herbst bis 
zum Frühjahr gemacht worden ist, in die 
Taschen der Ausländer geflossen und nicht 
in die Taschen der deutschen Wirtschaft, und 
die Ausfuhrzölle bzw. die Einfuhrzölle auf der 
anderen Seite würden heute auch noch be- 
stehen. 

Eine weitere Aufgabe, die jetzt von der 
Außenhandelsstelle neu aufgenommen wird, 
ist der Ausbau der Auslandnachrichten. 
Damit in besserem Umfange wie bisher Preise 
des Auslands, Preisstellung und Preislage des 
Auslands den hiesigen Firmen mitgeteilt wer- 
den können, ist ein besonderes System in Aus- 
arbeitung, nach dem wir uns eigene Korre- 
spondenten in den verschiedenen Ländern 
halten, und ich hoffe, daß wir bereits in einigen 
Monaten Ihnen mit besseren Unterlagen dienen 
können, als es bisher geschehen ist.!) 

In dem ersten halben Jahr 1920 hat die 
Elektrotechnik an der Gesamtausfuhr einen 


1) Vgl. „ETZ*, 1920, 8. 679. 


höheren Anteil alsim Frieden, etwa 10 bis 11% 
gegenüber von 3,5%. Ich glaube und hoffe 
bestimmt, daß die deutsche Wirtschaft und die 
deutsche Industrie auch weiter in dieser Rich- 
tung fortzufahren in der Lage sind; denn was 
das Auslandgeschäft anbelangt, sind nach 
allen diesen Anläufen, die wir in den ersten 
11, Jahren unserer neuen Friedenswirtschaft 
gemacht haben, die Aussichten nicht so trübe, 
wie sie vielleicht von einigen Seiten gemalt 
werden. 


Daß die Preise elektrotechnischer Er- 
zeugnisse bereits an die Weltmarktpreise heran- 
reichen, macht sich, wie Herr Kommerzienrat 
Sehuchardt ausführt, am meisten bei kleinen 
Materialien, z. B. Fassungen, Sicherungen usw., 
fühlbar. Während des Krieges sind im Aus- 
land zahlreiche Fabriken für elektrotech- 
nisches Material entstanden, und infolge- 
dessen hat Deutschland jetzt mit einer außer- 
ordentlich starken Konkurrenz zu rechnen. 
Ein Export läßt sich heute gar nicht mehr 
finden. Die im Ausland z. B. für Fassungen 
zu erzielenden Preise liegen heute tatsächlich 
noch unter den Gestehungskosten. Die 
Fabriken können: keine Gewinne mehr heraus- 
rechnen, arbeiten jetzt im Gegenteil mit Scha- 
den. Dazu kommt neuerdings die soziale Ab- 
gabe. .Wenn weitergearbeitet werden soll, sind 
Schritte notwendig, um diese zu beseitigen. 
Auf der anderen Seite ist der Inlandbedarf 
z. Zt. vollständig geschwunden; die Grossisten 
haben die Abnahme gänzlich gesperrt, und 
wenn nun auch der Auslandmarkt fortfällt, 
stehen die Fabriken vor dem Schließen. Herr 
Schuchardt stellt deshalb eine Resolution 
anheim, in der gebeten wird, die soziale Abgabe 
gänzlich fallen zu lassen und den Termin für 
alle bewilligten Ausfuhranträge möglichst über 
den 1. August hinaus zu verlängern, damit die 
Exportaufträge noch erledigt werden können. 


Herr Fistl hält es, an die Worte des Vor- 
redners anknüpfend, für notwendig, im Inter- 
esse einer weniger schematischen Preisfest- 
setzung Informationen aus dem Ausland zu 
sammeln; das sei Aufgabe, der von ‚Herrn 
Brandt erwähnten Nachrichtenstelle, und 
den dadurch gegebenen Anregungen müßte 
die Außenhandelsstelle schnellstens Folge 
leisten. Er führt zwei Fälle an, die diese nach 
ER Meinung nicht schnell genug erledigt 

abe. 


Herr Ziegenberg lobt demgegenüber das 
Zusammenarbeiten zwischen Preisprüfung und 
Außenhandelsstelle auf dem Spezialgebiet der 
Taschenlampenbatterien und Elemente; die 
Spezialindustrien sollten mit der Außen- 
handelsstelle bzw. der Preisprüfungsstelle enge 
Fühlung nehmen. Mit für die wichtigste der 
Mitteilungen des Herrn Brandt hält Herr 
Ziegenberg die, daß die Außenhandelsstelle 
ausländische Korrespondenten anstellen will. 
Um auf die Dauer exportieren zu können, 
müsse man mit den ausländischen Fabrikaten 
in Qualität und Preis konkurrieren, und da die 
Spezialindustrien das größte Interesse daran 
hätten, daß bei den jetzt ebenfalls stark 
schwankenden ausländischen Preisen zwischen 
Einreichung und Erledigung eines Ausfuhran- 
trages nicht viel Zeit verstreiche, empfiehlt er, 
alle Mitteilungen von ausländischen Kunden, 
Vertretern usw. sofort der Außenhandelsstelle 
bekanntzugeben. 


Herr Kupferschlag empfiehlt im Anschluß 
an eine von Herın Fistl zur Sprache ge- 
brachte Unterschreitung des Ausfuhrpreises 
bei Lieferung in die Schweiz, daß die Außen- 
handelsstelle auch eine Kontrolle über die 
Preise ausübe, zu denen die von verschiedenen 
deutschen Fabriken unter eigenem Namen im 
Ausland . unterhaltenen Verkaufsstellen die 
Ware absetzen; es bestehe die Möglichkeit, daß 
diese billiger verkaufen, als der in Deutsch- 
land geltende Preis gestatte. 


’ In seiner Erwiderung begründet Herr 
Brandt zunächst das in manchen Fällen noch 
nicht genügend schnelle Arbeiten der Außen- 
handelsstelle damit, daß diese sich jnner- 
halb acht Tagen mit unverändertem Personal 
auf die soziale Gebühr umstellen mußte; in 
kurzer Zeit werde sich das erheblich bessern. 
Die von Herrn Fistl erwähnten Einzelfälle 
sollten geprüft werden; die Außenhandels- 
stelle setze indessen keine Preise fest, das sei 
vielmehr Sache der Fachgruppen, und diese 


würden von ihr über die Preislage unter- 


richtet. 


Herr Kommerzienrat Schuchardt kommt 
nochmals auf die Höhe der für gewisse Artikel 
nach der Schweiz berechneten Preise zurück 
und erklärt, daß er nicht für eine Ermäßigung 
hätte eintreten können. Man habe dort von 
jeher Fassungen usw. in bedeutendem Um- 
fange fabriziert und vermöge jetzt, viel billiger 
herzustellen als Deutschland, zumal auch die 


Löhne niedriger seien. Sodann hätten ver- 
schiedene Herren in Schweden und Däne- 
mark festgestellt, daß deutsche Messing- 
werke das Material nach &eıh Auslande wesent- 
lich billiger lieferten, als es die deutsche In- 
dustrie kaufe. Es wäre daher sehr wichtig, 
wenn auch bezüglich der. Ausfuhrpreise für 
Halbmaterial, Rohmaterial, wie z. B. Messing, 
eine Kontrolle ausgeübt werde. Er wies weiter 
darauf hin, daß die ausländische Elektro- 
industrie von den deutschen Porzellanfabriken 
sämtliche Konstruktionen ohne weiteres be- 
kommen habe, u. zw., wie er glaube, ohne 
Matrizenkosten zu bezahlen. 
beispielsweise die schweizerische Industrie, sehr 
schnell zu produzieren, weil sie die Schrauben- 
fabrikation bereits hatte, die Herstellung aller 
Stanzteile, Fassungsgewinde usw. ihr nicht 
schwer war und die Fabrikation schon nach 
kurzer Frist erfolgen konnte. Wären dagegen 
von den Porzellanfabriken die fertigen Modelle 
aus deutschen Matrizen nicht geliefert worden, 
so hätte es Jahre bedurft, um die ausländische 
Industrie überhaupt lieferungsfähig zu machen. 

Auf einen vom stellvertretenden Vor- 
sitzenden unterstützten Vorschlag des Herrn 
Brandt erklärt sich Herr Schuchardt da- 
mit einverstanden, daß die von ihm ent- 
worfene Resolution (s. oben) dem Vorstand 
als Material übergeben wird. 

Herr Dipl-.Sng. Kind teilt mit, daß der 
ZV mit dem Verband deutscher elektrotech- 
nischer Porzellanfabriken schon in Verbindung 


So vermochte + 


g 


stehe, insbesondere wegen der von diesem 


herausgegebenen neuen Lieferungsbedingungen, ‘ 
die verlangen, daß die elektrotechnischen‘ 
Fabriken zwar die Matrizen bezahlen, nachher 


aber kein Anrecht mehr darauf haben sollen... 


Gerade dieserhalb hätte der ZV Einspruch er- 


hoben. Da dieser in dem für Festlegung der 
Ausfuhrquoten und -preise maßgebenden Me- 
tallwirtschaftsbund vertreten sei, werde sich 
die Angelegenheit 
regeln lassen. 


Die Wiederaufbaustelle des Zentralverbandes. 


Herr ®Dipl.-Sng. Busse: Durch den Frie- 
densvertrag sind dem deutschen Reich Ver- 
pfliehtungen auferlest, die großenteils nur 
durch Lieferung von Waren erfüllt werden 
können. Das Wiederaufbauministerium hat 
in Übereinstimmung mit dem Reichsverband 
der deutschen Industrie beschlossen, die Be- 
schaffung dieser Waren den einzelnen In- 
dustrieverbänden zu übertragen. Die Fach- 
gruppen des Reichsverbandes gründeten daher 
Wiederaufbaustellen, die die eingehenden An- 


‘fragen an die Industrieihrer Fachgruppe weiter- 


leiten und den gesamten technischen Brief- 


der Messingbleche wohl 


[2 


wechsel erledigen. Bei den Aufträgen für den 


Wiederaufbau. muß unterschieden _ werden 


zwischen der Vermittlung freier Aufträge 


der französich-belgischen Industrie und der 


Anforderung von Regierungslieferungen = 
(Zwangsaufträge), die durch die „Commission 


de Reparation‘ in Paris der deutschen Regie- 


rung übermittelt werden. 
Für die Vermittlung der freien 


sischen Interessenten einlaufenden Anfragen 
an ein Bureau, da 
deutschen Industrie in Personalunion mit der 


deutschen Kommission für die Rückgabe von 
Maschinen in Frankfurt am Main gegründet 
das die einzelnen Anfragen an die 


hat, und 
Wiederaufbaustelle der zuständigen Fach- 
gruppe in Berlin weitergibt. 


Frankfurter Bureau. überwiesen, 
dem französischen Bureau zuführt. Ob die 
Bestellung von dem französischen Interessenten 
direkt an den deutschen Fabrikanten geleitet 


wird oder wiederum an die einzelnen Bureaus, SE 


ist eine Frage, die z. Zt. noch offen steht. 


Die alliierten Regierungen haben sich in 
dem Friedensvertrage das Recht ausbedungen, 
im Falle der Nichtlieferung der verlangten _ 

. Waren Ersatz in den einzelnen Fabriken be- 


schlagnahmen zu lassen, u. zw. bis zur. Höhe 


. von 30% der Einrichtung eines jeden Werkes. ° 
Die deutsche Regierung hat nun, um diesen ° 


Anforderungen nötigenfalls nachkommen zu 


Aufträge 
hat Frankreich in Wiesbaden dem ‚Service 
de Restitution‘‘ das Bureau Central d’Achats 
angegliedert. . Dieses leitet die von franzö- 


je 


: Die Angebote - 
werden durch die Wiederaufbaustelle dem 
welches sie - 


das der Reichsverband der 


können, in dem Ausführungsgesetz zum Frie- 4 


densyertrage vom 31. VIII. 1919 die Bildung 
von Leistungsverbänden vorgesehen mit 
dem Recht zur Anforderung von Leistungen und 


zur Vornahme von Beschlagnahmen und Ent- 
Da diesen Leistungsverbänden 
: der allergrößten 
und. einschneidendsten Bedeutung für die» 
deutsche Industrie übertragen sind, hat die 
Regierung es der Industrie überlassen, selbst 


eignungen. 
Rechte und Befugnisse von 


Vorschläge über die Organisation dieser Lei 
stungsverbände zu machen. In einer 


: 
2 


zu 
diesem Zweck vom Reichsverband der deut- E 


- Leistungsverband mit den im Gesetze über 


9. September 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrit, 


1920. 


schen Industrie veranlaßten Sitzung am 10. IV. 
1920 ist die Frage eingehend ‚erörtert worden. 
Es wurde entschieden vor der Schaffung neuer 
Zwangsorganisationen gewarnt und vorge- 
schlagen, für die Beschaffung von Gegenstän- 
den, die zur Erzeugung oder Anwendung elek- 
trischer Arbeit dienen, dem ZV die Aufgabe 
eines Leistungsverbandes zu übertragen. . Die 
Interessen der deutschen Bundesstaaten könn- 
ten .dadurch gewahrt werden, daß in den 
Verwaltungsausschuß der Wiederaufbaustelle 
des AV die Industrien der Bundesstaaten Ver- 
treter entsenden. Die Interessen der dem ZV 
angehörenden Firmen werden durch den Ver- 
waltungsausschuß gewahrt, der aus Vertre- 
tern der Industrie gebildet wird, Die Inter- 
essen der außerhalb des ZV stehenden Fir- 
men können dadurch gewahrt werden, dab 
diejenigen Firmen, die sich an den Regie- 
rungsaufträgen beteiligen wollen, sich beim 
Leistungsverband zur Eintragung in eine Liste 
anmelden. Die in die Liste eingetragenen 
Firmen würden nieht nur zu den freien, son- 
dern auch zu den Zwangsaufträgen heranzu- 
ziehen sein. : : 

Der ZV hat sich der Regierung als 


die Ausführungen des Friedensvertrages vor- 
gesehenen Befugnissen zur 
stellt. Das Wiederaufbauministerium hat den 
Leistungsverband anerkannt und wird ihm 
die gesetzlichen Befugnisse übertragen, so- 
bald die Verhandlungen mit der Entente so- 
weit gefördert sein werden, daß mit Bestimmt- 
heit auf die Durchführung der Lieferungen 
zu rechnen ist. e 

Gleichzeitig haben die Regierungen der 
deutschen. Bundesstaaten mit ihren Industrien 
wegen ‘der Errichtung von Landesauftrag- 
stellen verhandelt. Diese Landesauftrag- 
stellen sind als Selbstverwaltungskörper ge- 
dacht, sollen nur eine vermittelnde Tätigkeit 
ausüben und der bei der Reichsregierung zu 
gründenden Reichsausgleichstelle angegliedert 
werden. Die Vertreter des ZV vertraten den 
Standpunkt, daß für die deutsche elektrotech- 
nische Industrie eine derartige neue Stelle 
überflüssig sei, weil fast sämtliche deutschen 
Fabrikanten der elektroteehnischen Industrie 
im ZV organisiert seien. Da jedoch bei außer- 
preußischen Bundesstaaten derartige Landes- 
auftragstellen bereits gegründet sind, wurde 
beschlossen, der Regierung vorzuschlagen, aus 
den preußischen Mitgliedern des Reichsver- 
bandes einen preußischen _Industrieausschuß 
zu bilden und diesen mit der Vertretung der 
Interessen der preußischen Industrie bei der 
Landesauftragstelle zu beauftragen. Da die 
Aufgaben der preußischen Landesauftragstelle 
sich zum großen Teil mit den Aufgaben der 
Wiederaufbaustellen und der einzelnen Lei- 
stungsverbände decken werden, hat der ZV den 
Leiter der Wiederaufbaustelle als seinen Ver- 
treter in dem zu bildenden Preußenausschuß 
des Reichsverbandes bestimmt. 

Wie sieh nun die Auftragserteilung: ge- 
stalten wird, und in welehem Umfange Auf- 
träge an die deutsche Industrie zur Vergebung 
gelangen werden, muß die nächste Zukunft 
zeigen. 


Nachdem Herr Opitz erklärt hatte, daß die 
Geschäftsführung mit größter: Sparsamkeit 
gehandhabt worden und die Wirtschaftspolitik 
im ZV sehr gesund und vorsichtig sei, wird auf 
Antrag des Herrn Dr. Guggenheimer dem Vor- 
stand und der Kassenführung Entlastung 
erteilt. Zu der beantragten Satzungsänderung, 
den Mitgliedsbeitrag je Kopf der Arbeiter 
und Angestellten auf 4 M. zu erhöhen, teilt 
der Vorsitzende auf einen Einwand des Herrn 
Lesser mit, daß die großen Firmen sich damit 
bereits einverstanden erklärt hätten. Herr 
Kommerzienrat Spielmeyer macht darauf auf- 
merksam, daß andere Verbände sogar 6 und 
8 M je Kopf der Beschäftigten erhöben, und 
Herr Opitz erinnert daran, daß die bisher je 
Arbeiter als Mitgliedsbeitrag gezahlten 1,50 M 
Goldmark gewesen seien; die vorgeschlagene 
Beitragshöhe stelle sich sogar noch sehr günstig, 
wenn man beachte, daß jetzt die Angestellten 
und auch alles übrige nach dem heutigen Geld- 
wert bezahlt werden müßten. Die Versamm- 
lung nimmt darauf die erste Satzungsände- 
rung einstimmig an und ebenso die zweite, 
derzufolge künftig alljährlich innerhalb sechs 
Monaten nach Schluß des Geschäftsjahres die 
ordentliche Mitgliederversammlung statt- 
zufinden hat. ‘ Bu 

In den Vorstand werden die ausschei- 
denden Mitglieder C. F. v. Siemens, Baurat 
Dr. P. Meyer, Direktor Wolf, Dr. Mein- 
hardt wiedergewählt, als Stellvertreter die 
Direktoren Henrich, Götze, Stern und 
Geheimrat Schlüpmann. An Stelle des ver- 
storbenen Professors Raps wählt die Ver- 
sammlung Dr. Franeke und als dessen Stell- 
vertreter Direktor Grabe. In den Vorstands- 


Verfügung - ge-. 


rat werden Direktor Werner wieder und in- 


folge Auflösung der Fachgruppe 19 (Metall- 


industrie) Generaldirektor Platz und Direktor 


Peierls neu gewählt. 

Zum letzten Punkt der Tagesordnung 
(Verschiedenes) bittet Hexr Gobiet, Vor- 
sorge zu treffen, daß keine Firmen in den ZV 
kommen, die sich nicht mit der Fabrikation 
beschäftigen. _ Schließlich wird im Einver- 
ständnis mit Herrn Hahnemann dessen An- 
trag: Der Preisstelle ein ständiges Veröffent- 


liehungsorgan anzugliedern, 


a) zur Unterstützung der sachlichen Preis- 
politik nach der Seite der Abnehmer, der 
Rohstofflieferanten, der Regierung und der 
Abeitnehmer, 

b) zum Vorgehen auf wirtschafts-politischem 
Gebiet unter späterer selbständiger Aus- 


gestaltung, 
ebenfalls dem Vorstand als Material zugewiesen. 
Herr Hahnemann stellt “ anheim, die 


Folgerungen daraus zu ziehen, wenn er eine 
allgemeinere Basis für dieses Organ wünsche. 


Die Bewegung der Wechselkurse. 


Die fremden Wechselkurse oder Devisen- 
kurse, die, auf der Goldparität fußend, in 
normalen Zeiten in allen Ländern mit Gold- 
währung ein verhältnismäßig stabiles Aus- 
sehen hatten, weil durch natürliches Angebot 
und Nachfrage hervorgerufene kleinere und 
kleinste Abweichungen sehr schnell durch 
die internationale Devisenarbitrage wieder 
ausgeglichen zu werden pflegten, sind durch 
den Weltkrieg weitgehend beeinflußt worden. 
Die Teilung von ganz Europa in die beiden 
einander feindlichen Gruppierungen der Mittel- 
mächte und der Entente, zu denen dann noch 
die Gruppe der Neutralen tritt, hat zunächst 
den direkten Wechselverkehr zwischen den 
einzelnen Ländern der einander- feindlichen 
Gruppen völlig unterbunden und kaum auf 
Umwegen über die Plätze der Neutralen hin 
an sich mehr oder minder unerlaubte Trans- 
aktionen ermöglicht. Aber auch der Devisen- 
verkehr zwischen feindlicher und neutraler 
Macht und zwischen befreundeter Macht und 
neutraler Macht ist schon infolge des stark 
gehemmten Handelsverkehrs erheblich ge- 
sunken oder hat sich in ganz einseitigem Sinne 
bewegt, um so mehr, als bekanntlich ja jeder 
Geldverkehr. und jeder private Geschäfts- 
verkehr in jedem der kriegführenden Länder 
unter die Kontrolle der Staatsgewalt gekommen 
ist, die ihrerseits weitgehend durch Kriegs- 
dispositionen (Anleihen, Wirtschafts-- und 
Heeresorganisation) den ganzen Geld- und 
Wechselverkehr an sich zog. Zeitweilig waren 
an der Berliner Börse alle Devisennotierungen 
selbst mit befreundeten und neutralen Ländern 
unterdrückt. Erst im Laufe des Krieges 
haben dann wieder nach und nach Devisen- 
notierungen stattgefunden, die auch nicht der 
freien -Marktbildung unterlagen, sondern meist 
sog. Devisenzentralen ihr Dasein verdankten 
und überaus scharf kontrolliert wurden, wobei 
schon jeder spekulative Verkehr ausge- 
schlossen blieb. Das wechselnde Kriegsglück, 
die finanzielle Abhängigkeit der einzelnen Län- 
der einer befreundeten Gruppe voneinander 
haben die Devisenkurse schon gleich nach Aus- 
bruch des Krieges auf das allerempfindlichste 
beeinflußt, und da keine Arbitrage möglich 
war, sind teils diese finanziellen Abhängig- 
keiten, teils aber auch weitgehende Beein- 
flussungen des Handelsverkehrs, vor allem 
einseitige Richtung dieses Verkehrs, Ursache 
für ganz enorme Ausschläge der Wechselkurse 
gewesen, die in Friedenszeiten gänzlich uner- 
hört waren. ‘Die Mittelmächte, die, durch Eng- 
lands Seemacht blockiert, bald keinerlei 
nennenswerte Ausfuhr mehr hatten, ander- 
seits aber auf gesteigerte und dazu noch über- 
aus erschwerte, kostspieligste. Einfuhr von 


Lebensmitteln bei den Neutralen angewiesen - 


waren, "mußten nicht zuletzt aus diesem 
Grunde ihre Wechselkurse gegenüber den Neu- 
tralen sich bald überaus verschlechtern sehen. 
Dasselbe galt, wenn auch lange nieht so weit- 
gehend, für die Länder, die den freien Welt- 
markt zur Verfügung ‚hatten, also für die 
Entente. Hier hat allerdings die finanzielle 
Abhängigkeit des einen Landes von dem 
andern die Wechselkurse zugunsten oder un- 
gunsten der Verbündeten beeinflußt. Selbst 
das mächtige England hat gegenüber dem 
über unerschöpfliche wirtschaftliche Hilfs- 
mittel verfügenden Nordamerika die Segel 
streichen müssen, wurde Schuldner der Union 
auch auf dem Gebiete der Kriegsfinanzierung, 
und der unerschütterliche Sterlingkurs, hat 
sich noch nach Ende des Krieges in der Über- 
Ba emeNt weitgehend zu Englands Ungunsten 
in den Vereinigten Staaten bewegt, von der 


‘schaffen,haben nament- 


Heit 36. 713 


Verschlechterung der französischen und italie- 
nischen Devisen in London oder auch in New 
York ganz zu schweigen. 

Der für Deutschland und die Mittelmächte 
unglücklich verlaufene Krieg und die dann 
Bestimmungen des 


folgenden Friedensver- 


400 


X aa I 0 mW V vo VomIE X aa I ZUOVWVWM 
AA Aa L 4 DL 7 I To 
1918 1919 1920 


Abb.1a. Entwicklung der (fremden Wechselkurse in Eerlin. 
(15Wien,"2.Rom, 3. Newi York, 4. Paris, 5. Londor, 6. Prag.) 


trages, die unsere Wirtschaft völlig lahm 
lesten, die Ausfuhr unterbanden’ oder aber zu 
einer Art Ausverkauf Deutschlands führten, 
während diesem anderseitsfungehemmt wert- 
lose Genußmittel und zweifelhafte Fertig- 
fabrikate neben teuer- 
sten notwendigen Le- 1900 
bensmitteln geliefert 4 
wurden, ohne daß es 

el 


gelang, demgegenüber 
den Mengen hereinzu- 770077 


Rohstoffe in genügen- 


lich im Laufe des Jahres 7500 
1919 die schon durch 
den Kriegstark erschüt- 
terte deutsche Valuta 
weiter in Grund und 
Boden ruiniert. Zu den 7400 
Ein- und Ausfuhrver- 
hältnissen, die durchaus 7300 1 
zu unseren ungunsten 
lagen, kam aber vor al- 

lem auch die ungeheure Ve aa dl I 
innere Jnflation, die Pa- 
piergeldwirtschaft ohne 7700 Ft 
gleichen, diedurch man- \ 
cherlei Mißstände be- 7900 | 
günstigt wurde und A \ 
selbst heute nicht un- 
terbunden ist, sondern WA | 
immer größeren Um- 
fang annimmt. Wir som a 
gingen aus dem Krieg IE 
mit einer Schuld von 7ool ff: 
über 160 Milliarden M, ’E '@ 


600 


1500 —- 


—r 


500 


# 
I rrL 
re x 
200£= Y Bu.7] } Da Hr 


100; es 
ZoONMIUUNVUWWWEZHMIIONVW 
1918 1999 1920 


Abb. 1b. Entwicklung der fremden Wechselkurse in”Berlin. 
(1. Kopenhagen, 2. Stockholm, 3. Schweiz, 4. Spanien.) 


die dann weiter auf über 260 Milliarden M ge- 
stiegen ist, von denen auch bis heute nur etwa 
100-Milliarden M durch die Kriegsanleihe fun- 
diert sind, während der andere Teil eine 
schwebende Schuld darstellt. Inzwischen hat 
die Revolutionsbewegung und die Vernichtung 


714 ‚Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 36. 9. September 1920. 


und Zerschlagung von deutschem  Heeres- 
material unser Nationalvermögen weiter ver- 
ringert, unsere Volkswirtschaft weiter ver- 
armen lassen. 


3800 
M 


» 300 — . 
3000 LE zur Ba = + + + Tg | — 
2500 | 


2000 


1500 


nen 


MI TUWVWWMKXKOMITOVVM 
1918 8 1913 1920 
Abn. 1e. Entwicklung der fremden Wechselkurse 
in Berlin. (Amsterdam.) 


Die schon{vor dem Friedensvertrag ein- 
getretene Valutaverschlechterung hat aber 
auch aus dem Grunde sich noch gesteigert, 
weil mit den alle Lebensmöglichkeiten aus- 
schaltenden Bestimmungen desiVertrages von 
Versailles eine Baissespekulation in deutscher 
Mark im Ausland einsetzte und deutsche 
Ausfuhrprodukte nicht mit hoher “Auslands- 
valuta, sondern mit wertloser Markvaluta be- 
zahlt wurden. Unerhörte Mißstände in den be- 


Yu =, 
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350 — at Sie x ie chemie 
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ZZUMIZZUDVDVVUWWRZAUXMIIZIDVDVWM 
ge, ee ee 
7918 1919 = 19280 
Abb. 2a. 


(1. London, 2. Wien,'3. Prag.) 


| Pr 
ZUM I NUN VUWMEXNMINUWVW 
198 7999 1920 
Abb. 2b. 


(1. Amsterdam, 2. Kopenhagen, 3. Stockholm, 4. Paris, 
} 65. Zürich, 6. New York ) - 


Abb. 2a und b. Entwicklung des Standes der Mark 
an den wichtigsten fremden Börsenplätzen. 


setzten Gebieten, das Fehlen einer normalen 
Zollgrenze im Osten und namentlich im Westen 
haben einem unerlaubten Hinein- und Heraus- 
schieben von 'Waren Tür und Tor geöffnet, 
was weiterhin für die Valuta von den ver- 
hängnisvollsten Folgen begleitet war. Erst 
in den letzten Monaten, eigentlich erst seit der 
Zeit, in der unsere Feinde ernsthafte An- 
strengungen machen, im Interesse ihrer eignen 
Volkswirtschaft und zur Sicherung der Forde- 


Zahlentafel 1. Entwicklung der fremden Wechselkurse in Berlin und des Mark- \ 


‚kurses im Ausland (Stand jeweils am Ende der Monate). 


1918 
Xu 


1919 1920 
Platz ; 


Parität 


A eve) vr | zus) een 


en Ca s5| 3700. 2085| 13601457, 
100 holl. . | 16834 | 3461,| 345%, 505%, 5304| so2y.| 1185| 1865| 3700 136014574, 
Brüssel, 100 Fr. . 81,00 4 DA Su ae 0 1 348 : 
Budapest, 100 K . | 85.00 | 54,00) 48,50 48,50 — | — 
Ohristiania, 100 Kr | 112% | 233] 235 330 304 asın 70294 1das| 1700 1100 &27y 670 
elsingfors, ’ 2 

100 finn. M. .| 81,00 | sız,| 92% ıss| _ 105 136% 137 150] 437% 

Kopenhagen, 100 Kr | 1124, | 220%| 2234, 3174, 321% 455% 660 960) 1490 97 6251 665 


London, M/£!) 0,831 — | — — — — .| 130% . 189] 342) 222% 152) 158 
Madrid, 100 Pes . | 81,00 | 152%! 159%) 193%, 273,5 382° 610) 940) 1738 975 632% 650 
New York, 1$.. 420 | — — — = =. 49341 100%) 574, 38% Aal), 
Paris, 100 Fr... | 8,0| — | — — — — 848%  459| 705 3845| : 314 322 
Prag, 100K ...| 835,0| — — —_— | — | %,15 82,75|100,50 89,50) 87,62) 84,50 
Rom, 100 Lire . . | 81,00 — 368] 542% 260, 231% 227 


Stockholm, 100Kr. | 119% |243%| 246 342 349%, Bılyı| 745! 192518674, 1227| 850) 895 


Wien, 1roxfalt - - | 85,00 | 54,00] 48,50) 48,50 46,50 42,50 30,75 34,75| 40,25) 21,00) 20,00) 24,50 
ö neu. .1 501 — I = | — | = 1 — 128,00). 26,60] 38,00, 27,75| 26,50) 24,40 
: i Markkurs (100 M=). : ö 
Amsterdam, \ 2: ; 
holl. Gld . . | 59,26 | 29,50) 24,47) 21,20 18,50) 12,40 8,45) 5,42] 2,72] 4,851 7,40 6,95 
Kopenhagen, Kr . | 88,89 | 47,00| 39,00: 35,60 32,251 20,50, 15,15| 10,65] 7,25 10,50, 16,10 15,25 
London, M/SI). 0 20,28 I a ee 125 . 185] 340] . 218 151|158,74 - 
New «York >40 8 DIN Tee a N 3,31| 2,06] 1,00) 1,74. 2,57) 2,85. 
Paris, Fr 2, 5.2.1186 ae). —. 0821251992031 TA 20 a a0 
Prag: RK’. -....02°251117856.1 28 45H — 1 5810 .21189,281126,007104,901410,261 110,75:.r 12:00 
Stockholm, Kr . . | 88,89 | 43,00| 36,25 32,00 29,50) 19,25| 13,75) 9,50] 5,40, 8,24 12,00 11,25 
Wien, Kr 4 117,56 |186,90| 208,90 201,50, 213,35 247,50 360,00, 370,00 293,00 392,00, 438,50 450,00 
17,90, 11,50 6,15) 9,80) 14,30) 13,25 


Zürich, Fr . . . . 1123451 60.25| 44,50 40,50. 42,50, 26,80 


| | 


Zahlentafel 2. Kurs der Geldeinheiten jeweils am Ende der genannten Jahre. 


100 Deutsche Mark: n 

1920 E; 

Platz Parität 1914 1915 1916 1917 1918 1919 — € 

| . | Mai | uni re 

Amsterdam, holl. Gld.| 59,26 54,25 42,35 41,20 47,10 29,50 | 5,42%, | 7,321, 70000 
Budapest, K a 117,56 — 146,75 | 156,20 | 155,75 | 186,90 _ 2 I 2 
Kopenhagen, Kr. . 88,89 ? 69,00 61,50 64,00 ' 46,50 10,65 | 16,25 16,10. oe 
London, M/& . . 70,43 — en — ...—\ 185,75 | 144,00 151. 7 
New York, $ . 23,82 22,06 19,03 — Fe 2,06 2,61 2,57. ie 
IBarıS.S Hirte: 123,45. —_ oo De 221% 33% | - 314 Fe 
Rom,:Lire = 123,45 | 116,75 — — — — a 44,25 Br 
Stockholm, Kr 88,89 87,75 68,25 | 57,50 60,00 43,00 9,50 | 12,75 12,00 7 
Wienak sr 117,56 —_ 146,75 | 156,20 | 155,75 | 186,90 | 370,00 | 433,50 |, 438,50 2 
Zürich, Fr 123,45- | 114,75 99,00 | 84,80 86,00. 60,25 : :11,50. | 15,25 |’ 14,30 4 
ER 


1 Pfund Sterling: er a 
11,98 | 10,79 |° 11,68 | 10,95 | 11,151 10,04 | 10,64 | 11138 


1816 | 1932| 1740| 1741| 1540| 17,65 | 19,65| 23.00 Aal 
46) 1060| Am — : 391 30 


Amsterdam, holl. Gld. 
Berlin, Fr 
Kopenhagen, Kr 
New York, ; 


Paris, Er 3% 25,22 | 25,08 | 27,75 27,80 | 27.22 | 25,97 | 41,48 | 49,87 | 48,10 
Stockholm, Kr 18,16 | 19,321 1705 | 16,05 | 14,42 | 16,28 | 17,65 | 18,00 | 17,90 
Zürich, Pr. © 25,22 | 25,45 | 24,90.) 24,15 | 30,85 | 22,97 | 21,25.) 21,75 | 21,78 


1 Amerikanischer Dollar: TE ee 
| 2,46 2,26 2,44 2,32 2,34 | 2,67 | 2,74 2,831 
— — |. 5,53 — = 43,75 | 37,25.) 38,50 
5,20 5,9 6,12 


2,85 
Berlin, M 4,20 
3,73 ? i 
ee 4,86 4,73 4,76 4,76 | = 4,76 3,83 3,85 | 3,9515 
3,18 
5,18 


Kopenhagen, Kr 
London, $/£ .. 
Paris; ansehe 
Stockholm, Kr . 
Turichseft ee: 


5,16 5,85 | 5,83 5,70 | . 5,45 ' 10,99 |. 12,80 | 12,15 
? 4,66 40 


„44 
5,20 525 | 5,07 | 4,38 | 4,82 5,58 5591549 


100 Schweizer Franken: Se Se 
Sen 47,30 | 43,45 | ‚48,70 | 53,10 | 48,75 | 47,80 | 48,95 | 51,10 


Amsterdam, holl. Gld. 


Berlin, M.. 8, = 117. |: 119% |: 173%/g 885 | 702% | 697% 

London, Fr/£ . 25,22 | 25,50 | 24,90 | 24,05 | 20,80 |: 23,02 = 21,82 — 

New York $ 5,1 — — u 4,80 = 5,55 == i 

Paris, «Fra. 100 98] 112% | 115 | 1309 | 113% 194 232. | .2204% 
72,00 = 68,06 |» 68,78 | 68,13 | 71,31 83,00 | 84,00 | 83,50 


Amsterdam, holl. i 
Stockholm, Kr. 


Wien, Kl... 95,30 ? 149,25 183,50 188,50 323,70 2975: |, - 2790 2790 

E 100 Holländische Gulden . : 
Berlin,M=7.2035 . 1168,75 — = 239 221 346-| 1865 1360 1360 
Kopenhagen, Kr ...| 150,67 | 161,90 | 153,85: | 140,60 | 127,48 | 146,49 | 175,00 | 170,00 | 217,50 
London,holl.Gld./£.. .| 12,07 | 11,99 | 10,85 | -11,68 | 10,95 | 11,12) 10,22°) 10,60 | 11,13 
New York," 9 ,24240,19 40% 43%, 40/5 ı 431% ADd/g 37.| 36,30 35,60 
Paris ohr2 er 208,30 208 257 2938-, 252 233 40, 504 ABS ma 
Stockholm, Kr 150,67 | 161,90 | 153,85 | 140,60 | 127,48 | .146,49 | 175,00 | 170,00 | 161,06 
Zürich, Fr . . 208 | 212% 230 | 205% | 189%, | 20444 | 210 | 204% | 1954 


100 Schwedische Kronen: > = 
Amsterdam, holl. Gld. 66,67 62,00 63,60 | 71,60 78,50 68,80 57,50 59,00 62,50 


Berlin, .M 2%, 2. San Bo 191. 1972| 243% 1095 8022| 850 
Kopenhagen, Kr . .| 100 ? ? 2 |. 22./.109,10 | 117,00 1.197,25) 185,25 
London, Kr/2-. ... |. 1816-1 19,30 3752. 5 1645) 14,171 1620. =. 12 20 Re we 
New. York. 2. 1 Be] er SEI 29,10:1.x20,80;| ss 

Paris, Fr\..°....00.| 198,801 131.1 22168 176) 194147 169 2971. 285) apa, 


Zürich, ORT 222,008 138:80 132 ‚146 147% L 147 | 140% ; 119% 120 | .121,50° 
100 Österreichische Kronen: _ ee 
Amsterdam, holl. Gld.| 50,4 42,75 |. 30,00 25,80 | . 30,40.| 15,15 LAS PT, 99 


Berlin, Y | 85,00 = — .|. 64,00 |. 64,25 | 54,00 | 26,00 | .29,00 | 26,50 - 
Kopenhagen, Kr. . .| 7,61 “? 49,00 | 38,50 | ” 40,00. | 28,00 — a a! 
Stockholm, Kr . . .| 75,61 63,94 | 48,63 | 36,15 | 3233| 22,20. — |. — 

Zürich, Fr...» x. ..1.108,01.1.290,75 7.6700: 53,37 52,75 |: 30,50 3151425 | 


1) Die_Notierungen in London geben die ausländischen Einheiten für 1 & 


9. September 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 36. 


715 


rungen des Friedensvertrages über die Reor- 
ganisation der deutschen Finanzen grundsätz- 
liche Entscheidungen zu treffen, hat die Mark 
wiederum eine Aufwärtsbewegung von ihrem 
tiefsten Stande angenommen, der sich durch- 
schnittlich auf 4 bis 5 Pf stellte. Vorüber- 
gekenn ist dieses Ansteigen in den letzten 

onaten durch innere Putschbewegungen zum 
Stillstand gekommen. Anderseits hat es 
durch den endgültigen Zusammenbruch der 
Warenhochspekulation in feindlichen und neu- 
tralen Ländern eine Stärkung erfahren und 
den Wert der Mark gegenüber seinem tiefsten 
Stande im Januar und Februar 1920 um et- 
was mehr als 100% gebessert. Aber auch 
noch heute ist die Mark im Durchschnitt nicht 
viel mehr wert als 1! bis 12-Pf. Ja, in 
der letzten Zeit läßt sich eine erneute Ver- 
schlechterung der Valuta beobachten, die ihren 
Grund darin hat, daß, inner- und außerpoli- 
tische Beunruhigungen auch das deutsche 
Wirtschaftsleben nicht erstarken lassen, und 
daß insbesondere die osteuropäischen Vorgänge 
und die Befürchtung des Übergreifens auf 
Deutschland die amerikanische Haussespeku- 
lation zu Abgaben von Markyaluta veranlaßt 


haben. Die Zahlentafel 1 zeigt zunächst die Ent- 
wicklung der fremden Wechselkurse in Berlin 
seit Ende 1918, d. h. seit Schluß des letzten 
Kriegsjahres. Zum Vergleich geben wir die 
übliche Parität, der gegenüber an den neutralen 


Plätzen die Verschlechterung zur Zeit des 
Kriegsendes etwa 60 bis 70% betrug. In den 
ersten 4 Monaten 1919 hatte diese Verschlech- 


terung dann weitere Fortschritte gemacht und 
Ende Mai 1919 die fremden Wechselkurse der 
Neutralen (die der Feinde wurden noch nicht 
notiert) auf etwa das 3- bis 3%-fache des 
normalen Paristandes herabgedrückt. Eine 


‚leichte Besserung trat im Juni während der 


Friedensverhandlungen ein, die aber sehr bald 
einem erneuten Sinken Platz machte. Von da 
ab geht es in rapidem Tempo abwärts bis Ende 
Februar 1920, wo die fremden Devisen den 
Paristand um das 15-, ja um mehr als das 
20-fache überschritten hatten und, wie oben 
bemerkt, die Mark unter den Stand von 5 Pf 
sank. Seitdem ist dann eine durchgreifende 
Besserung hervorgetreten, die in den letzten 
Wochen wieder einer Verschleehterung wich. 
Die fremden Wechselkurse, welche anzeigen, 
wieviel Mark man mit einer außerdeutschen 


Währungseinheit kaufen kann, schlugen eine 
rückläufige Bewegung ein, während umge- 
kehrt die Mark an den fremden Plätzen stieg. 
Hier wird mit Ausnahme Londons angezeigt, 
wieviel fremde Währung man mit einer Mark- 
einheit zu kaufen imstande ist. Zahlentafel 2 
gibt an, wie am Ende eines jeden der letzten 
Jahre die einzelnen Währungen an den haupt- 
sächlichsten der fremden Plätze notierten. Es 
sind berücksichtigt der Stand der Mark, des 
englischen Pfundes, des amerikanischen Dol- 
lars, des Schweizer Franken, des holländischen 
Gulden, der österreichischen und schwedischen 
Krone. An den durch Lücken gekennzeichneten 
Terminen haben Notierungen noch nicht oder 
nicht mehr stattgefunden bzw. waren sie uns 
nicht zugängig. Die Abbildungen la bise zeigen 
die Entwicklung der fremden Wechselkurse in 
Berlin, die Schaubilder 2a und b die Entwick- 
lung des Standes der Mark an den wichtigsten 
fremden Börsenplätzen (London, Wien, Prag, 
Amsterdam, Kopenhagen, Stockholm, Paris, 
Zürich und New York) jeweils am Ende der 
Monate Oktober 1918 bis Juni 1920. 


J. Mendel. 


Apparatebau. 


Einfacher Fernschalter. ° Abb. 1 zeigt 
einen Fernschalter, welcher dazu dienen 
soll, irgendwelche Ströme geringer Stärke 
von beliebig vielen Punkten aus von Hand 
oder durch mechanisch betätigte Kontakt- 
vorrichtungen (Schaltuhren usw.) ‚ein- und 
auszuschalten. Die Abbildung zeigt einen 


senkrecht angeordneten Hufeisenmagnet, zwi- 
schen dessen nach vorn ragenden Schenkeln 
der Anker in der Weise drehbar gelagert 
ist, daß der Drehpunkt sich an dem unteren 
Schenkel befindet und die Bewegung nach bei- 
den Seiten durch einen sich in einem Schlitz 
bewegenden Anschlag begrenzt wird. Die Wick- 


lung ist auf dem Jochstück angebracht und. 


wird durch Betätigung der Kontaktvorrichtun- 
gen erregt, wobei ein Trockenelement aus- 


-_ reieht. Stromschluß bewirkt, daß der Anker 


sich in die Mittellinie zwischen den Polschuhen 
einstellt. Beim Öffnen des Stromes fällt der 
Anker entweder nach rechts oder nach links, je 
nachdem, ob er von links oder rechts aus. die 
Mittellage annahm. Dies wird dadurch be- 
wirkt, daß ein leicht drehbares, in seiner Bewe- 


‘ gung durch Anschläge begrenztes Eisenplätt- 


chen am vorderen, oberen: Ende des Ankers sich 
sofort bei der Erregung des Magnets und noch 


- ehe eine Bewegung des Ankers eintritt; jeweils 


an den dem Pol zunächst ‚gelegenen Anschlag 
anlegt und so ein kleines Übergewicht schafft, 
durch dessen Wirkung der Anker bei. unerreg- 
tem Elektromagnet nach der Seite überkippt, 
die seiner bisherigen Bewegungsrichtung ent- 
gegengesetzt ist. Dabei wird dann auf der 
rechten Seite ein Federkontakt entweder ge- 
schlossen oder geöffnet, der in dem zu beein- 
flussenden Stromkreis liegt.“ (‚Electrical Re- 
view‘‘, Bd. 86, 1920, S. 743.) . W: 


2 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Verlustmessungen bei Hochspannung. — 
Abb. 2 zeigt eine in der Physikalisch-Tech- 
nischen Reichsanstalt ausgearbeitete Brücken- 
methode, Verluste bei Hochspannung zu 
messen. Es ist 0, der Verlustkondensator, 
0, ein verlustfreier Kondensator, R, und R 
kapazitäts- und induktionsfreie Widerstände, 
(0, eine variable Kapazität. Die Hochspan- 
nung liegt zwischen A und B, Punkt B 


ist geerdet. _ Der verlustfreie Kondensator 
(0%, ist ein Zylinderkondensator 
- von Petersen angegebenen Bauart mit Luft 


nach der 


als ein. Unterwerk mi 


RUNDSCHAU. 


als Dielektrikum. Als Nullinstrument dient 
ein Vibrationsgalvanometer nach Schering 


und Schmidt. Vorteil 
der Methode ist, daß 
die Widerstände R; 


und AR, und die Ka- 
azität O, in gut meß- 
aren Grenzen blei- 
ben und die Methode 
bis zu den höchsten 
Spannungen genaue Er- 
gebnisse liefert. Er- 
probt wurde die Me- 
thode bis zu Span- 
x nungen von 100 000 V. 
An. 2 Beispielen wird die Methode erläutert: 
Bestimmung der Leerlaufverluste eines Dreh- 
stromkabels und Untersuchung eines Durch- 
führungsisolators aus Hartpapier. (A. Semm, 
Archiv für Elektrotechnik Bd. 9, 1920, S. = 


Abb. 2. 


Verkehr und Transport. 


. Erfahrungen mit selbsttätigen Unterwerken 
bei Bahnen mit hochgespanntem Gleichstrom. 
—, Die Betriebsergebnisse des selbsttätigen 
Unterwerkes der mit hochgespanntem Gleich- 
strom von 2400 V betriebenen Güterbahn 
Butte-Anaconda Mo, V. St. A., sind durchaus 
befriedigend. Im ersten Jahre fanden nur 4, 
im -zweiten Jahre nur 3  Betriebsunter- 
brechungen statt, und alle waren sehr unter- 
geordneter Natur. Bei Errichtung des Werkes 
hatte man die Wahl zwischen einem einzigen 
Unterwerk im Schwerpunktder Belastung, 2Un- 
terwerken mit Überwachung und 2 mit selbst- 
tätigem Betrieb. Man wählte ein Unterwerk 
mit Überwachung und eins mit selbsttätigem 
Betrieb. Während ein nicht selbsttätiges Unter- 
werk jährliche Bedienungskosten in Höhe von 
5110 $ erfordert hätte, betrugen die gesamten 
Betriebskosten des selbsttätigen Werkes, welche 
ursprünglich auf 620 $, davon 364 $ für Über- 
wachung und 256 $ für Materialien, geschätzt 
waren, im ersten Jahre nur 355,8 $, im zweiten 
Jahre nur rd 250 $. Die Überwachung allein 
kostete im ersten Jahre rd 290 $ und im 
zweiten Jahre nur 230 $. Im Durchschnitt 
erforderte das Unterwerk nur rd 5 Arbeits- 
stunden i. d. Woche für Überwachung, Rei- 
nigeung usw. Bemerkenswert ist, daß das 
selbsttätige Unterwerk weniger von den Fol- 
gen von Netzkurzschlüssen zu leiden hatte 
als das mit gleichen Maschinen ausgestattete, 
bediente Unterwerk. Man schreibt diesen Um- 
stand der günstigen Wirkung,.der Vorschalt- 
widerstände zu, welche bei Überlastung des 
Umformers zwischen Umfermer und Speise- 
leitung stufenweise selbsttätig eingeschaltet 
werden. Die Umformer sind mit den bereits 
bekanntgewordenen Schutzwänden zwischen 
den Bürstenstiften zur Vermeidung des Rund- 
feuers versehen. Bemerkenswert ist noch, 
daß in dem bedienten Unterwerk trotz der 
Überwachung einmal ein Lager ausbrannte, 
während in dem selbsttätigen Werk die 
Lager’ mit Temperatursicherungen ausgerüstet 
sind, durch welche bei derartigen Vorkomm- 
nissen der Umformer außer Betrieb gesetzt 
wird. Das selbsttätige Unterwerk hat sich 
also nicht nur als vollkommen. lebensfähig, 
sondern auch als billiger und betriebssicherer 
Bedienung erwiesen. 
(Gen. El. Review, Bd. 22, 1919, 8: 552 u. El. 
Railw. Journ., Bd. 55, 1920, 8. 202.) deR. 


Eisenbahnelektrisierung in Italien. — Be- 
reits früher!) konnten wir über ein Programm 
der italienischen Regierung zur Elektrisierung 
der Staatsbahnen berichten. Einige dieser 
Linien sind inzwischen auch schon elektrisiert 
worden. Jetzt steht diese Frage in Italien 
wieder im Mittelpunkt des Interesses. Wäh- 
rend „Avanti“ am 8. Mai eine Eingabe des 
sozialistischen Abgeordneten Umberto Bianchi 
an die-Kammer veröffentlicht, in der dem heu- 
tigen kapitalistischen Staat die Fähigkeit ab- 
gesprochen wird, eine großzügige Ausnutzung 
der Wasserkräfte, der Torflager und der übrigen 
minderwertigen Brennstoffe zur einheitlichen 
und wirtschaftlichen Elektrizitätsversorgung 
des Landes durchzuführen, berichtet ‚‚Popolo 
Romano‘ am 26. 6. 1920 über tatsächliche Ar- 
beiten des Staates auf diesem Gebiete. Bei 
dem Obersten Rat für öffentliche Wasserwirt- 
schaft ist eine besondere Abteilung eingerich? 
tet, die die Elektrisierung der Bahnen und die 
Anlase von Wärmekraftwerken zur Ausnut- 
zung der Braunkohlen bearbeitet. Um Klarheit 
über den Kraftbedarf der Eisenbahnen zu er- 
halten, hat die Staatsbahnverwaltung ein 
Höchstprogramm für die Elektrisierung der 
Bahnen aufgestellt. Dieses Programm umfaßt 
zunächst die Linien: Ovada— Sampierdarena, 
Genua — Spezia, Florenz— Pistoia— Bologna, 
Bologna — Faenza — Florenz, Orte— Foligno, 
Rom-— Neapel, Tivoli— Sulmona, Neapel— 
Gragnano, Savona— San Giuseppe, Brenner — 
Verona, Triest—Piedicolle, Chiasso— Monza — 
Mailand mit einer Gesamtlänge von 1332 km. 
— Eine zweite Gruppe soll später folgen 
und eine dritte der Privatindustrie zum Bau 
und Betrieb überlassen werden. Diese, wohl 
dem Schweizer Vorgehen nachgeahmte, Grup- 
peneinteilung fand den lebhaften Beifall der 
Techniker, da das Projekt bei seiner Bedeutung 
ernsteste Überlegung erfordert und vorläufig 
hinsichtlich des Gesamtumfanges der beab- 
sichtigten EletrisierungdieAngaben der Königl. 
Kommission genügen, wonach der endgültige 
Ausbau 2000 km umfassen und sich auf 
Strecken mit starken Steigungen und großem 
Kohlenverbrauch beschränken soll. 

Am 6. Juli beantwortete der Minister der 
öffentlichen Arbeiten, Peano, eine Anfrage 
im'Senat und betonte, daß die Beschleunigung 
der Arbeiten für die Elektrisierung der Bahnen 
dringend erforderlich sei. Das Gesetz Bonomi 
bedeute einen großen Fortschritt, da es die 
verschiedenen Dienststellen, die sich bisher 
mit der öffentlichen Wasserwirtschaft befaßten, 
zu gemeinsamer Arbeit zusammenschließe, 
und es ferner anordne, daß elektrische 
Wasserkraftwerke mit einem Zuschuß von 
40 1/PS zu den Anlagekosten subventioniert 
werden sollen. Der Minister wies darauf hin, daß 
Drehstrom in Oberitalien sich gut bewährt 
habe. Es empfehle sich daher, ihn bei den- 
jenigen Neuanlagen anzuwenden, deren Aus- 
führung am dringendsten ist, mit dem Vor- 
behalt, bei späteren Ausführungen gegebenen- 
falls eine andere :Stromart zu wählen, die sich 
in der Zwischenzeit als besser erwiesen habe. 
Es könne unter Umständen von Nutzen sein, 
auf die Mitarbeit von Privatunternehmungen 
bei der Elektrisierung der Bahnen zurück- 
zugreifen, wobei dem Staat der Bau der 
Streckenausrüstung überlassen werden könnte. 
In dieser Frage solle jedoch gegenwärtig eine 
Entscheidung in keiner Weise vorweggenommen 
werden. Es komme nur darauf an, daß die 


ı) Vgl. „ETZ* 1910, 8. 708. 


716 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heit 36. 


Bam 


9. September 1920. 


Ta Ten a Enge Fe ee 


Behörde, die die Elektrisierung überwachen 
solle, ihrer Aufgabe gewachsen sei. Sobald 
sie fertig organisiert sein werde, könne sie mit 
den Privatgesellschaften in Verhandlungen 
treten. Peano schloß miteinem Hinweis auf die 
Zweckmäßigkeit der Beschaffung des elek- 
trischen Materials durch die italienische In- 
dustrie. j 
Das Bestreben, eine endgültige Entschei- 
dung bezüglich der Stromart im gegenwärtigen 
Zeitpunkt zu vermeiden, hat offenbar auch, 
einem Bericht des Giornale di Milano vom 
4. VIII. 1920 zufolge, vor kurzem die zweite 
Abteilung des Obersten Rates für die Wasser- 
wirtschaft, die sich mit dieser Frage zu be- 
fassen hatte, bestimmt, eine Entschließung an- 
zunehmen, wonach zunächst die Eisenbahn- 
linien in Norditalien bis zur Strecke Pisa- 
Florenz-Faenza einschließlich in der bisherigen 
Ausführung mit Drehstrom niedriger Fre- 
quenz elektrisiert werden, während in Süd- 
italien Gleichstrom zur Anwendung kommen 
soll und zwar zunächst so bald wie möglich 
_ auf der Strecke Benevento-Foggia. Gleich- 
zeitig sollen auf den Strecken Rom-Tivoli und 
Rom-Anzio Versuche mitDrehstrom höherer 
Periodenzahl gemacht werden: Die durch 
dieses Programm umgrenzten Arbeiten sollen 
unter Leitung der Eisenbahnverwaltung aus- 
geführt werden, um Zeitverluste, die durch 
Einrichtung einer besonderen Behörde für die 
Elektrisierung der Bahnen entstehen könnten, 
zu vermeiden. Gthe. 


Elektrische Antriebe. 


Elektro - hydraulische Schere. Die 
Teenessee Coal, Iron & Railroad Co. hat sich für 
ihre Walzwerke in Fairfield eine Elektro- 
hydraulische Schere bauen lassen, welche 
imstande ist, Blöcke und Platten bis zu 305 mm 
Dicke und 1,12 m Länge in einem Gange 
zu zerschneiden. Die Messeröffnung der 
Schere beträgt bis zu 660 mm und ist, ebenso 
wie der Druck der Messer, leicht regelbar. Der 
Antrieb erfolgt durch einen 500-kW-Motor, der 
mit 86 Umdr/min läuft und vorübergehende 
Überlastungen von 250% verträgt. Der Motor, 
der nach der Ilgner-Ward Leonard-Schaltung 
angeordnet und mit einen Motorgenerator mit 
Schwungrad elektrisch gekuppelt ist, bewegt 
mittels Zahnrad und Zahnstange einen. hy- 
draulischen Kolben, und der so erzeugte Über- 
oder Unterdruck wird durch das Druckwasser 
auf den Arbeitskolben der Schere über- 
tragen. (Genie Civil“, Bd. 77, 1920, 8.53). Al. : 


Fernmeldetechnik. 


Entwieklung des deutschen Funkverkehrs. 
— Während am 1. VI. 1919 insgesamt 27 Funk- 
stellen im öffentlichen Verkehr tätig waren, 
waren am 1. VI. 1920 bereits 55 im Betriebe 
und eine größere Zahl in Vorbereitung. Der 
Funkverkehr mit dem Ausland ist durch die 
hierfür bestimmten beiden Großfunkstellen 
und eine Hauptfunkstelle bisher nach den Ver- 
einigten Staaten von Amerika, Spanien, Nor- 
wegen, Schweden, Ungarn und Holland auf- 
genommen worden und befindet sich in Vor- 
bereitung mit Frankreich, Italien, der Schweiz, 
der Tschechoslowakei und Rumänien. Die 
Zahl der von deutschen Funkstellen verar- 
beiteten Funktelegramme betrug im März 
1919 3866 Telegramme mit 136 103 Wörtern 
und hat sich im Laufe des Jahres auf 104 977 
Telegramme mit 1 778 344 Wörtern im Monat 
März 1920 gesteigert. In keinem anderen 
Lande hat die Verwendung der Funktelegra- 
phie im öffentlichen Verkehr auch nur an- 
nähernd gleichen Umfang angenommen. 


Drahtlose Telegraphie über den Stillen 
Ozean. — Wie dem „Japan Advertiser‘‘ vom 
3. IV. 1920 aus Seattle geschrieben wird, ist 
die ‚Radio Corporation of America‘ damit 
beschäftigt, in dem drahtlosen Verkehr zwi- 
schen Nordamerika und den Ländern Ost- 
asiens neue Verbesserungen einzuführen. _Der 
Präsident dieser Gesellschaft, E. J. Nally, 
hat der Handelskammer von Seattle mitge- 
teilt, daß die Aufnahme des Betriebes nach den 
Hawaiischen Inseln und nach Japan sofort 
erfolgen soll. Die Gesellschaft hat die Mar- 
conistationen in der Union übernommen. An 
der Westküste der Ver. Staaten soll eine 
mächtige drahtlose Station errichtet werden, 
wahrscheinlich in der Nähe von Seattle. Die 
Geschäftsleute von Seattle begrüßen diese 
Fortschritte freudig, denn es fehlt an ge- 
nügenden und leistungsfähigen Kabelverbin- 
dungen, so daß die Telegramme bisher große 
Verzögerungen erlitten. Das kanadische Kabel 
von Vancouver nach Australien, welches 
längere Zeit für den Dienst mit herangezogen 
wurde, ist gerissen, so daß man über Europa 


telegraphieren muß. (,Ausland-Nachrichten- 
dienst für Schiffahrt‘‘ vom 31. V. 1920). Rp. 


Neue Großstation in Nordamerika. — Wie 
jetzt bekannt wird, hat die Radio Corporation 
of America auf Long Island bei Rocky Point 
etwa 2400 ha Land für die Errichtung einer 
drahtlosen Station, die die größte der Welt wer- 
den soll, angekauft. Sie soll 20Mill. $kosten und 
imstande sein mit Frankreich, Italien, Polen, 
Skandinavien, Deutschland und Argentinien 
zu verkehren. Die bedeutendste, jetzt im Be- 
triebe befindliche Station ist Nauen; sie wird 
von der bei Bordeaux entstehenden Anlage, 
die 8 Türme von etwa 245 m Höhe erhält, über- 
troffen werden, aber Rocky Point wird noch 
Bordeaux weit überragen. (‚Electrician“ Bd. 
84, 1920. S. 620). Rp. 


Neue Behörde für das Funk wesen in Britisch 
Ostindien. — Nach Electrician Bd. 84, 1900, 
S. 579 ist in Britisch Ostindien ein Reichs- 
Funkausschuß gebildet, in dem der General- 
direktor der Posten und Telegraphen den 
Vorsitz übernommen hat, und der sich im 


übrigen aus Mitgliedern des Funkwesens, des. 


Armeehauptquartiers, der militärischen Ope- 
rationsabteilung, der Königlichen Luft- und 
Seestreitkräfte zusammensetzt. Rp. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 


Ausstellungen, 
Die Elektrotechnik auf der Leipziger 
Herbstmesse 1920. — Wenn auch die Früh- 


jahrsmesse offiziell als die erste Technische 


Messe bezeichnet wurde, so lag es in der Un- 


gunst der innerpolitischen Verhältnisse — der 
Beginn der Technischen Messe fiel bekannt- 
lich mit dem Kapp-Putsch zusammen — daß 
diese nicht zur Entfaltung kommen konnte, 
und es war somit die Aufgabe der Herbstmesse, 
den Nachweis der Existenzfähigkeit der T. M. 
zu erbringen. , 

Es ist ohne weiteres anzuerkennen, daß 
die Industrien, die die T. M. beschickten, da- 
mit ein glänzendes Zeugnis ihrer Leistungs- 
fähigkeit ablegten, und daß eine solche Muster- 
schau wohl geeignet ist, dem deutschen Wirt- 
schaftsleben weitere Absatzgebiete im In- und 
Auslande zu erschließen. Mit der Trennung 
der Technischen Messe von der Allgemeinen 
Mustermesse hat aber das Meßamt einen 
unglücklichen Griff getan. Die zeitliche Ver- 
schiebung beider Messen läßt sich auf die Dauer 
nicht durchführen; - die Unzufriedenheit der 
Meßbeschicker kam allerorts zum Ausdruck, 
wozu nicht zuletzt die Ungunst der augen- 
blicklichen Absatzverhältnisse beigetragen hat. 
In verschiedenen Versammlungen der Meß- 
aussteller wurden Entschließungen gefaßt, die 
nächste Technische Messe nur dann zu be- 
schicken, wenn sie mit der Allgemeinen Muster- 
messe zusammenfällt. 

Was die Elektrotechnik anbelangt, so 
war diese in den Hallen E. u. VII auf dem 
Ausstellungsgelände untergebracht, doch auch 
in anderen Meßhäusern waren elektrotech- 
nische Erzeugnisse zu finden. Bei einer Zu- 
sammenlegung beider Messen müßte darauf 
gedrungen werden, daß auch die Stände, die 
besonders zur Mustermesse bis jetzt noch über 
eine Reihe von Meßhäusern Leipzigs verteilt 
liegen, auch nach dem Ausstellungsgelände 
kommen, und damit eine branchenmäßige 
Unterteilung streng durchgeführt wird. Die 
bisherige ‘Verteilung verlangt von dem Ein- 
käufer einen Aufwand von Zeit, der ihm vom 
werbetechnischen Standpunkte nicht 
mutet werden darf. i 3 

Das Gesamtbild der Elektrizitätshallen, 
legt übrigens den Gedanken nahe, daß die 
elektrotechnische Industrie ihre Beteiligung 
vielmehr auf die 
Technische Messe zugeschnitten hat (die Mehr- 
zahl aller Firmen dürfte auch auf beiden 
Messen vertreten sein), es herrschten nämlich 
wesentlich Erzeugnisse der Massenfabrikation 
vor. 

Die Leistungsfähigkeit der deutschen Elek- 
troindustrie hinsichtlich der Erzeugung von 
großen und größten Maschinen, von Apparaten 
für Hochspannungsanlagen und von all den 
wuchtigen Erzeugnissen, die auf großen Aus- 
stellungen der Vorkriegszeit. zu sehen waren, 
kann mit Rücksicht auf den Zweck der Messe 
auf einer Messeschau nicht sinnfällig zum Aus- 
druck kommen; daß die Elektroindustrie mit 
vollem Recht den Zweck der Messen darin 
sieht, den Absatz für ihre Massenerzeug- 
nisse zu erweitern, zeigen die zur Schau ge- 
stellten Erzeugnisse. Die deutsche Elektro- 
technik hat darin dargetan, daß sie ihren 
Platz auf dem Weltmarkte "behauptet; die 
Schau führt den Einkäufern des Auslandes die 
Güte deutscher Waren deutlich vor Augen. 

Ein Rundgang durch die Elektrizitäts- 
halle zeigte neben den‘ normalen ' Erzeug- 


und Poliermotoren für 


‘zu sehen. 


leistungsbohrmaschine der Siemens-Schuckert- 


zuge- 


Mustermesse als auf die. 


-Die Eigenheit der Konstruktion, die sich die 


nissen des Elektromaschinenbaues an Motoren; 


Anlaß- und Regelungsapparaten, Ventilatoren, 


das Anwendungsgebiet der Elektrotechnik für = 


den Handwerker und das Kleingewerbe, ins- 
besondere elektrisch angetriebene. Werkzeug- 
maschinen, Bohrgeräte, Schleifmaschinen, Bohr- 
Eisen- und Holzbe- 
arbeitung. Auf die elektrischen Antriebe 
der Werkzeugmaschinenhalle sei hier ver- 


a IORae 


wiesen, die noch ein weites Betätigungsfeld 8 
für den Elektrotechniker 


darstellen: Nach, 5 
oberflächlicher Schätzung dürften nur etwa 
!/, dieser Maschinen mit Einzelantrieben ver- 
sehen sein, und auch hier erfolgte der Antrieb 
meist durch einen normalen Motor mit gleich- 
bleibender Drehzahl. Die angetriebene Werk- 
zeusmaschine hatte dann meist die normale 
Form für Einscheibenantrieb, als Zwischen- 
übertragung waren Riemen mit oder ohne 
Spannrollen, Ketten oder ähnliche Mittel vor- 
gesehen. “Bei allen übrigen Maschinen erfolgte 
der Antrieb .von einer Transmission aus. Die 
organische Verbindung von Maschine. und 
Elektromotor, der unmittelbare elektrische. 
Antrieb, der es gestattet, die Vorzüge des elek- 
trischen Antriebes voll auszunutzen, war be- 
dauerlicherweise nur an wenigen Maschinen 


Unter den unmittelbar angetriebenen 
Werkzeugmaschinen wurde eine „Elmo‘“-Hoch- 


werke gezeigt, die bei einem Gewicht von 

45 kg Löcher bis 80 mm Durchmesser in Stahl 

von 60 kg Festigkeit bei 10 mm Lochtiefe/min 
bohrte. Die kleineren Handbohrmaschinen 
sind als Antriebsorgan zu einem Universal- 
werkzeug, dem sog. „Elmo-Werkzeug‘‘ heran- 
gezogen, das als kleine Drehbank oder zum 
Fräsen, Feilen, Bohren, Sägen von Metall und 
Holz Verwendung findet. 4 


Installationszeug war in auffallend 
großem Umfange vertreten, und zwar insbe- 
sondere Kleinzeug: Dosenschalter, Rohrdosen, 
Abzweigscheiben und Klemmen, ferner Siche- 
rungselemente in den gängigsten Typen, 
Sicherungsstöpsel des D-Systems, eisenge- 
kapselte Installationsgegenstände. Von einer 
großen Anzahl neu entstandener Firmen wur- 
den vor ‚allem Dosenschalter angeboten, die 
sämtlich mit Rechts- und Linksschaltung ver- 
sehen waren und zumeist an Stelle von‘ Por- 
zellansockeln solche aus Isolierstoff aufweisen. 
Die innere Konstruktion war beiallen Schaltern 
fast gleicher Art. Mehrfachstöpsel waren in 
3 Ausführungen vertreten. Sie stellten einige 
der wenigen Neuheiten dar, die überhaupt an 
Kleinzeug angeboten wurden. Beachtenswert — 
war ein Anschlußstecker, bei dem die Kon- 
taktstifte mit eingelassenen Haltefedern aus 
Stahldraht versehen waren. ‚Als Neuheit in 
bezug auf die Herstellung von Fassungen sind 
die ,Sava‘-Fassungen hervorzuheben, bei 
denen die sonst üblichen Porzellan-Schutzringe ° 
durch elastisch nachgiebige Metallschutzringe 
bzw. Kragen ersetzt sind. Auf dem Gebiete 
der größeren  Installationsgegenstände sind 
besonders Zählersicherungs- und Verteilungs- 
tafeln verschiedener Konstruktion als neu zu 
nennen, ferner aber auch verschiedene Arten 
eisengekapselter Verteilungsanlagen. Die 
SSW brachten das Diazed-Sicherungs-Systemin 
Stromstärken von 2 bis 200 A und in den ver- 
schiedenen Kombinationen zu Uzed-Zähler- 
tafeln, Verteilungsgruppen usw. zur Schau. Ein 
Großm.odell eines Zeta-Schalters ließ dessen be- 
währten Schaltmeehanismus, sowie diedurch die 
Zweiteilung dieses Schalters erzielte bequeme 
Anschlußmöglichkeit und die einfache Aus- 
wechselbarkeit der Feder erkennen. Ziemlich. 
mannigfaltig waren Glühlampen-Armaturen 
und Tischlampen vertreten, darunter auch 
solehe mit sogenanntem Reinlicht. Vielfach 
angeboten wurden außerdem Stanz- und 
Drehteile zur Massenherstellung der verschie- 
densten gängigen Sicherungs-, Schalter- und 
Fassungsarten. a 

"Einen breiten Raum nahmen ferner Koch- 
und Heizapparate ein, die in den verschie- 
densten Ausführungsformen und Größen ge- 
zeigt wurden; auch elektrische Öfen waren in R 
den mannigfachsten Ausführungen zu sehen. 
Als Neuheit dürfte hier eine Konstruktion zu 
bezeichnen sein, die bei mäßiger Energieauf- 
nahme Räume bis zu 200 m? bohaizen kann. 


Dee 


bewährten Arten der bestehenden Zentral- 
heizungen zum Vorbild nahm. und zu ver- 
bessern. suchte, erreicht nach Angaben der 
Hersteller eine gleichmäßige Oberflächentem- 
peratur von 75° bei milder Wärmeausstrah- 
lung und Vermeidung von Staubversengung. 
Die ausgestellten Temperierbäder der SSW 
zeigten, daß die Elektrizität auf dem Wege 
ist, den Dampf auch aus den Schokolade- 
fabriken zu verdrängen. \ 
Besondere Aufmerksamkeit beanspruchten 
die von der AEG ausgestellten -Quecksilber- 


N 


ö 


9. September 1920. 


dampf-Gleichrichter, elektrischen Signier- 
maschinen, im Betriebe vorgeführten Schweiß- 
maschinen und eine Papierzerreißmaschine 
der „Santo G. m. b. H.“ mit ihrer Massen- 


produktion von Papierwolle. 


Pöge Elektr. Aktienges., Chemnitz, führten 
im Betriebe eine Liehtdynamo für Automobil- 
beleuchtung mit konstanter Spannung bei den 
verschiedenen Drehzahlen vor, ferner einen 


- elektrischen Anwurfmotor zum Anlassen von 


Explosionsmotoren und einen für verschiedene 
Leistungen und Läuferspannungen und 
-ströme verwendbaren: ‚„Universal-Drehstrom- 
Anlasser‘, sowie mehrere andere Schalter der 
verschiedensten Zwecke. 

Das Sachsenwerk hatte in der Hauptsache 
seine neuen Fabrikate auf dem Gebiet der 
Hochspannungsapparate ausgestellt, an denen 
völlig zylindrisches glattes Porzellan ohne 
Rillen oder Wulste verwendet ist. 

Libesny &Co., G. m. b.H., Barlin, stellten 
ihre neuesten Gleichstrom - Klingel - Transfor- 
matoren ‚Index -Condeetoren‘ und ,„Consta- 
toren‘ aus. Erstere kontrollieren ‘selbsttätig 
durch ein‘ Schauzeichen den Isolationszustand 
der Schwachstromanlage, letztere sind zum 
Betriebe von wichtigen Schwachstromanlagen 
bestimmt, bei denen selbst beim Ausbleiben 
des Starkstromes keine Betriebsunter brechung 
eintreten darf(Sicherheits-, Uhrenanlagen usw.). 
Die gleiche Firma stellte -auch neuartige Heiz- 
körper“ sog. „Chromotan-Heizkörper‘‘ aus, die 
als selbständige Ersatzteile in schadhaft ge- 
wordene Heizgeräte eingesetzt werden können. 

Die Ersatzstoffe des Krieges sind fast durch- 
weg den bewährten Friedensstoffen gewichen, 
wenn. auch in Einzelfällen sich der Ersatz 
bewährt hat und beibehalten wurde, falls er, 
ohne die Güte der Erzeugnisse zu beeinträch- 
tigen, eine “Verbilligung derselben herbei- 
führte. hlig. 


Verschiedenes. 


Ein bedeutsamer Sehritt zur Hochschul- 
reform. — Die Charlottenburger Abteilung für 
Maschinenbau hat für die am 1. Oktober 1920 
neueintretenden Studierenden, zunächst für 
die ersten beiden Semester, Einrichtungen 
getroffen, die hochbedeutsam erscheinen, weil 
sie die beiden wichtigsten Forderungen der 
Hochschulreform: i 
1. Verbesserung des Wirkungsgrades des Stu- 

diums, E 
2. Entlastung des Wochenstundenplanes durch 
Vereinigung der Pflichtstunden 


‚gleichzeitig berücksichtigen und damit einen 


entscheidenden Sehritt vorwärts zur Lösung 
der für die Heranbildung des Ingenieur-Nach- 
wuchses brennenden Reformfrage tun. 

- Der Wirkungsgrad steigt, wenn alle Stu 
dierenden mit möglichst gleicher Vorbil- 
dung ihr Studium beginnen, und, wenn sie 
außerdem gleich bei Beginn eine Übersicht 
über den Umfang und die Schwierig- 
keit der kommenden Arbeiten erhalten. 

Gleichmäßige Vorbildung soll durch 
einen Vorkurs erreicht werden, der pünktlich 
am 1. Oktober 1920 beginnt, und insbesondere 
den Abiturienten der Gymnasien und Real- 
gymnasien die Möglichkeit bietet, ihre Kennt- 
nisse in Physik, Chemie, Mathematik und dar- 
stellender Geometrie auf das für das Mit- 
kommen an der Technischen Hochschule vor- 
ausgesetzte Mindestmaß zu bringen. Jedem 
aber, der sich in den genannten Fächern 
schwach fühlt, sei die Teilnahme am Vorkurs 
dringend empfohlen, 

Die Studien-Ubersicht vermittelt eine 
neue Vorlesung: der Maschinenbau. Diese 
Einführungsvorlesung ist nur für das erste 
Semester bestimmt und hat den Zweck, an 
dem Beispiel des Fabrikbetriebes den ge- 
samten Zusammenhang der Lehrgebiete des 
Maschinenbaues zu erläutern. 

Sie zerfällt in 11 Einzelvorlesungen: 

1, die wirtschaftlichen Zusammenhänge zwi- 
schen Gestaltung, Fertigung 
schaftlichem-Erfolg, erläutert an einer tech- 
nischen Anlage, 


2. Stoff- und Fertigungskunde, 

3. Wärmewirtschaft, 

4. Krafterzeugung, 2 » 

5. Kraftverteilung, 

6. Arbeitsmaschinen, 

7. Verkehrs- und Transportwesen, 

8. Bauliche Anlagen,- ; 

9. Mathematisch - mechanische Grundlagen 
des Maschinenbaues, 

10. Stellung der Maschinenindustrie in der 


Volkswirtschaft, 
11. Rechtsgrundlagen des Wirtschaftslebens. 
An diesen 11 Vorlesungen sind 11 Fach- 
leute beteiligt, die auf den einzelnen Gebieten 
besonders sachverständig sind. In diesem 
Winter 1920/21 heißen die beteiligten Herren: 


und wirt- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heit 36. 


zu 1 Schlesinger, zu 7 Kammerer, 
zu 2 Heyn, zu 8Franz, 

zu 3 Drawe, zu ‘9 Eugen Meyer, 
zu 4 Josse, zu 10 Wolf, 
zu 5 Walter Reichel, zu 11 Isay. 

zu 6 Riedler, 


Jeder der Professoren hält einen Vortrag 
von 11%, Stunden. An diesen Vortrag schließen 
sich wohl vorbereitete Besichtigungen muster- 
gültiger Berliner Fabriken und Anlagen. 

Es erscheint uns sicher, daß dieser erste 
Versuch Erfolg haben wird, und daß die ver- 
ringerte Stundenzahl unserem Ingenieur-Nach- 
wuchs die seit langem erwünschte Bewegungs- 
freiheit zur Pflege der schönen Künste und 
der notwendigen Leibesübungen schaffen wird; 
wir hoffen, daß ein zielbewußter Ausbau des 
begonnenen Reformplanes auch für die übrigen 
Semester die Technische Hochschule jede in 
ihrer Eigenart zu den idealen Ausbildungs- 
stätten machen wird, die wir zur überragenden 
Stellung unserer Ingenieure im kommenden 
Welt-Wettkampf so dringend. brauchen. 


Reorganisation des ‚‚Nela“ Laboratoriums. 
— Das von Dr. E. P. Hyde im Jahre 1908 
organisierte physikalische Laboratorium 
der National Electrie Lamp Assoecia- 
tion nahm bei der Vereinigung mit der General 
Eleetrie Co.im Jahre 1913 den Namen ‚‚Nela‘- 
Laboratorium an. Bis zum Jahre 1914 be- 
schäftigte sich dasselbe mit rein wissenschaft- 
lichen Beleuchtungsfragen; sein Arbeitsbe- 
reich wurde aber dann durch Einrichtung einer 
kleinen Abteilung für praktische Anwendungen 
erweitert. Diese Abteilung wird jetzt als be- 
sonderes Laboratorium mit eigenem Gebäude 
abgezweigt und unter der Leitung von 
Luckiesh seine Arbeiten mit einem größeren 
Stab von Physikern und sonstigen Mit- 
arbeitern fortsetzen. Der Professor der Physik 
an der Universität Yale, Dr. E. Fox Nichols 
übernimmt die Leitung des Laboratoriums für 
theoretische Forschung, welches im. alten 
Gebäude mit erweitertem Arbeitsgebiet tätig 
sein wird. Die beiden Laboratorien bilden zu- 
sammen das ‚„Nela - Forschungslabora- 
torium‘, unter Oberleitung von Dr. ER 


Amerikanische  Zeitschriftenschau . — 
Unter dem Titel ‚Industrial Arts Index‘ er- 
scheint eine amerikanische Zeitschrift!), die 
die Aufsatztitel von 115 amerikanischen tech- 
nischen Zeitschriften nach alphabetisch ge- 
ordneten Stichwörtern nachweist. Die Form 
der Nachweisungen ist aus folgendem Beispiel 
ersichtlich: Hunting and parallel operation of 
synchronous machines. V. Karapetoff. diags 
Sibley J 34:3—8 Mr. 20. Der Nachweis ent- 


hält also den Standort (Sibley Journal -of- 


Engineering, Band 34, Seite 3), das Erschei- 
nungsdatum (20. März 1920), den Umfang 
(Seite 3—8) und die Angabe, daß der Aufsatz 


einige Diagramme, aber keine Bilder enthält. - 


Natürlich wird ein Aufsatz unter mehrere 
Stichworte eingereiht. Es sind 90 Stichworte 
vorgesehen, die mit ‚‚electrie‘‘ beginnen. Die 
schwierige Aufgabe ihrer Auswahl ist recht 
geschickt gelöst. Einige Stichworte sind durch 
Untertitel ergänzt, z.B. das Stichwort ‚„Elek= 
trische Öfen‘ durch die Untertitel: Literatur, 
Regelung, Elektroden, Stromversorgung. Da- 
durch, daß auf systematische Anordnung (De- 
zimalsystem oder dgl.) verzichtet wurde, ist 
der Index ohne jede Vorbereitung benutzbar. 
Der Bezug der gut gedruckten ‚Zeitschrift kann 
allen Stellen empfohlen werden, die sich mit 
der Zusammenstellung von Literaturnach- 
weisen beschäftigen (Bibliotheken, Schriftlei- 
tungen, literatischen Bureaus der Industrie- 
firmen, Schulen usw.). Im Jahre erscheinen 10 
Hefte; der Preis ist nicht angegeben. Die 
H. W. Wilson Company besorgt auch die an- 
geführten Zeitschriftenhefte. 


Energiewirtschaft. 


Riehtlinien für die Erzielung sparsamer 
Brennstoffwirtschaft bei Dampfkraftanlagen.?) 
— Die von Direktor K. Heilmann unter 
Mitwirkung von Prof. Brabbee, Prof. 
Dubbel und der Wärmestelle Düsseldorf 
zusammengestellten Richtlinien sollen den 
Betriebsleitern und Meistern von Dampf- 
kraftanlagen — hauptsächlich der kleineren 
und mittleren Werke — die Nutzanwendung 
der Wärmewirtschaftslehre zum ‚eigenen Ge- 
brauch und zur Belehrung und . Überwachung 
der Betriebsmannschaften (Heizer und Ma- 
sehinisten) veranschaulichen und dienen daher 


1!) Industrial Arts Index. A Cumulative Index to 
Engineering, Trade and Business Periodicals., Published 
by the H. W. Wilson Company, 953—964 University Avenue, 

ew York City. 

2) Herausgegeben von der Hauptstelle für Wärmewirt- 
schaft. 8 8. mit 10 Textabb. Verlag des Vereins deutscher 
Ingenieure, Berlin:1920. Preis 2 M, > 


717 


als wertvolle Ergänzung der in jedem Betriebe 
vorhandenen ‚Wartungsvorschriften für die 
Betriebsmittel der Dampfkraftanlagen‘‘, die 
von den liefernden Firmen zur Anlernung der 
Bedienungsmäannschaften mitgeliefert werden. 
Diese enthalten meistens keinerlei Hinweis 
auf die wirtschaftliche Bedeutung der vorge- 
schriebenen Bstriebsführung und auf die 
wärme- und geldwirtschaftlichen Folgen von 
Verstößen gegen die Vorschriften und be- 
schränken sich meist auf die Aufzählung der 
erforderlichen Bedienungshandgriffe, die ein- 
zuhaltenden Drücke und Temperaturen und 
die Maßnahmen zur Beseitigung von Stö- 
rungen an den Betriebsmitteln. Dem Zweck 
entsprechend sind die vorliegenden Richt- 
linien gedrängt und allgemein verständlich 
abgefaßt und mit praktischen Beispielen er- 
läutert. : 

.. Abschnitt I (Anlage) gibt einen kurzen 
Überblick über den wirtsehaftlichen Einfluß 
der Kondensation, der Überhitzung, der Speise- 
wasservorwärmung und besonders der Ab- 
wärmeausnutzung auf den Wärmeverbrauch 
und auf die Betriebskosten der Dampfkraft- 
und -heizungsanlagen. 

Abschnitt II (Betrieb) befaßt sich mit 
der Betriebsführung der Dampferzeugungs- 
anlage unter den Stichworten: Kesselfeue- 
rung, Kesselreinigung, Speisewasserreinigung, 
Isolierung, Verluste durch Undichtigkeiten, 
Wiederbenutzung des Kondensates, Abdampf- 


entölung, Dampfpumpen, Betriebskontrolle 
und Verständigung zwischen Betrieb und 
Kesselhaus. 


Durch die übersichtliche Anordnung der 
Stichworte, soll der Betriebsleiter zu einer 
ständigen Überwachung der einzelnen ‚‚Wärme- 
leckstellen‘‘ veranlaßt werden, die sonst leicht 
im Drange der Geschäfte übersehen und ver- 
gessen werden können. 

In den anschließenden Erläuterungen 
werden die wichtigsten Einzelheiten der Stich- 
worte noch eingehender behandelt, wobei 
Schaubilder die Verteilung der Erzeugungs- 
wärme von 1 kg Dampf von 350° bei verschie- 
denen Spannungen sowie die Schornsteinver- 
luste bei verschiedenen Abgastemperaturen 
und Luftüberschüssen und ferner die Wan- 
dungstemperaturen eines Dampfkessels ohne 
und mit einem 5 mm starken Kesselsteinbelag 
darstellen. 

Besonders ausführlich wird in Schau- 
bildern und Zahlentafeln dann noch auf 
die Abwärmeausnutzung von Dampfkraft- 
anlagen mit und’ohne Zwischendampfentnahme 
und bei. verschiedenen Anordnungen einge- 
gangen und vergleichsweise auch der Wärme- 
verbrauch anderer Wärmekraftmaschinen ge- 
zeigt. j 

Trotz der auf die kurze und klare Ab- 
fassung der Richtlinien und auf die Schau- 
bilder verwendeten Sorgfalt ist doch nicht zu 
verkennen, daß der darin verarbeitete Stoff 
zu umfangreich und vielseitig ist, und daß der 
tatsächliche Sachverhalt infolge der überall 
verschiedenen Betriebsverhältnisse in _der 
knappen Form von allgemein gültigen Richt- 
linien nicht erschöpfend aufgeklärt werden 
kann. Daraus folgt, daß die Betriebsleiter 
außer dem fleißigen Studium der Richtlinien 
auch die fachmännische Untersuchung und 
Überwachung der Anlagen auf den Stand der 
Wärmewirtschaft und die Ausnutzung aller 
Wärmesparmöglichkeiten nicht versäumen 
sollten, und daß hierzu die Revisionsvereine 
und sachverständige Zivilingenieure heranzu- 
ziehen sind, wenn Zweifel über den Gütegrad 
der- Betriebsmittel auftauchen, _ Noch. viel 
mehr gilt dies bei geplanten Neubauten oder 
Umbauten von Kraftanlagen oder bei der 
Prüfung der Frage, ob der Anschluß einer 
Fabrik an eine Überlandzentrale oder der Be- 
trieb einer eigenen Dampfkraftanlage wirt- 
schaftlich vorteilhafter ist. Die obigen Richt- 
linien werden hierbei viele wertvolle An- 
regungen geben und sollten daher eine mög- 
liehst weite Verbreitung in den Kraftanlagen 
und auch bei den Studierenden des .Maschinen- 
baufaches finden. Wenn auch für unsere 
Großkraftwerke die Abwärmeausnutzung für 
Heiz- und Gewerbebetriebszwecke nicht in 
Frage kommt, so enthalten doch die allge- 
meinen Abschnitte der Richtlinien viele be- 
herzigenswerte Mahnungen, die auch den Be- 
triebsleuten der Großkraftwerke nicht oft 
genug eingeschärft werden können. 

M. Gercke. 


Umstellungssorgen unserer Brennstoffwirt- 
sehaft. — Die bereits seit den Kriegsjahren 
einsetzende Umstellung von Industriefeuerun- - 
gen auf minderwertige Brennstoffe hat 
einen starken. Anstoß dadurch erhalten, daß 
unsere vermehrte Zwangslieferung von Stein- 
kohle dazu nötigt, den Ausfall durch minder- 
wertige Brennstoffe zu ersetzen. Das Fehlen 


718 


allgemeiner Erfahrungen auf diesem Gebiete 
kann leicht zu übereilten und unzweckmäßigen 
Schritten bei der Umstellung führen. Aus 
dieser Erkenntnis heraus ist in vielen Kreisen, 
die Rat suchen oder solchen erteilen sollen, 
der Wunsch laut geworden, sobald als möglich 
einen lebendigen Austausch der bisherigen Er- 
fahrungen herbeizuführen. Die Hauptstelle 
für Wärmewirtschaft veranstaltet daher, 
im Einvernehmen mit dem Reichskohlenrat, 
anläßlich der Hauptversammlung des Val 
am 16., 17. und 18. IX. 1920 eine Tagung, 
auf welcher die folgenden Fragen durch kurze 
Berichte und gründliche Aussprache geklärt 
werden sollen: > 

Umstellung von Dampfkesselfeuerungen auf 


Braunkohle, 

Verwendung von Braunkohle für Industrie- 
öfen, 

Verwendung von Torf für Dampfkessel- 


feuerungen, 
Halbgasfeuerungen, 
Kobhlenstaubfeuerungen, 
Ersparnisprämien in der Wärmewirtschaft, 
Möglichkeit von Ersparnissen im Zentral- 
heizungsbetriebe. 

Eine Ergänzung der im Meinungsaus- 
tausche zu behandelnden Fragen bilden Vor- 
träge von Dr. Aufhäuser, Hamburg: Neuere 
Ansichten über Brennstoffe und Verbrennung. 
Die Tagung findet in der Technischen Hoch- 
schule, Charlottenburg, Saal 301, statt. Pro- 
gramme und Teilnehmerkarten zum Preise 
von 50 M sind bei der Geschäftstelle des Tech- 
nischen Vorlesungswesens, Berlin NW.7, Som- 
merstr. 4a, erhältlich. 


Industrie und: Handel. 


Was kann Deutschland leisten? — Die 
Frage der Wiedergutmachung ist in Spa nicht 
erörtert worden. Die Alliierten wollen sie 
nunmehr in Genf behandeln, und die Brüsseler 
Finanzkonferenz wird sich mit den Grund- 
lagen der Verhandlungen zu beschäftigen haben. 
Daß es zu solchen diesmal von Anfang an 
kommt, ist ebenso unabweisliche Bedingung 
für die Gesundung Europas wie klarste Ein- 
sicht der Entente in Deutschlands wirtschaft- 
liche Verhältnisse. Diese zu vermitteln, 
waren schon für Spa ‚drei Denkschriften 
bestimmt, die jetzt der Öffentlichkeit vereinigt 
vorliegen!), Die außerordentlich lesenswerte 
Publikation umfaßt eine Denkschrift des 
Reichsfinanzministeriums über die Steuer- 
belastung in Deutschland, eine zweite der 
Regierung über die Zahlungsfähigkeit Deutsch- 
lands für die Wiedergutmachung und schließ- 
lich das besonders bemerkenswerte, von 23 
hervorragenden Sachverständigen er- 
stattete Gutachten über Deutschlands 
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. In 
diesem schildern die Verfasser zunächst die 
wirtschaftlichen Wirkungen der Waffenstill- 
standszeit und die Minderung der deutschen 
Produktivkräfte durch den Vertrag von 
Versailles. Bezüglich der Industrie wird u. a. 
dargelegt, daß die Volkswirtschaft nicht als 
ein sStarres, mechanischer Durcehreehnung zu- 
gängiges Gefüge angesehen werden dürfe, 
sondern ein Gebilde des Lebens darstelle, für 
das ein quantitativ gering scheinender Abzug 
bereits weitgehende Störungen des Gesamt- 
organismus nach sich ziehen kann. Zu- 
sammenhänge, wie sie sich z. B. in England 
aus dem Verhältnis der sogenannten ‚‚Schlüssel- 
industrien‘‘ zum ganzen Wirtschaftsleben er- 
geben, können nach Ansicht der Sachver- 
ständigen niemals durch Zahlenangaben .er- 
schöpft, sondern nur dem für die Tatsächlich- 
keiten der Wirtschaft schon geschulten Blick 
nähergebracht werden. Die durch den Frie- 
den verursachten Einbußen Deutschlands, 
das allein nach dem Vertrage von 67,5 Mill. Ein- 
wohnern über 5.oder 7,5 % verloren hät, lassen 
u.a. folgende Ziffern erkennen: An Eisenerzen 
verliert es aus einem Gesamtvorrat von etwa 
2,3 Milliarden # (einschl. Luxemburg) rd 1,9 
Milliarden t; von der früheren Gesamtförderung 
(nahezu 36 Mill, t) verbleiben nur etwas über 
20%. Bei dem ungünstigsten’ Fall einer Ab- 
tretung Oberschlesiens würden von dem rd 
410 Milliarden t ausmachenden Gesamtvorrat 
an Steinkohle noch 227,5 Milliarden t zur 
Verfügung stehen, und nach dem Verlust der 
Saarkohle in Höhe von nahezu. 9% der Ge- 
‚ samtförderung ergäbe der‘ Verlust Ober- 
schlesiens eine weitere Verringerung dieser um 
25%. Die Roheisenerzeugung war 1919 bereits 
von 19,3 Mill. tin 1913 auf 6,3 Mill. t zurück- 
gegangen, die Rohstahlproduktion von rd 
19 auf rd 8 Mill. t. 80%, der deutschen Zink- 
erzgewinnung würden mit Oberschlesien ver- 


ı)* Was kann Deutschland leisten?* Drei un- 
veröffentlichte Regierungsdokumente nebst Auszug aus 
N nu über Spa. Verlag v. Reimar Hobbing. Ber- 

in 1920. ® i 


Weitere wichtige Faktoren sind 
die Auflockerung der deutschen Wirt- 
schaftseinheit durch die Besetzung, die 
Zerstörung der Handels- und Binnen- 
schiffahrt sowie der Fischerei und die des 
Außenhandels durch Fortnahme der Kolo- 
nien und des deutschen Eigentums in den 
ehemals gegnerischen Staaten bei einem Wert 
der deutschen Auslandsanlagen vor dem Kriege 
von schätzungsweise über 20 Milliarden Gold- 
mark, denen der ideelle Wert der werbenden 
Unternehmungen hinzugerechnet werden muß. 
Das Gleichgewicht der deutschen Wirtschaft 
ist aufgehoben, und ihre Bilanz wird auf ab- 
sehbare Zeit, noch ohne Berücksichtigung der 
Lasten ans dem Friedensvertrag, in einem 
Grade passiv sein, den man mit einer hohen 
Milliardenzahl zu bewerten haben wird. Nach 
einer Schilderung des Zustandes der deutschen 
Finanzen und der steuerlichen Belastung 
unserer Volkswirtschaft behandelt das Gut- 
achten die Voraussetzungen zur Fest- 
stellung des Wiedergutmachungsbe- 
trages. Eine Wiederholung des von der 
deutschen Friedensdelegation in Versailles ge- 
machten Angebots bis zu 100 Milliarden 
Goldmark sei deshalb nicht mehr angängig, 
weil die damals dafür angenommenen Voraus- 
setzungen nicht erfüllt worden sind und die 
äußere. wie innere Wirtschaftslage Deutsch- 
lands sich unter erheblicher Mitschuld der-bis- 
herigen Gegner wesentlich verschlechtert habe. 
Nach Auffassung der Sachverständigen müssen 
sich die Bemühungen aller Beteiligten auf die 
Lösung der einzigen wirklich großen Fragen, 
d. h. die der Kohlenlieferungen und der Be- 
teilisung Deutschlands am Wiederaufbau 
Frankreichs im eigentlichen Sinne konzen- 
trieren. Ein neues Angebot erscheint aber 
nur möglich, wenn bei der Ausführung des 
Friedensvertrages von einer Reihe von Vor- 
aussetzungen ausgegangen wird, unter denen 
das Gutachten für Deutschland Meistbe- 
günstigung im Wege der Gegenseitigkeit, wirt- 
schaftliche Gleichberechtigung und Rechts- 
sicherheit im Ausland, Nichtanwendung der 
Repressalienklausel, unantastbare Wirtschafts- 
hoheit im Inland, Einheit als Zollgebiet, 
freien Verkehr mit Ostpreußen, Milderung der 
Okkupationslasten und Überlassung des: zu 


loren gehen. 


seiner Existenz notwendigen Schiffsraums 
fordert. Aber selbst nach Erfüllung aller 
Voraussetzungen bleibe 


Deutschlands Lage 
ungeklärt und gefährdet. 


Der Außenhandel Großbritanniens mit elek- 
troteehnischen Erzeugnissen im ersten Halb- 
jahr 1920. — Die Ausfuhr elektrotechnischer 
Erzeugnisse (Waren, Apparate, Maschinen) ist 
im 1. Halbjahr 1920 gegen den entsprechenden 
Zeitabschnitt des Vorjahres dem Wertnach um 


Zahlentafeli. Der Außenhandel Großbritanniens mit elektrotechnischen , 
Erzeugnissen im 1. Halbjahr 1920. = % 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 36. 


m v1 Ve  vmzcC ev Ve jjVvyTygG FG TEr bh 


er 


9. September 1920. 


3,399 Mill. £ gewachsen, die Einfuhrindesen 
nur um 0,139 Mill. £ und die Wiederausfuhr 
um 0,018 Mill. £. Im einzelnen zeigt Zahlen- 

tafel 1 das Ergebnis; Transformatoren fehlen 
diesmal in der Statistik. Ein vom ‚Board of 
Trade Journal‘ veröffentlichter Vergleich dr 
Außenhandelswerte von Waren und Apparaten 
mit denen des 1. Halbjahres 1913 ergibt bei - 
einem Gesamtimport von damals 0,746 Mill. £ 
als nach. dem Durchschnitt von 1913 ge- . 
schätzten 'Einfuhrwert 0,251 Mill. £, eine 

Steigerung dieses Mittelwertes gegen 1913 um 

136,7% und eine Abnahme der Menge um 
66,4%. Der deklarierte Ausfuhrwert betrug 
1913 2,683 Mill. £, der nach dem Durchschnitt. 
von 1913 geschätzte jetzigeWert 2,113 Mill. £,die 


| mittlere Werterhöhung 148,3% und die Ver- 


ringerung der Menge 21,2%. ‚ 


Aus der schweizerischen Elektroindustrie. 
— Der Verwaltungsrat von Brown, Boveri 
& Cie., Baden,- bemerkt in seinem Jahres- 
bericht für 1919/20 nach Hinweis auf. eine 
Kapitalserhöhung um 20 Mill. Fr (einschl. 
Beteiligung der. Vickers Lim., London, mit 
7 Mill. Fr), daß die Gesamtziffer der Aufträge 
für die schweizerischen Fabriken mit rd 
75 Mill. Fr den bisher erreichten Höchstbetrag 
darstelle und auch der starke Kurssturz der 
fremden Währungen den Bestellungseingang 
vorläufig noch nicht habe beeinträchtigen 
können. Dagegen sind die Gewinnmargen 
gegen die Kriegszeit nicht unbedeutend zu- 
rückgegangen, ohne daß es möglich war, die 
Verkaufspreise selbst zu erniedrigen; sie 
mußten im Gegenteil mehrfach hinaufgesetzt 
werden. Abgesehen von der Verteuerung der 
Rohmaterialien, deren Beschaffung der Be- 
richt als eines der schwierigsten Probleme - 
des heutigen Betriebes bezeichnet, wirken die 
Personalverhältnisse und die starke Verkür- 
zung der Arbeitszeit steigernd auf die Kosten. - 
Die Erhöhungen der Gehälter und Löhne haben 
die Verteuerung der Lebensbedingungen mehr 
als ausgeglichen, doch wollen sich namentlich 
die Arbeiter unter dem Einfluß ihrer Organi- 
sationen und deren Funktionäre damit nicht 
begnügen. Wäre ihr Wunsch nach weiterer 
Besserstellung, so sagt die Verwaltung, ge- 
paart mit dem Streben nach erhöhter Leistung, 
so könnte man dagegen kaum etwaseinwenden 
und ließe sich ein solches Ziel in gewissen 
Grenzen bei verstärkter Produktion und unter 
günstigen- Konjunkturverhältnissen auch wohl 
erreichen; aber trotz aller gegenteiligen 
Prophezeiungen ist eine auch nur die 
Verkürzung der Arbeitszeit ausglei- 
chende Zunahme der Leistung nirgends 
festzustellen. Die Beschäftigung der 7 
einzelnen Abteilungen war nicht ganz gleich- 
mäßig, und trotz der großen Auftragsziffer 


\ Wiederausfuhr' = 


Ein- Ausfuhr Einfuhr und Verbrauch 
Erzeugnisse vr en ® Än FR z 
1920 u deme | 1920 ne 
1. Telegraphen- und Fern- ALLER L a 
sprechapparate. ..... £ 556149. + 399520) 70010 |— 65590| 11122 + 8308 
2. Isolierte Telegraphen- u. N = e 
-Fernsprechdrähten.-kabel | „ 11529520 |+1112198) 36839 — 4170 _— 1189 
3. Andere, aber gummiiso- : Be - 
lierte Drähte und Kabel | „ 7476382 |+ 459141| 11104 |+ 8138 182 | — 6706 
4. Drähte und Kabel mit RS : : 
ee Stück 1 man # 0 88 3.010 Ma se eg 0,32 Mil 7 0.302 
= tück | 1,752 Mill. ; y UV, ell. 2, 
5. Elektrische Kohlen. . . . \ £ 2 51.636 48 199 a 2 46 ai 0 +) 22 2 
x tück | 7,826 Mill. 0,439] 0, el. — i = 70,0 
b. Giuhlampen se ae er 36458| 19353 —185943| 3387 | — 2586 
7. Bogenlampen und Schein- | Stück 1109 761 1079 + 10. — —_—.5 
werfen Sr, ce 8973 + 2421 2840 |+ 2840 — ei. 
8. Teile von solchen (außer 
Kohlenstäbe)........ A 53955 |—- 1916| 6601 -— 80003 239 .|-+..239° 
9. Elemente, Sammler. ... r 223565 |— 17860) 32763 |+ 73883 22°) — 2228 
10. Zähler, Meßinstrumente. . 5 185159 + 894341 36872 + 17617 3373 | + 2893 
11. Transformatoren. .. ... ® — == == = a = 3 
12. Schalttafeln (nicht für Te- z= : Sn 
legraphenu.Fernsprecher) " 44055 + 27050 993 2 -Ea 37 13 |+ 18 
13. Nicht näher bezeichnete : Z SER 
Waren und Apparate. . . E35 783147 |+ 251721| 304157 |+ 9007| 835563 | + 460 
Elektrische Warenund. ; SEN Be SEN Be ER 
Apparate insgesamt . £ 15246130 |+3089212]) 594468 — 71679] 65450 | +13 95 
tons sa 12 AIERT 
14. Bahnmotoren. N £ 19311 |- 5.562 a 
15. Stromerzeugerundandere f tons 2659 + 642 2205 |+ 10838 =. 20: N) 
Motoren, ns ee 552618 |+ 192909,f 499030 |-+ 210971 14689 |'+ 4323 
16. Nicht näher bezeichnete f| tons 2018 |— 008 ag BEE 
elektrische Maschinen . . £ | 387237 |+ 122724 x F ARE; 
Elektrische nn tons | 4778 + 24 2205 1038 DO 
neninsgesamt . . . £ |. 959166 + 310071] 499030 210971]. 14689 | + 4323 


') Darunter Unterseekabel für 1.087201 £ (+ 795188 g.V.). ®) Darunter Unterseekabel für 50 £ (+ 50 g. V.). 


9. September 1920. 


mußte in einzelnen Zweigen teilweise sogar 
mit verringerter Zeit gearbeitet werden. Der 
Schweiz kommt nach Ansicht der Verwal- 
tung unter den heutigen Verhältnissen und mit 
Rücksicht auf die Rlektrisierung der Bahnen 
eine größere Bedeutung als Absatz- 
gebiet zu wie früher; die Inlandaufträge 
dürften etwa 30% der Gesamtzitfer erreichen. 
Da die Nachfrage nach Transformatoren, 
besonders solehen größerer Leistung, dauernd 
sehr bedeutend ist, wird die Gesellschaft ihre 
Fabrikationseinrichtungen dafür wesentlich er- 
weitern. Diejenigen für elektrische Lokom o- 
tivausrüstungen genügen jetzt der Liefe- 
rung von 40 bis 50 großen Lokomotiven im 
Jahr. Allein für die zerstörten französischen 
Kohlenminen hat das Unternehmen Aufträge 
auf 63 Fördermaschinen mit einer Motoren- 
leistung von je rd 430 PS, die allerdings zum 
größten Teil in Frankreich hergestellt werden 
müssen. Als besondere Neuheiten werden in 
dem Bericht die Ausführung der ersten, 


vollständig automatisch arbeitenden 
Umformerstation des Kontinents in 
Riehen bei Basel für die Straßenbahn Basel- 
Lörrach und ein Elektrometall-Schmelz- 
ofen für Rotguß genannt, der sich beim 
elektrischen Schmelzen zinkhaltiger Legie- 
rungen sehr gut bewährt und angesichts des. 
gegenwärtigen Mangels an Koks und Schmelz- 
tiegeln für alle Metallgießereien große Bedeu- 
tung haben soll. .— 
Die Ende Juni abgeschlossene Bilanz der 
Bank für elektrische Unternehmungen, 
Zürich, ergibt nach Heranziehung sämtlicher 
Reserven einen Passiv-Saldo von 6,667 Mill. Fr 
(4,13 i. V.) und die nur gemäß einer Verord- 
nung des Bundesrats unter die Aktiven einzu- 
stellenden „ungedeckten Valuta-Kursverluste‘ 
sind auf 49,344 Mill. Fr angewachsen (18,51 i. 
V.). Angesichts dieses durch die Entwertung 
der ausländischen Valuten, insbesondere der 
Markdevise, verursachten ungünstigen Bilanz- 
resultates hält sich der Verwaltungsrat nicht 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 


36. 719° 


mehr für befugt, Kapitalrückzahlungen vor- 
zunehmen, und ersucht deshalb die Inhaber 
der demnächst fälligen Kassenscheine und Obli- 
' gationen um Stundung bis zur Vorlage eines 
umfassenden Reorganisationsplanes. Wie 
mitgeteilt wird, sieht dieser vor, die Obliga- 
tionen und Kassenscheine sowie die sonstigen 
Schulden durch mit kumulativer Dividende 
von 6% ausgestattete rückkaufbare Vorzugs- 
aktien zu ersetzen, die Unterbilanz mittels 
Herabsetzung des Aktienkapitals (75 
Mill. Fr) auf ein Viertel des Nominalbetrages 
zu beseitigen, den demgemäß auf jede Aktie 
abgeschriebenen Betrag durch einen Genuß- 
schein ohne Nennwert, aber mit Anspruch 
auf Gewinnbeteiligung, nach Befriedigung der 
Vorzugs- und Stammaktien mit 6%, zu er- 
setzen und .das Rechtsverhältnis für den 
Liquidationsfall analog zu ordnen. Die Einzel- 
heiten der Sanierung sollen mit Begründung 
in dem Geschäftsbericht für 1919/20 mitge- 
teilt werden. 


= 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 86. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Auszug aus der Tagesordnung für die xxXVI. 
Jahresversammlung in Hannover vom 23. bis 
27. September 1920.) 


Donnerstag, den 23. September. 
81, Uhr: Vorstandssitzung, Altes Rathaus. 
2 Uhr: Ausschußsitzung, ‚, 
81% Uhr: Begrüßungsabend, ‚, 


„ 
„ 


Freitag, den 24. September: 

9 Uhr: Erste Verbandsversammlung, 
Altes Rathaus: Ansprache; Vortrag 
des Herrn Minist.-Dir. Dr. Sym- 

her „Flußwasserkräfte und 
lektrizitätsversorgung‘‘, Ge- 
schäftliches. 

2 Uhr: Besichtigung industrieller An- 
Beer 

71% Uhr: Besuch der Schauburg. z 


Sonnabend, den 25. September: 

9 - Uhr: Zweite Verbandsversammlung, 
Altes Rathaus: Geschäftliches, Vor- 
träge der Herren Schrottke und Trö- 
ger über ‚„Schutzeinrichtungen und 
Betriebvon Großkraftübertragungen‘“. 

2% Uhr: Dritte Verbandsversammlung, 

2 Altes Rathaus: Berichte des Herrn Dr.= 

Sng. GrafArcoüber „Die drahtlose 
Nachrichtenübermittelung für 
Uberlandwerke“ und des Herrn 
G. Grabe über „Die Entwicke- 
lungsmöglichkeiten der Selbst- 
anschluß-Fernsprechämter.“ 
Vorträge des Herrn Prof. Dr. K. W. 
Wagner über: „Das Mehrfachfern- 
sprechen und -telegraphieren auf Lei- 
tungen mit Hochfrequenz‘“ und des 
Herrn Reg.-Baumeister a. D. Bartel 
über ‚Torfkraftwerke‘“. : 
Uhr: Zwanglose Zusammenkunft in 
. der Stadthallen-Restauration. 
Sonntag, den 26. September: 

9 Uhr: Versammlung aller an der 
„Elektrischen. Woche‘ beteiligten 
re und Verbände in der Stadt- 
alle. 

Ansprachen, Vortrag des General- 
sekretärs Dr. G. Dettmar über: 
„Die "Prüfstelle des . VDE“, 
„Streifzüge im Film durch das 
Arbeitsgebiet des Elektrotech- 
nikers‘, erläutert durch Direktor P. 
Schuster. 

Anschließend hieran Filmvorführung: 
„Beschäftigung Kriegsblinder 
in der Industrie‘ durch Herrn 
Direktor Perls von den Siemens- 


Pr 


Y 


- Sehuckertwerken. x 

. 21%, Uhr: Kaffeezusammenkunft im Tier- 
garten. 

r, 6 Uhr: Orgelkonzert im “ Kuppelsaale 


‚der Stadthalle. 
Montag, den 27. September: E= 
81, Uhr: Fahrt nach Minden zur Be- 
sichtigung des Weserabstieges. 
Baldige Anmeldung ist dringend 
erwünscht insbesondere mit Rück- 
sicht auf die Beschaffungvon Zimmern. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
Dr.-öng. G. Dettmar. 


t) Die ausführliche Tagesorduung ist abgedruckt 


„ETZ* 1920, Heft 30, 8. 59. 


VEREINSNACHRICHTEN, 


Bericht 
über die Tätigkeit des Verbandes seit der letzten 
Jahresversammlung. 


. Wenn auch die durch den Krieg unter- 
brochene normale Tätigkeit des Verbandes 
schon vor der Jahresversammlung in Stuttgart 
z. T. wieder aufgenommen worden war, so 
konnte dies damals jedoch nur in geringem 
Umfange geschehen, da die Arbeiten für die 
Übergangszeit die vorhandenen Kräfte noch 
ziemlich stark beschäftigten. Außerdem war 
auch die allgemeine Lage Ende 1918 und in der 
ersten Hälfte 1919 noch eine so unsichere, daß 
die Arbeiten der Kommissionen vor der Jahres- 
versammlung in Stuttgart noch sehr einge- 
schränkt werden mußten. Z. T. hat die Un- 
sicherheit der politischen Lage auch noch auf 
die erste Hälfte der Berichtszeit zurückgewirkt, 
so daß auch diese noch vielfachen Einschrän- 
kungen unterlag, und erst in der zweiten Hälfte 
des Arbeitsjahres konnten die Kommissionen 
ungestört tätig sein. Daß aber trotz der sch wie- 
rigen Verhältnisse, die noch bis zum März 1920 
vorlagen, die Tätigkeit eine umfangreiche ge- 
wesen ist, ersieht man daraus, daß die Zahl der 
abgehaltenen Sitzungen außerordentlich groß 
ist. Es hielten ab der Vorstand 4 Sitzungen, 
der Ausschuß 1 Sitzung und die Kommissionen 
und Unterkommissionen 198 Sitzungen. Letz- 
tere Zahl liegt weit über der höchsten (116), die 
in dem bisher arbeitsreichsten Jahre des Ver- 
bandes, nämlich dem Jahre 1913/14 erreicht wor- 
den war. Erschwerend für die Tätigkeitkamnoch 
hinzu, daß in der Berichtszeit die Geschäfts- 
räume des Verbandes verlegt worden sind, wo- 
durch unter den heutigen schwierigen Verhält- 
nissen eine immerhin beträchtliche Unter- 
brechung der Arbeiten bedingt wurde. Die 
Jahresversammlung in Stuttgart hatte sich 
sehr eingehend mit-der Frage der Soziali- 
sierung der Elektrizitätswirtschaft befaßt und 
ihre Ansicht in einer Entschließung niederge- 
lest, die den zuständigen Behörden und der 
Nationalversammlung zur Kenntnis gebracht 
worden ist. Es wurde des weiteren dem in Stutt- 
gart gefaßten Beschlusse entsprechend sofort 
nach Ar Jahresversammlung ein Ausschuß aus 
Vertretern aller beteiligten Fachverbände ein- 
gesetzt, der den Gesetzentwurf begutachtet 
und entsprechende Vorschläge gemacht hat. 
Wie schon vor der Jahresversammlungin Stutt- 
gart die Fachkreise nicht gehört worden sind, 
so wurde auch diesmal wiederum keinerlei 
Rücksicht auf die Außerung des erwähnten Aus- 
schusses genommen. Das Sozialisierungsgesetz 
wurde unter ausschließlicher Berücksichtigung 
politischer Verhältnisse gegen die Ansichten 
fast aller beteiligter Fachverbände leider doch 
am 31. XII. 1919 in Kraft gesetzt. Als nun 
in diesem Frühjahr der in dem erwähnten Ge- 
setz vorgesehene Beirat gebildet werden sollte, 


| geschah dies wiederum, ohne daß das Reichs- 


schatzministerium sich mit dem Verbande als 
dem allgemein anerkannten Vertreter der ge- 
samten deutschen Elektrotechnik in Verbin- 
dung gesetzt hatte. Sehr energische Beschwerde- 
schreiben erzielten keinen Erfolg und auch eine 
Beschwerde an den Reichskanzler nicht. Nach- 
dem vor einigen Monaten die Leitung des 
Reichsschatzministeriums gewechselt hat, wur- 
den sofort die Verhandlungen wegen Vertre- 
tung des Verbandes im Beirat für die Elektrizi- 
tätswirtschaft wieder aufgenommen. Eskonnte 
aber leider keine Änderung mehr erzielt wer- 
den. Es ist aber zu hoffen, daß die neue Re- 
gierung das Verfahren der früheren soweit ir- 
gedn möglich Sachverständige von der Mit- 
arbeit bei der Sozialisierung der Elektrizitäts- 
wirtschaft auszuschließen, verlassen wird. Der 
neue Herr Reichsschatzminister hat uns in Aus- 


sicht gestellt, außer den Mitgliedern des Bei- 
rates auch noch weitere. Sachverständige her- 
anzuziehen. 

Das Reichspostministerium hat auf unse- 
ren Antrag hin die „Vorschriften bei Kreuzung 
und Näherung von Starkstrom- und Schwach- 
stromleitungen‘‘ gemildert.!) Dasselbe ist auch 
geschehen hinsichtlich der Kreuzungen von 
Starkstromanlagen mit Bahnen?) seitens des 
Preußischen Ministeriums der öffentlichen Ar- 
beiten. 

Die schon seit langen Jahren bestehenden 
freundschaftlichen Beziehungen zu anderen 
technischen Vereinen und Verbänden wurden 
auch im letzten Jahre wieder gepflegt, und es 
kam so eine Reihe gemeinschaftlicher Arbeiten 
zustande. Die guten Beziehungen, die schon 
von jeher zwischen dem Verein Deutscher In- 
genieure und unserem Verbande bestanden 
haben, führten im vorigen Jahre zu der ge- 
meinschaftlichen Begründung (auch mit dem 
Verein Deutscher Eisenhüttenleute) der ‚‚Tech- 
nischen Auslandszeitschrift‘‘, die am Anfang 
des Jahres 1920 zu erscheinen begonnen hat. 
Sie hat besonders im Auslande sehr befriedigt, 
und es ist zu hoffen, daß dieses gemeinschaft- . 
liche Unternehmen ein erfolgreiches sein wird. 
Auf Vorschlag des Vorstandes des Vereins 
Deutscher Ingenieure ist nun das freunschaft- 
liche Verhältnis dadurch noch enger gestaltet 
worden, daß unser Verband aufgefordert wor- 
den ist, zwei Vertreter in den wissenschaftlichen 
Beirat des Vereins Deutscher Ingenieure zu 
entsenden. Als solche wurden vom Vorstand 
die Herren Klingenberg und Dettmar ge- 
wählt. Es schweben weiterhin augenblicklich 
Verhandlungen, um den Mitgliedern des Ver- 
bandes dieselben Vorzüge bei dem Bezug der 
Zeitschrift ‚Betrieb‘ zu sichern, wie sie die 
Mitglieder des Vereins Deutscher Ingenieure 
genießen. Bei dem vom Verein Deutscher In- 
genieure gebildeten Ausschuß ‚Technik und 
Landwirtschaft‘ hat der Verband mitgewirkt, 
und er wird auch fernerhin die bedeutenden In- 
teressen, die die Elektrotechnik in der Land- 
wirtschaft hat, dort vertreten. 

Seit einigen Monaten schweben Verhand- 
lungen, um eine anerkannte Vertretung der 
Landwirtschaft bei den Arbeiten unserer Kom- 
missionen zu erhalten. Leider konnten sie nur 
langsam vorwärts kommen, weil das Reichs- 
ministerium für Landwirtschaft umgebildet 
worden ist und auch die. gesetzliche Berufsver- 
tretung der Landwirtschaft vollkommen neu 
organisiert wird. Das neue Landwirtschafts- 
kammergesetz ist erst im August in Kraft ge- 
treten, so daß erst die allmähliche Entwick- 
lung der verschiedenen landwirtschaftlichen 
Organisationen abgewartet werden muß, bevor 
ein Ergebnis erreicht werden kann. 

Auch mit dem Deutschen Verband tech- 
nisch-wissenschaftlicher Vereine wurde im letz- 
ten Jahre wieder sehr ersprießlich zusammen- 
gearbeitet, u. zw. in der Weise, daß wir in den 
von ihm gebildeten Ausschüssen 

für technisch-statistische Fragen, 

für technisches Büchereiwesen, 

für Verbesserung der naturwissenschaft- 
lichen Unterrichtsmittel, 
Vereinheitlichung des Verkehrswesens, 
akademische Bildungsfragen, 

für Verwaltungsreform in Preußen und 

für technische Literatur 
vertreten waren. Auch die weitere Bearbeitung 
der vor dem Krieg bereits begonnenen Schieds- 
erichtsordnung ist von einem besonderen, an 
Ei Deutschen Verband angegliederten Aus- 
schuß wieder aufgenommen worden, und er hat 


für 
für 


1) „ETZ“ 1920, S. 78. 
„ETZ“ 1920, 8. 421. 


720 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 36. 


9. September 1920. 


seine Arbeit nunmehr fertiggestellt. Sie -ist 
unter der Bezeichnung ‚Schiesdgerichtsord- 


nung vom .21. IV. 1920 des Deutschen Aus- 
schusses für das Schiedsgerichtswesen, ge- 
bildet vom Deutschen Verband technisch- 


wissenschaftlicher Vereine‘, jetzt herausge- 
geben worden und kann von der Geschäfts- 
stelle des Ausschusses, Berlin NW.7, Sommer- 
Straße da zum Preise von.2 M für das Heft 
bezogen werden. 

Der Ausschuß für Gebührenordnung(AGO) 
hat gleichfalls die durch den Krieg unter- 
brochenen Arbeiten unter unserer Beteiligung 
wieder aufgenommen und sie zum Abschluß 
gebracht. Die neue Gebührenordnung der Ar- 
chitekten und Ingenieure enthält jetzt auch 
gesonderte Bestimmungen über Leistungen bei 
maschinellen und elektrischen Anlagen. Sie ist 
im Verlage von Julius Springer unter der Be- 
zeichnung „Gebührenordnung der Ingenieure 
1920‘ zu beziehen. 

Auch an den Beratungen. des Deutschen 
Ausschusses für technisches Schulwesen und 
des Ausschusses für Einheiten und Formel- 
größen haben wir uns im letzten Jahre wieder 
beteiligt. 

Auf Vorschlag des Elektrotechnischen Ver- 
eins wurde kürzlich ein Ausschuß zur Erfor- 
schung elektrischer Unfälle gebildet, u. zw. 
unter Mitwirkung der Berliner Medizinischen 
Gesellschaft, der Deutschen Pathologischen 
Gesellschaft, der Deutschen Physiologischen 

+esellschaft, der Gesellschaft für vergleichende 


Pathologie und pathologische Anatomie, des 
Verbandes der Deutschen Berufsgenossen- 
schaften und des Zentralkomitees für das 


Rettungswesen in Preußen. Auch wir haben 
uns daran beteiligt und die Herren Brunen- 
busch, Passavant, Schrottke und Vogel 
als unsere Vertreter in diesen neuen Ausschuß 
entsandt. 

Die Technische Nothilfe haben wir tun- 
lichst unterstützt und die zum Verband gehöri- 
gen Vereine gebeten, auch ihrerseits das gleiche 
zu tun. 

Es hat sich als notwendig herausgestellt, 
einige Teile unserer Satzung zu ändern. Danun 
im Verlaufe der letzten Jahre mehrfach Ande- 
rungen vorgenommen werden mußten, erschien 
es zweckmäßig, die Satzung einmal einer völli- 
gen Neubearbeitung zu unterziehen. Der Ent- 
wurf zu dem neuen Wortlaut-nebst einer kur- 
zen Erläuterung hierzu ist „ETZ“ Heft 35, 
S. 701, abgedruckt gewesen, so daß daraus 
alles wesentliche zu ersehen ist. . 

Die nach dem Kriege wieder aufgenom- 
menen Arbeiten betreffend Schaffung einer 
Prüfstelle sind jetzt so weit abgeschlossen, daß 
diese Neueinrichtung des Vrebandes ihre Tätig- 
keit vor kurzem aufgenommen hat. Uber die 
Einzelheiten wird anläßlich der gemeinsamen 
Veranstaltung bei der Elektrischen Woche in 
Hannover noch ausführlich berichtet werden, 
so daß hier nur darauf hingewiesen werden 
braucht. 

Der Redaktionsausschuß der „ETZ‘“, der 
während der Kriegszeit nicht gearbeitet hat, 
nahm seine Tätigkeit wieder auf und wurde 
durch Zuwahl einer größeren Anzahl von 
Herren verstärkt. Er hat außerdem einen 
engeren Ausschuß gebildet, der öfter zusam- 
menkommt und laufende Angelegenheiten mit 
Verlag und Schriftleitung behandelt. Der Re- 
daktionsausschuß hat mit Erfolg eine ganze 
Anzahl Verbesserungen bei der „ETZ“ veran- 
laßt und weitere befinden sich in Vorbereitung. 
Besonders erwähnt sei noch, daß in Aussicht 
genommen ist, vom 1. I. 1921 ab das Format 
der „ETZ“ auf das im allgemeinen bei tech- 
nischen Fachzeitschriften übliche zu bringen. 

Die großen Schwierigkeiten, in denen alle 
technischen Zeitschriften sich infolge des un- 
geheuer gestiegenen Papierpreises befinden, 
hatte sich naturgemäß auch bei der „ETZ‘ be- 
merklich gemacht und dazu geführt, daß ein 
Verlust von außerordentlicher Höhe zu ent- 
stehen drohte. Da dieser eine solche Größe er- 
reichte, daß seine Beseitigung durch Erhöhung 
der Mitgliederbeiträge und Abonnements kaum 
noch erreicht werden konnte, erschien es not- 
wendig, eine Hilfe seitens der Industrie zu er- 
bitten, die auch gewährt wurde. Dadurch war 
es möglich, den jetzigen Umfang der „ETZ“ 
zunächst beizubehalten, ohne die Beiträge der 
Mitglieder allzusehr steigern zu müssen, Her- 
vorgehoben sollen auch hier noch die Schwie- 
rigkeiten werden, die bei der „ETZ‘ wie bei 
allen technischen Zeitschriften bezüglich der 
Unregelmäßigkeit der Postbestellung im letz- 
ten Jahre eingetreten sind. Leider haben sich 
die Verhältnisse bei der Post so verschlech- 
tert, daß die Mitglieder vielfach über unregel- 
mäßige Zustellung zu klagen häben. Jede 
Woche gehen eine große Zahl der aufgegebenen 
Exemplare der Zeitschrift verloren. Die Mit- 
glieder müssen daher jetzt mehr als früher 
selbst auf den regelmäßigen Eingang der Hefte 
achten und .bei unregelmäßiger Lieferung so- 


> 


fort bei dem zuständigen Postamt Beschwerde 
führen. Bei den außerordentlich hohen Papier- 
preisen muß die Auflage der Zeitschrift be- 
schränkt werden, so daß die Nachlieferung ver- 
lorengegangener Hefte vielfach unmöglich ist, 
namentlich nach längerer Zeit. 

Um die Studierenden schon -vor. Eintrtit 


in die Praxis mit den Arbeiten des Verbandes - 


möglichst bekannt zu machen, ist im Laufe des 
letzten Jahres eine Preisermäßigung der vom 
Verbande herausgegebenen Drucksachen für 
‚Studierende eingeführt worden und es ist beab- 
sichtigt, vom Januar 1921 ab auch die „ETZ“ 
den Studierenden zum Vorzugspreise. zu lie- 
fern. Die Einzelheiten hierüber befinden sich 
noch in Beratung und werden später bekannt- 
gegeben werden. 2 

Die Jahresversammlung in Stuttgart hatte 
dem Vorschlage betreffend Bildung eines Tech- 
nischen Hauptausschusses zugestimmt, und die- 
ser ist dann gleich nachher ins Leben gerufen 
worden. Bei seinem ersten Zusammentritt hat 
er alle bisher bestehenden Kommissionen mit 
Ausnahme der Kommission für Errichtungs- 
und Betriebsvorschriften neu gebildet, u. zw. 
nach den auf der letzten Jahresversammlung 
festgelegten Gesichtspunkten.!) Da hiernach 
zur Bildung der Kommissionen das Zusammen- 
wirken einer ganzen Reihe von Vereinen und 
Verbänden notwendig war, hat es längere Zeit 
gedauert, bis sie gebildet waren und ihre Ar- 
beiten aufnehmen konnten, so daß der größte 
Teil derselben erst Anfang Februar mit den 
Sitzungen beginnen konnte. Wenn trotzdem, 
wie anfangs dieses Berichts erwähnt wurde, 
noch fast 200 Sitzungen der Kommissionen 
und Unterkommissionen stattgefunden haben, 
so war dies nur möglich unter außerordent- 
licher Inanspruchnahme aller Beteiligten. Trotz 
der kurzen Zeit, die dann noch zur Verfügung 
stand, ist es aber doch gelungen, noch eine 
ganze Reihe von Arbeiten so rechtzeitig fertig- 
zustellen, daß sie der Jahresversammlung in 
Hannover unterbreitet werden können. as 
nähere wird bei den einzelnen Kommissionen, 
über deren Tätigkeit nunmehr berichtet wer- 
den soll, erwähnt werden. 

Nachstehend soll nun bei jeder Kommission 
zunächst ihr Arbeitsprogramm, so wie es 
„ETZ‘““ 1920, S. 361, bekanntgegeben war, ab- 
gedruckt und im Anschluß daran gesagt wer- 
den, wie weit dieses Programm Erledigung ge- 
funden hat bzw. in welchem Zustande sich die 
einzelnen Arbeiten befinden. 


1. Kommission für Errichtungs- und 
Betriebsvorschriften: 

a) Durchsicht der Vorschriften für den An- 
schluß von Schwachstromanlagen an Nie- 
derspannungs-Starkstromnetze. 

b) Merkblatt für landwirtschaftliche Anlagen. 

ce) Vorschriften für aussetzende Betriebe. 

d) Durchsicht der Errichtungs- und Betriebs- 
vorschriften. = 

e) Durchsicht der Bahnvorschriften. 

Die Kommission hat, wie schon im vori- 
gen Jahre, an dem Abbau der Ausnahmebe- 
stimmungen durch Schaffung der Übergangs- 
bestimmungen gearbeitet. Von dem  vor- 
stehenden Programm ist die Arbeit unter a) 
fertiggestellt und „ETZ‘‘ 1920, S. 679 veröffent- 
licht worden. Sie soll der Jahresversamm- 
lung zur Beschlußfassung vorgelegt werden. 
Die Arbeit unter b) mußte zurückgestellt wer- 
den, da die Verhandlungen über die Vertretung 
der Landwirtschaft wie vorstehend ausgeführt, 
sich hinausgezögerthaben. Es ist aber zu hoffen, 
daß sie in kurzer Zeit wird zu Ende geführt 
werden können. Seitens des Verbandes sind 
alle Vorarbeiten fertiggestellt. Die Vorschrif- 
ten für aussetzende Betriebe befinden sich in 
Beratung in einer besonderen Unterkommission. 
Sie sind sehr umfangreich und können infolge- 
dessen erst in einigen Monaten ihren Abschluß 
finden. Die unter d) erwähnte Arbeit soll erst 


im nächsten Jahre in Angriff genommen wer- 


wenn die Durchsicht einer Reihe von 
anderen wichtigen Verbandsarbeiten weiter 
fortgeschritten ist. Die Neubearbeitung der 
Bahnvorschriften wird von der neugebildeten 
Bahnkommission, über die weiter unten be- 
richtet wird, zu übernehmen sein. Im übrigen 
sei auf den besonderen Berieht der Kommission 
für Errichtungs- und Betriebsvorschriften, der 
„ETZ“ 1920, S. 361 abgedruckt war, hinge- 
wiesen. } 


den, 


2. Kommission für. Freileitungen: 
a) Durchsicht der Normen für Freileitungen. 
b) Durchsicht der Kreuzungsvorschriften. 

Die Durchsicht der bestehenden Bestim- 
mungen über Freileitungen ist soweit fort- 
geschritten, daß der erste Entwurf der Neu- 
fassung in kurzer Zeit wird veröffentlicht wer- 
den können. Näch Verarbeitung der Äuße- 
rungen wird ein zweiter Entwurf aufgestellt 


1) „ETZ“ 1920, S. 185. 


o 


ON 
f) Prüfvorschriften für sämtliche Isolatoren- 


unterbreitet werden. Die übrigen im vorste- 
.henden Programm erwähnten befinden sich in 


a) Durchsicht der „Normen für isolierte Lei- 


c) Normung von Leitungen zum Anschluß von 


mungen. 


und der Jahresversammlung 1921 zur Be- 
schlußfassung vorgelegt werden. Bezüglich 
der Kreuzungsvorschriften sind Verhandlun- 
gen mit: dem Reichsverkehrs-Ministerium, das 
nunmehr die Angelegenheit einheitlich für 
ganz Deutschland bearbeiten wird, aufgenom- 
men worden und es ist beabsichtigt, die Be- 
ratungen jetzt sehr zu beschleunigen, nachdem 
der erste Entwurf für die neuen Bestimmungen 
über die Freileitungen fertiggestellt ist. Es 
war leider nieht möglich, die Kreuzungsvor- 
schriften vorher energisch in Angriff zu nehmen, 
da die Freileitungsbestimmungen einen zu 
großen Einfluß darauf haben und deren Ände- 
rung zu stark auf die Bestimmungen über 
Kreuzungen zurückwirkt. 


-3. Kommission für Fahrleitungen: 

a) Schleifleitungen und Stromabnehmer für 
Straßen und Kleinbahnen. 

b) Schleifleitungen und Stromabnehmer für 
Grubenbahnen. ; 

c) Schleifleitungen und Stromabnehmer für 
Industriebahnen und Bagger. 


d) Schleifleitungen und Stromabnehmer für 


. Transport- und Hebezeuge. 


Diese Kommission, die erst im letzten 
Jahre eingesetzt worden ist, hat drei Unterkom- 
missionen, für die Hauptgebiete der Straßen- 
und Kleinbahnen, der Gruben- und Industrie- 
bahnen und der Transporteinrichtungen, Hebe- 
zeuge usw. gebildet, die mit der Ausarbeitung 
eines Entwurfes von Bestimmungen für Fahr- 
und Schleifleitungen und Stromabnehmer be- 
it sind, der später veröffentlicht werden 
wırd. ' 


4. Kommission für Erdung: 
a) Durchsicht der Leitsätze für Schutzerdun- 


gen. 

b) Leitsätze für Erdung bei Niederspannungs- 
anlagen. 

Die Arbeiten der Kommission können 

erst mit Erfolg weitergeführt werden, wenn um- 

fangreiche Versuche, die an einem großen Lei- 

tungsnetz durchgeführt werden, erledigt sind. 

Diese Versuche werden voraussichtlich im 

Herbst dieses Jahres abgeschlossen werden. 


5. Kommission für Überspannungs- 
schutz: 


a) 
' rate. | 

) Anleitung für den Bau überspannungs- 
‚sicherer Anlagen. * 

) Richtlinien für den Überstromschutz von 
Maschinen und Apparaten. | 

Richtlinien für den Überstromschutz von 
Leitungen und Leitungsnetzen. 

Je eine Unterkommission für UÜberspan- 
nungsschutz und für Überstromschutz haben 
Richtlinien vorbereitet, die voraussichtlich in 
kurzer Zeit schon werden zur Außerung ver- 
öffentlicht werden können. Die Arbeiten wer-. 
den in engem Zusammenhange mit der Kom- 


C 


u 


mission für Hochspannungsapparate durchge- 


führt und es ist zu erwarten, daß der Jahres- 
versammlung 1921 einige Ergebnisse werden 
vorgelegt werden können. 


6. Kommission für Porzellan- 
isolatoren: 
a) Normen für Freileitungsisolatoren. 
by=5; „ Niederspannunssisolatoren in 
Innenräumen. : 
ce) Normen für Stützer und Durchführungen. 
Stützer für Meßwandler. 


x 


) ” 2) 


‚„ Stützer für 60000 u. 100000 V. 


arten. ; e, 
Die Arbeiten unter a) bis c) und unter f) 


sind fertiggestellt und „ETZ“ 1920, S. 618 ver- 
öffentlicht worden. Sie werden der Jahresver- 


sammlung in Hannover zur Beschlußfassung 


Vorbereitung und es ist ihre Fertigstellung für 
die Jahresversammlung 1921 zu erhoffen. 


7. Kommission für Drähte und 
Kabel: 


. tungen‘. = 

b) Normung von Kabelgarnituren. 

Heizapparaten. 

d) Festlegung von 
ausgußmasse. 

e) Erweiterung der Belastungstabellen 

Bleikabel bis 30 000 V. 

f) Normenblätter über Belastungstabellen. 


Anforderungen an Kabel- 


Die Hauptarbeit der Kommission bestand 


in dem Dr Abbau der Übergangsbestim- 
ie 
heraufgesetzt. Der Gummigehalt der Isolier- 


hülle von Leitungen wurde erhöht und es ist 
nunmehr beabsichtigt, möglichst bald wieder 
zu Drähten zu kommen, deren Güte der vor 


ka ae 
7 a 
TRERE 


für 


Stärke der Bleimäntel wurde E 


1 


> ww: 


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PEN TEE REES) 


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KaDE 27 NEN wer 


Richtlinien für Überspannungs- Schutzappa- ei 


9. September 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


dem Kriege üblich gewesenen entspricht. ‚Den 
Bedürfnissen entsprechend wurde für die Über- 
gangszeit zunächst noch ein neues Handlam- 
penkabel geschaffen („ETZ‘‘ 1920, S. 596). 

Sobald die Lage des Rohstoffmarktes es 
erlaubt, wird die Arbeit unter a) durchgeführt 
werden. Die Normung von Kabelgarnituren 
befindet sich in Vorbereitung, ebenso die Fest- 
legung von Anforderungen an Kabelausguß- 
masse. Die Belastungstabelle für Bleikabel bis 
30 000 V. ist zunächst als Übergangsbestim- 
mung herausgegeben. Es ist beabsichtigt, diese 
Werte bei der späteren Durchsicht der Normen 
für isolierte Leitungen mit zu verwerten. Es 
befinden sich ferner Arbeiten in Vorbereitung, 
die auf eine Festlegung einer einheitlichen Iso- 
lationsstärke für Kabel von Spannungen bis 
20 000 V hinzielen. 


8. Kommission für Maschinen 
und Transformatoren: 


a) Durchsicht der Maschinennormen. 

b) Durchsicht der: Anschlußbedingungen. 

c) Einheitstransformatoren. 

d) Normen über Maschinenleistungen, Dreh- 
zahlen usw. 

e) Normale Drähte und Isolationsstärken. 


Die Kommission hat die Übergangsbestim- 
mungen stark abgebaut, und es ist damit zu 
rechnen, daß auf diesem Gebiete bald wieder 
normale Zustände eintreten werden. Die Haupt- 
arbeit der Kommission, die Durchsicht der Ma- 
schinennormen, hat sich als eine so umfang- 
reiche Arbeit herausgestellt, daß mit-deren 
Fertigstellung frühestens im Jahre 1921 zu 
rechnen ist. Ein besonderer Ausschuß tagt 
schon seit langer Zeit wöchentlich und hat das 
Material so weit überarbeitet, daß es bald mög- 
lich sein wird, einen ersten Entwurf zu ver- 
öffentlichen. Bei den Arbeiten hat sich ge- 
zeigt, daß es notwendig ist, mehr Versuchsergeb- 
nisse zur Verfügung zu haben, und es wurde 


. daher ein besonderer „Forschungsausschuß für 


Maschinen und Transformatoren‘ gegründet. 
Die Anschlußbedingungen können erst einer 
Durchsicht unterzogen werden, wenn die Ar- 
beiten über die allgemeinen Maschinennormen 
weiter gefördert sind und wenn die Kommission 
für Anlaß- und Steuergeräte in ihren Arbeiten 


. weiter fortgeschritten ist. 


Die Bestimmungen überEinheitstransfor- 
matoren sind fertiggestellt und ‚„ETZ“ 1920, 
S. 576 veröffentlicht worden. Sie werden der 
Jahresversammlung in Hannover zur Be- 
schlußfassung vorgelegt werden. Für die Ar- 
beiten unter d) und e) sind Vorbereitungen im 
Gange, so daß deren Abschluß bis zum näch- 
At Jahre “ voraussichtlich erwartet werden 

ann. 


9. Kommission für Installations- 
material: 


) Durchsicht der Vorschriften für Installa- 

tionsmaterial. 

) Normung der Installationssysteme. 

) Normung des Verbindungs- und Verlegungs- 

materials. 

) Normung von Verteilungstafeln. 

) Normung von Beleuchtungskörpern. 

f) Richtlinien für Preislisten von. Installa- 
tionsmaterial. 

g) Aufstellung von Prüfformularen. 


Die Übergangsbestimmungen sind im letz- 
ten Jahre weiter abgebaut worden. Es ist zu 
hoffen, daß sie mit dem Ablauf des Jahres 1920 
im wesentlichen werden wegfallen können. 

Die Arbeiten unter a) bis f) befinden sich 
durchweg noch im Zustande der Vorbereitung. 
Als Grundlage für die weitere Tätigkeit der 
Kommission soll die Normung der Installa- 
tionssysteme dienen, die jetzt so weit vorberei- 
tet ist, daß die für die einzelnen Arbeiten ein- 
gesetzten Unterkommissionen weiter arbeiten 


können. Das Ergebnis der sehr umfangreichen 


Arbeiten dieser Kommission wird sein, daß die 
bisherigen Vorschriften für Installationsmate- 
rial einer tiefgreifenden Umgestaltung unter- 
zogen werden und daß der neue Entwurf für die 
weitere Entwicklung der Installationstechnik 
von größter Bedeutung sein wird. 

Die Aufstellung von Prüfformularen, mit 
der schon vor dem Kriege begonnen war, wird 
weitergeführt und es sind die Formulare für 
Schmelzsicherungen und für Dosenschalter 
fertiggestellt. Sie sollen für die Arbeiten der 
Prüfstelle des V.D.E. schon als Grun. lage die- 
nen. 


10. Kommission für Schaltapparate:; 

a) Durchsicht der Vorschriften für‘ Schalt- 
apparate, 

b) Erweiterung der Vorschriften auf Luft- 
Selbstschalter (Automaten), schwere Stecker 
Akkumulatorenapparate und Schaltkästen. 

e) Aufstellung von Normen für Streifensiche- 
rungen einschl. der Kontaktblöcke. 


Bezüglich der Übergangsbestimmungen 


gilt das gleiche wie unter 9 gesagt. 


Die Durchsicht der Vorschriften für 
Schaltapparate ist soweit gefördert, daß ein 
neuer Entwurf zu denselben voraussichtlich in 
einigen Wochen wird veröffentlicht werden 
können, so daß zu hoffen ist, daß die neuen V or- 
schriften der Jahresversammlung 1921 zur 
Beschlußfassung werden unterbreitet werden 
können. ; 


1l. Kommission für Anlaß- und 
Steuergeräte: 
a) Vorschriften für Bewertung und Prüfung 
von Anlaß- und Steuergeräten. 
b) Normung von Läuferspannungen. 

Die Arbeit unter a) ist soweit vorbereitet, 
daß in einigen Monaten ein Entwurf wird be- 
kanntgegeben werden können. In diesem sind 
ein Teil der früher zu den Schaltpaparate-V or- 
schriften gehörigen Bestimmungen nunmehr 
mit enthalten. Die Normung der Läuferspan- 
nungen ist zunächst noch nicht in Angriff ge- 
nommen und wird auch erst behandelt werden 
können, wenn die Hauptarbeit unter a) im we- 
sentlichen fertiggestellt sein wird. 


12. Kommission für Hochspannungs- 
apparate: 
Durchsicht der Richtlinien für Hochspan- 
.. nungsapparate. 

B>züglich der Übergangsvorschriften gilt 
gleichfalls das unter 9 Gesagte. 

Die -Hauptarbeit der Kommission, - die 
Durchsicht der bisherigen Richtlinien, wurde 
zunächst durch eingehende Beratung einer 
Unterkommission betreffend Kurzschlußstrom 
vorbereitet. Eine besondere Unterkommission 
für die Durchsicht der alten Richtlinien hat die 
wichtigsten Punkte bereits bearbeitet und hier- 
bei auch Übereinstimmung mit den neuen 
Normen für Porzellan herbeigeführt. Weiter- 
hin waren die Arbeiten über die im vorigen 
Sahre beschlossenen Normen für Spannungen 
über 100 V zu berücksichtigen und es wurde in 
Aussicht genommen, die Normung der Ölschal- 
ter bis zu 100 000 V auszudehnen und verschie- 
dene Schutzarten für Ölschalter zu berücksich- 
tigen. Weiterhin soll bei der Durchsicht der 
alten Richtlinien das Gebiet der Meßwandler 
aus dem Geltungsbereich ausgeschlossen und 
die Regelung dieses Gebietes der Kommission 
für Meßinstrumente übertragen werden. Der 
Entwurf zu neuen Richtlinien wird voraussicht- 
lich in einigen Monaten veröffentlicht werden 
können. ä 


13. Kommission für Zähler. 


a) Normen für Zähler. 

b) Erläuterungen zu Leitsätzen für die Bedin- 
gungen, denen Elektrizitätszähler undMeß- 
wandler bei der Beglaubigung genügen 
müssen. 

e) Bestimmungen über Sonderzähler. (Höchst- 

verbrauchsmesser, Überverbrauchszähler, 

und Ähnliches.) 

Regeln für Bewertung und Prüfung von 

Zählern. 

Die Normen für Zähler sind fertiggestellt 
und in der „ETZ‘‘ 1920, S. 537, nebst Erläute- 
et von Herrn Strelow veröffentlicht wor- 
den. 

Die bereits vor dem Kriege begonnene 
Arbeit unter b) ist, nachdem sie nochmals 
einer Durchsicht unterzogen worden ist, „ETZ“ 
1920, 8. 638 veröffentlicht worden und soll 
der Jahresversammlung zur Kenntnis ge- 
bracht werden. Die Leitsätze selbst werden 
von der Physikalisch-Technischen Reichsan- 
stalt mit Gültigkeit vom 1. I. 1921 ab als Vor- 
schriften erlassen werden. Zu e) sind zunächst 
die Blindverbrauchszähler behandelt worden, 
doch befindet sich diese Angelegenheit noch in 
vorbereitendem Zustand, so daß noch nicht 
gesagt werden kann, wann ein Abschluß erzielt 
wird. Die Arbeit unter d) ist noch nieht in An- 
griff genommen. e: 

Dem bisherigen Programm soll in Zukunft 
noch die Normung von Einzelteilen von Zäh- 
lern hinzugefügt werden. 


14. Kommission für Koch- und Heiz- 
geräte: 
a) Schaffung eines Einheitssteckers. 
b) Durchsicht der bestehenden Normen und 
Umwandlung in Vorschriften. 
ec) Normung und Typung von Koch- und 
Heizgeräten. 

Die bereits vor dem Kriege in Angriff ge- 
nommene Arbeit, betreffend Schaffung eines 
Einheitssteekers wurde zu Ende geführt; dem- 
gemäß mußten auch die Normalien für Koch- 
und Heizapparate einer Neubearbeitung unter- 
zogen werden. Die neuen Normen Sind „BETZ“ 
1920, 8. 680, veröffentlicht worden und werden 
der Jahresversammlung in Hannover zur An- 
nahme vorgelegt werden. 

Betreffs Typung von Koch- und Heizge- 
räten sind von den Fabrikanten bereits Vor- 
arbeiten unternommen worden, zu denen eine 


d 


—_ 


Heft 36. 


nehmen konnte. 


21 


\ 


Unterkommission bereits mehrfach Stellung 
1 Ein Abschluß ist jedoch erst 
im Laufe des Jahres 1921 zu erwarten. 


15. Kommission für Meßinstrumente: 

a) Vorschriften für Schalttafel-Meßinstru- 
mente. i 

b) Vorschriften für Meßwandler. 

c) Normen für. Meßinstrumente. 

d) Normen für Meßwandler. 


Die Kommission hat einen vom Zentral- 
verband der deutschen elektrotechnischen In- 
durstrie vorgelegten Entwurf zu a) eingehend 
behandelt und es befindet sich jetzt ein neuer 
Entwurfin Vorbereitung, der nach nochmaliger 
Beratung voraussichtlich wird veröffentlicht 
werden. Auch ein Entwurf für Meßwandler ist 
bereits vorgearbeitet und wird von einer Unter- 
kommission weiter behandelt. Auch dieser 
Entwurf wird wohl in einigen Monaten zur 
Veröffentlichung gelangen können. Die Ar- 
beiten unter ec) und e) sind noch nicht in An- 
griff genommen und es kann diese erst ge- 
schehen, wenn die Arbeiten unter a) und b) 
weiter gefördert sind. 


16. Kommission für Lichttechnik. 


a) Normung der Abmessungen von Glühlam- 
pen. 

b) Bezeichnung und Beschriftung von Glüh- 
lampen. 

ce) Bewertung elektrischer Lichtquellen. 

d) Normung von Zubehör zu Glüh- und Bogen- 
lampen (Armaturen). 

e) Durchsicht der Prüfvorschriften. 

f) Aufstellung eines Merkblattes für Beleuch- 
tung: 

Für die Bewertung elektrischer Licht- 
quellen sind die Vorarbeiten im Gange, deren 
Abschluß für den Herbst dieses Jahres zu er- 
warten ist, so daß damit dann Grundlagen für 
die weiteren Arbeiten der Kommission ge- 
geben sind. Ebenso befinden sich die Arbeiten 
unter d) und f) in Vorbereitung und es ist be- 
absichtigt, die Arbeiten der früheren Licht- 
kommission den jetzigen Anschauungen ent- 
sprechend umzuarbeiten und zu einer einheit- 
lichen Arbeit zusammenzufassen. 


17. Kommission für Isolierstoffe: 
Klassifizierung von Isolierstoffen. 

Die Kommission ist damit beschäftigt, die 
Frage zu prüfen, ob die 1914 aufgestel,ten Prüf- 
vorschriften einer Umarbeitung bedürfen. An 
der bereits vor dem Kriege begonnenen Klassi- 
fizierung der Isolierstoffe wird weiter gear- 
beitet und es sind hierfür eine Reihe Unter- 
kommissionen eingesetzt worden. Herr Dr. 
Bültemann, Dresden, ist im Auftrage der 
Kommission damit beschäftigt, die vorhandene 
Literatur über Isolierstoffe kritisch zusammen- 
zustellen, damit sie für dei weiteren Arbeiten 
der Kommission nutzbar gemacht werden kann. 


18. Kommission für Erdstrom: 


a) Prüfung der Frage, ob eine Durchsicht der 
Erdstromvorschriften nötig ist. 
b) Studium der Korrosionen an Kabeln und 

Schutzerdungen. 

Die Prüfung der Frage unter a) hat er- 
geben, daß kein Anlaß vorliegt, die früher auf- 
gestellten „Vorschriften zum Schutze der Gas- 
und Wasserröhren gegen schädliche Einwir- 
kungen der Ströme elektrischer Gleichstrom- 
bahnen, die die Schienen als Leiter benutzen‘, 
zu ändern. Die Kommission beabsichtigt sich 
nunmehr der Arbeit unter b) zuzuwenden. 


19. Kommission für Fernmelde- 


anlagen. 


IS 
a) Durchsicht der Leitsätze für die Errichtung 
elektrischer Fernmeldeanlagen. 
b) Durchsicht der Normen für isolierte Lei- 
tungen in Fernmeldeanlagen. 
ce) Vorschriften und Normen für galvanische 
Elemente. 
d) Normen für Bestandteile der Schwach- 
stromteehnik (Rundklemmen, Stecker, Stöp- 
“sel usw.). - 
e) Festlegung von schematischen Darstellun- 
en. 
f) Denen in der Fernmeldetechnik. 
Da die Lage auf dem Rohstoffmarkte noch 
nieht vollständig geklärt ist, wurde die unter b) 
aufgeführte Durchsicht der Normen für 180- 
lierte Leitungen erst vor kurzem in Angriff ge- 
nommen. Im Anschluß daran kann erst die 
Durchsicht der Leitsätze erfolgen. Vom Ver- 
bande der Fabrikanten elektrischer Taschen- 
lampenbatterien und galvanischer Elemente 
sind Vorarbeiten für die Typung von galvani- 


. schen Elementen nebst Vorschriften für die 


Abnahme geleistet und eine Unterkommission 
hat hierzu bereits Stellung nehmen können. 
Besonders umfangreich waren die Arbeiten 
betreffend Normung für Bestandteile der 
Schwachstromtechnik. Der Entwurf zu Rund- 


122 


klemmen, der in der „ETZ‘ 1920, S. 681, ver- 
öffentlicht ist, wird der Jahresversammlung 
zur Beschlußfassung vorgelegt. Als weitere 
Arbeiten sind unter anderm in Aussicht genom- 
men die Normung von Steckern und Kabel- 
schuhen. Der Unterausschuß zur Festlegung 
von schematischen Darstellungen hat seine Ar- 
beiten abgeschlossen. Die umfangreiche Arbeit 
ist z. Zt. innerhalb der Kommission in Behand- 
lung. Eine endgültige Fertigstellung wird vor- 
aussichtlich Ende dieses Jahres erfolgen. Die 
Arbeiten betreffend Benennungen in der Fern- 
meldetechnik konnten bisher noch nicht auf- 
genommen werden. 


20. Kommission für Beeinflussung 
von Schwachstromleitungen: 
Leitsätze zur Verhinderung von Störungen in 

Fernsprechleitungen. 

Die bereits im Jahre 1914 begonnenen 
„Leitsätze zum Schutze von Fernsprech- 
Doppelleitungen gegen die Beeinflussung durch 
Drehstromleitungen‘“ wurden nochmals durch- 
beraten und fertiggestellt. Sie sind „ETZ“ 
1920, S. 597, veröffentlicht worden und werden 
der Jahresversammlung zur Beschlußfassung 
vorgelegt werden. Als weitere Arbeit beab- 
sichtigt dieKommission nunmehr entsprechende 
Leitsätze betreffend die Beeinflussung durch 
Wechselstromleitungen in Angriff zu nehmen. 


21. Kommission für Benennungen: 


a) Aufstellung .einheitlicher Benennungen. 
b) Systematik der Elektrotechnik. 
e) Warenverzeichnis der Elektrotechnik. 

Die Kommission hat die grundsätzlichen 
Gesichtspunkte für ihre Arbeiten in einigen 
Sitzungen aufgestellt und beabsichtigt nun- 
mehr die einzelnen Gebiete durchzuarbeiten. 
Bevor dies geschehen kann, und bevor die Ar- 
beit unter c) in Angriff genommen werden 
kann, war es notwendig, eine Systematik der 
Elektrotechnik zu machen. Hierfür wurde eine 
besondere Unterkommission eingesetzt, die in 
mehreren Sitzungen einen Entwurf jetzt soweit 
aufgestellt hat, daß er in einigen Wochen zur 
Stellungnahme bekanntgegeben werden kann. 


Zu den vorstehend aufgeführten 21 Kom- 
missionen sind in den letzten Wochen noch 
4 Kommissionen hinzugekommen, deren Bil- 
dung sich soeben noch vollzieht. Es sind dies 
die Kommissionen für Hochfrequenztechnik, 
für Bahnen, für Praktikantenausbildung und 
für Elektrizität auf Schiffen. Ihre Tätigkeit 
können diese Kommissionen im wesentlichen 
erst nach der Jahresversammlung in Hannover 
aufnehmen. 

Zur Ergänzung der. im vorigen Jahre be- 
schlossenen ‚‚Normen für die Betriebsspannung 
elektrischer Anlagen über 100 V‘‘ war ein Aus- 
schuß eingesetzt worden, der die gleiche Arbeit 
für Spannungen unter 100 V durchführen sollte, 
Dieser Ausschuß hat seine Aufgabe erledistund 
zunächst einen Entwurf veröffentlicht, zu dem 
sehr viel Äußerungen eingegangen sind, die 
wieder verarbeitet wurden und zu einem zwei- 
ten Entwurf führten. Dieser ist „ETZ‘ 1920, 
S. 443, abgedruckt und wird der Jahresver- 
sammlung in Hannover zur Beschlußfassung 
vorgelegt werden. Es war im vorigen Jahre 
schon in Aussicht genommen worden, daß diese 
Arbeit später mit der im vorigen Jahre fertig- 
gestellten zu einem Ganzen vereinigt werden 
soll, zu „Normen für Spannungen“. Dies wird 
nach der Jahresversammlung zur Ausführung 
kommen. 

Vor wenigen Wochen ist vom Vorstand ein 
neuer Ausschuß für Normung von Kabel- 
schuhen eingesetzt worden, dessen Bildung sich 
eben erst vollzogen hat. Er wird seine Ar- 
beiten, die sich sowohl auf das Starkstrom-, 
wie auf das Schwachstromgebiet erstrecken, 
erst nach der Jahresversammlung aufnehmen 
können. = 

Vom Zentralverband der deutschen elek- 
trotechnischen Industrie ist uns ein Entwurf 
zu Normen für „Lieferrollen für Feindrähte‘‘ 
übergeben worden, der in der „ETZ‘“, Heft 28, 
S. 558 zur Äußerung veröffentlicht war. Er 
wird der Jahresversammlung zur Beschluß- 
fassung vorgelegt werden: 


Der Ausschuß für Bedienungselemente hat 
Normen für feste isolierte Handgriffe nebst 
dazugehörigen Griffdornen sowie Knöpfe für 
Hochspannungsschalter aufgestellt, die „ETZ“ 
1920, S. 660, veröffentlicht sind. Sie sollen der 
Jahresversammlung zur Beschlußfassung vor- 
gelegt werden. In Aussicht genommen sind 
ferner Normen für Steigbügelgriffe. Handräder 
usw.. = 

Der Ausschuß für Untersuchungen über 
die Blitzgefahr hat zur Herbeiführung einer 
Verbilligung und damit einer größeren Verbrei- 
tung der Blitzableiter die bisherigen Leitsätze 
und Erläuterungen dazu einer Durchsicht 
unterzogen. Seine Vorschläge gehen dahin, 
den Querschnitt der Blitzableiter z. T. zu ver- 
kleinern und die Notwendigkeit von Plänen und 
vollständigen Prüfungen auf größere Anlagen 
einzuschränken. Die Beschlüsse dieses Aus- 
schusses sind „ETZ“ 1920, S. 641, veröffent- 
licht worden und es wird unserer Jahres- 
versammlung empfohlen werden, ihnen bei- 
zutreten. 

Da die Arbeiten der jetzt bestehenden 
25 Kommissionen und der verschiedenen Aus- 
schüsse jetzt einen außerordentlich großen Um- 
fang angenommen haben, ist in Aussicht ge- 
nommen, in Zukunft ungefähr monatlich Be- 
richte über die Tätigkeit der Kommissionen und 
Ausschüsse in der „ETZ‘‘ zu erstatten, u. zw. 
jeweilig immer. nur das zu bringen, was gerade 
von Bedeutung ist. Dadurch soll eine Anteil- 
nahme weiterer Kreise an den Arbeiten erreicht 
werden. Es ist beabsichtigt, von November ab 
diese Berichte laufend zu veröffentlichen. 

Die Zahl der Mitglieder des Verbandes hat 
sich erfreulicherweise seit der letzten Jahres- 
versammlung bedeutend gehoben. Sie beträgt 
z.:24t. 6341 gegen 5695 im vorigen Jahre und 
6011 im Jahre 1914. 

Auf die 22 zum Verband gehörigen Vereine 
verteilt sich die Zahl der Mitglieder wie folgt: 


Eigene Mitglieder Er 202 
Elektrotechnischer Verein Berlin 1772 
Elektrotechnischer Verein Aachen . 97 
Elektrotechnischer Verein Breslau . 112 
Elektrotechnischer Verein Dresden . 374 
Elektroteehn. Gesellschaft Frankfurt . 419 
Elektrotechnischer Verein Hamburg . 238 
Elektrotechn. Gesellschaft Hannover . . 158 
Elektrotechn. Gesellschaft Darmstadt . 52 
Elektrotechn. Gesellschaft Köln . P 174 
Elektrotechn. Vereinigung Leipzig . . . 303 
Elektrotechn. Gesellschaft Magdeburg 1 
Elektrotechnischer Verein Mannheim 224 
Elektrotechnischer Verein München 217 
Elektrotechn. Verein am Niederrhein . 95 
Elektrotechn. Gesellschaft Nürnberg 166 
Oberrheinischer Elektrotechn. Verein 
Karlsruher re Se ae 157 
Oberschlesischer Elektrotechn. Verein . 198 
Elektrotechn. Verein des Rheinisch-West- 
fälischen Industriebezirks . . . .. .. 527 
Elektrotechn.. Verein an der Saar . . . 5]. 
Schleswig-Holsteinischer Elektrotechni- - 
Scher. Vereins re eh 
Thüringer Elektroteehn. Verein . ... . 122 
Württembergischer Elektrotechnischer 
Verein ER NEE ERS RTEN 
6341 


Durch den Tod haben wir die nachstehend 
aufgeführten Mitglieder verloren: 


Achtthaler, Georg, Postverwalter, München,. 
Dachauerstr. 94 5 

a en. Kommerzienrat, Ensheim ı. d. 

alz. 

Aschke, L., Verantwortl. Schriftleiter der 
Zeitschrift f. „Dampfkessel u. Maschinenbe- 
trieb‘‘, Berlin. 

Braun, Franz,-Dr. phil., Frankfurt a. M., 
Hohenzollernplatz 85. ? 


Brudermanns, Betriebsinspektor, Rheydt. 
Cassirer, Hugo, Dr. phil. Chemiker, Char- 
lottenburg. 


Dihlmann, C., Baurat im Siemens-Schuckert- 
Konzern, Siemensstadt. 5 

Dolivo-Dobrowolsky, Michael, Dr.öng. e.h. 
Darmstadt. 

Esch, R., Obering., Mannheim. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 36. 


ln nn ns 


— re Se. FOR 


9, September 1920 


Estel, Fritz, Dipl.-Sng., Berlin. = ? 
Goldschmidt, A. M., Ing., Geschäftsführer 
der Brandenburgischen Carbidwerke, Berlin. 
Heubach, Ottokar, Kommerzienrat, Dir. der 
a Heubach, Lichte b. Wallen- 


orf. i > 
Horstmann, G., Ing., Karlsruhe. r 2 
Junghans, Arthur, Geheimrat, PDr-dng., 
Schramberg. 2 


Karsch, Arno; Ing., Berlin. 
Kempter, Heinrich, Direktor, 
Panoramastr. 19. 
Leitgebel, B., Baurat, Breslau, Kleinburg- 
Straße 21. : ” 
Lorenz, E., Oberingenieur, Stuttgart, Wil- 
helmplatz 13! = 
Lüddeckens, Otto, Ing., Breslau, 
Wilhelmstr. 187. 
Meyer, Karl, Civiling., Dortmund. . 
Ochs, Carl, Charlottenburg. 
Otto, Carl, Baurat, Dir. d. Großen Berliner 
Straßenbahn, Charlottenburg. 2 
Rabels, Hans, Ing., Nauen ji. d. 
straße. Se = 
Raps, A., Dr. phil. Prof., Direktor der Siemens 
& Halske A.-G. Wernerwerk, Siemensstadt. 
Rendel, Gustav, Zivilingenieur, Frankfurt 
a. M., Holzgraben 12. 
Roenne,, Hermann, Ing., Charlottenburg. 
Schilling, Ernst, Dir., Dortmund. 
Schmitt, Friesenheim-Ludwigshafen. 
Scholz, H., Obering., Breslau, Forcken- 
beckstr. 8 - 
Schorer, Th., Gerichtschemiker und Apothe- 
ker, Lübeck. = SE 
Schröder, Roman, ®Dipl.-$ng., Direktor des 
Elektrizitätswerks Luxemburg, Luxemburg. 
v. Siemens, Wilhelm, Dr.-Qng., Geh. Regie- 
Tungsrat, Siemensstadt. e 
Skirk; Carl, Elektrotechniker, Nowawes. 
Tellmann, Wilhelm, Dir., Magdeburg, Träns- 
berg 47/50. 
Tepelmann, Bernhard, Dr., Verlagsbuch- 
händler, Braunschweig. } 
Weber, Leonhard, Dr. Prof., Geh, Regierungs- 
rat, Kiel. 


Durch dieallgemeine schwierige wirtschaft- 
liche Lage hat sich leider auch die Finanzlage 
des Verbandes gegenüber der vergangenen Zeit 
außerordentlich verschlechtert. Während wir. 
uns bisher in jedem Jahre noch beträchtlicher 
Überschüsse erfreuen konnten, haben wir im 
Geschäftsjahr1919. einen Verlustvon 88122,43M 
zu verzeichnen. Von letzterem sind 34 579 M 
auf Verluste an Effekten zurückzuführen. Der 
übrige Teil des Verlustes rührt hauptsächlich 

davon her, daß die Ausgaben für Gehälter und 
die allgemeinen Unkosten für Reisen und 
Bureau außerordentlich gestiegen sind. Dem-» 
gegenüber steht eine Verringerung des Ge- 
winnes an der „ETZ“. Da bei der letzten Jah- 
resversammlung man sich schon darüber klar 
sein mußte, daß die Finanzlage eine schlechtere 
werden wird, wurde eine Erhöhung der Beiträge 
der persönlichen Mitglieder von 20 auf 32 M, 
und der korporativen Mitglieder von 30 au 
100 M beschlossen. Leider hat sich aber dies 
Maßnahme bei weitem nicht als ausreichend 
erwiesen, da die wirtschaftlichen Verhältnisse 
sich noch sehr viel ungünstiger gestaltet habe 
als man damals erwarten konnte. Die Folg 
davon ist, daß auch in dem laufenden Ge 
schäftsjahr wieder mit einem großen Verlus 

gerechnet werden muß. - Esist eben z. Zt. nich 

‚möglich, einen der wichtigsten Einnahmeposten 


Stuttgart, 
Kaiser 


Mark, Damm- 7 


FR 


gliederbeitrages auch während des Geschäfts- 
jahres vom Ausschuß in gewissem Umfang 
vorgenommen werden kann. Man muß jetztin 
der Lage sein, sich der Änderung der wirt- 
schaftlichen Verhältnisse schneller anpassen zu 
können, als dies bei der alten Satzung möglich 
‚war. DIn 
‚Um eine weitere Steigerung der Einnahme 
zu erzielen, ist der Preis des Drucksachen- 
abonnements von 20 M für das Jahr kürzlich 
auf 50 M erhöht worden. Sr 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. | 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) - 


Gleichstrommotoren für stark  veränderliche 
Spannung. 

In dem Aufsatz auf $. 525 der „ETZ“ 
1920 stellt sich der Verfasser im Laufe seiner 
Ausführungen die Aufgabe, den Anteil der 
Hauptschlußwindungen y zu berechnen, wenn 
die Zahl der Gegenwindungen X = © wird. 
Er setzt in die in Frage kommende Gleichung 
1,4 (1—-y)(H+X)+y.2/.(H+X)=15H+X. 


X= mein; H bedeutet die AW-Zahl bei 
220 V. | 
Man erhält also: B 3 
1,4 (1 y) (H+©)+y.2/3.(H+©)=1,5H+oo. 
Der Verfasser schreibt nun wörtlich: 
„Da hierin H gegenüber vernachlässigt werden 
kann, ergibt sich 1,4 (1—y).o+y.?,o = 
oder 3, 
1,4 (1—-y)+2/; y= 1, daher y=0,545=54,5%.“ 
. Dieses Rechnungsverfahren ist indessen 
mindestens formal unrichtig.- Ebensowenig, 
wie eine Gleichung beiderseits durch Null ge- 


I‘ 


% 


T—6—66  —— 


kürzt werden darf, darf sie beiderseits du 
© geteilt werden. Es handelt sich hier um 
eine Grenzwertrechnung, und es hätte richtig 
wie folgt verfahren werden müssen: Wenn 
in der obigen Gleichung X sich der Grenze © 
nähert, dann verschwindet der Wert H gegen 


lässigt werden. Die Gleichung geht dann i 

die näherungsweise richtige Gleichung 
14.(1-y) X+y. 2. X-X 

über. _Diese- Gleichung kann unbedenklie 


durch X gekürzt werden, weil es im Gegens 
zu dem vollständig unbestimmten fikti 


9. September 1920. 


> eine in allen 3 Gliedern gleiche sehr große 
Zahl ( z. B. 1000 000) bedeutet. Man erhält 
dann wie der Verfasser 


1,4 (1—-y)+ ?/,-:y = 1 usw. 

Daß das Resultat dasselbe ist trotz des 
falschen Verfahrens, darf nicht wundernehmen, 
da sich genügend Beispiele aus der Logik und 
der Mat ematik dafür beibringen lassen, daß 
auch aus falschen Prämissen Richtiges er- 
schlossen werden kann. x 

Aachen, 17. VII. 1920. 
F\. E. Taussig. 
Erwiderung. j : 

Die Ausführungen des Herrn TAUSSIG 
sind richtig; ich hatte die formal unrichtige, in 
diesem speziellen Falle aber zu richtigem Er- 

ebnis führende Berechnungsweise gewählt, um 
iese kleine mathematische Nebenbereehnung 
möglichst kurz erledigen zu können. 

Z. Zt. Münstereifel, 14. VIII. 1920. 


H. Roth. 


Einzelbeleuchtung an Werkzeugmaschinen mit 
niedervoltigen Lampen. 

Auf S. 592 finde ich ein Referat aus 
„Bleetrical Review‘‘ 1920, S. 548, worin zwecks 
Vermeidung von Unglücksfällen an Werk- 
zeugmaschinen die Einzelbeleuchtung mit 12 
V-Lampen vorgeschlagen wird. Diese niedrige 
Spannung wird in einer in den Motor einge- 
wickelten Transformatorspule erzeugt. ie 
Verwendung sehr niedriger Spannungen an 
besonders gefährdeten Stellen des Betriebes 


wird von mir schon seit Jahren befürwortet 


und ist auch in vielen Betrieben zur Durch- 
führung gelangt, allerdings leider meist erst 
dann, nachdem schwere Unfälle vorgekommen 
waren. Zu diesem Zwecke lasse ich an den 
betreffenden Stellen kleine Transformatoren 
anbringen, die meist wie Bogenlampenwider- 
stände an der WanÄ oder auf Verteiltafeln be- 
festigt werden können und die vorhandene 
Spannung von 110 oder 220 V auf 15 V bringen. 
Mehrere Lampen werden, wenn notwendig 
oder zweckmäßig, an ein besonderes Netz an- 
geschlossen, welches durch einen entsprechend 
größeren Transformator versorgt wird. Die 
vorgeschlagene Einwicklung von besonderen 
Transformatorspulen in jeden Motor erscheint 
dagegen doch verschiedene Nachteile zu be- 
sitzen, wie die Abhängigkeit vom Betriebe des 
betreffenden Motors, die Anbringung einer be- 
sonderen Motorkupplung, welche die Vorzüge 
des Einzelantriebes zum Teil hinfällig macht, 
besondere Ausführung der Motoren, woraus 
sich erhöhte Kosten und verlängerte Liefer- 
zeiten gegenüber normalen, reihenmäßig' her- 
gestellten ergeben. Aus diesen Gründen dürfte 
doch die Verwendung kleiner Einzeltransforma- 
toren vorteilhafter ‚sein. Leider war es nun 
schon in der Vorkriegszeit schwierig, solche 
kleine Transformatoren zu erhalten, und ist 
dies heute unter dem Einflusse der sattsam 
bekannten schwierigen wirtschaftlichen Ver- 
hältnisse fast zur Unmöglichkeit geworden. 
Es ist aber sicher eine lohnende Aufgabe für 
Transformatorenfabriken, sie listenmäßig her- 
zustellen, insbesondere in Anlehnung an die 
bereits eingeführte Fabrikation von Klingel- 
transformatoren. : 


Tetschen a. E.;- 31. VLI. 1920. 


W. Fulir mann. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Vorlesungen über elektrische Akkumu- 


latoren. Mit Einführung in die elektro- 
‚chemische Theorie. Von Prof. Dr. H. Pa- 
weck. 101 S. in 8°. - Verlag von Franz 


Deuticke. Wien 1919. Preis 4 M. 


Wie der Titel besagt, soll das vorliegende 
Buch nicht nur eine Beschreibung der elektri- 
schen Akkumulatoren sein, sondern auch eine 
Einführung in die elektrochemische Theorie, 
u. zw. im weitesten Sinne, indem auch die 
Grundlagen der theoretischen Chemie darin be- 
sprochen sind. Über die Berechtigung eines 
solchen Buches läßt sich streiten. Nach An- 
gaben des Vorworts ist es für Studierende der 
Elektrotechnik bestimmt. Ob es nun möglich 


ist, einen solchen, bei welcheın dem Buche ge- 


eV 


 mäß keinerlei Kenntnisse der Chemie voraus- 


gesetzt werden, in einigen Vorlesungen soweit 
zu bringen, daß er die theoretischen Ausfüh- 
rungen, z. B. die Nernstsche Formel, begreift, 
scheint etwas fraglich. Auch können die für 
einen Elektrotechniker nötigen theoretischen 


Der 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Kenntnisse über den Akkumulator, wie viele 
andere Werke zeigen, ihm in einer viel mehr 
elementaren Form übermittelt werden, so daß 
etwa ein Drittel des Buches für ihn wegfallen 
könnte. Anderseits ist für den Elektrochemiker 
und Physiker, der sich Spezialkenntnisse über 
den Akkumulator aneignen will, der allgemein 
theoretische Teil des Buches erst recht über- 
flüssig. Dagegen soll nicht geleugnet werden, 
daß es der Verfasser verstanden hat, eine ver- 
hältnismäßig leicht verständliche Einführung 
in die Elektrochemie zu geben, so daß der 
theoretische Teil dieses Buches für diesen Zweck 
nur zu empfehlen ist. 

Der praktische Teil, welcher die Kapitel 
enthält: Entwicklung des Gebietes, insbeson- 
dere der Tudor-Akkumulatoren, stationäre und 
transportablle Akkumulatoren, Plattenkon- 
struktionen und ihre Verwendungszwecke (ta- 
bellarisch), Einbau der Platten, Gefäße, Säure- 
füllung, Automobilzellen, Lade- und Entlade- 
kurve, EMK, Stromdichte, Kapazität, Güte- 
verhältnis in Ah und Nutzeffekt in. Wh, 
Zellenerkrankung und -behandlung, Nachweis 
von Verunreinigungen, Überblick über die Ver- 
wendung, Raum- und Gewichtsverhältnisse der 
Akkumulatoren bietet naturgemäß nichts Be- 
sonderes gegenüber den vielen Büchern über 
Akkumulatoren. In dem Kapitel über die Ver- 
wendung des Akkumulators vermisse ich bei 
Kapazitätsbatterien die Erwähnung des Zellen- 
schalters, bei Pufferbatterien diejenige der Zu- 
satzmaschine, und bei Verwendung der trans- 
portablen Akkumulatoren für Automobil- und 
Lastwagenbetrieb fehlt eines der wichtigsten 
Gebiete, nämlich die Droschken. Die Angaben 
sind im allgemeinen richtig, wenn ich mich auch 
mit verschiedenen Einzelheiten nicht einver- 
standen erklären kann. So spielen z. B. die 
Selbstentladung des Bleischlamms gegen das 
Gitter, diejenige durch Bleisuperoxydteilchen 
auf der negativen Platte und diejenige durch 
Ausbildung einer Konzentrationskette für die 
Praxis absolut keine Rolle. Die Darstellungs- 
weise ist eine gute, wäre aber noch besser, wenn 
der Verfasser eine Anzahl Inversionen und an- 
scheinend spezifisch österreichische Ausdrücke 
wie „Fahrbetriebsvehikel‘‘ vermieden hätte. 


Dr. Straßer. 
Lehrbuch der Technischen Mechanik. 
Von Prof. M. Grübler. Bd. 2. Statik der 


starren Körper. Mit 222 Textabb. XII. 

u. 280 S. in 8°. Verlag von Julius Springer. 

Berlin 1919. Preis 18 M. 

Das Buch vermittelt diejenigen Kennt- 
nisse über Statik, die ein Ingenieur, einerlei 
ob Maschinenbauer oder Brückenbauer, unbe- 
dingt besitzen muß, damit er-sich mit Erfolg 
in seinem besondern Arbeitsgebiet betätigen 
kann. Es werden in klarer Darstellung folgende 
Gegenstände behandelt: Physikalische Grund- 
lagen, Kraftbegriff, Maßsysteme; die Eigen-' 
schaften der statischen Momente und Träg- 
heitsmomente entsprechend ihrer Wichtigkeit 
auf breiter Grundlage unter Erläuterung an 
zweckmäßigen konkreten Beispielen. Gleich- 
gewicht der Kräfte am frei beweglichen Punkt 
und nicht frei beweglichen Punkt, Gleich- 
gewicht an einem in seiner Beweglichkeit be- 
schränkten starren ‚Körper und am _ frei 
beweglichen starren Körper; ein besonderes 
Kapitel ist den Querkräften und Biegungs- 
momenten an einem Träger gewidmet, wie 
sie durch diskrete oder stetig verteilte 
Belastungen hervorgerufen werden. 

Es folgt dann weiter die allgemeine Re- 
duktion der Kräfte auf eine Dyname und 
Zerlegung der Dyname in Seitenkräfte mit 
vorgeschriebenen Wirkungslinien. 

Den Schluß bilden Betrachtungen über 
das Gleichgewicht der Kräfte an nicht frei 
beweglichen starren Körpern, an unbeweg- 
lichen und beweglichen Verbindungen starrer 
Körper, wobei auch das Fachwerk in kurzen 
Zügen gestreift wird. 

Das letzte mit ‚Theorie der Reibung“ 
überschriebene Kapitel ist mehr als Anhang 
aufzufassen, da es unvollständig ist und mit 
dem Übrigen nur in losem Zusammenheng 
steht. 

Der auf weniger als 300 Seiten darge- 
botene Stoff ist in einer solchen Form gegeben, 
daß sein Studium dem angehenden Ingenieur 
keinerlei Schwierigkeiten bereitet, und daß 
die kleine Mühe des Studiums durch einen 
greifbaren Erfolg belohnt wird. 

Bezüglich des allgemeinen ee 
den der Verfasser bei seinen Ausführungen 
einnimmt, sei bemerkt, daß die Behandlung 
der Statik des starren Körpers nach zwei 
wesentlich verschiedenen ‚Methoden erfolgen 
kann, welche bez. durch die Namen von 
Poinsot und Lagrange gekennzeichnet wer- 
den. .Über desen Punkt findet man ein vor- 
‚zügliches Referat in der ‚Theorie des Kreisels 
von Klein u .Sommerfeld, Teubner 1897, 


Heft 36. 


123 


Bd. I, S. 82, auf welches hier verwiesen sei, 
mit der Bemerkung, daß in{dem vorliegenden 
Buche die Methode von Lagrange bevorzugt 
wurde. Gewiß hat eine solche Bevorzugung 
nichts Unberechtigtes, namentlich in Anbe- 
tracht des Umstandes, daß die Methode von 
Lagrange (begründet auf den Arbeitsbegriff) 
ohne Veränderung auch für deformierbare 
Körper gilt. Anderseits ergibt die rein geo- 
metrische Betrachtung nach Poinsot einen 
solchen Grad von Anschaulichkeit und Über- 
sicht, daß ihre Wiedergabe (etwa in der Art 
wie bei „Webster, Dynamik, Teubner 1904, 
S. 205°) nur den pädagogischen Wert eines 
Lehrbuches erhöhen kann. 

Auf 8. 153 behandelt der Verfasser den 
Ersatz eines Kräftesystems durch zwei Einzel- 
kräfte, deren Wirkungslinien sich kreuzen, 
wofür bisher eine besondere Benennung (eng- 
lisch: Veetor-eross) im deutschen Schrifttum 
nieht existierte, und benennt dieses Gebilde 
„Dyade“. Nun bezeichnet aber das Wort 
„Dyade‘‘ schon seit langer Zeit (Gibbs Wilson 
Vektor-Analysis 1902, S. 260) eine Ope- 
ration der Vektor - Analysis, die von .zwei 
beliebigen Vektoren abhängt, die aber mit 
dem in Rede stehenden Gebilde nicht das Ge- 
ringste zu tun hat. Die Bezeichnung „Dyade“ 
müßte daher ihrem bisherigen Zweck vorbe- 
halten bleiben. 

Die Ausführungen 8. 275 über den 
Riementrieb lassen sich nur als Rechen- 
exempel aufrecht erhalten und würden durch 
ihre Abwesenheit den Wert des Buches nicht 
herabmindern. ; 

Den vielen Vorzügen des Buches können 
diese Ausstellungen keinen Abbruch tun; es 
kann als wertvoller Zuwachs der Literatur 
über Mechanik betrachtet werden. 

Georg Duffing. 


Illustrierte Technische Wörterbücher. 
Von A. Schlomann. Bd. 13. Baukonstruk- 
tionen. In 6 Sprachen: Deutsch, Englisch, 
Französisch, Russisch, Italienisch, Spanisch. 
Mit 2600 Abb. XV und 1030 S. in 8°. Ver- 
lag von R. Oldenbourg. München u. Ber- 
lin 1919. Preis geb. 25 M. 


Der Band 13 umfaßt die Mathematik, Me- 
chanik, die Baustoffe, den Grund-, Stein-, 
Holz-, Eisen- und Brückenbau, die Vorberei- 
tung und Leitung von Brückenbauten und be- 
sondere Bauten wie Baracken, Luftschiffhallen, 
Wolkenkratzer und Gewächshäuser. DasWör- 
terbuch behandelt also nicht das gesamte Ge- 
biet des Bauwesens, es haben infolge der durch 
den Krieg bedingten Verhältnisse u. a. der 
Straßen-, Kanal-, Hafen- und Wohunugsbau 
keine Berücksichtigung finden können. Das 
Wörterbuch wird auf den einschlägigen Gebie- 
ten wertvolle Hilfe leisten, sowohl beim Über- 
tragen in die oben erwähnten Sprachen, wie 
beim Lesen ausländischer Bücher. Wer die 
Schwierigkeiten kennt, technische Werke in 
anderer Zunge zu studieren, wird dies zu wür- 
digen wissen. Die üblichen Wörterbücher bie- 
ten da wenig Auskunft. Technische Worte und 
Bezeichnungen sucht man in ihnen meist ver- 
gebens, und selbst wenn man eine fremde 
Sprache schulmäßig beherrscht, muß man den 
Sinn manchen Ausdrucks und mancher Rede- 
wendung mehr oder minder erraten. Besonders 
wertvoll für das Verständnis sind die beigege- 
benen Abbildungen. Sind schon die Benennun- 
gen im Bauwesen nicht immer eindeutige, so ist 
es in fremder Mundart um so schwerer, die 
richtigen Begriffe zu erkennen. 

Die in dem Buche geleistete Arbeit ist- 
eine bedeutende. Ausstattung, Papier, Druck 
und Abbildungen sind gut. Ein Verzeichnis der 
Mitarbeiter ist beigegeben. Mattern. 


Die wirtschaftliche Bedeutung des Ma- 
terialprüfungswesens der Technik. 
Von Dr. Gustav Schulze. 99 S. in 8°. Ver- 
lag von Bonness & Hachfeld, Potsdam 1919. 
Preis 6,60 M. 

“  Alseiner der ersten Nationalökonomen, die 
sich eingehender mit der Materialprüfung be- 
fassen, bespricht der Verfasser deren wirtschaft- 
liche Bedeutung sowohl für die Privat- als auch 
für die Volkswirtschaft. Er, legt seinen Be- 
trachtungen zahlreiche, geschickt gewählte Bei- 
spiele aus den verschiedenen Gebieten des Ma- 
terialprüfungswesens zugrunde. Die Ausfüh- 


‚rung über die Wichtigkeit der Materialprüfung 


in wirtschaftlicher Hinsieht enthält für den 
Techniker — namentlich für den auf diesem 
Sondergebiet tätigen Ingenieur und Chemiker 
— nichts Neues; verdienstvoll ist aber auf alle 
Fälle der hier wohl zum ersten Male unter- 
nommene Versuch, den Gegenstand vom volks- 
wirtschaftlichen Standpunkte aus wissenschaft- 
lich systematisch zu behandeln. Graäefe. 


724 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 

Der Arbeiternachwuchs in der deutschen 
Maschinenindustrie. Von Dr. rer. pol. E. W, 
Seyfert. V und 103 8. in 89, Verlag Julius 
Springer, Berlin 1920. Preis 10 M. 

Die Formstoffe der Eisen- 
gießerei, ihr Wesen, ihre Prüfung und 
Aufbereitung. Von Carl Irresperger. Mit 
241 Textabb. V und 2458. in 30. Verlag Julius 
Springer, Berlin 1920. Preis 24 M. 

Berechnung elektrischer 
Von E. G. Weyhausen und P. Mettenberge. 
Mit 39 Textabb. IV und 90 S. in 8°. Verlag 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 14 M. 


und Stahl- 


Doktordissertationen, 


H. Hoffmann. Über die Verwendung von Spulen 
an Stelle von Antennen beim Empfang in der 
drahtlosen Telegraphie. Verlag M. Krayn, Ber- 
lin 1920. 

G. E. Haefely. Studien an Durchführungen unter 
spezieller Berücksichtigung der Luftmanteldurch- 
führung. Technische Hochschule, Darmstadt 1920. 


F:;: Kade. Elliptische Drehfelder in asynchronen 


Motoren. Technische Hochschule Darmstadt 1919. 


Sonderabdrucke. 


R. Stebich. Die Ursachen -von Überspannungen 
in Hochspannungsanlagen und deren Schutz durch 
die Funkdrosseln. Technische Rundschau. und 
Anzeiger. 1.- Jahrg. Nr. 20. Zu beziehen von 
G. W. Meyer, Bodenbach a. Elbe. Preis 5 M. 


Dr. Franz Stecher von Sebenitz. Verfahren zur 
Berechnung der elektrostatischen Einwirkung von 
Drehstromlinien auf benachbarte Schwachstrom- 
leitungen. „Österreichische Wochenschrift für 
den öffentlichen Baudierst“, 21. Jahrg., Heft 38. 


Drucksachen und Preislisten. 


Das Ansetzen und Erhalten der Beutel-Elemente. — 
Der Anker-lsolierlack und seine Anwendung. — 
Das Buntfärben von Glühlampen und anderen 
Glasgegenständen. — Metallporzellankitt „G* nnd 
seine Anwendung in der Massenfabrikation. — 


Vom Mattieren der Glühlampen. — Chemikalien 
für die Elektrotechrik und deren praktische Ver- 
wendung. — Positiv oder Negativ? — Etwas über 


das Aufarbeiten von Beleuchtungskörpern. Her- 
ausgegeben von Paul Groddeck, Hamburg 30. 

Preisliste Nr. 20. Herausgegeben von der Süd- 
deutschen Elektrizitäts-Gesellschaft m. 
b. H., Gauting 11 bei München. 


Liste 1920 elektrotechnischer Artikel aller Art. Her- 


ausgegeben von Otto Laakmann, -Frankfurt 
a. Main. 5 

Gußeiserne Motorschaltkästen. — Motorschalttafeln. 
— Hebeschalter. — Gußeiserne Motorkraftsteck- 


dosen und Hausanschlußsicherungen. Herausge- 
geben von Sämann & Domnitz, Leipzig. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Außenhandel. — Die Außenhandelsstelle 
der Elektrotechnik teilt mit, daß am 15. IX. 
neue, bei ihr schon jetzt erhältliche Vor- 
drucke B und im Anschluß daran auch 
solche der Bezeichnung A eingeführt werden; 
von da an dürfen Anträge nur noch auf diesen 
neuen Bewillisungsscheinen ausgestellt werden. 
Die Außenhandelsstelle hat für September ein 
neues Merkblatt und einen Neudruck des 
Flugblattes ‚Soziale Abgabe‘ herausgegeben, 
die beide die jetzt ermäßigten Tarifsätze für 
letztere enthalten. — Wie das Ausstellungs- 
und Messe-Amt der deutschen Industrie be- 
kanntgibt, wird eine entrichtete Ausfuhr- 
abgabe nunmehr auf Antrag zurücker- 
stattet, wenn zur Vorführung auf auslän- 
dischen Ausstellungen, Messen oder 
Märkten exportierte und von dort unver- 
kauft zurückgelangende Waren innerhalb eines 
Jahres, bei Ausfuhr nach außereuropäischen 
Ländern innerhalb’ zweier Jahre wieder ein- 
geführt werden; die Stelle, welche die Aus- 
fuhrbewilligung erteilt, kann diese Frist auf 
Antrag verlängern. 


Ausschreibungen. — Die ‚Weltwirtsch. 
Nachr.‘‘ machen darauf aufmerksam, daß die 
chilenische Gesandtschaft in Paris (Avenue 
du Bois de Boulogne 23) um Einreichung von 
Angeboten auf Lieferung und Installa- 
tion elektrischer Kraftin der ersten Zone 
der chilenischen Eisenbahnen ersucht. 
Versiegelte Angebote sind vor dem 1.11.1921 
einzureichen. 


Für die Bchriftleitung verantwortlich: RB. O. ZehmeinB 


‚Elektrotechnische Zeitschrift, 


Förderanlagen. 


1920, 


Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat 
im August 1920 folgende Kurse notiert: 


Gesellschaften 
Accumul.-Fabr., Berlin. . . . |359,—| 430,— |430,— 
A.G. f. EL-Anlg., Berlin . — — —_ 
A. E.G., Berlin ...... . [280,—| 305,—1290,— 
Bergmann, Berlin ...... 226,75) 247,75242,— 
B..E. W., Berlin... 2.2. 0% . 1198, —| 220,—1214,— 
& Vorz.-A.‘. . . | 97,75| 100,—| 98,50 
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) |820,— 930,— — 
Continent. Ges. Nürnberg . . _ —_— lo 
n = Vorz.-A, [104,— | 110,25 109,50 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |157,—| 175,—|167,25 
„ Niederl. „ ä 181,—| 260, —j236,— 
m Sudamıer a 1199,75) 222,75/212,— 
„ . Kabelwerke, Berlin 195,—| 253, —|248, — 
Elektra, Dresden. ...... 100,—| 110,—|107,— 
El. Licht- u. Kraft., Berlin . . |123,12) 150,— |142,— 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . 175,50, 198,—]195,— 
B.ZWiLiegnitzun rn ner 90,2 190, — 
Bank f. el. Untern., Zürich . . |218,—| 230,—| — 
Felten & Guilleaume Carlsw... |402,—| 430,— 1430, — 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin. |150,12) 164,—|158,— - 
Hackethal, Hannover... . » 267,—| 319,— 319, — 
Hamburgische E.W.. ... . 127,150, 1, 
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |174,—| 190,— |190,— 
W. Lahmoyer, Frankfurt a. M.. |185,—| 199,75 193,50 
©. Lorenz, Berlin ....:.» 348,—| 374,— 374,— 
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . . [160,—| 180,—|180, — 
Mix & Genest, Berlin . . 145,25) 184,—|184, — 
Neckarwerke, Esslingen 130,—| 142,—|142,— 
H. Pöge, Chemnitz. ... .-.. 263,—| 319,— 315, — 
Rhein, El.-A. G., Mannheim. . |140,—| 170,— 168, — 
M. Schorch & Cie., Rheydt 270,—| 304,—| — 
Sachsenwerk, Dresden . . . . 1286,—| 320,— 320, — 
Schuckert & Co., Nürnberg. . |191,75, 210,— 1205, — 
„Siemens“ El. Betr., Berlin. . | 95,—| 9,—| 98, — 
Siemens & Halske, Berlin 234,75, 259,75 259,25 
Stettiner.E: Wr. 0... 2.0... = a = 
Teleph.-F. Berliner, Hannover. |215,50, 240,— 233,25 
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin |268,— 


324, — 324, — 


WARENMARKT. 


Isolierrohr. — Die Verkaufsstelle ver- 
einigter Isolierrohr-Fabrikanten, Berlin, hat 
für Lieferungen im September folgende Auf- 
schläge zu der Preisliste vom 1. IX. festge- 
setzt: für verbleite Eisenrohre, Bogen und 
Muffen von 11 mm 140%, bei anderem Durch- 
messer 160%, für Feinzinkrohre und Zubehör, 
soweit vorrätig, wie oben, aber mit 10% Extra- 
rabatt vom Nettobetrage, für Stahlpanzer- 
rohre und Zubehör 350%, Messingrohre und 
Zubehör 75%, für schwarze Papierrohre ohne 
Metallmantel 250%. -— Isolierter Leitungs- 
draht. Die Teuerungszuschläge der Verkaufs- 
stelle vereinigter Fabrikanten isolierter Lei- 
tungsdrähte bleiben für September unver- 
ändert. — Kohle. Ein Antrag des Rheinisch- 
Westfälischen Kohlensyndikats auf Erhöhung 
des Steinkohlenpreises um 9 M/t ist abgelehnt 
worden; nur dem: Niedersächsischen Kohlen- 
syndikat wurde eine Steigerung um 10 M/t zu-_ 
gestanden. — Schrott. In der letzten Zeit war 
die Nachfrage wieder lebhaft; infolgedessen 
konnte sich am Schrottmarkt eine. festere 
Stimmung durchsetzen, die die Preise auf 
einen höheren Stand brachte. In Norddeutsch- 
land werden für Kernschrott z. Zt. etwa 730 
bis 800 M/t verlangt, während er in Süd- 
deutschland schon für 650 bis 680 M/t zu 
haben ist. — Kalk. Der Mitteldeutsche Kalk- 
bund ermäßigte infolge Herabsetzung der 
Zement- und Braunkohlenpreise die Preise 
für Stückenkalk um etwa 10%, so daß jetzt 
200 M/t berechnet werden. Auch die Ver- 
einigung Ostdeutscher Kalkwerke setzte den 
Preis für gebrannte Kalkprodukte ab Sep- 
tember um 18 M/t herab. — Holz. Nach den 
neuesten Preisberichten wurden in den staat- 
lichen Oberförstereien je Raummeter im Wald 


bezahlt: für Kiefer.I 300 bis 336, II 161 bis 


278, III 141 bis 251, IV 121 bis 198 M und für 
Fichte I 195 bis 420, Il 160 bis 384, III 140 
bis 322, IV 120 bis 235 M. — Seide. Für italie- 
nische Seide war das Interesse infolge des 
Sinkens des Lirakurses besonders lebhaft, 
und die Preise gingen stark in die Höhe. Für 
Organzin extra 20/22 werden augenblicklich 
420 Lire gezahlt, für Mailänder Trame 26/30 
380 Lire, für Webgregen exquis 400 Lire und 
für feine Zwirmgıegen 9/11 365 Lire/dz. — 
Leim. Die beabsichtigte Umorganisation der 
Leimwirtschaft auf Basis der Selbstverwal- 
tungskörper wird nicht durchgeführt werden F 
Dagegen ist die Aufhebung der Zwangswirt- 


schaft für Ende September zu erwarten. — 


Heft 36, 


| Handelsbörse auf derselben Höhe wie an der 


Reoinnickel BI 


Platin: je Unze nom. , . 620 =. 


erlin. — Verlag von Julius Bpringer in Berlin. 
; 3 


9. September 1920. 

Baumwolle. An der New Yorker Baumwoll- 
börse sind die Preise infolge der schlechten 
Witterungsberichte gestiegen. Die Bremer 
Notierungen gingen im Laufe der vergangenen 
Woche weiter zurück und stellten sich am. 
31. VIII. für fulli middling good 'colour and 
staple auf 47 M/kg. Die’ Preise für Baumwoll- = 
garne und -gewebe hielten sich an der am 1.IX. 
in. Stuttgart abgehaltenen Industrie- und 


letzten Börse, an der die Preise stark. auf- 
wärts gegangen waren. — Flachs. Während 
vor dem Kriege der Doppelzentner für etwa 
70 M erhältlich war, stellt sich heute der Welt- 
marktpreis, soweit man von einem solchen 
bei den geringen in Betracht kommenden 
Mengen überhaupt sprechen kann, auf etwa 
60 M/kg, also auf nahezu das 100-fache. Für 
die - inländische Flachsproduktion bestehen 
Höchstpreise, die nur ungefähr !/, des gegen- 
wärtigen Weltmarktpreises betragen. — Jute, 
Am englischen Jutemarkt ist eine leichte Er- 7 
holung eingetreten, da es den Spinnereien in 
Dundee gelungen ist, einen Teil ihres Uber- 
flusses an die deutschen Spinnereien abzu- 
stoßen. Immerhin lagern in den -englischen 
Häfen noch mindestens 0,2 Mill. Ballen, die 
im Augenblick nicht abzusetzen sind. Der 7 
Preis für Rohjute zog in letzter Zeit von 
41] auf 48 £/t an. — Metallpreise. Die Notie- 
rungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere 
verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten 

in M/100 kg: - 


Metall | B..1X% 

Elektrolytkupfer (wire 

bars), prompt, cif Hamburg, : =: 

Bremen, Rotterdam . : 2136 2118 
Raffinadekupfer 99/99,3%), |1525—1550 1525 - 1550 ni 
Originalhüttenweichblei . | 610-620 | 600-620 
Originalhüttenrohzink, e: 

Preis im freien Verkehr . 700 750—770 
Plattenzink (remelted) von N 

handelsübl. Beschaffenheit | 520—530 | 515-530 
Originalhüttenaluminium- a 

98/990/yin gekerbt.Blöckchen 12700 —2800 2700— 2800 


dsgl. in Walz- oder Draht- 

Darren. 2. ala ee 
Zinn,Banka-,Straits-,‚Billiton- 
Hüttenzinn, mind. 990, - 


2850—2950.2850— 2950 
4975—5000 5050-5100 


4900 A 
3900—4000 3900—4000 

Antimon-Regulus . . . . | 825-850 | 850-900 
Silber in Barren ca. 900 fein | . ; 3 
für 1 kg fein . 11290—1310|1280— 1290 


An der Londoner Metallbörse wurder 
nach „Mining Journal‘ am 27. VIII. 1920 für 
I ton (1016 kg) notiert. FENG 


sa 


S - £ 8:.d 
*Kupfer: best selected . 105 O0 0 bis107 0 0° 
* = electrolyt.. 111 0 0 „117 - 
© wire bars. .. 116 0 0 „ 117 
u n standard, Kasse 94 5 0 „ 9 
En == 48 Mon: 95.15.10...965 
Zinn: standard, Kasse. . 27415 O0 „275 
S 2 3Mon. 282.8: 0, „: 282 
EU BtLaun ern ee 232 0 0 „28 
Blei: span.oder nichtengl. z > 
Weichbleiw: .2. 3517 67, 286, 
„ . gew. engl. Blockblei 3 0 0, — 
Zink: gew. Sorten. ... 49 00, 4 
„ -zemelted . ........ 850.0: ,.— 
„ „engl Swanse .. 2100, 


"52/56 Ent 
165 £ (Inland); s 

185 £ (Export). 
230 £ (In- u. Ausland). 


20£108 bis 21 £. 


Antimon: engl. Reg. . . 
Aluminium: 98 bis 99%, 


Nickel: 98 bis 99/, gar. 


Quecksilber: nom, für 
die 75 Ibs.-Flasche. . . 


In New York notierte Elektrol 
kupfer am 2. IX. 1920 loko 19 cts/lb. 


* Netto. 


st 


Bezugsquellennachweis. 


Frage Nr. 30. Welche Firmen liefern 
elektrische Wärmeöfen für in einem Dam 
hammerwerk zu verschmiedende Blöcke un 


Knüppel ? = er 


Berichtigung. ER 

In Abb. 3 „Neuere Mollstumpfschwe 
maschinen‘‘ ‚,ETZ'* 1920, 8. 656 steht 
untere Zahlenreihe um 1 Quadrat zu we 
nach links. Anstatt 2 muß es O0 usw. heißen. 


"Abschluß des Heftes: 4. September 150, 


. arbeiten des Freileitungsbaues. 


SR 


.. „gegen: 


725 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189. 


Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24, 


41 . Jahrgang. 


Berechnung gegliederter eiserner Gestänge 
für Freileitungen. 


Von Oberingenieur Feuer, Berlin. 


Übersicht. Nachstehend wird eine praktische 
Formel entwickelt zur Bestimmung der Tragfähig- 
keit von Freileitungsmasten, ferner eine Berech- 
nungsart dargelegt zur sparsameren Bemessung von 
Traversen. 


Die Zeitumstände erfordern es, die ‚‚sichere“ 
Bauweise, die darin besteht, das Baumaterial 
reichlieher als unbedingt notwendig zu be- 
messen, um nur dadurch einer umständlichen 
Berechnung aus dem Wege zu gehen, zu ver- 
lassen und Mittel und Wege zu suchen, die 
bei einfacher Berechnung zu sparsamer Dimen- 
sionierung einzelner Bauteile führen. } 

Die Festlegung der eisernen Gittermaste, 
insbesondere derjenigen für Post-, Bahn- und 
Flußkreuzungen, gehört zu den umständ- 
lichsten und am meisten zeitraubenden Vor- 
Durch Ver- 
nachlässigung derjenigen Momente, die auf 
das Gesamtergebnis nur geringen Einfluß 


haben, läßt sich die. Berechnung der Trag-- 


fähigkeit_ von Gittermasten derart  verein- 
fachen, daß dieselbe auch von weniger ge- 
übten Rechnern vorgenommen ‚werden kann, 
und zwar auf Grund folgender Überlegung: 


I. Berechnnng von Masten. 


Bei. einem Gittermast nach Abb. 1 sollen 

bedeuten: 

die Masthöhe über Ein- \ 

spannstelle in cm, 

b die Mastbreite an der 
Einspannstelle in cm, 

b, die Mastbreite in Höhe 

- .. der - Kraft Z in cm, 

ı die Knicklänge eines 
Ecekeisens in cm, 
den Querschnitt eines 
Eckeisens in cm’, 

Juin. das Trägheitsmoment 

eines Diagonalstabquer- 
schnittes in cm‘, 

8 die Schenkelbreite eines 
Eekeisens in cm, 

h, die Höhe der Angriffs- 

‚punkte des nutzbaren 

Br über Einspann- 
stelle in em, 

Z  dennutzbarenZuginkg, 

W den Winddruck auf den 
Mast in kg, - 

Wx den Winddruck auf die 
Kopfausrüstung in kg, 

n . den verlangten Sicher- 

k heitsgrad. 


Abb. 1. 


Die Stabkraft in einem Eckeisen beträgt 
sodann: : 


£ I\. 
fr (3100 wg z) 
m ; 


S= 


wobei i den Trägheitsradius eines Eckeisen- 
querschnittes darstellt. NER ‚ 
Das Moment der Stabkräfte beträgt: 


\ M=2.8 (b— 28), 


wobei unter & der Schwerpunktabstand des 
Eekeisenquerschnitteg von Profil-Außenkante 
zu verstehen ist. 


M= k (3100 =-11,41 =) {5— 28). 


Es kann mit großer Annäherung gesetzt werden 
i=0,3.s und E=0,1/+09 


=* 27 11,41 R Du 
HM (3100 Er )®-027-18 


,_.6200f ı\ 


Das Moment der äußeren Kräfte beträgt da- 


M=Z.+W.2+ WERD ara 


Berlin, 16. September 1920. 


Ferner kann mit genügender Genauigkeit an- 
genommen werden: 


W = (0,26 + 0,014 f) h 


Nach Einsetzen in Gl.(2)und durch Vergleich 
von Gl. (1) mit (2) ergibt sich: N 


6200 f N 
an (100123) -- 02-18) 
— (0,13 -£0,007 f) x rn ee (3 
0. 
Zur Vereinfachung kann we I gesetzt werden. 


: N) 

In Gl. (3) ist das lotrechte Gewicht des 
Mastes, der Kopfausrüstung und Leitungen 
noch nicht berücksichtigt worden ; es empfiehlt 
sich daher, den Koeffizienten 6200 auf 6100 
zu ermäßigen, um zum Teil den fehlenden Be- 
trag zu ersetzen. 

Nach Einsetzen in Gl. (3) folgt endlich: 


_ 5100 f 


RL 
a (1- 0,0183) B-02f-18) 


ZEBL OWN A WET 


Für Trag- und Eckmaste istlaut Normalien 
des VDE n=2 und Wx = 0 für Post- und Fluß- 


kreuzungen n= 2,5, für Bahnkreuzungsmaste 


RE 

Wx muß von Fall zu Fall je nach Aus- 
bildung der Querträger ermittelt werden. 

Gleichung (I) kommt bis auf 2—-3% Ab- 
weichung dem genau gerechneten Werte für Z 
nahe, und zwar in dem Sinne, daß das nach 
G1.(T) errechnete Z kleiner herauskommt als das 
genau ermittelte. 

Es wäre noch zu erwähnen, daß Gl. (I) 


lediglich den Einfluß der Eckeisen berück- 


sichtigt und setzt voraus, daß die Diagonal- 
stäbe ausreichend bemessen sind. . Für die 
Wahl letzterer genügt die praktische Formel: 


Z + WE bo 
1000 100 


h b+bd] 
+ 0013 40,007 N). ; u 


b 
in. =nN.0,42 
Jmin. N 0,4 100 [| 


Hierbei ist der gewünschte Sicherheitsgrad, 
%n=3 bei Trag-, Eck- und Postkreuzungs- 
masten und n=4 bei Bahnkreuzungsmasten. 

Beim Absetzen des Eckeisenprofiles muß 
sinngemäß für jede Stoßstelle das Profil nach 
G1l.(I)u. Gl.(II) überprüft werden. Für die Aus- 
bildung von Stoßstellen ist die Kenntnis der 
in einem Eckeisen auftretenden Stabkraft von 
Bedeutung. Nach Vorerwähntem beträgt diese 
Stabkraft 


8 3100% DE 
‚sm (1008) 2 Sehr 


Gleichungen (T), (I) und (ID ermöglichen raschen 
Entwurf von Neukonstruktionen wie auch die 
Überprüfung vorhandener Maste und eignen 
sich insbesondere zum Nachweis für Behörden, 
da hierdurch viel Zeit für die Anfertigung um- 
ständlicher statischer Berechnungen sowie für 
behördliche Köntrolle derselben gespart wird. 


II. Berechnung von Masttraversen. 

Es werden im Freileitungsbau mit Stütz- 
isolatoren die Traversen außer der lotrechten 
Belastung ©, herrührend vom Gewicht der 
Leitung und dem einseitigen Horizontalzug 
Z bei einseitig gerissenem Seil, noch durch 
ein Drehmoment Z.h beansprucht infolge 
exzentrischer Lage des Horizontalzuges 
(Abb. 2). Der Einfluß dieses Drehmomen- 
tes wurde bisher durch die Wirkung eines 
Kräftepaares P ersetzt, angreifend in je 
einem Ende der beiden Randeisen. Diese 
Reehnungsart läßt die Wirkung der Hori- 
zontalverbände außer acht und führt infolge- 
dessen zu unnötig schweren Randeisen. Die 
tatsächliche Kraftverteilung ergibt sich aus 


Heft 37. 


folgender Betrachtung: Der Kopf der Tra- 
versen wird durch die Endlaschen zu einem 
rechteckigen Rahmen und behält nach der De- 
formation unter Einwirkung des Drehmomen- 
tes annähernd die Form des Rechteckes (siehe 


Abb. 2. 


Abb. 8). Da ein Moment keine Vorwärtsbewe- 
gung verursachen kann, so muß der Schwer- 
punkt 0 des Rahmens auch nach der Defor- 


mation in derselben Lage verbleiben. Jeder 
Punkt des Rahmens beschreibt einen Kreis- 
bogen mit dem Schwerpunkt 0 als Zentripunkt. 

Um sich Klarheit zu verschaffen, welche 
Kräfte auf die Randeisen gewirkt haben muß- 
ten, um diese von Ruhelage in die punktiert 
gezeichnete Lage zu versetzen, muß man die 
Einzelbewegungen der Randeisen verfolgen. 
Die Schwerpunkte S der Randeisen haben sich 
trotz der Steifigkeit und gegen den Widerstand 
dieser Randeisen um & verschoben, was auf 
Vorhandensein zweier lotrechter Kräfte P 
schließen läßt. Ferner haben die Schwer- 
punkte T der Laschen einen Weg 7 zurückge- 
legt trotz der Steifigkeit der Horizontalver- 
bände und der Widerstandsfähigkeit der |- 
Eisen gegen Torsion, was wieder die Folge 
zweier Horizontalkräfte H sein muß. 

Es erhellt aus dieser Überlegung, daß das 
Moment Z.nh sich in 2 Kräftepaare aufgelöst 
hat. 

EEE ER NS: 


Der Verdrehungswinkel @ ist-für sämtliche 
Punkte des Querschnittes der gleiche, es muß 
daher 

RR 
a2” 5/2 
& ist die Durchbiegung des einseitig eingespann- 
ten Randeisens infolge der Kraft P am Ende 
des Trägers: 


oder bE=an.:. .. (2 


P1?° 
$= 37° 


726 


wobei I die Länge des Freiträgers, E das Elasti- 
ztätsmodul und J das Trägheitsmoment des 
U-Eisens bedeutet. 

n ist die Durchbiegung des Dreieckver- 
bandes ABC oder die horizontale Verschiebung 
des Punktes CO, als Folge der Längenänderung 
der Stäbe AC und BC. 
Nachdem AC bedeu- 
tendgrößere Abmessun- 
gen besitzt als BO, so 
ist die Längenänderung 


des Stabes AC gegen- A N\_ BC 
über derjenigen von re A 
BO gering und kann u 
vernachlässigt werden. ABbeA. 

Nach der Defor- 


mation kommt laut Abb. 4 Punkt © näch Or; 
BC =dund B' = dA — BO" 


wobei BC die Diagonallänge vor und BC die 
Diagonallänge nach der Deformation bedeutet. 
Die ’Kreisbögen ©'C"' und CC" mit den 
Zentripunkten B bzw. A sind durch Senk- 
rechte_C'C"' bzw. CO" ersetzt. 
Stabkraft in BC: 


D » 
COS« 
Verlängerung: 
Da’ Bar, ech 
Ef” Efcosa” Efcos?«e 


f ist der Querschnitt des Diagonalstabes BO. 
cosa@a Efcosda ' 


Nach Einführung der Werte für & und 7 
in die Gl. (2) erhält man: 


= 0Q4= 


bPP2 240 
3EJ T Ef cos:« 
oder 
BAR: 302J 
HT bf(lcosap'* 9... 


Ein Teil der Horizontalkräfte H wird wohl von 
der Steifigkeit der U-Eisen gegen Torsidn auf- 
genommen; da es sich aber um nur geringe 
Verdrehungen handelt, so wird dieser Teil von 
H, der vom Torsionswiderstand aufgehoben 
wird, gering und kann außer acht gelassen wer- 
den. Aus Gl. (8) geht hervor, daß bei a —0 


auch & =0 wird ode P=0, d. h. bei Zu- 


sammenziehen der beiden Randeisen an einem 
Ende und dreieckförmiger Ausbildung der Tra- 
verse, das Drehmoment Z.n durch nur ein 
Kıäftepaar H.b aufgehoben wird. Ebenso 
wirdbeibdb—=0auch H =0,d.h. daß bei Fort- 
fall der Horizontalverbände bzw. bei Ausbil- 
dung mur eines Verbandes dem Drehmoment 
nur ein Kräftepaar Pa widerstehen wird. Ist 
a=0unddb=(, so wird P=0 und H=0 
und das Drehmoment wird durch den oben ver- 
‚nachlässigten Widerstand der U-Eisen gegen 
Torsion aufgenommen. G]. (1) und (8) genügen 
zur Ermittlung der Kräfte Pund Hundin wei- 
terer-Folge zur Dimensionierung der Rand- 
eisen. 

Zu bemerken ist noch, daß die Bean- 
spruchungen der Randeisen, hervorgerufen 
durch das Biegungsmoment, infolge P stets 
entgegengesetzte Vorzeichen haben als die Be- 
anspruchungen infolge H; es genügt daher, die 
Randeisen nach dem Moment von P und den 
Diagonalverband nach der Kraft H zu be- 
messen. 

Gl. (8) gibt dem Konstrukteur die Mög- 


lichkeit, das Verhältnis a durch passende Wahl 


des Querschnittes f der Diagonalen zu beein- 
flussen und auf gewünschtes Maß zu bringen. 
Zur Erläuterung diene folgendes Beispiel: 
Q=180kg, 1=1,50m,' Z = 800 kg, 
h=0,40m a=0,5 m. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 37, ER 


Nach bisherigem Rechnungsverfahren wäre das 


Moment für die Randeisen: 


vos 
MS y ee 
= 18541370. = 1505 mike. 
tabkraft sg 50-15 7 
Stabkrafl S= 0357 = 3430 kg. 


Zu wählen wäre UNP 16 mit F = 24 cm? und 
Wı=ltbrem>; i 


_ 3130. 150500. 
094 116 
=1443+12% = 1438 kg/em?. 


Nach dem neuen Verfahren genügt UNP 14 
mit F= 20,4 cm? | 


J = 605. cmt, W = 86,4 em? 


und für Diagonalstab a 85.35.6 mit 
T-= 3,37. em. 


0,35 
leose = 1,5 ee 
»  ,v0,852+ 1,52 
| EI ohım 
Aus Gl. (8) ° 
P __. 3.352.605 r 
H 7 1387.38 7 108 
P=105H 


eingesetzt in Gl. (1) 
1,045 27.035 + H. 0,14 = 800.04, 
0,506 27 = 320, 


H=632 kg. 
P= 1,045.632 = 660 kg, 
M=660.1,5 a. _ 
= 990 + 135.= 1125 mkg, 
Sr 
Keen 05 3450 kg ?: 
= 2230, , 12.250 
204 86,4 


= 168 + 1302 = 1470 ke/em?. 


Die Kondensatormaschine, ein neuer elektro- 
statischer ERRENDEN hochgespannten Gleich- 
stroms. 


Von Dr. H. Wommelsdoif, Berlin. 


Mein zusammenfassender : Bericht vom 
Jahre 1914 über die Kondensatormaschine an 
dieser Stelle!) ist noch 
durch die‘ Mitteilung 
einer inzwischen be- 
reits im Handel?) er- 
schienenen neuen Form 
zu ergänzen. Ich kon- 
struierte diese zunächst 
in der Absicht, für 
Lehrzwecke eine Form 
zu schaffen, bei der 
alle Teile] möglichst 
offen zutage liegen und 
jederzeit überschaut 
werden können. Das 
mußte den Vorteil mit 
sich bringen, im ver- 
dunkelten Zimmer an 
der Leuchterscheinung 
der gut zu unterschei- 
denden aus- und ein- 
strömenden Elektrizi- 
tät die Wirkungsweise 
der Kondensatorma- 
schinen wie auch der 
Influenzmaschinen im 
allgemeinen anschau- 
lich vorführen zu kön- 


Pr > v \ # ee 
27 - (= 5 


16. September 1920. 


Zweck wurde vollständig erreicht, gleich- 
zeitig aber auch eine A 


‘ı die weitere für die technische Verwendbar 


keit wichtige Vorteile mit sich brachte, 
An der in Abb. 1 u. 2 dargestellten Kon 
densatormaschine mit 1 bzw. 2 rotierenden 
Scheiben liegen alle wichtigen, an der In 
fluenzierung beteiligten Organe wie ‘ } 
Scheiben und die 4 Felder frei zutage, sind 


> Pie 


>SerAbb 2 


also unmittelbarjzur Hand. Nach Lösen einer. 
einzigen Handschraube läßt sich jedes der 
Felder, die im übrigen in einer Rille des festen _ % 
Gestelles # gelagert sind, einzeln zur Seite 
drehen und dadurch das Innere restlos zu- 
gänglich machen. 
Handschraube wird das Feld ganz abnehm- 
bar. Nach Entfernung der, vorderen beiden 


Felder läßt sich wiederumfdie Scheibe von ae 
Hieraus ergibt sich, 


der Welle abschrauben. 4 
daß die Montage und Demontage der, Kon- 

densatormaschinen denkbar einfach ist. Die 

Anordnung hat aber noch einen weiteren Vor- 
teil gegenüber den Ausführungen von 1912; 
das ist das Fehlen jeglichen Isolationsmaterials 
zwischen den Feldern. Durch vergleichende 


' Versuche stellte ich fest, daß das bisher dort 
‘vorhandene Isolationsmaterial in Gestalt von 


Scheiben, welche die Felder tragen, bei der 


ype Abb. 1 nicht nur überflüssig, sondern. 
rekt nachteilig ist. Diese Flächen wurden 


au 
di 


nen. Dieser angestrebte 


!) H. Wommelsdorf; 
„ETZ“ 1914, S. 61 


2) Die Fabrikation der 


Kondensatormaschine liegt 


in den Händen der Ber- 


liner Elektros- Gesellschaft, 
Berlin-Schöneberg, Mühlen- 
straße 10. 


die. © 


Durch Lösen einer zweiten 


16. September 1920, 


durch überströmende Elektrizität stark ge- 
laden und zogen infolgedessen den Staub aus 
der Luft an, so daß sie sich nach und nach mit 
einer hygroskopischei Schmutzschicht be- 
deckten, welche allmählich die Leistung der 
Maschine herabsetzte. _Es ist ohne weiteres 
klar, daß gerade an dieser Stelle eine Staub- 
schicht verhängnisvoll wirken muß, da sie 
allmählich einen leitenden Weg zwischen den 
Feldern herstellt. _Aus diesem Grunde ist es 
erforderlich, bei Influenzmaschinen wie auch 
bei der alten Type die Flächen häufig bzw. 

eriodisch Zu reinigen, wozu noch erschwerend 
hinsukemint, daß gerade diese Flächen wegen 
ihrer Unzugänglichkeit usw. am schwersten 
sauber zu halten sind. Wir sehen also, daß bei 
der neuen -Maschinenform nicht nur das 
Reinigen gerade der ausgedehntesten, am 
‘schwersten erreichbaren Flächen ganz fort- 
fällt, sondern daß auch die Reinigung: der 


übrigbleibenden Flächen infolge ihrer un- 
mittelbaren Zugänglichkeit und — wenn er- 
forderlich — auch ihrer leichten Demontage 


überaus erleichtert wird. / 

Zur Beschreibung der neuen Maschinen 
möchte ich noch ergänzend hinzufügen, daß 
die Stromabnahme der von beiden Seiten in- 
tluenzierten absolut glatten Scheibe wie bei 
der Ausführung von 1912 am -Umfange!) 
(D. R.P.) mittels leicht auswechselbarer, sehr 
haltbarer weicher Bürstchen in einer Rille 
der Scheibe bewerkstellist wird. 

Die zur Influenzierung notwendigen Me- 
tallamellen (Sektoren) sind nicht wie bisher 
auf die. Oberfläche der Scheiben geklebt, 
sondern allseitig in das Isolationsmaterial ein- 
ebettet (einvulkanisiert), eine Erfindung, die 
azu beigetragen hat, die Leistung der Kon- 
densatormaschine zu steigern. Genaueres über 
die Art der Einbettung (vermittels einer 
Zwischenschicht zwischen benachbarten Sek- 
toren) ist aus meiner Patentschrift Nr. 176 415 
vom Jahre 1905 sowie aus meiner diesbezüg- 
liehen Annalenarbeit?) zu ersehen. Mit der 
Einbettung der Sektoren in die Isolations- 
masse und der Stromabnahme am Umfange 
in einer völlig glatten Rille fiel auch jede 
Sektorenabnutzung, wie sie den alten Influenz- 
maschinen eigen ist, fort. 

Auch die statischen Felder sind ganz von 
Isolationsmaterial umgeben; sie schützen zu- 
leich von beiden Seiten die 4 durch Guck- 
öcher kontrollierbaren, zum Ausstrahlen nei- 
enden Bürsten der Konduktoren und Felder. 

um Schutze gegen Staub wird außerdem den 
Kondensatormaschinen überall; wo es er- 
forderlich erscheint, ein seidener Überzug bei- 
egeben, der Elektroden sowie Lagerung frei 
äßt und daher ständig — auch während :des 
Betriebes — über der Maschine bleiben kann. 

Bemerkenswert ist auch der drehbare 
Polarisator mit Schalter zum Einstellen eines 
Luftwiderstandes, der bei richtiger Einregu- 
lierung zur Vergrößerung der Leistung "wie 
auch zur, Herbeiführung eines Polwechsels 
dient?). Übrigens läßt sich die Kondensator- 
maschine Abb. 1 zwecks Demonstration auch 
ohne die beiden Felder der Vorderseite als 
Influenzmascehine mit eingebetteten Sek- 
toren?), sogenannte Starkstrommaschine, mit 
entsprechender Minderleistung betreiben. 

Für Vorträge gibt es z. Zt. kaum etwas 
Dankbareres. Allein der eigenartige Gleich- 
stromlichtbogen, der. kontinuierliche, durch 
mehrere Etagen hörbare Funkenstrom bei 
Einschaltung. der beiden Leydener Flaschen 
usw. bietet eine Fülle des Interessanten. Das 
Wichtigste an der Kondensatormaschine ist 
natürlich der Umstand, daß sie Gleichstrom 


"yon 100 000 bis 250.000 V’liefert. Als Maßstab 


für die enorme Spannung beachte man, daß 
die in Zahlentafel 1 angegebene Funkenlänge 


Elektrotechnische. Zeitschrift. 1920. Heft Ey 


727 


Kugel: von 50 mm Durchmesser gemessen 
wurde, also nieht wie bei Induktoren üblich, 
zwischen Platte und Spitze. Alles übrige 
Wissenswerte enthält die Tabelle, in der zum 
Vergleich auch die entsprechenden Werte der 
vordem fast ausschließlich im Handel befind- 
lichen Influenzmaschinen nach Holtz zweiter 
“Art!) (Wimshurst) hinzugefügt wurden. 

Die eingangs genannten Verbesserungen 
werden sicherlich dazu beitragen, die Kon- 
densatormaschine, die jetzt viel kräftiger und 
zugänglicher geworden ist, deren Behand- 
ung weiter vereinfacht wurde, die — mit 
einem Worte gesagt — viel technischer ge- 
worden 'ist, über die Kreise der Laboratorien, 
Lehranstalten usw. hinaus den Weg auch zu 
den in der Praxis stehenden Elektrotechnikern 
zu bahnen. 


Versuche zur Uebermittlung von Nachrichten 
mit drahtloser Telephonie. 


Von Dipl.-Sng. W. Hahn, Telegraphendirektor. 


(Mitteilung aus dem Funk-Betriebsamt des Reichspost- 
ministeriums.) 


. Üb.rsicht. Nachdem der Zweck der Versuche 
dargelegt, und die technischen Einrichtungen der 
beteiligten Funkstellen erwähnt sind, werden die 
Beobaehtungen der Funkstellen des Reichsfunk- 
netzes und diejenigen der Marinefunkstellen mit- 
geteilt. Sodann wird das Ergebnis dieser im April 
und Mai d. J. ausgeführten Versuche besprochen 


Die Übermittlung von Nachrichten, die 
gleichzeitig mehreren, an verschiedenen Orten 
befindlichen Stellen zugehen sollen, wie z. B. 
Wetter-, Börsen- und Pressemeldungen, ge- 
schieht zweckmäßig auf drahtlosem Wege. 
Da nun den Empfängern: dieser Nachrichten 
im allgemeinen kein funktechnisch ausgebil- 
detes Personal zur Verfügung steht, also der 
Übermittlung der Nachrichten durch Morse- 
zeichen auf den Empfangsstellen  Schwierig- 
keiten entgegenstehen, ist vom . Reichspost- 
ministerium unter anderem geplant, diese 
Nachriehten auf drahtlos-telephonischem Wege 
zu übertragen. Das Funkbetriebsamt ist daher 
‘beauftragt worden, entsprechende Versuche in 
größerem Umfange auszuführen, um ein Bild 
über die Brauchbarkeit der Übertragung mit 
drahtloser Telephonie zu erhalten. 


Nachstehend soll nun das Ergebnis eines 


Teils, d. h. der in den Monaten April und Mai 
d. J. ausgeführten Versuche, mitgeteilt wer- 
den. Zu den Versuchen wurden sämtliche zur- 
zeit im Betrieb befindlichen Funkempfangs- 
stellen der‘ Reichstelegraphen - Verwaltung 
herangezogen. Ferner haben sich in dankens- 
werter Weise die Marine-Funkstellen daran 
beteiligt. ; 

Als Sendestelle diente die. der Reichstele- 
graphen-Verwaltung gehörige Hauptfunkstelle 
Königswusterhausen b. Berlin. Zum Aus- 
senden der Worte wurde ein Lichtbogensender 
der Firma C: Lorenz A. G., Berlin-Tempel- 
hof in der. von ihr entwickelten Telephonie- 
Anordnung benutzt, der auf eine 150 m hohe 
Antenne arbeitete. Die Wellenlänge betrug 
3700 m; die Antennenstromstärke schwankte 
beim Sprechen ungefähr zwischen 10 und 30 A. 
1 Die  Empfangsstellen. des Reichs-Funk- 
netzes sind mit Audionempfängern und Ver- 
stärkern ausgerüstet. Die Antennen dieser 
Funkstellen sind unter -Ausnutzung örtlicher 
Verhältnisse innerhalb der Stadtteile . auf 
Dächern angebracht. Die Verwendung von 
Rahmenäntennen kommt für Presseempfang 


Zahlentafel ll. 


Influenzmaschinen nach 
—Holtz zweiter Art ıWims- 
N r hurst , bisher fast aus- 

' ER schließlich im praktischen 


Kondensatormaschinen 
(neue Ausführung nach Abb. 1 u. 2) 


Gebrauch 
* Durchmesser der rotierenden - \ 

Scheihen: as 22 2 m 26 33 55 41 26 35 45 6») DD 55 
Anzahl der rotierenden Scheiben en 2 8 1 1 1 1 2 7 
Größte erreichbare Funkenlänge 

INLMINZ0a RN R 100 | 140 220 170 190 250 300 350 350 350 
Größte erreichbare Stromstärke | - ; 

-in -Milliampere ca”... . ... 0,015 | 0,08 | 0,07 | 0,11 0,4 0,5 0,65) 0,75 1,3 4 
Kraftbedarf in2P8r7327..2.72°3 1/g Us 1/5 ip 1/g 2 


bei den drei größten Typen von 55 em Schei- 
bendurchmesser zwischen Platte und einer 


i = Wommelsdorf: „Annalen der Physik“, Bd. 39, 
} H. Wommelsdorf: „Annalen der Physik“, Bd. 23, 


1907, 8. 609. 
d = Wommelsdorf: „Physikalische Zeitschrift“, Bd.6, 
‚1 HR 
4 


1905, & 
£ H Wommelsdorf: „Annalen der Physik“, Bd. 28, 
1907, 8. 609 und Bd. 24, 1907. 8. 488. 


1912, 


nur in bestimmten Fällen in Frage, da die 
Versuche des Funkbetriebsamts ergeben haben, 
. daß diebeim Rahmenempfangerforderliche große 
Empfangs-Verstärkung infolge der Störungen 


1) W. Holtz. „Pogg- Ann.“ Bd. 180, 1867, 8.128 und 168; 

J.€. Poggendorff. „og: Ann.“. Bd, 136, 1869, S. 171; Bd. 150, 

1873, S. I. Uber die au fallend geringe Leistung der mehr- 

lattigen Influenzmaschinen dieses Systems vergleiche den 
Behl meiner Annalenarbeit Bd. 89, 1912, 8. 1201. 


. der 


ne 


durch die zahlreichen elektrischen Anlagen 
innerhalb der Städte nur selten anwendbar ist. 

Durch die Versuche sollte im wesentlichen 
festgestellt werden: 

x 1. ob die Lautstärke ausreicht, um die 
Sprache bis zu den am weitesten. entfernt 
liegenden Funkstellen übermitteln zu können, 

2. auf welche Weise’ auf der Sendeseite 
‚gesprochen werden muß, damit die Empfangs- 
stellen möglichst einwandfrei aufnehmen 
können und 

. 9. ob sich besser Herren- oder Damen- 
stimmen für die Übertragung eignen. 

‚. Da es bei der Übertragung der Sprache 
nicht nur auf absolute Lautstärke, wie bei der 
Übertragung von Morsezeichen, sondern auch 
auf eine klare Übermittlung der gesprochenen 
Worte ankommt, spielt bei der drahtlosen 
Telephonie — von technischen Bedingungen 
abgesehen — die individuelle Eignung nicht 
nur der sprechenden Person, sondern auch in 
hohem Maße der auf der Empfangsseite tätigen 
Person eine große Rolle. Infolge dieser durch 
die Versuche festgestellten Tatsache fielen 
mitunter die Ergebnisse der Empfangsstellen 
sehr verschieden aus. Hierauf wird später noch 
näher eingegangen. 

Bei der Übermittlung der Telegramme 
wurde so verfahren, daß zuerst der ganze Satz 
vorgelesen wurde und darauf nochmals wort- 
weise zum Mitschreiben. Schwierige Wörter 
(Namen und Fremdwörter) wurden buch- 
stabiert. Dies Verfahren hat sich bewährt. 

In folgendem sind die Ergebnisse zu- 
sammengestellt und zwar zuerst diejenigen 
Postfunkstellen, dann diejenigen der 
Marine-Funkstellen. 


Ergebnisse der Funkstellen des 
Reichsfunknetzes. 
a) Lautstärke. 
Die Funkstellen empfingen, wie bereits 
ne alle mit Antenne und Audionemp- 
änger. 

"Nach den Meldungen aller Funkstellen 
kann die Lautstärke als gut bezeichnet werden. 


b) Mittelwert der aufgenommenen Zahl 
der. Worte. 


Die Angaben der Funkstellen über die 
Art der Verständigung sind, wie bereits er- 


- wähnt, mitunter sehr widersprechend. Das- 


selbe gilt für die-Aussagen, ob Herren- ‚oder 
Damenstimmen sich besser für die Über- 
tragung eignen. 

Zur Sichtung des umfangreichen Materials 


 — esliegen im ganzen etwa 300 Berichte vor — 


und um ein einigermaßen objektives Bild zu 
‚bekommen, wurde für jede‘ Funkstelle ein 
Mittelwert berechnet als Quotient aus der 
Summe der ana: Telegramm wort- 
zahlen und der Anzahl (der Versuchstage. Bei 
Berechnung dieses Mittelwertes aus 10 Ver- 
suchstagen wurden nür diejenigen Tage ‘aus- 
geschieden, bei denen infolge Störung am 
Empfangsapparat überhaupt keine Aufnahme 
möglich war, dagegen wurden Ausfälle dureh 
Luftstörungen sowie durch Störungen fremder 
Funkenstationen nicht ausgeschieden. Dieser 
Mittelwert stellt also die aufgenommene Wort- 
zahl für den Versuchstag dar. 

Die Berechnung wurde getrennt durch- 
geführt für Herren- und Damenstimmen. 


Zahlentafel ı. 
Summe der aufgen. Wortzahlen 
Zahl der Versuchstage 


Herrenstimmen Damenstimmen 


Mittelwert = 


„ [7 

SQ Fünketelle. eh) 3 Punzsteite ,|Mittel- 
Be Rei | 
1|Cuxhaven 100 1| Cuxhaven 100 
%| Hannover 923|| 2) Swinemünde | 94 
3 Friedrichshfn. | 90,2|| 3! Friedrichshfn. | 84,5 
4 Leipzig 90 4| Hannover 80,3 
5| Dresden 89 5 Düsseldorf 73,5 
6 Swinemünde | 79 6 Konstanz 72,3 
7 Düsseldorf 76 7\ Dresden 71 
8 Konstanz 75 ||8'H.T.A. Berlin | 64,2 
9; Elberfeld 65,61), 9, Hamburg 57,5 
10 | Braunschweig) 61,5 ||10| Elberfeld 56,7 
11:H.T.A. Berlin | 61 ||11 Breslau 56 
12 | Dortmund |: 56,5 1112| Dortmund 53,4 
13: Hamburg 56 |113 | Leipzig 44 
14 Danzig 53,3 1114| Braunschweig | 36,5 
15 Breslau 52,3 1115. Stettin 32,4 
16 Stettin 49,2\116 Liegnitz 32,4 
17 Liegnitz 49,2|117 Danzig 23,6 
13 Magdeburg 39,5|118 Königsberg 17,6 
19 Essen 36,9|119. Magdeburg 13,5 
20 Königsberg 22,8 20 | Essen 3,4 


In beistehender Zahlentafel 1 sind die 
Werte zusammengestellt. Cuxhaven hatte in 
beiden Fällen den besten Empfang erzielt. 


--Es wurde daher der gefundene Mittelwert für 


728 


diese Funkstelle jeweils gleich 100 gesetzt und | 
für die anderen Funkstellen die gefundenen 

Mittelwerte proportional umgerechnet. In 

Cuxhaven sind praktisch alle Worte aufge- 

nommen worden, so daß die Zahl 100 auch 

angenähert die Aufnahme aller Worte zum 

Ausdruck bringt. 

Wie sich aus der Zusammenstellung er- 
gibt, ist zwischen Herren- und Damenstimmen 
kein großer Unterschied festzustellen ; des: 
diejenigen Funkstellen, die die Herrenstimmen 
gut aufnehmen konnten, haben auch die 
Damenstimmen im allgemeinen gut gehört. 


d Swinermürde 


IX Honstane 
y®,» Friedrichshafen. 
I SER = 


HUREN 


Maßstab: 9 mm = 100 Worte. 


Abb. 1. Mittelwert der aufgenommenen Zahl der Worte. 


In Abb. 1 sind die Funkstellen ihrer un- 
gefähren Entfernung nach eingezeichnet und 
bei jeder der Mittelwert für Herren- un 
Damenstimmen (nach Zahlentafel 1) graphisch 
wiedergegeben. Es sind hierbei 100 Worte 
gleich 9 mm; Herrenstimmen ausgezogen, 
Damenstimmen gestrichelt gezeichnet. 


ce) Besondere Beobachtungen und Ver- 
‚suche einzelner Funkstellen. 


Konstanz hatte am 14. V. 20 anstatt mit 
Audion mit Detektor- und Dreifachverstärker 
empfangen. Die Lautstärke wurde hierdurch 
geringer, doch konnte noch aufgenommen 
werden. 

An mehreren Empfangsstellen wurde ver- 
sucht, die fernsprechtechnischen Schwierig- 
keiten auf dem Gebiete der Sprach-Aufnahme- 
fähigkeit der beteiligten Beamten zu ermitteln. 
Es wurde festgestellt, daß eine beim Wolff- 
bureau tätig gewesene Fernsprechbeamtin 
trotz kleinerer Lautstärke den ganzen Text 
spielend aufnahm. An zweiter Stelle kam eine 
andere Fernsprechbeamtin. Am schlechtesten 
war die Aufnahme eines Funkbeamten, der 
an Telephonie nicht gewöhnt war. 


Ergebnisse der Marine - Funk- 


stellen. 


Außer den Funkstellen Wilhelmshaven, 
Kiel, Neumünster, Nordholz, Borkum und 
Pillau hat auch die Inspektion des Torpedo- 
und Minenwesens in Kiel an den Empfangs- 
versuchen teilgenommen. 

Die eingelaufenen Berichte sind sehr aus- 
führlich gehalten und bilden eine wertvolle 
Ergänzung der von den Postfunkstellen ge- 
sammelten Erfahrungen. 


a) Lautstärke. Detektorempfäng. 


Auch von den Marinefunkstellen wurde die 
Lautstärke als gut angegeben. 

‘ Bei mehreren Funkstellen wurden Ver- 
gleiche zwischen Audion- und Detektoremp- 
fang angestellt. Da die Lautstärke beim 
Audionempfang größer ist, konnte z. B. Bor- 
kum und die -Torpedo-Inspektion in Kiel bei 
dieser Empfangsart die Worte noch ohne Ver- 
stärker verstehen; bei: Detektorempfang war 
dies nicht möglich, trotzdem sehr gute An- 
tennen verwendet wurden. Neumünster gibt 
die Lautstärke beim Empfang mit Detektor 
und Dreifachverstärker mit „sehr gut“ an. 
Ohne Verstärker’ war trotz der großen Antenne 
keine Aufnahme möglich. Nordholz hatte am 
28. IV. 1920 trotz erheblicher Gewitterstö- 
„ungen gut aufnehmen können; am 30. IV. 


we, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 


1920 wurden die Worte auch mit Detektor 
ohne Verstärker (50 m hohe Antenne) ver- 
standen, trotzdem sie sehr leise waren. Auch 
Pillau hatte mit Detektor und Zweifachver- 
stärker guten Empfang. Es konnte am 30. IV. 
1920 das Gespräch mit 4 Telephonen bis auf 
wenige Worte einwandfrei aufgenommen wer- 
den. 
b) Aufgenommene Worte. 

Für diese Funkstellen war es nicht mög- 
lich, einen Mittelwert aus der Zahl der aufge- 
nommenen Worte zu bilden, da nicht genügend 
viele Unterlagen hierzu vorlagen. 


Düsseldor; 


Damenstimme. 


— —— Herrenstimme. 


Zahlentafel 2. 
Aufgenommene Zahl der Worte am 15.4. 20. 


Telegr. Nr. 1: 100 Worte .Telegr. Nr. 2: 100 Worte 


Abb. 2. Aufgenommene Zahl der Worte am 18, IV. 1920. 


Herrenstimme: Damenstimme: 
3 Funkstelle SH 3 Funkstelle SH 
= <e||S <E 
1 Cuxhaven 100 || 1:Swinemünde 100 
3| Hannover 100 || 2! Dresden 100 
3/Swinemünde | 100 || 3 Elberfeld 100 
4 | Leipzig 100 || 4 Königsberg 100 
5 | Magdeburg 100 || 5, Magdeburg 100 
6 Nordholz 100 || 6; Nordholz 10 
(Marine) ; (Marine) IS 
7|Borkum F.S. | 100 || 7) Borkum R.A. | 100 
(Marine) i (Marine) | 
8| Friedrichshfn. | 99- || 8| Borkum F.S. 99. 
9. Düsseldorf 96 (Marine) 
10 Breslau 85 9| Friedrichshfn. | 97 
11.| Elberfeld '7ı 110, Düsseldorf | 97 
12| Borkum R.A.| 58 ||11| Cuxhaven 94 
(Marine) 12) Breslau 93 
13 | Hamburg 58 ||13|) Dortmund 93 
14 | Konstanz 56 ||14 Neumünster | 84 
15 | Königsberg 55 (Marine) IS 
16 | Neumünster 55 1115: Konstanz 80 
(Marine) 16| Hannover „18 
17 | Kiel F.S. 54 ||17 Stettin 68 
(Marine) 18 Leipzig 67 
18|H,T.A. Berlin| 34 ||19) Hamburg 59 
19 Essen 22 20 Liegnitz ‚52 - 
20 Dresden 11 [121 Kiel F.S. 43 
21 | Liegnitz 9||- (Marine) : 
22| Dortmund — 1192] H.T.A. Berlin | 27 
93, Stettin — ||23| Essen 124 


anfangs gut, 


In beistehender Zahlentafel 2 und Abb. 2 
sind jedoch für einen Versuchstag (15. IV. 


1920) zusammen mit den Postfunkstellen die 
aufgenommenen Zahlen der Worte, soweit be- 


kannt, graphisch aufgetragen, wieder 


getrennt 
-für Herren- und Damenstimmen. \ 


An diesem Tage wurden zwei Telegramme 


von je 100 Worten übermittelt. Das erste 
Telegramm wurde von einem Herren ge- 
sprochen, das zweite von einer Dame. 

. Wie verschieden die Brauchbarkeit der Her- 


ren- bzw. Damenstimme sowie das gewählte 
Tempo der Übermittlung beurteilt worden ist, 


sei für diesen Versuchstag an einigen Beispielen 
gezeigt. 
Nachricht wurde von einer männlichen 
Stimme tadellos übermittelt, eine zeitweise 
funkende Militärstation wirkte trotz der stark 


. Betriebe vom Funkbetriebsamt trotzde 
So berichtete Magdeburg: „Die erste SEEN 


hörbaren Telegraphierzeichen nur _ wenig 
störend. Die von einer weiblichen Stimm 
gesprochene zweite =Mitteilung war in 
folge ungenügender Sprechtechnik der betre 
fenden Dame weniger leicht aufzunehmen.‘ 
Im Gegensatz hierzu berichtet die Funk 
stelle Konstanz: „Am besten war der Emp- 
fang bei der weiblichen Stimme. Durch den 
höheren Ton der weiblichen Sprache sind die 
Zeichen besser verständlich und unterscheiden 
sich auch: schärfer von Geräuschen und son- 
stigen Störern als Laute in tiefen - Lagen.‘ 


| Im Berieht der Marinefunkenstation Pillaun 


kım 


BT 


00 


Maßstab: 6 mm 


= 100. Worte. 


lautet es: ‚Die männliche Stimme war an- 
fangs gut, wurde aber später sehr undeutlich, 
besonders dann, wenn die Vokale schnell ge- 
sprochen wurden. Die weibliche Stimme war 
im allgemeinen besser zu verstehen, das sau- 
sende Nebengeräusch trat in dem höheren 
Ten der weiblichen Stimme nicht so störend 

auf.‘ Dagegen heißt es im Bericht der Marine- 
Funkstelle Kiel (Ostseestation): ‚Lautstärke 
war in beiden Fällen gut. Das Sprechen deı 
männlichen Stimme war in jeder Hinsicht a 

‚gezeichnet, Aussprache klar und deutlich, 
Tempo war für Abnahme sehr günstig. We 
im Journalauszug einige :Worte fehlen, so lag 
dies an örtlichen Störern. Das Sprechen de 
nicht besonder 


stehen für Aufnehmer mit Ausnahme der ört 
liehen Störer nicht mehr.“ ° : 
Zusammenfassung der Ergebnisse 
a) Die Lautstärke auf den Empfangs- 
stellen wurde durchweg als ausreichend be- 
zeichnet. & Sur, ee 
b) Die Art der Übermittelung der Tel 
gramme in der Weise, daß zuerst der ga 
Satz vorgelesen wurde und darauf zum Mit- 
schreiben die einzelnen Worte diktiert wurden, 
“wobei schwierige Wörter buchstabiert wurd. 
hat sich bewährt. ze 
6) Bei der Verwendung einigermaßen ge 
übter Personen scheint bei der Übertra 
zwischen Herren- und Dameästimmen 
Unterschied zu bestehen. ER 
d) Der Detektorempfang ohne Verst 
war in den Empfangsstellen, die damit Veı 
suche gemacht hatten (über 250 km Entfe 
nung), trotz der verwendeten hohen Ante 
mit einer Ausnahme vollständig unbraue 
Versuche mit‘ Detektorempfang werden, 
wegen seiner Billigkeit und Einfachhei 
gesetzt. Brett 
.. e) Zur Aufnahme der teleph ! 
Übermittlungen, also der gesprochenen Wor' 
ist eine gewisse Übung von Vorteil, und e@ 


1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Heft 37. 


729 


daher zweckmäßig, zum Empfang solche Per- 


sonen heranzuziehen, die bereits einige Zeit 


zwecks Entgegennahme von Nachrichten am 
Fernsprecher tätig waren. 

f) Außer Luftstörungen machten sich be- 
sonders die mit gedämpften Sendern arbeiten- 
den Stationen störend bemerkbar und ist 
der Ausfall von Worten bei der Aufnahme 
zum größten Teil auf diese Störer zurückzu- 
führen. 

. „Von seiten des Reichspostministeriums 
wird schon mit Rücksicht auf den ungestörten 
Betrieb im Reichsfunknetz das Arbeiten mit 
gedämpften. Sendern immer mehr - einge- 
schränkt, so daß diese Störer mit der Zeit 
verschwinden werden. 


Beitrag zur Schwaigerschen Netzberechnung. 
Von Ad. Thomälen, Karlsruhe. 


Übersicht. Das von Schwaiger in dieser 
Zeitschrift 1920 8. 227 angegebene zeichnerische 
Verfahren zur Berechnung von Leitungsnetzen soll 
dahin ergänzt werden, daß die Ströme, die bei 
allein belasteten Knoten den Strecken aus den 
Speisepunkten zufließen, ohne jede Zwischenrech- 
nung unmittelbar abgelesen werden können. 


Das Netz sei durch Abb. 1 gegeben, wobei 
die Speisepunkte I bis VI in beliebiger Weise 
zusammenfallen können. Die Strecken sind 
mit 1 bis 8, die Knoten mit a, b, c bezeichnet. 


Abb. 1. Leitunganctz. 


Die Strecken sind in bekannter Weise ent- 
lastet worden und die Knoten dadurch mit 
den Strömen Ja, Jd und Je belastet. Diese 


Ströme sind in Abb..2 von O, aus fortlaufend - 


auf der wagerechten Achse aufgetragen. In 
den Endunkten F,. F, und F, sind Senkrechte 
errichtet. 

Nach dem Frickschen Verfahren werden 
die Knoten schrittweise. entlastet. Um zu- 
nächst den Knoten a zu entlasten, werden die 
nebeneinander geschalteten Strecken 1 u. 2 
mit den Widerständen Rı und AR, zu einer Er- 
satzstrecke mit dem Widerstand R, zusammen- 


gefaßt. Nach Schwaiger werden dabei die 
Strecken durch Gerade dargestellt, deren 
Steigung dem Verhältnis der Länge zum 


Querschnitt oder dem Widerstand propor- 


Bra 


/N 
| m 


tional ist. Die Geraden sind in Abb. 2 mit den 
Nummern der Strecken bezeichnet. Man legt 
zunächst durch 0, die Gerade 1, welche eine 
in beliebiger Höhe durch @ gelegte Wagerechte 
in A schneidet. Von A aus fällt man ein Lot 
- auf die wagerechte Achse und zieht durch den 
Fußpunkt die Gerade 2, welche die durch @ 


7 


gelegte Wagerechte in © schneidet. Der 
Strahl 0,0 bilde mit der Wagerechten den 
Winkel «. Dann ist 


1 1 es 1 1 
Icon tg BR. D9 

Demnach ist tg« gleich dem Widerstand R, 
der aus den Strecken 1 u. 2 gebildeten Verzwei- 
gung, d. h. O0 stellt, genau wiein dem Schwai- 
gerschen Aufsatz, die Ersatzstrecke für diese. 
Verzweigung dar. Diese Ersatzstrecke ist im 
Knoten a mit der Strecke 7 in Reihe geschaltet. 

Die Belastung des Knotens a ist nın zum 
Teilnach rückwärts auf die vereinigt gedachten 
Speisepunkte I und II, zum Teil nach vor- 
wärts auf den Knoten 5b zu werfen, Für die 
Bestimmung beider Teile hat Schwaiger die 
zeichnerische Lösung gegeben. Sie soll im 
folgenden dahin abgeändert werden, daß die 
auf den Knoten b zu werfende Belastung in 
der Abbildung nicht links, sondern rechts 
erscheint, so daß sie sich von selbst zu 
der ursprünglichen Belgstung des 
Knotens D hinzufügt. Um dies zu er- 
reichen, wird diein Reihe geschaltete Strecke 7 
durch eine Gerade dargestellt, deren Ge- 
fälle gleich dem Widerstand der Strecke ist!). 
Die Gerade 7, die durch F} gezogen ist und mit 
F,0; den Winkel B=arctg R, bildet, stellt 
auf diese Weise die Strecke 7 dar. Sie schneide 
den Strahl 0,0 in D,, und der Fußpunkt des 
Lotes durch D, sei O,. Dann ist 


O;Fı _ c0tß _ Ra 
095.2: c0t 2 ER, 
Da 0,0, -+0,F, gleich Ja ist, so wird 
Ra 


OF} = Ja TER 


Demnach ist O,F, die auf den Knoten 5b zu 
' werfende Belastung, \ während 0,0, die nach 
rückwärts auf die Speisepunkte zu werfende 
Belastung ist. Die Gesamtbelastung des 
Knotens 5 ist dann O0,Ff}-+ Jd = OF, d.h. 
O,ist der Anfangspunkt für die Zeich- 
nung zur Entlastung des Knotens b. 
Die Abbildung entwickelt sich dabei nicht, 
wie a. a. OÖ, nach oben und rechts, sondern 
ausschließlich nach rechts. 

Wir verbinden nun O, mit dem Punkt E,, 
in welchem der Strahl 0,0 die in F', errichtete 
Senkrechte schneidet. Die Steigung dieser 
Verbindungslinie sei tgy. Dann ist nach der 
Zeichnung 


tgy=tga+tgß=Ra+ R-. 


O,E, stellt also die Ersatzstrecke 7’ dar für die 
Sehaltung, die von b aus über die Strecke 7 
und den.Knoten a zu den vereinigten Speise- 
punkten I und II führt. 

Für die folgende Zeichnung zur Entla- 
stung des Knotens b ist willkürlich die durch 
@ gehende Wagerechte beibehalten. Man ver- 
einigt dann die nebeneinander liegenden 
Streeken 7’; 3 und 4 in bekannter Weise zu 


43 


IB 


\/ 
X, 
Ak 


Yz 


Un 
Abb. 2. Darstellung der zufließenden Ströme. 


einer Ersatzstreeke, die durch 0,0 dargestellt 
wird. Sie ist mit der Strecke 8 in Reihe ge- 
schaltet. Man zieht also wie früher von F', 
aus eine Gerade, die mit F,0, den Winkel 


1) Vgl. Schwaiger, Lehrbuch der elektrischen Festig- 
77 


keit der Isoliermaterialien, Berlin 1919, S. 77. 


ö=arctg Rz; bildet und den Strahl 0,0 in D, 
schneidet. Der Fußpunkt O, des Lotes von D, 
auf die wagerechte Achse ist dann wieder der 
Anfangspunkt der Zeichnung für die Ent- 
lastung des Knotens b. Wenn dann weiter der 
Strahl 0,0 die in F, errichtete Senkrechte in 
E, schneidet, so stellt O,E,, wie früher, die 
Ersatzstrecke 8' dar für die Schaltung, die in 
Bild 1 von, c über die Strecke 8 nach links 
führt. 

Endlich werden, wie früher, die auf den 
Knoten ce geworfene Belastung durch O,F%, 
und die nach rückwärts auf die Speisepunkte 
geworfene Belastung durch 0,0, dargestellt. 
Die Gesamtbelastung des Knotens c, der 
jetzt allein belastet ist und allein sein früheres 
Potential beibehalten hat, ist jetzt O,P;. 


- Dieser Strom fließt durch die nebeneinander 


geschalteten Strecken 8, 5 und 6 zu. Wir 
zeichnen also in bekannter Weise die Gerade 
0,0, welche die Ersatzstrecke für diese drei 
Strecken darstellt und die in F, errichtete 
Senkrechte in EP, schneidet. Zur Vervollstän- 
digung ziehen wir dann noch die Strahlen 
O,B und O,B und können nun dazu übergehen, . 
die aus den Speisepunkten zufließen- 
der Ströme darzustellen. 

Dazu ziehen wir durch den Sehnittpunkt 
E, eine Wagerechte. Die Abschnitte, die auf 
ihr durch das Strahlenbündel O0, abgeschnitten 
werden, verhalten sich wie die Leitwerte der 
Strecken 8‘, 5 und 6. Sie stellen also, da ihre 
Summe gleich der Gesamtbelastung O,F, des 
Knotens c ist, unmittelbar die Ströme dar, 
die dem allein belasteten Knoten ec 
über die Strecken 8, 5 und 6 zufließen. 

Von diesen ist Jg’ ein Strom, der in der 
Strecke 8 bei entlastetem Knoten Ö fließt. 
Dazu ist nach der Theorie der Leitungen der 
Strom 0,0, hinzuzufügen, der bei Entlastung 
dieses Knotens nach rückwärts auf die Speise- 
punkte geworfen war. Die Summe ist dann 
der Strom, der dem belasteten Knoten b 
über die Strecken 7', 3 und 4 zufließt. 

Wir brauchen indessen den Strom Js‘ gar 
nicht abzulesen oder zu 0,0, hinzufügen, da 
er sich in der Zeichnung von selbst 
zu 0,0, hinzufügt. Die Summe ist, wie 
früher, im Verhältnis der Leitwerte der Strecken 
7', 3und 4 zu teilen. Wir loten also den Punkt, 
in dem die durch E, gelegte Wagerechte den 
letzten schrägen Strahl des Bündels 0, 
schneidet, senkrecht nach unten auf den 
ersten Strahl des Bündels O0, und ziehen von 
dort aus eine Wagerechte. Auf ihr schneidet 
das Strahlenbündel O, die Ströme J-', J, und 
J; ab. In derselben Weise fahren wir fort und 
erhalten dadurch die Ströme J, und J,. Wie 
man sieht, sind die Ströme J-' und Jg‘ nur für 
die Beweisführung nötig gewesen, so daß sie 


bei der wirklichen Ausführung ganz wegfallen. 


Auch die wirklichen Ströme der Strecken 
7 und 8 lassen sich nach Größe und Vor- 
zeichen aus Abb. 2 ablesen. Ebenso ergibt 
sich, daß die Spannungsverluste der Knoten 
den Abständen der oberen, gebrochenen 
Linie von der wagerechten Achse proportional 
sind. Jedoch wird man diese Größen bei der 


endgültigen Ermittlung der Stromverteilung 
und Spannungsverluste bei belasteten Strecken 
nieht nötig haben. 


780 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 37. 


16. September 1820. 


Herstellung einer elektrischen Transport- 
hahn in einer Salpeterfabrik in Chile während 
des Krieges. 


Von J, Oesterreicher, Taltal (Chile). 


Die Mehrzahl aller in Chile ‚befindlichen 
Salpeterfabriken benutzt zur Abfuhr der aus- 
gelaugten Gesteinsmassen nach den Abwurf- 
halden kleine Muldenkipper, die von Maul- 
tieren gezogen werden. An diesem Betrieb 
halten die "meisten Werke noch heute mit 
großer Zähigkeit fest, obwohl er in betriebs- 
technischer, besonders aber in wirtschaftlicher 
Beziehung ganz bedeutende Nachteile mit 
sich bringt. Nichtsdestoweniger konnten die 
Werke gut damit auskommen, solange die 
Futterkosten gering waren und die Abwurf- 
halden nur kleine Abmessungen aufwiesen. 
Zwar hat es an Versuchen, Drahtseilbahnen 
für diese Zwecke einzuführen, nicht gefehlt, 
aber die hohen Anlagekosten dieses Transport- 
mittels haben bisher wohl in erster Linie einer 
allgemeinen Verwendung hinderlich im Wege 
gestanden. Dazu kam noch der Krieg, der 
so manches schwebende Projekt dieser Art 
endgültig vereitelte. 

Auch in der „Oficina Chile‘, der größten 
Fabrikanlage der Deutschen Salpeterwerke A. 
G., Taltal, die allein etwa 6000 t monatlich 
erzeugt, begnügte man sich mit der altge- 
wohnten Transportart :bis zum Jahre 1912. 
Sodann. sind elektrisch betriebene Schräg- 
aufzüge errichtet worden, um eine größere 
Abwurfhöhe, somit ein langsameres Anwachsen 


Abb. 1. 


der Haiden zu erzielen. Diese Lösung konnte 
jedoch auf die Dauer nicht befriedigen, denn 
zu der inzwischen teurer gewordenen Maul- 
tierbenutzung, auf die man notwendiger- 
weise nieht verzichten konnte, kamen: noch 
die bedeutenden Ausgaben für die Aufzüge 
hinzu. Die Unzuverlässigkeit des Bedienungs- 
personals trug viel zum vorzeitigen Verschleiß 
der:teueren Stuhlkabel bei und machte auch 
häufige Ausbesserungen des maschinellen Teiles 
notwendig. Solche Arbeiten waren mit Rück- 
sicht auf den Tag- und Nachtbetrieb äußerst 
störend, weil sie stets große Zeitverluste ver- 
ursachten. 3 


Abfuhr der ausgelaugten Masse 
(Ripio) nach beiden Seiten des Fabrikgebäudes 
unabhängig voneinander erfolgt, so faßte 


Da_ die 


man den Plan, die Ripioabfuhr nach einer 
Seite mittels Lokomotiven durchzuführen. 
Man entschloß sich, gestützt auf die guten Er- 
fahrungen in ähnlichen europäischen Be- 


‚trieben, vorerst 3 Benzolmaschinen anzu- 


schaffen, um deren Brauchbarkeit praktisch 
zu erproben. „ 

Die mit diesen Fahrzeugen gesammelten 
Erfahrungen befriedigten jedoch in keiner 
Beziehung. Zwar stellten sich die Betriebs- 
kosten etwas günstiger als bei der früheren 
Betriebsart, aber die Betriebssicherheit ließ 
viel zu: wünschen übrig. Es waren dauernd 
Reparaturen an den Maschinen erforderlich, 
und obgleich immer nur eine Lokomotive im 
Dienst stand, genügten kaum die beiden andern 
für Reservezwecke. 

Der Ausbruch des Weltkrieges verhinderte 
die Anlieferung der für die Benzolmaschinen 
dringend erforderlichen Reserveteille und 
brachte dadurch die Werke in größte Ver- 
legenheit. Das gleichzeitige Ansteigen der 
Futterkosten. für die Maultiere sowie die son- 
stigen Preise für alle Betriebsmittel erzwangen 
eine rasche Entscheidung der ganzen Frage, die 
zugunsten der Einführung von elektrischen 
Lokomotiven ausfiel.. Es wurde beschlossen, 
den Bau solcher Fahrzeuge in der eigenen 
Reparaturwerkstatt, der eine Gießerei ange- 
gliedert ist, durchzuführen, und zwar unter 
weitgehendster Benutzung von vorhandenem 
Altmaterial. Vorerst sollte der Bau nur einer 
Lokomotive in Angriff genommen werden, um 
sich erst von der Brauchbarkeit des neuen 
Fahrzeuges ‘praktisch zu überzeugen. - 


Nach einer Bauzeit von etwa 5% Monate 
konnte die erste Lokomotive als Ersatz 
der Benzollokomotiven in. Dienst gestellt 
werden; sie erwies sich bereits nach einigen 
Tagen als vollwertiger Konkurrent. Die vielen 
Vorteile, wie. einfache Bedienung, Betriebs- 
sicherheit, große Anzugskraft usw., die den 
elektrischen Lokomotiven eigen sind, maehten 
sich sehr.angenehm bemerkbar, so daß unbe- 
denklich die Herstellung der beiden andern 
Lokomotiven in Angriff genommen werden 
konnte. 

Die von den SSW für die Schrägauf- 
züge gelieferte elektrische Ausrüstung fand 
bei den neuen Lokomotiven Verwendung, ohne 
daß sich beim späteren Betrieb: irgendwelche 
Schwierigkeiten ergeben hätten. Der Aufbau 
der Maschinen mußte dem vorhandenen 


großen Zahnradvorgelege angepaßt werden,’ 


wodurch die etwas plumpe äußere Form 
(Abb. 1 u. 2) zu erklären ist. Der Drehstrom- 
motor von 500 V, 50 Per, 25/32 PS. und 
570 Umdr/m arbeitet direkt auf das Vorgelege, 
auf dessen Welle auch ein Kettenrad aufge- 
keilt ist; die Übertragung von da auf die 
Triebachse. ‚vermittelt eine Gallsche Kette. 
Die beiden Radsätze sind durch Pleuelstangen 
gekuppelt. Das Gewicht der Lokomotive be- 
trägt 7,3 t, die Spurweite 91 cm, die Fahrge- 
schwindigkeit 7 km/h. Für Beleuchtungs- 
zwecke dienen. 5 in Reihe geschaltete Glüh- 
lampen von 110 V. Für die Scherenstromab- 
nehmer mit Rollenkontakt nahm man anfangs 
Hartbronzerollen, die jedoch später, und 
zwar mit bestem Erfolg, durch gußeiserne er- 
setzt wurden. Angestellte Versuche mit 
Stromabnehmerbügeln, Walzen, ferner mit 
gekrümmten Bügeln ergaben ungünstige Re- 
sultate. Die 3 Stromabnehmer sind genau in 
der Mitte der Lokomotiven, 550 mm vonein- 
ander entfernt, auf ‚Hartholzbalken montiert, 
so daß auch Kurven mit größerer Gesehwin- 
digkeit — wie solche ‘bei der Talfahrt 
und abgeschaltetem Motor sich ergibt — 
durchfahren werden können, ohne Entglei- 
sungen befürchten zu müssen. 
sieht auf die Sorglosigkeit des Bedienungs- 
personals und die damit gemächten schlechten 
Erfahrungen hat man alle Teile an den Loko- 


motiven besonders schwer und widerstands- 


fähig konstruiert. 


Für die Oberleitung der 1,2 km langen. 


Strecken benutzte man die alten verzinkten 
Stahlkabel von 20 mm Durchmesser der 
früheren Schrägaufzüge, indem man die ein- 
zelnen Stücke durch Längsspleiße verband. 
Das gänzliche Fehlen passender Isolatoren 


| machte sich bei der Montage der Oberleitung 


unangenehm bemerkbar und zwang zu Kon- 
struktionen, die nicht nach den Verbandsvor- 


schriften bewertet werden dürfen. So bestehen 


die Seilhalter aus 2 Winkeleisenstücken des 
80-mm-Profils, zwischen die das Seil mittels 
einer 34°-Schraube festgeklemmt wurde 
(Abb. 3). Eine gehobelte Nute trägt zum besse- 
ren Halt des Seiles‘bei. Zur Befestigung der 


Profils verwendet: worden. 


. des Ripios nicht hinderlich im Wege steht. 
5 € er 


| 5 Muldenkippern, wird mittels eines Seiles ge- 
Mit Rück- 


'| weichstellen, ferner wegen der 


‚hat, sich im Betriebe sehr gut bewährt. 


Halter an den  geteerten, hölzernen  Quer- 
trägern dienen zwei halbzöllige Schrauben. Alle 
stromführenden Teile würden durch Weich- 
gummiplatten und Hülsen vom Holz isoliert. 
Da Regenfälle sehr selten. vorkommen und 
nur in geringer Menge‘ auftreten, 5 
nach den bisher gemachten Erfahrungen diese 
Isolierung. Die schwierig herzustellenden Luft- 
weichen hat man durch geeignete. Führung 
der. Gleise gänzlich vermieden. Als Bogen- 
träger und Auslegermasten dienen alte Dampf- 
heizungsrohre, die in großer Anzahl zur Verfü- 
gung standen. Die normale Höhe der Oberlei- 
tung über Schienenoberkante beträgt 3,6 m, die 
geringste beiäder‘ Einfahrt in das Fabrikge- 
bäude 3,3 m.“ Aus konstruktiven : Gründen 
sind für die Stromzuführung innerhalb des 


meussraseuensane.‘ 


Abb. 3. Oberleitungsisolator. 


Gebäudes Eisenbahnschienen eines kleinen 
Die größte Stei- 
gung der Strecke beträgt 1,5%, der kleinste 
zu durchfahrende Kurvendurchmesser 15 m. 


Die ausgelaugten, sandig-lockeren Ge- 
steinsmassen werden im feuchten Zustand 
abgefahren, daher eignet sich das am Rande 
der Halden verlegte Abwurfgleis nicht gut 
zum - Befahren durch Lokomotiven, . die 
u. U. abstürzen könnten. Häufig auf- 
tretende, starke Erdbeben verursachen gleich- 
falls Erdrutsche. Außerdem wäre die immer 
wieder notwendige Umlegung des Abwuuf- 
gleises, mit Rücksicht auf die schwere Dreh-' 
stromoberleitung, unpraktisch. Ein besonderes 
Lokomotivgleis ist deshalb schon beim Ben- 
zolbetrieb in Benutzung gewesen und jetzt 
nach Elektrisierung der Strecke .beibehalten 
worden (Abb. 4). Bei einfacher Oberleitung 
und. besonders gebauten Lokomotiven — mit 
seitlich verlegtem Schwerpunkt?”— kann man 
allerdings mit einem gemeinschaftlichen Gleis- 
auskommen, wenn dem *die Beschaffenheit 


Abb. 4. 
Der normale Wagenzug, bestehend aus 


zogen, das an einer Laufrolle, unter Zwischen: 


schaltung einer Zugfeder, befestigt ist. Die 


Rolle läuft in einem wagerechten Schienen- 
rahmen, der ungefähr die Breite der Lokomo- 
tive einnimmt, und stellt sich während der 


Fahrt jeweils in die Zugriehtung ein. Diese E 


Konstruktion war notwendig wegen der Aus- 
eigung der 
vorhandenen Wagen zum Entgleisen, 


Der seit vielen. Monaten geführte regel- 
mäßige Tag- und Nachtbetrieb hat die große 
Überlegenheit der elektrischen Lokomotiven. 
gegenüber den Benzollokomotiven sowohl in 
wirtschaftlicher als auch praktischer Be- 
ziehung durchaus erwiesen., Die gesamte 


Ripioabfuhr- wird von 3 elektrischen Loko- = 


motiven (einschließlich der Reserve) bewältigt, 

während man für die gleichen Verhältnisse 5, 

ak aber 6 Benzollokomotiven nötig _ 
ätte. ee 


N 
N 


genügt 


Ir 


N 


Er 


16. September 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 37. 


731 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Die Elektrisierung Ostpreußens. — In einer 
Darstellung der früheren Pläne und jetzigen 
Möglichkeiten für die Elektrisierung der 
Provinz Ostpreußen!) teilt Landesbaurat 
Lowes mit, 
außerordentlichen Erhöhung aller Material- 
preise und Löhne vorläufig die Elektrisierung 
nicht ganz zurückstellen wolle, nach tech- 
nischen und wirtschaftlichen Überlegungen 
der folgende erste Ausbau durchgeführt werden 
müsse: An der unteren Alle‘ etwa 55 km von 
der Stadt Königsberg, werden zwei hinterein- 
ander liegende Wasserkraftwerke erbaut, deren 
Gefälle dureh die Errichtung von Staudämmen 
im  Flußlauf und Aufstauen des Flusses zu 

ewinnen ist, u. zw. das eine in der Nähe des 
Städtchens Friedland als Spitzenwerk für 
eine maximale Leistung von 10 500 kW und 
ein maximales Gefälle von 14 m, das zweite, 
dessen Staubecken zugleich als Ausgleichs- 
becken für ersteres dient, 25 km unterhalb bei 
Woöhnsdorf, als Laufwerk für eine 
maximale Leistung von 1700 kW mit einem 
maximalen Gefälle von 6,5 m. Bei 33 m?/s 
Mittelwasser stehen in den beiden Kraft- 
werken, die mit der Drehstrom-Dampfzentrale 
der Stadt Königsberg von 15 000 kW einge- 
bauter Leistung zusammenarbeiten sollen, 
jährlich etwa 35 Mill. kWh zur Verfügung. 
Zur Verbindung der Kraftwerke und für die 
Speisung der Verteilungsnetze ist der Bau 
eines Oberspannungsnetzes von etwa 640 km 
Länge in Aussicht genommen, und im An- 
schluß an dieses sollen etwa 5700 .km Mittel- 
spannungsnetz mit 2000 Transformatoren- 
stationen gebaut werden. Aus diesen Netzen 
können versorgt ‚werden: Königsberg mit 
Straßenbahn und Industrie, ein großer Teil 
der Provinzstädte mit seinen Industrien und 
dem Kleingewerbe, die Bahnhöfe, Ziegeleien, 
Mühlen usw. sowie die Landwirtschaft zu etwa 
30 % der in der Provinz vorhandenen Morgen 
Ackerland. S 

Jeder Stromabnehmer, der einen direkten 
Anschluß an das Mittelspannungsnetz erhält, 


“muß das Gebäude zur Aufnahme des Trans- 


foımators und der Schaltapparate auf eigene 
Kosten nach Angabe der Uberlandzentrale 


Ostpreußen A, &. herstellen lassen oder einen 


sonstigen geeigneten Raum dafür zur Verfü- 


- gung stellen. Ferner hat er einen Zuschuß & 


fonds perdu zu den Kosten für seine Zuleitung 
zu geben. Die Ortsnetze in den Landgemein- 
den und Städten, soweit letztere von dem Bau 
eigener Netze Abstand nehmen, werden von 
der Überlandzentrale gebaut und betrieben, 
jedoch sollen die Baugelder dafür möglichst 
durch die Gemeinden der Überlandzentrale als 
verzinsliches Darlehn zur Verfügung gestellt 
werden. Diese Maßnahme verspricht eine Er- 
leichterung der Beschaffung der übrigen großen 
Bausummen auf dem Kapitalmarkt. 

Trotz der Schwierigkeiten, die die Ma- 


 terialbeschaffung heute macht, muß versucht 


werden, diesen Ausbau bis Ende 1926 fertig 
zu stellen, wobei mit der Inbetriebnahme der 
Wasserkraftwerke Ende 1923 gerechnet ist: 
Die Versorgung des westpreußischen bez 
stimmungsgebietes wird gesondert be- 
handelt und muß weiteren Verhandlungen 
zwischen den Beteiligten, dem Reich und dem 
Lande Preußen vorbehalten bleiben. 


Zur Leistungsfaktorfrage in Frankreich.?) 
Nach einem Hinweis darauf, daß in Frankreich 
die in der Beurteilung dieser Frage zuständigen 
Fachkreise einstimmig die Notwendigkeit wirk- 
'samer Maßnähmen gegen das „‚fressende Übel‘ 
des sich ‘ fortgesetzt verschlechternden' Lei- 
stungsfaktors der Energieverteilung betonen, 
wird berichtet, daß auf Grund der Vorarbeiten 
der im Jahre 1917 gebildeten ‚Commission du 
dephasage‘“ und des „Comite, d’6leetrieite“ nun- 
mehr das Ministerium der Öffentliehen Arbei- 
ten den weiteren Verfolg der. Angelegenheit in 
die Hand genommen hat.°) Hieraus geht her- 
vor, welehe Bedeutung man in Frankreich der 
Bekämpfung der zunehmenden Phasenverschie- 
bung beimißt. Dieser Wertung entsprechend 
wurde auch in der dortigen Fachpresse der 
letzten Jahre eine größere Anzahl von Arbei- 
ten*) über diesen Gegenstand veröffentlicht, 


jedoch ohne daß bezüglich der Klärung der ver-. 


wiekelten physikalischen Grundlagen der 
Scheinverbrauchsmessung ein Fortschritt er- 
zielt oder gegenüber den älteren Untersuchun- 


\ Vgl: „ET7Z“ 1920, 8. 114..414. 
Nach ..Revue G6n. de I’Electr.*. Bd. 7, 1920, S. 643. 
% Vgl. „Revue G@n.de l’Electr.“, Bd.6, 1920, S. 66. 

*) Vgl z. B. Lumiöre Rlectrique, Aug. 1916, Nr. 32, 33 
34; „Revue G&n. de l’Electr.‘‘,; Bd. 4, 1918, 8. 102. 


aß, falls man angesichts der: 


RUNDSCHAU. 


gen!) angestrebt worden wäre. Anerkennung 
verdient dagegen die Aufklärungsarbeit, die zu 
leisten sich Abhandlungen, wie die hier be- 
sprochene, zur Aufgabe gemacht haben. Vor 
allem wird versucht, das Verständnis der Groß- 
verbraucher elektrischer Arbeit für die Not- 
wendigkeit der genannten Maßnahmen zu 
wecken, und auf die Erkenntnis hingearbeitet, 
daß solche Vorkehrungen auch im wohlver- 
standenen Interesse der Abnehmer liegen. In 
dieser Absicht erfolgt zunächst eine 'ausführ- 
liche Darlegung der Ursachen schlechten Lei- 
stungsfaktors und seines nachteiligen Einflus- 
ses auf Spannungsabfall, Stromwärmeverluste 
sowie Wirkungsgrad der Stromerzeuger und 
Leitungen. Sodann veranschaulicht der Ver- 
fasser an Hand einfacher Beispiele die Verteue- 
rung der Anlagekosten des Kraftwerks und be- 
leuchtet insbesondere den nicht seltenen Fall, 
daß der bei der Planung zugrunde gelegte cos p 
später erheblich unterschritten wird. Hieran 


‚schließt sich eine Besprechung der allgemeinen 


und der besonderen Maßregeln zur Verbesse- 
rung des cos p: zweckmäßige Anpassung der 
Motorgröße an den Leistungsbedarf der Ar- 
beitsmaschinen, möglichste Vermeidung der 
Leer- oder schlechten Belastung, Verwendung 
von. Synehronmotoren, von Phasenschiebern 
(bei Motoren > 50 kW) und statischen Kon- 
densatoren oder gleichzeitig mehrerer dieser 
Vorrichtungen. Nach diesen Erläuterungen 
werden die Tarifmaßnahmen erörtert, die den 
industriellen Abnehmer zur verständnisvollen 
Mitarbeit an der Verbesserung des Leistungs- 
faktors veranlassen sollen, sowie die Umstände 
angedeutet, die bei Abschlüssen mit Großab- 
nehmern von Fall zu Fall zu beachten sind. 
Auch die Regelung des Parallelarbeitens?) meh- 
rerer Kraftwerke findet Erwähnung. 

Als geeignetste Grundlage für eine meß- 
technische Erfassung des Scheinverbrauches 
wird das Zeitintegra] über die Summe 


"A(EJcos9)+B(EJsin p) 


erachtet, ein Ausdruck, den auch die Commis- 
sion du dephasage sich zu eigen gemacht haben 
soll. Die Bildung der Summe würde in beson- 
deren Fällen auf Grund der Angaben zweier 
getrennter?) Meßgeräte erfolgen, während im 
allgemeinen die Verwendung eines Komplex- 
wattstundenzählers?) empfohlen wird. Ob und 


in welcher Weise hierbei die mit der Entwick- 


lung des liefernden Kraftwerkes einhergehende 
Änderung der Beiwerte A und B und ihres Ver- 
hältnisses (B wird zu % bis I 
Berücksichtigung findet, bleibt offen. Außer- 
dem wäre anzumerken, daß vom streng physi- 
kalischen Standpunkt aus die Integration der 
Blindleistungen E J sin @ (gleicherweise deren 
Addition bei Mehrphasenstrom) im allgemeinen 
unzulässig’) ist und nur dann brauchbare 
Näherungswerte liefert, wenn die Wirkleistung 
E.J cos p sowie der Leistungsfaktor nur wenig 
um ihre Mittelwerte schwanken, eine Voraus- 
setzung, die wohl selten gegeben sein a 
chh. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Fre quenzmesser für schwache Tonströme.°) 
— Die exakte Erforschung der Vorgänge und 
Eigenschaften von Fernsprechleitungen und 
Schwachstromapparaten setzt im allgemeinen 
die genaue Kenntnis der Frequenz der bei den 
verschiedenen Messungen verwendeten ‘Wech- 
selströme voraus. A. Larsen’) beschrieb 
hierfür ein geeignetes Gerät, dessen Prinzip 
auf einer Kompensations-Schaltung beruht. 
Dasselbe Prinzip legt Dr. Seibt, der Kon- 
struktion eines ähnlichen, besonders kompen- 
diösen Apparates, zugrunde. Das Gerät um- 
faßt in seiner neuesten Ausführung ein Fre- 
quenzbereich von etwa 450 bis „2000 Per/s 
und zwar unterteilt in drei Stufen. ‘ Durch 
eine eigenartige Anordnung der Induktions- 
spulen ist eine doppelte Ablesegenauigkeit 
erzielt worden, d. h. die Ablesung der Fre- 
quenzen geschieht an einer Skala von 180° 
gegenüber bisher nur 90%. Geeicht wird das 
Gerät sowohl zur direkten Ablesung der Fre- 
quenz, als auch für genauere Zwischenwerte 
mittels Gradskala und Kurvenblatt. Der 
eingebaute Glimmerkondensator ist von größter 


1) Z.B. von Arno in „Lumiöre Blectr.*, Bd. 14, 1911, 
S. 25, Bd. 17, 1912. 8. 281. 

2) Vgl „ETZ“ 1918, S. 93, 105; 1919, 8. 125. 

3) ‘Vgl. „Elekt. Anzeiger“, 1913, S 999, und „ETZ* 1915, 
8. 505. ; 
4) Ein ähnliches Meßgerät ist bereits 1912 durch das 
D. R. P.243861 bekannt geworden. 

5) Vgl. „ETZ“ 1910, 8. 331. ! 

6) 8. auch Jahrbuch der drahtlosen Telegraphie und 
Telephonie, Band 15, 1920, Heft 4, 8. 321, 

7) ETZ 1910, 8. 1039, 


A angegeben). 


Präzision in bezug auf Konstanz. Gegen 
Teniperatur- und Druckänderung ist er infolge 
seiner eigenartigen Konstruktion absolut unab- 
hängig, sodaß die Eichung des Apparates ein- 
deutig festgelegt ist. Als Indikator wird bei 
der. Messung, ein gewöhnliches Telephon be- 
nutzt. Bei richtiger Einstellung der Frequenz 
erhält man ein sehr scharfes Tonminimum, 
sofern reiner Sinusstrom verwendet wird. Bei 
Wechselströmen komplizierterer Kurvenform 
wird zum Aussieben der Oberwellen mit Vor- 
teil ein einstellbares, stark selektives Telephon 
derselben Firma benutzt, um ebenfalls ein 
gutes Tonminimum zu erhalten. Dr. W 


Verkehr und Transport. 


Die elektrische Zugförderung auf der Rhä- 
tischen Bahn. — Nachdem die Verwaltung dei 
Rhätischen Bahn im. Jahre 1910 sich ent- 
schlossen hatte, die neue Strecke Bevers— 
Schuls versuchweise für elektrische Zug- 
förderung einzurichten, und dieser Versuch 
erfolgreich verlief, ist der Ausbau auch der 
anderen Strecken stufenweise vorgenommen 
worden. Im Juli 1913 wurde der elektrische 
Betrieb auf den Engadiner Linien aufge- 
nommen. Die Bahn arbeitet mit Einphasen- 
Wechselstrom von. 11000 V Fahldrahtepen. 
nung und 16?/,Per/s, der aus dem Drehstrom 
von 23000 V und 50.Per/s der Kraftwerke 
Brusio durch Umformer gewonnen wird. Die 
sroßen Nöte, in welche die schweizerischen 
Bahnen während des Weltkrieges durch den 
empfindlichen Kohlenmangel und die ständige 
Steigerung der Kohlenpreise. gerieten, ver- 
anlaßten die KRhätische Bahn, trotz der 
Schwierigkeiten der langen Lieferfristen usw., 
im Frühjahr 1918 die elektrische Zugförde- 
rung auch aufder Strecke Bevers— Filisur ein- 
zurichten. Sie wurde im April 1919 in Betrieb 


Brusio 


Abb. 1. 


genommen. Im Anschluß hieran folgte die 
Einsiehtung der Strecken Filisur— Thusis und 
Filisur—Davos. Seit Januar d. Js. ist auch 
auf letzterer Strecke der Dampfbetrieb durch 
den elektrischen ersetzt worden. Wie In- 
genieur Lang in ‚„‚Schweiz. Bauz.‘“ Bd.75, 1920, 
S. 217, mitteilt, ist wegen der großen Wärme- 
unterschiede auch für die neuen Strecken 
die Vielfachaufhängung des Fahrdrahtes mit 
selbsttätiger Nachspannung beibehalten 
worden. Von einem Hilfstragdraht ist, wie 
schon auf der Strecke Bevers— Schuls— Taarasp, 
abgesehen worden, da sich die Leitung ohne 
Hilfsdraht als ebenso vorteilhaft und betriebs- 
sicher erwiesen hat, wie die mit Hilfsdraht. 
Mit Rücksicht auf die hohen Eisenpreise ent- 
schied man sich, an Stelle eiserner Maste solche 
aus Lärchenholz zu verwenden, das sich als 
verhältnismäßig widerstandsfähig erwiesen hat, 
auch wenn von einer Tränkung abgesehen 
wird. Die Grundblöcke aus Beton wurden 
jedoch derart ausgestaltet, daß sie gestatten, 
späterhin die hölzernen Maste ohne Schwierig- 
keiten herauszunehmen und durch eiserne 
zu ersetzen. Die hölzernen Maste sind in Aus- 
sparungen der Grundblöcke hineingestellt, mit 
Steinen gut verkeilt und mit Kies und Sand 
verstampft. Die doppelte Isolation der Fahr- 
leitung ist beibehalten worden. Als Isolatoren 
wurden die bewährten Glocken- und Doppel- 
glocken-Isolatoren verwendet, die jedoch ver- 
suchsweise in größerer Anzahl aus Glas her- 
gestellt wurden, u. zw. von der Firma Bigler, 
Spichiger & Co. in Biglen. 

Es wird von Interesse sein, zu verfolgen, 
ob sich diese Isolatoren bewähren. Bisher 
haben bekanntlich gegen die Verwendung von 


132 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 37. 


16. September 1920. 


m nn mm 


Glasisolatoren in Deutschland Bedenken be- 
standen, die sich in der Hauptsache darauf 
gründen, daß Isolatoren aus Glas infolge der 
durch die Herstellung bedingten Baustoff- 
spannung und bei starker mechanischer Be- 
anspruchung, oder auch unter dem Einfluß 
rascher Wärmeschwankungen leichter springen 
als solche aus Porzellan. Sollte ein geeigneter 
Baustoff, der in dieser Hinsicht weniger emp- 
findlich ist, gefunden werden, und auch die 
Preislage kein Hindernis bilden, so. haben 
zweifellos Porzellanisolatoren gewisse Vorteile, 
u. a. den, daß Mängel, z. B. Blasen, die das 
einheitliche Gefüge des Isolators beeinträch- 
tigen, sofort sichtbar sind, und mangelhafte 
Isolatoren schnell, ausgeschieden werden 
können. 

Die Entfernung der Maste beträgt auf 
gerader Strecke 60 m. Als Tragseil wurde ein 
solches aus. Eisen von 40 mm? Querschnitt 
und als Fahrdraht ein 8-förmiger Kupferdraht 
von 100 mm? Querschnitt gewählt. Klemmen 
und Verbindungsstücke bestehen aus feuer- 
verzinktem Eisen. Zur Vermeidung des Span- 
nungsabfalls und zur Erhöhung der Betriebs- 
sicherheit wurde gleichlaufend zur Fahrleitung 
auf den Fahrleitungsmasten eine Kupfer- 
speiseleitung von 50 mm? Querschnitt ver- 
legt. Bei Tunnels wurde entweder ein Um- 
gehungsgestänge errichtet, oder es wurde die 
Speiseleitung als Kabel in Holzkanälen an den 
Tunnelwandungen aufgehängt. Auf allen 
Bahnhöfen wurde durch Schalteinrichtungen 
für die Möglichkeit gesorgt, im Falle von Stö- 
rungen oder für Unterhaltungsarbeiten Lei- 
tungsabschnitte ohne Beeinträchtigung des 
Betriebes der angrenzenden Strecke abzu- 
schalten. 'Zur besseren WRückleitung des 
Stromes sind die Schienenstöße ‘durch ver- 
zinkte eiserne Schienenverbinder verbunden. 

Von Interesse ist noch, daß sich mit der 
geringen Anzahl von 15 Lokomotiven der Be- 
trieb bisher befriedigend hat a 

dn. 


Halbminutliche Wagenfolge bei einer Vor- 
ortstraßenbahn. — Die Philadelphia Rapid 
Transit Co. hat nach dem Willow Grove Park 
eine Straßenbahnlinie eingerichtet, die sie in. 
der schönen Jahreszeit im Halbminutenver- 
kehr betreibt. Die Strecke enthält 5 schwierige 
Gleisabschnitte, die durch Kurven und hüge- 
liges Gelände unübersichtlich werden und 
besondere Sicherheitsmaßnahmen erfordern. 
Früher wurde ein besonderer Wachdienst an 
diesen Stellen aufrechterhalten, im Jahre 1917 
jedoch baute man selbsttätige Signale ein, 
welche zusammen 16 getrennte Blockstrecken 
von 62 bis 450 m Länge umfassen. Außer als 
Sicherheitsmaßnahmen dienen sie auch zur 
Regelung der Wagenfolge. Man wählte die 
bekannten Nachod -Signale, Modell HD, die 
in Verbindung mit einem Fahrdrahtkontakt 
wirksäm sind. Zeigt das Signal ein grünes 
Licht und eine grüne Scheibe, so ist der Block- 
abschnitt frei, und der Wagenführer darf 
weiterfahren. Dabei betätigt die Rolle den 
Fahrdrahtkontakt, welcher dann das Signal 
auf rotes Lieht und rote Scheibe umstellt. 
Zur Kontrolle befindet sich am ersten Mast 
hinter dem Signal, in der Fahrtriehtung ge- 
rechnet, eine weiße Scheibe, die bei Intätig- 
keittreten des Rotsignals aufleuchtet. Der 
Wagenführer muß darauf achten, ob dies er- 
folgt; andernfalls darf er nur äußerst vor- 
sichtig weiterfahren. Muß er außerhalb einer 
Haltestelle anhalten, so hat der Schaffner 
sofort etwa 60m zurückzugehen und zur War- 
nung der folgenden Wagen die vorschrifts- 
mäßigen Flaggensignale auszuführen. Zeigt 
ein Signal ein rotes Licht, so soll der Wagen- 
führer 3 Minuten warten und dann sehr vor- 
sichtig weiterfahren. Falls das Wetter un- 
sichtig ist, oder Rauch, Bäume, Kurven oder 
Hügel die Aussicht erschweren, muß der 
Schaffner zu Fuß vorausgehen, u. zw. in 
solchem Abstande, daß der Wagen keinerlei 
Gefahr laufen.kann. Der Wagenführer hat in 
solchem Falle fortgesetzt seine Glocke zu be- 
tätigen. Auch im Falle der Stromlosigkeit der 
Fahrleitung zeigen die Signale die rote Farbe. 
Die Wagen sollen dann aber nicht die Fahr- 
drahtkontakte betätigen. Hinter den Signal- 
linsen sind 2 Lampen eingebaut, von denen 
die eine als Aushilfe dient und selbsttätig 
eingeschaltet wird, wenn die andere versagt. 
Die Wagenführer sind angewiesen, nur mit 
äußerster Vorsicht weiterzufahren, wenn zwar 
die grüne Scheibe erscheint, das grüne Licht 
jedoch nieht. (‚Eleetr. Ry. Journ.‘‘, Bd. 55, 
1920, . 8.1305). hl. | 


Berg- und Hüttenwesen. 


Drehstrom . oder Gleichstrom zum An- 
trieb von Walzenstraßen. — Zur wirtschaft- 
lichen Energieerzeugung und Verteilung und 
zur Schaffung günstige. arbeitender elektro- 


nennenswerte 


motorischer Betriebe stehen auf Hüttenwerken 
zwei Wege zur Verfügung, die Verwendung 
von Gleichstrom und die Wahl von Drehstrom, 
wobei jedoch für den letzteren gewisse Ma- 
schinenarten, wie insbesondere die großen 
Umkehrwalzenstraßen und die Materialbahnen 
praktisch ausscheiden, so daß bei diesen eine 
Umformung des Drehstromes in Gleichstrom 
nicht zu umgehen ist. Für alle übrigen Ar- 
beitsmaschinen kommen beide Stromarten in 


Betracht. Sie haben jede ihre Vor- und Nach- | 


teile, und eine allgemeine Entscheidung, da- 
hingehend, daß für alle Fälle die eine oder die 
andere Stromart den undedingten Vorzug ver- 
dient, ist nicht möglich. In einem Vortrag, 
den C. A. Ablettin dem Iron and Steel Institute 
in London im Mai dieses Jahres gehalten hat, 
unternimmt dieser ‚es jedoch, den Nachweis 
der unbedingten Überlegenheit des Gleich- 
stromes zu führen. Zu diesem Zwecke be- 
handelt er die einzelnen Arten der Walzen- 
straßen, soweit sie hinsichtlich des elektrischen 
Antriebes von einander abweichen, und setzt 
die wirtschaftlichen und betriebstechnischen _ 
Vorzüge des Gleichstrommotors gegenüber 
dem Drehstrommotor ausführlich auseinander, 
ohne dabei jedoch den Gründen, die für Dreh- 
strom. sprechen, genügend Beachtung zu 
schenken. Für solche Walzenstraßen, die 
wegen der Verschiedenartigkeit der auf ihnen 
zu bearbeitenden Fabrikate ihre Grunddreh- 
zahl häufig wechseln müssen, um stets das 
Höchstmaß an Leistung hergeben zu können, 
eignet sich in .der Tat der Gleichstrommotor 
besser als der Drehstrommotor. Mit Hilfe 
eines vor der Feldwicklung liegenden Regel- 
widerstandes kann ° seine. Drehzahl ohne 
Energieverluste in weiten 
Grenzen geregelt werden, und jede so einge- 
stellte Drehzahl ändert sich bei wechselnder 
Belastung des Motors nur sehr wenig, während 
beim asynehronen Drehstrommotor,, sobald 
mit Hilfe eines im Rotorstromkreis liegenden 
Widerstandes gearbeitet wird, starke Wider- 
standsverluste auftreten, von den großen Ab- 
messungen und Kosten des Regelwiderstandes 
ganz abgesehen, und die Drehzahl bei einge- 
schaltetem Widerstand in hohem Maße von 
der Größe der Last beeinflußt wird. Um beide 
Nachteile zu. vermeiden, muß man schon zu 
teuren Regelsätzen greifen, wenn die Vorteile 
des Gleichstrommotors einigermaßen erreicht 
werden sollen. 

Ist die Straße, wie das bei den meisten, 
ständig in gleicher Richtung laufenden An- 
lagen der Fall ist, mit schweren Schwung- 
massen ausgerüstet, um Antriebsmotor und. 


Kraftwerk nach Möglichkeit zu entlasten, so | 


bietet der Gleichstrom-Verbundmotor den Vor- 
teil eines selbsttätigen Abfalles der Drehzahl 
ohne Verluste in Widerständen, während beim 
asynchronen Drehstrommotor ein dem Sinken 
der Drehzahl entsprechender Verlust im. 
Schlupfwiderstand auftritt. Der Gleichstrom- 
motor läßt sich für viel niedrigere Drehzahl 
bauen als der Drehstrommotor, kann also unter 
"Umständen mit der langsam laufenden Walzen- ' 
straße gekuppelt werden, während bei jenen 
stets ein Zahnrad oder ein sonstiges Vorgelege 
erforderlich ist, in dem erhebliche Energiever- 
luste auftreten. Bei schwungradlosen Um- 
kehrstraßen, für deren Antrieb nur das Ilgner- 
System in Betracht kommt, tritt, sobald der 
Umformermotor ein Gleichstrommotor - ist, 
kein erheblicher Widerstandsverlust auf, da 
der Schlupfwiderstand, der den erforderlichen 
Abfall der Drehzahl von etwa 15% herbei- 
führt, im Magnetstromkreis des Motors-liegt, 
also mit nur geringen Verlusten arbeitet, 
während derin den Rotorstromkreis geschaltete 
Schlupfwiderstand des asynchronen Dreh- 


strommotors den Wirkungsgrad um = Prozent 


bei einem größten Abfall der Drehzahl von 
X-Prozent herabdrückt. Nun weist Ablett 
aber noch mit Recht darauf hin, daß vielfach 
das Stromrelais, das die Schwungradarbeit 
des Umformers regelt, nicht in die Zuleitung 
zum Drehstrommotor, sondern in das Kraft- 
werk oder an anderer Stelle derart gelegt 
werden kann, daß die Drehzahl des Schwung- 
rades von dem Energieverbrauch einer größeren 
Zahl von Motoren abhängig gemacht wird, so 
daß die Kraftwerksbelastung noch gleich- 
mäßiger wird, als wenn lediglich der Energie- 
verbrauch der Umkehrstraße allein geregelt 
würde. Ist nun der Umformermotor ein Gleich- 
strommotor, so kann dieser auch als Genera- 
tor Schwungradenergie ins Netz geben, wäh- 
rend bei einem Drehstromnetz eine derartige 
Energieabgabe des Motors nicht möglich ist, 
sondern die Grenze bei Null liegt. 2“ 


Endlich betrachtet Ablett noch die Frage, 
ob, wenn die Möglichkeit gegeben ist, das 
Walzwerk außer an das eigene Kraftwerk noch 
an ein Überlandwerk anzuschließen, sei es, um 
Reserve für den Fall von Störungen im eigenen 


Kraftwerk zu schaffen, sei es, um über- 
schüssige Energie zu verkaufen, sich hieraus 
wirtschaftliche Vorteile für das Walzwerk 
ergeben können, und kommt zu dem Schluß, 
daß dies nicht der Fall ist. Die Reserve- 
maschinen würden im eigenen Kraftwerk 
besser. und billiger untergebracht, und über- 
schüssige Energie stehe in der Regel nur in 
denjenigen „Tagesstunden zur Verfügung, in 
denen das Überlandwerk sie weniger nötig hat. 
Diesen Vorteilen des Gleichstromes gegen- 
über- müssen aber die Vorzüge des Dreh- 
stromes doch schärfer betont werden, als es 
Ablett in seiner Untersuchung tut. Zunächst. 
hat die niedrige Spannungsgrenze des Gleich- 
stromes in den modernen Werken derart große 
Energieverluste im. Netz und so hohe Leitungs- 
kosten zur Folge, daß die Vorzüge der Wirt- 
schaftlichkeit der Drehzahlregelung, die beim 
Gleichstrommotor gegeben sind, dadurch - 
meistens vollkommen wieder ausgeglichen 
werden, zumal es sich bei großen Werken in 
der Regel derart einrichten läßt, daß die 
Notwendigkeit der Einstellung verschiedener 
Drehzahlen durch. die Aufstellung mehrerer 
Straßen für die verschiedenen Eisensorten 
behoben oder auf ein geringes Maß herabge- 
setzt wird, wie dies Ablett auch von den 
amerikanischen Werken erwähnt. Ferner sind 
trotz der kräftigen und widerstandsfähigen 
Bauart der gegenwärtig für Hüttenwerksbe- 


.triebe gebauten Gleichstrommotoren doch die 


Unterhaltungskosten mehrerer 100 Gleich- 
strommotoeren wegen der großen Zahl der - 
Kommutatoren usw. nicht unerheblich größer, 


. als diejenigen der gleichen Zahl Drehstrom- 


motoren, und auch die Gefahr von Störungen 
ist bei jenen größer als bei diesen, Vorteile, 
deren zahlenmäßige Bewertung für die Pro- 
jektierung neuer Anlagen allerdings schwer 
möglich ist, die aber deshalb doch nicht ganz 
außer acht gelassen werden dürfen. Endlich 
spricht für Drehstrom sehr häufig die Auf- 
stellung‘ von Elektrostahlöfen, für die sich 
Gleichstrom nicht verwenden läßt, so daß in 
einem Gleichstromnetz eine Umformung in 
Wechselstrom oder Drehstrom nötig sein. 
würde. Kurz, es ist nicht möglich, ein für alle 
Fälle zutreffendes Urteil hinsichtlich der 
Überlegenheit der einen oder der anderen 
'Stromart zu fällen, es bleibt nichts anderes 
übrig, als eine Prüfung. von Fall zu Fall vor- 
zunehmen. Dabei ist es natürlich durchaus 
nicht ausgeschlossen, daß für englische Werke 
das Ergebnis der sachlichen Prüfung häufiger 
zugunsten des- Gleichstromes ausfällt als bei 
den Werken anderer Länder. BE 
Bemerkenswert ist endlich an dem Auf- 
satz von Mr. Ablett'noch folgendes. Er sucht 
zwar recht eingehend eine kritische Würdi- 
gung der zweckmäßigsten Stromart für Hütten- 
und Walzwerke zu geben und erwähnt dabei 
auch kurz die Praxis amerikanischer Werke, 
nebenbei auch noch diejenige der ‚kontinen-, 


» talen Werke‘, die Praxis und die Erfahrungen 


deutscher Werke aber läßt er unbeachtet, 


und bei der Behandlung des Antriebes der 


Umkehrstraßen wird der Name Ilgner nicht 
erwähnt, obgleich doch die großen deutschen 
Werke in der Ausbildung elektrischer Antriebe 
für Walzenstraßen vorangegangen sind, und 
Ilgener den Antrieb von Umkehrstraßen zum 


erstenmal - ausgeführt und seine Einzelheiten } 


ausgebildet hat. Es muß als ein erheb- 
licher und bedauerlicher Mangel an 
Objektivität eines englichen Ingenieurs be- 
zeichnet werden, daß er’es trotz der Ausführ- 
lichkeit seiner Darlegungen nicht über sich 
gewinnen kann, die doch gewiß bemerkens- 
werten deutschen Anlagen zum Vergleich 
heranzuziehen und dem deutschen Ursprung 
des elektrischen Antriebes großer Walzen- 
straßen die ihm gebührende Gerechtigkeit 
widerfahren zu lassen. (‚„Engineering‘‘ Bd. 109, - 
1920, .S. 664). Ph. Tat 


Fernmeldetechnik. x 


Mehrfach-Telegraphie und -Fernsprechen R 


über offene, blanke Leitungen. — Während des 
‘Krieges ist der Bedarf an isoliertem Draht 


(Feldkabel) außerordentlich hoch gewesen. 
Nach amerikanischen Quellen erforderten allein 
die Bedürfnisse des amerikanischen Heeres 
September 1918 Monatslieferungen von 
60 000 km. - Diesen Bedürfnissen konnten die 
amerikanischen Fabriken nicht entsprechen, 
während die Lieferung blanker Leitungen keine 
Schwierigkeiten: bereitet hätte. Es wurden 
daher Versuche angestellt, in welchem 
Umfange blanke Leiter bei Verwendung von 
Hochfrequenz Ersatz bieten konnten. G. ©. 


Squier berichtet, daß es gelungen ist, mit 


einem_blanken Leiter von 2 mm Durchmesser, _ 


der im Potomac-Fluß bei Washington ausge- 
legt wurde, das Fort Washington in Maryland 


mit dem Fort Hunt in Virginia auf eine Ent- 


? 


bl nail2 7 nz 


ie 


16. September 1920. 


fernung von etwas über 1 km durch Telegraph 
und Fernsprecher zu verbinden, wobei eine 
Frequenz von 600 000 benutzt wurde. (The 
Electrieian, Bd. 84, S. 641.) Kr. 


‘Über den Üborlagerungsempfang.!) Beim 
Interferenzempfang, wie er heute in der Tech- 
nik zum Empfang ungedämpfter Schwingun- 
gen in Verwendung ist, handelt es sich nicht 
mehr um eine Wechselwirkung zweier Hoch- 
frequenzkraftfelder, also eine Wirkung Jı. J, 
die durch Steigerung des lokalen Stromes Ja 
beliebig erhöhtwerden kann; dadurch vielmehr, 
daß der Empfangsstrom J, und der.lokale Über- 
lagerungsstrom Ja über einen Gleichrichter 
geführt werden, ergeben sich nun ganz andere, 
nur durch die. Eigentümlichkeiten dieses 
Gleichrichters charakterisierte Beziehungen. 
Entsprechend den experimentellen Unter- 
suchungen von Meißner und Scheiffler gilt 
für alle Detektoren: 

1. Die Empfangslautstärke nimmt für jede 
beliebige  Empfangsintensität mit Vergröße- 
rung des Überlagerungsstromes J, nur insofern 
zu, als dadurch die Empfindlichkeit des 
Detektors für den Empfang gesteigert wird, 
d. h. der Empfang dadurch in den Bereich der 
größten Detektorempfindlichkeit geschoben 
wird. Ist der Bereich größter Empfindlichkeit 
erreicht, so nimmt, ganz unabhängig von der 
Größe des Empfangsstromes J}, die Lautstärke 
mit zunehmendem J, nieht mehr zu, und das 
Verhältnis Empfangsstrom zu Überlagerungs- 
strom steht in keiner Beziehung zueinander. 
Es gilt hier nicht das Gesetz: die Lautstärke ist 
proportional Jı. Ja. Abb. 2 zeigt die betref- 


20) #060. 80 WOJg 
350600 300. 1200‘ Det Str 


‚Abb. 2. 


“ 


fende Kurve für den Karborund-Detektor. 
Ganz unabhängig davon, ob der Empfangs- 
strom im Verhältnis 1.: 10 und mehr geändert 
wird (Hörbarkeiten 200, 600, 1000 und 1800) 


_ nimmt von einer bestimmten Größe des Uber- 


lagerungsstromes an (Punkt A) die Empfangs- 
intensität nicht mehr zu.. Sucht man. den 
Punkt A in der Detektorcharakteristik Abb. 3, so 


Se 
Sk 


pP Spannung 
20.40 60 80 7100 7120 
Überlagerungssirom Ja 


Abb. 3. 


findet man ihn dort, wo der Detektor die größte 
Empfindlichkeit hat, d. h. in dem Bereich, in 
welchem, bei gegebenem AJ (Abszisse) die 
größte Änderung des Detektorstromes (Ordi- 
nate) erzielt wird. Kurve 1 ist die Stromkurve 
des Detektors in Abhängigkeit vom zugeführ- 
ten Hochfrequenzstrom J,. Karve 2 ist die 
Tangente an dieser Kurve — die Empfind- 
lichkeit. Erst bei, größerer, Überlagerungswir- 


kung, wenn der Überlagerungsstrom so groß 


1) Zeitschrift Fi Fernmeldetechnik, Werk- und Ge- 


rätebau 140, Heft 2! 


1920. 


ist, daß der Detektor an ein Galvanometer 
einen Gleichstrom von etwa, 4!/;, MA ab- 
geben würde, sinkt infolge der Überlastung des 
» Detektors gleichförmig für alle Lautstärken die 
Empfangswirkung. Beim Audion tritt dieses 
Absinken nichtein, wenn der Gitterwiderstand 
des Audions größer als 2.106 2 (Abb. 4) ist. Bei 


Abb. 4. 


kleineren Widerständen tritt dagegen hier das. 


Absinken früher ein als bei den anderen Detek- 
toren (Abb. 5). Obige Beziehungen gelten ganz 


I 
S 
S 


Hörbarkeit 


Abb. 5. 


unabhängig davon, ob der Empfangsstrom sehr 

schwach, kaum hörbar oder groß, !/ıo oder 

Yıogp des günstigsten Überlagerungsstromes 

ist. Der Knickpunkt A in der Hörbarkeits- 

kurve liegt immer an derselben Stelle. 

2. Der Empfang (die Hörbarkeit) nimmt 
zu angenähert proportional mit dem Emp- 
fangsstrom J,), beim Audion etwas weniger als 
proportional. Bei größeren Empfangsströmen, 
Hörbarkeit über 3000, sinkt die Empfindlich- 
keit der ganzen Anordnung (die Messung nach 
der Parallel-Ohm-Methöode ist dann nicht mehr 
zulässig). 5 

Bei Empfang gedämpfter Schwingungen 
mit Detektor und Überlagerung tritt voll- 
kommene Zerstörung des Funkentones und 
Zischen ein. Diese Tonzerstörung ist bedingt 
durch das ganz ungleichmäßige Einsetzen der 
Funkenwellenzüge gegenüber den, gleichförmig 
verlaufenden Schwingungen der Überlagerung, 
d. h. die Funken setzen bald gleichphasig, bald, 
ungleichphasig mit der Überlagerung ein, und 
es entstehen dadurch ganz ungleichmäßige 
Erhöhungen und Verminderungen des resul- 
tierenden Stromes und unregelmäßige Strom- 
stöße durch das Telephon (Zischen). Man kann 
jedoch beim Audion und auch bei jedem ande- 
ren Detektor, vorausgesetzt, es wird eine 
Hochfrequenzverstärkung vorgeschaltet, die 
Erhaltung des Funkentones und die mit der 
Überlagerung verbundene Verstärkerwirkung 
erzielen, wenn folgende Bedingungen eingehal- 
ten werden: , 

1. Die Überlagerungsintensität ist so einzu- 
stellen, daß der Empfang in der Haupt- 
sache an der unteren Unsymmetriestelle 
der Röhrencharakteristik (Punkt B, ideali- 
siert, Abb. 6) zur Wirkung? kommt, d.h. 
eine sehr kräftige Überlagerung ist er- 
forderlich. an. 22. 

:2. Es muß die Überlagerung verstimmt sein 
gegen den Empfang, so daß während jedes 
Funkens eine Schwebung und somit eine 
Umkehrung der Phase zwischen Empfang 
und Überlagerung entstehen kann. 


Elektrotechnische Zeitschrift, Heft 37. 


3. „Es dürfen die gedämpften Wellenzüge nicht 
zu lang sein, damit sie im Empfang nicht 
ineinanderlaufen und sich stören. Die Ton- 
erhaltung ist nur möglich bei Wellen unter 
1000 m (d < 0,04, 1000 Funken). 


Abb. 6. 
Abb. 6 gibt angenähert eine Erklä- 
rung ‘ der Erscheinung... Kurve « und a 


zeigen die Änderung des Anodenstromes bei 


der Einstellung des Überlagerers auf Ton- 
erhaltung. In Kurve b wirkt der Empfang 
gleichphasig mit dem Überlagerer. Es bleibt 


der mittlere Anodenstrom b' (Telephonstrom) 
konstant. Kommt der Empfangsstrom, um 
180° in der Phase verschoben gegen den UÜber- 
lagerer an (Kurve C), so steigt der Anodenstrom 
(c”). Man erhält also bei ungleichphasigem 
Einsetzen einen positiven Stromstoß im Tele- 
phon. Durch entsprechend stärkere Verstim- 
mung zwischen Überlagerungsfrequen_ und 
Empfangsfrequenz kann jedoch bewirkt wer- 
den, daß auch bei gleichphasig einsetzenden 
Wellenzügen nach kurzer Zeit durch Schwe- 
bung ein positiver Stromstoß im Telephon ent- 
steht. Zum Schluß des Aufsatzes wird die 
konstruktive Entwicklung des Überlagerers ge- 
schildert. A. M. 


Jahresbericht der schweizerischen Tele- 
graphen- und Telephonverwaltung für 1919. — 
Gegen das,Vorjahr hat sich die Zahl der Tele- 
graphenanstalten (2410) nicht geändert, es 
sind nur unwesentliche Verschiebungen in den 
Klassen’zu,verzeichnen.‘ Dagegen haben .die 
Fernsprechanstalten wesentlich zugenommen. 
Es bestanden Ende 1919 792 Zentralstationen 
gegen 683 im Vorjahre und außerdem 92 Um- 
schaltestellen. Im Berichtsjahre sind 330 
neue Fernleitungen hinzugekommen. Für 
den Fernverkehr standen 1844 Leitungen 
mit 94 056 km Länge (78 553 km oberirdisch 
und 15503 km Kabel) zur Verfügung. Von 
diesen wurden 407 mit 14 565 km Länge in 
Doppelsprechschaltung und 10060 km mit 
Schaltungen zum gleichzeitigen Telegra- 
phieren betrieben. An die Ortsfernsprech- 
netze waren insgesamt 107453 Anschluß- 
leitungen mit 138843 Apparaten (11,7% 
Zugang gegen 1918) angeschlossen. Der 
gebührenpflichtige Telegrammverkehr weist 
mit .8054819 Telegrammen eine außer- 
ordentliche Steigerung (43,46%) auf, die zum 
größten Teil auf den gesteigerten Verkehr mit 


dem Auslande entfällt; dieser ist 
infolge der Rückkehr normaler Beziehungen 
mit den Nachbarländern um 77,55% ge- 


stiegen.‘; Der Verkehr innerhalb der Ortstern- 
sprechnetze umfaßte 84 416 329 Gespräche 
(Zunahme 11,52%), außerdem sind 33 614 094 
Ferngespräche (Zunahme 21,63%) geführt 
worden, worin 120 990 abgehende zwischen- 
staatliche Gespräche enthalten sind. Diesem 
gesteigerten Verkehr entsprechen Mehrein- 
nahmen dem Voranschlag gegenüber, die trotz 
großer Aufwendungen an Teuerungszulagen 
für das Personal (12 768 346 Fr) einen erheb- 
lichen Betriebsgewinn ergeben. Den Ein- 
nahmen im Betrage von 49 335 070 Fr stehen 
Ausgaben von 46 532 451 Fr. gegenüber. Der 
Betriebsgewinn mit 2802619 Fr. stellt sich 
um 1226200 Fr günstiger als im Voranschlag 
errechnet worden war. An den Einnahmen ist 
der Telegrammverkehr mit 10,754j108 Fr, 
der Fernsprechverkehr mit 19 646 652 Fr 
beteiligt. Bemerkenswert ist, daß auch die 
schweizerische Telephonverwaltung dem 
starken Anschlußbegehren wegen Apparat- 
mangels in verschiedenen Netzen bis zum Ende 
des Berichtsjahres nicht hat entsprechen 
können und daß sie Gesellschaftsanschlüsse 
mit 2 bis 4 Sprechstellen zugelassen hat. Ende 
1919 waren 1181 derartige Anschlußleitungen 
mit 3132 Apparaten angeschlossen. Kr. 


Funkspruchempfang auf Liehtbildstreilen. 
— 6. A. Hoxie berichtet über einen von 
ihm erfundenen Apparat, der dazu bestimmt 
ist, die von einer Antenne aufgefangenen 
elektromagnetischen Wellen im Lichtbild fest- 
zuhalten. In den Anfangsjahren der Funktele- 
graphie war der Schreibempfang mittels 


734 


Elektrotechnische Zeitschrift, ‚1920. Heft 37. 


Morseapparat gebräuchlich und anwendbar. 
Mit den erhöhten Anforderungen an Reich- 
weite und Schnelligkeit im Geben und Auf- 
nehmen von Funksprüchen mußte zum Hör- 
empfang übergegangen werden, der seine er- 
heblichen Vorzüge, daneben aber auch Nach- 
teile besitzt. Das menschliche Ohr ist jeder 
technischen ‚Einrichtung überlegen durch seine 
Fähigkeit, bestimmte Zeichen aus anderen 
Zeichen’ und Geräuschen herauszuhören. Da- 
egen ist eine Nachprüfung des einmal Ge- 
hörten nicht möglich; bei Unstimmigkeiten 
müssen die Funksprüche wiederholt werden. 
Neuerdings geht man wieder zum Schreib- 
empfang über und erzielt mit diesem dank er- 
heblich vervollkommneterer Empfangsver- 
fahren bemerkenswerte Ergebnisse, besonders 
auch in der Schnelltelegraphie. Lodge und 
Muirhead haben bereits Funktelegramme auf 
photographischem Wege mittels des Saiten- 
galvanometers aufgenommen. Aus ihren Ge- 
danken heraus entwickelte sich der „Licht- 
schreiber‘‘, der in die Praxis aber keine Auf- 
nahme gefunden hat. Hoxie hat nun an dem 
Liehtschreiber nur das Saitengalvanometer 


FE RE RELETTENTEEURTLNT ren 


ER IEEDENTERE, 
al R zu 
ER Pi pres | 


Abb. 7. Lichtbildaufnahme von Norddeicher Telegraphier- 


zeichen (Strich). 


durch einen kleinen, frei aufgehängten Spiegel 
ersetzt, der einen auffallenden Lichtstrahl auf 
das lichtempfindliche Papier reflektiert. Der 
Spiegel bewegt sich der elektrischen Er- 
regung der Antenne entsprechend. Auch die 
Anwendung dieses Gedankens ist nicht neu. 
Bereits 1914 sind z. B. in Emden die Zeichen 
der Hauptfunkstelle Norddeich mit dem 
Oszillographen aufgenommen, Abb. 7 und 8 


Abb. 8. Lichtbildaufnahme von Norddeicher Telegraphier- 
zeichen (Teile des Zeitsignals). 


zeigen einige derartige Aufnahmen, die den 
Vorzug solcher Lichtbildaufnahmen er- 
kennen lassen, daß nämlich, wie. besonders 
aus Abb. 2 hervorgeht, die Zeichen deutlich zu 
erkennen sind, trotz mannigfacher auftretender 
Störungen. Der Lichtschreiber hat sich nicht 
einbürgern können, weil seine Behandlung 
in der Praxis zu schwierig war, ob dem neuen 
Gerät von Hoxie in dieser Beziehung mehr 
Glück blüht, ist füglich zu bezweifeln, da 
auch ihm die Schwierigkeiten der Entwick- 
lung und Fixierung des Lichtbildes anhaften. 
Umschau (Bd. 24, 1920, $. 11) Rp. 


Physik und theoretische Elektrotechnik, 


Kritische Frequenz und Eigenfrequenzen 
‚einlagiger Spulen. — Jede Spule ist als ein Ge- 
bilde mit verteilter Kapazität und Induktivität 
anzusehen. Leitet man Wechselstrom durch 
die Spule, so gewinnt die Kapazität mit wach- 
sender Frequenz immer mehr an Bedeutung. 
Besonders in der Hochfrequenztechnik ist es 
‚deshalb wichtig, eine richtige Darstellung für 
eine Spule zu besitzen. Bisher sind zwei prin- 
zipiell verschiedene Auffassungen eingehender 
behandelt_worden, die Ergebnisse derselben 
stehen in einzelnen Punkten im Widerspruch 
zueinander. Rüdenberg, Böhm und Was- 
her fassen eine Spule als einen Kettenleiter 
auf und finden, daß jede Spule mit erheblicher 
Erdkapazität eine Reihe von Eigenschwingun- 
gen besitzt. Diese streben einer oberen Grenze, 

er kritischen Frequenz, zu. Je kleiner die 
Erdkapazität der Spule ist, desto mehr häufen 
sich die Eigenfrequenzen in der Nähe der kriti- 


schen, so daß die Spule im Grenzfall vernach- 
lässigbarer Erdkapazität nur eine einzigeEigen- 
schwingung besitzt, die mit der kritischen Fre- 
quenz‘ übereinstimmt. 2 
hat Rogowski mit Hilfe der erweiterten Tele- 
graphengleichung die Eigenschaften einer Spule 
aus zwei Windungen behandelt, die er als eine 
ineinandergeschaltete Doppelleitung ‚auffaßt. 
Lenz hat den Fall einer Spule mit sehr vielen 
Windungen. behandelt. Beide Rechnungen 
führen zu zwei Gruppen von Eigenfrequenzen. 
Bei den Eigenfrequenzen ‚erster Art‘ gerät die 
Spulein Stromresonanz, bei den Eigenfrequen- 
zen „zweiter Art‘ tritt Spannungsresonanz ein. 
Gothe mißt in der vorliegenden Arbeit die 
Eigenfrequenzen verschiedener Spulen, die 
durch einen ungedämpften Röhrensender zum 
Schwingen angeregt werden. Mit Hilfe eines 
Meßkreises, wie er in der drahtlosen Telegraphie 
üblich ist, werden die magnetischen Felder 
längs der Spule aufgenommen, durch Variation 
des Senders die Resonanz aufgesucht und die 
Welle des Senders gemessen. Für den Fall ver- 
nachlässigbarer Erdkapazität findet er eine 
Grundschwingung und eine große Zahl Ober- 
schwingungen (bis zu 30 Oberschwihgungen). 
Sie streben beiallen Spulen einem harmonischen 
Verhältnis zu. Eine obere Grenze oder eine 
Häufung, wie sie beim Vorhandensein einer 
kritischen Frequenz auftreten müssen, kann 
Verfasser nicht finden, auch werden EFigen- 
schwingungen noch weit oberhalb der durch 
Rechnun® bestimmten kritischen Frequenz 
festgestellt. Die Eigense! wingungen lagen an- 
nähernd so, wie es nach den Rechnungen von 
Rogowski und Lenz zu erwarten ist. Auch die 
Schwingungen erster und zweiter Art waren 
deutlich zu unterscheiden. 
gungen erster Art liegt in der Spulenmitte ein 
Strombauch, bei den. Schwingungen zweiter 
Art ein Stromknoten. Ferner wurde. noch der 
Einfluß der Erdkapazität und der Einfluß von 
Eisen untersucht. (‚Archiv für Elektrotech- 
niks, Bd’ 1X, 1920, 8:1). AD. 


Verschiedenes. 


Preisausschreiben des Instituts Montefiore. 
— Das EBlektrotechnische Institut Montefiore 
in Lüttich (Rue Saint Gilles 31) erläßt für das 
Jahr 1921 ein internationales Preisausschreiben 
im Betrage von etwa 4500 Fr. Preisgekrönt 
wird die beste Originalarbeit über die wissen- 
schaftlichen Fortschritte und die technischen 
Anwendungen der Elektrizität. Populäre oder 
Sammelschriften sind "ausgeschlossen. Die 
einzureichenden Arbeiten müssen französisch 
oder englisch abgefaßt und gedruckt oder mit 
der Maschine geschrieben eingereicht werden. 


Werkstatt und Baustoffe. 


; Elektrische Versuchsschmelzöfen. Die 
as Göttinger Elektro-Schaltwerk Hecke & 
0.5 
Nernstund Tammann gebaute Schmelzöfen 
für metallurgische Versuchszwecke auf den 
Markt, bei denen, wie Abb. 9 zeigt, ein Kohle- 


Abb. 9. 


rohr a als Heizkörper dient. Es trägt an seinen 
beiden Enden Verstärkungsringe b, die zwi- 
schen je. zwei Kohlebacken e durch Eisenringe d 
mit Druckregulierschrauben e festgeklemmt 
werden. Die Ansätze f dienen zum Anschluß 
der Stromzuleitung und gleichzeitig zur Be- 
festigung des Ofens.. Der Raum zwischen 
Kohlerobr aund Asbestmantelg ist mit Magne- 
sit ausgefüllt. Der Ofen, derin 3 Hauptabmes- 
sungen (130, 200, 300.mm Länge bei 110, 200, 
300 mm größtem Durchmesser ausgeführt wer- 
den, sind so eingerichtet, daß Kohlerohre von 
14 bis 44 mm innerem Durchmesser eingebaut 
werden können. RE 


> 


Im Gegensatz hierzu ' 


Bei den Schwin- | 


Göttingen, bringt nach Angaben von. 


Engineers“ Bd. 30, 1920, S. 445. 


ER SR” Ed: 

16. September i8820. 

Die Öfen erzielen Temperaturen bis 2000°C 
und darüber und arbeiten im Anschluß an einen 

Transformator mit primär und sekundär unter- 

‚teilten Wicklungen. Die Abzweige der Primär- 
wicklung sind, wie Abb. 10 zeigt, zu einem Stu- 


‚Gleichstromnetz 


Transformator 


Abb. 10. . 


fenschalter geführt, die feinere Einstellung de 
Stromstärke wird durch einen Regulierwider- 
stand RW vorgenommen. Die beiden Sekun- 
därspulen können je nach Bedarf durch starke 
Schienen parallel oder hintereinandergeschal- 
tet werden. Bei /f wird der Ofen in horizon- 
taler oder vertikaler Lage angeschlossen. Der 
Schaltplan in Abb. 10 enthält noch einenGleich- 
strom-Wechselstrom-Umformer, der aber nur 
in Frage kommt, wenn ein Wechselstromnetz 
nicht zur Verfügung steht. Abb. 11 zeigt den 


Abb. 11. RE 


Transformator"mit angebauten’APparaten und 
Ofen. Es können”auch mehrere Öfen an den- 
selben. Transformator in Reihen- oder Parallel- 
schaltung angeschlossen werden. Die Trans- 
‚formatorleistung kann für 0,5 bis 40 kW bei 
u Sekundärspannung bemessen wer- 

en- t2. EP IR 


Das Porzellan der Hochspannungsisola- 
toren. — Zu ziemlich gleicher Zeit wird in Be 
Deutschland und Amerika in umfangreicher 
Weise an den mechanischen Eigenschaften ' 

‚ des Porzellans gearbeitet. Die hierbei erzielten 
Ergebnisse sind in der Gegenüberstellung des 
deutschen und amerikanischen Porzellans be- 
sonders lehrreich und für Vergleichswerte 
“wichtig.  DBetrefis der amerikanischen Por- 
zellane für Hochspannungsisolatoren. bespricht 
Peaslee, ohne auf die Form der einzelnen 
Isolatoren einzugelen, einige physikalische 
Eigenschaften der Porzellanmasse ‘an sicht), 
besonders ihre mechanische Festigkeit, ihre 
Widerstandsfähigkeit gegen plötzlichen Tem- 
peraturwechsel, ihre Porosität, Homogenität- - 
und Leitfähigkeit bei steigender Temperatur. 
Die Druckfestigkeit des von ihm untersuchten - 


') „Journal of the American Institute of Electrical 


16. September 19820. 


Porzellans beträgt 2840 kg/cem? und die Zug- 
festigkeit 106 kg/cm?. Die letzten deutschen Ver- 
öffentlichungen auf diesem Gebiet haben hierfür 
Ziffern von 5000 kg/em?Druckfestigkeit und 261 
kg/em? Zugfestigkeit ergeben. Für besondere 
amerikanische Spezialmassen gibt Peaslee eine 
Druckfestigkeit von 4614 kg/em®? und eine 
Zugfestigkeit von 887 kg/em? an. _ Während 
jedoch die genannte Druckfestigkeitszahl im 
Bereiche der Möglichkeit liegt, muß die Zug- 
festigkeitsziffer angezweifelt werden. Nicht 
nur weil sie erheblich‘ größere Werte ergibt 
als die Prüfungen deutscher Porzellane, son- 
dern weil sie in einem Verhältnis zur Druck- 
festigkeitsziffer steht, das allen bisherigen 
Prüfungsbeobachtungen spröder Stoffe, wie 
Porzellan, Glas, Zement usw., "widerspricht, 
während die obigen Ziffern Peaslees (2840:106) 
in diesem normalen Verhältnis stehen. Außer- 
dem gibt die Prüfungsmethode selbst nicht 
die Möglichkeit eines wirklich genauen Ver- 
gleiches, da ohne detaillierte Beschreibung mit- 
geteilt ist, daß zur Erzielung gleichwertiger 
Ziffern Blei- oder Löschpapier zwischen die 
Prüflinge und den Prüfapparat gelegt ‚wurde. 
Solange diese Methode nicht prinzipiell aus- 
gearbeitet ist, lassen‘ sich endgültige Ver- 
gleiche nicht festlegen. Bei dieser Gelegenheit 
sei nur auf den grundsätzlichen Unterschied 
der Prüfung keramischer Massen durch kon- 
stante und stoßweise Belastung hingewiesen. 


Ernst Rosenthal und Felix Singer haben | 


inihrer kürzlichen Veröffentlichung der ,„ETZ“ 
(S. 705) : ‚Über die mechanischen Eigenschaften 
des Porzellans und exakte Prüfungsmethoden zu 
ihrer Bestimmung“ eine den amerikanischen 
Porzellanmassen nachgebildete Spezialmasse 
untersucht und eine Biegefestigkeit, die nur 
etwas unter den Ziffern für deutsches Por- 
zellan liegt, festgestellt, während die Schlag- 
biegefestigkeit nur ein Bruchteil der deutschen 
keramischen Masse beträgt. Da Porzellan im 
allgemeinen der Beanspruchung durch kon- 
stante Belastung ohne weiteres genügt und 
nur stoßweise Belastungen zum Bruch führen, 
ist in immer steigendem Maße die Stoßprüfung 
als Qualitätsnachweis keramischer Massen 
zu fordern, und erst die allgemeine Durch- 
führung dieser‘ Untersuchungen wird exakte 
„Vergleiche und Gegenüberstellungen _ ver- 
schiedener keramischer Materialien ermög- 
liehen. Die bisherigen Prüfungsziffern "ameri- 
kanischer Porzellane veranschäulichen jedoch 
bereits den erheblichen Vorsprung der deut- 
schen Qualitätsprodukte. , 
ss Peaslee führt sodann aus, daß bei normal 
verglastem Porzellan innere Veränderungen 
bei Beanspruchungen durch Druck erst beim 
Zubruchegehen des Materials auftreten und 
daß Druckbelastungen bis zu diesem Moment 
keine bleibende Veränderung, oder Qualitäts- 
verschlechterung der Masse hervorruft. Die 
Prüfung der Widerstandsfähigkeit der Isola- 
toren gegen plötzlichen Temperaturwechsel 
durch beliebig - häufig aufeinanderfolgendes 
Eintauchen in kochendes und. Eiswasser prä- 
zisiert die Prüfung dieser Materialeigenschaft 
nieht genügend, denn es kommt darauf an, 
daß jeweils die gesamte Dicke des Scherbens 
die obere oder untere Grenztemperatur an- 
genommen hat, was bei der sehr schleehten 
Wärmeleitfähigkeit des Porzellans und den 
häufig benutzten großen Wandstärken sehr 
geraume Zeit in Anspruch nimmt. Die Schil- 
derung, daß die ersten Sonnenstrahlen an 
einem frostigen Tage häufig die Auslösung des 
Isolatorenspringens durch zu große Tempe- 
raturweehselbeanspruchung waren, dürfte auch 
für europäische Porzellane nicht bekannt sein, 
da, wie bereits Winkelmann und Schott!) 
nachgewiesen haben, das plötzliche Erhitzen 
spröder Massen eine weit geringere Bean- 
spruchung vorstellt, als das plötzliche Ab- 
kühlen. Hiermit übereinstimmend dürfte es 
wohl vorkommen, daß schlechte Porzellan- 
isolatoren bei plötzlichem Gewitterregen an 
einem schwülen Tage gesprungen sind, nicht 
aber bei plötzlicher Erwärmung, speziell nicht 
durch sehr langsame Temperatursteigerung 
durch die Sonnenstrahlen. 

® Die eingehenden Ausführungen _ Peaslees 
gber Porosität von Porzellan besitzen im Ver- 
üleich zu den europäischen Porzellanen nur 
einen sehr bedingten Wert. In Deutschland 
wird. die Forderung eines absolut dichten 
Scherbens so-grundsätzlich gestellt und von 
allen Qualitätsfabriken auch erfüllt, daß Dis- 
kussionen hierüber fast gar nicht entstehen, 
während Peaslee die Forderung des absolut 
dichten Scherbens gleichfalls erhebt, unter 
der Schilderung, daß gewisse amerikanische 
Porzellanfabriken_der Meinung sind, daß ab- 
solut diehtes Porzellan überhaupt nicht her- 
stellbar ist. In diesem Zusammenhang be- 
sitzen auch die Kontrollmethoden auf Poro- 
sität für europäische Verhältnisse in höherem 


ı) „Ann.d. I}2:31 v.(Iene Td. &1, 189, 8. 781. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Maße Anwendungsmöglichkeit auf das poröse 
Steingut als Be Posseflan, ER 

.. Die Leitungsfähigkeit von Porzellan nimmt 
mit steigender Temperatur zu. Peaslee stellt 
nnn in einer Kurve die Leitungsfähigkeit von 
normalem amerikanischem Porzellan und einer 
neuen Porzellanmasse gegenüber, die jedoch 
absolute Ziffern nicht enthält und deshalb 
einen Vergleich mit europäischen Massen un- 
möglich macht. 

Am interessantesten sind die Ausfüh- 
rungen Peaslees über Alterserscheinungen an 
Porzellan. Er schildert, daß bei normalem 
amerikanischem Porzellan unter dem Mi- 
kroskop ein erheblicher Teil des Quarzes in 
Kristallform in einem gläsernen Magma ein- 
gebettet erscheint, ve schildert nun . die 
Wirkung von Druck auf diese Quarzkristalle, 
sowie die Wirkungen eines elektrostatischen 
Wechselfeldes ‘auf dieses Gefüge, das die 
Kristalle in vibrierende Bewegung bringt, ihre 
Spaltflächen lockert und dadurch dem Por- 
zellan eine gewisse Porosität' verleiht. Ohne 
nachzuprüfen, wie weit diese Beobachtungen 
richtig sind, trifft die grundlegende Beobach- 
tung wohl nur für amerikanische Porzellane 
zu, denn bei europäischen Porzellanen ist die 
Beobachtung von Quarzkristallen im gar ge- 
brannten Porzellan bisher noch nieht gemacht 
worden, und die zahlreich veröffentlichten 
Dünnschliffe, die immer wieder und wieder auf 
die Beobachtungen von nadelförmigen Silli- 
manitausscheidungen hinweisen, veranschau- 


- liehen dies besonders. 


In den Schlußfolgerungen seines Auf- 
satzes führt Peaslee aus, daß das Isolator- 
problem vor allem auf keramischem Gebiet 
zu .lösen sei, speziell durch Qualitätssteige- 
rung der keramischen Massen. Die Schilde- 
rung der amerikanischen Massen veranschau- 
licht, speziell im Vergleich mit den europäi- 
schen Massen, die Richtigkeit dieser An- 
schauung ganz besonders. Aber auch für 
europäische Porzellane gelten die gleichen 
Forderungen der Qualitätssteigerung der kera- 
mischen Massen an sich. 


Beleuchtung und Heizung. 


Der elektrische „Revel“-Kessel zur Er- 
zeugung kleinerer Frischdampfmengen. — In 
Spinnereien, chemischen Fabriken und ähn- 
lichen Betrieben erfordert die Fabrikation 
Frischdampf, der vielfach in mit Kohle 
oder Holz beheizten Kesseln erzeugt wird. 
Bei Benutzung von Nachtstrom oder beson- 
derer Stromtarife kann die elektrische Hei- 
zung in Betracht kommen. Eine Ausführungs- 
form eines geeigneten Kessels zeigt Abb. 12.!) 


ANA ANUNNN| 
Ruin 
IN 


Br\ 
a 


z uw\: 


Abb. 12. Der elektrische „Revel“-Kessel. 


1) „Schweiz Bztg.“, Bd. 76, 8. 42. 


Heft 37. 


735 


Der Kessel von 2,5 m Bauhöhe und 6,20 m 
äußerem Durchmesser hat zwei feststehende 
Tauchelektroden, die je nach dem Wasser- 
stand mehr oder weniger tief eintauchen. 
Die Regelung der Stromaufnahme erfolgt 
durch Veränderung der Höhe, des Wasser- 
spiegels.. Der abgebildete Kessel erzeugt bei 
500 V Klemmenspannung 550 kg/h, bei 200 


bis 280 V, 250 bis 300 kg/h. Er ist für 15at 


gebaut. Bei Hochspannung sind die Ab- 
messungen des Kessels etwas größer; die 
Leistung beträgt mit 3000 V 800 kg/h bei 
15 at Kesseldruck. Bei Versuchen wurde ein 
Wirkungsgrad von über 95% erzielt, d. h. 
nahezu 1,3 kg Normaldampf/kWh bei.nur 3% 
Dampfnässe. ' Weitere Ergebnisse des Ver- 
dampfungsversuches zeigt die nachstehende 
Zahlentafel: 


Zahlentafel. 
Elektrische Messungen. 


Mittl. Spannung, korrigiert. . . . .V 219 
„ Stromstärke, korrigiert. . . . A 384 
»„ . Leistung, korrigiert(Zähler) kW 867 
E RE Nee. KH: ;146,7 
Verdampfung. 
Mittl. Kesselüberdruck. . . .. .. .at 6,42 
„.. Speisewassertemperatur. . . IC 10 
„  Abwassertemperatur am Re- 
gulierventil» + % 2... De 14 
Wärmeeinheiten/kg Dampf . . kgcal 652,6 
Verdampfte Bruttowassermenge 
(gesamt) uni eek 461 
Verdampfte Bruttowassermenge/h . „. 1842 
Desgl: für Normaldampf .. ..... . ,„ 188,4 
Von 1kWh erzeugte Bruttodampf- ; 
MEDEOE ES wre re rar een 1,256 
Desgl.-für-Normaldampf. .-.. . 2. , 1,284 
Gesamtwassergehalt des Dampfes . . 13,50 
Wassergehalt Se GER, 
Zugeführte Speisewassermenge . . kg 7715 
Hiervon durch Regulierventil ab- 
BOlührt a en ee 5810,D 
In Dampf verwandelte Speise- 
WASSELMOHOSE eg 461,0 
Von 10° auf 149 erwärmte Abwasser- 
" menge. U RD ET 310,5 
Wirkungsgrad. 
Zur Dampferzeugung nutzbar ge- 
machte Wärme : 461 ><652,6 = kgeal 300 848 
Vom Abwasser "aufgenommene 
Wärme 310,9 4 are 1242 


Elektrisch erzeugte Gesamtwärme = 302.090 
“theoretische 


Gesamtwärme: 367860 .= ,. 315.620 
Wirkungsgrad der Verdampfung . % 95,3 
Zur Wassererwärmung umgesetzt . „ 0, 
Gesamtwirkungsgrad . . . .. 5 95,7 
Verst en En 4,3 
DauerzdesiKersuchs 0.0. ser. 225 

W. 
Energiewirtschaft. 
Reichselektrizitätswirtschaft. — Der Bei- 


rat für die Reichselektrizitätswirt- 
schaft hat in einer Sitzung die Versorgung 
der mitteldeutschenEnergieverbrauchs- 
zentren, namentlich Berlins, Leipzigs und 
Dresdens, mit Grundbelastungsstrom aus den 
auf Braunkohle gegründeten Reichswerken in 
Zschornewitz, Spremberg und Lauta sowie die 
süddeutschen Wasserkraftbauten des Reiches 
ausführlich besprochen. Über das nach $ 1 
des Elektrizitätsgesetzes bis zum 1. IV. 1921 
von der Regierung einzubringende Gesetz 
zur allgemeinen Regelung der Elektri- 
zitätswirtschaft berichteten Geheimrat 
Köpcke, Dresden, als Vertreter staatlicher, 
Direktor Ebbecke vom Märkischen .Elek- 
trizitätswerk, Berlin, als Vertreter kommu- 
naler und Direktor Breul, Berlin, als Ver- 
treter der privaten Elektrizitätswirtschaft. 
Nach Erörterung der eingehenden Referate 
wurde zur sachverständigen Beratung des 
Reichsschatzministers bei den bevorstehenden 
gesetzgeberischen ' Arbeiten ein Ausschuß 
von 13 Mitgliedern eingesetzt. Der Gesetz- 
entwurf soll möglichst noch in diesem Jahre 
dem Reichswirtschaftsrat zugehen, um An- 
fang 1921 bei den gesetzgebenden Körper- 
schaften eingebracht werden zu können. Fer- 
ner wählte die Versammlung zur Beratung 
des Reichsschatzministers in Fragen der mittel- 
deutschen Elektrizitätswirtschaft und der süd- 
deutschen Wasserkräfte je einen weiteren Aus- 
schuß. 


Die Sozialisierung des Kohlenbergbaues. — 
In ihrem Bericht vom 15. II. 1919 hatte die 
erste Sozialisierungskommission!) die  Not- 
wendigkeit eines staatlichen Eingıeifens in die 
Verhältnisse der Kohlenwirtschaft jm Interesse 
der Allgemeinheit damit begründet, daß die 


1) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 136. 


7386 


Kohle. die Grundlage unseres gesamten Wirt- 
schaftslebens bilde und das herrschende Mo- 
nopol der Kohlenindustrie bzw. der Gruben- 
besitzer an diesem wichtigsten Rohstoff mit 
dem Wesen des modernen Staates unvereinbar 
sei. Diese Ansicht hat sich in den heute mal}- 
gebenden Kreisen inzwischen nicht nur nicht 
geändert, sondern unter dem Druck früherer 
Zusagen und wirtschaftlich-sozialer Vorgänge 
dahin verstärkt, daß nunmehr eine zweite, er- 
weiterte Sozialisierungskommission mit neuen 
Vorschlägen für die Sozialisierung des 
K ohlenbergbaues hervortritt. Wie damals 
stehen sich wieder zwei’ Anschauungen gegen- 
über, von denen die eine (2.), von Dr. Rathenau, 
v. Siemens usw. vertretene an den im Reichs- 
tag nicht zur Entscheidung gekommenen, die 
Regelung der Kohlenwirtschaft vom März 
1919 ändernden Gesetzentwurf des Reichs- 
wirtschaftsministeriums!) anknüpft. Dieser 
Vorschlag willdas Privateigentum.und die 
Privatinitiative vorläufig erhalten, 
dem von drei Ausschüssen beratenen Reichs- 
kohlenrat aber als Zentralsyndikat die tech- 
nische und wirtschaftlicheOberleitung derWerke 
sowie den Vertrieb unter ‚Angliederung der 
Syndikate zuweisen. Die Zechen sollen ihm 
ihre gesamte Förderung zu den buchmäßig fest- 
gestellten Selbstkosten überlassen und außer 
dem Ersatz dieser, einschließlich angemessener 
Abschreibungen und Rückstellungen, von ihm 
die Zinsen und Tilgungsquoten der auf den 
Unternehmungen lastenden Schulden, dieZinsen 
und Tilgungsquoten für Neuinvestitionen, die 
normalen festen Zinsen für das verantwortliche 
Betriebskapital und schließlich tarifmäßig fest- 
gesetzte Prämien für gesteigerte Produktivi- 
tät sowie für Betriebsverbesserungen erhalten. 
Solche Vergütungen sind auch für die Arbeit- 
nehmer vor gesehen, während sich die Gruben 
bei schuldhaft verminderter Erzeugung, ent- 
sprechende Abzüge gefallen lassen müssen. 
Betriebsverbesserungen und -erweiterungen 
kann der Reichskohlenrat verlangen oder auf 
Antrag genehmigen, wobei entweder er oder der 
Unternehmer die nötigen Beträge zur Ver- 
fügung stellt. Letzterer soll überdies berechtigt 
sein, auf eigenes Risiko Investitionen durch- 
zuführen, die, wenn sie sich bewähren, ebenso 
wie vorgenehmigte Anlagen, ev. sogar höher, 
zugunsten des betreffenden Werkes angerechnet 
werden müssen. Auf diese Weise bleibt dem 
Unternehmer nur die Verbesserung des Be- 
triebes in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht 
als Betätigungsfeld seines Gewinnstrebens. 
Dem Reichskohlenrat ist Stillsetzung oder 
Zusammenlegung von Betrieben gegen ange- 
messene Entschädigung vorbehalten. Private 
dürfen keine neuen Kohlenfelder erschließen. 
Ein Teil der diesen Vorschlag unterstützenden 
Mitglieder der Kommission betrachtet diese 
Organisation indessen nur. als Provisorium, 
das in spätestens 30 Jahren zur Vollsoziali- 
sierung ausgestaltet werden soll, sofern sich 
bis dahin eine soziale Wirtschaftsgesetzgebung 
zu ausreichender Tragfähigkeit gefestigt hat. 
Zur Überführung in die öffentliche Hand dient 
ein inzwischen aus den Einnahmen der Kohlen- 
wirtschaft angesammelter Tilgungsfonds. 

Der andere (1.) Vorschlag (Lederer, 
Hu& usw.) verlangt diese Vollsozialisie- 
rung sofort durch Enteignung der 
.Grubenbesitzer gegen Entschädigung "mit 
jest verzinslichen Obligationen. Nach Ansicht 
der Vertreter dieses Planes soll die Allgemein- 
heit alleiniger Träger aller Besitzrechte des 
Kohlenbergbaues sein und durch die deutsche 
Kohlengemeinschaft und. deren Organe (Reichs- 
kohlenrat und Reichskohlendirektorium) ver- 
treten werden, denen damit auch die Ein- 
setzung der Betriebsleiter und die technische 
Verantwortung zufällt. Hier ist ein Produk- 
tivitätsprämientarif nur für die Betriebsleiter 
und Arbeitnehmer vorgesehen; eine Verstaat- 
lichung mit ihren Gefahren des Fiskalismus 
und der Bureaukratisierung findet, wie der 
Vorbericht sagt, nicht statt, vielmehr werden 
auch die staatlichen Zechen durch den Über- 
gang auf die Kohlengemeinschaft dieses Cha- 
rakters entkleidet. 

Kein Zweifel, daß 
Arbeiterschaft sich 


1) Vgl. Vgl. 


Teil 
den zuletzt ge- 


ein erheblicher 


der für 


„ETZ* 1920, S. 474. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 
Geschäftsstelle: Berlin W.57 Bodaner Eh 68. 

Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 


Betrifft: Jahresversammlung des VDE in 
x Hannover. 
Unter Bezugnahme auf die in der „ETZ‘ 


Heft 30, Seite 595, veröffentlichte Tagesord- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 
ee er Pe een 


1920. 


nannten Vorschlag, d. h. für die sofortige Voll- 
sozialisierung aussprechen wird, kein Zweifel 
aber auch, daß seine Durchführun unserem 
schon so kranken Wirtschaftsleben den Todes- 
stoß versetzen kann. »ie bedeutet ein Expe- 
riment, wie es sich Deutschland in seiner heu- 
tigen Lage bei der. Kohle wohl am aller- 
wenigsten leisten darf, und würde sehr‘: wahr- 
scheinlich gerade das nicht erreichen, worauf 
es bei uns wie in anderen Ländern jetzt zu- 
nächst und an erster Stelle ankommt: 
auf Jahre hinaus gesicherte Höchstpro- 
duktion. Für diese scheint der Vorschlag - 
Rathenau-Siemens, der in der Kommission 
mit sehr knapper Majorität angenommen sein 
soll, immerhin einige Gewähr zu bieten, wenn 
es gelingt, die Arbeit in den Gruben so öko- 
nomisch zu gestälten, wie es die physische 
Verfassung der heute und in der nächsten Zu- 
kunft. verfügbaren Kräfte erlaubt. | 


Regelung der Elektrizitätslieferung in Spa- 
nien. — Wie wir der „Ind.- u. Hand. -2tg.‘* 
entnehmen, bestimmt eine kürzlich veröffent- 
lichte Verordnung folgendes: 1. Kein Unter- 
nehmen, das elektrische Arbeit erzeugt oder 
verteilt und. zu seinem Betriebe einer Kon- 
zession .oder sonstigen Erlaubnis des Staates, 
der Provinzen oder Gemeinden bedarf, oder 


eine. 


das für seine Leitungen Gebrauch von im 


öffentlichen Eigentum stehendem Gelände 
macht, darf die Abgabe elektrischen 
Stromes an Private so wenig wie an In- 
dustrielle verweigern, noch auch die Zulei- 
tung an solche Abnehmer aufheben, die ihren 
Zahlungsverpflichtungen- pünktlich nachkom- 
men, sofern das. Unternehmen technische 
Mittel hat, den Strom zu liefern. 2. Diese 
Stromabgabe ist nach genauen Preisen der 
Tarife zu bezahlen, die z. Zt. der Veröffent- 
lichung dieser Verordnung in Kraft sind. Ohne 
vorherige Erlaubnis der Regierung, die bei 
dem Zivilgouverneur der zuständigen Provinz 
zu beantragen ist, dürfen diese Tarifpreise 
nicht erhöht werden. 3. Innerhalb von 14 
Tagen nach der Veröffentlichung der Verord- 
nung sind alle Unternehmungen, auf die der 
Art.. 1 Anwendung findet, verpflichtet, die 
z. Zt. der Veröffentlichung in Kraft befind-, 
lichen Tarife zum Zwecke einer offiziellen 
Prüfung durch die zuständigen Kontroll- 
beamten der Provinz einzureichen. Die Prüfer 
sind verpflichtet, den Zivilgouverneuren alle 
Abweichungen mitzuteilen, die ihnen in den 
Tarifen im Vergleich zu den allgemein üblichen 
auffallen. 4. Wenn sich ‘ein Unternehmen 
weigert, elektrischen Strom abzugeben, hat 
der Prüfer zu untersuchen, ob die Weigerung 
technisch begründet ist. Entbehrt sie solchen 
Grundes, dann hat der Gouverneur die Abgabe 
zu den laufenden Tarifpreisen unter. Aufer- 
legung einer Strafe von 100 bis 200 Pes für 
das Unternehmen obligatorisch zu machen. 
Kommt dieses trotzdem der Anordnung nicht 
nach," so hat der Gouverneur der General- 
direktion für Handel und Industrie Meldung 
zu erstatten. Diese wird dann unter der tech- 
nischen Leitung des Prüfers und auf Kosten 
des Unternehmens die Abgabe des Stromes 
sicherstellen. 5. Wenn Zweifel über den anzu- 
wendenden Tarif entstehen, ernennt der 
Generaldirektor für Handel und Industrie 
einen bei seiner Behörde angestellten Ingenieur, 
der an Ort und Stelle die nötigen Ermitte-' 
lungen feststellt, die Vertreter des Unter- 
nehmens wie der Gemeinde und der Handels- 
und Industriekammern anhört und dann dem 
Generaldirektor über den anzuwendenden 
Tarif Bericht erstattet.!) 


Industrie und Handel, S 


Vom elektroteehnischen Markt Norw egens. 
— In einem von ‚Eleetrical Review‘ auszugs- 
weise wiedergegebenen Bericht bemerkt ©. L. 
Paus,Handelssekretär derenglischen Vertretung 
in Christiania, daß vor dem Kriege etwa 75% 
-des norwegischen Handels mit elektrotech- 
nischen Erzeugnissen sich in deutschen Händen 
befanden. Englischerseits war tatsächlich nur 
eine Firma an diesem Markt ernstlich beteiligt, 
u. u. Zw. hauptsächlich mit großen, dem norwegi- 


Y Vgl. auch „ETZ* 1920, S. 535. 


VEREINSNACHRICHTEN, 


nung für die Jahresversammlung in Hannover ; 


geben wir hiermit bekannt, daß die in den 
Tagen vom 24. bis 28, September einschließlich 
veranstaltete Ausstellung von Zeichnungen 
über Wasserkraftanlagen in der Kuppel- 
ee des neuen Rathauses u 
wir 


| 


Helit 37. 


16. September 1920. 


schen Bedarf besonders angepaßten Maschinen. 
Daß die britische Einfuhr nicht beträcht- 
licher war, erklärt Paus damit, daß das normale 
Kleinmaterial den norwegischen Vorschriften 
nicht entspricht. Der gesamte elektrotech- 
nische Handel Norwegens hatte annähernd 
einen Wert von 60 Mill. Kr, von denen etwa 
45 auf Deutschland, 5 auf die heimische In-. 
dustrie, je 4 auf Schweden und die Schweiz 
und 2 Mill. Kr auf England entfielen. Während 
des Krieges war es Deutschland möglich, unge- 
fähr bis zum Sommer 1916 seine Stellung zu 
behaupten, die sich in der Folge aber wesent- 
lich ungünstiger gestaltete, besonders in Bezug 
auf schwere Maschinen, und schon 1915 konnte 
es keine Kabel mehr liefern. Bis Ende 1919 
haben die. Verhältnisse dann eine derartige 
Veränderung erfahren, daß der Jahreswert 
des elektrotechnischen Handels sich mit 
25 Mill. Kr auf die heimische Industrie, mit 
18 auf Schweden, 14 auf Amerika, 10 auf 
Deutschland, mit 4 auf England und mit 
2 Mill. Kr.auf die ‚Schweiz verteilte. Die V. S. 


Er erschienen damals zuerst als Kon- 


kurrenten auf dem Markt und importierten 
alle Arten Material, während sich die nor- 
wegische Erzeugung selbst wesentlich auf 
kleinere Typen von Apparaten beschränkte, 
Deutschland jedoch im . Lampengeschäft 


' führend blieb, wenngleich auch Holland daran 


teilnahm. Nach Schätzungen kamen im Handel 
mit kleinen Maschinen auf Deutschland etwa 
‚60% und auf die norwegischen Fabriken 40%. 


‚Zur Zeit der Berichterstattung (Ende 1919) 
. waren vorwiegend die ae Regierung, 


die Material für Bahnen und Kraftübertragung: 
brauchte, sowie öffentliche Körperschaften 
Auftraggeber, letztere im Interesse der Licht- 
und Wärmelieferung an Haushaltungen und 
für Kraftabgabe an die Kleinindustrie. Manche 
Anlagen dieser Art konnten in jener Zeit erst 


‚in Angriff genommen werden, teils wegen der 


bis dahin üblen Lage der Industrie und Furcht 
vor ‚finanziellen Schwierigkeiten, teils wegen 
der Ungunst der amerikanischen Valuta. In 
Norwegen besteht, so äußert sich Paus, große 
Nachfrage nach Maschinen für ‚höhere Span- 
nung als 50 kV, elektrische Bahnanlagen, 
Kleinmaterial und Kabel, besonders auch für 
Heizapparate und Beleuchtungsmittel. Diese 
lieferte in der Hauptsache Deutschland, jene 
fast ausschließlich Amerika und die Schweiz. 
In den letzten sechs bis acht Monaten von 
1919 hat die deutsche Industrie beträchtliche 
Aufträge für alle Arten elektrotechnischer 
Waren einschl. Kabel buchen können, doch 


machte sich schließlich eine Abneigung gegen 


weitere Abschlüsse mit deutschen Firmen 
geltend, weil die Liefertermine nicht befrie- 
digten. Paus fordert die englischen Produ- 
zenten auf, sich in Norwegen geeignete Ver- 
tretungen zu schaffen, Fabrikate zu liefern, 
die- den dortigen Vorschriften entsprechen, 
und einen Stab sachverständiger Monteure _ 
‘für Installation und N: der zu 
liefernden Maschinen usw. zu halten. S 


Die Ausfuhr elektrischer Ventilatoren : aus 
den V. S. Amerika im Jahre 1919. — Im Jahre 
1919 haben die V. S. Amerika insgesamt 76 457 
elektrische Ventilatorenim Wert von 1,421 
Mill. $ exportiert, u. zw. bei einem monat- \ 
lichen Durchschnittsbetrage dieses Handels von 
0,118 Mill. $, hinter dem indessen nach einer 
Steigerung i im Mai auf 0,270 Mill. $ die Ausfuhr 
während der zweiten Jahreshältte mehr und 
mehr zurückblieb. 
nach ‚„Eleetrical World“ Britisch-Indien mit 
einem "Wert von 0,322 Mill. $- oder:28%, 80= 
dann wiederum Kanada mit 0,289 und China 


mit 0,278 Mill $ in Betracht. "Nicht Un S 
m. 


lieher Abnehmer war auch Argentinien 
ersten Vierteljahr 1920 hat der Wert 
des  _Ventilatorenexportes gegen den ent- 
sprechenden Zeitabschnitt des Vorjahres merk- 
lich abgenommen. Er betrug nur 0,224 Mill. $ 
gegen 0,567 i. 
in diesem Quartal ver- 
gleichsweise von 1,028 auf 1,241, die von In- 
stallationsmaterial von 0, 592 Auf 1,032 Mill. $ 
gewachsen ist. Im ganzen hat sich der elek- 
trotechnische Ausfuhrwert der Union inner- 
halb der ersten drei Monate 1920 gegen 1919 
von 22,165 auf 21, 805 Mill. $ en ET ee : 


„Elektrische Woche“. 
Die Interessengemeinschaft Deutscher 
Elektrogroßhändler und Exporteure E. V. 
und der Installations - Technische Verband 
haben mitgeteilt, daß sie auch noch im 
Rahmen der „Blektrischen Woche‘“ihre Haupt- 
versammlungen in Hannover abhalten werden. 
Wir weisen nochmals darauf hin, daß für 
gn Teilnehmer, die, ‚bis zum 15. ‚Sept, 2 


Betrifft: 


Als Verbraucher kamen 


V., während die Ausfuhr von 
Dynamomaschinen 


18 September 1920. 


ihr Zimmer noch nicht bestellt haben, der 
Wohnungsausschuß keine Garantie für Be- 
schaffung der Zimmer übernehmen kann. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
- Der Generalsekretär: 
Dr.zäng. G. Dettmar. 


Betrifft; Kommission für Errichtungs- und Be- 
triebsvorschriften. 

Die Kommission für Errichtungs- und 
Betriebsvorschriften hat die auf Grund der 
Veröffentlichung des ersten Entwurfes zu 
„Vorschriften für den Anschluß von Schwach- 
stromanlagen an Niederspannungs-Starkstrom- 
netze durch Transformatoren‘ und zu ‚„Leit- 
sätzen für den Anschluß von Apparaten und 
Einriehtungen, welche eine leitende Verbin- 
dung zwischen Starkstrom- und Schwach- 
stromleitungen erfordern“ (s. „ETZ“ 1920, 
H. 34, $. 679) eingegangenen Vorschläge durch- 
beraten und gibt nachstehend den endgültigen 
Entwurf zu diesen ‚Vorschriften‘ bzw. ‚‚Leit- 
sätzen‘‘ bekannt, welcher der Jahresversamm- 
lung in Hannover zur Annahme vorgelegt 
werden wird. = 

Verband deutscher Elektrotechniker. 

Der Generalsekretär. 
Dr=äng. G. Dettmar. 

Entwurf zu ; Eee 
Vorschriften für den Ansehluß von Fernmelde- 
anlagen an Niederspannungs - Starkstromnetze 
durch Transformatoren (mit Ausschluß der 
öffentlichen Telegraphen- und Fernspreehan- 

De lagen). s 


1. Zwischen den Starkstrom- und den 
Fernmeldeanlagen darf eine leitende Verbin- 
dung nicht bestehen. = 


%. An allen Geräten und Einrichtungen, 


die den Anschluß von Fernmeldeanlagen an 
Niederspannungs - Starkstromnetze vermitteln, 
müssen die Anschlüsse für die Starkstrom- wie 
für die Schwachstromseite elektrisch * und 
räumlich zuverlässig von einander getrennt 
und leicht zu unterscheiden sein. 


3. Die Starkstromklemmen müssen der 


Berührung entzogen und plombierbar sein. 
4. Die Bestimmungen des $ 103 der 
„Erriehtungsvorschriften ‘“ des Verbandes 


Desweet Elektrotechniker finden Anwen- 
ung. = 
a Die Starkstrom- und die l'ernmelde- 
 leitungen müssen in der ganzen Anlage elek- 
trisch und räumlich zuverlässig von einander 
getrennt und leicht zu unterscheiden sein. 

6. Kleintransformatoren, die zum . Be- 
trieb von Fernmeldeanlagen dienen, müssen 
als solehe gekennzeichnet werden und entweder 
derart gebaut oder mit solchen Schutzvor- 
richtungen versehen sein, daß bei dauerndem 
Kurzschluß der Sekundärklemmen und Nenn- 
Primärspannung die Übertemperatur der Wick- 
lungen folgende Werte nicht überschreitet: 
Draht mit Isolierung durch Emaillack 120° C 
Draht mit Isolierung durch Seide 100° © 
Draht mit Isolierung durch imprägnierte 

Baumwolle : 90° 6 
Die Übertemperatur ist nach den ‚„Masehinen- 
normalien des Verbandes Deutscher Elektro- 
techniker‘‘ aus der Widerstandszunahme zu 
ermitteln. 

7. Die Primär- und Sekundärwicklungen 
müssen auf getrennten -Spulkörpern befestigt 
Bein? 

Beide Wieklungen sind durch isolierende 
Zwischenlagen oder ähnliche Mittel so von ein- 
ander zu trennen, daß auch bei Drahtbruch 
2 elektrische Verbindung nicht entstehen 

ann. 

8. Die Spannung an -der offenen Sekun- 
därwicklung darf das Doppelte der Nennspan- 
nung.nieht überschreiten und höchstens 40 V 
betragen. 

9. Die Isolierfestigkeit ist nach den 
„Maschinennormalien des Verbandes deutscher 
Elektrotechniker‘ zu prüfen; Prüfspannung 
1000 V. 

10. Auf den Kleintransformatoren müssen 
Primärspannung, Frequenz, Sekundärstrom- 
stärke, Sekundärspannungen und Leerlaufs- 
verbrauch in Watt bezogen auf die Primär- 
spannung verzeichnet sein. 

Die angegebene Stromstärke muß der 
höchsten angegebenen Sekundärspannung ent- 
sprechen. BER “= £ 


Entwurf zu 
Leitsätzen für den Anschluß von Geräten und 
Einriehtungen, welche eine leitende Ver- 
bindung zwischen Starkstrom- und Fernmelde- 
anlagen erfordern (mit-Ausschluß der öffent- 
lichen Telegraphen- und Fernsprechanlagen). 


Alle Geräte und Einrichtungen zum Be- 


triebe von Fernmeldeanlagen, die eine leitende. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Belt 37. 


Verbindung mit der Starkstromleitung erfor- | 
dern, sollen folgenden Bedingungen genügen : 


1. Eine leitende Verbindung zwischen 


Fernmelde- und Starkstromleitung ist nur zu- 
lässig, wenn sie sich auf die Zeit beschränkt, 
während der ‘die Fernmeldeanlage betätigt 


wird. 
2. Der ‚Anschluß ist nur in solehen An- 
lagen zulässig, in denen ein Pol oder der Mittels 


leiter betriebsmäßig geerdet ist. 


3. Die Erdung der Fernmeldeanlage soll 
durch eine besondere nicht ausschaltbare und 
ungesicherte Leitung hergestellt sein. 

4. In keinem Teil der Fernmeldeanlage 
darf eine höhere Spannung (Nennspannung) 
als 40 V auftreten. n 

5. Von den „Vorschriften für den An- 
schluß von Fernmeldeanlagen an Nieder- 
spannurgs - Starkstromnetze durch Trans- 
formatoren (mit Ausschluß der öffentlichen 
Telegraphen- und Fernsprechanlagen)‘“ finden 
sinngemäß Anwendung die Punkte 2, 3, 5, 
6 und 10 


Betrifft: Kommission für Porzellan-Isolatoren. 


Die Kommission für Porzellan-Isolatoren 
hat die auf Grund der Veröffentlichung des 
ersten Entwurfes zu ‚Normen und Prüfvor- 
schriften für. Porzellan-Isolatoren‘‘ einge- 
gangenen. Einwände durchberaten und gibt 
im nachstehenden einen „Zweiten Ent- 
wurf‘ zu den genannten Normen bekannt. 
Dieser zweite Entwurf soll der Jahresversaınm- 
lung in Hannover vorgelegt werden. Bezüg- 
lich der Mantelrollen, die im zweiten Entwurf 
fortgelassen worden sind, soll die Jahresver- 
sammlung gebeten werden, die Kommission 
zur endgültigen Normung der Mantelrollen 
zu ermächtigen. 

An:den Arbeiten der Kommission waren 
beteiligt die Herren Adler, Bay, Beschnitt, 
Bundzus, Schnoes, Dettmar, Dönitz, Gröbler, 
Hoffmann, Jehnke, Klingenberg (Vorsitzender), 
Lentz, Lux, G. Meyer, Monath, Neßler, 
Schendell, Schrader, Schrottke, Sprick, Thieme, 
Unbehauen, Vogelsang, Weicker. 

. Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
Dr.-äng: G. Dettmar. 


7,weiter Entwurf zu 
Normen und -Prüfvorschriften für 
Isolatoren. 
A. Freileitungsisolatoren. 
1. Stützenisolatoren und Schäkelisolator für 
Betriebsspannungen bis einschl. 500 V. 
3. Stützenisolatoren für Betriebsspannungen 
über 500,V bis einschl. 35 000 V. : 
3. Erläuterungen. : 
B. Stützer und Durehführungen. 
l. Stützer Form S.- s 
2. Durchführungen Form D. 
3. Riffelung für Kittstellen. 
4 
© 


Porzellan- 


. Erläuterungen. 

. Isolatoren für Niederspannungs- 
installationen in Innenräumen. 

1. Klemmen. 

2. Rollen. 

3. Tüllen. 

4. Erläuterungen. 

D. Vorschriften für die Prüfung von 

Isolatoren für Betriebsspannungen 
über 500 V bis einschl. 35000 V. 


A. Freileitungsisolatoren. 
1. Stützenisolatoren und Schäkeliso- 


lator für Betriebsspannungen bis ein- 
schließlich 500 V 


Abb, 1. Stützenisolatoren für Betriebsspannungen 
bis einschl. 500 V, E 


Werkstoff: Porzellan glasiert. 
Das Gewinde wird nicht festgelegt. 
Verwendbar: 

N, für Querschnitte bis 35 mm? 


IN ge, 98 I AR) nahe, 


Be- ra, Maße in mm 
. Betriel's- 
zeich-| & — 
nung | Srenmug |D |D | Hlala| | R 
Sasse 
" sncahı | (76)| (40)) (81) (18)) (201 (80)| (5,5) 
N2 : 80 | 42| 85 | 9 21 31 6 
(84) (44) | (89), (0 | (22)| (32)| (6,5) 
ar (91)| (48) (91)| (@1)| (23)| (36)) (8,5) 
na |biseinsehl| 95] 50| 05 | 22 | 24| 38| 9 
99)| (52)| (99)| (23)| (25)| X40)| (9,5) 


Die eingeklammerten Zahlen gelten als Grenz- 
maße, 


Abb. 2. Stützen zu Isolatoren N2 und N3. 
Kate se Ns 
sungen gerade | geb. gerade | geh. 
| 
Bezeichnung] NS4 | NS5|NS6| NS7 |NSS NSYINS 10 
P=ke | 70 | 280 | 60 | 130 | 500 | 590 | 100 
e N 30 lass 40 |. 40 16 
g 857.110071,, = e5 | 115 | 115 — 
h 45 50:1. 45 652 50De 
d 16 16 16 19 19:| -19 19 
d, et 16 Er 25: 21 Pit | Ser 
dy 22 34 | — 26.1. 42 Aare 
da 15 19-] == 16 22 25 — 
a — = 105 a 8 Ag == 120 
b 95 95 | 100 | 100 | 100 | 100 | 106 
e _— | — al -—|—- | — 95 
Gewinde Nat 3“ Er dg | Mg“ | 1. BT 


Werkstoff: Flußeisen, handelsüblieh. 
Rostsieherer Anstrich. 


Abb.’3. Schäkelisolator für Betriebsspannungen 
bis einschl. 5(0 V. 


Werkstoff: Porzellan, glasiert. 
Verwendbar: für Querschnitte bis 120 mm®. 


Er 


738 - Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 37. 16. September 1920. 


955 N = 2. Stützenisolatoren für Betriebsspännungen über 500 V bis einschließlich 35000 V. 


Eee 


-165- 


- 125 0 


Alb. 4. Bügel zum Sohäkelisolator (890 kg Leitungszug). Dy . : 
Ve ar nr Abb. 5. Stützenisolatoren für Betriebsspannungen über 5000 V bis einschl. 35600 V. 
men. Werkstoff: Porzellan glasiert nach den Prüfvorschriften des VDE. £ 
3. Erläuterungen. Die innere Durchbildung der Isolatoren, ob ein- oder mehrteilig, die Verbindung der Einzelteile 
Kuren und das Gewinde wird nicht festgelegt. >... 
i ; Arrauerz 
En . : Muße in mm 
Als Grundsatz für die Normung von Be- : re ze = 
Freileitungsisolatoren galt, daß schon äußerlich | zeichnung | Betriebsspannung D D, |29|23®)| Ha Bed di | SE: 
durch die Formgebung der Isolatoren zum | RE gr 
oder Sch raenee 500 bie Bo | |. [em | Ken |. aan. |.(er | es) | @al] us | Jan) 
Von der Normung der Schwächstrom: H6 ‚200 bis 6 000 V 120°: 95 693 70 130 70 ge: 28 al 80 | > 9, 
isolatoren (für  Fernmelde- und Signalan- 1126) | 09) | (69 | (73) | (186) | (78) | (8,5) | 835) | (6) | (9,5) 
lagen) \wird abgesehen, da hierfür in erster \ (129) | (105) | (67) | (76) | (138) | (78) | (26,5) (29,5) | (53) | (8,5) 
Reihe die Reichspostmodelle in Betracht H10 „ 10000 „| 135 110 70 80. 145 82 93-1 81 55 9 
kommen. (141) | (115) | (73) | &M) | (159) | (&6) | 95) | a5) | (m) (MB 
Von Starkstromisolatoren sind für Nie- x : AR De 
derspannungszwecke ausschließlich RTI-Iso- _ (143) |. (114) | (67). | (76) | (157) | (91) | (26,5) | (9,5) (57) 8,5) 
latoren (neue Bezeichnungsweise N 2 u. 3), für H15 ».. 15.0007, 150 120 70:| 80 165 951° 28 31 60 e) 
Betriebsspannungen über 500 V = Sach (157) | (126) | (73). (84) | (173) | (99) | (29,5) | (32,5) (63) |. (9,5) 
35000 V sschließlich Dreimantelisolatoren : 
(möne ee H bi 35) vorge- (181) |. (148) 91 | (209) | 31) | 265) | 80,5) | (6) 1 3 
‘ sehen. Ferner ist ein kleiner Stützenisolator | H2% 20000 > 1902 Ish 3 220 | 187 | 28 32 65 1 ES 
für bedeckte Räume (neue Bezeichnungsweise (199) | (162 (99) | (231) | (148) | (29,5) | (83,5) | (68) | (10, > 
N 1) zur späteren Normung bestimmt. (238) | (186) (110) | @81) | (181) | (36) (41) (91) (9 5) 
Außer den Isolatoren sind auch die dazu- Va Er 2 } 
Be © H „35000 „|. 250 | 195 115 | 205 | 190 .| 38 43. | 9 10 
gehörigen Stützen genormt worden.. 35 |. : (262) | (204) | (120) | (809) | (199). | (40) (45) | (9) | (105) 


l. Stützenisolatoren für Betriebsspan- Die eingeklammerten Zahlen gelten als Grenzmaße. 


x ee Die ’ SsoBE 2 r *) Maße D; gelten für einteilige Ausführung. 
Hierfür sind die beiden Rillen-Teller- **, Maße D;,’ gelten für zweiteilige Ausführung. 


isolatoren RTI85 (neue Bezeichnungsweise 
N 2)und RTI 95 (neue Bezeiehnungsweise N 3) 
vorgesehen. Von der Normung der Krücken- 
isolatoren wird abgesehen. 

Die genormten Isolatoren N2 und N3 
sind auf vorstehender Zeichnung Abb. 1 dar- 
gestellt. Die Stützenlöcher der Isolatoren sind 
so gewählt, daß sie zu den stärksten Stützen 
passen. Die Stützen sind in Abb. 2 zusammen-. 
gestellt. Hierzu ist im einzelnen folgendes zu & 
bemerken: : } 

Für jeden Isolator ist eine gerade Stütze 
(4), eine verstärkte Stütze für kleine Winkel- 
züge (B) sowie eine gebogene Stütze N mit 
Holzgewinde vorgesehen. : Stützen mit Stein- 
schrauben sind nicht genormt worden, da 
ebensogut Stützen mit Holzgewinde ein- 
zementiert werden können und überdies billiger 
sind. 

Für die Wahl der Stützenabmessungen 
waren folgende Gesichtspunkte maßgebend: 


SrnneungnCENN TE RN 
— BEHRHENNERENHN 


= 


Abb. 6. Stützen zu den Isolatoren H 6 bis H 35. 


te 5 : h : Stützen- - Gerade Stützen - = 
Für die geraden Stützen-sind die gleichen Ab- bogene Stü 
messungen wie bisher üblich behalten abmessungen I | II er Sn 
worden. Für die gebogenen Stützen wurde ; E 10bis ... 2 
die gleiche Eisenstärke wie für die geraden | Isolatortype . | H610bis15N) 10bis®5 35 | 6 10 bis 25 35 6 | 15) 10bis15 25 
Stützen gewählt, da deren Festigkeit für den - On 
BE a ı Querschnitt erfahrungs- Bezeichnung |HSı|l HS2 | HS 3 |HS4|as5 |HS6 HS7| Hs s HS 9/HS10/ HS ı1 HS 12) HS 13 HS14 
semäb ausreicht. : r - ö Se: 
“Die konischen Stützen sind für Winkel. | Material . . Flußeisen Flnßeisen sah Flußeisen)  Flußeisen 
‚züge bestimmt, deren Größe sich je nach dem | Bruchlast) . 1288 | 228 | 250 | 435 |10451.616 [1416 2120 ,181019340| 252 | 309° 246 | 246 
Leitungsquerschnitt und Leitungszug ändert. Er] 860 60 - 60 50 | 91 95 | 80) .100 | 65| 110| 120 |- 120 120 | 120 
Anßerdem ist für größere Winkelabweichungen ee 190 250 1.325 | 150) 250 ı 250) 250 | 325| 325| 150 | 190 | 250. | 250 
und für Abspannzwecke allgemein der Schäkel- 822000800 100 -| 120.| 135| 135 | 160|. .180 | 165| 200 | 320 | 320 | 320 \360- 
isolator mit zugehörigem Bügel nach Abb. 3 dr 201809 22 25 32. |. 92.=925 | 95 25 |27.39,12 39.1 799 25 25 25 
und 4 bestimmt, sofern nicht Stützisolatoren d 3.8 ER = he ].981528 7° 28): 28 |. 84].2971. 50:1.,.60 | 80% 00 
mit verstärkter Stütze genügen. % A „20 40 50 ; 40-] 40 0 ‚eo, 70 28 105 | 150 |. 165 | 185 

n BAUEN z/,n n 20 1/1 n n 7, At 1/,rr " 
2. Stützenisolatoren für Betriebsspan- Be DEREK 2 is = 11a Rn 5 u = UR, : = 2 > E nr 
nungen über 500 V bis einschl. 35 000 V. PS er =: I NEE NDE SEN N 55 70 | 90 | 9 
Entsprechend den VDE Normal-Betriebs- 


spannungen wurden die folgenden Isolatoren- | Die Länge des Gewindeschaftes bei ‚geraden Stützen ist nötigenfalls der Traversenausbildung 


größen gewählt, wobei u. a. die statistischen „entsprechend zu ändern. & 

Unterlagen der Porzellanfabrik Hermsdorf Werkstoff: Flußeisen, handelsüblich; rostfreier Anstrich. : 
über die erfahrungsgemäß’ für eine bestimmte ‚> Nicht geerdete Konsole (ohne Rücksicht auf Vogelschutz). Et ER RER 
Betriebsspannung meist gewählten Isolatoren- ‚) Beginn der Deformation. | rt 
größen zugrunde gelegt wurden. Demzufolge .) Die Festigkeit des verwendeten Flußstahls muß mindestens 6000 kg betragen. er 


in : “ Wird das Gewinde auf Zug heansprucht (Eckpunkte ‚80 müssen bei geboge tü indes 
kamen folgende Isolatorgrößen in Betracht: | durchgehender Bolzen nit Gewinde, Unehaleien a Mario vorgesehen werden : en en ze ad 


I. 


16. September 1820. 


für 500-—- :6 000 V Betriebsspannung 
H 6 (J 1382) 
über 6 000--10 000 V Betriebsspannung 
H 10 (J 1383) 


10 000--15 000 V Betriebsspannung 
© H 15 (J 1384) 


15 000--25 000 V Betriebsspannung 
H 25 ( 


J 1387) 
„25 000--35 000:.V Betriebsspannung 
H 35 (J 1391) 


Bei Festlegung der Isolatorgrößen sind 
normale Verhältnisse vorausgesetzt; gegebenen- 
falls ist die Höhenlage über dem Meeres- 
spiegel und die Nähe chemischer Fabriken usw. 
entsprechend zu berücksichtigen. 

4 Welche Sicherheit gegen Überschlag bei 
Regen die einzelnen Isolatorengrößen bieten, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 37. 


739 


von Rißbildungen auch nach längerer Betriebs- 
zeit ausschließen. Die Kittfläche am Kopf ist 
nach einer Kugelfläche zu formen. Die Kitt- 
schicht soll nicht zu diek sein, vorstehende 
Kittränder sind zu entfernen. Besondere Sorg- 
falt ist auf geeignete Zusammensetzung des 
Kittes zu legen. 

‚Die Stützenlöcher sind so gewählt, daß für 
die Isolatorengrößen H 10 bis H 25, die für 
mittlere Verteilungsspannungen in Betracht 
kommen, die gleichen Stützen verwendbar 
sind. -Die Stützen sind in Abb. 6 zusammen- 
gestellt. 5 

Bezüglich der Stützenlänge mußte bei 
Isolatoren H 10 bis H 35 Rücksicht auf Vogel- 
störungen genommen werden, daher wurde ein 
Mindestabstand zwischen Leitung und Tra- 
zugrundegelegt. 


die stärkste Stütze aus Flußeisen ist für starke 
Abweichungen von der Geraden und die 
schwächeren konischen Stützen sind für mittlere 
Abweichungen vorgesehen. Die stärksten aus 
Flußstahl hergestellten Stützen finden vor- 
zugsweise für Kreuzungen Veıwendung. 


B. Stützer und Durehführungen. 
4. Erläuterungen. 


Die genormten Stützer und Durchfüh- 
rungen sollen Einheitsformen von Isolatoren 
für normale Innenräume geben, d. h. solche, 
bei denen ein häufiges und starkes Beschlagen 
der Isolatoren, wie etwa in feuchten Kellern, 
bei ausströmendem Dampf und dergl. nicht zu 
erwarten ist. 

Die Formen sollen den verschiedenen An- 


geht aus Abb. 7 hervor. are u ER lokaler Tetris diese KORG LUUEen an elektrische Güte, mechanische 
; Rückerchtnahine nicht. erfor estigkeit, leichte Herstellbarkeit und viel- 
5 derlich, da bis 6000 V Betriebs- seitige Verwendbarkeit nach Möglichkeit ge- 
spannung das Stehenbleiben | Teeht werden. ü 
eines Erdungslichtbogens nicht | „. Die Isolatoren sind als Baumaterial sowohl 
N zu befürchten ist. “Bei Iso- | für Leitungen in Innenräumen als auch für 
SZ latoren H 10 bis H 25 sind | Hochspannungsspparate und Transformatoren 
Sp, Stützen mit 2 verschiedenen gedacht. Die Verwendung eines einheitlichen 
Ss Längen vorgesehen, in der An- Isolators: in allen Teilen der Anlage ist von 
NNS nahme, daß die kurzen bzw. | Soleher Wichtigkeit, daß diesem Grundsatz 
SB flach gebogenen Stützen in An- kleine Vorteile, die durch Verwendung von 
SiI7 | lagen mit ungeerdeten Kon- Sonderformen an einzelnen Stellen erzielt 
\ ten Verwendung finden kön- | werden könnten, geopfert werden müssen. Die 
NZ ae nen. bei denen die Gefahr für | Stützer Abb. 8 und die Durchführungen Abb. 9 
& das Stehenbleiben. eines Licht- | sind soweit als möglich vereinheitlicht. So 
5 bogens geringer als bei geerde- sind die Kopfmaße bei beiden gleich. Auch 
Sr ten Konsolen sein dürfte. innerhalb derselben Isolatorart sind die Kopf- 
2 Die Stärke der geraden | maße bei allen Größen mit Ausnahme der 
S3 Stützen (A) ist so bemessen, | Größe 1 einheitlich durchgeführt. 
N daß sie für die bei größtem Die Durchmesser der Durchführungen in 
2 Winddruck auftretenden Züge | der Mitte, und entsprechend die Fußmaße der 
5 bei den in Frage kommen- | Stützer sind dagegen mit zunehmender Höhe 
7 den Leitungsquerschnitten und größer gewählt aus Gründen der elektrischen 
Spannweiten ausreichen. Festigkeit. 
ORION EEZOTE BEE U EHRT: Die Stützen B u. © stellen Die Durchführungen schlagen früher über 
8 Abb. 7. Formen dar, die in der Praxis | als durch, und zwar auch bei Anwendung des 
Br : vielfach verwendet wurden; | dieksten Bolzens den der Isolator aufnehmen 
Die Kopfrille (Scheitelrille) ist bei allen : 
Isolatoren weggelassen worden, da sie für ae 
die Leitungsverlegung wenig benutzt wurde und Riffeun 
u. a. durch ihren Fortfall eine gleichmäßigere F 
Wandstärke des Isolatorkopfes erzielt wird. . 
Die Frage, in welcher Weise die innere 
‚Durchbildung der Isolatoren zu erfolgen hat, ; 3 
kann zurzeit noch nicht durch Normung fest- ! | 
gelegt werden, sondern muß, um den tech- | 
nischen Fortschritt nicht zu hemmen, den r 
einzelnen ausführenden Porzellanfabriken über- 
lassen bleiben: 
Bei zusammengekitteten Isolatoren sind : 
Maßnahmen vorzusehen, die das Entstehen 
| Abb. 9. Durchführungen Form D. 
1 Bed d, d, dz | d; Diehl], 
D1 | 41-44 |50-52| 7139--41| 59-62 | 55--58 |15--17|37--39| 50-53 | 59-62 | 7110 1|176--186| 4 
D2 |105—-109|60--62| 9|59--62| 78-83 | 76--80 |35--37 |57--60| 66-70 | 83-83 | 1013 1314-326) 5 
:ı D3 1130-135 |72--75| 12 5962| 83-89 | 80-85 |35--37/57--60| 68-72 | 94--100| 12 | 14 |376--391 6 
D4 |185—-192|80-+-83| 15 159--62| 83-94 | 85-90. 1385-37 |57--60| 76-81 |108--114| 12 | 16 1494--513| 7 
D5 1245=-255 | 90-93 | 16 |59--62| 95-101) 90--96 |35--37 |57--60| 82-87 |120--127|12 | 18, 624-649) 7 
D 11 | 41-44 |50--52| 7 [84-88 103-109 101--106 | 60-63 82-86 | 91--96 |108--114| 7 10 176--186| 4 
D 22 |105-109,60--62| 9 |84--83| 103-109) 101-106 |60--63 |82--86 | 91-96 |108--114| 10 | 13 |314—-326| 5 
D 33 |130=-135 |72--75 | 12 |84--88| 108---115| 105--111 |60--63 82-86 | 93-98 120=-127| 12 | 14376--391| 6 
D 44 | 185-192 80-83 | 15 |84+-88 | 113—-120/ 110--116 |60--63 |82--86 | 101-107 | 133-140 | 12 | 16 1494-513] 7 
D 55 [245-255 | 90-93 16 |84--88 | 120--127| 115-122] 60--63 82-86 | 107--113 | 145-153 | 12 | 18 | 624--649| 7 


Werkstoff: Porzellan 


glasiert mit Ausnahme der durch — — :— gekennzeichneten. 


Abweichungen vom Mittel sollen bei allen Maßen in gleichem Sinne erfolgen; d.h. unterschreiten 
z.B. die Längenmaße das Mittel, sollen auch die Durehmessermaße das Mittel unterschreiten. 


Die Kleinstmaße dürfen nicht 
schritten werden. 


Riffelung nach DI-Norm.....) 
Abb. 8. Stützer Form 8. “ 9) Nummer wird später festgelegt. h 
Gr. a b Ic d dı | % d; d, 7 a a FE FE: 
-S1 41--44 | 12 | -7 |39=-41| 59-62 | 55-58 | 39-41 1837-39 .50-—-53 | 43-46 | 10 BI 
s3 .[105=109| 12 | 9 189=-62|,78--83 | 76-80 | 57-61 157—60| 66--70 | 63-68 | 20 | 16 | 42 
s3 130-135 | 12 | 12 159-652 83-89 | 80-=85 | 66--72 157—-60| 68--72 | 72-78 | 17 | 16 | 2 
Ss4 185--192| 18 | 15 |159--62| 83-94 | 85-90 | 76-82 157—-60| 76-81 | .84--90 | 14 | 16 | 9 
85 1245-255) 20 | 16 1859-62) 9101 90--96 | 84--91. |57—-60| 82-87 | 92-99 | 7120| 
Sıl 41-44 | 12 | 7 |84—88|103=-109 101-106, 82-87 \82-—-86| 91-96 | 83-94 | 35 | 30 | 50 
S%2 1105-109) 12 |: 9 |84--88| 103--109|101—-106| 82-87 |82--86| 91-9 | 88-94 | 45 | 41| 67 
S33 1130-=-135| 12 | 12 184--88| 108-115 1105=-111| 92-99 |82--86| 93-98 | 97—-104| 42 | 41 | 67 
S44 |185-=-192| 18 | 15 |84—-88| 113-129 1110-116 | 101—-108|82--86 101--107,109=-116| 39 | 41 | 67 
S55 |245--255| 20 | 16 |84--88| 120-127 115=-122109=117 82-86 107-113 117—-125| 32: | 45 | 67 
Werkstoff: Porzellan glasiert mit Ausnahme der durch —  — — gekennzeichneten. 


Abweichungen vom 
auch die Durchmessermaße das Mittel unterschre 
 -Riffelung nach DI Norm...... 


.... 


2). Nummer wird später festgelegt. 


ittel sollen bei allen Maßen in gleichem Sinne erfolgen; ‘d. h. unterschreiten z. B. 
iten. Die Kleinstmaße dürfen nicht unterschritten, die Größtmaße nicht 


* 


unterschritten, die Größtmaße nicht über- 


59--62 | 7 |10 | 12 | 75-79 | 10 | 10 | 4,10 
83-88 | 10 | 13 | 16 1139144 13 | 15 | 5 | 10 
94—-100| 12 | 14 | 18 1164-—-170| 14 | 15 6,10 
108=-114| 12 |-16: | 20 |225—233| 16 |.14 | 7115 
120--127\ 12 | 18 | 20 |287--298| 18 | 13 7120 
108=-114| 7 |. 10: | 12 , 755—73. | 10 | 10 | 4 | 10 
108=-114|: 10 | 13 | 16 1189--144| 13 | 15 5| 10 
120--127\.12 | 14. | 18 |1164—-170| 14 | 15 6 | 10 
133--140| 12 | 16 | 20 1225--233| 16 | 14 | .7 | 15 
145-153 .12 | 18 | 20 1297-7298 18 ).13.| 7:20 
® 


die Längenmaße das Mittel, sollen 
überschritten werden 


740 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 37; 


2 a Se ” ar. v u Ye ER ee 


16. September 1920. U 


kann, und.des dünnsten praktisch vorkommen- 
den von 10 mm 5, sowie ohne Füllmasse. 
Die Spannungen, für welche die Isolatoren 
verwendbar sind, werden von den in Neu- 
bearbeitung befindlichen Richtlinien für die 
Konstruktion und Prüfung von Hochspan- 
nungsapparaten vorgeschrieben werden. Die 
Abmessungen sind aber bereits den dort vor- 
läufig festgelegten ‚Grundmaßen angepaßt. 
Bei den Stützern wurde von der früher 
üblichen Einkittung eines Dübels innen in den 
Fuß gänzlich abgesehen, da sich diese Anord- 


Schnitt a-b 


Abb. 10. Riffelung für Kittstellen. 


nung nicht bewährt hat. Die Porzellanform ist 
daher für Einkitten in einen Teller gedacht. 

An den Köpfen ist die Form so gewählt, 
daß die Isolatoren, insbesondere die Durch- 
führungen, sowohl mit aufgesetzter Kappe, als 
ohne solehe Verwendung finden können. Eine 
genügende Haltbarkeit der Kittung ist durch 
Unterschneidung der Köpfe und Fortlassen 
der Glasur gesichert. >=, 

Die Kittstelle an Fuß und Flansch ist 
mit Riffelung versehen, weil diese selbst in 
glasiertem Zustand sichere Kittung ermöglicht. 

An den Durchführungen sind die Kitt- 
stellen zwecks Verschiebung in der Ausrichtung 
reichlich lang gewählt. Das gute Aussehen 
bleibt auch bei vorstehender Riffelung (Abb. 10) 
gewahrt. 

Wegen der sehr verschiedenen mechani- 
schen Beanspruchungen, die in elektrischen 
Hochspannungsanlagen vorkommen, wurden 
zwei Formen verschiedenen Durchmessers_ ge- 
normt. 

Extreme Beanspruchungen bedürfen aber 
besonderer Vorkehrungen. 


C. Isolatoren für Niederspannungs- 
isolatoren. 


4. Erläuterungen. 


Genormt sind Porzellanklemmen, Rollen 
und Tüllen für Niederspannungsinstallationen 


in Innenräumen, während Wanddurehfüh- 
rungen, Pfeifen und Ständereinführungen zu- 
nächst außerhalb der Normung gelassen 


wurden, da es sich in diesem Falle um Por- 


Abb 13. Porzellanrolle. R. 


Werkstoff: Porzellan, glasiert mit Ausnahme 
der Fuß- und Innenfläche., Toleranz BE 


Nr. | im? 
R24| Sollmag 24 22 ı8 72417 8 3 ba 2 |il4 
R30| „8028122 7,80 20 10) 4 3,5 2 |- 10 
R 36 5 36,33 26 | 8362412 6.145 2 |: 2 
R42| - „ . 142) 8880 10.122814 21570 


8 4,5 


“immerhin anderen Bedingun- 


D. Isolatoren für Niederspannungsinstallationen- 
in Innenräumen. er 


zellane handelt, dieim Freien 
gebraucht werden, also 


gen Genüge leisten müssen 


als Porzellane für Innen- 
räume. ‘ Die Porzellane für 
Installationen im Freien 


sollen später gesondert be- 
handelt werden. 

1. Klemmen (neue 
Bezeichnungsweise K2 und 
Kr. Abb: Il me 12) S8ind 


Ab». 12. Klemme K3. 


Werkstoff: Porzellan glasiert mit Ausnalme der Fuß- und 
Innenflächen. Verwendbar für Querschnitte bis 2,5 m?. 
".»1.0leranz 32:39, 


Abb. 11. Klemme #2. 


als zwei und dreiteilige festgelegt. Es ist hierbei 
darauf Rücksicht genommen, daß beide Klem- 
men mit ein und derselben Sorte Schrauben, 
welche später genormt werden sollen befestigt 
werden können, um dem Monteur ein leichteres 
Arbeiten zu gewährleisten. Die Befestigungs- 
brücken in beiden Klemmen sind so gewählt, 
daß die schwächsten Drahtstärken gut fest- 
gehalten werden können. 

2. Die Rollen (neue Bezeichnungsweise 
R24, R30, R36 und RA42 Abb. 13) sind in 4 
verschiedene Größen genormt worden, die für 
alle in Frage kommenden Installationen aus- 
reichen. Von einer balligen Form des Kopfes 
wurde Abstand genommen, weil u. a. diese- 
Rollen vielfach als isolierende Unterlagen für 
Schaltbretter usw. Verwendung finden. 

Kabelrollen (neue Bezeichnungsweise 
K 70-u. K 90 (Abb. 14) sind nur in 2 Größen, 
für 30 und 40 mm Kabelaußendurchmesser fest- 


ZA, 


Abb. 15. Aufstecktülle. 


Werkstoff: Porzellan außen glasiert. 
Toleranz: £3%. 


Ds NER 
5 Abb. 16. Muffentülle. MT für Falzrohr. - 
Werkstoff: Porzellan innen und Rand glasiert 


x 


) 
d. 
j 
D, 
:D 


Toleranz: »E SW. 8 

Abb. 14. Kabelrolle K. Gr DI|D,.DIATn : 
Werkstoff: Porzellan glasiert. Toleranz: + 3%-| MT 9 | Sollmaß| 9 13 116.113 10 | 3 
Fr i - MT 11 5 113: 19 1518 BR 10 1 
Gr |p|dla]#In/r | ms; 13,5|1 18 | 21 | 18 | 10 | 3 
Kalt er emiı . aeeaeeeene 
K70]  Sollmal 40 16/0 l5|5 [mm | 3.925, 10|5 
K 90 » [9050 126/64 1»0| 6 | mroo „520 86 1789 FE 39] 
8 == MT.36 S 36 1.44.47 | 2 15 6. 
gelegt. Besonderer Wert wurde auf den 8 2 En al 


Lochdurchmesser gelegt, um bei mehreren 
aneinandergereihten Rollen starke Bolzen zur 
Verwendung bringen zu können. LER 
. 3 Aufstecktüllen neue (Bezeichnungs- 
weise AT9, AT11 usw. bis AT 23) (Abb. 15) 
sind für 9, ‚11, 13,5, 16 und 23 mm Falzrohr 
vorgesehen. SEN MER 
Muffentüllen (neue Bezeichnungsweise 

MT 9, MT 
alle vorkommenden Falzrohrgrößen gemormt | 
worden. Bei letzteren ist darauf Bedacht ge- | 
nommen, daß für 
starke Wandung vorgesehen ist, da die Halt- 
barkeit bei 


immerhin eine relativ geringe war. Es ist | gelegt. Weitere Prüfung 


‚hierdurch nunmehr erforderlich geworden, a 
| die hierfür notwendige Muffe dem Durch- - 
messer der Tülle anzupassen ist. 


D. Vorschriften für Prüfung von Isolatoren für 
Ehren sungngen” BE 500 V bis einschl. 

_Porzellanisolatoren, die den Norman a 
len, müssen Fertigu 


16. September 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 37. 


aufgeführten (z. B. Regenproben u. dgl.) sind 
daher entbehrlich. > 2 


I. Laufende Materialerprobungen. 


Die Porzellanfabriken haben laufend Stich- 
proben vorzunehmen, um die gleichmäßige 
Güte des Porzellans festzustellen. Diese Stich- 
proben umfassen: N 


1. elektrische Prüfung. 


Zu dieser Prüfung werden zweckmäßig 
Freileitungs-Stützenisolatoren oder deren Teile 
auf Durchschlag unter Öl geprüft. Die bei 
der Prüfung im Wasserbade (II. 2.) benetzten 
Flächen werden mit einem leitenden Überzug 
versehen. Die Prüfspannung wird mit etwa 
70% der Überschlagsspannung in Luft be- 
ginnend, alle 5 Sekunden um je etwa 5000 V 
bis zum Durchschlag gesteigert. Die: mittlere 
Durchschlagsspannung unter Öl muß mindestens 
das 1,3fache der Überschlagsspannung in Luft 
des ganzen Isolators oder des geprüften Teiles 

sein. Dabei wird vorausgesetzt, daß die Über- 
° schlags- und die Durchschlagsprüfung unter 
den gleichen Bedingungen insbesondere mit 
demselben Transformator ‘und in derselben 
Transformaterenschaltung vorgenommen wird. 

Die übrigen Bedingungen, unter denen die 
Prüfung vorzunehmen ist (Wellenform, Fre- 
quenz, Regelung, Spannungsmessung u. dgl.) 
wird in der in Vorbereitung befindlichen 
VDE Vorschrift für Durehschlagsprüfung fest- 
gelegt werden. 


2. Wärmeprüfung. 
Die Prüfung wird an den Isolatoren ohne 


Stützen vorgenommen. Die Prüfstücke werden 
. dreimal abwechselnd in kaltes und warmes 


Wasser getaucht. Die Temperaturen der 
Wasserbäder sollen betragen: 
; = warmes kaltes 
ad Bad. 
für gekittete und einteilige 
. Isolatoren ee 900 150 
zusammenglasierte Isolatoren 65° 150 


Die Eintauchdauer muß ausreichen um völliges 
Durchwärmen und Abkühlen der Stücke zu 
gewährleisten. Nach der Prüfung dürfen die 
Prüfstücke keinerlei Veränderung zeigen (Gla- 
surrisse, Sprünge, u. dgl.). Sie müssen auch 
die elektrische Prüfung (II. 2.) aushalten. 


3. Mechanische Prüfungen. 


_ Diese Prüfung wird nur an Freileitungs- 
stützen-Isolatoren vorgenommen. Die Isola- 
toren sind mit eingekitteten Stützen zu 
prüfen. Das Zugseil ist in die Halsrille anzu- 
legen, der Zug soll senkrecht zur Isolatorachse 
wirken. Der Bruch darf erst bei den in folgen- 
der Zahlentafel angegebenen Belastungen ein- 
treten. : 
Mindestbruchlast 


einseitig zusammen- 
Tsolator“ . „oder Fre net 
Ie26 1300 1000 
H 10 1500 1500 
H 15 1700 1700 
H'25: - 2100 1800 
H 35 2300 1950 


Nach Belastung mit zwei Drittel Mindest- 
- bruchlast während 15 Mnuten müssen die 
-Isolatoren die elektrische Prüfung unter II 2 
aushalten. 
4. Prüfung der Saugfähigkeit. 
Bei frischen Bruchflächen der Prüfstücke 
wird eine Lösung von 1 g Fuchsin in 100 g 


Methyl-Alkohol aufgetragen und darauf mit 
ungefärbtem Methyl-Alkohol abgespült. 
Farbenlösung darf keine nennenswerten Spuren 
hinterlassen. Im Zweifelsfalle ist durch Zer- 
schlagen der Prüfstücke festzustellen, ob das 
Färbemittel in das Porzellan eingedrungen ist 
oder ob es nur durch Kapillarwinkung an der 
körnigen Oberfläche festgehalten wiıd. 


ll. Stückprüfung. 
Die Porzellanfabriken haben an jedem Stück 


zur Aufdeckung von Fabrikationsfehlern fol- 
j gende Prüfungen anzustellen. 


1. Prüfung der Abmessungen und der 
Oberflächenbeschaffenheit. 


Die Isolatoren sind auf Einhaltung der 
durch die Normen vorgeschriebenen Ab- 
messungen und Form zu prüfen. Sie dürfen 
keine Brandrisse aufweisen. Bei Freileitungs- 
Isolatoren darf das Stützenlochgewinde keine 
Mängel zeigen, die die Gebrauchsfähigkeit 
beeinträchtigen. Die Oberfläche soll glatt und 
glänzend, die Glasur zusammenhängend sein. 
Vereinzelte Fehler sind zulässig, wenn ihre 
Gesamtfläche 1 em? nicht überschreitet 


2. elektrische Prüfung. 
- Alle Isolatoren sowie einzelne Teile ge- 


kitteter Freileitungsisolatoren sind während 
15 Minuten mit einer Prüfspannung zu prüfen, 


die mindestens 95% der Uberschlagsspan - 
nung beträgt. Erfolgen bei der Prüfung 
Durchschläge, so zählt im allgemeinen die 


Prüfzeit erst vom .letzten Durchschlag ab. 
Tritt ein Durchschlag erst nach 12 Minuten 
ein, so gilt die Prüfung als abgeschlossen, wenn 
in den nächsten 10 Minuten kein neuerlicher 
Durchschlag erfolgt. Als UÜberschlagsspan- 
nung gilt die Spannung, bei der Überschläge in 
kurzer Folge — etwa alle 3 Sekunden — an 
verschiedenen Isolatoren auftreten. 

Mit Ausnahme sämtlicher Durchführungen 
und der Stützer Sl und S 11 wird die Prüfung 
im Wasserbade vorgenommen und zwar 
a) Freileitungsstützen-Isolatoren oder ihre Ein- 

zelteile sind bis über die Halsrille und bei 
Innenteilen bis zum Kittrande in Wasser 
‘zu tauchen. Die Innenräume sind bis zum 
Gewindeende des Stützenloches bzw. bis 
zum Kittrande mit Wasser zu füllen. Bei 
gekitteten Isolatoren soll diese Prüfung 
an 10% der fertigen Stücke einer Ferti- 
gung, mindestens jedoch an 50 Stück statt- 
finden. Erfolgen Durchschläge, so ist die 


74al 
und mit etwa drei Viertel der Höhe des 
Die Innenraumes mit Wasser gefüllt. Stützer 


S 1 und S 11 werden gemäß Abb. 18 mit 
dem Kopfe auf eine Metallplatte gestellt 
und ohne Wasserfüllung geprüft. 


Abh. 17. 


Abb. 18. 


ce) Durehführungen werden gemäß Abb. 19 
auf Metallstäbe, die in die Bohrungen 
passen, gesteckt, um die Riffelfläche werden 
Ketten oder Metallbänder geschlungen. 


Die übrigen Bedingungen, unter denen die 
Prüfung vorzunehmen ist (Wellenform, Fre- 


Abb. 19. 


“ 


ganze Fertigung der Nachprüfung zu unter- 
ziehen. 
Stützer von Größe S 2 ab werden gemäß 


b) 
Abb. 17 bis zum Wulst ins Wasser gestellt 


quenz, Regelung, Spannungsmessung u: dgl.) 
wird in der in Vorbereitung befindlichen VDE- 
Nase für Durchschlagsprüfung 


festge- 
legt werden. 


SITZUNGSKALENDER. 


Verein Deutscher Ingenieure. 60. Haupt- 
vers. 20. IX. 1920, vorm. 9 Uhr, Aula der T.H, Charl.: 
1. Vortrag Dipl.-Ing. W. v. Moellendorff: „Wir 
kungsgrad’. Z 

2. Vortrag Direktor Jung, Berlin, und Obering. Han - 
ner, Nürnberg: „Die Wirtschaftlichkeit der Werk- 
stattsarbeit.” 

Deutscher Ausschuß für techn. Schulwe- 
sen und Arbeitsgemeinschaft deutscher Be- 
triebsing. 21. IX: 1920, vorm. 9 Uhr, Aula d. T. H. 
Charl.: Vortrag Baurat Dr.-Nng. G. Lippart: „Die Mit- 
wirkung d. Ingenieure und d. Industrie an Ausbildungs- 
und Erziehungsaufgaben.’’ en 


Deutsche Gesellschaft für Metallkunde. 


1. Hauptvers. T. H. Charl.: : 
.1. 21. IX. 1920,.vorm. 91, Uhr, Saal 241 H.: 
a) Vortrag Prof. Dr. Fraenkel, Frankfurt a. M.: 

„Vergütbare Aluminium-Legierungen.” 

b) VortragObering. Czochralski, Frankfurt a. M.: 
„Schwärzung von Aluminium durch Leitungs- 
wasser.” as : ; 

ce) Vortrag Obering. Steudel, Dessau: „Einfache 
Materialprüfungsvorrichtungen.” 


2. 21. IX. 1920, nachm. 3 Uhr, Saal 241 H: 


a) Vortrag Dr. Masing, Berlin: „Rekristallisation.” _ 


b) Vortrag Dr. Schön: „Das Wachstum der Kri- 
stalle’”’” (mit Lichtbildern). : 
c) Vortrag Dr-Qrg E..H. Schulz, Dortmund: 
„Beitrag zur Frage des Ersatzes des Kupfers 
durch andere Metalle.’ 
3, 22. IX. 1920, vorm. 94, Uhr, Saal 241 H: Ä 
a) Vortrag. Dr. Mäkelt, Bitterfeld: ‚„Metallersatz 
bei chemischen Vorgängen.” - x 
b) Vortrag Prof. Dr. Guertler: „Systematische 
Ausblicke in die Möglichkeiten-künftiger Legie- 
rungskunst.” ; 
4. 23. IX. 1920:Voraussichtlich Besichtigung der An- 
lagen der Hirsch-, Kupfer- und Messingwerke, A.G., 
Eberswalde. - . 


: Deutsche Gesellschaft für Bauingenieur- 
wesen. 21. IX. 1920, vorm. 10, Uhr, Ingenieurhaus: 


| 1. Vortrag Geh. Oberbaurat Schmick: „Die Wasser- 


kräfte und ihr wirtschaftlicher Wert.” 
‚2. Stadtbaurat a. D. Beuster: ‚Die Bauwirtschaft der 
Übergangszeit." $ 


Arbeitsgemeinschaft Deutscher Betriebs- 
ingenieure, gemeinsam mit dem Beirat des Nor- 
menausschusses der Deutschen Industrie, 


I 8.22. IX.1920, vorm. 10 Uhr, Ingenieurhaus: „Einfüh- 
rung der Normen in die Praxis.” 


Deutsche Beleuehtungstechnische Gesell- 
sehaft. 7. Jahresvers. 22. IX. 1920, nachm, 4 Uhr, 
Hannover, ‘Hotel „Zum Königlichen Hof”, Ernst 
August Platz: 

1. Vortrag Dr. H: Lux: „Die erträglichen Helligkeits- 
unterschiede auf beleuchteten Flächen.” 

9. Vortrag Prof. Teichmüller: „Die Beziehungen der 
Elektrotechnik zur Lichttechnik.” 

3. Vortrag Dr.-Ing. Halbertsma: „Altes und Neues 
vom Reflektor.” 


Hafenbautechnische Gesellschaft. 2. Haupt- 
vers. in Hamburg, patriotisches Gebäude. 
1.223,1%,.1920: 

a) Vortrag Dr. W. Cuno, Hamburg: „Der Eintritt 
der Vereinigten Staaten in die Seeschiffahrt.” 

b) Prof. F. W. Schulze, Danzig: „Der Danziger 
Hafen.” 

c) Reg.-Bmstr. a..D. Bock, Köln: 
baupläne der Stadt Köln.” 
d) Prof. Weihe, Charlottenburg: ‚‚Leistung und 

Wirtschaftlichkeit maschineller Fördermittel in 
Häfen.” 
24. IX, 1920: Voraussichtliche Rundfahrt im 
Hamburger und_Altonaer Hafen, sowie Besichti- 


„Die Hafenneu- 


Do 


742 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Het 37. 16. September 1920 


gung der Anlagen der Deutschen Werft und ihrer 
Neubauten. 

3. 25. IX. 1920: Besichtigung des Neuen Hafens und 
der Erweiterungsbauten des Fischerhafens in Cux- 
haven. 

Auskunft erteilt die Geschäftsstelle der Gesellschaft. 

Hamburg 14 (Freihafen) Dalmannstr. 1. 


Installations-Teehnischer Verband. Haupt- 
vers. Hannover, Marktplatz, Z. 13. 
1. 25. IX. 1920, vorm. 11 Uhr, Vortrag: F. Hoppe, 
Berlin: „Technische Ausbildung und Fortbildung 
der Elektropraktiker.” (Mit anschl. Aussprache). 
26. IX. 1920, vorm. 9 Uhr, Stadthalle Hannover: 
a) Vortrag Dr.-Sng, Dettmar: „Die Prüfstelle des 

VD 


Die Schutzrechte Deutscher in Japan. 


Das japanische Patentamt veräußert 
z. Zt. die von deutschen Anmeldern vor dem 
10. I. 1920 eingereichten Patente und Patent- 
anmeldungen an Japaner. ‘Bei dem Verkauf 
wird ein Mindestpreis zugrunde gelegt, der 
amtlich ermittelt worden ist. Der erlangte 
Kaufbetrag wird einbehalten, es wird indessen 
dem Patentinhaber ein gewisser Betrag (bis 
zu 10 000 Yen) herausgezahlt. Von dem ein- 
behaltenen Betrage soll später dem Patent- 
inhaber etwa die Hälfte zurückgegeben werden. 
Hat ein Patent einen Wert unter 10 000-Yen, 
so wird der erzielte Kaufpreis voll ausgezahlt. 
Ist ein Patent unverkäuflich, so bleibt es in 
Geltung. Es erscheint möglich, japanische 
Staatsangehörige mit dem Ankauf von 
Patenten Deutscher zu beauftragen und diese 
Patente später zurück zu erwer en.  Waren- 
zeichen und Gebrauchsmuster bleiben den 
deutschen Inhabern erhalten. 


 Hochschulnachriehten. — Als Nachfolger 
von Prof.‘ Dr. Röntgen, München,- wurde 6 
Geh. Rat Prof. Dr. Wilhelm Wien!),, Würz- 
burg, auf den Lehrstuhl für Physik der Uni- 
versität berufen. — Der Privatdozent an der E 
Universität Berlin, Prof. Dr. James Franck, 
"wurde zum ord. Prof. der theoretischen Physik 
an der Universität Göttingen berufen. — Der 
a. 0. Prof. an der Universität Breslau, Dr.‘ 
Erich Waetzmann, wurde zum ord. Prof. & 
der Physik an der gleichen Hochschule er- 
nannt. | 3 


1) 


* 


Direktor Philipp Lenze vom städt. Gas- 
werk Berlin ist zum Generaldirektor der städt. 
Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke in. 
‚Düsseldorf, und der bisherige stellv. Direktor 
des städt. Elektrizitätswerkes Heinrich Rückel 
zum Direktor der städt. Gas-, Wasser- und 
Elektrizitätswerke gewählt worden. 


b) Direktor P. Schuster: „Streifzüge im Film 
durch das Arbeitsgebiet des Elektrotechnikers.” 


Vereinigung der Elektrizitätswerke. Haupt- 
vers. 21. und 22. IX. 1920, vorm. 9 Uhr, Goslar, 
Bahnhofshotel, Kaisersaal: = 
1, Vortrag Petersen: „‚Überstrom- und Überspan- 
nungsschutz sowie Sicherheitsgrad bei großen Elek- 
trizitätswerken“, E 

2. Vortrag Scholtes: ‚„Aschen- und Schlackenbesei- 
tigung in Großkraftwerken‘“, : 

3. Vortrag Kreyssig: „Zur Frage der Kohlenverga- 
sung“. 

. Vortrag Bohnenberger: „Neuerungen an Feuer- 
brüäcken und Rostanlagen, System Steinmüller“. 

. Aussprache über Kohlen‘ragen usw. 


Hauptstelle für Wärmewirtsehaft. Feue- 
rungstechn. Tagung, Techn Hochsch. Charl. Saal 301: 
1. 16. IX. 1920: 

a) vorm. 9l/) bis 1 Uhr, Referat: „Umstellung von 
Dampfkesselfeuerungen auf Braunkohle — 
Verwendung von Vorrosten zur Umstellung 
vorhandener Feuerungen auf minderwertige 
Brennstoffe.“ (Aüssprache.) 

b) nachm. 4 bis 5l/, Uhr, Referat: „Ersparnis- 
prämien in der Wärmewirtschaft.“ (Aussprache) 

e) nachm. 5%, bis 7Uhr, Vortrag: Dr. Aufhäus er, 
Hamburg: „Neuere Ansichten iiber Brennstoffe 
und Verbrennung.“ 2 

2. 17. IX. 1920: 
a) vorm. 9 bis 101/, Uhr, Referat: „Verwendung 
von Torf für Dampfkesselfeuerungen.“ 
(Aussprache) 


Wiedereinsetzung in den vorigen - Stand in 
Schweden. 


Am 16. VII. 1920 ist in Schweden ein 
Gesetz erlassen worden, nach dem es möglch 
ist, schwedische Patentanmeldungen, die in 
der Zeit vom 29. VII. 1914 bis 30. VI. 1920 
wegen Nichterledigung von Verfügungen ver- 
fallen sind, auf Antrag in den vorigen Stand 
wieder einzusetzen. Der Antrag muß bis zum 
10. I. 1921 eingereicht und von einer Gebühr 
von 20 Kr begleitet sein. . 

Es können auch schwedische Patente, für 
die in der Zeit vom 29. VII. 1914 bis 30. VE 
1920 die Gebühren nicht gezahlt wurden, und 
die infolgedessen erloschen sind, auf Antrag 
wieder.in Kraft gesetzt werden. Der Antrag 
muß vor dem 10. I. 1921 eingereicht werden. 
Bis zu diesem Tage müssen auch die fällig 
ewordenen Jahresgebühren entrichtet sein. 

uschläge werden nicht erhoben. : ; 

Für Ausländer ist. Gegenseitigkeit Be- 
dingung. 


_BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


er Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
Bene der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


DS 


Messung kleiner Widerstände mit Magnet- 
ä Isolations-Induktoren. , 


Die Ausführungen des Herrn Fuhrmann 
auf S. 452 gipfeln in Feststellungen und An- 
regungen, die in der Praxis bekannt sind, bzw. 
deren Ausführung seit vielen Jahren in Ubung 
steht. Besonders sei dabei auf die wertvollen 
Arbeiten hingewiesen, die Dipl.-Ing. Hille- 
feld schon vor etwa 13 Jahren in seinem dafür 
überaus günstigen Wirkungskreise beim Ober- 
schlesischen UÜberwachungsverein Kattöwitz, 
Elektroteehn. Abteilung, mit einem vollen 
Erfolg abschloß. Dahingehende ausführliche . 
Verlautbarungen sind enthalten in: Druck- 
schrift 105 der Weston Instrument-Company, 
Berlin-Schöneberg, vom April 1909; W.; Vogel: 
Praktische Erfahrungen mit der Erdung als : 
Schutzmittel in elektrischen Starkstrom anlagen 
auf den Industriewerken Oberschlesiens, — 
Dezember 1912. — Verlag des Oberschlesischen 


OT 


Patentanwalt Gei sler. 


b) vorm. 103/; bis 11/, Uhr, Referat: „Verwendung 2 Überwachungsvereins Kattowitz, Elektrotechn. 
von Braunkohle für Industrieöfen. Halbgas- e Abteilung; ferner: Isolationsmessungen mit 
feuerungen.* (Aussprache) . PE RSÖNLICHES, Weston Normal-Instrumenten von R. Kühnel 

ce) nachm.5 bis 61/, Uhr, Vortrag: Dr. Aufhäuser, 


und J. Schalkhammer im Selbstverlag der 
Weston-Company (April 1914) und Druck- 
schrift 130 der Weston-Company „Meßein-ı 
richtung für hohe und niedrige Widerstände 
(Hillefeld-Einrichtung)“, _ Ausgabe 1914. — 
Es erscheint unverständlich, daß Herr Fuhr- 
mann, der die Hillefeldsche Meßeinrichtung 


> ‘Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 
Hamburg: „Neuere Ansichten über Brennstoffe 


und Verbrennung.“ 
3. 18. IX. 1920; 
a) Ibis 109%/,Uhr, Referat: „ Kohlenstaubfeuerung“. 
(Aussprache) 
b) 11. bis: 11/5 Uhr, Referat: „Möglichkeit von 
Ersparnissen im Zentralheizungsbetriebe.“ 


W. Tellmann }. Am 13..VIII.. starb nach 
langem, schwerem Leiden in Geuz bei Cöthen 
in Anhalt der frühere Direktor des Maede- 
burger Elektrizitätswerkes Wilhelm ell- 


mann im Alter von 63 Jahren. Tellmann ge- | in der Durchbildung der Weston-Company 
(Aussprache) hörte zu den Pionieren der Elektrotechnik. | kennen muß, da er die beiden Namen erwähnt, 
Sein schon früh erwachtes Interesse für Natur. | trotzdem erst auf einem Umweg zu Tatsachen 
wissenschaft und Technik bestimmte ihn, | Kommt, welche, wie erwähnt, längst bekannt BD 
die technische Laufbahn einzuschlagen. Nach- | sind, und mit Vorschlägen schließt, die bereits m 
RECHTSPFLEGE dem er am Polytechnikum Hannover und an | vor ungefähr 12 Jahren ihre erste, seither 


bestbewährte Ausführung fanden. Außer bei 
vielen Kraftzentralen, Berg- und Hüttenwerken, u 
Sachverständigen usw. steht die ‚Hillefeld- 
Schaltung in Ausführung der Weston-Company, 
Berlin, dieeigentlich Herr Fuhrmann beschreibt, 
bei allen größeren elektrotechnischen Abteilun- 
gen der Überwachungsvereine in Deutschland _ 
als unentbehrliches Meßgerät seit vielen Jahren 
in Verwendung. ER 
Wien u. Christofen (Nieder-Österr.), 
. 14. VII. 1920. ö S 


der Gewerbeakademie Berlin, der späteren 
Technischen Hochschule, seine theoretische 
Ausbildung empfangen hatte und noch ein 
Semester lang als Assistent bei Professor Slaby 
tätig gewesen war, ging er zur Praxis über. 
Bei der Firma Beckmann in Barmen, bei der 
er im Jahre 1884 eintrat, sah er sich den 
ersten damals in der Praxis auftretenden 
Fragen der elektrischen Energieerzeugung und . 
-verteilung gegenübergestellt. Seine hier 
erworbenen elektrotechnischen Kenntnisse 


Patentverlängerung im Auslande. 


Von den Auslandstaaten haben bisher nur 
Belgien, Dänemark und Frankreich Bestim- 
mungen, "betreffend Verlängerung der Patent- 
dauer, erlassen. 

In Belgien verlängern sich sämtliche 
Patente ohne weiteres. Jahresgebühren sind 
während des Krieges nicht fällig geworden. 
Eingezahlte Gebühren werden als Voraus- 


führten zu einer Anstellung bei der Aktien- J. Schalkhammer u. Rob. Kühnel. 
zahlungen betrachtet. Der Termin, von dem | gesellschaft Helios in Köln, für die er die Pro- Erwide : Be { 
ab Jahresgebühren wieder zu zahlen sind, ist jektierung und den Bau elektrischer Anlagen FRIEETUNg. 
noch nicht bestimmt. 


: In meiner Arbeit handelt es sich darum, 
bekannte Tatsachen, nämlich die Widerstands- 
messung durch Strom- und Spannungsmes- 
sungen bzw. nach den Gesetzen der Strom- 
verzweigungen ganz allgemein auf die Messung 
der Widerstände von Erdleitungen und Aus- 
breitungswiderständen zu zeigen, und zwar 
‚in einer solchen Form, daß sie mit Hilfe der Be 
in den meisten größeren Betrieben und Unter- 
nchmungen vorhandenen normalen Instru- 
mente in praktisch brauchbarer Weise aus- 
geführt werden können. Es wird dies in meiner 
Arbeit auch ausdrücklich bemerkt. Daß dies 
‚schon seit langem üblich ist, wie dies die Herren 
Schalkhammer und Kühnel behaupten, 
‚ist mir weder aus der maßgebenden Literatur 
noch aus meiner langjährigen und ausgedehnten 
Praxis bekannt, ausgenommen die sogenannte 
Hillefeld-Schaltung, die schließlich nichts an- 
deres ist als die Messung von Widerständen 
nach altbekannten Methoden mit besonders 
hierfür eingerichteten. Instrumenten. Meine 
Arbeit hingegen zeigt, daß diese Messungen 
ganz allgemein mit normalen Instrumenten 
ausführbar sind, sofern die Leistung des. 
Magnetinduktors und die Empfindliehkeit‘ des. 
Milliamperemeters entsprechende "Werte. be 


son ref 8.683 wurde infolge Druckfehlers Prof. David“ 
Wien gesetzt. - 


ım In- und Auslande ausführte, So baute er 
u.a. für die Stadt Köln das erste Elektrizitäts- 
werk, dessen Betriebsleitung ihm im Jahre 
1890 von der Stadt übertragen wurde. 1899 
folgte er dem Rufe der „AEG“ als Direktor 
des Magdeburger Elektrizitätswerkes; er be- 
hielt diese Stellung auch bei, als das Werk 
im Jahre »1906 durch die Stadt übernommen 
wurde. Unter seiner Leitung hat sich das 
Werk aus kleinen Anfängen heraus zu einem 
großzügigen, neuzeitlich eingerichteten Unter- 
nehmen entwickelt. Seine zunehmende Kränk- 
lichkeit, die auf einen leichten Schlaganfall, 
den er erlitt, zurückzuführen ist, zwangen ihn 
zu Beginn des Jahres 1919 in den Ruhestand 
überzutreten. Nur kurze Zeit durfte er sich 
desselben in ländlicher Einsamkeit im Kreise 
seiner Familie erfreuen. Tellmanm. gehörte 
zu den Gründern der. Elektrotechnischen 
Gesellschaft zu Magdeburg, dessen Vorstand 
er bis zu seinem Fortzuge aus Magdeburg an- 

den er auch eine Reihe von 
ahren als Vorsitzender leitete. Auch durch 
seine Tätigkeit im Ausschuß des VDE und 
in dessen Kommissionen hat er sich durch 
seine ruhige, sachliche Art viel Freunde er- 
worben. Sein Andenken wird in der Elektro- 
technik, der bis zuletzt sein Interesse galt, 
in Ehren gehalten werden. K, 


In Dänemark ist ein begründeter An- 
trag für die Patentverlängerung erforderlich. 
Gegenseitigkeit bei Ausländern wird verlangt. 
Die Gegenseitigkeit mit Bezug auf Deutsch- 
land ist noch nicht erklärt. Die Erklärung 
dürfte aber in nächster Zeit erfolgen, da das 
deutsche Gesetz keine Ausnahmebestimmungen 
mit Bezug auf Ausländer enthält. 

In Frankreich ist ebenfalls ein be- 
gründeter Antrag erforderlich. Nach den 
bisher eingegangenen Mitteilungen eines fran- 
zösischen Vertreters werden bei der Patent- 
verlängerung voraussichtlich nur französische 
Staatsangehörige berücksichtigt werden, da 
das Gesetz hauptsächlich für diejenigen fran- 
zösischen. Patentinhaber geschaffen worden 
ist, die infolge Einziehung zum Heeresdienst 
oder infolge Zerstörung ihrer Anlagen durch 
den Krieg in Mitleidenschaft gezogen wurden. 

n England ist die Verlängerung um 
5 oder 10 Jahre im Patentgesetz selbst vor- 
gesehen. ‚Sie ist aber äußerst schwierig zu er- 
langen. 

In Österreich befindet sich ein Gesetz, 
betreffend Patentverlängerung, in Vorberei- 
tung, und auch in Ungarn ist Aussicht vor- 


handen, daß ein entsprechendes Gesetz er- 
lassen wird. 


16. September 1820, 


sitzen. Die Druckschriften der Weston In- 
strument-Company hingegen sind lediglich Ge- 
brauchsanweisungen für Spezialkonstruktionen 
mit ganz bestimmten Konstanten dieser Firma, 
ohne daß in diesen davon gesprochen wird, 
daß diese sogenannte Hillefeld-Schaltung eine 
allgemein bekannte Schaltung darstellt, dieauch 
mit anderen Instrumenten möglich ist. Dies 
würde ja auch dem Zwecke dieser Prospekt- 
und Reklameschriften zuwiderlaufen und daß 
diese Schaltung keine Neuerung ist, beweist, 
daß sie lediglich unter Gebrauchsmusterschutz 
gestellt war, der sich nach dem Patentgesetz 
nur auf konstruktive Einzelheiten beziehen 
kann. Ferner ist noch zu bemerken, daß die 
Instrumente nach dem Quotientenprinzip der 
Firma 8! u. H. die Messung kleiner Wider- 
stände noch bequemer und sicherer ermög- 
lichen als die sonstigen bekannten Methoden, 
also auch nach der sogen. Hillefeld-Schaltung. 
Reparaturen an solehen Spezialinstrumenten 
sind aber zurzeit, besonders.im Auslande, mit 
solchen Umständlichkeiten und Zeitverlusten 
verbunden, daß ich mich veranlaßt sah, nach 
Möglichkeiten zu suchen, um solche Messungen 
auch mit normalen Instrumenten auszuführen 
und allen Fachgenossen den Weg zu zeigen, wie 
man sich unter Umständen von solchen Sonder- 
konstruktionen unabhängig machen kann. Zur 
Bemerkung, daß ich im letzten Absatz meiner 
Arbeit genau das vorschlüge, was Fig. 11 der 
Druckschrift Nr. 128 darstellt, erwähne ich, 
daß ieh unter einem Zusammenbau der er- 
forderlichen Instrumente einen solchen ver- 
stehe, bei dem es nur erforderlich ist, den zu 
messenden Widerstand anzuschließen, was bei 
dieser sogenannten Hillefeld-Schaltung nicht 
der Fall ist, wie dies die Abb. 11 und 13 zeigen, 
Was nun die angebliche Übereinstimmung des 
dritt- und zweitletzten Absatzes meines Ar- 
tikels mit einer Arbeit des Herrn Vogel 
anbelangt, so ist eine solehe nur dem Sinne 
nach festzustellen. Es muß schließlich jeder, 


der die Schaltung praktisch anwendet, auf den. 


Einfluß der Erdströme kommen und sie in 
einer Form zur Sprache bringen, die bei der 
mehr oder weniger in allen technischen Ab- 
handlungen üblichen und notwendigen kurzen 
Ausdrucksweise naturgemäß ähnlich denen sein 
wird, die bereits andere Autoren bei Behand- 
lung des gleichen Themas verwendet haben. 
Ich hoffe, daß trotz der seit zwölf Jahren be- 
kannten sogenannten Hillefeld-Schaltung auch 
die in meiner Arbeit gegebenen Anregungen 
mancher in der Betriebspraxis stehenden 
Kollegen wertvoll sein werden. 

Vetschen.a. Rss WEL20. 


Willibald Fuhrmann. 


- Die Beseitigung der Kohlennot. 


Als Ergänzung zu dem in obiger Arbeit ent- 
haltenen ‚Merkblatt‘ für die Ersparnis elek- 
trischer Arbeit möchte ich auf eine anscheinend 
wenig beachtete Möglichkeit der Krafter- 
sparung hinweisen, welche in der Verwendung 
von gutem Schmieröle für die Transmissionen 
und Arbeitsmaschinen . besteht. Welchen 
Einfluß das Öl auf den Energieverbrauch 
haben kann, soll nachstehende eigene Erfah- 


“ zung bezeugen. In einer von mir eingerichteten 


Fabrik mittlerer Größe, welche die Antriebs- 
kraft aus einem Elektrizitätswerke bezieht, 
zeigte sich im Jahre 1918, als nur mehr min- 
derwertiges, unter 100 C sehr diekflüssiges 
Öl erhältlich war, bei unverändertem Betriebe 
ein durch Registrierwattmeter festgestelltes 
Ansteigen der Belastung um 30%; bezeichnen- 
derweise ergab sich zwischen Sommer und 
Winter ein durch tägliche Ablesung der 
Zähler nachgewiesener Unterschied des täg- 
lichen Energieverbrauches bis zu 20%, 
welcher nur dem ‚bei niedriger Temperatur 
sehr dickflüssigen Ole zuzuschreiben war. Es 
möge noch bemerkt werden, daß die Anord- 
nung der Transmissionen die denkbar ein- 
fachste war (kurze, gerade, in Kugellagern 
laufende Stränge, von je einem Motor ange- 
trieben, wenig Vorgelege mit Ringschmier- 
lagern, größere Arbeitsmaschinen ‚mit Einzel- 
antrieb) und trotzdem die Leerlaufsarbeit der 
Transmission einschließlich der Leerscheiben 
an den Vorgelegen bzw. Maschinen 45 bis 50%, 


. der Arbeitsleistung betrug. 


Wien, 5. VIII. 1920, 
Ing. R. Kitschelt. 


. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Projektierung, Bau und Betrieb elek- 
trischer Kraftwerke und die damit im 
Zusammenhang stehenden Fragen wirtschaft- 
licher Natur. Von G. Sattler. 2. Aufl, 


'Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


änzlich umgearb. und erw. von G. W. 
eyer. VII u. 288 S. in 8% Verlag von 
em & Thal, Leipzig 1919. Preis 
12-M. 

Das vorliegende Buch, welches auf nur 
288 Seiten ein vielseitiges Material zusammen- 
stellt, wird vielen Lesern, die sich allgemein 
über Elektrizitätswerke unterrichten wollen, 
willkommen sein. Man muß sagen, daß mit 
großem Fleiß aus den verschiedensten Teilen 
der Projektierung und des Baues von Elektri- 
zitätswerken sowie der Leitungsnetze das Wich- 
tigste behandelt worden ist. Der Verfasser ist 
teilweise auf die Darstellung von elementaren 
Einzelheiten eingegangen. Der wirtschaftliche 
Teil ist jedoch wohl etwas zu kurz gekommen. 
Der Verfasser hat in manchem , Abschnitt 
oder in Fußnoten — entgegen dem sonst üb- 
lichen Verfahren, Literatur zusammenfassend 
anzugeben — einen Literaturnachweis angefügt. 
Dies bietet einen gewissen Vorteil. Zu empfeh- 
len ist jedoch für etwaise weitere Auflagen, die 
benutzten Formeln laufend zu numerieren. 
Auch die Benutzung der einheitlichen Formel- 
zeichen, soweit sie in den Veröffentlichungen 
des VDE vorliegen, sollte Verfasser heran- 
ziehen. Bezüglich der Abbildungen bin ich der 
Ansicht, daß so entbehrliche Bilder und Dar- 
stellungen, wie Fundamentschrauben, Veranke- 
rung, Riemenantrieb usw. (Abb. 13, 19, 20, 
164, 210, 219, 220, 232 usw.) zu vermeiden sind, 
ebenso wie unklare, fast nichts besagende Bil- 
der (Abb. 250, 253). Das Buch würde dadurch 
nur an Interesse gewinnen. 

Der Inhalt des Werkes istin 24 Abschnitte 
eingeteilt, u. zw. so, daß die mehr theoretischen 
Fragen mit der Erörterung der praktischen 
Ausführung Hand in Hand gehen. Dies macht 
das Buch leicht lesbar und für weite Kreise ver- 
ständlich. Gefällig bearbeitet, teilweise mit Bei- 
spielen ausgestattet, wird es von allen Lesern 
gern in die Hand genommen werden. Verfasser 
beginnt mit den Eigenschaften der Dynamo- 
maschinefür Gleichstrom, behandelt die Akku- 
mulatorenund Meßapparate, geht dann auf den 
Wechselstrom näher ein, wobei auch.das Paral- 
lelschalten von Wechselstromdynamos nicht 
vergessen bleibt, schreitet dann über die 
Schaltanlage zu den Kraftwerken, denen zum 
Schluß Untersuchungen über die Wirtschaft- 
lichkeitelektromotorischer Antriebe in Fabriken 
folgen. Bezüglich der Elektrizitätswerke selbst 
behandelt der Verfasser diese nach Antriebsart 
unterteilt. Eine Behandlung der Überland-- 
werke ist jedoch leider nicht erfolgt. 

Der Grundcharakter des Buches ist, ein 
Führer zu sein für technische Beamte und für 
Besitzer von Elektrizitätswerken. i 

Hermann Osten. 


Graphische Darstellung in Wissen- 
schaft und Technik. Von Prof. Dr. 
M.v. Pirani. Sammlung Göschen. Nr. 728. 
Mit 58 Abb. 126 S. in 16°. Verlag von G. 
J. Göschen. Berlin u. Leipzig 1919. Preis 
1,80 M. FON 

Jn dem kleinen Buch gibt der Verfasser 
an Hand von zahlreichen Beispielen und figür- 
lichen Darstellungen die. wichtigsten Grund- 


lagen der graphischen Methoden unter be- 


sonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse 
der Physiker und der Ingenieure. Das Werk 
ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste 
beschäftigt sich mit Größen mit unbekanntem 
theoretischen Zusammenhange: hier handelt 
es sich u. a. um graphische Darstellung stetiger 
Kurven, von denen nur eine Anzahl von 
Punkten durch Beobachtung oder Versuch 
ermittelt sind. Der zweite Abschnitt ist der 
Darstellung bekannter Zusammenhänge, theo- 
retisch in vollständiger Weise definierter 
Kurven gewidmet. Das dritte, letzte Kapitel 
behandelt die Rechentafeln. Das nützliche 
Büchlein sei jedem, der mit praktischen Rech- 
nungen zu tun hat, warm empfohlen. 
L. Lichtenstein. 


Das Preußische staatliche Material- 
prüfungsamt, seine Entstehung und 
Entwicklung... Von Prof. Dr. Rudeloff. 
„Mitteilungen aus dem Materialprüfungs- 
amt zu Berlin-Lichterfelde-West.‘ 1919. 
Heft 3/4. 

Das Materialgrüfungsamt ist im Jahre 
1904 durch die Vereinigung der mechanisch- 
technischen Versuchsanstalt, der Prüfungs- 
station für Baumaterialien und der chemisch- 
technischen Versuchsanstalt entstanden. Zur- 
zeit gliedert es sich in 6 Abteilungen: 1. Abt. 


für Metallprüfung, 2. Abt. für Baumaterial- 


prüfung, 3. Abt. für Papierprüfung und Textil- 
prüfung, 4. Abt. für Metallographie, 5. Abt. 
für Chemie, 6. Abt. für Ölprüfung. Im vor- 
stehenden Aufsatz schildert der Leiter des 
Amtes die Entwicklung der einzelnen Abtei- 
lungen in den Zeiträumen von 1904 bis 1914 und 
von 1914 bis in die neueste Zeit unter beson- 
derer Berücksichtigung der aus den einzelnen 


Heft 37. 


743 
Abteilungen hervorgegangenen Forschungs- 
arbeiten. Trotz der schwierigen Personalver- 


hältnisse während des Krieges ist gerade in 
den letzten ‚Jahren die Forschungstätigkeit 
neben der rein gutachtlichen Tätigkeit immer 
mehr in den Vordergrund getreten. Auf die 
wertvollen, aus dem Amt hervorgegangenen 
Arbeiten kann hier aus Platzmangel nicht ein- 
gegangen werden; näheres ist aus der Original 
abhandlung zu ersehen. Bauer. 


Zur Sozialisierung der Elektrizitäts- 


wirtschaft. Von Dr. H. Speckhardt,, 
zb onafsliohe Studien, Heft 3.) 


.in 8°. Verlag von E. Eberin ‚ Berlin 
1920. Preis 10 M z SOMFT-Z: 5 

Das  Schriftehen schildert nach einer 
kurzen Einleitung die Entwicklung der Elek- 
trizitätswirtschaft, die Kraftquellen der Elek- 
trizitätserzeugung, dann die Bedeutung der 
Elektrizität in den verschiedenen Zweigen der 
Volkswirtschaft, die bisherigen behördlichen 
Maßnahmen in den verschiedenen deutschen 
Staaten, das frühere Verhältnis des Reiches 
zur Elektrizitätswirtschaft, die möglichen 
Formen des staatlichen Eingriffs, insbesondere 
das staatliche Monopol, und gibt dann eine 
mehr allgemein gehaltene Studie über Selbst- 
verwaltungskörper und deren Anwendung auf 
die Elektrizitätswirtschaft. Der Selbstver- 
waltungskörper soll zunächst dargestellt wer- 
den durch einen sogenannten „Blektrizitäts- 
rat“, gebildet von Staat, Arbeiterschaft, 
Technik und Wissenschaft sowie Abnehmer- 
kreisen. Daneben soll 'ein Direktorium aus 
Fachleuten gebildet werden unter Anlehnung 
an privatwirtschaftliche Einrichtungen. Die 
Befugnisse der einzelnen Organe sowie die 
Rechte des Staates werden nur ganz allgemein, 
fast ohne Bezugnahme auf die Elektrizitäts- 
wirtschaft, erörtert. 

. „Daß die Vorschläge des Verfassers durch 

die Ereignisse inzwischen überholt sind, würde 
dem Wert des Buches keinen Abbruch tun, 
"wenn die Grundlagen der heutigen Elektrizi- 
tätswirtschaft und die Gesichtspunkte zu ihrer 
Beurteilung klar und einwandfrei herausge- 
arbeitet wären. Das ist aber nicht der Fall. 
Der Verfasser scheint in der einschlägigen 
Literatur einigermaßen belesen zu sein, selbst 
aber keinerlei. praktische Erfahrungen auf 
diesem Gebiete oder auch nur nähere Fühlung 
damit zu besitzen. Er hätte vor allen Dingen 
einen Satz beherzigen sollen, den er selbst in 
diesem Buche niedergeschrieben hat (Srlol): 
„Eine Universal-Kenntnis kann heute von 
niemand vorausgesetzt werden, es. gibt nur 
Spezial-Kenntnis des Einzelnen und seiner 
Sache, die er eine lange Reihe von Jahren, 
evtl. sein ganzes Leben hindurch betätigt, 
genau kennt und beherrscht.‘ Leider scheint 
dies bei dem Verfasser nicht zuzutreffen, denn 
sonst hätte er nicht wiederholt das Märchen 
von der Gefährlichkeit der Elektrizität auf- 
tischen oder offenbare Unrichtigkeiten be- 
richten dürfen, so z. B., daß der Sächsische 
Staat bei der Elektrizitäts-Lieferungs-Gesell- 
schaft bis zu 49%, des Gesamtkapitals beteiligt 
sei, oder aber oberflächlich die längst als 
Schlagwort erkannte Gefahr einer Monopoli- 
sierung der Elektrizitätswirtschaft durch einige 
Großfirmen hervorheben dürfen, und alles 
dies vielfach in einem recht schlechten Deutsch. 
Man fragt sich, welchem Zweck ein "solches 
Buch dienen soll. Den Fachkreisen bringt es 
nichts Neues. Zur allgemeinen Aufklärung 
aber kann oder vielmehr soll es nicht bei- 
tragen, weil vieles nur von außen, gewisser- 
maßen im Vorübergehen, und daher undeutlich 
und zum Teil verzerrt gesehen ist. Solche 
Bücher, die nur dem Ehrgeiz eines Heraus- 
gebers oder der Geschäftstüchtigkeit eines 
Verlegers entspringen ohne auf besonderer 
Sachkenntnis des Verfassers zu beruhen, blieben 
besser ungeschrieben. Siegel. 


Gesetz, betreffend die Sozialisierung 
der Elektrizitätswirtschaft, vom 31. 
XII. 1919. Nach amtlichen Quellen er- 
läutert von Wilh. Coermann. VIu. 718. 
in 16°. Verlag von R. Oldenbourg, München 
und Berlin 1920. Preis 6 M. 


Gesetz, betreffend die Sozialisierung 
der Elektrizitätswirtschaft, vom 31. 
XII. 1919, ausführlich erläutert von Dr. 
Heinrich Stern, Rechtsanwalt in Berlin, 
und Dipl.-Sng. Konrad Aron, bei der AEG 
Berlin, Verlag von Franz Vahlen. - Preis 
8.60 M 


Das Buch von Coermann enthält, außer 
einer übersichtlichen Einleitung, in der Haupt- 
sache eine geschickte Verwertung der amt- 
lichen Materialien. Stern und Aron geben 
eine ständige und z. T. sehr eindringende Er- 
läuterung mit praktischen Beispielen. Be- 
sonders wertvoll sind die ausführlichen Dar- 
legungen über den Begriff der „angemessenen 


44 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 37. 


18. September 1920. 


Entschädigung‘, insbesondere über die An- 
gemessenheit von Abschreibungen zu den 
$2u.6(S. 25 bis 28, 55 bis 64). 

Dr. W. Esslinger. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 

Abriß der neuesten Wirtschaftsgeschichte 
des Kupfers. Von Dr. F. W. Francke. 
u. 206 8. in 80, Verlag von Duncker & Humblot, 
München u. Leipzig 1920. Preis 32 M. 

Über psychologische Berufs-Eign ungs 
prüfungen für Verkehrsberufe Von Dr 
phil. A. Schackwitz. Mit 1 Abb. IV u. 1818, 
in 80%. Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. 
Preis 33 M. 

Kurzer Leitfaden der Elektrotechnik für 
Unterricht und Praxis in allgemeinver- 
ständlicher Darstellung. Von R. Krause 
und Prof. H. Vieweger. Mit 375 Textabb. 
4. verb. Aufl. XI u. 267 S. in 80. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 20 M. 

Die Entwicklungsgrundzüge der industri- 
ellen spanabhebenden Metallbearbei- 
tungstechnik im 18. und 19. Jahrhundert. 
Von ®Dr.-jng. B. Buxbaum. Vu. 70 8. in 80. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 9 M. 

Kraft- und Wärmewirtschaft in der Indu- 
strie.e Von M. Gerbel. Mit 9 Textabb. 
2. verb. Aufl. IV u. 102 S. in 80. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 12 M. 

Führung der Berliner Hoch- und Unter- 
grundbahn durch bebaute Viertel. Von 
Geh. Baurat P. Wittig. Mit 77 Textabb, 56 S. 
in 40%. DerZirkel, Architektur-Verlag G.m.b.H., 
Berlin 1920 Preis geb. 18 M. 

Handbuch zum Umsatzsteuergesetz vom 
24. XII. 1919 für das Beleuchtungs-, In- 
stallations-, Metall- und Glasfach. Von 
Dr. jur. F. Neuendorf. IV u. 85 S. in 80. Ver- 
lag: Zentralstelle des Beleuchtungsfaches für Ge- 
A und Steuerbearbeitung, Berlin 1920. Preis 
10 M. 

Die Metalle und ihre Verbindungen. Ven 
Prof. Dr. J.Koppel. Heft 1. Alkalimetalle, Erd- 
alkalimetalle, Magnesiummetalle. Mit 8 Textabb. 
1448.in 160. Preis 2,10 M + 100%) T.Z. Heft 2, 
Kupfergruppe, Aluminiumgruppe, Titangruppe. 
Bleigruppe Mit 1 Abb. II u. 133 $. in 160, 
Preis 2,10 M-+ 100%) T.Z. Heft 3. Vanadium- 
gruppe, Chromgruppe, Mangan, Eisengruppe, 
Platingruppe. Mit 5 Textabb, II u. 143 8. in 160. 
Preis 2,10 M + 100°), T. Z. Vereinigung Wissen- 
schaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co., 
Berlin und Leipzig 1920. 

Über Relativitätsprinzip, Äther, Gravi- 
tation. Von P. Lenard. Neue verm. Ausgabe. 
35 8. in80. Verlag von S. Hirzel. Leipzig 1920. 
Preis 5 M. 

Wahl und Aufgaben der Betriebsräte, der 
Arbeiterräte und der Angestelltenräte 
sowie der Betriebsobleute, Von Dr.-H. 
Schulz. 2. verb. u. erw. Aufl. VI und 194 S. 
in 80, Ver'ag von Julius Springer, Berlin 1920. 
Preis 11 M. 

Sonderabdrucke. 


Von Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. E. Josse. Neuzeit- 
liche Verwertung und Bewertung der 
Wärme. „Zeitschrift für das gesamte Turbinen- 
wesen“ 1920. Zu beziehen durch die Hauptstelle 
für Wärmewirtschaft Berlin NW, 7, Sommerstr. 4a. 

Oberingenieur Seufert. Berechnung von Schau- 
bildern zur Abgafanalyse. „Zeitschrift des Ver- 
eins deutscher Ingenieure“ 1920, S.505. Preis?2M. 


Listen und Drucksachen. 

Preisliste M 18a über Anlaßwalzen mit Ölfüllung. 
Herausgegeben von den Siem ens-Schuckert- 
Werken, Berlin-Siemensstadt. 

Liste Nr. 58 über Drehstrom-Motoren mit Kupfer- 
wicklung und Kugellager in friedensmäßiger Aus- 
führung. Herausgegeben von Diedr. Keune, 
Fröndenberg a. d. Ruhr und Niederzwehren bei 
Cassel. 

Preisliste D 1920. Herausgegeben von Fritz Al- 
brecht, Hannover, Großhandlung elektrotech- 
nischer Bedarfsartikel. > 

Gleichstrom-Klingel-Transformator Condector. 
Gleichstrom-Automat Constator. — Chromotan- 
Heizkörper. Herausgegeben von Arthur Libesn y 
& Co. G. m. b. H., Berlin S. 14. 

Stromspar-Beleuchtungskörper. Herausgegeben von 
denPh ysikalischen Werkstätten, Göttingen. 


Zeitschriften. 


Archiv für Elektrotechnik, Bd. 9, 1920, Heft 2/3, 
enthält folgende Arbeiten: L. Dreyfus, Das 
asynchrone Anlaufmoment der Synchronmaschine. 
Fr. Leyerer, Über Wechselstromselbsterregung 


——— BEE EEE 


VIIT 


'befreit.!) 


von Gleichstrommaschinen. W. Rogowski, 
Neue Vorschläge zur Verbesserung des Kathoden- 
strahloscillogıaphen. Rogowski und G. 
Glage, Einige Versuche mit einem verbesserten 
Kathodenstrahloscillographen. — Bd. 9, 1920, 
Heft 4, enthält folgende Arbeiten: K. Heegner, 
Über den Zwischenkreisröhrensender. E. Gum- 
lich, Die: magnetischen Eigenschaften von un- 
gleichmäßigem Material. G. Hommel, Über die 
Fehlerkurven des Pendelzählers. J. Biermanns, 
Über ein Vibrationswattimeter. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Wozu neue Fabriken für elektrotechnisches 
Installationsmaterial ? Dr. .W..“Niefind, 
Berlin, macht im ‚‚Elektrot. Anz.“ auf die Geld-, 
Zeit- und Kraftvergeudung aufmerksam, die 
es nach seiner Ansicht bedeutet, wenn ange- 
sichts der Geschäftsstockung, insbesondere der 
Schwierigkeiten, mit denen der Ausfuhrhandel 
z. Zt. zu kämpfen hat, neue Fabriken 
Herstellung von elektrotechnischem 
Installationsmaterial gegründet oder an- 
dere Produktionsstätten hierfür eingerichtet 
werden. ‚Wohin‘, so schreibt er, ‚mit den 
Erzeugnissen neuer Fabriken, wenn die alten 
Firmen ihre Fabrikate nicht einmal absetzen 
können und deshalb teilweise längst mit Feier- 
schichten arbeiten, ihre Produkte auf Lager neh- 
men oder aber die völlige, wenn auch vorüber- 
gehende Schließung ins Auge fassen ?“ 


Pläne der Vereinigung bayerischer Elek- 
trizitätswerke. — Die Vereinigung strebt eine 
einheitliche Strompreisregulierung nach 
abgestuftem Tarif an, will die bereits beste- 
hende Maschinen- und Material-Vermittlungs- 
stelle ausbauen und ein Geldbeschaffungs- 
institut auf genossenschaftlicher Grundlage 
errichten. Die Geschäftsstelle befindet sich 
jetzt in Grabenstätt (Oberbayern). Er 


Außenhandel. — Isolationsgegenstände 
aus Glimmer oder Mikanit für die Elek- 
trotechnik (9121) sind von der Ausfuhrabgabe 
Nach Mitteilung der ‚Weltw. 
Nachr.‘‘ ist der argentinischen 2. Kammer 
ein Anti-Dumping-Gesetzentwurf zuge- 
gangen, der im Interesse der heimischen Indu- 
strie-für ausländische Waren, die mit ähnlichen 
heimischen konkurrieren können und zu einem 
niedrigeren Preise eingeführt werden als der 
z. Zt. der Ausfuhr im Ursprungslande gültige 
Verkaufspreis nebst Fracht, Zoll usw., einen 
Zuschlagszoll in Höhe des Unterschiedes zu- 
züglich 30% vorsieht. — Derselben Quelle zu- 
folge besteht in Spanien große Nachfrage 
nach kleinen Gleichstrommotoren von 0,5 bis 


5 PS, 110 und 120 V, ferner für entsprechende - 


Drehstremmotoren 50 Per, 125 bis 210 bzw. 150 


bis 285 V. Schnelle Lieferungsmöglichkeit er- 


forderlich. 


WARENMARKT. 


Erze. — Die Versorgung mit Erzen reicht 
seit einiger Zeit wieder vollkommen aus. An 
Stelle der dringenden Nachfrage z. Zt. der Erz- 
knappheit ist jetzt wieder ein großes Angebot, 
namentlich in ausländischen Erzen, zu Preisen 
am Markt, die bei den ermäßigten Fracht- 
sätzen wesentlich niedriger sind als bisher. 
Inländische Erze aus dem Siegerland und aus 
dem nassauischen Revier stehen gegenwärtig 
in ausreichendem Umfange zur Verfügung. 
Bei der durch die Einschränkung der Kohlen- 
zuteilung an die Hüttenwerke stark rück- 
gängigen Roheisenherstellung ist sehr wahr- 
scheinlich mit einem weiteren starken Ab- 
flauen des Erzmarktes und infolgedessen auch 
mit einer Ermäßigung der inländischen Erz- 
preise zu rechnen. Holz. Der Verband 
Deutscher Bau- und Nutzholzhändler hat für 
den gesamten Bau- und Nutzholzhandel 
Deutschlands eine Holzbörse eingerichtet; die 
erste fand am 2.-IX. in Berlin statt. Man will 
die Börsentage in regelmäßigen Abständen 
wiederholen. — Wolle. 


waren 12000 Ballen angeboten, von denen 
jedoch infolge schlechter Auswahl nur 4500 
Ballen verkauft wurden, u. zw. in der Haupt- 
sache an belgische Fabrikanten. Für Fein- 
wolle wurden gegenüber der letzten Auktion 
um 5% höhere Preise bezahlt. Auf der Berliner 


Wollversteigerung, die am 27. VIII. stattfand, 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 664. C 


zul 


. En: 0 £ 8 
*Kupfer: best selected . 106 O0 0 bis107 0. 
Ben electrolyt.. 111 00 ,117 0 
5 wire bare... 116 0 0 „17 0 
sr Bo standard, Kasse 95 15 0 „ 9% © 
wi. 2 8 Mon. ..97:, 0% O0 A 
Zinn: standard, Kasse... 267 0 0 „267 10 
5 £ Mon. . 7410 0 „275 0 
n. SBtrRlLB VIE. 16, ar 270,8. 0,2027 
Blei: span.oder nichtengl. 
\ = Weichblei.. . . ... 86 10.0.8632 
'„.. gew. engl. Blockblei 38 100 „ — — 
‘Zink: gew. Sorten... .. 3715 0,5395 
„on sremelted...3...,, 30 KON OF ern 
n engl. Swanse .. 0100, -—— 
Antimon: engl. Reg. .. 52/55 £ net. 


Bei der letzten Ant- 
werpener Versteigerung australischer Wolle | 


war die Stimmung vom Anfang bis zum Schluß E 


lebhaft. Besonders starke Nachfrage herrschte 


nach Merinowollen, die nicht ausreichend vor- ; 


handen waren. Schwach gefragt waren Kreu- 
zungswollen; lange A/AA-Wollen wurden zu 
120 bis 140M, fabrikgewaschen, verkauft, voll- 
schürige mittlere A-Wollen zu 100 bis 120 M, 


-B-Wollen zu 90 bis 100 M, C-Wollen zu 75 bis 


90 M und D/E-Wollen zu 50 bis 60 M/kg. — 
Gummi. Die Rohgummipreise konnten sich bis 
Mitte August etwas erholen, doch war die 
Besserung nicht von langer Dauer; denn in 


der letzten Woche gingen die Preise wieder 


auf den tiefen Stand von Anfang August zu- 
rück. Am 1. IX. wurde in London für Crepe I 
1 s 9 d/lb und für Sheets 1 s 73, d/lb notiert. 
Dies ist der niedrigste Preisstand seit Januar 
d. J. Infolge des verminderten Gummiver- 
brauchs der amerikanischen Automobilindustrie 
stieg der Uberschuß der Gummiproduktion über 
den Verbrauch seit 1918 bis auf 0,140 Mill t. 
Daher erklärtes sich, daß der Markt für Gummi 
derartig gedrückt ist.— Harze und Schellack 
verkehren seit Anfang August in festerer 


Haltung und vermochten den Preisnachlaß 


der voraufgegangenen Monate z. T. wieder 
einzuholen. — Teer. In den letzten Tagen ist 


eine wesentliche Belebung in der Nachfrage 


nach Teerprodukten eingetreten. Prima Stein- 
kohlenteerpech stieg auf 190 M/dz, und für 
Heizöle wurden bereits wieder Preise von 
260 bis 270 M/dz bezahlt. — Terpentin. Die 
Abwärtsbewegsung der Preise für Terpentin 
hielt in letzter Zeit weiter an. 
notierte man in New York 1,521, 
Savannah 1,394, bis 1,404, $/Gallone (4,51). — 
Metallpreise. Die Noti®&rungen der Vereini- 


gung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz 


bzw. der Kommission des Berliner Metall- 


börsenvorstandes (letztere verstehen sich ab = 


Lager in Deutschland) lauten in :M/100 kg: 


Metall 10-1X: | MER 
Elektrolytkupfer (wire | 
bars), prompt, eif Hamburg, ; 
Bremen, Rotterdam . . . 2217 2138 


Raffinadekupfer 99/99,3%/, 


Originalhüttenweichblei 630—640 | 610—620 

Originalhüttenrohzink, BRSIE: 

. Preis im freien Verkehr . | 770-780 750 

Plattenzink (remelted) von 
handelsübl. Beschaffenheit | 540—550 | 520—530 


Originalhüttenaluminium 
98/990/yin gekerbt.Blöckchen 

dsgl. in Walz- oder Draht-. 

batren ia rs arnG 
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- 5200 —5250 50005100 
Hüttenzinn, mind. 990%, . . 15100—5150,4900—4950 
Reinnickel 98/99%, . . . |4000—4050 3900—4000 
Antimon-Regulus. . . . 850 | 825-850 
Silber in Barren ca. 900 fein | - | 

für 1 kg fein . . .. ..11410—142011310—1320 


- An der Londoner Metallbörse wurden 
nach. ‚Mining Journal“ am 3. IX. 1920. für 
1 ton (1016 kg) notiert: 3 


b7o0 — 2800 2709 —2800 


Aluminium: 98 bis 990/ 


Nickel: 98 bis 99%, gar. 

Quecksilber: nom. für 
die 75 Ibs.-Flasche. . . 

Platin: je Unze nom... 


18 £& 
620 8. 


In New York notierte Elektrolyt- ee; 


kupfer am 9. IX. 1920 loko 18,75 ets/lb. 
; Netto. 


Bezugsquellennachweis. = 


Frage Nr. 31. Wer übernimmt das Auf-- = 


polieren wenig eingelaufener Edelstein-Fuß- 
lager für Zähler? — Wer weist ein Schleif- 
mittel zur eigenen Vornahme des Aufpolierens 
gering beschädigter Edelsteinlager nach? 


‚Abschluß des Heftes: 11. September 190%. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus Spri 2 gerin Berlin. 


$ und in 


2850—29502850—2950 


Am 28. VIIL- 


1625—165011500— 1550 


Iloloa ooo0o00o00a. 


745 


Elektrotechnische Zeitschrift 


EIERN (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189. 


Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


Berlin, 23. September 1920. 


41. Jahrgang. 


Heft 38. 


FlußwasserkräfteundElektrizitätsversorgung 
in Deutschland.!) 


Von Ministerialdirektor Dr.=Sng. e. h. Sympher, 
Berlin. 

Übersicht. Die bessere Verwertungsmöglich- 
keit unregelmäßiger Wasserkräfte infolge der neue- 
ren Gesetzgebung, die hohen Kosten der Kohlen 
und sonstigen Brennstoffe, sowie die Notwendig- 
keit, den vorhandenen Kohlenvorrat zu schonen, 
begünstigen den Ausbau von Flußwasserkräften für 
die Elektrizitätsversorgung Deutschlands außeror- 
dentlich. Dadurch wird die Möglichkeit zur bes- 
seren Schiffbarmachung von Flüssen und damit zur 
Förderung des Wasserstraßenverkehrs in bisher un- 
geahnter Weise geboten. An einigen Beispielen, 
insbesondere an der Kanalisierung des Neckars, des 
Mains und der Donau wird dies näher erläutert. 


In neuester. Zeit entwickeln sich bei uns 
so weitgehende Beziehungen zwischen Wasser- 
wirtschaft und Elektrizitätsversorgung, daß 
Ihr Vorstand es für zweckmäßig gehalten hat, 
einen besonders wichtigen Zweig dieser Be- 
ziehungen, nämlich die Ausnutzung der Fluß- 
wasserkräfte, einer Erörterung auf Ihrer 
Hauptversammlung zu unterziehen. Gern 
bin ich als Wasserbauingenieur Ihrer Auf- 
forderung gefolgt, darüber einleitend zu be- 
richten, denn der Gegenstand ist nicht nur 
von Belang für die Elektrotechnik, sondern 
fast noch wichtiger für den Ausbau unserer 
Wasserstraßen, dem sich dadurch ganz neue 
Möglichkeiten bieten. Entsprechend dieser 
einleitenden Bemerkung möchte ich den 
Gegenstand meines Vortrages auf schifibare 
Flüsse begrenzen und die vielfachen sonstigen 
Beziehungen, die zwischen der Wasserwirt- 
schaft und Elektrizitätsversorgung bestehen, 
nur soweit streifen, wie es unbedingt nötig ist. 

M. H.! Wasserwirtschaft und Elektrizi- 
tätsversorgung haben von Anbeginn der 
letzteren immer zusammengehört, und der 
Vorgang, der den ersten praktischen Beweis 
einer Überlandsversorgung geliefert hat, be- 
traf die Verwendung einer Flußwasserkraft. 
Der Anregung Oskar v. Millers entsprechend, 
wurde 1891 die in Elektrizität verwandelte 
Wasserkraft von Lauffen am Neckar nach 
Frankfurt a./M. geleitet, um hier 175 km vom 
Erzeugungsort tausend Glühlampen zu speisen 
und rehstrommotoren zu betreiben, von 
denen einer die Pumparbeit für einen 10 m 
hohen Wasserfall leistete. Im ganzen wurden 
200 PS mit drei blanken Kupferdrähten als 
Drehstrom von 15000 bis 20 000° V Spannun 
überführt, wobei der Leitungseinlaß nur 15% 
und die Gesamtnutzwirkung fast 75% betrug. 

Von Anfang an ein voller Erfolg! Und 
nun war die Bahn für eine bessere Verwertung 
der Woasserkräfte frei, da ihre Ausnutzung 
nicht mehr an den oft abgelegenen Ort ihrer 
Erzeugung gebunden war. Trotzdem traten 
in der späteren Entwicklung die in Deutsch- 
land zur Elektrizitätserzeugung verwendeten 
Wasserkräfte gegenüber der Dampfkraft zu- 
nächst zurück. Bei uns sind gewaltige, an 
einer Stelle zusammengefaßte Kraftquellen, 
namentlich an Wasserfällen größerer oder 
durch überliegende Seen ‚gleichmäßig ge- 
stalteter Flußläufe, wenig vorhanden. Wo sie 
daher erst künstlich geschaffen: werden mußten, 
bedurfte es großer Anlagekosten, die aber in 
der Regel doch nicht bewirkten, daß die je- 
weilig vorhandene Leistung dem zeitigen Kraft- 
bedarf genau angepaßt werden konnte. Mangel 
und Überfluß wechselten mit einander ohne 
Ausgleichsmöglichkeit ab, so daß die letztere 
in der Regel nur durch eine Dampfaushilfe be- 
schafft werden konnte. Dadurch entstanden 
doppelte Anlagekosten, denen die Ersparnis 
an Brennstoff nicht immer die Wage hielt. 
So kam es, daß selbst an kanalisierten Flüssen, 
wo die Ausgaben für die eigentlichen Stau- 
werke schon zum Nutzen der Schiffahrt ge- 
leistet werden mußten, also die Krafterzeu- 
gung nicht belasteten, die Gefälle meist un- 


1) Vortrag, gehalten auf der Jahresversammlung des 
Harpanden Deutscher Elektrotechniker in Hannover am 
24 . 1920. > 


enutzt blieben. Von Einfluß darauf war auch 


ie Form der Stauanlagen, für die aus Er-, 


sparnisrücksichten in den letzten Jahrzehnten 
meist Nadelwehre gewählt wurden. Diese haben 
aber den Nachteil, daß sie schon bei drohen- 
der Eisgefahr niedergelegt werden müssen und 
im allgemeinen erst wieder aufgerichtet werden, 
wenn die Frostgefahr vorbei ist. Das bedeutet 
Aufhebung des Staues und der Kraftgewin- 
nung während einiger Wintermonate, in denen 
erfahrungsgemäß der Bedarf an Licht und 
Kraft besonders groß ist. 

Die hier geschilderten Mängel der Fluß- 
wasserkräfte haben ihren Wert lange Zeit 
ebenso zurücktreten lassen, wie es bei den 


Schiffahrtstraßen gegenüber den Eisenbahnen - 


der Fall war. Auch hier ließen die unzweifel- 
haften Vorzüge der letzteren gegenüber den 
Nachteilen der Wasserwege hinsichtlich wech- 


selnder Leistungsfähigkeit, zeitweiliger völliger | 


Unterbrechung und geringerer Schnelligkeit 
fast in Vergessenheit geraten, daß doch die 
Billigkeit des Schiffsgüterverkehrs bei ge- 
eigneten Einrichtungen so groß ist, daß da- 
neben die Nachteile und Unbequemlichkeiten 
wohl in den Kauf genommen werden können. 
Erst als der Wettbewerb dazu zwang, die 
letzten Gewinnmöglichkeiten auszunutzen, 
wandte man sich auch wieder den Wasser- 


straßen zu, deren Verkehr sich von Jahr zu ‘ 


Jahr steigerte und heute im Gütertausch 
Deutschlands nicht mehr entbehrt werden 
kann. Die gleiche Bu elchung hin jetzt 
die Wasserkräfte zu nehmen. an kann zwar 
ebensowenig wie bei der Binnenschiffahrt 
erwarten, daß die Erzeugung von Elektrizität 
durch Wasserkraft in Deutschland eine 
führende Rolle einnehmen wird, man kann 
aber hoffen, daß die fortschreitende Ausnutzung 
der uns durch Niederschläge und Abfluß stets 
erneut wieder geschenkten Naturkraft in erheb- 
lichem Maße die Brennstoffwerke entlasten wird. 

Schon vor dem Kriege sind auch in 
Deutschland Flußwasserkräfte für die all- 
gemeine Elektrizitätsversorgung "ausgebaut, 
insbesondere durch die preußische Wasser- 
bauverwaltung. Ziemlich gleichzeitig mit dem 
von Bremen am Hemelinger Wehr erbauten 
Kraftwerke wurde ein solches in Dörverden 
errichtet, wo landwirtschaftliche Bedürfnisse 
den Einbau eines Wehres in die Weser ver- 
langten. Durch Gesetz vom 9. Juni 1913 
wurden die Mittel für eine Wehr-Schleusen- 
und Kraftwerkanlage bei Münden am Zu- 
sammenfluß von Weser und Fulda bewilligt. 
Die Anlagen sind in etwas geänderter Form 
in der Ausführung begriffen. An der Lippe 
wurde in Hamm ein Kraftwerk bei der Neu- 
kanalisierung des Flusses errichtet; am Main 
die bereits im Bau begriffenen drei neuen 
en Wehr- und Schleusenanlagen ober- 
alb Offenbach umgeändert und mit Kraft- 
turbinen ausgerüstet. Mit einer Reihe von 
Städten und Kreisen in Westpreußen wurden 
endlich Verträge wegen Bau von Elektrizitäts- 
werken neben den soeben vollendeten Wehr- 
und Schleusenanlagen der kanalisierten Nogat 
abgeschlossen. Von besonderer Bedeutung 
sind einige bereits ausgebaute Flußwasser- 
kräfte am Oberrhein oberhalb Basel, an denen 
Deutschland allerdings bisher nur mit der 
Hälfte der Waserkraft in Augst-Wyhlen und. 
Laufenburg beteiligt ist. ER 

“Nachdem durch Fernübertragung _die 
technische Grundlage für ausgedehntere Ver- 
wendung der Wasserkräfte gegeben ist, sind es 
besonders drei Umstände, die diese Verwendung 
von jetzt ab besonders begünstigen. Diese sind 
1. bessere Verwertungsmöglichkeit der Wasser- 

kräfte infolge des Reichsgesetzes über die 
Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft, 
2. die hohen Kosten der Kohlen und sonstigen 
Brennstoffe, 
3. die Notwendigkeit, den in Deutschland vor- 
handenen Kohlenvorrat zu schonen. 

M. H.! Das ‚Gesetz, betreffend die So- 
zialisierung der Elektrizitätswirtschaft vom 
31. XII. 1919“ ist ein Ergebnis der Neuzeit, 
dem man, sachgemäße Ausführung voraus- 
Bet in der Hauptsache zustimmen kann. 

baut sich auf Grundgedanken auf, die von 
führenden Persönlichkeiten schon vor und 


während des Krieges über die weitere Ent- 
wicklung der Elektrizitätswirtschaft vertreten 
wurden, deren Verwirklichung aber an all- 
zuvielen Bedenken zu scheitern drohte, die 
schon manchen Fortschritt verhindert haben. 
In dem uns heute beschäftigenden Sonder- 
falle werden erst die Bestimmungen dieses 
Gesetzes eine restlose und günstige Verwen- 
dung der gesamten, von einer Stauanlage zu 
gewinnenden Wasserkraft ermöglichen. Uber 
Ziele und Inhalt des ursprünglichen Entwurfes 
zum Elektrizitätsgesetz!) hat Herr Geheimer 
Baurat Block in Ihrer vorjährigen Hauptver- 
sammlung berichtet. Heute beschränke ich 
mich auf die tatsächlich Gesetz gewordenen 
Bestimmungen, welche von ausschlaggebender 
Bedeutung für die Möglichkeit restloser Ver- 
wertung der Wasserkraft, insbesondere der 
Flußwasserkräfte sind. Sie lauten: 


SE92: 
Das Reich ist befugt, 

1. das Eigentum oder das Recht der Aus- 
nutzung von Anlagen, welche zur Fort- 
leitung von. elektrischer Arbeit in einer 
Spannung von 50000 V und mehr be- 
stimmt sind und zur Verbindung mehrerer 
Kraftwerke dienen, 

2. das Eigentum oder das Recht der Aus- 
nutzung von Anlagen zur Erzeugung elek- 
trischer Arbeit (Elektrizitätswerk) mit einer 
installierten Maschinenleistung von 5000 kW 
und mehr, welche im Eigentume privater 
Unternehmer stehen, und nicht ganz über- 
wiegend zur Erzeugung elektrischer Arbeit 
für eigene Betriebe dienen, 

3. privaten Unternehmern zustehende Rechte 
zur Ausnutzung von Wasserkräften für die 
Erzeugung elektrischer Arbeit mit einer 
Leistungsfähigkeit von 5000 kW und mehr, 
welche nicht ganz überwiegend zur Er- 

neunE elektrischer Arbeit für eigene Be- 

triebe bestimmt sind, einschließlich des 

Eigentums an den in Ausübung dieser 

Rechte errichteten Anlagen und des Rechtes 

auf Benutzung technischer Vorarbeiten 

gegen angemessene Entschädigung zu über- 
nehmen. 


ee lieh avenarelnlete ne 'slm a-/al u. ;0,.00 en ul ma uLe 6 ahehietg we, ale 


(Abs. 2). 

Bei gemischtwirtschaftlichen Unterneh- 
mungen, bei denen die Beteiligungen von Pri- 
vaten gegenüber den Beteiligungen der Län- 
der, Gemeindeverbände und Gemeinden am 
1. X. 1919 25% oder mehr betragen, hat das 
Reich das Recht, Anlagen und Rechte der 
im $ 2 Abs. 1 Ziffer 2 und 3 genannten Art zu 
übernehmen. 


Oasen Kendekrereieintelche ai ale abe nuuhe IM 8) 8 07 en.e neun, a lelin 


$8. 

Das Reich kann verlangen, daß Anlagen 
zur Fortleitung elektrischer Arbeit und Elek- 
trizitätswerke, auch wenn sie nicht unter 
$ 2 Abs. 1 Ziffer 1 und 2 fallen, in Gesell- 
schaften, an denen das Reich beteiligt ist, 
eingebracht werden, wenn den Interessen der 
Gemeinwirtschaft nicht durch Austausch elek- 
trischer Arbeit genügt werden kann. Hin- 
sichtlich der beim Inkrafttreten dieses Ge- 
setzes bestehenden oder in Ausführung be- 
griffenen sowie der künftig mit Zustimmung 
des Reiches errichteten staatlichen und kom- 
munalen Anlagen der im $ 2 Abs. 1 Ziffer 1 
bezeichneten Art können die Länder, Ge- 
meindeverbände und Gemeinden dasselbe Ver- 
langen an das Reich stellen, solange die An- 
lagen vom Reiche nicht gemäß $ 2 übernommen 
werden. Die bisherigen Eigentümer der ein- 
zubringenden Anlagen sind unter Berück- 
siehtigung des Wertes der Anlagen an der Ge- 
sellschaft angemessen zu beteiligen. 


ET ESEL SC NE Re a Re Fr ARTEN RI EZ ML ZU 00) 


= Dieses Gesetz gibt, wie es vielfach üblich 
ist, nur die Befugnis, das auszuführen, was 
im Gesetz angegeben ist. Es kann aber in der 
Regel und dieses Mal bestimmt angenommen 

1) Vortrag, gehalten auf der Jahresversammlung des 


Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Stuttgart am 
24. X. 1919. Vgl. „ETZ* 1919, 8. 533. 


746 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heit 38. 


Fe 


23. September 1920. 


werden, daß von der Befugnis auch Gebrauch 

gemacht wird. Danach muß man sich also 

denken, daß innerhalb absehbarer Zeit 

1. das Reich von Hochspannungsleitungen 
überzogen sein wird, an das alle, nicht nur 
für den eigenen Gebrauch arbeitenden 
Elektrizitätswerke angeschlossen sind und 

. im ganzen Reich räumlich abgegrenzte Ge- 
sellschaften gebildet werden, in welche die 
meisten Elektrizitätsunternehmungen aller 
Art ihr Eigentum einbringen und an denen 
sie fortan Teilhaber sind. An allen diesen 
Gesellschaften wird auch das Reich be- 
teiligt sein, wobei es aber keineswegs nötig 
ist, daß es über die Mehrheit der Anteile 
und Stimmen verfügt. 

Das Reich und die Gesellschaften werden 
daher in der Lage sein, die Erzeugung der für 
die Allgemeinheit bestimmten Elektrizitäts- 
mengen zu regeln, die in den einzelnen ange- 
schlossenen oder sonst zur Lieferung von 
Strom zugelassenen Werken erzeugte Arbeit 
in das gemeinsame Netz aufzunehmen und 
ausgleichend zu verteilen. Besonders vorteil- 
haft wird das für Wasserkraftanlagen und 
hauptsächlich für Flußkraftwerke sein. Den 
letzteren strömt das Wasser zu, wie es von 
oben kommt, selten in ausreichender Weise 
durch See-.oder Talsperrenausgleich geregelt. 
In trockener Zeit ist zwar Gefälle, aber wenig 
Wasser vorhanden, bei Hochwasser viel Wasser, 
aber kein Gefälle, bei Mittelwasser dagegen 
gutes Gefälle und Überschuß an Wasser, so 
daß die Freigerinne ungenutzte Mengen ab- 
laufen lassen müssen. Ebenso war es bisher 
des Nachts, da dann meist geringer Kraft- 
bedarf vorhanden war. Man half sich, soweit 
nötig, in der Regel dadurch, daß man auf 
weitgehende Ausnutzung verzichtete oder daß 
man bei größerem Ausbau das Absatzgebiet 
und die Verbrauchsmöglichkeit zu steigern 
suchte und in den Zeiten des Mangels für 
Dampfaushilfe sorgte. Trotzdem mußte man 
aber viel Wasser fortlaufen lassen, wenn man 
die daraus gewonnene Kraft nicht ausnahms- 
weise als wenig einbringenden Überschuß- 
strom abgeben konnte. Das wird jetzt auf- 
hören, sobald das gemeinsame Starkstrom- 
netz vorhanden sein wird. Aus diesem wird, 
auf das ganze Reich ausgedehnt, selbst zu 
Zeiten geringen Bedarfes, insbesondere auch 
des Nachts, so viel Strom abgegeben werden, 
daß dabei alle von Flußwasserwerken er- 
zeugten Kräfte untergebracht werden können. 
Überschußstrom wird es später nicht mehr 
geben und innerhalb des gemeinsamen Netzes, 
das eine große Zahl bedeutender Wärmekraft- 
werke anschließt, bedarf es in Zukunft be- 
sonderer Dampfreserven für Wasserkraft- 
werke nicht mehr. Die in letzteren erzeugte 
Elektrizität wird damit der in Brennstoff- 
werken gewonnenen im wesentlichen gleich- 
wertig; sie kann geschätzt werden nach den 
Ersparnissen, die einerseits an Kohlen, Be- 
triebsstoffen, Unterhaltung und Bedienung, 
anderseits an Neubaukosten in dem Umfange 
gemacht werden, wie auf den Bau von Dampf- 
kraftwerken verzichtet werden kann. _ Dies 
wird um so mehr sein, je größer die Mindest- 
leistung der Wasserkraftwerke zu den Zeiten 
eingeschätzt werden kann, in denen man mit 
der höchsten Spitzenleistung der gesamten 
Elektrizitätsversorgung rechnen muß, also im 
November und Dezember während der frühen 
Abendstunden. Hochwassertage, an denen 
viele Flußkraftwerke gar nicht arbeiten, 
können dabei außer Betracht bleiben, denn es 
ist anzunehmen, daß sie nicht bei allen Strom- 
gebieten zusammenfallen. Wichtig ist es aber, 
die Niedrigwassermengen zu erhöhen. Das 
weist auf Talsperren hin, die im Rahmen der 
Wasserwirtschaft zu verschiedenen Zwecken, 
namentlich auch zur Verbesserung der Schift- 
barkeit durch Erhöhung der Niedrigwassermen- 
gen, eineimmer steigende Bedeutung gewinnen. 

Schafft das Elektrizitätsgesetz die Mög- 
lichkeit der restlosen Verwertung der gesamten 
Wasserkraft, so wirkt als zweiter günstiger 
Umstand der hohe Preis der Kohlen. Vor dem 
Kriege scheiterte der Ausbau neuer, in der 
ersten Anlage teurer Wasserwerke oft an dem 
Umstande, daß die Herstellung der Dampf- 
anlagen billig und die Ausgabe für Heizstoffe 
mäßig war. Besonders die stets fortschreitende 
Ausgestaltung großer Dampiturbinen ver- 
lieh den Dampfwerken vielfach ein entschei- 
dendes, finanzielles Übergewicht. Die jetzigen 
hohen Kohlenpreise haben darin eine Änderung 
herbeigeführt, und wenn auch die Anlage- 
kosten der Wasserkraftwerke ebenfalls eine 
Steigerung auf das Vielfache erfahren haben, 
so bleibt diese Steigerung doch gegen die- 
jenige bei den Kohlen erheblich zurück. Unter 
den jetzigen Kohlenpreisen lohnt es sich also, 
eine große Menge von ‚Wasserkräften auszu- 
bauen, an deren Verwertung man früher ver- 
gebens gedacht hat. Nur ein Bedenken schwer- 
wiegender Art bleibt bestehen. Werden heute 


DD 


Anlagen mit großer Überteuerung geschaffen, 


so belasten die hohen Kosten bis zum Ablauf 
der Tilgungsfrist dauernd das Erzeugnis mit 
erheblichen Zinsen und Tilgungsbeträgen, 
während bei fallenden Kohlenpreisen die 
Wärmekraftanlagen schon wieder in der Lage 
sein werden, billig zu liefern. Nun ist aber 
nach Lage der Verhältnisse leider damit zu 
rechnen, daß die Brennstoffpreise auf lange 
Jahre hinaus hohe bleiben werden. Das be- 
dingt schon der Friedensvertrag, der zur Auf- 
bringung der gewaltigen Wiedergutmachungs- 
kosten hohe Abgaben auch von Kohlen be- 
dingt und uns ferner zwingt, von unserer 
ohnehin knappen Kohlenförderung einen er- 
heblichen Teil den früheren Feinden abzu- 
geben, ganz unabhängig davon, daß diese die 
gesamte Saarkohle mindestens 15 Jahre lang 
mit Beschlag belegt haben und daß die Zu- 
kunft Oberschlesiens noch unsicher ist. Für 
einen langen Tilgungszeitraum werden daher 
diese im allgemeinen bedauerlichen, für den 
Ausbau der Wasserkraftwerke aber günstigen 
Umstände andauern. \ 

Diese werden noch verstärkt dadurch, 
daß der Verlauf des Krieges, seine Begleit- 
erscheinungen und seine Folgen uns gelehrt 
haben, welchen Schatz wir in unseren Kohlen- 
flötzen besitzen und daß es dringend notwendig 
ist, ihren Bestand so weit zu schonen, wie es 
irgend möglich ist. Auch hier spielen die Ge- 
fahren, welche das Saargebiet und Ober- 
schlesien bedrohen, eine große Rolle. Man 
wird daher noch mehr als früher darauf be- 
dacht sein müssen, die im Wasser verfügbare 
und sich stets erneuernde Naturkraft heran- 
zuziehen, statt Kohle zu verwenden, auch 
wenn dabei ein geldlicher Vorteil nicht er- 
zielt werden sollte. ° 

Die Erkenntnis, daß in Zukunft alle ge- 
winnbare Wasserkraft ohne Beschränkung 
durch Ort, Eigentumsverhältnisse und Un- 
regelmäßigkeit zu hohen Preisen Absatz fin- 
den kann, führt nun zur Verwirklichung einer 
ganzen Reihe von Wasserstraßenplänen, 
für deren Zustandekommen die Forderungen 
des Verkehrs und die aus diesem zu erwarten- 
den Einnahmen keine ausreichende Unterlage 
bieten. j 

Das für alle Beteiligten überraschendste 
Beispiel zeigte bei näherem. 
Entwurfsunterlagen der Plan zur Kanalisie- 
rung des Neckars von Mannheim bis Plo- 
chingen oberhalb Stuttgart. Seit vielen 
Jahren bemüht man sich in Württemberg um 
eine Schiffbarmachung des Flusses bis Eß- 


‘lingen und in weiterem Verlauf um Fortfüh- 


rung des Wasserweges bis zur oberen Donau. 
Viele Pläne sind schon gemacht, aber an eine 
Verwirklichung war schwer zu denken. Der 
Verkehr allein wäre nicht groß genug gewesen, 
um mit eerträglichen Abgaben die hohen Kosten 
für Bau, Unterhaltung und Betrieb zu decken. 
Erhebliche Zuschüsse aus allgemeinen Landes- 
mitteln schiemen aber nicht zu erwarten zu 
sein. Etwas besserten sich die Aussichten, als 
ein hochherziger und weitblickender Groß- 
industrieller Stuttgarts, Dr.-Sng. Bosch, zum 
Bau 13 Mill. M zur Verfügung stellte und als 
in das Wasserstraßen- und Schiffahrtsabgaben- 
gesetz vom 24. XII. 1911 die Bestimmung 
aufgenommen wurde, daß die Überschüsse 
aus etwa einzuführenden Rheinschiffahrts- 
abgaben auch für die Kanalisierung des 
Neckars von Mannheim bis Heilbronn be- 
stimmt sein sollten. Die Einführung von Ab- 
gaben auf dem Rhein stieß allerdings auf den 
lebhaften Widerspruch Hollands, und es wäre 
nicht abzusehen gewesen, wann dieser Wider- 
spruch hätte beseitigt werden können. Da 
wurde neuerdings der Gewinn aus Flußwasser- 
kräften’in den Vordergrund gerückt. Auf rd 
200 km Länge besitzt der Neckar von Plo- 
chingen bis zur Mündung in den Rhein ein 
Gefälle von rd 160 m, das nach dem vor- 
läufigen Regierungsentwurf mit 34 Staustufen 
von 2,6 bis 8,5 m Gefälle überwunden werden 
soll. Weitere Untersuchungen sollen prüfen, 
ob die Zahl der Stufen noch etwas vermindert 
werden kann. Schleusen von 110 m Länge, 
12 m Breite und 3m Tiefe sind neben Walzen- 
wehren vorgesehen und werden den Verkehr 
von 1200 t-Schiffen gestatten. 


Die Ausgaben für die Kanalisierung ohne | 


Berücksichtigung der Kraftgewinnung betra- 
gen 115 Mill. M an einmaligen Bau- und 
1 400 000 M an jährlichen Betriebs- und Unter- 
haltungskosten. -Einschließlich 5,5% für Ver- 
zinsung und Tilgung ergibt das eine Jahresaus- 
gabe von rd 7,8 Mill. M, denen an Schiffahrts- 
abgaben, wenn diese so hoch wie bei dem Ems- 
Weser-Kanal bemessen werden, nur 4,4 Mill.M 
gegenüberstehen würden. Es ergibt sich also 
ein jährlicher Fehlbetrag von 3,4 Mill. M, und 
damit würde die Ausführung selbst dann zwei- 
felhaft sein, wenn man nicht mit den gewalti- 
gen ‚Baukostenüberschreitungen der Jetztzeit 
zu rechnen hätte. 


Eingehen auf die 


Ganz anders wird die Sache, sobald man, 


die Wasserkräfte ausbaut und verwertet. Nach 
vorsichtiger Annahme können nach Abzug 


aller Verluste jährlich 300 Mill. kWh nutzbar 


zu einem Durchschnittspreise von 3,33 Pf, 


auch für Vorkriegsverhältnisse angenommen, 


abgegeben werden. Das ergibt eine Jahres- 
einnahme von rd 10 Mill. M, denen an jähr- 
licher Verzinsung und Tilgung von 35 Mill. M 
Anlagekapital rd 1,9 und an Betriebs-, Unter- 
haltungs- und Erneuerungskosten rd 1,5, ins- 


gesamt also 3,4 Mill. M als Selbstkosten der .- 


Krafterzeugung gegenüberstehen. Das ergibt 
einen Jahresüberschuß von rd 6,6 Mill. M, der 
ausreicht, um das ganze Baukapital der Schiff- 


fahrtanlagen zu verzinsen und zu tilgen und - 


noch einen kleinen Überschuß zu liefern. Die 
Verkehrsabgaben brauchen also nur die für die 


Schiffahrtanlagen erforderlichen Betriebs- und- 


} Sie können 
niedriger als beim Ems-Weser- 


Unterhaltungskosten zu decken. 
also erheblie 


Kanal angenommen oder zur Deckung weiterer 


Kosten verwendet werden, die entstehen, wenn 
demnächst der Neckarkanal über die schwäbi- 
sche Alb bis zur oberen Donau verlängert wer- 
den sollte. Dafür liegen die Verhältnisse nicht 
so günstig wie für die Kanalisierung des Flus- 
ses, denn die baulichen Schwierigkeiten und 
Kosten sind groß, ohne daß größere Wasser- 
kräfte gewonnen werden können. 3 


Lediglich die günstige Verwertung der 
Flußwasserkräfte hat den Entschluß ermög-- 


licht, trotz der mannigfachsten Schwierig- 
keiten und gewaltigen Kosten, welche heute 
dem Bauen entgegenstehen, die erste Rate für 
die Neckarkanalisierung in den Nachtragsetat 
des Reiches für 1920 aufzunehmen. Die zu- 
nächst geforderten 10 Millionen wurden von 
der Nationalversammlung einstimmig und fast 
ohne Aussprache genehmigt. 2 : 
Dieser überraschende Erfolg Württem- 
bergs hat Bayern nicht ruhen lassen. Auch 
dort verfolgt man seit Jahrzehnten einen Plan 
zur Verbesserung der bereits durch den Main 
und den Ludwigskanal vorhandenen Verbin- 
a zwischen dem Rhein -und der Donau. 
ue 
und eine Reihe verschiedener Linien haupt- 
sächlich zu dem Zweck in Vorschlag gebracht, 
die durch die Krümmungen des Main bedingte 
große ar des Wasserweges abzukürzen. 
Aber auch hier drohte der Plan an den hohen 
Baukosten und an den trotz erheblicher Ver- 
kehrshoffnungen zu geringen Einnahmen an 
Schiffahrtabgaben zu scheitern. Hier tritt 
nun die Verwertung der reichlich zu gewinnen- 
den Flußwasserkräfte ebenfalls helfend ein. 
Es handelt sich dabei um ziemlich verwickelte 
Fragen, die ich versuchen will, Ihnen in mög- 
lichster Kürze nahezubringen. Bayern will 
also einen für 1200 t-Schiffe benutzbaren 
Schiffahrtweg von Aschaffenburg, bis wohin 
der Main bereits im wesentlichen mit ausrei- 
chenden Abmessungen kanalisiert'ist, bis zur 
Reichsgrenze bei Passau schaffen. Der zur 
Ausführung empfohlene Entwurf sieht die Be- 
nutzung des Mains von Aschaffenburg bis 
Wernfeld nördlich Würzburg vor und schneidet 
die folgende Mainschleife, an der Würzburg 
und Kitzingen liegen, durch einen Kanal im 
Werntal ab, der östlich Schweinfurt wieder an 
den Main anschließt, Bis Bischberg unterhalb 
Bamberg wird wieder der Fluß benutzt, immer 
durch Einlagen von Wehren und Schleusen 
hinreichend vertieft. Von hier aus beginnt 
der eigentliche Kanal, der über Nürnberg, die 
Wasserscheide bei Hilpoltstein und Beilngries 
in das Tal der Altmühl führt, die schon jetzt als 


kanalisierter Fluß einen Teil des Ludwiskanals 4 


bildet und unterhalb Kelheim in die Donau 
mündet. Letztere ist bis Regensburg zu kana- 
lisieren; hier schließt bis Hofkirchen eine zu 
regulierende Stromstrecke an, während das 
oberhalb Passau liegende Kachlet durch eine 
9 m hohe Gefällstufe überstaut wird. Von Pas- 


sau bis zur Reichsgrenze ist die Donau aus-- 


reichend schiffbar. Würzburg soll durch Kana- 
lisierung der 35 km langen Mainstrecke Wern- 


hier sind vielfache Entwürfe gemacht 


I. 


feld— Würzburg an die durchgehende Linie E 


angeschlossen werden. Im ganzen beträgt die 
Länge der letzteren von Aschaffenburg bis 
Passau 607 km. Der eigentliche Kanal sollte 
durch einen in die Scheitelhaltung mündenden 


age aus dem Lech mit natürlichem Ge- 


fälle Speisewasser_ erhalten. Die gesamten 
Baukosten sind zu 533 Mill. M, die Betriebs- 
und Unterhaltungskosten zu 3 500 000 M ver- 
anschlagt, beides ohne Kraftwerke. Das ergibt 
bei 5%,% Zinsen und Tilgung eine Jahresaus- 
gabe von 22,8 Mill., denen nach günstiger An- 
nahme 8 Mill. M Einnahmen an Schiffahrt- 
abgaben gegenüberstehen. Durch L 
ziehung der Flußwasserkräfte, welche bei 
36 Mill. M Anlagekosten einen Reingewinn von 


die Heran- 


5,4 Mill. M abwerfen sollten, war ein finanziell 


gunstigen Ergebnis auch nicht zu erzielen. Und 
06 


Flußwasserkräfte in der neuen Verwendungs- 


werden es voraussichtlich wieder die 


23. September 1920. 


form sein, welche das Unternehmen verwirk- 
lichen werden. Um dafür einen geeigneten 


Plan aufstellen zu können, wurde das Gesamt- 


unternehmen in seine baulich und wirtschaft- 
lich trennbaren Teile zerlegt mit dem Ziele, 
zunächst nur das auszuführen, was finanziell 
tragfähig ist, und das Fehlende später bei wei- 
terer Entwicklung folgen zu lassen. Vorläufi- 
ges Ziel mußte dabei sein, von Westen möglichst 
bis Nürnberg und von Osten wenigstens bis 
Regensburg zu gelangen. Das ist in der Tat 
gelungen, wobei für den Wert der Flußwasser- 
kräfte die gleichen Einzelannahmen gemacht 
wurden, wie beim Neckar. 


Das erste Stück des Mains von Aschaffen- 
burg bis Würzburg erwies sich bei der erneuten 
Denün: als finanziell berechtigt; die 
Einnahmen der Flußwasserkräfte decken alle 
Ausgaben, auch diejenigen für die Sehiffahrt- 
anlagen. Dagegen erwies sich die Abkürzungs- 
linie Wernfeld— Haßfurt als sehr unwirtschaft- 
lich. Baut man aber statt dessen die Main- 
schleife über Kitzingen aus und verwertet die 
dort gewinnbaren Wasserkräfte, so erweist sich 
die ganze Strecke Aschaffenburg— Bamberg 
als ausbauwürdig, u. zw. lediglich infolge 
der Wasserkraftverwertung ohne Inanspruch- 
nahme von Schiffahrtabgaben. Nicht ganz so 
einfach ist es allerdings mit dem Kanalstück 
Bamberg— Nürnberg. Auch dieses wird finan- 


ziell sichergestellt, wenn ihm der beim Ausbau 


der Donauwasserkräfte unterhalb Kehlheim zu 
machende Überschuß an Elektrizitätseinnah- 
men zugute gerechnet wird, und wenn dem 
Lech soviel. Wasser entnommen werden darf, 
daß eine Kraftausnutzung an den Kanal- 
schleusen zwischen Nürnberg und Bamberg 
möglich und außerdem dadurch eine Steige- 
rung der Leistungen an den Mainstauen be- 
wirkt wird. Die Entnahme von Lechwasser 
würde also trotz der hohen Kosten des Zu- 
bringers für das Kanalunternehmen sehr gün- 
stig sein, u. zw. nach zwei Richtungen: erstens 
zwecks Vermehrung der Einnahmen und zwei- 
tens zwecks Beschaffung des Speisewassers. 
Sieist aber rechtlich noch nicht sichergestellt, 
denn möglicherweise werden gegen die Ent- 
nahme der in Frage kommenden 30 cbm/s sei- 
tens der unterliegenden Donaustaaten Ein- 
sprüche erhoben. Zieht man nun die Einnah- 
men aus Schiffahrtabgaben heran, so ist nach 
den bisherigen Untersuchungen der Kanalbau 
bis Nürnberg auch ohne Lechwasser gesichert; 
das Speisewasser muß dann aus dem Main bis 
Nürnberg hinaufgepumpt oder, was noch zu 
untersuchen ist, in hochgelegenen Talsperren 
aufgespeichert werden. 

Die Strecke Nürnberg— Kehlheim ist so 
teuer, daß sie auch unter Zuhilfenahme aller 
Überschüsse der anderen Strecken ohne Schiff- 


fahrtabgaben finanziell nicht zu begründen ist. 


Wird dies aber bei der jetzigen Geldnot des 
Reiches gefordert, so bleibt nur weiter zu un- 
tersuchen, ob die auf der Donaustrecke Ulm — 
Kehlheim zu gewinnenden Wasserkräfte so 
viel Überschuß erbringen, daß dann nicht nur 
die gesamte Schiffahrtstraße ER NR 
Passau hergestellt, sondern auch die Donau bis 
hinauf nach Ulm kanalisiert werden kann. Eine 
so großartige Lösung der bayerischen Wasser- 
straßenfrage, wie sie ohne die Elektrizitätsver- 
wertung der Flußwasserkräfte nie hätte ge- 
dacht werden können! Einstweilen ist es zwar 
noch nicht so weit, denn die genaue Prüfung 
steht noch aus. Gesichert scheint aber der 
Ausbau des Kanals bis Nürnberg und der 
Donau von Kehlheim bis Passau mit oder ohne 
Heranziehung von Lechwasser, wobei in letzte- 
rem Falle rd 700, im ersteren rd 1000 Mill.kWh 
jährlich gewonnen werden. Mit Lechwasser 
und Kanalisierung bis Ulm erhöhen sich diese 
Zahlen voraussichtlich auf weit mehr als andert- 
halb Milliarden kWh. 


M. H! Ich habe mich bei diesen neuen 
Kanalisierungsplänen etwas länger aufgehalten, 
weil sie so recht zeigen, in = aleR inniger Wech- 
selwirkung die Hebung der Binnenschiffahrt 
und die Ausnutzung der Flußwasserkräfte 
stehen. In der Regel müssen zur, Erreichung 
des gemeinsamen Zieles beide Zwecke zusam- 
menwirken, um durch hinreichende Einnah- 
men die finanzielle Grundlage zu schaffen, und 
vielfach wird die Elektrizitätsgewinnung dabei 
die stärkere Stütze sein. 


Weitere Entwürfe bezwecken die Gewin- 
nung von Elektrizität an Inn und Isar, wobei 
die Möglichkeit späterer Schiffbarmachung 
dieser gefällereiehen Flüsse noch hinzukommt. 
Hierfür schätzt Hallinger, wohl etwas reich- 
lich, einen Kraftgewinn, der mindestens an 
200 Tagen zur Verfügung steht, von rd 800000 
PS oder 580000 kW, die jährlich rd 4,3 Mil- 
liarden kWh ergeben würden. Die genauen 
Entwürfe zum Ausbau dieser Wasserkräfte 
werden teils von der bayerischen Regierung, 
teils von Gesellschaften, an denen das Reic 
beteiligt ist, bearbeitet. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


In ähnlicher Weise wird die Schiffbar- 
machung des Rheins oberhalb Basels geplant. 
Ein Wettbewerb, der 1913 ausgeschrieben war, 
dessen Erledigung durch den Krieg aufgehalten 
wurde, nunmehr aber beendet und entschieden 
ist, soll geeignete Vorschläge gezeitigt haben, 
wie die Hinaufführung des Schitfsverkehrs bis 
zum Bodensee zu erreichen und zu finanzieren 
ist. Eine wirtschaftliche Begründung dazu 
habe ich auf Wunsch der Beteiligten im Mai 
1914 verfaßt, bei der auch die Strecke. von 
Straßburg bis Basel einbezogen war. Auch 
hier spielte die Gewinnung von Wasserkräften 
zur _Blektrizitätsgewinnung eine bedeutende 
Rolle, obgleich damals die Verwertungsmög- 
lichkeit wegen der am Rhein oberhalb Basel 
entstandenen und entstehenden sch weizerischen 
Anlagen und der dadurch sehr gedrückten 
Absatzpreise sehr viel geringer war als heute. 
Im ganzen sollten nach vorsichtiger Schätzung 
unterhalb Basel 1,8 und oberhalb Basel 1,2 
zusammen also 3 Milliarden kWh neu gewon- 
nen werden. Die Erzeugung unterhalb Basel 
ist nach dem Friedensvertrage wahrscheinlich 
für Deutschland verloren. 

Im Rheingebiet wird das Zusammenwirken 
von Schiffahrt und Elektrizität noch an ande- 
ren schiffbaren Flüssen von Nutzen sein Kön- 
nen, insbesondere an der Mosel und unteren 
Saar, deren Kanalisierung seit langem ange- 
strebt aber wegen mancher een. 
Bedenken bisher nicht, verwirklicht wurde. 
Widersprüche in den Interessen der Eisenindu- 
strie Rheinland-Westfalens und Lothringen- 
Luxemburgs dürften z. Zt, wohl ausgeräumt 
sein; ob neue durch den Übergang Deutsch- 
Lothringens an Frankreich und durch‘ die Be- 
setzung auf dem linken Rheinufer entstanden 
sind, läßt sich noch nicht übersehen. Das Be- 
denken aber, das durch den übrigens sehr 
starken zukünftigen Verkehr die Verzinsung 
der Baukosten nicht sichergestellt sei, kann 
nicht mehr erhoben werden, nachdem durch 
Umarbeitung des Entwurfes festgestellt ist, 
daß allein an der Mosel auf deutschem Gebiet 
rd 400 Mill. kWh gewonnen werden können. 
Ihnen werden an der Saar noch etwa 100 Mil- 
lionen hinzutreten. 

Am Main und an der Lahn werden von der 
A.G. vormals Lahmeyer & Co. in Frankfurt 
Untersuchungen angestellt über die Aus- 
nutzung der dortigen Flußwasserkräfte an den 
bestehenden, gegebenenfalls umzubauenden 
Wehren. Je nach dem Ergebnis dieser Unter- 
suchungen wird sich ergeben, ob und welchen 
Vorteil die Schiffahrt von den neuen Anlagen 
haben wird. An der Lahn wird wohl mit einiger 
Sicherheit darauf gerechnet werden können. 
Dann werden wenigstens bescheidene Wünsche 
der dortigen Bevölkerung in Erfüllung gehen 
und weitergehende der Zukunft vorbehalten. 
Auch in Norddeutschland werden eine 
ganze Reihe von Plänen bearbeitet, welche in 
Verbindung mit der besseren Schiffbarmachung 
von Flüssen Krafterzeugung erstreben, ob- 
gleich hier Vorbedingungen und Kraftmengen 
nicht so günstig wie in Süddeutschland sind. 
Im Wesergebiet kommt ein Umbau der bis- 
herigen Fuldakanalisierung in Frage, wobei die 
vorhandenen Schleusen in der Zahl vermin- 
dert und durch größere ersetzt werden sollen. 
Ferner sind Vorarbeiten zum Ausbau von zwei 
oder drei weiteren Staustufen oberhalb Cassel 
eingeleitet. Die Gesamtmenge der an der 
Fulda zunächst zu gewinnenden Kraft: wird 
auf rd 70 Mill. kWh geschätzt, deren Wert zur 
Dear der entstehenden Kosten ausreichen 
wird. 

Früher war beabsichtigt, die ganze Weser 
zu kanalisieren, um sie Dee schiffbar zu 
machen. Man hat, namentlich wegen der 
hohen Kosten, den Gedanken fallen gelassen 
und sucht das Fahrwasser durch Regelung zu 
verbessern und zu vertiefen. Dazu sollen als 
wesentliche Hilfe große Talsperren im Quell- 
gebiet Zuschußwasser liefern, das die niedrigen 
Flußstände aufhöht. Wird damit auch kaum 
je die Tiefe erreicht werden, wie dies bei Kana- 
lisierung möglich oder für den glatten Über- 
gang von Kanalschiffen ohne Leichterung er- 
wünscht ist, so hat die Regelung doch den einen 
Vorzug, daß der Aufenthalt an den Schleusen 
eines kanalisierten Flusses wegfällt. Eine Ka- 
nalisierung der ganzen Weser kann jetzt um 
so weniger noch in Frage kommen, als Unter- 
suchungen darüber eingeleitet sind, im oberen 
Quellgebiet noch andere große Talsperren zu 
erbauen, um die Fahrwassertiefe des Stromes 
weiter zu erhöhen, so daß sie wenigstens unter- 
halb Minden nie geringer als 1,80 m sein wird. 
Dagegen kann erwogen werden, von Münden 
bis unterhalb Carlshafen, wo das Gefälle be- 
sonders stark ist und wo auch mit Zuhilfe- 
nahme von .Talsperren kaum je_ 1,80 m 
dauernde Tiefe zu erzielen sein werden, Stau- 
stufen einzulegen, an denen etwa 100 Mill.kWh 
gewonnen werden können. Diese Kraftmenge 
vermehrt sich noch, wenn im Werra- und 


1920. Heft 38. 


747 


Fuldagebiet weitere Talsperren gebaut werden 
Der auf der oberen Weser nicht unerhebliche 
Personendampferverkehr erleidet durch die 
Schleusen zwar einen unerwünschten Auf- 
enthalt; dieser muß daher durch Vermeidung 
jeden Wartens an den Schleusen abgekürzt 
werden und wird vielleicht dadurch voll aus- 
geglichen, daß die Dampfer im großen, wenig 
Geschwindigkeit aufweisenden gestauten Fluß- 
querschnitt schneller fahren können als jetzt. 

Weitere Flußwasserkräfte sollen an den 
Wehren der kanalisierten oberen Oder gewonnen 
werden. Auch hier sind die betreffenden Vor- 
arbeiten bereits eingeleitet und teilweise zu 
einem gewissen Abschluß gelangt. Es handelt 
sich dabei um etwa 100 Mill. kWh. 

Endlich wird ‚beabsichtigt, die Wasser- 
kräfte am Masurischen Kanal und an der Alle 
in Ostpreußen für die Blektrizitätsversorgung 
des Landes nutzbar zu machen. Man rechnet 
dabei auf einen Gewinn von etwa 20 Mill. kWh. 

Bei dieser Gelegenheit sei im Anschluß an 
eine eingangs gemachte Bemerkung noch er- 
wähnt, wie vorteilhaft es auch für die Schitf- 
fahrt ist, wenn die Verwertung der an Wehren 
vorhandenen Wasserkraft es bedingt, daß 
zum Aufstauen des Flusses nicht Nadel-, son- 
dern andere bewegliche Wehre verwendet wer- 
den. Die Schiffahrt leidet unter den Nadel- 
wehren ebenso wie die Kraftgewinnung. Am 
Main unterhalb Offenbach, an der Fulda unter- 
halb Cassel, an. der mittleren Saar, an der 
oberen Oder und an anderen mit Hilfe von 
Nadelwehren schiffbar gemachten Flüssen ruht 
daher der Verkehr in 3 Regel mehrere Mo- 
nate im Winter, auch wenn noch keine Eis- 
sperre eingetreten ist, vielleicht auch im ganzen 
Jahre nieht eintritt. Bleiben im Vertrauen auf 
die Witterung die Wehre stehen, so kann es bei 
unvorhergesehenem. Frost kommen, daß sie 
nicht mehr niedergelegt werden können, und 
starke Zerstörungen oder Schäden am an- 
grenzenden Gelände werden die Folge sein. 
So war es beispielsweise vor längeren Jahren 
an der Fulda bei Cassel, wo ein derartiger Vor- 
fall große Kosten und Schiffahrtsstörungen 
hervorrief. Eine lebhaft: befahrene Wasser- 
straße kann Unterbrechungen des Verkehrs 
von soleher Dauer nur schwer ertragen, sie 
müssen jedenfalls auf das unbedingt Nötige 
beschränkt werden, und erwünscht ist es des- 
halb, wenn auch die Elektrizitätsgewinnung 
auf solche Arten von beweglichen Wehren hin- 
drängt, die fast dauernd im Winter stehen 
bleiben können und nur bei Eisgang und Hoch- 
wasser auf einige Tage beseitigt werden müs- 
sen. Geeignete bewegliche Wehre sind beson- 
ders Schützenwehre, Walzenwehre und Seg- 
mentwehre, wie sie beispielsweise in Dörverden, 
Hemelingen am Main und in Cassel trotz höhe- 
rer Baukösten angewendet sind. 

Nicht erwähnt habe ich die Wasserkräfte, 
welche an nichtschiffbaren Flüssen und beim 
Bau von Talsperren verwertet werden können. 
Der heutige Vortrag sollte sich auf die Nutz- 
barmachung von Flußwasserkräften im Zu- 
sammenwirken mit Verbesserung der Schiff- 
fahrtverhältnisse beschränken. Vielfach ste- 
hen indes die Talsperrenbauten eng mit der 
besseren Schiffbarmachung der Flüsse oder 
mit der Speisung von Kanälen in Beziehung, 
so z. B. die seit 1914 in Betrieb genommene 
große Talsperre der Eder, die im Bau befind- 
liche an der Diemel, die mit der Vollendung 
des Mittellandkanals in Verbindung stehenden 
Harztalsperren an Bode, Oker, Ecker und im 
Leinegebiet, die von der Staatsbauverwaltung 
und der Firma Zeiß- Jena geplanten großen 
Saaletalsperren, die bereits in Angriff ge- 
nommene Talsperre in der Neiße bei Ott- 
machau usw. Eine genaue Ermittlung aller 
an schiffbaren und nicht schiffbaren Flüssen, 
einschließlich der Talsperren zu gewinnenden 
Wasserkräfte Deutschlands ist eingeleitet. 
Ohne derem Ergebnis vorgreifen zu wollen, 
glaube ich doch sagen zu können, daß insge- 
samt auf jährlich 10 Milliarden kWh gerechnet 
werden kann, die durch Wasserkraft zu erzeu- 
gen sind, d.h. auf etwa die vierfache Menge 
von Elektrizität, die im Jahre 1912 in den der 
öffentlichen Versorgung dienenden Dampf- 
kraftwerken abgegeben wurde. 

Sie sehen, meine Herren, welche enge 
Wechselbeziehungen zwischen der besseren 
Schiffbarmachung der deutschen Flüsse und 
der Elektrizitätsversorgung des Landes schon 
jetzt bestehen und sich in Zukunft noch weiter 
entwickeln werden. Beide Teile haben davon 
ihren Vorteil; denn einerseits werden gewal- 
tige Mengen elektrischen Stroms gewonnen 
und anderseits kann durch dessen Verwertung 
unser Wasserstraßennetz fast kostenlos in bis- 
her ungeahnter Weise ausgebaut werden. 

Das ist der große Gedanke, der mit der 
Ausnutzung der Flußwasserkräfte für die 
Elektrizitätsversorgung verknüpft ist. 


« 


748 


Lichtbogenfreie Schalter für Wechselstrom. 


Von Wilhelm Höpp, 
Oberingenieur der AEG, Apparatefabrik, 
Berlin. 


Übsrsicht, In vorliegender Arbeit wird eine 
Theorie zur angenäherten Vorausberechnung derjenigen 
Stromstärken gegeben, bei welchen noch ein selbst- 
tätiges Verlöschen des Wechselstromlichtbogens erfolgt, 
ohne daß er in die Länge gezogen werden muß. Sie fußt 
auf der‘ Vorstellung, daß in einer Funkenstrecke nur 
dann eine Liehtbogenentladung zustande kommen kann, 
wenn eine bestimmte, von der Stromstärke abhängige 
Zündspannung zur Verfügung steht. Es wird ein ein- 
faches, zeichnerisches Verfahren für die Ermittlung 
der Grenzströme angegeben, welches eine genügende 
Übereinstimmung mit den Meßergebnissen liefert. Die 
Folgerungen aus dieser Theorie haben zur Ausbildung 
„lichtbogenfreier” Schalter für Wechselstrom geführt, 
die eine größere Betriebssicherheit verbürgen, als die 
bisher üblichen. Die gegebene Theorie gilt im Prinzip 
auch für Stromunterbrechung unter Öl mit dem Unter- 
schied, daß’ die Konstanten andere Werte annehmen. 


Einleitung. In einer Arbeit über Unter- 
brechungslichtbögen im Jahre 1913!) habe ich 
in dieser Zeitschrift über Versuche mit Gleich- 
und Wechselstromlichtbogen berichtet, worin 
unter anderem der Einfluß der Schaltung und 
des Leistungsfaktors auf die Licehtbogenbildung 
beschrieben wird. Im Anschluß daran werden 
in vorliegender Untersuchung die Stromgrenz- 
werte für liehtbogenfreie Unterbrechung rech- 
nerisch und zeichnerisch abgeleitet, wobei ein 
guter Einblick in die Vorgänge bei der Unter- 
brechung von Wechselstrom gewonnen wird. 

Tatbestand. Im Gegensatz zu einem 
Gleichstrom-Lichtbogen, der, um zu verlöschen, 
auf eine bestimmte Länge ‚ausgezogen‘ werden 
muß, verlischt bekanntlich ein Wechselstrom- 
Lichtbogen bei jedem Stromrichtungswechsel. 
Beim Kohlelichtbogen tritt dabei, wenn der 
Elektrodenabstand gering ist, sofort wieder 
eine „Neuzündung‘ ein, so daß auch hier ein 
Ausziehen erforderlich wird. Aber auch hierbei 
tritt das Verlöschen schließlich bei einem Strom- 
nullwert ein. Ähnliches gilt für den Hoch- 
spannungs-Lichtbogen unter Ol. x 

Beim Metallichtbogen-sind die Vorgänge 
prinzipiell nicht verschieden von denjenigen im 
Kohleliehtbogen, jedoch ist ein ausziehbarer 
Liehtbogen viel schwerer, d. h. nur unter ge- 
wissen Bedingungen zu erzielen, und bei Wech- 
selspannungen bis etwa 1000 V genügen .z. B. 
bei induktionsfreier Belastung nur 1 bis 2 mm 
Entfernung zwischen Kupferelektroden, um 
den Stromkreis liehtbogenfrei zu unterbrechen. 

Physikalischer Vorgang.?) Der Grund 
für dieses günstige Verhalten ist bekanntlich 
im wesentlichen in der guten inneren Wärme- 
leitfähigkeit der Metallelektroden zu suchen, 
welche bewirkt, daß die Temperatur der Elek- 
troden bei der Stromabnahme in jeder Halb- 
welle sehr schnell abfällt, so daß die Leitfähig- 
keit der Funkenstrecke stark sinkt, u. zw. unter 
geeigneten Bedingungen so stark, daß die an- 
steigende Spannung der nächsten Halbwelle 
nicht mehr in der Lage ist, die Funkenstrecke: 
zu durchschlagen und den Lichtbogen erneut 
zu zünden. Die erforderliche Zündspannung 
ist um so höher, je rascher die Elektroden ab- 
kühlen, und ist am höchsten bei kalten Elek- 
troden. Sie wird dann gleich der gemeinhin 
mit „Durchschlagspannung“ bezeichneten 
Spannung. 


Nun ist aber die Temperatur der Elektro-- 


den offenbar um so höher, je größer die Strom- 
stärke im Augenblick der Elektrodentrennung 
ist, und je länger ein Anheizen stattfindet, und 
es wird für den Trennungsaugenblick offenbar 
einen ungünstigsten Zeitpunkt geben, der etwa 
kurz hinter dem Stromnullwert liegen wird, 
weil dann bei der noch kleinen Elektrodenent- 
fernung ein Lichtbogen genau wie bei Gleich- 
strom entsteht. Dieser heizt die Elektroden 
dann fast während der Zeitdauer 
Halbwelle an. 

Mit dieser Möglichkeit muß aber prak- 
tisch immer gerechnet werden, und dann sind 
wir berechtigt, eine ganz bestimmte, zunächst 
noch unbekannte Temperaturabhängigkeit von 
‚der effektiven Belastungsstromstärke anzu- 
nehmen, wie es weiter unten geschehen ist. 

Wir sehen also, daß die erforderliche Zünd- 
spannung erstens von der Stromstärke abhän- 
gig ist und zweitens mit der Zeit bis auf den 
Grenzwert der Durchschlagspannung für kalte 
Elektroden anwächst. 


Mathematische Formulierung der 
Aufgabe, Wir benutzen zur Formulierung des 
Problems zunächst einmal die einfachsten Ge- 
setzmäßigkeiten und können den Tatsachen 


der ganzen 


„ „ETZ* 1913, 8.83 u. 56. 
”) Vergl. auch H. Th. Simon, Ph. Z. 1905, 8. 297. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 38, 


dann durch nötigenfalls erforderliche Abände- 
rungen, die sich aus dem Vergleich mit den 
Messungen ergeben, in geeigneter Weise Rech- 
nung tragen. a: 

Fe Über den zeitlichen Verlauf der erforder- 
lichen Zündspannung wissen wir zunächst nur, 
daß sie sich asymptotisch dem bereits erwähn- 
ten Grenzwert für kalte Elektroden nähert,und 
können für den anfänglichen Verlauf nur ver- 
muten, daß sie sehr rasch ansteigen wird, etwa 
nach Abb. 1. Wir wissen ferner aus der Erfah- 
rung, daß ein Gleiehstrom-Liehtbogen unter- 
halb einer gewissen Mindestspannung selbst bei 


/ 
/ 
/ 
© 
\ => —>t: 
Abb.1. Zeitlicher : Verlauf Abb. 2. Geradliniger Ver- 
der „erforderlichen“ Zünd- lauf der erforderlichen 
spannung nach dem Ver- Zündspannung. 


löschen des Lichtbogens. 


sehr hoher Stromstärke nicht bestehen kann; 
um so mehr wird daher bei Wechselstrom un- 
abhängig von der Stromstärke im Zeitpunkt 

= 0 bereits eine Mindestspannung oy' erfor- 
derlich sein. Esist auch denkbar, daß der zeit- 
liche Verlauf nach einer anderen Kurve vor sich 
geht, aber es ist zweckmäßig, für unsere Be- 
trachtungen zunächst einen geradlinigen An- 
stieg in Ansatz zu bringen, und dazu genügt die 


Form: j 
e,=o-+ &o (1-+.at), le (1 


worin oo + e,, den von der Stromstärke ab- 
hängigen Anfangswert der erforderlichen Zünd- 


spannung, t die Zeit und a den Riehtungsfaktor - 


oder den zeitlichen Anstieg i.d. sek bedeuten. 
e,, wird mit zunehmender Stromstärke klei- 
ner, und wir wollen für diese Abhängigkeit von 
der Stromstärke versuchsweise die einfachste 
Form benutzen, um das zum Ausdruck zu brin- 
gen, indem wir ansetzen: Ras 
—_ 
ne re 


ko bedeutet eine Konstante und J die effektive 
Wechselstromstärke, u. zw., da wir nur die 
Grenzwerte ermitteln wollen, eben den gesuch- 
ten Grenzwert der Stromstärke, bei dem ge- 
rade noch das selbsttätige Verlöschen des 
Lichtbogens eintritt. Wir erhalten also für die 
in jedem Zeitpunkt erforderliche Zündspan- 
nung die Beziehung: 

Te, 


EN ie 


Das ergibt den in Abb. 2 dargestellten gerad- 
linigen Verlauf mit dem Anfangswert e, = 


für den konstanten Zeitabschnitt ti‘ — 3 


Der Verlauf der wirklich zur Verfügung stehen- 
den Spannung hängt aber, wie im Folgenden 
gezeigt wird, von der Form der Wechselspan- 
nungskurve und der Anordnung von Wider- 
stand R, Induktivität L und Kapazität © im 
Stromkreis ab. - n & 

Reihenschaltung von Z und R Es 
sei zunächst nur Z und R in Reihenschaftung 
vorhanden (Abb. 3). Dann ist bei sinusförmiger 


Abb. 3. Reihenschaltung von Induktivität und Widerstand. 


Wechselspannung der zeitliche Verlauf der 

pannung an der Funkenstrecke-F, vom Zeit- 
punkt des Stromnullwertes an gerechnet, ge- 
geben durch 


e=Epin(+Y) ..... 


wo @ die zeitliche Voreilung der Spannungs- 
welle gegenüber der Stromwelle ist (Abb. 4). 

Nun kann aber eine Neuzündung des Bo- 
gens offenbar nur eintreten, wenn die zur Ver- 
fügung stehende Spannung e‘ in irgend einem 
Zeitpunkt größer ist oder wird, als die erforder- 


283. September 1920. _ = 


liche Zündspannung e,, und im Grenzfallnur 
dann, wenn diese Spannungen gerade noch ein- 
ander gleich sind. Das tritt ein, wenn die Zünd- 
spannungsgerade e, die Sinuswelle der zur Ver- 


0 
| Y4 
BE ? ee tz 
2 II 5 

Abb. 4. Grenzfall ‚der Neuzünudung bei Berührung der 


Kurven der erforderlichen und der wirklichen Spannung. 


fügung stehenden Spannung tangiert (Abb. 4), 
u. zw. im Zeitpunkt t=1,. 

In diesem Fall erhalten wir die Bedingungs-. 
gleichung für die Grenze der Lichtbogenbildung 
aus Gl. (3) und (4): SE, FR 


HF Aatot)=Hsmltte). ..6 


k 
J 
Wird der Winkel g von = 0 an ver- 
größert, so rückt der Berührungspunkt P auf 
der Sinuskurve weiter nach unten und fällt 
schließlich bei dem Grenzwinkel , in die Ordi- 
natenachse (Abb. 4), d. h. es wird von hier ab 
der Zündwinkel t, = 0, und der Verlauf der 
Zündspannungskurve ist jetzt belanglos. Der 
Zündwinkel bleibt für größere p ebenfalls gleich 
Null, und dann folgt für alle zwischen diesem 
Grenzwert =, bis g = 90° aus Gl (5): 


ko _ 


ge Ä 

Mit e = E,/V2, o=0,/V2 und k = ko/V2 kann 
man für den speziellen Fall g = 90° also bei 

reiner Induktivlast schreiben: 
5 k 


U eye a ll 


E,8lnp 0... 3 


Das Produkt J, . e ergibt eine gerade Linie von 
der Form: ; 

JL.e=k-+JL.o ERRICh 
Wie weit diese Gleichüng die wirklichen Ver- 


hältnisse wiedergibt, geht aus dem Vergleich 
mit den Meßergebnissen in Abb. 5 hervor, in 


Bee 
2 ee BE 


v 
20000 


S 
| 10000 


REERFSSREREE 


020 40 60180700 120 140 160 10020 - 


Abb. 5. Vergleich zwisehen Messung ünd Berechnung 
3 nach Gl (8). N 


welche die gemessenen Werte durch kleine 
Kreise eingetragen sind. Ersichtlich genügt die 
Gleiehung für die prinzipielle Darstellung voll- 
kommen, während bei der zahlenmäßigen Be- 
rechnung im Bedarfsfall entsprechende Kor- 
rekturen vorgenommen werden können. Von 
wesentlich praktischer Bedeutung ist der Wert _ 
der Konstante 0, wie weiter unten angegeben - 
ist. : Be 
Für die Winkel zwischen 9, unda= 909 
folgt aus Gl. (6) zunächst, daß die schraffierten 
Strecken in Abb. 6 den Wert %,/.J darstellen, 
2c ein Maß für die reziproken Stromstärken 
sind. 3 R 
- Für den Winkel zwischen g=0.-und 
P=9, ist dagegen e, = ko/J durch den 
Schnittpunkt der Zündspannungsgeraden mit 
der Ordinatenachse bestimmt (Abb.‘ 6), und. 
wenn man diese Konstruktion für verschiedene 
kleine Winkel wiederholt, in der Weise, daß 
man die Ordinatenachse gegen die feststehende 
Sinuskurve verschiebt, so ergibt sich eine neue 
Begrenzungskurve für %ko/J, die je nach der 
Größe von 1/a ein mehr oder weniger scharfes 
Knie mit der Sinuskurve bildet. 2 
Wir sind nunmehr in der Lage, auch die 
Gl. (5) auf ihre Gültigkeit und Bereich durch 


23. September 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


Heit 38, 


749 


Vergleich mit den Versuchsergebnissen nach- | kleine Kreise eingetragen, während die einge- 


zuprüfen, etwa in der Form: 


k 


ein a 


Sr) 


wobei e konstant gehalten wird. 


Abb. 6. Zeichnerische Ermittlung der Grenzstromstärken 
in Abhängigkeit von der Phasenverschiebung. 


Es ist die entsprechende Messung verhält- 
nismäßig leicht durchzuführen für . größere 
Phasenwinkel $, denn man erhält dann ent- 
weder sofort einen ‚weit ausziehbaren Licht- 
bogen bei geringer Überschreitung der Grenze 
oder überhaupt keinen Lichtbogen, auch dann 
nicht, wenn die Schaltgeschwindigkeit ziem- 
lieh ungleich gemacht wird. Für die kleineren 
Winkel g wird jedoch die Beobachtung schwie- 


rig, denn jetzt werden die Stromgrenzen von 


der Elektrodenentfernung abhängig, wie die 
Versuchsergebnisse in Abb. 7 zeigen. DerEnt- 
ladungsvorgang ändert in diesem Bereich sein 


0 20 


40 60 80 100 120 140 160 7180 200 
—>/Amp 
Abb. 7. Abhängigkeit der Grenzströme von der Funken- 
strecke bei induktionsfreier Last. 


Aussehen, und es handelt sich mehr um einen 
Schweißvorgang. Bei 2 mm Elektrodenab- 
stand erhält man ungefähr die doppelte Strom- 
stärke, als bei lmm, was bei großerPhasenver- 
schiebung nicht der Fall ist, denn dann erhält 
man stets denselben Grenzwert, ob man 1 oder 
2 mm oder einen noch größeren Elektroden ab- 
stand wählt. - 

Der Vergleich zwischen Rechnung und 
Messung ergibt, daß Gl. (9) für einen weiten Be- 
reich Gültigkeit hat und die Konstante 1/a nur 
einige Winkelgrade betragen kann, was ja auch 
durch die bekannte Tatsache gestützt wird, 
daß die Leitfähigkeit einer Metallfunkenstrecke 
nach der Stromunterbrechung außerordentlich 


as Teer / 

BIN 
Bee 

Ale 


0 000 110 


——>AMRp 


Abb. 8. Abhängigkeit der Grenzsetröme vom Leistungs- 
faktor bei Eisenelektroden. Vergleich zwischen Messung 
und Rechnung. 


rasch abfällt. In Abb. 8 sind die bei 600 V und 
50 Per gemessenen Werte für Eisenelektroden 
in Abhängigkeit vom Leistungsfaktor durch 


zeichnete Kurve im unteren Stromgebiet der 
Gl. (9) entspricht nach der Formelt): 


3 600 
600 sin  — 150 


Für das obere Stromgebiet, wo die Neuzündung 
nicht mehr im Stromnullwert, sondern später 
erfolgt, ist die Grenzstromstärke: 


Zi k(1-+at,) 
= Den eorekor 


was natürlich bequemer aus dem Diagramm 
nach Abb. 6 ermittelt werden kann, wenn der 
obere Grenzwert für g = 0, d.h. für induktions- 
freie Belastung und somit 1/a für einen be- 
stimmten Elektrodenabstand nach Abb. 6 an- 
genommen wird. 


„Praktische Folgerungen). Von- der 
größten praktischen Bedeutung ist der Wert o, 
denn unterhalb dieser Minimalspannung ist ein 
Wechselstrom-Lichtbogen von einigen mm 
Länge nicht aufrecht zu erhalten, auch dann 
nicht, wenn es sich um reine Induktivbelastung 
handelt. Da bei Kupferelektroden und 50- 
periodigem Wechselstrom diese Minimalspan- 
nung ebenso wie bei Eisenelektroden etwa 
150 V beträgt, so genügt es zum Beispiel 
bei 500 V Drehstrom, da die Phasenspannung 
weniger als 2x 150 V beträgt, in jeder 
Leitung zwei Unterbrechungsstellen hinter- 
einander zu Schalten, um unter allen Um- 
ständen ein lichtbogenfreies Ausschalten zu 
ermöglichen, wenn man durch irgend eine 
Art Langsamschaltung?) dafür sorgt, daß 


J=f(cosy)= (10 


(11 


der Lichtbogen innerhalb der ersten Halb- 
‚periode nach der Trennung der Kontakte nicht 
unnützerweise in die Länge gezogen wird oder 
sonstwie die Lichtbogenbildung nicht begün- 
stigt wird. In Abb. 9 ist ein nach diesen Ge- 
hergestellter 


sichtspunken eisengekapselter 


Abb. 9. Lichtbogenfreier‘ gußeisengekapselter Drehstrom- 
ausschalter der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft. 


Hebelschalter für 500 V und 200 A der AEG 
dargestellt. Entgegen der Ausführung. bei 
Gleichstrom sind die feststehenden Kontakte 
ganz nahe aneinander gerückt, ohne daß Steh- 
feuer zwischen ihnen zu befürchten wäre. 
Abb. 10 gibt die zugehörigen Grenzstromstär- 
ken für lichtbogenfreies Ausschalten bei reiner 


0 20 40 60 80 100 120 WO 160 180 200 
Amp 
Abb. 10. Schaltleistung des Schalters nach Abb. 9. 
Induktivlast an, woraus hervorgeht, daß der 


Schalter als sehr betriebssicher bezeichnet 
werden kann, denn selbst bei Drehstrommoto- 


1) Die Konstante k=6000 nach Abb. 5 gibt für 
Ströme unter 20 A keine genügende Anpassung an die 
Meßwerte, weshalb 3600 gewählt wurde, 


Vergl. auch „ETZ“ 1918, S. 57. 
s) D.R.P. Nr. 289097 


ren mit kleinen Umdrehungszahlen beträgt der 
Statorstrom, falls dieser Be offenem Rotor- 
kreis ausgeschaltet wird, weniger als 40%, des 
Vollaststromes, während bei dieser ungünstigen 
Induktivbelastung des Schalters, also 80 A, 
noch eine Spannung von 580 V lichtbogenfrei 
abgeschaltet werden kann. 


Parallelsechaltung von Widerstand 
und Induktivität. Nachdem die vorange- 
gangenen Betrachtungen einen Einblick in den 
Zündvorgang gegeben haben, können wir jetzt 
in ähnlicher Weise den zweiten wichtigen Fall 
untersuchen, wenn ZL und R nicht die Reihe, 
sondern parallel zueinander geschaltet sind 


R 
E 


L 
Eo:sin(t#9) 
Abb.11. Parallelschaltung von Widerstand und Induktivität 


(Abb. 11). Dann ist im Augenblick des Strom- 
nullwertes, also zur Zeit ti = 0, die an der Be- 
lastung wirkende Spannung gerade 


%Yp=Eysinp. ne 


und, da inzwischen die Elektroden weit genug 
getrennt sind, so ist die Netzspannung für die 
Folgezeit abgeschaltet und das System L, R 
sich selbst überlassen, so daß sich die Selbst- 
induktion L nach dem bekannten Exponential- 
gesetz: 
t 
FIETE 
eL=%yp.E ee ld 


entladen wird. Die an der Funkenstrecke wir- 
kende Spannung ep„ist für die Folgezeit nur 


noch gleich der Differenz aus der Netzspannung 
E, sin (t + @) und dieser abklingenden Span- 
nung nach Gl. (13), also 


m 
er = Esin(t+9)— Eysin p.e . (14 


deren Verlauf für eine kleine, mittlere und 
große Phasenverschiebung in den Abb. 12 bis 14 
vergleichshalber dargestellt ist. Je kleiner die 
Zeitkonstante 7’ = L/R ist, um so steiler ver- 
läuft die Wellenstirn der Spannung e; an der 


Funkenstrecke, um im Grenzfall R = © senk- 
recht zu verlaufen. Esist dann nicht mehr an- 
gängig, den Verlauf der Zündspannungslinie in 
irgend einem Bereich außer Acht zu lassen, denn 
nunmehr ist in jedem Falle im Augenblick des 
Stromdurchganges durch den Nullwert auch 
die an der Funkenstrecke zur Verfügung ste- 
hende Spannung gleich Null, und daher kann 
die Neuzündung überhaupt nur in einem späte- 
ren Augenblick erfolgen, nämlich dann, wenn 
die Kurve der erforderlichen Zündspannung, 
die auch jetzt wieder als eine ansteigende, ge- 
rade Linie angenommen werden soll, die zur 
Verfügung stehende Spannung schneidet bzw. 
noch gerade berührt. Aus dieser Betrachtung 
geht hervor, daß bei Parallelschaltung von L 
und R die Zündung des Bogens erschwert wird, 
und wir haben daher einen anderen Verlauf der 
Grenzstromkurven zu erwarten. Bei denselben 
cos p-Werten muß J größer ausfallen mit Aus- 
nahme der Grenzwerte für cosp—=(0 und 
cos = 1, weilin dem einen Fall janur Lund 
im anderen nur R vorhanden ist, genau wie bei 
Reihenschaltung, so daß also der Anfangs- und 
der Endwert zusammenfallen müssen, wie das 
Meßergebnis Abb. 8 zeigt. 


Die rechnerische Bestimmung der Grenz- 
ströme führt auf transzendente Gleichungen, 
die nur durch Näherungsrechnung oder zeich- 
nerisch lösbar sind, und daher gelangt man 
schneller zum Ziel, wenn man den zeitlichen 
Verlauf der Spannung an der Funkenstrecke 
direkt aufzeichnet und. die Zündspannungs- 
rade als Tangente an diese zieht, wie das in 
en.Abb. 12 bis 14 angedeutet ist. Der rezi- 
proke Wert der Strecke ko/J stellt wieder ein 
Maß für die Stromstärke dar. Ausgehend von 
dem Wert J= J, für p = 90° können nun 
über den Winkelgraden die aus der Messung er- 
rechneten %o/J-Werte eingezeichnet werden. 
Die Tangenten an die ep-Kurven durch diese 
Sehnittpunkte müssen, falls der geradlinigeAn- 
stieg der Zündlinie tatsächlich zutrifft, immer 
die gleichen Strecken t' = 1/a ergeben. Das 
trifft sehr nahe zu, wenn 0% = 0 gesetzt wird, 
wie aus Abb. 15 hervorgeht. Die berechneten 
J-Werte sind als kleine Kreise um die gemesse- 
nen Wertein Abb. 8 eingetragen. Nur mit dem 
Wert o = 0 ist die gute Übereinstimmung zu 
erzielen. Es ist aber nicht zu erwarten, daß die 
Zündspannungskurve die angenommene, ein- 
fache Gesetzmäßigkeit aufweist, aber das 
kommt auch praktisch nicht in Betracht. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heit 38, 


283. September 1920. 


mo 


Abb. 12. 


Abb. 18. 


Zünddiagramme für kleinere, mittlere 
Parallelsehaltung von Z und R. 


Die praktische Folgerung aus Vorstehen- 
dem ist die, daß bei Wechselstrom in vielen 
Fällen dureh Parallelschaltung Ohm- 
scher{Widerstände zu einer Induktivi- 
tätZdie.Liehtbogenbildung vollständig 


90°? 


er 
Abb. 15. Kurve der reziproken Stromstärken für Parallel- 
schaltung von L und R. 


vermieden werden kann. In welchen wei- 
ten Grenzen das gerade für das wichtigste Elek- 
trodenmaterial, das Kupfer, der;Fall ist, zeigt 
die Abb. 16, in welcher die beiden! Kurven für 


0 20 40 60 80 700 120 140 760 180 200 
© —>Amp 
Abb. 16. Abhängigkeit der Grenzströme vom Leistungs- 
faktor bei Kupferelektroden. 


Reihen- und Parallelschaltung für 600 V und 
50 Per verzeichnet sind. Es wird nunmehr 
auch verständlich, warum das Ausschalten 
eines voll belasteten Drehstrommotors wesent- 
lich leichter ist, als die Unterbrechung des 
Statorkreises bei offenem Rotor. 


Einfluß einer großen Kapazität. In 
ähnlicher Weise wie vorgehend entwickelt, 
kann auch ein Rückschluß gezogen werden über 
den Einfluß einer großen Kapazität, etwa beim 
Abschalten einer sehr langen Hochspannungs- 
Freileitung in bezug auf die Liehtbogenbildung. 
Bei der Schaltung nach Abb. 17 ist im Augen- 


Ba 


ee 


FE 


Abb. 17. Reihenschaltung von Kapazität und Widerstand. 
blick der Stromunterbrechung die Kapazität 
auf einen von p abhängigen Wert 

(15 
aufgeladen, den sie bei guter Isolation -für die 
Folgezeit aufrecht erhält!),. An der Funken- 


ee = Fy:sinp=konstant. . » 


h 1) Beischlechter Isolation oder Widerstandbelastung 
fällt die Kondensatorenspannung nach dem bekannten 
Exponentialgesetz ab. 


Alb. 14. 


und große Phasenverschiebung bei 


strecke wirkt daher die Ditfe- 
renz ep aus der Wechselspan- 
nung und ‘dieser konstanten 
Kondensatorspannung(Abb.18). 
Die Neuzündung erfolgt noch so 
lange, bis die Zündgrade diese 
Differenzspannungswelle tan- 
giert, woraus der Wert ko/.J wie 
früher abgelesen werden kann. 

Unterbrechungsvorgang 
beiHochspannung. BeiHoch- 
spannung, wird allgemein, also 
auch bei Ölschaltern, durch Ver- 
größerung der Funkenstrecke 
die Steigung der Zündgraden 
- solange erhöht, bis letztere die 
Welle der Spannung an der Funkenstrecke 
nicht mehr schneidet bzw. tangiert, und es geht 
aus dieser Betrachtungsweise hervor, daß je 
nach der Schaltung von R, L und (© während 
der Kontakttrennung mehrfache Neuzündung 
oder ein ‚kontinuierlicher Liehtbogen auftritt. 
Da bei Ölschaltern der Einfluß der Netzkon- 
stanten ein ähnlicher sein wird, wie bei Luft- 
schaltern, ist die Leistungsfähigkeit eines Öl- 
schalters nach der gegebenen Auffassung we- 
sentlich durch die Steilheit der Zündspannungs- 
kurve bestimmt, weil man danach streben wird, 
die Brenndauer möglichst auf eine halbe Pe- 
riode abzukürzen. Setzt man beim Ölschalter 


Abb. 18. Zünddiagramm bei Reihenschaltung von C und R. 


ebenfalls bestimmte Konstanten ©, ko und 
l/a voraus, so lehrt ein Blick auf Abb. 18,.daß 
die Abschaltung von Kapazitätsbelastung nicht 
wesentlich schwieriger sein wird, als reine 
Widerstandsbelastung, denn die Neigung der 
Zündspannungsgeraden ist nicht sehr verschie- 


den für die verschiedenen Winkel , und daher, 


ist auch die Strecke k,/J ziemlich konstant. 
Das bedeutet aber, daß auch die erforderliche 
Liehtbogen-Abreißlänge im Ölschalter nicht 
wesentlich verschieden sein wird bei reiner: 
Widerstands- und reiner Kapazitätsbelastung. 
Am schwierigsten dürfte auch hier die Aus- 
schaltung von reiner Induktivlast sein. 


Sicherungsmaßnahmen 
gegen gefahrbringende Berührung in 
elektrischen Niederspannungsanlagen. 


Von W. Vogel, Kattowitz O.-Schl. 


Übersicht Mit Einführung der höheren Span- 
nung in Drehstrom-Ortsnetzen, von 3><380 V verket- 
teter Spannung und mit 220 V Spannung gegen Erde, ist 
eine Zunahme der tödlichen Unfälle an Menschen und 
Vieh eingetreten. Diese Vermehrung der Unfälle ist 
aber nicht eine notwendige und stillschweigend zu 
duldende Begleiterscheinung der erhöhten Spannung, 
sie ist vielmehr eine Folge von Mängeln’ an den elek- 
trischen Einrichtungen, von Mängeln, die bei 125 V- 
Anlagen nicht oder nicht so deutlich in die Erscheinung 
getreten sind. Wenn man mit der höheren Betriebs- 
spannung arbeiten will, so müssen auch alle Einrich- 
tungen und Sicherheitsmaßnahmen der erhöhten Span: 


nung angepaßt werden. Die Mittel zur Erzielung einer 


für die Bedienung und für den Betrieb sicheren Ein- 
richtung”hängen vor allen Dingen von der Anpassung 
an die besonderen Verhältnisse ab. Die Erfahrungen 
und Beobachtungen des Verfassers im oberschlesischen 
Industriegebiet geben Hinweise für die Wahl der Aus- 
rüstungsteile und für die Ausführungsart. 


A. Allgemeines. 

Für die Niederspannungsverteilung von 
Drehstrom in Ortsnetzen wurde in den letzten 
Jahren die Spannung von 3x 380 V zwischen 
den Außenleitern und von 3x 220 V gegen den 
;eerdeten Nulleiter eingeführt, gegenüber den 

isher meist üblichen Außenspannungen von 
220 und 125 V. In Gleichstromnetzen beträgt 
die Spannung zwischen den , Außenleitern 


meistens 440 V, gegen Null oder Erde # 220 V. 
Durch die Erhöhung der Spannung wird die 
Gefahr, bei Berührung spannungführender 


Teile verletzt zu werden, vergrößert, weshalb . 


dem Aüsbau der elektrischen Einrichtungen 
mehr Sorgfalt als bisher zugewendet werden 
muß. Bei Beobachtung bestimmter, leicht 
durehführbarer Vorsichtsmaßregeln, und bei 
Verwendung einwandfreier Einrichtungsgegen- 
stände läßt sich die Gefahr, die durch die Ver- 
wendung der höheren Spannung hervorgerufen 
ist, zuverlässig beseitigen. Schäden für Men- 
schen, Tiere und auch Sachen können dann 
nur noch entstehen, wenn unsachgemäß oder 
fahrlässig mit den elektrischen Einrichtungen 
umgegangen wird. Die Sicherheitsvorschriften 
des V.D.E. für die Errichtung der Stark- 
stromanlagen geben die Richtschnur für die 
Ausführung. Trotzdem ist aber bei Vergleich 
von zwei Anlagen die eine von der anderen 


in der Ausführung oft außerordentlich ver-- 


schieden. Der Grund für diese Verschiedenheit 
ist darin zu suchen, daß der eine Auftraggeber 
für eine gute Ausführung auch eine höhere 
Zahlung leistet, daß aber für einen anderen 
Besteller der billigste Preis allein den Aus- 
schlag gibt. Dadurch wird aber nicht nur das 
Aussehen, sondern besonders auch der Grad 
der Sicherheit beeinflußt. : 
Introckenen Wohn- und Geschäfts- 


räumen, namentlich in solchen mit isolieren- 


dem Fußboden (Holz oder Linoleum), bringt die 
erhöhte Spannung bei Benutzung guter Be- 
standteile und bei regelrechter Ausführung der 
Anlage keine Gefahr mit sich. Schalter und 
Geräte sollen feste Gehäuse zum Schutze gegen 
Berührung spannungführender Teile haben. 
Als Leitungen verwendet man Gummiäder- 
leitungen mit Schutzrohr oder Rohrdrähte. 
Die Schutzhülle der Leitungen muß stets in 
die Schutzgehäuse der Schalter usw. hinein- 
gesteckt sein, so daß freiliegende Leitungs- 
drähte in Reichhöhe bis zu 2 m Höhe nirgends 
vorkommen. Blanke oder isolierte Drähte auf 
Rollen oder Klemmen sind gänzlich zu ver- 
meiden. - 

Infeuchten Räumen (Feuchtigkeit her- 
vorgerufen durch Wasser, Dampf oder Chemi 
kalien) und in Räumen, die einen gut ge- 
erdeten Standpunkt bieten (Eisenkon- 
struktion, Boden aus Eisenbeton, Blechbelag 
und dgl.), sind schon bei 110 V Spannung 
besondere Vorsichtsmaßregeln zu beachten. 
Die fest angeschlossenen Lampen sind tunlichst 
außerhalb Reichhöhe anzubringen. Diese Maß- 
nahme hat den Vorzug, daß das Auswechseln 
der Lampen nur mit Hilfe einer besonderen 
Vorrichtung (Tritt, Stuhl, Leiter oder dgl.) 
möglich ist, die, aus Holz angefertigt, einen 
isolierten Standpunkt bietet. 

Für Betriebsstätten jeder Art, Lager, 
Werkstätten, Fabriken usw.liegt das beste Mittel 
zur Verhütung von Gefahr in der durchweg 
geschützten Bauart der elektrischen Lei- 
tungen, Maschinen und Geräte. Die Leitungen 
müssen in ihrem ganzen Verlauf, auch an den 
Einführungen in die Schalter, Motoren, Schalt- 
kästen, Anlasser usw., geschlossen verlegt sein, 
in Rohr, als Kohrdraht: Panberzden oder Kabel. 
Frei verlegte Drähte auf Rollen, Klemmen usw. 
sind, abgesehen von wenigen Sonderfällen, 
z. B. in hohen Hallen, zu leicht verletzbar. 
Die spannungführenden Teile müssen der Be- 
rührung entzogen und von den Gehäusen sicher 
und dauerhaft isoliert sein. Die Gehäuse selbst 


‚sind bei kleineren Geräten, aber auch nur bei 


diesen, aus Isolierstoff, bei größeren Geräten 
und Maschinen aus Eisen oder anderen Metallen 
herzustellen. Sie müssen in ihrem Aufbau den 
jeweiligen Einflüssen gewachsen sein. Aber 
auch die besten Einrichtungen leiden unter den 
ständigen Einwirkungen des Betriebes. Ihre 
Schutzgehäuse und Eisenkörper können dann 
eine Spannung annehmen, die bei Übertritt 
auf den menschlichen oder tierischen Körper 
gefährlich werden kann, wenn sie nieht durch 
eine planmäßige und gut angelegte 
Erdungsleitung abgeleitet wird. 

Zu den Räumen, in denen die elektrischen 
Niederspannungseinrichtungen gefahrbringend 
werden können, gehören: 


1. in Haushaltungen: Küche, Bad, - 


Waschküche, ganz besonders Räume mit 
Eisenbetonfußboden und mit vielen Rohr- 
systemen für Wasser, Heizung, Gas, Staub- 
sauger und del. & « 

2. in gewerblichen und industriellen 
Betrieben: Woaschanstalten, 
stalten, Brauereien, Brennereien, Zucker- 
fabriken, Schlachthäuser, Gerbereien usw., 
überhaupt Betriebe mit Einwirkungen 
durch Chemikalien und Feuchtigkeit, 
ferner Maschinenfabriken, Hüttenwerke 


und, dgl., auch die‘ Einriehtungen im 
Freien. 
3. in Bergwerken: Die Betriebsräume 


über und unter Tage. 


Badean- 


v2 


” 
% 


23. September 1920. 


4. inlandwirtschaftlichen Betrieben: 
Die Viehställe jeglicher Art, Molkereien, 
Brennereien, Pumpwerke usw. sowie auch 
die Einrichtungen im Freien. 

5. in allen Betrieben,die Benutzung 
ortsveränderlicher Maschinen und 
%eräte. Hierher gehören Handlampen, 
Haushaltungs- und andere Geräte, Heiz- 
und Kochgeräte, Werkzeuge und Arbeits- 
maschinen, die mittels biegsamer be- 
weglicher Zuleitungen mit Strom ver- 
sorgt werden. 


B. Grundsätze für die Erdung. 


Zur Durehbildung der Erdung in einer An- 
lage werden zunächst die spannungslosen 
metallischen Schutzgehäuse einer elek- 
trischen Maschine, eines Gerätes oder einer 
Leitung usw. gut leitend miteinander ver- 
bunden und dann über die Erdungsleitung 
in eine oder mehrere Erdungsplatten mit 
großer Ausbreitungsfläche im Erdreich an- 
geschlossen. Die Erdungsplatten liegen nach 
Möglichkeit im feuchten Boden, am besten 
im Grundwasser. Die Erdungsleitungen und 
die Erdplatten haben dafür zu sorgen, daß die 
aus der Leitung auf sie übertretende Spannung 
einen heftigen Überlastungsstrom zur Folge 
hat, wodurch die zugehörigen Sicherungen aus- 
lösen und den gestörten Teil der Anlage ab- 
schalten. Bei zu geringem Strom für das 
Durchschmelzen der Sicherungen müssen sie 
die Spannung von der Fehlerstelle aus all- 
mählich nach Null verschwinden lassen, so 
daß diese an keiner Stelle mehr in gefahr- 
bringender Höhe auftreten kann. Soll die 
Erdung zuverlässig arbeiten, so muß der Wider- 
stand der Erdleitungen sehr gering sein. Im 
Fall eines Fehlers und eines Stromübertritts 
zur Erde, auch bei dem größten zu erwartenden 
Strom, soll die Spannung zwischen zwei gleich- 
zeitig erreichbaren Punkten ein bestimmtes 
Maß, etwa 30-40 V, nicht überschreiten. 
Schon des öfteren haben Spannungen von 70 V 
bei Wechselstrom den Tod verursacht. Eine 
Stromstärke von mehr als 0,2 A gilt bereits 
als gefährlich für den menschlichen Körper. 
Nach Einwirkung chemischer Einflüsse ist der 
Widerstand des menschlichen Körpers sehr 
gering. Es sind Widerstände zwischen den in 
Salzwasser aufgeweichten Händen von etwa 
700-1000 Q@. gemessen worden. Die eben 
gegebenen Zahlen mögen als Richtpunkte für 
die Durehführung der Erdung, dienen. 

Für Verteilungsnetze mit geerdetem 
Nulleiter ergibt sich von selbst der Gedanke, 
alle spannungslosen Teile der elektrischen Ein- 
richtungen mit dem Nulleiter metallisch zu 
verbinden. Doch darf man sich auf den Null- 
leiter allein nicht verlassen. Hat er nämlich 
einen geringen Querschnitt bei großer Länge 
oder in sich noch eine schlechte Verbindungs- 
stelle, so können an ihm Spannungsunterschiede 
von gefahrbringender Höhe auftreten. Eür 
eine einwandfreie „Nullung“ ist deshalb der 
mehrmalige Anschluß an die übrigen Erd- 
leitungen zu fordern. 

Für den Ausbau einer sicheren Erdung 
bleibt im allgemeinen folgendes zu beachten: 

In Gebäuden mit Eisenkonstruktionen, 
Rohrleitungen und dgl. kann man nıe ver- 
hindern, daß die Metallkörper und Schutz- 
gehäuse der elektrischen Einriehtungen mit 
den Eisenteilen in Berührung kommen. Ja, 
man bevorzugt diese mit Recht zur Befesti- 

ung. Noch weniger lassen sich die metallischen 
Bauteile von Erde trennen, denn alle Ma- 
schinenfundamente, Rohrleitungen, Regen - 
rinnen usw. sind ja durchweg mit ihnen ver- 
bunden. Immer hat dieser und jener Teil mit 
Erde leitende Verbindung. Hieraus ergibt sich 
dann von selbst der Schluß, zur Herbeiführung 
eines guten Erdungsweges die, metallischen 
Bauteile selbst als Wege zur Erde zu benutzen. 
Soweit es nicht schon für die Bauausführung 
geschehen ist, sind zur Vervollkommnung der 
eben genannten Erdungswege, alle Eisenteile 
eines Gebäudes sowohl unter sich als auch mit 
den vorhandenen Rohrleitungen für Wasser, 
Dampf, Druckluft, Gas, Heizung usw. mößg- 
lichst oft und gut leitend zu verbinden. 
Auch der Nulleiter ist in dieser Verbindung 
mit einzuschließen, ebenso auch die Blei- un 
Eisenmäntel der Kabel. Die Muffen in: den 
Kabelleitungen sind für die Erdungsleitung zu 
überbrücken. Je zahlreicher und je inniger 
alle diese Verbindungen sind, desto zuver- 
lässiger ist die Erdung. Rohrleitungen, Ma- 
sehinenfundamente und dgl., die ja schon 
zum großen Teil in der Erde liegen, bilden 
gleichzeitig sehr wirksame Erdplatten. Be- 
sondere Erdplatten werden nur dann nötig, 
wenn die vorgenannten Erdungswege als nicht 
ausreichend zu erachten sind. Für besondere 
Erdplatten verwendet man vorteilhaft Alt- 
material mit großem Querschnitt, das in ab- 
sehbarer Zeit nicht durchrostet, wie_ 2. 
Kesselbleche, Maschinenteile, Eisenschienen, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Eisenschienen senkrecht oder schräg nach 
man auf diese Weise ein maschenförmiges, in 
sich vielfach geschlossenes Erdungs- 
netz im Gebäude hergestellt, so hat man im 
allgemeinen weiterhin nur nötig, die Schutz- 
gehäuse und Metallkörper der elektrischen Ein- 
richtungen auf dem kürzesten Wege mit diesem 
Netze leitend zu verbinden. Beim Fehlen des 


Werkstatt mit mehreren Motoren, Schalt- 
kästen usw. ist eine Erdung nieht etwa in der 
Weise herzustellen, indem man mit kurzen 
Längen der Reihe nach von einem Stück zum 
anderen und schließlich an Erde geht, sondern 
es sind die einzelnen Gegenstände parallel 
an eine oder mehrere durehgehende starke 
Hauptleitungen, die auf kurzem Wege zur 
Erde führen, anzuschließen. 

. Etwaige Verbindungen in den Erdungs- 
leitungen und mit den eisernen Gebäude- 
konstruktionen, Rohrleitungen usw. sind durch 
kräftige metallische Verschraubungen mit mög- 
lichst breiten Berührungsflächen herzustellen. 
Da sich Verschraubungen durch Erschütte- 
rungen lockern, so sind sie nachträglich noch 
sorgfältig zu verlöten. Wo die Verhältnisse 
es gestatten, werden die Verbindungen an den 
Erdungsleitungen am sichersten als Schwei- 
Bungen bei breiter Berührungsfläche hergestellt. 

Der Querschnitt der Erdungsleitungen 
ist den zu erwartenden Höchstströmen anzu- 
passen. Reichen die durch die Gebäudeteile 
gegebenen Querschnitte nicht aus oder er- 
scheinen sie nicht zuverlässig genug, so sind 
sie durch Hinzufügung besonderer Erdungs- 
leitungen zu ergänzen, welche mit den bereits 
gegebenen Erdungsleitungen mehrfach leitend 
zu verbinden sind. Das gleiche gilt für 
die Nulleiter. Elektrische Sicherungen oder 
Sehalter dürfen im Nulleiter keineswegs vor- 
handen sein. Auch in den Abzweigen auf den 
Verteilungstafeln sind für die einzelnen Ab- 
zweige Sicherungen und Schalter nur in den 
Außenleitern zulässig. In Anlagen mit Außen- 
leitern bis zu 25 mm? Kupferquerschnitt sollte 
man den Erdungsleiter oder Nulleiter in gleicher 
Stärke wie den Querschnitt eines Außenleiters 
verlegen. Denn unter Umständen muß der 
Erdleiter ja den gleichen Strom führen wie der 
Außenleiter. Die Mäntel der Isolierrohre und 
Rohrdrähte können wegen der vielen in ihnen 
vorkommenden federnden Verbindungen nicht 
als vollgültige Null- oder Erdleitungen ange- 
sehen werden. Man benutze vielmehr, von der 
äußersten Lampe beginnend, eine besondere 
Ader als Erdleiter oder verlege neben dem 
Rohrdraht einen besonderen Erddraht, mit 
dem ‘dann die Beleuchtungskörper und die 
einzelnen Stücke der Mäntel durch Lötung zu 
verbinden sind. 

Als Baustoffe für den Erdungs- und Null- 
leiter kommen in der Regel Kupfer oder Eisen 
in Anwendung, ein blanker Kupferdraht nicht 
unter 4 mm? Eisen sollte mindestens den 
doppelten für Kupfer benötigten Querschnitt 
haben, wenn nicht mit Rücksicht auf Strom- 
stärke, auf mechanische Festigkeit und auf 
das Rosten stärkere Quersehnitte zu bevor- 
zugen sind. Wegen seines höheren Wertes ist 
Kupfer ein begehrter Gegenstand für Diebe. 
Kupfer ist bei schwächeren Querschnitten be- 
sonders gegen Beschädigungen zu schützen, 
während die kräftige Eisenleitung den Schutz 
in sich selbst trägt. Die besonderen Erdungs- 
leitungen und die Nulleitungen sind zweck- 
mäßig als blanke Leitungen zu verlegen und 
durch farbigen (roten) Anstrich besonders zu 
kennzeichnen. 

Von der Güte einer Erdleitung überzeugt 
man sich durch Messen des iderstandes 
zwischen dem Gehäuse jeder elektrischen Ein- 
richtung und vielen beliebigen Punkten im 
weiten Umkreise. Eine derartige Messung darf 
innerhalb der Betriebsräume nirgends mehr als 
1 @ Widerstand ergeben. Für Anlagen im 
Freien darf er, abgesehen von den Sonderfällen, 
die auch besondere Maßnahmen erfordern, 
nicht wesentlich größer sein. 

Hat man die ale: nach den vorstehen- 
den Grundsätzen durchgeführt, so ist die 
Gefahr, bei Berührung spannungführen- 
der Teile verletzt oder getötet zu werden, 
allerdings um so größer. Es ist daher Aufgabe 
aller Fabrikanten, Installateure und Betriebs- 
führer, darauf hinzuwirken, daß die dem Be- 
triebe zu übergebenden Einrichtungen so gebaut 
sind, daß alle spannungführenden Teile sicher 
geschützt und erst nach absichtlicher Frei- 
legung zugänglich sind. Für das Öffnen der 
Apparate soll ein besonderes Hilfsmittel, wie 
z. B. ein Schlüssel, Schraubenzieher, usw. er- 
forderlich sein, um ein unbefugtes Öffnen zu 
erschweren. . 

In weleher Ausführung nun die oben be- 
schriebenen Erdungsmaßnahmen durchzu- 


Heit 38. 


Rohrstücke usw. Nach Maßgabe der örtlichen 
und Grundwasserverhältnisse wird man die 


unten verlaufend in den Boden bringen. Hat 


oben beschriebenen Erdungsnetzes in einer 


751 


führen sind, hängt von den gegebenen örtlichen 
Verhältnissen ab und muß von Fall zu Fall 
reiflich erwogen werden. 

. . Für den Anschluß der elektrischen Ein- 
richtungen an das Erdungsnetz bleibt noch 
zu beachten: 

. Vor der Inbetriebnahme jeder elek- 
trischen Einrichtung muß die Erdverbindung 
stets der erste Anschluß sein. Bei Außer- 
betriebsetzung darf sie stets erst nach Abnahıne 
der Stromleitungen als letzte entfernt werden. 
Diese Forderung gilt auch für Ausbesserung, 
Prüfung usw., namentlich aber für vorüber- 
Kae Einrichtungen, wo man allerdings sehr 
häufig das Gegenteil beobachtet. Auf den 
Verstoß hiergegen sind manche Unfälle zurück- 
zuführen. 

Für Hochspannungsanlagen gelten im 
großen und ganzen die gleichen Grundsätze, 
doch erfordert der Ausbau eine eingehendere 
Prüfung der örtlichen Verhältnisse. 

Beiortsveränderlichen Handgeräten 
und Werkzeugen ist bei vielgebrauchten Stük- 
ken, namentlich aber in rauhen Betrieben, die 
Erdung nicht nur für den Bau, sondern noch 
mehr für die Instandhaltung schwierig. In 
gewissen Einzelfällen wird deshalb die Herab- 
setzung der Spannung sehr zu erwägen 
sein, ein Ausweg, der in Dreh- und Wechsel- 
stromnetzen ja ohne besondere kostspielige 
Umstände gangbar ist. Im Laufe der weiteren 
Erörterung wird auf die Herabsetzung der 
Spannung noch im einzelnen hingewiesen 
werden. Sie hat aber auch eine gewisse all- 
gemeine, wirtschaftliche Bedeutung, die hier 
kurz berührt werden soll. Mit dem Ausgang 
des Krieges ist der Unterschied zwischen mein 
und dein sehr verwischt. Das Mitnehmen der 
Glühlampen aus den Beleuchtungskörpern in 
den Werkstätten und in vielen, der Allgemein- 
heit ee ich verkehrsschwachen Stätten 
gehört heute zur täglichen Übung. Es werden 
so viele Lampen gestohlen, daß die Werkstatt- 
besitzer kaum genügend Lampen herbeischaffen 
können. Eine Anzahl von Betrieben der Groß- 
industrie ist deshalb schon aus diesem Grunde 
dazu übergegangen, die Lampenspannung her- 
abzusetzen. Die aus den erkstätten mit- 
genommenen Lampen für 30-70 V versagen 
in den Haushaltungen ihren Dienst. Sie sind 
somit das Stehlen nicht mehr wert. Die be- 
sonderen Kosten für die Einrichtungen kleiner 
Niederspannungsnetze nebst den dazugehörigen 
Transformatoren fallen unter diesen Umständen 
gegenüber den heutigen Lampenkosten nicht 
sehr ins Gewicht. 


C. Handlampen und Werkstattlampen. 


Man macht vielfach einen Unterschied 
zwischen Hand- und Werkstattlampen. Als 
Handlampen betrachtet man solche, die mittels 
Stecker befestigt sind und an ganz beliebiger 
Stelle gebraucht werden können, als Werkstatt- 
lampen dagegen diejenigen, die wohl ebenfalls 
an einer beweglichen Zuleitung hängen, am 
anderen Ende jedoch fest mit der sonstigen 
Leitungsanlage verbunden und deshalb in 
ihrer Verwendung auf einen bestimmten Ar- 
beitsplatz beschränkt sind. Beide Lampen- 
sorten haben die bewegliche Leitung und 
den Gebrauch in der Hand gemeinsam. 
Sie bieten gerade dadurch die Veranlassung 
für etwaige Unfälle und müssen deshalb auch 
gleich behandelt werden. 

Die Hand- und Werkstattlampen und ihre 
beweglichen Anschlußleitungen erfahren ohne 
Ausnahme eine schonungslose Behandlung. Da 
sich hieran nichts wird ändern lassen, so sollte 
man für den Gebrauch nur widerstandsfähige 
Ausführungen zulassen. In außerordentlich 
vielen Fällen muß man aber gerade das Gegen- 
teil feststellen. Die Erdung der Handlampen 
über Leitung und Stecker läßt sich wohl aus- 
führen, ist aber schwer zu kontrollieren und 
in Ordnung zu halten. Für die Erdun erhält 
die Leitung eine besondere Ader oder eine 
Umflechtung aus Draht, die ihrerseits gegen 
mechanische Verletzungen _ besonders zu 
schützen ist. Hierdurch wird die bewegliche 
Leitung weniger biegsam und findet bei den 
Arbeitern weniger Beifall. Eine eiserne Schutz- 
hülle aus Metallschlauch wird noch schwerer 
und ist deshalb noch weniger beliebt. Für einen 
Erdanschluß muß der Stecker besonderen 
Erdungskontakt haben, der so ausgebildet ist, 
daß er beim Einsetzen die Erdverbindung zu- 
erst, also vor den stromführenden Leitungen, 
an das Netz anschließt. Beim Herausnehmen 
des Steckers wird dann die Erdungsleitung 
zuletzt unterbrochen. Die größere Sorgfalt, 
die die Herstellung und Wartung dieser Lam- 

en erfordert, läßt das Widerstreben der Ver- 
Bräucher und Fabrikanten gegen die az 
von Hand- und ea Den erklärlich 
erscheinen. Die Erdung gibt auch noch folgen- 
des zu bedenken. Wird eine der stromführenden 
Adern beim Gebrauch unterbrochen, so ver- 
sagt die Lampe ihren Dienst und wird gegen 


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752°” Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 38. 23. September 1920. 


natürliche Erdplatten sind hier nur die Wasser- 
haltungen nebst den Rohren und die geerdeten 
Schienenrückleitungen von elektrischen Loko- 
motivstrecken anzusehen. ie gewöhnlichen 
Fördergleise auf der Sohle, ebenso etwa vor- 
handene Druckluftleitungen sind als nicht ein- 
wandfrei zu erächten, da die Verbindungsstellen 
nicht zuverlässig leiten. 

Unter Tage muß man sich deshalb vielfach 
mit besonderen Erdungsleitungen und be- 
sonderen Erdungsplatten behelfen. Die Sumpf- 
anlage für eine Pumpe und die Wasserseige 
sind hier die Träger des Grundwassers. Wegen 
‚der öfteren Entschlämmung ist die Wasser- 
seige mit Vorsicht zu benutzen. Etwaige bei 
dieser Arbeit gefundene Hindernisse sind stö- 
rend und werden von den Arbeitern entfernt. 
Als. brauchbare Erdplatte empfiehlt sich ein 
altes kräftiges Kosseiblech: das sich in der Form. 
den lichten Abmessungen der Wasserseige an- 
schmiegt und bei den Reinigungsarbeiten dann 
kein Hindernis bietet. 

Die Eisen- und Bleimäntel der Kabel sind 
stets mitzubenutzen und ihre Muffen be- 
sonders sorgfältig zu überbrücken. Verlaufen 
in den gleichen Strecken auch elektrische Lo- 
komotivförderungen mit Schienenrückleitung, 
so sind die Mäntel der Kabel bei ungenügenden 
Schienenverbindungen leicht der Zerstörung 
durch den Strom der Lokomotivstrecke aus. 
gesetzt. Denn bei zu hohem Leitungswider- 
stande in der Schienenrückleitung würde der 
Lokomotivstrom dann die Kabelmäntel zu 
hoch belasten können. Dieser Umstand mahnt 
zur Vorsicht und erfordert eine gute Instand- 
haltung der Schienenrückleitung. Wegen der 
zerstörenden Einflüsse der sauren und salzigen 


brauch in der Küche muß auf das nachdrück- 
lichste verlangt werden, sobald in der Küche 
der Boden aus Eisenbeton besteht, der stets 
einen gut geerdeten Standpunkt bietet, oder 
sobald die Leitungen für Gas, Wasser, Heizung 
und dgl. in der Nähe der Kochstelle vorbei- 
führen. 

Eine bewegliche Leitung für den Anschluß 
eines Heiz- und Kochgeschirrs für Küchen- 
gebrauch sollte nicht länger als 0,5 m sein, denn 
das Küchenpersonal übt nun einmal den 
Brauch, für das Einlassen von Wasser ‘das 
Kochgerät selbst in die Hand zu nehmen 
und unter den nächsten Wasserzapfhahn zu 
halten. Alle Vorschriften hiergegen werden 
daran nichts ändern. Wird hierbei bei längerer 
Anschlußleitung der elektrische Anschluß nicht 
unterbrochen, so ist für die Bedienung zwischen 
der Hand am Kochgerät und zwischen der 
Hand am Wasserhahn stets der kurze und 
gefährliche Weg zur Erde gegeben. Dieses 
vermeidet man, wenn die Leitungen so kurz 
sind, daß beim Fortnehmen des Gerätes von 
seinem Arbeitsplatz die Leitung zuvor gelöst 
werden muß. Die Nachteile der kurzen Leitung 
muß man durch eine genügend große Anzahl 
von Steckdosen wieder gut machen, um die 
Kochgeräte an verschiedenen Arbeitsplätzen in 
Benutzung nehmen zu können. Noch zweck- 
mäßiger dürfte es sein, Kochgeräte und An- 
schlüsse für den Küchenbetrieb so auszu- 
führen, daß das Hilfsmittel einer beweglichen 
Leitung vollständig in Fortfall kommen kann. 

Für die kleineren, außerhalb der Küche in 
den Wohnräumen benutzten Geräte, wie z. B. 
Teekocher, Wärmeplatten, Kaffeemaschinen 
usw. ist von einer derartigen Forderung ab- 
zusehen, da diese Apparate mehr Schonung in 
der Behandlung erfahren und dann auch in 
trockenen Räumen mit isolierenden Fußböden 
gebraucht werden. 

Ein elektrisches Bügeleisen sollte man 
nur in einem Raume mit isolierendem Fuß- 
boden benutzen und den Anschluß der Zu- 
leitung tunlichst von oben bewirken, gegebenen- 
falls mit Hilfe einer hängenden Anschlußdose, 
die nach -Bedarf hoch oder niedrig gestellt 
wird. Die herabhängende Zuleitung soll nicht 
länger sein, als unbedingt für den Gebrauch 
notwendig ist. Bei längerer herabhängender 
Leitung oder bei Anschluß von der Seite her 
wird die Leitung durch das ständige Hin- und 
Herbewegen an der Kante des Plättbrettes, 
des Tisches usw. leicht durchgescheuert und 
führt dann zu Unzuträglichkeiten. 

Einen elektrischen Massageapparat, 
eine Heißluftdusche,einen Brennscheren- 
wärmer oder dgl. sollte man nie in der Bade- . 
stube oder in der Nähe eines Waschbeckens 
mit Wasserleitungsanschluß benutzen. Die 
Anschlußdosen hierfür sind deswegen abseits 
von Wasserleitung, Heizung usw. anzubringen. 


F. Werkstätten für Gewerbe und 
Industrie. 


Großindustrie wie Kleingewerbe führen 
ihre Bauten fast durchweg in Eisenfachwerk 
aus oder als Mauerwerk mit Zwischenböden 
aus Eisenbeton oder mit Eisenträgern. Gerade 
auf diese Böden kommt es nun bei der Beur- 
teilung der Gefahr in erster Linie an. Deshalb 
sind die oben für die Erdung erörterten Punkte 
von besonderer Bedeutung. 

Die Lampen sind tunlichst gruppenweise 
zu Schalten und die Schalter auf die Verteilungs- 
tafeln zu setzen. Finzelschalter sollen auf 
das Allernotwendigste beschränkt werden. Der 
Gebrauch von Hand- und Werkstättenlampen 
und von beweglichen Werkzeugen ist bereits 
vorstehend behandelt worden. Beleuchtungs- 
körper mit Fassungen aus Porzellan oder 
anderen Isolierstoffen” bieten eine erhöhte 
Sicherheit gegen Stromübertritt beim Aus- 
wechseln der Lampen. 


eine neue ausgetauscht. Wird aber der Er- 
dungsanschluß allein unterbrochen, so ist beim 
Gebrauch der Handlampen in der Regel nichts 
zu bemerken. Erst eine gründliche Unter- 
suchung und Messung kann dieses feststellen. 
Diese Untersuchungen werden aber erfahrungs- 
gemäß nur sehr selten ausgeführt, so daß man 
vielfach mit unterbrochenen Erdungsan- 
schlüssen arbeitet, bis eine- Störung an den 
Leitungen einen Teil des Erdunssmantels 
unter Spannung setzt und dann nicht selten 
Unfälle verursacht. Zweckmäßiger und vor 
allen Dingen sicherer dürfte für kritische Fälle 
die Herabsetzung der Spannung auf 
etwa 30 V mittels eines besonderen Volltrans- 
formators (kein Spartransformator!) sein. Für 
den Gebrauch bei Dampfkesseluntersuchungen 
wird man z. B. im Kesselhaus einen solchen 
Transformator aufstellen und von ihm aus be- 
sondere Leitungen durch das Kesselhaus ziehen. 
Die Zuführungsleitungen sind mit besonderen 
Abzweigdosen zu besetzen, in welche die 
Stecker der gewöhnlichen Art nicht passen. 
Für größere Werkstätten mit vielen Hand. 
und Werkstattlampen wird es sich lohnen, 
mehrere Stromkreise mit niedriger Betriebs- 
spannung einzurichten. Übt man im Gebrauch 
der Handlampen eine derartige Vorsicht, so 
könnten für ihren eigenen Bau gewisse Er- 
leichterungen zugelassen werden. 


D. Ortsveränderliche Geräte 
und Maschinen. 


Das soeben für Hand- und Werkstatt- 
fampen Gesagte gilt im erhöhten Maße auch 
sür andere Geräte, Handwerkzeuge und Ma- 
echinen, und zwar nicht nur für diese, sondern 
grst recht für die Leitungen. Die Gebrauchs- 
Segenstände sind mit festen, metallischen 
b.chutzgehäusen auszustatten. Schwierigkeit 
asetet die Ausführung der Leitung. Für die 
zer Hand des Arbeiters anvertrauten Werk- 
euge und Geräte mit metallischem Schutz- 
Zehäuse bleiben neben einer gut durchgeführten 
Isolierung im Innern die Erdung aller äußeren, 
ja wie überhaupt aller spannungslosen Metall- 
teile unerläßlich. Diese Erdung muß unbe- 
dingt von dem Werkzeug über die Leitung 
nach der Anschlußdose erfolgen, wie sie bei 
den Handlampen bereits erwähnt ist. Die 
Einführungsstellen im Handgerät und Stecker 
erfordern besondere Sorgfalt. Eine wiederholte 
und gewissenhafte Kontrolle des Zustandes der 
Leitungen ist deshalb geboten. 

Für den Anschluß großer Maschinen, z. B. 
für Bagger, Abteufpumpen und dgl. ver- 
wendet man als Leitung besonders konstruierte 
Leitungstrossen, die den erhöhten Ansprüchen 
im besonderen Maße Rechnung tragen. 

Da erfahrungsgemäß längere Leitungen 
eher schadhaft werden als kürzere, so sollte man 
die einzelnen Leitungslängen für den Anschluß 
der beweglichen Geräte und Maschinen auf das 
nötigste Maß beschränken. Es empfiehlt sich, 
die schadhaft gewordenen einzelnen Leitungs- 
längen nicht auszubessern, wenigstens nicht 
oberflächlich am Verwendungsort, sondern für 
sie stets einwandfreie Ersatzstücke in Bereit. 
schaft zu halten. Unterläßt man dies, so fangen 
die Arbeiter selbst an, Nothilfe zu üben. Die 
unsachgemäße Ausführung bietet dann natur- 
gemäß leicht die Ursache für Unfälle. 


E. Haushaltungen und Geschäfts- 
räume. 


In Räumen mit isolierendem Fußboden 
(Holz, Linoleum) sind gegenüber den all- 
gemeinen Vorschriften besondere Vorsichts- 
maßregeln kaum notwendig. Es ist jedoch zu 
empfehlen, mit Steckdosen und Schaltern von 
den etwa vorhandenen Heiz- und Wasser- 
leitungen fernzubleiben. 

In Bad, Küche, Waschküche, in 
feuchten Kellern und dgl. sind Be- 
leuchtungskörper und ortsfeste Lampen außer- 
halb Reichhöhe anzubringen. Schalter, An- 
schlußdosen und sonstige Geräte sind grund- 
sätzlich außerhalb zu befestigen. Der Badende, 
die Waschfrau usw. sind somit stets ge- 
zwungen, für die Bedienung des Schalters aus 
dem gefahrbringenden Bereich herauszugehen. 

Der Gebrauch der Koch- und Heiz. 
geräte für die Küche stellt eigene Anforde- 
rungen für Einrichtung und Betrieb. Da man 
bei regelrechtem Gebrauch der Kocheeräte 
mit Metallmänteln ständig in Berü hrung 
kommt, so bleibt nichts anderes übrig, als 
ihre spannungslosen Teile von den spannung- 
führenden gut zu isolieren und außerdem ge- 
hörig zu erden, und zwar vom Gerät aus über 
die bewegliche Zuleitung und Anschlußdose zur 
fest verlegten Leitung. Diese Maßnahme wird 
nötig, da selbst bei best ausgeführten Geräten 
schon durch das Überlaufen von salzigem oder 
saurem Wasser und dgl. die Isolierbuchsen 
leicht überbrückt werden, und dann der Mantel 
unter Spannung kommt. Die Durchführung 
und Instandhaltung der Erdung für den Ge- 


Erdungen unter Tage laufend einer aufmerk- 
samen Prüfung zu unterziehen. 

Einen besonderen Rang in bezug auf Ge- 
fahr nehmen die Lokomotivförderstrecken 
mit 220--250 V Spannung ein. Der Fahrdraht 
liegt für gewöhnlich 1,8 m hoch, also stets in 
Reichhöhe. Der Belegschaft ist das Betreten 
der elektrischen Lokomotivfördersrecke ver-. 
boten. Sie hat die für die „Fahrung‘‘ einge- 
richtete Strecke zu benutzen. An den Kreu- 
zungen mit der Förderstrecke und an der Ver- 
lade- und Verschiebestelle sind Lampen mit 
Warnungsschriften anzubringen. Langes Werk- 
zeug, wie z. B. Bohrstangen und dgl. darf 
nicht auf der Schulter getragen werden, um 
einer Berührung mit dem Fahrdrahte vor- 
zubeugen. Da. die Berührung des blanken 
Fahrdrahtes in Lokomotivstreecken mit Wech- 
selstrom in den meisten Fällen, dagegen in 
Gleichstromstrecken selten zu einem ernsten 
Unfalle führt, und da ferner der Wechselstrom - 
betrieb gegenüber dem Gleichstrom wirt- 
schaftliche und technische Vorteile nicht auf- 
"zuweisen hat, so sollte man für neue Strecken 


| einrichten und die noch vorhandenen Wechsel- 
stromstrecken nach und nach auf Betrieb mit 
Gleichstrom umändern. 

Der Bohrbetrieb im Bergbau unter 


Entwurf Rechnung zu tragen ist. Die Hand- 
bohrmaschine ist bei den außerordentlich rohen 
Betriebsverhältnissen unter Tage ständigen und 
heftigen schädlichen Einflüssen ausgesetzt. 


andererseits aber auch für den Gebrauch als 
Handwerkszeug ein möglichst geringes Ge- 
wicht. Diese beide Forderungen stehen im 
gewissen Gegensatz. Man muß daher einen 
Ausgleich finden. In erhöhtem Maße gilt 
diese Forderung für die bewegliche Zuleitung. 


Herzerren, durch Schläge, Stöße und dgl. 
mehr hat sie außerordentlich zu leiden, und 


G. Bergwerke. wird deshalb auch leicht schadhaft. Versagt 


Für die Bergwerke, sowohl über Tage als 
auch unter Tage, sind die Forderungen für die 
Werkstätten voll und ganz zu erfüllen. . Er- 
schwerend tritt hierzu ‘noch der Umstand, 
daß die Arbeits- und Verkehrsstellen niedrig, 
eng, dunkel, häufig von salzigem und saurem 
Gewässer durchtränkt und unter Tage fast 
durchweg dunstig sind. Da- fast alle Be- 
leuchtungskörper in Reichhöhe liegen, sind sie. 
in besonders fester und guter Ausführung zu 
wählen. Die Schutzgläser sollen stets die 
Fassung diehteinschließen. Einzelschalter sind, 

a ja immer fast alle Lampen gleichzeitig 
brennen müssen, überflüssig. Die Schalter 
können somit auf den Verteilungstafeln sitzen. 

s Leitungen sind ausschließlich bewehrte 
Kabel am Platze. Leitungen in Rohren nehmen 
bald Schaden, da die Feuchtigkeit sich in den 
Rohren dauernd festhält. ! 

Unter Tage sind die durch die Bauten 
gegebenen Erdungswege nur in ge- 
rıngem Maße vorhanden. Als zuverlässige 


die Maschine abgelegt und durch eine andere 
mit guter Leitung ersetzt. Die Verletzung der 
Erdleitung allein führt aber keine für den 
Betrieb fühlbare Störung herbei und wird 
deshalb nicht bemerkt. Die Erdung über die 
Zuleitung ist somit sehr unzuverlässig. In 
Erkennung dieses Umstandes ist man in Ober- 
schlesien dazu übergegangen, als Betriebs- 
spannung höchstens 125 V zu verwenden und 
die Maschinen nicht mehr zu erden, wohl aber 
den Nullpunkt der Sondertransformatoren, 
so daß als Höchstspannung gegen Erde etwa 
70 V vorkommen können. Doch auch diese 
Maßnahme beseitigt nicht die Klagen. Die 
Unfälle mit tödlichem Ausgang reden noch 
einer weiteren Herabsetzung der Spannung das 
Re vielleicht auf 50 V mit etwa 30 V gegen 
rde. : 


H. Stallungen. 


Die Empfindlichkeit des Viehes gegen 
elektrische Spannungen erfordert besondere 


Wässer der Gruben auf die Metalle sind die 


den Weehselstrombetrieb überhaupt nicht mehr 


Tage hat seine Eigenheiten, denen schon beim . 


Man verlangt deshalb von ihr hohen Wider. 
stand gegen Schäden von innen und außen, - 


Durch das Schleifen auf der Sohle, durch 
scharfe Biegungen, durch ständiges Hin- und 


eine Leitungsader für die Stromzufuhr, so wird . 


g 


erfolgen. 


23. September 1920. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 38. 


753 


" 


Maßnahmen zu seiner Sicherheit. Als sicherster 
Weg dürfte sich für die Stallräume eine Herab- 
setzung der Gebrauchsspannung für die 
Beleuchtung empfehlen. Von dem Hauptvertei- 
lungsnetz zweigt man unter Zwischenschaltung 
entsprechend bemessener Transformatoren für 
die einzelnen Viehställe oder für Gruppen von 
solchen je nach Zweckmäßigkeit und Bedarf 
kleinere Verteilungsnetze für 30 V Spannung 
ab. Es wird einer solehen Einrichtung vielleicht 
die Unwirtschaftlichkeit der Anlage entgegen- 
gehalten werden. Gegenüber dem Werte des 
Viehbestandes dürften aber die Mehrkosten 
doch nur eine untergeordnete Rolle spielen. 

Bei Betrieben mit der ortsüblichen 
Normalsp SIERUL von 220 oder 125 V gegen 
Erde ist, entsprechend den Gefähren durch 
Stromübertritt auf das Vieh, dem Ausbau der 
elektrischen Einrichtungen erhöhte Aufmerk- 
samkeit zuzuwenden. Es seien an dieser Stelle 
besonders hervorgehoben: 

Die Einwirkungen von Nässe, Dünger, 
Jauche und Stalldunst machen sich schon 
nach verhältnismäßig kurzer Zeit durch Zer- 
störung der Leitungen und Geräte fühlbar. Nieht 
nur die elektrischen Geräte, sondern auch alle 
Leitungen, auch solche von geringerer Länge, 
sollen deshalb nieht in den Stallräumen selbst 
liegen. Alle Leitungen sind auf den Boden 
oder in den Nebenräumen (Geschirrkammer, 
Futterkammer oder dgl.) oder auf der 
Außenseite der Gebäude zu verlegen. Durch 
Panzerrohre oder durch die Bewehrung der 
Kabel sind die Leitungen den mechanischen 
und chemischen Einflüssen zu entziehen. 

Die Beleuchtungskörper werden als kurze 
Decekenpendel oder als kurze Wandarme von 
den außerhalb liegenden Leitungen mittels 
wasserdichter Wand- und Deckendurchfüh- 
rungen abgezweigt. Sie liegen sämtlich außer- 
halb Reichhöhe. Beleuchtungskörper mit Por- 
zellanausrüstungen und Schutzgläsern ver- 
dienen den Vorzug vor solchen in einfacher 
Ausführung. 

Schalter und Steckdosen sind in den 'Stall- 
räumen vollständig überflüssig und deshalb zu 
vermeiden. Das Schalten der Lampen kann 
bei entsprechender Einteilung der Strom- 
kreise von der nächsten Verteilungstafel- aus 


Den oben behandelten Anforderungen an 
die Erdung sei hier noch folgendes hinzugefügt: 

Die Futterraufen, Futterrinnen und. son- 
stigen Metallteile schließe man an eine durch- 
laufende ununterbroehene Erdungsleitung aus 
Eisenband oder Eisenstäben nicht unter 
200 mm? an. In die Jauch- und Ablaufrinnen 
sind, ebenfalls in sich, ohne Unterbrechung in 
der Leitung, Eisenschienen oder kräftige 
Formeisen einzulegen, die in absehbarer Zeit 
nicht durchrosten. Die vorgenannten Erdungs- 
leitungen werden mit den übrigen Eisen- 
konstruktionen des Stallgebäudes, mit der 
Wasserleitung und den etwaigen besonderen 
Erdplatten gutleitend verbunden. Für etwaige 
Hilfsleitungen sind mit Rücksicht auf das 
Durchrosten ebenfalls Stab- oder Flacheisen- 
stangen nicht unter 200 mm? Querschnitt zu 
benutzen. Auf. diese Weise ist es möglich, 
Stallungen zu schaffen, die dauernd frei von 
schädlichen Spannungen bleiben. Eine der- 
artige Bauweise dürfte eine höhere Sicherheit 
bieten als die Mitbenutzung selbsttätiger Ab- 
schalter, die ja obne ständige Betriebsüber- 
wachung kaum in Ordnung sein werden. 

Für die übrigen Betriebsstätten auf den 
Gehöften finden die bereits für andere Be- 
triebe erörterten Maßnahmen sinngemäße An- 
wendung. Maschinen und Geräte sind tun- 
lichst außerhalb der eigentlichen Stallräume 
aufzustellen. Entsprechend den Einwirkungen 
von Staub, Feuchtigkeit usw. müssen - sie 
Schutzgehäuse erhalten. Da die Arbeiter nicht 
nur in den Ställen, sondern auch fast überall 
in den Nebenräumen barfuß gehen, so darf die 
Erdung nirgends als gleichgültig oder über- 
flüssig betrachtet werden. 


Schlußwort. 


Die Durchführung der Erdung als Schutz- 
mittel in der Torstohend beschriebenen Art 
erfordert in den neuzeitigen Gebäuden für 
Fabriken, Werften, Hüttenwerke, _ Berg- 
werke und dgl. Ausgaben eigentlich nur 
für die zusätzlichen Verbindungen zwischen- 
dem Eisenfachwerk der Gebäude und den 
verschiedenen Rohrsystemen, da die not- 
wendigen Erdungswege und Erdungsplatten 
fast immer im reichlichen Maße vorhanden 
sind. In älteren Gebäuden werden manche 
Ergänzungen durch Hinzufügen von Ver- 
bindungen aus Eisendraht, Bandeisen oder 
auch wohl Stabeisen notwendig werden. Im 
oberschlesischen Industriebezirk, wo ja das 
zur Ergänzung notwendige Eisen zum großen 
Teil auch in Form von Schrott zur Verfügung 
steht, hat man in allen Industriewerken und 
Nebenbetrieben mit dieser gründlichen Art der 


alte Wirtschaftswelt zu retten verm ocht. 


Erdung die besten Ergebnisse erzielt, mit 
gleichem Erfolge auch für Hochspannungs- 
anlagen. Dieser Erfolg ist aber nur dadurch 
möglich, daß auch- im übrigen dem Ausbau 
und der Instandhaltung der. elektrischen Ein- 
riehtungen die nötige Sorgfalt zugewendet wird. 


Ein englischer Nationalökonom über die wirt- 
schaftlichen Folgen des Friedensvertrages. 


Von Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Chr. Eckert. 


Übersicht. Europa, ja die ganze Welt leidet 
unter dem Druck des Friedens von Versailles. Die- 
ses unselige Machwerk wohl mit am schärfsten kri- 
tisiert, die Revision am energischsten gefordert zu 
haben, ist das Verdienst des Engländers J. M. 
Keynes, auf dessen ausgezeichnetes Buch über 
die wirtschaftlichen Folgen des Vertrages der Auf- 
satz hinweisen soll. 


Der deutsch - französische Krieg von 
1870/71 hat Deutschland bis zum Friedens- 
schluß 1900 Mill. M gekostet. Frankreich be- 
rechnet 1875 seine Gesamtlasten der Krieg- 
führung und Besatzung auf 9,3 Milliarden Fr 
gleich 7,4 Milliarden M. Seit Beginn des 20. 
Jahrhunderts sind mit Erhöhung der internatio- 
nalen Spannungen neue Berechnungen darüber 
angestellt worden, was ein Weltkrieg unter 
veränderten Zeitverhältnissen wohl kosten 
werde. Alle Voraussagungen sind weit hinter 
dem zurückgeblieben, was Wirklichkeit ge- 
worden ist. ‚Und doch führten die Vorüber- 
legungen bereits zu so hohen Zahlen, erschien 
der Aufwand eines neuen Großkrieges so ge- 
waltig, daß es fast zum Glaubenssatz der 
wirtschaftlichen Praktiker wie der Theore- 
tiker wurde, ein Krieg könne nicht länger als 


4 einige Monate dauern. Als dann die Zusammen- 


stöße auf dem Kontinent tatsächlich erfolgten, 
als das Ringen in Europa und draußen Jahr 
um Jahr dauerte, als die Lehre vom ‚„Durch- 
halten‘‘ allgemeine Geltung erhielt, da wurde 
von den Kriegsenthusiasten immer wieder auf 
die Irrmeinung vom allein denkbaren kurzen 
Krieg triumphierend hingewiesen. Aber doch 
hatten jene recht, die von der Unmöglichkeit 
des langen Kriegs gesprochen hatten. Sie 
hätten nur insofern ihre Prophezeiungen etwas 
verdeutlichen müssen, als sie betonen mußten, 
daß ein neuzeitlicher Krieg ohne unsagbare 
Schäden für Sieger wie Besiegte, ohne furcht- 
bare Erschütterung des Weltgefüges nur kurze 
Frist dauern könne. Wir sind die Opfer einsei- 
tiger Technik geworden. Mit Hülfe ungeahnter 
Fertigkeiten und Kunststücke gelang es, nicht 
nur die Massenvernichtung zu steigern, son- 
dern auch finanziell und wirtschaftlich durch 
ein virtuoses System der Papier- und Pump- 
wirtschaft den Krieg bis zum völligen Zu- 
sammenbruch der Besiegten, der schwersten 
Schädigung der sogen. Sieger durchzuführen. 
So wenig wie der Zirkustrick geschickter 
Artisten ein Beweis gegen die sonst geltenden 
Schwergewichtsverhältnisse ist, so wenig hat 
gerade dieser Krieg die Unrichtigkeit unseres 
früheren nationalökonomischen Denkens er- 
weisen können. Eine baldtunlichste Verstän- 
digung nach schnellen Hieben hätte allein Se 
Bin 
wirklicher ökonomischer Gewinn wäre auch 
dann für keinen der Kämpfer gekommen. 
Heute sind selbst bei den Staaten, die politisch 
am meisten errungen haben, die wirtschaft- 
lich am wenigsten opferten (Vereinigte Staaten 
von Amerika, England und Japan) die früher 
gezähmten Massen in Bewegung geraten, sind 
solehe Wertverschiebungen in. Erscheinung 
getreten, daß schwere Störungen der Wirt- 
schaftsordnung zu gewärtigen bleiben. 

Die Logik der Tatsachen hätte geboten, 
den örtlich und zeitlich überdehnten Kampf 
durch einen Frieden ausgleichender Gerechtig- 
keit zu beenden, die gegenseitigen Beein- 
trächtigungen nicht mit anderen Methoden 
und Mitteln fortzusetzen. Nur dadurch ward 
Heilung der Schäden, allmählicher Wieder- 
aufbau zu erwarten. Statt dessen haben sich 
die Alliierten entschlossen, die Besiegten mili- 
tärisch zu erdrosseln, politisch zu demütigen, 
wirtschaftlich auszubeuten in einer Weise, die 
nie zum Ziel führen kann. Der Friede von 
Versailles wird späteren Geschlechtern als 
Muster wirtschaftlicher Einsichtslosigkeit er- 
scheinen. . 

Daß die Einsicht von der Unmöglichkeit 
und Unwürdigkeit des Versailler Friedens bei 
uns, die unter seinen unerträglichen Härten lei- 
den, sogleich vorhanden war, ist kein Wunder. 
Beachtenswertist dagegen, daß in England und 
auch in der Union diese Erkenntnis nicht nur 
urn sondern auch Widerhall gefunden 

at. 


Dozent 


. Änderungen der 


Wohl das wertvollste Werk, das bis jetzt 
zur Geschichte und Kritik des Friedens von 
Versailles geschrieben ist, stammt aus der 
Feder des Engländers John Maynard Keynes. 
Keynes hat sein Buch im Herbst 1919 ver- 
öffentlicht. Es ist anfangs dieses Jahres in 
französischer Ausgabe, erschienen, liegt jetzt 
auch in deutscher , Übertragung vor unter 
dem Titel: „Die wirtschaftlichen Folgen 
des Friedensvertrages‘). 

Der Verfasser bringt eine ausgezeichnete 
Aktivlegitimation zu seinen Ausführungen 
mit. Er ist nach Lebensgang, nach wissen- 
schaftlicher Leistung,nach persönlicher Kenner- 
schaft der Geschehnisse zum Wort berufen 
wie kaum ein anderer. Keynes war seit 1910 
in Cambridge, hatte durch seine 
Studien zur indischen Volks- und Finanzwirt- 
schaft seinen Blick schon in der Vorkriegszeit 
geweitet. Während des Völkerkampfes hat 
er als Mitarbeiter im englischen Schatzamt 
an der Finanzierung des Krieges einfluß- 
reichen Anteil gehabt und wurde so ein Sach- 
kenner der einschlägigen Fragen, wie wenige 
in Paris zur Stelle gewesen. Keynes hat den 
englischen Schatzkanzler auf der Friedens- 
konferenz und im Obersten Wirtschaftsrat 
vertreten, aber am 7. VI. 1919 seine Amter 
niedergelegt, als er erkannte, daß wesentliche 
geplanten Friedensbedin- 
gungen, die er für geboten hielt, nicht zu er- 
reichen sein würden. Sein Buch, das viel- 
genannt, aber in seinem Inhalt noch wenig 
bekannt ist, sollte, wie der Wortlaut des Frie- 
densvertrages selbst, in weitesten Kreisen 
bei uns aufmerksame Beachtung finden. 

Keynes ist in Frankreich als ‚Prodeut- 
scher‘ verschrieen. Er darf gegen diesen Vor- 
wurf unempfindlich sein, denn gleich die erste 
Seite seiner Einleitung bringt den nachklingen- 
den Satz: „Durch krankhafte Täuschung und 
rücksichtsloses Selbstbewußtsein getrieben, 
stürzte das deutsche Volk die Fundamemte, 
auf denen wir alle lebten und bauten‘. Keynes 
fährt dann allerdings nicht minder offen- 
herzig fort: „Aber die Wortführer des 
französischen und des britischen Volkes ha- 
ben das Wagnis unternommen, den Um- 
sturz zu vollenden, den Deutschland begann, 
durch einen Frieden, dessen Verwirklichung 
das empfindliche, verwickelte, durch den 
Krieg bereits erschütterte und zerrissene 
System, auf Grund dessen allein die euro- 
päischen Völker arbeiten und leben können, 
noch weiter zerstören muß, statt sie wieder- 
herzustellen.‘“ 

Was Keynes Verstand und Herz bewegt, 
das ist nicht der Gedanke an Deutschland, 
nicht einmal an England allein, sondern das 
ist Glaube und Hoffnung für Europa. Dieser 
Mann, der nüchtern Schlüsse zieht, sachlich 
wie nur je ein Volkswirt überlegt, wie ein 
Mathematiker rechnet, wie ein Künstler die 
Gedanken formt, ist zugleich ein visionärer 
Schauer in die Zukunft, ein Virtuose der 
Porträtzeichnung von einer Darstellungskraft, 
wie sie nur von wenigen politischen Schrift- 
stellern erreicht und übertroffen wird. 

Nach der einleitenden Milieuschilderung 
des Weltgeschehens, das. sich in Paris seit 
dem Frühjahr 1919 abzuspielen begann, bringt 
das nächste Kapitel die Darstellung Europas 
vor den Krieg. Malthus ist Lehrmeister bei 
diesen Gedankengängen. Keynes geht aus 
von den tiefen Einflüssen wachsender Be- 
völkerungsmassen. Faktoren der Unsicherheit 
bedrohten den als normal betrachteten Zu- 
stand. Sehr fein ist die Analyse des Seelenzu- 
standes der Gesellschaft in der Vorkriegszeit: 
„Die neuen Reichen des 19. Jahrhunderts 
waren nicht zu großen Ausgaben erzogen und 
hatten die Macht, die ihnen die Kapitals- 
anlage gab, lieber als die Freuden des unmittel- 
baren Verbrauchs.‘ „Sie sparten und 
sammelten wie die Bienen,‘ ‚zum Vorteil der 
ganzen Gemeinschaft,‘ wenn sie sich dessen 
auch nieht bewußt gewesen. Die Kapitalisten- 
klasse hatte zwar theoretisch die Freiheit, den 
Kuchen, den sie mit Hülfe der Arbeiter ge- 
backen hatte, zu verzehren; aber stillschwei- 
gende Bedingung schien, daß jeder in Wirk- 
lichkeit nur sehr wenig davon aufaß und sich 
mit den Freuden der ‚Sicherheit‘ und der 
„Erwartung‘ begnügte. „Das Geheimnis des 
Kuchens bestand darin, daß er niemals ver- 
zehrt werden durfte, weder von dem einzelnen 
noch von seinen Kindern nach ihm.“ „In 
Wirklichkeit war der Kuchen im Verhältnis 
zum Appetit der Verzehrer sehr klein und 
niemand, wäre er ganz verteilt worden, wäre 
dadurch viel besser daran gewesen. Wenn der 
Kuchen nicht aufgescehnitten wurde, sondern 
immer weiter wachsen durfte, ..... kam viel- 
leicht ein Tag, da es am Ende für alle langen 
würde und da die Nachwelt zum. Genusse 


1). Übersetzt von _M. J. Ronn und €. Brinkmann. 
Verlag von Duncker & Humblot, München und Leipzig 1920. 


754 


Heit 38 


23. September 1920. 


mm mm 


unserer Arbeit kommen könnte.“ „Zwei Ge- 
fahren hatte diese Aussicht: Wenn die Be- 
völkerung die Kapitalansammlung immer wie- 
der überholte, konnte unsere Selbstverleug- 
nung statt Glück nur immer neue Massen her- 
vorbringen, oder der Kuchen konnte schließ- 
lich doch vor der Zeit im Kriege, dem Zer- 
störer aller solcher Hoffnungen, verzehrt wer- 
den.“ ‚Der Krieg hat allen die Möglichkeit 
des Genusses und vielen die Nutzlosigkeit der 
Entbehrungen gezeigt; der Bluff ist entdeckt. 
Die arbeitenden Klassen sind vielleicht nicht 
länger willens, auf soviel zu verziehten, und 
die kapitalistischen Klassen, die nicht mehr 
voll Vertrauen in die Zukunft sehen, suchen 
vielleicht rücksichtsloser ihre Freiheit zu ge- 
nießen, auszunutzen, so lange sie leben, und 
beschleunigen so die Stunde ihrer Enteig- 
nung.‘‘ Die unsichere Lage einer übermäßigen 
Bevölkerung, deren Lebensunterhalt auf eine 
verwickelte und künstliche Organisation an- 
gewiesen ist, die seelische Unstetigkeit der 
arbeitenden und der kapitalistischen Klassen 
und die Unsicherheit des europäischen Rechts 
auf die Lebensmittelzufuhren der neuen Welt, 
verbunden mit einer vollständigen Abhängig- 
keit von ihnen kennzeichnet Keynes als die 
wirtschaftlichen Besonderheiten des Europa 
von 1914. 

Meisterhaft ist das 3. Kapitel über die 
Konferenz, das durch einige Ausführungen des 
5. Kapitels (deutsche Ausgabe $S. 114 ff.), die 


Lloyd Georges Wandlungen im Wahl- 
kampf veranschaulichen, ergänzt wird. Auf 
der Pariser Bühne erscheinen als der han- 


delnde und als der leidende Gegenspieler 
Clemenceau und Wilson. Clemenceau war 
nach Keynes und gewiß auch in Wirklichkeit das 
weitaus hervorragendste Mitglied des Vierer- 
rats, ‚Er allein hatte einen Gedanken, und 
nur er übersah alle seine Folgen.‘ ‚‚Er fühlte 
für Frankreich, wie Perikles für Athen: — 
seinen einzigartigen Wert, nichts anderes da- 
neben.‘‘ ‚Er hatte eine Täuschung — Frank- 
reich — und eine Enttäuschung” — die Mensch- 
heit, die Franzosen und nicht am wenigsten 
seine Beratungsgenossen eingeschlossen.‘‘ Seine 
Grundsätze für den Frieden lassen sich so 
ausdrücken: Zunächst glaubte er fest, ‚„‚daß 
der Deutsche nichts als Einschüchterung ver- 
steht und verstehen kann,‘ daß er kein Ehr- 
gefühl, kein Mitleid besitzt. Deshalb darf man 
niemals mit einem Deutschen verhandeln, man 
muß ihm diktieren. Im jahrhundertealten 
Kampf zwischen dem Ruhm Deutschlands und 
Frankreichs hatte sich für Clemenceau ein 
bedeutsames Kapitel geschlossen. ‚Die Klug- 
heit erforderte ein gewisses Maß von Lippen- 
dienst vor dem ‚Ideal‘ närrischer Amerikaner 
und heuchlerischer Engländer. Aber es wäre 
töricht zu glauben, daß, wie die Welt wirklich 
ist, für Dinge wie den Völkerbund viel Raum 
in ihr ist oder irgendein Sinn in dem Grund- 
satz der Selbstbestimmung, es sei denn als klug 
ersonnene Formel zur Ordnung des Gleich- 
gewichts der Mächte im eigenen Interesse.‘ 

Clemenceau überließ es hauptsächlich den 
andern, jene Mittelchen zu finden, die von 
Zeit zu Zeit notwendig wurden, um die Be- 
denken zu beschwichtigen oder das Gesicht 
des Präsidenten Wilson hinsichtlich der 14 
Punkte zu wahren. Wenn jemals, sagt Keynes, 
„das Handeln eines einzelnen den Ausschlag 
gibt, so ist der Zusammenbruch des Präsiden- 
ten eines der entscheidenden sittlichen Er- 
eignisse der Geschichte gewesen.‘ 

Keynes schildert Wilson als einen ehr- 
lichen Mann, der kühne und gemessene Worte 
gefunden hatte, aber der großen Aufgabe, die 
er sich gestellt, in keiner Weise gewachsen war. 
„Als der Präsident Washington verließ, genoß 
er in der ganzen Welt ein Ansehen und einen 
sittlichen Einfluß, der in der ganzen Geschichte 
ohne Beispiel war.‘‘ Dabei war die wirkliche 
Macht in seiner Hand. ‚‚Die amerikanischen 
Heere standen auf der Höhe ihrer Ergänzung, 
Manneszucht und Ausrüstung. Europa war 
von den Lebensmittelzufuhren der Vereinigten 
Staaten völlig abhängig, und finanziell war es 
fast noch vollkommener in ihrer Hand.“ 
Wenn Präsident Wilson trotzdem so völlig 
versagte, hatte dies seine Ursache darin, daß 
er nicht die überragende Geisteskraft besaß, 
„um von Mensch zu Mensch am Beratungs- 
tisch mit den abgefeimten gefährlichen Zau- 
berern fertig zu werden, die . das große 
Spiel vom Nehmen und Geben spielten.‘ Er 
hatte nichts vorbereitet und nichts entworfen, 
brachte zu den Verhandlungen nichts mit, wie 
seine nebelhaften und unvollständigen Ge- 
danken. Sein Geist war langsam und be- 
nommen. Unberaten, ohne Unterstützung 
durch die Klugheit seiner Begleitung blieb er 
allein mit viel scharfsinnigeren Männern, als er 
selbst gewesen. „Man konnte den Präsidenten 
durch gefälliges Wesen und den Anschein 
des Entgegenkommens aus seiner Stellung 
herauslocken; dann verpaßte er den rechten 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. 


Augenblick, um einzugreifen, und ehe er 
merkte, wohin man ihn bekommen hatte, war 
es zu spät.‘ „Daneben verstand man es bal E 
ihn als Parteigänger der Deutschen erscheinen 
zu lassen und ihn dem Vorwurf der Deutsch- 
freundlichkeit auszusetzen, für den er leider 
bis zur Torheit empfänglich war.“ Statt 
wenigstens, selbst mit Opferung des Buch- 
stabens, soviel wie möglich vom Geist seiner 
14 Thesen zu retten, wurden die 14 Punkte, 
ohne daß er von dem Wortlaut abließ, eine 
Urkunde für Glossen und Interpretationen. 
Wilson war schließlich selbst mit verantwort- 
lich dafür, daß die Deutschen gar nicht ange- 
hört wurden. j 

Das 4. Kapitel gibt dann die Charakteri- 
sierung des Friedensvertrages. Jeder Satz 
von Keynes rechtfertigt den Widerstand der 
Deutschen, die sich nicht bedingungslos, son- 
dern auf Grund vereinbarter Bedingungen über 
den allgemeinen Charakter des Friedens er- 
geben hatten. Zweck der Friedenskonferenz 
sollte ja nur sein, die Einzelheiten der Anwen- 
dung der Friedensbedingungen, wie sie in den 
Ansprachen des Präsidenten Wilson formuliert 
waren, zu erörtern. 

„Nachdem Deutschland sich im Ver- 
trauen auf das Abkommen wehrlos gemacht 
hatte, erforderte es die Ehre der Verbündeten, 


‚auch ihre Verpflichtungen zu erfüllen und, 


wenn es Zweideutigkeiten enthielt, aus ihrer 
Lage keinen Vorteil. zu ziehen.‘ Aber, wie 
Keynes mit tiefer Ironie bemerkt, ‚‚die ge- 
wöhnlichsten Tugenden des einzelnen fehlen 
oft den Wortführern der Völker. ‘‘ 2 

Das ‚weise und großherzige” Weltpro- 
gramm‘ Wilsons „war am 5. XI. 1918 aus 
dem Gebiet des idealistischen Sehnens heraus- 
getreten und zum Teil eines feierlichen Ab- 
kommens geworden, das alle Großmächte der 
Welt unterzeichnet hatten. Trotzdem war es 
im Sumpfe von Paris verloren gegangen; sein 
Geist vollkommen, sein Buchstabe zum Teil 
aufgegeben, zum Teil verdreht.‘‘ Der deut- 
schen Delegation gelang es in Paris nicht, ‚‚in 
heißen und prophetischen Worten die Eigen- 
schaft bloßzustellen, die dies Ereignis haupt- 
sächlich von allen seinen geschichtlichen Vor- 
gängern unterscheidet — seine Unaufrichtig- 
keit.“ 

Keynes beschäftigt sich im folgenden 
nicht vornehmlich mit der Gerechtigkeit des 
Friedensvertrages, sondern prüft ihn auf seine 
Klugheit und seine Wirkungen. Er untersucht 
die HauptstützenimWirtschaftssystem Deutsch- 
lands vor dem Krieg, den UÜberseehandel, die 
auf Kohle und Eisen gegründeten Industrien, 
das Verkehrs- und Zollsystem und stellt die 
These auf, daß der Friedensvertrag die syste- 
matische Vernichtung aller drei, vornehmlich 
der beiden ersten Faktoren bezwecke. Er er- 
kennt mit der Klarheit des geschulten Volks- 
wirtschaftlers, daß die auf Kohle und Eisen 
bezüglichen Bestimmungen verhängnisvoller 
sind für Deutschlands innere Industriewirt- 
schaft als für seine Finanzwirtschaft. Nur die 
äußerste Maßlosigkeit, ja technische Unmög- 
lichkeit der Forderungen des Friedensvertrags 
könne am Ende die Lage noch retten. Neben 
diesen vernichtenden Bestimmungen erscheinen 
Keynes die Sätze über das Verkehrs- und. 
Zollsystem Deutschlands als ‚‚Nadelstiche, 
Eingriffe und Belästigungen, nicht so sehr ver- 
werflich wegen ihrer bestimmten Folgen, als 
unehrenhaft für die Alliierten im Lichte ihrer 
eigenen Beteuerungen.‘“ 

Bei den wirtschaftlichen Bestimmungen 
des Friedensvertrages sei wenig übersehen, 
was Deutschland in der Gegenwart berauben' 
oder seine Entwicklung in der Zukunft unter- 
binden konnte. Dabei soll Deutschland noch 
Werte in einem Umfang und in einer. Weise 
liefern, die Keynes in einem besonderen Ka- 
pitel über „Wiedergutmachung“ erörtert. In 
ihm erhebt sich Keynes zu der Großzügigkeit 
des Denkens, die einzelne Engländer 
immer wieder in der Geschichte gezeigt haben, 
stellt er schlankweg die Forderung auf, daß 
England auf Schuldforderungen an Frank- 
reich verzichten müsse, da dieses den 
größten Anspruch auf Großmut habe. Dann 
aber beginnt er die Materialverluste abzu- 
schätzen und kommt zu dem Ergebnis, daß 
vor allem Belgien seine Ansprüche außer- 
ordentlich übertreibt, zumal dort die Feind- 
seligkeiten sich nach Ablauf der ersten Kriegs- 
wochen auf eine kleine Ecke des Landes be- 
schränkten, die wenig tätiges Gewerbe ent- 
hielt. Belgiens Forderungen an Deutschland, 
die nach gelegentlichen Äußerungen mehr als 
das gesamte schätzungsweise vorhandene Vor- 
kriegsvermögen des ganzen Landes betrugen, 
seien einfach unverantwortlich. Am Schluß 
dieser besonders beachtenswerten Ausfüh- 
rungen kommt Keynes zu der Formulierung, 
daß es ‚‚weiser und gerechter gewesen wäre, von 
der deutschen Regierung bei den Friedens- 
verhandlungen die Verpflichtung zu einer Ge- 


. Jahres vereinbaren Betrag erhält. 


En er 


samtabfindung von 40 Milliarden Goldmark 
ohne weitere Prüfung von Einzelheiten zu ver- 
langen.‘“ Aber diese Frage wurde nach seiner 
Überzeugung eben nicht nach sachlichen Ge- 
sichtspunkten entschieden. 

Keynes glaubt nicht, „daß bei Abschluß 
des Waifenstillstandes verantwortliche Stellen 
in den verbündeten Ländern irgend eine Ent- 
schädigung von Deutschland über die Kosten 
der iedergutmachung für unmittelbare 
Materialschäden hinaus, herrührend aus der 
Besetzung verbündeten Gebiets und aus dem 
Unterseebootkrieg, erwarteten.“ Eine Fort- 
setzung des Kriegs auf sich zu nehmen, um 
eine Geldzahlung zu verlangen, hätte als un- 
politisch gegolten. Aber schon ‚einen Monat 
später war die Atmosphäre völlig verändert.‘ 
Die Alliierten ‚hatten entdeckt, wie hoff- 
nungslos die deutsche Lage in Wirklichkeit 
war, eine Entdeckung, die einige, wiewohl 
nicht alle, vorausgesehen, auf die aber keiner 
mit Sicherheit zu rechnen gewagt hatte.“ 
Die Alliierten dachten aus dieser Sachlage- 
mehr herauszuschlagen, als sie”sich ursprüng 
lich festgesetzt hatten. Ihr darnach zielendes 
Vorgehen geißelt Keynes mit den Worten: 
„Wenige Verhandlungen ‘der Geschichte können 
so verdreht, so elend, so völlig unbefriedigend 
für alle Teile verlaufen sein. Ich bezweifle, ob 
irgend jemand, der an jenen Erörterungen 
größeren Anteil nahm, ohne Schamgefühl auf 
sie zurückblicken kann.‘ 

Keynes erkennt auch das entscheidende 
Moment, das noch über die Maßlosigkeit der 
Forderungen hinaus die Beziehungen zwischen 
den Alliierten und Deutschland dauernd ver- 
giften muß, solange keine Abänderung ein- 
tritt. „Es ist ein großer Unterschied zwischen 
der Zahlung einer bestimmten* Summe, die 
zwar groß ist, die Deutschland jedoch zahlen 
kann und wobei es noch etwas für sich be- 
halten darf, und der Festsetzung einer Summe 
„weit über seine Zahlungsfähigkeit hinaus, die 
dann nach dem Belieben eines fremden Aus- 
schusses nur soweit herabgesetzt wird, daß 
er jedes Jahr den höchsten mit der Lage dieses 
Das erste 
ließe Deutschland noch immer einen schwachen 
Ansporn zu Unternehmung, Tatkraft und 
Hoffnung; das andere zieht ihm Jahr für Jahr 
ins Unendliche bei lebendigem Leibe die Haut 
‘ab. Und so geschickt und umsichtig diese 
Operationen auch ausgeführt werden, welche 
Rücksicht dabei auf das Leben des Patienten 
genommen werden möge, es wäre eine Politik, 
die bei wirklicher Anwendung und überlegter 
Durchführung das Urteil der Welt bald für 
eine der scheußlichsten Handlungen erklären 
würde, die grausame Sieger in der ganzen Ge- 
schichte der Kulturwelt begingen.‘“ 


Demgegenüber untersucht Keynes 
Deutschlands _ wirkliche Zahlungsfähigkeit. 
Nach ausführlichen Berechnungen dessen, 


was an übertragbarem Vermögen in Form von 
Gold, Schiffen, ausländischen Sicherheiten, 
Wert deutschen Eigentums in abgetretenen 
Gebieten, Jahreszahlungen in Bargeld und 
Waren aus dem geschlagenen, zerstückelten, 
überanstrengten Deutschland herauszuholen 
ist, kommt Keynes zu dem Endresultat, daß 
selbst die von ihm für möglich gehaltene Zah- 
lung von 40 Milliarden für Deutschland noch 
weit schlimmere Folgen haben müsse, als die 
von 4 Milliarden für Frankreich 1871. ‚Eine 
Zahlungsfähigkeit von 160 oder auch nur 100 
Milliarden liegt bei vernünftiger Schätzung 
nicht im Bereich der Möglichkeit.‘ 
Hinsichtlich des Wiedergutmachungsaus- 
schusses findet er die deutschen Einwendungen 
nicht übertrieben, daß die deutsche Demo- 
kratie in dem Augenblick vernichtet werde, 


in dem das deutsche Volk sie nach schwerem 


Ringen aufzurichten im Begriff war, ‚‚ver- 
niehtet von denen, die während des ganzen 
Krieges nicht müde geworden sind zu be- 
haupten, daß sie uns die Demokratie hätten 
bringen wollen.“ | » , re a 
Das Resultat der bis dahin geführten 
Untersuchung gipfelt in den Sätzen: ‚Die 
Politik der Versklavung Deutschlands für ein 
Menschenalter, der Erniedrigung von Millionen 
lebendiger Menschen und der Beraubung eines 
ganzen Volkes sollte abschreckend und ver- 
werflich sein, selbst wenn sie möglich wäre, 
selbst wenn sie uns reicher machte, selbst 
wenn sie nicht den Verfall der ganzen euro- 
päischen Kultur zur Folge hätte. 
predigen sie im Namen der Gerechtigkeit. 
Bei den großen Wendungen der Geschichte, 
bei der Auflösung der verwirrten Völkerschick- 
sale ist Gerechtigkeit nichts so Einfaches 
Und wäre sie das auch, so dürften doch Völker 
aus religiösen und sittlichen Gründen nicht an 
den Kindern ihrer Feinde die Missetaten ihrer 
Eltern oder ihrer Beherrscher rächen.‘ 
Endlich kommt Keynes im 6. Kapitel aug 


‚ die Schilderung Europas nach dem Friedens. 


vertrag, mit trefilichen Ausblicken und ziel 


v 


Manche 


23. September 1920. 


“icheren Beobachtungen beispielsweise zum 
Inflationsproblem, und im 7. Kapitel gibt er 
die Rettungsvorschläge. Ausgangspunkt für 
alle Besserung sei die gründliche Revision 
des Friedens von Versailles. Darnach 
müsse die Verrechnung der Schulden. unter 
den Verbündeten folgen, des weiteren eine in- 
ternationale Anleihe und Währungsreform, 
endlich die Neuregelung der Beziehungen 
Mitteleuropas zu Rußland. 

Die Zukunftsforderungen, die Keynes for- 
muliert, sind heute von der Verwirklichung 
noch’ weit entfernt. Er ist sich der Ansprüche, 
die er damit selbst an die Sieger stellt, wohl 
bewußt. Er übersieht auch nicht die Einwürfe, 
die gerade von amerikanischer Seite gemacht 
werden können, und er sieht die Möglichkeit 
‚amerikanischer Hülfe nur in enger Verbin- 


Elektrotechnische Zeitschrilt. 


1920. 


dung mit der Notwendigkeit einer europäischen 
Friedenspolitik. Besonders nachdenklich wird 
stimmen, daß auch er in absehbarer Zeit 
die wirtschaftliche Wiedererstarkung Ruß- 
lands von der Zurückführung deutscher Unter- 
nehmungen und Organisationskraft abhängig 
weiß, und daß er es im Interesse der Alliierten 
liegend erachtet, den Tag zu beschleunigen, 
wo Deutsche in den russischen Städten und 
Dörfern die wirtschaftlichen Antriebe wieder 
in Tätigkeit setzen können. 

Vom 28. VI. 1919 bis zum 17. VII. 1920, 
von der Unterzeichnung in Versailles bis zum 
Schlußprotokoll in Spa ist wenig geschehen, 
um die nicht nur vom Standpunkt der Ge- 
rechtigkeit, sondern auch der Klugheit ge- 
stellten Forderungen Keynes in die Wirklich- 
keit überzuführen. Nicht allzu hoffnungsvoll 


Heit 38. 


755 


nee us ins u en > 


dürfen wir sein, nicht erwarten, daß die weit- 
sichtigen Ideen dieses und anderer führender 
Wirtschaftspolitiker sich bald schon dureh- 


setzen. Nur wenn England ohne Rücksieht 
auf seine besonderen Interessen, für die es 
Frankreich zu brauchen glaubt, sich ent- 


schlossen für die Lösung der mitteleuropäischen 
Probleme selbst einsetzt, dürfte der Weg zur 
Wiedergesundung der zerschlagenen und ver- 


feindeten europäischen Nationen, die doch 
noch einmal sich verständigen müssen, ge- 


funden werden.!) 


ı) Wie das „Berl. Tagebl.“ mitteilt, hält Keynes 
verschiedenen Einwendungen gegenüber seine An«icht un- 
erschütterlich aufrecht und die Revision des Friedens- 
vertrages für das einzige, unvermeidliche Mittel, dem Wie- 
deraufbau Europas eine solide Basis zu geben. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. | 


Die neuen Kraftwerke am Niagara. — Nach 
dem im Jahre 1911 in Betrieb genommenen 
neuen Kraftwerk der Ontario Power Co.!) 
weitere# Kraftwerke 


am Niagara sind zwei 
daselbst entstanden?) 


RUNDSCHAU. 


maschinen gekuppelt und werden durch je 
ein Druckrohr von 107 m Länge und 4,72 m 
Durchmesser gespeist. Der Wasserzufluß wird 
‚durch Johnson-Ventile geregelt, wie sie auch 
in den älteren Niagara-Anlagen Verwendung 
fanden. 

Das andere neue Kraftwerk (Abb. 2), 
über dessen Wasserzuführung wir bereits auf 


Das eine ist das von der Hydraulic 
Power Co. im Jahre 1918 begonnene, welches 
Anfang dieses Jahres in Betrieb genommen 
wurde. (Abb. 1). Es liegt auf der amerika- 


0 % Bahr 
[EEE 
—— fisenbahrn 
Werkbahr BRoens le: 
N 
vıeues Wasserkrafr = 
elektriziteitswerkg = a 
2% Q 
_ S 
Er) 
I rd : 
amfo & 
a W 
Sa Sn 
= 
[e] 
» S 
& ; DI 
; SI 
4 & 
7 ES 
N 
S 


A Hydraulic Power Co. (1666). B Niagara Falls Power Co 

1909). € Hydraulic Power Co.(1906). D Hydraulic Power 

Co. (1918). E Canadian Niagara Power Co. (189%). F On- 

tario Power Co. (1901 bis 1910). @ Electrical Development 

Co. (1908). H Hydro-Electric Power Commission (1921) 
K Beim Kanalbau für H ausgeschachtetes Material. 


Abb. 3. Die Kıafımerke am Niagara. 
nischen Seite und hat’ 3 Maschinensätze von 


zusammen 93 500 kW (125000 PS). Die 
stehenden Turbinen, sind mit den Drehstrem- 


1) „ETZ, 1911, S. 91- 
„Le Gönie,Civil“, Bd. 76, 1920, S. 565: 


1 Transformatoren. 2-Stromerzeuger. 
Abb.1. Kraftwerk der Hydraulic Power Co. 


(1918). 


S. 437 berichtet haben, [gehört der 


lebenden und toten Objekten durch die feine 
Flugasche eine größere ist als die jetzige Rauch- 
und Rußplage, ehe man aus diesem Grunde 
die Pulverkohlenfeuerung ablehnt. Zur Kosten- 
frage der Zerkleinerung der Kohle gibt Barn- 
hurst aus der Praxis stammende Zahlen! nach 
denen die Zerkleinerung und Trocknung in 
einer kleinen Anlage 41,5 eent/amerikanische 


Ventilbaus: 
Druckleitung: 
Maschinen 
Hochspannungsraun. 
Transformatoren. 

6 Niederspanunungsraum. 


Abb. 2. Kraftwerk der Hydro- 
Electrie Power Commission (1921). 


aux — 


Hydroelectrie Power Commis- 2_% 
sion und wird bei Queenstown 
oder Quenston errichtet. Es liegt 
auf der kanadischen Seite, ist noch im 


Bau und soll teilweise, d. h. mit 224 000 kW 
(300 000 PS) im Laufe des Jahres 1921 in 
Betrieb genommen werden. Im Ganzen 
sollen 745 000 kW (1 Mill. PS) genutzt werden. 
Die Turbinen sollen je 43 900 kVA leisten, 
doch sind für den späteren Ausbau solche von 
74 500 (100 000 PS) in Aussicht genommen. 
Der Drehstrom wird mit 25 Per/s erzeugt und 
auf 110 kV transformiert. Die Druckrohre, 
zunächst 5, davon eins für die Erregung, sind 


137 m lang und haben einen Durchmesser von. 


je 4,25 m. Wie’bei den übrigen Anlagen wird 
der Wasserzufluß durch Johnson-Ventile ge- 
regelt. Hydraulische Geschwindigskeitsregler 
halten die Drehzahl innerhalb 0,5% konstant; 
sie sprechen in 3 Sek. an. Zur schnellen Still- 
setzung der Turbine nach Abstellung des 
Wassers ist der Läufer mit einem Ring ver- 
sehen, welcher mit Hilfe radial angeordneter 
u Preßkolben abgebremst werden 
ann. 

Die Lage der verschiedenen Niagara- 
Kraftwerke geht aus Abb. 3 hervor. W. 


Kohlenpulverfeuerung. — Der Aufsatz von 
Anderson, über den wir in der „ETZ‘ 1920, 
S. 473 berichteten, hat zu einer Korrespondenz 

eführt.!) Die Ausführungen Barnhursts von 
er Fuller Co. sind beachtlich. Er knüpft an 
die Ausführungen eines anderen Korresponden- 
ten, Marsh von der Green Engineering Co., 
East Chicago, an, dem er zunächst als Ver- 
treter einer Fabrik selbsttätiger Rostbe- 
schickungseinrichtungen Unparteilichkeit und 
Sachkenntnis abspricht. Marsh stand auf dem 
Standpunkt, daß man Kohle nicht erst vorbe- 
handeln (pulvern) und sie dann doch mit allen 
ihren Kohlenwasserstoffen verbrennen sollte. 
Er tritt für Gewinnung der Nebenprodukte ein. 
Barnhurst meint, daß es jedenfalls richtiger 
sei, Kohlenpulver an Stelle von Stückkohle zu 
verfeuern. Marsh hatte es als bedenklich be- 
zeichnet, daß Anderson keine genauen An- 
gaben über den Aschenanteil machte, der aus 
dem Kamin entweicht. Barnhurst bestätigt 
jetzt Andersons Behauptung, daß die ent- 
weichende Aschenmenge den Anwohnern keine 
Belästigungen verursacht, wozu Berichter be- 
merken möchte, daß zunächst festzustellen 
wäre, ob die Belästigung bzw. Schädigung von 


ı) „Eleotricel World“, Bd. 75. 1920, S. 1485 und $, 1139. 


hatte 25 bis 


Anderson 
50 cent/t angegeben, während Marsh behauptet 
hatte, die Kosten kämen auf über 1 $/t zu 


Nettotonne beträgt. 


stehen. Mittlerweile schreitet die Einführung 
von Kohlenpulverfeuerungen rüstig fort und 
wird auch z. B. auf den Eisenbahnen der Ver. 
Staaten in größerem Umfange als Lokomotiv- 
heizung benutzt. Die brasilianischen Eisen- 
bahnen, welehe früher jede Tonne Kohle aus 
Nordamerika beziehen mußten, da die im 
Lande vorkommende Kohle für gewöhnliche 
Kesselheizung zu geringwertig ist, sind durch 
die schon vor zwei Jahren erfolgte Einführung 
der Kohlenpulverfeuerung für ihre Lokomo- 
tiven der Lösung des Kohlenproblems näher 
gekommen. 

e Bemerkenswert sind auch die Ausfüh- 
rungen von Rau in „Electrical Ry Journal“ 
Bd. 55, 1920, $. 1094, der soeben für die Phi- 
ladelphia Rapid Transit Co. eine größere 
Feuerungsanlage für Kohlenpulverfeuerung ein- 
gerichtet hat. Die genannte Gesellschaft be- 
zieht den größten Teil des benötigten Stromes 
aus einem fremden Kraftwerk und erzeugt 
nur den für die Spitzenbelastung erforder- 
lichen selbst. Zur Verringerung der immer 
noch beträchtlichen Kohlenmengen, dienament- 
lich die abgedämpften Feuer bei der ver- 
wendeten Rostbeschiekung von Hand bean- 
spruchten, wollte man zu einer anpassungs- 
fähigeren, den jeweiligen Betriebsverhältnissen 
entsprechenden Feuerungsart übergehen und ge- 
langte so zu der Pulverkohlenfeuerung, da 
Ölfeuerung des hohen Preises des Brennstoffs 
wegen nicht in Frage kam und da mit Pulver- 
kohle dieselbe Regelbarkeit erzielt werden 
kann und sehr verschiedenartige und auch 
minderwertige Kohle verwendbar ist. Das 
Kraftwerk der Gesellschaft, welehes für Pulver- 
kohle eingerichtet wurde, ist für 10 000 kW 
vorgesehen und mit eigner Pulverisierein- 
richtung ausgerüstet. Es besitzt z. Zt. 20 B.& 
W.-Kessel von je 375 PS und wurde bisher 
mit Anthrazit-Kohle betrieben. Für die 
Kohlenpulverfeuerung wird eine geringwertige 
Kohle benutzt, von der ausreichende Mengen 
zur Verfügung stehen. Die Kohle wird in 
einem 100 t fassenden Behälter getrocknet, 
dann in über der Mühle belegene Bunker be- 


756 


fördert, von denen aus es durch Zubringe- 
schneeken in die Raymond-Mühlen gelangt, 
welche 3 t/h zu Pulver, das zu 95% durch ein 
25-Maschen/cm?-Sieb geht, zerkleinert. Die 
Mühlen benutzen das Prinzip der Lufttren- 
nung, wie auf S. 473 beschrieben. Der Luft- 
strom befördert das Kohlenpulver in Sammel- 
behälter, von denen aus es durch Schwerkraft 
in die auf einer Wage angeordneten Zufüh- 
rungsbehälter gelangt, welche die Kessel- 
trichter speisen. Die Zubringung zu den 
Brennern, in denen das Kohlenpulver mit Luft 
gemischt wird, geschieht wieder durch Trans- 
portschneceken ; die Luft befördert dann das 
Pulver in die Mischkammer, in welcher 
während des Eintritts in die Brennkammer 
die zur vollständigen Verbrennung erforder- 
liche Zusatzluft hinzugefügt wird. Der Ver- 
fasser erwartet, daß die Ersparnisse die Kosten 
der Umänderung innerhalb von zwei Jahren 
decken werden und berechnet für den Be- 
trieb mit abgedämpften Feuern allein eine 
Ersparnis von 3000 t Kohle/Jahr. -W. 


Strompreise für die Eisenbahn. — Der 
hier kürzlich gegebenen Anregung!) folgend, 
schreiben die Städt. Werke Ettlingen 
(Baden), Abt. Elektrizität: Wie für Lichtab- 
nehmer haben wir auch für die Eisenbahn 
Vorzugspreise und Rabatt aufgehoben, weil 
1. wir mit den übrigen Lichtabnehmern mit 
gleichem Stromverbrauch und gleichem An- 
schlußwert Auseinandersetzungen _ erhalten 
würden und schließlich die Strompreise für 
alle Abnehmer ermäßigen müßten, 2. die 
Eisenbahnverwaltungen den Städt. Werken 
auch keine Ermäßigungen der Frachtkosten 
für Kohle u. dgl. zugestehen und 3. bei der 
Benutzung der Bahnkörper in der Regel Ver- 
ordnungen erlassen, die den Bau der Lei- 
tungen wesentlich verteuern. 


Versorgung der früher besetzten Gebiete 
Nordirankreichs mit elektrischer Arbeit. — Wie 
die „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘““ mitteilt, ist durch 
ein französisches Gesetz die Anlage einer 
anscheinend sehr weit ausgedehnten Über- 
landversorgung in den früher 
Gebieten festgelegt worden. Das Kraftwerk 
sollin Hirson a.d. Aisne, nahe der belgischen 
Grenze, errichtet und für den Betrieb der An- 
lage von einer Gruppe elektrotechnischer 
Unternehmungen eine Aktiengesellschaft ge- 
gründet werden, in deren Aufsichtsrat auch 
Vertreter der Regierung, aber keine Mit- 
glieder des Parlaments aufzunehmen sind. 
Die Kosten hat man auf 135 Mill. Fr veran- 
schlagt; sie sollen teils vom Staat in Form 
eines jährlich zu bestimmenden Kredits, teils 
von den Interessenten getragen werden. 


Elektromaschinenbau. 


Regelbare Gleichstrom-Nebenschlußmoto- 
ren. — F. Niethammer behandeltin einer Ar- 
beit?) die Überschlagsgefahr und die Eisenver- 
luste bei Gleichstrom-Nebenschlußmotoren, die 
durch Feldschwächung im Verhältnis 1: 6 
geregelt werden. Als Ursache beider Erschei- 
nungen wird das Querfeld des Ankers erkannt. 
Unter der Annahme, daß das Hauptfeld recht- 
eckig, und das Ankerquerfeld dreieckig mit 
einem ebenfalls dreieckigen Sattel in der Pol- 
lücke verteilt sei, werden einige Annäherungs- 
formeln für die mittlere und die höchste La- 
‘ mellenspannung, für die Klemmenspannung 
am Anker und die höchste an ihm meßbare 
Spannung und für die Eisenverluste bei Last 
und Leerlauf ermittelt. Für einen ungünstigen 
Fall wird gezeigt, daß die höchste am Anker 
meßbare Spannung dreiundeindrittel mal so 
hoch werden kann wie die Klemmenspannung, 
und die höchste Segmentspannung 7,5 mal so 
hoch wie die mittlere. Der Eisenverlust bei 
Vollast und höchster Drehzahl kann zehnmal 
so hoch werden als der Eisenverlust bei Leer- 
lauf und bei niedrigster Drehzahl. Ent- 
sprechend kann der Wirkunssgrad von 90 %, 
auf 80 % herunterfallen. Hierbei ist noch 
nicht in Rechnung gezogen, daß das Anker- 
querfeld Flußschwankungen von der doppelten 
Frequenz zur Folge hat. Als Mittel gegen Über- 
schlag werden erkannt: Große Lamellenzahl 
am Kommutator, geringe Ankerrückwirkung, 
Erhöhung der Feldamperewindungen. Als 
Mittel gegen Überschlag und große Eisenver- 
luste wird die Ausführung der Maschinen mit 
einer Kompensationswicklung supiablen. 

SESCh. 


Verkehr und Transport. 


Entwurf einer Untergrundbahn in Rom. — 
Es ist eine Ringlinie mit 22 Haltestellen in 
Aussicht genommen, die im Westen dem Lauf 


RI Vgl. „ETZ“ 1920, 8.685. 
1) „Elektrotechnik und Maschinenbau‘, 38. Jahrgang, 
1920, S- 18. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


besetzten. 


1920. 


des Tiber, im Osten der Viale della Regina 
folgt, sowie zwei Durchmesserlinien, diein dem 
von der Ringlinie umschlossenen Gebiet unge- 
fähr von Norden nach Süden und von Osten 
nach Westen verlaufen, während sie außerhalb 
des Ringesim Nordwesten der Stadt zusammen 
laufen. Es sind dies die Linien von Ponte No- 
mentano nach Viale Giulio Cesare mit 15 Sta- 
tionen und die von 8. Croce nach Via Leone IV 
mit 12 Haltestellen. Eine besondere Ausbil- 
dung sollen die Bahnhöfe an den Kreuzungs- 
punkten der Durchmesserlinien mit der Ring- 


z 
2 


Eisenbahn, nach _Viferbo." 


q | 


Abb. 4. Entwurf einer Untergrundbahn in Rom. 


linie erhalten ; zwei Bahnhöfe der Durchmesser- 
linien nahe ihrem Kreuzungspunkt sollen durch 
einen unterirdischen Gang verbunden werden, 
um bequeme Umsteigemöglichkeiten zu schaf- 
fen. Selbsttätige Zugsicherung ist geplant. 
Tunnels, Bahnhöfe und Signale erhalten elek- 
trische Beleuchtung durch Akkumulatoren. 


Der zum Betrieb der Bahn erforderliche Gleich- | 


strom soll in besonderen Umformerwerken er- 
zeugt werden, die von den vorhandenen Elek- 
trizitätswerken der Stadt Wechselstrom be- 
ziehen. Die Bahn soll mit 1,45 m.Spur und 
Oberleitung ausgeführt werden. Die aus Trieb- 
und Anhängewagen zusammengesetzten Züge 
sollen nur eine Klasse führen. Die Gesamt- 
anlagekosten für 1 km in Millionen Lire be- 
trugen bei der Pariser Untergrundbahn 5,94, 
bei der Berliner Untergrundbahn 7,24, bei eini- 
gen Londoner Bahnen 4,5, bei derjenigen in 
Glasgow 2,4. Setzt man voraus, daß die heuti- 
gen Baukosten etwa 2,5-mal so hoch sind wie 
vor dem Kriege, so kann man für Rom die Bau- 
kosten auf 10 Mill. Lire/km schätzen, da die 
Kosten geringer sein werden als in Paris und 
sich denen von Glasgow nähern können. Bei 
einer Streckenlänge von 35 km wäre also ein 
Anlagekapital von 35 Mill. Lire erforderlich. 
Die Finanzierung könnte wie in Paris erfolgen, 
wo die Stadt die Tunnels und die Gleisanlage 
gebaut hat, während der Bahngesellschaft der 
Ausbau und der Betrieb überlassen wurde. 
Dabei konnte die Konzessionsdauer kürzer ge- 
halten werden, als wenn die Bahngesellschaft 
die ganze Anlage erstellt hätte. Beim: Bau der 
Nordsüdlinie wollte die Stadt Paris sich da- 
gegen keine neuen finanziellen Lasten aufer- 
legen und erteilte die volle Konzession bis 1950; 
dabei steht der Stadt Paris jederzeit das An- 
kaufsrecht zu, und sie erhält eine feste Abgabe 
von 2 Mill. Lire von der Bahngesellschaft außer 
der Gewinnbeteiligung. Natürlich wird Rom, 
in welcher Form die Konzession auch erteilt 
wird, keine Abgabe von einem Privatunterneh- 
men fordern können, im Gegenteil bei den ge- 
genwärtigen Kosten müßte der Staat den Bau 
durch Bewilligung des höchsten nach dem 
Eisenbahngesetz zulässigen Bauzuschusses 
unterstützen. Da Rom eine städtische Verwal- 
tung besitzt, die das Straßenbahnnetz betreibt, 
so könnte dieselbe Verwaltung auch den Be- 
trieb der Untergrundbahn übernehmen, wo- 
durch die Möglichkeit gegeben wäre, Umsteige- 
fahrscheine von der So aBeabakz zur Unter- 
grundbahn einzuführen. Vorausgesetzt, daß 
die Kapitalbeschaffung erleichtert wird und 
alle Vergünstigungen für den Bau bewilligt 
werden, könnte der Fahrpreis ungefähr dem 
egenwärtigen Straßenbahntarif entsprechen 
ei angemessener Verzinsung des Anlagekapi- 
tals. 7 Gthe, 


Heft 38. 


" Qualität 


'volkswirtschaftliche. 


= 23. September 1920. 


Berg- und Hüttenwesen. 


Die volkswirtschaftliche Bedeutung der 
Elektrostahlerzeugung für Deutschland. — 
Die sowohl für den Stahlerzeuger als 
auch für den in Elektrizitätswerken beschäf- 
tigten Elektrotechniker sehr lesenswerte Ver- 
öffentlichung befaßt sich zunächst mit dem 
Standpunkt der Elektrostahlerzeugung vor- 
dem Kriege. Die Frage der Güte des Erzeug- 
nisses überragte bis zu diesem Zeitpunkte die 

Frage der Wirtschaftlichkeit. 
Das Anwendungsgebiet zerfiel 
in 3 große Gruppen: 

1. Die Erzeugung von 
Edelstahlausinländischen 
Rohstoffen mit oder ohne 
Vorschaltung‘ eines metallur- 
gischen Schmelzofens, und zwar 
als Ersatz für den Tiegelofen. 
Die Erzeugung von Tiegelstahl 
wurde immer mehr in den Hin- 
'tergrund gedrängt. 2 

2. Die Veredelung vonin 
den bekannten hüttenmänni- 
schen Einrichtungen erzeug- 
tem Handelseisen imelektri- 
schen Ofen unter Ausnützungder 

in den großen Hüttenwerken 
vorhandenen Gasüberschüsse. 


eg 
e 


57 


----.- 44 
nach 


ER 3. Erzeugung von Stahl 
BL für Sonderzwecke, insbe- 
ir " sondere Stahlformguß, im An- 

- . schluß an Überlandzentralen. 
Der Verfasser geht dann 
über zu der durch den ‚Frie- 
N densvertrag verursachten Ande- 
rungder Verhältnisse, Abtretung 
BES, wichtiger Erzgebiete, Kohlennot. 
„ verkürzte Arbeitszeit, geringere 


Arbeitsleistung; Zwangsausfuhr 
von Kohle und damit bedingte 
größte Sparsamkeitin der Koh- 
Ionwirtschaft. Er steht ferner 
auf dem Standpunkt, daß 
durch die’ geänderten Ver- 
- hältnisse die deutsche Eisen- 
industrie nicht mehr wird damit rechnen 
können, Handelseisen auszuführen, sondern, 
daß die Einbuße an Exportmöglichkeiten zu 
einer weiteren Steigerung der Qualitäts- 
stahlerzeugung führen - wird. Auch für den 
inneren Bedarf müsse man sich auf erhöhte 
einstellen. Die notwendigen Er- 
neuerungsarbeiten bei den Eisenbahnen, die 
unbedingte Forderung der Neubelebung des 
Schiffbaues und das Wiederaufleben der Bau- 
tätigkeit für menschliche Wohnungen stellt 
derartige Anforderungen an Baueisen, daß man 
trachten muß, durch Erhöhung der mecha- 
nischen Eigenschaften an Eisen zu sparen. 
Daß der Elektroofen solche Qualitäten 
zu liefern vermag, steht außer Frage. Er kann 
also alle Sorten erzeugen, welche über die An-+ 
forderungen, die man an gewöhnliches Handels- 
eisen stellt, hinausgehen. Dabei sind die wirt- 
schaftlichen Gesichtspunkte teils privatwirt- 
schaftliche, also reineSelbstkostenfragen, teils 
Als solche kommen in 
Frage Unabhängigkeit in der Rohstoffbe- 
schaffung vom Auslande und die rationellste 
Ausnützung der inländischen ‚Rohstoffe und 
Betriebsmittel. Der Elektroofen zieht weitere 


Grenzen für die Verwendungsmöglichkeit min- 


derwertigen Schrotts, und wird es noch eine 
Aufgabe der nächsten Zukunft sein, auch die 
Möglichkeit der Verwertung minderwertiger 
Erze im elektrischen Hochofen zu unter- 
suchen. & 
- .. Von großer Bedeutung ist die Elektro- 
EahlenzevEung in Deutschland auch für die: 
Ausnützung der vorhandenen Kraftquellen. 
Bei den derzeitigen ungünstigen Verhältnissen 
muß man mehr als je auf restlose Ausnützung 
der Energien hinarbeiten. Nach dieser Rich- 
tung kommt nicht nur selbstverständlich die 
möglichste Ausnützung der Wasserkräfte in 
Frage, sondern auch die u weitgehende 
Ausnützung der Brennstoffe und der daraus 


- gewinnbaren Nebenerzeugnisse. 


Der Verfasser untersucht dann bezüglich 
der wirtschaftlichen Bedeutung die oben ange- - 
führten 3 Arbeitsgebiete des - Elektroofens. 
Der Ersatz des Tiegelofens ist eine schon so 
gut wie geklärte Frage. Sie ist volkswirt- 
schaftlich besonders von Wichtigkeit mit 
Rücksicht auf den geringen Aufwand an 
Brennstoffen. Ein moderner Tiegelofen 
braucht 175 bis 200% Brennstoff gegenüber 
dem erzeugten Stahl, der Elektroofen 800 bis 
900 kWh, sodaß sich nur ein Brennstoffver- 
brauch von rd 90% ergibt. Es läßt sich also 
der Kohlenverbrauch auf 45 bis 50% des 
Kohlenverbrauches im Tiegelofen herabsetzen. 
Vor dem Kriege betrug unsere Tiegelstahler- 
zeugung immerhin trotz des andauernden 
Rückganges noch 60 bis 70 000 t. Es können 


a ei Du 


a 


‘von gleicher Güte wie 


stehen. 


. übersehen. 


Is a 22 REFER 


23. September 1920, E 


lektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 38. 


757 


— 0007000 Elektrofechnische Zeitschrift. 1920. Het 8, 77 


also jährlich 60 bis 70000 t Kohle erspar 
werden, welche Menge zwar an und ren 
gering ist, aber doch berücksichtigt werden 

Weniger einfach liegt der Vergleich bei 
der Verwendung der Elektroöfen in der Groß- 
eisenindustrie, wenn ar ER Elektrostahl 

D { “ andelsware erz 

will. Hier zieht der Elektroofen dem Martins 
ofen gegenüber den kürzeren. Ein moderner 
Martinofen braucht etwa 25% Kohle, der 
Elektroofen für Herstellung von Handelsware 
50 bis 60% Kohle. Es wäre also nur die An- 
wendung von Wasserkraft wirtschaftlich. 
Auch eine Ersatz des Thomas-Verfahrens, bei 
welchem der Phosphor direkt Energie liefert, 
ist nicht denkbar. Für die Durchführung des 
Roheisenfrischens im Elektroofen liegen noch 
keine endgültigen Zahlen vor, da die bezüg- 
lichen Versuche durch den Krieg unter- 
brochen wurden. Es wird aber mit 300 bis 


400 kWh/t zu rechnen sein, so daß auch eine 


derartige Arbeitsweise im Elektroofen für die 
Herstellung von Handelsware entfällt. Aller- 
dings erzeugen große Hüttenwerke die elek- 
trische Energie in der Regel nicht durch Ver- 
brennung von Kohle, sondern durch Aus- 
nützung der überschüssigen Hochofen- und 
Koksofengase. Wenn man diese Gase direkt 
im Martinofen verwenden kann, so wird natür- 
lich auch bei Erzeugung der Energie aus Gasen 
der Elektroofen für Erzeugung von Handels- 
ware nicht konkurrenzfähig sein. Man muß 
also auch hier die Qualitätsverbesserung be- 
rücksichtigen. Der Martinofen wird aber mit 
Hochofengas allein nicht arbeiten können, son- 
dern es muß auch Koksofengas zur Verfügung 

£ Steht nur letzteres zur Verfügung, so 
dürfte der Elektroofen sich als wirtschaftlicher 
erweisen. 

. Die Selbstkosten der einzelnen hütten- 
männischen Verfahren sind heute kaum zu 
Vor dem Kriege konnte man 
Thomasstahl elektrisch raffinieren und mit 
niedrigeren Kosten ein dem Martinstahl min- 


. destens gleichwertiges Produkt erzeugen. Nach 


dem Friedensschluß ist Thomasroheisen stark 
gestiegen, während die Schrottpreise nicht im 
gleichen Verhältnis teurer wurden, so daß 
Martinstahl billiger ward als Thomasstahl. 
Die Schrottpreise sind dann nachgefolst, so 
daß wieder das alte Verhältnis hergestellt sein 
dürfte. Jedenfalls sind die Verhältnisse noch 
zu schwankend, um sie ziffernmäßig aus- 
drücken zu können. 

Durch den Kohlenmangel, Einschränkung 
der Kokerei und teilweisesAusblasen von Hoch- 
öfen verfügen die Hüttenwerke in der Regel 
nieht mehr über die früheren Gasmengen. Man 
kann also kaum erwarten, daß die Entwick- 
lung der Elektrostahlindustrie in den großen 
Hüttenwerken den Aufstieg, den sie vor dem 
Kriege genommen hat, fortsetzt. Hoffentlich 
werden die Verhältnisse wieder so, daß diese 
günstigen Bedingungen wieder vorliegen. 

. Die Erzeugung von Sonderstahl in 
kleineren Anlagen, besonders für Stahlform- 
gußzwecke, hält der Verfasser vorläufig für 
das wichtigste Anwendungsgebiet des Elektro- 
ofens. Er steht da in Konkurrenz mit dem 
Martinofen und dem Kleinkonverter. Letzterer 
wird durch den Roheisenmangel und durch den 
Bedarf des schwer zu beschaffenden Schmelz- 
kokses eingeengt. Die kleinen Martinanlagen 
brauchen 40 bis 80% Kohle, so daß ein zu- 
lässiger Stromverbrauch von 400 bis 800 kWh/t 
sich ergibt. Da selbst kleinere Elektroöfen 
mit 600 bis 800 kWh/t auskommen, so dürfte 
der Elektroofen Aussicht auf verbreitete An- 
wendung haben. Bei Wasserkraft oder anderen 
billigeren Energiequellen würde die wirtschaft- 
liche Bedeutung des Elektroofens noch mehr 
steigen. 

Noch zu berücksichtigen ist die Trans- 
portfrage. Es wird sich gewiß empfehlen, 
Elektrostahlanlagen dort aufzustellen, wo 
großer Bedarf an dem Erzeugnis vorliegt, also 
z. B. Teile von landwirtschaftlichen Maschinen 
in landwirtschaftlichen Gegenden, und gleich- 
zeitig das reichlich entfallende Abfalleisen an 


demselben Orte zu verarbeiten. Es werden da- 


durch 2 Transporte gespart. Bei unserer der- 
zeitigen Transportnot liegt dies nicht nur im 
volkswirtschaftlichen Interesse, sondern wird 
auch für den Erzeuger von Vorteil sein, da wir 
mit unseren Transportschwierigkeiten wohl 
noch auf eine lange Reihe von Jahren rechnen 
müssen. Selbst wenn an Ort und Stelle keine 
elektrische Energie vorhanden ist, so belastet 
das Heranführen von Strom die Eisenbahnen 
nicht, wie es die Koble tut. Der Verfasser 
bringt dann die ausführliche- Zahlentafel 1 


- über die für den Schmelzbetrieb erforderlichen 
.Roh- und Betriebsstoffe vergleichsweise für 


den Kleinkonverter, Martinofen und Elektro- 
ofen, wobei von der Voraussetzung ausgegangen 
wird, daß für 1000 t fertige Gußstücke 1500 t 
Rohstahl erforderlich sind und daß der Be- 


darf des Gebietes dem abfallenden Schrott 
gleich ist. 


Zahlentafel l. 


Bi Martin- | Elektro- 
on- " 
verter ofen ofen 

t Bet 
Angenommene Erzeu- 

gungan fertigen Stahl- 

formgußstücken. . . 1000 1000 1000 
Dazu erforderlich an 

Kohstaneep str an 1500 1500 1500 
Unter Berücksichtigung 

des Abbrandes nötige : 

Einsatzmengen ... 1800 1650 1575 
Einsatz besteht aus Roh- 

BIBENK. ee 800 300 75 
Eigene Trichter . 500 500 500 
BEHTOtb Er 500 850 1000 

1800 1650 1575 
Mithin heranzuführen: 

Roheisen=7 u rei, 800 300 75 
Nicht verbrauchter 

Schrottentfall muß ab- 

geführt werden . . . 500 150 = 
Heranzuführender 

Brennstolta sus. 0.e Koks 200 |Kohle 600 —_ 
Blektrodemi 2.2 0.2. —_ _ 25 
Zuschläge ..er 2.0. 300 300 150 
Feuerfeste Baustoffe. . 200 150 100 

Gesamtsumme 2000 1500 350 


An Hand dieser Zahlentafel erbringt der 
Verfasser den Nachweis, daß, z.B. als Absatz- 
gebiet Oberbayern mit München als Fracht- 
grundlage angenommen, für jede Tonne Be- 
darf an Stahlgußstücken beim Schmelzen im 
Elektroofen an Ort und Stelle 660 tkm 
Frachten gespart werden. Er errechnet daraus 
einen Vorsprung von 264 M/t. 

Es folgt darauf eine in einer Zahlentafel 2 
niedergeleste Berechnung der Selbstkosten 
für einen Heroult-Ofen von 6 t Einsatz, 
31/, Hitzen in 24 h, also einer Jahreserzeugung 
von 6000 t bei 300 Arbeitstagen. 


Zahlentafel 2. 


Ver- | Kosten | Kosten 
- und :ieb z ü 
Roh- und Betriebsstoffe al für 100 kg ; en 
: MM AM 
Einsatz: Roheisen . 50 kg| 200,00 | 100,00 
Schrott und 
eigene Abfälle [1000 ‚, | 150,00 1500,00 
Zuschläge: Erz 10.201035 112° 19,00 3,00 
Kalk. . 40 ,,| 16,00 6,40 
Sander, =r.2. 19,6; 3,00 0,25 
Flußspat. . 5,159 22:00 1,10 
Desoxydation: Koks. . 5 ,„, 20,00 1,00 
Ferro- g 
mangan 6 ,, 1000,00 | 60,00 
Ferıo- 
silizium 6 ,‚, | 450,00 | 27,00 
Elektrodenverbrauch 2075; 1 279.002:255,00 
Stromverbrauch . . . . 1600kWh! 0,20 | 120,00 
Ofenerhaltung und Zu- 

Stellung eranerenn 20,00 
Lohnesa ee 30,00 
Verzinsung und Ab- 

schreibunsum an =... 25,00 

| 1948,75 


Bei einem Kraftpreise, von 20 Pf. für die 
kWh kommt der Verfasser zu nicht ganz 
2000 M/t Selbstkosten, während der Stahl- 
werksverband neuerdings für Rohblöcke einen 
Preis von 2650 M festgesetzt hat. 

Der Verfasser geht dann noch über auf 
die Frage der Erzeugung von synthetischem 


Roheisen im Elektroofen, welche Frage in 


anderen Ländern schon sehr ernstlich erwogen 
wird. Die Herstellung von synthetischem Roh- 
eisen hat technische Vorzüge, insbesondere 
größere Sicherheit in dem Erreichen der ge- 
wünschten Zusammensetzung, Verringerung 
des Schwefels, während der Kupolofen den 
Schwefelgehalt erhöht und einen vergrößerten 
Brennstoffaufwand hat. Auf die mehr den 
Metallurgen interessierende Arbeitsweise sei 
verwiesen. Die Herstellung von synthetischem 
Roheisen wird insbesondere für den Nacht- 
betrieb empfohlen, solange die Gießerei selbst 
nicht gießt. j 3 

Zum Schlusse untersucht der Verfasser 
die Frage, wie weit sich der Elektroofen an 
große Zentralen anschließen läßt, ohne den 
Betrieb zu stören, und ob er einen Belastungs- 
ausgleich für ungleichmäßig belastete Netze 
bieten kann. Der Verfasser vergleicht in dieser 
Beziehung zunächst die verschiedenen Systeme 
von Lichtbogenöfen gegenüber dem Heroult- 
ofen. Dem reinen Strahlungsofen, welcher für 
den Elektrotechniker bezüglich Stroment- 
nahme am günstigsten wirkt, wird hütten- 


männisch zu geringe Ofenhaltbarkeit vorge- 
worfen. Den Öfen mit Polplatten im Herd, 
welche ebenfalls Stromschwankungen herab- 
mindern, wird vergrößerter Stromverbrauch 
und Unsicherheit im metallurgischen Betrieb 
vorgeworfen. Der Heroult-Ofen hätte diese 
Mängel nicht und habe bei der Anwendung als 
Drehstromofen unter Benützung von Elektro- 
denregulatoren genügende Regelmäßigkeit in 
der Stromentnahme auch bei Anschluß an 
Zentralen. Es werden Kurven über die Tages- 
belastung einer UÜberlandzentrale gebracht. 
Der Elektroofen kann daher allgemein als 
geeignete Vorrichtung bezeichnet werden, um 
ungleichmäßige Stromentnahmen in einer Zen- 
trale auszugleichen, umsomehr als er ununter- 
brochen im Betrieb ist. Der Verfasser bringt 
als Beispiel, daß die Mindestbelastung einer 
Zentrale von 15 000 kW Leistung, welche bei 
geringster Stromentnahme nur 16% der 
Höchstentnahme abgibt, durch ein Elektro- 
stahlwerk mit drei 10 t-Öfen und einer durch- 
schnittlichen Zentralenbelastung von 4000 kW 
auf 35% steigen könne. Lasse man eine ge- 
wisse Erhöhung des Strombedarfes im Elek- 
troofen durch geringe Stromzufuhr zu, so 
könne man den Elektroofen sogar als Puffer 
verwenden. 

Wenn auch die Ausführungen des Ver- 
fassers durch das Interesse, welches er an der 
Verbreitung des Heroult-Lindenberg-Ofens hat, 
bei manchen Vergleichen mit anderen Systemen 
etwas einseitig gefärbt erscheinen, so kann man 
trotzdem, wie eingangs erwähnt, der Ver- 


öffentlichung ihre sehr zeitgemäße Wichtig- 
keit nicht absprechen. (Mitt. d. Vereinig. d. 
El.-W., 1920. S. 69). 


V. ‚Engelhardt. 


Beleuchtung und Heizung. 


Elektrische Raumheizung in London. — Die 
Innenstadt von London mit ihren Tausenden 
von Geschäftsräumen hat die besten Vorbedin- 
gungen für eine ausgedehnte Anwendung elek- 
trischer Raumheizung. Der englischen Gewöh- 
nung entsprechend sind vornehmlich Lampen- 
öfen von 1,5 kW aufgestellt. Deren Anschluß- 
wert betrug bei der „City of London Electric 
Lighting Company“ 1903 600 kW, 1908 2000 kW, 
1914 5000 kW, 1919 11400 kW. Im. Jahre 1908 
wurden 1 Mill., 1914 2 Mill. und 1919 5 Mill. kWh 
dafür abgegeben zu einem Preise von 11/, d/kWh. 
Die „Charing Cross Eleetrieity Supply Company“ 
beziffert ihren Anschlußwert an Heizöfen in der 
„City“ 1919 zu 4000 kW mit 2 Mill. kWh Ver- 
brauch. Die Anzahl der jetzt in der „City“ be- 
nutzten elektrischen Heizöfen wird auf 10.000 ge- 
schätzt, ihre Vermehrung auf das Dreißigfache 
wird für möglich erachtet. An einem kalten 
Wintertag bringt die elektrische Raumheizung 
eine erwünschte Mehrbelastung des Elektrizi- 
tätswerks von 10000 kW in den Tagesstunden. 
Nachteilig. für den Belastungsfaktor ist deren 
Beschränkung auf die kältere Jahreszeit, und 
daß sie beim Zusammentreffen ungünstiger Wit- 
terungsverhältnisse unter Umständen zur Licht- 
belastung hinzutritt. („The Eleetrician“ 2 

Fr 


Elektrische Antriebe. 


Kraftfluß von der Kraftquelle bis zumWerk- 
zeug. — Der Ausschuß für wirtschaftliche Ferti- 
gung veranstaltete am 24. u. 25. Juni 1920 im 
Vereinshaus Deutscher Ingenieure eine Vor- 
tragsreihe über den Kraftfluß von der Kraft- 
quelle bis zum Werkzeug, die bei den Hörern 
reges Interesse begegnete. Direktor Hellmich 
vom Verein Deutscher Ingenieure wies in 
einer Einführung sehr treffend auf die Bevor- 
zugung hin, die die Krafterzeugungsanlagen 
in der technischen Literatur und beim tech- 
nischen Studium finden. In der Tat werden 
die Rekordziffern im Dampfverbrauch mit 
Eifer verfolgt, während die Energieverluste 
auf dem Wege von der Kraftquelle bis zum 
Fertigerzeugnis stark vernachlässigt werden. 
Die Notwendigkeit, in Zukunft mit Kohle und 
andren Energieträgern möglichst Haus zu 
halten, zwingt aber dazu, alle Verlustquellen 
zu erforschen. Diesem Ziel war die Vortrags- 
reihe gewidmet, der weitere Veranstaltungen 
folgen sollen. 

Die ersten Vorträge behandelten Trans- 
missionen, für die eine sorgfältige Verlegung 
und regelmäßige Untersuchung als notwendig 
bezeichnet wurde. In der Aussprache wurde 
der Mangel geeigneter Meßmethoden hervor- 
gehoben; Instrumente mit ablesbaren Kenn- 
zeichen für den Zustand und Wirkungsgrad 
der Transmissionen sind nicht vorhanden. 

Einen breiteren Raum nahmen die Vor- 
träge über den elektrischen Antrieb von 
Werkzeugmaschinen ein. Öberingenieur 
Gaze von der Allgemeinen Elektrieitäts- 


Gesellschaft griff auf die großen Veröffent- 
lichungen von Lasche 1899 und 1900 in der 
Zeitschrift des Vereins Deutscher. Ingenieure 
zurück; die damaligen Voraussagen haben 
sich in den „AEG“-Betrieben in mehr als 
zwanzigjährigem Betrieb als riehtig erwiesen. 
Der Einzelantrieb gestattet eine dichtere 
Maschinenaufstellung, die Arbeitsgeschwindig- 
keit und -güte werden größer. Erinnert wurde 
an die Parallelversuche einer Werkstatt für 
Massenfabrikation, deren 16 Maschinen eine 
Woche lang im Gruppenantrieb, eine andere 
Woche lang im Einzelantrieb angetrieben 
wurden, wobei sich im Tagesdurchschnitt der 

Kilowattstundenverbrauch beim Einzelantrieb 

nur zu 88% desjenigen bei Gruppenantrieb 

ergab. Bei einer zehnstündigen Überschicht 
mit nur 3 Maschinen ging dieser Prozentsatz 
auf 51% zurück. Die Erklärung hierfür gibt 
der Leerlaufsverlust der Transmission, der 
bei allen Belastungen eine konstante Größe 
darstellt, während beim Einzelantrieb Leer- 
laufsverluste überhaupt nicht auftreten. Die 
Gefahrlosigkeit des elektrischen Antriebs tritt 
bei Verwendung gekapselten Installations- 
materials klar zutage, das zudem die Verlegung 
der Leitungen sehr vereinfacht. Ein weiterer 
wichtiger Vorteil des Einzelantriebes ist die 
bequeme Meßbarkeit des Stromes, der ent- 
weder abgelesen oder auf registrierenden 

Amperemetern festgehalten werden kann. Auch 

auf Zählermessungen wurde verwiesen. Diese 

allgemeinen Vorzüge des Einzelantriebes sind 
von der Stromart unabhängig und gelten 
daher für Drehstrom und Gleichstrom. In den 

AEG-Werkstätten werden in der Mehrzahl 

Asynchronmotoren verwendet, die in der 

Bauart ideal einfach, aber als Kurzschluß- 

motoren überhaupt nicht, als Regulieranker- 

motoren nur mit Verlusten regelbar sind. Die 
mit diesen Motoren betriebenen Maschinen 
sind trotzdem sehr bemerkenswert; an vielen 
wurde der Zusammenbau organisch gut durch- 
geführt. Oftist dies nicht möglich. Es wurden 
daher Säulenkonstruktionen verwendet, an 
denen der Motor mit Vorgelege und die Stufen- 
scheibe an- oder aufgebaut ist, während die 
eigentliche Werkzeugmaschine in ihrer Normal- 
konstruktion, wie für Deckenvorgelege, ver- 
wendbar bleibt. Bei dieser Kompromiß- 
konstruktion muß aber auf die ursprünglichen 

Vorzüge des Einzelantriebes größere Arbeits- 

dichte, Arbeitsgeschwindigkeit und Arbeits- 

güte teilweise verzichtet werden. Seit der 

Einführung des elektrischen Einzelantriebes 

in den AEG-Werkstätten hat der Gleichstrom- 

motor durch die Einführung der Wendepole 
eine bedeutende Verbesserung erfahren, die 
eine weitgehende verlustlose Drehzahlregelung 
bei konstanter Leistung und bei funkenfreiem 

Gang des Kollektors ermöglicht. _ Diese wert- 

volle Eigenschaft für den Einzelantrieb von 

Werkzeugmaschinen läßt in Drehstroman- 

lagen eine teilweise Umformung in Gleich- 

strom zweckmäßig erscheinen, wobei mittels 
des Einankerumformers zugleich die dringend 
wünschenswerte Verbesserung des cos. @ er- 
reicht wird. Die konstruktive Vereinfachung 
der Werkzeugmaschine durch Fortfall der 

Stufenscheiben, Riemenumleger, Räderge- 

triebe, Deckenvorgelege bringt eine erhebliche 

Materialersparnis mit sich. Das gleiche war 

beim elektrischen Kran der Fall; der Antrieb 

des Hub-, Katzenfahr- und Kranfahrwerks 
durch je einen umsteuerbaren Motor ließ mit 
einem Schlage alle Schwierigkeiten verschwin- 
den, die dem älteren Antrieb durch einen 
einzigen Motor gleicher Drehzahl und Dreh- 
richtung anhaften. Bei der Werkzeugmaschine 
wird der Einfluß ein noch viel größerer sein, 
da die Drehzahlregelung als weiterer wichtiger 

Vorzug hinzukommt. £ 

Oberingenieur Pollok der AEG ging 
alsdann eingehend auf den Einfluß des 
Gleiehstromreguliermotors bei Werk- 
zeuemaschinen ein. Bei der spanabheben- 
den Maschine ist deren Ausnützung am größten, 
1. wenn die jeweils für das Material und Werk- 
zeug zulässige höchste Arbeitsgeschwindig- 
keit ausgeübt wird, 
wenn sich die günstigste Arbeitsgeschwin- 
digkeit und der günstigste, Vorschub ohne 
Unterbrechung, ohne viel Uberlegung, ohne 
Zeitaufwand und ohne Gefahr herbeiführen 
läßt, 

3. wenn das Verhältnis zwischen Haupt- und 
Vorschubbewegung stets das günstigste ist 
und 

4. wenn die Zeit zum Aufspannen, Messen und 
für Nebenarbeiten am geringsten ist. 

Die geringste Drehzahl ist nötig, wenn 
härtestes Material vom größten Durchmesser 
geschruppt wird, die größte Drehzahl ist zu- 
lässig,”wenn weichstes Material von kleinstem 
Durchmesser” geschlichtet wird. * Für den er- 
wünschten Regelbereich ist die Abstufung 
durch die Stufenscheibe und Rädervorgelege, 


D 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


die in ihrer Wirkung einer Drehzahltreppe 
gleicht, zu grob; die Abstufung beim regulier- 
baren Motor m ttels vielstufigen Nebenschluß- 
reglers gleicht einer Drehzahlrampe. Mit 
letzterem wird man daher stets viel näher an 
die jeweilige Höchstgeschwindigkeit heran- 
kommen und die Maschine viel besser, aus- 
nützen. Die zweite Forderung läßt sich bei 
mechanischer ‚Abstufung nicht erreichen, da 
sie Vorsicht, Übung und Studium der Schalt- 
tabelle erfordert; bei der elektrisch einzeln 
angetriebenen Maschine steuert der Arbeiter 
die Maschine von seinem Standort aus, ohne 
dabei das Werkzeug aus dem Auge zu ver- 
lieren. Nur die Möglichkeit, sofort auf eine 
geringere Geschwindigkeit herunterzugehen, 
ermutigt den Arbeiter, die höchste Geschwin- 
digkeit anzuwenden. y 

Beim Bohren tiefer Löcher ist nach Über- 
winden der Gußkruste anfangs eine größere 
Geschwindigkeit zulässig, die aber beim Tiefer- 
gehen wegen der hinderlichen Bohrspäne 
ermäßigt werden muß. Bei vielen Arbeiten, 
z. B. beim Gewindeschneiden bedingt der An- 
schnitt und Austritt des Werkzeuges im 
Interesse seiner Haltbarkeit und sauberer 
Arbeit eine geringe Geschwindigkeit, die im 
Schnitt selbst erhöht werden könnte. Das 
Gleiche ist bei Werkstücken mit Aussparungen 
der Fall. Beim Plandrehen muß die Geschwin- 
digkeit am äußeren Umfang am geringsten 
sein, kann aber dann bei Annäherung an den 
kleiner werdenden Durchmesser immer mehr 
gesteigert werden. Alles dies läßt sich bei 
feinstufiger Regulierung vom Stand des Ar- 
beiters ohne weiteres ermöglichen. 

Das vorteilhafteste Planbearbeiten, auch 
der Geschwindigkeitswechsel bei Revolver- 
bänken, läßt sich auch selbsttätig bewirken. 
Es wird dabei auf eine von H. Kienzle be- 
schriebene selbsttätige Revolver-Drehbank von 
Brown & Sharpe verwiesen, die auf der Welt- 
ausstellung in Turin 1911 als Rekordleistung 
eine Gewindeführungsbuchse in 225 s her- 
stellte. Kienzle beschaffte sich alsdann die 
gleiche Bank, rüstete sie mit einem regel- 
baren Gleichstrommotor aus und .erzielte die 
Herstellung der gleichen Büchse in 165 s, 
ersparte also über 36% an Zeit, wobei das 
Werkstück noch sauberer ausfiel. Da die 
Büchse nur geringe Unterschiede im Durch- 
messer aufwies, so würde bei anderen Stücken 
die Überlegenheit des Gleichstromantriebes 
noch viel augenfälliger werden. 

Die dritte Forderung läßt sich ohne 
weiteres durch Beobachten des Amperemeters 
erreichen, das den Arbeiter die für den An- 
triebsmotor zulässige Beanspruchung jeder- 
zeit erkennen läßt. 

Für die Hobelmaschinen hat sich der 
Antrieb mit umkehrbarem Gleichstrom-Regu- 
liermotor schon völlig eingebürgert. Be- 
merkenswert war auch eine Stoßmaschine, die 
bei 200 mm Hub 20 Arbeitshübe, also 40 Hub- 
Wechsel i. d. M. ausführt; ein beredter Be- 
weis für die Sicherheit des Motors und der 
Umsteuerungsorgane. 

Es wurden alsdann Meßergebnisse von 
2 Drehbänken gleicher Leistung und Herkunft 
mitgeteilt, wovon eine einen Gleich- 
stromreguliermotor und Räderkasten 
für 4 Geschwindigkeiten, die andere 
einen Drehstrommotor und einen Rä- 
derkasten mit 16 Geschwindigkeiten 
besitzt. Letztere wies bei Leerlauf 
einen Mehrverbrauch von 120 bis 
140 %, bei Belastung — Abdrehen 
von Siemens-Martin-Stahl von 140mm 
auf 126 mm — einen solchen von 
82%, auf. 

Auf die Erwähnung weiterer Vor- 
züge des Gleichstrom-Reguliermotors 
muß in diesem knappen Rahmen ver- 
ziehtet werden. 

Da die Werkstätten und Werk- 
zeugmaschinenfabriken das gleiche In- 
teresse haben, die geeigneteste Span- 
nung zu kennen, so sei daran erin- 
nert, daß für Gleichström die Span- 
nungen 220 und 440 V vom VDE als 
Normalspannungen festgelegt sind. 
Große Vorteile hinsichtlich der 
Leitungsanlage bietet bei. Gleich- 
strom bekanntlich das Dreileiternetz 
2-220 V, wodei die kleineren Motoren an 220, 
die größeren an 440 V angeschlossen werden. 
Die Grenze für die 220- V-Motoren wird bei 
15 kW liegen; hierüber schweben zur Zeit Er- 
wägungen innerhalb der zuständigen tech- 
nischen Verbände. Der Bau kleinerer Werk- 
zeugmaschinen mit 220 V-Motoren auf Vorrat 
ist dann in greifbarere Nähe gerückt. 

Der Drehstrom-Kollektormotor, der die 
Umformung in Gleichstrom entbehrlich machen 
könnte, ist dem Gleiehstrom-Regulieımotor 
leider nicht gewachsen. Neben anderen Nach- 
teilen ist er teuerer und im Wirkungsgrad un- 
günstiger, als der Gleichstrom-Reguliermotor 


\ 


Heit 38. 


SEEN ER 2 


1 Mikrophon. 

2 Nachübertrager. 
3 Vorübertrager. 
4 Vorstärkerlampe. 


23. September 1920 


einschließlich des anteiligen Preises und Wir- 
kungsgrades des Einankerumformers. 


Eine bisher systematisch wenig erforschte 
Maschinengattung sind _ schwere Stanzen, 
Scheren und Pressen, bei denen vorwiegend 
eine geradlinige Bewegung mit stark wechseln- 
der Belastung auftritt. Meist werden diese 
Maschinen mit schweren Schwungrädern be- 
haftet, die nur dadurch zur Wirkung kommen 
können, daß die Maschine bei Leerlauf schneller 
läuft, als bsi Vollast. Mit Drehstrom läßt sich 


dies nur durch einen Schlupfwiderstand er- 


reichen, der aber dauernd Strom verzehrt. Bei 


Gleichstrom wurden bisher Motoren _ mit 
Hauptstrom- oder Kompoundwieklung ver- 
wendet. Die selbsttätige Drehzahlsteigerung 


dieser Motoren bei Entlastung ist aber gering. 
Der Nebenschlußmotor mit Arbeitsregler regelt 
dagegen die Drehzahl völlig selbsttätig im 
Bereich von 1:3 bis 1:4, so daß die Kraft ver- 
zehrenden Schwungräder überflüssig werden. 
Der Motor sucht bei Leerlauf rasch seine 
höchste Geschwindigkeit zu erreichen, durch- 
läuft also die Leerwege möglichst schnell und 


sinkt bei einsetzendem Widerstand rasch auf 
Der Motor 


die niedrigere Drehzahl herunter. 
fällt mithin viel kleiner aus, da die Massen- 
kräfte im weitesten Maße zur Mitarbeit heran- 
gezogen werden; Schwungräder sind dabei 
entbehrlich. 

Das gleiche Prinzip läßt sich auch auf 
hydraulische Pressen anwenden, die bei den 
größten Ausführungen sogenannte dampf- 
hydraulische Treibapparate aufweisen, deren 
Unwirtschaftlichkeit, falls keine bequeme Ab- 
dampfverwertung möglich ist, bekannt ist. 

In der anschließenden Besprechung wurde 
übrigens erwähnt, daß in Amerika schon der- 


artige elektrohydrauliche Pressen in Betrieb 


sind. Die letzten Vorträge behandelten den 
Arbeitsbedarf der Werkzeugmaschinen, die 
Ausnutzung der Arbeitskraft und die sach- 
gemäße Betriebsführung. 

Die lebhafte Besprechung, die die Vor- 
träge auslösten, waren ein Beweis für das 
große Interesse, das besonders dem elektrischen 
Antrieb entgegengebracht wurde. Es wurden 
aber auch eine große Zahl anderer Gebiete 
berührt, z. B. Kugellager, Stahlbänder und 


zahlreiche andere Fragen, für die Erfahrungen _ 
or- 


aus dem Betriebe mitgeteilt wurden. Die 
träge werden vom Ausschuß für wirtschaft- 
liche Fertigung gedruckt und dadurch weiteren 
Kreisen zugänglich gemacht werden. Ge. 


Fernmeldetechnik. 


Lautsprecher der Western Electrie Co. — 
Für die Mitteilung von Sport- und sonstigen 
Nachrichten an eine große Zuhörerschaft, für 
das Abrufen von Zügen usw. beabsichtigt die 
Western El. Co. einen Lautsprecher auf den 
Markt zu bringen. Dieser besteht aus einem 
Mikrophon, das in 
tragern geeigneter Wicklung und Verstärker- 
lampen nach der Schaltung der Abb. 5 auf 


eine Reihe parallel geschalteter Hörer arbeitet. 


Ita 


5 Anodenbatterie. 
6 Parallel geschaltete Vorstärkerlampen. 


Bauart. 
Abb. 5. Stromlauf im Lautsprecher. 


Das Mikrophon arbeitet zunächst über den 
Mikrophonübertrager und einen Spannungs- 


regler auf eine der üblichen Kathodenröhren. 4 
Die so verstärkten Ströme gelangen über eine 


Reihe parallel geschalteter Kathodenröhren, 
deren Anzahl von der Zahl der zu speisenden 
Hörer 
Nachübertrager zu den 
werden nicht Hörer der üblichen Bauart ver- 
wendet, bei denen dieElektromagnete unmittel- 


bar auf die Membran einwirken, sondern Hörer 


nach Abb. 6. Wie die Abbildung erkennen 
läßt, ist das Magnetsystem an einem Joch be- 


Verbindung mit Über- E 


abhängt und einen entsprechenden _ 
Hörerstromkreisen. 
Um Resonanzerseheinungen zu vermeiden, 


7 Parallel geschaltete Hörer besonderer 


‚ aufzustellen. 


23. September 1920. 


festigt, das mit dem groß ausgebildeten Schall- 
rohr starr verbunden ist. Die horizontal ge- 
lagerte Hörermembran steht durch einen 


7 


o| Anker 
Abb.6. Hörer besonderer Form für Lautsprechanlagen. 


Metallstempel mit dem schwingenden Teil 
des Magnetsystems in Verbindung. Abb. 7 


2 nn m dA N 


Abb. 7. Ausgeführte Versuchsanlagen. 
gibt ein Bild von der Ausführung der Laut- 
sprecher am Ort der Verwendung. („The 


Eleetriecian“, 1920, S. 300.) Kr: 


Drahtlose Telephone für Flieger, Stationen 
auf der London-Paris-Linie. — Das bıitische Mi- 


nisterium für Luftverkehrswesen hat eine Mit-. 


teilung (Nr. 61) an die Flieger erlassen in Anbe- 
tracht der Vorkehrungen, die zur Verkehrs- 
kontrolle der Luftlinien mittels drahtloser 
Telephonie getroffen sind und der dabei zu 
beobachtenden Bestimmungen. In der Mit- 
teilung wird bekanntgegeben, daß drahtlose 
Telephonstationen in Croydon und Lympne 
für die. London-Paris- und London-Brüssel- 
Linie betriebsfertig eröffnet sind. Die fran- 
zösischen Behörden haben gleiche Stationen 
in St. Inglevert, Valeneiennes, Paris (Le 
Bourget) errichtet und die belgischen Behörden 
sind im Begriff, eine Station in Brüssel (Evare) 
Stationen für die London, Bir- 
mingham, Manchester Glasgow-Linie werden 
in Kürze zu Castle Bromwich, Didsbury und 
Renfrey eröffnet werden. Die Kontrolle aller 
britischen drahtlosen Telephon - Stationen, 
einschl. der Stationen, die unter. Lizenzertei- 
lung auf privaten Flugplätzen errichtet sind, 
wird von der Croydon-Station ausgeübt. Das 
drahtlose Telephon wird vorerst dazu benutzt 
werden, Auskünfte über ein Flugzeug, das zur 
Fahrt rüstet, oder sich auf der Fahrt befindet, 
einzuholen und zweitens um die Wetterver- 
hältnisse auf der Reiselinie dem abs mit- 
zuteilen. Einzelheiten über den nruf und 
die Bedienung des Apparates werden in der 
Mitteilung bekanntgegeben. („The Times“ v. 
4. VI. 1920). Rp. 


Versuche mit telegraphischer Bildübertra- 
gung. — Vor kurzem sind mit gutem Erfolge 
auf dr Strecke Paris— Lyon Versuche für tele- 

raphische Bildübertragung nach dem Ver- 
ahren von Belin angestellt worden. Für eine 
Textübermittlung von 300 bis 400 Worten sind 
4 bis 5 min erforderlich gewesen. Man hofft, 
diese Zeit dureh weitereVerbesserungen auf die 
Hälfte herabsetzen zu können. 
heiten des Verfahrens werden nicht bekannt 
gegeben. Es ist beabsichtigt, einen praktischen 
Versuch in Italien zwischen Rom und Mailand 
anzustellen. („Le Temps“, 1920, 18/7). Kr. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Se 


Die Einzel- 


1920. 


Heit 38. 


759 


nn ne 


Physik und Theoretische Elektrotechnik. 


Erzeugung hoher Gleiehspannung ohne 
Transformator. — Die „ETZ“ brachte kürz- 
lieh Mitteilungen über die im. D.R.P. 310356 
beschriebene Anordnung zur Erzeugung hoher 
Gleichspannungen (Abb. 8).!) Es bedeutet W 


Abb. 8. 


eine Wechselstromquelle geringer Spannung, 
© Kondensatoren und V Ventilröhren. Nach 
dem*Anspruch des genannten D.R.P. besteht 
die Neuerung dieser Anordnung darin, daß 
„die nach Aufladung des Kon lekeniors am 
Unterbrecher (Ventilröhren) entstehende er- 
höhte Spannung zur Ladung eines weiteren 
Kondensators über einen weiteren Stromunter- 
brecher benutzt wird“. Die Erläuterung des 
Vorganges lese man an der genannten Stelle in 
der „ETZ“ nach. H. Greinacher hat nun 
neue Schaltungen angegeben, die durch ver- 
vielfachte Anwendung dieses Grundgedankens 
entstehen.?) Das allgemeine Schaltbild seiner 


Abb. 9. 


Anordnungen ist in Abb. 9 dargestellt, u. zw. 
damit der Anschluß an die vorgenannten Lite- 
raturstellen deutlicher hervortritt, nicht in der 
von ihm selbstgewählten Darstellungsform, 
sondern in der Darstellungsform jener beiden 
Literaturstellen. Die Bezeiehnungen in beiden 
Abbildungen sind jedoch dieselben, wie in der 
entsprechenden Abb. 3 der Greinacherschen 
Arbeit. Es bedeuten K und K‘ die Klemmen 
der Wechselstromquelle, (9—0s, sowie Oo 
—(' Kondensatoren und endlich Zo—Z;, 
sowie Zy —Zy' elektrische Ventile. Wie er- 
sichtlich, entstehen die neuen Schaltungen 
dadurch, daß das in Abb. 1 gegebene Schalt- 
bild nieht nur unterhalb der Stromquelle W 
angeordnet ist, sondern nochmals oberhalb 
derselben, und daß zur Ladung weiterer Kon- 
densatoren über weitere Stromunterbrecher 
nieht nur diean einer Ventilröhre auftretende 
erhöhte Spannung benutzt wird. An Hand 
der früher in der „ETZ‘ gegebenen Erläute- 
rungen läßt sich leicht verfolgen, daß der 
Kondensator 0, die dreifache, der Konden- 
sator (C, die fünffache maximale Spannung 
der Wechselstromquelle erhält. Wie dort, so 
läßt sich auch hier das Verfahren bis zu rech- 


1). Vgl. „ETZ* 1919, 8. 33. , 2 n 
ı) H.Greinacher, „Bulletin d. Schweiz. elektrotechn. 
Vereins“ Bd. 11, 1920; S. 59. 


nerisch beliebig hohen Spannungen fortsetzen 
Greinacher gibt außerdem noch eine Reihe an- 
derer Varianten der Schaltung an, insbeson- 
dere noch solche für geradzahlige Verviel- 
fachung der Spannung, und führt endlich eine 
Anzahl von Versuchsergebnissen an, die die 
Richtigkeit der Überlegungen bestätigen. 
M. Schenkel. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Ersparnisse durch gute Isolierung von 
Dampfleitungen. — In einer Mitteilung der 
Abteilung für Wärme- und Kraftwirtschaft 
beim Dampfkessel-Überwachungs-Verein der 
Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund!) 
werden bemerkenswerte Angaben über die 
jährlichen Wärmekosten nackter Dampf- 
leitungen und über die durch sorgfältige 
Isolierung erzielbaren Ersparnisse ge- 
macht. Der stündlicheWärmeverlusteiner nack- 
ten eisernen Rohrleitung beträgt bei etwa, 190° 
Dampftemperatur, entsprechend 12 at Uber- 
druck, und 25 m/s Dampfgeschwindigkeit rd 
2500. WE/m?, was bei ununterbrochenem Tag- 
und Nachtbetrieb, 360 Arbeitstagen im Jahr, 
einem Kohlenpreis von 200 M/t frei Kessel- 
haus und einem Wirkungsgrad der Kessel- 
anlage (ohne Überhitzer und Vorwärmer) von 
annähernd 60% an jährlichen Wärmekosten 
für 1 m? der Leitung ohne die Kondensatver- 
luste rd 1000 M ergibt. Bei überhitztem 
Dampf von 300° verdoppelt sich dieser Be- 


trag, während er bei Abdampf von etwa 100° 
auf rd %/ıo obigen Wertes zurückgeht. Eine 


Zunahme der hierbei zu 25 m/s angenommenen 
Dampfgeschwindigkeit steigert bei überhitztem 
Dampf die Verluste nur unwesentlich. Auch 
die Wärmeverluste an Flanschen, Verbin- 
dungs- und Abzweigstücken, Ventilen usw. 
spielen eine erhebliche Rolle und verursachen 
beispielsweise für ein nacktes T-Stück ein- 
schließlich zweier Flanschenpaare bei 400 mm 
liehtem Rohrleitungsdurchmesser unter oben 
genannten Betriebsverhältnissen jährliche Koh- 


lenkosten von 4200 M. Dementsprechend 
sind auch die durch gute Isolierung er- 


reichbaren und mit deren Stärke wachsenden 
Ersparnisse beträchtlich. Sehon eine Aul- 
tragstärke von 20 mm schafft bei Rohrdurch- 
messern von 300 bis 400 mm Wirkungsgrade 
von 83%, eine solche von 60 mm bis über 
90%. Hier macht die Abteilung besonders auf 
die Notwendigkeit des Ausbesserns hinsicht- 
lieh der Isolierung beschädigter Leitungs- 
stellen aufmerksam. Für die verschiedenen 
Rohrdurechmesser besteht ein wirtschaftliches 
Höchstmaß der Auftragstärke derart, daß 
diese für 100 mn Durchmesser 40 und steigend 
bei 400 mm 70 mm betragen soll. Für Kessel- 
böden und Dampfdome, wo die Wärmever- 
Iuste ebenfalls sehr ins Gewicht fallen, werden 
als zweekmäßige Isolierstärke 60 mm genannt. 
Nachträgliche Flanschenisolierung macht sich 
bei ‚großen Durchmessern bereits in einem 
Monat, bei kleinen etwa in einem Vierteljahr 
bezahlt, und die Kosten für die Isolierung an- 
geführter Kesselteile, die sich z. B. für einen 
Finflammrohrkessel auf. 300 M, für einen 
Dampfdom auf 150 M stellen, werden in etw&a 
2 Monaten ausgeglichen. Bezüglich des 
Wärmeschutzes erweisen sich die ver- 
schiedenen gebräuchlichen Isolierstoffe als 
ziemlich. gleichwertig, doch scheint bei sehr 
hohen Überhitzungen Kieselgur weniger ge- 
eignet. An Stelle der sehr teuren Schnur aus 
Asbest hat sich neuerdings solche aus 
Schlackenwolle bewährt, und statt Hanfum- 
wicklung wird heute Zellstoff verwandt. In 
nieht erschütterungsfreien Rohrleitungen ‚birgt 
das Überziehen der Isoliermasse mit einem 
Drahtnetz die Gefahr, daß letzteres in die sehr 
poröse Wärmeschutzmasse einschneidet. Bei 
der Isolierung von Flanschen und Ventilen, 
für die die vor dem Kriege benutzten doppelten 
Blechkappen z. Zt. wegen der Schwierigkeit 
des Bezuges und des hohen Preises kaum in 
Betracht kommen dürften, muß natürlich 
darauf geachtet werden, dab das Tropfwasser 
ohne Schädigung des Auftrages Ableitung 
findet. Angesichts dieser gerade jetzt sehr 
großen Bedeutung des Wärmeschutzes von 
Dampfleitungen empfiehlt die Abteilung 
größeren Werken das Bereithalten eines be- 
sonderen Wärmeschutztrupps für die Isolie- 
rung und deren dauernde Instandhaltung. 


Verschiedenes. 


Aus dem Jahresbericht des Bayerischen 
Revisions-Vereins für 1919°). — Wie der Vor- 
stand bemerkt, schreitet die Elektrisierung 
Bayerns, allgemein betrachtet, so rüstig fort, 


ı) Vgl. „Glückauf“ Rd. 56, 1920, S. 365. 
2) Vgl. Zeitschr. d. Bayer. Rev.-Ver, Bd. 24, 1920, 8.59 


760 


als der Mangel an Baustoffen und guten Ar- 
beitern sowie die hohen Preise es zulassen. 
Auch die Strompreise sind natürlich der Teu- 
rung gefolgt, man bezahlte 1919 stellenweise 
schon bis zu 3 M/kWh. Die elektrotech- 
nische Abteilung des Vereins zählt nun- 
mehr bald an die 1000 ihrer regelmäßigen 
Überwachung unterstellte Anlagen. Aus dem 
technischen Sonderbericht geht hervor, daß 
Quecksilbergleichrichter bisher in Bayern kaum 
Verwendung gefunden haben. Weiter wird 
gesagt, daß sich für Stromverteilungsgen ossen- 
schaften in Gebieten, wo die Überlandzen- 
tralen kein Interesse haben, Leitungsnetze 
selbst zu bauen, immer die Notwendigkeit 
ergebe, eine große Anzahl kleiner Transfor- 
matoren aufzustellen, die insgesamt einen viel 
zu großen Leerlaufverlust verursachen ; diese 
errechneten sich bei einem Allgäuer Unter- 
nehmen solcher Art fast ebenso hoch wie der 
gesamte Stromverbrauch der Abnehmer. Die 
Bestrebungen, Richtpreise für die Ausführung 
von Inneninstallationen festzulegen, werden 
von der Abteilung unterstützt, doch erscheint 
es ihr schwierig, alle Installateure zu deren 
Anerkennung zu bringen. Die vielen ‚‚wil- 
den‘, ohne sgenügende - Fachkenntnisse ar- 
beitenden Installateure seien, wie der Bericht 
ausführt, nicht nur z. T. Außenseiter bezüg- 
lich der Preise, sondern heute schon eine Ge- 
fahr für die Sicherheit der Anlagen. Man 
finde sie nicht nur bei Eigenanlagen am Werk, 
sondern auch auf Bestellung Dritter würden 
zu hohen Preisen Einrichtungen ausgeführt, 
die oft eine unmittelbare Feuersgefahr bilden. 
Während vor dem Kriege allgemein das Be- 
streben herrschte, die Gebrauchsspannung 
tunlichst niedrig zu halten, namentlich wenn 
es sich um die Stromversorgung von Gebieten 
mit überwiegend landwirtschaftlichen Be- 
trieben handelte, mache sich jetzt die Ten- 
denz geltend, mit der Gebrauchsspannung so 
hoch wie möglich zu gehen. Veranlaßt sei 
dieser Umsehwung durch die erheblich ge- 
ringere Leitfähigkeit der heute fast aus- 
schließlich zur Verwendung gelangenden Eisen- 
leitungen. Da mit der Steigerung der Ge- 
brauchsspannung die Feuersgefahr in zu- 
nehmendem Maße wächst, sind nach Ansicht 
der Abteilung für. die neuen Anlagen nicht 
nur wegen der Ersatzstoffe, sondern auch 
wegen der hohen Spannung regelmäßige fach- 
männische Besichtigungen noch mehr not- 
wendig als sonst. 


Ein Forschungsinstitut für Aluminium und 
seine Legierungen. — Die Zeitschrift ‚Stahl 
und Eisen‘) bringt nähere Angaben über 
ein Laboratorium der Aluminium Castings 
Co. in Cleveland, das, wie sie schreibt, infolge 
seiner Vielseitigkeit, "seiner vorzüglichen Ein- 
richtungen und derBedeutung seiner Mitarbeiter 
berufen erscheint, unmittelbar als Forschungs- 
institut für Aluminium und seine Legierungen 
zu wirken. Es gliedert sich in drei Abteilungen, 
von denen sich die erste theoretisch und prak- 
tisch mit dem Schmelzen und Legieren des 
Metalls, die zweite) mit der praktisch-wirt- 
schaftlichen Verwertung der gewonnenen Er- 
kenntnisse und die dritte mit der Aufstellung 
von Normalwerten und deren Einführung in 
die Praxis beschäftigt. Eine von unserer 
Quelle wiedergegebene . Skizze des Arbeits- 
planes läßt die offenbar sehr durchdachte 
Organisation des ausschließlich von der Ge- 
sellschaft unterhaltenen Institutes erkennen. 


Zum fünfzigjährigen Bestehen der Tech- 
nischen Hochschule zu Aachen. — Die Mittel, 
die der Staat für die Ausbildung unserer jungen 
Akademiker, unserer besten Hoffnung “für 
Deutschlands Wiederaufstieg, gewährt, reichen 
in keiner Weise aus, um den gesteigerten An- 
forderungen gerecht zu werden. In dieser Zeit 
des Entbehrens begeht dieTechnische Hoch- 
schule zu Aachen am 24. X. 1920 die Feier 
ihres 50-jährigen Bestehens. Ihr an diesem 
Tage eine Gabe zu überreichen, die es ihr er- 
möglicht, ihren Schülern eine den Forderungen 
der Jetztzeit entsprechende vollwertige Aus- 
bildung zuteil werden zu lassen, vereinten sich 
zahlreiche industrielle Unternehmungen und 
führende Männer unseres Geistes- und Wirt- 
schaftslebens in der Gesellschaft von 
Freunden der. Aachener Hochschule. 
Die Gesellschaft wendet sich jetzt an die alten 
und jungen Studenten, die sich von der Aache- 
ner Hochschule ihr wissenschaftliches Rüst- 
zeug. für das Leben geholt haben, und an alle, 
denen das Gedeihen von Wissenschaft und 
Technik am Herzen liegt, mit der Bitte, Mit- 
glied zu werden, um dadurch die Bestrebungen 
der Gesellschaft zu unterstützen. Im besetzten 
Gebiet, an des Reiches Westmark gelegen, 
bedarf die Aachener Hochschule in besonderer 
Weise der Förderung. Es geht um Deutsch- 


1) Bd. 40, 1920, S. 1014. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


lands Jugend, Deutschlands Zukunft. Daher 


darf keiner zurückbleiben, alle müssen helfen, 
indem sie Mitglied der Gesellschaft werden. 
(Anfragen und Anmeldungen sind zu richten 


an die „Gesellschaft von Freunden der Aache- 
ner Hochschule‘ (Geschäftsstelle des Vereins 


Deutscher Eisenhüttenleute), 


Düsseldorf, 
Eichendorffstraße 27.) 2 


Energiewirtschaft. 


Die Zusammensetzung des Beirats der 


Elektrizitätswirtschaft. — Die kürzlich zum 
ersten Mal abgehaltenen Besprechungen des 


Beirats für die Elektrizitätswirtschaft!) 


dürften es unseren Lesern erwünscht erscheinen 
lassen, die Mitglieder dieses besonders für das 
nunmehr vorzubereitende, am 1. IV. 1921 fällige 


Gesetz zur Regelung der Elektrizitätswirtschaft 


wichtigen Gremiums kennen zu lernen. Nach 
einer uns vom Reichsschatzministerium freund- 
lichst überlassenen Liste setzt sich der Beirat 


“wie folgt zusammen: 


Vom Reichstag abgeordnet (5): Kah- 
mann, Oettinghaus, ten Hompel, Leopold, 
Albrecht (Hannover); — vom Reichsrat abge- 


ordnet (5): Ministerialdirektor v. Meyeren 
(Preußen), Unterstaatssekretär Dr. Huber 
(Bayern), ständ. Stellvertreter Ministerial- 


rat Hans Schneider, Geh. Legationsrat Dr. 
Poetzsch (Sachsen), Ministerialdirektor Schäffer 
(Württemberg), Gesandter Wirkl. Geh. Rat Dr. 
Nieser (Baden), Stellvertreter Ministerialrat 
Dr. Feeht und Amtmann Dr. v. Bayer-Ehren- 
berg, Karlsruhe; — von Arbeiter- und An- 
gestelltenorganisationen abgeordnet (5): 
P. Umbreit (Allgemeiner Deuscher Gewerk- 
schaftsbund), H. Klebe (Zentralverband der 
Maschinisten und Heizer), Bischoff (Bund der 
technischen Angestellten und Beamten), H. 
Kummer (Zentralverband der Angestellten), 
F. Wieber (Christl. Metallarbeiterverband); — 
als Sachverständige der Reichsregierung(4): 
Geh. Kommerzienrat Arnhold, Kommerzienrat 
Manasse, Staatskommissar O. v. Miller, Polizei- 
präsident Gerstein; — als Sachverständige 
der Länder (4): Oberregierungsrat Staedtler 
(Bayern), Geh. Baurat Köpcke (Sachsen), Ober- 
ingenieur Helmle (Baden), Professor A. Sengel 
(Hessen); — als Sachverständige der Provin- 
zen, Gemeindeverbände und@Gemeinden 
abgeordnet (4): Direktor Ebbecke, Märkisches 
E..W. (Preußen), Direktor B. Monath, E. W. 
Altwürttemberg - (Württemberg), Direktor 
Frank, Überlandwerk Braunschweig (Braun- 
schweig), Direktor Bannwarth, E.W. Ham- 
burg (Hamburg); — als Sachverständigeder Zen- 
tralarbeitsgemeinschaft(4):DirektorBreul 
(El. Lieht- und Kraftanlagen A. G.), Direktor 
Henke (Rheinisch-Westfälisches Elektrizitäts- 
werk), Kommerzienrat Mamroth (Allgemeine 
Elektrieitäts-Gesellschaft), Direktor Werner 
(Siemens-Schuckertwerke); — als Sachverstän- 
dige des Deutschen Landwirtschaftsrates 
(4): Oberingenieur Kettner (beim Landeshaupt- 
mann der Provinz Pommern), Direktor Vietze, 
Oberingenieur Leonpacher, Rittergutsbesitzer 
Obendorfer; — vom Deutschen Industrie- 
und Handelstag abgeordnet (2): R. Blohm, 
Geh. Regierungsrat Dr. Oppenheim; — vom 
Deutschen Handwerks- und Gewerbe- 
kammertag abgeordnet (2): G. Montanus, 
Frankfurt a. M., Bäckerobermeister Biener. 
Im ganzen handelt es sich also um 39 Mitglie- 


der, eine Zusammensetzung, die insofern zu er- 


heblichen Bedenken Veranlassung gibt, als 
beispielsweise der Deutsche Städtetag gar keine 
Berücksichtigung gefunden hat und, wie wir 
den ‚Mitt. d. Vereinig. d. El.-W.‘, die sich ein- 
gehender mit den Aufgaben des Beirats be- 
schäftigen?), entnehmen, von dieser Korpora- 
tion auch nur der Vorsitzende nachträglich 
von dem neuen Reichsschatzminister als Sach- 
verständiger zugezogen worden ist. 


Hilfe im Kampf gegen die Kohlennot. — 
Das Gleißen unserer schwarzen Diamanten 
hat seine dämonische Gewalt auf unsere Feinde 
ausgeübt und uns das „Abkommen“ von Spa 
beschert, nach dem selbst bei der äußersten 
Sparsamkeit im Verbrauch der uns gebliebenen 
Kohlenreste weitere Stillegungen von Betrieben 
und weitere Brotlosmachung von Arbeiter- 
massen sich nicht werden verhindern lassen. 
Aber noch sind nicht alle Machtfaktoren im 
deutschen Wirtschaftshaushalt erschöpft. Der 
Wiederaufbau verlangt vor allem eine Neube- 
lebung der Produktion und hierzu die voll- 
kommene Erfassung der uns zu Gebote stehen- 
den Rohstoffe. Ein sich unaufhörlich erneuern- 
der, daher reichlich vorhandener und greif- 
barer Vorrat an Rohstoff, an Rohkraft findet 


sich im fließenden Wasser, in der preiswerten 


weißen Kohle. Die Notwendigkeit ihrer Aus- 


i) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 736. 
?) Bd. 19, 1920, 8. 197. | 


1920. Heit 38. 


-stützung gefunden, 


‚schiedener Industriezweige nicht folgen konnte, 


‚im Bau befindlichen Werke ergibt sich für das 


23. September 1920. 


beutung braucht nicht mehr erörtert zu werden, 
denn der Ausbau der Wasserkräfte und 
ihre intensive Ausnutzung sind bei der heır- 
schenden Kohlenknappheit zum Gebot der 
Stunde geworden. Jetzt gilt es vielmehr, dem 
Unternehmer die Wege zu ebnen und 
die Mittel anzugeben, um die von der 
Natur gebotenen Kraftquelleu — auch 
die mittleren und kleinen Wasser- 
kräfte — richtig erschließen und rest- 
los ausnutzen zu können. 

.. Es ist daher besonders zu begrüßen, daß 
sich der deutsche Wasserwirtschafts- 
und WasserkraftverbandE. V.in Berlin- 
Halensee!) die Förderung des Ausbaues und 
der Ausnutzung der Wasserkräfte zu seiner 
vornehmsten Aufgabe gemacht hat. Wie wir 
hören, hat er hierbei regierungsseitige Unter- 
i deren weitestgehende Ge- 
währung im Hinblick auf die zu erwartende 
bedeutende Kohlenersparnis im allseitigen 
Interesse liegen und dankbar empfunden wer- 
den würde. ER 

Für unsere Fachgenossen beachtenswert 
ist, daß den im Verbande bestehenden Fach- 
ausschüssen für Wasserwirtschaft, Wasserrecht, 
Wasserkraft und Wasserbau ein weiterer für 
Elektrotechnik angegliedert werden soll, 
für den die führenden elektrotechnischen Ver- 
bände und Großfirmen bereits Mitglieder vor- 
geschlagen haben. Da dem unter der Leitung 
des Geheimrats Prof. Dr-$ng.h.e. E. Reichel 
stehenden Verbande neben einer großen An- 
zahl von Handelsfirmen und Einzelpersonen 
160 wirtschaftliche Vereine, Handelskammern 
und Städte als Mitglieder angehören und in 
seinen Ausschüssen hervorragende Fachleute 
der einzelnen Sondergebiete vereint werden 
konnten, erscheint eine fördernde und sach- 
kundige Behandlung der vorliegenden Auf- 
gabe gewährleistet; ‘hierzu rechnet der Ver- 

and auch seine Mitwirkung bei der ein- 
schlägigen Gesetzgebung. & 


Entkohlung der Asche. — Zu den Bestre- 
bungen in der Ausnutzung des Brennstoffes bei 
seiner Umwandlung in mechanische und elek- 
trische Arbeit sind neuerdings auch noch die in 
der Wiedergewinnung der in den Feuerungs- 
rückständen enthaltenen Werte getreten. Die 
Asche enthält je nach Art des Brennstoffs, der 
Kesselfeuerung und ihrer Bedienung noch eine 
nicht unerhebliche Menge unverbrannter Teile. 
Dieser Betrag kann sich bei Steinkohlen Auf 
10 bis 20% und noch mehr des Aschengewichts 
belaufen. Das Grusonwerk der Friedr.: Krupp 

.G. hat nun neuerdings eine Vorrichtung 
durchgebildet, die darauf ausgeht, die eisenhal- 
tigen Bestandteile der Schlacken auf magne- 
tischem, also trockenem Wege, abzusondern. 
Die dabei ausgeschiedenen Brennstoffe werden 
also in trockenem Zustande zurückgewonnen 
und können sofort wieder verfeuert werden. 
Kraftwerke mit ungünstigen Betriebsverhält- si 
nissen können dadurch erhebliche Ersparnisse 
erzielen. Die Lichtenberger Gaswerke (Berlin) 
haben auf Grund von Versuchen die Beschaf- 
fung dieser ‚‚Magnetscheider Ulbrich“ be- 
schlossen. Neben der Wiedergewinnung der 
brennbaren Stoffe hat sich bei den Versuchen 
auch eine nutzbringende Verwendung der ver- 
bleibenden Schlackenmengen zur Herstellung 
von Schlackensteinen ergeben. Die Steine 
haben das Gewicht von Ziegelsteinen und eine 
hohe Druck- und Bruchfestigkeit. £ 


Aus der Elektrizitätswirtschaft Japans. — 
Wie die „Auslands-Nachr. der SSW‘“*) mit- 
teilen, war 1918 in japanischen Elektrizi- 
tätsunternehmungen ein Betriebskapi- 
tal von 812 Mill. Yen’) (1909: 168; 1913: 300) 
angelegt. Das eingezahlte Kapital aber ist 
seit 1909 von 120,4 auf 64,7 Miöll. Yen und 
der Reingewinn der Unternehmungen von 12 
auf 94 Mill. Yen gewachsen. Diese Angaben 
berücksichtigen indessen noch nicht die Be- 
triebskapitalien zahlreicher staatlicher und 
privater Kraftwerke, die die elektrische Arbeit 
nur für eigene Zwecke verwenden. Die Lei- 
stung der in Betrieb befindlichen Kraftwerke 
betrug 1914 nahezu 726 000 kW und für rd 
390 000 kW waren Anlagen im Bau. Da die 
Kohlenversorgung dem nach Kriegsausbruch 
sprunghäft sich steigernden Energiebedarf ver- 


und die Kohlenpreise gewaltig anzogen, nahm 
der Konsum aus Wasserkraft gewonnener elek- 
trischer Arbeit sehr erheblich zu, und die Lei- 
stung der Kraftwerke erhöhte sich demzufolge 
1918 auf rd 984 000 kW, wovon 597 000 auf 
Wasserkraft- und 387 000 auf Wärmekraftbe- 
triebe entfielen. Einschließlich der damalsnoch 


genannte Jahr die Gesamtleistung zu 1,822 


I) Vgl. „ETZ* 1920. 8. 496. er : 

2) Bd. 2, 1920, S. 201, nach „The Japan Financial and 
Economic Monthly*. x ; 

®) ı Yen = 2,09 Goldmark. j 


233. September 1920. 


Mill. kW. Von den 984000 kW entfielen 
421 000 auf Licht und Kraft (230 000 im Bau), 
1580 kW auf Bahnbetrieb (5163 im Bau) und 
164 000 kW auf beide Verbrauchsarten (47 000 
im Bau). 240 000 kW stellen die Leistung ver- 
schiedener für ihren eigenen Bedarf arbeiten- 
der Privatwerke (270 000 im Bau), 26 000 kW 
die entsprechender staatlicher Anlagen dar 
(24 000 im Bau). Gegen 1914 war die Zahl der 
angeschlossenen Lampen im Jahre 1918 von 
7,7auf 12,2Millionen d.i. um 53% gestiegen, der 
Kraftstromkonsum sogar von 0,392 auf 1,067 
Mill. PS. Hier steht die Maschinen- und Eisen- 
industrie mit 0.283 Mill. PS an erster Stelle; es 
folgen die Berg- und Hüttenindustrie mit 
0,248, die chemische mit 0,181, die Farben- 
industrie mit 0,160 und die Nahrungsmittel- 
industrie mit 0,094 Mill. PS. Wie schließlich 
bemerkt wird, schätzt man die durch volle 
Ausnutzung der Wasserkräfte in Japan erziel- 
Aare rn Leistung insgesamt auf rd 3,7 
1il, . 


Industrie und Handel. 


550 Millionen M Aktienkapital bei der AEG. 
— Die hier schon kurz angekündigte bedeu- 
tende Erhöhung des Aktienkapitals um 
zunächst 175, dann insgesamt 250 Mill. M!) ist 
nunmehr von einer a. o. Generalversammlung 
genehmigt worden. Die AEG tritt danach mit 
‚550 Mill. M (1914: 155 Mill.M) an die Spitze 
der deutschen Großunternehmen. Der 
Präsident, Dr. W. Rathenau, wiesin der Be- 
gründung des Antrages darauf hin, daß die Ge- 
sellschaft, die früher mit rd 300 Mill. M Be- 


triebskapital arbeitete, jetzt bei den zwar nicht. 


der Menge nach aber geldlich außerordentlich 
vergrößerten Umsätzen zur Aufrechterhaltung 
des Absatzes mit wesentlich höheren Ziffern 
rechnen müsse. Nach eingehenden Erwä- 
gungen erscheine es im gegenwärtigen Zeit- 
" pnnkt »uicht wünschenswert, mit einem 
großen Betrage von Obligationen an den Markt 
heranzutreten?), zumal es immer Grundsatz 
der Gesellschaft gewesen sei, Aktien und Obli- 
gationen im Verhältnis von 1: 1 auszubalan- 


cieren. Mit der Emission der neuen Vorzugs-. 


aktien solle die Basis für eine weitere Ausgabe 
von Obligationen für den Fall des Bedürfnisses 
- geschaffen werden. Hinsichtlich des Stimm - 
‚ rechtes habe die Verwaltung eine von der 
herrschenden Meinung abweichende Auffas- 
sung und befürchte bei dem großen Aktien- 
kapital des Unternehmens keine UÜberfrem- 
dung, weil wohl kaum ein größerer Besitz an 
einzelne Auslandaktionäre gehen könne, ohne 
daß die Gesellschaft Kenntnis davon erhalte. 
Die Verwaltung habe sich daher für das einfache 
Stimmrecht ausgesprochen. Für die Ausgabe 
von Vorzugsaktien sei der Wunsch maßgebend 
gewesen, das Aktienkapital nicht zu verwässern 
und einen Typ zu schaffen, der sich der Obli- 
gation nähere und den Rückkauf für den Fall 
ermögliche, daß erhebliche Veränderungen im 
Wirtschaftsleben eintreten bzw. die Verhält- 
nisse der Gesellschaft es gestatten. Zugunsten 
der Qualität der Vorzugsaktien spreche der 
Umstand, daß mehrere gemeinnützige Un- 
ternehmungen den Wunsch, solche zu er- 
halten, geäußert hätten. Von der Befugnis, 
weitere 75 Mill. M auszugeben, werde man vor- 
aussichtlich in absehbarer Zeit Gebrauch 
‘machen müssen, weil, soweit sich die Verhält- 
"nisse, übersehen lassen, vorläufig auf eine 
Entspannung der Lage nicht zu rech- 
nen sei. An einen Verkauf der Aktien an das 
Ausland sei nicht gedacht worden, auch 
schwebten keinerlei Verhandlungen wegen ihrer 
Unterbringung außerhalb Deutschlands. 
Bezüglich der Geschäftslage der 
Abschluß der AEG ist noch nicht fertig — führte 
- Dr. Rathenau aus, daß die allgemeine Depres- 
sion nicht ganz spurlos an dem Unternehmen 
vorübergegangen sei und schon eine Reihe von 
Umstellungen notwendig gemacht habe, der 
weitere voraussichtlich folgen dürften. Die 
Einschränkung des Absatzes erstrecke sich 
mehr auf reine Verbrauchsartikel als auf Be- 
triebseinriehtungen, wie Maschinen, Transfor- 
matoren usw. Der Auftragsbestand be- 
friedige, der Beschäftigungsgrad sei aus- 
reichend. Das Geschäft werde erschwert durch 
die Preise einiger schwerindustrieller Halb- 
fabrikate, z. B. der Bleche, für die noch immer 
das 40-fache des Friedenspreises gefordert 
werde, trotzdem keiner der Komponenten die- 
ses Artikels sich auch nur annähernd in dem 
Maße verteuert habe. Die hohen Preise der 
' Halbfabrikate schädigten sowohl das in- 
ländische wie das Geschäft mit dem Auslande 


stark. Der Wirkungsgrad der Arbeithabe 


1) Vgl. „ETZ* 1920. S. 681. : ä 

2) Von der Siemens & Halske A.G. werden z. ?t, 
60 Mill.M. 4‘, prozentige Teilschuldverschreibungen auf 
‘den Markt gebracht. A 


sich zwar gebessert, bleibe aber noch wesentlich 
hinter dem der Friedenszeit zurück, was aller- 
dings nicht allein durch die Verringerung der 
Arbeitszeit, sondern auch durch psychologische 
Verhältnisse verursacht werde, denen man in 
Zukunft Rechnung tragen müsse, 
führungen Rathenaus erfahren eine Ergänzung 
inseinem Aufsatz ‚„Produktionspolitik‘ (,,Voss. 
Ztg.‘‘), auf den wir noch zurückkommen. 


Die Förderung des deutschen Handels 
durch internationale Funkverkehrsverträge. — 
Der Diktatfrieden von Versailles hat Deutsch- 
land seiner Kabelverbindungen nach 
Spanien, Afrika, Südamerika und nach den 
Vereinigten Staaten beraubt und dadurch na- 
türlich auch die Länder geschädigt, dieHandels- 
beziehungen mit Deutschland unterhalten. Der 
deutsch-amerikanische Verkehr ging vor dem 
Kriege über zwei deutsche Kabel: Emden — 
Azoren— New York, die auf amerikanischer 


Die Aus-- 


Flektroteriheche Zeitschrift. 1920. Heit 38 


Seite von der Commereial Cable Co., auf deut- | 


scher von der Reichstelegraphenverwaltung, ‘ 


also unter Ausschaltung fremder Kontrolle be- 
dient wurden!). Der Verkehrsumfang betrug 
jährlich 7,6 Mill. Wörter. Eines der Kabel ver- 
bindet jetzt England mit Kanada, das andere 
ist in Frankreich gelandet und Amerika da- 


‘ durch gezwungen, seinen ganzen Verkehr mit 


Nordeuropa über London zu leiten. Was dort 
mit den Telegrammen geschieht, entzieht sich 
der Kenntnis der miteinander verkehrenden 
Länder. Um diesem unerträglichen Zustand 
abzuhelfen, mußte die Funkentelegraphie her- 
angezogen werden, und es besteht bereits seit 
einiger Zeit ein beschränkter Funkverkehr 
zwischen der amerikanischen Marinefunkstelle 
Annapolis und Nauen. Da erstere indessen 
für den deutschen Verkehr nur teilweise ver- 
fügbar war und überdies keine Telegramme für 
Länder außerhalb der Union annahm, war es 
immerhin doch notwendig, einen wesentlichen 
Teil der Nachrichten nach wie vor über London 
zu leiten. Nun ergaben Versuche zwischen 
Nauen und der der Radio Corporation of 
America gehörenden Großfunkstelle Marion 
die Möglichkeit eines Duplexverkehrs mit 
großer Wortgeschwindigkeit, und der ameri- 
kanische Handelsminister verfügte daraufhin, 
daß Annapolis am 1. VIII. 1920 den Privatver- 
kehr an die Radio Corporation abgeben sollte, 
der vor, dem Kriege englisch beeinflußten 
Marconigesellschaft, die dann von der General 
Eleetrie Co. national amerikanisch reorgani- 
siert worden ist?). Mit dieser in Verbindung zu 
treten, hatte die deutsche Reichstelegraphen- 
verwaltung keine Bedenken, stellte jedoch die 
Forderung, daß das Unternehmen vor Auf- 
nahme des Telegraphenverkehrs mit Deutsch- 
land eine formelle Erlaubnis der deutschen Re- 
gierung einholen müsse. Nunmehr haben be- 
zügliche Verhandlungen zu dem Resultat ge- 
führt, daß die Radio Corporation unter ge- 
wissen Bedingungen vom Tage der Aufhebung 
des Kriegszustandes mit der Union an formell 
zum Verkehr mit Deutschland zugelassen wird. 


| Bis dahin wird dieser ohne besondere Verein- 


barung abgewickelt. Die neue Verbindung 
schafft seit 1914 zum ersten Mal wieder die 
Möglichkeit, Telegramme unter Vermeidung 
der Londoner Weltzensur nicht nur nach Nord- 
amerika, sondern auch nach Mittel- und Süd- 
amerika, Japan, China usw. abzusenden und 
aus diesen Ländern zu empfangen. _ Ebenso 
können die Vereinigten Staaten durch Vermitt- 
lung der deutschen Funkstellen unabhängig 
vom englischen Kabelnetz mit Deutschland 
und seinen Nachbarländern verkehren. Auch 
ist allen europäischen Staaten ohne eigene 
Verbindung mit Amerika Gelegenheit gegeben, 
sich des deutschen Funkverkehrs zu bedienen. 
Deutschland ist technisch auf die Durchfüh- 
rung einer Doppelverbindung vorbereitet, und 
es war daher der Reichstelegraphenverwaltung 
nur erwünscht, daß gleichzeitig auch die Radio 
Communication NewYork sich bereit fand, 
eine Großfunkstelle bei New York zu bauen 
und ebenfalls für den Verkehr mit Deutschland 
zur Verfügung zu stellen. Die Verhandlungen 
dieser Gruppe mit der Telefunkengesellschaft 
haben das besonders für die deutsche Industrie 
günstige und die deutsche drahtlose Technik 
ehrende Ergebnis gehabt, daß die neue ameri- 
kanische Riesenstation sich in ihrer Ausführung 
an die deutsche Station Nauen anlehnen und 
teilweise Spezialmaschinen und Apparate deut- 
scher Herkunft verwenden wird. Die Reichs- 
telegraphenverwaltung hofft, daß die neue 
amerikanische Funkstelle bereits Mitte 1921 
fertig sein und ein günstiges Verkehrser- 
gebnis liefern wird, damit auch diese zweite 
Funklinie zum öffentlichen Verkehr en 
lassen werden und zur Entwicklung der 
deutsch - amerikanischen Handelsbeziehun- 
gen beitragen kann. ' 


ı) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 184. 
2) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 497. 


61 


Im Anschluß hieran sei eine vor kurzem 
von Vertretern der Compagnie universelle 
de telegraphie et tel&phonie sans fil, Paris, 
abgegebene Erklärung erwähnt, daß diese 
Gesellschaft auf Grund des .Friedensver- 
trages ($ 299 B) von ihrem Erwerbsrecht an der 
deutschen Funkstation Eilvese Gebrauch 
machen wolle, Es handelte sich darum, daß, wie 
wir 8. Zt. berichtet haben!), die Hochfrequenz- 
Maschinen A.G., Berlin, 1912 ihre Ausland- 
patente der französischen Gruppe verkauft und, 
zu. jener Zeit noch nicht in einem Vertragsver- 
hältnis zum Reich stehend, dieser auch das 
Recht eingeräumt hat, die damalige Versuchs- 
anlage Eilvese bis 31. XII. 1914 zu überneh- 
men. Der Krieg hat die Ausübung dieses Rech- 
tes verhindert, was nun nach Wiederinkraft- 
setzung des bezüglichen Abkommens durch den 
Friedensvertrag nachgeholt werden. sollte. 

Diese dem deutschen Funkwesen drohende 
Gefahr ist, wie soeben amtlich gemeldet wird, 
indessen durch Verhandlungen beseitigt wor- 
den. Die französische Gesellschaft verzichtet 
nicht nur auf die Ubernahme von Eilvese, son- 
dern hat auch die Entschädigungsforderungen 
erheblich verringert und ihre gesamten Rechte 
abgetreten. Eilvese bleibt damit im deutschen 
Besitz und wird unter Aufsicht eines Reichs- 
kommissars von der neu zu gründenden „Eil- 
vese G.m.b.H.‘“ verwertet, deren , Gesell- 
schaftskapital die A.G. „Drahtloser Übersee- 
Verkehr (Nauen)“ und die _Hochfrequenz- 
Maschinen A.G. aufgebracht haben. Gleich- 
zeitig ist eine Patentvereinbarung auf pa- 
ritätischer Grundlage zustande gekommen, 
nach der die Deutschen gewisse französische 
Erfindungen in Deutschland und die Franzosen 
gewisse deutsche Erfindungen in Frankreich 
benützen dürfen. 


Maßnahmen gegen Abbruch, Stillegen und 
unvollkommene Ausnutzung wirtschaftlicher 
Betriebe.. — Die duch die Wirtschaftskrisis 
heraufbesehworene, infolge des Kohlenabkom- 
mens von Spa wachsende Gefahr umfassender 
Betriebseinschränkungen und Arbeitslosi&keit 
hat vor kurzem im Anschluß an einen An- 
trag des Vertreters der industriellen Arbeit- 
nehmer Wissel zur produktiven Erwerbs- 
losenfürsorge innerhalb des sozialpolitischen 
und des wirtschaftspolitischen Ausschusses des 
Reichswirtschaftsrats zu darüber hinaus aller- 
dings noch nicht gültigen Beschlüssen geführt, 
die, soweit sie allgemeiner Art sind und Maß- 
nahmen zur Verhütung und Behebung 
des Abbruches, des Stillegens und der 
unvollkommenen Ausnutzung  wirt- 
schaftlicher Betriebe fordern, weitgehen- 
des Interesse beanspruchen. Verschiedene von 
der Arbeitgeberseite gestellte Abänderungs- 
anträge sind bei der Abstimmung abgelehnt 
worden. 

Die beiden Ausschüsse verlangen u. a., daß 
der Abbruch von Betrieben‘ oder die 
wesentliche Einschränkung der Produktions- 
mögliehkeit eines Betriebes durch Verkauf 
bisher benutzter Produktionsmittel aus ihm 
heraus unter Anmeldepflicht gestellt und von 
einer Genehmigung abhängig gemacht werde. 
Der Verkauf von Betriebsmitteln aus dem Be- 
triebe heraus ins Ausland soll gleichfalls einer 
solchen unterliegen. Die Stillegung von 
Betrieben trotz der Möglichkeit, Betriebs- 
stoffe und -mittel zu beschaffen, wollen sie im 
einzelnen Fall durch einen Sachverständigen- 
ausschuß unter Zuziehung von Unternehmern 
und Arbeitnehmern auf ihre volkswirtschaft- 
liche Berechtigung prüfen lassen. Diesem Aus- 
schuß sei das Recht zu geben, Maßnahmen zur 
Fortführung des Betriebes bei einer öffent- 
lichen Stelle in die Wege zu leiten. Als solche 
sind in Aussicht zu nehmen: a) die Erteilung 
von öffentlichen Aufträgen durch Ver- 
mittlung der beteiligten Fachorganisationen 
zur Hebung des Absatzes bei gleichzeitiger 
Auferlegung besonderer Absatzbedingungen 
und Feststellung bestimmter Lohnsätze, Preis- 
beschränkung auf die nach gewissen Grund- 
sätzen zu berechnenden Selbstkosten zuzüglich 
der notwendigen Abschreibung und begrenzter 
Kapitalverzinsung, Vertrieb der Erzeugnisse 
nach gemeinwirtschaftlichen Gesichtspunkten 
und Verpflichtung zur Auferlegung entspre- 
chender Beschränkung an die Abnehmer und 
Unterabnehmer; b) die Verpflichtung der unter 
öffentlicher Aufsicht stehenden Rohstoffgesell- 
schaften, die ihrer Bewirtschaftung unterlie- 
genden Rohstoffe den Verbrauchern zu 
der Marktlage entsprechenden Preisen 
abzugeben; c) die Gewährung von Be- 
triebskapitalundd) von Ausfuhrerlaub- 
nissen unter gleichzeitiger Fürsorge für den 
notwendigen Inlandbedarf. Bei Abbrüchen 
sowie bei Stillegung trotz Beanstandung oder 
Verbot der dazu in Aussicht genommenen Stelle 
sei dieser oder einer vorhandenen Berufsleitung 


') Vgl. „ETZ* 1918, 8. 663. 


762 


Elektrotechnische Zeitschrüt, 


1920. Heit 38, 


23. September 1920 


 — —_ | — ZZ ee, _—— — ————_  — m == 


das Recht zu geben, den Betrieb im In- 
teresse der Allgemeinheit selbst oder 
dureh einen Dritten weiterzuführen, zu ver- 
pachten oder zu enteignen. Auf dem Wege 
einer Vereinheitlichung der Wirtschafts- 
ressorts und Verbindung der nachgeordneten 
Stellen soll die Behördenzersplitterung in der 
Zentral- und Mittelinstanz möglichst schnell 
beseitigt werden. Rohstoffe und sonstiger 
Bedarf der heimischen Wirtschaft sind, soweit 
notwendig, für das Inland durch Ausfuhr- 
verbote und -kontrolle sicherzustellen. 
Sodann wollen die Ausschüsse während der 
durch den Krieg erzwungenen Kurzarbeit 
den Arbeitern für die: ausgefallene Arbeits- 
stunde einen noch zu bestimmenden Prozent- 
satz des tarifmäßigen Mindestlohnes aus Mit- 
teln der Erwerbslosenfürsorge vergütet haben 
und in der Erwartung, daß die vorgeschlagenen 
Mittel die völlige Arbeitslosigkeit stark ein- 
schränken, die formale zeitliche Begrenzung 
der geldlichen Erwerbslosenunterstützung auf 
26 Wochen für die Zukunft fallen lassen. 
Ferner müsse geprüft werden, welche Hem- 
mungen einem angemessenen Abbau der 
Preise aus der stark entwickelten aber un- 
kontrollierten privaten Strafjustiz der Ver- 
bände erwachsen, und welche gesetzlichen ad- 
ministrativen Maßnahmen dagegen in Betracht 
zu ziehen seien. Schließlich “sollen, da das 
Kohlenabkommen von Spa eine Umstellung 
der Industrie bedingt, damit Arbeit, Roh- 
stoffe und Kapital nicht mehr für die Erzeu- 
gung wirtschaftlich unwichtiger Waren, son- 
dern zugunsten des Exportes und des notwen- 
digen Inlandbedarfes verwendet werden können, 
die dazu erforderlichen Maßnahmen baldmög- 
lichst in die Wege geleitet werden. 

Wie das Reichswirtschaftsministerium mit- 
teilt, hat es den Entwurf einer Verordnung 
fertiggestellt, die ungerechtfertigten Stillegun- 
gen und Abbrüchen der Betriebe, soweit "das 
nach den z. Zt. geltenden gesetzlichen Bestim- 
mungen angängig erscheint, vorbeugen soll. 


EEREETTERENTERE DELETE BETT EEPETTZEREENS TREE 
VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Betrifft Flachkohlebürsten. 


Vom Zentralverband der deutschen elek- 
trotechnischen Industrie ist ein Entwurf für 
Normen - zu Flachkohlebürsten aufgestellt 
worden, den wir nachstehend bekannt geben. 
Wünsche sind bis zum 30. Oktober 1920 an 
unsere Geschäftsstelle zu richten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär. 
Dyz 


Dr=öng. G. Dettmar. 


Entwurf. 


Toleranzen. 


Breite 5 SE ? 
Länge I = == Höhe Ah 
5 =16mm | über 16 mm 
Toler: anz für den Halter 0 bis +0,15 0 bis + 0,1 | obis +01 
„ die Bürste ’ . 10,2 bis — 0,35|— 0,1 bis — 0,2 — 0,'5 bis — 0,3 keine Vorschrift 
Spiel zwischen Halter und Bürste 0,2 bis 0,5 0,1 bis 0,3 | 0,'5 bis 0,4 
Qualitätsbezeichnung h 17 
Salz fl I 
RATEN KK K | KG G mM | Mm. 


symbol | 
{ 


VE 2 mass 
M 


Harte Kohle Harte Kohle Halb- 


Stoft l. Qualität |2. Qualität 


hle 


aM DER T gr SSR Br ee a nach DINorm. 


SITZUNGSKALENDER. 


Brennkraftteehnische Gesellschaft. 1. X. 1920, 
vorm. 1L1/, Uhr, Aula der Technischen Hochschule 
Ü karlatteburg‘ 

1. Vortrag Obering. Kaiser: 
und Weltpolitik“. 

3. Vortrag Prof. Dr. G Stauber: 
Brennkraftturbinenbaues“. 


„Brennstoffversorgung 


„Der Stand des 


RECHTSPFLEGE. 


Befreiung von Verträgen. 


Die auch für die Elektroindustrie wichtige 
Frage, ob ein aus einem Vertrage Verpflichteter 
infolge veränderter wirtschaftlicher Verhält- 
nisse von diesem Vertrage loskommen kann, 
beschäftigt das Reichsgericht immer von 
neuem. "Schon diese Tatsache läßt erkennen, 
wie verschieden die Instanzengerichte in allen 
derartigen Fällen geurteilt haben. Man er- 
sieht daraus weiter, daß durch die bisherige 
Rechtsprechung des Reichsgerichts noch keine 
eindeutige Lösung des Problems gegeben ist. 
Man kann aus seinen verschiedenen  Entschei- 
dungen endlich entnehmen, daß das oberste 
Gericht gar keine allgemein gültige Lösung 
des Problems geben wollte. 

Es ist hier nicht der Ort, auf den Streit 
in der juristischen Literatur über die in Be- 
tracht kommenden Reichsgerichtsurteile näher 
einzugehen. Es sei nur kurz gesagt, daß sich 
hauptsächlich zwei Ansichten gegenüberstehen. 
Die eine Partei fordert unbedingtes Fest- 
halten an einmal geschlossenen Verträgen 
Sie stützt sich dabei auf den alten Rechtssatz 


Zahlentafel 1. 
Flachkohlebürsten. 


Her Nummern und Maße. 

R nn Niedere Bürsten Mittelhohe Bürsten Hohe Bürsten 
Lange IR, chleiffläche VER & > 
Ix<b in cm? Nr. Höhe A in mm Nr. Höhe kA in mm Nr. Höhe hin mm 

6,4 5 0,32 — —_ 21 16 2 | u 
6,4 6,4 0,4 _ — 22 16 ee 7 
10 5 0,5 = = 4l 20 — | — 
10 6.4 0,64 en —_ 42 2) —_. | _ 
10 3 0,8 _ | — rn 3:43 20 = = 
10 10 1 = - +4t 20 — — 
16 6,4 1 — — 62 257 7 I 
16 bo) 1,25 630 16 65 25 == | en 
16 10 1,6 2 _ 64 25 a en 
16 12,5 2 x an 65 95 N 
16 16 2,5 —_ 66 25 = — 
20 8 1,6 73.02 | 20 73 32 = | — 
20 10 2 = 74 32 + | = 
20 12,5 2 = — 75 32 — — 
20 16 3,2 = _ le 32 _ — 
20 20 4 — | — 77 32 = 
25 3 2 == | — 3 40 33 h 64 
25 10 2.5 Sn 25 34 ‚40 84h 64 
25 12,5 DZ — — 85 40 85h 64 
25 16 4 — 86 40 S6h 64 
25 20 5 - — 37 40 87h 64 
25 25 6,4 — = 38 40 = 85h 64 
32 3 DD = — - — 9h 64 
32 10 2 9n 32 94 50 — — 
32 12,5 4 — — 95 50 95h 64 
32 16 5 == = 96 50 —_ — 
32 20 6,4 _ ne 97 50 Eu 2 
32 5 8 == E= 98 50 — — 
40 10 4 104 n 40 104 64 E= ! —_ 
40 12,5 5 — ns "105 64 —_ n 
40 16 6,4 106 n 40 106 64 ._ — 
40 20 8 De = 107 64 — = 
40 25 10 — — 108 64 — _— 
40 32 12 — == 109 64 — — 
50 12,5 6,4 — == 115 80 — Fe 


& a graphitische 


etallhaltige Metallhalıige 
Kohle mit weniger Kohle mit 70% 
als 70% Metall- |und mehr Metall- 
ehalı gehalt 


Hoch- 


Kohle 


daß Verträge unter allen Umständen zu EEE EN. 
seien, und behauptet, ein Abweichen von 
dieser Regel müßte unerträgliche Rechtsun- 
sicherheit zur Folge haben. Die andere Partei 
sagt dagegen: „ultra _posse nemo obligatur“ 
und verlangt eine Lockerung des starren 
Prinzips der Vertragstreue, wenn sich die wirt- 
schaftlichen Grundlagen des Vertrages durch 
Krieg und Revolution geändert haben. 

Die Interessen der Industrie neigen bei 
ihren Lieferungsverträgen wohl mehr der 
zweiten Partei zu. Mit Unrecht aber. Denn es 


kann jeder, der aus dem einen  Vertrage be- 


rechtigt ist, aus einem anderen Vertrage ver- 
pflichtet sein. Er wird dann aber natürlich 
mehr das Prinzip der Vertragstreue vertreten. 

Man geht vielleicht nieht fehl, wenn man 
sagt, daß das Reichsgericht in kluger Weise 
die Mitte zwischen den beiden entgegenge- 
setzen Ansichten eingehalten hat. Leider wer- 
den vielfach einzelne Sätze aus den Reichs- 
gerichtsentscheidungen herausgerissen und 
zum Beweis der einen oder anderen Ansicht 
angeführt. In der Tagespresse liest man häufig 
solehe kurzen Bemerkungen. Dies Verfahren 
ist grundfalsch. Denn der einzelne Satz eines 
Reichsgerichtsurteils kann wohl allgemein 
lauten, gilt aber immer nur für den besonderen 
Fall. Das Reichsgericht selbst betont das in 
fast jedem Urteil von neuem. Es sagt immer 
wieder, daß die Frage, ob ein Vertrag zu. 
halten sei oder nicht, nach der Lage des 
Einzelfalls zu entscheiden sei. Das Reichs- 
gericht legt also den größten Wert auf die 
Tatfrage, d. h., um diesen Begriff dem 
Nichtjuristen klar und treffend deutlich zu 
machen, das Reichsgericht sagt: es kommt 
darauf an, ob. Ich weiß hierbei, daß diese 
Erklärung die unschöne Nebenbedeutung hat, 
der Jurist wolle sich mit ihr um eine Dee 
Entscheidung ‚‚drücken.‘“ 

Man kann dem erwähnten Grundsatz des 
Reichsgerichts als den ungewöhnlichen Ver- 
hältnissen entsprechend zustimmen, oder ihn 
als bequem verwerfen. 
scheidet der oberste Gsrichishot. nach ihm. 

Es ist also daran festzuhalten, daß es 


eine allgemein richtige Antwort auf die Frage, 


ob ein aus einem Vertrage Verpflichteter in- 
folge veränderter. Verhältnisse von dem Ver- 


trage loskommen kann, nieht gibt. Es kommt 


eben — im besten Sinne des Wortes — auf 
die Vertragsgattung an, auf die Vertrags- 
parteien und endlich und hauptsächlich auf 


die besonderen Umstände 2 betreffenden 
Falles. 
Ferner ist zwischen zwei Hauptfällen 


scharf zu unterscheiden: Es kann sich einmal 
um die zeitliche Verschiebung einer bestimmten 
Leistung handeln. Beispiel: ein Bauverbot 
oder die Beschlagnahme bestimmter Waren 
oder dgl. hemmt die Erfüllung des Vertrages, 
und es entsteht Streit darüber, ob die ursprüng- 
liche Leistung nach dem völligen Umschwung 
aller wirtschaftlichen Verhältnisse nachgeholt 
werden muß. Es kann sich im anderen Falle 
nicht um eine Nachholung der 
handeln, sondern darum, daß die Leistung 
zwar zur festgesetzten Zeit, aber wieder unter 
völlig veränderten wirtschaftlichen Verhält- 
nissen bewirkt werden muß. Beide Fälle er- 
fahren durch das Reichsgericht eine ver- 
schiedene Entscheidung, immer aber mit der 
Einschränkung, daß es letzten Endes auf die 
besondere Würdigung der näheren Umstände 
des in Rede stehenden Falles ankomme. 


Es erscheint verlockend, das Gesagte mit 


neueren Entscheidungen des Reichsgerichts 
zu beweisen. Ich vermeide es aber mit voller 
Absicht. Denn die einzelnen Stellen aus den 


Urteilen würden, aus ihrem Zusammenhang 
herausgerissen, wieder nur schiefe und unvoll- 
ständige Bilder geben. 

Es sei nur darauf hingewiesen, daß das 
IUEIC HESSEN es erst neuerdings wieder aus- 


nischen gnsiee 


2 
AR 


Auf jeden Fall ent- = 


Leistung 


aA; 


* schied im 67. L 


städtischen Elektrizitätswerkes 


- werkes in 


23. September 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 38. 


763 


Aero hat, es sei unbedingt notwendig, 
ie Verhältnisse jedes einzelnen Falles zu 
prüfen. (Urteil v. 8. VII. 1920. III 89/20, 
„Berl. Tagebl.“ v. 9. VIII. 1920). 

Die Elektroindustrie interessieren natur- 
gemäß vor allem die Entscheidungen über Be- 
freiung von. Lieferungs- und Werklieferungs- 
verträgen. Die Stromlieferungsverträge schei- 
den aus, da sie durch die Verordnung vom 
1. II. 1919 geregelt sind. Andere Verträge 
können aber nach dem Gesagten nicht unter 
Hinweis auf eine in einem ähnlichen Fall er- 
gangene Reichsgerichtsentscheidung anulliert 
werden. Es bedarf vielmehr eines eingehenden 
Studiums aller in Betracht kommenden 
Reichsgerichtsurteile und einer sorgfältigen 
Würdigung des ganzen Streitfalles. Der Aus- 
gang eines Rechtsstreits wird trotzdem un- 
sicher bleiben. Dazu sind die Ansichten über 
die Begriffe „Treu und Glauben‘, „‚außer- 
ordentliche Preissteigerung‘‘, ‚‚größere Um- 
wälzung auf wirtschaftlichem Gebiet‘ und 
viele andere mehr zu verschieden. Ein Ver- 
gleich wird immer zweckentsprechender sein, 
zumal wenn man die jahrelange Dauer und 
die großen Kosten eines Rechtsstreits in Er- 
wägung zieht. 

In Österreich hat man zur gütlichen Bei- 
legung oder zur schiedsgerichtlichen Entschei- 
dung von Streitigkeiten aus Lieferungsver- 


“ trägen durch Gesetz vom 4. IV. 1919 ein be- 


sonderes Einigungsamt in Wien errichtet. In 
Deutschland ist es bisher zu einem ähnlichen 
generellen Gesetz noch nicht gekommen, ob- 
wohl der Wirtschaftsrat beim -Reichswirt- 
schaftsministerium im Februar d. J. den 
Erlaß einer solchen Verordnung beantragt 
hatte. (vergl. „ETZ“ 1920, 8. 302). 
Dr. Pourroy 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Benno Leitgebel $. — Am 29. Juli ver- 
ebensjahre das Ehrenmitglied 
des Elektroteehnischen Vereins Breslau, Herr 
Baurat Direktor Benno Leitgebel. Als 
Sohn eines Rittergutsbesitzers am 24. XII. 
1853 zu Scheitnig bei Breslau geboren, vol- 
lendete der Verstorbene seine technischen 
Studien teils an der Gewerbe-Akademie in 
Berlin, teils an der Technischen Hochschule 
Charlottenburg und legte 1878 die Prüfung 
als Regierungsbauführer, und 1899 diejenigen 
als Regierungsbaumeister ab. In den Jahren 
1878 bis 1884 zunächst im Staatsdienst beim 
Bau der Berliner Stadtbahn und bei der Kgl. 
Eisenbahndirektion Berlin tätig, übernahm 
Leitgebel nach einigen Jahren privater, prak- 
tischer Tätigkeit am 1. I. 1888 die Leitung des 
in. Lübeck. 
Am:17..X. 1890 wurde er zur Leitung des Elek- 
trizitätswerkes Breslau berufen. Die Einrich- 
tung und Entwicklung eines elektrischen Kraft- 
k der damaligen Zeit, wo die sich 
schnell entfaltende Elektrotechnik immer 
wieder neue einschneidende Verbesserungen 
mit sich brachte, war keine leichte Aufgabe. 


- Aber Leitgebels umfassendes Wissen, seine 


reichen Erfahrungen und sein starkes Können 


- wurden dabei der vielen Schwierigkeiten Herr 


und setzten ihn instand, die gegründeten An- 
lagen zu den heutigen modernen Betriebs- 
werken zu entwickeln. Die wertvolle Aus- 
nützung der inmitten der Stadt noch zur Ver- 
fügung stehenden Oder-Wasserkräfte er- 
kennend und auf deren vorteilhafte Zusammen- 
arbeit mit den Dampfkraftwerken hinweisend, 
hat er auch schon lange auf die Einrichtung 
eines Wasserkraftwerkes hingearbeitet und 
hierfür die erforderlichen grundlegenden Vor- 
arbeiten durchgeführt. Trotz der großen Last 
seines Amtes fand Leitgebel noch Zeit, sich 
den gemeinnützigen Bestrebungen der Hallen- 
schwimmbad - Aktien - Gesellschaft und der 
städt. Krankenkassen langjährig an leitender 
Stelle zu widmen. Auch als Vertrauensmann 
des Reichskohlenkommissars für den Stadt- 
kreis Breslau stellte er seine ganze Kraft 
zur Verfügung. Auch der EV Breslau ver- 
dankt seiner unermüdlichen, uneigennützigen 
Schaffensfreudigkeit seine Entstehung. Am 
10. März 1905 wurde in einer konstituierenden 
Versammlung die Gründung des (Elektrotech- 
nischen Vereins zu Breslau unter Leitgebels 
Leitung vollzogen. Bis noch vor kurzer Zeit 
bekleidete er das Amt des 1. Vorsitzenden. 
Unter seiner Leitung tagten die Vereinigung 
der Elektrizitätswerke im Juni 1905 und der 
Verband Deutscher Elektrotechniker 1913 in 
Breslau. Die gediegene Art, in der es dabei 
Leitgebel verstand, dem Verein nach außen 
und innen in stets vornehmer Weise vorzu- 
gehen, trugen für das Ansehen und{die Ent- 


wicklung unseres Vereins wesentlich bei. Auch 
an äußeren Ehrungen fehlte es nicht in seinem 
arbeitsreichen Leben. So wurde ihm 1918 der 
Charakter als Baurat verliehen. Der Elektro- 
technische Verein Breslau ernannte ihn 1915 
zu seinem Ehrenmitgliede. 

Die Mitglieder des Elektrotechnischen 
Vereins Breslau verlieren in dem Verstorbenen 
einen regen Förderer ihrer Bestrebungen. 
Eine Persönlichkeit, erfüllt von Pfliehttreue 
und Gerechtigkeitsgefühl, ein Mann mit 
reichem Wissen, zielbewußtem Streben und 
ein leuchtendes Vorbild vornehmen Wesens 
wird er in unserer Erinnerung dauernd weiter- 
leben. Hlt. 


. Hochschulnachrichten. — Prof. Dr. Karl 
Wieghardt von der Wiener Technischen 
Hochschule ist zum o. Professor der tech- 
nischen Mechanik an der Technischen Hoch- 
schule zu Dresden berufen worden. — An der 
Technischen Hochschule Stuttgart haben sich 
Dr. Hans Reichenbach für Physik und 
Dr.-Sng. Winfried O0. Schumann für Hoch- 
spannungstechnik und theoretische Elektro- 
technik habilitiert. 


Auszeichnungen. — Der ord. Professor der 
Experimentalphysik an der Eidgenössischen 
Technischen Hochschule Zürich, Dr. Peter 
Deby:, und der ord. Professor der theoreti- 
schen Physik an der Universität München, 
Geh. Hofrat Dr. Arnold Sommerfeld, wur- 
den zu korrespondierenden Mitgliedern der 
physikalisch-mathematischen Klasse der Preu- 
Bischen Akademie der Wissenschaften ernannt. 
— Die Königl. Dänische Gesellschaft der Wis- 
senschaft wählte zu auswärtigen Mitgliedern 
in ihre naturwissenschaftlich-mathematische 
Klasse den Professor für theoretische Physik 
am  Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin, Dr. 
Albert Einstein, den ord. Professor für theo- 
retische Physik an der Universität Berlin, Geh. 
Reg.-Rat Dr. Max Planck, den ord. Professor 
für Experimentalphysik an der Universität 
Erlangen, Geh. Hofrat Dr. Eilhard Wiede- 
mann und den ord. Professor für allgemeine 
und Experimentalchemie an der Universität 
München, Dr. Rich. Willstätter. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck ner Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Über Hochleistungsschalter. 


. Auf 8. 325 der „ETZ“ 1920 wird für die 
Ölschaltertraverse die nachstehende Bewe- 
gungsgleichung aufgestellt: 


Mm.SS+Ro=K-P, 


Das erste‘ Glied der linken Seite der 
Gleichung, ebenso die beiden Glieder der 
rechten Seite stellen Kräfte dar, das zweite 
Glied der linken Seite hat jedoch die Dimen- 
sion: „Kraft>< Geschwindigkeit‘, paßt also 
nieht in die Gleichung hinein, welche dadurch 
falsch wird. Die daraus durch Integration 
abgeleiteten Bewegungsgleichungen werden da- 
dureh natürlich ebenfalls unrichtig. Als Bei- 
spiel greife ich die Gl. (6) heraus: 


—K 1 K "PL 2. —Bt 
54m): P Beet P I 


hierin bedeutet v9” die Anfangsgeschwindig- 
keit (t =0)und% eine von den Abmessungen 
des Ölschalters abhängige Konstante. uf 
der linken Seite steht eine Geschwindigkeit, 
auf der rechten Seite stellt das erste Glied 
den Quotienten zweier Kräfte dar, das 2. Glied‘ 
nach Auflösung des Klammerausdrucks wieder 
eine Geschwindigkeit, das 3. abermals einen 
Quotienten zweier Kräfte und das 4. ebenfalls. 
Auch in @. 7 sind m. E. die Dimensionen 
nicht richtig: 


at 2 ne72 
s=;| kJ)t 


+ MK-R.n-h.D). le — v] 

$ bedeutet hierin den von der Schalter- 
traverse zurückgelegten Weg. Zum Schluß 
noch eine Gleichung für die Zeit zur Ermitt- 
lung des Zeitpunktes, in welchem die Schalter- 
traverse durch die elektrodynamische Gegen- 
kraft zum Stillstand abgebremst ist: 


M = ae 


0 R ‚In. 
Die Dimensionsunstimmigkeiten in den 
beiden letzten Gleichungen sind ohne «weiteres 
zul,erkennen. Inwieweit die Rechnungser- 


gebnisse sich durch die Richtigstellung der 
obigen Differentialgleichung ändern, das aus- 
zuführen gestattet der zur Verfügung stehende 
Raum nicht und sei dem Verfasser des Artikels 
überlassen. 
Aachen, 17. VII. 1920, 
F. E. Taussig: 
Erwiderung. 


Ich dachte voraussetzen zu können, daß 
man die Bedeutung-des Koeffizienten R ohne 
weitere Erklärung verstehen würde. Die 
Zuschrift des Herrn TAUSSIG zeigt, daß ich 
mich in dieser Annahme geirrt habe. Durch 
die Versuche von Lasche u. a. wissen wir, 
daß die Reibungszahl u geölter, gleitender 
Flächen stark von der Geschwindigkeit ab- 
hängt und in gewissen Grenzen sogar pro- 
portional mit dieser zunimmt. Ich setzte die 
hauptsächlich auf die Kontaktreibung zurück- 
zuführende hemmende Kraft also gleich R. v 
an, wo R selbstverständlieh die Dimension 
mn hat und in Analogie zum elek- 
trischen Widerstand als Reibungswiderstand be- 
zeichnet werden kann. R.vhat also die Dimen- 
sion einer Kraft und die Differentialgleiching 
ist selbstverständlich richtig. Daß die An- 
nahme eines konstanten R nur eine erste An- 
näherung darstellt, habe ich ausdrücklich 
hervorgehoben. 


Berlin, 10. VIII. 1920. J. Biermanns. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Lehrbuch der Elektrotechnik. Heraus- 
egeben von Esselborn. Bd. 1: Allgemeine 
Elektrotechnik, Elektrotechnische Meßkunde, 


Elektrische Maschinen und Apparate. Bear- 
heiter von -K.. Kischer, . Hohage, 
G. W. Meyer. Mit 813 Textabb. u. Sach- 


register. XVI u. 681 8. in 8°. Bd. 2: Elek- 
trische Zentralen, Hochspannungsanlagen 
und Leitungsnetze, Elektromotorische An- 
triebe, Elektrische Beleuchtung, Elektrisches 
Signalwesen, Telegraphie und. Fernsprech- 
wesen, Drahtlose Telegraphie. Bearbeitet 
von K.Fink, F. Heintzenberg, K.Meller, 
G. W. Meyer, K. Mühlbrett, G. Sch midt. 
Mit 851 Textabb. u. Sachregisterr. XVlIu. 
582 S. in 8°. Verlag von Wilhelm Engel- 
mann, Leipzig 1920. Preis geb. zusammen 
72.M + 50% T.z. 

Das Buch ist offenbar zufolge dem 
Wunsche des Verlages entstanden, der neben 
Lehrbüchern des Tiefbaues, des Hochbaues 
und des Maschinenbaues von dem gleichen 
Herausgeber auch ein Lehrbuch der Elektro- 
technik besitzen wollte. Der Stoff ist der nach 
Art und Umfang in der Fachliteratur nieder- 
gelegt. Der Charakter der Darstellung ist 
im wesentlichen beschreibend.. Nach dem 
Vorwort stammt die Abfassung des Buches 
noch aus der Zeit vor dem Kriege, der Satz 
aus den ersten Jahren des Krieges. Auf diese 
Entstehungszeit deutet an vielen Stellen eine 
gewisse Breite. des Textes und die gute Aus- 
stattung. Auch das Papier ist von einer Güte 
der Vorkriegszeit. Das Buch ist in 9 Kapitel 


gegliedert, deren jedes seinen besonderen 
Bearbeiter hat. Die Kapitel I Allgemeine 
Elektrotechnik, II Elektrotechnische Meß- 


kunde, III Elektrische Maschinen und Apparate 
bilden den ersten Band, die Kapitel IV Elek- 
trische Zentralen, Hochspannungsanlagen und 
Leitungsnetze, V Elektromotorische Antriebe, 
VI Elektrische Beleuchtung, VII Elektrisches 
Signalwesen, VIII Telegraphie und Fern- 
sprechwesen, IX Drahtlose Telegraphie den 
zweiten Band. Das letzte Kapitel ist erst 
nach dem Kriege bearbeitet, was bei den 
Fortschritten gerade auf diesem Gebiete dem 
Buche sehr zum Vorteil gereicht. Man darf 
wohl sagen, daß es den Bearbeitern der meisten 
Kapitel gelungen ist, eine gediegene Über- 
sicht über ihr Teilgebiet zu geben. Kapitel III 
wäre vorteilhafter in je ein Kapitel von den 
Maschinen und von den Apparaten unterteilt 
worden. Die Theorie der Maschinen könnte 
an mehreren Stellen ausgeglichener behandelt 
sein. Wenig geraten ist der Abschnitt über 
die Wechselstrommotoren mit Kommutator. 
Das Kapitel V ist etwas zu kurz fortgekommen, 
alles was auf das Disponieren der Kraftwerke 
und Leitungen Bezug hat, fehlt, aber auch 
das Gebotene läßt an vielen Stellen zu wün- 
schen übrig. In Kapitel V ist der Abschnitt 
über elektrische Bahnen völlig unzureichend, 
um dem Leser auch nur ein annäherndes Bild 
von dem Gegenstand zu geben. 
Gerstmeyer. 


764 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 38. 


Die Maschinistenschule. Vonz.RO! 
Morgner. Verlag von Julius Springer, 
.Berlin 1920. Preis 8 M. 


Der Verfasser, welcher die Heizer-, und 
Maschinistenkurse in Chemnitz leitet, hat das 
Buch als Ergänzung der in demselben Verlage 
bereits in 2. Auflage erschienenen ‚,‚Heizer- 
schule‘‘ herausgegeben. Wie diese zeichnet es 
sich durch klare, gemeinverständliche Dar- 
stellung und zweckmäßige Textfiguren be- 
sonders aus. Die theoretischen Erörterungen 
sind auf das Allernotwendigste beschränkt; 
sie erscheinen im allgemeinen ausreichend, 
wenngleich manche Frage, deren Beantwor- 
tung zum Verständnis der Vorgänge nament- 
lich in der Dampfturbine erforderlich wäre, in 
dem gegebenen Rahmen offen bleiben muß. 
Dafür sind die praktischen Betrachtungen über 
den Betrieb und die Instandhaltung ‘ von 
Dampfkraftmaschinen um so reichhaltiger und 
ausführlicher. Sie werden durchgehends an 
konstruktive Besprechungen der einzelnen 
Maschinenteile angeknüpft. Auf die Haupt- 
abschnitte über Kolbendampfmaschinen und 
Dampfturbinen. folgen kurze Abhandlungen 
über Oberflächenkondensation, Rückkühlan- 
lagen, Abdampfverwertung, über Schmieröle, 
Zubehörteile zu Dampfkraftanlagen und 
schließlich Erläuterungen einschlägiger tech- 
nischer Fachausdrücke. Form und Inhalt 
des Buches machen es durchaus geeignet, zur 
Ertüchtigung des _Maschinistenstandes und 
damit zur Erhöhung der Sicherheit und der 
jetzt mehr als je bedeutenden Wirtschaftlich- 
keit unserer Dampfkraftanlagen beizutragen. 
Es wäre daher zu wünschen, daß das Buch in 
Maschinistenkreisen eine recht weite Ver- 
breitung finden möchte. 


0. Heimrich? 
Die Abschätzung des Wertes indu- 
strieller Unternehmungen. Von Dr. 


F. Moral. VIII und 149 S.in 8°. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 12 M, 
geb. 14,40 M. 


Die Berechnung des Wertes heißt hier fach- 
männische Abschätzung des Tauschwertes in- 
dustrieller Unternehmungen, der als Kaufpreis 
berechtigterweise gefordert und gewährt wer- 
den darf. Dieser Tauschwert umfaßt den Tax- 
wert des Anlage- und des Betriebsvermögens 
zuzüglich gewisser immaterieller Werte, die sich 
nicht als besonders veräußerliche selbständige 
Werte darstellen, wie beispielsweise Kundschaft, 
Ruf, Organisation, Auftragsbestand, Pro- 
duktionsverfahren usw. Der Verkaufswert der 
Unternehmung errechnet sich somit aus einer 
Verbindung von Vermögenswert und Ertrag. 
Grundlagen für die technische Beurteilung sind: 
der Standort, die Wirtschaftlichkeit und die 
Produktivität der Betriebsanlagen, die Selbst- 
kosten, insbesondere die Arbeitslöhne. 

Der Berechnung des Wertes der Unterneh- 
mung sind einige 20 Seiten gewidmet, die übri- 
gen Ausführungen beziehen sich auf jene Grund- 
lagen, ergänzt durch einen kurzen Überblick 
über die für die kaufmännische Begutachtung 
des Kaufwertes erforderlichen Gesichtspunkte. 
Hier scheint mir der schwächste Teil des an sich 
guten Buches zu liegen. Die Zahl der prakti- 
schen Beispiele wäre in einer Neuauflage be- 
trächtlich zu vermehren. Sonst gibt das Buch 
eine recht gute Übersicht über die fachmänni- 
schen Grundlagen der Wertberechnung und für 
den Einzelfall einen wertvollen Wegweiser, 
welche technisch-wirtschaftlichen Momente bei 
der Abschätzung zu berücksichtigen sind. 

Leitner. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Betriebsgemeinschaft Rheinisch- Westfäli- 
sches Elektrizitätswerk— Roddergrube. — Zwi- 
schen dem Rheinisch- Westfälischen Elek- 
trizitätswerk, Essen, und der Braun- 
kohlen- und Briketwerk Roddergrube 
A. G., Brühl, ist auf 90 Jahre ein Betriebs- 
gemeinschaftsvertrag geschlossen worden, 
der den Brennstoffbedarf des Goldenberg- 
Werks und damit trotz der nachteiligen Folgen 
des Abkommens von Spa die Versorgung des 
niederrheinischen Industriegebietes mit elek- 
trischer Arbeit sichert. Dem Abkommen zu- 
folge kann das Rheinisch-Westfälische Elek- 
trizitätswerk, das künftig die Geschäfte führen 
wird, die Roddergrube (45 Mill. M Aktienkapi- 
tal) nach 10 Jahren zu 315 Mill. M erwerben ; 
wenn diese alsdann die Übernahme verlangt, 
beträgt der Kaufpreis 292,5 Mill. M. 


Meßwesen. — Wie das Meßamt für die 
Mustermessen in Leipzig mitteilt, hat dessen 


Aufsichtsrat grundsätzlich beschlossen, die 
Technische Messe und die Allgemeine 
Mustermesse wieder zu vereinigen, wenn 
die maßgebenden Verbände der technischen 
Industrien sieh damit einverstanden erklären. 


Außenhandel. — Nach dem ‚‚Reichsanz.‘ 
istin Moskau ein Volkskommissariat für 
auswärtigen Handel als einziges techni- 
sches Vollzugsorgan für die Ein- und Ausfuhr 
gebildet worden. Es leitet alle aus dem Aus- 
lande eintreffenden Waren an die zuständigen 
Wirtschaftszentren weiter und soll auch Han- 
delsbeziehungen anknüpfen. 


- Aus der Geschäftswelt. — In Nürnberg ist- 
die Bayerische Elektro-Apparaten-Bau 


G. m. b. H. mit 0,2 Mill. M eingetragen worden 
(Massenerzeugung von elektrischen Kochappa- 
raten, Bügeleisen, elektrischen Kolben, Koch- 
platten usw.), in Bamberg das hier schon er- 
wähnte!) Uberlandwerk OberfrankenA.G. 
mit 4 Mill. M (s. „Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 204), 
in Dresden die Siemens Electrowärme- 
G.m.b. H. mit 1Mill.M (Fabrikation und Ver- 
trieb von Elektro-Heizungsanlagen und -Hei- 
zungsapparaten sowie von elektrischen Heiz- 
und Kochgeräten) und in Hamburg die Deut- 
sche Zähler-Gesellschaft m. b.:H. — In 
Bremen wurde die August Pentermann 
Großhandlung (und Vertretungen) für Elektro- 
technik und Maschinenbau gegründet. — Die 
bisherige Reinlicht-Industrie G. m. b. H., 
München, ist unter der Firma Reinlicht- 
Werke A. G. in eine Aktiengesellschaft umge- 
wandelt worden. — Nach der ‚„Fınkf. Ztg.‘ hat 
die Gute Hoffnungs-Hütte 8 Mill. M Aktien der 
Maschinenfabrik Eßlingen übernommen 
und. mit dieser einen 10-jährigen Vertrag ge- 
schlossen. 


WARENMARKT. 


Erze. — Die französische Regierung hat 
die Ausfuhr lothringischer 'Minette nach 
Deutschland wieder freigegeben?). — Baum- 
wolle. Unter dem Eindruck weiterer un- 
günstiger Wetterberichte und auf anregende 
Telegramme von den überseeischen Börsen 
blieben die Preise am New Yorker Baumwoll- 
markt in der vergangenen Woche fest, die 
Umsätze jedoch nach wie vor gering. Für loko 
Ware wurden am 10. IX. 32,25 ets/kg notiert. 
In Liverpool neigten die Preise nach unten. 
Die Umsätze standen in keinem Verhältnis zu 
den täglichen Zufuhren aus Übersee. Umge- 
setzt wurden täglich durchschnittlich 5000 
Ballen, während die Zufuhren sich zwischen 
8000 und 10000 Ballen bewegten. Versuche, 
von Liverpool aus ägyptische Baumwolle in 
größerem Maßstabe nach Deutschland ein- 
zuführen, haben bis jetzt trotz verhältnis- 
mäßig starken Preisrückganges nur wenig 
Erfolg gehabt. Auch Griechenland zeigt sich 
im Bezug ägyptischer Baumwolle sehr zurück- 
haltend, so daß im großen und ganzen die 
Verschiffungen von Alexandrien nach dem 
Kontinent bisher gegenüber den normalen 
Jahren einen recht empfindlichen Rückgang 
aufweisen. An der Bremer Baumwollbörse 
konnten sich die Preise im Laufe der letzten 
Woche wieder erholen. Amerikanische Baum- 
wolle fully middling, good colour and staple 
loco notierte am 10. IX. 48 M/kg und am 13. 
IX. 53 M/kg. — Kunstbaumwolle. Die Reichs- 
Hadern A. G., Berlin, bringt vom 19. bis 22. X. 
ihre gesamten Restbestände, etwa 5,5 Mill. kg 
Kunstbaumwolle, etwa 3 Mill.kg Jutelumpen 
und etwa 0,250 Mill. kg Fäden zur Versteige- 
rung. — Seide. Auf dem New Yorker Roh- 
seidenmarkt hat sich die Kauflust weiter 


gesteigert, infolgedessen dauert auch die Preis- _ 


erhöhung an. Der italienische Seidenmarkt 
läßt nach der Krisis im Frühjahr seit Mitte 
Juni eine dauernde Besserung erkennen, so 
daß im Augenblick die Märktlage fast normal 
genannt werden kann. Die nordamerika- 
nischen Käufer fehlen zwar noch, dafür ist 
aber eine rege Nachfrage nach Rohseide 
seitens der europäischen Spinnereien zu ver- 
zeichnen. Die Tatsache, daß auf dem italie- 
nischen Markt sich seit einiger Zeit keine 
Lager mehr ansammeln, beweist, daß zwischen 
Angebot und Nachfrage ein richtiges Ver- 
hältnis besteht. Im Verlauf der letzten vier 
Wochen haben sich die Preise um10% ge- 
bessert. Die Preissteigerung ist, abgesehen von 
der Haltung der Spinnereibesitzer, hauptsäch- 
lich auf die veränderte Lage der Preise für 


N) Vgl: „ETZ“ 1920, 8. 364. 
2) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 704. 


23. September 1920. 


asiatische Seiden zurückzuführen. Japanische 
Rohseide stieg nämlich seit Juli in Lyon um 
über 40 Fr, was eine erhebliche Abschwächung 
der asiatischen Konkurrenz bedeutet. — Jute. 
Die Nehfrage nach Jute war zuletzt in Dundee 
ziemlich lebhaft. Gute 
Ernte wurden mit 47 £/t für August/Sep- 
tember-Verschiffung bezahlt. — Ersatzspinn- 
stoffe. Laut Bekanntmachung im ‚,Reichsanz. 
1920, Nr. 201, wird die Zuständigkeit der 
Reichswirtschaftsstelle fürErsatzspinnstoffe auf 
alle als Textilrohstoffe in Betracht kommenden 
natürlichen Neufasern, insbesondere auf Typha, 
Nessel, Ginster, Weide, Torffasern ausge- 
dehnt. — Terpentin. Sowohl in Savannah wie 
in New York ist eine weitere leichte Preis- 
senkung zu verzeichnen. Am 3. IX. notierte 
Terpentin in Savannah 1,37 $ und in New 
York 1,49 $/Gallone. — Benzin und Benzol. 
Im Reichswirtschaftsministerium fand am 
3. IX. eine Sitzung von Vertretern aller Benzin 
und Benzol verbrauchenden Kreise statt, um 
zur Aufhebung der Zwangswirtschaft Stellung 
zu nehmen. Für völlige Aufhebung der Be- 
wirtschaftung traten nur ‘die Motorfahrzeug- 
industriellen und das Personenkraftfahrge- 
werbe ein. Die Neigung, Benzol ebenfalls dem 
freien Verkehr zu überlassen, war beträchtlich 
geringer. Auch betreffs des Benzins wurde fast 
allseitig der Vorbehalt geltend gemacht, daß 
eine strenge Preiskontrolle dringend nötig 
sei. — Cumaronharz. Laut Bekanntmachung 
im „Reichsanz.‘“1920, Nr. 199, sind die Höchst- 
preise für Cumaronharz vom 1.1 
Kraft gesetzt worden, und der Handel damit 
ist also frei. — Metallpreise. Die Notierungen 
der Vereinigung für die deutsche Elektro- 
lytkupfernotiz bzw. der Kommission des 
Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere ver- 
stehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in 
M/100 kg: 


Metall | 17. IX. | 14. IX. 

Elektrolytkupfer (wire 

bars), prompt, eif Hamburg, 

Bremen, Rotterdam „ . 2623 2304 
Sun eg Ian 
Raffinadekupfer 99/99,30%/, 12000—2950 1725 - 1775 
Originalhüttenweichblei 710—730 | 680—700 
Originalhüttenrohzink, 

Preis im freien Verkehr . | 900—910 | 830 -850 
Plattenzink (remelted) von 

handelsübl. Beschaffenheit | 620—630 | 580—590 
Originalhüttenaluminium 

98/990%/yin gekerbt.Blöckehen [3200 - 33/0 2909. -3000 

dsgl. in Walz- oder Draht- 

baren . 2 2.22..202. 5450-3550 3050— 3100 
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |6300— 6400 5600 57,0 
Hüttenzinn, mind. 99%), - 63.0 5350 
Reinnickel 98/99%/, » . 14800 - 5900 4100—4200 
Antimon-Regulus.. . . 950—1009. 925— 950 
Silber in Barren ca. 900 fein Bi 

für 1 kg fein . . .  » 11590—1600|1510— 1530 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach „Mining Journal‘ am 10. IX.1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: : 


Ilolo  oo000000MR% 


£ a d EZ | 

*Kupfer: best selected „. 107 O0 O0 bis108 0 

* & electrolyt.. 112 0 0 „18.0 

„ .- wire bars. ...117 0° 07,.11870 

* H standard, Kasse 97 0 0 „ 97 5 

et „.=3Mon. 97:5 .0,.,5,97.10 

Zinn: standard, Kasse . . 269 10 0 „ 270 0 

= 3Mon. . 27510 0 „276 0 

sen Bitrate: 40001527 0:20 27D 
Blei: span.oder nichtengl. 

Weichblei .... 3510 0 „ 3 0 

„.. :gew. engl. Blockblei 3 0 0 „ — — 

Zink: gew. Sorten... .. 3915 0 „ 4 © 

„.. .remelted .-. . .. 500, —— 

2 engl. Swanseae .. 41100, -—— 


Antimon: engl. Reg. .. 52/55 £ net. 
Aluminium: 98 bis 990%), 165 £ (Inland); 
x 185 £ (Export). 
Nickel: 98 bis 990), gar. 230 £ (In- u. Ausland), 
Quecksilber: nom, für ee 
die 75 Ibs.-Flasche. .. 18 £. 
Platin: je Unze nom. , . 620 ». 


In New York notierte Elektrolyt- 
kupfer am 15. IX. 1920 loko 17,75 ets/lb. 


* Netto. 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 32. Wer liefert remanenzfreies 
Eisen für Elektromagnete ? 
Frage 33. Wer liefert Sicherungs- und 


Signalanlagen System Thielmann ? 


Abschluß des Heftes: 17. September 1520. 


Für die Hohriftieitung verantwortlich: RB. CO. Zehme In Berlin. — Verlag von JallusAprimger in Berlin. 


Qualitäten neuer 


X. ab außer . | 


7665 


Elektrotechnische Zeitschrift 


| (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189. 


Schriftleitung: E. C, Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 30. September 1920. 


Heft 39. 


Die Ausnutzung der Flußwasserkräfte. 
Von Geheimer Baurat Block, Berlin. 


Zufolge Aufforderung durch den Vorstand 
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker wird 
nachstehend der Vortrag des Herrn Ministe- 
rialdirektors Dr.-S$na Sympher!) in der Haupt- 
versammlung vom 24. September vom Stand- 
punkt des Maschinen-, Elektro- und Betriebs- 
ingenieurs ergänzt. Es können dabei meist nur 
Andeutungen und Anregungen gegeben wer- 
den, weil die erschöpfende Behandlung aller 
Punkte, die beim Entwurf, Bau und Betrieb 
von Flußkraftwerken zu beachten sind, den 
Rahmen eines kurzen Aufsatzes weit über- 
schreiten würde. Vorausgeschickt sei, daß es 
nach den Erfahrungen des Verfassers unbe- 
dingt erforderlich ist, daß beim Entwurf einer 
Flußkanalisierung mit Kraftgewinnung — um 
sölehe soll es sich im folgenden vorzugsweise 
handeln, nicht um den Ausbau einzelner Was- 
serkräfte an Flußläufen — der Maschinen- und 
Elektroingenieur von Anfang an beteiligt wer- 
den, damit wirklich organisch zusammen- 
passende und wirtschaftlich arbeitende Stau- 
und Kraftanlagen-entstehen. Bisher ist dieser 
Gesichtspunkt leider, zuweilen zum Schaden 
der Kraftanlage, nicht genügend beachtet 
worden, doch ist das in der historischen Ent- 
wieklung begründet. 

Wenn Niedriggefälle-Wasserkräfte an schiff- 
baren Strömen ausgebaut werden sollen, so 
werden dabei auch die Interessen der Schiff- 
fahrt und der Landeskultur wesentlich be- 
rührt, und es gilt, einen gerechten Ausgleich 
beim Widerstreit dieser Interessen herbeizu- 
führen. Die der Schiffahrt und der Wasserkraft 
sind insofern gleichlaufend, als es für beide von 
Vorteil ist, das gesamte vorhandene Gefälle 
eines Flusses soweit als irgend möglich zusam- 
menzufassen, es also derart aufzuteilen, daß 
nur wenige Staustufen mit hohem Gefälle 
errichtet werden. Für die Schiffahrt ergibt sich 
daraus eine geringe Zahl von Schleusen, daher 
wenig Zeitverlust; die geringe Anzahl der Kraft- 
werke hat außer der Ersparnis an Bau- und 
Betriebskosten den großen Vorzug, daß, wenn 
bei zunehmenden Wassermengen das Gefälle 
sich verringert, immer noch günstige Verhält- 
nisse bestehen bleiben. Bei 5 m Höchstgefälle 
‚hat ein Ansteigen des Unterwassers um 1,5 m 
infolge größerer Wasserführung des Flusses 
z. B. keine Verringerung der Wasserkraft zur 
Folge, da der Gefälleverlust durch die Vermeb- 
rung der Wassermenge mindestens ausgeglichen 
wird, bei 2,5 m Höchstgefälle hingegen bleibt 
in diesem Falle keine Nutzleistung mehr übrig, 
und das Kraftwerk kommt zum Stillstand. 
Wenn jetzt die Flüsse planmäßig unter gleich- 
zeitiger Kraftgewinnung kanalisiert werden, 
wird man beim Entwurf der Schiffahrtsstraße 
hierauf gebührende Rücksicht zu nehmen 
haben. Früher, wo die Wasserkraftausnutzung 
als Nebensache betrachtet wurde und oft nach- 
träglich hinzukam, wie z. B. bei den Main- 
Staustufen zwischen Offenbach und Aschaffen- 
burg wurde dieser Gesichtspunkt vernachläs- 
sigt; die Folge davon ist, daß bei dieser die 
Kraftwerke etwa 60 Tage im Jahre wegen 
höherer Wasserstände still liegen werden. 
Hohe Gefälle bei einer Flußkanalisierung an- 
zuwenden, bringt indessen auch Nachteile mit 
sich; denn sie rufen in der Regel, wenn nicht 
besondere, häufig sehr kostspielige Maßnahmen 
getroffen werden, durch Erhöhung des Grund- 
wasserstandes und durch Drängewasser Schä- 
digungen der Landeskultur hervor, die schon 
zur Verhütung hoher Ersatzforderungen zu 
vermeiden sind; denn dadurch kann der Aus- 
bau der Wasserkraft unwirtschaftlich werden. 
Um die zweckmäßigste Zahl der Stauwerke zu 
ermitteln, sind daher eingehende wirtschaft- 
liche, wasserbau- und betriebstechnische Vor- 
arbeiten anzustellen, die leider häufig zu dem 
Ziele führen, daß mehr Stauanlagen errichtet 
werden, als im Interesse der Schiffahrt und 
Kraftgewinnung erwünscht ist. i 

Ein Widerstreit der Interessen der Kraft- 
ausnutzung und der Schiffahrt besteht eigent- 


fe. SB BEE 


ı) Der Vortrag ist auf S.745 der „ETZ“ 1920 abgedruckt. 


| gabe erwiesen. 


lich nur dann, wenn die Kraftwerke nicht 
neben den Stauwehren im Flußlaufe selbst 
liegen, sondern zusammen mit den Schleusen 
unter Abschneidung von Flußschleifen in 
Seitenkanälen untergebracht werden, die 
gleichzeitig der Schiffahrt dienen. Die wirt- 
schaftliche Kraftgewinnung Crängt dazu, zum 
Zwecke der Baukostenersparnis den Kanalquer- 
schnitt möglichst klein zu gestalten; hieraus 
ergeben sich aber natürlich große Wasserge- 
schwindigkeiten, die bei der Bergfahrt lei- 
stungsfähige Schleppdampfer erfordern und 
bei der Talfahrt, besonders leerer, Schiffe in 
Gefahrfällen das Werfen der Anker notwendig 
machen. Dadurch wird die Sohlendichtung der 
Kanäle beschädigt, die deshalb mit hohen 
Kosten durch Steinabdeckung geschützt wer- 
den muß. Früher gestattete man aus diesem 
Grunde in den Schiffahrtskanälen höchstens 
30 cm/s Geschwindigkeit, bei der Neckar- und 
Mainkanalisierung sollen 70 cm "zugelassen 
werden. Von einigen Seiten wird sogar 1 m 
Geschwindigkeit für anwendbar gehalten. Die 
Frage ist noch nicht endgültig geklärt, da Be- 
triebserfahrungen bisher vollständig fehlen. 

Sehr wichtig ist die richtige Wahl der Aus- 
baugröße für die Flußwasserkräfte; während 
man früher, ohne weitere Untersuchungen an- 
zustellen, in der Regel auf die Wassermengen 
ausbaute, die an 270 Tagen im Jahre minde- 
stens vorhanden waren, also an nur 95 Tagen 
nicht erreicht wurden, d. h. nicht einmal das 
Mittelwasser ausnutzte, haben es die Kohlennot 
und Kohlenpreissteigerung jetzt mit sich ge- 
bracht, daß man auch viel größere Wassermen- 
gen mitwirtschaftlichem Erfolge ausbauen kann. 

Die Rechnungen für den Neckar und den 

bayrischen Main haben gezeigt, daß man un- 
bedenklich Wassermengen ausnutzen darf, die 
nur an 80 bis 100 Tagen im Jahre vorhanden 
sind, ja an der Fulda hat sich, allerdings bei 
einem verhältnismäßig hohen Gefälle und am 
Wehr im Flusse selbst die Verwertung der 
45tägigen Wassermenge rechnungsmäßig als 
die wirtschaftliehste Lösung der gestellten Auf- 
‚Die Überlegenheit auch sol- 
cher teurer, neuerrichteter Wasserkraftanlagen 
über neuzeitliche, mit den Vorkriegspreisen ge- 
baute Großdampfkraftwerke wird von einem 
gewiß als unparteiisch zu bezeichnenden Fach- 
mann, nämlich Professor Klingenberg, in 
seinem Vortrag vor dem Elektrotechnischen 
Verein in. Wien am 10. III. 1920 einwandfrei 
festgestellt.!) 
"Die Lage der Kraftwerke zu den Stauanla- 
gen richtet sich natürlich nach den örtlichen 
Verhältnissen, bei der Anordnung in Seiten- 
kanälen werden sie meist neben den Schleusen 
errichtet, weniger häufig ober- oder unterhalb. 
Im Flusse sind bisher zwei Anordnungen aus- 
geführt worden, die übliche in der Verlänge- 
rung der Wehre am Ufer, die seltenere inner- 
halb des Wehres als sogenannter Turbinen- 
pfeiler nach dem Vorschlage des verstorbenen 
Oberbaurats Prüsmann. Aus betrieblichen 
Gründen ist sie weniger zu empfehlen, weil sich 
die Nebenanlagen, wie Schalthaus, Werkstatt 
usw. auf dem Pfeiler im Fluß schwer unter- 
bringen lassen und das Herein- und Heraus- 
schaffen der Maschinen auf dem Wasserwege 
erfolgen muß. 

Die Ausnutzung der Flußwasserkräfte ist 
wegen der großen Wassermengen und. ver- 
gleichsweise geringen Gefälle an sich ein kost- 
spieliges Unternehmen, es gilt daher, an Bau- 
kosten für die wasserbaulichen und maschi- 
nellen Einrichtungen möglichst zu sparen. 

Von der Verringerung der Kosten der 
Wasserbauten soll hier nicht gesprochen wer- 
den. Beim maschinellen Teil hat es sich, nach- 
dem Verfasser wohl zum ersten Male beim 
Wasserkraftwerk in Dörverden damit vorge- 
gangen ist, als zweckmäßig herausgestellt, 
möglichst große Turbineneinheiten, u. zw. mit 
einfachen Laufrädern zu wählen. Dortselbst 
wurden mit bestem Erfolge gegen den Wider- 
spruch erster Turbinenbauanstalten einfache 
Laufräder von 35 m?/s Schluckfähigkeit bei 
2,5 m Gefälle eingebaut, die allerdings 3,7 m 
Einlauf- und 4,55 m Auslaufdurchmesser und 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 561 ff. 


Kegelräder von 6,56 m Teilkreisdurchmesser 
erhalten haben, so: daß zu ihrer Beförderung 
besondere Genehmigung der Eisenbahndirek- 
tion wegen Überschreitung des zulässigen Lade- 
profils notwendig war. Da das. gewöhnliche 
Sommerwasser nur etwa 70 m® beträgt, so 
schlucken zwei Turbinen in diesen Zeiten das 
gesamte Weserwasser. Am Main sind Tur- 
binen von derselben Schluckfähigkeit bei nur 
1,8 m Gefälle eingebaut. Bei Verwendung so 
großer Maschineneinheiten ist sorgfältig darauf 
zu achten, daß die Vorbecken an den Kraft- 
werken eine möglichst große Oberfläche und 
möglichst großen Inhalt bekommen, da sonst bei 
plötzlichen Änderungen in der Belastung Spiegel- 
schwankungen von mehr als 0,5 m entstehen, 
die bei geringen Gefällen die Arbeit der Regler 
an den Turbinen außerordentlich erschweren. 
- Turbinen mit wagerechter Welle, die ein- 
tach und leicht zahlreiche Laufräder und damit 
zum unmittelbaren Antrieb von Generatoren ge- 
eignete Umdrehungszahlen zu wählen gestatten, 
sind leider wegen des Hochwasserrückstaus 
und der dadurch bedingten hohen Lage des 
Maschinenhausflurs selten zu verwenden, oder 
sie müssen mit angesaugtem Oberwasser ar- 
beiten, was im Betriebe wegen der Gefahr des 
Abreißens der Wassersäule nicht erwünscht 
ist. Die senkrechte Bauart der Turbinen ist 
daher für den hier behandelten Zweck die üb- 
liche, u. zw. nicht mit frei im Wasser hängen- 
den Laufrädern, sondern mit wagerechten Spi- 
ralen aus Eisenbeton und ebensolchen Saug- 
rohren. Vom Einbau senkrechter Mehrfach- 
turbinen, die noch beim Wasserkraftwerk He- 
melingen des Bremischen Staates verwendet 
werden, ist man wegen der hohen Kosten der 
tiefen Gründung abgekommen, aber auch des- 
wegen, weil die durch die Laufrädervermehrun® 
erreichbare Umdrehungszahl den wunmittel- 
baren Antrieb von Schirmdynamos mit erträg- 
liehen Abmessungen in der Regel noch nicht zu- 
läßt. Neuzeitliche Flußkraftwerke bestehen also 
gewöhnlich aus einer, meist geraden, Zahl von 
Turbinen mit senkrechter Achse, die zu je zwei 
oder drei durch Kegelräder gekuppelt, nor- 
male Generatoren mit wagerechter Welle an- 
treiben. Bei stark veränderlichem Gefällen ver- 
wendet man gleichzeitig Turbinen, die für ver- 
schiedene Konstruktionsgefälle entworfen sind, 
also Normaleefälle- und Hochwasserräder, da- 
mit sich im Durchschnitt des Jahres ein mög- 
lichst guter Wirkungsgrad der Kraftanlage er- 
gibt. So sind in Dörverden, wo das Gefälle 
zwischen 4,18 m und 0 schwankt, zwei Turbinen 
für 3,5 m Gefälle mit 31,25 Umdr/min und zwei 
Turbinen für 1,35 m Gefälle mit 25 Umdr/min 
eingebaut. Die ersteren laufen bei niedrigeren 
Gefällen nur mit 22,7 Umdr/min und anderer 
Übersetzung. Je eine Turbine von einer Art 
arbeitet, mit einer der anderen Art zusammen- 
gekuppelt, auf einen Generator, der mit 125 
Umdr/min läuft. Die früher üblichen, auch 
in Dörverden noch ausgeführten Kegelradge- 
triebe mit Holzkämmen an den großen Rädern, 
bei welehen man nicht gern Übersetzungen von 
mehr als 1:5 verwendete, sind jetzt meist zu- 
gunsten von eisernen Getrieben mit Pfeilver- 
zahnung und selbsttätiger Ölschmierung, so- 
genannten Citroenrädern, verlassen, mit denen 
man bis 1: 7 und mehr übersetzt, also günsti- 
gere Verhältnisse für die Generatoren erreicht. 
Wesentlich erleichtert ist der Ausbau nie- 
driger Gefälle mit großen Wassermengen durch 
die neuen Erfindungen der Schnelläuferbau- 
arten von Kaplan und anderen. Während es 
beim Kraftwerk Dörverden, das im Jahre 1911 
entworfen wurde, noch fast gewagt erschien, 
Turbinenlaufräder mit einer spezifischen Dreh- 


zahl — das ist der Drehzahl einer geometrisch 
ähnlichen Turbine, welche bei 1m Gefälle 1 PS 
leistet — von 230 bis 280 zu verwenden, sind 


am Main Laufräder mit einer spezifischen Dieh- 
zahl von 320 bei höchstem, 530 bei niedrigsten 
Gefälle eingebaut, für welche bei guter Beauf- 
schlagung hohe Wirkungsgrade von der lie- 
fernden Firma gewährleistet sind. Bei 1,5 m 
Konstruktionsgefälle laufen die Turbinen mit 
33 Umdr/min gegen 25in Dörverden und treiben 
Generatoren von 167 Umdr/min an. Das Wesen 
der Schnellänferturbinen besteht in der eigenar 
tigen Schaufelung und in der großen Spaltweite, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 39. 


die z. B. bei den Turbinen am Main 1 m stätt 
weniger Zentimeter bei gewöhnlichen Franeis- 
turbinen dieser Größe beträgt. Bei Beauf- 
schlagung unter % nimmt der -Nutzeffekt der 
Schnelläufer infolge der Stoßwirkung des Was- 
sers rasch ab, was aber für die Ausnutzung der 
Flußwasserkräfte in der Regel ohne Bedeutung 
ist; denn es wird stets eine größere Zahl von 
Turbinen eingebaut, auf die sich — bei gerin- 
gem Woasserzulauf unter Abschaltung einer 
oder mehrerer Einheiten — ‘die Last so ver- 
teilen läßt, daß die im Betriebe befindlichen 
gut beaufschlagt sind. (Bei Mühlen in kleinen 
Bächen mit stark veränderlicher Wasserfüh- 
rung sind diese Schnellänfer natürlich nicht zu 
empfehlen.) 

Die Bauart der elektrischen Einrichtungen 
der Flußkraftwerke unterscheidet sich in nichts 
von der anderer Elektrizitätswerke und gibt 
daher zu Bemerkungen keinen Anlaß. 

Flußkraftwerke wurden früher mit Recht 
gegenüber Dampfzentralen und Hochgefälle- 
anlagen mit natürlichen oder künstlichen Spei- 
chern (Talsperren) als minderwertig bezeichnet, 
weilihre Leistung je nach der Veränderung der 
Wassermenge und des Gefälles stark wechselt. 
Wenn die Schiffahrt aufrechterhalten werden 
soll, darf das Stauziel am Wehr nicht ernie- 
drigt werden, weil dadurch am oberen Auslauf 
des Staues die Wassertiefe sich verringert und 
die Schiffe auflaufen können. Wenn in einem 
kanalisierten Flusse eine Anzahl von Kraft- 
werken hintereinander liest, ist besonders 
hierauf zu achten, weil ein Zurückhalten des 
Wassers an einer Stufe die Wassertiefe der 
untergelegenen Haltung verringert. Geringes 
Anstauen am Tage und Abmahlen unter den 
Normalstau am Abend an einzeln gelegenen 
Flußkraftwerken zwecks Vermeidung der In- 
anspruchnahme einer Dampfreserve wird man 
natürlich zeitweise vornehmen, . soweit da- 
durch die Schiffahrt nieht nennenswert beein- 
trächtigt wird. 

Bei gleichbleibender Wassermenge wird 
ständig dieselbe elektrische Arbeit erzeugt, die 
also nachts im Überschuß vorhanden ist und 
bei Tage nicht ausreicht. Die Aufspeicherung 
der Nachtkraft in elektrischen oder hydrau- 
lischen Akkumulatoren ist wegen des schlech- 
ten Wirkungsgrades und der hohen Baukosten 
der Pumpanlagen und Hochbehälter in der 
Regel unwirtschaftlich. Sogenannte Tages- 
speicher, in denen das während der Nacht zu- 
fließende Wasser am oberen Ende der kana- 
lisierten Flußstrecke gesammelt und am Tage 
als Zusatzwasser abgelassen wird, werden we- 
gen der hohen Kosten, der Schwierigkeit der 
Betriebsführung und der unvollkommenen 
Wirkung in seltenen Fällen Erfolg haben. 

Wegen der im Verlaufe des Jahres stark 
veränderlichen und zeitweilig bei Hochwasser 
ganz ausfallenden Leistung sind große Aus- 
hilfsanlagen erforderlich, die sofort auf An- 
fordern zur Verfügung stehen müssen und durch 
ihre Bau- und Betriebskosten die Wirtschaft- 
lichkeit der Niedriggefällekräfte stark beein- 
trächtigen. Wenn mit Hilfe des Reichs-Elektri- 
zitätsgesetzes der Zusammenschluß der Kraft- 
werke in größeren Bezirken erfolgt ist, steigt 
hingegen der Wert der Flußwasserkräfte, weil 
die großen Versorgungsgebiete auch unstän- 
dige Kräfte ohne weiteres voll aufnehmen 
können, derart, daß sie den übrigen Kraft- 
werken fast als gleichwertig anzusehen sind, 
wie schon im Vortrage des Herrn Dr.-Ing. 
Sympher ausgeführt ist. Diese Tatsache wird 
nur deshalb hier nochmals erwähnt, um daran 
einige Bemerkungen über die Einrichtung und 
Durchführung des Betriebes zu knüpfen. 

Der finanzielle und volkswirtschaftliche 
Erfolg des Ausbaues der Flußwasserkräfte wird 
wesentlich davon abhängen, ob es gelingt, 
alles zufließende Wasser, soweit es die Turbinen 
überhaupt schlucken können, restlos als nutz- 
bare elektrische Arbeit zu verwerten. Theore- 
tisch muß jeder Tropfen Wasser in dem Augen- 
blick in den Turbinen verarbeitet werden, in 
welchem er zufließt, sonst geht er ungenutzt 
über das Wehr. Im gemeinsamen Betriebe 
der nicht aufspeicherbaren Flußwasserkräfte 
mit Dampf- und aufspeicherbaren Wasserkraft- 
anlagen muß also erreicht werden, daß der je- 
weilige Bedarf an elektrischer Arbeit zunächst 
durch die Flußkraftwerke gedeckt und nur der 
ungedeckte Rest von den übrigen Kraftwerken 
geliefert wird; erstere ‚haben also die Grund- 
belastung zu übernehmen. Wenn die Turbinen 
in der üblichen Weise mit selbsttätigen Reglern 
ausgerüstet werden, wird sich eine solche Last- 
verteilung nicht ohne weiteres erreichen lassen; 
es werden vielmehr alle zusammenarbeitenden 
Kraftwerke annähernd in gleichem Verhältnis 
zu ihrer im Betriebe befindlichen Maschinen- 
leistung in Anspruch genommen werden. Das 
einfache Mittel, die Flußkraftwerke mit etwas 
größerer Periodenzahl arbeiten zu lassen, ist 
wohl wegen der großen Zahl der zusammen auf 
ein Netz arbeitenden Zentralen im Betriebe 


nicht dauernd durchführbar. Das Aufschnei- 
den der Netze und die Zuweisung eines beson- 
deren Versorgungsgebietes an jedes Flußkraft- 
werk oder alle zusammen ist nicht möglich, 
weil wegen der Belastungsänderungen der Um- 
fang der angeschlossenen Gebiete fortwährend 
geändert werden müßte. Ich möchte deshalb 
als Ausweg vorschlagen, die selbsttätigen Reg- 
ler an den Turbinen fortzulassen und dieselben 
wie gewöhnliche Mühlentriebwerke von Hand 
auf die jeweils zufließende Wassermenge ein- 
zustellen, die sich im allgemeinen während 
eines Tages kaum ändert. Die Belastungsstöße 
sind dann ausschließlich von den sonstigen in 
demselben Netz arbeitenden Zentralen aufzu- 
nehmen; da die Stöße im Verhältnis zur arbei- 
tenden Maschinenleistung natürlich größer 
werden als bei der sonst üblichen Lastvertei- 
lung, so müssen an die Regulierfähigkeit der 
Maschinen in den Spitzenwerken besonders 
hohe Anforderungen gestellt werden, die sich 
aber mit den vorzüglichen Reglern der heutigen 
Dampf- und Hochgefälle-Wasserturbinen wohl 
unschwer erfüllen lassen. Diese Schwierig- 
keit, welche beim Zusammenarbeiten von 
Grundbelastungs- und Spitzenwerken, z. B. 
Golpa und Berlin, übrigens ebenfalls, wenn 
auch nicht in demselben Maße besteht, wird 
sicherlich durch weitere Fortschritte und Er- 
fahrungen im Betriebe überwunden werden. 

Falls die nur Handregelung besitzenden 
Turbinen sich nicht einfach parallel schalten 
lassen sollten, was nicht zu befürchten ist, be- 
sonders wenn selbsttätige Vorrichtungen hier- 
für verwendet werden, so müßte die Parallel- 
schaltung von den Dampfzentralen und den 
mit selbsttätigen Reglern auszustattenden 
Hochgefälle-Kraftwerken aus erfolgen. 

"Um das Durchgehen der Turbinen ohne 
Regler bei plötzlichen Entlastungen, z. B. in- 
folge von Kurzschlüssen zu verhindern, müssen 
sie mit Schnellschlußvorrichtungen ausgerüstet 
sein, für welche brauchbare Bauarten schon 
vorhanden sind. : 

Sehr einfach läge die Sache, wenn man die 
Schwierigkeiten des Parallelbetriebes _ 
Verwendung asynehroner Generatoren in den 
Flußkraftwerken überwinden könnte; das ist 
aber leider wegen der Verschlechterung des 
Leistungsfaktors, vor allem aber deswegen aus- 
geschlossen, weil die Leistung der Flußkraft- 
werke im Verhältnis zu den mit ihnen auf das- 
selbe Netz arbeitenden Spitzenwerken in der 
Regel viel zu groß ist und der erforderliche 
wattlose Magnetisierungsstrom daher nicht ge- 
liefert werden kann; auch wird die Erregung 
der Maschinen in den übrigen Kraftwerken 
ohne Umbau wohl nicht reichlich genug sein, 
um den Spannungsabfall durch den verschlech- 
terten Leistungsfaktor ausgleichen zu können. 
In einer größeren Reihe hintereinander gele- 
gener Wasserkraftwerke wird es aber vielleicht 
möglich: sein, einige mit asynchronen Genera- 
toren auszurüsten. 

Die vollständige Ausnutzung der Fluß- 
wasserkräfte verlangt sehr große Versorgungs- 
gebiete, die im Interesse der Sicherheit am 
zweckmäßigsten mit rinsförmig im Betriebe 
geschlossenen Leitungsnetzen bedient werden; 
hierzu ist es notwendig, die Relais der selbst- 
tätigen Schalter noch weiter zu verbessern. 

Diese kurzen Ausführungen seien mit der 
Bitte an die Fachwelt des Turbinenbaues und 
der Hochspannungstechnik geschlossen, im In- 
teresse der Förderung der für unseren Wieder- 
aufbau so außerordentlich wichtigen Ausnut- 
zung der Wasserkräfte die vorstehend berühr- 
ten noch nicht ganz geklärten Fragen zu unter- 
suchen und die Ergebnisse zu veröffentlichen. 


Untersuchungen über den Bahnbetrieb mit 
Gleichstromspeisung der Netze der Straßen- 
: und Stadtbahnen !). 


Für die richtige Bemessung sämtlicher 
Anlageteile einer elektrischen Bahn ist die 
Kenntnis des Energiebedarfs Voraussetzung. 
Da dieser infolge der Eigenart des Betriebes 
fortlaufend örtlichen und zeitlichen Schwan- 
kungen unterworfen ist, muß man mit Mittel- 
werten arbeiten, die möglichst genau bestimmt 
sein müssen. 


l. Bestimmung des spezifischen Watt- 
verbrauches. : 


Kommt es lediglich auf die Bestimmung 


des mittleren Wattverbrauches einer Bahn 
an, so kann man in der Weise vorgehen, daß 
man die mechanische Energie bestimmt, die 
nötig ist, den Zug auf volle Geschwindigkeit 
zu bringen, und ferner die Arbeit, die gegen die 
Fahrwiderstände geleistet werden muß. Ist 
der mittlere Wirkungsgrad ‘des Antriebes be- 


"kannt, so kann man daraus die erforderliche 


!) Nach Rev. G6n. de l’Eleetricite, Bd. 7, 1920, S. 179. 


durch. 


elektrische Arbeit berechnen. Der Reehnungs- 
gang gibt Gelegenheit, alle Faktoren kritisch 
zu beleuchten, die den spezifischen Wattver- 
brauch beeinflussen. Wir setzen voraus, daß 
die Bahn ohne Energierückgewinnung arbeitet. 
Während der Beschleunigungsperiode dient 
die von den Motoren aufgenommene Energie _ 
z. T. zur Überwindung der Fahrwider- 
stände, z. T. wird sie in Form von lebendiger 
Kraft im Fahrzeug aufgespeichert und während 
der Auslauf- und Bremsperiode aufgezehrt. 
Im folgenden sind alle Arbeitsgrößen auf It 
Zuggewicht bezogen. Bezeichnet W;-+ Wy 
die Widerstandsarbeit für eine Hin- un 
Rückfahrt über die Strecke L km, so ist der 
entsprechende spezifische Wattverbrauch 


WW, 
Ww= ee in Wattstunden/tkın. 


Die in den Bremsperioden 'vernichtete Energie 
beträgt - : 
OR eu 

WR = L = 


wenn die Bremsung bei der Geschwindigkeit 
v, einsetzt, die Zahl der Haltestellen auf einer 
Hin- und Rückfahrt gleich 2 n ist und j = 1,1 
einen Koeffizienten darstellt, der den Einfluß 
der rotierenden Massen berücksichtigt. Die 
Gleichung setzt voraus, daß die Bremsung 
stets bei der gleichen Geschwindigkeit und 
mit der gleichen Verzögerung erfolgt, und daß 
außer vor den Haltestellen nicht gebremst 
wird. Im folgenden wird ferner angenommen, 
daß die Anfahrt stets mit derselben Beschleuni- 
gung erfolgt und gleich lange dauert. Die 
gesamte dem Fahrzeug mitgeteilte, mechanische 
Energie ist Wm=Ww-+ We. Für eine 


Stadtbahn beträgt Won von Wm. Um die 


Wm entsprechende elektrische Arbeit zu er- 
mitteln, muß nun noch der mittlere Wirkungs- 
grad der Motoren festgestellt werden. Während 
des Laufes mit voller Spannung ändert sich 
der Wirkungsgrad nur wenig, so daß man 
einen Mittelwert n», dafür einsetzen kann. 
Während der Anfahrperiode ist der Wirkungs- 
grad veränderlich, infolge der. Änderung der 
Klemmenspannung der Motoren und der Ver- 
luste in den Widerständen. Die Zugkraft wäh- 
rend der Anfahrperiode kann man als kon- 
stant annehmen; dann wächst die Geschwindig- 
keit und die Leistung der Motoren proportional 
der Zeit. In Abb. 1 stellt OA die abgegebene 


’ 


= 
N 5 
Ss A 
> 


Zeit 
Abb. 1. : 


Leistung dar. Die Verluste in den Motoren 
zerfallen in einen konstanten und einen ver- 
änderlichen Teil, nämlich die Wärmeverluste 
in den Wicklungen und die Eisenverluste. 


Letztere wachsen in grober Annäherung pro- 


portional der Geschwindigkeit, also der Zeit. 
Macht man BO gleich den Wicklungsverlusten 
und BA, || BA, dann gibt die Gerade BA, 
die von den Motoren aufgenommene Energie 


‚wieder, wenn die Ordinaten zwischen den Ge- 


raden BA, und BA, gleich den veränderlichen 
Verlusten sind. Die Flächen BOD und 

DEA, stellen die Verluste in den Wider- 
ständen dar. Dabei ist OO = DE. Nimmt 
man an, daß die festen Verluste in den Mo- 
toren bei voller Spannung und Vollast gleich 
den veränderlichen sind, so läßt sich der Wir- 
kungsgrad der Anfahrperiode aus Abb. 1 ab- 


leiten als 
1 
+ 


le 
en al 
Für Stadt- und Hauptbahnen mit 


nv = 0,87 wird na = 0,56, 
für Straßenbahnen mit 3 


MA 


Y = 0,84 wird na = 0,55. 


Übersetzung ergeben nun Motoren verschie- 


30. September 1920. 


Bezeichnet WA die Nutzarbeit der Motoren 
während der Anfahrt, so ist Wm — WA die 
Arbeit während des Laufes mit voller Span- 
nung. 

Die entsprechenden elektrischen Arbeiten 


4 WM — WA in Wh/tkm. Der 


sind: Kr und 
mittlere Wirkungsgrad einer Hin- und Rück- 
fahrt ergibt sich damit zu 


Wnm 
METWA Wm— Wi 
na na Nr . 


Für Stadtbahnen findet man Werte von 
n nahe 0,75 bei Ausrüstungen mit 2 verlust- 
losen Fahrstufen. Diese Schaltung wird selbst 
bei Ausrüstungen mit 4 Motoren verwandt, 
obwohl dabei 3 verlustlose Stufen möglich 
wären, weil das Dogma besteht, daß es nicht 
zulässig sei, mehr als zwei Motoren, die unab- 
hängige Achsen antreiben, in Reihe zu schalten. 


Amerikanische Lokomotiven mit 12 Motoren - 


in Reihe sowie die Versuche auf der Nord- 
Südbahn mit 4 Motoren bei 1200 V in Reihe 
haben dieses Dogma widerlegt, da sich keinerlei 
Schwierigkeiten aus dieser .Schaltung ergeben 
haben. Bei Anfahrt mit 4 Motoren in Reihe, 
würde der mittlere Wirkungsgrad auf etwa 
0,8 steigen: 

Bei einem vorhandenen Motor muß die 
Anfahrbeschleunigung so hoch als möglich ge- 
wählt werden, um den mittleren Wirkungs- 
grad zu verbessern. Denn einer hohen Anfahr- 


beschleunigung entspricht eine hohe Zug-- 


kraft und damit eine geringere Drehzahl des 
Motors bei voller Spannung. - Die Wider- 
stände können also früher abgeschaltet werden, 
und die Anfahrperiode mit ihrem schlechten 
Wirkungsgrad wird verkürzt... Wendepol- 
motoren mit ihrer hohen Überlastbarkeit 
gestatten, hierin sehr weit zu gehen. Leider 
aber zwingt uns das stufenweise Anfahren, 
die Beschleunigung auf einen ziemlich niedrigen 
Wert zu begrenzen, und wir müssen annehmen, 
daß die praktische Grenze hierbei. bereits 
erreicht ist. Bei der Auswahl eines Motors 


ist zu beachten, daß die Leistung des Motors \ 


bei voller Spannung für eine gegebene Zug- 
kraft am Radumfang umso kleiner ist, je 
größer das Übersetzungsverhältnis der Zahn- 
räder ist, Man wählt daher für eine Stadtbahn 
dieses Übersetzungsverhältnis so hoch, als 
die mechanische Beanspruchung und der ver- 
fügbare Raum es gestatten. Bei gleicher 


dener Leistung bei höchster Materialausnutzung 
verschiedene Geschwindigkeiten bei voller 
Spannung, und zwar hat der Motor mit der 
größeren Leistung auch die höhere Geschwin- 
digkeit. Ist nun die Geschwindigkeit bei voller 
Spannung een und die Übersetzung 
durch obige Überlegung bestimmt, so ist damit 
die Motorleistung gegeben. Es folgt daraus, 
daß die Anfahrverluste sehr schnell mit der 
Leistung des eingebauten Motors wachsen. 
Anderseits sinken die Unterhaltungskosten 
mit der Motorleistung. Will man bei starken 
Motoren die Anfahrverluste vermindern, so 
muß man daher die Zahl der widerstandslosen 
Fahrstufen vermehren, auf die hohe Material- 
ausnutzung im Motor verzichten oder endlich 
das Übersetzungsverhältnis durch Anwendung 
verbesserter Getriebe erhöhen. 

Die Reisegeschwindigkeit hat einen großen 
Einfluß auf den spezifischen Wattverbrauch. 
Denn bei einer gegebenen Zahl von Halte- 
stellen läßt sich die Reisegeschwindigkeit über 
einen bestimmten Wert hinaus nur dadurch 
steigern, daß man die Höchstgeschwindigkeit 
und infolgedessen auch die Geschwindigkeit 
am Ende der Anfahrt und zu Beginn des 
Bremsens heraufsetzt, wodurch nach den vor- 
ausgegangenen Darlegungen der spezifische 
Wattverbrauch erheblich gesteigert wird. Bei 
Stadtbahnen kann man daher aus wirtschaft- 
lichen Gründen die. mittlere Reisegeschwindig- 
keit bei Haltestellenabständen von 400 bis 
500 m kaum über 20 bis 22 km/h treiben. 

Den Wattverbrauch der Anfahrperiode 
kann man erheblich vermindern durch An- 
wendung der Feldregelung. Das Verfahren 
setzt die Verwendung von Wendepolmotoren 
voraus. _Es scheint sich oe wr weiter 
auszubreiten. Bei der Pariser Nord-Südbahn 
hatten die Versuche damit so guten Erfolg, 
daß es bei den jetzt im Bau begriffenen Aus- 
rüstungen angewendet wird. : 

Das betrachtete Verfahren zur Bestim- 
mung des spezifischen Wattverbrauches er- 
möglicht die Aufstellung einer vollständigen 
Bilanz des Energieverbrauches. Zahlentafel 1 

ibt als Beispiel dafür die Werte für eine 
tadtbahn, und zwar für eine Linie (1) mit 
schwierigem und eine Linie (2) mit mittel- 
schwerem Höhenplan. ‘ Als „verausgabte 
mechanische Arbeit‘ wurde der Teil der Ge- 
samtarbeit bezeichnet, der sich nicht ‚wieder- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.  Heit 39. 787 


Linie 3 läßt sich leicht finden, wenn das 
Profil der Strecke und die für jeden Strecken- 
abschnitt in Rechnung zu stellenden . Wider- 


gewinnen läßt. Durch mechanische Verbesse- 
rungen könnte dieser Teil noch herabgesetzt 
werden. 


Zahlentafel l. Arbeitsverbrauch auf einer Stadtbahn ohne Rückgewinnung. 
Anfahrt auf Widerstände. Zwei widerstandslose Fahrstufen. 


Linielil Linie2 
Vorteilung deg Arböitsverbrauches (schwieriges Profil) | (mittelschweres’ Profil) 
Wh/tkm % Wh/tkm % 

© Horizontale und gerade Strecke 2 | 12,3 77,5 12,3 83, 
IE Kurven N 3,6 22,5 2,4 16,2 
oB Mecha- Verausgabte mech. Arbeit . SL 15,9 .-| 100 14,7 | 100 

In . 
5S Nächg=n >] Gefälle, echte rear er 188 116,5 a 
=d Arbeit am | Beschleunigungsarbeit a 15,3 96,5 15,3 104,5 
Ru: Radreifen | Mechan. Arbeit, die zum Teil wieder- | | 
Ö x gewonnen werden kann Re 33,8 213 23,3 159 
o® Gesamte mech. Arbeit DRS 3 49,7 313 38 259 
3 Verluste in den Motoren RrE 7,7 48,6 5,9 40,1 
25 Elek- ® » ». Widerständen . : 8,3 52,3 6,5 | 428 
42 trische Beleuchtung und Kompressoren Sr]: Een Erd; 
De Verluste Verluste in den Leitungen ara, 8,3 5 
ms SummederVerlusteu. Nebenverbrauch 20,3 T23E 716588 2112,32 

ö | Gesamtverbrauch re [TO a | 545 | am 


standswerte (rollende Reibung, Kurven- und 
Rechnung den Motor gewählt, so kann man Steigungswiderstände, Luftwiderstand) be- 
mit Hilfe der Charakteristik des Motors, des | kannt sind. Die vom Anfang der Strecke an 
ae Fahrplanes und des Streckenprofiles eleistete Nutzarbeit An setzt sich an jeder 
ie Arbeitsbedingungen für den Motor in folgen- Stelle der Strecke zusammen aus Aw und der 
der Weise nachprüfen und gleichzeitig. die aufgespeicherten Bewegungs- 
energie. Letztere ist gleich 

1 1000 , 
AB 5. bL. I 5° 
= 56v%. Kenntman (Abb. 


Hat man auf Grund einer vorläufigen 


im © Fahrzeug 


0 200 400 600 leistung 


RS} 

N 3) für einen bestimmten 
> Punkt der Strecke den 
00 Wert von An = aB und 


"S 


den von Aw = a4, so ist 
AB=56v?2. Damit ist 
v® bekannt. Die Motor- 
charakteristik liefert den 
zugehörigen Wert der Zug- 
kraft Z. Zwischen‘ dieser 
und An besteht die Be- 
ziehung: dAn = Z .ds; 


dAAN . ; 
= 0 tg x. Wir ken- 


nen damit die Riehtung 
der Tangente an die Kurve 
An im Punkte B. Für 
die Zeitkurve gilt die 


Gleiehung dt = =, de. 


v 
Die Richtung der Tan- 
gente an die Zeitkurve 
ist also gegeben durch 


5000 


a ni Man riehtetsich 


85" nun ein Kurvenblatt ent- 
sprechend Abb. 4 ein und 
trägt darin als Funktion 
der Zugkraft auf: 

. die Geschwindig- 
kg/ft keit v aus der Charak- 


Q ’ . . . 
3% Sratorn teristik des Motors, 
2. AB =.560), 
Se ZEFIR 
5 I 7700 A-1650 a 4 
=1000 R-300 =200 4.tgY= 
Abb..2. 5. die aufgenommene 
Arbeit Aa. 


Arbeitsaufnahme für jede Stelle der Strecke 
ermitteln. Die Aufgabe ist in Funktion des 
zurückgelegten Weges (s) darzustellen (Abb. 2). 
1. die Fahrgeschwindigkeit v (km/h), 

2. die Fahrzeit t (Sekunden), 

3. die Arbeit der Fahrwiderstände Aw (in 
kgm/t Zuggewicht), 

4, die Nutzarbeit der Motoren An (in 
kgm/t Zuggewicht), - 

5. die von den Motoren aufgenommene 
elektr. Arbeit Au (in kWh). 


kgm/t 


S 
S 
Ss 


5000 


0 70 20.30 40 50 60 70 80 30 100 Tookg/t 
Zugkraff am Radumjang 


Abb. 4. Züge von 145,9 t ausgerüstet mit 18 Motoren! 
von 92 kW. 


Man geht nun vom Anfangspunkt der 
Strecke aus und zeichnet zunächst für die 
ganze Strecke die Kurve Aw = fs ein. Dann 
konstruiert man die Kurven vo= fs, An= fs 
t— fs für die Anfahrperiode unter der An- 


788 


nahme konstanter Beschleunigung (g) aus 


128 


den Beziehungen v = Y2gs, t= /“° und An 


— Aw+56v?. Für eine bestimmte Anfahr- 
zugkraft ist die Geschwindigkeit am Ende der 
Anfahrt bekannt; damit hat man die Lage 
der Ordinate « B der Abb. 3. Man sucht nun 
auf dem Kurvenblatt die Ordinate der Kurve 
56 v?, die gleich AB ist, und zieht in den 
Schnittpunkten der Ordinate mit den Kurven 
tg& und tgy Tangenten an diese Kurven. Da- 
durch erhält man die Richtung der Tangenten 
an die Kurven Aw und t im Endpunkt der 
Anfahrstrecke. Man wählt nun eine Ordinate 
in einem benachbarten Streekenpunkt in 
solchem Abstand, daß man für diesen die 
Kurven mit ihren Tangenten zusammenfallend 
annehmen kann, und wiederholt die Kon- 
struktion der Tangenten für die Schnittpunkte 
der ersten Tangenten mit der zweiten Ordinate. 
Man erhält so die Kurven An und t Stück für 
Stück und kann auf jeder Ordinate die zuge- 
hörigen Punkte der v-Kurve ermitteln. Die 
Zeitkurve trägt man der besseren Übersicht 
wegen nach unten auf, ebenso die Kurve tg y 
im Kurvenblatt. Gleichzeitig-zeichnet man 
im unteren Teil des Fahrdiagrammes über 
der Zeit die Werte der vom Motor aufge- 
nommenen elektrischen Arbeit Aa auf. Von 
dem Augenblick an, wo der Strom abgeschaltet 
wird, geht die Kurve Ax in eine Horizontale 
über. Die Bremsung findet mit einer be- 
stimmten Verzögerung y, statt, die gegeben ist. 
Die Linie Aw geht bei Beginn des Bremsens 
in die Linie Apr über (Abb. 5), die unter dem 


Winkel tgß=y, = ea 
zontale geneigt ist. Beim 
Stillstand am Ende der 
Strecke muß An = Apr 
sein, da die Bewegungs- 
energie gleich Null gewor- 
den ist. Den Punkt, an dem 
die Bremsung einsetzen 
muß, findet man also als 
Schnittpunkt M der Kurve 
Aw mit der Geraden Az, 
die unter dem Winkel ß 
gegen die Abszissenachse 
dureh den Schnittpunkt D der Ordinate im 
Endpunkt der Strecke mit dem horizontalen 
Teil der Kurve An gezogen wird. Unbe- 
stimmt ist hierbei nur noch der Höchstwert 
von An, d.h. der Punkt, an dem die Motoren 
abgeschaltet werden. Dieser Punkt muß 
so gewählt werden, daß die verlangte Reise- 
geschwindigkeit miteinem Minimum an Energie. 
erreicht wird. Der mittlere Wirkungsgrad 
kann aus den Kurven ebenfalls abgenommen 
werden. Die von den Motoren aufgenommene 
elektrische Energie erhält man durch Plani- 
metrieren der Kurve Aa, die abgegebene 
mechanische Arbeit wird durch die Ordinate 
der Kurve Anin dem Punkte dargestellt, wo 


gegen. die Hori- 


Abb. 5. 


 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 


Zeit (Superpositionsmethode). Die Spitzen- 
werte kann man der Summenkurve direkt 
entnehmen, durch Planimetrieren bestimmt 
man den algebraischen Mittelwert. Den 
quadratischen Mittelwert konstruiert man dann 
in bekannter Weise. 

Man kann auch leicht für einen einzelnen 
Zug auf der Linie den Spannungsabfall vom 
Speisepunkt bis zum Stromabnehmer als 
Funktion der Zeit in Gestalt einer Kurve auf- 
zeichnen, Der Widerstand zwischen beiden 
Punkten ist ihrem Abstand porportional und 
daher aus der Weg-Zeit-Linie zu entnehmen, die 
Stromstärke aus der Strom-Zeit-Kurve. Istnur 
ein Zug auf der Strecke, so ist der Span- 
nungsabfall am Endpunkt gleich demjenigen 
am Stromabnehmer. Sind mehrere Züge auf 
der Strecke, so erhält man den gesamten 
Spannungsabfall durch Superposition der Span- 
nungsabfälle für die einzelnen Züge. 

Die Aufgabe erscheint bedeutend schwie- 
riger, wenn eine Strecke vorliegt mit vielen 
Anfahrten und sehr unregelmäßigem Betrieb, 
der um einen mittleren Fahrplan gewisser- 
maßen hin- und herpendelt. Man legt dann 
meist diesen mittleren Fahrplan zugrunde. 
Es können aber Zweifel darüber bestehen, ob 
man dabei nicht zu günstig rechnet. Man 
konnte sich daher bei der Projektierung einiger 
wichtiger Unterwerke vor einigen Jahren die 
Aufgabe stellen, eine andere Methode zu ver- 
wenden, die im Gegenteil von vollständiger 
Unregelmäßigkeit des Fahrplanes ausgeht und 
unter einer Reihe von vereinfachenden An- 
nahmen die Wahrscheinlichkeit für das zeit- 
liche Zusammentreffen des Strommaximums 
bei allen Zügen der Strecke zu ermitteln ge- 
stattet. _ Unter vereinfachten Bedingungen 


wurden Kurven (Abb. 6) berechnet, für die 
max de 
Jmittel 6 06 
Jeßp- Imirtel 
Jmittel 5 3 
4 
3 
2 


Abb. 6. 


Wahrscheinlichkeit des Auftretens bestimmter 
Stromwerte bei verschiedenen Zugzahlen und 


' Spannungsabfall, bezogen auf I km Strecken-- 


_ menge, 


=+sn s SU Be 


En 


30. September 1920. 


von Interesse, weil bei der gegenwärtigen 


Entwicklung der Überlandnetze eine Bahn- 
gesellschaft ihren Strombedarf meist durch B | 


Anschluß an diese wird decken können. Bei 
den Verhandlungen über den Strombezug ist 


die Kenntnis der zu erwartenden Spitzenwerte 


wegen des Tarifes von Wichtigkeit, ebenso 
diejenige der erforderlichen Energiemenge. 


III. Berechnung der Rückleitungs- 


kabel. 
Die französischen Erdstromvorschriften 
verlangen, daß an keiner Stelle der Bahn der 


länge, den Wert von I V/km übersteigt. Sind 
keine größeren Metallmassen in der Nähe der 
Schienen vorhanden, so kann ein größerer 
Spannungsabfall zugelassen werden unter der 
Voraussetzung, daß keine Störung in Tele- 
graphen-, Telephon- und Eisenbahnsignal- 
Leitungen daraus entsteht. Nimmt man bei 
der Vorausberechnung der Rückleitung an, 


‚daß der Gesamtstrom durch die Schienen und 


Kabel geht, und daß keine Abirrungen von 
Teilströmen in die Erde eintreten, so liegt 
hierin eine gewisse Sicherheit, daß der er- 
rechnete Spannungsabfall im Betriebe auch 
eingehalten wird. 


Ist A BAAbb. 7) on Sa dr 


von der Länge ], das in der einen oder anderen 


Z,+15 


Abb. . 


\ 


Richtung mit der mittleren Geschwindigkeit © 
durchfahren wird, so nimmt der Zug dabei 


$ 


eine Elektrizitätsmenge auf a=—. J, dienach 


A fließt. Für einen Punkt A’ im Abstande i‘ 


von B ist die vorüberfließende Elektrizitäts- E 


menge g’ = 2 J. Für einen beliebigen Punkt 


ist also die vorüberfließende Elektrizitäts- 
menge porportional seinem Abstand 
Diese Betrachtung gilt ebenso für die Strom- 
die von verschiedenen Zügen auf.der 
Strecke aufgenommen wird. Treffen in BJ, 
Amp. von einem Nachbarabschnitt ein und ist 
die mittlere auf der Strecke A B verbrauchte 


Stromstärke = J,, so ist die Stromstärke in 


A=J,+J,; für einen Punkt zwischen AundB 


© 


kann-man sie berechnen, wenn man annimmt, 
daß das Anwachsen des Stromes von J, auf 
Jı+J, nach einer geraden Linie erfolgt. Den 


Wert 8 die „kilometrische Stromstärke“, den 


die Motoren abgeschaltet werden. Das Ver- | daraus das Verhältnis der Spitzenwerte zum | wir weiter unten brauchen, kann man leicht 
hältnis beider Werte unter Berücksichtigung | Strommittel bei verschiedenen Zugzahlen ab- | nach folgendem Schema ermitteln: 
1 2 3 4 5 6 2 8 9 10 1 
| Mittlere Stromstärke 
| ” . y, N OR , . w 
E \ x Spezif. Betriebs- Anzahl der | Zugkilometer 5 kWh/Tag Leistung Rt 
x Ss ’ er | ä y veaw i esamte ee 
Unterwerk re | E Be Verbrauch dauer Züge für den Tag Fe w-22FTwM p- W a EXolt für1 km 
: win Wh/tkm 4 F DLFT ir = 2051000 SR Pia Fe 
(km) (h) ih (e) ar kw) IE ER 
der Maßstäbe ergibt den mittleren Wirkungs- | geleitet. Die Abb. 6 zeigt, wie die Spitzen- | Der größte Spannungsabfall findet sich . 
grad. (Bemerkung des Berichters: Der Ver- werte mit der Zahl der auf der -Strecke | in.der Regel an den Speisepunkten. Die 
lauf der Kurve An in Abb. 2in der Brems- befindlichen Züge rapide abnehmen. Das Messungen desselben werden daher auch meist 


periode weicht von der Ableitung nach Abb. 5 
ab. Es ist nicht wie in Abb. 5 die Wider- 
standsarbeit um die Bremsarbeit vermehrt 
worden, sondern letztere ist von An abge- 
zogen. Beide Verfahren kommen auf das- 
selbe hinaus.) 

Die Genauigkeit der Methode ist ziemlich 
groß, da Fehler in der Konstruktion eines 
Kurvenpunktes sich bei. der Konstruktion 
des nächsten Punktes wieder ausgleichen. 
Die Methode wurde auf einer großen Anzahl 
von Linien erprobt und ergab gute Überein- 
stimmung mit der Wirklichkeit. 


II. Bestimmung der Mittelwerte und 
der Spitzen im Verhältnis zu den 
Mittelwerten. 


Die Kenntnis dieser Werte ist für die 
Bemessung der Kraftwerke und Unterwerke 
äußerst wichtig. Im Falle eines regelmäßigen 
Fahrplans ist die Ermittlung dieser Größen 
sehr einfach. Man setzt die Stromdiagramme 
der einzelnen Züge unter Berücksichti ung 
ihres zeitlichen Abstandes zusammen und er. 
hält so eine Kurve des Gesamtstromes über der 


Verfahren ist rein theoretisch, denn es be- 
rücksichtigt nicht, daß eine vollständige Un- 
regelmäßigkeit im Zugverkehr unmöglich: ist, 
da die aufeinanderfolgenden Wagen gezwungen 
sind, sich in ihrer Geschwindigkeit nach ein- 
ander zu richten. x 
.. Bei einem ganz regelmäßigen und streng 
eingehaltenen Fahrplan gibt es Umstände, 
die das Zusammentreffen einer großen Zahl 
von Anfahrten begünstigen. Ist die Fahrzeit 
zwischen zwei Stationen auf der ganzen 
Strecke gleich, und ist die Zugfolgezeit ein 
Vielfaches dieser Fahrzeit, so treffen sämtliche 
Anfahrten zusammen. 
diese Bedingungen nie streng erfüllt, aber oft 
mit großer Annäherung Die Folge davon ist 
dann übermäßig häufiges Ansprechen der 
Automaten in den Unterwerken. Nimmt man 
nun bei der Vorausberechnung mit Hilfe der 
Superpositionsmethode absichtlich die Ver- 
hältnisse für ein ‚Zusammentreffen mehrerer 
Anfahrten günsti an und bemißt die An- 
lagen entsprechend, so dürfte man hinreichend 
sicher gehen. Eine eingehende Betrachtung 
dieser Verhältnisse ist auch aus dem Grunde 


' Bliebe die Stromstärke über 
so wäre die zulässige Stromstärke für Ein 
wenn P, das Ge- 
der zulässige Span- 


In Wirklichkeit sind | 


der Strecke am 


dort gemächt. 
ergibt sich sehr einfach, sobald man 


1 € : ie zu- 
lässige Stromstärke für die Schienen 


kennt. 


fachgleis J,= 0,7 P;.e,, 

wicht der Schienen je 1 m, & 
nungsabfall je 1 km ist, der Widerstand des 
Stahles 17 1. 2/em beträgt und 


den Widerstand der Schienenstöße inzu- 


gerechnet werden. Nun bleibt der Strom aber 
von 1 km nicht konstant. Der 


auf die Länge 
fall auf einem Streekenabschnitt 
ä der den Widerstand w, be- 


und selbst mit 
stärke i, belastet ist, 


‚hat den Wert w, 
Ce) 


Gruppen von Werten für. F, T und 
I 
in den Spalten 5 und 9 darstellen. 


ee 


REUNER RENNER, 


Die Lage der Speisepunkte 


1 km konstant, S 


10% für-- 


vom Nachbarabschnitt J, A aufnimmt - 
der kilometrischen Strom- 


. Dieser Wert darf höchstens=e; sein. 


') Wechselt die Zugfolge auf dem gleichen Abschnitt 
gleichen Tage, so erhält man mehrere 
W. Man setzt dann 


sr, Wobei =W und 27 die Summen der Einzelwerte 


von‘ B. 7 m 


ie 


* Daraus folgt J, + 1 = = 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, 


Heit 39, 


2 Die größte Strom- 
stärke in diesem Abschnitt ist Jı +i- Wäre 
die Stromstärke über 1 km konstant, so dürfte 


sie höchstens betragen J, — Damit wird 
1 


Jtü=Jot TE Die zulässige mittlere Strom- 


stärke darf also um . größer sein als das oben 


berechnete Jo. Der Betrag = hat große Bc- 


deutung für die stark belasteten Linien der 
Straßenbahnen der Großstädte 

Die Anschlußpunkte für die Speisekabel 
findet man nun als diejenigen Stellen, wo die 
mittlere Stromstärke die zulässige Grenze 
überschreitet. Abb. 8 gibt ein Beispiel der 


Unterwerk A 


| Kilometer unter dem zulässigen Wert & 
bleiben muß oder höchstens gleich e& sein 


darf, findet ihren Ausdruck in folgender 
Gleichung: 
2 . (d— 1) 
w; e WW, EWR 62. 
ee & 
| Hieraus folgt: 3 =ı7—- 1 
2. 
und eA=5] n 
Abb. 9 gibt den Wert — als Funktion 


von L weider. 
Man sieht, daß der Spannungsabfall sehr 


‚schnell dem Werte (5 + +) e,; zustrebt. Nehmen 


Unterwerk B 


Abb. 8. 


7 


Anwendung obigen Verfahrens. Man beginnt 
an einem Ende der Strecke und trägt als 
Ordinaten über der Streckenlänge die mittlere 
Stromstärke auf. Übersteigt diese an einer 
Stelle den zulässigen Wert, dann schließt man 
dort ein Speisekabel an. Man fährt in der- 
selben Weise fort. Dabei kann man _den 
Strom entweder zum gleichen oder zum 
nächsten Speisekabel führen. Die Stromver- 
teilung nach Abb. 8, Abschnitt A, ergibt die 
kürzesten Speisekabel. Die angenommene 
Stromverteilung kann man durch Widerstände 
in den Rückleitungskabeln erzwingen. Man 
berechnet den Widerstand, den die Rücklei- 
tungskabel haben müssen, indem man einen 
höchsten Spannungsabfall annimmt, den man 
in ihnen zulassen will’ Aus dem Widerstand 
ergibt sich der Querschnitt der Kabel. Bei 
der Berechnung kann man praktisch den 
Schienenwiderstand vernachlässigen, sobald 
kein Abschnitt des Netzes mehr als zwei 
Speisepunkte besitzt. Bei kurzen Kabeln er- 
gibt obiger Rechnungsgang Querschnitte, 


die hinsichtlich Erwärmung ungenügend sind. 


Man wählt dann den feuersicheren Querschnitt 


entsprechend der Stromstärke und gibt dem 


Kabel einen Vorsehaltwiderstand. { 
Die wirtschaftliche Bemessung der Speise- 
kabel wird verhältnismäßig einfach, wenn man 
den Querschnitt der Fahrschienen als gegeben 
annimmt. Letzterer wird ja auch in der Tat 
durch die mechanischen Anforderungen be- 
stimmt. Dann liegt die Länge der Speisekabel 
fest, da die Lage der Speisepunkte nach obigem 
gegeben ist, und die Aufgabe läuft darauf hin- 
aus, den wirtschaftlichsten Querschnitt der 
Kabel zu finden. Handelt es sich um ein 
einziges Rückleitungskabel, das einen vom 
übrigen Netz elektrisch getrennten Strecken- 
abschnitt speist, so kann man den wirtschaft- 
lichen Querschnitt nach der Regel von Kelvin 
berechnen. Hat jeder Abschnitt des Netzes 
2 Speisekabel, die beide den gleichen Strom 
führen, so ergibt sich die wirtschaftliche 
Stromdichte in den beiden Kabeln zu: 


za 72 
5 |/ tm, ,=5 lit, 
2 2 


(I, und 1, = Länge der Speisekabel, X = Preis 
der Volumeneinheit Kupfer, « = Verzinsungs- 
und Abschreibungsfaktor, D = jährliche Be- 
triebsdauer, P = Preis der Energieeinheit, o = 
spezif. Widerstand des Kupfers). R 

Der Spannungsabfall in den Speisekabeln 
wird dabei: x 


<= os ti. 


worin 


Den gesamten Spannungsabfall in einem 
Streckenabschnitt kann man in folgender 
Weise ermitteln: Unter der Annahme, daß am 
Ende des Abschnittes von der Länge I die 
kilometrische Stromstärke gleich Null ist, 
während sie auf dem Abschnitt selbst i, be- 
trägt, berechnet sich der Spannungsabfall auf 
diesem Abschnitt bei einem  kilometrischen 


Die Bedin- 
gung, daß der Spannungsabfall im letzten 


2 ER 
Widerstand w, zu ea = wä, 7: 


wir an, daß die gesamte Strecke aus n Ab- 
schnitten-je von der Länge I, besteht, daß die 
Speisekabel die Strecke entlanggeführt sind, 


ON EZEBENEB BIT 
Alb. 9, 


und daß es einen direkten Anschluß zwischen 
den Fahrschienen und der Sammelschiene (über 
einen Widerstand) gibt, dann wird der Span- 
nungsabfall in den Schienen & — n 3 = N 

Derjenige in den Speisekabeln beträgt: 


= ae m 


Rn 


ee 
602 


Daraus. folgt 


6 (n—1)n@n—|]) eu) 
eK 607 


es : n.Le 


Mit den Preisverhältnissen der Vorkriegs- 
zeit ergab sich im allgemeinen für ö ein Wert 
von ca. 0,5 A/mm?, so daß wir fürn =2 er- 
halten E 


eK 958 .1,.2, —l 
a... 9%. U 


und fürr = 3 


Abb. 10. 


für & = 1 V stellt Abb. 10 den Wert = als 
Funktion von ! dar.” Man kann leicht ableiten, 


daß für ek = 30 V sich fürn — 2eine Streeken- 
länge von 4,8 km mit Rückleitungskabeln 
alle 2,4 km, fürn = 3 eine Streckenlänge von 
3,9 kın mit Rückleitingskabeln alle 1,3 km 


ergibt. Diese Verhältnisse entsprechen einem 
Werte 


— zw 10. 

es 
.. Die bisher beschriebene Rechnungsweise 
für die Rückspeisekabel ist häufig und mit 
bestem Erfolge angewandt worden. Die dabei 
angestrebte Stromverteilung ergibt die ge- 
ringsten Kosten für die Kabel. Sie liefert aber 
nicht den kleinsten Spannungsabfall. Letzteren 
erhält man bei einer Stromverteilung nach 
Abb. 11, bei der jedes Speisekabel von beiden 


Gleis 

& 
S 
Ss 
a 5 
8 S 
ES R 

S 

ni 

Abb. ı1 


Seiten her Ströme aufnimmt. Man erhält dabei 
eine geringere Anzahl von Speisekabeln, aber 
eine beträchtlich höheres Kupfergewicht. Es 
ist nieht unbedingt erforderlich, diese Auf- 
wendung zu machen; äber in besonderen 
Fällen kann es zweckmäßig sein, so zu ver- 
fahren, um die Speisepunkte möglichst genau 
auf gleiche Spannung zu bringen. Dabei ist 
zu beachten, daß diese Spannungsgleichheit 
nur im Mittel vorhanden ist, und daß noch 
erhebliche Unterschiede auftreten können, ent- 
sprechend den Stromschwankungen in den 
Speisekabeln. Will man die Spannungsgleich- 
heit auch hinsichtlich der Momentanwerte er- 
reichen, so muß man Saugemaschinen vor die 
einzelnen Rückspeisekabel schalten, die den 
Spannungsabfall in ihnen ausgleichen. Dieses 
Verfahren ist recht kostspielig. Die Sauge- 
maschinen müssen geradlinige Charakteristik 
haben, und ihre Zusatzspannung muß genau 
dem. Spannungsabfall im zugehörigen Kabel 
entsprechen, sonst ist ihr Wert zweifelhaft. 
In den meisten Fällen wird man durch das 
zuerst beschriebene Verfahren gemäß Abb. 8 
gute. Erfolge erzielen. Spezialfälle, wie z. B. 
starke Unterschiede in der gleichzeitig vor- 
handenen Verkehrsdichte auf verschiedenen 
Strecken, die von ein und demselben Unter- 
werk gespeist werden (Sonntagsverkehr), er- 
fordern eine besondere Prüfung. 

Die Kosten, die die Vorschrift des Span- 
nungsabfalls von 1 V/km .verursacht, sind 
recht beträchtlich. Sie bestehen in den Kosten 


1. für Tilgung und Verzinsung des in den 
Rückleitungskabeln festgelegten Kapitals, 
2. für die Energieverluste in den Kabeln. 


Davon gehen ab die Energieersparnisse infolge 
verminderter Verluste in den Schienen. 
Letzterer Betrag ist gering und wird durch 
die Unterhaltungskosten der Kabel ungefähr 
aufgewogen. In ausgeführten Netzen mit 
600 V Fahrdrahtspannung findet man im 
Durchschnitt 30 V Spannungsverlust in den 
Rückleitungskabeln. Der. Energieverlust be- 
trägt also 516: Die Kosten unter 1. erreichen 
in der Regel den gleichen Betrag, so daß die 
Gesamtkosten für das Rückleitungsnetz un- 
gelähr 10% der Stromkosten des ganzen Netzes 
ausmachen. Bei der Wirtschaftlichkeitsrech- 
nung nach der Kelvinschen Formel spielt die 
Jährliche Betriebsdauer eine Rolle in dem 
Sinne, daß die Stromdiehte umso größer ge- 
wählt werden muß, je kürzer die Betriebs- 
dauer ist. Da Überlandbahnen in der Regel 
kürzere Betriebsdauer und längere Strecken 
haben, so findet man bei ihnen in den Rück- 
leitungskabeln meist größere Energieverluste 
als bei Straßenbahnen. Durch Erhöhung der 
Fahrdrahtspannung könnten diese Verluste 
vermindert werden, doch steht die Einführung 
der Überlandbahnen in die Städte und ihre 
Durchführung durch Ortschaften dieser Maß- 
nahme hinderlich im Wege. Tätsächlich hat 
man seit langer Zeit beobachtet, daß die 
Stromkosten bei Überlandbahnen im Ver- 
hältnis höher sind als bei Straßenbahnen. 
Vorstehende- Ausführungen deuten eine der 
Ursachen hierfür an. 


IV. Verschiedene Gesichtspunkte für 
die Untersuchung der Schienenrück- 


leitung. 
Die französischen Vorschriften stehen den 
deutschen, amerikanischen und englischen 


nicht nach. Die Störungen der Schwachstrom- 
leitungen lassen sich durch Verdopplung der 
Leitungen beseitigen. Hinsichtlich desSchutzes 
der Hokrleltansen ist es verfehlt, einen Höchst- 
wert von 1,5 V für die Spannungsdifferenz 


zwischen den Schienen und dem Rohrnetz 
vorzuschreiben, was viele Bahnnetze in 


langjährigem Betriebe beweisen. Die Anfres- 
sungen an den a a sind abhängig 
von der Stromdichte im Erdboden an den be- 
treffenden Stellen. Die Schwierigkeit ihrer 
Messung verhindert es, die Stromdichte in den 
Vorschriften zum Maßstab zu nehmen. In 
der Regel wird der Pluspol an die Fahrleitung 
und der Minuspol an die Rückleitung ange- 
schlossen. Man hat bereits oft vorgeschlagen, 
es umgekehrt zu machen. Die Stromdichte 
im Erdboden ist stets am größten an den An- 
schlußpunkten der Rückspeisekabel. Man hat 
an diesen Stellen auch meist die stärksten 
Anfressungen der Rohrleitungen gefunden. 
Es wäre daher für die Rohrleitungen günstig, 
wenn der Strom von den Schienen zu den 
Rohrleitungen fließen würde und nicht um- 
gekehrt, wie es bei der jetzigen Praxis der Fall 
ist. Anderseits- soll die Gefahrzone ausge- 
dehnter sein, wenn der Pluspol an den Schienen 
lieet. Man müßte die Vorschriften so fassen, 
daß eine schematische Anwendung vermieden 
und eine Berücksichtigung der Besonder- 
heiten jedes einzelnen Falles ermöglicht wird. 
In den Bestimmungen müßte für bestimmte 
Werte _ des Schienenwiderstandes die einem 
Spannungsabfall von 1 V/km entsprechende 
zulässige Stromstärke J, für die kilometrische 
Stromstärke © = 0 vorgeschrieben werden, die 
bei der zusätzlichen kilometrischen Strom- 


stärke i, um 4 A überschritten werden darf. 


Die mittlere Stromstärke in den Rückleitungs- 
kabeln sollte durch Amperestundenzähler wäh- 
rend einer bestimmten Zeit gemessen werden. 
Sodann sollte der Spannungsabfall in den 
Schienen zu beiden Seiten der Speisekabel auf 
eine kurze Strecke, etwa 200 m, festgestellt 
werden. Teilt man den Strom des zugehörigen 
Rückleitungskabels entsprechend diesen Span- 
nungsabfällen, so erhält man die zum Speise- 
punkt aus beiden Richtungen fließenden 
Ströme. Auf diese Weise kann man die Strom- 
verteilung im Netz nachprüfen, die kilome- 
trische Stromstärke ermitteln und den Nach- 
weis erbringen, daß die zulässige mittlere 


Stromstärke eingehalten wird. Dem Bericht- | 


erstatter erscheint dies Verfahren immerhin 
recht umständlich, so daß für seine Einfüh- 
rung wohl nur geringe Aussichten vorhanden 
sein dürften. 


V. Oberleitungsnetz. 


Aus mechanischen Gründen wählt man 
für eine wenig belastete Strecke einen Fahr- 
drahtquerschnitt von mindestens 50 mm? und 
für eine stark belastete einen solchen von 
75 mm? Man kann nun nach der Kelvinschen 
Formel wieder die wirtschaftliehste mittlere 
Stromdichte, die "diesen @Querschnitten ent- 
spricht, ausrechnen. Für die Verhältnisse der 
Vorkriegszeit erhält man wieder ö — 0,5 A/ 
mm?. Der Höchstwert der‘ Stromdichte, wie 
er am Speisepunkt auftritt, darf dabei den 
Wert Y3öd nicht überschreiten. Man erhält 
also Ömax = 0,86. Damit darf. aus wirt- 
schaftlichen Gründen .die Stromstärke am 
Speisepunkt nicht größer sein als 


Jmax = 86 A für eine Strecke mit 2 Fahrdrähten 
von 50 mm, 
Jmax = 129 A füreineStreeke mit 2 Fahrdrähten 
von 75 mm?, 
Diese Werte sind ziemlich reichlich und würden 
eine gute Ausnutzung der Oberleitung ge- 
statten. Der zulässige Spannungsabfall setzt 
dieser Ausnutzung aber meist eine niedrigere 
Grenze. 5 : 
Bezeichnet w den spezifischen Wattver- 
brauch, M das Zuggewicht in t, f die Zahl der 
Züge pro Stunde in jeder Richtung, E die 
Spannung zwischen Fahrdraht und Schienen, 
so ist die mittlere Stromstärke auf einer 
Strecke L gleich 
2.7.W.M.L 
en er Be: 


Um den wirtschaftlichen Bedingungen zu 
genügen, soll dieser Wert < Jmax sein. Der 
zulässige Spannungsabfall p.FP stellt einen 
Höchstwert dar und bezieht sich auf den End- 
punkt der Strecke. Er setzt sich zusammen 
aus dem mittleren Spannungsabfall der Strecke 
und einem zusätzlichen Spannungsabfall in- 
folge Anfahrens von Zügen, z. B. eines Zuges 
am Ende der Strecke. Der: mittlere Span- 


nungsabfall ist gleich 0. Ömax. zer spezif. 


Widerstand). Bezeichnet A die Anfahrleistung 
eines Zuges, so ist der zusätzliche Spannungs- 
verlust bei Anfahrt eines Zuges am Ende der 


Strecke gleich o 


beider Fahrdrähte. 
Beziehung: 


‚ worin q der Querschnitt 
Daraus erhält man die 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 39. 


LIFRU 
© .Ömax. - a +0 q FE EP.EBERED 


Aus der Gleichung (1) für Jmax und der 
vorstehenden ergeben sieh für die Strecken- 
länge Z die Werte 


Ömax. .q ‚E nd 
I af.w.M . . . . . (3 
und \ 
‚E? = 
L, — pP BR . . . (4 


o o 
g: A+ SB; Ömaxı 47 


- Die ‚günstigsten Verhältnisse erhält man, 
wenn beide Bedingungen erfüllt sind, d. h. 
L, = L, ist. Damit ist dann ein bestimmter 
Wert für E festgelegt. Diesem Wert entspricht 
anderseits aber nach Gleichung (3) eine be- 
stimmte Streckenlänge. Es kann der Fall 
eintreten, daß der so bestimmte Wert der Span- 
nung einen zu geringen’ Wert für L ergibt, 
so daß die Zahl der Unterwerke übermäßig ver- 
größert werden müßte, was natürlich unwirt- 
schaftlich wäre. Man muß daher.L und E 
meist größer annehmen, als. aus obigen Be- 
dingungen folgt. Abb. 12 stellt Z, und L, 
in Funktion von E dar. Für Werte von HE, die 
über dem Optimum O A liegen (Fall 2), wird 
L,>L,. Das bedeutet, daß der zulässige Span- 
nungsabfall stets eingehalten wird, wenn die 
Bedingung der wirtschaftlichen Stromdichte 
erfülltist. Man wird daher FE. aus Gleichung (3) 
bestimmen, indem man für L, die längste 
Speisestrecke im Netz einsetzt. Liegt der Wert 
des Spannungsoptimums bereits so hoch, daß 
die Betriebsspannung niedriger gewählt werden 
muß, so muß man die Länge der Speisestrecke 
aus Gleichung (4) als Z, bestimmen (Fall 1). 
Man muß sieh also mit einer mäßigen Aus- 
nutzung des Kupfers begnügen, um den an- 
genommenen Spannungsabfall einzuhalten. 

Die Spannung von 600 V zeigt sich als 
sehr geeignet für Straßenbahnen unter nor- 


Zahlentafel 2. 


vr: N 


7.5 


Sinne geändert haben, dürften die Folge: 


rungen wieder Gültigkeit haben, sobald sich 
die Marktverhältnisse stabilisiert haben wer- 
den. 2. 


VI. Bemerkungen über Energierückge- 

3 E winnung. 

Die Bewegungsenergie ‘des Fahrzeuges, 
die beim Anhalten durch die Bremsen. ver- 
nichtet werden muß, kann zum Teil zurück- 
ewonnen : werden, ebenso die Arbeit der 
Sehwerkraft, die bei der Talfahrt in Gefäll- 
strecken - infolge Anwendung der Bremsen 
verloren geht. Dabei ist zu beachten, daß in 
Gefällstrecken erst gebremst zu werden 
braucht, wenn die Beschleunigung unzulässig 
hoch wird. Derartige Strecken sind bei 
Straßenbahnen nicht häufig. Ein Teil der 
Energie wird durch mechanische Verluste 
aufgezehrt, ein weiterer durch elektrische 
Verluste in den Vorrichtungen zur Rückge- 
winnung. In erster. Linie stehen hier die Ver- 
luste in den Motoren. Da es erwünscht ist, die 
Nutzbremsung bis zum Stillstand durchzu- 
führen, so sind besondere Hilfsmaschinensätze 
nötig, die es ermöglichen, die veränderliche 
Spannung der Motoren auf die Netzspannung 
umzuformen. 
lich auch als Anlaßmaschinen zur verlustlosen 
Anfahrt benutzt werden. Aber die Energie- 
ersparnisse bei der Anfahrt decken- nur zum 
Teil die zusätzlichen Energieverluste, die 
durch diese Maschinen ‚verursacht werden. 
Die Beanspruchung der Motoren zu einer 


Zeit, wo sie im Betriebe ohne Rückgewinnung 


stromlos sind, zwingt dazu, ihre Leistung zu 
vergrößern, womit ihr Gewicht und ihre Ver-. 
luste wachsen. Die Anlaßmaschinen besitzen 
außerdem ein größeres Gewicht als die Anlaß- 
widerstände. Die Vergrößerung des toten 
Gewichtes muß also den Wirkungsgrad der 
Rückgewinnung erheblich herabsetzen. Zahlen- 
tafel 2 gibt den Wattverbrauch für die ‚in 
Zahlentafel 1 betrachtete Linie 2 wieder. bei 


Arbeitsverbrauch bei Nutzbremsung bis zum Stillstand auf einer 


Stadtbahn mit mittelschwerem Betrieb (Linie 2 der Zahlentafel 1). 


Verteilung desArbeitsyerbrauches 


Wh/tkm % Wh/tkm %, 

© Horizontale und gerade Strecke 12 2183 83,8 12,3 83,8 
a5 Kurven N 2,4 16,2 : 16,2 
a5 Mecha- Verausgabte mechanische Arbeit . . 14,7 10) | 14,7 100 

- . = 
a2 nische Gefällstrecken . . . ; 72 49 1a 49 

a Arbeit am Beschleunigungsarbeit En 1 6,8 | 1 6,8 
Pets) gung 
E Radreifen | Mechan. Arbeit, die teilweise wieder- | SE | 
een gewonnen werden kann ER 8,2 55,8 82 55,8 
Be ‘© Gesamte mechanische Arbeit .13:,92,9 155,8 22,9 155,8 
3.8 Verluste in den Motoren Be 8,7 59,2 8,7.-:1.:.259,2 
u Elek- £ » ». Anlaßmaschinen E 11,4 77,5 19 129,5 
ar trische Beleuchtung und Kompressoren ; | 1,5 10,2 | 1) 10,2 
© Verluste Verluste in den Leitungen ER 1,4 9,5 14 9b 
= SummederVerlusteu.Nebenverbrauch | 23 E7156,£2] 280,6 © 2] 7 208,4 

9: Gesamtverbrauch , =. ls ae 45,9 312,2 53,5-.° | 3642 
Ersparnis gegenüber Betrieb ohne Rückgewinnung, absolut 8,6 _ 1,0 - 

5 in/„des EnergieverbrauchesohneRückgewinnung |. 15,8 | 1,8 

malen Bedingungen. Für Überlandbahnen | Betrieb mit Rückgewinnung. Wird die Anlaß- 


wäre es vorteilhaft, eine höhere Spannung an- 


zuwenden. Dabei muß allerdings geprüft 
werden, ob die Vorteile der höheren Spannung 
nicht durch erhöhte Ausgaben für bessere 


Abb. 122; 


Isolation der Ausrüstungen aufgewogen wer- 
den. Dies ist nicht anzunehmen, und einer 
Erhöhung der Spannung steht nichts im 
Wege, sobald die Konstrukteure genug Er- 
fahrungen mit Ausrüstungen für 1200 oder 
1500 besitzen. 

.,. Den Betrachtungen liegen die Preisver- 
hältnisse vor dem Kriege zugrunde. Da aber 
alle bestimmenden Faktoren sich im gleichen 


mit Zusatzmasehine mit Umformer 


maschine als Umformersatz für die volle 
Leistung ausgeführt, so kann man auf keine 
Energieersparnis rechnen. Es werden nur 
die Unterhaltungskosten der mechanischen 
Bremsen gespart. Wird sie dagegen als Zusatz- 
maschine geschaltet, so kann man eine be- 
merkenswerte Energieersparnis erzielen. Es 
ist allerdings nicht sicher, daß letztere aus- 
reicht, die Kosten des Einbaus der Hilfs- 
maschinen zu verzinsen und zu tilgen. Immer- 
hin zwingt das Interesse der Allgemeinheit 
dazu, in Fällen, wo Wärmekraft benutzt wird, 


‚alle Anstrengungen zu machen, um unnötigen 


Energieverbrauch auszuschalten. Neben den 
wirtschaftlichen Wirkungen der Nutzbremsung 
müssen aber noch die technischen Schwierig- 
keiten, die dabei auftreten können, gewürdigt 
werden. Verwendet man Motoren mit Neben- 
schlußcharakteristik oder mit Fremderregung 
und läßt sie unmittelbar auf das Netz zurück- 


periode die Netzspannung plötzlich abfällt 


oder ein Kurzschluß im Netz -auftritt, die 


Bremskraft und der Strom in den Motoren 
ebenso plötzlich einen aus mechanischen und 
elektrischen Gründen gefährlichen Weıt: an- 
nehmen. 
allgemeinen bei Zahnradbahnen, bei denen 
die Energierückgewinnung eine viel größere 
Bedeutung besitzt als bei Bahnen mit mäßigem 
Gefälle, auf die Anwendung von Gleichstrom 
verzichtet. Es ist vorgekommen, daß bei 
Zahnradlokomotiven mit Gleiehstromneben- 
schlußmotoren bei 


80. September 1920. 5 


Diese Maschinen können natür- - 


Aus diesen Gründen hat man im 


Zufälligkeiten der oben. 


EN TR URNENEL UN GER RE DENT 


RL Ne ra 


k 


ee re 


‚arbeiten, so kann, falls während der Brems- 


| 
| 


30. September 1920. 


geschilderten Art im Netz die heftige Brems- 
wirkung zu einer Entgleisung des Zahnrades 
geführt hat. Bei Adhäsionsbahnen ist die 
Gefahr natürlich geringer, da die’ Brems- 
wirkung durch das Gleiten der Räder begrenzt 
wird. Diese Gefahr besteht übrigens nur beim 
Gleichstrombetrieh. Bei Verwendung von 
Induktionsmotoren auf der Lokomotive könnte 
nur ein Abfall der Netzfrequenz eine ähnliche 
Wirkung auslösen. Eine solche Frequenzver- 
minderung kann aber wegen der Schwung- 
massen nie so plötzlich auftreten wie ein 
Spannungsabfall oder ein Kurzschluß. _ Da 
außerdem ein Induktionsmotor keine Selbst- 
erregung besitzt, so kann bei einem Kurz- 
schluß im Netz lediglich die Bremswirkung 
aufhören. In der Tat ist der Drehstrombe- 
trieb mit Nutzbremsung seit vielen Jahren auf 
zahlreichen Bahnen mit starkem Gefälle so- 
wohl bei Reibungsbahnen als auch bei Zahn- 
radbahnen mit bestem Erfolg verwandt worden 
und macht den Eindruck großer Sicherheit. 
Bemerkt sei, daß bei Betrieb mit Einphasen- 
Wechselstrom die Nutzbremsung in der Schal- 
tung von Behn-Eschenburg, die die Selbst- 
erregung unterdrückt, anscheinend dieselbe 
Sieherheit bietet wie der Drehstrombetrieb, 
so daß sie einen großen Fortschritt darstellt, 
der zugunsten des Einphasensystems spricht. 
Man muß die Frage der Rückgewinnung ver- 
schieden beurteilen, je nachdem es sich um 
Nutzbarmachung der Bremsarbeit auf langen 
Gefällstreecken handelt, auf denen die Ge- 
schwindigkeit begrenzt werden soll, oder um 
die Abbremsung der Züge bis zum vollständigen 
Stillstand. Die erste Aufgabe erfüllt gegen- 
wärtig das Drehstromsystem mit möglichster 
Vollkommenheit, so daß es sich besonders gut 
für Gebirgsstrecken eignet. Die zweite Auf- 
sabe, die besonderes Interesse für Stadt- 
bahnen bietet, kann das Drehstromsystem 
nieht erfüllen, wohl aber der Gleichstrom mit 
Zusatzmaschinensatz.  Bremsung bis zum 
Stillstand ist mit einem Imduktionsmotor, 
der eng an den Synehronismus gebunden ist, 
unmöglich. Sie erfordert einen Kommutator, 
der die Motorfrequenz auf die Netzfrequenz 
umformt. Daher ist sie beim Drehstromsystem 
unmöglich, wenn man nicht die Einfachheit 
und Betriebssicherheit des Induktionsmotors 
aufgeben will, die den Hauptvorzug des 
Systems bilden. Die Schaltung von Behn- 
Eschenburg ermöglicht Nutzbremsung bis zum 
Stillstand bei Einphasenbetrieb. Gfthe, 


Über Entwurf, Instandhaltung und 
Gebrauch von Betriebs-Fernsprechanlagen 
für Überlandwerke. 


Von J. Nübel, Oberingenieur der Süddeut- 
schen Telephon-Apparate-, Kabel- und Draht- 
werke Aktiengesellschaft Nürnberg. 


Übersicht. Es werden allgemein gültige Richt- 
linien für Entwurf, Instandhaltung und den Gebrauch 
von Betriebs-Fernsprechanlagen für UÜberlandwerke 
aufgestellt. 


Die Veröffentlichung über ‚Vorarbeiten 
für Hochspannungs-Freileitungen“ von Fr. 
Schmidt, Gröbers b. Hallea. S., auf S. 105 der 
„ETZ‘‘ 19201äßt meines Erachtens deutlich er- 
kennen, daß über die für den Betrieb von Über- 
landwerken so außerordentlich wichtigen Be- 
triebs-Fernsprechanlagen irrige Anschauungen 
bestehen. Esistkeinesfalls zu erwarten und auch 
durchaus nicht nötig, daß die Betriebsleitung 
eines Überlandwerkes in die Technik der Fern- 
sprechanlagen, deren  Freileitungen am Hoch- 
spannungsgestänge geführt werden, tiefer ein- 
dringt. Sie muß aber wissen, nach.welchen Ge- 
siehtspunkten bei dem Entwurf zu verfahren 
ist, wie sie sich vor der Inbetriebnahme davon 
überzeugen kann, ob die erstellte Anlage richtig 
ausgeführt ist, was sie zu tun hat, um den guten, 
betriebssicheren Zustand, in welchem die Anlage 
übernommen wurde, dauernd zu erhalten, und 
welcher Gebrauch von der Anlage zu machen 
ist. Nur bei solchen UÜberlandwerken, deren 
Betriebsleitung so weit unterrichtet ist, ist die 
Voraussetzung dafür gegeben, daß eine eigene 
Betriebsfernsprechanlage Nutzen und Freude 
bereitet, und es dürfte sich daher lohnen, die- 
ses Thema zu behandeln, 

Zunächst ist es wohl angebracht, auf die 
eingangs erwähnte Veröffentlichung einzugehen. 
In dieser wird behauptet, daß die meisten 
UÜberlandwerke miteigenen Betriebs-Fernsprech- 
anlagen keine Freude erlebt haben, und das soll 
nach der Meinung des Verfassers daher kom- 
men, „daß die an demselben Gestänge mit den 
Hochspannungsleitungen aufgehängten Fern- 
prechleitungen trotz Verdrillung der Drähte 
starken Induktionswirkungen durch die Hoch- 


spannungsdrähte ausgesetzt sind.“ Diese Be- 
gründung ist technisch unriehtig. Mit dem Ver- 
drillen der am Hochspannungsgestänge verleg- 
ten Fernsprechleitungen wird eine Verhinde- 
rung der induktiven Beeinflussung seitens der 
Hochspannungsleitungen gar nicht bezweckt, 
sondern es wird nur eine möglichst gleichmäßige 
Beeinflussung der beiden Fernsprechdrähte an- 
gestrebt. Für die Beseitigung bzw. Abschwä- 
chung der in den Fernsprechleitungen auftre- 
tenden Energie stehen ganz andere Mittel zur 
Verfügung, die aber nicht erwähnt und, wie des- 
halb angenommen werden muß, dem Verfasser 
nicht bekannt sind. Wenn sich die vorerwähnte 
Behauptung nur auf solche Anlagen beschränkt, 
bei welehen man sich zur Sicherung des Fern- 
sprechbetriebes mit dem Verdrillen der Fern- 
sprechleitungen begnügt hat, so kann man wohl 
zugeben, daß die Besitzer soleher mangelhaft 
ausgeführter Anlagen nur wenig Freude mit 


diesen erleben können. Derartige Fälle kommen 


aber nur vereinzelt vor und berechtigen keines- 
wegs dazu, über die Betriebsfernsprechanlagen 
der ‚meisten Überlandwerke“ zu urteilen. 
Weiter besagt die Veröffentlichung, daß die 
Sprechapparate eines besonderen Schutzes be- 
dürfen, der bei nicht sorgfältiger Pflege ver- 
sagt. Vermutlich sind damit die üblichen Fun- 
kenstrecken (Blitzableiter) und Schmelzsiche- 
rungen gemeint, die bei Betriebsfernsprech- 
anlagen ebenso wie bei allen anderen Anlagen 
eine gewisse Beaufsichtigung und Instandhal- 
tung insoweit erfordern, als eine schadhaft ge- 
wordene Funkenstrecke instandgesetzt und 
eine abgebrannte Schmelzsicherung ausge- 
wechselt werden muß. Ein besonderer Nachteil 
eigener Fernsprechanlagen von Überlandzen- 
tralen' ist darin aber gewiß nicht zu erblicken. 
Daß es Überlandwerke gibt, die mit ihrer 
Betriebs-Fernsprechanlagekeine Freudeerleben, 
kann allerdings nicht bestritten werden. ' Das 
kommt aber nicht daher, daß diese Anlagen 
unter außergewöhnlichen, oft sehr schwierigen 
Verhältnissen zu arbeiten haben, denen der 
heutige Stand der Technik nicht gewachsen ist, 
sondern, um es geradeheraus zu sagen, es ist 
hauptsächlich ein, auf dem Nichterkennen der 
Wichtigkeit einer guten Fernsprechanlage be- 
ruhender Mangel an Interesse seitens der Be- 
triebsleitung Schuld, wenn eine Anlage sich 
nicht in ordnungsmäßigem Zustande befindet, 
oder von derselben nieht der richtige Gebrauch 
gemacht wird, bei dem die Vorteile einer-eige- 
nen Anlage erst voll in Erscheinung treten. 
Damit erklärt sich auch die Tatsache, daß zu 
den Anlagen, welche ihrem Besitzer keine 
Freude bereiten, nicht nur technisch unvoll- 
kommen oder schlecht ausgeführte Anlagen, 
sondern auch solche zählen, bei welchen alle 
Voraussetzungen für einen befriedigenden Be- 
trieb erfüllt sind, die aber, weil die Betriebs- 
leitung nicht genügendes Interesse an ihnen 
nimmt, vom Personal vernachlässigt und dann 
einfach nicht benutzt werden. Der allernot- 
wendigste telephonische Verkehr wird, unbe- 
kümmert darum, was im Laufe des Jahres für 
Kosten daraus erwachsen, mittels des staat- 
lichen Telephons. so gut es eben geht, erledigt, 
und die Betriebsleitung findet sich mit diesem 
Zustande ab, wie mit einem unabwendbaren 
Geschick. In solchen Fällen ist der Rat, den 
Fr. Sehmidt in seinem eingangs erwähnten 
Aufsatze gibt, wenn möglich mit der zuständi- 
gen Postverwaltung ein Abkommen zu treffen, 
nicht ganz von der Hand zu weisen. Weil aber 
durch ein solehes Abkommen die Bedürfnisse 
des Betriebes eines Überlandwerkes bei weitem 
niemals gedeckt werden können, und dabei in 
der Regel auch wesentlich höhere, laufende 
Kosten erwachsen, als die Instandhaltung und 
Amortisation einer eigenen Fernsprechanlage 
erfordern, so sollnachstehend versucht werden, 
allgemein gültige Richtlinien für die Anschaf- 
fung, Unterhaltung und den Gebrauch eigener 
Betriebsfernsprechanlagen aufzustellen. 
Zunächst muß für den Entwurf besondere 
Sorgfalt aufgewendet werden, denn die Fern- 
sprechanlage kann nur dann die Organisation 
des Betriebes wirksam unterstützen, wenn 
sie. dieser angepaßtist. Zur Projektierung sollen 
nur solche Firmen herangezogen werden, welche 
nachweislich über praktische Erfahrungen ver- 
fügen, da die Betriebsleitung andernfalls nicht 
die nötige Unterstützung findet. Betriebs- 
fernsprechanlagen für Überlandwerke bilden ein 
Spezialgebiet der Fernsprechtechnik, und nicht 
jede Firma der Schwachstrombranche ist auf 
ihm bewandert und verfügt über das erforder- 
liche. besonders geschulte, erfahrene Personal. 
Die Projektierung der Anlage muß, abgesehen 
von Besonderheiten, welche von Fall zu Fall 
zu berücksichtigen sind, im allgemeinen so er- 
folgen, daß die Anlage einerseits der Betriebs- 
leitung die Möglichkeit gibt, von ihren Bureaus 
und Privatwohnungen aus in bequemer Weise 
eine ständige Kontrolle über das, innerhalb 
des Versorgungsgebietes bedienstete Personal 
auszuüben und dasselbe zu diesem Zweck so- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 39, 77ı 


wohl an den Dienststellen, als auch in den Pri- 
vatwohnungen zu erreichen, anderseits es dem 
Personal ermöglicht, sich jederzeit mit der Be- 
triebsleitung in Verbindung zu setzen, um Mel- 
dungen zu erstatten und über besondere Vor- 
kommnisse zu berichten. Außerdem muß auch 
von allen stationären Punkten aus eine Ver- 
ständigungsmöglichkeit mit dem auf freier 
Strecke arbeitenden Personal und der Anschluß 
größerer Stromabnehmer an das eigene Fern- 
sprechnetz vorgesehen sein. Der Stromabneh- 
mer braucht nur in der Lage zu sein, die Be- 
triebsleitung anzurufen, er soll aber den dienst- 
lichen Verkehr des Überlandwerkes möglichst 
nicht belauschen können. In vielen Fällen wird 
auch eine Einrichtung von Interesse sein, welche 
der Direktion bzw. der Betriebsleitung ge- 
stattet, hin und wieder den telephonischen Ver- 
kehr, unbemerkt mit anzuhören. Im übrigen 
gilt der Grundsatz, bei der Festsetzung der 
Zahl der Sprechgelegenheiten nicht zu sparen, 
denn der Preis der Sprechapparate macht nur 
einen sehr kleinen Prozentsatz der Anlage- 
kosten aus, die im wesentlichen durch die Lei- 
tungsanlage bedingt werden. Je mehr Sprech- 
gelegenheiten geschaffen werden, um so inten- 
siver wird das in die Leitungsanlage investierte 
Kapital ausgenutzt. 

Ist eine Betriebs-Fernsprechanlage erstellt, 
so hät es die Betriebsleitung in der Hand, sich 
bei der Übernahme derselben in weitem Um- 
fange davon zu überzeugen, ob die Anlage tech- 
nisch riehtig ausgeführt ist. Die meisten Be- 
triebsvorgänge, welche auf die Fernsprechan- 
lage von Einfluß sind, wie Erdsehluß im Hoch- 
spannungsnetz, Übertritt von Hochspannung 
in eine oder beide Fernsprechleitungen, Erd- 
schluß der Fernsprechleitungen u. dergl. lassen 
sich zu diesem Zwecke leicht künstlich herbei- 
führen. Ebenso läßt sich der Grad der induk- 
tiven Beeinflussung der Fernsprechleitungen 
bei normalem Zustand und während des Be- 
stehens eines Erdschlusses im Hochspannungs- 
netz durch Messungen genau feststellen. Ergibt 
sich hierbei, daß die induktive Beeinflussung 
der Fernsprechleitungen noch so groß ist, daß 
Störungen des Fernsprechverkehrs zu erwarten 
sind, so läßt sich durch eine Vermehrung der 
für die Absaugung der induzierten Energie aus 
den Fernsprechleitungen zur Verfügung stehen- 
den Mittel stets ein befriedigender Grad von 
Betriebssicherheit gewährleisten. 

Die Betriebsleitung des Überlandwerkeshat 
also ‘die Möglichkeit, nur eine solehe Fern- 
sprechanlage zu übernehmen, bei welcher die 
Voraussetzungen für einen befriedigenden Be- 
trieb gegeben sind. Wenn nachher die neu er- ' 
stellte Anlage wenigstens während des ersten 
Halbjahres, und insbesondere während der 
ersten Gewitterperiode beobachtet wird, und 
zur Gewinnung einer besseren Übersicht an 
allen Hauptpunkten des Versorgungsgebietes 
Störungsbücher geführt werden, in welche 
jeder fühlbar werdende Mangel und hauptsäch- 
lich jede vorkommende Störung mit Datum 
und ausführlicher Angabe, wie und an welchen 
Orten sich dieselbe bemerkbar machte, wenn 
möglich, auch welche Ursache der-Störung fest- 
gestellt werden konnte, eingetragen werden, so 
lassen sich auch noch solche Mängel innerhalb 
der Garantiezeit beseitigen, die bei der Über- 
nahme niehtin Erscheinung getreten sind. Die 
Anlage wird durch ein derartiges Zusammenar- 
beiten zwischen dem UÜberlandwerk und der 
erstellenden Firma innerhalb der ersten Be- 
triebsmonate in kurzer Zeit vollkommen in 
Ordnung, d. h. betriebssicher und den prakti- 
schen Bedürfnissen genauest angepaßt sein. 

Nun tritt an die Betriebsleitung die Auf-+ 
gabe heran, für die Erhaltung des guten Zu- 
standes der Anlage Sorge zu tragen. Bei der 
Wahl der diesbezüglichen Maßnahmen muß 
berücksichtigt werden, daß vom Personal eine 
richtig erstellte und seitens der Betriebsleitung 
richtig angewendete U 
zumeist als eine sehr lästige Einrichtung emp- 
funden wird, durch welche alle Dienststellen 
der Betriebsleitung nahegerückt und einer 
ständigen Beaufsiehtigung unterworfen werden. 
Nicht nur daß das Personal aus eigenem An- 
trieb nichts für die Instandhaltung der Anlage 
tut, muß damit gerechnet werden, daß die An- 
lage fälschlicherweise als Bao: bezeichnet 
wird, wenn eine vorgeschriebene telephonische 
Meldung unterlassen wurde oder eine Betriebs- 
stelle, welche seitens der Betriebsleitung ange- 
rufen wird,sich abernichtmeldet, weil der betref- 
fende Wärter nicht auf seinem Posten ist. Sogar 


- absichtliche Beschädigungen der Sprechstellen- 


einrichtungen kommen nicht selten vor, um die 
lästige Kontrolle zu vereiteln, oder einen Ent- 
schuldigungsgrund für Versäumtes zu schaffen. 
Es muß also seitens der Betriebsleitung die In- 
standhaltung der Fernsprechanlage erzwungen 
werden, und das kann in folgender Weise ge- 
schehen. Die Betriebsleitung bestimmt aus dem 
vorhandenen, Personal einen Vertrauensmann, 
der für die Überwachung und Instandhaltung 


772 


der Anlage verantwortlich gemacht wird, und 
dem ein geeigneter Monteur unterstellt ist, der 
zweckmäßig von der Firma, welche die Anlage 
erstellt hat, entsprechend ausgebildet wird. 
Vorkommende Störungen müssen sofort dem 
Vertrauensmann oder der Betriebsleitung ge- 
meldet und unverzüglich innerhalb kürzester 
Zeit behoben werden. Jeden Tag, am besten 
früh morgens zu bestimmter Stunde, müssen die 
wichtigsten Sprechstellen besetzt werden und 
den Anruf.der Betriebsleitung abwarten, sich da- 
raufhin melden und bei dieser Gelegenheit et- 
waige Mängel, welche sie an der Fernsprech- 
anlage wahrgenommen haben, anzeigen. Da- 
raufhin muß von jeder in der Zentralstelle ein- 
laufenden Leitungsstrecken von irgend einer 
Sprechstelle aus die Betriebsleitung angerufen 
werden, um festzustellen, daß diese von der 
Strecke aus erreichbar ist. 

Die Betriebsleitung muß immer den Stand- 
punkt einnehmen, daß für die Erhaltung des 
guten Zustandes der Betriebs-Fernsprechanlage 
das Personal verantwortlich ist. Sie darf daher 
auch niemals Entschuldigungen mit dem Hin- 
weis auf eine Störung der Fernsprechanlage 
gelten lassen. Jeder solche Fall muß eingehend 
untersucht, und, wenn sich wirklich eine Stö- 
rung vorfindet, derjenige, welcher die Störung 
nicht rechtzeitig, d. h. bevor dem Betrieb da- 
durch ein Nachteil erwachsen ist, beseitigt oder 
der zuständigen Stelle gemeldet hat, zur 
Rechenschaft gezogen werden. Mutwillige Be- 
schädigungen der Fernsprechanlage müssen mit 
Entlassung bestraft werden. 

Wenn in dieser Weise verfahren wird, wird 
die Betriebs-Fernsprechanlage, wie Beispiele be- 
weisen, stets in Ordnung und der Betriebslei- 
tung von größtem Nutzen sein. Sie überbrückt 
die Entfernungen, welche trennend zwischen 
den einzelnen Dienststellenliegen. Die Betriebs- 
leitung ist in der Lage, vom Sebreibtisch aus 
das ganze Versorgungsgebiet zu übersehen, sie 
läßt sich den Stand der Meßinstrumente regel- 
mäßig melden, überzeugt sich durch unver- 
muteten Anruf, daß das Personal sich an den 
angewiesenen Arbeitsplätzen befindet, und ist 
über den Fortgang der Arbeiten auf freier 
Strecke stets auf-dem Laufenden. Der größte 
Nutzen liegt aber darin, daß das Personal auch 
auf solchen Plätzen, welche vom Sitz der Be- 
triebsleitung sehr weit entferntliegen, sich einer 
ständigen Aufsicht bzw. Kontrolle bewußt ist. 
Daß die genannten Vorteile nur mit einer eige- 
nen, den Betriebsbedürfnissen genau angepaß- 
ten und jederzeit zur Verfügung :stehenden 
Fernsprechanlage, deren Leitungen am Hoch- 
spannungsgestänge verlaufen, daher an jedem 
Punkt der Strecke für den Anschluß tragbarer 
Sprechapparate zur Verfügung stehen, und 
welche von jedem Transformatorenhaus aus 
eine Verständigungsmöglichkeit mitallen Punk- 
ten des Versorgungsgebietes bietet, versteht sich 
wohl von selbst. Die Benutzung des Staats- 
telephons mit seinen oft weit von der Leitung- 
straße abgelegenen Sprechstellen kann hierfür 
keinen Ersatz bieten, ganz abgesehen davon, 
daß der staatliche Betrieb sich auf kleineren 
Plätzen nur auf gewisse Tagesstunden erstreckt, 
und nachts, wie auch während eines Gewitters 
eingestellt wird. Während eines Gewitters ist 
die Verständigungsmöglichkeit für den Dienst 
eines Überlandwerkes aber gerade von größter 
Wichtigkeit. 

Die Kosten der Instandhaltung einer eige- 
nen Fernsprechanlage sind nicht Tioch, wenn 
dieselbe von Anfang an regelmäßig und sach- 
gemäß erfolgt. Der Monteur, dem die Instand- 
haltung anvertraut wird, kann für den größeren 
Teil seiner Arbeitszeitnoch zu anderen Arbeiten 
herangezogen werden. In der Hauptsache be- 
schränkt sich doch die Instandhaltung auf die 
Mikrophonelemente und die den Sprechstellen- 
einrichtungen  vorgeschalteten Sicherungen, 
Ausästen der Leitungen sowie auf die Ausbesse- 
rung von Leitungsschäden. 

- Aus vorstehendem geht hervor, daß es nur 
auf die Betriebsleitung ankommt, wie ihre 
Fernsprechanlage beschaffen ist. Eine Anlage, 
bei welcher die Voraussetzungen für einen be- 
friedigenden Betrieb von Anfang an nicht ge- 
geben sind, dürfte nicht übernommen werden. 
Findet die Ubernahme statt, so muß die Be- 
triebsleitung durch die Organisation einer mög- 
lichst genauen Beobachtung dafür sorgen, daß 
etwaige kleinere Mängel noch innerhalb der 
ersten Betriebsmonate behoben werden. Ist 
die Anlage dann völlig in Ordnung, dann muß 
wiederum die Betriebsleitung in energischer 
Weise darüber wachen, daß dieser Zustand 
dauernd erhalten wird. Niemals darf die In- 
standhaltung der Anlage dem guten Willen des 
Personals überantwortet werden, denn dann ist 
mit Bestimmtheit damit zu rechnen, daß die 
Anlage ständig unter Störungen leidet. Jede 
Störung, abgesehen von solchen, welche durch 
elementare Ereignisse, Übertritt von” Hoch- 
spannung oder dergl. verursacht sind, muß zu- 
nächst als Folge mangelhafter Pflichterfüllung 


N, 


- 


- Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920, Heft 39. 


seitens des für den Zustand der Anlage verant- 
wortlichen Personals aufgefaßt werden. An den 
ohnehin sehr geringen Kosten, welche durch 
eine ordnungsmäßige Instandhaltung der Fern- 
sprechanlage erwachsen, darf nicht gespart 
werden, denn jede Störung, welche infolge nicht 
rechtzeitiger Feststellung und Beseitigung zu 
kritischer Zeit eine schnelle telephonische Ver- 
ständigung unmöglich macht, kann leicht einen 
Schaden bringen, demgegenüber die jährlichen 
Instandhaltungskosten nur eine Kleinigkeit be- 
deuten, d. h. es geht in solchen Fällen ein Vor- 
teil verloren, den man bei gutem Zustande der 
Anlage durch schnelle Verständigung gewinnen 
könnte. Ä 


Der Gedanke, für Betriebs-Fernsprechan- 
lagen von UÜberlandwerken die drahtlose Tele- 
phonie anzuwenden, um alle die Schwierigkei- 
ten, welche sich aus der Führung der Fern- 
sprechleitungen am. Hochspannungsgestänge 
ergeben, zu vermeiden und den weitaus größten 
Teil der Erstellungskosten durch den Fortfall 
der Leitungsanlage zu sparen, ist heute noch 
illusorisch. Ich habe mich darüber in meiner 
Veröffentlichung ‚‚Ist die drahtlose Telephonie 
als Verkehrsmittel für. Überlandzentralen ge- 
eignet?“ auf 8. 125 der „ETZ“ 1920 geäußert. 
Dagegen wird die Hochfrequenztelephonie auf - 
Leitungen in vielen Fällen mit Vortsil als 
Verkehrsmittel zwischen den wichtigsten Be- 
triebsstellen eines Uberlandwerkes anwendbar 


sein. Es werd°®n li>rbei die Hochspannungs- 
leitungen für die Übertragung der Sprache 


benutzt. 7 


Über die Bewertung des wattlosen Ver- 
brauchs beim Verkauf elektrischen Stromes 
und seine Messung. 


Von Rudolf Kopp, Leutzsch bei Leipzig. 


Übersicht. Die Literatur der letzten Jahre be- 
schäftigt sich bezüglich der wattlosen Ströme in erster 
Linie mit dem wirtschaftlichen Einfluß bei parallel 
arbeitenden Werken und ganz großen Kraftstromver- 
brauchern. Die für diese Verbrauchergruppe vorge- 
schlagenen Tarifzähler lassen sich mit Rücksicht auf 
die hohen Beschaffungskosten für mittlere und kleinere 
Stromabnehmer nicht verwenden. Da aber gerade bei 
diesen mangels technischen Verständnisses bei der Aus- 
wahl der Elektromotoren schwerwiegende Fehler be- 
gangen werden, so sind Abwehrmaßnahmen gegen den 
ungünstigen Einfluß phasenverschobenen Kraftstromes 
bei allen Stromabnehmern von gleicher Wichtigkeit. 

Die vorliegende Abhandlung gibt eine kurze Zu-. 
sammenfassung über die bisher auf dem Markt befind- 
lichen Tarifapparate und beschreibt einen Wirkver- 
brauch-Blindverbrauchszähler der Körting & Mathiesen 
A.G., Leutzsch-Leipzig, der unwesentlich teurer als ein. 
gewöhnlicher Wattstundenzähler ist und in einwand- 
freier Weise den Kostenanteil.für die Erzeugung der 
wattlosen Energie proportional zur jeweilig verursach- 
ten Phasenverschiebung bei jedem einzelnen Strom- 
abnehmer festzustellen gestattet. = 

; Einleitung. 

Mit der wachsenden Steigerung des An- 
schlusses: von Industrieanlagen an Ein- und 
Mehrphasen-Wechselstromwerke ist der Ein- 
fluß des gegen die Spannung zeitlich verschobe- 
nen Stromes auf ihre Wirtschaftlichkeit von 
einschneidender Bedeutung geworden, so daß 
sich die Betriebsverwaltungen dieser Werke 
nicht länger versagen können, auch dem nicht’ 
Arbeit leistenden Strome die gebührende Auf- 
merksamkeit zu schenken. Die Abgabe einer 
bestimmten Wattleistung bedingt bei nach- 
eilend verschobenem Strome nicht nur die Auf- 
stellung einer größeren Anzahl von Generato- 
ren und Transformatoren, sondern auch größere 
Stromverluste in diesen und im Leitungsnetz, 
wodurch sich die Selbstkosten f. d. nutzbar ab- 
gegebene Kilowattstunde erhöhen. 


Zahlenmäßiger Einfluß der Phasen- 
verschiebung auf die Wirtschaftlich- 
keit von Kraftwerken. 


Da über die Notwendigkeit der Erfassung 
der mit der Phasenverschiebung”wachsenden 
Selbstkosten immer noch Bedenken bestehen, 
so sei zunächst eine Untersuchung darüber an- 
gestellt, um welchen ungefähren Betrag sich 
die Selbstkosten für die erzeugte Kilowatt- 
stunde durch die Phasenverschiebun erhöhen, 
um beurteilen zu lernen, ob der auf die Erzeu- 
gung des wattlosen Stromes fallende Kosten- 
anteil besondere betriebs- oder verwaltungs- 
technische Maßnahmen rechtfertigt. or 

Angenommen, ein Kraftwerk habe Dreh- 
strom nach einer 1 km entfernt liegenden Trans- 
formatorenstation zu liefern, so berechnet sich 
‘der Querschnitt einer Leitung zu 


4» K L(100 = P a) 100 - 
E} 08? 5 (100 — P as) Pay 


80. September 1920, 


P 


wenn 


4, die auf der Sekundärseite der Transfor- 
matoren zur Verfügung zu stellende Ener- 
gie in kVA, x 


Asa die auf ihrer Primärseite notwendige 


= Energie, ;, +/2 
0 den Arbeitsverlust in den Transforma- 


toren in % von A 

Pa, den Arbeitsverlust 
% von Ay, : 
Ey, die Spannung zwischen zwei Linienleitun- 
‚gen auf der Primärseite der Transforma- 

* Lorenz il iS = 

3 den Phasenverschiebungswinkel dort- 

j selbst, 


2 ? “ 
in der Fernleitung in 


K = 17,5Q den Widerstand f. 1 km und. 


mm? Kupferleitung und 

den Querschnitt einer Leitung in mm? 

bedeutet. - : 

Setzt man in die Querschnittsgleichung 
für Ag = 14500 kVA, Z= 100 km, 5 — 
100 000 V, ‚p,,= 3% Pa, =5%, 80 ergeben 
sich für cos = 1 bis cos = 0,3 die in der 
Zahlentafel 1 aufgeführten Leitungsquer- 
schnitte. Diesen Querschnitten sind die Kosten 
der Fernleitung unter Zugrundelegung der 
Einheitspreise in den letzten Friedensjahren!) 
gegenübergestellt. a 


Zaählentafel ı. 


Kosten für 100 km - 


er Leitungsquerschnitt : an 
Fe | des Kupfers in mm? Be 
1 3x 50 0,850 

0,9 3x 70 0,970 

0,8 3x 70 0,970 

0,7 3x:95° | 1,200 

0,6 3%x70+ 3x 50 | 1,540 

0,5 2 (3x 95) ‘1,950 

0,4 23235298) 23) 2,550 

0,3 =0,1.3.x 95) | 4,440 


Da die Wattleistung der Generatoren und 
Transformatoren ihre Begrenzung findet durch 
die zulässige Höchststromstärke ihrer Wick- 
lungen, so ist es notwendig, auch die Leistungs- 
fähigkeit dieser Teile der Anlage bei Phasen- 


verschiebung zu erhöhen. Die gegen induktions- 


freie Belastung erhöhte Leistung in kVA ergibt 
multipli- 


sich, indem man die erstere mit COS 


ziert. Nimmt man den Friedensgrundpreis der 


Zentralenleistung ohne Generatoren und Schalt- 
anlage f. 1 kVA zu 150 M, denjenigen der Lei- 
stung der Generatoren und Schaltanlage zu 
70 M/kVA, den der Transformatorenleistung 
zu 100 M/kVA an — Zahlenwerte, die bei Span- 
nungen von 100 kV eher zu niedrig als zu hoch 


egriffen sind —, nimmt man ferner die Kosten 


ür Gebäude, Kohlenförder- und Kesselanlage, 


Rohrleitung und Dampfmaschine bzw. Dampf- 


turbine in allen Fällen als konstant bleibend 
zu 150 M/kVA beiinduktionsfreier Belastung an, 
so lassen sich aus den sich hierbei ergebenden 


Herstellungskosten die in Abb. 1 angegebenen 
Kapitalkosten f. 1kVA bei cos = 1 erforder- 


licher Zentralenleistung ableiten. 


Dung und 
un\ Work 


82%) 


27, 
N 


S 
4 
2a 


Verz, 
Unter! 


7 02 08 07 06 05 04 03 


Alıb. 1. Kapitalkosten f. 1 kW in Abhängigkeit 
h vom Leistungsfaktor. 


. Die Kurven zeigen, daß es sich bei Ver- 


\ zinsung und Rückstellungen um recht ansehn- 


liche Beträge handelt, die für das nutzbar ab- 
gegebene Kilowatt mit steigender Verschiebung 
beträchtlich anwachsen und bei der Preisbil- 
dung der kWh eine ausschlaggebende Rolle 
spielen. Die durchschnittlichen Selbstkosten für 


‚die erzeugte kWh ergeben sich nach bekannten 
- Regeln zu: ’ Far, 


EL 
ka He 


Bd. 1. 


% 


- 4) Vgl. Klingenberg, Bau großer Elektrizitäts- 
werke, 
3 S 


- kosten f. 1 kWh 


30. September 192u. 


wenn 
k die Durchschnittskostenf.dieerzeugtekWh 
b die festen Kosten f. das erzeugte kW, 
T die jährliche Benutzungsdauer der Gene- 
ratorenhöchstleistung. und 
c die beweglichen Betriebskosten f. 1 kWh 


bedeuten. 


Letztere setzen sich aus den Heizkosten 
und den Kosten für Verwaltung, Betriebsfüh- 
rung, Reparaturen, Versicherungen usw. zu- 
sammen. 

Die Kosten des Heizstoffes betrugen 1913 
bei modernen Großdampfwerken im Durch- 
sehnitt etwa 1,3 Pf/kWh, — heute wesentlich 
mehr. Nachdem aber bei den Kapitalkosten 


mit den Anschaffungswerten vor dem Kriege, 


mangels eines Maßstabes für die zukünftige 
Wertschätzung, gerechnet werden mußte, müs- 
sen wir uns auch für die beweglichen Betriebs- 
kosten an die Durchschnittswerte vor dem 
Kriege halten, um das Verhältnis zwischen 
festen Kapitalkosten und beweglichen Betriebs- 
kosten nicht zu verzerren. . 

Für Verwaltung usw. waren f. 1 kWh etwa 
0,9 Pf in Rechnung zu stellen, so daß die ge- 
samten beweglichen Betriebskosten mit etwa 
2,2 Pf/erzeugte kWh in Rechnung gestellt 
werden können. 

Unter Zugrundelegung dieses Einheits- 


_satzes und der errechneten Beträge für Kapital- 


verzinsung wurden in der Annahme, daß die 
für cos = 1 bestimmte Generatorenhöchst- 
leistung einmal 1500 und ein zweites Mal 3000 
Stunden im Jahre abgegeben wird, die Selbst- 
kosten f. 1 erzeugte kWh bei cos = 1 bis 
cos = 0,3 berechnet und in Abb. 2 die pro- 


70 


60 


20 


710 


S 
STeinerung der Erzeugungskästen prb erzengke kWh 


% 


C0S 
1 09.08 07 06 05 0# 03 
Abb. 2. Erzeugungskosten f. 1 kWh in Abhängigkeit 
vom Leistungsfaktor. 


zentuale Steigerung der Selbstkosten f. die er- 
zeugte kWh, verursacht durch die Phasenver- 
schiebung für 1500 und 3000 Benutzungs- 
stunden im Jahre eingetragen. 

Es ergibt sich, daß sich die Erzeugungs- 
mit der Phasenverschiebung 
wesentlich erhöhen; die Zunahme beträgt von 
cos = 1 bis cos = 0,5 bereits 20 bis 30%, 
je nach der Benutzungsdauer der Generatoren- 
höchstleistung. In Wirklichkeit wachsen die 
Erzeugungskosten mit zunehmender Phasen- 
verschiebung noch mehr, da bei den vorliegen- 
den Darlegungen das Sekundärnetz außer Be- 
trachtung geblieben ist. Dessen Herstellungs- 
kosten wachsen aber mit steigender Verschie- 
bung ebenfalls im Verhältnis “o,: 9; bei gleich- 
bleibenden Verlusten, an. Die Kapitalkosten 
werden also durch das Niederspannungsnetz 
noch eine weitere nicht unwesentliche Er- 
höhung erfahren. Es kann aber davon abge- 
sehen werden, den Einfluß der Phasenverschie- 
bung auf diesen Teil der Anlage durch ein Bei- 
ie zahlenmäßig zu belegen, denn es genügen 
bereits die Zahlenwerte der Abb. 2 als Beweis 
dafür, daß der Kostenanteil für die Erzeugung 
des wattlosen Stromes besondere betriebs- oder 
verwaltungstechnische Maßnahmenrechtfertigt. 

Nieht überflüssig ist es noch darauf hin- 
zuweisen, daß die Rentabilität eines Elektrizi- 
tätswerkes durch einen schlechten Leistungs- 
faktor noch weit ungünstiger beeinflußt wird, 
als im Beispiel gezeigt ist, wenn das Verhältnis 
zwischen den Arbeitsmaschinen und den elek- 
trischen Maschinen anders projektiert worden 
ist, als die späteren Belastungsverhältnisse es 
erfordern, da in diesem Falle auch die An- 
triebsmaschinen und die Kessel nicht voll aus- 
genutzt werden, die Kapitalkosten sich also 
auch für diesen Teil der Anlage erhöhen. 

Verwiesen sei noch auf die Abhandlung 
von Bußmann(,„ETZ“ 1918, 8. 93), in welcher 
der ungünstige Einfluß der Phasenyerschiebung 
auf die Wirtschaftlichkeit parallel arbeitender 
Werke mit gegenseitiger Belieferung behandelt 
wird. Wir werden auf diese Ausführungen noch 
zurückkommen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Maßnahmen zur Verbesserung der 
Phasenverschiebung. 


Eine der ältesten Methoden, die Phasen- 
verschiebung eines Netzes zu verringern, ist 
die Anwendung übererregter Synehronmo- 
toren. Bekanntlich entsteht zwischen Gene- 
rator und Syncehronmotor ein Ausgleichstrom, 
wenn deren EMKe verschieden sind. Dieser 
Ausgleichstrom kompensiert die Phasenver- 
schiebung nur bei einer bestimmten Größe und 
Verschiebung, also nur bei einer bestimmten 
Leistung des Synehronmotors. 

Die Praxis hat nun gezeigt, daß die Auf- 
stellung besonderer Synehronmotoren zur Pha- 
senkompensierung wegen zu großer Kapital- 
und. Betriebskosten nur in den seltensten Fällen 
wirtschaftlich ist. Außerdem bleibt der Nach- 
teil, daß mehr oder weniger komplizierte An- 
wurfschaltungen nötig sind, und daß das Außer- 


 trittfallen der Synehronmotoren zu recht un- 


liebsamen Betriebsstörungen führen kann. 

Zur Verbesserung der Phasenverschiebung 
hat man ferner in den Generatorstromkreis 
Kondensatoren eingebaut. Da aber der Frie- 
denspreis eines Kondensators f. IkVA rd 50 bis 
60 M betrug, und. ferner die Kompensations- 
wirkung sich lediglich auf den Generator, nicht 
auch auf das Netz und die Transformatoren 
erstreckt, so stehen auch dieser MethodeGründe 
wirtschaftlicher Art entgegen, denn nur dann, 
wenn die Mittel zur Entlastung vom wattlosen 
Strom sich auf alle Teile der Anlage erstrecken 
und billig sind, wird das Problem der Phasen- 
kompensation praktisch von Interesse sein. 

Mehr Aussicht auf Erfoig dürften Maß- 
nahmen haben, die auf Verbesserung der 
Motoren hinwirken. Bereits 1895 hat Le- 
blane den Vorschlag gemacht, den Leistungs- 
faktor von Induktionsmotoren durch Einfü- 
gung einer EMK von der Schlupffrequenz in 
den Rotorkreis zu verbessern. Da aber den 
Hilfsmaschinen zur Erzeugung dieser EMK der 
Nachteil komplizierter Anordnung und ungün- 
stiger Kommutierungsverhältnisse anhaftet, so 
hat der Vorschlag von Leblanc wenig Beach- 
tung gefunden. 

Neuerdings haben Kapp!) und Scher- 

ius?) gezeigt, wie sich die beiden Nachteile 

vermeiden lassen. Auf deren Arbeiten sei 
verwiesen. Nach Angabe der Verfasser wird 
durch die Phasenkompensatoren der Preis der 
Motoren nicht unwesentlich erhöht. Es ist da- 
her anzunehmen, daß die Stromabnehmer der- 
artigen Motoren dann den Vorzug vor norma- 
len Motoren geben werden, wenn den Mehran- 
schaffungskosten ausreichende Betriebsvor- 
teile gegenüberstehen. 


Verkauf elektrischer Energie unter 

Berücksichtigung des Kostenanteils 

für Erzeugung der wattlosen Energie 

und die hierzu erforderlichen Meß- 
geräte. 


Solche Betriebsvorteile sind gegeben,wenn 
die Elektrizitätswerke sich entschließen, den 
Strompreis nach der Größe der verursachten 
Phasenverschiebung abzustufen. Mit dieser 
Forderung werden wir in das Gebiet der Tarif- 
bestimmungen geführt. Abgesehen von der er- 
zieherischen Wirkung derartiger Tearifforde- 
rungen bilden. dieselben den einzig möglichen 
Weg, in gerechter Weise den Kostenanteil für 
die Erzeugung der wattlosen Energie im Ver- 
hältnis zur jeweiligen Phasenverschiebung auf 
die einzelnen Konsumenten zu verteilen. Wür- 
den sämtliche Abnehmer für jedes zur Ver- 
fügung gestellte kW an der Phasenverschiebung 
in gleicher Weise beteiligt sein, so ließen sich 
auch die Kosten dafür auf die verbrauchten 
kWh gleichmäßig verteilen. Da aber nicht.ein- 
mal die Abnehmer gleicher Konsumentengrup- 
pen die Betriebsmittel zur Erzeugung des 
wattlosen Stromes annähernd gleichmäßig be- 
anspruchen, so läßt sich eine gleichmäßige Ver- 
teilung der Kosten auf die einzelnen Abnehmer 
nicht rechtfertigen. 

Tarifbestimmungen, welche die Verkaufs- 
bewertung der elektrischen Energie nicht nur 
nach nutzbarer Arbeit, sondern auch nach 
wattloser Leistung vorsehen, haben eine weit- 
aus größere Berechtigung als solche, die bei- 
spielsweise eine Preisstaffelung. lediglich nach 
der Zeit oder nach dem Höchstverbrauch ver- 
langen, denn, während die letzteren Maßnah- 
men nur für die verhältnismäßig kurze Zeit des 
Zentralenmaximums bedingt werden, macht 
sich der ungünstige Einfluß der Phasenverschie- 
bung während der vollen Betriebsdauer gel- 
tend, allerdings während der Hauptbelastungs- 
zeit in verstärktem Maße. 

Wenn bisher derartige Tarifbestimmungen 
nicht in größerem Umfange Eingang in die 
Praxis gefunden haben, so liegt dies teils an der 
Verkennung des ungünstigen Einflusses der 


ı) Kapp, „Blectrician“, Bd. 69. 1912, 8. 257; „ETZ“ 
1912, 8. 778; 1918, 8. 931; 1914, $. 713, 9815 1919, 8. 408." 
2) Scherbius, „ETZ“ 1915, S. 299. 


für x = 6° trifft dies noch zu. 


Phasenverschiebung auf die Wirtschaftlichkeit 
der Elektrizitätswerke, teils an dem Mangel 
geeigneter Meßgeräte, die den Blind,‚verbrauch 
neben dem Wirkverbrauch registrieren. Als ge- 
eignet sind derartige Meßgeräte zu bezeichnen, 
wenn: 

1. Wirkleistungs-und Blindleistungs-Trieb- 
system auf einen gemeinsamen rotierenden Teil 
wirken ; 

2. die Verschiebung zwischen den wirk- 
samen Strom- und Spannungsfeldern in der 
Massenerzeugung der Geräte keinen Schwierig- 
keiten begegnet; 

3. das Drehmoment, verursacht durch den 
wattlosen Vollaststrom, in einfacher Weise in 
ein beliebiges Verhältnis zum Höchstdreh- 
moment bei induktionsfreier Last gebracht 
werden kann, um die durch den wattlosen Strom 
bedingten Angaben den jeweiligen Selbst- 
kosten anpassen zu können; 


4. bei allen Werten des Verbrauchsstromes, 
der Spannung und der Phasenverschiebung das 
Meßgerät innerhalb der gesetzlichen Fehler- 
grenzen der Aufschrift des Leistungsschild.es 
entsprechend registriert, das Meßgerät also 
eichfähig ist; 

. 5. der Eigenverbrauch innerhalb normaler 
Grenzen verbleibt; 


6. die Herstellungskosten diejenigen eines 
normalen Wattstundenzählers nur unwesent- 
lich überschreiten ; 


7. bei Anlagen, die zeitweise oder dauernd 
voreilenden Strom in das Netz geben, die Meß- 
geräte bei zunehmender Verschiebung weniger 
angeben, als der reinen Wattleistungentspricht; 

8. die Meßgeräte in Mehrleiter- und Mehr- 
phasenanlagen wie normale Wattstundenzähler 
geschaltet werden können, 


Es werde zunächst untersucht, wie weit 
die bisher bekannten Zähler diesen Bedingun- 
gen gerecht werden. 

Hierbei läßt es sich im Interesse der zu- 
sammenhängenden Darstellungsweise nicht ver- 
meiden, auf bereits bekannte technische Grund- 
lagen näher einzugehen. 

Einer der ältesten Vorschläge zur Her- 
stellung eines Zählers, dessen Angaben vom 
Leistungsfaktor abhängen, rührt von Be- 
nischke her („ETZ“ 1899, S. 454). -Vorge- 
schlagen wird, Zähler zu verwenden, deren 
Nebenschlußstrom.um einen kleinen Winkel 
gegen die Klemmenspannung verschoben ist. 
Verschiebt man den Strom {im Spannungskreis 
eines elektrodynamischen Zählerss um einen 
Winkel x, oder das wirksame Spannungsfeld, 
eines Ferrariszählers um (90° + x) gegen das 
Hauptstromfeld, so sind die Angaben dieses 
Zählers für die Zeiteinheit gegeben durch die 
Gleichung: 


A=EJ«o0s (px) 


wobei im Klammerausdruck das Minuszeichen 
für nacheilenden, das Pluszeichen für voreilen- 
den Strom gilt. 

Wählt man den Winkel x sehr klein, etwa 
2 bis 3°, so zeigt der Zähler bei induktionsfreier 
Last die Wattbelastung richtig an. Ja selbst 
Durch ent- 
sprechende Abgleichung des Winkels x läßt sich 
die Bewertung des wattlosen Stromes in ver- 
hältnismäßig weiten Grenzen ändern. Bei vor- 
eilendem Strom werden die Angaben dieser 
Zähler um den gleichen Prozentsatz kleiner, als 
sie bei nacheilendem Strom größer als die reine 
Wattleistung sind. ; voreilender Strom wird also 
günstiger berechnet. 

Diesen Zählern haften aber folgende Nach- 
teile an: 

1. Die genaue Einstellung der Verschie- 
bung von 3° und weniger macht nicht unbe- 
deutende praktische Schwierigkeiten bei der 
Masseneichung. Es ist wohl einfach, Winkel- 
grade genau zu bestimmen, wenn sich das Watt- 
meter in Umkehrpunkten befindet, also Winkel 
von 0° und 90°, bei jeder anderen Winkelgröße 
hingegen muß man mehrere Instrumente (Watt- 
meter, Voltmeter und Amperemeter) gleich- 
zeitig ablesen. Die hierbei vorzunehmenden Um- 
rechnungen können von Mädchen, die heute in 
den Fabrikeichräumen vorherrschen, nicht ver- 
langt werden. Aber auch von männlichen 
Durehschnittseichern wird man am besten 
derartige Arbeiten nicht ausführen lassen, da 
auch diesen die erforderliche Vorbildung und 
vielfach die notwendige Gewissenhaftigkeit zur 
Ausführung umständlicherer Rechnungen fehlt. 


"2, Ist das Nebenschlußfeld eines Ferraris- 
zählers um beispielsweise 90° + 3° gegen das 
wirksame Hauptstromfeld. verschoben, und er- 
hält das Zählwerkschild eines solchen Zählers 


die Aufschrift: 
EJcos(@+ 30%) kWh, 


so würde vielleicht keine allzu große Schwierig- 
keit bestehen, bei Ergänzung der gesetzlichen 


174 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heit 39, 


80. September 1920. 


Bestimmungen dahin zu wirken, daß ein sol- 
cher Zähler für den Verkehr als eichfähig be- 
funden wird; es bleibt aber der Nachteil, daß 
die Zähleraufschriftt dem Verständnis des 
Laien nicht zugänglich gemacht werden kann. 

Die gleichen Mängel, in noch erhöhtem 
Maße, haben die Zähler nach ‚Prof. Arno. 
Arno nimmt an, daß die Phasenverschiebung 
in Kraftanlagen im allgemeinen zwischen 30° 
und 54° schwankt. Wählt man nun den Win- 
kel x im Nebenschlußkreis eines dynamo- 
metrischen Zählers zu 42°, so daß —xin den 
Grenzen + 12° liest, so würde, da cos (P—X) 
in diesem Falle um nicht mehr als 2,2% von 1 
abweicht, der Zähler die scheinbare Leistung 
mit einer Höchstgenauigkeit von 2,2% messen. 
Arno sagt nun weiter: Die wirkliche Leistung 
eines Wechselstromkreises ist 


A» =BJc0sp 
die scheinbare 
As ed: 


Soll die von einem normalen Wattstundenzäh- 
ler nicht registrierte Energiedifferenz 


EJ(1—cosg) 
zu einem Bruchteil = - EJ(1—cosg) zum 
Ausgleich der höheren Kapitalkosten und 


größeren Verluste mit in Rechnung gezogen 
werden, so müßte ein solcher Zähler für die 
Zeiteinheit registrieren: 
EJ(1— cos g) 
n 
nmEJcosg + EJ—EJcosp 
a7: n ' 
VEN 
n 


A=ZEJcosp+ 


= - EJ+ EJcosp 

Für n = 1 ergibt die Formel die scheinbare 
Belastung, und. da diesem n = 1 ein um 42° 
bzw. um (90°--42°) gegen das Hauptstrom- 
feld verschobenes Spannungsfeld entspricht, 
ist für einen anderen Wert des Faktors n der 
Verschiebungswinkel des Nebenschlußfeldes zu 


4 4 oe 
= bzw. (90 + 1) ZW wählen. Aus statisti- 


schen Werten berechnet Arno den Wert n im 
Mittel zu etwa 3, so daß ein Zähler für derartige 
Kraftanlagen i. 1 Stunde zu registrieren hätte: 


AS EI + EJ cos @kWh 


Diesen Wert registriert ein dynamometrischer 
2 
Zähler, wenn der Nebenschlußstrom um 7 


— 14° gegen die Klemmenspannung verscho- 
ben ist, und ein Ferrariszähler, wenn dessen 


42 
wirksames Nebenschlußfeld um 90° + 3 =104° 


gegen das wirksame Hauptstromfeld zeitlich 
zurückbleibt. 

Untersucht man, wie weit solche Zähler 
den von mir aufgestellten Bedingungen ent- 
sprechen, so Si 
stellen: 

1. Die Winkelabgleichung macht die glei- 
chen Schwierigkeiten, wie bei Zählern nach Be- 
nischke. Da für Wechselstromkreise nur Fer- 
rariszähler benutzt werden, muß man den Auf- 
bau des Nebenschlußsystems. derart treffen, 
daß die verhältnismäßig sehr große Verschie- 
bung des Nebenschlußfeldes um 104° ermög- 
licht wird. Dies macht besonders bei Zählern 
für niedrigere Periodenzahlen ganz bedeutende 
Schwierigkeiten und läßt sich nur durch einen 
sehr hohen Eigenverbrauch im Nebenschluß 
erreichen. 5 

2. Zähler dieses Systems sind meines Er- 
achtens für die Bel auch dann nicht 
BenEaet wenn dieselben die Aufschrift er- 

alten: 


n EI+ E EJ c0s kWh 


bei cos = 0,866 bis 0,588. 


Sowohl der prinzipielle Fehler der Meßmethode 
von 2,2%, als auch der Umstand des beschränk- 
ten Verwendungsbereiches steht dem ent- 
gegen, denn die Physikalisch - Technische 
Reichsanstalt nimmt davon Abstand, Zähler 
zur Beglaubigung zuzulassen, welche nur unter 
bestimmten Betriebsvoraussetzungen richtig 
anzeigen. 


sind folgende Mängel festzu-- 


3. Die Zähler lassen nicht zu, die Bewertung 
des wattlosen Stromes den Selbstkosten anzu- 
passen. 

4. Die Zähler sind; nur für Stromkreise mit 
nacheilendem Strom verwendbar, da zwischen 
30° und 54° der Ausdruck - 


A=EJcos(pFR). > 


die scheinbare Belastung nur so lange ergibt, als 
der Winkel x = 42° vom Winkel @ abzuziehen 
ist. i 
Zusammenfassend ist festzustellen, daß die 
nach der Methode von Arno abgeglichenen 
Zähler gegenüber solchen nach Benischke keine 
Vorteile aufweisen. 

Durch das D.R.P. 251 623 im Jahre 1911 
wurde ein Verfahren zur Messung der kom- 
Korn Belastung bekannt, das gestattet, die 

urch wattlosen Strom verursachten Kosten 
jeweils auf die Abnehmer zu verteilen, und das 
gegenüber den Arno-Zählern noch den. Vorteil 
der leichteren Eichung hat. Das Wesen der 
Erfindung besteht darin, daß ein 


Nn=—] 
N 


EJc0sp 


registrierendes Wattstunden-Triebsystem mit 


einem Amperestunden-Triebsystem, welches, J 


registriert, zusammen auf ein gemeinsames 
Zählwerk wirkt, wobei die Triebkerne des 
Wattstunden-Triebsystems auch diejenigen des 
Amperestunden-Triebsystems bilden können. 
Wählt man beispielsweise n = 10, so ist die 
vom Zähler i. d. Stunde registrierte Leistung 


‚gegeben zu: 


BR 
10 J+ 0 EJcosp 


Als Nachteile dieser Meßmethode sind zu 
nennen: 

1. Die Amperestundenzähler für Wechsel- 
strom, u. zw. sowohl die mit quadratischem als 
auch die mit annähernd linearem Drehmoment, 
haben bei niedrigen Belastungen sehr große 
Minusfehler; dieser Fehler beträgt bei 10%, der 
Vollast bei quadratischem Drehmoment etwa 
— 18%, bei annähernd linearem Drehmoment 
etwa — 30%!). Da aber gerade bei kleinen Be- 
lastungen der Betriebsmotoren, also bei kleiner 
Zählerlast, große Phasenverschiebungen zu er- 
warten sind, bei welchen gerade ein Interesse 
vorliegt, die wattlose Energie möglichst genau 
zu messen, so mangelt der vorliegenden Meß- 
methode in erster Linie die erforderliche Ge- 
nauigkeit. 


2. Diese Zähler registrieren nicht nur bei 


nacheilendem, sondern auch bei voreilendem 
Strom mehr, als der reinen Wattleistung ent- 
spricht, während es nach meinen Darlegungen 
doch notwendig erscheint, daß die Zähleranga- 
ben bei zunehmend voreilendem Strom in dem 


gleichen Verhältnis kleiner werden, als sie bei 


nacheilendem Strom anwachsen. 

Weiter begegnen wir dem Vorschlag von 
Bußmann?), auf die reinen Wattstunden Zu- 
schläge bzw. Abzüge zu machen, die den watt- 
losen Leistungsstunden 


EJsiangT 


proportional sind. Ein Meßgerät zu schaffen, | 


das die wattlosen Leistungsstunden anzeigt, 
scheint bis jetzt auf Schwierigkeiten gestoßen 
zu sein, denn die einschlägige Literatur hat ein 
solches Meßgerätfür den einfachstenFall, 
daß einphasiger Wechselstrom zurVer- 
fügung steht, noch nicht gebracht. Man hat 
bislang. solche Zähler nur für Drehstroman- 
lagen ausgebildet, wo die erforderlichen Feld- 
verschiebungen dadurch erreicht werden, daß 
die die Triebfelder erregenden Spulen in ganz 
bestimmte Phasen des Drehstromsystems ge- 
schaltet werden. Sieht man von den Vor- 
schlägen für Drehstromanlagen für gleichbe- 
lastete Phasen ab, da derartige Belastungsver- 
hältnisse bekanntlich niemals gewiß sind, so 
bleibt für den Blindverbrauchzähler nur der 
Schaltungsvorschlag nach Abb. 33) übrig, in wel- 
chem 1, 2 und 3 die Linienleitungen des Dreh- 
stromsystems, 4 und 5 zwei von den Verbrauchs- 
strömen 1und 3durchflossene Hauptstromspulen 
und. 6 wie 7 Spannungsspulen darstellen, die 
durch vorgeschaltete Widerstände so abge- 
glichen sind, daß die Phasenverschiebung zwi- 


) Sehmiedel, Wirkungsweise und Entwurf der 
Motor-Elektrizitätszähler, Enke, Stuttgart 1916, 
?2) Bußmann, „ETZ“ 1919, S. 105, 
®) Bußmann, „ETZ“ 1915, 8. 507. 


schen Spannung und wirksamen Spannungs- 
feld 60° beträgt. Be EUR 

Solche Zähler zeigen auch dann richtig, 
wenn eine der Linienleitungen keinen Strom 
ührt. : 


Abb. 3. Von der Zweiwattmeter-Methode abweichende 
Schaltung für Blindleistungszähler in Drehstromanlagen. 


% 
Anders liegen die Verhältnisse, wenn eine 


der Linienleitungen vor dem Zähler unter- 


brochen ist. Wird beispielsweise die Linienlei- 
tung 2 vor dem Zähler abgeschaltet, so stellt 
Abb. 4 das zugehörige Vektorendiagramm dar. 


--2 = - Im 


N 


\ 
A) 


N 
U 


Abb. 4. Vektorendiagramm für Blindverbrauchszähler in 
Drehstromanlagen bei Ausschaltung einer Linienleitung. 


Aus ihm läßt sich das Drehmoment des Zählers 
zu » 


D= ( D,y, Dei 5in (60 — Y) 
ableiten. Für g = 0 wird 
DZ 0,866 (6 ©y, Dei; 


während dasselbe gleich Null sein sollte. Der 
Zähler zeigt somit in diesem Falle um + 86,6% 
falsch, zuviel für voreilenden, zu wenig für 
nacheilenden Strom. 
Für $ =:90° wird SEELE Ru 
-D=(dy De; sin( — 30) = + (0 (- 0,5 97, dı3), 


d.h. der Zähler zeigt für $ = 90° um 50% 
falsch. Be 
Ist die Linienleitung 1 oder 3 unter- 
brochen, so wird von dem Zähler die wattlose 
Arbeit nicht mehr registriert, da entweder die 
Hauptstrom- oder die Spannungsspule der zu- 


sammenwirkenden Triebsysteme stromlos ist. 
Für e = 90° wird in diesem Falle der Fehler 


des Zählers F 100% der Sollangabe. 

Da Drehstrommotoren, nachdem 
sie unter Drehstrom angelassen wor- 
den sind, als Wechselstrommotoren 
weiterlaufen, so besteht bei Verwen- 
dung derartiger Zähler für den Ver- 
braucher die Anregung,. sich einen 
Vorteil durch Ausschalten einer der 
Linienleitungen, zu verschaffen. Die- 
ser Nachteil zeigt sich auch bei Dreh- 


stromzählern für gleichbelastete Pha- 


Nachdem dieser Fehler der Dreh- 
stromzähler für gleichbelastete Pha- 


Sen. 


sen für die Reichsanstalt mitentschei- 
dend war, solche Zähler nicht mehr 
zur Beglaubigung zuzulassen, so wird 
auch für die besprochenen Blindlei- 
stungszähler!) der angegebene Mangel 
bei der Prüfung zur Beglaubigungszu- 
lassung in Rücksicht zu ziehen sein. 


1) Stöppler, „ETZ“ 1915, 8. 508. 
(Schluß folgt.) 


3 


& 
% 
i 
Br 
ti 


GREEN NE ah 


7 


5 
5 
f 


= 
F 


.SIeren. 


30, September 1920. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Kraftübertragung mit 150 000 V. — Die 
Knoxville Power Company erbaute eine einst- 
weilen nur rund 40 km lange, später aber er- 
heblich zu erweiternde Kraftübertragungsan- 
lage. Mit Rücksicht auf die spätere Ausdehnung 
wurde die Spannung von 150 000 V gewählt. 
Man beabsichtigt, die vollständige Anlage in 
einzelne Betriebe von je etwa 32 000 kW auf- 
zulösen, um Störungen möglichst zu lokali- 
Zu diesem Zweck werden die Strom- 
erzeuger von je etwa 20 000 kVA Leistung in 
der üblichen Weise unmittelbar mit ihren 
Transformatoren verbunden, Unterspannungs- 
sammelschienen also nicht vorgesehen. Die 
Hochspannungs-Sammelschienen sind so unter- 
teilt, daß normalerweise eine Gruppe von zwei 
Stromerzeugern und zwei Transformatoren auf 
eine Leitung arbeitet. Auch in dem Unterwerk 
arbeiten die Leitungen auf getrennte Trans- 
formatorengruppen, welche auch unterspan- 
nungsseitig nicht parallel geschaltet werden. 
Die Einphasentransformatoren sind unter- 
spannungsseitig in Dreieck, hochspannungs- 
seitig in Stern geschaltet, der neutrale Punkt 
ist geerdet. Die übertragene Leistung wird 
in der Hauptsache für elektrolytische Zwecke 
gebraucht. Die Hochspannungsleitung führt 
zum Teil durch flaches, zum Teil durch sehr 
gebirgiges Land. In der Ebene betragen die 
Spannweiten etwa 250 m, im Gebirge dagegen 
sind sie alle verschieden, darunter mehrere 
von mehr als 600 m und eine von 1500 m. 
Die höchste Beanspruchung der Stahl-Alumini- 
um-Seile beträgt rund 3600 kg bei — 18°C 
unter Annahme einer Eisschicht von 12% mm 
rund um denLeiter und eines Winddruckes von 
rund 30 kg/m? auf den Durchmesser des mit 


- Eis bedeekten Leiters bezogen. ‚In der Ebene 


wurden Türme für 2x3 Leitungen, im Ge- 
birge dagegen für nur 3 Leitungen verwendet. 
Das Gewicht der Trag- und Abspanntürme für 
6 Leiter beträgt etwa 6000 kg, bei etwa 6,5 
bzw. 7,5 m Standweite, das der Tragtünme 
für 3 Leiter etwa 5000 kg und das der Abspann- 
türme für 3 Leiter etwa 5800 kg. Bei den 
Türmen mit 6 Leitern beträgt die horizontale 
Entfernung ‘des oberen und des unteren 
Leiterpaares je 7,2 m, die des mittleren Leiter- 
paares 6,2 m. Der vertikale Abstand zwischen 
den Leitern beträgt rund 3m. An den Türmen, 


welche in Geländevertiefungen aufgestellt sind, 


wurden die Isolatorenketten, damit bei niedriger 
Temperatur infolge der herabgesetzten verti- 
kalen Belastung die seitlichen Ausschwingungen 
durch Winddruck nicht zu groß werden, mit 
Gewichten von etwa 360 kg belastet. Ferner 
wurde bei den Tragtürmen in besonders langen 
Spannweiten mit Rücksicht auf die große Be- 
lastung doppelte Isolatorenketten verwendet, 
während bei den mittleren Traversen der 
Sechsleitertürme überall doppelte Ketten ver- 
wendet wurden, von welchen eine am Turm, 
eine am Ende der Traverse aufgehängt wurde, 
damit bei diesen kurzen Traversen ein über- 
mäßiges Ausschwingen der Leitungen ver- 
mieden wird. Die Isolatorketten sind mit 


- Überschlaghörnern ausgerüstet (vgl. Abb. 1). 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


RUNDSCHAU. 


Spannen des Seiles benutzt, die Aluminium- 
drähte sind an der Einspannstelle abgeschält 
und um die Drahtklemme herumgeführt. An 
dieser Stelle werden Abspannisolatoren aus 
Holz mit Porzellanverkleidung und Ölfüllung 
benutzt, welche sich bei einer 110 000 V Fluß- 
kreuzung bereits sehr gut bewährt haben sollen. 
Bei dieser langen Kreuzung wurde statt des 
Erdseilesein Stahl-Aluminium-Seil gleicher K on- 
struktion wie die Hauptleiter isoliert aufge- 
hängt, so daß es beim Bruch eines der beiden 
Hauptleiter als Reserve benutzt werden kann. 

Über die Stahl-Aluminium-Seile werden 
folgende Angaben gemacht: Der Kern besteht 
aus doppelt galvanisiertem Stahlseil von be- 
sonders hoher Festigkeit, darüber sind hart- 
gezogene Aluminiumdrähte gelegt. Die Elasti- 
zitätsgrenze des Aluminiums liegt bei 1000 
kg/cem?, die Bruchfestigkeit bei 1680 kg. Für 
die Stahlseele betragen die Werte 9100 bzw. 
11 200 kg/em?. Die Stahlseele besteht aus 
19 Drähten von rund 2 mm Durchmesser, der 
Aluminiumleiter aus 30 Drähten von rund 3,3 
mm Durchmesser. Für die 1500 m Spannweite 
wurde ein Leiter benutzt aus 61 Stahldrähten 
von rund 2,5 mm Durchmesser und 22 Aln- 
miniumdrähten von rund 3,8 mm Durchmesser. 
Die Isolatoren sind Kappenisolatoren. Die 
Kappen und Bolzen sind mit Zement auf- bzw. 
eingekittet. Die Überschlagspannung der aus 
10. Gliedern bestehenden Kette beträgt unter 
Regen nicht weniger als 930 000 V bei Frequenz 
60. Die Leitung wurde im April 1919in Betrieb 
gesetzt und bis zur Abfassung des Berichtes 
im Februar 1920 sind keine Störungen vor- 
gekommen. deR 


Apparatebau. 


Regeln für Starkstrom-Schaltgeräte. — Die 
Chambre Syndicale des Constructeurs de Gros 
Materiel Eleetrique hat einen Entwurf von 
Regeln für Schaltgeräte, Sicherungen, Wider- 
stände, Drosseln, Regler und Überspannungs- 
schutzgeräte ausgearbeitet. Diese Regeln sind 
vergleichbar mit folgenden Veröffentlichungen 
des VDE.: ‚Vorschriften für die Konstruktion 
und Prüfung von Schaltapparaten für Span- 
nungen bis einschl.- 750 V“, „‚Richtlinien für die 
Konstruktion und Prüfung von Wechselstrom- 
Hochspannungsapparaten von einschließlich 
1500 V Nennspannung aufwärts‘, „Vorschriften 
für die Konstruktion und Prüfung von Installa- 
tionsmaterial‘“, bzw. den z. Zt. in Ausarbeitung 
befindlichen neuen ‚‚Vorschriften für Schalt- 
geräte und Sicherungen bis 1100 V‘‘, den neuen 
„Richtlinien für Hochspannungs-Schaltappa- 
rate‘ und den ‚„‚Vorschriften über Anlasser und 
Steuergeräte ‘‘. 

Der französische Entwurf enthält nur Re- 
geln über Bewertung, Prüfung und Aufschrif- 
ten, aber weder Sicherheitsvorschriften noch 


Vorschriften für die Normung von Bestand- 
teilen. Er umfaßt etwa 250 Paragraphen, u. zw. 
etwa 60 Paragraphen Begriffserklärungen. (Ge- 
rätearten, Bauart, Schutzart, Betätigungsart 
usw.) und etwa 190 Paragraphen Bestimmun- 
gen (Betriebsart, Erwärmung, Isolierfestigkeit, 
Schaltleistung, 


Schaltverläßlichkeit, Schalt- 


Abb. 1. Abspannung der Leiter durch Doppelketten an den mittleren Traversen. 


Vorläufig wurde ein Erdseil (Stahlseil von 
12,5 mm Durchmesser) verlegt, die Verlegung 
eines zweiten Seiles ist für später vorgesehen. 

Die Türme der 1500 m langen Spannweite 
wiegen je etwa 25000 kg. In dieser langen 
Spannweite wird nur die Stahlseele zum 


schnelligkeit, Schaltgenauigkeit, Aufschriften 
usw.). Für Regler und Überspannungsschutz- 
geräte werden’ vorläufig nur Begriffserklärun- 
gen gegeben. ‚Nachstehend werden einige be- 
merkenswerte Bestimmungen auszugsweise 
wiedergegeben: 


Heit 39. 


775 


l. Die Betriebsart wird in der aus folgen- 
dem Beispiel ersichtlichen Weise gekennzeich- 
net: Dauerbetrieb: „50 A‘; „kurzzeitiger Be- 
trieb: „50A x 60 min.‘ ; aussetzender Betrieb: 


Re (d.h. 10% Einschaltdauer): 


„50A = era 
60 min 

2. Normale Nennstromstärken für alle 
Gerätearten sind: 1, 3, 5, 10, 25, 50, 100, 200, 
350, 500, 750, 1000, 1500, 2000, 3000, 4000 A. 
Für Sicherungen gelten folgende normale Nenn- 
stromstärken: 1, 2, 3, 5, 10, 15, 20, 25, 30, 
40, 50, 60, 70, 85, 100, 120, 150, 180, 200, 
250, 300, 350, 400, 450, 500 A. 

3. Als zulässige Grenztemperaturen gel- 
ten (Temperatur der Umgebungsluft höchstens 
40°); 

Isolierstoffe. 


a) Baumwolle, Seide, Papier u. dgl. 


unımpräapmiert una a rt, 95° 
b) Baumwolle, Seide, Papier, Holz 
u. dgl., imprägniert oder bei Ver- 
wendung in einem zusammenge- 

BetztenzIsolierstoff.) =... 2. 105° 
ce) Baumwolle, Seide, Papier, Holz 

u. del. unter Ol. N 959 

det mailledrahtese se 2.0 Me 125° 

e) Marmor und Schiefer . .. .. 100° 
f) Hartgummi und andere gummi- 
haltige Isolierstoffe, je nach der 

Vulkanisation . « .- » .. 2....60-=100° 
g) Isolierstoffe, enthaltend Schellack 
oder Kopalharz, je nach dem Fa- 

‚brikationsvorgang . » » » » ... 60-100 
h) Isolierstoffe, enthaltend synthe- 
tische Harze, die unter 250° nicht 
verkohlen, z. B. Bakelit, Formalit 

U; Rn, en a an 200° 

I Mineraloler er ne Ne ee 90° 

k) Porzellan, Glas, Glimmer, Asbest, x urn 

Kieselerde, Kalk und alle anderen  zrenzung 

feuersicheren Stoffe j 


essen nn tn ER ee 


Bezüglich f) und g) und Isolierstoffen, die 
in obiger Zahlentafel nicht genannt werden, 


sind besondere Vereinbarungen zu treffen. 
Blanke Metallteile. 
L)E BederndezEellese. ne yes en. 80° 
miRKontakteir.. a ae er 100 
n) Lötstellen (Zinnlot) ER RE AKOL DL 
oa Nensülbersa ne 250° 
p) Schmiedeeisen . 250° 
q) Kupfer . 300° 
Tr) Gußeisen 300° 
s) Aluminium 200° 


Für Nickelstähle, Spezialstähle und Legie- 
rungen, die in obiger Zahlentafel nicht genannt 
werden, sind besondere Vereinbarungen zu 
treffen. 

4. Als Temperaturunterschied zwischen 
der heißesten Stelle einer Wicklung und der 
gemessenen Temperatur ist anzunehmen 15° 
bei Thermometermessung und 10° bei Wider- 
standsmessung. 

5. Normale Nennspannungen sind: Ver- 
teilung: 550, 1100, 3500, 6000, 11 000, 15 000, 
16 500, 24 000. Übertragung: 30 000, 45 000, 
60 000, 75 000, 90 000, 120 000. 

6. Normale Nennspannungen von Hilfs- 
stromkreisen sind: Gleichstrom: 65, 115 V, 
Einphasenstrom: 65, 115, 200 V, Dreiphasen- 
strom: 115, 200 V. 

7. Die Durehschlagsprobe ist mit einer 
Prüfspannung von 2 x Nennspannung + 1000V 
(jedoch mindestens 2100 V) auszuführen. 

8. Die Schaltleistung wird berechnet aus 
der Spannung am Schaltgerät nach erfolgter 
Ausschaltung und der Stromstärke im Schalt- 
gerät unmittelbar vor der Ausschaltung. Bei 
Angaben über die Schaltleistung ist hinzuzu- 
fügen: 

a) Anzahl der Ausschaltvorgänge, die stattfin- 
den können, ohne daß die Betriebsfähigkeit 
des Schalters leidet. . 

b) Induktivität des abgeschalteten Strom- 


kreises. 
ec) Frequenz. 
d) Polzahl. - 
Wenn für a) nichts angegeben ist, so wer- 
den drei Ausschaltvorgänge vorausgesetzt 


"Wenn für b) nichts angegeben ist, wird rein in- 


duktive Belastung bei Wechselstrom und fast 
induktionsfreie Belastung bei Gleichstrom vor- 
ausgesetzt. Wenn die Schaltleistung auf dem 
Gerät nieht angegeben ist, so wird vorausge- 
setzt, daß sie aus der Nennspannung und dem 
Nennstrom zu berechnen ist. 

9. Die Schaltverläßlichkeit wird ermittelt, 
indem man die Versager bei mindestens 
30 Schaltverrichtungen zählt. Geräte mit elek- 
trischer oder pneumatischer Betätigung müssen 
noch bei 80% der RA eye eng 
bzw. 80% des Nenn-Betätigungs ruckes wirken. 


778 


10. Die Ungenauigkeit, die für das Aus- 
lösen selbsttätiger Schalter zulässig ist, beträgt 
+ 10% von den Strom- bzw. Spannungswerten, 
die die Auslösung herbeiführen sollen. Span- 
nungsrückgangsschalter und Stromrückgangs- 
schalter müssen bei Spannungs- bzw. Strom- 
werten auslösen, die höchstens 75% der Nenn- 
werte sind. 

11. Die Schaltzeit, das ist die Zeit vom 
Augenblick, in dem der Schaltvorgang beginnt 
bis zum Augenblick, in dem die Endstellung 
erreicht ist, soll nieht überschreiten: 

a) Schließen eines Schalters, der 
zur Parallelschaltung von Ma- 
schinen bestimmt ist . 
b) Schließen oder Öffnen 
handbetätigten Gerätes. . . . ls 
e) Öffnen eines Selbstschalters mit 
Überstromauslösung , Gleich- 


eines 


Strom 3, AD mern Se 15.8 
d) Öffnen aller anderen Selbst- 
schalter mit Schnellauslösung 1=8 


Dauer hängt 

e) Öffnen oder "Schließen aller | "gu den BC 
selbsttätigen Geräte . der Selbsttä- 
tigkeit ab: 
12. Sicherungen sollen wie folgt wirken: 
bis m über 10 A 


A. Sollen in 10 min durch- 


schmelzen bei einem 
Strom von mehr als. 2,4- bis 2,3-fach. 
Nennstrom 
B. Dürfen nicht durch- j 
schmelzen in t min bei 1,6- bis 1,7-fach. 
Nennstrom 


t = die zehnfache Schmelzzeit, 
Versuch A. ermittelt wird. 

13. Vom Ohmwert!) unveränderlicher und 
änderbarer Widerstände (Rheostate) wird ge- 
fordert: 

a) daß sich der tatsächliche Wert zwischen 10 
bis 40° vom bereehneten Wert um höchstens 
+10 % 
- 5% 
daß er bei der höchsten Temperatur, die bei 
der Erwärmungsprobe auftritt, um nicht 
mehr als 20% höher ist als im kalten Zu- 
stand des Widerstandes. 
daß der Echtwiderstand (gemessen mit 
Wechselstrom von Frequenz 50 oder schnell- 
veränderlichem Gleichstrom) um höchstens 
10% größer ist als der Gleichwiderstand. 
14. Als Bezugstemperatur für Ohmwert- 
angaben gilt 25°. 

15. Die Drehrichtung von handbetätigten 
Rheostaten soll sein: Uhrzeigersinn für Ver- 
minderung des Ohmwertes. 


unterscheidet. 


[e=) 
—_ 


© 
Du 


16. Der Bewertung normaler Anlasser 
sollen folgende Annahmen zugrundegelegt 
werden: 


a) Das Widerstandsmoment der Last ist wäh- 
rend des Anlaufs gleich 70% des Drehmo- 
ments, das der mittleren Anlaßaufnahme 
entspricht. ; 

Die auf den Anlaßstellungen beim Weiter- 
schalten auftretenden Stromspitzen. sind 
1,3 x mittlerer Anlaufstrom. 

c) Als Drehzahländerung ist anzunehmen bei: 


= 
— 


bis 10 bis über 
10 PS .100 PS 100 PS 
Gleichstrom-Neben- | 
schlußmotoren 5% BR 2% 
Drehstrom - Induk- ; 
tionsmotoren . 4,5% 3% E59 
d) Als Anlaßzeit ist. 2 ie ? 
anzunehmen 10 s 1928 30 8 


Ein Vergleich der französischen Regeln mit 
den vorhandenen VDE-Bestimmungen bietet 
kein Interesse, weil sich diese — wie oben an- 
gedeutet — z. Zt. in Neubearbeitung befinden. 
Bei der Neubearbeitung sind vielfach ähnliche 
Wege eingeschlagen worden, wie in dem fran- 
zösischen Entwurf, doch ist größere Kürze an- 
gestrebt worden. Der Vergleich der französi- 
schen Arbeit mit ähnlichen deutschen, eng- 
lischen, amerikanischen und schwedischen Ar- 
beiten zeigt, wie schwer es ist, Vorschriften für 
Schaltgeräte aufzustellen; denn viele Begriffe 
bedürfen noch der Klärung. Die Vorschriften 
für Schaltgeräte zeigen daher weniger Überein- 
stimmung als die Maschinenvorschriften der 
verschiedenen Länder. (‚Revue G£enerale de 
l’Electricit6‘“ vom 3. VII. 1920.) BE. A. 


Verkehr und Transport. 


Bremsung mit Stromrückgewinnung bei 
Gleichstrombahnen. — Eine neue Steuerung, die 
in der Abb. 2 dargestellt ist, besteht darin, daß 


!) Im Französischen wird ebenso wie im Deutschen 
das Wort „Widerstand“ sowohl für das Gerät alr auch für 
seine Rigenschaft verwendet; daher ist man zur Benutzung 
von „Ohmwert“ gezwungen. Im Englischen wird seit 
en Jahren zwischen „resistor“ und „resistance“ unter- 
schieden. ; 


die ‘bei dem 


> 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 39, 


die Fahrdrahtspannung den Motoren M lund M 2 
nicht immer unmittelbar zugeführt wird. Es 
ist vielmehr zwischen dem: Fahrdraht und der 
Fahrschiene ein Hilfsmotor eingeschaltet, be- 
stehend aus 2 mit fester Spannung erregten 
Ankern D1 und D3, von denen der Anker DI U 


und der Anker D 3 3%, der Fahrdrahtspannung- 


entwickeln können. Diese beiden Anker sind 
in der Ausführung zu einem einzigen ver- 
einigt, welcher 2 Wieklungen und 2 Kollek- 
toren besitzt. Die Wieklungen und der Kollek- 
ter von D 1 sind für den 3-fachen Strom als 


H 


ee den 
en = 

D 

= ES 
ESS 


” 


-80. September 1920. 


größert und dementsprechend auch die Hilfs- 


maschinen und deren Antriebsmotoren für 


größere Leistungen bemessen worden sind. 


Günstiger liegen die Verhältnisse hinsichtlich 
der Steuerapparate. Es sind sowohl Walzen- 
anlasser als auch Schützensteuerungen von 
mehreren englischen Firmen durchgebildet 
worden, die sich im Betriebe bewährt haben 
sollen. Für den praktischen Betrieb kommen 


in England drei Arten von Steuerapparaten 
in Betracht: 1. Flachbahnanlasser, 2. Straßen- 
bahn - Fahrschalter, 3 


Schützensteuerung. 


Abb. 2. Schaltung zur Steuerung von Bahnmotoren für Energierückgewinnung. 


wie die Wicklungen und der Kollektor von D 3 
eingerichtet. Beim Einschalten des selbst- 
tätigen Schalterss X läuft der Hilfsmotor 
selbsttätig unter Vorschaltung der Wider- 
stände al und a3 an, die später beim Weiter- 
schalten abgeschaltet werden. Die beiden 
Motoren M 1 und M 2 werden entwederin Reihe 
oder parallel geschaltet, und diese Gruppen 
werden entweder an die Klemmen von D 1 
oder an die Klemmen von D 3 oder direkt 
an den Fahrdraht gelegt. Auf diese Weise 
entstehen für einen Motor die Spannungen: 
Ua, 2/a> S/s */8, %/g und %; der Fahrdrahtspannung. 

ie Motoren M Lund M 2selbst werden wiederum 
von der konstanten Spannung des Hilfsmotors 
erregt. Die Motoren laufen also als fremder- 
regte Nebenschlußmotoren und geben daher 
von selbst Strom zurück, sobald das Fahr- 
zeug ein Gefälle -befährt. Damit Fahrt oder 
Bremsung auch nach Belieben eingestellt 
werden können, sitzt auf der Welle des Hilfs- 
motors eine weitere Maschine 8, deren Span- 
nung zu der dem Motor zugeführten jeweils 
hinzugefügt oder abgezogen werden kann. 
Diese Maschine hängt in der Stärke ihrer Er- 
regung von der Stromstärke der Triebmotoren 
ab und ist demnach in ihrer Spannung veränder- 
lich. Es wird behauptet, daß diese Einrichtung 
sich nicht nur für große, sondern auch für Fahr- 
zeuge mittlerer und schwächerer Leistung 
eignet. Ferner wird angegeben, daß das Ver- 
fahren auf einer Zugförderungsanlage in Bo- 
logne angewendet sei und daß sich sehr zu- 
friedenstellende Ergebnisse gezeigt hätten. 
Ferner soll eine Ausführung auf der Schmal- 
spurbahn Modene-Paullo-Lama-Macogno im 
Bau begriffen sein, die auf 60 km einen Höhen- 
unterschied von 900 m zu überwinden hat und 
eine maximale Steigung ‚von 60%, aufweist. 
(L’Industrie Eleetrique, Bd. 29, Sn = 2 

M..: Sch. 


Eröffnung des elektrischen Betriebes auf 
der Gotthardbahn. — Aus Bern wird dem 
„Berl. Tagebl.‘“ gemeldet, daß am 15. Sep- 
tember der erste elektrische Personenzug den 
Gotthardtunnel 
durchfuhr. 


Elektrische Antriebe. 


Elektrische Hilfsantriebe in englischen. 


Walzwerken. — Nach einem Aufsatz von G. 
Howard!) waren nur sehr wenige englische Fa- 
briken bis jetzt in der Lage, einen vollkommen 
geschlossenen Motor zu liefern, der den außer- 
ordentlich schweren Anforderungen gewachsen 
ist, welche die Walzwerks-Hilfsmasebinen, z. B. 
die Anstellvorrichtung einer Umkehrblock- 
straße, deren Antriebsmotor bis zu 10 bis 


15 Mal in der Minute angelassen und still- | 


gesetzt wird, an ihre Antriebsmotoren stellen. 
Das bezieht sich: namentlich auf die neuen 
Werke, bei denen mit Rücksicht auf große 
Produktion die Blockgewichte erheblich ver- 


) „The Eleetrieian“, 26. IX. 1919, 8. 339. 


von Göschenen bis Airolo 


-schreitung, 
usw. sind unter Verwendung von Stromrelais 
und Hilfsschaltern, die in den Erregerstrom- 
kreis der Schützen geschaltet werden, in der 


Flachbahnanlasser kommen nur für die Steue- 
rung von Motoren kleiner Leistungen in Frage. 
Sie sollen in kräftiger verbesserter Ausführung 
zufriedenstellend - arbeiten. 


neueren Bauart ‚Metall und Mica‘‘ bewähren. 
Nach Ansicht von G. Howard wird jedoch 
in England für Walzwerkshilfsantriebe immer 
mehr die Schützensteuerung zur Anwendung 
kommen und für Motoren für Leistungen 


‚über 25 bis 30 kW wahrscheinlich nur noch 
als die einzig in Frage kommende Steuerung 


angesehen werden. 

Die meisten Walzwerks-Hilfsmaschinen sind 
in England mit Gleichstrom ausgerüstet 
worden. Nach Ansicht Howards bietet der 


Gleichstrom auch für diese Antriebe im Ver-. 


gleich zum Drehström wesentliche Vorteile. 
Einige größere neuere Anlagen hätten jedoch 


auch mit Drehstrom zufriedenstellende Er- 


gebnisse gehabt. Die Verwendung von Dreh- 
strom habe für die Steuerung der hier in 
Frage kommenden Antriebe nur dann Vor- 
teil, wenn die Motoren durch einen einfachen 
Statorumschalter in Verbindung mit einem 


-Wirbelstrom-Anlaßwiderstand (induktiven Wi- 


derstand) geschaltet werden, da in diesem 
Falle an Verbindungsleitungen und an Unter- 
haltungskosten Ersparnisse gemacht würden. 

Der Motor soll bei Steuerung mit einem 
derartigen induktiven Anlaßwiderstand mit 


hohem Moment bei geringem Statorstrom an- 


fahren. Praktische Ergebnisse lägen in Eng- 
land jedoch nicht vor.?!) 

Howard bringt in der Hauptsache Be- 
trachtungen über die verschiedenen Hilfs- 


antriebe eines Walzwerks, wobei er dem Weg 


des Blockes vom Tiefofen durch das Walz- 
werk folgt. $ € 
tung des Blockes auf diesem Wege in Tätig- 
keit tretenden Antriebe in 
weise und erläutert an Hand von Schaltungs- 


plänen die Steuerungen, die in England für 


diese ‘Antriebe zur Anwendung kommen. 
Entsprechend der großen Verbreitung des 
'Gleichstroms in England und dem Stand- 


punkt des Verfassers, wonach der Gleichstrom. 


für derartige Antriebe dem Drehstrom vor- 


zuziehen sei, handelt es sich hauptsächlich ' 


um Steuerungen für Gleichstromantriebe, 


und zwar um Schützensteuerungen. Für diese 


Steuerung kommt durchweg selbsttätiges An- 
lassen zur Anwendung, und 
Sicherheitsmaßnahmen gegen 
Überfahren von. Endstellungen 


üblichen Weise zur Anwendung gebracht 
worden. - 


Für das Anlassen namentlich von durch-. 


laufenden Antrieben werden vielfach Haupt- 
stromschützen verwendet, für welche 
Schaltbild, z. B. in Abb. 3, dargestellt 


\ % Über Versuche ist in „Proceedings ‚Am. Inst, El. 
Eng.“ Nr. 277, Bd. 37, 8. 335, berichtet worden. NEE £ 


Straßenbahn- - 
Fahrschalter sollen sich namentlich in der 


Er schildert die für die Bearbei- 
ihrer Arbeits- 


die bekannten 
Stromüber- 


ein 


BEE ee in a me 


P- 
ni: 


EDER 


. 80. September 1820. 


ist. Die Schützen erhalten 2 Wiekl i 
Nebenschlußwieklung und eine een 


- _ wieklung, von denen die eine eine schließende 


und die andere eine ausschaltende Kraft auf 
das Schütz ausübt. Beim Einschalten des 
Motors fließt durch die Hauptstromwicklune 
der Schützen, welche die Schützen. auszu- 
schalten versucht, ein dem nzugsmoment 
entsprechend hoher Strom, so daß die Schützen 
ausgeschaltet und der ganze Widerstand ein- 
geschaltet bleiben. Mit zunehmender Dreh- 
zahl verringert sich der Strom in der Haupt- 
stromwicklung und dementsprechend schließen 
die ‚Anlaßschützen nacheinander, sobald die 
schließende Wirkung der Nebenschlußwin- 
dungen, die zweckentsprechend abgestuft sind, 
die ausschaltende Kraft der Hauptstromwin- 
dungen übersteigt. 


em 
222 


Abb. 3. Schalthild eines Schützenschaltwerks zum selbst- 
tätigen Anlassen eines Kompressörmotors. 


Als Motoren für aussetzend arbeitende 
‚Antriebe werden in der Regel Hauptstrom- 
"motoren verwendet. Für Antriebe jedoch, bei 
- denen es auf schnelles und genaues‘Halten an- 
kommt, werden Kompoundmotoren mit be- 
'sonderen Sicherheits- und Abhängigkeitsmaß- 
- nahmen ‘empfohlen, z. B. für die Anstellvor- 
richtung und die Kant- und Verschiebevor- 
richtung. 1 
Außer den Hilfsmaschinen, die unmittel- 
-bar mit den Walzenstraßen verbunden sind, 
erwähnt Howard auch die hydraulischen 
Pumpen und Luftkompressoren, für welche 
ebenfalls selbsttätige Schützensteuerungen in 
Verbindung mit dem Akkumulator bzw. mit 
Kontaktmanometer empfohlen werden. Der 
Auswahl und der zweckmäßigen Verlegung 
der Verbindungsleitungen würden in der 
Regel nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, 
die bei der Auswahl der zweckmäßigsten An- 
triebe und Steuerungen für die Walzwerks- 
maschinen angewendet wird. Wenn für die 


Anordnung der Fundamente und bei der Ge-. 


samtanlage der Werke von vornherein auf 
diese Frage genügend Rücksicht genommen 
werde, so machten sich etwaige Kosten für 
die Anordnung besonderer Kabelkanäle gut 
bezahlt. 

Zu den Ausführungen Howards ist vom 
Standpunkt der Entwicklung dieser Frage 
in Deutschland folgendes zu sagen. 


1. Flachbahnanlasser kommen in Deutsch- 
land für die Steuerung von Rollgang- und 
Kranmotoren seit vielen Jahren nieht mehr 
zur Verwendung, sie kommen nur- für das 
Anlassen und die Drehzahlregelung kleinerer 
Motoren für in einer Richtung durchlaufende 
Antriebe in Frage, namentlich für Ventila- 
toren, Zentrifugalpumpen kleinerer Leistungen 
usw. 

2. Neben Anlassern der Bauart von Stra- 
ßenbahn-Fahrschaltern werden in Deutsch- 
- land für die Steuerung von Rollgang- und 
Kranmotoren vorwiegend und mit sehr gutem 
Erfolg Steuerschalter mit Druckkontakten ver- 
wendet, bei denen eine Reihe von Schaltern 
durch Nocken an $ werden, die auf der 
Schaltwalze angebracht sind. Nach Angabe 
Howards haben sich diese Steuerschalter, die 
in Amerika und auf dem Festland durchge- 
bildet worden seien, in England nicht ein- 
geführt. z 

3. Die Schützensteuerung hatgegenüber der 
SteuerungmitSteuerschaltern oder Anlassern der 
Banartvon Straßenbahn-Fahrschaltern den Vor- 
teil, daß sie weniger Anforderungen an die 
Körperkraft der Bedienungsmannschaften stellt 
und daß die Beschleunigung auf volle Dreh- 
zahl selbsttätig nach einem bestimmten Dia- 
gramm erfolgt, unabhängig davon, ob ‘de: 
Führerschalter schnell oder langsam bis zur 
äußersten Stellung eingeschaltet wird; man 
wird aber trotzdem für die Steuerung von der- 
artigen Antrieben kein ungeschultes Personal 
verwenden können, wie es Howard als Vorteil 
der Schützensteuerung ausführt. Die Arbeits- 
vorgänge, wie sie z. B. von Howard selbst für die 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


Kant- und Verschiebevorrichtung beschrieben 
sind, erfordern auf alle Fälle die ganze Auf- 
merksamkeit eines geschulten Maschinisten, 
wenn die Steuerung richtig gehandhabt werden 
soll. Die Frage, ob Bedienungsmannschaften 
gespart werden können, hängt in der Haupt- 
sache von zweckentsprechender Anordnung 
der Walzenstraße und Hilfsantriebe sowie der 
Steuerbühnen ab. Wie es auf deutschen 
Hüttenwerken geschieht, kann bei zweck- 
mäßiger Anordnung der Steuerschalter auf 
den Steuerbühnen ein Maschinist mehrere 
solche Apparate bedienen, ohne daß zu hohe An- 
forderungen an die Kraft und Aufmerksamkeit 
des Mannes gestellt werden‘. Eine noch weiter- 
gehende Verringerung der Bedienungsmann- 
schaften ist auch bei Anwendung von Schützen- 
steuerung nicht möglich.. Die Schützensteue- 
rung verdient jedoch gegenüber der 'Steue- 
rung mit Steuerschaltern oder Anlassern der 
Bauart von Straßenbahn-Fahrschalter den Vor- 
zug, wenn es sich um Motoren von Leistungen 
von etwa 75 kW und darüber handelt, nament- 
lich wenn angestrengter Betrieb, etwa Ar- 
beitsrollgänge, in.Frage kommen. Für der- 
artige Antriebe dürfte sich aber besonders die 
Leonardschaltung empfehlen, welche in 
Deutschland bereits vor dem Kriege für eine 
Anstellvorrichtung ausgeführt worden ist und 
für den Antrieb der Anstellvorrichtung und 
der Arbeitsrollgänge mehrerer großer Block- 
straßen, die gebaut bzw. umgebaut werden 
sollen, in ee gebracht worden ist. Die 
Leonardschaltung bietet den Vorteil, daß der 
Steuerapparat nur geringe Anforderung an 
die Kraft des Maschinisten stellt, daß die Unter- 
haltungskosten gering sind und daß die in den 
Schwungmassen enthaltene Energie beim Ab- 
bremsen zurückgewonnen wird. Der mecha- 
nische Teil wird im Verhältnis zur Steuerung 
mit Steuerschaltern oder Schützensteuerung 
sehr geschont, so daß auch die Unterhaltungs- 
kosten für den mechanischen Teil verringert 
werden; es liegt dies daran, daß die Be- 
schleunigung und Verzögerung beim Anlassen 
bzw. beim Umsteuern nicht so plötzlich erfolgt 
als beim Steuern mit Widerstandsschaltung. 
Dievon Howardsosehrempfohlene Schützen- 
steuerung ist hinsichtlich der Schaltung un- 
übersichtlicher als die Schaltung bei Verwen- 
dung von Steuerschaltern oder bei der Leonard- 
schaltung. Ob durch die Verwendung von 
Kompoundmotoren und von Sonderschal- 
tungen für gewisse Fälle Vorteile erzielt wer- 
den, mag dahingestellt sein. Mit Rücksicht 
auf möglichste Beschränkung der Anzahl von 
Arten und Größen für Motoren und Anlasser 
welche für die Rollgang- und Kranantriebe 
eines Hüttenwerkes Verwendung finden und 
mit Rücksicht auf deren Austauschbarkeit 
erscheint es zweckmäßiger, bei Gleichstrom 
durchweg nur reine Hauptstrommotoren und 
möglichst einfache Schaltungen zu verwenden. 
Dadurch wird die Anzahl der Motoren, welche 
zur Aushilfe gehalten werden müssen, soweit 
als möglich verringert. Auch die Möglichkeit 
von Störungen in der Schaltung wird ver- 
kleinert und Fehler, die entstehen, können 
schneller festgestellt und beseitigt werden. 
4. In Deutschland hat der Drehstrom mit 
der Ausdehnung der Hüttenwerke und der 
entsprechenden Vergrößerung ihrer Kraft- 
werke immer mehr Anwendung gefunden; die 
Steuerung von Walzwerks-Hilfsantrieben mit 
Drehstrom macht keinerlei Schwierigkeiten. 
Für seine Behauptung, daß ein mit einem 


"Wirbelstrom-Anlaßwiderstand gesteuerter Mo- 


tor mit hohem Moment bei geringem Stator- 
strom anfährt, gibt Howard einen Grund nicht 
an; esist auch nicht ersichtlich, wie ein solcher 
Beweis erbracht werden könnte. Im Vergleich 
mit einem Anlasser mit gewöhnlichem, induk- 
tionsfreiem Rotorwiderstand muß bei einem 
gegebenen Anlaufmoment der Statorstrom bei 
Verwendung eines Wirbelstromanlassers größer 
sein, da durch die Selbstinduktion des Wirbel- 
stromanlassers eine Vergrößerung der Phasen- 
verschiebung bedingt wird. Durch die Selbst- 
induktion wird das maximale Moment herab- 
gedrückt, so daß es nicht möglich ist, den 
Motor voll auszunutzen. In Deutschland wer- 
den deshalb induktive Widerstände z. B. für 
das Anlassen von Fleyer-Motoren, die Kurz- 
schlußanker besitzen, verwendet zu dem 
Zweck, die Anlaufzeit durch Herabdrückung 
des Anlaufmoments zu verlängern. Für die 
Steuerung von Rollgangsmotoren, bei denen 
es auf hohes Anzugsmoment ankommt und 
verschiedene Einstellung der Geschwindigkeit 
möglich sein muß, kommen reine Wirbel- 
stromanlasser nicht in Betracht. 

5. Der Forderung, daß der Auswahl der 
Verbindungsleitungen und der Verlegung der 
Leitungen mehr Beachtung geschenkt werden 
sollte, und schon möglichst bei dem Entwurf 
der Anlage auf zweckmäßige Verlegungsmög- 
lichkeiten der Verbindungsleitungen Rück- 


' sicht genommen werden solite, muß in’ vollem 


Heft 39, 


- dingt notwendig gehalten hat. 


Umfange zugestimmt werden, da dieser Frage 
auch in Deutschland in der Regel nicht die 
genügende Aufmerksamkeit geschenkt ng 


Fernmeldetechnik. 


Radiotelegraphie mit offenen oder Rahmen- 
antennen. — Zwei Formen von Luftleitern 
sind bei zeitgemäßen Funkanlagen gegen- 
wärtig im Gebrauch. Die offene Antenne 
besteht im allgemeinen aus einer Reihe von 
parallel. geschalteten Drähten, die die eine 
Belegung eines Kondensators darstellen; sie 
sind in Reihe geschaltet mit einer geerdeten 
Abstimmspule; die Erde bildet die zweite Be- 
legung des Kondensators, aber dessen beide 
Platten sind nicht von einander isoliert. Die 
Rahmenantanne besteht aus einem, auf 
einen rechteckigen oder runden Rahmen ge- 
wickelten, flachen Drahtringe, der um seine 
senkrechte Achse gedreht werden kann; die 
beiden Enden des Drahtes sind an einen 
Kondensator geführt, eine Verbindung zur 
Erde besteht nicht. Beide Antennenarten 
haben ihre Vorzüge. Die offene Antenne wird 
im allgemeinen vorgezogen für die Über- 
mittelung auf weite Entfernungen in einer 
Richtung; während die Rahmenantenne be- 
sonders für gerichtetes Senden und Emp- 
fangen geeignet ist, da sie besser strahlt und 
empfängt in der Richtung ihrer Windungs- 
ebene als senkrecht dazu oder in einer Zwischen- 
stellung zwischen diesen beiden Richtungen. 
Die Anwendung beider Antennenarten geht 
zurück bis auf Hertz, 1888, der einen 
offenen Oszillator zur Erzeugung der Schwin- 
gungen und einen Ring zu ihrem Empfang 
benutzte. Bis 1913 ist meistens die offene 
Antenne im Gebrauch gewesen, obwohl be- 
reits 1907 J. A. Fleming die theoretische 
Möglichkeit des Sendens mit‘ Rahmen- 
antennen erörtert hat. Den Gebrauch größerer 
Rahmen hat 1909 G. Pickart empfohlen, 
aber erst die Untersuchungen von F. Braun 
im Jahre 1913 haben die allgemeine Auf- 
merksamkeit auf die Vorzüge der Rahmen- 
antenne gelenkt!). Der Krieg hat dann durch 
die Entwickelung der Verstärkerröhren das 
Hauptanwendungsgebiet für den Rahmen ge- 
schaffen. An dieser Entwickelung hat auch 
Amerika kräftig mitgearbeitet; bemerkens- 
wert auf diesem Gebiete ist eine vom U. S. 
Signal Service _ herausgegebene Schrift 
„Formeln für Radio-Übermittelung. Die 
Formeln und anderes hieraus hat J. H. Del- 
linger übernommen in seine Schrift ,‚‚Die 
Grundlagen für drahtloses Senden und Emp- 
fangen mit offener sund Rahmenantenne‘, 
veröffentlicht als Scientific Paper Nr. 354 
des Bureau of Standards. Als Wert der 
Strahlung für die offene Antenne — gemessen 
in cm längs der Erdoberfläche — gibt Del- 
lingeran H = hede, worin H den Effektiv- 
wert der magnetischen Feldintensität in egs= 
Einheiten in der Entfernung d vom Luft- 
leiter, h die Höhe des Luftleiters, .] die Strom- 


intensität und A die Wellenlänge be- 

deuten. Die Strahlung der Rahmenantenne 

ist U Nele Nede orin N die Zahl der 
10%°d £ 


rechteckigen Windungen von der Höhe h und 
der Länge 1 angibt. Wenn die überbrückte 
Entfernung 100 km übersteigt, so muß auf der 
rechten Seite beider Gleichungen ein Korrek- 
tionsglied F eingefügt werden, das unter an- 
deren auch L. W. Austin 1911 bestimmt hat. 
Die Empfangsintensität in der offenen An- 
tenne ist Je — 300 he H/R, worin he die Höhe, 
R der Widerstand der Empfangsantenne ist; 


7 VeH 
für die Rahmenantenne ist Je SEE : 


worin die Bezeichnungen denen in der Formel 
für H entsprechen. Versuche und Messungen 
stützen Dellingers Formeln, aber. weitere Be- 
stätigung ist wünschenswert. Man kann den 
Formeln ohne weiteres entnehmen, daß die 
Rahmenantenne der offenen in der Wirkung 
nur dann gleich kommt, wenn ihre Ab- 
messungen sich denen der offenen Antenne 
nähern; der Widerstand einer Rahmenantenne 
läßt sich freilich leichter vermindern; die da- 
mit erzielte Steigerung des Wirkungsgrades 
kann aber bei einer kleinen offenen Antenne 
auch durch Hinzufügung eines Kondensa- 
tors mit zwei großen Platten erreicht werden. 
Beide Arten von Antennen werden jedenfalls 
in Zukunft nicht die Abmessungen fordern, 
die man noch vor wenigen Jahren für unbe- 
Die Vorteile 
der Rahmenantenne machen sich besonders 
bemerkbar bei kurzen Wellen; sie ist aus 
diesem Grunde vor allem brauchbar in der 


1!) Vgl auch „ETZ*, 1920, S. 489. 


778 


Luftschiffahrt, und zwar sowohl zum Senden 
wie zum Empfangen. (Engineering Bd. 109, 
1920, 8. 467.) Rp. 


Funkverbindung Deutschland-Holland. — 
Deutschlands Funkverbindungen mit dem Aus- 
land sind wiederum vermehrt worden. Seit 
kurzem findet ein Austausch von Funktele- 
grammen zwischen Deutschland und Holland 
durch die Funkstellen in Düsseldorf und 
Rotterdam bei ununterbrochenem Tages- und 
Nachtdienst statt. Die Wortgebühren sind 
dieselben wie für den Drahtweg, zur Zeit also 
40 Pf. bei gewöhnlichen Telegrammen, und 
20 Pf. bei Pressetelegrammen; auch sonst 
gelten die gleichen Bedingungen. Die für die 
Niederlande bestimmten Telegramme werden 
dem Telegraphenamt in Düsseldorf zugeführt, 
während der Funkverkehr mit Norwegen, 
Schweden, Spanien und Ungarn sich über 
die Funkleitung des Haupttelegraphenamts 
Berlin abwickelt. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Der Temperaturkoeffizient von Manga- 
nin. — Da verschiedene Beobachter große 
Verschiedenheiten im Temperaturkoeffi- 
zienten des Manganins festgestellt haben, hat 
Dr. Rosa vom Bureau of Standards, Wa- 
shington, verschiedene Sorten Manganin auf 
Zusammensetzung und Temperaturkoeffi- 
zienten untersucht. Einige seiner Ergebnisse 
sind in Zahlentafel 1 undin Abb. 4 zusammen- 
gestellt. 

Zahlentafel |. 


Mate- | Zusammensetzung | lempera- E ezifischer 


3 . 8 
Nr _| Cu | Mn| Ni | Fe | 19290 |Nikrohmeom 
ı [8302| 9,93] 1,74| 0,9411,2 >10-5)34,.2><10-6 
2 [87,24 10,26, 1,77. 0,5211,5 x 10-5,37,4x 10-6 
3 [88,201 8,84 1,78] 0,93.0,33>< 10-5 155,6 10-6 
4 [83,60] 12,03) 3,41| 1,04 0,92>< 10-3147,8>< 10-6 
5 184,721 1283| 2,08 0,73/0,38>10-5/50,8>< 10-6 
6 184,07] 12,98, 2,60. 0,82,0,57><10-5,51,1><10-6 


Der Mangangehalt hat, wie ersichtlich, 
zwar einen Einfluß auf den spezif. Widerstand, 
nicht aber auf den Temperaturkoeffizienten. 
Dagegen beeinflußt der Eisengehalt den Tem- 
peraturkoeffizienten in erheblichem Maße. 
Drähte mit niedrigem Eisengehalt zeigten 
bei höheren Temperaturen keinen negativen 
Temperaturkoeffizienten. Eisengehalt über 1% 
verbessert den Temperaturkoeffizienten der 
Legierung. 


Beim Ausglühen der Drähte ist 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 39, 


'gende Antwort nicht erteilt. Das Ausstellungs- 


und Messeamt der Deutschen Industrie sieht 
sich daher genötigt, der gesamten Industrie 
von der Beteiligung an der im jetzigen 
Ausmaße als überflüssig erachteten Ausstellung 
abzuraten. Zu dem Programm, daß das Amt 
hier als zu. weitgehend bezeichnet, sehört 
neuerdings auch eine Gruppe „Energiewirt- 
schaft‘, deren Einteilung wie folgt beabsich- 
tigt ist: i 
l. Wasserwirtschaft. a) Vorhandene Was- 
serkräfte. — b) Ausbau der Wasserkräfte. 
— c) Beispiele von ausgebauten Wasser- 
kräften. — d).Geplante Anlagen. 


2. Luftwirtschaft. a) Gewinnung der Ener- 


gie durch die Luftströmungen. b) Gewin- 


nung der Elektrizität aus der Luft. 

3. Wärmewirtschaft. a) Brennstoffe, ihre 
Verarbeitung und Veredelung. — b) An- 
wendung der Brennstoffe zur Erzeugung 
von Wärme, Licht und mechanischer Ener- 
gie. — c) Wärmeersparnis durch Betriebs- 
kontrolle, sowie Verwertung der Abwärme 
und Ausnutzung der Gichtgase. 


Rigaer Mustermesse 1920. — Nach Mit- 
teilung des Ausstellungs- und Messeamtes der 
Deutschen Industrie ist eine unter Mitwirkung 


der lettländischen Regierung in Riga dem- 


nächst zur Eröffnung gelangende Messe nun- 
mehr völliginternationalisiert worden und steht 
damit namentlich auch für die deutsche Indu- 
strie offen. Da sie bereits am 26. IX. beginnen 
und bis zum 15. XI. geöffnet bleiben soll, ist mit 
der Messeleitung vereinbart worden, daß bei 
Beginn der Messe von vornherein in öffent- 


lichen Ankündigungen auf die zum 17. X. zu 


erwartende Beteiligung der deutschen In- 
dustrie hingewiesen wird. Trotz dieses im 
Interesse einer Teilnahme deutscher Firmen 
getroffenen Abkommens erscheint aber tele- 
graphische Anmeldung an die Leitung der 
Rigaer Mustermesse (Riga, Große Pferde-Str.25) 
unter der Telegrammadresse ‚Success Riga‘ 
erforderlich, ‘© Gleichzeitig müssen 50% der 
Platzmiete an die Firma Gerhard & Hey, G. m. 
b. H., Messevertretung, Berlin C. 25, Prenz- 
lauerstr. 22 (Postscheckkonto, Berlin 5714) ge- 
sandt werden. Die Platzmiete beträgt 
350 M/m?. Näheres beim Ausstellungs- und 
Messeamt der Deutschen Industrie. 


Verschiedenes. 


Zum Jahrestage der Gründung der Tech- 
nischen Nothilfe. — Am 30. September jährt 
sich der Gründungstag der 

2 Technischen Nothilfe beim 
- Reichsministerium des Innern. 


N 


Ins Leben gerufen als Sam- 


melstelle für Freiwillige aus 


sämtlichen Ständen und Schich- 


ten der Bevölkerung, die 


Material Nr 


bereit waren, im Notfall ihre 


Som 


Arbeitsstätte zu verlassen, um 


im Dienst für das Gemein- 


‘wohl lebenswichtige Betriebe 


aufrecht zu erhalten, hat die 


Abb. 4, Abhängigkeit des Ohmschen Widerstandes von Manganin 


von der Temperatur. 


mit großer Vorsicht vorzugehen, um Oxydation 
zu verhindern; zum Altern ist eine fünfstün- 
dige Erhitzung des Drahtes auf 150° C im Öl- 
bade ausreichend. (Electrical World, Bd. 75, 
1920, 8. 941). W. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. - 


Mitteldeutsche Ausstellung Magdeburg 
921. — Für eine im nächsten Jahre in Magde- 
BurE, projektierte „Mitteldeutsche Aus- 
stellung für Siedlung, soziale Für- 
sorge und Arbeit‘ wird z. Zt. mit dem aus- 
drücklichen Hinweise geworben, daß dieser 
Plan in allen Kreisen des politischen und wiıt- 
schaftlichen Lebens lebhaften Widerhall ge- 
funden hätte. Demgegenüber weist das Aus- 
stellungs- und Messeamt der Deutschen In- 
dustrie darauf hin, daß die in diesem vertrete- 
nen weiten Kreise der Industrie der Ausdeh- 
nung des ursprünglich im kleinen Rahmen ge- 
dachten Ausstellungsplanes zu dem gegen wär- 
tigen Programm nicht zugestimmt haben. Ge- 
mäß einem jüngst einstimmig erfolgten Vor- 
standsbeschluß ist die Ausstellungsleitung auf- 

efordert worden, von ihren weitgehenden 
länen Abstand zu nehmen, da es gegenwärtig 
nicht verantwortet werden kann, für derartige 
Ausstellungszwecke in großem Umfange$Ar- 
beitskräfte und Rohstoffe festzulegen. Die 
Ausstellungsleitung hat hierauf eine befriedi- 


35 20°C Organisation im ersten Jahre 


des Bestehens Ausgezeichnetes_ 


geleistet. Ihre Bedeutung zeigt 
sich im Anwachsen der Mitglie- 
derzahl von 865 zu Anfang 
auf über 120 000 am 1. IX. 1920. Sie verfügt 
heute über mehr als 600 Ortsgruppen. Seit 
ihrer Gründung wurde sie in 385 Fällen mit 
20 770 Nothelfern eingesetzt, und ebenso 
oft wurde sie außerdem alarmiert, ohne jedoch 
in Tätigkeit zu treten. Während der 385 Einsätze 
haben die Nothelfer über 520 000 Stunden ge- 
arbeitet, und diese Einsätze verteilen sich u. a. 
auf 58 Elektrizitätswerke, 44 Gaswerke, 
19 Eisenbahnbetriebe. Außer in solchen lebens- 
wichtigen Werken griff die Nothilfe aber auch 
in Gruben, Bergwerken, der Schiffahrt, bei der 
Post, in der Landwirtschaft, Krankenpflege, zur 
Bekämpfung von Hochwasser, Bränden usw. 
wirksamein. Dervolkswirtschaftliche Wert 
ihrer Leistung läßt sich ermessen, wenn man 
berücksichtigt, daß sie allein während des 
Streiks der Binnenschiffer im Mai 1920 und des 
ostpreußischen Generalstreiks im August 1920 
für rd 296 Mill. M Waren der Volksernährung 
erhalten konnte. Uber den Nutzen ihrer Ar- 
beit im Berliner Generalstreik!) ist hier ein- 
gehend berichtet worden. So begrüßen auch 
wir ‘die Technische Nothilfe mit Sombarts 
Worten „als Vertreterin wahrhaft so- 
zialer Tendenzen, als Vertreterin von Zucht 
und Ordnung in unserer Zeit der Verwilde- 
rung‘ und wünschen ihr am Jahrestage ihrer 
Zune für die Zukunft — möglichste 
uhe. : 


!) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 415: 


‘fahrungsgemäß auf 7 bis 8 Mill. M belaufen. 


‚dient, daß eine deutsche Fabrik, dieihre Waren 


30. September 1920. 


Industrie und Handel. 3 ie 


Produktionspolitik. — Von all den Gefah- 


‘ren, die die deutsche Wirtschaft umlauern, gi 


muß unsere Industrie eine besonders scharf im 
Auge behalten, die Gefahr nämlich, infolge ° 

Überalterung der Produktionsmittel, 
wie W. Rathenau sagt!), „aus dem Tritt der 
Technik zu fallen und: als Lohnarbeiter der ” 
Welt nicht mehr hochgesteigerte qualifizierte 
und konkurrenzfähige Arbeit leisten zu können, 
sondern uns mit schlecht bezahlter, hinter- 

wäldlerischer Fliek- und Hausarbeit begnügen 
zu müssen, deren Schweiß’und guter Wille sich 
vergeblich müht, den Vorsprung vollkommene- 
rer Mechanik auszugleichen. „Diese Gefahr er- 
wächst ‘aus der Entwertung der deutschen 
Währung (der. Dollar notierte in Berlin am 
18.._XI. wieder 67 M gegen 38 am 1 VII. 1920), ° 
die esunmöglich macht, wie bisher der Wert- 
minderung . unserer Produktionsmittel buch- 
mäßig auf dem Wege der Abschreibung Rech- 
nung zu tragen. Aber auch die zweite, einen 
Erneuerungsfonds sammelnde Methode recht- 
zeitigen Ersatzes unbrauchbar gewordener Be- 
triebsteile vermag nur noch ihren. Zweck zu 
erfüllen, wenn weit höhere als die gewohnten 
Beträge zurückgestellt werden, ‚Beträge in 
der Größenordnung zwischen 100 und mehre- 


‚ren 100% jährlich gegenüber vormals min- 


destens 5, höchstens 25 und bei nebensäch- 
lichen und ganz kurzlebigen Einrichtungen ge- 
legentlich 30 bis 50%.“ 2) ‚‚Nun ist es leichter 
gesagt als getan, "statt 10% Abschreibungen 
100% und mehr Rückstellungen zu schaffen: 

diese Beträge müssen verdient werden.“ 
Rathenau nimmt als Beispiel ‚eine typische 
Fabrikationsgesellschaft der Fertigindustrie mit 
10 Mill.M Aktien- und 10 Mill. M Obligationen- 
kapital, die gewohnt ist, 10%, also 1 Mill. M, 
an Dividenden zu verteilen. Die Buchwerte 
ihrer Betriebseinrichtungen werden sich er- 


Das Bruttoergebnis betrug bisher bei einem 
Umsatz von 15 Mill. M etwa 2,5 Mill. M; da- 
von wurden 0,8 Mill. M für Abschreibungen, 
0,7 Mill. M für Obligationszinsen,’ Reserven 
und Fürsorgen, 1 Mill. M für Dividenden ver- 
braucht. Wir haben gesehen, daß in Zukunft 
mindestens der zehnfache Ermeuerungsbetrag 
vorgesehen werden muß, also statt 0,8 Mil. M 
jährlich 8 Mill..M. Bleibt somit alles übrige 
beim Alten — von der bedeutenden Erhöhung 
der Geschäftskosten wollen wir ganz absehen —, 
so müssen fürderhin statt 2,5 Mill.M 9,7 Mill.M 
verdient werden, um die Rechnung auszu- 
gleichen. Um 1 Mill. M Dividende zu verteilen, 
müssen statt 2,5 Mill. M nahezu 10 Mill‘ M 
Bruttogewinn. bereit stehen. Der* Bruttoge-- 
winn muß sich mindestens vervierfacht haben.“ 
Da sich das, abgesehen von der Schwerindu- 
strie, meist nicht annähernd erreichen läßt, die 
durch die Geldentwertung dem scheinbaren 
Wert, nicht der erzeugten Gütermenge ‚nach 
verursachte Umsatzsteigerung proportional be- 
trächtlich hinter jener zurückbleibt und der 
Gewinn mit ihr überdies keineswegs Schritt 
hält, fehlt es an Mitteln für Erneuerungen, und 
das Unternehmen geht früher oder später an 
vorzeitiger Uberalterung und Verwahrlosung 
zugrunde. Umsatz und Gewinn müssen mithin 
mindestens im Verhältnis der Geldentwertung 
wachsen,-u. zw. nach Rathenau durch Produk- 
tionspolitik. Trotz um das 7-fache (auf gleiche 
Münze berechnet) höherer Löhne ist Amerika 
auf dem Weltmarkt gegen Deutschland mehr 
als’konkurrenzfähig, der Wirkungsgrad seiner 
Arbeit ein Mehrfaches im Vergleich zum deut- 
schen. ‚Das bedeutet, da der: amerikanische 
Arbeiter im Durchschnitt 6 $, gleich 300 M3), 
somit 250 M täglich mehr als der deutsche ver- 


zu amerikanischen Preisen auf den Weltmarkt 
bringt, bei gleicher technischer Leistungsfähig- 
keit und annähernd gleichen, auf Dollar be- 
zogenen Rohstoffpreisen in 300 Arbeitstagen 
300 x, 250, somit 75 000 M pro Kopf des be- 

schäftigten Arbeiters über den legitimen Fabri- 
kationsgewinn hinaus verdienen müßte, Ein 
Unternehmen, das 10.000 Arbeiter beschäftigt, 
müßte somit außer dem üblichen Fabrikations- 
gewinn 750 Mill. M, dreiviertel Milliarden, Rein- 
gewinn jährlich vereinnahmen. Jeder weiß, 
daß davon in Wirklichkeit keine Rede ist.“ 
Als Gründe dafür, und daß es vielen Fertig- 
industrien schwer fällt, im Wettbewerb mit 
Amerika auch nur ihre normalen Gewinnzu- 
schläge aufreeht zu erhalten, nennt Rathenau 
1. die Überteuerung der Halbfabrikate 
(Feinbleche auf nahezu das 40-fache des Frie-. 


x 


Ah „Produktionspolitik“ in „Voss. Ztg.“ vom 15. IX. 
1920, (Morgen). > { \ 
,...» Man vergl. hierzu auch den Vortrag, den Prof. Dr. 
Prion, Köln, über den Einfluß der Geldentwertung auf die 
finanzielle Leitung industrieller Unternehmungen gelegent- 
lich der diesjährigen Hauptversammlung des Vereins deut-- 
scher Maschinenbau-Anstalten in Berlin gehalten hat. 
°%), Anfang September. D. 8. - 


_ gefahrdrohend angespannt hat. 


der F 


 duktionspolitik, 


. Vorstellung 


80. September 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 39. 


reises), der eine bedeutende Preiserhöhung 
ertigprodukte folgen mußte. Diese wiede- 
rum trug 2. zum Käuferstreik bei, der, teils 


densp 


_ als freiwillige Verbrauchseinschränkung, teils 


als Reaktion gegen monopolistische Ausnut- 
zung des Warenmangels, verbunden mit der 
Kohlennot, den Beschäftigungsgrad unserer 
Fabriken bedeutend verringert, die  Wirt- 
schaftlichkeit der Produktion geschwächt und 


_ dureh Überfüllung der Läger und Verlang- 


samung des Zahlungsverkehrs ihre Finanzlage 
Viel wesent- 
lieher aber ist 3. die Tatsache, daß der Wir- 
kungsgrad der deutschen Arbeit sich, beson- 
ders am amerikanischen gemessen, ungün- 
stig gestaltet hat, am meisten da, wo bei in- 
dividualisierter Fabrikation die Entstehung 
des einzelnen Arbeitsstückes schwer. zu ver- 
folgen, von Zutaten und Werkzeugen ab- 
hängig ist. „Hier. waren früher neben der 


"Arbeitsgewöhnung Akkord, Meisteraufsicht und 


Fabrikdisziplin treibende Kräfte. Ihre UÜber- 
spannung hat zur Abschaffung de facto ge- 
führt, und ein Ersatz ist bisher so wenig wie in 
Rußland gefunden. Mangelhafte Ernährung 
und politische Verdrossenheit sprechen mit, 
sind aber, wie der erheblich bessere Wirkungs- 
grad der Arbeit im Kohlenbergbau zeigt, nicht 
entscheidend. Von eigentlicher Arbeitssabo- 
tage, wie die Syndikalisten sie vertreten, kann 
nicht geredet werden. Wohl aber besteht eine 
Gleichgültigkeit gegenüber dem Werk, dem 
Werkzeug und Werkstück, die auf wirtschaft- 
lieher und sozialer Verstimmung beruht, und 
die nicht anders als durch wirtschaftliche und 
soziale Reformen behoben werden kann und 
muß.‘t) Für diese fordert Rathenau: Pro- 
organische Wirt- 
schaft, die Amerika lreute noch nicht kennt, 
der es aber infolge bei ihm vorhandener physi- 
scher Voraussetzungen näherkommt. Dieses 
Land besitzt fast alle erforderlichen Rohstoffe 
nahe beieinander oder durch vorzügliche Ver- 
kehrsstraßen erreichbar. Es ist überdies auf 
der Erde am reichsten und hat daher den 
größten industriellen Verbrauch und Absatz. 


Die dadurch bedingte gewaltige Produktion be- 


wältigtesin nicht übermäßig vielen, verhältnis- 
mäßig großen, gut eingerichteten und voll aus- 
genutzten Werken mit dem Vorteil der Massen- 
herstellung nach der Zahl begrenzter Typen, 
während unsere Fabrikation zersplittert, un- 
regelmäßig, durch Unterbrechung und An- 
laufsarbeit gehemmt ist, Transport, Arbeit, 
Zeit und Material vergeudet. ‚Was durch 
Ordnung und Systematik an Ersparnis und 
Mehrleistung gewonnen werden kann, über- 
trifft jede Bereehnung. Das mindeste ist eine 
Verdoppelung der deutschen Industrieproduk- 
tion bei nahezu gleichbleibenden Kosten. Wäre 
die Vorstellung dieser Wirkungen“ — Rathe- 
nau zeigt diese an dem Beispiel dreier Maschi- 
nenfabriken -— „ausreichend verbreitet, so 
wäre die Produktionsreform nieht einen Tag 
aufzuhälten.‘‘ Daß sie nicht längst in Fluß ist, 
liegt nach Ansicht des genannten Verfassers 
einmal an dem Widerstand einflußreicher Teile 
des Handels, der einen Verlust erheblicher Ge- 
winnquellen fürchtet und, indem er die falsche 
erweckt, organische Wirtschaft 
habe etwas mit Zwangswirtschaft zu tun, die 
unorganische, ‚‚freie‘‘ verlangt. Gegen die Re- 
form sträubt sich weiter ein Teil der erfolg- 
reichen Wirtschaftsführer, weil er keine Lust 
hat, sich mit anderen zusammenzutun und 
seine. Herrschaft zu teilen. ‚Dennoch‘, so 
schließt Rathenau seinen Aufsatz, „geht die 


1) Hier wäre doch wohl auch die verderbliche Wir- 
kung des uneingeschränkten Streikrechts zu nennen, 
das die Betriebe immer wieder der Ruhe und Stetigkeit 
beraubt. D. S. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 
(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 


Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Btr. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.) 


Vortragsreihe, 
veranstaltet von der Technischen Hochschule 
zu Berlin und dem Elektrotechnischen Verein. 


„Die Isolierstoffe der Elektrotechnik“. 


In der Elektrotechnik ist von jeher leb- 
haft an der Vervollkommnung der Isoliermittel 
gearbeitet worden, die Anforderungen an diese 
‘sind ja auch auf den verschiedenen Gebieten 
die verschiedenartigsten. Die Absperrung 
von der ausländischen Rohstoffzufuhr wäh- 
‘rend des Krieges nötigte zu angestrengtestem 
Arbeiten im Auffinden von ‚Ersatzstoffen, 
die zum Teil von hervorragendem Erfolg 


Entwicklung diesen Weg, und rascher als man 
denkt, denn die Erkenntnis läßt sich nieht 
durch Interessen verdunkeln. Mag man das 
Ziel organische Wirtschaft, Gilde oder Sozial- 
trust nennen, hier laufen die beiden Ströme 
zusammen, die unsere Entschlüsse mitreißen: 
Produktionspolitik und Sozialpolitik. 
Hier vereinigen sich die beiden entscheidenden 
Tendenzen, gleichzeitig die Produktion zu ver- 
vielfachen und dem Arbeiter Anteil an Ertrag 
und Verwaltung zu sichern. Nur der Sozial- 
trust,.aus organischer Wirtschaft erwachsen, 
gibt dem Arbeiter und Angestellten die Mög- 
lichkeit, den Ertragszufällen des Einzelwerkes 
enthoben an der zentralen Stelle seines Ge- 
werbes einbliekend, mitwirkend und anteil- 
nehmend, sich als wirtschaftenden, für die 
Gemeinschaft tätigen Faktor zu fühlen. Nur 
durch diese organische und psychologische Um- 
stellung kann unsere Wirtschaft ins Gleich- 
gewicht kommen, kann sie produktiv und so- 
zial schöpferisch, ja vorbildlich werden.‘ 

Die elektrotechnische Ausfuhr der Ver. St. 


Amerika im 1. Halbjahr 1920. — Wie Zahlen- 
tafel 1, deren Ziffern „Eleetrieal World‘ so- 


“Zahlentafell. Die elektrotechnische Aus- 


fuhr der V. S. Amerikas im 1. Halbjahr 19%. 


. 1920 1919 | Anderung 
BRENNT Mil. $|Mill.$) Mill. $ 
Akkumulatoren . 2... 3,335 ger -+0,138 
Kohlen fürelektrotechnische | 

VERCRER ER E BA TR | 0,672 | 0,857 | — 0,184 
Dynamos und Generatoren .| 2,998 2,560 + 0,437 
Ventilatoren. . 22.2... 0,718 | 0,996 — 0,278 
Heiz- und Kochapparate . .| 0,922 0,814, + 0,108 
Isolierte Drähte und Kabel. 3,684 5,590 , — 1,906 

Installationsmaterial für In- Sl | 
nenanlagen. %....2..7, 1,515 1,257 + 0,258 
Bogenlampen ...... 0,014 0,008 | + 0,006 
Kohlefadenlampen ... . . . 0,058 , 0,113, — 0,055 
Metallfadenlampen . . . . 2,055 | 2,825 | — 0,770 
Magnetos, Zünder usw. 1,919 | 1,680 | + 0,239 
.Meßinstrumente, Zähler 1,323 | 1,667 | — 0,344 
Motoren ee. 6,114 5,835 | + 0,279 
Widerstände, Kontroller . .| 0,371 0,264 + 0,107 
Schalter, Sicherungen usw. .| 2,183 | 1,672) + 0,511 
Telegraphenapparäte . . . .| 0,378 | 0,516 | — 0,137 
Fernsprecher ... 2... 1,915 1,892 + 0,023 
Transformatoren ... . °. ..| 1885| 2,233 | — 0,348 
N NER ISIN 4.667 14,632 | + 0,035 
Insgesamt 46,724 148,608 |. — 1,884 

I 


eben nach den Angaben des Bureau of Foreign 
and Domestie Commerce mitgeteilt hat,!) zeigt, 
haben die Ver. St. Amerika im 1. Halbjahr 
1920 dem Wert nach für 46,724 Mill. $ elektro- 
technische Erzeugnisse exportiert, d. 8. 
1,884 Mill. $ oder rd 4% weniger als 1919, 
aber etwa 67% mehr als 1918. okomotiven 
werden in der Aufstellung nicht berück- 
sichtigt. Zu der Verringerung hat erheblich 
die um 1,906 Mill. $ schwächere Ausfuhr iso- 
lierter Drähte und Kabel beigetragen. Nennens- 
wert kleiner als im Vorjahr war auch die Aus- 
fuhr von Metallfadenlampen, Transforma- 
toren, Meßinstrumenten und Zählern und von 
Ventilatoren. Dagegen ist der Export von 
Schaltern, Sicherungen usw., von Dynamos 
und Generatoren sowie von Motoren merklich 
gewachsen, u..zw. bei letzteren um 5% und um 
rd 80% gegen 1918. Im Vergleich zu diesem 
Jahr hat die Union um 1,3 Mill. $ mehr Dyna- 
mos und Generatoren in das Ausland geliefert. 
Der Export von Heiz- und Kochapparaten 
nimmt ständig zu und ist mit einem Wert von 


1) Bd. 76, 1920, S. 403. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


wären. Es liegt so auf dem Gebiete der. Iso- 
lierteehnik eine Fülle von Material vor, das 
aber zum größeren Teil nur wenigen bekannt 
ist. Die Veranstalter dieser Vortragsreihe 
wollen in den einzelnen Gebieten der Isolier- 
technik besonders erfahrene Fachleute sprechen 
lassen und dadurch der Allgemeinheit eine 
Übersicht über dieses wichtige Gebiet ver- 
mitteln, damit in weitgehendem Maße der 
richtige Isolierstoff an der richtigen Stelle ver- 
wandt wird. 
Es werden abgehalten: 


16 Vortragsabende zu je 1% Stunden, 
Montags von 6% bis 8 Uhr abends im großen 
Hörsaal Nr. 141 des elektrotechnischen In- 
stituts der Technischen Hochschule zu Char- 
lottenburg, Eingang: Hauptportal Berliner 
Straße. Erster Vortragsabend am 1. November 
1920, 


1. Theoretische Grundlagen 


2 Abende 


779 


0,922 Mill. $ in der Beriehtsperiode um 13% 
gegen das Vorjahr und um 230% gegen 1918 
gestiegen. Nicht näher bezeichnete Produkte 
nahmen an der Gesamtsumme des Ausfuhr- 
wertes sehr beträchtlichen Anteil. 


Finnlands Elektroindustrie. — Die Wasser- 
fälle und Stromsehnellen Finnlands können bei 
Mittelwasser 3 Mill. PS liefern, doch ist hier- 
von nur ein verhältnismäßig kleiner Teil ver- 
wendbar; beim Imatra z. B. rechnet man mit 
0,180 Mill. PS, beim Pyhäkoski mit 44 000 PS 
und beim Harjavallankoski mit 8000 PS, die 
aber auch erst durch teure Stau- und Kanal- 
bauten zu gewinnen sind. Diese für die erheb- 
lich auf Wasserkraft angewiesene Großindu- 
strie des Landes ungünstigen Umstände er- 
klären sich aus der Länge und dem geringen 
Gefälle der Stromschnellen, aus der Seichtig- 
keit der Ufer, die die Anlage großer Dämme 
hindert, aus den Schwankungen der Wasser- 
menge, den Eismassen der nördlichen Flüsse 
usw.; dazu kommen verwickelte Wasserrechts- 
verhältnisse. Infolgedessen stammten von den 
1913 der finnländischen : Industrie dienstbaren 
0,310 Mill. PS nur rd 0,144 aus Wasserkräften. 
Hiervon verbrauchten die Papier- und andere 
Fabriken rd 90 000, die Pachtmühlen etwa,26 000, 
die elektrischen Kraftwerke rd 8400, Sägewerke, 
Spinnereien und Webereien annähernd 12000PS. 
Die Elektroindustrie ist noch wenig ent- 
wickelt, teils wegen der Konkurrenz des Aus- 


landes und dem geringen heimischen Bedarf in 


den früheren Jahren, vor allem wohl infolge 
des Mangels an Unternehmungsgeist und des 
ungenügenden technischen Unterrichts auf.die- 
sem Gebiet. Als älteste elektrotechnischeFirma 
nennen die „Auslands-Nachr. der SSW‘‘, denen 
wir diese Angaben entnehmen!), die Elektrizi- 
täts-A.G. Paul Wahl & Co., die 1887 in Var- 
kaus und dann in Wiborg elektrische Maschinen 
zu bauen begann. Sie fabrizierte auch EDp& 
rate und Akkumulatoren, ging allmählich abeı 
zurück und wurde in. eine Reparaturwerkstatt 
umgewandelt. Erfolgreicher war die Ent- 
wicklung eines von G. Strömberg 1889, in 
Helsingfors gegründeten Unternehmens, das 
jetzt das einzige seiner Art in Finnland ist. 
Es fabrizierte lange Zeit ausschließlich kleine 
Gleichstrommaschinen, liefert heute indessen 
auch Wechselstrom- und Drehstrommaschinen 
sowie seit 1914 Transformatoren, ohne indessen 
den Bedarf des Landes mehr als zu einem ge- 
ringen Teil decken zu können. Eine kleine von 
Wiekström vor einigen Jahren errichtete Fa- 
brik für isolierte Leitungen wurde von ihm an- 
gekauft. Die 1898 auf Anregung von G. Zit- 
ting gegründete Finnische Elektrizitäts-Ge- 
sellschaft, an der die Allmänna Svenska Elek- 
triska A.B. beteiligt war, ist‘ 1911 wesentlich 
durch die Konkurrenz des Auslandes zur Auf- 
lösung gezwungen worden. Das Herstellen 
elektrotechnischer Porzellanteile hat die ein- 
zige Porzellanfabrik des Landes (Arabia bei 
Helsingfors) aufgenommen. 

Finnlands ältestes elektrochemisches 
Werk ist die Chloratfabrik der Finnischen 
elektrochemischen Aktiengesellschaft in Tai- 
nionkoski (bei Imatra), wo auch ein wenig Atz- 
natron dargestellt wurde. 1913 erzeugte diese 
etwas über 1 Mill. kg Kaliumchlorat und etwa 
20 000 kg Ätznatron. Während des Krieges 
sind zwei große Fabriken für elektrolytisches 
Chlor, dieeinein Kajana, die andere in Varkaus 
erbaut worden, während die Elektrometallur- 
gische A.G. in Vuoksenniska Siliziumeisen 
produziert und wegen des herrschenden Petro- 
leummangels in Nokia Kalziumkarbid für Be- 
leuchtung hergestellt hat. 


1) Bd. 2, 1920, 8. 218. 
fang des 20. Jahrhunderts“. 


Bericht aus „Finnland im An- 


3. Prüfverfahren 2 Abende 
3. Natürliche Isolierstoffe (Marmor, 
Schiefer, Serpentin, Holz, As- 
best, Glimmer, Mikanit usw.) i 
4. Keramische Isolierstoffe (Porzel- 
lan, Glas) 2 
Preßstoffe (Australit, Gummon, 
Tenazit usw.) 2 
6. Plastische Stoffe 
lon, Galalith usw.) 
7. Kautschuk, Guttapercha, Balata 
USW. ] % 
8. Papierstoffe (Papierband, Papier- 
garn, Preßspan, Pertinax, Lack- 
pappe, Fiber usw.) - l 
9. Gespinste (Baumwolle, Seide, 
Jute usw.) 
10. Ausgußmassen, Imprägnier- 
massen, Lacke usw. r 
11. Öle l x 


au 


(Zelluloid, Cel- 
1 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 


780 
Das Honorar beträgt für Studierende, 
Hörer und Gastteilnehmer der Technischen 


Hochschule und für Mitglieder des Elektro- 
technischen Vereins und des Verbandes Deut- 
scher‘ Elektrotechniker 35 M, für sonstige 
Nichtmitglieder 75 M. 
Karten sind erhältlich: 
l. im Elektrotechnischen Laboratorium der 
Technischen Hochschule Charlottenburg; 
2. bei der Geschäftsstelle des Technischen 
Vorlesungswesens Groß-Berlin (im Hause 


des Vereins deutscher Ingenieure), Berlin 


NW. 7, Sommerstraße 4a; 

3. bei der Geschäftsstelle des Elektrotech- 
nischen Vereins, Berlin W. 57, Potsdamer 
Straße 68 III. N : 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Betrifft: Kommission für Freileitungen. 

Die Kommission für Freileitungen hat die 
zur Zeit gültigen ‚Normalien für Freilei- 
tungen“ einer Revision unterzogen und unter 
Beachtung der während der letzten Jahre ge- 
machten Erfahrungen im Frejleitungsbau einen 
Neuentwurf aufgestellt, der nachstehend be- 
kanntgegeben wird. 

An den Arbeiten waren folgende Herren 
beteiligt: Adler, Bay, Beißbarth, Cohn, 
Dettmar, Feuer, Fröhlich, Grallert, 
Gröbler,- Groß, Hiller, Klingenberg, 
Koepchen, Lehmann, Monath, Ob- 
pacher, Oehler, Remmel, Schendell, 
Schmaltz, Schrottke, Schumann, 
Sorger, Strack, Vaupel, Warrelmann, 
Wölke, Wunder, Zimmermann. 

Wir bitten Vorschläge zu Änderungen des 
Entwurfes bis zum 15. Oktober d. Js. an unsere 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer 
Straße 68, zu senden. 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 

Der Generalsekretär. : 
Dr.-Sng. G. Dettmar. 


Entwurf zu 
Normalien für Freileitungen.*) 


I, Leitungen. 
a) Geltungsbereich. 

Von den folgenden Bestimmungen werden 
alle blanken und isolierten Freileitungen be- 
troffen. Ausgenommen sind Fahr- und Schleif- 
leitungen!), sowie solche Leitungen für In- 
stallationen im Freien, bei denen die Ent- 
fernung der Stützpunkte 20 m nicht über- 
schreitet. 


b) Normale Querschnitte. 


Die Leitungen sollen nach folgenden 
Normen?) hergestellt werden: 


Quer- Seildurch- 
schnitt | Drahtdurch- messer 
(Nenn- | Drahtzahl -messtr3) mm 
wert) | Zu mm (Nenn- 
mm? | wert d) 
.J 
10 1 (eindrähtig) | 355.1 — 
10 7 (verseilt) 1,35 4,1 
16 1 (eindrähtig) 4,5 7 
16 7 (verseilt) 157. | .:5,2 
25 7 ne 2,15 | 6,5 
ee 235 7,1 
35 19 % 1,5 731 
50 7 " 3,0 9,2 
50 19 1 | 1,3 92 
70 19 3 | 2,18 10,9 
95 19 „ | 2,5 12, 
120 37 y„ 2,0 14,2 
150 37 | 2,25 15,9 
185 37 =) | 2,5 17 a175t 
240 61 u | 2,25 20,1 
30) 61 fs 2,D 22,9 


Eindrähtige Leitungen sind nur bis 80 m 
Spannweite zulässig, eindrähtige Eisenlei- 
tungen nur für Niederspannung. 

Die ‘Schlaglänge soll das 12- bis 15-fache 
des äußeren Seildurchmessers betragen. 

Als kleinster Querschnitt ist für Kupfer 
10 mm?, für Aluminium 25 mm?, für andere 
Metalle ein Querschnitt von 380 kg Trag- 
fähigkeit?) (Zuglast, die beim Prüfen mindestens 
1 Minute lang wirken soll, ohne zum Bruch zu 
führen) erlaubt. 


*, Für die Errichtung von Freileitungen gelten außer- 
dem die Vorschriften für die Errichtung und den Betrieb 
elektrischer Starkstromanlagen, sowie die Leitsätze für 
Schutzerdungen und die Leitsätze zum Schutze von Fern- 
sprech-Doppelleitungen gegen die Beeinflussung durch 
rehstromleitungen. - 


6) -BausteHer 2. ee 

1. Als normale) Baustoffe gelten Kupfer 
und Aluminium, deren Beschaffenheit folgen- 
den Bedingungen entspricht: 3 3 


RE Zuglast, die mindestens 1 Minute lang 
mm Durch- Ads wirken soll, obne zum Bruch zu führen 
messer 3 - 
Nennwert) ne: Kupfer Aluminium 
in mm? | in kg |inkg mm?| in kg in kg/mm® 
- 
1,55 1,43 60 40 gs > 
1,5 150% 70 % 35 19 
1,7 2,27 Yu 3 — = 
158 2,54 100 - 45 * 
2,0 3,14 | 120 „ 60 ” 
2,15 3,63 140 5 65 5 
2,25 3,98 160 N 75 “ 
2,5 4,91 £ + 90 3 
3,0 7,07 | 270 > 135 . 
3,55 9,9 380 “ — B 
4,5 15,9 600 ns —_ = 


Außerdem sollen die Drähte bei. dem 
Festigkeitsversuch in Form eines ausgeprägten 
Flieskegels zerreißen$). 

Die auftretenden Höchstspannungen’?) 
sollen bei normalem Baustoff, u. zw. bei ein- 
drähtigen Kupferleitern nicht mehr als 
12 kg/mm?°, bei Kupferseilen nicht mehr als 
19 kg/mm?, bei Aluminiumseilen nicht mehr 
als 9 kg/mm? betragen. 

Bei Aluminium mit bis zu 10%, geringerer 
Festigkeit darf die Höchstspannung 8 kg/mm? 
nicht überschreiten. Bei. noch geringerer 
Festigkeit treten die Bestimmungen unter 
2. in Kraft. 

2. Andere Baustoffe?) 
Beschränkungen des Abschnittes b zugelassen 
mit der Maßgabe, daß im ungünstigsten Be- 
lastungsfalle E 
für eindrähtige Leitungen mindestens eine 

4-fache, EETER 
für verseilte Leitungen mindestens eine 2,5- 

fache Sicherheit vorhanden ist. 

Außerdem sollen die Drähte bei 
Festigkeitsversuch in Form eines 
zerreißen.®) 

Leitungen aus Eisen oder Stahl müssen 
zuverlässig verzinkt sein.s) 

3. Bei zusammengesetzten Baustoffen, z. 
B. Stahl-Aluminium, Stahl-Zink u. dgl., sind die 
vorstehenden Bestimmungen sinngemäß an- 
zuwenden. : 


dem 
Flieskegels 


d) Durchhang. 


Der Durchhangsberechnung ist das eine 
Mal eine Temperatur von — 20°C ohne zusätz- 
liche Belastung, das andere Mal eine Tempera- 
tur von —5°Cund eine zusätzliche Belastung, 
hervorgerufen durch Wind bzw. Eis, zugrunde 
zu legen. Die zusätzliche Belastung ist in der 
Richtung der Schwerkraft wirkend anzu- 


nehmen. Diese Zusatzlast ist mit 180 Y din g- 


für 1 m Leitungslänge einzusetzen, wobei d 
den Leitungsdurchmesser, bei isolierten®) Lei- 
tungen den Außendurchmesser in mm be- 
deutet. In keinem dieser Fälle darf die Be- 
anspruchung des Leitungsmaterials die unter 
c) iestgesetzte Höchstbeanspruchung -über- 
schreiten.?°%) Bei Ermittlung der größten 
Durchhänge sind sowohl — 50°C und zusätzliche 
Belastung als auch +40% C ohne Zusatzlast 
zugrunde zu legen. “ (Bezüglich der Berech- 
nung siehe auch „Bestimmungen für die 
bruchsichere Führung 


sprechleitungen‘ S. 3 u. 

In Gegenden, in denen nachweislich außer- 
gewöhnlich große Zusatzlasten zu erwarten 
sind, muß die Sicherheit der Anlage durch 
zweckdienliche Maßnahmen erhöht werden. 
Als solche werden empfohlen: Verringerung des 
Mastabstandes, Herabsetzung der Höchstbe- 
anspruchung der Leitung bei gleichzeitiger 
Vergrößerung der Leiterabstände. 

Bei Leitungen verschiedenen Querschnitts 
auf einem Gestänge sind die Leitungen nach 
dem Durchhang des schwächsten Querschnittes 
zu spannen, sobald die gegenseitige Lage der 
Drähte ein Zusammenschlagen derselben mög- 
lich erscheinen läßt. 

Liegen die Stützpunkte nicht auf gleicher 
Höhe, so wird unter Spannweite die Entfer- 
nung der Stützpunkte, wagerecht gemessen, 
und unter Durchhang der Abstand zwischen 
der Verbindungslinie der Stützpunkte und der 
dazu parallelen Tangente an die Durchhangs- 
linie, senkrecht gemessen, verstandent!). 


e) Leitungsverbindungen. 

. „Mechanisch beanspruchte Leitungsver- 
bindungen müssen mindestens 85% der Festig- 
keit der zu verbindenden Leitungen besitzen. 
Verbindungen mit kleinerer Festigkeit sowie 
sn oindungen ‚müssen von Zug entlastet 
sein!?). 


sind unter den 


von  Hochspannungs- 
freileitungen über en Bann u. Fern-. 
’E 


39, ‚30. September 1920. 
ai) Fernmelde-Freileitungen. 

Bezüglich Fernmelde-Freileitungen, welche 
an einem Freileitungsgestänge für Hochspan- 


vorschriften (insbesondere $ 22i und Regel 4 
dieses Paragraphen.) x 


Bezüglich des geringsten zulässigen Quer-. 3 


schnittes ! 
‚unter b) sowie 
vorschriften. 


der Fernmelde-Freileitungen siehe 
$ 20 Regel 4 der Errichtungs- 


II. Gestänge. _ 
A. Allgemeines. 


Die Gestänge sind für die höchsten, nach 
ihrem Verwendungszweck gleichzeitig zu er- 
wartenden äußeren Kräfte zu bemessen. Diese 
sind: das Eigengewicht der Gestänge, Quer- 
träger, Isolatoren, Leitungen u. dgl., der Wind- 
druck, der Leitungszug und die Eislast (Schnee) 
auf Leitungen und Isolatorketten. 

Bezüglich der 
tungen s. AbschnittId. Bei Isolatorketten ist 
die Eislast mit 2,5 kg für 1 If. m Kette anzu- 
nehmen. Der Winddruck ist mit 125 kg auf 
1 m? senkrecht -getroffener Fläche einzu: 
setzen '). Bei Leitungen und. anderen Körpern 
mit Kreisquerschnitt bis höchstens 0,5 m 
mittlerem Durchmesser ist die Fläche mit 
50%, bei größerem mittlerem Durchmesser 
mit 70% der senkrechten Projektion der wirk- 
lich getroffenen Fläche einzusetzen“). Im 
übrigen ist der wirkliche Winddruck zu be- 
rücksichtigen; bei Fachwerk sind dieim Wind- 
schatten liegenden Teile mit 50% der Vorder- 
fläche in Rechnung zu stellen. 


B. Ermittlung der äußeren Kräfte für 
die Mastberechnung. 


1. Tragmaste: Tragmaste müssen für 


recht dazu berechnet werden. _ Beide Be- 
lastungen sind aber nicht gleichzeitig auf- 
tretend anzunehmen. _ Reehtwinklig zur 

Leitungsrichtung ergibt sich die Belastung aus 
dem Winddruck auf die halbe Länge sämt- 
licher Leitungen der beiden Spannfelder und 
auf den Mast mit Kopfausrüstung (Leitungs- 


träger, Isolatoren); in der Leitungsriehtung ist. S 


der Rechnung nur der Wind auf den Mast und 


auf die Kopfausrüstung zugrunde zu legen. 2 
Hierbei soll jedoch bei Masten von mehr als 


10 m Länge über Erde als Winddruck auf die 
Kopfausrüstung wenigstens 4, des Wind- 
‚druckes auf die halbe Länge sämtlicher Lei- 
„tungen der beiden Spannfelder in Rechnung 
gestellt werden). ! x 


2. Winkelmaste: Winkelmaste sind für 
die Mittelkräfte der größten Leitungszüge und 
außerdem für den in Richtung der Mittelkräfte 
wirkenden Winddruck auf Mast mit Kopfaus- 
rüstung zu berechnen. Abspannisolatorketten 
gelten nicht als Teile der Kopfausrüstung. Für 
Leitungswinkel zwischen 180 und 160° sind.die 
bei 160° auftretenden Mättelkräfte zugrunde 
zu legen, wenn nicht die tatsächlich auftreten- 
den Kräfte ermittelt werden. Fallen die Mittel- Er 
kräfte nicht mit einer der zu den Mastseiten 
parallelen Achsen zusammen, so müssen sie in 


ihre zu diesen Achsen parallelen Seitenkräfte 
zerlegt und der Mast für die Summe dieser 


Seitenkräfte berechnet werden 1%), 


Senkrecht zu den : Mittelkräften sind 


Winkelmaste wenigstens für den Winddruck 
auf Mast mit Kopfausrüstung und Leitungen 
zu berechnen. 


3. Abspannmaste: Abspannmaste sind 
wenigstens für °/,.der größten einseitigen Lei- 
'tungszüge 7) und gleichzeitig für den Wind- 
druck 
rechnen. Dieser Winddruck ist bei gerader _ 
Leitungsführung senkrecht zu den Leitungen, 
an Winkelpunkten in Richtung der Mittel- 
kräfte wirkend anzunehmen. Abspannmaäste 
‚an Winkelpunkten müssen den Bedingungen 
unter 2. genügen. Außerdem müssen sie in deres 


Lage sein, ?/, der größten einseitigen Leitungs- 


züge in Richtung jeder den Mastseiten pa- = 
rallelen Achse aufzunehmen .18) E 
„Die Kopfausrüstung der Abspannmaste 2 
muß den ganzen einseitigen Leitungszug auf- 
nehmen können. BR 
; Kreuzungsmaste, die als Abspannmaste 
Verwendung finden, müssen den gleichen An- 
forderungen genügen. = 
4. Endmaste: Endmaste sind für den 
gesamten einseitigen 
wirkenden Winddruck auf Mast mit Kopf- 
ausrüstung zu berechnen. Fällt der Leitungs- 
zug nicht mit einer der zu den Mastseiten- ee 
parallelen Achsen zusammen, so gilt die Vor- 
schrift unter 2. 2 N 
‚ Senkrecht zur Leitungsrichtung sind die 
Endmaste wie Tragmaste zu behand Im 
5. Kreuzungsmaste: Bezüglich der 
Kreuzungsmaste siehe besondere Vorschriften 


“ 


nung verlegt sind, siehe $ 22 der Errichtungs- E 


Eisbelastung von Lei- 


den Wind in der Leitungsrichtung und senk- 


auf Mast mit Kopfausrüstung zu be- 


samteı Leitungszug und gleich- 
zeitig für den senkrecht zur Leitungsrichtung 


r 


We u DS u ci 


ee 


4 


Eisenkonstruktionen auf 


30. September 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 39. 


781 


6. Stützpunkte an Bauwerken, A b- 
zweig-!°), Verteilungs-, Verdrillungs- 
und. Schaltermaste sowie Maste von 
anderem als rundem, rechteckigem 
oder quadratischem Querschnittsind ent- 
sprechend ihrer Verwendungsart sinngemäß zu 
berechnen. 


C. Beanspruchung der Baustoffe. 


1. Flußeisen: Die Beanspruchung der 
i Zug, Druck und 
Biegung darf im ungünstigsten Falle 1500 
kg/em®? die Scherbeanspruchung der Nieten 
1200 .kg/em?, die der Schrauben 900 kg/em?, 
der Lochleitungsdruck das Doppelte der Scher- 
beanspruchung nicht überschreiten. Die auf 
Druck beanspruchten Glieder müssen eine 
zweifache Sicherheiti gegen Knicken haben. 
Ist das Verhältnis j 


!  Kniecklänge in cm 


I i  Trägheitshalbmesser 


< 105, 


Be m a THE a Be ET Te EN 


x 


dürfen nur mit 80 kg/em? beansprucht wer- 
den 22). 

Bei der Berechnung ist eine Zunahme des 
Stangendurchmessers von 0,7 em für das If. 
m anzunehmen. 

An Stelle der Rechnung der Einfachmaste 
auf vorstehender Grundlage kann für gerade 
Strecker und, einfache Holzmaste die Zopf- 
stärke”) Z in cm entsprechend den Formeln 


Z=0,65H + 0,22 YA s bei einer Beanspruchung 
von 145 kg/em? und - 

Z=0,65H +!0,32 YA s bei einer Beanspruchung 
von 80 kg/em? 


bestimmt werden. Hierin ist 7 = Gesamt- 
länge des Mastes in'm, A= Summe der Durch- 
messer aller an dem Mast verlegten Leitungen 
in mm;s = Spannweite in m. Werte für das 
zweite Glied dieser Formel für verschiedene 
Werte von A und s sind nachstehend ange- 
geben: \ 2 


durch Winkel- oder Kreuzungsmaste schon 
für Abspannung gesorgt ist. Die Leitungen 
sind durch Endverbindungen zu befestigen. 
In Gegenden, in denen außergewöhnlich große 
Zusatzlasten zu erwarten sind, soll etwa jeder 
zehnte Mast ein Abspannmast sein. 

2. Abstände-der Leitungen vonein- 
ander. Starkstromleitungen sollen einen 
solchen Abstand voneinander und von anderen 
Leitungen, z. B. von Blitzschutzseilen, erhalten, 
daß die Gefahr des Zusammenschlagens mög- 
lichst vermieden ist. Diese Forderung kann 
als erfüllt gelten, wenn der Abstand der Lei- 


tungen voneinander wenigstens 0,75 Yf+ Son’ 


bei Leitungen aus Aluminium dagegen min- 
1 2 


destens vf+ Mr jedoch bei Hochspannung 


von 3000 V aufwärts nicht unter 0,8 m, 
für Aluminium 1,0 m beträgt. Hierbei ist 
f = Durchgang der Leitungen bei + 40°C in 


"0,22 YAs, worin s— 0,32 YA s, worin s= A 
ın mm | > Ri | j I 1527 SEHE ee nm 
20 m) 25m | 30m | 8 m.) 40m | 45 m | 50. m | 60 m | 70 m | 80 m | 90 m 100 m | 20 m | 25 m , 80 m | 85 m | 40 m | 45 m 50 m | 60 m | 70.m | 80 m | 90 m | 100 m 
8238| 3,1| 34| 3,7 39| 42) a4|:48| 571 56| 5859| 62.41 | 451 5850| 54 | 57 | 61 | 64 70 | 1.6.81: 86.|. 911° 8 
10 1831| 35 | 381 41/44 |: 471.49 | 54 | 581 62 | 66 | 70| 45 | 51| 55| 60| 64| 6,8 1012158210 ,9508159,1200°.9,65].10,121.10 
12.1341 38| 42| 45 | 4148| 51| 54| 591 64| 68| 72| 76| 50| 55.| 61 | 66.) 70. 7a| 78 |- 861.93 | 99 108 111 | 12 
14 |87| 41145 49| 52| 55| 58| 64| 69| 74| 78| 82| 541.601 66 | zı | 76 sol 85| 98 | 1olıor 11a | 120| 14 
16 |39| 44 | 48 | 52 56| 59|.62| 68| 74| 79| 841 88| 57 60 7076| 81 | s6| a1! 99 107 115 1zı 1238| 16 
18 142| 47 | 51| 55.) 5859| 63 | 66 | 721 78|84|.89| 93 | 61| 68| 7A| 801 86 | 91 | 96 105 | 11,4 1.1%1 |) 129 | 13,6..18 
20.144|49 | 54.58, 62) 66 |:70| 761.82) 881. 981.98| 64 | 721 '78| 85! 91 |°.96 | 101. 11,1, 180-| 198 , 13,6: 114,3 |. "20 
25|49| 55 | 60| 65 70| 74| 78| 85 | 92| 98104 | 11,0] 72| 8088| 95 |10,1 | 10,7 | 11,3 | 194 | 13,4 | 14,3 | 15,2 | 16,0:| 25 
301541 60| 66 711,761 81| 85| 93 110,1 [1088| 114 | 1231| 78| 88 | 9,6 110,4 | 11,1 | 1181124 | 18,6 147 | 15,7 | 166 | 175 | 30 
35158) 65| 71 77| 8287| 92|1011 1091161 194/130 | 85| 95 | 10,4 | 112 | 180 | 19,7 | 184 | 14,7 | 15,8 | 169 | 180 | 189 | 35 
40162 70| 76) 82| 88| 93| 981108 | 11,6 [135 | 13,2 | 18,9.) 91 | 101 | 111 180 128 13,6 | 143 | 15,7 "169 | 18.1 | 192 | 202 | 40 
45:16,6 | 7,4 sl 8,7 9,3 9,9 | 10,4 | 11,4 |712,4 | 13,2 | 14,0 |. 14,8 9,6.| 10,7. | 11,8 | 12,7 | 13,6 | 14,4 | 15,2 | 16,6°| 18,0 | 19,2 | 20,4 | 21,5 45 
501701 78 8,5 92 9,8 | 10,4 | 11,0 | 12,1 | 13,0 | 13,9.) 14,8 15,6. | 10,1 | 11,8 | 13,4 | 13,4.| 143 15,2 | 16,0-| 17,5 18,9 | 20,22] 21,5: 722,6 50 
60.17,6| 85 | 9,3 | 10,1 | 10,8 | 11,4 | 131 | 18,2 | 14,3 | 15,2 | 16,2 | 17,0 | 11,1 119,4 | 13,6 | 14,7 | 15,7 | 16.6 | 175 | 192 |.207 | 222 | 235 248 |: 60- 
70\82| 92 | 10,1 | 109 | 11,6 | 19,4 13,0 | 14,3 | 15,4 1165 | 17,5 | 18,4 | 19,0 | 13,4 | 14,7 | 15,8 | 16,9 | 181. | 18,9 | 20,7 | 224 | 240 | 34 268 | 70 
80 |8,8| 9,8 | 10,8 | 11,6 | 19,5 | 18,2 | 13,9 | 15,2 | 16,5 | 17,6 | 18,7 | 19,7 | 188 | 14,3 | 15,7 | 16,9 | 18,1 | 19.2 | 202 | 992 210 25.6 | 272 "28,6 | ww 
90 | 9,3 | 10,4 | 11,4 | 12,4 | 13,2 14,0 | 14,8 | 16,2 | 17,5 | 18,7'| 19,8. 20,9 | 18,6 |.15,2 | 16,6 | 18,0 | 19,2 20,4 | 21,5 |.23,5 |-25,4 | 27,2 | 28,8 | 30,4 | 90 
100 [9,8 | 11,0. | 12,1 | 13,0.| 13,9 | 14,8 | 15,6 | 17,0. | 18,4 | 19,7 | 20,9 | 23,0 | 14,3 | 16,0 | 17,5 | 18,9 | 202 | 215 | 26 | 248 | 26,8 | 28,6 | 30.4 32.0 | 100 
so ist nach Tetmajer zu rechnen, ist es >105, A-Maste für Hochspannungsleitungen | m und Z = Spannung in kV®). Bei Nieder- 


so ist die Eulersche Formel anzuwenden. Bei 
Berechnung nach Tetmajer wird der Sicherheits- 
Knickspannung ,°_ 


grad durch das Verhältnis 
Normalspannung 


stimmt, worin Knickspannung = 3100 — 11,41 Se: 


ist. Der Trägheitshalbmesser ist bestimmt 


J 


durch die Gleichung i = 


Bei Berechnung nach Euler müssen die auf 
Druck beanspruchten Glieder nach der Formel 
für die zulässige Belastung P in kg nach 


berechnet werden. 

J ist in beiden Fällen das Trägheits- 
moment bezogen auf die zu einem Win kel- 
schenkel parallele Achse (J&), F die unge- 
schwächte Querschnittsfläche des Profils in 
em? und. E der Elastizitätsmodul = 2 150 000 
kg/em?. 

Hierbei müssen die Diagonalen eines Feldes 
bei der Abwicklung der Mastseiten im gleichen 
Sinn gerichtet sein. Bei nicht gleichem Sinn 
ist an Stelle von JS das kleinste Trägheits- 
moment (J min.) für die Eekständer einzu- 
setzen 2), Bei Berechnung der Diagonalen 
und. bei Stäben, die zwischen ihren Anschluß- 
punkten nicht mehr gehalten oder geführt 
sind, ist stets das kleinste Trägheitsmoment 
(J min.) einzusetzen. 

Bei Masten aus anderen Profilen als 
Winkeleisen ist sinngemäß zu verfahren. 

Die Abstände für die Anschlußnieten der 
Diagonalen an den Knotenpunkten sind so 
klein wie möglich zu bemessen. 

Für sämtliche Konstruktionsteile sind An- 
schlußnieten unter 13 mm Durchmesser und 
Eisenstärken unter 4 mm unzulässig. 

. . Die größten zulässigen Nietdurchmesser 
sind durch die Profilbreiten bestimmt und 
der folgenden Aufstellung zu entnehmen: 


Mindestprofilbreiteinmm 35 45 55 60 70 80 
Nietdurchmesser in mm 137162782207237-26 


Bei Zuggliedern ist die Nietschwächung 


zu berücksichtigen. 


Bei vorstehenden Bestimmungen ist vor- 
ausgesetzt, daß alle Eisenteile einen ausreichen- 
den Schutz gegen Rosten erhalten. 

2. Holzgestänge °'): Die Beanspruchung 
von Hölzern, die nach einem von der Reichs- 

ost- und Telegraphenverwaltung anerkannten 
Mefahren gegen Fäulnis geschützt sind, oder 
von besonders widerstandsfähigem Holz- 
gattungen (wie z. B. Lärche) darf 145 kg/em? 
nicht überschreiten. Alle anderen Stangen 


müssen am oberen Ende mit wenigstens 
einem Hartholzdübel versehen werden. Die 
Beanspruchung auf Abscheren darf für Hart- 
holz 20 kg/cm?, sonst 15 kg/em? nieht über- 
schreiten. In der halben freien Länge ist eine 
Querversteifung vorzusehen in einer Stärke 
von mindestens dem Zopfdurchmesser der ein- 
zelnen Stangen mit dicht darunter liegendem 
Bolzen von mindestens 34° Durchmesser. Am 
unteren Ende ist eine Zange anzuordnen, deren 
Hölzer in den Mast einzulassen und mit ihm 
durch Bolzen von mindestens 


34° Durch- 

messer zu verbinden sind. 
Die Knieksicherheit nach Euler muß 
4-fach sein. Das erforderliche  Trägheits- 


moment in cm ist dabei nach der Formel 
20 P.1?, einzusetzen, wo P in Tonnen und 
li = Knicklänge in Metern einzusetzen ist. 

Als Knicklänge gilt die Entfernung von 
Mitte Dübel bzw. Schraubenbolzen bis zur 
halben Eingrabetiefe. 

Bei Doppelmasten ist das doppelte Wider- 
standsmoment einer Stange einzusetzen, wenn 
die Maste nicht verdübelt sind. Bei ver- 
dübelten Masten darf als größtes Widerstands- 
moment das 4-fache Widerstandsmoment des 
einfachen Mastes eingesetzt werden, wenn die 
Kraftriehtung in der Ebene wirkt,‘ die in der 
Längsachse der beiden Stangen liegt. Solche 
Maste sind oben, in der Mitte und ünten zu 
verdübeln. Von den erforderlichen Verbin- 
dungsbolzen von mindestens °/3" Durchmesser 
ist wenigstens je einer dicht neben den Dübeln 
anzuordnen. 

Folgende Zopfstärken für Maste dürfen 
nicht unterschritten werden: 
für Niederspannungsleitungen 

„ Hochspannungsleitungen 
bei einfachen oder verstrebten 


10 em 


Masten NS 15 cm 
„ Doppelmasten 10 cm 
„ A-Masten a 12 cm 


Streben sollen mindestens 10cm Stärke haben. 

Alle Eisenteile, soweit sie in der Erde 
liegen, und alle Schnittflächen sind mit heißem 
Asphaltteer zu streichen oder in gleichwertiger 
Weise gegen Zerstörung zu Schützen. 

3. Gestänge aus besonderen Bau- 
stoffen, insbesondere aus Eisenbeton. 

Gestänge aus besonderen Baustoffen dür- 
fen bis zu !/; der vom Lieferanten zu garan- 
tierenden Bruch- und Knickfestigkeit, guß- 
eiserne Konstruktionsteile jedoch nur bis zu 
300 kg/cem? beansprucht werden.) 


D. Besondere Bestimmungen für die 
Stützpunkte der Leitungen. 


1. Allgemeines. Etwa alle 3 km soll 
ein Abspannmast gesetzt werden, sofern nicht 


spannungsleitungen, die dem Winde weniger 
ausgesetzt sind, können die Werte der obigen 
Formeln um !/, ermäßigt werden. 


3. Konstruktion der Gestänge mit 
Rücksicht auf Vogelschütz. Zur Ver- 
meidung der Gefährdung von Vögeln sind 
bei Hochspannung führenden Starkstromlei- 
tungen die  Befestigungsteile, Traversen, 
Stützen usw. möglichst derartig auszubilden, 
daß Vögeln eine Sitzgelegenheit dadurch nicht 
gegeben wird. Der wagerechte Abstand 
zwischen einer Hochspannung führenden 
Starkstromleitung und geerdeten Eisenteilen 
soll mindestens 300 mm betragen.?®) 


E. Befestigung der, Leitungen. 


1. Isolatoren: Für Isolatoren gelten 
die von der Kommission für. Porzellanisola- 
toren. aufgestellten ‚‚Normalien und Prüfvor- 
schriften für Porzellanisolatoren‘‘. 

2. Stützen und Verbindungsteile 
der Isolatoren: Hierfür gelten die gleichen 
Grundsätze wie für die eisernen Gestänge. . Bei 


‘Isolatorstützen darf der Schraubenbolzen nicht 


angeschweißt sein. Im übrigen gelten die von 
der Kommission für Porzellanisolatoren auf- 
gestellten ‚„Normalien und Prüfvorschriften 
für Porzellanisolatoren.‘ 


3. Bunde. Der Bindedraht soll stets aus 
demselben und bei Leichtmetallen aus mög- 
lichst gleich hartem Material bestehen wie die 
Leitung selbst. Die Bunde der Leichtmetall- 
leitungen sind. ferner vor Zerrung, gleitender 
Reibung?”), Vibration und Einschneiden zu 
schützen. 

Bei Abweichung von der Geraden ist die 
Leitung so zu legen, daß der Isolator von der 
Leitung auf Druck beansprucht wird. 


F. Aufstellung der Gestänge.®) 


Die Maste und Gestänge sind ihrer Länge 
und der Bodengattung entsprechend tief ein- 
zugraben. Im allgemeinen wird für Maste, die 
nicht aus Fachwerk bestehen, mindestens 1); 
der Mastlänge als Eingrabungstiefe gefordert. 
Sie sind gut zu verrammen (in weichem Boden 
entsprechend der Beanspruchung zu sichern). 
undamente sind nach Fröhlich „Beitrag 
zur Berechnung von Mastfundamenten‘‘ (Ver- 
lag von Wilh. Ernst & Sohn, Berlin) und Er- 
läuterung hierzu („ETZ‘‘ 1919, Heft 33, S. 403) 
zu berechnen. 
Für Fundamente, die hart an oder in 
Böschungen stehen, gelten diese Bestimmungen 
nicht. Es sind. dann von Fall zu Fall geeignete 
Maßnahmen zu treffen, die eine genügend » 
Standsicherheit- gewährleisten. 

In Moorboden sind Betonfundamente nur 
zulässig, wenn sie einen zuverlässigen Schutz 


182 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. He 


\ 
EN 


it.39, 


30. September 1920, 


— —  — — —  — — —  —_—_— —+— —  — ————————————— ee  Ä1[{[ö[äähhh ht 


gegen die Einwirkungen der Moorsäure er- 
halten. 

Bei Verwendung von Platten-, Schwellen- 
oder sonstigen Fundamenten, bei denen der 
Mastfuß nicht vollständig mit Beton umgeben 
ist, sind die in der Erde liegenden Eisenteile 
mit heißem Asphaltteer gut zu streichen oder 
in gleichwertiger Weise gegen Zerstörung zu 
schützen. Holzschwellen sind mit fäulnis- 
widrigen: Stoffen zu tränken oder ebenfalls 
in gleicher Weise gegen Zerstörung zu schützen, 
wenn sie nicht dauernd in feuchtem Boden 
liegen oder von Natur aus der Zersetzung ge- 
nügend Widerstand bieten. E 

Der Beton soll aus gutem Zement, reinem 
Sand und reinem Kies oder Schotter herge- 
stellt werden. Auf einen Raumteil Zement 
sollen höchstens vier Raumteile Sand und acht 
Raumteile Kies oder Schotter oder neun 
Raumteile sandiger Kies kommen. Die Bau- 
stoffe dürfen keine erdigen Bestandteile ent- 
halten. 

Bei der Berechnung des Fundamentes 
darf das Gewicht des Betons höchstens mit 
2000 kg/m, das des auflastenden Erdreiches 
höchstens mit 1600 kg/m3 eingesetzt werden, 


G. Besondere Bestimmungen zur Er- 
höhung der Sicherheit. 

Soll im Sinne des $ 22h und k der Er- 
richtungsvorschriften die Sicherheit der An- 
lage erhöht werden, so sind besondere Vor- 
kehrans zu treffen.?®) 

1. Die Leitung darf nur als Seil mit 
einem Mindestquerscehnitt von 16 mm, bei 
Aluminiumseil von 35 mm? ausgeführt werden. 


2. Für die Han der Leitungen an 
den Isolatoren sind besondere Maßnahmen 
vorzusehen. Als solche kommen in Frage: 
Sicherheitsbügel®), doppelte Aufhängung 
oder Verwendung besonders sicherer Isolatoren 
in Verbindung mit besonders starkem Bund 
oder besonders starker Befestigung, die ein 
Durchrutschen des Seles beim Reißen in 
einem Nachbarfeld verhindert®!). 

3. Bei Kreuzung verkehrsreicher Fahr- 
wege ist ein Mast möglichst nahe dem Kreu- 
zungsweg, jedoch unter Wahrung eines ent- 
sprechenden Abstandes von dem Wege zur 
Verhütung von Beschädigungen durch Fuhr- 
werke oder dgl. vorzusehen. i 
Bei Winkelpunkten - von Hochspannungslei- 
tungen sollen die Leitungen an 2 Isolatoren 
so befestigt werden, daß beim Bruch eines 
Isolators die Leitung nicht herabfallen kann. 

Die gleichen Vorschriften gelten für 
parallel verlaufende oder sich kreuzende Frei- 
leitungen entsprechend $ 22h der Errich- 
tungsvorschriften. 


Erläuterungen 
zu den „Normalien für Freileitungen‘. 


1) Die grundsätzliche Verschiedenheit der 
Anwendungsart von Fahr- und Schleiflei- 
tungen gegenüber anderen Freileitungen (z. B. 
in bezug auf die Drahtdurchmesser) ließ es 
notwendig erscheinen, die Baustoff- und -Be- 
rechnungsvorschriften der beiden Gebiete 
völlig zu trennen. 


2) (Die Tabelle wird noch der Nachprü- 
fung unterzogen werden,” entsprechend den 
vom Normenausschuß der deutschen Industrie 
zu erlassenden Normen.) Eindrähtige Lei- 
tungen sind durch Baustoffehler stärker ge- 
fährdet als mehrdrähtige.. Aluminium kann 
daher eindrähtig nicht zugelassen werden. Nur 
Metalle mit mehr als 7,5 spezifischem Gewicht, 
wie Kupfer, Bronzen, Eisen usw., dürfen 
unter den Regeln der Abschnitte b und e in 
Einzeldrähten aufgehängt werden. Die auf- 
geführten Seilkonstruktionen entsprechen den 
vom Normenausschuß der deutschen Industrie 
festgesetzten Normen. 


3) Leitungen, welche stark angreifenden 
Dämpfen ausgesetzt sind, können bei Verwen- 
dung feindrähtiger Litzen unter Umständen 
efährdet sein. Daher wird es sich empfehlen, 
ür solche Leitungen Querschnitte von nicht 
unter 35 mm? mit Einzeldrähten von min- 
destens 2,0 mm Durchmesser zu verwenden. 


4) Die Zulassung von Querschnitten von 
380 kg Tragfähigkeit ermöglicht beispiels- 
weise auch die Verwendung von Bronze und 
Eisen mit Querschnitten unter 10 mm? als 
auf dem Hochspannungsgestänge verlegte 
Fernmeldeleitungen. x 

5) Als normale Baustoffe für Freilei- 
tungen sind diejenigen Metalle anzusehen, deren 
physikalische Beschaffenheit als völlig er- 
forscht und nur in engen Grenzen als ver- 


änderlich gelten kann, also Kupfer und Alu-- 


minium. \ 

Bei gegebenen Drahtdurchmesser er- 
scheint der Stoff durch den Leitungswider- 
stand, sein Bearbeitungszustand und damit 


sein im Betrieb nutzbares Tragvermögen durch 


die Bruchlast zur Genüge festgelegt. Um 
Zweifel über die Meßart auszuschließen, wurde 
bestimmt, daß die vorgeschriebene Mindestzug- 
last mindestens 1 Minute lang wirken muß, 
ehe sie zum Bruch führe. Die Sicherheit ein- 
drähtiger Kupferleitungen ist absichtlich größer 
gewählt als die verseilter Drähte. 


6) Das Vorhandensein des Fließkegels ist 
ein einfacheres Bewertungsmittel für die Zähig- 
keit des Baustoffes als die früher geforderte 
Dehnungsmessung. Als ausgeprägt soll ein 
Fließkegel gelten, wenn er mindestens 30% 
Querschnittsverjüngung enthält. ß 
Querschnittsverjüngung ist eine Erscheinung, 
die sich. dem Auge nach kurzer Übung ein- 
prägt. Es wird sich also sogar die Messung in 
der Mehrzahl der Fälle erübrigen, zumal die 
tatsächliche Quersehnittsverjüngung der zähen 
Metalle 30% merklich zu übersteigen pflegt 
und somit zuverlässige Schätzungen ermög- 
licht. 


7) Werte für den Durchhang der Freilei- 


tungen bei verschiedenen Spannweiten, Tem- 
peraturen und Höchstbeanspruchungen sind in 
Jaegers Hilfstabellen für Freileitungen im Ver- 
lag M. Jaeger, Berlin N 31, Bernauer Straße 96, 
enthalten. | 

8) Andere Leitungsbaustoffe, z. B. Eisen, 
Stahl sowie Legierungen, wie Bronzen, Bi- 
metalle usw. sind zwar zugelassen und grund- 
sätzlich denselben Festigkeitsrechnungen unter- 
worfen wie Kupfer; nur wird ausdrücklich in 
bezug auf Zähigkeit und chemische Beständig- 
keit zur Vorsicht. gemahnt. 

Bei Eisen oder Stahl muß der Zinküberzug 
eine glatte Oberfläche haben, den Draht über- 
all zusammenhängend bedecken und so fest 
daran haften, daß der Draht in eng aneinander- 
liegenden Spiralwindungen um einen Zylinder 
von dem 10-fachen Durchmesser des Drahtes 
fest umgewickelt werden kann, ohne daß der 
Zinküberzug Risse bekommt oder abblättert. 

Der Zinküberzug muß eine solche Dicke 
haben, daß Drähte über 2,5 mm Durchmesser 
7 Eintauchungen von je 1 Minute Dauer, 
Drähte von 2,5 mm Durchmesser und darunter 
6 Eintauchungen von je 1 Minute Dauer, in 
eine Lösung von einem Gewichtsteil Kupfer- 
vitriol in 5 Gewichtsteilen Wasser vertragen, 
ohne sich mit einer zusammenhängenden 
Kupferhaut zu bedecken. 
wie nach jedem weiteren Eintauchen muß 
hierbei der Draht mittels einer Bürste in 
klarem Wasser von anhaftendem Kupfer- 
schlamm befreit werden. 

9) Bei Berechnung von Freileitungen mit 
Schutzhülle ist das Mehrgewicht entsprechend 
zu berücksichtigen. 


10) Die nach den ersten Normalien bis 
zum 1. I. 1914 gültige Berechnungsformel 
0,015 q, die ein vielfaches des Querschnittes 
als Zusatzlast bei — 5° © annahm, wurde ver- 
worfen, da sie zur Sicherung kleinerer Quer- 
schnitte nicht genügte, die großen Quer- 
schnitte jedoch zu ungünstig belastete. Darauf 
wurde 1914 die empirische Formel 190-+50d 
eingeführt, welche die ungünstigsten Fälle für 
Eis und Wind einbegriff und bei 35 mm? 
Querschnitt, wobei Drahtbrüche infolge Über- 
lastung durch Eislast oder Winddruck nicht 
bekannt geworden waren, etwa die gleiche 
Zusatzlast wie nach 0,015 q ergibt, für die 
kleineren Querschnitte eine größere Sicher- 
heit bietet, für stärkere Querschnitte dagegen 
eine geringere Zusatzlast ergibt. Diese Formel 
ergibt für Kupferleitungen eine Gewichtsver- 
mehrung durch Zusatzlast, welche z. B. bei 

‚ mm? LDeitungsquerschnitt das Doppelte, 
bei 16 mm? das Vierfache, bei 10 mm? sogar 
das Sechsfache des Eigengewichtes beträgt, 
während diese Gewichtsvermehrung nach den 
ersten Normalien bei allen Querschnitten dem 
2,65-fachen Eigengewicht entsprach. 

- Auch diese Formel hat sich aus tech- 
nischen und wirtschaftlichen Gründen als 
unzweckmäßig herausgestellt. Aus technischen, 
da sie bei kleineren Querschnitten zwar eine 
größere mechanische Sicherheit ergibt, die 
elektrische Sicherheit aber vermindert, da 
infolge der großen Durchhänge die Gefahr des 
Zusammenschlagens bedenklich erhöht ist; 
aus wirtschaftlichen Gründen, da bei den jetzt 
gebräuchlichen großen Spannweiten: sich zu 
hohe Maste ergeben. Deshalb wurde eine neue 
‘Formel für die Zusatzlast eingeführt, bei deren 
Verwendung sich kleinere Durchhänge er- 
gaben, wodurch das Zusammenschlagen der 
Leitungen vermindert, gleichzeitig aber die 
mechanische Sicherheit der Leitungen nicht 
zu stark herabgesetzt wird. Es wurde die 
Formel 180 Yd gewählt, welche bei Quer- 
schnitten über 35 mm? einen Mittelwert der 
in der „ETZ‘ 1918, Heft 48, S. 475 für Berück- 
sichtigung der Eislast aufgestellten Formeln 
325+30,3d bzw. 416-+16,2d (je nach An- 
nahme des spez. Gew. des Eises zu 0,9 bzw. 


Eine solche. 


Vor dem ersten so- 


‘werden kann. 


* 


052) 
eine nur wenig stärkere Beanspruchung gegen- 
über der bisherigen Formel 190+50d zuläßt. 
Es wurde ferner untersucht, ob. die Windbe- 
lastung nicht eine höhere Zusatzlast erfordert. 
Unter Zugrundelegung eines Winddruckes von 
125 kg/m? und eines Abrundungswertes von 
0,5 ergibt sich, wenn man nach den Angaben 
meteorologischer Institute, wonach in Deutsch- 


ergibt, bei Quersehnitten unter 35 mm? 


land im allgemeinen nur warme Stürme vor- 


kommen, diese Windlast bei + 5° C wirken. 
läßt, daß die Spannung der Seile bei + 5° © 
und dieser. Windlast unbedingt unter 
Spannung bei — 5° C und der gleichzeitigen 
Eislast 180 Y d bleibt. i 

11)‘'Spannweite © und Durchhang f bei 
Stützpunkten verschiedener Höhe ergeben 
sich aus der folgenden Abb. 1. 


Abb. 1. 


Die Leitungen sind. so zu spannen, daß die 
Durchhänge nicht. kleiner oder die. Leitungs- 
züge nicht größer werden als die in den Ta- 
bellen (s. Erl. 7) angegebenen Werte. Dies 
kann erreicht werden einmal dadurch, daß 
man die Durchhänge an den. Stützpunkten 
von der Rille des Isolators aus abmißt und die 
Leitung entsprechend der durch diese Punkte 


der 


festgelegten Visierlinie spannt, oder dadurch, 


daß man den erforderlichen Zug mit Hilfe - 


eines Federdynamometers einstellt. 

12) Die Vorschrift, daß Leitungen nicht 
unmittelbar dureh Lötung miteinander ver- 
bunden werden dürfen, wenn die Lötstelle 


nicht von Zug entlastet ist, rechtfertigt sich 


durch den Umstand, daß die Festigkeit hart- 
gezogener Drähte durch die bei der Lötung 
eintretende Erwärmung erheblich verringert 
wird, so daß ohne Entlastung 
Stellen in der Leitung vorhanden sein würden, 
die zum Bruch führen können, sowie dadurch, 
daß Lötstellen in hohem Maße von der Zuver- 
lässigkeit der Herstellung der Lötstellen ab- 
hängig sind. \ 

- 13) Für Windbelastung ist. auch die für 


Bauwerke festgesetzte Belastung von 125 kg) 


m? senkrecht getroffener Fläche zugrunde zu 
legen, obgleich nach Angabe verschiedener 
Wetterwarten derartige Winddrücke nicht’ be- 
obachtet wurden. 

14) Die Kommission 


war der 


schwache 


7 


Ansicht, 


daß der Abrundungswert von 0,5 mit Rück- 


sicht auf die vorliegenden Versuchsergebnisse 


(s. Hütte 22. Aufl., Teil I, S. 363) auch auf. 


Maste bis 0,5 m Durchmesser ausgedehnt 
ß Dies ' gilt selbstverständlich 
nicht für gekuppelte Maste mit Kreisquer- 
schnitt, wenn der Wind senkrecht zur Ebene, 
die durch die Längsachsen beider Stangen 
geht, wirkt. R 


15) Diese Fassung wurde gewählt, um die 


Verwendung von U-Eisen-Masten aus wirt- 


schaftlichen Gründen zu ermöglichen. 
16) Bei quadratischen Gittermasten 
zu beachten, 
moment in den zu den Querschnittsseiten 
parallelen Achsen liegt. In der Diagonalrich- 
tung des Querschnitts ist das Widerstands- 
moment ungefähr 30% geringer (vgl. Hütte, 
22. Auflage, Teil I, S. 535 und Teil II, 8. 975). 
Maste mit rechteckigem Querschnitt un- 
gleicher Seitenlänge können in Richtung der 


ist 


größeren Seitenlänge am meisten beansprucht _ 


werden. 
Die Widerstandsmomente für 
Achsen rechteckiger Mastquerschnitte sind 
erforderlichenfalls besonders zu ermitteln. 
(vgl. Hütte, 22. Auflage, Teil I, S. 528 ff.). 


17) Dieser Zug entspricht ungefähr der 


beliebige 


beim Spannen der Leitungen auftretenden Be- 


anspruchung. z 
18) Hiernach können Abspannmaste von 

rundem oder quadratischem Querschnitt, die 

für gerade Leitungsführung "berechnet sind, 


daß das größte Widerstands- 


r 


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auch als solche in’ Winkeln ‚bis zu etwa 1400 1 


verwendet werden. 


19) Um mißverständlicher Auffassung vor- 


zubeugen, wird ausdrücklich bemerkt, daß 


Abzweigmaste nicht als eine Mastart für sich 


anzusehen sind, sondern je nach den örtlichen 
Verhältnissen entweder 


maste :oder als Abspannmaste oder als Winke- 
maste zu berechnen sind; es kann auch eine‘ 


als gewöhnliche Trag- E 


TER 5 TE 


f 


30. September 1920. i 


Verbindung beider Rechnungsarten in Betracht 
kommen, z. so, daß bei der Kreuzung 
zweier Leitungsstrecken der Mast in der Rich- 
tung der einen Leitung wie ein Abspann- oder 
Endmast, in der Richtung der andern Leitung 
wie ein Tragmast behandelt wird. 


20) 


21) Zur Beurteilung des geraden Wuchses 
von Holzmasten kann die Telegraphenbau- 
ordnung der Reichspost- und Telegraphenver- 
waltung als Anhalt dienen, wonach die Ver- 
bindungslinie zwischen den Mittelpunkten der 
Hirnflächen des Stamm- und Zopfendes 
nirgends außerhalb des Stammes fallen darf. 


22) Die Festigkeitsverhältnisse der Hölzer 
sind von der Art des Holzes und der Behand- 
lung abhängig. Imsbesondere hat auch die 
Feuchtigkeit großen Einfluß. Daher wird 
auch die Festigkeit der gesetzten Stangen je 
nach ihrem Zustand. verschieden sein. Schon 
daraus ergibt sich, daß eine sehr scharfe Rech- 
nung keineinnere Berechtigunghat. Man kann 
jedoch auf Grund zahlreicher Versuche die 
mittlere Bruchfestigkeit des Holzes mit etwa 
550 kg/cem? annehmen. Wenn man bei gegen 
Fäulnis geschützten Stangen eine etwa 4-fache 
Sicherheit als genügend. betrachtet, so kann 
eine Höchstbeanspruchung ‚von etwa 145 ko/ 
cm? zugelassen werden. Den gleichen Wert 
kann man für Stangen aus besonders wider- 
standsfähigem Holz zulassen, auch wenn dies 
nicht gegen Fäulnis geschützt ist. Dagegen 
empfiehlt es sich für nicht gegen Fäulnis ge- 
schützte Stangen, bei welchen mit einer bal- 
digen Abnahme des tragenden Querschnitts 
zu rechnen ist, einen geringeren Wert vorzu- 
schreiben. 

Bei Hochspannung sollen nach Mösglich- 
keit gegen Fäulnis geschützte Stangen ver- 
wendetiwerden. Mit Rücksicht auf die kürzere 
Lebensdauer anderer Stangen muß früh- 
zeitige. Erneuerung verlangt werden. 


23) Unter Zopfstärke ist der 


Durehmesser am Zopf zu verstehen, der sich 
Umfang 


aus ergibt. 

-. 24) Um die Einführung anderer Gestänge- 
materialien nicht zu beschränken, ist für diese 
die zulässige Beanspruchung von der-zu ge- 
währleistenden Bruchfestigkeit abhängig ge- 
macht worden. 


mittlere : 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, Heit 


=” 25) Bei besonders wichtigen Leitungen 
wird empfohlen, Leitungen nicht senkrecht 
untereinander anzuordnen, da die Erfahrung 
gezeigt hat, daß bei plötzlicher Entlastung 
einer Leitung von Eislast durch Hochschnellen 
die Gefahr des Zusammenschlagens besonders 
groß ist. Die Gefahr ist gleichfalls groß, wenn 
Hochspannungsleitungen von verschiedenem 
Querschnitt und verschiedenen Baustoffen be- 


‚sondersin gleicher Höhe an einem Gestänge an- 


gebracht sind. In diesem Falle empfiehlt es 
sich, die angegebenen Abstände zu vergrößern. 


26) Die Anbringung von Sitzgelegenheiten 
für Vögel in größeren Entfernungen von den 
Leitungsdrähten (z. B. durch Sitzstangen an 
den Mastspitzen in Richtung der Leitungen) 
ist ebenfalls zur Verhütung von Schäden für 
die Vogelwelt von einigen Seiten empfohlen 
worden, sollte jedoch nicht unterhalb der 
Leitungen stattfinden. *) 


27) Bei Aluminium und einigen anderen 
Metallen kann hartes Material positiv und 
weiches negativ sein, wodurch elektrolytische 
Zerstörungen eingeleitet werden können. Bei 
der Verwendung von Kopfbunden ist gewisse 
Vorsicht nötig, weil die auf den Isolator auf- 
liegende Leitung infolge von Schwingung und 
gleitender Reibung leicht verletzt wird. Am 
besten werden für Aluminium praktisch er- 
probte Spezialbunde benutzt. 

Bei Aluminiumabzweigungen von Alumi- 
niumleitungen wird darauf hingewiesen, daß 
durch Verwendung von Abzweigklemmen aus 
anderem Metall als reinem Aluminium elek- 
trolytische Zerstörungen eingeleitet werden 
können. Außerdem wird empfohlen, den 
Zutritt von Feuchtigkeit dureh geeignete 
Mittel zuverlässig zu verhindern. Bei Kupfer- 
abzweigungen von Aluminiumleitungen wird 
aus dem nämlichen Grunde zur Vorsicht ge- 
mahnt. Am besten werden praktisch erprobte 
Spezialkonstruktionen benutzt unter Anwen- 
dung des vorstehende empfohlenen Feuchtig- 


keitsabschlusses. 


28) Bezüglich der Aufstellung der Ge- 


‚stänge ist zu bemerken, daß allgemeine Regeln 


für die Befestigung im Boden sieh nicht geben 
lassen. Es ist jedoch als leitender Gesichts- 
punkt hervorzuheben, daß die Bodenbefesti- 
gung der Festigkeit des Mastes möglichst ent- 
sprechen soll. In gutem Boden und bei gerader 
Leitungsführung: wird bei Holzmasten im 
allgemeinen ein hinreichend tiefes Eingraben 
und Wiederbefestigung des Bodens genügen, 
bei winkliger Leitungsführung und in weichem 
Boden wird man dagegen eine besondere Be- 
festigung vornehmen müssen  (vor&elegte 
Schwellen oder Plattenfüße). Eisenmaste 
müssen in jedem Fall mit Beton- oder Platten- 
füßen versehen sein. 

Von Drahtankern ist bei Hochspannungs- 
masten abzuraten, weil sie zu Betriebsstö- 
rungen und Unfällen Anlaß geben können. 


*) Bezüglich empfehlenswerter- Ausführungen mit 
Rücksicht auf den Vogelschutz sei auf die Veröfientlichung 
„Elektrizität und Vogelschutz“ hingewiesen, welche kosten- 
los bei der Geschäftsstelle des Bundes für Vogelschutz in 
Stuttgart. Jägerstraße, sowie auch bei der Geschäftsstelle 
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Berlin W. 57, 
ner als 68, erhältlich ist. Vgl. auch „ETZ* 1918. 
5. 699. 


Einige Zeit nach der Inbetriebnahme sind 
eingegrabene Maste zweckmäßig nachzu- 
stampfen. 

29) Die Erfüllung der Forderung, daß in 
den im $ 22 der Errichtungsvorschriften ange- 
führten Fällen Drahtbrüche ausgeschlossen 
oder die Gefahren bei Drahtbrüchen ver- 
hindert werden müssen, wurde vielfach durch 
Verwendung von Erdungsbügeln an den 
Masten unterhalb der Leitungen zu erreichen 
versucht. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dal; 
diese Bügel nicht betriebssicher sind. Weiter 
hat sich ergeben, daß die Erdungsbügel den 


Vögeln außerordentlich gefährlich werden. 
Diese lassen sich gern auf den geerdeten 


Bügeln bzw. den zur Befestigung dieser Bügel 
dienenden Traversen nieder und gehen dann 
bei gleichzeitiger Berührung eines Leitungs- 
drahtes zugrunde. Es wird deshalb empfohlen, 
‚die Erdungsbügel durch eine andere Sicher- 
heitsvorrichtung zu ersetzen, z. B. durch Aus- 
führung der Leitung ‚mit erhöhter Sicher- 
heit‘. 

30) Als Sicherheitsbügel wird die sonst als 
Beidraht bezeichnete Einrichtung eines über 
den Isolatorkopf lose gelegten Tragdrahtes be- 
zeichnet, welcher zweckmäßig aus dem gleichen 
Material wie die Stromleitungen hergestellt 
und, vor und hinter dem Isolator so befestigt 


wird, daß bei Isolatorbruch die beiden Lei- 
tungsenden durch den Sicherheitsbügel ge- 


halten und die Leitung von der Traverse auf- 
gefangen wird oder, falls sie von dieser ab- 
gleitet, noch mindestens 3 m-vom Erdboden 
entfernt bleibt. Dies ist besonders bei Winkel- 
punkten zu beachten. (Abb. 3.) 


Abb. 3. 


31) Hängeisolatoren sind als besonders 
sichere Isolatoren anzusehen, wenn die Be- 
festigung der Leitungen an den Isolatoren 
unter Anwendung eines Lichtbogenschutzes, 
durch den die Leitungen vor unmittelbarem 
Einwirken eines den Isolator überbrückenden 
Lichtbogens geschützt werden, erfolgt und 
wenn die Klemmen, mit denen die Leitung an 
den Isolatoren befestigt wird, derartig ein- 
geriehtet sind, daß ein unzulässig weites Hin- 
durehrutschen der Leitungen durch die Anj- 
hängepunkte vermieden wird. 


PERSÖNLICHES. A 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Physikalisch-Teehnische Reichsanstalt. Zu 
Mitgliedern des Kuratoriums wurden ernannt 
Geh. Baurat Prof. Dr. G. Klingenberg, Di- 
rektor der AEG, und der Vorsitzende im Auf- 
siehtsrat der SSW., Karl Friedrich von Sie- 
mens. : 

H. Andree, Beratender Ingenieur für Elek- 
trotechnik, Rostock i. Meckl., ist plötzlich ver- 
storben. 

W. Mollier ist als Nachfolger des verstor- 
benen Dr. F. Neureiter zum Direktor der Öster- 


rejchischen Siemens-Schuckert-Werke ernannt 


worden. 

R. Paulsen, Diplomingenieur und Direktor 
des städt. Elektrizitätswerks Halle a. S., ist 
zum Professor an der Badischen technischen 
Lehranstalt 
ernannt worden und tritt dies Amt am 1. Ok- 
tober an. > 


G. Schanzenbach 7. Am 2. September 
starb nach längerem, schwerem Leiden der Be- 
gründer der Firma G. Schanzenbach & Co. 
G&. m. b. H., Frankfurt a. M., Herr Gotthold 
Schanzenbach. 


Hochschulnachriehten, Der o. Professor 
Dr. J. Stark, Greifswald, wurde als Nach- 
folger von Prof. W. Wien als o. Professor der 
Physik an die Universität Würzburg berufen. 
er Privatdozent für Physik an der Tech- 


(Staatstechnikum) in Karlsruhe. 


nischen Hochschule München, Dr. M. Dieck- 
mann, wurde zum a.o. Professor ernannt. — 
Der Oberingenieur der AEG, Regierungsbau- 
meister a. D. Dr.-Öng. R. Wentzel, Berlin, 
ist als ordentlicher Professor für Eisenbahnbau 
an Stelle des verstorbenen Prof. Schimpff an 
die Technische Hochschule Aachen berufen 
worden. — Der frühere Professor der Experi- 
mentalphysik an der Universität Dorpat, zu- 
letzt Honorarprofessor für Physik an der Uni- 
versität Leipzig, Dr. A. von Oettingen ist 
verstorben. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Kurzes Lehrbuch der Elektrotechnik. 
Von Dr. A. Thomälen.. 8. verb. Aufl. 
Mit 499 Textabbildungen. VIII u. 504 S. 
in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 
1920. Preis geb. 24 M. 


Die vorliegende 8. Auflage hat nach ver- 
schiedenen Richtungen hin Erweiterungen er- 
fahren. So ist zunächst das Kapitel der 
Stromwendung umgearbeitet, wodurch es an 
Klarheit und Vollständigkeit außerordentlich 
gewonnen hat. Die Ausgleichvorgänge sind in 
der dem Verfasser eigenen, anschaulichen Dar- 
stellungsweise behandelt, ebenso die Wander- 
wellen. Neu ist ferner das Kapitel Phasen- 
schieber. Die Einfügung dieser Abschnitte ist 


im Interesse des Werkes und seiner Leser sehr 
zu begrüßen. Daß der Verfasser aber auch die 
grundlegenden Gebiete beständig auf Ver- 
besserungsfähigkeit prüft, erkennt man z. B. 
an der Einfügung des Bildes 56, das zur Be- 
rechnung des Feldes eines geraden Leiters in 
der Luft die Grundlage bildet. Auch die ein- 
fache Darstellung eirier Drosselspule (Bild 72) 
läßt dies Bestreben erkennen. Ferner ist als 
Gewinn zu betrachten die vereinfachte Dar- 
stellung 141 für das Querfeld des Ankers. Die 
Richtung des Kraftflusses ist zwar hier leicht 
zu konstruieren; dennoch wäre ihre Angabe 
gerade mit Rücksicht auf die darauffolgende 
Erläuterung der Verstärkung des Feldes vor 
der einen und seiner Abschwächung vor der 
“anderen Polkante erwünscht. Etwas unüber- 
siehtlich erscheint das Bild 170 der Rosen- 
berg-Maschine. Diese Zeichnung würde ge- 
winnen, wenn der Abstand der Bürsten D, B, 
gegen den Durchmesser der Ankerstäbe relativ 
vergrößert würde. Das gilt auch vom Bild 452. 
Bei dem stetigen Anwachsen des Stoffes dürfte 
der Verfasser wohl mit der Frage beschäftigt 
sein, an welchen Stellen er bei späteren Auf- 
lagen kürzen kann. Es möge deshalb daran 
erinnert sein, daß das Dreileitersystem heute 
nieht viel mehr als historischen Wert hat. 
Seine Erwähnung ist berechtigt, aber es bleibt 
zu erwägen, ob die Spannungsteilung (Ab- 
schnitt 53) in dieser Breite behandelt werden 
muß. Es dürfte genügen, zu sagen, daß man 
den Mittelleiter an eine Batterie oder auch 
an den gemeinsamen Pol zweier, in Reihe ge- 
schalteter, Nebenschlußmaschinen anschließen 


= Zar 


f 
9 
7 A 
Bo Be} 


184 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heit 39. 30. September 1920. 
E & 
R a 2 RER, : 5 » einer wichti - $ Auf’ dem deutschen Markte hat nach der starken 
kann. Der Spannungsteiler von Dolivo-Do- | es sich um die Abwendung einer wichtige In en Een ach der a 


browolsky ist zwar sehr lehrreich, aber doch | teressen schädigenden Notlage durch Nicht- 


eine lebhafte Nachfrage eingesetzt, infolgedessen“ 


wohl kaum von praktischem Wert. Der ganze 
10. u. 11. Teil, die sich mit der Wirkungsweise 


erstellung der elektrischen Anlagen handelt, 


ihre Zustimmung zu der Umwandlung 
Gas auf 


konnten die Preise nicht unerheblich in die Höhe 


gehen. — Gummi. Die Gummipreise gingen in 


der Gleichstrommaschinen und -motoren be- | der Beleuchtungsanlage von rummi. D mi) nn 
fassen, könnten unbeschadet ihrer leichten | Elektrizität zu erteilen. Der Reichskohlen- re Te a re. B: 
Verständlichkeit gekürzt werden. Jeden- | kommissar hat im allgemeinen keine Bedenken | mit 1551 d/lb für erepe 1. Sorte und 1s Ab = 


falls werden in einigen der letzten Absehnitte 
des Buches ungleich höhere Anforderungen 
an den Leser gestellt. Diese Bemerkungen 
entspringen der Auffassung, daß dem stetigen 


dagegen, daß Strom an Kleinverbraucher ab- 


gegeben wird. Es sei, so schreibt der Verband, 


also kein Grund vorhanden, mit der Installa- 
tion elektrischer Haus- und Wohnungsbeleuch- 


für sheets, den bisher niedrigsten Stand im Jahre. 
Die Verschlechterung der deutschen Valuta 
wird nicht dazu beitragen, das Geschäft, wenig- 
stens soweit Deutschland als Konsument in Frage 


= = fa 5 2 h ee | N SH an ee =0e; 

Anwachsen des Gebietes der Elektrotechnik | tungsanschlüsse zurückzuhalten. an a en 
stark Teroerößerung des hes x ee ne ‚| der Gummiplantagenbes s g 

ohne starke Vergrößerung des Buches Änderungen der Eisenbahntarife.!) — Deı Einschränkung der Erzeugung um 30% beab- 


Es wäre 


Rechnung getragen werden sollte. 1 hr für | Frachtberechnung nach den Sätzen | ‚„ichtisen, da der Weltmarkt überfüllk ist, — 
Nberiiukeige De es f Er der Hauptklassen für Wagenladungen | perpentin. Am Terpentinmarkt ließ sich sowohl 
lich selber spricht, noch ein Wort der Empfeh--| zo] künftig im Interesse wirtschaftlicherer Be- 


sung mitzugeben. "G. “Rasch. 


Die Wasserstoffionenkonzentration,ihre 
Bedeutung für die Biologie und die Metho- 
den ihrer Messung. 
Michaelis. (Monographien aus dem Ge- 
samtgebiet der Physiologie der Pflanzen 
und der Tiere 1. Bd.). Mit741 Abb. XIV u, 
210 S. in 8°. Verlag von Julius. Springer, 
Berlin 1914, Preis 8 M, geb. 8,80 M. 


Von Prof. Dr. Leonor, 


triebsführung ein Gewicht von mindestens 15 t 
für jeden verwendeten Wagen zugrunde gelest 
werden. Für Güter aber, die wegen ihrer Sper- 
rigkeitin Mengen von 15 t nicht in entsprechen- 
den Wagen untergebracht werden können, und 
für die wegen ihres geringen Wertes nicht die 
volle Fracht für 15 t oder Verfrachtung zu 
höheren Sätzen der Nebenklassen verlangt 
werden kann, sowie für Güter, die aus anderen 


in New York als auch in Savannah eine Neigung 
zur Besserung feststellen. Am 10. IX. notierte 
Terpentin in Savannah 1,59% $ und in New York 
1,49 $ je Gallone.— Erdöl. Die Juniförderung der 
Ver. St. Amerika belief sich auf 37,219 Mill. 
Barrels (1 Barrel = 163,5 D, davon 36,931 Mill. 
Barrels im Mai. Die Juniförderung ist die größte 
monatliche Förderung, die jemals in den Ver- 
einigten Staaten erreicht wurde. Die Vorräte 


beliefen sich Ende Juni auf 126,674 Mill. Barrels . 


5 RR 2 5 & 

A inn des Weltkrieges erschienene | zwingenden Gründen in kleineren Mengen ver- | oooen 124.689 Mill. Barrels Ende Mai. Der Ver- 
Werk Haba ieh gern len, weil sein In- | sandt werden und einer Frachtbegünstigung brauch betrug im Monat Juni 35,234 Mill. Barrels 
halt, der in den 6 Jahren nicht gealtert hat, bedürfen, wird eine erleichternde Liste Age- gegen 37,233 Mill. Barrels im Mai. — Metallpreise. 
mir besonders wertvoll erscheint. Wie | schaffen. Bei ihnen verlangt man auch weiter- | Die Notierungen der Vereinigung für die 
Röntgenbehandlung, Elektrisieren und andere | bin nur ein Meistgewicht von 10 t für die An- | geutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der 
Heilverfahren den Elektrotechniker mit dem | wendung der Sätze der Hauptklassen. In diese | Kommission des Berliner. Metallbörsenvor- 
Arzte verbinden, so ist hier eine Brücke | Liste gehören u, a. Akkumulatoren. Ferner | standes (letztere verstehen sich ab Lager in 
zwischen Physiologie und Elektrochemie "ge- | werden in die Allgemeine Wagenladungs- | Deutschland) lauten in M/10) kg: 
schlagen. Die Tatsache, daß die basische oder | Klasse Instrumente, Akkumulatoren, Dy- 
saure Reaktion der im menschlichen Körper | namomaschinen, en ne a, Metall 24. IX. 31. IX. 
vorhandenen Säfte in ihrer Art und Größe für | Transformatoren un agnetzünder ver- # 
das Leben wiehtig ist, hat die Physiologen ver- | wiesen. Unbrauchbare, gebr Bacher Akkumu- : 
anlaßt, mit Hilfe von elektrischen Messungen latoren teile kommen in den. Spezialtarif I. Elektrolytkupfer (wire 
den Grad jener Reaktion z. B. für Blut, Ge- bars), prompt, cif Hamburg, 
webssaft, Harn usw. zu bestimmen. Nach der Bremen, Rotterdam . . . 2633 2848 
Ionentheorie ist eine Flüssigkeit um so saurer, ZEN EIER EEE N "ER 
je mehr Wasserstoffionen sie in der Raumein- WARENMARKT Raffinadekupfer 99/99,3%, 2100—2200,2000— 2100 
heit enthält. Diesen Gehalt an Wasserstoffionen ; Originalhüttenweichblei . | 730—750 | 750- 775 
kann man messen, indem man einen von Wasser- Originalhüttenrohzink, 
stoffgas umspülten Platindraht in die betref- Eisen und Stahl. — Der Roheisen-Verband Preis im freien Verkehr . 950 890 —910 
fende Flüssigkeit taucht und diese Elektrode | ist nunmehr definitiv bis Ende 1923, also um | Plattenzink (remelted) von 
gegen eine Wasserstoff-Normalelektrode-schal- | drei Jahre verlängert worden. — Baumwolle. handelsübl, Beschaffenheit 650 625—640 
tet, welche entsprechend aus einem Platindraht | Die amerikanischen Baumwollmärkte blieben in | Originalhüttenaluminium \ 
besteht, der in eine Flüssigkeit von genau be- | letzter Zeit bei mäßigen Schwankungen in ziem- 98/99%/gin gekerbt.Blöckchen 3300 -- 3400 3300: -3400 
kanntem Wasserstoffionengehalt taucht. Aus | lich flauer Haltung. Eine geringe Befestigung dsgl. in Walz- oder Draht- = 
dem Potential dieser galvanischen Kette er- | zu Ende der vorigen Woche ließ die Preise am baren . 2. 2.2.2... 18850—36003550—3600 
gibt sich nach der bekannten Nernstschen | 17. IX. noch immer 50 bis 100 Punkte unter dem Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |16400—6400 6450—6550 
Formel das Verhältnis der beiden Konzentra- | Preisstand vom 10. IX. bleiben. Am Bremer Hüttenzion, mind. 990%), . . 16500—6500| 6400 
tionen. Weil für wässrige Lösungen das Pro- | Baumwollmarkte konnten die Preise bei leb- | Reinnickel 98/99 Yu... . . 4800 - 5000 4800-5000 
dukt der Wasserstoffionen und der die Basen | haftem Geschäft infolge der starken Verteuerung | Antimon-Regulus . . . . | 925—975 | 950—1000 
kennzeichnenden Hydroxylionen eine nur von | des Dollars erheblich anziehen. In den letzten | Silber in Barren rd, 900 fein i 
der Temperatur. abhängige Konstante ist | Tagen brachte die Verbesserung des Markkurses für. like feine. un. 1560—1575,1480— 1500 
(bei 18° ist k = 0,73.10-14), so wird auch die | wieder ein Nachlassen der Preise. Durch eine An der Londoner Metallbörse wurden 
Basizität einer alkalisch reagierenden Flüssig- | demnächst zur Veröffentlichung gelangende nach „Mining Journal‘ am 17. IX. 1920 für 
keit durch die Messung ihrer Wasserstoffionen- | Bekanntmachung des Reiehswirtschaftsministers 7 5 ae er: 
5 ER D n re N ee EN i : 1 ton (1016 kg) notiert: > 
konzentration ermittelt. Genaue Messungen | wird die freie Finfuhr für gebleichte und ge- 2 d d 
dieser Art sind nieht ganz einfach. Der Ver- krempelte Baumwolle verboten werden. Die = 2 ; Ei 
fasser beschreibt deshalb eingehend die nötigen | Einfuhrerlaubnis wird von der Reichsstelle für „Kupfer: best selected . 107 0 0 bis108 0 0 ; 
Apparate und ihre Handhabung. Seine zahl- | Textilwirtschaft erteilt werden. — Wolle. Die » electrolyt.. 112 00,18 00 & 
reichen up sorgfältigen Messungen haben | australische Regierung hat die Ausfuhr von Wolle ne wire bars . .. 117 0 0 „118 0 0 n. 
unter anderem das schöne Ergebnis geliefert, | wieder freigegeben. Bei der letzten Antwerpener SISRLR: standard, Kasse 9) 0 0 „ > 5 0. 5 
daß in den verschiedenen Körpersäften Versteigerung australischer Wollen wurden etwa ARD „_3Mon. 9817 6,900 er 
gerade diejenige Wasserstoffionenkonzentra- | 5 bis 10%, höhere Preise erzielt als bei der voran- | Zinn: standard, Kasse. . 277 00,27750 ee 
tion herrscht, bei der das in dem betreffen- | gegangenen Versteigerung. Die Reichs-Wol- | Fr 3Mon. . 281 10 0 „28115 0 Be 
den Saft arbeitende Ferment den höchsten | A. G., Berlin, ist am 1. IX. 1920 in Liquidation „ srl ...... 282 0 0 „282 10.0 5 
Wirkungsgrad besitzt. Auf seine zahlreichen | getreten. — Seide. Am italienischen Seiden- | Blei: span.oder nichtengl. z E 
anderen Befunde über die Selbstregelung der | markte verlief die letzte Zeit infolge der inner- Weichblei ... ... 85 15 0. „ 3b ls Oz 
Säurebildung-in den Geweben usw. kann hier politischen Unruhen ziemlich still. Trotz ver- ‚„  gew. engl. Blockblei 38 0.0 a 
nicht eingegangen werden. Es genüge darauf | hältnismäßig geringer Umsätze konnten sich die | Zink: gew. Sorten.... 3912 6 „ #017 6 E 
hinzuweisen, daß sich hinter dem wenig | Preise für Rohseide auf ihrer alten Höhe halten. n..remelted „.,... . 86.0 00.0 
lockenden Titel ein sehr wertvolles Buch von | Kokons sind etwas im Preise zurückgegangen. n, ongl. Swanses .... 4110 0 „ — —— 


weiter Bedeutung birgt. K. Arndt. 


Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Sie stehen heute auf 80 bis 82 Lire/kg. Auf dem 
Japanischen Seidenmarkte, der im letzten Früh- 
Jahr einen außerordentlichen Preissturz erlebte, 
haben sich die Verhältnisse infolge wieder auf- 
lebender Nachfrage aus den Vereinigten Staaten 


Antimon: engl. Reg. . . .. 52/55 £ net. 
Aluminium: 98 bis 990), 165 £ (Inland); 


185 £ (Export). 
Nickel: 98 bis 990), gar. 
Quecksilber: nom, für 


R erheblich gebessert. Der französische Seiden- die 75 Ibs.-Flasche. ... 19 £. 
Bücher. markt erfuhr nach dem bedeutenden Preisaufstieg | Platin: je Unze nom... . 620 ». 


Bestimmungen über die bruchsichere Füh- 


rung von Hochspannungs-Freileitungen 
üb erReichs-Telegraphen-undFernsprech- 
leitungen. Herausgegeben vom Reichspost- 
ministerium im Mai 1920. 41 $S. ins R, 
v. Deckers Verlag, G. Schenck, Berlin 1920, Preis 
4,80 M. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Elektrische Hausinstallationen. — Um alle | 


Zweifel darüber zu zerstreuen, ob an Stelle von 
(rasbeleuchtung elektrisches Lieht eingeführt 
werden darf, macht der Verband deutscher 


in den Monaten April, Mai, Juni einen starken 
Preisrückgang, der bis Ende August dauerte. 
Erst Anfang September machte sich hier wieder 
eine Besserung der Marktlage bemerktbar. Die 
Preise sind im Augenblick fest und betragen 
etwa: für Greges Öevennes 11/13 270 Fr/kg, für 
Piemont und Messina 11/13 260 Fr/kg, für Piemont 
und Messina 12/16 270 Fr/kg. — Jute. Die Be- 
festigung am englischen Rohjutemarkt dauerte 
in der letzten Zeit weiter an, Erste Marken alter 
Ernte für Sept./Okt.-Verschiffung werden im 
Augenblick etwa mit 41 £/t angeboten, während 
für gleiche Qualitäten neuer Ernte 47 £/t gefordert 
werden. Der Fabrikatemarkt in Dundee ist da- 
gegen weiter schwach. Es notieren; 


In New York notierte Elektrolyt- 
kupfer am 23. IX. 1920 loko 18,75 cts/Ib. 


* Netto. ; 

I re... 
Bezugsquellennachweis. 

Frage 34. Wer liefert doppelseitig ge- 
teertes Isolierpapier zum Aufhanfen von Por- 
zellanisolatoren ? 

Frage 35. Wer liefert Einrichtungen zum 
Emaillieren von Kupfer- und Aluminium- 
drähten ? 


Frage 36. Wer liefert geeignete Lacke 


zur Herstellung von Emailledrähten aus Kupfer 


230 £ (In- u. Ausland). 


N 


ee SE a | 


n % r = a N P 


N . I : N Hessians 101, oz. 40" 65/, d/yard FaR: q 
Elektroinstallations-Firmen e. V., Frankfurt 5. 49" er 8 und Aluminium ? 
a. M., auf die Entscheidung des Reichskohlen- Tarpaulings © . 45"15 Be Frage 37: Wer liefert Vorriehtungen zum 


kommissars für die Kohlenverteilung vom 
20. VII. 1920 aufmerksam. In dieser wird da- 
rauf hingewiesen, daß die Vertrauensleute für 
Gras angewiesen sind, in allen Fällen, in denen 


‘) ‚Die Tarifünderungen, über die die Handelskammer 
zu Berlin in ihren „Mitteilungen“ (August 1970) Näheres 
Beet werden voraussichtlich schon am 1. XI. in Kraft 

reten. 


elektrischen Anwärmen des Öles in Kessel- 


wagen („ETZ‘ 1918, S. 27)? 


Abschluß des Heftes: 25. September 1920. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


785 


 Elektrotechnische Zeitschrift 


| (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 7. Oktober 1920. 


Drahtlose Nachrichtenübermittelung für 
Uberlandwerke.!) 


Von Dr.=$ng. e.h. Graf Arco, Berlin. 


Übersicht. Beschrieben wird eine den weit- 
gehendsten Ansprüchen genügende telephonische 
Verbindung zwischen Überlandwerken untereinander 
und ihren Unterstationen mittelst hochfreqauenter 
Schwingungen, wobei auf die drahtlose Telephonie 
mit freier Strahlung, die leitungsgerichtete, die spe- 
ziellen Ausführungen der Gesellschaft für drahtlose 
Telegraphie, die Einrichtungen der Stationen, die 
‘Verbindungen der drahtlosen Stationen mit der 
Drahttelephonie, die beweglichen Stationen zum 


Absuchen der Strecken und die Wirtschattlichkeit 


soleher Anlagen eingegangen wird, 


I. Einleitung. 

Das Bedürfnis nach einwandfreien tele- 
phonischen Verbindungen zwischen den Über- 
landwerken untereinander und mitihren Unter- 
stationen istin diesen Kreisen als eine bekannte 
Tatsache vorauszusetzen. Besonders beim Ein- 
treten von Betriebsstörungen ist eine einwand- 
freie und schnelle Nachrichtenübermittlung 
von größter Wichtigkeit. Für die telephonische 
Verbindung wurden bisher entweder Leitungen 
der Postverwaltung oder mit deren Zustimmung 
eigene Drähte auf eigenem Gestänge benutzt. 
Die technisch vollkommenste Verbindung 
geschieht durch besondere Kabel. Infolge der 
hohen Kosten kommen aber solche Verbindun- 
gen nur selten in Frage. Telephondrähte unter- 
liegen häufigen Betriebsstörungen durch äußere 

Einflüsse. Es ist aber vom betriebstechnischen 
" Standpunkt aus besonders unangenehm, daß es 
meistens dieselben äußeren. Einflüsse 
sind, welche gleiehzeitig Störungen in den 
Hochspannungen und in den Telephonleitungen 
hervorrufen. In diesen Fällen werden die Tele- 
phonanlagen gerade in dem Moment, wo sie 
gebraucht, außer Betrieb kommen. Bei ‚dieser 
relativ ungünstigen Situation ist es natürlich, 
daß das neue Mittel der drahtlosen Telephonie 
für Überlandzentralen bei den interessierten 
Kreisen rege Beachtung findet. 


II. Telephonie mittels schneller elek- 
trischer Schwingungen. 

Der Übertragungsmechanismus der ‚Tele- 
phonie mittels schneller Schwingungen sei kurz 
noch einmal in die Erinnerung zurückgerufen. 
Das Gerüst einer solchen Anlage besteht in 
einem Erzeuger für ungedämpfte Schwingun- 
gen, u. zw. solcher von möglichst konstanter 
Frequenz und Amplitude. Auf der Gegensta- 
tion ist ein Empfangsapparat auf diese Sch win- 
gungen abgestimmt, so daß die ‚Amplituden 
einen maximalen Wert erhalten. Die Empfangs- 
schwingungen werden über einen Gleichriehter 
geführt und in Gleichstrom verwandelt. Der 
elektrische Wellenzug vom Sender zum Emp- 
fänger ist energetisch der Ersatz einer strom- 
führenden Drahtleitung. Zur Übertragung eines 
Telephongespräches wird die kontinuierlich 
konstante Dauerschwingung des Senders im 
Rhythmus der Sprache elektrisch modifiziert 
(Abb. 1). In gleichem Verhältnis ändern sich 
damit die Amplituden der Empfangsströme ın 


r 1) Vortrag, gehalten auf der Jahresversammlung des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Hannover 1920. 
Über den gleichen Gegenstand ist bereits in der „ETZ“ 
1920, S- 670 r berichtet worden. D. 8. 


 Übertragungsmechanismus 


Heft 40. 


dem Empfangsapparat. Aus dem konstanten 
Gleichstrom hinter dem Gleichrichter wird ein 
in gleicher Weise modifizierter Gleichstrom, 
der bei günstiger Bemessung des gesamten 
den Mikrophon- 
strömen an der Sendestelle ähnlich geformt ist, 
und demnach in einem Telephon durch Ener- 
gieübertragung ins Akustische die Sprache 
wiedergibt. 

Die Erzeugung ungedämpfter Schwingun- 
gen ist sowohl durch die Ausgestaltung der 
Hochfrequenzmaschine, wie durch die Erfin- 
‚dung der Kathodenröhrenverstärker als Schwin- 
gungserzeuger in einfacher und betriebssicherer 
Weise gelöst. Für die, wie wir sehen werden, 
sehr kleinen Leistungen als Verbindung: zwi- 
schen ElI— We, scheint im Augenblick die Ka- 
thodenröhre der geeignetste Erzeuger. An der 
Empfangsstelle sind die etwas unsicheren De- 
tektoren als Gleichrichter abgeschafft und 
durch den Kathodenröhrenverstärker ersetzt 
worden. 

In der ganzen Kette dieser Energieüber- 
tragung befindet sich kein Element mehr, wel- 
ches die für den technischen Betrieb erforder- 
liche hohe Sicherheit nicht erreichen würde. 
Die eigentliche Energieübertragung wird. in 
dem skizzierten Schema (Abb. 2) der drahtlosen 


Starkstrem-Leitung 


oe 


Sende -Antenne 


- — — — 


Emypfangs-Anlenne 


Schema der Energie . 
Übertragung 


Sender fi mptänge 


Mikrophon Telephon 


FAHENDE 


Telephonie durch Antennen bewirkt, welche 
an der Sendestelle die Schwingungsleistung aus- 
strahlen und an der Empfangsstelle aufsam- 
meln und dem Empfänger zuführen. Für eine 
punktförmig strahlende Antenne würde die mit 
steigender Entfernung zunehmende Sender- 
leistung quadratisch wachsen, für lineare An- 


tennen, die groß sind im Verhältnis zur Ent-- 


fernung, proportional. Bei den wirklich vor- 
liegenden Verhältnissen steigt die Strahlungs- 
leistung etwa in der 1,7-fachen Potenz mit der 
Entfernung. 

Diese immerhin rasche Zunahme der er- 
forderlichen Leistung und außerdem noch die 
mit zunehmender Zahl und Dichte der errich- 
teten Stationen steigenden gegenseitigen Stö- 
rungen machen es, daß die drahtlose Telephonie 
mit freier Strahlung für einen so großen 
Abnehmerkreis, wie es die immer dichter wer- 
denden Überlandzentralen sind, wenig aus- 
sichtsvoll war. 


III. Die Leitungsgerichtete. 


Um diese Schwierigkeiten zu vermeiden, 
griff man auf Vorschläge zurück, welche bereits 
in der Kinderzeit der drahtlosen Technik von 
verschiedenen Seiten gemacht worden sind, wie 
beispielsweise in Deutschland von Slaby und 
in Amerika von Squier. Man fing an, vorhan- 
dene Drahtleitungen dazu zu benutzen, um an 
ihnen entlang die Schwingungsenergie fortzu- 
leiten. Vom Standpunkt der Senderleistung 
für eine bestimmte Entfernung liegen die Ver- 
hältnisse bei leitungsgerichteter Telegraphie 
bzw. Telephonie erheblich günstiger als bei 
Raumtelephonie, und vom Standpunkt der 
gegenseitigen Störungen gewinnt man unge- 
heure Vorteile. Zunächst wurden telegraphische 
und telephonische Freileitungen für diese Über- 
tragung ausgenutzt. Dann aber richtete man 
auch das Augenmerk auf die Hochspannungslei- 
tungen der Elektrizitätswerke. 

- Man könnte im ersten Augenblick meinen, 
daß bei dieser Ausnutzung der Hochspannungs- 


(Abb. 3). 


leitungen der gleiche‘ Übelstand eintreten 
könnte, als wenn an den Hochspannungsmasten 
telephonische Verbindungsleitungen angebracht 
würden, n mlich daß bei Störungen in den 
Hochspannungsleitungen, also in dem Moment, 
wo die telephonische Verbindung am wichtigsten 
ist, diese gleichzeitig mit der Hochspannungs- 
versorgung gestört sein würde. 

Diese Befürchtung aber besteht nicht zu 
Recht. Es ist vielmehr durch besondere Ver- 
suche nachgewiesen worden, daß selbst, wenn 
nicht geradesämtliche Hochspannungsleitungen 
gerissen sind, immer noch unter bestimmten 
Bedingungen die Hochfrequenzenergie in noch 
ausreichender Stärke über diesen Defekt über- 
tragen wird. Bei Anwendung bestimmter 
Schaltungen kommt die Höhe der Leitungen 
über Erde als Vertikalkomponente und als 
Strahlungshöhe in Betracht; allerdings unter 
der Bedingung, daß die Frequenz der schnellen 
Schwingungen genügend groß gewählt ist. Die 
nur langsame Intensitätsabnahme am Leitungs- 
wege gewährt den ungeheuren Vorteil, mit viel 
größeren Empfangsintensitäten und daher, mit 
einem größeren Sicherheitsfaktor in der Über- 
tragung arbeiten zu können, als bei freier Strah- 
lung. Die große Empfangsintensität ermöglicht 
einen einfachen Apparat für den Klingelanruf 
und gibt ihm ebenfalls die notwendige Betriebs- 
sicherheit. Atmoösphärische Störungen, sonst 
der größte Feind jeder drahtlosen Übertragung, 
kommen bei diesen Anordnungen teilweise 
wegen überschüssiger Stärke am Empfänger, 
teilweise der geringen Strahlungs- und Auf- 
nahmefähigkeit des Übertragungsmechanismus 
wegen, kaum in Frage. Aber gewisse neue 
Schwierigkeiten werden durch das leitungsge- 
richtete System hineingebracht. Es sind dies 
nämlich die Verzweigung der Leitungen und 
die Zwischen- und Unterstationen. Allein, auch 
diese Schwierigkeiten überwindet die moderne 
Technik durch neue wirksame Mittel. 

Die Wicklungen von Hochspannungstrans- 
formatoren, wie sie in der Zentrale und den 
Unterstationen Verwendung finden, haben in- 
folge der Dichte der Windungen und des Eisen- 
jochs in den Spulen für schnelle Schwingungen 
nieht die hohe Selbstinduktion wie für Nieder- 
frequenz. Die Wieklungen bilden vielmehr hier 
einen kapazitiven Kurzschluß und somit nur 
einen geringen, scheinbaren Widerstand. Da- 
gegen können die Blitzschutzspulen ernstlichere 
Schwierigkeiten bereiten. Ihr Hochfrequenz- 
widerstand läßt sich aber durch längs der Frei- 
leitung angebaute antennenartige auf die Hoch- 
frequenz abgestimmte Schwingungssysteme ver- 
meiden, ‚die parallel zu Hochspannungsleitun- 
gen als Übertragungsantennen angeordnet sind 
Die Wellen biegen über diese elek- 


| Überbrückung eines Abzweiges | 


! . der Kraftleitung | 
LET NE | 


Abb. 3. 
trischen „Weichen“ aus und gehen dann wieder 


in die Hochspannungsleitung zurück. Die 
Schwächung durch Verzweigung läßt sich ver- 


'ringern, indem man entweder Blitzschutzspulen 


an diesen Stellen anlegt, oder sie, ohne die Lei- 
tungsführung selber zu verändern, durch in- 
duktive Verbindungen für die Hochfrequenz- 
schwingungen hineintransformiert. 


IV. Die speziellen Ausführungen. 


Die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie 
hat im letzten halben Jahre mehrere Überland- 
werke mit leitungsgerichteter drahtloser Tele- 
phonie ausgerüstet. Die Anlagen arbeiten ein- 
wandfrei, u.zw. wesentlich störungsfreier als die 

ostalischen oder gar solche, bei welchen eine 
Telephonleitung an den Hochspannungsleitun- 


786 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


gen angebracht ist. Die wichtigsten Anlagen 
sind die Golpa-Rummelsburg und die Schichau- 
Werke, Elbing; erstere über 135, letztere über 
50km. Einzelheiten der ersteren Anlage zeigen 
die nebenstehenden Abbildungen. Abb. 4 die 
Hochspannungsleitungen und die Übertragungs- 


ne] 


Abb. 5. Sprechstelle Rummelsburg (geschlossen). 


antenne, welche an den Hochspannungsmasten 
montiert ist; 5 und 6 die Station Rummels- 
burg bei geschlossenem und geöffnetem Appa- 
rateschrank. An beiden Stellen führt die Hoch- 
spannungsleitung Drehstrom von 500, denen 
die Hochfrequenzströme. überlagert werden. 
Wenn es a leicht war, den Ton, 
welcher im Empfänger durch die 50 & indu- 
ziert wird, auszuschalten, so machte es dagegen 
Schwierigkeiten, die Wirkungen des Ein- und 
Ausschaltens der Leistungen von einigen Tau- 
sendkW von den Empfängern fernzuhalten. Die 
Verringerung der Störung gelang hauptsächlich 
dadurch, daß man die Hochfrequenzperiode 
von der des Starkstromes sehr verschieden 
machte, nämlich auf 150 000 bis 200.000 Per 
hinaufging. Diese Störungen wurden durch ge- 
wisse neue Kompensationsschaltungen des 
Empfängers behoben. 

Im einzelnen sieht eine solche Telephonie- 
anlage folgendermaßen aus: : 


V. Stationsbeschreibung. 


Zur Speisung des Kathodenröhrengenera- 
-tors gehören zwei Stromquellen. Die eine ver- 


| Anodenenergie für die Röhre und besteht meist 
aus einem rotierenden Umformer, welcher etwa 
600 V Gleichstrom gibt. Die Kathodenröhre 
ist dann in einer der für die Erzeugung bekann- 
ten Schaltungen gemäß dem prinzipiellen Pa- 
tent von A. Meißner mit einem elektrischen 
Schwingungskreis verbunden,und dieser liefert 
eine bezüg]. Amplitude und Frequenz absoluter 
konstanter elektrischer Energie. 


Aus diesem Schwingungskteis wird, die 


Energie einem System zugeführt, das die Über- 
tragung derselben auf die Hochspannungslei- 
tung übernimmt (Abb. 7 u. 8). Als solcher 
Zwischenmechanismus hat sich als am geeignet- 
sten eine Art „Lecher-System‘ erwiesen, d. h. 
die Anordnung von zwei Drähten, welche über 
die Länge von etwa: 100 m und im Abstande 
von einigen Metern parallel längs der Hoch- 
spannungsleitungen an deren Masten installiert 
werden. Beide Drähte sind beispielsweise durch 
eine Spule mit dem Schwingungserzeugerkreise 
gekoppelt. Die Übertragung auf die Hoch- 
spannungsleitung hat nur dann einen guten 
Wirkungsgrad, wenn diese beiden Leitungen 
mit zweı Hochspannungsleitungen stärker ge- 


Heit 40. : 
m 

sorgt den Glühfaden mit Gleichstrom von eini- 
gen Ampere bei etwa 10 V. Hierzu dient eine 
kleine Akkumulatorenbatterie, die, mittels auto- 
matischer Schalter mit dem Leitungsnetze ver- 
bunden, selbsttätig auf Ladung gehalten wird. 
Die andere Stromquelle liefert die notwendige 


7. Oktober 1920. 


koppelt sind als mit den übrigen. Bei einer 
Hochspannungsleitung für Drehstrom mit drei 
Leitungen sind sie also so angeordnet, daß sie 
zu zwei dieser Leitungen räumlich näher laufen 
als zur dritten. Durch diesen Übertragungs- 
mechanismus zwischen Schwingungserzeuger 


Sende-Antenne 


und Hochspannungsleitung wird nur eine ge- 
ringe freie Strahlung erzeugt und ein großer 
Teil der Energie wird der H ochspannungsleitung 
zugeführt. Die Übertragung wird meist durch 
eine el Kapazitätskopplung her- 
‚estellt. 2 : x 
a An der Empfangsstelle, (Abb. 9) wird ein 
ähnlicher Zwischenübertrager zwischen Hoch- 


Emafongs -Ankenne 
Schallungsscheme 


des Empfängers. 


Br 


Eu 


2 Telephen 


Relais 
Anruf 


Abh. 9, 


spannungsleitung und Empfangsapparat ange- 
Vorder ST damit der Ep egen Aunene 
störungen gut geschützt. Ein solches ‚„Lecher- 
System‘ hatnämlich nur einegeringeAufnahme- 
fähigkeit für im Raume vorhandene elektro- 
magnetische Schwingungen. Die aufgenom- 
mene Energie wird unter Zwischenschaltung 
eines Kopplungsorganes in einen elektrischen 
Schwingungskreis übertragen und von dort 
einer Empfangskathodenröhre als Gleichrichter 
zugeführt. .Der Gleichstrom, welcher beim 
Sprechen pulsiert, wird, wenn nötig, durch 
Kathodenröhren - Niederfrequenzverstär- 
kerverstärktund dann im Telephon ausgenutzt. 
Für die Empfangsverstärker sind wiederum be- 
sondere Stromquellen nötig, nämlich zur Spei- 
sung des Glühfadens und für die Anodenspan- 
nung. Hier kommt es ganz besonders darauf 
an, einen- möglichst konstanten Gleichstrom, 
ganz ohne überlagerte obere Schwingungen zu 
erhalten, wie sie im allgemeinen aus Gleich- 
stromdynamos vom Kollektor und den Bürsten 
aus zustandekommen. Besondere Schutzein- 
richtungen zum Fernhalten derselben sind er- 
forderlich. ae 3 
. Eine unerläßliche Bedingung für eine gute 
telephonische Verbindung ist das Hin- und PR 
Hersprechen ebenso wie beim gewöhnlichen IR 
Drahttelephonapparat, nämlich so, daß gleich- 
zeitig auf zwei Seiten gesprochen und 
gehört werden kann. Die einfachere Anordnung 
zeitlich nacheinander zu sprechen und zu hören, 
indem man dazwischen immer den Sender und. 
Empfänger umschaltet, wie in der drahtlosen 
Telegraphie sonst üblich, ist unzureichend. Das. © 
sogenannte ‚Gegensprechen ‘ erfolgt dadurch, 
daß Sender und Empfänger auf verschiedene 
Wellen gestimmt sind, so daß ‚auf jeder Sei 
mit einer anderen Welle gesprochen und mit 
einer anderen gehört wird. Die Wellenunte x 
schiede müssen ziemlich erheblich sein, damit 
der Empfänger nicht beim Sprechen des eigenen 
Senders von diesem aus gestört wird (Abb. 10 


5 


Schutz des Empfängers 
vorderWelledes Senders 
beim Degensprechen e 


Drosselkreis 


sender 


‚Empfäng: 


Abb: ‘10... Sr 


Die störende ‚Welle kann durch -einen abge- x 
stimmten Kreis, „Drosselkreis‘‘, welcher in ( 16. en 
Leitung eingeschaltet ist, ferngehalten werden, 


Eu 


7. Oktober 19R0. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, Heft 40. 


787 


E 000.00. .Abb. 8. Gerät der fahrbaren Station. - 


Ä Die zwei verschiedenen Wellen bringen, nament- | gegeben und dadurch auf indirekte Weise, aber 


lich in Anlagen mit vielen Teilnehmern, eine 
ewisse Komplikation mitsich. Der Angerufene 
muß stets die eine und der Anrufende die andere 
Welle benutzen. Diese Wellenumschaltung läßt 
sich aber auf automatischem Wege erreichen. 
Die beim Einschalten der Senderöhre er- 
zeugten Schwingungen werden beim Sprechen 
auf das Mikrophon modifiziert. In einfachster 
Weise geschieht dies dadurch, daß das Mikro- 
phon direkt in die Sendeantenne geschaltet 
wird, dort einen mit der. Sprache schwankenden 
Widerstand darstellt, und so die Amplitude der 
Hochfrequenz modifiziert. Da aber das ge- 
wöhnliche Mikrophon nur sehr kleine Leistun- 
en aufnehmen kann, wenn nicht die ‚Qualität 
er Sprache oder die Lebensdauer des Appa- 
rates sehr verringert werden soll, so eignet sich 
diese einfachste Einrichtung nur für Sendean- 
lagen von geringen Leistungen. Wenn aber, wie. 
das bei den meisten Anlagen der Fall ist, an der 
Sendestelle etwa 10 W Schwingungsleistung be- 
“nutzt wird, so ist es nötig, das Mikrophon auf 
das bzw. die Gitter der Erzeugerröhren wirken 
zu lassen. Durch die Einwirkung der vom Mi- 
krophon herrührenden Spannungsschwankun- 
gen auf das Gitter, wird die Schwingungser- 
'zeugung der Röhre teils gehindert, teils frei- 


Abb. 6. Sprechstelle Rummelsburg (geöffnet). ; 


abhängig sind. Wenn daher die Hilfsspannun- 


relaisartig die Hochfrequenzleistung in die 
Sprachform modifiziert. 

Die modernen Kathodenröhren als Schwin- 
gungserzeuger, ebenso wie diejenigen als Emp- 
fangsverstärker, haben infolge des sehr hohen 
Vakuums, welches zur Anwendung kommt, ab- 
solut konstante Arbeitsverhältnisse, welche 
auch von Temperaturschwankungen ganz un- 


gen, weiche zum Betriebe für die Röhren An- 
wendung finden, stets konstant gehalten wer- 
den, arbeiten sämtliche Röhren gleichmäßig 
und geben konstante DE UsE 
Veränderungen in der Anlage treten aber 
ein, z. B. durch Veränderungen des Dielektri- 
kums, um die Zwischensysteme und die Hoch- 
spannungsleitung herum. Die Veränderungen 


können unter Umständen kleine Abstimmungs- 


änderungen herbeiführen. Diese dürfen auf den 
Betrieb keinen merkbaren Einfluß ausüben, 
deshalb wird die Intensität so reichlich be- 
messen, daß auch bei den größten vorkommen- 
den Abweichungen noch genügend Intensität 
für den Empfänger übrig bleibt. K 
Der: Anruf, welcher beim gewöhnlichen 
Telephon in einfachster Weise durch eine mit 
direktem Strom betriebene Glocke erreicht 


‚stelle erhalten wird. 


wird, ist für drahtlose Übertragung lange Zeit 
ein ungelöstes Problem gewesen. Es stehen hier 
nur winzige Bruchteile der elektrischen Lei- 
stung zur Verfügung, welche bei der drahtlosen 
Telephonie, z. B. durch Drehen des Weckers an 
der Sendestelle, erzeugt und an der Empfangs- 
i Infolge der aber bei lei- 
tungsgerichteter Telephonie sehr hohen Emp- 
fangsintensität ist bei Anwendung eines ein- 
fachen Gleichrichters immer noch soviel Gleich- 
stromleistungsan der Empfangsstelle vorhan- 
den, daß ein gewöhnliches Drehspuleninstru- 
ment oder ein. polarisiertes Relais, allerdings 
hoher Empfindlichkeit, welches mit Kontakten 
versehen ist, als Relais zur. Betätigung eines 
lokalen Klingelstromkreises benutzt werden 
kann (Abb. 9). 

Der praktische Betrieb einer solchen An- 
lage geht in folgender Weise vor sich: Beim 
Anheben des. Hörers schalten sich automatisch 
am Sender die zum Betriebe der Erzeugerröhre 
notwendigen Stromkreise ein, und beim Vor- 
handensein eines rotierenden Umformers läuft 
dieser an. Es beginnt die Erzeugung der Hoch- 
frequenz im Sender und des Gleichstromes am 
Empfänger: Dieser bewegt das dort angelegte 
Anrufrelais, und die Glocke ertönt. Wenn jetzt 
an der zweiten Station die Bedienung heran- 
kommtund.den Hörer auch abnimmt, wird auto- 
matisch dieGlocke ausgeschaltet, und die Strah- 
lung dieses zweiten Senders ebenfalls einge- 
schaltet. Der Angerufene meldet sich in der 
üblichen Weise, und das Gespräch beginnt. 

VI. Verbindung mit den Draht- 
telephonen. 


i Die günstigste Anlage der Station ist die- 
jenige, bei der die Apparatur unmittelbar am 
Ende der Zwischenantennen angeordnet wird. 
In den meisten Fällen führt das dazu, die Sta- 
tionen in das Transformatorenhaus unmittelbar 
neben die Hochspannungstransformatoren in 
den Hochspannungsraum einzubauen, oder sie 
sogar direkt am letzten Mast in einem wetter- 
geschützten Kasten anzuordnen. Anderseits 
führen die Bedingungen der größtmöglichsten 


Ausnutzung der Stationen durch das Betriebs- 


personal dahin, die eigentlichen Sprechappa- 
rate möglichst in einem Schaltraum der Zen- 
trale, evtl. dort in Sprechzellen unterzubringen. 
Der Sprechapparat und der Hochfrequenzteil 
werden dann miteinander durch ein mehradri- 
ses Kabel verbunden, so daß die Betätigung der 
Hochfrequenzapparatur durch Fernschaltung, 
evtl. über eine Entfernung von einigen hundert 
Metern,-erfolst. 

Um die im Verhältnis zum eigentlichen 
Sprechapparat kostspielige Hochfrequenzanlage 
wirtschaftlich t auszunutzen, empfiehlt es 
sich, möglichst zahlreiche Sprechstellen mittels 
Drahtverbindungen an sie anzuschließen. Es 
ergibt sich dann stets die Aufgabe, die zwei 
Hauptleitungen des Sprechapparates mit dem 
Sender und dem Empfänger der Hochfrequenz- 
apparatur so zu verbinden, daß die Sprech- 
ströme dem ersteren zugeführt, die Empfangs- 
ströme -von letzterem abgenommen werden. 
Die einfachste Anordnung mit Hilfe einer 
Brückenschaltung und eines Transformators 
zeigt Abb. 11.. Sind mehrere Drahtapparate an- 


öchemao des Anschlusses 
eınes enHernten Teilnehmers 


Deagel miltelsDrahtleitung 


Ermptängeı 
Übertrager. 


Orohlleltung 
zum Tellnehmer 


Abb. 11. 


zuschließen, so erfolgt dies am einfachsten mit 
einem Klappenschrank. Der drahtlose Teil 
der Stationen kann von den Elektromonteuren 
des Werkes instandgehalten werden. Bisweilen 
wird sich die Revision durch einen Spezialisten 
empfehlen. Im allgemeinen aber handelt es 
sich um die Aufgabe, die verschiedenen Akku- 
mulatorenbatterien und die kleinen Umformer 
zu überwachen und Röhren auszuwechseln, 
wenn deren Lebensdauer abgelaufen ist. 


VII. Bewegliche Station zum Absuchen 
von Strecken. 


Wenn die Hochspannungsleitung eine Stö- 
rung erfähren hat, und die Störungsstelle an 
der Leitung gefunden ist, kommt es darauf an, 
während der Reparaturarbeiten eine einwand- 
freie Verbindung mit der Zentrale aufrecht zu 
erhalten, um die Arbeitszeit möglichst abzu- 
kürzen. Für diese Zwecke hat die Gesellschaft 
für drahtlose Telegraphie eine besondere kleine 
Apparatur ausgebildet, die entweder auf einem 


788 


1 
N 


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——_—_ — — ,— — —  —— — —,—, , , , —  — — — — — ——————— Ta 


Personenautomobil montiert ist, oder in kleinen 
Lasten tragbar ausgebildetist. DieseHilfsstation 
verbindet sich auf freier Streeke mit der Hoch- 
spannungsleitung durch Anlegen einer provi- 
sorischen Zwischenantenne, dieim wesentlichen 
ebenso ausgebildet ist wie die normale Über- 
tragungsantenne. In Rücksicht auf größte Ein- 
fachheit der Apparate wird aber hier auf Gegen- 
sprechen verziehtet, und das Sprechen und 
Hören erfolgt durch jedesmaliges Umschalten 
der Antenne auf den Sender bzw. Empfänger. 


VIII. Wirtschaftlichkeit. 


Wenn man die Kosten zwischen einer 
Draht- und einer drahtlosen Verbindung ver- 
oleichen will, so wird es unbedingt notwendig 
sein, bestimmte Voraussetzungen zu machen, 
in der Hauptsache dahingehend, daß Verbin- 
dungen annähernd gleicher technischer Quali- 
tät dem Vergleiche zugrunde gelegt werden. 
Der Vergleich mit einer Kabelverbindung fällt 
natürlich sehr zugunsten der drahtlosen aus. 
Die. Kabelverbindung ist um ein Vielfaches 
teurer, ohne in technischer Beziehung eine we- 
sentliche Mehrleistung selbst bei Störung der 
Hochspannungsleitung zu ergeben, Im allge- 
meinen soll beim Vergleich eine Drahtverbin- 
dung mit Doppelleitung und an eigenem Ge- 
stänge vorausgesetzt werden. Bei Postanlagen 
müssen die begrenzenden Vorschriften des Post- 
betriebes, stets vorkommende falsche Verbin- 
dungen und die Beschränkung der Amtszeit mit 
in der Rechnung berücksichtigt werden. 

Bei genauer Durchrechnung einer be- 
stimmten Anlage zeigt es sich, daß dann stets 
für kurze Entfernung, z. B. solche bis 20 km, 


die drahtlose Anlage sich teurer stellt als die» 


Drahtverbindung. Dies ist hauptsächlich darin 
begründet, daß die drahtlose Technik bisher 
noch keine Zeit hatte, Apparate für kleine Lei- 
stungen durchzubilden und billig herzustellen. 
Mit steigender Entfernung wird das Verhältnis 
für die drahtlose Verbindung immer günstiger. 

Da die Stationen nur in einer bestimmten 
Anzahl von Größen bisher re werden, 
so tritt bei der Kostenberechnung für bestimmte 
Entfernungen ein Sprung ein, nämlich dann, 
wenn die Entfernung so groß geworden ist, daß 
man gezwungen war, zur nächst größeren Type 
zu greifen, und umgekehrt wird das -Verhältnis 
zur Drahtverbindung bei steigender Entfernung 
günstiger bis zu diesem Punkte. : 

Die jährlichen Betriebskosten setzen sich 
zusammen aus: Zinsen und Amortisation einer- 
seits, und Unterhaltungskosten anderseits. Im 
ersten Posten spricht zugunsten der Drahtlosen 
der Umstand, daß die Unterhaltungs- und Re- 
paraturkosten der Drahtleitung ganz in Fortfall 
kommen. In den Unterhaltungskosten spielt 
der Röhrenersatz die entscheidende Rolle. 
Alles kommt also darauf an, die Röhren nur 
dann zu brennen, wenn die Apparate benutzt 
werden, und Rölıren zu liefern, die die größt- 
möglichste Lebensdauer besitzen. Aus. dieser 
Rücksicht heraus wird b »pielsweisc der dau- 
ernd eingeschaltete An'n/sapparat wenn mög- 
lich ohne Benutzung von Verstärker öhren aus- 
geführt. Die Lebensdauer der Röliren ist im 
Laufe der technischen ‚Entwicklung dieses 
neuen und besonders wichtigen Orgares bis 
heute ununterbrochen gestiegen, und auch die 
heutige Lebensdauer ist noch kein letzter Zu- 
stand. Sie läßt sich bei einer gegebenen Röhre 
dadurch beträchtlich vermehren, daß die Tem- 
peratur derselben herabgesetzt wird. Vom 
Standpunkt der elektrischen Ökonomie arbeiten 
die Röhren dann schlechter, aber der Mehrver- 
brauch an Strom ist billiger, wie der häufige 
Ersatz der Röhren. Es ist dies eine ähnliche 
Beziehung, wie sie aus der Glühlampenentwick- 
lung bekannt ist. 

Der einwandfreieste Vergleich zwischen den 
Unkosten einer Draht- und einer drahtlosen 
Verbindung wird dadurch erhalten, daß ‘man 
die Kosten auf das einzelne Gespräch bezieht, 
indem man die gesamten Unkosten durch die 
sad Gesprächszahl und -dauer im Jahre 
dividiert. Diese Rechnungen zeigen viel Über- 
raschendes und fallen durchaus zugunsten der 
drahtlosen Verbindung aus, 

Man kann im Durchschnitt rechnen, daß 
bei zwanzig Gesprächen von je drei Minuten 
am Tage die jährlichen direkten Betriebskosten 
etwa 2% des Anlagekapitals ausmachen. 


Der Kettenstromwandler, 
ein Wandler für höchste Stromstärken. 


Von ®r.-$ng. Gg. Keinath, Charlottenburg. 


Übersicht. Es wird ein neuer Stromwandler be- 
schrieben, der nach Art einer Kette aus einzelnen Glie- 
dern für 1000 oder 2000 A zusammengesetzt wird, und 
bei dem mit Steigerung der primären Stromstärke nur 
die Zahl der Glieder vermehrt wird unter Beibehaltung 


der normalen Sekundärstromstärke. Der Wandler kann 
der Gestalt des Primärleiters angepaßt werden, hat 
kleinen Fehlwinkel und kleinen Übersetzungsfehler und 
ist praktisch nicht beeinflußbar. 


Bei der Konstruktion von Stromwandlern 
für sehr hohe Stromstärken sind erhebliche 
Schwierigkeiten zu überwinden. Einmal ist. die 
Gefahr der Beeinflussung durch vorbeifließende 
Ströme zu berücksichtigen, dann ist der Quer- 
schnitt des Primärleiters in den Einzelfällen in 
seiner Gestalt sehr verschieden, und schließlich 
entsteht beim zufälligen Öffnen der Sekundär- 
wicklung eine sehr hohe Spannung, die Men- 


schen gefährdetund das sofortige Durchschlagen 


der Wicklung zur Folge hat. 

Die günstigste Stromstärke für den Ent- 
wurf eines Stromwandlers ist etwa 1000 A, und 
es werden dementsprechend alle Präzisions- 
Stromwandler niederer Stromstärken mit etwa 
1000 bis 1200 AW ausgeführt. Die Leerlauf- 
spannung eines solehen Wandlers beträgt etwa 
100 —- 200 V bei 50 Per und vollem Strom. 
Die Kupferverluste betragen in der Primär- 
wicklung rd 20 W, in der Sekundärwicklung rd 
5 W. Der Eisenquerschnitt eines solchen Wand- 
lers beträgt etwa 15 — 25 em?, die Kraftlinien- 


länge etwa 40 -—- 60 cm, numerisch verhalten 


sich die beiden etwa wie 1: 2,5. Der Wickel- 
raum ist schon immer so weit ausgenutzt, wie es 
die Rücksicht auf die Isolation zuläßt, er kann 
also im allgemeinen ohne Vergrößerung des 
Eisenkernes nicht vergrößert werden. 

Sollte nun ein solcher Eisenkern für die 
doppelte Stromstärke gewickelt werden, für 
2000 A, so würden fürs erste die Kupferverluste 
aufs Vierfache, also auf zusam- 
men 100W, steigen, ein Wert, 
der kaum noch zugelassen wer- 
den kann, auf keinen Fall bei 
Massefüllung. Zum anderen 
steigt die Leerlaufspannung mit 
der doppelten Windungszahl 
auf das Doppelte (200 — 400 V.). 
Immerhin ‘ist es noch nicht 
allzuschwer, für 2000 A eine 
befriedigende Lösung zu finden. 
Viel schwieriger wird dies aber, 
wenn es sich um Ströme von 
20 000 oder gar 50 000 A han- 
delt, wie sie bei Karbidöfen vor- 
kommen.- 

Bis zu Stromstärken von 
etwa 10000 A ist man den 
Weg gegangen, daß man den 
Eisenkern aufklappbar ge- 
macht und um die Schienen herumgebaut 
hat. Es sind dabei bereits zwei Schenkel des 
Eisenkernes bewickelt, und dadurch ist die 
Beeinflussung wesentlich geringer, als wenn 
nur eine Spule vorhanden wäre. Die voll- 
kommene Unbeeinflußbarkeit erhält man aber 
erst, wenn man entweder zwei Stromwandler 
astatisch anordnet, die Hin und Rückleitung 
durch den Eisenkern führt (D.R.P. 254 275 
der AEG) € 
gleichmäßig auf dem Umfang eines kreis- 
runden Eisenkernes verteilt. Das erstere _be- 
dingt eine gewisse Komplikation in der Lei- 
tungsführung, das letztere ist nicht leicht aus- 
zuführen, weil der Kern geteilt werden muß, 
um ihn über den Primärleiter zu bringen. 

Eine sehr vollkommene Lösung der Aufgabe 
ist die nachstehend beschriebene Anordnung, 
die vom Verfasser als ‚„Kettenstromwandler‘“ 
bezeichnet wurde, weil der Wandler nach Art 
einer Kette aus einer größeren Anzahl von 
Gliedern zusammengesetzt ist und wie eine 
Kette in beliebige Form gebracht werden kann. 

Der neue Wandler ist aus einzelnen, ge- 
raden Gliedern zusammengesetzt, die eine Se- 
kundärwicklung für eine runde Stromstärke, 
1000 oder 2000 A, tragen, an den Enden inein- 
andergeschachtelt und durch Bolzen verbun- 
den sind und deren Wicklungen alle gleich- 


sinnig in Reihe geschaltet werden. Die Glieder 


werden so gelegt, daß scharfe Ecken vermieden 
werden, daß sich die Gestalt der Kette mög- 
lichst der des Primärleiters anpaßt und von ihr 
überall einen mäßigen Abstand hält. In seinem 
Aufbau ist der Kettenstromwandler dem von 
Rogowski angegebenen „magnetischen Span- 
nungsmesser‘ ähnlich, nach seiner Wirkungs- 
weise ist er aber zu den Stromwandlern zu 
rechnen. } 3 

Abb. 1 zeigt ein Kettenglied für 2000-A ; es 
N folgende el 
en: 


Länge, von Bolzen zu Bolzen . 220 


mm 

Eisenquerschnitt netto 3x5 . 15 cm? 
Windungszahll . . 2... .400 
Kupfergewicht . . . . i'.. 230 kg 
Widerstand eines Gliedes . . 0,6 Q@ 
Kupferverlust je Glied 18 -W 
Eisengewicht je Glied . 2302 kg 

bertemperatur bei vollem 

SLomi a ae -30° C 


oder die Wicklung vollkommen 


ektrische und magnetische Da-' 


- Ein Wandler für 40 000A erhält 20 solcher 
Glieder und damit eine Länge des Kraftlinien- 


weges im Eisen von 4,40 m. Das Verhältnis‘ 


Abb. 1. Einzelglied des Keitenstromwandlers. 


Eisenquerschnitt : Kraftlinienlänge ist . hier 
= 1:29, also viel kleiner als bei einem nor- 
malen Wandler. Die Länge des einzelnen Glie- 
des ist zwar willkürlich gewählt, aber doch so, 
daß den in der Praxis üblichen Leiteranord- 
nungen für derartige hohe Stromstärken ent- 


sprochen wird. Das Maß ist allerdings reich- 


lich, doch ist eine zu große Weite einer zu ge- 
ringen vorzuziehen, weil es zu vermeiden ist, 
daß der Primärleiter allzu nahe an das Eisen 
des Wandlers kommt und in diesem örtliche 
Wirbelstrombildung veranlaßt. ; 

“  Vorversuche und Messungen wurden mit 
einer kleineren Type gemacht, bei der jedes 


Abb. 2. Kleiner Kettenstromwandler-für 20000 A. 


Glied für 1000 A bemessen war, und die inAbb.2 
mit 20 Gliedern gezeigt ist. Die Daten 
waren: i j 


Länge von Bolzen zu Bolzen . 100 mm 


Eisenquerschnitt . . netto 6 cm? 
Windungszahl. . ... . 0 
Wickellänge maximal . 70 mm 
Kupfergewicht . ... ... 0KE 
Widerstand eines Gliedes 019.0 
Kupferverlust je Glied ...4,8. W. 


- Der Wandler wurde versuchsweise- aus 6, 
10 und 20 Gliedern, entsprechend einer Primär- 
stromstärke von 6000, 10000 und 20.000 Are 
sammengestellt und Phasenfehler und Über- 
setzungsverhältnis mit dem Wechselstromkom- 
pensator gemessen. Da weder die genannten 
hohen Stromstärken noch entsprechende Nor- 
malvergleichswiderstände zur Verfügung stan- 
den, wurde die Messung mit einem Primärstrom- 
von nur 2000 A vorgenommen, der dement- 
sprechend mittels eines biegsamen Kabels drei-, 


Eisenkernes gezogen wurde. Im allgemeinen 
wurden die Windungen am Umfang gleichmäßig 
verteilt. Der Einfluß der ungleichmäßigen Ver- 


' fünf- oder zehnmal durch die Öffnung des 


teilung, entsprechend einer stark unsymme- 3 


trischen Anordnung bei nur einem Primär- 
leiter, wurde durch einen besonderen Versuch 
festgestellt und dabei 
tungen bereits sehr stark unsymmetrisch liegen 
müssen, um einen Fehler von 1% zu verur- 
sachen. Re, 

bb. 3 zeigt für den 20000-A-Wandler mit 


A 
20 Gliedern die Fehlergrößen als Funktion des 


#06 1amin 
Vo 


20 30 40 50 60 


70.80 90 
—— % des vollen Stromes | 


Abb. 8. Phasen- und Übersetzungsfehler mit r2= 0,05 2. 


efunden, daß die Lei- 


N u; 


700 


2. 
3 


a 
% 


u ee er 


deln, 
genead behandelt wurde. Die dort gegebenen . 


7. Oktober 1920. 


Stromes bei kleinem Sekundärwiderstand. Es 
tritt hier die merkwürdige Erscheinung auf, 
daß bei geringer Strombelastung der Sekundär- 
strom größer ist, als es dem Verhältnis der Win- 
dungszahl entspricht. Nach dem Diagramm 
des Stromwandlers kann diesnur beistark kapa- 
zitiver-Sekundärbelastung eintreten; da eine 
solche aber nicht vorhanden ist, dürfte es sich 
hier um einen Fall „negativer Streuung“ han- 

wie es von Rogowski!) theoretisch ein- 


oraussetzungen, z. B. die große Wickelhöhe, 
treffen bei dem Kettenstromwandler zu. 

Mit Zunahme der sekundären Klemmen- 

spannung bei vollem Strom nehmen auch 


Phasenfehler und Übersetzungsfehler zu, aber 
sehr langsam (Abb. 4). 


Bei 10 V Klemmen- 


6 8 70 18 74 
—>)l K Vemmenspannung 


"Abb. 4. Phasen- und Übersetzungsfehler bei 
20000 A konstant. 


TE NIGEE2O, 


spannung beträgt der Fehler am Übersetzungs-" 


verhältnis erst 0,4%, der Phasenfehler 10,5 min. 
Bei induktiver Belastung des Kettenstrom- 
wandlers wird, wie bei normalen Wandlern, der 
Phasenfehler kleiner und der Übersetzungsfeh- 
ler etwas größer. Die Leerlaufspannung 
des Wandlers beträgt für 10 000 A 540 V, ist 
also verhältnismäßig klein nach dem oben Ge- 


sagten. 


be 
NE 


Abb. 6. Einbau eines Kettenstromwandlers für 40000 A um die Leitungs- 


führung durch eine Decke. 


Schließlich zeigt noch Abb. 5 die Meßer- 
gebnisse an dem 20-gliedrigen Wandler für 
16 @ Sekundärwiderstand, also eine Klemmen- 
spannung von 80 V bei vollem Strom. Das 
Minimum des Phasenfehlers liegt bei 40%, das 
des Übersetzungsfehlers unterhalb 20% des 
vollen Stromes. Versuche an Wandlern mit 
10 und 6 Gliedern gaben ähnliche Werte, nur 
ist die Sekundärleistung geringer. 

“ Die Meßresultate sind durchweg gute. Die 
Belastungsfähigkeit ist so groß, daß man bei 
dem 20-gliedrigen Wandler eine Leistung von 
0,5 kW aus dem Wandler entnehmen kann 
und doch dabei noch Präzisionsleistungs- 
messer anzuschließen vermag. Es ist keines- 
wegs notwendig, der Güte der Stoßfugen in 
der Schachtelung der Blechpakete besonderes 
Augenmerk zuzuwenden. Versuchsweise wur- 
den die Bolzen so weit gelockert, daß starkes 
Brummen eintrat, ohne daß dabei die Mes- 

1). „ETZ“ 1908, S. 535; „Blektrotechn. u. Maschinenb.* 


1018, 8. 128, 692 u. 1006; 1914, 8. 1,.2, 294 u. 296; „Archiv f. 
Elektrotechn.“ 1914, Bd. 3, S. 129. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


sungsergebnisse merklich geändert wurden. 
Mit dem 20-gliedrigen Wandler wurden auch 
noch in den. Reichsstiekstoffwerken Chorzow 
(0.8.) mit der vollen Stromstärke von 20000 A 
Versuchsmessungen gemacht, welche den Ein- 
fluß der Form der Kette und benachbarten 
Starkstromleitungen feststellen sollten. Es 
zeigte sich, daß die Rückleitung doch nicht be- 
liebig nahe an den Eisenkern herangeführt wer- 
den darf. Für 20 000 A muß der Leiter 20 em 
vom Eisen entfernt sein, um merkliche Fehler 
zu vermeiden. Wird diese Bedingung erfüllt, 
so ist der Wandler praktisch nicht zu beein- 
flussen. 

Bei einem bestimmten Eisenquerschnitt ist 
es nicht angängig, mit der Gliederzahl beliebig 
hochzugehen. An dem Versuchswandler, für 
den die Meßwerte oben gegeben sind, war be- 
reits festzustellen, daß der Fehler infolge des 


Eigenverbrauches mit der Gliederzahl langsam, 


aber stetig zunimmt, weil schließlich der mag- 
netische Widerstand zu groß wird. Bei 6 em? 
Eisenquerschnitt ist mit etwa 30 Gliedern diese 
Grenze erreicht, für Stromstärken über 30000 A 
muß also der Querschnitt vergrößert werden, 
wie es auch in der für 40 000 A gebauten Type 
geschehen ist, 


1920. Heft 40. 


789 


samtstrom durch Parallelschaltung ermittelt 
werden. ; 

.. Bei den neueren Öfen liegen die Umstände 
für eine Messung der Stromstärke der Elektro- 


15 _30min 
%Y 
rae; ; 
var: ES wer] 
| 
05 7 je: IR 


[72 
| | 
28 AR — 


o 70 20 30 40 50.60 70 80 90 
——> % des vollen Stromes 


Abb. 5. Phasen- und Übersetzungsfehler mit n=6 2. 


Die maximale Stromstärke für die letztere 
dürfte mit etwa 40 Gliedern, entsprechend 
80 000 A, erreicht sein. : 

Die Veranlassung zur Konstruktion des 
Kettenstromwandlers war die Aufgabe, den 
Elektrodenstrom an den Karbidöfen der 
Reichsstickstoffwerke zu messen, der maximal 
40000 A betrug. Der Einbau eines Strom- 
wandlers ist unter den dort gegebenen Um- 
ständen sehr schwierig. Bei den: älteren 
Öfen waren die drei Phasen oberhalb 
des Ofens zu einer Ringleitung eng inein- 


'andergeschachtelt, und es gingen von dieser 


Ringleitunggroße Bündel von biegsamen Kupfer- 
seilen zu den Elektroden. Die Seile vereinigten 
sich erst an der Elektrode, und müßte man, 
wenn man den Strom jeder Elektrode mit 
einem einzigen Wandler messen wollte, den 


Wandler direkt auf die Elektrode aufsetzen. 


Dies ist aber wegen der enormen Hitze nicht 
möglich, es müssen in diesem Falle mehrere 
kleinere Wandler für rd 10 bis 20000 A 
in der Ringleitung verwendet und der Ge- 


i N 
N 


RT, TE 


\ 
& 


um 


Abb. 7. Einbau dreier Kettenstromwandler für 30000 A in die Zuleitungen 


eines Karbidofens. 


den wesentlich günstiger, weil hier der Wandler 
um eine Anzahl wassergekühlter Kupferrohre 
herumgebaut werden kann, die in der Decke 
über dem ÖOfenraum durch ein quadratisches 
Loch von etwa 1 m im Geviert gehen, wo die 
Temperatur nur noch etwa 100° 0 beträgt. Die 
Wandler erhalten dafür eine besonders tempe- 
raturbeständige Wicklung. 

Abb. 6 zeigt den Einbau des 20-gliediigen 
'Wandlers an dieser Stelle. Da die entwickelte 
Hitze immer noch beträchtlich ist, so wurde das 
Schutzblech, das den Wandler gegen Beschädi- 
gung sichert, so ausgestaltet, daß es gleich- 
zeitig eine Ventilation der Wicklung ermög- 
licht. Abb. 7 zeigt für einen anderen Kar- 
bidofen den Einbau dreier Kettenstromwand- 
ler um die Zuführungsschienen zu den Elek- 
troden. 

Für andere Verwendungszwecke muß 
selbstverständlich die Anordnung des Ketten- 
stromwandlers stets den jeweiligen Verhält- 
nissen angepaßt werden, doch ist dies bei dem 
neuen Wandler, der von der Siemens & Halske 


100 


790 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 40. 


Z 


7. Oktober 1920. 


A.G. hergestellt wird, zufolge seiner eigenarti- 
gen Konstruktion viel eher möglich, als es bei 
den bisher bekannten starren Typen der Fall 
war. 


Über die Bewertung des wattlosen Ver- 
brauchs beim Verkauf elektrischen Stromes 
und seine Messung. 


Von Rudolf Kopp, Leutzsch bei Leipzig. 


(Schluß von 8. 774.) 


Unterzieht man die von Stöppler in der 

„ETZ“ 1915 8. 505 angegebenen Zählerschal- 
tungen noch einer weiteren Beurteilung, so er- 
geben sich folgende Nachteile: 
1. Die Aufgabe, in einphasigen Wechsel- 
stromanlagen die wattlose Belastung zu mes- 
sen, wird durch diese Zählerschaltungen nicht 
gelöst. Da aber gerade bei einphasigem Wech- 
selstrom die Phasenverschiebung bei Motoren- 
belastung relativ größer ist als bei Drehstrom, 
und außerdem die wattlose Energie eines Dreh- 
stromsystems bei Ausschaltung von Betrugs- 
möglichkeiten nur dann mit zwei Triebsyste- 
men zu messen ist, wenn man zwei nach der 
Zweiwattmetermethode geschaltete Triebsy- 
steme verwendet, von denen jedes für sich die 
wattlose Leistung eines Wechselstromkreises zu 
messen erlaubt, so stellen die Zählerschaltungen 
von Stöppler keine ideale Lösung des Pro- 
blems dar. 

2. Es kommen bei gewöhnlichen Dreh- 
strom-Wattstundenzählern, insbesondere beim 
Zusammenbau mit Stromwandlern und Span: 
nungstransformatoren, sehr häufig Schaltungs- 
fehler vor; diese müssen sich naturgemäß noch 
vermehren, wenn die zur Messung der watt- 
losen Belastung vorgesehenen Nebenschluß- 
spulen an anderen verketteten Spannungen 
liegen wie diejenigen, welche zur Messung der 
Wattleistung vorgesehen sind. 

Das Rheinisch - Westfälische Elektrizi- 
tätswerk verwendet für Großkraftabneh- 
mer Blindverbrauchszähler beschriebener Art 
neben gewöhnlichen Kilowattstundenzählern. 
Sind die Blindverbrauchsstunden größer als 
75% der Wirkverbrauchstunden, so bezahlt der 
Abnehmer für die diese Menge übersteigenden 
Blindverbrauchsstunden einen Zuschlag von 
0,5 Pff. d. Einheit der BVh ; sind die Blind. ver- 
brauchsstunden hingegen kleiner als 75% der 
Wirkverbrauehsstunden, so vergütet das RWE 
dem Abnehmer 0,25 Pf f. d. Einheit der BVh!). 
Bußmann nimmt hierbei stillschweigend an, 
daß das Verhältnis 

BVh 

WVh 
der Tangente des mittleren Leistungsfaktors 
einer Zählerableseperiode gleich gesetzt werden 
kann. An den theoretischen Grundlagen dieses 
Tarifes übt Buchholz Kritik?), da es physika- 
lisch unrichtig ist, von dem Verhältnis der 
Augenblickswerte in dem Ausdrucke 


eisinp 


IP TI TER 


einen Analogieschluß auf das Verhältnis der 
zeitlichen Mittelwerte zu tun. 

Verwendet man Konstruktionen, bei de- 
nen die Fehlmenge und der Überschuß in jedem 
Zeitpunkte besonders registriert werden, sei es, 
daßBlindverbrauchszähler und Wirkverbrauchs- 
zähler auf dieselbe Zählerscheibe wirken, oder 
daß beide Zähler auf ein Planetengetriebe ar- 
beiten?), so umgeht man die Bildung des mitt- 
leren ‚Leistungsfaktors. N - 

Zähler dieser Ausführungsweise lassen sich 
mit Rücksicht auf den Preis nur bei Großab- 
nehmern verwenden. Man wird. daher bestrebt 
sein müssen, eine einfachere Konstruktion zu 
erreichen dadurch, daß man auf die, besondere 
Registrierung der Fehl- und der Überschuß - 
mengen an Blindverbrauchsstunden verzichtet 
und. die Triebsysteme. des normalen Wirkver- 
brauchszählers so ausbildet, daß der Blindver- 
brauch im Verhältnis seiner Wertschätzung zur 
Wirkleistung gleichzeitig mit diesem an einem 
einzigen Zählwerk registriert wird. Man wird 
hierbei zweckmäßigerweise bei der Tarifbe- 
stimmung nicht von cos = 0,8, sondern von 
c08sp = 1 ausgehen. > 

Der am Schlusse der Abhandlung beschrie- 
bene Zähler ist unter diesen Gesichtspunkten 
durchgebildet. 

Der Vollständigkeit halber ist noch auf 
einen Vorschlag von Buchholz?) hinzuweisen: 
Buchholz setzt sich als Ziel, durch einen Fak- 
tor die mittlere Güte eines Betriebszustandes 
während einer Zählerableseperiode vom ener- 

!) Bußmann, .„ETZ“ 1918, S. 106 


2) Buchholz, „BETZ 1919 8. 101, und 118. 
») Bußmann, „ETZ' 1918, S. 107 


giewirtscha/tlichen Standpunkt aus zu definie- | kigen Spannungskern 1 (Abb. 5), dem auf der. 


ren. Er findet denselben bei konstanter Netz- 
spannung E zu: < 
Er 


Er \ Be era 
| 3 = 
EJ »[ra = 
ö 


worin A die wirklieh abgegebene Arbeit in kWh, 
T die Zählerableseperiode und J den Effektiv- 
wert des Stromes bedeutet. Den Wert 


f 7: 
Vafıa 
, ; 


nennt Buchholz den Effektivwert zweiter Ord- 
nung. Ein konstanter ‚Strom dieser Größe 
würde in der Zeit 7 die gleichen Verluste her- 
vorrufen wie der veränderliche Strom J, dabei 
aber eine größere Arbeit übertragen können. 
Verwendet man also einen Amperequadrat- 
stundenzähler neben einem Kilowattstunden- 
zähler, so läßt sich durch Bildung des obigen 
Verhältnisses aus den Angaben der Zähler ein 
Maß für die Güte der Konsumform und damit 
für die Staffel des Kilowattstundenpreises be- 
stimmen. SEN 

Durch diese Tarifform soll also nieht nur 
dem mittleren Leistungsfaktor, sondern auch 
dem Grad der Regelmäßigkeit der Stroment- 
nahme Rechnung getragen werden, sie geht 
also über die Bestrebungen der vorangehenden 
Tarifformen hinaus. 

Wenn es auch richtig ist, daß eine gegebene 
Arbeit dann mit den geringsten Verlusten über- 
tragen wird, wenn der Leistungsverlauf ganz 
gleichmäßig ist, so darf anderseits nicht über- 
sehen werden, daß der Zwang nach gleichmäßi- 
ger Stromentnahme zu einer Verbrauchsein- 
schränkung führen kann, u. zw. in Zeiten, in 
denen die Elektrizitätswerke Strom gern abge- 
ben möchten, und, daß in vielen Fällen die 
gleichmäßige Stromentnahme bis über die 
Dauer der Hauptlichtzeit hinweg als unange- 
nehm empfunden wird. Es ist weiterhin noch 
auf die großen Ungenauigkeiten in den Angaben 
der Quadrat-Amperestundenzähler bei kleiner 
Last hinzuweisen, wodurch der Wert des er- 
a Gütefaktors in Frage gestellt werden 

ann. 


Es werde nunmehr gezeigt, auf welchem 


Wege eine Vereinfachung und. Verbesserung ge- 
genüber den bisher besprochenen Zählern er- 
reicht werden kann. _ 

Der neue Zähler von Körting & Mathiesen 
hat drei stromdurchflossene Spulen, die durch 
Spannung und Verbrauchsstrom ein und des- 
selben Wechselstromkreises erregt werden. Die 
eine Spule erzeugt ein Feld, das dem Ver- 
brauchsstrom proportional ist, und das gegen- 
über dem von der zweiten Spule hervorgerufe- 
nen, der Gebrauchsspannung proportionalem 
Feld. durch erzeugte Sekundärfelder derart ver- 
schoben ist, daß diese beiden wirksamen Felder 
um-180° gegeneinander verschoben sind und 
somitein Drehmoment erzeugen, das der Blind- 
leistung proportional ist, während das von der 
dritten Spule herrührende Feld- um 90° gegen 
eines der beiden erst genannten Felder ver- 
schoben wird, so daß durch ihr Zusammenwir- 
ken ein Drehmoment entsteht, das proportio- 
nal der Wirkleistung ist. 

-Zu diesem Zwecke kann man entweder 
zwei Spannungsfelder mit einem Hauptstrom- 
feld oder zwei Hauptstromfelder mit einem 
Spannungsfeld zusammenwirken lassen). Des 


Abb.6. Vektorendiagramm des Wirkverbrauch- 
Blindverbrauchzähler für Einphasenstrom E 
(induktionsfreie Last X #nOE= 90). 


geringeren Eigenverbrauches und der einfache- 
ren Eichung wegen wurde letztere Anordnung 
gewählt. Der Zähler besteht aus einem dreizin- 


1) D.R. P. angemeldet. 


induktionsfreier Belastung dargestellt. 


anderen Seite der Ankerscheibe 2 ein vierzin- 


a ran ge ee 


kiger Stromkern 3 gegenübergestellt ist. Die _ | 


Zinken-4 und 5 des Hauptstromkernes tragen 


aan een en 


—as 


Abb. 5. Wirkverbrauch-Blindverbrauchzähler 
für einphasigen Wechselstrom mit einem einzigen 
Triebkernpaar. 


- 


die Hauptstromspulen für den Wirkverbrauchs- 
zähler, die Zinken 6 und 7, den ersteren ent- 
gegenwirkend — also im Wicklungssinn um 
180° gewendet — diejenigen für den Blind.ver- 
brauchszähler. Auf diesen Zinken sind zwei 
Kurzschlußringe 8 und 9 angebracht, die Se- 
kundärfelder erzeugen, welche, in Verbindung 
mit einer magnetischen Brücke 10 zwischen 
den Zinken 6 und 7, das wirksame Hauptstrom- 
feld ®,, des Blindverbrauchstriebsystemes ge- 
gen das primäre Hauptstromfeld ®',, um 90° 
verschieben. Wird nun das wirksame Span- 
nungsfeld. ® „ um 90° gegen die Spannung E ver- 
schoben, so daß das wirksame Hauptstromfeld 
®,, um 180° gegen das wirksame Spannungs- 
feld ® „ verzögert ist, so entsteht durch das Zu- 
sammenwirken dieser beiden Felder ein der 
Blindleistung proportionales Drehmoment,wäh- 
rend das zweite wirksame Hauptstromfeld 
®,., sofern es bei induktionsfreier Belastung in 
Phase :mit der Spannung FE gehalten wird, 
durch-Zusammenwirken mit dem gemeinschaft- 
lichen Spannungsfeld ein der Wirkleistung pro- 
portionales Drehmoment aufweist. Die Kurz- 
schlußringe 8 und 9 können noch durch an an- 
derer Stelle des Kraftlinienweges vom Blindver- 
brauchs-Triebkern angebrachte Ringe in ihrer 
Wirkung unterstützt werden, z. B. durch Ringe 
11, 12 und 13, 14 auf den beiden äußeren Schen- 
keln des Nebenschlußtriebkernes. Die genaue 


Abgleichung der erforderlichen Verschiebung N : 


kann durch Veränderung der Stellung der Kurz- 
schlußringe 11 und 12 erfolgen. Das Wirkver- 
brauchshauptstromfeld wird durch die an die 


Kurzschlußringe 11, 12, 13 und 14 geketteten _ 


Abb. 7. Vektorendiagramm des Wirkverbrauch- 
Blindverbrauchzähler für Einphasenstrom 
(induktionsfreie Last X?mOE<RY. - Er 


Felder nicht verschoben, da dafür gesör len, Ei 
daß die Kraftlinien dieses Feldes die. 
nicht durchsetzen. FE 


inge 


Ka 
r 


In Abb. 6 ist das Vektorendiagramm beit 


3 Das 


WER ®Y 


7 
i 
4 


7. Oktober 1920, 


wirksame Nebenschlußfeld ®,, folgt um genau 
90° der Klemmenspannung. Das in den äuße- 
ren Zinken 6 und 7 des unteren Triebkernes 
durch die Hauptstromwicklung gebildete Feld 
®,, ist gegenüber dem Feld ®,,, das durch die 
auf den Zinken 4 und 5 angeordnete Haupt- 
stromwicklung gebildet wird, um 180° versetzt. 
Das Feld ®,,, ist in Phase mit dem Verbrauchs- 
strom .JJ angenommen. Der vom Feld ®',, in 


den Kurzschlußringen 8, 9, 11,12, 13 und. 14 in: 
duzierte Strom erzeugt ein Feld ®,, das um et- 


was weniger als 180° gegen das induzierende | 


Feld ®',, zeitlich verzögert ist. Die Resultie- 
rende ®,, der beiden Felder ®',, und ®, ist 
um 90° gegen das induzierende Feld ®',, ver- 
schoben. Da es nicht unerhebliche. Schwierig- 
keiten macht, durch die Sekundärfelder ®, 
eine zeitliche Verzögerung von 90° zu erreichen 
und gleichzeitig das resultierende Feld in aus- 
reichender Stärke auszubilden, wird zweck- 
mäßig das wirksame Nebenschlußfeld ®,r 
nicht um 90°, sondern nur um (90°—«) gegen 
die Klemmenspannung E rückwärts verscho- 
ben, dann braucht das Feld ®,, gegen das 
Feld ®,, ebenfalls nur um (90°—«) zeitlich 
verzögert zu werden, um das Feld ®,, um 180° 
gegen das Feld ® „zu verschieben. 

Beim Vergleich der Vektorendiagramme 
Abb. 6 und 7 ist auch zu erkennen, daß bei 
gleichbleibenden Feldgrößen ®',, und ®, das 
resultierende Feld ®,, durch die veränderte 


Anordnung größer geworden ist. Durch das 
Zusammenwirken der beiden Felder ®,, und 
®, wird ein der Blindleistung proportionales 
Drehmoment hervorgerufen. Damit dasjenige, 
welches durch die Zusammenwirkung der Fel- 
der ®, und ®,, entsteht, proportional der 
Wirkleistung wird, muß das wirksame Haupt- 
stromfeld ®,, bei induktionsfreier Last um den 


Winkel « gegen den Verbrauchsstrom J, ver- 


schoben werden. Dies kann z. B. durch ein 
magnetisches L_I-förmiges _Schirmblech 15 
(Abb. 5) erreicht werden, das im Joch des 
Hauptstrom-Triebkernes befestigt ist und des- 
sen freie Enden zwischen Triebscheibe und den 
Polen 4 und 5 des Hauptstrom-Triebkernes der- 
art liegen, daß sie die Pole nicht berühren, aber 
die Polflächen ganz oder teilweise überdecken. 
Bringt man auf den beiden Schenkeln des 
Schirmbleches verschiebbare Kurzschlußringe 
16 und 17 an, so läßt sich durch Verstellung 
dieser Ringe die gewünschte Verschiebung der 
Felder um Winkel « bequem einstellen. 
Abb. 8 und 9 zeigen die  Vektorendia- 
gramme, wenn der Strom gegen die Gebrauchs- 
spannung zurückbleibt oder voreilt. 


Abb. 8. Vektorendiagramm des Wirkverbrauch-Rlind- 
verbrauchzählers für Einphasenstrom (induktive Last). 


Bei nacheilendem Strom ist das Drehmo- 


ment eines derartigen Zählers: 
D=(,9,9,5in (0 —- + %9,®,,sin 
de — per 
wobei C, und 0, Konstanten darstellen und @ 
den Winkel der Verschiebung zwischen Span- 
nung und Strom im Verbrauchsstromkreise. 
m 1 
Wird P7,.= 
sich das Drehmoment zu: 
D= CoEP| c0s@+ sing 


Die in der Zeit 1,—t} registrierte Energie ist so- 
mit gegeben zu: > 


®,. gemacht, so ergibt 


ta { 
a=k| BJ [e000+ sin | at 
t 


a} 
wobei K eine Konstante ist. 


stungs-Triebsystem hat. ; 


ment des Zählers: 
D=0,d,P „sin 0%+9+ (CP, P,,sin 
(180+9)= (0, P, ®,„,cosp+ CyP, d,,(— sin 9) 


Wird wieder P,, = n Pre gemacht, so ergibt 


sich das Drehmoment zu: 
1 O2pPz| 8050 —-; sin el. 


Die in der Zeit t,—t; registrierte Energie ist s0- 
mit gegeben zu: 


ta 5 
u | eos# -—, sine | 
t; ’ 


d. h. die Blindleistung wird. bei voreilendem 
Strom von der Wirkleistung in Abzug gebracht, 
bei nacheilendem. Strom zu dieser hinzugezählt. 

.. Die zeitliche Verschiebung zwischen den 
wirksamen Feldern dieses Zählers wird da- 
durch abgeglichen, daß man zunächst die Ne- 
benschlußspule und die Hauptstromspulen auf 
den Kernzinken 4 und 5 unter Strom setzt und 
hierauf den Verbrauchsstrom gegen die Klem- 
menspannung um 90° verschiebt, also soweit, 
daß ein in den Stromkreis eingebautes Watt- 
meter den Ausschlag Null zeigt. In diesem Be- 
lastungszustand werden die beiden Kurzschluß- 
ringe 16 und 17 so lange verschoben, bis der 
Zähler stillsteht. Hierauf werden die Haupt- 
stromspulen auf den inneren Zinken des 
Hauptstromkernes außer Strom und dafür 
diejenigen auf den äußeren Zinken unter 
Strom gesetzt. Nachdem der Verbrauchsstrom 
in Phase mit der Klemmenspannung gebracht 
worden ist, das Wattmeter .also Höchstaus- 
schlag zeigt, werden die Kurzschlußringe 11 
und 12 so lange verschoben, bis der Zähler wie- 
derum stillsteht. 

Ist der Zähler hinsichtlich der zeitlichen 
Verschiebung der wirksamen Felder abgegli- 
chen, so wird die Drehzahl bei’ Nennlast des 
Zählers eingestellt. Außer der Nebenschluß- 
spule wird, zunächst wiederum lediglich die 
Hauptstromspule des Wirkleistungs-Triebsyste- 
mes unter Strom gesetzt und bei cosp = 1 die 
Drehzahl mit dem Bremsmagneten eingestellt. 
Sodann wird die Hauptstromspule des Wirk- 
leistungs-Triebsystems ausgeschaltet und dieje- 
nige des Blindleistungs-Triebsystems unter 
Strom gesetzt und bei cos g = 0 das Drehmo- 
ment des Blindleistungs-Triebsystems so abge- 
glichen, daß-es einen bestimmten prozentualen 
Wert des Höchstdrehmomentes vom Wirklei- 


Abb. 9. Vektorendiagramm des Wirkverbrauch-Blind- 
verbrauchzählers für Einphasenstrom (kapazitive Last). 


Um die Kosten, die den Elektrizitätswer- 
ken aus dem wattlosen Strom erwachsen, in das 
richtige Verhältnis zur Wattleistung zu bringen, 
muß 
Z l 
®, — FE © Je 
gemacht werden. 

Dies wird. durch entsprechende Wahl der 
Amperewindungszahlen der beiden vom Ver- 
brauchsstrom durchflossenen Spulen und durch 
Parallelschaltung eines regelbaren Widerstan- 
des 18 zu den Hauptstromspulen des Blindlei- 
stungs-Triebsystems erreicht, durch dessen An- 
derung sich die Tourenzahl des Blindleistungs- 
Triebsystems bei der Verschiebung von 90° im 
äußeren Stromkreis genau regulieren läßt. 

Die getrennte Justierung des kon- 
struktiv zusammengefaßten Wirk- und 
Blindleistungszählers bietet also keine 
Schwierigkeiten, u. zw. sowohl hin- 
sichtlich der Verschiebung der wirk- 


Elektrotechnische Zeitschriit, 1920, Heit 40, ol 
Bei voreilendem Strom ist das Drehmo- , samen Felder als auch in bezug auf 


das Verhältnis der Nennlast-Drehmo- 
mente, ; 
Wird ein derartiger Zähler mit der Aufschrift 


| cosp + 4 sin p kVAh 


. Er ! 
versehen, wobei für 7 ein bestimmter Zahlen- 


wert eingesetzt sein muß, so ist der Zähler als 
eichfähig zu betrachten. Die Aufschrift könnte 


auch lauten: Wirkleistungsstunden + Blind- 


leistungsstunden. 

Die Beglaubigungsfähigkeit bedingt aller- 
dings noch eine Änderung des Gesetzes betref- 
fend.dieelektrischen Maßeinheiten vom 1.1.1918 


-da bis jetzt die Multiplikation von gesetzlichen 


Einheiten mit Zahlenfaktoren unzulässig ist. 
Mit Rücksicht auf das große wirtschaftliche 
Bedürfnis, durch Verwendung geeigneter Tarif- 
zähler den Verbrauch an wattloser Energie bei 
der Preisbestimmung mitzuerfassen, wird es 
notwendig werden, der Änderung des Gesetzes 
nunmehr näher zu treten. 

In Mehrphasenanlagen sind. Zähler mit zwei 
oder mehreren Triebsystemen beschriebener 
Art zu verwenden, die auf einen gemeinsamen 
rotierenden Teil wirken. Da sich in Drehstrom- 
anlagen ohne Nulleiter zwei Systeme nach der 
Zweiwattmetermethode einbauen lassen, so hat 
diese Zählergattung auch alle die Vorteile, 
welehe normale Wattstundenzähler in gleicher 
Schaltung haben. 

Der Nebenschluß-Eigenverbrauch der er- 
läuterten Zähler ist, trotz der auf dem Neben- 
schlußkern angebrachten kräftigen Kurzschluß- 
ringe, bis zu Gebrauchsspannungen von 380 V 
kleiner als 1 Watt, das Vollast-Drehmoment der 
Wirkleistung ist etwa 5 cmg, die technischen 
Eigenschaften entsprechen also denen eines 
normalen Wattstundenzählers. 

In besonderen Fällen kann es zweckmäßig 
werden, Wirk- und Blindverbrauch durch von- 
einander getrennte Triebsysteme zu messen. 
Diese Anordnung bietet gegenüber dem be- 
sprochenen kombinierten Zähler keine Schwie- 
rigkeiten in der Ausführung. 

Statt ein Spannungsfeld mit zwei Haupt- 


stromfeldern, kann man auch — mit dem glei- 


chen Ergebnis — zwei Spannungsfelder mit 
einem Hauptstromfeld zusammenwirken las- 
sen, wobei zwecks Kleinhaltung des Eigenver- 
brauches die eine Nebenschlußspule von einer 
Spule erregt wird, die auf dem gleichen Kern 
sitzt wie die zweite Nebenschlußspule Es 
kann aber davon abgesehen werden, auf den 
Aufbau einer derartigen Anordnung näher ein- 
zugehen, da dieser Zähler hinsichtlich der 


‚Eichung Schwierigkeiten macht. 


Erachtet man es für zweckmäßig, die 
Blindleistung bei induktiver Belastung anders 
zu bewerten als bei kapazitiver Belastung, so 
wird man zwei Zähler beschriebener Art an- 
wenden, bei denen das Verhältnis von Wirk- 
leistungs- und. Blindleistungs-Vollastdrehmo- 
ment dem jeweiligen Bewertungsverhältnis ent- 
sprechend gewählt ist. Soll für die Blindkilo- 
wattstunde voreilenden Stromes weniger ver- 
gütet werden, als für die Blindkilowattstunde 
nacheilenden Stromes berechnet wird, so wird, 
wenn die Vollast-Drehmomente der Wirklei- 
stung beider Zähler gleich groß sind, das Dreh- 
moment der Blindleistung bei dem Zähler für 
die kapazitive Last kleiner gemacht als _das- 
jenige bei dem Zähler für die induktive Last. 


‚Damit nur immer einer der beiden Zähler re- 


gistriert, wird in den Stromkreis ein Sinusrelais 
eingebaut, das je nach seiner Drehrichtung ent- 
weder den einen oder den anderen Zähler sperrt, 
bzw. dessen Nebenschluß-Stromkreise unter- 
bricht. 

Sollten bei parallel arbeitenden Werken 
mit Hin- und Rücklieferung die rückgelieferten 
Blindkilowatt anders bewertet werden als die 
bezogenen, so muß sowohl für die Hinlieferung 
als auch für die Rücklieferung ein Satz Zähler 
vorgesehen werden. Bei Hinlieferung dürfen 
die für Stromabgabe vorgesehenen Zähler und 
umgekehrt bei Rücklieferung die für den Strom- 
bezug eingebauten Zähler nichtregistrieren. Die 
Außerbetriebsetzung der jeweils nicht benötig- 
ten Zähler geschieht durch ein Rückstromrelais. 

Der beschriebene Zähler dient also 
nieht nur zur Verrechnung der Wirk- 
und Blindleistung bei Kraftverbrau- 
ehern, wobei für die Beschaffung des 
Meßgerätes wesentliche Mehrkosten 
gegenüber einem normalen Wattstun- 
denzähler nieht entstehen, sondern er 
ermöglicht auch die Überwachung pa- 
rallel arbeitender Kraftwerke. Er ist 
in seiner Anwendung universell und 
zeigt bei allen Betriebsverhältnissen 
der Aufschrift seines Leistungsschil- 
des entsprechend an. 


Die restlose Erfassung unserer Wasserkräfte, 
ein Gebot der Gegenwart. 


Von Prof. Dr. W. Halbfaß, Jena. 


Übersicht. Selbst die beste und rationellste 
Ausnutzung unserer Kohlen schafft allein die Kohlen- 
not nicht aus der Welt; der restlose Ausbau der 
Wasserkräfte Deutschlands ist die einzige Rettung, 
die ich sehe. Die in Deutschland ausbauwürdigen 
Wasserkräfte sind wahrscheinlich um 1/, höher, als 
sie in der letzten amtlichen Darstellung des Bau- 
rats Koehn angegeben wurden, immerhin kann da- 
von gar keine Rede sein, daß sie die Kohlen voll- 
ständig ersetzen könnten; sie sollen nur überall da 
eingreifen, wo sie ökonomischer arbeiten als Wärme- 
kraftanlagen. Die Wasserkraft unserer Flüsse kann 
vollständiger und viel besser ausgenutzt werden, 
wenn ihr Ausbau nicht einfach mittels gewöhnlicher 
Gefällstufenwerke erfolgt, sondern im Anschluß 
an Stauseen oder Talsperren. In vielen Fällen 
können die bisher üblichen Ansprüche an die Her- 
stellung von Talsperren bedeutend herabgesetzt 
werden, so daß sich auch in flacheren Gegenden ihr 
Bau lohnt. Neben dem Ausbau von Großwasser- 
kräften ist auch derjenige von Kleinwasser- 
kräften anzustreben, welche weniger Mittel in An- 
spruch nehmen und eine ungemein vielseitige Ver- 
wendungsmöglichkeit besitzen. Gewisse Konflikte 
mit anderen Interessentengruppen, vor allem mit 
der Landwirtschaft, können leicht entstehen; doch 
sind sie bei gegenseitigem guten Willen und An- 
passung an die verschiedenen Zwecke der Kraftaus- 
nutzung einerseits, der Landeskultur anderseits, fast 
überall ohne große Schwierigkeiten zu vermeiden, 
Ein besonderes Feld für die praktische Verwend- 
barkeit der Kleinwasserkräfte bietet die Ausnutzung 
der sogenannten Wasserkraftabfälle,namentlich durch 
Anlage von Kalziumkarbidfabriken. Bei genügender 
Entfaltung unserer Groß- und Kleinwasserkräfte sind 
wir in der Lage, so viel Getreide und Hackfrucht 
zu erzeugen, daß wir nicht nur unser eigenes Be- 
dürfnis decken können, sondern sogar in der Lage 
sind, davon ans Ausland abzugeben, um dafür an- 
dere Lebensmittel und Rohstoffe für unsere In- 
dustrie einzutauschen. 


2 Mill. t Kohle, d. h. Steinkohle, monat- 
lich, verlangt das in Spaa getroffene Kohlen- 
abkommen mit der Entente von uns. Berg- 
und Transportarbeiter haben versprochen, was 
an ihnen liegt, so viel Kohlen zu fördern, daß 
neben dieser ungeheuren Kohlenmenge noch 
etwas übrig bleibt, um unsere Industrie 
wenigstens zur Not auf dem laufenden zu 
halten und den Hausbrand nicht gänzlich auf- 
hören zu lassen. Ob es gelingen wird, hängt 
neben dem Arbeitswillen der Arbeiter und der 
Verbesserung der Transportmittel noch von 
verschiedenen anderen Umständen ab. Wir 
müssen der Braunkohlenförderung, die schon 
jetzt diejenige in dem letzten Jahre vor dem 
Kriege erheblich übersteigt, so steigern, daß 
überall da, wo es nur irgend möglich ist, 
Braunkohlen die Stelle der Steinkohlen über- 
nehmen, wir müssen ferner die bergtechnischen 
Einrichtungen der Produktion der Stein- 
kohlen selbst zu fördern suchen, wir müssen 
endlich den Veredelungsprozeß der Kohlen- 
nutzung, d. h. ihre Vergasung, tunlichst för- 
dern und verallgemeinern. 

Aber alle diese Bestrebungen, so not- 
wendig sie auch für unsere Wirtschaft sind, 
schaffen die Tatsache nicht aus der Welt, daß 
wir mit unseren wertvollsten Bodenschätzen 
einen ganz wunverantwortlichen Raubbau 
treiben und daß wir außerstande sind, derin der 
ganzen Welt epidemischen Kohlennot wirksam 
entgegenzutreten, wenn wir nicht noch zu 
einem ganz anderen Hilfsmittel unsere Zu- 
flucht nehmen und es mit ganzer Energie aus- 
zubeuten trachten, nämlich dem schleunigen 
und möglichst restlosen Ausbau unserer 
Wasserkräfte. 


I. 


Die Leser dieser Zeitschrift brauchen nicht 
darüber aufgeklärt zu werden, welchen nicht 
wieder einzuholenden Vorteil die Wasser- 
kraft- vor den Wärme- oder Dampfkraftwerken 
unter allen Umständen dadurch besitzen, daß 
ihre Substanz, das Wasser, bei der Arbeit, die 
sie leistet, nicht verloren geht, während der Be- 
triebsstoff letzterer im Preise rapide steigt, sich 
fortdauernd vermindert, und dabei noch, trotz 
aller Bemühungen der Techniker, zum größten 
Teil ungenutzt in die Luft geht und sie ver- 
unreinigt. Als bekannt kann ich ferner voraus- 
setzen, daß zwar die erste Anlage der Wasser- 
kraftwerke im Verhältnis zur Energie, die sie 
leisten, sich in der Regel erheblich teurer stellt, 
als diejenige der Wärmekraftwerke, daß aber 
ihr Betrieb und ihre Unterhaltung dafür 
wesentlich billiger sind, weil im Gegensatz zu 
den rapide steigenden Kohlenpreisen, der Be- 
triebsstoff so gut wie nichts kostet und die 


RRY 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 40. 


Unterhaltung - bedeutend weniger Arbeits- 
kräfte erfordert, immer im Verhältnis der 
durch sie erzielten Arbeit. Ich darf natürlich 
auch nicht die Nachteile verschweigen, welche 
mit Wasserkraftwerken so häufig verbunden 
sind, daß nämlich ihre Kraft lange nicht in 
dem Maße einer vorübergehenden Verstärkung 
oder Verringerung fähig ist, wie das bei den in 


dieser Beziehung weit bequemeren Dampf- 


kraftwerken der Fall ist. Es erscheint daher 
im allgemeinen höchst unzweckmäßig, Arbeit, 
die nur eine gewisse Zeit, gebraucht wird, 
lediglich durch Wasserkraft zu leisten; daher 
2. B. die Schwierigkeit, sie in der Landwirt- 
schaft direkt zu verwenden, wo gewisse Ar- 
beiten, die mit ihrer Hilfe sonst leicht geleistet 
werden können, nur in bestimmten Zeitperioden 
erforderlich sind, in anderen dagegen gar nicht. 
Dagegen ist der der Verwendung der Wasser- 
kräfte oft gemachte Vorwurf, daß ihre Be- 
triebskraft, das Wasser, oftnichtin ausreichen- 
dem Maße, zuweilen auch in einem lästigen 
UÜbermaß, vorhanden sei, nicht mehr stich- 
haltig, sobald man nicht die natürlichen 
Wasserkräfte eines Flusses verwendet, sondern 
ihn mit Staubecken in Verbindung bringt, in 
denen das in gewissen Zeiten überflüssige 


verwandt werden kann. 
IE 


Die große praktische Frage, um die es 
sich nun heute dreht, ist die: Reichen diein 
Deutschland vorhandenen Wasserkräfte aus, 
um die Kohle zu ersetzen, und wie können sie 
möglichst schnell und möglichst vollkommen 
ausgebaut werden ? 

Die theoretisch mögliche Rohenergie des 
in einem Lande abfließenden Wassers läßt sich 
ermitteln, sobald ınan die Abflußmengen der 
einzelnen Flüsse und ihre durchschnittlichen 
Gefälle kennt; für ihre technische Ausnützung 


Wasser gesammelt und für die dürren Zeiten 


ist die Angabe ihrer Menge in Pferdestärken 


oder Kilowatt durchaus belanglos, da es sich 
für sie nur um wirklich verwendbare Wasser- 
kräfte handelt. Der jüngst verstorbene be- 
kannte Wasserbautechniker, Geh. Baurat 
Koehn, hat sich vor einiger Zeit in einem 
Gutachten an den Ausschuß der deutschen 


 Nationalversammlung zur Beratung des Ge- 


setzentwurfs, betreffend die Sozialisierung der 
Elektrizitätswirtschaft, über die Frage: Wie 
viele ausbauwürdige Wasserkräfte sind in den 
einzelnen deutschen Ländern vorhanden bzw. 
mit Vorteil, zu gewinnen, ungefähr folgender- 
maßen, geäußert. In ganz Deutschland, im 
Umfang vor dem Versailler Frieden, sind vor- 
handen: Ge 


Mill. PS Mill. kW 2 
0,551 bzw. 0,50 zwölfmonatliche Kraft 
1,327 5 0,8990 neunmonatliche Kraft 
1,659 »  . 1,209  sechsmonatliche Kraft 
2,160 = 1,450 Höchstleistung 
2,500 n 1,700 installierte Leistung. 


Dabei wird also die Höchstleistung zu etwa 
1,7-fachen der neunmonatlichen Leistung ge- 
schätzt, wobei der Verfasser zugibt, daß diese 


Annahme weniger auf hydrologischen als auf 


technisch - wirtschaftlichen Erwägungen be- 
ruht, so daß ein höheres Verhältnis auch ganz 
gut möglich erscheint. 
stehen sich an der Turbinenwelle gemessen. 


Von der neunmonatliehen Kraft entfallen auf 


Preußen 29%, auf Bayern 50%, auf Baden 
7,5%, so daß auf die übrigen Bundesstaaten 
zusammen nur 13,5% kommen, wobei der 
Löwenanteil jedenfalls Sachsen und Württem- 
berg gebührt. In den zu Deutschösterreich ge- 
hörigen Ländern schätzt Koehn die Wasser- 
kraft bei neunmonatlicher Leistung auf 2,8 bis 
3 Mill. PS, also auf erheblich mehr als im 
deutschen Reiche. Die jährlichen Leistungen in 
Kilowattstunden nimmt Koehn bei 12 Monaten 
im Jahr zu 2800, bei 9 Monaten im Jahr zu 
3240, bei 6 Monaten im Jahr zu 880 und bei 
Höchstleistung zu 680, zusammen also zu 
7600 Mill. kWh an. Wirklich nutzbringend 
können hiervon im günstigsten Falle nur etwa 


60 %, also 4500 Mill. kWh in Rechnung gesetzt | 


werden, weil ja selbstverständlich die Verwen- 
dungsmöglichkeiten selbst beidem vollkommen- 
sten Betrieb nicht jedes Kubikmeter Tag und 
Nacht ausnützen können, und weil sich ja die 
gesamten Wasserkräfte Deutschlands zu einem 
großen Teil aus ganz kleinen Kräften zu- 
sammensetzen, die praktisch überhaupt kaum 
ausnutzbar sind. Die Richtigkeit dieser Rech- 
nung vorausgesetzt, ergeben die neunmonat- 
lichen Wasserkräfte Deutschlands nach ihrem 
vollen Ausbau eine durchschnittliche Aus- 
nutzungsdauer von rd 5000h im Jahr. Koehn ver- 
gleicht an einer anderen Stelle!) damit die fakti- 
schen Leistungen der deutschen Industrie,um zu 
untersuchen,ob ihre Energie durch die Wasser- 
kräfte allein gedeckt werden könne. Im Jahre 


) „Zeitschr. f. d. ges. Wasserwirtschaft“, 1920, 8. 5iff. 


1918 sollen im ganzen 8400 Mill. kWh erzeugt 


Sämtliche Zahlen ver- 


sein, wovon 7000—= 83,3% aufWärmekraftwerke, 

1400 — 16,7 % auf Wasserkraftwerke entfielen, 
das Verhältnis war also 5:1. Etwa 16 bis 17%, 
gingen durch Eigenbedarf der Zentralen, in den 
Leitungen und Transformatoren verloren, also 
blieben etwa 7000 Mill. kWh zur Abgabe an 
Dritte zur Verfügung. Diese Zahlen, die auf 
Angaben des Generalsekretärs Dettmar und 
des verstorbenen Leiters der Kriegsamtsstelle 
für Elektrizitätserzeugung, Prof. Kübler, 
beruhen, bemängelt Koehn und glaubt, daß 
die wirkliche Erzeugung mit Wärmekraft nur 
rund 5600 Mill. kWh, die tatsächliche Jahres- 
leistung der für die Verteilung an Dritte be- 
stimmten Wasserkraftwerke nur zwischen 700 
und 1100 Mill. kWh gelegen, also etwa 1/, der 
‚überhaupt vorhandenen ausbauwürdigen 
Wasserkräfte betragen habe. Die Gesamter- 
zeugung in den Elektrizitätswerken Deutsch- 
lands für 1919 wird zu 3700 Mill. kWh goe- 
schätzt, wovon 3100 auf die Leistungen der 
Wärmekraftwerke entfallen, der Rest, also 
nur 600, auf die Wasserkraftwerke. Sehen wir 
hier von einer möglichen noch intensiveren 
Ausnutzung der bereits installierten Werke ab, 
so würde aus den mitgeteilten Zahlen zweierlei 
folgen, einmal, daß der Anteil der Wasser- 
kraftwerke an der Gesamtkrafterzeugung in 
Deutschland noch immer ein recht Baer 

dener ist und dann, daß die überhaupt vorhan- 

denen, praktisch ansnutzbaren Wasserkräfte 

kaum ausreichten, um den heutigen Bedarf der 

Industrie an Kraft zu decken, geschweige denn 

in Zukunft ausreichen würden. Nun hat wohl 

‚noch kein noch so begeisterter Anhänger der 
restlosen Ausbeutung der Wasserkräfte behaup- 
tet, daß die „weiße Kohle‘ imstande sei, die 

„schwarze‘‘ in Deutschland vollständig zu er- 
setzen, daß also Wasserkraftwerke die Wärme- 

kraftwerke durchweg verdrängen können, es 

liegt vielmehr in der Natur ersterer, daß sie 

letztere als Reserven nie völlig werden ent- 

behren können, aber wir behaupten, daß sie in 

sehr vielen Fällen letztere entbehrlich zu machen. 
in der Lage sind, wo es im hohen Grade un- 

ökonomisch ist, mit Kohlen statt mit Wasser- 

kräften zu arbeiten. 

Die von Koehn mitgeteilten Zahlen be- 
dürfen aber m. E. einer erheblichen Korrektur. 
Zunächst ergibt sich aus dem für uns so un- 
günstigen Frieden von Versailles, daß der srößte 
Teil der fürBaden angenommenen Wasserkräfte, 
die ja in erster Linie auf diejenigen des Ober- 
rheins zwischen Basel und Mannheim zurück- 
zuführen sind, für uns als verloren anzusehen 
sind und daß aus den zu Deutschösterreich zu 
rechnenden Ländern gerade die wasserwirt- 
schaftlich wertvollsten, Südtirol und Süd- 
kärnten, jetzt die wirtschaftlichen Kräfte 
Italiens zu stärken berufen sein werden. Aber 
anderseits liegen verschiedene Umstände vor, 
welche es wahrscheinlich machen, daß die in 
Deutschland vorhandenen wirtschaftlich aus- 


nutzbaren Wasserkräfte größer sind, als sie . 


Koehn annimmt. Zunächst wurden in seiner 
Übersicht alle Wasserkräfte unter 50 PS aus- 
gelassen, die natürlich in ihrer Gesamtheit 


einen erkleklichen Posten ausmachen. Die 


in. den Provinzen Westpreußen und Posen 
vorhandenen Wasserkräfte, die Prof. Holz 
in einem Bericht an den Handelsminister 
vom Jahre 1902 zu 24 000 bzw. 30.000 PS 
angegeben hatte, sind gänzlich außer Ansatz 
geblieben, obwohl die beiden genannten Pro- 
vinzen durchaus nicht vollständig Polen zu- 
gefallen sind. Für Pommern sind nur 15 000 PS 
angegeben, während Holz dafür 50 000 ange- 
setzt hatte. Bayern figurierte in der Liste 
mit 1,13 Mill. PS Höchstleistung, während der 
Staatsingenieur Hensel und der Privat- 
ingenieur Hallinger übereinstimmend die 
faktische Gesamtleistungsfähigkeit der baye- 
rischen Wasserkräfte auf 1,5 bis 1,8 Mill. PS 
angeschlagen haben. 

Endlich ist auch für Sachsen und Württem- 
berg die Zahl der verfügbaren Wasserkräfte 
ohne Zweifel zu niedrig angenommen worden. 

Weit mehr noch als diese Ausstellungen 


‚fallen aber noch zwei andere Umstände in 


die Wagschale, welche für eine größere Summe 
ausnutzbarer Wasserkräfte. sprechen, als es 
nach den Darlegungen Koehns der Fall zu 
sein scheint, und welche gerade bei der Be- 
antwortung der Frage, auf welchem Wege 
möglichst schnell eine größere und allge- 


‚meinere Verwertung der Wasserkräfte er- 


folgen könnte, von großer Bedeutung sind. 
Koehn sieht nämlich einmal als Grenze der 
praktischen Ausnutzungsmöglichkeit ein Ge- 
fälle von 1:1000 bis 1:1400 und läßt weiter 
die an den projektierten großen Kanalsystemen 
Deutschlands, von denen doch sicher eins oder. 
das andere bald ausgeführt werden wird, zu 
erbauende Wasserkräfte ganz außer Betracht. 

Es ist durch die neueren Untersuchungen 
und Bauweisen namentlich bayrischer und 
badischer Wasserbauingenieure nachgewiesen, 


7. Oktober 1920. - 


Es 


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ee 


I ee ee Me 


7. Oktober 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


‚Heit 40. 


793 


CC —m—m„_„mamnmnmRmWmRÄSz—_— m —m—— 


daß auch geringere Gefälle als 1:1000 und selbst 
1:1400 recht wohl bautechnisch in Frage 
kommen, wenn sie in genügend großen Stufen 
zusammengefaßt und die entsprechenden Stau- 
werke bis zu einem gewissen Grade betonisiert 
werden, um den Widerstand des natürlichen 
rauhen Bodens zu verringern. Bei den Ge- 
fällstufen der beabsichtigten - Kanäle, z. B. 
des Donau-Main oder des Weser-Main-Kanals, 
kann aber eine so große Anzahl Wasserkräfte 
ausgebaut werden, daß man die Gesamtzahl 
der für Deutschland in Betracht kommenden 
Pferdestärken oder Kilowatt um mindestens 
Y, höher veranschlagen kann, als Koehn es 
getan hat. j 


TAI. 


. . Die Wasserkräfte unserer Ströme lassen 
sich weit vollkommener ausnutzen, wenn ihr 
Ausbau nicht einfach mittels gewöhnlicher 
Gefällstufenwerke erfolgt, sondern im An- 
schluß an Stauseen oder Talsperren. 

Es gab eine Zeit, in welcher man an den 
Bau von Talsperren sehr weitgehende An- 
sprüche stellte; man verlangte, daß der Stau- 
damm auf gewachsenem Stein sich erhebe, 
daß der ntergrund absolut wasserun- 
durchlässig sei u. a. m. Nun ist es ja zuzu- 
geben, daß für sehr große und tiefe Talsperren 
diese Forderungen durchaus zu Recht bestehen, 
aber für kleinere Staubecken sind sie absolut 
nicht erforderlich, vielmehr schadet es z. B. 
bei Talsperren, die außer zur Kraftaufspeiche- 
rung den Zweck haben, den Abfluß gleich- 
mäßig zu gestalten, und insbesondere das 
Niedrigwasser der Flüsse zu erhöhen, durch- 
aus nicht, wenn ein Teil des Zuflusses in den 
Untergrund versickert, sofern nur das in den 
Untergrund gesickerte Wasser nicht an unge- 
eigneter Stelle wieder zutage treten kann. 
Daß bei kleineren Staubecken-der Staudamm 
nicht immer auf gewachsenem Fels gebaut zu 
werden braucht, zeigen Beispiele in verschie- 
denen Gegenden des nordöstlichen Deutsch- 
lands, in denen diese seit Jahr und Tag 
tadellos funktionieren. Es ist nun eine alte, 
aber nieht oft genug hervorzuhebende Tat- 
sache, daß eine Talsperre, sie mag groß oder 
klein sein, um so wirtschaftlicher ist, also um 
so mehr den Interessen der Wasserkraftaus- 
nutzung entgegenkommt, je vielseitiger die 
Zwecke sind, denen sie dient. Manches Stau- 
becken, das jetzt auch als Kraftspeicher für 
Wasserkräfte benutzt wird, wäre nicht gebaut 
worden, wenn es nicht gleichzeitig auch für 
den Ausgleich der Wasserstände eines Flusses 


im Interesse der Schiffahrt, für Interessen der 


Landeskultur, für Trinkwasserversorgung usw. 
diente. 

Würde man z. B. den größten Teil der 
Hochmoore in solche künstliche Staubecken 
verwandeln, so würde man ebenso sehr der 
gesamten Wasserwirtschaft als auch insbe- 
sondere den kleinen Wasserkraftbesitzern an 
den Flüssen, welehe die natürlichen Ableiter 
der Moore sind, den größten Dienst erweisen. 


Wie außerordentlich dankbar der Ausbau . 


solcher Talsperren wirtschaftlich wirken kann, 
soll hier an einem kleinen Beispiel, gezeigt 
werden: o 

Die neuen Projekte über Ausbau von 
Wasserkräften in Württemberg zur Gewinnung 
elektrischer Kraft sehen ausschließlich ge- 
wöhnliche Gefällstufenwerke ohne Stauseen 
oder Talsperren vor. Zu Zeiten niederen Wasser- 
verbrauchs, die zumeist mit größerem Strom- 
verbrauch zusammenfallen, müssen also Dampf- 
kraftwerke aushelfen. Das ergibt bei Ver- 
zicht auf Talsperren bei einem Ausbau von rd 
40 000 PS einen Jahresbedarf von 120 000 t 
Kohlen im Wert von mindestens 30 Mill. M. 
Würden dagegen die überschüssigen Wasser- 
mengen in Talsperren aufgespeichert und in 
Trockenzeiten den Flüssen wieder zugeführt, 
so würden diese die Arbeit jener 120 000 t 
Kohlen übernehmen, und die 40000 PS könnten 
ohne dieselben ausgenutzt werden. 

Was schon kleinere Stauanlagen zu leisten 
imstande sind, zeigt die schon 40 Jahre, im 
Betrieb befindliche Alfeld-Talsperre im Ober- 
elsaß. Sie versorgte vor dem Kriege 41 in- 
dustrielle Anlagen mit Kraft und bewässerte 
daneben noch über 10 km? Wiesen. Die jähr- 
liche Kohlenersparnis betrug schon im Jahre 
1910 50 000 M, heute also mindestens das 10- 
fache. Die Anlage kostete 440 000 M und 
erzielte vor dem Kriege eine durchschnittlich- 
jährliche Verzinsung von 17%- 

Die neun Talsperren, welehe für den beab- 
sichtigten Weser-Main-Kanal gebaut werden 
sollen, und von denen 6 zunächst für die 
Zwecke der Kanalstrecke direkt vorgesehen 
sind, sollen im Jahre mindestens 300 bis 
400 Mill. kWh ergeben. Bekanntlich ist die 
Weser jetzt der einzige Strom, auf dem die 
Fremden absolut nichts zu sagen haben, 
während der Rhein von den Franzosen und 
Belgiern, die Elbe von den Tschechen, die 


Oder von den Polen und Slowaken, die Weichsel 
wieder von den Polen beherrscht werden. 
Ein Wiederaufbau deutscher Wirtschaft, der 
im Osten und Westen schon aus den ange- 
führten Gründen immer wieder auf die größten 
Schwierigkeiten stoßen muß, wird also vom 
Wesergebiet aus noch am wahrscheinlichsten 
glücklich durchgeführt werden können. Daher 
muß, da gerade die Weser durch das Herz 
Deutschlands und durch den Schwerpunkt 
von Deutschlands gewerklichen Betrieben geht, 
der Bau des Weser-Main-Kanals und der Aus- 
bau der Wasserkräfte an ihm in allererster 
Linie energisch betrieben werden. 

.. Besonders günstig liegen die Verhältnisse 
für Wasserkraftanlagen da, wo in den Fluß- 
lauf natürliche Seen eingeschaltet sind, die 
mit vergleichsweise geringen Kosten in Stau- 
becken umgewandelt werden können, wie dies 
namentlich in der Schweiz bereits im größeren 
An Re ist und in Norwegen, 
Deutschösterreich, Bayern und Schottland 
einzelne Nachahmungen gefunden hat. Nicht 
selten sind aber die einem Seebecken zuge- 
wiesenen natürlichen Zuflußmengen nicht aus- 
reichend, um es in ein technisch und 
wirtschaftlich wirksames Staubecken umzu- 
gestalten. In diesem Falle hat man mit Erfolg 
wiederholt einen in der Nähe des Sees vorbei- 
gehenden Fluß auf Umwegen in den See ge- 
leitet und auf diese Weise sein Einzugsgebiet 
erheblich erweitert. Der Nutzen für die Kraft- 
gewinnung der aus dem See entfließenden Ge- 
wässer liegt auf der Hand; man spart dadurch 
sehr umständliche und vor allen Dingen auch 
zeitraubende Neuanlagen für größere künst- 
liche Talsperren. Freilich wird man auch ge- 
wisse Nachteile mit in den Kauf nehmen 
müssen, die vor allem auf der Brachlegung 
eines mehr oder weniger großen Abschnitts 
eines Flußlaufes, ferner auch einer gewissen 
Benachteiligung eines ganzen Landschaftbildes 
beruhen, und es hadarl sehr sorgfältiger Über- 
legungen, bevor man zur Tat schreitet. 
Immerhin ist aber eine schleunige und mög- 
lichst wenig kostspielige Instandsetzung unserer 
Flüsse für ihre Ausnutzung als Wasserkraft 
so wichtig, daß man sich über nun einmal damit 
verbundene unvermeidliche Härten mit einem 
gewissen Ruck einfach hinwegsetzen muß. 

Sehr vorteilhaft ist die Verbindung oder 
Verkuppelung von Flußsystemen, deren Nie- 
drigwasser bzw. Hochwasser zeitlich nicht 
zusammenfallen, damit sie sich gegenseitig 
unterstützen können, ohne Kohlenkraft in 
Anspruch zu nehmen. So wird der Zusammen- 
schluß des Inns mit den übrigen südbayrischen 
Flüssen von Vorteil sein, da jener als Gletscher- 
fluß über Wasserreichtümer zu einer Zeit 
verfügt, da Isar und Lech an Wasserarmut zu 
leiden pflegen. Aus dem gleichen Grunde er- 
strebt auch das Bayernwerk eine Ringleitung, 
die von München ausgeht und über Augsburg, 

Nürnberg, Bamberg, Kulmbach, Bayreuth, 
Regensburg, Landshut nach München zurück- 
führt, eine Zusammenfassung der verschieden- 
artigen Wasserführung der süd- und nord- 
bayrischen Ströme. 


EV. 


Die eminente Bedeutung der Großwasser- 
kräfte für unsere gesamte Volkswirtschaft, 
welche, wenn sie schon vor dem Kriege in 
Deutschland ausgebaut gewesen wären, uns 
viele Milliarden gespart hätten, die wir für 
Braun- und Steinkohlen ausgeben mußten, 
um möglichst schnell die ungeheuren Muni- 
tionsmengen zu erzeugen, brauche ich hier 
nicht. auseinanderzusetzen. Da für Fernlei- 
tung elektrische Energie bei etwa 400 km die 
wirtschaftliche Grenze der Übertragung liegt, 
so können von den Großwasserkräften Deutsch- 
lands nur das Bayernwerk, die Inn- und Isar- 
werke und vielleicht in späterer Zeit noch ein 
Teil der badischen Rheinwasserkräfte in 
Betracht kommen. 
übrigen westlichen, ferner des mittleren und 
des nördlichen Deutschlands sind einzeln viel 
zu klein, um hier in Frage kommen zu können, 
aber, wenn irgendwo, so hat hier das bekannte 
Wort Recht: ‚Viele Wenig machen ein Viel“, 
und gerade die bisher so verachteten Klein- 
wasserkräfte sind dazu berufen, in erster 
Linie den Wärmekraftwerken zu Hilfe zu 
kommen und dadurch Kohlen zu sparen, ihr 
Ausbau ist für den Augenblick noch weit 
bedeutsamer als der Ausbau der Großwasser- 
kräfte. 

Das Arbeitsfeld für Kleinwasserkräfte 
ist ein außerordentlich mannigfaltiges. In der 
Landwirtschaft kommt zunächst das künst- 
liche Trocknen der Ernte und die Herstellung 
von Salpeter im Kleinen in Frage, 
beide Funktionen recht gut miteinander zu 
vereinigen sind. Eine Anlage von 100 PS 
ist imstande, jährlich 1600 bis 2000 Ztr. Sal- 
Per im Wert von mindestens 30 bis 40 000 M 

erzustellen und braucht dazu als Material 


‚stellun 


Die Wasserkräfte des- 


welche. 


nur 25 bis 30 Waggons Kalkstein, etwa den 
zehnten Teil jenes Wertes, wobei zur Bedie- 
nung ein Mann völlig ausreicht. Die Her- 
von $Salpeter im Kleinen ist deshalb 
so wichtig, weil sie die Landwirtschaft von 
der Großindustrie und den Transportschwie- 
rigkeiten unabhängig macht, und weil zahl- 
reiche, im Lande zerstreute kleinere Anlagen, 
lange nicht in dem Maße Störungen unter- 
liegen, wie sie bei Großbetrieben der Stickstoff- 
industrie leicht eintreten können. Die damit 
verbundenen Trockenanlagen rentieren aber 
umso eher, als gerade in nassen Jahren, wenn 
es am meisten zu trocknen gibt, viel Wasser, 
ee auch viel Kraft, zur Verfügung 
steht. 

Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld ist die 
Steinbruchindustrie. Namentlich . der 
rheinisch - westfälische Steinbruchbeziık, wo 
das Nahegebiet Melaphyr, die Eifel, das 
Siebengebirge, der Westerwald und das Sauer- 
land Dolomit und Diabas, die Eifel und das 
Lahngebiet Kalkstein, der Hunsrück die reichen 
Schieferbrüche besitzt, und wo namentlich 
die Kalksteinbruchindustrie aus der Gewin- 
nung von Kalkstickstoff die größten Vorteile 
ziehen könnte, ist überreich an kleineren 
Wasserkıäften, die bisher nur zu etwa einem 
Drittel ausgenutzt waren, aber arm an Kohlen. 
Seine Konkurrenzfäl gkeit gegenüber Schwe- 
den, das abgesehen von seinen billigen Trans- 
portmitteln rechtzeitig seine Wasserkräfte in 
den Dienst der Steingewinnung und der Stein- 
verarbeitung stellte, hängt geradezu von einer 
energischen Ausbeutung der Kleinwasserkräfte 
auf dem Lande ab. 

Noch manche andere Verwendungen für 
die Kleinwasserkräfte kommen in Betracht: 
Erz- und Metallzerkleinerungs-, Brech- und 
Pochwerke, Schmiedearbeiten, Holzverarbei- 
tungsanlagen, Elektrizitäts-- und Druckluft- 
erzeugung für Bohren, Sägen, Zurichten und 
Schleifen u. a. m., auch manche Zweige der 
elektrochemischen Industrie erscheinen für 
die Zukunft dieser Wasserkräfte aussichts- 
reich. 

Bisher kamen für die kleinsten Wasser- 
kräfte nur die alten schwerfälligen Wasser- 
räder aus Holz in Betracht, durch deren 
geringe Umdrehungsgeschwindigkeit man viel- 
fach genötigt war, noch größere Rädergetriebe 
besonders einzubauen, die einen großen Teil 
der Kraft verzehrten und hierdurch den 
ohnehin schlechten Ausnutzungsgrad _ der 
Wasserräder von 30 bis höchstens 45% noch 
mehr herabdrückten. In neuester Zeit scheint 
durch die Erfindung einer doppelwirkenden, 
aus dem alten Poncelet-Wasserrad hervorge- 
gangenen Freistrahlturbine ein Hilfsmittel ge- 
funden zu sein, welches bei der Anpassung an 
schwankende Wassermengen und wechseln- 
den Kraftbedarf auch die einfache, geschlossene 
und gedrängte Bauart der eigentlichen Turbine 
besitzt und verhältnismäßig leicht da in- 
stalliert werden kann, wo Anlagen mit alten 
Wasserrädern vorhanden sind. 


Ve 


Kleine Wasserkräfte sind zwar ihrer Natur 
nach berufen, den örtlichen Bedarf zu be- 
friedigen, sollen also Mühlen, Einzelhöfe, 
kleinere Ansiedlungen, Hausindustrie und 
Kleingewerbe mit Kraft versorgen, aber selbst 
eine nur mehrere Dörfer versorgende Über- 
landzentrale ist wirtschaftlich bedeutend vor- 
teilhafter als kleine Einzelanlagen, und daher 
sollten die bestehenden oder noch zu errichten- 
den Kleinkraftanlagen unbedingt Anschluß 
an Landes- oder Kreisnetze suchen. 

Um diesen Zweck zu erreichen, müssen 
zunächst die Gefällstreeken durch Zusam- 
menschluß verschiedener Interessenten und 
durch Genossenschaftsbildungen zusammenge- 
schlossen werden und, sofern noch längere, 
nicht ausgebaute Talstrecken in Betracht 
kommen, ist ein einheitlicher Plan für ihre 
Ausnutzung aufzustellen. 

Hier gerät nun die Ausnutzung der Wasser- 
kraft häufig in ernstlichen Konflikt mit an- 
deren Interessegruppen, insbesondere mit den 
Wiesenbesitzern, in manchen Gegenden auch 
mit den Flößern. Es ist durchaus nicht nötig, 
daß Wiesen in der Vegtationszeit tagtäglich 
bewässert werden. Die Wasserkräfte sind 
ebenso wie die übrigen Bodenschätze Allge- 
meingut und müssen nieht nur wenigen Inter- 
essenten, sondern der Allgemeinheit zugute 
kommen. Verlegt man allgemein das Wässern 
in trockener Jahreszeit in die Zeit von Sams- 
tag. nachmittag bis Montag früh, so ist dies 
im allgemeinen, falls die Bewässerung nur 
intensiv genug geschieht, für die Bodenbe- 
nutzung als, ausreichend anzusehen. Durch 
Einrichtung der Obergräben zur Bewässerung 
und der Untergräben zur Entwässerung lassen 
sich Bewässerungen mit Kleinkraftausnutzung 
recht gut verbinden, und die grenzenlose 
Wasserverschwendung, die zum Schaden der 


94 


NR 


Wasserkraftausnutzung an vielen Orten, aus- 
genommen die Zeit zwischen der Heu- und 
Grummeternte, getrieben wurde, nähme damit 
endlich ein Ende. Auch die Flößer müßten 
da, wo ein Fölßrecht existiert, sich bequemen, 
als Wege die Werkkanäle zu benutzen, sei es 
mit Hilfe elektrischer Lokomotiven, wie es 
‘ für den neuen Donau-Main-Kanal vorgesehen 
ist, sei es mit Pferden, wie das z. B. schon 
seit langem am alten Donau-Main-Kanal ge- 
schieht. : 

Vor allem müßte aber die Voraussetzung 
für die Erteilung‘ wasserrechtlicher Zwangsbe- 
fugnisse, nämlich die Allgemeinnutzung der 
Anlagen, auch durchaus bei kleinen Wasser- 
kräften für den Eigenbedarf ein für alle Mal 
als vorhanden angesehen werden. 


VE: 


Die praktische Verwendbarkeit auch der 
Kleinwasserkräfte ist in ein nenes Stadium 
getreten, seitdem man es verstanden hat, die so- 
genannten Wasserkraftabfälle weit besser 
auszunutzen, als dieses bis noch vor kurzem 
geschehen ist. Bisher pflegte man die Wasser- 
kraftanlagen nur so groß zu machen, daß sie 
für die während. etwa 9 Monate im Jahre 
sicher zur Verfügung stehenden Wasser- 
mengen ausreichten. Indem man dabei also 
auf die Ausnutzung der ganzen Jahreswasser- 
menge aus wirtschaftlichen Gründen ver- 
zichtete, war man genötigt, einen Teil derselben 
in den Zeiten großen Wasserreichtums unbe- 
nutzt abfließen zu lassen. Diesen Teil, eben 
den Wasserabfall, könnte man natürlich ver- 
werten, wenn man die Kraftanlagen so groß 
baut, daß sie die voraussichtlich größere 
Wassermenge noch verarbeiten kann: aber 
diese Anlage würde natürlich voraussetzen, daß 
man für den zeitlich sehr unregelmäßigen 
Wasserkraftabfall auch wirklich Verwertung 
hat. Als Verbraucher für solche unregelmäßige 
Energielieferung nennt der österreichische 
Ingenieur Dr. F. Gamilschegg in der Zeit- 
schrift des österreichischen Ingenieur- und 
Architektenvereins 1919, wie ich einer Notiz 
in der Zeitschrift Prometheus entnehme, die 
Kalziumkarbidfabriken. Weil ihre Erzeug- 
nisse keiner weiteren Verarbeitung bedürfen 
und unbegrenzt lange aufbewahrt werden 
können, lassen sie ein zeitweises Abstellen und 
Wiederinbetriebsetzen des Werkes ohne 
Schwierigkeiten und ohne 
Schädigungen zu. Die Verwendungsmöglich- 
keit der im Kalziumkarbid aufgespeicherten 
Energie ist sehr vielseitig. Es läßt sich be- 
kanntlich nieht nur als Brennstoff für Ver- 
brennungskraftmaschinen, sondern auch für 
häusliche und industrielle Verbrennungskraft 
verwenden, ferner spielt es für. Zwecke der 
autogenen Metallbearbeitung eine große Rolle, 
die es ja schon als Acetylen als Beleuchtungs- 
quelle in unserer petroleumarmen Zeit längst 
erobert hat. Auch die Versuche, welche man 
gemacht hat, um aus ihm Alkohol und Essig- 
säure zu gewinnen, scheinen im allgememen 
einen günstigen Erfolg gezeitigt und damit 
eine weitere Verwendungsmöglichkeit be- 
wiesen zu haben. 

Am meisten kommt für uns aber der Um- 
stand in Betracht, daß eben ein großer Teil 
der Wärmeenergie des aus dem Kalzium- 
karbid gewonnenen Azetylens, aus jedem 
Kilogramm Kohle ungefähr 13000 WE, nur 
8000 von der Kohle, mithin 5000 von den 
Wasserkraftabfällen stammt, woraus sich also 
eine erhebliche Kohlenersparnis ohne weiteres 
ergibt. 

VM. 


Zum Schluß noch einige Worte zur Be- 
ruhigung der Gemüter derjenigen, die am 
liebsten die Hände über den Kopf zusammen- 
schlagen, weil sie nicht wissen, was sie mit den 
vielen Wasserkräften, die noch in Deutschland 
auszubauen sind, machen sollen. Unsere 
Wohnungen können wir freilich mit Wasser- 
kraft nicht gut heizen, aber schon zur Be- 
schaffung des für unsere Landwirtschaft so 
unbedingt nötigen Stickstoffs sind große Kräfte 
vonnöten, die sehr viel billiger mittels Wasser- 
kraft als Dampfkraft erzeugt werden können. 
Ich habe an einer anderen Stelle darauf hin- 
gewiesen, daß unsere Wasserkräfte ausreichen, 
soviel Stickstoff zu erzeugen, daß unsere 
Ernte in den wichtigsten Halm- und Hack- 
früchten etwa das 1%-fache von der bisher er- 
zielten Ernte betragen könnte, mindestens 
aber einen Mehrbetrag von 3 Mill. t erreichte. 
Deutschland wäre dann nicht mehr genötigt, 
Getreide vom Ausland einzuführen, sondern 
könnte Getreide ausführen, um dafür andere 
Lebensmittel oder Rohstoffe für unsere In- 


wirtschaftliche. 


| folgt bei der sehr gleichmäßigen 


dern langsam laufende, 


dustrie zu erhalten. Und gerade hierin sehe 
ich die unbedingte Notwendigkeit, jeden über- 
schüssigen Wassertropfen der Kraftausnutzung 
zuzuführen, daß wir die Möglichkeit, reale 
Werte ins Ausland zu überführen, erheblich 


7 


verstärken, ja, man kann sagen, überhaupterst 


möglich machen. 

Wir sparen Kohlen und erzeugen gleich- 
zeitig soviel Getreide, Kartoffeln und Zucker- 
rüben, daß wir das Ausland damit versorgen 
können, und das alles aus eigener Kraft, aus 
dem Boden und seinen Schätzen, die uns der 
Feind noch gelassen hat. 


Die Elektrizitätswirtschaft Kolumbiens. 


Die Bedingungen für den Betrieb von 
Elektrizitätswerken sind in Kolumbien aus fol- 
genden Gründen günstig: Die Dunkelzeit ist 
das ganze Jahr hindurch fast die gleiche, weil 
Kolumbien am Äquator liegt. Nach sehr 
kurzer Dämmerung beginnt sie gegen 6 Uhr 
nachm. und dauert bis gegen 6 Uhr vorm., die 
Einnahmen aus der Lichtlieferung sind also 
gleichmäßig; nur in den Monaten Dezember 
und Januar, in denen der „Sommer“ vielfach 
auf dem Lande verbracht wird, sinken sie in 
den Städten oft auf 80% der normalen. Es 
liegt ferner der ideale Fall vor, daß die Ener- 
gielieferung für Kraft nieht mit der für Be- 
leuchtung zusammenfällt, weil die Arbeitszeit 
zwischen 61, bzw. 7 Uhr vorm, und 5 bzw. 
5% Uhr nachm. liegt; nur ausnahmsweise wird 
außerhalb dieser Zeit gearbeitet. Ungünstig 
auf die Entwicklung der Mektrizitätswerke 
wirken die sehr teuren und schlechten Ver- 
kehrsverhältnisse; beim Export ist auf diese 
durch eine gute und zweckentsprechende Ver- 
packung Rücksicht zu nehmen. 

Da die Tages-Kraftbelastung meist nicht 
die Hälfte der Nacht-Lichtbelastung erreicht, 
wird die Maximalbelastung durch die Lichtver- 
sorgung bestimmt. Die höchste Belastung 
dauert von 61 bis gegen 9 Uhr, um 101, Uhr 
nachm. ist die Minimalbelastung bereits fast 
erreicht. Am Sonntag-Vormittag wird nur aus- 
nahmsweise Strom gegeben und diese Zeit des 
Stilliegens der Zentralen zum Auswechseln von 
Leitungsmasten, sowie für Revisionen und Re- 
paraturen in den Kraftstationen benutzt. 

Sehr viele kleine und mittlere Werke lie- 
fern nur des Nachts Strom und benutzen die 
Antriebskraft am Tage zum Betrieb von Ge- 
treidemühlen, Zuckerrohrquetschen, Kaffee- 
schäl- und Reinigungsmaschinen u. dgl. _ 

Die Beleuchtung wird sehr regelmäßig be- 
nutzt, änderseits ist wenig Bedürfnis nach 
„viel Licht‘ vorhanden. Luxusbeleuchtung 


‚findet man nur ausnahmsweise in den größeren 


Städten sowie in dem paradiesischen Ausflugs- 
und Erholungsort La Esperanza, der eine halbe 
Tagereise von Bogotä entferntinmitten Kaffee- 
und Zuckerrohrplantagen liegt. 

Für die Erzeugung elektrischer Arbeit 
kommen in erster Linie Wasserkräfte mit ver- 
hältnismäßig hohem Gefälle, aber auch Dampf- 
kraftanlagen mit Steinkohlenfeuerung in Frage; 
Feuerungen für Holz, sowie für Kaffeeschalen, 
(Pergamino) findet man auch häufig. Generator. 
gasanlagen und Ölmotoren sind selten. Die 
meisten kleinen und teilweise auch mittleren 
Wasserkraftanlagen für reine Liehtversorgung 
arbeiten ohne automatischen Geschwindig- 
keitsregulator; die Spannungsregulierung er- 
Belastung nur 
mittels Wasserschiebers und Nebenschlußregu- 
lators von Hand. Auf zahlreichen Zuekerrohr- 
und Kaffeeplantagen sind keine Turbinen, son- 
oberschlächtige Wasser- 
räder vorhanden, deren Umdrehung man durch 
ein Holzscehott in der Wasserzuflußrinne re- 
guliert; für diese geeignete Dynamomaschinen 
von etwa 3 bis 6kW zu konstruieren, dürfte sich 
vermutlich lohnen. S 

Als Stromart werden angewandt: Gleich- 
strom, ein- und zweiphasiger Wechselstrom 
und Drehstrom mit 50 und 60 Per. Die Span- 
nung für Lieht beträgt meist 110 oder auch 
150 V. Das größte Elektrizitätswerk ist das 
von Bogotä, welches für mehr als 5000 PS 
ausgebaut und eine 27 km lange Hochspan- 
nungsleitung für 20 000 V besitzt. 

Getreidemühlen, einige Spinnereien und 
Webereien, sowie eine Zementfabrik stellen die 
Großindustrie dar. Kleinindustrie ist viel vor. 
handen, besonders Zigaretten- und. Schoko- 
ladenfabriken, Seifensiedereien, Zeitungsdrucke- 
reien, Konfitüren- und Keksfabriken, zahl- 
reiche Tischlereien und mechanische Werk- 


Ö— nn ——L— 


x 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 40. 


7. Oktober 1920. 
a ER ee 
stätten mit Drehbänken, Hobel- und Bohr- 


maschinen, Schmiedefeuern und kleinen Kupol- 


‚öfen. Ventilatoren findet man gelegentlich im 
heißen Lande, Kinematographen sind über 
das ganze Land verbreitet; automatischer An- 
trieb für Klaviere ist häufig. Im allgemeinen 
also sehr wenig Industrie, wenn man von 
Tischlereien absieht. - > 

‚In den Häusern werden meist wenig Lam- 
pen installiert und dann im allgemeinen in 
Form von Pendeln ; am beliebtesten sind lange, 
bewegliche Zugpendel; z. B. gibt es in Bogotä 


etwa 1200 Installationen dieser Art mit nur 


einer Brennstelle.. Es wird nur offene Ver- 
legung angewandt: Draht auf Rollen oder unter 

emmen und Schnur auf Rollen, u. zw. auch 
für die Zuführungen zu den Schaltern. Sollen 
die Leitungen über dem Fußboden geschützt 
werden, so werden Holzleisten benutzt, deren 
Höhe oft nur 50 cm beträgt. Als Sicherungen 
dienen gewöhnlich Silber- oder Bleischmelz- 
drähte in Porzellangehäusen oder auf Schiefer- 


platten; Schmelzstöpsel findet man selten, weil - 


diese und die Porzellansicherungselemente in- 
folge der hohen Frachtsätze zu teuer werden. 
Papier- und Gummirohr ist, abgesehen von 
Wanddurchführungen, sehr wenig in Gebrauch. 
: Die Gebäude sind ein- oder zweistöckig; 
die größeren Häuser haben im Innern einen 
ungedeckten Hof, um den am Hause ein offe- 
ner Gang herumführt; das Dach ragt über 
diesen hinaus. 
Bodenraum werden mit Vorliebe für die Ver- 
legung elektrischer Leitungen benutzt. 
Wände sind oft aus gestampftem Lehm oder 
Erde hergestellt und dann natürlich sehr diek; 
die Decken bestehen aus Bambus mit Gipsver- 
utz. x 
z Für die Stromverteilung und Fernleitung 
werden fast ausschließlich Freileitungen ange- 
legt und mit Ausnahme der Küstenstädte von 
Holzmasten getragen. Die Zopfstärke dieser 
wählt man auch für Hochspannungsleitungen 
sehr gering; Schutzvorrichtungen sind selten. 
An Stelle von Transformatorenstationen wer- 
den oft viele kleine Transformatoren längs der 
Hochspannungsleitung im Freien aufgestellt. 
Sie_sind nur hochspannungsseitig gesichert; 
die ausschaltbaren Sicherungen bestehen aus 
einem über ein keilartiges Porzellanstück 
U-förmig gebogenen Schmelzdraht; nieder- 
spannungsseitig sind auch keine Schalter vor- 
handen. 
5 Für den Verkauf elektrischer Arbeit kom- 


men hauptsächlich der Pauschaltarif, bei größe- 


ren Werken aber auch der Zählertarif in Frage. 
Die verschiedenen Tarife des Elektrizitätswer- 
kes von Bogotä finden sich in meinem soeben 


. erschienenen Buch ‚Der Ingenieur-Kaufmann“ 2) 


angegeben. 

Gasanstalten sind in Kolumbien z. Zt. 
nicht in Betrieb. Sax 

Bogotä besitzt eine elektrische 
bahn mit etwa 30 Motorwagen und eigener 
Zentrale. Die Stadt Barranquilla will ihre 
Munlvierbabs für elektrischen Betrieb um- 
auen, 


elektrischen Straßenbahn begonnen. Wegen 


Gang und der stets unbenutzte - 


Die 


Straßen- 


und Medellin hat mit dem Bau einer 


des heißen oder doch stets milden Klimas wer-- 


den nur seitlich offene Wagen verwendet; die 


Spurweiten betragen 1 m und 0,914 m. 


Es befinden sich über 1000 km Eisenbah- 
nen mit den erwähnten Spurweiten in Betrieb. 


Die Steigungen betragen bis zu 40°%/po,. die 
Reisegeschwindigkeiten erreichen 
meinen nicht mehr als 


Für die Einführung des elektrischen "Betriebes 


sprechen die vorhandenen Wasserkräfte im 
t & der Verkehr istjedoch 
nieht stark. Die Antioquia-Eisenbahn, Me- 


stark gebirgigen Lande, 
dellin, beabsichtigt ihre beiden Teilstrecken, 


welche später durch einen Tunnel vereinigt 


werden sollen, zunächst durch Schienen über 
den Paß zu verbinden. 


60%/o0 und Kurven von etwa 20 m Radius sol- 


len elektrische Lokomotiven die Züge in Ab-. 


schnitten von 2 bis 3 Wagen befördern. Dieses 


Projekt ist von einem ‚amerikanischen Sach- 


verständigen sehr 
und „La Quiebra“ 
Vollbahn 
werden. 


günstig beurteilt worden, 
‚dürfte die erste elektrische 
Kolumbiens (Spurweite 0,914 m) 


Die finanziellen Ergebnisse der Elektrizi- 


tätswerke sind sehr verschieden ; die Ursachen 
für schlechte liegen in Überkapitalisierung, der 
Ausführung und zu niedrigen Tarifen. Bei 
einigen kleinen und mittleren Werken hat man 
ae die minimale Wassermenge nicht festge- 
Wassermangels stilliegen. 


A. Wöbeken. 


) Verlag von R. Oldenbourg, München. 


im-allge- 
etwa 17 bis 23 km/h. 


so daß diese in der trockenen Zeit wegen = 


: Auf dieser etwa 8km 
langen Verbindungsstrecke mit Steigungen von 


2 
R 


7. Oktober 1920. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Ein Unterwerk von 15000 kVA in St. 
Louis. — Die Union Eleetrie Light and Power 
Co., St. Louis, hat ihres wachsenden Absatzes 
wegen im Innern der Stadt ein neues Unter- 
werk von 15000 kVA Leistung errichtet, 
welches in mehrfacher Hinsicht bemerkens- 
wert ist. Zunächst besteht das Gebäude voll- 
kommen aus Mauerwerk und Eisenbeton ohne 
jedes Eisenfachwerk. Die Räume wurden den 
elektrischen Einrichtungen genau angepaßt, 
nicht umgekehrt, wie es öfters gemacht wird. 
Das Unterwerk wird aus dem 8,2 km ent- 
fernten Kraftwerk durch Erdkabel mit Dreh- 
strom von 13,2 kV, 60 Per gespeist, der großen- 
teils auf 2600/4500 V Drehstrom mit Nulleiter 
umgeformt und auf (im ersten Ausbau) acht 
Vierleiter-Speisekabel von je 107 mm? mit auto- 
matischer Regelung verteilt wird. Die Haupt- 
transformatoren (Drehstrom) sind ohne be- 
sondere Kühlung dauernd mit 2200 kVA be- 
lastbar. Ihre Danuerleistung kann während der 
Spitzenbelastung durch‘ Kühlschlangen auf 
3000k VA gesteigert werden, wobei die Tempera- 
tur nicht über 55° C steigt. Die Transformatoren 
besitzen Anzapfungen an der Hochspannungs- 
seite, so daß sie gegen in anderen Unter- 
werken aufgestellte Transformatoren ausge- 
tauscht werden können. Für die 13,2 kV- 
Stromkreise sind für, 300 bzw. 800 A und 
15 kV bemessene Ölschalter, der General 
Eleetrie Co. eingebaut, deren Ölkessel zwecks 
Vereinfachung der Leitungsführung zu je 
zweien Rücken an Rücken aufgestellt und 
rückseitig verbunden sind. Das Unterwerk ist. 
so geschaltet, daß es in zwei (später fünf) elek- 
trisch von einander unabhängige Abschnitte 
geteilt werden kann. Für die 4500-V- Verteilung 
ist nur ein ‘Satz Saxgıimelschienen und Öl- 
schalter vorgesehen. Letztere sind bedeutend 
kräftiger gebaut als üblich und besitzen selbst- 
tätige Wiedereinschaltung. Diese besteht aus 
einem Betätigungsschalter, welcher sofort bei 
dem durch Überlastung verursachten. Öffnen 
des Ölschalters ansprieht und ihn wieder 
schließt. Ein mit Verzögerung arbeitendes 
Wattmeter-Zeitrelais läuft beim erstmaligen 
Ausschalten des Ölschalters an und gibt dem 
Betätigungsschalter Zeit, den Ölschalter drei- 
mal in Zwischenräumen von 3, s zu schließen, 
ehe es den Betätigungsschalter stillsetzt. Die 
Anordnung ist auf den Erfahrungen der Hand-. 


- schaltpraxis der Gesellschaft aufgebaut. 


Das Gebäude des Unterwerks (Abb. 1) 
enthält außer dem Kellergeschoß 3 Stock- 
werke. Im Keller befinden sich keine elek- 
trischen Apparate, sondern nur Kabel. Die 


Sommelschieren 
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ar Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 40. | 


RUNDSCHAU. 


auf die einzelnen Stockwerke geht aus Abb. 1 
hervor. Alle Durehführungen durch Decken 
und Wände sind in Rücksicht auf die Feuer- 
sicherheit mit feuerfestem Ton abgedichtet. 
Die Zellen für die Induktionsregler sind nach 
vorn offen; ihr unterer Teil ist als, Becken 
ausgebildet, welches den gesamten Ölkessel- 
inhalt aufnehmen kann. Für die Transforma- 
toren ist für später eine ähnliche Anordnung 
in Aussicht genommen. Im ersten Stock 
befindet sich ein Einschienenkran von 2 t 
Tragkraft, der Arbeitsstücke innerhalb seines 
Bereiches versetzen und durch eine Luke von 
und nach dem Erdgeschoß, zu welchem 
Wagen Zufahrt haben, befördern kann. Im 
ersten Stock befinden sich auch sämtliche 
Schalter, Relais und Instrumente. Die Meß- 
leitungen bestehen aus biegsamen, beklöppelten 
Leitungen von 3,3 mm? Querschnitt für Span- 
nungsmesser und Ölschalter und von 6,6 mm? 
Querschnitt für die Sekundärkreise der Strom- 
wandler. Sie enthalten 'verschieden gefärbte 
eingewebte Kennfäden, wodurch Verwechselun- 
gen ausgeschlossen sind. Die Ölschalter werden 
mittelsGleichstrom betätigt, welchen eine 60-zel- 
lige Batterie von 160 Ah (bei 20A Entladestrom) 
liefert. Für sämtliche Befestigungslöcher für 
Apparate usw. wurden bereits beim Bau ent- 
sprechende Einsatzstücke vorgesehen, so daß 
sich ‘ die Montage sehr billig gestaltete. 
Die 13,2-kV-Leitung besteht aus Flachkupfer 
von 6>x<5lmm. Bei Durchführungen werden mit 
Aussparungen versehene Porzellanbüchsen ver- 
wendet, welche auf jeder Seite 6 em aus der 
Wand herausragen. Alle ankommenden und 
abgehenden Speiseleitungen. sind. durch drei 
einpelige, wattmetrische UÜberlastrelais mit 
Mindestzeiteinstellung geschützt. Wegen weite- 
rer Einzelheiten und des Schaltplanes sei auf 
die Quelle verwiesen. . („Electrical World‘, 
Bd. 75, 1920, S. 883). W. 2 


Berechnung des Kurzschlußstromes in 
Kraftanlagen. — Noch vor wenigen Jahren, als 
Kraftwerke mit Leitungen von 10000 bis 
20 000 kW zu Seltenheiten gehörten, spielten 
Kurzschlüsse mit ihren Begleiterscheinungen 
eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle, da 


.man noch in der Lage war, Schalter zu bauen, 


die jeden auftretenden Kurzschluß anstands- 
los abzuschalten vermochten. Heute aber, wo 
Generatoreinheiten von 50 000 bis 100 000kVh 
und Zentralen .von 100 000 bis. 200 000 kVh, 
‚gebaut, und dann außerdem, wie es neuerdings 
immermehr der Fall wird, mehrere solcher 
Großzentralen parallel arbeiten, werden bei 
Kurzschlüssen, falls letztere nicht auf irgend 
eine Weise begrenzt werden, an die Schalter 
Anforderungen gestellt, denen sie nicht mehr 

gewachsen sind. Der Kurzschluß- 
frage muß daher besondere Auf- 
merksamkeit gewidmet werden. R. 
F. Gooding!) führt an Hand eines 
Beispieles aus, wie für jede Zentrale 
mit ihren Betriebsverhältnissen ein 
eingehendes Studium der verschie- 
denen Kurzschlußmöglichkeiten er- 
forderlich ist, wenn man zum ge- 
wünschten Ziele gelangen will. Es 
kommt darauf an, festzustellen, 
welche Leistungen im. Falle eines 
Kurzschlusses in Frage kommen, wo 
die größte Energiekonzentration auf- 
tritt und wie die Kurzschlußenergien 
auf eine für die Schaltapparate ge- 
fahrlose Größe herabgedrückt werden 
können. Liegt ein System von mehre- 
ren Kraftwerken vor, die auf ein ge- 
meinsames Netz arbeiten, so werden 
zunächst die einzelnen Werte auf 
eine gemeinsame Basis gebracht so- 
wohl hinsichtlich des Leistungsbetra- 
ges in kW, als auch hinsichtlich der 
Kurzschlußmöglichkeiten in der 


a 


abgeh. Speiseiig. 


% r 
Br = 20,69 


Weise; daß bei einem Fehler die einzel- 
nen Sammelschienenabschnitte prozen- 
tualin gleicher Weise an der Stromlie- 
ferung beteiligtsind. Die Abgleichung 
wird mit entsprechenden Reaktanzen 
vorgenommen. Die aufeinen gemein- 


Abb. 1. Unterwerk in $t. Louis. 


Hauptleitungen (107 mm?) sind flammensicher 
isoliert und in, in die Betonwände und Fuß- 
böden eingegossene Fiberröhren, die Meßlei- 
tungen in ebensolche Eisenröhren verlest. Die 
Nulleiter sind genau so isoliert wie die Phasen- 
leiter, um später einen Begrenzungswider- 
stand zwischen Unterwerksneutrale und Erde 
einschalten zu können. Zunächst sind 2 Er- 
dungen vorgesehen, bestehend aus je einer 


in Holzkohle und Salz eingebetteten Guß- 


eisenplatte mit 10 m? Oberfläche. Die eine 
dient als Reserve. Die Verteilung der Apparate 


. 


samen Sammelschienenabschnitt ar- 

beitenden Generatoren werden gege- 

benfaällsdurch zusätzliche Reaktanzen 
ebenfalls so abgeglichen, daß sie ihren Größen 
entsprechend prozentual gleich an der Strom- 
lieferung beteiligt sind. Ein Generator von 
25 000 kVh mit 10% Reaktanz, der im Augen- 
blick eines Kurzschlusses 250000 kVh er- 
zeugt, würde also eine Maschine von 50 000 kVh 
mit 20% oder einem Generator von 100 000kVh 
(falls ein soleher gebaut würde) mit 40 % 
Reaktanz hinsichtlich des Kurzschlusses gleich- 
zustellen sein. Die Berechnung des Kurz- 


!) „Electrical World“, Bd. 74, 1919, 8. 827. 


795 


schlußstromes wird zunächst ohne Sammel- 
schienenreaktanzen für sämtliche Kurzschluß-. 
möglichkeiten der einzelnen Kraftwerke ge- 
trennt durchgeführt. Die sich ergebenden 
Ströme bilden dann die Richtlinie für die Be- 
stimmung der zwischen die Sammelschienen- 
abschnitte zu legenden Reaktanzen. Von dem 
jeweils in einem Abschnitt oder Abzweig auf- 
tretenden Kurzschlußstrome hängt dann die 
Größe und Abschaltleistung der zu wählenden 
Schalter ab. Tritt Kurzschluß in irgend einem 
Generator ein, so ist zu beachten, daß der be- 
treffende Generatorschalter den gesamten 
Strom zu unterbrechen hat, den die übrigen 
Generatoren in die schadhafte Maschine zu- 
rückliefern. Dieser Betrag ergibt sich durch 


"Subtraktion des Kurzschlußstromes der fehler- 


haften Maschine von dem Gesamtstrome des 
zugehörigen BT A ee 
mg. 


Leitungsbau. 


Selbsttätige Schutzschaltungen für elek- 
trische Leitungsnetze. — Schutzschaltungen 
zum selbsttätigen Abschalten fehlerhafter Lei- 
tungsstrecken sind bisher nur für Wechsel- 
strom in Anwendung. Das Differentialschutz- 
system von Merz-Price?2) erfordert Stromwand- 
ler an beiden Enden der Leitungsstrecke; die 
Gegeneinanderschaltung ihrer Sekundärwick- 
lungen in einem Hilfsstromkreis bewirkt im 
Falle eines Fehlers das Ansprechen der Auslöse- 
relais der fehlerhaften Strecke. Bei dem neuer- 
dings im Ausland mehrfach verwendeten Teil- 
leiter-(split-conductor)-System _ werden nicht 
die Ströme am Anfang und Ende einer Lei- 
tungsstrecke, sondern die Ströme in den beiden 
Teilleitern, in die bei diesem System jede Lei- 
tung aufgeteilt ist, benutzt und ihre Ungleich- 
heit im Falle eines Fehlers zur Betätigung der 
Auslösevorrichtung herangezogen. In der 
Regel werden auch hier Stromwandler be- 
nutzt, um die Betriebsspannung von den Aus- 
löserelais fernzuhalten. Es können jedoch bei 
diesem System, worauf P. Charpentier in 
„Revue Gen. de I‘Electrieite‘‘, Bd. 7, 1920, 
S. 493 aufmerksam macht, die in den Leitern 
fließenden Ströme direkt, ohne Zwischen- 
schaltung von Stromwandlern, zur Betätigung 
der Auslösevorrichtung herangezogen werden, 
indem der Auslösemagnet 2 Wicklungen er- 
hält, die von den beiden Teilleiterströmen in 
entgegengesetzter Richtung durchflossen wer- 
den, und die nur schwach von einander isoliert 
zu sein brauchen. Dies System ist daher nicht 
auf Wechselstrom beschränkt, sondern kann 
ebenso auch in Gleichstromnetzen, namentlich 
zur selbsttätigen Abschaltung von fehler- 
haften Speiseleitungen, Anwendung finden. 
Jede Leitung muß dabei natürlich in 2 Leiter 
aufgeteilt und außerdem in den Speisepunkten 
die bisher meist üblichen Schmelzsicherungen 
durch entsprechend betätigte Selbstschalter 
ersetzt werden. Ebenso können in Wechsel- 
und Drehstromnetzen Schalter mit aufge- 
bauten Auslösern verwendet werden, die 2 von 
den beiden Teilleiterströmen durchflossene 
Wicklungen haben. 

Wird das System von Merz-Pricee zum 
selbsttätigen Abschalten von Generatoren im 
Falle eines Wicklungsfehlers. benutzt, indem 
die Leitungen von den beiden Wicklungsenden 
über 2 getrennte, auf einem Magnetkern 
liegende entgegengeschaltete Auslösespulen ge- 
führt werden, so sind Stromwandler gleich- 
falls entbehrlich; das System ist also wieder 
für Gleichstromgeneratoren verwendbar. Die 
beiden Auslösespulen müssen in diesem Falle 
gegeneinander natürlich für die volle Genera- 
torenspannung isoliert sein. Bei Drehstrom- 
generatoren dürfen die Wicklungsenden, um 
die Zwischenschaltung der Auslösespulen zu 
ermöglichen, nicht direkt zum Nullpunkt ver- 
einigt werden. Ob und mit welchem Erfolg 
die vorgeschlagenen Schaltungen schon an- 
gewendet und erprobt worden sind, gibt der 
Verfasser nicht an. pe. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Gebrauch normaler Wattmeter zur Mes- 
sung der Blindleistung. — Yeaton schlägt vor, 
zur Messung der Blindleistung Wattmeter zu 
verwenden, welche so abgeglichen sind, daß 
sie. Voltampere statt Watt anzeigen. Der 
Nullpunkt liegt in der Mitte der Skala, 
damit festgestellt werden kann, ob der 
Strom nach- oder voreilt. Die Instrumente 
können entweder nur zur Messung der Blind- 


ı) Siehe auch „Schaltungen großer Energiemengen“ 
v.E.B. Wedmore. „Journ.Inst. Eleetr. Eng.“, Bd.56,1918, 8.269. 
2). Vgl, „ETZ", 1908. 8. 381. 


[) 


796 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heit 40. 


7. Oktober 1920. & 


leistung oder für gleichzeitige Anzeige der 
Wattleistung eingerichtet werden. Im letzte- 
ren Fallekann dem Spannungskreis durch Um- 
schalter ein induktiver Widerstand vorge- 
schaltet werden, der die nötige Phasenver- 
schiebung hervorbringt. Die Quelle bringt 
Schaltungen für Ein-, Zwei- und Drei- 
phasenstrom. (,„Eleetrical World‘, 
1920, S. 1476). ah. 


Die Messung der Geschwindigkeit von 
Eisenbahnzügen. — Wie uns die Siemens & 
Halske A.-G. mit Bezug auf unsere Mitteilung 
auf S. 676 mitteilt, hat sie bereits vor mehr 
als 10 Jahren eine Registriereinrichtung ber- 
ausgebracht, die erstmalig auf dem be- 
kannten Gleisdreieck der Berliner Hoch- und 
Untergrundbahn zur Anwendung kam. Es 
handelte sich darum, die Fahrgeschwindigkeit 
auf einer Meßstrecke zu registrieren, die kleiner 
ist als die Zuglänge. Ihre Konstruktion und 
Wirkungsweise geht aus Abb. 2 hervor. Zur 
Erzielung sehr gut lesbarer Meßmarken bei 
geringstem Papierverbrauch wird die Fahrge- 
schwindigkeit in Intervallen von 1% s senk- 
recht zur Streifenbewegung aufgezeichnet, die 
wagerechten Abstände zwischen den einzelnen 
Meßmarken zeigen die Aufeinanderfolge ‘der 
Züge. Ein elektrisch angetriebenes Halb- 
sekundenpendel P setzt, sobald die erste Achse 
des Zuges den Schienenkontakt %k, befährt, 
die Schreibvorrichtung $ mittels des Stößer- 
werkes e, s, in Bewegung, indem die an der 
Zahnstange Z befestigte Schreibfeder S in 
Halbsekundenintervallen gehoben wird, bis 
der Kontakt k, betätigt wird, in dessen Strom- 
kreis der Elektromagnet e, liegt, der durch 


Bd. 1d; 


Sozialdemokraten auf die Seite der Unab- 


hängigen, und es kam so die Wahl des Herın 
Dr. I 


Adler zustande, Das gleiche Ergebnis 
zeitigte die Vollversammlung der Stadtver- 
ordneten, in welcher bekanntlich die bürger- 
liehen Parteien in der Minderheit sind, so daß 
Dr. L. Adler nunmehr endgültig zum Verkehrs- 
baurat von Groß-Berlin gewählt ist, vorbehalt- 


lich der Bestätigung durch den Oberpräsidenten. 


Es ist sehr bedauerlich, daß bei der Rege- 
lung einer derartig wichtigen Frage, wie sie 
die Besetzung des Postens des obersten Ver- 
kehrsleiters der Reichshauptstadt darstellt, 
dessen Kompetenzen weit über die Fragen des 
Straßenbahnbetriebes hinausgehen sollen, die 
Betätigung extremster Parteipolitik ausgeübt 
wurde seitens einer verschwindend kleinen 
Gruppe der Berliner Bevölkerung, der noch 
dazu ein genügendes Verständnis für die an 
den neuen Posten zu stellenden Anforderungen 
abgesprochen werden muß. Was die Person des 
Herrn Dr. L. Adler anbelangt, so ist er als Ver- 
kehrsfachmann über seine bisherigen engeren 
Wirkungskreise hinaus bisher kaum bekannt ge- 
worden. Er istin der Bahnabteilung der AEG, 
im Betriebe der Hamburger Hochbahn und 
zuletzt als Oberingenieur der Großen Berliner 
Straßenbahn, im wesentlichen also als projek- 
tierender und Betriebsingenieur tätig ge- 
wesen; mit großstädtischen Verkehrsproblemen 
hat er sich unseres Wissens zu beschäftigen 
bisher keine Gelegenheit gehabt. Er wird daher 


seine Eignung für den ihm übertragenen wich-' 


tigen Posten erst zu beweisen haben. 


Die „Ein-Mann-Straßenbahnwagen“ in den 
Vereinigten Staaten.!) — Die Anzahl der durch 
einen Mann bedienten 
Straßenbahnwagen hat 
sieh in den Vereinig- 
ten Staaten seit dem 
Jahre 1916 ganz erheb- 
lich vermehrt, so daß 
jetzt von 328 Gesell- 
schaften 5083 derartige 
Wagen betrieben wer- 
den oder im Auftrag 
befindlich sind.?2). Im 
Jahre 1916 betrug die 


gen etwa 300. Die Mehr- 
zahl (3763) sind so- 
genannte ‚‚Sicherheits- 
wagen“, d. h. solche, 
i selbsttätig 


schließenden Sicher- 
' heitstüren usw. ver- 


k Da — >= Richtung des Zuges 
ARE 


Abb. 2. Fahrgeschwindigkeits-Registriereinrichtung. 


Anzug des Ankers a, mit Hilfe des Hebels v die 
Sperrklinken s, und s, aus dem Bereich der 
Zahnstange bewegt, worauf diese durch ihr 
Eigengewicht in die Ruhelage zurückfällt. 
Eine weitere Betätigung des Kontaktes k,, 
während k, geschlossen ist, hat keinen Einfluß 
auf die Schreibvorrichtung, weil deren. Trans- 
Por während dieser Zeit durch die zurückge- 
altenen Sperrklinken s, und s, verhindert 
wird. Die vorbeschriebene Einrichtung hat 
sich gut bewährt und ist infolgedessen bei der 
deutschen Eisenbahnverwaltung bereits in 
vielen Fällen zur Anwendung gekommen. 
@. 8. 


Verkehr und Transport. 


Um die zukünftige Oberleitung des Groß- 
Berliner Verkehrswesens. — Nachdem ein aus 
25 Mitgliedern bestehender Ausschuß der 
Berliner Stadtverordnetenversammlung den 
bekannten und nach Ansicht maßgebender 
Fachleute für die Oberleitung des gesamten 
Berliner Verkehrswesens (Straßenbahnen, 
Hochbahnen, Wasserstraßen, Automobilwesen ) 
hervorragend geeigneten Verkehrsmann Prof. 
Dr.=ng. Giese, s. Zt. stellvertretender Direk- 
tor des Zweckverbandes Groß-Berlin, gegen 
die Stimmen der unabhängigen Sozialdemo- 
kraten (14:10) gewählt hatte, erklärten die 
Funktionäre des Personals der Großen Berliner 
Straßenbahn, daß sie wegen der Wahl des ihnen 
ungeeignet erscheinenden Kandidaten bzw. we- 
gen des Nichtzustandekommens der Wahl des 
ihnen geeigneter erscheinenden Kandidaten, des 
Dr.-Ing. Leonhard Adler aus Wien, Oberinge- 
nieurs der Großen Berliner Straßenbahn, einen 
eintägigen Proteststreik der Straßenbahn her- 
beiführen würden. Unter dem Druck dieser 
Drohung beschloß der Ausschuß, erneutin die 
Prüfung der Eignungsfrage der Kandidaten, zu 
denen als dritter der Reg.-Baumeister a. D. 
Schmidt, Oberingenieur der Hochbahngesell- 
schaft hinzugekommen war, einzutreten. Bei der 
erneuten Abstimmung, der sich die Vertreter 
aller bürgerlichen Parteien fernhielten ‚traten die 


Rz zentsatz der Ein-Mann- 
LE Wagen auf alle Wa- 
- „gen in dem betreffen- 

den Staate gerechnet, 


schwankt zwischen 2,5%, im Staate New York 


und 34,6% im Staate Kansas. Nl. 


» Elektrische Antriebe. 


Die neueste Entwicklung des elektrischen 
Walzenstraßenantriebes in England. — In 
England ist der elektrische Walzenstraßen- 
antrieb erst ziemlich spät eingeführt worden, 
und auch die weiteren Fortschritte in seiner 
Anwendung haben sich nur langsam Bahn 
gebrochen. Während der erste derartige An- 
trieb für Europa bereits 1890 in Schweden 
eingerichtet wurde, erhielt England die ersten 
elektrischen Walzenstraßenantriebe erst 14 
Jahre später ‘durch sechs 375-kW-Motoren, 
die eine Schienenstraße auf der Me. Kenna 
Proceß Co. antreiben. Der Krieg hat dann 
einen weiteren Anstoß zur Entwicklung in 
dieser Richtung gegeben, und man kann heute 
die installierte Gesamtdauerleistung auf 225 000 
kW bewerten.) Der Dampfantrieb hatte 
dagegen bei Umkehrstraßen mit Rücksicht 
auf die außerordentlich schweren Beanspruch- 
ungen immer noch den Vorzug. Bis zum 
Kriegsausbruch hatte England nur 4 elek- 
trische Umkehrstraßenantriebe, davon 2 sogar 
ziemlich geringer Leistung. Jetzt beträgt 
ihre Zahl 13 und die Einzelleisiung 15000 kW, 
und die guten Erfahrungen ermutigen dauernd 
zu weiteren Ausführungen. Die -Anforde- 
rungen an die elektrischen Umkehrantriebe 
können am besten im Betriebe festgestellt 
werden. Bei einer Blechstraße schwankt bei- 
spielsweise die Leistung zwischen 74 und 
etwa 1100 kW, bei einer Drahtknüppelstraße 
zwischen 134 und 400 kW und bei einer 
Schienen- und Trägerstraße endlich zwischen 
225 und 4700kW innerhalb 6 bis 8sek. Die im 
Betrieb am häufigsten hervorgetretenen Vor- 
teile gibt die Quelle wie folgt an: Wirtschaft- 
lichkeit des Betriebes, geringer Platzbedarf, 
Anpassung an die Betriebserfordernisse und 

!) ‚Vgl. „ETZ“ 1918, 8. 100, 1469. 


2) „Blectr. Railway Journ.“, Bd. 55, 1920, 8. 1105. 
3) 3. a. „Genie Civil“, Bd, 74, 1919, 8. 225 ff. 


GesamtzahlsolcherWa- 


sehen sind. Der Pro- 


Einfachheit‘ der Bedienung, Möglichkeit einer 
genauen und dauernden Energieverbrauchs- 
überwachung, Verbesserung der 


geschwindigkeit und Kostenersparnis, wenn die 
Entfernung des Kraftwerks nicht zu groß ist. 
Diese Vorteile treten natürlich nicht immer 
vereint auf, sondern man muß jeden einzelnen 
Fall prüfen und den elektrischen Antrieb ent- 
entonhend einrichten. Oft wird er beim Umbau 
von Walzenstraßen gewählt, wenn auf einer 
Straße verschiedene Programme erledigt wer- 
den sollen, die ein Arbeiten des Antriebs mit 
entsprechend verschiedenen Geschwindig- 
keiten fordern, wozu sich der Elektromotor 
besonders gut eignet. Britische Sachver- 
ständige bekennen sich nun auch zu der An- 
sicht, daß der elektrische Antrieb für alle 
Walzenstraßen und für alle Betriebe den Vor- 
zug verdient. Einige von ihnen machen einen 
Unterschied, ob es sich um eine durchlaufende 
oder um eine Umkehrstraße handelt. $ 
Der Ausschuß des ‚Iron and Steel In- 
stitute‘‘ hat kürzlich den Mitgliedern einen 
Fragebogen mit der Frage zugesandt: 
„Welche Antriebsart (Dampf oder elek- 


trisch) halten Sie im allgemeinen für die beste» 


bei den beiden Arten von Walzenstraßen: 
1.’durchlaufende Straßen (Knüppel und Han- 

delseisen), ar „ 
2. Umkehrstraßen.? 

Ohne die Zahl der eingelaufenen Antworten 
anzugeben, hat der Ausschuß das Ergebnis 
wie folgt zusammengefaßt: 

„Für durchlaufende Walzenstraßen sind 
die Antworten einstimmig zugunsten des 
elektrischen Antriebes ausgefallen unter 
dem Vorbehalt, daß .die Energiekosten 
nicht unzulässig hoch sind. Für die Um- 


kehrstraßen hat der elektrische Antrieb . 


die Mehrheit der Antworten nur unter der 

Voraussetzung eines genügend niedrigen 

Strompreises erhalten, aber auch für den 

Dampfantrieb hat*sich eine beachtens- 
“ werte Minderheit ausgesprochen.‘ 


Die Antworten erwähnten folgende Vor- 
züge des elektrischen Antriebes: gleichmäßiges 
Drehmoment, unbedingte Sauberkeit, leichte 
Energieverbrauchsüberwachung, 
der Energieerzeugungin einem Kraftwerk, Voll- 
kommenheit der Geschwindiskeitsregelung und 
weiches Arbeiten, Verbesserung des Wirkungs- 
grades. Man istin England auch zu der Einsicht 
gekommen, daß bei durchlaufenden Walzen- 
straßen der elektrische-Antrieb nicht nur bei 
eigener "Stromerzeugung, sondern in vielen 
Fällen auch bei Strombezug von einem frem- 
den Werk am Platze ist, und daß er auch bei 
Umkehrstraßen überwiegende Vorteile be- 
sitzt, sofern die Energie zu einem angemessenen 
Preise zur Verfügung steht. Hierzu kann be- 
sonders beitragen: Die wirtschaftliche - Aus- 
nutzung der Hochofengase in Gasdynamo- 


sätzen und bei Dampfkraftwerken die Auf-'- 


stellung großer Turboeinheiten, die gleich- 

zeitig die Stromerzeugung für die in jedem 

Walzwerk unentbehrlichen elektrischen Hilfs- 

3 verbilligt. (Genie Civil, Bd. 75,:1919, 
. 664 ; - 


Fernmeldetechnik. 


Entwurf von Poulsen-Liehtbogengenera- 
toren!). — L. F. Fuller veröffentlicht einige 


bemerkenswerte Einzelheiten über die in den - 


letzten Jahren entwickelten Poulsengenera- 
toren, die bei einer Lichtbogenleistung bie zu 
1000 kW eine zweistündige Überlastung bis 
zu 25% vertragen. Die bekannten Vorgänge 
im Lichtbogen, das Auftreten der Zündspitze 
u. dgl., werden erörtert, dabei wird darauf 
hingewiesen, daß die Oberwellen in der An- 
tenne durch eine hinreichend große Bemessung 
der _ Antennen-Selbstinduktion unterdrückt 
werden können. Ist das magnetische Feld, in 
dem der Lichtbogen brennt, schwach, so 
werden die dort gebildeten Ionen zu langsam 
entfernt, was ein Herabsinken der Spannungen, 
bei denen das Erlöschen und Wiederzünden 
des Bogens eintritt, zur Folge hat. Ist es jedoch 
sehr stark so werden diese Spannungen ab- 
normal hoch; die Zeit, während der Bogen 
erloschen ist, wird zu groß, die Zuführung der 
Energie in den Hochfrequenzkreis sinkt und 
der Antennenstrom verringert sich. 
ist ersichtlich, daß es einen günstigsten Wert 
für die Dichte des magnetischen Kraftflusses 


‚geben muß; dieser ist direkt proportional der 


Wurzel aus der dem Bogen zugeführten Gleich- 
stromleistung und umgekehrt proportional der. 


Wellenlänge sowie der spezifischen molekularen 


Geschwindigkeit des den Bogen umgebenden 
Gases. Das Gewicht eines 1000 kW-Generators 
beträgt nach Angabe des Verfassers 80 t. Bei 


‘) Vgl. auch „ETZ“ 1920, S. 686. 


‚ Erzeugung 
' an Menge und Güte, gleichmäßige Winkel- 


Vereinigung . 


Hieraus. 


BE nn: er 


7. Oktober 1920. 


einem Vergleich der von Ewing und der von 

°. Weiß vorgeschlagenen Polformen zeigte 
sich, daß letztere eine große Zunahme der 
Höhe des Magnetjochs und damit auch des 
Eisengewichtes bedingt. - An dem von Ewing 
errechneten, theoretisch _ günstigsten Öff- 
nungswinkel der Kegelstumpfpole mußten 
einige Änderungen angebracht werden. Das 
Knie der Sättigungskurve soll bei Voltbe- 
lastung erreicht werden und das Verhältnis 
des Poldurchmessers zur Länge des Luftspaltes 
gleich Y 3 sein. Bis zu 100 kW werden offene 
magnetische Kreise benutzt. (Elektrotechn. 
u. Maschinenb. nach „Technical Review‘‘, Bd.5. 
1919, Nr. 52). Rp. 


Die Brechung elektromagnetischer Wellen.t) 


— Leitfähigkeit und induktive Kapazität 
der Erdoberfläche sind bekanntermaßen 
die Ursache für eine gewisse Absorption 


der elektromagnetischen Wellen, auch hat 
die Natur der Erdoberfläche. Einfluß auf die 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Wellen. 
Die Unterschiede in der Geschwindigkeit sind 
zwar gering, aber sie genügen doch, um die 
Richtung der Wellen zu ändern, wenn diese 
z. B. die Grenze zwischen See und Land über- 
schreiten. T. L. Eckersley untersucht nun 
die Bedingungen für die Ablenkung und kommt 
zu folgenden Ergebnissen: Ist V, die Ge- 
schwindigkeit der Welle über Land, V, die 
über See, i der Einfallswinkel, d.h. der Winkel 
zwischen dem einfallenden Strahl und der 
Senkrechten auf die Küstenlinie und r der 
Brechungswinkel, so ist nach dem Huygen- 
ee 
EBEN N weg 2 a 
O, d.h. ist ö nahezu = r, dann ist, wenn do die 
Abweichung ur der wahren Richtung 8 + 90 
12 
Falle SEN 

Aus einer großen Zahl von Beobach- 

tungen, die von Öypern aus während längerer 


schen Prinzip Ist Tv. nahezu 


ist, dp = 


Zeiten mit den Wellenlängen 800 bis 1100 m 


angestellt worden sind, ist berechnet worden, 
daß die Geschwindigkeit über See um 2% 
größer ist als über Land. Nicht berücksichtigt 
ist allerdings hierbei, daß einwandfreie Fest- 
stellungen nur mit gleichen Wellenlängen ge- 
macht werden können, da der Betrag der Ab- 
weichung von der Wellenlänge abhängig ist. 
Das Verhältnis der Geschwindigkeiten läßt 
sich durch folgende Gleichung ausdrücken 


1 Vo? 2% 2 2 23 
: = ar Br = h cos (=) 
Hl Yort+p2(k-+ ki) Ar 
worin D = 2n x Frequenz, Ä 
Zehen ErR 
RT 


4 rk, = der spezifischen induktiven. Kapazi- 
tät des Erdbodens, 

4x k = der spezifischen induktiven 
tät der Luft, 

co, = der Leitfähigkeit des Erdbodens (in elek- 

trostatischen-Einheiten) ist. Ist p klein genug, 

d. h. ist die Wellenlänge so groß, daß p? 

(k+k,)* klein im Vergleich zu o ist, so gilt 


‘02 | Pas au 
at LEN. cos (IR) = eos (-—®) 
u V 0% £ 2 2 


aber in diesem Falle ist @, sowohl wie , sehr 
klein und damit, mit anderen Worten, 
Brechnug nicht vorhanden. 

Eine weitere Reihe von Beobachtungen 
ist von der Station Mena bei Cairo mit den in 
Palästina liegenden Stationen durchgeführt 
worden. Sie ergaben einen Mittelwert u=1,05; 
der Unterschied gegen das Ergebnis der Beob- 
achtungen von Zypern aus erklärt sich jeden- 
falls daraus, daß die Wellen auf ihrem Wege 
von Palästina nach Mena die ägyptische 
Wüste durchschreiten müssen, deren Sand 
sicher größeren Widerstand besitzt als der 
Boden von Zypern. Die Beobachtungen in 
Mena brachten auch einen hübschen Beweis 
für die Richtigkeit der ganzen Überlegung. 
Es stellte sich nämlich heraus, daß die Rich- 
tungsbestimmungen für eine der gehörten 
Stationen keinerlei Abweichung von der 
wahren Richtung ergaben. Bei näherer Prü- 
fung wurde dann festgestellt, daß ‘die Ver- 
bindungslinie zwischen dieser Station und 
Mena die durch den See Bardowal sehr un- 
regelmäßig gestaltete Küste gerade senkrecht 
schneidet; eine Brechung der Wellen kam 
also hier nicht in Frage. Bemerkenswert 
waren auch die Ergebnisse für die Station 
Annam. _ Deren als größter Kreis gezogene 
Verbindungslinie nach Mena berührt eben die 
Küste; die auf dieser Linie verlaufenden 
Wellen werden also nicht abgelenkt. Dagegen 


Kapazi- 


ı) Vgl. „Fessenden nnd die Richtungsfinder der 
drahtlosen Telegraphie“, „ETZ“ 1920, 8. 420. E 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


werden andere Wellen, die von der geraden 
Verbindungslinie abweichen und dabei über 
See gehen, so gebrochen, daß sie ebenfalls die 
Emfangsstelle erreichen. Die Folge muß 
sein, daß das beobachtete Minimum schlecht 
wird; das wurde auch tatsächlich festgestellt. 

. „Eekersley weist noch darauf hin, daß Auf- 
zeichnungen, die bei der Besetzung der in 
Palästina gelegenen ehemals deutschen Peil- 
station Tul Keram in die Hände der Englän- 
der gefallen sind, beweisen, daß den Deutschen 
die vorbeschriebenen Abweichungen unbe- 
kannt waren. Peilungen von Port Said und 
Alexandria, die Abweichungen von 6° bis 7° 
hätten geben müssen, waren nahezu richtig an- 
gegeben. Nach diesen der Lage nach bekannten 
Stationen war also Tul Keram offenbar 
orientiert, so daß die Peilungen von Inlands- 
stationen immer falsch ausfallen mußten, 
was nach den Aufzeichnungen auch der Fall 
war. “ („The Radio Review“, Bd. 1, 1920, 
8. 421 u. f.). Rp. i 


Eine Jugoslawische Großfunkstation. — 
In Banjieca bei Belgrad wurde seitens fran- 
zösischer Unternehmer eine große Funken- 
station errichtet, die nach dem System Marconi 
den direkten Verkehr mit Amerika aufnehmen 
soll. (Voss. 28. IX. 1920.) 


Physik und Theoretische Elektrotechnik. 


Bestimmung der magnetischen Koerzitiv- 
kraft und ihrer Änderung durch thermische Be- 
handlung des Eisens.—Daß die Koerzitivkraft 
die magnetischen Eigenschaften ferromagne- 
tischen Materials insofern kennzeichnet, als 
eine niedrige Koerzitivkraft Vorbedingung ist 
für leichte Magnetisierbarkeit und geringe 
Energievergeudung bei der Ummagnetisierung 
(Material für Transformatoren usw.), eine hohe 
Koerzitivkraft umgekehrt für kräftiges Fest- 
halten des remanenten Magnetismus (perma- 
nente Magnete) ist-eine allbekannte Tatsache; 
und ihre von L. A. Wild empfohlene Ver- 
wendung zur Ermittelung von Änderungen!), 
welche das Material in Folge von thermischer 
oder mechanischer Behandlung erlitten hat, 
ist gewiß sehr vorteilhaft, aber keineswegs neu. 
Vom Berichter wurde bereits vor 20 Jahren 
darauf hingewiesen und ein einfaches Verfahren 
angegeben?), um mit Hilfe des Magnetometers 
in wenigen Minuten die Koerzitivkraft von 
beliebig gestalteten Stücken mit großer Ge- 
naugikeit zn ermitteln, das seitdem in der 
Reichsanstalt dauernd im Gebrauch ist und 
sich vorzüglich bewährt hat. Der Verfasser 
empfiehlt zu diesem Zweck die ballistische Me- 
thode: Mit ebenen Endflächen versehene kurze 
und dicke Probestäbehen vom Dimensions- 
verhältnis 1:d = 6 werden, mit einer Magneti- 
sierungsspule versehen, in ein Joch einge- 
schoben und dort durch einen ganz kurze Zeit 
dauernden Stromstoß bis zu einer Feldstärke 
von etwa 1600 Gauß magnetisiert. Beim Her- 
ausnehmen aus dem Joch verliert das Stäbchen 
in Folge der magnetisierenden Wirkung der 
Enden einen großen Teil des remanenten 
Magnetismus, der zurückbleibende Rest ist 
um so größer, je höher die Koerzitivkraft ist, 
und kann also nach Annahme von Wild direkt 
als Maß für die letztere dienen. Gemessen wird 
sie durch Herausziehen aus einer kurzen, mit 
einem ballistischen Galvanometer oder einem 
Fluxmeter verbundenen Induktionsspule, und 
zwarist die Skala des betreffenden Instruments 
nicht auf Induktionslinien, sondern direkt auf 
Koerzitivkraft geeicht. Selbstverständlich muß 
man bei weichem und hartem Material zwei 
verschiedene Empfindlichkeiten verwenden. — 


Heit 40. 


07 


kraft in gleichem Sinn und Maß ändert. 
Zumeist ist aber gerade das entgegengesetzte 
der Fall, in dem die wahre Remanenz mit wach- 
sender Koerzitivkraft sinkt, und umgekehrt. 
Hierdurch können unter Umständen recht be- 
trächtliche Fehler hervorgerufen werden, so 
daß die Methode zur praktischen Verwendung 
nicht empfohlen werden kann, zumal die oben 
erwähnte einwandfreie magnetometrische Me- 
thode in der gleichen Zeit zum Ziele führt. 
Die von Wild mitgeteilten Ergebnisse seiner 
Versuche über die Änderung der Koerzitivkraft 
von Eisen, hartem und weichem Stahl durch 
thermische Behandlung haben, ganz abgesehen 
von den erwähnten Messungsunsicherheiten, 
auch deshalb wenig Wert, weil nähere Angaben 
über die gerade für derartige Versuche be- 
sonders wichtige chem sche Zusammensetzung 
des Materials fehlen. Gumlich, 


Werkstatt und Baustoffe. 


Das Schweißen und Schneiden mit dem 
Kohlenlichtbogen. — Der Kohlenlichtbogen 
wird mehr und mehr von dem Metallichtbogen 
verdrängt. Das Schweißen mittels Kohlen- 
lichtbogen ist das älteste elektrische Schweiß- 
verfahren. Bei der früheren Verwendung haben 
sich jedoch “m allgemeinen spröde und harte 
Schweißnähte ergeben, da die bezüglichen Ur- 
sachen beim Schweißen nicht klar erkannt 
wurden. Beim Schweißen mit dem Kohlen- 
lichtbogen besteht die Gefahr, daß Kohlen- 
teilchen von der Kohle in das Metall wandern. 
Diese Gefahr kann jedoch bei sachgemäßer 
Behandlung des Lichtbogens ziemlich be- 
schränkt werden, so daß sich gut bearbeitbare 
Schweißstellen ergeben. Eschholz kommt in 
Übereinstimmung mit den deutschen Erfah- 
rungen zu dem Ergebnis,!) daß in erster Linie 
beim Kohlenlichtbogen-Schweißen dafür ge- 
sorgt- werden muß, daß der freiwerdende 
Kohlenstoff oxydiert wird; dies kann man 
durch Regulieren der Lichtbogenlänge erreichen. 
Die Länge eines 250 A Lichtbogens soll bei- 
spielsweise nicht unter 12 mm und die Länge 
eines 500 A Lichtbogens nicht unter 20 mm 
liegen. Es muß jedoch darauf geachtet werden, 
daß nicht der gegenteilige Fehler gemacht und 
die Lichtbogenlänge zu hoch gehalten wird. 
Eine übermäßige Lichtbogenlänge verursacht 
infolge von Konvektionsströmen das Durch- 
dringen. der schützenden Hülle von Kohlen- 
stoffdioxyd, so daß das heiße Metall rasch 
oxydiert, d. h. verschmort. So soll z. B. der 
250 A Lichtbogen nicht länger wie 25 und der 
500 A Lichtbogen nicht länger wie etwa 
40 mm gehalten werden. Die zulässige Ver- 
änderlichkeit ist bei dem Kohlenlichtbogen 
ziemlich groß, sodaß es dem Schweißer keine 
Schwierigkeit bieten kann, eine richtige Länge 
des Lichtbogens dauernd zu halten und weiches 
Schweißmetall mit nur wenig Schlackengehalt 
zu erzeugen. Für den Kohlenlichtbogen ver- 
wendete man früher in erster Linie harte 
Kohlen als Elektrodenmaterial. Herr Esch- 
holz weist darauf hin, daß ein geringer Elek- 
trodenverbrauch, wie auch eine weichere 
Schweißung erzielt werden kann, durch Ein- 
führung von Graphitelektroden. Die Gra- 
phit-Elektroden sind bisher in Deutschland 
weniger verwendet worden und wird es sich 
empfehlen, auch in dieser Linie weiterzu- 
arbeiten. Sämtliche Elektroden, aus Kohle 
oder Graphit bestehend, sollen zur Fixierung 
des Endpunktes des Lichtbogens angespitzt 
sein. Zahlentafel 1 gibt Durchmesser von 
Elektrodenmäaterial bei den verschiedenen 
Stromwerten an: 


Zahlentafel ı. 


50 bis 150 A rd 


1507559 .300,.00,% 10°, : 
300 -; 500, „2 „ : 
500=. ,. 750-5, -32° , i 
75029, 100° 7 40 5, . 


Die beschriebene Methode hat zwei, 
Fehler: Einmal werden sich beim Heraus- 
nehmen der Probe aus dem Joch und Einlegen 
in die Induktionsspule Erschütterungen nicht 
vermeiden lassen, welche bei sehr weichem 
Material die übrigbleibende scheinbare Re- 
manenz in ganz unkontrollierbarem Maße ver- 
ringern, so. daß falsche Schlüsse auf die Koerzi- 
tivkraft gezogen werden müssen. Die Methode 
würde also aus diesem Grunde nur für hartes 
Material brauchbar sein, gibt aber auch hier 
— und das ist der zweite Fehler — nur eine 
angenäherte Orientierung, denn die angenom- 
mene Proportionalität zwischen Koerzitivkraft 
und scheinbarer Remanenz gilt genau ge- 
nommen nur unter der Bedingung, daß sich 
auch die wahre Remanenz mit der Koerzitiv- 


!) „The Electrician“ 1920, Bd. 84, S. 320. 
») „ETZ“ 191, 8. 691 ff. 5 


7 mm Kolbendurchmesser angespitzt auf rd 


3 mm Durchmesser 
3% e 

3 ” 
3 
3 


„ 
n ” 


» % » 
ei ” » ” » 
Um eine gute Schweißunng bei Verwendung 
von Kohlenlichtbogen zu erzielen, muß darauf 
geachtet werden, daß das Füllzusatzmaterial 
beim Schweißen sachgemäß behandelt wird. 
Vor allen Dingen ist darauf,hinzuwirken, daß 
beim Abschmelzen des Zusatzmaterials das- 
selbe nicht auf noch unerweichte Kanten des 
Schweißstückes selbst überfließt, da dies stets 
schlechte Schweißstellen ergeben würde. Es 
ist allgemein bekannt, daß das positive Ende 
eines Kohlenlichtbogens mehr Energie ver- 
zehrt als der negative Pol, so ist es selbstver- 
ständlich, daß die Kohlenelektrode stets an 
den Minuspol und der Pluspol an das zu 
schweißende Stück zu legen ist. Eine gegen- 
polige Schaltung würde im übrigen auch einen 
unruhigen Lichtbogen erzeugen. Zu bemerken 
ist noch die Tatsache, daß der Durchmesser 


1) „Electrical World“, Bd. 74, 1919, S. 305. 


798 


\. 
> EN 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 40. 


7. Oktober 1920. 4 


eines elektrischen Lichtbogens sich mit der 
Quadratwurzel der Stromstärke ändert. Diese 
Tatsache tritt bei Verwendung des Kohlen- 
liehtbogens zum Schneiden von Metall in 
Form der Schnittbreite zutage. Die Hand- 
habung desSchneidens ist äußerst einfach. Der 
Schweißer läßt lediglich den Endpunkt des 
Lichtbogens über das zu trennende Metall 
mit einer solchen Geschwindigkeit folgen, wie 
dies dem Abfließen des entsprechenden Metalls 
entspricht. Die Schnittgeschwindigkeit steigt 
mit der jeweils verwendeten Stromstärke, die 
Schnittbreite wächst, wie oben gesagt, mit 
dem Durchmesser des Lichtbogens. 

Das Schneiden eines 12 mm starken 
Bleches bei 250 A und 200 mm Schnittlänge 
erfordert beispielsweise 2% min bei einer 
Schnittbreite von 12 mm, das Schneiden des- 
selben Bleches mittels 650 A bei '200 mm 
Länge erfordert 1 min und ergibt eine Schnitt- 
breite von 20 mm. Willman Metall über 10 cm 
Stärke durch den Lichtbogen zertrennen, so 
“ muß darauf geachtet werden, daß die’ Elek- 
trode nicht mit den Kanten des Stückes in 
Kontakt kommt, wo sonst der Lichtbogen kurz 
geschlossen würde. Da der Schnitt nicht glatt 
wird, kann das elektrische Verfahren das Au- 
togenschneiden nicht voll ersetzen; die An- 


wendung ist daher auf Abbruch- und Ein- 


schmelzarbeiten beschränkt. Besondere Wich- 
tigkeit hat das elektrische Schneiden zum Zer- 
trennen von Gußeisen, da für diese Arbeiten 
die Sauerstoff-Azetylenflamme überhaupt nicht 
geeignet ist; auch zum Ausbrennen von Ast- 
löchern von Gebläseöfen und zum Schmelzen 
von Eisen wird es in reichlichem Maße anze- 
wendet. Der Kohlenlichtbogen dürfte auch 
zum Verschweißen von eisenfreien Metallen, 
wie Kupfer, Bronze, Messing eine zunehmende 
Bedeutung gewinnen. Die diesbezüglichen 
Arbeiten liegen noch in den Anfängen, jedoch 
ist erkannt, daß das Vorhandensein irgend 
eines Oxydationsmittels wie Phosphor hierbei 
notwendig ist um gesunde, von Oxyd und Luft 
blasenfreie Schweißungen zu erhalten. Auch 
das Verschweißen von Metallen mit niedrigen 
Sehmelzpunkten, wie Blei u. dgl. ist mit der 
Kohlenelektrode durchzuführen. - Man bildet 
in diesem Falle keinen Lichtbogen, sondern 
hält die Elektrode nur in Berührung mit der 
flüssig zu machenden Oberfläche. Die Strom- 
stärke muß so groß sein, daß das Kohlen- 
ende dauernd auf Glühhitze gehalten wird 
‚ und diese Wärme das Metall zum Schmelzen 
bringt. Die Arbeiten mit dem Kohlenlicht- 
bogen sind gegenüber dem Eisenlichtbogen 
nicht zu stark zu vernachlässigen. Der Kohlen- 
liehtbogen behält seine Wichtigkeit zum Ver- 
schweißen von Gegenständen, bei denen eine 
Härtung der Schweißstelle wünschenswert ist, 
wie z. B. beim Schweißen von Schienen- 
köpfen, Radbandagen, bei Schweißarbeiten in 
Geldschrankfabriken u. dgl. — Auch das Ver- 
schweißen von Blechbehältern kann, wie oben 
angeführt, sachgemäß durchgeführt werden. 
So dürfte der Kohlenlichtbogen bei der Faß- 
fabrıkation, wo keine zu hohen Ansprüche ge- 
stellt werden, kaum durch den  Eisenlicht- 
bogen verdrängt werden. Schneidearbeiten, 
solange sie keinen graden Schnitt verlangen, 
wie bei Abbrucharbeiten, lassen sich durch 
den Kohlenliehtbogen einwandfrei durch- 
führen; besonders gewinnt das Verfahren an 
Bedeutung beim Schneiden von verlorenen 
Köpfen an Gußeisen; auch als Heizflamme 
zum Anwärmen ist der Kohlenlichtbogen nicht 
zu vernachlässigen. Sr. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Die Bestimmung der Dicke der Ölschicht bei 
Lagern. — Die Arbeit ist im Maschinenlabo- 
ratorium der Physikalisch-Technischen Reichs- 
anstalt ausgeführt worden. Nach einer kurzen 
Übersicht über die Theorie der Lagerreibung 
wird von V. .Vieweg eine neue optische 
Methode zur Messung der Verlagerung um- 
laufender Wellen in Lagern beschrieben. Be- 
trachtet man eine umlaufende Welle in einem 


geschlossenen, ringsum geschmierten horizon- 


talen Lager, so liegen beim Stillstand die 
Flächen mit ihren Unebenheiten ineinander. 
Beim Eintritt der Bewegung hebt sich die 
Welle, und bei kleinen Geschwindigkeiten be- 
rühren sich die Flächen mechanisch mit ihren 
Zacken, und die Welle weicht seitlich im ent- 
gegengesetzten Sinne der Drehrichtung aus 
(Zustand, der halbflüssigen Reibung). Bei 
einer kritischen Geschwindigkeit wird die 
Schmiermittelschicht so stark, daß eine Tren- 
nung der gleitenden Flächen eintritt (Aus- 
klinken der Zacken). Mit zunehmender Ge- 
schwindigkeit hebt sich dann die Welle weiter 
und weicht seitlich im Sinne des Zapfenum- 
laufes aus. (Zustand-der reinen Flüssigkeits- 
reibung). Es handelt sich hierbei um Bewe- 
gungen in der Größenordnung von O0 bis 100 u 


bzw. 200 u bei größeren Maschinen. Die op- 
tische Methode zur Messung der Verlagerung 
besteht darin, daß auf der Stirnfläche der zu 
untersuchenden Welle ein poliertes Metall- 
plättchen mit einem Kreuzgitter (Raster) von 
etwa 2 bis 4 u Strichabstand befestigt wurde. 
Rotiert dieses Gitter mit der Welle, so bildet 
sich bei diffuser Beleuchtung der Schnitt- 
punkt der Rotationsachse mit der Gitterebene 


A Welle, B Lager. C Kreuzgitter (Raster 


im allgemeinen als mikroskopisch feiner, fast 
schwarzer Punkt aus, während die übrige 
Fläche des rotierenden Rasters fast weiß er- 
scheint. Die Bewegung dieses Punktes und 


Abb. 5. Rotiereuder Raster. Mn 
Die Rotationsachse gebt durch den Schnittpunkt 
zweier Gitterlinien. » 


_ Alıb. 6. Rotierender Raster. 
Die Rotationsachse geht durch die Mitte eines 
 Gitterfeldes. h Ä 


damit die Bewegung der Welle wurde mit 
einem Mikroskop mit Okularmikrometer be- 
obachtet und gemessen. Abb. 3 stellt schema- 


‚hergestellte, 


- D Mikroskop. a Okularmikrometer. 5 Beleuchtung. 
Abb. 3. Schema der Meßanordnung. 


‚Bd. 8, 1920, 8. 364). Vg. 


sammenbruch unabwendbar. In unserer schwie- 


mögliche Maximum unserer Leistungen. auf 


ist, benutzt. v. Moellen 


tisch die Versuchsanordnung dar. Es wurden 
zunächst selbstangefertigte Raster verwendet, 
später auch regelrechte auf der Teilmaschine . 
Mit diesen Rastern war es mög- 2: 


lieh, die Rotationsachse einer Welle mit einer _ 
Genauigkeit von weniger als 1 u festzustellen. 
Abb. 4, 5und 6 zeigen im vergrößerten Maßstab 

die photographische Wiedergabe der der neuen ; 
Methode zugrunde liegenden Art der Beob- 


achtung einer Rotationsachse. Mit diesem 
optischen Verfahren wurden die Verlagerungs- 
kurven von Wellen bei verschiedenem Schmier- 
material und verschiedenen Temperaturen auf- 
enommen. Außerdem wurde die mittlere 
ackenhöhe der Unebenheiten der Zapfen- 
und - Lageroberfläche- bestimmt. _ Letztere 
konnte dadurch ermittelt werden, daß der 
Übergang in.den Zustand der reinen Flüssig- 
keitsreibung, das sogenannte Ausklinken der 
Zacken, durch das plötzliche Aufhören der 
zitternden Bewegung des Punktes scharf ge- 
kennzeichnet war. Die optische Methode 
mittels rotierenden Gitters gestattet ganz all- 
emein die Rotationsaehse eines Zapfens ein- 
dentig festzulegen. Abgesehen von der Unter- 
suchung der. Verlagerung eines Zapfens im 
Lager, für welehe die Methode ausgearbeitet 
wurde, dürfte das Verfahren auch noch weitere 
technische Anwendung finden, z. B. für die 
Bestimmung der Rotationsachse bei der dyna- 
mischen Auswuchtung umlaufender Maschinen- 
teile. (V. Vieweg, Archiv für Elektrotechnik, 


r 


* “ | } 2 “ FR N yer le yon f 
ERETE ee 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
“= . Ausstellungen. : 


BERENSE 


60. Hauptversammlung des Vereins deut- 
scher Ingenieure, — Unter dem- Vorsitz von 
Generaldirektor Reinhardt, Dortmund, fand 


® 


| in Berlin am 20. bis 22. September die er 


versammlung des VdI statt. In seiner 
sprache führte der Vorsitzende u. a. aus: 
Die anhaltenden Schwierigkeiten der wirt- 
schäftlichen Lage Deutschlands lasten schwer 
auch auf den technisch-wissenschaftlichen Auf- 
gaben des VdI und haben ihn gezwungen, im 
Berichtsjahr den Umfang dieser Aufgaben 
hier und da zu beschränken. Zum Ausgleich 


m 


demgegenüber hat sich der Verein wit 

doppeltem Eifer der vertieften Bearbeitung 
und Fortentwicklung wichtiger Einzelgebiete 

der Technik gewidmet, so in den Zweigen dr 
Wärmewirtschaft, der Metallkunde, der land- 213 
wirtschaftlichen Technik, des Bauingenieur-- 
wesens, des technischen Schulwesens usw. 
Neugegründete Zweiggesellschaften sind hier 

in einer für das Gemeinwohl ersprießlichen 
Arbeit begriffen. Die deutsche Industrie hat 
Verständnis für die Notlage der technischen 

Wissenschaften bekundet und tritt für die 
Notwendigkeit der Fortführung der wissen- 
schaftlichen Aufgaben des Vereins en. De 
Hauptforderung für die Gegenwart heißt: 
Arbeit, vermehrte Arbeit und vermehrte 
Erzeugung zu demselben Gesamtlohne.. 
Denn ohne vermehrte Arbeit ist unser Zu- - 


rigen wirtschaftlichen Lage gilt es, den Mut 
nicht sinken zu lassen. Klarheit über das 


den verschiedenen Gebieten zu schaften, alle 
Widerstände gegen diese höchstmögliche Lei- 
stung in Gemeinschaftsarbeit aller Beteiligten 
zu überwinden und die seit vorigem Jahre 
sehon etwas gestiegene Arbeitsfreudigkeit wie- 
der zu beleben. 2 SS 
Prof. W. v. Moellendorff sprach über 
das Thema „Der Wirkungsgrad“. D 
Begriff „Wirkungsgrad“, der jedem Ma- 
schinentechniker als Verhältnis der erzielten - 
Leistung zum Leistungsaufwand geläufig 
orff, um “über die 
engere, sonderfachliche Begriffsauffassung hin-- 
aus das Gebiet der Technik mit einer Welt- 
anschauung zu verbinden und, nach der regen 
Entwicklung der einzelnen Zweige der Wissen- 
schaft im vergangenen Zeitalter, wieder einmal- 
eine Zusammenfassung des Ganzen zu bieten. 
Er nennt unter Berufung auf Schopenhauer 
den Wirkungsgrad den Gütemaßstab ‚aller 
zweckhaft angewandten und der Kausalität 


pr % n Du 


a 


‚gegnenden 


Große Vorteile bei der -Ausbildung des 


Ausschuß für 


- Unterrichts ausgearbeitet. 


‘Tagung der vom VädI. und 


7. Oktober 1920. 


unterworfenen Naturerscheinungen und ver- 
langt vom Ingenieur, sich dieses Sachver- 
haltes in seiner vollen Bedeutung und in seiner 
Begrenztheit klar bewußt zu werden. In 
unserem mechanistischen Zeitabschnitt durch- 
setze die Frage nach dem Wirkungsgrad als 
dem Verhältnis nutzbarer zu aufgewandter 
Arbeit das ganze gesellschaftliche Leben. Es 
genüge nicht, daß der einzelne Techniker bei 
seiner Berufserfüllung dem ihm zufällig. be- 
: Teilwirkungsgrad schlecht und 
recht diene, sondern die Technik als Faktor des 
sozialen Geschehens habe auf Schritt und Tritt 
ihren Gesamtwirkungsgrad und ihre Abhängig- 
keit von anderen Faktoren zu bedenken. Auf 
der einen Seite müsse sie also mit ihren Unter- 
lassungssünden im Wärmewesen usw. auf- 
räumen und vornehmlich auf Arbeitsquotienten 
mit langem Zeitindex achten. Auf der anderen 
Seite solle sie sich hüten, technische mit wirt- 
schaftlichen und politischen Aufgaben zu 
verwechseln; wo in einem Geschehen subjektive 
Beweggründe des Menschen hineinspielen, 
könne die Technik nicht nach einem dann nur 
noch angeblich objektiven Verfahren entschei- 
den. Der jetzige öffentliche Einfluß der Tech- 
niker sei zu gering, weil ihr Verantwortungs- 
gefühl Lücken aufweise. Aber nieht durch 
Übergriffe in, nicht durch Ansprüche auf die 
Rechte ‚anderer, sondern durch Besinnung auf 
ihre eigenen Pflichten, kurz durch eine wahr- 
haft wirkungsgradliche Denk- und Handlungs- 
weise werde dıe Technik zu der ihr gebühren- 
den Geltung gelangen. ‚Denn zu mindestens 
im Abendland mit seiner Übervölkerung, seinen 
spärlichen Bodenschätzen und seiner (im 
Gegensatz zu China) spezifisch mechanistischen 
Begabung hänge bis auf weiteres alles davon 
ab, daß die Rationalisierung, soweit sie unent- 
behrlich erscheine, auch restlos rationell durch- 
geführt werde. Die Technik habe niemals 
Selbstzweck, aber immer möglichst vervoll- 
kommnetes Mittel zum Zweck zu sein. Sie 
möge sich beglückwünschen, wenn sie, frei von 
Vorurteilen, 
gradbesserungen, dazu beitragen dürfe, die 
soziale Frage zu entwirten. i 
Direktor Jung (Samson-Werk, Berlin) 
und Oberingenieur Hanner (Maschinenfabrik 
Augsburg-Nürnberg, Nürnberg) behandelten 
die Frage der wirtschaftlichen Arbeitsgestal- 


tung auf den Gebieten der Massenfertigung 


und der Einzelfertigung von Gütern. 

. Der zweite Verhandlungstag war den 
Sitzungen der verschiedenen, an den Verein 
angeschlossenen Gesellschaften und Ausschüsse 
gewidmet. Im Deutschen Ausschuß für Tech- 
nisches Schulwesen, der zusammen mit der 
Arbeitsgemeinschaft deutscher Betriebs- 
ingenieure tagte, sprach Baurat Pr-üng. 


 Lippart, Nürnberg, über die Mitwirkung 
der Industrie an. 


der Ingenieure und 
Ausbildungs- und Erziehungsaufgaben. 


‘Während beim früheren Werdegang des Tech- 


nikers durch die Meisterlehre die ,„Kunst“ 
von Mund zu Mund weiter verbreitet wurde, 


“ist jetzt das gedruckte Wort in Büchern und 


Zeitschriften von großem erzieherischen Ein- 
fluß. Unsere Büchereien stehen aber noch 
nicht auf der für einen regen Gebrauch unbe- 
dingt erforderlichen Höhe, sie müssen reich- 
haltiger ausgestattet werden und auch der 
Zeiteinteilung des Arbeiters Rechnung Be 
ehr- 
lings bildet die Werkschule.. Der Deutsche 
Technisches Schulwesen hat 
durch Berufsfachleute Lehrgänge für praktische 


Unterweisung in der Werkstatt, und Lehr- 


blätter für Unterstützung des gewerblichen 
Neben der Aus- 
bildung der Jugend erfordert auch die be- 
rufliehe Weiterbildung aller in der Industrie 
tätigen Facharbeiter, Meister und Ingenieure 


"die gleiche Beachtung. Diesem Zwecke sollen 


und Vorlesungs- 


Facharbeitsgemeinschaften 
ebenfalls vom 


einrichtungen dienen, die 
VdI geschaffen sind. 

‘Dr. Heylandt berichtete über „Lehr- 
lingssausbildung‘“; seine Ausführungen 
waren verbunden mit einem Gang durch 


-die vom Deutschen Ausschuß für Technisches 
" Sehulwesen veranstaltete Werkschulausstel- 


lung. Prof. C. Matschoß sprach über Prak- 


tikantenausbildung, Direktor Volk über 


Betriebsleitern und 


Ausbildung von r 
PDr.»Ing. Wedemeier über Technisches 
Voriesungswesen. - 


Über die anläßlich der Aha abge- 
haltenen Tagungen der Deutschen Gesell- 


- schaft für Metallkunde und der Deut- 
sehen Gesellschaft für Bauingenieur- 
wesen gehaltenen Vorträge wird an anderer 


Stelle berichtet werden. 

Der Hauptversammlung war vom, 16. 
bis 18. September eine feuerungstechnische 
anderen Vereinen 

für Wärme- 


begründeten Hauptstelle 


mit Hilfe sachlicher Wirkungs- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 40, 


199 


wirtschaft vorausgegangen. Die Aufgabe 
dieser Tagung war, zur Lösung verschiedener 
Fragen beizutragen. die sich bei der Um- 
stellung unserer Wärmewirtschaft auf Braun- 
kohlen, Torf und minderwertige Brennstoffe 
ergeben haben. 


Verschiedenes. 


3 Techniker in der Verwaltung. Der Verein 
deutscher Ingenieure hat an den Reichstag und 
an den Reiehskanzler eine Entschließung ge- 
richtet, die darüber Klage führt, daß neuer- 


liches Zurückdrängen der Techniker in die Er- 
scheinung trete. Der Verein fordert: Änderung 
und Handhabung der Anstellungsvorschriften 
im Sinne des Beschlusses der Nationalver- 
sammlung; Verbesserung der Aufstiegsmög- 
lichkeit für Techniker, insbesondere Uber- 
tragung der technischen Referate an Techniker, 
und tritt dafür ein, daß in vorwiegend tech- 
nisch gerichteten Ministerien z. B. dem Reichs- 
verkehrsministerium, “mindestens ein tech- 
nischer Staatssekretär angestellt werde. 


Industrie und Handel. 


Der neue Leiter der Außenhandelsstelle der 
Elektrotechnik. — Zum Reichsbevollmäch- 
tigten der Außenhandelsstelle der Elektrotech- 
nik ist an Stelle des zum Reichsschatzminister 
berufenen Herrn von Raumer Öberingenieur 
Artur A. Brandt ernannt worden, der be- 
reits seit Mai vorigen Jahres die Außenhan- 
delsstelle' leitet. Seine Laufbahn als Ingenieur 
begann er bei der Union Elektrieitäts-Gesell- 
schaft, ging dann nach Amerika zur General 
Electrie Co., Schenectady, und wurde dann 
von der AEG zur Leitung ihrer Geschäftsstel- 
len nach Ostasien berufen. Nochmals kehrte 
er dann studienhalber nach den Vereinigten 
Staaten zurück, und war später für die Sie- 
mens-Schuckertwerke im Auslande tätig. Herr 
Brandt beherrscht seit mehr als 20 Jahren das 
elektrotechnische Exportgeschäft, und gilt als 
guter- Kenner fremder Länder sowie der Welt- 
wirtschaft. 


Bund der Elektrizitätsversorgungs - Unter- 
nehmungen Deutschlands E.V., Berlin. — Der 
Elektrobund wählte in seiner Mitgliederver- 
sammlung vom 23. IX. 1920 an Stelle des zum 
Reichsschatzminister ernannten bisherigen Bun- 
desdirektors von Raumer Herrn Regierungs- 
rat Dr. Paul Heck zu dessen Nachfolger. 


Zentralverband der deutschen elektro- 
technischen Industrie e, V. — Unter dem Vor- 
sitz des Herrn C. Fr. von Siemens fand an- 
läßlich der Elektrischen Woche in Hannover 
am 24. Sept. eine a. o. Mitgliederversammlung 
statt. Dr. E. Adler schilderte einige Erspar- 
nismöglichkeiten in der Elektroindustrie ins- 
besondere knappere Leistungsbemessung, VOTr- 
übergehende Steigerung der Leistungsfähig- 
keit von Stromerzeugern, bessere Ausnutzung 
der Isolierstoffe, Verbilligung der Freilei- 
tungen, _ Erweiterung des Anwendungsbe- 
reiches der Kurzschlußmotoren, Verbilligung 
der Anlasser usw. Aus den Beispielen läßt sich 
der allgemeine Schluß ziehen, daß in Zukunft 
eine schärfere Unterscheidung der Betriebs- 
verhältnisse und eine genauere Abgrenzung 
des Geltungsbereichs jeder Bestimmung er- 
forderlich sein wird. Es muß vermieden wer- 
den, daß durch Verallgemeinerung des Gel- 
tungsbereiches von einschränkenden oder ver- 
schärfenden Bestimmungen eine unnötige Ver- 
teuerung der Anlagen verursacht wird. 
Industrie ist berufen, die Führung bei den 
Sparsamkeitsmaßnahmen zu übernehmen, doch 
setzt diese verständnisvolles Zusammenar- 
beiten aller beteiligten Stellen, insbesondere 
der Elektrizitätswerke, voraus. Der Ge- 
brauchswert der Anlagen darf durch die Ver- 
billigung nieht beeinträchtigt werden, und die 
Grundlinien der Errichtungsvorschriften des 
VDE, die die Sicherheit von Person und Sache 
verbürgen, müssen unangetastet bleiben. 

Dipl.-Ing. Kind berichtete über die vor 
kurzem in München stattgehabten Verhand- 
lungen über die Neuregelung der Handels- 


 beziehungen zwischen Deutschland und Öster- 


reich. Er schilderte die Schwierigkeiten, die 
bisher den Handelsverkehr mit Österreich er- 
schwerten, und deren Behebung von der In- 
dustrie gewünscht worden war. „Im Zu- 
sammenhang damit gab er einen Überblick 
über die bisher neu getätigten Wirtschafts- 
abkommen, erwähnte die für die nächste Zeit 
in Aussicht genommenen Verhandlungen und 
regte eine baldige Stellungnahme der elektro- 
technischen Industrie an für den Fall einer 
Kündigung der noch bestehenden Handels- 
verträge. Dabei machte er ausführlich auf 
die Bestimmungen des Friedensvertrages so- 
wie die sonst noch bestehenden Bindungen 


dings in der Verwaltung ein ganz ungebühr-, 


Die 


aufmerksam, die die Entscheidung der bei 
einer solchen Stellungnahme zu prüfenden 
Frage in erster Linie beeinflussen, 

In einem weiteren Bericht betonte der 
neue Reichsbevollmächtigte der Außenhandels- 
stelle der Elektrotechnik, Oberingenieur A. A. 
Brandt, daß die Außenhandelskontrolle nur 
dann als fördernd für das gesamte Wirt- 
schaftsleben angesehen werden könne, wenn 
ihre Durehführungsbestimmungen einfach sind 
und sich durch ihre Einfachheit schnell wech- 
selnden Verhältnissen anpassen. Die Ver- 
wirklichung dieser Forderung ist stets von 
der Außenhandelsstelle angestrebt worden. 
Herr Brandt berichtete sodann weiter über 


-die- Ergebnisse der bisherigen Verhandlungen 


über die Ermäßigung der sozialen Gebühr 
für elektrotechnische Erzeugnisse!), sowie die 
Errichtung einer besonderen Fachgruppe für 
Handel und Export beim Außenhandelsaus- 
schuß. Er schloß mit dem Hinweis, daß nur 
ein gesunder Optimismus, der zum Geschäft 
und besonders zum Außenhandel nun einmal 
gehöre, über die bei der Industrie bestehenden 
und voraussichtlich noch andauernden Schwi'e- 
rigkeiten hinweghelfen könne. 


Hauptversammlung des Vereius deutscher 
Maschinenbau-Anstalten. — Am 17. September 
fand in Berlin unter dem Vorsitz von Dr.-ng. 
Sorge die Hauptversammlung des Vereins 
deutscher Maschinenbau-Anstalten statt. Nach 
dem vom Geschäftsführer Dipl.=-Sna. Frölicher- 
statteten. Jahresbericht ist die Mitgliederzahl 
von 884 Firmen mit 381 761 Beschäftigten auf 
918 Firmen mit etwa 411 000 Beschäftigten 
gestiegen. Die Zahl der korporativen Mitglieder 
beträgt 51. Die finanziellen Ergebnisse der 
Maschinenbauanstalten sind im Jahre 1918 ge- 
genüber 1917 zurückgegangen, sie sind aber 
etwas günstiger als im Jahre, 1916. Der wirt- 
schaftliche Niedergang wird indessen erst in 
den 1919 abgeschlossenen ‘Bilanzen zum Aus- 
druck kommen. Die Organisation des gesamten 
Wirtschaftsgebietes des Maschinenbaues ist in 
12 Fachverbandsgruppen gegliedert. Eine 
Außenhandelsstelle für den Maschinenbau mit 
amtlichen. Befugnissen ist gegründet worden. 
Die geplante Umbildung der „Preisstelle für 
Maschinenbau“ in eine Verbandsabteilung des 
Vereins konnte wegen schwebender Organi- 
sationsfragen noch nicht durchgeführt werden. 
Um den Mitgliedern die Wiederanknüpfung 
von Geschäftsverbindungen mit dem Auslande 
zu erleichtern und sie über die Wettbewerbs- 
verhältnisse im Auslande zu unterrichten, ist 
der Geschäftsstelle eine Außenhandelsabtei- 
lung angegliedert worden. Die Bildung einer 
„Arbeitsgemeinschaft für den Maschinenbau‘ 
ist beschlossen worden. Um die Einheitlich- 
keit der Politik des Vereins als des wirtschaft- 
lichen Spitzenverbandes des Maschinenbaues 
und der Fachverbände zu sichern und um die- 
sen einen größeren Einfluß innerhalb des Ver- 
eins einzuräumen, ist eine Änderung der 
Satzung beschlossen worden. 

Generaldirektor J. Becker, Kalk-Köln, 
berichtete über die schwierige wirtschaftliche 
Lage des deutschen Maschinenbaues, dadurch 
bedingt, daßihm nicht nur der Auslandsmarkt 
verschlossen ist, sondern daß auch das Inlandge- 
schäft stockt; letzteres ist z. T. darauf zurück- 
zuführen, daß ein großer Teil der Industrie- 
zweige, welche zu den Abnehmern gehörten, 
während des Krieges erhebliche Erweiterungen 
vorgenommen haben, für die heute keine ge- 
nügende Beschäftigung vorliegt; es werden 
daher bereits ganze Werke stillgelegt, die ihre 
Maschinen ins Ausland verkaufen und dadureh 
den Absatz der Maschinenfabriken erschweren. 


Japan und das Ausland. — Japan hat im 
Jahre 1919in wachsendem Umfange elektrische 
und Textilmaschinen ausgeführt, erstere 
hauptsächlich nach China und dem Kwantung- 
Gebiet, wohin über 60% der Verschiffungen 
gerichtet waren. Wie stark anderseits die 
Beteiligung Amerikas an der japanischen 
Einfuhr gewachsen ist, ergibt sich aus den von 
„Eleetrieian‘‘ mitgeteilten Ziffern, nach denen 
1919 insgesamt für rd 89 Mill. Yen Maschinen 
aller Art eingeführt wurden und davon für 
67 Mill. Yen allein aus Amerika gegen 58 im 
Jahre 1918. Das genannte englische Fach- 
blatt bemerkt, daß die Stellung, die Groß- 
britannien und Amerika vor dem Kriege zum 
japanischen Markt einnahmen, sich zugunsten 
des letzteren umgekehrt habe und es für Eng- 
land sehr schwierig sei, sie wiederzugewinnen. 
Zwar bestehe in Japan nach wie vor bedeutende 
Nachfrage nach englischen Maschinen, doch 
würden die Käufer durch die Unmöglichkeit, 
befriedigende Lieferungen zu erhalten, und 
dureh die andauernd hohen Preise veranlaßt, 
ihren Bedarf in Amerika zu decken. Während 
des Krieges von vielen Bezugsquellen abge- 
schnitten, waren die japanischen Ingenieure 


ı) Vgl. $ 803 dieses Heftes. 


800 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 40. 


7. Oktober 1920. 


gezwungen, die heimische Industrie heranzu- 
ziehen, die infolgedessen an Bedeutung und, 
besonders in elektrischen Maschinen, auch 
qualitativ sehr gewann. Mehrere Firmen 
haben mit englischen und amerikanischen 
Häusern Vereinbarungen über die Ausnutzung 
der diesen gehörenden Patente in Japan ge- 
troffen, und die amerikanische General Elee- 
trie Co. ist an zwei großen Konzernen wesent- 
lich interessiert, von denen ihre Modelle für 
den japanischen Markt hergestellt werden. In 
Bezug auf die Ausbildung waren die japa- 
nischen Ingenieure immer erheblich von dem 
Auslande abhängig; daß während des Krieges 
in dieser Beziehung die Hilfe Europas fehlte, 
hat viele veranlaßt, in Amerika zu studieren, 
und diese bevorzugen natürlich auch weiter 
amerikanische Erzeugnisse, 5 

Nach einer von „Electrical Review‘ wie- 
dergegebenen Mitteilung aus Tokio war der 
Licehtverbrauch in Japan 1917 um 250% 
größer als 1912, und man schätzt den Bedarf 
an Glühlampen jetzt auf 23 Millionen. 1917 
wurden annähernd 8 Mill. Glühlampen im 
Wert von 2,847 Mill. Yen ausgeführt gegen 
0,160 im Jahre 1912. In diesem Jahr soll die 
Ausfuhr 14 Mill. Lampen betragen. 80 bis 
90% aller japanischen Glühlampen fabrizieren 
die der General Electrie Co. nahestehenden 
Tokio Eleetrie Works. 


ESTER FT TER EEE EEE 
VEREINSNACHRICHTEN, _ 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
AmtKurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Betr. Vortragsreihe (Berichtigung). 


In Heft 39 der’,,ETZ““ 1920, S. 780, Zeile 5, 
ist irrtümlich das Honorar für Studierende, 
Hörer und Gastteilnehmer der Technischen 
Hochschule und Mitglieder des Elektrotech- 
nischen Vereins und des Verbandes Deutscher 
Elektrotechniker mit 35 M statt 50 M an- 
gegeben worden. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9806. 


Betr. Kommission für Erriehtungs- und Be- 
triebsvorschriften. 
Verwendung ungeschützter 
rohre. 

Wegen des vor einiger Zeit herrschenden 
Mangels an Metallen zur Herstellung eines me- 
tallenen Schutzes für Isolierrohre hatte die 
Kommission für Erriehtungs- und Betriebs- 
vorschriften eine Ausnahmebestimmung _er- 
lassen, nach welcher bis auf weiteres von dem 
nach $ 26 der Errichtungsvorschriften vorge- 
schriebenen Metallüberzug der Isolierrohre und 
Zubehörteile in solchen Fällen abgesehen wer- 
den kann, wo es sich ausschließlich um eine 
Verlegung über oder unter Putz in trockenen 
Räumen fertiger Gebäude handelt. 

Inzwischen haben sich die Verhältnisse 
auf dem Isolierrohrmarkt und auch in der Be- 
schaffung der erforderlichen Rohstoffe geän- 
dert. Die Kommission hat deshalb beschlossen, 
die genannte Ausnahmebestimmung aufzu- 
heben, so daß von jetzt ab nur Isolierrohre und 
Zubehörteile zulässig sind, welehe dem $ 26 der 
Errichtungsvorschriften voll und ganz ent- 
sprechen. 


-Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
Dr.»Qng. G. Dettmar. 


ENTTETTERTEEVE TFT IEZTEETLENENTETIEITR, 
PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Isolier- 


Hochschulnachrichten. Der Physiker 
Geh. Hofrat Prof. Dr. phil. h. e., Dr.-Sng. h. ce. 
H. Geitel, Wolfenbüttel, wurde zum ordent- 
lichen Honorarprofessor an der Technischen 
Hochschule in Braunschweig ernannt. — Dr. 
W. Lenz, Privatdozent, München, hat an Stelle 
des verstorbenen ordentlichen Honorarprofessors 
Dr. R.H.Webereinen Ruf alsa. o. Professor für 
theoretische Physik an die Universität Rostock 
erhalten. 


RECHTSPFLEGE. 


Die Regelung des Schiedsgerichtswesens. 


Wie in der „ETZ‘ 1919, S. 541, ausgeführt, 
hatte es der vom Deutschen Verband technisch- 


richtsordnung‘“‘, 
keiten Anwendung finden soll, die gemäß Ver- 
einbarung der Parteien unter Ausschluß des 
ordentlichen Rechtsweges durch ein Schieds- 
gericht gemäß den Bestimmungen 


wissenschaftlicher Vereine ins Leben gerufene 
„Deutsche Ausschuß 
gerichtswesen‘ (Geschäftsstelle Berlin NW7, 


für das Schieds- 


SomMerstr. 44) übernommen, eine Schiedsge- 


riehtsordnung aufzustellen, welche zur Ergän- 
zung der $ 1025— 1047 der Zivilprozeßordnung 
dienen sollte. Diese Schiedsgerichtsordnung 
ist nunmehr endgültig festgestellt worden, im 
Druck erschienen und kann von der oben ge- 
nannten Geschäftsstelle zum Preise von 2 M 
bezogen werden. Sie zerfälltin vier Abschnitte: 


3572 Anmeldungen zu verzeichnen waren, ging 
die Zahl im Jahre 1914 auf 2923 zurück. Der 
tiefste Stand der jährlichen Anmeldungen er- 
gab sich 1915 mit 1842. Dann folgte ein lang- 
sames Steigen in den Jahren 1916/18, nämlich 
auf 1924, 2022 und 2354. Im Jahre 1919 wur- 
den 3752 Anmeldungen eingereicht, so daß da- 
mit die 1913 erreichte Höchstzahl bereits über- 
schritten ist. Die folgende Übersicht gibt ein 
Bild der Anzahl der Patentanmeldungen, Er- 
teilungen, Einsprüche und Patentversagungen 


Statistik der Klasse 21. 


| 23 1 114 
Patentanmeldungen. ...... 3572 2923 
Patenterteilungen - ...... 1133 1164 
Einsprüche 2... 2.0 674 704 
Patentversagungen nach der ; 
Bekanntmachung. ...... 94 ‚56 


Abschnitt 1, „Geltung der Schiedsge- 
besagt, daß sie auf Streitig- 


dieser 
Schiedsgeriehtsordnung entschieden werden sol- 


len. Abschnitt 2, „Zusammensetzung und Bil-: 
dung des Schiedsgerichts“, gibt Anweisungen 


über die Ernennung der Schiedsrichter seitens 
der Parteien, über die. Wahl eines Obmanns und 


über die Pflichten der Schiedsrichter bis zur 


Aufnahme des Verfahrens. Unter gewissen 
Voraussetzungen wird in $ 4 das Recht zur. 
Ernennung eines Sehiedsrichters dem Deut- 
schen Ausschuß für das Schiedsgerichtswesen 
(DAS) übertragen, während nach den $s$ 1029 


u. 1031 ZPO in. diesen Fällen das zuständige 


Gericht den Schiedsrichter zu ernennen hat. 
Abschnitt 3 regelt das Verfahren des Schieds- 
gerichts bis zur Erlassung des Schiedsspruches. 
Bemerkenswert erscheinen hieraus u. a. folgende 
Bestimmungen: 

$ 17: Der geschäftsführende Schiedsrich- 
ter hat dem DAS unverzüglich die Bildung des 
Sehiedsgerichts und die.Übernahme seiner Ge- 
schäftsführung anzuzeigen. 

$ 18: Nach Bildung des Sehiedsgerichts 
hat dieses eine Entscheidung über die Höhe 
eines durch den DAS einzufordernden Kosten-, 
vorschusses herbeizuführen. . Dieser Vorschuß' 
ist von der betreibenden Partei bei dem DAS 
zu hinterlegen. Gleichzeitig ist von der betrei- 
benden Partei an den DAS ein Verwal- 
tungskostenbeitrag zu zahlen, der zur Deckung 
der Unkosten des DAS dient, und dessen Höhe 
nach einer Gebührenordnung ermittelt wird. 
Der DAS, welcher dem Schiedsgericht den 
Eingang der Kostenvorschüsse anzuzeigen hat, 
haftet den Schiedsriehtern gegenüber für die 
Bezahlung ihrer Gebühren nur bis zur Höhe 
der Vorschußzahlungen. i 

Absehnitt 4 endlich behandelt die Forma- 
litäten bei Erlassung und Niederlegung von 
Schiedssprüchen. f 

Der Deutsche Ausschuß für das Schieds- 
gerichtswesen empfiehlt den Mitgliedern der 
angeschlossenen Vereine, in alle von ihnen ab- 
zuschließenden Verträge, welche technische 
und wirtschaftliche Angelegenheiten betreffen, 
(z. B. Werk-, Kauf-, Leistungs-, Lieferungs-, 
Konzessions- und Lizenzverträge) eine Be- 
stimmung folgenden Inhalts aufzunehmen: 

„Streitigkeiten aus diesem Vertrage sol- 
len unter Ausschluß des ordentlichen Rechts- 
weges durch ein Schiedsgericht nach Maß- 
gabe der Schiedsgerichtsordnung des Deut-. 
schen Ausschusses für das Schiedsgerichts- 
wesen, gebildet vom Deutschen Verband 
technisch-wissenschaftlicher Vereine, ent- 
schieden werden.“ ; - 

Ist eine solche Vereinbarung in bestehen- 
den Verträgen nicht enthalten, oder besteht 
überhaupt kein schriftlicher Vertrag, so sollte 
eine entsprechende Vereinbarung bei Eintritt 
von Meinungsverschiedenheiten oder Streitig- 
keiten sogleich getroffen werden. 

In Gemäßheit mit seiner Satzung wird der 
DAS Schiedsrichterlisten, nach Fachrichtun- 
gen geordnet, aufstellen, in welche auf Antrag 
der angeschlossenen Vereine nur solche Per- 
sonen aufgenommen werden sollen, die ver- 
möge ihrer Kenntnisse und Erfahrungen in 
Hinsicht auf den Streitfall für das Amt des 
Schiedsrichters geeignet erscheinen und sich 
verpflichten, dieses Amt unter den vom DAS 
festgesetzten Bedingungen nach bestem Wissen 
und Gewissen unparteiisch ' wahrzunehmen. 

K:. Perlewitz 


Aus der Statistik des Reichspatentamtes.. 
Nach Ausbruch des Krieges hatte die An- 
zahl der jährlich eingehenden Patentanmeldun- 
gen erheblich nachgelassen. Während aus dem 
Gebiete der Elektrotechnik im Jahre 1913 


|. 15. | 1916 | 1917 | sis | 1919 
1842 1924 2022 2354 3752 
816 817 977 5bl 954 
509 357 282 242 416 

66 | -&s7 45 26 34 


nach der Bekanntmachung. Auch die Zahl der 
Gebrauchsmusteranmeldungen ist im Jahre 
1919 wesentlich, nämlich auf 3817 gestiegen, 
während in den Jahren 1915/18 durchschnitt- 
lich nur 2000 solcher Anmeldungen eingingen. 
Patentanwalt B. Geisler. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Das Kilowatt als allgemeine Einheit der 
Leistung. ; 

Die wissenschaftliche Seite dieser. auf 
S: 440 der „ETZ‘“ 1920 behandelten Frage 
erscheint mir nicht von entscheidender Be- 
deutung; denn auch Herr Professor EMDE 
sagt: „Jede Einheit ist willkürlich.“ Ob die 
Einheit der Leistung also 75 mkg/s oder 


102 mkg/s sein soll, kann dann nur nach 


praktischen Gesichtspunkten entschieden wer- 
en. 

Herr Prof. EMDE sagt, es sei nicht Auf- 
gabe der Einheit, die Energieform zu kenn- 
zeichnen. Aber wenn sie das nebenbei tut, 
so ist das praktisch eine sehr große Erleichte- 
rung. Wenn früher eine Gleichstrommaschine 
mit PS gestempelt war, so wußte man, daß 
es die Daten in ihrer Eigenschaft als Elektro- 
motor waren. Jetzt muß man hinzufügen, ob 


‚die Stempelung in kW als Motor oder als 


Dynamo erfolgt ist. Alle Kilowattangaben 
elektrischer Maschinen wurden früher als 
Stromaufnahmen angesehen, jetzt muß be- 
sonders gesagt werden, ob aufgenommene 
oder abgegebene Energie. Die korrekte Be- 
zeichnung Ne und N; ist nicht die Sprache 
der Praxis, sondern die der Wissenschaft. ; 

Der Landwirt, den Herr Prof. EMDE 
anführt, hat nichts davon, wenn er weiß, daß 
sein Motor so und soviel kW leistet, im Gegen- 
teil, es führt ihn irre, denn dem Verbrauch, 
welcher am Zähler gemessen wird, liegt gerade 
nicht diese kW-Zahl, sondern eine andere zu- 
grunde. Bei der Abschaffung des PS ist eben 
die Erleichterung bei wissenschaftlichen Ar- 
beiten höher bewertet worden als die im 
einzelnen zwar kleine, aber vieltausendfältig 
wiederholte Erschwerung in der Praxis. 
wenigen wissenschaftlich tätigen Ingenieure 
stehen mit ihrer Erleichterung den breitesten 
Schichten der Industrie, des Handels und Ge- 
werbes gegenüber, die nur die Erschwerung 
‘empfinden. 
dauernd kW in PS umreehnen, und diese 
Stunden, welche ungleich zahlreicher sind, 
als diejenigen der Wissenschaftler, müssen 
auch bezahlt werden. Bisher wird nur die 
mechanische Leistung bei elektrischen Ma- 
schinen in KW angegeben, und in den Preis- 
listen hilft man sich mit der umständlichen 
Parallelführung von kW und PS. 
interessant, festzustellen, inwieweit andere 
Jndustrien, denen der Begriff des kW nicht 
so geläufig ist, dem Beschluß von 1914 bisher 
gefolgt sind. Ich habe in keinem einzigen Falle 
von einer Fabrik den Kraftverbrauch von 
Arbeitsmaschinen, 
pen, Hebezeugen oder landwirtschaftlichen 
Maschinen in kW mechanischer Leistung an- 
gegeben erhalten, und es erscheint mir ganz 
hoffnungslos, auf das weitere Durehdringen 
des kW als Einheit der mechanischen Leistung 
zu rechnen. Der Begriff des PS war zu alt 
und eingebürgert, um jetzt noch beseitigt zu 
werden, ähnlich wie sieh bis heute das Zoll- 
system bei Gasrohr und dergleichen lückenlos 
erhalten hat. 


Berlin, 7. VI. 1920. R. Zaudy. 
Erwiderung. 
Herr ZAUDY schreibt: „Die wenigen 


wissenschaftlich tätigen Ingenieure stehen mit 


u 


Die 


Seit 1914 müssen diese Kreise - 


Werkzeugmaschinen, Pum- 


Es wäre.  , 


7. Oktober 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 40. 


801 


ihrer Erleichterung den breitesten Schichten 
der Industrie des Handels und Gewerbes gegen- 
über, die nur die Erschwerung empfinden.“ 
Sehr richtig. Aber wie kommt dieses Para- 
doxon zustande, daß die Vereinheitlichung, 
die doch sonst heutzutage soviel angestrebt 
wird, hier als Erschwerung empfunden wird ? 
Nun, eben dadurch, daß nach wie vor In- 
genieure jene breitesten Schichten mit ver- 
schiedenerlei Leistungseinheiten plagen, viel- 
leicht nicht gerade Elektroingenieure, aber 
andere Ingenieure. Jene Schichten werden an 
sich gewiß nicht das mindeste dagegen ein- 
wenden, daß man ihnen alle Leistungen in der- 
selben Einheit angibt und so bequem mitein- 
ander vergleichbar macht. 

. Nur der Vollständigkeit wegen: Die 
Zeichen Ne und Ni eignen sich gewiß nicht 
für den Verkehr mit der Kundschaft. Über- 
haupt sollte man solche Abkürzungen nur 
brauchen, wenn man damit reehnet. Es sind 
Ja mathematische Zeichen. Wohl aber 
dürfte dem Käufer einer Dampfmaschine die 
Mitteilung, daß ihre, indizierte Leistung 100, 
ihre effektive Leistung 85 kW betrage, ver- 
ständlicher sein als die geheimnisvollen Hiero- 
glyphen PSe und PS;. Wenn ich in meiner 
Äußerung, „ETZ‘ 1920, Heft 22, S. 440, die 
Zeichen Ne und N; benutzt habe, so glaubte 
ich, unter Fachleuten in dieser kurzen. Weise 
andeuten zu dürfen, daß die Bestimmungen 
„indiziert“ und „effektiv“ nicht zur Einheit, 
sondern zur Größe gehören, und wo also die 


. Indexe i und e rechtmäßig anzubringen sind. 


Gewiß ist die am Zähler abgelesene und be- 
zahlte Arbeit größer als die vom Motor ab- 
gegebene. Vielleicht nicht immer dem Ver- 
käufer, aber dem Käufer des Motors ist es 
ganz lieb, wenn jederzeit in einfacher Weise 
überschlagen werden kann, um wieviel sie 
größer ist. 


Stuttgart, 10. IX. 20.. Fritz Emde. 


Der unmittelbare Anschluß von Elektrostahl- 
öfen an öffentliche Elektrizitätswerke. 


Herr Ruß meint in seinem Aufsatz auf 
S. 45 der „ETZ‘ 1920, daß, wenn ein Ofen 
ein cos @ von 0,85 hat, der Kurzschlußstrom, 
welcher auftritt, wenn eine oder mehrere 
Elektroden im Ofen durch das Bad kurzge- 
schlossen werden, nur ungefähr das Doppelte 
vom Normalstrom, sei, und bei einem cos 
von 0,8 noch weniger, und zwar das 1,8-fache. 
Zum Beweis dieser sich leider nicht verwirk- 
lichenden Behauptung wird ein Diagramm 
gegeben, wodurch gezeigt werden soll, daß 
beim Kurzschluß, wenn der Ohmsche Wider- 
stand w gleich Null wird, durch Dividieren des 
induktiven Widerstandes i in den Gesamt- 
widerstand (Impedanz) r- der Kurzschluß- 
strom das 1,8-fache des Normalstromes wird. 
Nach diesem Diagramm ist nicht wohl zu 
sehen, weshalb der Kurzschlußstrom das 
1,8-fache gerade vom Normalstrom werden 
sollte, denn der Normalstrom kommt in dem 
Diagramm nicht vor; auch bei Teillast, z. B. 
1, des Normalstromes, würde das Diagramm 
bei cos @ gleich 0,8 gelten, und dann wäre 
nach dieser Methode der Kurzschlußstrom, 
welcher doch, wieich mıt Herrn Ruß annehmen 
will, nur vom induktiven Widerstand abhängt, 
das 1,67-fache (nicht 1,8-fache) vom Y, des 
Normalstromes oder das 0,42-fache des Nor- 
malstromes. Es darf wohl als bekannt gelten, 
daß der Kurzschlußstrom eines Transforma- 


‘, tors nicht abhängt von- der Phasenverschie- 
bung der Belastung, womit er vor dem Kurz- 


schluß belastet war. Die Stromstärke, welche 
der Transformator eines Lichtbogenofens ab- 
‚gibt, ist im verschwindenden Maße durch den 


- induktiven Widerstand und den Ohmschen 


Widerstand des Stromkreises, hauptsächlich 
aber durch die gegenelektromotorische Kraft 
des Lichtbogens bedingt. Verschwindet, wie 
beim Kurzschluß zwischen Elektroden und 
Bad, diese gegenelektromotorische Kraft, so 


hängt die Kurzschlußstromstärke nur noch ab 


induktiven Wider- 
wogegen der eben- 


leichbleibenden 
es Stromkreises, 


vom 
stand 


falls praktisch gleichbleibende Ohmsche Wider- 


stand wieder klein ist. So wird, ohne besondere 
Vorkehrungen, der Kurzschlußstrom auf ein 
großes Vielfaches des Normalstromes, wie bei 
jedem kurzgeschlossenen Transformator, an- 
steigen können. Um einen Einblick in die 
ungefähre Größenordnung dieses Kurzschluß- 
stromes zu gewinnen, könnte man als Bei- 
spiel einen Ofentransformator nehmen, weleher 
durch Spezialanordnung der Wicklungen die 
hohe Kurzschlußspannung von 8% hat. (Die 
Kurzschlußspannung ist diejenige Spannung, 
welehe hochvoltseitig auf den Transformator 
egeben werden muß, um bei kurzgeschlossener 
Rdervoltsere den Normalstrom durchzu- 
Sie wird in % der Normalspannung 


drücken. 
Rechnet man für die Nieder- 


angegeben.) 


| rund 8-fachen des Normalstromes. 


‘zum srößten Vorteil der 


voltschienenanlage, Elektroden und Bad noch 
die Hälfte dazu, dann wären, um den Normal- 
strom durch den durch das Bad kurzge- 
schlossenen Transformator zu drücken, 12% 
der Normalspannung erforderlich. Bleibt die 
zugeführte Netzspannung annähernd gleich, 
dann wäre die beim Kurzschluß auftretende 
Stromstärke das .100/12-fache gleich dem 
Als be- 
sondere Vorkehrungen gegen ein zu hohes An- 
wachsen des Kurzschlußstromes nennt Herr 
Ruß das Bauen des ÖOfentransformators mit 
hoher Streuung, also hoher Kurzschlußspan- 
nung, das Vorschalten von Drosselspulen und 
andere Vorrichtungen zur Erhöhung des in- 
duktiven Widerstandes, welche alle den prin- 
zipiell richtigen Zweck haben, die Spannung 
zwischen den Elektroden beim Ansteigen des 
Stromes herabzusetzen, dafür aber, um eine 
einigermaßen merkbare Wirkung zu erzielen, 
recht groß und teuer ausfallen. Auch seien 
Ofentransformatoren mit recht niedriger Span- 
nung, z. B. 80 V, gebaut worden; solche An- 
lagen mit niedriger Spannung müssen aber 
mit großen Strömen arbeiten, um die gleiche 
Leistung in den Öfen hereinzubekommen, 
was eine teure Niederspannungsschienen- 
anlage mit großen Querschnitten bedingt. 
Als besonders vorteilhaft zur Erzielung eines 
ruhigen Ganges bei Lichtbogen-Widerstands- 
öfen, welche mit festem Einsatz arbeiten, 
hat sich an den neuesten Elektroöfen eine 
Spezialschaltung bewährt, welche im Momente 
des Entstehens eines Kurzschlusses die Span- 
nung auf einen Bruchteil der Normalspan- 
nung herabsetzt, so daß die Stromstärke nicht 
bis zum Kurzschlußwerte ansteigen kann, 
sondern nur einen Bruchteil dieses Wertes 
erreicht. Es ist gelungen, die Spannung 
zwischen den Elektroden im Momente des 
Entstehens eines Kurzschlusses, bei einer 
Normalspannung von 150 V auf etwa 40 V 
herabsinken zu lassen, wobei der Lichtbogen 
darauffolgenden 
Periode nicht abreißt, während der Strom- 
stoß ganz beträchtlich gemildert wird. Eine 
einfache neuartige Methode des Einsetzens in 
Verbindung mit dieser Schaltung gewähr- 
leistet dann, auch beim. festen Einsatz, ein 
praktisch stoßfreies Einschmelzen, welches 
jedes, auch das empfindlichste öffentliche 


 Elektrizitätswerk, befriedigen dürfte und zur 


Schonung der elektrischen Anlage, sowohl im 
Stahlwerk als im Elektrizitätswerk, wesent- 
lich beiträgt. ö 
Düsseldorf, 2. VII... 1920. 
Dipl.-Qng. D. Versteegh. 


Erwiderung. 


Die Ausführungen des Herrn VERSTEEGH 
treffen fürnormale Lichtbogenöfen mit direkter 
Lichtbogenbeheizung nicht zu, während sich 
der Abschnitt meines Aufsatzes unter Heran- 
ziehung eines Diagrammes nur auf diese Ofen- 
art bezieht und für diese ihre Geltung behält. 
Entgegen der Annahme des Herrn VERSTEEGH, 
kann man sich aus dem Leistungsfaktör, d. h. 
aus dem Ohmschen und induktiven Wider- 
stand sehr gut ein Bild über den Kurzschluß- 
strom eines Lichtbogenofens machen. Ein 
genaueres Bild erhält man jedoch auf Grund 
der Kurzschlußspannung, die aber bekannt- 
lich schwer zu ermitteln ist, weil die Elektro- 
stahlöfen an, Zentralen angeschlossen sind, so 
daß die zugeführte Spannung sich nicht in 
den gewünschten Grenzen einstellen läßt. Da- 
gegen reichen meine Betrachtungen, wie ich 
sie in meinem Aufsatz entwickelt habe für 
den praktischen Betrieb vollkommen aus. 
Herr VERSTEEGH ist jedoch m. E. im Irrtum, 
wenn er glaubt, daß die Kurzschlußspannung 
einer Ofenanlage nur etwa 50% höher ist, wie 
die des Transformators. Im allgemeinen 
dürften die Verhältnisse so liegen, daß die 
Kurzschlußspannung der Transformatoren 
etwa 4 bis 6% beträgt. Die Kurzschluß- 
spannung der ganzen Ofenanlage aber, also ein- 
schließlich Schienen, Elektrodenzuleitungen, 
Elektroden und Lichtbogenstrecken, beträgt 
jedoch nach meinen Erfahrungen ein, Viel- 
faches von der Transformatoren-Kurzschluß- 
spannung. Ich erinnere nur. an den Na- 
thusiusofen, dessen Vergrößerung der Ofen- 
anlage 
wärmetechnischen wohl aber einen elek- 
trotechnischen Vorteil bietet, da hierbei die 
Kurzschlußspannung wesentlich höher ist als 
die des Transformators. Ich wenigstens rechne 
immer mit einem Werte von 30 bis 40%. 
Diesem Werte aber entspricht auch ein max. 
Kurzschlußstrom von ungefähr 2,5- bis .3- 
fachem. Sollte es mir möglich sein, auf einem 
mir bekannten Elektrostahlwerk die tatsäch- 
liche Kurzschlußspannung zu ermitteln, so 
werde ich nicht versäumen, diese hier noch 
bekanntzugeben. Soviel kann ich heute doch 


schon sagen, daß mir ein 8facher Kurzschluß- 


durch die Bodenbeheizung keinen 


strom bei einem noch so ungünstig arbeitenden 
Elektrostahlofen nicht bekannt geworden ist. 
Vielleicht ist Herr VERSTEEGH in der Lage, mir 
hierfür Beweismaterial zu geben. Es dürfte 
sich empfehlen, wenn Herr VERST:EGH von einer 
neuen Spezialschaltung spricht, die alle mög- 
lichen Vorteile haben soll und alles Bekannte 
in den Schatten stellt, daß er auch hierüber 
genaue Angaben macht. Da mir jegliche An- 
gaben fehlen, vermag ich auch nieht zu den 
Ausführungen des Herrn VERSTEEGH Stellung 
zu nehmen. Meines Erachtens kann es sich 
nur um eine Art Drosselspule handeln, die 
derartig bemessen ist, daß die Drosselwirkung 
bei normaler Belastung sehr gering ist, jedoch 
bei ansteigendem Strom so zunimmt, daß die 
Spannung bei einem bestimmten Überstrom 
auf die angegebene Höhe herabgedrosselt wird. 
Ob sich eine solche Art Drosselspule in dem 
gewünschten Maße erreichen läßt, muß ich 
heutenoch bezweifeln, und sind die Erfahrungen 
aus der Praxis abzuwarten. 
Kölm a. Rh. 27. VIII. 1920. Ruß. 


Einzelbeleuchtung an Werkzeugmaschinen mit 
niedervoltigen Lampen. 


Mit Bezug auf den Brief des Herrn 
W.Fuhrmann, Tetschen, auf $. 723 teilen wir 
mit, daß wir derartige Kleinbeleuchtungstrans- 
formatoren schon seit. langer Zeit herstellen, 
u. zw.in Größen zu 10 und 30 W. 

Berlin N. 20, 13. IX. 1920. 


Walter Lubach & Co. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Abwärmeverwertung im Kraftma- 
schinenbetrieb mit besonderer Berück- 
sichtigung der Zwischen- und Abdampfver- 
wertung zu Heizzwecken. Eine kraft- und 
wärmewirtschaftliche Studie von ®Pr.-Sng. 
L. Schneider. 3. neubearb. Aufl. Mit 159 
Textabb. VII und 223 S. in 8°. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 16 M, 
geb. 20 M.“ 

Das Schneidersche Buch!) ist eine w ahre 
Fundgrube für die in zahllosen Büchern, Zeit- 
schriften und anderen Schriften verstreuten 
Unterlagen über die Abwärmeverwertung. Mit 
großem Aufwand an Fleiß und Sachkenntnis 
ist so ein sehr umfangreicher Stoff zusammen- 
‚getragen und in allgemeinverständlicher Form 
zu einer umfassenden Übersicht über alle we- 
sentlichen Einzelgebiete der Wärmewirtschaft 
verarbeitet. Besonders wertvoll erscheinen mir 
die jedem Abschnitt folgenden Angaben über 
das einschlägige Sonderschrifttum, das bis zum 
Herbst 1918 ergänzt worden ist. 

Nach einer kurzen Einleitung über die 
theoretischen Grundlagen der Wärmewirt- 
schaft von Kraftanlagen und über die ver- 
schiedenen Energieträger und Brennstoffe folgt 
ein mit besonderer Ausführlichkeit und Liebe 
behandelter Abschnitt über die verschiedenen 
Bauarten der Kolbendampfmaschinen mit vie- 
len Zahlentafeln und Schaulinien des Druck- 
verlaufes in den Zylindern und des Wärme- 
verbrauches mit und ohne Zwischendampfent- 
nahme. Gute Zeichnungen und auch verschie- 
dene Abbildungen machen die Bauart und Wir- 
kungsweise der Anzapfsteuerungen verschiede- 
ner Firmen verständlich. Dann folgt ein nicht 
ganz so eingehend behandelter Abschnitt über 
die Dampfturbinen mit Abwärmeverwertung. 
Auf Seite 87 ist ein kleiner Irrtum unterlaufen, 
indem eine Gegendruckturbine mit zwei ein- 
kränzigen Druckstufen als Curtis-Turbine be- 
zeichnet ist, während man tatsächlich darunter 
nur Turbinen mit mehrkränzigen Geschwindig- 
keitsstufen versteht. 

Als besonderer Vorzug des Schneiderschen 
Buches erscheint mir die geschickte Art, wie 
die den Berechnungen Zugrunde gelegten ther- 


-modynamischen Wirkungsgrade mit den vor- 


handenen Versuchsunterlagen ausgeführter An- 
lagen in Beziehung gebracht ist. Dadurch er- 
halten die manchem Leser schwer verständ- 
liehen theoretischen Abhandlungen eine in der 
Wirklichkeit wurzelnde Grundlage, die dem im 
praktischen Betriebe stehenden Leser ver- 
trauenswürdig und greifbar erscheinen werden. 

Dann folgen die vermutlich aus Mangel an 
Unterlagen etwas stiefmütterlich behandelten 
Abschnitte über Abwärmeverwertung bei Ver- 
brennungsmaschinen sowie einige Sonderab- 
schnitte über Abdampf- und Dampfwasserent- 
ölung, Vorwärmer, Lufterhitzer und Be 
speicher und ferner über die Verwertung der 


ı) Vgl. die Besprechung der 2. Auflage in der „ETZ“ 
1913, 5. 108. 


802 


Ele 


ktrotechnische Zeitschriit. 1920. 


Heit 40, 


. 


7. Oktober 1920 


————— — — — — — —— — — — — — — — — —  — — —  — ———— — — ——————_—_—_—(„—_—Z—_Z_=__mmmmmmmm—— —oC—Cr— bo 


Kühlluft elektrischer Maschinen und die Um- 
wandlung elektrischer Uberschußenergie in 
Wärme (elektrische Raum- und Dampfkessel- 
heizung). 

Das letzte Drittel des Buches ist den Ein- 
zelgebieten der Abwärmeverwertung in den 
chemisch - technologischen Gewerbebetrieben 
und den Heizungskraftwerken unter besonde- 
rer Berücksichtigung süddeutscher Verhält- 
nisse gewidmet. Unter den ersteren sind die 
Bierbrauereien mit besonderer Ausführlichkeit 
und unter Anführung von Zahlenbeispielen be- 
vorzugt behandelt. Zu Mißverständnissen kann 
die aus einer Arbeit des Prof. Ganzenmüller, 
Weihenstephan, entnommene und nicht zu ver- 
allgemeinernde Bemerkung auf Seite 162, Ab- 
satz 4 über den Einfluß der Dampfüberhitzung 
und über den Dampfverbrauch von Kolben- 
maschinen und Turbinen leicht Anlaß geben, 
wenn nicht betont wird, daß es sich um kleine 
Maschineneinheiten handelt. Sonst ist immer 
bei neuzeitlichen Anlagen mit Dampfüber- 
hitzung zu arbeiten, um den Wärmeverbrauch 
für die Leistungseinheit zu vermindern. Bei 
Kondensationsmaschinen großer Leistung (über 
1000 PSe) mit und ohne Zwischendampfent- 
nahme ist im allgemeinen der Wärmeverbrauch 
für die Leistungseinheit bei Dampfturbinen 
günstiger als bei Kolbendampfmaschinen. Nur 
bei Gegendruckmaschinen liegt der Fall manch- 
mal anders. 

Der Wärmewirtschaftsplan einer Brauerei 
auf Seite 163 erscheint wenig übersichtlich und 
daher verbesserungsbedürftig. 

Eine ausführliche Behandlung erfährt dann 
noch das Heizungskraftwerk, insbesondere in 
der Anwendung bei Krankenhäusern, Bade- 
anstalten und Gast- und Geschäftshäusern, 

Wegen seines wertvollen Inhalts verdient 
das Schneidersche Buch die weiteste Verbrei- 
tung, besonders bei den Betriebsleitern der 
wärmeverbrauchenden Gewerbebetriebe. 

Die Ausstattung des Buches (Einband, 
Druck, und Papier) ist gut. M. Gercke. 


Die Lehrlingsausbildung in der mecha- 
nischen Industrie. Band 6 der Abhand- 
lungen und Berichte über technisches 
Schulwesen, herausgegeben vom Deutschen 
Ausschuß für technisches Schulwesen. 114 S. 
in 8°. Selbstverlag. Zu beziehen durch B. 
G. Teubner. Leipzig und Berlin 1919. 
Preis 5..M. R 

Der neue Band „Abhandlungen und Be- 
richte über technisches Schulwesen‘, veran- 
laßt und herausgegeben vom deutschen Aus- 
schuß für technisches Schulwesen, erweckt 
und verdientin weitesten Kreisen, insbesondere 
der Industrie, Beachtung. Der vorliegende 

Band 6 „Die Lehrlingsausbildung in der 

mechanischen -Industrie‘ (wobei auch Elek- 

troteehnik einbezogen ist) knüpft an Band 3 

vom Jahre 1912 an. Er ist um so wertvoller, 

als er nicht nur neue, erst zu erprobende Vor- 
schläge enthält, sondern an Hand eines 
reichen Erfahrungsmateriales prüft, wie sich 
die Leitsätze des Jahres 1912 inzwischen be- 
währt haben. Er kommt zu dem Ergebnis, 
daß dies in erfreulichem Maße der Fall ist. 


In der Einleitung faßt der Vorsitzende des’ 


Ausschusses für gewerbliches Fachschulwesen 
G. Lippart (Direktor der Maschinenfabrik 
Augsburg-Nürnberg) die Ergebnisse zusammen. 
Er gedenkt der Fortschritte, die gemacht sind, 
und erwähnt die systematische Lehrlingsausbil- 
dung durch die Großindustrie in ihren Werk- 
stätten, insbesondere auch gerade bei den 
elektrotechnischen Firmen. Ist doch die Zahl 
der Werkschulen in 9 Jahren von 6 auf 60 
gestiegen, wobei der Unterricht im allgemeinen 
in die Arbeitszeit verlegt wurde. Das überaus 
wichtige Problem ‚Die Gestaltung der Volks- 
schule nach den Bedürfnissen der Zeit‘ be- 
handelt Schmidt, Direktor des Städtischen 
Handelsschulwesens Stettin. Dem jungen 
Menschen fehle heute die Fähigkeit, dasWesent- 
liche einer Erscheinung zu erfassen, den 
eignen Verstand zu gebrauchen. Im Unter- 
richt mangele Anschauung und Selbsttätig- 
keit, planmäßige Erziehung der Glieder und 
Sinne Die Volksschule soll in eine Unter- 
stufe — für alle Bildungswege gemeinsam — 
und eine Oberstufe zerfallen, der Unterricht 
an praktisch Erlebtes und Geschautes an- 
knüpfen, insbesondere an die Heimat, und, 
planmäßig zu beobachten, vergleichen, folgen, 
anleiten. An den Ergebnissen der heutigen 
Volksschule wird die mangelhafte Entwick- 
lung des Auffassungsvermögens, der Denk- 
und Urteilskraft gegenüber der realen Welt 
beanstandet. Der Unterricht soll der geistigen 
-Entwieklungsstufe des Kindes, aber auch den 
Anforderungen ihres zukünftigen Lebens mehr 
Rechnung. tragen. Auge und Hand sind plan- 
"mäßig durch Arbeitsunterricht zu üben. 
Physik und Chemieunterricht sollen an Beob- 
achtungen des 


täglichen Lebens anknüpfen 
und unter Dienstbarmachung des Arbeits- 


unterrichtes zu ‚empirischer‘ Ableitung und 
Erfassung der grundlegenden Gesetze und 
Stärkung des Kausalitätssinnes führen. Der 
Zeichenunterricht soll mit Gegenständen be- 
ginnen und von Anfang an das „Gedächtnis- 
zeichnen‘ üben. Im Rechenunterricht wird 
empfohlen, dem Ausrechnen ein Abschätzen 
voranzustellen. Das letzte Schuljahr soll auf 


die Verhältnisse des bürgerlichen Lebens vor- 


bereiten und durch amtliche Berufsberatung 
für gelernte Berufe werben. Für die ‚‚Berufs- 
beratung für den Nachwuchs der Industrie- 
Facharbeiter‘‘ verlangt Thomae ‚(Schulrat 
des Gewerbeschulwesens Hamburg). bereits 
von dem Volksschullehrer mehr Einblick in 
das Berufsleben. Die Lehrstellenvermittlung 
soll einer amtlichen Berufsberatungsstelle über- 
tragen werden, die zunächst an. Hand von 
Personalbogen der _ Schule die allgemeine 
Eignung für den gewünschten Beruf beurteilt. 
Durch steten Verkehr mit den Arbeitgebern 
wächst ihre Leistungsfähigkeit. ‚‚Mittel zur 
Förderung des Angebotes und der Ausbildung 
des Nachwuchses für die Facharbeiter der 
mechanischen Industrie‘ behandelt Götte 
(Preuß. Gewerbeamt Berlin). Er empfiehlt 
u. a. Schaffung von Stipendien für Besuch 
von Schulen, Prämiierung von Gesellen und 
Meistern für besonders gute Ausbildung ihrer 
Lehrlinge. Betriebe; die eine eigene ' Lehr- 
werkstätte nicht unterhalten können, sollen 
sich mit gleichen zum Betrieb einer gemein- 
samen Lehrwerkstätte zusammentun, Eine 
solehe genossenschaftliche Lehrwerkstätte 
wurde in Siegen für Formerlehrlinge einge- 
richtet und bewährt sich bestens. Uber „Die 
gewerbliche Fortbildungsschule‘‘ und über 
„Die Lehrer der gewerblichen Fortbildungs- 
schule“ berichtet Kühne (Preuß. Landesge- 
werbeamt Berlin). Besonders erfreulich ist 
der’eingehende Bericht über ‚DieWerkschule‘‘, 
erstattet von Stolzenberg (Direktor derWerk- 
schule von Ludwig Loewe :& Co., Berlin). 
Unter den 68 Werkschulen Deutschlands be- 
finden sich solche von AEG, Bergmann, Isaria, 
Reiniger, Gebbert & Schall, S. u. H., SSW 
Berlin, SSW Nürnberg. Ausführliche Angaben 
über Kosten, Unterrichtspläne, Lehrkörper, 
Prüfungen, Jugendpflege sowie die Erfah- 
rungen, welche einzelne Firmen mit ihren 
Werkschulen gemacht haben, bringen ein 
außerordentlich wertvolles Material. Es folgen 
eine kritische Behandlung der hauptsäch- 
lichen Unterrichtsstoffe und Unterrichtsver- 
fahren, Vorschläge über Errichtung und Ein- 
richtung von Schulen, Lehrpläne und Lehr- 
mittel. Das nicht zu vernachlässigende Gebiet 
„Körperliche Ertüchtigung“ behandelt Diebow 


(Direktor der Landesturnanstalt Spandau)- 


Über „Praktische Durchführung der Lehr- 


lingsausbildung in der Werkstätte‘ berichtet. 


Utzinger (Oberingenieur der Robert Bosch 
A. G.). Auf Grund eines umfangreichen Frage- 
bogenmaterials empfiehlt er, die Leitsätze vom 
Jahre 1912 weiter bestehen zu lassen, und gibt 
zur Ergänzung derselben Anregungen. 
Schwarze (Regierungsbaumeister, Berlin) be- 
spricht ‚Das Lehrlingswesen der Preuß.-Hess. 
Staatseisenbahnverwaltung‘“. Frölich (Ge- 
schäftsführer des Vereins Deutscher Ma- 
schinenbau-Anstalten) ‚Die Gesellenprüfung der 
Industrielehrlinge‘“. Es wird empfohlen, in 
Ubereinstimmung mit dem Standpunkt von 
1912 an dem Verlangen einer Abschlußprüfung 
festzuhalten, -die vor Ausschüssen abzulegen 
seien, in denen industrielle Sachverständige 
entscheidend mitwirken. Zum Schluß be- 
handelt Gustav Wagner (Fabrikbesitzer) 
„Die Weiterbildung der Facharbeiter im Ma- 
schinenbau‘‘, die in Fortbildungswerkstätten 
erfolgen soll. So stellen die Einzelberichte 
führender Männer, welche ein umfangreiches 
Material zusammengetragen -und verarbeitet 
haben, wieder einen wichtigen Markstein in 
der Geschichte des_ deutschen technischen 
Schulwesens dar und werden fördernd auf das- 
selbe einwirken. Das eingehende Studium 
des Heftes muß jedem dringend anempfohlen 
werden, der an der Heranbildung des Lehr- 
linges in unserem Fach beteiligt ist. 
N J. Epstein.. 


Wörterbuch der Physik. Von Felix Auer- 
bach. Mit 267 Abb. X. u. 466. 8. in 8°. 
eu. wissenschaftlicher Ver- 
leger W.de Gruyter & Co., Berlin und Leip- 
zig 1920. Preis geb. 26 M. 

Die Aufgabe, ein handliches,-fachwissen- 
schaftliches Wörterbuch der Physik zu schaffen, 
ist bei dem gewaltigen Umfang dieser Wissen- 
schaft außerordentlich schwierig und daher 
wohl auch in neuerer Zeit nicht mehr in An- 
griff genommen worden. Im dieser Richtung 
wies 
Lücke auf, die der auch außerhalb seines 
engeren Fachkreises durch eine große Reihe 
zusammenfassender physikalischer Werke be- 
kannte Verfasser dieses kleinen Bandes in 


in einen ihm ferner liegenden 


leichtern. 


isher die physikalische Literatur eine 


glücklicher Weise, und zwar nach der Art 


etwa eines wissenschaftlichen Kompendiums 
ausgefüllt hat. Alle wichtigen physikalischen 


. Gesetze, meist mit einfacher mathematischer 


Formulierung, die Theorie, Begriffe, Größen, 
Apparate usw. sind in anschaulicher klarer 
Ausdrucksweise aufgeführt und mit zahl- 


reichen Abbildungen (die z. T. etwas im Druck 
gelitten haben und wie z. B. die Abb. 38 u. 39 
nieht ganz zutreffend sind) erläutert. Auch 


die neusten Forschungsergebnisse und An- 
schauungen sind bereits berücksichtigt. Die 
Darstellung ist so gewählt, daß nur verhält- 
nismäßig geringe Voraussetzungen gemacht 
werden, daß sich also nicht nur der Fachmann 


Physik kurz. orientieren kann, sondern z. B. 
auch der Ingenieur leicht und schnell Auf- 
klärung über physikalische Fragen finden“ 
wird, wie sie die Technik heutigen Tages so 
häufig bei dem engen Zusammenhang mit der 
Physik stellt. 


Physikalisches Wörterbuch. Von Prof. 
Dr. G. Berndt, Teubners kleine Fach- 
wörterbücher Bd: 3. Mit 81 Textabb. 
200 8. in 16° Verlag von B. G. Teubner, 
Leipzig und Berlin 1920. Preis 10 M. 


Fast gleichzeitig mit dem oben be- 


sprochenen Werk ist noch ein zweites physi- 
‚Kkalisches Wörterbuch erschienen, das in etwas 
geringerem Umfang und in mehr populärer _ 


Form neben der reinen auch die angewandte 
Physik behandelt. Die zahlreichen Stich- 
worte sind in knapper, aber durchaus klarer 
Form erklärt, wobei eine Reihe hübscher, an- 


schaulicher Abbildungen das Verständnis er- 
Die vielfachen Hinweise auf die 
physikalischen Zusammenhänge und Erschei- - 
nungen des täglichen Lebens machen seine 
Lektüre besonders anziehend und anregend. 


Es setzt ähnlich den Bändehen aus der 


Teubnerschen Sammlung ‚‚Aus Natur und 


Geisteswelt“ nur wenig Vorkenntnisse voraus 


und ist daher jedem, der sich für Naturwissen- 


schaften und Technik interessiert und damit 
befaßt, zu empfehlen. Auch der Techniker 
wird es häufig mit Nutzen verwenden können. 
Eine kleine Literaturübersicht am Schlusse 
des Bändchens gibt dem Leser einige Quellen 
an, die sich zu einem eingehenderen Studium 
der verschiedenen Gebiete der. Physik eignen. 
Dr. E. Merkel. 


„ 


3 


Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehallen.) 


Sonderabdrucke. 
Scientific Papers of the Bureau of Standards. 
1918. n EN 

Nr. 330. W. W. Coblentz, M. B. Longund H. Kah- 
ler. The decrease in ultra-violet and total radia- 
tion with usage of quartz mereury vapor lamps. 
Nr. 331. M.D. Hersey.- A relation connecting the 
derivatives of physical quantities. 


Nr. 334. E..R. Weaver und E. E. Weibel: New 


Gebiet der 


forms of instruments for showing the presence and 


amount of combustible gas in the air. 


Nr. 335. H. Scott. »Effect of rate temperature ; er 


change on the transformations in an. alloy steel. 
Nr. 336... P. D. Merica. 
inverse-rate method for thermal analysis. 


Nr. 337. P. D. Mercia, R:G. Waltenberg und 


J. R. Freeman. Constitution and metallography 
of aluminium and its light alloys with copper and 
' with magnesium. - 


Nr. 338: W. W. Coblentz und H. Kahler. Some 


optical and photoelectrie properties of molybde- 
nite. E : = 


A simplification of the 


_ 


Nr. 339. 'E. F. Mueller und H. A. Burgess. Stan- 


. dardization of the sulphur boiling point. 5 


Nr. 340. R.M. Wilhelm und J.L. Finkelstein. A- 


standardized method for the determination of soli- 


“difiecation points, especially of naphthalene and 
- paraffin. - : 
Nr. 341. J. M. Cork. Airplane antenna constants. 


Nr. 342. W. W. Coblentz und H. Kahler. Resre 


flecting power of stellite and laquered silver. 


Scientifie Papers of the Bureau of Standards. 
51910) ; | 


Nr. 343. R.L. Sanford und W.B. Kouwenhesen E%. 


Location of flaws in riefle-barrel steel by magnetic 


analysis. 


Nr. 344. W. W, Coblentz und H. Kahler. Spec- < 
tral photoelectrie sensitivity of silver sulphide and 


several other substances. 5 

Nr. 346. I R. Cain und E. Pettijohn. Oxygen 
content by the Ledebur method of acid bessemer 
steels deoxidized in various ways. 


Ni. 347. P..D. Mercia, R. G. Waltenberg und 


H. Scott. Heat treatment of Duralumin. 
Nr. 348. H. Scott und J. R. Freeman. Use of a 
modified Rosenhain furnace for thermal analysis. 


Kyuiee 


ee 


2) 


x 
3 


EN in 


N 


Anke 


7. Oktober 1920. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotechnischen 
Industrie. — Die Preisstelle hat in ihrer Sep- 
tembersitzung in Hannover beschlossen, die 
Teuerungszuschläge für eine große Reihe wich- 
tiger Erzeugnisse um 25bis 250 0/, zuermäßigen; 
insbesondere sind größere Abschläge bei Ma- 
schinen, Transformatoren und isolierten Lei- 
tungen eingetreten. Bei einer Anzahl anderer 
Fabrikate konnte ein Abbau nicht vorgenom- 
men werden, da die Materialpreise und z. 
T. noch gestiegene Löhne und Gehälter eine 
Preisermäßigung unmöglich machten. Ein 
Festhalten an den jetzigen Preisen ist nur dann 
durchführbar, wenn Eisenpreise, Löhne und 
Gehälter sich nicht erhöhen und die eingeführ- 
ten Rohstoffe durch eine Verschlechterung der 
deutschen Valuta keine weitere Verteuerung 
erfahren. Die Zuschlagsliste Nr. 34 (grün) der 
Preisstelle für Oktober 1920 enthält neben den 
Anderungen der Zuschläge eine ganze Reihe 
von Anderungen bzw. Ergänzungen in den 
Bestimmungen über die Berechnung der Zu- 
schläge bei den Nummern 1 bis 3, 10- bis 
2 17 bis 21, 22, 37, 38 und unter ‚,Verschie- 

eneg“. 


- Außenhandel. — Die am 23. IX. 1920 in 
Kraft tretenden neuen Sätze der Ausfuhr- 
abgabe (soziale Gebühr)!) für eine Reihe von 
elektrotechnischen Fabrikaten werden im 
„Reichsanzeiger‘‘ Nr. 214 veröffentlicht und 
sind nachstehend angegeben: 

Elektr. Bogenlampen, Quecksilberdampf- 
‘ lampen usw. (910a) 5%, Gehäuse für Bogen- 
lampen, Quecksilberdampflampen in Verbin- 
dung mit Glasglocken, Teile von Bogen- 
lampen (ausgen. Kohlenstifte) (910b) 5%, 

Schein werfer, lichtstreuende Reflektoren 
(9106) 5%, Metallfadenlampen (911la) 7%, 
Kohlenfaden-, Nernst- u. a. elektr. Glüh- 
lampen (911b) 7%, elektr. Vorrichtungen f. 
Beleuchtung, Kraitübertragung 1%, Bestand- 
teile 5%, elektr. Vorrichtungen f. Elektro- 
Iyse, Vorschalte- usw. Widerstände; sonstige 
elektr. Vorrichtungen 2%, Bestandteile 5%, 
Quecksilberumformer 5%, Isolationsrollen und 
-knöpfe, Spulen, Taster, Schalter und ähn- 
liche zur Isolierung dienende Montierungs- 
teile: aus Steingut und Porzellan ohne Verbin- 
dung mit anderen Stoffen und nicht als Be- 
standteile zerlegter elektrotechnischer Vor- 
richtungen ausgehend 5% (Isolationsglocken 
u. Isolatoren s. Nr. 733a), aus Glas, Ambroin, 
Hartkautschuk, Papiermasse, Harzzement 
oder ähnlicher Masse ohne Verbindung mit 
anderen Stoffen und nicht als Bestandteile 
zerlegter elektrotechnischer Vorrichtungen 
(912e) 8%, elektr. Vorrichtungen f. ärztliche 
oder zahnärztliche Zwecke; Bestandteile (912f) 
1%, elektr. Meß- und Registriervorrichtungen 
2%, Bestandteile 3%, elektr. Zählvorrich- 
tungen 3%, Bestandteile (912g) 3%, galva- 
nische Elemente, elektr. u. galvanische Bat- 
terien, Thermoelemente; Bestandteile 1%, 
Fahrzeuge, zum Fahren auf Schienengleisen 
bestimmt (912h) 3%: in und. ohne Verbin- 
dung mit Antriebsmaschinen, ausgenommen 
Dampflokomotiven, (913) 3%, Personenwagen ; 
Straßenbahnwagen für Personenbeförderung 
(9146) 3%, Wagen aller Art für Hänge- und 
ähnliche Bahnen (914d) 3%. 

Wie wir bereits auf S. 724 der „ETZ“ 


mitteilten, hat die Außenhandelsstelle der 
Elektrotechnik ein Merkblatt herausge- 
geben, in welchem diese ermäßigten Sätze 


gleichfalls enthalten sind. Wie wir hören, 
fanden am 22. IX. 1920 im Reichswirtschafts- 
ministerium Beratungen über die Änderung 
des Ausfuhrabgabetarifes statt. Es soll eine 
Staffelung der Abgaben erfolgen, 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 664, 724, 744. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


‚auf Steinkohlenrohteer und 


1920. 


welche Zu- oder Abschläge zu dem vom Reichs- 
wirtschaftsrat festgesetzten ermäßigten Tarif 
vorsieht; diese Zu- und Abschläge sollen, ent- 
sprechend einem Sinken oder Steigen der Mark 
und einer Besserung oder Verschlechterung der 
Ausfuhrverhältnisse und des Beschäftigungs- 
grades, der Industrie bemessen werden. 


WARENMARKT. 


_— 


Schrott. — Das Steigen der Schrott- 
preise hielt noch bis Anfang voriger Woche 
an. Seit dem 23. IX. scheint jedoch ein Still- 
stand in der Steigerung eingetreten zu sein. 
Die Preise gingen seit diesem Tage wieder 
zurück und halten sich augenblicklich etwa 
auf derselben Höhe wie in der Woche vom 
11. bis 18. IX. Es ist jedoch wahrscheinlich, 
daß die Preise im Laufe der nächsten Zeit 
weiter fallen werden, da eine Berechtigung 
der hohen Forderungen, wie bereits von uns 
erwähnt, z. Zt. keineswegs vorliegt. — Ter- 
entin. Frankreich und die Vereinigten 

taaten konkurrieren im Augenblick stark in 
Terpentinöl.- In Deutschland hat sich in den 
letzten Monaten die Verwendung von Tetralin 
weiter ausgedehnt, zumal es wesentlich billiger 
ist als die ausländischen Terpentinprodukte. 
Es kostet augenblicklich im Kesselwagen 
7,50 M/kg, in Fässern 7,95 bis 8 M ab Fabrik, 
im Gegensatz zu Terpentinöl, für welches in 
Anbetracht der gestiegenen Devisen z. 
bereits Preise von etwa 24 M bis 28 M/kg ver- 
langt werden. — Schellack. Im August hielt 
sich der Preis für T. N.-Schellack am Londoner 
Markt auf 675 s/cewt. Im Laufe der ersten 
Septemberwoche ging jedoch der Preis auf 
640 s/ewt zurück. — Harze. An den deutschen 
Harzmärkten ist die Stimmung infolge der 
Verschlechterung der Mark ziemlich fest. Aus- 
ländische Harze werden im Augenblick je nach 
Herkunft und Farbe mit 9,25 bis 10,75 M/kg 
ab Station notiert. — Gummi. Die Ausfuhr 
von Rohgummi aus Brasilien und Peru nach 
Europa belief sich im Mai d. J. auf 1 573 000 
Pfund gegen 2061 500 Pfund im Mai des 
vorigen Jahres. Am Londoner Markte konnte 
sich Gummi wieder eine Kleinigkeit erholen, 
und die Preise gingen bis zum 29. IX. wieder 
auf 1 s 83/, d/lb für Crepe 1. Sorte und 18364, d 
für sheets herauf. — Steinkohlenteer. Die 
beabsichtigte Gründung einer Außenhandels- 
nebenstelle für Steinkohlenteer und für Fein- 
erzeugnisse der Steinkohlenteerdestillation ist’ 
soweit vorgeschritten, daß die Bearbeitung 
der Anträge auf Ein- und Ausfuhr der in 
dieses Gebiet fallenden Erzeugnisse von der 
Geschäftsführung der Stelle übernommen 
wird. Die Zuständigkeit erstreckt sich u. a. 
Steinkohlenteer- 
öle aller Art. — Seide. Auf dem Rohseiden- 
markte in New York hielt die Preissteigerung 
bei ziemlich reger Kauflust weiter an. Die 
Preissteigerung auf dem Yokohamaer Markte 
hat dort bereits zur "Festsetzung von Mindest- 
preisen, u. zw. 1500 Yen/kg geführt. Auf 
dem italienischen Rohseidenmarkte hat sich 
die Nachfrage aus den Kreisen der Verbraucher 
wieder gesteigert, trotzdem die schwankende 
Valuta einem regen Geschäft hinderlich war. 


. Besonders groß war der Bedarf in as 
1 


und bald lieferbarer Ware, wie Organsin 19 

und Japan-Trame 26/30, und für Zwirngregen 
9/11 wurden bereits 400 Lire und für Web- 
gregen 11/13 Markenware 420 Lire/dz gezahlt. 
— Baumwolle. Am amerikanischen Baum- 
wollmarkte gingen in der letzten Woche die 
Preise wieder erheblich zurück. Anfang dieser 
Woche wurden in New York für Lokoware 
26 cts/kg notiert. Am englischen Baumwoll- 
markte herrscht eine ziemlich starke Baisse. 
In Bremen war das Geschäft zu Anfang der 
vorigen Woche ziemlich lebhaft, wurde aber 
durch das Steigen der deutschen Mark im 


Heit #0. 


803 


Laufe der Woche schleppender. ‘ In der Hoff- 
nung auf eine weitere Besserung der Mark 
hielten die Spinner mit Käufen sehr zurück, 
so daß der Umsatz in den letzten Tagen nur 
gering war. Am 28. IX. wurde für amerika- 
nische Baumwolle fully middling, good colour 
and staple loco 47 M/kg notiert, während am 
25. IX. noch 54,50 M/kg notiert wurden. — 
Hanf. In Italien wird die neue Hanfernte be- 
reits in gewisser Menge auf den Markt ge- 
bracht, doch halten die Eigentümer noch mit 
Verkäufen zurück. Eine Partie neuen Hanfs, 
feinster Sorte zum Kämmen wurde bereits 
mit 1300 Lire/dz bezahlt. Für gute Qualität 
Binfdadenhanf werden 1250 Lire/dz ver- 
langt. — Metallpreise. Die Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolyt- 
kupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner 
Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich 
ab Lager in Deutschland) lauten in M 100 kg: 


Metall | 1ER“ | 28. IX. 
Elektrolytkupfer (wire 
bars), prompt, cif Hamburg, 

Bremen, Rotterdam . £ 2621 2598 


Raffinadekupfer 99/99,30%/, 12050—2100 2000—2050 


Originalhüttenweichblei 725-735 | 700—720 
Originalhüttenrohzink, 

Preis im freien Verkehr . | 940-950 | 920-930 
Plattenzink (remelted) von 

handelsübl. Beschaffenheit | 625—635 | 610-620 


Originalhüttenaluminium 
98/990/, in einmal gekerb- 
ten Blöckchen . ... 
dsgl. in Walz- oder Draht- 
barren EEE 

Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- 


3200 — 3300 3200-—3300 


3450— 3500 3400—3500 
6150—6200 6125—6200 


Hüttenzinn, mind. 9909 . 15900— 6000 6050 
Reinnickel 98/99), . . 14400 — 4500. 4400— 4500 
Antimon-Regulus . . . 900—925 ı 9U0—925 


Silber in Barren rd. 900 fon 


für-Ikg.fein . ..... 1460 — 1480| 1420— 1450 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach „Mining Journal‘ am 24. IX. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: 


£&, 8..d Era Fa 
*Kupfer: best selected „ 106 O0 O bis107 0 0 
* hs elaetrolyt:. 12 0 0O „18.0.0 
r wire bars 5... 11722020 ,.1182020 
RT standard,Kase 95 15 0 „ 96 00 
Wr = #8. Mon.. ı 97.5-.03..2.97-10. .0 
Zinn: standard, Kasse . I6313.=07 7, 2690770 
R „ .8Mon . 274 .0°0.,2974°5.0 
; siraite 0.0.0: 0.5, 2/0192 08 271 10540 
Blei: span,oder nichtengl. 
Weichblei,».2. 2.2734. 17062 „352.02 0 
»„..gew. engl. Blckblei 3700, — — — 
Zink: gew. Sorten... . 49176 „41176 
£ remelted . ... . 3500, -— — 
E engl. Swansea 414100, - — — 
Antimon: engl. Reg. .. 52/55 £ net. 


Aluminium: 98 bis 990/, 165 £ (Inland); 

185 £ (Export). 
Nickel: 98 bis 990/, gar. 230 £ (In- u. Ausland), 
Quecksilber: nom, für 

die 75 Ibs.-Flasche. .. 18 £. 


Platin: je Unze nom... 620 8. 


In New York notierte Elektrolyt- 
kupfer am 30. IX. 1920 loko 18,75 cets/lb. 


* Netto. 


10 s. 


Bezugsquellennachweis. 
“ Frage. 38. Wer liefert 0,3 mm starke, 
einseitig mit Papier beklebte Dynamobleche ? 
Frage 39. Wer liefeıt Porzellanböden und 
-deckel für elektrische Dosenschalter ? 
Frage 40. Wer liefert einpolige Aus- 
schalter, Sockel und Deckel aus Isoliermaterial, 
im Deckel mit den Nummern 3850/1100? 


Abschluß des Heftes: 2. Oktober 1920, 


Zuschlagsliste Nr. 34 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für Oktober 1920. 
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die 


Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


Diese Zuschlagsliste (grün) Nr. 34 gilt für den Monat Okt.ober 1920 für 
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis- 
rundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf- 
trägen mit den bis 31. XII. 1919 giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu- 

1 Für die Berechnung 1 
zuschläge gilt für Aufträge, die vom 1. X. 1920 ab eingegangen sind, 


stelle erhöhten 
schlagsliste Nr. 34 A maßgebend. 


folgende Formel: 


1. Der Preisstichtag liegt um die in Spalte A der Teuerungszuschlagsliste 
enannteFrist vor dem Liefertag (A-Frist); ist der Teuerungszuschlag am | 4. 
Stichtag niedriger als der Teuerungszuschlag zwei } 
Für Isolierrohr und verbandsmäßiges 
Zubehör (Zeile 61 bis 66) gelten die Bestimmungen des Iro-Verbandes. b. 
2. Soweit in Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird, wenn | 6. 
innerhalb dieser Frist geliefert wird, der am Bestelltag geltende Preis 


stellung, so gilt der letztere. 


berechnet. 


der Teuerungs- t 
in der 


3. Abweichend von den Bestimmungen unter 1. wird bei Dampfturbinen 
und Zubehör (Zeile 10 bis 13), Bahnmaterial (Zeile 17 bis 21), Maschinen 
über 100 kVA (bezogen auf 1000 Umdr/min und cos g=1) und Zubehör, 
Transformatoren über 100 kVA und Apparate für 15000 V und mehr 
bzw. ApRarae der Verbandsserie III und höher der Teuerungszuschlag 

eise ermittelt, daß die Summe der in den Monaten vom Tage 


der Bestellung bis zum Tage der Lieferung festgelegten Teuerungs- 


Monate nach Be- 
werden kann. 


zuschläge durch die Anzahl dieser Monate geteilt wird. \ 
Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist, 
daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt 


Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzurechnen. 
Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 15 Monate vereinbart 
wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 40. 


1) Vgl. Satz 3 der vorstehenden Berechnungsformel. 


804 
Für 
De Te Ersatz- 
us- er A-Frist B-Frist 
Gegenstand führung führane 
Zuschlag | Zuschlag | Mo- | Mo- 
%, % nate | nate 
Generatoren, Motoren, Umformer 
und Drehtransformatoren, soweit 
nicht für Sonderausführungen Zu- 
schläge in der Liste aufgeführt sind. 
1. bis 20kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) 550 550 
2. über 20 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um- 1 2 
drehungen) . 600 600 
3. über 100 kW (bezogen auf 1000 Umdre- 
hungen) se ae 670 670 1) 2 
Sonderausführungen. 
4. "Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . 550 550 : 
- 5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi- 
nen . 460 460 
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, 1 b) 
Entstäubungspumpen und Kompressoren 540 360 : 
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . 410 260 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, re 
Motorschleifen, Motortragen, Motorwagen 370 320 
Dampfturbinen. 
10. Turbosätze, bestehend aus: 2 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit 
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon- 
densationsanlagen . 2 e 465 —_ : 
b) Turbokompressoren der More 
bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf- 
turbinen und Kondensationsanlagen . 425 —_ 1) 2 
11. Turbogeneratoren allein. . . . 530 _ - 
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbo- 
kompressoren und Turbogebläse allein. 375 _ i 
13. ‚Kondensationsanlagen und Wärmeaus- 
tauschapparate allein . . . 2 2... 500 _ 
Zubehör zu Maschinen. : 
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-, Web- 
stuhl-, Sterndreieck-Schalter . 360 360 
15. Kran- und Aufzugsapparate, Schützen- 
steuerungen . „ . ee ? 
16. Gleitschienen, Verankerung 5 420 420 1 2 
16a. Riemenscheiben, Kupplungen, Zahnred- 
vorgelege So eier ag he 550 550 
Bahnmaterial. 
17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen 590 590 : 
18, Fahrschalter und Stromabnehmer für 
Bahnen. . . 540 540 
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen 
für Straßenbahntriebwagen und mit elek- 
trischer Bremse versehene Anhängewagen, 
ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
vollständige elektr. Ausrüstungen von 
elektr. Lokomotiven für Bergbau u. In- 1) 2 
dustrie . Di re 570 570 
20. Vollständige "elektrische Ausrüstungen 
- von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- 
Triebwagen, einschl. Montage . . . 580 —_ 
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau a 
und. -Industrie 2 m. we, 520 520 - 
Transformatoren und GerBeehen 
22. Transformatoren . . ae 470 420 
23. Gleichrichter mit Glaskörper, Eeascht: 
Zubehör , . EEE 470 470 
93a. Ersatz- Glaskörper SH 50 50 12) 2 
24. Gleichrichter mit Eisenkörpen, einschl. ; 
Zubehör... u. ae her; 670 670 
- Schaltapparate 8 Mas für 
Schaltanlagen. 
25. Hebelschalter, Erdschluß- und oh 
tungsanzeiger, Instrumenten- und Kurbel- 
Umschalter, soweit nicht in Gufgehäuse 490 = 
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl- 
füllung und nicht in Eisen- oder Gußge- 
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 520 => 
27: Niederspannungs- Sorten und Röhren- 
Sicherungen für Schalttafelbau. . . . 550 = 
272.Schmelzeinsätze für ee 
Sicherungen . . . Bike 550 550 
28. Hochspannungs-Trennschalter, "Mast- 
trennschalter, Streckenschalter, soweit 
nicht für Öl. ERNA BAER 600 600 
29. Hochspannungs- Sicherungen, arhierte 
Stützen u.armierte Wanddurchführungen 550 480 
29a.Schmelzeinsätze für Hochspannungs- R 
Sicherungen. . Kar SE 550 550 
30. Freileitungs-Hörnerschalter R 600 600 1 2 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklem- 
men). . 600 600 
32. Ölschalter (ohne ön, einschl. Hilfsappa- 
rate . . 5 123 520 460 
83. (herspanmundge- -Schutsvorrichtungen 
(außer Schutz- u. Erdungsdrosselspulen) 520 460 
84. ‚Schutzdrosselspulen . . . ». 2... 540 480 
85. Erdungsdrosselspulen . . erde 520 460 
86. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen 
Schaltern . . . 2 ER 520 — 
87. Gerüste u. Platten für Schallanleees mit 
zugehörigen Sammelschienen, Verbin- 
dungsleitungen und Kleinmaterialausschl. 
Instrumente und Apparate, aber einschl. h 
Zusammenpassen beim Lieferer. . . . 520 460 


7. Oktober 1920. 


n Für 
P ee | Ersatz- 
; : Aus- metall- 
Gegenstand [führung | a 
jr Zuschlag | Zuschlag 
% % 
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte 520 == 
39. Schaltapparate u. Schaltgruppen in Guß- 
gehäuse. run ee en 520 520 
Meßapparate und Zubehör. 
41. Meßinstrumente . . . en 400 =; 
42. Zähler sowie deren Verpackung en —_ 400 
43.:Meßwandler: Su name, 700 == 
Installationsmaterial. - 
44. - Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 320 280 
45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel, 
‚ Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw. 
Paßschrauben und Kontaktschrauben, 
Größe I und Il (Klein- und Normal-Edison- : 
i : Gewinde) . .. 270 230 
:46. Wie 45, ae "Größe IT Br V (Groß- 
Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 300 260 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 
zum BinEB ob ea an (Sie- 
mens) . . 570 500 
48. Patronen zum RlesbalzenSiähordnee 
system (Siemens) . .- 240 210 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) = 
und Patronen zum Keilkontakt-Siche- 
rungssystem (Siemens). . . .... 250 220 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit 
nicht in Gußgehäuse . 350 300 
5l. Freileitungs- und Hausanschluß- Siöhe- i 
rungen, Freileitungs-Armaturen bis 600 
. Volt,: soweit nicht in Gußgehäuse . 350 300 
52. Zählertafeln, armiertt . . 330 290 
53. Drehschalter, Steckdosen und "Stecker, 5 
soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan- : 
Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen, 
-Kabelschuhe und Verbinder u. dergzl. 350 300 
54. Installationsmaterial in Gußgehäusen und : 
gußeisernes Installationsmaterial . . . 420 420 
55. Metallfassungen, Schalenhalter, ‚Nippel 

- und dergleichen . 360 310 

56. Glühlichtarmaturen, einschl. wasserdich- 

ter Fassungen, und Handlampen . .- 360 310 
60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. 

der zweiteiligen Stöpsel aus Gruppe 45 3 

undAbV a er EEE 425 = 
Isolierrohr und verbandsmäfßiges Zu- | 

behör. ? 

61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) REES — — 
62. Verzinkte Eisenrohre —_ —_ 
63. Feinzinkrohre (kein- verzinktes Eisen- 

blech) ur a Sr er — — 
64. Messingrohre . _ — 
65. Papierrohre mitStahlpanzerschutz (Stahl- 

panzerrohre) . . _ —_ 
66. Schwarze Papierrohre- ohne. Metall- 

mantel mit: Muffe... . 2... —_— _ 
Glühlampen. 
68. Glühlampen jeder Art (ausschl. Heiz- 

lampen): Auf die ab 28.1. 1919 gelten- 

den Preise 3. ...-. RER 250 250 
Telegrapbie und ne 
69a. Apparate für Haustelegraphie (Wecker 

Tableaus, Kontakte, Zubehör) , . . — = 
69%. Hausförnsprech- Apparate für: Baktarie- 

anruf und einfache Induktor-Apparate 450 450 
69 e. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an 

Zentralumschalter und öffentliche Fern- r 

sprechnetze. . . 450 450 
69d. Zentralumschalter u. Antsemzrichfüngen 450 450 
69e. Wasserdichte Signal- und Sue 

Apparate. . . BER ee 450 450 
69f. Apparate für Telögraphie DEE Se ie 450 450 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . . 125 _ 
71. Stöpselschnüre (Privattypen). . . . . 250 _ 
72. Apparatschnüre (Privattypen) . . . ." 200 _ 
Bogenlampen und Zubehör. 
73. Bogenlampen und Armaturen für allge- 

. meine Beleuchtungszwecke . . IE 400 — 
74. Bogenlampen für technische Zwecke. : 400 — 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für | . 

Heer, Kriegs- und en... Sn 400 — 
16. Widerstände 2 ne ...55, ar 450 450, 
77. Aufhängevorrichtungen. . » . 2... 400 ° 400 
78. Leitungskupplungen . . Er 400 — 
79. Transformatoren und Drosselspulen ee 470 — 
Gummifreie ee He. 
80. Normalplatten . . . a ET 300 — 
81. Zählertafeln, unarmiert . TE 300 — 
82. Isoliergriffe . . . iz 400 — 
83. Armierte Anschlußklemmen SER 350 300 
84. Preßteile, ausschließlich dervorgenannten 
; (unarmiert bzw. ohne Mitlieferung von 

Armjerungstelen) u Kenia ve, 300 == 
Verschiedenes, ; 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Inn 


mindestens aber 1000M für 100 kg ohne Faß. 
Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) { 


2) Bei Zeile 22 vgl. auch Satz 3 der vorstehenden Berechnungsformel. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin, — Verlag von JuliusSpringer in Berlin, 


500%, Zu- 
schlag 


0 % nn 
0) et 
0 
1 2 
0 ee 


0 = 
wie veıpackte 
KabnEngS 


En 


IIWERTN 


‘Elektrotechnik eröffnet. 


- Verhandlung stehende Fragen dienten. 


Elektrotechnische Zeitschrift 


805 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 14. Oktober 1920. 


XXVI. Jahresversammlung 


des Verbandes Deutscher Elektrotechniker 


in Hannover. 


‚Die vom 23. bis 27. September d. J. in 
Hannover abgehaltene Jahresversammlung des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker bildete 
den Mittelpunkt der vom 22. bis 29. September 
in Hannover veranstalteten ‚‚Elektrischen 
Woche‘ und wies daher trotz aller Reiseunbil- 
den die ungewöhnlich hohe Besuchsziffer von 
1050 Teilnehmern, worunter etwa 200 Damen, 
auf. Das Programm bot viel des Anregenden, 


sowohl in inneren Verbandsangelegenheiten,. 


als auch Vorträgen und Besichtigungen, so daß 
es manchem Teilnehmer schwer gefallen sein 
wird, der gleichfalls wohl ausgefüllten Tages- 
ordnung der anderen, zur „Elektrischen Woche‘ 
gehörigen Vereine die ihr gebührende Aufmerk- 
samkeit zu widmen. - 
Nachdem am Donnerstag, den 23. IX. 
vormittags der Vorstand und nachmittags der 


Ausschuß ihre üblichen, geschäftlichen Ange- 


legenheiten dienenden, Sitzungen abgehalten 
hatten, erfolgte am Abend desselben Tages die 
für alle Teilnehmer der ‚„Elektrischen Woche‘ 
gemeinsame Begrüßung im Festsaale und Bür- 
gervorstehersaale des alten Rathauses. Trotz 
des ungeheuren Andranges herrschte bei dieser, 
von der Elektrotechnischen Gesellschaft Han- 
nover sorgfältig vorbereiteten, Veranstaltung 
die fröhliche Stimmung der Zusammengehörig- 
keit und des von gleichen Interessen getragenen 
Gedankenaustausches. Geheimrat Prof. Dr. 
Kohlrausch, Hannover, hieß im Namen der 
Elektrotechnischen Gesellschaft Hannover die 
Tagungsteilnehmer willkommen und sprach den 
Wunsch aus, es möchte trotz der Ungunst der 
Zeiten die Verbandstagung von derselben guten 
Stimmung getragen werden, wie vor 21 Jahren, 
als sie schon einmalin Hannover stattfand. 


Die erste Hauptversammlung wurde 
tags darauf, am Freitag, den 24. IX, im 
Festsaale des alten Rathauses vom Veıbands- 
vorsitzenden, Dr.-Sng. Voigt, Kassel, mit 
einer Ansprache und dem bei dieser Gelegen- 
heit üblichen Rückblick über die Arbeiten 
des vergangenen Jahres auf dem Gebiete der 
Redner wies auf die 
große Aufgabe hin, die Industrie leistungsfähig 
zu erhalten, wozu die wichtigen Arbeiten der 
Normung und Typisierung sowie weitere Ze 

ie 
hier zum ersten Malin der Geschichte der deut- 
schen Technik vollzogene Zusammenfassung 
der ganzen elektrotechnischen Intelligenz und 
Industrie zu einer ‚„Elektrischen Woche‘ sei 


- ein glücklicher Gedanke, der diese Arbeiten we- 


sentlich erleichtere. Die Elektrotechnik werde 
das in sie gesetzte Vertrauen rechtfertigen. 
Da die bei dieser Gelegenheit sonst üb- 
lichen Ansprachen der am Sonntag, den 26. IX. 
anberaumten Hauptversammlung der „Elek - 
trischen Woche‘ vorbehalten waren, konnte 
sofort zum ersten Vortrag geschritten werden. 
Für denselben war das zur Zeit wichtige Thema: 
„Flußwasserkräfte und Elektrizitäts- 
versorgung‘“ gewählt, und der auf diesem 
Gebiet hochangesehene Fachmann, Ministerial- 


-direktor Dr.-Sng. Sympher, Berlin, gewonnen 


worden. Dieser Vortrag ist bereits veröffent- 
licht worden !), doch seien seine Hauptgesichts- 

unkte zur Vervollständigung des Gesamtbildes 
u Verhandlungen des Verbandstages hier kurz 
zusammengestellt. Redner begrenzte den Ge- 
genstand seines Vortrages auf schiffbare Flüsse. 
Mangels großer, an einer Stelle zusammenge- 
faßter Wasserkräfte sah man sich zu besonderen 
Wasserbauten gezwungen, die aber trotz der 
hohen Anlagekosten es doch nieht ermöglich- 
ten, die jeweilig vorhandene Leistung dem 
Kraftbedarf anzupassen. Ausgleich konnte nur 
durch Dampfaushilfe beschafft werden. Die 
Ersparnis an Brennstoffen hielt den doppelten 
Anlagekosten nicht immer die Wage. Darin 
habe nun das ‚Gesetz betreffend die Soziali- 
sierung der Elektrizitätswirtschaft‘‘, dem man, 
sachgemäße Ausführung vorausgesetzt, in der 


ı) „ETZ* 1920, S. 745. 


Hauptsache zustimmen könne, eine Wendung 
herbeigeführt, indem es eine restlose und gün- 
stige Verwendung der gesamten, von einer 
Stauanlage zu gewinnenden Flußwasserkraft 
ermöglicht. Dazu kämen die hohen Brennstoff- 
kosten und die Notwendigkeit, den in Deutsch- 
land vorhandenen Kohlenvorrat zu schonen. 
Auf Grund dieses Gesetzes könne man sich das 
Bild machen, daß das Reich in absehbarer Zeit 
von Hochspannungsleitungen überzogen sein 
-wird, dem alle öffentlichen Elektrizitätswerke 
angeschlossen sind. Das Reich und die Gesell- 
schaften würden in der Lage sein, die in den 
einzelnen angeschlossenen oder sonst zur Lie- 
ferung von Strom zugelassenen Werken er- 
zeugte Arbeit in das gemeinsame Netz aufzu- 
nehmen und ausgleichend zu verteilen. Das sei 
für Wasserkraftanlagen und besonders für Fluß- 
kraftwerke von entscheidender Bedeutung; in 
diesem gemeinsamen Starkstromnetz, das eine 
große Zahl bedeutender Wärmekraftwerke ein- 
schließt, würden alle von jenen erzeugten 
Kräfte untergebracht werden können, und be- 
sonderer Dampfaushilfswerke für Wasserkraft- 
werke :bedürfe es dann nicht mehr. Redner 
ging dann in großen Zügen die Wasserkräfte 
der einzelnen Bezirke Deutschlands durch und 
teilt mit, daß eine genaue Ermittlung aller in 
schiffbaren und nichtschiffbaren Flüssen ein- 
schließlich der Talsperren zu gewinnenden 
Wasserkräfte Deutschlandseingeleitetsei. Ohne 
dem Ergebnis vorgreifen zu wollen, glaube er, 
sagen zu können, daß insgesamt auf 10 Mil- 
liarden kWh gereehnet werden kann, d.h. 
auf etwa den vierfachen Betrag der im Jahre 
1912 von den öffentlichen Dampf-Elektrizitäts- 
werken abgegebenen Menge. Daneben werde 
die Schiffbarmachung der Flüsse verbessert 
und das Wasserstraßennetz fast kostenlos in 
ungeahnter Weise ausgebaut. Nurein Bedenken 
schwerwiegender Art bleibe bestehen. Die 
hohen Baukosten belasten die Stromerzeugung 
bis zum Ablauf der Tilgungsfrist miterheblichen 
Zinsen und Tilgungsbeträgen. Da aber wohl 
auf lange Zeit hinaus mit hohen Brennstoff- 


preisen zu rechnen sei, könne das nicht so sehr. 


ins Gewicht fallen. 

In der Aussprache zu diesem Vortrage, 
den Geh. Baurat Block noch nach der ma- 
schinentechnischen Seite hin ergänzte!), wurde 
zum Ausdruck gebracht, daß die Unterbringung 
so hoher Strommengen irgendwelche Befürch- 
tungen nicht rechtfertige, da der Ausbau der 
Wasserkräfte langsam erfolge, und daß bei 
Verbilligung der Kohle die Wasserkraftwerte so 
weit abgeschrieben sein müßten, daß diese 
Werke wirtschaftlich arbeiten. Im besonde- 
ren wies Geheimrat Klingenberg darauf hin, 
daß je teurer die Kohle, um so wirtschaftlicher 
die Wasserkraft selbst bei hohen Baukosten 
werde, weil beim Dampfbetrieb die Kohle im 
Baustoff und als Betriebsstoff, beim Wasser- 
kraftwerk aber nur im Baustoff erscheine. 

Als Nebenstück zu diesem lehrreichen 
Vortrage war in der Kuppelhalle des Rathauses 
eine Ausstellung von Zeichnungen und 
Liehtbildern von staatlichen, kommunalen 
und privaten Wasserkraftanlagen veranstaltet 
worden. Darin waren unter anderen das Baye- 
rische Staatsministerium mit Studien über die 
vorhandenen und in absehbarer Zeit ausnutz- 
baren Wasserkräfte Bayerns, sowie mit Plänen 
der beiden im Bau befindlichen staatlichen 
Werke am Walchensee und an der mittleren 
Isar, das Preußische Ministerium der öffent- 
lichen Arbeiten mit zahlreichen Plänen der 
staatlichen Wasserkraftwerke und das Städti- 
sche Tiefbauamt Hannover mit einem Modell 
eines Kraftwerkes vertreten. 

Der restliche Teil der ersten Hauptsitzung 
war geschäftlichen Angelegenheiten gewid- 
met. Generalsekretär Dr.-ng. Dettmar gab 
seinen ‘Jahresbericht über die Arbeiten des 
Verbandes seit der letzten Hauptversamm- 
lung ?). Die Unsicherheit der politischen Lage, 
welche die Arbeit der Kommissionen vor der 
Jahresversammlung in Stuttgart (1919) noch 
sehr eingeschränkt hatte, habe auch noch auf 
die erste Hälfte der jetzigen Berichtszeit zu- 
rückgewirkt; erst in der zweiten konnten die 


1) „ET7Z“ 1920, 8. 765. 
2) „ETZ“ 1920, S: 719: 


Heft 41. 


Kommissionen ihre volle Tätigkeit entfalten. 


Der Vorstand hielt 4, der Ausschuß 1 und die 
Kommissionen und Unterkommissionen 198 
Sitzungen (bisherige Höchstziffer 1913/14 116) 
ab. Der auf Grund des Stuttgarter Beschlusses 
eingesetzte Ausschuß aus Vertretern aller be- 
teiligten Fachverbände hatte zu dem Gesetzent- 
wurf betr. die Sozialisierung der Elektrizitäts- 
versorgung ein Gutachten und Vorschläge aus- 
gearbeitet; diese fanden indes regierungsseitig 
ebensowenig Beachtung, wie in dem im Früh- 
jahr 1920 gebildeten Elektrizitätsbeirat aner- 
kannte Vertreter der deutschen Elektrotechnik 
Aufnahme gefunden hätten. Erst der neue 
Reichsschatzminister habe in Aussicht gestellt, 
daß neben .dem Beirat noch Sachverständige 
gehört werden sollten. Die freundschaftlichen 
Beziehungen- des Verbandes zu anderen Ver- 
einen und Verbänden wurden weiter gepflegt 
und entwickelt. Der Bericht gedachte weiter 
der Mitwirkung des Verbandes an der Schieds- 
gerichtsordnung, der Gebührenordnung der 
Architekten und Ingenieure, in dem Deutschen 
Ausschuß für technisches Schulwesen, dem 
Ausschuß für Einheiten und Formelzeichen 
(AEF), dem Ausschuß zur Erforschung elek- 
trischer Unfälle und an der Technischen Not- 
hilfe. Die in den letzten Jahren mehrfach not- 


| wendig gewordenen Änderungen der Verbands- 


satzung ließen eine völlige Neubearbeitung ange- 
zeigt erscheinen, die dem Verbandstage vor- 
gelegt wird. Eine wichtige Neueinrichtung 
wurde in der demnächst in Tätigkeit tre- 
tenden Prüfstelle des Verbandes zum Ab- 
schluß gebracht. Sie hat die Aufgabe, Waren der 
Elektroindustrie aufihr Verhältnis zu den VDE- 
Bestimmungen hin zu prüfen und wenn letz- 
tere erfüllt sind, mit einem eingetragenen 
Verbandszeichen zu versehen , Nach dem 
eingehenden Bericht über die Arbeiten der 
einzelnen Kommissionen teilte der General- 
sekretär u. a. noch mit, daß z. Zt. 25 solcher 
Kommissionen bestehen und die Zahl der Mit- 
glieder des Verbandes 6341 (5695 1. J. 1919 und 
60111. J. 1914) beträgt, die sich auf 22 Einzel- - 
vereine verteilen. 

Der Nachmittag des ersten Verhandlungs- 
tages war verschiedenen Besichtigungen be- 
deutender Werke und Anlagen der Hannover- 
schen Industrie vorbehalten. Da die Straßen- 
bahnen seit Wochen wegen Streiks stillagen, 
standen für die zahlreichen Teilnehmer zu den 
teilweise ausgedehnten Wegen Kraftwagen 


‚aller Art bereit. 


Die zweite Verbandsversammlung am 
Sonnabend, den 25. IX. wurde durch einige 
geschäftliche Angelegenheiten eingeleitet. Die 
in dem Bericht des Generalsekretärs angekün- 
digten Satzungsänderungen wurden vorgelegt 
und genehmigt. Danach beläuft sich u. a. der 
Mitgliedsbeitrag für die persönlichen Mitglie- 
der auf 70 M für 1921. Es folgten die Wahlen 
zum Vorstand und Ausschuß. An Stelle des 
in den Ausschuß übertretenden Geh. Baurat 
Zell wurde Direktor Scholtes in den Vor- 
stand gewählt. Als Ort der nächstjährigen 
Hauptversammlung wurde Essen gewählt. 

Die Versammlung ging nunmehr zum 
Hauptthema des Verbandstages: Schutzvor- 
richtungen und Betrieb von Groß- 
kraftübertragungen über. Es wurde seitens 
des Geh. Baurat Prof. Dr. Klingenberg durch 
eine vorzügliche Übersicht eingeleitet. Redner 
wies darauf hin, daß es gelte, die Sicherheit 
gekuppelter Hochspannungssysteme zu _er- 
kunden. Solche dienen zur Verbindung einer 
größeren Anzahl von Kraftwerken in der Weise, 
daß Stromerzeugung und Abnahme beliebig 
miteinander vertauscht werden können. Beim 
Bayern werk seien die große zusammenhängende 
Länge und die Ringform des Netzes charakte- 
ristisch. Es handle sich um Schutz gegen Über- 
ströme, Überspannungen, Wanderwellen, 
Schwachstrombeeinflussungen, um Regelung 
des Leistungsfaktors und um bestmögliche 
wirtschaftliche Ausnutzung des Leitungsma- 
terials. Die am Bau des Bayern werkes beteilig- 
ten Firmen haben, da die Anlagen vertragsge- 


1) Hierüber machte Dr. Dettmar in der gemeinsamen 
Sitzung der Blektrischen Woche weitere eingehende Mit- 
teilungen, über die bei Gelegenheit der „Elektrischen 


| Woche“ berichtet werden wird. 


806 


mäß dem heutigen Stande der Technik ent- 
sprechen müssen, eine Hochspannungskommis- 
sıon gebildet, deren Aufgabe es sei, diesen Stand 
Selbst 
das Reich als größter Besteller könne über diese 
Geheimrat Klin- 
genberg unterstrich auch seinerseits nochmals 
die bereits vom Generalsekretär gerügten Feh- 
ler der Regierung, beim Erlaß des Elektrizitäts- 
gesetzes die Sachverständigen ausgeschaltet zu 
haben. Nur durch die, jetzt vom neuen Reichs- 
schatzminister zugestandene Anhörung solcher 
könne in technischer und wirtschaftlicher ‘Be- 
ziehung aus dem laienhaft aufgebauten Gesetz 


in öffentlichen Berichten festzustellen. 


Erfahrungen nicht verfügen. 


etwas Ersprießliches herauskommen. 


Oberingenieur F. Schrottke, Berlin, be- 
über 
Großkraft- 


handelte darauf in ‚seinem Vortrage 
Schutzeinriehtungen der 
übertragungen die Schutzfrage im einzelnen. 


Er griff, um den heutigen Stand der Technik zu 
zeigen, die vier wichtigsten Schutzeinrichtun- 


gen heraus, u. zw. den Schutz gegen Uberspan- 
nungen, Fehlerstrom, Fernwirkung und Lebens- 
gefahr. Für den Überspannungsschutz sei die 
äußere und innere Isolierung maßgebend, doch 
könne man lediglich mit Verstärkung der 
Isolierung ohne jede Schutzvorriehtungen auf 
die Dauer nicht auskommen. Bei den Mitteln, 
die beim aussetzenden Erdschluß zur Ver- 
wendung kommen können, machte Redner die 
Versammlung mit dem von R. Bauch ange- 
gebenen Löschtransformator bekannt. Der 
Bericht behandelte den umfangreichen Stoff 
im übrigen in so gedrängter Fassung, daß auf 
ihn selbst verwiesen werden muß). 

Über den zweiten Teil des Hauptthemas, 
die Großkraftübertragung, sprach Ober- 
ingenieur Troeger, Berlin. Bisher seien in 
Deutschland an 100 kV-Leitungen etwa 
2150 kmim Bau bzw. zur Ausführung bestimmt. 
Sie entsprächen 4000 km Einfachleitung. Da- 
von seien indes nur 50 kmin rein privatem Be- 
sitz, während auf das Reich 26,6%, den Baye- 
rischen Staat (Bayernwerk) 47,9%, und den 
Sächsischen Staat 6,8% entfallen. Das Reich 
hat der Frage der Stromart für die unsere Ge- 
samtverhältnisse maßgebend seien, genau zu 
prüfen. Es sei fraglich, ob Drehstromübertra- 
gung richtig wäre. Für die endgültige Bestim- 
mung der Grenzspannung seien die niedrigsten 
Fortleitungskosten für die abgegebene Kilo- 
wattstunde ausschlaggebend, was sich, da die 
Großkraftübertragung sich innerhalb der 
Grenzen Deutschlands halte, ermitteln lasse. 
Sie berechne sich annähernd zu 200 kV. 

Den beiden, das Hauptthema behandeln- 
den Vorträgen, folgte eine lebhafte Aussprache, 
in der Prof. Dr. Petersen für einen höheren 
Sicherheitsgrad der Generatoren und Trans- 
formatoren, als er den z. Zt. gültigen Verbands- 
vorschriften entspricht, eintrat. Dr. Roth, Ba- 
den (Schweiz), machte über die von Brown, 
Boveri & Cie. gewonnenen Erfahrungen ein- 
gehende Mitteilungen. Biermanns, Görges, 
Vogelsang, Bendmann, Bußmann und 
andere Redner berichteten über ihre Beobach- 
tungen und Erfahrungen in der Schutzfrage. 

Am Nachmittag des zweiten Verbands- 
tages kamen zunächst drei Gegenstände aus der 
Schwachstromtechnik zum Vortrage. Dr.-Ing. 
Graf Arco.sprach über „Die Drahtlose 
Nachriehtenübermittlung für Über - 
landwerke‘). Die Zusammenarbeit vieler 
Uberlandwerke unter sich und mit ihren Unter- 
werken mache, besonders bei Betriebsstörun- 
gen, eine zuverlässige und rasche Nachriehten- 
übermittlung unumgänglich. Leitungen der 
Postverwaltung kämen wegen anderweitiger 
Inanspruchnahme nicht in Betracht, eigene 
Leitungen erforderten dagegen hohe Anlagekosten 
und träten gerade bei Störungen in den Hoch- 
spannungsleitungen außer Betrieb. Redner be- 
handelte zuerst die Telephonie mittels schneller 
elektrischer Schwingungen. Die drahtlose 
Telephonie mit freier Strahlung sei aber für 
einen so großen Abnehmerkreis, wie die immer 
dichter werdenden Überlandwerke einen sol- 
chen darstellen, wenig aussichtsvoll. Hier sei 
die leitungsgerichtete Telegraphie bezw. 
Telephonie günstiger, wozu: man die Hoch- 
spannungsleitungen der Blektrizitätswerke 
selbst verwenden könne. Die Hochfrequenz- 
energie werde, wenn nicht gerade sämtliche 
Hochspannungsleitungen gerissen sind, unter 
bestimmten Bedingungen immer noch in aus- 
reichender Stärke über Leitungsdefekte über- 
tragen. Redner behandelte dann die Ausfüh- 
rungsweise solcher Anlagen und zeigte zum 
Schluß, daß die wirtschaftlichen Bedingungen 
für solche Anlagen mit zunehmender Entfer- 
nung, also bei Überlandwerken, immer gün- 
stiger sich gestaltete. Man könne im Durch- 
schnitt rechnen, daß bei 20 Gesprächen am 
Tage von je 3 Minuten die jährlichen direkten 
Betriebskosten etwa 2% des Anlagekapitals 
ausmachten. 


p\ Der Vortrag wird in Heft 42 veröffentlicht werden. 
*) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 785. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1926, Heit 41. 


Ein zeitgemäßes Thema hatte Abteilungs- 
direktor Grabe, Berlin, für seinen Vortrag 
„Entwicklungsmöglichkeiten auf dem 
Gebiete der 
wählt. 


und stellte dann die allgemeinen Bedingungen 


für Wählersysteme auf, die wirtschaftlicher und 


technischer Natur sind. Der Vortrag selbst 
ist in diesem Heft (5.806) zum Abdruck ge- 
kommen. 


Prof. Dr. K. W. Wagner berichtete so-- 
dann in seinem Vortrage „Das Mehrfach- 
fernsprechen und -Telegraphieren auf 


Leitungen mit Hochfrequenz über die 


von ihm geleiteten Versuche der Reichs-Tele- 
graphenverwaltung zur gleichzeitigen Über- 
mittlung von mehreren Telephongesprächen 
oder Telegrammen auf demselben Draht. Das 
neue Verfahren beruht auf der Verwendung 
von Hochfrequenzstömen und ist in seinen 
Grundzügen in der „ETZ.“ 1919, S. 383 und 
394 beschrieben worden. Seit mehr als einem 
Jahr wird die neue Betriebsweise auf einer An- 
zahl von Reichsleitungen erprobt!). Wertvolle 
Dienste hat sie namentlich auf den stark be- 


lasteten, 600 km langen Leitungen Berlin— 
Frankfurt 
weilig drohenden -Zusammenbruch bewahrt. 
Auf einer der Berlin — Frankfurter Leitungen 
sind z. Zt. neben dem gewöhnlichen. Gespräch 
noch 2 hochfrequente Zusatzgespräche einge- 
richtet, auf der anderen Leitung bestehen neben 
der Fernsprechverbindung noch 6 gleichzeitige 


Telegraphierverbindungen, die mittels Schnell- 


telegraphen bis 4000 Buchstaben 
Minute übermitteln, was bisher noch nirgends 
erreicht worden ist. Nach den Plänen der 
Reichs-Telegraphen-Verwaltung soll das neue 
Verfahren zunächst auf den Hauptverkehrs- 
linien eingerichtet und dann nach Maßgabe der 
verfügbaren Geldmittel weiter ausgebaut wer- 
den. Die für den Betrieb erforderlichen Appa- 
rate sind vom Versuchsamt gemeinsam mit 
den Firmen Telefunken und Siemens & Halske 
durchkonstruiert worden ; sie wurden in Licht- 
bildern vorgeführt. Der Vortragende erörterte 
die Vorzüge des neuen Verfahrens in betriebs- 
wirtschaftlicher und betriebstechnischer Hin- 
sicht und besprach eingehend die Maßnahmen, 
die erforderlich sind, es den bestehenden Fern- 


in jeder 


sprecheinrichtungen technisch anzupassen und. 


in den Betrieb organisch einzugliedern. 
Den Beschluß der Vorträge des engeren 
Verbandstages machte Regierungsbaumeister 
. Bartel mit seinem Vortrage über Tortf- 
Großkraftwerke. Nach einem Hinweis auf 
die große Bedeutung des Torfes als Heiz- und 
Brennstoff und die bisher zu seiner Ausbeute 
durehgeführten Arbeiten und Anlagen zeigte 
Redner an Hand dreier Beispiele die Ausge- 
staltung von Torf-Großkraftwerken und die 
Vorbereitung der Moore, die Gewinnung, För- 
derung und Lagerung des lufttrockenen Torfs 
zum Betriebe dieser Werke. Für ein jenseits 
des polnischen Korridors im Zehlaubruch_ ge- 
legenes Großkraftwerk wurde ein vollständiger 
Entwurf aufgestellt, dem eine eingebaute 
Leistung von 120 000 kW zugrunde gelegt 
war. Zum Betriebe der Maschinen für die 
Bodenkultur wurde im Jahre 1908 vom preu- 
ßischen Domänenfiskus ein kleines Kraftwerk 
in Betrieb gesetzt, das 1909 von den Siemens 
Elektrischen Betrieben übernommen und zu 
einem Überlandwerk?) ausgebaut wurde. Heute 
hat das Werk eine eingebaute Leistung von 
12000 kW. Es war das erste größere. Torf- 
kraftwerk. Die Torfbeschaffung hat dem 
Werk dauernd Schwierigkeiten bereitet, so daß 
zum Teil Steinkohlen verfeuert werden mußten, 
Die Schwierigkeiten sind hauptsächlich darauf 
zurückzuführen, daß der Torf dem Moor zur 
Herstellung der Entwässerungskanäle ent- 
nommen werden mußte, daß die Gewinnungs- 
maschinen noch unvollkommen waren, daß 
die Förderbahn nicht genügte und die Mög- 
lichkeit fehlte, größere Mengen Trockentorf zu 


stapeln. 
Die Jahresversammlung des Verbandes 
fand am Montag, den 27. IX. mit einem Aus- 


flug nach Minden ihren Abschluß. Man be- 
Sichtigte nach einer Dampferfahrt auf der Weser 
den sogen. Weserabstieg und die damit im 
Zusammenhang stehenden Anlagen, bestehend 
aus Pımpwerk, Kanalbrücke un Sparschleuse. 
Infolge einer Reparatur an letzterer konnte 
man die Schleuse selbst zu Fuß begehen und 
auf diese Weise von ihrer Einrichtung sehr ein- 
gehend Kenntnis nehmen. Zehme. 


!) „ETZ* 190, Seite 706. 
2) Teichmüller: „ETZ* 1912. 


Selbstanschlußämter‘ ge- 
Redner befaßte sich zunächst mit der 
volkswirtschaftlichen Seite der Wählerämter 


a (Main) geleistet und den Verkehr 
zwischen diesen wichtigen Plätzen vor dem zeit- 


LU 


14. Oktober 1920. 


Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Gebiete 
der Selbstanschlußämter!). 


Von Direktor Grabe, Berlin. 


Übersicht. Nach einem kurzen Überblick _ 
‚ über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Wähler- 
ämter werden die allgemeinsten Bedingungen für 
Wählersysteme aufgestellt. Sie sind wirtschaft- 
licher und technischer Natur. Zur Umsetzung dieser 
Forderungen in die Wirklichkeit sind drei Auf- 
gabengruppen zu betrachten: Verkehrsteilung 
(Gruppierung), Konstruktion, Schaltung, die sich 
teilweise gegenseitig bedingen. 
rungen beginnen mit der Besprechung der Ein- 
richtungen an der Teilnehmerstelle, für welche die 
besonderen Bedingungen und gebräuchlichsten 
Lösungen aufgeführt werden. Daran schließt sich 
die Besprechung der Vorwahlstufe. Fast alle ‚Über- 
legungen, die für das ganze Wählersystem nötig 
sind, treten schon für die Vorwahlstufe auf. Daher 
werden insbesondere die Gruppierungsfragen an 
dieser Stelle ausführlich behandelt, woran sich die 
‚Grundzüge der Konstruktionen und Schaltungen 
anschließen. In der Gruppenwahlstufe tritt die 
Nummernwahl als neues Element hinzu, deren Ein- 
fluß auf die Gruppierung, Konstruktion und Schal- 
tung der Wähler untersucht wird. In allen Über- 
legungen werden praktisch erprobte Lösungen bzw. 
Entwicklungstendenzen besprochen und teilweise 
Ausblicke auf eine mögliche Entwicklung gegeben. 


Einleitung. : 

Im Rahmen dieses Berichtes können nur 
Entwicklungstendenzen, wie sie bisher in der 
Praxis zum Ausdruck gekommen sind, be- 
sprochen, und nur ausnahmsweise sollen bisher 
nur theoretisch behandelte Lösungen erörtert 
werden. Ebenso können hier im wesentlichen 


schrittenen Wege einen Maßstab bildenden 


gelegt werden, dagegen nicht solche Berück- 
sichtigung finden, die in allen Systemen ohne 
weiteres erfüllbare rein technische Forde- 
rungen darstellen. Diese sowie die haupt- 
sächlichsten Selbstanschlußsysteme werden als 
bekannt vorausgesetzt. - ' 

Als Träger der Entwicklung, praktischen 
Durehbildung und Einführung traten bisher 
die Automatie Electric Co., Chicago (Auteleo 
Strowger-System) eingeführt seit 1899, Siemens. 
& Halske (S. & H.) 1909 und Western Electric 
(W. El.) 1914 hervor, letztere hauptsächlich 
für halbselbsttätige und erst in letzter Zeit 
für selbsttätige Anlagen. 7 

. „Die Literatur über das Gebiet ist reich- 
haltig. Zu erwähnen sind insbesondere: 

A. Kruckow, Die Selbstanschluß- und 

Wählereinrichtungen im Fernsprechbe- 


Telephony. 


Fernsprechanlagen mit Wählerbetrieb. 


Selbsttätige und halbselbsttätige 
Systeme. T- 


Bis zum Jahre 1910 schien das selbst- 


800000 - 


=: 


700000 


sooooo—= 


400000 = 


300000 = 


200000 - 


700.006 


QS 
N 
S 


SS 
OR 


Electric Co., Chicago. 


1) Vortrag, 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Hannover 1920. 


Dr. Lubberger, Schaltungsgrundlagen der 


» 


tätige System allein zur Einführung bestimmt N 
E% 


ER 


Eye, 


EEE 


SS 


Abb. 1. Selbstanschlüsse geliefert von der Automatic a. 


Die Einzelausfüh- - 


nur die zum Vergleich der einzelnen be- 


allgemeinen und besonderen Bedingungen fest- 


triebe. # = R 
A. B. Smith und W. L. Campbell, Automatie e 


z 
; 


a 


gehalten auf der Jahresversammlung de 


Bl nn Klin Ki nl nn DL KL) BLZ il u u 1 En ne ne 


14. Oktober ıB%u. 


zu sein, dann führte S. & H. 1910 neben dem 
selbsttätigen ein halbselbsttätiges System ein. 
1. folgte 1914. 1 


Die W. 


1508 09 70 71 72 73 71 75 76 17 718 19 20 


Abb. 2. Selbstanschlüssa 
geliefert von Siemens & Halske A. G., Berlin. 


Die Kurven in Abb. 1 u. 2 zeigen die 
Entwicklung der älteren Systeme. Die W. El. 
hat bisher 56 700 Anschlüsse geliefert. _ Die 
beiden halbselbsttätigen Systeme unterschei- 
den sich bekanntlich in ihrer Grundform da- 
durch, daß bei dem $. & H.-System die Be- 
amtin lediglich die Herstellung der Verbin- 
dung einleitet und für den weiteren Verlanf 
derselben ausscheidet, während keim W. EI.- 
System jede Verbindung von der Beamtin 
unter Beobachtung gehalten und nach Be- 
endigung des Gespräches gelöst wird. 


Betriebseigenschaften. 


Während beim selbsttätigen Betrieb der 
Teilnehmer unabhängig vom Bedienungsper- 
sonal ohne Wartezeit sich die Verbindung 
selbst herstellt und nach Schluß sofort selbst 
trennt, ist er beim halbselbsttätigen Betrieb 
vom Amtspersonal abhängig, und zwar beim 
S.. & H.-System vor und bei der Herstellung, 
beim W. EI.-System außerdem noch nach 
Schluß des Gespräches in Bezug auf die Tren- 
nung der Verbindung. 

Nachdem für den Teilnehmer im prak- 
tischen Gebrauch sich die selbsttätige Ein- 
richtung als die angenehmere erwiesen hatte, 
konnten für die endgültige Entscheidung über 
die Betriebsart nur noch wirtschaftliche Mo- 
mente sprechen. Solange Verzinsung und 
Amortisation der Wähleinrichtung beim Teil- 
nehmer höher als Verzinsung und Amorti- 
sation der besonderen halbselbsttätigen Ein- 
richtungen des Vermittlungsamtes plus den 
Mehrkosten für Betriebsausgaben war, konnte 
die Anwendung des halbselbsttätigen Systems 
vom wirtschaftlichen Standpunkt allenfalls 
vertretbar sein. 

Die Wähleinrichtung beim Teilnehmer 
ist aber schon. seit einigen Jahren so billig, 
daß der halbselbsttätige Betrieb sich wirtschaft- 
lich ungünstiger als der selbsttätige errechnet. 
Das halbselbsttätige System kann daher nur 
als Übergangsform gelten, deren Anwendung 
zukünftig möglichst zu vermeiden ist, und 


. als Hilfsbetriebsform in Ausnahmefällen für 


Teilnehmer mit besonderen Betriebsbedin- 

ngen und notwendigerweise für den Ver- 
indungsverkehr von bestehen bleibenden 
Handamtseinrichtungen mit selbsttätigen Ein- 
richtungen desselben Netzes, so weit es nicht 
durch selbsttätige Sondereinrichtungen auch 
hier entbehrlich gemacht wird. 

Das halbselbsttätige System soll aus 
diesem Grunde aus den folgenden Erwägungen 
ausscheiden und nur das selbsttätige be- 
handelt werden. 

Die allgemeinen Bedingungen, welche 
einer kritischen Behandlung der vorliegenden 
Fragen zugrunde gelegt werden müssen, sind 
folgende: 


Allgemeine Bedingungen: 


1. Wirtschaftliche Gesichtspunkte. 
a) Anschaffungskosten . für  Wählereinrich- 
tungen, 
Anschaffungskosten für Gebäude, 
Anschaffungskosten für Netz. h 
b) Dauerhaftigkeit,  Betriebssicherheit 
wirtschaftlicher Faktor). 
c) Pflegbarkeit. 
d) Auswechselbarkeit. 
e) Leichte Ausbaufähigkeit. 
f) Anspruchslosigkeit im Raumbedarf. 
g) .Überlastbarkeit. ; 
h)#Energieverbrauch. 
2. Einfachheit im Gebrauch (Unempfind- 
lichkeit gegen unsachgemäßen Gebrauch. 
3. Betriebssicherheit (als Qualitätsfaktor). 


(als 


4. Geschwindigkeit. 

5. Anpassung an 
formen. 

6. Dozentralisationsmöglichkeit. 

7. Einheitlichkeit in Apparatur. 

Der Vergleich dieser Bedingungen ergibt, 
daß dieselben z. T. im Widerspruch zu einan- 
derstehen, und daß zur Erzielung eines Op- 
timums Zugeständnisse an einer oder der an- 
deren Stelle gemacht werden müssen. Die 
wirtschaftlichen Faktoren müssen so abge- 
glichen werden, daß sich für alle zusammen- 
’soenommen ein Minimum an Kosten ergibt. 

Zu la. Es wäre jedenfalls verfehlt, ledig- 
lich die Anschaffungskosten für die Wähler- 
einrichtungen bei der Beurteilung eines Systems 
zugrunde zu legen. Einzelne Faktoren, z. B. 
Gebäude lassen sich nur im Durchschnitt be- 
werten, denn es kommt zum erheblichen Teil 
die Verwendung alter vorhandener Räume 
in Betracht, z. 'T. solcher, die wegen ihrer ge- 
ringen Höhe und ihrer Lage für Handämter 
ausscheiden. Der große Vorzug der Selbst- 
anschluß - Einrichtungen, ihre relative An- 
spruchslosigkeit an die Betriebsräume sollte 
durch zu umfangreiche nieht unterteilbare 
Konstruktionen oder zu große Höhe derselben 
nicht in Frage gestellt werden. 

Die Leitungsnetze sind im allgemeinen 
unter Zugrundelegung der Handbetriebsbe- 
dingungen angeordnet und in größeren Städten 
nach 10 000er Gruppen dezentralisiert worden, 
wenn sie nicht im Interesse des Dienstes und 
wegen der Dichte der Anschlüsse zu größeren 
Einheiten zusammengefaßt sind. ‘Der Hand- 
betrieb bedingt aber eine unmittelbare Ver- 
bindung dieser Gruppen durch Verbindungs- 
leitungen, während das richtig entwickelte 
selbsttätige System die Schaffung von wenigen 
Zentren und den Verkehr über diese hinweg 
zu Nebenzentren der jetzigen Größe (10 000) 
gestattet, so daß der schwierigen F'rage der 
Verbindungsleitungen neue Mittel zur Lösung 
zugeführt werden. 

Zu 1b. In erster Linie berührt dieser 
Punkt die Amortisationsquote, außerdem aber 
‘die Pflegekosten. 

Die Kapitalisierung der Pflegekosten (Ge- 
hälter für Mechaniker) ergibt, nach Vor- 
kriegspreisen gerechnet, eine Summe, welche 
in der Größenordnung der Anschaffungskosten 
der selbsttätigen Einrichtung selbst liegt. Eine 
Vermehrung oder Verminderung der Pflege- 
kosten ist also von ausschlaggebender Bedeu- 
tung. Die Sicherheiten in der Dimensionie- 
rung, sowohl bei der Konstruktion als auch in 
den Schaltungen, sollten also reichlich, in 
entsprechender Abwägung zu- la, bemessen 
werden. e 

Zu le. Die Pfleebarkeit ist eine Folge so- 
wohl der allgemeinen Anordnung, z. B. Er- 
kennbarkeit des Sitzes von Störungen als auch 
der Zugänglichkeit der einzelnen Teile der 
Einrichtung nach Lage (Höhe der Anbrin- 
gung) und Ausformung. Im übrigen gilt das- 
selbe wie bei 1b. 

Zu 1d. Die Auswechselbarkeit beeinflußt 
neben der Reparaturquote unter Umständen 
in erheblichem Maße die Amortisationsquote. 

Zu le. Da die Betriebsverhältnisse wäh- 
rend der recht langen Lebensdauer eines 
Selbstanschlußamtes sich erheblich ändern 
können, so sollten die Konstruktionselemente 
der Amtseinrichtung nicht zu schwerfällig und 
genügend unterteilbar oder verteilbar sein. 

Zu 1f. Diese Anspruchslosigkeit bedingt 
kleine und relativ minderwertige Räume und 
trägt im allgemeinen auch le und e Rech- 
nung. - 

Zu lg. Im allgemeinen verdienen solche 
Anordnungen bei Gruppierung, Konstruktion 
und Schaltung den Vorzug, welche bei irgend 
welchen anormalen Zufälligkeiten des Be- 
triebes nicht versagen. Man denke hier an die 
unregelmäßigen Betriebserscheinungen kleiner 
Gruppen (s. Vorwahl, Anrufsucher usw., 8. 
auch le). 

Zu 1h. Der Energieverbrauch der Systeme 
spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle, er 
beträgt zur Zeit kapitalisiert etwa ein Drittel 
der Anlagekosten der reinen Selbstanschluß- 
einrichtungen. 

Zu 2. Dies ist vom Standpunkte des Teil- 
nehmers die wichtigste Bedingung, welche 
die größte Berücksichtigung erfordert. Hat 
doch gerade die Betonung dieser Forderung, 
wenn auch ganz unberechtigterweise, eine Zeit- 
lang die Einführung des Selbstanschluß- 
systems bei einer Gruppe von Interessenten 
in Frage gestellt. Umsoweniger dürfen aus wirt- 
schaftlichen Gründen hier Konzessionen ge- 
macht werden. (s. besonders Wahlvorgan 
beim Teilnehmer und Vorwahl). Erschweren 
fällt ins Gewicht, daß nicht der nachlässig 
verfahrende Teilnehmer so erheblich gestört 
wird, wie der fälschlich angerufene. 


vorhandene Betriebs- 
N 


807 


Zu 3. Das gleiche gilt hier wie bei 2 und 
in betreff der Sicherheit wie bei 1b. 

Zu 4. Zeit ist Geld und Wartezeiten sind 
für den ‚viel sprechenden oder eiligen Teil- 
nehmer Marterzeiten, jede ersparte Sekunde 
bsi der einzelnen Verbindung summiert sich 
im Laufe.der Zeit ganz erheblich und erspart 
außerdem einen Anreiz zur Unzufriedenheit. 

Zu 5. Diese Frage kann hier nicht in 
vollem Umfange behandelt werden, da hier- 
über’ teils Unterlagen fehlen, teils der Raum 
hierfür fehlt. Es sei hier nur kurz auf die bei 
den 8. A.-Systemen glücklich durchgeführte 
Anpassung an die komplizierten europäischen 
Nebenstellensysteme und an Fernbetrieb und 
Tarifforderungen (Zählbetrieb) hingewiesen. 

Zu 6. Eine weitgehende Dezentralisa- 
tionsmöglichkeit spielt außer in Netzfragen 
auch insofern eine erhebliche Rolle, als sie die 
Dispositionen der Fernsprech-Verwaltungen der 
nicht zu überschauenden Entwicklung gegen- 
über erleichtert. 

Zu 7. Eine Erleichterung der Dispositionen 
ergibt sich hier für die Hersteller der Ein- 
richtungen, außerdem eine leichtere Pflege. 


Das Rüstzeug zur Lösung vorstehen- 


der Aufgaben. 


A. Verkehrsteilung (Gruppierung 
messung der Verkehrswege), 

B. Konstruktionen, 

C. Schaltungstechnik. 

Diese 3 Faktoren greifen so ineinander, 
daß einer an Stelle des anderen treten kann. 
Dies muß ganz allgemein bei der Beurteilung 
der nachstehenden Ausführungen berück- 
sichtigt werden. 


und Be- 


I. Einrichtungen für den Wahlvorgang 
am Teilnehmerapparat. f ; 
Besondere Bedingungen. 

1. Leichte und sichere Einstellung, Ab- 
lesung und Handlichkeit. 

2. Möglichste Unabhängigkeit von Ein- 
griffen beim Ablauf bzw. bei der Wählerein- 
stellung. 

3. Zwangläufige Sicherung der für die 
Einstellung der Amtsapparate erforderlichen 
Zeiten. 

4. Möglichst grobe Konstruktion, beson- 
ders leichte Zugänglichkeit, Unempfindlich- 
keit gegen Staub, Feuchtigkeit, Erschütte- 
rungen. 

5. Jederzeitige Unterbrechung des Wahl- 
vorganges ohne Störungen an Stationen und 


im Amt. Die Wahleinrichtung darf bei vor- 
zeitigem Anhängen nicht falsch stehen 
bleiben. 


6. Möglichste Erkennbarkeit des Wahl- 
vorganges im Amt. 

7. Korrektur von Irrtümern bis zum Auf- 
ruf des gewünschten Teilnehmers. 

8. Verhinderung von unbeabsichtigten 
Wahlvorgängen (keine unbeabsichtigten Wahl- 
oder Steuerimpulse). 

9. Möglichste Unwirksamkeit von Neben- 
schlüssen, Kapazitäten und störenden Wider- 


ständen (Mikrophon) auch Leitungswider- 
ständen. 

10. Keine störenden Ströme (Stärke und 
Symmetrie). 


Die besonderen Bedingungen beziehen 
sich auf den Wahlvorgang selbst, also nicht 
nur auf den Nummernschalter allein, sondern 
auch auf das Zusammenwirken desselben mit 
dem Teilnehmerapparat und mit den Amtsein- 
richtungen. Sie bedürfen kaum besonderer 
Erläuterungen. Aus ihnen ergibt sich als ein- 
heitliches Endergebnis der Entwicklung bis 
heute, daß die bekannte im Jahre 1898 heraus- 
gebrachte, frei ablaufende, dekadische, zehn- 
teilige Fingerscheibe und die Abgabe von 
Kontaktserien für die Dekaden nacheinander, 
sich allgemein durchgesetzt hat. Nur ist sie 
im Laufe der Zeit konstruktiv einfacher durch- 
gebildet worden. Die 10 Eingriffe der Scheibe 
für die Ziffern 1 bis 0 sind für die Bedienung 
bequem, die Zahlen groß und leicht auffind- 
bar, ebenso das Heranführen des Fingers bis 
zu einem Anschlag das denkbar. einfachste 
Mittel zur Erreichung größter Handlichkeit. 
Die besonderen Bedingungen 1, 4, 10 sind 
bei dieser Anordnung leicht zu erfüllen. Ebenso 
konnte durch leicht kombinierbare Einrich- 
tungen auf dem Amte den besonderen Be- 
dingungen 5, 6, 7 Rechnung getragen werden. 
8 ist beim Erdsystem ohne weiteres erfüllbar, 
beim Schleifensystem geht diese Bedingung 
mit 2 (s. unten) zusammen. 9 wird gegenüber 
den Nummernschaltern mit Stromverzwei- 
gungen ohne weiteres erreicht. Der variable 
Mikrophonwiderstand wird durch UÜber- 
brückung unwirksam gemacht. 

Bezüglich der besonderen Bedingung 2% 
ist zu bemerken, daß bei Beginn der Entwie 


808 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heft 41. 


14. Oktober 1920. 


lung Teilnehmerstellen mit Wahlscheiben ein- 
gerichtet wurden, welche während des Ab- 
laufens vom Teilnehmer nicht beeinflußt wer- 
den konnten. Die Einrichtung widerspricht 
der besonderen Bedingung 4 und der all- 
gemeinen Bedingungen la. Die Praxis hat 
ergeben, daß eine derartige Verteuerung über- 
flüssig ist. 

Dagegen ist bezüglich des Punktes 3 zu 
bemerken, daß die sehr erwünschte zwangs- 
läufige Sicherung der Einstellzeiten für die 
Vorwahlstufe und die G. W.!) auf freie Lei- 
tungen nur für schnellaufende V. W. Anruf- 
sucher und Wähler (bzw. Aufspeicherer) er- 
füllbar und in Kombination hiermit nur bei 
einem Teil der Nummernschalteranordnungen 
durchgeführt worden ist. Man hat dafür mit 
verhältnismäßig geringen Kosten Nummern- 
schalter mit senden Schaltpausen ge- 
schaffen, welche sich im Großbetrieb sehr gut 
bewährt haben und besondere Vorteile gerade 
auch im Hinblick auf die allgem. Bed. 2 bieten. 
In Deutschland ist in den großen und kleinen 
selbsttätigen Ämtern bisher ein Nummern- 
schalter mit Pause im Betrieb, während in den 
zukünftigen öffentlichen Anlagen, dem Bei- 
spiele der amerikanischen Konstrukteure fol- 
gend, die Einrichtung für die Pause fortge- 
lassen wird. 

Man hat ferner im Hinblick auf 3 der bes. 
Bed. das Andrehen der Scheibe durch eine 
Sperrung verhindert, so lange der Hörer auf 
dem Haken liegt, damit die Scheibe nicht an- 
gedreht wird, bevor durch Vorwahl ein freier 
G. W. gefunden ist, anderseits aber durch die 
Amtseinrichtungen dafür gesorgt, daß diese 
Verbindung innerhalb etwa !/,s erfolgt. Die 
amerikanischen Systeme enthalten die Sper- 
rung nicht, da zum mindesten die eigenartig 
geformten Tischapparate ihre Anbringung er- 
schweren. 


II. Vorwahl. 
Besondere Bedingungen. 


1. Hoher Zugänglichkeitsgrad, d. h. mög- 
lichst hohe Zahl erreichbarer G. W. 

2. Schnelles Einstellen auf freien Wähler 
oder Zwischenwahleinrichtung (Umrechner W, 
El.) Einstellzeit !/, s. 

3. Störungen in Leitungen sollen Vor- 
wahlbetrieb möglichst wenig stören. 

4. Schnelles Prüfen und Besetzen. 

5. Vermeidung von Doppelverbindungen. 

6. Vermeidung von Störungen bei zu- 
fälligem Zusammentreffen von Anrufen. 

7. Möglichst weit getriebene Erkennbar- 
keit der Stellung. 

8. Störungen in der Vorwahlgruppe sollen 
möglichst wenig Elemente derselben außer 
Betrieb setzen. 

Zu 1. Hier stehen sich wirtschaftliche Er- 
wägungen (la der allgemeinen Bedingungen) 
und Betriebssicherheit gegenüber und man hat 
sich dazu verstanden, einen bestimmten ge- 
ringen Verlust von Verbindungen etwa 1% 
pro Hauptstunde bei Autelco-und S.&H.-System 
zuzulassen, beim W. El.-System eine entspre- 
chende Verzögerung. Beides ist für den Teil- 
nehmer unmerklich. 

Zu 2. Der Teilnehmer wird sich kaum 
daran gewöhnen, zwischen dem Abheben des 
Hörers und der Wahl eine kurze Pause zu 
machen oder gar durch Hören im Fernhörer 
sich zu überzeugen, ob im Amte sich die Vor- 
gänge so weit a gerpielt haben, daß er wählen 
darf. Bei normal gebauten Nummernschaltern 
ist die Zeit vom Abnehmen des Hörers bis 
zum ersten Wahlimpuls zum Amte etwa %s. 
Ist durch Vorwahl nicht inzwischen ein G. W. 
bereit gestellt, so wird die erste Kontaktserie. 
verstümmelt, so daß Fehlverbindungen ein- 
treten. (s. bes. Bed. 3 für Nummernschalter). 

Zu 3. Durch Festlegung von der Gruppe 
gemeinschaftlichen Apparaten infolge von Lei- 
tungsstörungen usw. dürfen die Teilnehmer 
derselben Gruppe nicht im Gebrauch ihrer 
Einrichtungen beengt oder gestört werden. 

Zu 4. Hier handelt es sich um prinzipielle 
Fehler in Konstruktion und Schaltung, abge- 
sehen von Prüfvorgängen. 

Zu 5. Doppelverbindungen 
mieden werden. 

Zu 6. Abgesehen von Fehlern nach 2 und 5 
soll vermieden werden, daß der Teilnehmer 
Fehlverbindung erhält. 

Zu 7. Der Sitz einer 
schnell erkannt werden können. 

Zu _8. Hier handelt es sich um Störungen 
in den V. W. oder Anrufsuchern selber, welche 
durch emeinschaftliche Apparate dieser 
Gruppe herbeigeführt werden könnten. 


müssen ver- 


Störung soll 


Gruppierung der Vorwahl. 


Was die Lösungen vermittels der Gruppie- 
rung der Apparatur anbetrifft, so sind 6 Aus- 


') V. W. = Vorwähler, G. W, = Gruppenwähler, 
A.S = Anrufsucher, L\ W, = Leitungswähler. 


im Hinblick auf 1b zu 


führungsformen möglich, von denen 
im wesentlichen ( b 
angewendet wurden, 7 bisher nur für kleine 


Vermittlungsanstalten; 8 praktisch nieht. 
VW. 


A.S. 


Abb. 3 


Abb. 5. 


VW. ZVNW. 
—— een Nee Abb. 6. 
AS, IA.S. 


Abb. 7. 


ZAS. ZVW. 
BZ Abb. 8. 
ZV.W. ZA.S. 


Grundformen der einfachen und doppelten Vorwahl. 


Hier ist die Entwicklung bisher nicht so 
einheitlich wie bei dem Nummernschalter an 
der Teilnehmerstelle. 
über den einfachen Vorwähler, welcher gegen- 
über den ersten Ausführungen mit einem G. W. 


für jeden Teilnehmer einen großen Schritt 


in wirtschaftlicher Beziehung bedeutete, zur 
doppelten Vorwahl, welche weitere Ermäßi- 
gung der Anlagekosten durch Erhöhung des 
Re zu dem 1.°G. W. er- 
gıbt. 

Neuerdings werden auch große Anruf- 
sucher (A. S.)-Gruppen ohne doppelte Vor- 
wahl angestrebt, wodurch ein genügender 
Zugänglichkeitsgrad erreichbar werden würde. 


Doppelter Vorwähler von 8. &H. 


Durch den individuellen Vorwähler in 
doppelter Vorwahl ist den besonderen Be- 
dingungen am meisten Rechnung getragen. 
Von den allgemeinen Bedingungen sind be- 
rücksichtigt: 1b, le, 1d, Ih, 2, 3, 4,5 und ganz 
besonders le, da jeder Teilnehmer einen Vor- 
wähler zur Verfügung hat. Die Dezentralisa- 
tion nach allg. Bed. 6 ist bis zu kleinen Unter- 
zentralen von 100 Anschlüssen möglich. Es 
erscheint aber fraglich, ob 1a bei den vorliegen- 
den Lösungen schon bis zur letzten Möglichkeit 
berücksichtigt ist. Der Vorwähler entspricht 
also im großen und ganzen den Forderungen 
der allgemeinen und besonderen Bedingungen. 

ss entsteht nun die Frage, ob nicht durch 
A. 8. erhebliche wirtschaftliche Vorteile zu 
erzielen sind. Zunächst darf nicht vergessen 
werden, daß durch A. $. die den Teilnehmern 
zugeordneten Relais nicht erspart werden. 
Diese machen aber den erheblicheren Teil der 
gesamten Vorwählereinrichtungen aus, eine 
Ersparnis kann also nur an einem sehr. be- 
grenzten Teil der Einrichtungen, deren Kosten 
nur etwa 38% (V. W. ausschließlich R- und 
T-Relais) der ersten Vorwahlstufe ausmachen, 
erzielt werden. | 
j Bei Verwendung von A. 8, erscheint 
immerhin noch die Zahl der erforderlichen 
Wähler in der Vorwahlstufe geringer, und zwar 
steigend mit zunehmender Größe derselben. 
Dieser Ersparnis steht aber der Mehraufwand 
für die besonderen Relais der A. 8. entgegen. 
Die Anschaffungskosten für die A. $. würden 
innerhalb der 38% in erheblicherem Maße 
verringert werden, wenn man die Zahl der 

. 5. nur der Bewältigung eines bestimmten 
mittleren Verkehrsquantums anzupassen hätte, 
ohne Rücksicht auf die mit der Verkleinerung 
der Gruppen steigenden Fluktuation des Ver- 
kehrs. Diese Rücksicht darf aber nicht außer 
Acht gelassen werden, und es’ist die Frage, in 
wie weit man hier Konzessionen machen will. 
Da der A. S. mehr beansprucht wird als der 
Vorwähler, ist seine Abnutzung größer, was 
beachten ist. Im ein- 
zelnen dürfte das Folgende gelten: 


bisher 
die Formen nach Abb. 3 bis 6 


Sie nahm den Weg 


Die A. S. sind zunächst in geringerer 
Größe zur Anwendung gelangt. 
in kleinen Anlagen mit schwachem Verkehr 
25-teilige A. S. verwendet. Da so kleine 
Gruppen erfahrungsgemäß relativ hohe Be- 
triebsmaxima haben, müssen bei einem Ver- 
kehr von 1000 Sekunden pro Tag und Teil- 
nehmer 5 I A. S. pro Gruppe vorgesehen wer- 
den, d. h. 20 I A. S. pro 100 Teilnehmer. Es 
würden aber außer den mehr erforderlichen 
Relais eine erhebliche Zahl zweiter Vorwahl- 
elemente und wegen des verminderten Zugäng- 
lichkeitsgrades auch erster Gruppen wähler hin- 
zukommen, was Ersparnisse ausschließendürfte. 

Die W. El. hat einen 60-teiligen A. 8. mit 
einer Drehrichtung, und zur Erreichung eines ge- 
nügsenden Zugänglichkeitsgrades als doppelten 
A. S. nach Abb. 6 zur Anwendung gebracht. 

Hierzu ist in bezug auf die besonderen 
Bedingungen zu sagen: 

Zu 1. Es treten hier unter normalen 
Betriebsverhältnissen Gruppen von nur etwa 
420 bis 480 Teilnehmern mit den I. G. W. in 
Beziehung. Unter gleichen Verhältnissen wie 
bei dem 25-teiligen A. S., würden hier etwa 
13% I. A. S. erforderlich sein und wegen des 
verringerten Zugänglichkeitsgrades dem Guns 
pelten Vorwähler gegenüber erheblich mehr 
1G 


Zu 2. Schnelles Einstellen wäre ee. bei . 


sehr schnellaufenden' Konstruktionen erreich- 
dar. Diese fehlen bisher. Die angewandten 
Hilfsmittel für langsam laufende A. S.: 
Gleichzeitiger Anlauf aller freien A. S8.,“ver- 
schiedene Ruhelagen der A. S., Verschränken 
der Anschlußgruppen wirken gerade bei Be- 
triebsspitzen nicht, also z. Zt. des häufigsten 
Gebrauchs, so daß auf ein Amtszeichen zu- 


rückgegriffen wurde, durch welches dem Teil- 


nehmer angezeigt werden soll, wann er mit 
dem Wählen beginnen darf. Das Amtszeichen 
könnte nur vermieden werden, wenn man so 
reichliche Reserven vorsieht, daß auch in den 
Betriebsspitzen genügend freie A. Vor- 
handen sind, um schnell zu verbinden. IT 
führt aber wiederum zur Unwirtschaftlich- 
keit dem Vorwähler gegenüber. t 

Zu 2. Der hier geschilderte Fehler wird 
bei selbsttätigem Betrieb nicht zu vermeiden 
sein. | 
Zu 3. Bei Leitungsstörungen wird mehr 
als beim V. W. der Zugänglichkeitsgrad herab- 
gesetzt, weil allen Teilnehmern zugeordnete ge- 
meinschaftliche Apparate festgelegt werden. 

Zu 4. Beim 2% S. wird eine anrufende 
Leitung im allgemeinen erst beim Auffinden 
der Leitung gesperrt. Eine Zeitlang besteht 
also die Gefahr, daß eine ankommende Ver- 
bindung auf eine anrufende Leitung einläuft, 
was bei Vorwählern nicht der Fall ist. 

Zu 5. u. 6. Bei gleichzeitigem Anlauf 
können Doppelverbindungen auftreten, wenn 
nicht besondere Sicherheiten dagegen ge- 
schaffen werden. Die Unterlassung des gleich- 
zeitigen Laufes und Aufnahme der Verbin- 
dungen nacheinander ergeben große Verzöge- 


rungen und verstärken den unter 2 behandelten - 


Fehler, Das Abjustieren der Prüfrelais auf 
Vermeidung der Doppelverbindung setzt die 
wünschenswerte Sicherheit herab. (s. Schal- 
tungen in Abb. 3 bis 8). - _ 

Zu 7. Die Erkennbarkeit des Anrufes ist 
bei A. S. vermindert. 

- Zu 8. Wenn in Rücksicht auf la der 
allgemeinen Bedingung zu weit in der Er- 
sparung von A. 8. gegriffen wird, so treten in 
den A. S. schon Verkehrsklemmungen ein, 


wenn in den G. W. noch freie Apparate zur 


Verfügung stehen. 

Die Betrachtungen hierüber sind ab- 
hängig vom zu bewältigenden Verkehr. Die Her- 
absetzung der Anschaffungskosten ist gegen- 
über dem V. W. bei stärkerem Betrieb nicht 
erreicht, da wegen starker Fluktuation kleiner 
Gruppen die Anzahl der Apparate unverhält- 


nismäßig groß sein muß, wenn nicht eine 


Einengung der Zugänglichkeit eintreten soll 
(s. bes. Bed. 1). 
Nur für einen schwachen Verkehr kann 


man also einen wirtschaftlichen Vorteil in der 


Verwendung der A. $. annehmen. 

j Zu 1b). Die stärkere Inanspruehnahme der 
in der Zahl geringeren Apparate ist bei der 
Amortisation zu berücksichtigen oder es 
müssen schwerere wiederum teurere Kon- 
struktionen angewendet werden. 


Zu lc). Es sind zwar weniger Apparate 


vorgesehen, aber die Übersichtlichkeit ist ver- 
ringert. 

Zu 1f). Stellt einen Vorteil der A. 8. dar. 
. Zulg). Die Überlastbarkeit erscheint ge- 
ringer als bei Vorwählern, da bei letzteren ohne 
erhebliche Kosten mehr Ausgänge zu den G. W. 
geschaffen werden können. 

Zu 3. In diesem Falle 
Überlegungen wie zu den 
gungen 3. 


elten die gleichen 
esonderen Bedin- 


S. & H. hat 


Dies - 


14. Oktober 1920. 


Zu 4. Hier bestehen noch Bedenken über 
eine Verlängerung der Herstellungsdauer, da 
die geforderte Beobachtung des Amtszeichens 
die Herstellung um einige Sekunden verzögert 
d. h. einen erheblichen Prozentsatz der Ge- 
samtdauer der Herstellung einer Verbindung 
ausmachen würde. 

Zu 6. Die Dezentralisation bis auf durch 
Personal nicht bewachte kleinste Gruppen 
ist nur ausdehnbar bei nicht dauernd laufen - 
den gemeinschaftlichem Antrieb. 


(Schluß folgt.) 


Die Berechnung von Isolatorenstützen. 


Von Max Donath, Oberingenieur der Porzellan- 
fabrik Freiberg i. Sa. 


Übersicht. Es werden für die Berechnung von 
Isolatorenstützen wichtige Grundlagen entwickelt, 
insbesondere werden nach einer neuen Theorie ein- 
fache Formeln aufgestellt für die Berechnung der 
Kräfte und Spannungen an den Verbindungsstellen 
der Stützen mit den Tragarmen (Traversen). 


Die in der Überschrift genannte Aufgabe 
ist auf den ersten Blick so einfach, daß 
eine Behandlung an dieser Stelle überflüssig er- 
scheint. Bei genauerer Prüfung zeigen sich 
aber verschiedene Schwierigkeiten; es müssen 
vereinfachende Annahmen gemacht werden, 
und diese bis zu einem gewissen Grade willkür- 
lichen Annahmen sind wohl der Grund, daß bis 
heute noch keine allseitig anerkannte Berech- 
nungsart für Isolatorenstützen bekannt ist. Die 
daraus entstehenden Unklarheiten und Wider- 
sprüche müssen aber beseitigt werden, um so 
mehr, als gegenwärtig die Normalisierung der 
Stützen in Bearbeitung ist. Der Verfasser hat 
sich mit den hierher gehörigen Fragen seit Jah- 
ren in der Porzellanfabrik Freiberg i. S. beschäf- 
tigt und die Ergebnisse dieser Arbeiten, bei 
denen auch verschiedene Anregungen der 
Schwesterfabrik Hermsdorf S.-A. verwertet 
wurden, sollen im Nachstehenden bekanntge- 
geben werden. Dabei soll nur von geraden 
Stützen, die auf Tragarmen (Traversen) mon- 
tiert werden, die Rede sein, da sie sich zur Auf- 
nahme bedeutender Leitungszüge allein eignen. 
Gebogene Stützen kommen nur für geringere 
Belastungen in Frage, sie werden deshalb hier 
nicht behandelt. Selbstverständlich lassen sich 
die bei der Betrachtung der geraden Stützen 
‘ gewonnenen Ergebnisse teilweise auch auf ge- 
bogene Stützen anwenden. 

Um mit dem geringsten Materialaufwand 
die höchste Festigkeit zu erzielen, ist es not- 
wendig, die Stützen möglichst als Körper glei- 
cher Festigkeit auszubilden. Dann bestimmt 
das Stützenloch im Isolator die obere Grenze 
der erreichbaren Festigkeit für die dazu pas- 
sende Stütze, wie noch näher gezeigt werden 
wird. Da der Leitungszug, der die Stütze be- 
lastet, in jeder beliebigen Richtung in einer zur 
‚Stützenachse senkrechten Ebene auftreten 
kann, so ergibt sich als günstigste QuerscHnitts- 
form der Kreis. 

In Abb. 1 ist ein Isolator mit dem oberen 
Teil einer Stütze über dem Tragarm dargestellt. 


a 


Abb. 1. 


Die Berechnung dieses Teiles bietet keinerlei 
Schwierigkeiten. Soweit die Stütze in das 
Stützenloch hineinragt, muß sie, um eine gute 
Befestigung des Isolators zu ermöglichen, dem 
Stützenloch angepaßt werden. Die Isolatoren 
haben meist ein schwach konisches Stützenloch, 
das sich nach dem Ausgang hin erweitert. Seine 
Durchmesser sind in Abb. I mit d, und d, be- 


zeichnet. Die Stützenköpfe werden zweck- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


mäßig etwa 0,5 cm kleiner gehalten als das 
Loch. Der Ausgang des Stützenloches liegt 
um die Strecke a unter der Mittelebene der 
Halsrille, in der der Leitungszug P angreift. Um 
eine bestimmte Grundlage zu gewinnen, möge 
festgesetzt werden, daß der Durchmesser der 
Stütze am oberen Ende gleich d, = d;—0,5cm 
und im Abstande ı =a-+ 0,5 cm gleich 
dı = d, — 0,5 cm sein soll. Damit ist der Kopf 
der Stütze festgelegt. 

In den verschiedenen Querschnitten mit 
den an JE y und den Widerstandsmo- 
menten 


TC 
Ww=yYP, ae (1 


sind die Biegungsmomente 
Nee en Sa 


Nun gilt bekanntlich für den einseitig einge- 
spannten Träger, (als solcher kann der obere 
Teil der Stütze aufgefaßt werden): 


SW 


worin k, die zulässige Beanspruchung in kg/em? 


bedeutet. Nach den Verbandsvorschriften darf 
k, nicht größer als 1500 kg/em? sein. P ist in 


kg, ferner sind z und yin cm einzusetzen. Beim 
Körper gleicher Festigkeit ist y so zu wählen, 
daß %k, in allen Querschnitten den gleichen 


Wert annimmt. Bei kreisförmigem Quer- 
schnitt, also in vorliegendem Falle, führt diese 
Bedingung bekanntlich auf eine kubische Pa- 
rabel als Begrenzungslinie für den Körper 
gleicher Festigkeit. Da zu jedem Querschnitt 
mit dem Durchmesser y sein Abstand x von 
der Angriffsebene der Kraft P bekannt ist, so 
kann unter Beachtung von Gl. (1) und (3) y 
berechnet werden, falls P gegeben ist. Es wird 
3 
E32 
I Se 
Yy R, - a ld 
Die Kraft P wird durch den bereits festgelegten 
Stützenkopf bestimmt. Das Widerstandsmo- 
ment für den Durchmesser d; ist: 


Dal ae re FRE (D 


und es folgt aus (3), wenn & = |, gesetzt wird, 


pe 


BE 
aan 
Wird dieses in (4) eingeführt, so entsteht: 
3 


Da 
y= dı 1 


Für x = |, ergibt sich im besonderen 
3 


l; 
4=ayy Be et 2 CHE 


Bao Gl. (7) ist die Parabel in Abb. 2 entwor- 
en. 


(6 


Abb. 2. 


Der Teil der Parabel oberhalb d; muß, wie 
in Abb. 2 zu sehen, aus schon erwähnten Grün- 
den durch einen Kegelstumpf mit den Durch- 
messern dı und d. ersetzt werden. Aber auch 
unterhalb dı wird.man sich nicht streng an 
die Parabel halten, man wird sie vielmehr 
durch Formen ersetzen, die sich ihr t an- 
schmiegen und die leichter herstellbar sind. Es 
erscheint zweckmäßig, hier ebenfalls einen 
Kegelstumpf zu verwenden, u. zw. am Fuß mit 
dem gleichen Durchmesser d, wie die Parabel, in 
der Ebene der Kraft P mit dem Durchmesser 
do’ (Abb. 3). Da einerseits der Materialauf- 
wand ein Minimum werden soll, anderseits der 
Durchmesser an keiner Stelle kleiner werden 
darf als der entsprechende Durchmesser der 


1920, Heft 41. 


> 


809 


Parabel, wenn keine größeren Beanspruchun- 
en als bei den Durchmessern d; und d, auf- 
reten sollen, so muß die Mantellinıe des Ersatz- 

kegels die Parabel beim Durchmesser_d, tan- 

gieren. 


Durch Umformen der Gl. (4) erhält man 
N RR er a 

en Ellen PB 

Am Fuß der Stütze ist © = a und y = d,, dort 
gilt also die Gleichung: 

er d; 3 IC 193 

u=(F) > 

Die Tangente an irgend einem Punkte der Pa- 

rabel findet man durch Differentiation von (9): 


0.x ( y)' a kb 
ee a a EL Eee ee 
Y 2 
d (2) 
Diese Gleichung geht am Fuß über in: 
dx da”. na kb. 
BD Zn ae aan DB 
A nr = 
2 an 
Anderseits ist aber nach Abb. 3: 
KERN 
2 2 ): 


Durch Gleichsetzen von (12) und (13) und Ein- 
führung von I; nach Gl. (10) entsteht: 


(10 


tge=b: (13 


dy 2 Je kb Rz [B 
(er bc. 
2 2 
Ga 
2 SDR 
a Rt 
dz 
Man erhält nach einigem Umformen : 
di = > d;. (16 


Der Durchmesser des wie vorstehend be- 
rechneten kegelartigen Körpers ist, wie schon 
erwähnt, an allen Stellen oberhalb da größer als 
der entsprechende Durchmesser der Parabel. 


Bei dı muß aber an den nach dem"Stützenloch 
bemessenen, in Abb. 2 dargestellten »Kopfteil 
angeschlossen werden. Man kann dies, um eine 
unvermittelte Querschnittsveränderung zu ver- 
meiden, wie in Abb. 3 gezeigt ist, erreichen. 


8lo 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 41. 


14. Oktober 1920. 


Eine ausgezeichnete Anschmiegung an die Pa- 
rabel wird. erreicht, wenn von dı abwärts bis zum 
Sehnitt mit dem von d, aufsteigenden Kegel 
ein Kegel benutzt wird, der die Parabel in dı 
tangiert. Dieser schneidet die Ebene der Kraft 
P in einem Kreise vom Durchmesser 
2 
d 

Be 
Die Gl. (16) ergibt sich nach demselben Ver- 
fahren wie die Gl. (15), so daß auf ihre Ablei- 
tung verzichtet werden kann. In Abb. 4 ist 
der Teil einer Stütze dargestellt, der zwischen 
d, und. d, aus zwei Kegelstümpfen besteht, die 
nach (15) und (16) bemessen sind. 

Die Befestigung der Stütze auf dem Trag- 
arm (Traverse) kann in verschiedener Weise er- 
folgen. Die einfachste und in bezug auf die 
Festigkeit übersichtlichste Befestigung ist in 
Abb. 5 veranschaulicht. Sie wurde vom Ver- 


U 
dy em 


(16 


Wh 


ER ZZ 
NSISSS 
N 
N N 
NT, 
\vz 5 h 


VE NEL 


Abb. 5. 


fasser vor einigen Jahren vorgeschlagen, ist 
wahrscheinlich aber auch von anderer Seite 
schon in Erwägung gezogen worden. Die 
Stütze ist hierbei einfach als Träger auf zwei 
Stützpunkten, die in den Ebenen der Kräfte 
P und B liegen, mit einer Einzellast A aufzu- 


fassen. Dann ist bekanntlich: 
Poly Biilge (17 
oder 
BEI =: (18 
3 


Ferner wird A = P + B oder bei Berücksich- 
tigung von (18): 


A Eli 7 7) 


Für den Teil der. Stütze zwischen den Flan- 
schen F} und F, bzw. zwischen den Kräften A 
und B werden die Biegungsmomente:; ° 


Ma Bao (20 
Soll auch dieser Teil als Körper gleicher Festig- 
keit ausgebildet werden, so ergibt sich als Be- 


grenzungslinie, wie.beim oberen Stützenteil ge- 
zeigt, eine kubische- Parabel mit den Durch- 


messern: 
3 —— 
ee 
ya) en (21 
Y 2y 7, 


Diese Parabel ist in. Abb. 5 einpunktiert. Sie 
wird zweckmäßig wieder ersetzt durch einen 
Kegelstumpf mit dem Durchmesser d, bei A 
un 


(19 


2 


de= 3 


SR Re > 
bei B. 

Der Durchmesser d, der Schraube darf nicht 
kleiner gewählt werden, als er sich aus (21) 
ergibt, wenn an Stelle von x‘ die halbe Flansch- 


stärke, also 5 eingesetzt wird. Demnach ist 


3 


Me s 
dı> ds V5;; : 
zu wählen: 


Diese Bedingung ergibt sich einfach wieder 
daraus, daß der Durchmesser der Stütze an 
.keiner Stelle kleiner sein darf als der ent- 
sprechende der Parabeln nach (21). Die Scher- 


(23 


beanspruchung des Schraubenschaftes ergibt 


sich aus: 
SeBr4 9, 
Ka = RR En (24 


den Verbandsvorschriften 750 
Der Lochleibungs- 


Sie soll nach \ 
kg/em? nicht übersteigen. 


druck ist: 
B - 
an 2 (25 
Er darf höchstens 1500 kg/em? betragen. 


Damit sind sämtliche Unterlagen zur Berech- 
nung von Stützen nach Abb. 5 gewonnen, sie 
bietet keinerlei Schwierigkeiten. Diese Art 
Stützen haben jedoch in der Praxis keinen Ein- 
gang gefunden, ein allgemein gültiger Grund 
dafür ist schwer anzugeben. 


NSSSS 


Y 
IN 


4; 
\ 


WOHEEEEEGEG f N > % 
AITESIEETDIEDE, se za T 


Meistens werden die Stützen nach der in 
Abb. 6 dargestellten Weise mit den Tragarmen 
der Maste verbunden. Hier ist die Berechnung 
der Festigkeit der Stützen an der Einspannstelle 
wesentlich komplizierter als bei den Ausfüh- 
rungen nach Abb. 5. Dem Verfasser sind be- 
eve Rechnungsgrundlagen von anderer 
Seite für Stützen nach Abb. 6 nicht bekannt 
geworden, weshalb er im Jahre 1914 in der Por- 
zellanfabrik Freiberg den nachstehend be- 
schriebenen Weg eingeschlagen hat. 

Zunächst müssen einige An- 
nahmen gemacht werden, um 
die Aufgabe zu vereinfachen. 
Erstens soll die Mutter nur so- 
weit angezogen werden, daß 
die Stütze gerade ohne Spiel 
am Tragarm festsitzt; zweitens 
möge der Querschnitt des Trag- 
armes durch den in Abb. 7 ge- 
zeigten ersetzt gedacht werden. 
Der Bunddurchmesser werde 
mit D, der. Durchmesser des 
Schraubenschaftes mit d und 
der des Schraubenloches mit d; 
bezeichnet. 

Zunächst ist klar, daß an 
der Berührungsfläche zwischen 
Bund und Tragarm nur Druck- 
kräfte auftreten können, während der Schrau- 
benschaft d sowohl Zug- als auch Druckkräfte 
aufnehmen kann. Die Stütze wird durch das 
Biegungsmoment P I, um ein Geringes schräg 
gestellt, der Bund wird infolgedessen auf einer 
Seite zusammengedrückt, auf der gegenüber- 
liegenden Seite wird er sich vom Tragarım etwas 
abheben, wie das Abb, 8 übertrieben andeutet. 


TAG 

%_ NM 
VL 
4 | 


_ 


Abb. 8. 


Abb, 9, 


Sieht man von dem geringen Einfluß des 
Spaltes zwischen Schraubenschaft und Schrau- 
benloch ab, so erkennt man, daß in der Ebene 
E-—E (Abb. 8) ein Querschnitt, wie in Abb. ‘9 
schraffiert, zur Aufnahme des Biegungsmomen- 
tes herangezogen wird. Unter der Vorausset- 


zung der Gültigkeit des Hookeschen Gesetzes 
eht die neutrale Schicht N—N durch den 
chwerpunkt 5 dieses Querschnittes, links 
davon werden nur Druckkräfte, rechts davon 
nur Zugkräfte übertragen. Anderseits bildet 
die neutrale Schicht die Grenze zwischen dem 
Teil der Bundfläche, die gedrückt wird und. dem 
Teile, der sich yon dem Tragarm abhebt 
(Abb. 8). Es kommt also darauf an, den Ab- 
stand u der Linie N— N von der Stützenmitte M 
so zu bestimmen, daß der Schwerpunkt 8 des 


' durch die Kreisbogen mit den Durchmessern D 


und d und die Linie N— N begrenzten Quer- 
schnittes auf diese Linie fällt. Dann müssen die 
statischen Momente der Flächen links von 
N— N und rechts von N—N in bezug auf N— N 
‘einander gleich sein. Bezeichnet man wie in 
Abb. 9 diese Flächen mit F und f und die da- 
zugehörigen Sehnen mit V und v, so erhält man 
unter Verwendung bekannter Formeln über die 
Lage des Schwerpunktes von Kreissegmenten 
sofort folgende Gleichung: 


V3 


ee : 
SUN (25 


Diesen Ausdruck durch reine Rechnung zu 
lösen, ist sehr umständlich. Auf teilweise gra- 
phischem Wege wurden folgende Werte gefun- 
den: ö 
a) v = 0,000 d für D=1,00.d 
b) v=0,160d für D= 1,50 d 
ec) v=03235d für D=2,004 
d) v=0,500d für D=2351d 
Daß diese Werte paarweise die Gl. (26) er- 


füllen, läßt sich leicht nachreehnen. Zwischen- 
werte können aus der in Abb. 10 dargestellten 


(27 


2,5d 


2,0d 


70d 
0 Grad Q2d 03d OHd g5d 


U Zn 


Kurve entnommen werden. Für die durch (27) ® 


definierten Querschnittsformen können nun 
die Trägheitsmomente Ju und daraus die Wi- 
derstandsmomente Wı, bezogen auf die Schwer- 
achse, berechnet werden. Sie ergeben sich zu 


a) Ju = 0,049 dt, Wu = 0,098 d3 für D=1I ‚00d 
b) Ju= 0,117 dt, Wu = 0,178 d3 für D=1,50d 
ec) Ju = 0,233 di, Wu — 0,283 d3 für D = 2,00 9 
d) Ju= 0,472 dt, Wu = 0,472. d3 für D=2351d 
und wurden zur Konstruktion der Kurve auf 
Abb. 11 benutzt. Die am stärksten ange- 


strengte Faser ist bekanntlich die, die den größ 
ten Abstand von der neutralen Schicht hat. 


(28 


'25d 


2,0d 


10d 
0. Ya? Q2d° 034° Qya Q5a° 


Abb. 11. 


Für alle Verhältnisse zwischen D=1 und 
D = 2,51 ist das diein den Abb. 8 und 9 mit m 
bezeichnete Faser, sie wird auf Zug beansprucht. 
Sind Dund d gegeben, so kann aus Abb. 11 W 
entnommen werden, womit man die Spannüng 
der Faser m findet aus: 


DB = 


b 


nn; A u Gt keit hr 


& 
F 


CE 


Fin 


14. Okiober 1920. 


-Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 41 


8ll 


ER 
k,= W, 
Bei der Berechnung neuer Stützen ist jedoch 
P und l gegeben, kd = 1500 kg/em? ist durch 


die Verbandsvorschriften vorgeschrieben.Dann 
ist das erforderliche Widerstandsmoment: 


WR EL ER, "(80 


(29 


Für Stützen gleicher Festigkeit muß dieses Wu 
mit dem des unteren Stützendurchmessers dy 
übereinstimmen, also: 


BEERT: n 
W.= 2 rn 
ei kb 32 


Es handelt sich nun darum, D und d so zu wäh- 
len, daß das durch (30) bzw. (31) bestimmte 
Widerstandsmoment nach der Kurve Abb. 11 
erzielt wird. Es gibt aber, wie die Kurve lehrt, 
unendlich viele Wertepaare D und d, die dieser 
Bedingung genügen. Um die Auswahl zu er- 
leichtern, kann man von dem SpezialfalleD—=d 
ausgehen. Hier wird nach (28a) W = 0,098 d?. 
Nun bestimmt man für die Fälle b, e und d die 
Werte von d, sie mögen mit de, de und da be- 
zeichnet werden, so daß in allen Fällen Wu = 
0,098 d? wird. Die Rechnung ergibt: 


» = 0,820 d, de = 0,703 d, d,=0,592 d ‚(32 


Die zugehörigen Werte D findet man einfach 
a a mit 1,50 bzw. 2,00 
zw. 2,5] 


D,=1,230d, De =1,403 d, D,=1,486.d. (83 


Wie ohne weiteres erkennbar, wird bei gleichem 
Widerstandsmoment D um so größer, je kleiner 
d wird; der Grenzfall = 

D=d gehört zu der 76% 
Stütze nach Abb. 5, 

sie hat in der Ebene 747 
der Kraft A, die der ° 2 
Ebene E—E in Abb. 8 
entspricht, den Durch- 
messer da. In Abb. 12 
sind mit Hilfeder Werte 704, 
aus (32) und (33) zwei 
Kurven eingetragen,de- o8a.\ 
ren senkrecht überein- ° ? 
ander liegende Punkte 
jeweils zwei zusammen- G 
gehörige Durchmesser 
D und d derart ange- 
ben, daß der durch 
sie bestimmte Quer- 
schnitt nach Abb. 

ein Widerstandsmoment hat von gleicher Größe 
wie ein Kreisquerschnitt vom Durchmesser d,. 
In Abb. 13 sind drei Stützenfüße mit gleichem 


(31 


10. 073. 2000235 
DM — 
Abb. 12. 


D/d=2,0. 
Abb. 13. 


Dd=251. 


D/d=15. 


Widerstandsomment, also mit gleicher Festig- 
keit nach den unter (32) und (33) angegebenen 
Zahlen nebeneinandergestellt, sie entsprechen 
den Verhältnissen D/d = 1,50; 2,00 und 2,51. 
Von diesen drei Formen ist die mittlere mit 
D/d = 2,00 für normale Stützen vorzuziehen. 
Die Stütze mit D/d = 1,5 hat einen relativ 
großen Gewindeschaftdurchmesser d und er- 
fordert, wenn man ihn nicht nochmals absetzen 
will, große, teure Muttern, während. die Stütze 
mit D/d = 2,5 schwierigere Schmiedearbeit be- 
dingt. Ist da gegeben, so wird in dem Falle 
D/d = 2, der die vorstehenden praktischen Vor- 
teile bietet, wie aus Abb. 12 zu entnehmen, 
einfach: 
d=07d;,und-D=14d, . . ..(34 


Welche Kräfte sind nun am unteren Ende der 
Stütze bei der Mutter wirksam ? Diese sind bis- 
her vielfach zu groß eingeschätzt worden. Die 
Druckkräfte, die der Bund in der Ebene E—E 


- (Abb. 8) auf seine Unterlage überträgt, werden 


dort vollkommen aufgenommen, sie können 
sich also bei der Mutter nicht bemerkbar 
machen. Hingegen müssen die auf den Ge- 
windeschaft übertragenen Kräfte durch solche, 
die bei der Mutter auftreten, im Gleichgewicht 
gehalten werden. Die Verteilung der Span- 
nung auf den Querschnitt des Gewindeschaftes 
bei E—-E ist durch die Lage der neutralen 


’ 


querscehnitt gleichmäßig verteilte Kraft © und 
eine dazu senkrechte Kraft B angreifend, so 
würde bei richtiger Wahl von B und. O in der 
Ebene E—E die gleiche Spannungsverteilung 
im Gewindeschaft entstehen, wie sie durch die 
bereits ermittelte Lage der neutralen Schicht 
bedingt ist; diese Kräfte B und (© werden also 
in Wirklichkeit auftreten. Die. Kraft B allein 
würde im Schaft ein Biegungsmoment hervor- 
rufen mit in den beiden äußeren Fasern gleich 
großen, aber entgegengesetzt gerichteten Span- 
nungen: 


ee BF a 
2 W 
worin das Widerstandsmoment 
N 
Wed. nn .)86 


einzusetzen ist. Tritt zur Kraft B noch die 
Kraft 0 hinzu, die eine gleichmäßig verteilte 
Spannung 
‘ KEN 

Ko= Dr st (37 
erzeugt, so werden in den äußeren Fasern m 
und mı (Abb. 8) die Spannungen: 


kKn=kotkzundk „Ko Kr » (88 


entstehen. Für den Fall D = 2d ist nach 27e 
4 = 0,325 d; die Faser m hat hiernach den Ab- 


stand u + Ä —0,825d und die gegenüberlie- 


gende Faser mı, den Abstand a 0,175d 


von der neutralen Schicht; die Spannungen 
verhalten sich nach dem Hookeschen Gesetz wie 


ihre Abstände von der neutralen Schicht. 
Daher gilt 
En 0825. d. 
rn 
oder 


km = — 4,Tl Kmi -» (40 


Führen wir dieses in (38) ein, so folgt nach eini- 


gem Umformen: 


km =2,54Kk. = 1,65 k le 
C B 


Diese Spannung km muß identisch sein mit 
kb aus Gl. (29). Führen wir in diese noch ein 
"Wu = 0,283 d, nach (28e) und benutzen ferner 
die Beziehungen (35), (36), (37) und (41), so er- 
gibt sich schließlich: 


B=o21 PX (42 
3 

l; 
€=110P7 EU Me 


Die Kraft A (Abb. 6) ist nun auch sofort gege- 
ben durch: 


A=P+ B=P(14 0°). rel 


Die Scherbeanspruchung des Gewindeschaftes 
ist in der Ebene E—-E: 


Be d?.n s (45 
bei der Mutter 
Bi 
Bas. a8 


Wird unter d’ der Gewindekerndurchmesser ver- 
standen, so ist die Zuganstrengung des Gewinde- 
kernes; 


Kr —n Re 67 AT, 


Die Lochleibungsdrücke sind 


ET 
bei 4: kı rt Fl (48 

> en znD 
beiB: Im Ans . (49 


Zur weiteren Erläuterung soll nachstehend. 
ein numerisches Beispiel durchgerechnet wer- 
den. Auf Abb. 1 ist eine Deltaglocke J. 1384 
dargestellt, wie sie die Porzellanfabrik Freiberg 
i. 8. und ihre Schwesterfabrik Hermsdorf $.-A. 
ausführt. Hierfür ist eine Stütze zu berechnen, 
diese soll die höchstmögliche Festigkeit haben 
und um Material zu sparen, annähernd als Kör- 
per u Festigkeit durchgebildet werden. 
Gegeben ist di = 2,8 cm, da =3,1 cm, a=5,0cm; 
ls = 19,0 cm und nach Abb. 6 , = 9,2 cm, 
s—=s' = 0,3 cm. 

“ Lösung: Zunächst wird 


dy,= 2,8 —0,5=2,3 cm, 
am 31705 =260m, 
1,=50+05=5, cm. 


Der höchste zulässige Spitzenzug P wird mit 
ko = 1500 kg/em? nach (6): 
TB DIA ID 
BE er Kun 
Nach (8) erhält man: 
8 


19 
= 204% > 40cm., 


Jetzt kann der obere Teil der Stütze nachAbb.3 
oder 4 schon aufgezeichnet werden. Ent- 
sprechend (34) ergibt sich: j 


d 2 0,7.4=2,8cm 


der nächst größere Schraubenschaftdurchmes- 
ser ist 2,9 cm für 1!/; Zoll Gewinde. Weiter 
wird.: 


D= 14:4=5,6 cm 


Abb. 6 stellt diese Stütze maßstäblich dar. Aus 
(42) folgt: 


19,0 
= 021.402 2 205kg 
B= 021.490 9, 2 25kg 
und aus (43): 
C=1,10.4001%° & 3390 kg 
2,9 


Dann ist nach (44): 
AZ=47%+ 205 2 675kg 


Die Scherbeanspruchung des Gewindeschaftes 
bei’ A- wird nach (45): 


675.4 
IE S x 2 
8 ENTER 102 kg/cm 
Bei der Mutter wird sie nach (46) 
205.4 
kK'z » 31k b} 
EST al kg/cm 


Die Zuganstrengung des Gewindekernes erhält 
man aus (47) (=2,4 cm): 
3390 .4 
ER ET o 2 
Ki 575.314 > 750 kg/em 
Die Lochleibungsdrücke ergeben sich bei A 
nach (48) 
675 
2 79,9,,8,14.0,8 
bei B nach (49): 
Er 205 
ı759,.314.08 


Die Rechnung zeigt, daß die Scherbean- 
spruchungen und die Lochleibungsdrücke sehr 
klein werden, daß aber anderseits die Zugbean- 
spruchung des Schraubenkernes erheblich ist. 
Die Verbandsvorschriften lassen zwar hierfür 
1500 kg/cm? zu, im Maschinenbau geht man 
aber bei gewöhnlichen Schrauben nicht gern 
über 600 kg/em?, weil die Festigkeit durch die 
scharf eingeschnittenen Gewindegänge be- 
kanntlich wesentlich verringert wird. Bei Aus- 
führung der Stütze mit D/d>2 wird unter 
sonst gleichen Umständen die Zugbean- 
spruchung noch größer wie in dem durchgerech- 
neten Beispiele, das ist ein Grund mehr, größere 
Werte als D/d = 2 zu vermeiden. Wird ent- 
gegen der bei der Ableitung der Formeln ge- 
machten Voraussetzung die Mutter scharf an- 
gezogen, so entstehen von vornherein Zug- 
spannungen in der Schraube, die die durch das 
Biegungsmoment allein erzeugten Spannungen 
vergrößern. Es ist also zu empfehlen, ein 
zweckloses starkes Anziehen der Muttern zu 
vermeiden, schließlich kann man durch über- 
mäßiges Anziehen jede Schraube abwürgen. 

E ie Höhe des Bundes D kann rechnerisch 
nicht bestimmt werden; er darf jedenfalls nicht 
zu schwach sein, sonst biegt er sich um und 
verfehlt seinen Zweck. Ausreichend dürfte es 
sein, wenn diese Höhe wie in Abb. 6, 7, 8 und 
13 -gewählt wird. 


& 93 kg/cm? 


k = 23 kg/cm? 


RSENDESZKT SW 


Es ist natürlich zweckmäßig, für gute Abrun- 
dungen beim Übergang vom Bunde zum Schaft 
zu sorgen. 

Bisher wurden die Stützen vielfach ohne 
Bund nur stark konisch ausgeführt. Das ist 
aber eine Materialverschwendung. Wollte man 
die eben berechnete Stütze ohne Bund aus- 
führen, so müßte, um die Festigkeit nicht zu 
verringern, natürlich D und d beibehalten. wer- 
den. (Abb. 14) zeigt zum. Vergleich mit Abb. 6 
eine solche Stütze ohne Bund. Sie wiegt 

annähernd 2,3 kg, 
während die Stütze nach Abb. 6, in Abb. 14 
einpunktiert, nur 

annähernd 2,1 kg 


schwer ist. 


812 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 


Die Herstellungskosten, ausschließlich Ma- 
terial, dürften bei Verwendung zweckmäßiger 
Werkzeuge und Einrichtungen für beide Aus- 
führungen nahezu gleich sein, so daß die Bund- 
stützen nach Abb. 6 sicher wegen der Material- 
ersparnis billiger werden. Bei langen Stützen 
für große Isolatoren wird die Materialersparnis 
prozentual noch größer wie in diesem Beispiel. 


N ne Ba 
ren 
Ne er 


5 


N 
VERA, $ 
ET EEE Ve] 


BER 


Obwohl die vorstehenden Rechnungen 
sich auf solche Stützen beziehen, die für einen 
gegebenen Isolator die höchste Festigkeit auf- 
weisen, können die angegebenen Methoden na- 
türlich auch bei schwächeren Stützen ange- 
wandt werden. Der Leitungszug P nach Gl.(6) 
ist der größte, den man einer Stütze zumuten 
darf, die für einen gegebenen Isolator so stark 
wie möglich konstruiert wurde. Ist der wirk- 
lich auftretende Leitungszug, der durch den 
Leitungsquerschnitt, die Spannweite usw. be- 
stimmt wird, kleiner als der erwähnte Grenz- 
wert, so wird man schwächere Stützen verwen- 
den. Insbesondere werden für Tragmaste nach 
wie vor die sogenannten zylindrischen Stützen. 
die nach dem Tragarm (Traverse) zu keine Ver- 
stärkung des Durchmessers aufweisen, Ver- 
wendung finden. Bei der Normalisierung der 
Stützen werden deshalb für jeden Isolator 
mehrere Stützentypen festzulegen sein, erstens 
eine stärkste, zweitens eine zylindrische und 
drittens vielleicht noch eine Type mittlerer 
Festigkeit. Die letztere Type wird besonders 
für große Isolatoren für solche Punkte in Frage 
kommen, an denen der Leitungszug so groß ist, 
daß einerseits zylindrische Stützen nicht aus- 
reichen und anderseits die Festigkeit der stärk- 
sten Stütze nicht genügend ausgenutzt, sie also 
unnötig teuer und schwer wäre. 


Dauerleistung, Zeitleistung, Aussetzerleistung. 
Von F. Blanc, Charlottenburg. 


Übersicht. Die neuerdings herausgebrachten Vor. 
schläge, dieLeistung von Elektromotoren füraussetzende 
Betriebe als „Aussetzerleistung” nach der Eigenart 
des Arbeitsspiels zu bewerten, wozu der Begriff der „PrO- 
zentualen Einschaltdauer” geschaffen wurde, macht os 
erforderlich, die Abhängigkeit dieser Aussetzerleistung 
vondem thermischen Verhalten desMotorszu untersuchen 
und dieselbe in Beziehung zu bringen mit der bisher 
üblichen, der „‚Zeitleistung’’, bei welcher der Motor vom 
kalten Zustand aus nur eine gewisse Zeitlang belastet 
wurde. Es wird ein analytischer Ausdruck für den 
(thermischen) Überlastungsfaktor entwickelt und die 
„Bewertungszeit”” bestimmt als Zeitäquivalent, wäh- 
rend welcher der Motor mit der nominellen Aussetzer- 
leistung als Zeitleistung belastet werden darf. 


Bisher hat man die Leistung von Elektro- 
motoren in Rücksicht auf 2 Betriebsarten be- 
messen: 

l. nach der Dauerleistung, d. h. derjenigen 
ne welche der Motor dauernd Abe 
kann, ohne bestimmte Erwärmungsgrenzen zu 
überschreiten, sogen. Dauerbetrieb ; 

die intermittierende Leistung, welche 
nur eine bestimmte Zeitlang vom Motor ge- 
leistet werden kann bei deneiben Erwärmungs- 
bedingungen, sogen. kurzzeitige Betriebe!). 


X! Normalien des VDE für Bewertung und Prüfung 
von elektrischen Maschinen. 


Als konventionelle EL waren 10, 
"30, 60 und 90 min eingeführt. 

Man ist auf Grund praktischer Erfahrun- 

gen bisher mit derart charakterisierten Motoren 

anz gut ausgekommen, und besonders war 

iese Grundlage für die Prüfung solcher Moto- 
ren für den Hersteller bequem. 


Es zeigte sich aber doch, daß für den pro- 


jektierenden Ingenieur Be Schwierigkeien 
estanden, den Begriff der nach Zeitdauer be- 

messenen intermittierenden Leistung, welche 

im nachfolgenden kurz die „Zeitleistung‘“ ge- 

nannt sein soll, auf praktische Fälle anzuwen- 
en. 

Um diese Schwierigkeit zu umgehen, oder 
eine Lücke auszufüllen, sind neuerdings Vor- 
schläge auf Einführung eines neuen Begriffes, 
der „Aussetzerleistung‘‘, d. h. einer Leistung, 
welche ein Motor im aussetzenden Betrieb nach 
einem bestimmten Arbeitsspiel ohne Zeitbe- 
grenzung leisten kann, gemacht worden, ‚„aus- 
setzender Betrieb‘), 

Das Arbeitsspiel ist dabei gekennzeichnet 
durch regelmäßige Folge von Belastung und 
Ruhepause des ton in bestimmten Zeit- 
intervallen. Zweifellos hat dieser Vorschlag eine 
Berechtigung. Es entsteht aber die Frage, wie 
verhält sich die Leistung eines derart definier- 
ten Motors zur Dauerleistung und zur Zeit- 
leistung. i 

Oelschläger?) hat diese Frage bereits 
1900 beantwortet. Seine Entwicklungen sollen 
aber im Nachstehenden in der Richtung ge- 
nannten Vergleichs ausgebaut werden. 

Unter Hinweis auf Abb. 1 sei eine Zu- 
sammenstellung der benutzten Zeichen voraus- 
geschickt: 


ı = Temperatur bezw. Erwärmung; 

Tm = maximale Erwärmung des Motors bei der 
Aussetzerleistung, wenn dieselbe dauernd 
aufrecht erhalten würde. 

t, = maximal zulässige Erwärmung, ange- 
nommen gleich der maximal eintretenden 
Erwärmung im Aussetzerbetrieb ; 


t, = kleinste Erwärmung am Ende der Ruhe- 
Due im Aussetzerbetrieb ; 
— Zeit; 


a = Zeitdauer der Belastung des Motors wäh- 
rend. eines Arbeitsspiels; 

b = Zeitdauer der Ruhe während eines Ar- 
beitsspiels ; 

P = Zeitdauer eines Arbeitsspiels ; 

H = „Bewertungszeit“, d. h. Zeitdauer der 
Einschaltung des Motors, welche bei der 
Aussetzerleistung vom kalten Zustand 
aus die maximal zulässige Erwärmung t, 
erzeugen würde; 

T,= thermische Zeitkonstante des Motors bei 


T; 


auf; 
thermische Zeitkonstante des Motors bei 
une: 


Koeffizient der relativen Einschalt- 
dauer; 


gr 


konstante. 


Abb. 1. Erwärmungs- und Abkühlungskurven 
im aussetzenden Betrieb nach GI. (1). 


Verhältnis Arbeitsspieldauer zu Zeit- 


41. 14. Oktober 1920. 
P_a+tb PER ee , 
Ama me 2er 
a b b 
Fe Sale m Aa = 2 (1-—e), 
= == 2 =v(v=1 bei gleichen Zeitkonstanten, 
2 Z. B. ‚bei ruhenden Widerständen, Trans- 
formatoren). L 


Man erhält hiermit die Gleichungen 
für Erwärmung für Abkühlung 


BEN ee, 
Um Ne VL) Tee 


_tta 
Tı ) 


( ZI De 
— Tm\e BR Tı . (3 


und nach Umformung und Einsetzung obiger 
Abkürzungen den thermischen Überlastungs- 
faktor 

Be ! 


am A 
DER, u je A 5 
oder 
Un 1—e 2rme(2 2) 
mE (4b 
12) Lea 
Für v—=sMedeeh PN IEPAR 7 ist 
= zZ 
Tn IR 
I=Z—— . (4c}) 
3 12) 1-en2: 


Dieser Faktor p zeigt an, um wieviel die Ver- 
luste höher sein dürfen als bei Dauerlast, um 
dieselbe maximale Temperatur zu erreichen, 
wenn der Motor im aussetzenden Betrieb mit 
er prozentualen Einschaltdauer ED = e% 
belastet wird. Man erkennt, daß die Belastbar- 
keit eines bestimmten Motors von gegebenen 
Zeitkonstanten T durchaus nicht allein von der 
rozentualen ED abhängt, sondern noch von 
em absoluten Wert der Zeit P eines Arbeits- 
spieles. 
Die Verschiedenheit der Zeitkonstanten 
schafft eine weitere Abhängigkeit für den Über- 
1 


lastungsfaktor, v 


ist stets kleiner als 1, 


da ein rotierender Körper schneller die Wärme 
abgibt als ein ruhender, 7, ZT, 

Umtdie Verhältnisse ziffernmäßig zu un- 
tersuchen,\ist 7Ti'= % T,, also v = 0,5 ange- 


Abb. 2. Überlastungsfaktor für v=0,5 nach @I. (4a). 
nommen undin Abb. 2 p als / (Z) mit den Para- 
metern 

Er). 1o, 0,25, 0,35, 0,5 und 1 


aufgetragen. Die Kurven laufen für großes Z 
asymptotisch nach 1 und schneiden die Ordi- 
natenachse für Z = 0 im Wert 
m=c+(—n) 17 (da 
€ = 1 bedeutet Dauerleistung. Es ist auch 


leicht, aus der Kurve durch Interpolation un- 
gefähr jeden ‚Wert für andere ED abzulesen, da 


die Kurve vom Wert = > + (1—v) ihren 


Die Zeichen sind die 


‚von Oelschläger be- 


Ausgangspunkt [nehmen muß, in Abb. 2 für 


0,5 


— 0,5, also Po = ec En 0,5. 


nutzten. ‚Wie aber A. u. Sch. aufmerksam 
machen, ist die Wärmeabgabefähigkeit eines 
laufenden Motors und eines sti Istehenden 


Motors nicht 
stante 7 der 


E 


gleichung also 


letztere T, 


leich, die Temperaturzeitkon- 
rwärmungs- und Abkühlungs- 
‚verschieden. .Erstere sei 7, 


bezeichnet. Ferner sollen folgende 


Abkürzungen eingeführt werden: : 


eZz 


Er A 2 


a a 


Koeffizient der relativen Ein- 
schaltdauer (p bei A. u. Sch.); 


') Dr. E.Adler und Schiebeler, „ETZ* 1920, 8. 
(kurz A. u. Sch. bezeichnann ER 05% 


N ®) Oelschläger „ETZ* 1900, 8. 1058. 


Für di 


ven nach Gl. (4e) 

bb. 2 aufgetragen. 
„Aussetzergrundleistung‘“ 
sprechend 93 mit e — 0,25 2 
den sich andere Aussetzerle 


Ist 


!) Diese 
(10), (11). bei 


die 


Für v = 1:ist mat : 
& 


(5b 


esen Wert sind in Abb. 3 die Kur- 


ange 


Gleichung entspricht den 
Höp ETZ* 1920, 


8. 1871, 


für dieselben Parameter wie 


ent- 


ö geben, so fin- 
istungen nach 


Gleichungen (9), 
desgl. ot 


;  „ETZ : 
va zei Jasse, „Rleliroteohe u. Maschinenb.“, 1912, 


14. Oktober 1920. 


EEE 
Ps — Pos 


(6a 


en 
_ .(2+1) für v=0,5 und =45 fürvo=1 (6b 


\ Die prozentuale Aussetzerleistung selbst 
ist durch besondere Untersuchung aus dem 
thermischen Überlastungsfaktor p zu berech- 
nen. Man kann dieselben ungefähr proportional 


Vp setzen. 


7 a 


Abb. 3. Überlastungsfaktor für v=1 nach Gl. (4e). 


Da die Aussetzerleistung außer der pro- 
zentualen ED, noch vom Verhältnis der Zeit- 
dauer eines Arbeitsspieles zur Zeitkonstante 
abhängt, so stellt sich die Frage nach den in 


der Praxis hauptsächlichen Werten von Z| = 7. 
Man findet Werte, welche etwa zwischen oi 
und 0,7 schwanken, und die Werte für pliegen 
innerhalb 


(0,84 — 0,97) 90 bei v 
(0,75 -- 0,95) po bei v 


(in Rücksicht auf Erwärmung, wenn nicht an- 
dere Gründe eine geringere Überlastung for- 
dern)! 

Die Bewertung eines Motors nach 
der Aussetzerleistung auf dem Prüfstand 
bringt nun Unbequemlichkeiten mit sich. Es 
ist nicht einfach, den aussetzenden Betrieb 
nachzuahmen und längere Zeit fortzusetzen, 
bis die stationäre Temperatur erreicht ist. Es 
war daher natürlich, daß man nun wieder zu- 
rückblickte und für die Prüfung eine äquiva- 
lente Zeitleistung vorschlug. Man hat aber den 
Fehler gemacht, einige wenige Zeitdauern her- 
auszugreifen und diese als Normalersatzzeiten: 
zu erklären!), während doch diese Ersatzzeiten 
sich erst aus der Aussetzerleistung und den 
Motoreigenschaften ergeben können. 

Die Erwärmung eines laufenden Motors 
mit einer Zeitleistung, welche eine Endtempe- 
ratur T, erzeugen würde, nach der Zeit h ist: 


SR 
re Tı 


0,5 und 
1 


(7 
der Überlastungsfaktor der Zeitleistung 
In ; 
Da = 2 (siehe Abb. 4) (8 


Abb. 4. Überlastungsfaktor der Zeitleistung nach Gl. 8). 


Man kann nun durch Vergleich der Abb. 2 bzw. 
3 mit Abb. 4 leicht die Beziehungen zwischen 
Aussetzerleistung und Zeitleistung ablesen, in- 
dem man beispielsweise für dieselbe Leistung, 


a des Ausschusses für aussetzende Be- 
triebe, Normengruppe für Kranmotoren Sitzungsbericht 
Nr. 8027/3 v. 15. V. 20. 


Elektrotechnische Zeitschriit.- 


1920, Heit 


d. h. für das gleiche p zusammengehörigeWerte 
füreZ, T 


1 
h entspricht dann derjenigen Zeit, welche bei 
einer Leistung gleich der Aussetzerleistung die- 
selbe Erwärmung erzielt und mit welcher der 
Motor statt des aussetzenden Betriebes geprüft 
werden könnte. Für diese Zeit — in Abb. 1= 
— ist die Bezeichnung ‚‚Bewertungszeit‘“ vor- 
geschlagen worden. 

Analytisch ist sie gegeben durch die Glei- 
chung: 


und Ku. aufsucht. Das gefundene 


( u 
y=T, 1-—e NT (9 
da in Gl. (7) 
1, ZT. T=7, under H 
zu setzen ist. j 
Anderseits ist nach Gl. (4a): 
ie ee 
9 Im _ = ZW@te=en) on 
also ist: 
% ge Deere 
—-.]l—e M= 2611 
z Im Do Anluche 2%) 
Bene e Zi on Zu ee) 
I en E 12 
e fi EEE ACHERN) (1 
se 2Zr ig oh zer) 
HB T, In . (13a 


Brenz 


Diese Bewertungszeit gibt also ein Äquivalent 
auf dem Prüfstand für den wirklich vorge- 
schriebenen aussetzenden Betrieb ‚und gibt ir- 
gendwelche Zahlen in Minuten, wenn 7 in min 
eingesetzt wird. Wenn man die Aussetzerlei- 
stung einführt, so wäre es am besten, die fabri- 
zierenden Firmen würden in ihren Preislisten 
neben der Aussetzerleistung von 25% ED nach 
Vorschlag von A. u. Sch. die äquivalente Be- 
wertungszeit angeben unter der Voraussetzung 


eines kleinen Wertes von 7. 
Für Z=0 wird 


E 
A=— Tıln (1 - A (14a 
H,=— Tıln =. (14b 
re 


Man sieht aus Abb. 5, in welcher - über Zı 


1 
für v = 0,5 nach Gl. (13a) aufgetragen ist, daß 
die Bewertungszeit innerhalb der praktischen 
Grenzen von Z 0,1 — 0,7 nur wenig größer 
als H, ist, so daß man diesen Wert oder einen 
etwas größeren Wert als Bewertungszeit ein- 
führen könnte, wenn die Zeitkonstanten T be- 
kannt sind. 
Für v = 1 gehen über 


ee (13b 
ie 
H,=-Tin(1-e). (146 

Es ergibt sich demnach 
für E10, 09550 85,0:50, 0/4 BED) 
für v=05 
In (i Pas 03 0,51 0,72 1,09 
für = i 

In(1—e)= 0,16 0,28 0,43 0,69 


und die Bewertungszeit: 


fürv=05- H etwa 


= 32 55 75 115%), von Zeitkonstante 7, 
fürv=1° Hoetwa 
=18 30 45 75%, von Zeitkonstante 7. 


Man könnte in: den Preislisten auch die 
Zeitkonstanten statt der Bewertungszeit für 
25% ED angeben und diese wie oben berechnen. 
Es ist aber nicht en dem Kunden 
mit solchen ihm unverständlichen Begriffen zu 
kommen. 

Andere Bewertungszeiten kann man aus 
der Grundbewertungszeit Hy, berechnen nach 


1—e 
In Re. 
Per 2 
=) 0,75 RES E (LB 
: 0,25 
0,75 +, 


41. 


\ 


2 
% 
aaa = 
jEHABEN Leer 
EFEESe-FerHH 
ERLEBT ICCH 
BE-TEBEREREBEBERENRnZ IH 
Tagen — 
— | 


Ei 


An 
I N 


\. 

eier 
NV 
Au 
N 


N 
\ 


Eau 
H 
EE=H 


Abb. 5. Bewertungszeit für v=0,5 nach GI. (13a), 


für v=05 für o 1 
no 

ATZE 1-+e In(1—e) 
Hd, 051 025 

oder 
192 1—E& 

Hera als log(1—e) 
H;; ge 0,22 - = 013° 
HiHo\ (e=15 26535 50%, ED 
v=05 - 059- 1 141 2316 
v=1 057° 1 1,51 2,42 


Abb. 6. Bewertungszeit für v = 1/nach GI. (13b). I] 


d. h. die Bewertungszeit H bei der Aussetzer- 
leistung z. B. entsprechend v = 0,5 und e = 
35% ist um 41% größer als die,Grundbewer- 
tungszeit Hy bei der Aussetzergrundleistung 
entsprechend P%- 


Eine normalisierte Darstellung der Licht- 
verteilung. 


Von Dr.-Qng. N. A. Halbertsma. 


Übersicht. Es wird vorgeschlagen, eine ein- 
heitliche Darstellung der Lichtverteilung zu ver- 
wenden an Stelle der verschiedenen, bis jetzt ge- 
bräuchlichen Darstellungsarten. Diese einheitliche 
Darstellung auf der Grundlage einer Lichtquelle 
von 1000 Lumen erleichtert wesentlich Berechnun- 
gen und Vergleiche an Hand der Lichtverteilungs- 
kurven. 


Die Einsicht, daß für die Kennzeichnung 
der Daenerzeu sung an erster Stelle der von 
einer Lichtquelle ausgestrahlte Lichtstrom in 
Frage kommt, den man folgerichtig in Lumen 
und nicht in „sphärischen Kerzen‘ angeben 
muß, hat sich in den letzten Jahren immer 
mehr Bahn gebrochen. Sie wird auch bei 
einer Neuregelung der Normalien des VDE 
für die Bewertung der Lichtquellen be- 
rücksichtigt werden müssen. 

Erschöpfende Auskunft über das, was 
eine Lichtquelle leistet, kann aber der Licht- 
strom (und erst recht die veraltete Kennzeich- 
nung durch die Lichtstärke in einer näher 
vereinbarten Richtung) nicht geben. Bei der 
nackten Lampe (Glühlampe, Gasglühlicht- 
brenner) mag sich das weniger bemerkbar 
machen, da diese selten ohne Armatur (Reflek- 
tor, Glocke) benutzt werden bzw. nicht ohne 
diese Zubehörteile benutzt werden sollten. Bei 
Lichtquellen mit Armatur genügt es jedoch 
nicht, den ausgestrahlten Lichtstrom seiner 
Größe nach zu kennen, man wünscht vielmehr 
auch zu wissen, wie dieser Lichtstrom sich im 
Raume verteilt. Zahlenmäßig läßt sich diese 
Lichtstromverteilung immer nur annähernd 
wiedergeben, ob man ihn nun nach oberem 
und unterem Halbraum trennt (nach dem Vor- 


v 


814 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


E77 


1920. 


Heit 41. 


Ne - 


i4. Oktober 1920. 


schlag von Heyck!) oder die Zahl der Zonen 
noeh vergrößert. (u. a. Vorschlag von Ben- 
ford und Mahan?), prozentuale Angabe des 
Lichtstroms in den hemisphärischen Zonen: 
0° bis 30°, 30° bis 60°, 60° bis 90°). Für ge- 
nauere Arbeiten wird man aber auf die voll- 
ständige Darstellung der Lichtverteilung in 
Form einer Kurve nicht verzichten können. 

Die kurvenmäßige Darstellung der Licht- 
verteilung kann erfolgen: i 

1. Winkelgetreu in dem üblichen Po- 
lardiagramm. Dieses liefert aber bekanntlich 
keine flächengetreue Darstellung des Licht- 
stroms. 

2. Flächengetreuin Form des Rousseau- 
Diagramms, dessen Flächeninhalt ein Maß für 
den Lichtstrom ist. Auf winkelgetreue Dar- 
stellung der Lichtstärkekoordinaten wird hier- 
bei von vornherein verzichtet. x 

3. Flächengetreu im Polardiagramm 
unter Verwendung einiger Kunstgriffe, wie 
einer Quadratwurzel-Lichtstärkeskala und Tei- 
lung des Flächenwinkels nach gleichen Raum- 
winkeln (Pierce, Gebhardt). Winkelgetreu 
ist eine derartige Darstellung aber nicht mehr, 
und damit verfällt der wesentlichste Vorzug 
des Polardiagramms. Außerdem wird die 
flächengetreue Darstellung des Lichtstroms 
nur erzielt durch verzerrte Wiedergabe der 
Lichtstärkewerte. 3 

Nur Polardiagramm und Rousseau -Dia- 
gramm kommen daher für eine genaue 
Darstellung der Lichtverteilung in Frage, zu- 
sammen genügen sie allen Anforderungen 
durch die erschöpfende Darstellung aller Ver- 
hältnisse der Lichtverteilung. Allgemein ist 
diese zweifache Darstellung natürlich nicht 
durchführbar. Das Rousseau-Diagramm hat 
z. B. für die analytische Untersuchung der 
Lichtquellen sehr große Vorteile, man kann, 
wie Verfasser gezeigt hat?), viele Aufgaben 
nur mit Hilfe dieses „‚Liehtstromdiagramms“ 
lösen. Trotzdem wird, wenn wir die Frage 
nach der praktischen Verwendbarkeit und 
der leichten Verständlichkeit stellen, die Ent- 
scheidung zugunsten des Polardiagramms 
fallen. Gerade durch die Winkeltreue dieser 
Darstellung gibt das Polardiagramm ein an- 
schauliches Bild von der Verteilung des von 
einem Punkt aus in allen Richtungen ver- 
laufenden Lichtes. Natürlich ist nach wie vor 
auf die fehlende Flächentreue aufmerksam 
zu machen, die eine unmittelbare Ausmessung 
des Lichtstroms verhindert, sowie auf die 
Voraussetzung der achsialsymmetrischen Licht- 
ausstrahlung, die allein es erlaubt, Erschei- 
nungen, die im Raume vor sich gehen, in 
einer Ebene darzustellen. 

In der Tat wird das Polardiagramm unter 
der Bezeichnung „Lichtverteilungskurve“ weit- 
aus am meisten in der Literatur benutzt. Die 
Darstellung ist jedoch in ihren Einzelheiten 
so verschieden, daß es meist sehr schwer fällt, 
zwei an verschiedenen Stellen wiedergegebene 
Liehtverteilungskurven miteinander zu ver- 
gleichen. 

_..,/um Teil bestehen die Kurven aus zwei 
Hälften, Abb. 1 (diese sind _Spiegelbilder in- 


SH 


FI, 
RR 


/ 
HRS 


folge der Symmetrie ‘der Liehtverteilung), 
zum Teil beschränkt man sich auf die Wieder. 
gabe einer Hälfte, bald der linken, bald der 
rechten. Die zweifache Darstellung der Kurve 
ist überflüssig, eine Hälfte genügt und nimmt 
weniger Raum ein. Im Interesse der Einheit- 
lichkeit sei vorgeschlagen, hierzu .die rechte 
Hälfte zu verwenden, so daß die Symmetrie- 
achse der Lichtquelle das Koordinatennetz 
auf der linken Seite abschließt (Abb. 2). 

Wie jede andere Kurve wird auch die 
Liehtverteilungskurve © punktweise aufge- 
nommen bzw. aufgezeichnet. Während man 
nun z. B. niemals bei der Wirkungsgradkurve 
eines Motors die beobachteten Werte durch 
Geraden verbinden wird, findet man Licht- 
verteilungskurven, die keine Kurven, sondern 

„ETZ“ 1915, S. 620. 


1 zö 
5 „Lransaet Ill. Eng. Soc.“ Rd. 10, 1915, 8.'593. 
3) Lichttechnische Studien, Leipzig 1916; 8. 17ff. 


nigung, 


S IR, 
ERZIELTE 


durch einen gebrochenen Linienzug darge- 
stellt sind (Abb. 3). Vielleicht soll damit zum 
Ausdruck gebracht werden, daß über den 
Verlauf der Lichtstärke zwischen den ge- 
messenen Werten keine Sicherheit besteht, 
aber man pflegt dieses bei anderen Kurven 
auch nicht zu berücksichtigen und schützt 
sich höchstens dagegen durch Vornahme zahl- 
reicher Messungen an den Stellen, wo eine 
Unstetigkeit der Kurve vermutet wird. Gewiß 
besteht bei jeder Lichtverteilungskurve die 
Möglichkeit, daß sie zwischen zwei Meß- 
punkten in anderer Weise verläuft, aber da- 
gegen hat man bei der Darstellung durch 
einen gebrochenen Linienzug die Gewißheit, 
daß die Lichtverteilung nicht so verläuft, wie 
sie dargestellt ist. Aus diesem Grunde muß 
man diese Darstellungsart einer Liehtvertei- 
lungs,,‚kurve‘‘ ablehnen. 


Abb. 3. 


Dem Beifügen der Lichtstärkewerte an 
den Kreisen des Polarkoordinatensystems 
messe man keine übertriebene Bedeutung bei. 
Entweder stellt das Polardiagramm die Licht. 
verteilung eines Selbstleuchters (primäre 
Lichtquelle) dar, dann ist gewöhnlich der 
Lichtstrom (oder Js) angegeben oder sonstwie 
bekannt, oder auch die Lichtstärke in einer 
Richtung (Jr), so daß man wenigstens die 
Möglichkeit hat, die Lichtstärke in einer be- 
liebigen Richtung zu berechnen. Bei einer 
Lampe mit Armatur soll das Polardiagramm 
dagegen auch zeigen, wie die Lichtverteilung 
der primären Lichtquelle durch die sekundäre 
Lichtquelle (Reflektor, Glocke) geändert wird. 
Daher besagt die Lichtverteilungskurve einer 
Lampe mit Armatur nichts über deren Wirkung, 
wenn nicht zum Vergleich die ursprüngliche 
Lichtverteilung der nackten Lichtquelle oder 
deren Lichtstrom angegeben ist. In diesem 
Falle kommt es sogar auf die absoluten Werte 
der Lichtstärke gar nicht an, vorausgesetzt, 
daß die beiden Kurven im gleichen Maßstab 
gezeichnet sind (Abb. 4). 

Der Vergleich derartiger Lichtverteilungs- 
kurven von Lichtquellen mit Zubehörteilen 
bzw. der Vergleich dieser Zubehörteile in bezug 
auf ihre Wirkung würde nun sehr erleichtert 
werden, wenn allen Kurven eine primäre 
Lichtquelle vom gleiehen Lichtstrom ZU- 
grunde gelegt würde. Für eine vergleichende 
Untersuchung verschiedener Reflektoren ist 
das eine Grundbedingung und deshalb ist die 
Reduktion aller Kurven auf einen einheit- 
lichen Lichtstrom der primären Lichtquelle in’ 
verschiedenen Laboratorien schon in Gebrauch. 

„Es ist gar nicht erforderlich, daß die 
Lichtverteilung gemessen wird unter Verwen- 
dung einer Lampe, die genau auf einen Licht- 
strom von z. B. 1000 Lumen eingestellt ist. 
Es kann vielmehr jede beliebig große Licht- 
quelle benutzt werden, etwa die, für welche 
ein Reflektor von vornherein bestimmt ist, 
und es können auch Kurven aus älteren 
Messungen entsprechend umgerechnet werden. 

Schon vor etwa 10 Jahren gingen in den 
Vereinigten Staaten von Amerika verschiedene 
Fabriken dazu über, die Lichtverteilungs- 
kurven von Reflektoren auf eine Metalldraht- 
Vakuumlampe von Ja — 100 cp 


(candle- 
power) umzurechnen, 


und als später durch 


Einführung der Gasfüllungslampe diese alte B 


nicht: mehr angewandt werden 


Bezeichnun 
Se man den ihr ungefähr ent-- 


konnte, na 


sprechenden Lichtstrom von 1000 Lumen als 


Einheitt). : 

Es hat sich auch für den Gebrauch einer 
einzelnen Kurve als durchaus zweckmäßig 
erwiesen, die Lichtverteilungskurven auf eine 
Lichtquelle von 1000 Lumen zu reduzieren. 
Wird in einem Reflektor einmal eine Gas- 
füllungslampe von 150 W (2500 Lumen) und 
das zweitemal eine solche von 200 W (3450 
Lumen) benutzt, so sind die Lichtstärkewerte 
der ‚reduzierten‘ Kurve nur mit 2,5 oder 
3,45 zu multiplizieren, um die wirklichen 
Werte.der Lichtstärke zu erhalten. Um zu ver- 
meiden, daß man der Berechnung der Licht-. 
stärkewerte bei einer Lampe von 500 W etwa 
eine Kurve zugrunde lest, die mit einer 
kleineren Lampe von vollkommen verschie- 


dener Bauart bestimmt wurde, ist es zweck- 


mäßig, anzugeben, mit welcher Lampe die 
Liehtverteilung ursprünglich gemessen wurde. 


Diese Normalisierung der graphischen 
Darstellung der Lichtverteilung steht nicht 
vereinzelt dar. In der elektrotechnischen 


Literatur findet man z. B. Charakteristiken von 
Motoren, bei denen die Ordinaten in Pro- . 
zenten der Werte bei einer näher bezeichneten 
normalen Leistung, Stromstärke, Umdrehungs- 
zahl angegeben sind und nicht in absoluten 
Werten. nz 

Der Vergleich zwischen Kurven ver- 
schiedener Maschinensysteme wird hierdurch 
wesentlich erleichtert. Sind die Kurven 
auf Pauspapier gezeichnet, so kann man sie 
übereinanderlegen und jeden Unterschied im 
Verhalten!der Maschinen bequem und rasch 
ermitteln. 

Abb. 5 zeigt eine Lichtverteilungskurve in 
der normalisierten Darstellung, wie Verfasser 
sie für den Gebrauch im Laboratorium der 


Inka 


_ Lichtverteilungskurve Nr. 622 3 

, (Tea Tea ER RN 3 
ESS T 
112 Art? a E35 


[?s0 | — 170%] 


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Katalog N: —LELZ_ Fabrikat: _ Disco 
Glühlampe: Osram Azo_ Watt:_300 HK: _—_ 


Lumen: 


Dr.-Ing. Schneider & Co. 
Lichttechnische Spezialfabrik — Franklurt a M, 
Abtellung Laboratorium. 


Abb. 5. 


lichttechnischen Spezialfabrik Dr.jng. Schnei- 


der & Co., Frankfurt a. M.., durchgebildet hat. 
Gerade für ein derartiges Fabriklaboratorium, 
in dem hunderte Lichtverteilungskurven, z. T. 
einander sehr ähnliche, miteinander zu Ver- 
gleichen sind, hat diese normalisierte Dar- 
stellung sich als sehr zweckmäßig erwiesen. 
Auf der linken Seite des Polarkoordi- 
natennetzes ist Raum gelassen für eine kleine 
kizze des halben Armaturquerschnittes und 
für Angaben über die Lage des Lichtquell- 
mittelpunktes zum Reflektor oder ähnliches. 
Ferner befindet sich hier der Hinweis auf die 
einheitliche Lichtquelle: 
gleich ist diese Liehtverteilungskurve auf einen - 
Lichtstrom der Lichtquelle von 1000 Lumen " 
(= 79,6 FKo) umgerechnet.“ Auf der rechten 
Seite des 
.. 4. die Winkel von 
die Lichtstärke gemessen ist: 


2. die auf 1000 Lumen der nackten Licht- 
quelle umgerechneten Werte der Licht- 
stärke. Der Gebrauch dieser Tabelle ist be- 


qQuemer und genauer als das Ab 
Dichitärkemieten aus der Be 
kurve, auf das man sonst angewiesen ist; 

3. die Liehtströme in den Zonen zwischen 
0° und den betreffenden Winkeln. Also nicht 
die Lichtströme der einzelnen 10° 
Zonen, sondern deren Summen. 


') „Bull: des Engl. ar: “ 
Nr. 20, 1."X. 1918. 8.40. part. of National Lamp Works 


„Zum leichteren Ver- 


Netzes enthalten drei Spalten: 
5° zu 5°, unter denen 


breiten 


Ba .n 


14. Oktober 1920. 


Diese Spalte liefert bei 90° den Licht- | 


strom im unteren Halbraum (in Abb. 5 604 
Lumen), bei 180° den gesamten Lichtstrom 
der Armatur (704 Lumen). Die Differenz 
zwischen diesen beiden Werten ist der Licht- 
strom im oberen Halbraum (100 Lumen). 


1000— 704 = 296 Lumen beträgt der Licht- 
verlust durch die Armatur. Da der ursprüng- 
liche Liehtstrom 1000 Lumen beträgt, kann 
man ohne weiteres den prozentualen Anteil 
des gesamten, des oberen und des unteren 
Liehtstroms bilden, 70,4, 10,0 und 60,49%. 
Kennt man den Winkel, innerhalb dessen 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


das Licht für die Beleuchtung ausgenutzt 
wird, so kann man entweder unmittelbar oder 
nach Interpolation aus der Spalte 3 den Licht- 
strom in dem dazu gehörenden Raumwinkel 
bestimmen. Bei 70° finden wir 473 Lumen. 
Für eine Gasfüllungslampe von 500 W (10 000 
Lumen) beträgt der Lichtstrom in diesem 
Raumwinkel demnach 4730 Lumen. Hieraus 
kann man, wenn die beleuchtete Fläche be- 
kannt ist, die mittlere Beleuchtung sofort 
bestimmen. 

Die Darstellung nach Abb. 5 genügt 
durch die Kombination einer Polarkurve, die 


Heit 41. 


815 


nur qualitativ ein Bild von der Lichtvertei- 
lung zu geben braucht und von Zahlentafeln, 
die für Berechnungszwecke die Werte der 
Liehtstärke und des Lichtstroms angeben, 
allen Anforderungen, die an ein normalisiertes 
Kurvenblatt für die Lichtverteilung gestellt 
werden können. 

Auch für die Vorarbeiten zu einer Nor- 
malisierung der Reflektoren dürfte die Ver- 
einbarung einheitlicher Kurven mit 1000 
Lumen Lichtstrom der nackten Lichtquelle 
und die Verwendung ähnlicher Kurvenblätter 
nützlich sein. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Elektrizitätserzeugung in den Vereinigten 
Staaten.!) — Der „Geological Survey‘ der Ver- 
einigten Staaten hat Angaben über die Elektrizi- 
tätserzeugung der öffentlichen Elektrizitäts- 
werke für die ersten fünf Monate des Jahres 
1920 veröffentlicht. Die Zahlen fußen auf 
statistischen Aufstellungen von etwa 3000 Be- 


triebsanlagen, einschließlich . elektrischer 
Bahnen und anderer Anlagen, welche zur 
öffentlichen Versorgung gehören. Die ganze 


Leistungsfähigkeit der angegebenen Betriebe 
ist angenähert 90% der vorhandenen An- 
lagen. Die durchschnittliche, tägliche Er- 


zeugung der fünf Monate ist in Abb. 1 schau- 


| | are 
Bates Dampf u. Wasser ee 


‘ N 
SM. kwR S 


7) 
Jar. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jarı. 


Abb. 1. Mittlere Tageserzeugung der öffentlichen 
Elektrizitätswerke in Amerika. 


bildlich dargestellt. Das Verhältnis der durch 
Wasserkraft erzeugten Kilowattstunden zum 
monatlichen Gesamtbetrage ist 33 bis 42%. 
Die mittlere, tägliche Stromlieferung für 1920 
war 119,86 Mill. kWh und für den entsprechen- 
den Zeitraum des Jahres 1919 102,68 Mill. kWh. 
Das ist eine Zunahme von 16,7%. Der gesamte 
Brennstoffverbrauch im Jahre 1920 war: 
144,5 Mill. t Kohle; 8,4 Mill. hl Petroleum; 
223 966 m? Gas. Es ist interessant zu. be- 
merken, daß Montana, Washington und Kali- 
fornien, während der fünf Monate 40% der 
Stromerzeugung durch Wasserkraft lieferten; 
bezieht man auch die Erzeugung vom Staat 
New York mit ein, so lieferten diese vier 
Staaten 50% der ganzen durch Wasserkraft 
erzeugten Energie der Vereinigten Staaten. 
(„El. Railw. Journ.“ Bd. 56, 1920, S. 422. Gg. 


Selbsttätige Wasserkraft-Elektrizitätswerke. 
— Belt berichtetin ‚Eleetrical World‘, Bd. 75, 
1920, S. 827 ff. über Erfahrungen, die mit 
selbsttätigen Wasserkraftelektrizitätswerken in 
den Staaten Iowa und Kalifornien gemacht 
worden sind. Die Anlage in Iowa wurde im 
Oktober 1917 in Betrieb genommen. Sie ge- 
hört der Iowa Railway und Light Co., be- 
findet sich in Cedar Rapids und besteht aus 3 
mh Ren Synehrongeneratoren für 400kW, 
welche mit 60 Umdr/min bei 0,8 Leistungs- 
faktor und 2300 V von Vertikalturbinen an- 
getrieben werden. Sie sind an ein Netz an- 
geschlossen, das von einem Hauptkraftwerk 
von 20 000 kVA Leistung gespeist wird. Das 
Triebwasser liefert der Cedarfluß, dem es 
mittels eines Betondammes mit selbsttätiger 
Zusatzstauvorrichtung, durch welche das Ge- 
fälle um weitere 0,9 m vergrößert werden 
kann, entnommen wird. Das Gesamthöchst- 
gefälle beträgt 3m. Die jeweilige Leistung des 
selbsttätigen Kraftwerkes wird den Haupt- 
kraftwerks-Sammelschienen durch eine 900 m 
lange Leitung zugeführt. Jedes Wasserrad des 
selbsttätigen Kraftwerkes wird durch ein Kon- 
taktamperemeter geregelt, welches die Be- 
lastung des Generators bestimmt. Die Ge- 
neratoren besitzen Schwimmerschalter, welche 
so eingestellt sind, daß sie bei wenig ver- 
schiedenen Wasserständen nacheinander Kon- 
takt machen und die Generatoren in derselben 
Reihenfolge in Betrieb setzen. Sinkt der 
Wasserstand, so werden die Generatoren in 
der umgekehrten Reihenfolge stillgesetzt. Die 
Anordnung von Prüfdrähten, durch welche 
das Arbeiten des selbsttätigen Kraftwerks im 


ı) vgl. auch „ETZ“ 1920, S. 493, 


Der Induktionsmotor 


RUNDSCHAU. 


Hauptwerk angezeigt und gegebenenfalls ge- 
steuert werden konnte, hat sich in zweijährigem 
Betrieb als unnötig erwiesen, da das selbst- 
tätige Kraftwerk vollkommen. verläßlich ar- 
beitete. Für die Erregung der Generatoren 
sind 2 durch zweiphasige Induktionsmotoren 
angetriebene Erregermaschinen für 100 kW 
bei 125 V vorgesehen. Während der zwei- 
Jährigen Betriebsdauer haben sich die Be- 
dienungskosten auf einen geringen Bruchteil 
von 1% des Zinsendienstes belaufen, so daß 
also nur letzterer für die Energiekosten in 
Frage kommt. Beim Anlassen des selbst- 
tätigen Kraftwerkes wird die richtige Folge 
der _Arbeitsgänge durch einen motorisch an- 
getriebenen Trommelschalter bewirkt, welcher 
für Einhaltung der erforderlichen Zeitspannen 
zwischen den Schaltschritten sorgt. Wenn der 
Schwimmerschalter Kontakt macht, läuft der 
den Trommelschalter antreibende Motor’ an, 
und sein erstes Segment bewirkt Stromschluß 
eines Betätigungsschalterkreises und damit 
direkte Einschaltung des Erregeraggregats. 
Ä des letzteren ist für 
diese Art Einschaltung bei 2300 V bemessen, 
kommt in 2 bis 3 s auf seine Geschwindigkeit 
und nimmt dabei nur etwa den 6-fachen 
Normalbetriebsstrom auf. Gleichzeitig steigt 
die Erregerspannung auf 125 V. Der nächste 
Arbeitsgang wird durch das zweite Segment 
des Trommelschalters bald nach dem Anlassen 
der Erregerschiene bewirkt und veranlaßt die 
ebenfalls motorisch angetriebene Wasserrad- 
schütze, sich so weit zu öffnen, daß Waserrad 


‚und Generator mit 10 Umdr/min, d.h. 10 Per/s 


laufen können. Die Schütze öffnet sich erst 
weiter, wenn. das Wasserrad 55 Umdr/min 
macht; dies geschieht durch Vermittlung 
eines Fliehkraftschalters. Geichzeitig wird der 
nichterregte Generator mit den Sammel- 
schienen verbunden, wobei eine in Reihe ge- 
schaltete Reaktanz die Entstehung einer über- 
mäßig” großen Stromstärke verhindert. In- 
zwischen steigt die Drehzahl auf etwa 60/min, 
und der Trommelschalter bewirkt die Ein- 
schaltung einer schwachen Erregung, welche 


aber genügt, um den Generator zu synehroni- 
sieren. Weitere Drehung des Trommelschalters 
veranlaßt die volle Erregung, den Kurzschluß 
der Reaktanz im Generatorstromkreis und die 
Abschaltung des ihn treibenden Motors, _ so 
daß der Trommelschalter in der Vollbetriebs- 
stellung stehen bleibt. Bei Erreichung des 
Synehronismus übernimmt ein Kontaktampe- 
remeter, welches an einen im Generatorstrom- 
kreis liegenden Stromwandler angeschlossen 
ist, die Regelung der Schütze und beeinflußt 
sie so, daß der Generator seine volle Leistung 
hergibt. Der Generator wird mit gleichbleiben- 
der Erregung betrieben, deren Wert der Normal- 
belastung entspricht. Bei niedrigem Wasser- 
stand, wenn trotz ganz geöffneter Schütze 
der Generator nicht die Normalleistung er- 
reicht wird, wirkt er auf den Blindstrom in- 
folge seiner Übererregung günstig ein. Der 
ganze Vorgang des Anlassens, vom Zeitpunkt 
an, in welchem die Schütze geöffnet wird, bis 
zum Kurzschließen der Reaktanz, erfordert 
39 s und innerhalb im ganzen 45 s liefert 
der Generator seine volle Leistung. Irgend- 
welche Stöße machen sich dabei nicht be- 
merkbar, auch treten beim Synchronisieren 
nennenswerte Pendelströme nicht auf. Bei 
Wassermangel veranlaßt der Schwimmer- 
schalter, daß die Betätigungsschalter im Ge- 
neratorstromkreis herausfallen und den Gene- 
rator so von den Sammelschienen abtrennen. 
Der Schützenmotor schließt darauf die Schütze 
und bewegt den Trommelschalter in die Aus- 
schaltestellung, womit Generator und Wasser- 
rad 'stillgesetzt werden. Stillsetzung erfolgt 
auch im Falle des Heißlaufens von Lagern. 

Das ferngesteuerte Wasserkraft-Elektrizi- 
tätswerk, „welches die Ontario Power (Co. in 
Ontario, Kalifornien, vor etwa 6 Monaten in 
Betrieb genommen hat, hatte bisher zufrieden - 
stellende Ergebnisse, konnte jedoch des Wasser- 
mangels wegen nur 0,75% der Normalleistung 
erreichen. Doch ist nach den Betriebsergeb- 
nissen anzunehmen, daß es sich auch bei Voll- 
last bewähren wird. Ein mit einem Peltonrad 
direkt gekuppelter Drehstromgenerator für 
500 kVA bei 11,5 kV 50 Per hat Aufstellung 


en. gefunden. Das neue Kraftwerk liegt etwa 
u 5,6 km vom Hauptwerk entfernt, benutzt 
liege die ganze verfügbare Wassermenge und be- 
| sondere Leitungen ermöglichen von dem Haupt- 
| 5 SEIEN werk aus durch Einstellung des Wasserzu- 
flusses die Leistung genau zu regeln, wobei 
m 9 | | ak ein Nebendurchlaß das Wasser bei Stillstand 
} 2% des Peltonrades aufnimmt. In Abb. 2 ist 
| l) NIE oben der Schaltungsplan des Hauptwerkes, 
| 7 unten der der selbsttätigen Anlage dargestellt. 
- l 72 Die Sammelschienenspannung von 220 V im 
ee 3 j El Hauptwerk wird durch 2 kleine Transforma- 
RIESTER 1 EL DE DR ZIRESE toren auf 2300 V umgeformt und nach Zu- 
Dr el 
74 
| 76 26 ne eg eds n = : 
jlnle= I ! | 
In? i ji 
= ee B 


= 


1 Sammelschienen. 11 kV, 50 Per, 17 Stromwandler, 


5 zu den Wechselstrom-Sammelschie- 


nen, 220 V, 19 selbsttätiges Kraftwerk, 
7 Kontrollsammelschienen. 220 V, 2) Spannungsregler, 
50 Per, 21 Wechselstromgenerator, 


9 16 Ölschalter, 22 Wusserrad, 
10 Hauptkraftwerk, 
11 14 Kontrolltransformatoren (11:220, 


23% V, 14 :2800:220 V), - 26 Auslösespule, 


18 Spannungswandler, 


23 Gleichstrom-Erregermaschine, 
25 am Lager angebrachter Thermostat, 


97 Motor für Nebendurchlaß. 

28 Düse offen, 

29, 31, 83 schließen. 

30, 32, 34 öffnen, 

85 Motor für untere Düse 

36 Motor für obere Düse, 

37, 38 Düse geschlossen, 

39 Kontrollsammelschienen, 2% V. 
50 Per. 


Abb. 2. Schaltplan der Fernsteuerung für das selbsttätige Wasserkraft-Elektrizitätswerk 
der Ontario Power Co. in Kalifornien. 


816 


führung zum selbsttätigen Werk wieder auf 
220 V gebracht. Die 3 Begrenzungsschalter 
0, D und E sind in der Stellung gezeichnet, 
welche sie bei Stillsetzung einnehmen, wenn 
das Nebendurchlaßventil ganz geöffnet ist. 
Das automatische Werk wird angelassen, in- 
dem im Hauptwerk Steuerschalter 2 betätigt 
wird, wodurch das Relais 2’ im automatischen 
Werk erregt und der Nebendurchlaßmotor so 
angetrieben wird, daß er das Nebendurchlaß- 
ventil schließt. Ehe letzteres ganz geschlossen 
ist, macht der Begrenzungsschalter © Kontakt 
und schließt den Stromkreis eines Motors, der 
Begrenzungsschalter D und dessen Nadelventil 
antreibt; letzteres wird jetzt geöffnet und läßt 
Wasser in das Peltonrad einströmen. Durch 
Öffnung des Steuerschalters 2 kann man den 
Nebendurchlaß oder die Nadelventile in jeder 
beliebigen Stellung anhalten. Bei Stillstand 
und niedrigen Drehzahlen wird der Fliehkraft- 
schalter 3 eingeschaltet, so daß mittels des 
Relais 4 der Betätigungsschalter 6 geschlossen 
und der im Erregernebenschluß angeordnete 
“Widerstand A kurzgeschlossen und damit das 
Ansteigen der Erregerspannung ermöglicht 
wird. 15 ist ein Spannungsregler, der auf 
normale Spannung regelt. Der obere Kontakt 
des Kontaktvoltmeters 5 wird aufgehoben, so- 
bald die Spannung ungefähr den normalen 
Wert erreicht und der Kurzschluß der Spule 
des Betätigungsschalters 8 wird hierdurch be- 
seitigt, so daß letzterer geschlossen wird und 
sich dem Widerstand A parallel legt. Sobald 
der Generator sich der synehronen Drehzahl 
bis auf 20%, genähert hat, öffnet sich der Zentri- 
fugalschalter 3 und das Kontaktvoltmeter 5 
übernimmt jetzt die Regelung. Wenn der Syn- 
chronismusanzeiger des Hauptwerkes angibt, 
daß der Generator in Tritt gefallen ist, wird 
der Ölschalter 9 von Hand geschlossen, wo- 
durch das selbttätige Kraftwerk an das Netz 
angekuppelt ist. Die Belastung wird nun mit 
Hilfe der Steuerschalter 2 und 13 abgeglichen. 
Die Begrenzungsschalter sind für ein Über- 
greifen der Arbeitsgänge zwischen Neben- 
durchlaßventil und zwischen dem ersten und 
dem zweiten Nadelventil eingerichtet, d.h. 
ehe das Nebendurchlaßventil ganz geschlossen 
ist, beginnt das erste Nadelventil sich zu 
öffnen; ebenso ist es bei dem ersten und 
zweiten Nadelventil. Beim Stillsetzen spielt 
sich der Vorgang in umgekehrter Richtung 
ab. Bei niedriger, durch Kurzschluß im 
Netz bewirkter Spannung veranlaßt der 
Kontaktvoltmeter 5, daß Betätigungsschalter 8 
herausfällt, dadurch den Widerstand A in den 
Erregernebenschluß einschaltet und so den 
Kurzschlußstrom des Generators auf annähernd 


den normalen Wert verringert. Bei Über- 
spannung und nichtangeschlossenem selbst- 


tätigem Kraftwerk, macht das Kontaktvolt- 
meter Kontakt, Betätigungsschalter 8 fällt 
heraus, Widerstand A wird in das Erregerfeld 
eingeschaltet und die Spannung des Generators 
durch Verminderung der Erregung auf einen 
zulässigen Wert beschränkt. Auch hier be- 
wirken heißlaufende Lager durch Vermittlung 
von Thermostaten ein Stillsetzen der Anlage. 
Das Peltonrad ist mit Ablenkdüsen ausgerüstet, 
welche bei zu hoch ansteigender Drehzahl das 
Wasser vom Rad ablenken. — Bei einem in 
Aussicht genommenen selbsttätigen Kraft- 
werknetz, welches sehr bald errichtet werden 
soll, besteht die Absicht, verschiedene Wasser- 
kräfte mit kleinem Gefälle zu nutzen, doch 
wird z. Zt. erst eine Anlage mit einem Dreh- 
stromgenerator für 240 kVA bei 2400 V, 60 Per 
und 120 Umdr/min und Transformatoren zur 
Umformung auf 22 kV erbaut. Sie wird an ein 
Netz angeschlossen werden, das durch 2, durch 
Dampfmaschinen angetriebenen Generatoren 
von 150 kVA Leistung gespeist wird. Das 
Dampfkraftwerk wird dauernd betrieben und 
die Wasserkraftwerke werden selbsttätig ein- 
ale wenn die Netzbelastung dies er- 
ordert. Der Wasservorrat der einzelnen Hilfs- 
kraftwerke reicht nur für etwa 2-stündigen 
Betrieb der Generatoren bei Vollast aus und 
esistin Aussicht genommen, wenn erst mehrere 
Anlagen im Betrieb sind, diejenige, bei welcher 
der Wasserstand am höchsten ist, zuerst zur 
Unterstützung heranzuziehen. Dem Schal- 
tungsschema in Abb. 3 liegen die Annahmen 
zugrunde, daß dem selbsttätigen Kraftwerk 
aus dem Netz Hochspannung zugeführt wird, 
daß die Frequenz des Hauptwerks infolge der 
Belastung auf 58 gesunken ist und daß das 
Wasser im Staubecken einen solchen Stand 
angenommen hat, daß der Begrenzungsschalter 
A offen, B jedoch geschlossen ist. Der Fre- 
quenzmotor, welcher dauernd läuft, fällt dann 
in der Drehzahl entsprechend den 58 Per ab 
und bewirkt dadurch, daß der Fliehkraft- 
schalter geschlossen wird und den Einphasen- 
motor in Gang bringt, welcher das Schnecken- 
getriebe antreibt. Durch einen Hebel, den die 
‚Schraube bewegt, rückt nieht nur der Punkt E 
nach oben, sondern mittels Seilzugs wird auch 


schalter A schließt. 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920, Heft 4. 


ein kleiner Hebel betätigt, der Ol in den Regler- 
zylinder einzuströmen gestattet, so daß die 
Wasserradschütze geöffnet wird. Auf diese 
Weise wird das Wasserrad und mit ihm Ge- 
nerator und Erregermaschine in Betrieb ge- 
setzt. Wenn die Drehzahl etwa 90% der 
synehronen beträgt, schaltet der Fliehkratt- 
schalter 3 ein und bewirkt hierdurch zuerst 
das Einschalten des Betätigungsschalters 4 
und als weitere Folge auch das der Betätigungs- 
schalter,5 und 6. Hierdurch ist der Generator 
an die volle Netzspannung angelegt und ferner 


8 


14. Oktober 1920. 


die beim Ansprechen das Kraftwerk stillsetzen. 
Die Relais erfordern Einstellung von Hand, 
ehe das Werk ermeut in Betrieb genommen 
werden kann. W. : 


Elektromaschinenbau. 


Drehstrommotoren mit innerer Kaskaden- 
schaltung. — Bei der zuerst von Görges an- 
gegebenen Drehstromkaskade wird zur Er- 
zielung einer zweiten Betriebsdrehzahl einer 
Asyncehronmaschine in den sekundären$ Teil 
dieser eine zweite, mit der ersten mechanisch 
ekuppelte Asynchronmaschine eingeschaltet. 

ie letztere wird entweder vom Ständer oder, 
um Schleifringe zu sparen, vom Läufer aus ge- 
speist. 


26 


4 Blitzableiter, 

8 ankommende Leitung, 

9 Trennschalter mit Sicherungen, 

10 3 Transformatoren, - 

11 Sicherungen, 

12 Transformator, 

13 Kontrollsammelschienen, 
60 Per, 

14 Spannungsregler, 

15 Relais mit Handeinstellung, 

16 Thermostaten desg]. 

17 Wattstundenzähler, 


19 Amperemeter, 
29 Stromwandler, 


22 öffnet Schütze, 
23 schließt Schütze, 
24 Auslösespule, 


220 V, 
; 25 Feldwiderstände, 


60 Per, 


18 Elektromagnetspule, 


21 Kontaktamperemeter, 


26. Vertikales Wasserrad, 
27 Generator für 240 KVA, 2400 V, 


83 


28 Gleichstromerregermaschine, 10 kW 
123 V, 

29 Frequenzmotor, 

30 Anlassen, 

st Stillsetzen, 

32 zum Regler, 

33 Schützenmotor, 

34 Mutter, 

35 Schneckengetriebe, 

86 Anfangsstellung, 

37 Anschlag, 

38 Schwimmer. 


Abb. 3. Schaltplan eines Wasserkraft-Elektrizitätswerks, welches bei Spitzenlast 
selbsttätig in Betrieb gesetzt wird. 


der Anker der Erregermaschine an die Feld- 
spulen des (Generators. Der Betätigungs- 
schalter 4 verbindet auch den Tirrillregulator 
mit dem Feldwiderstand, so daß der Generator 
erregt wird und in Tritt fällt. Der Generator 
der so an die Sammelschine geschaltet ist, 
übernimmt nun, gesteuert durch den Wasser - 
radregler, einen Teil der Netzlast und erhält 
mit Hilfe des Tirrillregulators die Sammel- 
schienenspannung auf dem gewünschten Wert. 
Nach Errichtung der übrigen selbsttätigen 
Kraftwerke bewirkt ein Abfall der Netz- 
frequenz auf 58 Per, daß der Fliehkraft- 
schalter 1 in allen selbsttätigen Werken ein- 
fällt und die Wasserräder in Betrieb setzt. 
Der Punkt E auf dem den Schwimmer und die 
Mutter verbindenden Hebel nimmt in den 
einzelnen selbsttätigen Kraftwerken infolge des 
verschiedenen Wasserstandes nicht die gleiche 
Lage an, da die Stellung des Schwimmers G 
von dem Wasserstand des Staubeckens ab- 
hängig ist, und das Werk, dessen Staubecken 
den höchsten Wasserstand aufweist, wird somit 
zuerst an das Netz angeschaltet. Falls jetzt 
infolge der dem Hauptwerk gewährten Unter- 
stützung die Frequenz auf 60 steigt, so werden 
alle Kontakte 1 in den einzelnen selbsttätigen 

erken, mit Ausnahme der bereits ange- 
schalteten, geöffnet und die Wasserräder still- 
gesetzt. Damit die Stauteiche nicht ganz ent- 
leert werden, tritt Stillsetzung der selbsttätigen 
Kraftwerke auch bei geringer Belastung ein; 
aber auch bei beträchtlicher Belastung wird 
das selbsttätige Kraftwerk stillgesetzt, falls 
der Wasserstand im Staubecken niedrig ist, 
in dem der Schwimmer den Begrenzungs- 
halt Ist ein Werk.so infolge 
niedrigen Wasserstandes ausgeschieden, so 
tritt ein anderes für dasselbe ein, vorausgesetzt, 
daß die Frequenz auf 58 Per sinkt. Auch hier 
wieder sind Lagertemperaturrelais vorgesehen, 


‚schaltung wird elektrisch 
für 2 im Verhältnis 3:2 stehende Grunddreh-- 


Läuferspeisung — die beiden Maschinen in- 
einander geschoben, so entsteht eine Maschine 
mit innerer Kaskadenschaltung die sich von 
der ersten Anordnung — äußere Kaskaden- 
schaltung 


ringeres Baugewicht vorteilhaft unterscheidet. 


Die beiden Wicklungssysteme im Läufer und- 


im Ständer können bei gewissen Polpaarzahl- 
Verhältnissen miteinander kombiniert werden, 
so daß auch an Leitungsmaterial gespart 
werden kann, wodurch auch die elektrischen 
Eigenschaften weiter verbessert werden. Die 
ersten derartigen Schaltungen sind bereits 
1907 von Hunt angegeben worden und sind in 
den letzten Jahren wesentlich verbessert und 
erweitert worden!). Einen Überblick über die 
Fortschritte und Erfolge auf diesem Gebiete 
gibtein kürzlich gehaltener Vortrag von Hunt, 
aus dem das Nachstehende mitgeteilt werde. 
Der Drehstrommotor mit innerer Kaskaden- 
besonders günstig 


zahlen. In letzter Zeit hat Hunt brauchbare 
Schaltungen angegeben die auch ein Dreh- 
zahlverhältnis von 3:1ergeben. Weitere Dreh- 
zahlstufen können Arch zusätzliche Wick- 
lungen im Ständer sowie besondere Anord- 
nungen der Läuferwicklung erzielt werden; 
auch die äußere Kaskadenschaltung mit Hilfe 
einer polumschaltbaren Hintermaschine kann 
zur weiteren Vermehrung der Stufenzahl ver- 
wendet werden. Wird die Ständerwicklung 
einer Asynchronmaschine mit innerer Kaska- 
denschaltung an passender Stelle‘mit Gleich- 
strom erregt, so wird der Asynchronmotor in 
einen Synehronmotor verwandel ‚ der die 


) Vgl. auch „Neue Kaskadenmotoren Baua t Sa a = 
eroft-Hunt*, „Zeitschr. d. V.d.L* 1918, S. 1503, „Blectrioian 
Bd. 70, 1912, 8. 497, „Eleetrieian“, Bd. 69, 1912, 8. 1068. - 


Denkt man sich im zweiten Falle — 


— durch wesentlich besseren Lei- 
stungsfaktor, besseren Wirkungsgrad und ge- 


14. Oktober 19820, 


wertvolle Eigenschaft hat, mit Hilfe von 
Schleifringen und Anlaßwiderständen mit 
hohem Anfahrdrehmoment bei mäßiger Strom- 
aufnahme anzufahren. Der Übergang vom 
asynchronen zum synehronen Betrieb gestaltet 
sich hier besonders einfach, da die synchrone 
Betriebsdrehzahl tiefer liegt als die beim An- 
lassen erreichbare Drehzahl. Die Gleichstrom- 
erregung gestattet eine völlige Aufhebung der 
Phasenverschiebung bzw. eine UÜberkompen- 
sation, so daß namentlich bei schwachen Be- 
lastungen derartige Motoren gleichzeitig als 
Phasenverbesserer dienen können. Die letzte 
Entwicklung dieser mit Gleichstrom erregten 
Kaskadenmotoren bilden die selbstsynehroni- 
sierenden Drehstromgeneratoren die ohne 
Synehronisieren dem Netz zugeschaltet werden 
können. Sie erhalten im Ständer zweckmäßig 
eine besondere Erregerwicklung und sollen 
besonders für Verbrennungsmaschinenantrieb 
geeignet sein. Das Anwendungsgebiet von 
Drehstrommotoren mit innerer Kaskaden- 
schaltung ist sehr mannigfaltig. Hauptsächlich 
kommen Antriebe von Kompressoren, Venti- 
latoren, Pumpen und nicht wumkehrbaren 
Walzenstraßen in Betracht. Hauptsächlich 
für die letzteren liegen bereits zahlreiche Aus- 
führungen für Leistungen von 100 bis 750 kW 
und für ein Drehzahlverhältnis 3:2 vor. Be- 
sonders gut scheint der neue Kaskadenmotor 
für Fördermaschinenantriebe geeignet zu sein, 
indem er wesentliche Vorteile gegenüber dem 
in neuester Zeit bevorzugten einfachen Dreh- 
strommotor mit Schleifringläufer und Anlaß- 
widerstand aufweist. Durch die Möglichkeit 
mit einfachen Mitteln 2 Grunddrehzahlen zu 
erhalten werden nämlich die sonst beträcht- 
lichen Verluste im Anlaßwiderstand wesentlich 
vermindert und die Manöverierfähigkeit erhöht. 
(Nach „Electrican‘, Bd. 84, 1920, a & 
x =Ro: 


Leitungsbau. 


Die Verwertung der Glimmwirkung elek- 
trischer Leiter zum Schutz gegen Überspan- 
nungen. — Es ist verschiedentlich darauf hin, 
gewiesen worden, daß das Glimmen der Hoch- 
spannungsleitungen, die Koronaerscheinung- 
einen sehr guten Schutz gegen- Überspan- 
nungen bietet, und daß es deshalb empfehlens- 
wert ist, mit der Netzspannung in die Nähe 
der Anfangsspannung für das Glimmen heran- 
zugehen. ird dann durch eine Überspan- 


nung diese Anfangsspannung überschritten, 


so setzen die Koronaverluste ein, durch die bei 
ihrem bedeutenden Wachstum mit der Span- 
nung beträchtliche Mengen von Überspan- 
nungsenergie ausgestrahlt werden. Sinkt da- 
durch die Spannung wieder ‚unter die An- 
fangsspannung, so hört auch die Ausstrahlung 
von Energie auf. Die Schutzwirkung der 
Koronaerscheinung ist also weit besser als 
etwa die von Hörnern, weil durch das, An- 
sprechen des Koronaschutzes lediglich Über- 
spannungsenergie abgeführt wird und dabei 
keine sonstige Netzenergie verloren geht. Bei 
der gewöhnlich vorhandenen Länge von Hoch- 
spannungsleitungen können in kurzer Zeit 
beträchtliche Mengen von Überspannungs- 
energie abgeführt werden ; die Geschwindigkeit 
des Auftretens und Anwachsens des Glimmens 
ist so groß,*daß die Erscheinung auch bei 
schnell veränderlichen Vorgängen wie Wan- 
derwellen wirksam wird. Die Schutzwirkung 
der Korona "kann freilich für gewöhnliche 
Freileitungen nur bei sehr hohen Spannungen 
verwertet werden. Für den geringsten durch 
die Freileitungsnormalien zugelassenen Leiter- 
querschnitt von 10 mm? und für 50 em Leiter- 
abstand muß die Spannung zwischen den Lei- 
tungen bei Drehstrom 60 bis 70 kV betragen, 
damit Glimmen_ eintritt. Für Einphasen- 
strom liegen die Verhältnisse noch ungünstiger. 
Für Spannungen unter 40 kV kann deshalb 
bei der “Verwendung normaler Drähte selbst 
beim kleinsten zulässigen Querschnitt die 
Glimmwirkung als Schutz gegen Überspan- 
nungen kaum in Frage kommen. Diese Ver- 
hältnisse legt R. Nagel unter Eingehen auf 
die bisherigen Veröffentlichungen über die 
Koronaerscheinung!) dar und schlägt vor, um 
die Schutzwirkung dieser Erscheinung auch 
für kleinere Spannungen anwenden zu können, 
die Leitungsdrähte mit Stacheln zu besetzen?). 
An Spitzen tritt ja das Glimmen schon bei 
ziemlich niedrigen Spannungen ein, die An- 
zahl der Spitzen muß. aber sehr groß sein, 
damit schnell größere Energiemengen ausge- 
strahlt werden. Versuche mit einer einzelnen 
frei im Raum aufgestellten Spitze und mit 


zwei einander "gegenüberstehenden Spitzen 
ergaben, daß die Anfangsspannung von der 
Zuschärfung der Spitzen und vom gegen- 


seitigen Abstand abhängt. Bei Spitzenab- 


1) Zum Beispiel „ETZ“ 1919,18. 637 u. 679. 
2) Archiv f“Elektrotechnik,;Bd. 8, 8. 385. 


ständen über 300 mm ist die Anfangsspan- 
nung ziemlich unabhängig vom Abstand der 
Spitzen, sie beträgt dann bei sehr scharfen 
Spitzen etwa 8 kV effektiver Wechselspannung 
und bei sehr stumpfen Spitzen etwa 15kV. 
An Leitungen aus Stacheldraht wird deshalb 
die Anfangsspannung von einem gewissen 
Leiterabstande an nur noch wenig vom Ab- 
stand abhängen, die Zuschärfung der Spitzen 
wird nur bei kleineren Spannungen eine Rolie 
spielen. Werden die Spitzen an Drähten ange- 
bracht, so wird die Anfangsspannung für das 
Glimmen der Spitzen durch deren Länge, 
ihren Offnungswinkel, den Durchmesser der 
Leitungsdrähte und ihren Abstand von ein- 
ander bestimmt. Bei mehreren Spitzen auf 
demselben Drahte hat auch der Abstand der 
RE von einander sowohl in einer Längs- 
als auch in einer Querschnittsebene Einfluß. 
Die Versuche zeigen, daß dicke Leiter zweck- 
mäßig mit längeren Spitzen versehen werden 
als dünne. Im allgemeinen genügt eine Spitzen- 
länge von etwa 15 mm bei dünnen und von 
20 mm bei dicken Leitungsdrähten. Bei 
weiterer Verlängerung der Spitzen sinkt die 
Anfangsspannung nur noch wenig. Für solche 
Spitzen hat der Abstand der Leitungsdrähte 
von einander, falls er mehr als 300 mm be- 
trägt, nur noch einen geringen Einfluß auf die 
Anfangsspannung. Der Abstand der Spitzen 
von einander auf demselben Leiter darf nicht 
zu klein werden, da sie sich sonst gegenseitig 
stören. Nach den Versuchen wird der achsiale 
Abstand zweckmäßig nicht unter 20 mm und 
der Winkelabstand in demselben Querschnitt 
nieht unter 40 Grad gewählt. Man kann so 
zur Erzielung der größten Wirkung etwa 
400 Spitzen auf einem Meter Leitungsdraht 
unterbringen. 

Es wurde dann das Verhalten von zwei 
Sorten käuflichen eisernen Stacheldrahtes, so- 
genannten Duplex-und Simplex-Stacheldrahtes, 
untersucht. Der erstere besaß eine Seele von 
zwei Drähten mit kreisförmigem Querschnitt 
(zusammen 14 mm?), der letztere hatte nur 
einen Draht von quadratischem Querschnitt 
mit abgerundeten Ecken (ebenfalls 14 mm?). 
Beim Duplex-Draht waren allel0 cm 4 Stacheln 
von 12mm Länge beim Simplex-Draht alle3cm 
4 Stacheln von 20 mm Länge angebracht. Die 
Dicke der Stacheln betrug bei beiden Drähten 
2,2 mm, sie waren unter einem Winkel von etwa 
45 Grad schräg abgeschnitten und nicht beson- 
ders zugespitzt. Die Anfangsspannung für das 
Glimmen der Spitzen ist Bei beiden Draht- 
sorten bei parallel gespannten Leitern fast gleich 
groß (Abb. 4). Bei 50 cm Drahtabstand beträgt 


Volt (efekti) 
2000 


75000 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heit 41. 


817 


Überspannungen aus 
eines Delonschen ochspannungs - Wechsel- 
strom-Gleichrichters auf 40 kV Gleichspan- 
nung aufgeladener, aus zwei Kabeln bestehen- 
der Kondensator wurde plötzlich an die eine 
oder an die andere der beiden Doppelleitungen 
angelegt. Bei jeder einzelnen Leitung war an 
ihrem offenen Ende eine Luftdrosselspule ein- 
ebaut. Mit einer Kugelfunkenstrecke wurde 
ie Spannung am Ende jeder Doppelleitung 


‚hinter den Drosselspulen und auch die an den 


Watl/m 
J : 
Glimmserlustejem 
(einfache Leitung) 
Bass 
| | 
Jumplex- Glarner 
stacheldramt Draht | 
an  Somm$ | 
2 . 2 er 
S: 
R 


0 , 10000 20000 30000 0000 ‚50000 60000 
Volt (effektiv) 


Abb. 5. Glimmverluste bei Stacheldraht 
und glattem Draht. 


Drosselspulen entstehende Spannung ge- 
messen. Die größte Spannung unter gleichen 
Verhältnissen betrug am Ende der Stachel- 


drahtstrecke etwa 58 kV, am Ende der glatten 
Strecke etwa 74 kV, an einer Drosselspule bei 
der Stacheldrahtstrecke etwa 7 kV, bei der 
glatten Strecke etwa 17 kV. Die Funken am 
Ende der glatten Strecke waren kräftig, hell- 
weiß, klatschend, bei der Stacheldrahtstrecke 
zeigten sich nur dünne, rötliche, knisternde 
Funken. 

Die Versuche zeigen, daß der Stachel- 
draht befähigt ist, auch bei niedrigen Hoch- 
spannungen durch Koronabildung bis zu einem 
gewissen Grade Überspannungen zu mäßigen 
und statische Ladungen abzuführen. Die Span- 
nungen, für die er geeignet ist, liegen zwischen 
10 und 30 kV. Es ist natür- 
lich nicht nötig, die ganze Lei- 
tung als Stacheldraht zu verle- 
gen, sondern es genügen an 
den wichtigen Stellen gewisse 
Schutzstrecken, deren Länge 


70000 


Erde 


sich nach der Ausführung des 
Stacheldrahtes richtet und nach 
den Versuchen auf einige 100 m 
bis 1 km geschätzt wird. Die 
Nachteile, die durch den Stachel- 
draht kommen können, bestehen 
einmal in einem kleinen dauern- 
den Leistungsverlust, wenn die 


Betriebsspannung nicht tief 
abstnd genug unter der Anfangsspan- 
o mo 20 0 40 500 600 0 800 300mm nung für das Glimmen liegt, 


Abb.4. Anfangsspannung bei Stacheldrähten, abhängig vom Drahtabstand. 


sie etwa 16 kV. Die am Markt befindlichen 
Stacheldrähte sind also ohne weiteres für die 
sehr häufig üblichen Betriebsspannungen von 
15 bis 20kV gut brauchbar, und zwar käme 
wegen seiner großen Stachelzahl in erster 
Linie der Simplex-Draht in Frage. Für nie- 
drigere Spannungen müßten die Stacheln mehr 
zugeschärft, für höhere etwas mehr abgerundet 
oder kürzer gehalten werden. Die an den 
Stacheldrähten durch das Glimmen ausge- 
strahlte Leistung wurde an einer 86 m langen 
Doppelleitung aus Simplex-Draht gemessen. 
Der Abstand der Leitungen von einander be- 
trug 50 em. ‘ Zum Vergleiche wurden auch 
Versuche an einer gleichlangen Doppelleitung 
aus glattem Eisendraht ausgeführt. Der Durch- 
messer dieser Drähte war 5 mm, ihr Abstand 
ebenfalls 50 cm. Bei dem Stacheldraht be- 
ginnt die Ausstrahlung bei etwa 18 kV, sie 
steigt zunächst langsam bis etwa 25 kV, um 
dann sehr stark anzuwachsen, wie es von den 
Koronaverlusten bekanntist (Abb. 5). Die ab- 
geführte Leistung beträgt bei 50 kV etwa 2,5 W 
je m einfacher Leitung. Beim glatten Draht läßt 
sich erst von etwa 40 kV an ein geringer Aus- 
strahlungsverlust feststellen, bei 50 KV sind 
die Verluste etwa 25 mal geringer als beim 
Stacheldraht. Temperatur und Luftdruck 
waren beitallen mitgeteilten Versuchen‘ unge- 
fähr normal. An beiden Leitungen wurden 
dann noch Versuche über ihr Verhalten bei | 


dann in einer erhöhten Be- 
lastung der Gestänge durch 
das Gewicht des Drahtes und 
besonders durch die Zusatzlast bei Schneefall 
und Reifbildung, die auch für die Festigkeit 
des Drahtes selbst gefährlich werden kann. 
Auch der Winddruck ist größer. Der Verfasser 
hat sich die Verwendung des Stacheldrahtes 
für ungeerdete Leitungen schützen lassen!). 
Die Ausbildung des Stacheldrahtmateriales hat 
die Felten und Guilleaume Carlswerk A.-G., 
Köln übernommen. Praktische Erfahrungen 
liegen noch nieht vor.: (R. Nagel, Archiv 
für Elektrotechnik, Bd., S. 335.  Wadg. 


Verkehr und Transport. 


Elektrisierung südafrikanischer Eisen- 
bahnen. — In Ergänzung unseres kurzen Be- 
richtes auf S. 100 können wir nach .‚Commerce 
Reports‘ Nr. 69 vom 23. III. 20 weitere Einzel- 
heiten mitteilen. Die Kosten der Elektrisierung 
werden insgesamt auf über 11% Mill. £ ver- 
anschlagt und zwar zu 54, Mill. für den Wagen- 
park, Fahrleitung, Unterwerke usw., zu 4,4Mill. 
für Kraftwerke und zu rd 2 Mill. für die Ferm- 
leitungen. Die 528 km lange Strecke Durban — 
Gleneoe wird voraussichtlich als erster Ab- 
schnitt für den elektrischen Betrieb umge- 
wandelt werden. {Im ganzen sind 165 Güter-, 
9 Personenzug- und 88 Verschiebelokomotiven 


!) D.R.P. Nr. 307891. 


818 


Elektrotechnische Zeitschriit. 


14. Oktobei 1920. 


1920. Heit 41. 


in Aussicht genommen, ferner 136 Trieb- und 
127 Anhängewagen. Die geringe Zahl der 
Personenzuglokomotiven erklärt sich aus dem 
Umstande, daß sie nur auf der Strecke Kap- 
stadt — Touws-Fluß Verwendung finden sollen, 
während für die übrigen Strecken der schwie- 
rigen Kurvenverhältnisse usw. wegen Güter- 
zuglokomotiven für die Personenzüge in Frage 
kommen. Der Fahrdraht wird an Stahlgitter- 
masten’mittels Kettenaufhängung befestigt und 
kann, da mit Eisbelastung nicht zu rechnen ist, 
von leichtem Querschnitt sein. Die Unter- 
werke werden voraussichtlich in ähnlicher Weise 
angeordnet werden, wie die ‚der Chicago- 
Milwaukee - St. Paul-Eisenbahn!). Die Wahl 
geeigneter Örtlichkeiten für die Kraftwerke 
macht einige Schwierigkeiten, da genügende 
Wassermengen für die Kondensatoren schwer 
zu beschaffen sind. Es ist wahrscheinlich, daß 
in Kapstadt und möglicherweise auch in 
Durban Kraftwerke zur gleichzeitigen Ver- 
sorgung sowohl der Stadt als auch der Bahn 
errichtet werden. Für die Streeke Witbank — 
Germiston— Randfontein kann die erforder- 
liche Energie vielleicht von der Victoria Falls 
und Transvaal Power Co. bezogen werden. 
Die Energie wird den Ferınleitungen als Dreh- 
strom von 50 Per und 100 kV zugeführt werden. 
Der Baubeginn ist noch unbestimmt, da eine 
Wahl in der südafrikanischen Union bevor- 
steht und das Projekt erst nach deren Be- 


endigung vom Parlament beraten werden 
kann. 
Eine Untergrundbahn für Bilbao. — Eine 


spanische Bank hat um die Genehmigung zum 
Bau einer wesentlich als Untergrundbahn aus- 
zuführenden Stadtschnellßahn für Bilbao nach- 
gesucht. Die Gesamtanlage soll aus zwei 
Strecken von 3,5 km und 1,9 km Länge be- 
stehen, die z. T. dieselben Punkte, aber auf 
verschiedenen Wegen verbinden. Der Fluß 
Nervion wird von der einen Strecke in 
einem Tunnel, von der anderen auf einer be- 
reits bestehenden Brücke gekreuzt. Die Kosten 
sind auf 13 Mill. Pes. veranschlagt. Für die 
Gleise ist Meterspur gewählt, weil die Bahn 
mit den in Bilbao einmündenden Schmalspur- 
bahnen dieser Spurweite in Verbindung ge- 
bracht werden soll. In verkehrsschwachen 
Stunden, besonders in der Nacht, sollen auf 
der Bahn Güterzüge zwischen den Schmal- 
spurbahnhöfen verkehren. (,Ztg. d. Ver. Deut- 
scher Eisenbahnverw.‘, Bd. 60, 1920, S. 749.) 


Elektrische Straßenkehrmaschinen. — Ne- 
ben den bereits im Betriebe befindlichen elek- 
trischen Sprengwagen und elektrisch betriebe- 
nen Straßenwaschmaschinen?) für Asphalt- 
pflaster, von denen 60 Stück laufen, sind kürz- 
lich von der Berliner Stadtverwaltung 40 elek- 
tromobile Straßenkehrmaschinen in Auftrag 
gegeben worden. Letztere werden auf Stein- 
pflaster mit elektrischen Sprengwagen zusam - 
menarbeiten. Die Kosten für die Umwandlung 
des Pferdebetriebes in den elektromotorischen 
werden auf 1,32 Mill. M geschätzt. 


Beleuchtung und Heizung. 


Vortragsreihe der Deutschen Beleuchtungs- 
technischen Gesellschaft. — Die von der Ge- 
sellschaft während der Woche vom 13./18. Sept. 
in der Technischen Hochschule zu Berlin 
veranstaltete Vortragsreihe zur Ausbil- 
dung von Beleuchtungsingenieuren 
hatte den über Erwarten zahlreichen Besuch 
von über 200 Teilnehmern aufzuweisen. Unter 
den Hörern waren Ingenieure von Gaswerken, 
Beamte der Eisenbahn- und Postverwaltungen 
sowie der Gewerbeaufsicht besonders zahlreich 
vertreten. Etwa ein Drittel der Teilnehmer 
waren Auswärtige, die übrigen in Groß-Berlin 
ansäßig; auch mehrere Ausländer waren betei- 
ligt. Sowohl die Vorträge als auch die Übungen 
und Besichtigungen fanden starke Anteilnahme. 
Gleichzeitig mit der Vortragsreihe wurde in den 
Räumen des Elektroteehnischen Laboratoriums 
der Technischen Hochschule von 12 Firmen des 
Beleuchtungsfaches eine Ausstellung ihrer 
neusten und wichtigsten Erzeugnisse veran- 
staltet und dadurch eine wesentliche Er- 


gänzung zu den Vorträgen geboten. Ein Dis-. 


kussionsabend gab Gelegenheit, das in den 
Vorträgen Behandelte in angeregter Weise 
näher zu erörtern. In dankbarer Anerkennung 
der ihr gebotenen Gastfreundschaft hat die 
Gesellschaft beschlossen, einen Teil des Rein- 
ertrages der Vortragsreihe‘ der Technischen 
Hochschule zu Berlin zur Förderung des be- 
Be el re Unterrichtes zu über- 
weisen. Um vielseitigen Wünschen entgegen- 
zukommen, wird die D.B.G. die Vorträge in 
erheblich erweiterter Form und durch zahl- 
reiche Tafeln ergänzt, als Buch im Verlage von 


!) Siehe „ETZ“ 1918, 8. 251. 
?) Vgl. „ETZ“ 1912, S. 434. 


kommender Fälle die allgemein abgeleiteten 
Gleichungen sich sehr vereinfachen, so z. B. 
bei Bestimmung der elektromagnetischen In- 
duktion symmetrisch angeordneter Leitungen 
auf enadıder oder von Wicklungen, die auf der 
Oberfläche koaxialer Zylinder liegen. Ein- 
fache Formeln für die Gegeninduktivität sym- 
metrisch angeordneter ruhender Wicklungen 
werden gegeben und auch einige unsymmetri- 
sche Wicklungsanordnungen untersucht. Die 
Darstellung gilt nicht nur für Sternspannungen, 
sie läßt sich auch auf Dreieckspannungen über- 
tragen. Die Anwendung wird an einem Bei- 
spiel gezeigt, wobei angenommen wird, daß 
eine unsymmetrische Gruppe von Transforma- 
toren in A/A Schaltung auf einem symmetri- 
schen Kreis arbeitet, der ein balanziertes 
System speist. Zum Schluß des ersten Teils 
wird der Einfluß der höheren Harmonischen 
gestreift. Aus den abgeleiteten Gleichungen 
folgt, daß ein symmetrisches Dreiphasensystem 
mit höheren Harmonischen aus Systemen von 
Harmonischen mit positiver und negativer 
Phasenfolge und solchen, die in allen Win- 
dungen gleiche Phasen haben, besteht. Die- 
letzteren umfassen die Gruppe der dritten 
Harmonischen. Diese Tatsache ist für den 
Maschinenbau von Wichtigkeit. Besonders ist 
zu beachten, daß bei Drehstromgeneratoren, 
“die mit Dämpferwicklungen ausgerüstet sind, 
die 5., 11., 17. und 23. Harmonische Ströme 
in den Dämpferwicklungen hervorrufen. Da 
auch die Leistung in einem Wechselstrom- 
system eine periodisch wechselnde Größe ist, 


R. Oldenbourg herausgeben, das etwa zur 
Jahreswende zu erwarten ist. Die Teilnehmer 
an der Vortragsreihe und die Mitglieder der 
D.B.G. erhalten das Buch zu einem ermäßigten 
Preise. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Anwendung der Methode symmetrischer 
Koordinaten zur Lösung von Problemen in 
mehrphasigen Kreisen. — L. Fortescue 
macht einen Versuch!), eine allgemeine Me- 
thode zur Lösung von Aufgaben in mehrphasi- 
gen Kreisen abzuleiten, welche dann besondere 
Vorteile bietet, wenn sie auf solehe Kreise 
angewendet wird, die rotierende Maschinen 
enthalten. Er geht von dem Satz aus, daß 
ein System von n verschiedenen Vektoren 
durch n andere Systeme von gleichen Vektoren 
dargestellt werden kann, die denselben Winkel 
miteinander einschließen und einen gemein- 
samen Ursprung haben. Diese n symmetrischen 
Systeme sind die symmetrischen Koordinaten 
des gegebenen Vektorensystems und definieren 
es vollständig. Es werden zunächst die Glei- 
ehungen für ein System von n Vektoren ab- 
geleitet und hernach die Betrachtungen ‚der 
besseren Übersicht halber auf ein dreiphasiges 
System beschränkt. 

So wird z. B. ein dreiphasiges Vektoren- 
system Ea Eb Ec durch folgende (leichungen 
dargestellt: 


I E:t Est Bo, Eırta = taeB: so kann sie ähnlich wie Spannung und Strom 
3 a 2 durch eine komplexe Variable ausgedrückt 

2 Eıt+ Es + 0.%e werden. Gleichungen für die Leistung werden 

3 abgeleitet. Die Kenntnis Bi ee 

5 wertes der Leistung ist von Wichtigkeit. Er 

E,= Eat Es+E; Lg? Est aE6+ a’E. ist ein Maß für Ge Aufheränden dynamischen 
3 3 Zugkräfte, die in Mehrphasensystemen, be- 


sonders beim Auftreten unausgeglichener Span- = 
nungen, beim Problem der Schwingungen eine 
b2zdeutsame Rolle spielen. Im zweiten Teil # 

; 


NG Ea+a'’E;:+ aE: (il 
| Tue ws 
3 


der Abhandlung wird die Anwendung der Me- 
thode auf rotierende mehrphasige Kreise er- 
läutert. Die Verhältnisse beim symmetrisch 
gewickelten Induktionsmotor, der auf einen 
unsymmetrischen Mehrphasenkreis arbeitet, 
werden untersucht und Gleichungen für Span- E 
nungen, Ströme, Impedanzen, Leistung und 3 


me Eat m = Ee ta Eat —_ + a*’BEe 
+a2 ar Ent ae 


hierin ist a die komplexe Wurzel der Gleichung 
x — 1] somit 


> Kupferverluste des Motors gegeben. Die all- % 
en a an +j sin 2" ... (2 | gemein abgeleiteten Gleichungen werden auf 
3 3. 3 einige Sonderfälle angewendet und liefern 


interessante Ergebnisse. Wird z. B. ein Dreh- 
strommotor einphasig an eine Wechselspannung 
gelegt, so verhält er sich wie zwei direkte ge- 
kuppelte Motoren von denen einem die Drei- 
phasenspannung S! Hab aufgedrückt wird, wäh- 
rend der zweite Motor mit dem ersten in um- 
gekehrter Phasenfolge in Serie liegt. Die Be- 
trachtungen werden auf eine Reihe von Ma- 
schinen ausgedehnt, z. B. den Synchrongene- 
rator und -motor. Doch werden zunächst nur 
die Synehronmaschinen mit symmetrisch ver- 
teilter Erregerwicklung behandelt. Verschie- 
dene Belastungsfälle werden untersucht. Ein 
wichtiger Fall ist die Belastung des Synehron- 
generators durch einen symmetrischen Motor. 
und eine unsymmetrische Last. Eine ausführ- 
liche Behandlung erfahren die Phasenum- 
former. Der Phasenumformer ist ene Ma- 
schine, die einphasige oder pulsierende Energie 
in mehrphasige oder nichtpulsierende oder um- 
gekehrt mehrphasige Energie in einphasige 
umwandelt. Die Umformung ist nieht voll- 
ständig, d. h. das Mehrphasensystem ist nicht 
balanziert, wenn es von einer einphasigen 
Quelle mittelst eines Phasenumformers ge- 
speist wird. Die Phasenumformer können m 
Haupt- und Nebenschlußtypen eingeteilt wer- 
den. Die verschiedenen rbeitsbedingungen 
werden durch Vektorendiagramme veranschau- 
licht und auch rechnerisch verfolgt. Erwähnt 
sei schließlich der Spannungsäusgleicher. Er 
dient dazu, um in einem bestimmten Punkt 
eines Mehrphasensystems die Symmetrie der 
Spannungen aufrecht zu erhalten. Er kann er 
aus einem Induktionsmotor und einer in 
Serie geschalteten Hilfsmaschine bestehen und = 
hält am Ende des Netzes bei unsymmetrischer 
Impedanz desselben eine balanzierte Spannung 
dadurch aufrecht, daß er einen wattlosen 
Strom von negativer Phasenfolge durch das 
Netz treibt. In einem Anhang wird dann, 
ausgehend von den Fourierschen Reihen, in. 
erweitertem Maße die im Hauptteil begonnene 
Untersuchung fortgesetzt über Felder und Ss 
Gegeninduktivitäten von Windungen, die sym- 
metrisch oder unsymmetrisch auf emem Kem, 
bzw. auf den ‚Mantelflächen zweier koaxialer 2 
Zylinder verteilt sind. Die abgeleiteten Glei- 
chungen gelten nicht für Maschinen mit aus- 
geprägten Polen. Es werden jedoch auch für = 
solche Maschinen unter gewissen Vorausset- 
zungen die Feldstärke und die Gegeninduk- 
tivität der Wicklungen angenähert berechnet. 
£ 2 ie Bor 


Gl. (1) werde in gekürzter Form geschrieben. 


Ea=Esaoot+Eu,+ Ea;E5 =Eao +aE,+aB;,, 
i E:=Bao+aBa-+ u:Ea,.: RS ea (3 


Das System Ea Eb Ee ist aufgelöst in ein 
System von drei gleichen Vektoren Eao E«o 
Eao und zwei symmetrischen Dreiphasen- 
systeme Ea,/a’Ea,, aPa, und Ea, aEa, a®Ea,. 
Das zweite System dreht im Uhrzeigersinn, 
das dritte umgekehrt. Es wird ein neues 
Symbol der „Folgeoperator‘ eingeführt, das 
eine gekürzte Schreibweise und erleichterte 
Rechnung gestattet. Es besteht aus einer 
Reihe von Wurzeln der Gleichung ar —1=0 
und wird mit $ und einem Index bezeichnet, 
der eine bestimmte Folge von Wurzeln be- 
deutet. Für ein dreiphasiges System erhält 
man folgende Wurzelreihen: 


D=11,1 81500, Neo DEr Ber 


und das System Ea Eb Eckann folgendermaßen 
definiert werden: 


S(E=S’Eao+ S!. Eau, +8? Ea, Se 1 (5 


Will man das System durch den Vektor Eb 
oder Ec ausdrücken, so muß man auf die rich- 
tige Anwendung des „‚Folgeoperators“ achten: 


SEo)=S'Eao+Sta Eu + S2aE, 
- S(E.)=S' Eao+tS!aEBat S?a? E2 


In gleicher Weise werden die Spannungen, 
Ströme und Impedanzen von Mehrphasen- 
kreisen durch Gleichungen ausgedrückt. Diese 
Gleichungen, die ursprünglich, wie zu erkennen, 
ist, einige Ausdehnung haben, lassen sich aber 
meistens sehr vereinfachen und erhalten dann 
eine übersichtliche Form und charakteristische 
Symmetrie. Von besonderem Interesse ist 
der behandelte Fall zweier Mehrphasensysteme 
mit gegenseitiger Induktivität. Die Methode 
kann auf Mehrphasensysteme beliebiger Pha- 
senzahl angewendet werden, wobei es sich in 
den Fällen, wo die Phasenzahl keine Primzahl 
ist, empfiehlt, das System in mehrere prim- 
zahlige Systeme mit gegenseitiger Induktivität 
zu zerlegen; ein Neunphasensystem kann da- 
nach wie 3 dreiphasige Systeme behandelt 
werden. Diese Methode gewinnt in gewissen 
Fällen von Unsymmetrie bssonderen Wert. 
Fortescue zeigt, daß für eine Reihe oft vor- 


) Nach „Proc. Am. Inst. El. Eng.“ 1918, 8. 6%. 


> 


liche Einweihung 


14. Oktober 1820. 


Fernmeldetechnik. 


Einweihung der Großfunkstation Nauen. — 
In Gegenwart des Reichspräsidenten, zahl- 
reicher hoher Beamten des Reiches, sowie her- 
vorragender Vertreter der Wissenschaft, Technik 
und Industrie fand am 29. September die feier- 
des Erweiterungsbaues der 
Großfunkstelle Nauen bei Berlin statt, die an 
diesem Tage von derErbauerin, der Gesellschaft 
für drahtlose Telegraphie m. b. H. (Telefunken ) 
an die Drahtloser Ubersee-Verkehr A. G. 
(Transradio) zu Berlin überging. Hiermit tritt 
nicht nur die größte, gegenwärtig überhaupt 
bestehende Großfunkanlage definitiv in den 
praktischen Verkehr, sondern es gelangt zu- 
gleich ein technisches Problem zum vorläufigen 
Abschluß einer bald fünfzehnjährigen Ent- 
wicklung. 

Die erste Nauener Funkstation wurde 
i. J. 1906 erbaut, besaß 10 kW Strahlungs- 
energie in der von einem 100 m hohen Eisen- 
mast getragenen Schirmantenne und ermög- 
lichte den Verkehr mit Schiffen auf dem 
Ozean auf Entfernungen von 2400 km. Im 
Jahre 1909 wurde die Anlage nach dem 
System der tönenden Löschfunken umgebaut 
und erzielte mit 35 kW Antennenenergie eine 
Reichweite von rund 4500 km. Sie wurde 
damit ein wichtiges Verkehrsmittel des Deut- 
schen Reiches, . das seinen telegraphischen Ver- 
kehr mit den Kolonien unabhängig von frem- 
den Kabelnetzen sicherstellte. In den Jahren 
1911/12kam es zu einer weiteren Vergrößerung 
der Station auf 100kW Antennenleistung und 
Aufstellung eines Mastes von 250 m und 
eines zweiten von 120 m Höhe. Durch diese 
Anlage wurde der Verkehr mit Togo gesichert. 
Inzwischen wurde in Nauen auch ein Hochfre- 
quenzmaschinen-Sender erprobt und der Bau 
einer Hochfrequenzmaschine für 100 kW An- 
tennenleistung beschlossen. Der Ausbruch des 


. Krieges erhöhte die Bedeutung eines der- 


artigen Nachrichtenmittels, und es wurde i. J. 
1915 eine Hochfrequenzmaschine von 200 kW 
Antennenleistung aufgestellt; i.- J. 1916 
wurde mit dem Bau je eines Maschinensenders 
für 400 kW und 150kW Nutzleistung begonnen, 
die Anfang 1918 in Betrieb genommen werden 
konnten. An die Stelle des ursprünglich be- 
nutzten Fachwerksbaus $war inzwischen 


ein monumentaler Backsteinbau getreten, der- 


von Geheimrat Muthesius entworfen wurde 
(Abb. 6) und neben den Maschinen-, Apparat 
und sonstigen Betriebsräumen einen großen 
Vortragssaal enthält. 

Beide Anlagen sind gegenwärtig in ihrer 
Endform ausgebaut, und es befinden sich 
in Nauen & drei unabhängig voneinander 
benutzbare Sendestationen. Die 400 kW- 
Anlage#dient dem Überseeverkehr und ist an 
eine in ungefähr nordsüdlicher Richtung ver- 
laufende, doppelteilige. T-artige Dachantenne 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 41. 


819 


ersteren verlaufenden Dreieckantenne ge- 
schaltet werden, deren Luftdrähte zwischen 
einem 35 m hohen Turm, einem 135 m und zwei 
je 150 m hohen Masten fächerartig verspannt 
sind. Da wir über diese Anlagen in der „ETZ“ 
mehrfach berichtet haben!), so mögen diese 
kurzen Angaben hier genügen, wir werden 
indessen auf neue, interessante Einzelheiten 
demnächst zurückkommen. In Abb. 6 ist die 
Ansicht der Station und in Abb. 7 ein Blick 
in den Maschinensaal gegeben. e 


Die jetzige Ausrüstung der Nauener 
Station besitzt eine Reichweite von 20 000 km 
und ermöglicht einen Verkehr über den halben 
Erdumfang. Die Hochfrequenzausrüstung der 
Station dient z. Zt. in erster Linie dem priva- 
ten Verkehr mit den Vereinigten Staaten 
und arbeitet normalerweise ausschließlich als 
Sendestation mit der Gegenstation in Chat- 
ham. Unabhängig davon findet gleichzeitig 
der Empfang von Telegrammen von der ameri- 
kanischen Sendestation Marion durch die 
Empfangsstation in Geltow?2) bei Potsdam 
statt, die sich gleichfalls im Besitz der Trans- 
radio-Gesellschaft, Berlin, befindet. Nebenher 
besorgt Nauen den Verkehr mit den Zentren 


Abr.7. Blick in den Maschinensaal der Telefunkenstation Nauen. 


angeschlossen, die von zwei Masten zu je | der europäischen Länder und gibt täglich eine 


260 m und vier Masten von je 125 m Höhe 
getragen wird. Der 100 kW-Tonfunken- 
sender und der 150 kW-Maschinensender, die 
den Zeitsignal- und Wetter- bzw. den euro- 
päischen ienst besorgen, können wahl- 
weise auf eine zweite, ungefähr senkrecht zur 


europäische und eine Überseepresse ab, die 
auch in Südamerika, Brasilien, Mexiko, 
Java und Ostasien vielfach aufgenommen 


1) Vgl. z. B. „ETZ“ 1919, S. 665 u. 68% 
») Vgl. „ETZ" 1920, 8. 41. 


wird. Die durchschnittliche Tageleisstung von 
Nauen bewegt sich zwischen 9000 und 10 000 
Wörtern, doch läßt der weitere Ausbau der 
schon vorhandenen und der angebahnten Ver- 
kehrsbsziehungen ganz erhebliche‘ Steigerungen 
dieser Wortleistungen erwarten. 

Nach Begrüßung der zur Einweihungs- 
feier erschienenen Gäste durch den Vorsitzen- 
den des Aufsichtsrats von Transradio und zu- 
gleich Delegierten der übergebenden Tele- 
Dr. Franke, wobei er 


funkengesellschaft, 


Abb. 6. Ansicht der Telefunkenstation Nauen. 


einen kurzen Uberblick über den Entwick- 
lungsgang des bedeutenden Unternehmens gab, 


‘führte Graf Arco den Weg eines Radiotele- 


grammes und die Einrichtung der Station im 
Film vor. Sodann sprach Reichspräsident 
Ebert den Mutterfirmen Telefunken, Trans- 
radio, AEG und S & H, allen Mitarbei- 
tern sowie den Reichsbehörden, insbesondere 
dem Reichs-Postministerium, den Dank der 
Reichsregierung für die Tatkraft und Mühe aus, 
mit der sie in der neuen Station Nauen eine 
Stütze zum Wiederaufbau Deutschlands und 
ein vorbildliiches Werk geschaffen haben, 
dessen Ruf und Botschaften schon in früheren 
Entwicklungsstadien und durch alle Absperrun- 
gen desKrieges hindurch in alle Welt hinaus, 
ja bis zu den Antipoden gedrungen waren, und 
das auch in der Zukunft zuversichtlich alle 
seine Aufgaben als Träger des Überseeverkehrs 
Deutschlands restlos erfüllen wird. 


Es sprachen dann noch der Reichspost- 
minister Giesberts und Ministerialdirektor 
Bredow, welch’ letzterer an der Entwicklung 
dieses Unternehmens in hervorragender Weise 
beteiligt war und gegenwärtig Leiter des 
Reichs-Telegraphenwesens ist. Herr Bredow 
brachte dann durch einen Tastendruck die 
große Hochfrequenzmaschine zum Anlauf 
und gab einen vom Reichspräsidenten unter- 
zeichneten Rundfunkspruch ‚An alle“ auf, 
welcher der ganzen Welt die Eröffnung der 
Station mitteilen sollte. Nachdem sodann 
die Gäste einen Rundgang durch die Stations- 
anlagen unternommen und sich durch ein 
Frühstück gestärkt hatten, konnten bereits 
eine große Anzahl inzwischen eingegangener 
Glückwunschtelegramme u. a. aus New York, 
Rio de Janeiro, Santiago de Chile, Danzig, 
Kopenhagen, Stockholm, Deutsch-Altenburg, 
Budapest, Rom, Cartagena, Bandoeng (Java), 
Shanghai und Peking verlesen werden. 


t2: 


Die Einwirkung magnetischer Stürme auf 
unterseeische Telegraphenkabel. — Kabelstatio- 
nen und Kabelschiffe müssen rechtzeitig vor 
dem Eintreten magnetischer Stürme gewarnt 
werden. Sie werden dadurch instandgesetzt, 
Störungen im Kabelbetriebe zu vermeiden. 
Solche Warnungen sollen zweckmäßig auf 
drahtlosem Wege erfolgen, u. zw. auf Grund 
der in den magnetischen Observatorien ange- 
stellten Beobachtungen. Wenn die Aufzeich- 
nung magnetischer Störungen in den Obser- 
vatorien, wie das durchweg üblich ist, allein 
auf dem Wege photographischer Registrierung 
erfolgt, würden derartige Warnungen im all- 
gemeinen zu spät kommen. E. Raymond- 
Barker empfiehlt daher, für den Warnungs- 


820 


Elektrotechnische‘ Zeitschrift. 


1920. 


Heft. 41. 


14. Oktober 1820. 


ma [_—nmRÖRÖR[ [1 [m mm ZZ —m—m—m—m—m—m———— ———————————————— — —m—m—m— ww a» pn T,_K 


dienst eine besondere subjektive Beobachtung 
der Magnetometer und macht Vorschläge zur 
einfachen und bequemen Anstellung derartiger 
Beobachtungen.!) Ghe. 


Wählerversuche in London. — Die eng- 
lische Regierung rechnet bei dem für London 
beabsichtigten Versuch mit dem 500-teiligen 
Wähler der Western El. Co. in New York?) 
damit, daß die Wähler erst im Frühjahr des 
nächsten Jahres von Amerika geliefert werden 
können. Es wird dann noch einige Zeit ver- 
gehen, bis ihr Einbau beendet ist. Jedenfalls 
soll eine eingehende Prüfung der Wähler vor- 
genommen werden, bevor an eine Einführung 
des Systemsin England gedacht wird. (,, Times‘ 
10. IX. 20.) Kr. 


Krane und Förderanlagen. 


Zwei Befestigungsanordnungen für Kran- 
fahrleitungen. — Die Abb. 8 und 9 stellen billige 
Anordnungen zur Befestigung der Speisekabel 
am Fahrdraht eines 10 t-Kranes, bzw. an den 
Stromzuführungsschienen eines 250 t-Kranes 
dar). Im ersten Fall (Abb. 8) ergab sich eine 


250mm2.-” 
Lage des Stromabnehmers_ 


"Drehpunkt 


2 Stahl 


Abb. 8. 


Ersparnis von etwa 1500 Dollar dadurch, daß 
die Speiseleitung mit der Mitte des 120 m 
langen Fahrdrahts statt mit dessen Enden ver- 
bunden wurde. Die Kabelschuhe sind so an 
den Fahrdraht angelötet, daß der Stromab- 
nehmer sie nicht beschädigen kann. — Bei der 
Zuführung für den 250 t-Kran (Abb. 9), der 


Pur 


16" Bolzen 


h 574 ’%28” 


Vs" Bolzen 
Kupferplatte 
und 
Kupferwinkel 
N 
N Y 
S 4%1.14%1 Material: 
= a 7" Sammelschienen- 
ge 4 Nabel TE 
von Je 500mm? 
Abb. 9. 


Motoren von zusammen 450 PS besaß, wurden 
vier Kabel von je 500 mm? Querschnitt 
mit den Stahlschienen von 27 kg/m in der 
Weise verbunden, daß, um elektrisch aus- 
reichenden Kontakt zu erhalten, an letztere 
Kupferplatten, an diese kupferne Winkel- 
stücke und hieran schließlich die Kabel- 
schuhe geschraubt wurden. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen, 


Deutsche Gesellschaft für Metallkunde. — 
Auf der in Verbindung mit der 60. Hauptver- 
sammlung des VdI. abgehaltenen Tagung der 
deutschen Gesellschaft für Metallkunde am 


21./22. September berichtete Prof. Dr. 
\) „Electrical Review*, Bd. 86, 1920, S: 298. 
V “ 1920, S 


®) A. „ET. . 588. 
®) „Electrical World“, Bd. 75, 1920, 8. 1321. 


Fraenkel über vergütbare Aluminium- 


legierungen. Gewisse magnesiumhaltige 
Aluminiumlegierungen, wie z. B. Duralu- 
minium, zeigen die merkwürdige Erschei- 


nung, nach Erhitzung auf bestimmte 'Tempe- 
raturen und darauf folgende Abschreckung 
im Laufe weniger Tage wesentlich fester zu 
werden, ohne an Geschmeidigkeit einzubüßen. 
Diese erhöhte Festigkeit verliert sich wieder, 
wenn die Legierung auf eine tiefere Tempe- 
ratur als die Abschreckungstemperatur ge- 
bracht wird. Die beiden angedeuteten Tem- 
eraturen sind von der Zusammensetzung der 
More abhängig. Mit Hilfe der Messung 
der wechselnden- elektrischen Leitfähigkeit 
hat man die Geschwindigkeit jenes Vorganges 
unter wechselnden Bedingungen untersucht. 
Die Ergebnisse der Versuche haben die Ver- 
mutung nahegebracht, daß es sich hierbei um 
einen chemischen Vorgang handelt. 

Oberingenieur Steudel berichtete über 
einfache Materialprüfungsvorrichtun- 
gen, die an Stelle der teuren. Spezial- 
maschinen von Professor Junkers, Dessau, 
während des Krieges gebaut worden sind. 
Diese Maschinen sind nieht nur für normale 
Festigkeitsversuche, sondern auch zum Prüfen 
von zusammengesetzten Bauteilen u. dgl. 
verwendbar. 

Dr. Masing behandelte die Frage der 
Rekristallisation, eine Erscheinung, die bei 
allen Metallen unter geeigneten Bedingungen, 
besonders bei erhöhter Temperatur, auftritt. 
Die Kristallkörner, aus denen die Metalle be- 
stehen, wachsen und verändern ihre Eigen- 
schaft und ihre Gestalt. Hierdurch erwächst 
einerseits eine Gefahr für Metallgegenstände, 
die: höheren Temperaturen ausgesetzt werden, 
anderseits die Möglichkeit, technische Eigen- 
schaften im Metall zu erzeugen. Die Vereini- 
gung von kleinen Körnern zu größeren und 
die Entstehung neuer Körner zwischen den 
bereits vorhandenen, wurden an gewalztem 
Zinn und Zink untersucht. Der Vortragende 
erörterte die festgestellte Gesetzmäßigkeit und 
das Wesen der Erscheinungen und wandte 
diese auf die Theorie der Kaltreckung von 
Metallen an. 

Dr.öng. E. H. Schulz lieferte Beiträge 
zur Frage des Ersatzes von Kupfer durch 
andere Metalle und erwähnte u. a. den 
Ersatz des Kupfers für Führungstinge an 
Artilleriegeschossen durch Zink und Eisen. 
Beim Eisen gelang es nach Versuchen mit 
Elektrolyteisen durch die Herstellung ganz 
besonders weicher und reiner Spezialeisen- 
sorten, insbesondere von Krupp und der Dort- 
munder Union, sowie durch Anwendung einer 
besonderen Wärmebehandlung nach Prof. 
Wüst, auch das im Martinofen hergestellte 
Eisen an Stelle von Kupfer zu verwenden. 

Dr. Mäkelt sprach über Metallersatz 
bei industriellen und gewerblichen. Einrich- 
tungen, wo chemische Einflüsse, besonders 
solche von Säuren, einen Verschleiß von 
Metallen hervorrufen. Ersatzstoffe haben sich 
hier oft als ebenso brauchbar oder sogar als 
brauchbarer erwiesen als das ursprünglich 
verwendete Metall. So hat sich z. B. Ferro- 
silizium in der chemischen Industrie einen 
gesicherten Platz erworben, da es gegen 
Säureangriffe weit widerstandsfähiger ist als 
Eisen und selbst als Blei. Ferrosilizium ist 
infolgedessen an vielen Stellen zu einem 
dauernden Ersatz für Blei geworden. Auch 
Steinzeug hat Eingang gefunden für Zwecke, 
bei denen sonst Blei oder Rotguß gebraucht 
wurden. Als Zentralstelle für die systema- 
tische Durcharbeitung dieser volkswirtschaft- 
lich äußerst bedeutungsvollen Fragen sollte 
auf Anregung des Vortragenden die 
Deutsche Gesellschaft für Metallkunde dienen. 


Energiewirtschaft. 


Aus der englischen Elektrizitätswirtschaft. 
— Das englische Elektrizitätsgesetz!), das 
bekanntlich gegenüber dem Regierungsent- 
wurf durch das Parlament ziemlich weit- 
gehende Abänderungen im Sinne einer Ver- 
ringerung des staatlichen Einflusses erfahren 
hat, bildet noch dauernd den Gegenstand 
eifriger Erörterungen in der Fachpresse. Bald 
wird einer noch freieren und vom Staate noch 
weniger beeinflußten Gestaltung der Elektri- 
zitätswirtschaft das Wort geredet, bald eine 
stärkere Beteiligung des Staates gewünscht, 
bald ein überwiegender Einfluß der städtischen 
Interessen verlangt. Zu den letzteren Ver- 
öffentlichungen gehört ein. Aufsatz über die 
Nationalisierung der Elektrizitätslie- 
ernst von Munro?). Der Verfasser hält 
zwar die Kommunalbehörden nicht für die 
geeigneten Unternehmer für die Erzeugung 


') Vgl. „ETZ* 1919, 9. 461; 1920, 8. 197. 
2) „The Electrician“ Bd. 84, 1920, 8.598. 


und Hochspannungsverteilung über weite 
Strecken, möchte aber, daß sie die in ihrem 
Bezirke gelegenen Kraftwerke erwerben und 
sie an die Bezirks-Elektrizitätskörperschaften 
verkaufen, so daß die Kommunalbehörden 
darin die Aktienmajorität erhielten. Für die 
Ausgestaltung der Einrichtungen der Elektri- 
zitätskommissare schlägt er neben den bis 
jetzt vorgesehenen Hauptkommissaren Unter- 
kommissare in den verschiedenen Bezirken 
des Landes vor, die die Verbindung zwischen 


den örtlichen Interessenten und den Haupt- 


kommissaren in London aufrecht erhalten 
sollen. Außerdem empfiehlt er die Errichtung 
der im ursprünglichen Entwurf vorgesehenen, 
im Gesetz aber durch eine freiere Organisa- 
tion ersetzten & Bezirks - Elektrizitätskörper- 
schaften (BEK). Diese BEK sollten so schnell 
als möglich alle Kraftwerke erwerben und die 
gesamte Elektrizitätserzeugung in die Hand 
nehmen. Mit den Überschüssen in gewinn- 
bringenden Gegenden soll die Versorgung 
ärmerer Gegenden bestritten werden. Ebenso 
will Munro den Ausbau von Hochspannungs- 
leitungen und den Großverkauf an Einzelab- 
nehmer und Gemeinden den 
tragen. Die Stromverteilung soll den bis- 
herigen Unternehmern verbleiben, u. zw. in 
der Hauptsache den Kommunalbehörden, den 
Privatunternehmern nur, soweit es die be- 
stehenden Verträge erlauben. Gegen die Über- 
antwortung der Elektrizitätswirtschaft an die 
zusammengeschlossenen bestehenden Kraft- 
gesellschaften und andere zugelassenen Unter- 
nehmer wendet er ein, daß dies einem Privat- 
monopol gleichkommen würde. Zur Finanzie- 


zung und Zusammensetzung der BEK sollten 


Anteile ausgegeben werden, von denen .der 
Staat ein Teil, im höchsten Falle !/,, über- 
nehmen müßte ;’dafür sollten die Elektrizitäts- 
kommissare den Vorsitzenden und gewisse 
Mitglieder oder Direktoren ernennen. 
hin liegt es in Munros Plan, jeder Stadt- und 
Bezirksbehörde Anteile im Verhältnis ihres 
Bedarfs an elektrischer Arbeit zukommen, 
etwa eingebrachte Kraftwerke dieser Körper- 
schaften durch Anteile bezahlen zu lassen, 
deren Gesamtheit — ein Teil wäre auch der 
Öffentlichkeit zugänglich zu machen — dann 
durch einen Ausschuß der BEK repräsentiert 
würde. Alle Finanzvorlagen und jede größere 
Ausgabe der BEK sollen durch die Elektrizitäts- 
kommissare bewilligt werden. 
eine entsprechende Anzahl von Anteilen jähr- 


‘lich für die Arbeiterschaft ausgegeben werden, 


die jedoch keinen Kapitalwert darstellen, 
sondern nur einen Anspruch auf Dividende ge- 
währen. Solche Dividende an die Arbeiter 
und Angestellten will Munro im Verhältnis 
zu ihrem Einkommen alljährlich _ ausgesetzt 


‘wissen; die Arbeiterschaft soll in die BEK 


Vertreter ihrer Interessen entsenden. Der 
Verfasser ist der Ansicht, daß die skizzierten 
Anregungen zu einer solchen Elektrizitäts- 
politik ausgebildet werden könnten, wie sie 
das Ziel aller einstweiligen Maßnahmen sein 
müsse. .. Verderblicher Wettbewerb, mangel- 
hafte Überwachung, ungenügende Verstän- 
digung, der Kampf um einträgliche Gebiete 
und die unzulässige Vernachlässigung der 
übrigbleibenden Gegenden, 
finanzielle Machen- 


für private Gewinne, 


BEK über- 


eiter- 


Weiter soll 


i die Ausbeutung ; 
einer Angelegenheit von allgemeinem Interesse 


schaften würden ihr Ende finden. Die öffent- 


liche Verwaltung würde durch die öffentliche _ 


Kritik gewinnen, ein weites Feld für Initiative, 
Energie und frisches Zugreifen bilden, und 


alles, was vernünftig sei an der Idee der. 


Nationalisierung, würde seiner Erfüllung ent- 
gegengeführt. 
en guten Glauben des Verfassers in 


allen Ehren, aber schließlich ist alles, was er 


bringt, lediglich Sache seiner persönlichen 
Ansicht und seines persönlichen Gefühls. Er 
geht nicht von Tatsachen aus, sondern von 
Wünschen und Hoffnungen; er will ausschlag- 
gebende Befugnisse bei der Gestaltung der 
Elektrizitätswirtschaft zum 
Teil in die Hände der öffentlichen Körper- 


schaften legen und den privaten Erwerbssinn 


und Unternehmungsgeist ausschalten. Nach 


den schmerzlichen Erfahrungen, die bis jetzt 


in allen Zweigen öffentlicher Verwaltung ge- 
macht worden sind, scheint die Verwirk- 


überwiegenden 


lichung der von Munro genährten Hoffnungen 


mehr als ‚zweifelhaft. 

E Inzwischen gehen die berufenen Instanzen 
in England an die Ausführung des Elek- 
trizitätsgesetzes. 
Elektrizitätskommissare als Richtschnur für 
Gemeindebehörden und Personen, die 
schläge für die Verbesserung der bestehenden 


Versorgungsorganisationen machen wollen, ein a 
Merkblatt herausgegeben, das die Gesichts- 


punkte aufzählt, nach denen die Verbesse- 
rungsvorschläge formuliert werden 


') „The Rlectrician“ Bd. 85, 1920, 8.111. 


Zunächst haben die 


or 


sollen?). >: 


14. Oktober 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Die im einzelnen hier zu nennen, würde zu 
weit führen. „The Eleetrician‘‘ sagt zu diesem 
Merkblatt sehr richtig, daß eine große Anzahl 
der Angaben nur unter sehr weitgehenden 
Annahmen gemacht werden kann. ament- 
lich solehe über die Absatzmöglichkeit und 
über den späteren Kapitalbedarf für viele 
Jahre können nur höchst unsicher sein. Es ist 
übrigens darauf hinzuweisen, daß dieses Merk- 
blatt ja nur Anhaltspünkte für Vorschläge 
geben soll und nicht etwa als ein für alle Fälle 
auszufüllender Fragebogen betrachtet werden 
kann. Über die weitere bisherige Tätigkeit 
der Kommissare ist bereits ein ausführlicher 
Bericht erschienent). Danach sind schon 6 Be- 
zirke für Elektrizitätsverbände abgegrenzt, und 
4 weitere werden in Kürze folgen. Ferner ist 
in verschiedenen Fällen Zustimmung zur Er- 
richtung bzw. Erweiterung großer Kraftwerke 
nach genauer Prüfung des Bedürfnisses erteilt 
worden. Besonders erwähnt werden Kraft- 
werkspläne mit einer Gesamtleistungsfähig- 
keit von zusammen 0,13 Mill. kW mit einer 
Ausdehnungsfähigkeit auf 0,56 Mill. kW. 
Weiter haben die Kommissare bereits Ent- 
scheidungen über Regelung von Stromart, 
Wechselzahl und Spannung sowie über gegen- 
seitige Stromlieferung verschiedener Bezirke 
getroffen. Den Kommissaren oblag auch die 
Prüfung und Genehmigung von gemeindlichen 
Anleihen für Elektrizitätszwecke ; nicht weniger 
als 227 Gesuche hierfür lagen vor. 

Die Fachkreise beschäftigen sich wie bei 
uns eifrig mit: weiteren Vorschlägen zur Ver- 
besserung der Elektrizitätswirtschaäft. In einem 
Aufsatz über Wasserkräfte und das Kohlen- 
problem?) wird auf die Wichtigkeit des Aus- 
baues auch kleiner Wasserkräfte hingewiesen 
und werden allerlei uns längst bekannte Vor- 
schläge zur Ersparung von Kohlen und elek- 
trischer Energie gemacht 

Ein anderer Aufsatz über Vereinbarungen 
für die Lieferung elektrischer Arbeit an Fa- 
briken?) weist auf die große Verschiedenheit 
und häufige Mangelhaftigkeit der Abmachun- 
gen zwischen Elektrizitätswerken und Groß- 
abnehmern hin. Es werden ‘die hauptsäch- 
lichsten Gesichtspunkte, die beim Abschluß 
solcher Verträge zu beachten sind, besprochen 
und der Wunsch ausgedrückt, daß es viel- 
leicht mit Hilfe des Elektrizitätsgesetzes 
möglich sei, eine größere Einheitlichkeit auf 
diesem Gebiet herbeizuführen. Namentlich 
wird die Buntscheckigkeit der Tarife gezeigt 
und ein Tarif mit einer Leistungsgebühr, be- 
zogen auf die beanspruchte Höchstentnahme, 
und eine Arbeitsgebühr mit Kohlenklausel 
und erforderlichenfalls mit einer Lohnklausel 
empfohlen, Vorschläge, die bei uns ebenfalls 
bereits zum allergrößten Teil in der Praxis 
durchgeführt sind Sgl. 


Industrie und Handel. 


Der Stand der gegenwärtigen Außenhan- 
delskontrolle. — Die schwierige Wirtschaftslage 
bedingt, daß die Bestrebungen zur Aufhebung 
der Außenhandelskontrolle in verstärktem Um- 
fange aufgenommen sind. So hat unter ande- 
rem der Senat von Hamburg den Beschluß ge- 
faßt, bei der Regierung für Aufhebung der ge- 
samten Kontrolle einzutreten. Man geht von 
dem Standpunkt aus, daß besonders der Kom- 
missionshandel, den Hamburg betreibt, durch 
die Ausfuhrabgabe, selbst wenn sie gering ist, 
sehr stark belastet wird, daß weiter eine abso- 
lut genaue Kontrolle nicht möglich sei, und 
daß es aus diesen Gründen für das deutsche 
Wirtschaftsleben günstiger sei, jede Hemmung 
zu beseitigen. Auch manche Industriellen treten 
für die Beseitigung ein, da eine Umgehung der 
Bestimmungen durch Schieber möglich ‚sei, 
und man glaubt, im Auslande bei freier Fest- 
setzung der Preise z. Zt. größere Abschlüsse 
tätigen zu können. Diesen Bestrebungen hat 
sich der 5. Ausschuß des Reichstages in 
gewissem Umfange angeschlossen. Mit Rück- 
sicht auf die zunehmende Arbeitslosigkeit und 
den Rückgang der Bestellungen aus dem 
Auslande hatte er eine weitgehende Außer- 
hebungsetzung der sozialen Abgabe in Aus- 
sicht genommen. 

Inzwischen ist der deutsche Kurs stark ge- 
sunken, die Absatzmöglichkeiten haben, soweit 
der Preis in Frage kommt, hierdurch zuge- 
nommen, und die Notwendigkeit der Außer- 
hebungsetzung bestand nach Ansicht des wirt- 
schaftspolitischen Ausschusses des Reichswirt- 
schaftsrates nicht mehr, so daß er zu etwas 
abweichenden Vorschlägen gekommen ist. 

1. Diejenigen Reihen des Zolltarifes, für welche 
die Abgabe bereits auf 0% herabgesetzt 
worden ist, bleiben bis auf weiteres ab- 
gabefrei. 

ı) „The Eleetrician“ Bd. 86, 1920, S. 226. 


2) „The Electrician“ Bd. 85, 1920, 3. 444. 
») „The Electrieian* Bd, 84, 1920, 8. 660. 


Heft 41. 


821 


2. Solche Erzeugnisse, für welche die Ausfuhr 
im August unter 50% der Ausfuhr der vor- 
hergehenden 12 Monate gesunken ist, sollen 
ebenfalls befreit werden. (Für die Elektro- 
technik ist dieser Fall nieht eingetreten.) 

3. Der Abgabentarif soll nach einem bestimm- 
ten Schlüssel, der sich den Kursverhält- 
nissen der Mark und der Verwendung frem- 
der Rohstoffe anpaßt, durch das Reichs- 
wirtschaftsministerium selbsttätig herauf- 
bzw. herabgesetzt werden. 

Bei den Verhandlungen, die diesem Be- 
schluß vorangingen, ist es zu sehr scharfen 
Auseinandersetzungen zwischen den Arbeit- 
nehmern und Industrie und Handel als: Ar- 
beitgeberseite gekommen, u. zw. nach meiner 
Auffassung nur durch ein Mißverständnis. Die 
Arbeitnehmer bestehen darauf, daß von dem 
Kursgewinn, welcher dem Exporteur ohne 
weiteres in den Schoß fällt, eine gewisse Abgabe 
an das Reich gezahlt werden müsse. Von seiten 
der Arbeitgeber wurden die schweren Hem- 
mungen, die der Exporthandel durch die so- 
ziale Abgabe erleidet, hervorgehoben, und es 
wurde deshalb die Beseitigung gefordert. Das 
Mißverständnis liegt wohl darin, daß man von 
seiten der Arbeitnehmer annimmt, die Gegen- 
seite wolle sich von einer Abgabe vom wirk- 
lich erzielten Kursgewinn befreien, während 
es dieser wohl nur darauf ankommt, die 
Hemmungen zu beseitigen. Man sollte daher 
nach einem Ausweg suchen, der beiden Teilen 
gerecht wird und der ohne Zweifel gefunden 
werden kann. 3 

Die Staffelung des Abgabentarifes ist 
theoretisch zweifellos das Richtige. Praktisch 
wird sie jedoch zu außerordentlichen Schwie- 
rigkeiten führen, da besonders der Exporteur, 
welcher den Kommissionsverkauf betreibt, bei 
Einführung des gestaffelten Tarifes überhaupt 
keine Grundlage mehr hat, von welcher aus- 
gehend, er seine Preise berechnen kann. Dieser 
Ansicht haben sich die Außenhandelsstellen 
und der Reichsverband der deutschen Industrie 
angeschlossen. Man ist an das Wirtschafts- 
ministerium herangetreten die Staffelung nicht 
einzuführen. Die Frage bleibt allerdings, ob 
der Kommissionsverkauf, d. h. also Einkauf 
zum billigstmöglichsten Preise mit Aufschlag 
einer gewissen Kommission von 5 oder 10%, 
unter den heutigen Verhältnissen wünschens- 
wert für die deutsche Wirtschaft ist. 

Bei dieser Gelegenheit sei darauf hinge- 
wiesen, daß es durchaus vermieden werden 
muß, dem Auslande die soziale Abgabe direkt 
in Rechnung zu stellen. Dem Sinne nach soll 
diese vom Valutaübergewinn bezahlt, also vom 
deutschen Verkäufer getragen werden. Die 
Forderungen, die vielfach an den ausländischen 
Käufer gestellt worden sind, nachträglich die 
Zahlung dieser Gebühr anzuerkennen, erregen 
dort nur Mißstimmung gegen Deutschland und 
werden rechtlich nur in den ‚wenigsten Fällen 
vertreten werden können. Überhaupt sollten 
sich die deutschen Verkäufer davon frei machen, 
sich bei allen Gelegenheiten hinter den Außen- 
handelsstellen zu verstecken. Wenn der Liefer- 
termin nicht eingehalten werden kann, so ist 
die Außenhandelsstelle daran schuld; wenn 
nachträgliche Preiserhöhungen gefordert. wer- 
den, so wird grundsätzlich die Außenhandels- 
stelle hierfür vorgeschoben. Die Verärgerung, 
welche im Auslande durch dieses anscheinend 
rigorose Vorgehen der deutschen Regierung er- 
zeugt wird, wirkt nachteiliger als der augen- 
blickliche Vorteil, welchen sich der betr. Ver- 
käufer durch diese Entschuldigung vielleicht 
verschafft hat. In den meisten Fällen, die zur 
Kenntnis der Außenhandelsstelle der Elektro- 
technik gekommen sind, hat es sich herausge- 
stellt, daß Verhandlungen mit der Außenhan- 
delsstelle überhaupt nicht stattgefunden haben, 
sondern daß der deutsche Verkäufer ohne wei- 
teres die billige Entschuldigung, die Außen- 
handelsstelle sei verantwortlich, gebraucht hat. 

Arthur A. Brandt. 


Aus Sowjet-Rußland. — Wie der ‚‚Übersee- 
dienst‘ einem Bericht entnimmt, den die Ver- 
waltung der Gesellschaft für elektrische 
Beleuchtung vom Jahre 1886 an den ört- 
lichen Volkswirtschaftsrat erstattet hat, muß 
die Lage der Petersburger Werke nahezu ver- 
wahrlost genannt werden. Der Verfall der tech- 
nischen Einrichtungen erstreckt sich danach 
auf einen bedeutenden Teil der Anlagen. Von 
den Kesseln mit Kohlefeuerung ist etwa nur 
die Hälfte zur Not betriebsfähig, von 6 mit 
einer Einrichtung zur Holzfeuerung versehenen 
sind nur 4 brauchbar, während von den 6 auf 
Naphta arbeitenden Dampferzeugern noch 5 
sich in gutem Zustande befinden. Der Bericht 
betont die Notwendigkeit einer grundlegenden 
Erneuerung der gesamten Kesselanlage, wobei 
insbesondere die mechanische Kohlenzuführung 
zu berücksichtigen wäre, da deren Betriebsein- 
richtungen infolge Mangels an Deckfarben 
an vielen Stellen bis zu 4 mm tief von Rost zer- 


fressen seien. Desgleichen erfordere das Kessel- 
haus und die Turbinenanlage vollständige 
Erneuerung. Der Bericht läßt durchblicken, 
daß allerschnellste Abhilfe dringend notwendig 
sei, weil sonst die Werke zum Stillstand ge- 
langen müßten. „Wasin bezug auf die meisten 
Fabrikanlagen in Rußland gesagt werden kann, 
ist nach Ausführung des Berichtes auch hin- 
sichtlich der Petersburger Elektrizitätswerke 
zu bemerken, u. zw., daß die hauptsächlichsten 
Ursachen des Verfalles in der Zeit vom Februar 
bis November 1917 eingetreten sind, als unter 
der Kerenski - Regierung eine vollständige 
Zügellosigkeit unter den Arbeitern sich breit 
zu machen begann.‘ 


VEREINSNACHRICHTEN, 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Betr.: Kommission für Drähte und Kabel. 
Die Kommission für Drähte und Ka- 
bel gibt nachstehende Änderungen zu den Be- 
stimmungen für’ die Übergangszeit (,„ETZ‘ 
1920, S. 321) bekannt: 
a) Kupfernormalien. 

Die im Herbst 1916 herausgegebene Be- 
stimmung betreffend Änderung der $$ lund 2 
der Kupfernormalien (s. „ETZ‘ 1916, $S. 489) 
wird am 1. IV. 192] aufgehoben. Demnach 
gelten von diesem Zeitpunkt ab wieder die 
„Kupfernormalien‘ (gültig ab 1. VII. 1914), 
deren Fassung in der „ETZ‘ 1914, S. 366 
veröffentlicht ist. 

b) Leitungen mit Zinkadern. 

Die Normalien für gummiisolierte Lei- 

tungen mit Zinkleitern (KGZ), 

Leitungen mit imprägnierter Papier- 

isolierung mit Zinkleitern (KJZ) 
werden am 1. I. 1921 aufgehoben. Die Her- 
stellung derartiger Leitungen ist sofort ein- 
zustellen. 
c) Nackte Gummiadern. 

Die Normalien für nackte gummiiso- 
lierte Leitungen (CG und AG) werden am 
1. I. 192] aufgehoben. 

d) Leitungen mit imprägnierter 
Papierisolierung. 

Die Normalien für Leitungen mit im- 
prägnierter Papierisolierung (KJC und KJA) 
werden am 1. IV. 1921 aufgehoben. Die 
Herstellung derartiger Leitungen ist sofort 
einzustellen (vgl. b). 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär. 
Dr.-ng. G. Dettmar. 
EEE EEE SEE EEE EEE TEE 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutscher Verein für den Schutz des ge- 
werblichen Eigentums. (Kongreß für gewerbl. 
Rechtsschutz). Ingenieurhaus, Berlin, Soemmerstr. 4a: 

1. 21. X. 1920, vorm. 9 Uhr, 

a) Vortrag Österrieth: „Sachverständigenausschuß 
im Reichsjustizministerium.* 


b) Vortrag Mintz: „Reform des Patentrechts: Not- 
gesetz, Erteilungsverfahren.“ 

c) Vortrag Mittelstaedt-Seligsohn: „Präklusiv- 
frist.* 

d) Vortrag Guggenheimer-Axster: „Patentge- 


richtsbarkeit.* 

2. 22. X. 1920, vorm. 9 Uhr, Vortrag Oster- 
rieth-Rosenthal: „Reform des Warenzeichen- 
rechts.* 

3. 23. X. 1920, vorm. 9 Uhr, Vortrag Isay: 
„Internationaler Rechtsschutz.“ 

Reichsbund Deutscher Technik e. V. 
1. 17. X. 1920, vorm. 9 Uhr, Kassel, Weinbersstr. 6, 
Murhard-Bibliothek, 

a) Vortrag Jentsch: „Die Technik in der öffent- 
‘ lichen Selbstverwaltung.“ 


b) Vortrag Kröger: „Reichswirtschaftsrat und 
Technik.* 
ec) Vortrag zur Nedden: „Tagesfragen aus der 


Kohlenwirtschaft.“ 
2. 18.X, 1920, nachm. 2 Uhr, Besichtigung der 
Waggonfabrik Gebr. Crede & Co, Niederzwehren 
bei Kassel. 


RECHTSPFLEGE. 


Die rechtliche Natur des Fernsprechanschluß- 
Vertrages. 

Der Betriebsunfall eines Fernsprechbe- 

amten gab dem ReichsgerichtVeranlassung, auf 

die rechtliche Natur des Fernsprechanschlu B- 


822 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, .14. Oktober 1920. 


eit 41. 


würde, mir aber doch unvollkommen und kom- 
pliziert erscheint. - Sie empfehlen die Ein- 
führung einer zweifachen Nennleistung erstens 
einer „Aussetzer-Grundleistung‘‘, die der Motor 
beim Aussetzer-Nennlauf mit 25% Einschalt- 
dauer abgeben kann, die auf dem Leistungs- 
schild angegeben sein soll, aber vom Fabrikan- 
ten nur bei der Modellprobe festgestellt zu 
werden braucht, und zweitens der Leistung für 
einen der normalen kurzzeitigen Betriebe, also 
beispielsweise der Stundenleistung, für die 
jede zu liefernde Maschine zu prüfen ist. Wie 
ich höre, ist dieser Vorschlag bereits in den 
Kommissionsberatungen zum Teilim Sinne der 
nachfolgenden Ausführungen geändert worden. 
Trotzdem wird seine Bespreehung auch an 
dieser Stelle erwünscht sein, um das Interesse 
weiterer Kreise zu wecken. Auch Maschinen 
für Dauerbetrieb werden kurzzeitige, schwere 
Überlastungen leichter ertragen können, wenn 
sie ein hohes Wärmeaufnahmevermögen be- 
sitzen. Trotzdem wird niemand den Vor- 
schlag _ machen, in den Verbandsnormalien 
außer der Dauerleistung eine kurzzeitige Nenn- 
leistung vorschreiben zu wollen oder gar, daß 
die kurzzeitige die alleinige Prüfleistung sein 

soll. Den Verfassern muß jedoch zugegeben 

werden, daß Motoren für aussetzenden Betrieb 


vollkommnung in den Dienst der Telegraphie 
gestellt. Bei der Umwälzung ist Köhler dafür 
eingetreten, daß für die Funktelegraphie 
eine besondere Abteilung im Reichspostamt 
eingerichtet wurde. Den nach der Demobil- 
machung auftretenden Schwierigkeiten infolge 
des außerordentlich starken Telegraphen- und 
Fernsprechverkehrs und der durch den Krieg 
abgewirtschafteten Einrichtungen und das 
durch Unterernährung geschwächte Personal 
suchte Köhler in nachhaltiger Arbeit und Tat- 
kraft gerecht zu werden. So faßte er sogleich 
zu, als die ersten Nachrichten über die Hoch- 
frequenztelegraphie und -Telephonie bekannt 
wurden. Einen wichtigen Teil seiner Amts- 
tätigkeit bildete die Teilnahme an den inter- 
nationalen Konferenzen des Welttelegraphen- 
vereins, an den Funkkonferenzen in Berlin 1903 
und 1906, an der Telegraphenkonferenz in 
London 1903, mit der die 50-jährige Feier des 
Bestehens der Unterseetelegraphie verbunden 
war. 1908 war er Chef der deutschen Dele- 
gation auf der internationalen Telegraphen- 
konferenz in Lissabon und hatte 1912 das 
gleiche verantwortungsreiche Amt auf der 
großen Funkkonferenz in London, wo man 
ihn zum Präsidenten der Tarifkommission 
wählte, Sein Nachfolger in der Leitung des 


Vertrages einzugehen. In der Rechtslehre wird 
zunächst darüber gestritten, ob bei dem Ver- 
trage zwischen dem Reich und den Benutzern 
seiner Post-, Telegraphen- oder Fernsprech- 
einrichtungen ein bürgerlich rechtliches oder 
öffentlich rechtliches Vertragsverhältnis be- 
gründet wird. Ferner herrscht Streit über die 
Vertragsart des Fernsprechanschluß-Vertrages, 
ob nämlich ein Miet-, Dienst-, Werkvertrag 
oder ein gemischter Vertrag (Miet- und Dienst- 
vertrag) vorliegt. 

Das Reichsgericht hat den Fernsprech- 
anschluß-Vertrag in früheren Entscheidungen 
als bürgerlich rechtliches Vertragsver- 
hältnis angesehen. Es läßt zwar die Frage 
offen, ob esim vorliegenden Streitfall wieder so 
entscheiden würde, man kann dies aber unbe- 
denklich annehmen. _ Über die Vertragsart 
des Fernsprechanschluß-Vertrages sagt der 
oberste Gerichtshof, daß er nur als ein Vertrag 
besonderer Art bestimmt werden kann, der 
nur in einzelnen Punkten einem Mietvertrag, 
in anderen einem Dienstvertrag und wieder 
in anderen einem Werkvertrag ähnlich ist. 

Bemerkt sei noch, daß ein Handlungs- 
gehilfe der Beklagten den Unfall durch heftiges 
und mehrmaliges Drehen der Kurbel des Fern- 
sprechers verschuldet hat. Der Kläger — das 


at um Ari aan are ie 


: Y ” i u 
a re nn ei rc: 


Deutsche Reich — nahm die Beklagte für die 
Verletzung des Beamten in Anspruch. Das 
Landgericht hat verurteilt, das Berufungs- 
gericht abgewiesen, die Revision des Klägers 
hatte Erfolg, so daß die Sache an das Be- 
rufungsgericht zurückverwiesen wurde. Der 
Streitfall zeigt also auch, welche unangenehmen 
Folgen die Nichtbeachtung der Vorschriften 
für den Gebrauch des Fernsprechers haben 
kann. (Urteil vom 20. IV. 20, II. 422/19; 
RG. E. Bd.98,282341), Dr. Pourroy. 


PERSÖNLICHES, 


(Mitteilungen aus dem Leserkıeise erbeten.) 


Rücktritt des Geheimrats Köhler, Ministerial- 
direktor im Reichspostministerium. — m 
1. Oktober trat der Wirkliche Geheime Rat 
Köhler, nachdem er 12 Jahre lang an der 
Spitze der Telegraphenabteilung des Reichs- 
Postministeriums gestanden hatte, in den Ruhe- 


stand. An der erfolgreichen Erledigung der 
großen Aufgaben, die der gewaltige Auf- 


schwung Deutschlands seit den siebziger Jahren 
des vorigen Jahrhunderts bis zum Weltkriege 
auch auf dem Gebiete des Telegraphen-, Fern- 
sprech- und Funkwesens mit sich brachte, 
kommt ihm ein hervorragender Anteil zu. Als 
xeferent für die internationale und die See- 
kabeltelegraphie war er an der Schaffung des 
deutschen Seekabelnetzes bedeutsam beteiligt. 
Zunächst als Mitarbeiter des damaligen Mi- 
nisterialdirektors Dr. Sydow und von 1908 ab 
als dessen Nachfolger hat er die Herstellung 
deutscher Seekabel, wie sie der Stellung 
Deutschlands in der Weltwirtschaft und in der 
Weltpolitik gebührte, mit zäher Ausdauer und 
einer Hingabe betrieben, die Deutschland in 
bezug auf die Seekabelführung fast von einem 
Niehts an die vierte Stelle brachte und un- 
abhängige Verbindungen mit Nord- und Süd- 
amerika, Afrika und Asien schuf. 1900 wurde 
das erste deutsch-atlantische, 1903/04 wurde 
das zweite deutsch-atlantische Kabel Emden — 
Azoren— New York, 1905 das deutsch-nieder- 
ländische Kabel Menado — Jap— Guam/Schang- 
hai, 1905 das Kabel Konstantza— Konstantin- 
opel, 1909/13 das Kabel Emden — Teneriffa — 
Monrovia—Pernambuco mit einer Zweiglinie 
nach Lome (Togo) und Duala (Kamerun) ge- 
legt. Die internationale Regelung der draht- 
losen Telegraphie im Sinne freier Entwicklung 
aller Systeme hat Köhler zunächst als Mit- 
arbeiter Sydows und dann als Direktor der 
2. Abteilung des Reichspostamts im Verein 
mit dem verstorbenen Geheimrat Schrader und 
mit der deutschen Funkindustrie bedeutsam 
vorangebracht, ein Netz von Küstenstationen 
an der Nord- und Ostseeküste sowie in den 
Kolonien errichtet und namentlich auch die 


Funkverbindung auf weite Entfernung, mit, 


Nordamerika und den deutschen Kolonien in 
Afrika, gefördert. Durch diese Förderung war 
die drahtlose Telegraphie imstande, bei Kriegs- 
ausbruch zur Warnung der Schiffe und nach 
Durehschneidung unserer Seekabel zur Auf- 
rechterhaltung des telegraphischen Verkehrs 
mit Nordamerika und darüber hinaus wertvolle 
Dienste zu leisten. Im Kriege mußte die 
Reichs-Telegraphenverwaltung den starken Te- 
legraphen- und Fermspreehverkehr zwischen 
Heer und Heimat sowie zwischen den ver- 
schiedenen Fronten und der gesamten Kriegs- 
wirtschaft im weitesten Sinne vermitteln. 
Fernsprechverstärker, Hughesapparat und 
Siemens-Schnelltelegraph wurden in den er- 
höhten Anforderungen entsprechender Ver- 


Telegraphen- und 


K. Strecker. Der Ministerialrat im Reichs- 
Postministerium, Professor Dr. Karl Strecker, 
ist zum Präsidenten für das in der Bildung be- 
griffene neue Telegraphentechnische 
Reichsamt, welches das Telegraphen-Ver- 
suchsamt, das Telegraphen-Apparatamt, das 
Funkbetriebsamtund einige andere telegraphen- 
technische Dienststellen zusammenfassen wird, 


ausersehen worden. 
G. Giles 7. 
im Alter von 54 Jahren der Direktor der 


nungen. 


W. Trüb, bisher Oberingenieur der St. Gal- 
lisch-Appenzellischen Kraftwerke, wurde zum 


Nachfolger des verstorbenen Ingenieurs H. 


Wagner als Direktor des Elektrizitätswerks 


Zürich ernannt. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Die Leistungsbewertung der Elektromotoren für 3 


aussetzende Betriebe. = 


Es ist zu begrüßen, daß die Herren Dr. 
Adler und Schiebeler in Verbindung mit 
der Revision der Verbandsnormalien diese 
wichtige Frage in der „ETZ“ so vielseitig be- 


leuchtet und konkrete Vorschläge für die neuen. 


Maschinennormalien des „VDE“ zur allge- 
meinen Erörterung gestellt haben.!) Obgleich 
ich diesen Vorschlägen nicht völlig beistimmen 
kann, möchte ich doch die Verfasser aufs 
wärmste in ihrem Bestreben auf Wiederein- 
führung des Begriffes „aussetzender Betrieb“ 
und Festlegung entsprechender Nennleistungen 
und geeigneter Prüfvorschriften unterstützen. 
Die auf kurzzeitiger Prüfung beruhende Lei- 
stungsbewertung nicht kurzzeitig, sondern aus- 
setzend belasteter Motoren führt häufig zur 
Verwendung gänzlich ungeeigneter Modelle und 
lenkt den Entwurf in falsche Bahnen. Denn 
beim aussetzenden Betrieb, dessen Einschalt- 
zeiten nur wenige Minuten oder Bruchteile 
von Minuten betragen, hängt die Erwärmung 
fast ausschließlich wie beim Dauerbetrieb von 
der Wärmeabgabefähigkeit, d. h. von den 
Oberflächen und der Intensität der Kühlung, 
nicht aber von der Wärmeaufnahmefähigkeit, 
d. h. der Masse, ab. Infolge der jetzt üblichen 
falschen Bewertung und Prüfung werden auch 
häufig in geschlossenen Räumen große ge- 
kapselte Motoren für aussetzende Betriebe Ver- 
wendet, wo wesentlich kleinere gelüftete Ma- 
schinen am Platze wären. Trotz der klaren Er- 
kenntnis, daß der aussetzende Betrieb nach 
ihrer Definition Ie in bezug auf den Wärme- 
strom dem Dauerbetrieb annähernd gleieh- 
wertig ist, haben nun die Verfasser gegen 
Schluß ihrer Arbeit eine Berücksichtigung auch- 
des Wärmeaufnahmevermögens als notwendig 
bezeichnet, unter Hinweis auf amerikanische 
Erfahrungen mit gelüfteten Straßenbahn- 
motoren. Sie sind so dazu gekommen, einen 
Vorschlag zu machen, der zwar gegenüber der 
jetzigen Praxis einen Fortschritt bedeuten 


) Vgl. auch den Aufsatz von Blanc auf 8.812 dieses 
Heftes, 


Fernspreehwesens ist Mi- 
nisterialdirektor Dr. Bredow, der die Leitung 
der Abteilung für Funkentelegraphie BEN 


In Freiburg 2) starb 

5ociet6 
Generale des Condensateurs electriques, Inge- 
nieur G. Giles, bekannt durch das seinen Namen 
tragende „elektrische Ventil‘ zum Schutz von 
Generatoren und Kabelnetzen gegen Überspan- 


und anderseits die Unbequemlichkeiten der 


allgemein einer Gefährdung durch kurzzeitige 
schwere Überlastung eher ausgesetzt sind als 
Maschinen für Dauerbetrieb, daß daher bei 
den ersteren dem Wärmeaufnahmevermögen 
eine relativ größere praktische Bedeutung zu- 
kommt. Immerhin bleibt die Kühlung das 
hauptsächliche, die Masse das nebensächliche 
Moment, und die Technik hat ein Interesse 
daran, daß das Prüfverfahren den wesentlichen 
Erfordernissen entspricht. Trotz der einge- 
wurzelten Geflogenheiten der Bestellung und 
Prüfung von Motoren für aussetzenden Betrieb 
ist darauf zu dringen, daß die kurzzeitige 
durch eine. Aussetzerprobe ersetzt wird. Die 
vorgeschlagene doppelte Bewertung erscheint 
als unnötige Komplikation, die auf jeden Fall 
vermieden werden sollte. Daß der Käufer in 
vielen Fällen und mit Recht auf einer zwei- 
fachen Prüfung bestehen wird, wenn er einen 
Motor für zweifache Nennleistung bestellt hat, 
ist, vorauszusehen. Ich möchte daher als 
Beitrag zu dieser Erörterung einen von mir 
im Jahre 1912 gemachten Vorschlag kurz 
wiederholen und ergänzen: Motoren für aus- 
setzenden Betrieb sollen für einen von einer 
kleinen Zahl normaler Aussetzfaktoren, z. B. 
1/5 Y4, Ya, %, bestellt und aussetzend geprüft 
werden. Als Aussetzfaktor eines aussetzenden 


Betriebes gilt das Verhältnis _ beim) 
eın aus 

er periodisch ist und während der Lauf- 

zeit Vollast herrscht, allgemein aber das Ver- 


hältn s FR dt:J®T,_ wo der Momentanstrom, 


J der. Vollaststrom ist, also das quadrierte. 
Verhältnis des effektiven Stromes zum Voll- 
laststrom. Die Schärfe der Belastung während 
der Einschaltzeit kommt in dieser Definition 

also zum Ausdruck. Für die Prüfung wird die 

in Wirklichkeit wenige Minuten oder Bruch- 
teile von Minuten währende Laufzeit auf 
10 Minuten verlängert, um einerseits dem 
störenden Einfluß der Anlauf- und Auslaufzeit 


Aussetzerprüfung zu verringern. ‘Dies gilt für 
alle Maschinen, ausgenommen die kleinsten 
Modelle, für die 10 Minuten Laufzeit zu lang- = 
wäre. Demnach besteht die Prüfung aus 
Perioden entsprechend der Zahlentafel 1. 


Zahlentafel 1. 


Aussetzfaktor Lauf Stillstand 

5 10 min 40 min 
Y 1 KON 30 „ 
- Us 1 0 ” 20 ”„ 
15 1055 19-5; 


Der letzte Lauf soll in allen Fällen nur 
5 Minuten betragen, um trotz der großen = 
Zacken in der Erwärmungskurve eines solchen 
Aussetzerlaufes zum Schluß ungefähr auf den 
Mittelwert der letzten. Zacken zu kommen, _ 
welcher der im Betrieb zu erwartenden Tem. F 
peratur entspricht. Völlig einwandfrei ist 
natürlich auch diese Probe nicht für alle Arten 
von Motoren und Betriebe, aber ‚es handelt 
sich darum, eine im Prüffeld leicht ausführ- 
bare Methode zu entwickeln, welche den 
wichtigsten Bedingungen allgemein Rechnung 
trägt. Will man nun dem Vorschlage von 
Dr. Adler und Schiebeler entsprechend auch. 
dem Wärmeaufnahmevermögen noch „Rech- 5 
nung tragen, so könnte man das durch eine 
einfache Modifikation des obigen Prüfver- 
fahrens erreichen, ohne deswegen eine doppelte 
Bewertung und Prüfung einzuführen. Bei- 
spielsweise könnte man die Bedin ng, daß u 
die Dauer des letzten Laufes nur die Hälfte _ 
der sonstigen Laufzeit betragen soll, fortlassen. 
Dann ist die Endtemperatur um eine halbe 


P 


Elektrotechnische Zeitschrift. 19206. Heft 


41. 


823 


fluß des Wärmeaufnahmevermögens. Fest- 
zusetzen wäre schließlich noch das Verhältnis 
des betriebsmäßig höchst zulässigen Dreh- 
momentes zum Vollastdrehmoment. 


Berlin, 13. Juli 1920. Robert Pohl. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Statistik für die Betriebsjahre 1915/16, 
1916/17 und 1917/18. “Bearbeitet von der 
Vereinigungder Elektrizitätswerkee.V., Kom- 
mission II für Statistik und wirtschaftliche 
Fragen. Xund 243 8. inFolio. Zu beziehen 
durch die Geschäftsstelle der V. d. E.-W., 
Berlin SW 48, Wilhelmstraße 37. Kom- 
missionsverlag von Julius Springer, Berlin. 
Preis geb. 60 M. 

Trotz der außerordentlichen Schwierig- 
keiten hat es die Vereinigung der Elektrizitäts- 
werke zuwege gebracht, bereits Ende 1919 die 
Statistik der ihr angehörenden  Elektrizitäts- 
werke für die Betriebsjahre 1915/16, 1916/17und 
1917/18 erscheinen zu lassen!). Das von dem 
Fachmann unliebsam empfundene Ausbleiben 
der Statistik während derKriegsjahre wird nun 
wett gemacht durch die außerordentlich lehr- 


reiche Übersicht, die die Statistik durch die An- 


einanderreihung der Ergebnisse für die drei 
genannten Jahre gibt. _ Diese Übersicht ist 
für die Beurteilung der Entwicklung so wert- 
voll, daß an dieser Stelle der Wunsch ausge- 
sprochen wird, auch in Zukunft in der Sta- 
tistik die Zahlen der voraufgegangenen zwei 
° Jahre mit anzuführen, auch wenn, was hoffent- 
lieh nun wieder regelmäßig der Fall sein wird, 
die Statistik in jedem Jahre neu erscheint. 
Eine weitere Neuerung besteht darin, daß die 
Werke nach der Größe ihrer Stromab- 
abe in dem letzten in der Statistik aufge- 
ührten Betriebsjahre in Gruppen eingeteilt 
sind, und zwar in vier Gruppen mit Werken 
über 25 Mill. kWh, von 10 bis 25 Mill. kWh, 
von 2 bis 10 Mill. kWh und unter 2 Mill. kWh 
Abgabe. Ob dieser Maßstab und seine Ein- 
teilung richtig und zweckmäßig gewählt sind, 
sei dahingestellt, ein sicheres Urteil dürfte 
z. Zt. mit Rücksicht auf die dauernde Ver- 
änderung der Verhältnisse schwer zu fällen 
sein. 

Der Absehnitt I ‚Allgemeines‘ zeigt die 
starke Zunahme der nutzbaren Strom- 
abgabe, und zwar nicht bloß bei den deut- 
schen Werken, sondern auch bei den der neu- 
tralen Staaten. In weit geringerem Maße ist 
die Höchstleistung gestiegen. Beide Erschei- 
nungen sind auf die bessere Ausnutzung in- 
folge der außerordentlich starken Inanspruch- 
nahme der Werke für industrielle Zwecke bei 
weitgehender Einschränkung der Beleuch- 
tung zurückzuführen. Nennenswerte Ver- 
größerungen der versorgten Gebiete haben, 
wie aus den Angaben über die Einwohner- 
zahlen zu entnehmen ist, nicht stattgefunden. 
Bei der nutzbaren Stromabgabe steht das 
- Rheinisch - Westfälische Elektrizitätswerk, 
Essen, mit 772 Mill. kWh an der Spitze; es 
folgen Berlin mit 462, die Elektrowerke in 
Zschornewitz mit 393, die Oberschlesischen 
Elektrizitätswerke mit 337, die Bergwerksdi- 
rektion Saarbrücken mit 149 und Rheinfelden 
mit 100 Mill. kWh. Diese 6 Werke haben somit 
im Jahre 1917/18 soviel abgegeben, wie im 
Jahre 1913/14 sämtliche in der Statistik auf- 
geführten deutschen Werke. : 

In dem Abschnitt II „Betriebsmittel 
zur Stromerzeugung und Stromfort- 
leitung‘ sind wesentliche Veränderungen 
gegenüber früheren Jahren nicht festzustellen. 
Von wenig Ausnahmen abgesehen, hat sich 
die Leistungsfähigkeit der Werke aus bekannten 
Gründen nur in geringem Maße erhöht. Da- 
gegen zeigen die Angaben über die Leitungs- 
netze, daß nicht unbeträchtliche Leitungs- 
strecken an Stelle von Kupfer mit Eisen und 
Zink ausgerüstet worden sind. In dem Ab- 
schnitt III verhindert die schon früher be- 
klagte summarische Zusammenfassung der 
Anschlußwerte irgendwelche Feststellungen 
von Bedeutung. Leider ist sogar die Angabe 
des gesamten Anschlußwertes unterblieben. 
Diese Ziffer ist jedoch bei der Beurteilung 
vieler Fragen so wertvoll, daß der Vereinigung 
dringend ans Herz gelegt werden muß, 
wenigstens den Gesamtanschlußwert und den 
hiervon auf Kraft entfallenden Teil anzugeben. 
Eine derartige Feststellung dürfte bei einiger- 
maßen gutem Willen. der Werke unter allen 
Umständen möglich sein. Es läßt sich ledig- 
lieh überall die erhebliche. Zunahme der Ab- 
nehmer feststellen und dementsprechend die 


1) Inzwischen ist bereits eine neue Statistik er- 
schienen. D. S. 


der angeschlossenen Zähler. Trotz des all- 
mählich eintretenden Mangels an Zählern ist 
diese Zunahme aus naheliegenden Gründen 
verhältnismäßig größer als die Zunahme der 
Pauschalabnehmer. 

Der Abschnitt IV „Betriebsergebnisse 
der Stromerzeugung‘ spiegelt die bekannte 
und oft beklagte Tatsache des Ansteigens der 
Kohlenpreise und des Rückgangs der Wirt- 
schaftlichkeit der Feuerungsanlagen wieder. 
Warum übrigens die Vereinigung in diesem 
Abschnitt für die wenigen Werke, die Ver- 
brennungsmotoren noch in Betrieb halten 
können, 10 fast ganz unbenutzte Rubriken 
über 54 Seiten, deren Raum an anderer Stelle 
der Statistik sehr gut ausgenutzt werden 
könnte, leer stehen läßt, ist nicht ersichtlich ; 
dies sollte abgeändert werden. i 
Werke, die Verbrennungsmotoren noch be- 
nutzen, können besonders zusammengestellt 
werden. 

In Abschnitt V ‚‚Betriebsergebnisse 


| der Stromfortleitung‘ zeigt sich, nament- 


lich bei kleineren Werken, der Einfluß der 
Liehteinschränkung in der geringen Zunahme 
der für Beleuchtungszwecke abgegebenen elek- 
trischen Arbeit, vielfach sogar in einer nicht 
unbeträchtlichen Abnahme, während hingegen, 
namentlich bei den Werken in Gruppe I, eine 
außerordentliche Zunahme der für Kraft- 
zwecke abgegebenen Arbeit festzustellen ist. 
So stieg z. B. in. Berlin die Kraftstromabgabe 
innerhalb dreier Jahre von 80 auf 171 Mill. kWh, 
während die Lichtstromabgabe von 44 auf 
36 zurückging. Bei den OEW stieg die Kraft- 
stromabgabe von 135 auf 372 Mill. kWh, die 
Lichtstromabgabe nur von 17 auf 18,4. Auch 
die. für Bahnzwecke abgegebenen Arbeits- 
mengen nahmen infolge der allenthalben vor- 
genommenen Betriebseinschränkungen inner- 
halb der drei Jahre fast überall ab. 

Bei Abschnitt VI ‚Gesamtanlage- 
kosten‘ muß, wie schon früher, darauf hin- 
gewiesen werden, daß entweder die Angaben 
der Spalte 21 (‚abgeschrieben‘) oder der 
Spalte 22 (‚‚restlicher Buchwert der Anlagen“) 
überflüssig sind. Ebenso haben die Angaben 
der Spalten 23 u. 24 gar keine praktische Be- 
deutung. Die Angaben dieser vier. Spalten 
sind übrigens mit Rücksicht auf das Soziali- 
sierungsgesetz nicht unbedenklich und sollten 
besser fortbleiben. Aus bereits früher ange- 
deuteten Gründen sind, von wenig. Ausnahmen 
abgesehen, die Gesamtherstellungskosten in 
den drei Kriegsjahren nur in geringem Maße 
angestiegen. ER 

‚Abschnitt VII „Betriebseinnahmen“ 
zeigt zwar entsprechend der früher festge- 
stellten Zunahme im Verbrauch elektrischer 
Arbeit ein zum Teil recht beträchtliches An- 
wachsen der Gesamteinnahme, dem jedoch die 
Bewegung der. durchschnittlichen Einnahme 
je nutzbar abgegebene Kilowattstunde nicht 
entspricht. Die durchschnittlichen Einnahmen 
sind vielmehr vielfach zurückgegangen,, und 
nur in vereinzelten Fällen, namentlich bei 
kleineren Werken in kommunalem Besitz, 
sind Steigerungen der durchschnittlichen Ein- 
nahmen zu verzeichnen. 

Demgegenüber zeigen die Angaben des 
Abschnitts VIII bereits eine sehr erhebliche 
Erhöhung der Gesamtausgaben, die insbe- 
sondere auf die Steigerung der Kosten des 
Brennmaterials und der Unterhaltung zurück- 
zuführen ist, während die Steigerung der 
Löhne und Gehälter in dem Berichtszeitraum 
noch nichtin gleichem Maße hervortritt. Dem- 
zufolge zeigen auch die Bruttoüberschüsse 
der Werke, abgesehen von denjenigen Werken, 
die eine besondere Steigerung des Umsatzes 
aufzuweisen haben, zum Teil schon be- 
ängstigende Rückgänge, die sich, wie bekannt, 
in der Folgezeit !so sehr gesteigert haben, daß 
ein Eingreifen der Staatsregierung durch die 
Strompreisverordinung vom 1. II. 1919 er- 
forderlich wurde. 

Aus den Angaben der Statistik Schlüsse 
auf die künftige Entwicklung -der Werke zu 
ziehen, ist umso weniger angebracht, als in 
den drei Jahren, über die sich die Statistik 
erstreckt, von einem Beharrungszustande nicht 
gesprochen werden kann und zahlreiche äußere 
Eingriffe und Ereignisse die Betriebsführung 
der Werke stark beeinflußt haben. Zudem hat 
das Aufhören der Kriegswirtschaft und die im 
Gefolge der politischen Umwälzungen einge- 
tretene ungeheure Steigerung aller Betriebs- 
ausgaben und Baukosten die statistischen 
Grundlagen wiederum völlig verändert. Es 
sei z. B. darauf hingewiesen, daß der Jahres- 
umsatz früher und noch während der Kriegs- 
jahre nur ein verhältnismäßig geringer Bruch- 
teil des Anlagekapitals gewesen ist, während 
er heute häufig dem Anlagekapital gleich- 
kommt, ja es übertrifft. Zu dieser dureh die 
wirtschaftlichen Verhältnisse bedingten Un- 
sicherheit kommt noch der Einfluß ‘des So- 
zialisierungsgesetzes, der sich bis jetzt nur in 


Die wenigen \ 


der unheilvollsten Weise dadurch äußert, daß 
es bei zahlreichen wichtigen Unternehmungen 
nieht nur jede Bautätigkeit hemmt, sondern 
auch alle auf technische und wirtschaftliche 
Verbesserungen gerichteten Bestrebungen 
lähmt. Diese Wirkung des Gesetzes steht in 
einem geradezu grotesken Gegensatz zu dem in 
seiner Einleitung ausdrücklich ausgesprochenen 
Zwecke ‚einer besseren Versorgung des ge- 
samten Reichsgebiets mit Elektrizität“. Es 
wäre endlich an der Zeit, daß das Gesetz so 
um- und ausgestaltet würde, daß wenigstens 
seine für die Elektrizitätswirtschaft ver- 
hängnisvollen Folgen beseitigt würden. 
Siegel. 


Das neue Arbeitsrecht. Von Prof. Dr. 
jur. W. Kaskel. XVIu. 323 S. in 8°, Ver- 
lag von Julius Springer, Berlin 1920. 
‚Preis 32 M, geb. 39,60 M. 

Selten wird man von einem Buche mit 
so gutem Rechte wie von dem vorliegenden 
sagen können, daß es ein dringendes Bedürfnis 
zu befriedigen geeignet ist. Denn seit den 
schicksalsreichen Tagen des November 1918 
ist das Arbeitsrecht, nämlich die Gesamtheit 
der speziell für die Arbeitnehmer geltenden 
Vorschriften, an Umfang gewaltig gewachsen 
und hat einen von seiner früheren Regelung 
völlig abweichenden Charakter erhalten. Auch 
ist es z. Zt. in einer außerordentlich großen 
Zahl verschiedener Verordnungen und Gesetze 
niedergelegt, die, ohne genügende Vorbereitung 
erlassen, oft schon nach ganz kurzer Zeit er- 
gänzt oder abgeändert werden mußten. Vor 
allem fehlte es aber bisher an jeder für den 
Theoretiker oder Praktiker brauchbaren Zu- 
sammenstellung des Inhalts der dies neue 
Arbeitsrecht bildenden Bestimmungen. Denn 
die — auch unter dem Titel ‚‚Arbeitsrecht und 
Arbeiterschutz‘‘, Berlin 1919 — erschienene 
Denkschrift des Reichsarbeitsministers Bauer 
an die Nationalversammlung gibt nur die 
sozialpolitischen Maßnahmen der Regierung 
bis Ende 1919 wieder, und die an sich recht 
dankenswerte und tüchtige Dissertation von 
Goerrig ‚Die Rechte des Arbeiters im neuen 
Deutschland‘“‘, Bonn 1919, ist heute schon 
veraltet, nicht völlig fehlerfrei und nicht 
übersichtlich genug. 

Um so froher kann man das vorliegende 
Werk begrüßen, das ein Hilfsmittel für Stu- 
dium und Praxis des neuen Arbeitsrechts bilden 
soll. Der Verfasser, der Berliner Universitäts- 
professor Kaskel, hat sich durch seinen vor- 
züglichen Grundriß des sozialen Versiche- 
rungsrechts, den er 1911. zusammen mit 
Sitzler herausgegeben hat, und durch eine 
Reihe kleinerer, unsere Erkenntnis des AÄr- 
beitsrechts vertiefender Aufsätze bei seinen 
Fachgenossen großes Ansehen erworben; als 
Dezernent eines städtischen Arbeitsamtes, Vor- 
sitzender eines Demobilmachungsausschusses, 
und Leiter eines städtischen Notstandsbe® 
triebes mit über tausend Arbeitnehmern hat 
er auch die meisten der in seinem neuen Buche 
dargestellten Vorschriften sowohl in ihrer 
behördlichen Anwendung wie in ihrer Wirkung 
auf einen industriellen Betrieb kennen ge- 
lernt. Kaskel beschränkt sich grundsätzlich 
auf das neue Arbeitsreeht. Daher sind solche 
Teile dieses Rechtszweiges, für die noch ledig- 
lich die im Frieden erlassenen Satzungen 
gelten, wie die den Schutz von Leben und 
Gesundheit der Arbeiter bezweckenden, nicht 
behandelt. Dagegen bespricht die vorliegende 
Sehrift auch unter Anführung der wichtigsten, 
älteren Bestimmungen eingehend die Rege- 
lung der Arbeitsbeschaffung, der Arbeits- 
losenfürsorge, der Arbeitszeit, der Arbeitsver- 
fassung und der Arbeitsstreitigkeiten; der 
sechste Teil, die Neuregelung des gesamten 
Arbeitsrechts einzelner Berufsstände, dürfte 
für die Leser“ dieser Zeitschrift weniger in 
Betracht kommen, da es sich dabei um Land- 
arbeiter, Bergleute, Heimarbeiter und Dienst- 
boten handelt. Absichtlich hat Kaskel die 
neuen Vorschriften über das Recht der Sozial- 
versicherung beiseite gelassen, die er an 
anderer Stelle, nämlich in der ‚‚Zeitschrift für 
die gesamte Versicherungswissenschaft“, be- 
handelt hat. Tatsächlich hätte eine Ausein- 
andersetzung über die Neuerungen auf diesem, 
in sich abgeschlossenen Rechtsgebiete auch 
den Umfang des Werkes zu sehr vergrößert. 
Es sei hier aber darauf hingewiesen, daß ‚‚die 
deutsche Sozialversicherung in ihrer Gestal- 
tung nach dem Kriege“ von Schmittmann 
(Düsseldorf 1920) in zuverlässiger und über- 
sichtlicher Art dargestellt ist. 

Jedenfalls dürfte: das Ziel, welches sich 
Kaskel gestellt hat, die praktische Anwendung 
des neuen Rechts durch eine übersichtliche 
Zusammenstellung zu erleichtern, in dem 
vorliegenden Buche voll erreicht sein. Außer- 
dem hat es aber auch dauernden Wert. Denn 
es gliedert die Rechtsgedanken, die in der 
Fülle der neuen Einzelvorschriften enthalten 


824 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 41. 


sind, zu einem einheitlichen System und 


schafft so ein wertvolles Hilfsmittel für das. 


zukünftige Arbeitsgesetzbuch und die Wissen- 
schaft des Arbeitsrechts, die, wie sich auch 
die politischen Verhältnisse gestalten werden, 
einen der wichtigsten und für die Industrie 
bedeutungsvollsten Zweige der Jurisprudenz 
bilden wird. Carl Koehne. 


Chemische Bilderschrift. Ein neues Lehr- 
verfahren. Von J. Stahl. Mit 19 Tafeln. 
79 S. in 16° Selbstverlag des Verfassers, 
Öberingelheim 1919. Preis 2,50 M. 


Das vorliegende Heftchen bietet die 
schnurrigen Versuche eines eigenbrödlerischen 
Chemielehrers, welcher redlich bemüht ist, 
durch Bilder seinen Schülern das Verständnis 
chemischer Dinge zu erleichtern. Das Wasser- 
stoffatom z. B. wird durch eine Pfeilspitze, 
das Kohlenstoffatom durch ein Kreuz, das 
Natriumatom durch einen schwarzen Kreis, 
das Kupferatom durch ein schwarzes Herz dar- 
gestellt. Durch entsprechende Zusammen- 
stellung ergeben sich die Bilder der Molcküle. 
Eine solche Darstellungsweise ist an sich nicht 
neu, sondern schon ‚von Dalton, dem Sehöpfer 
unserer Atomtheorie, benutzt worden. Wegen 
ihrer Schwerfälligkeit wurde sie durch die 
Berzeliussche Art, die Atome durch Buch- 
staben (z. B. Wasserstoff H) wiederzugeben, 
rasch verdrängt. Auch mit seinen Verdeut- 
schungen Urtel für Atom, Massel für Molekel, 
Sauer für Oxyd, gehakte Metalle für Metall- 
hydroxyde usw. wird der Verfasser kein Glück 
haben. Wie sehr auch an sich die Beseitigung 
von Fremdwörtern zu erstreben ist, so haben 
doch bodenständig gewordene Fachausdrücke 
sich das Bürgerrecht der ganzen Welt er- 
worben. Der Verfasser quält seine Schüler 
unnötig, indem er sie holperige Seitenwege 
führt. K. Arndt. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher, 
Die wissenschaftlichen Grundlagen der 
Elektrotechnik. Von Prof. Dr.G. Benischke. 
5. verım. Aufl. Mit 602 Textabb. X\Iu 6408. 


in 8%. Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. 
Preis 66 M, geb. 76 M. 


Wasserkraftmaschinen.Von Dipl.-Ing. L.Quantz. 
3. verb. Aufl. Mit 164 Textabb. VI und 135 S. 
in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. 
Preis 10 M. 


Wirklichkeitsblinde in Wissenschaft und 
Technik. Von E.Meyer. 55 S. in 80, Verlag 
von Julius Springer, Berlin 19%. Preis 6 M. 


Meßgeräte und Schaltungen für Wechsel- 
strom- Leistungsmessungen., Von Öber- 
ingenieur W. Skirl. Mit 215 Abb. IVu. 2788, 
in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1920, 
Preis geb. 26 M. 

Elektrotechnische Meßkunde. Von Dr.-Fna. 
P.-B. A. Linker. 3, umgearb. u. erw. Aufl. Mit 
408 Textabb. VI und 571 S. in 8%. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 54 M. 


Statistik der österreichischen Elektrizi- 
tätswerke und der Elektrischen Bahnen 
nebst Angaben über die E.-W. der Nach- 
barstaaten. Herausgegeben vom Elektro- 
technischen Verein in Wien, VI u. 91 S. in 40, 
Verlag Elektrotechnischer Verein, Wien 1930, 
Preis 60 K, 


Doktordissertationen. 

W. van Rinsum. Die Wärmeleitfähigkeit von 
feuerfesten Steinen bei hohen Temperaturen sowie 
von Dampfrohrschutzmassen und Mauerwerk 
unter Verwendung eines neuen Verfahrens der 
Oberflächentemperaturmessung. Technische Hoch- 
schule München 1914. 


Neue Zeitschriften. 

„Le Journal de Physique et le Radium-“ 
Unter diesem Titel erscheint eine neue franzö- 
sische Monatszeitschrift, welche entstanden ist 
aus der Verschmelzung des „Journal de Physique 
pure et appliquee* und der Zeitschrift „Le 
Radium‘. i 

ee N a EU Te und Er rn 

Bezugsquellennachweis. 

Frage 42. Wer liefert für die Tschecho- 
Slovakei serienweise Klein-Dampfturbinen zum 
Antriebe von Dynamos von 100 bis 1500 Watt, 
mittels Riemen oder direkt gekuppelt ? 

Frage 43. Wer liefert Draht mit guter 
elektrischer Leitfähigkeit zum Einschmelzen in 
Glas (Platinit) ? 3 : 

- Frage 44. Wer liefert Projektionslampen 

in horizontaler und vertikaler Brennlage für 

250 bis 6000 Kerzen, ähnlich der Nitralampe ? 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat 
im September 1920 folgende Kurse notiert: 


SR 
Gesellschaften En ä S 
IE |- 
Accumul.-Fabr., Berlin. . . . |345,—| 432, |360, 
A.G.£. El.-Anlg., Berlin .. . — —_ _ 
A..E. G., Berlin Lew 3 271,87) 306,75/293,— 
Bergmann, Berlin . . . . , . 224.25) 254,—1245,— 
B. E.-W,, Berlin. @, 2. 205,25) 220,— 211, — 
” » . Vorz.-A.. . . | 96,25) 100,25) 97,— 
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) | — — _ 
Continent. Ges,, Nürnberg . _ _ _ 
5 2 Vorz.-A. [108,—| 144,—|130,— 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . 1162,25) 200,—|200,— 
„ Niederl. „ £ 221,25, 245,— 230, — 
‚aa Sudam. ar ; 205,—| 225,— 225, — 
„  Kabelwerke, Berlin 225,—| 290,—|270,— 
Elektra, Dresden. ...... 106,—| 110,50 — 
El. Licht- u. Kraft., Berlin. . |134,—| 154,— 1153, — 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . |1183,—| 197,75195,25 
E.-W. Liegnitz, 2.00 0% 2 — = = 
Bank f. el. Untern., Zürich. . |130,—| 180,—| — 
Felten & Guilleaume Carlsw... |406,—| 475,—| — 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin. |155,25. 175,25 175,— 
Hackethal, Hannover. . . . . |295, -| 339.50 339,50 
Hamburgische E.W.. .... 125,50 148,— 138, — 
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |192,—| 235,— 235,— 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. 180,—| 219,—1205,— 
C. Lorenz, Berlin „...,.. 359,—| 460,— 359, — 
Dr. 'Paul Meyer, Berlin. . . 175,—| 195,—1191,— 
Mix & Genest, Berlin . . 189,—| 236,— 217,50 
Neckarwerke, Esslingen 137,—| 150,50 150,— 
H:. Pöge, Chemnitz. ..... 275,—| 401,— 280, — 
Rhein. El.-A. G.,, Mannheim. . |155,—| 182,— 182, — 
M. Schorch & Cie., Rheydt 310,—| 460,— 449, — 
Sachsenwerk, Dresden ... . . 1325,—| 376,— 376,— 
Schuckert & Co., Nürnberg. . [198 — 227,— 227, — 
„Siemens“ EI. Betr., Berlin. . | 90,—| 130,—|118,— 
Siemens & Halske, Berlin 250,—| 848,— 317, — 
Stettiner, BE. W... 0 80,— 86,—| — 
Teleph.-F. Berliner, Hannover. |236,—| 239,— 289, — 
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin |296,—| 368,— 352,— 
WARENMARKT. 
Leim. — Da die Leimerzeugung sich im 


e 
letzten Vierteljahr soweit gehoben hat, daß sie 
nieht nur den inländischen Bedarf an Leim 
vollkommen deckt, sondern bereits unter Ab- 
satzschwierigkeiten leidet, ist nunmehr mit 
Wirkung vom 1. X. 1920 ab die Bewirtschaf- 
tung des Leimes und seiner Rohstoffe, wie 
Knochen- und Leimleder, aufgehoben worden. 
— ‚Chlor. Laut Bekanntmachung im ‚,Reichs- 
anzeiger‘“ Nr.:221 vom 30. IX. 1920 ist die Be- 
schlagnahme von Chlor mit dem 1. X. aufge- 
hoben worden. — Harze und Terpentin. In 
Frankreich werden augenblicklich etwa folgende 
Harzpreise notiert: reines Harz 205, filtriertes 
schwarzes Pech 175, nicht filtriertes schwarzes 
Pech 155, Kolophonium 600, Terpentinöl 210 
bis 230 Fr/100 kg, frei Bahnhof des Landes. 
Terpentin zeigt sowohl am New Yorker Markt 
wie in Savannah eine weitere kleine Abschwä- 
chung. Am 27. IX. notierte man in Savannah 
1,35 $ und in NewYork 1,46 $/Gallone. — 
Petroleum und Benzin. In Amerika rechnet 
man mit einer weiteren Erhöhung der Ölpreise, 
da Rohöl im Augenblick ziemlich knapp ist 
und auf die Rohöllieferungen bereits 
mien gezahlt werden. Die rumänische Regie- 
rung hat beschlossen, die Petroleumausfuhr 
auch ohne Kompensation freizugeben. — In 
England notierte Petroleum am Schlusse des 
ersten Halbjahres 1920 25%, d für 8 Ibs 
gegenüber 16%, d am Schlusse des ersten Halb- 
jahres 1919. Der Preis für Benzin ist in Belgien 
von neuem um 10 Fr/100 1 gefallen. Das 
Liter reines Benzin stellt sich dort jetzt auf 
1,80 Fr. Die deutschen Preise stellen sich im 
Monat Oktober für Benzin aufıd 780 M/100 kg. 
Für Petroleum werden sie in diesen Tagen vom 
Reiehswirtschaftsministerium neu festgesetzt 
werden. — Gummi. 
in der 2. Hälfte des Monats auf einen Preisstand 
herunter, wie er bisher noch nie erreicht worden 
ist. Erstin den letzten Tagen trat eine mäßige 
Reaktion ein. Am 4. X, wurde in London no- 
tiert: Crepe I. Sorte loco 1 s 61/5 d/lb, Okto- 
ber/Dezember-Verschiffung 1 s 7% d/lb und 
für Jan./März-Verschiffung 1 s 71, d/lb. Am 
Hamburger Markt bewegten sich die Preise 
zwischen 35 und 41 M/kg für prima crepe und 
34 und 38 M/kg für smoked sheets. — Baum- 
wolle. Am NewYorker Baumwollmarkte hat 


- preis in 


hohe Prä- 


£ a d Ted 
*Kupfer: best selected , 105 0 0 bis 106 0:20 
>* E electrolyt.. 1100 ,1400° 
5 wire bars... 13 0 0 „14a 00. 
x E standard, Kasse 94 5 0 „ A100 
.. ».8Mor. 500.510 
Zinn: standard, Kasse. . 271 10 0 „241510 2 0 
n RL 3 Mon. 276 10 0 „27615 O- 
vostralts, . 0.0.0. 979200209 „274. DE Oe 
Blei: span.oder nichtengl. : 
Weichblei. .. ;: 34-7 6 „ 3450 
»  gew. engl. Blockblei 365150 „, — — — 
Zink: gew. Sorten... . 40 5.07, Mr 
n»  remelted.... , 35.00 . — —— 
A engl. Swanseae .. 310 0 ee. 


Die Weltmarktpreise gingen 


schlußstromes 
BD AL 


14. Oktober 1920. 


sich die nachhaltige Abwärtsbewegung .. der 
Preise nach einer vorübergehenden Besserung 
in der 2. Septemberhälfte weiterhin fortgesetzt. 
Am Liverpooler Baumwollmarkte wurden am 
1. X. für „Middlingware‘“ Oktober- bis März- 
Verschiffung 17,23 bis 16,28 d/lb notiert. Am 
Bremer Baumwollmarkt ließ fully middling 
good colour and staple von. 53,50 am 24. IX. 
auf 45 M/kg am 4. X. nach. — Seide. Um die 
gegenwärtige Lage der japanischen ‚Seiden- 
Bdusteie zu erleichtern, hat sich die dortige 
Regierung entschlossen, dem Syndikat der 
Züchter, Sinner und Exporteure 50 Mill. Yen 
vorzuschießen, um den Seidenpreis nicht unter 
1500 Yen für den Ballen (60 kg) sinken zu 
lassen. Außerdem wurde beschlossen, die Sei- 
denausfuhr auf die Hälfte zu beschränken. In- 
folgedessen stieg der Marktpreis bis auf 1550 
Yen/60 kg bei reger Nachfrage aus Europa. 
Im Frühjahr dieses Jahres betrug der Seiden- 
okohama 4000 Yen/60 kg. Die Aus- 
fuhr von Seide nach Europa belief sich vom 
1. VII. bis 15. IX. 1920 auf 11 949 Ballen. Die 
augenblicklichen Seidenvorräte stellen sich auf 
41000 Ballen. Die Preissteigerung auf dem 
Yokohamaer Markt hat auch die übrigen 
Märkte beeinflußt und brachte am Schluß der 
vergangenen Woche, namentlich in Mailand, 
größere Festigkeit und höhere Preise. In Mai- 
land war besonders starke Nachfrage nach vor- 
rätiger und bald lieferbarer Ware, wie Organzin 
19/21 und Japan Trame 26/30. Die Nachfrage 
konnte jedoch nur z. T. gedeekt werden. Für 
Zwirngrege 9/11 werden bereits 400 Lire und 
für Webgrege 11/13, Markenware, 420 Lire für 
100 kg verlangt. Auch in Kokons fand bei. 
steigenden Preisen ein lebhaftes Geschäft statt. 
— Metallpreise. Die Notierungen der Vereini- 
gung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz 
bzw. der Kommission des Berliner Metall- 
börsenvorstandes (letztere verstehen sich ab 


ie le en lan 


F 


KT 


en ” a ie u a 


7 


Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg: £ 
5 3 
Metall 8. X. 5.X. 4 
Elektrolytkupfer (wire E 
bars), prompt, cif Hamburg, a 
Bremen, Rotterdam . . . 2579 2568 > 
R % 
Raffinadekupfer 99/99,30%/, [2050 —2075'2000-—2075 E 
Originalhüttenweichblei 730-740 | 725—740 € 
Originalhüttenrohzink, } h 
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Plattenzink (remelted) von 3 3 
handelsübl. Beschaffenheit | 620-680 | 610 f 
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98/99%/, in einmal gekerb- & 
ten Blöckchen . . . . 13250 330013209: -3250 
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Silber in Barren rd. 900 fein 


für 1 kg fein 1475 Mr. 


An der Londoner Metallbörse wurden . E 
nach „Mining Joumal“ am 1. X. 1920 für - 
1 ton (1016 kg) notiert: ; 


Antimon: engl. Reg. . . 52/55 £ net. 
Aluminium: 98 bis 990), 165 £ (Inland); 


N 185 £ (Export). 
Nickel: 98 bis 990), gar. 230 £ (In- u. Ausland, 
Quecksilber: f Ba 


nom. für 
die 75 Ibs.-Flasche. ... 18 £ 10 =. 
Platin: je Unze nom. , . 590 B. Be; 
In NewYork notierte Elektrolyt- 


kupfer am 7. X. 1920 loko 18,50 ets/Ib. 


® Netto. 


Berichtigung. 5 
In dem Bericht „Bereehnung des Kurz- _ 


in Kraftanlagen“ auf S.795 der 

muß es statt kVh kVA heißen. A 

a u ze z 
Abschluß des Heftes: 9. Oktober 190. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag von Julius 8pringer in Berlin. 


825 


Elektrotechnische Zeitschrif 


| (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24, 


41. Jahrgang. 


Berlin, 21. Oktober 1920. 


Die „Elektrische Woche“ 1920 in Hannover. 


Der auf der Jahresversammlung des Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker 1919 aus- 
gesprochene Wunsch die Haupt- und Jahres- 
versammlungen der verschiedenen Elektro- 
fachverbände zu gleicher Zeit an einem Orte 
stattfinden zu lassen, ist in den Tagen vom 
22. bis 29. September in diesem Jahre in 
Hannover verwirklicht worden. Fast alle in 
Frage kommenden Vereine, Gesellschaften 
und Verbände, waren der Anregung des VDE 
gefolgt, und so gruppierten sich um eine ge- 
meinsame Tagung- aller die einzelnen Haupt-,_ 
Ausschuß- und Vorstandssitzungen. ie 
einzelnen Organisationen haben zahlreiche ge- 
meinsame Interessen, so daß oftmals viele 
Fragen gemeinsam behandelt werden müssen. 
Hierzu soll in erster Linie die ‚Elektrische 
Woche‘ dienen. Waren ferner bisher die 
mehreren Verbänden angehörenden Mitglieder - 
gezwungen, mehrmals im Jahre zu den ein- 
zelnen Tagungen eine Reise zu unternehmen, 
so können sie nun ihren Pflichten durch eine 
einzige Reise nachkommen, wobei an Zeit und 
Reisekosten erhebliche- Ersparnisse gemacht 
werden. Die gemeinsame Tagung erfüllt 
ferner die große Aufgabe, daß sich die einzelnen 
Vereinigungen und ihre Mitglieder unterein- 
ander noch mehr kennen lernen, als es im 
täglichen geschäftlichen Verkehr möglich ist. 

Wie es anläßlich der gemeinsamen Tagung 
in Aussicht gestellt wurde, sollen spätere 
gleiche Veranstaltungen — die nächste ‚„Elek- 
trische Woche‘ wird voraussichtlich in Essen 
stattfinden — mit einer Ausstellung verknüpft 
werden, auf der vor allem neue Erfindungen 
gezeigt werden, so daß die Elektroindustrie 
Gelegenheit hat, Neuerungen kennen zu lernen 
und gegebenenfalls praktisch verwerten. 

Die Teilnehmerzahl der diesjährigen ‚Elek- 
trischen Woche‘‘ in Hannover ist mit weit 
über 1000 zu beziffern. 

Die umfangreichste Tagung war die des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker über die 
hier bereits kurz berichtet worden ist.!) 

Nachdem am IX. vormittags die 
Vereinigung von Fabriken für Elek- 
troinstallationsgegenstände eine Mit- 
gliederversammlung abgehalten hatte, tagte 
nachmittags die Deutsche Beleuchtungs- 
technische Gesellschaft. Aus dem von 
dem Vorsitzenden, Geh. Reg.-Rat Prof. 
Dr. Wedding erstatteten Jahresbericht er- 
gibt sich eine erfreuliche Entwicklung der 
Gesellschaft und eine rege wissenschaftliche 
Tätigkeit. Nach Vornahme von Wahlen und 
Beschlußfassung über Teilnahme an der 
nächsten ‚‚Elektrischen Woche‘, wurden 
Satzungsänderungen beschlossen. Besonders 
hervorzuheben ist, daß als künftiges Verbands- 
organ die „Zeitschrift für Beleuchtungswesen “ 

ewonnen ist. Gekürzte Berichte über die 
Sitzungen sollen jedoch auch in der Elektro- 
teehnischen Zeitschrift und im ‚Journal für 
Gasbeleuchtung‘‘ veröffentlicht werden. Die 
von einem Ausschuß aufgestellten Leitsätze 
für Innenbeleuchtung der Gebäude, fanden die 
Genehmigung der eh Hier- 
mit tritt die Gesellschaft zum ersten Male mit 
einer größeren Arbeit in die Öffentlichkeit, an 
der auch weitere Kreise größeres Interesse 
haben. Bemerkt sei, daß sieh die Leitsätze für 
Lichtquellen aller Art eignen und die Grund- 
lage bilden für Sonderbestimmungen für die 
einzelnen Lichtarten wie: Elektrisches Licht, 


Azetylen Gas u. dgl. 
Interesse erregte die Mitteilung des 


Sehweizerischen Vereins der Gas- und Wasser- 


fachmänner, der in einem Begrüßungsschreiben 
betonte, daß er an weiteren Arbeiten auf dem 
Gebiete der Beleuchtung kein Interesse mehr 
hätte, da dieses Gebiet in der Schweiz voll- 
ständig von der Elektrotechnik beherrscht 
werde. 

Im Anschluß an den geschäftlichen Teil 
berichtete Herr Dr. H. Lux über seine Ver- 
suche und Arbeiten über die erträglichen 
Helligkeitsunterschiede auf beleuch- 


1) „ETZ“ 1920, 8. 805. 


teten Flächen. Die von ihm skizzierte 
Untersuchungsmethode gab zu einer regen 
Aussprache Veranlassung, in der der Vor- 
tragende auf einige Punkte hingewiesen wurde, 
die bei der Fortsetzung seiner Versuche be- 
sonders beachtenswert sind. 

Dr.- Sg. Halbertsma sprach darauf 
über Altes und Neues vom Reflektor. 

Der Bund der Elektrizitätsversor- 
gungs- Unternehmungen Deutschlands, 
welcher am 23. IX» seine Mitgliederversamm- 
lung abhielt, befaßte sich auf dieser Tagung 
in der Hauptsache mit inneren Angelegen- 
heiten. Außerdem erstatteten hier Herr Dr. 
Siegel Berichte ab über die Aufgaben der 
Elektrizitätswerks-Unternehmungen und das 
Gesetz betreffend die Sozialisierung der Elek- 
trizitätswirtschaft und Herr Regierungsrat 
Dr. Heck über den Stand der Arbeiten be- 
treffend den Entwurf eines Reichsrahmen- 
gesetzes über die Kommunalisierung von 
Wirtschaftsbetrieben. 

Verschiedene Fachgruppen des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotech- 
nischen Industrie hatten gleichfalls wäh- 
rend der „Elektrischen Woche‘ Sitzungen. 
Eine außerordentliche Mitgliederversammlung 
des Zentralverbandes fand am 24. IX. statt, 
in der nach Eröffnung durch den Vorsitzenden 
©. F. v. Siemens Herr Dr. E. Adler in einem 
Vortrag die Notwendigkeit darlegte, bei der 
Durchsicht und Ausgestaltung der Vorschriften 
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker 
größte Sparsamkeit anzustreben.) Die 


wirtschaftlichen Verhältnisse zwingen zu einer ' 


Verbilligung der Fertigung, Verminderun 

der Dear > Ort und Stelle 
und Vermeidung von Reparaturen. Sparsam- 
keit war immer nötig, aber jetzt sei geradezu 
Sparwut erforderlich. Redner schilderte 
ferner einige Ersparungsmöglichkeiten, insbe- 
sondere knappere Leistungsbemessung, vor- 
übergehende Steigerung der Leistungsfähig- 
keit von Stromerzeugern, bessere Ausnutzung 
der Isolierstoffe, Verbilligung der Freileitungen, 
Erweiterung des Anwendungsbereichs der Kurz- 
Schlußmotoren, Verbilligung der Anlasser usw. 
Aus den Beispielen läßt sich der allgemeine 


Schluß ziehen, daß in Zukunft eine schärfere- 


Unterscheidung der Betriebsverhältnisse und 
eine genauere Abgrenzung des Geltungsbe- 


reichs jeder Bestimmung erforderlich sein wird.‘ 


Es muß vermieden werden, daß durch Verall- 
gemeinerung des Geltungsbereiches von ein- 
schränkenden oder verschärfenden Bestimmun- 
gen eine unnötige Verteuerung der Anlagen ver- 
ursacht wird. Der Vortrag wird hier noch ver- 
öffentlicht werden. An der Aussprache beteilig- 
ten sich der Vertreter der Vereinigung der Elek- 
trizitätswerke, Direktor Passavant, Geheim- 
rat Klingenberg und Direktor Hissink. 


Dipl.=-ng. Kind berichtete sodann über 


die vor kurzemin München stattgehabten Ver- 
handlungen betreffend die Neuregelung der 
Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und 
Österreich. Er schilderte die Schwierigkeiten, 
die bislang den Handelsverkehr mit Öster- 
reich erschwerten und deren Behebung von 
der Industrie gewünscht worden war. Im 
Zusammenhang damit gab er einen Überblick 
über die bisher neu getätigten Wirtschaftsab- 
kommen, erwähnte die für die nächste Zeit 
in Aussicht genommenen Verhandlungen und 
regte eine baldige Stellungnahme der elektro- 
technischen Industrie an für den Fall einer 
Kündigung der noch bestehenden Handels- 
verträge, Dabei machte er ausführlich auf 
die Bestimmungen des Friedensvertrages so- 
wie die sonst noch bestehenden Bindungen 
aufmerksam, die die Entscheidung der bei 
einer solehen Stellungnahme zu prüfenden 
Frage in erster Linie beeinflussen. 

In einem weiteren Bericht betonte der 
Reichsbevollmächtigte der Außenhandelsstelle 
der Elektrotechnik, Oberingenieur A. Brandt, 
daß die Außenhandelskontrolle nur dann als 
fördernd für das gesamte Wirtschaftsleben 
angesehen werden könne, wenn ihre Durch- 
führungsbestimmungen einfach ‘sind und s80- 
mit durch ihre Einfachheit sich schnell wech- 


ı) „ETZ* 1920, 8.799. 


Heft 42. 


selnden Verhältnissen anpassen. Die Ver- 
wirklichung dieser Forderung ist stets von der 
Außenhandelsstelle ee worden. Herr 
Brandt berichtete sodann weiter über die Er- 
gebaine der bisherigen Verhandlungen über 
ie Ermäßigung der sozialen Gebühr für elek- 
trotechnische Erzeugnisse, sowie die Er- 
richtung einer besonderen Fachgruppe beim 
Außenhandelsausschuß für Handel und Ex- 
port. Er schloß mit dem Hinweis, daß nur ein 
gesunder Optimismus, der zum Geschäft und 
besonders zum Außenhandel nun einmal ge- 
höre, über die bei der Industrie bestehenden 
und voraussichtlich noch andauernden Schwie- 
rigkeiten hinweghelfen könne. Zum Schluß 
der Sitzung wurden geschäftliche Angelegen- 
heiten, Neuwahlen usw. geregelt. 

An demselben Tage fand eine Ausschuß- 
sitzung des Verbandes Deutscher Elek- 
tro-Installations-Firmen statt. 

In der Hauptversammlung der Vereini- 
gung elektrischer Spezialfabriken, die 
für den 25. IX. angesetzt war, kamen im 
wesentlichen geschäftliche Angelegenheiten zur 
Verhandlung, u. a. wurden hier die auf der 
Leipziger Messe zutage getretenen Mißstände 
einer Erörterung unterzogen. 

Ebenfallsnach Hannover hatte die jüngste 


elektrotechnische Fachvereinigung, der „Ver- 
band Deutscher Reparaturwerke 
(Relma),‘‘ seine erste Hauptversammlung 


berufen. Der Vorsitzende des Verbandes, Herr 
Ing.Raskop entwickelte dabei ein ausführliches 
er ann des neuen Verbandes. In 
dem geschäftlichen Teil berichtete Herr Syn- 
dikus Stroinski über die bisherige Entwick- 
lung, und es wurde nach einem Bericht von 
Herrn Ehlers die Gründung von Bezirks- 
vereinen und ÖOrtsgruppen beschlossen. Aus 
der Tagung ist noch besonders hervorzuheben, 
daß es als eine Aufgabe des Verbandes be- 
zeichnet wird, den Bau eines ‚Verbands- 
motors‘‘ durchzuführen, dessen Einzelteile in 
Teilherstellung möglichst von Verbandsmit- 
gliedern gefertigt werden sollen, So daß der 
Zusammenbau, die Herstellung der Wicklung 
und die Prüfung von den einzelnen Mitgliedern 
erledigt werden könne. Die ganze Fabrika- 
tion soll dabei unter Kontrolle des Verbandes 
stehen. Ob die Hoffnungen, die an die Schaf- 
fung eines derartigen Unternehmens geknüpft 
sind, von Erfolg sein werden, ist allerdings 
zu bezweifeln, da die vielseitigen Erfahrungen 
der Spezialfirmen in vorliegendem Falle kaum 
berücksichtigt werden können. Den Teil- 
nehmern wurde ferner eine Ankerwickel- 
maschine, Patent Ritter, vorgeführt, sowie 
einige Proben moderner Filmreklame, 

Der Installationstechnische Ver- 
band hatte ebenfalls am 25. IX. seine erste 
Hauptversammlung, in der ein neuer Satzungs- 
entwurf zur Annahme kam. Hauptsächlich 
wurde die weitere Entwicklung des Verbandes, 
der alle am Installationswesen interessierte 
Kreise, Installateure, Fabrikanten, Elektrizi- 
tätswerksangestellte umfaßt, eingehend be- 
sprochen. In der vorhergehenden öffentlichen 
Sitzung hielt Herr F. Hoppe, Berlin, einen 
sehr bemerkenswerten Vortrag über die tech- 
nische Ausbildung und Fortbildung der Elektro- 
praktiker, der zu einer lebhaften Diskussion 
Veranlassung gab. Redner verstand es,. in 
seinen, auf eigene Praxisin der von ihm geleite- 
teten Schule sowie auf seinen Erfahrungen in 
maßgebenden Stellungen bei Elektro-Groß- 
firmen beruhenden Ausführungen diese die 
Fachleute seit langem beschäftigenden wich- 
tigen Fragen erschöpfend und klar zu behandeln. 
Im ersten Teil seines Vortrages behandelte er 
die Berufsvereinigung, die wünschenswerte 
Vorbildung und den Ausbildungsgang der 
Lehrlinge, während er im zweiten Teil seines 
Vortrages die Fortbildung der Elektroprak- 
tiker besprach. Ausführlicher Bing der Vor- 
tragende auf die Lehrlingsschulung bei der All- 
gemeinen Elektrieitäts-Gesellschaft und die 
dabei gewonnenen Erfahrungen ein und teilte 
im zweiten Teil seines Vortrages seine Beob- 
achtungen in den Fortbildungsbestrebungen be- 
reits in der Praxis befindlicher Monteure mit. 
Redner kam auch kurz auf die Eignung und 


826 


Elektrotechnische : Zeitschrift. 


1920. Heit 42, 


21. Oktober 1920. 


Bewährung von Frauen im Installationsbüro 
unter Hinweis auf einen von ihm früher dazu 
im „Elektrotechnischen Anzeiger‘ veröffent- 
lichten Aufsatz zu sprechen. 


Die Ausschüsse C und F des Vereins 
Deutscher Straßenbahnen, lein- 
bahnen und Privat - Eisenbahnen e. V. 
hielten am 27. IX. eine Sitzung ab, die zu der 
Frage der Kabelverlegung im elektrischen 
Straßenbahnwagen Stellungnahm und folgende 
Beschlüsse faßte: Die Verlegung der Fahr- 
stromleitungen erfolgtin Einzelleitungen u. zw. 
im Wageninnerın an den Seitenwänden, 
unter den Bänken in Holzverkleidung. Auch 


unter den Plattformen sind die Kabel einzeln : 


zu verlegen und mit Schutzbrettern gegen 
Schmutz und Salzwasser zu schützen. e- 
sondere Sorgfalt ist auf die Durchführung der 
Kabel vom Wageninnern unter der Tür hin- 
durch zu verwenden, weil sich an dieser Stelle 
durch die Türrille stets Wasser ansammelt. 
Spleisstellen sind in den Fahrstromleitungen 
unter allen Umständen zu vermeiden, die Ver- 
legung von Klemmkasten und Klemmleisten 
wird empfohlen. Ebenso sind Lötungen ohne 
Anwendung von Säuren und mit größter Sorg- 
falt auszuführen. Die Anfahrwiderstände sind 
im allgemeinen auf dem Dache unterzubringen, 
zu denen die Leitungen nicht in den Eck- 
säulen, sondern zwischen den Fenstern hoch- 
zuführen sind. In besonderen Fällen können 
die Anfahrwiderstände auch unter dem Boden 
angebracht werden, wenn z. B. infolge großer 
Wagenlängen genügend Platz vorhanden ist. 
Die Liehtleitung wird in Zukunft nicht mehr 
auf dem Dach, sondern im Wageninneın ver- 
legt, um das Durchbohren der Wagendecke zu 
vermeiden. Die Sicherungen und Schalter für 
die Fe non anlage werden in zwei übereck 
angebrachten Lichtschaltkasten vereinigt. Die 
Zusammenfassung von Licht- und BESIISKUDD: 
lung ist erwünscht, jedoch befriedigten die bis- 
herigen Konstruktionen nicht. Bei ge- 
schlossenen Plattformen ist die Lichtkuppe- 
lung unten anzubringen u. zw. aus der 
Mitte versetzt, damit sie nicht durch den 
Fahrschalter verdeckt wird. Die Verbindungs- 
kabel zwischen den Wagen sind gegen das 
Herabfallen in den Schmutz und gegen das 
Verlieren zu schützen. 


Die Vereinigung der Hochschul- 
lehrer für Elektrotechnik, die auch schon 
in früheren Jahren stets im Anschluß an die 
Jahresversammlungen des Verbandes Deutscher 
Elektrotechniker Sitzungen abgehalten hatte, 
befaßte sich in ihrer diesjährigen Tagung 
mit der Erledigung verschiedener Fragen aus 
früheren Verhandlungen. Der Verein Beraten- 
der Ingenieure hatte ebenfalls seine diesjährige 
Haupttagung nach Hannover im Anschluß an 
die Elektrische Woche verlegt. Zur Verhand- 
lung standen hier ausschließlich innere Ange- 
legenheiten. 


Als letzte Tagungen fanden die Haupt- 
versammlungen der Elektro-Großhändler- 
Vereinigung Deutschlands und der erst 
vor kurzem gegründeten Interessengemein- 
schaft Deutscher Elektro-Großhändler 
und Exporteure statt. 


Die am 26. IX. für alle Vereine und Ver- 
bände angesetzte Veranstaltung vereinte alle 
Teilnehmer in dem prächtigen en, der 
Stadthalle. Nach den Begrüßungsworten des 
Vorsitzenden des Verbandes Deutscher Elek- 
trotechniker, Dr.-“ng. e. h. Voi gt, über- 
brachte Ministerialdirektor Dr. Bredow den 
Willkommengruß des Reichspostministeriums, 
sowie der Reichsregierung und der Reichs- 
und Staatsbehörden. 

Dr. Bredow stellte sich bei dieser Ge- 
legenheit den Fachgenossen als Leiter des 
gesamten Deutschen Telegraphen- und Fern- 
sprechwesens vor und entwickelte einge- 
hend sein Programm für die Reform des 7 - 
legraphen- und Fernsprechwesens. Er hob 
hervor, daß der Postminister und seine Mit- 
arbeiter sich völlig darüber klar sind, daß die 
Wiederherstellung eines zuverlässigen Tele- 
graphen- und Fernsprechdienstes zwar die 
erste und wichtigste, aber keineswegs die 
einzige Aufgabe der Verwaltung ist. Die 
Finanzlage des Reichs und der sich ständig 
vergrößernde Fehlbetrag der Postverwaltung 
zwingen vielmehr zur weitgehenden Einfüh- 
rung privatwirtschaftlicher Geschäftsmethoden. 
Wenn Post und Telegraphie sich in absehbarer 
Zeit wieder selbst erhalten sollen, muß ihre 
Tätigkeit auch entsprechend der Geldent- 
wertung bezahlt werden. Für die natürliche 
Steigerung der Gebühren kann die Verwaltung 
nicht verantwortlich gemacht werden. Irgend- 
wie aufgebracht werden müssen etwaige Fehl- 
beträge auf jeden Fall, und der Sturmlauf gegen 
die Gebührenerhöhung bedeutet schließlich 
nur, daß die Nutznießer der postalischen Ein- 
richtungen einen Teil der rechtmäßig von 


ihnen zu tragenden Kosten auf das Reich ab- 
wälzen und dadurch die finanzielle Lage noch 
weiter verschlechtern. Eine andere Frage ist 
natürlich, ob die derzeitige Gebührenstaffelung 
wirtschaftlich zweckmäßig ist. Völlig bewußt 
ist der Verwaltung, daß das Mittel der Ge- 
bührenerhöhung nur bis zu einem bestimmten 
Grade wirksam ist; deshalb ist sie bemüht, 
durch einschneidende Reformen neue Ein- 
nahmequellen zu erschließen. 

Gerade im Telegraphen- und Fernsprech we- 
sen sind außerordentlich viele technische und or- 
ganisatorische Verbesserungsmöglichkeiten und 
noch nicht erschlossene Einnahmequellen vor- 
handen, die der Verwaltung Aussicht auf wirt- 
schaftlichen Aufstieg eröffnen. Die behörden- 
mäßige, den auf Erwerb gerichteten privatwirt- 
schaftlichen Grundsätzen abholde Verwaltungs- 
methode muß allerdings in Zukunft gegenüber 
dem technischen und wirtschaftlichen Ge- 
danken noch mehr als bisher zurücktreten. 
Minister Giesberts lebt durchaus in diesen An- 
schauungen und hat dies dadurch bekundet, 


daß er einen Verkehrstechniker aus der Privat- ' 


wirtschaft mit der Leitung des Telegraphen- 
und Fernsprechwesens betraut hat. ie Be- 
mühungen der derzeitigen Leiter der Post und 
Telegraphie von dem starren Verwaltungs- 
betrieb allmählich zum beweglichen Verkehrs- 
betrieb überzugehen, soweit dies die jedem 
Staatsbetriebe eigentümlichen Hemmungen 
überhaupt zulassen, begegnen sich übrigens 
durchaus mit den Wünschen der in wirtschaft- 
licher Erkenntnis hochentwickelten Postbe- 
amtenschaft. 

Die erste Aufgabe ist, die durch den 
Krieg und seine Folgen völlig herunterge- 
wirtschafteten schon vor dem Kriege unzu- 
länglichen teilweise veralteten Betriebsmittel 
wieder auf die Höhe zu bringen. Hierzu werden 
allein für das Fernsprechen für die nächsten 
drei Jahre zusammen mindestens zwei Milli- 
arden Mark gebraucht, die teilweise durch die 
Fernsprechanleihe aufgebracht werden. Einen 
ähnlich hohen Betrag hat England jetzt für 
den gleichen Zweck erhalten. 

Der Kampf der Schutzverbände der Fern - 
sprechteilnehmer gegen diese Anleihe ist dem 
Interesse der Teilnehmer nicht förderlich, da 
ohne die Anleihe, die für den Einzelnen nur 
eine Mehrbelastung von etwa 3 M monatlich 
bedeutet, das Fernsprechwesen völlig zugrunde 
gehen würde. Die Wiederherstellung der Fern- 
sprecherei ist in vollem Gange. Etwa achtzig 
neue Fernsprechämter und Erweiterungen mit 
einer viertel Million Anrufzeichen neben einer 
großen Zahl Reparaturen sind im Bau. Nach 
deren Fertigstellung wird der jetzt überlastete 
Betrieb wieder in normale Bahnen kommen, 
da ebenfalls eine wesentliche Erweiterung der 
Ortskabelnetze vorgesehen ist, um von den 
stets zu Störungen Veranlassung gebenden 
Oberleitungen unabhängig zu werden. Für 
den ganz darniederliegenden Fernverkelr wer- 
den Erweiterungen der Fernämter neue Fern- 
leitungen und ein Fernkabelnetz gebaut. Die 
Vermittlungsämter werden als Vorbereitung 
für eine neue Gebührenordnung mit Gesprächs- 
zählern ausgestattet. Das riesige, oberirdische 
Leitungsnetz von etwa neun Millionen Kilo- 
meter Drahtlänge wird überholt und in mecha- 
nischer und elektrischer Beziehung besonders 
durch Einführung neuzeitlichen Induktions- 
schutzes verbessert. Danach wird es möglich 
sein, durch Verwendung neuer Sprechschal- 
tungen, durch vermehrte Anwendung gleich- 
zeitigen Fernsprech- und Telegraphenverkehrs 
auf einer Leitung und durch Schnelltelegraphen 
bei gleicher Leitungsanzahl ohne Vermehrung 
der Betriebsbeamten eine wesentliche höhere 
Verkehrsleistung zu erzielen als bisher. Durch 
Einführung der aus der Funkentelegraphie 
entwickelten Mehrfachtelegraphie und -tele- 
phonie mit hochfrequenten Strömen läßt sich 
ebenfalls eine Steigerung der Verkehrsleistung 
und damit eine Erhöhung der Wirtschaftlich- 
keit erwarten. 

‚ Die durch Unzuverlässigkeit der derzei- 
tigen Betriebsmittel und die Unmöglichkeit, 
trotz größter Anstrengungen den Verkehr 
zu bewältigen, beeinträchtigte Leistungsfähig- 
keit der Betriebsbeamten wird sich durch 
die eingeleiteten Maßnahmen ganz von selbst 
heben. Die Einführung von Selbstanschluß- 
ämtern wird Personalersparnisse zur Folge 
haben. Zur Durchführung aller technischen 
Zukunftsaufgaben mußte vor allen Dingen die 
technische Leistungsfähigkeit der Zentralver- 
waltung durch straffe Zusammenfassung aller 
technischen Kräfte gehoben werden. Die tech- 
nischen Abteilungen für Telegraphen-, Fern- 
sprech- und Funkenwesen im Reichspost- 
ministerium sind daher unter einheitliche Lei- 
tung gestellt, Die bisher getrennt arbeitenden 
technischen Ämter sind zu einem Tele raphen- 
technischen Reichsamt vereinigt. ersonal- 
ausbildung, wissenschaftliche und technische 


Entwicklung, Konstruktion, Normalisierung, 
Beschaffung und Materialprüfung gehen nun- 
mehr nach einem einheitlichen Gesichtspunkte 
vor sich. Die besten Fachleute der Verwaltung 
und eine Anzahl von Spezialingenieuren aus 
der Wissenschaft und Industrie werden in 
dem neuen Amt tätig sein. 3 
Die neuartigen komplizierten Betriebs- 
mittel stellen an den Betriebsbeamten so hohe 
Anforderungen, daß die Verwaltung durch be- 
sondere Ausbildungskurse für eine Vertiefung 
der technischen Ausbildung sorgen muß. Die 
Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Betriebes 
ist in erster. Linie ein technisches Problem. 
Deshalb wird die bisherige Gepflogenheit, auch 
die Telegraphentechniker und -ingenieure aus 
den Postbeamten zu rekrutieren, zukünftig 
aufgegeben und eine besondere technische 
Baufbahn eingerichtet, deren Anwärter eine 
abgeschlossene technische Vorbildung nach- 
weisen müssen. Dieser Entschluß ist von grund- 
legender Bedeutung für die zukünftige Ent- 
wicklung der Telegraphenverwaltung. 


Der Fernsprecher muß zur Haupteinnahme- ° 
quelle der Telegraphenverwaltung werden, denn 
seine Entwicklung ist unübersehbar. Die seit 
1899 unveränderte Tarifpolitik, die früheren 
Fernsprechgesetze haben die Anwendung des 
Fernsprechers nicht in dem Maße gefördert, daß 
ein wirtschaftlicher Betrieb möglich war. In 
Erscheinung ist dies vor dem Kriege nicht ge- 
treten, da Post und Telegraphie gemeinschaft- 
lich abrechneten und der Postbetrieb größere 
Überschüsse abwarf. Die Grundlage für die 
zukünftige Entwicklung des Fernsprechbe- 
triebes soll ein neuer gestaffelter Gesprächsge- 
bührentarif werden, der die Lasten gerechter 
verteilt als bisher. Als Folge dieses Tarifes 
können vielerlei Hemmungen beseitigt werden, 
die einer vollen Ausnutzung des Fernsprechers 
bisher im Wege standen. Die veralteten Be- 
griffe des Nachbarortes, Vorortes und Bezirks- 
verkehrs können beseitigt und an deren Stelle 
ein neuzeitlich geregelter Nahverkehr einge- 
ıichtet werden. Die Vorschrift, daß auf einen . 
Hauptanschluß nicht mehr als fünf Nebenan- 
schlüsse entfallen dürfen, kann zugunsten 
des Teilnehmers geändert werden. Die bisher 


starr durchgeführte Regel, daß ein Anschluß - 


nur an das nächstgelegene Vermittlungsamt 
erfolgen darf, hat dazu geführt, daß wirtschaft- 
lich eng zusammengehörige Gebietein bezug auf 
den Fernsprechverkehr auseinandergerissen 
werden. Bei der Durchführung dieser Vorschrift 
soll in Zukunft weitgehendst auf die jeweiligen 
örtlichen. Verhältnisse Rücksicht genommen 
werden. Soweit durchführbar, kann auch von 
Fall zu Fall 
Anschluß an ferner gelegene Ämter ermöglicht 
werden, wenn ein Allgemeininteresse vorliegt. 
Auch sollen die dringend gewünschten Quer- 
verbindungen zwischen reichseigenen wie auch 
privaten Nebenstellenanlagen gestattet werden. 
Zur Förderung der Nebenstellenanlagen sollen 
neue Richtlinien im Einvernehmen mit den 
Privattelephongesellschaften aufgestellt wer- 
den. Alle vorhandenen Möglichkeiten, durch 
Förderung des Fernsprechverkehrs dem Publi- _ 
kum besondere Vorteile zu verschaffen und 
gleichzeitig der Verwaltung Einnahmen zu 
erschließen, werden in Zukunft ausgenutzt 
werden. 

Hierauf folgte der Vortrag des General- 
sekretärs des Verbandes Deutscher Elektro- 
techniker Dr.=Sina: G. Dettmar über die neu- 
geschaffene Prüfstelle des VDE. Das Be- 


2) 


egen besondere Gebühr direkter ° 


Be} 


14 


vw 


streben, minderwertige elektrotechnische Er- 


zeugnisse, welche den in bezug auf Sicherheit 
gegen Lebens- und Feuergefahr vom VDE auf- 
gestellten Normen nicht entsprechen, welche 
also nicht geeignet sind,die unbedingte erfor- 
derliche Sichenh 

vom Markt fern zu halten, hat dazu geführt, 
daß der VDE eine Prüfstelle geschaffen hat. 
Diese untersucht bestimmte, auf den Markt 
gelangende Apparategruppen 
daraufhin ob sie Kins eher, Ausführung un 
Beschaffenheit den vom Verbande aufgestellten 
Bedingungen entsprechen. Wenn dies der 
Fall, wird den Herstellern unter bestimmten 


Voraussetzungen das Recht verliehen, die den 


aepzüften Typen entsprechenden Erzeugnisse 
urch ein besonderes dem Verbande geschütztes 
Zeichen als den Verbandsbestimmungen ent- 
sprechend kenntlich zu machen. Die Ge- 
nehmigung berechtigt den Hersteller und Ver- 


käufer gleichzeitig in Preislisten und anderen. DB | 


Drucksachen besonders darauf hinzuweisen, 


daß die betreffenden Apparatetypen den be- 


stehenden Bestimmungen entsprechen. 


Die 
Erlaubnis zur Benutzung des 


Verbands- 


zeichens wird jedoch von der Erfüllung be- 


stimmter Voraussetzungen abhängig gemacht. 
Beispielsweise müssen die mit dem Zeichen zu 
versehenden Erzeugnisse ein Kennzeichen 
tragen, das die Feststellung ihres Ursprungs er- ° 
möglicht.“ Es wird nun nicht jeder einzelne 


eit gegen Unfälle zu bieten, 


auf Antrag 


Br 


_ 


21. Oktober 1920, 


Apparat gleicher Ausführung geprüft, viel- 
mehr handelt es sich bei der Prüfstelle des 
Verbandes um eine Systemprüfung. Ferner 
finden Prüfungen statt, die sıch auf die recht- 
mäßige Führung des Zeichens erstrecken. Um 
die bereits bestehenden Prüfeinrichtungen der 
verschiedenen Prüfämter voll auszunutzen, 
werden einzelne Prüfungen auch diesen Prüf- 
stellen zugewiesen. Einheitliche Grundlagen 
regeln die Prüfung an verschiedenen Stellen. 
Die Leitung der neuenjPrüfstelle, die eine be- 
sondere Abteilung des VDE bildet, ist dem 
Duezeswien: Zimmermann übertragen wor- 
en. 
Im Anschluß an den Vortrag fanden Vor- 
führungen mehrerer elektrotechnischer Filme 
statt, die durch Herrn Direktor P. Schuster 
erläutert wurden. Ganz besonderes Interesse 
fand die sich hieran anschliessende Filmvor- 
führung: „‚Beschäftigung Kriegsblinder. in der 
Industrie“, durch Herrn Direktor Perls. 
A. Molly. 


Schutzeinrichtungen 
der Groß-Kraftübertragungen.!) 


Von F. Schrottke, Berlin.- 


Einleitung. 


Sicherstellung des Betriebes von Groß- 

Kran bertsagangen erfordert umfassen- 
ere 
kleineren Anlagen üblich sind. Es ist vor allem 
dafür zu sorgen, daß unvermeidliche Stö- 
rungen auf engbegrenzte Gebiete beschränkt 
bleiben und nicht durch Übergreifen die 
Stromversorgung weiter Kreise gefährden. 
Anordnung und Ausführung der Gesamtan- 
lage, wie auch ihrer einzelnen Teile haben 
diesem Leitgedanken zu genügen. 

Während man durch ausreichende Be- 
messung und zweckmäßige Anordnung von 
vornherein den vermeidbaren Störungen be- 
gegnen kann, sind für die unvermeidlichen, 
meist aus höherer Gewalt herrührenden, be- 
sondere Schutzeinrichtungen vorzusehen. Es 


ist nicht beabsichtigt, hier eine umfassende 


Darstellung dieser Einrichtungen zu geben, 
es sollen nur die vier wichtigsten herausge- 
griffen werden, um an ihnen den heutigen 
Stand der Technik auf diesem Gebiete zu 
zeigen. Es ist dies der Schutz gegen 

UÜberspannungen, 

Fehlerstrom, Ü 

Fernwirkung, 

Lebensgefahr. 


I. Schutz gegen Überspannungen. 


Die Kriegsjahre brachten der deutschen 
Elektrotechnik bemerkenswerte Übereinstim- 
mung in der Überspannungsfrage. Die früher 
sich scharf bekämpfenden Gegensätze waren 
nur verschiedener quantitativer Wertung der 
Vorgänge entsprungen, während über die Art 
der Vorgänge wohl kaum ernstliche Meinungs- 
verschiedenheiten bestanden hatten. ‚Der eine 
sah nur die mächtig brandenden Überspan- 
nungswogen, während der andere auch die 
feinen Kräuselungen auf ihnen für beachtens- 
wert hielt, der eine schuf seine Scehutzmittel 
— bildlich gesprochen — gegen die Angriffe 
der Maschinengewehre, während der andere 
seine Bollwerke gegen schwere Mörser ein- 
richtete, sie dann auch gegen leichtes Geschütz 
für ausreichend erachtend. Bi 

Der Ausgangspunkt des Überspannungs- 
schutzes war unzureichende Bemessung der 
Isolierung von Hochspannungsanlagen. Man 
erkannte bald die Unmöglichkeit, mit unzu- 
reichend isolierten Anlagen selbst bei erheb- 
liehem Aufwand von Schutzapparaten zuver- 
lässigen Betrieb zu machen. Man lernte ‚aber 
auch die Bedeutung der äußeren und der 
inneren Isolierung unterscheiden,  welel’ 
letztere bei allen Apparaten mit eignen elek- 
tromotorischen Kräften (Generatoren, Motoren, 
Transformatoren) von wesentlichem Werte ist. 

Neben reichlicher Bemessung der äußeren 
Isolierung, d. h. derjenigen von Pol zu Pol 
oder von Pol zur Erde sucht die moderne 
Praxis durch besonders sorgfältiges Ausge- 
stalten der inneren Isolierung, d. h. derjenigen 
zwischen den Windungen, den gefürchteten 
„Kurzschlußwindungen‘“ zu begegnen. Mei- 
nungsverschiedenheiten bestehen heute nurnoch 
über die Höhe der mit wirtschaftlich zu recht- 
fertigenden Mitteln erreichbaren Sicherheit, 
nieht aber über die Unmöglichkeit, lediglich 
durch Verstärken der Isolierung auf die Dauer 
ohne jede Schutzapparate auszukommen. Die 
moderne Praxis legt also in die Isolierung der 


ä £3 Vortrag, gehalten auf der 2%. Jahresversammlung 
es 


erbandes Deutscher Elektrotechniker zu Hannover am, 


25. Sep:ember 1920. Diskussion folgt später. 


. danke der 


‘Schutzmaßnahmen als sie sorst bei‘ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 42, 
£3 x 


Hochspannungsanlagen die höchste wirtschaft- 
lich erreichbare Sicherheit und begegnet dem 
dann noch verbleibenden Reste der Gefähr- 
dung durch Überspannungen mit nunmehr 
verhältnismäßig einfachen Schutzapparaten. 

Wir sehen heute als wirklich beachtens- 
werte Überspannungen nur solche an, die von 
aussetzenden Erdschlüssen, von Ge- 
wittern und von Schaltvorgängen her- 
rühren, sowie die Dauerüberspannungen. 

1. Aussetzende Erdschlüsse. Die 
ver#®eerenden Folgeerscheinungen aussetzen- 
der Erdschlüsse sind in der Literatur ausgibig 
erörtert worden, so daß sie hier weiterer Er- 
wähnung nicht bedürfen. Man begegnete ihnen 
vorzugsweise durch Erden der Nullpunkte von 
Maschinen und Transformatoren oder durch 
im Störungsfalle sich über Funkenstrecken 
(Hörnerableiter) selbsttätig einschaltende 
Dämpfungswiderstände (Widerstandsschutz), 
deren Zweck es war, durch Stromübergang 
über den aussetzenden Erdschluß diesen in 
einen dauernden umzuwandeln. 

Gegenüber diesen Lichtbogenbildung an 
Erdschlußstellen nicht verhindernden Schutz- 
einrichtungen bedeutete der glückliche Ge- 
rdschlußspule von Petersen einen 
kräftigen Schritt nach vorwärts. Während 
bei den früheren Einrichtungen auch Erd- 
schlüsse aus vorübergehender Ursache zu 
dauernden wurden, hebt die Petersen-Spule in 
solchem Falle den Erdschluß durch Selbst- 
uns des ihn verursachenden Lichtbogens 
auf. 

Zu gleichem Zwecke wendete man eine 
Zeit lang den Lichtbogenerder an, dessen 
Wirkung bei kleinen und mittleren Netzen 
völlig verläßlich, bei langen Leitungen, um- 
fangreichen Kabelnetzen und in besonderen 
Betriebsfällen jedoch unsicher wurde. 

Da Wirkungsweise und Eigenschaften der 
Petersen-Spule durch Mitteilungen ihres Er- 
finders ausreichend bekannt geworden sind, 
bedarf es weiteren Eingehens darauf an dieser 
Stelle nicht, ich möchte Sie vielmshr mit dem, 
dem gleichen Zwecke dienenden Löschtrans- 
formator von Bauch bekanntmachen 
und auf seine bemerkenswerten Eigenschaften 
hinweisen. 

Wie aus Abb. 1 ersichtlich, handelt es 
sich um einen gewöhnlichen Transformator, 
dessen aus dem zu schützenden Netze gespeiste, 


Abb. 1. Schaltung des Löschtransformators. 


in Stern geschaltete Primärwickelung mit 
ihrem Nullpunkte an Erdeliegt. Die in offenem 
Dreieck geschaltete Sekundärwickelung ist 
über eine einstellbare Drosselspule geschlossen. 
Für gewöhnlich entnimmt der Transformator 
nur seinen Leerlaufstrom dem Netze, weil im 
Sekundärkreise, da die Summe der Span- 
nungen Null ist, kein Strom fließt. Bei Erd- 
schluß z. B. der Leitung $ wird die Primär- 
wicklung SO mehr oder weniger kurzge- 
schlossen und damit das Gleichgewicht der 
drei Sekundärspannungen gestört. Im Sekun- 
därkreis fließt Strom, den die Primärwick- 
lungen dem Netze entnehmen und dessen Größe 
durch die Drosselspule dem Ladestrom der 
Leitung nach Erde entsprechend eingestellt 
werden kann. Die Folge davon ist, daß ähn- 
lich wie das auch bei der Petersen-Spule der 
Fall ist, durch Absaugen des Fehlerstromes 
von der Erdschlußstelle die gestörte Leitung 8 
auf das Potential der Erde gebracht wird, so 
daß zwischen Leitung und Erde kein Licht- 
bogen bestehen kann. Wie ersichtlich, tritt 
gleich günstige Wirkung auch bei Überschlag 
einer Klemme des Löschtransformators selbst 
ein. 
Die bemerkenswerte Eigenschaft des 
Löschtransformators ist seine leichte Strom- 
regelung und damit jederzeitige Anpassung an 
den mit den Betriebsbedingungen sich ändern- 
den Umfang des Hochspannungsnetzes!), 
Die leichte Regulierung ermöglicht es 
auch im Falle eines Lichtbogens aus nicht 


1) Um leich'vergessenes Nachstellen der Induktivität 
von Hand zıı vermeiden, kann man dıe Eiustellvorrichtung 
motorısch antreiben, sodaß sie periodisch ın etwa 8 sek. 
alle Werte vom höch-ten bis zum tiefsten durchläuft. Ein 
Erd«chlußlichtbugen kann also länest=ns diese Zeit bestehen, 
bis der zu seiner Löschung erforderlich". dem Netzumranee 
entsprechende Abstimmwert der Drosselspule erreicht ist. 


827 


vorübergehender, Ursache den Löschtrans- 
formator nach Ablauf angemessener Zeit so 
zu verstimmen, daß er erheblich verstärkten 
Strom durch die Fehlerstelle entsendet, um 
durch den später zu erörternden Fehlerstrom- 
schutz die kranke Leitung abschalten zu 
lassen. 

Da wegen guten Eisenschlusses Resonanz- 
abstimmung zwischen Induktivität des Lösch- 
transformators und Kapazität des Netzes 
während des normalen Betriebszustandes und 
damit auch Gefahr von Spannungsresonanz 
mit Betriebsfrequenz nicht besteht, so be- 
darf die Schutzeinriehtung keiner erhöhten 
Dämpfung. Infolge des nur geringen, nicht 
ausgeglichenen Stromes (Reststrom) ist dessen 
zerstörende Wirkung auf schwache Fehler- 
stellen gering, so daß in manchen Fällen deren 
Selheteeheien möglich wird. - 

Der Anschluß des Löschtransformators an 
die. Sammelschienen ermöglicht Anwendung 
von _Betriebstransformatoren in beliebiger 
Größe, Art und Schaltung, und deren Schutz 
durch Drosselspulen, ja, der Löschtransfor- 
mator kann, mit dritter Wicklung versehen, 
wie Abb. 2 zeigt, selbst als Betriebstransfor- 
mator oder als Spannungswandler und An- 
zeiger der fehlerhaften Leitung dienen. Er 


Abb. 2. Löschtransformator als Betriebstransformator. 


wirkt, weil ihm nicht die beträchtliche Induk- 
tanz von Maschinen und Transformatoren vor- 
geschaltet ıst, -ausgleichend aut kıdschlüsse 
und Gewitter begleitende Wanderwellen und 
Gleichstrom-Restspannungen. Er vermeidet 
endlich durch seine eigenartige Schaltung etwa 
für Schwachstromanlagen ungünstiges Ent- 
weichen von Strömen dreifacher Betriebs- 
frequenz. 

Bei der Vielseitigkeit des Löschtransfor- 
mators erscheint seine den Erdschlußlichtbogen 
löschende Wirkung nur als willkommener 
Nebenzweck. 


2. Gewittereinflüsse. _ Gegen direkte 
Blitzschläge gibt es auch heute noch keinen 
Sicher wırkenden Schutz. Die früher viel um- 
strittene Schutzwirkung des oberhalb der 
Freileitungen verlaufenden Blitzseiles hat sich 
gegen direkten Blitzschlag im allgemeinen 
als unzureichend erwiesen, ebensowenig be- 
friedigt die Schutzwirkung mehrerer Seile. 
Wenn dem Blitz eine großenteils eben ver- 
laufende Einschlagfläche dargeboten wird, ver- 
ästelt er sich in den letzten 50 bis 100 m pinsel- 
artig und es läßt sich nicht vermeiden, daß 
einige der „Pinselhaare“ auch die Hochspan- 
nungsleitungen streifen. Die Folgen sind Wan- 
derwellen auf den Leitungen, Isolatorenüber- 
schläge und andere Störungen. Ähnlich sind 
die  Begleiterscheinungen von Blitzschlägen 
in der Nähe der Leitungen. Es gibt keine 
praktisch anwendbaren wirksamen Mittel, um 
Freileitungen bei solchen Gelegenheiten vor 
Isolatorüberschlägen zu schützen; man muß 
sich damit begnügen, letztere durch die be- 
reits erörterten Erdschlußlöscher unschädlich 
zu machen. Dabei kommt auch die Ausgleichs- 
wirkung des Löschtransformators auf die in 
den Leitungen wesentlich gleichgerichtet ver- 
laufenden Wanderwellen zur Geltung. 

Da die Blitzspannung eine obere Grenze 
hat und damit auch der auf die betroffene 
Leitung entfallende Anteil, so ist die Gefähr- 
dung der Leitungsanlage um so geringer, für 
je höhere Spannung diese gebaut ist. Da. wir 
jedoch diese obere Grenze noch nicht mit 
Sicherheit kennen, empfiehlt es sich, auch 


Anlagen für die jetzt gebräuchlichen höch- 
sten Spannungen mit zusätzlichen Schutz- 
einrichtungen zu versehen. Dazu rechnen 


in erster Linie Schutzdrosselspulen für 
Transformatoren als wirksame Wellenbrecher 
gegen den Anprall der Wanderwellen. Dabei 
ist es wieder eine Frage konstruktiver und _ 
wirtschaftlicher Zweckmäßigkeit, ob sich die 
angestrebte Sicherheit nicht auch durch ver- 
stärkte Isolierung der Transformatorwicklung 
erreichen läßt. Immerhin bevorzugt man ge- 
sonderte Drosselspulen, weil sie im Falle der 
Beschädigung geringere Störungen verursachen 
und leichter wiederherzustellen sind als Wick- 
lungen großer Transformatoren. Von geringer 
Bedeutung ist die Form der Drosselspulen und 


828 


etwaige Überbrückung durch induktionsfreien | 


Widerstand. Vor allem kommt es auf aus- 
reichende Induktivität und hohe Isolieriestig- 
keit zwischen den Windungen an, wenngleich 
nach Untersuchungen von Petersen der flach- 
gewickelten, nicht überbrückten Drosselspule 
der höhere Schutzwert zukommt. _ 

Auch Widerstandschutz wird zweck- 
mäßig angewendet. Könnte man jeder Kapa- 
zität und jeder Selbstinduktion einer ‚och- 
spannungsanlage passenden Dämpfungswider- 
stand parallelschalten, so wäre wohl das Über- 
spannungsproblem gelöst, denn jeder Über- 
spannungsvorgang würde in einem solchen 
System aperiodisch, also stark gedämpft ver- 
laufen. Leider muß man sich damit begnügen, 
diese Widerstände erforderlichenfalls durch 
selbstlöschende Funkenstrecken (Hörnerab- 
leiter) selbsttätig ein- und auszuschalten. Hier- 
bei hat man allerdings den sogenannten Ent- 
ladeverzug mit in Kauf zu nehmen, d. h. den 
Zeitunterschied zwischen dem Auftreten der 
Überspannung und dem Ansprechen der 
Funkenstrecke. Wenn dieser Entladeverzug 
auch durch besondere Maßnahmen sehr klein 
gehalten werden kann, so erhöht er doch die 
Gefährdung der Isolierung. Bean ‚zu 
durchbrechen, erfordert Arbeit, deren röße 
von Dicke und Art des Isolierstoffes abhängt. 
Geringsten Arbeitsaufwand erfordert Durch- 
brechen gasförmiger Stoffe (Luftisolierung), 
wesentlich mehr aber flüssiger und dichter, 
fester Isolierstoffe. Infolgedessen werden 
letztere durch den Entladeverzug viel weniger 
gefährdet als die Luftisolierung, die darum 
reichlich zu bemessen ist. : 

Während man, wie gesagt, bei Anlagen 
für die zur Zeit höchsten Spannungen von 
solehen zusätzlichen Schutzeinrichtungen zu- 
nächst noch versuchsweise absieht, sind sie 
bei Anlagen für mittlere Hochspannung nicht 
zu entbehren. 

Neuerdings hat man sogenannten Sprüh- 
schutz in verschiedener Ausführung vorge- 
schlagen. Nagel z. B. empfiehlt, Stachel- 
draht als Leitung zu verlegen. Bei näherer 
Prüfung erweist sich jedoch,, die Wirkung 
solchen Sprühschutzes auf Überspannungs- 
vorgänge der erörterten Arten, auch abge- 
sehen von dem erheblichen Entladeverzug, als 
unzureichend. Befriedigende Wirkung könnte 
vielleicht erwartet werden, wenn man die 
Leitungen ihrer ganzen Länge nach mit 
Sprühschutz versehen würde, das ist aber 
aus praktischen und wirtschaftlichen Gründen 
nicht angängig. Die von Nagel vorgeschlagene 
1 km Sehutzstrecke wird von den Wander- 


N 1 
wellen in 000 sek. durchlaufen, d. h. nur 


300 
während dieser kurzen Zeit wird der Wander- 
welle Energie entzogen. Zur Beurteilung des 
Nutzens des Sprühschutzes vergleicht man 
zweckmäßig seine Wirkung mit der des 
Hörnerableiters mit Dämpfungswiderstand 
(Widerstandschutz). Es ergibt sich dann, daß 


der dem Sprühschutz gleichwertige Wider-. 


stand ein hohes Vielfache des Dämpfungs- 
widerstandes ist. 

Ein weiterer bemerkenswerter Unter- 
schied zwischen beiden .Schutzeinrichtungen 
liegt in der Abhängigkeit der Leistungsauf- 
nahme von der Spannung. Während diese beim 
Widerstandschutz sich wie die Leistungsfähig- 
keit der Wänderwellen mit dem Quadrate der 
Spannung verringert, nimmt sie beim Sprüh- 
schutz in viel stärkerem Maße ab, wodurch die 
Baur des Ausgleiches wesentlich vergrößert 
wırd. 

Der Nagelsche Vorschlag beruht wie andere 
ähnliche auf Unterschätzung des Leistungs- 
vermögens von Wanderwellen, womit die un- 
zureichende Wirkung auch mancher anderen, 
recht sinnreich erdachten UÜberspannungs- 
schutzvorriehtung ihre Erklärung findet. 

Die mit großen Hoffnungen betriebene 
Einführung von Kondensatoren als Über- 
spannungsschutz ist inzwischen zum Still- 
stand gekommen, weil die für solche Konden- 
satoren erforderlichen hochwertigen Bau- 
stoffe kaum noch erhältlich sind und zu un- 
möglichen Preisen führen. Unzuverlässige 


Kondensatoren bedeuten aber, wie Erfahrung - 
zeigt, schwere Gefährdung der zu schützenden - 


Anlage, weil ihr Durchschlag in der Regel von 
kräftigen Überspannungen mit verheerender 
Wirkung begleitet ist. Dämpfungswiderstände 
schwächen zwar diese Erscheinungen ab, ver- 
ringern aber auch die angestrebte Schutz- 
wirkung der Kondensatoren. 


3. Schaltüberspannungen. Jedes 
Schalten in Hochspannungsanlagen, das eine 
plötzliche Zustandsänderung, d. h. Störung 
des elektrischen und magnetischen ‚Gleichge- 
wichtes zur Folge hat, ist von Überspan- 
nungen, Schaltüberspannungen, begleitet. 


Sie sind von aussetzende Erdschlüsse und Ge- 


wittereinflüsse begleitenden Erscheinungen 


. Ei, 
Kuh, 


schied besteht lediglich darin, daß die Über- 
spannungen bei den ersteren hauptsächlich 
zwischen Leitung und Erde, bei den letzteren 
aber zwischen den Leitungen auftreten. In- 
folgedessen sind auch die früher erörterten 
Schutzeinrichtungen bei Schaltüberspannun- 
gen in verschiedenem Grade wirksam. Als 
besonderes Mittel ist der Schutzschalter 
zu nennen, dessen Widerstandstufe je nach 
Anwendung für Freileitungen, Kabel, Mo- 
toren, Transformatoren oder Generatoren ver- 
schieden zu bemessen ist. Wie besonders her- 
vorgehoben werden soll, haben sich Schutz- 


schalter für Generatoren zum Unterdrücken: 


der fehlerhaftes Parallelschalten begleitenden 
gefährlichen Überspannungen als unentbehr- 
lich erwiesen. Die Widerstände sind für alle 
Anwendungsgebiete so zweckmäßig und reich- 


lieh zu bemessen, daß sie auch bei vorüber- 


ehendem Schalten auf Kurzschluß keinen 
Schaden leiden. x 
4. Dauerüberspannungen. Durch Zu- 
sammenwirken der Selbstinduktion mit der 
Kapazität der Anlage und Rückwirken der 
letzteren auf die Generatoren können Dauer- 
überspannungen mit der Grundfrequenz 
entstehen. Sie sollen hier nicht näher erörtert 
werden, da sie, der Vorausberechnung zugäng- 
lieh, sich nur durch Änderung des Systems 
beseitigen lassen. Dauerüberspannungen 
höherer Frequenz entspringen zwar gleichen 
Ursachen, allein ihnen läßt sich durch manche 
Mittel vorbeugen. Als Hauptforderung hat zu 
gelten, daß die Generatoren weder bei Leer- 
lauf noch bei Vollast Obertöne in der Span- 


grundsätzlich nicht verschieden, der ‚Unter- 


Elektrotechnische Zeitschrit. 1920. Heit 42. 


gleichen Mittel begegnen kann, wenn man 
diesen sehr seltenen Fall überhaupt berück- 
sichtigen will. ; 

Damit ist die Erörterung der bemerkens- 


werten Überspannungen und der gegen sie - 


angewendeten Schutzmittel erschöpft, den 
anderen weniger wichtigen wird durch die 
gleichen Mittel begegnet. 


II. Schutz gegen Fehlerstrom. 


Schutz gegen Fehlerstrom bezweckt recht- 
zeitiges Abtrennen mit Kurzschluß oder 
dauerndem Erdschluß behafteter Leitungen 
und Netzteile. Bei ihm handelt es sich haupt- 
sächlich um Schutzmaßnahmen gegen Folgen 
von Fehlerströmen, weniger um deren Ver- 
hütung. | 
den Überwachungseinrichtungen. 

1. Ölschalter. Zum richtigen Wirken 
des Fehlerstromschutzes gehören vor allem 


zuverlässige Schalter, die auch den von Groß- 


kraftwerken entwickelten Riesenströmen ge- 
wachsen sind. ls solche sind die unter 
schweren, Kurzschlüssen erprobten, druck- 
festen Ölschalter, Abb. 3 und die Lösch- 
kammerschalter, Abb: 4, zu nennen. Beide 
sind in der Literatur ausreichend beschrieben, 
so daß hier auf sie nicht weiter eingegangen 


Abb. 3. Einpoliger, druckfester Ölschalter der SSW für 12000 V, 3000 A. 


nung hervorbringen, deren Amplitude etwa 
3% derjenigen der Grundsehwingung über- 
schreitet. 


den größten Generato- 
ren zu gering, um bei 
der großen Aufnahme- 
fähigkeit des Leitungs- 
netzes sich störend gel- 
tend machen zu können. 

Bemerkenswert sind 


noch die Uberspan- 
nungen, die bei Erd- 
schluß im Operspan- 


nungsnetz durch ka- 
pazitive Verkettung der 
Wickelung von Trans- 
formatoren im Unter- 
spannungskreis auftre- 
ten, wenn dieser nicht 
mit einem Leitungs- 
netz zusammenhängt. 


Als Schutz dagegen 
dient zweckmäßig Eı- 
den des Unterspan- 


nungsnullpunktes über 
angemessenen Wider- 
stand. 

Bei gleichzeitigem 
Durchschlag zwischen 
Ober- und Unterspan- 
nungswickelung des 
Transformators kann der Kurzschlußstrom 
noch weitere Spannungssteigerung im Unter- 


et. Bei Einhalten dieser Forderung ist. 
die Leistungsfähigkeit der Obertöne auch bei 


Abb. 4. Einpoliger ‚Löschkammerschalter der AEG für 6600 V, 1500. A. _ 


zu werden braucht. Abb. 5 zeigt noch einen 
‚Drehstrom-Ölschalter für 100 kV 


Fehlerstromschutz gehört somit zu 


% E 7 IE RAR 


21. Oktober 1920. 


2. Reaktanzspulen. Zum Abschwächen 


der plötzlichen Kurzschlußströme hat man 


N 


Reaktanzspulen in mannigfacher Schaltung ; 
empfohlen. Man sucht sich jedoch von ihnen 


spannungskreise hervorrufen, der man mit dem | freizumachen, weil sie hinsiehtlich Kosten und 


I 


_ Überlegun 


.. gegenseiti 


81. Oktober 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 


42. 829 


Raumbedarf lästig werden und die Bewegungs- 
freiheit in Notfällen hindern. Bei neueren 
Generatoren kann man sie unbedenklich fort- 
lassen, weil es, abgeschen von Sonderfällen, 
auch bei den größten Maschinen einfacher und 
wirtschaftlicher ist, deren Induktanz so zu 
erhöhen, daß der plötzliche Kurzschlußstrom 
das 15-fache des Normalstromes nicht wesent- 
lieh überschreitet. 

In den Sammelschienen bieten Reaktanz- 
spulen nur Vorteil, wenn durch sie sonst ge- 
sondert betriebene Schienenabschnitte zwecks 
Belastungsausgleiches verbunden werden. 
Wirklichen Nutzen haben sie in Speiselei- 
tungen, wenn deren mehrere von denselben 
Sammelschienen gespeist werden oder sich in 
-demselben Unterwerke vereinigen. Aber 
Br in diesem Falle sind Reaktanzspulen 

urch ihre große Zahl sehr kostspielig. Man 
wird sie auch hier vermeiden, solange betriebs- 
sichere Ausgestaltung der Schaltanlage und 


Leistungsfähigkeit der Ölschalter, es gestatten. 
Damit wird auch künftig dem Ölschalter der 
Vorzug gegeben werden, der die größte Lei- 
stungsfähigkeit hat. 5 i 

Unentbehrlich sind Reaktanzspulen bei 
Anschluß kleinerer, insbesondere älterer An- 
lagen an Groß-Kraftübertragungen. Jahrzehnte 


hat solches Werk zur allgemeinen Zufriedenheit 


gearbeitet, da wird ihm der Anschluß an den 


- neuen Kraftspeicher zum Verhängnis. Letzten 


Endes wird die Betriebssicherheit einer Anlage 
dureh den in ihr möglichen Kurzschlußstrom 
bestimmt, der durch Verbinden mit anderen 
‚Anlagen, auch über Reaktanzspulen unweiger- 
lich erhöht wird, anderenfalls ja keine Ar- 
beitsübertragung möglich wäre. Für solche 
Werke ist daher Anschluß an Groß-Kraftüber- 
tragungen mehr oder weniger ein Sprung ins 
Ungewisse; mit der gewohnten Ruhe des Be- 
triebes kann es dann für längere Zeit vorbei 
sein. Darum bedarf es vorheriger, sorgfältiger 
{ aller widrigen Möglichkeiten und 
des Verzichtes auf Anschluß, wenn Besserung 
durch Umbau schwacher Teile der Anlage 
nicht angängig ist. 

3. Leitungsschutz. Zur ngren nung 
einer fehlerhaften Leitung können Strom un 
Spannung nach Größe und Richtung sowie die 
Zeit benutzt werden. Ohne auf die Kombina- 
tionsmöglichkeiten dieser Größen und ihrer 
jgen Beziehungen einzugehen, kann 
man die bisher bekannten, praktisch brauch- 
baren Anordnungen des Fehlerstromschutzes 
in vier Gruppen scheiden: 

1. Fehlerstromsehutz mit vom Strome oder 
von der Spannung oder von beiden ab- 
+ hängiger Auslösezeit der Schalter. 
2, Fehlerstromschutz mit vom Strome und 
von der Spannung unabhängiger Aus- 
. lösezeit der Schalter. 


3. Fehlerstromschutz mit Differentialwirkung. 
4. Fehlerstromschutz mit Rückstromwirkung. 
5 Ganz besonders verlockend erscheint es, 
in Gruppe 1 die Auslösezeit der Schalter von 
der Spannung abhängig zu machen, denn je 
schwerer der Kurzschluß, desto tiefer wird die 
Spannung sinken und gleiches trifft zu, je 
näher die Schalter dem Fehlerorte liegen. 
Während die dritte Gruppe _(Differential- 
schutz) und die vierte (Rückstromschutz) 
praktisch ohne Verzögerung arbeitet, erfordern 
die beiden anderen Staffelung der, Auslösezeit 
aufeinanderfolgender Schalter. Uber zweck- 
mäßige Größe der Staffelung bestehen noch 
Meinungsunterschiede, dagegen werden mit 
Rücksicht auf unvermeidliche Unvollkommen- 
heiten im Schaltermechanismus 0,5 sek. als 
Mindestbetrag der Staffelung anerkannt. 

Es wäre fruchtloses Beginnen, wollte 
man auf Grund allgemeiner Erwägungen die 
Entscheidung suchen, welche der beiden ersten 
Gruppen die bessere Lösung des Fehlerstrom- 
problems darstellt, denn dazu müßte man 
nieht nur die stündlichen, sondern auch die 
täglichen und die von den Jahreszeiten herbei- 
geführten Schwankungen des Betriebes be- 
rücksichtigen, wobei wieder zwischen Dampf- 
und Wasserkraftwerken zu unterscheiden wäre. 
Alle diese Umstände beeinflussen den Kurz- 
schlußstrom, der auch an verschiedenen 
Stellen des Netzes große Unterschiede auf- 
weisen kann. Im allgemeinen werden diese 


Einflüsse auf den Fehlerstromschutz der 
Gruppe 1 stärkere Wirkung ausüben als auf 
den der Gruppe 2 mit unveränderlicher Staffe- 
lung der Auslösezeiten. 

Ebensowenig kann man auch zwischen 
den beiden letzten Gruppen, Differential- 
schutz und Rückstromschutz, entscheiden, ja 
in manchen Fällen wird zweckmäßige Kombi- 
nation” verschiedener Schutzarten zu  be- 
friedigendem Ergebnisse führen. Der heutige 
Stand der Technik hinsichtlich des Fehler- 
stromschutzes gestattet noch nicht, zu jeder 
Aufgabe die völlig befriedigende Lösung an- 
zugeben, insbesondere, weil gerade die aus- 
gedehnten Leitungsanlagen der Groß-Kraft- 
übertragungen Differentialschutz mit Hilfs- 
leitungen ausschließen. 

(Schluß folgt.) 


Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Gebiete 
der Selbstanschlußämter.!) 


Von Direktor Grabe, Berlin. 


(Schluß von 8. 809.) 


Größere Gruppen mit mehreren Be- 
wegungsstufen (W. El.). 

Neuerdings verfolgt die Entwicklung die 
Tendenz, noch größere Gruppen von Teil- 
nehmern in den A. $. zu umfassen. Für den 
Konstrukteur ergibt sich die Notwendigkeit, 
mit höheren Kontaktzahlen zu rechnen und 
hierbei hat man, wie vorweggenommen sei, 
den Weg mit einer Bewegungsstufe auszu- 
kommen, aufgeben müssen. 


ı) Vortrag, gehalten auf der Jahresveraammlung des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Hannover 1920. 


an 


500-teilige A. S. ohne zweite Vorwahl- 
stufe. 


Hierfür gilt im allgemeinen das für die 
60-teiligen A. S. Gesagte. 

Zur bes. Bed. 1. Für den Zugänglichkeits- 
grad gilt, daß die Zahl der I. G. W. bei einem 
ohne “doppelte Vorwahl verwendeten 500- 
teiligen A. S. in derselben Größenordnung 
liest wie beim doppelten 60-teiligen A. 8. 

Zu 2. Die Einstellgeschwindigkeit erfor- 

dert noch mehr besondere Mittel und zwar die 
Auswahl von Schaltarmen (Bürsten) der Unter- 
gruppe, welche zeitraubend ist. Deswegen ist 
1,“ kaum, und wenn, dann für stärkeren Ver- 
kehr wiederum nur auf Kosten verminderter 
Wirtschaftlichkeit erreichbar. 
7 Zu 3. Die Störungen verteilen sich schon 
auf eine größere Anzahl von Apparaten, aber 
immer noch nicht wie bei der doppelten 
Vorwahl. 

Zu 5. u. 6. Die Vermeidung von Doppel- 
verbindungen ist bei 500-teiligen A. S. schwie- 
riger als bei kleineren A. S., weil an einen so 
großen A. S. bis zu 25 Gruppen angeschlossen 
sind. Wenn in einer Gruppe ein Anruf ein- 
trifft, so müssen alle anderen 24 Gruppen ge- 
sperrt werden, bis dieser eine Anruf aufge- 
nommen ist, und ein neuer freier A. S. heraus- 
gesucht ist. Diese gegenseitige Sperrung der 
Gruppen ergeben Schwierigkeiten. 

Zu 8. Da 2 Stromkreise die Gesamtheit 
aller Gruppen und A. $S. koppeln, und zwar der 
Sperrstromkreis (s. 5, 6), und der Auswahl- 
kreis zur Auffindung freier A. S., sind Gruppen- 
störungen zu erwarten. 


Allgemeine Bedingungen. 


Zu la) Der 500-teilige A. S. steht in Be- 
zug auf die Zahl günstiger als der 60-teilige 
A. 8. wegen der srößeren Teilnehmergruppe 
und der demzufolge geringeren Fluktuation 
des Verkehrs, wie ja wohl auch der Zweck 
dieser Vergrößerung der Gruppe in erster 
Linie in der Verbilligung der Anlagekosten 
zu suchen ist. Es sind nur noch 6% der Teil- 
nehmerzahl an A. S. erforderlich. I. G. W. 
werden, wie bei den 60-teiligen doppelten A. 8. 
gegenüber dem doppelten V. W. mehr erfor- 
derlich. i - 

Die übrigen allgemeinen Bedingungen 
gelten als im wesentlichen im gleichen Maße 
erfüllt wie beim A. S. kleineren Umfangs. 

Es sollen hier Versuche nicht unerwähnt 
bleiben, einen 100er A. S. durch Verwendung 
des Hub- u. Drehwählers zu schaffen. Diese 
scheiterten vorwiegend an der erreichten zu 
geringen Geschwindigkeit der Einstellung, 
welche in 2 Richtungen erfolgen muß. Ein 
weiterer Versuch, durch vorbereitende Ein- 
stellung diesen Einstellweg zu verkürzen, 
mißlang infolge Unwirtschaftlichkeit, weil für 
die entscheidende Zeit des stärksten Betriebes 
die vollkommene Zugänglichkeit zu den G. W. 
oder die Sicherung der vorbereiteten Ein- 
stellung nur :wieder durch Vermehrung der 
A. S. möglich war, wodurch der erhoffte wirt- 
schaftliche Vorsprung aufgehoben wurde. Ob 
diese vorbereitenden Einstellungen nun so er- 
folgen, daß die Kontaktarme vor den verschie- 
denen Reihen in verschiedener Höhe oder 
durch Verschränkung der Kontaktreihen die 
Wählerarme in der untersten Reihe stehen, ist 
hierbei gleichgültig. Sobald diese Bereit- 
stellungen nicht ausreichend erfolgen, tritt bei 
stärkerem Verkehr eine Verlängerung des Ein- 
stellweges ein, womit besondere Bedingung 2 
nicht gewahrt ist. 


Konstruktion. 

Wie schon aus der Behandlung der 
Gruppierungsfragen hervorgeht, sind hier bei 
der Vorwahl bereits dem Konstrukteur und 
dem Schaltungstechniker ganz besondere Auf- 
gaben gestellt. Drei Wege stehen zur Ver- 
fügung: 

A) Anordnungen mit eigenem mecha- 
nischem Antrieb, vorwiegend Konstruktionen 
vom Apparattyp. 

B) Mit gruppenweise gemeinschaftlichem 
Antrieb mehr maschinenähnlicher Natur. 


C) Relaisanordnungen. 


Diese 3 Grundtypen sind kombiniert 
denkbar und auch so in der Praxis ange- 
wendet. 

Für den Konstrukteur ergibt sich eine 
ganz allgemeine Erwägung aus der Bean- 
spruchung der Wähler. Je häufiger sie ge- 
braucht werden, desto kräftiger müssen sie 
gebaut sein. Die den Teilnehmerleitungen zu- 
geordneten W. sind wenig beansprucht, 
können daher leichter durchgebildet sein. A. 

werden umsomehr benutzt, je größeren 
Gruppen sie zugeordnet sind. Denn ein z. B. 
500-teiliger A. 8. wird etwa 17-mal so häufig 
beansprucht wie ein V. W. abgesehen von den 
den Untergruppen allein zugehörigen Teilen 


830 


———————————————— mm m — 


Aus wirtschaftlichen Gründen hat sich 
für die V. W. der Apparattyp mit 10 Kon- 
takten als zweckmäßig erwiesen. Eine nur 
ganz leichte Konstruktion genügt, wenn sonst 
den Bedingungen an Sicherheit Rechnung ge- 
tragen ist. Auch für kleingruppige A. 8. ist 
der Apparattyp in kräftigerer Ausführung an- 
gewendet worden. Dagegen ist für groß- 
gruppige A. S. bisher der Maschinentyp mit 
schwereren Konstruktionen in Gebrauch ge- 
kommen, insbesondere dann, wenn den unter 
Gruppierung für A. S. ausgeführten Erwä- 
gungen Rechnung getragen wird. 

Auch reine Relaisanordnungen sind schon 
durchgeführt. Die Relais sind an sich gute 
Konstruktionselemente, erfordern aber .ver- 
wickelte Schaltungen, erschweren die Über- 
sicht und sind nur in seltenen Fällen be- 
kleinsten Anlagen mit schwachem Betrieb 
wirtschaftlich. 

Die sonst für die eine oder die andere 
Lösung bisher behaupteten Vorteile in betreff 
der Betriebssicherheit verfangen nicht, da 
diesen Bedingungen in allen 3 Formen Rech- 
nung getragen werden kann. Der Entwick- 
lungsgang in der Praxis läßt auch hier am 
besten Lücken und Aufgaben für die Zu- 
kunft erkennen. 


Vorwählerkonstruktion. 


Die einfache Konstruktion eines Stoß- 
klinkenwerkes für 10 Kontakte, welche auf 
einem Kreisbogen von kleinem Durchmesser 
angeordnet sind, leichte Kontaktaıme und 
daher geringe Massen ergeben die große Ge- 
schwindigkeit von 50 Schritten pro Sekunde. 
(Beschreibung s. Lubberger, Kruckow). 

Die besondere Bedingung 2 ist voll er- 
füllt für alle Phasen des Betriebes ebenso 8. Da 
kein gemeinschaftlicher mechanischer Antrieb 
vorgesehen ist, bleiben Störungen auf einzelne 
Wänler begrenzt. Die gemeinschaftlichen elek- 
trischen Stromquellen geben zu einschneiden- 
den Gruppenstörungen keinen Anlaß, da sie 
leicht umschaltbar sind. 


Allgemeine Bedingungen. 


Zu la) Der Anteil des V. W. ohne Relais 
einsehl. Gestellanteil am Preis des gesamten S8. 
A.-Amtes ist etwa 15% also nur verhältnis- 
mäßıg gering. Der Ersatz dieser Einrich 
tung durch billigere, kann also auf das Ge- 
samtergebnis nicht sehr bedeutend sein. 

Zu 1b) Die Lebensdauer und Betriebs- 
sicherheitist groß, Kosten für Pflege und Amor- 
tisation daher gering. 

Zu lc) Störungen sind leicht feststell- 
bar, in der Zahl gering, daher nur geringe 
Pflegekosten. 

Zu 1d) Auswechselbarkeit leicht durch- 
führbar, daher geringe Amortisation. 

Zu le) Die nachträgliche Vermehrung von 
Ausgängen ist leicht erreichbar, daher sehr 
günstig. 

Zu 1f) Der Raumbedarf ist etwas größer 
als bei A. 8. E 

Zu 18) Da 100% I. V. W. vorgesehen 
sind, ist die UÜberlastbarkeit in dieser Stufe 
unbegrenzt. Im übrigen s. 1 e, 

Zu 2. Der Teilnehmer hat nieht zu 
warten, bis die Einstellung erfolgt (s. unter 
Gruppenteilung V. W. und A. S.). 

Zu 3. Durch große Einfachheit ist die 
Betriebssicherheit gewahrt. 

Zu 4. s. Bedingung 2. 

Zu 7. Einheitlichkeit ist nicht gewahrt, 

Autelco V. W. Beschreibung in Camp- 
bell, Lubberger, Kıuckow. 

Hier ist eine Kombination von Apparat- 
sätzen mit gemeinschaftlichem Antrieb ge- 
geben. Der einzelne V. W.-Kontaktsatz so- 
wohl wie Elektromagnet ist gegenüber dem V. 
W. von 8. & H. erheblich verbilligt, jedoch 
gibt der gemeinschaftliche Antrieb, .beson- 
ders in Zeiten starken Verkehrs zu Doppel- 
verbindungen durch gleichzeitiges Einspringen 
zweier Wähler Anlaß, außerdem zur Fehl- 
wahl, d. h. Verstümmelung der Kontakt- 
serien in dem Fall, wo der Hauptsatzschalter 
im Laufen ist (bes. Bed. 2 u. 5). Außerdem ist 
bes. Bed. 8 gefährdet. Die allgemeinen Be- 
dingungen sind erfüllt, soweit nicht etwa A. 8. 
geringere Anschaffungskosten bringen. 

W. El. 60-teiliger A. S. Beschreibung s. 
Campbell. 

Hier liegt bereits Maschinenkonstruktion 
mit gemeinschaftlichem Antrieb und elektro- 
magnetische Kupplung vor. 

Abgesehen von dem schon unter Gruppie- 
rung Gesagten, gilt das Folgende: 

Die besondere Bedingung 2 ist gerade bei 
Konstruktionen mit gemeinschaftlichem An- 
trieb bisher nicht erfüllt, da die schwereren 
Massen und ihre Kupplungen und Entkupp- 
lungen einen langsamen Gang bedingen. Der 
esamte Vorgang vom Auftreffen auf einen 
Baie Kontakt einschließlich der Entkupplung 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


und Stillsetzung erfordert eine größere Zeit 
als die einfache Ausschaltung des Schritt- 
schaltwerkes in der Strom- und Bewegungs- 
pause. Bei gleicher Geschwindigkeit sind die 
Prüfzeiten, außerdem bei dem sprunghaften 
Vorrücken eines Schrittschaltwerkes (V. W S. 
& H.) fast doppelt so lang wie bei der gleich- 
mäßig drehenden Maschine. Den Konstruk- 
teur des 60-teiligen A. S. mit gemeinschaft- 
lichem mechanischem Antrieb leitete wohl 
der Gedanke, daß die allgemeinen Bedin- 
gungen la, b, ec, 3 und 7 am besten gewahrt 
würden, und daß dieser We 
Unterlage für billige Durchbildung der Ge- 
samtkonstruktion bietet. Jedoch ist zu be- 
denken, daß ein erheblicher Teil der mit 
großem Geschick mit der Maschinenkonstruk- 
tion verknüpften Ausführungsformen. (Ver- 
kabelung, Kontaktsatz) auch für Apparat- 
konstruktionen anwendbar sind und bei Über- 
legungen über zukünftige Entwicklungsmög- 
lichkeiten auch für letztere in Ansatz gebracht 
werden müssen. 


Im übrigen dürften die Betriebskosten. 


und -Pflege in beiden Konstruktionen, die 
gleiche straffe Organisation vorausgesetzt, sich 
die Wage halten. Ein erheblicher Prozentsatz 
der Störungen liegt immer noch bei allen 
Systemen in den Platin (Silber)-Kontakten, 
wenn auch die Gesamtstörungszahl klein ist 
(eine Störung auf 2000 Kontakte im Monat), 
so daß der Einfluß der Konstruktionen auf 
Ds Pflegekosten nur entsprechend klein sein 
ann. 


A. 8. mit großen Gruppen. 


Hier liegt die Aufgabe für den Konstruk- 
teur anscheinend . so, daß mit einer Be- 
wegungsstufe nicht mehr auszukommen ist, 
wenn nicht das über .den 60-teiligen A. ». 
Gesagte eine weitere Verschärfung erfahren 
soll. Aus diesem Grunde ist man auf 2 Bewe- 
ungsstufen übergegangen und erhöht so die 
Schnelligkeit. Immeıbin erscheint es frag- 
lich, ob ein derartiger Weg vollkommen zum 
Ziele führt, da die Summe aller aufgewendeten 
Zeiten leicht eine halbe Sekunde überschreiten 
kann. Jedenfalls ist die Aufgabe noch nicht 
restlos gelöst für den Fall stärksten Betriebes 
und bei gleichzeitigem Anruf in derselben 
oder 2 verschiedenen. Untergruppen (s. die 
Ausführungen unter Gruppierung). 

Neuerdings zeigt dıe Entwicklung zur 
wirtschaftlichen Ausgestaltung der Vorwahl- 
stufe eine leichtere Duıchbildung der Kon- 
struktion des V. W. durch die schwedischen 
Konstrukteure. Wenn Lebensdauer und die 
Sicherheit sich in den Grenzen der übrigen 
Konstruktionen der Amtseinrichtungen be- 
wegen, könnte hierin ein weiterer Fortschritt 
erblickt werden. Wenn es aber gelinst, einen 
schnellaufenden A. S. mit 100 oder mehr 
Kontakten zu bauen, welcher den besonderen 
und allgemeinen Bedingungen, ebenso wie der 
V. W., genüst, so würde dieser, gegebenen- 
falls in Verbindung mit U. V. W., doch dem 
V. W. gegenüber wirtschaftliche Vorteile ohne 
entsprechende Nachteile bringen. 


Hilfselemente für Schaltungen. - 


Bei der Betrachtung vorstehender 
Gruppen- und Konstruktionsfragen in Ver- 
bindung mit den zur Durchführung der Schal- 
tungen zur Verfügung stehenden kleineren 
Konstruktionselementen, wie Relais, Steuer- 
schalter und Kopfkontakten, ergibt sich, so- 
wohl für die‘ Vorwahlstufe als auch für die 
später zu besprechenden G. W. die allgemeine 
Forderung, daß die vermittels der Relais mit 
der nötigen Sicherheit unmittelbar erreichbaren 
Kontaktschließungen von diesen, auch für die 
Dauer der Verbindung ausgeführt sein sollten, 
und daß der Steuerschalter nur da angewendet 
werden sollte, wo unter Beachtung der besonde- 
ren und allgemeinen Bedingungen eine Vermin- 
derungin der Gesamtzahl der Kontakte erzielt 
werden kann. Esistim allgemeinen zwecklos, 
vermittels eines sicheren Relaiskontaktes die 
dauernde Schließung nur eines Steuerschalter- 
kontaktes zu bewirken. Dem _ Schaltungs- 
techniker sind aber durch die Zahl der auf 


einem Relais übereinander unterzubringenden | 


Kontakte Grenzen gezogen, da deren Justie- 
rung durch die Abhängigkeit der Bewegung der 
Kontaktfedern von dem gemeinsamen Anker 
mit fortschreitender Zahl unverhältnismäßig 
erschwert wird. Die Ansichten über diese 
Frage haben im Laufe der letzten’ 10 Jahre 
stark geschwankt. Während die .W. El. z. T. 
auch für A. S. den Steuerschalter angewandt 
hat, ist die Autelco und S. & H. in der Vor- 
wahlstufe ohne diesen ausgekommen, dagegen 
ist er bei den konplizierten G. W. und L. W 
von der Autelco dauernd und von 8. & H. 
zeitweise angewendet worden, und zwar von 
der Auteleo als kleiner Schalter in mecha- 
nischer Kupplung mit den Gruppen- und Lei- 
tungswählern in Verbindung mit vielkontak- 


Heft 42. 


auch die beste, 


21. Oktober 1920. 


tigen Relais, von 8. & H. ungekuppelt mit er- 
heblichen Kontaktzahlen und Stellungen und 
unter Verminderung der Kontaktzahl der 
Relais. Durch Schaltungskombinationen und 
teilweise Vermehrung der Relaiskontakte ist 
der Steuerschalter hier vorübergehend ganz 
beseitigt worden, wird aber unter weiterer 
erheblicher Vereinfachung der Schaltungen, 
und zwar nur im Leitungswähler, neuerdings 
wieder angewandt, dagegen in den G. W. nicht. 


Die Relais erhalten jetzt nicht mehr als einen = 


unmittelbar miteinander kontaktschließenden 
Satz von Federn, übereinander angeordnet, 
dagegen mehrere solcher Sätze nebeneinander; 
da die Justierungsschwierigkeiten fortfallen 
und die Sicherung eines guten - Kontakt- 
schlusses in dieser Form bei gleichem Anker- 
hub nur eine Frage der elektrischen und mag- 
netischen Größenbemessung ist. . 

Ein großer Fortschritt in der Relaiskon- 
struktion ist z. Zt.-mit der Einführung der 
Doppelkontakte gemacht worden, durch welche 
die Sicherheit und damit die allgemeinen Be- 
dingungen 1b, c, g, 3 in hervorragender Weise 
gewahrt sind, während la durch die Ein- 
führung der Silberkontakte Rechnung ge- 
tragen ist. Diese Silberkontakte haben sich 
bereits während 8 Jahren in der Praxis gut 
bewährt. Wenn man annimmt, daß auf eine 
Anzahl von 2000 arbeitender Einfachrelais- 
kontakte eine Störung entfällt, so würde die 
Wahrscheinlichkeit einer Störung bei der 
Verdoppelung der Kontakte auf eine Störung 
auf 4000000 Kontakte herabgehen. Hierdurch 
erklärt sich auch rechnerisch der große Er- 
folg der Doppelkontakte. Durch sorgfältigen 
staubdiehten Abschluß jedes einzelnen Relais 
ist ebenfalls eine große Störungsfreiheit er- 
reichbar, dies jedoch nur auf Kosten von la. 

Kopfkontakte (Wellenkontakte) sind stets 
tunlichst vermieden worden, bilden aber.ein 
zum Teil unentbehrliehes Hilfsmittel. 


Schaltungen der Vorwahlstufe. 


Bei der Frage der Schaltungen handelt es 
sich nicht allein um reine Stromlauffragen. 
Eng damit verknüpft sind die Bemessungen 
der Betriebsmittel, der elektrischen und mag- 
netischen Größen. Diese sollen daher an dieser 
Stelle mit behandelt werden. : 

Bei den unter Gruppierung und Kon- 
struktion besprochenen Ausführungen sind 
zwar bestimmte Wege der Lösung der Auf- 
gaben durch Schaltung .beschritten, jedoch 
sind im wesentlichen diese Lösungen unter 
sich austauschbar, und abgesehen von einigen 
wenigen Ausnahmen nicht zwangläufige Folge 
von. Gruppierung und Konstruktion. Sie 
sollen daher nicht in Verknüpfung mit diesen 
besprochen werden. Anderseits ist die An- 
zahl der Lösungsmöglichkeiten schon bei der 
relativ einfachen Vorwahlstufe groß. Es kann 
daher infolge des knappen zur Verfügung 
stehenden Raumes hier nur untersucht werden, 
welche grundsätzlichen Forderungen an die 


‚Sehaltungen der Vorwahlstufe gestellt werden 


müssen, um die besonderen und allgemeinen 
Bedingungen möglichst weitgehend zu er- 
füllen und welche Aufgaben allenfalls die Zu- 
kunft birgt. Um ein Optimum hinsichtlich 
der “allgemeinen Bedingungen zu erfüllen, 
müssen folgende Grundsätze berücksichtigt 
werden: Be 

1. Die Betriebsströme sollten mit einer 
zwei- bis dreifachen Sicherheit bemessen wer- 
den, sodaß noch unter Berücksichtigung der 
Toleranzen für Windungszahl und Wider- 
stand der Elektromagnete und auch nach 
längerer Betriebsdauer und Pflege durch das 
Amtspersonal ein reichlicher Überschuß vor- 
handen ist. Dies geschieht zwar auf Kosten 
von la und 1h der allgemeinen Bedingungen, 
a wird aber für 1b, c, 3 ein Vorteil er- 
zielt. sy 

2. Ebenso sollten die mechanischen Sicher- 
heiten, d. h. Uberschuß an Anzugskraft der 
Elektromagnete bemessen werden. 

3. Die Forderung dreifacher 
nach 1 und 2 machen die Vermeidung von 
Fehlströmen in den Relais wünschenswert. 
Eine Aufhebung der Wirkung soleher Fehl- 
ströome durch gegenwirkende Federkräfte 
stellen an die Pflege der Apparatur eine erheb- 
liche Anforderung. Dieser Weg ist also -in 
Bezug auf 1b, lc der allgemeinen Bedin- 
gungen bedenklich. RR 

Da wo Fehlströme aus wirtschaftlichen 
Gründen unvermeidlich sind, sollten sie sich 
im Hinblick auf 1b zu Justier- und Betriebs- 
strom wie 1:3:9 verhalten. Eine besondere 
Gefahr bieten hier die Prüfstromkreise, bei 
denen oft Fehlströme nieht zu vermeiden sind, 
während anderseits die Prüfrelais mit großer 
Geschwindigkeit ansprechen müssen, also 
großer Stromüberschüsse bedürfen. hr 

4. Für die. mit großer Geschwindigkeit - 
arbeitenden Schaltelektromagnete und Relais 
ist auch für eine Zeitsicherheit zu sorgen. Da 


\ 


Sicherheit 


1 


21. Oktober 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


es sich hierbei vielfach um POBSRUCR.NON 
gänge handelt, welche nur wenige Millisekun- 
den andauern, so müssen zur Feststellung der 
Bewegungsvorgänge oft besonders wissen- 
schaftliche Hilfsmittel angewandt werden. 

5. Bei denjenigen Vorgängen bzw. Kon- 
taktschlüssen, welche sich in einer bestimmten 
Aufeinanderfolge vollziehen sollen, muß mög- 
lichst Zwangläufigkeit bewahrt sein. Zu ver- 
meiden sind unabhängig verlaufende nur auf 
Ansprechzeiten berechnete Schaltvorgänge. 

6. Mit Rücksicht hauptsächlich auf die 
allgemeinen Bedingungen Ic und 2 sind klare 
einfache Stromkreise anzustreben, welche nicht 
zu vielfach gekuppelt und verzweigt sind. 

Die Durehführung der Schaltung im 
einzelnen, und soweit sie nur auf Kombina- 
tion beruht, zeigt für die Vorwablstufe bisher 
eine Einheitlichkeit in der Entwicklung. bei 
den zur ‚Einleitung bzw. Stillsetzung der Vor- 
wahl erforderlichen Einrichtungen. Der Teil- 
nehmerleitung sind bei allen bisher in Betrieb 
gesetzten Anlagen sowohl bei Vorwählern wie 
bei A. 8. besondere Relais zugeordnet, während 
Einrichtungen mit dauernd laufenden oder 
ausgelösten Anrufordnern, welche diese Relais 
teilweise oder ganz ersetzen sollen, oft vorge- 
schlagen, aber nie praktisch eingeführt worden 
sind. Die Einführung soleher Einrichtungen 
würden einen hervorragenden wirtschaftlichen 
Fortschritt bedeuten, da die Anzahl der Elek- 

- tromagnete pro Teilnehmer durch Fortfall der 
Linienrelais erheblich herabgesetzt werden 
würde. .Anderseits liegen besonders Ver- 
schleiß, Überwachung. und Geschwindigkeit 
ungünstig. Die besonderen Bedingungen 2, 
3, 4 und 8, ferner die allgemeinen Bedin- 
gungen 1b, 1g, Ih, 2, 3, 4, 6 und 7 sind nicht 
erfüllt. 

Für die V. W. mit Nullstellung und A. 8. 
werden z. Zt. nur 2 Relais vorgesehen. Es ist 

- eine Verminderung auf 1 Relais ohne Anruf- 

| ordner denkbar, durch welche auch noch ein 

u großer wirtschaftlicher Vorteil erzielt werden 

könnte, jedoch, seheint eine Lösung ohne er- 
hebliche Nachteile in. Bezug auf die besondere 
Bedingung 3 und die allgemeine Bedingung 3 
nicht möglich zu sein. 


Die G. W. können als gruppenartig oder 
konstruktiv mehrfach zusammengefaßte V. W. 
gelten. Zu der einfachen, vom Teilnehmer un- 
gesteuerten Freiwahl, kommt die gesteuerte 
(bezifferte) Wahl hinzu, durch welche die 
Gruppenstufe, (bei dekadischem System die 
Dekade) vom Teilnehmerapparat her. ausge- 
wählt wird. Aus diesem Grunde gelten für die 

f freie Wahl die besonderen Bedingungen 1 bis 8 
a der Vorwahlstufe, wobei selbstverständlich 
ä das dort Gesagte sinngemäß zu übertragen ist. 
FE Für die bezifferte Wahl kommen noch 3 be- 
5 sondere Bedingungen dazu: 

2 9. Für den Teilnehmer stets gleichartig 
verlaufende Vorgänge für die einzelnen Phasen 
der Wahl, insbesondere keine zeitlichen Ver- 
schiedenheiten. 

10. Keine Hemmungen für den Teil- 
nehmer, während des Wahlvorganges. 

11. Möglichst unmittelbar nach dem 
Wählen des Frei- oder Besetztsignals (Ruf zum 
gewünschten Teilnehmer). Im übrigen siehe 
die Bedingungen unter Wahlvorgang der Teil- 
nehmerstelle. 


Gruppierung der Gruppenwahl. 

Größenbemessung der Gruppen: 

Da mit der zunehmenden Größe der ein- 
zelnen Gruppen die Anzahl der Gruppen im 
System abnimmt, der einzelne Wähler aber 
an Größe zunimmt, so wird die Entscheidung 
über ihre Bemessung in wirtschaftlicher Hin- 
sicht von der konstruktiven Durchbildung der 
sich stark vermehrenden Teile, und dem Hinzu- 
kommen neuer Organe abhängig sein. Eine 
Vergrößerung der G. W. bedingt außerdem 
entweder die Abkehr von dem dekadischen 
Nummernschalter oder die Einführung von 
Umrechnern, (Register des W. El.-Systems.) 

Die besonderen Bedingungen 2, 3, 8, 9, 
10, 11 dürften bei nieht erheblichen wirt- 
schaftlichen Unterschieden auch hier eine aus- 

_ schlaggebende Rolle spielen. 

“ Von ähnlichem Einfluß ist die Bemessung 
der Größe der ausgehenden Leitungsbündel, 
da mit der Vermehrung der Ausgänge aus jedem 
Wähler die Zahl der Wähler der folgenden 
Stufe herabgesetzt wird. Hier ist aber durch 
Einführung besonderer Gruppierung der aus- 
gehenden Leitungen, . durch Staffelung 
und Übergreifen auf _Nachbargruppen eine 
Lösung gefunden, um die Kontaktzahlen ohne 
'Erschwerung der Amtspflege klein zu halten. 
Damit konnte auch der besonderen Bedin- 
gung 2 ohne Vergrößerung der Bündel mit 
großem Überschuß genügt werden. 


| Gruppenwähler und Leitungswähler. 
& 
} 
A 


Aus der Zahl der möglichen Lösungen für 
den Verbindungsaufbau heben sich 2. Zt. 4 als 
nennenswert heraus. 

A) Die einfache Vorwärtswahl mit Wäh- 
lern, welche für die einzelnen Richtungen. in 
freier Wahl wie V. W. arbeiten (Autelco 
und 8. & H.). 

B) Wahl über Aufspeicherer (W. El.). 
€) Kreislaufwahl. Eine Vorwärtswahl 


mit Überbrückung der durch bezifferte Wahl 
gefundenen Schaltpunkte durch freie Wähler 


und Ausscheiden der gesteuerten Wähler. 

D) Wie C, aber mit gesteuerter Rück- 
wahl. 

Die Anordnung A ist die älteste und ver- 
breitetste Form. Sie genügt den besonderen 
Bedingüngen 2 bis 11 und ebenso den allge- 
meinen Bedingungen. 

Die Verwendung von Aufspeicherern nach 
der Anordnung B für die vom Teilnehmer aus- 
gehenden Wahlimpulse ist, wie hier vorweg- 
genommen sei, die notwendige Folge der 
Wähler mit gemeinschaftlichem Antrieb (Ma- 
schine). Da eine Zwangsläufigkeit zwischen 
Wähleinrichtung beim Teilnehmer und den 
Wählern ohne Komplizierung der Teilnehmer- 
stelle nicht erreichbar ist, so muß die das 


Tempo bestimmende Maschine sich im 
Wechselspiel mit dem Aufspeicherer ein- 
stellen. Der so eingeführte Aufspeicherer 


findet dann zugleich als Umrechner seine Ver- 
wendung und bringt so einen wirtschaft- 
lichen Ausgleich für seine Mehrkosten. Die 
besonderen Bedingungen, 1, 2 und 5 sind er- 
füllt, dagegen bestehen Bedenken hinsichtlich 

2067; Über die allgemeinen Bedingungen 
s. weiter unten bei Konstruktion. 

Die Systeme mit Aufspeicherern sind in 
letzter Zeit, Allerdings vorwiegend als halb- 
selbsttätige Systeme zur Anwendung ge- 
kommen. 

Bisher nicht in der Praxis verwendet sind 
die Kreislaufsysteme nach Punkt C und D. 
Diese bieten aber insofern Vorteile, als die 
besonderen Bedingungen leicht zu erreichen 
sind und nur für die Bedingungen 8 und 11 
besondere Mittel erforderlich werden, deren 
Entwicklung noch ein unsicheres Element dar- 
stellt. Erhebliche Vorteile sind im Hinblick 
auf la der allgemeinen Bedingungen bei An- 
lagen mit mittlerem und starkem Betrieb zu 
erwarten, da die komplizierteren Verbindungs- 
wähler einfacher als die gewöhnlichen G. W. 
sein können und nur wenige Sekunden besetzt 
sind und nicht für die ganze Dauer der Ver- 
bindung gebraucht werden und die Sprech- 
verbindung von einfacheren Schaltern herge- 
stellt werden kann. 

Für die Entwicklung der Relaissysteme, 
bei denen durch relaisähnliche Einrichtungen 
ein vorher durch Wähler ausgewählter Schalt- 
punkt für die Dauer der Verbindung festge- 
legt wird, sind Kreislaufanordnungen wohl un- 
entbehrlich. 

Einerseits eröffnen sich also gerade in 
wirtschaftlicher Hinsicht durch die Arbeiten 
auf dem Gebiete der Kreislaufsysteme einige 
hoffnungsvolle Ausblicke. Anderseits darf la 
nur dann so hoch zugunsten der Kreislauf- 
systeme bewertet werden, wenn die Wähler 
eine ihrer Mehrbeanspruchung entsprechende 
Lebensdauer erhalten können, ohne sie erheb- 
lich zu verteuern, sonst würde wieder die 
Amortisationsquote wirtschaftlich zu stark 
ins Gewicht fallen. # 


Konstruktionen. Gruppenwähler von 
Auteleo, 8. & H. und Dietl. 


Die beiden Aufgaben des Auswählens der 
Gruppenstufe (Dekade) und der Wahl der 
freien Verbindung dahin erfüllen Autelco 
und 8. & H. bekanntlich durch Heben und 
Drehen einer Achse vermittels Schaltklinken 
und Stromstößen. Die Kontaktsätze sind 
zylindrisch. Die bewegten Massen sind relativ 
gering und leicht einstellbar. Die erzielbaren 
Geschwindigkeiten sind groß. Die Steuerung 
kann daher von dem Nummernschalter der 
Teilnehmerstelle direkt erfolgen. Durch Dietl, 
Wien, sind die bewegten Massen weiterhin er- 
heblieh vermindert worden, so daß die Ge- 
schwindigkeiten noch größer sind. Das Drehen 
erfolgt bei allen drei Anordnungen durch 
Selbstunterbrecher oder Maschinenstrom mit 
reichlichem Kraftüberschuß. Der Kontakt- 
druck auf den Kontaktsätzen beträgt etwa 
30 g pro Kontakt. Die Zurückführung erfolgt 
dureh Ausklinken der Sperrhebel. Die Wähler 
sind auf dekadische Teilung nicht beschränkt 
und können für größere Gruppen eingerichtet 
werden, falls wirtschaftliche Momente dies er- 
fordern sollten. Die besonderen Bedingungen 
1, 2, 3, 4, 7 und 8 sind erfüllt. Ebenso 5 bei 
Selbstunterbrecherantrieb. Die allgemeinen 
Bedingungen la, b, e,.d, e, f, 2, 3, 4, 5, 6 sind 
ebenfalls erfüllt. 


Heit 42. 


831 


Western Eleetrie, Zylinderform. 


Da diese Wähler durch Kupplung mit 
einem gemeinschaftlichen Kotzieh bewegt 
werden, erfordern sie einen Aufspeicherer (8. 
oben unter Gruppenschaältung). Die Zylinder- 
form der Kontaktsätze ist beibehalten, jedoch 
ist die Leitungsführung durch Verwendung 
von Bandkabeln verbilligt. Die Auswahl der 
Dekade geschieht durch Ausklinken von 
Kontaktarmen nach erfolgter Kupplung mit 
dem Antrieb, die Auswahl freier Verbindungs- 
leitungen durch weitere Kupplung und Dreh- 
bewegung. Für den hier verwendeten Steuer- 
schalter ist eine dritte Kupplung vorgesehen. 
Außer diesen Kupplungen sind Zentriervor- 
richtungen zur genauen Einstellung vorhan- 
den. Der Kontaktdruck beträgt wie bei 
Auteleo und 8. & H. etwa 3089. er Wähler 
ist 200-teilig und wird als G. W. dekadisch, 
dagegen als L. W. unter Benutzung des Auf- 
speicherers als Umreehner zur Ersparnis von 
etwa 20% L. W. undekadisch verwendet. Die 
Zurückfübrung erfolgt durch erneutes An- 
sprechen der 3 Kupplungen. 

Die besondere Bedingung 1 erscheint nur 
wenig günstiger bedacht als bei dem Autelco- 
Wähler. 2, 3, 4, 5sind berücksichtigt, 7 und 8 
sind weniger gut als beim Auteleo- und S. & 
H.-Wähler gelöst. Der Konstruktion lag wohl 
der Gedanke zugrunde, Anschaffungskosten 
und Pflege zu verbilligen und die Betriebs- 
sicherheit zu erhöhen, also den allgemeinen 
Bedingungen la, b, © und 3 besonders Rech- 
nung zu tragen. Da langjährige Erfahrungen 
noch nicht vorliegen, welche allein einen Maß- 
stab bilden können, so muß ein Resultat abge- 
wartet werden. Bei gleich straffer Handhabung 
des Dienstes dürften aber beide Konstruk- 
tionen das gleiche Pflegepersonal erfordern. 
Die allgemeinen Bedingungen 1d und 5 sind 
erfüllt. 7 etwas besser als bei den Autelco- 
und 8. & H.-Konstruktionen. 2 ist nur teil- 
weise erfüllt, da die Wähler der Handhabung 
des Nummernschalters nacheilen und nur der 
Aufspeicherer sich sofort einstellt. Ebenso 
ist 4 nicht so gut berücksichtigt wie beim 
Auteleo- und 8. & H.-Wähler und 6 nicht für 
kleine Gruppen von wenigen hundert An- 
schlüssen. 


Western-Electrie-Stangenwähler. 

Diese Form stellt eine weitere Entwick- 
lung der Konstruktion zur Schaffung großer 
Gruppen dar und umfaßt 500 Kontakte. Die 
schmale leistenförmige Form der Kontakte 
gestattet ein enges Aneinanderreihen der 
Kontaktbänke und die Ersparung der Ver- 
kabelung, trägt also der Forderung auf Ver- 


-billigung der Kontaktsätze der Vermehrung 


der Kontakte gegenüber Rechnung. Die Höhe 
der Wähler (4 m) erweckt allerdings in Bezug 
auf le etwas Bedenken. Im übrigen dürfte 
für die besonderen und allgemeinen Bedin- 
gungen das gleiche gelten, wie bei dem erst- 
genannten Wähler der W. El. 


Hultman und Ericson-Wähler. 


Diese Konstruktionen streben ebenfalls 
große.Gruppen von 1000- oder 500-Kontakten 
an und versuchen, ausgespannte blanke Drähte, 
ähnlich wie Strowger in seinen ersten Aus- 
führungsformen im Jahre 1892 zu verwenden, 
aber in verbesserter Form zur Verminderung 
der Kosten. Über die Konstruktionen ist 
näheres nicht bekannt geworden. Dieselben 
sind bisher auch noch nicht erheblich im prak- 
tischen Gebrauch eingeführt. 

Einen vollkommen anderen Weg versucht 
Betulander, welcher in der Krejswahl Relais 
verwendet (s. Gruppierungen). Gelingt es, so 
billige Relaiskonstiuktionen herauszubringen, 
daß ihre reichliehe Anwendung dureh wirt- 
schaftliehe Erwägungen nieht unmöglich wird, 
so- kann die besondere Bedingung la erfüllt 
werden; bisher erscheint der Weg ungangbar. 

Als Ausblick für die Zukunft kann viel- 
leicht folgendes gelten: 

Den bisher: herausgebrachten Anord- 
nungen gegenüber scheint z. Zt. das Kreis- 
wallsystem Aussicht auf wirtschaftliche Fort - 
schritte zu haben, da die vom Teilnehmer ge- 
steuerten Vorauswähler einfacher konstru- 
iert werden können als die jetzt verwendeten 
Wähler, die Verbindungswähbler aber noch ein- 
fachere Apparate darstellen (s. das unter 
Gruppierung Gesagte). 


Schaltungen. 

Für die Schaltungen gilt das gleiche wie 
unter Vorwahl bereits ausgeführt ist. Ein 
systematischer Vergleich der Schaltungen ist 
auch, nicht allein wegen Mangels an Raum, 
nieht gut möglich, da die Unterlagen hierfür 
fehlen. Eine besondere Gruppe von mannig- 
faltigen Aufgaben stellt die Komb’nation des 
Sclbstanschlußbetriebes mit den Nebenstellen, 
dem Fernbetrieb und kompliziertem Zählbe- 
trieb dar. 


832 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 42. 


21. Oktober 1920. 


Dieselben können z. Zt. aus demselben 
Grunde, wie vorstehend, nicht in den Bereich 
der Betrachtungen gezogen werden. 

Ich möchte bei dieser Gelegenheit nicht 
verfehlen, meinen Mitarbeitern, Herrn Dr. 
Lubberger und Herrn Oberingenieur Langer, 
meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. 


Die Arbeitsgemeinschaften in England, 
insbesondere die Whitley-Ausschüsse. 


Die Gewerkschaften sind in England so- 
wohl von der Gesetzgebung als von der aus- 
führenden Verwaltung früher anerkannt wor- 
den als bei unst), obwohl die Zersplitterung in 
zahlreiche Berufsverbände dort noch größer 
war. Die Webbs?) sprechen in der zweiten 
Auflage ihrer Geschichte der Gewerkschaften 
von 1100 Gewerkschaftseinheiten, die 50 000 
Ortsgruppen umfassen und etwa 6 Millionen 
Mitglieder zählen. Auch von der syndika- 
listischen Richtung, die als Mittel die Gewalt 
und Sabotage nicht verschmäht, ist die eng- 
lische Gewerkschaftsbewegung nicht ver- 
schont geblieben. Sie ging aus von dem Neu- 
unionismus, der durch die Organisierung der 
Dockarbeiter und überhaupt der Gelegen- 
heits- und Zufallsarbeiter durch Tom Mann 
und Ben Tillet in die englische Arbaiterbe- 
wegung eingeführt wurde, aber auch unter 
anderen Berufen Anhänger zu gewinnen suchte. 
Die Shop-Stewards-Bewegung in der Ma- 
schinenbauindustrie schlug ähnliche Wege ein 
und verfolgte ähnliche Ziele wie bei uns die 
revolutionären  Obleute und die Anhänger 
der Rätediktatur.?) 

Daneben geht in neuester Zeit eine Be- 
wegung, die ähnlich unserm Bau- und Metall- 
arbeiterverband an Stelle des Berufsverbandes 
den Industrieverband zu setzen sucht. Auch 
Zusammenfassungen zu großen Kartellen wer- 
den angestrebt, z. B. vom sogenannten Drei- 
verband der Berg-, Transportarbeiter und 
Eisenbahner.?) 

Die Arbeitgeberverbände waren bis vor 
dem Krieg weit loser organisiert als bei uns. 
Sie waren stets zum Abschluß von Tarifver- 
trägen (collective bargaining) bereit. Zur 
Durehführung der Kriegswirtschaft sowohl 
als um sich gegen ihre Auswüchse zu wehren, 
schlossen sich die Unternehmerverbände, die 
ebenfalls viel zu zahlreich und mannigfaltig 
entstanden waren, enger zusammen. 

Von ihrer Seite wurde bereits etwa 1916 
erkannt, daß der Wiederaufbau der Volks- 
wirtschaft nur im guten Einvernehmen mit 
den Arbeitern möglich und daß dazu 
eine Steigerung der Erzeugung unerläßlich 
sei, da die Arbeiter nicht bloß höheren Lohn, 
sondern auch billige Schuhe, Straßenbahnen 
usw. forderten. Selbst die auf das Mitbe- 
stimmungsrecht gerichteten Forderungen der 
Arbeiter wurden als berechtigt anerkannt. 
Besonders treffend sind diese Gedanken so- 
wie die Notwendigkeit der Befreiung der 
Industrie von der Beaufsichtigung durch die 
Beamten und der Errichtung einer Selbstver- 
waltung der Industrie ähnlich, wie sich die 
Selbstverwaltung der Gemeinden durchge- 
setzt hat, betont in den Arbeiten der Garton 
Foundation, den Berichten der British Asso- 
ciation von Professor A. W. Kirkaldy, 
namentlich aber in den Werken des als Leiter 

roßer Handelsunternehmungen erfahrenen 
irnest J. P. Benn, ‚The Trade as Seience“ 
und ‚The Trade of To-morrow“. 
bereits die Errichtung von National Industrial 
Couneils sowie eines Industrieministeriums 
vorgeschlagen, das nicht die gewerkliche Er- 
zeugung zu leiten, sondern die Organisation 
der Industrie zu überwachen und zu be- 
fruchten hat.*) 

Diese Pläne fanden allgemeinen Anklang. 
In der Frage des Wiederaufbaus der englischen 
Volkswirtschaft, wofür ein eigenes Ministerium 
mit Dr. Addison als Leiter eingesetzt wurde, 
betraute der Premierminister im Oktober 
1916 einen aus Unternehmern und Gewerk- 
schaftsbeamten bestehenden Ausschuß, der 
nach seinem Vorsitzenden John Henry Whit- 
ley der Whitley-Ausschuß genannt wird, mit 
folgenden Berichtsaufgaben: 


1. Vorschläge zu machen und zu beraten, um 
die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und 
Arbeitnehmern dauernd zu verbessern; 


2. Mittel zu empfehlen, um die Industriever- 
hältnisse, so weit sie die Beziehungen 


) Vgl.W. Kulemann, Die Berufsverrine, Berlin 1913 
(Leonhard Simion Nachf.), Bd. A, S. 1—148. 
g I Vgl. Dr. Th. Plaut, ‚Wirtschaftsdienst, 5. Jahrg. 
+ „Pr Th. Plaut. Wirtschaftsdienst, 5. Jahrg, $ 24ff. 
ns: : 
%) Vgl. Ing.zur Nedden, Der Ruf nach Selbstverwal- 
tung in der englischen Industrie, „Technik und Wirt- 
schaft“, 12. Jahrg. 1919, S. 828 bis 843. 


Hier wurde | liehen Meinung und den politischen Körper- 


zwischen Unternehmern und Arbeitern be- 
einflussen, planmäßig von den Betroffenen 
einer Prüfung unterziehen zu lassen mit 
dem Ziel, auf künftige Verbesserung dieser 


Verhältnisse hinzuwirken.“ ® 


Der Ausschuß hielt es für zweckmäßiger, 
statt ins einzelne gehender Vorschläge ‚nur 
Grundzüge vorzuzeichnen und dann die un- 
mittelbar in den verschiedenen Industrien 
Tätigen aufzufordern, den Plan ihren eigenen 
Voraussetzungen entsprechend auszugestal- 
ten.‘‘ (Schlußbericht vom 1. VII. 1918). 

Die fünf von dem Whitley-Ausschuß er- 
statteten Berichte (Whitley - Reports) er- 
schienen zwischen dem 8. III. 1917 und dem 
1. VII. 1918 und behandelten die Errichtung 
paritätischer Verständigungsausschüsse oder 
Arbeitsgemeinschaften in den organisierten 
Gewerben (Gruppe A), den teilweise organi- 
sierten Gewerben (Gruppe B) und den gänzlich 
unorganisierten Gewerben (Gruppe GC). Für 
die letztgenannten wurde der Ausbau der 
Lohn- oder Gewerbeämter (Trade Boards, 
nicht zu -verwechseln mit dem Handelsamt 
Board of Trade) verlangt. Diese durch ein 
Gesetz von 1909 zum Schutz der in der Heim- 
arbeit beschäftigten Arbeiter eingeführten 
Ämter hatten zunächst nur für einige wenige 
Industriezweige die Arbeitsbedingungen ge- 
regelt, wurden dann aber in einer Reihe 
weiterer Industrien eingeführt. Der Whitley- 
Ausschuß schlägt nun in seinem zweiten Be- 


richt eine Erweiterung des Gesetzes über die 


Trade Boards vor, deren Inhalt für uns nicht 
weiter in Betracht kommt. 5 
Diese paritätischen Verständigungsaus- 
schüsse sind nichts anderes als Arbeitsge- 
meinschaften. Sie sind älter als die deutsche 
Arbeitsgemeinschaft, da die erste Kundgebung 
der deutschen Zentralarbeitsgemeinschaft erst 
am 15. XI. 1918 erfolgt ist. Das englische 
Gegenstück ist nach der Ansicht Max 
Schippels im Vorwort zu seiner Über- 
setzung der Whitley-Reports!) stetiger und 
organischer aus den Umständen und Trieb- 
kräften eines hoch und reich entfalteten Orga- 
nisationswesens hervorgewachsen. Die eng- 
lischen Arbeitsgemeinschaften sind eine Fort- 
setzung der eingelebten alten Tarifpolitik. 
Was hier durch gemeinsame, mit der Zeit 
immer mehr gefestigte Vertretungen der Ge- 
werkschaften und. Arbeitgeberverbände ge- 
regelt wurde, erhält nach den verschiedenen 
Seiten einen ergänzenden Anbau; das Schlich- 
tungswesen, die Werkstätten- und Fabrik- 
hygiene, die Lehrlings- und Fachausbildung, 
die sonstigen Arbeitsbedingungen sollen be- 
ständig nachgeprüft und höher entfaltet wer- 
den. Daneb>n jedoch spielen bereits eine ein- 
flußreiche Rolle: die allgemeinen Industrie- 
verhältnisse und deren Verbesserung, die 
Sorge für einen gleichmäßigeren Geschäfts- 
gang und damit für geringere und erträglichere 
Schwankungen des Arbeitsbedarfs, für ge- 


rechtere Arbeiterabfindung und -beteiligung 


bei Erfindungen, die innerhalb des Betriebs 
gemacht und angewendet werden, für Bil- 
dungs-, Unterhaltungs- und Sportgelegenheit, 
für regelmäßige _Sozial- 
statistiken, für Informationsstöff aller Art. 


Aber fast überall sehen die Satzungen bei aller 


Mannigfaltigkeit ihres Inhalts zugleich die 
Einwirkung auf die Regierung und die Ge- 
setzgebung vor: die Abgabe von Gutachten, 
ehe Schritte der Gesetzgebung oder Verwal- 
tung erfolgen, die Verfechtung der Bedürfnisse 
und Wünsche der Produktion vor der öffent- 


schaften. . 

Die  Gleichberechtigung von _Unter- 
nehmern und Arbeitern (Parität) bis ins 
einzelne ist das hervorstehende Kennzeichen 
er sich ankündenden neuen Entwicklungs- 
stufe. - 


Charakteristisch für die englische Auf- 


fassung ist die unbedingt ausschlaggebende 
Wertung der Produktion und des Produk- 
tionszweiges als eines gleichartigen, für die neue 
Interessen vertretung ausschließlich maßgeben- 
den Ganzen, während dem Betrieb nur eine 
untergeordnete und ergänzende Stellung zuge- 


messen wird. Ausgangspunkt sind die Inter- 


essenübereinstimmung und Interessengegen- 
sätze eines ganzen Berufszweiges: die großen 
Berufsorganisationen,Arbeitgeberverbände und 
Gewerkschaften. Die Betriebsvertretungen ha- 
ben sich nur als dienende Glieder in den allge- 
meinen Vertretungsaufbau einzufügen, und 
sie (die Works Committees, Betriebsräte, wie 
wir in Deutschland sagen würden) haben sich 
den Entscheidungen der größeren einheit- 
licheren Berufsorganisationen, insbesondere also 


!) Arbeitsgemeinschaften, Betriebsräte und Gewerk- 
schaften in England, mit einer u von Max 
Schippel. Veröffentlichungen der sächs. Landesst«lle 
für Gemeinwirtschaft, Heft IX. Dresden 1920, v. Zahn 
& Jaensch, 48 8. 8°, Preis geb. 5 M. { 


. kammern. 


und Produktions- 


der Gewerkschaften -und Unternehmerver- 
bände unterzuordnen. = 

Auch 
(Distriet Joint Industrial Couneils) sind nur 
als Unterglied der nationaleinheitlichen Pro- 
duktions- und Berufsorganisationen (National 
Industrial Councils) gedacht; also nicht als 
bunt gemischte ‚‚territoriale‘‘ Körperschaften 
etwa nach Art unserer Handels- und Gewerbe- 
Klar werden die Zuständigkeits- 
verhältnisse bestimmt in dem Musterentwurf 
von Satzungen des Reichsarbeitsministeriums: 
„Die Betriebsräte können keine Vereinba- 
rungen treffen, die mit den Vollmachten oder 
Beschlüssen von Bezirks- oder Nationalarbeits- 
gemeinschaften oder mit Kollektivabkommen - 
zwischen Gewerkschaften oder Unternehmer- 
verbänden nicht in Einklang stehen. Ferner 
können von den Betriebsräten getroffene Ver- 
einbarungen jederzeit von den Bezirks- oder 
Nationalarbeitsgemeinschaften oder durch Kol- 
lektivabkommen zwischen Gewerkschaften und 
Unternehmerverbänden wieder 
werden.‘ 

Der Grundsatz der Parität wird immer 
wieder betont bis in die Betriebsräte hinein. 
So heißt es im 1. Whitley-Bericht: ‚Nach 
unserer Ansicht sollten die Arbeitsgemein- 
schaften (Couneils) nur aus Vertretern von 
Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden zu- 
sammengesetzt sein.‘ 

Der Hauptnachdruck wird auf den Unter- 
bau in den Joint Industrial Couneils gelegt und 
vom Reichswirtschaftsparlament die Erfüllung 
seiner großen Aufgabe erst erwartet, wenn es 


auf dieser tragfähigen Grundlage ruht. Daher 


steht das Bemühen, paritätische Ausschüsse - 
für die besanderen Wirtschaftszweige zu er- 
richten, im Vordergrund der ganzen englischen 
Bewegung. Und in einem Merkblatt des Ar- 
beitsministeriums heißt es: 

„Die Schaffung von Industrieausschüssen , 
wird deshalb in weitem Umfang das Regie- 
rungseingreifen überflüssig machen, wie es 
heute noch unumgänglich ist, und an dessen 
Stelle ein wirkliches Selbstverwaltungsleben 
set en.“ 


In Ziffer 5 des 1. Berichts wird ausge- 


führt, die gegenwärtigen Verhältnisse eigneten 
sich besonders dazu, um eine dauernde Ver- 
besserung in den Beziehungen zwischen Unter- 
nehmern und Arbeitern zu sichern. 


Zu diesem Zwecke scheint es notwendig 


für jede Industrie eine Organisation zu schaffen, 
in der sowohl Unternehmer wie Arbeiter eine 
vollwertige Vertretung finden und die eime 
regelmäßige Erörterung aller Angelegenheiten 
bezweckt, die den Fortschritt und das Ge- 
deihen des Gewerbszweiges vom Standpunkt 
der in ihm Beschäftigten berühren, soweit 


-dieses sich mit dem Allgemeininteresse ver- 


trägt. Dazu. werden a) Bezirksausschüsse als 
Vertretungen der Gewerkschaften und Ar- 
beitgeberverbände der betreffenden Industrien, 


b)Betriebsausschüsse, als Vertretung der Ge- 
schäftsleitung und der beschäftigten Arbeiter | 


in den einzelnen Betrieben vorgeschlagen. 
„Da es von hoher Wichtigkeit ist, daß der 
Plan zur Schaffung solcher Ausschüsse sich 
der Zustimmung der in Frage kommenden 
Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände er- 
freut, so sollte seine Ausgestaltung sich durch 
Verständigung zwischen diesen Organisationen 
vollziehen. ““ ; 
Der Aufgabenkreis der National-, Be- 
zirksausschüsse oder Betriebsräte wird in 
Ziffer 16 recht umfassend gestaltet. Unter 


die Bezirksarbeitsgemeinschaften : 


aufgehoben 


12 


ERRNEHR NIT URN 7 Mae 


"ze ar ee 


f- 


Pe E 


Di RE IA r 
BETRETEN EIR) Ne Sn 


11 Ziffern werden im einzelnen aufgeführt 


allgemeine Grundzüge des Arbeitsvertrages, 
feste Verhandlungseinrichtungen - für 
tauchende und Vermeidung von Streitigkeiten, 
Maßnahmen zur möglichsten Stetigkeit von 
Einkommen und Beschäftigung der Arbeiter, 
Methoden, die Zeit- und Stücklöhne zu be- 
stimmen, Berufserziehung, industrielle For- 
schung, Einrichtungen. zur Prüfung von Er- 
findungen und Verbesserungen, die von Ar- 
beitern ausgehen, Verbesserung der Arbeits- 
weise, der Maschinerie und Organisation sowie 
der Betriebsführung mit besonderem Hinblick 
auf das Zusammenwirken bei der Verwirk- 
liehung neuer Gedanken sowie endlich Ge- 
setzesvorschläge. - Allgemeine Empfehlungen 
yon Gewinnbeteiligung, Mitinhaberschaft und 
besonderen Lohnsystemen verwirft dagegen 
der Bericht. Überall tritt er für größte Frei- 
heit der Selbstverwaltung ein. So wird auch 
im 5. Bericht über Einigungswesen und Schieds- 
gerichte davon. abgeraten, den Schieds- 
sprüchen die Parteien bindende Kraft zu ver- 
leihen, und es werden nur ständige Einrieh- 
tungen empfohlen, die es ermöglichen, Schieds- 
gerichte anzurufen. 


aus dem 1. Bericht, Ziffer 20: ‚Der Staat ver- 
zichtet niemals auf seine ihm eigene über- 
ragende Stellung, aber seine Vollmacht wird 


auf- 


f 


4 I f L Ei x 
ee 


N Bezeichnend für den 
ganzen Geist der Berichte ist folgender Satz 


a 


a Zr Aa 


| 
| 
; 


. beitnehmern ein. 


Industrial League wird aufgefordert, beide 


21. Oktober 1920. Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


vielleicht am wenigsten nötig sein, wenn man 
sie am wenigsten hervorkehrt.“ Im April 
1920 waren nach der „Labour Gazette‘‘“ be- 
reits 55 Whitley-Ausschüsse in Tätigkeit. Ob- 
wohl nach dem Months Work vom April 1920 
einige der größten Industrien den Whitley- 
gedanken noch nicht angenommen haben, so 
ist doch klar ersichtlich, daß die Hauptmasse 
der Unternehmer wie der Arbeiter in naher 
Zeit in einer dieser Körperschaften vertreten 
sein wird. Nach einem Bericht Dr. Th. 
Plauts, der sich auf 50 Whitleyräte bezieht, 
haben zwölf Vereinbarungen über die Ver- 
kürzung der Arbeitszeit getroffen, u. a. wurde 
die 47-Stundenwoche in der elektrischen 
Industrie eingeführt unter entsprechender Er- 
höhung der Lohnsätze. Weiter wurden neue 
Tarifverträge abgeschlossen, von 2 Whitley- 
räten wurde achttägiger Urlaub bewilligt, 
9 regelten das Lehrlingswesen. Die Whitley- 


räte der Ausfuhrindustrien stehen in ständigem. 


Verkehr mit dem Departement of Overseas 
Trade des Handelsamtes. Auch die gesund- 
heitliehen Verhältnisse, z. B. in der-Müllerei, 
wurden geregelt. In vielen Fällen werden die 
Maßregeln vom nationalen Industrierat dem 
Grundsatz nach beschlossen und die Aus- 
führungsbestimmungen den örtlichen Ver- 
hältnissen des Gewerbes gemäß’ von den Be- 
zirksräten festgesetzt. Besonders rührig war 


.der Whitleyrat im Bauwesen, im Unteraus- 


schuß hater sich mit der wissenschaftlichen Be- 
triebsführung und den Generalunkosten (Scien- 
tifie Management.and Cost) befaßt. Nach 
seinen Vorschlägen sollen 1. Arbeitslosen- 


unterstützungen eingeführt und die Kosten 


vom Unternehmer bis zur Höhe von 5% seiner 
Lohnzahlungen getragen werden; 2. sollen 
Gewinnskalen für den Unternehmer aufge- 
stellt und 3. die Mehrgewinne bekanntgegeben 
und für allgemeine Zwecke des Gewerbes wie 
das Lehrlingswesen, 
renten, Gewährung von Darlehen für neu zu 


gründende Existenzen und für wissenschaft- 


liche Förderung des gesamten Baugewerbes 
verwendet werden. 

Den Gipfel der Whitleybewegung bildete 
der von der Regierung am 27. II. 1919 in die 
Zentralhalle von Westminster einberufene Kon- 
greß, an dem sich 300 Vertreter der Arbeit- 
geber und 500 der Arbeitnehmer beteiligten 
und auf dem Lloyd George selbst für das 
Whitleywesen warm eintrat. Ein aus 30 Ver- 
tretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ge- 
bildetes Provisional Industrial Committee 
schlug vor 1. die Errichtung eines ständigen 
Reichswirtschaftsrats (Standing National In- 
dustrial Council) von 400 Mitgliedern; 2. die 
Einführung der 48-Stundenwoche und 3. die 
Einführung eines Minimallohnes für alle _Ge- 
werbe. Diese Vorschläge wurden von der Voll- 
sitzung angenommen, und Lloyd George hat 
ihre Durehführung versprochen. 

Der radikale Dreiverband der Berg- 
arbeiter, Eisenbahner und Transportarbeiter 
hat für weitergehende Sozialisierungsforde- 
rungen, insbesondere des Bergbaues geworben. 
Aber dem politisch klugen Führer der Eisen- 
bahner Thomas erschien es nicht ratsam, den 
Bogen zu überspannen. In den Gewerkschaften 
sind Bestrebungen zur Umorganisation, zur 
Bildung von Industrieverbänden ähnlich dem 
deutschen Bauarbeiter- und Metallarbeiter- 
verband im Gange, und der englische Metall- 
arbeiterverband soll nach einem Bericht der 
„Vossischen Zeitung‘ vom 1. VI. seine Organi- 
sation grundsätzlich umgestaltet haben. Radi- 
kale Strömungen auf der Arbeiterseite arbeiten 
dem Whitleygedanken entgegen. 

Die Presse der elektrotechnischen 
Industrie steht dem Whitleygedanken 
durchaus wohlwollend gegenüber. ‚‚The Elec- 
trieian‘?) tritt für eine Erziehung zur Ver- 
ständigung ‘zwischen Arbeitgebern und _Ar- 
] „Die Unternehmer haben 
zu oft allein die Forderungen der Arbeit er- 
wogen, und die Arbeitnehmer. haben zu oft 
allein die Ansprüche des Kapitals erörtert. Es 
ist eine Erziehung beider, von Kapital und 
Arbeit, notwendig, so daß die Unternehmer 
wohlwollend die Forderungen der Arbeit ver- 
stehen können, und daß die Arbeitnehmer die 
Schwierigkeiten der Unternehmer verstehen 
können. Laßt beide Parteien zusammengehen. 
Und diese Erziehung muß der Errichtung von 
Betriebsräten vorangehen, wenn sich diese 
irgendwie wirksam erweisen sollen.“ _ Die 


Parteien zusammenzubringen. In demselben 
Fachblatt?) heißt es: „Den Whitley-Report 


"halten wir für einen Markstein des industriellen 


Es wird dann auch eine Be- 
rücksichtigung der Interessen des Handels 
empfohlen und fortgefahren: „Ferner ist es 
sehr wünschenswert, daß die Vertreter jeder 


Fortschritts.“ 


1) Pd. 80, 1917, S. 109. 
2) Bd- 79, 1917, 8- 970. 


Alters- und Invaliden- 


“Engineers 
‘des Union, National Amalgamated Union of 


Industrie begreifen, daß die Ansprüche dieser 
Industrie nur im Zusammenhang mit den An- 
sprüchen anderer Industrien behandelt werden 
können und, insofern sie mit dem Gesamtwohl 
des Volkes vereinbar sind.‘ Es wird vor Über- 
eilung gewarnt und weiter gesagt: „durch 
Unterstützung der Industrie und des Handels 
kann zweifellos viel Gutes geleistet werden, 
und unsere Industrie kann auch von einem 
bestimmten Grade der Aufsicht Nutzen ziehen, 
aber wir glauben allgemeine Zustimmung zu 
finden, wenn wir sagen, daß am wenigsten 
an und am meisten Unterstützung besser 
ist. 

. Wiederum im „Electrician“') veröffent- 
licht Alderman W. Walker eine Denkschrift 
„Ihe Whitley Report: The Application of 
its Recommendation to the Eleetrieity Supply 
Industry.‘‘ Danach sollen die bestehenden 
Gewerkschaften und Unternehmerverbände die 
Grundlage bilden, aber neue Organisationen 
sollen zugelassen werden mit Genehmigung des 
Organisationsausschusses. Die Befugnisse der 
Bezirksausschüsse sind etwas unbestimmt. 
Für sie kommen in Frage örtliche Lohnsätze, 
örtliche Feiertage usw. Für die Betriebsräte 
oder Betriebsausschüsse ist es wichtiger als jede 
Rekonstruktion der Betriebsorganisation oder 
als die Abstellung von besonderen Beschwerden, 
daß zwischen Betriebsleitung und Arbeiter- 
schaft geordnete menschliche Beziehungen 
hergestellt werden. Es soll ein paritätischer 
Nationalindustrierat für die Elektrizitätswerke 
einschließlich der konzessionierten Unter- 
nehmungen errichtet werden. Im Juni 1919 
wurde in Manchester eine Konferenz von Ver- 
tretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ab- 
gehalten und ein aus je sieben Mitgliedern bei- 
der Parteien bestehender Ausschuß eingesetzt. 
Darin waren vertreten die Unternehmer durch 
die Ineorporated Munieipal Electrical Associa- 
tion (3 Vertreter), Incorporated Association 
of Eleetrie Power Companies (2 Vertreter), 
Conference of the Chief Officials of the London 
Electric Supply Companies (1 Vertreter) und das 
Provincial Electric Sunny Committee of the 
United Kingdom (1 Vertreter). Auf der Ar- 
beitnehmerseite beteiligten sich folgende Ge- 
werkschaften: Amalgamated Society of Gas, 
Munieipal and General Workers, Amal- 
gamated Society of General Toolmakers, 
and Machinists, Electrical. Tra- 


Enginemen, Firemen, Mechanics, Motormen 
and Eleetrical Workers, Steam Engine Makers 
Society, United Machine Workers Associa- 
tion und Workers Union. 

Den Bezirksausschüssen wird ein Zu- 
sammenarbeiten mit den Erziehungsbehörden 
und mit den übrigen Bezirksausschüssen der 
Industrie empfohlen. Bereits im Juni 1918 
waren die Vorschläge Walkers von einer Ar- 
beiterversammlung mit großer Mehrheit an- 
genommen worden. 
diese Vorschläge wurde darauf hingewiesen, 
daß die Arbeiterschaft mancher Betriebe zu 
klein sei,um einen Betriebsausschuß zu wählen, 
und daß die gemeinsame Wahl für mehrere 
Gemeindebetriebe auch nicht ratsam sei, da 
Betriebe, die nieht das mindeste miteinander 
zu tun haben, zu keiner gedeihlichen gemein- 
samen Vertretung zusammengefaßt werden 
können. 

Die Whitleyräte fanden allgemeine Zu- 
stimmungin dem einigenden Gedanken, daß die 
Arbeiter menschliche Wesen seien, 
solehe behandelt zu werden verdienen, und 
neuerdings hat ‚The Electrieian“ zu der 
Statistik der Whilteyräte bemerkt:!) „Wir 
hoffen, daß von der Ausdehnung des Whitley- 
verfahrens das Beste kommt, und daß die 
Sache von allen denen gefördert wird, die für 
ein besseres Verständnis zwischen den zwei 
Parteien arbeiten, deren Interessen in Wahrheit 
dieselben sind“. Und zu einer Aussperrung, die 
ihren Anlaß in einer Meinungsverschiedenheit 
über Gewerkschaftsregeln zwischen dem Be- 
zirksrat und dem National Joint Industrial 
Couneil hatte, wird an der gleichen Stelle 
gesagt: „Das Whitleyverfahren aber werde 
davon als solches nicht betroffen, es biete 
weder für Reaktionäre noch für Bolkchewisten 
Raum.“ j re 

Der nüchterne englische Wirklichkeits- 
sinn, der dort die Unternehmer die Verschie- 
bung der Machtverhältnisse zwischen Kapital 
und Arbeit rechtzeitig hat erkennen lassen, 
könnte uns bei der Behandlung der sogenannten 
Sozialisierungsfragen als Wegweiser zur Ver- 
meidung unfruchtbarer En Se und 
Pläne dienen. Dr. €: Heiß: 


1) Bd. 82, 1919, S. 764 ff. 
1) Bd. 84, 1920, 8. 106. 


Heft 42, 


833 


In der Verhandlung, über- 


die als 


Hauptversammlung 
der Vereinigung der Elektrizitätswerke 
in Goslar. 


Am 21. und 22. September d. J. fand in 
Goslar die diesjährige Hauptversammlung der 
Vereinigung der Elektrizitätswerke statt. Un- 
abhängig von der Elektrischen Woche konnte 
sie in der Ruhe der grünen Harzstadt ihrer 
Arbeit leben. Das Programm erheischte auch 
völlige Konzentration und vollzählige Beteili- 
gung der Mitglieder an den Verhandlungen. 
Tahlreiche Vertreter der Reichs- und Staats- 
behörden, der Industrie, Private und etwa 
400 Vertreter der deutschen Elektrizitätswerke 
hatten sich zu dieser Tagung eingefunden. 

In seiner Begrüßungsansprache kam der 
Vorsitzende, Direktor Dr. Passavant, alsbald 
auf den Kernpunkt der Tagung, die Energie- 
wirtschaft, zu sprechen. Das verhängnisvolle 
Abkommen von Spaa, das Deutschland des 
Notwendigsten zum Wiederaufbau der zerrütte- 


-ten Wirtschaft beraubt, nehme allen industri- 


ellen Betrieben, der ganzen deutschen Arbei- 
terschaft die beste Nervenkraft, ziele mit seiner 
feindlichen Absicht darauf hin, unsere Produk- 
tionsmittel durch Kohlenmangel brachzulegen. 
Durch maßlose Überorganisationen würden 
unsere lebendigen Kräfte verfilzt und gehemmt, 
und es bliebe uns nichts, als nicht zu verzagen 
und mit dem Rest unserer Kräfte auszuhalten. 
Obwohl das Gesetz über die Sozialisierung der 
Elektrizitätsversorgung schon am 31. XII. 1919 
erlassen sei, habe die Regierung erst vor weni- 
gen Wochen einen Elektrizitätsbeirat gewählt, 

is dahin habe sie ohne einen solchen gewirt- 
schaftet, um den Reichstag vor vollendete 
Tatsachen zu stellen. Besonders auffallend sei, 
daß in diesem Beirat die Vertreter der wichtig- 
sten Interessentenkreise und Sachverständige 
fehlten ; weder Vertreter des deutschen Städte- 
tages, also der Besitzer der größten Elektrizi- 
tätswerke, noch der Vereinigung der Elektrizi- 
tätswerke, die mit 660 Werken mindestens %, 
der gesamten Licht- und Krafterzeugung ver- 
trete, seien am Beirat beteiligt. Der neue 
Reichsschatzminister habe nun dankenswerter- 
weise versucht, den Fehler wieder gut zu ma- 
chen, doch sei der Vorsitzende der Vereinigung 
immerhin nur als Sachverständiger, nicht als 
stimmberechtigtes Mitglied in den Beirat be- 
rufen worden. 

Nunmehr trugen die Vorsitzenden der ver- 
schiedenen Ausschüsse die Ergebnisse der Ar- 
beiten dieser Ausschüsse vor, die zu einer leb- 
haften Aussprache führten. 

Dies war besonders bei der Brennstoff- 
frage der Fall, bei der der Vorsitzende des 
Kohlenausschusses, Direktor Koepchen vom 
Rhein.-Westf. Elektrizitätswerk Essen, über die 
im August d. J. mit dem Reichskohlenkom- 
missariat in Berlin geführten Verhandlungen 


. berichtete. Darin wurde eine Verringerung der 


den Rlektrizitätswerken zu überweisenden Stein- 
kohlenmenge mit Rücksicht auf das Kohlenab- 
kommen in Spaa für unvermeidlich erklärt. 
Das Reichskohlenkommissariat empfehle nun 
die Umstellung der bis zu 50 km Entfernung 
von den Braunkohlengruben gelegenen Kraft- 
werke von Steinkohle auf Rohbraunkohle. Da 
diese rasche Umstellung, mit der nur eine Er- 
sparnis an Steinkohle von 0,378% der nach Ab- 
zug der Pflichtlieferungen gemäß Spaa noch 
zur Verfügung stehenden Kohlenmenge erzielt 
werde, für viele Kraftwerke eine technische Un- 
möglichkeit sei, würde der Kohlenabzug für sie 
eineempfindliche Beschränkungihrer Leistungs- 
fähigkeit, also auch Schädigung der Industrie 
bedeuten. Die meist vorhandenen Wanderroste 
seien durch Treppenroste zu ersetzen, wozu 
nicht überall der Platz ausreiehe; bei Röhren- 
kesseln bereite die massenhafte Flugasche große 
Schwierigkeiten. Da an Rohbraunkohle die 
3 bis 4-fache Brennstoffmenge ne nahen Stein- 
kohle nötig sei, da weiter Rohbraunkohlen der 
verschiedenen Gruben sehr unterschiedlich seien, 
und die Lagerung der Rohbraunkohle in vielen 
Fällen unüberwindliche ‚Schwierigkeiten be- 
reitete, bedeute die geforderte Umstellung für 
das Reich eine bedenkliche Transportfrage, der 
gegenüber der elektrische Transport, d. h. die 
Verfeuerung der Rohbraunkohle auf den Gru- 
ben der richtigere Weg sei, den das Sozialisie- 
rungsgesetz auch ermögliche. Außerdem wurde 
verlangt, daß die sehr erheblichen Kosten der 
„Umstellung‘‘ vom Reiche getragen werden 
müßten, zumal in nicht ferner Zeit wohl wieder 
eine „Rückumstellung‘‘ nötig werde. Es wurde 
deshalb aus der Versammlung heraus davor 
gewarnt, diese Umstellungen auf Rohbraun- 
kohle vorschnell und wahllos durchzuführen. 

Die vom Vertreter des Reichskohlenkom- 
missars, Direktor Wilkens, vorgebrachten 
Belege und Vorschläge fanden in der Versamm- 
lung Widerspruch. Die von ihm betonte ver- 
besserte Belieferung der Elektrizitätswerke mit 
Kohlen sei zum mindesten nicht überall gleich- 


834 


mäßig durchgeführt, wodurch ihr Wert illuso- 
risch werde. Bei vielen Elektrizitätswerken 
waren denn auch größere Betriebseinstellungen 
zu verzeichnen. 

Weiter befaßten sich die Verhandlungen 
mit der wichtigen Frage der Abschreibung 
bei Elektrizitätswerken, über die der Vor- 
sitzende des Ausschusses für Steuer- und gesetz- 
eberische Fragen, Direktor Henke, Essen, 

erichtete. Der enorme Unterschied der Papier- 
mark gegenüber der Goldmark bedinge Ab- 
schreibungen und Rücklagen von vielfachem 
Werte im Vergleich zu früheren Beträgen; die 
Ausführungswege und das Ausmaß könnten 
heute generell nicht festgelegt werden; letzteres 
dürfe jedenfalls, soweit es dem Sinne der Ver- 
ordnung vom 1. II. 1919 über die Erhöhung 
der Strompreise entspreche, nicht durch Be- 
Steuerung wieder beschnitten werden. In der 
Diskussion dieser Frage gab Kommerzienrat 
Berthold, Nürnberg, unter Zustimmung der 
Versammlung der Ansicht Ausdruck, daß die 
gesamte Bewirtschaftung der Elektrizitätswerke 
heute vor allem ein Aufsammeln und wieder Auf- 
sammeln aller eben verfügbaren Werte erheische. 
Nur damit könnten die Anlagen auf ihrer Höhe 
gehalten werden. Der Ausschuß wurde beauf- 
tragt, die Frage weiterhin ernstlich im Auge zu 
behalten und mit Hilfe von Sachverständigen 
zu verfolgen. ; 

Der Ausschuß für Treiböle empfahl tun- 
lichste Zurückhaltung im Kauf amerikanischer 
Gasöle, die zum Zünden der Teeröle Verwen- 
dung finden, da die Verhandlungen mit Polen 
billigere Quellen in Aussicht stellten. 


Eine lebhafte Aussprache rief der Bericht des 


Generaldirektors Overmann von der wirt- 
schaftlichen Vereinigung der Elektrizitätswerke 
über die Preisgestaltung und Lieferungs- 
bedingungen der elektrotechnischen Industrie 
hervor. Zur Begründung der Preispolitik nahm 
Direktor Werner der Siemens-Schuckertwerke 
das Wort. Es sei zu bedenken, daß sich 
das Anlagekapital der Industrie heute nur 
einmal im Jahre umsetze. Läger stellten 
heute den 25-fachen Wert des Friedenskapi- 
tals dar. Kapitalserhöhungen seien unumgäng- 
lich, bereiteten aber große Schwierigkeiten. 
Die Abnehmer müßten deshalb einen Teil des 
Kapitalbedarfs tragen und !/; Anzahlung bei 
Auftragserteilung übernehmen. Die letzthin 
gebildete paritätische Kommission und die 
bereits zugestandene Beteiligung derVereinigung 
der Elektrizitätswerke an der Preisstelle de 
Zentralverbandes gäben die Gewähr für. ein 
reibungsloses Arbeiten der maßgebenden Stellen 
und dafür, daß Änderungen in der Preis- 
gestaltung nicht eintreten würden, ohne dio 
Interessen der Vereinigung zu wahren. Eine 
allgemeine Regelung der Frage sei leider un- 
möglich. Die Verhandlungen müßten von Fall 
zu Fall geführt werden. 

Aus dem zum Schluß vom Verwaltungs- 
direktor Spengel vorgetragenen Geschäfts- 
bericht für das Jahr. 1919 ging hervor, 
daß insgesamt 46 Elektrizitätswerke neu auf- 
genommen wurden, dagegen, zum größten 
Teil als Folge der Gebietsverkleinerung, 13 
Werke ausschieden. Am Schluß des Jahres 
1919 betrug mithin die Mitgliederzahl 660. Es 
wurde die Gründung eines Bezirksverbandes 
im besetzten Gebiet beschlossen, dem weit- 
gehende Unterstützung durch die Vereinigung 
zugesichert wurde. Mit Rücksicht auf die große 
Bedeutung sparsamer Wärmewirtschaft für 
das gesamte deutsche Wirtschaftsleben wurde 
in Gemeinschaft mit dem Verein deutscher 
Ingenieure und dem Verein Deutscher Eisen- 
hüttenleute eine „Hauptstelle für Wärmewirt- 
schaft“ ins Leben gerufen. 

Bezüglich des Orts der nächstjährigen 
Hauptversammlung (1921) wurde eine an 
die Vereinigung ergangene Einladung von 
Kolberg vorgelegt und die endgültige Ent- 
schließung dem Vorstand überlassen, 

Die Reihe der Vorträge leitete hierauf 
Prof. Dr. Betersen, Darmstadt, mit seinem 
Vortrag „UÜberstrom- und Überspan- 
nungsschutz, sowie Sicherheitsgrad bei 
großen Elektrizitätswerken“ ein. Red- 
ner trug in bekannter, formvollendeter Weise 
die heute festliegenden großen Grundsätze der 
Schutzfrage vor, um sich dann der wichtigen 
Frage des Sicherheitsgrades der Anlage 
und ihrer Bestandteile zuzuwenden. Die 
heutigen Prüfvorschriften seien viel zu milde. 
Die gefürchteten Mehrkosten eines erhöhten 
Sicherheitsgrades (erhöhter Prüfspannung),also 
einer reichlicheren Ausführung, könnten durch 
den sachlichen Schaden eines oder weniger Ge- 
witter überwogen werden. Für Innenraum-Iso- 
latoren und Durchführungen empfahl Redner 
bei 12 kV eine 5-fache, 35 kV 3-fache, 50 kV 
2,6-fache und darüber eine 2,3-fache Sicherheit. 
Bei Transformatoren sei für 10 kV eine 3,6- 
fache, 24 kV 2.5-fache Prüfspannung anzu- 
streben, die bei 110kV bis auf 2 heruntergeht. 
20 bis 30% Mehrkosten könnten sich bei einem 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


Transformator schon durch Vermeidung einer 
Störung bezahlt machen. In der hohen Sicher- 
heit liege der beste Überspannungsschutz. Ge- 
gen die plötzlichen Kurzschlußströme, die in 
großen Kraftwerken das 20-, 30- und 40-fache 
des Normalstromes erreichten, sicherte man sich 
bisher öfters durch die Überstromdrosselspule, 
die sog. Kurzschlußspule. Das Anwendungsge- 
biet dieser Spule sei heute sehr eingegrenzt 
(Nebenanschlüsse), für den Gesamtkurzschluß- 
strom habe sie den Nimbus des Allheilmittels 
verloren. Auch hier gelte es, die Anlage selbst 
kurzschlußsicher zu bauen, also den Dimen- 
sionen, der Erwärmung und den dynamischen 
Kräften, daneben auch, z. B. bei Kabelendver- 
schlüssen, der Konstruktion die Aufmerksam- 
keit zuzuwenden und weiche Maschinen mit 
10- bis 15-fachem plötzlichen Kurzschlußstrom 
zu verwenden. Die Bewältigung desdauernden 
Kurzschlußstromes dureb Kurzschlußspulen sei 
nicht möglich, hier müsse man sich mit seiner 
Einschränkung begnügen. Außer der Ab- 
drosselung der Erregung, die besonders in der 
Schwerz entwickelt sei, gäbe es wirksame Mit- 
tel gegen den dauernden Kurzschluß nieht. 
Man müsse ihn hinnehmen, wie er vom Kraft- 
werk geliefert werde, Für die Kurzschluß- 
berechnung dienten am besten die sog. Kurz- 
schlußkarten,an Hand derer die Beurteilung der 
Schaltergrößen, Transformatoren usw. durchge- 
führt werden könnte. Redner ging sodann auf 
die Schutzfrage der Leitungsnetze über und 
behandelte die Schutzvorrichtungen von ihrer 
Entwicklung bis zur Gegenwart. Der Schutz 
gegen übermäßig hohe Erdschlußströme sei 
durch die Erdschlußspule selbst gegeben. Red- 
ner stehe auf dem Standpunkt, daß man bei 
Netzen mit mäßiger Spannung nicht zur Erd- 
schlußauslösung übergehen solle. Die Netze 
selbst seien so sicher zu bauen, daß sie, um den 
Betrieb aufrecht zu erhalten, längere Zeit mit 
Erdschluß fahren könnten. Der Erdschluß 
müsse rasch auffindbar sein. Die hierzu dienen- 
den Mittel wurden angegeben und auf ihre 
Wirksamkeit hin bewertet. 

Hierauf folgte der Vortrag des Direktors 
P. Scholtes über Aschen- und Schlacken- 
beseitigung in Großkraftwerken. Diese 
Frage ist heute für den Betrieb großer Elektri- 
zitätswerke von einschneidender Bedeutung, 
und viel ist schon auf diesem Gebiete gearbei- 
tet worden. Der Ausschuß IV für maschinen- 
technische Angelegenheiten der Vereinigung hat 
sich mit ihr befaßt und legt in diesem Vortrag 
gleichsam einen Bericht darüber vor, dem eine 
Rundfrage bei größeren Wärmekraftwerken 
Deutschlands zugrundegelegt wurde. Redner 
betonte, daß der hohe Aschenanfall, der heute 
im Raubbau schlecht sortierten Steinkohle und 
der Braunkohle auf eine Mechanisierung der 
Aschenbeseitigung hindränge. Aus den bei der 
Rundfrage gewonnenen Angaben allein könnte 
eine Lösung des Problems nicht gefunden wer- 
den, sie könnten lediglich als Anregung zur 
Vervollkommnung der Einrichtungen dienen. 
Der Vortragende erläuterte an einigen Bei- 
spielen!) die Grundzüge der bestehenden Ein- 
richtungen, aus denen jedes Werk das seinen 
Verhältnissen am besten Passende auswählen 
könnte. Eine Lösung, die gewissermaßen als 
Normalausführung gelten könne, gebe es leider 
nicht. In wirtschaftlichen Betrachtungen über 
die Entaschungsfrage gab Redner einige be- 
merkenswerte Zahlen. Ende 1919 stelle sich 
nach der Rundfrage die Förderung von 1 t 
Asche auf 7 M. danach aber infolge der Lohn- 
steigungen auf 15 M/t. Bei 6 Großkraftwerken 
seien täglich 1800 t Asche zu fördern, ‘wozu 
600 Mann nötig sind. Durch die Mechanisie- 
rung der Aschenabfuhr ließen sich leicht 500 
Mann ersparen, entsprechend 5 bis 6 Mill.M/ 
Jahr, was wegen der ungesunden Arbeit im 
Interesse der Arbeitnehmer nur zu begrüßen sei. 

Ein zur Zeit lebhaft erörtertes Thema be- 
handelte Direktor Kreyßig, Reichenbach i.V., 
mit seinem Vortrage zur Frage der Kohlen- 
vergasung. Dem Thema werden heute noch 
sehr gemischte Empfindungen entgegenge- 
bracht. Zweifel und Begeisterung stehen, wie 
so oft bei großen Neuerungen, einander gegen- 
über. Einstweilen steht die Kohlenvergasung 
und mit ihr die Gasturbine noch in der ersten 
Entwicklung, so daß es verfrüht wäre, ihr einen 
Einfluß auf die heutige Elektrizitätswerks- 
praxis zuzuerkennen. Der Vortragende behan- 


delte die Frage mit kühler Abwägung der bis 


jetzt erzielten Ergebnisse. Die Entwicklung 
der Kohlenvergasung nahm in den letzten Jah- 
reneinem, dem Mang»lan Erfahrungen nicht ent- 
sprechenden zu raschen Verlauf. Neuerdings 
hättendie Firmen Thyssen, Mülheim,unddieAkt. 
Ges. für Brennstoffvergasung Verfahren ausge- 


bildet, die den früher gemachten Fehler ver- 


mieden und sich auf gründliches Studium der 
Wärmevorgänge stützten. Der thermische 
Wirkungsgrad, welcher bekanntlich bei den 
heutigen Dampfanlagen nur 15 bis 16% er- 
reicht, wäre hierbei auf 26%, gestiegen. Die 


1920. Heit 42. 


-des Auslandes. — Auf 


21. Oktober 1920. 


konstrutive Durchbildung einer Gasturbine 
von 12000 sei neuerdings in - An- 
griff genommen worden. Redner behandelte 
im besonderen die Vorzüge bei der Auflösung 
der Kohle in den Vergasern. Die Mißerfolge 
in der Vergasung der Rohbraunkohle seien in 
der Hauptsache darauf zurückzuführen, daß 
an die Gaserzeuger wärmetechnische Anforde- 
rungen gestellt worden seien, die der Prozeß 
nicht erfüllen konnte. Die fühlbare Wärme der 
Generatorgase müsse dazu ausreichen, um das 
Wasser aus der Kohle zu verdampfen, die 


Kohle und mit ihr den Wasserdampf auf die 


Schweltemperatur zu erwärmen. ie Erfah- 
rungen wiesen auf eine getrennte Vortrock- 
nung der Rohbraunkohle; es sei darauf zu ach- 
ten, daß die Rohkohle nicht zerfalle und zer- 
kleinert werde. Die einzelnen Vorgänge bei der 
Vergasung seien zeitlich und räumlich zu tren- 
nen. Redner unterwarf verschiedene Vergaser 
einer kritischen Betrachtung und stellte, den 
Wärmeaufwand für 1 kWh in der Form von 
Stein- und Braunkohle fest. Wenn man das 
Gas als Wärmeträger verwende, wie z.B. bei 
Gasturbinen in Großkraftwerken, dann wäre 
die Vergasung der Braunkohle die Forderung 
der Gegenwart, die auf die Elektrizitätswirt- 
schaft einen nachhaltigen Einfluß ausüben 
könne. 

Leider ließen die angestrengten Verhand- 
lungen keine Zeit zu erfrischenden iz 
gängen in den nahen Bergen übrig. Immer- 
hin wurde am Abend des ersten Tages ein ge- 
meinsamer Aufstieg zum Steinberg bei Goslar 
unternommen, von wo man bei der Heimkehr 
einen herrlichen Blick auf die im Abendlichte 
daliegende, hochgegiebelte deutsche Stadt 
genoß. . Zehme, 


Der Poulsensender in der Funktelegraphie 
8. 686 der „ETZ‘“ 1920 
wurde der Poulsensender der Hauptfunkstelle 
Königswusterhausen geschildert. „TheEleetrieal 
Review‘ bringt in ihrem Bd. 86, 8. 423 u. f. 
einige bemerkenswerte Nachrichten über einige 


weitere Anlagen, die gleichzeitig ein Loblied =: = 
Er; 


die außerordentlichen Leistungen des 
genieurs Elwell, des früheren Chefingenieurs 
der Federal Telegraph Co und jetzigen Leiters 
und Eigentümers einer eigenen Fabrik für 
Poulsensender, singen. Nach dem genannten 
Aufsatze hat Elwell den Poulsensender von 
einer Leistung von-30 kW bis zu einer solchen 
von 400 kW entwickelt; er hat 11 Sätze von 
200 bis 400 kW während des Krieges aufge- 
stell. Zu den Stationen, die von ihm mit 
Poulseneinrichtungen von 100 kW und darüber 
ausgerüstet worden sind, gehören Honolulu, 
San Franzisko, Horsea Island, Portsmouth, 
Rom, Lyon, Nantes, Eiffelturm, Saloniki, 


‚Bordeaux, Kairo, Cordova, Leafield, Newcastle 


und etwa 8 in den Vereinigten Staaten. Eine 


der jüngsten Stationen dieser Reihe ist Rom; _ 
sie ist von besonderer Bedeutung jetzt für uns 


geworden, da sie inzwischen den regelmäßigen 


Funkverkehr mit Königswusterhausen aufs 


genommenhat. Rom besitztdrei von Elwellent- 
worfene Holzmaste, die eine Höhe von nicht we- 
niger alsetwa 220 m besitzen. Holz — und zwar 
Pechkiefer — hat man an Stelle von Stahl des 
Stahlmangels im Kriege wegen wählen müssen. 
Die Maste haben dreieckigen Querschnitt, sie 
bestehen aus 11 Abteilungen, die von 11 Sätzen 
Pardunen gehalten werden. Die Maste stehen an 
den Eckpunkten eines gleichseitigen Dreiecks 
von 300m Seitenlänge. Die Antenneistdreieckig, 
‚sie besitzt eine Kapazität von 0,011 u F. Das 
Gegengewicht aus isolierten Kupferdrähten 
bedeckt eine Fläche, die größer ist als die 
Antenne; es ist ergänzt durch Verbindungen 
bis zum Grundwasser. An Poulsengeneratoren 
sind zwei Stück — davon einer als Reserve — 
von je 200 kW Leistung (250 A bei 800 V) 
vorhanden. Sie wiegen je 3,75 t. Die Selbst- 
induktionsspule des Senders besteht aus 3%, cm 


„starkem Kupferrohr, befestigt an Porzellan- 


isolatoren. Die Drosselspulen zum Schutz 
der Dynamo vor Hochfrequenzströmen haben 
eine Selbstinduktion von 500 MH, sie bestehen 
aus Flachkupferwindungen. Die Reichweite 
von Rom soll etwa 6700 km betragen. Trotz 
der großen Ausdehnung, die hiernach die An- 
wendung des Poulsengenerators im Auslande 
gefunden hat, scheint man von seiner Leistungs- 
fähigkeit doch nicht allgemein überzeugt zu 
sein. Wenigstens hat der britische Auschuß, 
der von der Regierung zum Entwurf eines 
vollständigen Planes für die britischen draht-- 
losen Verbindungen nach dem neuesten Stande 


der Technik und Wissenschaft einberufen 


worden ist, in seinem einstimmig abgegebenen 
Gutachten Zweifel an der Möglichkeit der 


Verwendung von Poulsengeneratoren für .die 


geplanten 6500 km-Verbindungen geäußert 


und für alle neuen Stationen die Kathoden- 


röhren als Sender vorgeschlagen. Rp. 


Bar ee Jan re ee 


re ae nee 


Fr F % u u 
NS de a A a nee 


dr 


> 


- ter der Annahme, daß nur eine Verbindungslei- 


EEE TEEN NEE WET" 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


RUNDSCHAU. 


Zahlentafel 3. 
5% Sammelschienen-Reaktanz. 


21. Oktober 1920. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Berechnung und Begrenzung von Kurz- — 
sehlüssen in Unterwerken. — Bei Kurzschlüssen | Verbind-Ltg. |Reakt.in Ybei “Kurzschluß- | Kurzschluß- 
in Unterwerken bestehen für die Ölschalter im Betrieb | 100000 kVA leistung strom 
a: a ve in So anal, ESMILER zn 
und es ist beim Entwurf in gleicher Weise hier- 
auf Rücksicht zu nehmen. Das beste Mittel, 1 | ab2 | a Ad 32 ‘0 
Kurzschlüsse zu. begrenzen, bietet der sinnge- 6 | 12.8 | 777000 34.000 
mäße Einbau von. Schutzreaktanzen. R. F. S 


Gooding zeigt an Hand eines Beispiels, . ; 
welches für ein gleichzeitig von 2 Kraftwerken | mit ook N er Ser 
gespeistes Unterwerk die günstigste Anordnung | nicht in befriedigender Weise gelöst wird. 3 
der Reaktanzen ist. Abb. 1 stellt eine Schalt- Morktänzen zwischen: Verbindumgs- 
skizze mit den wichtigsten Daten dar: leitungen und Sammelschiene. Für 2,5% 

: ergeben sich die in Zahlentafel 4 verzeichneten 
100000KVA 75% Reakt. g Kurzschlußwerte. 


2,5% i . = 
Zahlentafel 4. 
| 2,5% Reaktanz zwischen Verbindungsleitung 
Unterst_C' 132000 und Sammelschiene. 


350 A_|(8000KW, 


RS Verbind.-Ltg. Reakt in%beil Kurzschluß- | Kurzschluß- 
ZOV im Betrieb | 10000 kva | leisting strom 

100000KVA 10% Heakt. 5 i Y 58,6 170.000 7400 
Abb. 1. Unterstation C.ohne Reaktanzen. 2 31,6 317 000 14 000 
; 3 22,7 440 000 19 300 
1. Hochvoltseite. Es werden 3 Fälle 4 18,2 552.000 24 200 
besprochen: das Unterwerk ist ohne Schutz- 5 15,4 650 000 28 500 
reaktanz; die Reaktanz teilt die Sammelschie- 6 13,6 725 000 32300 


nen in 2 gleiche Teile, und endlich: die Reak- 

tanzen liegen zwischen den Verbindungsleitun- 

gen und Sammelschienen. . - 
Unterwerk ohne Reaktanzen. Un- 


Zahlentafel 5 enthält unter sonst gleichen 
Bedingungen die Werte bei 5% Reaktanz. 


Zahlentafel 5. 


5% Reaktanz en Verbindungsleitung und 


tung zwischen A und B eingeschaltet ist, wür- 
ammelschiene. 


den sich die Verhältnisse bei einem Kurzschluß 


in © folgendermaßen gestalten: nee x erEe a 
- : 0. ; erbind.-Ltg. Reakt.in'„beil Kurzschlub- urzschluß- 
000 100 000 kVA 158.70 Ra - jm Betrieb | 100000 kVA en strom 
KVA 79 100 000 87,5%, en, 
Leistung Er % 1 74,2 135.000 5 900 
a | 3 a Thale 
In gleicher Weise ergibt sich als Leistun 2 
von B nach 0 100.000 kVA bei 78,8% Reakt, a a on en 
Beide Werte auf gleiche Reaktanzen re- : 
ziert erpihn 6 16,2 618000 | 27000 


Leistung von A nach 


0. (100. 000 kVA Die Anordnung nach Abb. 3 ergibt dem- 


nach für vorliegende Verhältnisse die günstig- 


bei 95%) - 83 000 kVA bei 78,8% Ä 
ee von B tes - ö 2 sten Werte. 

nac Er 3 100 000 : ,, 4:18,89 or 
eamtieiitunsin Ö 1era00 2 18,8% a Mgaoh VA 7272 
oder 100.000 „43% | 


Der letzte Wert entspricht einem Kurz- 
schlußstrom in © von 10200 A bei 232 000 KVA. 
In Zahlentafel 1 sind die der Anzahl der 
eingeschalteten Leitungen entsprechenden Da- 
ten zu finden. 3“ 
Zahlentafel 1. 


End 


Yerbind.-Lig. Reakt.in‘,beil Kurzschluß- | Kurzschluß- Abb. 2. Reaktanzen zwischen Verbindungsleitungen 

“ im Betrieb | 100600 kVA lei ung strom und Sammelschienen. 
1 43,0... 2332 000 10 800 3%, Niedervoltseite. Es sollen nun die 
2 23,8 420 000 18 500 Verhältnisse der 2300 Volt-Seite der Untersta- 
3 17,5. 572000 35 000 tion betrachtet werden. Gegeben seien 3 Trans- 
4 14,3 .. 700000 -30 700 formatoren für je 6000kVA, 13 200/2300 V mit 
5 122 820 000. 36.000 5% Reaktanz. 
6 r%E ' 910000 40 000 Tuhlentafel 6. 


Da ER außerordentlich hohe Werte sind, Mit zusätzlicher Transformatorreaktanz. 


Heit 42. 


835 


liegt es nahe, die Sammelschienen in O zu | Zusätzl.Trans-/Reakt in®/,beil Kurzschluß- | Kurzschluß- 
geslen bb 2 form-Reakt. | 10000 kav | FeItUNg strom 
in 0 ın 
100900 KVA 7,5% a — 
ohne 44 | ı 226 000 56 500 
3% 61 164 000 41 000 
59 12 139 000 35 000 
10% 100 100 000 25 000 


Zahlentafel 6 zeigt die Daten bei Kurz- 
schluß in einer 2300 V-Leitung, u. zw. ohne, 
mit 3%, 5% und 10% zusätzlicher Reaktanz, 
u. zw. wenn sämtliche 3 Transformatoren im 
Betriebe sind. 

Bei 10% beträgt der Kurzschlußstrom nur 
noch 25 000 A, doch dürfte dieser Fall von 
vornherein ausscheiden, da durch so hohe zu- 
sätzliche Reaktanz die Spannungsregulierung 
zu sehr beeinflußt wird. Auch der nächst höhere 
Wert ist für normale Verhältnisse noch unge- 
eh denn es dürfte nur wenig Zentralen. 
ge 


A 


ee] 700000 KVA 10 Yo 
Abb. 2. Sammelschiene in © durch Reaktanz geteilt. 


Sammelschiene in O0 durch Reak- 
tanz geteilt. Mit 2,5% bzw. 5% Sammel- 
schienenreaktanz bei 16 000 kVA ergeben sich 
die Werte in Zahlentafel 2. 


Zahlentafel 2. 


2,5%, Sammelschienenreaktanz. 


en, die in der Lage sind, jede 2300 V- 
———— | Leitung mit einem Schalter auszurüsten, der 


Verbind.-Ltg. |Reakt. in % bei Be Kurzschluß- | 35000 A abzuschalten vermag. Das Nächst- 
im Betrieb | 100000 kVA VA strom liegende würde sein, die Sammelsehienen mittels 
Reaktanzen zu teilen, aber wie Zahlentafel 7 
2 24,8 404 000 17 700 zeigt, vermag auch dieses Mittel keine genü- 
4 14,8 675 000 29 600 gende Begrenzung des Kurzschlusses zu be- 

6 11,4 880 000 38 600 wirken. : 


Zahlentafel 7. 
Sammelschienen unterteilt. 


. 2 | 
Sämmelsch.- Renkt-in Ybei Kurzschluß- | 


Kurzschhiß- 


Reaktanz 100000 kVA | lei mn | strom 
J m 
any DT 130 000 32 500 
10% sl 124 000 31000 
/o 


Höhere Reaktanzen würden den Kurz- 
schlußstrom noch mehr reduzieren, verursachen 
aber bei ungleicher Belastung in den einzelnen 
Sammelschienenabschnitten ungleiche Span- 
nungen. 

Ein anderes Mittel den Kurzschlußstrom 
für die Schalter der abgehenden Leitungen auf 
einen geeigneten Wert herabzudrücken, besteht 
darin, die einzelnen Leitungen in Gruppen zu- 
sammenzufassen und jede dieser Gruppen mit 
einem Schalter zu versehen, der in der Lage ist, 
den vollen Kurzschlußstrom einer Leitung zu 
unterbrechen. Diese Gruppenunterbrecher @ 
(s. Abb. 4) werden so geschaltet, daß bei einem 


13200 V 


Be 


Abb. 4. Anwendung der Gruppenschaltung. 


Kurzschluß z. B. in Leitung 1 zunächst der 
Gruppenschalter G abschaltet, hierauf der 
Schalter in Leitung 1, worauf dann @ wieder 
eingeschaltet wird und die 4 gesunden Leitun- 
gen wieder unter Spannung gesetzt werden. 
Diese Anordnung verursacht zwar eine kurze 
Unterbrechung der übrigen 4 gesunden Lei- 
tungen, hat aber den großen Vorteil, daß z. B. 
bei 20 in 4 Gruppen zusammengefaßten Lei- 
tungen nur 4 Schalter erforderlich sind, die für 
den abzuschaltenden Kurzschluß zu bemessen 
sind, während man für die 20 Leitungen Schal- 
ter für bedeutend geringere Abschaltleistungen 
verwenden kann. Ferner ist noch das Zwei- 
sammelschienensystem zu erwähnen. Alle ab- 
gehenden Leitungen werden von der zweiten, 


13200 U 


Abb. 5. Zweisammelschienen-System. 


unterteilten Sammelschiene gespeist, __ Die 
Reihenfolge der Schaltungen bei einem Kurz- 
schluß z. B. in Leitung 6 ist: 


1. Kurzschluß in Leitung 6. 

2. Schalter E unterbricht. 

3. Schalter der Leitung 6 unterbricht den 
von M über R zugeführten schwächeren 
Strom. 

4. E schaltet wieder ein. 

Der Vorteil hierbei ist, daß nur 2 Schalter für 
hoheLeistungen gebraucht werden ; dagegen ist 
eine Sammelschienenreaktanz erforderlich, 

-- Endlich kann die Anordnung so getroffen 
werden, daß jede einzeln& Leitung mit einer be- 
sonderen Reaktanz versehen wird. Es ist dies 
das beste Mittel, den Kurzschluß für jede Lei- 
tung auf den gewünschten Wert herabzu- 
drücken; die Nachteile sind aber: Große An- 
zahl Reaktanzen und erhöhte Kosten für 
Gebäude und Sammelschienenkonstruktion. 


(„Eleetrical World“, Bd. 75, 1920, ®. 969.) 
Bmg. 


Elektromaschinenbau. 


Einankerumformer von 5000 kW. — Die 
..@. Peiner Walzwerk war Anfang 1913 
infolge Vergrößerung ihrer Stahlerzeugung ge- 
nötigt, die Leistungsfähigkeit ihrer Gleich- 
strom-Erzeugungsanlage zu erhöhen. Die elek- 
trische Energie wird auf der etwa 8 km von 
Peine entfernten Jlseder Hütte in mit Gas- 
maschinen gekuppelten Dynamos als Dreh- 
strom von 10000 V Spannung und 50 Per 
erzeugt und wurde bisher in Peine durch eine 
größere Anzahl von Motorgeneratoren in 


836 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 42. 


21. Oktober 1920. 


Gleichstrom von 520 V umgeformt. Die Auf- 
stellung weiterer Motorgeneratoren war wegen 


bei cos g = 0,8. Er besitzt Wendepole, Hilfs- 
Verbund-und Dämpferwicklungen, sowie sechs 


Platzmangels nicht möglich, und so blieb nur | kupferne Doppelschleifringe und ist für Eigen- 


die Verwendung eines Einankerumformers 
von möglichst großer Leistung übrig. Die 
schon 1900 angestellten Versuche mit 800 kW- 
Einankerumformern der Firma Schuckert & 
Co.,. Nürnberg, endeten mit einem Mißerfolg, 
da die Elektrotechnik vor 20 Jahren noch 
nicht in der Lage war, für 50 periodigen Dreh- 
strom einwandfreie Einankerumformer so 
großer Leistung zu bauen. Selbst vor etwa 
6 Jahren riet noch eine der größten deutschen 
Elektrizitätsfirmen dringend von dem  Vor- 
haben ab, aber die Ergebnisse des bis dahin 
größten Einankers von 1500 kW im Leerlauf 
und das einwandfreie Verhalten mehrerer 
kleiner Einanker bei Vollast und erheblicher 
UÜberlast auf dem Versuchsfeld der SSW führte 
nach eingehenden Beratungen mit dem verstor- 
benen Oberingenieur Thomälen dazu, daß den 
SSW der Auftrag auf einen Einankerumformer 
von 5000 kW Dauerleistung nebst allem Zu- 
behör erteilt wurde. 

Der ankommende Drehstrom wird in 
Peine von 10 000 V durch einen Transformator 
mit 98,35% Wirkungsgrad (bei cos gg = 1 und 
einem 'Kühlwasserverbrauch von 3,6 m?/h) 
auf etwa 384 V 6-Phasen-Durchmesserspan- 
nung umgeformt. Ein vorgeschalteter In- 


duktionsregler von rd 265 kVA Durchgangs- 
leistung und 99,6% Wirkungsgrad bei cos 
ee kann eine Zusatzspannung von rd + 575 V 
geben. 

“Er 28-polige Einankerumformer (Abb. 6 
7) leistet bei 215 Umdr/min und 49 bis 


u. 


erregung eingerichtet; sein Gesamtgewicht 
beträgt 46,25 t. Die Schleifringe sind mit 
Bronzekohlen und der 3-feldrige Kollektor mit 
Graphitkohlen besetzt. Künstliche Kühlung 
durch gefilterte Frischluft ist nur bei Luft- 


temperaturen über 28° nötig. Das Anlassen 


geschieht mittels eines Gleichstrom-Anwurf- 
motors von 185kW Leistung. Nach Erreichung 
seiner normalen Drehzahl wird der Umformer 
auf das Gleichstromnetz geschaltet und nach 
Abkupplung des Anwurfmotors mit dem Dreh- 
stromnetz parallel geschaltet. Der ankommende 
Drehstrom geht in der wegen Kupfermangels 
bisher nicht ausgebauten Doppelsammelschie- 
nen-Schaltanlage über Trennschalter, Meßwand- 
ler, den Ölschutzschalter mit elektrischer Fern- 
steuerung, Drosselspulen und den Induktions- 
reglerin den Haupttransformator. Der erzeugte 
Gleichstrom tritt über einen Nebenschluß für 
Strommesser und Zähler und die selbsttätigen 
Höchststrom- und Rückstromausschalter ins 
Netz. Für beide Stromlieferungsriehtungen sind 
Zähler vorgesehen. Alle Hilfsstromkreise wer- 
den von der 220-V-Lichtbatterie gespeist. 
Die Hauptschalter können aber auch von der 
500-V-Leitung aus bedient werden. Als Sicher- 
heitseinrichtungen sind vorgesehen: Kontakt- 
thermometer im Transformator und in den 


Umformerlagern sowie 2 Drehzahldynamos, 


die bei 5% Drehzahlüberschreitung des Um- 
formers eine Motorsirene einschalten und bei 
12% Überschreitung die Gleichstrom- und 
Drehstrom - Selbstschalter auslösen. Ein ge- 


EL ee 


ee 


Ei MD 


Abb. 6. Ansicht des Einankerumformers für 5000 kW. 


51 Per dauernd 9600 A bei 520 V, entsprechend 
5000 kW. Ausnahmsweise ist er auch im 
Gleichstrom-Drehstrom-Betrieb mit 400 kVA 
bei cos g = 0,8 verwendbar. Seine Leistungs- 
fähigkeit beim Rückarbeiten beträgt 2500 kVA 


tn 655 „| 


il li H 


| 


nauer Schaltplan ist in der Quelle ge. 
geben. | 

Der Gesamtwirkungsgrad der Umformer- 
anlage beträgt etwa 94% gegenüber 81% der 
früheren Motorgeneratoren von970kW Leistung. 


Bei 4000 kW durchschnittlicher Belastung wer- 3 
den mithin jährlich 4,9 Mill. kWh erspart, wo- 


durch sich die Anlage in verhältnismäßig kurzer 
Zeit bezahlt machen wird. Die günstigen Be- 


triebserfahrungen haben das Peiner Walz- = 


' werk vor einiger Zeit veranlaßt, den SSW 


‘einen zweiten Einankerumformer gleicher 


Leistung und Ausführung in Auftrag zu geben. 


ie Anlage zeigt, daß die Herstellung von 
Gleichstrom aus ferngeleitetem Drehstrom in 


durchaus wirtschaftlicher Weise möglich ist. 


Der beschriebene Einankerumformer ist 
der größte der Welt, und die deutsche Elek- 
trotechnik darf daher mit Stolz auf diese 


Leistung blicken. (P. Hartig. Stahl u. Eisen 2 


1920, 8. 845). 0. H 


Beleuchtung und Heizung. 


Neuerungen an Scheinwerfern. 


Die . 3 


wichtigste der von der General Electrie Co. _ 3 


an Scheinwerfern durchgeführten Neuerungen 
besteht in der Anwendung erhöhter Flächen- 
helle durch Benutzung relativ dünner Kohlen. 


Bei einem 152 cm-Scheinwerfer der amerikani- 


schen Marine besteht die Lichtbogenspannung 


80 V bei 150 bis 160 A, hierbei ist die positive 


Kohle nur 16 mm stark und hat 381 cm Brenn- 
länge, die negative hat einen Durchmesser von 
ll mm und 20,5 cm Brennlänge. (Nach diesen 


Daten scheint es sich um die Becksche Schein-_ 


werfer-Bogenlampe zu handeln.) Neben dieser 
Bogenlampe weist der Scheinwerfer noch be- 
sondere Einrichtungen zur optischen Zentrie- 
rung des Kraters auf. Bemerkenswert ist auch 
die Anwendung von Metallspiegeln, die in 
eigenartiger Weise hergestellt werden. Die 
Beschreibung des Verfahrens ist hier nicht 
ganz klar. Es scheint aber, daß der Metall- 


spiegel durch Reduktionsversilberung einer 
| Konvexlinse hergestellt wird Die Versilberung 


wird ‚dann durch galvanische Verkupferung 
und Hintergießen mit einer an dem Metalle 


haftenden plastischen Masse verstärkt, bis sich 


der Metallspiegel von der Glaslinse abheben 


läßt (vgl. das Verfahren zur Herstellung von 
Wiskott-Spiegeln). Bei der Verwendung von 
Glasspiegeln wurde von der parabolischen 


Glas angewandt, um die Streuung infolge der 
Brechung im Glase zu vermindern. (‚General 
Electric Review‘, Bd. 22, 1919, September- 


heft.) La. - 


 Berg- und Hüttenwesen. 


Die elektrische Verhüttung von Eisen- 
erzen. Chemical & Metallurgical - Engi- 
neering!) bringt einen Auszug aus dem von 
Stansfield erstatteten Bericht), 


über die geschäftlichen Aussichten des elektri- 


die Hauptrolle. Die erforderlichen Energie- 


beträge hängen von dem Gehalt des Erzes, der 


Güte des gewünschten Produkts und der be- 


| nutzten Ofenart ab und belaufen sich unter - 
gewöhnlichen Verhältnissen auf etwa !/; bis !/, 


PS-Jahre je 1 t Roheisen. Bei Gießereieisen 


aus niedriggradigen Erzen unterVerwendung 


eines einfachen Tiefofens kann man nicht auf 


| mehr als 2032 kg mit Sicherheit rechnen. Bei 


einer täglichen Leistung von 50 t Roheisen 
sind 8000 bis 9000 elektrische PS erforderlich, 
bei der Erzeugung von legiertem Elektroeisen 
und Elektrostahl sogar 10 000 bis 15 000. Bei 


. Stansfields Besuch in Vancouver schätzte man 


Form abgegangen und außerdem sehr dünnes : 


der sieh 


N 


die Kosten für das elektrische PS-Jahr 


SE 2% auf etwa 15 Dollar, bei welchem 
schäftlich möglich wird. Später ergab 
sich jedoch, 
doppelt so hoch ausfallen 


\ 


würden, 
Prozeß nicht rentabel, und es wäre 


Zur Zeit von Stansfields Besuch im 
Jahre 1914 wurden in schwedischen 


nutzt, welche mit Gewinde an den 
Enden versehen waren, um verlän- 
gert werden zu können. Sie bestan- 
den aus amorpher Kohle und koste- 


Abb. 7.- Abmessungen des"Einankerumformers von 5000 kW. 


weißen Roheisens ungefähr 4,5 bis 
6,75 kg Roheisen und somit die 
Kosten 50 cts/t. 


Gießereieisen . aus niedriggradigen 
ı_ Bd..20. Nr. 12. Im Auszug „Hleotr. 
Rev“, Bd. 6. 8. 806 ee 

2) „Bulletin“ of the 
partment’of Mines, Nr. 2, 1919. ER. 


Preise die elektrische Verhüttung ge-. 


\ { Stansfield ist der 
Ansicht, daß bei der Erzeugung von 


daß die Kosten etwa 
und in diesem Falle wäre der alte 


ein neuer, billigerer zu entwickeln. 


ten etwa 4 cts/lb. Der Elektroden-_ = 
abbrand betrug bei der Herstellung - 


British Columbia D- 


‚schen Erschmelzens von Eisenerzen in Britisch- E 
Kolumbien äußert. Die Beschaffung genügen- 
der Mengen elektrischer Energie spielt hiernach 


S 


ee rain nad a eat ee Eh le he 


Öfen Elektroden von 60 cm Durch- 
messer und 1,2 bis 1,5 m Länge be- 


97 . Fr, 
Ka A 


er 
4 


-lumbien, bei einer Jahresleistung von 27 000 t 


- weleher die Wasser der Kordilleren nach dem 


den elektrischen 


sonders für diejenigen der Zone I (Abb. 8), 


während er für die übrigen Linien noch nicht | tiver Strom der- nächst niedrigeren Nachbar- 


21. Oktober 1920. Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


Heit 42 


837 


mm mn PU ——————— 


Erzen der Abbrand 6,75 bis 9,0 kg betragen 
würde, so daß die Kosten hierfür bei den 
= NER Bee Bag 
reisen sich etwa auf 1, ollar/t Roheisen Sammen.rd 1,55 Mill. $ 
stellen. Ein 3000 kW-Ofen On BareNar zusammen rd 1,55 Mill. & 
Elektroden. Die Herstellungskosten von wej- | Die jährliche Ersparnis gegenüber dem 
Bem- Roheisen im schwedischen Ofen werden Dampfbetrieb im Jahre 1917 wird zu 0,2 Mill. £ 
von den Fabrikanten für eine Anlage mit | berechnet, allerdings 2. T. infolge schlechten, 
60 000 t Jahresleistung zu 11,50 Dollar je t abgenutzten Betriebsmaterials und hoher 
angegeben. Stansfield schätzte die Kosten im | Preise desselben im genannten Jahr. Bei 
Jahre 1918 für eine Anlage in Britisch Ko- gutem Zustande der Betriebsmittel und nor- 
malen Preisen für den Dampfbetrieb ergeben 
sich rd 0,125 Mill. £ jährlicher Ersparnisse. 

Hierzu ist zu bemerken, daß inzwischen, 
wie überall, die Verhältnisse sich noch mehr 
zugunsten des elektrischen Betriebes ver- 
schoben haben, da die Kohle heutzutage un- 
gefähr dreimal mehr kostet, als in dem er- 
wähnten Bericht angenommen, so daß z. B. 
im Jahre 1919 rd 0,4 Mill. £ erspart worden 
wären. 

Es ist seitens der Regierung nicht beab- 
sichtigt, eigene Kraftwerke für den Bahn- 
betrieb zu erbauen, sondern man will die elek- 
trische Energie von bereits bestehenden Werken 
beziehen, oder die Neuerrichtung von 88- 
eigneten Kraftwerken durch Privatinitiative 
dadurch ermöglichen, daß diesen ein gewisser 
Jahresverbrauch von den Staatsbahnen garan- 
tiert wird. Durch öffentliche Ausschreibung 
werden gegenwärtig Angebote auf die Energie- 
lieferung eingeholt, sowie Vorschläge der elek- 
trischen Weltfirmen über die eigentliche Elek- 
trisierung (Fahrleitungen, Unterstationen, Lo- 
komotiven usw.), und erst auf Grund dieser 
letzteren wird man sich für die Stromart, 
Fahrdrahtspannung usw. entscheiden. Die 
Angebote werden am 31. III. 1921 geöffnet 
werden. 

Eine in Bälde geplante, teils im Inlande, 
teils im Auslande unterzubringende Anleihe der 
chilenischen Staatsbahnen, soll auch die Mittel 


Kraftwerke, Fernleitungen und 
Lokomotiven . . » =... rd 0,95 Mill. £ 
Fährleitungen u.Unterstationen_„ 0,60 „ _» 


grauem Roheisen auf 29,75 bis herab auf 23,90 
Dollar je t. Bei Verwendung von Tieföfen in 
einer 10000 kW-Anlage würden die Kosten 
für 1016 kg Gießereieisen etwa 36,81 Dollar 
betragen. Die Kosten für dasselbe Quantum 
Hochofen-Roheisen ergeben sich zu 25,95Dollar; 
die für Elektroeisen sind also von annähernd 
derselben Größenordnung, falls elektrische 
Energie zum Preise von 15 Dollar/kWh ‚oder 
weniger zu beschaffen ist. 


Verkehr und Transport. 


Die Elektrisierung der chilenischen Staats- 
bahnen. — Unter den Ländern, welche sich für 
die Einführung des elektrischen Betriebes auf 
Vollbahnen besonders eignen, ist Chile mit an 
erster Stelle zu nennen. Stellt doch das ganze 
Land, wie Dr. Echeverria in einem Vortrage 
vor der Londoner Handelskammer treffend 
‚agte, eine einzige schiefe -Ebene dar, auf 


Stillen Ozean fließen und Millionen von kW zu 
erzeugen vermögen. Es steht also billig herzu- 
stellende elektrische Energie in genügender 
Menge zur Verfügung, die sich in Wasserkraft- 
werken in mäßigen Abständen von einander 
erzeugen läßt. Ferner sind große Bahnstrecken, 
darunter besonders auch Gebirgsstrecken, ein- 


oleisig, für den elektrischen Betrieb gut ge- | ;. er . 5 
eignet, durch welchen die Verkehruleisuungen für Elektrisierung der Zone I mit aufbringen. 
Immerhin scheint man auch auf finanzielle 


am besten gesteigert werden könnten. Andere R i 
wieder Der lieh Een no ee Unterstützung durch die Unternehmerfirmen 


Verkehr, daß ihre Elektrisierung nicht ratsam | U rechnen ; besonders die Amerikaner dürften 
erscheint. sich wohl dafür interessieren, und die Tages- 
Die meisten vorhandenen Dampflokomo- |, "rungen Wissen die Ankunft von Kom- 
tiven sind außerdem schon recht stark abge- missionen der General Electric Co. und der 
nutzt und müssen schleunigst durch neue. er- Westinghouse Co. schon für die allernächste 
setzt, ihre Zahl muß vermehrt werden. Zeit zu melden. . Musswitz. 
Die chilenische Regierung faßte daher schon 
vor einigen Jahren den Entschluß, das zen- 
trale Eisenbahnnetz zu elektrisieren. Eine 
Studienkommission, welche in den Jahren ® 
1917/18 arbeitete, empfiehlt in ihrem Bericht, .  Oberwellenerzeugung durch hochgesättigtes 
Betrieb zunächst für die Eisen. — Führt man einer Spule mit ge- 
größten. Verkehrs und ganz be- schlossenem Eisenkern sinusförmigen Strom zu, 
so ist die erzeugte Reaktanzspannung nicht 
ebenfalls sinusförmig, sie enthält vielmebr 
höhere Harmonische. Infolge dessen lassen 
sich bei Anlegung eines schwingungsfähigen 
Stromkreises an den Primärkreis Oberwellen- 
ströme heraussieben. Moldenhauer unter- 
sucht durch Rechnung und durch Messungen das 
Verhalten dieser Resonanzströme und der sie 
erzeugenden EMK und kommt zu folgenden 
Ergebnissen: Der dem Primärstrom in der 
Primärwickelung überlagerte Resonanzstrom 
erfährt in dieser einen inneren induktiven 
Spannungsabfall, er übt auf seine eigene EMK 
eine Rückwirkung aus, die abhängig ist von 
der Zeitkonstanten R:L und der Rückwir- 
kungskonstanten. Diese wiederum steht in 
erheblicher Abhängigkeit von der Zusammen- 
setzung des Resonanzstromes; J© reiner dieser 
ist, desto größer ist die Rückwirkung. Die 
Rückwirkung wird teilweise wieder ausge- 
glichen, wenn in der Primärwicklung außer 
dem Resonanzstrom selbst noch ein kapazi- 


Fernmeldetechnik. 


Linien des 


it. zaallbite, 


Abb. 8. Zone I der chilenischen Staatsbahnen. 


Los Andes 


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SIS$ 2. 
S S SEI S "ST 
8 < Ip Ss 
E Ss 3 
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Sartago SEES ES Asa u mh ne Uar-lai OISERISH ES 


Abb. 9. Längenprofile zu Abb. 8. 


welle fließt, sei es infolge unvollkommener 
Resonanz in einem zweiten parallel geschalteten 
Nebenresonanzkreis, sei es als unter Resonanz 
laufende Nebenwelle im Hauptiesonanzkreise 
selbst. (L. Moldenhauer, Doktordiss., Darm- 
stadt.) Rp. 


empfohlen wird, namentlich weil sonst das 
'Anlagekapital zu groß ausfallen würde. 

Für die Zone I wird dies Anlagekapital, 
wie folgt geschätzt!): 

1) Für Preise, wie sie 1918 Geltung hatten, umge- 
rechnet auf engl. £. 


/ 


nimmt Kostenanschläge entgegen, 
lichst eingehend sein und die für die Errich- 
tung erforderliche 


lich schon. gutgeheißen sein soll. 


lichen Telegrammverkehr dienen soll. 


Theorie des Antennenwiderstandes. — 
Eeeles zerlegt den Antennenstrom J in 
zwei Teilströome J=i—j'. Der Strom i ent- 
spricht den Jouleschen Verlusten, der in der 
Antenne j den Strahlungsverlusten. Indem 
der Anteil des Strahlungsstromes j zum ge- 
samten J proportional der Frequenz = dw 
und die gesamte Leistung P=zri+mj° 
Bet wird, ergibt sich für den gesamten 

ntennenwiderstand R ein Ausdruck der in 

Abhängigkeit von der Frequenz ein Minimum 

EFFIELM r 
hat; Ruin + 


— bei a &8= Es wird 
FR s wird 


ferner elne Beziehung abgeleitet für den 
—r- u 


R 
Ausdruck r =b%M ie 


gung). Durch Annahme des Werkes von D 
zwischen 2. und 3 wird versucht, obige 
Formel in Übereinstimmung mit einigen an 
Antennen gemessenen Widerstandskurven zu 
bringen. (Electrieian, 1920, S. 370). 


(u Eigenschwin- 


Börsenfunkdienst in Amsterdam. — An 
der Amsterdamer Börse soll in wenigen 
Wochen versuchsweise ein Apparat für draht- 
lose Fernsprechverbindung, in Betrieb ge- 
nommen werden. Die Provinzbörsen erhalten 
von hier aus It. „Financier‘ vom 16. VIII.durch 
Funkspruch die Börsennachrichten in regel- 
mäßigen Zwischenräumen. („Überseedienst‘ 
vom 26. VIII. 1920). Rp. 


Drahtlose Stationen in Mexiko. — Der 
mexikanische Minister für öffentliche Arbeiten 
beabsichtigt, vier drahtlose Stationen aufzu- 
stellen, von denen zwei in Manzanillo und in 
Morelio Platz finden sollen. Der Minister - 
die mög- 


Zeit enthalten müssen. 
Nach einem Bericht des amerikanischen Kon- 
suls in Manzanillo liegt für die vollständige 
Anlage an diesem Ort bereits ein Kostenan- 
schlag in Höhe von 3 Mill. mexikanischen 
Dollars (1 mex. Dollar — rd 0,5 $ nord- 
amerikanischer Währung) vor, der angeb- 
Dieses 
Werk schließt die Anlage eines Wasserbaues 
in sich sowie die Konstruktion von Kai anlagen 
undd ie Nivellierung von Hügeln. („Helios“, 


Fach- und Export-Zeitschrift für Elektro- 
technik vom 22. VIII. 1920). ..Rp. 
Drahtlose Station in Shanghai. — Einer 


Reutermeldung aus Peking vom 14. VII. 
zufolge plant die Pekinger Regierung die Er- 
richtung einer großen drahtlosen Station ın 
Shanghai, die dem wirtschaftlichen und amt- 
(„‚Uber- 
seedienst‘‘ vom 31. VIII. 1920). 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Hauptversammlung der deutschen Gesell- 
schaft für Bauingenieurwesen. — Die im Mai 
1920 gegründete Gesellschaft, die sich die För- 
derung wissenschaftlicher Arbeiten auf dem 
Gebiete des Bauingenieurwesens zum Ziele ge- 
setzt hat, veranstaltete am 31. IX. in Berlin 
im Hause des V.d. I. ihre erste Mitgliederver- 
sammlung. ’ 

Der Vorsitzende, Geh. Baurat Professor 
G. de Thierry, behandelte in seiner Eröff- 
nungsrede die beiden Fragen; Was ist wis- 
senschaftliche Arbeit, und in welcher 
Weise kann sie gefördert werden? Er 
bezeichnete als Wissenschaft die auf dem Wege 
der Erfahrung gewonnene Erkenntnis des Zu- 
sammenhanges zwischen Ursache und Wirkung. 
Jeder Ingenieur kann zu ihrer Förderung bei- 
tragen. Besonders lehrreich sind hierbei solche 
Bauausführungen, die mit einem Mißerfolg 
endigten, und die nach der bisherigen Übung 
nur selten in der Öffentlichkeit behandelt 
wurden. Geh. Oberbaurat Schmick, München, 
sprach über die Wasserkräfte und ihren 
wirtschaftlichen Wert. Den Ausbau der 
dentschen Klein- und Großwasserkräfte in den 
nächsten, unter dem Zeichen der Kohlenknapp- 
heit stehenden Jahren bezeichnete er als na- 
tionale: Wirtschaftspflicht. Die zum Ausgleich 
der Schwankungen der Wassermengen erfor- 
derlichen Maßnahmen (Talsperren, elektrischer 
Zusammenschluß der Alpen- und Flachland- 
tlüsse u. a.) wurden eingehend erörtert. Der ge- 
samte Leistungsbedarf Deutschlands beträgt 
7. Zt. einschließlich der Eisenbahnen rd 10 Mill. 
PS. Demgegenüber könnten die ausbauwür- 
digen Wasserkräfte rd 6 Mill. PS liefern, so 
daß nur noch ein kleiner Teil durch K.ohlen- 
kräfte zu decken wäre. An Hand zahlreicher 
Beispiele versuchte der Vortragen de den Beweis 
zu liefern, daß vielfach der Verkaufswert der 
Wasserkräfte allein schon die Verzinsung der 
Baukosten vollauf decke. Er betonte die 


838 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


unbedingte Notwendigkeit der Errichtung 
eines Reichswasserwirtschaftsrates, 
dem die gesamte Wasserwirtschaft des Reiches 
einschließlich des Ausbaues der Wasser- 
kräfte unterstellt werden müsse, In der 
Diskussion wiesen Dr.=ng. Rümelin auf die 
Verhältnisse des Oberrheins und Baurat Mat- 
tern, Potsdam, auf den Stand des Ausbaues 
der Wasserkräfte in Frankreich hin. 

Prof. Petersen, Danzig, behandelte Ver- 
kehrsfragen bei Stadterweiterungen. 
Ausgehend von der Notwendigkeit, der Herr- 
schaft der Mietskaserne in den Großstädten ein 
Ende zu machen, entwiekelte er die verschie- 
denen Arten der Kleinhaussiedelungen, die nur 
bei billigem Bodenpreise, d. h. also bei größerer 
Entfernung von der Stadt, wirtschaftlich mög- 
lich sind. Damit wird aber die Siedlungsfrage 
zu einer Verkehrsfrage. Bei der Aufgabe, ein 
gegebenes Gebiet nach Industrie- und Wohn- 
bezirken und Freiflächen aufzuteilen, müssen 
in erster Linie die Erweiterungsmöglichkeiten 
der Wasserstraßen und des Eisenbahngüter- 
verkehrs berücksichtigt werden. Hierauf folgt 
die Festlegung des zukünftigen Personenver- 
kehrs und schließlich die des Vorort-, Schnell- 
und Straßenbahnverkehrs. Erst dann kann an 
den Entwurf der Bebauungspläne für die ein- 
zelnen Siedlungen herangegangen werden. Er 
erläuterte an dem Beispiel Zürichs den weitgrei- 
fenden Einfluß, den die Umgestaltung von 
Eisenbahnanlagen auf die Stadtentwicklung 
hat. In ähnlicher Weise schilderte er die durch 
die Erweiterung der Hafen- und Verkehrsan- 
lagen bedingte zukünftige Entwicklung der 
Stadt Danzig an Hand zahlreicher Lichtbilder. 

Bei den geschäftlichen Verhandlungen 
wurde eine Entschließung angenommen, die 
die Schaffung eines Reichs-W asserwirtschafts- 
rates fordert. Eine zweite Entschließung for- 
dert stärkere Berücksichtigung der Techniker 


bei Besetzung von Stellen in der Reichsver-' 


waltung, insbesondere auch die Anstellung 
technischer Staatssekretäre, 

Werkschulausstellung. — Von der anläß- 
lich der Jahresversammlung des Vereins deut- 
scher Ingenieure in der Zeit vom 18. bis 26. IX. 
1920 im Lichthof der Techn. Hochschule Berlin 
veranstalteten Werkschulausstellung wird wohl 
jeder, der diese zeitgemäße Veranstaltung be- 
sichtigt hat, mit Genugtuung sagen können, 
daß es ein guter Gedanke war, das Schulwesen 
zugleich mit der Werkstatt in einem Gesamt- 
bilde zu vereinigen und der Öffentlichkeit zu- 
Sänglich zu machen. In der Tat hat auch die 
Ausstellung bewiesen, daß Schule und Hand- 
werk unbeirrt von allen Zersetzungen und Wir- 
ren der Kriegszeit sich treu geblieben sind in 
dem Vorsatz, den Wiederaufbau im deutschen 
Land durch Fleiß und Arbeit nach Kräften zu 
fördern, und man kann dem „Ausschuß für 
technisches Schulwesen“ nur Dank wissen, 
daß er in einer Zeit, wo Mangel an Selbstver- 
trauen und an Arbeitsfreudigkeit überhand zu 
nehmen droht, den Weg zu einer besseren _Zu- 
kunft gezeigt hat und, wie wir hoffen wollen, mit 
Erfolg. 

Beim Eintritt in den Lichthof, welcher 
leider etwas klein für diesen Zweck war, mochte 
man am liebsten ausrufen: „Hie gut Hand- 
werk allewege‘“: Daß unser Nachwuchs solches 
leisten kann, ist ein Trost und Lichtblick für die 
Zukunft und ein Stolz für die Lehrer und 
Meister. Einzelheiten aus dem vielen Gebote- 
nen zu schildern, würde zu weit führen, nur ein 
großes Lob ist der allgemeine Eindruck, unsere 
Jugend im Handwerk zu sehen, selbstschaffend 
und erzeugend, war hier die beste Gelegenheit. 
Einfache und schwierige Werkzeuge und In- 
strumente aller Art, darunter wahrhafte Clanz- 
stücke, zeugen von der Liebe zum Handwerk, 
von Geschicklichkeit und Ausdauer. Prächtige 
Bilder, Zeichnungen und Modelle, in den 
Schulen entworfen, vervollständigen das Ge- 
samtbild und beweisen aufs neue, daß gerade 
die Großindustrie berufen erscheint, den Hand- 
werkerstand hochzuhalten, zu heben und zu 
unterstützen. Besonders hervorzuheben unter 
den Ausstellern wären der Siemens-Konzern, 
die A. E. G,, Borsig, Maschinenfabrik Augs- 
burg-Nürnberg, Bergmann, Stock, Ludw. Loewe, 
Deutsches Eisenbahnverkehrswesen. Alles in 
allem eine wirklich wertvolle Veranstaltung, 
die hoffentlich öfter wiederkehren wird. 

Rahn. 


Verschiedenes, 


‚Bergakademie Clausthal. — Der Bergaka- 
demie ist das Recht zur Promotion von Doktor- 
Ingenieuren’ verliehen worden. 


Industrie und Handel. 


Aus der italienischen Elektroindustrie. — 
Bis 1915 waren an der Versorgung der 
italienischen Elektroindustrie mit Maschinen 
hauptsächlich Deutschland und die Schweiz, 
außerdem Amerika, Österreich-Ungarın und 
England beteiligt. Dynamobleche kamen 
vor dem Kriege wesentlich aus Deutschland 
und nur in geringeren Mengen aus England, 
das sich seit 1915 mit Amerika in diese Liefe- 
rungen teilte. Wie eine von „Electrical Review‘ 
nach „Elettroteenica‘“ mitgeteilte Übersicht 
zeigt, betrug das Gewicht der von Italien ein- 
geführten elektrischen Maschinen 1907 
6070 t, stieg im folgenden Jahre auf 10 520 t, 
hatte 1914 noch eine Höhe von 7271 t und ist 
dann während des Krieges zeitweise unter 
2400 t gesunken. 1918/20 unterblieb der Im- 
port infolge der allgemeinen Wirtschaftslage 
De behördlicher Einschränkungen nahezu 
ganz. Dieser nach abwärts gerichteten Be- 
wegung entsprechend, zeigt die Einfuhr von 
Dynamoblechen während des genannten Zeit- 
raumes steigende Tendenz. Sie stellte sich 
1907 auf 1862, 1917 aber auf 4644 t, der jähr- 
liche Durchschnitt betrug 3055 t. Die italie- 
nische Gesamtproduktion elektrischer Ma- 
schinen ins Auge fassend, berechnet unsere 
Quelle das mittlere Gewicht der fertigen Ma- 
schine zu 18 kg/kVA und ein Verhältnis des 
Gewichts der rohen Bleche zu dem der ferti gen 
Maschine von etwa 0,42. Daraus ergibt sich 
dann für die Erzeugung elektrischer Ma- 
schinen in Italien zwischen 1907 und 1917 
eine fast stetige Zunahme von 4450 tim ersten 
der genannten Jahre auf 11 000 tin 1917, d. e. 
78% des italienischen Gesamtbedarfs. 
Dieser wird für die in Betracht gezogene 
Periode zu jährlich 13 550 t angegeben, von 
denen 7300 t oder 54%, auf die heimische Pro- 
duktion entfallen. 1907 war das Gesamtgewicht 
10 520 t; es erreichte unmittelbar vor dem 
Kriege im Durchschnitt der Jahre 1913/14 
15 500 t, und davon sind 9500 oder 61% im 
Lande selbst fabriziert worden. Das Jahr 
1915 zeigt allein einen starken Abfall des 
Maschinenkonsums auf 8585 t. Rechnet man 
mit dem angegebenen Durchschnittswert von 
18 kg/kVA, so erhält man bei einem Gesamt- 
gewicht der in der Zeit von 1908 bis 1917 er- 
zeugten und eingeführten elektrischen Ma- 
schinen von 135500 t als jährlich instal- 
lierte Leistung rd 0,750 Mill. kVA. Der 
Bericht enthält weiter entsprechende Angaben 
über Wasserturbinen und Generatoren sowie 
über das 1918 in Italien (alte Grenzen) einschl. 
Sizilien und Sardinien für Leitungen ver- 
wendete Kupfer. Danach beanspruchten 
im Ganzen 60000 km Freileitungen und 
Kabel 55 000 t Kupfer oder im Mittel 0,9 kg/m; 
Verkehrsunternehmungen sind dabei nicht 
berücksichtigt. 

Über die italienische Elektroin- 
dustrie im allgemeinen wird den ‚Weltw. 
Nachr.‘‘ folgendes berichtet: ‚Alles, was an 
elektrischen Maschinen, Motoren, Apparaten 
und Instrumenten vor dem Kriege eingeführt 
wurde, kann heute in Italien gebaut werden. 


Die im Kriege gemachten Versuche und die 


dabei erzielten vorzüglichen Ergebnisse haben 
die italienische Industrie veranlaßt, in den 


verschiedenen Gebieten der Elektrotechnik 
herzustellen, was für die Kraftwerke mit 
Wasser- oder Wärmebetrieb, für die Um- 


former- und die Verbrauchsstationen nötig ist. 
Apparate für  Fernsprecher, Telegraphen, 
Signale und Kommando werden gleichfalls 
heute in den italienischen elektrischen Werk- 
stätten hergestellt. Die Industrie der elek- 
trischen Kabel, die während des Krieges eine 
bedeutende Ausfuhr nach den verbündeten 
Ländern aufgenommen hatte, schickt sich 
nun an, mit neuen wissenschaftlichen For- 
schungs- und Versuchsmitteln ausgerüstet, die 
herrschende Stellung wieder zu erobern, die 
sie vor dem Kriege einnahm, und die Ausfuhr 
noch zu vergrößern. Alle Anwendungen der 
elektrischen Heizung, die infolge der Teuerung 
der importierten Kohle sich sehr ausdehnen 
werden, finden in Italien alle nötigen Apparate 
als Fabrikate einheimischer Fabriken. Eine 


Industrie, die vor dem Kriege nicht in Italien - 


bestand, und die sich jetzt wohl eingerichtet 
und organisiert hat, ist die der Magnete und. 
Zündungsapparate für Explosionsmotoren; sie 
kann jetzt nicht nur die bedeutende Nach- 
frage aus dem Inlande befriedigen, sondern 
auch ihre Erzeugnisse ausführen. Auch die 
Fabrikation elektrischer Akkumulatoren, die 


sich im Kriege bedeutend entwickelt hat, will. 


ihre Erzeugung in großem Stile fortsetzen und 
auch für die Ausfuhr arbeiten, um die günstige 
Lage auszunutzen, worin sich Italien dank 


Heit 42. 


 beängstigende { 
‚deren Ende seien die Auftragseingänge um 50%, 


21. Oktober 1920. 


dem Vorkommen von Bleierzen befindet. Doch 


ist es nötig, daß die italienische Glasindustrie 


die Fähigkeit erreicht, die nötigen Behälter 
nach, industriellen Methoden herzustellen.“ 
Die italienische Einfuhr von Glüh- 


D 


lampen in den ersten 4 Monaten des Jahres 
1920 betrug nach der ‚‚Ind.- u. Hand.-Ztg.“ 
rd 3,173 Millionen im Werte von 11,105 Mill. 


Lire gegen 1,895 Millionen und 6,632 Mill. 


Lire im gleichen Zeitraum des Jahres 1919. 
Holland hat an erster Stelle fast 1,750 Millionen 
importiert im Vergleich mit 0,454 in 1919 
und 14500 Lampen im Jahre 1918. Die 
Schweiz, die in der entsprechenden Periode 


von 1918 noch 0,908 und 1919 0,753 Millionen 


einführen konnte, ist im ‘Jahre 1920 mit 
0,439 Millionen auf den zweiten Platz gerückt. 
Österreich kommt mit 0,316 Millionen an 
dritter Stelle; es folgen die V. S. Amerika mit 
0,197, Frankreich mit 0,185 Millionen und 
Spanien mit 79 300 Lampen. Deutschland 
tritt überhaupt nieht in Erscheinung; seine 
Einfuhr ist wohl in der Gruppe ‚andere Län- 
der‘ mit insgesamt 0,206 Millionen inbegriffen. 
Vor dem Kriege hat es dem italienischen Markt 
5,836 Millionen Glühlampen in 1913, 4,829 in 
1914 und 2,677 noch in 1915 geliefert, war also 
bei einer Gesamteinfuhr des Königreichs in 
diesen Jahren von bzw. rd 9,6, 9,2 und 7,6 
Mill. Stück eine sehr bedeutende Bezugsquelle. 


Die Beschäftigung der deutschen Elektro- 
industrie im Juli 1920. — Die gegenwärtige Lage 
der deutschen Elektrizitätsindustrie wird nach 
dem ‚‚Reichs-Arbeitsblatt‘‘ wie in allen übrigen. 
Industriezweigen durch die nahezu völlige 
satzstockung gekennzeichnet. Da Rohmateria- 
lien zum Weltmarktpreise in genügender Menge 


‘zu haben sind, konnten Arbeitsverkürzungen 


und Entlassungen auf Teilbetriebe beschränkt 
bleiben. Am verhältnismäß'g-besten gestaltete 
sich vorläufig noch die Lage für den Bau von 
Fernsprechapparaten, am schlechtesten für 
Kabelwerke, während die sonstigen Fabriken 
(Bau von elektrischen Maschinen und Appara- 
ten) die gegenwärtige Lage und die Aussichten 


der nächsten Zukunft noch überwiegend als 


befriedigend beurteilen. Ein Direktionsmit- 
glied der SSW führte in der Julisitzung der 
Arbeitsgemeinschaft für die deutsche elek- 
trotechnische Industrie!) aus, daß die Welt- 
bedeutung der deutschen Elektrizitätsindustrie, 
die früher 40% der gesamten Welterzeugung 
darstellte, durch die inzwischen aufgekommene 
ausländische Konkurrenz aufs schwerste er- 
schüttert sei. Vorübergehend sei mit fallen-- 
der Valuta und steigender Inflation eine 
Hausse eingetreten. Nach 


und mehr zurückgegangen, und die Arbeits- 


b- 


losigkeit habe entsprechend zugenommen. Ge- 


genwärtig sei der Markt völlig still; am schlimm- 
sten sei es mit der Kabelindustrie bestellt, die 
nur etwa auf ein Viertel des Friedensbetrages 
an Bestellungen rechnen könnte. Ähnlich sei 
die Lage im Leitungs-, Kleinmotoren- und In- 


stallationsgeschäft, namentlich deshalb, weil 


die Überlandzentralen infolge der drohenden 


Sozialisierung weder zu weiteren Netzbauten 


noch zu Erneuerungen und Vergrößerungen 
ihrer Werke schreiten könnten. Das Straßen- 
bahngeschäft biete wenig günstige Ausblicke. 


Manche Unternehmen seien infolge der Tarif- 


erhöhungen zum Stillstand gekommen. Bei 
der ungünstigen Finanzlage sei an Neubeschäf- 
tigungen nur in verzögertem Maße zu denken. 
In der Glühlampenindustrie seien im letzten 
Jahre für rd 70 Mill. M Lampen hergestellt 
worden. Die Ausfuhr, die vor dem Kriege etwa 
die Hälfte betragen habe, sei jetzt auf weniger 
als ein Viertel heruntergegangen und stoße 
im Ausland auf lebhafte Konkurrenz. In der 


Schwachstromelektrotechnik reichten die Auf- 


träge zunächst noch auf einige Zeit hin aus, 
die Lage sei also nicht ungünstig; neue Bestel- 
lungen gingen indessen gleichfalls zurück, und 
das Auslandgeschäft sei schwach. Zu den 
äußeren Schwierigkeiten kämen die hohen Roh- 
stoffpreise, die an die 


rungen stellten. 


Soweit Berichte der einzelnen Betriebe 


vorliegen, wird die gegenwärtige Lage ebenso 
wie die Zukunftsaussichten für den Bau von 
elektrischen Maschmen und Apparaten über- 
wiegend als befriedigend, bei dem Bau von. 
Fernsprechapparaten sogar als gut bezeichnet, 
während die Kabelwerke Lage wie Aussichten 
überwiegend als schlecht ansehen. Die Gesamt- 
zahl der Beschäftigten im Berichtsmonat 


betrug in der Fabrikation elektrischer Maschi- ' 


nen und Apparate 74830, von Fernsprech- 


apparaten 4790 undin den Kabelwerken 10 357. 


') Vgl. Henrich „ETZ“ 1920, 8. 700. - 


= 


Ai 


finanzielle Tragfähigkeit 
der Betriebe außerordentlich große Anforde- 


* 


- 


ist 


21. Oktober 1920. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9820, zu richten. 


Die nächste Sitzung des Elektrotechnischen 
Vereins findet statt 
am Dienstag, den 26. Oktober, abends 74, Uhr 
F (pünktlich) er 
in der Technischen Hochschule Charlottenburg, 
Hörsaal Nr. 141. 


Tagesordnung: 
Geschäftliche Mitteilungen. 
Beitragserhöhung und Satzungsänderung. 
Vortrag des Herrn Chefelektrikers J.Bier- 
manns über „Technische Probleme 
der elektrischen Großwirtschaft‘“ 
(mit Vorführungen). 


ee 


3 Inhaltsangabe: 
1. Allgemeines. — 2. Die Übertragungsfähig- 
keit einer Leitung. — 3. Die Spannungsregu-- 
lierung. — 4. Störungsquellen und Störungs- 
verhütung. . Die .Überstromfrage. 
6. Vorführung eines Modells zur Bestimmung 
der Strom- und Spannungsverteilung in 
Störungsfällen. 
Gäste sind willkommen. 


Der: Vorsitzende 
Ad. Franke. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) , 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer 


Str. 68. - 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9806: 


Betr. Kommission für Freileitungen. 
In der „ETZ‘“ 1920, Heft 39,.S8. 780, ist 


. der von der Kommission für Freileitungen auf- 


gestellte erste Entwurf zu neuen ‚Normalien 
für Freileitungen‘‘ veröffentlicht und darum 
gebeten worden, Vorschläge zu Änderungen 


* des Entwurfes bis zum. 15. Oktober d. J. bei 


uns einzureichen. Mit Rücksicht darauf, daß 
die Veröffentlichung des Entwurfes später er- 
folgte als ursprünglich von uns angenommen 
wurde, wird hiermit die Einspruchsfrist bis 
zum 15. November d. J. verlängert. Wir bitten 
die beteiligten Kreise dringend, den Entwurf 
genau durehzuarbeiten und uns gegebenenfalls 
Abänderungsvorschläge zu unterbreiten. Sämt- 
liche eingehenden Äußerungen werden von der 
Kommission eingehend geprüft werden. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
Dr.-Sug. G. Dettmar. 


Betrifft: Kommission für Elektrizitätszähler. 


Unter Berücksichtigung der zum Entwurf 
für Normen für Elektrizitätszähler („ETZ“ 
1920, 8. 537) eingegangenen Abänderungs- 
wünsche, hat die Kommission einige Änderun- 
gen vorgenommen, die nachstehend bekannt 
gegeben werden.!) 


1. Stromstärken: 
Der 2. Absatz erhält folgende Fassung: 


Die Nennstromstärke kann gelegentlich 
um folgende Werte überschritten werden: 
Alle Zähler ums 509% bıs zu, 2 h 


» > um 100% bis zu 1 min 
Gleichstrom-Am- 


erestunden-und 
echselstrom- 
Wattstunden- 
zähler bis ein- 
schließlich 3 A um 100% bis zu 2 h. 


10. Zähleraufhängung: 

Der letzte Absatz ist gestrichen worden. 
Der Termin für die Gültigkeit der Normen 
auf den 1. X. 1921 festgesetzt worden. 
In den Erläuterungen zu den Normen für 
Elektrizitätszähler wird zu 1. Stromstärke, 
der letzte Satz des zweiten Absatzes ersetzt 
dureh: „Für Überbalastbarkeit von mehr als 
25%, der Nennstromstärke bestehen bezüglich 
der Meßgenauigkeiten keine gesetzlichen Vor- 
schriften. Die Meßgenauigkeit wird also für 
Überlastungen um 50 bzw. 100% nicht gewähr- 
leistet.‘“ 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär. 
Dr.-Sng. G. Dettmar. 


ı) Der Entwurf zu Normen für Rlektrizitätsz#hler 
ist mit den vorlıegenden-Änderungen auf der Jahresver- 
sammlung 1920 angenommen worden. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


VEREINSNACHRICHTEN, 


Übersicht‘ 
über die Beschlüsse der 26. Jahresversammlung 
in Hannover. 
Nachstehend sind die von der Jahresver- 


len gefaßten Beschlüsse zusammenge- 
stellt: 


Vorstand. 


Die ausscheidenden Herren Klingenberg 
und Montanus. wurden wiedergewählt; an 
Stelle des ausscheidenden Herrn Zell tritt 
Herr Scholtes in den Vorstand ein. 


Ausschuß. 


Es wurden die ausscheidenden Herren 
Petersen und Zapf wiedergewählt. Für den 
ausscheidenden Herrn Lubszynski tritt der 
aus dem Vorstand ausscheidende Herr Zell 
in den Ausschuß ein. 


Ort der nächsten Jahresversammlung. 


Es wird den befreundeten Verbänden vor- 
geschlagen werden, im nächsten Jahre wieder 
eine „Elektrische Woche‘ zu veranstalten. Als 
Ort für die Abhaltung dieser wie auch der Jah- 
resversammlung wird beschlossen, Essen vor- 
zuschlagen. Für den Fall, daß Verhältnisse ein- 
treten, die einen Besuch von Essen im nächsten 
Jahre nicht ermöglichen, wird die Einladung 
der Stadt und des Elektrotechnischen Vereins 
München angenommen. 


Satzungsänderung. 


Der neue Wortlaut der Satzung ist am 
Schluß wiedergegeben. 


- Neue Kommissionen. 


. Neu eingesetzt wurden folgende Kommis- 
sionen: 
1. für Hochfrequenztechnik, 
2. für Bahnen (die sämtliche Bahnvorschrif- 
is und Normen in Zukunft bearbeiten 
soll), 

. für Praktikantenausbildung, 

. für Elektrizität auf Schiffen, 

. für Prüfung der Frage, welchen Bedin- 
gungen Generatoren und Transformatoren 
hoher Spannungen entsprechen müssen, 
um die nötige elektrische Sicherheit zu 
besitzen. 


ar 


Kommissionsarbeiten. 


Die nachstehend aufgeführten Bestim- 
mungen sind von der Jahresversammlung an- 
genommen worden. 


1. Vorschriften für den Anschluß von 
Fernmeldeanlagen an Niederspannungs- 
starkstromnetze durch Transformato- 
ren (mit Ausschluß der öffentlichen 
Telegraphen- und Fernsprechanlagen). 
Der Wortlaut war in der „ETZ‘ 1920, Heft 
37, 8. 737, abgedruckt. 


2. Leitsätze für den Anschluß von Ge- 
räten und Einrichtungen, welche eine 
leitende Verbindung zwischen Stark- 
strom und Fernmeldeanlagen erfordern 
(mit Ausschluß der öffentlichen Tele- 
graphen und Fernsprechanlagen). 


Der Wortlaut war in der „ETZ“ 1920, 
Heft 37, 8. 737, abgedruckt. Die Jahresver- 
sammlung hat die Kommission für Errichtungs- 
und Betriebsvorschriften ermächtigt, den Ent- 
wurf  behufs Berücksichtigung einiger noch 
nachträglich eingegangener Änderungswünsche 
nochmals durchzusehen und die geänderten 
Leitsätze dann als Verbandsarbeit herauszu- 
geben. 


3. Normen und Prüfvorschriften für 
Porzellanisolatoren. 


Der Wortlaut war in der „ETZ‘ 1920, 
Heft 37, $. 737, abgedruckt. Der Entwurf zu 
Normen für Freileitungsisolatoren wurde ange- 
nommen, jedoch soll die Bezeichnung der Frei- 
leitungsisolatoren für niedere Spannungen ge- 
legentlich der Weiterleitung der Normenblätter 
an den Normenausschuß der deutschen Indu- 
strie noch einer Nachprüfung unterzogen. wer- 
den. Die Normung der Stützen für Freileitungs- 
isolatoren wird nochmals von der Kommis- 
sion bearbeitet werden. Der Technische Haupt- 


‚ausschuß wird ermächtigt, die dann geänderten 


Normen endgültig als Verbandsarbejt anzuneh- 
men. Der Entwurf zu Normen für Stützer und 
Durchführungen wurde angenommen. Von 
den Entwürfen zu Normen für Isolatoren für 
Niederspannungsinstallationen in Innenräumen 
wurde derjenige für Tüllen angenommen; die- 
jenigen für Klemmen und Rollen werden von 
der Kommission nochmals durehgearbeitet und 
dann dem Technischen Hauptausschuß zur 
Annahme als Verbandsarbeit vorgelegt. 


Heit 42, 


77101 ennsrrrrrerrrl 


839 


Der Entwurf zu Vorschriften für die Prüfung 
von Isolatoren für Betriebsspannungen über 
500 V bis einschl. 35 000 V wurde angenommen 
mit der Erweiterung, daß im Abschnitt I 3 die 
Prüfdauer 1 Minute betragen soll. 


4. Normen für Einheitstransformatoren 

mit Kupferwicklung 1920. 

Der Wortlaut war in der „ETZ“ 1920, 
Heft 29, 8. 576, abgedruckt. Der Entwurf 
wurde angenommen mit der Änderung, daß die 
in $ 12 angegebene zulässige Überlastung 

für die Hauptreihe im Anschluß an einen 
zehnstündigen Betrieb mit ‚‚der halben 

Nennleistung‘, 
für die Sonderreihe im Anschluß an einen 

zehnstündigen Betrieb mit ‚der Nenn- 

leistung“ 
gilt.. 

Außerdem wird dem $ 4 folgende Fußnote 
zugefügt: / 

„Die Bezeichnungsweise der Schaltgrup- 
pen entspricht schon dem in nächster Zeit 
erscheinenden neuen Entwurf der Vorschrif- 
ten für Maschinen und Transformatoren. 
Bei der jetzt noch gültigen Bezeichnungs- 
weise muß gesetzt werden statt A,—4,, statt 
B,—b,und statt 0,—c;. Für D, besteht z. Zt. 
nichts Entsprechendes.‘ 


5. Vorsehriften für die Konstruktion 
und Prüfung von Installationsmaterial. 

Der Titel der im vorigen. Jahre beschlosse- 
nen ‚„Normalien für zweiteilige Sicherungs- 
stöpsel mit Paßschrauben‘“ wurde geändert in 
„Normalien für D-Stöpsel‘‘ (Durchmesser-Sy- 
stem). 4 

Außerdem wurden folgende Änderungen 
in den Vorschriften angenommen: 

$ 11 erhält folgenden Wortlaut: 

„Zur Prüfung der mechanischen Halt- 
barkeit ist der Schalter ohne Strom zu füh- 
ren, absatzweise 10000 maleinzuschalten und 
10 000 mal auszuschalten, bei 700 bis 800 
Ein- und Ausschaltungen pro Stunde; Dreh- 
schalter für Rechts- und Linksdrehung sind 
in jeder Drehrichtung mit 5000 Schaltungen 
zu prüfen. 

Nach dieser Prüfung muß der Schalter 
die in den $$ 12, 13 und 14 vorgeschriebenen 
Versuche noch aushalten.“ 

Ferner erhält $ 30 der Vorschriften folgen- 
den Wortlaut: 

„Für die Prüfung bei Kurzschluß gelten 
folgende Vorschriften: 

Als Stromquelle dient ein Akkumulator 
von mindestens 1000 A beieinstündiger Ent- 
ladung und einer Klemmenspannung, dieum 
10% höher ist, als die Nennspannung des zu 
prüfenden Schmelzeinsatzes, gemessen an der 
offenen Batterie. 

(Die Abbildung bleibt unverändert.) 

Zur Bestimmung der Widerstände des 
Stromkreises und der Batterie einschließlich 
desjenigen der Schutzsicherung dient der un- 
veränderliche (Meß-) Widerstand W II; er be- 


trägt 1 Q. i 
An seinen Klemmen wird die bei Be- 
lastung auftretende Spannung gemessen; 


diese soll betragen: 
5 400 V bei Prüfung von 500 V-Einsätzen, 
un : 

600 V bei Prüfung von 750 V-Einsätzen. 

Zur Abgleichung des Stromkreises dient 
hierbei der regulierbare Widerstand WI. 

Die zum Schutz der Batterie erforderliche 
Schutzsicherung 8$S muß bei dieser Ab- 
gleichung eingeschaltet sein. Sie besteht 
aus fünf frei ausgespannten _parallelge- 
schalteten Kupferdrähten von je 1,5 mm 
Durchmesser und 50 em Länge. 

Zur Vornahme der .Kurzschlußprüfung 
wird der zu prüfende Schmelzeinsatz an Stelle 
des Widerstandes W II gesetzt. Er muß beim 
Schließen des Schalters $ II ordnungsgemäß 
abschalten ohne daß die Schutzsicherung ab- 
schmilzt oder der etwa verwendete Selbst- 
schalter unterbricht“. 

$ 31 bleibt unverändert. 
$ 32 lautet: 

„Geschlossene Sicherungs - Schmelzein- 
sätze müssen auch bei jeder anderen Ab- 
schmelzbelastung ordnungsgemäß abschal- 
ten. Diese Forderung gilt als erfüllt, wenn 
die Einsätze bei Belastung nach folgendem 
Verfahren sicher unterbrechen: E 

Die zu prüfenden Einsätze werden mit 
dem Maximalprüfstrom drei Minuten lang 
belastet und hierdurch angewärmt. Alsdann 
wird plötzlich auf den für die Kurzschluß- 
prüfung vorgesehenen Stromkreis umgeschal- 
tet und der erste Einsatz bis zum Abschmel- 
zen mit dem zweieinhalbfachen, der zweite 


840 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 42. 


21. Oktober 1920. 


mit dem dreifachen, der dritte mit dem vier- 
fachen des Nennstroms belastet. - 

Hierbei werden die Schmelzeinsätze, wie 
bei Kurzschlußprüfungen, an die Stelle des 
Widerstandes WII gesetzt, während der 
Widerstand WI zur Einstellung der ver- 
schiedenen Stromstärken dient.‘ 

$ 33 fällt fort. 


6. Normen für Elektrizitätszähler. 


Der’ Wortlaut war in der ,„ETZ‘ 1920, 
Heft 27, S. 537, abgedruckt. 

Der Entwurf wurde mit Gültigkeit, vom 
1. X. 1921 ab angenommen mit folgender Ande- 
rung des Absatzes 2 zu Punkt 


‘ 


„1 Stromstärken‘“: 
Die Nennstromstärke kann gelegentlich 
um folgende Werte überschritten werden: 
Alle Zähler um 50% biszu 2h 
> »> b um 100% bis zu l min, 
Gleichstrom-Ampere- 
stunden und Wech- 
selstrom-Wattstun- 
denzähler bis ein- 
schließlich 3 A ._. 
Durch diese UÜberlastungen 
Zähler keinen Schaden erleiden. 
Ferner wird Absatz 4 zu Punkt ,,10. Zähler- 
aufhängung‘‘ gestrichen. 
Außerdem wurden noch einige redaktio- 
nelle Änderungen des veröffentlichten Ent- 
wurfes angenommen. - 


um 100% bis zu 2 h. 
darf der 


- 


7. Vorschriften für Koch- und Heiz- 
geräte. ? 

Der Wortlaut war in der „ETZ“ 1920, 
Heft 34, S. 680, veröffentlicht. Der Entwurf 
wurde mit Gültigkeit vom 1. IV. 1921 ange- 
nommen mit der Einschränkung, daß die in 
dem Entwurf vorgeschriebenen Vorschriften 
für die Kupplungsdosen erst am 1. X. 192] in 
Kraft treten. Die Kommission wird ermächtigt, 
etwa noch nötig erscheinende Verbesserungen 
an der Kupplungsdose zur Einführung zu brin- 
gen. Außerdem wird $ 4, Abs. 3, folgender- 
maßen geändert: 

Nennaufnahme ist die vom Gerät im be- 
triebswarmen Zustande bei der Nennspannung 
aufgenommene Leistung in W, Nennstrom- 
stärke die unter den gleichen Umständen auf- 
genommene Stromstärke in 

Für die Nennaufnahme ist ein Spiel von 
+ 10% zulässig. Für Heizgeräte mit weniger 
als 150 W Nennaufnahme ist ein Spiel von 
+ 20% zulässig. 

Nenninhalt ist die Menge des Kochgutes, 
die im Gerät praktisch zum, Sieden gebracht 
werden kann, ohne daß ein Überkochen statt- 
findet. : 

Ferner wurden von den im Abschnitt „F 
Aufschriften“‘ angeführten Aufschriften ge- 
strichen die Angaben 

des Gewährleistungszeichens für Erfüllung 
der VDE-Vorschriften, 
des Zeichens für die bestandene Systemprü- 
fung der Prüfstelle des VDE, 
des Spiels für die Nennaufnahme,. 
. „ Weiter wurden noch einige redaktionelle 
Änderungen an dem Entwurf und eine Ände- 
rung an den Abbildungen der Kupplungsdose 
vorgenommen. 


8. Leitsätze zum Schutze von Fern- 
sprechdoppelleitungen gegen die Be- 
einflussung durch Drehstromleitungen. 


Der Wortlaut war in der „ETZ“ 1920, 
Heft 30, 8. 597, abgedruckt. 
9. Normen für Spannungen elektri- 


scher Anlagen unter 100 V. 


Der Wortlaut war in der „ETZ“ 1920, 
Heft 22, S. 443, abgedruckt. 
. „Der Entwurf wurde genehmigt mit der 
Anderung, daß 
das Wort ‚„Leerlaufspannung‘‘ bei den Klin- 
geltransformatoren gestrichen wird. 


10. Normen für Lieferrollen: für Fein- 
drähte. 
Der Wortlaut war in der „ETZ‘‘ 1920, 


Heft 28, S. 558, abgedruckt. 


11. Normen für Griffdorne, Knöpfe für 
Hochspannungsschalter sowie teste 
isolierte Handgriffe. 


Der Wortlaut war in der „ETZ‘ 1920, 
Heft 33, S. 660, abgedruckt. 


12. Normen für Rundklemmen für Mut- 
teranschluß und für Lötanschluß (für 
Fernmeldeanlagen). 

Der Wortlaut war in der „‚ETZ‘“ 1920, 
Heft 34, S. 681, abgedruckt. 


Den vom Ausschuß für Untersuchungen 
über die Blitzgefahr beschlossenen und in der 


„ETZ‘‘ 1920, Heft 32, S. 641, veröffentlichten 
Erleichterungen an den „Leitsätzen über den 
Schutz der Gebäude gegen den Blitz‘, welche 
mit Rücksicht auf die augenblickliche wirt- 
schaftliche Lage vorgenommen sind, ist die 
Jahresversammlung beigetreten unter der Vor- 
aussetzung, daß der Elektrotechnische Verein 
den Entwurf auch in seiner nächsten Jahres- 
versammlung annimmt. 

Die Versammlung nahm unter Zustim- 
mung davon Kenntnis, daß die von der Kom- 
mission für Zähler in Verbindung mit der 
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt aufge- 
stellten und in der „ETZ‘‘ 1914, Heft 21, S. 601, 
bekanntgegebenen „Leitsätze für die Bedin- 
gungen, denen Elektrizitätszähler und Meß- 
wandler bei der Beglaubigung genügen müssen‘ 
laut Schreiben der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt mit Gültigkeit vom 1. X. 1921 
ab als amtliche Vorschriften erlassen werden. 

Die Versammlung nahm weiter zustim- 
mend Kenntnis von den von der Kommission 
für Zähler gemeinschaftlich mit der Physi- 
kalisch-Technischen Reichsanstalt herausge- 
gebenen Erläuterungen zu den Bestimmungen 
über die Beglaubigung von Elektrizitätszählern 
und Meßwandlern, welche in der „ETZ‘ 1920, 
Heft 32, S. 638, veröffentlicht sind. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär 
Dr. $ng. G. Dettmar. 


Satzung. 
I. Name und Sitz. 
$1. 
“ Der Verein führt den Namen: 


„Verband Deutscher Elektrotechniker 
Eingetragener Verein.‘ ; 


Er ist in das Vereinsregister des Amtsge- 


richtes Berlin-Mitte am 15. Dezember 1902 ein-. 


getragen; sein Sitz ist Berlin. 


II Zweck. 
s2 
Durch den Verband soll ein Zusammen- 
schluß der deutschen Elektrotechniker herbei- 


geführt sowie eine ständige Vertretung und 
Förderung der Elektrotechnik geschaffen 


werden. 
S3 
Die Erreichung dieses Zweckes wird an- 
gestrebt: 
l durch eine jährlich in einer Stadt 


Deutschlands stattfindende Versammlung 
der Verbandsmitglieder, die den Mei- 
nungsaustausch über schwebende Fragen 
durch Vorträge und Besprechungen för- 
dern soll. Dabei soll den Mitgliedern 
durch gesellige Veranstaltungen Gelegen- 
heit gegeben werden, einander persönlich 
näherzutreten ; 


2. durch Zusammenfassung der deutschen 


elektrotechnischen Vereine; 

3. durch die Bemühungen der Organe des 
Verbandes; 

4. durch eine Verbandszeitschrift und son- 
stige Veröffentlichungen; 

5. durch sonstige die Zwecke des Ver- 
bandes fördernde Mittel. 


III. Mitgliedschaft. 
8-4. 

Mitglied des Verbandes kann jeder Deut- 
sche und. jeder in Deutschland Wohnende, 
sein, der auf dem Gebiet der Elektrotechnik 
und verwandter Berufszweige ein wissen- 
schaftliches oder praktisches Interesse hat. 

Der Antrag um Aufnahme ist schriftlich 


an die Geschäftsstelle des Verbandes zu 
richten. Uber die Aufnahme entscheidet der 
Vorstand. Zurückgewiesenen steht die Be- 


rufung an den Ausschuß frei. : 

Behörden, Vereine, Gesellschaften und 
Handelsfirmen können gleichfalls die Mitglied- 
schaft erwerben. 

Der Verband schließt mit geeigneten 
deutschen elektrotechnischen Vereinen Ver- 
träge ab, auf Grund deren diese Vereine dem 
Verbande angehören. Der Vorstand ent- 
scheidet, ob ein Verein geeignet ist. Dem ab- 
gewiesenen Verein steht die Berufung an den 
Ausschuß offen. “Mitglieder der zum Verband 
BOEEn Vereine sind Mitglieder des Verban- 

es, wenn sie nach Abs. 1 und 3 dieses Para- 
Braphen aufnahmefähig sind und die Ver- 

andszeitschrift beziehen. Der Verband ver- 
kehrt mit diesen Mitgliedern außer auf den 
Verbandsyersammlungen nur durch die Ver- 
eine. Mindestens ein Mitglied jedes dieser 
Vereine muß dem Ausschuß angehören. Dieses 
Mitglied hat die Verbindung zwischen seinem 
Verein und dem Ausschuß zu pflegen. 


5. | 

Der Jahresbeitrag wird von der Jahres- 
versammlung festgesetzt u. zw. für unmittel- 
bare Mitglieder des Verbandes, für Mitglieder 


ı der zum Verband gehörigen Vereine sowie für 


Behörden, Vereine, Gesellschaften und Handels- 
firmen verschieden hoch. 

_ Für jedes im Ausland wohnende Mitglied . 
wird’außerdem ein Auslandszuschlag erhoben, 
dessen Höhe vom Vorstand festgesetzt wird. 

Jedes Mitglied erwirbt durch Zahlung des 
Jahresbeitrages das Recht, an den Verbands- 
versammlungen teilzunehmen und Anspruch 
auf Zusendung der Verbandszeitschrift. Der 
Vorstand erläßt über die Einziehung der Bei- 
träge die erforderlichen Vorschriften. 

5840: 

Der Vorstand kann beschließen, daß die 
Mitgliedschaft erlischt, wenn der Jahresbei- 
trag nicht rechtzeitig gezahlt wird. 

Glaubt der Vorstand, daß das Verbleiben 
eines Mitgliedes im Verbande den Verbands- 
interessen schädlich ist, so beschließt der 
Ausschuß auf Antrag des Vorstandes über 
etwaige Ausschließung dieses Mitgliedes. 
Diesem steht dann die Berufung an die nächste 
Jahresversammlung frei. : 2 
Der freiwillige Austritt kann nur zum 
Ablauf eines Geschäftsjahres und nur nach 
vorher erfolgter Anzeige geschehen. 


IV. Organisation. 


- ER 

Die Organe des Verbandes sind: 
. Vorstand, 
. Ausschuß, 
Kommissionen, 
Geschäftsstelle, 
. die zum Verbande gehörigen Vereine, 
Verbandsversammlung. 


-V, Vorstand. 


; $ 8. e 
Der Vorstand besteht aus dem Vor- 
sitzenden, zwei stellvertretenden Vorsitzenden 
und acht weiteren Mitgliedern. : 


$s 9. 

Neue Mitglieder des Vorstandes werden 
von der Jahresversammlung durch einfache 
Stimmenmehrheit auf zwei Jahre gewählt. - 
Von ihnen werden zwei weitere Mitglieder 
hinzugewählt. Wiederwahl ist zulässig, doch 
soll die Amtsdauer 6 Jahre im allgemeinen 
nicht überschreiten. Von dieser Vorschrift 
darf nur mit besonderer Begründung in Aus- 
nahmefällen abgewichen werden. RE 


$ 10. 
Dem Vorstande liegt die Leitung des 


SrRwwr 


. Verbandes ob. Die Beschlüsse der Verbands- 


versammlungen und des Ausschusses sind für 
ihn bindend. Er lädt zu den Verbandsver- 
sammlungen ein und leitet sie. 

Er vrt der Jahresversammlung Rechnung 
ab, nachdem die Bücher durch Revisoren ge- 
prüft sind, die für jedes Jahr auf der Jahres- 
versammlung gewählt werden. 

Der Vorsitzende oder einer seiner Stell- 
vertreter ist der gesetzliche Vertreter des Ver- 
bandes. on 


Scheidet ein von der Jahresversammlung 
gewähltes Mitglied des Vorstandes vor oder 
während seiner Amtsdauer aus, oder wird 
ein Mitglied des Vorstandes für längere Zeit 
an der Ausübung seines Amtes verhindert, so 
wählt der Ausschuß einen Ersatzmann für die 


. Zeit bis zur nächsten Jahresversammlung. 


$ 12. 

Die Sitzungen des Vorstandes finden an 
dem von dem Vorsitzenden oder von seinem 
Stellvertreter bestimmten Ort statt. Sie 
müssen auf schriftlichen Antrag von mindestens 
zwei Vorstandsmitgliedern einberufen werden. 
Der geschäftliche Verkehr unter den Mitglie- 
dern des Vorstandes erfolgt außerdem schrift- 
lich. _Jedes Mitglied hat das Recht, Rund- . 
schreiben zu Händen des Vorsitzenden zu 
erlassen. Zur Gültigkeit eines Vorstands- 
beschlusses ist die Zustimmung von sechs 
Mitgliedern ausreichend, unter der Voraus- 
setzung, daß den übrigen Mitgliedern des Vor- 
standes rechtzeitig Gelegenheit zur Abgabe 
ihrer Stimmen gegeben war. nn 

Die Beschlüsse des Vorstandes sind den ° 
Vorstands- und Ausschußmitgliedern schrift- 
lich mitzuteilen. 


$ 13. 


‚ Dem Vorstand steht der Ausschuß ‚Zur 
Seite, ohne dessen Zustimmung grundsätzliche 
Entscheidungen nicht getroffen werden dürfen. 


EB 


> 


. wählt, 


21. Oktober. 1920. 


VI. Ausschuß. 
$ 14. 

Der Ausschuß besteht: 
. aus den Mitgliedern des Vorstandes; 
. aus den Mitgliedern, welche die zum Ver- 

band gehörigen Vereine ernennen; 

3. aus den Mitgliedern, die von der Jahres- 

versammlung gewählt werden. 

Jeder zum Verband gehörige Verein er- 
nennt auf je angefangene 150 seiner Verbands- 
mitgliederzahl ein Ausschußmitglied. Der 
Verein ist berechtigt, Stellvertreter für seine 
Ausschußmitglieder für Fälle der Verhinde- 
rung zu ernennen. 

Die Jahresversammlung ist berechtigt, bis 


DD 


zu 15 Ausschußmitglieder zu wählen. 


$ 15. 
Die Amtsdauer der Ausschußmitglieder 


beträgt 2 Jahre; Wiederwahl ist zulässig. Vor 


Beginn oder während des Geschäftsjahres aus- 
scheidende Mitglieder können für die Zeit bis 


zur nächsten Jahresversammlung vom Aus- 


schuß durch Zuwahl_ ersetzt werden. War 
jedoch das aüsscheidende Ausschußmitglied 
von einem Verein in den Ausschuß entsandt, 
so ist dieser Verein berechtigt, die Zuwahl 
vorzunehmen. 


$ 16. 
Die Verhandlungen des Ausschusses sind 
in der Regel schriftlich, doch tritt der Aus- 


schuß in jedem Jahre wenigstens einmal in 
Verbindung mit der Jahresversammlung auf 


Einladung des Vorstandes und unter dessen | 


Vorsitz zu einer Sitzung zusammen. Außer- 
ordentliche Sitzungen des Ausschusses müssen 
auf schriftlichen Antrag von mindestens 8 Mit- 
gliedern anberaumt werden. Den Ort dieser 
Sitzungen bestimmt der Vorstand. 


817: 


Die Beschlüsse des Ausschusses werden 
nach Stimmenmehrheit gefaßt; bei Stimmen- 
gleichheit entscheidet die Stimme des Vor- 
sitzenden. 

Der Ausschuß ist beschlußfähig, 
alle Mitglieder wenigstens 10 Tage vorher 
unter Angabe der Tagesordnung geladen 
worden sind und mindestens die Hälfte der 
Ausschußmitglieder anwesend ist. Über An- 
gelegenheiten, die nicht auf der Tagesordnung 
standen, dürfen Beschlüsse nur gefaßt werden, 
wenn %, der Anwesenden sich für sofortige 
Beschlußfassung erklären. ; 

Der Vorsitzende bestimmt bei schrift- 
lichen Abstimmungen die Frist zur Abgabe 
der Erklärung. 


falls 


$ 18. 


Der Ausschuß ist zuständig zur Beratung 
und Entscheidung 


1. über alle grundsätzlichen Maßnahmen des 


Verbandes; : 

2. über Anträge und Vorschläge des Vor- 
standes sowie von Mitgliedern des Aus- 
schusses oder Verbandsmitgliedern ; 

3. über Anträge und Vorschläge, welche die 
Verbandsversammlungen dem Ausschuß 
unterbreiten. 


VII. Kommissionen. 
=$ 19. 
Zur Vorbereitung und Behandlung be- 


"stimmter Aufgaben und Fragen werden von 


der Jahresversammlung Kommissionen ge- 
Ihr Mandat erstreckt sich, sofern bei 
der Wahl nichts anderes bestimmt wird, auf 


die Dauer je eines Jahres. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


. des und Ausschusses 


1920. 


Der Vorstand kann in besonderen Fällen 


‘die Aufgaben erweitern, schon bestehenden 


Kommissionen neue Aufgaben zur Behand- 
lung überweisen oder neue Kommissionen 
bilden. 

Die Kommissionen erstatten ihre Berichte 
an den Vorstand und durch diesen an den 
Ausschuß oder an die Jahresversammlung. 


$ 20. 


Jede Kommission wählt ihren Vorsitzen- 
den. Der Vorsitzende des Verbandes oder ein 
von ihm als Vertreter bezeichnetes anderes 
Mitglied des Vorstandes und der General- 
sekretär sind kraft ihres Amtes Mitglied jeder 
Kommission. 

Die Sitzungen werden im Auftrage des 
Vorsitzenden der Kommission vom General- 
sekretär einberufen. 


Gemeinsame Bestimmungen für Vor- 
stand, Ausschuß und Kommissionen. 
$ 21. 

Die Mitglieder des Vorstandes, des Aus- 
schusses und gegebenenfalls der Kommissionen 
erhalten für die zu den Sitzungen und sonst im 
Interesse des Verbandes und auf seine Veran- 
lassung gemachten notwendigen Reisen, Reise- 
und Tagegelder, soweit die vom Vorstande hier- 
für bestimmten Mittel ausreichen. Das gleiche 
gilt mangels anderer Abmachung für den 


Generalsekretär und die anderen Beamten der 


Geschäftsstelle. Der Vorstand bestimmt die 
Höhe der Reise- und Tagegelder. 


$ 22. 


Vorstand und Ausschuß treten ihre Amts- 
tätigkeit mit Beginn des auf die Wahl folgenden 
Geschäftsjahres an. Hat eine Jahresversamm- 
lung nicht stattfinden können, so bleiben die 
sonst ausscheidenden Mitglieder des Vorstan- 
bis zum Schluß des 
nächsten Geschäftsjahres im Amt. Die Amts- 
dauer der Kommissionen läuft von einer 
Jahresversammlung bis zur nächsten. Kom- 
missionen können nur durch Beschluß der 
Jahresversammlung aufgelöst werden. 


VIII. Geschäftsstelle. 
$ 23. 


Der Vorstand bestimmt die Art und An- 
zahl der Beamten der Geschäftsstelle sowie 
deren Geschäftsordnung; er setzt die Ver- 
tragsbedingungen und die Gehälter fest. 

Der Leiter der Geschäftsstelle führt den 
Titel Generalsekretär. Er nimmt im Auftrage 
des Verbandes und im Sinne der Verhand- 
lungen und Beschlüsse des Vorstandes, Aus- 
schusses und der Verbandsversammlungen die 
Verbandsinteressen wahr. 

Der Vertrag mit dem Generalsekretär 
bedarf der Zustimmung des Ausschusses. 

Der Vorstand wählt zur Vertretung des 
verhinderten Generalskretärs für jedes Ge- 
schäftsjahr einen ständigen Vertreter aus den 
Mitgliedern des Vorstandes, Ausschusses oder 
aus den Beamten der Geschäftsstelle. 

Der Generalsekretär oder sein Vertreter 
hat in den Sitzungen und Versammlungen 
des Vorstandes und Ausschusses beratende 
Stimme. 

Däs Geschäftsjahr läuft vom 1. Januar 
bis 31. Dezember. 


IX. Jahresversammlung. 
g 24. 

Der Vorstand bestimmt den Zeitpunkt 
der Jahresversammlung. Die Einladung soll 
wenigstens 6 Wochen vorher in der Verbands- 
zeitschrift veröffentlicht werden. 


Heft 42. 


84i 


$ 25. 


Anträge auf Satzungsänderung sind vier 
Wochen vor der Jahresversammlung bei der 
Geschäftsstelle einzureichen und müssen zwei 
Wochen vor der Jahresversammlung in .der 
Verbandszeitschrift veröffentlicht werden. Über 
Anträge, die keine Änderung der Satzung be- 
zwecken, kann auch ohne vorherige Anmeldung 
auf der Jahresversammlung abgestimmt wer- 
den, wenn zwei Drittel der anwesenden Aus- 
schußmitglieder damit einverstanden sind. 


8 26. 


Die Tagesordnung der Versammlung wird 
vom Vorstand festgesetzt und mindestens 
drei Wochen vorher bekanntgemacht. 

Alle der Beschlußfassung der Jahresver- 
sammlung zu unterbreitenden Beratungsgegen- 
stände werden von dem Ausschuß vorberaten 
und in spruchreifer Form mit dem Antrag auf 
Annahme oder Ablehnung vorgelegt. 


$ 27. 


Die Jahresversammlung entscheidet über 
alle Anträge mit Stimmenmehrheit. Satzungs- 
änderungen sind jedoch nur zulässig, wenn 
sich die Mehrheit des Ausschusses und drei 
Viertel der anwesenden Mitglieder dafür er- 
klären. 

‚Jedes Verbandsmitglied hat eine Stimme. 
Die in $ 4, Abs. 3 genannten juristischen Per- 
sonen werden durch ihren gesetzlichen oder 
satzungsmäßigen Vertreter oder durch einen 
Angestellten mit schriftlicher Vollmacht auf 
der Jahresversammlung vertreten. Dieser 
Vertreter kann neben der Stimme der von ihm 
vertretenen juristischen Person auch seine 
persönliche Stimme abgeben, wenn er persön- 
lich Mitglied des Verbandes ist. 

Der Leiter der Versammlung kann mit 
Zustimmung der anwesenden Vorstandsmit- 
glieder auch Nichtmitgliedern den Zutritt zur 
Jahresversammlung gestatten. 


$ 28. 


Der Vorstand kann bei dringender Ver- 
anlassung in Übereinstimmung mit dem Aus- 
schuß eine außerordentliche Verbandsver- 
sammlung einberufen. Die Einladung muß 
mindestens 2 Wochen vorher unter Angabe 
der Tagesordnung erfolgen. Eine außerordent- 
liche Verbandsversammlung ist ebenfalls ein- 
zuberufen, wenn es mindestens ein Drittel 
aller Verbandsmitglieder unter Angabe der 
Beratungsgegenstände verlangt. 


$ 29. 


Der Generalsekretär nimmt über jede Ver- 
bandsversammlung eine Niederschrift auf. Sie 
ist vom Vorsitzenden und vom Generalsekre- 
tär zu unterzeichnen und in der Verbandszeit- 
schrift zu veröffentlichen. In ihr ist auch über 
die gehaltenen Vorträge zu berichten, unter 
Umständen durch Wiedergabe. 


8 30. 


Der Ort der nächsten Versammlung wird 
auf jeder Jahresversammlung bestimmt. 


San 


Zu Ehrenmitgliedern des Verbandes 
können Mitglieder ernannt werden, die sich 
um den Verband oder um die Zwecke, die er 
verfolgt, besondere Verdienste erworben haben. 
Die Ernennung erfolgt auf gemeinsamen An- 
trag des Vorstandes und des Ausschusses 
durch die Jahresversammlung. 


$ 32, 


Der Ausschuß bestimmt bei der Auflösung 
des Verbandes über die Verwendung des vor- 
handenen Vermögens. 


——————————————————————— EEE 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektroteehnischer Verein. 26. X. 1920, 
abends 71/, Uhr, Technische Hochschule, Hörsaal 
Nr. 141: Vortrag J. Biermanns „Technische Pro- 
bleme der elektrischen Großwirtschaft“. (Mit Vor- 
führungen). Weiteres siehe offizielle Ankündigung. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


G. Daubersehmidt scheidet als Direktor 
aus dem Vorstande der Geraer Elektrizitäts- 
werk- und Straßenbahn-Aktiengesellschaft aus, 
um in die Dienste des Sächsischen Staates zu 
treten. Die sächsische Regierung bereitet einen 
Gesetzentwurf vor, worin die werbenden An- 
lagen des Staates vollständig auf kaufmänni- 
sche Grundlage gestellt werden sollen. Auf 


- diese Weise hofft die sächsische Regierung die 


staatlichen Unternehmungen zur vollsten Aus- 
nutzung zu bringen. i 


J. Wüllenweber, seit vielen Jahren dem 
Vorstande der Geraer Elektrizitätswerk- u. 
Straßenbahn - Aktiengesellschaft angehörig, 
übernimmt die Leitung des Geraer Unterneh- 
mens und verlegt seinen Wohnsitz von Plauen 
nach Gera. 


Hochschulnachriehten. Dr. F. Weidert 
habilitierte sich für Physik an der Technischen 
Hochschule Berlin. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Die Mögliehkeit der Windausnutzung und ihre 
Bedeutung für die Energiewirtschaft. 


Zu den interessanten Ausführungen des 
Herrn Dr. Ing. LIEBE auf S. 501 sei mir er- 
laubt, einige Mitteilungen zu machen. Es ist 
erfreulich, daß in dieser Arbeit auch Aufgaben 


behandelt oder gestreift werden, die bisher 
eine befriedigende Lösung nicht gefunden 
haben; kann doch der Gedankenaustausch 
vieler selbst dann zu praktischem Erfolge 
führen, wenn der einzelne es nicht vermutet. 
Herr LIEBE erwähnt auf Seite 502, daß vor- 
geschlagen sei, dem Windrade ein Segel vor- 
zuschalten, um den Wind abwärts zu richten, 
und dadurch ein Windrad mit vertikaler 
Achse zu erhalten. Während genannte Kon- 
struktion, wie auch Herr LIEBE sagt, keine 
Aussicht auf praktische Verwendung _hat, 
dürfte mit nachstehend beschriebener Kon- 
struktion vielleicht zu besonders großen Ein- 
heiten zu kommen sein. Die Anordnung der 
Windradflächen hat Ähnlichkeit mit im Kreise 
segelnden Segelschiffen, da senkrechte Flächen 
bei meinem Windrade benutzt werden, welche 
um eine senkrechte Achse rotieren, wobei sie um 
ihre vordere Kante, wie die Schiffssegel beim 
Wenden — jedoch völlig automatisch — hin 
und her schwenken. Abb. 1 zeigt ein solches 
Windrad von vorne und von oben gesehen. Bei 
zwei Flächen ist der gesamte Winddruck W 
und die Umfangskraft P eingezeichnet. Da es 


842 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


völlig gleichgültig ist, aus weleher Richtung 
der Wind weht, ist irgendwelche Einstellung 


des Windrades nach der Windrichtung nicht | 


notwendig, was besonders für Riesenwind- 
kraftwerke wichtig ist. Da Herr LIEBE für 
die in einem Luftstrom enthaltene. Leistung, 


v v 
| v Wind 


Abb. 1. 


Horizontales Windrad. 


welche leicht abzuleiten ist, die Formel nicht 
angibt, sei dieselbe nachstehend mitgeteilt. 
Die Leistung eines Luftstromes ist 


wenn y das spezifische Gewicht der Luft in 
ks/m3, F den Querschnitt des Luftstromes in 
m?, und ® in m/s die Geschwindigkeit des 
Luftstromes bedeuten. Die Werte der Formel 
stimmen mit der Zahlentafel des Herrn LIEBE 
(S. 501) überein, falls die ganze Fläche ein- 
schließlich des freien Querschnittes im Innern 


2 . 
des Windrades, also F = ” ‚undy=1,17 kg/m? 


(737,4 mm Hg und 20°C) gesetzt werden. Da 
sich die Verzögerung des Luftstromes infolge 
der Luftreibung über den auf die Windrad- 
fläche entfallenden Teil hinaus erstreekt, so 
ist es günstig, wenn die Windradfläche nicht 
kreisförmig ist, sondern aus, einem oder 
mehreren (es können zwei oder mehrere Räder 
auf derselben Achse übereinander angeordnet 
werden) Streifen besteht, von denen jeder den 
auf seine Fläche entfallenden Luftstrom einmal 
vor der Achse und einmal hinter der Achse 
ausnutzt. Wenn auch das Grundprinzip wohl 


nicht neu ist, wurde das Windrad doch vor’ 


einigen Jahren von mir selbständig entworfen. 
Nach obigem bin ich nicht mit Herrn. LIEBE 
der Ansicht, daß die Windkraftmaschine 
immer ein achsial beaufschlagtes Windrad 
besitzen wird, auch nicht, daß die Richtungs- 
änderung des Windes eine Erschwerung - der 
Konstruktion bedeutet. Vielleicht kommt man 
beim Verlassen des alten Weges sogar zu Ein- 
heiten, welehe über die 15 kW mittlerer 
Leistung des 30-m-Rades weit hinausgehen. 


Arnstadt i. Thür., 9. VIII. 1920, 
‘ P. Schiemann. 


Riehtlinien für Ölschalter. 


Herr F. SCHROTTKE gibt in der ‚„ETZ‘ 1920 
S. 585 einige wertvolle erklärende Bemerkungen 
auf Grund eines Aufsatzes von mir in „Teknisk 
Tidskrift‘. Ich hatte u. a. geäußert, daß es 
mir scheine, als ob die druckfesten Schalter 
nieht eine wirkliche Lösung des Ölschalterpro- 
blems bedeuteten, sondern nur eine Umgehung 
desselben sind; Herr SCHROTTKE bittet mich, 
dies näher zu erklären. = 

Ich glaube, daß meine Außerung, wenn 
auch außerhalb ihres Zusammenhangs zitiert, 
nicht zu mißverstehen ist. Ich beabsichtigte 
damit zu sagen, daß die betreffende Konstruk- 
tion nicht eine Lösung des wirklichen Schalt- 
problems darstellt, d.h. nieht den Schaltver- 
lauf verbessert. Dieser Umstand verhindert 
selbstverständlich nicht, daß die Konstruktion 
vom praktischen Gesiehtspunkte aus wertvoll 
sein kann. Die Maßnahme, den Lichtbogen in 
einen explosionsfreien Kessel einzuschließen, 


scheint mir prinzipiell von derselben Art zu 


sein, wie z. B. das Einschließen des Schalters 
in eine feuerfeste Zelle, obwohl die praktischen 
Folgen wesentlich verschieden sein werden. 
Das letztere Verfahren, das ja von vielen Seiten 
mit Erfolg angewandt wird, kann ich nicht 
als eine Lösung des Schaltproblems betrachten. 
Ich habe keine direkte Veranlassung, mich 
in diesem Zusammenhange über die übrigen 
Ausführungen des Herrn. SCHROTTKE zu äußern. 
und begnüge mich, festzustellen, daß.die ‚‚Richt- 
linien‘ in Umarbeitung sind, und daß Herr 
SCHROTTKE bezüglich der Abfassung derselben 
in gewissen wesentlichen Punkten denselben 
Ansichten wie ich Ausdruck gegeben hat. 


Västeräs, 10-IX. 1920: 
Sven Norberg. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Elektronenröhren und ihre tech- 
nischen Anwendungen. Von Dr. H. G. 
Möller. Mit 163 Textabb. und einer Tafel. 
Heft 49 der Sammlung ‚„Tagesfragen aus den 
Gebieten der Naturwissenschaften und der 


Technik“. XIV u. 162 8. in 8°. Verlag von 
F. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1920. 
Preis 10 M, 


Das vorliegende erste, größere, deutsche 
Werk über die Elektronenröhren gibt gewisser- 
maßen eine Zusammenfassung der von den La- 
boratorien des Heeres und der Marine während 
des Krieges auf diesem Gebiet geleisteten theore- 
tischen Röhrenarbeiten. Möllers Buch steht 
weit über dem Niveau der bisher im Auslande 
über dasselbe Gebieterschienenen Bücher durch 


‚die gründliche wissenschaftliche und vor allem 


einheitliche Behandlung und Lösung der vielen, 
teilweise überaus schwierigen Probleme des 
Röhrensenders. Eine besondere Kunst war es 
hier, die Fülle des Materials in einem Band der 
Sammlung Vieweg zusammenzudrängen.Durch 
diese aufgezwungene Kürzung und die Fort- 
lassung aller Nebenrechnungen ist das Buch 
jetzt freilich keine Einführung in die Röhren- 
theorie, sondern nur als Handbuch für den 
Fachmann zu, gebrauchen; gerade die Kürze 
ist aber der Übersichtlichkeit des Ganzen zu- 
nutze gekommen. 3 
Im ersten Abschnitt wird die Theorie der 
Verstärkerröhren behandelt in der Art, wie sıe 
von Schottky bzw. später von Barkhausen 
entwiekelt worden ist. Der zweite Teil behan- 
delt den Röhrensender. Hier ist Möller neue 
Wege gegangen. Während man sich bisher damit 
begnügte, aus den einfachen Röhrencharakte- 
ristiken, den Kurven, welche die Abhängigkeit 
des Anodenstromes und Gitterstromes von den 
Gitterspannungen darstellen, die Arbeitsspan- 
nungen der Röhren, sowie Wirkungsgrad und 
Leistung des Röhrensenders zu berechnen, geht 
Möller, um einheitlich alle in Betracht kom- 
menden Erscheinungen klären zu können, wei- 
ter und konstruierteine Schwingkennlinienschar 
für die Röhre. Es sind dies Kurven, welche die 
aus den mit Gleichstrom aufgenommenen 
Charakteristiken konstruierten Anodenstrom- 
amplituden für einen bestimmten äußeren 


Widerstand der Röhre in Abhängigkeit von der. 


Gitterwechselspannung darstellen. Das Maxi- 
mum jeder Kurve gibt die größte Leistung für 
diesen Widerstand und aus der Gesamtheit der 
Kurven ersieht man, bei welchem Widerstand 
die größte, von der Röhre überhaupt abgebbare 
Leistung erzielt wird (Grenzwiderstand). Eine 
solche Kurvenschar gilt natürlich nur für eine 
Heizung, eine Anoden- und eine Gitterspan- 
nung. Die Berechnung eines Senders nach 
Schwinskennlinien stellt demnach eine unend- 
lich mühsame und zeitraubende Arbeit dar, 
und ihre Anwendung für die Technik ist un- 
möglich. Aber das Verfahren ist doch vor- 
läufig der einzige Weg, um solche Fragen zu 
lösen, wie fremderregter Generator bei Ver- 
stimmung zwischen Frequenz und Arbeitskreis, 
bei Phasenverschiebung zwischen Röhrenström 
und Spannungen, Bestimmung der Frequenz 
des Senders, Stabilität der Frequenz und Am- 


plitude bei Selbsterregung, die Anlaufvorgänge 


— es werden hier die Rückkopplungslinien ein- 
geführt, Graden mit der Neigung za welche 


die Kennlinien schneiden. Besonders hervor- 
gehoben zu werden verdient. der letzte Ab- 
schnitt über die Verwendung der Röhre als 
Audion, besonders als Audion mit Rückkopp- 
lung. Auch hier hatte die Technik wohl alle in 
Betracht kommenden Fragen verhältnismäßig 
rasch und leicht experimentell für die Praxis 
gelöst, während die theoretische. Klärung so 
mancher Erscheinung noch fehlte. Diese wird 
uns zum ersten Male von Möller gegeben, und 


Heft 42. 


21. Oktober 1920. 


hier zeigt sich am deutlichsten die Zweck- 
mäßigkeıt der Kennlinienmethode trotz aller 
in ihr enthaltenen Komplıziertheit, Ra 
- In bezug auf die historische Entwicklung 
des Röhrensenders und seiner Theorie könnte 
die Darstellung Möllers, besonders die Ein- 
leitung, leicht falsche Vorstellungen erwecken. 
Die Fırmen bzw. die Technik kommen hier 
doch etwas zu schlecht weg. Die tatsächliche 
Entwicklung war die, daß dıe Technik in erster 
Linie die Röhrensender und -empfänger z. T. 
auf Grund vereinfachter Theorien entwickelt 
hat. Richtig zu stellen ist, daß es das Verdienst 
von Telefunken allein ist, die Hochvakuum- 
röhre in Deutschland zuerst technisch ausge- 
arbeitet und in die Praxis eingeführt zu haben. 
Schottkys Verdienst war die erstmalige theore- 
tische Behandlung des Verstärkerproblems und 
die Ausgestaltung der Röhrentheorien in der 
Art, daß dann später die Verstärker wesentlich 
verbessert werden konnten. A. Meißner. 


Die Materialprüfung der Isolierstoffe 
der Elektrotechnik. Herausgegeben 
von Walter Demuth unter Mitarbeit von 
K. Bergk und H. Franz. Mit 76 Textabb. 
IX und 136 S. in 8°. _ Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1920: Preis 12 M, geb. 

‚40 M. 

; Vor noch nicht allzu langer Zeit fand man 

in den Lehrbüchern der Elektrotechnik über 

die Prüfung von‘ Isoliermaterialien nur sehr 


1 spärliche Angaben. Viel mehr als Messung des. 


Isolierwiderstandes und der Durchschlags- 
spannung an einer Probe wurde nicht ange- 
geben. Erst durch die Arbeiten des Verbandes 
Deutscher Elektrotechniker, die in den letzten 
Jahren vor Kriegsausbruch begonnen wurden, 
sind weitere. Kreise darauf aufmerksam _ge- 
macht worden, daß die Prüfung der Isolier- 
materiälien in weit umfangreicherer Weise 
vorgenommen werden muß und sich auf die 
verschiedensten physikalischen und chemi- 
schen Eigenschaften beziehen muß. 

Es ist daher zu begrüßen, daß in einem 
Buch in ausführlicher Weise die verschiedenen 
Prüfungen und Prüfungsmethoden, wie sie 
auch vom Verbande festgelegt worden sind, 
beschrieben werden. Dies ist um so wichtiger, 
als zurzeit die Industrie durch den Mangel‘ 
an Rohstoffen gezwungen ist, sich der Ersatz- 


stoffe zu bedienen, deren Eigenschaften nicht _ 


genügend bekannt sind. In dem Buche von 
Demuth haben diese Fragen eine sachgemäße 
Bearbeitung gefunden. Einzelne Kapitel, wie 
die über „Bestimmung. der Dielektrizitäts- 
konstante und. der dielektrischen Verluste“ 
sind etwas zu kurz weggekommen. 

Im ersten Teil werden die Prüfmethoden 
und zwar getrennt ‚‚die Methode für feste Iso- 
liermaterialien und für flüssige -Isolierstoffe 
einschließlich erhärtende Lacke‘, im zweiten 
Teile die Eigenschaften der gängigen Isolier- 
stoffe behandelt, wobei besonders auf die im 


Kriege entstandenen Materialien Rücksicht - 
genommen ist. Das Buch kann zum Studium 


bestens empfohlen werden. E. Orlieh. 


Austauschbare Einzelteile im Ma- 
schinenbau. Die technischen Grundlagen 
für ihre Herstellung. Von Otto Neumann. 
Mit 78 Textabbildungen. VI u. 158 8. in 
8%. Verlag von Julius Springer. Berlin 

>:1919. Preis 7 M, geb. 9 M, + 10% T,2Z, 
Das Büchlein ist zeitgemäß, da in Zukunft 
kaum eine Werkstatt die Austauschbarkeit 
wird außer acht lassen können, und da zu- 
sammenfassende Arbeiten auf diesem Gebiet 
noch kaum vorhanden sind. Der Inhalt ist in 

3 Hauptabschnitte gegliedert: 1. Das Tole- 

rieren der Einzelmaße, 2. Die Grenzlehren, 

ihre Bestimmung und Anwendung, 3. Die 
wirtschaftliche Ausnützung der Werkzeug- 
maschinen. Das Tolerieren der Durchmesser 

im ersten Kapitel stützt sich ausschließlich 

auf die bekannte Zahlentafel von Schlesinger- 

Loewe, ohne alle die neuerdings aufgetauchten 

und zum großen Teil schon gelösten Probleme 

(verschiedene Passungsarten, Nullinie als 

Symmetrielinie oder Grenzlinie usw.) zu be- 

achten. Ausführlich und beachtenswert für 


den Konstrukteur sowohl wie für den Betriebs- 


ingenieur, ist dagegen das Tolerieren der 
Längenmaße behandelt und an einer größeren 
Anzahl von Beispielen praktisch erläutert. 
Was über Bohrvorrichtungen gesagt wird, ist 
nicht recht am Platze: es ist unnötig für den 
erfahrenen Konstrukteur, unzulänglich für 
den Anfänger. Das zweite Kapitel bringt 
ziemlich ausführlich die Lehren und dabei 
mancherlei Interessantes, ohne daß jedoch 
allem beigepflichtet werden könnte. Es wäre 
zu wünschen, daß der Verfasser in Zukunft 
dieses Kapitel weiter ausbaute und’ dagegen. 
das dritte, das wenig befriedigt, fortließe. 
Dann könnte sein Büchlein ein willkommenes- 
und wichtiges Hilfsmittel werden. 
Eugen Simon, 


4 


PET RES TEE 


\ 
3 
} 


21. Oktober 1920. 


Die Sozialisierung der Wasserwirt- 
schaft in Sachsen. Von Ed. Fischer. 
Heft 7 der ‚„Veröffentlichungen der sächsi- 
schen Landesstelle für Gemeinwirtschaft‘“. 
48 S. in 8°. Verlag von Zahn & Jaensch, 
Dresden 1920. Preis 2,50 M. 


‘ Eine anschaulich geschriebene Zusammen- 
stellung der bekannten Vorteile geregelter 
Wasserwirtschaft. Die Schrift bringt sehr in- 
teressante, z. T. erstmalige Veröffentlichungen 
zahlenmäßiger Angaben der sächsischen Wasser- 
wirtschaft. Dankenswert sind auch die Lite- 
raturnachweise. Den Woasserkraftfachmann 
werden besonders die Mitteilungen über aus- 
Deuts und wnausgebaute Gefällstrecken des 

reistaates Sachsen sowie diejenigen über aus- 
geführte und geplante Talsperren interessieren. 

‚ Der Verfasser empfiehlt die Schaffun 
eines sächsischen Wasserwirtschaftsamtes mi 
unterstellten Wassergenossenschaften, welche 
die Gemeinden und Gemeindeverbände um- 
schließen. Ihr Einfluß reicht über die gesamte 
Wasserwirtschaft, vom Wasserkraftwerk bis 
zum einzelnen -Fischteich. Dem privaten Un- 
ternehmungsgeist räumt Fischer kein Betäti- 
gungsfeld ein. Volkswirtschaftlich hieße das 
aber das Kind im Bade ertränken. Gerade weil 
Unterzeichneter ein Freund bodenreformeri- 
scher und wassergemeinschaftlicher Anschau- 
ungen ist, möchte er vor einer Überspannung 
der an sich gesunden Bestrebungen warnen. 
Ein Beamtenstaat gewährleistet volkswirt- 
schaftlichen Bestand, niemals volkswirtschaft- 
liche Blüte. Letztere verlangt die Betätigung 
freier Kräfte unter Hütung des Gemeininter- 
esses durch den Staat. Gerade im Interesse der 
Gesamtheit darf die Sozialisierung nur bis zu 
demjenigen Punkte durchgeführt werden, wo 
der volkswirtschaftliche Wirkungsgrad infolge 
sinkenden Einflusses erstklassiger Spezial- 
schulung, infolge Überwiegens unpersönlichen 
Beamtentums und infolge Anwachsens bureau- 
eoker Reibungsarbeit wieder zu sinken be- 
ginnt. 

Dem Wunsche des Verfassers nach Schaf- 
fung eines einheitlichen Reichswassergesetzes 
(zu dem die neuen Wassergesetze der Einzel- 
staaten wertvollste Grundlagen geben) und 
seinem Wunsche ‚„Ausbauen bis zur höchsten 
Vollendung‘ stimme ich ganz bei. 

Dr. Leiner. 


Grundlagen der Arbeitsorganisation 
im Betriebe mit besonderer Berücksich- 
tigung der Verkehrstechnik. Von Dr.-Ing. 
Joh. Riedel. Mit 12 Textabb. VIII und 
68 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, 
Berlin 1920. Preis 6 M. 


In der heutigen Zeit, in der es bei der Ent- 
wertung des Geldes ganz besonders auf die 
Ausnützung der Zeit ankommt, ist es von 
Interesse, die kleine Schrift zu lesen, welche 
sich mit einer neuen Wissenschaft, der „Ar- 
beitskunde‘‘ befaßt. Diese will die Elemente 
der Betriebsvorgänge erfassen, und die Ge- 
winnung, Prüfung und zweckmäßigste Ge- 
staltung dieser Elemente und ihrer Anordnung 
ist der Inhalt der jungen Wissenschaft. Ihre 
praktische Anwendung soll dazu verhelien, 
Arbeiten im wirtschaftlichem Interesse so 
zweckmäßig als möglich auszuführen und mit 
ge, Aufwand an menschlicher Arbeits- 

raft das Beste in Menge und Beschaffenheit 
zu leisten. 

Während der erste Teil der Schrift theore- 
tische Ausführungen gibt, wird im zweiten 
Teil die Anwendung der Grundsätze und Metho- 
den der Arbeitskunde auf die Arbeitsvorgänge 
im städtischen Schnellbabnbetriebe gezeigt. 
Grade hier führt die richtige Anordnung der 
Verkehrsanlagen-Elemente auf der Strecke 
wie in den Wagen zu hoher Ausnützung_ der 
Verkehrsmittel und des sie bedienenden Per- 
sonals bei gleichwohl weitgehender Schonung 
desselben. Während bisher Anlage- wie Be- 
triebsanordnungen nur nach rein technischen 
Gesichtspunkten getroffen wurden, zeigt Ver- 
fasser, wie unter weiterer Anwendung der 
Grundsätze der Arbeitskunde die Verkehrs- 
leistung erhöht werden kann. Jeden Ver- 
kehrsfachmann ist das Lesen der kleinen 
Schrift zu empfehlen, die nur im ersten Teil 
durch die vielen Fremdwörter etwas ermüdend 
wirkt. Przygode. 


Antike Technik. Sieben Vorträge von H. 
Diels. 2. erw. Aufl. Mit 78 Abb. 18 Tafeln 
und 1 Titelbild. 232 S. in 8°. Verlag von B. 
G. Teubner, Leipzig und Berlin 1920. Preis 
geb. 11 M.- 

Die Geschichte der antiken Technik ist 
besonders reizvoll. Sie zeigt uns, wie schon vor 
Jahrtausenden der ee nach technischer 
Betätigung den Menschen beseelte und ihn an 
Aufgaben trieb, die zum Teil heute noch nicht 
endgültig gelöst sind, zum Teil auf ganz ande- 
ren Wegen zur Ausführung gebracht wurden, 
als man ursprünglich versucht hatte. Aller- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


dings sind die Quellen, die uns über die antike 
Technik Aufschluß geben, nicht sehr ergiebig. 
Die alten Schriftsteller hatten, wieihre heutigen 
Kollegen, im allgemeinen sehr wenig Verständ- 
nis für technische Dinge, die ja angeblich nichts 
„Geistiges‘‘ darstellen, also als minderwertig 
zu betrachten sind. Immerhin sind uns eine 
große Anzahl Schriften technischen Inhalts 
überliefert worden, und auch manches Techni- 
sche ist in anderen Schriften verstreut auffind- 
bar, wenn nur mit richtigem Verständnis für 
die Sache an sie herangegangen wird. Leider 
sind Abbildungen nur verhältnismäßig wenig 
überliefert worden, denn die Sprache als Aus- 
drucksmittel hat von jeher gegenüber der Zeich- 
nung vorgeherrscht, und von technischen Wer- 
ken der Alten sind vielfach nur Bruchstücke 
übrig geblieben, so daß eine recht mühsame 
Rekonstruktionsarbeit einzusetzen hat, um 
aus all diesen Resten die antike Technik wieder 
aufzubauen. Daß dabei Geschichtsforscher, 
Sprachforscher und Techniker zusammenar- 
beiten müssen, wenn etwasRichtiges zustande 
kommen soll, ist zwar selbstverständlich, aber 
bisher nur in seltenen Fällen, wie etwa auf der 
Saalburg, geschehen. Erst durch eine solche 
Gemeinschaftsarbeit werden sich die immer 
noch klaffenden großen Lücken in der Geschich- 
te der alten Technik schließen lassen. Aber auch 
da, wo eine solche Gemeinschaftsarbeit nicht 
vorliegt, können wir uns freuen, wenn ein Ver- 
treter der klassischen Philologie sich mit der 
Technik des Altertums befaßt. Es ist ein Zei- 
chen dafür, daß man auch in diesen Kreisen, 
deren Mitarbeit für die alte Geschichte der 
Technik nicht entbehrt werden kann, anfängt 
einzusehen, daß der idealen Geisteswelt des 
Altertums eine sehr reale Welt wirklicher 
Dinge zur Seite stand, ja ihr erst die Möglichkeit 
zu einer Entfaltung gab. Die Technik ward der 
Kultur zur Grundlage, sie durchsetzte und be- 
fruchtete sie aber auch und gab dem mensch- 
lichen Denken neuen Stoff und vielfache An- 
regung. Technik und Kultur sind nichts Ver- 
schiedenes oder gar Gegensätzliches, sondern 
zur Kultur gehört die Technik genau so wie 
die Kunst, die Sprache und anderes. 

Das von Technikern hoch eingeschätzte 
Buch des Philologen Diels liegt jetzt in zweiter 
, vor, wobei der Inhalt der ersten Auf- 
lage bis auf einige Verbesserungen und Er- 
gänzungen übernommen wurde, aber noch ihm 
ein weiteres Kapitel über antike Uhren zuge- 
fügt worden ist. Noch einmal lassen wir i® 
anschaulichen Schilderungen über die Entwick- 
lung der Technik bei den Hellenen an uns vor- 
überziehen, von dem Wasserbautechnik_ trei- 
benden Milesier Thales bis zu den Pythago- 
räern, die alles auf Zahlenverhältnisse zurück- 
führen wollten und dabei, wenigstens im Ge- 
schützbau, auch Erfolg hatten, wie wir aus 
Philon wissen; dann von Archimedes, dem ge- 
schickten Konstrukteur von Verteidigungs- 
mitteln für seine Vaterstadt Syrakus, bis zu 
Vitruv, dem großen Baumeister auf vielen Ge- 
bieten der Technik. Die Schlußworte des ersten 
Kapitels, in denen der Verfasser mit warnendem 
Hinweis auf das Beispiel der griechischen 
Sophisten gegen das lebensfremde, pseudo- 
wissenschaftliche Banausentum in der Jugend- 
erziehung ankämpft, sind uns Technikern aus 
der Seele gesprochen und werden hoffentlich 
bei den engeren Berufskollegen des Verfassers 
den zu wünschenden Eindruck machen. Präch- 
tig ist das Kapitel über antike Türen und 
Schlösser, das uns die homerischen Schilderun- 
gen erst verständlich macht. Herons Dampf- 
kugel hätten wir nicht gern als Vorläufer der 
Dampfmaschine, sondern der Dampfturbine 
angesprochen gesehen, die ja im Prinzip beide 
grundverschieden sind; bei der Erwähnung des 
Heronschen Automatentheaters vermissen wir 
den Hinweis auf die sehr gute Rekonstruktion 
von Beck (Jahrbuch der Technik des V.d.I., 
Bd. I, 8. 182). Man sollte auch gerade in Ver- 
bindung mit dem Schlußkapitel über die an- 
tiken Uhren bei diesem Automaten darauf auf- 
merksam machen, daß der das Herabfallen des 
Arbeitsgewichtes aufhaltende, durch eine enge 
Öffnung ausfließende Sand im wesentlichen das- 
selbe Hemmungsgetriebe darstellt, wie es bei 
den Wasseruhren benutzt wird. Zum Kapitel 
„Antike Telegraphie‘‘ sei daran erinnert, daß 
ein Techniker, Franz Reuleaux, den Limes 
als römische Telegraphenlinie angesprochen hat, 
wodurch der oft verblüffend schnurgerade Ver- 
lauf des Pfahlgrabens über viele Kilometer eine 
gute Erklärung findet (8. Reuleaux, „Aus 
Kunst und Welt‘, Berlin 1901, $S. 169, Der 
Pfahlgraben und seine einstweilige Bestim- 
mung). Das Kapitel über die antike Artillerie 
behandelt ziemlich ausführlich die Saalburg- 
Geschütze, mit deren Konstrukteur Schramm 
der Verfasser kürzlich die Heronsche Schrift 
Belopoiika in deutscher Übersetzung mit grie- 
chischem Text herausgegeben hat (Berlin 1919). 
Hier ist eine solche Zusammenarbeit des Tech- 
nikers mit dem Philologen aufs glücklichste ge- 


Heit 42. 


nur förderlich sein. 


843 


lungen. Dem letzten Kapitel über die antike 
Chemie schließt sich in der neuen Auflage eines 
über die antiken Uhren an. Sogutauchder Über- 
blick ist, den uns dieser Abschnitt über die ver- 
schiedenen Sonnen- und Wasseruhren gibt, so 
vermißt doch gerade der Techniker die geome- 
trische Begründung der Teilungen. Man kann 
sie auch ohne großen mathematischen Apparat 
in einfacher anschaulicher Weise geben und 
würde dadurch den Leser weit tiefer in das Ver- 
ständnis dieses von den Alten so sorgsam g6- 
pflegten wissenschaftlichen Könnens einführen, 
als es durch eine bloß äußerliche Beschreibung 
möglich ist, zumal die angezogene Literatur 
nur sehr umständlich zugängich ist. Das 
würde auch manchen Techniker anregen, sich 
mit diesem so interessanten Teilgebiet näher zu 
beschäftigen und dadurch zu helfen, die noch 
über die Konstruktion mancher Sonnenuhren 
bestehenden Zweifel aufzuklären. Recht nett 
ist die Wiederherstellung der astronomischen 
Uhr von Salzburg durch den Verfasser auf 
Grund eines Fragmentes einer Bronzeplatte, 
wobei man allerdings auch etwas genauer auf 
die mathematischen Verhältnisse hätte ein- 
ehen können. Leider ist das Modell des Ver- 
assers bei dem Sturm auf die Berliner Akade- 
mie der Wissenschaften am 10. November 1918 
dem plündernden Pöbel zum Opfer gefallen. 
Wir können nur die Hoffnung aussprechen, 
daß nicht nur Diels, sondern auch andere 
Philologen uns noch mehr solche guten Bücher 
über antike Technik schenken mögen. Das 
wird auch den Techniker wieder mit der Philo- 
logie, die ihm meistens/aus der Schule in nicht 
gerade bester Erinnerung ist, versöhnen. der 
geschichtlichen Erforschung der Technik aber 


Dipl.-Ing. Carl Weihe. 


Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Kurze Anleitung zur Einrichtung d.s ver- 
einfachten Blitzschutzes „Ausführungs- 
art Hinderthür‘“. Bearbeitet nach den Leit- 
sätzen des Verbandes Deutscher Elektrotechniker 
unter Berücksichtigung der neuesten praktischen 
und wissenschaftlichen Erfahrungen. Mit vielen 
Abbildungen und Zeichnungen. 45 S. in 80. Ver- 
lag von Friedr. Hinderthür, Siegen 1919. Preis 
3 M. 


Die Maschinistenschule, Von F. O. Morge- 
ner. Mit 119 Textabb. VII u. 147 8. in 8°. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 8 M. 


Das Ganze der Fabrik-Buchhaltung nach 
doppelter und amerikanischer Art. Von 
Prof. E. Feuerstein. 3. Aufl. X und 21l 8. 
in 80, Verlag der modernen kaufmännischen 
Bibliothek G. m. b. H.,, Leipzig 1920. Preis geb. 
10 M + 20% T.Z. 


Vorarbeiten, Erd-, Grund-, Straßen- und 
Tunnelbau. Bd.5 des Handbuches der Ingenieur- 
wissenschaften. 1. Teil. Herausgegeben von L. 
v. Willmann. Bearbeitet von K. Brandau 7, 
ImhofundE.Mackensenf. Mit einem Nachtrag 
vonE.v. Willmann. Mit 607 Textabb. 14 Tafeln 
u. Sachregister. 5. Bd. 4. verm. Aufl. XXXV und 
712 S. in 4%, Verlag von Wilhelm Engelmann, 
Leipzig 1920. Preis 44 M, geb. 56 M+50°/, T. 2. 


Kritik des Taylor-Systems. Von Gustav 
Frenz. VII und 113 8. in 80, Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1920. Preis 10 M. 


Einführung in die moderne drahtlose Tele- 
graphie und ihre praktische Verwendung. 
Von Dr. phil. H. Mosler. Mit 218 Textabb. V 
und 240 S. in 80, Verlag von Friedrich Vieweg 
& Sohn, Braunschweig 1920. Preis 24 M. 


Ein neues Prinzip über Dampf- und Gas- 
turbinen. Von Prof. K. Baetz. Mit 24 Text- 
abbildungen und 1 Tafel. 80 8. in 80, Verlag 
von Otto Spamer, Leipzig 1920. Preis 12 M + 
40%), T. Z. 


Schaltanlagen in elektrischen Betrieben. 
Von Dr. F. Niethammer. Heft1: Allgemeines, 
Schaltpläne, einfache Schalttafeln. Mit 46 Text- 
abbildungen. IV u. 67 8. in 16%. Heft 2: Schalt- 
anlagen für hohe Spannungen und große Leitun- 
gen, Schaltkästen, Schutzvorriehtungen. Mit 53 
Textabb. 1V u. 79 8. in 16°. Vereinigung wissen- 
schaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co., 
Berlin und Leipzig 1920. Preis je 2,10 M-+ 
100% T. Z. 

Die Elektromotoren, ihre Arbeitsweise und 
Verwendungsmöglichkeit. Von Prof. Dr. 
F, Niethammer. Heft 1. Gleichstrommotoren, 
mehrphasige Synchren- und Asynchronmotoren. 
Mit 55 Textabb. VI und 98 S. in 16°. Vereini- 
gung wissenschaftlicher Verleger Walter de 
Gruyter & Co., Berlin und Leipzig 1920. Preis 
4,20 M. 


844 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 42. 


21. Oktober 1920. 


Die Pflanze als Erfinder. Von R.H. France. 
9. Aufl. Mit zahlreichen Abbildungen. 76 8. 
in 89, Verlag Kosmos, Gesellschaft für Natur- 
freunde, Stuttgart 1920. Preis 5,20 M, geb.7,80M. 


Ein Reichstarif für alle Gehaltsempfänger. 
Die einheitliche Regelung aller Gehälter 
auf vollständig neuen Grundlagen, Von 
Dr.-Ing. Willy Jaenichen. 40°S. in 80. Verlag 
von William Haufe, Dresden 1920. Preis 5 M. 


[Inzwischen ist ein Nachtragsblatt zu S. 14 ff. 
erschienen, welches vom Verlag auf Wunsch nach- 
geliefert wird.] 


Wissenschaftliche Veröffentlichungen aus 
dem Siemens-Konzern. Unter Mitwirkung 
zahlreicher Fachgenossen herausgegeben von 
Prof Dr. Carl Dietrich Harries. Bd. 1. Heft ]. 
Mit 115 Textabb. und 2 Bildnistafeln. 201 8. in 4°. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. 


Die Fernsprechtechnik, Von C. W. Kollatz. 
Mit 217 Textabb. 303 S. in 8%. Verlag von 
Georg Siemens, Berlin 1920. Preis 25 M. 


Einküchenwirtschaft als soziale Aufgabe. 
Von Architekt Robert Adolph. 64 S. in 80 
Verlagsgesellschaft und Erziehung G., m, b. H. 
Berlin SW 48, 1919. Preis 3M. 


[Der Verfasser zeigt den Weg des sozialen 
Einküchengedankens und die Notwendigkeit, die 
bedeutenden wirtschaftlichen Vorteile der Ein- 
küchenwirtschaft und des sparsamen Einküchenhaus- 
baues der Allgemeinheit, den Verbrauchern zu- 
kommen zu lassen, gerade der heutigen Zeit, die an 
die ökonomische Nutzung aller Kräfte und Roh- 
produkte die höchsten Anforderungen stellt. Die 
bekannten Einwände gegen die Einküchenwirtschaft, 
den Mangel einer individuellen Küche, die Förde- 
rung der weiblichen Erwerbstätigkeit durch die Be- 
freiung von der häuslichen Arbeit und den befürch- 
teten Verfall der Familie wehrt der Verfasser in 
sehr eingehenden Ausführungen ab.] 


Spöcifications Technigqnes et Cahiers des 
Charges Unifies. 12. Edition. 259 S, in 80. 
Chemirs de fer Francais. Grands reseauz. 
Materiel -et traction. Herausgegeben von der 
Librairie Polytechnique Ch, Beranger, Paris 1920. 


Das Technische Schulwesen, Aufbau, Kritik 
und Vorschläge. Von Prof. Dr. R. Weyrauch. 
80 8. in 8%. Verlag von Konrad Wittwer, Stutt- 
gart 1920. Preis 2,40 M. 


Beitragsberechnung zur Kranken-, Inva- 
liden-, Unfall- und Angestelltenversiche- 
rung. Von Konrad Wolfrum. 408. in 16°, 
er von Konrad Wolfrum, Bayreuth. Pıeis 
‚50 M. 


Grundriß der gesamten neuen Steuergesetz- 
gebung. Teil 2. Gesetz über das Reichsnot- 
opfer, Ausgleichbesteuerungsgesetz. Umsatzsteuer- 
gesetz, Allg. Verfügung über die Wertermitt- 
lung nach dem Gesetz über eine Kriegsabgabe 
vom Vermögerszuwachs. Bearbeitet von Dr. F. 
Haußmann. 84 S. in 8°, Industrieverlag Spaeth 
& Linde, Berlin 1920. Preis 9,50 M, ; 


Das Kugelphotometer. Von Dr.-Sng. e. h. R. 
Ulbricht. Mit 31 Textabb. und 3 Tafeln. VII und 
110 S. in 8%, Verlag R. Oldenbourg. München 
und Berlin 1920. Preis 24 M, geb. 23 M. 


Erschütterungen schwerer Fahrzeugmo- 
toren. Von Dr.-Sing. Fritz Huber. Mit 85 Abb. 
und 8 Tafeln. VIII und £6 S. in 80, Verlag R. 
Oldenbourg. München und Berlin 1920. Preis20M. 


Sonderabdrucke. 


Die Anordnung moderner Schaltanlagen für Hoch- 
spannungsnetze mit besonderer Berücksichtigung 
der Benutzung von eisernen Schaltkästen. Von 
G. W. Meyer. „Technische Rundschau und An- 
zeiger für Maschinenbau und Elektrotechnik“, 
1. Jahrgang 1919/20, Nr. 22/28. 


Restimmung der Dicke der Ölschicht bei Lagern. 
Von V., Vieweg. „Archiv für Elektrotechnik“, 
Bd. 8, 1919, Heft 10. 


Die Höchsttemperatur stromdurchflossener Spulen. 
Von W. Rogowski und V. Vieweg. „Archiv 
für Elektrotechnik“, Bd. 8, 1919, Heft 9. 


Ein absolutes Voltmeter für 250000 Volt Effektiv- 
spannung. Von A. Palm. „Zeitschrift für tech- 
nische Physik“ 1920, Nr. 7. 


Elektrische Großkraftübertragung auf weite Entfer- 
nungen unter besonderer Berücksichtigung Bayerns, 
Von ®Dr.$ng. H. Thoma. (Vortrag, gehalten am 
29. IIL. 1920 im fränkisch-oberpfälzischen Be- 
zirksverein des Vereins deutscher Ingenieure und 
im Elektrotechnischen Verein in Nürnberg.) 


Listen und Drucksachen. 


Elektrische Taschenlampen, Bügeleisen. Ampel- 
Kästen für Perlfransen, Glasstengel oder Volants. 
Beleuchtungskörper. : Teilliste für Werkzeuge. 
Herausgegeben von Hermann Gahl & Co, 
Hagen in Westfalen. 


Ziehl-Abegg Elektrizitäts-Ges, m. b. H., Berlin- 
Weißensee. Auszug aus dem Prachtalbum „In- 
dustrielle* mit Beschreibungen und Ansichten der 
neuen Fabrik der Firma, deren Entwicklungsgang 
vor Augen geführt wird. Das Unternehmen, 
welches sich mit dem Bau von Dynamomaschinen 
und Elektromotoren befaßt und bei seiner Grün- 
dong 25 Arbeiter zählte hatte es schon bis auf 
350 Köpfe gebracht, von denen z., Zt. allerdings 
nur noch 250 beschäftigt werden. 

Koch & Sterzel, Dresden-A. Druckschrift IV 277. 
„Radio-Silex“-Röntgeneinrichtungen, 


WARENMARKT. 


Schrott. — Die Sonderkommission des 
Eisenwirtschaftsbundes, die zur Beratung über 
den eventuellen Erlaß einer Höchstpreisverord- 
nung eingesetzt war, hat sich sowohl im Stahl- 
schrottausschuß wie im Gußbruchausschuß 
einstimmig gegen den Erlaß einer Höchstpreis- 
verordnung erklärt Man glaubt im allgemei- 
nen, daß bald ein Rückgang in den Preisen ein- 
treten wird. Der Markt selbst is“ gegen die Vor- 
woche kaum verändert. Ia-Kernschrott no- 
tierte Mitte Oktober etwa 975 M/t. In England 
ist der Schrottmarkt ruhig, und die. Preise 
gaben gegenüber der letzten Meldung etwas 
nach. Gewöhnlicher Stahlschrott bewegt sich 
um 10&£/ton. Für guten Maschinenguß werden 11 
bis 12 £/ton gefordert. Am französischen Schrott- 
markt sind im Augenblick große Vorräte an- 
gesammelt, was auf das Ausfuhrverbot nach 
Italien zurückzuführen ist. — Erze. Das An- 
gebot an überseeischen Erzen ist z. Zt. sehr 
reichlich, u. zw. sowohl an schwedischen wie 
an spanischen. Indische und kaukasische Man- 
ganerze sind auf 40 d cif Antwerpen zurückge- 
gangen, während spanische Erze etwas an- 
zogen. Von deutschen Erzen wurden sowohl 
Röstspat wie auch Rohspat um 3,40 M/t billi- 
ger. Ferner soll im Lahn-Dill-Gebiet eine 
Preisermäßigung von 5 bis 9% für Brauneisen- 
stein und von ungefähr 10% für Roteisenstein 
in Aussicht genommen sein. — Teer und Teer- 
erzeugnisse. Die Erzeugung von Teer und 
Teerprodukten deekt im Augenblick ungefähr 
die Nachfrage. Die Produktion der letzten 
Wochen hat die durchschnittliche Höhe der 
vergangenen Monate beibehalten. Im Augen- 
blick werden vom Handel für Pech ungefähr 
200 bis 250 M/dz, für Teeröl 300 M und darüber 
je dz gefordert. Die Preise für Rohteere der 
Kokereien und Gasanstalten halten sich auf 

leichmäßiger Höhe von gut 200 M/dz. — Pe- 
roleum. Aus Amerika sind in letzter Zeit er- 
hebliche Mengen Leuchtöl eingetroffen. Ebenso 
hat sich die Zufuhr von Leuchtöl aus Polen ge- 
bessert. Die mit dem 1. IX. neu eingeführte 
Verteilungsweise hat sich bisher bewährt und 
soll beibehalten werden. Der Preis für Petro- 
leum ist im Reichswirtschaftsministerium wie 
folgt neu festgesetzt worden: in Fässern für 
über 125 1 5,50 M/l, unter 12516 M und in 
Kesselwagen 633 M/100 kg. — Öle und Fette. 
Im Zusammenhang mit der Verordnung vom 
24. IX., durch die die Zentralbewirtschaftung 
der Öle und Fette ihr Ende gefunden hat, ist 
auch die Bekanntmachung vom 8. XI. 1915 
aufgehoben worden, die die Ablieferungspflicht 
für einzelne Öle und Fette aussprach. Auch 
die Verordnung vom 9. X. 1915, nach der tie- 
rische und pflanzlicheÖle und Fette zu Schmier-, 
Brennzwecken usw. unvermischt nicht verwen- 
det werden dürfen, ist außer Kraft gesetzt. 
Es wird jedoch ausdrücklich darauf hingewie- 
sen, daß die Verarbeitung von Butter, Butter- 
schmalz, Margarine usw. zu technischen 
Zwecken nach wie vor verboten bleibt. — Seide. 
Am New Yorker Markt verkehrten asiatische 
Rohseiden bei ziemlich lebhafter Nachfrage zu 
steigenden Preisen. Der Mailänder Markt blieb 
in der letzten Woche ohne große Veränderun- 
gen. Die Nachfrage war rege, namentlich für 
extra und exquis Qualitäten, die einen weiteren 
Preisaufschlag zu verzeichnen hatten. Die 
augenblicklichen Vorräte sind auf ein Minimum 
zusammengeschmolzen. Die Preistendenz ist 
infolgedessen ausgesprochen steigend. Man 
zahlte Mitte Oktober für Organzin, exquis 18/20 
465Lire, für klassisch 18/20 450, Ia Zwirngregen 
9/10 415 und für Ila Zwirngrögen 9/11 395 
bis 400 Lire/100 kg. Auch getrocknete Kokons 
sind sehr gesucht und halten sich für prompte 
Ware auf 90 Lire/kg. Aus Yokohama wird eine 
weitere Preissteigerung für Rohseide gemeldet. 


Der Marseiller Seidenmarkt verkehrte in der | 


letzten Woche in ziemlich ruhiger Stimmung. 
Das Geschäft in Kokons war hier ebenfalls nur 
beschränkt. Einige Posten sind zu 54 bis 55 Fr 
verkauft worden. — Baumwolle. Die New 


Yorker Baumwollnotierungen schwankten in 
der vergangenen Woche zwischen 25 und 26,50 


ets/lb. Am Bremer Baumwollmarkte konnten 
die Preise wieder etwas anziehen. Sie gingen 
am 9. X. für fully middling, good colour and 
staple loco auf 47 M/kg herauf. Liverpool no- 
tierte am 8. X. für Oktoberverschiffung 16,54, 
für Januarverschiffung 16,22 und für Märzver- 
schiffung 15,96 d/lb. Die Mitglieder der ‚„Ame- 
rican Cotton Association‘ haben beschlossen, 
einen Mindestpreis von 40 ets/lb für middlmg 
Baumwolle festzusetzen. Nach dem 1. XT. soll 
monatlich 1 et Aufschlag erfolgen. Der ge- 
schätzte Durchschnittsstand der amerikani- 
schen Baumwollernte betrug am 1. X, 59,1% 
gepen -67,5% im Vormonat. In den, ersten 
Monaten dieses Jahres wurden aus Ägypten 
2,668 Mill. Ballen Rohbaumwolle im Werte 
von 58,693 Mill. £ ausgeführt. Die Fracht für 
Baumwolle von Ägypten nach Triest und Ve- 
nedig ist für die beginnende Saison auf 200 
Goldir/t festgesetzt worden. Die japanische 
Wirtschaftskrise hat zu einem Beschluß der 
japanischen Baumwollspinner geführt, dem- 
zufolge die Produktion von Baumwollgarn er- 
heblich eingeschränkt werden soll. — Wolle, 
In Argentinien stockt das Wollgeschäft seit 
Mai fast vollständig, infolgedessen konnten er- 
hebliche Vorräte an Wolle angesammelt wer- 
den. Am Zentralmarkt in Bahia-Blanca lagern 
allein 23 Mill. kg, die nicht ausgeführt werden 
können. Die erste australische Wollanktion 
nach dem Kriege fand am 30. IX. in Adelaide 
statt. Es wurden 20 000 Ballen angeboten, von 
denen nur 6000 Ballen verkauft werden konn- 
ten. Für Super Combing Wollen wurden 186d 
bis 1s 7d bezahlt, ein Preis, der hinter den 
letzten Londoner Preisen von 235 2 d bis 3 s 
3%, d/lb erheblich zurückblieb. — Metallpreise. 
Die Notierungen der Vereinigung für die 
deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der 
Kommission des Berliner Metallbörsenvor- 
standes (letztere verstehen sich ab Lager in 
Deutschland) lauten in M/100 ke: 


Metall... NR 2 
Elektrolytkupfer (wire 
bars), prompt. cif Hamburg, 

Bremen, Rotterdam . ; 2738 2700 . 


Raffinadekupfer 99/99,30/, |2150—2200 2125 — 2150 

Originalhüttenweichblei . 750 740—760 

Originalhüttenrohzink, eat ta 
935—950 


940 —950 


Preis im freien Verkehr . 
Plattenzink (remelted) von |_ : 
handelsübl. Beschaffenheit | 625—635 | 680—640 


Originalhüttenaluminium 
98/990, in einmal gekerb- F 
ten Blöckchen . . . . . 13550—3650 3400—3500 
dsgl. in Walz- oder Draht- 
barren . . ..2.2.2.2..)3700—3800 3600—3700 

Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- |6150—6200 6300— 6350 

Hüttenzinn, mind. 99 %/ . 16000—6100 6100—6150 

Reinnickel 98/990), » . 14500 — 4550145004600 


Antimon-Regulu . . . . 950 925 
Silber in Barren rd. 900 fein 
fürs. ketemue nn 1500—1510 1500 


An der Londoner Metallbörse wurden 


nach „Mining Journal“ am 8. X. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: 
a ra EN EL 
*Kupfer: best selected . 104 0 Obis105 0 0. 
* = eleetrolyt.:. :110-0- 0:2,.192050 
3 wire bars. 1 114-0802, 1152020 
PIER, standard, Kasse 8 00,850 
RE „=...8.Mon.= 97. 0%.02,,2 973520 
Zinn: standard, Kasse. . 266 0 0 „266 10.0 
h $ 3 Mon. 270..8=.0%2 5:270.15.°0 
REESTERIER NN 268 0 0 „26810 O 
Blei: span. oder nichtengl. n 
Weichblei. . . 34: 2:62,82 0 
». gew. engl. Blockbleii 3610 0 „ — — — 
Zinksigew.. Sorten... „4022 6.0, Area 
arremelted';-. -»%, 300, - —- — 
bi engl. Swansea 310 0 .,.— — — 
Antimon: engl. Reg. . . 52/55 £ net. 


Aluminium: 98 bis 990%, 165 £ (Inland); 

; 185 £ (Export). 

Nickel: 98 bis 990%), gar. 230 £ (In- u. Ausland), 

Quecksilber: nom. für 
die 75 Ibs.-Flasche. . 


Platin: je Unze nom... 500 8. 


In NewYork notierte Elektrolyt- 
kupfer am 14. X. 1920 loko 17 bis 17,50 ets/lb. 


* Netto. 


187£-10>8: 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 45. Wer kann Verfahren angeben 
zur Reinigung der Vermittlungsschnüre an 
Klappenschränken, und gibtes Firmen, die sich 
hiermit befassen ? 


Abschluß des Heftes: 16. Oktober 1920. 


845 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, 


41. Jahrgang. 


K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


Berlin, 28. Oktober 1920. 


JE m 


Zur Theorie der Hochspannungsisolatoren. 


(Mitteilung Nr. 8 aus dem Hochspannungslaboratorium des 
Elektrotechn. Instituts der Techn. Hochschule Karlsruhe.) 


"Von A. Schwaiger, Karlsruh® i. B. 


Übersicht. Die Spannungsverteilung an 
Hängeisolatorketten ist auf rechnerischem und 
experimentellem Wege ermittelt worden. Der Ver- 
fasser hat eine allgemeine Theorieder Hochspannungs- 
isolatoren entwickelt, mit deren Hilfe die Spannungs- 
verteilung auch an den anderen Hochspannungs- 
isolatoren berechnet werden kann. Die vorliegende 
Arbeit beschäftigt sich mit der experimentellen 
Ermittlung der Spannungsverteilung an den Hoch- 
spannungsisolatoren der heute üblichen Ausführungs- 
formen. 


Allgemeines. 


In Mitteilung Nr. 7!) hat der Verfasser 
eine allgemeine Theorie der Hochspannungs- 
isolatoren entwickelt, die gestattet, die Span- 
nungsverteilung auf der Oberfläche der Isola- 
toren zu berechnen. Sie gründet sich auf die 
in Abb. 1 dargestellte Prsatzschaltung, die 


Leitung 


Abb. 1. Ersatzschaltung der Hochspannungsisolatoren. 


„allgemeine Ersatzschaltung der Hochspan- 
nungsisolatoren“ a wurde; denn sie 
gilt für alle drei Arten von Hochspannungs- 
isolatoren, nämlich für Freileitungsisolatoren, 
Durchführungen und Innenraumstützisolatoren. 
Diese Theorie wird im folgenden als bekannt 
vorausgesetzt. 

In der vorliegenden Mitteilung sollen die 
- Ergebnisse von Versuchen über die Span- 
nungsverteilung an den jetzt in“der Technik 
üblichen Hochspannungsisolatoren bekanntge- 
geben werden. 

Peek hat in einer Arbeit über die Span- 
nungsverteilung an Hängeisolatoren den Be- 
griff des Kettenwirkungsgrades eingeführt 
u. zw. wird darunter das Verhältnis der Span- 
nungen verstanden, welche die Kette wirklich 
aushält und welche die Kette aushalten würde, 
wenn alle Glieder mit der gleichen Spannung 
beansprucht würden, wie das am meisten 
beanspruchte Glied. Wir wollen den Begriff 
des Wirkungsgrades im folgenden auch für 
die anderen Isolatoren gebrauchen, wir wer- 
den also ganz allgemein von einem Isolator- 
wirkungsgrad sprechen. Dies erweist sich 
als sehr bequem zur Beurteilung der Isola- 
toren. 

Den Isolatorwirkungsgrad kann man leicht 
auf graphischem Wege ermitteln. In Abb. 2 
ist auf der Abszissenachse die Länge des Iso- 
lators in Hundertteilen der gesamten Länge 
und auf der Ordinatenachse. die Spannung 
gegen Erde auf der Oberfläche eines solators 
in Hundertteilen > der gesamten Spannung 
aufgetragen. Kurve 1 stellt die ideale Ver- 
teilung der Spannung dar, und Kurve 2 die 
wirkliche Spannungsverteilung, längs_ der 
Oberfläche. Man sucht nun diejenige Stelle 
der Kurve 2 auf, wo die Spannungsänderung 


ı) Vortrag gehalten im Elektrotechnischen Verein; 
siehe auch „Elektr. u. Maschb.“ 1920. 


en 


Heft 43. 


ra GE BR BEP EEE FSB Fr 


je Längeneinheit am größten ist und zieht 
dort die Tangente T. Zu dieser Tangente 
zeichnet man die Parallele durch den;Koordi- 
en a Man erhält dann“ den 
Schnittpunkt L, mit der Geraden LyL, die 
durch 2, geht und auf der Abszissenachse 
senkrecht steht. Ferner erhält man den 
Schnittpunkt 1, mit der Geraden, die durch 
L, geht und auf der Ordinatenachse senkK- 
recht steht. Durch 1, legen wir, das Lot 
zur Abszissenachse und erhalten die Schnitt- 
Be l, und Il, mit der Geraden OL, bzw. mit 
er Abszissenachse. 


Lz 
| 
“ 
/ a 
eh 
%o o \7 
100 = 


o 
0 Lo TO Yo 
Abb. 2. Graphische Ermittlung des Isolator- 
wirkungsgrades. 


Die Strecke L, L, stellt die Spannung dar, 
welche der Isolator aushalten würde, wenn er 
auf seiner ange Länge mit der höchsten 
vorkommenden Beanspruchung gleichmäßig 
belastet wäre und Zi, _L, die Spannung, die der 
Isolator wirklich aushält. lso ist der Wir- 
kungsgrad n gegeben durch 


Auf Grund eines für ähnliche Dreiecke 
giltigen Satzes kann man die Proportion an- 
schreiben 


LoLı kb 


Los ll, 2100 


also gibt die Strecke lol, direkt den Wirkungs- 
grad des Isolators in % an. 
Ferner gilt auch die Proportion 


LL _ hu _Ob _„ 
Li; Li 0. 


d.h. der Wirkungsgrad gibt auch an, wie lang 
der Isolator nur zu sein brauchte (in % der 
wirklichen Länge), wenn er, mit dem größten 
SHAUBURBEReLE e gleichmäßig beansprucht, die 
wirkliche Spannung auszuhalten hätte. 

Kennt man den Wirkungsgrad eines Iso- 
lators und die zwischen Leitung und Erde 
herrschende Spannung, so kann man ohne 
weiteres die höchste auf dem Isolator vor- 
kommende Beanspruchung angeben. Hat z. 
B. ein Isolator für 100 kV eine Länge von 
100 em, so wäre die Beanspruchung auf der 
Oberfläche bei gleichmäßiger Verteilung der 
Spannung 1 kV je 1 cm; ist der Wirkungsgrad 
des Isolators 50%, so ist die wirklich auf- 
tretende maximale Beanspruchung auf dem 
Isolator 2 kV je l cm. 


Versuchsergebnisse. 


Die Messung der Spannungsverteilung 
erfolgte mit der vom Verfasser ausgearbeiteten 
Elektroskopmethode (siehe Mitteilungen 
Nr. 6. 7). Die Versuche haben gezeigt, daß 
man auf diese Weise die Spannungsverteilung 
mit einer für praktische Bedürfnisse hin- 
reichenden Genauigkeit messen kann. Bei 
den im folgenden mitgeteilten Meßergeb- 


— blı 


UI en 


nissen schwanken die Fehler zwischen 1 bis 5%. 
Die Messungen sind nicht umständlich, man 
kann einen ae Hochspannungsisolator, 
eingerechnet die Vorbereitungen, in etwa 
1 bis 2 Tagen durchmessen; allerdings wird 
dabei vorausgesetzt, daß der Messende bereits 
einige Erfahrung und Übung mit dieser Methode 
besitzt.!) 


1. Freileitungsisolatoren. 


a) Modell. Bei den Freileitungsisolatoren 
sind die Kapazitäten c der Oberflächenteile 
gegen Erde besonders ausgeprägt und zwar 
ei den Freileitungs-Stützisolatoren infolge der 
im Isolator steckenden geerdeten Stütze und 
bei den Kettenisolatoren infolge der Nähe des 
eerdeten Mastes. Es ist deshalb zu erwarten, 
aß die Spannungsverteilung hauptsächlich 


durch die Charakteristik ra bestimmt ist. In 


Abb. 3 stellt die Gerade die ideale Spannungs- 
verteilung (gleichmäßige Beanspruchung) und 


Porzellort 


Eisenstütze 


Abb. 3. Modell des Freileitungsisolators. 


die Kurve 2 die wirkliche Spannungsvertei- 
lung an dem Modell des Stützisolators dar. 
Das Modell besteht aus einem Porzellanzylinder 
mit kreisförmigem Querschnitt; der Zylinder 
besitzt eine Bohrung, in welche die. geerdete 
Stütze gesteckt ist. Um ein meridianebenes 
Feld zu erhalten, wurden am Fuß und Kopf 
des Isolators kreisförmige Blechteller ange- 
ordnet, die mit der Erde bzw. Leitung ver- 
bunden waren. 

Wir sehen, daß die wirkliche Spannungs- 
verteilung sehr stark von der idealen abweicht; 
die größte Beanspruchung liegt, und dies ist 
das Charakteristische für den Freileitungs- 
isolator, am Kopf des Isolators. Die : Ein- 
bauchung nach oben am Beginn der Kurve ist 
umso ausgeprägter, je größer die Kapazitäten 


k und damit die Charakteristik © ist, wie in 


Mitteilung Nr. 7 ausführlich dargelegt ist. 


b) Praktische Ausführungsformen. 
Die Praxis kennt hauptsächlich zwei Formen 
des Freileitungsisolators, den Deltaisolator mit 
seinen verschiedenen Abarten und den Hänge- 
isolator. 

An einem Deltaisolator der Porzellan- 
fabrik Hermsdorf mit der in Abb. 4 skiz- 
zierten Form wurde die Spannungsverteilung 
längs des Überschlagsweges gemessen. Es er- 
er sich dabei die Kurve 2 der genannten Ab- 

ildung; Kurve 1 gibt wieder die ideale Span- 
nungsverteilung an. Die Kurve 2 istam Beginn 
ihres Verlaufes sehr stark nach oben gebaucht; 
nach dem eben Erwähnten ist dies auf einen 
roßen Wert von %k der betreffenden Ober- 
lächenstelle zurück zu führen. Auch auf dem 
Dach des Isolators wird die Pe 
teilungksehr stark durch die apazität der 


1) Beiden Messungen wurdeich von meinenAssistenten 
den Herren Dipl,-Sug. Wörner und Ing. K. Mierkl wesent- 
lich unterstützt. 


846 


Daches gegen die in der Bundrille des Isola- 
tors liegende Leitung beeinflußt. Zur Prüfung 
dieser Behauptung wurde die Kapazität der 
Isolatoroberfläche gegen Leitung künstlich 
vergrößert, indem in die Bundrille ein Blech- 


teller mit den in_(der Abbildung angegebenen 


Abb. 4. Spannungsverteilung längs des Überschlag- 
weges eines Deltaisolators. 


Dimensionen eingelegt wurde. Es ergab sich 
für die Spannungsverteilung die Kurve 3. 
Man sieht hier sehr schön, wie die ganze Kurve 
dadurch gehoben wird, und immer mehr von 
der des Isolatormodelles abweicht. Die größte 
Beanspruchung auf der Oberfläche liegt un- 
gefähr auf dem Rand des Isolatordaches. 
Wirkungsgrad des Isolators: 


Ohne Blechteller n=45% 
Mit a nat. 

Es ergibt sich also das merkwürdige Resul- 
tat, daß durch lan der apazität 
der Isolatoroberfläche gegen Leitung die Span- 
nungsverteilung und damit der Wirkungsgrad 
des Isolators verbessert wird. Die Praxis be- 
stätigt diese Beobachtung; denn allgemein 
werden die geschirmten Deltaisolatoren als 
besser anerkannt als die ungeschirmten. 

Die Spannungsverteilung an Hängeiso- 
latoren ist bereits mehrfach gemessen worden: 
Abb. 5 Kurve 2%-zeigt die Spannungsvertei- 
lung an einer Howlerikeie mit 6 Gliedern und 


700 
Yo 
80 — 
Bo 
40 1 
20 + 
B It Zan/ ber Glieder | 


7 2 3 9: 6 


Abb. 5. Spannungsverteilung längs einer Hänge- 
isolatorkette. 


vertikal nach abwärts hängender Leitung, 
und Kurve 3 die Spannungsverteilung bei 
eingelegter horizontaler Leitung. Die Kette 
war in, beiden Fällen vertikal aufgehängt. 
Auch hier wirkt die Vergrößerung der Kapazi- 
täten gegen Leitung, verbessernd. Diese Er- 
scheinung ist bekannt, so hat z. B. Petersen 
vorgeschlagen, an der Leitung einen mit seiner 
Öffnung nach oben gerichteten Metallkorb zur 
Verbesserung der Spannungsverteilung anzu- 
bringen. 


Wirkungserad bei vertikaler Leitung n 8469, 
horizontaler „ n264%. 


> , 


2. Durchführungen. 


a) Modell. Bei den Durchführungen sind 
die Kapazitäten k der Oberflächenteile gegen 
Leitung besonders ausgeprägt infolge der im 
Isolator steckenden Leitungsdurchführung. 
Dieser Isolator stellt also in elektrischer Hin- 
sicht das Gegenstück zum Freileitungs- 
isolator dar; es ist demnach zu erwarten, daß 
die Spannungsverteilung das Spiegelbild der- 
JemE©R des Freileitungsisolators ist. In Abb. 6 
stellt die Kurve 1 die ideale Spannungsver- 
teilung und die Kurve 2 die wirkliche Span- 
nungsverteilung an dem Modell der Durch- 
führung dar. Dieses Modell ist in Abb. 6 
skizziert; eine nähere Erklärung hierzu ist 
wohl nicht mehr erforderlich. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 43, 


28. Oktober 1920. 


Wir sehen, daß auch hier die wirkliche 
Spannungsverteilung sehr stark von der idealen 
echt: die größte Beanspruchung liegt, 
und dies ist das Charakterische für die Durch- 
führung, in der Nähe der geerdeten Fas- 
sungsschelle. Die Einbuchtung nach unten 


Blechteller _| 


Abb. 6. Modell der Durchführung. 


am Ende der Kurve ist umso ausgeprägter je 
größer die Kapazitäten c an dieser Stelle des 
Isolators sind. Dreht man das Kurvenblatt 
der Abb. 6 so um 180 Grad, daß die Horizon- 
tale durch die Ordinate 100 zur Abskisse 
wird, so erhält man tatsächlich die Kurve 
für die Spannungsverteilung des Freileitungs- 
isolators. 

b) Praktische Ausführungsformen. 
Die früher verwendeten Durchführungen hatten 
meist eine rein zylindrische Form. Kuhl- 
mann war wohl der erste, der erkannt hat, 
daß die großen Kapazitäten der Oberflächen- 
teile gegen Leitung schädlich wirken und hät 


deshalb zur Verminderung dieser Kapazitäten ' 


in der Nähe der Fassungsschelle die bauchige 
Form der Durchführungen (Abb. 7) in die 


Abb. 7. Spannungsverteilung längs einer Porzellan- 
durchführung, Bauart Kuhlmann. 


Praxis eingeführt. _ In Abb. 7 ist die Span- 
nungsverteilung auf einer Porzellandurch- 
führung (Bauart Kuhlmann) dargestellt. Aus 
dem Verlauf der&Kurve sieht man, daß der 
starke Spannungsanstieg von der Fassungs- 
schelle weggedrängt ist; die Kurve sackt dafür 
aber im oberen Teil mehr durch, und weist 
nunmehr am Kopf die stärkste Beanspruchung 
auf. Durch die Wulste wird der glatte Verlauf 
der Kurve etwas gestört. 

Sehr interessant ist es, mit dieser Kurve 
die einer anderen Porzellandurchführung (Bau- 
art Schumann) zu vergleichen (Abb. 8). Dr. 
Schumann hat für die Durchführung eine 
konkav gekrümmte Oberfläche gewählt. Da- 
durch wird die Kurve in ihrem anfänglichem 
Verlauf nicht so stark nach unten gezogen wie 
beim Kuhlmannschen Isolator; die Werte 
von k sind eben größer als bei konvex ge- 
krümmter Oberfläche. Wegen Fehlens der 
Wulste ist der Verlauf der Kurve glatter als 
beim vorigen Isolator. Die größte Bean- 
spruchung liegt aber auch hier am Kopf 
des Isolators. 

, Der Wirkungsgrad beider Isolatoren dürfte 
bei etwa 45% liegen. Daraus ist ersichtlich, 


“ 


"Legt man ein Blech 


daß die beiden verschiedenen Arten der Ober- 
flächenkrümmung im wesentlichen zur selben 
Spannungsverteilung führen. = 


%Yo 
Kaya ee 

= RR 
= ee 
BERITEEAERTEN, 
> BETEN 
EREASEEIZE SE. 
nn BRERENEREN 
EE BEN 


> Porzellan 


Erde Blechteller 
Abb. 8. "8pannungsverteilung längs einer Porzellan- 
durchführung, Bauart Schumann. 


Abb. 9 zeigt eine andere Durchführung. 


7 


Diese besteht im wesentlichen aus einem Hart- 


papierrohr, das bis zur halben Höhe mit einem 


konkav geformten Mantel aus Preßmaterial 


umgeben ist. 


100 


Abb. 9. Spannungsverteilung längs einer Papier- 
zZ durchführung. { 


Kurve 2 zeigt die wirkliche Spannungs- 
verteilung. Wahrscheinlich wird im Betrieb 
eine Metallkappe oder Metallkugel an der 
Stelle aufgesetzt, wo die Leitung aus der 


Durchführung heraustritt (Kopf des Isola- - 


tors). Darum soll der Spannungsanstieg längs 
der horizontalen Fläche am Kopf bei der 
Wirkungsgradbestimmung außer Acht bleiben. 
auf diese borizontale 
Fläche, wie Abb. 9 zeigt, so erhält man für den 


oberen Teil eine Spannungsverteilung nach 


Kurve 3. Die größte Beanspruchung erhält 
man an der Stelle, wo die zylindrische Form 
des Isolators in die konkav gekrümmte über- 
geht. Sehr interessant ist der von der normalen 
Kurve stark abweichende Verlauf der Span- 
nungsverteilung in der Nähe der geerdeten 
Fassungsschelle. Vielleicht ist die geerdete 


Abb. 10. Spannungsverteilung längs einer Kondensator- 
j klemme. 


v 


u 


; 
& 
R 
hs 
h 
2 


 Fassungsschelle unterhalb des Preßmaterials 
„etwas nach oben gezogen, 


= Abb. 11. Spannungsverteilung längs einer Kondensator- 


- Jinig. 


seitigt werden kann. 


der Durchführung trägt eine Porzellanhülse, 


28. Oktober 1920. 


847 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 43. 


t i was von außen 
nicht mit Sicherheit zu erkennen ist. Der 
Wirkungsgrad der Durehführung dürfte bei 
55% liegen. 

Sehr interessant sind die Meßergebnisse an 
Durchführungen, welche in die Gruppe der 


Nagelschen Kondensatorklemmen ge- 
hören. Das Prinzip dieser Durchführungen 


darf als bekannt gelten. Abb. 10 zeigt die 
Nagelsche Klemme in ihrer ursprünglichen 
Form. Man erhält hierfür die Spannungs- 
verteilung nach Kurve 2. Würde man die 


Klemme umso viel kürzer bauen, als die kon- | 


zentrischen Metallzylinder aus dem Isolier- 
material herausragen, so daß von diesen nur 
die Kanten zu sehen sind, so ergäbe sich die 
Spannungsverteilung nach Kurve 2’, die sich 
fast genau mit der idealen Spannungsvertei- 
lung Kurve !' deckt. 
Wirkungsgrad derungekürztenKlemmen 278% 
> „ gekürzten % 292%. 


Kurve 2 der Abb. 11 zeigt die Span- 
nungsverteilung an einer Kondensatorklemme, 


iii Hl ii 
RE] 
Bi) 


klemme. - 


bei welcher die Enden der konzentrischen 
Zylinder durch Isolation verdeckt sind. Auch 
hier ist die Spannungsverteilung längs des 
größten Teiles der Klemme fast genau grad- 
Ungünstig ist nur die Spannungsver- 
teilung am oberen Ende, was durch eine zweck- 
mäßigere Ausbildung des Kopfes leicht be- 


Wirkungsgrad n2 67%. 
Abb. 12 zeigt eine ganz moderne Wand- 
durehführung für 100 kV. Die eine Hälfte 


i Erde ER 
Abb. 12. Spannungsverteilung bei einer Wand- 
durchführung. 


die andere Hälfte hat eine rein zylindrische 
Form und dürfte aus Repelit bestehen. Die 
Kurven 2 der Abb. 12 zeigen die wirklichen 
Spannungsverteilungen. Die Vermutung, daß 
die Klemme nach dem Nagelschen Prinzip 
gebaut ist, dürfte wohl richtig sein. 


Wirkungsgrad für die Porzellanseite n2 75% 
9 »  », Repelitseite .n280%. 


3. Innenraum-Stützisolatoren. 


a) Modell. Wenn man einen kreisför- 
migen Porzellanzylinder zwischen zwei kreis- 
förmige Platten bringt, von denen die untere 
mit Erde und die obere mit Leitung verbun- 
den ist, so hat man das Modell eines Stütz- 
isolators. Wegen der vollständig symme- 


trischen Anordnung ist auch eine symmetrische 
Kurve der Spannungsverteilung zu erwarten. 
Abb. 13 zeigt einen solchen Isolator und die 


100 


80 


Blechteller | 32em$ 


Abb. 18. Modell des Stützers. 


zugehörige: Spannungsverteilung. Die Bean- 
spruchungen am Fuß und Kopf sind ein 
Maximum und gleich groß. Nach unserer 
Theorie der Hochspannungsisolatoren rührt 
die Symmetrie der Kurve für die Spannungs- 
verteilung davon her, daß die Kapazitäten 
e und % gleich groß sind. 

- Wenn die Anordnung nicht mehr symme- 
trisch ist, sondern z. B. wegen des überwiegen- 
den Einflusses des Bodens oder der geerdeten 


Umgebung die Kapazitäten c größer sind als 


k, dann wird auch die Spannungsverteilung 
unsymmetrisch und nähert sich mehr der 
Form der Spannungsverteilung von Freilei- 
tungsisolatoren. 

Während die bisher besprochenen Iso- 


- lJatoren im großen und ganzen recht unemp- 


findlich gegen Änderungen in der Umgebung 
sind, weil das Feld durch die Leiter im Innern 
der Isolatoren bestimmt und festgehalten 
wird, ist der Innenraum-Stützisolator sehr 
empfindlich gegen Änderungen der äußeren 
Anordnung. 

b)- Praktische Ausführungsformen. 
Abb. 14 zeigt einen Porzellan-Stütziso- 
lator mit lackierter Oberfläche. Die Span- 
nungsverteilung wird durch Kurve 2 darge- 
stellt. Die Versuchsanordnung ist unsymme- 
trisch und zwar ist der Einfluß der Erde größer 


nee 
60 700% 


Porzellan, lackierr 


innen hohl 


700. mm 


- Abb. 14. Spannungsverteilung längs eines Porzellan- 
stützers. 


als der der Leitung; infolgedessen weist die 
Kurve eine ähnliche Form auf wie bei Frei- 
leitungsisolatoren. In % Höhe über Erde 
besitzt die Kurve einen merkwürdigen Buckel, 
der wahrscheinlich auf den Einfluß des oberen 
Wulstes zurückzuführen ist. Die Spannungs- 
verteilung ist nicht sehr vorteilhaft, der 
Wirkungsgrad liegt bei etwa 30%. _ 

Setzt man auf den Kopf eine Blech- 
haube, welche den Wulst verdeckt, so ernält 
man für die Spannungsverteilung die strich- 
punktierte Kurve der Abb. 14. Der Wirkungs- 
grad liegt dann bei etwa 50%. rg 

Abb. 15 zeigt einen Stützisolator aus 
Repelit. Der Isolator hat eine rein zylin- 
drische Form. Da auch hier die Versuchs- 
_anordnung unsymmetrisch ist, erhalten wir 
eine ähnliche Form der Spannungsverteilung 
wie beim eben besprochenen Isolator. Kurve 2 
gilt für die Anordnung ohne Blechkappe, und 
Kurve 3 für den Isolator mit Kappe. Durch 
Aufsetzen der Blechhaube wird erklärlicher- 
weise die Kurve wesentlich gehoben und die 


‚einem Porzellan - Stützisolator, 


größte Beanspruchung vom Kopf des Isola- 
tors weggedrückt. 
Wirkungsgrad ohne Kappe n2 30% 
mit n=250%-. 


[2] 2] 


100 
o, Jo 


120 cm X 200. cm 


Abb. 15, Spannungsverteilung längs eines Repelitstützers. 


Abb. 16 zeigt die Spannungsverteilung an 
Bauart 


Kuhlmann, mit der bekannten bauchigen 


Merall 


Erde U 
Abb. 16. Spannungsverteilung längs eines Porzellan- 
stützers, Bauart Kuhlmann. 


Form. Kurve 2 gilt für den Jsolator im meri- 
dianebenen Feld, Kurve 3 für die normale 
Anordnung mit Leitungsträger und Sammel- 
schiene. Durch die Sammelschiene wird die 


“ Kurve gehoben, der Wirkungsgrad aber nicht 


sehr viel verbessert. Er dürfte bei etwa 30% 
liegen. 2 S 
Abb. 17 zeigt denselben Isolator, diesmal 


aber auf den Kopf gestellt. Wie Kurve 2 der 


‚Porzellan 


Abb. 17. Stützer der Abb. 16 auf den Kopf gestellt. 


wirklichen Spannungsverteilung zeigt, ist der 
Isolator in dieser Anordnung ganz bedeutend 
besser; der Wirkungsgrad dürfte nunmehr bei 
etwa 75% liegen. Nach den obigen Darle- 
gungen ist diese merkwürdige Erscheinung 
leicht erklärlich. Die Rücksicht auf die elek- 
trische Beanspruchung des Stützisolators ver- 
langt also gerade die entgegengesetzte Form 
“als jetzt üblich ist, Tatsächlich weist der ge- 
stürzte Stützer eine um 20 bis 30% höhere 
Übersehlagspannung auf als der „richtig“ auf- 
gestellte. 


Schluß. 

Im Vorstehenden sind eine größere An- 
zahl von Spannungsverteilungskurven an. Iso- 
latoren, wie sie in der Praxis augenblicklich 
verwendet werden, mitgeteilt. Es wurde ge- 
zeigt, daß sich die Gesetze dieser Spannungs- 
verteilungen mit der vom Verfasser aufge- 
stellten Theorie zwangslos erklären lassen. 

Welche praktische Bedeutung hat nun 
die Kenntnis der Spannungsverteilung längs 
der Oberfläche und des Wirkungsgrades des 
Isolators ? Es ist klar, daß der Isolator, welcher 
eine geradlinige Spannungsverteilung be- 
sitzt, elektrisch am besten ist, d.h. diehöchste 
Überschlagsspannung aufweist. Kennt 
man die Formen, welche man einem Isolator 
zu geben hat, um eine geradlinige ee 
verteilung zu erzwingen, so kann man das 
Isoliermaterial besser ausnützen, es ergeben 
sich kleinere Bauhöhen und geringere Ge- 
wichte für die Isolatoren. Wenn man bedenkt, 
daß Durchführungen für 100 kV Gewichte von 
50 kz und mehr aufweisen, so erkennt man 
die Bedeutung einer besseren Materialaus- 
nützung. Diese Frage wird besonders brennend 
werden, wenn es notwendig sein sollte, auf 
noch höbere Spannungen überzugehen. 

Steigertt man die Spannung an. einem 
Isolator immer weiter, so treten tatsächlich 
an den Stellen, wo die größte Beanspruchung 
durch die Messung festgestellt wurde, die 
ersten En an auf. Ob 
darnach die vorher festgestellte 
verteilung noch vorhanden ist, darf bezweifelt 
werden; wahrscheinlich werden durch den 
Einfluß der Ionisierung die starken Span- 
nungsgefälle verwischt, man kann also von 
einer Art Selbstschutz des Isolators sprechen. 
Immerhin aber dürfte die Kenntnis der Span- 
nungsverteilung sehr nützlich sein, um die- 
jenigen Formen der Isolatoren zu ermitteln, 
welche eine geradlinige Spannungsverteilung 
bedingen. Esist zu bedauern, daß nunmehr 
Normalien für Durchführungen und Stützer an- 
genommen worden sind, welche in bezug auf 
die Spannungsverteilung nicht besonders günstig 
zu bewerten sind. 


Schutzeinrichtungen 
der Groß-Kraftübertragungen.!) 


Von F. Schrottke, Berlin. 


(Schluß von 8. 829.) 


Für das genannte Anwendungsgebiet sind 
letzthin zwei praktisch brauchbare Fehler- 
stromschutzsysteme ausgebildet worden, deren 
eines durch sehr eingehende Veröffentlichungen 
von Biermanns in seinen Elementen be- 
kannt geworden ist. Da infolgedessen weiteres 
Eingehen darauf erspart werden kann, möchte 
ich in folgendem über den zu gleicher Zeit ent- 
wickelten Fehlerstromschutz von R. Bauch 
berichten. 

Bekanntlich wird die Auslese der fehler- 
haften Strecke wesentlich erschwert, wenn diese 
von beiden Seiten Strom erhält, d.h. wenn sie der 
Teil einer Doppelleitung oder eines Ringes ist. 
Der letztere Fall ist in Abb. 6 dereostelir wo 
ein Kraftwerk durch Ringleitung mit drei 
Unterwerken verbunden ist. An jedem Ende 
der vier Verbindungsleitungen, I, II, III u. IV 

1\ Vortrag, gehalten auf der 26. Jahresversammlung 


des Verbandes Dsutseher R'ektrot=-chniker zu Hannover am 
25. September 1920. Diskussion folgt später. 


R Energierichtungsrelais. 
S Spannungswandler. 


-H Hupe. 
J Maximalstromrelais. 
L Signallampe. 


Abb. 8. Schutzanordnung gegen Kurzschluß und Erdschluß. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Spannungs- 


1920. 


liegt ein Selbstschalter mit festeingestellter, 
also unabhängiger Auslösezeit. Die Aus- 


lösezeiten sind „gegenläufig‘ gestaffelt, d.h. 
entsprechend den .beiden in der Ringleitung 
möglichen Stromrichtungen. Geht man vom 


KRAFTWERK. 


Abb. 6. Fehlerstromschutz für Einfach-Ringleitung. i 


Kraftwerk aus in irgend einer Richtung durch 

den Ring, so nehmen die Auslösezeiten der am 

Anfange der einzelnen Teilstrecken liegenden 

Schalter um eine Staffelungseinheit ab, z. B.: 

der Schalter am Anfang der Leitung IV hat 
4 sek. Verzögerung, 

der Schalter am Anfang der Leitung III hat 
3 sek. Verzögerung, ’ 

der Schalter am Anfang der Leitung II hat 
2 sek. Verzögerung, 

der Schalter am Anfang der Leitung I hat 
l sek. Verzögerung. 
- Geht man in umgekehrter Richtung durch 

den Ring, so hat:_ - 

der Schalter am Anfang der Leitung I 4 sek. 
Verzögerung, 

der Schalter am Anfang der Leitung II 3 sek. 
Verzögerung, 

der Schalter am Anfang der Leitung 11II 2 sek. 
Verzögerung, 

der Schalter am Anfang der Leitung IV 1 sek. 
Verzögerung. 

Durch Stromrichtungsrelais werden alle 
Schalter, durch die den Sammelschienen Strom 
zufließt, gesperrt. BER 

Tritt z. B. auf Leitung II Kurzschluß auf, 
so wird er einerseits über Leitung I, anderseits 
über Leitung IV und III gespeist. Aus der fol- 
genden Zusammenstellung ist das Verhalten der 
Zeitrelais ersichtlich: 

Leitung 1 Zeitrelais 

„ „ 2 ER] 

9 II ” Z Er} 

und in der anderen Richtung: 
Leitung ns Zeitrelais e läuft 4 sek., 


Z, läuft 4 sek., 
nicht, 
3 sek., 


ER] ” 1 ’ nicht, 
Pe AR > 733,228 B0ka 
„ ITE 99 Za ” nicht, 
Se WENN 2:n0k 


Der Kurzschluß wird also von den Teile 


Heft 43. 


“stets vorhanden. 


28. Oktober 1920. 


2 und 3 sek. Liegt der 


eingeschlossen. 
Kurzschluß auf Leitung I, so sind die Laufzei- ‘ 
ten lund 4 sek., auf Leitung IlI 2und 3 sek., 
und auf Leitung IV wieder l und 4 sek., dabei 
ist die Dauer des Kurzschlusses in der Regel 


gleich der längsten Laufzeit. Nur wenn das 
Kraftwerk zu schwach ist, den Fehler auf bei- 
den Wegen mit genügend Strom zu speisen, um 
die Überstromrelais zum Ansprechen zu brin- 
gen, wird die Dauer des Kurzschlusses gleich 
der Summe der ihn eingrenzenden Laufzeiten. 

Weitere Einzelheiten über das neue Schutz- _ 
system sind späteren Veröffentlichungen vorbe- 
halten, es sei hier nur noch erwähnt, daß die 
Stromrichtungsrelais selbst bei Abfallen der 
Spannung bis auf 1% noch sicher wirken. Diese 


|: Restspannung ist aber, wenn es sich nicht ge- 


rade um dreipoligen Kurzschluß handelt, fast 
Da das Schutzsystem mit 
fester Zeitstaffelung arbeitet, ist sein Wirken 
von Tages- und Jahreszeit unabhängig, es wird 
auch nicht durch Zahl und Größe der das Netz 
speisenden Maschinen beeinflußt. _ 

Zum Schutze parallelgeschalteter Lei- 
tungen hat R. Bauch ein Differentialsystem 
angegeben mit der bemerkenswerten Eigen- 
schaft, daß es unter Fortfall von Hilfsleitungen 
bei. wechselnder Energierichtung, auch wenn 
den Leitungen nur von einem Ende Energie 
zugeführt wird, zuverlässig wirkt. Die bei ihm 
angewendeten Stromwandler sind nicht wie 
beim bekannten Merz-Price-System gegenein- 
ander, sondern, ein Vieleck bildend, hinterein- 
ander geschaltet (Abb. 7). Dadurch werden bei 


Abb. 7. Fehlerstromschutz für parallele Leitungen. 
starken Kurzschlußströmen aus Sättigungser- 
scheinungen des Eisens und aus anderen Grün- 
den herrührende Störungen vermieden. Wird 
durch einen Fehler die gewollte gleichmäßige 
Verteilung des Stromes auf die vier Leitungen 
a so erhalten die der gestörten Leitung 

enachbarten Relais Strom und bewirken deren 
Abschaltung. _Weitere Einzelheiten darüber 
werden an anderer Stelle mitgeteilt. werden. 
Die beschriebenen Schutzsysteme gegen 
Kurzschluß bedürfen noch einer Erweiterung, 
um der gewöhnlich dem Kurzschluß voraus- 
gehenden Form des Fehlers, dem Erdschluß, 
zu begegnen. Abb. 8 zeigt solche Schutzanord- 
nung für Einfachleitungen mit wechselnder 
Energierichtung. Die 
ruht darauf, daß bei Erdschluß die Summe der 
drei Leitungsströme von Null abweicht. Der 


relais mit den kürzesten Laufzeiten, .nämlich | Reststrom wird durch ein Energierichtungs- 


| - 


men 
ne 
N le 


A Auslöser. 
J Maximalstromlelais. 
L Signallampe. - 


Z Zeitrelais. 
M Zwischenrelais. 


--M 7wischenrelais. 
R Euergierichtungsrelais. 
- S. Spannungswandler. 


SR Spannungsrückgangrelais 
W -Stromwandler. 5 F; 
Z Zeitrelais. 


Abb. 9. Fehlerstromschutz für Doppelleitungen. 


chutzeinrichtung be- 


28. Oktober 1820. 


relais mit der Spannung in Beziehung ge- 
bracht, die der Nullpunkt der Anlage bei Erd- 
schluß gegen Erde annimmt. Je nachdem, ob 
dieser Reststrom den Sammelschienen zu- oder 
von ihnen wegfließt, werden Schalter verriegelt 
oder freigegeben. 

‚Abb. 9 BÄgh dieselbe Schutzanordnung für 
zwei parallele Leitungen, die auch bei Leiter- 
bruch ohne begleitenden Kurz- oder Erdschluß, 
wie er bei Kabeln durch Lösen einer Muffenyer- 
bindung vorkommt, anspricht. Einzelheiten 
werden, wie gesagt, in einer demnächst erschei- 
EN ausführlichen Mitteilung gegeben wer- 

en. 

Bisher ist eine besondere Form des Kurz- 
schlusses,der$ammelschienen-Kurzschluß, 
unerörtert geblieben. Bei Einfachleitungen 
werden die das betroffene Unterwerk speisen- 
den Leitungen in den beiden benachbarten 
Unterwerken abgeschaltet. Nicht so einfach 
liegt der Fall bei Doppelleitungen, da die be- 
kannten Differentialsysteme nur auf Unter- 
schiede zwischen den Leitungströmen anspre- 
‚chen. Die Schaltung nach Abb. 9 enthält nun 
auch eine Lösung dieser Aufgabe durch 3 Span- 
nungsrückgangsrelais, auf deren jedes die 
Summe einer Sternspannung und der Spannung 
des Nullpunktes gegen Erde wirkt. Bei direk- 


‘ tem Sammelschienen-Kurzschluß wirkt die 


Schutzeinrichtung einwandfrei, nicht aber unter 
allen Umständen, wenn die Störung an den 
Sammelschienen, etwa durch Isolatorüber- 
schlag, Teil eines Gesellschafterdschlusses 
zwischen sehr weit auseinanderliegenden Punk- 
ten ist. Unter Gesellschafterdschluß versteht 
man gleichzeitigin verschiedenen Leitungen und 
an verschiedenen Orten auftretende Erdschlüsse. 

In solehem Falle braucht die Spannung 
zwischen den beiden Punkten nicht soweit abzu- 
sinken, daß der Gesellschafterdschluß als Kurz- 
schluß empfunden wird. Die speisenden Kraft- 
werke werden auf ihn vielleicht als gesteigerte 
Belastung mit Ingangsetzen zusätzlicher Ma- 
schinen reagieren. In solchem Vorgange liegt 
übrigens für Groß-Kraftübertragungen die Mah- 
nung, Erdschluß möglichst ohne Verzug abzu- 
schalten. 

In Abb. 10 ist das geplante 100 kV-Lei- 
tungsnetz des Bayernwerkes mit je 5 Groß- 
kraftwerken für Dampf- und Wasserkraft dar- 
gestellt, für das der beschriebene Fehlerstrom- 
schutz in Vorschlag gebracht wurde. Die an 


a Großkraffwerke 

mit Datmpfkraff 
Großkraftwerke 
"mit PrbeHenie 


Hauptiransjor- 
en 


x s : 7 


Abb. 10. 100 kV-Leitungsnetz des Bayernwerkes. 


den Schaltstellen eingeschriebenen Zahlen be- 
deuten die festeingestellten Auslösezeiten der 
Schalter, wobei die Staffelung zu 0,58 an- 
genommen wurde.t) 

Wenn auch der mit vielem Scharfsinn ge- 
paarten Arbeit, die auf Ausbilden der verschie- 
denen Schutzsysteme verwendet wurde, An- 


 erkennung nicht versagt werden kann, so wird 


mancher vielleicht bei Anblick des Leitungsge- 
wirres und der vielen Relaiskontakte nicht frei 
von Unbehagen, da Versagen eines Kontaktes 
und Störung der Hilfsleitungen im Bedarfsfalle 
Fehlschaltung bedeuten. Demgegenüber ist je- 
doch zu beachten, daß für jedes Schalten nur 
3 bis Kontakte gebraucht werden. Durch sorg- 
fältige Ausgestaltung der Relais und besonders 
durch deren staubdichten Abschluß kann hohe 
Betriebssicherheit erzielt werden. Hilft man 
dann noch mit aufmerksamer Wartung nach, 
so kann auch schon für die praktischen Erst- 
ausführungen auf ern werden, zu- 
mal ia die einzelnen Elemente der Schutz- 
einrichtungen, z. B. Relais, sich bereits in 
langjährigem Betriebe bewährt haben. Ohne 
BRcbe Einrichtungen wäre aber zuverlässiger 
Betrieb von Groß-Kraftübertragungen nicht 
denkbar. Immerhin ist es erforderlich, Zweck- 


ı) Die Verzögerung der Schalter in der Deppellpnung 


"bei Eitting kann von 0,5 bis 25 8 gewählt werden. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


mäßi BE ARENTUNE von Schutzsystemen auch 
auf öglichkeit, ahl und Art von Fehlschal- 
tungen infolge Versagens von Relais zu er- 
strecken. 


. 4. Transformatorenschutz. Verhält- 
nismäßig einfach sind die Einrichtungen zum 
Überwachen von Transformatoren. enn wir 
von der Erwärmung absehen, die zweckmäßig 
durch Wärmeauslöser überwacht werden kann, 
so bleiben Kurzschlußwindungen und Stö- 
rungen im wirksamen Eisen, sog. Eisenbrand, 
übrig. Gegen erstere wendet man verschieden- 
artige Differentialschaltungen an, die in der 
Literatur an zahlreichen Stellen beschrieben 
sind. Dem Eisenbrand ist schon schwerer bei- 
zukommen. Man hat versucht, durch Vergleich 
der Leistungsaufnahme „mit der -abgabe 
des Transformators die Überwachung zu er- 
zielen, es liegen jedoch ausreichende Erfah- 
rungen über praktische Bewährung dieser An- 
ordnung noch nicht vor. 

 Schutzeinrichtungen dieser Art erfüllen 
nur dann richtig ihren Zweck, wenn sie den 
Transformator abschalten oder auf den Fehler 
hinweisen, bevor er großen Umfang angenom- 
men hat. Eine sehr empfindliche und doch ein- 
fache, praktisch wiederholt erprobte Über- 
wachungseinrichtung ist der Windungs- 
schutz von R. Bauch (Abb. 11). 


* UNTERSPANNUNG 


OBERSPANNUNG 


Abb. 11. Windungsschutz für Transformatoren. 


Dem zu überwachenden Transformator ist 
eine verkleinerte Kopie von ihm, die aber 
gleiche Induktionsverhältnisse aufweist, paral- 
lelgeschaltet und über ein empfindliches Relais 
mit seinem Nullpunkte verbunden. Jede unge- 
Bupe Änderung der Induktionsverhältnisse 
des Transformators, sei es durch Kurzschluß- 
windungen, sei es durch Eisenbrand, verursacht 
Ausgleichströme durch das Relais, das War- 
nung oder Abschaltung bewirkt. Abb. 12 zeigt 
Zusammenbau des Transformators mit der 
Überwachungseinrichtung. 


Abb. 12. 2000 kVA-Transformator mit Windungsschu tz. 


5. Generatorschutz. Auch bei Gene- 
ratoren wendet man Differentialschutz an, mehr 
aber noch Rückstromschutz in Verbindung mit 
stark verzögerten Höchststrom auslösern. Man 
vertritt heute fast allgemein den Standpunkt, 
daß Generatoren bei Störungen nur abgeschaltet 
werden sollen, wenn sie selbst vom Fehler be- 


-troffen sind. Die dafür angewendeten Über- 


wachungseinrichtungen sind zu bekannt, um 


sie hier weiter zu erörtern, es soll nur auf eine 
zweckmäßige Ergänzung des Rückstrom- 


Heit 43 


849 


schutzes nach einem Vorschlage von R. Bauch 
hingewiesen werden. 

. In Abb. 13 ist die jetzt bevorzugte un- 
mittelbare Verbindung eines Generators mit 


Abb. 18. Generatorschutz. 


einem Transformator gleicher Leistung voraus- 
gesetzt. Die Nullpunkte beider sind über zwei 
passende Widerstände und ein Relais mitein- 
ander verbunden. Die Verbindung der beiden 
Widerstände liegt über einen dritten Wider- 
stand an Erde. 

Jede Unregelmäßigkeit im” Generator ‚oder 
Transformator, Kurzschlußwindungen, Über- 
schlag nach dem geerdeten Gehäuse, Übertritt 
unzulässiger Hochspannung infolge Transfor- 
matorendurchschlages oder Erdschlusses gibt 
zu Ausgleichströmen durch das Relais Anlaß, 
welches das Abschalten der gefährdeten Gruppe 
bewirkt. Zweckmäßig verbindet man mit dieser 
u ee auch Wegnahme der Er- 
regung, um den beschädigten Generator oder 
Transformator vor größerer Zerstörung zu be- 
wahren. Das gleiche Überwachungsprinzip 
kann auch auf über Sammelschienen parallel- 
arbeitende Generatoren angewendet werden. 

Schutz bei fehlerhaftem Parallelschalten 
sowie bei Störungen und Schäden der Antriebs- 
maschine wird in bekannter Weise durch Rück- 
stromrelais erreicht. Überlastung und außer- 
halb der Gruppe liegende Kurzschlüsse " be- 
wirken dagegen keine Abschaltung. 

Wir wollen hiermit den Abschnitt über 
Fehlerstromschutz schließen, dem noch viel 
Interessantes hinzuzufügen wäre, allein das 
Mitgeteilte genügt, um den gegenwärtigen 
Stand der Technik auf diesem noch lange nicht 
abgeschlossenen Gebiete zu kennzeichnen. 


III. Schutz gegen Fernwirkung. 


Leitungen, diein der Nähe von Groß-Kraft- 
übertragungen verlaufen, unterliegen einem 
dreifachen Einfluß der letzteren: 

1. der elektrostatischen Beeinflussung, 

3. der elektromagnetischen Beeinflussung, 
3. der Beeinflussung durch Überleitung. 


Starkstromleitungen, auch Niederspan- 
nungsleitungen, sind im allgemeinen unemp- 
findlich gegen diese Einflüsse, die ungünsti- 
genfalles die Größenordnung von mäßigen 
Dberspaunule ya nen in ihnen erreichen. 
Dagegen werden chwachstromleitungen mit 
ihren Anlagen häufig bis zur Betriebsunfähig- 
keit gestört. Wir wollen uns daher im folgenden 
nur mit diesen beschäftigen. 

1. Elektrostatische Beeinflussung. 
Schwachstromleitungen sind mit Hochspan- 
nungsleitungen und Erdedurch Kapazitäten ver- 
kettet, die den auf die ersteren entfallenden An- 
teil der zwischen Hochspannungsleitungen und 
Erde bestehenden Spannung bestimmen. In- 
folgedessen spiegeln sich alle veränderlichen 
Vorgänge auf den Fochspäunungeleiiungen 
auch in den Schwachstromleitungen wieder 
Obertöne von Strom und Spannung, Wander- 
wellen aus Schaltvorgängen, Überspannungen 
aller Art melden ihr Vorhandensein in den 


' Schwachstromleitungen, das bei Erdschluß in 


der Hochspannungsanlage ganz besonders fühl- 
bar wird. Wegen Einzelheiten darüber sei 
auf die eingehenden Arbeiten von O0. Brauns 
verwiesen. : 

Fernsprechleitungen sind in der Regel 
durch Luftleerableiter geschützt, deren 
plötzliches Entladen der Leitungen herbeifüh- 
tender Überschlag in den angeschlossenen 
Hörern die bekannten Knallgeräusche hervor- 
ruft. Das dauernd mit den Fernsprechleitun- 
gen in Verbindung stehende Bedienungsperso- 
nal hat wiederholt durch solche Knall eräusche 
zum Teil erhebliche gesundheitliche Störungen 
erfahren, die als traumatische Neurosen be- 
zeichnet werden. Da die Luftleerableiter bei 
etwa 300 V ansprechen, so haben Schutzmaß- 
nahmen dahin zu wirken, daß diese een 
zwischen Fernsprechleitungen und Erde dure 
Vorgängein den Hochspannungsleitungen nicht 
erreicht wird. 

2, Elektromagnetische Beeinflus- 
sung. Wenn auch bei ordnungsmäßigem ‚Zu- 
116008 der Hochspannungsanlagen die Ströme 
in den Freileitungen induzierend auf Schwach- 


850 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 43. 


‚28. Oktober 1920. 


stromleitungen einwirken, so bedeutet das 
unter Umständen Störung, aber nicht Gefähr- 
dung des Fernsprechverkehrs. Die Verhältnisse 
ändern sich jedoch bei Erdschluß in der Hoch- 
spannungsanlage. Derin der Erde verlaufende 
Strom bildet mit den Strömen in den Kraft- 
leitungen eine Stromschleife von erheblicher 
Ausdehnung, deren Induktionswirkung auf die 
Schwachstromleitungen hohe Werte annehmen 
kann. Auch hier machen neben der Grund- 
schwingung des Wechselstromes Obertöne und 
Stromstöße ihren Einfluß geltend. Während 
bei der elektrostatischen Beeinflussung die her- 
vorgerufene Spannung im Einflußgebiet an 
jedem Punkt der Leitung in nahezu gleicher 
Größe nach Erde auftritt,. verläuft sie bei der 
elektromagnetischen Induktion im Zuge der 
Leitungen, so daß an deren Enden die höchsten 
Werte erscheinen. Istein Ende geerdet, so zeigt 
en andere volle Induktionsspannung nach 
Erde. 

Wirksame Schutzmaßnahmen gegen die 
erörterten Einflüsse sind in den ‚Leitsätzen 
zum Schutze von Fernsprechdoppelleitungen 
gegen die Beeinflussung durch Drehstromlei- 
tungen‘‘ gegeben. Sie bestehen im wesentlichen 
in ausreichendem Abstandhalten und Vermei- 
den längerer Parallelführung der beiden Lei- 
tungsarten, sowie in Verringerung oder Unter- 
drückung des Erdschlußstromes. Verdrillen der 
Leitungen, gegen Einfluß des Erdschlusses wir- 
kungslos, ist zur Beseitigung dauernder Stö- 
rung des Fernsprechens durch Restströme in- 
folge Unterschiede in den Leitungskapazitäten 
und -induktivitäten unentbehrlich. 

Als Maß für ausreichende Wirksamkeit der 
Schutzmaßnahmen gilt nach den ‚‚Leitsätzen‘, 
daß die Induktionsspannung in den Fernsprech- 
leitungen die Ansprechgrenze der Luftleerab- 
leiter nicht erreicht, oder daß sie ihnen keinen 
größeren Energiebetrag als 10-2 Volteoulomb 
mitteilt. Durch diese beiden Grenzen werden 
Mindestabstand und Höchstlänge der Parallel- 
führung beider Leitungssysteme bestimmt. 

Interessant sind die mit diesen Bedingun- 
gen beim Netze des Bayernwerkes festgestellten 
Verhältnisse, die aus folgender Zahlentafel her- 
vorgehen. 


Zahlentafel |. 


Elektrostatische Induktion Elektromagnetische 

' 4 ; Induktion, Länge der 

Trolkungs- | (oerlant: ne L Parallelführung mal 

systeme |DPannung!) führung Erdschlußstrom 
m Vv m Amp. X km 

10 7160 10 2920 
50 670 1 180 4600 
u 316 5 300 5200 
100 | 181 16 200 5600 
125% 118 38 000 6140 
150 82 —_ 6640 
175 60 _ 7060 
200 46 _ 7500 


Bei 150 m Abstand der Leitungsysteme und 


400 A Erdschlußstrom sind z.B. 00 = 16,6 km 


Parallelführung zulässig. 


3. Beeinflussung durch Überleitung. 
Wenn nach vollem Ausbau des Bayernwerkes 
bei Gesellschafterdschluß beispielsweise in 
Würzburg und München Hunderte von Ampere 
durch die Erde fließen, dann werden Fernsprech- 
und Telegraphenleitungen nicht nur dem star- 
ken Einflusse der über 200 km langen Strom- 
schleife von mehr als 2 Quadratkilometer indu- 
zierender Fläche ausgesetzt sein, die Erdströme 
werden auch streckenweise mit Erdschluß be- 
haftete Fernsprechleitungen und vor allem Tele- 
graphenleitungen durchfließen. Wenn auch 
durch diesen Vorgang vielleicht direkte Gefähr- 
dung dieser Anlagen nicht eintritt, so kann der 
Verkehr auf ihnen empfindliche Störungen er- 
leiden. Darum muß die schon an anderer Stelle 
erhobene Forderung hier noch besonders unter- 
strichen werden, daß es bei Groß-Kraftübertra- 
gungen zum Gesellschafterdschluß garnichteerst 
kommen darf, sondern daß jeder Erdschluß 
durch zweckmäßig wirkenden Fehlerstrom- 
schutz ohne Verzug zu beseitigen ist, d. h. die 
von ihm betroffenen Leitungen oder Anlagen- 
teile abzuschalten sind. 


IV. Schutz gegen Lebensgefahr. 


Gegen absichtliches Berühren von Teilen 
einer Hochspannungsanlage gibt es keinen 
Schutz, Schutzmittel können nur gegen unbe- 
absichtigte, also zufällige Berührung, vorge- 
sehen werden. Räume mit Hochspannungsein- 
richtung werden sorgfältig unter Verschluß ge- 
halten, das unterwiesene Bedienungspersonal 
ist durch Geländer, wenn angängig durch Git- 
ter, vor Teilen mit Hochspannung geschützt. 
Die Sehutzeinrichtungen dürfen jedoch in kei- 


1) Vgl. „ETZ“ 1907, 8. 685. 


ner Weise die Übersicht über die Anlage er- 
schweren, da Mängel in der Revision schwere 
Allgemeinschäden zur Folge haben können. 

Einbau, besser jedoch Aufbau der Hoch- 
spannungsschalter soll auch bei schwerster Be- 
anspruchung ihre Umgebung vor Schaden 
sicherstellen, vor allem ist Gefährdung von 
'Schaltanlagen dureh Brand und Verqualmen zu 
begegnen. i 

Hochspannungsfreileitungen gemäß den 
Normalien des Verbandes Deutscher Elektro- 
techniker gewähren ausreichende Sicherheit 
gegen Gefährdung durch Reißen und Herab- 
fallen einzelner Leitungen. Umbruch gänzer 
Gestänge ist, da sich solcher Vorfall schon 
durch seinen Umfang als etwas Besonderes, zur 
Vorsicht Mahnendes kennzeichnet, für die All- 
gemeinheit viel weniger gefährlich als die auf 
den Weg oder die Fahrstraße herabhängende 
Einzelleitung. Besonderer Wert ist dem Licht- 
bogenschutz der Leitungen an ihrer Verbindung 
mit Isolatoren beizumessen, er wird durch die 
bekannten Löscheinrichtungen von Erdschluß- 
Liehtbögen nicht überflüssig, da diese Einrich- 
tungen bei Gesellschafterdschluß nicht wirken. 
Auch hierdurch wird die Mahnung begründet, 
Erdschlüsse nicht länger als zu ihrer Abschal- 
tung erforderlich bestehen zu lassen. 

Neben der Gefährdung durch unmittelbare 
Berührung steht die viel häufigere durch mittel- 
bare, also indirekte Berührung. Sie entsteht 
durch Isolationsfehler, also hauptsächlich wie- 
der durch Erdschluß. Wenn auch die Forde- 
rung unverzüglichen Abschaltens des Erd- 
schlusses streng durchgeführt wird, so genügt 
doch bei der hohen Übertragungspannung der 
Großkraftwerke die nur sekundenlange Zeit sei- 
nes Bestehens, um Menschenleben ernstlich zu 
gefährden. Darum sind besondere Schutzmaß- 
nahmen gegen diese Gefährdung nötig. 

Als jederzeit bereites und geeignetes Hilfs- 
mittel hat man die Erdung angesehen, allein 
auch ihre Wirksamkeit ist begrenzt. Sie ge- 
nügt, solange die bei einpoligem Erdschluß sie 
durchfließenden Stromstärken klein sind, und 
solange ihre Stromaufnahme bei Gesellschaft- 
erdschluß ausreicht, die Spannung der Anlage 
zum Zusammenbrechen zu bringen. . Das ist 
aber bei Groß-Kraftübertragungen nicht mehr 
der Fall. Deren Erdströme erreichen und über- 
schreiten den Betriebstrom gewöhnlicher Hoch- 
spannungsanlagen, und der Gesellschafterd- 
schluß wird von den Kraftwerken nur als zu- 
sätzliche Belastung empfunden. 

Auch das andere verfügbare Mittel, die 
Isolierung ist als Schutzmaßnahme nicht 
ausreichend und in vielen Fällen nicht anwend- 
bar. Häufig wird aber durch Vereinigung bei- 
der Mittel ausreichender Schutz erzielt. 

So wird man Konstruktionsteile der Hoch- 
spannungsanlagen, die infolge von Isolations- 
fehlern Spannung annehmen können, wie bis- 
her üblich, erden. Man wird sie aber nur von 
Isolierständen aus zugänglich machen, sie also 
unvermittelter Berührung entziehen. Die Iso- 
lierstände brauchen dabei nur für einen Bruch- 
teil der Anlagenspannung auszureichen, es ge- 
nügt für sie in der Regel gegen Feuchtigkeits- 
aufnahme imprägniertes Holz. Aus dem glei- 
chen Baustoffe wird man Geländer und Schutz- 
gitter machen, die das Bedienungspersonal vor 
zufälliger Berührung mit Hochspannung schüt- 
zen. Die Erdung ist auch in diesem Falle mit 
aller Sorgfalt auszuführen, mit Bedacht auf 
die Gefahr des Austrocknens des Erdreiches 
wegen zu großer Stromdichte an den Erdelek- 
troden. Hier erscheint ein Vorschlag von 
Zipp!) zweckmäßig, das Spannungsgefälle an 
der Erdelektrode durch eine Sonde zu über- 
wachen (Abb. 14). Zwischen Sonde und Erd- 


HAUPTERDUNG 


RELAIS 


Abb. 14. Spannungsonde nach Zipp. 


elektrode ist ein auf bestimmte Spannung ein- 
gestelltes Relais geschaltet, das bei Uberschrei- 
ten des zulässigen Grenzwertes Warnung gibt 
oder den gefährdeten Anlagenteil abschaltet. 
‚ „ Besonders schwierig erscheint Schutz der 
jedermann zugänglichen, eisernen Freileitungs- 


1) DRP 312738. 


maste. Hier leistet nun das zum Blitzschutz 
unzureichende, die Masten miteinander ver- 
bindende Blitzseil schätzenswerten Dienst. 
Dabei ist es ohne Bedeutung, ob es oberhalb 


- oder unterhalb der Leitungen verläuft oder ob 


es angemessen tief in die Erde eingebettet ist. 


In ihm finden die Ladeströme der Leitungen 


ihren Rückweg, in ihm verläuft auch haupt- 
' sächlich der Erdstrom bei Gesellschafterdschluß. 


Darum ist der Querschnitt des Erdungsseiles 
für die zu erwartenden Fehlerströme ausrei- 
chend zu bemessen. Diese selbstverständliche 
Rücksicht ist nicht unbedeutend, beim Bayern- 
werk z. B. würde das oberhalb der Leitungen 
verlaufende Blitzseil von 50 mm? Eisen durch 
die im ersten Ausbau möglichen Fehlerströme 
bei genügend langem Einwirken auf etwa 300° 
erhitzt werden, was wegen Herabsetzung der 
mechanischen Festigkeit und zu großen Durch- 
hanges unzulässig wäre. Wenn man auch mit 


größerem Querschnitt und. besser leitendem 


Stoffe abhelfen könnte, so ergibt sich auch 
hier die gebieterische Forderung, Erdschluß 
ohne -Verzug abzuschalten. \ ’ 


Schlußwort. 


Ich habe versucht, von dem gegenwärtigen 
Stande der Technik auf dem Gebiete der 
Schutzeinrichtungen von Groß-Kraftübertra- 
gungen ein Bild zu geben. Bei der Fülle des 
Stoffes konnte es im Rahmen dieses Vortrages 
nur skizzenhaft sein. Es zeigt jedoch, daß die 
deutsche Hochspannungstechnik auch durch 


den Krieg nicht in ihrer Entwicklung aufge- 


halten werden konnte und daß sie hinsichtlich 
Qualität gegenüber dem Auslande auch heute 
noch an erster Stelle steht. 

Ich schließe mit dem Wunsche, daß trotz 
der gegenwärtigen Wirrungen und schweren 
Zeiten sich deutscher Ordnungsinn und deut- 
scher Schöpfergeist weiter erfolgreich durch- 
setzen mögen. 


Über Berechnungen vonStromverzweigungen. 
Von K. Küpfmüller. 
Übersicht. 


und Spannungsverteilung in linearen Verzweigungen 
beherrschenden Gesetzmäßigkeiten bringt es mit 


sich, daß man für die Lösung von Verzweigungs- 


aufgaben eine Fülle von vereinfachenden Regeln 
angeben kann, 
Gegenstand im Laufe der Zeit sehr umfangreich 
geworden ist. Die folgenden elementaren Aus- 
führungen sollen einen Versuch darstellen, zu 
zeigen, wie indessen schon die Kenntnis zweier 
durch ganz besondere Tragweite und Prägnanz aus- 
gezeichneten Verfahren manche sonst mühsame Be- 
rechnung erheblich vereinfachen kann. ; 


1. Allgemeines. 


Die Aufgabe, die stationäre Stromver- 
teilung in irgend einer aus einer bestimmten 
Anzahl von Maschen und Knoten bestehenden 
Leiteranordnung zu ermitteln, liegt häufig 
vor. ‘ Prinzipiell bietet ihre Lösung keine 
Schwierigkeiten. . Die Gesetze, 
sich die Stromverteilung regelt, sind die denk- 
bar einfachsten. 
hoffschen Sätze.: Aus den geschlossenen 
Strombahnen folgt die Gleichheit der einem 
Knoten zu- und abgeführten Stromstärken, 
und die Voraussetzung stationären Zustandes 
ergibt das Nullwerden des Spannungsunter- 
schiedes längs einer geschlossenen Bahn. 
Wendet man diese beiden Sätze auf sämtliche 
Knoten und Maschen der Stromverzweigung 


an, so erhält man hinreichend viele Beziehungen. 


zur Berechnung aller unbekannten Ströme, 
Spannungen oder Widerstände. Die Gesetze 
behalten auch für dauernde Wechselströme 
ihre Gültigkeit, wenn man sich der symbo- 


- 


Die Einfachheit der dio ehr 


sodaß die Literatur über diesen - 


nach denen - 


Man nennt sie die Kireh-. 


lischen Vektordarstellung der elektrischen . 


Größen durch komplexe Zahlen bedient. 
In der Praxis kommen im allgemeinen 
recht einfache Stromverzweigungen und Netze 


"vor. Meist handelt es sich nur um reine Reihen- 


oder Parallelschaltung irgendwelcher Wider- 


stände. Dann ist die Anwendung der Kirch- 
hoffschen Sätze einfach und sie ergibt wohl- 
bekannte, handliche Ausdrücke für die resul- 


ewissen, anscheinend 


und Spannungen. Bei 
eitungsgebilden hin- 


noch recht einfachen 


gegen stößt man zuweilen schon auf erhebliche. 


Unbequemlichkeiten, wenn man auf diese 
Weise an die Berechnung herantritt. 


schaltung (Abb-1). Wenn r, 7, 73... . irgend- 
welche (reelle oder komplexe) Widerstände be- 


deuten und man will etwa den Widerstand 


zwischen den zwei Punkten a und b, oder den 
Strom im Zweig cd, der durch eine an a und b 
angelegte 


m 


Spannung hervorgerufen wird,. 


| tierenden Widerstände, oder für die Ströme 


Ein“ 
solches Beispiel bildet die gewöhnliche Brücken- - 


Pt 


7 EEEENDWEREEBBÄNNET EEE 


Le 
ne 


28. Oktober 1920. 


kennen lernen, so muß man fünf Gleichungen 
mit ebensovielen Unbekannten aufstellen. Die 
Rechenarbeit wäre erheblich; sie wird es in 
noch stärkerem Maße, wenn die Stromver- 
zweigung mehr als nur. zwei Maschen besitzt. 


Abb. 1. 


Die Bestrebungen, bei solchen Problemen an 
Rechenarbeit zu sparen, haben eine große 
Fülle von vereinfachenden graphischen und 
rechnerischen Verfahren und Vorschriften ge- 
zeitigt und die Literatur über diesen Gegen- 
stand ist umfangreich.!) Aber gerade in dieser 
verwirrenden Fülle scheint der Grund dafür 
zu liegen, daß man nicht ohne eine gewisse 
Scheu an die Anwendung solcher Verfahren 
herangeht, und es mag nieht selten vorkommen, 
daß die Durchführung der Rechnung schließ- 
lich doeh mit erheblicher Mühe nur mit Hilfe 
der beiden Kirchhoffschen Sätze bewerk- 
stelligt wird. Und doch genügt schon die 
Kenntnis von nur einigen allgemeinen Prin- 
zipien aus der Theorie der Leitungsberech- 
nung, eine ganz beträchtliche Ersparnis an 
Gedankenarbeit zu erzielen. Wir wollen daher 
im folgenden zwei solche Methoden, die die 
anderen an Einfachheit bedeutend übertreffen, 


betrachten. Sie sind natürlich nur Folgen 
der durch die Kirchhoffschen Sätze be- 
schriebenen Gesetzmäßigkeiten. Von jenen 


gehen wir daher aus. 


2. Die Netzumwandlung. 


Eine beliebige Stromverzweigung kann 
man sich zusammengesetzt denken aus einer 
oewissen Anzahl von Dreiecken, Vierecken 
usw., ferner drei-, vier- und mehrstrahligen 
Sternen. Es genügt indessen, nur Dreiecke 
und dreistrahlige Sterne ins Auge zu fassen. 
Die Methode der Netzumwandlung, die wir 
nunmehr behandeln, erlaubt es, alle anderen 
Figuren auf diese zurückzuführen ; sie be- 
ruht darauf, daß man:ein solches aus Wider- 
ständen gebildetes Dreieck durch einen drei- 
strahligen Stern derart ersetzen kann, daß 
sich die Stromverteilung im übrigen Netz 
nieht ändert. Ebenso läßt sich ein drei- 
strahliger Stern „widerstandstreu‘“ in em 
Dreieck umwandeln. Dieses interessante Ver- 
fahren gibt die Möglichkeit, komplizierte An- 
ordnungen rasch zu vereinfachen. . Die Glei- 
chungen, die die Umbildung vermitteln, sind 
bequem. Sie ergeben sich auf folgende Weise: 

Es sei a bc (Abb. 2)ein durch Widerstände 
irgend weleher Art gebildetes Dreieck, das in 
den Stern a b cO verwandelt werden soll. Die 
Spannungen gegen ein willkürliches Niveau?) 


. 


G : G 


[00 d [09 d 
Abb. 2. 


sollen mit e, die Ströme mit i und die Wider- 
stände mit r bezeichnet werden, jeweils mit 
den aus der Abb. 2 zu entnehmenden Zeigern ; 
also bedeutet z. B. iao den Strom im Schenkel 
a0 vom Widerstand rao, ea die Spannung im 
Punkte a, usw.. Wenn sieh bei der Umwand- 
lung im übrigen Netz nichts ändern soll, 
müssen sowohl die Spannungen €a, ed und €, 
als auch die den Punkten a, b, ce von außen zu- 
und abfließenden Stöme unverändert bleiben. 
Daher muß sein 


iav =iac + lab, 
Tb0 pi ‘bat ide, 
io = bcat ich; 


oder 
; ba =. 700 €c a» ea — eb 
ee ve Tab 
RER: Sera Si ee 
Fo ara I, 
a WE Eee 3 % 00. ed 
TeO = Tac Tbe ; 


1) Siehe besonders J.Herzog und ©. Feldmann, 
Die Berechnung elektrischer Leitungsnetze in Theorie und 
Praxis, 1905; weitere Werke über diesen Gegenstand z. 

- H. Hausrath, Die Untersuchung elektrischer Systeme 
anf Grundlage der Superpositionsprinzipien; H. Galluser 
und M.Haußmann, Theorie und Berechnung elektrischer 
Leitungen, 1901; B. Soschinski, Berechnung von Lei- 
tungsnetzen. ) 

2) Eine statische Ladung des ganzen Netzes ändert 
an der Stromverteilung nichts. 


Sr Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, Heit 43. 


85l 


Wenn man aus diesen drei Gleichungen & 
eliminiert und die dadurch entstehenden zwei 
Gleichungen nach ea, ed und eo ordnet, erhält 


man 
1 7 T 
2: 5% 0] 
Tac Tab Tab 
Tal Tb0 TbO 
&a|ı—1 ——+ 
> [ hu; Tab zo Tab "bc 
en T 
2 a tr 
_Tac Tbe. 


( 


m Tal 
ea E vn STERNE 
Tab 


"a0 Te0 

e u m 
aa: 1 = 
Felt 


ee] 9. 
Tbe 


Die Spannungen £a, eb, ee können beliebige 


Tac Tac 


von Null verschiedene Werte annehmen. Soll 
daher die Dreieck-Stern-Umwandlung all- 
gemein sein, so hat sie in der Weise zu ge- 
schehen, daß sämtliche Koeffizienten der 


Spannungen in den Gleichungen (1) zu Null 
werden. Es ergeben sich so sechs Gleichungen, 
von denen jedoch drei aus den übrigen hervor- 
gehen. Diese dienen zur Berechnung der drei 
Unbekannten ra0, 750 und reo; sie lauten 


Tao _ Tb0 
ee a fe (2 
Tac ?be - 
Taı Te0 
en Se Gare a ehe ee (3 
Tab Tbe 
‘a r E 
= EEE a0 NEE (4 
Tac Tab Tab 
Hieraus erhält man 
ro Tab Tac EL 
“ Tab rTac+rde 
= TbeTba (6 
Tab+Tac-+Trdec ie 


ro TcaTcb 
E Tab+rac+ be ) 


Es gilt also für die Umwandlung von Dreieck 
in Stern: Sternschenkelwiderstand=Pro- 
dukt benachbarter Seitenwiderstände 
dividiert durch Umfangswiderstand. 
Aus den drei Gleichungen (2), (3) und (4) 
kann man auch die Beziehungen ermitteln für 
die Umwandlung von Stern in Dreieck. Es 


ergibt sich hier, wenn für die Leitwerte 4 


der Buchstabe g gesetzt wird, 


Ja0 Ib0 2% 
gao+t 950+9e0 ’ 

Ja0 Je0 / 
LE le 
9a gap g50+9e0 ’ \ 
gbe= Id50 Jc0 EE 

eTgao+ 9504 9e0 ' 


d.h. Seitenleitfähigkeit= Produkt an- 
grenzender Schenkelleitfähigkeiten di- 
vidiert durch Sternleitfähigkeit. 

Wie die Rechnung bei Anwendung der 
durch die Gleichungen (5) und (6) ausge- 
drückten Umwandlungsmöglichkeit vor sich 
geht, soll sogleich an einem Zahlenbeispiel für 
die Brücke, Abb. 1, gezeigt werden. Es handle 
sich dabei um folgende Widerstandswerte: 


1=40, 1, = 56 (&% r=1708, 
n=80R, r,=100 9. 2 
Gefragt sei 1. nach dem Gesamtwiderstand 


zwischen den Punkten a und b, 2. nach der 
Größe des im Zweige db fließenden Stromes 


Jab — 


Abb. 3. 


bei er a und b angelegten Gleichspannung 
e= 10\. 

Zur Lösung dieser Aufgabe werde das 
Dreieck acd in einen gleichwertigen Stern 
umgewandelt (Abb. 3). Für dessen Schenkel 


ergeben sich nach Gl. (5) die Widerstands- 
werte 
WERE 1173 IE 44 .56 au 
rad = n ER T 00 12,32 Ohm, 
r 
Trd= Een = 28 Ohm, 
rW= En —= 22 Ohm 


Daher ist 7045 =22-+ 170= 192 Ohm, 
79cb=28 +80 = 108 Ohm; 


und der resultierende Widerstand zwischen 
0 und b wird 

192.108 

192 + 108 
sodaß sich für den gesuchten Gesamtwider- 
stand der Brücke zwischen a und b ergibt 


rab=raut r0v = 81,44 Ohm. 


mb= = 69,12 Ohm, 


Bei einer Spannungsdifferenz von 10 V 
zwischen a und b ist daher der in die Brücke 
fließende Strom 
0. 
— 81,44 
und für den gesuchten Strom im Zweige db 
erhält man sofort 


— 0,1928 A, 


0,1228. 108 
300 


- TO. cb 
r0cb-+r0db 


Die Umbildung des Sternes e (abd) in ein 
Dreieck hätte ebenfalls rasch zum Ziel ge- 
führt. Auch bei weit komplizierteren Lei- 
tungsgebilden läßt sich die Rechnung durch 
richtige Anwendung der Netzumwandlung 
ohne Mühe durchführen und natürlich gelten 
die Sätze über die Umwandlung in vollem 
Umfange auch für Wechselströme, wenn man 
für die Widerstandswerte die komplexen Ope- 
ratoren benutzt. Die Methode verdient es 
durch ihre Einfachheit, in weitem Umfange 
bekannt und verwendet zu werden. 

Unter den mancherlei Regeln und Unter- 
weisungen über die rechnerische Netzbehand- 
lung greifen wir noch eine heraus, die wir im 
folgenden betrachten wollen. 


tab =i = 0,0442 A. 


3. Die Knotengleichung. 


Diese Gleichung drückt die lineare Ab- 
hängigkeit der Spannung eines Knotens von 
den Spannungen der Nachbarknoten aus. 
Wir bringen sie in eine von der gebräuchlichen 
etwas abweichenden. Fassung, die sich leicht 
dem Gedächtnisse einprägt. Ein Knoten 0, 
(Abb. 4) steht im allgemeinen durch eine ge- 
wisse Anzahl von Widerständen ra, db, Te: - - 


Abb. 4. 


in Verbindung mit seinen Nachbarknoten 
a, b,e.... Die Spannungen dieser Nachbar- 
knoten bezogen auf irgend einen willkürlichen 
Nullpunkt seien ea, eb, &ce ... Wir wollen die 
hieraus für den Knotenpunkt 0 folgende 
Spannung e0 ermitteln. Der Strom im Zweige 
co 18t 
SM ea &% 
A gm} 
Ta 

im Zweige by 

ed —& 


D=- USW, 


Die Summe aller Ströme ia, id, ice... muß Null 


sein; das ergibt 
ea —&% I) ee % 
AR 
Ta 14 Yb 12 Te ER 

Diese Gleichung kann man auch schreiben 

ea eb e e e e 

Le ı Bd ı Teer... - +22... (0 
Ta Tb Te Ta Tb Te 


Die linke Seite stellt die Summe aller der- 
jenigen Ströme dar, die zum Punkt 0 hin- 
fließen würden wenn dieser künstlich auf das 
Potential Null gebracht würde. Die rechte 
Seite stellt die Summe derjenigen Ströme dar, 
die vom Punkt O wegfließen würden, wenn er 
das ihm zukommende Potential hätte, aber 
alle nachbarlichen Knoten das Potential 
Null besäßen. Die Gl. (7) werde Knoten- 
leichung genannt. Sie drückt also folgenden 
atz aus: Denkt man sich in einem be- 
liebigen Punkte oder Knoten eines 
Leitungsnetzes das Potential Null, so 
würde bei unverändert gehaltenen 
sonstigen Umständen zu- diesem 
Punkte ein: Strom fließen, der in 
seiner Stärke gleich ist demjenigen, 
der entsteht, wenn der betrachtete 
Punkt auf die ihm zukommende,sämt- 
liche Nachbarknoten aber auf die 


852 


Flektrotechnische Zeitschriit, 1920. Heit 43, 


28. Oktober 1920. 


__RRÖ [RE ZZ — — EC ÖäÖäÜÖäuääuäZ zz zz ZZ] m z,,.. GG gg ld — Gern nn nn nn TE 


Spanne Null gebracht sind. Dieser 
Satz gilt für jeden beliebigen Punkt irgend 
einer Leiteranordnung. Man wendet ihn 
zweckmäßig auf die Knoten des Netzes an und 
erhält so hinreichend viele Beziehungen zur 
Ermittlung der Unbekannten. Der Vorteil 
seiner Verwendung liest nicht sowohl in der 
Verringerung der Zahl der Unbekannten, als 
vor allem darin, daß man so gleich die Knoten- 
spannungen erhält, die es gestatten alle übrigen 

rößen auf einfache Weise zu gewinnen. Wie 
sich die Berechnung hierbei gestaltet, soll 
wiederum an dem Beispiel der Brücke, Abb. 1, 
gezeigt werden. 

Es handle sich diesmal um eine Baretter- 
schaltung.!) Im Zweig db liege der Baretter- 
faden vom Widerstande o, der eine Funktion 
des in ihm fließenden Wechselstromes_ ist. 
Die ‚übrigen Widerstände seien r,= 500, 
7,—=50Q9,r2=509;das Anzeigeinstrument, dasim 

weig dc liegt, habe einen Widerstand von 

ro = 175 ©. Es soll die Abhängigkeit des 
Stromes im Anzeigeinstrument von dem Ba- 
retterwiderstande o festgestellt werden. An 
den Punkten a und b liege eine Gleich- 
spannung von E Volt.2) : 

Wir verlegen das Niveau für die Span- 
nungen So, daß &® = 0; dann ist ea =E. 
Nunmehr schreiben wir für die Knoten d 
und c die Knotengleichungen auf. Sie lauten: 
Für den Punkt d 


0,02 E + 0,00572 ee — ed (0,02 <h 2 =E 0,00572) ; 
Für den Punkt e 
0,02 E + 0,00572 ea = ee (0,02 + 0,02 + 0,00572). 


Oder 


a ea( 2 +45), 


0,4375 2 +0,15 ed = Eee... 

Durch Addition erhält man 
175 £ 
5, er 4,375), 
8,987 
ah 4,375 
[7 

Hiermit ergibt GI (9) 


3,97 E= ea ( 


ea=E 


= 19,405 


- +4,75 


er Eh 


und damit wird 


10802. 
Q 


175 
Q 
Unsere Aufgabe wäre somit gelöst. Es 
mag bei dieser Gelegenheit jedoch nicht ohne 
Interesse sein, die soeben erhaltene Be- 
ziehung (10) noch etwas näher zu betrachten. 
Bei _der praktischen Anwendung liegen ja 
die Dinge so, daß die Brücke abgeglichen ist, 
daß also im vorliegenden Falle für den von 
keinem Wechselstrom durchflossenen Faden 
e= 500% ist. Allgemein ist dann e = 50 (1-+e), 
wobei e klein ist gegen 1 und sehr nahe pro- 
ortional dem Guadeat des zu messenden 
echselstromes. Unter diesen Voraussetzun- 
gen wird aus Gl. (10) 


eazzeer 


ee Te 


NO 
+ 4,375 


0,00111 e 


au) 


oder angenähert 


ide = 0,00111eE, 


d. h. solange. die zu messende Stromstärke 
klein ist, wächst der Galvanometerausschlag 
ihrem Quadrate proportional. Re 

Aus den angeführten Beispielen dürfte 
die Nützlichkeit der zwei betrachteten Metho- 
den hervorgehen. Durch geschickte Verbin- 
dung der beiden lassen sich alle vorkommen- 
den Stromverzweigungen auf einfache Weise 
rechnerisch behandeln. Ihre Anwendung ist 
deshalb empfehlenswert. 


„.) Der Baretter dient zum Messen schwacher Wechsel- 
ströme. Seine Wirkungsweise herteht darin, daß die durch 
die Stromwärme verursachte Widerstandserhöhung eines 
Metallfadens in einer Brüickenanordnung angezeigt wird. 

») „Dieser Fall finder sich behandelt vonM.K.Grober, 
„Phys. Zeitschr.“ 1911, S. 239. 


Die Zentralisation derElektrizitätsversorgung 
Südschwedens. 


Die Elektrizitätsversorgung der beiden süd- 
lichsten Provinzen Schwedens, Schonen und 
Blekinge, wovon erstere die größte Be- 
völkerungsdichte des Landes aufweist, wurde 
durch die Gründung der beiden Überlandzen- 
tralen der Sydsvenska Kraft A.B. in 
Malmö und der Hemsjö Kraft A.B. in 
Stockholm bzw. Karlshamn im Jahre 1906 
eingeleitet. Seitdem ist die Nachfrage nach 
elektrischer Arbeit für Industrie, Handwerk, 
Landwirtschaft usw. so gestiegen, daß die vor- 
handenen Wasserkräfte in absehbarer Zeit 
nicht mehr genügen. Wie bereits berichtett!), 
hat deshalb die Staatliche Kraftwerksverwal- 
tung eine Stammleitung aus dem Kraftwerk 
Trollhättan nach dem Schwerpunkt der Be- 
lastung dieser Provinzen etwa beiLundin Aus- 
sicht genommen. Um die verfügbaren Wasser- 
kräfte und Reservewerke besser ausnutzen zu 
können, wurden zunächst nach einem vor 
kurzem gefaßten Beschluß die beiden genann- 
ten Überlandzentralen mit Wirkung ab 1. I. 
1920 verschmolzen. 5 

Die bisherige Entwicklung ist kurz fol- 
gende: Die Sydsvenska Kraft A.B., mit 
3,6 Mill. Kr Aktienkapital, sicherte sich die 
Wasserkräfte des Flusses Lagan, die nach 
Ausbau in Form elektrischer Arbeit in erster 
Linie mittels Fernleitung unter 50 kV an die 
Städte Malmö, Lund, Landskrona, Häl- 
singborg und Halmstad verteilt wurden. 
Diese Gemeinden besitzen die Aktienmehrheit 
und hatten gleichzeitig Stromlieferungsver- 
träge zu bevorzugten Preisen, einschließlich 
von ÖOptionsrechten für den weiteren Strom- 
bezug, mit dem neugegründeten Unternehmen 
geschlossen. Inzwischen ist.die Stromlieferung 
auch auf industrielle Anlagen außerhalb der 
genannten Städte sowie auf weitere Städte und 
Ortschaften ausgedehnt worden. 

Im Flusse Lagan sollen insgesamt etwa 
% n Gefälle ausgenutzt werden, wovon die 

tufen 


Kraftwerk Majenfors mit 10 m 
5 Bassalt BLUT 
= vre Knäred »»=9,0:5 


75 Nedre Knäred „ 9 ,„ 
bisher miteiner Maschinenleistung von 19000kW 
ausgebaut wurden. Ein weiteres Kraftwerk bei 
Skogaby mit 13 m Gefälle ist im Bau. Die 
mittlere Wassermenge kann zu 60, die höchste 
zu 240 m?®/s angenommen ‘werden. Die Rege- 
lung des Wassers ist noch nicht durchgeführt 
und bereitet Schwierigkeiten insofern, als keine 
nennenswerten Seen durchflossen werden. Nur 
ein Teil der RU Leistung läßt sich‘ des- 
halb als sog. prima Kraft, verkaufen. Aus diesem 
Grunde und um die -Belastungsspitze zu 
decken, wurde 1915 in Malmö. eine Dampf- 


Hessleho En 
= [orseprp‘ 
“ 


IS 

BE ih 

Malmöh, „Tön en = 
9 7.9-- 77 H 


f 
© Tomelilla R 


— +— + Vorhandene Überlandleitung (40 kV) für 100kV vorgesehen. 


Vorhandene Überlandleitung, 40 bzw. 50 kV. 


Abb. 1. Die Versorgung Südschwedens mit elektrischer Arbeit. 


zentrale mit 5000 kW errichtet, die im laufen- 
den Jahre eine zweite Einheit von 9700 kW er- 
hält. Ferner werden seit Fertigstellung des 


) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 525 


. Inach Vgö 


Dampfkraftwerkes Ormastorp der Höganäs- 
Billesholms A.B. im Jahre 1917 2000 kW mit 
geringem Leistungsfaktor zur Entlastung der 
Wasserkraftwerke und der un kV) 
von wattlosem Strom bezogen. Diese Leistung 
dürfte nunmehr 4000 kW betragen. Endlich 
können weitere 2000 kW vom Kraftwerk 
Skogshoved in der Nähe von Kopenhagen 
(Nords; ällands Electrieitets- och Sporvejs A.S.) 
durch die Fernleitung (50kV)Lyngby-Häl- 
singör und das Unterseekabel (25 kV) Häl- 
singör— Hälsingborg dem Netz der Syd- 
svenska Kraft A.B. zugeführt werden. Normal 
wird jedoch Wasserkraft aus Schweden in die- 
ser Weise nach Dänemark überführt. - 

Die Erzeugung im Jahre 1919 — 110 Mill. 
kWh — verteilt sich etwa mit 


94 Mill. kWh auf die Wasserkraftwerke 
19%, ERERE -Dampfzentrale Or- 
mM&astorp, = = 
6 [2 ”» „> ER) Dampfzentrale 
Malmö. 


Nach Fertigstellung des Kraftwerkes Sko- 
gaby wird die Wasserregulierung günstiger, so 
daß die Kraftwerke mit einer Maschinenlei- 
stung von 44 000 kW entsprechend 100 m3/s 
ausgebaut werden können. Die Jahreserzeu- 
gung berechnet sich dann auf etwa 220 Mill. 
k 


Die Hemsjö Kraft A,B., mit rd 5 Mill. Kr 
Aktienkapital, hat die hauptsächlichsten Was- 
serkräfte, d. s. 4 kleinere Flüsse, erworben, 
u. zw. nach folgender Übersicht: 


Ge- 


Wasser- 


ER $ Ausgebaut 
Fluß fälle | menge - - 
m m/s Kraftwerk m | kVA 
Mörrumsän.| 100. a Övre Hemsjö | 15 | 3700 
; ittel- 6 ai 

a Nedr.Hemsjö | 12| 1700 
Helgaän ...| 11) 30 Torsebro |11 3600 
Ronnebyän | 27 13 Djupafors |11| 585 
x Brantafors ı 6| 1 
Sibbarpsän.| 60 = = ee 


Nach vollem Ausbau auf etwa 52 000 kW 
wird die Jahreserzeugung zu 210 Mill. kWh 
geschätzt. :Die Gesellschaft besitzt noch eine 
Dampfzentrale von 2000 kW in Karlshamn 
und hat weitere Wärmekraftwerke in Ystad 
und Kalmar im Bau bzw. geplant. Im Jahre 
1919 verfügte sie über folgende Leistungen und 
Energiemengen: 
aus eigenen Wasser- - 


kraftwerken ».6250 kW 32 Mill. kWh 
aus eigener Dampf- NE 
zentrale 22.000,73 20 0 
aus fremden Wer- z 
ken 7 -..22,780. 5,2 On 


5 10 000 kW 36,0 Mill. kWh 
Die Überführung an die Stromkonsumen- 
ten erfolgt mittels eines 40 kV-Netzes, dessen 


0 


Kalmar Lön 


I 


Zeichenerklärung. 
Vorhandenes Wasserkraftwerk der Überlandzentralen. 


Dampfkraftwerke der Höganäs-Billesholms Ä.1 B1.4 
Geplantes Unterwerk des staatlichen Stammleitunes- 
systems bzw. des Hanptleitungssystems von Hemsjö. 
Transformatorenstation am Kraftwerk. 
Unterwerk für Überlandversorgung. 
„ n 5 geplant. 
5 „ Ortsnetz oder Großabnehmer. 
Geplante Stammleitung aus Trollhättan. 


Hauptleitung aus den Kraftwerken der 
Hemsjö Kraft A.B, 4 


Geplante Überlandleitung 40 bzw. 50 kV. 
- Leitung (30 kV) der Höganäs-Billesholms A. B. r 


teilweiser Umbau auf 100 kV für später vorge- 
sehen ist. Großkonsumenten sind die Städte: 
Kristianstad, Karlshamn, Karlskrona, 
Ystad, Sölvesborg, Ronneby, Hässle- 
holm, Växjö und Simrishamn sowie eine 


N 


x 
e 
>. 
ee: 


- folgreiche Tätigkeit zurückblicken kann, ist 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Reihe bedeutender Industrien und die Land- 
wirtschaft. Die Gesellschaft besitzt umfang- 
reiche Verteilungsleitungen 20 000/1500/220 V 
und 6000/500/190 V, einschließlich der Orts- 
netze für den direkten Stromverkauf an die 
einzelnen Abnehmer. 1. 

Die Versorgungsgebiete der beiden Über- 
landzentralen sind aus Abb. 1 ersichtlich, in 
der die Verteilungsleitungen (20 kV) der besse- 
ren Übersicht wegen fehlen. 


In den letzten Jahren konnte der Strom- 
bedarf im Na a der Sydsvenska 
Kraft A.B. nieht mehr befriedigt werden. 
Durch den Ausbau der restlichen Fälle des 
Lagan könnte man sich allerdings für einige 
Jahre decken, jedoch mußte der Entwicklung 
der angeschlossenen Städte für längere Zeit 
Rechnung getragen werden. 


Gleichzeitig‘ wurden weitgehende Unter- 
suchungen über die Elektrisierung der Land- 
wirtschaft teils durch eine halboffizielle Ge- 
nossenschaft der Landwirte, teils durch das 
kgl. Elektrisierungskomitee durchgeführt, de- 
ren Ergebnis im Frühjahr 1920 vollständig vor- 
lag. Zur Sicherung eines einheitlichen Vor- 
zehens auf diesem Gebiete wurde eine engere 
Organisation. der beiden Überlandzentralen, 
die fast allein als Stromlieferanten in Frage 
kommen, aufs wärmste empfohlen. Die Über- 
landzentralen hatten schon zur gegenseitigen 
Aushilfe Stromübergabestellen in Kristine- 
berg und Ystad über eine gemeinsame 20kV- 
Leitung errichtet, wodurch erhebliche Vor- 
teile erreicht wurden. Der Gedanke einer Ver- 
schmelzunglag deshalb nahe, zumal die Hemsjö 
Kraft A.B. über unausgenutzte Wasserfälle 
verfügte, deren Leistung für lange Zeit im 
eigenen Versorgungsgebiet nicht benötigtwurde. 


Die Fusion vereinigt für die Versorgung 
der genannten Landesteile 96 000 kW bzw. 
430 Mill. kWh Wasserkraft nach dem Ausbau in 
einer Hand. Der Verbrauch im Jahre 1919 war 

bei der Sydsveiska Kraft 

Beeren e110: Mil kWh 

beider Hemsjö Kraft A.B. 40 ,„ $> 
muß aber bei ersterer höher bewertet werden, 
weil dem Stromverkauf in den letzten Jahren 
bedeutende Einschränkungen auferlegt wur- 
den. Der jährliche Zuwachs infolge der stetigen 
Entwicklung und mit Rücksicht auf die bevor- 
stehende Elektrisierung der Eisenbahnen wird 
zu 3200 bzw. 2000 kW und 12,7 bzw. 8,2 Mill. 
kWh für die Versorgungsgebiete der beiden Ge- 
sellschaften berechnet. Somit ergibt sich der 
Bedarf im Jahre 1930 zu 
Sydsvenska 
Kraft A.B. 
Hemsjö Kraft 
BACBere 2 


desExportes elektrischer ArbeitinKreisen 
der schweizerischen Verbraucher wieder ver- 
mehrte Beachtung gefunden. + 

Die erstmalige gesetzliche_Regelung der 
Ausfuhr elektrischer Arbeit aus dem Gebiete 
der Schweiz erfolgte durch den „Bundesbe- 
schluß über die Abgabe inländischer Wasser- 
kräfte ins Ausland“ vom 31. III. 1906, nach 
welchem ‚eine Bewilligung auf höchstens 
20 Jahre und, insoweit die Wasserkraft nicht 
im Inland Verwendung finden kann, erteilt 
wird. Jede Bewilligung kann vom Bundesrat 
aus Gründen des öffentlichen Wohles während 
ihrer Dauer jederzeit gegen Entschädigung 
widerrufen werden.“ 

.., Die ursprünglich auf 3 Jahre beschränkte 

Gültigkeitsdauer dieses Beschlusses wurde 
durch Bundesbeschluß vom 23. III. 1909 bis 
zur bundesgesetzlichen Regelung der Frage 
verlängert. 
Die Regelung der Arbeitausfuhr wurde 
auf verfassungsmäßigen Boden gestellt durch 
Artikel 8 desin Anwendung des Art. 23 und 24 
bis der Bundesverfassung erlassenen Bundes- 
gesetzes über die Nutzbarmachung der Wasser- 
kräfte!) vom 22. XII. 1916 (in Kraft getreten 
am 1. I. 1918), welcher bestimmt: 

„Die Ableitung von Wasser und die Ab- 
gabe der aus einem Gewässer erzeugten Kraft 
ins Ausland bedarf der Bewilligung des Bun- 
desrates. Die Bewilligung soll nur erteilt wer- 
den, wenn das öffentliche Wohl durch die 
Ausfuhr nicht beeinträchtigt wird, und nur so 
weit, als voraussichtlich das Wasser oder die 
Kraft für die Zeit der Bewilligung im Inlande 
keine angemessene Verwendung findet. 

Sie wird auf bestimmte Dauer und unter 
‘den vom Bundesrat festzustellenden Bedin- 

ngen erteilt, kann aber jederzeit aus Gründen 
des öffentlichen Wohles gegen Entschädi- 
sung widerrufen werden. Die Entschädigung 
ist nach Maßgabe_der Bewilligung oder, falls 
diese nichts darüber enthält, nach_ billigem 
Ermessen zu bestimmen und im Streitfalle 
durch das Bundesgericht als Staatsgerichtshof 
festzusetzen. ‘“?) 

Die näheren Ausführungsbestimmungen 
sind in der Verordnung, betreffend die Aus- 
fuhr ‘elektrischer Arbeit ins Ausland, vom 
1. V. 1918 enthalten.?) 

Die erste Bewilligung zur Ausfuhr elek- 
trischer Arbeit wurde am 6. VII. 1906 erteilt. 
Bis Ende Oktober 1913 waren 26 Bewilli- 
gungen für Ausfuhr von insgesamt 76 115 kW 
gegeben worden. Ende 1919 bestanden Aus- 
fuhrbewilligungen für zusammen 0,109 Mill, 


62500 kW 250 Mill. kWh = 


IE 500 le 


Zum Ausgleich der Belastung auf die 
Wasserkräfte sind als neue Fernleitungen von 
50 kV Malmö- Ystad und Lund — Torse- 
bro— Hemsjö in Aussicht genommen. 


Bei der Verschmelzung wird das Aktien- 
kapital der Sydsvenska Kraft A.B. auf 10,6 
Mill. Kr erhöht. Die Hemsjö Kraft A.B. über- 
nimmt als Gegenwert ihrer Kraftwerk® und 
Leitungen einschl. der Naturkraft Aktien in 
Höhe von rd 7 Mill. Kr, wovon jedoch die 
Hälfte an die fünf zuerst genannten Städte 
verkauft wird, damit diesen Gemeinden auch 
in Zukunft die Aktienmehrheit und_der ent- 
scheidende Einfluß gewahrt bleibt. Im Jahre 
1919 wurden Reingewinne von 1,104 Mill. Kr 
bei der Sydsvenska Kraft A.B. bzw. von 0,683 
Mill. Kr bei der Hemsjö Kraft A.B. erzielt. Die 
vorhandenen Anlagen können also bei unver- 
ändertem Stromverkauf etwa 17% Gewinn auf 
das erhöhte Kapital geben. Wenn hiervon 
10% als Dividende ausgeschüttet werden, ver- 
bleiben noch 0,740 Mill. Kr für Abschreibungen. 
Weitere 12 Städte, die als Großkonsumenten 
angeschlossen waren, hat man nunmehr einge- 
laden, bei der Kapitalserhöhung Aktien zu 
übernehmen. Die öffentlichen Interessen wer- 
den also in großem Umfange vertreten. Da 


jede der beiden Überlandzentralen auf eine er- 


Die Ausfuhr elektrischer Arbeit begegnete 
schon in den ersten Jahren nach ihrer gesetz- 
lichen Regelung dem Widerstand zahlreicher 
Gegner, die darin nichts als die Verschleude- 
rung eines wertvollen Nationalgutes, die im 
Interesse der schweizerischen Volkswirtschaft 
niemals hätte zugestanden werden sollen, er- 
blickten. 

Der Schweizerische Elektrotechnische Ver- 
ein (SEV) hat durch Eingabe an den Stände- 
rat im März 1916°) darauf hingewiesen, daß 
der Bau großer, günstiger Werke nur ermög- 
licht werde durch den zeitweisen Absatz an- 
fänglich noch überschüssiger, im Inlande nicht 
verwertbarer- Arbeit ins Ausland, und nach 
Wyssling®) ist leicht nachzuweisen, daß 
manche großen Werke, deren Arbeit bereits 
während der Kriegsjahre dem Inland zur Ver- 
fügung stand, überhaupt noch nicht bestehen 
würden, wenn für sie nicht seinerzeit bei der 
Gründung Arbeitausfuhrverträge hätten abge- 
schlossen werden können. 

Die durch den Krie 
kohlennot hat namentlich. infolge der z. 
zwangsweisen Elektrisierun zahlreicher kalo- 
rischer Betriebe und vermehrter Verwendung 
elektrischer Koch- und Heizvorrichtungen 
auch in der Schweiz eine gewaltige Steige- 
rung des Arbeitbedarfs hervorgerufen. Nach 
Cagianut’) schätzte das Generalsekretariat 
des SEV die mittlere jährliche Arbeitproduk- 
tion der schweizerischen Elektrizitätsweike im 
Jahre 1914 auf rd 1 Milliarde kWh. Durch 
bessere Ausnützung der vorhandenen und In- 
betriebsetzung neuer Kraftwerke u die 
Arbeiterzeugung für 1916 auf rd 1,5 illiar- 
den kWh. 

Bauer?) beziffert die jährliche Zunahme 
der Arbeitnachfrage gegenüber dem Verbrauch 
des Vorjahres aller schweizerischen Elektrizi- 
tätswerke zusammen: 


verursachte Welt- 


anzunehmen, daß auch nach der Fusion unter 
der einheitlichen Leitung eine durchaus ge- 
sunde Wirtschaft geführt wird. 

Sigurd Halden. 


Ausfuhr elektrischer Arbeit aus der Schweiz, 


) Vgl. „ETZ* 1916. 8. 471. 
») Vgl. „Bulletin des SEYV" 1917, Nr. 2, 8.45 ff. 
f\ vgl. „Bulletin des SEV“ 1918. Nr. 5, S. 103. 
“ Vgl. „KTZ- 1920, 8. 396 und „Schweiz. Bauzeitg.“, 
Bd. 75, 1920. 8. 208. 
5, „Bulletin des SEV“ 1916, Nr. 8. S. 88. 
6) Wyssling in „Bulletin SEY 1918, Nr. 5, 8. 100. 
7) „Rulletin den SEV° 1919, Nr 10, 8. 304. ; 
Er; B. Bauer in „Schweiz. Bauzeitg.“ 1920, Bd. 75. 
r. 15. 


Mit der zunehmenden Verwendung elek- 
trischer Arbeit zur Elektrisierun kalorischer 
und metallurgischer Betriebe Habon, auch die 
mit der zweckmäßigsten Verwertung der 
„Abfallarbeit“ in erbindung stehenden 
Fragen und namentlich diejenigen über den 
volkswirtschaftlichen Nutzen oder Schaden 


853 


im Jahre 1915 auf 15 % 
1916 30 


, „ 2 , 


; Hr TIL ra 1275 
ROLE IN ,, 
2} , 1919 3 2 5 2 


wobei darauf hingewiesen wird, daß die Ab- 
nahme der Zuwachsziffer weniger vom Rück- 
gang der Nachfrage als von der anwachsenden 
Lieferungsunmöglichkeit der Werke herrühre. 
Die gesamte Steigerung der Arbeiterzeugung 
im Zeitraum 1914/19 wird zu 80% angegeben 
und dürfte für 1920 rd 2 Milliarden kWh be- 
tragen. 

Die tatsächliche Arbeitausnützung der 
schweizerischen Elektrizitätswerke erreicht — 
wie Bauer auf Grund seiner Untersuchungen 
der Betriebsausweise der bedeutendsten sch wei- 
zerischen Werke mitteilt — durchschnittlich 
jedoch nur etwa 70% der für 1920 auf rd 
2,8 Milliarden kWh eschätzten hydraulisch 
vorhandenen Arbeit. Dieser Produktion steht 
nach Schätzung des Sekretariats des Sch wei- 
zerischen Wasserwirtschaftsverbandes') als Be- 
darf der ganzen Schweiz, für Beleuchtung, 
Industrie, Bahnbetrieb, Gewerbe, Haushalt 
(ohne Heizung) und Landwirtschaft die Menge 
von 15 Milliarden kWh ee 

Daß in den letzten Jahren eine so be- 
trächtliche Produktionssteigerung möglich war, 
muß zum großen Teil den — kraft der außer- 
ordentlichen Bundesvollmachten — von der 
1917 geschaffenen Abteilung für industrielle 
Kriegswirtschaft erlassenen Verfügungen und 
Maßnahmen, die regelnd in die Elektrizitäts- 
erzeugung und Verteilung eingriffen, zuge- 
schrieben werden. 

In einem von dieser Stelle im November 
1919 veröffentlichten Rundschreiben’) werden 
die Verbraucher von elektrischer Arbeit über 
die Ursachen der Arbeitknappheit und über 
die Mittel zu ihrer Bekämpfung aufgeklärt. Als 
solehe Mittel werden erwähnt: Bau neuer 
Werke, Erhöhung der Leistung bestehender 
Werke, Einschränkung der Ausfuhr elektrischer 
Arbeit, Arbeitausgleich unter den einzelnen 
Werken und Sparmaßnahmen im Verbrauch 
elektrischer Arbeit. Über die durch Ein- 
schränkung der Ausfuhr elektrischer Arbeit zu 
erzielende Verbesserung der Inlandsversorgung 
äußert sich der Bericht wie folgt: 


Einschränkung der Ausfuhr elek- 
trischer Arbeit. 


„In der Presse begegnet man oft dem 
Begehren, daß die Ausfuhr elektrischer Arbeit 
nach dem Auslande für so lange Zeit zu ver- 
bieten sei, als im Inlande Arbeitmangel be- 
stehe. Ähnliche Begehren sind unter Berufung 
auf Art. 8 des Wasserrechtsgesetzes schon oft 
von Privaten oder Elektrizitätswerken an uns 
gestellt worden. Im Prinzi ist dieses Begehren 
selbstredend bereehtigt; für seine praktische 
Durchführung kommen dagegen eine ganze 
Reihe von Faktoren in Betracht, die vom Un- 
eingeweihten übersehen werden. Zunächst sei 
festgestellt, daß das Eidg. Amt für Wasser- 
wirtschaft, dem die Begutachtung von Ge- 
suchen um Ausfuhr elektrischer Arbeit zu 
Händen des Bundesrates anne sich in. jedem 
einzelnen Falle mit unserer Abteilung in Ver- 
bindung setzt und in Übereinstimmung mit 
unserer eigenen Auffassung alle Gesuche ab- 
weist, bei denen es sich um Arbeitmengen 
handelt, die für die Inlandsversorgung irgend 
welche praktische Bedeutung haben. Neue 
Ausfuhrbewilligungen werden, abgesehen von 
ganz kleinen Arbeitsmengen, schon seit Jahren 
nur noch für sogenannte Abfallkraft erteilt, 
d. h. für Kraftreste, die nur bei ganz be- 
stimmten Wasserständen erhältlich und über- 
dies in der Schweiz nicht verkäuflich sind. 
Was nun die bereits bestehenden Ausfuhr- 
bewilligungen anbetrifft, so datieren sie fast 
ausnahmslos aus der Zeit vor dem Kriege. 
Sowohl im letzten, wie auch in diesem Winter 
hat unsere Abteilung dafür gesorgt, daß nac 
Eintritt von Arbeitknappheit die Ausfuhr von 
Arbeit in jedem einzelnen Falle auf das je- 
weilige Vertragsminimum reduziert worden 
ist. Die so für die Inlandsversorgung ge- 
wonnene Arbeit beträgt ungefähr 15 000 kW. 
Nun ist in Art. 8 des Wasserrechtsgesetzes un- 
zweifelhaft die rechtliche Grundlage für eine 
weitergehende Reduktion bzw. gänzliche 
Sistierung der Ausfuhr geschaffen. Die An- 
wendung dieser Bestimmun würde aber die 
sehr komplizierte Entschä jgungsfrage auf- 
werfen und könnte überdies unangenehme 
Konsequenzen haben. Unser Land ist wirt- 
schaftlich in hohem Maße von seinen Nach- 
barn abhängig. Wie bei uns, herrschen auch 
rings um uns herum Kohlenmangel und alle 
diesen begleitende wirtschaftliche Schwie- 
rigkeiten. Trotzdem bekommen wir aus 


1) „Schweiz. Wasserwirtschaft“, Okt. 1919, Nr. 1/2, 8.14 
») „Bulletin des SEV“ 1920, Nr. 1, 8. 18. 


854 


Frankreich, Deutschland, Belgien und Eng- 
land Kohlen. Wenn aber große Staaten trotz 
Mangel im Inland den Export ‚nieht voll- 
ständig unterbinden können, weil sie eben 
auch nicht wirtschaftlich unabhängig sind, so 
kann die kleine Schweiz das noch viel weniger. 
Die Zeiten sind vorläufig noch nicht so, daß 
man nur das zu exportieren braucht, was man 
selber nicht brauchen kann und will, sonst 
wäre doch wohl der Export von Vieh, Käse 
und kondensierter Milch schon längst voll- 
ständig unterbunden worden. Pflicht der 
Behörden ist es, bei Arbeitknappheit im 
Inlande den Export möglichst einzuschränken ; 
ihn vollständig einzustellen, müßte unter den 
heutigen Umständen Nachteile zur Folge 
haben, die in keinem Verhältnis zu der kaum 
spürbaren Erleiehterung der Inlandsversor- 
gung stünden.‘ 

Den Arbeitausgleich unter den einzel- 
nen Werken und zugleich eine möglichst 
vollständige Ausnützung der schweizerischen 
Elektrizitätswerke herbeizuführen, ist eine 
der Hauptaufgaben der 1918 gegründeten 
„Schweiz. raftübertragungs A. G.“) 
und der „S. A. ’Energie de l’Ouest- 
Suisse.“ Diese Aufgaben sollen aber im 
Interesse der Förderung der schweizerischen 
Elektrizitätswirtschaft noch dahin erweitert 
werden, daß die im Inland zunächst nicht 
verwendbare Arbeit in für die schweizerische 
Volkswirtschaft zweckmäßigster Weise dem 
Auslande zugeführt wird. Bauer?) schätzt die 
heute überschüssige Sommerarbeit auf rd 
790 Mill. kWh/Jahr, welehe Menge sich 1925/27 
auf rd 1500 Mill. kWh erhöhen dürfte. 

Inzwischen haben auch im Inland die 
Bestrebungen, die auf möglichst wirtschaftliche 
Ausnützung der „Abfallarbeit‘“ schweizerischer 
Kraftwerke in der Schweiz selbst hinzielen, 
mehr und mehr an Bedeutung gewonnen, 
namentlich durch Errichtung von Anlagen in 
elektrometallurgischen und elektrochemischen 
Betrieben, von Wärmespeichern usw. 

Aus Kreisen dieser Verbraucher wurden 
Beschwerden laut über Verkürzung der Inter- 
essen der Inlandsverbraucher durch Abgabe 
elektrischer Arbeit ins Ausland zu günstigeren 
Bedingungen, als den Inlandsverbrauchern 
eingeräumt würden. An einem am 18. II. 
1920 vom Züricher Ingenieur- und Architekten- 
Verein veranstalteten Diskussionsabend3) schil- 
derte Dr. B. Bauer, Oberingenieur bei der 
Schweiz. Kraftübertragungs A. G., die bei den 
schweizerischen Kraftwerken bestehenden Ver- 
hältnisse, die zur wirksamen Verwertung des 
Überflusses an Sommerarbeit, zum Export 
des Arbeitüberschusses drängen, während der 
Korreferent, Prof. Dr. W. Kummer, nach 
Definierung des Begriffes „Abfallarbeit‘“ für 
eine möglichst restlose Verwertung, auch der 
Abfallarbeit, im schweizerischen Inland sprach 
und die nachstehenden Schlußfolgerungen der 
von genanntem Verein ernannten Kommission 
zur Prüfung der Frage des Arbeitexportes und 
der inländischen Abfallarbeit-Verwertung be- 
kannt gab: 

1. „Es wird festgestellt, daß heute bedeutende 
elektrische Arbeitsmengen ins Ausland ex- 
portiert werden, während im Inland daran 
Mangel herrscht. Diese Ausfuhr findet zum 
großen Teil zu günstigeren Bedingungen 
statt, als inländischen Arbeitbezügern zuge- 
billigt werden. Außerdem wird festgestellt, 
daß die bezüglichen Ausfuhrbewilligungen 
heute nicht mehr vereinbar sind mit dem 
Art. 5 der bundesrätlichen Verordnung vom 
1. V. 1918, betreffend Ausfuhr elektrischer 
Arbeit ins Ausland, insofern als eben heut 
die betreffende elektrische Arbeit im Inland 
angemessene Verwendung finden würde. 

2. Es werden gegenwärtig mitunter Preise für 
die Abgabe elektrischer Arbeit im Inland, 
insbesondere hinsichtlich der Abfallarbeit, 
verlangt, die den Eindruck der Willkür er- 
wecken. Die Arbeitbezüger und die Öffent- 
lichkeit im allgemeinen haben ein Anrecht, 
von den Arbeitlieferanten hierüber öffent. 
lieh Rechenschaft zu erhalten. 

3. Ohne den Export elektrischer Arbeit grund- 
sätzlich bekämpfen zu wollen, halten wir 
dafür, daß in Zukunft, infolge der euro- 

äischen Kohlennot und Transportkrisis, 

esonders bei Gründung neuer schweize- 


!) „Bulletin des S.E.V.* 1919, Nr.12, 8.353. B. Bauer, 
„Zweck u. Ziel der Schweiz. Kraftübertragungs A. G. für 
Vermittlung und Verwertung von Elektrizität“. 

„Schweiz, Bauzeitg.*, Bd. 75, 1920, Nr. 15. B.Bane T, 
„Der Zusammenschluß der Kraftwerke zum Zwecke er- 
höhter Energie-Ausnutzung.“ 

”) Vgl.„Schweiz. Bauzeitg.“, Bd. 75, 1920, 8. 106, 165 u. 182, 


17. Ausdehnung 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft #3. 


rischer Elektrizitätswerke sowohl Jahres- 
arbeit als auch Abfallarbeit möglichst voll- 
ständig für den Inlandkonsum reserviert 
bleiben müssen. Die. Organisationen, die 
sich berufsmäßig mit der großzügigen Ver- 
mittlung und Verwertung schweizerischer 
Arbeit een Sind zur gewissenhaften 
Beobachtung dieses Grundsatzes zu ver- 
pflichten.‘‘ 


In der anschließenden Diskussion wurde 
durchweg der Standpunkt vertreten, daß elek- 
trische Arbeit aus schweizerischen Gewässern 
nur ohne Verkürzung der Interessen der In- 
landsyerbraucher exportiert werden dürfe. 

Über die mögliche zukünftige Verwertung 
elektrischer Abfallarbeit im schweizerischen 
Inlande, welche Kummer zu rd 15 Mill. kWh 
berechnet, gibt dieser folgende Zusammen- 
stellung:!) | 


Mögliche zukünftige Verwertung elek- 
trischer Abfallarbeit im sch weize- 
rischen Inlande. i 
———— 22 
Hauptsächliche Energie 


vie i ın 
Verwendungsgebiet Benufzungszeit MiD. LWh 


1. Heizung von Hotels 
und Spitälern . . . 
2. Heizung von Schul- 


Sept. bis Mai, 1,0 
nachts € 


häusern und Verwal- | Sept. bis Mai, 1,0 
tungsgebäuden . . nachts 
3. Gewerbliche Back- | Jan. bis Dez,, 0,5 
Öfen. nachts 
4. Elektr. Küche auf | Jan. bis Dez., 1,0 
dem Lande .... tags 
5. Heizung gewerbl. | Aprilbis Okt., 1,5 
Dampfkessel. . . . O bis 24 h 
6. Metallurgie April bis Okt., 8,D 
Obis 24h 
7. Elektrochemie. . . | April bis Okt., 6,5 
Obis24h 
Insgesamt: 15,0 
Bemerkungen: 


l. Unter Annahme von mindestens 250 000 
Betten der Hotels, Sanatorien und Spitäler 
mit Wärmeakkumulierung. 

. Unter Annahme einer Ausdehnung der 
elektrischen Heizung wie unter 1 und mit 
Wärmeakkumulierung. 


DD 


‚3. Unter Annahme der jährlichen Verarbei- 


tung von mindestens ] Million t Getreide. 
4. Unter Annahme,der teilweisen Wärmeakku- 
mulierung und bei Stillegung der kleinen 
Gaswerke sowie unter Berücksichtigung 
der Hotelküchen. 
5. u. 6. Im Winter Ersatzheizung bzw. Er- 
satzschmelzung mit Kohle. 
der ‘Benutzungszeit bei 
weiterem Ausbau der hydraulischen Akku- 
mulierung vorbehalten. 


Zu den aus Industriekreisen geäußerten 
Befürchtungen, daß die bereits erteilten und 
allenfalls noch zu erteilenden Bewilligungen 
zur Ausfuhr elektrischer Arbeit für die schwei- 
zerische Volkswirtschaft von Nachteil seien, 
nimmt das Amt für Wasserwirtschaft im Be- 
richt an den Bundesrat über seine Geschäfts- 
führung im Jahre 1919 wie folgt Stellung: 

„Die einschränkenden Bestimmungen sind 
in der Öffentlichkeit offenbar: zu wenig be- 
kannt. Wir machen darauf aufmerksam, daß 
die Beschlüsse jeweilen mit dem Protokoll der 
Kommission für elektrische Anlagen ver- 
öffentlicht werden. Es ist beabsichtigt, die 
Bundesratsbesehlüsse über die Erteilung der 
Bewilligung zur Ausfuhr elektrischer Arbeit 


künftig auch im Bundesblatt erscheinen zu. 


lassen. S 
Die Elektrizitätswerke wenden anderseits 
ein, der Absatz aller Abfallkraft sei im In- 
ande zu annehmbaren Bedingungen unmög- 
lich. Durch den vorteilhaften Verkauf der- 
selben ins Ausland werde es möglich, die Ren- 
tabilität der Werke zu erhöhen und dadurch die 
Preise im Inlande niedriger anzusetzen. Dieser 
nd sei von ausschlaggebender Bedeu- 
ung. r 
Die Ausfuhrgesuche werden jeweilen im 
Schweizerischen Bundesblatt und im Schwei- 
zerischen Handelsamtsblatt veröffentlicht, mit 
der Aufforderung, einen allfälligen Strombedarf 
für den Verbrauch im Inlande anzumelden. 
Es soll die Ausschreibung nicht bloß eine 
Formsache sein. Sind die in. Art. 8, Abs. 2, 
des Wasserrechtsgesetzes enthaltenen - Be 
dingungen erfüllt, so wird die Bewilligung nur 


!) Vgl. „Schweiz. Bauzeitg.“, Bd. 75, 1920, Nr. 16. 


28. Oktober 1920. 


unter dem ausdrücklichen Vorbehalt erteilt, 
daß die Arbeitausfuhr einzuschränken bzw. 
ganz einzustellen sei, sobald und solange sie 
in der Schweiz zu ungefähr gleichen Bedin- 
gungen verwendet werden kann. 

Die Frage, ob die Ausfuhr zu bewilligen 
ist, bedarf jeweilen sehr reiflicher Prüfung, 
indem diejenige Lösung zu finden ist, die dem 
allgemeinen Wohl am besten dient. 

Es sei darauf hingewisen, daß die seit 
zwei Jahren jeweilen im Winter sich fühlbar 
machende Arbeitknappheit nicht etwa’ durch 
eine vermehrte Arbeitausfuhr, sondern aus- 
schließlich durch erhöhten Bedarf im Inlande 
verursacht worden ist. Dieser Mehrbedarf ist 
nicht nur eine unmittelbare Folge der Kohlen- 
knappheit,. sondern auch der Kohlenpreise. 
Erstere wird wohl allmählich verschwinden, 
die Preise dagegen werden wohl dauernd hoch 
bleiben. Diese Verhältnisse hatten neben 
schweren Schädigungen und Unannehmlich- 
keiten wenigstens ein Gutes zur Folge: Der 
Übergang zum elektrischen Betrieb setzte nicht 
nur bei den Bahnen, sondern auch bei der ge- 
samten Industrie mit Beschleunigung ein. 
Es wird noch auf Jahre hinaus ‘mit einem 
stark ansteigenden Verbrauch an- elektrischer ° 
Arbeit im Inland zu rechnen sein. Anderseits 
hat der Krieg hemmend auf den Bau neuer 
Werke gewirkt, so daß die Arbeitknappheit 
im Winter noch während einer Reihe von 
Jahren nicht verschwinden wird. i 

Bei Betrachtung der Frage der Ausfuhr 
elektrischer Leistung darf die historische Ent- 
wicklung nicht außer acht gelassen werden. 
Gerade die neuen großen Werke hätten seiner- 
zeit gar nicht erstellt werden können, wenn 
nieht die Möglichkeit bestanden hätte, Strom 


‘für eine längere Reihe von Jahren nach dem 


Ausland zu liefern. Indem die im Winter aus 
diesen Werken ins Ausland gelieferte Arbeit 
nur einen kleinen Bruchteil ihrer. Gesamt- 
leistung ausmacht, folgt ohne weiteres, daß es 
um unsere Arbeitversorgung heute erheblich 
schlechter stünde, wenn die fraglichen Aus- 
fuhrbewilligungen s. Z. nicht erteilt worden 
wären. Die Ausfuhrbewilligungen bildeten 
überdies ein Mittel zur Erzielung verhältnis- 
mäßig niedriger Strompreise im Inlande, indem 
die Werke infolge derselben das gesamte 
Mittelwasser auszunützen vermochten, somit 
also verhältnismäßig stark belastet waren und 
daher wirtschaftlich arbeiten konnten. 


Der genannte Grund, weshalb früher die 
Arbeitausfuhr nach Möglichkeit erleichtert 
wurde, besteht in vermindertem Maße heute 
noch. Die Möglichkeit der Arbeitausfuhr wirkt 
zweifellos fördernd auf den Bau neuer Werke 
und damit auf die Nutzbarmachung unserer 
Wasserkräfte zum Zwecke der Versorgung des 
Inlandes. 

Die Verbilligung der Arbeit wird um so 
mehr zur Anwendung gelangen können, je 
mehr sich unsere Werke zwecks en 
Ausgleichs von Erzeugung und Verbrauch zu- 
sammenschließen, wobei sich ohne weiteres 
ergibt, daß die Arbeitausfuhr im allgemeinen 
am zweckmäßigsten von der die Werke unter 
sich verbindenden ‚‚Sammelschiene‘‘ aus statt- 
findet. Je weniger aber infolge dieses Vor- 
gehens die einzelnen Werke hinsichtlich Arbeit- 
ausfuhr in Wettbewerb treten, um so mehr 
werden sich die vom Ausland erhältlichen 
Preise den dortigen Inlandpreisen nähern, 
womit die Arbeitausfuhr eine allfällige nach- 
jenes Rückwirkung auf unsere Industrie ver- 
iert. 

Es muß hier daran erinnert werden, daß, 
als vorübergehende Maßnahme, der Abteilung 
für industrielle Kriegswirtschaft des eidge- 
nössischen Volkswirtschaftsdepartements (A. 
f. i. K.) die Aufgabe übertragen wurde, für. 
eine möglichst gleichmäßige und genügende 
Versorgung des Landes mit elektrischer Arbeit 
zu sorgen. In Verbindung mit unserem Amte 
für asserwirtschaft hat sie denn auch je- 
weilen über Winter die Abgabe elektrischer 
Arbeit an das Ausland — soweit die betreffen- 
den Arbeitsmengem für die Versorgung des 
Landes in Betracht kommen — in dem Maße 


eingeschränkt, als dies ohne Anwendung von 


Art. 8, Abs. 
lich war. 

. Es ist selbstverständlich, daß die weit- 
gehende Verwendung von Abfallkraft im In- 
lande volkswirtschaftlich von großer Bedeu- 
tung ist. Der Bundesrat wird daher diese Be- 
strebungen bei Prüfung von Ausfuhrgesuchen 
auch fernerhin berücksichtigen.“ 

Misslin. 


3, des Wasserrechtsgesetzes mög- 


\ 


28. Oktober 1920. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der 
Kraftwerke. — 
Weiterausbildung des Betriebspersonals ist für 
die Wirtschaftlichkeit der Kraftwerke von 
großer Bedeutung. Direktor Schirp, Berlin 
schildert!) die durch den Krieg und seinen un- 
glücklichen Ausgang veränderten sozialen und 
wirtschaftlichen Verhältnisse, die auf jeden Be- 
trieb unheilvoll gewirkt haben, und die Mög- 
lichkeit, die frühere straffe Organisation im 
Rahmen der gesetzlich gewährleisteten Rechte 
der Arbeitnehmer von neuem aufzubauen. Die 
Städt. El. Werke Berlin versuchten eine Besse- 
rung der ungünstigen Verhältnisse durch Vor- 
träge für allein den Elektrizitätswerken Tätigen 
herbeizuführen. Für die Vorträge war eine 
Reihe von Betriebsbeamten gewonnen, die die 
Fähigkeit besaßen, in verständlicher Weise 
uber allgemein interessierende Gegenstände aus 

em 
Ferner sollte durch die anschließende Aus- 
en jedem Gelegenheit geboten werden 
über besondere Punkte, die in den Vorträgen 
berührt wurden, Aufklärung zu erhalten. Zu- 
nächst wurde auf einem Großkraftwerk mit 
420 Mann’ Belegschaft ein großer Vortragsraum 
vorgesehen. Zur Erleichterung des Verständ- 
nisses für die Teilnehmer wurde ein Lichtbild- 
apparat beschafft, der die bildliche Veran- 
schaulichung von kleinen Zeichnungen ermög- 
lichte und so das Interesse besonders weckte. 
Die ersten Vorträge wiesen einen derartigen 
Besuch auf, daß eine Wiederholung derselben 
notwendig wurde. Leider zwangen die fortge- 
setzten Streiks und die neue Urlaubsordnung 
zur Einstellung, die Wiederaufnahme soll aber 
in nächster Zeit erfolgen. Die StEW Berlin 
hoffen Zweck und Ziel dieser Vorträge durch 
wesentliche Hebung der Arbeitsfreude und des 
Arbeitsinteresses zu erreichen und anderen 
Werken Anreiz zu gleichem Vorgehen zu Bez 


Der Jahresberieht über den Panamakanal. 
— Nach dem Bericht über den Panamakanal 
für das Jahr Juni 1918/Juni 1919 haben sich 
während dieser Zeit keine Geländerutschungen 
oder andere ernstliche Zwischenfälle ereignet. 
Die - Gesamtwassermenge der Auffangezone be- 
trug monatlich im Durchschnitt 435 Mill. m}, 
von denen 35,24% Verwendung fanden, jedoch 
nur 9,2% für das Durchschleusen. Durch den 
Nebendurchlaß bei Gatun flossen 229 Mill. m? 
ungenutzt; 54 Mill. m3 oder 12%, verdunsteten, 
und die Entweichungen an den Schleusen und 
Nebendurchlässen betrugen 1,42 Mill. m®. 
137,5 Mill. m3 Wasser wurden durchschnittlich 
für das Wasserkraftelektrizitätswerk bei Gatun 
entnommen, während die Durchschleusungen 
40,2 Mill. m? beanspruchten. Das Elektrizitäts- 
werk verwendete 66,5%, des genutzten Wassers, 
d.h. etwa 20% der gesammelten Niederschlags- 
menge. Die elektrische Treidelei erlitt infolge 
fehlerhafter Konstruktion der Kupplungshebel 
der elektrischen Lokomotiven zweimal eine 
Störung dadurch, daß die Lokomotive eine 
abschüssige Strecke herablief. Durch geeignete 


Vorkehrungen wurde der Wiederholung ..der- 


artiger Zwischenfälle vorgebeugt. Infolge Über- 
flutung der Transformatorenkammern in den 
Schleusenmauern bei Miraflores wurde das 
Durchschleusen bei einer Gelegenheit um etwa 
5 h verzögert, woraus hervorzugehen scheint, 
daß die Kuppelung der Regelvorrichtungen 
noch nichtin der wünschenswerten Weise durch 
geführt ist. Das Wasserkraftwerk ist erweitert 
worden, so daß das Dampfkraftwerk in Mira- 
flores nur noch als Aushilfe dient. Es wird 
mittels Ölfeuerung in steter Dienstbereitschaft 
gehalten und nimmt beim Versagen des Gatun- 
Werks den Betrieb selbsttätig auf. Die Stö- 
rungen an der 44 kV-Fernleitung sind erheblich 


- verringert worden, nachdem weitere Einheiten 


in die Isolatorenketten eingebaut worden sind. 
Während die Anzahl der Isolatoren'versager im 
Jahre 1917 17, im Jahre 1918 29, und während 
der Zeit vom Juli 1918 bis zum Februar 1919 
sogar 32 betrug, haben sich, nach dem im 
Februar vorigen Jahres fertiggestellten Isola- 
torenumbau, in den darauf folgenden vier Mo- 
naten Anstände nicht ergeben. („Electrical 
Review‘, London, Bd. 86, 1920, S. 306.) W. 


Wasserkraftwerk am Toten Meer. — 
Der Förderer des modernen Zionismus, Th. 
Herzl, welcher Palästina seine alte Tätigkeit 
wiedergegeben hat und die in der Welt verstreu- 
ten Juden wieder zusammen führen wollte,hatte 
geplant, das Mittelmeer und das Tote Meer für 
Bewässerungs- und Krafterzeugungszwecke 


!) Mitteilungen der Vereinigung der Elektrizitäts- 
werke, Heft Nr. 272, S. 217. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Die Belehrung und berufliche - 


Gebiete des Kraftbetriebes zu sprechen. 


RUNDSCHAU. 


durch einen Kanal zu verbinden. Dieser Plan 
ist neuerdings durch den norwegischen In- 
genieur M. A. Hjorth, wieder aufgegriffen 
worden. Geplant ist die Herstellung eines 
unterirdischen Kanales von 60 bis 70 km 
Länge zwischen beiden Meeren,. deren Spiegel 
393 m Höhenunterschied haben. (Abb. Lu. 2). 


Lydd 


Abb. 1. Lageplan des geplanten Kraftwerks 
am Toten Meer. 


Hjorth schlägt die Errichtung einer Kraft- 
anlage von 75 000 kW in der Nähe des Toten 
Meeres vor, um die Umgebung mit elektrischer 
Energie zu versorgen. In der „L’Industria‘ 
vom 31. V. 1920, gibt M. A. Gradenwitz 
Einzelheiten über dieses Projekt. Abb. 1 
stellt einen Lageplan, Abb. 2 das Ge- 
ländeprofil dar, wobei die Höhe im Verhältnis 
zur Länge stark vergrößert erscheint. Ein 


Jerusalem 
GUN, 


Abb. 2. Geländeprofil (Höhenmaßstab stark vergrößert). 


Teil des erzeugten Stromes würde mittelst 
Hochspannungsleitungen zum See Genezareth 
geführt werden, wo er hauptsächlich mit Hilfe 
zweier, parallel des Jordanflusses verlester 
Hauptrohrleitungen, das Wasser des Gene- 
zareth-Sees verteilen und damit die Um- 
gebung bewässern sollte. ° Hjorth sieht auch 
die Einrichtung von Salinen vor, um aus dem 
Wasser des Mittelmeeres nach dem Verlassen 
der Turbinen und aus dem Wasser des Toten 
Meeres Salz zu gewinnen. Die Erhöhung des 
Wasserspiegels des Toten Meeres würde in- 


folge der Verdunstung begrenzt bleiben; die 
Verminderung seines Salzgehaltes aber ge- 


nügen, um die Züchtung gewisser Fischarten 
zu ermöglichen. Schließlich würde man, da 
genügend Betriebskraft vorhanden ist, die 
Asphaltlager bei Sodom und Gomorrha 
ausbeuten können. Es ist unwahrscheinlich, 
daß das Projekt jemals zur Ausführung ge- 
langen wird, denn seine erheblichen Bau- 
kosten stehen in keinem Verhältnis zu seinen 
Erträgnissen. („Le Genie Civil‘ Bd. 77, 
1920, 8. 240). 9. 


Elektromaschinenbau. 


Über Wechselstromselbsterregung an 
Gleiehstrommaschinen. — Bei Versuchen an 
einer großen Drehstrom-Turbodynamo wurde 
die Nebenschlußwicklung der Erregermaschine 


1920. Heft 43. 


direkt an die Klemmen der Rotorwicklung des 
Drehstromgenerators gelegt, (Abb. 3) während 
bei der sonst üblichen Schaltung diese Neben- 
schlußwicklung an den Ankerklemmen der Er- 
regermaschine angeschlossen wird (Abb.4). In 
der ersten Schaltung zeigte die Erregermaschine 


Rotor Rotor 


Erregeranker 
00000. BE 
Webenschlußwicklung Webenschlußwicklung 
Abb. 4. 


Abb. 3. 


unstabileBelastungsverhältnisse,ihre Spannung 
und ihre Ströme pendelten. Fr. Leyerer ver- 
sucht nun,. diese Erscheinung rechnerisch zu 
verfolgen, und vergleicht die theoretisch ent- 
wickelten Ergebnisse mit den Versuchsergeb- 
nissen. Zu diesem Zwecke werden die Diffe- 
rentialgleichungen für das gegebene Problem 
aufgestellt, und zwar dient als Erregermaschine 
eine Kompoundmaschine mit Wendepolen. 
Es werden die Formeln für die Ströme und 
Spannungen entwickelt und diskutiert. Es 
ergibt sich, daß die Erregermaschine in 
diesem Falle sich als eine selbsterregte Wech- 
selstrommaschine darstellt, welches Ergebnis 
mit der erwähnten Beobachtung überein- 
stimmt. — Es wird nun der Fall untersucht, 
ob bei Verwendung einer gewöhnlichen Haupt- 
strommaschine als Erregermaschine Schwin- 
gungen auftreten können? Die Lösung der 
Differentialgleichung ergibt aber, daß perio- 
dische]| Schwingungen des Stromes bei der 
Hauptstromerregermaschine in keinem Falle 
auftreten können. Es folgt sodann die Durch- 
rechnung des Versuchsaggregates und_ eine 
Andeutung der Berücksichtigung der Krüm- 
mung der Magnetisierungscharakteristik. (Fr. 
Leyerer, Archiv f. Elektrotechn., Bd. 9, 
1920, 8. 95). Vg. | 


Über selbsterregte Mehrphasenstromgene- 
ratoren. — Der Verfasser beschränkt sich auf 
die Darstellung der Vorgänge im Reihen-K.ollek- 
torgenerator und im leerlaufenden Neben- 
schluß-Kollektorgenerator. Im allgemeinen 
gilt als Grundbedingung für die Selbsterregung 
von Wechselstrom-Kollektorgeneratoren, daß 
in den Stromkreisen sowohl EMK durch 
Transformation als auch durch Rotation vor- 
handen sind. Zunächst werden die Bedin- 
gungen für den Zweiphasen-Kollektorgenerator 
untersucht. Hierbei findet eine induktive Be- 
einflussung der beiden Phasen nicht statt. 
Damit Selbsterregung eines Wechselstrom- 
Kollektorgenerators eintreten kann, müssen 
zwei Rotations-EMKK vorhanden sein. Die eine 
ist in Phase mit dem Strom, dient zur Über- 
windung des Ohmschen Spannungsabfalles und 
bestimmt die Größe des Stromes. Die andere 
Rotations-EMK ist gegen die erste zeitlich um 
90° verschoben und dient zur Überwindung 
der selbstinduzierten Spannung. Die Perioden- 
zahl stellt sich so ein, daß der aus der ersten 
Bedingung sich ergebende Strom auch die ' 
zweite Bedingung erfüllt. Es wird ferner ge- 
zeigt, unter welchen Umständen gleichzeitig 
selbsterregte und erzwungene Schwingungen 
nebeneinander bestehen können. (L. Fleisch- 
mann,. Archiv für Elektr., Bd. 8, 1920, >. 


447). vg. 


Leitungsbau. 


Die elektrostatische Einwirkung von Dreh- 
stromlinien auf Schwachstromleitungen. — 
Franz Stecher von Sebenitz behandelt in 
seiner Doktordissertation die Einwirkung, die 
eine Drehstromleitung im Falle eines Erd- 
schlusses in einer Phase auf eine Schwach- 
stromleitung ausübt. Auf Grund eines Zahlen- 
beispiels gibt er für diesen Fall die Näherungs- 
formel 

Voa Se V;: Cı . dy- 

(Wir wenden hier die Bezeichnungen an, die 
Brauns in seinem Aufsatz im Sonderheft 5 
der ,„Telegr.- u. Fernsprechtechnik‘‘, Jahrg. 
1919 eingeführt hat.) Die Größe dıs, die defi- 
nitionsgemäß ist 

a+(b+ ce? 

a?-+(b — c)?’ 


wo b die Mastlänge der Drehstromlinie, c die 
Mastlänge der Schwachstromlinie und a den 


dir> 5 log nat 


856 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Helt 43, 


Abstand der beiden Linien bedeuten, wird 
unter der Annahme, daß (b—c)? bei größeren 
Abständen der Linien gegenüber a? vernach- 
lässigt werden können, und daß (b + c)?=4 be 
sei, ersetzt durch 


Der Zahlenfaktor Cı. E- ist auf Grund von 


2 Zahlenbeispielen zu 0,29 ermittelt, so daß die 
Näherungsformel lautet 


Ya=0%9. V..10g ( we =) 


Die Formel ergibt in dem einen Zahlenbei- 
spiel, wob = 8m und c=7m ist, sehr gute 
Übereinstimmung; in dem anderen Beispiel, 
wo b=15m und c=7m, treten erhebliche 
Abweichungen zutage. Der Grund liegt darin, 
daß hier der Unterschied in den Mastenlängen 
so groß ist, daß es nicht zulässig ist (b— ce)? 
gegen a? zu vernachlässigen und (b + c)’=4 be 
zu setzen. 3 

In den praktisch wichtigen Fällen liegen 
die Verhältnisse meist ähnlich wie im 2. Bei- 
spiel. Der Wert der angegebenen Näherungs- 
formel ist daher nur gering. 

Die Arbeit ist überholt durch den Aufsatz 
von W. Lienemann, Chemnitz in der ‚‚Telegr.- 
u. Fernsprechteehnik“ Nr. 11 vom Februar 
1920. W.=L: 


Abzweigdose für Hausinstallationen. — Die 
‚„‚Dreiring-Dosen‘“, der Firma ‚„Dreiring‘“, Elek- 
trotechnische Fabrik Triberg i. Schw. sind eine 
umgekehrte Anordnung der bisher gebräuchli- 
chen Arten. Statt wie bisher die Klemmen ineine 
Dose einzubauen und so den Installateur bei der 
Montage auf einen engen durch die Seiten- 
wände begrenzten Raum zu zwingen, sind bei 
der Dreiringdose die Klemmen auf einen flachen 
Teller, welcher durch ein erhöhtes Kreuzstück 
verstärkt ist, aufmontiert (Abb. 5). Die 


Abb. 5. 


Klemmen sind von allen Seiten frei zugäng- 
lich, umsomehr auch die sonst durch die Mitte 
der Dose gehende zur Befestigung des Deckels 
dienende Stiftschraube mit ihren leicht zu ver- 
lierenden kleinen Rändelmütterchen vermie- 
den ist. Der bei den Abzweigdosen jetzt noch 
gebräuchlicher Systeme am Boden befindliche 
Rand, also die Seitenwände, sind bei der Drei- 
ringdose mit dem Deckel in fester Verbindung 
gebracht. Die ausbrechbaren Stellen sind 
nicht nach außen, sondern nach innen abge- 
setzt, so daß die Dose, wenn nur als Durch- 
gangs- oder Winkeldose verwendet, ihr sauberes 
glattes und gefälliges Aussehen _beibehält. 
Die Deckelbefestigung geschieht durch eine 
unter dem Boden des Tellers durchgehende 
Bronzefeder, welche im Mittelpunkt mit einer 
Öse am Boden befestigt ist und außerdem noch 
durch die Befestigungsschraube gehalten wird. 
An ihren Enden hat die Feder entsprechend 
abgebogene Ohren, welche über die Nasen am 
Deckel einschnappen. Das Aufsetzen und Ab- 
nehmen des Deckels läßt sich also leicht be- 
werkstelligen, umsomehr auch an der Ver- 
stärkung des Tellers (Kreuzstück) zwei Zen- 
triernocken angebracht sind, die in die ent- 
sprechenden Aussparungen im Innern des 
Deckels eingreifen. Die Klemme der Ab- 
zweigdose besteht aus einer mit zwei Fuß- 
krallen versehenen Gewindeplatte, welche in 
die Verstärkung des Tellers eingebaut wird. 
Die eigentliche Kontaktschraube, eine Messing- 
Zylinderkopfschraube wird durch das Mittel 
der Messingkrone in die soeben erwähnte Ge- 
windeplatte eingeschraubt. Der Leitungsdraht, 
welcher ohne Ösen anzubiegen zwischen zwei 
Ansätze der Krone tangential an den Schrau- 
benschaft gelegt wird, liegt also auf dem Boden 
der Messingkrone satt auf und wird durch den 
Zylinderkopf der Messingschraube festge- 
klemmt, so daß er nicht ausweichen oder ab- 
geklemmt werden kann. Der Teller kann nach 
Abnahme des Deckels und der Verschluß- 
feder, als sogenannte Abzweigscheibe (Ab- 
zweigring) für verbleite oder gußeiserne Unter- 
putzdosen verwendet werden. Z 


Verkehr und Transport. 


Vereinheitlichung des Leitungsmaterials der 
englischen Straßenbahnen. — { 
schuß der ‚‚Municipal Tramways Association“ 
(England) erstattete Bericht stellte fest, daß in 
England nicht weniger als 30 verschiedene Sor- 
ten Fahrdraht in Gebrauch sind, daß ein ge- 
wisser Fabrikant 50 verschiedene Größen von 


Isolierbolzen und ein anderer gar über 1000 Mo- 


delle von Aufhängeösen für den Fahrdraht führt. 
Der Ausschuß bringt vier Querschnitte für 
den Fahrdraht in Vorschlag und zwar: 8,23; 
8,84; 9,45 und 10,16 mm?. Auch für Rillen- 
draht und das übrige Oberleitungszeug hat 
der erwähnte Bericht Normen vorgeschlagen, 
über die jedoch die Quelle nichts enthält. 
Da das ‚British Engineering Standards Com- 
mittee‘“ bereits Normen für obige Zwecke ent- 
wickelt, die sich aber bis jetzt anscheinend 
nieht haben durchsetzen können, so ist die be- 
absichtigte Vereinheitlichung noch nicht ver- 
wirklicht. (,The Eleetrician‘‘, Bd. 85, 1920, 
S. 102). hl. 


Elektrische Zugförderung auf Kuba. — Die 
Hershey-Cuban-Eisenbahn mit ihren Aus- 
läufern nach Havanna und Matanzas einschl. 
der Nebenstrecken wird für den Betrieb mit 
1200 V Gleichstrom eingerichtet. Die__ge- 


samte elektrisch betriebene Gleislänge (Voll- 


spur) wird rd 128 km betragen. Neben dem 
üterverkehr sollen stündlich Triebwagenzüge 
zwischen Havanna und Matanzas verkehren. 
Die Fahr- und Speiseleitungen erhalten Viel- 
fachaufhängung auf Auslegern an getränkten 
Holzmasten in 45 m Abstand. Letztere tragen 
gleichzeitig die 33 000- V - Hochspannungs- 
leitungen aus Aluminiumseil mit Stahlseele 
und die Speiseleitungen aus Aluminium. . 
Die vorgesehenen 7 D-Lokomotiven von 
60 t Gesamtgewicht sind mit 2-achsigen -Dreh- 
gestellen, 4 Motoren für 600 V, Vielfachsteue- 
rung sowie Scheren-Rollenstromabnehmern aus- 
gerüstet. Weiter sind vorgesehen 10 vierachsige 
Personentriebwagen, 3 Personen- und Gepäck- 
wagen und ein a N 
Im Kraftwerk werden 3 Drehstromturbo- 
generatoren für je 2500 kVA und 3 Trans- 
formatoren für „3000 kVA aufgestellt. Die 
Kessel erhalten Ölfeuerung. 3 Unterwerke, von 
denen eines mit dem Kraftwerk verbunden ist, 
benutzen Synchronumformer von je 1000 kW, 
die auf der Gleichstromseite aus zwei in Reihe 
geschalteten Maschinen für je 600 V besteben. 
Die beiden Außenunterwerke schalten bei 
Strombedarf völlig selbsttätig ein und schalten 
ebenso ab, wenn der Strombedarf aufhört. 
(Ztg. des Ver. dtsch. Eisenb-Verw., Bd. 60, 
1920, $. 798, nach Eleetrie Traetion.) 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


: Neue Apparate zur Strahlungsmessung. — 
Die im folgenden beschriebenen Apparate be- 
ruhen auf einer neuen Art von Thermoelemen- 
ten, die im Laufe des Krieges durch Zusam- 
menarbeit von W. Voege mit der Firma Carl 
Zeiß entstanden sind, als es sich darum han- 
delte, ein von Voege angegebenes Verfahren 
der Nachrichtenübermittlung durch unsicht- 
bare Wärmestrahlen für die Praxis brauchbar 
zu gestalten. Da die Elemente zur Verstär- 
kung ihrer Wirksamkeit im Brennpunkte eines 
Parabolspiegels angeordnet werden mußten, 
da ferner die Morsezeichen mit normäler Tele- 
graphiergeschwindigkeit zu übertragen waren, 
so mußten die folgenden Bedingungen erfüllt 
werden, denen bisher keines der bekannten 
Thermoelemente genügte: 1. hohe thermoelek- 
trische Kraft bei möglichst kleinem Wider- 
stande, 2. volle Ausnutzung der im Brennpunkt 
des Spiegels entstehenden Wärmemenge, 3. ge- 
ringe Trägheit, 4. Widerstandsfähigkeit gegen 
mechanische Erschütterungen. Der Zweck- 
bestimmung nach konnte es sich nur um ein 
einziges, hochempfindliches Element handeln, 
dessen wirksame Auffangfläche dem Durch- 
messer des Bildes der Lichtquelle im Brenn- 
punkte des Spiegeis entsprach. Das nach 
vielen Versuchen endlich hergestellte Element 
besitzt eine sechs- bis achtmal höhere 'Thermo- 
kraft als Eisen-Konstantan. Die Elemente 
haben einen inneren Widerstand von 1 bis 3 8, 
ihre Auffangfläche ist geschwärzt. Erhöht wird 
die Strahlungsempfindlichkeit noch wesentlich 
durch Anbringung eines kleinen, metallisch 
reflektierenden Kugelspiegels hinter dem Ele- 
ment. In günstigen Fällen wird durch diesen 
Kugelspiegel die Empfindlichkeit um das sechs- 
bis siebenfache gesteigert. Das von Zeiß ge- 
baute Element Nr. 2 entsprach hinsichtlich 
der Empfindlichkeit und der geringen Trägheit 
am besten den gestellten Anforderungen; es ist 
der Thermosäule von Rubens im Verhältnis von 
484: 100 überlegen, die Trägheit. beträgt aber 
nur 25 gegen 7,2s.bei,der Rubensschen Säule. 


Der vom Aus-- 


Flächenbolometer zu vergleichen. 
zehnmal so großen Fläche gab das Flächen- 


keit der Zeiß-Säule bei er 
rer Ruhelage des 


28. Oktober 1920. 


Auch das Zeiß-Element Nr. 1 ist der Ruben-/ 


Säule noch im Verhältnis 230 : 100 überlegen. 
Für den praktischen Gebrauch in frejer Luft 


werden die Elemente mit einer ee < 
luß- 


entweder aus lackiertem Steinsalz oder 
spat geliefert. Zur Illustrierung der Empfind- 
lichkeit sei erwähnt, daß das für meteorolo- 


gische Zwecke gebaute Instrument bei Be- 


strahlung von dem 17 Tage alten Monde in einer 
Höhe von etwa 25° über dem Horizont in 
einem Spiegelgalvanometer von Hartmann & 
Braun miteiner Empfindlichkeit von 10=2,10-8 
A bei 5 @ Galvanometerwiderstand einen Aus- 
schlag von 300° ohne und 265° mit vorgeschal- 
teter Glasplatte ergab. Das Element ist in 
diesem Falle in einen von Zeiß gebauten Para- 


bolspiegel von 25 cm Durchmesser und 15cm _ 


Brennweite eingebaut. Bei Anwendung eines 
Auffangspiegels von 100 em Durchmesser und 
eines Panzergalvanometers würde man noch 
etwa den millionsten Teil der Vollmondstrah- 
lung messen können. Um die Elemente auch 
für Spektraluntersuchungen benutzen zu kön- 


nen, wurde eine Linear-Thermosäule von 10 


Einzelelementen, deren Lötstellen in einer Ge- 
raden von 18 mm Seitenlänge angeordnet sind, 


‘von Zeiß hergestellt. Das Zeiß-Element Nr. 1 


entsprieht hier hinsichtlich der Empfindlich- 
keit etwa der Rubens-Thermosäule. Die Zeiß- 
Säule ist dagegen der Rubens-Säule ganz er- 
heblich überlegen. Zum Vergleich der Zeiß- 


der Verfasser ein solches aus zwei Eisenspiralen, 
die aus einem 0,015 mm starken Eisendraht 
auf einem Dorn von 0,3 mm Durchmesser ge- 
wickelt waren. Die Spiralen hatten eine Länge 
von 15 mm, sie wurden in üblicher Weise mit 
Konstantanwiderstäinden zum Wheatstone- 
schen Viereck geschaltet. Mit der Zeiß-Säule 
erhielt man bei 0,3 mm Spaltöffnung einen 


Ausschlag von 8,7°, mit dem Linearbolometer _ 


des Verfassers bei 20 mA Heizstrom 10°; bei 
30 mA, bei welcher Stromstärke die Ruhelage 
des Galvanometers aber bereits unsicher zu 
werden begann, 19°. Die Empfindlichkeit 
beider Instrumente ist also etwa von gleicher 
Größenordnung. Die Schaltung der Thermo- 
säule ist dabei aber wesentlich einfacher als die 
des Bolometers, die Ruhelage besser und das 
Arbeiten erheblich angenehmer. Bei ganz ge- 
öffnetem Spalt war die Zeiß-Säule mit einem 
Trotz der 


bolometer doch nur die en Empfindlich- 

heblich schlechte- 
0 Galvanometers. 
Zeitschr.‘ Bd. 21, 1920, $. 288.) Ix. 


Berg- und Hüttenwesen. 


...  Stromersparnis bei elektrischen Stahlwerks- 
öfen. — G. Hartig untersucht auf Grund von 
Messungen an einem bei der Peiner Walzwerk 
A. G. aufgestellten und von der Gesellschäft 
für Elektrostahlanlagen gebauten Zweiphasen- 
Induktionsofen zum Einschmelzen von Ferro- 
mangan für Desoxydationszwecke den Zu- 
sammenhang zwischen dem Stromverbrauch 
und der entsprechenden Schichtleistung!). 
Derselbe kann für bestimmte Verhältnisse 


-mit einer für die Praxis genügenden Ge- 


nauigkeit durch eine gerade Linie von 
der Lage y = mx + b dargestellt werden, mit 
deren Hilfe bei einer gegebenen Schichtleistung 
(Belastung des Ofens) geprüft werden kann, 


‘ob die Ofenleute auf. der betr. Sch'cht keine 


zu großen Strommengen verbraucht haben; 
gegebenenfalls können Belohnungen für Strom- 
ersparnisse danach berechnet werden. Die 
Konstante b entspricht dann den Wärme- 
verlusten in kWh je Schicht und b geteilt 
durch die Schichtdauer (12 h) ergibt eine 
konstante Leistung zur Deckung der Wärme- 
verluste. Der Quotient y’ = y/® ergibt, 
auf dieselben Abszissen bezogen, den jeder 
Schichtbelastung Ontenfeeh en Stromver- 
brauch je Tonne erschmolzenen Materials, 
Die Verbindung der so erhaltenen Punkte 
zeigt, wie leicht zu beweisen ist, eine auf die 
Asymptoten bezogene und in der positiven 
Ordinate verschobene gleichseitige Hyperbel. 
Da die Punkte der Meßreihe, wie aus der Ab- 
bildung ersichtlich, streuen, so zeigt der Ver- 
fasser ausführlich, wie die von ihm voraus- 
gesetzte richtigste gerade TWinie rechnerisch 
einfach und mit einer großen Genauigkeit zu 


-finden ist. Der Verfasser ist ferner der Ansicht, 


daß das geschilderte Verfahren der riehtigsten 
Geraden sich auch bei vielen. anderen Be- 


‚triebseinrichtungen anwenden läßt, unter an- 


derem auch zur Feststellung des Zusammen- 
hanges zwischen dem Kohlenverbrauch eines 
Elektrizitätswerkes und den abgegebenen k 


für einen bestimmten; Zeitraum oder anders 


ı) „Stahl und Eisen“ Bd, 39, 1919, 8. 1170, 


Säule mit einem Linearbolometer konstruierte . 


(Phys. 


4 
& 
% 
= 
BR 


TE Le u a m 


hr 
y- 
{ 


28. Oktober 1920. 


esagt, des Einflusses der Belastung auf den 

ohlenverbrauch. Auf diese Frage möchten 
wir etwas näher eingehen. Zunächst müßten 
selbstverständlich sämtliche Messungen bei 
Kohle mit gleichem Heizwert vorgenommen 
werden, da sonst die Lage der einzelnen Punkte 
im Schaubild nicht eindeutig sein kann. In 
gleicher Weise müßte bei Wechselstromkraft- 
werken auch der Leistungsfaktor Berück- 
sichtigung finden. Im übrigen kann der 
Kohlenverbrauch bezogen auf die Belastung 
nicht nur durch konstante Verluste und einen 
proportionell der Belastung wachsenden Strom- 
verbrauch (wie das beiDurchsetzöfen annähernd 
der Fall ist) ausgedrückt werden. Es sind da 
bekanntlich Faktoren im Spiel, welche die Ver- 
luste in Abhängigkeit von der Belastung bringen 
und zwar so, daß der Zusammenhang zwischen 
Kohlenverbrauch und abgegebener Energie, 
pre nicht durch eine Gerade, sondern 
urch eine Kurve ausgedrückt wird. Zu diesen 
Faktoren gehören die veränderlichen thermo- 
dynamischen, indizierten, mechanischen und 
elektrischen Wirkungsgrade. Das Schaubild 
für den Quotienten y‘ = y/x,_ entsprechend 
dem Verbrauch an Kohle f.1 kWh bei ver- 
schiedener Belastung ist folglich auch keine 
Hyperbel, sondern eine kompliziertere Kurve. 
So gibt Hobart (ETZ. 1915, S. 665, „‚die 
Kosten der Elektrizitätserzeugung‘‘) an, daß 
die Erzeugungskosten, bezogen auf die kWh, 


umgekehrt proportional der vierten Wurzel 
aus dem Belastungsfaktor sind. Werden 
somit der Untersuchung des Zusammen- 


hanges graphisch ermittelte Kurven und 
nicht eine Gerade nebst zugehöriger' Hy- 
erbel zu grundegelegt, so kann eine solche 
Methode auch für Blektrizitätswerke An- 
wendung finden. Da die Idealkurve in ihrem 
Verlauf jedesmal bekannt ist, so glauben wir, 
daß eine einfach von Hand durch die ver- 
mittels Messungen gefundenen Punkte geführte 
ähnliche Kurve eine genauere Unterlage sein 
wird, als eine rechnerisch ermittelte richtigste 
Gerade. H.H. 


Fernmeldetechnik. 


New Yorker Zentralfunkstelle.. — An der 
Nordküste Long Islands, nahe bei New-York, 
errichtet die ‚Radio Corporation of Amerika“ 
eine Großfunkstelle, welche gleichzeitig mit 
5 anderen ausländischen Großstationen wird 
arbeiten können.!) Die Stahltürme der Sta- 
tionen werden auf einem Gelände von etwa 
3 ha errichtet, das östlich von Port Jefferson 
am Long Island- Sund liegt. Die Vorberei- 
tungsarbeiten der Ingenieure sind vollendet 
und die Verträge für die Lieferung des für die 
Konstruktion nötigen Materials abgeschlossen ; 
ein Stab von Funkentelegraphie-Fachleuten hat 
mit den Bauarbeiten begonnen. Es werden 5 
Duplexsender und -empfänger eingebaut 
werden, welehe nach Angaben von E.J. Nally, 
Präsident der Radio Corporation, gleichzeitig 
betrieben werden können. _Zuerst soll der 
Betrieb mit Frankreich und Deutschland auf- 
genommen werden; ‘als weitere Gegenfunk- 
stellen kommen zunächst Stationen in Buenos- 
Aires und anderen Punkten Südamerikas, 
sowie in Polen, Schweden, Dänemark und 
anderen europäischen Ländern in Betracht. 
Die Antennenkonstruktion ist etwas unge- 
wöhnlich. Von dem Maschinenhause werden 
6 Luftdrahtgebilde sternförmig ausgehen und 
eine Ausdehnung von mehr als 1,6 km vom 
Mittelpunkt haben. Das ganze Luftdrahtge- 
bilde wird mittels 45,7 langer Rahen an 122 m 
hohen Stahltürmen befestigt werden. Jede 
der 6 Antennen hat 12 Türme. Fünf von den 
Antennen werden für den regelmäßigen Dienst 
benutzt, während die sechste für Aushilfs- 
zwecke vorbehalten bleibt. Die Energieerzeu- 
gung für jede der 5 Sender wird durch Alex- 
anderson-Hochfrequenzmaschinen bewirkt, wie 
sie auch jetzt in New Brunswick (N. J.) ge- 
braucht werden. Für jede Sendestation sind 
zwei 200 kW-Maschinen vorgesehen. Eine neue 
Errungenschaft der Funkentelegraphentechnik 
wird in den sogenannten vielfach abgestimm- 
ten Antennen zur Anwendung gelangen. Die 
Empfangsantennen werden nach dem System 
Weaganteingerichtet, welches eine Aussiebung 
der Luftstörungen ermöglicht. („Electrical 


World“, Bd. 76, 1920, S. 143). Th. 


Über das Ziehen des Zwischenkreis- 
Röhrensenders. — Das Ziehen beim Zwischen- 
kreis - Röhrensender ist eine Kopplungser- 
scheinung. Glage und Edler bringen des- 
halb einen Auszug aus der bisher die Kopp- 
lungserscheinungen am besten umfassenden 
Theorie von M. Wien, ausführlich behandeln 
sie besonders die Gesetze der Schwingungs- 
zahlen und der Dämpfungen. 


») Vgl. auch „ETZ* 1920, 8. 716. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Es werden dann Oszillogramme wieder- 
egeben, die an Röhrensendern bei Nieder- 
requenz (etwa 200 i. d. Sek.) aufgenommen 
sind und die das Umschlagen der Frequenz 
zeigen. 

Irgend eine Aufklärung über das Wesen 
des „Ziehens‘‘ wird dadurch nicht gewonnen. 
(Archiv f. Elektrot. Bd. IX., 29 1920). Alb. 


Über die Berechnung von Übertragern” für 
Telephonzwecke. — R. Holm hatte im „Archiv 
f.. Elektrotechnik“, Bd. 6, 1917, 8. 113!) 
eine Abhandlung der gleichen Überschrift ver- 


. öffentlicht, die einen durchgreifenden Rechen- 


fehler enthielt. Eine neue Abhandlung stellt 
die richtigen Resultate der früheren Arbeit in 
gedrängter und übersichtlicher Weise zu- 
sammen; außerdem werden die grundlegenden 
Berechnungen zum gleichen Thema von H. 
Pleijel bequem zugänglich gemacht und die 
Untersuchung mit Bezug auf gewisse Reso- 
nanzübertrager erweitert. Der Verfasser stellt 
folgende Aufgabe: Bei gegebener Frequenz 
und gegebenen Zeitkonstanten der Wicklungen 
ihre Windungszahlen bzw. Selbstinduktivi- 
täten so zu berechnen, daß der Übertrager 
zwischen zwei vorgeschriebenen, an ihn ange- 
schlossenen Leitungsgebilden möglichst gut 
Energie überträgt. Die Aufgabe wird mathe- 
matisch “behandelt und die Ergebnisse in 
übersichtlichen Formeln zusammengestellt. 
Außerdem werden einige Messungen an Über- 
tragern mitgeteilt, die eine gute Überein- 
stimmung mit den Formeln zeigen. (R. Holm. 
Archiv f. Elektrotechn, Bd. 8, 1920, S. 371). 
_ . Vg. 


Verwendung von Sammlerbatterien für 
Schwachstromanlagen im Anschluß an Stark- 
stromnetze. — Vielfach werden Sammlerbatte- 
rien zur Stromversorgung von Klingel-, Uhren- 
und ähnlichen Schwachstromanlagen verwen- 
det, die aus dem Starkstromnetz aufgeladen 
werden. In der Regel sieht man zwei Batterien 
vor, von denen die eine zum Betrieb benutzt 
wird, während die andere auf Ladung geschal- 
tet ist. Wird nur eine Batterie vorgesehen und 
unter Vorschaltung einer Glühlampe als Lade- 
widerstand geladen oder als Pufferbatterie 
unter Dauerladung estellt, so erfordert 
die Anlage besondere Schutzmaßnahmen, um 
die Netzspannung bei Isolationsfehlern von 
den Schwachstromapparaten fernzuhalten. 
Hochenegg,Wien, teilt die von dem öster- 
reichischen Regulativkomitee für derartige An- 
lagen festgesetzten Sicherheitsvorschriften mit. 
Sie lauten: 

1. Die den Schwachstromkreis versorgende 
Akkumulatorenbatteri darf nur in solcheRück- 
leitungen von Gleichstromkreisen eingeschaltet 
werden, die dauernd zuverlässig geerdet sind. 

2. Die: Akkumulatorenbattere muß mit 
einer Einrichtung versehen werden, durch 
welche sie zuverlässig gutleitnd überbrückt 
wird, sobald die gewöhnlich durch den Elektro- 
lyten hergestellte leitende Verbindung der Bat- 
terieelektroden unterbrochen oder in ihrem 
Widerstande übermäßig erhöht wird, oder wenn 
aus irgendwelcher anderen Ursache die Span- 


nung an der Batterie über die höchstzuiässlge 


Starkstromnelz 


+ 


Schwachsiron- 
Akkumulalor anlage 


Taster. 


Abb. 6. Fehlerhafte Ladeschaltung für Sammlerbatterien 
aus dem Starkstromnetz. 


Ladespannung erheblich ansteigt. In Abb. 6 
ist zum Vergleich eine fehlerhafte, in Abb. 7 die 


+ Sicherung StarkSirommelz 


öchmachsiromanlage 


Abb. 7. Ladeschaltung für Sammler nach den Be- 
stimmungen des Regulativkomitees. 


den Vorschriften entsprechende richtige Anord- 
nung dargestellt. („Elektrotechn. u. Maschi- 
nenb.‘, Bd. 38, 1920, 8. 429.) Kr. 


ı) „ETZ“ 1920,78. 141. 


» 


857 


F_ Abdrehen des Kollektors ohne den Anker 
herauszunehmen!), — Ein Support (Abb. 8) 
wird an einem Bürstenarm befestigt und hateine 
zusammenspannbare Führung, um Vibrationen 
des Drehstahles zu verhindern. Eine Holz- 
stütze wird zwischen dem die Abdrehvorrich- 
tung tragenden Bürstenarm und dem ihm vor- 
angehenden (in der Drehrichtung) eingesetzt, 


Abb. 8. 


die den Zug des Spannschlosses aufzunehmen 
hat. Der Bürstenhalterring wird festgekeilt. 
Der Abdrehstahl muß aus bestem Schnelldreh- 
stahl bestehen, eine rechteckige Schneidfläche 
haben und schräg gegen die Segmente verlaufen. 
Die Schneidgeschwindigkeit kann bei 250 bis 
500 V-Ankern mit starker Glimmerisolation 
60 bis 120 m/min, bei solchen mit schwächerer 
150 m/min betragen. Bei Antrieb der Dynamo 
durch Gasmotoren ist die Drehzahl meist zu 
hoch, und man schleift den Kollektor dann 
besser ab. Manchmal kann der Gasmotor je- 
doch mittels seiner Anlaßluft langsam und 
gleichmäßig genug betrieben werden. Nach 
dem Abdrehen wird der Kollektor mit feinem 
Sandpapier abgeschliffen und mit einem öligen 
Lappen poliert. Doch sollte Petroleum. ver- 
mieden werden, da es in den Glimmer ein- 
dringt, den Schellack löst und niemals ganz 
troeknet. W. 


Hilfswerkzeug zur Ermittlung des Ent- 
stehungsortes von an Maschinen beobachteten 
Schlägen. — M. D. C. Cook beschreibt im 
„American Maschinist‘‘ vom 10. IV. 1920 ein 
einfaches Werkzeug, welches zweifellos für 
seinen Zweck besser geeignet ist: als der 
bisher gewöhnlich dazu benutzte Schrauben- 
zieher. Es besteht (Abb. 9) aus einem flachen 


Abb. 9. 


zylindrischen Hohlkörper A aus Holz, der 
Shen durch eine dünne Holzmembrane ver- 
schlossen ist; an die gegenüberliegende, Wand 
ist ein Holzrohr oder ein -stab_von geeigneter 
Länge angesetzt. Das freie Ende dieses Rohres 
bzw. des Stabes ist mit einer Metallspitze 
versehen. Beim, Gebrauch wird der Maschinen- 
teil, von dem das Geräusch ausgeht, abgetastet, 
wobei das Ohr an die Holzschallplatte gelegt 
und durch Aufsuchen des Lautmaximums der 
Fehlerort ermittelt wird. (‚Genie Civil‘ Bd. 86, 
1920, S. 502). ah. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Die Entwicklung der Holzwarth - Gas- 
turbine. — Schon im Jahre 1914 war bekannt 
geworden, daß die Holzwarthschen Patente 
durch die Firma Thyssen übernommen 
worden seien. Man konnte mit Recht auf das 
Ergebnis gespannt sein, zumal Stodola in der 
Besprechung des Buches von Holzwarth 
„Die Gasturbine‘“ auf einen folgenschweren 
Irrtum Holzwarths in der Berechnung der 
therm. Wirkungsgrade aufmerksam gemacht 
hatte?). Holzwarth hatte nämlich die äußere 
Energie der Verbrennungsgase: A. Pa (u —vı) 
als gewinnbare Energie gerechnet, während 
diese in Wirklichkeit zur Überwindung des 
äußeren Luftdruckes durch die Auspuffgase 
verbraucht wird. Infolgedessen waren sämt- 
liche berechneten Wirkungsgrade um etwa 


ı) Dixon in 


Electrical World“, Bd. 76, 1920, 8. 129. 
n, Zeitschr. d. V. d. I. 1912, 


8. 527. 


858 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heft 43. 


28. Oktober 1920. 


8 bis 10% zu hoch. Die Aussichten waren 
damals recht trübe, denn für die Turbine ohne 
Kompression berechnete sich der theoretisch 
eirotchhar thermische Wirkungsgrad zu nur 
etwa 22%. Hiervon gehen die Wärmeverluste 
in der Verbrennungskammer und die gesamten 
Verluste in der Turbine ab, die zusammen auf 
mindestens 50 bis 60% geschätzt wurden. Mit 
einem thermischen Wirkungsgrade von 9 bis 
11% wäre aber die ‘Gasturbine nicht lebens- 
fähig gewesen. 2 

Eine um so größere Überraschung brachten 
daher verschiedene Mitteilungen in den Tages- 
blättern, wonach die Preußische Eisenbahnver- 
waltung 2 Gasturbinen-Anlagen bestellt habe, 
mit denen schon Versuche im Gange seien 
und weiter ein Bericht von Holzwarth!). Aus 
diesem ersehen wir, daß der Fortschritt in 
der thermischen Ausnutzung vor allem durch 
Erhöhung des Explosionsdruckes und Ver- 
kürzung der Expansionszeit erreicht wurde. 
Der Weg ist also ähnlich wie der seinerzeit 
bei der Kolbenmaschine eingeschlagene. Bei 
einem Kompressionsdruck von 3 bis 3,5 at, zu 
dessen Erzeugung die Abgaswärme noch ge- 
nügt, (Dampfkessel, Dampfturbine, Turbo- 
kompressor) erhöht sich der theoretisch er- 
reichbare thermische Wirkungsgrad nach den 
von Holzwarth mitgeteilten Kurven auf etwa 
das Doppelte des obigen Betrages (43 bis 46%). 
Außerdem zeigten die Versuche, daß am Rad- 
umfang Wirkungsgrade bis zu 55% erreich- 
bar sind, so daß also die Wärmeverluste in der 
Kammer und die Turbinenverluste zusammen 
nur 45% ausmachen. Dies ist ein überraschen- 
des Ergebnis, schätzte man doch allein die 
Verluste infolge der bei der Explosionsturbine 
auftretenden veränderlichen Strahlgeschwin- 
diskeit auf 30 bis 40% (Christlein). Auch 
unter Berücksichtigung dieser Zahlen erscheint 
der mitgeteilte Wirkungsgrad von 26% bei 
Vollast außerordentlich, man ist beinahe ver- 
sucht zu sagen, unwahrscheinlich günstig. Er 
würde bei einem Wirkungsgrad am Radumfang 
von 55% einen theoretischen thermischen Wir- 
kungsgrad von 47,5 % bedingen. Die Gastur- 
bine steht mit diesem Ergebnis in der Mitte 
zwischen der Dampfturbine und der Kolben- 
gasmaschine. Allerdings hat die Gasturbine 
den Nachteil, daß der Wirkungsgrad bei Halb- 
last auf weniger als ?/, desjenigen bei Vollast 
sinkt und der Leerlaufverbrauch noch nahezu 
50% beträgt. 

Die Anwendung hoher Kompression be- 
dingte eine entsprechende Durchbildung des 
sogenannten Düsenventils, welches die Düsen 
von der Verbrennungskammer absperrt und 
eine Sonderheit der Holzwarthschen Turbine 
darstellt. Auch der große, zur Erreichung 
kurzer Expansionszeit und geringer Wandungs- 
verluste erforderliche Düsenquerschnitt be- 
dingte Neukonstruktion des Düsenventils, die 
offenbar zur Zufriedenheit gelungen ist. Die 
im Gegensatz zur Dampfturbine schlagartig 


erfolgende Beaufschlagung erforderte eine be-: 


sonders kräftige Ausbildung der Beschaufe- 
lung. Als Material für die Schaufeln hat sich 
Elektroeisen als besonders vorteilhaft er- 
wiesen, da dieses dem Einfluß hoher Tempera- 
turen am besten widersteht. Es scheint ge- 
lungen zu sein, die Schaufeltemperaturen durch 
Luftkühlung des Rades in den erforderlichen 
Grenzen (400 bis 450°) zu halten. 

In einem Abschnitt über,, Wirtschaftliches‘“ 
wirdausgeführt, daß die Gestehungskosten der 
Gasturbinenanlage nur etwal/; derjenigen von 
Kolbengasmaschinenanlagen betragen werden, 
daß ferner die Vorteile der mehr und mehr auf- 
kommenden Nebenproduktgewinnung bei der 
Vergasung der Brennstoffe der Gasturbine wegen 
deren geringerer Anlagekosten im verhältnis- 
mäßig höherem Maße zugutekommt. So be- 
stehen berechtigte Aussichten dafür, daß die 
Gasturbine die Großgasmaschine nach und 
nach verdrängen wird. Die von der Preußischen 
Staatsbahn ‚vorgenommenen Bestellungen be- 
treffen eine Olturbine für 500 kW, 3000 Umdr./ 
min, gekuppelt mit Gleichstromdynamo und 
eine Gasturbine für 3200 kW, 1000 Umdr./min., 
beide im Gegensatz zu den beiden Versuchs- 
turbinen in liegender Anordnung. Erstere ist 
anscheinend zur Verwendung auf einer Loko- 
motive mit elektrischer Kraftübertragung be- 
stimmt, letztere zur Erzeugung von Ein- 
phasenstrom für Bahnzwecke. Es liegt in der 
Natur der Sache, daß der Staatsbeamte in 
bezug auf technische Neuerungen zurück- 
haltend ist und lieber die mit deren Einführung 
verbundene erhöhte Verantwortung vermeidet. 
Um so größer ist das Verdienst des Geh. 
Oberbaurats Dr. Wittfeld, der auf diesem 
Gebiet durch Erteilung der ersten Bestellungen 
und überhaupt durch sein lebhaftes Interesse 
für die Gasturbinenfrage bahnbrechend vorge- 
gangen ist. : 


!) Zeitschr. d. V. d. I. Bd..64, 1920, S, 197. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen, 


Jahresausstellung der Physical Society 
und der Optical Society. — Auf der von der 
Physical Society gemeinsam mit der Op- 
tieal Society seit 1913 zum ersten Male wieder 
veranstalteten Jahresausstellung erweckte eine 
Sammlung erbeuteter deutscher Instrumente, 
die von der Admiralität und dem Luftministe- 
rium gezeigt wurde, besonderes Interesse. Nach 
Ansicht des englischen Ausstellungs-Bericht- 
erstatters!) hat die englische Industrie den Vor- 
sprung, den Deutschland vor dem Kriege in 
der Herstellung technisch-wissenschaftlicher 
Instrumente hatte, nicht bloß eingeholt, son- 
dern weit überschritten, eine Behauptung, die 
allerdings durch die daran angeschlossenen Aus- 
führungen nicht allzu sehr begründet wird. An 
beachtenswerten Apparaten stellt die Firma 
H. Tinsley einen thermokraftfreien Kompen- 
sationsapparat nach Dießelhorst aus, der 
für das National Physical Laboratory be- 
stimmt ist. Dieselbe Firma zeigt ferner eine 
Thomsonsche Doppelbrücke mit zugehörigen 
Widerstandsnormalien und einem Meßbereich 
von 1,000 @ bis 0,001 @. Wie die Firma angibt, 
hat sie große Schwierigkeiten in der Beschaf- 
fung geeigneten Widerstandsmaterials für die 
Normalwiderstände, da die seitens der eng- 
lischen Fabrikanten garantierten Werte des 
elektrischen Temperäturkoeffizienten tatsäch- 
lich weit überschritten werden. Die Firma ist 
infolgedessen auf die Verwendung ausländi- 
schen Materials angewiesen. Außer diesen Ap- 
paraten sind von durch Tinsley & Co. herge- 
stellten Apparaten noch erwähnenswert ein 
Kompensationsapparat mit einem Meßbereich 
von 18 V bis 10-$V, ein Selbstinduktionsvariator 
für eine Selbstinduktion von 6 bis 159 mH und 
eine gegenseitige Induktion von 0 bis 34 mH, 
eine künstliche Leitung und ein ph 
zähler nach der stroboskopischen Methode für 
50 bis etwa 1300 Umdr/min. Die Cambridge 
und Paul Instrument Company (entstanden 
aus der Vereinigung der Cambridge Seien- 
tifie Instrument Company mit R. W. Paul) 
stellte u. a. einen elektrischen Kohlensäure- 
Registrierapparat aus. Das Instrument ge- 
stattet, ohne Anwendung chemischer Absor- 
ptionsmittel den Kohlensäuregehalt von Rauch- 
gasen abzulesen und zu registrieren. Die Wir- 
kungsweise beruht auf der verschiedenen 
Wärmeleitfähigkeit von Luft und Kohlen- 
säure-Luft-Gemischen. Von zwei Platinspira- 
len, die Zweige einer Wheatstoneschen Brücke 
bilden, befindet sich die eine in einer gewöhn- 
lichen Luftatmosphäre, die andere wird von 
Rauchgasen umspült. Der Ausschlag eines Gal- 
vanometers, das in der Brücke liegt, dient als 
Maß für den Kohlensäuregehalt. Ge. : 


Verschiedenes. 


Die Stellungnahme der Behörden zu der 
neuen Gebührenordnung der Architekten und 
Ingenieure. — Der AGO-Ausschuß hatte die 
neue Gebührenordnung der A. u. 1.2) einer 
Reihe von Behörden zusammen mit einer 
kleinen Druckschrift übersandt, in welcher ihre 
geschichtliche Entwicklung geschildert und 
um ihre Prüfung, Berücksichtigung und An- 
erkennung gebeten wurde. U. a. wurde die 
Gebührenordnung übersandt an das Reichs- 
Justizministerium, die Landesjustizministerien, 
die Präsidenten des Reichsgerichts, des Kam- 
mergerichts und der ÖOberlandesgerichte, an 
die Reichs- und Staatsministerien sowie end- 
lich an eine Reihe von Stadtverwaltungen. 
Der AGO teilt nun den ihm angeschlossenen 
Vereinen und Verbänden in einem Rund- 
Schreiben das bisherige Ergebnis dieses Schrittes 
bzw. den Inhalt der ihm zugegangenen Ant- 
worten mit, woraus einiges wiedergegeben sei. 

Was die Justizbehörden anbelangt, so 
wird in deren Rückäußerungen ganz allgemein 
der genugsam bekannte Standpunkt vertreten, 
daß den vorgesetzten Dienststellen der Ge- 
richte, eine Einwirkung auf deren Entschei- 
dungen hinsichtlich der Anerkennung der 
Geb. O. der A.u. I. als ‚‚üblicher Preis‘ nicht zu- 
stehe, daß vielmehr die Richter in jedem Einzel- 
falle die Frage der Üblichkeit zu entscheiden 
hätten. : 

Man wird sich also nicht zu wundern 
brauchen, wenn der frühere Zustand, daß z. B. 
Gerichte ein und derselben Stadt, ja sogar 
die verschiedenen Kammern bzw. Abteilungen 
eines und desselben Gerichts die Üblichkeit ganz 
nach ihrem Gutdünken anerkennen oder ab- 
lehnen, ohne sich die Mühe zu geben, der Lage 
der Dinge in privatem Verkehr wirklich nach- 
zugehen. Sache der Ingenieure und Architekten 
bleibt es also, keine Mühe zu scheuen, immer 


ı) „Electrieian“, Bd. 85, 1920, 8. 68. 
2) Vgl, „ETZ“ 199,8. 268. 


und immer wieder gegen Kostenfestsetzungen; 
welche der genannten Geb. O. die Anerkennung 
versagen, Beschwerde zu erheben, um so all- 
mählich den Gerichten die Tatsache einzu- 
hämmern, daß ‘es sich doch um übliche Sätze 
handelt. Wie wir von vielen Kollegen gehört 
haben, beginnt es allerdings auch auf diesem 
Gebiete bereits zu dämmern; viel öfter wie 
früher wird heute diese Geb.O.von den Gerichten 
ohne weiteres anerkannt. Empfehlen möchten 
wir bei dieser Gelegenheit, jeder Gebühren- 
rechnung das letzte Rundschreiben des AGO!) 
beizufügen. _ 
Aus den Außerungen anderer Ministerien 


sei erwähnt, daß sich der preußische Finanz- 


minister bei gutachtlicher Inanspruchnahme 
nichtbeamteter Architekten und Ingenieure 
vorbehält, in jedem Einzelfall Vereinbarungen 
zu treffen. Das Wohlfahrtsministerium will 
der Anerkennung und Anwendung der Geb. O. 
keine Bedenken entgegensetzen. Das sächsische 
Finanzministerium will die Geb. O. bei Auf- 
trägen an Nichtbeamtete zugrunde legen; eben- 
so äußert sich das Reichsarbeitsministerium. 

Gegen die entwurfsweise aufgestellten 
Honorarnormen für Siedlungswesen 
wurden von amtlicher Stelle Bedenken er- 
hoben, weil diese für Wiederholungen von 
Typenbauten bei Siedlungen zu hohe Sätze 
ergäben. Piz. ; - 


Energiewirtschaft. 


Feuerungstechnisches. — . Vom 16. bis 
18. IX. 1920 fand in der Technischen 
Hochschule Charlottenburg die  feue- 
rungstechnische Tagung der Haupt- 
stelle für Wärmewirtschaft statt. as 
meiste Interesse wurde dem ersten Gegen- 
stand entgegengebracht: „Umstellung von 


Dampfkesselfeuerungen auf Braun- 
kohle“ und „Verwendung von Vor- 
rosten zur Umstellung vorhandener 


Feuerungen auf minderwertige Brenn- 
stoffe‘. Die beiden Referenten brachten in 
großen Zügen das, was in der letzten Zeit auf 
diesem Gebiet geleistet worden ist, und kamen 
zu dem Schluß, daß in den meisten Fällen 
eine sachverständige Prüfung Grundlage für 
irgendwelche Maßnahmen auf dem Gebiete 
sein muß, um sich vor Rückschlägen zu hüten, 
die bei den außerordentlich vielseitigen An- 
forderungen leicht eintreten können. Der 
Grundgedanke der Tagung, der Erfahrungs- 
austausch, kam leider nicht recht zur Geltung, 
zumal die Erzeugerfirmen, Rostbaufirmen usw. 
ein zu großes Aufgebot gestellt hatten und die 
Mitteilungen der Verbraucher, also die Stim- 
men der Praxis, infolge Zeitmangels dabei zu 
kurz kamen. Soll die Einrichtung solcher 
Tagungen auf die Dauer den gewünschten 
Erfolg haben, so ist es dringend notwendig, 
die Verbraucher mehr zu Wort kommen zu- 
lassen und so das erstrebte Ziel wirklich zu 
erreichen. Sowohl Erzeuger wie Verbraucher 
würden davon einen großen Vorteil haben, 
denn es ist bekanntlich sehr schwer, die Er- 
fahrungen der Praxis herauszuholen und einer 
größeren Öffentlichkeit bekannt zu geben. 
Die vorhandene Bereitwilligkeit zu solchen 
Mitteilungen sollte unbedingt gefördert werden, 
u. a. dadurch, daß auch schriftliche Beiträge 
entgegengenommen und entsprechend ver- 
öffentlicht werden. Bisher hat sich in der Aus- 
sprache nur herausgestellt, daß Schwierigkeiten 
der verschiedensten Art zu überwinden sind 
und nur durch eingehende Behandlung des 
Einzelfalles entschieden werden können. Die 
technischen Schwierigkeiten sind geringer als 
die finanziellen, außerdem ist die Umstellung 
auf Braunkohlen im wesentlichen eine Frage 
der Sicherstellung des Bezuges bestimmter 
Kohlensorten auf längere Zeit. Da diese 
Sicherheit z. Zt. nicht gegeben werden kann, 
auch stellenweise übertriebene Hoffnungen auf 
baldige Rückkehr zum Steinkohlenbezug vor- 
handen sind, ist bisher verhältnismäßig wenig 
getan worden. Eine weitere Unsicherheit bietet 
ie gesamte Verkehrsanlage bzw. der Wagen- 
und Lokomotivmangel bei dem notwendigen 
etwa 3-fachen Umschlag, weiterhin die Lage- 
rung auf dem Werk sowie die Bewältigung 
der Kohlenmengen innerhalb des Kesselhauses. 
i Das zweite Thema: „Ersparnisprämien 
in der Wärmewirtschaft“ brachte aus 
größeren Betrieben Beispiele, die Arbeiter und 


Beamten gemeinsam zur sparsamen Brenn- 


stoffwirtschaft unter dem obersten Gesichts- 
punkt der Betriebssicherheit und Leistungs- 
fähigkeit zu erziehen. Beherzigenswert ist, 
daß die Prämien in ausreichendem Maße ge- 
währt werden müssen, falls nicht das ganze 
System versagen soll. 


‚9 Vgl. „ETZ“ 1920, S. 6557. Zu beziehen durch Julius 
Springer, Berlin, zum Preise von 20 Pf. > 


5 


28. Oktober 1920. 


Auch die „Verwendung von Torf für 
Dampfkesselfeuerungen‘ wurde in zwei 
Referaten behandelt, ohne indessen die ge- 
wünschte Klärung zu bringen. Es liegen noch 
zu wenig Erfahrungen aus Großbetrieben vor, 
besonders macht die Beschaffung der nötigen 
Brenntorfmengen heute noch Schwierigkeiten, 
an deren Beseitigung bekanntlich z. Zt. stark 
gearbeitet wird. „ 

.. Die „Verwendung von Braunkohle 
für Industriefeuerungen‘ scheitert häufig 
an der geringen Verbrennungs- bzw. Feuer- 
raumtemperatur, so daß für solche Zwecke 
vorläufig das Brikett den Vorrang hat. Wesent- 
lich vorteilhafter in bezug auf hohe Verbren- 
nungstemperatur sind die Kohlenstau b- oder 
besser Staubkohlenfeuerungen, da diese 
mit emem minimalen Luftüberschuß arbeiten 
können. Wesentlich ist dabei die Kornfeinheit, 
die bei der heutigen Mahltechnik keine be- 
sonderen Schwierigkeiten macht, wenn sonst 
sich die Kohle infolge ihres Wasser- und 
Aschengehaltes zur Staubfeuerung eignet. An 
sich ist die Staubkohlenfeuerung in Deutsch- 
land wenig bekannt mit Ausnahme der Zement- 
industrie, in der man mit gutem Erfolge 
arbeitet. Die allgemeine Verwendung müßte 
noch sorgfältig geprüft werden, insbesondere 
bezüglich des feuerfesten Materials. Eine 
normale Dampfkesselanlage ohne Änderungen 
auf Staubkohle umzustellen, dürfte Schwierig- 
keiten bringen, da im Gegensatz zur normalen 
Feuerung das Kohleteilchen die notwendige 
Wärme nicht aus der glühenden Kohlenschicht 
holt, sondern diese im Vorbeifliegen aus heißen 
Wandungen schlucken muß. 

Diese theoretischen Erörterungen über 
Verbrennung wurden vorzüglich durch Dr. 
Aufhäusers Vortrag: „Neuere Ansichten 
über Brennstoffe und Verbrennung“ 
behandelt. Es wäre zu wünschen, daß von 
diesen Erkenntnissen im Rost- und Kesselbau 
mehr Gebrauch gemacht würde; vielleicht 
ist die erwähnte Staubkohlenfeuerung in der 
Lage, umwälzend zu wirken, wenn alle Er- 
fahrungen besser zusammengetragen werden. 

Es sollen zwar die Berichte der bei der 
Tagung nicht zu Wort gekommenen Dis- 
kussionsredner veröffentlicht werden, jedoch 
fehlt dann der Austausch, der beabsichtigt 
war. Es ist zu hoffen, daß nach einigen Wieder- 
holungen sich die gegenseitigen Interessen so 
eingespielt haben, daß wertvolle Arbeit in 
kurzer Zeit geleistet wird. Diejenigen, die das 
Gebiet kennen und beherrschen, fanden wenig 
neues, sozusagen nur Varianten, die anderen 
wurden von der Fülle des Gebotenen erdrückt 
und erhielten daher wohl nicht die erhoffte 
Übersicht. 5 

Die „Möglichkeit von Ersparnissen 
im Zentralheizungsbetrieb‘ zeigte, daß 
auf diesem Gebiete noch mehr zu tun ist als 
auf dem der Umstellung auf andere Kohlen- 
sorten. Beinahe phantastisch klingende Zahlen 
von 50% Ersparnissen und mehr beweisen, 
daß unter sachkundigen Händen wirtschaft- 
liche Anlagen entstehen können, die ihren Ein- 
fluß auch auf das Kesselhaus ausüben können. 
Die Frage der Abwärmeverwertung für Heiz- 
zwecke konnte in Anbetracht der vorgerückten 
Zeit nicht ausreichend behandelt werden und 
würde zweekmäßig nachgeholt werden können. 

Die feuerungstechnische Tagung zeigte 
jedenfalls, daß ärmewirtschaft und Feue- 
rungsbetrieb noch reichlich verbesserungs- 
fähig sind, daß aber andererseits das Verständ- 
nis für deren Wichtigkeit geweckt ist. Durch 
systematische Arbeit, auch von sachverständi- 
ger Seite, wirdes uns wohl gelingen, aus dem 
Kohlenelend herauszukommen und unser Wirt- 
schaftsleben wieder in Gang zu bringen. La. 


Industrie und Handel. 


Das Ergebnis der Brüsseler Finanzkon- 
ferenz. — Unter dem furehtbaren Druck der 
wirtschaftlichen Not unserer Zeit. mag so 
mancher große Hoffnungen auf das Ergebnis 
der internationalen Finanzkonferenz 
gesetzt haben, ‘die der Völkerbundrat, einer in 
dem bekannten Haager Memorandum vom 
November 1919 gegebenen Anregung ent- 
sprechend, vor kurzem nach Brüssel einbe- 
rufen und durch eine Reihe speziell hierfür 
veranlaßter Gutachten sorgfältig vorbereitet 
hatte. Daß diese Hilfesuchenden — und es 
zählen heute wohl sehr viele Angehörige aller 
vom Kriege mehr oder weniger schwer betroffe- 
nen Länder dazu — sich nunmehr nach Schluß 
der z. T. wesentlich akademischen Verhand- 
lungen enttäuscht fühlen, ist begreiflich. Und 
doch wäre es unbillig, die Konferenz dafür 
verantwortlich zu‘ machen, daß sie nicht in 
einem sofort durchführbaren Programm den 
sicheren Weg aus dem europäischen Wirt- 
schaftselend zeigte. Solch einen allgemein be- 
gehbaren Weg gibt es nicht, und wer ihn er- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 43. 


wartete, verkennt die unheilvolle Verknüp- 
fung wirtschaftlicher, finanzieller und poli- 
tischer Faktoren, die durch den Weltkrieg und 
seine Folgen verursacht, von den Urhebern 
der verschiedenen Diktatfrieden fast unent- 
wirrbar gemacht worden ist. Es konnte auch 
nicht die Aufgabe der Konferenz sein, mit 
einem Schlage ein Problem zu lösen, das zu 
meistern, fast übermenschliche Kraft und Ein- 
sieht erfordert; und schließlich war ihr Pro- 
gramm durch den Ausschluß jeder Diskussion 
über den Friedensvertrag von Versailles und 
damit über die von Deutschland zu leistende 
Entschädigung gerade in bezug auf den Kern- 
punkt des Problems beschränkt, der doch zu- 
nächst klargelegt werden muß, bevor eine 
wirklich erfolgreiche Sanierung der Verhält- 
nisse, besonders in Deutschland, möglich ist. 
Indem man ihn einer späteren Konferenz in 
Genf oder anderswo vorbehielt, wurden die 
Brüsseler Delegierten der 39 beteiligten Staaten 
in eine Zwangslage versetzt, die für den prak- 
tischen Wert ihrer Arbeit im Sinne jener 
Hilfeheischenden von vornherein zunächst nicht 
viel erwarten ließ. Immerhin hat die Kon- 
ferenz, abgesehen von den schriftlichen Be- 
richten und anderen Gutachten ausgewählter 
Sachverständiger, äußerst interessante Ausfüh- 
rungen gebracht, deren große Bedeutung für 
die künftig zu verfolgende Wirtschaftspolitik 
nicht geleugnet werden darf. Hervorgehoben 
zu werden verdienen in dieser Beziehung neben 
den Vorarbeiten des Stockholmer Professors 
Cassel der Vorschlag des belgischen Minister- 
präsidenten Delacroix für ein als Ge- 
nossenschaft der beteiligten Staaten zu er- 
riehtendes Institut international d’Emission, 
die Darlegungen des französischen Vizeprä- 
sidenten Celier über die Aufgaben der Kon- 
ferenz sowie über internationale Anleihen und 
Kreditorganisationen, die Ersparnisvorschläge 
Brands (England), die groß angelegte Rede 
des Präsidenten der Nederlandsche Bank Dr. 
Vissering über das Geldwesen Europas und 
die Möglichkeiten seiner Verbesserung, das 
temperamentvolle Eintreten des italienischen 
Professors Panteleoni für den Freihandel, 
der Vortrag des Belgiers Wouters d‘Op- 
linter über die Probleme des internationalen 
Warenausstausches und schließlich das von 
dem Holländer ter Meulen entworfene Pro- 
jekt für eine internationale Kreditorganisa- 
tion, an: das die bezügliche Konferenzkom- 
mission inihrer Resolution dann anknüpfte, und 
das um so mehrinteressieren mußte, als sowohl 
der von Amerika als Gast entsandte Vertreter 
Boyden wie der englische Delegierte - Lord 
Chalmers die hier und dort immer noch 
gehegten Hoffnungen auf von diesen beiden 
Ländern erreichbare Staatskredite sehr ein- 
deutig als aussichtlos bezeichneten. Daß 
Staatssekretär Bergmann die Konferenz mit 
Erfolg über unsere, wie er sagte, noch nicht 
verzweifelte Finanzlage, die deutschen Steuer- 
pläne und Aussenhandelsbestrebungen auf 
klären konnte, war aus dem Grunde außer- 
ordentlich wichtig, weil Deutschland vorläufig 
nicht ohne fremde Unterstützung auskommen 
kann und die jetzt kommenden Verhandlungen 
über seine Kriegsschuld im Interesse aller Be- 
teiligten unbedingt auf der Basis vollkommen 
klarer Einsicht in unsere finanziellen und 
wirtschaftlichen Verhältnisse geführt werden 
müssen. 

Das positive Ergebnis der Konferenz 
neben dem gewiß nicht zu unterschätzenden 
einer wechselseitigen Verständigung unter den 
Delegierten sind folgende von den einzelnen 
Kommissionen aufgestellte, im weiteren natür- 
lieh die Mitwirkung des Völkerbundes er- 
fordernde und sich teilweise deckenden Richt- 
linien :t) 

Die Finanzkommission will die öffent- 
liche Meinung von den Regierungen dahin 
unterrichtet sehen, daß sie sich endlich von 
der wahren Lage Rechenschaft gebe und 
davon überzeuge, daß die Rückkehr zu einer 
gesunden Finanzgebarung unerläßliche Vor- 
aussetzung einer wirklich sozialen Politik 
sei. Das Wirtschaftsleben könne nur wieder 
aufleben durch Vermehrung der Produk- 
tion, die bisher von dem dauernden Miß- 
verhältnis zwischen den Ausgaben und 
Einahmen des Staates verhindert werde. 
Daher müßten erstere in den ordentlichen 
Einnahmen ihre volle Deckung finden, die 
Rüstungsausgaben, soweit es die nationale 
Sicherheit irgend gestatte, eingeschränkt ‚alle 
unproduktiven außerordentlichen Ausgaben 
vermieden und selbst die produktiven tunlichst 
verringert werden. Auf die Senkung der 
Rüstungsausgaben legt die Kommission 


- ganz besonderes Gewicht, wie sie anderseits 


von den Regierungen Verzieht auf alle Maß- 
nahmen verlangt, die im Widerspruch mit 
den natürlichen Gesetzen der Wirt- 


1) Nach der „Frankf. Ztg.“ vom 8. X. 1920. 


859 


schaft und durch rein künstliche Mittel den 
Völkern ein falsches Bild von der wirklichen 
Lage vortäuschen (Beeinflussung der Nah- 
rungsmittelpreise, , Erwerbslosenunterstützung 
usw.). Lasse sich auf diese Weise der not- 
wendige Ausgleich zwischen Ausgaben und 
Einnahmen nicht erreichen, so müsse der 
Fehlbetrag durch neue Steuererträgnisse be- 
glichen werden. Im Falle unvermeidbarer An- 
leihen sei die Konsolidierung der Schul- 
den Voraussetzung. Schließlich wird emp- 
fohlen, die finanzielle Situation jedes Landes 
der Kritik breitester Öffentlichkeit zugäng- 
lich zu machen. 

Die Kommission, die die im Vordergrund 
des allgemeinen ‘Interesses stehenden Fragen 
des internationalen Kredits behandelte, 
ist der Ansicht, daß der Geldmarkt erst dann 
wieder. normal funktionieren könne, wenn 
sämtliche Beziehungen zwischen allen Völkern 
wieder angeknüpft und die aus dem Kriege 
herrührenden Verpflichtungen festgestellt, ihre 
Regelung in Angriff genommen seien. Die 
Vorbedingung für neue Kreditmöglichkeiten 
sieht sie in der Wiederherstellung gesunder 
öffentlicher Finanzen, dem Aufhören der In- 
flation, dem Abbau des Geldumlaufes und der 
Freiheit der Handelsbeziehungen. Für 
ausländische Hilfe, ohne die einzelne Länder 
nicht zu einer wirtschaftlichen Gesundung 
kommen können, dürften nur wirkliche Er- 
sparnisse herangezogen, der Geldumlauf aber 
keinesfalls vermehrt werden. Sie könne nur 
für Länder in Frage kommen, die zu gegen- 
seitiger Unterstützung bereit und imstande 
sind, durch die Zusammenarbeit aller 
Bevölkerungsklassen und Sparsamkeit 
die volle Entwieklung ihrer Produktion sicher 
zu stellen. Von Sonderfällen abgesehen, sollen 
die Kredite aber nicht von Staat zu Staat ge- 
geben werden. Für Privatkredite empfiehlt 
die Kommission die Einrichtungeinesinterna- 
tionalen Organs für diejenigen Staaten, die 


. Kredite zur Bezahlung ihrer lebenswichtigen 


Einfuhr beanspruchen. Auf Grundlage von (sa- 
rantien für die Sicherung dieser Kredite sollen 
Bonds ausgestellt, die Durchführung der Ein- 
richtungimeinzelnen durch ein vom Völkerbund- 
rat zu bildendes Komitee aus Finanzmännern 
und Geschäftsleuten ausgearbeitet werden. Es 
scheint der Kommission zweckmäßig, wenn 
dieses die Möglichkeit prüfe, die als Unter- 
pfand dienenden Obligationen durch eine inter- 
nationale Garantieverpflichtung zu stärken; 
dagegen ist sie der Ansicht, daß der Vorschlag, 
die Garantien für Ausfuhrkredite ganz auf 
internationaler Basis aufzubauen, erst noch 
gründlich studiert werden müsse. Für Ver- 
edelungskredite sieht sie ein Haupthindernis 
in der lückenhaften Gesetzgebung der. ein- 
zelnen Länder, die dem ausländischen Kredit- 
geber nicht genügende Sicherheit gewähren. 
Sie regt an, daß der Völkerbund einen Aus- 
schuß von Juristen und Kaufleuten beauf- 
trage, auf den Ausbau der Gesetzgebung der 
einzelnen Länder in diesem Sinne hinzuwirken. 
Weiter wünscht die Kommission u. a. die Ver- 
öffentlichung vergleichbaren finanziellen In- 
formationsmaterials, Schaffung eines inter- 
nationalen Clearinghauses und eine Ver- 
ständigung dahin, daß die Überbürdung mit 
Steuern nicht zum Hindernis für den inter- 
nationalen Geld- und Kreditverkehr werde. 
Nach der Resolution der Kommission für 
den internationalen Handel verlangt 
dessen Wiederaufnahme die Wiederherstellung 
wirklichen Friedens und seine Aufrecht- 
erhaltungin der Zukunft. Als wichtiger Faktor 
erscheint ihr ferner die Sicherheit im 
Innern der einzelnen Länder. Die Ver- 
besserung der finanziellen Lage und die wirt- 
schaftliche Wiedergesundung hänge stark von 
der Verständigung zwischen den Nationen ab; 
im Anschluß an die Erklärung des Obersten 
Rates der Alliierten vom 8. III. 1920 betont 
sie die Notwendigkeit, sofort und in vollem 
Umfange die freundschaftliche Gedankenarbeit 
der Völker und den freien, uneinge- 
schränkten Güteraustausch wieder her- 
zustellen, so daß das europäische Wirtschafts- 


‚leben nieht durch die Errichtung künstlicher 


Schranken in der Entwicklung gehemmt 
werde. Jedes Land müsse allmählich wieder 
zu der Handelsfreiheit der Vorkriegszeit zu- 
rückkehren; die Verbesserung und rationelle 


Ausnutzung der Transportmittel sei für den 


Welthandel von vitaler Bedeutung. 

Von der Kommission für Währung und 
Valuta wird u. a. gefordert, daß die Banken 
jedem politischen Einfluß entzogen werden 
und nur eine von rein wirtschaftlichen Ge- 
siehtspunkten geleitete Geldpolitik treiben. 
Sie weist auf den Zinsfuß als den wirksamsten 
Regulator des Kredits hin und wünscht für 
Länder, deren finanzielle Lage eine unmittel- 
bare Änderung der Diskontpolitik nicht zu- 
lasse, eine: Beschränkung des Kredits auf die 
Befriedigung nur wirklich dringender Bedürf- 


860 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


nisse. Wo die Goldwährung aufgegeben 
worden sei, solle man so bald wie möglich zu 
ihr zurückkehren. Den Versuch, eine feste 
Beziehung zwischen dem umlaufenden Papier- 
geld und dem Goldwert herzustellen, hält 
die Kommission für aussichtlos, weil sie 
sich doch nicht aufrecht erhalten lasse, und 
wo der Abbau der Inflation angefangen werde, 
müsse er langsam und sehr vorsichtig erfolgen, 
um Handel und Kredite nicht schwer zu 
stören. Die Kommission glaubt weder an die 
Wichtigkeit einer internationalen Geldeinheit, 
noch an die eines internationalen Ausgleichs- 
mittels, hält aber die Einrichtung eines Zen- 
tralemissionsinstituts dort für dringend not- 
wendig, wo ein solches noch nicht besteht. Da 
der Versuch, die Schwankungen der Wechsel- 
kurse durch Einführung künstlicher Kontroll- 
maßnahmen zu beseitigen, keinen Erfolg 
verspreche, wird ein internationales In- 
stitut vorgeschlagen, das nicht nur die finan- 
ziellen Statistiken der Konferenz fortzuführen 
sondern auch die Frage des Geldumlaufes und 
der zu seiner Verbesserung einzuschlagenden 
Politik dauernd weiter zu prüfen habe. - 
Vieles in diesen prägnanten Resolutionen 
und Richtlinien Gesagte ist nicht neu, auch 
nicht allgemein ausführbar, und doch, vor 
dem Forum der Finanzkonferenz eindringlich 
wiederholt, wird es mithelfen, allen heute noch 
darüber unklaren Köpfen einzuhämmern: Es 
gehtnur mitArbeiten und Sparsamkeit. 


1920. Heft 


43. 28. Oktober. 1920. 


Diese wichtigsten wirtschaftlichen Notwendig- 
keiten aber lassen sich allein erfüllen, wenn 
wirklich Friede herrscht. Sache der Regie- 
rungen ist es, ihn endlich zu schaffen und jene 
440 Artikel eines Vertrages zu beseitigen, der, 
ein Kriegsdokument übelster Art, Europa, nie- 
mals wird zu Ruhe kommen lassen. Uber 
dem Sitz des die Brüsseler Verhandlungen 
leitenden früheren schweizerischen Bundes- 
präsidenten Ador stand die Devise ‚L’union 
fait la force‘. Sie kann den Weg aus dem Wirt- 
schaftselend weisen, wenn der gute Wille, ihr 
zu folgen, allgemein ist. 


Sehutz den deutschen Dieselmotoren! — 
Nach Art. 189 des Versailler Vertrages dürfen 
alle Gegenstände, Maschinen und Materialien, 
die von dem Abbruch, der deutschen Kriegs- 
schiffe jeder Art, Überwasserschiffe oder 
Unterseeboote, herrühren, nur zu rein in- 
dustriellen oder reinen Handelszwecken Ver- 
wendung finden, an das Ausland aber weder 
verkauft noch überlassen werden. Diese Be- 
stimmung erstreckt sich mangels irgend einer 
Beschränkung selbstverständlich auch auf 
Dieselmotoren, die aus Kriegsschiffen 
stammen. Wenn nun Art. 192. weıter aus- 
spricht, daß Kriegsmaterial jeder Art, dessen 


"Bestände über eine von der Entente festge- 


setzte Menge hinausgehen, zu zerstören sei und 
nicht mehr erzeugt werden dürfe, so kann das 
nur der bare Unverstand allgemein auf Diesel- 


motoren beziehen. Ihre Herstellungund Verwen- 
dung zu anderen Zwecken als für Unterwasser- 
fahrzeuge unter Hinweis auf diesen Artikel und 
eine ganz einseitig aufgestellte Kriegsmaterial- 
liste verhindern wollen, bedeutet einen durch 
nichts begründeten, gewalttätigen Ein- 
griff in deutsche Rechte. Er ist jetzt 
seitens der Entente bei der Maschinenfa- 
brik Augsburg-Nürnberg erstmals versucht 
worden und muß deshalb von vorneherein 
mit aller Schärfe. zurückgewiesen wer- 
den. Dagegen einmütig, wie es inzwischen 
auch geschehen, Stellung zu nehmen, ist, ganz 
abgesehen von der Rechtsfrage, schon deshalb 
Pflicht, weil der Dieselmotor gerade in unserer 
wirtschaftlichen Lage, die äußerste Sparsam- 
keit auf allen Gebieten industrieller und ge- 
werblicher Betätigung fordert, als Antriebs- 
maschine mittlerer Leistung gar nicht ent- 
'behrt werden kann. Daß die Zerstörung vor- 
handener Motoren bzw. die Unterbindung der 
weiteren Fabrikation Schadensersatzansprüche 
im ‘Werte von Milliarden zur Folge haben 
würde, sei nur nebenbei erwähnt. Wie ver- 
lautet, hat die deutsche Regierung der Pariser 
Botschafterkonferenz eine auf den geplanten 
Eingriff sich beziehende Denkschrift -über- 
reichen lassen, die hoffentlich mit der nötigen 
Deutlichkeit den Wahnsinn ‘eines Vorhabens 
kennzeichnet, das letzten Endes doch nur wie- 
der die kleinliche Angst vor der Lebenskraft 
des geworfenen Gegners beweist. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Betr.: Kommission für Koch- und Heizgeräte. 


Auf die Veröffentlichung „ETZ‘“ 1920, 
Heft 34, Seite 680 eingegangene Einsprüche 
hat die Kommission bei der Aufstellung eines 
2. Entwurfs der ‚Vorschriften für Koch- und 
Heizgeräte“ berücksichtigt. Die neue Fassung 
wird nachstehend bekannt gegeben. Sie ist 
der Jahresversammlung 1920 bereits vorgelegt 
und von dieser angenommen worden. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
Dr.-Ong. G. Dettmar. 


Vorschriften für Koch- und Heizgeräte. 
A. Einleitung. 


$ 1: Die Vorschriften sind gültig vom 
1. April 1921 ab.i) 


$.2. Die Vorschriften gelten für alle 
elektrisch beheizten Geräte mit Ausnahme 
derjenigen, die, wie z. B. Heißluftduschen und 
ähnliche Handgeräte, unter den Geltungsbereich 
anderer VDE-Vorschriften fallen, - 


$ 3. Geräte, welche mit den nach Ab- 
satz F. vorgesehenen Aufschriften -gekenn- 
zeichnet sind, müssen den nachstehenden Vor- 
schriften entsprechen. 


B. Begriffserklärungen. 


$ 4. Nennspannung ist die auf dem Gerät 
angegebene SpannunginV, für die es gebaut ist. 

Nennspannungsbereich liegt zwischen den 
Spannungsgrenzen, innerhalb deren die Geräte 
betriebsmäßig verwendbar sind. 

‚Nennaufnahme ist die vom Gerät im 
betriebswarmen Zustande bei der Nennspan- 
nung aufgenommene Leistung in W, Nenn- 
stromstärke die unter den gleichen Umständen 
aufgenommene Stromstärke in 

Für die Nennaufnahme ist ein Spiel von 
+ 100% zulässig. Für Heizgeräte mit weniger 
als 125 W Nennaufnahme ist ein Spiel von 
+ 20%, zulässig. 

.. Nenninhalt ist die Menge des Kochgutes, 
die im Gerät praktisch zum, Sieden gebracht 
eh kann, ohne daß ein Überkochen statt- 

indet. 


$ 5. Heizkörper ist der Geräteteil, in 
dem unmittelbar die elektrische Energie in 
Wärme umgesetzt wird und der aus dem Heiz- 
leiter und seiner Einfassung besteht. 

. Auswechselbare Heizkörper sind solche, 
die ohne Werkzeug vom Heizgerät getrennt 
werden können, z. B. Heizpatronen. 

Abnehmbare Heizkörper sind solche, die 
nur mittelst Werkzeug, aber ohne Nietarbeiten 
abnehmbar sind. 

Alle übrigen Heizkörper gelten als ein- 
gebaut. ; 


. 8 6. Innere Verbindungen sind Leitungen 
zwischen Heizkörpern untereinander oder 


‘) Gültigkeitstermin für $ 14 und 15, sofern keine 
konstruktiven Anderungen vorgenommen werden 1.X. 1921. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


zwischen Heizkörper und Anschlußstelle am 
Heizgerät. : : 

Die Kupplungsleitung verbindet das Heiz- 
gerät mit der festverlegten Zuleitung. 

Die Gerätekupplung besteht aus Geräte- 
stecker und Gerätedose. Gerätestecker ist der 
mit Stiften ausgerüstete Kupp- 
lungsteil am Gerät, Gerätedose der 
mit Anschlußbuchsen ausgerüstete 
an der Kupplunssleitung be- 
festigte Kupplungsteil. 

$ 7. Ortsfest sind die Geräte, 
die mit ihrem Verwendungsort so 
verbunden sind, daß sie nicht 
ohne besondere Maßnahmen oder 
Werkzeuge von ihrem Platze ent- 
fernt und anderweitig benutzt 
werden können. Alle anderen Ge- 
räte gelten als ortsveränderlich. 


$8. Anheizwirkungsgrad ist 
das Verhältnis der bei der Nenn- 
aufnahme durch Anwärmung des 
Gerätes nebst Nenninhalt von der 
Normaltemperatur von 20°C auf 
die Betriebstemperatur nutzbar 
aufgenommenen Wärmemenge, um- 
gerechnet in elektrische Arbeit, 
zu der dem Gerät in der gleichen 
Zeit mit der Nennaufnahme zu- 
geführten elektrischen Arbeit. ı = 

Dauerwirkungssrad ist das Ver- 
hältnis der im betriebsmäßigen 
Dauerzustand bei: der Nennauf- 
nahme nutzbar aufgenommenen 
Wärmemenge,umgerechnetin elek- 
trische Arbeit, zu der in der glei- 
chen Zeit zugeführten elektrischen 
Arbeit. 

Unter Siedezeit ist die Zeit- 
dauer zu verstehen, in der das mit 
dem Nenninhalt Wasser gefüllte 
Gerät ohne Vorwärmung von Ge- 
rät oder Inhalt mit der Nennauf- 
nahme von der Normaltemperatur 
von 20° C auf die Siedetempe- 
ratur gebracht wird. 


C.Allgemeine Bestimmungen. 


$ 9. Ortsfeste Geräte mit einer 
Nennaufnahme bis einschl. 1500 W 
und ortsveränderliche Geräte über- 
haupt sind für Betriebsspannun- 
gen von mehr als 250 V nicht zu- 
lässig. 2 
Im übrigen sollen höhere Span- 

nungen als 250 V vermieden wer- 
den. Ist der Anschluß an höhere 
Spannungen nicht zu vermeiden,so : 
müssen stets ortsfeste Anschlüsse gewählt wer- 
den, d. h. die Geräte sind ohne bewegliche 
Kupplungsleitungen mit der festverlegten 
Zuleitung zu verbinden. $ ; - 

..$,10.. Der Anschluß darf bei Apparaten 
bis 250 V und bis zu einer Nonhanihalme 
von 2000 W durch eine Gerätekupplung, in 
anderen Fällen nur durch Verschraubung, 
Lötung oder eine gleichwertige feste Verbin- 
dung erfolgen. 

. .$ 11. Bei Geräten bis 250 V und bis zu 
einer Nennaufnahme von 2000 W bei höchstens 


nicht regelbar 


10 A darf die Gerätekupplung auch zum Ein- 
oder Ausschalten dienen. In allen anderen 
Fällen müssen Schalter vorgesehen werden, 
und zwar sollen diese am Gerät angebracht 
sein. Nur wo dies durch die Raumver- 
hältnisse oder die Betriebsweise unausführbar 


08- 10mm Wand'stärke 


© Komtakisiiffe 


nicht geschlitzt 


- Ausbildung der 
Aufweitung Jreigesiet 


08= 10mm Wandstörke 


Vs, Jreigesieiit 
3 Komtaktsii) 


— 20 — , 
26 —— Aufwertung Jreigesielt 


+ 
Abb. 1. 


ist, darf der Schalter im festverlegten Teil der 
Leitung nahe der Abzweigstelle liegen. 


...$ 12. Bei Verwendung von Regelschaltern 
müssen die Schaltstellungen durch Worte oder 
Zahlen bezeichnet sein. Dabei muß der höheren 
Aufnahme die höhere Zahl und der Ausschalt- 


‚stellung die Zahl Null entsprechen. 


$ 13. Zum Einschalten von Geräten mit 
mehr als 750 W Nennaufnahme, deren Ein- 
schaltstromstärke mehr als das Doppelte 
der Nennstromstärke betragen würde, muß 
ein Anlasser verwendet werden. ; 


28. Oktober 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


$ 14. Die Gerätekupplung ist in ihren 
Grundabmessungen nach nachstehendem Maß- 
und Schaltbild auszuführen.!) 


$ 15. Die Erdung der Geräte muß bei 
Betriebsspannungen bis zu 250 V in Räumen, 
in denen sie nach den Errichtungsvorschriften 
notwendig ist, zwangsläufig vor Unterspan- 
nungsetzen erfolgen.t) 
P 'ür Betriebsspannungen über 250 V sind 
sämtliche Geräte gemäß $ 3 der Errichtungs- 
vorschriften zuverlässig zu erden. 


..$ 16. Alle Kupplungsleitungen müssen an 
beiden Enden der äußeren Schutzhülle mit 
Zugentlastungen, wie Knoten, Schellen oder 


dgl., versehen sein. \ 


$ 17. Kupplungsleitungen in Niederspan- 
nungsanlagen müssen den Normen für isolierte 
Leitungen in Starkstromanlagen entsprechen. 

Als Leitungsader ist nur Kupfer zu ver- 
wenden; es sind nur runde oder ovale Mehr- 
fachschnüre, aber keine verseilten Mehrfach- 
schnüre zu benutzen. 


...$ 18. Die Enden der Litzen müssen in 
sich verlötet oder mit einer besonderen Um- 
kleidung versehen sein, die das Abspleißen 
einzelner Drähte zuverlässig verhindert. 


..,»$ 19. Anschlüsse und Verbindungsstellen 
sind derart anzuordnen, daß sie äußerer Be- 
schädigung und schädlichen Einflüssen nach 
Möglichkeit entzogen sind. Sie müssen mecha- 
nisch fest und gegen Lockerung genügend ge- 
sichert sein. 


1) Gültigkeitstermin für $ 14 und 15, sofern keine 
konetruktiven Änderungen vorgenommen werden 1. X. 1921. 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutsche Gesellschaft für Metallkunde. 


- Ingenieurhaus, Berlin, Sommerstr. 4a: 


1. 8. 9. u. 10. XI. 1920, 4'/, bis 6 Uhr: 
Vortrag Prof. Dr. Guertler: „Technische 
Nutzanwendung der modernen Metallkunde.“ 

2. 8., 9. u. 10. XI. 1920, 61, bis 8 Uhr: - 
Vortrag Prof, Memmler: „Aus der Technik 
der Materialprüfung.“ ; 

3. 10. XI. 1920, SY/,bis9 Uhr u. 11. X1.1920, 

4'\/, bis 6 Uhr: 

Vortrag Prof. Wetzel: „Über Temperatur- 

messungen in der Metallindustrie.“ 

4. 11. XI. 1920, 61) bis 8 Uhr u. 12. XI. 1920, 

4 bis 5! Uhr: * 

Vortrag Prof. Heyn: „Über Eigenspannungen 

in Metallen, ihre Entstehung, Beseitigung und 

Bedeutung für die Industrie.“ 

5. 12. XI. 1920, 

a) 5l/, bis 61/, Uhr: Vortrag Dr.={ing. Lasche: 
„Spannungen in Konstruktionskörpern unter 
besonderer Berücksichtigung der im Turbinen- 
bau vorliegenden Verhältnisse.“ 

b) 6!/, bis 7 Uhr, 
„Eigenspannungen.* 

ce) 7\/g bis 9 Uhr, Vortrag Dr.-Ing. S. Werner: 

„Über Fehlgüsse, entstanden durch unzweck- 

mäßise Konstruktion.“ 

6. 13..XI. 1920, 
vorm. 10 Uhr: Besichtigung des Staatl. Material- 
prüfungsamtes Berlin-Dahlem. 

Nach jedem Vortrage findet eine Aussprache 
statt. Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle 
des Technischen Vorlesungswesens Groß-Berlin, 
Sommerstr. 4a. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Hochsehulnachriehten. — Der Privat- 
dozent Dr. Schumann, Stuttgart, nahm den 
Ruf als Direktor des Instituts für technische 
Physik in Jena an. — Prof. Dr. Cl. Schaefer, 
Breslau, übernimmt als Nachfolger von Prof. 
Richarz den Lehrstuhl für Physik an der 
Universität Marburg. 


[4 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
en der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Über einen merkwürdigen elektrischen Unglücks- 
fall in einem Badezimmer. 


Zu den Ausführungen über obigen Unfall 
in der „ETZ‘“ 1920, 8. 549 erlaube ich mir Fol- 
gendes zu. erwidern: 

Es ist unwahrscheinlich, daß, wie JELLINEK 
es darstellt, ein Lsitungspol mit der Wasser- 
leitung in Berührung kommt, und diese dann 

selbst ein spannungsführender Pol wird mit 


/ 


Vortrag Obering. Wunder: 


Heft 


43. 861 


$ 20. Innere Verbindungen müssen _SO 
geführt und befestigt sein, daß sie durch Er- 
wärmung oder Erschütterungen nicht ge- 
lockert werden und mit den Gehäuseteilen 
nicht in leitende Berührung kommen können. 
Eiseine Verbindungen sind vor Rost zu 
schützen. 


$ 21. Die spannungführenden Teile müssen 
vor den nicht spannungführenden Metallteilen 
und insbesondere ‘von metallenen Gehäuse- 
teilen dauernd zuverlässig isoliert sein. 


$ 22. Die Hüllen und Abdeckungen span- 
nungführender Teile müssen mechanisch 
widerstandsfähig, stoßfest und besonders zu- 
verlässig befestigt sein. 


D. Prüfung. 


$ 23. Die Heizleiter müssen in betriebs- 
warmem Zustande gegen die Metallteile des 
Gerätes und die Adern der Kupplungsleitun- 
gen gegeneinander dem 21%,-fachen „er Nenn- 
spannung, mindeste s aber 750 V Wechsel- 
strom, Frequenz 50, 5 min lang swidertehen 
können. Die dazu benutzte Stromquelle solleine 
Leistung von wenigstens 0,5 kW besitzen. 

Bei der fabrikationsmäßigen Einzelprü- 
fung kann diese Durchschlagprobe durch 
sekundenlanges Unterspannungsetzen mit der 


3-fachen Nennspannung, mindestens aber 
1000 V Wechselstrom ersetzt werden. 
$ 24. Die Geräte müssen eine halb® 


- Stunde lang mit dem 1,4-fachen der Nennauf- 


nahme gebrauchsmäßig betrieben werden 
können. 
In Geräten für Flüssigkeitserhitzung, je- 


doch mit Ausnahme der Durchlauf-Erhitzer, 


90 V Spannung gegen Erde. Wenn ein Nieder- 
spannungsstrom eine Wasserleitung berührt, 
so ist es nach meinem Erachten so gut wie aus- 
geschlossen, daß in der Wasserleitung 80 V 
gegen Erde auftreten können. Vor etwa 3 Jah- 
ren ereignete sich in Kattowitz ein ähnlicher 
Fall, der allerdings nicht mit dem Tode eines 
Menschen endete. Beim Berühren des Zufluß- 
hannes der Wasserleitung oder auch beim Be- 
rühren der-Wanne verspürte man elektrische 
Schläge. Der Fußboden bestand aus Holz- 
balken mit Holzdielen. Die Untersuchung_er- 
gab, daß durch einen Isolationsfehler in dem 
Lichtanschluß unterhalb der Badestube 
durch den Deckenhaken ein Stromübertritt in 
die Dielung des Badezimmers zustande kam. 
Bei feuchten Dielen und bloßen Füßen trat der 
Strom auch auf den Menschen in der Badestube 
über. Berührte er die Wasserleitung oder die 
Badewanne, so erhielt er die elektrischen 
Schläge. Die Wasserleitung hatte jedenfalls 
das Potential Null, die Spannung selbst kam 
von der Lichtleitung unterhalb der Badestube 
her. Es ist sehr wahrscheinlich, daß in dem von 
Jellinek geschilderten Fallsich ein ähnlicher Vor- 
gang abspielte. In dem Kattowitzer Falle wäre es 
esser gewesen, wenn die Badewanne mit der 
Wasserleitungnichtin Verbindunggewesen wäre, 
denn dann hätte der Badende beim Berühren 
der Badewanne keinen.elektrischen Schlag ver- 
spürt. Man kann also über den Anschluß der 
Badewanne an Wasserleitung, Badeofen usw. 
sehr geteilter Ansicht sein. Es kommt auf die 
besonderen Umstände an. 


Kattowitz, 15. VII. 1920. 


Erwiderung. - 5 

Auf die obigen Ausführungen habe ich 
folgendes zu erwidern:!) Aus den vorge- 
nommenen Untersuchungen und Messungen 
ergab sich, daß der Bleimantel des schad- 
haften Leiters der Steigeleitung 2 seiner gan- 
zen Länge nach die Spannung dieses Leiters 
führte. Diese Steigeleitung ist unmittelbar 
nach dem schadhaften Holzkästchen der Ver- 
teilung im Keller unter Verputz 'n die Stock- 
werke, u. zw. streckenweise neben dem Ab- 
flußschacht der Badeanlagen verlegt. Nach den 
nassen Flecken am Mauerverputz zu schließen, 
dürfte der unter diesem geführte Abflußschacht 
an dieser Stelle undicht gewesen sein, und es 
ist wahrscheinlich, daß der schadhafte Leiter 
der Steigeleitung 2 dem Abflußschachte an 
golehen feuchten Stellen Potential vermittelte. 
Durch den Schluß des anderen Leiters der 
Steigeleitung 2 mit den Wasserleitungsrohren 
der Wohnung Nr. 13 erhält das Wasserleitungs- 
netz des Hauses, welches auch zu den Bade- 
öfen ek wird, das Potential dieses Leiters. 
War daher die Steigeleitung 2 und die Anlage 
der Wohnung 
ein zwischen dem Abflußschacht und der 
Badebatterie angelegtes Voltmeter 90 V. Zwi- 
schen Badebatterie und Wanne, sowie zwischen 
Wanne und Mündungsstutzen des Abfluß- 


W. Vogel. 


1) Die nachstehende Information verdanke ich Herrn 
Ing. Sparitsch, Inspektor der Klektrizitätswerke der Ge- 
meinde Wien, der meinen Aufsatz und die mir von der 
„ETZ“ zugesandte Erwiderung eingehend studierte. 


Nr. 13 unter Spannung, so zeigte 


muß an Stelle der vorstehenden Prüfung vier- 
mal hintereinander (mit dazwischenliegender 
Abkühlung auf die Normaltemperatur von 
20° C) der Nenninhalt zum Sieden gebracht 
werden können. 

Nach diesen Versuchen müssen die Geräte 
noch die in $ 23 vorgeschriebene Spannungs- 
prüfung aushalten. 


F Sonderbestimmungen. 


825. Bei En der Geräte in 
Küchen ist ein leicht lösbarer schnurloser 
Anschluß zu erstreben. 


$ 26. Bei Geräten, welche im Gebrauch 
üblicherweise gespült werden, muß der Heiz- 
körper warmwasserdicht abgeschlossen sein. 

$ 27. Durchlauf-Erhitzer müssen so ein- 
gerichtet sein, daß Dampfbildung unter er- 
höhtem Druck nicht möglich ist. 

ae Heizkissen müssen durch Tempe- 
raturbegrenzer in solcher Zahl und Verteilung 
geschützt werden, daß sie auch nicht teilweise 
eine gefährliche Temperatur annehmen können. 


F. Aufschriften. 


$ 29. Heizkörper müssen Ursprungs- 
Zeichen und Angabe des Widerstandes bei 
20° C tragen. 

Auf dem Gerät ist anzugeben: 
Ursprungszeichen (und Fertigungsnummer), 
Nennspannung in V, Nennaufnahme in W. 

Bei Drehstrom ist die verkettete Span- 
nung anzugeben und die Schaltung der Heiz- 
körper durch das Stern- oder Dreieckzeichen 
anzudeuten. 3 


schachtes war keine Spannung meßbar; und 
als der Abflußstutzen der Wanne mit dem 
bleiernen Mündungsstück des Abflußschachtes 
in Verbindung gebracht wurde, wurden je nach 
der Größe des Übergangswiderstandes, zwischen 
Wanne und Badebatterie, Spannungen bis 90 V 
gemessen. Eine leitende Verbindung der Bade- 
wanne mit dem Badeofen bzw. der Badebatterie 
hätte jedenfalls diesen Unfall verhütet, da eine 
solehe Verbindung den Ausgleich der Potential- 
differenz zwischen dem Abflußschacht und der 
Batterie ermöglicht hätte, sobald der in ‚dem 
bleiernen Mündungsstutzen des Ausflußschach- 
tes frei hinausragende Abflußstutzen der Wanne 
mit diesem in leitende Verbindung kam. 
Wien, 9. VIII. 1920. 
Prof. Dr. St. Jellinek. 


Lichtbogenfreie Unterbrecher bei elektrischen 
Straßenbahnen. 


Im Betriebe der Städtischen Straßenbahn 
Dresden werden die Signalklingeln der Wagen, 
die für den Verkehr vom Schaffner zum Führer 
dienen, vorwiegend mit Trockenelementen be- 
trieben. Diese Betriebsart hat eine Reihe von 
Schwächen im Gefolge, diein der Empfindlich- 
keit des Schwachstromes beim rauhen Straßen- 
bahnbetriebe ihre Ursachen haben. Hierzu trat 
während der Kriegszeit die ständig zunehmende 
Verschlechterung der Elementenfüllung. Die 
vor dem Kriege bereits in die Wege geleiteten 
Versuche, an Stelle des Schwachstroms den 
Strom für den Betrieb der Klingel aus der 
Oberleitung zuentnehmen, wurden daher wieder 
aufgenommen, und entschloß man sich zu der 
in der Abbildung dargestellten Schaltung unter 
Verwendung der vorhandenen Schwachstrom- 
wecker, die zur Verhütung des Übertritts der 
Hochspannung en eingerichtet wur- 
den. Wie aus dem Schaltbild (Abb. 1) hervor- 
geht, deckt sich diese Schaltung vollständig 


500 Volt Mittel 


Anschlußdose 
zum 


Ankängewagen 


Abb. 1. Schaltbild von Schwachstromankern 
an Hochspannung. 


mit der von Herrn Burstyn in der WA 
1920, 8. 503 vorgeschlagenen. Mit dieser 
Einrichtung ist seit Mitte Juni 1916 eine Linie, 
bestehend aus 25 Trieb- und ebensoviel An- 
hängewagen, ausgerüstet und störungsfrei im 
Betriebe gewesen. Die aus Platin bestehenden 
Unterbrechungskontakte zeigen keinerlei Ab- 


Anschlußdo: 


Anhängewag 


862 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


nutzung. Die allgemeine Einführung dieser 
bewährten Betriebsart scheiterte bisher nur 
an der Schwierigkeit der Beschaffung der dabei 
notwendigen Zugkontakte und an den Ände- 
rungskosten. 


Dresden, 3. VIII. 1920. R. Wolff. 


Die Ausnutzung der Flußwasserkräfte. 


In seinem interessanten Artikel über dieses 
Thema in der „ETZ“ 1920, S. 765 erwähnt 
Herr Geheimrat BLOCK die Schwierigkeiten 
des Parallelbetriebes von Wasserkraft- und 
Dampfkraftwerken, die weit voneinander ent- 
fernt sind. Er erwähnt auch, daß diese Schwie- 
rigkeiten dadurch behoben oder vermindert 
werden können, wenn man in den Wasserkraft- 
werken asynchrone Generatoren anwendet. 
"Gleichzeitig verwirft er diese Lösung, weil die 
Dampfwerke den Magnetisierungsstrom für die 
Wasserkraftwerke liefern müßten. Da er am 
Schlusse seine Fachkollegen ersucht, dieseFrage 
der Ausnutzung der Flußwasserkräfte zu stu- 
dieren, schreibe ich diesen Brief, um darauf 
aufmerksam zu machen, daß asynchrone Ge- 
neratoren so gebaut werden können, daß sie, 
wenn mit Vibratoren!) oder anderem Phasen- 
schiebern versehen, einen mit der Netzspannung 
gleichphasigen oder, wenn gewünscht, sogar vor- 
geschobenen Strom abgeben. Wie ich gelegent- 
lich einer Diskussion in der Sitzung der Insti- 
tution of Electrical Engineers vom 7. III. 1918 
(„ Journal“, Bd. 56, Nr. 274, S. 298 ff.) gezeigt 
habe, ist ein so gebauter Generator etwas leich- 
ter und billiger als ein gewöhnlicher Synchron- 
generator, und, da die Schaltanlage vereinfacht 
wird, werden die Kosten für den Phasenschie- 
ber reichlich aufgewogen. Eine gewisse, syn- 
ehrone Leistung ist allerdings notwendig, um 
Frequenz und Spannung festzuhalten, aber die 
Dampfwerke würden keinen Magnetisierungs- 
strom abzugeben haben; im Gegenteil bei rich- 
tiger Konstruktion der Asynchronmaschinen 
und Phasenschieber kann das Netz sogar von 
letzteren etwas voreilenden Strom erhalten, 
was die Regulierung auf konstante Spannung 
erleichtert. Wenn die Phasenschieber Vibra- 
toren sind, so kann der cos des von den Asyn- 
ehrongeneratoren ins Netz gelieferten Stromes 
in gewissen Grenzen reguliert werden. Eine 
solche Regulierung ist aber nicht beständig 
nötig, sie beeinflußt auch nicht die Leistung, 
sondern nur die Phase. Die beständig nötige 
Regulierung wird an den Synchrongeneratoren 
vorgenommen wie üblich. Der Verfasser des 
Artikels betont auch, daß die asynchrone Lei- 
Stung die Spitzenleistung der Dampfwerke 
übersteigen wird. Das ist wohl möglich; da 
aber die Synehronmaschinen keinen Magneti- 
sierungsstrom abzugeben haben, ist dies be- 
langlos. Allerdings ist es für die Stabilität 
der Gesamtanlage nötig, daß das Verhältnis 
von Synehroner zu asynchroner Leistung in ge- 
wissen Grenzen bleibt. In dem von mir behan- 
delten Fall war die asynchrone Leistung das 
doppelte der synchronen, und die Rechnung 
ergab vollkommene Stabilität. An eine prak- 
tische Ausführung dieses gemischten Systems 
konnte aus naheliegenden Gründen zur dama- 
ligen Zeit (1918) nicht gedacht werden ; ich bin 
also nicht in der Lage, anzugeben, bis zu wel- 
chem Grade das System tatsächlich stabil ist, 
glaube aber, daß selbstein Verhältnis von 1 syn- 
chron zu 3 asynchron ganz gut angenommen 
werden kann. 

Birmingham, 4. X. 1920. 
Gisbert Kapp. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Unsere Kohlen. Von P. Kukuk. ‚Aus Na- 
tur und Geisteswelt.‘“ Bd. 396, 2. Aufl. 
Mit 49 Textabbildungen. 116 8. in 8°. 
Verlag von . Teubner, Leipzig u. 
Berlin 1920. Preis geb. 1,90 M. 

Schon nach sieben Jahren erscheint dieses 
Werkchen in neuer Auflage, in alter Form und 
— was mehr sagen will — in altem Umfange. 
Aber doch unter Berücksichtigung der in- 
zwischen eingetretenen Fortschritte, was nur 
unter Aufrechterhaltung, teilweise sogar Ver- 
schärfung der knappen Form zu ermöglichen 
war, in der dem Leser hier klar und übersicht- 
lich alles Wissenswerte auf dem Kohlengebiete 
vorgetragen wird. Die statistischen Angaben 
reichen nicht über das Jahr 1913 hinaus; die 
seitdem verflossenen Jahre sind mit Recht 
als außergewöhnliche behandelt worden, z. T. 
dürfte auch das nötige Material aus der 
Kriegsperiode nicht zu beschaffen gewesen 


) Vgl. „ETZ* 1918, 8. 931; 1919, 8. 405. 


‚sauberer Schnitt erzielt werden soll. 


sein. Gerade in bezug auf alles, was deutsche 
Kohle betrifft, ist ja auch die Gegenwart und 
die nächste Zukunft noch völlig ungewiß. 
Dennoch wird das Büchlein den schon mit der 
ersten Auflage erworbenen festen Platz in der 
technischen Literatur auch. durch die zweite 
zu behaupten wissen. E. Börnstein. 


Schmiermittelnot und ihre Abhilfe, 
Erfahrungen mit Schmiermitteln während 
des Krieges und Vorschläge zur Verbesse- 
rung der Schmiermittelwirtschaft. Heraus- 
gegeben im Auftrage des Vereins deutscher 
Eisenhüttenleute von der Beratungs- und 
Freigabestelle für Schmiermittel der Rhei- 
nisch-Westfälischen Montanindustrie in Düs- 
seldorf. Bearbeitet von P. Kessler. 58 8. 
in 8°. Verlag Stahleisen m. b. H., Düssel- 
dorf 1920. Preis 6 M. 


Die lesenswerte Schrift gibt ein Bild über 
die Versorgung Deutschlands mit Schmier- 
mitteln vor dem Weltkrieg sowie die Gestaltung 
der Versorgung während des Krieges. Es wer- 
den die Gesichtspunkte beim Einkauf, der La- 
gerung und Ausgabe der Schmiermittel gründ- 
lich erörtert, und es werden sowohl die zu stel- 
lenden Lieferungsbedingungen für die verschie- 
denen Olsorten, als auch die Proben auf be- 
dingungsmäße Lieferung besprochen. Es folgt 
dann eine ausführliche Erörterung über die 
durch den Betrieb geforderten Eigenschaften 
der Ole und Fette, und den Schluß bildet ein 
Überblick über die Wege zur Rückgewinnung 
und Aufarbeitung von Schmiermitteln. Das 
wenig erfreuliche Bild über die Bewirtschaftung 
der Öle in der Kriegszeit ist dem Verfasser gut 
gelungen, und man kann hinzufügen, in keiner 
Weise übertrieben. Die Schäden, die besonders 
hier das Fälscher- und Schiebertum verursacht 
hat, und die Gegenaktion der K.S.G. und Be- 
ratungsstellen können gar nicht scharf genug 
hervorgehoben werden. Das Wichtigste der 
dargebotenen Materie ist die Verwendung der 
Ole in den Betrieben. Hier gibt der Verfasser 
auf Grund seiner Erfahrungen wichtige Finger- 
zeige für die Ölwirtschaft, die aber in verschie- 
dener Hinsicht der Ergänzung bedürfen, damit 
sie als einwandfrei gelten können. Bei der 
Sammlung von Erfahrungen über die Wirkung 
der Schmiermittel war vor allen Dingen maß- 
gebend, und leider irreführend, die Englerzahl 
der Ölsorten, worauf auch in neuerer Zeit in 
der Arbeit von F. Lawaczeck ‚über Zähig- 
keit und Zähigkeitsmessung‘‘, „Zeitschrift des 
Vereines deutscher Ingenieure‘, 1919, $. 677, 
hingewiesen wurde. Ferner wurde die Beur- 
teilung einseitig durch die Nichtbeachtung.der 
kapillaren Eigenschaften, des Randwinkels und 
des Benetzungs- bzw. Ausbreitungsvermögens 
auf metallischen Oberflächen. Bezüglich der 
Schmierung von Gleitflächen von Lagern und 
Gleitbahnen wurde die Reynoldsche Theorie 
in neuerer Zeit vielfach erweitert mit Rück- 
sicht auf Veränderlichkeit des Reibungskoeffi- 
zienten, und es will scheinen, als ob diese Vor- 
gänge soweit in allen Einzelheiten erklärt 
wären, als für den ausführenden Maschinenbau 
notwendig ist. Hiernach wäre das ganze Ver- 
halten des Öles im Lager lediglich von der (ver- 
änderlichen) Reibungszahl abhängig. Hier muß 
bemerkt werden, daß auch die kapillaren 
Eigenschaften der Öle eine Rolle spielen, 
u. zw. im Zusammenhang mit den Lagerme- 
tallen, sowohl beim Anlauf als auch beim Aus- 
lauf. Bei richtig bemessenem Lagerspiel und 
stationären Zustand kommt lediglich die Rei- 
bungszahl in Betracht.. Bei der Schmierung 
von Gleitflächen in den Zylindern von Dampf- 
und Verbrennungsmaschinen, bei der Schmie- 
rung von Zahnrädern, beim Schneiden von Me- 
tallen, kommen aber in erster Linie die kapil- 
laren Eigenschaften der Schmiermittel in Be- 
tracht, der Randwinkel und das Benutzungs- 
vermögen. Es ist notwendig, daß das Öl einen 
dünnen kontinuierlichen Überzug über der be- 
treffenden Fläche bildet, ohne zu zerreißen. Je 
dünner der Film ausfällt, desto sparsamer kann 
geschmiert werden. Beim Schneiden endlich 
muß das Kühlöl fähig sein, bis zur arbeitenden 
Messerkante _ vorzudringen, wo die inten- 
sivste Wärmeentwicklung stattfindet, falls ein 
vu be: Bei den 
hier in 
spielt aber nicht nur das Öl eine einflußreiche 
Rolle, sondern es kommt wesentlich der Ein- 
fluß der Metallwand hinzu und bei Zylindern 
von. Kraftmaschinen noch der Einfluß des 
Dampfes oder Gases. Diese Verhältnisse sind 
heute noch nicht vollkommen geklärt. Der 
Technische Ausschuß für Schmiermittelver- 
wendung (subventioniert von der K.S.G.) hat 
in der Kriegszeit eine Klärung dieser Fragen 
versucht und ist auch bis zu einem gewissen 
Stadium vorgedrungen, es sind aber bis zur 
restlosen Klarstellung noch eine Reihe von La- 
boratoriumsversuchen, die durch Versuche im 
praktischen Betrieb ergänzt werden müssen, 
notwendig. 


Heft 43. 


Betracht kommenden Eigenschaften 


Soviel steht aber heute fest: die. 


ee 


28. Oktober 1920 


Englerzahl war, besonders bei Beurteilung der, 
Zylinderöle irreführend, und an ihre Stelle hat 
künftig die Reibungszahl in Abhängigkeit von 
der Temperatur also ein vollständiges Diagramm 
zu treten. Daneben kommen, insbesondere für 
bestimmte Zwecke die, kapillaren Eigenschaften 
zwischen Ol und Metallwand in Betracht, die 
im großen Ganzen durch den Randwinkel cha- 
rakterisiert werden!). Diese Ergänzungen zu den 
dankenswerten Ausführungen des Verfassers 
sind notwendig zu einem klaren Urteil über die 
Brauchbarkeit eines Oles zu einem bestimmten 
Zweek. Wenn der Verfasser auf S. 38 sagt: 


„Die Richtigkeit der Gümbelschen Theorie 


konnte häufig im Betriebe festgestellt werden‘‘, 
so kann man bezüglich der folgenden Begrün- 
dung dieser Behauptung nur eine gewisse An- 
spruchslosigkeit des Verfassers in bezug auf 
wissenschaftliche Schärfe einer Beweismethode 
konstatieren. Wissenschaftlich auf der Höhe 
stehende Versuche bezüglich der Theorie der 
Lagerschmierung wurden von Vieweg in neue- 


rer Zeit unternommen und werden noch heute. 


fortgesetzt. (Veröffentlichungen der Physika- 
lisch-Technischen Reichsanstalt.) Die im Vor- 
wort versprochenen Vorschläge über die zu- 
künftige Verwendung der Schmiermittel fin- 
den sich jeweils bei Besprechung der einzelnen 
Ölsorten. In Anbetracht der Wichtigkeit dieses 
Punktes wäre es nützlich gewesen, an beson- 
derer Stelle die großen Richtlinien hierfür zu 
kennzeichnen. Diese Richtlinien ergeben sich 
schon aus einer ganz allgemeinen Betrachtung 
der drei. Zeitperioden, erstens vor dem Welt- 
krieg, zweitens während des Krieges, drittens 
jetzt. j ; 
: Zu 1. läßt sich in bezug. auf Schmiermittel 
kurz sagen, ‚‚es war alles da, und zu billigen 
Preisen zu haben“, , i 

Zu 2. allerbeste Ole waren für die Industrie 
nicht zu haben, mittlere Qualitätin beschränk- 
ter Menge, zu Zeiten so knapp, daß der Zu- 
sammenbruch vor der Tür stand. : 

Die Unternehmer bissen die Zähne zu- 
sammen, und hofften auf den täglich von der 


Obersten Heeresleitung versprochenen Sieg, - 


die Betriebe verluderten. 
Zu 3. Es ist wieder alles da, nur kein Geld 
um die Waren zu bezahlen. ö ie 
Die einheimischen Schmiermittel sind nicht 
ausreichend. Wir brauchen Einfuhr, die wir 
später mit unserer Arbeit bezahlen müssen, 
u. zw. mit Qualitätsarbeit. Daraus ergibt sich 
die Notwendigkeit, die einheimischen Schmier- 
mittel da zu verwenden, wo es möglich ist, und 


nur hochwertige Öle, die wir nicht produzieren 


können, zu importieren, im übrigen die Spar- 
samkeit, die wir in der Periode 2. erlernen 
mußten, allseitig anzuwenden, aber nur soweit, 
daß in erster Linie unsere Betriebe ungestört 
arbeiten können. Kurz ausgedrückt, wir müssen 


„das riehtige Öl an die richtige Stelle bringen, 
reichlich schmieren, aber keinen Tropfen ver- _ 


geuden“. Ein großer Teil des ausführenden 
Maschinenbaues hat diese Leitsätze schon seit 
langer Zeitin die Tat umgesetzt; derjenige Teil, 
der noch zurückgeblieben ist, wird zur Nach- 
folge durch die hohen Ölpreise gezwungen sein. 
Der Verbraucher aber muß Sorge tragen, daß 


er die seinen Zwecken am besten entsprechende 


Ölsorte stets wieder erhält, u. zw. mit Rück- 
sicht auf alle wesentlichen charakteristischen 
Eigenschaften, nicht vom einseitigen Gesichts- 
punkt des einen oder anderen Zahl wie Engler- 
grad, Flammpunkt usw. e = 

Zu diesem Zweck ist die Berücksichti- 
gung der oben gegebenen Ergänzungen zu den 
Ausführungen des Verfassers der Druckschrift 
unbedingt notwendig. 


Der Verfasser der kleinen Schrift weilt 
nicht mehr unter den Lebenden. Bei den Un- 
ruhen im Kohlenrevier fiel er bei Verteidigun 
des Wasserturms der Stadt Essen der Kuge 


eines deutschen Arbeiters zum Opfer, nach- - 


dem er in der entsetzlichen Ölnot des Krieges 
in selbstlosester Weise durch seine Beratung 
dazu beigetragen hat, die Industrie seiner 
Heimat vor dem Zusammenbruch zu bewah- 
ren. Eine kleine Episode aus den jüngsten sich 
überstürzenden Ereignissen, die aber um so 
betrübender ist, als der schaffensfreudige Mann 
beim Wiederaufbau unserer Wirtschaft noch 
viel segensreiche Arbeit hätte leisten können. 
Ehre seinem Andenken. Georg Duffing. 


Die neuere Entwicklung der Funken- 
telegraphie, ein Siegeszug der Vakuum- 
röhre. Von Dr. H. Wigge. Heft 2 der Samm- 
lung „Angewandte Ingenieurwissenschaft“. 
57 8. in 8°. Verlag der Ingenieurzeitung, 
Cöthen (Anhalt) 1920. Preis 3 M. 

Der Verfasser hat es in seinem Schriftehen 
unternommen, die physikalischen Vorgänge in 


') Instrumente zur Feststellung der kapillaren Rigen- 
Enten. fertigt die Firma R. Jung, Heidelberg, ‚Hebel- 


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1" 
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. grenzende bandförmige „BRandflüsse‘“, 
ee so ändern, daß die Größe und 
z e 


28. Oktober 19%0. 


der Vakuumröhre ohne allen Formelkram zu 
erklären, und man wird zugeben müssen, daß 
es ihm recht gut gelungen ist, die gewiß nicht 
einfachen Vorgänge und Zusammenhänge in 
der Vakuumröhre so klar zu machen, daß sich 
der Leser ein brauchbares Bild von der in der 
Funktelegraphie zu so großer Bedeutung ge- 
langten Röhre zu machen vermag, Verfasser 
erläutert auch die vielseitige Anwendung der 
Röhre und die Bedingungen, unter denen sie 
als Verstärker für Nieder- und Hochfrequenz, 
als Audion und als Schwingungserzeuger AT- 
beitet. Den Schluß bildet ein Ausblick auf die 
Aussichten, die sich für die praktische Aus- 
nützung der Röhre in der Funktelegraphie, be- 
sonders als Sendegerät, und als vorzügliches 
Mittel,um den Empfang zu verbessern, ergeben. 
Das Werkehen kann jedem gebildeten Laien, 
der sich über die Vakuumröhre und ihren 
Siegeszug in der Funktelegraphie zu unter- 
richten wünscht, empfohlen werden. Reipert. 


Vorgänge in der Scheibe eines Induk- 
tionszählers und der Wechselstrom- 
kompensator als Hilfsmittel zu 
deren Erforschung. Von ®Dr.öng. W. 
v. Krukowski. Mit 63 Textabbildungen. 
Mitteilung aus dem Zählerlaboratorium der 
Siemens- Schuckertwerke. 139 S. in 8°. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. 
Preis geh. 20 M. 

Das Buch gliedert sich im wesentlichen 
in zwei Teile. Im ersten Teil werden theore- 
tische Betrachtungen über die Trieb- und 
Bremsströme in der Scheibe eines Induktions- 
zählers angestellt und diese durch einige Ver- 
suchsresultate bekräftigt. 
werden die Meßanordnungen und die benutzten 
Meßeinrichtungen _beschrieben. Der Ver- 
fasser behandelt die Trieb- und die Brems- 
ströme getrennt, wie dies auch in der sonstigen 
Literatur geschieht. Interessant sind beson- 
ders die einer unveröffentlichten Arbeit von 


Bäumler entnommenen Strömungsbilder, die 


dadurch gewonnen werden, daß die magneti- 
schen Kraftflüsse durch stromdurchflossene 
Leiter ersetzt werden; die von diesen erzeugten 
Kraftlinienbilder geben den Verlauf der Strö- 
mung wieder. Für einen Kraftfluß mit kreis- 
förmiger Begrenzung berechnet. der Verfasser 
die Gesamtströmung in der Scheibe und ver- 
gleicht sie mit von ihm vorgenommenen 
Messungen, wobei sich eine sehr gute Über- 
einstimmung ergibt. Neue Gesichtspunkte für 
die Berechnung der Scheibenströmung bei 
rechteckigen Polen, wie sie in der Praxis allein 
vorkommen, werden gegenüber älteren Ar- 
beiten nicht angeführt. 
weis, daß die Dämpfung durch zwei gleich- 
hasige Flüsse, die wie bei einem U-förmigen 
tromeisen die Scheibe zweimal in umge- 
kehrter Richtung durchsetzen, größer ist als 
die Dämpfung, die sich ergeben würde, wenn 
man die Gegenwirkung der Flüsse vernach- 
lässigt. Ferner beweist der Verfasser, daß 
bei den in der Praxis allgemein üblichen 
symmetrischen Statoren kein Dämpfungsglied 
vorhanden ist, das vom Zusammenwirken des 
Strom- und Spannungsflusses herrührt. Er 


. korrigiertdamitdiebisherabgeleiteten Gleichun- 


gen und beseitigt in dankenswerter Weise 
Unklarheiten, die auch der Referent in seine 
Arbeiten übernommen hatte. Bei der Berech- 
nung der Bremsmomente wird von den oben- 
enannten Überlegungen Bäumlers Ge- 
Brauch emacht. Der die Scheibe durch- 
dringende Fluß wird ersetzt durch zwei senk- 
recht zur Bewegungsrichtung die Polspur be: 
ie sie 


ichtung der induzierten EMK die gleiche ist, 
wie sie sich durch die Bewegung der Scheibe 
in dem gesamten Fluß ergeben würde. Die mit 
zwei Flüssen von kreisrundem Querschnitt an- 
gestellten Versuche bestätigen die Richtigkeit 
der Rechnung. Es ist zu hoffen, daß der Ver- 
fasser seine Versuche auch auf ausgeführte, in 
der Praxis angewandte Systeme ausdehnt; 
die Kenntnis der Größenordnung der prak- 
tisch auftretenden zusätzlichen Bremsmomente 
würde für alle Fachleute von größtem 
Interesse sein. Von den Versuchsanordnun- 
en ist vor allem die für die Messung der 
Be homante zu erwähnen. Ein unge- 
bremster Amperestundenzähler wird als ge- 
eiehter Antriebsmotor verwendet; er treibt 


die Triebscheibe an, auf die die Wechsel-. 


flüsse wirken, deren Bremswirkung untersucht 
werden soll. Mit dieser Anordnung kann man 
auch die Reibungsmomente bestimmen, die 
man zur Korrektur der Messungen braucht, 
Für Untersuchungen an ausgeführten Zählern 
wird man zur Äuslaufmethode greifen und 
dabei die Mühe der Auswertung auf sich nehmen 
müssen. Die Bemerkung des Verfassers, daß 
die Auslaufmethode leicht zu Trugsehlüssen 
Anlaß gäbe, ist nicht recht einzusehen; denn 
störende Drehmomente kann man immer be- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Im zweiten Teil. 


Neu ist der Nach- - 


s>itigen, und außerdem kann man auch bei ihr 


mit zwei Drehrichtungen arbeiten. 

.. „In sehr losem Zusammenhang mit dem 
übrigen Inhalt stebt der letzte Teil Fo& Buches, 
der über den Wechselstromkompensator 
handelt.!) Trotzdem wird er allgemein sehr be- 
grüßt werden und hoffentlich zur Verbreitung 
der Wechselstrom-Kompensationsmessung bei- 
tragen. Besonders hervorgehoben sei, daß 
der Verfasser unter Berücksichtigung der bisher 
auf diesem Gebiete vorhandenen Arbeiten 
zahlenmäßige Angaben über die Größe der 
durch verzerrte Kurvenform verursachten 
Fehler macht und dadurch das Vertrauen in 
die Zuverlässigkeit der Messungen bestärkt. 
Es ist zu wünschen, daß die gut durchgear- 
beitete Apparatur bald in allen Laboratorien 


ebenso wie der Gleichstromkompensator als 


selbstverständliches Inventar zu finden sein 
wird. Zum Schluß sei noch betont, daß das 
Buch leicht leserlich geschrieben, gut ausge- 


stattet und so gut wie druckfehlerfrei ist. Es 
sei jedem Fachmann, der auf dem Gebiete 


der Meßtechnik arbeitet, auf das wärmste 


empfohlen. Schmiedel. 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher. 


Fliegerkraftlehre. Von Otto Wiener. Mit 170 


Textabb. -VIl u. 240 S. in 80. Verlag von S. 

Hirzel, Leipzig 1920. Preis 24 M, geb. 32 M. 

Klein-Gasmotor mit Gleichstromdynamo 
nebst Anlage zum Laden kleiner Akkumu- 
latoren. Von Otto Lich und Willy Tulo- 
schinski. Mit 169 Textabb. u. 5 Konstruktions- 
‘tafeln. 114 8.in 80%. Verlag von Richard Schmidt 
& Co., Berlin 1920. Preis 15 M. 

Kurzer Bericht über Arbeiten zu Eignungs- 
prüfungen für Flieger-Beobachter. Von 
W. Benary. Mit 2 Tafeln. 2. Teil. 61 S. in 8°. 
Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1920. 
Preis 3,60 M + 40% T. Z. 

Zur Organisation der Eignungspsycholo- 
‘gie. Von Dr. Hildegard Sachs. 16 8. in 8°, 
Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1920. 
Preis 3,35 M + 400, T. Z. 

Methoden zur Auslese hochwertiger Fach- 
arbeiter der Metallindustrie Von Otto 
Lipmann und Otto Stolzenberg. Mit 29 Text- 
abbildungen. 79 8. in 80%. Verlag von Johaun 
Ambrosius Barth, Leipzig 1920. Preis 4,30 M. 

Technischer Literaturkalender 1920. Heraus- 
gegeben von Dr. Paul Otto, Oberbibliothekar im 
Reichspatentamt Berlin. 2. Ausgabe. 790 S. in 
80. Verlag von R. Oldenbourg, München und 
Berlin 1920. Preis geb. 40 M. (Vgl. „ETZ“ 1919, 
S. 367.) : 

Sonderabdrucke. 

Scientific Papers of the Bureau of Standards. 
1919. 

Nr. 349. K. 8. Gibson. Photoeleetrie spectro- 
photometry by the null method. 

Nr. 350. J. R. Cain und L. Adler. Equilibrium 
conditions in the system carbon, iron oxide, and 
hydrogen in relation to the Ledebur method for 
determining oxygen in steel. 

Nr. 351. J. M. Miller. Dependence of the input 
impedance of a three-electrode vacuum tube upon 
the load in the plate circuit. 

Nr. 352. W. H. Souder und P. Hidnert. Thermal 
expansion of insulating materials. 

Nr, 353. A. H. Taylor. Variation in direetion of 
propagation of long eleetromagnetic waves. 

Nr. 354. J. H. Dellinger. Principles of radio 
transmission and reception with antenna and coil 
aerials. - 

Nr. 355. L. M. Hull. Determination of the ouput 
characteristics of electron tube generators. 


Technologie Papers of the Bureau of Stan- 


dards, 1917. 
Nr. 89. J. D. Edwards. A specific gravity balance 
for gases. 


Nr. 90. P. D. Merica. Structure of the coating on 
tinned sheet copper in relation to a specific case of 
COLTOSION. } 

Nr. 91. G. K.-Burgess. Temperature measure- 
ments in bessemer and open-hearth practice. 

Nr. 92. J. .G. Priest. Measurement and specifi- 
cation of the physical factors which determine the 
saturation of certain tints of yellow. 

Nr. 93. W. W. Coblentz und W. B. Emerson. 
Glasses for protecting the eyes from injurious ra- 
diations. 

Nr. 94. J.D. Edwards. Effusion method of doter- 
mining gas density. 

Nr. 95. R. J. Wig, G.M. Williams, A.N. Finn, 
S.H. MeCrory,E.C.BebbundL.R. Ferguson. 
Durability of cement draintile and concrete in 
alkali soils. x 

Nr. 98. H. N. Stokes und H. C. Weber. Effects 
of heat on celluloid and similar materials. 


. %) Dieser Teil des Buches erscheint unter dem, Titel 
Der Wechselstromkompensator auch als selbstän- 
diges Werk im gleichen Verlage. Mit 20 Abb. 60 8. in 8. 
Preis geh. 10 M. 


1920. Helt 43. 863 


Nr. 99. R. 8.McBride und C. E.Reinicker. Gas- 
mantle lighting conditions in ten large cities in 
the United States. 

Nr. 105. C. E. Waters. Comparative tests of por- 
celain laboratory ware. 


Technologie Papers of the Bureau of Stan- 
dards, 1918. 


Nr. 101. J. H. Griff th und J. G. Bragg. Tests 
of large bridge columns. 

Nr. 102. P. H. Bates. Properties of portland ce- 
ment having a high magnesia contents. 

Nr. 103. H. S. Rawdon. Typical cases of the de- 
terioration of Muntz metal (60 : 40 brass) by se- 
lective corrosion. 

Nr. 104. F. A. Kirkpatrick. Effect of the size 
of grog in fire-clay bodies. 

Nr. 106, F. J. Schlink. 
weighing scale of novel design. 

Nr. 107. P.H. Walker und F. W. Smither. Com- 
parative tests of chemical glassware. 

Nr. 108. O. S. Peters. Ground connections for 
electrical systems. 

Nr. 110. R. S. MeBride, W. A. Dunkley, E. C. 
Crittenden und A. H. Taylor. Influence of 
quality of gas and other factors on the efficieney 
of gas-mantle lamps. 

Nr. 111. J. G. Bragg. Compressive strength of 
large brick piers. 

Nr. 109. G. K. Burgess und R. W. Woodward. 
Conservation of tin in bearing metals, bronzes 
and solders. 

Nr. 112. W. H. Herschel. Standardization of the 
Saybolt universal viscosimeter. 

Nr. 113. J. D. Edwards. Determination of per- 
meability of ballon fabrics. 


Stabilized-platform 


Technologie Papers of the Bureau of Stan- 
dards, 1919. 

Nr. 114. M. $. Stillman. A portable cubic-foot 
standard for gas. 

Nr. 115. F. J. Bates und H. W. Bearce. New 
Baum, scale for sugar solutions. 

Nt. 117. R. 8. MeBride, (©. E. Reinicker und 
W. A. Dunkley. Toluol recovery. 

Nr. 118. J. R. Cain und E. Pettijohn. A critical 
study of the ledebur method for determining 
oxygen in iron and steel. 

Nr. 119. K. S. Gibson und H. J. MeNicholas. 
The ultra-violett and visible transmission of eye- 
protective glasses. 

Nr. 120. B. D. Hathcock und E. Skillman. Tests 
of hollow building tiles. 

Nr. 121. J. H. Griffith und J. G. Bragg. Strength 
and other properties of wire rope. 

Nr. 123. D. W. Keßler. Physical and chemical tests 
on the commercial marbles of the United States. 

Nr. 124. H. Insley und A. A. Klein. Constitution 
and microstructure of silica brick and changes in- 
volved through repeated burnings at high tem- 
peratures. 

Nr. 125. W. H. Herschel. Vicsoeity of gasoline. 

Nr. 126. J. R. Cain und E. Pettijohn. A study 
of the Goutal method for determining carbon mon- 
oxide and carbon dioxide in steels. 

Nr. 127. E. R. Shepard. Leakage resistance of 
street railway roadbeds and its relation to electro- 
lysis of underground structures. 

Nr. 128. J. D. Edwards und M. B. Long. Effeot 
of solar radiation upon ballons. 

Nr. 129. P. D. Merica und L. J. Gurevich. Notes 
on the graphitization of white cast iron upon 
annealing. 

Nr. 130. W. A. Hull. A comparison of the heat in- 
sulating properties of some of the materials used 
in fire-resistive construction. 

Nr. 131 J. D. Edwards, Application of the inter- 
ferometer to gas analysis. 

Nr. 133. R. S. MeBride und W. M. Berry. Tests 
of flexible gas tubing. 

Nr. 134. R. S. MeBride und 1. V. Brumbaugh. 
Experimental-retort of orient, coal. 

Nr. 135. P. D. Merica und R. W. Woodward. 
Behavior of wrought maganese bronze exposed to 
corrosion while under tensile stress. 

Nr. 136. A. H. Smith und $. W. Epstein. Deter- 
mination of free carbon in rubber goods. 3 
Nr. 137. R. S. MeBride und W. A. Selvig. Coking 

of illinois coal in Koppers type oven. 

Nr. 139. P.D. Merica und C. P. Karr. Some tests 
of light aluminium casting alloys. 'The effect of heat 
treatment. i 

Nr. 140. F. M. Washburn. Constant-temperature 
still head for light-oil fractionation. 

Nr. 141. J. R. Cain und L. C. Maxwell. Electro- 
lytie resistance method for determining carbon in 
steel. 

Nr. 142. H. F. Staley. Materials and methods 
used in the manufacture of enameled cast-iron 
wares. { 

Nr. 145 J. B. Tuttleund L. Yurow. Direct deter- 
mination of india rubber by the'Nirtosite-method. 

Nr. 146. H. D. Holler und J. M. Braham. Üad- 
mium electrode for storage-battery testing. 

Nr. 147. R. W. Hart und R. ©. Bowker. An appa- 
ratus for measuring the relative wear of sole 
leathers, and the results obtained with leather 
from different parts of a hide. 


864 


—_ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 43. 


28. Oktober 1920. 


Technologic Papers of the Bureau of Stan- 
dards, 1920. 

Nr. 143. H. S. Rawdon und A. I. Krynitzky._ A 
study of the deterioration of nickel spark-plug 
electrodes in service. 

Nr. 144. A. V. Bleininger. Properties of american 
bond clays and their use in graphite crucibles and 
glass pots. 

Nr 148. K S. Gibson, E. P. T. Tyndall und 
H. J. MeNicholas. The ultra-violett and visible 
transmission of various colored glasses. 

Nr. 149. L. B. Sefton. Estimation of nitrates and 
nitrites in battery acid. 

Nr. 150. Ch. P. Hoffmann. Physical tests of mo- 
tor-truck wheels. 

Nr. 151. L. J. Larson und R. L. Templin. Load 
strain-gage of 150 ton floating crane for the Bureau 
of Yards and Docks U. S. Navy Department. 

Nr. 152. J. E. Boyd. Investigation of the com- 
pressive strength of spruce struts of rectangular 
cross section and the derivation of formulas sui- 
table for ..use in airplane design. 

Nr. 153. F. J. Schlink. Ares measurement of 
leather. 

Nr. 154. S. W. Epstein und R. L. Moore. De- 
termination of cellulose in rubber goods. 

Nr. 155. H. F. Staley. Cements for spark-plug 
electrodes. 

Nr. 156. H.S. Rawdon und S. Epstein. Metallo- 
graphio features revealed by the deep etching of 
steel. 

Nr. 157. W. H. Souder und Ch. G. Peters. An 
investigation of the physical properties of dental 
materials. 

Nr. 158. H. S. Rawdon und S. C. Langdon. A 
peculiar type of intererystalline brittleness of 
copper. 

Nr. 159. G. A. Loomis. Porosity and volume 
changes of clay fire bricks at furnace temperatures. 

Nr. 160. RB. C. Bowker und J. B. Churchill. 
Effects of oils, greases and degree of tannage on 
the physical properties of russet harness leather. 

Nr. 161. W. B. Newkirk. A pienometer for the 
determination of density of molasses. 

Nr. 162. S. W. Epstein und B. L. Gonyo. Ex- 
traction of rubber goods. 

Circular of the Bureau of Standards, 1917. 

Nr. 64. Rules and regulations for the enforcement 
of the lime-barrel act. 

Nr. 68. Publie utility service standards of quality 
and safety. 

Nr. 71. Rules and regulations promulgated under 
authority of the federal standard-barrel law. 


Circular of the Bureau of Standards, 1918. 
Nr. 67. Wire gas. 
Circular of the Bureau of Standards, 1919. 


Nr. 24. Publications of the bureau of Standards. 
Nr. 82. Recommended specification for linseed 
oilraw, refined and boiled. 


Circular of the Bureau of Standards, 1920. 
Nr. 86. Recommended specifications for turpentine. 
Nr. 87. Recommended specifications for zinc oxide, 

dry and paste. 

Nr..88. Recommended speeifications for leaded zino 
oxide, dry and paste. 

Nr. 89. Recommended specifications for white 
paint and tinted paints made on a white base. 
Semipaste and ready mixed. 

Nr. 90. Recommended specifications for red lead, 
dry and paste. 

Nr. 91. Recommended specification for ocher, dry 
and paste. 

Nr. 92. Operation and care vehicle-type batteries. 

Nr. 93. Recommended specification for iron-oxide 
and iron-hydroxide paints.- 

Nr. 94. Recommended specification for black paint, 
semipaste and ready-mixed. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Außenhandel. — Die Ausfuhrabgabe 
für Kohlenstifte (Brennstifte für elektrische 


Bogenlampen) 6483 und für Elektroden, 
Kohlefäden für elektrische Beleuchtungs- 
körper u. dgl., auch in Verbindung mit Platin, 
648b ist neuerdings auf 5% festgesetzt 
worden.!) 

Jubiläen. — Die Geiss & Heimlich Ge- 
sellschaft für elektrischen Bedart, 


Frankfurt a. M., konnte am 1. X. 1920 auf 
die ersten 25 Jahre ihres Bestehens zurück- 
blicken. 


Aus der Geschäftswelt. — Inland. Mit 
Rücksicht auf das Sozialisierungsgesetz beab- 
siehtigt die Gesellschaft für elektrische 
Unternehmungen, Berlin, ihre Geschäfts- 
tätigkeit auf die Beteiligung an reinen Fabrika- 
tionsgesellschaften umzustellen und ihr Aktien- 
kapital von 60 auf 75 Mill. M zu erhöhen. Sie 


') Vgl. auch „ETZ“, 1920, S. 803. 


hat ihr Interesse bereits seit einiger Zeit der 
Knorr-Bremse A. G., Dr. Paul Meyer 


er 
A. G. und der Norddeutsche Kabelwerke A. G., 


Neukölln, zugewendet. — Die Überland- 
zentrale Südharz plant nach der „Frankf. 
Ztg.‘‘ umfangreiche Erweiterungen ihrer An- 
lagen im Kreise Worbis, in der Grafschaft 
Hohenstein und, in Schwarzburg-Sonders- 
hausen. — Die Überlandzentrale Mans- 
felder Seekreis A. G., Amsdorf, hat die 
Elektrizitäts - Leitungsgenossenschaft Über- 
landzentrale Amsdorf, G. m. b. H. erworben. 
— In Berlin wurde die Studiengesell- 
schaft für Drahtlos-Nachrichtenrund- 
spruch m. b. H. mit 20 000 M Stammkapital 
eingetragen. Sie soll Studien zur Einführung 
und Vervollkommnung des Drahtlos-Fern- 
sprechers und zur Beschaffung sowie zum Ver- 
trieb von Nachrichtenstoff fördern. Ferner ist- 
in Harburg die Elektro-Schweißwerke 


Harburg-Hamburg G. m. b. H. mit 0,1 
Mill. M eingetragen worden. — Ausland. 
Die Siemens & Halske A. G. ist nach 


dem ‚Berl. Börs.-Cour.‘“‘ von der Schweizer 
m u mit der Legung eines 
Kabels zwischen enf und Lausanne 
für die Zwecke des Völkerbundes betraut 
worden, u. zw. u. a. deshalb, weil sie allein 


imstande war, die Leitung bis zum Zusammen- 


tritt des Bundes fertigzustellen. Der Wert 
des er soll 2,5 Mill. Fr betragen. — 
Die Schweizerische Auergesellschaft, Zürich, 
hat, wie die ‚„Frankf. Ztg.‘‘ berichtet, nach 
Verständigung mit den deutschen Fabrikanten 
den Vertrieb der Drahtlampen ‚Osram‘, 
„Wotan“ und „AEG“ für die Schweiz 
der neu gegründeten Osram-A. G., Zürich, 
Über Kagen, deren Aktienkapital 0,6 Mill. Fr 
zählt. 


WARENMARKT. 


Kohle. — Durch Bekanntmachung des 
Reichskommissars für die Kohlenverteilung 
vom 11. X. 1920 (R. A. 1920, Nr. 234) ist 
der Landabsatz (Absatz unmittelbar von 
der Grube bzw Zeche) von Kohle im 
Gebiet der amtlichen Verteilungsstellen für 
den mitteldeutschen Braunkohlen-Bergbau 
in Halle und. für die Braunkohlen- 
werke rechts der Elbe geregelt worden. — 
Eisen. Beim Eisenwirtschaftsbund haben 
die Vorbesprechungen in der Frage der Preis- 
festsetzungen für die Zeit ab November be- 
gsonnen. Es wird allgemein mit einer weiteren 
Herabsetzung der Eisenpreise gerechnet. Am 
englischen Eisen- und Stahlmarkt verlief die 
letzte Woche trotz der Preisermäßigung für 
Gießerei-Roheisen I verhältnismäßig stiıl. Die 
Erzeugung von Roheisen sowie von Eisen- und 
Stahlwaren in England betrug im ersten Halb- 
jahre 1920 für Roheisen 4,211 und für Stahl 
4,955 Mill. t. Auch am amerikanischen Eisen- 
und Stahlmarkt sind die Notierungen weiter 
rückgängig. In Frankreich kosten nach Preis- 
ermäßigungen des Pariser Eisenkontors, die 
für den Halbzeuggrundpreis 200 Fr und den 
Schienen- und a ag 250 Fr (etwa 
20%) betragen, & ktober Halbzeug 745, 
Schienen 975 und Träger 945 Fr/t. Da dort 
noch immer Mangel an Koks herrscht, plant 
man in französischen Werkskreisen einen Aus- 
tausch von deutschem Koks gegen siliziumhal- 
tiges Gußeisen. Die luxemburgischen Aus- 
fuhrtaxen sind von Oktober an für Gußeisen 
auf 15 Fr, für Eisen- und Stahlhalbzeug in 
Blöcken, Stangen, Platinen sowie für Form- 
und Stabeisen, Draht, Bleche und Schrott auf 
30 Fr, für Eisenerze,, Minette, Flammofen- 
schlacke und Walzschlacke auf 45,40 Fr/t er- 
mäßigt worden. In Belgien waren Ende Sep- 
tember von 5l Hochöfen bereits 21 wieder in 
Betrieb. — Schrott. Die Preise haben sich in 
letzter Zeit wieder ein wenig abwärts bewegt; 
die unklaren Marktverhältnisse veranlassen die 
Käufer aber weiterhin noch zur Zurückhaltung. 
Für Prima-Kernschrott wurden etwa 900 bis 
925 M/t gezahlt. Gußschrott notierte etwa 860 
bis 870 M, Prima-Maschinenguß 1500 bis 
1550 M, Späne 870 M und Gußspäne 950 M/t. 
— Gummi. Am Londoner Gummimarkt haben 
sich die Preise für Rohgummi in der letzten 
Woche wieder etwas erholt. Mitte Oktober 
wurden für Crepe I loko 1 s 6% d und für 
Sheets loko 1s 4% d/lb gezahlt. Im Anschluß 
an einen Beschluß der „Rubber Growes Asso- 
eiation‘“ in London hat sich'auch die inter- 
nationale Vereinigung der Gummiproduzenten 
in Niederländisch-Indien für eine Einschrän- 
kung der Rohgummiproduktion um 25%, ent- 
schieden. In Amerika ist der Gummipreis seit 
Januar um etwa 60% gesunken.*— Jute. Der 
englische Jutemarkt ist bei steigender Nach- 
frage weiter fest. Es wurden für erstklassige 


Ware _ neuer Ernte Oktober/November-Ver- 
schiffung 50 £/t verlangt. — Baumwollgarne. 
Auf dem München-Gladbacher Garnmarkt 
wurden für denkommendern Winter bereitsgroße 
Käufe abgeschlossen. Besonders stark war in 
letzter Zeit die Nachfrage nach Kunstwoll- und 
Baumwollgarnen. Aus England wurden im 


August insgesamt 0,392 Mill. Ibs Baumwoll- 


arne und Gewebe exportiert. — Schwefel. Die 
wangswirtschaft für Schwefel ist seit dem 
9. X. aufgehoben; infolgedessen sind die Be- 
kanntmachungen über den Verkehr mit Schwe- 
fel vom 27. X. 1916 und über die private 
Schwefelwirtschaft vom 13. XI. 1915 sowie die 
bezüglichen ee nun- 
mehr außer Kraft getreten. — Harz. Die Kauri 
Harzausfuhr aus Neuseeland hat im letzten 
Jahre beträchtlich nachgelassen. Die Gesamt- 
ausfuhr im Rechnungsjahre 1918/19 betrug 
nur 2338 t gegen 4636 t i.V. — Montanwachs. 
Die Vereinigung Deutscher Montanwachsher- 
steller hat beschlossen, vorläufig noch von 
einer Preiserhöhung für das In- und Ausland 
abzusehen. — Schwefelsäure. Der Verbraucher- 
reis für Schwefelsäure ist mit Genehmigung 
es Reichswirtschaftsministeriums für die Mo- 
nate Juni, Juli und August 1920 nachträglich 
auf 60 M/100 kg Säure 60° B& ger. und für die 
Zeit vom 1. IX. bis 31. XII. 1920 auf 53 M 
festgesetzt worden. Die Erzeuger haben als 
Umlage für Juni, Juli und August 4 M/100 kg 
an den Schwefelsäure-Ausschuß abzuführen. — 
Metallpreise. Die Notierungen der Vereinigung 
für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. 
der Kommission des Berliner Metallbörsen- 
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in 
Deutschland) lauten in M/100 kg: 


Metall 22. X. 21.X. 


(wire 3 | 


Elektrolytkupfer 
bars), prompt. cif Hamburg, 


Bremen, Rotterdam . . .| 2609 2633 


2025 —2075,2050— 2100 
755—775 | 740—760 


900 —920 | 909—920 
600—610 | 600—620 


Raffinadekupfer 99/99,3%/, 
Orıginalhüttenweichblei . 
Originalhüttenrohzink, 
Preis im freien Verkehr . 
Plattenzink (remelted) von 
handelsübl. Beschaffenheit 
Originalhüttenaluminium 
98/99%, in einmal gekerb- 
ten Blöckchen . . . . . 
dsgl. in Walz- oder Draht- 
barren . . 2. 2.2.2.2. . |3650—3750 3650—3750 
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |6250—6300 6275. —6300 
Hüttenzinn, mind. 99%, . . |6100—6150 6100—6150 
Reinnickel 98/99%, - . 14500 —4550/4500—4550 
Antimon-Regulus . . 925—950 | 900—925 


Silber in Barren rd. 900 fein - 
für 1 kg fein . . . . . |1425—1430|1400—1410 


Die deutsche Elektrolytkupfernotiz 
betrug am 18. X.: 2667 M, am 19. X.: 2662 
und am 20. X.: 2605 M/100 kg. 

An der Londoner Metallbörse wurden 
nach „Mining Journal“ am 15. X. 1920 für 
l ton (1016 kg) notiert: = 


3450-3550 3450—3550 


FT Eu 

*Kupfer: best selected . 102 0 Obis108 0 0 

* 3 electrolyt.. 14 0 0 „106 0 0 

A wire bass... 15 0 0 „106 0 0 

EN standard, Kasse 29 10 0, 9300 
FIRE „ .x8 Mon. 88.5.0288 109005 

Zinn: standard, Kasse. . 244 10 0 „245 10 0 

5 3Mon. . 249910 0 „20 0.0 

ET DE BESTE weh 246 10 0 „24710 0 

Blei: span. oder nichtengl. 

Weichblei..... 3417 6 „ 3410 © 

»„. gew.engl. Blockblei 3610 0 „ — — — 

Zink: gew. Sorten...» 3910 0 „ 4010 0 

3 remelted. .... 35°0.-0-, ——— 

= engl. Swanseae .. 4 00, — — — 


Antimon: engl. Reg... . 


52/55 £ net. 
Aluminium: 98 bis 990/ 


165 £ (Inland); 


185 £ (Export). 


Nickel: 98 bis 99%), gar. 230 £ (In- u. Ausland). 


Quecksilber: nom. für 
die 75 Ibs.-Flasche. .. 18£10s 
Platin: je Unze nom. . . 500 s. 


In New Yorknotierte Elektrolytkupfer 
am 21. X. 1920 loko 15,50 bis 16,50 ets/lb. 


* Netto. 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 46. Wer liefert Lampenpendel, 
Marke ‚„Doucella“- 2 ar 
Frage 47. Wer liefert Maschinen und 


Einrichtungen zur Herstellung von Trocken- 
elementen ? 


Abschluß des Heftes: 23. Oktober 1920, 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zehme In Berlin. — Verlag von Jullus Springer in Berlin. 


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Bu al. nn 


2 ETF 


865 


Elektrotechnische Zeitschrif 


2, (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz, — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Torf-Großkraftwerke.!) 


Von Friedrich Bartel, 
Regierungsbaumeister a. D 


Übersicht. Es wird ein baulicher Entwurf für 


ein Großkraftwerk von 120000 kW eingebauter Left- 
stung für Torffeuerung gegeben. 

Die erforderliche Torfmenge wird berechnet und 
die Gewinnung, Förderung und Lagerung des Torfes 
an 3 Beispielen erläutert. Re 


Einleitung, 


Wir stehen im Zeichen der Brennstoffnot. 
Daß man meistens erst in der Not auf ver- 


gessene alte Bekannte zurückgreift, sehen wir 


wieder an dem Torf. Die große Nachfrage nach 
Ersatz für die Steinkohle hat eine Torfindustrie 


a 


TO} 
FR; 


\ Dortmund 


ne 


N 


Berlin, 4. November 1920. 


jedoch die Folge der Gründerzeit in der Torf- 
industrie sein, es wird sich nunmehr eine 
große Zahl wissenschaftlich gebildeter und 
praktisch erfahrener Ingenieure mit der Torf- 
frage beschäftigen und Konstruktionen zur 
Vervollkommnung der Torfgewinnungsmaschi- 
nen-schaffen. Der ‚‚Verein zur Förderung der 
Moorkultur im deutschen Reiche‘, der lange 
Zeit als mutiger Vorkämpfer einsam und ver- 
lassen auf dem Plan stand, hat bereits ein 
Gefolge erhalten, das sich dauernd vermehrt 
und dauernd die Stoßkraft dieses Trupps gegen 
die Gleichgültigkeit erhöht, die der Torffrage 
aus den meisten Kreisen noch heute entgegen- 
ebracht wird. Ich erinnere an die Bestre- 
ungen in Bayern und Württemberg, die dor- 
tigen Torfmoore auszunutzen. 
3 Verwendungsmöglichkeiten sind eshaupt- 
sächlich, die dem Torf wie jedem anderen 
Brennstoff offenstehen: 


100 200 Kır 


Heft 44. 


Der Torf als Wärmespender in unserem 
nordischen Winter war vor dem Kriege in 
seiner Form als Sodentorf, seines geringen 
spezifischen Gewichtes wegen (350 kg/m?), nur 
für die nächste Umgebung der Moore wertvoll, 
seine Verdichtung durch Herstellung von 
Preßtorf in ähnlicher Form wie die Stein- 
und Braunkohlenbriketts etwa nach dem 
Naßpreßverfahrent) setzt die Vernichtung von 
mehr als die Hälfte seines Wärmewertes für 
den Betrieb der Maschinen und für die Dörrung 
voraus. Die Wirtschaftlichkeit dieses Ver- 
fahrens ist noch nicht erwiesen. 

Die Verwendung des durch die Luft ge- 
trockneten Sodentorfes für Kraftwerke ist 
durch das Kraftwerk Wiesmoor wirtschaftlich 
erprobt. 

Zum Betriebe der Maschinen für die 
Bodenkultur wurde im Jahre 1908 vom preu- 
Bischen Domänenfiskus ein kleines Kraftwerk 


e Marschau 
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ii | (tebiete mit Abfällen des 
) nz Steinkohlenbergbaus u. 
Ä minderwertiger Stein- 


a8 kohle. 


Braunkohlepgebiete- 


se j ® Torf-Großkraftwerke. 


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5 150000 V-Leitungen des 
Reiches. 
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Budapest 


Abb. i. Übersichtsplan der Energiequellen Deutschlands für Großkraftwerke. 


entstehen lassen, die zum Teil ungesund ist, 
und es wird daher der Rückschlag nicht aus- 
bleiben, sobald die Brennstoffrage einiger- 
maßen geregelt sein wird. Etwas Gutes wird 


1) Vortrag, gehalten auf der Jahresyersammlung des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Hannover 1920. 


a) als Heizstoff, 

b) als Stoff zur Erzeugung von Licht und 
Kraft und für den Betrieb elektrischer 
Bahnen, ° 

e) als Ausgangsstoff zur Erzeugung der 
Nebenprodukte, wie Koks, Stickstoff- 
verbindungen, Öle usw, 


| in Betrieb gesetzt, das 1909 von den Siemens 
Elektrischen Betrieben übernommen und zu 
einem Überlandwerk?) ausgebaut wurde. Heute 
hat das Werk eine eingebaute Leistung von 


1) „Torfindustrie* 1919, Nr. 17. 
?! Teichmüller; „ETZ* 1912, 8. 1265, 


886 


12000 kW. Es war das erste größere Torf- 
kraftwerk. Die Torfbeschaffung hat dem 
Werk dauernd Schwierigkeiten bereitet, so daß 
zum Teil Steinkohlen verfeuert werden mußten. 
Die Schwierigkeiten sind’ hauptsächlich darauf 
zurückzuführen, daß der Torf dem Moor zur 
Herstellung der Entwässerungskanäle ent- 
nommen werden mußte, daß die Gewinnungs- 
maschinen noch unvollkommen waren, daß 


die Förderbahn nicht genügte und die Mög- 
lichkeit fehlte, größere Mengen Trockentorf zu 
stapeln. Br PR 

Ob der Torf für die Erzeugung von Koks 
für die Erzindustrie eine Zukunft hat, ist noch 
nicht abzusehen. Praktisch ist sie in dem 
Kokswerk von Dr. Wielandt in Elisabeth- 
fehn durchgeführt. Die Erzeugung von Stick- 
stoff, Ölen usw., die im Kriege begonnen ist, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit. 44, 


ist davon abhängig, wie sich der Weltmarktin 
der Petroleumindustrie stellt und ob die poli- 


tische Lage uns zwingt, auch hier energisch 

weiterzuarbeiten. j He 
Die Verbindung von b) und e), Gewinnung 

der Nebenprodukte und Verwertung der Ab- 


4. November 1920. ; 


gase für Erzeugung von Lieht und Kraft, ist 


ebenso vom Weltmarkt abhängig und außer-_ 


0 


dem von der wirtschaftlichen Durchbildung 


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Abb. 2a. Grundriß des Torf-Großkraftwerks Zehlaubruch (Kesselhaus). 


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4. November 1920. 


und Betriebsführung der Gaserzeuger und 
Gasturbinen. Die Versuche an der Thyssen- 
Gasturbine, die von dem Minister der öffent- 
lichen Arbeiten in weitgehendem Maße ge- 
fördert werden, lassen 4 Anwendung der 
Gasturbinen im Kraftwerksbetriebe für die 
nächste Zeit erwarten. Anderseits läßt schein- 


| 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 44. 


bar der Drehschwelofen obiger Firma die 
Dampfturbine noch für lange Zeit das Feld 
behaupten, da seine Abfallprodukte, Halbkoks 
und Schwelgas, wirtschaftlich günstig zu- 
sammen im Dampfkessel verfeuert werden 
können. Bei den folgenden Ausführungen will 
ich mich jedoch nur auf die wirtschaftlich er- 


alas 


[3 


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I 


6000 Volt 


! 
T 


6000 Volt 


175.000 Volt 


Regelspur 


867 


wiesene Verbrennung des Torfes unter Dampf- 
kesseln stützen mit dem Hinweis, daß die Aus- 
gestaltung des Kraftwerks bei Anwendung von 
Gasturbinen keine wesentlichen Änderungen 
erfährt, da an Stelle der Dampfkessel die Gas- 
erzeuger treten. 


Die Anlage im Schweger Moor, die die 


: 


u 
750.000 Volt 


= —— Fr 


Am Spur 


Fabp: 2b. Grundriß des Torf-Großkraftwerks Zehlaubruch (Maschinen- und Schalthaus). 


868 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 44. 


4. November 1820. | 


aRRRARBRMPRBRBMBMBRBMBMBRBRBRBRBRBRBRBRBRBRBRÖRÖBRBREBERBRB [pm [m mmEERBRÄR[‚a-[ Te 


Zahlentafell. 


Betriebszahlen des Kraftwerkes Wiesmoor.t) 


ae 3 Erzeugte kWh ee, em 
Minen) IB. Tall) cm nintmoe 7 
| 
ne alhio. 0) 800 | Sn ar ee ee 
sommer bis SO dia | 8200007158700 1210 ]a0800 | 3a96 1 
Winter 1915/16. 5300. 7.809.000 719 835.600 | 50 740 744620 son) 9400 
ee ee ns 
Winden airase | 000 ET Na nasann 30 an ano | 11882 joonı 


Winter vom 1. Oktober bis 30. April. 


Sommer vom 1. Mai bis 30. September. 


Vergasung feuchten Torfes mit einem Wasser- 
gehalt von 60% versucht hat, hat wirtschaft- 
lich und betriebstechnisch keinen Erfolg ge- 
habt. Es gelang nicht, den erforderlichen Torf 
zu beschaffen und die Vergasung nassen Torfes 
machte Schwierigkeiten. Man wird also die 
Vergasung lufttrockenen Sodentorfes mit mög- 
lichst geringem Wassergehalt vornehmen 
müssen, so daß die Gewinnung und Lagerung 
des Torfes gleichfalls dieselbe bleibt, wie sie 
später beschrieben werden soll. 

Die Lage des Steinkohlenmarktes zwingt 
uns heute, die Steinkohlen aus den. Betrieben 
auszuschalten, aus denen sie sich ausschalten 
läßt. Dazu gehört der Betrieb der Kraftwerke 
in erster Linie. In einem Vortrag?) auf der 
Verbandstagung des Verbandes Deutscher 
Elektrotechniker und im Verein Deutscher 
Maschineningenieure3) im Jahre 1912 habe ich 
auf den Wert unserer minderwertigen Brenn- 
stoffe für Erzeugung von Licht und Kraft 
und für den elektrischen Betrieb unserer 
Bahnen hingewiesen, im Jahre 1914 habe ich 
in einem Aufsatz die Verwendung von Torf 
und Braunkohlen für die einheitliche Ver- 
sorgung der Ostprovinzen®) gezeigt: 

Heute ist die Steinkohle ein Luxusartikel 
geworden und es ist noch nicht abzusehen, wie 
sich der Preis beim Eintritt geordneter Ver- 
hältnisse gestalten wird. Dazu kommt noch 
der Verlust der Kohlenschätze des Saar- 
beckens und vielleicht des Oberschlesischen Ge- 
bietes. Auf jeden Fall wird der Preis durch 
den Weltmarkt dauernd beeinflußt und eine 


unsichere Größe bei Aufstellung von Wirt-' 


schaftlichkeitsbereehnungen bleiben. 

Vor dem Kriege war es möglich, den Torf 
in gut geleiteten Betrieben für 4 M/t frei 
Kesselhaus zu liefern. Wären die Torfge- 
winnungsmaschinen in heutiger Ausführung 
vorhanden gewesen, so hätte die Tonne 
Trockentorf sogar nur 3 M frei Kesselhaus 
gekostet. : 

Bei einem Preis von 4 M/t frei Kesselhaus 
hätte bei gleicher Wirtschaftlichkeit kosten 


dürfen: 
Steinkohle . 12 M/t 
Braunkohle 3 Mt. 


Beim Torf ist mit einem Heizwert von 
3200 WE, bei der Förderbraunkohle mit 2000 
WE und bei der Steinkohle (Nuß III u. IV) 
mit einem Heizwert von 7000 WE gerechnet. 

Die wirklichen Kosten für Steinkohle be- 
trugen ab Grube 13 bis 14, in Mitteldeutschland 
17 bis 18, in Ostdeutschland und in Bayern 
25 bis 28 M/t, für Rohbraunkohle an der Grube 
1,4 bis 3,5 Mt. 

Man sieht aus dieser Zusammenstellung, 
welche Vorteile die Verwendung von Braun- 
kohle und Torf für den Betrieb der Kraftwerke 
mit sich brachte. Man kann es sich daher ohne 
weiteres erklären, weshalb in den Braunkohlen- 
gebieten die größten Kraftwerke errichtet 


wurden. : 
‚Heute Schätzungen über die künftige 
Preisgestaltung der Brennstoffe abzugeben, 


dürfte ein gewagtes Unternehmen sein. Man 

kann sich aber ein Bild von ihrem künftigen 

Preisunterschied machen, wenn man auf die 

Jährliche Fördermenge zurückgreift, die auf 
den Kopf der Belegschaft kam. 

Die Leistung betrug im Frieden: 
1. Steinkohlenbergbau®) jährlich 260 t oder 
2,08 Milliarden WE 


!) Dr. Birk: Bericht über die 37. Mitgliederversamnı- 
lung 1919, „Mitt. d. V. z. Förd. d. Moorkultur“. 

®) Bartel: Die Verwendung geringwertiger Brenn- 
stoffe zur einheitlichen Versorgung Deutschlands mit elek- 
trischer Rnergie, „ETZ* 1912, S. 705. 

Bartel: Großkraftwerka und Energieverteilung 
unter besonderer Berücksichtigung der oberen Span- 
nungen his 150000 V, „Glasers Annalage 1912, Heft 10 und 
11, 1918, ante Se 

$artel: Die Energieversorgung der Ostprovinzen. 
„Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen“ 1914. art 2 

5) „Zeitschr. d. V. d. I." 1920, 8. 168. 


PP 


Braunkohlentiefbau jährlich 400 t oder . 
0,92 Milliarden WE 

Braunkohlen-Tagebau jährlich 1500 t od. 
3,45 Milliarden WE 

2. Torfgewinnung!) täglich 3 t oder 
10,5 Millionen. WE 

Dazu kommen beim Steinkohlenbergbau die 
hohen Kosten für Schächte, Wasserhaltung, 
Zimmerung usw. Der. Abraumbetrieb und die 
Gewinnung der Kohlen sind beim Braunkohlen- 
Tagebau sehr einfach und mit Maschinen zu 
bewerkstelligen. Die Gewinnung von Stein- 
und Braunkohle vernichtet mehr oder weniger 
Kulturboden, die von Torf schafft neuen. 
Bei der [Gewinnung von Torf fallen gegenüber 
von Braunkohle außerdem die Abraumarbeiten 
fort und die Wasserhaltung wird in einfacher 
Weise meistens durch natürliche Vorflut ge- 
schehen. Man wird daher nicht fehlgehen, 
wenn man. annimmt, daß die Preise für Torf 
im Moor gleich oder billiger sein werden, als für 
Förderbraunkohle, auf den gleichen Heizwert 
bezogen. Für Torf kommt außerdem noch die 
Verbilligung durch Verbesserung der Gewin- 
nungsmaschinen in Frage. Bei diesen ganzen 
Berechnungen ist angenommen, daß die Braun- 
koblen- und Torfgewinnung im Besitz des 
Kraftwerkes ist, daß also !die wirklichen 
Selbstkosten maßgebend sind. - 

Wenn heute die Rohbraunkohle dem 
Heizwerte nach teurer ist als Steinkohle 
und der Torf mit 40 und 50% Feuchtigkeit 
zu jedem Preise gekauft wird, so sind 
das Erscheinungen, die wir hoffentlich bald 
hinter uns haben. . 

Es betrug: 

Private Kraftweıke im Jahre 1913: 

eingebaute Leistung: 8,0 Mill. kW, 
nutzbar abgegeben:-10 Milliarden kWh. 

Öffentliche Werke im Jahre 1917: 

eingebaute Leistung 3,4 Mill. kW, 
erzeugte Leistung 6,8 Milliarden kWh. 

Nach meinen Untersuchungen?) würde 
ferner bei elektrischem Betrieb sämtlicher Voll- 
bahnen Deutschlands nach dem Umfange, der 
uns nach dem Friedensvertrag verblieben ist, 
und den Betriebsverhältnissen des Jahres 1913 
etwa betragen: 

Höchstleistung kW 2,8 bis 2,5 Mill., 
eingebaute Leistung kW 3,36 bis 3,0 Mill., 
erzeugte Leistung 10 Milliarden kWh. 

Nehmen wir die Größe der Moore Deutsch- 
lands zu 2,4 Mill. ha, die Moortiefe im Durch- 
schnitt zu 3 m und 150 kg Torf/m3 Torfmasse 
an, so könnte man 10 Milliarden Tonnen luft- 
trockenen Torfes herstellen. Da ein Teil der 
Moore für die Torfgewinnung nieht in Frage 
kommt, so will ich nur mit 5 Milliarden Tonnen 
rechnen. Bei einem Verbrauch von 2,3 kg 
Torf f. d. kWh könnten nach pem Stande des 
Jahres 1917 die_ öffentlichen Elektrizitäts- 
werke allein mit Torf 150 Jahre lang betrieben 
werden, die Eisenbahnen Deutschlands auf 
Grund der oben angeführten Berechnungen 
220 Jahre lang. 

„Pas Sozialisierungsgesetz für die Elektrizi- 
tätswirtschaft gibt uns bei Besetzung der maß- 
gebenden Stellen mit erfahrenen Ingenieuren 
die Möglichkeit, nunmehr die Erzeugung der 
Elektrizität mehr nach Grundsätzen vorzu- 
nehmen, die die wirtschaftlich günstigste Aus- 
nützung unserer Brennstofflager und Wasser- 
kräfte zulassen. Für den Torf in Verbindung 
mit den süddeutschen Wasserkräften ist. die 
Zukunft sehr aussichtsvoll, da die Wasser- 
kräfte hauptsächlich in Süddeutschland, die 
Torfmoore am Nordrande Deutschlands liegen. 
In’ Abb. 1 gebe ich einen Vorschlag für die 
Verteilung der Torf-Großkraftwerke und die 
Führung der 150 000 Volt-Lsitung des Reiches 
mit Berücksichtigung der Energiequellen. 

) Vom Verfasser geschätzt. 


,) Bartel: Kohlanteuerung und elektrischer Retriel 
der Vollbahnen, „Der Dierbaknhant; 1919, gu. Ta 


Im mitteldeutschen Braunkohlengebiet 
sind in der letzten Zeit, besonders während 
des Krieges große Kraftwerke entstanden; ich 
erinnere nur an das dem Reiche gehörende 
Kraftwerk Zschornewitz. Außerdem sind dort 
weitere große Kraftwerke für den elektrischen 
Betrieb der Bahnen und für Licht- und Kraft- 
versorgung geplant. Man darf aber nicht über- 
sehen, daß 
eine sehr beschränkte Zeit, geschätzt auf 100 
bis 150 Jahre, reichen, daß man bei gesteigerter 
Förderung sich also bald nach einem Mittel 
zur Streckung ‚der Vorräte wird umsehen 
müssen. E 

Man wird also genötigt sein, die süddeut- 

schen Wasserkräfte und die Torfmoore zur 
Erzeugung elektrischen Stromes mit heran- 
zuziehen, es muß der Torf in unserer zu- 
künftigen Elektrizitätswirtschaft eine hervor- 
ragende Rolle spielen. Außerdem schafft er 
nicht nur billigen Strom, sondern gibt uns 
auch die Möglichkeit, unsere Äcker- und 
Wiesenflächen mit den geringsten Anlage- 
kosten Zu vermehren und uns etwas unab- 
hängiger von der Zufuhr von Lebensmitteln 
vom Auslande zu machen. : 
. Ich will nın an Hand dreier Beispiele 
die Ausgestaltung der Torf-Großkraftwerke 
und vor allem die Vorbereitung der Moore, 
die Gewinnung, Förderung und Lagerung des 
lufttrockenen Torfs zum Betriebe dieser Werke 
zeigen. Die Gewinnungsart von Brenntorf für 
ÖOfenheizung bleibt natürlich dieselbe. Man 
kann also diesen Teil der vorstehenden Arbeit 
ebensogut als Vorschlag für ein .Groß-Torf- 
werk für Ofentorf betrachten. 


I. Das Tort- Großkraftwerk Zehlaubruch, 


Als erstes Werk will ich das Torf-Groß- 


kraftwerk Zehlaubruch behandeln, da die 
Brennstoffverhältnisse in der vom Reich ab- 
getrennten Ostmark besonders ungünstige sind. 
Der „zu Deutschland gehörige‘ Teil hat weder 
Stein- noch Braunkohle, ist von der Zuführung 
von Steinkohle durch den polnischen Korridor 
vom übrigen Deutschland vollständig getrennt 
und bei Zuführung auf diesem Wege von der 
Gut- und Böswilligkeit unseres polnischen 
Nachbars vollständig abhängig. Kleine Proben 
von der Gestaltung des Verkehrs haben wir 
in der letzten *Zeit wiederholt erlebt. Die 
Zufuhr auf dem Wasserwege kann jederzeit 
durch. unsere Feinde von”gestern durch eine 
Blockade der Ostsee gesperrt werden. Ob es 
bei dieser Lage nicht zu überlegen ist, ob man 
nicht auch zum elektrischen Betrieb der Bahnen 
bei entsprechendem Ausbau des geplanten 
Werkes übergehen muß, müßte wohl ernstlich 
geprüft werden. Auf jeden Fall wird die Er- 
richtung eines Torfkraftwerks nötig sein, um 
der jetzt beschlossenen Elektrisierung der 
Provinz das nötige Rückgrat zu geben und 
die Wasserkräfte „‚bis auf den letzten Tropfen‘ 
ausnutzen zu können. Die Höchstleistung der 
Wasserkraftwerke fällt nicht mit den Zeiten 
der größten Nachfrage nach Strom zusammen. 
Der Ausbau kleiner Wasserkraftwerke kann 
wirtschaftlich und betrieblich nur mit asyn- 
chronen Stromerzeugern erfolgen, was wieder 
das Vorhandensein eines großen Dampfkraft- 
werks bedingt. 3 € 

Ich habe seinerzeit vorgeschlagen, in der 
Kackschen Balis im Kreise Ragnit ein großes 
Torfkraftwerk zu err'chten. Diese Unter- 
suchungen sind jetzt hinfällig geworden, da 


dieses und die anschließenden Moore zu nahe 


an unserer künftigen Grenze mit Litauen liegen. 
Es kommt heute in erster Linie das Zehlau- 
bruch in Frage, weil es sozusagen unter den 
Geschützen von Königsberg liegt und seine 
Entwässerung von allen Mooren Ostpreußens 
mit. den geringsten Mitteln möglich ist. Es 
liegt etwa 32 m über dem Pregel bei einer Ent- 
fernung in der Luftlinie von etwa 12 km. Der 
mittlere Wasserstand des Pregels beträgt an 
dieser Stelle + 0,48 N.N. Die Entwässerung 
ist durch vorhandene tief eingeschnittene Bach- 
täler besonders erleichtert. Außerdem ist das 
Moor fiskalisches Eigentum. 


Das Zehlaubruch. 


Das Zehlaubruch bedeckt eine Fläche von 
etwa 4500 ha und liegt auf der Grenze zwischen 
den Kreisen Friedland, Königsberg und Weh- 
lau. Dr. Meyer, Szittkehmen, schildert das 
Moor als einen Riesenschwamm, der von den 
schönsten und üppigsten Wäldern Ostpreußens 
umrahmt ist. Tritt man aus dem krüppelhaften 
Randwald heraus, so hat man das weite purpur- 
braune Bruch vor sich liegen. Kein Ton unter- 
brieht die Stille, und man muß beim Weiter- 
wandern von Bulte zu Bulte springen und den 
Fuß mühsam aus dem saugenden Moor ziehen!). 

Am Rande dehnt sich das Moor dauernd 
in den bestehenden Hochwald aus, und‘ die 


') „Georgine“ 1913, Nr: 3 


die Braunkohlenschätze nur für 


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4. November 1920. 


Forstverwaltung hat noch manche Schwierig- 
keiten zu überwinden, um dem Anwachsen des 
Moores Halt zu bieten. 

Der Boden des Moores ist fast eben, und 
die „Inselbänke“ in der Mitte des Moores er- 
heben sich etwa 10 m über den Rand, so daß mit 
einer besonders großen Moortiefe zu rechnen ist. 

Das Moor ist als Naturschutzdenkmal er- 
klärt, und es gibt sicher manche Naturfreunde, 
die sich an der wundervollen Stille erheben. 
Für uns geht es heute um Sein oder Nichtsein 
in dem wirtschaftlichen Kampf. Wir werden 
daher auch diese stille Stätte dem Volkswohl 
in näherer oder fernerer Zeit opfern müssen. 

Nimmt man die mittlere Tiefe des Torf- 
imoores nur zu 6 m an, so könnte das Moor vor- 
aussichtlich‘bei 150 kg Torf, f. 1 m3 Torfmasse die 
Provinz Ostpreußen und ihre Bahnen für etwa 
45 Jahre mit Strom versorgen, bei einer Liefe- 
rung von jährlich 400 Mill.kWh im Durchschnitt. 


Das Kraftwerk. 


Lage des Werkes. Beifast jedemKraft- 
werk, das unmittelbar in einem Brennstofflager 
errichtet wird, ist die Beschaffung des erforder- 
lichen Kühlwassers als Frischwasser für ie 
Kondensation mit Schwierigkeiten verbunden, 
so daß in den meisten Fällen Rückkühlwerke 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 


errichtet werde müssen. Man scheut nun 
häufig die Beförderung des Brennstoffes selbst 
auf eine kurze Strecke, wenn man die Kohle 
umladen muß. 

Nun beträgt aber der Mehrverbrauch etwa 
1,6% der Brennstoffmenge für 1% Verminde- 
rung der Luftleere. Im J ahresdurchschnitt 
kann man als Mehrverbrauch für Kraftwerke 
ınit Rückkühlanlagen etwa 8% gegenüber 
solehen mit Frischwasser rechnen. 

Nimmt man ferner an, daß bei Betrieb 
mit Frischwasser die Pumpen der Konden- 
sation im Kraftschluß arbeiten, daß dagegen 
bei Rückkühlwerken eine zusätzliche mano- 
metrische Förderhöhe von 8 m erforderlich ist, 


um das Umlaufwasser auf die Kühltürme zu. 


drücken und vernachlässigt die Mehrkosten 
der Kühltürme mit Wasserbehälter und der 
Förderung und Reinigung des Zusatzwassers, 
so würde sich der Vergleich bei Friedenspreisen 


wie folgt stellen: _ 


a) Kraftwerk im Moor mit 
Rückkühlung. 
400 Mill. Wh > kg Torf < 4 M/t 
—750004><4M. . . - - - = 300.000 M 
Bei 100 000kW, 5000 Maschinen- 
- Betriebsstunden, 6kg Dampf, 
65-facher Kühlwassermenge, 
8 m Förderhöhe = 
100 000 . 5000.6.65.8 
% 0,7 
DS 1. 7 Renee 
Unter Berücksichtigung d. 
doppelten Pumpensätze 
— 5 Mill. kWh. 2 Pf 
Zusammen . 


- = 100 000_M. 
400 000 M. 


b) Kraftwerk am Pregel mit Frisch- 
wasser. 
Anlagekosten: 
12 km doppelgleisige 
Strecke von 1 m Spur 


125. 00.000 0. > — 720 000’M 
ferner mehr 5 Züge . . =_1.080.000 
1 800 000 M 


Nicht berücksichtigt sind hierbei die Mehr- 
kosten für die Rampen zu den Torfsilos, die bei 
Lage des Werkes am Moor erforderlich würden. 

Gleise 10% von M 720 000 . = 72.000 Mj 
Züge 15% von MI 080 000 = 162 000 ‚,, 
Mehrbedarf an Personal für 


diese Torfförderung . . . = 25000 „ 

11,04 Mill. tkm . 0,04 kWh 
SEI. sw LUNNFE N 
289 000 M 


Jährlicher Minderverbrauch an Betriebs- 
kosten bei Lage des Werkes am Pregel: 
111000 M. Man hätte also das Werk 17 km 
vom Torfmoor bei gleicher Wirtschaftlichkeit 
abrücken können. 

Bei Steigerung der Anlagekosten auf das 
10-fache, der Brennstoffpreise auf das 20-fache, 
würde die kritische Entfernung 35 km betragen. 

Man sieht aus diesem Überschlag, daß man 
es zum Vorteil unserer Brennstoffvorräte 
immer wird vermeiden können, Kraftwerke 
mit Rückkühlanlagen zu bauen. 

Der Pregel führt im Durchschnitt bei Ta- 
piau im Sommer eine Wassermenge, von etwa 
12 bis 15 m?/s, kann also einwandfrei die erfor- 
derlichen Kühlwassermengen für 100 000 kW 
Spitzenleistung liefern. Die Höhenlage des 
Moorbodens und der Zuführungsbahn für den 
Torf am Moor kann man auf + 25,5 annehmen, 
so daß es bei der Lage des Kraftwerks am Pre- 
gel möglich wäre, die Torfzuführungsbahn ho- 
rizontal bis zu den Torfsilos und den Kessel- 
hausbunkern zu führen. Die gewählte Lage 


Abb. 3. Maschinen- und Schalthaus im Sehnitt. 


des Bauplatzes ermöglicht es außerdem, einen 
Gleisanschluß von etwa 8km Länge zum Bahn- 
hof Tapiau herzustellen zum nfahren der 
schweren Maschinenteile und Betriebsstoffe 


1920. Heft 44. 


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869 


des Kraftwerks. Die Lage am Ufer läßt die 
Schaffung einer Anlegestelle zu, so daß man 
auch durch Kähne Stoffe und später den 
Brennstoff aus anderen Mooren, z. B. aus dem 
roßen Moosbruch im Kreise Labiau, heran- 
schaffen kann. 

Größe des Werkes. Nimmt man die 
eingebaute Leistung für den vollen Ausbau 
zu 120 000kW, die Spitzenleistungzu 100000kW 
an, so wird diese Leistung voraussichtlich für 
die nächste Zeit für die Ostmark genügen. Die 
jährliche Benutzungsdauer, auf 4000 Stunden 
geschätzt, entsprechend einer Belastungsziffer 
m = 0,46, ergibt eine Erzeugung von 400 Mil- 
lionen kWh jährlich. Die Größe der Maschinen- 
sätze ist zu 20 000 kW bei n = 3000 angenom- 
men, eine Leistung, wie sie als Regelmaschine 
für die neuen Großkraftwerke in Frage kommt. 
Die Zahl der Maschinen beträgt 6. 

Torfmenge. Rechnet man 2,3 kg Torf 
von 3500 WE für 1 kWh, so sind jährlich bei 
400 Millionen erzeugter kWh 920 000 t Torf zu 
beschaffen. Der Torfverbrauch wird sich über 
die einzelnen Monate des Jahres etwa wie folgt 
verteilen: 


16t ‚TZe 
Monat | ee konn Tortmengei Be- 
apitzekW | kWh t merkungen 
Januar . 2 92 500 36 82 800, 
Februar . 83 500 33 75 900; 
März. 83 000 34 78 200! 
April 82 500 ol 71 300 
Mai 78 000 3l 71 300|) unmittel- 
Juni 725000 30 | 69000 an 
Juli 70 000 29 66 700 haus 
August . .| 78000 31 71 300 
September | 87 500 34 78 200 
Oktober. 98 000 38 87 400 
November.) 90000 35 80 500 
Dezember .| 100 000 38 | 87400) 
400 920 000) 
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Fer} 
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150000 V/ 4 4 


Für die Monate Mai, Juni und Juli geht 
der im Moor erzeugte Torf unmittelbar zu den 
Kesselhäusern, so daß nur für die übrigen Mo- 
nate der Torf in den Silos zu lagern ist. Der 


Ile 


Elan 


>=+10,07< 


Ä an 


ss 


40,0 


Abb. 5. Kesselhäuser mit Kesseln von 600 m? Heizfläche. 


870 


Verbrauch an dem höchstbelasteten Tage im 
Jahre ist im Mittel 0,042% der Jahresleistung, 
entsprechend 1680 000 ,kWh, der Torfver- 
brauch 3864 t. Unter der Annahme, daß ein 
Kesselhaus an dem höchstbelasteten Tage mit 
40 000 kW voll belastet ist, würde die stünd- 


liche Höchstmenge an Torf 92 t betragen und‘ 


die höchste Tagesmenge 2200 t. Der Inhalt der 
Bunker in den Kesselhäusern ist für einen Ver- 
brauch von 24 Stunden, d. h. mit 2200 t oder 
6300 m? vorgesehen. 
Kühlwasserbeschaffung. Zur. Be- 
schaffung des für die Kondensation erforder- 
lichen Kühlwassers wird am Rande des steiler 
Uferabhanges, wo der 
Moorboden des Pregel- 
tales beginnt, also Bau- 
ten nicht mehr ausge- 
führt werden können, 
parallel zur Hochufer- 
kante ein Kanal ge- 
führt, der unterhalb der 
Ziegelei Zimmau vom 
Pregel abzweigt und im 
Linkehner See endigt. 
Das erwärmte Kühl- 
wasser fließtin den See, 
von wo aus es durch 


| B 


Höchstleistung eines Kessel 
hauses von 40 000 kW und 
Kesseln von 750 m?, 6,75 kg 
Dampf i.d. h. bei Anwendung 
m? 
Heizfläche 7,15 kg zur Ver- 
Einbau von 
Kesseln von 750 m? Heiz- 
einem 
an 
einem dazwischenliegenden 
angeschlossen. 
eim Einbau von Kesseln 
Heizfläche 


von Kesseln von 600 


fügung. . Bei 


fläche 
Block 


sind 4 zu 
vereinigt 


und 
Schornstein’ 


von 600 m? 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 44, 


die vorhandenen ober- 
und unterirdischen Ka- 
näle dem Pregel wie- 
der zuströmt. Dadurch 
wird gleichzeitig eine 


Abkühlung des Wassers 
bis zum Eintrittin den 
Fluß erzielt. Der Zu- 
leitungskanalkann spä- 
ter als Schiffahrtskanal 
benutzt werden. Nach 
dem Moor zu wird er 
durch einen Damm ab- 
geschlossen, dessenErd- 
ınengen beim Abtragen 
der Hänge zum Einbau 
von Kraftwerk und Si- 


los gewonnen werden. 


Maschinenhaus. 
Die Maschinenachse 


liegt parallel zur Ge- 


bäudeachse (Abb. 2u.3), 
die Achse des Konden- 
sators senkrecht dazu. 
Diese Anordnung des 
Kondensators hat so- 
viele Vorteile, daß ich 
sie immer wieder emp- 
fehlen muß. Es sind, 
wie eingangs erwähnt, 
sechs Maschinen von 
je 20000 kW aufge- 
stellt. Zur Aufnahme 
derKondensationspum- 
pen, der Kesselspeise- 
pumpen und der Was- 
serreinigungsanlage ist 
zwischen Maschinen- 
und Kesselhaus ein be- 
sonderer Pumpenraum 
vorgesehen. Diese An- 
ordnung ermöglicht es, 
alle Teile leicht über- 
sichtlich und mit dem 
Kran bedienbar einzu- 
bauen und ergibt die 
kürzesten Rohrleitun- 
gen. 

Kesselhaus. Das 
Kesselhaus ist drei- 
teilig mit Lichthöfen 
von 7 m Breite zwi- 


schen den einzelnen 
Häusern (Abb. 2 u. 4). 


Nach den Erfahrungen 
mit Förderbraunkohle 


kann man als Höchst- 
leistung stündlich 30kg 
Dampff.1m°Heizfläche 
annehmen. Es werden 
12 Kessel von je 750 m? 
Heizfläche vorgesehen, 
wie sie von der Hano- 
mag für das Golden- 
bergwerk in Knapsack 
ausgeführt sind. Man 
ist heute in Krei- 

sen der Betriebs- 


leiter noch nicht 
einig darüber, ob 
es zweckmäßig 
ist, diese Kessel- 
größen allgemein 
anzuwenden oder Größen von 500 bis 
600 m? zu nehmen. Abb. 5 zeigt den 
Einbau von 16 Kesseln ‚von 600 m? 
Heizfläche. Das Kesselhaus wird na- 
türlich länger. Bei einer Leistung von 
30 kg Dampf f. 1 m? Heizfläche stän- 
den also den Dampfturbinen bei der 


Abb. 4. Torf-Großkraftwerk Zehlaubruch (Kesselhaus im Schnitt). 


“ Leipzig-Lindenau 


4. November 1920. 


stein angeschlossen werden. Die Anordnung 
‚der Schornsteine mitten im Kesselhaus zwi- 
schen den Kesseln wurde gewählt, um kurze 
Füchse zu erhalten und die Anlage möglichst 


| billig zu gestalten. Für Torf- und Braunkoh- 


lenfeuerung hat diese Anordnung außerdem 
den Vorteil, daß die Heizerstände nach der 
Außenwand des Kesselhauses gelegt werden 
können und darüber der verhältnismäßig große 
Bunker. Die Lage der Heizerstände an der 
Außenwand, der Einbau von Türen, die un- 
mittelbar an die frische Luft gehen, mit davor- 
liegendem Balkon, gibt den Heizern die Mösg- 
lichkeit, ohne Le ensgefahr auszuweichen, 
falls beim Stochern die Flamme zurückschlägt. 
Ebenso ist durch diese Anordnung eine gute 
Belüftung des Aschenkellers geschaffen. Der 
erforderliche Torfvorrat in den Bunkern der 
Kesselhäuser für 24 Betriebsstunden bedingte, 
bei dem natürlichen Böschungswinkel des 
Torfes Oberkante Bunker und Schienenober- 
kante des Zufuhrgleises auf + 25,5 zu le en, 
so daß eine unmittelbare Verbindung zwischen 
den Gleisen über den Torfsilos und dem Kessel- 
haus möglich war. Die Schlacken- und Aschen- 
abfuhr ist so gedacht, daß die Schlacke aus 
den Falltrichtern hinter dem Rost durch Teller- 
abscheider mit Wasserfüllung der Gesellschaft 
für künstlichen Zug dauernd abgezogen, ab- 
Elseh und durch Transportbänder nach der 

tirnseite des Kesselhauses befördert wird. 
Von dort aus bringt sie eine Hängebahn oder 
Transportbänder nach dem Moor hinter dem 
Damm des Wasserzuführungskanals, wo sie 
als Ersatz für den auszubaggernden Torf dient. 
Die leichte Asche wird aus den übrigen Kessel- 
zügen, dem Vorwärmer und dem Schornstein 
durch eine Luftsaugeleitung dauernd entfernt 
und unmittelbar nach dem Moor befördert. 
Bei Volleistung des Kraftwerks mit 100 000 kW 
würde im Jahre bei einem Aschengehalt von 
10 bis 30% 90 000 bis 270 000 m3 Asche ent- 
fernt werden müssen, eine Menge, die genügen 
würde, das zwischen dem Kraftwerk und dem 
Pregel liegende Moor bei einer Tiefe von 6 m 
in einem Zeitraum von 90 bis 30 Jahren zu 
Weideflächen umzugestalten. 


Als Feuerung ist ein Treppenrost (Halb- 
gasfeuerung) vorgesehen, wie.er sich bei Torf 
durchaus bewährt hat. Für die folgenden Un- 


etwa Muldenfeuerungen von Fränkel & Co., 
oder Trommelfeuerungen, 
Bauart Möller & Pfeifer, Berlin!) oder Schacht- 
vorfeuerungen der Gesellschaft für Feuerungs- 
anlagen W. Schmidt & Co., Berlin?) einbaut. 
Die Schachtvorfeuerungen in einfachster Form 
waren in Rußland für Holz und Torf lange in 
Gebrauch, bis sie von unseren Treppenrost- 
feuerungen abgelöst wurden. Im Kraftwerk 
Wiesmoor werden zurzeit Schachtfeuerungen 
eingebaut, so daß wir auch für Torf in Kürze 
Erfahrungen im Dauerbetrieb mit dieser Feue-. 
rung erhalten werden. = 

} (Fortsetzung folgt.) 


Konstante hochohmige Meß- und Belastungs- 


widerstände.>) z 


Von J. E. Lilienfeld und W. Hofmann, Leipzig. 
(Physikalisches Institut der Universität.) 


Übersicht. Es wird ein neuer, hochohmiger 
Seine Wattbelastbarkeit 


Widerstand beschrieben. 
ist durch Strom- und Spannungsmessung einerseits, 
anderseits durch Temperaturmessung bei Anordnung 
in atmosphärischer Luft mindestens auf W/em?, bei 
Anordnung in Transformatorenöl mindestens auf 
3 W/cem? bestimmt worden. Seine stoßweise Be- 
lastbarkeit liegt bei 10 W/em?. Die Voltbelastbar- 
keitsgrenze liegt so hoch, daß sie bei der zulässigen 
Wattbelastung bei den gegenwärtigen Ohmbeträgen 
und Längen nicht erreicht wird. Durch die jedem 
Stab aufgeprägte Zahl wird sein konstanter 
Widerstandsbetrag angegeben: er ändert sich nicht 
bei beliebig langer Lagerung, aber auch dann 
nicht, wenn der‘ Stab schwer belastet, auf die 
höchsten zulässigen Temperaturen erhitzt und dann 
wieder abgekühlt wird Der Temperaturkoeffizient 
beträgt im Durchschnitt 0,0016 für 10C. Es wird die 
Verwendung der Stäbe zur Messung effektiver Strom- 
stärken — selbst solcher von sehr geringen Beträgen, 
weit unterhalb 1 mA. — beschrieben, ebenso zur 
Messung beliebiger, vorzugsweise sehr ‘hoher Span- 
nungen bis zu 100 kV und mehr. 


I. „Multohm“-Widerstände. 


Hochohmige, handliche und billig herstell- _ 


bare Widerstände werden von der Technik für 


1) „Zeitschrd. V.d.L.“ 19198. 391. 
2) „Zeitschr.’d.V.d. 1“ 1919,78. 548. 
®) Eingegangen am 20. IV. 1920. 


müßten zweckmäßig 8 Kessel an einen Schorn- 


tersuchungen ist es an sich gleichgültig, ob man 


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4. November 1920. 


verschiedene Anwendungszwecke 
einerseits als Belastungswiderstände, bei- 
spielsweise zur Prüfung von Hochspannungs- 
transformatoren, für gewisse Hochspannungs- 
schalter, als Schutz von Transformatoren gegen 
Schwingungen und Überspannungen — ander- 
seits als Meßwiderstände, zur Herstellung 
von Spannungsteilern, wie sie für Messungen 
von Spannungen sowie für elektrostatische 
Wattmessung!) und für Isolationsmessungen 
benutzt werden können. Auch für die Zwecke 
drahtloser Nachriehtenübermittlung und der 
Elektromedizin werden sie gebraucht. Fraglos 
hätten sich hoehohmigen Widerständen seit 
langem außerdem noch andere Anwendungsge- 
biete eröffnet, so z. B. die Messung effektiver 
Spannungen und Stromstärken, wenn sie — 
was bisher nicht zutraf — in zuverlässiger Aus- 
führung und konstant zu beschaffen gewesen 
wären. 

Zur Herstellung hochohmiger Widerstände 
sind bisher zwei grundsätzlich verschiedene 


Wege beschritten worden. Einmal verwandte 


man schwache Drähte aus gewöhnlichem Wider- 
standsstoff, welche für Belastungszwecke durch 
Aufwickeln des Drahtes auf Glimmerscheiben, 
sonst wohl auch einfach in der Gestalt von bi- 
filar gewickelten Spulen, in den Handel ge- 
bracht wurden. Auf diesem Wege waren große 
Ohmbeträge schwer herzustellen. Widerstände, 
die nach einigen hunderttausenden Ohm bemes- 
sen waren, waren bereits vor dem Kriege kost- 
spielig und dürften bei der heutigen Knappheit 
an Rohstoffen zu einem annehmbaren Preise 
kaum noch beschafft werden können. Außer- 
dem genügten die Drahtwiderstände in man- 
cher Hinsicht nicht denjenigen Anforderungen, 
welche an einen Hochspannungswiderstand 
zu stellen sind. So waren sie beispielsweise 
selbst bei Einhaltung mäßiger Belastungsgren- 
zen einer Dauerbelastung nicht gewachsen; die 
Isolation der Drahtwindungen gegeneinander 
a“ — besonders bei Erwärmung — mangel- 
alt. 
Der andere Weg, welcher zur Herstellung 


hochohmiger Widerstände beschritten wurde, 


führte über die Verwendung nichtmetallischer 
Leiter. Hier sind grundsätzlich zwei Klassen zu 


‚unterscheiden: diejenige der flüssigen und die 


der festenLeiter. Hinsichtlich der flüssigen Lei- 
ter kann zusammenfassend gesagt werden, daß 
ihre Handhabung außerordentlich umständlich 
ist. Wenn auch einzelne Physiker bei umsich- 
tiger Arbeitsweise brauchbare Ergebnisse mit 
Flüssigkeitswiderständen erzielten, so sind die 
Möglichkeiten ihrer Anwendung doch sehr 
beschränkt, da wegen der Inkonstanz eine 
ständige Nachprüfung des Widerstandsbetra- 
ges erforderlich ist. Technischer Anwendung 
sind doch wohl nur Wasserwiderstände fähig, 


-weil bei diesen die allgemeine Zugänglichkeit 


der Flüssigkeit wenigstens in einigen Fällen für 
die Inkonstanz und die anderen zahlreichen 
Nachteile entschädigt. 

Die andere Klasse nichtmetallischer Wider- 
stände, diejenige der festen Widerstände, wird 
seit einer Reihe von Jahren in der Technik 
durch Graphit, vorwiegend aber durch Silit- 
(Karborundum-) Widerstände vertreten. Die 
Silitwiderstände haben den Vorteil bequemer 
Handhabung und mechanischer Festigkeit, sie 
sind aber verhältnismäßig kostspielig und vor 


‘allen Dingen in weitesten Grenzen in- 


konstant.?) > 

Die im Gegensatz dazu konstanten und 
unbedingt zuverlässigen, hier zu beschreiben- 
den „Multohm‘“ - Widerstände sind Ergebnis 
einer Reihe jahrelang fortgesetzter Versuche, 
welche anfangs — noch vor dem Kriege — an 
Herstellungsrezepte von Dr. Alexander Gold- 
mann anschlossen, dann ganz andere Wege 
einschlugen und seit einigen Monaten zu einem 
befriedigenden Abschluß gelangten, so daß 
mehrere Tausende Widerstände in die Praxis 
herausgegeben werden konnten. 


ER, Beschreibung des neuen „Multohm“- 
Widerstandes. 


Die Widerstände bestehen aus Kohlen- 
stoffschiehten, welche im Innern von Glas- 
röhren aufgetragen sind. Die Enden der Glas- 
röhren sind mit einem inneren Metallüberzuge 
versehen, über welchen einerseits die K.ohlen- 
stoffschieht übergreift, welcher anderseits aber 
durch einen angelöteten, schwachen Draht 
leitend 'mit der an den Enden der Glasröhren 
angebrachten (aufgekitteten) Metallkappe_ver- 
bunden ist. Der Zuführungsdraht ist luftdicht 
im Glas eingeschmolzen, um den schädlichen 


ı) Vgl. G. L.Addenbrooke, M&6sures pröcises des 
courants alternatifs et polyphas6s. lerlairage &leetrique 
Bd Handbuch der Elektrotechnik Bd. Il, 


dr»htlosen Telegraphie und Telephonie, 
Heft 2. - 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


m ——————— ——— ——  —————————— rn 
verlangt: | Einfluß von Feuchtigkeit, Staub usw. auszu- 


1920. 


schließen. Auf den Stirnseiten der Metallkappen 
ist der dei des Stabes eingra- 
viert. Seitlich auf der Kappe selbst ist die 
Fabrikmarke ‚„Multohm‘ angegeben sowie das 
Datum der Herstellung (Abb. 1) j 


RERLEETTE 


CAR MEET 


Abb. 1. Teilaufnahme eines Multohm-Widerstandes. 


Die Kohlenstoffschicht istin einigen!Fällen 
als zusammenhängender Überzug, vorwiegend 
aber spiralig ausgebildet. Letzteres entspricht 
der Erfahrung, daß allzu dünne Kohlenstoff- 


Heft 44. 


871 


III. Belastbarkeit und Konstanz. 


Für die Beurteilung der Belastbarkeit ist 
es erforderlich, die Temperatur der Glasober- 
fläche in Funktion der Wattbelastung aufzu- 
nehmen. Dauerbelastungen, welche mit einer 
Erwärmung des Glases auf mehr als 230° ver- 
knüpft sind, möchten wir in Erwartung weite- 
rer Erfahrungen zunächst nicht als zulässig 
bezeichnen. Möglicherweise wird man aber in 
Zukunft erheblich höhere Temperaturen zu- 
lassen. Zur Bestimmung der Innentemperatur 
des Stabes wurde eine besondere Anordnung 
getroffen (Abb. 3). Es wurde ein für die Auf- 
nahme von Thermoelementen geeignetes 
schwaches Rohr T der Länge nach achsıal ins 
Innere des Stabes eingeführt. Das Rohr 7 
war an dem einen Ende abgeschlossen, am an- 
deren war es luftdicht mit dem Rande des die 


Abb. 3. 


schichten technisch unzuverlässig sind. Will 
man also Widerstände von einem. Ohmbetrage 
herstellen, welcher bei vorgeschriebener Ab- 
messung größer als ein von der Abmessung ab- 
hängiger Grenzwert ist, dann tut man besser, 
stärkere Schichten und spiralige Form zu wäh- 
len, als die Schichtdicke zu schwächen. 

Zur Zeit werden die Widerstandsschichten 
ausschließlich innerhalb von Glasröhren mit 
der lichten Weite von etwa 8,5 mm und einer 
Wandstärke von etwa 1 mm aufgetragen. Es 
werden zweierlei Längen hergestellt: 54cm und 
20cm. Selbstverständlich würden, wenn größe- 


rer Bedarf nach anderen Abmessungen ent-. 


stünde, auch Stäbe solcher Abmessungen her- 
gestellt werden. 

Der Widerstandsbereich der 54 em langen 
Stäbe liegt zwischen 0,1 bis 10 MQ, wobei zu 
bemerken ist, daß auch Widerstandsbeträge 
von weniger als 0,1 MQ für den Stab gemacht 
werden können. Für die kurzen, 20 cm langen 
Stäbe ist die obere Grenze bei etwa 2,5 MQ 
gegeben, eine untere Grenze von 20 000 Q2 
und weniger ist zu erreichen. Die spezifische 
Belastbarkeit, über welche im besonderen Ab- 


‚schnitt III eingehend berichtet wird, beträgt 


für Dauerbelastung bei Anordnung der Stäbe in 
Luft 1 W/em?, bei Anordnung in Transformato- 
renöl 3 W/em?, so daß ein normaler Stab, dessen 
Widerstandsschieht 45cm lang ist, in Luft 115, 
in Öl ziemlich 350 W auf die Dauer in Wärme 
umzusetzen imstande ist. Bei stoßweiser Be- 
lastung verträgt ein Widerstand in Luft 1kVA 

Die Widerstandsstäbe können bequem zu 
Sätzen von parallel und hintereinander ge- 
schalteten Stäben vereint werden mit Hilfe von 
Rahmen in der Art des hier abgebildeten 
(Abb. 2). Der Rahmen besteht aus zwei lan- 


Abb.2. Rahmen mit 29 Multohm-Widerständen im Gesamt- 
betrage von 130 M&, als Spannung»teiler verwendet. 


gen isolierenden Trägern, an denen Metallringe 
anzeordnet sind mit federnden Haltern, in 
welche die Stäbe eingeklemmt werden können. 
Der Rahmen kann auch nach Art eines Schal- 
ters zur Regelung eingerichtet werden. 


Widerstandsschicht tragenden Rohres” ver: 
schmolzen. So konnte die Lötstelle eines 
Thermoelements längs des ganzen Stabes ver- 
schoben und zunächst die Gleichmäßigkeit der 
Erhitzung der Länge nach geprüft werden. 
Man entnimmt der so entstandenen Zahlen- 
tafel 1, daß Temperaturdifferenzen, von mehr 
als 4° ungeachtet der erheblichen Übertempe- 
ratur des Stabes nicht beobachtet wurden, was 
ein Beweis für die große Gleichmäßigkeit der 
Schicht und hiermit für die gute Haltbarkeit 
des Stabes bei Dauerbelastung ist. 


Zahlentafel l. 


Reihenfolge | Entfernung der Lötstelle des \ Temperatur 
er Thermoelementes vom Eııde in 
Messungen des Widerstandes in em °C 
1 | 30 145,8 
2 40 143,5 
3 35 145,2 
4 25 147,0 
5 30 146,0 
6 15 143,2 
ff 40 143,5 
8 45 145,0 
9 30 145,5 
Zahlentafel 2. 
Reihenfolge | Entfernung der Lötstelle des | Temperatur 
de Thermoelementes vom Ende in 
Messungen des Widerstandes in cm °C 
1 30 | 173,9 
2 40 172,2 
3 35 | 175,6 
4 25 174,0 
5 30 173,9 
6 15 | 17158 
7 40 171,5 
8 45 173,3 
9 30 174,0 


Zahlentafel 2 gibt die Temperaturver- 
teilung des nämlichen Stabes bei einer höheren 
Belastung. Aus dem Vergleich beider Zahlen- 
tafeln sieht man, daß gleiche Stellen bei ver- 
schiedener Belastung gleichstimmige Tempe- 
raturunterschiede aufweisen. Legt man also 
die Messung einer bestimmten, mittlere Tem- 
peratur besitzenden Stelle der Beurteilung des 
Stabes bei verschiedenen Temperaturen, also 
bei verschiedenen Belastungen, zugrunde, so 
entsteht dadurch kein Fehler. Deshalb ist es 
zulässig, sich auf die Beobachtung einer einzi- 
gen solchen Stelle zu beschränken, wie das 
auch bei den nun folgenden Versuchen geschah. 

Bereits Zahlentafel 1 und 2, aber auch die 
weiter folgenden Messungen wurden ausgeführt, 
indem der Stab mit zwei hintereinander ge- 
schalteten Gleichstrom - Hochspannungsma- 
schinen der Siemens-Schuckertwerke belastet 
wurde, von denen jede maximal 5000 V gab bei 
einer Gesamtleistung von 1kW. Die Klemmen- 
spannung der Maschine wurde eingestellt, in- 
dem ihre Erregung variiert wurde. Gemessen 
wurde sowohl die an den Kappen des Stabes 
‘auftretende Voltzahl, als auch der Strom. Für 
die Spannungsmessung war ein besonderer 
Meßkreis vorgesehen, der parallel zum Stabe 
lag und aus einem konstanten Widerstand von 
130 MQ in Hintereinanderschaltung mit einem 
Siemens & Halskeschen Zeigerinstrument mit 
aufgehängtem System, wie es für Thermoele- 
mentmessungen hergestellt wird, bestand. Für 
die Strommessung wurden drei verschiedene 
Instrumente mitin Spitzen gelagertem System 
benutzt — je nach dem erforderlichen Meßbe- 
reiche. Die gute Übereinstimmung zwischen 


872 


den Instrumenten erhöht die Sicherheit der 
Messung. 

Die Belastbarkeit des Stabes wurde unter 
zwei verschiedenen Bedingungen’ bestimmt: 
einmal, indem der Stab horizontal in Luft ge- 
lagert war, das andere Mal, indem er sich 
unter Ol befand. Die im ersteren Falle — bei 
Luftkühlung — erhaltenen Wattkurven sind 
für zwei Stäbe verschiedenen Widerstandsbe- 
trages in Abb. 4 wiedergegeben. Wie nicht 


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| | *) 3.) AR 


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301- i 5 ip; = 1 E = = 
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10 Ir AR I ER 


Var R 2 
48 | Übertemgeratvr meh \ | 

0 20 % 60 80 700 720 140 160 180 200 220 
» Widerstand von geringerem Betrage (0,240 M2 bei 30°). 
© Widerstand von höherem Betrage (1,35 M&,bei 309), 


Abb. 4. 


anders zu erwarten war, ist die Temperatur aus- 
schließlich von der, Wattzahl und in keiner 
Weise vom Widerstandsbetrage abhängig — 
natürlich vorausgesetzt, daß die Abmessungen 
des Stabes und die Stärke der Glaswandung 
die nämlichen bleiben. Die geringen Abwei- 


chungen bei höheren Temperaturen erklären 
sich aus einem Unterschied im Durchmesser 
der Stäbe. Es betrug der Durchmesser für den 
Widerstand von 0,240 MQ 99 mm, für den 
Widerstand von 1,35 MQ@ 10,3 mm. 

' Die an den Stäben abfallende Voltzahl 
Kurven Abb. 5 


ist in den wiedergegeben, 


| | | | 
8000 = Isa) Se IFD9” 


0 20 40 60 80 %00 720 10 160 780 200 240 
Abb. 5. 


aus denen man entnimmt, daß es keinerlei 
Schwierigkeit macht, auf die Dauer einen 
Spannungsabfall von 8000 V an einem solchen 
Stabe aufrecht zu erhalten. Diese Spannung 
liegt aber sicherlich noch weit unterhalb der 
äußersten Voltbelastbarkeitsgrenze. In den- 
jenigen Fällen, in welchen die Umsetzung be- 
sonders großer Energien in Wärme in Frage 
kommt und man mit einer geringeren Anzahl 
Stäbe und wenig Raum auszukommen bestrebt 
sein wird, wird mitin Transformatorenöl einge- 
bauten Stäben gearbeitet werden. Die Watt- 
kurve eines solchen Stabes istin Abb. 6 daree- 
stellt. Bei einer Belastung von 3 W/em? Be 
trägt die Übertemperatur über derjenigen des 


300 


200\° 


700 


20 530 40 50 60 7% 80 
Abb. 6. 


90 7100 


Transformatorenöles 90°, die Kühlung ist also 
eine za außerordentlich viel wirksamere als 
die Kühlung der in Luft eingebauten ‚Stäbe, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 


44, 4. November 1920. 


En 


Es wurde auch untersucht, in welchem Maße 
Stromstöße von 
luftgekühlten Stäben vertragen werden. Zu 
diesem Zwecke wurde technischer Wechsel- 
strom benutzt, welcher von einem 5 kVA- 
Transformator bei einer. Sekundärspannung 
von bis zu 30 kV geliefert wurde. Der jeweilig 
zu prüfende Stab wurde an die Sekundär- 


sehr kurzzeitige, kräftige 


klemmen des Transformators angeschlossen. 


Eine aus zwei Spitzen bestehende Meßfunken- 
strecke lag parallel zum Widerstand. Die Prü- 


fung erfolgte so, daß der primäre Stromkreis 
des Transformators auf eine Zeitdauer von 0,2 
bis 0,4 s geschlossen wurde. Es wurde dann die 
primäre Klemmenspannung des Transforma- 
tors zwischen einer Einschaltung und der fol- 
genden stufenweise erhöht, bis die zulässige 
Belastungsgrenze erreicht war. Gleichzeitig 
wurde die Funkenstrecke so eingestellt, daß 
eine kräftige Büschelentladung das Einsetzen 
eines Funkens anzeigte. Es ergab sich, daß ein 
Widerstand von 0,5 MQ auf diese Weise ge- 
fahrlos bis 41 mm Parallelschlagweite belastet 
werden konnte. Aus den Weickerschen Zahlen- 


tafeln!) ist zu entnehmen, daß, Sinusform vor-, 


ausgesetzt, der UÜberschlagsweite von 41 mm 
eine Effektivspannung von 27 kV entspricht. 
Aus dem Übersetzungsverhältnis des Transfor- 
mators wurde die gleiche Spannung auf 26 kV 
berechnet. Daraus folgt, daß der Stab gefahr- 
los stoßweise mit 1 KVA belastet werden darf 
— eine Zahl, welehe von besonderem Wert für 
den Fall sein dürfte, daß die Stäbe für den 
Schutz gegen atmosphärische Elektrizität und 
für Hochspannungsschalter benutzt werden. 

Der Versuch, die Stäbe stoßweise zu be- 
lasten, wurde mit gleichem Erfolge auch an 
Stäben anderer Widerstandsbeträge wieder- 
holt. 


240 
\: 
I Ne ZA E ge LE 


230 


0 20 mM 60 80 7100 720 140 760 7180 200 220 240 
Abb. 7a. 


Aus der Strom-;und Spannungsmessung, 
welche zur Aufnahme der Wattkurven geführt 
hat, kann auch die Abhängigkeit des Widerstan- 
des von der Übertemperatur ermittelt werden. 
Das istfür die beiden obigen Stäbe in den Dia- 
grammen Abb. 7a, b geschehen. Dieser Wider- 
standsbestimmung kommt eine ganz besondere 
Wiehtigkeit zu, weil aus ihr zu ersehen ist, daß 
der Widerstandsbetrag tatsächlich ausschließ- 
lich von der Temperatur abhängig — sonst 
aber unbedingt konstant ist. Der Beweis der 
Konstanz ist aus dem Diagramm 7a so zu 
entnehmen, daß man die bei zunehmender Be- 
lastung beobachteten Punkte mit denen bei ab- 
nehmender Belastung beobachteten vergleicht. 
Die Reihenfolge der Messungen ist aus der Nume- 
rierung der Punkte zu ersehen. Die zwischen 
der Bestimmung zweier Punkte vergehende 


Zeitspanne betrug im Durchschnitt zehn Mi-: 
- nuten. 


7400 


1300" 


20 #060 80 100 120 MO 760 780 200 220 


Abb. 7b. 


Aus den zuletzt besprochenen Kurven ist 
der Temperaturkoeffizient des Widerstandes 
bereits mit Annäherung zu‘ersehen. Ganz ge- 
nau kann auf ihn hier aber noch nicht ge- 
schlossen werden, weil immerhin die Lötstelle 
des Thermoelements eine etwas eringere Tem- 
peratur gehabt haben dürfte als die Kohlen- 


') Vgl. „BETZ“ 1911, 8.486. 


schicht. Deshalb ist die genaue Bestimmung 
des T'emperaturkoeffizienten in einem elektri- 
.schen Ofen ausgeführt worden, wie dem folgen- 
den Abschnitt zu entnehmen ist. 


IV, Der Temperäturkoeffizient. 


‚zontalen elektrischen Ofens waren: 60 cm Länge 
bei 13cm lichter Weite und 30cm äußerem 
Durchmesser. Die Isolation bestand aus Kiesel- 

ur. Der heizende Konstantandraht war unter 

wischenschaltungeiner Asbestlageaufdasömm 
starke, den eigentlichen nutzbaren Wärmeraum 
umschließende Kupferrohr aufgewickelt. So be- 
fand sich die Widerstandsschicht der Stäbe in 
einem praktisch _ vollkommen konstanten 
Wärmefeld. Die Temperaturunterschiede wur- 
den mit Hilfe eines besonderen Thermoelements 
bestimmt und betrugen nicht mehr als 1,0°. 
Die Einstellung einer konstanten Temperatur 
war ziemlich langwierig; sie mußte 12 bis 24 h 
lang abgewartet werden. Aus diesem Grunde 
sind nur je drei Punkte für zwei Stäbe ver- 
schiedenen Widerstandsbetrages aufgenom- 
men worden. Der Widerstandsbetrag wurde 
auch hier aus einer Strom- und Spannungs- 
messung bestimmt, dochgwurde in diesem Falle 
mit ganz schwachen Strömen gearbeitet, um 
keine zusätzliche Erhitzung des Stabes zu ver- 
anlassen. Als Meßspannung wurde die Gleich- 
spannung einer Akkumulatorenbatterie von 
120 V benutzt. Die ermittelten Temperatur- 
koeffizienten sind aus der Zahlentafel 3 zu ent- 


nehmen. Bei diesen Messungen ergab sich 
Zahlentafel 3. 
‚Größe des | Temperaturkoeffizient’zwischen 
Widerstandes | I j 
bei 19°C | 19°C und’ 104,5 C 19°C und 167 C 
m? 
5,97 0,00186 0,00162 
0,233 0,00173 0,00153 


gleichzeitig eine wiederholte Prüfung der Kon- 
stanz des Widerstandes. Die anfängliche Größe 
des Widerstandes betrug 5,26. 10% @ bei 19°, 
nach einmaligem, 12 h langem Erhitzen auf 
105° wurde bei einer Temperatur von 19,5° ein 
Widerstandsbetrag von 5,27. 106 Q gemessen. 
Nach abermaliger zwölfstündiger Erhitzung auf 
167° ve der Widerstandsbetrag bei 20° 
5,27.106 Q@. 


V. Widerstandsmessung mit Wechsel- 
strom. 


Da sämtliche vorausgegangenen Messun- 
gen mit Gleichstrom ausgeführt waren, war es 
von Belang, zu untersuchen, ob die Bestim- 
mung des Widerstandes mit Wechselstrom zu 
denselben Widerstandsbeträgen führt. Die 
Messung, wurde auf zweifache Weise ge- 
macht, einmal mit Hilfe der allgemein üblichen 


einer Strom- und EDDIE am 
50 Perioden-Wechselstrom, indem die Span- 
nung mit Hilfe eines Dynamometers, der Strom 
mit Hilfe eines Hitzdrahtinstruments mit 
Spiegelablesung (Hartmann & Braun) gemes- 
sen wurde. Die Messung mit der Kohlrausch- 
Brücke lieferte als Mittelwert aus mehreren Ab- 
lesungen für Gleichstrom einen Widerstands- 
betrag _von 0,0991 .106Q, für (Wechselstrom 
einen Widerstandsbetrag von 0,0992.106 Q. 
Die Strom- und Spannungsmessung aber ergab 
bei Gleichstrom 0,0978. 1060, bei Wechselstrom 
0,0978. 106 Q. 

Aus den Zahlen ist zu erkennen, daß 
Gleichstromwiderstand und Wechselstrom- 
widerstand der Multohmstäbe der innerhalb 
der Fehlergrenzen gleich.sind. Man sieht fer- 
ner, daß selbst für den verhältnismäßig hohen 
Ton des kleinen, für die Kohlrauschbrücken 
benutzten Induktors von etwa 400 Schwingun- 
gen die Selbstinduktion des Stabes vernach- 
lässigt werden darf. Ein weiterer experimen- 
teller Beweis für Gleichheit von Wechselstrom- 
widerstand und Gleichstromwiderstand der 
Multohmstäbe wird im folgenden Abschnitt 
erbracht. : 


v1. Verwendung der Stäbe für die Mes- 
sung effektiven Stroms und effektiver 
Spannung. 


vor, daß zwischen der effektiven, durch den 
Widerstand fließenden Stromstärke und der 
Temperatur eine eindeutige, beliebig repro- 
duzierbare Beziehung besteht. Es steht nichts 
im Wege, die gemessene Temperatur des Stabes 
anstatt in Funktion der Wattbelastung aufzu- 
tragen (wie das in den Diagrammen der Abb. 4 
eschah) — als Funktion der effektiven 
tromstärke darzustellen. Für die beiden 
unter III benutzten Stäbe ist eine solche Dar- 
stellung in den Abb. 8a, b ausgeführt worden, 


Die Abmessungen des kreisförmigen, hori-_ 


Kohlrausch-Brücke, dann aber auch mit Hilfe 


Aus den Erörterungen unter III geht her- 


ee 


= ’ \ 
Ne ee et» 


. 
Ten 


wc, 


ei 


er 


4. November 1920. 


Daß für die Temperatur des Stabes die 
Eitektivwerte des Stromes und der Spannung 
ausschlaggebend sind, wurde zum Überfluß 
noch an einer besonderen Versuchsanordnung 


0 1 
“0 20 40 60 80 %0 120 mo 160 10 200 220 
Abb. 8a. Widerstand von geringerem Betrage. 


gezeigt. Es wurden ein Multohm-Widerstand 
und ein Hitzdraht-Milliamperemeter von Hart- 
mann & Braun mit Spiegelablesung hinterein- 
andergeschaltet. Am Hitzdraht-Milliampere- 
meter wurde der Ausschlag einmal mit Wechsel- 
strom, zum anderen Male mit Gleichstrom her- 


n— 
Be a ei 
[8 | | | 
6.8 . | 18 e&| | 
So De 
rt ee 
2! Erel, IX | 1] IR 7 
RER a 
eK | Übertermperatur ıh °C | 
0 20 40 650 80 10. 20 MO 160 780 200 220 


Abb. 8b. Widerstand von höherem Betrage. 


estellt. Die entsprechenden Temperaturen 
es Multohm-Widerstandes waren bei Gleich- 
strom. 73,30%, bei Wechselstrom 73,5°. Die- 
ser Versuch bestätigt gleichzeitig die im Ab- 
schnitt V festgestellte Gleichheit von Wechsel- 
strom- und Gleichstromwiderstand der Stäbe; 
außerdem beweist der Versuch, daß Kapazi- 
tätseinflüsse der Stäbe bei technischem Wech- 
selstrom zu vernachlässigen sind. _ 

Es wird demgemäß der die Ubertempera- 
tur angebende Zeiger des Millivoltmeters bzw. 
die Skala eines gewöhnlichen, oder eines Luft- 
‚thermometers direkt in effektiven Strom- 
stärken geeicht. Schaltet man dann den Stab 
in einen beliebigen Stromkreis, so ist ohne 
weiteres die effektive, im Stromkreis auftre- 
tende Stromstärke abzulesen. Ordnet man 
aber den betreffenden Stab als Glied eines 
Rahmens, wie er in Abb. 2 abgebildet ist, an 
und legt die beiden äußersten Punkte dieses 
Rahmens an eine zu messende Spannungs- 
quelle, etwa an die Sekundärspule eines Hoch- 
spannungstransformators von 100 kV oder 
mehr an, so entspricht die Angabe des Tempe- 
raturmessers der jeweilig vorhandenen effek- 
tiven Voltzahl. Für diesen letzten Zweck 
eignet sich die Methode besonders deshalb, 
weil mit ganz geringen Stromstärken — unter- 
halb 1mA — im erforderlichen Falle gearbeitet 
werden kann. 

Der Mangel-der Methode — sowohl in 
ihrer Anwendung auf Strom- als auch auf 
Spannungsmessungen — ist ihre verhältnis- 
mäßige Trägheit. Auf die endgültige Tempe- 
ratureinstellung muß bis zu 5 min gewartet 
werden. Zum großen Teile wettgemacht wird 
aber dieser Nachteil durch die bei größter Ein- 
fachheit gegebene Möglichkeit der Messung 
ganz geringer Stromstärken sowie durch die 
große Zuverlässigkeit der Meßanordnung im 
Vergleich mit den Unannehmlichkeiten, die 
sonst durch Meßinstrumente veranlaßt werden, 
welche direkt in einen kräftigen Schwingungen 
ausgesetzten Hochspannungskreis eingeschaltet 
sind. Mit besonderer Deutlichkeit treten die 
Vorteile aber hervor bei der Messung höchster 
Effektivspannungen, für welche es sonst eine 
ähnlich handliche und jederzeit betriebsbereite, 
direkte Bestimmungsmethode nicht gibt. 


Anmerkung bei der Korrektur. 


Die Anwendung der beschriebenen „‚Mult- 
ohm‘‘-Widerstände für einige besondere Meß- 
zwecke erleidet eine Erschwerung infolge 
ihrer Temperaturabhängigkeit. Und zwar in 
denjenigen Fällen, in welchen der die Wider- 
stände durchfließende Strom groß genug ist, 
um sie merklich zu erwärmen — also beispiels- 
weise wenn sie als Vorschaltwiderstände für 
Voltmessung oder als Spannungsteiler benutzt 
werden sollen. Für diese Zwecke wurde 
während der obige Aufsatz im Erscheinen be- 

riffen war — eine zweite Art „Multohm“- 
Niderstände durchgebildet, welche bei einer 
zulässigen oberen Erwärmungsgrenze von 100° 
sich um weniger als 2% ändern. Auch diese, in 
Zukunft mit „Multohm II‘ zu bezeichnenden 
Widerstände haben die gleiche Gestalt und die 
gleichen Abmessungen wie die oben beschriebe- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 44. 


873 


nen ; sie unterscheiden sich von ihnen lediglich 
durch die Zusammensetzung der Schicht, welche 
in diesem Falle aus einem Gemenge von Me- 
talloxyden besteht. Sie werden vorläufig bei 
10 mm Durchmesser und einer Länge von 
540 mm in der Größe von 1000 bis zu 1 MQ 
pro Widerstandseinheit hergestellt. Der Preis 
dieser ,„Multohm II‘“-Klasse wird um etwa 
100%, höher sein als derjenige der im Aufsatze 
beschriebenen, nunmehr mit ,„Multohm I“ zu 
bezeichnenden Stäbe. Selbst die Widerstände 
der kostspieligeren „Multohm Il‘ - Klasse wer- 
den sich aber — gleiche Belastbarkeit und 
gleichen Ohmbetrag vorausgesetzt — erheb- 
lieh billiger stellen als die sonstigen allgemein 
erhältlichen Hochspanunngswiderstände. » 
Schließlich sei noch erwähnt, daß es in 
letzter Zeit gelungen ist, Stäbe außerordent- 
lich hohen Ohmbetrages — 10°Q und mehr — 
herzustellen. Sie eignen sich für elektrometri- 
sche Messungen, so zur Verwendung in der be- 
kannten Bronson-Schaltung, ihre Eigenschaften 
weichen aber von denen der anderen Stäbe in 
einigen Beziehungen ab und sollen in abseh- 
barer Zukunft besonders veröffentlicht werden. 


Neuere Arbeiten des Telegraphen-Versuchs- 
amts auf dem Gebiete der Funktelegraphie. 


I. Untersuchungen von 
und Erdleitungen. 


1. Auf dem Versuchsplatz Lärz bei Mirow 
(Meckl.) sind zurzeit planmäßige Unter- 
suchungen von Antennen und Erdleitungen im 
Gange. Als Empfangsstation dient dabei eine 
bei Strelitz-Alt errichtete Versuchsfunkstelle, 
die für diesen Zweck durch eine drahtlose Tele- 

honieanlage mit Lärz dauernd Verbindung 

ält. Zum Vergleich verschiedener Antennen 
und Erdleitungen hat sich folgendes Verfahren 
bewährt. In Lärz betreibt ein Sender beide 
Vergleichsobjekte, u. zw. gibt der Sender 
dabei dauernd Strich. Die Vergleichsobjekte 
werden durch eine Handtaste oder durch ein 
Umschaltewerk im Rhythmus eines Morse- 
zeichens umgeschaltet und die Stromstärken 
derselben solange variiert, bis Strelitz-Alt 
keine Morsezeichen, sondern Strich hört. 
Dieses Verfahren hat sich als besonders emp- 
findlich und bequem bewährt. Es ist z.. B. 
angewendet worden, um die Richtwirkung 
von geknickten Marconiantennen zu. unter- 
suchen, wobei sich erneut herausstellte, daß 
eine solche nieht immer vorhanden ist. 
2. Über die Rolle des Grundwassers wurde 
in Lärz bisher ermittelt, daß man nicht, wie es 
häufig geschieht, den Grundwasserspiegel als 
metallisch leitende Fläche ansehen darf und 
das darüber lagernde Erdreich als Isolator, 
sondern daß das Erdreich wenigstens für lange 
Wellen bis zu seiner Oberfläche im wesentlichen 
als Leiter wirkt. Ob in dieser Hinsicht in der 
trockenen Jahreszeit eine Änderung eintritt, 
soll durch systematische Beobachtungen im 
kommenden Sommer geklärt werden. Dabei 
sollen auch Schlüsse über das Leitvermögen 
der Erdoderfläche und seine etwaige Ab- 
hängigkeit von der Witterung gezogen werden. 

3. Im Anschluß an. eine theoretische 
Arbeit von Abraham über Schatten- und 
Spiegelwirkung von abgestimmten Hilfsan- 
tennen, die neben einer Sende- oder Empfangs- 
station aufgestellt werden, wurden in Lärz 
umfangreiche praktische Versuche über diese 
neue Art einer Richtungstelegraphie angestellt. 
Es ist indessen bisher nicht möglich gewesen, 
im Verkehr mit: Strelitz eine nachweisbare 
Beeinflussung der Sende- oder Empfangs- 
wirkung zu erzielen, obgleich die theoretisch 
günstigsten Bedingungen für die Hilfsantenne 
hergestellt worden waren. Der Grund wird 
in dem Eindringen der Wellen in das Erdreich 
vermutet: 

II. 1. Atmosphärische Störungen. 

Während der Berichtsperiode ist die Er- 
forschung der Abhängigkeit der funktelegra- 
phischen Störungen von den Vorgängen in der 
Atmosphäre weiter verfolgt worden. Eine 
direkte Beziehung zwischen den atmosphä- 
rischen Störungen, Ausgleichströmen und dem 


Antennen 


abgesehen von Gewittern und Gewitternei- 
gung spielt die lokale Wetterlage für die atmo- 
sphärischen Störungen der funktelegraphischen 
Empfangsanordnungen eine untergeordnete 
Rolle. Zur Beobachtung der Wetterlage sind 
die Wetterkarten der Seewarte in Hamburg 
herangezogen worden. Für den funktelegra- 
hischen Empfang scheint sich zu ergeben, 
Haß das Auftreten eines Steiggebietes zwischen 
Sender und Empfänger eine größere Empfangs- 
stromstärke zur Folge hat. Dies ergibt sich 
aus dem Vergleich der Wetterlage mit den 
uantitativen Empfangsmessungen der Sta- 
tionen Lyon, Stavanger, Coltano, Eilvese, 


Potentialgefälle scheint nicht zu bestehen; 


Nauen und ferner Carnarvon und Annapolis, die 
in Strelitz-Alt regelmäßig am Tage mehrmals 
vorgenommen werden. 


2. Störungsfreiheit der verschiedenen 
Empfangsarten bei gedämpften 
Schwingungen. 

Die Versuche über die Störungsfreiheit 
der verschiedenen Empfangsarten bei ge- 
dämpften Schwingungen sind zum Abschluß 
gekommen. Die Untersuchungen sind für 
Wellen von 350 bis 1400 m Länge durchge- 
führt worden. Zusammenfassend haben sie 
folgendes Ergebnis gehabt: 

a) Eine Station kann nicht mehr auf- 
enommen werden, während eine zweite auf 
er gleichen Welle und mit gleichem Ton 

arbeitet, wenn das Verhältnis des Quadrats 
der von beiden Sendern empfangenen An- 
tennenstromstärken kleiner als 2 wird. Ist 
die Station mehr als doppelt so laut als der 
Störer (gemessen durch das Quadrat der emp- 
fangenen Stromstärken), so ist die stärkere 
Station aufnehmbar. Dabei ist die Aufnahme 
von der verwendeten Empfangsart unab- 
hängig. 

b) Ist der Ton der beiden Sender ver- 
schieden, so ist es gelungen, daß ein geübter 
Beamter noch den Text verstehen konnte, 
wenn der Störer mit zehnfacher Lautstärke 
(Quadrat des Antennenstroms) störte. 

ce) Die Erörterung der Ergebnisse für 
ungleiche Wellenlängen gelingt an der 
Hand der Resonanzkurven. Die gegenseitige 
Beeinflussung beider Sender am Empfangs- 
ort hängt von den Amplitudenwerten der Re- 
sonanzkurven ab. Liegen die Wellen so weit 
auseinander, daß die Resonanzkurven sich 
nicht überdecken, so tritt keine störende Be- 
einflussung ein. Kommen die Wellen näher 
aneinander, so daß die Resonanzkurve des 
Störsenders die eingestellte Maximalamplitude 
des aufzunehmenden Senders schneidet, so 
tritt eine mit der Größe der Teilamplitude des 
Störsenders wachsende Störung des anderen 
Senders ein. Als Durchschnitt aus vielen Be- 
obachtungen bat sich ergeben, daß die Auf- 
nahme nicht mehr möglich ist, wenn das Ver- 
hältnis zwischen Maximalamplitude und der 
Teilamplitude der Resonanzkurve den unge- 
fähren Wert 1,75 übersteigt, d. h., daß der 
Störer auch in diesem Falle bei Abstimmung 
auf die gewünschte Station höchstens mit der 
Hälfte ihrer Lautstärke gehört werden darf. 
(Abb. 1). Steigt die Teilamplitude, wird also 


WEN 

Ri \ n 

hi N ' 

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N 
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ı 
n ı 


N 


Abb. 1. 


das Verhältnis größer, sofüberwiegt die Stör- 
energie. Das Verhältnis 2:1 wird auch hier 
kleiner, wenn die Töne verschieden sind. Die 
Art des Empfangs spielt auch hier keine aus- 
schlaggebende Rolle. Die Versuchsreihe wird 
damit als abgeschlossen angesehen. 


III. 1. Empfangsergebnisse bei den ver- 
schiedenen Systemen der unge- 
dämpften drahtlosen Telegraphie in 
bezug auf Konstanz der Periode usw. 


Die bisher übliche Methode zur Beobach- 
tung der Tonhöhe der Großstationen unter 
Vergleich mit einem Normalton wurde ver- 
lassen, da siein der Schnelligkeit der Beobach- 
tung nicht ausreichte. An Stelle derselben.wurde 
eine Methode benutzt unter Verwendung eines 
Resonanzkreises, der auf den aufzunehmenden 
Normalton (meistens Ton 1000) abgestimmt 
war. Eingestellt wurde immer auf maximales 
Ansprechen dieses Tonresonanzkreises. Die 
Einstellung ließ sich mit dem zur Feinregulie- 
rung dienenden Drehkondensator des Über- 
lagerers herstellen. Die Änderung der Stations- 
periodenzahl in Prozenten ergibt sich als 
nz (C=Kapazität des Hilfskondensators). 
Die Arten von Frequenzschwankungen bei den 
Großstationen zerfallen in Schwankungen 
innerhalb eines gewöhnlichen Morsezeichens, 
die sich oftmals nur durch Rauhigkeiten des 
Tones oder Prickeln bemerkbar machen und 
solehe, welche über längere Zeiten gehen und 
entweder von einem Zeichen zum andern be- 
merkbar werden oder ndch längere Zeiten dazu 
benötigen. ‘ Mit der beschriebenen Methode 


874 


lassen sich die Schwankungen, die innerhalb 
einer Sekunde lagen, nicht mehr verfolgen, da- 
gegen sehr gut diejenigen, die über den Bereich 
von 2 sek hinausgehen. 


Beurteilung der Ver- 


2: Kritische 
und Niederfre- 


wendung von Hoch- 


quenzverstärkern sowie von Rück- 
koppelungs- und DÜberlagerungsemp- 
fängern. 


Schaltet man zur Erhöhung der Laut- 
stärke einen Niederfrequenzverstärker in Serie 
mit einem Hochfrequenzverstärker, so: beob- 
achtet man ein sehr starkes Anwachsen der 
Störungen im Verhältnis zur aufzunehmenden 
Intensität. Diese Tatsache hat oft dazu ge- 
führt, den Niederfrequenzverstärker ganz weg- 
zulassen und die Aufnahme nur mit Hoch- 
frequenzverstärkung vorzunehmen. Der er- 
wähnte Nachteil verschwindet jedoch, wenn 
man den Niederfrequenzverstärker mit dem 
Hochfrequenzverstärker unter Zwischenschal- 
tung eines Tonresonanzkreises oder einer 
Siebkette koppelt. In diesem Falle läßt sich 
durch geeignete Koppelung und Beheizung 
des Niederfrequenzverstärkers eine genügende 
Verstärkung der aufzunehmenden Zeichen 
herausholen, ohne daß die Störungen mit- 
verstärkt werden. 

Um den Unterschied beim Empfang mit 
Rückkoppelungs- und Überlagerungsempfang 
zu prüfen, wurde ein Hochfrequenzverstärker 
der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie be- 
nutzt. Derselbe wurde an den Sekundärkreis 
eines E 5-Empfängers gelegt; die Antenne 
konnte mit der Überlagerungsschwingung in 
variabler Koppelung erregt werden. Der Hoch- 
frequenzverstärker zeigt bei starker Beheizung, 
falls der Sekundärkreis etwas gegen die auf- 
zunehmende Welle verstimmt wird, Eigen- 
überlagerung. Die hierbei erhaltenen Laut- 
stärken waren im Gebiet der langen Wellen 
(über 5000 m) bedeutend kleiner, als die mit 
günstiger Überlagerung erhaltenen. Sie be- 
trugen ungefähr 4, bis !/; derselben, abhängig 
von der Beheizung des Hochfrequenzver- 
stärkers. Die Selbstüberlagerung des Hochfre- 
quenzverstärkers setzt nicht immer ein und 
ist vor allen Dingen nur ungenügend regulier- 
bar. Abhilfe ergab die Zwischenschaltung eines 
Drehkondensators zwischen Gitter der Ein- 
gangslampe und Anode der zweiten Lampe des 
Verstärkers. Durch Einstellung der Kapazität 
dieses Kondensators läßt sich eine Eigenüber- 
lagerung des Verstärkers regulierbar hervor- 
rufen. Die hierbei erhaltenen Lautstärken 
waren wesentlich besser, wenn sie auch die 
mit dem Überlagerungsempfang beobachteten 
nicht ganz erreichten. Die Messungen hierüber 
werden fortgesetzt. 


Hochfreguenzverstörker (Leithöuser) 
Fr 200m 


Kopplung lose 
SEA TORE REST 


1001-954) 


Tonkreis (eiserrfrei) 


Sföpselkondensator 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 44. 


Sprachein der Deutlichkeit erheblich gebessert. 
Die Versuche sind noch nicht abgeschlossen 
und werden fortgesetzt. 


IV. Meßmethoden und Spulenunter- 
suchungen. 


1. Bei den jetzt üblichen Verfahren zur 


Herstellung ungedämpfter elektrischer Schwin- | triebsspannung von 90 V; ihr erstes, Gitter 


gungen verwendet man häufig sehr lose Koppe- 
lungen bzw. Gegeninduktionen, ohne daß man 
ihre Größenordnung anzugeben in der Lage 
ist. Außerdem sind häufig bei Messungen 
kleine Koppelungen vorausgesetzt, deren Größe 
man nicht angeben kann. Bei diesen losen 
Koppelungen versagt die bekannte Methode, 
Koppelungen aus den auftretenden Koppe- 
lungswellen zu bestimmen. Es ist deshalb ein 
Verfahren zur Messung sehr kleiner - Koppe- 
lungen ausgearbeitet worden, mit dem sich 
Koppelungen bis herab zu 0,005% messen 
lassen. : 

Zwei gekoppelte Schwingungskreise 1 und 
2 enthalten zwei Spulen mit den bekannten 
Selbstinduktionen Z 1 und L 2 und der unbe- 
kannten Gegeninduktion Z 12. Zur Messung 
von 2, werden beide Spulen mit einem Koppe- 
lungsvariometer KV von bekannter stetig ver- 
änderlicher, durch Null re Gegeninduk- 
tion L&v verbunden. an stellt das Vario- 
meter auf die Gegeninduktion Null, erregt den 
Kreis1 in seiner Eigenschwingung (konstante 
Sehwingungsamplitude), stellt im Kreis 2 Re- 
sonanz her und beobachtet an dem Meßin- 
strument eines mit Kreis gekoppelten Indika- 
torkreises einen maximalen Ausschlag A. 
Jetzt werden die Spulen der Kreise 1 und 2 so 
aufgestellt, daß ihre Gegeninduktion Null 
wird. Verändert man dann die Gegeninduk- 
tion L&xv des Koppelungsvariometers solange, 
bis das Meßinstrument wieder den Ausschlag 
4A zeigt, so ist die gesuchte Gegeninduktion 
L,, gleich der am Koppelungsvariometer ein- 
gestellten Zxv. Nach der Formel 


wird nun die Koppelung K berechnet. 

Mit diesem Verfahren wurden umfang- 
reiche Messungen der Gegeninduktionen von 
Spulen bestimmter einfacher geometrischer. 
Abmessungen und räumlicher Anordnung in 
Angriff genommen, die noch nicht abge- 
schlossen sind. 


v. Schreibempfang. 


Für den Empfang mittels Schreibapparates 
ist eine neue Schaltung entworfen und durch- 
geprobt worden, die in der Abb. 2 darge- 
stelltist. Als Empfangsapparat dient ein Emp- 


Niederfrequenzverstärker 


Z6V 


2 weiggiiterröhren SuM Igo:/%z Rohr 


- Verstärker: 


4. November 1920. 


Halske — ; von diesen dient die erste als Ver- 
stärker, die zweite als Gleichrichter. Die 
Übertragung vom Niederfrequenzverstärker 
auf das erste Rohr und von diesem auf das 
zweite erfolgt durch Übertrager U, und U, 
mit dem Übersetzungsverhältnis 15 000:60 000 
Windungen. Die Röhren brauchen eine Be- 


‚wird zweckmäßig auf eine Vorspannung von 
45 V gebracht, während das zweite Gitter der 
ersten Röhre eine negative Vorspannung von 

3 V, das der zweiten Röhre eine ebensolche 
von etwa 18 V erhält. Als zweckmäßig hat 
Sich erwiesen, die Sekundärspule des ersten 
Übertragers U, durch einen Drehkondensator O, 
auf den Empfangston abzustimmen und das 
mit 45 V Vorspannung belegte erste Gitter 
der Gleichrichterröhre durch einen Kondensator 

CO, von 1000 cm. Kapazität mit der Kathode 
zu verbinden. Diese Verbindung verhindert 
die Entstehung von Wellen großer Frequenz, 
die innerhalb dieses Rohres auftreten und das 
System zum Tönen bringen können. 

_ Die hinter dem Gleichriehter empfangene 
Stromstärke ist so groß, daß mit ihr ein passen- 
der Schreibapparat — z. B. der Wheatstone- 
empfänger — ohne weiteres betrieben werden 
kann. Zweckmäßigerweise wird man den 
Widerstand der Elektromagnetumwindungen. 
auf etwa 10000 2 erhöhen. Benutzt man 
hochohmige Relais vor dem Schreibapparat, 
so ist eine besonders sorgfältige Einstellung 
nicht erforderlich. 

Die Anordnung ist ohne weiteres für 


Schnelltelegraphie brauchbar. Die Abstim- 
mung ihrer einzelnen Teile bietet keine 
besonderen Schwierigkeiten. Bemerkenswert 


ist noch der geringe Aufwand an Batterien; 
es genügen zwei Heizbatterien und zwei Hoch- 
spannungsbatterien. } - j 
Benutzt man an Stelle des E 5-Emp- 
fängers mit Hochfrequenzverstärker einen Au- 
dionempfänger, so erreicht man auch bei 
kleinen Wellen eine sehr weitgehende Selektion, 
ohne daß störendes Nachklingen auftritt. 


Bilanzfragen und Bilanzsorgen. 


Die durch die wirtschaftlichen Verhält- 
nisse, insbesondere durch die Entwertung der 
Mark, entstandenen Schwierigkeiten richtiger 
Aufstellung von Bilanzen haben, nicht zu- 
letzt auch mit Rücksicht auf die bestehenden 
Steuergesetze, zu erheblichen Schwierigkeiten 
und Unklarheiten geführt, besonders hin- 
sichtlich der jetzt zu wählenden Höhe der 
Abschreibungssätze bzw. der Höhe der 
zu bildenden Erneuerungsrücklagen. 


Öleichrichter 


Alugelankerreiais 
/ (10000-20000 0hm) 


Wheatstone- 
Empfänger 


Überlagerer 


Full ltIEy 
30V 


3. Drahtloses Fernsprechen. 


Zur Prüfung verschiedener Anordnungen 
zum Besprechen der Senderöhren ist eine 
ständige drahtlose Telephonverbindung zwi- 
schen den Funkstellen Strelitz-Alt und Lärz 
eingerichtet. worden, welche gleichzeitig zur 
Verständigung der Stationen bei anderen Ver- 
suchen dient. Es hat sich gezeigt, daß durch 
zwei Verfahren Verbesserungen gegenüber be- 
kannten Anordnungen zu erreichen sind. Das 
eine Verfahren benutzt gleichzeitige Änderung 
der -Gitterspannung und Änderung des Heiz- 
stromes der Senderöhre durch den Mikrophon- 
strom, das andere benutzt Doppelgitterröhren, 
um die Änderungen der ausgesendeten Hoch- 
frequenzschwingungen vorzunehmen, wobei 
das eine Gitter der Doppelgitterröhren zur 
Schwingungserzeugung herangezogen wird, 
wahr das zweite Gitter lediglich zur Auf- 
pressung der Sprachschwankungen Verwen- 
dung fin det. Durch diese vollkommene Tren- 


nung des schwingungerzeugenden und sprache- 


jebenden Kreises wurde die empfangende 


Abb. 2. Schaltung für Empfang durch Schreibapparate. 


fänger der Type E 5 der Gesellschaft Tele- ı 


funken, der für den Bereich bis 17500 m durch 
Hinzuschaltung je eines weiteren Kondensa- 
tors O0, und (, zu den vorhandenen Konden- 
satoren CO, und C, angepaßt worden ist. Von 
den Belegungen des. Sekundärkondensators 
führen die Leitungen zu den Verstärkern und 
zwar zu einem Hochfrequenzverstärker nach 
Leithäuser und von diesem zu einem Drei- 
röhren-Niederfrequenzverstärker. ‚Zwischen. 
diesen beiden liegt ein eisenfreier Resonanz- 
kreis (Tonkreis), der auf die Tonhöhe des mit 
Überlagerer einzustellenden Tones abgestimmt 
wird; die regelbare Koppelung erlaubt hierbei 
sehr scharfe Resonanzeinstellung. Der Nieder- 
frequenzverstärker besitzt in seinem Heiz- 
kreise einenregelbaren Widerstand W,, mit dem 
der Heizstrom soweit ermäßigt werden kann, 
daß die Nutzzeichen hinter dem Verstärker 
sauber und ohne Luftstörungen zum Vorschein 
kommen. Um die für den 'Schreibempfan 

erforderliche Stromstärke zu erzielen, Be 
hinter dem Niederfrequenzverstärker noch 
zwei Verstärkerröhren mit sehr steiler Charak- 
teristik geschaltet benutzt werden hier 
Doppelgitterröhren R2 von Siemens & 


Die Schwierigkeiten sind bedingt durch 
die Einführung der Papiermark, die mit der 
früher geltenden Goldmark eigentlich nichts 
mehr gemein hat wie den Namen. Solange in 
der Vorkriegszeit und auch noch in der An- 
fangszeit des Krieges die Papiermark mit der 
Goldmark völlig oder wenigstens nahezu 
' gleichstand, d. h. solange für einen Hundert- 
markschein jederzeit durch die Reichsbank 
100 M in Gold ausgezahlt wurden oder besser, 
solange noch 2850 M Papiergeld einem Kilo- 
gramm Gold gleichwertig waren, war die Frage 
der Papiergeldbewertung keine schwierige. 
Leider haben sich aber die Verhältnisse hierin 
z. T. infolge des verlorenen Krieges, vor allem 
aber infolge der unglücklichen Finanzwirtschaft 
seit Ende des Krieges grundlegend geändert. 
Nieht unerwähnt darf hierbei bleiben, daß 
auch die fast restlose Einziehung des Goldes 
aus den Privatbeständen durch die Reichs- Be 
bank hieran mit Schuld trägt, die, wie leider , 
wenig bekannt zu sein scheint, nieht etwa ein 
Reichsinstitut, sondern eine Aktiengesellschaft 
ist. Mit Rücksicht auf die Entwertung der 
Papiermark ist es falsch, Abschreibungen bzw. 
Erneuerungsfonds nach den früheren Sätzen 


4. November 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, 


Heft 44. 


876 


zu bemessen, wie nachstehende Ausführungen 
zeigen werden. & 

Es soll angenommen werden, der Wert 
einer Anlage vermindere sich jährlich um 
!/,, ihres Herstellungswertes und- die Anlage 
habe vor dem Kriege einem Neuwert von 
100 000 M entsprochen. Diese Anlage war 
also mit 5%,-d. h. mit 5000 M jährlich, ab- 
zuschreiben oder der gleiche Betrag war einer 
Erneuerungsrücklage zuzuführen. Nach den 
auch jetzt noch geltenden Bestimmungen ist 
die Abschreibung bzw. die Erneuerungsrück- 
lage keineswegs eine freiwillige Leistung, son- 
dern eine gesetzliche Vorschrift, die verlangt, 
daß Anlagen in die Vermögenswerte der Bilanz 
jedes Jahres mit einem um so viel gegenüber 
dem Vorjahre niedrigeren Betrag eingesetzt 
werden müssen, als der Wertverminderung 
entspricht. ar len 

Wenn nun eine vor dem Kriege mit 
100 000 M erstellte Anlage auch jetzt noch mit 
jährlich 5000 M abgeschrieben wird, so ist 
dies direkt gesetzwidrig, denn das Gesetz 
verlangt in dem vorliegenden Falle eine jähr- 
liche Abschreibung, die einer Wertverminde- 
rung um 1/, der Anlage entspricht; eine 
Abschreibung von 5000 Papiermark ent- 
spricht aber bei weitem nicht dieser Wert- 
verminderung, denn eine mit 100 000 Gold- 
mark hergestellte Anlage erfordert eben auch 
eine 
5000 Goldmark entsprechen aber keineswegs 
5000 Papiermark, sondern dem 12-fachen Be- 
trage etwa, also etwa 60 000 Papiermark. 
Da aber durch eine Abschreibung in Höhe 
von jährlich 60 000 M der Anlagewert schon 
nach etwa 1% Jahren abgeschrieben wäre, 
würde damit dieAbschreibung aufhören müssen, 
trotzdem die gleiche Anlage nie mehr mit dem 
Betrag von 100 000 Papiermark neu erstellt 
werden kann. Zur Vermeidung dieses Um- 
standes wäre es deshalb nötig, die Aktiv- 
werte in die Bilanz nieht mehr kurzer Hand 
mit dem früheren Markbetrage einzusetzen, 
sondern mit dem derzeitigen Papiermarkwert. 
Dies wird aber praktisch kaum durchführbar 
sein, da dann andererseits auch die Passiv- 
seite, wie z. B. das Aktienkapital, auf Papier- 
markwert umgerechnet, d. h. nominell mit 
dem etwa 12-fachen Betrage eingesetzt werden 
müßte. 

Eine andere und bessere Lösung ist in- 
dessen dadurch möglich, daß Friedensanlagen 
in Zukunft nicht mehr durch Abschreibungen 
alljährlich die gesetzlich vorgeschriebene Wert- 
verminderung erfahren, sondern dadurch, daß 
auf der Passivseite der Bilanz eine ent- 
sprechende Erneuerungsrücklage in Ansatz 
gebracht wird, die so hoch zu bemessen ist, 
daß nach Unbrauchbarwerden der Anlage im 
Erneuerungsfonds die Mittel vorhanden sind, 
die die Erstellung einer gleichwertigen Neu- 
anlage erfordert. 

Auf das oben angeführte Beispiel be- 
zogen, heißt das, daß für eine Friedensanlage, 
die beispielsweise am 1. I. 1919 mit 100 000 
Goldmark zu Buch stand, und die jährlich 
1/5 ihres Wertes verliert, ein Erneuerungs- 


fonds geschaffen werden muß, der so zu be-. 


messen ist, daß nach Ablauf von 20 Jahren 
ein die Neubeschaffung einer gleichwertigen 
Anlage ermöglichendes Kapital vorhanden sein 
muß. Angenommen, das Verhältnis zwischen 
Papier- und Goldmark bleibe das gleiche wie 
gegenwärtig, also etwa 1:12, so müssen nach 
30 Jahren 12 x 100000 = 1,2 Mill. M verfügbar 
sein, d. h. es müssen innerhalb 20 Jahren 
jährlich 60 000 M dem Erneuerungsfonds zu- 
gewiesen werden. Ä 
Wenn auch hoffentlich in 20 Jahren die 
wirtschaftlichen Verhältnisse eine erhebliche 
Besserung erfahren haben werden, so unter- 
liegt es doch nicht dem geringsten Zweifel, 
daß eine spätestens am Kriegsende mit 100 000 
Goldmark erstellte Anlage auch in späterer 
Zukunft einen bei weitem höheren Betrag 
wie 100 000 M erfordern wird. Es ist deshalb 
möglich, den Erneuerungsfonds nicht ganz so 
hoch zu bemessen wie oben angegeben. Wird, 
was nieht ausgeschlossen, die Papiermark im 
Verhältnis zur Goldmark stabilisiert, was aber 
nur dureh internationale Vereinbarungen mög- 
lich sein wird, vielleieht im Verhältnis 1:10, 
so ist die Frage der Höhe der notwendigen 
alljährlichen Erneuerungsrücklage ohne wei- 
teres gelöst. Wird indessen z. Zt. noch nach 
früheren Gundsätzen weiter abgeschrieben, so 
wird der Zeitpunkt kommen, an dem bei Neu- 
erstellung unbrauchbar gewordener Anlagen 
sehr eroße Mittel neu beschafft werden müssen ; 
dies bedingt aber, auf Elektrizitätswerke be- 
zogen, eine sprunghafte Erhöhung der Strom- 
reise, was im Interesse sowohl des Ver- 
äufers wie auch des Käufers soweit wie mög- 
lich vermieden werden muß; denn wir haben 
in unserem ganzen Wirtschaftsleben eine 
Wiedererlangung stabiler Verhältnisse im In- 
teresse gesunder Kalkulation dringend nötig. 


Abschreibung von 5000 Goldmark.. 


Leider bietet die Beschaffung ausreichen- 
der Erneuerungsfonds noch eine große Schwie- 
rigkeit aus steuertechnischen Gründen. Wird 
nämlich ein Erneuerungsfonds so hoch be- 
messen, wie oben als notwendig angegeben, so 
wird die Steuerbehörde bei ihrem besonders 
jetzt ‚sehr einnehmenden Wesen“ einen sehr 
großen Teil dieser Rücklage durch die 
Steuer erfassen; es ist deshalb im Interesse 
der Gesunderhaltung der Elektrizitätswerke 
dringend erforderlich, daß die hierzu be- 
rufenen teehnischen Fachvereinigungen bei 
der Steuerbehörde dahin vorstellig werden, 
daß Erneuerungsrücklagen in bedeutend. grö- 
ßerer Höhe steuerfrei bleiben als bisher, 
soll anders die finanzielle Gesunderhaltung 
unserer Werke nicht zur Unmöglichkeit 
werden. 

Bei nach dem Krlege erstellten Anlagen 
ist diese Frage ohne weiteres dadurch gelöst, 
daß in Zukunft Neuanlagen mit ihrem der 


Papiermark entsprechenden Wertin die Aktiv- 


seite der Bilanz aufgenommen werden. Bei 
dem dadurch sich ergebenden hohen Papier- 


 markbetrag ist mit den früher üblichen Ab- 


schreibungssätzen dann auszukommen. Auf 
das obige Beispiel zurückgegriffen, heißt das 
zahlenmäßig, daß eine vor dem Kriege mit 
100 000 Goldmark bewertete Anlage, die aber 
erst jetzt erstellt wird, in die Bilanz mit etw& 
1,2 Mill. Papiermark aufzunehmen ist. Bei 
5% jährlicher Abschreibung ergibt dies eine 
jährliehke Wertverminderung von 60000 M. 
Dieser Betrag ist aber, da die Abschreibungs- 
quote von 5% den zulässigen Satz nicht über- 
schreitet, steuerfrei. 
Pietzsch, Bremen. 


Außenunterwerke in Amerika.!) 


Über die Anordnung von Apparaten und 
ganzen Unterwerken im Freien ist in dieser 
Zeitschrift wiederholt berichtet worden?); auch 
über den Entwurf eines vollständigen Außen- 
kraftwerkes.?) 

Mit dem Ansteigen der verwendeten 
Spannung, welche immer größere Entier- 
nungen zwischen den einzelnen Phasen und 
Stromkreisen bedingt, und bei den ganz un- 
verhältnismäßig emporgeschnellten Kosten für 
die Gebäude wird man sich auch in Deutsch- 
land mit der Anordnung von Apparaten, 
Schaltwerken und Unterwerken im Freien 
befreunden müssen. Die Raumbeschränkung 
bei Bemessung des Abstandes der einzelnen 
Leiter voneinander fällt hier nahezu fort; 


überdies werden die Schwierigkeiten vermie- 


den, die das Herausführen der Leitungen aus 
dem Gebäude bei hohen Spannungen bietet. 
-Dabei ist zu bemerken, daß man in Amerika 
die bei uns bisher verwendete höchste Span- 
nung von 110 kV längst überschritten hat und 
bereits Anlagen mit 140 und 150 kV betreibt; 
ja, man rechnet schon mit Fernleitungsspan- 
nungen von 250 kV und darüber. Die Durch- 
bildung der Außenunterwerke und der ein- 
zelnen Apparate hierfür hat in den letzten 
Jahren in Amerika bedeutende Fortschritte 
gemacht, insbesondere sind für den Bau der 
Apparate bestimmte Gesichtspunkte ge- 
wonnen worden, während die Unterwerke 
selbst von einer mehr oder weniger wilden 
Anhäufung von Apparaten und Konstruk- 
tionsteilen zu bestimmten Typen entw‘ckelt 
wurden. Die Praxis hat gezeigt, daß die an- 
fänglich bei Anordnung von Apparaten im 
Freien vielfach gehegten Befürchtungen: Ver- 
sagen der Apparate bei Kälte und. Schnee, 
ihr Verderben infolge von Sonnenbestrahlung 
oder Verstaubung, ihre mangelhaftere Bedie- 
nung u.a. nicht eingetroffen oder bereits 
überwunden sind. Transformatoren, Öl- 
schalter, Meßgeräte, Blitzschutz, sämtlich für 
Anordnung im Freien, sind jetzt bei allen Her- 
stellern der Vereinigten Staaten listenmäßig 
und wenigstens ebenso zuverlässig wie Innen- 
apparate. i 

Bei den Hochspannungstransforma- 
toren werden die Ausführungsisolatoren jetzt 
oben angeordnet, statt wie früher seitlich. 
Die Temperaturen können durch Einführung 
der elektrischen Messung am Erdboden oder 
an der Schalttafel abgelesen werden; nur zum 
Beobachten des Ölstandes muß noch eine 
Leiter erstiegen werden. Auch hier dürfte 
übrigens eine Übertragung von genügender 
Genauigkeit leicht angeordnet werden können. 
Durch Verwendung selbstkühlender Gehäuse, 


1) Nach 8. B. Hood, Electrical World, Bd. 72, 1918, 

a 928 und M.M. samuels. Electrical World, Bd 72, 1918, 
. 1068. 

») Vgl. auch „ETZ* 1913, S 764, 709 (Blitzableiter und 
Trennschalter in Außenwerken). „ET7* 1914, 8. 781. 820 
jerobe Außenunterwerke der Alabama Power Co., für 110 
m. „ETZ* 1915, 8. 470, (Lufttrennschalter und Hochspan- 
nungssicherungen für Anordnung im Freien). „ETZ* 1916, 8.7. 

3) Vgl. „ETZ“ 1915, 8. 689: 


_ meistens mit strahlenförmig angebauten Kühl- 


körpern, werden die Schwierigkeiten der 
Wasserkühlung im Freien durch Rohrlei- 
tungen, Pumpen und Kühlanlagen vermieden. 

Die Hochspannungs OÖlsehalter 
haben einen sehr hohen Sicherheitsgrad er- 
reicht, wachsen aber mit zunehmender Span- 
nung derart in ihren Abmessungen, daß man 
bei erheblichem Überschreiten der bisher üb- 
lichen Spannung von 150 kV wohl andere 
Methoden. zur Stromunterbrechung wird er- 
sinnen müssen. 

Auch die Blitzableiter sind letzthin er- 
heblich vervollkommnet worden durch Anwen- 
dung verschiedentlicher Mittel zur Verhinde- 
rung des Ausbrennens der Ladewiderstände 
und des Sprengens der Behälter. Einen wei- 
teren Fortschritt verspricht die Anwendung 
des Blitzableiters mit Oxydschicht.!) 

Bei den Drosselspulen ist besonders 
der mechanische Aufbau gut entwickelt worden, 
während die elektrischen Daten, aber auch 
die Formen und Abmessungen, noch der Ver- 
einheitlichung bedürfen. 

Luftschalter haben sich in mannig- 
fachen Ausführungsarten bewährt.?) Man 
kann zwei Typen unterscheiden: bei der einen 
dreht sich der Isolator um seine eigene Achse, 
bei der anderen um eine Achse rechtwinklig 
zu Seiner eigenen. Während bei der ersten 
Type die Befestigungsteile und Befestigungs- 
stellen ungünstig beansprucht werden, wird 
bei der zweiten auf den Isolator selbst ein 
Biegungsmoment ausgeübt, das vielfach zu 
Störungen Anlaß gibt und diese Type der erst- 
genannten unterlegen macht. Beide sind aber 
noch nicht als endgültige Lösungen anzu- 
sehen, obwohl sie vielfach ausgezeichnet ar- 
beiten. Schwierigkeiten durch Eis und Reif 
sind zwar teils überwunden, sollten aber bei 
neuen Bauarten immerhin noch sehr beachtet 
werden. Schutzhauben haben sich nicht 
immer bewährt. 

Als Sammelschienenträger haben bei 
starken Schienen Mantelisolatoren mit _ge- 
eigneten Kappen und Stützen befriedigt. Bei 
senkrechten Schienen werden die Isolatoren 
unter einem Winkel von 45° gegen die Wage- 
rechte angeordnet, damit sie innen nicht 
vollregnen; Kappen und Stützen müssen 
dazu entsprechend gebaut sein. Der am Eisen- 
werk zu befestigende Teil der Isolatoraus- 
rüstung soll möglichst nur zwei Schrauben- 
löcher zum Befestigen haben,, damit er an 
nur einen Bauteil des Gerüstes angeschraubt 
werden kann. Kappe oder Stütze sollte so 
einstellbar sein, daß der Isolator sowohl an 
senkrechten wie an wagerechten Eisenträgern 
befestigt werden kann, weil das im voraus 
kaum zu bestimmen ist. 

Bei der Anordnung der Außenwerke 
selbst ist man von den zuerst fast stets ange- 
wendeten ausgespannten oder aufgehängten 
Leitungen bei guten Bauarten für Span- 
nungen bis zu 75 kV und noch höher ganz zu 
starren Sammelschienen - übergegangen und 
spart dabei erheblich an Eisen für das Gerüst; 
auch ist die Sicherheit hierbei viel größer. Zur 
Verringerung der Anzahl der Stützisolatoren 
werden die Sammelschienen aus Rohren ge- 
bildet. Der Einbau von festen Sammelschie- 
nen gestattet überdies leicht Erweiterungen 
im Gegensatz zur Spannanordnung. 

Zur weiteren Vereinfachung von Er- 
weiterungen, Umänderungen usw. sind statt 
gelöteter oder geschweißter Verbindungen nur 
Klemmverbindungen zu verwenden. Damit 
nicht durch Längenänderung infolge von 
Temperaturunterschieden unzulässige Bean- 
spruchung der Sammelschienenisolatoren ein- 
tritt, sollen die Verbindungen zu den Sammel- 
schienen stets eine rechtwinklige Biegung 
haben; diese Maßnahme genügt gewöhnlich 
Ba macht die unschönen Schleifen entbehr- 
ich. 

Wie man selbst mit Spannisolatoren_ bei 
geschickter Anordnung zu einer guten Ein- 
heitsanordnung gelangen kann, zeigt Abb. 1. 
(Beim Bau dieses Werkes waren die Bau- 
teile für gespannte Schienen schneller zu er- 
langen als die für feste.) Bei dieser An- 
ordnung können die Leitungen aus allen Rich- 
tungen in das Unterwerk einmünden. Die 
Blitz-Funkenstrecken und die elektrolytischen 
Ableiter sind mit gerade durchgeführten Lei- 
tungen ohne Schleifen oder Halbschleifen 
angeschlossen. Die Niederspannungsleitungen 
an den drei zu einer Gruppe gehörigen Trans- 
formatoren sind so angeordnet, daß man im 
Bedarfsfalle die Phasen vertauschen kann 
(erleichtert durch Klemmverbindungen zu 
den Sammelschienen). Die Niederspannung 
wird durch Kabel weitergeführt. 

Ein ähnliches Unterwerk, 


jedoch mit 
starren Sammelschienen, zeigt Abb. 2. 


1) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 302. 
a Vgl. „ETZ* 1920, 8. 119. 


876 \ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 44.- 


4. November 1920. 


22 kV Blitzschutz 


® 


„rer 
° Ben | 


O6: 


x Stromwandler 


2300 V-Sammelschiene 


3 1250KVA- 
Transformatoren 
2300/22000 U 
60 
F 
Grundriß B—-B. 
= Abb. 1. 


Selbstat Luffschalter 


8 %6 76 68d 
Kae <= 


| 


Pr 
I 
! | 
| | 
| Li 


| 
>| 2 


Querschnitt durch die Transformatorverbindungen. 


mmmmssr..n [) 
RUDI WIDER. 
Ba Öschater a”: 


Horner -Funkenstrecken 


Querarm f spätere 
Querleitungen 


22KV Sammelschreneh 
Bi ars 


zu bedienen sind, Das 
Schaltwerk dient nur zum 
Leitungswählen. Die 
Hauptleitung hat vor und 
hinter: der Abzweigstelle 
je einen Luftschalter, die 
wegen der Lichtbogenbil- 
dung und wegen der er- 
forderlichen Phasenab- 
stände ganz oben angeord- 
net sind. DieAbzweig- 
leitungenhabennurTrenn- 
schalter. 

Bei dem in Abb. 4u.5 
dargestellten Unterwerk 
sind in die Abzweigleitun- 
gen Ölschalter und Meß- 
instrumente eingefügt. 

Hochspannungs-Meß- 
instrumente bestehen ge- 
wöhnlich aus einem Öl- 

in. dem zwei 
Stromwandler und zwei 
Sparnungswändler so. 
angeordnet sind, daß im 
ganzen nur drei Hoch- 
spannungsisolatoren ge- 
braucht werden gegen 6. 


er 


Raum f spätere 
Sfromkreise 


ut Er E 


22 kV ankommende Leitung 


76 m 


2 $ 
Gi Im 
ablerter = 
al 
behälter, 
Schnitt € — G. Sehnitt F—F. 
Einheitsunterwerk für 45 kV. 
Aörnerbitzschwz 
we. 
Demi 
= Drossel- 
76cm 2 spwle 
‚D 
melz- B S 2300 ve 
sicherung Sy ecksnben. Sammelschienen 
- 5 ıS- Veichrichter Schatafel x 
le x a ni 
S 9 SEE N 
‘ | ” al 
Sl RL 3 
7, 2%, / Z N ZT, Y Z TG Z 7 VUN )///, 1% 7. 
DR DEREN SON N 
= 744m 33m l MEZ 


Querschnitt durch die Fernleitungsverbindungen, 


Abb. 2. Umspannwerk flir 45 kV mit Stützisolatoren und Betonmasten. 


Grundriß B— BR. 


bei der früher üblichen An- 
ordnung in besonderen Öl-. 
kästen. Die Meßinstrumente 
selbst werden gewöhnlich in 


einer Eisenbude neben dem 
Meßzubehör angeordnet oder 
aber in benachbarten Gebäu- 
den mit Kabel- oder Frei- 


/rennschalfer. 


leitungsverbindungen. 

N ieAbb. 5 u.6 zeigen, 
können die oben entwickel- 
ten Grundsätze auch bei ver- 
wickelteren Werken Anwen- 


Sehnitt C—C, 


Abb. 3. Schaltwerk mit Stützisolatoren und starren Leitern. 


Schnitt E—E. 


Man konnte hier die Eisenmaste durch 
Maste‘ aus Beton ersetzen, wodurch Kosten 
und Bauzeit sich :verringerten. Das% Unter- 
werk ist eine Vereinigung von Innen- und 
Außenwerk; die Niederspannungsseite und 
die Instrumententafel sind in einem Gebäude 
untergebracht. Für den ersten Ausbau sind 
selbsttätige Luftschalter angeordnet, die später- 
hin durch Ölschalter ersetzt werden. sollen. 
Die langen Maste messen 10 m und haben 
passende Eisenbewehrung; Anschlußteile für 
die eisernen Querträger sind eingestampft. 


2 
FE Er Nom > Öhtzableiter 


| EN 
Bi 


ar 


) 
9 
x 
x 
DI 


N75752325 


Sr panngs- Wandler 
£ rd Inst 
Schnitt C—-C. z 


Die kleinen Maste messen 7 m und haben nur 
in den Ecken Eisenbewehrung. 

Abb. 3 zeigt ein Außenschaltwerk für 
75 kV, bei dem fast ausschließlich Mast- 
schalter verwendet sind. Die Gittermaste 
sind am Fuße höchstens 45 em breit, alle 
Querstücke sind einfache Eisenträger ohne 
Spannseile und ohne Knotenbleche. Die 
einzelnen Stromkreise können zugänglich ge- 
macht werden, auch während andere im Be- 
triebe sind. Eine Plattform konnte vermieden 
werden, da alle Schalter vom Erdboden aus 


(rundriß A— A. 


Schnitt D—D. 
Abb. 4. Außenschaltwerk für 70 kV mit Ölschaltern und Meßinstrumenten (vgl. auch Abb. 5).- 


dung finden. Das Schalt- 
werk enthält außer den 
Schalt-undMeßeinrichtungen 
noch selbstkühlende Trans- 
formatoren von beträcht- 


licher Leistung für 70kV. Das 
Werk konnte aufdem zur Ver- 
fügun Be beschränk- 

atz 


ten nur bei An- 


ı Trans-  \ausrüsten 
pe K 
3 ; 
Spule B B 
Bee 
rg 
BENNY 


2300V 
Abb. 5. Schaltplan für 
Unterwerke nach Abb. 4. 


wendung von Stützisolatoren und starren 
Schienen sowie mechanisch betätigten Trenn- 
schaltern in senkrechter Anordnung gebaut 
werden. 5 
Nicht zu vergessen ist bei den Außen- 
werken eine gute künstliche Beleuchtung 
für Uberholungen und Ausbesserungen bei 
Dunkelheit. Hierbei haben sich Scheinwerfer 
am besten bewährt. 

Alle vorstehend beschriebenen Außenunter- 
werke wurden entworfen und gebaut von der 
J. G. White Engineering Corporation, New York. 


Re a DEN nn ar 


4. November 1920. 


., Fürkleinere Außenunterwerke haben 
sich schon ganz bestimmte Typen entwickelt. 
Von Bauten mit Holzmasten sieht man jetzt 
auch bei diesen kleineren Werken der Feuers- 
gefahr wegen ab. Mit Ausnahme von ganz 
kurzzeitigen Anlagen werden auch sie nur aus 
feuerbeständigen Stoffen gebaut. Bei dem 
einen Normaltyp umgrenzen vier Gittermasten 
von je 10,6 m Länge ein Rechteck, dessen 
Boden betoniert ist; auf ihm sind die Außen- 
transformatoren aufgestellt und ein kleines 
feuerfestes Häuschen, das die Niederspan- 
nungs-Schaltapparate und die Meßinstrumente 
für die Abzweigleitung aufnimmt. Das Recht- 
eck ist umschlossen von einem hohen, mit ver- 
schließbarer Tür. versehenen Drahtzaun, der 
oben von Stacheldrähten begrenzt wird. In 
gewisser Höhe: über den Transformatorisola- 
toren ist zwischen den Masten,durch Träger 
und Riffelblech eine Plattform gebildet, zu 


Grundriß A — A. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 44. 


877 


bei anderen Hörnerblitzableiter mit Wider- 
ständen angeordnet. 

Die Ausrüstung dieser kleineren Stationen 
ist normalisiert und austauschbar; hierdurch 
sind Vorrathaltung, eilige Ausbesserungen und 
schneller Ausbau neuer Anschlüsse erheblich 
erleichtert. Für die Eisenkonstruktion werden 
Maste, Querträger, Streben usw. vorrätig ge- 
halten; alle Teile sind möglichst vollständig 
gebohrt oder gestanzt. Zu Arbeiten, die an der 


Baustelle ausgeführt werden müssen, sind 
transportable Bohrmaschinen, ‚Schmirgel- 
scheiben usw. vorgesehen. Diese Stationen 


genügen für Anschlüsse von 600 bis 1500 kVA; 
sie kosten nur wenig mehr als die alter Bauart 
mit Holzmasten. 

Mit den gleichen Konstruktionsteilen, je- 
doch mit 6 Masten, wurde auch ein größerer 
Typ für 2250 V gebaut, die zum Anschluß der 
13 200-V-Speiseleitung an ein Ende der Hoch- 


Schnitt CC. 


Abb. 6. Außenumspann- und -Schaltwerk für 70 kV (vgl. auch Abb. 7). 


der man mittels eiserner Leiter gelangen kann; ! spannungs-Ringleitung 


hier finden die Blitzschutz-, Sicherungs- und 
Schaltapparate Aufstellung. Die Freileitungs- 
Trennschalter werden bei Abzweigstationen 
auf Auslegern zwischen je zwei Eckmasten 
angebaut. Vor Einbringen des Betonbodens 
werden zwei oder mehr eiserne Rohre von 5cm 
1. W. in den Erdboden getrieben und. mitein- 
ander sowie mit den Masten leitend verbunden; 
hiermit ist eine gute Erdung gesichert; auch 
die Schutzdrähte der Freileitung werden an 
dieses Erdüngsnetz angeschlossen. 

Ein Haupttyp ist für Anschluß der Nieder- 
spannungsabzweigungen (2300 V) von der Hoch- 
spannungs-Ringleitung (66 000 V) ausgebildet 
worden. Der Schaltplan ist aus Abb. 8 zu 


‚Srennschalter B6KV 


Hörnerblitzableiter 
le 
Drosselspule -» 
Ölcherung 
Transformatoren 
34/60 723 kV 


= Funkenstrecken- 
Olschafter Al Ableiter 


Alb. 8. Schaltplan zum Umspannwerk an Ringleitung. 


ersehen. Zwischen den auf Mastauslegern 
angebauten Trennschaltern (Masttrennschalter) 
ist die Abzweigung zur Station angeschlossen, 
die über einen weiteren Trennschalter gleicher 
Art, Drosselspulen und Sicherungen zu den 
Transformatoren führt. Als Blitzschutz sind 
bei Stationen, wo Bedienung für tägliche La- 
dung möglich ist, elektrolytische Blitzableiter, 


dient; der Schaltplan 
ist in Abb. 9 gegeben. Hier sind alle Apparate 


- [3W/6oklfern- 
Vs Femnschalter 


Sicherung Drosselspuie 


# Hörner- 1 u. Nörner- 
Wh ung? uitzableiter 
Vorschalt- 
widerstand 
" Fansformatoren 


750 kVA 
Abb.9. Schaltplan zum Normal-Umspannwerk. 


auf der sehr hoch gelegenen Plattform ange- 
ordnet, die hier übrigens aus karbolineumge- 
tränkten Holzschwellen besteht. Sämtliche 
Apparate sind im Freien aufgebaut. Für den 
Fernsprecher ist eine tragbare Holzbude mit 
a een Blechdach vorgesehen; diese 
uden werden lagermäßig angefertigt. 
- E. Philippi. 


Mitteilungen 
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
Bekanntmachung 


über Prüfungen und Beglaubigungen durch die 
Elektrischen Prüfämter.!) 


Nr. 131. 


Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom 
1. Juni 1898, betreffend die elektrischen Maß- 


i 1) „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ 1920, 8. 1486. 


Grundriß E—-E, 


einheiten werden folgende Formen von Elek- 
trizitätszählern den unten stehenden, beglaubi- 
gungsfähigen Systemen eingereiht. 

I. Zu System 55] dieFormen E*undEV*, 
Induktionszähler für einphasigen Wech- 
selstrom, 

Il. Zu System se] die Formen D* und Do*, 
Induktionszähler für mehrphasige Wech- 
selströme, 

hergestellt von den Isaria-Zählerwerken A.-G. 
in München. 

Charlottenburg, den 8. September 1920. 

Der Präsident 
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt 
gez.; I. V. Holborn. 


der 


70 kV- 
Leriung 


3 Drr-öp. sn 


To Ölschalter 
Meß- 

„lie % 
£ DT 


Lu-Sch. 


6, 

8 £lremschalter 
Ep schenter 
w Transfarm. 
"TT amORVA 
I 


NER: 2 
23001; Z,phasıg 
Abb. 7. Schaltplan für 
Unterwerke ac Abb. 6. 


Beschreibung. 
I. Zusatz zu System 55] 


Formen E* und EV*, Induktionszähler für - 
einphasigen Wechselstrom, hergestellt von den 
Isaria-Zählerwerken Aktiengesellschaft in 
München. 


Die beiden Formen unterscheiden sich 
von den beiden bisher zugelassenen Formen 
Eund EV (s. Bekm. 64 vom 11. Mai 1911) in 
folgenden Punkten: 

Die Phasenabgleichung zwischen wirk- 
samem Strom- und Spannungsfeld wird statt 
durch Vorschaltwiderstände im Spannungs- 
kreis durch regulierbare Kurzschlußspulen auf 
dem Hauptstromeisen bewirkt. Der Zählwerks- 
rahmen ist aus vermessingtem Eisen hergestellt. 
(Die Lager für die Achsen der Räder sind mit 
Messing ausgebuchst.) Die Anschlußklemmen 
für Zähler bis 45 Ampere Nennstromstärke be- 
stehen aus Eisen oder Zink, die Hülse des 
Unterlagers aus Zink, und die Bremsmagnete 
aus Chromstahl. 


II. Zusatz zu System 66 | 


Formen D* und’Do*, Induktionszähler für 

mehrphasige Wechselströme, hergestellt von 

den Isaria-Zählerwerken Aktiengesellschaft in 
München. 


Die beiden Formen unterscheiden sich 
von den beiden bisher zugelassenen : Formen 
D bzw. Do (s. Bekm. vom 11. Mai 1911) in den 
gleichen Punkten, wie sie in I dieser Bekannt- 
machung aufgeführt sind. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Das Wasserkraftwesen in Niederländisch- 
Indien!). — Bis zum Jahre 1910 bemühten sich 
hauptsächlich Private mit dem Aufsuchen, 
Gewinnen und Anwenden von Wasserkräften, 
während die Regierung nur die Konzession 
dazu erteilte. Die meisten privaten Wasser- 
kraftwerke versorgen ausschließlich ihre eigenen 
Unternehmungen mit Licht und Kraft, haupt- 
sächlich gebrauchen die Bergkulturen (Gummi, 
Tee usw.) die Wasserkraft aus der mächsten 
Umgebung, die ferner viel Reisschälmühlen, 
Mehlbereitungs-, Eisfabrikationsanlagen usw. 
betreibt. Daneben hat sich die une von 
elektrischer Arbeit in einzelnen en rten 
von Java aus nahebei gelegenen besonders zu 
diesem Zweck erbauten privaten Wasserkraft- 
werken entwickelt. Der Staat besitzt das Ver- 
fügungsrecht über alle Wasserkräfte mit Aus- 


ı) Nach A.Groothoff, „Koloniale Studien“, 3. Jahr- 


gang, Nr. 4, Albrieht & Co., 1919 


RUNDSCHAU. 


nahme der in den Privatländereien auf Java 
und in einzelnen kleinen Reichen mit Selbst- 
verwaltung außerhalb. An die Konzessionen 
werden Bedingungen geknüpft, die hauptsäch- 
lich dazu dienen, Nachteile anderer Wasser- 
interessen, z. B. der Bewässerung, zu vermei- 
den und Erwerbung durch den Staat zu er- 
möglieWen. Von den Konzessionären wird ge- 
möhnlich ein Wasserzins von 4 holl. Gld. für 
die theoretische PS nach 6 Jahren seit Betriebs- 
beginn erhoben. In den letzten Jahren hat die 
Privatinitiative sich auf die Erlangung von 
Wasserkräften für elektrochemische Zwecke 
geworfen, wodurch in jedem Fall wesentlich 
zur Kenntnis der großen Wasserkräfte außer- 
halb Java auf Sumatra, Borneo, Celebes beige- 
tragen wurde. Seit 1910hatder Staatseine Wirk- 
samkeit auf dem Wasserkraftgebiet nicht mehr 
ausschließlich auf die Verleihung von Konzessio- 
nen beschränkt und die Wasserkraftfrage an- 
fänglich auf die zukünftige Elektrisierung der 
Staatsbahnen, später auf breiterer Grundlage 
auf eine bessere Kraftversorgung als haupt- 


sächlicher Faktor der industriellen Entwick- 
lung von Niederländisch-Indien ausgedehnt. 
Seit 1917 ist ein neuer Dienst für Wasserkraft 
und Elektrizität ins Leben gerufen, um die 
ökonomische Kraftversorgung und die Be- 
nutzung der Wasserkraftquellen sowohl im In- 
teresse des Staates wie auch der Privaten zu 
fördern. Die systematische Erforschung und 
Erkennung von Wasserkräften geschieht durch 
Kartenstudien, Geländeuntersuchungen und 
permanente Wassermessungen an 30 Stellen 
der Flüsse in Java. Alle Ergebnisse bezüglich 
Lage und Leistungsfähigkeit von Wasserkraft- 
quellen werden in einem Wasserkataster ge- 
sammelt, der für das Publikum zugänglich ist, 
so daß Private sich vorher über das unter- 
richten können, was bereits bezüglich der Flüsse 
oder Leitungen bekannt ist. ie Leistungs- 
fähigkeit der bis jetzt auf Java erforschten, 
im Kataster aufgenommenen Wasserkräfte be- 
trägt schon _0,5 Mill. PS. Nicht nur für ver- 
schiedene Staatsbetriebe, sondern auch für 
Gemeinden, Private und Residentien sind be- 


878 


reits verschiedene Pläne aufgestellt, von denen 
der bis jetzt größte in Niederländisch-Indien 
eine Leistungsfähigkeit von 0,2 Mill. PS. hat. 
Vor Erteilung von Konzessionen wird erst 
untersucht, was für Eisenbahnelektrisierung 
und andere Staatszwecke erhalten bleiben | 
muß, und ob kein Raubbau stattfindet, wo- 
runter man die nur teilweise Ausnutzung ver- 
fügbarer Gefälle versteht, so daß ein weiterer 
Ausbau durch andere unnötig teuer oder un- 
möglich gemacht wird. Eine kräftige Eıfor- 
schung großer Wasserkräfte von Staatswegen 
ist notwendig, um innerhalb absehbarer Zeit 
die mit großen billigen Wasserkräften ver- 
knüpften industriellen Möglichkeiten, besonders 
auf dem Gebiet der Stiekstoffgewinnung, be- 
urteilen zu können. 

Zu den die Entwicklung des Wasserkraft- 
wesens auf Java ungünstig beeinflussenden 
Faktoren geo-hydrologischer Natur gehören: 
1. die geringen Wassermengen der Flüsse in- 
folge des geringen Regenfalles im Ostmonsum, 
so daß die dadurch zurückgehende Leistung in 
der trockenen Zeit nur durch Sammelbehälter 
oder aus Wärmekraftwerken ersetzt werden 
kann; 2. die Kegelform der Gebirge, die oft sehr 
lange Leitungen erfordert und wenige für die 
Anlage von Sammelbecken geeignete Plätze dar- 
bietet, auch gewöhnlich kleine Stromgebiete 
bildet; 3. die geologisch sehr junge Formation 
der meisten Flußtäler auf Java mit vielen Ab- 
schiebungen; 4. die zunehmende Entwaldung. 

Von dem Betrieb der größeren Wasser- 
kraftwerke ist in nächster Zeit und in erster 
Linie eine allgemeinere Elektrizitätsversorgung 
zu erwarten., die hauptsächlich 3 große Geblete 
umfassen wird: West-, Mittel- und Ost-Java. 
Jedes dieser Gebiete wird durch einige Staats- 
werke versorgt werden, die Kraftim Großen an 
Verteilungsbetriebe liefern mit Ausnahme von 
bestimmten Verbrauchern mit besonderen Be- 
triebserfordernissen, wie Eisenbahnen, Funk- 
stationen u. a., für die die Zwischenschaltung 
eines Verteilungsbetriebes unerwünscht ist. 
Für solche Betriebe muß der Strom möglichst 
ökonomisch direkt durch den Staat geliefert wer- 
den. Eine kräftig durch den Staat unterstützte 
allgemeinere Elektrizitätsversorgung wird vor 
allem durch die Lieferung billiger Kraft zu 
einer schnelleren industriellen Entwicklung 
Javas in starkem Maße beitragen, sowohl in 
der Groß- wie in der Kleinindustrie. Sodann 
werden die Wasserkräfte für die Elektrisierung 
der Eisen- und Straßenbahnen billige Energie 
liefern und durch Verbindung mit Bewässe- 
rung gute Dienste leisten. 

Die Gesamtleistung der in Niederländisch- 
Indien verfügbaren Wasserkräfte beträgt etwa 
5,5 Mill. :DS, 73H. 


Elektromaschinenbau. 


Das Impedanzschema und der Impedanz- 
kreis des allgemeinen Transformators. — Bei 
seinen Untersuchungen über die Impedanz des 
einfachen Transformators geht K. Kuhlmann 
a Transformatorschaltung nach Abb. 1 
aust). 

Es gelten folgende Bezeichnungen: 


HC Mm, Ne 


Wechselsirom- 


1 
(VE Ik Z /ransjorma OD > 
um 


Kiki 


Generator 


12 N 
Abb. 1: 
Eır Effektivwert der primären Klemmenspan- 


nung, 
E2x Eifektivwert der sekundären Klemmen- 


spannung, 
J;ı Effektivwert des primären Stromes, 
J, Effektivwert des sekundären Stromes, 


Lı = bı + Au gesamte Selbstinduktivität der 
Primärwicklung, 

Au = gesamte Streuinduktivität der Primär- 
wicklung, 

La = lg + Ay, gesamte Selbstinduktivität der 
Sekundärwicklung, \ 

hy» = gesamte Streuinduktivität der Sekundär- 
wicklung, 

& = primäre Windungszahl, 

% = sekundäre Windungszahl, 

= 2nx/, Kreisfrequenz der aufgedrückten 

i Wechselstromspannung, 

Lie = L,, gegenseitige Induktivität zwischen 
Primär- und Sekundärkreis, wobei 


[9 er. 
Le» = hı u = lo = und I. = Le? ist, 


..) Nach Mitteilungen der Physikalischen Gesellschaft 
Zürich 1919, 8. 44. 


f 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 44. 


R,, L,, 0, Widerstand, Induktivität und Kapa- 
zität des Belastungskreises. 


Anstatt die Schaltung Abb. 1 durch das. 


Steinmetzsche Ersatzschema aufzulösen, kann 
man auch ein anderes Ersatzschema einführent), 
wie esin Abb, 2 dargestellt ist, in welchem der 


Kr Jr 


Wechselstrom- 


benmerator 


Abh. 2. 


ganze Transformator einschließlich seiner Be- 
lastung als eine ganz gewöhnliche Hinterein- 
anderschaltung von Widerständen (0,) und 
Induktivitäten (1) erscheint. Die Berechtigung 
ergibt sich aus 
Vektordiagramm. 

Aus diesem folgt nämlich die Beziehung: 


Be ee - — 
Jı . BEREITETE 1 2 
Vr+R»+or (Br Be) 
: @| Lig HE: 
 Vertap ir’ 


wobei k= 3 der Stromkopplungsfaktor genannt 
1 


0,219 


werde zum Unterschied von X = ar ‚ und 
VL\ı-Le; 


2ER 1 
wobei Ly" == L;3 + L; = o2G% und KK R; + 73 
Sr) ; 
gesetzt wurde. 2 
Der Kürze wegen sei ferner gesetzt: 


0121 = 2, @,Ly = %, 9l',= %, 


In = m, ob = 2m. 


Für Ersatzwiderstand og, und Ersatz- 
induktivität 4 gilt: 


sent, L=lıtk2i". 
Die Impedenz des ganzen Ersatzkreises ist: 


Z,=Vx?+ p2= ad - 
Jı 
Der primär aufgenommene Effekt ist: 


P=J2Q. 7 
Der sekundär abgegebene Effekt ist: 
P=J2 R,=J?%2R,. 
Der Wirkungsgrad des Primärkreises: 


ee an 
i Je ae 
Der Wirkungsgrad des Sekundärkreises: 
J£ Rs 0 — 73 rg A 
= - = Seel a Er 
SG J32 09 02 0 


Dabei ist s= "2 die bei Drehfeldmo- 


toren unter dem Namen Sehlüpfung 
bekannte Größe. Der Gesamtwir- 
kungsgrad wird: 


—r 
re er 13), 
01 
und der primäre Leistungsfaktor: 
ge J7? 01 
cospyer 5 
En ad EE 


. Wie ändern sich nun e, und 2%), wenn man 
bei Konstanthaltung sämtlicher Induktivitäten 
und Kapazitäten des Belastungskreises nur den 
Belastungswiderstand R, ändert? Trägt man 
0, auf der Abszissenachse, x, auf der Ordinaten- 
achse auf, so bewegt sich der Endpunkt P des 
aus den Vektoren oe, und m, gebildeten resul- 
tierenden Vektors 2,, des sogenannten Impe- 
danzvektors auf einem Kreise mit dem Radius 


a=Yr1 
DEZ IL — Ir > 
Der Kreis ist in Abb. 3 dargestellt. 
Aus diesem Diagramm ergeben sich die 
technisch wichtigsten Größen: Strom, cos @, 


Schlupf und 
fachheit. 


’) Vgl. Drude-König, „Physik des Äthers“, 8. 306. 


‚tor mit der konstanten Spannung E,k, so folgt ö 


OP=Z,undOP, = Z,, so folgt auch: 3 


dem für Abb. 1 gültigen 


Wirkungsgrad mit größter Ein- 


4. November 1920. sn | 


Betreibt man den Transformator oder Mo 


Jı Zi = Eık = konst. Nach dem Sekanten- 
satze ist aber OP, OP, = konst. = (2, also, da 


za = A oder Jı = Ex 


. Man hat also zu dem jeweiligen Impedanz- 
punkt P den inversen Punkt P, zu suchen, 
dann stellt OP, den gesuchten zu P gehörigen 
Primärstrom J, in einem durch die Konstänie 4 
0, bestimmten Maßstabe dar. J, liegt also — 

E £ F - 


)Zo = Cr Zu 


Abh. 3. g 


wie. bekannt — ebenfalls auf einem Kreise E 
(Heyland-Ossana-Kreis), wenn E,%k konstantist. 
a) Für den Leerlauf wird: : 


R,=o, s=0, R=0, k=0, G=n+R=& 


es ergibt sich: 


re 

- 2Zo=b+R * Be 

Diese Koordinaten hat der Punkt A. OAist 7 
also der Punkt des Leerlaufes. Der zugehörige 

Strom ist ; 3 

Jıo = C1.040o 3 

b) Ähnlich ergibt sich für den Kurz- 

schlußstrom: a E 

- dere 0% 

K erhält man, indem man an die Tangente A BE 

im Punkte A den Winkel . 


a, = aretg ee =23BAK 
2 


nach unten anträgt, als Schnitt des freien 


Schenkels mit dem Kreise. e 
ec) Der Schlupf s m > a Br > 

x Ei 
- _ Man zieht KB||OL, ferner AP bis zum er 
Schnittpunkt 0 mit KB, dann ist e- 


BO 
7 BE 
d) Der Wirkungsgrad. 
ET 
Np= ep 3) 


Man verlängert KA über A hinaus bis zum 
Schnitt L, zieht LP und durch einen ‚beliebigen 
Punkt von AK eine Parallele zu OL und fällt Ba 


von L das Lot auf die Parallele. Dann’ ist "ee 
na FW. -ZP_ De OT 
Er PER SAVE a 


Macht man HF = 100 so nen = HG. 

Der Wirkungsgrad wird ein Maximum, 
wenn LP den Kreis tangiert. = 3 
e) Co8 9@.. j Be; 

Man schlägt einen Halbkreis mit einem 
Radius von 5 Längeneinheiten über OS, dann 
ist OP, = cos p. Ghe.. 5 g 


Meßgeräte und Meßverfahren. > 


. Einfache Methode zur Aufnahme der voll- 
ständigen Hystereseschleife. — Das Verfahren, , 
welches in. der „ETZ“ 1918, S. 393, von Dr.» ng. 

Schleicher mitgeteilt wurde, ist nach dem 
Bericht 1918 ‚des schweizerischen Amtes für 
Maß und Gewicht von diesem zur-Bestimmung 
der Hystereseschleife und der Koeffizienten der 
Remanenz sowie derKoerzitivkraftangenommen. 


‚arbeit eingehend berichtet. 


- jm Stellwerk in Verbindung steht. 


4. November 1920. 


worden, nachdem es an sämtlichen Normalrin- 
gen und Normalstäben für den Jochapparat 


‘erprobt und als DWSCRTENE befunden worden 
t 


war. Die angewendete Scha ung unterscheidet 
sich von der bei der üblichen Methode von 
Rowland und Weber angewendeten nur da- 
durch, daß ein Teil der notwendigen Vorschalt- 
widerstände durch einen Schalter kurzgeschlos- 
sen werden kann. Es ist dadurch möglich, 
jeden Punkt der Schleife unabhängig vom vor- 
hergehenden, u. zw. beliebig oft aufzunehmen. 
Über die Fehlerquellen und die Zeitersparnis 
bei der Aufnahme der Schleife gegenüber den 
sonst üblichen Methoden Run in der Original- 

chl. 


Elektrische Antriebe. 


Elektrische Hain ZEnBereT LLONZ für 
Sehiffsböden. — Das Bewachsen der Schi 

böden führt bekanntlich infolge der stark ver- 
größerten Wasserreibung zur Betriebskraft- 
verschwendung und Verringerung der Fahr- 
geschwindigkeit. Die Reinigung ist daher 
in kurzen Zwischenräumen geboten und er- 
fordert dadurch, daß das Schiff hierzu ins 
Dock gehen muß, einen beträchtlichen Kosten- 
aufwand und. Zeitverlust. Eine. elektrisch 
betriebene Vorrichtung, welche in den „Finan- 
cial News‘, London, vom 16. VII. 1920 kurz 
beschrieben wird, ermöglicht die Reinigung 
in kurzer Zeit und, ohne daß das Schiff ins 
Dock geht. Sie besteht aus einer Barkasse, 


welche ein. 20-PS-bnzin-elektrisches- Aggregat 


und 3 Elektromotoren enthält. Die Motoren 
werden von einer gemeinsamen Schalttafel 
aus gesteuert; einer dient zum Antrieb der 
Sehraubenwelle der Barkasse, der zweite zur 
Bewegung eines etwa 12 m langen Armes, an 


dem der dritte Motor in wasserdichter Aus-' 


führung befestigt ist. _Er treibt mit ziemlich 
hoher Geschwindigkeit die rotierende Reini- 
gungsbürste an, welche aus steifen Borsten 
oder Stahldraht besteht und bei etwa 30 cm 
Durehmesser 1,5. m lang ist. Er setzt ferner 
einen Schraubenpropeller in Bewegung welcher 
den Zweck hat, die Bürste während des Rei- 
nigungsvorganges an die Schiffswandung an- 
zudrücken. Die ganze Ausrüstung, einschließ- 
lich Barkasse wiegt 11 t. Ein 3000-t-Schiff 
ist in dieser Weise bei Versuchen von einer 
6 monatigen Bewaechsung in weniger als sechs 
Stunden befreit worden. ; 


Fernmeldetechnik. 


Neues Warnungssignal der Great Eastern- 
Bahn. — Eine neue von Tiddemann ent- 
worfene Bauart zur ur von Führer- 
standssignalen bei der Vorbeifahr 
nal hat auf dem Netz der Great Eastern Rail- 
way Eingang gefunden und gibt zwei nicht 
verwechselbare Signale: ein kurzes Glocken- 
zeichen kündigt „freie Fahrt‘ an, ein bis zum 
Abstellen ertönender Pfiff „Halt“. Sie be- 
dient sich einer zwischen den Schienen auf den 
Sehwellen isoliert angebrachten eisernen Gleit- 
schiene, die mittels Kabels mit einer Batterie 
Unten an 


ffs-- 


t am Vorsig- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 44. 


Zuges), sowie die wenigen Drahtverbindungen 
befinden sich in einem gut abgedichteten 
Kasten K. Der Schuh 8 ist von der Gleit- 
platte isoliert und steht durch ein fliegendes 
Kabel mit einem Klemmsockel in Verbindung. 
Von dort führtein Draht zum Elektromagnet E 
(Abb. 4) und zugleich zu dem auf dem Führer- 
stand angebrachten Läutewerk @G. Der andere 
Pol von E und @ liegt an. den Metallteilen der 
Lokomotive, also an Erde. Aus den in 
Abb. 5 dargestellten Stellungen «a, b, e und d 


läßtsich das Arbeiten des Apparates leicht ver- 
folgen. Das Gleitstück A trägt an seinem obe- 
ren Teile den Winkelhebel B, der in der Ruhe- 
lage mittels einer Spiralfeder F gegen einen 
festen Anschlag © gepreßt wird. Der horizon- 
tale Arm von B drückt gegen einen Vorsprung 
des Hebels H, der das Ventil D der Druckluft- 
leitung 2 normal verschließt. Die Ventilstange 
P ist bestrebt, sich von links nach rechts zu be- 
wegen und dadurch das Hebelsystem HJM 
zum Einknicken zu bringen, sie wird aber 


durch B daran verhindert. Das Gegengewicht® 


legt einen Eisenanker an die Pole des in der 
Normallage, d. h. bei offener Batterie, strom- 
losen Elektromagnets E (Abb. 5a). 

Wir nehmen nun an, die Lokomotive 
fahre über die ‘Gleitschiene, und es stehe 
das ihr geltende Vorsignal auf „Halt‘‘, die 
Batterie im Stellwerk sei abgeschaltet. Das 
Gleitstück A wird dann angehoben (Abb. 5b) 
und mitihm auch der Winkelhebel B, der da- 
durch H freigibt; als Folge davon bewegt sich 
die Ventilstange P nach rechts und öffnet das 
Ventil D, worauf die Druckluft durch das 


“Rohr a in die Pfeife W gelangt (Abb. 4). Zu- 


gleich strömt auch Druckluft aus der Rohrlei- 
tung 2 des Zuges in die freie Luft, und die Brem- 
sen werden angezogen. Nach dem Verlassen 
der Gleitschiene senkt sich wieder das Gleit- 
stück A, es nimmt seine Ruhelage ein (Abb. 5c). 
Um die Pfeife zum Schweigen zu bringen, 
drückt der Führer auf den Knopf R (Abb. 4), 
worauf Druckluft aus dem Behälter HR 
dureh die Röhre rin den Rückführungszylinder 
L strömt. Der Hebel N wird zur Seite gedrückt 
(Abb. 5) und bringt durch Heben des losen He- 
bels das Kniekhebelsystem wieder in die Ruhe- 
lage. Dadurch schließt sich 
das Ventil D, die Pfeife 
schweigt und die Bremsung 
hört auf; nach dem Los- 
lassen des Knopfes R nimmt 


Abb. 4, Gesamtanerdnung an der Lokomotive. 


. der Lokomotive befindet sich eine aus einer 


sicher geführten Platte A und einem, Schuh 8 
bestehende Gleitvorrichtung, die beim 
fahren der Gleitschiene angehoben wird (Abb. 4 
und 5). Der Hebelmechanismus zum Betätigen 
der Pfeife (Druckluft aus der Bremsleitung des 


Über- 


auch die Kolbenstange von 
DL ihre Ruhelage wieder ein. 
Der Rückführungsmechanis- 
mus ist übrigens so ein- 
gerichtet, daß er nur mo- 
mentan gebraucht werden 
kann; der Führer ist daher 


nicht imstande, durch 
andauerndes Drücken von 
R, bei stromloser Gleit- 


schiene das Auslösen des 
Knickhebelsystems zu ver- 
hindern. — Steht das Vor- 
signal auf „Frei“, so ist die 
Gleitschiene an den einen 
Pol der Batterie geschaltet, 
der andere liegt an Erde. 
Sobald die Lokomotive die 
Gleitschiene bestreicht, wird 
die Strombahn des Elektro- 
magnets FE und parallel dazu 
jene des Läutewerkes @ ge- 
schlossen. Die Glocke @ er- 
tönt, u. zw. bis der Zug die 
Gleitschiene verlassen hat, 
während gleichzeitig der von 
den Polen von E festgehaltene Anker (Abb. 5d) 
das Einknicken des Hebelsystem HJM verhin- 
dert, so daß das Ventil D ee bleibt. 

Die oben beschriebene Einrichtung ist in 
erster Linie zur Anbringung am Vorsignal be- 
stimmt. Sollsie an einem Hauptsignal benutzt 


Ü y 


Abb. 5. Die verschiedenen Stellungen der Steuereinrichtung. 


8798 


werden, so tritt eine Verstärkung der Wirkung 
bei Haltstellung ein: die etwas höher gelagerte 
Gleitschiene hebt das Gleitstück A so hoch an, 
daß eine an ihm angebrachte Nase in ein 
Schloß einschnappt. Der Führer kann dann 
den Rückführknopf nicht zum Abstellen der 
Pieife und der Bremsung benutzen, der Zug 
wird (nach Schließung des Reglers) anhalten, 
der Führer muß absteigen und durch Ein- 
stecken eines Schlüssels die Verriegelung lösen. 
Das Tiddemannsche Warnungssignal wird zu- 


b 
| 


meist auf zweigleisigen Strecken benutzt, läßt 
sich aber mit geringfügigen Änderungen auch 
auf eingleisigen Strecken verwenden. Die Be- 
währung ist noch nicht bekannt. Im deutschen 
Winter werden sich dieselben Nachteile ergeben 
wie bei den übrigen Anordnungen mit Gleit- 
schienen, Anschlägen usw. (Tobler, „Schweiz. 
Bauzts. 1920, S. 11). Rz. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Bestimmung der Feldverteilung. — Da die 
übliche Methode zur Untersuchung der Ver- 
teilung eines Magnetfeldes durch Abtasten 
mittels einer mit dem ballistischen Galvano- 
meter verbundenen Prüfspule namentlich bei 
stark wechselnden Feldern, wie sie im Luft- 
spalt einer Dynamomaschine auftreten, außer- 
ordentlich viel Zeit erfordert, und da auch 
andere Methoden, wie die Wismutspirale usw., 
sich für den vorliegendene Zweck als ungeeignet‘ 
erwiesen, so benutzt F. S. Dellenbaugh!) als 


‚Maß für die Größe des Feldes die Spannung, 


welche eine lange, nur etwa 2 mm dieke, mit 
Kommutator versehene, im Felde rotierende 
Prüfspule von insgesamt fünf Windungen her- 
vorbringt, die mittels einer geeigneten Vorrich- 
tung mit einer gleichmäßigen Geschwindigkeit 
von etwa 50 em/min. durch den Spalt weiter- 
geführt wird. Bei etwa 2200 Umdr./min 
und den gewöhnlichen Kraftliniendichten 
im Spalt erhielt der Verfasser eine Spannung 
bis zu 500 mV, die entweder mittels eines 
Zeigerinstruments direkt abgelesen oder besser 
mittels eines Spiegelinstruments auf einer 
rotierenden Trommel in Kurvenform aufge- 
nommen werden konnte. Die Regelung_ der 


“ Geschwindigkeit erfolgte nach dem beim Pho- 


nographenbetrieb angewendeten Prinzip des 
Zentrifugalregulators; auf die Beseitigung dee 
Übergangswiderstands beim Kommutator 
wurde besonderer Wert gelegt. Die als Bei- 
spiele wiedergegebenen Kurven zeigen einen 
sehr gleichmäßigen Verlauf; die Genauigkeit 
ihrer Auswertung in Kraftlinien hängt in 
erster Linie von der Genauigkeit der Bestim- 
mung der Windungsfläche der rotierenden Spule 
ab. Die zu einer Kurvenaufnahme erforder- 
liebe Zeit betrug nur ungefähr den 20. Teil von 
derjenigen, welche das Abtasten mit Hilfe des 
ballistischen Galvanometers beansprucht haben 
würde. Gich. 


Der experimentelle Nachweis der Ampere- 
schen Molekularströme. — Ausgehend von der 
Überlegung, daß jeder Molekularmagnet, der 
von Elektronen umkreist wird, einen Kreisel 
darstellt, haben bereits Richardson, Ein- 
stein und de Haas?) nachgewiesen, daß aus 
der Anwendung des aus der Mechanik bekann- 
ten Satzes über das Impulsmoment gefolgert 
werden muß, daß jede Änderung der Magneti- 
sierungsrichtung eine Bewegungsänderung_ des 
ummagnetisierten Körpers zur Folge hat. 
Einstein und de Haas haben eine durch Magne- 
tisierung  hervorgerufene Bewegung (Drehbe- 
wegung eines vertikal aufgehängten Eisenstäb- 
chens) experimentell nachgewiesen. Über diese 
Versuche ist hier bereits berichtet worden. 
E. Beck gibt zunächst einen Überbliek über die 


1) „Jonrn. Am. Inst. El. Eng.“ Juni 1920, S. 579. 
2) Vgl. „ETZ“ 1915, 8. 802; 1916, 8. 208;.1918, 8. 188. 


880 


uantitativen Ergebnisse dieser Versuche!), 
dr darauf beruhen, daß man ein solches Stäb- 
chen in ein Wechselfeld bringt, wobei die Fre- 
qauenz der Eigenschwingung des Stäbehens in 
Übereinstimmung mit der Frequenz des Wech- 
selstromes gebrachtwird. Sokann man nichtnur 
den Effekt multiplizieren, sondern auch durch 
geringe Änderung der Wechselfeldfrequenz eine 
Resonanzkurve aufnehmen. Aus derartigen 
Messungen läßt sich die Größe e/m bestimmen. 
Die Versuche von Einstein und de Haas er- 
gaben Resultate, die bis auf etwa 2% mit aus 
anderen Messungen her bekannten Werte dieser 
Größe übereinstimmten. Die von E. Beck 
selbst unter Anwendung verfeinerter Meß- 
methoden angestellten Versuche ergaben eben- 
falls den von Einstein gefundenen Effekt, doch 
wurde er nur etwa halb so groß gefunden. Auch 
spätere von de Haas angestellte Versuche er- 
gaben um 15% kleinere Werte, Messungen von 
J. A. Stewart, dessen Methode allerdings 
weniger genau ist," führen zu Werten, die um 
50% kleiner sind. Die Untersuchungen von 
Barnett gehen darauf hinaus, den inversen 
Effekt nachzuweisen, also zu zeigen, daß Be- 
wegungsänderungen Magnetisierungseffekte er- 
geben. So muß z. B. ein um’seine Längsachse 
rotierender Eisenstab in Richtung seiner Achse 
magnetisiert werden. Es gelang Barnett, diesen 
Effekt nachzuweisen. Die quantitativen Werte 
fielen aber ebenfalls den theoretisch zu erwar- 
tenden gegenüber um 20—50% zu klein aus. 
An der tatsächlichen Existenz der Kreiselwir- 
kung der Molekularströme ist auf Grund der 
experimentellen ® Ergebnisse nicht mehr zu 
zweifeln. Die stets im gleichen Sinne liegenden 
quantitativen Abweichungen bedürfen noch 
einer Aufklärung. Sie sind in Anbetracht der 
komplizierten magnetischen Eigenschaften des 
Eisens nicht zu sehr zu verwundern. Ghe. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Wolfram. — Nach einer ausführlichen Sta- 
tistik, welche Frank Heß von der Geologischen 
Landesanstalt der Vereinigten Staaten ver- 
öffentlicht hat?), verteilt sich die Wolfram- 
erzeugung in t auffdie verschiedenen?Erd- 
teile folgendermaßen : 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helft 44. 


sind, in besondere Gebläseöfen, welche mit 
schweren Ölen befeuert werden, auf 1500 bis 
1800° erhitzt. Nach etwa 2 Stunden nimmt 
man den Tiegel heraus und läßt ihn, 
Holzkohle bedeckt, 48 Stunden lang abkühlen. 
Bei riehtigem Arbeiten erhält man sehr reines 
metallisches Wolfram in winzigen hexagonalen 
Kristallen, welches nur 0,2 bis 0,3% Kohlen- 
stoff enthält und frei von den Verunreinigun- 
gen ist, welche das mit Soda aufgeschlossene 
Wolfram infolge unvollkommener Reduktion 
des Natriumwolframates zu Rue Diner 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Internationale Elektrizitäts - Ausstellung 
Barcelona. — Nach einer Mitteilung des Aus- 
stellungs- und Messe-Amts der Deutschen In- 
dustrie wird nunmehr angenommen, daß die 
mehrfach verschobene Ausstellung etwa im 
Jahre 1924 zur Durchführung gelangt. Die 
Bedeutung des Planes geht vor allem daraus 
hervor, daß Spanien in eine Entwicklungsphase 
seiner Industrie eingetreten ist, in der die Aus- 
nutzung der Wasserkräfte des Landes für Elek- 
trizitätserzeugung tunlichst angestrebt wird. 
Für den Absatz elektrotechnischer Fabrikate 
aller Art besteht daher dort eine günstige und 
zunehmende Möglichkeit. Wie es scheint, ist 
Spanien bisher an das Ausland wegen der Be- 
teiligungsfrage noch nicht herangetreten, doch 
verlautet, daß in ausländischen Fachkreisen, 
namentlich in den V. $S. Amerika, der Veran- 
staltung schon jetzt großes Interesse entgegen- 
gebracht wird. 


Ausstellung für das Bäckereigewerbe in Vevey 
(Juni 1920). — In einer Notiz über diese Aus- 
stellung („ETZ‘ 1920, $. 677) war ein Heiz- 
körper genannt worden, der es bei geringfügigem 
Umbau ermöglicht, jeden mit Dampf oder direk- 
ter Feuerung geheizten Backofen ohne Änderung 
der Herdfläche für elektrischen Betrieb ein- 
zurichten. Hierzu teilt uns die „Elektra“ 
Fabrik thermoelektrischer Apparate, Wädens- 
wil, mit, daß Bäckereiöfen . mit elektrischer 
Heizung, für die so eingebaute Heizkörper ver- 
wendet werden, nur mit dem teuren und wegen 


Zahlentafel I. Wolframerzeugung. 


Jahr 
1918 14 | 195 | 106 197 1918 

er a 
Asien "2. Ma Se en 2270 3 000 4 170 6540 9600 | 18400 
Australiens. Ox. - Mee 1100 975 1235 1435 1490 1640 
Südamerika ..... ae ER 1175 940 1400 4 650 5770 5100 
Nordamerika, zn ee 1 405 897 2.250 5570 5 880 4780 
Europas er 1 550 1 628 1880 | 2678 2810 2490 
Afrika, Sa N 1 ee - _. 1 3 20 50 
Welterzeugung 7 500 7440 | 10 936 20 876 25 570 32 460 

I 


In Asien lieferte bis 1917 Birma etwa die 
Hälfte des Wolframs; 1918 schnellte die ehine- 
sische Erzeugung, die bis 1916 ganz unbedeu- 
tend und 1917 auf 1360 t gestiegen: war, plötz- 
lich auf 9500 t empor. In Südamerika ist Bo- 
livia der Haupterzeuger, in Europa Portugal. 
Die deutsche Erzeugung, welche vor dem Kriege 
150 t jährlich betrug, konnt® 1916 auf 350 t 
gesteigert werden, sank aber 1917 und 1918 
auf 200 t. , 

Das bolivianische Wolframerz wird "von 
der Soei6t6 des Usines Mö6tallurgiques 
de Gaillonet bei Meulan nach einem neuen 
Verfahren von Blanch?) aufgearbeitet. Das 
Erz besteht aus Brocken von 0,5 bis 1,5 em 
Größe und enthält 68 bis 70% Wolframsäure. 
Anstatt durch Schmelzen mit Soda schließt 
Blaneh das feingepulverte Erz durch Kochen 
mit Schwefelsäure von mittlerer Stärke auf. 
Damit hierbei das Wolfram vollkommen auf- 
geschlossen wird, muß vorher das Erz’geröstet 
und durch einen vierpoligen elektromagneti- 
schen Scheider. geführt werden, welcher das 
wolframsaure Eisen und Mangan von der Gang- 
art trennt. Nach dem Kochen in einem ver- 
bleiten, kegelförmigen Kessel, in welchen von 
unten Dampf eingeblasen wird, folgt ein aus- 
giebiges Waschen. Damit sich hierbei nicht 
eine kolloide Wolframsäurelösung bildet, muß 
das Waschwasseräzum Schluß angesäuert wer- 
den. Die feuchte Wolframsäure wird durch 
Schleudern, Erhitzen und endlich Glühen im 
Drehrohrofen bis 900° völlig entwässert. Das 
so erhaltene Wolframtrioxyd schließlich wird 
mit Holzkohle innig gemischt und in Graphit- 
tiegeln, welche mit einem feuerfesten, durch 
Kohle nicht reduzierbarem Oxyde ausgekleidet 


& FR Nach Mitteilungen der Physikalischen Gesellschaft 
Zürich 1919, 8. 21. 

») „Mining Journal“. Bd; 128. 1920, 8. 45. 
°) „Mining Journal“, Bd. 1%, 1920, S. 448. 


Überlastung der Werke auch vielfach nicht 
mehr verfügbaren Tagesstrom betrieben wer- 
den können, in Vevey aber auch Großbäckerei- 
öfen (Akkumulieröfen) ausgestellt gewesen 
seien, die sich sowohl mit Tagesstrom als auch 
insbesondere mit der billigen Abfallkraft 
(Nachtstrom) speisen lassen. Das habe weiter 
den großen Vorteil, daß der Ofen auch bei Ver- 
bot der Nachtarbeit genügend aufgeheizt werden 
könne, um eine Bedienung tagsüber zu erlau- 
ben, selbst in Fällen, wo zwischen dem Aus- 
schalten des Stromes und dem Beginn des 
Backens mehrere Stunden liegen. ; 


Verschiedenes. 


Hamburgs Hafen und- der Wiederaufbau 
der deutschen Wirtschaft. — Gelegentlich der 
2. ordentl. Hauptversammlung der Hafenbau- 
technischen Gesellschaft ist beim Hamburger 
»Wirtschaftsdienst‘‘ ein den obigen Titel tra- 
gendes, von Baurat K. Baritsch und Dr.=Ang. 
P. Windolf zusammengestelltes Sonderheft 
erschienen; auf dessen Inhalt seien alle die- 
jeigen hingewiesen, die sich für die künftige 

ntwicklung des Hamburger Hafens und seine 
außerordentliche volkswirtschaftliche Bedeu- 
tung interessieren. 


Bergakademie Freiberg i. Sa. — Der Berg- 
akademie ist das Recht zur Promotion von 
Doktor-Ingenieuren verliehen worden. 


Industrie und Handel. 


Zur Lage der niederländischen Elektroindu- 
strie. — Nach den Erhebungen des niederlän- 
dischen Handelsministeriums wird die Lage der 
Elektroindustrieim 2. Quartal 1920 im allge- 
meinen nicht als ungünstig angesehen, Die Ein - 


mit. 


4. November 1920. 


fuhr aus Deutschland war erheblich ge- 
ringer als im 1 .Quartal!), und dadurch hat 
sich der Umsatz in Holland selbstsehr gebessert. 
Ungünstig wirkte das Anwachsen der Preise 
verschiedener Rohstoffe, vor allem des Kup- 
fers, Eisens und Porzellans, auch wurde es für 
die Elektrotechnik immer schwieriger, die nöti- 
gen Maschinen zu beschaffen. Die Unregel- 
mäßigkeit der Bestellungen machte es 
notwendig, ständig einen großen Vorrat an 
Rohstoffen auf Lager zu halten, für die kleinen, 
nieht über große Geldmittel verfügenden Fa- 
briken oft keine leichte Aufgabe. Die Erzeu- 
ger von Installationsmaterial und elektrischen 
Apparaten können das notwendige Porzellan 
ort in ausreichenden Mengen im Lande selbst 
beziehen, und aus Deutschland ist, besonders 
während der Berichtszeit, nicht genügend ein- 
geführt. worden. Die meisten Fabriken klagen 
über den Rückgang der Arbeitsleistung 
sowie über den angel an geschulten 
Kräften. Im algemeinen und vor allem sei- 
tens der kleineren Werke wird der Zukunft mit 
Sorge entgegengesehen, namentlich wegen der 
Verteuerung der Rohstoffe und der hohen 
Löhne bei verminderter Leistung, wodurch 


der Wettbewerb mit Deutschland sich auf die 


Dauer sehr schwierig gestalten dürfte. 

In der Glühlampenindustrie waren 
die günstigen Verhältnisse von Bestand. Ob- 
wohl den aus den Kursschwankungen resultie- 
renden Schwierigkeiten dauernd Rechnung ge- 
tragen werden muß, hat man doch immer über 
ausreichende Rohstoffmengen verfügen un 
die Erzeugung auf dem erhöhten Stand halten ° 
können, den die große Nachfrage nach Glüh- 
lampen erforderte. Auch für die nächste Zu- 
kunft scheinen die Aussichten dieses Fabri- 
kationszweiges befriedigend zu sein. Die Ein- 


fuhr hatte in der Berichtszeit einen Wert von 


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{ 


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rd 94 400 holl. Gld, woran Deutschland mit 


nahezu 86000 Gld beteiligt war. Demgegen- 
über erreichte der Ausfuhrwert — Beweis für 
die große Leistungsfähigkeit der heimischen 
Industrie — 7,2 Mill. holl. Gld; für nahezu 


2Mill. Gld gingen Lampen nach Frankreich. 


Zrd. 


Aus der amerikanischen Elektroindustrie. 
— Die Westinghouse Eleetrie &-Manu- 


facturing Co. hat nach „Electrical World‘, 


ihre Tätigkeit auf drahtlose Telegraphie 
und Telephonie ausgedehnt. Das Interesse 
für dieses Gebiet folgt aus der von ihr über- 


nommenen Kontrolle der International Radio 


Telegraph Co., die Schiffs- und Küstenstatio- 
nen (in Newport, New London, Brooklyn und 
Cape May) betreibt, außerdem u. a. solche An-. 
lagen in Maine und Massachusetts baut. Schon 


während des Krieges hat die Westinghouse- 


Gesellschaft nicht nur ausgedehnte Versuche 
im Bereich der Funktelegraphie für die Re- 
gierung ausgeführt, 
trächtliche Menge von Apparaten für den 
Heeresdienst produziert. Jetzt ist in :East 
Springfield, Mass., ein eigenes Werk für die 
Fabrikation aller Typen moderner Funkappa- 
rate angelegt worden, und die Gesellschaft 


richtet. ıhr Augenmerk ganz besonders auf 


deren Verwendung für Bahnen, Kraftwerke, 
Gruben, die Landwirtsehaft und für den in- 
ternen Verkehr großer Industrieunternehmen. 
Weiter wird berichtet, daß das elektrotech- 
nische Fabrikationsgeschäft der Westinghouse 
Co. im allgemeinen ganz außerordentlich ge- 
wachsen sei. Seit1914 habe sich die Leistungs- 
fähigkeit und die Produktion ihrer Werke 
nahezu verdoppelt, während gleichzeitig die 


Löhne infolge des Steigens aller Kosten und 


Preise fäst den vierfachen Betrag erreichten. 
Der Wert der unerledigten Aufträge über- 
schritt im September 95 Mill. $, in 5 Monaten 
eine Zunahme um 24 Mill. $. Angesichts dieses 
Geschäftsumfanges und der Verteuerung von 
Arbeit und -Rohmaterial will das amerikani- 
sche Unternehmen sein Aktienkapital von 75 
auf 125 Mill. $erhöhen und für 30 Mill. $ Obli- - 
gationen ausgeben. 


Die Elektroindustrie Kanadas. — Angaben 
des Dominion» Bureau .of Statisties in Ottawa 
beweisen, daß die Herstellung elektrotech- - 
nischer Erzeugnisse in Kanada einen“ bemer- 
kenswerten Umfang angenommen hat und der 
Bedarf der verschiedenen Elektrizitätswerke 
Jetzt mehr von der heimischen Industrie ge-. 
deckt wird, wenngleich der Import nach einer 
vorläufigen Statistik für 1918 immer noch sehr 
groß ist. 68 Werke waren nach ‚„Bleetrical 
World“ in dem genannten Jahre mit der Her- 
stellung elektroteehnischer Fabrikate beschäf- 
tigt; das Gesamtkapital dieser Industrie be-' 


trug 43,285Mill. $und dieZahlder Beschäftigten 


8863. Der Verkaufswert der Erzeugnisse stellte 
sich im ganzen auf 30,045 Mill. $; davon ent- 
fielen u: a. 1,503 auf Dynamomaschinen, Gene- 
ratoren und Umformer, 2,292 auf Transforma- 


') Vgl. „BETZ“ 1920, $. 498, u 5 


sondern auch eine be- 


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4. November 1820. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


toren, 2,728 auf alle Arten von Motoren, 
1,925 auf Glühlampen, 5,155 auf isolierte 
Drähte und Kabel und 1,520 Mill. $ auf 
Schwachstromeinriehtungen. Der Wert des 
Exportes elektrotechnischer Waren aus kana- 
dischen Fabriken erreichte im Fiskaljahre 
1919/20 aber nur 0,302 Mill. $, u. zw. nahezu 
0,160 für Schwachstromerzeugnisse und 0,142 
Mill. $ für Produkte anderer Art, gegen 2,167 
Mill. $in 1918/19. 


Chiles elektroteehnischer Markt. Mit 
Rücksicht auf den zeitweise außerordentlich 
kalten Winter in den meisten Teilen Chiles ge- 
winnen, wie der Handelssekretär bei der eng- 
lischen Gesandtschaft in Santiago berichtet, 
elektrische Öfen wegen ihrer Vorzüge mehr 
und mehr Verbreitung. Sie stammen, soweit 
sie im Lande bisher abgesetzt wurden, fast alle 
aus amerikanischen Fabriken oder “waren, 
wenn im Lande selbst hergestellt, mit amerika- 
nischen Heizlampen versehen. Die aus den 
Vereinigten Staaten eingeführten Öfen werden 
gemeinhin fob berechnet, in einigen Fällen 
auch frei Verschiffungshafen; da die Preise 
fortwährend wechseln, lassen sich darüber keine 
zuverlässigen Angaben machen. Sie scheinen 
je nach dem Energieverbrauch zwischen 5 und 
10 $ zu schwanken, während der Grundpreis 
zweier ir Typen (1,4 und 3,6 kW) 35 
bzw. 75 s betrug. ®Der Berichterstatter glaubt, 


für britische Erzeuger gute Chancen in der 


Konkurrenz mit anderen Ländern annehmen 


zu können, wenn sie einen billigeren und ebenso. 


handlichen Ofen anbieten können wie die 
Amerikaner, der wenig Arbeit verbraucht, weil 
die Elektrizitätspreise in Santiago hoch sind 
(44, d/kWh für Lieht und Heizung, 3,6 d für 
Kraft) und deshalb andernfallsein Ersatz durch 
Gasöfen zu befürchten ist. 


Von den eingeführten”Birnen sind unge- 
fähr 60% amerikanischen Ursprungs, doch soll 
ihre Qualität nicht sehr gut sein; die der japa- 
nischen, d. s. 30% des Importes, wird als noch 
geringer bezeichnet. Drähte für elektrische 
Zwecke kommen hauptsächlich aus den Ver- 
einigten Staaten, aus Japan und Spanien. 
Erstere lieferten bisher auch 60 bis 70% des von 
Chile eingeführten Beleuchtungsmaterials so- 
wie den größten Teil der Zellen für Batte- 
rien; eine Anzahl dieser wird indesssen auch 
aus Spanien importiert. Messingrohr fabri- 
ziert die heimische Industrie selbst. 


Die elektrotechnische Einfuhr Chinas im 
Jahre 1919. — Eine von „Electrical Review‘ 
veröffentlichte Übersicht über die Einfuhr von 
Maschinen, elektroteehnischen Erzeugnissen 
und Metallen nach China im Jahre 1919 läßt 
gegenüber 1918 fast durchweg eine sehr erheb- 
liche Steigerung erkennen.!) Der Wert der im- 
portierten elektrotechnischen Waren und 
Zubehörteile (ohne Schwachstromartikel) be- 
trug 5,170 Mill. taels?), d.s. 0,862 Mill. taels 
mehr als im Vorjahre (4,308). Hieran war in 
erster Linie Japan mit 2,303 Mill. taels betei- 
l’gt, ohne indessen gegen 1918 wesentlich ge- 
wonnen zu haben; dagegen zeigt der Import 
der V. 8. Amerika im Wert von 1,622 Mill. 
taels die sehr bedeutende Zunahme um 0,748 
Mill. taels, der sodann diejenige der italieni- 
schen Einfuhr um 0,279 Mill. taels folgt. Allein 
Kanada hat als Lieferant 46 000 taels einge- 
büßt. Telegraphen- und Fernsprech- 
material ist 1919 von China im Werte von 
0,940 Mill. taels bezogen worden, d.s. 0,439 
Mill. taels mehr als 1918 (0,501). Auch hieran 


1) Vgl. hierzu „ETZ“ 1917, S. 552. ? 
2) ı Haikuan-tael=6 » 4. d (1919); 1 pieul=60,45 kg. 


1920. Heft 44. 


88l 


hatte Japan mit 0,406 Mill. taels den wesent- 
lichsten Anteil bei indessen sehr geringer Zu- 
nahme des Imports um nur 8000 taels. Die fol- 
gende Übersicht gibt die Werte für die haupt- 
sächlich am chinesischen Einfuhrhandel betei- 
ligten Länder in 1000 taels, wozu das genannte 
englische Fachblatt bemerkt, daß der Import 
über Hongkong wohl zum großen Teil aus Eng- 
land stamme. j 


Zahlentafel 1. Einfuhr in 1000 taels. 


Änderung 
BANG 


Lieferant 


1919 1918 | 


Elektrotechnische Waren und Zubehör 


Hongkong ....... 398 371 + 27 
Großbritannien... 285 250 + 35 
Talent. see 288 9 + 279 
Japaner er 2303 2300 + 38 
Kanadaras ange 227 273 —* 46 
V. S. Amerika... 1622 | 374 —+ 748 


Telegraphen- und Fernsprechmaterial 


Hongkong....... | 60 1l + 49 
Großbritannien... 67 16 + 51 
Japan en. Ra 406 398 + 8 
Kanadamar.2 103 16 + 87 
V,S. Amerika... 151 55 + % 


Der Import von Kupfer betrug dem 
Wert nach 1,334 Mill. taels und ist in dieser 
Beziehung um 0,912 Mill. taels gewachsen, wäh- 
rend er sich dem Gewicht nach nur von 11 000 
pieuls?) in 1918 auf 40 000, also um 29 000 pi- 
culs erhöhte. Wiederum war es Japan, das mit 
36 000 pieuls im Wert von 1,209 Mill. taels an 
der Spitze der Versorger stand und um 0,831 
Mill. taels mehr Kupfer liefern konnte als 1918. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 
Zuschriften an den Elektroteehnisehen Verein sind an die 


Gesehäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer. Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Am Dienstag, den 9. November 1920, abends 
74/, Uhr (pünktlich) hält der Elektrotechnische 
Verein in der Technischen Hochschule 
Charlottenburg, im Hörsaal Nr. 141, 
außerordentliche Sitzung ab. 


eine 


Tagesordnung: 
Vortrag des Herrn Ingenieurs Sauer: 
„Über elektrische Schweibung“.. 
Inhaltsangabe: 
Allgemeines über elektrische Schweißung. — 


Lichtbogen- und Kontaktschweißung. — Punkt-,. 


Naht- oder Stumpfschweißung. — Flieken von 
Maschinenteilen. 
Gäste sind willkommen. 
Der Vorsitzende. 
Ad. Franke. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Betrifft: Prüfstelle. 


Die schon vor einer Reihe von Jahren vom 
Verband in Angriff genommenen Vorarbeiten 
zur Schaffung einer geeigneten Einrichtung, 
elektrotechnische Starkstromapparate darauf- 
hin zu prüfen, ob sie den vom Verband unter 
Mitwirkung der Behörden aufgestellten Vor- 
schriften, Normen, Regeln oder Leitsätzen usw. 
in jeder Beziehung entsprechen und somit als 
Erzeugnisse angesehen‘ werden können, die 
Sicherheit gegen Unfälle bieten, sind soweit ge- 
diehen, daß jetzt mit der Prüfung begonnen 
werden kann. Die vom Verband geschaffene 
„Prüfstelle“ wird nunmehr auf Antrag unter 
bestimmten Voraussetzungen entsprechende 
Prüfungen ausführen. Falls die der „Prüfstelle“ 
zur Prüfung unterbreiteten Apparate die an sie 
zu stellenden Bedingungen erfüllen, wird den 
Herstellern das Recht verliehen, die den ge- 

rüften Typen entsprechenden Erzeugnisse 
Aaron, ein besonderes dem Verband gesetzlich 
geschütztes Zeichen zu kennzeichnen. Dieses 
Prüfzeichen besteht entsprechend der nach- 
stehenden Abbildung aus einem gleiehseitigen 


VEREINSNACHRICHTEN, 


Dreieck mit abgerundeten Ecken, das die Buch- 
staben VDE umschließt. 


Die Genehmigung zur Benutzung des 
Prüfzeichens berechtigt den Hersteller und Ver- 
käufer der betreffenden Ware gleichzeitig in 
Preislisten und anderen Drucksachen durch 
Abdruck des Prüfzeichens auf die bestandene 
Prüfung hinzuweisen. 

Anträge auf Prüfungen durch die „Prüf- 
stelle‘‘können von jetzt ab für die zurPrüfung 
zugelassenen Apparategruppen bei der „Prüf- 
stelle‘ eingereicht werden. Da aber die Aus- 
führung der Prüfungen sowie die Erlaubnis 
zur Benutzung des Prüfzeichens von der Er- 


 füllung bestimmter Bedingungen abhängig 
‘gemacht wird, so empfiehlt es sich, zur Vermei- 


dung von Irrtümern vor Stellung eines An- 
trages die ‚„Prüfungsbedingungen‘“ von der 
„Prüfstelle“ einzufordern. Jede weitere Aus- 
kunft erteilt die Prüfstelle. 

Es wird hierbei darauf hingewiesen, daß 
nicht jeder einzelne Apparat gleicher Ausfüh- 
rung geprüft wird. Es handelt sich vielmehr bei 
der Prüfung durch die „Prüfstelle“ des VDE 
um eine Systemprüfung, so daß, wenn die ein- 
gereichten Modelle die Prüfung bestanden 
haben, dies für alle Apparate gilt, welche den 
zur Prüfung vorgelegten gleichartig sind. 

Diejenigen Apparategruppen, welche zur 
Prüfung durch die „Prüfstelle“ zugelassen sind, 
werden jeweils in der „ETZ‘ bekanntgegeben 
werden. Zunächst werden geprüft: 

Sicherungen mit geschlossenem Schmelzein- 
satz bis 60 A, 
Dosenschalter bis 60 A, 
Handlampen, 
Steckvorriehtungen, 
u. zw. kommen in aller erster Linie Sieherungen 
und Dosenschalter in Frage. 

Es ist beabsichtigt, in einiger Zeit die Prü- 
fung auszudehnen auf. 

Klingeltransformatoren, 
Handapparate, 

Koch- und Heizgeräte, 
Elektromedizinische Apparate, 
Spielsachen. 

Die „Prüfstelle“ wird sich auch über alle 
Neueinrichtungen auf dem Laufenden halten 


Seen nn 


und daraufhinwirken, daß in Abnehmer- 
kreisen möglichst keine Apparate Verwendung 
finden, die den bestehenden Bestimmungen 
widersprechen. Sie wird auch dafür sorgen, 
daß die Verbandsbestimmungen mit dem 
Stande der Fabrikation in Einklang gebracht 
werden, indem die gesammelten Erfahrungen 
für die weiteren Arbeiten des Verbandes ver- 
wertet werden. 

Die ‚„Prüfstelle‘‘ befindet sich in den Ge- 
schäftsräumen des Verbandes Deutscher Elek- 
troteehniker Berlin W 57, Potsdamer Str. 68, 
III, Fernspreeher Amt Kurfürst 9306 und 9320. 

Die Leitung der ‚‚Prüfstelle‘ ist dem Ober- 
ingenieur des VDE, Herrn V. Zimmermann, 
übertragen worden. Der Prüfstelle steht ein 
Beirat zur Seite, welcher die Aufsichtsinstanz 
bildet und aus Vertretern des VDE, sowie der 
folgenden an der Gründung der „Prüfstelle“ 
beteiligten Verbände besteht: 

Zentralverband der deutschen elektrotechni- 
schen Industrie, 
Vereinigung der Elektrizitätswerke, 


Verband Deutscher Elektroinstallations- 
firmen, 

Elektro-Großhändler-Vereinigung Deutsch- 
lands. 


Betrifft: Bezug der Zeitschrift 
„Der Betrieb‘. 


Der Vorstand des Vereins deutscher Inge- 
nieure hat entgegenkommenderweise unseren 
Mitgliedern den gleichen Vorzugspreis beim 
Bezuge der Zeitschrift ‚Der Betrieb‘‘ zuge- 
billigt, wie ihn seine Mitglieder genießen. 
Unsere Mitglieder können demnach mit Be- 

inn des neuen Jahrgangs die Zeitschrift zum 
reise von 60 M für den Jahrgang beziehen. 
(Der Preis für Nichtmitglieder beträgt 100 M.) 


Betr. Druckfehlerberichtigung. 


In der Übersicht über die Beschlüsse der 
XXVI. Jahresversammlung, „ETZ“ 1920, S. 840, 
lautet $ 9 der Satzung: Neun Mitglieder des 
Vorstandes werden von der Jahresversammlung 

. . statt: Neue Mitglieder . . 


Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär. 
Dr.-Sng. G. Dettmar. 


882 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutsche Beleuchtungsteehnische .Gesell- 
schaft, Charlottenburg, Werner - Siemens-Str. 8/12, 
Physikalisch-Technische Reichsanstalt. 

11. XI. 1920, nachm. 5 Uhr, Ordentliche Mit- 
gliederversammlung: 1. Geschäftliche Mitteilungen. 
— 2. Vortrag des Ob.-Ing. Alberts: ‚Muß das 
Gaslicht dem elektrischen Licht weichen ?* 
3. Praktische Fragen des Beleuchtungs’aches. 


RECHTSPFLEGE. 


Ausländisches Patentrecht. 


Frankreich. Die Beschreibung einer Pa- 
tentanmeldung darf in Zukunft höchstens 
250 Zeilen zu 50 Buchstaben enthalten. Aus- 
nahmsweise werden längere Beschreibungen 
bis zu 1500 Zeilen zu 50 Buchstaben zugelassen, 
wofür aber eine besondere Taxe, die sich nach 
der Länge der Beschreibung richtet, zu zahlen 
ist. Ferner dürfen höchstens 6 Blatt Zeich- 
nungen im Format 33x 2] em oder 4 Blatt im 
Format 33x 42 cm eingereicht werden. Gegen 
eine besondere Zuschlagsgebühr werden auch 
30 bzw. 15 Blatt angenommen. Für jedes Pa- 
tent wird eine Erteilungsgebühr von 10 Fr er- 
hoben. Jede Änderung, die sich auf den Besitz 
eines Patentes oder auf die Erteilung einer Li- 
zenz oder auf die Übertragung bezieht, muß, 


um Dritten gegenüber gültig zu sein, registriert 


werden. Jeder Antrag ist gebührenpflichtig. 
England. Durch ein Gesetz vom 19. VII. 
1920, das bezeiehnenderweise noch die Über- 
schrift „Trading with the Enemy“ trägt, ist 
bestimmt worden, daß die beschlagnahmten 
Patente und Patentanmeldungen deutscher 
Reichsangehöriger zugunsten derjenigen Per- 
sonen freizugeben sind, denen sie zu Beginn des 
Krieges gehörten. Es bleiben indessen die 
durch den Custodian auferlegten Einschrän- 
kungen bezüglich der Verfügbarkeit über die 
Patente bestehen. Unter einer Reihe von Be- 
stimmungen, die sich auf die ehemals beschlag- 
nahmten Patente beziehen, interessiert insbe- 
sondere die Vorschrift, daß eine Abtretung nur 
mit Bewilligung des Board of Trade stattfinden 
kann, und daß bei einer freiwilligen Abtretung 
75%, in anderen Fällen dagegen die Gesamt. 
summe_des Entgelts dem Glearing Office zu- 
fällt. Patentanwalt Geisler. 


Internationaler Schutz des gewerblichen 
Eigentums. 

Wie der Reiehsminister des Auswärtigen 
bekannt gegeben hat, ist Rumänien am 6. X. 
1920 der Pariser Verbandsübereinkunft zum 
Schutz des gewerblichen Eigentums beigetre- 
ten. — Ferner ist nach Mitteilung der ‚„‚Ind.- 
u. Handels-Ztg.‘“ das vom internationalen Amt 
für gewerbliches Eigentum in Bern vorbereitete 
Abkommen zur Wahrung und Wiederherstel- 
lung der durch den Weltkrieg geschädigten ge- 
werblichen Schutzrechte !) nach dem soeben 
erfolgten Austausch der ersten Ratifikations- 
urkunden unter Deutschland, Frankreich, Po- 
len, Schweden, der Schweiz, Tunis, Großbri- 
tannien und Marokko nunmehr in Kraft ge- 
treten. Die Ratifikation dureh Holland, Por- 
tugal und die Tschechoslowakei sowie der Bei- 
tritt weiterer Länder zu der Union können als 
Sicher angesehen werden. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


. Ministerialdirektor Feyerabend. — Der bis- 
herige Referent für Telegraphen- und Fern- 
sprechtechnik im Reichspostministerium, Mi- 
nisterialrat _Geheimer Öber-Postrat Feyer- 
abend, ist zum Ministerialdirektor ernannt wor- 
den und hat als Nachfolger des in den Ruhe- 
stand getretenen Ministerialdirektors Wirk- 
lichen Geheimen Rats Köhler?) die Leitung 
der AbteilungII des Reichspostministeriumg 
Kine apben und Fernsprechtechnik, Fern- 
sprechbetrieb, Leitungsbau) übernommen. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Gewerbelehre."Organisation und Rechnungs- 
führung in Gewerbebetrieben. Von Gustav 
Doden. Mit 7 Textabb. VI u. 86 S. 
in 8°. Verlag von R. Oldenbourg. München 
und Berlin 1920. Preis 6,50 M. 

N Vgl. auch „ETZ“ 1920. 8. 682. 
2) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 822. 


Der Titel des Buches führt zunächst etwas 
irre. Man vermutet hinter dem Titel „Ge- 
werbelehre‘“ nicht ein Buch, das sich mit 
der Anleitung zur Gründung von Gewerbe- 
betrieben und ihrer Organisation und Rech- 
nungsführung beschäftigt. Das Buch soll 
dem werdenden Techniker eine Anleitung 
geben, wie er seinen Betrieb aufbauen und 
organisieren soll, und welche Grundlagen für 
die Führung eines Fabrikations- und Ver- 
kaufsgeschäftes notwendig sind. Ob das Buch 
diesen Ansprüchen aber genügt, erscheint 
fraglich. . 

In elf ‚Abteilungen wird wohl eine all- 
gemeine Übersicht über - die ° Grundlagen 
einer Organisation gegeben. Der werdende 
Techniker ohne kaufmännische Bureaupraxis 
wird aus diesem Leitfaden eine ganze Menge 
wertvoller Einzelheiten lernen können. Die 
Beispiele über den Betrieb, besonders über 
den Fabrikationsbetrieb, sind sehr einfach 
gewählt; sie sind klar, aber sie werden wohl 
nur für sehr einfach aufgebaute Betriebe, ins- 
besondere kleinere Betriebe, Geltung haben, 
auf komplizierter organisierte Betriebe wird 
nicht eingegangen. Hier finde ich auch, 
daß oftmals Begründungen für die Beispiele 
und angeführten Tatsachen fehlen, die ja 
doch für denjenigen notwendig sind, der 
nieht nur nach Beispielen lernen, sondern auch 
die Grundlagen und Zusammenhänge im ein- 
zelnen verstehen muß, um kritische Vergleiche 
zwischen verschiedenen Betrieben anstellen zu 
können. Über allem steht natürlich die 
Praxis, und der Leser des Buches, der 
sich seinen Geschäftsbetrieb nach ihm ein- 
richten will, darf es nur als Nachschlagewerk 
betrachten und soll im übrigen, wie in allen 
Organisationen, seinen gesunden Menschen- 
verstand walten lassen. Derartige Leitfäden 
sollen aber gelesen und studiert werden, weil 
sie die Gedankenarbeit anregen und doch zur 
Verbesserung der Organisation in mittleren: 
Betrieben beitragen können.“ Hierin erblicke. 
ich. den Wert solcher Bücher. 

Die Abschnitte, die sich mit Korrespon- 
denz, Schriftwechsel, Ein- und Verkauf, - 
Kostenrechnung, Buchführung beschäftigen, 
sind sehr kurz und weisen nur mit ganz all- 
gemeinen Wendungen auf die geschäftliche 
Tätigkeit hin. Man kann auch darüber 
streiten, ob Anleitungen über den Einkauf, 
z. B. Kapitel 7 des Buches, die auf 11, Seiten 
das schwierige Problem des Einkaufs be- 
handeln, von Nutzen sind; denn bei so kurzen 
Darstellungen kann natürlich außer allge- 
meinen Redewendungen nicht viel gesagt 
werden. Jch halte überhaupt Anleitungen 
über den Ein- und- Verkauf für überflüssig, 
hierfür gibt es keine geschriebenen Gesetze. 
Gänzlich fehlen in dem Buche Polizei-Vor- 
schriften, Vorschriften über Unfallverhütungen, 
die wichtigsten Mitteilungen über Steuerge- 
setze, auch würde bei einer Neuauflage das 
Betriebsrätegesetz nieht vergessen werden 
dürfen. 

Der Schwerpunkt des Buches liegt in 
den Abschnitten über die Betriebsorganisa- 
tion. Diese zeichnen sich dureh Sachkenntnis 
aus und bewahren in kurzer prägnanter Weise 
den Charakter einer Anleitung oder Be-: 
triebsgrammatik. Jch würde das Buch trotz 


der hier gemachten Einwendungen jüngeren 


Leuten zum Studium empfehlen. 
‘Walter Behrend. 


Freileitungsbau, Ortsnetzbau. Ein Leit- 
faden für Montage- und Projektierungs- 
ingenieure, Betriebsleiter und Verwaltungs- 


beamte. Von F. Kapper. Mit 364 Text- 
abbildungen, 2 Tafeln und 52 Tabellen. 
2. Aufl. VIII und 365 8. in 8°, Verlag von 


R. Oldenbourg, München und Berlin 1920. 
Preis geb. 45 M. \ 


Die Neuauflage dieses Werkes, dessen erste 
Ausgabe schnell vergriffen war, hat infolge des 
Krieges lange auf sich warten lassen. Das Buch 
ist ein wertvolles Nachschlagewerk für den 
Praktiker. Es beschränkt sieh nicht nur auf 
die Technik, sondern bringt auch Preisangaben 
und Muster von Verträgen der verschiedensten 
Art. Dabei sind auch nützliche Hinweise auf. 
die Punkte eingestreut, denen man im Lei- 
tungsban erhöhte Aufmerksamkeit schenken 
muß. ‘Jede Unachtsamkeit beim Bau rächt 
Sich später im Betriebe. In dieser Beziehung 
hat auch der Krieg wieder Schaden gestiftet, 
denn es war im Felde oft beim besten Willen 
nicht möglich, die Leitungen so herzustellen, 
w'e man es im Frieden verlangen muß, und es 
fällt jetzt manchem schwer, schlechte Ge- 
wohnheiten wieder abzulegen. Da das Werk 
ein Leitfaden sein soll, so möchten wir nicht 
nur auf die Vorzüge hinweisen, sondern auch 
einige Anderungen und Erweiterungen für die 
dritte Auflage empfehlen. Die theoretischen 
Abschnitte über den Durchhang einer Leitung 
und über Festigkeitslehre könnten meines Er- 


1920. Heft 44. 


| achtens etwas kürzer gehalten sein. Die bei- 


‚messung. 


4. November 1920. 


gegebenen Zahlenbeispiele sind aber sehr wert- 
voll. Bei der Erklärung der Zusatzlast 180 yd. 
ist die Gewichtseinheit nicht angegeben. Zur 
Lösung der bekannten Leitungsgleichung drit- - 
ten Grades empfiehlt der Verfasser nur die 
umständliche Cardanische Formel; bier dürfte. 
wenigstens ein Hinweis auf die im Laufe der 
Zeitentwickelten zeichnerischen Lösungen nicht 
fehlen. Auch bei den Aufgaben über Stütz- 
punkte, die verschieden hoch liegen, ist die 
zeichnerische Behandlung ängstlich vermieden, 
deshalb kann die erste und wichtigste Aufgabe 
gar nicht behandelt werden; diese heißt näm- 
lich bei neueren Hochspannungsleitungen: wie 
bestimme ich den Standort der Maste? Dem- 
gegenüber setzen alle Bücher nicht nur das 
vorliegende, die Spannweite gleich als bekannt 
voraus. Es ist ganz selbstverständlich, daß 


man das Profil des Baugeländes stets auf einen K 


Bogen Papier aufzeichnet, warum soll nun: der 
Verlauf der Leitung durch umständliche Glei- 
ehungen bestimmt werden, die man erst auf- 
stellen kann, wenn man eine bestimmte Spann- 
weite angenommen hat? Es ist viel einfacher, 
auch die Leitung gleich als Bogen in das Profil 
einzutragen. Dann sieht man ohne weiteres 
den Abstand eines jeden Punktes von der 
Erde und kann die möglichen Spannweiten 
ablesen. Auch bei der Berechnung der Maste 
dürfte sich die Erwähnung des zeichnerischen 
Verfahrens empfehlen, dadurch werden die in 
den Diagonalen auftretenden Kräfte anschau- 
lich, während bei der gewählten Darstellung 
nicht ganz deutlich ist, wie diese Kräfte ent- 
stehen. E “ 

Das schwierige Kapitel der Fundament- 
berechnung wird ausführlich behandelt und 
enthält auch Quellenangaben, so daß man eine 
solche Berechnung je nach Vorschrift durch- - 
führen kann. Bei der Beschreibung der ver- 
schiedenen Stoßverbindungen einer Leitung 
fehlt der Kerbverbinder, der vielleieht beim: 
Druck des Buches noch nicht allgemein be- 
kannt war. Die Verdrillungen sind nicht aus- 
führlich genug behandelt und können bei einem 
Anfänger leicht irrige Vorstellungen erwecken 
Bei der Aufstellung der Maste ist das Spreng- 
verfahren zur Herstellung der Löcher für Holz- 
maste nicht erwähnt. Die Aufrichtung großer 
Eisenmaste, die nicht ganz einfach ist, aber 
heutzutage sozusagen als Massenfabrikation be- 
trieben werden muß, hätte etwas ausführlicher 
behandelt werden dürfen. — Wie von einem 
guten Leitfaden erwartet werden muß, er- 
wähnt das Buch z.B. auch die Betonmischungen 
und bringt eine ausführliche Zusammenstellung 
aller Geräte und Werkzeuge für die Absteckung 
und den Bau einer Leitung. Bei der Absteckun 
vermissen wir allerdings noch ‚von “Aretin‘‘, 
die Tafeln zur schnellen und genauen Winkel- 
Bei dem Abschnitt Ortsnetzbau 
bringt der Verfasser wieder verschiedentlich 
Hinweise, wie man es nieht machen soll. Der 
Ortsnetzbau verlangt große Geschicklichkeit, 
namentlich bei geschlossener städtischer Bau- 
weise. Die dienlichen Baustoffe werden aus- 
führlich angegeben. e Br 

Obige Bemerkungen sollen den Wert des 
Buches nicht herabsetzen. Es behandelt den 
Leitungsbau so vollständig wie kein anderes 
Werk und bringt Aufschluß über Dinge, die 


man teils überhaupt in keiner anderen Schrift 


findet, teils mühsam zusammensuchen muß. 
r Heh. Schenkel. 


Elektrische Leitungsnetze. Von E. Ditt- 
mann. Mit 74 Abb. 2. Aufl. 112.8. in 8°, 

. Verlag Polytechnische Verlagsgesellschaftt M. 
ten Strelitz (Meckl.) 1920. Preis ze 
10 M. & 


- Von den 112 Seiten des Buches beschäf- 
tigen sich ungefähr 70 mit der Berechnung der 
Strom- und Spannüngsverteilung in gegebenen _ 
Leitungsnetzen, u. zw. wird, in Anlehnung 


an ein Buch, dessen Minderwertigkeitich früher 3 


einmal habe nachweisen müssen !) das Frick- 
sche Verfahren der Leitungsumbildung in er- 
müdend ausführlichen Zahlenbeispielen durch- 


geknetet. An anderer Stelle habe ich vor Über- R 


schätzung des Friekschen Verfahrens gewarnt?). 
Seine unveränderte, 
bildern durch die” Kennellyschen Umformun- 
gen ergänzte Wiederhervorholung und starke 


Betonung in einem offenbar in erster Linie 


für Besucher mittlerer technischer Lehran- 
stalten bestimmten Lehrbuche muß im Jahre 
1920 eigentümlich berühren. S E 
' _ Der Verfasser behandelt das Verfahren 
zudem rein handwerksmäß'’g. Er erwähnt 
nicht einmal den wichtigen Nachteil, daß man 
gewisse Netze mit dem Verfahren überhaupt 
nichtangreifen kann. Die Vorausberechnung der 
Netzquerschnitte lehrt er eigentlich überhaupt 
nicht, denn was er als solche gibt, ist so dürftig, 


N „Elektr. Bahnen“ 1904, 8. 386. 
2) 2„ETZ“ 1908, 8. 66 u. S. 338. 


nur nach anderen Vor- 


4. November 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 44. 


883 


daß man es nicht als Lehre bezeichnen kann. 
So weiß ich nieht recht, welchen Wert das Buch 
überhaupt haben soll. Dazu ist es in allen 
Teilen so oberflächlich und minderwertig, daß 
ich es nicht für angebracht halte, es in dieser 
Zeitschrift ausführlicher zu besprechen. ' 

S Teichmüller. 


Die Nebenstellentechnik. Von H.B. 
Willers. Mit 137 Textabb. IV u. 1728. 
in 8, Verlag von Julius Springer, Berlin 
1920. Preis geb’ 26 M,..... _ 

Das Nebenstellwesen ist ein Teilgebiet der 
weite Kreise umfassenden Fernmeldetechnik. 
Die Bücher, die das Gesamtgebiet dieses wich- 
tigen Erwerbszweiges umfassen, können deshalb 
die Nebenstellentechnik auch nur abschnitts- 
weise behandeln und müssen sich bei der Fülle‘ 
des Materials mit der Erläuterung der wichtig- 
sten Nebenstellenschaltungen begnügen. Diese 
Beschränkung braucht sich der Verfasser nicht 
aufzuerlegen, weil er sich ausschließlich mit 
der Nebenstellentechnik beschäftigt. Er ver- 
sucht an Hand schematischer Stromläufe ein- 
taehster Art zunächst Verständnis für die an 
sich nicht einfachen Schaltungen der Neben- 
stellentechnik zu erwecken. Er geht dann auf 
diese Schaltungen selbst über, indem er sie ge- 
wissermaßen als Anwendungsbeispiele der vor- 
aufgegangenen Grundschaltungen verwendet. 
Die breite Behandlung soleher Grundschaltun-' 
gen hat zweifellos den Vorteil, daß der Aufbau 
der Stromläufe leicht verständlich und der 
Leser zum ‚Selbstdenken angeregt wird. Das 
scheint der Verfasser überhaupt in erster Linie 
beabsichtigt zu haben. Andernfalls hätte er 
sich nicht die Mühe gemacht, auch ältere oder 
sich als wenig zweckmäßig erwiesene Schal- 
tungen und Einrichtungen anzuführen. Damit 
erhält der Leser gleichzeitig ein gutes Bild über 
den Entwicklungsgang der Nebenstellentech- 
nik und über Probleme, die teils vollendet, 
teils weniger glücklich von der Industrie gelöst 
worden sind. Die Erläuterungen sind durch- 
weg klar und leicht verständlich geschrieben 
und werden durch gute, übersichtlich gehaltene 
Abbildungen unterstützt. Das Buch ist eine 
wünschenswerte Ergänzung der bereits vor- 
handenen Bücher über Schwachstromanlagen 
und dürfte allgemein Interesse in der ein- 
schlägigen Fachindustrie finden. : 


Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher, 


A course in electrical engineering. Von 
Chester L. Dawes. Bd. 1. Mit vielen Text- 
abb. XIV u 496 S. in 80. Verlag der MceGraw- 
Hill Book Co., New-York 1920. 

Die Elektrizität im Dienste der Kraftfahr- 
zeuge. Von Dr.-$ua. R. Albrecht. Mit 46 
Textabb. IV und 120 8. in 16°. - Vereinigung 
Wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter 
& Co., Berlin und Leipzig 1920. Preis 2,10 M 
+ 100% T.Z. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Außenhandel. — Der Reichswirtschafts- 
ininister hat der Außenhandelsstelle der 
Elektroteehnik ((Berlin W. 10, Cornelius- 
straße 3) die Reehtsfähigkeit verliehen. Von 
dieser sind für Oktober neue Merkblätter 
über die Ausfuhr elektrotechnischer Erzeug- 
nisse undüber die Soziale Abgabe herausgegeben 
worden. — Nach Beschluß des Metallwirt- 
schaftsbundes wird die Einfuhr von Roh- 
metallen, die Deutschland erzeugt, nur er- 
laubt, wenn deutsche Firmen nicht zu gleichen 
Preisen, Bedingungen und Qualitäten liefern 
können. Die bisherigen Beschlüsse des MW B 
über die Ausfuhr bleiben für November und 
Dezember 1920 bestehen. 50% der am 20. X. 
bei den Firmen vorhandenen Zinkzünderlegie- 
rung, Aluminiumlegierung und -abfälle werden 
zu den am 8. VII. 1920 festgesetzten Bedingun- 
gen dem Export freigegeben. Die Genehmigung 
zur Ausfuhr von Kupifervitriol hält der MWB 
aufrecht, er wird ermächtigt, dafür zu sorgen, 
daß der Export nur in dem Maße erfolgt, daß 
8000 t für Deutschland sichergestellt sind. — 
Dem japanischen Zollgesetz vom 15. IV. 
1910 ist eine Anti-Dumpingklausel_ beige- 
fügt worden, nach der für eingeführte Waren, 
die zu einem nicht angemessenen Preise ver- 
kauft werden und dadurch ein wichtiges hei- 
misches Gewerbe schädigen, auf Vorschlag des 
Untersuchungsausschusses betr. Schleuder- 
preise innerhalb der von diesem normierten 
Grenzen außer dem tarifmäßigen Zollsatz ein 
Zollerhoben werden kann, der den angemesse- 
nen Preis der Ware nicht überschreiten soll. — 


Die Allgemeine Elektrieitäts- Gesell- 
schaft hat für die Ausrüstung eines Walzwer- 
kes in Manchester einen Auftrag im Wert von 
0,2 Mill. £ erhalten. — Von der Handelskam- 
mer Spalato (Südslawien) ist dem Institut 
für Seeverkehr und Weltwirtschaft, Kiel, mit- 
geteilt worden, daß dort Bedarf an elek- 
trotechnischen Artikeln herrsche. Die 
Adressen von Einfuhrfirmen liegen. dem In- 
stitut vor. — Der Verband zur Förderung des 
Deutschen Außenhandels (Handelsver- 
tragsverein) veranstaltet vom 10. bis 13. XI. 
in Berlin einen Deutschen Außenhandels- 
Tag, zu dem nach Maßgabe des verfügbaren 
Raumes auch Nichtmitglieder als Gäste Ein- 
trittskarten erhalten können. Näheres bei der 
le (Berlin W. 9, Köthener Straße 
): : 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotechnischen In- 
dustrie. — Die Zuschlagsliste Nr. 35 (grün) für 
November 1920 (S. 884) zeigt Änderungen 
hinsichtlich der Berechnung des Teuerungszu- 
schlages für ab 1. XI. 1920 eingegangene Auf- 
träge, denen entsprechend die bisherigen A- 
und B-Fristen weggefallen sind. Bei Installa- 
tionsmaterjal : wurden die Sicherungsstöpsel 
usw. anders gruppiert (Nr, 45a, b und 46), bei 
den Nummern 44 bis 56 die Zuschläge für Er- 
satzmetallausführung, bei den Nummern 71 
und 72 diejenigen für Sparmetallausführung 
gestrichen. 


WARENMARKT. 


Beleuchtungskörper. — Die Konvention 
der deutschen Fabrikanten für Beleuchtungs- 
körper hat den Teuerungszuschlag von 280 auf 
200 bzw. 210% herabgesetzt und den Sonder- 
aufschlag für Ausführung in Messing auf 50% 
normiert. — Eisen. .Der Inlandsausschuß des 
Eisenwirtschaftsbundes hat ab 1. XI. die 
Höchstpreise für Halbzeug auf folgende Sätze 
weiter ermäßigt: Rohblöcke 1770, Vorblöcke 
1895, Knüppel 1995, Platinen 2040, Form- 
eisen 2340, Stabeisen 2440, Bandeisen 2740, 
Universaleisen 2730, Walzdraht 2720, Grob- 
bleche (5 mm und mehr) 3090, Mittelbleche (3 
bis unter 5 mm) 3360, Feinbleche (1 bis unter 
3 mm) 3470 und (darunter) 3525 M/t. Die 
Preise der übrigen Erzeugnisse werden ent- 
sprechend reduziert. Der Aufpreis für Sie- 
mens Martin- Qualität beträgt nunmehr 50. M/t. 
Die neuen Preise gelten bis auf weiteres, min- 
destens aber bis 1. III. 1921. Der Roheisen- 


„verband hat unter Zustimmung des Reichs- 


wirtschaftsministeriums beschlossen, keine Er- 
mäßigung der Preise eintreten zu lassen, son- 
dern die bisherigen auch für die Zeit bis zum 
31. I. 1921 unter Vorbehalten hinsichtlich et- 
waiger Frachterhöhungen beizubehalten. Der 
englische Eisen- und Stahlmarkt lag infolge des 
nunmehr wieder bejgelegten Kohlenarbeiter- 
Streiks fast gänzlich still; die Mehrzahl der 
Hochöfen in England und Schottland war be- 
reits außer Betrieb. Der amerikanische Roh- 
eisenmarkt war bei weiter weichender Tendenz 
ruhig. In Belgien gelten bis auf weiteres für 
Roheisenprodukte folgende Verkaufspreise ab 
Werk: Spezialroheisen 540 Fr, Roheisen III 
500 bis 525 Fr, Spezial-Thomasroheisen 525Fr, 
gewöhnliches Thomaseisen 475 bis 500 Fr, Pu- 
delroheisen 475 bis 500 Fr/t. — Schrott. Die 
vergangene‘ Woche brachte einen ziemlichen 
Preisrückgang am Schrottmarkt. Der Erlaß 
der Höchstpreisverordnung ist bisher zwar noch 
hinausgeschoben worden, doch glaubt man im 
beteiligten Kreise nicht an eine völlige Aufgabe 
des Regierungsplanes. Im einzelnen wurden 
etwa folgende Preise verlangt: Ia Kemschrott 
820 bis 870 M, Drehspäne bis 850 M, Gußspäne 
900 M, Gußbruch 1400 bis 1500 M/t. — Röhren. 
Die Preise für Gas- und Siederöhren sind ebenso 
wie die übrigen Eisen- und Stahlpreise um 
durchschnittlich 15% ermäßigt worden. — 
Gummi. Nach einer vorübergehenden Erho- 
lung der Londoner Gummipreise zu Anfang 
der vorigen Woche sind die Notierungen seit 
einigen Tagen wieder rückgängig. Am 25. X. 
wurden für Crepe I loco 1 s 5% d, für Sheets 
loco 1s 34, d/Ib notiert. Obwohl der Beschluß 
der Gummiplantagenbesitzer (Verringerung 
der monatlichen Ernten um 25%) in den betei- 
ligten Kreisen günstige Beurteilung findet, 
glaubt man doch nicht, daß noch in diesem 
Jahre eine Besserung des Rohgummiwelt- 
marktes eintreten wird. — Flachs. Zwischen 
den Flachsspinnereien Belgiens, Frankreichs 
und Irlands ist ein Abkommen zustande ge- 
kommen, das die Aufrechterhaltung von Min- 
destpreisen bezweckt. Es gilt vorläufig für 
6 Monate. — Seide. Am New Yorker Roh- 
seidenmarkt waren die Preise bei verminderter 
Nachfrage schwankend. Der Mailänder Markt 
verkehrte in letzter Zeit ruhiger, weil die fort- 


laufenden Schwankungen der Devisenkurse 
die Abschlüsse sehr erschwerten. Die Nach- 
frage beschränkte sich hauptsächlich auf Mar- 
kenwaren bester Qualität; die Vorräte sind be- 
sonders in diesen Artikeln sehr gering. Im all- 
‚emeinen ist die Preisbasis unverändert ge- 
lieben, nur die Mittelqualitäten gingen etwas 
zurück. Yokohama war unverändert fest. Nach 
Nachrichten aus Lyon haben sich die dortigen 
Läger in letzter Zeit sehr verkleinert. In 
Kokons sind die Preise bei verminderter Nach- 
frage wieder rückgängig. — Baumwolle. Am 
New Yorker Baumwollmarkt ermäßigten sich 
die Preise bis Mitte voriger, Woche weiter, 
zogen in den letzten Tagen aber infolge ungün- 
stiger Witterungsberichte und der Einwirkung 
des englischen Kohlenarbeiterstreiks auf das 
gesamte Wirtschaftsleben wieder an. Am 27.X. 
wurden für prompte middling Ware 21,50 cts, 
für Novemberware 20,40 cts und für Dezember- 
ware 20,65 cts/lb gezahlt. Seit dem 16. IX. 
sind die Baumwollpreise also um 10 ets/lb zu- 
rückgegangen. In Liverpool konnten sie sich 
für amerikanische und brasilianische Baumwolle 
um je 55 Punkte erholen. Am 19. X. wurden 
für Oktoberware 14,05d, für Novemberware 
13,24 d/lb notiert. Am ägyptischen Markt lag 
das Geschäft im September im allgemeinen 
schwach; zwar zeigte sich von verschiedenen 
Seiten etwas lebhaftere Nachfrage, doch ge- 
nügte dies nicht, um den Markt zu beeinflussen. 
In Bremen stieg amerikanische Baumwolle 
fully middling good colour and staple, loco, auf 
46,50 M/kg. — Metallpreise. Die Notierungen 
der. Vereinigung für die deutsche Elektrolyt- 
kupfernotiz bzw. der Kommission des Ber- 
liner Metallbörsenvorstandes (letztere ver- 
stehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in 
M/100 kg: 


Metall 29, X. 28.X. 
Elektrolytkupfer (wire 

bars), prompt. cif Hamburg, 

Bremen, Rotterdam . 2668 2573 
Raffinadekupfer 99/99,30%/, |2100—2150) 1950 
Orıginalhüttenweichblei .| 810-825 800 
Originalhüttenrohzink, i ; 

Preis im freien Verkehr . | 940—950 | 930 
Plattenzink (remelted) von | 

handelsübl. Beschaffenheit | 620--630 | 610—62%0 
Originalhüttenaluminium 

98/990), in einmal gekerb- 


ten Blöckchen . .. . . . 3600-3700 3500-3600 

dsgl. in Walz- oder Draht- | 

barren . . . 2.2.2.2. 13700—3900 3700—3800 
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |7000—7200 6600 - 6700 


Hüttenzinn, mind. 99%, . . = 6450—6550 
Reinnickel 98/99%, . . . |4700 - 4900|4500—4550 
Antimon-Regulus . . . . 1000 | 975 
Silber in Barren rd. 900 fein 

für 1 kg fein - . 11500—1520|1460— 1475 


Die deutsche Elektrolytkupfernotiz 
betrug am 25. X.: 2520 M, am’ 26. X.: 2472 M 
und am 27. X.: 2503 M,100 kg. 


An der Londoner Metallbörse wurden 


nach ‚„Mining Journal“ am 22. X. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: 

£ Ber £ s d 

*Kupfer: best selected . 100 0 Obis102 09 0 

> 5 electrolyt. . 10 0 0 „104 00 

i wire bars..., . 103.10707%,.104 0.0 

R x standard, Kasse 89 15 0 9000 

+ a „-i23:Mon. 288715.20 8900 

Zinn: standard, Kasse. . 24810 0 „249 0 0 

R 5 3Mon 292.10..0%,.,255.: 0° 0 

Kokbraite. on ir 249 10 0 ,„ 30 0 0 

Blei: span. oder nichtengl, 

W:eichblei. #7. . 236. 0.07, :35 15. 0 

„ : gemengl. Blockblei 3 5 0 x — — — 

Zink gew; Sorten”. .:.r,39%50 0... 40 040 

2 remelted.. ... . 352.0: 07, 5.7 

n engl. Swansea .. 44 0 0 _— 


Antimon: engl. Reg. . . 
Aluminium: 98 bis 99) 


52/55 £ net. 
165 £ (Inland); 

185 £ (Export). 
Nickel: 98 bis 990), gar. 230 £ (In- u. Ausland). 


Quecksilber: nom. für 


die 75 Ibs.-Flasche. .£. 15/15 £ 10 s. 
Platin: je Unze nom... . 500 s. 
In New York notierte Elektrolyt- 


kupfer am 28. X. 1920 loko 15 ets/lb. 
* Netto. 


Bezugsquellennachweis. 

Frage 48. Wer verfertigt Einrichtungen 
zum Schweißen und Schneiden mit dem elek- 
trischen Lichtbogen? 

Frage 49. Wer baut Maschinen zum Be- 
kleben von Dynamoblechen? 


Abschluß des Heftes: 30. Oktober 1920, 


- 


884 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 44. 4. November 1920. 


Zuschlagsliste Nr. 35 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für November 1920. 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die 


Fabrikate, zu denen sie gehören.) 

Diese Zuschlagsliste (grün) Nr. 35 gilt für den Monat November 1920 für 
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis- 
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf- 
trägen mit den bis 31. XII. 1919 giltigen Grundpreisen ist die ‚weiße Zu- 
schlagsliste Nr. 35 A maßgebend. Bei den in der Liste aufgeführten Er- 
zeugnissen, zunächst noch mit Ausnahme der Gruppen Meßinstrumente 
(41), Zähler (42), Meßwandler (43), Isolierrohr (61 bis 66), Glühlampen (68), 
Telegraphie- und Fernsprechwesen (69a bis 72); wird für Aufträge, die 
vom 1. XI. 1920 ab eingegangen sind, der Teuerungszuschlag nach 
folgender Formel berechnet: 

1. Wird innerhalb zweier Monate nach dem Bestelltage geliefert, so gilt 
als Preisstichtag der Bestelltag. 


n Für 
Kae Be Ersatz- 


AAmES za; 
Gegenstand führung führnng 


Zuschlag | Zuschlag 
% % 


Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- 


führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 

l. bis 20 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) . . . 550 550 
2. über 20 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) . 6m. 600 
3. über 100 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) . . 670 670 

Sonderausführungen. | 
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . . .. 550 | -550. 
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . . . 460 460 

6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäu- | 
bungspumpen und Kompressoren . . . 22... 540 | 360 
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte. , . 2 2... 410 260 

8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, | 
Motortragen, Motorwagen . . . 20, 2 u... 870 1.820 


Dampfturbinen. 
10. Turbosätze, bestehend aus: 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . 465 _ 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder 
Zahnradvorgelegen, Dampfturbinen und Konden- 


sationsanlagen NE ar aa) OR a ae 425 —_ 
11. Turbogeneratoren zalleın % Sem ee 530 — 
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompresso- 
ren und, Turbogebläse allein 0.2 Sean 375 —_ 
13. Kondensationsanlagen und Wärmesustauschapparate 
allein Re H 5 500 E= 


Zubehör zu Maschinen. 

14: Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-, Webstuhl-, \ 
Sterndreieck-Schalter . . . , ee 360 360 

15. Kran- und Aufzugsapparate, Schützensteuerungen ' J 


16. Gleitschienen, Verankerung . ., . . 22... g 420 420 
16a. Riemenscheiben, Kupplungen, Zahnradvorgelege n 550 550 
Bahnmaterial. 

17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen . . . . . 590 590 
18. Fahrschalter und Stromabnehmer für Bahnen . . 540 540 


19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßen- 
bahntriebwagen und mit elektrischer Bremse versehene 
Anhängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, 
ferner vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr, 
Lokomotiven für Bergbau und Industrie . . . . 870 570 

20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Voll- 
bahn-Lokomotiven und Vollbahn-Triebwagen, einschl. 


Montagem ua Tr RE 580 —_ 
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie 520 520 
Transformatoren und Gleichrichter. 
22.5 Transformatoren © 4 ne er 470 420 
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . 470 470 
28a. Ersatz-Glaskörper ic. les 50 50 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör 4 670 670 


Schaltapparate und Material für Schaltanlagen- 
25. Hebelschalter, Erdschluß-und Stromrichtungsanzeiger, 


Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht 

in..Gußgchluge, 4 an. ee Be 3 490 - 
26.  Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl füllung und 

nicht in Eisen- oder Gufßgehäuse; Fern-, Zeit-, 

Zellenschalter . NE a ENEREN ER SA 520 — 
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen 

fürsSchalttafelbaug vr. sn Erna en a 550 _ 
272.Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen 550 550 
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 

Streckenschalter, soweit nicht für Öl TEA 600 600 
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und 

armierte Wanddurchführungen . . . 2. 2... 550 480 
29a.Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen‘ . ‘550 550 
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . 2 2.2.0, 600 600 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . . 600 600 
32. Ölschalter (ohne Öl), einschl. Hilfsapparate. . . . 520 460 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- 

und Erdungsdrosselspulen) . - = 2 2 2 2 2. 520 460 
834.7 Schutzdrosselspulen “LIE er 540 480 
35. Erdungsdrosselspulen . 2 22 2 2 2 2. 520 460 
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern , 520 = 
37. Gerüste u. Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 

Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Klein- 

material, ausschl. Instrumente und Apparate, aber 

einschl. Zusammenpassen beim Lieferer . . .. . 520 460 
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . . . . . 520 —_ 
39. Schaltapparate u. Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 520 520 


(PER BEE En ep nn m mn nn mn m nn nn 


2. Wird später als zwei Monate nach dem Bestelltage geliefert, so wird 
die Summe der in den Kalendermonaten vom estelltage bis zum 
Liefertage festgelegten Teuerungszuschläge durch die Anzahl dieser 
Monate geteilt. Bestellmonat und Liefermonat zählen also mit. i 

Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit eeklärt ist, daß die 
Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durch»eführt werden kann. 
Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzurechnen. 
Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 15 Monate vereinbart 
wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 2 
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für Be 

rechnung des Teuerungszuschlages vorläufig die Bestimmungen der be- 
treffenden Verbände. 


sim 


Für Spar- 


& Ersatz- 
€ ya ‘| metall- 
Gegenstand führung Aus- 


führung 
Zuschlag | Zuschlag 
%yg %, 


Meßapparate und Zubehör. H 
41. Meßinstrumente . . . A a 2 3 400 u ne 


42. Zähler sowie deren Verpackung . . . 2. 2 2... — 400 
43. Meßwandler . ‘. A EN N Be ee 700 — 
Installationsmaterial. H 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) en N 5 820 | — 
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 

Paßringe bzw. Paßschrauben Größe IT und Il (Klein- 

und Normal-Edison-Gewinde) . . . 2 2. 2 2 2. DO _ 
45b. Wie 45a, jedoch Größe Ill bis V (Groß-Edison- und 

Mammuth-Spezial-Gewinde) . . 2 2 2 2 2 20. 300 — 
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . | 270 E= 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- | 

bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . . . 2... 570 — 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 240 | - 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 

zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens) . . . 250 , | — 
50. “Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in | 

Güßzgehäuse..n. u. Ann ee 350 | _ 
51. Freileitungs- und Hausanschluß - Sicherungen, Frei- I- 

leitungs-Armaturen bis 600 Volt, soweit nicht in 

Gußgehäuse . A 2 ; 850 — 
52. Zählertafeln, armiert . . . 330 — 


53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht 
in Gußgehäuse, Porzellan -Abzweigdosen, -Scheiben = > 
und -Klemmen, -Kabelschuhe und Verbinder u. dergl. 350 — 

54. Installationsmaterial in Gußgehäusen und gußeisernes 
Installationsmaterial.. 2.2.0. 0,2 2 .n., ae 4207 

55. Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel u. dergl. . . 360 — 

56. Glühlichtarmaturen, einschl. wasserdichter Fassungen, | 
und Handlampen# > a1... mac Vo een 

60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. der zwei- 
teiligen Stöpsel aus Gruppe 45 und 46) . . ... 425 = 


Isolierrohr und verbandsmäfßiges Zubehör. 
61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . . . . . ..-, Er 
62. Verzinkte Eisenrohre ee EEE — | 2 
63. Feinzinkrohre (kein verzinktes Eisenblech) . . . . = 

64. Messingfohre,, 2 Ra == 
65. Papierrohre mit Stahlpanzerschutz (Stahlpanzerrohre) — 
66. Schwarze Papierrohre ohne Metallmantel mit Muffe 
Glühlampen. 

68. Glühlampen jeder Art (ausschl. Heizlampen): Auf 


die ab 28. I. 1919 geltenden Preise. . 250 250 
Telegraphie und Fernsprechwesen, - | 
69a. Apparate für Haustelegraphie (Wecker, Tableaus, 

Kontakte, Zubehör) . RE TEEN SEN 
69b. Hausfernsprech - Apparate für Batterieanruf und 

einfache Induktor-Apparate . . . ... 2... 450 450 
69c. Fernsprech - Apparate zum Anschluß an Zentral- i 

umschalter und öffentliche Fernsprechnetze. . . . 450 450 
69d. Zentralumschalter und Amtseirrichtungen . . . . 450 450 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . 450 450 _ 
69f. Apparate für Telegraphie Hz 450 450 ° 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre. . .. . 0... 125 — 
71... Stöpselschnüter em en Ye — == 
72.: Apparatschnüre ws Auen erh — a 
Bogenlampen und Zubehör. 
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Be- 

leuchtungszweckenee Be a 400 => 
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . . . . y 400 == 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 

und. Handelsschifoje 2 ua. 20. on 400 = 
16: Widerstände gave a7 00 een ee 450 450 
71.2 Aufhängevorrichtungen us 2. ..., 0.00 400 400 
78. Leitungskupplungen °; .. ..2.0.. 8. > 400 = 
79. Transformatoren und Drosselspullen . , . . ae 470 = 
Gummifreie Isolierstoffe, I 
80. Normelplatien see erg r : 270 22 2 Senn 300 = 
81:2. Zahlertateln,Sunarmiertin nn. 2 0 300 Sn 
82. -Esolier stiften ne ee Er 400 = 
83. Armierte Anschlußklemmen . . . . . 2.0... ; 350  ! 300 
84. Preßteile, ausschließlich der vorgenannten (unarmiert ® 

bzw. ohne Mitlieferung von Armierungsteilen) . , 300 ET 


Verschiedenes. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Ol: 
aber 1000 M für 100 kg’ ohne Faß. 


Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) 500%), Zuschlag. ° 


Tagespreis; mindestens 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius 8Springer'in Berlin. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 
RR (Zentralblatt für Elektrotechnik) | 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Zur Wirtschaftslage. 
Von €. F. v. Siemens. 


Übersicht. Die folgenden Ausführungen bil- 
den den wesentlichen Teil eines Vortrages, den der 
Präsident des Siemens-Konzerns Ende August über 
einige der wichtigsten Probleme unseres heutigen 
Wirtschaftslebens in einer Versammlung der Deut- 
schen Demokratischen Partei zu Leipzig gehalten hat. 
Mit seiner und der Schriftleitung Genehmigung ent- 
nehmen wir sie der „Deutsche Industrie“ (Bd.I, 1920, 
S. 485 ff) in der Überzeugung, daß sie bei den Lesern 
der „ETZ* besonderes Interesse finden werden. Be- 
züglich des weiteren, mehr politischen Inhaltes des 
Vortrages, der die Einführung des Sozialismus in das 
Wirtschaftsleben behandelt, verweisen wir auf die 
genannte Quelle D. S. : 


Deutschland befindet sich in einer schwe- 
ren Wirtschaftskatastrophe, nach deren 
Gründen von allen Seiten geforscht wird, um die 
Mittel für ihre Überwindung finden zu können. 
Es ist richtig, daß man nach diesen Gründen 
sucht, nicht etwa, um sich nun in Kritik darü- 
ber auszulassen, ob der einen oder der andern 
Seite eine Schuld an den Zuständen zugemessen 
werden kann, sondern allein, um durch die 
Erforschung der Krankheitsursachen die rich- 
tigen Heilmittel zu finden. Gerade weil es 
menschlich natürlich ist, daß in dem Streit um 
die Ursachen der Wirtschaftskatastrophe jeder 
von seinem eigenen Standpunkte aus Betrach- 
tungen anstellt, ist es doppelt notwendig, das 
Hauptstreben auf die Wahrheit und sachliche 
Darstellung zu riehten. Aber das Wirtschafts- 
leben ist keine mathematische Rechenaufgabe, 
in ihm spielen Kräfte eine so außerordentlich 
große Rolle, die lediglich der menschlichen Na- 
tur, vor allem dem Selbsterhaltungstriebe, 
dem Egoismus eines jeden Menschen entsprin- 
gen. Wir müssen deshalb bei den Untersuchun- 
gen mit eben diesen menschlichen Triebkräften 
rechnen, und vor allem müssen wir bei irgend- 
welchen Plänen zur Verbesserung der Zustände 
auf diese menschlichen Eigenschaften — wie sie 
heute nun einmal sind — gebührend Rücksicht 
nehmen. In dieser Hinsicht :wird meiner An- 
sicht nach so außerordentlich stark gesündigt. 

Wenn wir uns das heutige Wirtschaftsleben 
vergegenwärtigen, so springt uns in allererster 
Linie ein großer Widerspruch in die Augen. 
Wir haben auf der einen Seite in unserem eige- 
nen Vaterlande, wie auf der ganzen Welt, einen 
außerordentlich großen Warenhunger, auf 
der anderen Seite haben wir Betriebseinrich- 
tungen, Menschenkräfte und zu einem sehr 
großen Teil auch ‚Material, um die Waren her- 
zustellen, die notwendig sind, diesen Hunger 
zu stillen. ‚Was ist das Resultat? Der Waren- 
hunger wird immer größer, die Produktion, 
die allein ihn befriedigen kann, geht täglich 
und stündlich zurück. 

Es kann gar keinem Zweifel unterliegen, 
daß der Warenhunger nicht geringer geworden 
ist. Jahrelang hat die ganze Welt ihre An- 


strengungen dahin geriehtet, Material herzu- 


stellen, um Werte zu vernichten. Es sind in 
diesen Jahren viel, viel weniger Konsumartikel 
für den allgemeinen Bedarf hervorgebracht 
worden, und obendrein sind große Mengen 
von Konsumartikeln, die in früheren Jahren 
hergestellt worden sind, vernichtet worden. 
Selbstverständlich wird auf der ganzen Welt 
eine Einschränkung stattfinden müssen. Die 
Menge der Konsumartikel, die der einzelne 
künftig im Durchschnitt verbrauchen kann, 
ist geringer geworden. Aber dadurch wird der 
Konsum nur zum kleinen Teil eingeschränkt, 
darin liegt nicht die Lösung der Frage. Jeder 
Mensch hat — von einzelnen Ausnahmen muß 
man bei diesen allgemeinen Betrachtungen 
stets absehen — von seinem Kapital gelebt, 
seine Anzüge, seine Stiefel werden nicht in der 
alten Friedensgewohnheit erneuert, sie werden 
repariert und getragen, solange es nur irgend 
möglich ist, und Ersatz kann nicht angeschafft 
werden. Aber das Bedürfnis, einen Ersatz vor- 
zunehmen, ist ein dringendes. Dem Fabrikan- 
ten können auf der anderen Seite, seine Werk- 
stätten, seine Betriebseinrichtungen nur eine 


‚aus vier Hauptmomenten zusammen, 


Berlin, 11. November 1920. 


Heft 45. 


Verzinsung und einen Gewinn bringen, wenn 
sie vollin Gang gehalten werden. Er hätte also 


das dringende Bedürfnis — gerade bei der 


modernen Fabrikation —, den vollsten mög- 
lichen Umsatz zu erzielen, und er kann es nicht, 
weil seine Produkte ihm nieht mehr abgenom- 
men werden. Die Preise, die er fordert, können 
von der anderen Seite eben nieht bezahlt wer- 
den. Ich glaube, daß wir wohl fast alle darüber 
einig sind, daß eine Belebung des Marktes nur 
eintreten kann und eintreten wird, wenn es 
gelingt, die Konsumartikel wieder zu einem 
niedrigeren, den heutigen Einkommensverhält- 
nissen entsprechenden Preise anzubieten, und 
daher muß die erste Betrachtung stets auf fol- 
gende Fragen gelenkt werden: 

Woher kommt es, daß die heutigen 
Preise eine so gewaltige Höhe erreicht 
haben ? 

Wie ist es möglich, einen Abbau der Preise 
zu erzielen, und welche Bedingungen müssen 
vorhanden sein oder geschaffen werden, um 
diesen Abbau vornehmen zu können ? 

In diesem Kreise brauche ich ja nicht be- 

sonders zu betonen, daß sich seit urdenklichen 
Zeiten das Wirtschaftsleben auf der Berech- 
nung, auf der Kalkulation aufgebaut hat. Ohne 
Kalkulation, auf die man sieh miteiniger Sicher- 
heit verlassen kann, wird das Wirtschaftsleben 
zu einer, reinen Spekulation degradiert, und 
meiner Überzeugung nach sind wir auf diesem 
Standpunkt angekommen, wir leben alle in 
einer Zeit der Spekulation; die gesunden 
Grundlagen für ein Wirtschaftsleben sind zer- 
stört worden, wie so manches andere, und dies 
ist mit einer der wesentlichsten Gründe, die 
zu der heutigen ungesunden Preisbildung ge- 
führt haben. 
: EEE wir uns doch, wie der 
Preisaufbau zustande kommt. Er setzt ER 
em 
Rohmaterial, dem Lohn, den Unkosten und 
dem Gewinn. 

In früheren Zeiten war der Lohn zwar 
keine konstante Größe, aber eine Größe, die 
nicht plötzlichen erheblichen Schwankungen 
unterworfen war. Trat eine Lohnerhöhung ein, 
so war sie, prozentual am Gesamtwert ge- 
messen, nicht von einer Größe, die katastrophal 
die Kalkulation beeinflussen konnte. Wohl 
wurde durch sie in dem einen oder anderen 
Falle der Verdienst geschmälert oder gar auf- 
gehoben. Dann aber wurde die Aufmerksam- 
keit des Industriellen vermehrt darauf hin 
erichtet, durch andere Maßnahmen, seien sie 
abrikatorischer, seien sie technischer oder or- 
ganisatorischer Art, einen Ausgleich zu schaffen. 

Die Rohmaterialien unterlagen — von 
Sonderindustrien abgesehen — auch keinen 
sehr rapiden Schwankungen. Der Industrielle 
konnte sich gewöhnlich eindecken zu den Prei- 
sen, die er in seine Kalkulation eingesetzt 
hatte, oder in Sonderfällen gab es Abmachun- 
gen mit der Kundschaft, die außergewöhnliche 
Materialschwankungen, wie sie auf einigen Ge- 
bieten, z. B. dem Kupfer, vorkamen, in der 
Kalkulationsrechnung berücksichtigten. 

Nun der dritte Punkt, die Unkosten. Der 
Fabrikant kannte inter seine Jah- 
resunkosten, er kannte den Umsatz, den er mit 
seinen Betriebseinrichtungen erzielen konnte, 
und er konnte durch sehr verschiedene Metho- 
den feststellen, wieviel Unkosten auf eine ge- 
wisse Arbeit im Durchschnitt entfielen. Der 
Gewinn, der zugeschlagen wurde, mußte gleich- 
zeitig als’ Ausgleichsfaktor dienen für Irrtümer, 
die in der Kalkulation vorgekommen waren, 
oder für Konjunkturschwankungen. Ging die 
Konjunktur zurück, ging der Umsatz zurück, 
war es wegen der Marktlage nicht möglich, die 
Preise zu erhöhen, so blieb am Ende des Jahres 
ein Teil der Unkosten ungedeckt und vermin- 
derte dadurch den Gewinn. Tratin dem Jahre 
eine gute Konjunktur ein, war es möglich, auf 
die eine oder andere Weise den Umsatz zu 
heben, so waren gewöhnlich die durch den er- 
höhten Umsatz entstandenen erhöhten Un- 
kosten geringer als der durchschnittliche, auf 


dem einzelnen Fabrikationsgegenstand liegende 


Unkostensatz,fund der Gewinn wurde dement- 
sprechend ein größerer. Dieser Unkostenanteil 
an dem Gestehungswerte der Produkte wird 


nun meiner Ansicht nach lange nicht genügend 
berücksichtigt. Je höher eine Fabrikation 
technisch entwickelt ist, je größer der Unkosten- 
anteil. Beim alten Büttenpapier war die Haupt- 
ausgabs der- Lohn, die fabrikatorischen Ein- 
richtungen waren einfach und billig, in ihnen 
brauchte kein großes Kapital festgelegt zu 
werden. Ging der Umsatz zurück, so wurden 
weniger Arbeiter beschäftigt, weniger Material 
wurde verbraucht. Zwar lag ein Teil der Be- 
triebsanlagen brach, aber der Zinsverlust war 
im Verhältnis zu der Gesamtausgabe ein ge- 
ringer. Nehmen Sie im Gegensatz hierzu eine 
moderne Papiermaschine, die in ihrer Anlage 
manche Million gekostet hat. Bei ihr sind die 
Arbsitslöhne, die zur Bedienung dieser Ma- 
schine bezahlt werden müssen, zwar pro Kopf 
des Arbsiters, weil hochwertig, bedeutend 
höher, aber im Verhältnis zu dem Werte des 
Produktes verschwindend klein. Wenn ich 
diese. Maschine acht Stunden am Tage laufen 
lasse, dann muß ich die Verzinsung der Ma- 
schine, ihres Gebäudes, die Amortisation, über- 
haupt alle Generalunkosten so verteilen, daß 
in den 2400 Arbeitsstunden diese Unkosten ge- 
deckt sind. Kann ich die Maschine 16 Stunden 
am Tage laufen lassen, so brauche ich von den 
festen Unkosten auf die Stundenleistung der 
Maschine, also dieselbe Menge Papier berech- 
net, nur die Hälfte als Unkosten in meine Kal- 
kulation einzusetzen. 

In der modernen Fabrikation war aber das 
Bestreben, durch Einführung des Maschinen- 
betriebes so weit wie möglich Handarbeit zu 
ersetzen, um eine billigere und. gleichmäßigere 
Ware zu erzielen. Daraus ergibt sich, daß bei 
modernen Fabrikationsstätten die Generalun- 
kosten einen im Verhältnis zum Werte des Ge- 
samtproduktes höheren Anteil haben. Die ge- 
rechte Verteilung der Unkosten auf die Pro- 
duktion ist in einem modernen Fabrikations- 
betriebe eine der schwierigsten und wichtigsten 
Aufgaben. Es hängt in erster Linie von ihr 
ab, ob der Betrieb einen Verdienst erzielen 
kann oder nicht. 

Wie haben sich nun die Verhält- 
nisse gestaltet? Im Kriege kam es für viele 
Fabrikationen in erster Linie darauf an, die 
für die Kriegführung dringendst benötigte 
Ware in einer möglichst kurzen Zeit herzu- 
stellen. Es konnte bei Neuaufnahme von Fa- 
brikationsgegenständen nicht Rücksicht auf 
möglichst geringen Herstellungspreis genommen 
werden. Auch traten im Kriege weitere Un- 
sicherheiten in der Kalkulation ein. Eingear- 
beitete Menschen wurden eingezogen, neue Hilfs- 
kräfte mußten eingestellt und angelernt wer- 
den; sie leisteten natürlich nicht soviel wie 
die alten; sie verdarben manches; der Aus- 
schuß wurde größer. Wie oft mußte schon im 
Kriege der Fabrikant auf Material warten. 
Der flotte Fabrikationsgang kam ins Stocken, 
aber die Arbeiter konnte er nicht entlassen, sie 
wären eingezogen worden, oder es hätten später 
mit großen Kosten neue eingearbeitet werden 
müssen. Dies mußte in der Kalkulation berück- 
sichtigt werden. Es traten die ersten größeren 
Unbekannten ein. Nach Kriegsschluß ent- 
wiekelten sich die Verhältnisse immer ungün- 
stiger. Die Verkürzung der Arbeitszeit machte 
den Unkostenaufteilungsplan zunichte. Ar- 
beitsunlust trat an allen Stellen ein. Die Ar- 
beitsintensität deseinzelnen nahm außerordent- 
lich ab. Ein Gesamtstreik löste einen partiellen 
Streik ab. Morgen mußte der Betrieb wegen 
Kohlenmangels eingeschränkt oder geschlossen 
werden. Es gab in der Kalkulation nur noch 
unbekannte Größen. Kein Mensch wußte, kein 
Mensch konnte wissen, ob er mit 1500 oder 
2000 Arbeitsstunden im Jahre rechnen durfte. 
Die Materialknappheit wuchs, kein Gegenstand 
konnte vollendet werden. Wie soll z. B. der 
Papierfabrikant wissen, auf welche Arbeits- 
zeit er nun seine Unkosten zu verteilen hat. 
Der Produktionsgang durch die Werkstätten 
wurde ein außerordentlich schleppender. Dazu 
kamen die großen Sprünge in der Lohnentwick- 
lung, ferner in den Materialpreisen, teilweise 
bedingt durch das Fallen der Valuta, aber auch 
durch die Spekulation. Eine Kalkulation auf- 
zustellen war ein zweckloses Beginnen, eine ' 
konstante Größe war in der Gleichung nicht 


886 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 45. 


Yin - r 


11. November 1920. 


mehr vorhanden. Wirtschaftliche Angst über 
die Entwicklung der Verhältnisse kam hinzu, 
jeder versuchte, sich gegen Überraschungen zu 
sichern, so gut es ging, und keinem kann man 
dies verargen. Es wurden daher die Preise er- 
höht und erhöht. Die alte Begrenzung in der 
Preishöhe, in- und ausländische Konkurrenz 
waren praktisch weggefallen; an deren Stelle 
hatte für viele Dinge eine Riesenaufnahmefähig- 
keit, unabhängig vom Preise, eingesetzt. 

Ich will an diesem Ort nicht untersuchen, 
ob diese Bewegung notwendig war in dem Aus- 
maß, wie sie stattgefunden hat. Ich will auch 
zugeben, daß an vielen Stellen das Maß des 
Notwendigen bei weitem überschritten worden 
ist, daß in der heutigen Zeit, die ja kaum noch 
moralische Hemmungen kennt, die Sucht, sehr 
viel zu verdienen, oftein sehr gewichtiges Wort 
mit in die Wagschale geworfen hat. Ich will 
nur die Momente herausschälen, die zu dieser 
Preisentwicklung geführt haben, und das Mo- 
ment der Unkosten und der Unmöglichkeit der 
Kalkulation besonders unterstreichen, welches 
meiner Ansicht nach bei den bisherigen Be- 
trachtungen nicht genügend gewürdigt wurde. 

Plötzlich, für die meisten wohl über- 
raschend, ist ein Wechsel eingetreten. Wäh- 
rend früher die einzige Schwierigkeit darin be- 
stand, Ware zu erhalten, sowohl für den Händ- 
ler, der die fertigen Konsumartikel vertrieb, 
wie für den Fabrikanten, der die Roh-und Halb- 
stoffe sich beschaffen muß, aus denen er ein 
Endprodukt herstellt, verschob sich plötzlich 
das Bild. Der Handel erhielt zu viel, seine 
Kundschaft nahmes ihm nicht mehr ab. Der 
Fabrikant wurde mit Roh- und Halbstoffen 
überflutet. Die Fertigstellung der Waren in 
den Werkstätten hob sich deshalb gewaltig. 
Während in den vorhergehenden Monaten die 
Werkstätten angefüllt waren mit fast fertigen 
Fabrikaten, an denen eben nur noch die letzte 
Schraube fehlte, wurden plötzlich diese Schrau- 
ben in reichlichen Mengen geliefert, und die 
halbfertigen Waren konnten handelsreif ge- 
macht werden. Der Zustrom auf dem Markte 
hob sich gewaltig. Es würde eine interessante 
Untersuchung sein, die aber Aufgabe des Wirt- 
schaftshistorikers wäre, festzustellen, wodurch 
dieser plötzliche Wechsel in unserem Wirt- 
schaftsleben eingetreten ist. Für die Nicht- 
aufnahmefähigkeit des Marktes sind sicherlich 


-_die-heiden Gründe maßgebend, daß die Preise 


eine Höhe erreicht hatten, die die Känfer nient 
mehr zu bezahlen in- der Lage waren, und die 
- Aussichten und Hoffnung, daß mit der sich 
bessernden Valuta doch in nächster Zeit ein 
Abbau der Preise stattfinden müsse. Ein großer 
Teil der Fabrikanten hatte aber zu den teuer- 
sten Preisen Rohmaterial bezogen und wollte 
oder konnte daher mit seinen Fertigprodukten 
der neuen Rohmaterial-Preisstellung nicht fol- 
gen. Wir dürfen nicht vergessen, daß es eine 
Zeit gegeben hat, in der wichtige Rohstoffe 
und ganz besonders das Eisen einen höheren 
Preis in Deutschland als unter Berücksichti- 
gung der Valuta im Auslande hatte. Es ist ja 
wohl klar, daß wir mit der Zeit auch im Inlande 
auf die Weltmarktpreise unter Berücksichti- 
gung unserer Valuta kommen müssen, da stets 
das Fallen der Valuta auch die Entwertung der 
-inneren Kaufkraft nach sich zieht. Aber es 
war auf jeden Fall für die Gesamtheit eine 
-falsche Politik, die Entwertung der Inland- 
mark künstlich zu beschleunigen. Unser Be- 
-streben hätte es sein müssen, die zwischen in- 
ländischer und ausländischer Kaufkraft der 
Mark ‘vorhandene Spanne nicht durch Ent- 
wertung der Inlandmark, sondern nach Mös- 
lichkeit durch Besserung der Auslandmark zu 
beseitigen. Man hätte sich bemühen müssen, 
die Inlandmark soweit stabil zu halten, wie es 
in unseren Kräften stand; statt dessen wurde 
sie beschleunigt dem niedrigen Stande der Aus- 
-Jandmark genähert. Damit beschränkten wir 
-die Besserung der Auslandmark. Als diese im 
Frühjahr sich zu heben begann, stand ihr auf 
-dem Wege zur Goldlinie hemmend die tief- 
-gesunkene Inlandmark entgegen. Für manche 
Gegenstände heimischer Produktion war die 
innere Kaufkraft gleich, ja zeitweise sogar ge- 
ringer als die äußere Kaufkraft geworden. 
Es war vorauszusehen, daß in dem Augenblick, 
da der Schnittpunkt der Kurve, innere und 
äußere Kaufkraft des Geldes, unter solchen 
Umständen eintrat, sich große Schwierig- 
keiten in unserem Wirtschaftsleben, nament- 
lich für den Export, ergeben würden. Sicher- 
lich liegt hier auch einer der Gründe für den 
- Eintritt der Katastrophe. 

Ich möchte nun übergehen zu der Unter- 
suchung, wie es möglich ist, einen Abbau der 
Preise zu erzielen. In meinen Ausführungen 

vor dem Reichswirtschaftsrat gelegentlich des 
Spa-Abkommens hatte ich angeführt, daß 
meiner Ansicht nach die ersten Grundlagen für 
eine Besserung der Verhältnisse sich zeigten. 
Ich bin von verschiedenen wegen dieser Be- 


hauptung angegriffen worden, und man hat sie 
in Widerspruch gesetzt mit den tatsächlichen 
Verhältnissen des Eintritts der Katastrophe. 


Ich kann aber keinen Widerspruch erblicken, 


denn zwischen dem Eintritt eines Zustandes 
und seiner Auswirkung wird sehr oft viel Zeit 
verstreichen. Ganz besonders auch in der In- 
dustrie. Die meisten Menschen sind sich nicht 
Re klar, wie lange der Produktionsgang 

auert. In der Maschinenindustrie hat der 
Fabrikant im Durchschnitt sein arbeitendes 
Kapital einmal im Jahre umgesetzt, d. h. die 
Menge der erzeugten Waren war nicht viel 
größer als das Kapital, welches wirklich in 
seinem Betriebe mitarbeitete. Und in vielen 
anderen industriellen Werken, die ich Gelegen- 
heit hatte, auf diese Frage zu untersuchen, 
habe ich dasselbe festgestellt. Das Rohmate- 
rial, welches ich heute einkaufe, wirdim Dureh- 
schnitt erst in fünf bis sechs Monaten als fer- 


.tiges Fabrikat fakturenreif aus der Werkstatt 


herauskommen. Infolgedessen ernten wir jetzt 
auch das Resultat der vergangenen Wirtschafts- 
periode, und wenn heute die Grundlagen für 
eine andere Wirtschaftsperiode auftreten, so 
kann das Resultat sich auch erst in Monaten 
zeigen, falls die Entwicklung nicht durch andere 
Bee Maßnahmen wieder zerstört 
wird. 


Ein Preisabbau ist nur zu erzielen, wen2 
zwei Grundbedingungen erreicht sind. Die 
erste und wichtigste Grundbedingung ist die, 
daß der Wirtschaftler wieder rechnen 
und Vertrauen zu seiner Rechnung 
haben kann, und die zweite Bedingung, daß 
wir wieder produktiver werden. Die ersten 
Anzeichen für eine größere Stabilität in der 
Wirtschaft hatten sich gezeigt. Die Valuta 
war einigermaßen konstant geworden. Man 
konnte wieder damit rechnen, daß nicht inner- 
halb von wenigen Tagen und Wochen sehr große 
Differenzen vorkamen. Der Materialeingang 
war ein regelmäßigerer geworden, der Fabri- 
kationsgang weniger Stockungen ausgesetzt. 
Die Arbeitsunterbrechungen . sowohl durch 
Streik wie durch Kohlenmangel waren. ge- 
ringer geworden; man konnte mit einer er- 
höhten Arbeitsstundenzahl rechnen. 
beitsintensität oder Arbeitslust hatte in man- 
chen Kreisen zugenommen, a. zw. besonders 
in denjenigen, die den Erfolg ihrer vermehrten 
Arbeitsintensität sofort am. Wochenende zu 
sehen bekamen. Die Stundenleistung im Ak- 
kord — leider aber nicht bei der nicht direkt 
meßbaren Arbeit — hatte an vielen Stellen eine 
erfreuliche, der Vorkriegszeit wenig oder gar 
nicht nachstehende Höhe erreicht. Das sind 
aber die Grundlagen für die Kalkulation, und 
wenn der Wirtschaftler wieder rechnen kann, 
dann braucht er nicht zu spekulieren, und das 


Gift der Spekulation ist nun einmal nur durch. 


die Möglichkeit der Kalkulation zu überwinden. 
Ich glaube daher, berechtigt gewesen zu sein, 
trotz der augenblicklich herrschenden, ja sich 
noch vermehrenden Wirtschaftskrisis, auszu- 
sprechen, daß die Grundlagen für eine Besse- 
rung des Wirtschaftslebens sich anfingen zu 
bilden. Ich mußte aber betonen, daß das Ab- 
kommen von Spa die große Gefahr in sich birgt, 
daß ‚die Besserungserscheinungen wieder zer- 
stört werden, wenn durch Mangel an Kohle 
Betriebseinschränkungen stattfinden müssen, 
wenn dadurch Mangel an Material eintritt und 
der Produktionsgang wieder verzögert wird; 
dann treten in die Kalkulation wieder die Un- 
bekannten ein, die wir hofften, z. T. ausgemerzt 
zu haben. BE 


Gestatten Sie mir, noch einige Worte zur 
Produktionsmenge zu sagen. Ich hatte 
schon ausgeführt, daß der Preis durch die 
Menge der hergestellten Waren, auf die die Un- 
kosten verteilt werden können, bestimmend 
beeinflußt wird; daher ja’auch das Bestreben 
der Massenfabrikation, bei der der Fabrikant 
mit wenig Menschen und mit besonderen ma- 
schinellen Anlagen, also sehr hohen Unkosten, 
arbeitet. Durch die Verkürzung der Ar- 
beitszeit ist nun die Produktionsmenge zu- 


rückgegangen, soweit es nicht möglich ist, in 


mehreren Schichten zu arbeiten. Dieser Ver- 
lust wird nur an wenigen Stellen durch er- 
höhte Arbeitsintensität einzubringen sein ; hier- 
durch werden wir gezwungen, mit einer Er- 
höhung der Preise dauernd zu rechnen. Aber 
seit dem, Kriegsende ist die Arbeitsintensität 
nieht etwa allein der verringerten Arbeitszeit 
entsprechend zurückgegangen. Aus vielen Bei- 
spielen in der Fertigindustrie habe ich festge- 
stellt, daß im letzten Jahre bei derselben An- 
gestellten- und Arbeiterzahl nur 40% der Frie- 
densproduktion erreicht worden sind. Wenn ich 
die durch Streiks und Kohlenmangel verlore- 
nen Stunden nicht berücksichtige, so ist die 
Produktionsleistung für die geleistete Arbeits- 
stunde gegenüber der Friedenszeit höchstens 


"mit 60% in Rechnung zu stellen. Dieses Mo- 


ment wird nicht genügend berücksichtigt. In 


Die Ar- 


.1m Leinen 6 Pf, heute stellt er sie 


diesem enormen Rückgang der Arbeitsinten- 
sitätliegt auch eines der Hauptmomente für die 
Preiserhöhung. Unser ganzes Bestreben muß 
es daher sein, die Arbeitsintensität wieder 


zu steigern. Es ist doch eine alte Behauptung, 


die in gewissen Grenzen vollkommen berechtigt 


ist, daß mit der Me ‚der Arbeitszeit 
e 


nicht ein Rückgang der Arbeitsleistung ver- 
bunden sein muß, daß ein Arbeiter in vielen Be- 
rufen bei achtstündiger, fleißiger Arbeit, die 
die Grenzen der zulässigen Ermüdung nicht 
übersteigt, ebensoviel leisten kann wie in zehn- 
stündiger Arbeitszeit. Natürlich darf man auch 
hier nieht in den heute so beliebten Fehler ver-. 
fallen, daß man solche Gesetze verallgemeinert. 
Nehmen Sie den Rückgang der Arbeitsleistung 
bei dem Grundprodukt unserer Wirtschaft, der 
Kohle. Die Stundenleistung des Untertage- 
arbeiters im Ruhrgebiet betrug vor dem Kriege 
136,3 kg, die Ziffer für Mai d. J. betrug aber 
nur 116,9 kg, also trotz verkürzter Arbeitszeit, 
also geringerer Ermüdung, ist die Stunden- 
leistung um 15% zurückgegangen. In Ober- 


| schlesien liegen die Verhältnisse noch viel 
krasser. Dort war die Friedensstundenleistung 


in Anbetracht der durchschnittlich größeren 
Flöze 188 kg, sie betrugim Mai d. J. 132,1 kg, 
war also um 30% geringer; Unterernährung 
allein ist nicht dafür .maßgebend. Es ist em 
weitverbreiteter Irrtum, besonders in der Ar- 
beiterschaft, daß die Kalamität der Arbeits- 


# 


losigkeit durch Verkürzung der Arbeitszeit 


überwunden werden kann. Verkürzung der Ar- 
beitszeit ohne gleichzeitige Steigerung der Ar- 
beitsintensität bedeutet Verteuerung der Pro- 
duktion, Verteuerung der Produktion gleich 
geringerer Absatz, geringerer Absatz gleich noch 
weniger Arbeit. Auch hier darf natürlich nicht 
der Fehler der Verallgemeinerung vorgenommen 
werden. Aber an einem typischen Beispiel ° 
möchte ich dies illustrieren: In der Leinen- 
industrie bediente ein Weber in den mecha- 
nischen Webereien 4 bis 6 Webstühle; nach 
der Revolution wurde auf behördliche Anord- 
nung, um das Material zu strecken und um 
möglichst viel Weber zu beschäftigen, verfügt, 
daß nur ein Webstuhl von einem Arbeiter 
bedient werden dürfe. Die behördliche Be- 
schränkung ist weggefallen, aber das System 


ist beibehalten worden, weil die- Arbeiter sich 


weigern, solange mehr als einen Webstuhl zu 
bedienen, bis nicht alle erwerbslosen Weber 
volle 48 Stunden arbeiten. Der Lohn der Weber 
hat sich ungefähr verzwölffacht, die Leistung 
des Webers ist infolge Verharrens im Ein- 
Webstuhl- System auf den 4. bis 6. Teil 
zurückgegangen, also ist der Web-Lohnanteil 
auf die Fabrikate infolgedessen um das 50- bis 
70-fache gestiegen. Vor dem Kriege war der 
'Web-Lohnanteil im Selbstkostenpreis von 
auf 3 bis 
4 M. Daß bei den hohen Leinenpreisen jeder 
mit der Anschaffung zurückhält oder die An- 
schaffung sich überhaupt nicht leisten kann, 


ist wohl klar, und die Belebung des Marktes 


und der dadurch bedingte erhöhte Umsatz 
wird künstlich verhindert. Hier wird also durch 
Rückgang der Arbeitsleistung auch ein Rück- 
gang der Arbeitsmöglichkeit bewirkt. 

Jeder Fabrikant fühlt in seinem eigenen 


Betriebe sofort den Rückgang der Produktion, 


wenn politisch bewegte Zeiten einsetzen. Daher 


‘ist zur Besserung der wirtschaftlichen Lage 


unbedingt geboten, daß politische Erre- 
gungen — welcher Art sie auch seien — 
soweit wie möglich verhindert werden. 


Der Deutsche hatte sich früher um die Politik 


verhältnismäßig wenig gekümmert; die poli- 
tische Betätigung ist für ihn etwas Neues, und 
das Neue reizt stets. Das Interesse an der Ar- 
beit ist in gleichem Maße zurückgegangen, 
wie sich die politische Gärung: gesteigert hat. 


-Es ist eine dringende Notwendigkeit, daß mit 
‚dem zunehmenden politischen Interesse auch 


die politische Einsicht und das politische Ver- 
antwortlichkeitsgefühl wächst und damit auch 
die Stabilität unserer politischen und wirt- 
schaftlichen Verhältnisse erhöht wird. 


. „Ich möchte Ihnen nur zur Illustration. 
einige Zahlen der Materialschwankungen 
geben, um Ihnen auch dadurch zu beweisen 
wie unmöglich es für den Fabrikanten ist, 
seine Selbstkosten im voraus zu berechnen: 
Wer Ende Januar 1920 Kupfer in Amerika 
kaufte, mußte für 1000 t, gegenüber einem 
durchschnittlichen Friedenswert von 1,4 Mill. 
M, 47 Mill. M zahlen. Bevor das Kupfer in 
Europa gelandet, nach Deutschland transpor- 
tiert und im verarbeitenden Werk abgeliefert 
war, also nach einem Zeitraum von 8 bis 
10 Wochen, hatte diese Menge nur noch einen 
Wert von etwa 27 Mill. M. Einige Wochen , 
später, nachdem es die ersten Verarbeitungs- 


N 


prozesse durchgemacht hat, war der Wert nur 


noch 16 Mill. M, heute stellt sich der Wert 


auf 20 Mill. M. Großviehhäute kosteten im 


November 1919 je Kilo 36 M, im März d. J. 


” 


# 
Dr 


; “ nieht unberührt lassen, welches meiner Ansicht 


einem Fabrikbetriebe ein wichtiges Moment 


= ös natürlich auch im Staat. Nur die pro- 


- und lawinenartig schwillt die Zahl der unpro- 


© ätigen in der Fabrik hat sich stark verschoben. 
- Ich sagte vorher, 


Besserung nur in 


11. November 1920. 


76 M und im Juli 16 bis 24 M. Wolle kostete 

im August 1919 50 bis 60 M, im März 1920 
-350 M. Wie soll das Material nun in die Kal- 
-kulation eingesetzt werden, wenn der F'abrikant 
Monate braucht, bevor er aus dem Rohmaterial 
das fertige Fabrikat geschaffen hat. 


. Es ist erklärlich, daß ein jeder versucht, 
die Kosten, die ihm früher durch die teuren 
Materialeinkäufe entstanden sind, durch die 
Höhe der Preise des Fertigfabrikats wieder 
einzubringen. Der Käufer dagegen sagt, das 
. Material ist jetzt so viel billiger geworden, es 
ist daher unberechtigt, daß die Preise der Fertig- 
ware nieht entsprechend heruntergehen. Die 
Folge ist: die Läger türmen sich, die Produk- 
tion wird eingeschränkt, die Unkosten, die 
auf der verminderten Produktion liegen, wer- 
den immer höhere. Das ist eine Schraube 
ohne Ende, gleichzeitig aber auch ein 
Schreeken ohne Ende, und daher müssen sich 
die Wirtschaftler fragen, ob es nicht wichtiger 
ist — auch in ihrem eigensten Interesse — 
-einen im Augenblick scheinbar großen Verlust 
in Kauf zu nehmen, um die Preise des Fertig- 
fabrikats auf den heutigen Materialpreisen zu 
basieren. Dieser Entschluß wird ihnen in sehr 
vielen Fällen dadurch erleichtert, daß sie ja 


auch bei dem sprunghäften Heraufgehen der 


Warenpreise sehr oft Gewinne erzielt haben, 
die nichtin ihre Kalkulation einbezogen waren. 
Ein nur etwas über das Heute hinausschauender 
Wirtschaftler mußte sich damals sagen, daß 
diese Gewinne eigentlich in Wirklichkeit keine 
- Gewinne waren, sondern daßihnen ähnliche Ver- 
-Juste gegenüberstehen müssen beidem Abbau der 
Preise, und sie werden sie nieht als Gewinne 
“gebucht haben, sondern nur zur 
der kommenden scheinbaren Verluste zurück- 


“gestellt haben. Für jeden Fabrikanten gehören 


- Material und Halbfabrikate ebenso zu den fest 
angelegten Betriebsmitteln. wie Grundstücke, 
“Gebäude und Maschinen. Man kann, eine 
_ - Fabrikation miteinem Wässerwerk vergleichen. 
- Die Leitung muß erst mit Wasser gefüllt sein, 
ehe Wasser an die Konsumenten geliefert wer- 
- den kann. Das, was beim Konsumenten abge- 
zapft wird, muß in der Maschinenstation hin- 
eingepumpt werden; die Menge des Wassers 
-in der Rohrleitung kann nicht verringert wer- 
-den, ob der Preis des Materials ein hoher oder 
-ein niedriger ist. Die Materialmenge, die im 
- Fabrikationsprozeß festgelegt ist, bleibt eine 
"konstante, 0 i 
-drig ist. Es ist absolut unberechtigt, diese Ma- 
 terjalmenge mit den augenblicklichen Markt- 
werten einzusetzen. Mit derselben Berechti- 
"gung müßte ich in meiner Bilanz den Wert 
meiner Gebäude mit dem heutigen Herstel- 
- Jungswert bemessen. Derjenige Fabrikant, der 
-“ diese Überlegung nicht gemacht hat, der den 
- Leichtsinn begangen hat, diese Konjunktur- 
- > Wertsteigerungen als Gewinne auszuschütten, 
= zu verbrauchen, der wird die Strafe jetzt tragen 
“ müssen; und es ist klar, daß der Rückgang zu 
- geordneten Verhältnissen auch wirtschaftliche 
Opfer in- großen Mengen erfordert. Das ist 
‘auch eine Lehre, die wir aus vergangenen Zei- 
- ten entnehmen können: im Verhältnis zur 
* Größe eines ungesunden wirtschaftlichen Auf- 
 sehwunges waren stets die Opfer. Und besser 
- ein Ende mit Schreeken für wenige, als ein 
“ Sehreeken ohne Ende für alle. 
“Ich habe sehon von der Produktivität der 
© Arbeit im Sinne der Arbeitsintensität ge- 
sprochen ; wir dürfen heute auch ein Gebiet 


nach auf die Gesamtproduktivität des Volkes 
“ von außerordentlichem Einfluß ist. Wie in 


- darin besteht, daß das Verhältnis der produk- 
- tiven Arbeitskräfte zu dem der unproduktiven 
ein günstiges ist, d.h. daß auf eine große 
Zahl produktiver Arbeiter wenige un- 

produktive Arbeiter entfallen, so ist 


 duktiv arbeitenden Kräfte schaffen wirtschaft- 
liche Werte, und wenn das Verhältnis zwischen 
“ produktiven und unproduktiven Kräften im 
- Staat ein ungünstiges ist, dann müssen eben, 
“ wirtschaftlich gesprochen, die  produktiven 
"Kräfte die große Zahl der unproduktiven mit 
‘erhalten. Darauf wird in heutiger Zeit nir- 
_ gends der geringste Wert gelegt, im Gegenteil, 
stündlich wird gegen dieses Gesetz gesündigt, 


“ duktiv tätigen Menschen an. Das beginnt schon 
"in den einzelnen Wirtschaftsstätten. Das Ver- 
hältnis zwischen produktiv und unproduktiv 


daß die Arbeitsintensität 
_ derjenigen, deren Lohn von der direkt meß- 
baren Größe der Arbeit erh ist, sich wie- 
der erfreulich gebessert hat. Ich. deutete aber 
“ an, daß leider bei denjenigen Arbeitskräften, 
- "deren Arbeit nicht direkt meßbar ist, diese 
j geringem Maße beobachtet 
werden kann. Es wäre sehr wünschenswert, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Deckung. 


der Materialwert hoch oder nie- 


1920. Heit 


45. 


887 


wenn über diese Verhältnisse noch mehr klare 
Zahlenangaben: vorhanden wären. Ich will 
Ihnen als Beispiel eine Zahl aus einem unserer 
Werke geben. Vor dem Kriege war das Ver- 
hältnis der produzierenden Arbeiter zu den 
Unkosten-Arbeitern und zu den Angestellten 
wie 2:1:1, also auf zwei in der Werkstatt, 
auf der Montage an der Herstellung der Waren 
tätige Menschen entfiel ein Mann, der nicht 


"direkt an der Herstellung der Waren tätig 
‘war, z. B. ein Transportarbeiter, Kranführer, 


Einholer, Maschinist, Heizer usw., obendrein 
entfiel auf 2 produktiv tätige Arbeiter ein 
Angestellter. Heute entfällt auf einen pro- 
duktiv tätigen Arbeiter ein, wie wir es 
nennen, unproduktiv tätiger : Arbeiter und 
ein Angestellter, also das Verhältnis hat sich 
verschoben von 2:1:1l auf 1:1:1. Früher 


- waren 50% im fabrikatorischen Sinne produk- 


tiv tätig, heute nur 334%. Nach Messung be- 
zahlen kann man aber praktisch nur die produk- 


tiv Tätigen. Arbeitsunlust ist natürlich nicht 


der einzige Faktor, der mitspricht. Die unpro- 
duktive Arbeitslast ist auch gewaltig gestiegen. 
Denken Sie allein an die vielen neuen Vor- 
schriften. Welchen komplizierten Weg hat man 
heute unter den verschiedensten Demobil- 
machungs- und sonstigen Vorschriften zu be- 
schreiten, wenn ein Arbeiter eingestellt werden 
soll. Sie können nicht mehr den. nehmen, der 
Ihnen der geeignetste scheint. Wenn Sie 
glauben, einen geschiekten Monteur gefunden 
zu haben, der zuverlässig ohne Aufsicht bei 
Ihrer Kundschaft die Arbeiten ausführen wird, 
und Sie wollen ihn anstellen, so müssen Sie sich 
dafür eine besondere Erlaubnis von dem Ar- 
beitsamt Ihres Bezirkes geben lassen. Unser 
Haus z. B., welches zu Spandau gehört, muß 
erstens den Nachweis erbringen, daß in Span- 
dau keine gleichgeeignete Kraft vorhanden ist. 


‚Aber das genügt nieht. Denn wenn in Spandau 


diese Kraft nicht vorhanden ist, müssen wir 
beweisen, daß in den verschiedenen anderen 
Groß-Berliner Arbeitsnachweisen eine solche 
Kraft nieht aufzutreiben ist. Erst wenn all dies 
erledigt ist, bekommt man die Erlaubnis zur 


Einstellung. Ein tüchtiger Mann ist dann na- 
‚türlich längst fort. 


Die Zwangswirtschaft hat eine un- 
endliche Menge von Arbeit hervorgerufen, tote 
Arbeit, die keine Werte schafft, sondern weiter 
Werte vernichtet dadurch, daß die Leute, die 
produktiv tätig sein könnten, unproduktiv 
tätig sein müssen und der Geschäftsgang außer- 
ordentlich erschwert ist. Aber nicht nur das. 
Der Werkstattleiter, dessen Aufgabe es ist, 
dafür zu sorgen, daß Fortschritte in der Fabri- 
kation erzielt werden, der Betriebsingenieur, 
der ein dauerndes Augenmerk auf seine Werk- 
stätten haben muß, um bei Zeiten zu sehen, ob 
und wo sich ein Fehler einschleicht, er. wird 
heute durch Dauerverhandlungen vor Schlich- 
tungsausschüssen usw. nicht nur zeitlich von 
seiner Arbeit abgehalten, sondern er hat nicht 
mehr die Ruhe und Muße, sich geistig in seine 
"Arbeit zu vertiefen. Ich bin überzeugt, daß 
dadurch die Verbesserung der Fabrikation ganz 
außerordentlich beeinträchtigt wird. Sehen Sie 
sich das riesenhaft anschwellende Beamtenheer 
in Staat und Kommune an. Diese Leute ar- 
beiten doch nicht allein in einem geschlossenen 
Kreislauf; man kann sagen, jeder Beamte, der 
mehr in die Verwältung eingesetzt wird, schal- 
tetim Wirtschaftsleben mehrere Menschen von 
der produktiven Arbeit aus. Denn dieser Be- 
amte stellt Fragen, er soll Statistiken oder sonst 
etwas bearbeiten, er braucht dazu natürlich 
Material, welches nur geschaffen werden kann, 
indem es von außerhalb hereingeholt wird, und 
das Anschwellen des staatlichen und kommu- 
nalen Beamtenheeres hat als Folge ein mehr- 
faches Anschwellen der unproduktiven Arbeit 
im Wirtschaftsleben. 

Die im Anfang des Krieges eingeführte 
Brotkarte war — so bereehtigt und notwendig 
sie an sich war — in mancher Beziehung unser 
Verderben. Sie hat zuerst gut funktioniert, 
weil es sich um einen verhältnismäßig leicht 
und klar erfaßbaren Artikel handelte, und weil 
— was nicht zu unterschätzen ist. — die allge- 
meine Moral auf einem ganz anderen Stand- 
punkte stand, als sie jetzt steht. Die Menge 
von Mehl, die außerhalb der Regelung ' ver- 
braucht wurde, war wirklich verhältnismäßig 
gering. Man hat nun versucht, dieses Beispiel 


nieht dafür geeignet waren. Es trat eine un- 
geheure Konfusion ein. Die Menschen wurden 
mit Gewalt dazu erzogen, sich über die Vor- 
schriften hinwegzusetzen. Wer einen größeren 
Fachbetrieb genau nach Erfüllung der Vor- 


seine Werkstätten gleich schließen können. Das 


beschafft worden. 
Es ist eben unmöglich, das Wirt- 
schaftsleben zu reglementieren. ÖOrga- 


2. 


er nur verhindern soll, daß einzelne im 
satz zum Interesse der Allgemeinheit zur Be- 
friedigung rein egoistischer Motive im größeren 


auf alle möglichen Gebiete überzulenken, die [| 8 


schriften hätte führen wollen, hätte ebensogut 


Material für die Kriegführung wäre dann nicht 


nisationen, die sich nicht aus der Praxis heraus 
entwickelt haben, 


sind nicht haltbar. Mit 
Zwang läßt sich nichts erreichen, wenn die 
Mehrzahl gegen den Zwang opponiert, wenn sie 


ihn für falsch hält. Das sollten wir uns heute 


auch dauernd vor Augen halten. Ein Zwang 


ist nur dann durchführbar, wenn die Mehrzahl 


der Betroffenen ihn für richtig hält und wenn 
Gegen- 


oder kleineren Umfange verstoßen. Dann halte 


.ich auch einen Zwang für richtig, für möglich 
und für durchführbar. 
‚auch Anhänger der Wiederherstellung einer 
freien Wirtschaft bin, 


Aber so sehr ich daher 


verschließe ich mich 
doch durchaus nicht der Notwendigkeit, daß 


unter den heutigen Verhältnissen volle Freiheit 
noch nicht auf allen Gebieten eintreten kann. 


Auch hier müssen wir uns vor dem heutigen 
Fehler des Verallgemeinerns hüten. Wir 


können und dürfen nieht ohne gründliche Prü- 
fung der einzelnen Verhältnisse zu den alten 


Zuständen zurückkehren. Ebenso wie der Auf- 
bau nur organisch vorgenommen werden kann, 
so darfein Abbau auch nur auf demselben Wege 
stattfinden. 

In vergangenen Zeiten haben wir uns oft 
darüber beschwert, wieviel reglementiert wor- 
den ist; in dieser Hinsicht aber waren die da- 
maligen Zeiten den heutigen ‚Verhältnissen ge- 


genüber paradiesisch, und unwillkürlich legt 
man sich die Frage vor: Was ist die 
lassung, daß wir heute mit so vielen meist un- 


Veran- 


durchführbaren Verordnungen, Verfügungen 
usw. boglückt werden ? Im Kriege entstamm- 
ten. diese. Reglementierungen der militärischen 
Lebensanschauung. Der Soldat war sein gan- 
zes Leben dazu erzogen, daß Befehle auch 
durchgeführt werden. Im Frieden hat der 
Soldat aber auch nur Befehle gegeben, die in 
seinem Berufskreis lagen, den er verstand. Im 
Kriege hat aber die militärische Verwaltung 
sich auch mit Materien befaßt, die außerhalb 


ihres Berufskreises lagen, und von denen sie 


nichts verstand. Es wurden daher undurch- 
führbare Befehle gegeben an Menschen, die 
nieht, wie der Soldat, zum Gehorchen erzogen 
waren. Heute entstammt die Reglementierung 
einer vollkommen anderen Geistesauffassung, 
u. zw. der sozialistischen. Das Resultat ist das- 
selbe. Es werden Reglementierungen vorge- 
nommen von Menschen, die, vexi der Materie, 
die sie regulieren wollen, ‚nichts verstehen und 
sie Menschen aufzwingen wollen, die nicht in 
dem Geist, aus dem jene geboren wurden, er- 
zogen sind, oder die trotz der genossenen Er- 
ziehung diesen Geist nicht in sich aufgenom- 
men haben und nach ihm handeln. 


De a Pr ne De Fear SC Rn Tal Vet) FT FE ART 


Das Gleichgewicht der Kräfte sollen 
wir erstreben, und besonders zur heutigen Zeit 
im Wirtschaftsleben. Nicht in der Zersplitte- 
rung, nicht in der Verfolgung rein selbstsüch- 
tiger Ideen werden wir es finden, allein in dem 
Zusammenschluß, in der Zusammenarbeit 
zur Erreichung des Zieles, welches uns gesteckt 
ist, für welches wir arbeiten. Nur wenn die 
deutsche Wirtschaft floriert, wird der Staat ge- 
deihen, werden Arbeitgeber und Arbeitnehmer 
den Lohn für ihre Arbeit finden. Wir sind eine 
Gemeinschaft und müssen als Gemeinschaft 
leben. — „‚Lügen haben kurze Beine“, sagt das 
Spriehwort, aber auch: „Selbstsucht führt nie 
zum Ziel“. Lernen wir aus dem Beispiel und 
den Fehlern anderer. Wenn eine Seite ge- 
schlossen, die andere zersplittert, so ist der Sieg 
nicht zweifelhaft. Diese Erkenntnis muß das 
Unterbewußtsein eines jeden Wirtschaftlers er- 
füllen. 

Unser deutsches Vaterland wird von seinen 
äußeren Feinden schwer bedrückt, aber noch 
schwerer leidet es unter den inneren Kämpfen. 
Diese Selbstzerfleischung erleichtert unseren 
Gegnern ihr Spiel, sie entwürdigt uns aber auch 
in ihren Augen. Wir Wirtschaftler, und beson- 
ders wir, die wir im Ausland für Deutschland 
tätig gewesen sind, wissen, welche Hochach- 
tung die alte deutsche Wirtschaft, das alte 
deutsche Vaterland genossen haben. Wir wis- 
sen aus eigenster Erfahrung, daß wir auf dieser 
Hochachtung unsere Erfolge aufbauen konn- 
ten. Diese Zeiten sind vergangen, von unten 
müssen wir uns wieder heraufarbeiten: Je eini- 
er wir sind, desto früher werden wir es eT- 
reichen, daß wir wieder im Ausland unserem 
Berufe nachgehen können mit dem stolzen Be- 
wußtseinim Innem:Ich bin ein Deutseher. 


888 _Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 45. 


Torf-Großkraftwerke.!) 


Von Friedrich Bartel, 
Regierungsbaumeister a. D. 


(Fortsetzung von 8. 870.) 


Schalthaus. Das Schalthaus wird in der 
jetzt üblichen aufgelösten Form ausgeführt. 
Zwischen Maschinenhaus und den 6000 Volt- 
teilen liegt ein Bau mit der Schaltbühne in 
Höhe des Maschinenflures, mit den Räumen für 
Batterie, Regulatoren und den Umformern für 
den Kraftwerksbedarf und der Bahn und eini- 
gen Betriebsräumen. Unter dem Schaltraum 
ist ferner eine große Durchfahrt vorgesehen, 
um den Verkehr auf dem Gelände nicht zu be- 
hindern. Der erste Teil des Schalthauses nimmt 
die 6000 V-Ölschalter und Sammelschienen und 
eine Sehaltanlage für 15 000 V für den benach- 
barten Teil des Versorgungsgebietes auf. Ge- 
trennt davon ist das Haus für die 150 000 _V- 
Anlage vorgesehen. Es ist anzunehmen, daß 
diese Spannung in Zukunft für die obere Span- 
nung des Reiches vorgesehen werden wird. 
Zwischen dem ersten und zweiten Teil des 
Schaltgebäudes liegt ein Transportgleis, um 
die Umspanner zur Werkstatt befördern zu 
können. Auf der anderen Seite des 150 000 V- 
Teiles liegt ein gleiches Gleis für den Transport 
der schweren 150000  V-Ölschalter. Beide 
Gleise führen unmittelbar in die Werkstatt, wo 
Umspanner und Ölschalter unter dem Lauf- 
kran zusammen- und auseinander gebaut wer- 
den können. 

Torfsilo. Für den vorliegenden Entwurf 
habe ich die Lagerung des Torfes in geschlosse- 
nen Silos vorgesehen, im Gegensatz zu meinem 
Vorschlag in meiner Arbeit „Torfkraft‘‘,?) mit 
einer offenen Halde, die durch einen Schräg- 
aufzug beschickt und durch Becherwerke ent- 
leert werden kann. Die offene Halde besitzt 
den Nachteil, daß die oberen Schichten wieder 
Feuchtigkeit aus der Luft anziehen und das 
Brennmaterial dadurch verschlechtert wird. 
Nach den Erfahrungen mit Brenntorf ist es 
möglich, Sodentorf bei Lagerung in Schuppen 
bis auf 15% Wassergehalt zu trocknen. 

Der angenäherte Heizwert eines kg Brenn- 
stoffes ergibt sich nach der Verbandsformel in 
Wärmeeinheiten zu: 


DE 


nNAnANnAAnnANNANe en 
- nee: nn = X Er] 
—— 7, = , 
— ee heEmen ne ee = 
Sa 
Dips per, 


IIEEENTEESSERERTEN 


PIEIEIEIEISEIESEEE 
GGG ELLE 
UIEILEERESIESTE 


LG EEE EEE 


GE RN 


WE = 8100 © + 29000 (# —_ +) + 2500 8 
Kb [oe 


GIIEIEEIEEEEEEIIEIEIEEES 


\ 
ii 
1 El 
— 600 (kg Wasser). N ll 
Der Teil A der Formel ist für denselben I NN N 
Brennstoff eine Konstante, sie gibt den Heiz- N ! 
wert der Trockensubstanz an, die Abhängigkeit N N 
vom Wassergehalt gibt das letzte Glied unter NN 
der Annahme, daß das Wasser verdampft. Man NN 
kann alo die Formel auch schreiben: N 
WE = WE (Trockensubstanz) — 600 (kg N 
Wasser). EN N 
Den Heizwert der Trockensubstanz?) kann i \\ \ 
man für einen Torf mit 10% Asche im Mittel i NN 
zu 4500 WE annehmen. Der Heizwert des luft- i \\ 
trockenen Torfes würde sich dann stellen auf: i UINNUINN) 
Nee ae Nee EN 
Wassergehalt Heizwert von 1 kg ii \| N 
% WE Ei Nr 
50 420 NN 
70 930 \ 
60 1440 NN 
50 | 1850 IN 
40 | 2460 INN 
30 3070 INN 
25 | 3225 INN 
20 | 3480 NN 
15 3735 INN 
Der Wert einer Tonne Trockentorf mit INN 
25%, Wasser und einem Heizwert von 3225WE sm 
betrug vor dem Kriege frei Werk 4 M. Nimmt N 


man nun an, daß der Torf mit 40% Wasserge- 
halt vom Trockenplatz kommt, d. h. mit einem 
Heizwert von 2460 WE und einem Kaufpreis 
von 3,05 M und daß er in den Silos auf 15% 


Genslack 


Im Spur 


7 


% 
I 
S 
& 
| 

| 

! 

| 

| 

| 


Sftkuhnen N 


Era 


“ 


11. November 1920. 


Räumung des Trockenfeldes schon dann, wenn 
der Torf befördert werden kann, ohne in Grus. 
zu zerfallen. Man kann also die Gewinnungs- 
zeit bis in den August ausdehnen, hat also eine 
günstigere Ausnutzung der Torfgewinnungs- 
maschinen. Die Gewinnung des Trockentories 
schafft Kulturboden. Rechnet man den Wert- 
zuwachs für ein ha beim Abtorfen mit 6000 M 
und nimmt man an, daß von einem ha 10 000 t 
Trockentorf gewonnen werden, SO sind der 
Tonne Trockentorf 0,60 M gutzuschreiben. 
Nicht in Anrechnung gebracht sind die Werte, 
die durch Bau von Morisilos dadurch entstehen, 
daß die Lagerung und, der Transport des 
Trockentorfes zu den Kesselhäusern für die 
Wintermonate erst möglich wird. Beim Kraft- 
werk Wiesmoor hat dieser Umstand zu der 
nicht genügenden Lieferung von Torf geführt. 
Man wird also Torfsilos anwenden müssen, ohne 
wirtschaftliche Nachteile dabei in Kauf zu 
nehmen. ; i 
Durch die Geländeverhältnisse bedingt, 
wurden 3 Silos vorgesehen. : i 


DE RE ee 
Silo Nr. | Länge m | m* Inhalt |t Trockentorf 
nt | 1800 | 850.000 | - 300 000 - 

u 1335 780 000 270.000 
II 990 560.000 200 000 


zusammen 770 000 


Die konstruktive Ausgestaltung der Silos 
ist aus Abb. 6 zu ersehen. Die Silos sind den 
Getreidesilos nachgebildet. Um ein Zer- 

drücken des Torfin- 

 halts durch die große 

Lagerhöhe zu ver- 
hindern, kann man 
Zwischenböden ein- 
bauen (in der Zeich- 
nung links) oder 
versetzteschrägeBö- 
- den nach den Pa- 
 tenten von Wayß 
:& Freytag. Diese 


EN Konstruktionen ver- 

ni hindern gleichzeitig 

3 einSelbstentzünden, 

> = falls der Hochmoor- 
See torf überhaupt dazu 
ah = neigen sollte, und 
RR ermöglichen einen 
=: == ann ar Luftumlauf, 
23238 83 er zum Nachtrock- 
see EB 5 nen erwünscht ist. 
z PH -Die Zuführung des 
B+2sge Trockentorfes vom 
Er S Torfmoor erfolgt auf 
EEE Höhe + 25,5. Das 
ven Abziehen des Tor- 


2 fes unter den Silos 

. 5 - erfolgt durch eine 
gleiche Bahnanlage auf der Höhe + 3,5. Die- 
selben Förderwagen werden sowohl zum Be- 
schicken des Silos während der Torfgewin- 
nungszeit als auch zum Abziehen der Silos und 
Füllen der Kesselhausbunker für die übrige 


| Zeit benutzt. Bei den in Frage kommenden 


großen Fördermengen und Wegen erscheint die 
Anordnung von Becherwerken zum Füllen der 
Kesselhausbunker während des Winters un- 
wirtschaftlich. Die Silos werden z. T. in die 
vorhandene, ‚steil abfallende Böschung einge- 
schnitten. Die Wände müßten, soweit sie Erd- _ 
druck aufzunehmen haben, entsprechend di- 
mensioniert werden. Für Belüftung der ein- 
zelnen Zellen, um den Trockenvorgang zu er- 
möglichen, müßte durch Einbau ’entsprechen- 


der Kanäle gesorgt werden. Statt der festen 


Wände könnte an den dem Wetter abgewandten 
Seiten auch durehbrochene vorgesehen werden, 
Die erwärmte Abluft der Stromerzeuger wird 
gleichfalls zu den Silos geleitet. 

- Die für den Betrieb erforderlichen Neben- 
gebäude sind vorgesehen und aus dem Gleis- 


‚plan (Abb. 7) ersichtlich. Besonderer Wert ist 


auf die Einrichtung einer großen Werkstatt 
gelegt; Das Zusammenbauen und Abbauen 
er Umspanner, die bei diesen Spannungen 


Wassergehalt und einen Kaufpreis von 4,6M/t i entsprechend große Konstruktionshöhe und 
trocknet, so ergibt die NaCkeook Ang in RS are Gewichte haben, erfordert große Krane 
Silos eine Wertsteigerung von 1,55 M/t.. Die 1 De Zu) Wickeln besondere Vorkehrungen. 
Anlagekosten für Steinkohlensilos betrugen S NS ES große Wagenpark, der in der kurzen Zeit 
vor dem Kriege 18 bis 22 M, also im Mittel ES RS, er Torfgewinnung stark beansprucht werden 
20 M für eine gelagerte Tonne. Unter Berück- ; ES NIS nu ‚macht die schnelle Instandsetzung bei 
sichtigung des geringen spezifischen Gewichts & 5 ee zur. wirtschaftlichen Notwen- 
des Torfes hätte man für Torfsilos vielleicht N SI | ee Der vorhandene elektrisch betriebene 
40 M/t zahlen müssen. Die eingelagerte Tonne N) als der Werkstatthalle kann sowohl die 
hätte also bei 7% für Verzinsung, Abschreibung 5 erne der Transformatoren in die Kästen ein, 
usw. einen Aufwand von 2,80 M- erfordert. Es und aussetzen, als auch die Wagenkästen ab- 
Es bleiben also ungedeckt 1,25 M. Nun ermög- heben und zur Seite stellen. ER 
licht aber die Nachtroeknung in den Silos eine . Gleisanlagen. Zum Anfahren der Ma- 
er und der a wird ein 
2) Vortrag, gehal u vers @ S elspurgleis von 8,0 km Länge vom Bahnhof 
Verbandes Denscher: en 6) Tapiau nach dem Kraftwerk geführt: Vor dem 


artel: „Torfkraft“, Sen Springer, Berlin 1914. 


ber' j i * 
‘) Bartel: „Torfkraft“, 8.7 Überweg bei km 630,7 der, Strecke Gr. Linde 


nau—Tapiau wird ein kleiner Übergabebahn- 


eg 


1 1. November 1820. Elektrotechnische ‚Zeitschrift. 1920. Heft 45. 889 


hof vorgesehen, der, durch entsprechende | überlasten, auf 20 km vermindert. Die er- | Richtung 6,5 bis 5 Züge zu fahren, bei der Ver- 
Weichenverbindung mit dem Bahnhof Tapiau | forderliche Zugkraft beträgt bei der Strecke bindungsstrecke 5,4 Züge. Dies ergibt auf der 
verbunden ist. Die Strecke schließt sich der | vom Moor zu dem Torfsilo bei einem 6-Wagen- | Hauptstrecke eine Zugiolge von 9 bis 12, auf 
Staatsbahn bis km 626,669 an und fällt von | zug, Nutzlast 90 .t, Eigengewicht 108 t, und | der Verbindungsstrecke von 11 min. Bei 
dort allmählich auf das Kraftwerksgelände ab einer höchsten Geschwindigkeit von 50 km/h, | vollem Ausbau müßte daher die Hauptstrecke 
(Abb. 8). Die Strecke soll gleichzeitig dem Ar- | auf der Wagerechten 980 kg. Die erforderliche | zweigleisig ausgebaut werden, die Verbindungs- 
beiterverkehr von Tapiau zum Kraftwerk die- Zugkraft in der Verbindungsstrecke beträgt bei | strecke könnte auch für den höchsten Betrieb 
nen und gegebenenfalls die vorhandenen Ziege- | einem 6-Wagenzug in der größten Steigung von eingleisig bestehen bleiben, wenn an einzelnen 
leien für den Güterverkehr anschließen. Der 1: 139 ‘oder 7,2%/g bei einem Krümmungs- Tagen eine längere Betriebszeit zugelassen wird. 

Die Wagenzüge bestehen aus 2 Trieb- 
wagen mit je 2 Motoren von 50 PS Stunden- 
leistung und 4 Beiwagen. In Abb. 10 ist der 
3.0+255 - m m m Triebwagen und der Wagenzug dargestellt, 


Au Au mM). 
r i . Trieb- und Beiwagen sind als Selbstentlade- 
wagen „ausgebildet und wegen der in Frage 
| i: 1 1 kommenden Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h 
707 


r 


| mit Luftdruckbremse, die auf alle Achsen 

' wirkt, ausgerüstet. Der vorhandene Luftdruck 
dient gleichzeitig zum Öffnen der Klappen, zum 
Se 


er : F . : Entleeren der Wagen. 
‚Abb. 6. Re Sn der Torfsilos A l#35 DW rfkomiünung Wie oben berechnet; 
henarern ee N muß im Torfmoor jährlich 920 000 t Trocken- 

? ir 3 torf erzeugt werden. Ich möchte bei dieser Ge- * 

Betrieb ist mit elektrischen Triebwagen ge- halbmesser von 200 mund 20 km Geschwindig- | legenheit immer wieder darauf hinweisen, daß 
dacht, die den Strom von der Umformeranlage keit 2440 kg. Die erforderliche Leistung der | die Gewinnung des lufttrockenen Torfes im 
für den Torfbahnbetrieb erhalten. Motoren ist 193 und 190 PS. <= Moor weiter nichts als eine Frage der Förder- 
Die Torfzuführung vom Moor geschieht Die größte zu fördernde Menge beträgt | technik ist. Die verschiedenen Mißerfolge beim 
durch eine 1 m-spurige Bahn mit elektrischem | während der 3 Monate, d..h. für eine Betriebs- | Wiesmoor und bei der Schwegermoor-Zentrale 
Oberleitungsbetrieb. Das Gleis liegt am Moor zeit von 100 bis 130 Tagen. 920 000 t oder täg- | ın der Torfgewinnung, daß es nicht möglich 
auf + 25,5und kann lich 9200 bis7100t.Rechnetmanmit | war, die erforderlichen Mengen heranzuschaf- 
bis zudem Gleis über N : einer Arbeitszeit von 16 Stunden | fen, können nur auf die bisherige mangelhafte 
den Silos vollständig täglich, so wären stündlich 575 bis | Ausgestaltung ‚der Torfgewinnungsmaschinen 


horizontal geführt 445tzu fördern. Die größte Förder- | und die nicht für einen Großbetrieb vorgesehe- 
‘werden. Der An- menge von den $Silos zu den Kessel- | nen Förderanlagen im Moor und vom Moor zur 
- schluß 'am Moor 
4 liegt so hoch, daß De 
| die Gleisanlagen auf Gin 
dem abgetorften Teil Een re 
des Moores zu liegen I =1.0 PIRTE 3 2 j 
kommen. Die Ober- Ri 
fläche des Moores N ! Bahnhof 
liegt am Rande auf * 3 Tapiau 
© + 32,70, in der Mitte Fi Ma er -| 
| auf -- 38,20. Vor SER BEN In ser 
der Chaussee Gaule- ee ee N I en = 12200 _ - x 
“ den-Genslackistein e) S N | 3 
Bahnhofvorgesehen, == En S S 5 
‚der die Verteilung =) 5 > Be 
der Züge nach den m30__“ 20 co |a6 | sw5o |, Bo 39 2836 30 ass 40 das 0 2 
einzelnen Torfsilos R es 623,55 624,0 u Un En 625,9 6260 6263 626,669 6270 628,0 628,364 6290 629,305 U 630,7 A 
ermöglicht. Ebenso } ; \ 
ist von dem Moor Bahrıhof I 50.4255 
ein zweiter Bahnhof vorgesehen, der die Ver- 30.6335 
teilung nach den Abbaustellen bewerkstelligt. N 
Für die Sommermonate Mai bis Juli geht der S 
Torf unmittelbar zu den Kesselbunkern, für die x 
übrige Zeit wird der Torf unter den Silos ab- D 
gezapft und durch eine Strecke von 6 km S / 
Länge nach dem Bahnhof I geführt, von wo aus N Torfsilo 
die Weiterverteilung, nach den. Kesselhaus- " SS h 
bunkern erfolgt. _ Diese Verbindungsstrecke R S 
kreuzt die Staatsbahn, bei km 624,98 durch + N 
eine Unterführung, steigt in der Schlucht des N 
Kuhfließes und an dem Rücken vor dem Bahn- 3 
hof auf die Höhe des Bahnhofes I an (Abb. 9). 
Die größte Steigung dieser Strecke beträgt 
1: 139. Der Transport von den Silos nach den 
 Kesselhäusern durch ‚ Transportmittel wie 
- Becherketten, Bandförderer usw. wäre für den 
vorliegenden Fall unwirtschaftlich, da die PIE Io an Nrv Sir re - ne 
Länge des Silos I 1600 m beträgt. Bei der ge- ”00 10 2,0 A) AR : 
wählten Anordnung könnten die Wagenzüge, Abb. 8 und 9. Oben: Längsschnitt der Hauptgleise. Unten: Längsschnitt der Verbindungsstrecke. 


di + des Torfes vom Moor zum 3 = E : R 
Silo und Kara dienen, auch zur Beförde- | häusern am höchstbelasteten Tag im Winter Zentrale zurückgeführt werden. Es ist tatsäch- 


lei ter den Silos zu den | beträgt bei einer Erzeugung von 1,68 Mill. kWh lich möglich, durch eine richtige Organisation 
nn ip keh sand 3864 t, d. h. bei einer Arbeitszeit von 8 h täg- | dieser Schwierigkeiten Herr zu werden, da die 
werden. Die Gesehwindigkeit wurde der Stei- | lich, 485 tin der Stunde. Auf der Hauptstrecke Beförderung von 920 000 t für das vorliegende 
gung wegen jedoch, um die Motoren nieht zu | wären also stündlich im Höchstfalle in jeder Kraftwerk in 100 bis 130 Tagen nicht eine be- 


gl 


15200 


Abb. 10. Triebwagen und Torfzug. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Het 45. q er - SEN ovember 1920. 


Lageplan des Kraf iwerks „Zehlaubruch.“. Maßstab 1:62500. 


sondere Glanzleistung 
. wäre. Auf unseren - 


a 


Zahlen bedeuten. Das 
einzige Umangenehme 
bei der ‘Beförderung 
 ringes spezifisches Ge- 
. wicht, also seine große 
- Sperrigkeit, die große 


ten Torfgewinnungsma- 
‘ schinen beträgt bei 


ns 


Koppel und Dollberg 


- kannt geworden. Sämt 


. dieser Leistung gerech- 


des Torfes ist sein 'ge- 


Fördergefäßeundgroße 
Siloanlagen erforder- 


ößte ng 
bis jetzt gebau- 


der Konstruktion vo 


- Dr. Wielandt 40 bs 
60, bei Strenge 80, bei 
| Baumann-Schenck 


30 m?/h. Die Leistun- 
gen der Konstruktio- 
nen von ÖOrenstein & 


‘sind bisher nicht be 


liche Bauarten lassen 
eine Steigerung bisauf 
150 m3/h zu. Es soll 
deshalb bei den näch- 
‚sten Berechnungen mit 


net werden. = 


Die Entwässerung des 


Se 


11. November 1920. | 'Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 45. 891 


und die "auch entsprechend tief lie- 
gen, so daß das ganze Moor überall 
Hi auf den Grund entwässert werden 
kann. 


Als Baggermaschinen kommen 
nur, wie ich es schon früher vorge- 
schlagen habe (s. „Torfkraft‘“), Löftel- 
bagger in Frage, die für eine Lei- 
stung von 150 m?/h bemessen wer- 
den, und die allein geeignet sind, 
Holzeinschlüsse und Stubben ohne 
Schwierigkeiten zu entfernen. Es 
muß damit gerechnet werden, daß 
am Rande des Moores größere Holz- 
einschlüsse vorhanden sein werden. 


Reehnet man für eine Soden- 
formmaschine 150 m3 Torfmasse in 
der Stunde, so kann eine Maschine in 
16 Arbeitsstunden 2400 m3 und in 
100 oder 130 Tagen 240000 bis 
312 000 m? verarbeiten oder jährlich 
36.000 bis 47 000 t Trockentorf er- 
zeugen. Für eine Leistung von 
920 000 t müßten. also 26 bis 20 Ma- 
schinen angeschafft werden. Rechnet 
man 150kg Trockentorf/m? Torfmasse,- 
so wären jährlich 6,1 Mill. m3 Torf- 
masse erforderlich, oder x 


bei 4 m Tiefe =. 1,52 Mill. m? 
— 152 ha = 1,52 km?, 

bei6m Tiefe = 1Mill.m? = 100ha 
— 1 km. 


Die Länge des Sodenablegers 
richtet sich einmal nach der Verdich- 
tungswirkung der Zerreißmaschine 
und nach der Art, wie die Soden 
abgelegt werden sollen. Nimmt man 
‘die Sodengröße zu 400 >< 160/110 
><100 mm, entsprechend einem In- 
halt von 5,41 und einer Verdichtungs- 
wirkung der Maschine von 1 : 1,5 an, 
so ergibt sich die Breite des Trocken- 
Abb. 1b. Lageplan des Kraftwerke „Zehlaubruch‘. Valstab 1:62500. es Ahlen 
: : "hochkant zu: 


Moores wird so tief getrieben, daß sämtliche | Moortiefe Abbanbreite a b 


einzelnen Maschinen aufeinander ergibt bei 
7 Tagen Abstand einen Zwischenraum von 
1000 m. Der Abstand von 7 Tagen ist.gewählt, 
weil innerhalb dieser Zeit die Soden genügend 
vorgetrocknet sind, daß das Trockenfeld für 
eine neue Belegung geräumt werden kann. 

In Abb. 12 sind die Arbeiten zwischen zwei 
Maschinen dargestellt: bei 

a) ist das Feld mit Soden belegt, 

b) werden die abgelegten Soden, nach- 
dem sie genügend getrocknet sind, aufgenom- 
men, durch ein Förderband an die Längsseite 
des Trockenfeldes gebracht und dort zu Haufen 
zusammengelegt, 

c) werden die Soden durch ein weiteres 
Transportband nach den Abfuhrwagen beför- 
dert. Das Räumen des Trockenfeldes seitlich 
durch Bandförderer macht ein Verschwenken 
der Abfuhrgleise nur einmal im Jahre in der 
Zeit, in der keine Torfgewinnung stattfindet, 
nötig. Es wird hierdurch also an Arbeits- 
kräften in der Zeit des Hochbetriebes gespart. 

Der gesamte Abbauplan ist aus Abb. 11 
zu ersehen. Es gehen zwei Einschnitte in das 
Moor hinein, die in der Mitte den Hauptent- 
wässerungsgraben haben. Vom Bahnhof II 
zweigen 4 Fördergleise ab, die auf beiden 
Seiten der Hauptentwässerungskanäle liegen 
und durch Weichen verbunden sind. Von die- 
sen Gleisen und Entwässerungskanälen ent- 
wickelt sich dann die ganze Abbauarbeit. Das 
Verteilen der Wagenzüge geschieht vom Bahn- 
hof II aus. Die Gleisverbindungen ermög- 
lichen außerdem ein Ausweichen der vollen und 
leeren Züge, wenn nötig, unterwegs. 

Diese Ausführungen erstrecken sich selbst- 
verständlich auch auf große Toıfwerke, 
die zur Gewinnung des Brenntorfes für Ofen- 
Ba angelegt werden. 

Arbeiter. Die Herstellung des Trocken- 
torfes fällt in eine Zeit, wo landwirtschaftliche 
Arbeiten mit Ausnahme der Heuernte nicht 
vorgenommen werden. Es ist daher anzuneh- 
men, daß die nötigen Arbeiter aus der Um- 
gegend vorhanden sein werden, zumal man das. 
Moor zu Kultivierungszwecken mit dem Fort- 
schreiten der Enttorfung in kleine Besitzungen 


lu 1 EEE a 


en DE: Anderseits rd die Verwen- 
: : : j trafgefangenen im Moor in weit- 
Maschinen auf dem abgetorften Teil aufgestellt 4m 2m 64 bis 73 16 bis 18,3 ung von 2 1C 
_ und die Trockemlätze dort eingerichtet werden 4%, I, 965, 2194 9264.52 ..28 gehendstem Maße ET, folgt.) 
können. Der Grundwasserstand unter Ge- Ber RAP EN AREA . 
ländeoberkante soll betragen bei: S4r 6.,,..160,,;. 190 40 „46 
Au, 6... 192 5,230 48:0, 56 ee 
Wieser... 0. .:0;3.b1s20, 4m, - \ R Be 
Weide... 1 2200, s Die günstigste Ausbildung der selbshtäti- Festigkeitsuntersuchungen Än technischem 
Acker N. Sr et bie-,25 m, gen Sodenablager ergibt sich beim Ablegen Porzellan. 


: : 'hochkant. Wenn man mit den erforderlichen 
Nach dem Abtorfen findet die Bearbeitung | Zwischenräumen und der Unregelmäßigkeit 

des Bodens durch schwere Motorpflüge statt, | beim Ablegen rechnet, so wird sich bei einer 
die die Bunkerde mit unterpflügen. Die da- | Tiefe des Moores von 4 m und einer Abbau- 


rauf foleende Bearbeitung mit der Esge und | breite von. 4 m die Länge des ‚Sodenablegers 
der Walze schafft einen idealen, vollständig | zu etwa 60 "bis 80 m ergeben, bei 6 m Tiefe zu 


3 
Von Walter De 


„ : ? ‚muth 
Oberingenieur ‘der Por zella ;hrik Hermsdorf. 


Übersicht. In Hinblic” 5 
bestrebungen für Form, Ausk auf die Normungs- 


horizontalen Trockenplatz. 90 bis 120 m. Es soll hier mit 120 m gerechnet | M.terialveschaffenheit und :auschmöglichkeit nd 
[ e - > Erfahrungen aus der Praxis geUntersuchung weg, 
[23 1200 = Veröffentliehungen anregen sollen, um rare 

nn 2 mE 6 —— zu „Sodenablegt— — : Keen lagen für eine Vereinheitlichung der Prüfungs- 
methoden zu geben. Es wäre erwünscht. wenn auch 

1 Sr LEN 7) Be: _‚Füraerborne wi andere Fachgenossen, die in der Erzeugung tech- 


nischen Porzellans bisher wenig zusammengetragenen 
Einzelergebnisse veröffentlichten, um so der Blektro- 
industrie für den Apparatebau wirklich brauchbare 
Konstruktionswerte zu schaffen und das Vertrauen 
zum Porzellan. als erstklassigem Konstruk'ions- 
material, das so vielen der während des Krieges 
insbesondere aufgekommenen Ersatzstoffe überlegen 
ist, weiter zu stärken. 


m 


5 A z | RE usa - & | 
12; je FERN : - förderband 


Sodenableger_ _ & 


In der gesamten Industrie ist man be- 
strebt, durch Vereinheitliehung der Form- 
gebun,, der Größen- und Leistungsabstufungen 
und damitimm>r waitergehender Sp>zialisierung 


abgelegfe Joderr 


—n— —— an 
EBENE "3000005000 028 © ErerE 
7) Förderband .60000000000 


[6) 
[e) 


80. 000,00,009 9959399 Torf die Güte der Erzeugnisse, die Möglichkeit des 
ee e ee rg Austausches und die Absatzfähigkeit zu er- 
; \ ’ höhen. Hand in Hand dam.t muß eine sehr 
Sodlerableger BEE wear 


sorgfältige Materialausnutzung und Unter- 
suchung der Baustoffe gehen. Auch in der 
keram.schen Industrie, so weit sie sich mit 
der Herstellung von elektrotechnischem Por- 
zellan beschäft:gt, hat man umfangreiche Nor- 
mungen durchgeführt, weitere sind in Vorbe- 
reitung. Zum ersten Male ist man dabei mit 
teilweiser Festsetzung von Prüfvorschriften 
für die mechanisch-teehnische Untersuchung 
vorgsgangen, die bisherigen Leitsätze des 
VDE enthielten nur elektrische Größen. 

Die allgemeine Kenntnis der mechanischen 
Eigenschaften des Porzellans ist in der ver- 
brauchenden Industrie sehr gering, in der 
Literatur finden sich nur wenige, teils recht 
unvollkommene oder widersprechende An- 
gaben, auch die deutschen elektrotechnischen 
Tachzaitschriften haben b’sher selten darüber: 


abgelegte Soden 
ö 


Abb. 12. Folge der Arbeiten im Moor: _ 


i wä des Moores soll bis auf ! werden, eine Länge, die bereits von Strenge 
die 93.00 am Kande vorgenommen Wer- ausgeführt ist. Die konstruktiven Grundlagen 
den. Der Entwässerungskanal folgt für den für den Bau von Torfgewinnungsmaselhinen 
ersten Teil dem Bahnhof Il und Beer SE im er ur ee in der ‚„Torfindustrie 

j s entsprechend ver- | eingehend erortern. BER er 

De RE "Gute Öberwalde, wo £ Der Fortschritt einer Maschine beträgt 9,4 
seine Sohle in Höhe 410,0 in die Sohle des | zu In einem TEn Ron 4 ans einer Breite 

ä j ä ent- m bei einer Moorti R N j i 
en cn a etragt Sign von 4 m und 150 m3/h. Will man sie, um an bericht»t. Erst die „ETZ‘ 1920, S. 705 b.ingt 
Tk Längsneigung 1 : 570. Von diesem | Zeit und Kosten zu sparen, höchstens einmal | eine eingehendere Arbeit, der Herren Dr. 
Han kanal ehr eine entsprechende Zahl von während der jährlichen Arbeitszeit umsetzen, Rosenthal und Dr. Singer in Selb in Bayern: 
5 Nebankanälen ab, die in Richtung der An- | so muß die durchgehende Arbeitskante im In der „ETZ‘“‘ 1920, 8.734, findet an Stel- 
 schlußgleise (Abb. 11) geführt werden können Moor die gleiche Länge haben, Die Folge der lungnahme eines Herrn S. zu Veröffentlichungen 


j 
1 


892 


Von Peaslee im Journal of the American 
Institute of Electrical Engineers (Bd. 39, 
1920, $. 445). Die hier gemachten Ausfüh- 
rungen scheinen mir jedoch in den einzelnen 
Punkten ein zu günstiges Allgemeinurteil zu 
geben, sie decken sich jedenfalls nur zum Teil 
mit meinen Arbeiten; ich stelle darum in 
Folgendem die Ergebnisse meiner seit etwa 
7 Jahren auf diesem Gebiete durchgeführten 
Prüfungen zur Verfügung und hoffe, daß hier- 
durch auch noch andere Fachgenossen vVer- 
anlaßt werden, ihre Beobachtungen bekannt 
zu geben, so daß mit den erhaltenen Durch- 
schnittswerten tatsächlich rechnerische Ver- 
oleung von Isolatorkonstruktionen ermöglicht 
wird. 

Ich habe die Aufgaben als Mitarbeiter der 
Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, System 
Telefunken, Berlin, teils in deren eigener 
Materialprüfstelle, teils in staatlichen An- 
stalten, wie der: mechanisch-technischen Ver- 
suchsanstalt an der Technischen Hochschule 
Dresden und im Staatlichen Materialprüfungs- 
amt Berlin-Dahlem, teils auchin den Porzellan- 
fabriken selbst durchgeführt. Sie umfassen aus- 
schließlich Porzellankonstruktionen für die Auf- 
hängung von Luftdrähten, die Fußisolation, 
Unterteilung der Pardunenabspannung von 
ortsfesten Funktürmen, wie auch an fahrbaren 
Stationen für Land-, See- und Tropenver- 
wendung. Es sind dies wohl die Porzellan- 
konstruktionen, die die größten Anforderungen 
an Festigkeit stellen und für deren Durch- 
arbeitung Unterlagen und Anhaltspunkte bis 
dahin nicht bestanden. 

Nach Erprobung verschiedener anderer 
Baustoffe, wie Glas, Hartgummi, Mikanit u. 
dgl. ging man schließlich zu Porzellan über 
und hat hier sowohl bei Zug-, wie bei Druck- 
beanspruchung die besten Erfolge erzielt. 

Zu den einzelnen Untersuchungsarten er- 
wähne ich im Gegensatz zu den vorgenannten 
Arbeiten Folgendes: 


1. Bestimmung der Druckfestigkeit. 


Die von den Herren Dr. Rosenthal und 
Dr. Singer angegebenen Festigkeitswerte von 
4000 bis 5000 kg/em? können meinen Er- 
fahrungen nach insofern zu falschen Folge- 
rungen Anlaß geben, als bei diesen Werten 
nicht die Größe der jeweilig untersuchten 

_ Porzellankörper angegeben ist. Ich habe mit 

abgestuftenArößen gearbeitet und dabei mit 
wachsendem Körpermaß erhebliche Abnahme 
der Festigkeit gefüynden. In dem von mir her- 
ausgegebenen,; im | Januar 1920 bei Springer 
erschienenen Buch{ ‚Die Materialprüfung der 
Isolierstoffe der Elektrotechnik‘, in dem ich 
unter dem Absatz \„Porzellan‘ die bei der 
Telefunken-Gesellschaft gewonnenen Werte mit 
deren freundlicher Getiehmigung mit benutzte, 
u. a. eine Kurve gebräicht, die deutlich zeigt, 
-wie weit und wie schnell die Festigkeit mit 
wachsendem. Köıpermaß abnimmt. Der Wert 
von # t/em? tritit dabei nur für die Körper 
eines Durchmessers von etwa 50 mm bei etwa 
gleicher Höhe zu und fällt bis zu einem Durch- 
messer von 200 mm und dabei nur 100 mm 
Höhe schnell auf 1 t/cm?. 

Körper kleinerer Ausmaße tragen da- 
gegen erheblich mehr, doch kommen solche 
Konstruktionen praktisch kaum vor, Festig- 
keitswerte von diesen sind darum für die vor- 
liegende Betrachtung ohne Wert. Es wird 
sieh bei nennenswert auf Druck beanspruchten 
Isolatoren von vornherein meist um verhältnis- 
mäßig große Körper handeln. Den Wert von 
4000 bis 5000 kg dafür als Durchschnittswert 
zu betrachten, halte ich für viel zu weitgehend. 
Die von mir untersuchten Isolatoren stammen 
von verschiedenen ersten Porzellanfirmen. Mit 
keinem Fabrikat konnte ich bei der ange- 
nommenen Kleinstgröße von 50mm Durchmesser 
erheblich über 4000kg/em? kommen. Ich zweifle 
nicht daran, daß bei ırgend einer Spezialmasse 
bei einzelnen Stücken auch einmal höhere 
Werte erreicht werden können, doch können 
solche Einzelwerte wohl nicht als Norm dienen. 
Die von mir verwandten Proben wie auch 
in sehr großen Stückzahlen eingebaute Isola- 
toren hatten durchweg zylindrische oder auch 
tonnenförmige Gestaltung. Meine Beobach- 
tungen gehen dahin, daß die hiermit erzielten 
Werte höher liegen, als bei _der zuerst auch 
von mir versuchsweise benutzten Würfelform. 
Ich kann auch hier mit den genannten Ver- 
fassern nicht einig gehen, ich halte die von 
ihnen benutzte Würfelform einmal schon in 
Rücksicht auf die Porzellanherstellung, die 
runde Erzeugnisse bevorzugt, für ungeeignet. 
Weiter habe ich die Beobachtung gemacht, 
daß nachträglich auf die Form zugeschnittene 
Körper geringere Festigkeit zeigen, als solche 
mit runder, nach dem Brennen unbearbeiteter 
Außenform. Die Aufhebung der Oberflächen- 
spannung erscheint mir entschieden von er- 
heblichem Einfluß, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Het 45. 


Weiterhin stehe ich im Gegensatz zu den 
genannten Verfassern in der Annahme, daß 
es richtig sei, zwischen Porzellan und den 
Druckflächen der hydraulischen Presse elasti- 
sche Einlagen anzubringen. Ich habe auch in 
dieser Beziehung weitgehende Versuche ge- 
macht und gefunden, daß, je elastischer die 
Zwischenlage, je schlechter und unzuverlässiger 
das Ergebnis ist, d. h. also, das günstigste 
Arbeiten ergab sich bei direkter Anlage der 
plan und parallel geschliffenen Porzellan- 
flächen gegen die geschabten. Stahlplatten der 
Presse. Lediglich in Rücksicht darauf, daß 
bei umfangreichen Prüfarbeiten mit großen 
Stückzahlen von Körpern die Stahlflächen 
zerkratzt würden, entschloß ich mich zur Ein- 
legung je eines Blattes ungetränkten Kanzlei- 
papieres oben und _unten. 
weise ausgeführten Drücke mit Blei- oder 
Kupfereinlage oder einer solehen aus einer 
oder mehreren Schichten in Öl oder Paraffin 
getränkten Löschpapieres, zeitigten regelmäßig 
Mißerfolge. Die Körper zersplitterten hierbei 
nicht, wie es ‘bei einwandfreier Auflage er- 
reicht wird, in unendlich - viele, senkrecht 
stehenbleibende Stäbchen, zeigten auch nicht 
die seltener beobachteten bekannten Druck- 
figuren von Zement- oder Gesteinswürfeln, 
sondern wurden mit explosionsartigem Knall 
auseinandergesprengt. Die Gesamtdruckwerte 
lagen dabei oft nur bei 150 t, während Körper 
ae Fabrikation und Größe mit nur ein- 
acher Papiereinlage Drücke bis zu 350 und 
400 t aufnahmen. Die Besichtigung der elasti- 
schen : Zwischenlage nach dem Drucke ergab, 
daß das Material —sei es Blei, in Ol getränktes 
Papier oder ähnliches, teilweise nach den 
Rändern zu ausgewichen war. „Es hatte ge- 
wissermaßen ein Abfluß des Oles bzw. der 
Masse nach außen hin stattgefunden. Die 
äußeren Zonen waren vollständig trocken ge- 
preßt, während die weiter nach innen liegenden 
Kreiszonen einen immer größer werdenden 
Feuchtigkeitsgehalt und damit größere Dicke 
zeigten. Die Ölmenge aus der Mitte konnte 
somit durch die infolge des leichten, wider- 
standslosen Abflusses schneller trocken ge- 
preßten äußeren Zonen nicht mehr entweichen. 
Die Einlagen erhielten also tatsächlich nach 
der Mitte zu eine allmähliche linsenförmige 
Verstärkung, ein Bild, das auch augenschein- 
lich wurde, wenn man die benutzten Einlagen 
gegen das Licht hielt. Es entsteht somit bei 
elastischen Zwischenlagen eine ganz ungünstige 
Beanspruchung. Es bildetet sich nach Auf- 
treten der ersten Druckkräfte die vorher 
parallele Zwischenlage zu einer balligen um. 
Es entsteht ein Druckzentrum in der Mitte 
der beiden Druckflächen, die dann nicht mehr 
über ihre ganze Größe gleichmäßig ausgenutzt 
werden können. Die Randzone des Isolators 
erhält also weniger Druck, als das’ Mittelteil. 
Die spezifische Beanspruchung in der Mitte 
wächst ganz erheblich und führt so zu ex- 
plosionsartigem Auseinandertreiben des ganzen 
Körpers. 

Diese Versuche wurden ausgeführt an der 
400 t-Presse der Abteilung II (Baumaterial- 
prüfung) des Materialprüfungsamtes in Dahlem. 
Diese meine hier gemachten Beobachtungen 
wurden auch bei ihrer Besprechung von den 
Herren des Amtes nach deren eigenen Erfah- 
rungen bestätigt. Ich kann darum nur empfeh- 
len, möglichst ohne elastische Einlagen zu 
arbeiten. . 

Die weiteren Ausführungen der Herren 
Dr. Rosenthal und Dr. Singer über „stoßweise 
Beanspruchungen‘, die geeignet sind, das 
Mißtrauen des Außenstehenden zu wecken, er- 
fordern noch eine Ergänzung dahin, daß 
„wechselnde Belastungen‘ wie sie beispiels- 
weise gerade an den Pardunen der Antennen- 
türme durch Sturmwirkungen hervorgerufen 
werden, sehr wohl aufgenommeu werden, 
ohne daß eine Gefährdung des Porzellan- 
körpers eintritt. Ich habe derartige Unter- 
suchungen grundsätzlich bei jeder _Neu- 
lieferung in verschiedener Form mit durch- 
geführt und zwar meist derart, daß die Be- 
lastung unter der Druckpresse von 0 auf die 
einfache, zweifache und mehrmals hinter- 
einander auf die dreifache Nutzlast gesteigert 
wurde. Zwischen den einzelnen Spitzen der 
Kurve ‚wurde auf annähernde Entlastung her- 
untergegangen. Gut gebrannte Körper zeigten 
nach diesen Prüfungen keinerlei Zerstörungen. 
Ich habe mich dabei nicht damit begnügt, 
die Untersuchung auf Haarrisse nur mit dem 
bloßen Auge oder mit der Lupe vorzunehmen, 
sondern habe die Fläche mıt einer dünnen 
Anilinfarbe überpinselt, etwaige Risse auch 
feinster Form üben eine starke Saugwirkung 
aus. Nach dem Abwischen sind alle Risse, 
selbst in ihren feinsten Verästelungen erkenn- 
bar. Nach dem Aufschlagen zeigte sich, daß 
die Farbe bis auf den Grund der Sprünge ein- 
gedrungen war, Solche Körper erwiesen sich 
meist als nicht gar gebrannt. Ich kann diese 


Die versuchs- 


11. November 1820. 


Farbüuntersuchung nur empfehlen, ich habe 
sie auch bei dem weiter unten_ beschriebenen 
„Tauchen‘‘ verwendet. * ? 

Eine wirkliche „Stoßbelastung‘ in dem 
erst angeführten Sinne kommt bei Konstruk- 


tionen mit Porzellanisolatoren wohl selten in 


Frage. : 
2. Bestimmung der Zugfestigkeit. 


Der hier. angegebene Durchschnittswert 


von 261 kg erscheint mir nach meinen Beob- 


achtungen auch noch etwas zu hoch gegriffen. > 


Es ist nicht gesagt, aus wie großen Stück- 


zahlen heraus sich dieser Durchschnittswert 


ergeben hat. Jedenfalls habe ich aus Liefe- 
rungen heraus, die sich über mehrere Jahre 
erstreekten und etwa 200000 Stück um- 
schlossen, nur den Wert von 240 kg als sicher 
ermittelt. Bei einigen besonders hergestellten 
Maßen bin ich auch höher, teils bis 360 kg/em? 
gekommen, doch glaube ich, diesen Wert nıcht 


als Norm gelten lassen zu können. Auch hier 


standen wıederum Lieferungen verschiedener 
erster Porzellanfabriken zur Verfügung. 
Die hier verwendete Körperform ist von 
den Verfassern in diesem Falle nicht be- 
schrieben, doeh nehme ich an, daß hierfür die 
vom Materialprüfungsamt später übernommene 
Form des ursprünglichen Telefunken-Abspann- 
isolators als ‚Normalstabs‘‘,, also ein zylin- 
drischer Porzellankörper von 25 mm Durch- 
messer bei einer geraden Länge von 160 mm, 
mit kugelförmigen Endverdickungen benutzt 
ist. Bei dieser Form hat es sich erwiesen, 
daß sie Nebenbeanspruchungen, insbesondere 
Biegung nach Möglichkeit ausscheidet. 
Bemerkt sei, daß sich diese Isolatorform, 
die das Porzellan auf Zug beansprucht, sehr 
gut bewährt hat, wie es auch die oben genannten 
großen Stückzahlen der Lieferungen beweisen. 
In der Hochspannungstechnik ist man bisher 


auf eine Zugbeanspruchung noch nicht über- 


gegangen, es schweben jedoch auch hier 
Versuche, mitZugbeanspruchung des Porzellans 


zu arbeiten, dıe viel Aussicht auf Erfolg ver- 


sprechen. 

Die von 
Anzweiflung der Richtigkeit der in der älteren 
Literatur vorhandenen, außerordentlich hohen 
Festigkeitswerte ist auch von mir bereits in 
meinem vorgenannten Buch sowohl für Zug 
als auch für Druck gegeben und durch die 
Arbeiten als berechtigt erwiesen. 


3. Bestimmung der Schlag- 
biegefestigkeit. 


Die Bestimmung der Schlagbiegefestigkeit 
mittels des Pendelhammers erscheint mir keine 


klare Beurteilung für Porzellan zuzulassen, da 


es doch hierbei ın erheblichem Maße auf die 
Eigenart der Fabrikation ankommt. Die Werte 
fallen für denselben Querschnitt aus Hand- 
hubel gedreht, aus der Presse gezogen, naß 
gequetscht oder trocken geprebt erheblich 
verschieden untereinander aus, so daß hieraus 
wohl kaum ein Maß für den Konstrukteur 
aus dem Elektroapparatebau gewonnen wWer- 
den kann, da dieser doch meist nicht in der 
Lage ist, das jeweilig aufzunehmende Fabri- 
katıonsverfahren im "voraus zu beurteilen. 
Weiter. glaube ich nicht, daß die aus den be- 
sonders für diesen Zweck angefertigten Stäben 
gewonnenen Werte auf Porzellankörper irgend- 
einer anderen Form unmittelbare Anwendung 
finden können. Die. geraden Stäbe sind an- 
nähernd spannungsfrei, während Teile von 
irgend welchen gedrehten Isolatoren, deren 
Flächen meist gewölbt oder ähnlich verlaufen, 
durch das Fabrıkatıonsverfahren, insbesondere 
den Schwindungsprozeß gewisse Eigenspan- 
nung enthalten. 


4; Bestimmung der Härteprüfung,. 


Die Bestimmung der Härte durch dasRitz- 
verfahren oder nach der Kugeldruckmethode, 
die ich zunächst auch aus dem Maschinenbau 
zu übernehmen versuchte, hat sich bei Por- 
zellan nicht anwenden lassen. Die auch mir 
vor Monaten in meiner jetzigen Stellung von 
Herrn Geheimrat Gary vorgeschlagene Ab- 
nutzungsprüfung durch Sandstrahl, wie sie 
für Ge teinssorten gebräuchlich ist, auf Por- 
zellan zu übertragen, halte ich für eine sehr 
glückliche Lösung der Frage. 
entsprechenden Apparate vorbereitet, jedoch 
liegen noch keine Ergebnisse vor. 


5. Prüfungen bei verschiedenen -» 
Temperaturen. 


= _Die von Peaslee vorgenommenen und 
ähnlich auch jetzt vom VDE für die Normung 
von Freileitungsisolatoren vorgesehenen Prü- 
fungen durch Temperaturwechsel, 
mir den Kern der Sache nicht ganz zu trefien. 
In. der Praxis wird eine derartige plötzliche 
Erhitzung und Abschreckung, wıe dort vor- 
geschrieben, wechselnd zwischen Raumtempe- 


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den Verfassern ausgesprochene 


Ich habe die 


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ich auch eine weiße Glasur für durchweg 


- Vesteras, J. Körner un F. Holmgren 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


11. November 1820. 


1920. Heit 45. 893 


keiten bezüglich der Erhöhung der Fahrlei- 
tungsspannung bestehen. Bei unmittelbarer 
Erzeugung des Gleichstroms liegt die Grenze 
hauptsächlich in der Schwierigkeit, die Anker- 
wieklungen und Kommutatoren bei hohen 
Spannungen für die Stromerzeuger auszu- 
führen. Auch der Raumbedarf der Schaltein- 
richtung dürfte wohl bei höherer Spannung 
gewisse Schwierigkeiten bieten. Es hat sich 
zwar als technisch möglich erwiesen, Gleich- 
stromausrüstungen bis zu 5000 V Spannun 
auszuführen, un möglicherweise bedeutet aue 
diese, noch nicht die technisch erreichbare 
Grenze. Indessen steigen dabei die Kosten 
für Lokomotive und Stromerzeuger infolge 
der Isolationsschwierigkeiten erhe lich, und 
da diese Kosten bei einer Bahn mit mittlerem 
Verkehr für 3000 V etwa 50% der ganzen 
Blektrisierungskosten ausmachen, ‚so kann 
eine größere Spannungssteigerung sehr wohl 
eine so_ große Kostensteigerung zur Folge 
haben, daß sie durch die Ersparnisse in der 
Verteilungsanlage nicht ausgeglichen wird. 
Nach Angabe der General Electrie Co., die in 
dieser Frage große Erfahrungen hat, ist 
eine Erhöhung der Fahrleitungsspannun über 
3000 V wirtschaftlich nicht berechtigt, und kann 
es bei dichterem Verkehr und somit großer 
Anzahl Lokomotiven zweckmäßig sein, eine 
niedrigere Spannung anzuwenden. Es dürfte 
demnach keine Veranlassung vorliegen, bei 
dem Vergleich zwischen den verschiedenen 
Systemen von einer höheren Gleichstrom- 
spannung als 3000 V auszugehen. 

Gleichstrom erfordert Umformung, da 
ee der Kraftverteilung die Kraftwerke 
wohl stets für Drehstrom ausgeführt sein 
müssen. Diese Umformung geschieht, prak- 
tisch genommen, ausschließlich im einem 
rotierenden Maschinensatz. Quecksilberdampf- 
Gleichrichter mit welchen man, wenigstens 
bei höheren Spannungen, bessere Wirkungs- 
grade in der Umformung erhalten kann, 
Sind noch nieht so durchgearbeitet, daß man 
bei elektrischen Bahnen mit schwerem Ver- 
kehr mit ihnen rechnen kann. Die Kommission 
ist deshalb von einer Umformung in rotieren- 
den Maschinen ausgegangen. Wegen der hohen 
Gleichstromspannung kann hierfür zweck- 
mäßig nur der Motorgenerator in Frage 
kommen. ’ 

3. Die Entwicklung des Einphasen- 
stroms für Bahnen fällt in die letzten 15 Jahre 
und beginnt somit wesentlich später als die 
der beiden vorher behandelten Stromarten, 
wobei indessen daran erinnert werden mag, 
daß die Ausführung des hoch espannten 
Gleichstromes erst in die letzten ahre fällt. 
Von den ursprünglich benutzten Motorbau- 
arten hat sich der kompensierte Einphasen- 


Reihenschlußmotor_seinen Gegnern als über- 
legen erwiesen; er ist nunmehr fast ausschließ- 
lich in Benutzung. Seine charakteristischen 
Eigenschaften fallen in der Hauptsache mit 
denen des Gleichstrom-Reihenschlußmotors 
zusammen, und er ist deshalb wie dieser für 
Verkehrszwecke gut geeignet. Man kann ihn 
indessen nicht, wie den Gleiehstrommotor, 
mit in gewissem Umfange beliebiger Spannung 
ausführen, sondern der Motor muß notge- 
drungen für eine verhältnismäßig niedrige 
Spannung gebaut werden, und zwar mit einer 
um so niedrigeren Spannung, je höher die 
Periodenzahl ist. Während bei Drehstrom 
"und Gleichstrom der Strom den Motoren 
unmittelbar zugeführt wird, benutzt man hier 
einen Transformator auf dem Fahrzeug. Die 
Fahrdrahtspannung wird so hoch gewählt, wie 
es die Kosten für ihre Isolation und diejenigen 
der Transformatoren gestatten. Die Regelung 
der Zugkraft und der Geschwindigkeit mit 
Stufentransformatoren ist praktisch verlustlos 
im Gegensatz zu Gleichstrom, wo nur eine 
eringe Zahl Fahrtstellungen ohne Verlust in 


ratur von 15 und 90° nicht eintreten. Ich habe 
Versuche durchgeführt mit langsam auf 15° 
heruntergekühlten Druckisolatoren und mit 
diesen keinerlei andere Ergebnisse gefunden, 
als an Körpern, die Mitteltemperatur hatten. 
Schnelle Wechsel treten im Freien nie derart 
auf, daß der ganze Körper die niedere bzw. 
obere Grenztemperatur annimmt. Die so ge- 
prüften Körper werden, wenn e8 sich nicht 
um sehr kleıne Größen handelt, stets nur in 
ihren äußeren Schichten die Wechseltempe- 
ratur mitmachen, wodurch erhebliche innere 
Spannungen entstehen. Eine solehe- Prüfung 
mag immerhin ein Maß für die Güte des 
Scherbens ergeben, erscheint mir aber als 
reichlich hart. 

Auf Grund der Beobachtungen an in den 
Tropen eingebauten Isolatoren, wo in der Naeht 
erhebliche Abkühlung und nach Sonnenauf- 
gang eine sehr schnelle einseitige Erwärmung 
eintritt, möchte ich- vielmehr eine Prüfung 
mit einseitiger Wärmebestrahlung empfehlen. 
In Rücksicht auf diese Erfahrungen halte 


in der Hauptsache sich auf die Strecke Stock- 
holm-Göteborg zu beschränken und die Elek- 
trisierung des schwedischen Eisenbahnnetzes 
nur nebenher zu betrachten. 

Für die Elektrisierung der Eisenbahnen 
können zwei Annahmen gemacht werden: 


A. Die elektrische Energie 'wird der Lo- 
komotive mittels einer oder zwei längs der 
Bahn verlaufenden Fahrleitungen zugeführt 
mit den Schienen als Rückleitung. 


B. Die elektrische Energie wird in einer 
im Zuge mitlaufenden Sammlerbatterie auf- 
gespeichert, welche je nach Bedarf aufgeiaden 
oder ausgetauscht wird. Die Fahrleitung und 
die mit dieser verbundenen. Störungen un 
Schwierigkeiten werden hierdurch zwar ver- 
mieden, doch eignet sich diese Betriebsart 
wegen des großen Gewichtes der Sammler- 
batterie (60 bis 140 kg/kWh je nach Benutzung 
von Nickeleisen- oder Bleiplatten) und der 
schwierigen Unterhaltung ei dem jetzigen 
Stand der Technik nicht für Eisenbahnbetrieb 
in größerem Umfange, weshalb sie nicht weiter 
behandelt worden ist. Für die erste Betriebs- 
art kommen gegenwärtig in der Hauptsache 
3 Stromarten in Betracht: Drehstrom, Gleich- 
strom und Einphasenstrom. 

1. Bei Drehstrom (etwa 15 Per/s und 
3000 V) sind 2 Fahrdrähte erforderlich, 
während die Schienen als dritte Leitung be- 
nutzt werden. Der Motor ist leicht; einfach 
und betriebssicher, die Lokomotive also ver- 
hältnismäßig leicht und billig mit geringen 
Unterhaltungskosten. Bei einem ver eich 
mit den anderen Stromarten zeigen sich in- 
dessen so viele, von keiner der befragten 
Seiten bestrittene Nachteile, wie kostspielige 
Stromverteilungsanlage infolge eringen ZU- 
lässigen Spannungsabfalles für ie Motoren, 
ungünstige Anfahreigenschaften, verwickelte 
und teure Fahrleitungsanlage usw., aß die 
Kommissionsmitglieder geglaubt haben, Dreh- 
strom einer näheren Behandlung nicht unter- 
_ ziehen zu brauchen. Als anders Bauarten ent- 
weder noch gar nicht oder nicht in solchem 
Umfange ausgenutzt werden konnten, wurde 
Drehstrom bei den italienischen Staats- 
bahnen eingeführt, wo er eine erhebliche Ver- 
breitung gewonnen hat. Indessen haben die 
angeführten Nachteile zur Folge gehabt, daß 
er anderwärts nur in ganz besonderen Fällen 
benutzt worden ist. 

Über die beiden weiteren Stromarten, 
Gleichstrom und Einphasenstrom, welche sich 
beide durch eine einzige Aa ur aus- 
zeichnen und beide eine technisch gute Lösung 
der vorliegenden Frage bieten, sind die Mei- 
nungen nicht in gleichem ‚Maße überein- 
stimmend. In Schweden ist die einzige bisher 
elektrisierte Bahnstrecke für schweren Ver- 
kehr, nämlich die Riksgränsbahn!), für Ein- 
phasenstrom eingerichtet. ür leichteren 
Verkehr wird sowohl Einphasenstrom wie 
Gleichstrom benutzt. In Deutschland, der 
Schweiz und Norwegen sind ebenfalls 
alle Bahnen mit schwererem Betrieb einphasig 
ausgeführt worden, und die künftige Ent- 
wieklung ist auf diese Richtung eingestellt. 
In Amerika dagegen scheint Gleichstrom 
gegenwärtig den Vorzug zu haben, so daß die 
größte Bahnelektrisierung der letzten Jahre, 
nämlich die Chieago-Milwaukee- und $t.-Paul- 
Bahn?), mit 3000 V Gleichstrom ausgeführt ist. 
Nach dem vorläufigen Bericht eines Mit- 
gliedes der französischen Kommission für 
die Elektrisierung der dortigen Eisenbahnen 
zu urteilen, scheint man auch in Frankreich 
die Wahl des Gleichstroms für künftige Bahn- 
elektrisierungen ernstlich in Erwägung zu 
ziehen.?) 

%. Gleichstrom ist an sich die älteste 
der für Verkehrszwecke benutzten Stromart 
und hat seit langem eine ausschließliche Ver- 
wendung für Straßenbahnen und kleinere 
Bahnen, welche mit einer Spannung von 
500 bis 600 V ausgeführt werden, er ahren. 
Man hat allmählich die Fahrleitungsspannung 
zunächst auf 1200 bis 1500 V, später auf 
2400 und schließlich auf 5000 V erhöht, bei 
welcher Ba sich die Möglichkeit des 
Betriebes langer Bahnstreeken mit schwerem 
Verkehr erwiesen hat. Die Bahnkraft wird 
dabei in längs der Bahn zweekmäßig ver- 
teilten Unterwerken erzeugt, wo der aus den 
Kraftwerken kommende Drehstrom auf Gleich- 
strom umgeformt wird. Je höher man die 
Fahrdrahtspannung wählen kann, um so 
größeren Abstand voneinander können für 
einen gewissen Verkehrsbedarf die Unterwerke 
haben, und desto mehr werden die Kosten für 
Erzeugung und Verteilung des Bahnstromes 
herabgesetzt. Es muß deshalb bei einem Ver- 
gleich zwischen den verschiedenen Stromarten 
geklärt werden, welche Entwicklungsmöglich- 


zweckmäßig, die gegen diese während des 
Krieges berechtigt gewesenen Einwendungen 
der leichteren Sichtbarkeit, wie: z.‘° B. ei 
U-Booten, kommen ja jetzt in Fortfall. 


— 


Die Elektrisierung 
der schwedischen Staatsbahnen. 


Übersicht. Es wird das Gutachten einer von 
der Kgl. Schwedischen Staatsbahn ernannten Kom- 
mission von Sachverständigen wiedergegeben. Es 
werden die Vorteile und Nachteile der beiden 
Stromarten: Gleichstrom und Einphasen-Wechsel- 
strom einander gegenübergestellt. Ebenso wird 
untersucht, ob bei letzterem die unmittelbare Er- 
zeugung im Kraftwerk und, Verteilung durch be- 
sondere Speiseleitungen der Umformung aus Dreh- 
strom, welcher dem allgemeinen Landesverteilungs- 
netz entnommen wird, vorzuziehen ist. Für die 
Strecke Gothenburg— Stockholm, deren Elektrisie- 
rung in Aussicht genommen ist, und welche daher 
in erster Linie Gegenstand der Untersuchungen war, 
geben die Sachverständigen dem Einphasen-Wechsel- 
strom den Vorzug gegenüber dem Gleichstrom und 
empfehlen Bahnkrafterzeugung teils unmittelbar im 
Kraftwerk und teils durch Umformung aus Dreh- 
strom an einer oder wenigen Stellen. 


Die Direktion der schwedischen Staats- 
bahnen hatte im Jahre 1919 die Herren En- 
ström, Alm und Rossander beauftragt, eine 
von ihr verfaßte vorläufige Untersuchung be- 
züglich der Elektrisierung des Staatsbahn- 
netzes zu begutachten. _Es sollten dabei ins- 
besondere die beiden Fragen der Stromart 
und der Verteilung der elektrischen Energie 
für den Eisenbahnbetrieb geprüft werden. 
Bei der Ausführung dieses Auftrages sollte die 
aus den drei Genannten bestehende Kom- 
mission auch andere Sachverständige hinzu- 
ziehen dürfen. Sie hatte deshalb die Ein- 
holung von Gutachten von H. Lindström, 


in Stockholm, W. Reichel, Berlin, sowie 
Ingenieur L. Thormann, Bern, beschlossen. 
Die Kommission hatte ferner Besprechungen 
mit den Ingenieuren Kline un Carter als 
Vertretern der General Electric Co. gehabt 
und eine schriftliche Auskunft von den In- 
genieuren Shep ard und Kirker der Westing- 
house Gesellschaft in Pittsburg_ eingeholt. 
Sie hat ferner den elektrischen Betrieb der 
Riksgränsbahn an Ort und Stelle studiert und 
auch die einschlägige Literatur durchgesehen, 
soweit sie geeignet war, die vorliegenden Fragen 
zu beleuchten. 

Die in dieser Weise zusammengebrachten 
Unterlagen enthalten indessen in verschiedener 
Hinsicht weit auseinandergehende Zahlen so- 
wohl bezüglich der technischen Angaben wie 
auch der Preise. Diese Tatsache zeigt, daß es 
Begeuwänig außerordentlich unsicher ist, auf 

em vorliegenden Gebiete zuverlässige Be- 
rechnungen auszuführen. Die Kommission hat 
nach Prüfung aller Angaben mit den Herren 
Körner und Holmgren sich über die Werte 
Besen welche den nachstehend angeführten 

erechnungen als die wahrscheinlich richtigen 
zuerunde gelegt worden sind. Die Kosten 
haben bei den jetzigen schnell sich ändernden 


N hängt damit zusammen, 
aß der Einphasenmotor an und für sich einen 
geringeren Wirkungsgrad hat, und daß die 
Verluste des Transformators hinzukommen. 
Die letzteren spielen eine um SO größere Rolle, 
je länger der Transformator während der 
Aufenthalte eingeschaltet bleibt. | 

Die Fahrleitungsspannung bei Einphasen- 
bahnen hat sich in Europa Zu einem Grenz- 
wert von 15 000 bis 16 000 V entwickelt, was, 
soweit sich übersehen läßt, vollständig, aus- 
reichend ist für die Übertragung der größten 
im Bahnbetriebe vorkommenden Kraftbe- 
träge unter mäßigem Spannungsabfall ohne 
eine allzudichte Anordnung der Speisepunkte. 
Indessen gilt auch hier, daß eine Erhöhung der 
Fahrdrahtspannung eine Vergrößerung des 
Abstandes zwischen den Unterwerken un 
eine Verminderung der Leitungskosten ZU- 
läßt. Eine Erhöhung um_2. B. 30 bis 50% 
würde, falls die künftige Entwicklung dieses 


ganz Schwedens mit elektrischer Energie, die 
mit der Elektrisierung der Bahnen zusammen- 
hängt, noch nicht vö lig geklärt sind. 

., Um wegen der Brennstoffersparnis_mög- 
lichst schnell zur Elektrisierung der Eisen- 
bahnen zu kommen, sah man sich genötigt, 


» Vgl, „ETZ« 1915, 8.225, 899; 1917, 8. 458; 1018, 8. 496 
») Vgl. „ETZ* 1918, 8, 871; 1917, 8, 879; 1918, 8. 281. 
») Vgl. „ETZ* 1919, 8. 597 f. 


894 


erforderlich machte, sicherlich durchgeführt 
werden können, ohne daß die Kosten weder 
für die Lokomotiven noch für die Unterwerks- 
transformatoren oder die Streckenisolierung 
entsprechend wachsen würden. Einphasen- 
strom hat demnach sicherlich die gleiche, wenn 
nicht größere Möglichkeit einer erhöhten Fahr- 
leitungsspannung wie Gleichstrom, und man 
begeht deshalb gegen diesen kein Unrecht, 
wenn man das Verhältnis 1:5 zwischen Gleich- 
strom- und Einphasenspannung beibehält. Bei 
den vergleichenden Bereehnungen ist deshalb 
eine Fahrdrahtspannung von normal etwa 
15 000 V vorausgsetzt worden, um so mehr, als 
sich mit Rücksicht auf das Liehtraumprofil 
diese Begrenzung als zweckmäßig er- 
wiesen hat. 

Wie bereits erwähnt, hängt die Abmessung 
des Motors in hohem Grade von der Perioden- 
zahl ab; je niedriger diese ist, für um so höhere 
Spannung kann der Motor gebaut werden, und 
um so besser wird sein aktives Material aus- 
genutzt. Eine niedrigere Periodenzahl ist von 
besonderem Wert für die Steuerapparate, 
welche zum mindesten bis zu einer gewissen 
Grenze betriebssicherer ausgeführt werden 
können und auch geringere Aufsicht und 
Unterhaltung erfordern, wenn die Spannung 
höher und infolgedessen die Stromstärke ent- 
sprechend niedriger ist. Für den Motor und 
die Steuerapparate dürfte also eine möglichst 
niedrige Periodenzahl die beste sein. Indessen 
bringt ein Herabsetzen der Periodenzahl 
gleichzeitig eine Erhöhung der Gewichte der 
gesamten übrigen elektrischen Ausrüstung mit 
sich, als da sind: Lokomotive, Unterwerks- 
und Kraftwerkstransformatoren sowie Ein- 
phasengeneratoren. Wird dies berücksichtigt, 
so kommt man darauf, daß ein günstigster 


Wert der Periodenzahl vorhanden sein muß. _ 


Nach übereinstimmenden Angaben der Sach- 
verständigen liegt dieses Optimum in der Nähe 
von 15 Per/s. Für diesen Wert ist die elek- 
trische Ausrüstung der Riksgränsbahn aus- 
geführt. Da im übrigen der absolut gün- 
stigste Wert der Periodenzahl nur für jeden 
besonderen Fall und ausgehend von gewissen 
im einzelnen gegebenen Voraussetzungen be 
stimmt werden kann, so wird der richtige Wert 


von Fall zu Fall etwas schwanken. Man kann 
auch andere Rücksichten als die rein bahn- 
technischen hineinspielen lassen. \Die viel- 


leicht wichtigste dieser nicht bahntechnischen 
Rücksichten ist die Möglichkeit eines gemein- 
samen Betriebes zwischen Industrie- und 
Bahnnetzen zwecks Erhalt der bestmöglichen 
Ausnutzung der primären Kraftquelle, hier 
in der Hauptsache Wasserkraft. Hierfür ist 
es wünschenswert, daß die Industrieperioden- 
zahl, welche in Schweden einem Normalwert 
von 50 Per/s zuneigt, und die Bahnperioden- 
zahlen in einem einfachen Verhältnis zuein- 
ander stehen, also 1:2, 1:3 oder 1:4. Man erbält 
dann erheblich größere Freiheit in der Be- 
stimmung der Drehzahl der rotierenden Ma- 
schinen, was natürlich ein sehr hoch 
schätzender Vorteil ist. Die 3 dementsprechen- 
den Periodenzahlen sind 25,.16?/,;, und. 12,5. 
Von diesen kann die erstere als zu weit ab- 
liegend von dem günstigsten Wert von der 
Betrachtung ausgeschlossen werden, so daß die 
Wahl nur zwischen den Periodenzahlen 16?/, 
und 12,5 liegt. Aus Berechnungen (Reichel 
und Alm) geht hervor, daß mit 12,5 Per 
gegenüber den vorher erwähnten 15 Per 
wirtschaftliche Vorteile nicht zu erreichen 
sind. Die Erfahrung hat indessen gezeigt, daß 
Ausrüstungen für 15 und 162%, Per ın 
betriebstechnischer Hinsicht gerechte An- 
sprüche erfüllen, und da nach der Auffassung 
der Sachverständigen auch bei 16?/, Per 
die Entwicklung der Lokomotivleistungen auf 
künftig. etwa 'erwunschte Werte nicht ge- 
hindert zu werden braucht, so scheint eine 
Veranlassung zur weiteren Herabsetzung der 
Periodenzahl nicht vorznliegen. Die Kom- 
mission hat es deshalb als zwe-kmäßig ange- 
sehen, der Ausbildung des Einphasensystems 
die Periodenzahl 16?/, zugrunde: zu legen. Die 
geiehn Auffassung. teilen auch die von der 
ommission befragten Sachverständigen. 
Gegen eine Änderung der Bahnperioden- 
zalıl von 15 auf 16?/, spricht zwar der Umstand, 
daß die Riksgränsbahn bereits mit ersterer 
eriodenzalıl ausgeführt ist, aber einmal dürfte 
es recht lange dauern, ehe die in Frage kon men- 
den Erweiterungen an diese Strecke ange- 
schlossen werden, und ferner ist ein Übergang 
auf die etwas höhere Periodenzahl auf dieser 
Bahnstrecke verhältnismäßig einfach durch- 
zufübren, wenn man auch mit gewissen 
Schwierigkeiten bezüglich des " bereits be- 
schafften Lokomotivmaterials zu rechnen hat. 
... Was schließlich die Erzeugung und Ver- 
teilung der Einphasenbalın-Energie betrifft, 
ß8o kann man- entweder Einpiuasenstrom im 
Kraftwerk mit Transformatoren oder Dreh- 
strom im Kraftwerk und Umformung in Ein- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


ZU. 


1920. 


phasenstrom niedriger Periodenzahl in Unter- 
werken wählen. In letzterem Fall kann ent- 
weder die Umformung in einer geringen Zahl 
großer Unterwerke erfolgen, welche mit einer 
hochgespannten‘ Einphasenleitung zu ver- 
binden sind (von diesen Unterwerken aus er- 
folgt Herabsetzung der Spannung), oder auch 
die Energie wird in so vielen Unterwerken 
umgeformt, daß die Hochspannungs - Ein- 
phasenleitung nicht erforderlich wird, sondern 
die Einphasenenergie wird der Bahnleitungmit 
15000 bis 16 000 V zugeführt. Dieses wiederum 
kann in der Weise geschehen, daß entweder 
die Einphasenmaschinen der Motorgeneratoren 
unmittelbar für die Fahrdrahtspannung ge- 
wickelt werden, oder auch in der Weise, daß 
zwischen die Generatoren und die Fahrleitung 
ein Transformator eingeschaltet wird. Dieser 
Unterschied ist nicht von grundsätzlicher Be- 
deutung, sondern lediglich konstruktiver Natur. 
Die Wahl hängt also davon ab, ob die Ein- 
phasengeneratoren mit der wünschenswerten 
Betriebssicherheit für die in Frage kommende 
Spannung ausgeführt werden können. Bei der 
Wahl zwischen den Systemen, welche somit 
nach Ansicht der Kommission für eine allge- 
meine Elektrisierung der schwedischen Staats- 
bahnen in Frage kommen kann, nämlich 
Einphasen- oder Gleichstromsystem, sind 
sowohl die technischen wie die wirtschaft- 
lichen Gesichtspunkte zu untersuchen. 


Vergleich nach allgemein technischen Gesichts- 
punkten. j 
Stromart. 


In. Europa sind Gleichstrombahnen über 
2000 V Fahrdrahtspannung nicht ausgeführt. 


Somit ‘sind Erfahrungen hierüber nur von. 


Amerika zu erhalten. Daß hochgespannter 
Gleichstrom dort und besonders beider Chicago- 
Milwaukee-St. Paul-Bahn (3000 V) eine bahn- 
technisch vollwertige Lösung erfahren hat, 


wird indessen von so vielen unparteiischen- 


Seiten bezeugt, daß die Kommission, obgleich 
sie nicht in der Lage war, sich persönlich hier- 


von zu überzeugen, nicht die mindeste Veran- 


lassung hatte, diese Tatsache zu bezweifeln. 
Anderseits konnte die Kommission bei der 
Riksgränsbahn feststellen, daß auch der Ein- 
phasenbetrieb, bahntechnisch gesehen, höchst- 
gestellte Ansprüche erfüllt. 
bachtungen über die Leistungsfähigkeit von 
Einphasenlokomotiven beim Abtransport der 
beladenen Erzwagen von der Kiruna-Grube 
vorgenommen. Hierbei wurden sehr große 
Zuggewichte (2700 t) mit langsamer Fahrt be- 
fördert. Es ergab sich, daß die Einphasen- 
motoren der Riksgränsbahn auf recht zu- 
friedenstellende Art arbeiten. 


Einwirkung auf Schwachstromanlagen. 


Sowohl bei der‘ Riksgränsbahn wie bei 
anderen Einphasenbahnen hat es sich gezeigt, 
daß der Bahnbetrieb Störungen in den längs 
der Bahn verlaufenden Telegraphen- und 
Fernsprechleitungen mit sich bringt. Bei ge- 
wissen Gleichstrombahnen wiederum sind 
Schwierigkeiten teils durch Elektrolyse und 
teils auch dureh Schwachstromstörungen ent- 
standen. Es wurde deshalb als notwendig er- 
kannt, etwas ausführlicher auf einen tech- 
nischen Vergleich zwischen den Stromarten auch 
unter Berücksichtigung ihres Einflusses auf 
längs der Bahn verlegte Schwachstromlei- 
tungen, Wasser- und Gasrohre, Erdkabel usw. 
einzugehen. Über die Schwachstromstörungen 
bei der Riksgränsbahn hat die Direktion 
der Schwedischen Staatsbahnen bereits eine 
eingehende Untersuchung ausführen lassen!). 
Infolgedessen sind gewisse Maßnahmen für die 
Beseitigung der Störungen auf dieser Bahn- 
strecke vorgeschlagen worden, und zwar: Auf- 
teilung der Fah leitung in Abschnitte von etwa 

0 km, Einsetzen von Saugtransformatoren 
und Schienenverbindungen, Abrücken der 
Schwachstromleitungen auf wenigstens 100 m 
Abstand von der Bahn, oder bei 


j | eringerem 
Abstand (jedoch mindestens 15 m) Anordnung 
einer Kompensationsleitung usw., Die er- 


forderlichen Maßnahmen sollten im Anfang 
des Jahres 1920 durchgeführt sein. 


die beste Hoffnung hegen, daß diese Anord- 
nungen dem gedachten Zweck genügen 
werden. 

Indessen werden die Schwachstroman- 
lagen infolge der entsprechend der technischen 
Entwicklung immer größeren Empfindlich- 
keit der Empfangsapparate in höherem Grade 
auch gegen unbedeutende Störungen von nahe- 
liegenden Starkstromleitungen empfindlich. 
Seibstverständlich wäre es für die Wahl der 
Stromart von besonders großem Wert gewesen, 
wenn das Ergebnis und die Wirkung der eben 

') Schwachstromstörungen hei Einphasen - Wechsel- 


stromhahnen, Verlag R. Oldenbourg, Mü isi 
deutsche Übersetzung‘, RO WRLTIESTIE 


Heft 45, 


Es wurden Beo- 


Man 
kann auf Grund der vorbereitenden Versuche 


11. November 1820. 


erwähnten Maßnahmen bereits hätte vorliegen 
können. Nach Thormann ist es mit ent- 
sprechenden Anordnungen bei der Bahn’ 
Bern-Thun möglich geworden, einen ein- 


wandfreien Betrieb der Schwachstromleitungen 


zu erzielen, auch wenn sie nur 2 bis 3m von der 
Fahrleitung abliegen. Unter allen Umständen 


und welche Stromart auch gewählt werden 


möge, scheint man gezwungen, zu sein, aus: 
reiner Rücksicht auf den Raumbedarf und die 
Sicherheit mit einem Abrücken der Tele- 
graphen- und Fernsprechleitungen auf wenig- 
stens 15 m von der Fahrleitung zu rechnen. 
Von den befragten Sachverständigen hebt 
Lindström hervor, daß die Stromstörungen 
ernsthafterer Natur bei Einphasenbahnen, so- 
weit sie als noch nicht vollständig geklärt an-. 
zusehen sind, in der Hauptsache von den Ober- 
tönen in der Strom- und Spannungskurve her- 
rühren, welche auf dem Einfluß der Lamellen 
der Lokomotivmotoren beruhen. In dieser Hin- 
sicht indessen sowohl die Gleichstıom- wie die 
Einphasen-Reihenschlußmotoren Anlaß zu Stö- 
rungen zu geben. Die am schwersten zu vermei- 
denden Störungen liegen in der elektromagneti- 
schen Induktion zwischen Stark- und Schwach- 
stromleitung. Sie treten besonders bei Kurz- 
schlüssen in der Fahrleitung auf. Störungen 
dieser Art aus dem Einphasensystem werden 
infolge von Maßnahmen, welche bereits mit. 
Rücksiehtaufden normalen Betrieb an der Bahn 
ergriffen werden können und müssen, in nicht 
geringem Grade auch bei Kurzschluß in der 
Fahrleitung unschädlich gemacht. Demgegen- 
über hat Gleichstrom in demselben Falle volle 
und ungedämpfte und infolge bedeutend größe- 
rer Stro stärke erhöhte Störungswirkung, wes- 
halb es nach seiner Auffassung fraglich zu sein 
scheint, ob Gleichstrom einen Vorteil vor dem 
Einphasensystem hinsichtlich der, Schwach- 
stromstörungen hat. EN 
Daß störender Einfluß auf die Schwach- 
stromleitungen auch bei Gleichstrombahnen. 
vorkommt, ist gelegentlich der obengenannten 
Untersuchungen unter anderem auf der Saltsjö- 
Bahn festgestellt worden. Bei Kurzschlüssen 
in der Fahrleitung sind daselbst erhebliche 


-Spannungswerte in längs der Bahn laufenden 


Fernsprechleitungen gemessen worden. Außer- 
dem wurden infolge von Lamellen-Obertönen 
kräftige Störungen festgestellt. Anderseits 
liegen nach Angabe der Gen. El. Co. die besten 
Erfahrungen bei der obengenannten Chicago- 
Milwaukee-St. Paul-Bahn hinsichtlich des un- 
gestörten Betriebes der Schwachstromlei- 
tungen vor. Eine Bestätigung finden diese Er- 
fahrungen durch einen vorläufigen Bericht von 


Prof. Mauduit, dem Mitgliede in der fran- 
zösischen Eisenbahn-Elektrisierungskommis- 
sion. Die Zugleitung auf genannter Bahn er- 


folgt von ihrem Mittelpunkt aus duıch eine 
Fernsprechleitung, welche als Luftstrecke längs 
der Bahn ohne besonderen Schutz verläuft. 
Die französische Kommission hat festgestellt, 
daß man auf dieser Leitung ohne Schwierig-' 
keit telephonieren konnte. 
der Kommission 8 Tage lang eine eindrähtige 
Multiplex - Drucktelegraphenausrüstung (also 
mit Rückleitung durch die Erde) zur Verfü- 
gung gestellt, welche auf einer. Strecke von 
270 km längs der Bahn auf Masten verlegt war. 
Diese Telegraphenausrüstung funktionierte 
vollkommen während der genannten Zeit, obne 
daß sie sogar durch absichtlich verursachte 
Kurzschlüsse zwischen Fahrleitung und 
Schienen gestört wurde. Nach Angabe der 
Ingenieure der Gen. El. Co. beobachtete man 
während der ersten Betriebszeit der Bahn ge- 


wisse Fernsprechstörungen durch Lamellentöne ; 
von den Gleichstromgeneratoren der Unter-& 


werke, aber diese Schwierigkeiten sind durch 
einfache Anordnungen überwunden worden. 
Durch die Lokomotivmotoren wurden keine 
Störungen genannter Art hervorgerufen. 

Ob nun die Ursache des guten Ergebnisses 
auf dieser, die Saltsjö-Bahn bezüglich Span- 
nung, Stromstärke und Länge um ein Viel- 
faches übertreffenden Bahn in der erzielten 


2 
% 
4 
E 
3 


Es wurde ferner 


& 


ungewöhnlich schnellen Begrenzung des Kurz- - 


schlusses zu suchen ist,!) oder darin, daß eine 
Anzahl von Motoren betriebsmäßig in Reihe 
geschaltet ist, wodurch die Lamellentöne der 


einzelnen Motoren leichter neutralisiert werden - 


können, so besteht doch anscheinend irgend 
ein grundsätzliches Hindernis für die Durch- 
führung soleher Verbesserungen auch im Ein- 
phasensystem nicht. 


Vielmehr müssen bei 


Gleichstrom-Kurzschlüssen stets bedeutende 


Spannungen, in ungünstigen Fällen herauf bis. 
zu ein oder mehreren 1000 V, in den längs der 
Bahn laufenden Schwachstromleitungen ent- 


ı) Beim Kurzschluß wird ein begrenzender Wider- 
stand eingeschaltet, so daß der Kurzschluß-irom schon 
nach 7 his R/000 8 auf 640 A., d.h. auf den Wert des 
u gefähr %fachen Dauerstrones und nngelähr des 3-fachen 
zugelassenen höchsten Belastungsstromes eines Motorgene- 
rators begrenzt ist; nach 1.5 bin 2110 8, ıst der Strom 
auf etwa 1/3 seines Höchstwertes zurückgeführt und nach 
etwa 7/100 8 ist der Kurzschluß unterbrochen, 


N - fahrt der Pennsylvaniabahn nach New York 


 haltungskosten, bezogen auf das gleiche Loko- 


11. November 1920. 


stehen. Daß diese Spannungen sich auf der 
amerikanischen Bahn wenig bemerkbar ge- 
macht haben, kann deshalb nicht gut anders 
erklärt werden, als durch die schnelle Abschal- 
tung, sofern dort nicht die Schwachstromlei- 
tungen in anderer- Weise angeordnet sind als 
hier. Dagegen kann man bei Einphasenstrom 
mit Hilfe von Saugtransformatoren, prak- 
tisch genommen, die großen Spannungser- 
höhungen vermeiden. a 

Die elektrolytische Wirkung, welche die 
vagabundierenden Ströme des Gleichstroms 
in gewissen Fällen auf in der Erde verlegte 
Kabel-, Gas- oder Wasserrohre usw. ausüben 
können, besteht, praktisch genommen, beim 
Einphasenstrom nicht. Da, wie bereits er- 
wähnt, bestimmte Erfahrungen von irgend 
einer hinsichtlich der Schwachstromstörungen 
neuzeitlich ausgerüsteten Einphasenbahn noch 
nieht vorliegen und die Angaben über das 
Verhalten der Gleichstrombahnen in dieser 
Hinsicht auseinandergehen, so fehlt der Kom- 
mission ausreichendes Material für ein Urteil, 
welches einem der Stromaıten den Vorzug in 
bezug auf die Störungen geben würde. R 

Die Kommission hat die beiden Strom- 
arten als in dieser Hinsicht etwa gleichwertig 
behandeln müssen. Betrefiend die elektroly- 
tische Wirkung dürfte hervorzuheben sein, 
daß dies an und für sich in technischer Hin- 
sicht wahrscheinlich leichter zu überwinden 
ist als die-Schwachstromstörungen. Welche 
Kosten die erforderlichen Schutzmaß- 
nahmen gegen erstere besonders in den 
Gebieten größerer Stadtgemeinden er- 
fordern würden, kann gegenwärtig un- 
möglich beurteilt werden. 


Lokomotiven. 


Das elektrotechnische Bureau hat in seiner 


Ausarbeitung vorausgesetzt, daß künftig eine 
Erhöhung der Zuggewichte und der Ge- 
schwindigkeiten bis zu den Grenzen, welche 
die Länge der Ausweichgleise und der Oberbau 
der Bahn selbst gestatten, zustandekommen 
müßte, um nach Möglichkeit die Zuglasten zu 
erhöhen und die Personalkosten zu vermin- 
dern. Sowohl in bezug auf das Gewicht je 
Pferdestärke wie auf das Höchstdrehmoment 
scheinen dabei die hochgespannten Gleich- 
stromlokomotiven und Einphasenlokomotiven 
nach einer von Körner gemachten Aufstellung 
von Lokomotivbauarten, wie sie in ver- 
sehiedenen Ländern zur Ausführung gekommen 
sind, und ebenso nach Berechnung von Reichel 
ungefähr die gleichen Werte zu erhalten. 
Zu dem gleichen Ergebnis haben auch die von 
_ Thormann hierüber für die Schweiz gemachten 
- Untersuchungen geführt. : i 
Die Unterhaltungskosten der Loko- 
motiven stehen in innigem Zusammenhang mit 
der Bauart. Körner hat hierüber vergleichende 
Aufstellungen gemacht. Aus diesen geht her- 
vor, daß die Gleichstromlokomotive in der 
- Hauptsache als Drehgestell-Lokomotive mit 
- Zahnradmotoren ausgeführt worden ist, d. h. 
- mit einer von dem Triebwagen übernommenen, 
mehr oder minder geänderten Anordnung. 
In-Amerika sind in gewissen Fällen, be- 
sonders für den Schnellzugdienst, Motoren ver- 
wendet worden, deren Anker unmittelbar auf 
den Triebachsen saßen, wodurch höherer 
Wirkungsgrad der Lokomotiven und einfacher 
Ausbau der Anker erzielt wurde. Da in Schwe- 
den die zugelassenen Achsdıucke bedeutend 
; Bauen sind als in Amerika, so muß es frag- 
ich erscheinen, ob eine derartige Bauart sich 
für ersteres Land eignen würde. Bei der Ein- 


sind auch Gleichstromlokomotiven mit reinem 
Kurbelstangenantrieb und hochgelagerten Mo- 
toren mit gutem Erfolg zur Anwendung ge- 
kommen. Nach den Ziffern aus amerikanischen 
Quellen zu urteilen, wie sie sowohl von Körner 
- wie von Kline zusammengestellt worden sind, 
scheinen die drei genannten Lokomotivarten 
im großen ganzen ungefähr dieselben Unter- 


motivgewicht, zu verursachen. Auch wenn auf 
die Leistung der verschiedenen Lokomotiven 
Rücksicht genommen wird, bleiben die Unter- 
schiede ziemlich gering, was recht bemerkens- 
wert ist, da man in Amerika im allgemeinen 
geneigt: ist, die bei gewissen amerikanischen 
Einphasenbahnen unbestreitbar relativ hohen 
- Unterhaltungskosten darauf zurückzuführen, 
daß Lokomotiven mit Stangenantrieb zur An- 
wendung gekommen sind. 

- - In Europa sind Einphasenlokomotiven 
bisher in der Hauptsache entweder mit Mo- 
toren für reinen Stangenantrieb- über eine 
Blindwelle oder aber für Zahngetriebe auf eine 
_ Blindwelle und weitere Kıäfteübertragung 
mittels Kuppelstangen ausgeführt worden. 
In Amerika ist bei den dort vorkommenden 
25-periodigen Einphasenbahnen sowohl un- 
mittelbarer Antrieb wie auch Zahnräderantrieb 
_ mit Kurbeln benutzt woıden. Die amerika- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 45. 


nischen Ziffern über die Unterhaltungskosten 
zeigen, bezogen auf das gleiche Lokomotivge- 


wicht, mehr als doppelt so hohe Unterhaltungs- 
kosten für Einphasenlokomotiven wie Gleich- 
stromlokomotiven. 
Leistung, so wird der Unterschied noch größer. 


Berücksichtigt man die 


Indessen dürfte diesen hohen Ziffern, besonders 


wenn man sie mit den zwar wenigen zur Ver- 
fügung stehenden europäischen Ziffern _ver- 
gleicht, sicherlich ein gewisser Zusammenhang 


mit der in Amerika benutzten, verhältnismäßig 


hohen Periodenzahl nicht abgesprochen werden 
können. 
Ziffern berücksichtigt werden, daß diese Ein- 
phasenbahnen in einem verhältnismäßig frühen 


Ferner muß bei der Beurteilung der 


Entwicklungsstadium entstanden sind, so daß 


die Motoren wie auch der Lokomotivkörper 
von Anfang an manches zu wünschen übrig 
ließen. 


Die europäischen Ziffern dagegen 


haben sich, soweit sie erhältlich waren, be=' 
deutend günstiger gestellt. 
gränsbahn ergaben die ersten Betriebsjahre 
Werte, welehe mit den amerikanischen Gleich- 
stromziffern vollkommen vergleichbar waren. 


“Bei der Riks- 


In den letzten Kriegsjahren sind die Kosten 


daselbst, besonders wegen der Unmöglichkeit, 
gewisse Betriebsmaterialien erster Beschatien- 
heit zu. erhalten, 


bemerkenswert gestiegen. 
Infolgedessen kann den späteren Werten eine 
rent? Bedeutung nicht zuerkannt wer- 
en. 

Die Angaben über die Unterhaltungs- 
kosten bei neueren schweizerischen Eın- 
phasenbahnen sind ebenfalls mit den amerika- 
nischen Gleichstromzitffern vergleichbar. Ge- 
wisse Unterhaltungskosten, z. B. für Motor- 
kohlen, Kommutatoren und Stufenschalter, 
sind infolge der niedrigeren Spannung und der 
größeren Stromstärke des Motors natürlich 
höher beim Einphasenstrom als beim Gleich- 
strom. Außerdem ist die Unterhaltung der 
Lager bei ersterem wahrscheinlich sowohl in- 
folge des wechselnden Drehmomentes wie auch 
infolge der bei den Kurbelmaschinen vor- 
kommenden höheren Beanspruchung  kost- 
spieliger. Im Gegensatz hierzu ist bei Gleich- 
stromlokomotiven die Unterhaltung der Strom- 
abnehmer teurer und außerdem ist eine -ge- 
wissenhaftere Reinigung der Apparate und 
Motoren wegen der höheren Motorspannung 
erforderlich. : 

Aus den hier angeführten Gründen ist 
Körner in seinen Berechnungen zu dem Er- 
gebnis gelangt, die Unterhaltungskosten für 
Einphasenlokomotiven um etwa 25% höher 
einzuschätzen als für Gleichstromlokomotiven 
(30°. Oere je Lokomotivkilometer für Ein- 
phasenlokomotiven, 24 Oere für Gleichstiom- 


‚tokomotiven und etwa 2000 PS Leistung). 


Reichel’ist der Auffassung, daß für die hier in 
Frage kommenden großen Lokomotivleistungen 
ein wesentlicherer Unterschied zwischen Dreh- 
strom, Gleichstrom oder Einphasenstrom 
nicht zu entstehen braucht, und zwar weder 
bezüglich des Gewichtes noch bezüglich An- 
schaflungs- oder Unterhaltungskosten, sofern 
die verschiedenen Bauarten für die gleichen 
Verkehrsansprüche ausgeführt sind. Da in- 
dessen die von Körner genannten Zahlen so- 
wohl mit den bei der Lötschbergbahn in der 
Schweiz wie auch mit den bei der Riksgräns- 
bahn unter normalen Verhältnissen _ge- 
wonnenen Ergebnissen bezüglich der Unter- 
haltungskosten für Einphasenlokomotiven und 


mit zum mindesten gewissen Ziffern bei ameri- 


kanischen Gleiehstrombahnen bezüglich der 
Lokomotiven übereinstimmen, wenn die Preis- 
erhöhung der letzten Jahre berücksichtigt wird, 
so hat die Kommission in den nachstehenden 
wirtschaftlichen Berechnungen von den Körner- 
schen Zahlen Gebrauch gemacht. 2 
Schließlich mag daran erinnert werden, 
daß in Deutschland und in der Schweiz die 
Erfahrungen der letzten Zeit dazu geführt 
haben, den reinen Stangenantrieb zu 
verlassen und zum Zahnradantrieb über- 
zugehen. Auf größere Erfahrungen, wie diese 
Anordnung sich bei Einphasenlokomotiven 
hinsichtlich der Unterhaltungskosten stellt, 
kann man sich somit noch nicht stützen, aber 
die Kommission hält es für wahrscheinlich, daß 
man mit einer derartigen Anordnung ein so 
ausreichend gutes Ergebnis erzielt, daß keine 
Veranlassung vorliegt, in den folgenden Be- 
rechnungen einen größeren Unterschied der 
Unterhaltungskosten zwischen beiden Stom- 
arten einzuführen, als Körner angibt. 
Bezüglich des Wirkungsgrades 
Lokomotiven hat. ebenfalls 
gleichende Berechnungen angestellt, aus denen 
hervorgeht, daß der Unterschied hierin zwi- 
schen den beiden Systemen sehr gering ist. 
Bei kleinen Stationsabständen dürfte kaum 
ein Unterschied bestehen, während bei größeren 
Stationsabständen, wie sie für Schnellzüge 
in Frage kommen, der Wirkungsgrad der 
Gleichstromlokomotiven etwas höher wird. 


der 


Körner ver- 


895 


Unter Zugrundelegung dieser Wirkungsgrad- 
bereehnungen sowie der jetzigen Verteilung 
des Verkehrs auf die verschiedenen Zugarten 
und der Ziffern für den Kraftbedarf, welche 
bei der Riksgränsbahn festgestellt worden sind, 
hat die Kommission den Energieverbrauch, 
gemessen an den Stromabnehmern, auf im 
Mittel 22>Wh/tkm für Einphasenlokomotiven 
und 21,5 Wh/tkm für Gleichstromlokomotiven 
geschätzt. Die rein bahntechnischen Gesichts- 
punkte werden bei dem Schlußvergleich zwi- 
schen beiden Stromarten behandelt werden. 


Vergleich bezüglich der Wirtschaftlichkeit 
des Bahnbetriebes. 


Damit die wirtschaftliche Ausbeute einer 
Bahnelektrisierung für die Staatsbahnen die 
bestmögliche wird, muß man natürlich das 
System wählen, welches neben technischer 
Vollwertigkeit mit den geringsten Anlage- 
und Jahreskosten (Betriebskosten, Verzinsung 
und Absehreibung) gute Anpassungsmöglich- 
keiten für die günstige Entwicklung des Ver- 
kehrs vereinigt. Sollnun für die beiden Strom- 
arten ein wirtschaftlicher Vergleich ‘gezogen 
werden, so sind hierbei nieht nur die Kosten 
für die Anlage, den Betrieb und die Unter- 
haltung der Leitungen, der Unterwerke und der 
Lokomotiven einzubeziehen, sondern auch die 
verschiedenen Kosten für die Krafterzeugung. 

Es ist der Kommission am geeignetsten 
erschienen, diesen Vergleich für einen wiık- 
lichen Fall durchzuführen, wobei in erster 
Linie die Strecke Stockholm-Göteborg in 
Frage kommt, weil diese. Strecke mit Rück- 
sicht auf die Verkehrsdichte als erste zu elek- 
trisieren ist. Unter der Voraussetzung des. 
Verkehrsumfanges im Jahre 1925 ist eine der- 
artige Berechnung sowohl vom elektrotech- 
nischen Bureau (unter Anwendung der Preis- 
lage für 1923), wie auch von Körner für die 
jetzige Preislage durchgeführt worden. . Ferner 
Sind von Lindström entsprechende Berech- 
nungen für denjenigen Teil eben genannter 
Strecke durchgeführt worden, welcher vom 
Trollhätta-Kraftwerk zu speisen sein würde. 
Die Kommission hat, wie einleitend bemeıkt 
worden ist, die verschiedenen Angaben ge- 
prüft und sich veranlaßt gesehen, ihre Be- 
rechnungen nach unten angegebenen in ver- 
schiedener Hinsicht abgeglichenen Grundlagen 
auszuführen. 

.. Da für den Gleichstrom Umföımung erfor- 
derlich ist, und eine solche auch für den Ein- 
phasenstrom in Frage kommen kann, &0o muß 
zunächst geklärt werden, nach welchen Grund- 
lagen der Anteil der Staatsbahnen an den 
Kosten für die Drehstrom-Übertragungsleitung 
bestimmt werden soll. Die für industriellen 
Bedarf erzeugte und weitergeleitete Dreh- 
stromenergie wird mit Sicherheit künftig von 
ausschlaggebender Bedeutung gegenüber der 
benötigten Bahnkraft sein, wenn auch die 
Eisenbahnen an und für sich und besonders 
im Anfang ein sehr großer Abnehmer elek- 
trischer Kraft sein werden. Es ist unter solchen 
Umständen natürlich nieht richtig, bei Um- 
formung die gesamten Kosten der Stromüber- 
tragung der Eisenbahn aufzuerlegen. Ander- 
seits kann es unsicher sein, ob von allen für 
die Eisenbahn erforderlichen Umformerwerken 
industrielle Drehstromkraft in großem Um- 
fange entnommen werden wird. Bei der voll- 
ständigen Elektrisierung des Landes wird in- 
dessen nach dem Vorschlag der Wasserfall- 
direktion ein Dreiphasen-Stammnetz für hohe 
Spannung und hohe Leistung gebaut werden, 
von welchem aus die elektrische Energie nach 
den verschiedenen Landesteilen hin verteilt 
werden wird. Fällt nun eine derartige Stamm- 
linie in ihrer Richtung mit einer Eisenbahn- 
linie zusammen, so wird bei Umformung eine 
besondere Speiseleitung für die Bahn nicht 
benötigt. Wenn im günstigsten Falle eine der- 
artige für die allgemeine Elektrisierung be- 
nötigte Stammlinie längs einer Bahnstrecke, 
z. B. Stockholm-Göteborg, in ihrer ganzen 
Länge verlaufen würde, so würde natürlich ein 
großer Teil der Kosten für die Speiseleitung 
und bis zu einem gewissen Grade auch für die 
Unterwerke von den Elektrisierungskosten 
der Bahn abgestrichen werden können, und 
zwar in umso höheren Umfange, je geringer 
die Bahnkraft gegenüber der Industriekraft 
sein wird. 

Die Größe des Kraftwerkes der 
Bahn muß deshalb zunächst bestimmt werden. 
Nach der Berechnung des elektrotechnischen 
Bureaus würde mit dem Fahrplan des Jahres 
1913 und mit den zugelassenen Zuggewichten 
dieses Fahrplanes die Höchstbelastung etwa 
17 000 kW erreichen (Spitzenbelastung). Für 
das Jahr 1925, nach welchem die Anlage be- 
züglich des Verkehrsumfanges bemessen wer- 
den soll, wird indessen der Verkehr auf das 
Doppelte gegenüber dem des Jahres 1913 ge- 
schätzt. In diesem Falle würde die Belastun 

bei unveränderten Fahrzeiten etwa 34 000 k 


896 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt 4. 11. November 1920. 


2 luftgekühlten Einphasen-Öltransformatoren 


umgeformt, welche untereinander durch eine 
) j für normal 2000 kVA bzw. mit 2 Motorgenera- 


Einphasen-Speiseleitung verbunden werden 
(Holmgren und Alm), so kann diese nach 


erreichen können, wozu noch der für die Zug- 
heizung erforderliche Kraftbedarf kommt. Ver- 
doppelte Zuggewichte, für die Schnellzüge 
950 t und für die Güterzüge 2000 t, können 
jedoch : wegen der Stärke der Kupplungen 
und wegen der Länge der Ausweichgleise auf 
den Bahnhöfen nicht in Frage kommen. Da- 
gegen dürfte es auf anderer Seite wünschens- 
wert sein, im Zusammenhang mit der Elektri- 
sierung die Zuggesehwindigkeiten etwas zu er- 
höhen, was eine entsprechende Erhöhung des 
Kraftbedarfs zur Folge hat. Um sicher zu 
gehen, glaubt deshalb die Kommission, den 
angegebenen Ausgangspunkt "beibehalten zu 
müssen. Eine Berechnung des größten Viertel- 
stundenwertes der Belastung ist nach diesen 
Grundsätzen vom elektrotechnischen Bureau 
ausgeführt worden und hat unter Berück- 
sichtigung der Heizung für Personen- und 
Sehnellzüge einen Wert von 29500 kW oder 
rd 30 000 kW ergeben, wenn die ganze Strecke 
aus einer gemeinsamen Leitung gespeist wird. 

Bei einem gegenüber dem Jahre 1913 ver- 
doppelten Verkehrsumfang wird die Förder- 
arbeit etwa 3300 Mill. tkm, weshalb nach "den 
gemachten Annahmen bezüglich Energiever- 
brauch der Lokomotive 72,6 Mill kWh Ein- 
phasenenergie und 71 Mill. kWh Gleichstrom- 
energie an den Stromabnehmern verbraucht 
werden. Mit Rücksicht auf die Verluste wer- 
den somit das Kraftwerk und die Speiseleitung 
mit höchstens etwa 30 000 kW und mit etwa 
90 Mill. kWh belastet. i 

Bei Gleichstrom, sowie bei Einphasen- 
strom mit Umformung in den Fällen, dab 
mehrere Stationen lediglich für die Fahrlei- 
tungsspannung angeordnet werden, hat die 
Kommission zwecks Berücksichtigung des ver- 
mindernden Einflusses der Stammlınien auf 
die Übertragungskosten der Bahnkraft die 
zwar recht beliebige Annahme gemacht, daß 
längs der ganzen Strecke Göteborg-Stockholm 
eine derartige Stammlinie für 60 000 kW ver- 
läuft, welche von Trollhätta-Motala gespeist 
wird, und an welcher die Eisenbahn mit der 
Hälfte der Kosten beteiligt ist. Dagegen ist 
nicht mit einer Verminderung der Kosten für 
die Unterwerke für die Industriekraft gerechnet 
worden, welche gegebenenfalls von dort aus 
abgegeben werden kann. Die für die Eisen- 
bahn etwas vorteilhafte Annahme bezüglich 
der Streckenkosten kann somit durch die etwas 
zu nachteilige Voraussetzung bezüglich der 
Unterwerke als aufgehoben angesehen werden. 
Eine derartige Leitung, welche hinsichtlich 
ihres kompensierenden Einflusses, ausgeübt 
durch die Motorgeneratoren der Unterwerke, 
recht knapp gehalten werden kann, kann 
gemäß einer Berechnung für 31 000 Kr/km 
ausgeführt werden. Die gesamte Länge der 
Leitung einschließlich Zuleitungen von Troll- 
hätta und Motala beträgt 565 km. 

Bei reinem Einphasenstrom mit einer 
längs der Bahn verlaufenden Einphasen-Speise- 
leitung von niedriger Periodenzahl, welche 
mittels Transformatoren die Fahrleitung 
speist, kann man nicht damit rechnen, daß 
industrielle Kraft in nennenswertem Umfange 
dieser Leitung entnommen werden wird. Die 
Kosten für eine solche Speiseleitung gehen 
somit in vollem Umfange zu Lasten der Eisen- 
bahn. Hierfür sind verschiedene Alternative 
untersucht worden. Wird die gesamte erfor- 
derliche Einphasenkraft in Trollhätta und 
Jung erzeugt und mit einer Spannung von 
100 000 V der Speiseleitung der Eisenbahn in 
Lagmansholm bzw. Hallsberg zugeführt, so 
muß diese Leitung so bemessen werden, daß 
die Summe des Spannungsabfalles in der Lei- 
tung, den Transformatoren und der Fahrlei- 
tung in dem entferntesten Teil des Zuges nicht 
zu groß wird. Die Kosten für eine solche Lei- 
tung sind zu etwa 29 000 Kr/km berechnet 
worden. Auch diese Leitung ist 565 km lang. 

Wird in Hallsberg zwischen der Bahn- 
kraftleitung und der Drehstrom-Stammlinie 
Trollhätta-Oerebro ein Ausgleichmaschinen- 
satz aufgestellt (Alms Berechnungen), welcher 
bei niedriger Bahnbelastung Einphasenenergie 
in Drehstromenergie und bei hoher Bahnbe- 
lastung in entgegengesetzter Richtung um- 
formt, so würden die Einphasengeneratoren 
des Kraftwerkes für eine nahezu gleichmäßige 
Belastung ausgeführt.(vorschlagsweise Schwan- 
kungen zwischen !/, und ?/, der größten Bahn- 
kraft) und die Spitzen von der Drehstroman- 
lage aufgenommen werden können. ie 
Speiseleitung kann also dadurch, daß die 
Spannung in Hallsberg nunmehr gleichmäßig 
gehalten werden kann, bei demselben höchsten 
Spannungsabfall bedeutend schwächer be- 
messen werden. Die Kosten werden in diesem 
Falle zu 22000 Kr/km Leitung berechnet. 
Hierzu kommt die der Stammlinie entnommene 
Kraft von höchstens 10000 kW mit ent- 
sprechender Kostenbeteiligung. 

Wird schließlich die Bahnkraft aus der 
Drehstromkraft in 4 größeren Unterwerken 


oder Dreiphasen-Gleichstrom-Umformung für 
gleiche Leistung ausgerüstet werden. Diese 
können für kürzere Zeit doppelt und für einige 
Minuten mit der dreifachen Leistung belastet 
werden. Das eine Aggregat steht hierbei nor- 
malerweise in Reserve und wird nur benutzt, 
wenn außergewöhnliche Belastungen voT- 


etwa 20 000 Kr/km betragen. Hierzu kommt 
der Anteil an den Drehstromleitungen nach 
den Unterwerken, d. h. die halben Kosten für 
220 km zu je 31 000 Kr/km. Zu bemerken ist, 
daß mit dieser Anordnung der Vorteil der Um- 
formerwerke, gegenseitig eine Reserve zu 
bilden, abgeschwächt wird. : 

Dem Abstande zwischen den Unterwerken, 
sowie deren Bemessung und derjenigen der 
Fahrleitung sind die vom elektrotechnischen 
Bureau gemachten Voraussetzungen und Be- 
rechnungen der Höchstleistung und des Ener- 
gieverbrauches längs der Bahn zugrunde ge- 
legt worden. N 

Beim Einphasenstrom ist unter Berück- 
sichtigung der früher erwähnten Unter- 
suchungen über Schwachstromstörungen bei 
der Riksgränsbahn der Abstand zwischen den 
Unterwerken im Mittel zu 30 km bestimmt 
worden; außerdem ist die Fahrleitung in der 
Mitte zwischen je zwei Unterwerken unter- 
teilt worden. Die Fahrleitung ist überall in 
den gleichen Abmessungen wie bei der Riks- 

ränsbahn angenommen worden, d. h. Fahr- 

dal und Tragseil aus Kupfer von zusammen 
130 qmm. Einschließlich Saugtransforma- 
toren, Schienenverbindungen usw. werden die 
Kosten der Fahrleitung zu 22 000 Kr/km be- 
rechnet. : 

Die gesamte -Gleislänge ist 920 km. Da 
indessen die Einphasenübertragung für den 
genannten Unterwerksabstand ın bezug auf 
die Spannung übermäßig reichlich ist, so sind 
mit Rücksieht auf zu erwartende Verbesse- 
rungen bezüglich des Schutzes gegen Schwach- 
stromstörungen auch Berechnungen für einen 
Unterwerksabstand von 60 km durchgeführt 
worden, und zwar in der Weise, daß entweder 
der ganze Fahrleitungsabschnitt auf diesen 
Wert erhöht worden ist, oder daß nach dem 
Vorschlag von Körner ein Unterwerk 2 Ab- 
schnitte zu je 30 km Länge speist. Für Gleich- 
strom ist’ ungeachtet der niedrigeren Span- 
nung der gleiche Abstand zwischen den Unter- 
werken wie vorstehend angenommen worden, 
d.h.etwa 30 km. Die Abmessungen der Fahr- 
leitung und der Speiseleitung sind nach Vor- 
schlägen von Kline gewählt worden, welcher 
gememsam für Fahr- und Speiseleitung folgende 
Werte angibt. Für Doppelgleis 346 mm? 
Kupfer je Gleis, für Einfachgleis 604 mm? und 
für Bahnhofsgleis 107 mm? Kupfer, welche 
Werte ungefähr den bei der Chicago-Milwaukee- 
St. Paul-Bahn benutzten Abmessungen ent- 
sprechen. Die Kosten hierfür werden ein- 
schließlich Schienenverbindungen und dergl. 
wie folgt berechnet. . Für Doppelgleis 31 000 
Kr/km ‘und Gleis, für einfaches Hauptgleis 
39 000 Kr/km und für Nebengleise 18 000 
Kr/km. Die gesamte Länge des Doppelgleises 
beträgt 188 km, diejenige des einfachen Gleises 
378 km und die Länge der Seitengleise 354 km. 

Einige vom elektrotechnischen Bureau 
ausgeführte Kontrollberechnungen scheinen zu 
ergeben, daß eine Verstärkung dieser Lei- 
tungen notwendig ist, was eine Erhöhung der 
Anlagekosten um etwa 2,15 Mill. Kr zur Folge 
hat. Nach Klines Angaben würden bei dem 
angegebenen Verkehrsumfang sogar im Mittel 
45 km Abstand zwischen den Unterwerken 
ausreichend sein, d. h. 10 statt 16 Unterwerke, 
weil nach seiner Auffassung der für die in 
Frage kommende Förderarbeit erforderliche 
Kraftbedarf vom elektrotechnischen Bureau 
zu hoch geschätzt wird. Die Kostenberech- 
nungen sind ebenfalls für diesen Abstand aus- 
geführt worden. Selbstverständlich werden 
aber die Anlagen in diesem Falle gar zu ver- 
schieden voneinander bezüglich der Entwick- 
lungsmöglichkeiten, um einen einigermaßen ge- 
rechten Vergleich zwischen ihnen ziehen zu 
können, und unter dieser Voraussetzung können 
auch Verminderungen der Kosten für Ein- 
phasenstrom zugestanden werden. ’ 

Bei 16 Unterwerken in einem mittleren 
Abstand von 30 km sind für Einphasenbetrieb 
vom elektrotechnischen Bureau die höchsten 
Viertelstunden-Mittelwerte jedes Unterwerkes 
und der entsprechende Kraftverbrauch be- 
rechnet worden. Als Mittelwert für alle Unter- 
werke erhält man eine höchste Viertelstunden- 
Belastung — 3500 kW. Um die Berechnung 
nicht unnötig zu erschweren, hat die Kom- 
mission die Frage insofern geregelt, als alle 
Unterwerke gleich groß und nach einem Mittel- 
wert gleich bemessen berechnet worden sind. 
In ‚der, Praxis werden natürlich gewisse Un- 
gleichheiten zwischen den verschiedenen Unter- 
werken insofern entstehen, als ein Teil der- 
selben infolge stärkerer Verkehrsdichte in 
gewissen Abschnitten leistungsfähiger be- 
messen werden muß, Es ist angenommen 
worden, daß jedes Unterwerk im ittel’ mit 


Unterwerken muß die Leistung um 50% und 
‘bei 45 km Abstand um 25% erhöht werden. 

Die Kosten für die Unterwerke dieser 
Leistungen und für die verschiedenen in Frage 
-kommenden Ausführungsarten sind für die 
heutige Preislage bereehnet worden und sind 
in der nachstehenden Zusammenstellung über 


Gleichstrom-Unterwerke ist auf Grund der aus 
Amerika erhaltenen angenäherten Preise und 
unter der Voraussezung eines ungefähr nor- 
malen Kurses (4 Kr) berechnet worden. Bei 
jetzigem Kurs sind die Preise der elektrischen 
Ausrüstung etwa 20% höher. Indessen glaubt 
die Kommission, für einen grundsätzlichen 
Vergleich nicht mit den gegenwärtig wahr- 
scheimlich etwas ‚extremen Valutaverhält- 
nissen rechnen zu müssen. 5 

Schließlich -sind, wie erwähnt, Berech- 
nungen durehgeführt worden sowohl für die 
Umformung in 4 Unterwerken auf hochge- 
spannten Einphasenstrom (70, kV), welcher 
dann wieder ın Transformatorenunterwerken 
herabgesetzt wird, als auch für eine Ausgleich- 
anlage in Hallsberg. ; 

Im ersteren Falle sind die Umformer- 
werke mit 3 Maschinensätzen (wovon 1 in 
Reserve) zu je 3000 kVA nebst wassergekühlten 
Transformatoren für 100 kV und 50 Perioden 
für die Drehstromseite ausgerüstet gedacht. 
Für die Einphasenseite sind wassergekühlte 
Transformatoren für 70 kV und 16?/, Per., 
2 ölgekühlte Einphasentransformatoren zu je 
2000 kVA für die Fahrleitung und die erforder- 
lichen Schaltvorrichtungen vorgesehen. 

Die Ausgleichanlage ist mit folgender 
Ausrüstung gedacht: 2 Motorgeneratoren (lin 
Reserve) zu normal je 7500 kVA, 3 Drei- 
phasen- und 3 Einphasentransformatoren, 
sämtlich wassergekühlt zu je 3750 kVA, 
100 kV und 50 bzw. 16?/, Per/s. Ferner 2 öl- 
gekühlte Einphasentransformatoren von je 
2000 kVA für die Fahrleitung, sowie die er- 
forderlichen Schaltvorrichtungen. 


(Schluß folgt.) 


Treiböl und Elektrizität in Kalifornien. — 
Anläßlich der Tagung der „National Electric 
Lamp Association“ in San Francisco im Mai 
d. Js. teilte J. E. Woodbridge Ziffern über 
den steigenden Preis und die abnehmende 
Zufuhr von Treiböl mit und erörterte die Be- 
deutung dieser Erscheinung für den Betrieb 
der Eisenbahnen. Nach seinen Mitteilungen 
ist der Ölpreis in Kalifornien in den letzten 
5 Jahren von 60 ets auf 1,85,$ gestiegen. Im 
Jahre 1915 hatte man eine Ölmenge, die fast 
einem Jahresbedarf entsprach, in Vorrat, sie 
vermehrte sich später noch etwas, hat aber 
dann sehr schnell abgenommen. Auf eine 
Besserung ist nicht zu hoffen, da nach Angabe 
der Standard Ölgesellschaft von Kalifornien 
die Petroleumquellen an der pazifischen 
Küste im Versiegen begriffen sind. Z. Zt. er- 
gibt sich als Folge, daß 1 kWh in Dampf- 
kraftwerken mit Ölfeuerung bei dem Ölpreis 
von 1,85 $ mindestens 1 et teurer wird. Bei 
den unwirtschaftlicheren Lokomotiven macht 


Woodbridge schätzt den Ölverbrauch der 
Dampflokomotiven in Kalifornien und der 
Nachbarstaaten auf 56 Mill. $im Jahr. Dieser 
Betrag steigt von Jahr zu Jahr, bis die Eisen- 
bahnen sich wegen der zunehmenden Knapp- 
heit des Öles nach einer anderen Betriebsweıse 
werden umsehen müssen, von denen die elek- 
trische die erfolgversprechendste ist. Ganz ab- 
gesehen von den sonstigen Vorteilen, istes ganz 
einfach eine Betriebsstoffkostenfrage. Die be- 
stehenden Kraftwerke, die schon jetzt den 
durch die Industrie an sie gestellten An- 
sprüchen nicht genügen können, sind aller- 
dings nicht in der Lage, auch noch eine große 
Eisenbahnbelastung zu übernehmen. Die Lö- 
sung dürfte in einer Kraftbesteuerung der 
Eisenbahnen liegen, aus deren Ergebnis die 
erforderlichen Kraftanlagen zu anzaereh 
wären. („Eleetrie Railw. Journ.“, Bd. 55, 1920, 
S. 1065.) W. 


toren für Dreiphasen-Einphasen-Umformung 


kommen. Bei 60 km Abstand zwischen den 


die Anlagekosten enthalten. Der Preis der- 


sich die Kostensteigerung noch mehr geltend. 


11. November 1820. E 1920, Heit 45. 897 


lektrotechnische Zeitschrift, 


u, u ee 


® 
5 


"bis Mitternacht laufen. 


" zweite 


abends 
' bis die zweite, 15 min nach dem Zeitpunkt des 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Ein neues 
Melbourne. — Die Regierung von Vietoria 
beabsichtigt Melbourne und ıhre Umgebung 
mit billiger Kraft aus Braunkohle zu versorgen. 
Ungeheure Braunkohlenlager wurden bei Mor- 
well, 130 km von Melbourne entfernt, wegen’ 
anhaltender Brennstoffknappheit erschlossen. 
Aus früheren Mitteilungen geht hervor, daß 
die australischen Braunkohlenlager den deut- 
schen ähnlich sind. Der Bau des Kraftwerks 
wird durch die Regierung befürwortet und 
unterstützt; er soll das größte auf der südlichen 


.Halbkugel werden. Um die heimischen Unter- 
nehmen zu ermutigen und zu fördern, sollen, 


wenn möglich, dıe verschiedenen Einrich- 
tungen in Australien hergestellt werden, aber 
gewisse Ausrüstungen werden von auswärts 
bezogen, wobei soweit als möglich englischen 
Fabriken der Vorzug gegeben wird. Die 
Kraftanlage soll aus drei Turbodynamos von 
25 000 kW bestehen, die Kosten für diese sind 
auf 500 000 £ geschätzt. Die gleiche Summe 
wird für die Hochspannungs-Schaltanlage für 
132 kV und dıe Transformatoren ausgeworfen. 
Für den ersten Ausbau des Entwurfes sind 
12 Kessel vorgesehen, die wahrscheinlich nieht 
alle im Lande hergestellt werden können. Die 


"Kosten der Kesselund der Kondensationsanlage 


werden zu rd 800 000 £ angenommen. Der elek- 
trische Ausschußhofft, Schaltanlagen und Trans- 
formatoren, Kohle- und Ascheförderanlagen im 
Lande zu erhalten, jedoch dürften isolierte 
Kabel, die mit 350 000 £ veranschlagt sind, 
im Inlande schwerlich zu beschaffen seın. Die 
deutsche Industrie hat vorläufig keine Aus- 
sichten, Aufträge zu erhalten, dadie austra- 
lische Regierung auf Betreiben der englischen, 
die Einfuhr von allen Waren, die mehr als 
5% deutsches Material enthalten, verboten 
hat. Mit dem Bau soll sofort begonnen wer- 
den. Gg. 


Selbsttätiges Unterwerk für die Straßenbahn 
Cleveland. — Die Straßenbahn in Cleveland 
hat das erste der vier vorgesehenen selbsttäti- 
gen Unterwerke dem Betrieb übergeben. Die- 
ses ist von besonderem Interesse, weil es das 
größte selbsttätige Unterwerk ist und gleich- 
zeitig das erste, das die Westinghouse Co. 
mit zwei Maschineneinheiten austührte. Es 
wurde errichtet, um den Strombedarf eines 
Stadtteiles, der außerhalb der „Zwei-Meilen- 
Grenze‘‘ eines anderen Unterwerkes, und der 
neuen interurbanen Bahn zu decken. Außer- 
dem sollte esein im dicht bevölkertsten Teile 
der Stadt gelegenes Werk entlasten. Das 
selbsttätigeUnterwerkbesteht aus zwei1500k W- 
Westinghouse - Einankerumformern, jeder mit 
Unterbrechern, Transformatoren und selbst- 
tätiger Regelung ausgerüstet. Das Werk ist 
nieht ununterbrochen im. Betrieb, aber eine 
Einheit wird mindestens von 4 h nachmittags 
Die Maschine wird 
innerhalb 40 s selbsttätig ans Netz geschaltet, 
sobald die Fahrdrahtspannung unter die Be- 
triebsspannung sinkt. Sollte diese Maschine 
15 min lang ihre Vollast abgeben, so wird die 
Maschine selbsttätig dazugeschaltet. 
Während der Spitzenbelastung morgens und 
liefern beide Maschinen Strom, 


Sinkens ihrer Belastung auf 50% der Normal- 
last, selbsttätig abgeschaltet wırd und der 
ersten die Versorgung der Tagesbelastung über- 
läßt. Um Mitternacht beım Aufhören des 
Straßenbahn betriebes wird auch die erste selbst- 
tätig abgestellt. (,Eleetr. Railway Journ.‘, 
Bd. 76, 1920, $. 533.) Gg. 


Elektromaschinenbau. 


Praktische Tafeln für Umschaltung von In- 
duktionsmotoren. — Roe, Ingenieur der 


_ Westinghouse El. & Mfg. Co. veröffentlicht in 


„Electrical World‘) für den praktischen Ge- 
brauch von Ankerwicklern bestimmte Tafeln zur 
Umschaltung von Induktionsmotoren für Ein- 
phasen- und Drehstrom mit überlappter Wick- 
lung auf veränderte Spannungen oder Umdre- 
hungszahlen, auf die hiermit hingewiesen sei. 
Die Tafeln umfassen die Umschaltmöglichkeiten 
zwischen 2 und 12 Polen für Motoren mit ur- 
sprünglich 12 bis 240 Spulen und enthalten 
neben den Schaltungsplänen alle notwendigen 
Angaben, auch für dıe Fälle, in denen einzelne 
der vorhandenen Spulen tot gelegt werden 
müssen. —Z. 


1) Bd. 76, 1920, 8, 170 u. 688. 


r 


Braunkohlen-Kraftwerk in 


RUNDSCHAU. 


Spannungstransformator für Gleichstrom. 
— Eine Maschine, die die unmittelbare Um- 
wandlung einer Gleichstromspannung in eine 
andere erlaubt, wird von der Soci6t6 Romain 
Bon, Lüttich, gebaut. Sie ist im wesentlichen 
eine Gleiehstrommaschine mit feststehendem 
Anker und umlaufendem Feld; anstatt der 
gewöhnlichen Anordnung der Ankerwicklung 
wird eine Anzahl hintereinandergeschalteter 


- Wieklungen benutzt, deren Enden zu einem 


Kommutator geführt sind, von welchem der 
Strom durch ein System umlaufender Bürsten 
abgenommen wird. Diese Anordnung in Ver- 
bindung mit dem umlaufenden Feld und der 
exzentrischen Lagerung des Ankers, gestattet 
jede gewünschte Spannungsänderung durch 
Erhöhung oder Verminderung der Ampere- 
windungszahl der feststehenden Windungen. 
Die Erbauer weisen auf die Ähnlichkeit ihrer 
Masehine mit statischen Transformatoren hin; 
es wird auch hier nur wenig Eisen und Kupfer 
en undessind auch keine sich kreuzen- 
en Leitungen mitverschiedenem Potential vor- 
handen, so daß die Isolierung erleichtert und 
die Gefahr des Kurzschlusses vermindert 
ist. Die Kommutierung macht keine Schwie- 
rigkeiten, obwohl die parallelen Lamellen 
durch gestaffelte Kontakte ersetzt sind. Die 
größte bis jetzt gebaute Maschine dieser Art 
hat 1 kW Leistung. Beim Bau größerer 
Maschinen werden sıeh aber wahrscheinlich 
Schwierigkeiten ergeben. („Eleetrician‘““, Bd.85, 
1920, 8. 384.) Gg. X 


Die Kaskadenschaltung zweier mehrpha- 
siger Induktionsmaschinen in analytischer und 
graphischer Behandlung. — Unter Verwendung 
des allgemeinen Ersatzstromkreises für die 
mehrphasige Induktionsmaschine werden die 
Drehzahl- und Schlüpfungsverhältnisse der 
Kaskadenschaltung von H. Kafka untersucht. 
Für die Kaskadenschaltung zweier mehr- 
phasiger Induktionsmaschinen läßt sich der 


 Ersatzstromkreis aus den beiden Ersatzstrom- 


kreisen der vorderen und hinteren Maschine 
zusammensetzen. Auf Grund dieser Zusammen- 
setzung wird das Leitwertdiagramm der Kas- 
kadenschaltung ermittelt und die Beziehungen 
für das Stromdiagramm abgeleitet. Darauf 
wird eine direkte Konstruktion des Grund- 
kreises und des. Kaskadendiagrammes ange- 
geben und endlich eine Darstellung der pri- 
mären elektrischen Leistung, der Drehmo- 
mente und der mechanischen Leistungim Strom- 
diagramm der Kaskadenschaltung analytisch 
und graphisch hergeleitet. Das entwickelte 
Verfahren ermöglicht auch eine verhältnis- 
mäßig einfache -Untersuehung der Anlaufver- 
hältnisse der Kaskadenschaltung, sowie des 
Einflusses der dauernden Einschaltung von 
Widerständen in den Sekundärkreis der hin- 
teren Maschine. Die Konstruktion des Leit- 
wert- (Strom)-Diagramms der Kaskadenschal- 


tung wird wesentlich vereinfacht, wenn die, 


früher berücksichtigten Eisenverluste und die 
Kupferverluste in der Primärwicklung der 
vorderen Maschine vermachlässigt werden. 
Man erhält dann ein Diagramm, welches in 
seinen Voraussetzungen dem bekannten Hey- 
landdiagramm der einfachen Induktions- 
maschine entspricht. (H. Kafka, Archiv f£. 
Elektrotechn., Bd. 8, 1920, S. 382). Vg. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Das Optophon. — Das Optophon ist ein 
Apparat, der mittels einer Selenzelle und eines 
Fernhörers Lichteindrücke in Schallwirkungen 
umsetzen und es dadurch Blinden ermöglichen 
soll, gewöhnliche Drucksehr'ft durch Abhören 
zu lesen. Dieser zuerst von Fournier d’Albe 
angegebene Apparat ist neuerdings von Barr 
u. Stroud!) ın eine verbesserte Form ge- 
bracht worden. Die prinzipielle Anordnung ist 
in Abb. Lin zwei zueinander senkrechten Längs- 
schnitten wiedergegeben. Die abzulesende 
Druckseite wird mıt der Schriftseite nach unten 
auf eine zylindrisch gebogene Glasplatte gelegt, 
unter welcher der Aufnahmeapparat durch 
Federkraft in gleichförmiger Bewegung ent- 
lang einer Druckzeile fortbewegt wird. Den obe- 
ren Abschluß dieses Aufnahmeapparates bildet 
eine kleine unmittelbar unterhalb der Glas- 
platten befindliche Porzellanplatte, die in der 
Mitte eine kleine Öffnung hat, um das von 
unten kommende Licht hindurchtreten zu las- 
sen. Rings um diese Öffnung herum ist diese 
Porzellanplatte auf ihrer Oberseite als licht- 
empfindliche Selenzelle ausgebildet, die mit 
einer Batterie und einem Telephon in Reihe ge- 
schaltet ist. Die Selenzelle erhält nur Licht, 
das von der bedruckten Seite reflektiert wird, 


ı) „The Electrician* Bd, 85, 1920, 8, 183, 


Das Licht wird von einem kleinen Glühlämp- 
chen mit einfachem geraden Glühdraht ge- 
liefert. Dieses Lämpehen ist unterhalb einer 
rotierenden von einem Motor angetriebenen 
Scheibe angebracht, die mit einer Anzahl von in 
fünf konzentrischen Kreisen angeordneten 
Löchern versehen ist. Durch ein Linsensystem 
wird ein Bild des Glühfadens auf der bedruck- 
ten Seite entworfen. Durch die Wirkung der 
Lochscheibe entsteht eine Reihe von 5 leuch- 


Objektiv zur Einstellung__ 
— Teer Größe der Skala 


ns = \ 


tenden Punkten, die sogenannte „Skala‘‘. Der 
innerste Kreis der Lochscheibe enthält 18 Öff- 
nungen, die übrigen der Reihe nach 24, 27, 30 
und 36 Öffnungen. Macht die Scheibe pro sek 
2115, Umdr, so verursacht der 2. Lochkreis 516 
Liehtblitze pro_sek und infolgedessen entsteht 
in,dem mit‘der Selenzelle verbundenen Tele- 
phon ein Ton von der Höhe des.c, Bei dem ge- 
wählten Verhältnis der Lochzahlen in den 
15 Kreisen entsprechen diesen Lochzahlen der 
Reihe nach die Töne 9 C2 da & 92- 

Das Linsensystem ıst derart angeordnet, 
daß durch Verschiebung einer mittleren Linse, 
die Bildgröße der „Skala“ verändert werden 
kann, u. zw. wird diese Größe so eingestellt, 
daß die „Skala‘‘ gerade die Zeilenhöhe bedeckt, 
der oberste Lichtpunkt also mit dem höchsten 
Punkt der großen Buchstaben der unterste mit 
dem tiefsten Punkte der Buchstaben p y9 
usw. zusammenfällt. Eine weitere Linse dient 
zur Scharfeinstellung. 

Das sogenannte „Weiß-Ton-Optophon“ 
wirkt nun folgendermaßen. Fällt die „skala““ 
auf eine vollkommen weiße Fläche (Wort- 
zwischenraum), so erklingt die ganze Tonfolge 
auf einmal. Passiert die Skala z. B. den Buch- 
staben V, so verschwindet zunächst der höchste 
Ton g,, dann der Reihe nach e,, da, Ca, dy E29 Io. 
So wırd jedem einzelnen Buchstaben eine ganz 
bestimmte Reihe aufeinander folgender 'Ton- 
kombinationen entsprechen. 

- Das verbesserte Optophon wird im Gegen- 
satz hierzu als „„Schwarz-Ton-Optophon‘“ be- 
zeichnet und unterscheidet sich von dem vori- 
gen dadurch, daß eine weiße Papierstelle durch 
vollkommenes Schweigen, eine ganz schwarze 
Stelle durch Anklingen sämtlicher Töne wieder- 
gegeben wird. Das wird dadurch erreicht, dab 
eine zweite Seleniumzelle, die sogenannte Kom- 
pensationszelle, angeordnet wird, der ein kleiner 
Bruchteil des intermittierenden Lichtes, bevor 
es auf die Papiersehrift fällt, durch Reflektion 
von einer Konkavlinse zugeführt wird. Durch 
eine Kompensations- oder Brückenschaltung 
kann dann der zu dem oben beschriebenen in- 
verse Effekt hervorgerufen werden. Der Buch- 
stabe Y wird in dıesem Falle wiedergegeben 
durch das aufeinanderfolgende Anklingen der 
Töne 92 6» da, Ca da. 92. Der mechanische 
Aufbau des Apparates bestent auseinem Metall- 
rahmen, der das zylindrisch gebogene Glas 
trägt, mit welchem die Buchseite ın innigen 
Kontakt gebracht wird. Der Zeilen wechsel 
wird durch Drehung der Glasplatte um die Zy- 
linderachse bewirkt. Das gesamte optische 
System ist an einem Schlitten befestigt. Dieser . 
wırd mittels Handgriffs nach rechts geschoben 
und bewegt sich sodann unter Einwirkung einer 
Feder mit regulierbarer Geschwind;gkeit nach 
links. Sehalter für den Motor und die Selen- 
zellen sind vorgesehen. Alles ist so angeordnet, 
daß ein Blinder leicht die erforderlichen Justie- 
rungen vorzunehmen imstande sein soll, Es 
soll nach einiger Übung möglich sein, nicht nur 


898 


die Tonbilder der Buchstaben, sondern auch 
die von Silben und ganzen Worten als Ganzes 
aufzunehmen. Ein blinder Leser hat es angeb- 
lich zu einer Lesegeschwindigkeit von 25 Wör- 
tern i. d. Minute gebracht. Das dürfte in An- 
betracht der außerordentlich hohen Anforde- 
rungen, welche die Handhabung dieses Appa- 
rates an die Feinheit des musikalischen Ge- 
hörs zu stellen scheint, eine höchst aner- 
kennenswerte Leistung darstellen. Ghe. 


Verkehr und Transport. 


Die Elektrisierung der Eisenbahnen in Eng- 
land. — Der vom Transportminister ernannte 
Ausschuß, der sich- mit gewissen Fragen be- 
züglich der Elektrisierung der Eisenbahnen 
zu beschäftigen hatte, gab einen einstimmigen 
Bericht heraus, dessen wesentlichen Inhalt 
wir nachstehend wiedergeben. 

Der Ausschuß hat Vertreter der englischen 
und je einen Fachmann der schwedischen und 
schweizerischen Eisenbahnen, ferner Vertreter 
der British Thomson-Houston Co., der English 
Eleetrie Co. und der Metropolitan - Vickers 
Co. gehört und von der Oerlıkon Gesellschaft 
eine schriftliche Stellungnahme erhalten. Der 
Ausschuß sandte im April 1920 an die haupt- 
sächlichen Eisenbahngesellschaften einen 
Fragebogen, der sich auf die Punkte erstreckte, 
welche der Ausschuß klarstellen sollte und 
sowohl aus den hierauf und’ aus den auf einen 
im Januar vom Transportministerium ausge- 
sandten Fragebogen erhaltenen Antworten, 
als auch unter Verwendung der von den ge- 
hörten Sachverständigen gemachten Angaben 
wurden ausführliche statistische Zahlentafeln 
angefertigt, welche dann von dem Ausschuß 
eingehend beraten wurden. In bezug auf die 
Frage, ob Vorschriften über die Austausch- 
barkeit von elektrischen Lokomotiven 
und Wagenmaterial usw. zu erlassen seien, 
gelangte der Ausschuß zu der Ansicht, daß 
dies zur Erzielung der größtmöglichen Vor- 
teile durch die spätere Elektrisierung der eng- 
lischen Eisenbahnen zweckmäßig wäre. Durch 
diese Vorschriften soll die Normüng der für 
die englischen Verhältnisse geeignetsten Me- 
thoden und Apparate gewährleistet werden. 
Sie dürfen anderseits aber die künftige Ein- 
führung von. Verbesserungen nicht unnötig 
erschweren. Der Ausschuß empfahl dann im 
Verfolg .dieser Frage über die nachstehenden 
Punkte Vorschriften zu erlassen: 

1. Die Eisenbahnen, welche noch keine 
Streeken elektrisiert haben, müssen Gleich- 
strom benutzen. 

2. Die Normalspannung an den Unter- 
werks-Sammelschienen muß 1500 V betragen, 
doch dürfen Betriebsanlagen mit 600 und 
1200 V bestehen bleiben und neue Betriebe die 
halbe Normalspannung verwenden, falls dies 
nachgewiesenermaßen vorteilhaft ist; unter 
derselben Bedingung darf eine höhere Span- 
nung bis zu einem Vielfachen der Normal- 
spannung benutzt werden. 

3. Zuleitung darf durch Fahrdraht oder 
dritte Schiene erfolgen, wobei die allgemeine 
Anordnung. gewissen, später zu veröffent- 
lichenden Bedingungen zu genügen hat. Ebenso 
werden.dann zu erlassende Vorschriften vor- 
geschlagen werden, wonach: Lokomotiven und 
Triebwagen für zwei verschiedene Fahrspan- 
nungen geeignet, z. B. 750 und 1500 V, und 
mit Stromabnehmern für Fahrdraht und 
dritte Schiene ausgerüstet sein müssen. 

4. Die Kraftwerke für Gleichstrombahnen 
müssen Drehstrom geeigneter Spannung er- 
erzeugen. 

5. Bei vorhandenen Kraftwerken, welche 
eine Frequenz zwischen 25 und 50 benutzen, 
braucht letztere nieht geändert zu werden, 
doch muß für neu zu errichtende Kraftwerke 
die in dem betr. Bezirk übliche, vom Eiek- 
trizitätekommissar gutgeheißene Frequenz 
vorgesehen werden. “Der Ausschuß ist der 
Ansicht, daß die Unterwerke mit der Frequenz 
50 betrieben werden können, ohne daß der 
Bahnbetrieb darunter irgendwie leidet. 

Die London, Brighton & South 
Coast Ry. Co. hatte für ihre Vorortlinien den 
Einphasenstrom eingeführt, da s. Zt. nur 


mittels dieser Stromart ein Ausbau bis nach - 


Brighton möglich schien. Dieser Ausbau ist 
jetzt dringend “erforderlich, der Ausschuß 
muß zugeben, daß, falls derselbe nach der bis 
jetzt verwendeten Stromart erfolgt, die Aus- 
tauschbarkeit beeinträchtigt. wird, anderseits 
aber auch, daß der Umbau der bestehenden 
Vorortstrecken der Gesellschaft für Gleich- 
strom eine in der jetzigen Zeit nicht zu recht- 
fertigende Ausgabe verursachen würde. Der 
Ausschuß entscheidet sich nach eingehender 
Würdigung dieser Erwägungen dahin, daß die 
Brighton-Bahn den Einphasen wechselstrom aus- 


| 


nahmsweise beibehalten dürfe,unddaßunterBe- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Het 45. 


rücksichtigung des Regierungsvorschlages über 
die Gruppierung der Eisenbahnen die Form des 
für den Ausbau nach der Küste zu wählenden 
Betriebssystems an Hand der Erfordernisse 
des Durchgangs- und Anschlußverkehrs mit 
anderen Eisenbahnnetzen der Südgruppe noch- 


mals eingehend erwogen werden muß. Ge- 
schieht dies und bedeutet der Ausbau nach . 


dem gegenwärtigen System einen erheblichen 
geldlichen Vorteil, so ist nach Ansicht des 
Ausschusses die Genehmigung dazu zu ge- 
währen. 


Es ist beachtenswert, daß der englische 


Ausschuß seine Entscheidung für hochge- 
spannten Gleichstrom getroffen hat, obwohl 
in dem von ihm herangezogenen Kreis von 
Fachleuten sich viele Vertreter “ders Ein- 
phasenstroms befanden. (,Eleetrician“ Bd. 45 
1920,..8. 42T.) ü 


Fernmeldetechnik. 


Neuer Fortschritt der drahtlosen Telegra- 
phie. — Den dänischen Ingenieuren Karl 
Rahbek und Alfred Johnsen ist es ge- 
lungen, unter Ausnutzung eines nach ihren 
Ansaben neuen elektrischen Phänomens, 
Prinzipien für Apparate zu entwickeln, die 
auf - dem Gebiete der Fernübertragung 
von Zeichen und der Sprache eine Umwäl- 
zung hervorzurufen geeignet sind. Diese 
Prinzipien beruhen auf der Erkenntnis, daß 
gewisse Materialien, z. B. lithographische 
Steine, in Verbindung mit stromführenden Be- 
legungen namhafte Kräfte auszulösen imstande 
sind. - Die Erfinder haben, wie man uns weiter 
mitteilt, daraufhin ein Relais gebaut, bei dem 
Stromimpulse durch eine sich drehende Scheibe 
oderein sich fortbewegendes Band von schlecht 


leitendem Stoffe und eine darauf geleeie: 


Elektrode gesandt werden. Zwischen 
oder Band und Elektrode entstehen den Strom- 
impulsen -entsprechende Anziehungen und Än- 
derungen tangential wirkender Kräfte. Durch 
letztere werden die den Stromimpulsen als 
Ursache zugrunde liegenden Kräfte zum Emp- 
fänger übertragen. Die Ursachen dieser Er- 
scheinungen wurden von den Erfindern näher 
erforscht und von der Dr. Erich F. Huth G. m. 
b. H. in Berlin für die verschiedensten prak- 
tischen Verwendungsgebiete erprobt und aus- 
gebildet. Uber diese durch Patentanmeldungen 
im In- und Auslande bereits gesicherte Aus- 
führungsformen und Anwendungsgebiete kön- 
nen heute noch keine näheren Angaben ge- 
macht werden. Es werden aber in Kürze fer- 


cheibe 


tige Apparate für Femschrift- und Fermlaut- 


übertragung auf dem Markt erscheinen, und 
es wird sodann Gelegenheit genommen werden, 
hierüber an Hand maßgeblicher Berichte der 
Fachwelt an dieser Stelle eingehende Auf- 
klärung zu geben. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
< Ausstellungen. 


Leipziger Messen. — Nach einer Mittei- 
lung des Meßamts für die Mustermessen in 
ee ist die Frage der Wiedervereinigung 
der Technischen mit der Allgemeinen 
Mustermesse, die der Aufsichtsrat des Meß- 
amts von der technischen Durchführbaärkeit 
abhängig gemacht hatte, inzwischen eingehend 
geprüft worden. Der Aufsichtsrat der Techni- 
schen Abteilung des Meßamts G. m. b. H. hat 
den Entschluß gefaßt, die erforderlichen Räume 
bis zum kommenden Frühjahr bereitzustellen, 
und der Arbeitsausschuß hat sich endgültig für 
für die gleichzeitige Abhaltung beider Messen. 
ausgesprochen. 

Weiter ist vom Sächsischen Wirtschafts- 
ministerium die Bereitwilligkeit erklärt wor- 
den, den Jahreszuschuß zur Leipziger Messe 
auf 1 Mill. M zu erhöhen, wenn auch das Reich 
und die Stadt Leipzig ihre Beiträge entspre- 
chend heraufsetzen und die Interessenten in 
größerem Maße herangezogen werden. 


Verschiedenes. 


Neuordnung der technischen Wirtschaft in 
Groß-Berlin. — Der ‚„Reichsbund Deutscher 
Technik“ hat, wie er mitteilt, nach eingehen- 
der Prüfung durch einen großen Kreis von 
Sachverständigen Vorschläge für die 
grundsätzliche Neuordnung der tech- 
nischen Wirtschaft in: Groß-Berlin 
und in den Bezirksämtern ausgearbeitet. Nach 
seiner Ansicht erfordert die im Staatsleben ein- 
getretene Umstellung, möglichst breite Kreise 
der städtischen Bevölkerung zu den öffent- 
liehen Arbeiten heranzuziehen und dafür zu 
interessieren. Das könne in einem so großen. 
Selbstverwaltungskörper aber nur dadurch er- 
zielt werden, daß unter einer einheitlich ge- 


‚11. November 1920. 


führten Zentrale tunlichst viele und selbstän- 
dige Verwaltungen gebildet werden. Der Auf- 
bau und die Verwaltung der ganzen Ge- 
meinde müsse von unten herauf vorgenommen, 


also bei der Bezirksverwaltung begonnen wer- 


den, was zugleich die Wege für die natürliche 
Lösung aller großstädtischen Aufgaben weise. 
In den Bezirksämtern sollen daher nach den 
Vorschlägen des Reichsbundes alle Dinge behan- 
delt werden, die vorwiegend den Bezirk an- 
gehen, während die Zentrale alle übrigen, die 
gesamte Gemeinde betreffenden Aufgaben zu 
lösen, Grundsätze und Richtlinien für die Ver- 
waltung der Bezirke aufzustellen und etwaige 
en zwischen letzteren auszugleichen 
rabe. 

In den Aufgabenkreis des Bezirkamtes 
will der Reichsbund einbeziehen den Entwurf, 
die Ausführung und Unterhaltung aller Hoch- 


‘bauten, die Bauberatung und Kunstpflege, die 


Hochbaupolizei, das Heizungswesen, die Park- 
und Spielplatzverwaltung, das Bebauungsplan- 
wesen, die Wohnungsfürsorge, Entwurf, Aus- 
führung und Unterhaltung aller Straßen-, 


- Brücken- und Hafenbauten, die Kanalisation, 


die Entwässerungs- und Straßenbaupolizei, 
das Straßenreinigungs- und Fuhrwesen, die 
Müllbeseitigung, die Baustoffbeschaffung, das 


Vermessungs- und Schätzungswesen und das 


Technische Untersuchungswesen. Der Verkehr 
werde vorteilhaft von einer Stelle aus geleitet. 
Für die größeren Werke (Gas-, Wasser- und 
Elektrizität) seien ebenfalls durch die Zu- 
sammenfassung gewisse Vorteile zu erwarten, 
wenn man auch nicht verkennen dürfe, daß den 
Bszirken hierdurch gerade die Anlagen ent- 
zogen werden, die ihnen einen großen Anreiz 
für ihren Betätigungseifer hätten bieten kön- 
nen. ,‚Die Leistungsfähigkeit der Organisa- 
tion‘, so heißt es in der Zuschrift des Reichs- 
bundes, „hängt im übrigen aufs innigste zu- 
sammen mit der Auswahl der geeigneten Per- 
sonen und mit deren Befugnissen. Die natür- 
liche Grundlage für jede schöpferische, insbe- 
sondere technische Verwaltungstätigkeit bilden 
nämlich die dauernde Übersicht über die ge- 
samte Verwaltung eines Bezirkes, die klare Er- 
kenntnis der örtlichen Bedürfnisse und die 


Fähigkeit, die zu treffenden Maßnahmen rei- 


bungslos in die Verwaltung der ganzen Ge- 
meinde einzugliedern. Der dazu notwendige 


Überblick ist nur zu erreichen durch Über- 
nahme der verantwortlichen Mitgliedschaft im 


Bezirksamt durch den Geschäftsführer der 
technischen Verwaltungszweige. Aus unserer 
Kenntnis der Dinge heraus bitten wir daher, 
in jedem Bezirksamt zwei technische Dezer- 
nate vorzusehen und mit hauptamtlich be- 
stellten wirtschaftlich weitblickenden Fach- 
leuten zu besetzen.“ 


Aus den vom Reichsbund, diesen Gesiehts- 


punkten - entsprechend, aufgestellten Grund- 
zügen für die Neuordnung der teelinischen 
Wirtschaft geht hervor, daß er die Erledigung 
der den Bezirksämtern zufallenden Bau- 
aufgaben in der Regel zwei Dezernaten (für 
Hochbau und für Tiefbau) zuweisen und für die 
technischen Aufgaben nach Bedarf Bezirksdepu- 
tationen gebildet sehen will, während die prak- 
tische Bearbeitung der technischen Aufgaben 
in Bezirks-Fachämtern erfolgen soll. Soweit die 
technischen Aufgaben durch die Bezurksämter 
bearbeitet werden, soll sich die Tätigkeit der 
Zentralverwaltung auf die Prüfung und 
Genehmigung der größeren, eines besonderen 


Gameindebeschlusses 'bedürfenden Entwürfe, 


ferner auf die Aufstellung von Richtlinien für 
Entwurf, Bauausführung, Betrieb und Unter- 


haltung, auf die Feststellung des Gesamthaus- 


haltsplanes und schließlich auf die Erledigung 


von Gesamtangelegenheiten beschränken. Die 


Zentralverwaltung bearbeitet weiter das Ver- 


kehrswesen sowie Werks- und Maschinenange- 


legenlieiten. Außerdem sind für Siedlungs- und 

ohnungswesen, Hochbau und Tiefbau Zen- 
traldeputationen vorgesehen. Die Lösung der 
Verkehrsaufgaben, der Angelegenheiten der 
Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke er- 
folgt durch (zentrale) Verwaltungsräte; inner- 
halb der Bezirke werden hierfür Bezirksde- 
putationen in der Regel nicht gebildet. ‘Die ge- 
nannten 5 technischen Hauptverwaltungs - 
stellen will der Reichsbund zur Erledigung ihrer 
Aufgaben nach Bedarf in Zentral-Facl ämter 
(Zentralsiedlungsamt, Zentralwohnungsamt, 
Verkehrsamt usw.) aufteilen. x RI 


Reichswasserwirtschaftsrat. — Auf der am 
21. September d. J. in Berlin stattgehabten. 
ersten Hauptversammlung der Deutschen Ge- 
sellschaft für Bauingenieurwesen wurde {ol- 
gende Entschließung gefaßt: 2 x 

‚Die Deutsche Gesellschaft für Bauin- 
genieurwesen richtet unter Hinweis auf den be- 
stehenden Mangel in der Reichsverfassung an 
den Reichstag die Bitte, einen Reichswasser- 


wirtschaftsrat zu schaffen, dem alle Fragen der _ 


Großwasserwirtschaft zur Bearbeitung über- 


x 


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- Arbeitnehmern - feierlich 


\ 


1l. November 192u. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 45. 


899 


wiesen werden. Die Gesellschaft hält es für 
dringend erforderlich, daß bei der Abfassung 
des Gesetzes geeignete Sachverständige zuge- 
zogen werden, und ist bereit, solche zu nennen. 


Zur Einführung des metrischen Maß- 
systems in den Vereinigten Staaten. — Beim Han- 
delsdepartement in Washington sind 100 000 
Gesuche aus allen Teilen der Ver. Staaten 
eingelaufen, die den Kongreß zur Annahme 
des metrischen Gewicht- und Maßsystems als 
ausschließliches, gesetzliches Normalmaß drän- 
gen. Bei der nächsten Tagung des Kongresses 
erwartet man daher eine eingehende Erörte- 
rung dieser Frage. Die Wichtigkeit der Ein- 
führung ist dureh die Erfahrungen des Krieges 
und durch die Notwendigkeit der Erweiterung 
des internationalen Handels erhöht worden. 
Gesetzgeber und Beamte sind auf die erhöhte 
Leistungsfähigkeit der Erzeugung aufmerksam 
geworden, die durch Einführung des einfachen 
Dezimalsystems möglich ist. Obwohl durch 
eine oder zwei Vereinigungen eifrige Anstren- 
gungen gemacht werden, das wachsende Inter- 
esse für das metrische System einzudämmen 
sind 98 bis 99% aller eingereichten Gesuche 
für die Einführung. Die Regierungsbeamten, 
deren Obliegenheit die Prüfung dieser Frage 
ist, begünstigen fast alle das metrische System. 
Unter den Förderern werden Mitglieder des 
Senats und des Repräsentantenhauses und an- 
dere hervorragende Persönlichkeiten erwähnt. 
(„ Journ. Am. Inst. EI. Eng.“, Bd. 39, 1920, 


8..889.3..G7. 


Energiewirtschaft. 


Elektrizitätswirtschaft in der Freien Stadt 
Danzig. — Die Danziger Verfassung gebende 
Versammlung hat vor kurzem ein Gesetz, 


betreffend die Elektrizitätswirtschaft in 


der künftigen Freien Stadt Danzig, 
verabschiedet, das die Überführung aller ın 


. deren Gebiet befindlichen privaten Kraftwerke 


in die öffentliche Hand vorsieht und sofort in 


Kraft getreten ist. Wir kommen auf seine Be- 


stimmungen zurück. 


Ungarische Elektrizitätsgesetzgebung. — 
Der von L. Stark, D. Jakobovits und Dr. 
G. Vikär stammende Entwurf für ein un- 
garisches Elektrizitätsgesetz, über den 
wir in der „ETZ.‘“ 1920, S. 103 auszugsweise 
berichtet haben, bildete. vor einigen Monaten 
Gegenstand einer eingehenden Beratung,die von 
den Fachvereinigungen durch vorbergehende 
Diskussionen gut vorbereitet war. _ Staats- 
sekretär Dr.sssng. P. Liptäk, welcher die Be- 
ratung leitete, stellte zum Schlusse fest, daß 
gegen die Bestimmungen des Entwurfs keine 

as Wesen berührenden Einwendungen .er- 
hoben worden seien, und beauftragte die In- 
dustriell-Technische Abteilung des Handels- 


 ministeriums (Leiter MinisterialratE. Ladänyi, 


Referent Dr.-Sng. O. Szilas) mit der Ausarbei- 
tung der Gesetzesvorlage. Diese ist inzwi- 
schen fertig geworden und dürfte von Handels- 
minister Rubinek ‚bald der Nationalver- 


sammlung unterbreitet werden. 


Deutsehlands Kohlenwirtschait. — Wäh- 
rend in England der seit langem erwartete 
allgemeine Streik der Bergleute zum Aus- 
bruch kam, mit seinen tiefgreifenden Wirkun- 


gen Handel und Industrie über die. Grenzen 


des Inselreichs hinaus mehr und mehr lahm- 
zulegen begann, dann aber dank dem common 


sense aller Beteiligten vorläufig relativ schnell 


und ruhig dürch eine Übereinkunft beendet 
worden ist, die charakteristischer Weise an 
erster Stelle die von den Grubenbesitzern und 
übernommene  Ver- 
pflichtung zur Steigerung der Produktion enthält 
und, von Lohnerhöhung abgesehen, den Reinge- 
winn der Bergwerkseigentümer sowie des Aus- 
fuhrgeschäfts der Regierung zur Basis für ein 


-neues Lohnsystem macht, standen bei uns die 
«Folgen des 


Spa-Abkommens und die 
Sozialisierung des Bergbaues im Mittel- 

unkt wirtschaftlicher und politischer De- 

atten. Zu beiden hat sich Generaldirektor 
Köngeter (Vertreter des Reichskommissars 
für die Kohlenverteilung) eingehend geäußert. 
Nach seinem dem Reich skohlenrat?!) erstatteten 
Bericht sind im August die durch das Abkom- 
men von Spa für den Mönat festgelegten Men- 
gen (2 Mill. t) mit Ausnahme eines Anteiles der 
für Italien bestimmten oberschlesischen Quote 
voll ausgeliefert worden. Im September haben 
die westlichen Kohlenreviere gegen das zu 
liefernde Quantum von 1,910 Mill. t einen klei- 
nen Rückstand von 33 000 t gehabt, und in 
dem dem Einfluß des Reichskohlenkommissars 
entrückten Oberschlesien ist wieder die italie- 


1) In dessen am 14. X. abgehaltenen Sitzung ist 


_ auch die Sozialisierungsfrage sehr eingehend von Arbeit- 
- gebern und -nehmern so behandelt worden, daß sich ge- 


wisse Möglichkeiten für gemeinsames Vorgehen ergaben. 


nische Lieferung hinter dem Soll etwa zurück- 
geblieben. Wir haben Vorsorge getroffen, daß 
die Abgabe aus den westlichen Bezirken, ein- 
schließlich des Septemberrestes, im Oktober 
ohne Kürzung zur Lieferung gelangt. Der durch 
diese gewaltigen Leistungen Deutsch - 
lands hier und dort erwecekte Eindruck, daß 
sie ıhm bisher verhältnismäßig leicht geworden 
wären und die erwarteten Wırkungen auf un- 
sere Wirtschaft nicht gehabt hätten, ist falsch, 
weil die Verhältnisse nicht klar zutage liegen. 
Man muß die im Bergbau während der Som- 
mer- und Herbstmonate größere Zahl von Ar- 
bsitstagen berücksich tigen, deren Vorteil sich 


im Winter mit ihrer Verringerung und dem 


höheren Verbrauch in das Gegenteil wandelt. 
Sodann spielt die Verkehrskage hier eine sehr 
erhebliche Rolle, und überdies hat eine Ab- 
drosselung der ohnehin nur in mäßigstem Um- 
fange angelegten Bevorratungspolitik in den 
ersten Monaten des Spa-Abkommens erleich - 
ternd gewirkt, indem sie dessen Anfangsdruck 


auf unsere Industrie entsprechend verminderte. 


Hinzu kommt schließlich, daß infolge der auch 
im Ausland immer mehr sich geltend machen- 
den Verschlechterung der Wirtschaftslage und 
der dadurch bei vielen weiterverarbeitenden 
Industrien verursachten Absatzstockungen der 
Abruf, mindestens das scharfe Drängen da 
und dort nach gelassen hat. Anderseits ist die 
Förderung von Steinkohle langsam wieder 
etwas gestiegen, besonders weil im Ruhrrevier 
seit August die UÜberschichten erneut besser 
verfahren werden. Dort hat sich die arbeits- 
tägliche Förderung von 0,278 Mill. t im Juli 
nach dsn vorläufigen Zahlen auf 0,293 Mill. t 
im September erhöht, während sie in Ober- 
schlesien wegen der Unruhen von 0,113 Mill. t 
im Juli auf 90 000 t im August gefallen ist 
und auch. im September, soweit heute fest- 
steht, nur 0,106 Mill. t erreichte. In den 
Braunkohlenrevieren. entwickelt sich die 
Rohkohlenförderung befriedigend, dagegen hat 


“sich die Briketterzeugung in den letzten Mo- 


naten nicht wesentlich geändert. Wenn sich 
nun auch die Folgen des Abkommens von Spa 
heute in der mengenmäßigen Wirkung noch 
nicht voll fühlbar machen, so tun sie es um so 
mehr in ihrer Wirkung auf die Sorten. 
Die Lieferung von fast ausschließlich Stein- 
kohlen und deren sortenmäßige Aufteilung be- 


zeichnet Köngeter als die drückendste Last, 


der gegenüber die 5 Goldmark täglich als Ge- 
genleistung für die sortierte Lieferung gar nicht 
ins Gewicht falien.. In Fettkohlen des Rhei- 
nisch-Westfälischen "Kohlensyndikats bekam 


2. B. im Mai die Entente 16%, und wir hatten 


für uns, einschließlich der Mengen für die 
Eisenbahnen sowie für Holland und die Schweiz, 
84% zur Verfügung. Im August gingen 30% 
an die Entente, so daß Deutschland noch 70% 
verblieben... Läßt man die Lokomotivkohlen 
für die deutschen Eisenbahnen außer Betracht, 
so standen uns im Mai 61%, im August nur 
noch 47% zur Disposition. In Gas- und Gas- 
{lammkohlen des Rheinisch-Westfälischen Koh- 
lensyndikats betrugen die Ententelieferungen 
im Mai 12%, im August 32%, und obgleich 
Deutschland eindringlich versucht’ hat, eine 
Erleichterung in der Sortenfrage zu erzielen, 
sind die en rcgramns für uns von Monat 
zu Monat ungünstiger geworden. Die Wir- 
kungen haben sich darum in voller Schärfe bei 
all den Industrien ‘gezeigt, die, auf gewisse 
Kohlensorten' und -arten. angewiesen, eine 
Umstellung auf andere Brennstoffe 
gar nicht oder nurin geringem Maße und in ge- 
raumer Zeit durchführen können, so in der 
Eisen- und Metallindustrie, wo trotz der nach- 
lassenden Beschäftigung auch noch die ver- 
ringerte und unregelmäßige Kohlenbelieferung 
zu schweren Störungen, Schichtverkürzungen 
und Stillegungen von Betriebsabteilungen ge- 
führt hat. Der spezifische Verbrauch an 
Brennstoffen. steigt natürlich wieder infolge 
der unregelmäßigen Belieferung mit geeigneten 
Brennstoffen und der Mitverwendung minder- 
wertiger. Am deutlichsten erweist sich dies bei 
den großen, noch auf bestimmte Steinkohlen- 
sorten angewiesenen Elektrizitätswerken. 
Die Umstellung auf minderwertige Brennstoffe, 
insbesondere auf Rohbraunkohle, wird von der 
Industrie zwar energisch betrieben, Köngeter 


weistaber darauf hin,daß man in dieser Hinsicht 


die Erwartungen nicht überspannen dürfe. 
„Die Umstellung auf regelmäßige Verwendung 


.von Rohbraunkohlen hat ihre Grenzen in dem 


durch den geringen Heizwert gegebenen Trans- 
portradius, sie erfordert Zeit, macht, vielfach 
erhebliche Umbauten der Feuerungsanlagen 
nötig, für deren Lieferung zunächst nur eine 
geringe Zahl von Spezialfirmen vorhanden ist, 
und setzt vor allen Dingen eine dauernde Stei- 
erung der Lsistungsfähigkeit unserer Eisen- 
Pi voraus. Für letztere wird der kom- 
mende Winter ein Prüfstein sein. Von der Koh- 
lenproduktion aus gesehen, ist jedenfalls anzu- 
nehmen, daß die Steigerung der Rohbraun- 


m > 


kohlenförderung zum mindesten Schritt halten 
wird mit der Umstellungsmöglichkeit der Ver- 
braucher und mit der Steigerung der Leistungs- 
fähigkeit der Transportsinrichtungen: Wäh- 
rend der bisherigen günstigen Betriebslage der 
Eisenbahnen ist alles geschehen, um auch nach 
entfernter liegenden Gegenden Rohbraunkoh- 
len und Torf zu fahren, damit sie als Streck- 
mittel verwendet werden‘ und damit so die 
ersten Wirkungen des Spa-Abkommens nach 
Möglichkeit gemildert werden.“ Größte Be- 
deutung hat weiter die finanzielle Wirkung 
der Koblenlieferungen an die Entente. Diese 
werden uns bekanntlich lediglich auf Repara- 
tionskonto gutgeschrieben, ebenso die Fracht 
bis zur Grenze. Nach Weltmarktpreisen stellt 
die Lieferung von 2 Mill. t, einschließlich dieser 
Fracht, z. Zt. einen Wert von rd 2 Milliarden 
Papiermark monatlich dar. Diese Zahl läßt 
ermessen, was wir allein in Form von Kohlen- 
lieferungen an Wiedergutmachungen, u. Zw. 
ohne Gegenwert, leisten; unser& Regierung be- 
zahlt den deutschen Lieferern den Inlandpreis 
für die Kohle in neugedrucktem Papiergeld. 
Über die Vorscehüsse, die Deutschland für die 
Dauer des Spa-Abkommens erhalten soll, wird 
noch verhandelt, ebenso über Abzüge, die die 
Entente an den 5 Goldmark täglich als Gegen- 
wert für sortierte Lieferung gemacht hat. Von 
der Tätigkeit der gemäß dem Spa-Abkommen 
in Essen zusammengetretenen interalliierten 
Kommission zur Prüfung der für Hebung der 
Lebensbedingungen der Bergleute geeigneten 
Mittel verspricht sich Köngeter für Deutsch- 
land keinen erheblichen Nutzen, und die Kom- 
mission für die Verteilung der ober- 
schlesischen Kohle ist bei ihren Studien 
noch nieht zu abschließenden Ergebnissen ge- 
langt. In Oberschlesien stößt auch die Über- 
schichtenfrage immer wieder auf Hemmungen, 
die ihren Grund in den derzeitigen politischen 
und Verwaltungsverhältnissen haben. 

Auf Grund statistischer Unterlagen, die, 
wie Köngeter ‘sagt, b2i der Umkehrung aller 
Verhältnisse das tatsächliche Bild meist nur 
verwirren, ist seitens der Entente wiederholt 
die schlechtere Kohlenversorgung Frank- 


reiehs gegenüber der Deutschlands betont 


worden. Köngeter verweist in dieser Bezieh- 
ung auf Äußerungen des französischen Arbeits- 
ministers vom 8. September, nach denen der 
Versorgung Frankreichs aus der Förderung der 
heimischen Gruben, den Lieferungen von 
England, Belgien und Amerika sowie mit den 
deutschen Kohlen im August 4,360 Mill. t zur 
Verfügung standen gegen 3,200 Mill. t im 
Januar 1920. Das bedeutet eine Besserung um 
36%, während Deutschland gleichzeitig auf 
annähernd den Status vom Jahresbeginn her- 
untergedrückt worden ist. Der französische 
Minister hat u. a. weiter mitgeteilt, daß die 
Vorräte der Elektrizitätswerke der Pariser 
Bannmeile gegen 1919 von 15 000 auf 60 000 t 
gestiegen seien; dagegen hatten die Groß- 
Berliner Rlektrizitätswerke anfangs September 
bei einem Tagesbedarf von 2000 bis 2200 t 
17. 000 t Bestand gegen 10.000 t zur gleichen 
Zeit des Vorjahres; am 1. Oktober belief sich 
der Vorrat äuf 24 000 t. In Deutschland muß 
man nach wie vor bei den von der Steinkohle ab- 
hängenden Elektrizitätswerken die Strom- 
abgabe scharf rationieren und neue Anschlüsse 
selbst sehr wichtiger Betriebe verweigern. 
Einigen großen, für unsere Landwirtschaft 
wichtigen Überlandzentralen konnten die Son- 
derzuweisungen an Frühdruschkohlen nieht 
oder nur erheblich gekürzt zugeführt werden, 
so daß diese Werke die Stromabgabe an in- 
dustrielle Verbraucher entsprechend vermin- 
dern mußten. ‚An der nötigen Anstrengung, 
um auch im Winter die 2 Mill. t monatlich an 
die Entente zu liefern, wird es,‘ so schließt 
Köngeter seinen Bericht, ‚nicht fehlen. Das 
Vollbringen wird im wesentlichen von der Ge- 
staltung der Transportverhältnisse abhängen. 
Es wird sieh dann zeigen müssen, ob man auf 
seiten der Entente auf Grund der Erfahrung, 
die man bisher mit der Durchführung des Spa- 
Abkommens gemacht hat, und auf Grund der 
eigenen Versorgungslage der Ententeländer 
bereit ist, unvermeidlichen Hemmungen Rech- 
nung zu tragen und zu einer wirklichen Ver- 
ständigung zu gelangen.“ Es sei daran er- 
innert, daß die Alliierten am 15. XI. feststellen 
wollen, ob die uns für -die ersten 3 Monate 
aufgegebenen 6 Mill. t erreicht worden sind, 
andernfalls droht die Besetzung eines weiteren 
deutschen Gebietsteiles. 

Auch zur Sozialisierung des Berg- 
baues, die seit der inzwischen erfolgten Ver- 
öffentlichung des Berichtes der neuen Soziali- 
sierungskommission vom 31. VII. 1920!) aller- 
orten den Gegenstand lebhaftester Erörterun- 
gen und mehr oder minder kategorischer Er- 
klärungen der verschiedensten Körperschaften 


1) Verlag von Hans Robert Engelmann, Berlin 
W.15. Vgl. „ETZ* 1920, 8: 785. 


900 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


7 


1920. Heft 


45, 11. November 1920. 


usw. bildet, hat Generaldirektor Köngeter 
in einer Denksehrift Stellung genommen!). 
Sie wird, wie auch die Kohlenpreisfrage, seiner 
Meinung nach viel zu sehr, vielfach sogar aus- 
schließlich unter dem Gesichtswinkel des 
Unternehmergewinnes betrachtet, der, als 
Dividende oder Ausbeute verteilt, doch tat- 
sächlich der kleinste Faktor im Kohlenpreise 
sei. Etwaige unberechtigte Gewinne wären 
wieder in die Produktion gesteckt worden und 
hätten so den Bergbau leistungsfähiger und 
steuerkräftiger gemacht. Bei der Durchfüh- 
rung der unser wartenden Aufgabe, die Stein- 
kohle in ihre Bestandteile. zu zerlegen, die 
Bergwerke mehr und mehr zu chemisch-tech- 
nischen Betrieben und Kraftwerken auszuge- 
stalten, werde man die weit ausschauende 
Unternehmerinitiative auch im Bergbau 
nieht entbehren können. „Es handelt sich hier 
schlecht und recht um die Frage, ob das 
deutsche Volk, das in Zukunft noch mehr als 
bisher auf die höchste Leistungsfähigkeit seiner 
Industrie als Grundbedingung seiner Existenz 
angewiesen ist, das wissenschaftlich und tech- 
nisch befähigtist, an der Spitze zu marschieren, 
auf einem der wichtigsten, die zukünftige Wirt- 
schaft beherrschenden Gebiete die Führung 
behalten oder Gefahr laufen will, sie an das 
Ausland abzugeben, an das Ausland, dessen 
Industrie ohnehin unter günstigeren wirtschaft- 
lichen Verhältnissen arbeitet, gegen dessen In- 
dustrie sich aber die deutsche behaupten muß, 
wenn das deutsche Volk leben will.“ Und 
weiter sagt Köngeter: „Wir müssen voran- 
schreiten auf dem Wege der Gemeinwirtschaft, 
wir müssen in Bälde zur Klarheit in den Pro- 
duktionskosten des Bergbaues gelangen und 
unberechtigte kapitalistische Gewinne in der 
Kohlenwirtschaft ausschalten. Wir müssen 
die Bergarbeiter und Angestellten immer mehr 
zu verantwortlichen Mitträgern der Gemein- 
wirtschaft machen und eine großzügige Pro- 
duktionspolitik treiben. Das muß aber durch 
Mittel geschehen, deren Produktion fördernde 
und verbilligende Wirkungen abzusehen sind. 
Wir dürfen, wie in einem Sondervotum der 
Sozialisierungskommission gesagt ist, Ent- 
schlüsse erst dann fassen, wenn. die Voraus- 
setzungen dafür vorliegen, nicht aber in einem 
Augenblick, wo man selbst die Voraussetzun- 
gen nicht als gegeben erachtet?).‘“ 

Inzwischen hat die Reichsregierung, einem 
Beschluß des vorläufigen Reichswirtschaftsrats 
vom 24. VII. folgend, den Reeihswirtschafts- 
minister mit der Vorlage eines unabhängig von 
den Vorschlägen der Sozialisierungskommission 
aufzustellenden Gesetzentwurfes über die 
Sozialisierung des Bergbaues beauftragt. 
Da ein gemeinsam vom Reichswirtschaftsrat 
und Reichskohlenrat eingesetzter Unteraus- 
schuß in der Sozialisierungsfrage zu keinem Er- 
gebnis gelangen konnte?), ist von ihm eine 
paritätische Verständigungskommission gebil- 
det worden, deren Erfolg man z. Zt. erwartet. 

Was die Preisbildung betrifft, so hat 
ein Antrag des Rheinisch-Westfälischen Koh- 
lensyndikats, die Preise für Steinkohle, ent- 
sprechend den dem Ruhrbergbau durch Schieds- 
spruch auferlegten Lohnaufbesserungen der 
Bergarbeiter , weiter zu erhöhen (um 15 M/t) 
zwar die im Interesse einer gesicherten Förde- 
rung gegebene Zustimmung des großen Aus- 
schusses des Reichskohlenrats gefunden, seitens 
des Reichskabinetts in Anbetracht der wirt- 
schaftlichen Folgen für die Allgemeinheit aber 
eine Ablehnung erfahren. Da der Zechenver- 
band infolgedessen den Schiedsspruch zurück- 
wies, ist er vom Reichsarbeitsministerium nun- 
mehr gemäß der Demobilmachungsverordnung 
vom 12. II. 1920 unter dem betonten Hinweis 
für verbindlich erklärt worden, daß damit dem 
Bergbau außerordentliche Lasten auferlegt 
werden, die nur dann getragen werden können, 
wenn alle am Produktionsprozeß Beteiligten 
mit vollen Kräften und unter Ausnutzung jeg- 
licher Möglichkeiten an der Verringerung der 
Erzeugunsskosten mitwirken. Zur Regelung 
der Lohnstreitigkeiten im mitteldeutschen 
Braunkohlenbergbau ist soeben gleichfalls ein 
Schiedsspruch ergangen. 


Wärme- und Krafitwirtschait im nieder- 
rheinisch-westfälischen Bergbau. — Gelegent- 
lich einer von der Abteilung für Wärme- und 
Kraftwirtschaftt beim Dampfkessel-Uberwa- 
chungs-Verein der Zechen im Oberbergamtsbe- 
zirk Dortmund in Essen veranstalteten Ver- 
sammlung von Bergbauvertretern, in der Ober- 
ingenieur Dipl.-Sng. Schulte über die Auf- 


1) Vgl. „Deutsche Industrie“, Bd. 1, 1920, 8. 528. Die 
Denkschrift kann von der „Deutsche Kohlen-Ztg.“ G. m. 
b. H, Berlin W385, bezogen werden. ; 

. 3) Der Bergbau-Verein Essen bekämpft in einer 
eigenen Broschüre die Behandlung des Sozialisierungs- 
problems aus politischen Gesichtspunkten und fordert die 
AeelEounE der produktiven Kräfte zur höchsten Leistungs- 

igkeit- 

®) Die sehr bemerkenswerten Ausführungen von 
H. Stinnes in diesem Gremium hat ie „Ind.- u. Hand.- 
Ztg.“ vom 31. X. mitgeteilt. 


gaben und Ziele der Abteilung, über Wärme- 
wirtschaft auf Zechen und über ‘Kohlenstaub- 
feuerungen ‚sprach, 
„Ausschusses für Bergtechnik, Wärme- 
und Kraftwirtschaft für den nieder- 
rheinisch-westfälischen Bergbau‘ be- 
kannt gegeben worden. Seine Geschäftsstelle 
befindet sich, zunächst bei dem genannten 


Dampfkessel-Überwachungs-Verein. 


Industrie und Handel. 
Wirtschaftsgeschiehte des Kupfers !, — 
Aus der geschichtlichen Entwieklungslinie des 
Kupfers ersehen wir, daß der Anteil Nord- 
amerikas an der Weltproduktion im Laufe der 
letzten Jahrzehnte ununterbrochen im Steigen 
begriffen war; 1880 betrug er erst etwa 17%, 
1913 dagegen etwa 55%. An der Kupferberg- 
werkproduktion der Welt, die von 1879 bis 
1913 rd 16 Mill. t betrug, hatten während dieses 
Zeitraumes die Vereinigten Staaten von Nord- 
amerika einen Anteil von 51%, Spanien und 
Portugalvon 11%, Chile von 7%, Japan von 6%, 
Mexiko und Australien von 5% und Deutsch- 
land von 4%. Das deutsche Vorkommen re- 
präsentiert die Mansfelder Gewerkschaft. 

Auch die elektrolytische Kupferverfeine- 
rung nahm in Amerika einen gewaltigen Auf- 
schwung. Bereits 1903 betrug die Kapazität 
der elektrolytischen Raffinerien Nordamerikas 
842,5 metr. t täglich, was einer Jahreskapazität 
von über 300 000 metr. t entspricht. Für 1914 
verteilte sich die Produktion so, daß allein die 
American Smelting & Refining Co. 600 und die 
Amalgameted Copper Co. 465 Mill. 1bs von der 
insgesamt 1778 Mill. Ibs betragenden Elektro- 
lytkupfer-Kapazität Amerikas kontrollierten. 
Im Jahre 1913 wurden etwa ?/, der Weltpro- 
duktion an Rohkupfer, die für dieses Jahr von 
den verschiedensten Großfirmen (Metallge- 
sellschaft, Aron Hirsch & Sohn usw.) auf etwa 
1 Mill. metr. t geschätzt wird, von den fünf 
größten nordamerikanischen Raffinerien allein 
verfeinert. Durch die Kupferraffination ge- 
wannen die großen amerikanischen Truste 
naturgemäß auch Einfluß auf den Kupfer- 
markt. Außerhalb Nordamerikas ıhat sich 
weder die Kupferhüttenindustrie noch die elek- 
trolytische Kupferverfeinerung in gleichem 
Maße entwickelt. Wie im Mittelalter Mansfeld 
und die Fuggerschen Bergbaue in Ungarn und 
Tirol zugleich die klassischen Stätten der Kup- 
ferverhüttung waren, so war dies England für 
die spätere Zeit, neben dem Frankreich, 
Deutschland und Rußland die hauptsächlich- 
sten Hüttenindustrien besaßen. : ® 

Trotz des heutigen amerikanischen Über- 
gewichts ist der Prozeß der elektrolytischen 
Kupferverfeinerung in Europa entwickelt wor- 
den. Die erste Raffinerie wurde 1870 in Eng- 
land errichtet, ihr folgten bald mehrere kleinere 
Anlagen in Deutschland und Frankreich; der 
erste wirkliche Großbetrieb wurde dagegen erst 
1881 in Amerika in den Balbach-Werken ge- 
gründet. Gegenüber der Entwicklung der ame- 
rikanischen Riesenbetriebe blieben die europäi- 
schen Raffinerien dauernd zurück, da das 
moderne Kupferhüttenwesen für jeden 
Bergbaudistrikt eine starke Zentralisations- 
tendenz bedingt, weil die Hütte zweckmäßig 
direkt am Bergwerk liegen muß , was sich durch 
den sehr niedrigen Metallgehalt der Kupfererze 
erklärt, der im allgemeinen nicht über 3%, bei 
besonders reichen Vorkommen bis zu 15% 
durchschnittlich beträgt. Infolgedessen sehen 
wir auch, daß heute die Kohle zum Kupfererz 
kommt, während es früher ein Jahrhundert 
lang umgekehrt war, da bis 1820, ja sogar 1850 
etwa, die Kupfererze nach dem englischen 
Kohlenbezirk von Wales gingen. Außerdem 
wird die Zentralisationstendenz naturgemäß 
durch die gewaltigen Ersparnisse an Arbeits- 
kosten, Brennstoffverbrauch und allgemeinen 
Unkosten gefördert. Noch im Jahre 1889 war 
die Hüttenproduktion an Rohkupfer in Eng- 
land und den V. S. Amerika mit rd 100 000 t 
etwa gleich. Dagegen war sie 1913 in ersterem 
Lande auf 52 000 t gesunken, in Amerika aber 
auf 589 000 t gestiegen. 

Was den Verbrauch betrifft, sohaben Nord- 
amerika, Deutschland, England und Frank- 
reich als vier größte Industriestaaten allein in 
den letzten 16 Jahren regelmäßig mindestens 
rd 80% der Weltproduktion an Rohkupfer ver- 
arbeitet. Die Vereinigten Staaten hatten wäh- 
rend der gesamten Zeit die Führung als Kup- 
ferverarbeiter und befestigten sogar diese ihre 
leitende Stellung, indem sie (1913: 348 000 t) 
33% gegen 27% Anteil in 1897 aufwiesen. 
Anders Großbritannien, das 1897 eine nahezu 
gleich hohe Kupferverarbeitung wie die Ver- 
einigten Staaten hatte, 1913 aber nur noch 


!) Abriß der neuesten Wirtschaftsgeschichte des 
Kupfers. Von Dr. F. W. Francke. VII ze 206 8. in 8% 
Bese ron Duncker & Humblot, München u Leipzig 1920. 


ist die Bildung eines. 


zwei Fünftel von der. letzteren, nämlich 
140 000t. Deutschland dagegen, das 1897 noch 
an dritter Stelle stand, hat 1913 mit 259 000 t 
Großbritannien weit hinter sich gelassen. 
Frankreichs Kupferverarbeitung hat seit 1905 
ebenfalls einen wesentlichen Aufschwung ge- 
nommen -und betrug 1913 103 000 t. Die Rie- 
senziffern der Vereinigten Staaten sind durch 
den industriellen Aufschwung und Ausbau bzw. 
Erschließung dieses Neulandes zu erklären wie 
durch die ständig zunehmende Verwendung 
von Elektrizität: Der Aufschwung der nord- 


amerikanischen Elektrizitätsindustrie erklärt 


sich also fast ausschließlich durch den Ver- 
brauch im eigenen Lande. Er entfällt zum 
großen Teil auf die Entwicklung. zweier rie- 
siger Rlektrizitätskonzerne, der General Elec- 
trie Co. und der American Telegraph & Tele- 
phone Co. Dagegen sind die deutschen Kupfer- 
und Messingwerke und besonders auch die 
deutsche Elektrizitätsindustrie gewiß ebenfalls 
zum überwiegenden Teil für das Inland, aber 
zu einem respektablen Teil von jeher auch 
schon für das Ausland tätig gewesen. Die 
Statistik gibt z. B. für 1913 an, daß allein an 
Kupferinhalt von Drähten und Kabeln aus 
Deutschland die Ausfuhr die Einfuhr um 27 118 
Tonnen überschritt. Der Löwenanteil hiervon 
entfällt natürlieh auf die Entwicklung der 
großen deutschen Elektrizitätskonzerne: All- 
gemeine Elektricitäts-Gesellschaft, Siemens- 
Schuckert und Lahmeyer-Felten-Guilleaume. 
Die Elektrizitäts- und sonstigen Kupfer ver- 
arbeitenden Industrien Englands konnten mit 
dieser deutschen Entwicklung auch nicht ent- 
fernt Schritt halten. ; 

Der Kupferhandel konnte sich in Groß- 
britannien auf lange Traditionen stützen und 
infolgedessen dort in besonderem Maße ent- 


wickeln. Als erste ihrer Art wurde die Londoner 


- Metallbörse gegründet, die besondere Bedeu- 


tung erlangte. Neben den englischen entstan- 
den bereits damals in Deutschland (Frankfurt 
a. M.) und den Vereinigten Staaten, in letzte- 
ren teilweise als Filialen deutscher und engli- 
scher Firmen, große Kupferhandelshäuser, die 
dann den Verkehr zwischen diesen drei Län- 
dern vermittelten. Allmählich sehen wir aber 
die Vereinigten Staaten als Hauptüberschuß-, 
Deutschland und daneben England und Frank- 
reich als Hauptbedarfsgebiet sich entwickeln, 
so daß der bedeutendste Kupferhandel sich in 
und zwischen den Vereinigten Staaten und 
Deutschland abspielen mußte, wobei allerdngs 
die Stellung der englischen Kupferhandels- 
häuser, die in ihrer Entwicklung und in ihrem 
Ansehen begründet war und sich auch auf die 
Londoner Kupferbörse stützen konnte, noch 
immer eine sehr starke war. Die entscheidende 
Stellung im Kupferhandel nahmen jedoch die 
Agenturen der -großen amerikanischen Truste 
ein, die die Kontrolle des größeren Teils der 
Weltproduktion an sich brachten. Neuerdings 
ist der Kupferhandel jedoch zum größten Teil 
so organisiert, daß das Kupfer vielfach direkt 
vom Erzeuger an den, wenn auch überseeischen 
Verbraucher geht, so daß also ein eigentlicher 
Handel seltener stattfindet. Diese Ausschaltung 


des eigentlichen Handels wird dadurch erleich- _ 
tert, daß auch die Zahl der Verbraucher eine 
Diese Konzentration der 


relativ geringe ist. 
Kupferverarbeitung erleichtert natürlich das 
Zusammenarbeiten und Zustandekommen gro- 
Ber Abschlüsse zwischen Kupferverbrauchern 
und Kupferproduzenten. In Amerika ver- 
kaufen die großen Produzentenkonzerne neuer- 
dings überhaupt nur noch direkt an Verbrau- 
cher, und ähnlich suchen sie auch in Europa 
durch ihre eigenen Filialen den Zwischenhandel 
mitihrem Kupfer mehr und mehr auszuschalten. 


Erst wenige Schriftsteller haben sich be- 


müht, die Wirtschaftsgeschichte eines. Roh- 


stoffes zu schreiben, und so hat das Buch von 
Dr. F. W. Francke, das obige, hier im Aus- 
zug kurz angedeutete Entwicklung schildert, 


Interesse zu beanspruchen. Der Verfasser zeigt 


an Hand umfangreichen statistischen Mate- 
rials, das jedoch leider nur bis zum Jahre 1913 
reicht, außerdem die Gestaltung des Handels, 
der Börsen, der Truste und der Preise in 


Kupfer und schließt miteiner kritischen Studie . 


auf, Grund des gesammelten Materials. Das 
Buch hat gemäß seinem Titel als ‚„‚Wirtschafts- 
geschichte‘ nur historischen Wert, der nicht in 
die Praxis umgesetzt werden kann, während die 


Verwendung der neuesten Ziffern die Möglich- 
EI 


keit 


raktischer Nutzanwendung für sie 
habt 


ätte. Es krankt sodann an außerordent- 


lich ungleicher Bearbeitung der einzelnen Stoff- 


gebiete, so daß einzelne Kapitel nur 2, andere 
dagegen 15 Seiten umfassen. Lange, rein theo- 
retische Erörterungen volkswirtschaftlicher und 
technischer Art beeinträchtigen die klare Her- 
ausschälung des stofflichen Inhalts, dessen Dar- 
stellung vielfach in Einzelheiten verläuft undin 
die Breite geht. Dennoch stellt das Buch eine 
wertvolle Materialsammlung dar, die hoffent- 


11.-November 1820. 


_  Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 


fe | 901 


lich bald durch eine Darstellung der überaus 
wichtigen Rolle, die das Kupfer während des 
Weltkrieges gespielt hat, ergänzt werden wird. 


Dr. Walter K. Weiss. 


Kaplan-Turbinen-Konzern. — Wir haben 
vor kurzem eine Notiz über die Bildung des 
Kaplan-Turbinen-Konzerns in Berlin ge- 
bracht!). Auf dessen Wunsch ergänzen wir 
diese Mitteilung durch folgende Angaben: Der 
Konzern, dem die Firmen Amme, Giesecke & 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 
(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 


Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.) 


Sitzung 


am Dienstag, den 26. Oktober, abends 7%, Uhr, 
in der Technischen Hochschule Charlottenburg, 
Hörsaal Nr. 141. 


Vorsitzender: Herr Geheimrat Strecker. 
Anwesend etwa 400 Mitglieder und Gäste. 


Vorsitzender: Meine Damen und Herren! 
Ich eröffne die Sitzung. Unser erster Vor- 
sitzender ist verreist, und der stellvertretende 
Vorsitzende ist leider krank; so habe ich die 
Leitung der heutigen Versammlung übernom- 
men. Ich begrüße die Herren nach Beendigung 
unserer Sommerpause und hoffe, daß Sie sich 
alle recht erholt und gestärkt haben, um die 
Schwierigkeiten des Winters gut zu überstehen. 
Sind Einwendungen gegen den letzten Sitzungs- 
bericht!) zu machen ? Wenn dies nicht der Fall 
ist, gilt die Niederschrift als festgestellt. Gegen 
diein der Mai-Sitzung ausgelegten Neuanmel- 
dunsen ist kein Einspruch erhoben worden; 
die Angemeldeten sind somit als Mitglieder auf- 
genommen. 103 Neuanmeldungen sind einge- 
gangen, das Verzeichnis liegt hier aus. 

Eingegangen sind: _ _ 

Das Vorlesungsverzeichnis Oktober/Dezember 
der Urania, > 

ein Auszug aus dem Vorlesungsverzeichnis der 
Freien Hochschule Berlin, 

der Bericht über die Tätigkeit der Ph ysikalisch- 

“ Teehnischen- Reichsanstalt im Jahre 1919, 

eine Einladung der Vereinigung früherer Schü- 
ler der Berliner Städtischen Fachschule für 
Elektrotechnik und Mechanik zu einer am 
5. November stattfindenden Sitzung, 

ein Prospekt über die „Zeitschrift für physi- 
kalische Chemie“, 

zwei Hefte der Mitteilungen des Verbandes 
technisch-wissensch aftlicher Vereine zu Mag- 
deburg, 

das September- und Oktober-Heft der Mittei- 
Imagen des Elektrotechnischen Vereins zu 
Aachen, 

der I. Band der Wissenschaftlichen Veröffent- 
liehungen aus dem Siemens-Konzern. _ 

einige Nummern der „Mitteilungen des Reichs- 
bundes Deutscher Technik“, 

ein Aufsatz des Herrn Prof. G. Vallauri, 
Livorno, über Radiotelegraphie,, 

Hefte 29/30 der „Mitteilungen der Erwerbs- 
losenfürsorge Groß-Berlin“, 

„Das Italienische Buch“, ein Quartalberich t 
über alle auf dem Büchermarkte erscheinen- 
den Novitäten. 

Die Drucksachen liegen zur Kenntnis- 
nahme hier aus. : 

Wird zu Punkt 1 der Tagesordnung das 
Wort gewünscht? Wenn dies nicht der Fall ist, 
so kommen wir zum zweiten Punkt, der Bei- 
tragserhöhung des Mitgliedsbeitrages, und ich 
erteile das Wort Herın Dr. Dettmar. 


Herr Dettmar: M. H.! Ich habe bereits 

im vorigen Jahre die nicht gerade angeneh me 
Aufgabe gehabt, Ihnen die Begründung dafür 
zu geben, daß die Zahlungen, die Sie zu leisten 
haben, erhöht werden müssen. Es ist aber heute 
wohl nicht mehr notwendig, im einzelnen darauf 
einzugehen. Es ist Ihnen allen ja bekannt, in 
welch ungeheurem Maße die Ausgaben gestiegen 
sind. Gerade im Verlauf des letzten Jahres 
ganz besonders sind bei den Vereinen die Aus- 
gaben durch die Gehälter, durch Drucksachen 
usw. ganz außerordentlich gewachsen. Im vori- 
en Jahre ist eine Erhöhung des Beitrages von 
0 auf 32 M beschlossen worden. Diese Ände- 
rung des ‚Beitrages hatte zwei Fehler. Erstens 
-war die Änderung zu spät vorgenommen wor- 
den; das lag daran, daß wir durch Satzungs- 
änderungen verhindert waren, schnell genug 
der Entwieklung zu folgen, zweitens war die 
Erhöhung im vorigen ‚Jahre viel zu gering. 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 515. 


Konegen A.-G., Braunsch weig; Briegleb, Han- 
sen & Co., Gotba; Escher, Wyss & Cie. in 
Ravensburg und Zürich ; Pieeard Pietet & Cie, 

nf: J. M. Voith in Heidenheim a. d. Brenz 
und St. Pölten (Österreich) angehören, hat mit 
Prof. Kaplan, Brünn, einen Vertrag geschlos- 
sen, um, wenn die mit 2 Versuchsturbinen noch 
vorzunehmenden Versuche ein befriedigendes 
Ergebnis zeitigen, mit der Fabrikation und dem 
Vertrieb der Kaplan-Turbine sofort beginnen 
zu können. Diese Versuchsturbinen bzw. ihre 


_ VEREINSNACHRICHTEN, 


Die Folge dieser beiden Fehler ist es gewesen, 
daß der Verband Deutscher Elektrotechniker 
bei seinem Abschluß des Jahres 1919 einen 
Verlust von 88000 M gehabt hat und im 
laufenden Jahre wird er wieder einen. Verlust 
von ungefähr 100 000 M haben. Daß das natür- 
lich nicht so weitergehen kann, ohne daß die 
Arbeiten leiden, ist Ihnen wohl ohne weiteres 
klar. Eine Verminderung des Vermögens um 
rd 190 000 M in zwei Jahren bei einem Gesamt- 
vermögen von rd 400 000 M ist natürlich nicht 
zu verantworten. Es ist daher notwendig, daß 
wieder eine Erhöhung vorgenommen wird. Es 
ist ein Voranschlag gemacht worden, um die 
Bedürfnisse des Verbandes festzustellen, und 
dieser Voranschlag hat ergeben, daß, wenn die 
Be träge nicht erhöht würden, ein Verlust von 
175000 M im Jahre 1921 eintreten würde. 
Es muß also ein solcher Betrag mehr aufge- 
bracht werden, u. zw. dadurch. daß der Bei- 
trag der persönlichen Mitglieder von 32 auf 


.70 M erhöht wird. Außerdem muß der Beitrag 


der korporativen Mitglieder stark herauf- 
gesetzt werden, u. zw. von der Überlegung 
ausgehend, daß die korporativen Mitglieder, 
d.h. also die geschäftlichen Unternehmungen, 
sehr viel stärker herangezogen werden können, 
ohne daß sie irgendwelche Schwierigkeiten 
empfinden. Bei den korporativen Mitgliedern 
gibt es aber so viele Arten, daß es sich als 


notwendig erwiesen hat, wenn eine starke Er- 


höhung vorgenommen wird, diese verschieden 
vorzunehmen, und es hat sich daher als zweck- 
mäßig erwiesen, 3 Kategorien bei den korpo- 
rativen Mitgliedern zu machen, 1. die Behör- 
den, Schulen, wissenschaftliche Vereine usw., 
die im allgemeinen .auch nichts haben, bei 
denen wird vorgeschlagen, den Beitrag so zu 
lassen, wie er im vorigen Jahre festgesetzt 
wurde. Er war von 30 auf 100 M erhöht wor- 
den, 2. offene Handelsgesellsch aften, staatliche 
und städtische Betriebe, letztere bis zu 100 
Arbeitern und Angestellten. Der Beitrag be- 
trägt hier 150 M, und alle anderen Unterneh- 
mungen, Firmen, Gesellschaften usw. nach 
folgenden Abstufungen: 


bis 500 Arbeiter u. Angestellte 250 M. 
1000 4 


darüber ‚, ) 5 a 5 00 ,, 
— 1,39 5000 > ” ” 600 ” 
„10000 ‚ % , 1000 ,, 
;».20000: ,, ER Eins 2000 ,‚, 

über 20000  ,, 52 3000 ,‚,; 


Jahresbeitrag. Durch diese Änderung würde es 
möglich sein, wieder einen vernünftigen Vor- 
anschlag aufzustellen und die Bedürfnisse zu 
decken. Es ist des weiteren in Hannover in der 
Ausschußsitzung von den Vertretern aller Ver- 
eine vereinbart worden, daß von diesen einge- 
zogenen Mehrbeträgen die Vereine für ihre 
eigenen Bedürfnisse, die auch gestiegen sind, 
pro Mitglied 12 M bekommen. Damit haben 
sich die Vertreter der Vereine sämtlich einver- 
standen erklärt. Die Beschlüsse im Ausschuß 
sind einstimmig gefaßt, und die Ausschußver- 
treter haben es übernommen, ihren Vereinen 
diese Vorschläge zu machen und die Vereine 
dazu zu bewegen, auch diese Beschlüsse ebenso 
anzunehmen. Das ist auch in einer Reihe von 
Vereinen in den letzten Wochen bereits ge- 
schehen, so daß hoffentlich bis Mitte nächsten 
Monats alles in Ordnung ist und mit der Ein- 
‘ziehung der Beiträge begonnen werden kann. 


Vorsitzender: Ich danke Herrn Dr. Dett- 
mar für seine Ausführungen. 

. Wenn wir den Beitrag alle Jahre von 
neuem festsetzen wollen, ist es notwendig, 
unsere Satzung zu ändern. In $ 6 unserer 
Satzung wird im ersten Satz ausgesprochen, 
wie hoch der Mitgliedsbeitrag ist. Diesen Satz 
müssen wir nun ändern. Es wird vorgeschlagen, 
den Satz zu streichen und zu sagen: 

„Der Vereinsbeitrag wird in der ersten 
ordentlichen Herbstsitzung für das folgende 
Kalenderjahr festgesetzt. Die Anträge hierzu 
sind vom Vorstand nach Begutachtung durch 
den Ausschuß zu stellen. Der Beitrag kann 
für verschiedene Arten von Mitgliedern ver- 
schieden angesetzt werden.“ E 

Das ist also die Satzungsänderung, um die 
es sich handelt. Sie ist satzungsgemäß auch im 


wesentlichen Bestandteile hat Prof. Kaplan 
zu konstruieren und zu stellen übernommen. 
Sie sind z. Zt. in Ausführung begriffen ; der 
Konzern denkt, noch im Lauf dieses Jahres 
die Versuche (Leistungs-, Wirkungsgradmes- 
sungen sowie Versuche über Festigkeit und 
Regulierfähigkeit) durchführen zu können und 
die Bestätigung dafür zu erh alten, daß die mit 
diesen Turbinen erzielten Ergebnisse den in 
letzter Zeit bekannt gewordenen Versuchsresul- 
taten von Kaplan-Turbinen entsprechen. 


Ausschuß besprochen worden, und ich bitte 
den Vorsteher des Ausschusses, Herrn Prof. 
Wagner, das Ergebnis mitzuteilen. 


Herr Wagner: Wir haben uns im Aus- 
schuß mit allen diesen Fragen außerordentlich 
eingehend beschäftigt und insbesondere die 
Frage erörtert, ob die Beitragserhöhung in dem 
beantragten Maße auch durch die Verhältnisse 
geboten ist. Wir sind zu dem Ergebnis gekom- 
men, Ihnen die Annahme dieser Vorschläge 
einstimmig zu empfehlen. 


Vorsitzender: Sie haben gehört, daß der 
Ausschuß Ihnen die Satzungsänderung emp- 
fiehlt. Ich frage nun, ob aus der Versammlung 
zu dem Punkte das Wort gewünscht wird. Das 
ist nicht der Fall. Wird der Antrag gestellt, 
etwas an dem vorgeschlagenen Wortlaut zu 
ändern? Das scheint auch nicht der Fall zu 
sein, Widerspruch erhebt sich nicht, so ist diese 
Satzungsänderung einstimmig angenommen. 

Die Ausführung dieser. Satzungsänderung 
wird das enthalten, was Herr Dr. Dettmar 
vorgetragen hat, die Vorschläge für die Mit- 
glieder, die inländischen persönlichen Mitglie- 
der, die inländischen Firmen und Beh örden in 
der Staffelung, wie Sie es gehört haben. 


Herr Nacht: Wäre es vielleicht möglich, 
daß eine Staffelung eintritt, u..zw. nach Selbst- 
einschätzung der Herren nach dem Einkom- 
men, vielleicht von 40 bis 70 M angefangen ? 
In dieser Weise macht es auch der Reichsbund 
derDeutschen Presse. Es ist eine große Belastung 
der jüngeren Herren, den Beitrag von 32 auf 
70 M zu erhöhen. 


Vorsitzender: Die große Belastung ist 
ohne weiteres zuzugeben. Ich möchte aber her- 
vorheben, wir können nichts anderes machen, 
als der Verband beschlossen hat. Wir befinden 
unsin einer Zwangslage, und das kommt daher, 
daß der Verband und wireinssind. Wir müssen 
den Beschluß des VDE auch selbst fassen, weil 
wir ein selbständiger Verein sind. Ich möchte 
fragen, ob sonst zu dieser Anregung des Herrn 
Nacht das Wort gewünscht wird? Es regt sich 
keine Zustimmung. Es ist wohl so, wie wir 
ne alles über uns ergehen lassen, wir halten 
still. 

Ich bringe die Vorschläge zur formellen 
Abstimmung. Die Beiträge der persönlichen 
Mitslieder im Inland sollen für das kommende 
Kalenderjahr betragen 70 M, der Beitrag für 
Behörden, Schulen, wissensch aftlicbe Vereine 
und dergleichen 100 M, für offene Handelsge- 
sellschaften, staatliche und städtische Betriebe 
(auch Elektrizitätswerke), die bis 100 Arbeiter 
und Angestellte beschäftigen, 150 M, für alle 
anderen Unternehmungen (Firmen, Gesell- 
schaften usw.) nach folgenden Abstufungen: 


bis 500 Arbeiter und Ange- 


; stellte . : 250 M 
daruhersr 1000, ee See 2 200 ;; 
0008 A er nee. 000° 5 
2.100002. 02. 1000 ‚, 

» 20000 . fe 2000 ,‚, 

über 200009737... 3000 , 
Das ist der Teil, der die Inlandsbeiträge beh an- 


ist. Das ist nicht der Fall. 

Bei den Auslandsmitgliedern haben wir 
eine Schwierigkeit wegen der V. 
bei einigen Ländern weit besser, bei anderen 
noch schleehter als bei uns, und wir müssen für 
alle diese Fälle in bestimmter Weise vorsorgen. 
Im vorigen Jahre hatten wir einen Beschluß 
gefaßt, der sich aber nicht als zweckmäßig er- 
wiesen hat. Der Verein deutscher Ingenieure 
und der Verein Deutscher Eisenhüttenleute 
sind an uns herangetreten, daß wir es ebenso 
machen wie sie. Der Postbezug soll verhindert 
werden. Es bleibt dann noch die Möglichkeit 
des Buchhändlerbezuges. Danach müssen wir 
uns riehten. Wir wollen den Auslandsbeitrag 
der Mitglieder so festsetzen, daß kein Anreiz 
besteht, etwa die Zeitschrift durch den Buch- 
handel zu beziehen, aber auch nicht, daß sie 
uns bevorzugen, daß wir ferner mit Herrn Sprin- 
ger nichtin Konkurrenz treten. Nun haben wir 


902 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Hett 5. 


uns die Sätze für die Auslandsmitglieder über- 
legt und wir sind mit Springer einig geworden; 
es empfiehlt sich nicht, daß-in der Sitzung hier 
eingehend für jedes Land die Preise zur Ver- 
lesung kommen. Es wird vielmehr vorgeschla- 
gen, daß der Verein den Vorstand beauftragt, 
die Sätze für die Auslandsmitglieder unter An- 
passung an den Buchhändlerpreis der Zeit- 
schrift festzusetzen. Es wird keine Bemerkung 
gemacht; dann frage ich, ob ein Widerspruch 


erhoben wird gegen diese Befugnis des Vor- 


standes. Es wird auch dagegen keine Einwen- 
dung erhoben. Ich stelle fest, daß der Vor- 
schlag des Vorstandes zum Beschluß erhoben 
worden ist. Ist sonst zu dieser Angelegenheit 
en etwas zu bemerken ? Das ist nicht der 
Fall. 


Vorsitzender: Wenn das Wort nieht mehr 
verlangt wird, so kommen wir zum nächsten 
Punkt der Tagesordnung, und ich erteile das 
Wort Heırn Biermanns zu seinem Vortrag 
über „Technische Probleme der elek- 
trischen Großwirtschaft“. 

An den Vortrag schloß sich eine Erörte- 
rung, an die sich die Herren Wagner, Rü- 
denberg, Bauch, Tröger, Wuttsmann, 
Spengel, Fleischmann, Rühle und Bier- 
manns beteiligten. 

Vortrag und Erörterungen gelangen später 
zum Abdruck. 


Vorsitzender: M. H.! Der‘Besuch der 
heutigen Versammlung hat Ihr Interesse für 
diesen Gegenstand gezeigt. Der Beifall, den 
Sie dem Herrn Vortragenden gespendet haben, 
enthebt mich fast der Pflieht, ihm besonders 
zu danken. Wir stehen einem sehr interessan- 
ten Gebiet gegenüber, eine- große Aufgabe m 
Angriff zu nehmen, und wenn sich einige Be- 
denken erhoben haben, werden wir hoffen, daß 
sie dazu führen, die Lösung zu verbessern. Es 
istein Studienobjekt, an dem sich noch manche 
Köpfe werden erproben können, aber es ist 
dankenswert, daß Herr Biermanns diese Auf- 
gabe in so gründlicher Weise in Angriff ge- 
nommen hat. 

Wir wollen die alte Gepflogenheit einer 
Nachsitzung wieder aufnehmen. 
Herren, die sich noch für die kurze Zeit an- 
schließen wollen, nach dem Spaten am Knie 
zu kommen. Ich schließe die. Sitzung. 


Neuanmeldungen: 
Bachmann, Arthur, Diplomingenieur, Berlin-Schöne- 
berg. 
Balcerek, Paul, Diplomingenieur, Charlottenburg. 
Barth, Paul, Ingenieur, Berlin-Steglitz. 
Bauer, Fritz, Diplomingenieur, Berlin. 
Baumann, Anton, Diplomingenieur, Berlin. 


(rennen E = 5 Er 


SITZUNGSKALENBER. 


Deutsche Physikalische Gesellschaft. 12. XI. 
1920, abends 7!/; Uhr, Physikalisches Institut der 
Universität, Berlin, Reichstagsufer 7: 

1. Vortrag W. Nernst: „Zur experimentellen 

Prüfung des Planckschen Strahlungsgesetzes“, 
2. Vortrag J. Franck: „Über 'angeregte Atome“. 

Gemeinsam mit W. Grotrian. 


Installationstechnische Gesellschaft Berlin- 
Brandenburg. 17. XI. 1920, abends 7 Uhr, Inge- 
nieurhaus, Berlin, Sommerstr. da: 

1. Vortrag Direktor Hoppe: „Ausbildung und Wei- 
terbildung der Elektropraktiker und die diesbe- 
züglichen Aufgaben und Ziele der Installationstech- 
nischen Gesellschaft‘ (mit Aussprache). 

2. Referat und Aussprache über einen durch Elek- 
trizität hervorgeru’enen Scheunenbrand. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


H. 0. Herzog hat die im Kriege zeitweise 
unterbrochene Vertretung des Verlages der Me. 
Graw Hill Oo. wieder übernommen!). Dazu ge- 
hört auch der Vertrieb folgender Zeitschriften: 
Eleetrieal World, Eleetrie Railway Journal, 
Chemical and Metallurgical Engineering, Elec- 
trical "Merchandising, American  Machinist, 
Power, Coal Age, Engineering News Record, 
Engineering and Mining Jourmal. Firmen, 
welche in diesen Zeitschriften Neuerungen ihrer 
Fabrikate besprochen zu sehen wünschen, wer- 
den sich zweckmäßig der Vermittlung des Ge- 
nannten bedienen. 


A. Künstler }. _ Der "Direktor der Lech- 
Elektrizitätswerke in Augsburg, „Ingenieur 
Alfred Künstler, ist verstorben. 


19 Berlin W. 8, Leipziger Str. 101/02. 


Ich bitte die’ 


Beck, Paul, Diplomingenieur, Charlottenburg. 


Bennewitz, Karl Albert, Ingenieur, Technischer Lei- 
ter, Coesfeld i. W. . ; : 

Bergmann, Karl, Elektroingenieur, Charlottenburg. 

Braunroth, Heinrich, Diplomingenieur, Rostock i. M. 

Brunner, Lomas, Ingenieur, Inhaber der Firma In- 
genieurbureau Thomas Brunner, Berlin. 

Büttner, Georg, Oberingenieur, Berlin-Baumschulen- 
weg. 

en on, Hans, Diplomingenieur, Berlin. 

Conrad, Herbert, Oberkommissär am Technischen 
Versuchsamt, Wien. 

Dewald, Hermann, Ingenieur, Berlin. 

Eisner, Franz, Diplomingenieur, Berlin. Ss 

Elektrizitäts-A. G. Hydrawerk, Charlottenburg. 

Eelektrizitäts-Baugesellschaft m. b. H., Berlin. 

Feist, Johannes, Ingenieur, Berlin-Karlshorst. 

Frahm, Karl, Ingenieur, Rostock i. M. 


i ll. November 1920. 2 


Libesny -& Co., Arthur, G.m.b. H., Apparate-, In- E 


strumente- und Präzisionsmaschinenbau, Berlin. - 
Logstädt, Richard, Ingenieur, Berlin-Schöneberg. 
Ludovici, Fritz, Ingenieur, Waidmannslust.-- . 
‚Magnus, Hans, Ingenieur, Reichelsdorf bei Nürnberg. 
Mahnke, Otto, Ingenieur, Charlottenburg 1, 
Mandt, Karl, Ingenieur, Schöneberg. & 
Mänthe, Karl, Ingenieur, Berlin. b 
Maurer, Walther, Elektroingenieur, Berlin. - 
Meyer, Georg, Ingenieur, Charlottenburg. EEE 
Michel, Hans, Ingenieur, Warnsdorf (Nordböhmen). 
Möbius, Paul, Ingenieur, Berlin. - 3 : 
Moll, Friedrich, Br.-tnr., Dr. phil., Berlin-Südende. 


| Noack, Otto, Ingenieur, Berlin. 


Gerlach, Erwin, Ingenieur, Berlin-Siemensstadt. FE 


Gerth, Felix, Ingenieur, Dr, phil., Berlin-Schöneberg. 

Goldenberg, Issac, Elektroingenieur, Stettin. 

Goldschmidt, Karl, Ingenieur, Charlottenburg. 

Goltze, Friedrich, Ingenieur, Berlin. 

Göring, Hermann, Ingenieur, i. Fa. Jesgars & Göring, 
Berlin. 

Greiner, Max, Diplomingenieur, Charlottenburg 2. 

Grünewald, Fritz, Diplomingenieur, Pankow. 

Gutmann, Karl, Kaufmann, i. Fa. Grün & Co., Berlin. 

Guth, Rudolf, Großvertrieb elektrotechnischer Bedarfs- 
artikel, Prag. : 

Guttmann, Otto, Ingenieur, Berlin. 

Hagemeier, Otto, Ingenieur, Charlottenburg. 

Hammer, Kurt, Diplomingenieur, Berlin-Tegel. 

Haugwitz, Otto, Elektrotechniker, Charlottenburg. 

Heinicke, Arthur, Teehniker, Neu-Finkenkrug. 

Heinisch, Robert, Ingenieur, Dr., Wien. 

Heyda, Hans, Techniker, Berlin-Steglitz. : 

Hirschmann, Alfred F. W., Elektrotechniker, Berlin. 

Hoffmann, Friedrich, Ingenieur, Berlin-Halensee. 

Hoffmann, Rudolf, Oberingenieur, München. 

Hübner, Wilhelm, Ingenieur, Berlin. : 

Hustaedt, Herbert, Ingenieur, Berlin-Schöneberg. 

Inspektion für Waffen und Gerät, Berlin. E 

Jübermann, Franz, Ingenieur, Berlin. 

Kahle, Hermann, Diplomingenieur, Oberlehrer der 
Beuth-Schule, Charlottenburg. 

Kannengießer, Heinrich, Ingenieur, Berlin. 

Kleinschmidt, Carl, Ingenieur, Bremen. 

Koch, Eberhard, Ingenieur, Berlin-Schöneberg.» 

Koenig, Max, Fabrikbesitzer, Berlin-Grunewald. 

Kühn, Alfred, Ingenieur, Berlin-Tempelhof. 

Külper, Otto, Ingenieur, Rostock. 

Kürschner, Eduard, Diplomingenieur, Berlin-Schöne- 
berg. 

Kutschelis, Georg, Ingenieur, Rostock. 

Lammerskitten, Max, Ingenieur, Charlottenburg. 

Lehmann, Richard, Betriebsingenieur der SSW, 
Sonneberg. 

Lehnert, Heinrich, Ingenieur, Berlin-Neukölln. 

Lemke, Franz, Ingenieur, Berlin-Friedenau. 


H. Remane. 
schaft, Berlin, Ingenieur Hermann Remanö, z. Zt. 
Winterthur (Schweiz), ist von der Technischen ° 
Hochschule Berlin in Anerkennung seiner lang- 
Jährigen Verdienste um die Elektrotechnik, im 
besonderen auf dem Gebiet der Glühlampen- 
fabrikation, die Würde eines Doktor-Ingenieurs 
ehrenhalber verliehen worden. ; ; 

M. Vogelsang. Der Direktor der Vo:st & 
Haeffner A. G., Dipl. na. Max Vogelsang, 
Frankfurt a. M., wurde anläßl’ch des 50 jährigen 
Bestehens der Technischen Hochschule Aachen 
mit Rücks’cht auf seine hervorragenden Ver- 
dienste um die Entwicklung des Apparate- 
baues in der Elektrotechnik, insbesondere auf 
dem Gebiete der Hochspannung, zum Doktor- 
Ingenieur ehrenhalber ernannt. 


Hochsehulnachriehten. Der frühere ordentl. 
Professor an der Universität Moskau, Dr.-Ing. 
Plotnikow, wurde zum o. Professor für phy- 
siologische Chemie und Physik an der Techni- 
schen Hochschule Agram ernannt. — An der 
Universität Wien. habilitierte sich Dr. A. 
Smekal für Physik. — Der. Privatdozent 
und Abteilungsvorsteher am Kaiser-Wilhelm- 
Institut für phys’kalische Chemie in Berlin- 
Dahlem, Prof: Dr. J. Franck, hat den Ruf 
auf den Lehrstuhl der Phys k der Univers't-t 
Göttingen angenommen. — An der Universität 
Berl n habil.t'erte sch Dr. P. Pringsheim 
für Physk. — Dr. phil. W. Burstyn, hat 
sich an der Technischen Hochschule zu Berlin 
als Privatdozeiit habil tiert. ° Sein Lehrgebiet 
betrifft „Richtwirkung in .der drahtlosen. 
Telegraphie“, sowie „Bau und Wirkungsweise - 
von Sc' altmagneten, Strombegrenzern, Schalt- 
uhren usw.“ — Dr.-Sng. E. Giese, bisher ver- 
kehrstechnischer Oberbeamter des nun aufge- 
lösten „Verbandes Groß-Berlin!), ist zum o. 
Honorarprofessor in der: Abteilung für. Bau- 
ingenieurwesen der Technischen Hochschule zu 
Berlin ernannt worden. Br: 


) „ETZ“ 1920, 8. 796. 


| 


| Weiler, 


Dem Direktor der Auer-Gesell- | 


‚einer Firma gebraucht werden kann. 


Penning, Marius, Diplomingenieur, Nikolassee, 

Petersdorf, Hans, Ingenieur, Berlin. 

Planer, Paul, Technische und elektrotechnische Ver- 
triebe, Berlin. ; 

Pleger, Hans, Major im 
lin-Lichterfelde. ; 

Pötschke, Herbert E. R., Ingenieur, Berlin-Tempel- 
hof.- E & 

Prasse, Walter, Diplomingenieur, Essen. _ 

Pruyon, Rolf, Oberingenieur, München-Gladbach. 

Richter, Paul, Ingenieur,‘ Berlin. - . . En 

Rosolleck, Walther, Elektroingenieur, Berlin-Grune- 
wald. : Fe ee 


Roth, Artur, Oberingenieur, Sampierdarena bei Genova 


(Italien). ; 
Rother, M. W., Geschäftsführer der ‚„‚Antenna’ Nach- 
richten-Anlagen-G. m. b. H., Berlin, 
Rothammel, Ferdinand, Ingenieur, Charlottenburg. 
Schikora, ‘Walter, Ingenieur, Berlin-Wilmersdorf. 
Schindler, Hermann, Diplomingenieur; Charlotten- 
burg. > 3 
Schlegel, Gustav, Ingenieur, Fulda. 
Schmidt, Walter, Ingenieur, Charlottenburg. 
Schönhöfer, Paul, Ingenieur, Berlin, 
Schultheiss, Eduard, Ingenieur, Berlin. 
Schwenkhagen, Hans, stud. ing., Charlottenburg. 
Schumacher, Rudolf, Diplomingenieur, Charlotten- 
burg. 3 3% 
Schwemmer, Joseph, Elektroingenieur, Porz a. Rh. 
Sitte, Edwin, Ingenieur, Niedersedlitz. = 
Städtische Gas- und Elektrizitätswerke Buer i. W. 
Stamm, Wilhelm, Ingenieur, Berlin-Neukölln. 
Störk, Robert, Geschäftsführer, Berlin. 
Sunkel, Kurt, Elektrotechniker, Berlin. 


Szigethy, Julius, Ingenieur der Siemens & Halske A.G. 


Budapest. 
‚Thoma, Egon, Ingenieur der SSW. Berlin-Steglitz. 
Thürey, Ernst, Ingenieur, Bremen. _ “4 


 Tötflinger, Karl, Diplomingenieur, Berlin. 


Wagner, Alfred, Ingenieur, Charlottenburg. = 
Warrelmann, Heinrich, Kaufmann, i. Fa. Warrel- 
mann & Klapp, Hamburg. » : 
Wedepohl, Leonhard, Elektroingenieur, Assistent an 
der Bergakademie Clausthal, Clausthal i. H. 
Wilhelm, Diplomingenieur, Berlin-Nieder- 
schönhausen. . ; - 


messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


‚Die kürzesten, mit Vakuumröhren herstellbaren 


Wellen. 


RENT AUN 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 


Reichswehrministerium, Ber- 


In der :„ETZ‘“ 1920 $. 615 lese ich 


unter Berichten aus der Physik’und theo- 


retischen Elektrotechnik -ein Referat über 


eine Arbeit der Herren M. BARKHAUSEN und 
K. KURZ, das mit den Worten ‚An den Tele- 
funken - Kathoden - Röhrengeneratoren wird 

; beobachtet‘, beginnt. Diese Bezeich- 


DErErErE Er 


nung. ‚Telefunken - Kathoden - Röhrengenera- 


und verwendeten Drei-Elektroden-Röhren ist 
bisher unbekannt. ‘Es dürfte auch kaum im 


Interesse der deutschen Technik liegen, wenn 
auf der ganzen Welt bekannte und übliche 


Apparate mit besonderen deutschen Bezeich- 
nungen versehen werden, die den Eindruck er- 


wecken könnten, als wenn die dentsche Technik 


dadurch für sich irgendein besonderes Recht 


an diesen Röhren beanspruchen wollte. Wenn 
selbst in der Fachpresse die Bezeichnung - 
„Telefunkenapparat“ als eine Gattungsbezeich- 


nung, also als Kennwort für alle Einrichtungen 


toren“ für die auf der ganzen Welt bekannten 


y 


der drahtlosen Telephonie Bezeiehnung findet 


oder in Zukunft Bezeichnung finden soll, so 


‚wäre es erforderlich, daß diese Bezeichnung 
und dann natürlich nicht 


Allgemeinwort wird 
mehr als Spezialbezeichnung für Fabrikate 


tuelle Schutznamen für diese, 
müßten dann vorher fallen, damit nicht Ver-: 
wechslungen oder Irreführungen vorkommen. 

Berlin, 10. IX. 1920. RR ES % 


r 


Erwiderung. 2 : 


Esistin der ganzen Welt üblich, dem Stich- 
-wort, welches als 
rat der drahtlosen Telegraphie gewählt wird, 


Bezeichnung für einen Appa- 


Bezeichnung _ 


Dr. Kal Rottgardte 


N 


11. November 1920. 


den Namen des Erfinders oder der erfindenden 
Gesellschaft hinzuzufügen. Es ist deshalb 
schwer verständlich, warum Dr. Rottgardt 
bei einer Erfindung wie der Röhrengenerator, 
bei der eine deutsche Firma ein ganz neues 
Verfahren erfunden und ausgearbeitet hat, das 
in der kürzesten Zeit eine Weltverbreitung ge- 
funden und in allen Kulturländern dieser Fırma 


geschützt ist, diesen Brauch nicht gelten lassen - 


will. Selbst das Ausland achtet hinsichtlich 
des Röhrengenerators die deutschen Erfinder- 
rechte; und sogar ‘während des Krieges wurde 
vom feindlichen Ausland und konkurrierenden 
Erfindern die Telefunken-Pfiorität rückhaltlos 
anerkannt (siehe die Bücher und Veröffent- 
licehungen von Flemming, Eceles, Gold- 
smith und Raund). Gerade in der jetzigen 
Zeit liegt es im größten Interesse der deutschen 
Industrie, ihre Erfindungen so zu bezeichnen, 
daß der deutsche Ursprung erkennbar ist, und 


es ist nicht nur gerechtfertigt, sondern notwen- 


dig, daß der Ausdruck ‚Telefunken-Röhren- 


generator‘ ebenso Allgemeinwort und Kenn- - 


wort für diesen Apparat wird, wie z. B. die 
Bezeichnung ‚Poulsen-Lichtbogen “. 


Berlin, 28. IX. 1920. A. Meißner. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die asynchronen Wechselfeldmotoren. 
Kommutator- und Induktionsmotoren. Von 
Prof. Dr. G. Benischke. Mit 89 Abb. 
.114 S. in 8°. Verlag von Julius Springer. 

erlin 1920. Preis 16. M. 


Die Wechselfeldmotoren, ohne und mit 


-Kommutator, sind in der Literatur bereits sehr 


eingehend behandelt worden. Ihre Theorie 
kann heutzutage als abgeschlossen betrachtet 
werden. Das Material ist jedoch größtenteils 
in den verschiedensten Zeitschriften zerstreut, 
so daß es dem Anfänger schwer gemacht wird, 
sich über.diese, namentlich für den Bahnbetrieb 
wichtige _Maschinenart, rasch zu informieren. 
Diesem Übelstand soll wohl in erster Linie das 
vorliegende Werk abhelfen. Es ist ausdrück- 
lich nicht für den Spezialisten, sondern ledig- 
lich für den Anfänger auf diesem Gebiete be- 
stimmt. Als erste Einführung scheint mir das 
Buch recht gut geeignet zu sein. Allerdings 
nur für Anfänger, die an selbständiges Denken 
gewöhnt sind, da stellenweise Anschauungen 
entwickelt sind, die lediglich vom Verfasser 


verfochten werden und mit den üblichen nicht 


immer übereinstimmen. Dies scheint mir je- 
doch kein wesentlicher Nachteil des Buches zu 
sein, da gerade das_ Lesen derartiger Werke 
vielfach zum selbständigen Nachdenken anregt. 
Der Verfasser arbeitet im Gegensatz zu den 
besten Darstellungen auf diesem Gebiete mit 
den unzerlegten Feldern. Ob diese Darstellung 
gerade für den Anfänger geeignet ist, scheint 
mir sehr zweifelhaft zu sein. Die wichtigsten 
Fragen der Einphasen - Kommutatormotoren 
wie Funkenbildung, Leistungsfaktor und die in 
neuester Zeit besonders wichtige Nutzbrem- 
sung werden ausreichend behandelt. Bei der 
Funkenbildung wäre allerdings der Hinweis 
wünschenswert, daß die reine Stromwende- 
spannung zu mindestens ebenso wichtig ist 
wie die Transformator-Segmentspannung, und 
daß ihre Vernachlässigung zu schweren. Ent- 
täuschungen bezüglich des Bürstenfeuers füh- 
ren kann. Auch der feldschwächende Einfluß 
der Bürsten-Kurzschlußströme scheint mir nicht 
genügend hervorgehoben zu sein, obgleich ge- 
rade die Anfahrverhältnisse durch diese Ströme 
wesentlich beeinflußt werden. Behandelt wer- 
den in erster Linie die für die Praxis besonders 
wichtigen Motorarten, nämlich die Reihen- 
motoren mit und ohne Hilfsbürsten und die 
Repulsionsmotoren. Den Abschluß des Buches 
bilden die kommutatorlosen Einphasen-Induk- 
tionsmotoren. J. Kozisek. 


Die Schule des Erfinders. Erfindungs- 
technik. Von Oberingenieur Franz Fenz]. 
104 S. in 8°. Verlagsbuchhandlung Bruno 
Kuehn, München NW. 1920. Preis 4 M. 

In einer Zeit, wo alles am Golde hängt, 
und nach dem Golde drängt, kann es nicht ver- 
wundern, daß man dem Publikum Leitfaden 
anbietet, wie man am schnellsten zu Geld kom- 
men kann. Das Gebiet des Erfindens wird ja 
von jeher von der großen Masse als äußerst 
einbringlich angesehen, und jeder Erfinder 

laubt von altersher schon die Million in der 

Tasche zu haben, namentlich wenn er Laie auf 

dem betreffenden Erfindungsgebiet ist. Re- 

zepte zum Erfinden hat man schon immer 
gegeben, auch in Gestalt von Anregungen und 
von Stellung bisher ungelöster Erfindungsauf- 
gaben. Natürlich wird dabei vorsichtigerweise 
nie von dem zu erhoffenden Gewinn unmittel- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


z 


bar gesprochen, sondern es wird das Allgemein- 
wohl in den Vordergrund gestellt. ‚Das Volk 
wird am besten bestehen, welches die meisten 
Erfindungen hervorbringt.‘‘ Das vorliegende 
Buch führt sich gleich als eine solche Anleitung 
zum Erfinden ein, denn es beginnt mit den 
Worten: „Erfinden ist keine Kunst‘, und es 
enthält einen roten Zettel, auf welchem der 


' Verfasser sich zur Lieferung von guten und aus- 


sichtsreichen Erfindungsaufgaben sowie zur 
„Lösung von Haupt-, Unter- und Zwischen- 
problemen nach bewährtem, eigenem, wissen- 
schaftlichem System“ anbietet. Es bedarf 
kaum noch weiterer Ausführung, um den Wert 
der Schrift zu kennzeichnen. Der Verfasser 
geht ganz systematisch vor. Er behandelt zu- 
nächst in sehr engem Anschluß an das treffliche 
Buch von du Bois-Reymond: Erfindung und 
Erfinder, einige der bekannten Theorien über 
den Begriff der Erfindung; dann geht er aber 
gleich ins Lehrhafte über und sucht seinen 
Leser zum Erfinden vorzubereiten, indem er 
zunächst seine Beobachtungsgabe durch eine 
Reihe von Vorschriften schärfen will. Es wer- 
den dann alle Bedürfnisse vorgeführt, die an- 
geblich die Menschen haben, für alle Berufe 
und Stände bis herunter zum Kavalier und 
zur Modedame und zu ‚sonstigen Menschen- 
gruppen“. Diesem schließen sich die landwirt- 
schaftlichen und technischen Bedürfnisse an 
in einer ganz willkürlichen und unsachlichen 
Aneinanderreihung. Dann bekommen wir auf 
4 Seiten Zeichenunterricht und auf weiteren 
8 Seiten Experimentalunterricht. So genügend 
vorbereitet, kann dann der Leser an das Pro- 
blem selbst gehen, das ihm in seinen verschie- 
denen Seiten als Problemstellung und Problem- 
lösung vorgeführt wird. Dabei gibt es wohlge- 
meinte Ratschläge: ‚„‚Haltet jeden originellen 
Gedanken auf dem Papier fest. Denkt nie bis 


‚zur Ermüdung nach, laßt keine Zeit des Wohl- 


befindens und der Stimmung vorübergehen, 
haltet nichts für so unsinnig oder zwecklos, daß 
es nicht der Mühe wert wäre, es in Erwägung 
zu ziehen.“ ; 

Auch ein Katechismus mit Frage und Ant- 
wort findet sich darin. 

In der Zeit der Papiernot sollte man doch 
wohl mit. Rücksicht auf solche Bücher daran 
denken, wieder die Vorzensur einzuführen. 

Dipl.-Ing. Carl Weihe. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Das Betriebsrätegesetz, Text und Kommen- 
tar, Erläutert im Auftrage der Arbeitsgemein- 
schaft sozialistischer Techniker. Von E. Sam- 
bale. Bd. 3. 96 S. in 8%. Verlag Rätebund, 
Berlin 1920. Preis 9M + T.Z. 

Das neue deutsche Wirtschaftsrecht. Von 
Dr. A. Nussbaum: VII u. 1008. in 80%. Verlag 
von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 16 M. 

Ankerwicklungen für Gleich- und Wechsel- 
strom. Von Prof. R. Richter. Mit 377 Text- 
abbildungen. XI und 423 S. in 80. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 78 M. 

Statistik für das Betriebsjahr 1918 bzw. 
1918/19. Bearbeitet im Auftrage des Ausschusses 
II für Statistik und wirtschaftliche Fragen durch 
die Geschäftsstelle der Vereinigung der Elektri- 
zitätswerke. XJV und 231 S. in Folio. Zu be- 
ziehen durch die Geschäftsstelle der V.d. El. W., 
Berlin SW. 48, oder durch Julius Springer, Berlin. 
Preis 100 M. 

Grundlagen der Elektrotechnik. Von A. 
Rotth. Mit 70 Textabb. 3. Aufl. 128 S. in 8°, 
Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 
1920. Preis 2,80 M + 100% T. Z. 

Einführung in die Technische Wärmelehre. 
Von R. Vater, bearbeitet von Dr. F. Schmidt. 
Mit 46 Textabb. 2. erw. Aufl. 1928. in 89, 
Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 
1920. Preis 2,30 M + 100%) T. Z. 

Lehrbuch der Rechenvorteile, Schnellrechnen 
und Rechenkunst. Von Dr. phil. J. Bojko. Mit 
zahlreichen Übungsbeispielen. 115 S. in 8°. Ver- 
lag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1920. 
‚Preis 2,80 M + 100% T.Z. 

Die Nebenstellentechnik. VonH.B. Willers. 
Mit 137 Textabb. IV u. 172 S. in 80, Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 26 M, 

Die Drahtseile als Schachtförder'seile. Von 
Dr.-Ing. A. Wyszomirski. Mit 30 Textabb. 
94 S. in 8%. Verlag von Julius Springer, Berlin 
1920. Preis 14 M. 

Leitfaden der Technischen Wärmemechanik. 
Kurzes Lehrbuch der Mechanik der Gase und 
Dämpfe und der mechanischen Wärmelehre. Von 
Prof. Dipl.-Ing. W. Schüle. Mit 93 Textabb. 
und 3 Tafeln. 2. verb. Aufl. VIII u. 217 S. in 8°, 
N ara von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
18 M. 


Heit 45, 


Die Verkehrsmittel in Volks- und Staats- 
wirtschaft. 2. umgearb. Aufl. Bd. 2. Land- und 
Woasserstraßen, Post, Telegraph, Telephon. VonDr. 
E. Sax IX u. 533 S. in 809, Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1920. Preis 43 M, geb. 66 M. 

Die Berechnung von Gleich- und Wechsel- 
stromsystemen. Von Dr.{jig. Fr. Natalis. 
Mit 19 Textabb. VI und 318. in 80, Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 6 M. 

Theoretische Mechanik. Eine einleitende Ab- 

‚ handlung über die Prinzipien der Mechanik. Von 
A. E. H. Love Autorisierte deutsche Über- 
setzung der 2. Aufl. von ®Dr.:$ng. H. Polster. 
Mit 88 Textabb. IV u. 424 S. in 80. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 48 M, geb. 
54 M. 

Bau großer Elektrizitätswerke. Bd. 3. Das 
Kraftwerk Golpa Von Prof. Dr.-$ng. G. Klingen- 
berg. Mit 127 Textabb. und 4 Tafeln. 106 S. 
in 40%, Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. 
Preis geb, 30 M. 

Zur Einstein’schen Relativitätstheorie. Er- 


kenntnistheoretische Betrachtungen. Von Ernst 
Casssierer. 134 S. in 8%. Verlag von Bruno 
Preis 14 M. 


Cassierer,. Berlin 1921. 

Elekt RT Praktikum. Von Dr. Erich 
Müller. Mit einem Begleitwort von Dr. u. 
Dr.-Üng. Fritz Foerster. Mit 82 Textabb. und 
33 Schaltungsskizzen. 3. verm. u. verb. Aufl. VIII 
u. 254 S. in 80, Verlag von Theodor Steinkopff, 
Dresden und Leipzig 1920. Preis 20 M. 

Zur Sozialisierung des Kohlenbergbaues. 
Herausgegeben vom Bergbauverein Essen. 59 S. 
in 80. Verlag Bergbauverein, Essen 1920. 

Brennstoff und Verbrennung. Von Dr. 
Aufhäuser. 148. in 8%. Verlag Verein deut- 
scher Ingenieure, Berlin 1920. Preis 4 M. 

Über Dampfmessung. Von Oberingenieur Seu- 
fert. 10 S. ia 89. Verlag Verein deutscher 
Ingenieure, Berlin 1920, Preis 5 M. 

Santz-Multiplikator. Von A. Santz. IV und 
202 S. in 8%. Verlag Julius Springer, Berlin 1920. 
Preis geb. 30 M. 

Die Gesetzgebung über Beschlagnahme, 
Ausfuhr und Handel ausländischer Wert- 
papiere. Von Dr. jur. et rer. pol. H. Kling- 
spor. 678. in 8°. Verlag Otto Liebmann, 
Berlin 1920. Preis 8,50 M. 

Leitfaden der Hüttenkunde für Maschinen- 
techniker. Von PDipl.-Sng. K. Sauer. Mit 81 
Textabb. IV und 123 S. in 8%. Verlag Julius 
Springer, Berlin 1920. Preis 9 M. 

Technische Chemie für Maschinenbau- 
schulen. Von Prof. Dr. S. Jakobi. 2. verb. 
u. ergänzte Aufl. Mit 101 Abb. VIII und 180 S. in 
80, Verlag Julius Springer, Berlin 1920. Preis I11M. 

Das Relativitätsprinzip. Von A. Angers- 
bach. Mathematisch - Physikalische Bibliothek. 
Bd. 39. 578. in 49. Verlag B. G. Teubner, 
Berlin und Leipzig 1920. Preis 3,60 M. 


Doktordissertationen, 


K. Mühlbrett. Über Verstärkertransformatoren, 
Technische Hochschule Darmstadt. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920, 

H.Schlaffner. Die geographischen Bedingungen 
der Moorbildung in Deutschland. Technische 
Hochschule München 1919. 

F, Leyerer. Über Wechselstromselbsterregung 
bei Gleichstrommaschinen. Technisehe Hoch- 
schule München. Verlag von Julius Springer, 
Berlin 1920. 

Sonderabdrucke. 


The energetics of telephone receiver. Von H, 
Nukiyama. „The Technology Reports of the 
Tohoku Imperial University‘. Bd. 1, Nr. 3, 1920. 

Die Tätigkeit der Physikalisch-Technischen Reichs- 
anstalt im Jahre 1919. „Zeitschrift für Instru- 
 mentenkunde“, Bd. 40, 1920, S. 87 ff. 


Neue Zeitschriften. 


„Brennstoff-Chemie“, Zeitschrift für Chemie 
und chemische Technologie der Brennstoffe und 
ihrer Nebenprodukte. Herausgeber Prof. Dr. F. 
Fischer, Direktor des Kaiser- Wilhelm-Instituts 
für Kohlenforschung, Mülheim (Ruhr). Verlag von 
W. Giradet, Essen. [Die neue Zeitschrift erscheint 
zweimal im Monat. Bezugspreis f. d. Vierteljahr 
12 M.] 

Listen und Drucksachen. 

Gebrüder Adt A. G., Ensheim (Saargebiet). Preis- 
liste Nr. 15. Isolier-Leitungsröhren und Zubehör 
Handlampen, Schalter, Steckdosen und Stecker 

Vereinigte Isolatorenwerke A. G., Berlin- 
Pankow. Liste J6, 1918. Zählertafeln aus Isolier- 
material. Liste J 8, 1918, „Viaco“-Verteilungs- 
tafeln. 

Schulz & Fischer, Berlin SW. 47. Preisliste 
Nr. 4, 1920. Drehstrommotoren nach den Nor- 
malien des VDE, mit Kupferwicklung, Bronze- 
lagern und Schleifringen. 


904 


Gesellschaftfürelektrotechnischelndustrie 
m. b. H., Berlin. Das neue elektrische Naht- 
schweißverfahren, 

Friedr. Wilh. Kuhl, Berlin NW. 87. 
iiber „Habilita“-Ankerisoliermaterialien. 


Preisliste 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Außenhandel. — Die Ein- und Ausfuhr von 
rohen und der Import von verarbeiteten’ Dia- 
manten für technische Zwecke ist nach 
wie vor verboten. Ein- und Ausfuhranträge 
sind an den vom Reichswirtsch aftsministerium 
ernannten Vertrauensmann E. Schmidt, Ber- 
lin W. 8, Charlottenstr. 56, zu richten. — Wie 
die ‚Voss. Ztg.‘‘ berichtet, hat der Berliner 
Vertreter der russischen Sowjetregierung 
den Auftrag erhalten, demnächst u. a. 1,3 Mill. 
Osram- und etwa 0,25 Mill. andere Glühlam- 
pen in Deutschland anzukaufen. — Nach einer 
Mitteilung des „Berl. Börs.-Cour.‘‘ fordern die 
A.:B. Skandinaviska Glödlampfabrikent und 
die A. B. Elektraverken, Stockholm, von der 
Regierung erhöhten Zollschutz für die 
schwedische Glühlampenindustrie 
diese soll infolge Uberhandnehmens der Ein- 
fuhr aus dem Auslande bereits umfangreiche 
Betriebseinschränkungen durchgeführt haben 
—, weil sie andernfalls in Kürze gezwungen 
sein würden, die Arbeit einzustellen. 

Ausschreibungen. — Die Regierung der 
Republik Costa Rica fordert nach den 
„Weltw. Nachr.‘‘ zu Bewerbungen um die 
Konzession für den Bau und Betrieb einer 
elektrischen Straßenbahn zwischen Ala- 
juela und Grecia auf. Sie wird auf 50 Jahre 
vergeben. Für die ersten 25 Jahre, vom Tage 
der Eröffnung der Linie an gerechnet, garan- 
tiert die Regierung eine 6%ige Verzinsung auf 
ein Kapital bis zu 1 Mill. Colones!). Das für 
die Elektrizitätserzeugung notwendige Wasser 
wird frei zur Verfügung gestellt, das nötige 
Material kann zollfrei eingeführt werden, auch ist 
das Unternehmen für die ganze Konzessions- 
Cauer von sämtlichen Abgaben befreit. 


Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat 
im Oktober 1920 folgende Kurse notiert: 


| 8 5 

Gesellschaften 32 äi S 

= | 3 ® 

z = A 
Accumul.-Fabr., Berlin . 360,—| 445,— 1440,— 

A. 6. £. El.-Anlg., Berlin . -— —_ —_ 
A, H. G,, Berlins a ern 290,25, 342,50 339,25 
Bergmann, Berlin ...... 240,—| 285, —1285,— 
B. E-W.„ Berlin A. Ss 210,— | 239,— 236,50 
; „.. Vorz-A.. . . 193,50. 101,— 1101,— 

Brown, Boveri, Baden (Schweiz) | — = = 

Continent. Ges., Nürnberg . . —_ — — 
& 5 Vorz.-A. 1130 —| 144,—|144,— 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |185,—| 216,75 200,— 
„ Niederl. „ = 233,—| 260,—|260,— 
sa SUdam. ir; # 228,50, 246,75 241,— 
»  Kabelwerke, Berlin . . |260,—| 325,— 318, — 
Elektra, Dresden. ...... 105,—| 180,—|180, — 
El. Licht- u. Kraft., Berlin . . |158,—| 187,— |1823,— 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . |193,—| .219,—1212,50 
E. W. Liemitz ...... 105,—| 121,— |121, - 

Bank f. el. Untern., Zürich. . |100,—| 141,—| -— 
Felten & Guilleaume Carlsw. .. |445,—| 525,—1470,— 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . |180,—| 194,751192,— 
Hackethal, Hannover. ... . 325,—| 364,—|360,— 
Hamburgische E.W.. .... 137,—| 149,75 146,75 
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |208,50, 252,— 252, — 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. |206,50) 230,—|230,— 
©. Lorenz, Berlin ...... 345,—| 405,501399,— 
Dr. Paul Meyer, Berlin. . 188,—| 234,75 230, — 
Mix & Genest, Berlin . . 220,—| 230,— 229, — 
Neckarwerke, Esslingen 150,—| 185,—|185,— 
H. Pöge, Chemnitz... ... . 1288,—| 330,— |330,— 
Rhein. El.-A. G., Mannheim. . |198,—| 223,50 210,— 
M. Schorch & Cie., Rheydt 414,—| 452,— 415, — 
Sachsenwerk, Dresden . . . . 1879,—| 463,—1452,— 
Schuckert & Co., Nürnberg. . 1230,25 303,25 303,25 
„Siemens“ EI. Betr., Berlin. . 1117,—| 130,—|125,— 
Siemens & Halske, Berlin 302,—| 397,— 1337, — 
Stettiner E.W........ . 1120,—| 143,—|143,— 
Teleph.-F. Berliner, Hannover. |265,—| 342,50 289, — 
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin [355,—| 464751450, — 


Ein Reiehskommissar für die Eisenwirt- 


schaft. — Die Geschäfte der nunmehr aufge-: 


lösten Reichskommissariate für Eisenwirt- 
schaft und Schrottwirtschaft in Berlin sind 
dem Kommissar des Reichswirtschaftsmini- 
steriums beim Eisenwirtschaftsbund in Düssel- 
dorf übertragen worden, der jetzt die Bezeich - 
nung „Reichskommissar für die Eisen- 
wirtschaft‘. führt. f 


1) 1 Colon Gold vor dem Kriege = 1,95 M. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 45. 


Aus der Geschäftswelt. — Inland. 
Siemens-Schuckert-Konzern hatbe- 
schlossen, mit der Gelsenkirchener Bergwerks- 
A. G. und der Deutsch-Luxemburgischen Berg- 
werks- und Hütten-A. G. eine Interessenge- 
meinschaft einzugehen. — In Stadtilm ist die 


'ThüringerElectro-Werke A.G., Dörn- 


feld a. Ilm, mit 0,3 Mill. M Grundkapital ein- 
getragen worden. Sie hat die Herstellung 
und den Vertrieb von Isoliermaterial, Tele- 
phon- und Telegraphenbau, Feinmechanik und 
Optik zum Gegenstand. — Ausland. Die 
dem Siemens-Konzern nahestehende Sch wei- 
zerische Gesellschaft für elektrische 
Industrie, Glarus, hat die Zahlung ihrer 


Obligationszinsen eingestellt und plant eine 


ähnliche Reorganisation wie die Bank für elek- 
trische Unterneh mungent). — Nach der ‚Voss. 
Ztg.‘‘ ist zu dem Zweck, Polen von der deut- 
schen Kabelfabrikation unabhängig zu machen, 
in Bromberg die A. G. Kabel Polski mit 
30 Mill. M Grundkapital gegründet worden. — 
Ludwig Hajös & Co., Budapest, schreiben, daß 
sie in den Interessenkreis der Ung. Escompte & 
Wechsler Bank einbezogen und unter der Firma 
Hajös & Szäntö Elektrotechnische Fabrik 
A. 6. mit 5Mill. K Kapital in eine Aktiengesell- 
schaft umgewandelt worden seien. 


WARENMARKT. 


Kupfer. — Bei der nach abwärts gerich- 
teten Bewegung der Preise am internationalen 
Metallmarkt hat Kupfer nach Dr. Sue 
Weiß?) bei weitem den größten Abschlag zu 
verzeichnen. Im September hatten sich ver- 
schiedene kleinere amerikanische Kupfererzeu- 
ger und Händler wegen der dauernd rückgängi- 
gen Nachfrage bereitgefunden, Elektrolyt- 
kupfer zu etwa 0,5 ets unter dem offiziellen 
Preis von 19 ets/lb abzugeben, während die 
eroßen Gruben infolge der Verteuerung der 
Frachtsätze an 19 ets festhalten zu müssen 
erklärten. Die Kupferausfuhr ging daher 
weiter zurück; schon im August hatte die 
Kupferexport -Vereinigung der nur 
noch 3,2 Mill. Ibs an das Ausland verkauft 
gegen rd 66 Mill.Ibs Raffinade monatlich in nor- 
malen Zeiten. Unter diesen Umständen setzte 
die Ausfuhrvereinigung den Elektrolytkupfer- 
preis sukzessive auf 18,5, 17,5 und schließlich 
15 ets/lb herab. Der englische Kupfermarkt 
konnte sich dieser Entwicklung nicht entziehen, 
und auch in Japan hat eine allgemeine Absatz- 
stockung die Kupferproduzenten zu einer Ein- 
schränkung der Erzeugung um mindestens 35% 
veranlaßt. Die deutsche Elektrolytkupfernotiz 
wurde entsprechend stark beeinflußt und ver- 
ringerte sieh daher in letzter Zeit zeitweilig 
trotz der Verschlechterung des Markkurses. 
Eisenerze. Wie aus Kristiania berichtet 
wird, werden seit einiger Zeit von dort Erz- 
briketts in steigendem Maße ausgeführt. — 
Baumwolle. Im New Yorker Baumwollmarkt 
haben die Preise in der"vergangenen Woche 
eine wesentliche Änderung. nieht erfahren. Am 
30. X. notierte middling Ware loco” 22,20, 
Novemberverschiffung 20,70 und Dezember- 
verschiffung 21,15 ets/lb. In Bremen gingen 
die Preise für amerikanische Baumwolle fully 
middling*good colour and staple loco infolge 
der Verschlechterung des Markkurses weiter 
nach oben und notierten am 1. XI. 49 M/ke. 
In Japan zeigt sich am Baumwollmarkt eine 
vollkommene Geschäftsruhe.e Obwohl auch 
hier die Erzeugung, um die Preise zu stützen, 
stark eingeschränkt ist, gehen die Großhandels- 
preise doch beständig herunter. Bei Baum- 
wollgarnen haben sie mit 300 bis 350 Yen/Ballen 
etwa die Hälfte des Höchststandes erreicht. — 
Seide. Die Verschlechterung der italienischen 


Valuta hat auf die Preisgestaltung am Mai-. 


länder Seidenmarkt kaum eingewirkt. Die 
Nachfrage blieb verhältnismäßig lebhaft."} Die 
Preise, besonders für beste Ware, sind unver- 
ändert. Der japanische Seidenmarkt liegt 
sehr still. Die Preise bewegen sich nominell 


-zwar auf der vom Seidensyndikat festgesetzten 


Grundlage von 1500 Yen/60 kg, doch sind zu 
diesem Preise keine Geschäfte abgeschlossen 
worden. Nach Europa wurden vom 1. VI. 
bis 15. X. 17216 Ballen und nach Amerika 
45 081 Ballen ausgeführt. — Jute. Die Fabrikat- 


märkte in Kalkutta und Dundee liegen ziem- | 


lich leblos, infolgedessen konnten die Preise 
etwas nachlassen. Auf dem deutschen Markt 
wird dieser Rückgang durch die Verschlech- 
terung des Markkurses ausgeglichen. .Rohjute 
notiert in London "noch immer zu 50 £)ton 
neuer Eınte. — Treibriemen. Der Verband 
Deutscher TreibriemenfabrikantenYsetzte die 


!) Vgl. „ETZ* 1920, 8 719. ; 
2 „Berl. Tagebl.“ v. 1. XI. 1920. 


Der 


Preise für Treibriemen auf 180 M/kg fest. — 
- Bei den Häuteversteigerungen sind 
Fälle festgestellt worden, die eine unerlaubte 
Einwirkung auf die Preisentwicklung dar- 
stellen; infolgedessen wurden die Preisprü- 


Häute. 


fungsstellen beauftragt, 


zungen ihre besondere Aufmerksamkeit zu 
In London notierten 
am 2. XI. Crepe I loco 1s 21% d, Januar/März 


schenken: — Gummi. 


Lieferung 1 s 4 d/lb. — 
werden für gemahlenen, 


Schwefel und für mit Kupfer versetzten 125 


bis 130 Lire/dz verlangt. 


in Säcken kostete 350 Lire/dz. — Terpentin. 
In London notierte Terpentinöl, loko Ware,‘ 
Ende Oktober etwa 121 s/ewt. — Benzin. In 
England ist der Preis für Benzin neuerdings 
wesentlich erhöht worden. 
ist von 3s 8%, d auf 43 71% d/Gallone gestiegen, 
zweitklassige von 38 6% d auf 4s 1% d und 
Benzol von 3s 4% d auf 
Der ‚Verband deutscher Dach- 
pappenfabrikanten hat die Großhandelsrichtt- 
preise folgendermaßen ermäßigt: 
pappe mit 80er Rohpappeneinlage 8,20 M, 

mit 100er Einlage 6,70 M, mit 150er Einlage 

4,70 M und mit 200er Einlage 3,70 M/m? bei 
Verladebahnhof des Ver- 


Dachpappe. 


Waggonbezug frei 
käufers. — Metallpreise. 


Vereinigung für die deutsche Elektrolyt- 
kupfernotiz bzw. der Kommission des Ber- 
liner Metallbörsenvorstandes 


stehen sich ab Lager in 
in M/100 ke: 


Metall { 


Elektrolytkupfer (wire 
bars), prompt. eif Hamburg, 
: Bremen, Rotterdam . 5 


ıl. November 1920. 


den Häuteversteige- 


Schwefel. In. Italien 
doppelt raffinierten 


Kupfervitriol 98/99 


Erstklassige Ware 
4s % d/Gallone. — 


für Dach-. 


Die Notierungen der 


(letztere ver- 
Deutschland) lauten 


a a he al 


5 XI. 


2317 2694 


Raffinadekupfer 99/99,3% 
Orıginalhüttenweichblei 
Originalhüttenrohzink, 
Preis im freien Verkehr 
Plattenzink (remelted) von 
handelsübl. Beschaffenheit 
Originalhüttenaluminium 
98/990), in einmal gekerb- 
ten Blöckehen .. . . . 
dsgl. in Walz- oder Draht- 
Darren. Ber ser 
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- 
Hüttenzinn, mind. 99%, . 
Reinnickel 98/99%, - : 
Antimon-Regulus . 
Silberin Barren rd. 900 fein 
für 1 kg fein es 


Die deutsche 
betrug am 2. XI: 
2753 M/100 ke. 


‚An der Londoner 
nach ‚Mining Journal‘ 
1 ton (1016 kg) notiert: 


2702 


..| 880900 


.|3750-3850 3700-3800 


. |1490—1500| 14891490 
Elektrolytkupfernotiz 


2150-220 1215-2175 
=. 876 


940—950 


960-970 | 
620-630 


620—630 


u ie Fila ah a ie 


3900 —4000.3300—3950 
7400-7450 7300—7400 


. 1720 )— 7250 7100— 7200 
. 14800 - 5000|4800— 5090 
. 11025 —1050 


1009 : 


= 
M und am 3, XI: 3 

ET ne 
Metallbörse wurden 
am 29. X, 1920 für 


4 


; \ s ER We! DERBRR 
*Kupfer: best selected . 95 0 Obs 800 — 
* a electrolyt. ..7:97.200:, 7 299702 0 

5 wire bars... 93 00 99-07 0, 
* „> standard, Kasse 89 0 0 „ 8910 0 3 
Kr 2.23 Mon: :- 88:10 .0:°°,.088-1520 : 
Zinn: standard, Kasse. . 267 5 0 „26715 0 = 

” 3Mon. 269710...0. 552707070755 
„ Sstraitsu 29. 22.8..11.02968715-0,2269 eg 
Blei: span. oder nichtengl. 3 r 
Weichblei:......: 36% 5.0: 52 85. 15.0 
„.. gew engl. Blockblei 3100, „ — — — 
Zink: gew. Sorten... . 3900 „ 3915 0 KL 
„  remelted..... 300, --- 
Ri engl. Swanseae .. 4 00, — — — 
Antimon: engl. Reg. .. 52/55 £ net. 4 
Aluminium: 98 bis 990), 165 £ (Inland); Be 
185 £ (Export), 


Nickel: 98: bis 990), gar. 
Quecksilber: nom. für 

die 75 lbs.-Flasche. . . 
Platin: je Unze nom... 


In New York notierte Elektrolyt- 
kupfer.am 4. XI. 1920 loko 14,87 bis 15cts/b. 


* Netto. - 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 50. 
„Letro.t‘‘? 


Frage 5l. Wer fabriziert oder liefert = 
elektrisch betriebene Melkmaschnen? 
Frage 52. Wer liefert wasserdichte Hänge- 
armaturen mit Emaillereflektor, Schutzglas und 


eingebautem Kettenzug-A 


der bekannten Gasarmaturen? 


Abschluß des Heftes: 


Wer liefert Isoliermaterial 


230 £ (In- u. Ausland), 
BE 
00 8. DE 


ar 


usschalter 


6. November 1920. 2 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zebhme in Berlin. — Verlag von Julius 8ßpringer in Berlin. 


in 2 ee Ds Die re du 


"hohen Spannungen also mit 100 kV_oder mehr 


 schaftlich keine übermäßigen Vorteile nachzu- 


'tafel 1 ersichtlich. 


Deutschlands, 


‘ Staatsbehörden und der Kommunen, u. ZW. 


905 


Elektrotechnische Zeitschrif 
: er (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme,'Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


Berlin, 18. November 1920. 


41. Jahrgang. 


Großkraftübertragung.') 


Spannungsregulierung, wobei er des Näheren auf 
das bekannte Netz des Bayernwerkes eingeht. Er 
gelangt zu dem Ergebnis, daß die Spannungsregu- 
lierung durch willkürliche Änderung der Blind- 
leistung für größere und verzweigte Netze der 
Großkraftübertragung schwer durchführbar ist und 
grundsätzlich keine Förderung verdiene, “weil sie 
der Hauptforderung, den Leistungsfaktor an der 
Verbraucherstelle zu erhöhen, und den damit er- 
reichbaren Möglichkeiten wirtschaftlicher Vervoll- 
kommnung entgegenarbeite. Der Vergleich beim 
Bayernwerk zwischen Spannungsregulierung durch 
Kompensation der Blindleistung und durch einfache 
Spannungsregulatoren fällt zugunsten der letzteren 
aus. > 


gen Deutschland 


gestellt und 
erwirkt. Beim 


lichen Leitsätze 


- Unter Großkraftübertragung verstehe ich 
allgemein Leitungssysteme, die mit besonders 


Preußen, obwohl größter Bundesstaat, ist bis- 
her an dieser Entwicklung nicht beteiligt. Hier 
liegt die Ausführung in der Hand des Reiches, 
‘das anscheinend auch auf Beteiligung im übri- 


abzielt. 


Die Bayerische und Sächsische Regierung 
haben ein umfassendes Programm _der gesam- 
ten Elektrizitätsversorgung ihrer Länder auf- 
sich die Ausführungsbefugnisse 
Reich vermissen wir bisher 
eine derartige Klärung. Wir sehen fleißige 
Arbeit von Technikern, aber keine verbind- 


führender Stellen, die dem 


Rahmengesetz für die Elektrizitätsversorgung 
Inhalt geben. _Die,Folge is 


— 


Heft 46. 


m 


Zahlentafel 1. Zusammenstellung der 100 kV-Fernleitungen in Deutschland. 


$ re E | Streckonlänge er Erdseil 
Von R. Tröger, Zehlendorf bei Berlin. Biesntimer.. Bezeichnung der Strecke Praha N LENE Br 
bzw. Hauptbeteiligte in im :., |Querschnitt Quer- 
B : 2 - 2 rap Reha Zahl | Material mm? Zahl | schnitt 
Übersicht. Nach einem kurzen Überblick über | ee 
den augenblicklichen Stand der Grofßkraftübertra- Reich Bitterfeld — Golpa-— Berlin 145 | — 6 Al 120 2 50 
gung in Deutschland wird zunächst das System be- Großenheim — Lauta — Ber- | > | | 
handelt — Verfasser stellt die Zweckmäßigkeit des lin a RE — 72908 6 AL 150 1 50 
normalen Drehstromsystems in Frage und macht Bitterfeld—Leipzig ee 6 AL | 120 207.00 
auf die Möglichkeit einer Vierleiterübertragung mit Golpa— Magdeburg . . ae) Ba Al 120 1 50 
günstigerer Materialausnutzung aufmerksam. Die Obertürkheim — Nieder- | | 
Grenzen Deutschlands sowie die Lage seiner natür- stotzing IE are el = -- = | 0 
lichen Energievorkommen haben zur Folge, daß | Sächs. Staat Großenheim — Dresden — | | 
wir uns mit der Großkraftübertragung in Deutsch- | Hirscehfölde 2°... a) 6: | Al 150 1 50 
-land der wirtschaftlichen Grenzspannung nähern, ; 2 Harlasgrün — Silberstraße — |" 26 De AL 150 1 50 
die zu 180 bis 220 kV berechnet wird. Die Wahl Bayr. Staat Bayernring : nr — | 935 6°) GWz 120 12.5:90 
. einer Zwischenspannung erscheint danach unzweck- _ 95 Ge eu 120 
mäßig. Um die günstigsten Arbeitsbedingungen der | Lauchhammer Lauchhammer — Riesa . 50: _ 6. Ole 42 1 50 
Übertragung zu finden, leitet Verfasser allgemein AG. | | 
_ den Zusammenhang zwischen Leistungs- und Ar- Rhein.-Westf. Goldenbergwerk — Osterrath Sbar a 6 Al/St 70/35 2 70 
beitswerten einer Leitung für beliebige Belastungs- EW, mit Anschlußleitungen .. 30 — 6 Fe 830 2 70 
verhältnisse ab. Dabei ergibt sich neben der be- i Grevenbroich — Reisholz . 20 — 6 AlSt 70/35 2°) 79 
kannten Bedeutung des Belastungsgrades der über- Murgkraftwerk Forbach — Karlsruhe—Mann- | | 
wiegende Einfluß des Leistungsfaktors auf die Ar- | 1:6 ee DEI RS Rerreere LL7 — 3: - AUSt 70/35 Pe 5) 
beitsverluste und die jährliche Ausnutzung der | Pfalzwerke AG. [Mannheim — Homburg . 100 — 3 Cu 50 _ _ 
Leitungen. _ Anschließend werden die Verbesse- ET N RE Se Se a er Fe 
rungsmöglichkeiten des Belastungsgrades und des | Gesamtlänge: Strecke . ... . - 548 |1605 | | 
Leistungsfaktors besprochen. Zum Schluß erörtert | 2 - Einfachstromkreis 879 '3115 | 
Verfasser den Einfluß des Leistungsfaktors auf die : | | 


der wirtschaftlichen Entwicklung. Aber auch 
der Fortsehritt rein technischer Art leidet 
unter diesen ungeklärten Verhältnissen. Die 
Privatinitiative ist ausgeschaltet; eine große 
neue Aufgabe liegt vor, es fehlt die Formulie- 
rung des Problems und damit die Richtsehnur, 
welche für eine erfolgreiche Tätigkeit auf die- 
sem Gebiet unentbehrlich ist. Es besteht da- 
her die Gefahr, daß anstatt unbefangen an die 
neue Aufgabe heranzutreten, Althergebrachtes 
kritiklos übertragen wird oder ausländische, 
ihrem Wert nach falsch beurteilte Arbeiten den 
Ausschlag geben. Die allzuhäufige Berufung 
auf amerikanische Verhältnisse und .die flei- 


t eine Lähmung | ßige Berichterstattung unserer Fachzeitschrif- 


arbeiten, und die dazu berufen sind, eine 
Brücke herzustellen zwischen den seither be- 
stehenden, voneinander unabhängigen Versor- 
gungsgebieten. 
Augenblicklieher Stand. 

Während vor wenigen Jahren die Berech- 
tigung der Großkraftübertragung noch ernst- 
lich bestritten wurde, da offenbar privatwirt- 


weisen waren, hat sich inzwischen die Sachlage 
soweit verändert, daß diese Frage grundsätz- 
lich als entschieden gelten darf, u. zw. zugun- 
sten der‘ Großkraftübertragung. Unser In- 
teresse wendet sich daher heute vorwiegend 
den rein technischen Aufgaben zu, die bei ihrer 
Ausführung zu lösen sind. ; i 
Die Großkraftübertragung übersteigt die 
der Privatwirtschaft gezogenen Grenzen und 
ist: mit anderem Maßstab zu messen. Soziale 
Gesichtspunkte wie planmäßige Eingliederung 
in das allgemeine Staatsgetriebe, Rücksicht auf 
Geschichts- anstatt auf Geschäftsperioden sind 
ausschlaggebend. Schon in der äußeren Ge- 
‘sellschaftsform tritt diese Entwicklung zutage, 
wie aus der Zusammenstellung in Zahlen- 


Von den bisher betriebenen, im Bau be- 
findlichen und beschlossenen 100 kV-Leitungen 
welche eine Gesamtlänge der 
Leitungsstrecke von 2153 km und des Einfach- 
'stromkreises von rd 4000 km besitzen und auf 
Abb. 1 dargestellt sind, befinden sich nur 
50 km in rein privatem Besitz. Bei den übrigen 
überwiegt die Beteiligung des Reiches, der 


entfallen hiervon der Streckenlänge nach auf 


| | m 


„Honnorer Brounschne 
I 


Deltingen Schweinfurt 


ll) 
Il ! ” 
Al, 


N 


Zeichenerklärung. 


=@- Doppelleitungsnetz der unmittelbaren Groß- 
j "krafıversorgung (Ürenzspannung). 

um Bestehende und in Aurführung begriffene | 
kinfach- und Doppelleitung für 100 kV. 
„ Steinkohlenvorkommen. | 
3 Braunkohlenvorkommen. 
Ausgehante und geplante Wasserkraftwerke. 
Schiffbare Flüsse und Kanäle. x 


"das Reich . . :.. .... 574 km = 26,6% 
den Bayerischen Staat . 1030 „ = 47,9 ,, 
den Sächsischen Staat 1a 2.08%, 


“ 
EEE Hauptstützpunkte 
1) Vortrag, gehalten auf der 2*. Jabresversammlung 5 Harr 
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker zu Hannover, £ : 
am 25. September 1920. Energiegewinnung 


Abb. 1.- Plan einer deutschen Großkraftversorgung unmittelbar 
1. Ruhr, Aachen, Köln. 2. Saargebiet. 3. Mitteldeutsches Braunkohlengebiet. 
4. Oberschlesien. 5. Reserve: Hafenstädte. . : : ; 


{ Aus Kohle: 


vom Fundort der Urstoffe aus, 


Aus Wasser: 1. Bayern. 2. Württemberg, Baden. 


908 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


ten über z. T. bedeutungslose Arbeiten aus 
fremder Literatur erwecken den Eindruck, als 
ob wir unsere eigenen Kräfte unterschätzen. 
Wer die Verhältnisse nicht aus eigener An- 
schauung kennt, übersieht leicht die Verschie- 
denartigkeit der Berichterstattung hüben und 
drüben und nimmt, was wir vielleicht als Ex- 
periment bezeichnen würden, für ein bewährtes 
Verfahren. Soweit mir bekannt, sind im Aus- 
land Fortschritte grundsätzlicher Art auf dem 
Gebiete der Großkraftübertragungim Vergleich 
mit dem Stand vor dem Kriege nicht zu ver- 
zeichnen. Ich bezweifle, ob das Ausland nach 
dieser Richtung eine Neuerung aus den letzten 
Jahren aufzuweisen vermag, die an Bedeu- 
tung der Petersenschen Lösung zur Unter- 
drückung des Erdschlußstromes gleichkommt. 

Wir wissen, daß der deutsche Fachmann 
Eigenes zu schaffen imstande ist, wenn ihm 
die Möglichkeit hierzu nicht unterbunden wird, 
und wenn das Reich, nachdem es im wesent- 
lichen dieses Gebiet mit Beschlag gelegt und 
damit die Verantwortung übernommen hat, 
die Aufgabe für das gesamte Deutschland so 
großzügig zu stellen weiß, wie beispielsweise die 
Bayerische Regierung für ihren Landesteil. 

Nach diesem allgemeinen Überblick über 
den augenblicklichen Stand der Kraftüber- 
tragung werde ich nunmehr einige der Haupt- 
fragen wie Wahl des Systems und der Span- 
nung, Ausnutzung, Leistungsfaktor, Span- 
nungsregulierung u. a. kritisch behandeln. Es 
ist nicht der Zweck meines Vortrages für eine 
bestimmte Lösung einzutreten, auch dort 
nicht, wo die Ergebnisse auf eine bestimmte 
Richtung hindeuten. Vielmehr liegt mir daran, 
die Erkenntnis zu erweitern, daß wir es bei 
der Großkraftübertragung mit einem neuen, 
besonders gearteten Problem zu tun haben, 
und die Notwendigkeit zu erweisen, daß die 
Frage der Großkraftübertragung von berufener 
Seite eingehender Prüfung bedarf, bevor in der 
bisherigen Weise fortgefahren wird, und daß 
hierfür Mittel anzuwenden sind, die von pri- 
vaten Gesellschaften allein nicht aufgebracht 
werden können. 


Wahl des Systems. 

Die bis heute betriebenen und geplanten 
100 kV-Fernleitungen verwenden als System 
den normalen Dreileiter-Drehstromkreis mit 
50 Per. Soweit die Bitterfeld— Golpa— Ber- 
lin-Leitung in Frage kommt, welche bekannt- 
lich den Ausgang für die unmittelbare Reichs- 
beteiligung bildete und zur Aufrechterhaltung 
der Aluminiumproduktion in Rummelsburg 
und Bitterfeld während des Krieges erbaut 
wurde, kann ich bestätigen, daß besondere 
Erwägungen über die Zweckmäßigkeit des Sy- 
stems nicht angestellt worden sind. Vielfach 
begnügt man sich unter Hinweis auf Bestehen- 
des mit der Erklärung, daß die Großkraftüber- 
tragung von vornherein an das System der 
Mittel- und Kleinkraftübertragung gebunden 
sei, wenn ein allgemeiner Systemwechsel ver- 
mieden werden soll, und daß der Dreileiter- 
Drehstromkreis vor den übrigen Systemen den 


Vorzug geringeren Materialaufwandes besitze, 


eine Auffassung, die man selbst in Spezial- 
büchern über Leitungsanlagen vertreten findet. 

Wie verhält es sich hiermit in Wirklich- 
keit? ‚Von einer Erörterung der Periodenzahl 
sehe ich ab, ihre Änderung dürfte schon aus 
wirtschaftlichen Gründen ausscheiden; meine 
Untersuchungen bieten gleichfalls keinen An- 
halt, die technische Zweckmäßigkeit von 
50 Per. für deutsche Verhältnisse der Groß- 
kraftübertragung anzuzweifeln. Anders ver- 
hält es sich mit der Zahl und dem Verschie- 
bungswinkel der Phasen. 

In dieser Beziehung ist ein Wechsel des 
Systems bei Übergang von Mittelkraft- zur 
Großkraftübertragung und umgekehrt in ähn- 
lich einfacher Weise durchführbar wie ein 
Wechsel der Spannungen. Die Umsetzung des 
Dreiphasensystems in ein rechtwinkliges Zwei- 
phasensystem nach der bekannten Scottschen 
Schaltung bedeutet nur einen Spezialfall. 
Ahnlich läßt sich jedes Mehrphasensystem in 
ein anderes System beliebiger Phasenzahl und 
Phasenwinkel umsetzen; die Rücksicht auf 
vorhandene Systeme der Mittel- und. Klein- 
kraft ist daher für die Großkraftübertragung 
nicht ausschlaggebend. Wir werden hierauf 
später noch zurückkommen. 

Bezüglich des Verbrauches an Leitungs- 
material ist nur soviel richtig, daß es in dieser 
Hinsicht ungünstigere Systeme gibt wie den 
üblichen Dreileiter-Drehstromkreis. Zum Bei- 
spiel alle Systeme mit unsymmetrischer Strom- 
verteilung in den Leitern, die wir daher außer 
acht lassen wollen. Weiter setzen wir gleiche 
Spannung sämtlicher Leiter gegen den neu- 
tralen Punkt des Systems sowie gleiche Strom- 
dichte in den verschiedenen‘ Leitern voraus. 
Dann gilt allgemein für die übertragene 
Leistung: ER 

L = Ep nis g, 


wobei E» die Leiterspannung gegenüber dem 
neutralen Punkt, i die Stromdichte und q den 


“Querschnitt der einzelnen Leiter bedeuten. 
Mithin folgt, daß bei gleicher Stromdichte und 


gleicher Spannung gegen den neutralen Punkt 
alle symmetrischen Systeme einschl. des Ein- 
phasensystems für die gleiche Leistung densel- 
ben Gesamtquerschnitt an Leitungsmaterial 
erfordern, demnach in dieser Beziehung dem 
üblichen Dreileiterdrehstrom, der nur einen 
Sonderfall darstellt, gleichwertig sind. Dieser 
Satz bedarf allerdings einer Einschränkung, 
die gerade für Hochspannungsübertragung von 
entscheidender Bedeutung: ist; die Isolation 
der Leitungen, also die Zahl der Isolatoren je 
Kette, gegenseitiger Abstand der Leitungen, 
Größe des Mastes ist zu ‚bemessen nach. der 
höchsten Spannung, die betriebsmäßig zwi- 
schen Leiter und Mast und zwischen benach- 
barten Leitern auftritt. Sehen wir von Span- 
nungsungleichheiten benachbarter Leiter .ab, 
so bleibt für den Vergleich die betriebsmäßig 
auftretende Höchstspannung. zwischen Leiter 
und Mast bzw. Erde maßgebend. Diese Höchst- 
spannung und die in unserer Vergleichsformel 
zugrunde gelegte Spannung (Ey) sind aber nur 
dann identisch, wenn der neutrale Punkt wie 
beispielsweise bei der Sternschaltung zugäng- 
lich und starr geerdet ist. Bei Systemen, deren 
neutraler Punkt überhaupt nicht oder über 
einen Ohmschen bzw. induktiven Widerstand 
geerdet ist, nehmen die gesunden Leiter im 
Falle eines Erdschlusses angenähert ver- 
kettete Spannung gegen Erde an. Dieser 
Erdschluß ist nieht gleichbedeutend mit einem 
Kurzschluß, er verläuft sogar durchweg stö- 
rungsfrei bei Kompensierung des Erdstromes; 
soll aber die Entstehung eines Kurzschlusses 
verhindert werden, so sind die unstarr ge- 
erdeten Systeme für die verkettete Span- 
nung zu isolieren, wie es auch in der Praxis 
üblich ist. ° Bei gleicher Isolation gestatten 
daher die starr geerdeten Systeme eine Er- 
höhung der Betriebsspannung im  Verhält- 
nis: der verketteten Spannung: zur Phäsen- 
spannung und demgemäß für:die gleiche Lei- 
stung einen entsprechend kleineren Leiter- 
querschnitt. Wir wären danach bei starrer 
Erdung bereits heute in der Lage, unsere be- 


stehenden 100kV-Fernleitungen mit 173kV zu. 


betreiben, wenn die Abstände zwischen be- 
nachbarten Leitungen eine derartige Spannungs- 
erhöhung zulassen würden. Der gleiche Zweck 
wird erreicht, u. zw. ohne Erhöhung der Span- 
nungsdifferenz benachbarter Leitungen, wenn 
beispielsweise, wie auf Abb. 2 gezeigt, die V- 
Leitungen von 2 Drehstromkreisen zusammen- 
geschaltet und geerdet werden, nachdem mit 


Hochvolf-Wicklung. 


Niedervolt-Wicklung. 


Abb. 2. Umformung eines Dreileiter-Einfach-Drehstrom- 


kreises in einen symmetrischen Vierleiter-Doppel-Dreh- 
stromkreis mittels zweier normaler, doppelsterngeschalteter 
Drehstromtransformatoren. - ö 


Hilfe der Speisetransformatoren die Phasen- 
spannungen gleichnamiger Leiter in Reihe ge- 
schaltet und damit um 180° in der Phase 
ee, versetzt worden sind. 
Schaltung ergibt ein symmetrisches System 
mit Va bzw. V& — als neutralem, geerdetem 
Punkt —, so daß beide V-Leitungen betriebs- 
mäßig stromlos und deshalb überflüssig sind. 
Man wird eine V-Leitung, wenn auch wesent- 
lich schwächer isoliert oder überhaupt als Er- 
dungsseil unmittelbar am Mast befestigt beibe- 
halten, um bei Versagen eines Stromkreises als 
Rückleitung für den zweiten Stromkreis zu die- 


nen. Wasist damiterreicht? Die Doppelleitung‘ 


leistete vor der Umschaltung mit 6 belasteten 


Leitern je _ Ampere 2. 3.100 = 346 kW, 
nach der Umschaltung mit 4 von demselben 


Strom durchflossenen Leitern, also mit 3 der 


Die, 


Heit 46, 


18. November 1920. 


früheren Verluste 4. 100 = 400 kW. Das be- 


deutet auf gleichen Leiterquerschnitt umge- 
rechnet eine Leistungssteigerung- von 1: 1,73 
und unter Beibehaltung einer V-Leitung als 
Rückleitung von 1:1,38, also 73 bzw. 38% 
geringeren Materialaufwand. Diesem Vorteil 
steht allerdings der Nachteil gegenüber, daß 
jeder Erdschluß einen Kurzschluß zur Folge 
hat und einen Stromkreis abschaltet, wenn 
hiergegen nicht besondere Vorkehrungen ge- 
troffen werden. 

Man wird ferner einwenden, daß die Lei- 
tungen bei dieser Betriebsweise nicht den 
gleichen Grad der Spannungssicherheit be- 
sitzen wie vorher, da die Isolatorenketten 
dauernd anstatt der Phasenspannung der ver- 
ketteten Spannung ausgesetzt sind, ein Fall, 
der bei dem gebräuchlichen System nur selten 
und vorübergehend eintritt. Dieser Einwand 
scheint mir wenig stichhaltig. Es widerspricht 
den Grundsätzen der Sicherheit, hinsiehtlich 
der Isolatorketten gewissermaßen einen Kom- 
promiß zu schließen und sie halb für Phasen- 
spannung und halb für verkettete Spannung 
zu bemessen. —- zn 

Außerdem bietet die Vierleiteranordnung 
die Möglichkeit, mit dem gleichen Aufwand an. 
Isolatoren dieselbe Dauerbeanspruchung wie 
bei dem ungestörten, ungeerdeten System zu 
erzielen, wenn die Leiter nach der in Abb. 3 


Abb. 3. Mast für ein Vierleiter-Zweiphasensystem. 


gezeigten Weise-angeordnet werden. Die Isola- 
torenketten der beiden zusammengehörigen Lei- 


tungen sind gemeinsam an einer Schwinge auf- 
gehängt, die mittels einer dritten Isolatorkette 
an dem Querarm des Mastes befestigt ist. 
Durch zweckmäßige Anordnung der Angriffs- 
punkte läßt sich erreichen, daß die Schwinge 
auch bei ungleichmäßiger Belastung ihrer 
Arme, mit der besonders bei Rauhreif zu rech- 
nen ist, ihre Gleichgewichtslage nur wenig ver- 
ändert. Die einzelne Isolatorkette ist hierbei 
wie in dem Fall des ungeerdeten Systems nur 


einer Spannung von angenähert : ausgesetzt. 


Die Zugbeanspruchung der oberen Kette stellt 
sich bei Leitern von 150 mm? Kupfer und 
einem Mastabstand von 250 m einschl. Zusatz- 
belastung auf rd 1200 kg. Selbst in diesem 
extremen Falle würde also noch eine Kette ge- 
nügen. Der Mast ergibt bei gleichem Durch- 
hang eine Ersparnis in der Höhe von 4 bis 5 m. 

. Noch ein weiterer Punkt verdient hervor- 


| gehoben zu werden, der die Zweckmäßigkeit des 


normalen Dreiphasensystems für Großkraft- 
übertragung als zweifelhaft erscheinen läßt, 


nämlich die ungleiehmäßige Belastung der 


Leiter bei Einphasenstromentnahme. Es gibt 
zahlreiche Betriebe, die entweder überhaupt 
keinen Drehstrom verweırden oder eine eini- 
germaßen gleichmäßige Beanspruchung der 
Phasen nur mit komplizierten Mitteln erzielen 
können; ich erinnere an die verschiedenen 
elektrothermischen Verfahren, deren Bedarf 


gerade in den letzten Jahren erheblich zuge-. 


> 


18. November 1920. 


nommen hat. Fallseinmal für Fernbahnantrieb, 
wasnach meiner Ansicht zu erwägen wäre, nor- 
male Periodenzahl eingeführt werden sollte, 
so wäre bei Großkraftübertragung mit ein- 
fachem Drehstrom die Möglichkeit einer ge- 
meinsamen Stromversorgung wahrscheinlich 
für immer ausgeschlossen. Welche Nachteile 
dies gegebenenfalls für die gesamte Kraftüber- 
tragung Deutschlands zur Folge hätte, geht 
allein aus der Tatsache hervor, daß die Bahnen 
etwa 15 bis 20% des gesamten Bedarfs aus- 
machen und eine starke Nachtbelastung auf- 


- weisen. 


..,„Bowohl das auf Abb. 2 dargestellte wie 
auch das normale Vierleiter-Zweiphasensystem 
en eine gleichmäßige Strombelastung 
er Leiter bei Einphasenstromentnahme. 


Grenzspannung für Deutschland. 
Die Großkraftübertragung bildet das letzte 


Glied in dem Zusammenschluß der Elektrizi- 


tätsversorgung großer Gebiete. Sie berührt 
allseitig die Grenzen, welche, wenn Recht und 
Billigkeit maßgebend wären, das Gebiet des 
Deutschen Reiches abschließen würden. Dar- 
über hinaus bleibt nur noch die Entwicklung 
des inneren Ausbaues. 

‚„. Für die deutsche Großkraftübertragung 
er es daher zum Unterschied von der bis- 

erigen Entwicklung keine Zwischenspannungs- 
stufe mehr, sondern nur noch eine Grenzspan- 
nung, die im Hinblick auf die Gesamtver- 
hältnisse des Deutschen Reiches technisch und 
wirtschaftlich die günstigsten Bedingungen 
liefert und deren Bestimmung daher eine ähn- 
liche Bedeutung beizumessen ist, wie der so- 
eben besprochenen Wahl des Systems. Wiır be- 
zweifeln, ob dieser grundlegende Gesichtspunkt 
bei dem bisherigen Vorgehen hinreichend be- 
rücksiehtigt worden ist. 

Als umfassendster Ausdruck für die Über- 
tragungsbedingungen sowohl in technischer wie 
wirtschaftlicher Hinsicht darf der Wert der 
mittleren jährlichen UÜbertragungskosten für 
eine am Ende der Leitung abgegebene Arbeits- 
einheit gelten. Unsere Aufgabe besteht also 
darin, diejenige Spannung zu bestimmen, bei 
der sich die mittleren Übertragungskosten am 
niedrigsten stellen. 


Bezeichnen K, die jährlichen Strom- 


kosten für die Leitungsveriuste eines Strom- 


kreises, Kz die entspr. festen Jahreskosten 


für Unterhaltung, Verzinsung usw. in Pf und. 


7 die Zahl der am Ende der Leitung jährlich 
abgegebenen Wh, so beträgt für einen symme- 
trisch belasteten, ungeerdeten Drehstromkreis 
der gesuchte Wert pı der Ubertragungskosten 
einer Wh: 


en AR ee 
2 

Ko 8760 . nah f22.W:1:D, 
= 


R= 0.1.8, 


Z=8760.Mma.Lah _— 
D2ah 


BER OFE Bes 2 . 
8760. 5: Terror, 
en 
De, +8: 


Kı=@+c.F#y. 
Es bedeuten: 


Lahr = Leistungsaufnahme eines Stromkrei- 
ses bei Spitzenbelastung in Watt, 

EP, = Hauptspannung in Volt am Leitungs- 
anfang, 

fr = F (Ma, cos $,,) Eifektgrad der Jah- 
resstromkurve (vgl. Nr. 10, Zahlen- 
tafel 3), 

ma — Belastungsgrad am Leitungsanfang 
(vgl. Nr. 9, Zahlentafel 3), . 

w = Widerstand eines Leiters je km Ein- 


fachlänge in Ohm, 
— Länge der Leitung in km, 
— ‚Jährlicher Zinsfaktor in Prozent ein- 
schließlich Anteil für die Betriebs- 
kosten, 
Kosten der Leitung je Stromkreis in 
Pf einschl. der auf 1 km Leitungs- 
länge umgerechneten Kosten für die 
- Schalt- und Transformatorstation 
am Anfang und Ende der Leitung, 
ar beträgt, 
cos 
p = Preiseiner Wattstunde am Leitungs- 
anfang in Pf, 
CC, = Preiskonstanten für p in Pf, 

- (364 = Preiskonstanten für Kı bei der Lei- 
& stungsaufnahme Lan in Pf. 1 
Differenziert nach E, ergibt Gl. (1) den nie- 
drigsten Übertragungspreis und demnach die 
günstigste Spannung für: 


Bi 
I 


deren Leistung 


8 ar. AL RR 2 
Eu=VAt+YR—B +VA-yA—B,..0@ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 46. 


—_ 100.f?r.w.Lah 


A 

(4:-Ma.2% 
> (8760. €. Lan+8760.03.ma.Dant 105-% ) (3 
Bel W.1,Len) N ee 


Ma 


Es handelt sich also jetzt darum, die un- 
abhängigen Größen der Gl. (3) und (4) für den 
Grenzzustand der deutschen Großkraftüber- 
tragung festzusetzen. ; 

Zunächst die Länge I der Leitungsstrecke! 

Um einen Überblick zu gewinnen über die 
Längen, mit denen im Grenztall zu rechnen ist, 
setzen wir voraus, daß bei vollständiıgem Aus- 
bau der Großkraftübertragung der weitaus 
größte Teil der Energieversorgung Deutsch- 
lands unmittelbar vom Fundort des Urstoffes 
aus erfolgt. Die Hauptkraftzentren bilden so- 
mit für die ausKohle gewonnene Energie das nie- 
derrheinische Stein- und Braunkohlengebiet, 
das Saarbecken, das mitteldeutsche Braun- 
kohlengebiet und Oberschlesien, für die durch 
Wasserkraft erzeugte Energie das südliche 
Bayern einerseits und Baden-Württemberg 
anderseits. Mittelbar sind auch die Haupthafen - 

lätze der Nord- und Ostsee als Zufuhrstätten 

ür Energie aus Kohle zu betrachten, wenn 
sie auch vorerst die Bedeutung, welche sie 
in dieser Beziehung vor dem Kriege besaßen, 
kaum wiedergewinnen werden. Unter Berück- 
siehtigung einer wirksamen Ausgleichkupplung 
zwischen den Kohlen- und Wasserkraftzentren 
sowie einer vorzugsweisen Versorgung der vom 
Wasserverkehr abgeschnittenen Landesteile er- 
gibtsieh danach das auf Abb. 1 dargestellte Ge- 
rippe für die Großkraftversorgung von Deutsch- 
land. Hierbeisind Ost-und Westpreußen — zwei 
verhältnismäßig dünn bevölkerte Provinzen — 
vorläufig außer acht gelassen. Die Gesamt- 
länge beträgt bei einem Zuschlag von 15% auf 
die Luftlinie rd 4200 km. Die Entfernungen 
benachbarter Hauptkraftzentren schwanken 
zwischen 200 und 600 km. Da Lin Gl. (3) und 
(4) die Übertragungslänge ohne Zwischenstation 
bedeutet, stellt sich dieser Wert für den Grenz- 
fall der-Großkraftübertragung auf etwa 300 km. 
Um den Einfluß der Länge zu zeigen, sollen 
außerdem die Längen 200 und 400 km bei der 
Rechnung berücksichtigt werden. 

Als Aufnahmeleistung bei Spitzen belastung 
Dar ist der zulässige Höchstwert einzusetzen. 
Unter sonst gleichen Verhältnissen gilt die 
Regel, daß die größte jährliche Arbeitsüber- 
tragung, welche man einem Leitungsgestänge 
zumuten darf, etwa in gleichem Verhältnis 
wie die Verbrauchsdichte der von ihr versorgten 
Gegend zunimmt. Nach der von Bieder- 
mann für 1913 ermittelten Kohlenverteilung 
läßt sich überschlagen, daß in diesem Jahre bei 
einer Erzeugung der öffentlichen Elektrizi- 
tätswerke von 3 Milliarden kWh die übrige 
Krafterzeugung einschl. Bahnen etwa 18 Mil- 
liarden kWn betrug, hierbei handelt es sich 
um Absatzgebiete, die mit der Zeit zum weit- 
aus größten Teil der Elektrizitätsversorgung 
zufallen dürften. Dieser Wert wird in Zukunft 
wahrscheinlich überschritten werden; so sind 
beispielsweise die elektrothermischen Betriebe 
hierbei nicht eingeschlossen. Rechnen wir der 
Sicherheit halber mit dem doppelten Betrag, 
so kommen wir auf einen Grenzwert von etwa 
40 Milliarden kWh oder auf etwa das Vierfache 
der augenblicklichen Verbrauchsdichte. Heute 
wird einem Gestänge bei gemischtem Bedarf 
etwa 100 bis 200 Mill. kWh zugemutet, so daß 
in Zukunft eine Steigerung auf 400 bis 800 Mill. 
kWh wahrscheinlich ist. 

Der Belastungsgrad (ma) der gesamten 
Energieversorgung Deutschlands wird sich, 
soweit heute übersehbar, in den Grenzen von 
50 bis 60% bewegen, so daß die Spitzenbe- 
lastung eines Doppelleitungsgestänges in Zu- 
kunft voraussichtlich Werte zwischen 100 000 
und 150 000 kW erreichen wird. Für Dar sind 
demnach als Grenzwerte 50x 106 und 75x 106 W 
einzusetzen. 

Aus Gl. (1) geht hervor, daß Veränderun- 
gen der Strom- und Anlagekosten für den 
Rechnungsgang belanglos sind, sofern beide 
Beträge in gleichem Verhältnis steigen bzw. 
fallen. Daß letzteres nach Wiederherstellung 
des wirtschaftlichen Gleichgewiehtes ange- 
nähert der Fall sein wird, dürfen wir aus der 
bisherigen Entwicklung schließen. Demnach 
ist es auch zulässig, die Kostenberechnung auf 
Grund von Vorkriegspreisen durchzuführen, 
wovon wir bei den weiteren Betrachtungen Ge- 
brauch machen, 

Für den kWh-Preis wird selbst bei vollem 
Ausbau sämtlicher deutschen Wasserkräfte die 
mit Kohle erzeugte kWh ausschlaggebend blei- 
ben. Nach Berechnungen von Köhn aus dem 
Jahre 1919 bringen die gesamten deutschen 
Wasserkräfte bei einem Ausbau bis zu 3 Mo- 
naten Höchstleistung es erst auf eine jährliche 


907 


Arbeitsleistung von 7,6 Milliarden kWh an der 
Turbinenwelle, 2 

Bei einem mittleren Preise für Braun- 
kohle und minderwertige Steinkohle von 
0,1 Pf für 1000 W.E., bei Anlagekosten für das 
Kraftwerk von 225 M je installiertes kW, bei 
30% installierter Reserve und 12% Kapital- 
dienst betragen die Preiskonstanten für die 
Stromkosten : 

ec — 0,5 ® 108; G9Z=Z 0,6 F 1073 Pf, Wh. 

Für die Leiter wird Kupfer von 150 mm? 
zugrunde gelegt, zum Preise von 160 M für 
100 kg Seil. Danach stellen sich die Kosten 
eines Stromkreises mit Doppelmasten ange- 
nähert auf: 108 + 1,5. E, Pi/km. Diese Glei- 
chung ist für Spannungen zwischen 60 und 
160 kV ermittelt worden und liefert daher auch 
für höhere Spannungen etwa bis 250 kV aus- 
reichende Näherungswerte. Die Kosten für die 
Transformatorenstationen betragen für die 
gleichen Spannungen bei 2 Stationen 


von je 50000 kW zusammen: 
700000-+8,4.E, M, 

von je 75000 kW zusammen: 
1.000 000 + 12,0 .E, M, 


demnach ergeben sich für die Preiskonstanten 
€; und c; folgende Werte: 


Leistung einer Station 


Länge der 
Strecke 50.000 kW | 75600 kW 
km Ca | 4 | (3 q 
200 1,350 >< 106 5,7_| 1,500 >< 106 7,8 
30) 1,233 >< 108 4,3 1.333 > 106 5,5 
400 1,175 >< 166 3,6 1,250 > 106 4,5 


Der Zinsfaktor 2 wird mit 10% eingesetzt. 
Bei Annahme eines Leistungsfaktors am 
Leitungsanfang z. Zt. der Spitzenbelastung von 
COS Yah =1l berechnen sich die Effektgrade fy 
der Jahresstromkurven, wie wir später sehen 
werden, zu: 
fs = 0,62 bei ma =0,6, 
0,030, Mg 09% 
Damit sind alle Werte zur Berechnung der 
Grenzspannung nach den Gl. (2), (3), (4) fest- 
gelegt; Tafel 2 zeigt das Ergebnis. 
Zahlentafel2. Grenzspannung der 
Großkraftübertragung für deutsche 
Verhältnisse. 


Mittlere Spitzenbelastung eines Stromkreises 
Länge der bei cospan=1, 
Hanupt- - 
kraftüber- 50.000 kW 7500) kW 
 tragung = i 
ı Ma =05 | m, =06 | m. =05 | Ma > 0,6 
200 km | 164,8kV | 176,0 kV | 195,6 kV | 209,2 kV 
300=9,7.°|7182,37 „= | 194,5 4,..218,5 °,.1233,0 „ 
400 „ 195,3 „ | 208,0 „ | 234,8 „ 250,5 „ 
Der besseren Übersicht wegen ist auf 


Abb. 4 für den Fall La = 50000 kW, ma = 0,6 
und ! = 300 km die prozentuale Veränderlich- 
keit der Fortleitungskosten bei Änderung der 


“ 


E7 


— —  — 
700 200 300 
—— KV-Spannung 


Niedrigster Fortleitungspreis = 0,29 Pf/kWh 


Spitzenbelastung:. . -» . . « = 50 000.kW 
Belastungsgrad »- » »...=05 
Leistungsfaktor C08Pan- +» »-= 10 

Teitersn ee = 120mm Kupfer 


Abb. 4. Zunahme der Fortleitunggkosten einer 300 km langen 
Drehstrom-Freileitung in Prozenten des niedrigsten Fort- 
leitungspreises je kWh bei Änderung der Betriebsspannung 


908 


Betriebsspannung dargestellt. Hieraus geht 
hervor, daß Abweichungen gegenüber dem 
günstigsten Spannungswert bis 20 kV nach 
oben oder unten die Fortleitungskosten noch 
nicht um 1% erhöhen. 
Das Ergebnis unserer Untersuchung über 
die Grenzspannung läßt sich dahin zusammen - 
fassen, daß bei dem bisher gebräuchlichen Dreh- 
stromsystem die zweckmäßigste Betriebsspan- 
nung für die Großkraftübertragung in Deutsch- 
land in unmittelbarer Nähe von 200 kV liegt. 
Hierbei sind die zukünftigen Entwicklungsmög- 
lichkeiten ‚der Krafterzeugung und der Ver- 
brauchszunahme weitgehend berücksichtigt. 
Über diese Spannung hinauszugehen, hätte 
auch dann keinen Zweck, wenn es technisch 
ohne Beeinträchtigung der Betriebssicherheit 
möglich wäre und andere Länder davon Ge- 
brauch machen sollten. Anderseits genügt die 
bisherige Spannung von 100 kV nicht für die 
Großkraftversorgung von Deutschland. Ob sie 
als Zwisehenspannung wirtschaftlich zu recht- 
fertigen ist, darf bezweifelt werden. Dagegen 
erscheint es nieht ausgeschlossen, daß das frü- 
her besprochene starr geerdete Zweiphasen- 
system, welehes unter Beibehaltung der in den 
100 kV Anlagen bewährten Isolatoren, Trans- 
formatoren und Schaltanlagen eine Spannungs- 
erhöhung um 73% zuläßt, ausreichen wird. 


Grundlagen für die Wirtschaftlichkeit 
der Großkraftübertragung. 


Während bisher das Verhalten von Wech- 
selstromfernleitungen in bezug auf momen- 
tane Werte von Belastung, Leistungsfaktor, 
Verlusten, Wirkungsgrad, Fortleitungskosten 
u. a. mehrfach erschöpfend untersucht worden 
ist, fehlt es meines Wissens an einer einfachen 
Methode, diese Ergebnisse auf Dauerbetrieb 
anzuwenden, bei dem es sich um einen ununter- 
brochenen Wechsel der einzelnen Momentan- 
größen handelt. Und doch führt erst dieses In- 
tegrieren der Momentangrößen nach der Zeit 
(beispielsweise für ein Jahr) zu den Werten, 
welche die Wirtschaftlichkeit einer Anlage be- 
dingen und uns daher über die Zweckmäßigkeit 
des Stromtarifs sowie des Betriebes Aufschluß 
geben. Es kommt also darauf an, anstatt der 
Leistungswerte die Arbeitswerte zu ermitteln. 

Zum leichteren Verständnis sei eine Zu- 
sammenstellung der maßgebenden | 
griffe und ihre Umschreibung vorausgeschickt. 


Bezeichnung 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 46. 


Eine einfache Theorie 
der zusätzlichen Verluste im Nutenkupfer 
von Wechselstrommaschinen. 


VonDr.RobertPohl, AEG-Turbinenfabrik, Berlin. 


Übersicht. An Stelle der zuerst von A.B, Field 
angegebenen Gleichungen für die zusätzlichen Ver- 
luste im Nutenkupfer von Wechselstrommaschinen, 
deren Ableitung äußerst schwer verständlich ist, 
wird mittels einer für Nutenkupfer übliche Dimen- 
sionen zulässigen Vereinfachung eine. mathematisch 
und physikalisch leicht verständliche Formel ent- 
wickelt, Sie stimmt innerhalb ihres Anwendungs- 
bereiches mit den Fieldschen Beziehungen überein. 


Zu den wichtigsten Fortschritten, die im 
Elektromaschinenbau während der. letzten 


Jahre gemacht worden sind, gehört die theo- 


retische Durchforschung der Stromverdrän- 
gungsfragen, die zuverlässige Berechnung der 
unter dem Einfluß des Nutenquerfeldes im 
Nutenkupfer entstehenden zusätzlichen Ver- 
luste und die darauf gegründete Ausbildung 
nn angenähert 

täbe und Spulen. Nicht zum wenigsten diesen 
Fortschritten ist die rapide Entwicklung im 
Bau sehr großer Einheiten, insbesondere der 
Turbodynamos zu verdanken. Trotzdem darf 
man behaupten, daß die Theorie der zusätz- 
lichen Verluste noch keineswegs Allgemeingut 
der einschägigen Fackkreise geworden ist. 
Der Grund hierfür ist in den großen mathe- 
matischen Schwierigkeiten bei der üblichen 
Behandlungsweise des Problems zu suchen. 
A. B. Field, mit dessen grundlegender mathe- 
matischer Arbeit!) die umfangreiche, neuere 
Literatur einsetzt, ‚hatte es im  Ubermaß 
mathematischer Eleganz und Kürze unter- 
lassen, die vollständige Ableitung seiner Formel 
zu geben. Um ihre Klarstellung und Aus- 
bildung für den praktischen Gebrauch haben 
sich besonders Emde?) und Rogowski?) 
verdient gemacht. Fischer-Hinnen?) hat es 
sodann mit Recht für nötig erachtet, die auf- 
klärende Arbeit Emdes für den Gebrauch des 
Ingenieurs eingehend zu erläutern. Aber auch 
auf seine „möglichst elementar gehaltene‘ Ab- 
handlung trifft noch das zu, was er selbst von 
der Emdeschen sagt, „sie stellt so ziemlich 


das Maximum an mathematischen Voraus- 
Zahlentafel 3. 


lungs- 
. das Problem der Stromverdrängun 


stromverdrängungsfreier 


Grundwerte der Wirtschaftlichkeitsrechnungen. 


18. November 1920. 


Würdigung dieser Tatsache sollte man sich 
daher stets bemühen, nach der für die genaue 
Durehforschung notwendigen streng wissen- 


schaftlichen Behandlung eines Problems durch 


Einführung praktisch zulässiger Vereinfachun- 
gen eine für den Ingenieur geeignete Darstel- 
und Berechnungsweise auszubilden. Für 
soll dieses 


nachfolgend unter möglichster Anlehnung an 


die übliche Darstellung geschehen. Es wird 
sich zeigen, daß man durch eine zu recht- 
fertigende Vereinfachung zu einer physikalisch 
leicht verständlichen lediglich mittels elemen- 
tarer Integrationen gefundenen Lösung kommt, 
die für die üblichen Leiterdimensionen mit 
der Fieldsehen hinreichend genau überein- 
stimmt. Durch eine Tabelle der Konstanten 
für die gebräuchlichen Lagenzahlen läßt sich 
dann die Benutzung der so gefundenen Formel 
für die Praxis noch wesentlich erleichtern. 


Grundlagen der Berechnung. 


Eine Nut der Breite a enthalte nx u Leiter 
u.zw.n neben-, u übereinander, je von der Breite 
b und Höhe h (Abb.1). Die gesamte Kupfer- 


9 fi 


NIIN 


ZZ, 
D 
ZA 


LG GGG. 


VEZZZ 
A 
DIDI 


N NIEN 


FISCHEREI 


TREE SS HEREIE SS ERARERE S DRRRES N UN 


N_N.N 


II 


Abb. 1. 


breite ist nb, die Kupferhöhe uh Sm Da 


. die Wirbelströme eines. Leiters, hier besser 
'"Zusatzströme genannt, allein von dem ihn 


Gr A a ae u ne 


PETE 


durchsetzenden Kraftfluß, nicht von einem 


Nr. Symbol Ums chr eibung Mathematischer Ausdruck 

ı | Wirkungsgrad der Leistung . »» : »..... un = a er = Te Watt 

> | Wirkungsgrad der All nn m 

3 |.Verlustgrad der Leistung... 2.22.20: ae NE == ae 

4 | Verlustgrad der Arbeit .. 2.22.2220: ee — de fie a E 
5 | Nutzungsgrad der Leistungsaufnahme .... . Mt = rn : == = ; ; 

6 | Nutzungsgrad der Arbeitsaufnahme . . . . . . a A | 
7 | Nutzungsgrad der Spitzenleistungsanfhahıne‘ : N ı ern z 25 ve 

8 | Belastungsgrad der Leistungsaufnahme . . . Mit ner 

9 | Belastungsgrad der Arbeitsaufnahme . . . . . | Mm, 45 a ufnak = rt nr E 

“ je ie er an 2, 
10 | Effektgrad der Stromkurve ........2.. tr — Wurzel aus ee alantes a Spitronstroms = Fe ee 


Zwecks Unterscheidung von den Arbeits- 
werten werden die auf die jeweilige Leistung 
bezogenen Werte mit den Anzeichen t bzw. 
mit dem Anzeichen h bezeichnet, sofern es sich 
bei der betreffenden Leistung um den Höchst- 
wert handelt. Die Anzeichen a und e werden 
benutzt, je nachdem die Werte für den Anfang 
oder das Ende der Leitung gelten. Die Zeit- 
grenze En die Arbeitsgrößen bildet das Jahr 
(= 8760 h). 

Vermittels des Wirkungsgrades lassen sich 
aus den Anfangswerten ohne weiteres die ent- 
Ep ah Werte für das Ende der Leitung 
ableiten. S 

Zu beachten ist ferner, daß bei Vernach- 
lässigung der Ableitungsverluste der Efifekt- 
grad der Stromkurve (Nr. 10) gleich der Wurzel 
aus dem Arbeitsverlustgrad (Nr. 4) ist, also 


fsr=V®. 
(Schluß folgt.) 


setzungen und Geduld dar, was man einem 
in der Praxis stehenden Ingenieur zumuten 
darf.“ Denn man soll sich der Tatsache nicht 
verschließen, daß es unter den IE - 
ingenieuren und Elektrikern nur wenige gibt, 
die sich das höhere mathematische Rüst- 
zeug derart erworben und durch häufige Be- 
nutzung blank erhalten haben, daß sie es als 
ein stets gewärtiges Mittel zum Verständnis 
physikalischer Vorgänge benutzen könnten. 
Für die weitaus meisten ist es sogar mit der 
formell rechnerischen Verfolgung einer Unter- 
suchung vorbei, wenn die erste hyperbolische 
Funktion oder Differentialgleichung in die Er- 
scheinung tritt. In ihren Händen wird dann 
eine Formel wie die von Field, deren Ableitung 
unverstanden bleibt, zu einer unter Umständen 
gänzlich falsch angewandten Faustregel. Unter 


!) „Proc. Am. Inst. El. Eng.“ 1905, S. 659. 

2) „BElektrot. u. Masch.“ 1908, S. 708 

°) „Archiv f. Elektr“. Bd,2, 1913, Heft 3. 

*) „Bulletin des Schweiz. Elektr. Ver.“ 1917, Nr. 4. 


'querfeld B; 


äußeren Felde herrühren, so ist der durch 
die Isolation verlaufende Kraftfluß ohne Ein- 
fluß auf die zusätzlichen Verluste. Für ihre 
Berechnung denkt man sich daher die Leiter 
aneinander gerückt, wie in Abb. 2 dargestellt. 
Das vom Belastungsstrom herrührende Nuten- 
eld steigt dann von der Kupfer- 
unterseite (® = 0) bis zur Kupferoberseite- 
(2 = H)linear an und erreicht hier im Augen-. 
blick des Strommaximums den Höchstwert 


_ 4% Jmax.. _ 4® 
==10 a: 25,105 Meer 


BH 


wo J = Gesamtstrom der Nut. Voraussetzung 


hierfür ist, daß der Belastungsstrom der Nut 
sich gleichmäßig auf alle Leiter verteilt. Bei 


Hintereinanderschaltung aller Leiter (Spulen- - 


wicklung) ist dies ohne weiteres erreicht bei 


Parallelschaltung (aus Teilleitern bestehender 
Stab) muß die Verschränkung der Teilleiter in 
der Nut so sein, daß die mittlere EMK für 


S 


az u 


| 1 Ah" a A 
n . 


18. November 1920. 


alle gleich ist. Wie dies zu erfolgen hat, steht 
hier nicht zur Erörterung. Die von uns zu 
beantwortende Frage ist vielmehr, wie groß 
bei gleichmäßiger Verteilung des Belastungs- 
stromes J der Nut auf die einzelnen Leiter der 
zusätzliche Verlust in jedem Leiter ist, wie 


groß er insbesondere für die Leiter der un- 


günstigsten, d. h. der obersten Lage und wie 
0) = im Mittel für das gesamte Nutenkupfer 
ausfällt. 


e— a—a 


Abb. 2. 


Ist Yg = Kupferverlust‘ durch den Be- 
lastungsstrom, ‚‚Gleichstromverlust“ 
Vz = zulässiger Kupferverlust 
Y=Vgs + Vz = totaler Verlust, 
r 


so ist zunächst das Verlustverhältnis Pr zu 


" ermitteln und daraus der Fieldsche Faktor 


SEE AER 
Key,eltyr 


Im Abstande x von der Kupferunterseite 
(Abb. 2) ist . 
BAAR YVIIR 

Pin ne OS ASIEN 

Die hier vom Nutenquerfelde für lem Leiter- 


B=BH 


- länge induzierte EMK e, rührt von dem Ver- 


schwinden und Entstehen der oberhalb dieser 
Ebene verlaufenden Kraftlinien her. Da der 
gesamte Nutenquerfluß für 1 cm Ankerlänge 


.% Bu H und derjenige bis zur Höhe x % Br ® 


ist, so ist der ez erzeugende Kraftfluß 
RT ER, _14r V2J x? 
Sega Free N Hr 


Also ist für f Perioden und sinnsförmigen 
Stromverlauf 


2 
& =4,44f N210-8— 3,93 rZ(H- 7) 10-8. 


Dies ist eine von einem konstanten Betrage ab- 
gezogene quadratische Kurve. Der konstante 
Betrag ist der in der untersten Schicht (@ = 0) 
induzierte Höchstwert von er 


= 3,9 nos, 


von dem aus e„nach einer Parabel bis auf Null 
für die oberste Schicht (x =H) abfällt. Abb. 3. 
Innerhalb jedes einzelnen Leiters werden die 
Unterschiede zwischen ez und seinem jeweiligen 
Mittelwerte em nun als. EMKe der Zusatz- 
ströme i,z wirken. Sie sind durch die schraf- 
fierten Flächen in Abb. 3 dargestellt und wer- 


y Abh.3. 


den offenbar um so größer ausfallen, je flacher 
die Parabel wird, je höher also der Leiter in 
der Nut liegt. Außerdem werden die Zusatz- 
ströme rapide mit der Leiterhöhe anwachsen. 

Wir wollen nun einen Leiter der obersten 
Lage -in größerem Maßstabe herauszeichnen 
(Abb. 4). Die Darstellung seiner Längsausdeh- 


“ wäre nämlich 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 46. 


Abb. 4. 


nung(Abb.5) zeigt den Verlauf der Zusatzströme. 
Sie bilden keine eigentlichen Wirbel, sondern 
verlaufen im ganzen aktiven Teil der Leiter nur 
axial, um sich erstim äußeren Teil zu schließen. 

ie würden in jeder Schicht der Dicke dı 
aus dem Widerstand wz derselben und der 


a De Se ae men ee naar .— £ 


> ee ne et 


Abb. 5. 


erzeugenden EMK er — em ohne weiteres 
bereehenbar sein, wenn sie reine Wattströme 
und als solche mit ex — em in Phase wären. 
Der zusätzliche Verlust ergäbe sich dann durch 


(ec — em) 


Integration des Ausdruckes s ‚ wo für 


L£ 
l em Länge und 1 cm Breite des Leiters 


Q 
Wa — 7 
= 1089: 
oe = spez. ‚Widerst. für Länge in m, 
Querschn. in mm?. 


Die Bedingung, daß die Zusatzströme 22x 
reine Wattströme sind, ist jedoch keineswegs er- 
füllt: Vielmehr erzeugen sie wieder ihr eigenes 
Magnetfeld, besitzen je nach Umständen eine 
mehr oder weniger bedeutende 
schiebung gegenüber dem erzeugenden ex — m; 
und es ist nicht mehr der für alle Schichten 
der Dieke d. konstante Widerstand wx, 
sondern die für sie variable Impedanz für die 
Größe des Zusatzstromes maßgebend. Diese 
Phasenverschiebung zwischen %. und e&2— em 
ist es auch, die als eigentliche Ursache der 
„Stromverdrängung‘ anzusehen ist. Ohne sie 

der Zusatzstrom ix gegenüber 
dem Belastungsstrom überall um 90° ver- 
schoben; die resultierende Belastung eines 
Leiters bliebe also, unabhängig von der Größe 
der Zusatzströme, in der oberen Hälfte seines 
Querschnitts praktisch die gleiche wie in der 
unteren Hälfte. Die Phasenverschiebung zwi- 
schen ir und es—em bewirkt statt dessen, 


-daß der resultierende Strom in der oberen 


Stabhälfte steigt, während er in der unteren 
fällt (Abb. 6). 


Abb. 6. 


Betrachten wir für diese Überlegung die 
in Abb. 4 schraffierte Fläche als aus zwei 
gleichen Dreiecken bestehend, was bei nicht 
allzugroßer Leiterhöhe zulässigist, und verfolgen 
wir den Verlauf eines Stromfadens, sagen wir 
des in Abb. 5 mit 2 bezeichneten, so fließt er 
in der oberen und unteren Leiterhälfte in 
gleicher Intensität durch Schichten der gleichen 
Dicke d. und des Widerstandes wx. Besäße er 
kein eigenes Magnetfeld, so würde er sich in 


der Stärke oc = BO = BD (Abb. 6) mit 


dem Belastungsstrom iz = AB zu dem gleichen 
resultierenden Strom, in der oberen Hälfte 
AO, in der unteren AD zusammensetzen. In 
Wirklichkeit muß sich infolge der vorhandenen 
Induktivität der Vektor des Zusatzstromes 
auf dem Halbkreis über BO bzw. BD bewegen. 
Er mag unter dem Winkel « die Größe BO‘ 
bzw. BD‘ einnehmen. Dadurch steigt der 


Phasenver-' 


908 


resultierende Schichtstrom in der oberen Stab 
hälfte auf AC‘ an, während er in der unteren 
auf AD“ fällt. Der Verschiebungswinkel & 
hängt von der Induktivität des betrachteten 
Stromkreises, also von der Größe der um- 
schlossenen Fläche ab. Er wird also in ver- 
schiedenen Schichten verschieden sein. In 
der Achse der Wirbelströme muß er null sein, 
weil hier die vom Stromkreise umschlossene 
Fläche verschwindend klein wird. Je weiter 
die Strombahn von der Achse entfernt liegt, um 
so mehr wächst «. Hierzu kommen nun noch 
sekundäre und tertiäre Zusatzströme, die von 
den primären bzw. den sekundären induziert 
werden. 

Die Größe der Phasenverschiebung in 
verschiedenen Schichten ist von Rogowski!) 
auch für sehr hohe Stäbe genau untersucht 
worden. Aus dem Gesagten erhellt schon zur 
Genüge, daß die Berechnung der zusätzlichen 
Verluste ohne vereinfachende Annahmen eine 
äußerst schwierige Aufgabe ist. 

Für alle in der Praxis vorkommenden Anord- 
nungen von Nutenkupfer, die mit Rücksicht auf 
geringe Verluste entworfen sind, ausgenommen 
wenige Sonderfälle — z. B. Käfiganker für 
hohes Anzugsmoment — darf man nun eine 
Vereinfachung einführen, die die Rechnung 
ganz außerordentlich erleichtert. Man stellt 
sich das Bild der Stromverteilung als durch 
Abb. 6 genügend charakterisiert vor und setzt 
als Mittelwert für alle Zusatzstromkreise 
AO“? + AD‘? angenähert gleich AO? + AD®. 
Man nimmt also an, daß die durch die Phasen- 
verschiebung im oberen Leiterquerschnitt ein- 
tretende Vergrößerung der Verluste aufge- 
wogen wird durch die Verringerung im unteren 
Querschnitt und daß man die zusätzlichen Ver- 
luste daher berechnen darf als ob die Zusatz- 
ströme reine Wattströme wären. Das ist, wie 
gezeigt, in der Nähe ihrer Achse der Fall, aber 
auch in größerer Entfernung von derselben, 
d. h. für beträchtliche Werte des Winkels « 
(Abb. 6) ist der so entstehende Fehler noch 
gering. Wie leicht zu erkennen, ist er positiv, 
die errechneten zusätzlichen Verluste werden 
also etwas zu groß ausfallen. 

Mit dieser Vereinfachung werden wir nun 
sehr schnell zum Ziele kommen. Das so er- 
haltene Resultat wollen wir dann mit dem 
nach der Fieldschen Formel ermittelten ver- 
gleichen. 


Die zusätzlichen Verluste der obersten 
Lage. 

Wir berechnen also nun die zusätzlichen 

Verluste eines Leiters (für 1 cm Länge und 

Breite) Vz als Integral des Schichtverlustes 


IR 2 
(e.= em) über die Leiterhöhe h, 
2 


oder besser 


sofort das Verhältnis a2 
Wir fanden 2 


62 = 3,93 De (#- =) jo, 


OR 
10 dx 


We — 


Bei u Lagen erstreckt sich die Höhe AR -. 


des obersten Leiters von x = vn Hbisz=H. 
Setzen wir 
KL 
3 —Pp, 
so wird 
H H 
1 J uw 06? 
Br de — re Bir Zu 
m=7 24x =3,%8f 10 a u) 8%: 
»H pH 
2 I PS B 2 
er 


&— em=3%8f 1 8 


[nun +2] 
a2 


=3,987.210 (q Hr r 


q=1-u(2? -p+&)=1-H. 


Also der zusätzliche Schichtverlust 


(ex — em)? 
Wx 


J ) 
393 £f 10-8 
# (3,93 7 2 10 
gr Q 
1) „Arch. f. Elektr.“, Bd. 2, 1913, Heft 3. 


Ver = 


(a n— 37) 1014. 


910 


T—— 


Der Gleichstrom-Verlust Yg in der gleichen 


Schieht von 1 cm Länge und Breite, hervor- | 


gerufen durch den sie durehfließenden Be- 
lastungsstrom J ne beträgt 
er H nb 8 

J? ) 


H?n2b2 10! 2 


Voss = 


Demnach 


Vzx _ 3,93 nb\? ar 2 09 
= f >) 10 (q 7 — 2. 


Also das_ Verlustverhältnis für den ganzen 
Leiter 


H 
vr 
nude 
m 
pH 


H 


(3,9 „nb\ el ee 
-(&*r) Az, (q H?— oa) dx 


pH 
IE RE) Bee 4 
(1000 100 a wa\g“ 3 u 457° 
Also 
Vz f Ay 
— 6 ht 
TE NDO „> 
wo 2 


1 3,93 (ae 1 4 
ler, ar ULT, 


Setzt man für handwarmes Kupfer o = 0,02, 
so kann man s 


c=1,9u (u— 1)-+ 0,344 


für alle in Betracht kommenden Werte der 
Lagenzahl « in Form einer Tabelle sofort hin- 
schreiben. Das Verlustverhältnis ergibt sich 
als der vierten Potenz der Leiterhöhe und dem 
Quadrat der Periodenzahl proportional, dem 
Quadrat des spec. Widerstandes umgekehrt 


proportional. Der Fieldsche Faktor K = - 
g 
-=1+ a3 wird dann 
Vo 


el ON 
K=1+ cl hi. 


Die’ zusätzlichen Verluste einer be- 
liebigen Lage und der ganzen Nut. 


Wir müssen nun das Verhältnis ve nicht 


nur für die oberste, sondern für eine beliebige 
Lage ermitteln, um daraus den für das ganze 
Nutenkupfer gültigen Mittelwert aller Lagen 
feststellen, zu können. Wir finden es sofort 
aus der Überlegung, daß die über einer be- 
trachteten Lage angeordneten Leiter keinerlei 
Einfluß auf das die betrachteten Leiter durch- 
setzende Nutenquerfeld, also auch nicht auf 
ihre zusätzlichen Verluste haben können. Sie 
beeinflussen lediglich ihr eigenes und das höher 
verlaufende Feld. Das Verlustverhältnis einer 
Lage bleibt also unverändert, wenn man sie 
durch Fortnahme der darüber befindlichen 
Die entwickelte Be- 


ziehung für Vz nd K ist also allgemein 


zur obersten macht. 


g 
gultis, man hat lediglich als Konstante c 
den Ausdruck 


c = 1,29 m (m — 1) + 0,344 


einzuführen, wo m die Nummer der betrach- 
teten Lage von unten gezählt darstellt. Die 
Verlustverhältnisse in den Lagen einer Nut 
müssen sich demzufolge auch den c-Werten 
der Zahlentafel entsprechend abstufen. In 
diese Zahlentafel läßt sich nunmehr auch ohne 
weiteres der Mittelwert von c für m Lagen 
eintragen. Dieses ist der Wert cy,, wenn 


man m gleich der Lagenzahl u setzt. So er- 


halten wir 
1: 2 
n 2) hi, 


72: en 
Vo 100 a 


Nut= CNut 


t nbV,, 
100 a Rn 
Ist la die aktive, I; die inaktive Wick- 
lungslänge, so wird das Verlustverhältnis für 
die ganze Wicklung 
KNutla-+ Is 
Kr e 
if Tanz 


Knt=1+ = Nut= 1 Eyıt 
g 


vorausgesetzt, daß die zusätzlichen Verluste 


im inaktiven Teil zu vernachlässigen sind, 
was jedoch, wie in einer besonderen Arbeit ge- 
zeigt werden soll, häufig keineswegs der Fall ist, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 46. 


Zahlentafel 1. Werte für e und cxur. 


2 Nut 
1 Nınmmer ODE für m Lagen 
1 0,344 0,344 
2 '92 1.63 
3 8.06 3.78 
4 15.8 6,78 
5 26,1 10,65 
6 38,6 194 
7 54.4 20.9 
Ba 72.4 21,4 
9 93.0 34,6 
10 116.0 42,7 
11 142,0 51,7 
12 170,0 61.5 
13 201 72.2 
14 234 84,0 
15 270 96,5 
16 309 110 
17 |. 350 124 
18 394 139 
19 440 154 
20 489 171 


Zum Schluß wollen wir bei einigen typi- 
schen Wicklungen 50-periodiger Maschinen, die 
naeh unseren Gleichungen und der Zahlentafel 
berechneten K Werte für den obersten Leiter, 
Ko, und das ganze Nutenkupfer, KxXut, mit 
den nach den Fieldschen Formeln ermittelten 
vergleichen. Die letzteren lauten für die mte 
Lage (von unten gezählt) 


K=zg9(Ö)+m(m— 1) (), 


wo 
ss (Sin2d-+sin2Öö 
WON es 2 
2 Sind— sind 
OEL CH ee: 


Der Mittelwert Knut aller Lagen ist dann 
nach Emde 
u—1 


Ks = Ö+— v0). 


Die Funktionen $(Ö) und w(ö) entnimmt 
man am schnellsten der von Fischer-Hinnen 
ausgearbeiteten Zahlentafel?). 
Zahlentafel 2. 
Nut 18 mm breit, etwa 50 mm tief. 


|Nach Formel Nach Field 
ENDEN TE 9 

16 Leiter, 195% 2% .mm.| .K=458 Ko 4,06 
8 neben-, 2 übereinander |Knut= 3,01, KNut =2,71 
= 2,0. 

> Ball’, 2u=4 > 

16 Leiter, 2,5 >10 mm K=22  &=220 
4 neben-, 4 übereinander [ANut= 1,52 Knut= 1,52 


ED. 

EN 2 

16 Leiter, 5x5 mm ... Ko= 1,35 
2 neben-, 8 übereinander |KNnut= 1,13 KNut= 1,13 
h=-0,D, £ 

Fall4A. u=16. 

16 Leiter, 10x25 mm .| KA=L12 Xy=1,12 
1 neben-, 16 übereinander |KNut = 1,04 KNut= 1,04 


WB; 


h= 0,25. 
Nut 20 mm breit, etwa 150 mm tief 
Fall. %u=16. 


32 Leiter, 5x6 mm ...| %K,=3,52| Ky=3,52 
2 neben-, 2 übereinander |XNut= 1,89 KNut = 1,89 
-hZ=0. GE 


Mit Ausnahme des Falles 1 ist die Überein- 
stimmung eine vorzügliche, selbst für die im 
Falle 5 betrachtete abnorm tiefe Nut einer 
Turbodynamo. Im Falle 1 ergeben sich die 
berechneten Kupferverluste in der Nut um 
ca 10% zu hoch, eine Fehlergröße, die praktisch 
als Grenzwert noch zugelassen werden könnte, 
zumal bei dieser ganzen Betrachtung der Ein- 
fluß des Nutenlängsfeldes vernächlässigt ist. 
Hier handelt es sich um eine falsch entworfene 
Wicklung mit unzulässig hohen Leitern und 
dementsprechenden Verlusten. i 

.. Als Ergebnis können wir feststellen, daß 
die entwickelten einfachen Formeln mit den 
Fieldschen praktisch übereinstimmende Re- 
sultate ergeben, so lange die Teilleiterhöhe 
20 mm und der Gesamtverlust im Nutenkupfer 
das dreifache des Gleichstromverlustes nicht 
übersteigt. Ist der zusätzliche Verlust aber 


1) „Bulletin des Schweiz. Elektr. Ver.“ 1917, Nr. 4. 


18. November 1920. 


; 2 
sehr hoch, so muß die Wicklung auf jeden Fal 
geändert werden. Beispielsweise geht im Fall ı 
die Leiterhöhe h = 2 em ‚bereits bedeutend 
über die „‚kritische‘‘ hinaus. Von dieser Höhe 
sind 8 mm direkt schädlich und ihre Verringe- 
rung auf die Hälfte würde praktisch die gleichen 
Gesamtverluste ergeben. Wenngleich also die 
Anwendung der Fieldschen Formeln für die 
Untersuchung besonderen Zwecken dienender 
Wicklungen mit sehr hohen massiven Leitern 
sowie der Erscheinungen bei Hochfrequenz er- 
forderlich bleibt, so genügt doch die verein- 
fachte Darstellungsweise und die daraus ab- 


geleitete durchsichtige Beziehung AEERER 


Vz ze rem, I 4 

"100 a ) 

den allgemeinen Bedürfnissen der Praxis. 
Die Fieldsche Formel für K geht übrigens 

in die hier entwickelte über, wenn man 


p (8) = 1 + 0,089 4, 


vo= 


setzt, was für nicht allzu hohe Werte von Ö 


zulässig ist. - 


Über den Kontaktwiderstand. 


Von Wilhelm Höpp, Oberingenieur der AEG, 
Apparatefabrik, Berlin. 


Übersicht. Es wird eine ausführliche Gleichung 
für den Kontaktwiderstand entwickelt und an Hand 
verschiedener Sonderfälle besprochen. Für einige 
praktisch wichtige Kontaktarten werden die gemesse- 
nen Widerstandskurven und die daraus ermittelten 
vier charakteristischen Konstanten mitgeteilt. 


Einleitung. Über den Widerstand von 
Kontakten veröffentlicht F. Kraus in „Elek- 
troteehn. und Maschb.‘“, Wien, 1920, S. 1, eine 


große Zahl wertvoller Versuchsergebnisse!), die 


sich im großen und ganzen mit den Erfahrungen 
des Verfassers decken. Kraus kommt jedoch in 
seinen Folgerungen zu Ergebnissen, bezüglich 
Bemessung von Kontaktflächen, die irreführend 
wirken können. Sie haben mich veranlaßt, 


mein eigenes Versuchsmaterial aus den Jahren - 


1910 und 1911 nochmals kritisch durchzuarbei- 
ten. Da ferner in einem erst kürzlich erschie- 
nenen Aufsatz?) des Verfassers aus dem Jahre 
1913 der gleiche Gegenstand behandelt wird 
und darin eine gegenteilige Folgerung gezogen 
worden ist, erschien es mir notwendig, einmal 
klarzulegen, inwieweit und wann die einzelnen 
Auffassungen am Platze sind. Es liegt hier, 
wie so oft: zwei gegenteiligen Meinungen liegen 
zumeist verschiedene Voraussetzungen _zu- 
runde, die nur von Fall zu Fall richtig sind. 
raus drückt sich bezüglich der Bürstenkon- 
takte zwar reeht vorsichtig aus, aber auch die 
Folgerung aus den Kurven seines Versuches 
Nr. 9 sind insofern nicht glücklich, als man bei 
Sehraubenverbindungen die Kontaktflächen 
vor dem Verschrauben nicht neun Monate lang 
der Luft aussetzt. Es ist auch nicht zu be- 
fürchten, daß bei einer guten Verschraubung 
eine Oxydation eintritt. Reine Flächen geben 
aber wesentlich günstigere Verhältnisse und es 
wäre zweekdienlich, die Messungen von Kraus 
ebenfalls unter den nunmehr folgenden Ge- 
sichtspunkten zu beurteilen. Leider erlauben 
die kleinen Abbildungen in der Krausschen 
Arbeit diese Nachprüfung nicht. 
Widerstandsformel. In meiner zitierten 
Arbeit habe ich bereits in einer Fußnote ange- 
deutet, daß der Kontaktwiderstand von lamel- 
lierten Kupferkontakten mit sauberen Flächen 
darstellbar sei durch die einfache Formel 


u= +0 ae (l 


und daß o klein gegenüber e/P sei. Vernach- 
lässigt man o und macht dafür ge entsprechend 
größer, so genügt die Gleichung 

Q 


DE SR A ee 


als Interpolationsformel vollkommen, oahraın 
einem engeren Gebiet der spezifischen Flächen- 
drucke, wie es für Bürsten tatsächlich in Frage 
kommt. Ich muß jedoch hier erwähnen, daß 
diese Vereinfachung kein richtiges Bild gibt, 
wenn der Kontaktdruck P groß wird, z. B. bei 
Verschraubungen, weil dann o tatsächlich nicht 
mehr gegenüber o/P vernachlässigt werden 
kann und daher @ jedesmal anders gewählt wer- 
den müßte. Eine Formel verliert aber ihren 
Wert, wenn die „Konstanten“ ‚aufhören, wirk- 


ı) Vgl. „BETZ“ 1920, 8. 161 und 334. 
?) „BETZ“ 1920, S. 232. 


R 


| 
Ä 


‘takt. 


18. November 1920. 


liche Konstanten zu sein. Eine Formel ist erst 
dann praktisch brauchbar, wenn ihr eine plau- 
sible Vorstellung zugrunde liegt, aus ihr zwang- 
los alle Sonderfälle abgeleitet werden können 
und die Ergebnisse sich mit der Erfahrung 
decken. > 

Nach der hier vertretenen Auffassung setzt 
sich der Kontaktwiderstand aus zwei Teilen 
zusammen \ 


v=,+0(7) Pe ER KO 


der erste Posten e/P ist nur vom gesamten 
Druck P abhängig für einen gegebenen Kon- 
o ist eine Konstante, die vom Material 
der Kontakte aber weniger von deren Form 
und Bearbeitung abhängt. Der zweite Posten 
dagegen ist in hohem Maße von der Form, 
Größe, Reinheit und der Bearbeitung der Kon- 
taktflächen abhängig. Es ist o der Ohmsche 
Widerstand eines Quadratzentimeters einer 
schlecht leitenden Schicht, aus Gas, Oxyd, 
Fett oder dergl. von gleichmäßiger mittlerer 


Dieke, und F diesgesamte Auflagefläche in 


Quadratzentimeter. 

Nun liegt aber anfänglich, bei loser Be- 
rührung immer nur ein Bruchteil «.F' der ge- 
samten Fläche F auf (Abb. 1), während der 


are 


G 7 
%G Z 


Abb. 1. Unebener und unelastischer Kontakt. 


übrige Teil v.F erst nach und nach zur Auflage 
gelangt, u. zw. alsbald mit steigendem Druck P, 
wenn der Kontakt elastisch oder weich ist 
(Abb. 2), spät dagegen erst, wenn die Flächen 


ee 


Abb. 2. Elastischer, ‘weicher Kontakt 


une = - — — 


hart und unelastisch, sowie uneben sind. Wir 
erkennen sofort, daß hier eine große Zahl von 
Möglichkeiten besteht, was, wie wir sehen wer- 
den, in den verschiedenen Formen der Wider- 
. standskurven zum Ausdruck kommt. Der ge- 
nau aufgeschliffene Kontakt (Abb. 3) wird sich 


ER) 


% 


Abb. 3. Aufgeschliffener Kontakt. 


ähnlich verhalten, wie die stark unterteilte 


"Bürstenfläche (Abb. 4), deren jede einzelne 


Abb. 4. Unterteilte Kontakifläche. 


-Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 46. 


dargestellt werden durch eine Gleichung von 
der Form 


SE sr DE 


1 & 
GERLICED. 


Darin ist «a ein von der Kontaktform und 
Elastizität abhängiger Faktor, der aus der 
Form der Widerstandskurven zu ermitteln ist. 
Bei P= co wird augenscheinlich die wirksame 
Teilfläche f = v.F und bei P=0wird/=0, 
wie es unsere Vorstellung fordert. 
. Die „gesamte wirksame‘ Fläche ist also 
leich dem unveränderlichen Anteil v.F plus 
| dem jeweiligen Betrag / des gesamten veränder- 
lichen Teiles v.F. Der zweite Posten der Wider- 
standsformel (3) wird somit 


o(4)= AR ERN o 6 
FIT uF-+f Wat 1 3 
ET 
v.F 7a 
was auch geschrieben werden kann: 
= 
rue 
Ei 
BrSUT 
BL 


so daß wir für den Kontaktwiderstand die Be- 
ziehung erhalten: 


Eine große Anzahl gemessener Widerstands- 
kurven läßt sich durch diese Formel recht 
genau wiedergeben, was für die Richtigkeit der 
gegebenen Vorstellung spricht. - 

Zur Ermittlung der Konstanten und 
um die Unterschiede der verschiedenen P, w 
Charakteristiken besser zum Ausdruck zu 
bringen, empfiehlt es sich, die Kurven in fol- 
gender Form darzustellen: 


[0] 
Pw=zw(P) =.o+ nn nn ER ea ET. 
PrPLeor 
u 


A 
wie z. B. in Abb. 6 angedeutet ist. 


Ze 


Ahb. 6. Darstellung‘ der Widerstandskurven 
- nach Gleichung (7). 


9ll 


Das ist eine Gerade (Abb. 6) mit dem Anfangs- 
wert e und dem Richtungsfaktor 


re aan ut 


deren Lage in der gemessenen Kurve nach 
einiger Übung ziemlich richtig abgeschätzt 
werden kann. 

Ist dagegen P sehr klein, so kann es zu- 
nächst gegenüber A in Gl. (7) vernachlässigt 
werden und es entsteht 


[0] 
BIEZIIEN, 
ae 


worin ebenso v/A klein gegen u/P wird, s0 daß 
in diesem Grenzfall entsteht 


5 r o 
EEE eh (ıl 
Das ist die Tangente durch den Anfangspunkt 
der Kurven (Abb. 6) mit dem Richtungsfaktor 


o 


Aus dieser Gleichung und Gl. (10) folgt der 
Wert 


7 
F tg To 5 
= = —- 3 
% tg T tg T) e 
und hiermit aus Gl. (8) 
a EL I en N ae: 


Aus einem zweckmäßig im Knie der Kurve ge- 
wählten Punkt mit den Koordinaten y und P' 
folgt noch aus Gl. (7) durch Umformung 


REN ER ES el, 
o,_ UF 


Wei, 


Nach Ausreehnung eines Punktes mit großem P 
kann dann eine Verschiebung der Asymptote 
vorgenommen werden, je nachdem dieser Punkt 
aus der gemessenen Kurve herausfällt. Dasselbe 
gilt für die Tangente durch den Anfangspunkt, 
falls auch kleine P Werte noch herausfallen. 
Bis zu den praktisch vorkommenden spezifi- 
schen Drucken ist es fast immer möglich, die 
errechneten Kurven vollständig zur Deckung 
mit den Meßwerten zu bringen. 

: Kritik der Widerstandsformel. Wir 
wollen jetzt prüfen, ob die verschiedenen Son- 
derfälle mit der Überlegung und der Erfahrung 
im Einklang sind. Die Kritik wird erleichtert, 
wenn für einige Kontaktarten die Konstanten 
vorliegen.’ Die gemessenen Kurvenpunkte sind 
in Abb. 7, 8u. 9 durch kleine Kreise markiert 
und die errechnete Kurve ist voll ausgezogen. 
Die Zahlentafel enthält die zugehörigen Kon- 
stanten: 

In der letzten Spalte der Tafel ist noch 
nach einer Darstellung von Kraus die Länge 
eines Kupferstabes von 2,67 cm? Quersehnitt 
eingetragen, welche den gleichen Widerstand 
haben würde, um einen Vergleich mit den Ver- 
suchsergebnissen von Kraus zu ermöglichen. 
Die Umrechnung ist erfolgt nach der Gleichung 


Zahlentafel der Konstanten zur Bestimmung von Kontaktwiderständen. 


re Kontaktart F P P | Q o 
= cm? kg. |, kg/em? ‘| 
87. KKonmollarängen m 2.9. an. un _ 5--25 =. 0,25 . 10-3 _ 
; Cu=Cu, geölti. „2.00 2... 26 | 50-3000 | 2--120 | 0,20..10-3 26,3 . 10-6 


8 8 

8 Cu Aurgeölti nn .. ... 
— |53590 Cu-Ou, verzinnt geölt.- . . 
9 2”.5 Rheortan, blank geölt,: ...... 
7 Re} Fe-Fe, geölt 


Lamelle sich wieder ähnlich verhalten wird, 


wie ein Kontaktfinger eines Walzenschalters 
(Abb. 5). - 


p 


Abb. 5. Kontaktfinger mit kleiner Auflagefläche. 


Es ist nun vorauszusehen, daß, solange nur 
elastische Deformationen in Frage kommen — 
und das ist bei lösbaren Kontakten der Fall — 
der wirksame ' veränderliche Flächenanteil 
mit steigendem Druck P asymptotisch wächst, 
also theoretisch bei P=©o den Endwert v.I" 
erreicht. Das kann verhältnismäßig genau 


12 | 50-3000 | 4250 | 0,20.10=3 7,44 „106 
12 | 50-3000 | 4250 | 0,16.10=3 2,52 .1070 
5,08 | 50-3000 | 1--600 | 1,40.10=3 22,9 21050 
12 | 50-8000 | 4--250 | 2,50.10=3 132.100 


Diese Kurven haben vielfach eine mehr 
oder weniger schwache Krümmung (Knie) und 
gehen en in eine Gerade über. 

Grenztälle: Für sehr große Drucke wird 
A klein gegenüber P und dann geht der zweite 
Posten über in 

o 


ne (7) 7 ED 


Nun ist:aber v.R+v.F=E (utre)=HR. 
Also ist 


(RER N ea En Ale 

und daher wird für sehr hohe Drucke 
> ImPwW)=e+P.2 ...0 

P=Zx& F r 


45.10-5 | 0,925 | 0,775 | 303 | 20,2 | 82 
i1.10-6 | 0,1375 | 0,8625 | 140 | 20,2 | 346 
h 0 G RN 
— or = 
pF fi Re v.F 
i F ( RR, r) 
Be 


wobei der spez. Widerstand !/v ebenfalls mit 
0,018 je m/mm? angenommen, also die Leit- 


fähigkeit je Kubikzentimeter‘ v = 55.10.4. 
Das gibt 
8 man (16 
p EN are 
ge A ET. 
p 


In der Tafel sind dieselben spez. Drucke p wie 
bei Kraus zugrunde gelegt. list ersichtlich un- 
abhängig von der Fläche und daher ist der Vor- 


912 


schlag von Kraus, den Übergangswiderstand 
durch eine Kupferstablänge auszudrücken, als 
ein recht anschauliches Mittel zu bezeichnen, 
sofern man sich noch auf einen passenden stets 
gleichen spezifischen Druck einigt. Zur vollen 
Darstellung der Verhältnisse sind natürlich 
die Konstanten 0, 0, u, v und & erforderlich. 

Fall’1!): Kontrollerfinger mit sehr 
kleiner Auflagefläche. Ist die Auflage- 
fläche eines Kontaktes klein (Abb. 5), so ist der 
spezifische Druck entsprechend groß und es ist 
wahrscheinlich, daß die ganze Fläche aufliegen 
wird und der veränderliche Teil v.F sehr klein 
ist. Die Kontaktschneide (Abb. 5) wird sich 
bei hohem Druck deformieren und der Gegen- 
fläche anpassen, was ebenfalls für diese An- 
nahme spricht. Dann ist aber v=(0 und 
u“ = 1, woraus sofort aus Gl. (7) folgt 


Po)=e+7.P Er 


d.h. wir erhalten eine mit P ansteigende gerade 
Linie mit dem Anfangswert eg und dem Rich- 
tungsfaktor tg t,, also dasselbe Ergebnis, wie 
bei P = © (Gl. (9) ). Die Kurve in Abb. 7, die 


(17 


15-7073 15x10°* 
| 
\ KR 
2) 
’ ar 
10x10”? 10x00°* 
\ 9 
\« w 
A pr, 
FVz 
SYv2 
05x10 m 05x00°° 
£ 
7% 
Q q 
a =. 
D ©. 39.796 
! @-025:10°° 2 3970 | 
/ 
0 70 20 30 


—> kg 
%%'Ahb. 7. Widerstandskurve eines-Rontrollerfingers. 


zwar nur eine’flüchtige’rohe Messung darstellt, 
scheint dies zu bestätigen. Die Konstante o/F 
ist infolge der kleinen Fläche beträchtlich 
größer als bei den anderen Versuchen. (Tafel). 

Fall 2; Lamellierte Bürste mit 
starker Unterteilung nach Abb.4. Eine 
einzelne Lamelle muß sich, besonders wenn sie 
eingeschliffen ist, ebenso verhalten, wie ein 
Kontaktfinger mit kleiner Auflagefläche. Aber 
selbst wenn das nicht vollkommen zutrifft, so 
ergibt doch die Kontaktbürste, als ganzes be- 
trachtet, praktisch eine in allen Punkten gut 
aufliegende . Kontaktfläche, die bei wechseln- 
dem Druckihre Auflagefläche nur wenig ändert?). 

Ist P' der Druck je Lamelle und F' deren 
Auflagefläche, so muß bei n gleichen Lamellen 
die mit gleichem Druck aufliegen, der Wider- 
stand n mäl so klein werden, und das muß in 
den Formeln zum Ausdruck kommen. Das ist 
der Fall, denn es ist der Gesamtdıuck P=nPı 
und die gesamte Fläche ebenso F = nF", so daß 
gemäß Gl. (6) folgt 


o 
n F' 


WERE Dr = 
w— np" + 


Der Bruch ee da, 

bleibt unverändert, da er den reziproken spezi- 
fischen Flächendruck darstellt. Der Nenner N 
des zweiten Postens bleibt also, auch wenn er 
kleiner als 1 ist, unverändert mit wachsender 
Lamellenzahl oder was hier dasselbe besagt, 
mit wachsender Fläche. Aus dieser Überlegung 
folgt notwendig, daß im zweiten Posten die 
Fläche F in den Nenner eingehen muß: ;x; 


se 0 ° 
a “ 
wie es tatsächlich der Fall ist. Da sich eine 
Lamelle praktisch wie ein Kontaktfinger ver- 
hält, also N = 1 sein wird, folgt für das Pro- 
dukt (Pw) die Gl. (17). Noch etwas klarer 
folgt diese als notwendig erkannte Eigenschaft, 
wenn P = »p.F geschrieben wird. 


!)_ Es ist bei allen Messungen vorausgesetzt, daß der 
Druck mehremala von kleinen bis zu großen Werten ge- 
ändert wurde, um einigermaßen konstante Verhältnisse zu 
bekommen. \ 

2) Selbstverständlich darf bei der Berechnung nicht 


mit dem normalen Vorgang des allmählichen Abhebens 


der Lamellen gerechnet werden und die ?, w- Kurven 
müßten entsprechend für jedesmal neu angepaßte Flächen 
aufgenommen werden, wenn e8 sich um abgeschrägte 
Bürsten: handelt. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt- 46. 


Q 

— +0 
10 g ee 
ep a aM 


Es ist nun von großem Interesse zu wissen, 
welchen praktischen Einfluß die Größen e und o 
auf die Bürstenabmessungen haben. Saubere, 
eingefettete Kupferbürsten haben ungefähr die- 
selben Konstanten wie verzinnte massıve 
Kupferkontakte, d.h. esistetwa g = 0,15.107 3 
und o = 2,5.10-®%. Da p= 2 bis 3 kg/em?}), 
also = 2,5 beträgt, so ergibt sich für den Zähler 
der letzten Gleichung ! 


Q _ 0,15. 1078 
pTe= Rs 


Der zweite Posten vergrößert den Übergangs- 
widerstand bei einer lamellierten, sauberen 


(20 


+25.10-6= (60 + 235).10 8. 


eingefetteten Kontaktbürste hiernach nur um | 


4%., und das ist der Grund, warum die ein- 
fachere Widerstandsformel (Gl. (2)) für Bürsten- 
kontakte genügt. Da aber ein Schalter eine 
Zeitlang auch ohne Wartung betriebsfähig blei- 
ben muß, also mit einer Widerstandszunahme 
gerechnet werden muß, genügt es, für e den 
doppelten Wert, also etwa 0,3.10=3 anzuneh- 
men, was einem etwa 25-fach vergrößerten 
o-Wert entspricht. y Beipe? 

Fall 3: Massive Kontakte (Klotz- 
kontakte) 


mit gut aufgeschliffenen 


' ebenen Kontaktflächen werden sich theo- 
retisch?) ebenso verhalten wie eine Bürste,| 


denn der veränderliche Flächenanteil ist dabei 
sehr klein, d.h.es ist nahezzuv=0unduv =], 
so daß sich dieselbe Gleichung ergibt wie für 
Bürsten. 2 

Fall 4 Verzinnte ebene Kontakte 
pressen sich schon bei kleinem Druck gut an, 
so daß auch hier u groß wird gegen v. Die 
untere P,w-Kurve in Abb. 8 ist daher im 


3x70=3 3x70°° 


22x10” 


32 


23 
f 
0 7000 2000 .. 3000 


Abb. 8. Widerstandskurven eines verzinnten und 
unverzinnten Kupferkontaktes. 


wesentlichen eine gerade Linie, soweit höhere 
spezifische Drucke in Frage kommen, wie bei 
Verschraubungen usw. Für kleinere spezifische 
Drucke bis rd 5 kg/cm? liegen zwar Versuche 
vor für unverzinnte Kupferscheiben, die eben- 
falls gradlinige Kurven ergeben, was aber keine 
sicheren Rückschlüsse ermöglicht, da ja alle 
Kurven im Anfang mit der Geraden nach 
Gl. (11), der Tangente durch den Anfangspunkt 
gleichlaufen. 

Fall5: Schraubkontakte, Schienen- 
überlappung. Hier kommt im allgemeinen 
die vollständige Widerstandsformel in Betracht. 
Nur für verzinnte Flächen genügt die einfachere 
Gl. (20), und da p größere Beträge annimmt, so 
kann o nieht mehr vernachlässigt werden. 

Die Überlappungslänge & soll so groß sein, 
daß der Widerstand an der Überlappungslänge 
gemessen, ebenso groß ist, als der Widerstand 
eines gleich langen Schienenstückess), dann ist 


1 RE ee oder % (' 1 = a 
2 Be — 5) = wa. 
x Q 0:8 
Sg pair 
u 
P 


Hierin ist p' der auf den Schienen quersehnitt q 
bezogene spezifische Druck, da der Gesamt- 
druck etwa proportional mit dem Schienen quer- 
schnitt wachsen muß. v ist die Leitfähigkeit des 
Schienen metalls. Es ist 9'== 100 kg/em? 
Schienenquerschnitt. Ist h die Schienenbreite, 
s die Da so ist noch F = x.h und 
es wir ; 


BERLR 2voqg ; 
p' ID 


ı) Vel. die zitierte Arbeit von Kraus,R.u.M. Wien. 
Praktisch bleibt dieser Zustand nicht lange er- 
-?) Vgl. „ETZ“ 1920, 8; 234, Abb. 21. 


F- E 


18. November 1920. 


Es ist aber q/h = s, daher 
Nena o8 
p ya 


30x70 


20x70 


—g E 
Abb. 9. Widerstandskurven für blankgedrehte, 
!geülte Rheotanscheiben. 


und daraus folgt die erforderliche Überlap- 


pung: = : 
ER 2) ee 21 
et) tr ( 


Für p' = konstant wird also die Überlappungs- 
länge von der Schienendicke s abhängig. _ In 
den Kurven Abb. 10 sind/unter?Benutzung der 


09 06 08. 710 12 
Ööchlerrendicke 5 cm 
Abb. 10. Erforderliche Überlappung bei 

Schienenverschraubungen. 


Konstanten aus der Zahlentafel die-nach der ,_ 


Gl. (2I) berechneten UÜberlappungslängen für 
verzinntes und unverzinntes Kupfer dargestellt 
und wie man sieht, reicht selbst bei unverzinn- 
ten reinen Flächen eine Überlappungslänge, die 


gleich ist der Schienenbreite, praktisch voll- 


kommen aus. Besonders für die verzinnten 
Kupferschienen genügen in bezug auf Erwär- 
mung recht geringe Uberlappungen, die sich 
nur wenig mit der Sehienendicke ändern. Die 
Versehraubungen sind hier mehr in Rücksicht 
auf mechanische Festigkeit zu bemessen. 

Die beiden Kurven in Abb. 10 entsprechen 
den Gleichungen 5 


2=08+-Y06t 3828 . 
und z 5 R 
2=062+Y088F158 . 


für verzinnte bzw. unverzinnte Kupferschienen. 


‚Dagegen ist Reinheit der Flächen eine Notwen- 


digkeit, und da diese wiederum nur durch hohen 
Anpressungsdruck gewahrt bleibt, weil da- 
durch der Luft der Zutritt verwehrt und 
Lockern verhindert wird, so heißt die 


Kupfer nicht große Auflageflächen, sondern 
Reinheit und hoher Druck. IST: 
Fall 6: Erstbei Verschraubungen von 


(2la 


) prak-: 
tische Forderung für Sehraubkontakte aus 


(216% 


Eisenschienen tritt die Forderung genügend _ 


großer Flächen hinzu, und auch die Drucke 
müssen erheblich gesteigert werden, wenn die 


Kontaktstellen nicht zu Wärmequellen werden 
sollen. Die letzte Horizontalreihe in der Zahlen- 


tafel gibt die Widerstandskonstanten für blank. 


gedrehte, gefettete Eisenscheiben. Wegen den 


großen Flächen ist es hier nicht am Platze mit 


nur p' = 100 kg/em? Schienen querschnitt zu 
ne das einen zu kleinen Flächendruck p 
ergibt, 
würde. Es sollte daher mit einem Flächen- 
druck von wenigstens 20 kg/em? Kontaktfläche 


was die Oxydationsgefahr steigern 


gerechnet werden. Unter dieser Voraussetzung 2 


und der Benutzung der Konstanten aus Reihe 6 


ergibt sich für 0,5 cm starke Eisenschienen ein 


spezifischer Druck (auf den Querschnitt be- 
zogen) von p'== 280 kg, so daß in Gl. (21) der 


ee: 


a di FA Pe 


’ 


18. November 1920. 


Posten v.o/p'= 0,7 wird. Da hier die Gl. (6) 


- für wnicht vereinfacht werden kann, ergibt sich 


AAN EN 5 
ed) +y tar F° (22 
worin ne 
N=urtt=u4T : 03 
ist. Nun ist aber bei angenommenem p der 


Wert von p' noch unbekannt und die Ausrech- 
nung von & führt auf eine Gleichung 3- Grades. 
Diese Komplikation läßt sich aber umgehen, 
weil das 1. Glied unter der Wurzel klein ist 
gegenüber dem zweiten, und daher mabige 
Änderungen von p’ im ersten Gliede das Ergeb- 
nis nur wenig beeinflussen. Es kann daher ein 
mutmaßlicher Wert von v.o/p' eingesetzt und 
nötigenfalls eine einmalige Berichtigung vor- 


* genommen werden. Der in Gl. (24) angegebene 


also folgt beispielsweise für 0,5em «© = 7,6 em. 


Wert von 0,7 ergibt sich auf diese Weise bei 


- einer Schienenstärke von 0,5em. Also gilt ge- 


nügend genau für reine gefettete Eisenschienen, 
da sich für N der Wert 0,26 ergibt und v=8 ist 


c=07+y05F8s. 24, 


Da Eisenschienen meist nur für kleinere 
Querschnitte bzw. Schienenbreiten angewendet 
worden sind, so kann man annehmen, daß die 


"einfachen Verbindungsstellen alle eine etwas 


“höhere Temperatur haben, als die Schienen 


mehr sagen, 


* Beweis angeführt habe, daß der 


“in der Mittellage der Bürste 5%, 


“handelt es sich um eine 


selbst, was aber nicht schadet, da eine gute 
Eisenverschraubung höhere Temperaturen ver- 
trägt. Jedenfalls kann man aber hier nicht 
daß auch bei Eisenverschraubun- 
Ben, diese im allgemeinen reichlich bemessen 
sind. 

Fall7: Seitlich verschobene Bürste. 
In meiner zitierten Arbeit habe ich erwähnt, 
daß eine Bürste im Bedarfsfall an der Kontakt- 
stelle schmaler gehalten werden kann, weil der 
Spannungsabfall beim seitlichen Verschieben 
nur ganz wenig zunimmt, was ich als weiteren 
Übergangs- 
widerstand einer lamellierten Bürste im wesent- 
lichen nur vom Gesamtdruck P abhängig sel. 
 Berücksichtigt man nun das zweite Glied ent- 
sprechend der Gl. (20), 


ER 5 
u=gt% : (25 


so folgt sofort bei konstantem P der anfänglich 


langsam und dann schnell ansteigende Kurven- 


— __sharakter (Abb. 11) der hier nochmals für den 


S 
S 


HmV 
S 


Sparmungsabfe 


GEN). 74 


Ber 12 
Auflagebreife MU 


7 Abb. 11. Spannungsabfall einer Zellenschalterbürste 


in Abhängigkeit von der Auflagefläche. 


reinen Übergangswiderstand der betreffenden 
Bürste eingetragen ist. Beim seitlichen 
schieben darf natürlich P sich nieht ändern, 


etwa dadurch, daß die Bürste auf einen 


eitet, oder sonstwie abge- 


Zwischenkontakt g 
fangen wird. 

Istz. B. der Zuwachs durch den Posten o/F 
wie VOI!- 
stehend unter Fall 2 berechnet, so wächst dieser 
Betrag bei nur halb aufliegender Fläche auf 
das Doppelte, also 10 % usw. In Abb. 11 
kleinere Bürste, bei 
der o einen etwas höheren Wert hat. Es ent- 
fallen auf den Betrag J.g/P etwa 4 mV und 
auf a rd 1mV in der Mittellage. Bei 
halber Auflage ist J.o/F also 2 und bei Y F 
4 mV, so daß der gesamte Spannungsabiall 
entsprechend 5 bzw. 6 und 8 mV beträgt usw. 
Die Messung war zu roh, um genau Werte er- 
mitteln zu können, jedenfalls ist aber hier der 
Charakter der Kurve im Einklang mit der ge- 
gebenen Auffassung, so daß wir mit der an- 
egebenen Gleichung zu praktisch brauchbaren 
rgebnissen gelangen. 


a , - 


Ab- 


Die Elektrisierung 
der schwedischen Staatsbahnen. 


(Schluß von 8. 896.) 


Um einen vollständigen Vergleich zwi- 
sehen den verschiedenen Ausführungsarten zu 
erhalten. sind außerdem die Kosten der 
Krafterzeugung für das Kraftwerk einbe- 
ech worden, wobei vorausgesetzt wurde, 

aß bei Einphasenstromerzeugung 30 000 kW, 
cos ® = 0,85, in den Kraftwerken erzeugt wer- 
den muß, und zwar je zur Hälfte in Trollhätta 
und Motala, während.die Umformung etwa 
15% größeren Kraftbedarf hat. Der Einfach- 
heit halber sei mit der gleichen Ausrüstung für 
beide Kraftwerke gerechnet. Infolge Phasen- 


kompensierung kann bei Umformung der 
Leistungsfaktor = 1 gesetzt, werden. In 
diesem Vergleich sind nur diejenigen Teile 


des Kraftwerkes enthalten, welche Verschie- 
denheiten für die verschiedenen Ausführungs- 
arten aufweisen, also: Stromerzeuger, Trans- 
formatoren und Schalteinrichtungen. Unge- 
achtet der bei der Einphasenstromerzeugung 
etwas verminderten Leistung, sind die Kosten 
für die Turbinen als Rech angenommen 
‘worden, da bei direkter Erzeugung die Tur- 
binen infolge der Belastungsstöße größer sein 
müssen, als bei einem gleichmäßigeren Be- 
trieb. Bei Umformung werden also in jedem 
Kraftwerk 2 Drehstromdynamo von normal 
je 5750 kW und maximal 8625 kW bei cos p 
— lerforderlieh. Außerdem werden benötigt: 
2 wassergekühlte Drehstromtransiormatoren 
von entsprechender Leistung (hier für 50 Per. 
berechnet); nebst dem zugehörigen Schalt- 
gebäude. 

- Kosten für Reserve sind hierin nicht ent- 
halten, da angenommen ist, daß die Kraft- 
werke mehrere Einheiten gleicher Leistung 
für rein industriellen Betrieb enthalten. Bei 
unmittelbarer Einphasenstromerzeugung ohne 
Ausgleich. werden in jedem Kraftwerk 3 Ein- 
phasendynamos (hiervon 1 in Reserve) zu 
normal 5000 und maximal 7500 kW bei cos 
— 0,85, ferner 6 Einphasentransformatoren für 
je die halbe Leistung nebst zugehöriger :Schalt- 
einrichtung erforderlich. Bei Einphasenstrom- 
erzeugung mit Ausgleich wird lediglich eine 


Zahlentafel Il. 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 46. 


913 


Ri a 


maximale Einphasenleistung von 20000 kW 
angenommen, welche in einem der beiden 
Kraftwerke oder in beiden erzeugt wird, 
während + 10000 kW in dem Ausgleichs- 
maschinensatz zwischen Einphasen-und Dreh- 
strom erzeugt werden. Bei niedriger Bahnbe- 
lastung wird Einphasenstrom in Drehstrom 
umgeformt, wobei also das Drehstromnetz in 
entsprechendem Umfang belastet wird. Bei 
hoher Bahnbelastung, über 20 000 kW, er- 
folgt die Umformung in entgegengesetzter 
Richtung. Die Belastungsschwankungen fallen 
hierdurch so got wie ganz auf das Drehstroem- 
netz, was sich nur dann verwirklichen lassen 
dürfte, wenn dieses künftig eine bedeutend 
größere Leistung als das Bahnnetz erhält, in 
welchem Falle die Schwankungen im Ver- 
hältnis zu der gesamten Leistung nicht von 
rößerer Bedeutung werden würden. Daß 
jedoch die Schwankungen auf das Drehstrom- 
netz störend wirken können, und zwar be- 
sonders in ihrem Entstehungsgebiet, kann 
nicht bestritten werden. 

Schematisch behandelt, würden hier, 
ebenso wie im vorher ehenden Falle, maximal 
10 000 kW Einphasenleistung in jedem Kraft- 
werk erzeugt werden, zu welchem Zwecke 
vorschlagsweise 2+1= 3 Einheiten zu je 
5000 kW in jedem Kraftwerk aufzustellen 
wären. Die Belastungsstöße von 10000 kW 
im Drehstromnetz beanspruchen 2 Drehstrom- 
generatoren zu je 5500 kW. 

Hätte man im vorliegenden Falle volle 
Freiheit bezüglich der Anordnung, so würde 
die billigste Anordnung die sein, daß man die 
gesamte Einphasenerzeugung nach Trollhätta 
verlegt. Da indessen gegenwärtig Schwierig- 
keiten bestehen, Einphasendynamos in Troll- 
hätta aufzustellen, während dieses im Motala- 
Kraftwerk möglich ist, so bringt man zweck- 
mäßig bei dem in Frage kommenden Alter- 
nativ so große Einphasenleistung wie möglich 
in Motala unter und formt den Rest der Troll- 
hättakraft entweder in Trollhätta oder in 
einem in der Nähe gelegenen Unterwerk um, 
nach welchem. die Drehstromleitung für aus- 
reichende Leistung führt und zwar vorschlags- 
weise 10000 bis 13 300 kW im Motalawerk 
und den Rest durch Umformung in Troll- 
hätta. In:der Kostenberechnung ist davon 
ausgegangen worden, daß 13 300 kW in Motala 


Zusammenstellung 


der Anlagekosten für die Elektrisierung der Strecke Stockholm— Göteborg, soweit die Kosten 
auf einen Vergleich zwischen den Stromarten von Einfluß sind. . 


I 


Speise- 


Kraftwerk = 
leitung 


I. Einphasenstrom. 
Abschnitte von 30km 
änge. 
Drehstromerzeugung 
mit Umformung. 
16 Umformerwerke mit Her- 
auftransformierung. . . - 
16 Umformerwerke ohne Her- 
auftransformierung. . . - 1,800 | 
8 Umformerwerke mit Her- | 
auftransformierung, von i 
denen jedes 2 Abschnitte 
Speisen ge 
4 Umformerwerke und 
12 Transformatorenwerke . . 
b) Einphasenstromerzeu- 
' gung in denKraftwerken. 
In beiden Kraftwerken ohne 
Ausgleich 
Mit Ausgleich in Hallsberg: 
Einphasenstromerzeugung 
nur in Trollhätta 
Einphasenstromerzeugung in 
beiden Kraftwerken 1. 
'Einphasenstromerzeugung in 
Motala, Umformung in 
Trolfhätkaree re een: 


II. Einphasenstrom. 
Abschnitte von 60km 
Länge. 

Drehstromerzeugung 
mit Umformung. 

8 Umformerwerke mit Her- 
auftransformierung . . . - 

8 Umformerwerke ohne Her- 
auftransformierung . . 

b) Einphasenstromerzeu- 

gung inden Kraftwerken... 

In beiden Kraftwerken ohne 
Ausgleich. + =. VER 


Il. Gleichstrom: 
16 Umformerwerke 
10 Pre ern 


a) 


1,800 8,750 


8,750 
1,800 .| 10,220 


1,800 | 12,510 


nee 4,350 | 16,500 


3,970 12,000 


4,870 | 13,430 


3,500 


a) 


1,800° | 8,750 


1,800 |. 8,750 


4,350 | 16,500 


1,800 
1.800 


8,750 
8,750 


| 13,430 


Anordnung 
Unter- Fahr- .  828en Lokomo- gepmte 
k leit |Schwachstrom- > Anlage- 
werke | leitung 'störungen und = en Bar 
| | Elektrolyse | 
Millionen Kronen 
20,400 | 20,240 8,500 38,900 98,590 
16,300 | 20,240 8,500 \ 38,900 94,990 
14,200 |; 20,940 8,500 38,900 94,560 
14,400 | 20,240 8,500 38,900 96,350 
| 
8,000 20,240 8,500 38,900 96,490 
10,400 | 20,240 8,500 33,900 94,010 
« | 
10,400 | 20240 8,500 38,900 96.340 
12,600 20,240 8,500 38,900 97,170 
13,600 | 20,240 8,500 3,8900 | 91,790 
11,200. | 20,240 8,500 38,900 | 89,390 
"5,000 | 20,240 8,500 38,900 93,490 
! | 
18,809 27,000 8,500 36,000 | 100,850 
| 13,500 | „27,000 8,500 36,000 95,550 


914 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft. 46. 


“ 18. November 1920. 


Zahlenyafel2. Zusammenstellung 
der Jahreskosten für die Elektrisierung der Strecke Stockholm—Göteborg, soweit die Kosten 


auf einen Vergleich zwischen den verschiedenen Stromarten von Einfluß sind. 


ö Tilgung Siramisr _)  Bumnıe 
Verzinsung und Unter- Fouguheht Persoral- i der 
50 haltung kosten | Jahres- 
a |der Anlage kosten ae) kosten 
Il. Einphasenstrom. 
Abschnitte von 30km Länge. In Millionen Kronen 
a) Drehstromerzeugung mit Umformung. .E 
16 Umformerwerke mit Hera uftransformierung . . 4,930 | 4,916 3,560 | 0,230 13,686 
16 Umformerwerke ohne Herauftransformierung 4,750 | 4,766 3,380 0,230 | 13,176 
8 UmformerwerkemitHerauftransformierung,jedes | | : 
derselben 2 Abschnitte speisend . ....... 470 | 4,715 3,400 | 0,145 12,930 
4 Umformerwerke und 12 Transformatorenwerke 4,818 - 4,830 3,320 | 0,078 13,046 
b) Einphasenstromerzeugung in den Kraft- | | | | 
werken. ö | 
In beiden Kraftwerken ohne Ausgleich... . . . 4,825 1 "Aus 1° 29,700 —_ 13,329 
Mit Ausgleich in Hallsberg: | ; 
Einphasenstromerzeugung nur in Trollhätta . .. 4700 |, 4,754 | 2,810 0023 | 12,287 
S in beiden Kraftwerken 4,817 4,844 | 2810. | 0,023 | .192,494 
n in Motala, Umformung Fe 
in -Trollhättasene =? 4,859 | 4,868 | 2,890 0,046 12,663 
II. Einphasenstrom. | 
Abschnitte von 60 km Länge. | 
a) Drehstromerzeugung mit Umformung. | 
8 Umformerwerke mit Herauftransformierung . . 4,590 4,6547 1712.3,310 0,145 12 699 
8 Umformerwerke ohne Herauftransformierung 4,470 4,543 3,170 0,145 12,333 
b) Einphasenstromerzeuguüng in den Kraft- e ar 
werken. | 
In beiden Kraftwerken ohne Ausgleich... . .. 4,675 | 4,648 | 3,820 — 15,143 
III. Gleichstrom: | 
16: Umformerwerke. on Sen : 5,043 4,576 3,290 0,280 13,189 
BSD ENG a RT a Va Be 4,778 4,376 | 3,290 0,2: 12,724 


und der Rest mittels Umformung in Troll- 
hätta erzeugt werden. 

Die Kosten für Lokomotiven sind von 
Körner wie folgt berechnet worden: 
Für Einphasenlokomotiven . 38,9 Mill. Kr 

»„»  Gleiehstrom- Fr 36.0.1525 

Auf die gleichen Kosten für Gleichstrom- 
lokomotiven kommt man bei Benutzung der 
vorläufigen Angaben der Gen. El. Co. und unter 
Annahme eines ungefähr normalen Kurses 
des Dollars (4 Kr). Bei dem jetzigen Kurs 
werden die Preise etwa 20% höher; aber die 
Kommission war, wie bereits erwähnt, der 
Meinung, daß bei einem grundsätzlichen Ver- 
gleich hierauf nicht Rücksicht genommen zu 
werden braucht. Das elektrotechnische Bureau 
hat die Lokomotivkosten unter Zugrunde- 
legen der Preise des Jahres 1913 zu 20,3 Mill. Kr 
berechnet. Von den übrigen befragten Sach- 
verständigen teilen Thormann und Reichel 
mit, daß nach Untersuchungen in der Schweiz 
bzw. in Deutschland ein nennenswerter Unter- 
schied zwischen den Kosten für Einphasen- 
und für 3000  V- Gleichstromlokomotiven 
nicht besteht. Da Körmers Kostenangaben 
für Einphasenlokomotiven sich auf die letzten 
Käufe in Schweden der Eisenbahndirektion 
stützen und für Gleichstromlokomotiven mit 
den amerikanischen Preisen übereinstimmen, 
so. hat die Kommission bei ihren vergleichen- 
den Kostenberechnungen sich der Ziffern von 
Körner bedient. j 

In die Anlagekosten der Bahnelektri- 
sierung sind auch die Kosten für den Schutz 
gegen Schwachstromstörungen bzw. Elektro- 
lyse einbezogen. Da die Hauptleitungen der 
Telegraphenverwaltung zwischen Stockholm 
und Göteborg in Kabeln verlegt werden 
sollen, so braucht man im Zusammenhang mit 
der Elektrisierung nur mit dem Versetzen 
sewisser Nebenleitungen zu rechnen. Nach 
der Auffassung der Schwachstromstörungs- 
Kommission reicht ein Absetzen auf 100 m Ab- 
stand: von der Bahn aus, um die im Einphasen- 
betriebe entstehenden Schwachstromstörungen 
zu beseitigen, wenn Fahrleitung und Schienen 
mit Saugtransformatoren versehen“sind. Die 
Kosten für dieses Versetzen der Schwach- 
stromleitungen sollen nach einer Berechnung 
der Telegraphenverwaltung und der Eisen- 
bahndirektion 8,5 Mill. Kr betragen, welcher 
Wert auch von der Kommission benutzt 
worden ist. Auch bei Gleichstrom würden 
die Schwachstromleitungen mit Rücksicht auf 
den Platzbedarf der Fahrleitung wenigstens 
15 m von der Bahn abgerückt werden müssen. 
Außerdem ist mit gewissen Kosten für örtliche 
Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Elektro- 
lyse zu rechnen. Da nach der Berechnung 
der Telegraphenverwaltung der Kostenunter- 
schied zwischen 'einem Versetzen auf 15 und 
100 m Abstand unbedeutend ist, so ist mit 
Rücksicht auf etwaige Kosten für die Be- 
kämpfung der Elektrolyse dennoch der gleiche 
Betrag, nämlich 8,5 Mıll. Kr auch für Gleich- 
strom eingesetzt worden, wenngleich genannte 
Kosten, wie erwähnt, sich gegenwärtig allen 
Berechnungen entziehen. 


- Bezüglich der Jahreskosten für den 
elektrischen Betrieb ist in der Hauptsache mit 
den vom elektroteehnischen Bureau benutzten 
Ziffern über die Verzinsung, Tilgung und die 
Unterhaltung der Anlage ausschließlich Loko- 
motiven gerechnet worden, d. h.: 


Verzinsung, 0 Bea 5% 
Tilgung und Unterhaltung der ’ 
Master. 0,15 + 0,25 = 0,4% 


1 
0,5 + 0,15 = 0,65%, 
15 +05 = 2% 


der Speiseleitungen 
„ Fahrleitungen 

„eGebäude sa Ser u ‚»%, 
„ elektrischen Ausrüstung des Kraftwerkes 


N 5%. 


Bei den Lokomotiven ist mit einer Til- 
gung von 2,5% und, wie erwähnt, mit Unter- 
haltungskosten von 24 bzw. 30 Oere je Loko- 
motiv-Kilometer bei Gleichstrom bzw. bei 
Einphasenstrom gerechnet worden. Die An- 
zahl der Lokomotivkilometer jährlich betrug 
im Jahre 1913 ausschließlich Verschiebedienst 
etwa 4,5 Mill. Da nach Einführung des elek- 
trischen Betriebes das Zuggewicht in ge- 
wissem Umfang erhöht werden wird, so ver- 
doppelt sich diese Ziffer nieht bei Verdoppe- 
lung der Förderleistung. Die Kommission hat 
deshalb den Berechnungen der Unterhaltungs- 


 Zahlentafel 3, Zusammenstellung 


kosten eine Ziffer von’ 7 Mill. Lokomotiv- 
kilometer PA SENGEHESE 

Bezüglich des Kraftverbrauches und der 
Kosten hierfürsind sowohl von der Kommission 
wie von mehreren Sachvarständigen Berech- 
nungen ausgeführt werden. Unter Zugrunde- 
legung dieser Berechnungen hat sich die Kom-- 
mission auf gewisse Werte des Jahreswirkungs- 
grades für aie verschiedenen Teile der Anlage 
geeinigt, woraus die berechneten Werte des 
gesamten Jahreswirkungsgrades an der Tur- 
binenachse gemäß nachstehender Zusammen- 
stellung erhalten worden sind. ie 

Für den wirklichen Kraftverbrauch, d.h.für 
die hydraulische Kraft, ist es notwendig, neben 
den oben stehenden Ziffern auch den Jahres- 
wirkungsgrad der Wasserturbinen zu kennen. 
Während der Jahreswirkungsgrad der elektri- 
schen Ausrüstung unter Annahme eines gewissen 
Betriebsumfanges einigermaßen richtig generell 
vorausbestimmt werden kann, ist dies für die 
Turbinen nicht in gleiehem Umfange möglich, 
weil deren Eigenschaften in hohem Grade von 
den Verhältnissen abhängig sind, für welche 
sie konstruiert sind, und zwar in erster Linie 
von der spezifischen Umdrehungszahl. Es 
sind für einige verschiedene Bauarten mit un- 
gefähr gleichem- _ Wirkungsgrad und nor- 
maler Belastung Berechnungen durchgeführt 
worden, von denen die eine mit niedrigerer und 
die andere mit höherer spezifischer Um- 
drehungsziffer angenommen ist. Bei Um- 
formung wird, wie erwähnt, vorausgesetzt, 
daß die für industrielle Zwecke erzeugte Dreh- 
stromkraft im Vergleich zu dem Kraftbedarf 
für Bahnzwecke hinreichend groß ist, so daß 
die infolge der Bahnbelastung entstehenden 
Leistungsschwankungen im Kraftwerk den 
Wirkungsgrad der Turbinen nicht merklich 
verschlechtern. Für diese beiden Turbinen- 
arten ist der Jahreswirkungsgrad im Mittel 
zu 86% festgelegt worden. 

Wenn unmittelbar bei Einphasenstrom- 
erzeugung ohne Ausgleich die Belastungszeit 
im Kraftwerk, wie erwähnt, etwa 3000 h be- - 
trägt, d. h. der Belastungsfaktor etwa !/,, 
wenn ferner infolge der schnellen Belastungs- 
änderungen die Turbinen für die Maximal- 
leistung der Bahnen ständig in Betrieb ge- 
halten werden müssen, und wenn schließlich 
die -augenblicklichen Belastungsstöße 30% 
größer sind als der größte Viertelstunden- 
mittelwert, .so errechnet sich der -Jahres- 
wirkungsgrad wie folgt: 


Für Turbinen mit verhältnismäßig 


‚niedriger Drehzahl ..... OHIO 

‚ Für Turbinen mit verhältnismäßig hoher 
Drehzahl SS ee 55,4% 
Im..Mittel..alsor. rs, are ee 62,3% 


Erweist sich in Wirklichkeit der Betrieb 
als so gleichmäßig, daß die Anzahl der Tur- 
bineneinheiten einigermaßen der jeweiligen 
Belastung angepaßt werden kann, so ver- 
bessern sich diese Werte; sie zeigen aber doch, 
daß schnellaufende Turbinen wenig geeignet 
für den Bahnbetrieb sind, wenn nicht be- 


über den gesamten Jahreswirkungsgrad vom Stromabnehmer zur ‚Turbinenachse bei der 


Elektrisierung der Strecke Stockholm—Göteborg. 


15000 V-Einphasenstrom 


Unmittelbare 3000 V 
St t Umformung | Umformung 3 
OnLaT NE in vielen iR Gleichstrom 
N 'Unterwerken |4 Unterwerken 
Abstand der Unterwerkeinkm. ....... 30 60 30 60 30 | 30 
| 5 2 
Mit Herauftransformierung zur Fahrleitung | 
NETT N 9) 76,5 | 59,2 | 63,8 63,5 62,8 
Ohne Herauftransformierung zur Fahrleitung 
EEE ae an gende — 62,5 | 66,6 = Ta 


Zahlentafel 4. : = 


- Unmittelbare Eiuphaseu- 


= Umformung 


stromerzeugung Drehstrom-Einphasenstrom strom 
x „. e > = 
4 Unter- 
; 16 8 werke und 
ohne mit 16 Unter- 
a ; Umformer- Umformer-| 12 Trans- 
. Ausgleich Ausgleich 
5 Far werke werke formato- mORke 


renwerke « 


————— 2 2 0001000000187, FERWERROF 0 


Abstand der Unterwerke in km | 30 60 80 60 30 60 30 | 30 
Endgültiger Jahreswirkungsgrad : | 3 
WARE AK: REINE 48,5 | 47,7) 647685) 51 | 549 6 | 540 
Endgültiger Jahreswirkungsgrad i i ö Be = u 

in% ohne Herauftransformierung 59,8 57,3 <= — 


. 


18. November 1920. 


sondere Anordnungen für einen Belastungs- 
ausgleich getroffen werden. 

Bei. Einphasenstromerzeugung mit Aus- 
ech zeigt sich, daß der Jahreswirkungsgrad 
er Turbinen auch bei Einbereelinung der 
Verluste im Ausgleichmaschinensatz sehr er- 
heblich gesteigert werden kann, und zwar auf 
rd 85% für beide Turbinenarten. Hier wie bei 


der Umformung ist vorausgesetzt, daß- die 


Belastungsschwankungen des Bahnnetzes den 
Jahreswirkungsgrad der übrigen Maschinen- 
sätze nicht merklich vermindern, eine An- 
nahme, welche, wie erwähnt, nur bei einem 
sehr großen Drehstromnetz berechtigt sein 
kann. Genaue Berechnungen sind natürlich 


ausgeschlossen, solange man nicht den künf- 


tigen Umfang des Drehstromnetzes kennt. 


Der Jahreswirkungsgrad, gerechnet vom. 


Stromabnehmer der Lokomotive bis zu der 
Leitradöffnung der Turbine, erhält“ dann 
folgende Werte: 

Aus diesen Ziffern ergibt sich somit die 
für die Elektrisierung erforderliche hydrau- 
lische Energie wie folgt: 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 46. 


Rücksicht auf besondere Umstände, nämlich 
Schwierigkeiten, die Einphasenmaschinensätze 
im Trollhätta-Kraftwerk unterzubringen, mehr 
schematischer Natur sind, nicht einbezogen 
worden. Mit dem nach Berechnung des elek- 
trotechnischen Bureau etwas verstärkten Lei- 
tungen des Gleichstroms erhöhen sieh die 
Anlagekosten für diese Ausführung auf 
103 Mill. Kr. Da indessen Tilgung und Unter- 
haltung gegenüber dieser _Kostenerhöhung 
gering sind, so werden die Jahreskosten nicht 
so erheblich gesteigert, daß die Reihenfolge in 
Zahlentafel5 hierdurch geändert werden müßte. 

Da bei Bahnen mit schwächerem Verkehr 
und somit geringerem Kraftbedarf die induk- 
tiven Störungen in den längs der Bahn ver- 
laufenden Telegraphen- und Fernsprechlei- 
tungen geringer werden und die Bekämpfung 
der Schwachstromstörungen nicht die gleiche 
beherrschende Rolle bei der Wahl der Anzahl 
Unterwerke spielt wie in dem hier behandelten 
Fall, so dürfte die Fähigkeit des Einphasen- 
stroms, von einem Unterwerk aus eine ver- 
hältnismäßig lange Strecke zu beherrschen, 


915 


und Unterhaltung der Fahr- und der Speise- 
leitungen, besonders abzüglich der schweren 
Speiseleitungen bei Gleichstrombahnen, reich- 
lich sein dürfte. Die Einphasenausführung ist 
ferner infolge der hohen Spannung in unver- 
gleichlich höherem Maße als die Gleichstrom- 
ausführung imstande, ohne größere Sonder- 
kosten eine wesentliche Erhöhung der Ver- 
kehrsdichte und der Zugstärke und -geschwin- 
digkeit aufzunehmen. Berechnungen zeigen, 
daß, wenn Gleichstrom in dieser Hinsicht 
einigermaßen vergleichbar mit dem Einphasen - 
strom der hier angenommenen Abmessungen 
werden soll, die Anzahl der Unterwerke ver- 
doppelt werden muß, d. h. auf je 15 km muß 
ein Unterwerk kommen. Wenn man auch vor- 
aussetzen kann, daß die Gleichstromausfüh- 
rung bei Ausführung wie oben angegeben, die 
vorgeschriebene Förderarbeit zu bewältigen 
vermag, so muß diese auf Grund der durch den 
Spannungsabfall in Fahrleitung und Schienen 
verminderten nutzbaren Höchstbelastung durch 
eine stärkere Aufteilung der Züge, als sonst 
vorausgesetzt worden ist, oder durch eine 
Begrenzung der beim Einphasenstrom “mög- 


lichen Erhöhung der Zuggeschwindigkeit be- 


Unmittelbare Einphasenstromerzeugung im Kraftwerk: 
wältigt werden. Die Ursache, daß Gleichstrom 


Ohne Ausgleich mit 30 km Unterwerksabstand 150 Millionen kWh 


OL, EB Ne en Tele a NE ERTE : 152,6 . , trotz der niedrigen Spannung vergleichsweise 

% mit i EEE en BE En Re 112,2 A £ überhaupt einen so verhältnismäßig günstigen 

h he 80 : 3 und. Umformung auf '/, der Platz einnimmt, ist, daß Einphasenstrom auf 

- . Einphasenleistung in Trollhätta ........ ER A ER TEEE EER Et  E ä Grund der Schwierigkeiten mit den Schwach- 

R stromstörungen, welche bisher mit ihm ver- 

$ Umformung Drehstrom-Einphasenstrom: knüpft waren, in elektrischer Hinsicht über- 
16 Motorgeneratorwerke mit Fahrleitungstransformatoren .. ... 2... .. 142,4 e mäßig stark bemessen werden muß, also mit 

REN Notar x "ohne 5 ee ER SEHE 5 \ kleinen Unterwerksabständen im Vergleich zu 
ee ie mit NEE 132,4 $ denjenigen, welche rein aus dem Gesichts- 

BB.A. © ohne NE ESEL T 127 R 4 punkt der Belastung und des Spannungsab- 

8 R mit ee SE En ed es » 136 2 5 falles zulässig wären. Man kann somit sagen, 

und Speisung von 16 Abschnitten, daß für den Verkehr, dessen Bewältigung als 

3 Motorgeneratorwerke und 12 Transformatorenwerke . ... 2... 133 s a En us Dr EUDE = 
r ; 4 ; £ öteborg-Stockholm aufgestellt wurde, Gleich- 
Umformung Drehsptom Gleichstrom: i rom 5 der in den angeführten Berech- 

| 16 Motorgeneratorwerke . .. 2.2... tee. N IE ET TEN 131,8°, 5% : nungen durchgebildeten Weise ausreichend 


‚elektrische Ausrüstung und mit 


Bezüglich des Wertes der hydraulischen 
Kraft ist die Kommission von einer von der 
Wasserfalldirektion gegebenen Auskunft aus- 
egangen, daß ‚bei dem fraglichen Leistungs- 
aktor der Preis der Drehstromkraft an den 
Ausführungsklemmen des Kraftwerkes zu 
3,5 Oere/kWh angesetzt werden kann. Unter 
Abzug der Jahreskosten für Turbine und 
normalen 
Wirkungsgradwerten für ‘diese. kommt man 
dann bei diesem Belastungsfaktor zu einem 
Wert der Wasserfallkraft (einschließlich der 


Staudamm- und Kraftwerksbauten, welche für | 


die verschiedenen Alternativen gleich sind) von 
etwa 2,5 Oere je kWh „Naturkraft‘, mit 
welchem Wert die Kommission gerechnet hat. 
Was schließlich die Personalkosten be- 


- trifft, so ist für die Transformatorenwerke vor- 


z 


ausgesetzt worden, daß für Bedienung in 
Übereinstimmung mit den ‘Verhältnissen bei 
der Riksgränsbahn besonderes Personal nicht 
angestellt wird, sondern daß das Leitungs- 
Aufsichtspersonal für die erforderliche Auf- 
sicht zur Verfügung steht. Dagegen muß bei 
den Umformerwerken mit deren höhere An- 
sprüche stellenden Unterhaltung besonderes 
Personal veranschlagt werden. ‘Es sind hierfür 
3 Mann je Werk vorgesehen worden, welche 


in3 Schichten arbeiten, und zu denen gemein- 


sam für alle Unterwerke 2 Vorarbeiter kommen. 
Die Löhne sind im Mittel zu je 5600 Kr ein- 


gesetzt worden. 


Für die verschiedenen Ausführungsarten 
erhält man aus den in Vorstehendem gegebenen 
Zahlenwerten die Zahlentafel 4 über die An- 


lage-und Jahreskosten, soweit sie nicht in jeder | 


Hinsicht für die verschiedenen Ausführungs- 
arten die gleichen sind. Die Ziffern umfassen 
also nicht alle für den elektrischen Bahnbetrieb 
erforderlichen Kosten, wie Personalkosten für 
den Verkehr, die Bahnbewachung, die Ver- 
waltung usw., welche im wesentlichen für 
Dampfbetrieb und elektrischen Betrieb ‚gleich 
angesehen werden können oder aber auf den 
wirtschaftlichen Vergleich zwischen den 
Stromarten ohne Einfluß sind. 

Aus Zahlentafel 5 geht hervor, daß 
unter den gemachten Voraussetzungen der 
rozentuale Unterschied in keinem der Fälle 
De anders groß ist. Vergleicht man hinsicht- 
lich der Schwachstromstörungen nur das Ein- 
phasenprojekt mit 30_ km-Absehnitten — 
mit anderen Größen dürfte man kaum rechnen 
können, ehe volle Klarheit über die Natur 
der Schwachstromstörungen gewonnen worden 
ist — und geht man ferner davon aus, daß mit 
Rücksicht auf die Betriebssicherheit stets 
Transformatoren für die Fahrleitung vorzu- 
sehen sind, so kommt man aus rein wirtschaft- 
lichem Gesichtspunkt zu der in Zahlentafel 5 
gegebenen Reihenfolge: 

Hierbei -sind, wie ersichtlich, die beiden 
billigsten Einphasenausführungen, welche mit 


besser ausgenutzt werden können. Hierzu 
kommt, daß für die kleineren Lokomotiven, 
welche in solchem Falle benutzt werden, bei 
Gleichstrom 1500 V als geeigneter. angesehen. 
werden dürften alsbei 3000 V (KlineundCarter). 
Infolgedessen wird sich mit-aller Wahrschein- 
lichkeit ein Vergleich bei einer Bahn mit 


‚schwächerem Verkehr vorteilhafter für Ein- 


phasenstrom stellen. Leider reichte, wie be- 
reits erwähnt, die Zeit nicht aus, die Berech- 
nung eines solchen Falles durchzuführen. 


Zahlentafel 5. 


; An- 
Anlage-| Jahres- | teilige 
kosten | kosten | Jahres- 
kosten 
1. UnmittelbareEinphasen- 
stromerzeugung in Mo-| Millionen 
tala, Umtormung inTroll- Kronen 
hätta, Ausgleichin Halls- 7 
br BES 97,170! 12,633 |. 100% 
3. Drehstrom-Einphasen- | 
Umformungin8Werken, \ 
von welchen jedes 2 Ab- | 
schnitte speist... :. 94,56 | 12,980 1102,5% 
3. Drehstrom-Einphasen- " 
Umformung in5Werken 
mit Einphasen-Speise- 
leitung längs der Bahn | 96,35 13,046 | 103% 
4. Drehstrom-Gleichstrom- 
Umformungin 16Werken | 100,85 | 13,189 | 104% 
5. UnmittelbareEinphasen- 
stromerzeugung in bei- 
den Kraftwerken ohne 
Ausgleich re san. 96,49 | 13,329. 1105,5% 
6. Drehstrom-Einphasen- 
Umformunginı6Werken | 98,59 | 13,686 | 108% 


Was nun die Hauptfrage betrifft, 
inwiefern Einphasen- oder der Gleichstrom 
als für Schweden am günstigsten zu betrachten 
ist, so nimmt Gleichstrom, wie ersichtlich, vom 
wirtschaftlichen Gesichtspunkt aus eine Mittel- 
stellung unter den verschiedenen Ausführungs- 
arten insofern ein, als hierbei die Jahreskosten 
etwa 0,5 Mill. Kr höher als das billigste und 
um etwa 0,5 Mill. Kr niedriger als die teuerste 
"Einphasenausführung sind. Es mag hier in- 
dessen nochmals hervorgehoben werden, daß 
die Fahrleitung des Einphasenstroms, welche 
in Übereinstimmung mit derjenigen bei der 
Riksgränsbahn ausgeführt gedacht ist, offen- 
bar sehr reichlich bemessen ist. So haben z. B. 
auch die Leitungen über Bahnhofsgleisen und 
‚ Seitengleisen 130 mm? Kupferquerschnitt, 
während nach amerikanischen Angaben beim 
Gleichstrom, der entsprechende Querschnitt 
nur 107 mm? ist, ungaechtet dessen, daß die 
Stromstärke beim Gleichstrom etwa 5 mal 
rößer ist. “ Anderseits sei bemerkt, daß der 
enutzte Prozentsatz, 2% für Abschreibung 


ist, und daß die. Einphasenstromanlage not- 
wendigerweise stark bemessen wurde. Ob 
nun die von seiten der Eisenbahn aufgestellten 
Verkehrsansprüche bezüglich der Zukunfts- 
forderungen richtig beurteilt sind, ist von der 
Kommission nicht zu erörtern. Soviel ist in- 
dessen sicher, daß die berechnete Einphasen- 
anlage einen bedeutenden Sicherheitsfaktor 
hinsichtlich zukünftiger Forderungen auf er- 
höhte Verkehrsmöglichkeit enthält und somit 
unter der Voraussetzung, daß derartige Forde- 
rungen gestellt werden, einen erheblichen 
Vorteil aufweist. Hinsichtlich der Schwach- 
stromstörungen bestehen, wie erwähnt, die 
besten Hoffnungen, wenn auch nicht völlige 
Sicherheit, daß sie bei dem Einphasenbetrieb 
beherrscht werden können. Wie es sich bei 
Gleichstrom verhält, kann schwerlich ohne 
direkte Beobachtungen in Amerika entschie- 
den werden. Demzufolge glaubt die Kom- 
mission als ihre Ansicht ausdrücken zu 
dürfen, daß, soweit man jetzt aus dem vor- 
liegenden Material beurteilen kann, keine 
Veranlassung vorliegt, den bei deı 
BE sera shahn erprobten Einphasen- 
strom zu verlassen, sondern daß die Pläne 
für die Elektrisierung der Strecke Stockholm- 
Göteborg hierauf zu grün’en sind. Jedoch 
dürfte es nach Ansicht der Kommission zweck- 
mäßig sein, daß vor einem endgiltigen 
Entschluß hierüber, verbindliche n- 
gebote auch auf die Gleichstrom- 
ausrüstung, umfassend Preise und 


‚mögliche Garantien eingefordert wer- 


Außerdem ist es wünschenswert, 
daß vor der Entscheidung die beab- 
siehtigten Schutzmaßnahmen gegen 
Sehwachstromstörungen auf der Riks- 
gränsbahn zur Ausführung kommen 
und hinsichtlich ihrer Wirkung ge- 
prüft werden. 

Betreffend die verschiedenen Ausführungs- 
arten für Einphasenstrom haben die ausgeführ- 
ten Berechnungen keinen entscheiden den Aus- 
schlag zugunsten der einen oder anderen- Spei- 
sungsart ergeben, und zwar unmittelbare Ein- 
phasenstromerzeugung oder Umformung. In 
wirtschaftlicher Hinsicht scheinen sie unter den 
gemachten Voraussetzungen ungefähr gleich- 
wertig zu sein. Wenn es sich darum handelt, 
zwischen den verschiedenen Ausführungsarten 
zu wählen, so sind auch eine Reihe anderer 
Gesichtspunkte, in der Hauptsache bahntech- 
nischer Natur, zu beachten. 

Mit Rücksicht auf die Störungen in den 
Schwachstromleitungen muß, wie erwähnt, die 
Fahrleitung unterteilt werden, so daß jedes 
Unterwerk auf sein eigenes getrenntes Netz 
arbeitet (gegebenenfalls auf 2 getrennte Ab- 
schnitte). Dieses bringt im übrigen gleich- 
zeitig eine Begrenzung der Betriebsstörungen 
in der Bahnanlage selbst bei Kurzschlüssen 
und Leitungsfehlern mit sich. Bei dem ab- 
schnittsweisen Betrieb ist es indessen wichtig, 
daß die Spannungen in den verschiedenen 


den. 


esse 


918 


Fährleitungsnetzen gleich und in Phase mit- 
einander gehalten werden, weil die verschie- 
denen Abschnitte in dem Augenblick parallel 
geschaltet werden, wo eine Lokomotive von 
dem einen Abschnitt in den anderen gelangt 
und mit ihren Stromabnehmern beide Ab- 
schnitte berührt. Durch Einlegen eines toten 
Abschnittes zwischen den verschiedenen Teilen 
vermeidet man zwar die Notwendigkeit der 
Phasengleichheit, aber die als Folge eines 
solehen toten Absehnittes entstehende Strom- 
unterbreehung mit daraus sich ergebendem 
Stoß im Zug auf Grund der gleich danach 
folgenden Wiedereinschaltung muß als eine so 
große Unbequemlichkeit angesehen werden, 
daß, wenn möglich, Maßnahmen hiergegen zu 
treffen sind. Läuft nun längs der Bahn eine 
Einphasenspeiseleitung, wie dies bei der un- 
mittelbaren Einphasenstromerzeugung der Fall 
ist, so wird diese Forderung ohne weiteres 
erfüllt, da alle Transformatorenweıke an dieser 
Speiseleitung angeschlossen sind. Wird eine 
geringere Zahl großer Unterwerke (vorstehend 
4 Stück) vorgesehen, so wird ebenfalls eine 
Einphasen-Speiseleitung längs der Bahn vor- 
ausgesetzt, jedoch muß hierbei die Phasen- 
gleichheit zwischen den Gruppen gesichert 
werden. In dem Falle, daß bei Umformung 
jedes Motorgeneratorwerk nur seinen abge- 
trennten Abschnitt speist, wird es notwendig, 
die Umformer sowohl auf der Drehstrom- wie 
auf der Einphasenseite-einzupassen, was, wenn 
die verschiedenen Unterwerke nicht dureh eine 
Speiseleitung verbunden werden, 'einphasige 
Synehronisierungsleitungen zwischen diesen er- 
fordert. 

Eine einphasige Speiseleitung längs der 
Bahn ist somit vom rein bahntecehnischen Ge- 
sichtspunkt aus wenn auch nicht unbedingt 
notwendig, so doch wünschenswert. Hierzu 
kommt aber, daß eine Einphasenspeiseleitung 
mit einem Transformatorwerk für jeden Ab- 
schnitt zweifellos einfacher und betriebssicherer 
‘in der Anordnung ist als ebenso viele Motor- 
generatoren. . Vom rein bahnbetriebstech- 
nischen Standpunkt aus kann somit kein 
Zweifel darüber bestehen, daß die vorerwähnte 
Anordnung vorteilhafter ist, und daß man von 
diesem Gesichtspunkte aus die Zahl der Um- 
formerwerke möglichst vermindern und statt 
dessen eine Einphasenspeiseleitung längs der 
Bahn vorsehen soll. er 

In diesem Zusammenhange verdient her- 
vorgehoben zu werden, daß Schwierigkeiten 
in dem Fallenichtzu vermeiden sein dürften, daß 
mehrere Drehstrom-Einphasenstrom-Umformer 
auf beiden Seiten synchron geschaltet laufen 
sollen. Wie weit hierbei das Einphasen einer 
unbelasteten Einheit unter allen Umständen 
ohne besondere Vorsiehtsmaßnahmen durch- 
führbar ist, ist eine Frage, welche die Kom- 
mission ihrerseits bis auf weiteres ofien 
lassen muß. Für den Fall, daß die Bahnkraft 
einer.einheitlichen Drehstrom-Kraftübertragung 
entnommen wird, kann man natürlich be- 
fürchten, daß die starken Schwankungen 
und die wahrscheinlich vorkommenden Stö- 
rungen im Bahnbetrieb unvorteilhaft auf die 
Industriekraft einwirken werden. Sofern die 
Drehstromübertragung einigermaßen umfang- 
reich ist, dürften doch derartige Störungen in 
ihrer Reichweite durch zweckmäßige Anord- 
nungen begrenzt werden können. Auch wenn 
in gewissen Fällen die erwähnten Verhältnisse 
hineinspielen und somit zugunsten einer Tren- 
nung des Einphasen- und des Drebstromnetzes 
sprechen, so hält die Kommission diesen Ge- 
sichtspunkt nicht für ausschlaggebend. Die 
Kommission ist. zu der Auffassung gekommen, 
daß eine generelle Antwort auf die Frage, ob 
die Einphasen-Bahnkraft in besonderen Kraft- 
werksmaschinen erzeugt oder durch Um- 
formung von einem allgemeinen Drehstrom- 
Verteilungsnetz entnommen werden soll, nicht 
gegeben werden kann. Bei verschiedenen 
Bahnen kann jeweils die eine oder die andere 
Art als zweekmäßig erscheinen. Was nun in 
erster Linie die Strecke Stockholm-Göteborg 
betrifft, so scheint es, daß ein gemischtes Ver- 
fahren am zweckmäßigsten wäre derart, daß 
ein Teil der Bahnkraft in den Kraftwerken 
und ein anderer Teil durch Umformung aus 
dem Industrienetz erzeust wird. 

Letzter Hand kommt es auf den Liefe- 
ranten der Kraft an, hier also die Wasserfall- 
direktion, diejenige Einteilung für die Be- 
reitstellung der Kraft zu treffen, welche mit 
entsprechender Berücksichtigung der berech- 
tigten Forderungen der Eisenbahn auf Ein- 
fachheit und Betriebssicherheit, vom Gesichts- 
punkt der Kraftverteilung als ganzes gesehen, 
sich am günstigsten stellt. 

Unter Hinweis auf das vorstehend Ange- 
führte möchte die Kommission ihr Urteil in 
den beiden von ihr mit besonderer Aufmerk- 
samkeit zu behandelnden Fragen, wie folgt 
ausdrücken ; 


Die angestellten Berechnungen des Elek- 
trisierungsprojektes besonders für die Strecke 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 46. 


a ac 


Stockholm— Göteborg ergeben, daß, soweit man | 


jetzt sehen kann, der Gleichstrom, trotz ver- 
schiedener sehr günstiger Annahmen in. den 
Berechnungen vom technischen und wirtschaft- 
lichen Gesichtspunkt aus 5 

keinerlei Vorteile gegen- 
über dem Einphasenstrom 
bietet, sondern daß er im 
Gegenteil wirtschaftlich 
sich ungünstiger zu stel- 
len scheint. Die Rück- 
sicht auf den in .der 
Zukunft zu erwartenden, 
stark gesteigerten Ver- 
kehrsbedarf gibt ferner 
dem Einphasenstrom den 
Vorrang. Ebenso stellt 
sich wahrscheinlich der 
Einphasenstrom bei lan- 


IN 
SI 


n 


18. November 1920. 


zurichten, an $ 
der Maschine unbeeinflußt weiterlaüfen und 
das so lästige Blinken der Lampen vermieden 
wird. Diese Bedingungen 
einen, von der Firma tBlohm & Voß erfun- 


denen Momentschalter - System „3: Jessen!) 


gen DBahnstrecken mit 
schwachem Verkehr vor- 
teilhafter. 

Aus diesen Gründen 
sieht die Kommission 
für ihren Teil keine 
Veranlassung, den jetzt 
bei den Staatsbahnen 
eingeführten Einphasen- 
strom zu verlassen, son- 
dern ist der Meinung, 
daß den Berechnungen 
diese Stromart zugrunde _ 
zu legen ist. Ehe’jedoch 
eine endgültige Entschei- 
dung getroffen wird, 
dürften bindende Ange- 
bote und Garantien be- 
züglich beider Stromarten- 
zweckmäßig einzufordern 
sein, weil erst hierdurch - 
ein vollkommen zutreffen- 
der wirtschaftlicher Ver- 
gleich zwischen den be- 
ıden Stromarten -ermög- 
licht wird. 

Die begonnenen Arbei- 
ten für die Beseitigung. 
der Schwachstromstörun- 
gen bei der Riksgräns-. 
bahn müssen schleunigst 
durchgeführt werden. 

Wird Einphasenstrom 
gewählt, so ist ihm eine 
Periodenzahl von 16?/;und = 3 
eine Spannung von etwa » 
15 000 V zugrunde zu... Ale 
legen. _ Die Kraftzufuhr dürfte?zweckmäßig 
teilweise durch Stromerzeugung im Kraft- 
werk und teilweise durch -Umformung an 
einer oder jedenfalls wenigen Stellen erfolgen 
müssen. 

Der verdienstvolle Entwurf, welchen das 
elektrotechnische Bureau ausgearbeitet hat, 
kann nach Ansicht der Kommission mit ge- 
wissen Änderungen, welche sich aus dem vor- 
stehend Gesagten ergeben, den weiteren Ent- 
schließungen und Gesuchen der Direktion zu- 
grunde gelegt werden. 

Stockholm, den 10. I. 1920. 


Axel F. Enström. - 
Emil Alm. Carl A. Rossander. 


\ 


Momentwahlschalter für Bordanlagen. 


Der Gruppenwahlbetrieb ist auf Handels- 
schiffen verherrschend, es werden die zu Grup- 
pen zusammengefaßten Stromverbraucher mit- 
tels Wahlschalter auf die einzelnen Primärma- 
schinen, die nieht miteinander parallel geschal- 
tet werden können, geschaltet. Sie bieten den 
Vorteil größerer Betriebssicherheit. Das Wech- 
seln der Maschinen, wobei die Stromkreise von 
der alten auf die neu angelassene Dynamo ge- 
schaltet werden, geschieht durch Wahlschalter, 
meistens sogar Knickschalter, deren drehbar 
angeordnetes Schaltmesser an einen von den 
Federnkontakten gelegt wird, die im Kreis- 
bogen angeordnet und mit den einzelnen Ma- 
schinen verbunden sind. Dieser Schaltvor- 
gang nimmt mehrere Sekunden in Anspruch, 
während welcher Zeit die Stromzuleitung unter- 
brochen ist. Hierdurch sinken die Umdrehun- 
gen der unter Last laufenden Motoren und die 
Spannung im Stromkreise so tief, daß beim 
Einschalten der neugewählten Maschine große 


. 


Stromstöße auftreten, wodurch eine Gefähr- 


dung der Motoren eintritt, so daß sie meistens 
vor dem Umschalten stillgesetzt und nach er- 
folgtem Schaltvorgang wieder angeläassen werden 
müssen. Bei der Ausdehnung der elektrischen 
Anlagen auf neuzeitlichen Schiffen war es des- 
halb erforderlich, den Schaltvorgang so ein- 


Abb. 1. , Momentschalter,“ System Jessen. 


Kraftquellen im Moment des Umschaltens 
über den Ausschaltlichtbogen parallel schaltet.. 
Der Wahlschalter setzt sich, wie Abb. 2 zeigt, 


N 


Abb. 2. 


zusammen aus 2 Maschinenwählern (Dreh- 


umschalter) A, deren Kontakte kreisförmig Es 
einem 
ebelumschalter B, an dessen - 


übereinander angeordnet sind, und 
doppelarmigen 
-Drehpunkt der. betreffende Stromkreis ange- 


schlossen ist. 


Kontakte angeschlossen. 


den anderen Maschinenwähler gespeist; auch 


verhindert er bei schlecht eingestellten Wahl- . 


schaltern, eine Schaltung vorzunehmen, da da- 
durch der Umschalthebel veıriegeltist. G. 


ı) Nach „Werft u. Reed je 1 8. 421. 
„ETZ“ 106, 8.390. a 


daß die Motoren ven dem Wechsel 


werden durch. Se 


N BT, \ AR 
Pre ee ei 


{ Je zwei einander gegenüber- 
liegende Kontakte des oberen und unteren 
Wählers sind unter sich verbunden, und die 

Speiseleitungen von den einzelnen Primär- 
maschinen I, II, Ill usw. sind an die genannten 
\ Die Anwendung 
dieses Schalters ermöglicht das Wählen ohne 
Uberstürzung, der Stromkreis wird hierbei über 


Ygl. auch 2 


Eu 
1. 


y) 
Bra 
h, 


a WERTE EN 
5 VITA, 


" 


Be er 


re 


-(Abb. 1) erfüllt,findem dieser Schalter die 


Ep 


18. November 1920. 


Leitungsbau. 


Anwendung von Theorie und Praxis 


auf den Bau von. Freileitungsisolatoren. 
Die überaus zahlreichen Störungen, unter 
denen die Freileitungsisolatoren amerika- 


nischer Hochspannungsanlagen leiden, haben 
in der ämerikanischen Literatur eine ein- 
gehende Behandlung dieses Gebiets zur Folge 
gehabt. Als Ursache der vielfachen Schäden 
führt Gilchrest!) hauptsächlich die nach- 
stehenden auf: 

1. Ungünstige Feldverteilung (zu dicht 


angeordnete Regendächer begünstigen früh- 
 zeitige Entladungen infolge Jonisierung des 


Luftzwischenraumes). : 
2. Unzweckmäßige Verteilung der Kriech- 


fläche (namentlich an der Seeküste. Kali- 
 - forniens sind die Isolatoren starker Verminde- 


rung des Oberflächenwiderstandes mit ‚nach- 
folgender Lichtbogenbildung ausgesetzt). 
3. Porosität (die Forderung zu hoher 


mechanischer Festigkeit hatte in Amerika zur 


& den Mäntel, 


Bevorzugung porösen Materials geführt, da die | 


Festigkeit im umgekehrten Verhältnis mit der 
Porosität zunimmt). 5 

4. Mechanisches Versagen (zurückzuführen 
auf zu dünne Scherbenstärke der vorspringen- 
Beschädigungen” durch Stein- 
würfe und Flintenschüsse sowie zu starken 
 Drahtzug). 

5. Blitzschläge (obwohl unmittelbaren 
Blitzschlägen kein Isolator gewachsen ist, so 


ist doch der Sicherheitsgrad vieler amerika- 
 nischer Isolatoren zu gering). 


6. Vogelstörungen (Abhilfe durch be- 


> kannte Maßnahmen, wie hohe Stützen usw.). 


wird z. 


Ä 7. Ungleiche Ausdehnung von Metall, 
Zement und Porzellan (aus diesem Grunde 
B. das Einzementieren .der Stütze 


= von Freileitungsisolatoren grundsätzlich: ver- 


I 


 worfen). 


8. Innere Materialspannungen (Vermei- 


- dung zu scharfer Ecken und ungleicher Wand- 


stärke). 
Die von dem Verfasser vorgeschlagenen 
Verbesserungen gründen sich namentlich auf 


_ — Untersuchungen des elektrischen Feldes mittels 
_ Asbestteilchen, die auf Preßspanscheiben mit 


4 


Zur 


übergelegtem lichtempfindlichem Papier auf- 


gestreut wurden und deren Anordnung unter 


Spannung beobachtet wurde. Die theoretischen 
Grundlagen sind bereits in einem früheren 
Aufsatz von C. L. Fortescue and 8. W. 
Farnsworth ausführlich in den Proceedings 
Am. Jnst. El, Eng., März 1913 niedergelegt.?) 
Die hieraus für den Bau von Isolatoren gezo- 
genen Schlußfolgerungen gipfeln in den nach- 


stehenden Sätzen: 


1. Die Oberfläche des Isolatorkörpers soll 


den elektrischen Feldlinien folgen. 


=  potentialflächen folgen. 


DEN 


PORN 1 2 2a 


2 
4 
* 
.. 


1) 


2. Die Regendächer sollen den Aequi- 


3. Die Linien mechanischer Beanspru- 
chung sollen parallel zu den elektrischen Feld- 
linien verlaufen. 

4. Der Oberflächenwiderstand jeden Man- 
tels soll annähernd gleich sein, oder nach der 


; . Stütze hin etwas zunehmen. 


5. Die Kapazität jedes Teiles soll an- 
nähernd dieselbe sein. 


Die Form eines nach diesen Grundsätzen - 


durchgebildeten Isolators zeigt Abb. 1. 


i = leitende, Fläche. 


Abb. 1. Von Gilchrest vorgeschlagene Isolatorform. 


Während vom theoretischen Standpunkt die 
Anordnung einer besonderen Metallkappe auf 


P) „Proceedings“ Am. Inst. El. Eng: Bd. 37, .1918, 8. 571. 
Vgl. „ETZ“ 1914, 8. 1045. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


RUNDSCHAU. 


dem Kopf des Isolators als wünschenswert er- 
scheint, wird diese der hohen Kosten wegen 
und mit Rücksicht auf die bei Regen ohnehin 
gleichmäßigere Feldverteilung für entbehr- 
lich gehalten. Von den früher in Amerika meist 
ebräuchlichen Formen unterscheidet sich der 
solator nach Abb. 1 äußerlich durch die 
weiten Hohlräume zwischen den einzelnen 
Isolatormänteln, im Gegensatz zu den früher 
üblichen engen Abständen, bei denen Ent- 
ladungserscheinungen unvermeidlich waren. 
Dagegen gehen bei der vorgeschlagenen Isola- 
torform dem eigentlichen Überschlag außer 
dem Glimmen an dem Leitungsdraht fast 
keinerlei Entladungen voraus. (Allerdings haben 
Vergleichsversuche des Berichterstatters er- 
geben, daß der tatsächliche Unterschied inbe- 
zug auf Glimmentladungen recht gering ist, 
und .daß die wirkliche Überschlagsspannung 
hierdurch nur verhältnismäßig wenig beein- 
flußt wird). Auch in bezug auf Verteilung des 


'Kriechwegs auf die einzelnen Mäntel sollen 


sich die Isolatoren nach Abb. 1 günstig aus- 
zeichnen, da bei ihnen der Widerstand der 
Mäntel nach der Stütze zu etwas zunimmt, wie 
dies durch die stärkere Verschmutzung der 
inneren Mäntel gerechtfertigt ist. Ferner er- 
leichtern die offenen Hohlräume gegebenen- 
falls die Reinigung dieser Flächen. Bei mecha- 
nischem Bruch der einzelnen Mäntel ist .die 
Überschlagsspannung weniger herabgesetzt als 
bei älteren Isolatorformen. Auch brechen die 
Mäntel, wenn von Steinwürfen getroffen, nicht, 
wie früher leicht möglich, innerhalb der Kitt- 
flächen. sondern außerhalb derselben ab, was 
für die Durchschlagssicherheit bei nachfolgen- 
den Überschlägen wertvoll ist. Endlich ge- 
währleistet die Formgebung des Isolators eine 
verhältnismäßig hohe Sicherheit gegen seit- 
lichen Drahtzug. W. W. 


Beleuchtung und Heizung. 


Beleuchtung von Hallen durch Tiefstrahler. 
— In Hallen, Shedbauten u. dgl., die. keine oder 
keine reflexionsfähige Decken aufweisen, ist 
die halbindirekte Beleuchtung nicht durch- 
führbar. Für diese Zwecke verwendet dieKörting 
& Mathiesen A.G., Leipzig, Gasfüllungslampen 
in ihren ‚tiefstrahlenden Kandem-Armaturen. 
Der halbelliptische Reflektor umschließt die 


.Glühlampe vollständig und läßt ihren gesam- 


ten Liehtstrom in einen Kegel von 120° Oit- 
nung äustreten. Die erzielte Beleuehtung ist 
sehr gleichmäßig, und vor-allem fällt der Licht- 
klex unmittelbar unter der Lampe weg. Die 
mittlere Beleuchtung gewinnt etwa 60 & gegen - 
über gewöhnlichen Armaturen mit Opalglas- 
gloeke. Eine 1000 Watt-Lampe beispielsweise 
ergibt in diesem Öffnungswinkel 4750 Lm bei 
Benutzung von Opalglasglocken, dagegen 7800 
Lm in der tiefstrahlenden Kandem-Armatur. 
In großen Hallen wirken die gewöhnlichen Ar- 
maturen etwas günstiger, weil nicht alles Licht, 
das über den Winkel 0 bis 60° hinausgestrahlt 
wird, fehlgeht, sondern in gewissen Richtungen 
noch für die Bodenbeleuchtung nützlich wirkt; 
aber auch dann geben die Tiefstrahler noch 
immer etwa 30% mehr Bodenbeleuchtung. In 
hohen Hallen hängt man den Tiefstrahler hoch 
oben über der Kranbahn, etwa am First auf; die 
ganze Bodenfläche der Halle ist dann stark und 
gleichmäßig beleuchtet. In Shedbauten hängt 
man die Lampen wesentlich niedriger; durch- 
bliekt man den Raum, so sieht man im wesent- 
lichen nur beleuchtete Maschinen und helle 
Bodenflächen, während die Lampen selbst bis 
zu einem Winkel von 30° gegen die horizontale 
Sehrichtung den Blicken entzogen sind. DBe- 
triebstechnisch haben die Tiefstrahler den Vor- 
teil, daß sie gar keine der Beschädigung aus- 
gesetzte Glasteile aufweisen. Ix. 


Elektrische Großküchen. — Die durch den 
Krieg bedingten Änderungen der Arbeitszeit 
und die Ernährungsschwierigkeiten bewirkten 
die vermehrte Einrichtung von Fabriks- und 
Volksküchen, bei denen mit gutem Erfolg elek- 
trische Heizung angewendet wurde. Während 
über diesbezügliche Neuanlagen in Deutsch- 
land nicht berichtet wurde, liegen aus England 
einige Beschreibungen vor. Die Carron-Cie. hat 


in einem Stahlwerk eine elektrische Küche für. 


300 bis 500 Personen errichtet für etwa 80 kW 
Energiebedarf, in der auch elektrische Raum- 
heizung mit 72 kW durchgeführt ist, während 
befremdlicherweise die nötige Warmwasser- 
bereitung in einem Anbau mit Koksfeuerung 
erfolgt. Neben einem Zentralherd mit 4 Back- 
öfen, 2 Dampföfen und Wärmscehrank mit 
Tranchierplatten sind 3 Fischkessel und 3 grö- 
Bere Kochkessel installiert, die, wohl bedingt 


Heit 46. 


917. 


durch den Sparmetallmangel, aus Gußeisen 
und abweichend von der üblichen runden Bau- 
weise viereckig ausgeführt sind, was eine gün- 
stigere Anordnung der elektrischen Heizele- 
mente ergibt. Ebenfalls von der Carron-Cie. 
ist die elektrische Einrichtung der Volksküche 
in Erith ausgeführt mit etwa 110 kW Energie- 
bedarf bei 350 V Drehstrom. In der elektri- 
schen Volksküche zu Taunton wurden für, 
3000 Mahlzeiten 1011 kWh, also je rd 340 Wh 
verbraucht, was annähernd mit den in deut- 
schen Großküchen ermittelten Verbrauchs- 
zahlen übereinstimmt. Neuerdings wird noch 
die Einrichtung‘ elektrischer Großküchen in 
einer Spinnerei in Manchester, ferner in 
einem dortigen Wärenhause und in 2 Spinne- 
reien bekannt. Nach der beigefügten Abbildung 
sind Sicherungen, Regulierschalter und Am- 
peremeter in einem verzierten Aufbau über 
dem Herd, bzw. dem Kochtisch angeordnet. 
Das ist wenig praktisch, da diese Teile durch 
die aufsteigenden Kochdünste erwärmt und 
verschmutzt werden und anderseits auch für 
verschieden große Personen nicht sehr bequem 
zugänglich sind. Die in deutschen Großküchen 
getroffene Anordnung der Schalteinrichtungen 
unter der Tischplatte bzw. in besonderen 
Schaltsäulen ist vorzuziehen. (Electrical Re- 
view“, Bd. 83, 5 563 u. 623, Bd. 84, 5. 461 
und ‚The Eleetrieian‘‘ Bd. 84, 1920, S. 196.) 


LT 


Elektromaschinenbau. 


Bemerkenswerte Bauart eines langsam- 
laufenden Drehstromgenerators für 1750 kVA. 


— : Für eine Wasserkraftzentrale in Süd- 
amerika hat die General Electrie Co, Lon- 
don, einen Drehstromgenerator für 1750 


kVA, 50 Per, 5200 V und 187,5 Umdr/min 
geliefert, welcher insofern bemerkenswerteEin- 
zelheiten aufweist, als bei der Konstruktion 
besondere Rücksicht auf die Verschiffungsbedin- 
gungen gelegt werden mußte. Da verlangt 
wurde, daß kein Teil der Maschine ein höheres 
Gewicht als 5 t aufwiese, so wurde, wiein Abb. 2 
u.3 gezeigt, der Stator vierteilig hergestellt. Der 
Rotor besteht aus einem 4-teiligen Gußeisen- 
stern mit 8 Armen und 4 Stahlringen, die unter- 
einander und mit den Speichen verschraubt 
sind. Die beiden mittleren Stablringe tragen 
die Pole, die äußeren dienen zur Erzielung des 
erforderlichen Schwungmomentes (426 tim). 
Die 4 Statorquadranten werden nicht nur an 
den Flanschen der Stoßstellen durch je drei 
Schrauben zusammengehalten, sondern auch 
noch durch 4 Paar langer Schraubenbolzen, 
welche den nötigen Auflagedruck auf der gan- 


‚zen Trennfläche gewährleisten und Formände- 


rungen oder Vibrationen des Stators unmög- 
lich machen. Die beiden inneren Ringe des 
Rotorkörpers sind mit den Speichen durch 


„4 Schrauben an jedem Arm verschraubt, welche 


stark abgefederte Unterlagscheiben besitzen. 
Die Verbindungen werden ferner noch durch je 2 
Keile gesichert, die so angeordnetsind, daß Zen- 
trifugalkräfte die Verbindungen nicht lockern 
können. Die geblätterten Pole sind am äuße- 
ren Umfang der mittleren beiden Stahlringe 
durch Schwalbenschwänze befestigt, durch Keile 
gesichert und werden durch radial angeordnete 
Sehraubenbolzen gehalten. Die Magnetspulen, 
deren Einzelheiten aus Abb. 3 erkennbar sind, 
bestehen aus hochkantig gewiekeltem Kupfer- 
band; die Wicklung wird durch Bronzeplatten 
zusammengehalten. Jede Spule ist an Trag- 
armen starr befestigt, die mit Seitenplatten 
der Pole verschraubt sind. Diese Schrauben 
gehen durch den Kranz des Rotorgestells hin- 
durch und sichern die Spulen gegen seitliches 
Ausweichen. Eine aus der Abb. 2 erkennbare 
Dämpferwicklung ist mit den Polkörpern 
durch Kupferniete verbunden ; sie bildet einen 
geschlossenen Ring. Die Statorwicklung liegt 
in nahtlosen Mikarohren und jene wieder in 
offenen Nuten: 

Da die Maschine auf ein Hochspan- 
nungsnetz von 30 000 V arbeiten sollte, so 
mußte die Gefahr der Ausbildung von Ober- 
wellen in der Spannungskurve ausgeschlossen 
werden. Die Maschine erhielt daher mehr als 
zweimal so viel Nuten als Spulen vorhanden 
sind, von denen die überzähligen unbelegt 
blieben. Es wurde so eine sehr reine Sinus- 
kurve frei von Oberschwingungen erzielt. 

In der Quelle werden noch nähere Angaben 
über die in der Fabrik vorgenommenen Nach- 


| prüfungen der Garantiebedingungen gemacht, 
-die besondere Maßnahmen erforderten, weil 


nur eine einzelne Maschine dieser Art zur Ver- 
fügung stand. Wenn ein Drehstromgenerator 
in Dreieck geschaltet ist, so kann die volle 
Spannung in jeder der 3 Phasen induziert wer- 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 46. 


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Abb. 2. Drehstromgenerator für 1750 kVA, 5200 V, 59 Per,:187 Umdr/min. 


den, obne daß in der DreieckverbindungStrom 
fließt, da die 3 Spannungen sich das Gleichge- 
wicht halten. Schneidet man an einem Punkte 
die Dreieckverbindung auf und schaltet einen 
auf der gleichen Welle gekuppelten kleinen Ein- 
phasengenerator A (Abb.4) ein, so kann auf diese 
Neise ein Strom durch die Dreieckverbindung 
geschickt werden. Die Spannung, welche nötig 
ist, um diesen Strom zirkulieren zu lassen, ist 
nur abhängig von der Impedanz der Dreh- 
stromwiecklung, und, da ihr Widerstand gegen- 
über ihrer Reaktanz klein ist, so kann sie ohne 
nennenswerten Fehler gleich der Summe der 
Reaktanzspannungen der 3 Phasen angenom- 
men werden. Da überdies die magnetomoto- 
rischen Kräfte der Ströme in den 3 Phasen sich 
gegenseitig praktisch aufheben, soist die Anker- 
rückwirkung infolge des Statorstromes auf das 
Feld klein. Die Erregung des Generators wird 
daher durch Einfügen der Hilfsmaschine nur 
wenig beeinflußt, und obwohl der in der Stator- 
wieklung fließende Strom ein So DKasıESE ist, 
so treten dennoch keine Feldschwankungen 
mit den dadurch verursachten Verlusten in 
Polen und Dämpferwicklung auf. Statt der 
Einschaltung eines Einphasengenerators nach 
Abb. 5 kann man auch den Zirkulationsstrom 
der Drehstrommaschine selbst dadurch ent- 
nehmen, daß man in einer Phase einige Spu- 
len B aus- oder umschaltet (Abb. 5), wobei das 
Gleichgewicht der 3 Spannungen gestört wird. 
Die Maschine kann so auf volle Spannung er- 
regt, und die Wicklung kann mit der Vollast- 
stromstärke beschickt werden. Man ist so in 
der Lage, die Maschine unter Vollbelastung mit 
normaler Spannungzu prüfen. BeieinerMaschine 
mit 10% Reaktanzspannung beträgt die Zahl 


derin einer Phase umzuschaltenden Spulen etwa 
15% ihrer Gesamtzahl, unter Vernachlässigung 
der Ankerreaktion der umgeschalteten Spulen. 
Um dies auszugleichen, müssen etwa 20% 
obigen Betrages mehr an Spulen umgeschaltet 
werden. Die Bei der Prüfung erhaltenen Zahlen 


Abb. 4. 


Abb. 5. 
Prüfschaltungen, 


für den Wirkungsgrad bei 5200 V und cos = 
0,8-waren folgende: 


" Vollast %, Last 1%Last 
kW kW - kW 

Eisenverluste, Luft- ? 

und Lagerreibung 55,0 54,0 53,0 
Stator-Kupferverluste 28,0 16,0 7,0 
Rotor-Kupferverluste 18,0 15,0 12,0 
Gesamtverluste . 101,0 85,0 72,0 

{ % Ur Yo 
Wirkungsgrad, ge- a 

messen 2 93,3 92,5 90,7 
Wirkungsgrad, ga- 

Tantiert, e.,. 00 93,0 91,5 89,5 


Die Reaktanzspannung bei 195 A Vollast- 
strom betrug 316 & Phase. Bei Leerlauf war 
eine Erregung von 1400 AW je Pol erforderlich, 


um die volle Spannung zu erzeugen. Bei 195 A 
Kurzschlußstrom waren 7600 AW erforderlich. 
Die Ankerrückwirkung bei Vollast betrug da- 
her 6200 AW. Die Spannungsregulierung bei 
Vollast und cos @ = 0,8 ergab sich zu 20%, 
bei induktionsfreier Last zu 8%. Die Festig- 
keitsprüfung des Rotors erfolgte mit einerum 
80% gesteigerten Umdrehungszahl während. 
15°mın..  PiR. 


Fernmeldetechnik. 


Ein Satz über Modelle von Antennen. — 
M. Abraham stellt über Modelle von An- 
tennen folgende Sätze auf!): „„Die Wellenlängen 
der Eigenschwingungen zweier geometrisch 
ähnlicher Systeme vollkommener Leiter ver- 
halten sich wie ihre Längenabmessungen. Die’ 
(lediglich durch Strahlung bedingten) Dämp- 
fungsdekremente der Eigenschwingungen der 
beiden Systeme sind einander gleich.‘“ Diese 
Sätze sind jedoch nur für vollkommene Leiter 
gültig, sie sind also für die Praxis der draht- 
losen Telegraphie nur insoweit von praktischer 
Bedeutung, als man die Erde als vollkommenen 
Leiter ansehen darf. Für die Bestimmung der 
Wellenlänge ist diese Annahme zulässig, nicht 
hingegen für das Dämpfungsdekrement. Unter 
Berücksichtigung des Erdwiderstandes kommt 
Verfasser zu folgender Erweiterung seiner 
Sätze: „Stehen die Längenabmessungen der 


Antenne und des ihr geometrisch ähnlichen 


Modells im Verhältnis « : 1, während bei glei- 


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Gesellschaft, 
Zürich 1919, 8. 17. a 


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Abb. 3. Drehstromgenerator für 1760 kVA, 5200 V, 50 Per, 187 Umdr/min. 


!her Dielektrizitätskonstante, die Leitfähigkei- 
en des Erdbodens unter der Antenne und ihrem 
Modelle sich wie 1 : « verhalten, so haben An- 
tenne und Modell den gleichen Erdwiderstand. 
Da auch die Strahlungswiderstände geome- 
trisch ähnlicher Leiter einander gleich sind, 
so haben Antenne und Modell das gleiche 
Dämpfungsdekrement.““ Falls Grundwasser 
vorhanden ist, so ist beim Übergang zum Mo- 
dell seine Tiefeim Maßstabe I : « zu verringern, 
seine Leitfähigkeit im Verhältnis & : 1 zu ver- 
größern. Bei der unzulänglichen Kenntnis der 
Bodenleitfähigkeiten wird die Modellregel im 
allgemeinen nur eine qualitative Beurteilung 
des Erdwiderstandes von Antennen ermögli- 
chen. Ghe. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Die magnetischen Eigenschaften von Eisen- 
Niekel-Legierungen. — Derin der Reichsanstalt 
in guter Übereinstimmung mit den Messungen 
im National Physical Laboratory in Teddington 
zu Arls = 21600 festgestellte Wert für die 
Sättigung des reinen Eısens wird im allgemei- 
nen: von keinem anderen Sättigungswert über- 
troffen ; auch für Legierungen mit anderen un- 
magnetischen oder selbst magnetisierbaren 
Stoffen schien eine Steigerung des Sättigungs- 
wertes insofern ausgeschlossen, als von der In- 

- anspruchnahme eines Teils des Eisenvolumens 
- durch weniger oder gar nicht magnetisierbare 
Stoffe nur eine Verminderung der Magnetisier- 
barkeit und somit auch des Sättigungswertes 


erwartet werden konnte. Diese Annahme er- 
wies sich jedoch als irrig, da von Preuß im 
Laboratorium von P. Weiß vor einigen Jahren 
bei einer Legierung von Eisen mit etwa 35% 
Kobalt ein noch um rd 10% höherer Sätti- 
sungswert festgestellt wurde. Das Material 
hat inzwischen auch schon mit gutem Erfolg 
zu Polspitzen von Elektromagneten Verwen- 
dung gefunden, während die naheliegende, all- 
gemeine Verwendung zu Ankerzähnen von 
Dynamomaschinen der hohe Preisund vielleicht 
auch ungeeignete mechanische Eigenschaften 
verhindert zu haben scheinen. Dies veranlaßte 
Yensen!), nach einem Ersatz dafür in Legie- 
rungen von Eisen mit Nickel zu suchen, zumal 
gute magnetische Eigenschaften gewisserEisen- 
Nickel-Legierungen schon durch frühere Ver- 
suche bekannt waren. Die Proben zu den Ver- 


suchen wurden durch Zusammenschmelzen von 


reinstem Elektrolyteisen mit Elektrolytnickel 
in einem Vakuumofen vom Arsemtypus ge- 
wonnen und zu zylindrischen Stäben ausge- 
schmiedet, welche im Burrowsschen kompen- 
sierten Doppeljoch untersucht wurden. In den 
Fällen, wo wegen der Sprödigkeit des Materials 
ein Ausschmieden nicht möglich war, wurden 
die Proben direktin Form von Ringen gegossen, 
die, mit doppelter Wickelung versehen, in ge- 
wöhnlicher Weise ballistisch untersucht wer- 
den konnten. 
Über das Verfahren zur Bestimmung des 
Sättigungswertes ist nichts angegeben, doch 


. 


scheint es nieht einwandfrei gewesen zu sein, 


„Eleetr. World“, Bd. 75, 1920, 8. 774. 


da der für reines Eisen angegebene Wert unge- 
fähr um 4-—-5% zu hoch ist; trotzdem werden 
auch hier die Versuche wenigstens über die Ab- 
hängigkeit des Sättigungswertes vom Nickel- 
‚ehalt ein richtiges Bild geben. Sie zeigen, dal 
er eigentliche Deck der Untersuchung nicht 
erreicht wurde, denn der Sättigungswert keiner 
Legierung übertrifft denjenigen des reinen 
Eisens, vielmehr sinkt derselbe mit zunehmen- 
dem Nickelgehalt bis zu etwa 20% Ni langsam 
und stetig um rd 2%, um dann bis 30% Ni sehr 
stark, u. zw. bis gegen Null, abzunehmen. Bei 
höheren Nickelgehalten steigt der Sättigungs- 
wert wieder beträchtlich an, erreicht bei 50% 
Ni ein Maximum von rd 16000 und fällt 
schließlich wieder bis auf den Sättigungswert 
des reinen Nickels im Betrage von etwa 6000. 
Einen ähnlichen Gang wie der Sättigungswert 
zeigen auch die Kurven für die Induktion bei 
einer bestimmten Feldstärke in Abhängigkeit 
vom Nickelgehalt. Hier übersteigen sogar die 
Werte für Legierungen bis zu 10% Ni bei Feld- 
stärken zwischen 100 und 400 Gauß, diejenigen 
des reinen Eisens um einige Prozent, doch wird 
dieser Vorteil mehr als aufgewogen durch den 
sehr viel höheren Hystereseverlust und kann 
deshalb praktisch nicht verwertet werden. Für 
niedrige Feldstärken sinkt die Permeabilität 
schon bei geringem Nickelgehalt außerordent- 
lich stark, für 4 Gauß beispielsweise 
bei einer 2% Niekellegierung etwa auf den 
zehnten Teil von derjenigen des reinen Eisens. 
Die Zone bei etwa 30% Ni, bei welcher die 
Magnetisierbarkeit nahezu Null wird, trennt 
die sogenannten reversibeln von den irre- 


920 


versibeln Legierungen, über die schon zahl- 
reiche Untersuchungen von Hopkinson, Dumas, 
Dumont, Hegg, Honda u. a. vorliegen, welche 
die überaus verwickelten Verhältnisse bereits 
einigermaßen zu klären vermochten. Danach 
verhalten sich die reversibeln Legierungen mit 
einem Nickelgehalt von mehr als 30% analog 
dem gewöhnlichen Eisen, indem die magneti- 
schen Umwandlungspunkte bei steigender und 
bei fallender Temperatur nahezu zusammen- 
fallen. Nicht so bei den irreversiblen Legierun- 
gen mit niedrigerem Prozentgehalt: Hier sinkt 
die Temperatur, bei welcher das Material seine 
Magnetisierbarkeit verliert, mit steigendem 
Nickelgehalt nur wenig, außerordentlich stark 
dagegen die Temperatur, bei welcher es wieder 
magnetisierbar wird. Beispielsweise verliert 
eine 20% Legierung ihre Magnetisierbarkeit 
beietwa 600°, sie wird aber magmetisierbar erst 
bei einer Abkühlung auf 100°, und durch Zu- 
satz von 0, Mn und dergleichen kann diese 
Grenze noch weit unter Zimmertemperatur 
herabgesetzt werden, so daß also das Material 
je nach der thermischen Vorbehandlung bei 
gewöhnlicher Temperatur sowohl magnetisier- 
bar, wie auch unmagnetisierbar sein kann. Im 
letzteren Falle hat man es mit austenitischem 


Gefüge zu tun, das nur unter besonderen Be- 


dingungen bei niedriger Temperatur stabil ist 
und auch die sonstigen physikalischen Eigen- 
schaften, wie Leitfähigkeit, Dichte usw., stark 
beeinflußt. Da die Lage des irreversibeln Um- 
wandlungspunktes in hohem Maße von der 
Reinheit der zu den Legierungen verwendeten 
Bestandteile abhängt, worauf früher nicht der 
nötige Wert gelegt wurde, untersuchte der Ver- 
fasser auch diese Frage nochmals und fand, daß 
die Trennung zwischen reversibeln und irrever- 
sibeln Legierungen nicht, wie bisher angenom- 
men, bei 30% Niliegt, sondern bei 34,5%, also 
einem Prozentgehalt, der innerhalb der Gren- 
zen der Beobachtungsfehler mit der Verbindung 
Fe,Ni zusammenfällt. Interessant ist noch die 
Tatsache, daß bei einer 30% Legierung durch 
die Abkühlung auf — 180° der Sättigungswert 
von 2700 auf 17800 anstieg, während gleich- 
zeitig die Permeabilität für niedrige Feldstär- 
ken stark abnahm und der. Hystereseverlust 
sogar auf etwa das 15-fache anstieg. 
Gumlich. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Schmierölprüfung. — Der Bericht über die 
Versammlung der ‚Institution of Petroleum 
Technologists‘‘ vom 20. IV. 1920 bringt haupt- 
sächlich den Inhalt einer Arbeitvon G.F. Ro- 
bertshaw ‚Methoden der Schmierölprüfung“ 
und Aussprache darüber. Von dem Berichterstat- 
ter wird in der Einleitung mit Recht betont, daß 
der Prüfer, der diese Materie bearbeitet, sowohl 
Ingenieur wie Chemiker sein muß und darüber 
hinaus gründliche. Kenntnisse in gewissen 
Zweigen der Physik zu eigen haben muß. (An- 
gesichts des neuesten Standes der physikali- 
schen Forschung und der Reformbestrebungen 
an unseren Hochschulen, wird sich dieser Un- 
terschied zwischen den genannten 3 Katego- 
rien mit der Entwicklung der Wissenschaft 
mehr und mehr verwischen. D. Ber.). So wie 
die Dinge heute liegen, werden sie am besten 
durch den Satz des Berichterstatters: „„Bezüg- 
lich der Auswertung der Ergebnisse herrscht 
wenig Übereinstimmung, und sogar die 
normalen Zeugnisse geben dem Antrag- 
steller nur einige Zahlenkonstanten, ohne 
ihm zu sagen, ob das Öl seinen besonderen 
Zwecken entspricht oder nicht“, gekenn- 
zeichnet. - 


Über diesen Stand der Ölforschung hat 
auch der Vortrag des Herrn Robertshaw und 
die daran sich anschließende Aussprache nieht 
hinausgereicht, das Ergebnis der Konferenz 
war in der Hauptsache negativer Natur, wenn 
auch insofern von Nutzen, als es einen Aus- 
blick gewährt auf die Fülle von Arbeit, die 
noch erledigt werden muß, damit die Schmier- 
ölforschung das leistet, was die Technik von 
ihr verlangt. Dies wird deutlich genug in dem 
Schlußsatz: ‚und die meisten werden der Nor- 
malisierung von Ölprüfapparaten das Wort 
reden, vielmehr um über die große jetzige 
Verwirrung hinweg zu kommen, als weil Sie 
ausgesprochenes Zutrauen zu einem derselben 
hätten. Daraus ist der Schluß zu ziehen, daß 
eine Normalisierung, wenn sie wirklich Nutzen 
zeitigen soll, so lange hinausgeschoben werden 
muß, bis weitere experimentelle Fortschritte 
gemacht sind‘, zum. Ausdruck gebracht. 


Hier muß festgestellt werden, daß die 
deutsche Forschung doch einige Fortschritte 
neuerdings zu verzeichnen hat, insbesondere 
bezüglich des Zusammenhangs der Schmier- 
fähigkeit mit den kapillaren Eigenschaften der 
Ölet). Daß die deutsche Forschung hiermit auf 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 46. 


dem richtigen Wege.ist, wird auch in dem Vor- 
trag wiederholtindirekt anerkannt: „Die Ober- 
flächenspannung würde eine überragende 
Bedeutung haben, wenn wir im Stande wären, 
die Oberflächenspannung zwischen Öl und Me- 
tall zu messen“ und in der Diskussion äußerte 
sich Cunningham Craig dahin: „daß. er 
keine Schwierigkeit sähe, den Begriff ‚oiliners‘“ 
mit den Oberflächenenergien, wahrscheinlich 
elektrischer Natur, der verschiedenen Elemen- 
tarbestandteile der ihrer Natur nach kompli- 
zierten Schmiermittel, in Zusammenhang zu 
bringen“. Se 

Es bleibt zu hoffen, daß, nachdem einmal 
die Ziele der Ölforschung klar erkannt sind, 
der weitere Fortschritt in einem schnelleren 
Tempo als bisher gemacht wird, insbesondere 
wenn, und damit hat sich die Konferenz eben- 
falls beschäftigt, zu diesem Zweck geeignete 
Arbeitsgemeinschaften ins Leben gerufen wer- 
den. Mit der Normalisierung (Standardisation) 
der Arbeitsmethoden hat es aber noch so lange 
Zeit, bis die Arbeitsmethoden selbst richtig 
ausgebildet und erprobt sind. Hoffen wir das 
Beste zum Wohl unserer Industrie und Volks- 
wirtschaft. 5 Df. 


Verschiedenes. 


Zur Hochschulreform. — Zu der von 
uns auf S. 717 bekanntgegebenen neuen. Ein- 
richtung an der Technischen Hochschule zu 
Berlin, bestehend in Vorkursen und Studien- 
übersichten, wird uns von verschiedenen an- 
dern Technischen Hochschulen des Reiches 
mitgeteilt, daß auch bei ihnen .derartige Re- 
formen teils beraten und teils auch schon 
eingeführt sind. Die Technische Hochschule 
in Danzig z. B. hat ein ganz ähnliches Ein- 
führungskolleg, wie es in oben angeführter 
Notiz von der Technischen Hochschule zu Berlin 
bekanntgegeben wurde, bereits eingeführt. Die 
Vereinigung der Maschinenbau-Professoren hatte 
Anfang d.J.in Halle eine von allen technischen 
Hochschulen beschickte Tagung abgehalten und 
dort ausschließlich derartige Reformen beraten. 
Ebenso fand eine Besprechung über diese Re- 
formen auf Grund von Berichten aller Tech- 
nischen Hochschulen bei der Tagung der Pro- 
fessoren der Elektrotechnik in Hannover im 
September statt. Auf Grund dieser Vorbe- 
ratungen haben denn verschiedene Technische 
Hochschulen, darunter auch Berlin, ihre Re- 
formen eingeführt. - 


Elektrizität und Rauchverminderung. — 
Die mit Ruß und Rauch geschwängerte Luft 
in Großstädten ist sowohl in finanzieller als 
gesundheitlicher Hinsicht ein großer Nachteil. 
Sie verursacht nicht nur die Benutzung künst- 
lichen Lichtes in Zeiten, bei denen es nicht not- 
wendig sein sollte, sondern auch beträchtliche 
Ausgaben für die Erhaltung und Reinigung 
von Gebäuden und anderen Gegenständen. 
Eine neuerliche Untersuchung der Universität 
Pittsburg schätzt den Verlust- aus dieser Ur; 
sache auf annähernd 10 Mill. $ jährlich oder 
rd. 25 $ auf jeden Einwohner. Auf dieselbe 
Grundlage bezogen würden die Verluste in 
London 22,61 Mill. £, in Glasgow 3,92 Mill. £, 
in Manchester 3,57 Mill. £ und in Sheffield 
2,27 Mill. £ betragen. Die Zahlen mögen mit 
Ausnahme von Sheffield vielleicht übertrieben 
sein, immerhin sind sie sehr groß und drängen 
auf eine Verminderung dieses Ausgabepostens, 
die sich durch umfangreiche Anwendung der 
Elektrizität im Hauswesen erreichen läßt. 
Erst kürzlich wurde in einem Fachausschuß für 


Rauch- und schädliche Gasverminderung, die, 


Wichtigkeit der Gesundheit der Arbeiter und 
aus diesem Grunde die allgemeine Anwendung 
elektrischer Hausgeräte hervorgehoben. Da 
die Verunreinigung der Luft hauptsächlich auf 
den Hausbrand zurückzuführen ist, würde die 
Einführung elektrischer Heizung und elektri- 
schen, Kochens das beste Mittel zur Abstellung 
des Übels bedeuten. (,„Electrieian‘, Bd. 86, 
1920, S. 411.) @g. Per 


Energiewirtschaft. 


Neuzeitliche Verwertung und Bewertung 
der Wärme. — Der von der Hauptstelle- für 
Wärmewirtschaft als Sonderdruck aus der 
„Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen‘“ herausge- 
gebene Aufsatz von Prof. E. Josse: „Neuzeit- 
liehe Verwertung und Bewertung ..der 
Wärme“ bringt in kürzen Zügen einen Über- 
blick über die neuzeitlichen Bestrebungen in 


: !) y. Dallwitz-Wegener „Das Wesen der Kapillarität, 

ihre Beziehungen zur Schmierergiebigkeit der Schmieröle 

und zur Schmierfähigkeit der Metalle“ „!’etroleum, Ztschr. 

für die gesamten Intererssen der Mineralöl-Industrie“ 

“e erlag f. Fachlitteratur G.m.b. H Berlin), XVI. Jahrgang, 
rt: 8,10. Juli 1920. ; > 


18. November 1920. 


der Wärmewirtschaft, die sich in der Form zu- 
sammenfassen lassen, daß, wie bereits auch von 
anderer Ssite wiederholt hervorgehoben wurde, 
das verwendete Temperaturgefälle ein Mini- 


mum darstellen und infolgedessen möglichst 


eine stufenweise Ausnutzung vorhandener Ge- 
fälle angestrebt werden 'soll. Ausgehend von 


der Verbrennungstemperatur, die durch. ge- 


ringen Luftüberschuß auf ein Maximum ge- 
bracht warden muß, wenn sie rationell sein soll, 


‘warden einzelne Vorgänge der Wärmetechnik 


besprochen, die z. T. hohe Temperaturen, aber 
geringen Wärmeverbrauch erfordern, so daß 
hochwertige Abwärmequellen zur Verfügung 
stehen, die bisher meist unausgenutzt bleiben. 
Anschließend daran werden die Verwendungs- 
möglichkeiten derselben erläutert, die von drei 
Kennzeichen abhängen: 2 ® 

1. Menge der Abwärme, i 

2. Temperatur der Abwärme, 

3. Regelmäßigkeit im Anfall der Abwärme. 


Eine Abwärmequelle kann wertlos sein, 
wenn sie nur vorübergehend zur Verfügung 
steht, auch wenn sie noch so hohe Temperatur 
und Menge aufweist. Dagegen kann sie nutz- 
bringend sein, wenn sie regelmäßig auch bei ge- 
ringerer Temperatur anfällt. Die rohe Aus- 
nutzung der Brennstoffe ist nicht mehr an- 
gängig, es müssen verfeinerte Methoden ange- 
wendet werden, und da der thermische Wir- 
kungsgrad in unseren Wärmekraftmaschinen 
kaum noch verbesserungsfähig ist, müssen wir 
der Abwärmeverwertung erhöhte Bedeu- 
tung zumessen. . 


"Für die Großkraftindustrie sind die Mög- 


lichkeiten von Bedeutung, den spezifischen. 
Wärmeverbrauch für die Leistungseinheit zu 
verringern. 
Gasmaschine einer Dampfmaschine vorschalten 
dureh Verwendung der Auspuffgase zur Dampf- 
erzeugung, wobei der Wärmeverbrauch für die 
Leistungseinheit auf 3100 WE/kWh fällt. 
Nutzt man noeh die Kühlwasserwärme aus, 
indem man indirekt Dampf unter niedriger 


Spannung erzeugt und diesen der Turbine an 


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entsprechender Stelle zuführt, so steigt der 
wärmestechnische Gesamtwirkungsgrad der An- 
lage auf 33% gegenüber 25% ohne Abwärme-. 
verwertung. Bei den heutigen Preisen der 
Brennstoffe und vor allem bei ihrem Mangel 
läßt sich wirtschaftlich der Aufwand der ent- 

stehenden hohen Kosten rechtfertigen. 

Dar andere Fall, mittlere oder niedrige 
G>brauchstemperaturen durch vorübergehende 
hohe Verbrennungstemperaturen zu erzeugen, 
zwingt zur Ausnutzung des hohen Temperatur- 
gefälles durch Einschaltung einer Kraftma- 
schine zwischen Erzeuger- und Verbrauchs- 
stelle (Abfallkraft). Es tritt auch hier wieder 
die stufenweise Ausnutzung in die Erscheinung, 
und die Kupplung von Kraft- mit Heizwerk, in 
seiner ausgeprägtesten Form als Blockkraft- 


heizwerk, wird ein sehr wichtiger Faktor unse- 


rer zukünftigen Kraftwirtschaft sein. x 
-  Josse berührt dann weiter im Zusamimen- 
hang mit der Abwärmeverwertung die Dampf- 
strahlkältemaschine sowie die Brüden- 
konzentration. Die erstere dient zur Aus- 
nutzung von Abdämpfen für die Kälteerzeu- 
gung, bei der zweiten wird aus vorhandenen 
Brüdendämpfen Kraft erzeugt. Wie weit beide 
für unsere zukünftige Wärmewirtschaft von 
Bedeutung sein werden, steht noch dahin, da 
z. Zt. die hohen Anlagekosten für die Ein- 
führung nicht förderlich sind. Er 
Einen sehr wichtigen Punkt der gesamten 
Wärmewirtschaft berührt Josse, indem er auf 
die Verwendung möglichst niedriger 
Temperaturen und Drücke für Koch- 
und Heizzwecke hinweist. Es ist bereits 
von vielen Seiten auf die unzweckmäßige Ver- 


wendung zu hoher Drücke hingewiesen worden, 


aber teils aus Bequemlichkeit, teils aus Un- 
kenntnis wird im allgemeinen noch mit viel zu 
hohen Drücken und Temperaturen gearbeitet. 
Hier hilft nur eine systematische Untersuchung 
(Thermoanalyse chemischer Prozesse), da in 


vielen Fällen die Einführung rationeller Wärme- 


wirtschaft mittels Abdampfverwertung an der 
Forderung zu hoher Drücke scheitert. 
über das Abwärmedestillationsverfahren und 
die Schaffung künstlicher Temperaturgefälle 
(Wärmepumpe) schließen sich an und beweisen, 
daß eseine große Reihe von Möglichkeiten gibt, 
die durch die notwendige hohe Verbrennungs- 
temperatur unserer Brennstoffe erzeugten Tem- 
peraturgefälle in wirtschaftlicher Form aus- 
zunutzen. Jede Anregung auf diesem Gebiete 
ist erwünscht, vor allem muß aber die Praxis 


sich die Erkenntnisse zunutze machen und zu- 


nächst die groben Verstöße beseitigen. Welche 


von den vorhandenen Möglichkeiten die zweck- 


mäßigsten sind, kann nur durch eine eingehende 


Untersuchung des Einzelfalles festgestellt wer- 


den, wozu Sachkundige in verstärktem Maße 
herangezogen werden müßten. Eine neuzeit- 
liche Verwertung der Wärme läßt reine Kraft- 


Man kann zu diesem Zweck eine 


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3 18. November 1920. 


betriebe nicht mehr zu, und man kann sich vor- 

stellen, daß in Zukunft ein Kraftwerk eine 

Reihe von Nebenbetrieben aufweist, die zur 

besseren Ausnutzung der Brennstoffe beitra- 

gen und damit eine Verbilligung der Produk- 

tion durch Verbilligung der ektlonsnitel 
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erzielen helfen. L 


Industrie und Handel. 


Me E 


 Interessengemeinschaft des Siemens- 
Schuckert-Konzerns mit der Rhein -Elbe- 
Union. — Die Bestrebungen der deutschen 
Großindustrie, angesichts der überaus schwie- 
rigen Lage durch Zusammenschlüsse und Inter- 
essengemeinschaften 

‚ sichern, einen vom Markt möglichst unabhän- 
gigen, geregelten Absatz zu schaffen und darüber 
hinaus unserer wankenden Wirtschaft breit- 
fundierte Stützpunkte zu geben, haben neuer- 
- dings zu einer solchen Transaktion von außer- 
ordentlicher Bedeutung geführt. In der Auf- 
sichtsratssitzung der Siemens & Halske A. G. 
und der Elektrizitäts-A.G. vorm. Schuckert 
-&Co. ist, gleichzeitig für die Siemens-Schuckert- 
werke@G.m.b.H., der Beschluß gefaßt worden, eine 

. Interessengemeinschaft mit der Rhein- 
Elbe-Union G. m.b.H,, d.h. der Gelsenkir- 
chener Bergwerks-A. G. und der Deutsch- 
Luxemburgischen Bergwerks- und Hüt- 
ten-A.G. einzugehen. Der Siemens-Schuckert- 
Konzern schließt sich damit dem Grundge- 
danken der Union, den Arbeitsprozeß, am Roh- 
stoff beginnend, nicht nur zu veredeln, sondern 
auch zu verbilligen, an und sucht ihn mit seinen 
hoehentwickelten Fertigfabrikaten bis zu den 
‚letzten Konsequenzen durchzuführen. Wie es 
in einer bezüglichen Mitteilung der „Ind. u. 
- Hand.-Ztg.“ heißt, erfordert es die Wirtschafts- 
lage Deutschlands, die bestehenden Einzelunter- 
nehmungen zu festigen und neue Wege aufzu- 
suchen, die zum höchsten technischen und 
wirtschaftlichen Wirkungsgrad bei der Her- 
stellung von Fertigfabrikaten führen. Die Elek- 
troindustrie muß zu diesem Zweck darauf Ein- 
fluß gewinnen, daßihr bereits in Rohstoffen und 
Halbfabrikaten Qualitäten geboten werden, die 
nieht nur ihr Arbeitsverfahren verbilligen, son- 
dern auch die eigenen Fabrikate auf eine höhere 
Wertstufe heben. Sie muß sich ferner frei 
machen von der drückenden Sorge um Roh- 
 stoffbeschaffung und sich einen glatten Fabri- 
kationsgang sichern, der sie unter Vermeidung 
aller unnötigen Transporte in die Lage setzt, 
die Fabrikationszeit ihrer Erzeugnisse wesent- 
lich zu kürzen. Dieser Zusammenschluß sichert 
die Möglichkeit, an Stelle der Rohprodukte und 
Halbfabrikate in ausgedehntem Maße Fertig- 


 fabrikate zu exportieren, an die große Lohn- 


‘summen gebunden sind. - Die Lagerhaltung 
kann wesentlich vermindert, Produktionsum- 
weee können vermieden und damit an Kapital 
bedeutende Summen erspart werden. Der Zu- 
sammenschluß bildet ein Gegengewicht gegen die 


schädlichen Folgen der Konjunkturschwankungen 


für alle Beteiligten und fördert dadurch eine 
gleichmäßigere Beschäftigung der Arbeiter und 
Angestellten. Der erweiterte Interessengemein- 
" schaftsvertrag wird auf der gleichen Grund- 
lage abgeschlossen wie der Vertrag der Rhein- 
Elbe-Union. Die Unternehmungen bleiben in 
ihrer Selbständigkeit unangetastet. Durch den 
Beitritt von Schuckert gewinnt auch die In- 
_ dustrie Bayerns den wünschenswerten Einfluß 
a die ihr fehlenden Rohprodukte, Kohle und 
isen. 


Bestimmungen über die finanzielle Durch- 

“ führung des Vertrages sind noch nicht ge- 
troffen, indessen handelt es sich um die Zu- 
sammenfassung ganz gewaltiger Kapitalien, 
deren Leitung und Fruchtbarmachung, wie der 
„Berl.-Börs.-Cour.“ schreibt, einen ganz neuen 
Örganisationsplan voraussetzen, ach einem 
vondieser Zen See Communique 
des Siemens-Se uckert-Konzerns können die 
technischen und wirtschaftlichen Aufgaben, die 
die neue Zeit stellt, ihre Lösung nur in wechsel- 
‚seitig vertiefter Erkenntnis der hundertfach ge- 
stalteten Anforderungen und der technischen 
Möglichkeiten ihre Befriedigung erfahren. „Sie 
führen fast zwangläufig zu Wirtschaftsgebilden, 
die 
fabrikat in seinen tausendfachen Formen die 
gesamten Produktions- und Absatzverhältnisse 
zu übersehen vermögen. Dieses Gebilde ist 
eine gemischte Betriebsgruppe; sie ver- 
meidet eine monopolartige Regelung der 
Verkaufspreise. ei dem Zusammenschluß 
von Rhein-Elbe, Siemens und Schuckert handelt 
es sich nicht um. eine horizontale Zusammen- 
fassung gleicher Industriezweige, sondern um 
einen vertikalen Zusammenschluß der 
Arbeitsverfahren. ‘ Die- Interessengemein- 
schaft sieht von der bisher bekannten rohen 
Form der zwangsmäßigen Festsetzung von Ver- 
kaufspreisen durch ein Syndikat oder dergl. ab; 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


den KRohstoffbezu zu. 


Vertrieb elektrischer Energie und 


vom Rohstoff beginnend, bis zum Fertig-- 


"sierung von Wirtschaftsbetrieben zur Diskussion 


sie sucht durch Verfeinerung und Veredelung 
des Arbeitsprozesses bei gleichzeitiger Erhöhung 
der Güte eine Verbilligung des Fabrikates zu 
erreichen. Um wirtschaftliche Erfolge zu er- 
zielen — nur in ihnen findet ja unsere gesamte 
Industrie, Arbeitnehmer ebenso wie Arbeitgeber, 
ihre Lebensmöglichkeit —, ist nicht der leichtere 
Weg einer Bindung auf feste Verkaufspreise 
und damit einer monopolartigen Beeinflussung 
des Marktes gewählt, sondern der ungleich 
schwerere eines wissenschaftlich vertieften 
und verbilligten Produktionsausganges. 
Gebilde solcher Art und zugleich solchen Um- 
fanges, wie diese Interessengemeinschaft, sind 
bisher nicht vorhanden. _Dieser Zusammen- 
schluß wird deshalb einen Eckpfeiler in der 
Wirtschaftsgeschichte (unseres Vater- 
landes bedeuten. Die enge Interessengemein- 
schaft läßt sich natürlich nur über die finan- 
zielle Seite ermöglichen. Die Selbständigkeit 
der einzelnen Unternehmungen bleibt, wie im 
Rhein-Elbe-Vertrag vorgesehen, gewahrt. Die 
Unternehmungen treten nur in einer Spitzen- 
gesellschaft zusammen, die Rechte auf_die 
gemeinsame Ausgestaltung wirtschaftlicher Ver- 
fahren erhält und die finanziellen Bedürfnisse 
regelt. Der. Beitritt wird nicht nur von der 
Siemens & Halske A. G. und der Elektrizitäts- 
A. G. vormals Schuekert & Co., sondern auch 
von deren gemeinsamer Tochtergesellschaft, den 
Siemens - Schuckertwerken, vollzogen. Die 
Schuckert-Gesellschaft ist eine der bedeutendsten 
bayerischen Unternehmungen; mit den umfassen- 
den Nürnberger Werken der Siemens-Schuckert- 
werke bildet sie eine der größten bayerischen 
Produktionswerkstätten; mit ihren weitver- 
zweigten Unternehmungen für Erzeugung und 
mit ihrer 
Kontrolle über die Continentale Gesell- 
schaft für elektrische Unternehmungen 


‚ist sie ein einflußreicher Faktor auf dem Ge- 


biete des elektrotechnischen Verbrauchs. Die 
Siemens & Halske A. G. mit großen eigenen 
Werken, ihrem hälftigen Besitz an den Siemens- 
Sehuckertwerken und ihren anderen zahlreichen 
Tochterunternehmungen im In- und Auslande 
zählt an Bedeutung und Größe zu den ersten 
des Deutschen Reiches. Die Bedeutung der 
Rhein-Elbe-Union als größtes Unternehmen des 
rheinischen Industriegebietes ist in früheren 
Mitteilungen gewürdigt. Bayern und Berlin 
gehen demnach eineEinigung mit Rhein- 
land und Westfalen ein, und führende In- 
dustrielle der drei Gebiete schlingen ein auf 
80 Jahre bemessenes wirtschaftliches Band, das 
allen Abspaltungsgerüchten Bayerns und der 
Rheinlande spottet und auch der Industrie 
Bayerns den wünschenswerten starken Einfluß 
auf das Wirtschaftsleben unseres Volkes gibt.“ 
Die Beschlüsse der Generalversammlungen wer- 
den zu weiteren Mitteilungen Veranlassung 
bieten, heute sei nur noch nach der „Frankf. 
Ztg.“ beigefügt, daß Siemens & Halske mit 
100% der Quote, die Schuckert-Gesellschaft mit 
45%, in die Interessengemeinschaft eintreten. 


Zum Berliner Elektrizitätsstreik. — Wieder 
einmal ist den unglaublich geduldigen Einwoh- 
nern Berlins das Licht, der Industrie die elek- 
trische Arbeit abgeschnitten worden. DerStraßen- 
bahnverkehrruhte, Fernsprechbetrieb,Postdienst, 
die Verwaltungs- und Geschäftstätigkeit waren 
gestört, die Krankenpflege aufs äußerste ge- 
fährdet und die öffentliche Sicherheit noch 
mehr als seit der Revolution üblich verringert, 
weil die hochbezahlten Arbeiter der städti- 
schen Elektrizitätswerke, jedes Pflichtgefühls 
bar, angeblich wegen Unzufriedenheit mit einem 
Schiedsspruch des städtischen tariflichen Eini- 
gungsamtes in Lohnstreitigkeitsfragen sich von 
kommunistischen Hetzern zu einem im Stillen 
und sogar mit Sabotage schon vorbereiteten 
Streik haben verführen lassen, der unter den 
bestehenden Verhältnissen nur als ein Ver- 
brechen am Volk gekennzeichnet werden 
kann. Er ist gleichzeitig ein lehrreicher Be- 
weis dafür, daß auch die Sozialisierung bzw. 
Kommunalisierung unserer Wirtschaft nicht auf- 
zuhelfen vermag, wenn es schon dem skrupel- 
losen Egoismus weniger Agitatoren jederzeit 
gelingen kann, mit Hilfe einer ihnen urteilslos 
nachlaufenden Gruppe eine Millionenstadt zu 
überfallen und ihr die doch so bitter nötige 
Arbeitsmöglichkeit in leichtsinnigster Weise 
zu entziehen. Gerade jetzt, wo. ein Regierungs- 
entwurf für das Gesetz über die Kommunali- 


steht, wird man diese Erfahrung entsprechend zu 
bewerten haben. Die Elektrizitätswerke aber be- 
drohen diese vom Zaun gebrochenen Streiks der 
Arbeiterschaft, von der finanziellen Einbuße, den 
technischen Schwierigkeiten des Notbetriebes 
usw. ganz abgesehen, mit der ernsten Gefahr, 
daß Großabnehmer (neben der Industrie be- 
sonders Krankenhäuser, Theater, Vergnügungs- 
etablissementsusw.)sich veranlaßtsehenkönnten, 
die Errichtung eigener Kraftanlagen ins Auge zu 
tassen, um sich gegen die immer wiederkehrende 


1920. Het 46. 


‘erspart hätte! 


921 


Beunruhigung ihrer Betriebe und die damit 
verknüpften schweren wirtschaftlichen Nach- 
teile zu schützen. Die Folgen solcher Maß- 
nahmen mögen sich die Elektrizitätsarbeiter 
mit der ihnen ja jetzt zugänglichen Bilanz in 
der Hand einmal überlegen Und was haben 
die „zuständigen Stellen“, was hat vor allem der 
Magistrat Berlins in dieser üblen Angelegenheit 
getan? Verhandelt, das rechtzeitige Eingreifen 
der Technischen Nothilfe verschleppt und Kon- 
zessionen gemacht, um dann endlich nach fünf 
langen Tagen, gestützt auf eine ad hoc erlassene 
Verordnung des Reichspräsidenten zur Siche- 
rung lebenswichtiger Betriebe, den Streikenden 
ein Ultimatum zu stellen, das, rechtzeitig aus- 
gesprochen und durchgeführt, der Reichshaupt- 
stadt diese unerhörte Blamage ohne Zweifel 
Zwingende Pflicht der Regierung 
ist es nun aber, die seit mehr als Jahresfrist ge- 
forderte und im Entwurf ja auch, wie es heißt, 
fast fertige Schlichtungsordnung unyver- 
züglich dem Reichstag vorzulegen. 


Notstandsbestimmungen der Kohlenwirt- 
schaftsstelle in den Marken für den Verbrauch 
elektrischer Arbeit, — Die nicht genügende Aus- 
nutzung des Fernstroms durch die Industrie 
Groß-Berlins und die Schwierigkeiten der Elek- 
trizitätswerke, am Tage den erforderlichen Zu- 
satzstrom zu liefern, haben die Kohlenwirtschafts- 
stelle in den Marken zum Erlaß: von Notstands- 
bestimmungen veranlaßt, die deren Bekannt- 
machung vom 8. IX. 1919, soweit sie Elektri- 
zität betrifft, außer Kraft setzen und am 
15. XI. 1920. zur Geltung gekommen sind. Danach 
dürfen an öffentliche Stromversorgungsunterneh- 
men angeschlossene oder mittelbar von solchen 
belieferte industrielle und gewerbliche Betriebe, 
die über 250 kWh im Monat konsumieren, nicht 
mehr elektrische Arbeit entnehmen, als sie 
durchschnittlich in der Zeit vom 1.1. 1920 bis 
30.-IX. 1920- von der damals zulässigen Menge 
monatlich tatsächlich verbraucht haben. Sofern 
ihnen hiernach monatlich mehr als 250 bis 
1000 kWh zustehen und sie an die Städtischen 
Elektrizitätswerke Berlin bzw. an die Werke 
Neukölln, Weißensee, Lichtenberg, Köpenick, 
Berliner Vororts-Elektrizitätswerke (Steglitz), 
Tempelhof, Pankow, Schönow oder Heeger- 
mühle angeschlossen sind, dürfen diese Betriebe 
von 6 bis 10 Uhr vorm. (Spertzeit) elektrische 
Arbeit nur für Beleuchtung entnehmen. In 
mehreren Schichten arbeitende Betriebe brauchen 
die Sperrzeit nicht einzuschalten. Die an die 
genannten Elektrizitätswerke angeschlossenen 
Betriebe müssen, sofern ihnen nach dieser Ver- 
fügung monatlich mehr als 1000 kWh zustehen 
und sie nicht täglich in drei Schichten arbeiten, 
mindestens 500, bei Arbeit in drei Schichten 
täglich mindestens 35°%/, der jeweiligen monat- 
lichen Strommenge zwischen 10 Uhr nachm. 
und 6 Uhr vorm. entnehmen. Frühere, eine 
höhere Stromentnahme während der Nachtstun- 
den festsetzende Anordnungen der Kohlenwirt- 
schaftsstelle bleiben in Kraft. Industrielle und 
gewerbliche Betriebe, die nicht an die genann- 
ten Elektrizitätswerke angeschlossen sind, dür- 
fen, soweit ihnen nach dieser Verordnung: mo- 
natlich mehr als 1000 kWh zustehen, nicht mehr 
als 800%/, der Arbeitsmenge entnehmen, die sie 
durchschnittlich vom 1. I. bis 30. 1X. 1920 zwi- 
schen-6 Uhr vorm. und 10 Uhr nachm. von der 
damals zulässigen Menge monatlich tatsächlich 
verbraucht haben Diese Einschränkung auf 
800/, findet für Betriebe, die mindestens 35/9 
ihrer zulässigen Gesamtarbeitsmenge während 
der Nacht entnehmen, keine Anwendung. In 
dringenden Fällen kann die Kohlenwirtschafts- 
stelle Ausnahmen von diesen Bestimmungen 


.bewilligen oder weitere Einschränkungen fest- 


setzen. Die Entnahme elektrischer Arbeit ist, 
nach Schichten (unter Zeitangabe) getrennt, in 
den monatlichen Strommeldekarten anzugeben. 
Bei Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften 
über die zeitlichen Beschränkungen der Arbeits- 
entnahme kann die Kohlenwirtschaftsstelle ohne 
vorherige Verwarnung die elektrische Arbeit 
auf mindestens 8 Tage sperren. 


Die Lage des Geschäfts mit kleinen Glüh- 
lampen (Miniaturlampen) in den V. S. Amerika. 
— Auf Grund von Angaben eines der bedeu- 
tendsten Glühlampenproduzenten teilt „Elec- 
trical World“ mit, daß sich das Geschäft in so- 
genannten Miniaturlampen ‚dort seit 1912 
dem Wert nach verdreifacht und hinsichtlich 
der Erzeugung mehr als verdoppelt habe, so 
daß der Absatz, wenn die Entwicklung in 
gleichem Maße fortschreitet, bis 1925 den nor- 
maler ' Glühlampen übertreffen dürfte. Man 
schreibt diese Ausdehnung einmal der Einfüh- 
rung des Wolframdrahtes, sodann dem. An- 
wachsen der elektrischen Beleuchtung von 
Automobilen zu und rechnet für 1920 mit einem 
Gesamtabsatz von 125Mill. kleiner Glühlampen; 
davon entfallen 77 Millionen auf Automobile, 
36 auf Signal- und Blinklampen (flashlights), 
9 auf die Beleuchtung von Weihnachtsbäumen 


922 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


———————————  —  — — — {ZZ ZZ 


und 3 Millionen auf Lampen für elektrisch be- 
tätigtes Spielzeug u. dgl. Für 1921 wird eine 
weitere Steigerung des Absatzes um ungefähr 
25%, erwartet. Dabei scheinen sich die Er- 
zeuger durch Auftragsannullierungen seitens 
der Automobilindustrie nicht beunruhigt zu 
fühlen, glauben vielmehr an deren weiteres Ge- 
deihen, weil einmal die Nachfrage nach neuen 
Wagentypen groß ist und ferner. die zuneh- 
mende Anwendung von Krafıwagen für den 
Gütertransport bei Nacht deren Beleuchtung 
unbediugt fordert. Signal- und Blioklampen 
sind Gegenstand des Haushaltungsbedarfs ge- 
worden, und kleine Glühlampen werden auch 
in erheblichem Maße für das Instrumentarium 


der Ärzte, Zahnärzte usw. benötigt. Schließlich 
fördert der Umstand, daß das Bureau of Mines 
den Bergwerken den Gebrauch elektrischer 


Glühlampen empfiehlt, deren Einführung in den 


Gruben, wo man z. Zt. über 150000 tragbare 
elektrische Lampen benutzt. j 

Was speziell die Beziehungen der Rlektro- 
technik zur Automobilindustrie betrifft, deren 
Preise wesentlich gefallen sind, so bemerkt die 
genannte Zeitschrift, daß jetzt wohl jeder Luxus- 
wagen und auch eine große Anzahl Geschäfts- 
autos elektrisch ausgerüstet werde, was Batte- 
rien, Generatoren, Leitungsmaterial, Lampen 
und elektrische Instrumente erfordere. Die Ver- 
hältnisse in der Automobilindustrie machen 


Heft 46. 


18. November 1920. n 


‘sich besonders bei den Akkumulatorenfabriken 


fühlbar, für die der Automarkt den größeren 
Teil des Geschäfts bildet. Da diese indessen 
mit den Automobilproduzenten Verträge ge- 


- schlossen haben, brauchen sie keine Preisver- 


ringerung infolge Verbilligung der Kraftwagen 
zu befürchten. In günstigerer Lage befinden 
sich die Lampenproduzenten, weil ihr Auto- 
mobilgeschäft zum erheblichen Teil, in Erneue- 
rungen bestehend, lokalen Charakter hat.. Der 
Absatz von elektrischen Instrumenten für Autos 
ist natürlich meist nur ein einmaliger, und da- 
her spiegelt sich die Lage des Automobilmark- 
tes in der Produktion solcher Wageninstru- | 
mente. 2 = A 


a a Eu MEET ee DE EEE EBERLE EEE SEE EIGIER TER SIE TER EELEREE. IE TEESMENS ERRICHTET Be FL BET EEE Tu See EBEN Teen SELBER EG BBEE AR SE UNE TEERGBEEREL ERBETEN GETEPTESEIGEREEeRDEeRE, 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
_ Amt Kurfürst Nr. 9820, zu richten. 


Die nächste Sitzung findet statt am 


Dienstag, den 23. November 1920, abends 7!/, Uhr, 


in der Technischen Hochschule Charlottenburg, 
Hörsaal Nr. 141. 


Tagesordnung: 

1. Geschäftliche Mitteilungen. 

2. a) Vortrag des Herrn Reg.-Baumeisters W att- 
mann: „Über das elektrische Schweißver- 
fahren“ und 

b) Vortrag des Herrn Reg--BaumeistersLange: 
„Über das Thermit Schweißverfahren, unter 
besonderer Berücksichtigung der Schienen- 
schweißung“. 

Der Elektrotechnische Verein e. V. 
Der Generalsekretär: 
Risse. 


Fachsitzung am 14. IV. 1920, veranstaltet von 
dem Fachausschuß für elektrisches Nach- 
richtenwesen. 


Vorsitzender: Prof. Dr. K. W. Wagner. 
Herr Dr. L. Pungs sprach über: 


Die drahtlose Richtungstelegraphie bei der 
Marine. 
Nach einem kurzen historischen Über- 


blick über die. Entwicklung der drahtlosen 
Riehtungstelegraphie bei der Marine, wurden 
allgemein die Methoden derselben im Vergleich 
mit den optischen Methoden der Ortsbestim- 
mung, wie sie bei der Schiffahrt üblich sind, 
behandelt. _Es wurde gezeigt, daß für die 
wichtigsten dieser Methoden sich analoge Ver- 
fahren bei der Benutzung elektromagnetischer 
Wellen an Stelle der Lichtwellen ergeben. 
So finden sich die Verfahren zur Ortsbestim- 
mung durch Landmarken, durch Winkel- 
messung von einer langen Basis aus, sowie die 
Navigierung nach Leuchtfeuern in erweiterter 
Form bei der drahtlosen Richtungstelegraphie 
wieder. Der Vorteil der letzteren liegt aber 
darin, daß sie sich auf große Entfernungen 
von der Basis ausdehnen läßt und vom Zu- 
stand der Atmosphäre (Nebel, Wolken) im 
wesentlichen unabhängig ist. Die Fahrten 
deutscher Luftschiffe auf große Entfernungen 
waren nur durch die drahtlose Richtungs- 
telegraphie möglich. 

Es wurden dann die verwendeten An- 
tennenformen für Senden und Empfang be- 
trachtet und auf Grund der ausgeführten Ver- 
gleichsversuche kritisch beleuchtet. Im 
wesentlichen handelte es sich um geschlossene 
“und halbgeschlossene Schleifen von Dreiecks- 
und Trapezform, für welche bekanntlich die 
Lautstärke dann ein ausgeprägtes Minimum 
hat, wenn die Verbindungslinie der Sende- 
und Empfangsstation senkrecht zur Antennen- 
ebene steht. 

Der Vortragende ging darauf zur Be- 
schreibung der Marineanlagen für gerichteten 
Empfang über und behandelte zunächst die 
Haupt-Landstationen, von denen 9 an den 
Küsten der Nord- und Ostsee erbaut waren. 
Für diese wurde das sogenannte Vielfach- 
antennensystem angewendet, das von der 
Marine weiter ausgebildet und vervollkommnet 
wurde. Die Entwicklung dieses Systems vom 
einfachen bekannten Vielfachumschalter, der 
den Empfänger abwechselnd an die nach den 
Richtungen der Windrose angeordneten Richt- 
antennen legt und nur eine sprungweise Be- 
stimmung der Richtung erlaubt, bis zum 
Ringspulensystem der Marine, das mit 30 An- 


VEREINSNACHRICHTEN, 


snnen eine Richtungsbestimmung bis auf 
Gradteile mit stetiger Änderung ergibt, wurde 
verfolgt und durch Projektionsbilder erläutert. 

Dann folgten die Arbeiten an Goniometer- 
anlagen, die sich auf die Beseitigung der bei 
diesen auftretenden Fehler und auf die ein- 
deutige Bestimmung der Richtung bezogen. 
Besonders die letzte Aufgabe, die dort, wo 
keine Kreuzpeilung möglich war, z. B. bei 
einzelnen Schiffen, welehe die Lage eines 
fremden Schiffes bestimmen wollten, von großer 
Wichtigkeit war, wurde von der Marine mit 
besonderem Interesse verfolgt und trotz großer 
praktischer Schwierigkeiten zufriedenstellend 
gelöst. Ein kritischer Vergleich des Gonio- 
meter- und Vielfachantennensystems schloß 
sich diesen Ausführungen an. 

Die Rahmenantenne wurde nur kurz be- 
handelt. Es wurde ein Verfahren erläutert, 
welches auch hier auf einfache Weise die ein- 
deutige Bestimmung der Richtung erlaubt. 


Der Vortragende ging darauf zu den 
Richtungssendeanlagen über. Die Anwendung 
derselben hat den Vorteil, daß das Fahrzeug, 
welches seinen Ort bestimmen will, nicht zu 
senden und keine Anlage für Richtungsbe- 
stimmung an Bord zu haben braucht. Das 
bakannte Grundprinzip besteht in Folgendem. 
Von einer festen Anlage an der Küste, die 
wieder aus einem System von Richtungsan- 
tennen in verschiedenen Richtungen der Wind- 
rose besteht, werden nacheinander verschie- 
den gerichtete Zeichen durch. Vermittlung 
eines rotierenden Schalters ausgesandt. Die 
einzelnen Richtungen werden dadurch kennt- 
lich gemacht, daß von einem Anfangssignal 
aus die gerichteten Signale in gleichen be- 
stimmten Zeitabständen ausgesandt werden 
und an der Empfangsstelle das Minimum der 
Lautstärke mit einer synchron laufenden 
Stoppuhr beobachtet wird. Der Zeitpunkt des 
Erscheinens des Minimums bezeichnet die Se- 
suchte Richtung. Da für die Marine Ortsbe- 
stimmungen bei großen Entfernungen von den 
Landstationen in Frage kamen, mußte das 
Verfahren wesentlich verfeinert werden. Statt 
der sprungweisen Änderung der Richtung 
wurde eine stetige eingeführt und zwar durch 
Anwendung einer Ringspule mit gleitenden 
Kontakten, ähnlich derjenigen für Empfangs- 
anlagen. Dann wurde die Antriebsvorrich- 
tung für die rotierenden Kontakte besonders 
ausgebildet, da die Umlaufzeit auf geringe 
Bruchteile einer Sekunde genau konstant sein 
muß. Es wurde dazu ein durch eine Rieflersche 
Präzisionsuhr gesteuerter Regulierantrieb ver- 
wendet, wie er für astronomische Fernrohre 
zur synchronen Bewegung mit der Himmels- 
kugel in Gebrauch ist. Die ganze Signal- 
gebung wurde weitgehend automatisch ge- 
macht um vom Bedienungspersonal möglichst 
unabhängig zu sein. Als Sender dienten nor- 
male Löschfunkensender. 

Nach dem beschriebenen Grundprinzip 
waren die beiden Richtungssendestationen in 
Cleve und Tondern ausgeführt, die alle halbe 
Stunde sandten, wobei jede Station die Rich- 
tung zweimal um 360° in einer Minute drehte. 
Die Stationen sandten nacheinander mit einer 
Pause von 30 Sekunden. Einschließlich der 
Stations-, Anfangs- und Schlußzeichen er- 
forderte der ganze Vorgang 44, Minuten. Aus 
den Richtungsbestimmungen für beide Sta- 
tionen ergab sich als Schnittpunkt der beiden 
Richtungslinien der Ort der Empfangsstation. 
Für die Beobachtung dienten an Stelle der 
Stoppuhren besondere Uhren, welche auf einer 
rotierenden Papierscheibe mit Gradteilung 
die Stellung des Anfangspunktes und der 
Minima durch Marken anzeigten, wobei die 
Markierungsvorrichtung durch einen Druck- 
knopf bestätigt wurde. Durch alle diese Ein- 
richtungen gelang es, die Genauigkeit der Rich- 
tungsbestimmung bis auf 1° durchzuführen. 


| 


unbrauchbar war, weil 


x 


Praktisch haben sich die Stationen sehr gut 
ewährt. = 

Dann wurden die Abweichungen durch 
atmosphärische und Bodeneinflüsse behandelt, 
und zum Schluß ging der Vortragende noch 
kurz auf das Verfahren bei der Richtungsbe- 
stimmung. vom psychologischen Standpunkte 
ein, er wies darauf hin, daß für die Richtungs- _ 
bestimmung der Intensitätssinn des Ohres in 
Frage kommt, der beträcht.ich weniger emp- 
findlich ist als der Zeitsinn, der bei der Auf- 
nahme von Morsezeichen in Tätigkeit ist. 
Doch zeigt die Erfahrung, daß durch Übung 
die Empfindlichkeit des Ohres für Intensitäts- 
unterschiede wesentlich gesteigert wird, so 
daß die Genauigkeit der Richtungsbestim- 
mung eine sehr große ist. Beim Beobachten 
von Richtungssendestationen mit der Uhr 
kommt noch der Einfluß der psychischen Reak- 
tionszeit, der gegebenenfalls für jeden Beob- 
achter experimentell festgelegt werden kann, 
in Frage. : 

Diskussion: 5 

Herr Falkenthal. Ich möchte eine kurze 
Illustration zu der Richtwirkung von hori- 
zontalen Niedrigantennen, die der Herr Vor- 
tragende beschrieben hat, geben. Ich meine 
insbesondere die Bemerkung, daß der Feuch- 
tigkeitsgehalt des Erdbodens die Richtwirkung 
erheblich beeinflußt. Im Anfang des Krieges 
hatte ich die Aufgabe, Erdantennen zu er- 


'riehten, die schußsicher sein sollten, und wurde 


hierbei das für mich zunächst überraschende 
Resultat erzielt, daß die 1 m tief eingegrabene 
Antenne auf 30° genau gerichtet werden 
mußte, um einen Empfang auf der Gegen- 
seite zu erzielen. Die Antenne lag, was be- 
sonders hervorgehoben werden soll, 1 m tief 
im Grundwasser. Die Entfernung der Gegen- 
station war gering, sie betrug nur etwa 7 km. 
Die Sendeenergie war sehr klein (rd 20 W in 
der Antenne). Nachträglich hat sich heraus- 
gestellt, daß die eingegrabene, unisolierte An- 
tenne, trotzdem sie im Grundwasser 


-(Schwemmsand) lag, sich in einem Medium 


befand, welches sehr geringe dielektrische Ver- 
luste besaß. 
die Antenne lag, war außerdem augenschein- 
lich durch die überliegende Sandschicht voll- 
kommen filtriert, so daß. wir destilliertes 
Wasser vor uns hatten. Es war daher nach- 
träglich für uns nicht verwunderlich, daß 
dieselbe Antennenanordnung an der Front 
sie hier in lehmigen 
Boden eingegraben werden mußte. Ich hatte 
seinerzeit geglaubt, um bei den Versuchen den 
Lehmboden einigermaßen darstellen. zu können, 
durch Verlegen der Antenne ins Grundwasser 
annähernd dieselben Verhältnisse herstellen 
zu können. Bezüglich der von dem Herrn 
Vortragenden erwähnten Reaktionszeit beim 
Stopp®n der Uhren bemerke ich: Der Artillerie 
hatte ich seinerzeit vorgeschlagen, das Stoppen 
der Uhren auf elektrischem Wege durchzu- 
führen, um bei dem großen Hub Kraft und 
2it zu ersparen Es waren daher kräftige 
Elektromagnete vorgesehen worden, und es 
fehlte nun nur noch an einem Kontakt, der 
möglichst schnell gehandhabt werden konnte. 
Man kam nach vielen Versuchen hierbei zu 
dem Resultat, daß sich bezüglich der Reak- 
tionszeit derjenige ‚Kontakt am günstigsten 
verhielt, der in den Mund genommen und im 
Augenblick, bevor der zu registrierende 
Schall erfolgte, mit den Zähnen zusammen- 
gebissen wurde, 


Herr Pungs. Die elektrischen Uhren 
waren so eingerichtet, daß wir ein Zeichen auf 
dem Papier durch den Entladungsfunken eines 
Kondensators erhielten. Wir konnten genaue 
Versuche über die Reaktionszeit seinerzeit 
nicht mehr machen. Es ist leicht möglich, 
daß die Benutzung eines Zahnkontakts die, 
Reaktionszeit verringert. ; 


fi 


Die Wasserschicht, in weleher 


18. November 1920. \ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 46. 


923 


SITZUNGSKALENDER. 


Vereinigung zur Förderung techn.-wis- 
sensch. Vorträge im westl. rhein.-westf. Ind.- 
Gebiet 23. und 214. XI. 1920, 5 bis 8 Uhr, Essen, 
Kasinosaal, Kaupenhöhe: 

1. Vortrag Dr Bloch: „Grundlagen der Beleuch- 
tungstechnik, Elektrische Beleuchtung“. 

2, Vortrag Dr. Bartelmann: „Gasbeleuchtung und 
Ersatzlampen‘“, 

3. Vortrag Dr. Lux: „Praxis der Beleuchtung“. 

Gleichzeitig findet eine Ausstellung moderner 
elektrischer Beleuchtungseinrichtungen statt. 

Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle 
obiger Gesellschaft, Bergschule Essen, Gutenberg- 
straße. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Hochschulnachriehten. Als Nachfolger von 
Prof E. Regener ist Professor Dr. Otto von 
Baeyer, Privatdozent und Assistent am Physi- 
kalischen Institut der Universität Berlin, zum 
ordentlichen Professor der Physik an der Ber- 
‚liner Landwirtschaftlichen Hochschule ernannt 


worden. —Geheimer Regierungsrat Dr.G. Rasch, 


bis 1917 ordentlicher Professor der Elektrotech- 


nik an der Technischen Hochschule in Aachen 
und seitdem in Heidelberg lebend, ist zum or- 


-dentlichen Honorarprofessor an der Universität 


- Heidelberg ernannt worden. 


Er wird eine Vor- 
lesung „Aus dem Anwendungsgebiet der Elek- 
trizitätslehre‘ halten. — Dem Privatdozenten für 


- Physik an der Universität Halle, Prof. Dr. J. 


Herweg, wurde ein Lehrauftrag zur Vertre- 


- tung der Forschungsmethoden der neuesten Phy- 


sik erteilt. : 

Auszeichnungen. — Die Preußische Akade- 
mie der Wissenschaften wählte den ord. Profes- 
sor für theoretische Physik an der Berliner Uni- 
versität, Dr. phil. et med. M. von Laue zum or- 
dentlichen Mitglied der physikalisch-mathema- 
tischen Klasse, , 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Eı- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit. 


Der Emecol Motor. 
In der „ETZ“ 1920, 8. 533 veröff@ntlichen 
‘Sie eine Mitteilung der Maschinen-Fahrik Eß- 
lingen, welche die Neuheit meiner Erfindung 


"in Frage stellt, und die Behauptung enthält, 
-daß sie nur als eine Nachahmung eines Fabri- 


kates der Maschinen-Fabrik Eßlingen anzu- 
sehen ist. Die Frage betrifft einen sehr wich- 
tigen Punkt im Entwerfen von elektrischen 
Maschinen, und ich bin daher der Ansicht, daß 


folgende Erwiderung meinerseits Ihren Lesern 


he oe Le rc a ee 


von Interesse sein wird. 


Die Beschreibung der Maschinen-Fabrik 
Eßlingen läßt erkennen, daß ihre Maschine 
nach einem sehr alten Prinzip gebaut ist. Die 
Umhüllung des Körpers einer Dynamoma- 
schine durch ein Gebilde von Röhren, welche 


kalte Luft führen und von der warmen Luft 


bestrichen werden, wurde schon vor 22 Jahren 
von Wilson Hartnell aus Leeds im englischen 
"Patent Nr. 13325 (1898) beschrieben. Aus 


- Abb. 1 ist diese Konstruktion leicht ersichtlich. 


Patente, da sie hiervon grundverschieden sind. 
Die Maschinen-Fabrik Eßlingen hat nämlich 
übersehen, daß ich die Rolle der kühlenden 
Röhren umgekehrt habe. 

Die Maschinen - Fabrik Eßlingen ver- 
größert die Abkühlfläche der Maschine nur 
durch die innere Rohrfläche, d.h. sie erhält un- 
gefähr die zweifache Abkühlungsfläche. Die 
gesamte Abkühlungsfläche setzt sich also auf 
folgende Weise zusammen: A (äußere Mantel- 
fläche) + B (2-mal innere Rohrfläche). In 
meiner Konstruktion dagegen, in welcher 
heiße Luft durch ein Rohrsystem getrieben 


{| 


N NS 
Si] ERTRN, 
rm 


Abb. 2. 


wird, bestreicht die kalte Luft in dem zweiten 
Rohrsystem nicht nur A, die äußere Fläche der 
Warmluftröhren, sondern auch B, die ganze 
innere Fläche des Maschinenjoches, C die äußere 
Fläche desStatorblechbündels undD die inneren 


-Flächen der Schilder und Rippen. Außerdem, 


da diese Flächen alle, außer A, durch Luft be- 
strichen werden, ist deren wirksame Abküh- 
lungsfläche etwa verdoppelt. Aus diesen Grün- 
den ist die in meiner Konstruktion wirksame 
Abkühlunssfläche mindestens 2- bis 3-mal so 
groß als diein der Konstruktion der Maschinen- 
Fabrik Eßlingen. Weiter, es muß in der M.F.E.- 
Maschine annähernd die ganze Maschinen- 
wärme zuerst in die innere Luft und dann 
in die Röhrenfläche überführt werden; in 
meiner Maschine dagegen wird die Wärme 
hauptsächlich durch direkten Kontakt der 
kalten Luft mit der äußeren Fläche der Stator- 
bleche abgeführt. Außerdem wird die mittels 
Zirkulation durch den Rotor und die Endwick- 
lungen erwärmte Luft für sich in den Röhren 
auf wirksamste Weise abgekühlt, da sie in 


' dünnen Strahlen geführt wird. 


Folgende Resultate wurden in einem von 
der Firma Walter Me Gee & Son in Paisley 
gebauten Emcol-Motor erreicht: 

Motorleistung: 5 PS bei 1500 Umdr/min 
500 V, 50 Per, Gewicht 100 kg, Temperatur- 
zunahme nach 6 Stunden bei 5PS, und nach 
weiteren 2 Stunden bei 6,5 PS an den Stator- 
windungen 16° C, an den Rotorwindungen 
3600. R 


London, 18. IX. 1920. P. A, Mossay. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Lehrbuch der Elektrochemie. Von Prof. 
Dr. Max Le Blanc. 7. verm. Aufl. -Mit 
33 Abb. VIII und 366 S in 8°. Verlag von 
Oskar Leiner. Leipzig 1920. Preis 16 M. 
Der Verfasser gibt 

in seinem Lehrbuch, 

das wir den Lesern die- 
ser Zeitschrift bereits 
bei der Besprechung 
der 6. Auflage („ETZ“ 

‘1916, $. 215), emp- 

fohlen haben, in ge- 


Abb. 1. 


"Einige Jahre später haben Mavor & Coul- 
son in Glasgow, eine große Anzahl ähnlicher 
Maschinen für Gleich- und Wechselstrom nach 
Abb. 2!) gebaut. Es wäre sehr interessant zu 
wissen, in welchem Jahre die Maschinen-Fabrik 
Eßlingen die von ihr beschriebene Maschine 


- zuerst herausbrachte, da dies zeigen würde, 


ob ihr Anspruch auf Priorität in oben erwähn- 
ter Konstruktion begründet ist. Diese Frage 
hat aber keine Beziehung auf meine Emeol- 


ı) Aus „Trans. Inst- of Min. Eng.“ Bd. 56 II, S. 118 ff. 


drängter Form eine aus- 
führliche Darstellung 
der gesamten Elek- 
trochemie. Das Buch 
ist bei strenger Wah- 
rung der wissenschaft- 


geschrieben, daß es 
auch für den Praktiker 
verständlich ist. Der 
Verfasser- beginnt mit 
den Grundbegriften der Elektrizitätslehre, stellt 
besonders die Beziehungen zwischen den ver- 
schiedenen Energieformen eingehend. dar und 
wendet sich dann, nachdem er einen Überblick 
über die Geschichte der Elektrochemie ge- 
geben hat, den komplizierteren Vorgängen in 
der Elektrochemie zu. Nach den rein theore- 
tischen Kapiteln über elektrolytische Disso- 
ziation, Ionenwanderung, Leitfähigkeit usw. 
folgt ein Kapitel über elektrische Endosmose 
und Wanderung von suspendierten Teilchen, 
in welehen auch die neueren Versuche, die 


'elektromotorische Kräfte 


lichen Form doch so- 


unternommen sind, die endosmotischen Er- 
scheinungen in der Technik zu verwerten 
(Torftroeknung und dergl.), beschrieben wer- 
den. In einem ausführlichen Kapitel über 
werden nach theo- 
retischen Erörterungen die verschiedenen Arten 
elektrischer Elemente beschrieben und die 
dabei auftretenden Vorgänge theoretisch be- 
gründet. Hier wird den Elektrotechniker be- 
sonders interessieren, daß in diesem Kapitel 
auch der Brennstoffketten und der sich in 
solchen Elementen abspielenden Vorgänge ge- 
dacht wird. Das letzte Kapitel befaßt sieh 
mit der Elektrolyse und Polarisation und den 
dabei auftretenden Vorgängen. Es braucht 
nicht besonders hervorgehoben werden, daß 
auch die neue Auflage unter Berücksichtigung 
der neuesten Literatur ergänzt und, -wenn 
nötig, umgearbeitet worden ist. Mit Rücksicht 
auf den uns zur Verfügung gestellten Raum 
sehen wir von Einzelheiten ab und erwähnen 
nur die vollständige Umarbeitung des Kapitels 
„Entladungsvorgänge in Gasen‘. 

Die bei diesen Vorgängen auftretenden Er- 
scheinungen werden eingehend besprochen und 
dem Leser wird ein anschauliches Bild von 
den Vorgängen gegeben, die eintreten, wenn 
Moleküle von schnell bewegten - Elektronen 
durchquert werden. Den Ausführungen sind 
die neueren Anschauungen über den Bau der 
Atome und Moleküle zugrunde gelegt. Wir 
wünschen dem Werk auch in seiner Neuauf- 
lage unter den Lesern dieser Zeitschrift eine 
möglichst weite Verbreitung. 

© Dr. Gg. Erlwein. 


Das schmiedbare Eisen. Konstitution 
und Eigenschaften. Von Dr.-$ng. P. Ober- 
hoffer. Mit 345 Textabbildungen und einer 
Tafel. X und 344 S. in 80, Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 40 M., 
geb. 45 M. 

Der Verfasser bezeichnet im Vorwort das 
Werk in der ersten größeren Hälfte als Mo- 
dernisierung derjenigen Abschnitte von Lede- 
burs klassischer Eisenhüttenkunde, die dem 
schmiedbaren Eisen gewidmet sind. In der 
zweiten Hälfte des Buches behandelt er die 
Anwendung der Konstitutionslehre auf Fragen 
der Herstellung, Verarbeitung und Wärme- 
behandlung des schmiedbaren Eisens.. Wenn 
schon der erste Teil des Buches ’als für die 
Fachwelt sehr erwünschte Modernisierung der 
geschätzten ehemaligen Ausführungen Lede- 
burs anzusehen ist, so hat sich der Verfasser 
durch die Darlegung, die er im zweiten Teil 
des Buches gibt, einen besonderen Dank der 
Fachwelt verdient, da er mit außerordentlich 
großer Sorgfalt und gutem darstellerischen 
Geschick neben Berichten über eigene Ar- 
beiten in umfangreichstem Maße die in zahl- 
reichen Einzelaufsätzen der periodisch er- 
scheinenden wissenschaftlichen Zeitschriften 
enthaltenen Mitteilungen über dieses wichtige 
und interessante Gebiet in systematischer 
Verarbeitung zusammenfaßt und sie dadurch 
sowohl für den auf diesem Gebiete tätigen 
wissenschaftlichen Arbeiter als auch für die 
Praxis erst nutzbringend macht. Gerade die 
in diesem zweiten Teile des Buches vom Ver- 
fasser behandelten Abschnitte in der Weiter- 
verarbeitung von schmiedbarem Eisen haben 
in der Gegenwart für die Praxis der deutschen 
Eisenhüttenindustrie die allerweitestgehende 
Bedeutung, weil für Deutschland infolge des 
unglücklich verlaufenen Krieges die Not- 
wendigkeit besteht, von der Massenerzeugung 
überzugehen zur Qualitätsherstellung. Das 
vorliegende Werk kann deshalb auf breiteste 
Leserkreise rechnen, da die wissenschaftlichen 
Fragen, welche insbesondere im zweiten. Teil 
desselben erörtert werden, nicht nur für An- 
gehörige der Eisenindustrie, sondern für jeden, 
der in seinem Arbeitsbereich mit schmied- 
barem Eisen sich zu beschäftigen hat, von 
allergrößter Bedeutung sind. Mathesius. 


Mathematische und experimentelle 
Darstellung der Leistung von Wech- 
selströmen. Von Prof. Dr. W. Grix. ‚‚He- 
lios‘‘ 1920, Nr. 1 bis 3. 

Das Büchlein hat eine besondere Art der 
Darstellung von Wechselstromleistungen zum 
Gegenstand. Es werden „Charakteristiken ers- 
ter und zweiter Art‘‘ zugrunde gelegt, die sich 
ergeben, wenn man zusammengehörige bzw. 
zeitlich um 90° auseinander liegende Augen- 
bliekswerte von Strömen und Spannungen in 
ein reehtwinkliges Koordinatensystem einträgt. 
In einem mathematischen Teil wird gezeigt, 
wie sich aus den durch diese Kurven begrenzten 
Flächen in einfacher Weise die Leistung er- 
mitteln läßt. Im zweiten und dritten Teil sind 
Versuchsanordnungen beschrieben, durch die 
mittels einer Braunschen Röhre die Aufnahme 
der Charakteristiken möglich ist. Eine Reihe 
sehöner auf diese Weise gewonnenen Bilder ist 
wiedergegeben. 


Diese interessante Methode. der Leistungs. 2 
ür 


bestimmung, die sich in der Hauptsache 


Demonstrationszwecke eignen dürfte, mag mit- . 
unter auch dem Praktiker gute Dienste leisten, : 
besonders wenn es sich um schnelle elektrische ı 


Schwingungen handelt. K. Küpfmüller. 


Bestimmungen über Anlegung und Be- 
trieb der Dampfkessel. Erläutert von 
H. Jaeger. 4. ergänzte Aufl. IX. u. 612 8. 
in 16°. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1920. 
Preis 28 M. , 

Eine vierte Auflage des bekannten Jaeger- 
schen Buches wurde durch zahlreiche Abände- 
rungen und Ergänzungen der allgemeinen poli- 
zeilichen Bestimmungen über die Anlegung von 
Dampfkesseln notwendig. Diese in der Lite- 
ratur verstreut veröffentlichten Änderungen 
finden sich gesammelt in der vorliegenden vier- 
ten Auflage des Werkes. Wie bei den älteren 
Auflagen, so ist auch bei dieser durch Fußnoten 

“und Beispiele der Sinn der Bestimmungen er- 
läutert und damit das Verständnis für die An- 
wendung der Gesetze wesentlich erleichtert. 

Das Buch kann allen mit dem Bau, dem Betrieb 

und der Überwachung von Dampfkesselanlagen 

beschäftigten Ingenieuren angelegentlichst emp- 
fohlen werden. Schulte. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Anderungen der Struktur 
trums chemischer Atome. 
hannes Stark. 15 8. in 80, 
Leipzig 1920. Preis 3 M. 

Relativitätstheorie und Erkenntnisa priori. 
Von Hans Reichenbach. 1108. in 8%. Verlag 
von Julius Springer, Berlin 1920. . Preis 14 M. 


Re des Spek- 
Von Dr. Jo- 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Hauptpfandstelle für Elektroinstallateure. 
— :Die als kürzlich gegründet hier schon er- 
wähnte Hauptpfandstelle für Elektroin- 
stallateure bezweckt nach einer Zuschrift des 
Verbandes deutscher Elektro-Installations-Fir- 
“men e.V., durch eine einmalige Hinterlegung 
von 200 M bei diesem Verband sämtliche Ein- 
zelkautionen bei Elektrizitätswerken und Über- 
landzentralen, soweit sie sich der Hauptpfand- 
stelle angeschlossen haben, abzulösen. Der ge- 
nannte Betrag wird dem Installateur durch den 
Verne zinstragend in guten Papieren ange- 
egt. 


Patentwesen. — Unter der Firma Patent- 
Vertriebs-G.m.b.H., Charlottenburg, haben 
45 Mitglieder des Allgemeinen Erfinder-Verban- 
des, Berlin, unter dessen Mitwirkung ein Insti- 
tut gegründet, das den Erfindern auf gemein- 
nütziger Grundlage bei der Verwertung ihrer 
Patente und Gebrauchsmuster mit Rat und Tat 
und ‘auch wirtschaftlich zur Seite stehen soll. 
Die Geschäftsstelle befindet sich in Berlin W 50, 
Ansbacher Str. 28. Er 


Messewesen. — Das Meßamt Frankfurt a.M. 
'hat uns das Meßadreßbuch der 3. Frank- 
furter internationalen Messe übersandt. 
Es besteht aus zwei Bänden, von denen der erste 
das Firmen- und Standverzeichnis, der zweite 
das nach Warengruppen alphabetisch geordnete 
Ausstellerverzeichnis enthält. : 


Außenhandel. — Um im Einvernehmen mit 
den Regierungen einen regelmäßigen Waren- 
austausch zwischen Deutschland und Rußland 
sofort einzuleiten, wurde auf Anregung seitens 
des Handelsvertragsvereins in Berlin die Ge- 
schäftsstelle. für die Wiederaufnahme 
deutsch - russsischer Wirtschaftsbezie- 
hungen:G.m.b. H. ‘gegründet. Zunächst soll 
-eine deutsch-russische Treuhandgesellschaft als 
neutrale Ausgleichsstelle der beiderseitigen In- 
teressen geschaffen werden. -- Die Nord- 
deutsche Seekabelwerke A. G., Nordenham, 
hat nach der „Frankf. Ztg.“ von der holländi- 
‚schen Regierung einen großen Lieferungsauftrag 
A Ser erlsnd Sch in an Eu 2000 Seemeilen) 
erhalten. Rt - : 


Verlag von $. Hirzel,. 


"teurer. 


“mit dem 1. XI. aufgehoben worden 
- Zentralstelle für Atzalkalien und Soda hat in- 
- folgedessen ihre Tätigkeit eingestellt. Die Ver- 


1920. 


esellschaft anzugliedern und den Rest seines 

ermögens in das gemeinschaftliche Eigentum 
der beiden Berliner Häuser überzuführen. — 
In Kassel ist die Elektra Schweißmaschi- 
nen-Fabrik G. m. b. H, Oberzwehren, mit 
50000 M Stammkapital eingetragen worden. — 
Zum Zweck der Beteiligung an industriellen 
oder Handelsunternehmungen auf den Gebieten 
der Metallindustrie, des Maschinenbaues, der 
Elektrotechnik usw. wurde in Berlin die Indu- 
strie-Beteiligungs-A.G. mit 10 Mill. M Ak- 
tienkapital gegründet. — Über die Hanauer 
Straßenbahn A.G., ein Opfer der wirtschaft- 
lichen Schwierigkeiten, unter denen die Straßen- 
bahnunternehmungen Deutschlands z. Zt. leiden, 
ist nach der „Frankf. Ztg,.“ der Konkurs eröffnet 
worden. — Die Aufsichtsräte der Berliner 
Elektrieitäts-Werke und der Grube Leo-' 

old bei Edderitz A.G. haben sich verstän- 
digt, den Aktionären letzterer ein Angebot auf 
Umtausch ihrer Aktien gegen junge Aktien der 
BEW auzubieten. £ 2 


WARENMARKT,  _- 


Erze. — Der Siegerländer Eisensteinverein 
ermäßigte für den Jahresrest die Preise von 
geröstetem Spateisenstein auf 406,5 und von 
Rohspat auf 274,5 M/t. — Eisen. Die oberschle- 
sische Roheisenproduktion hat im 3. Quartal 
1920 erheblich zugenommen; es wurden. 0,153 
Mill./t gegen 0,131 im 2. Vierteljahr erzeugt. In 
Amerika sind infolge Nachlassens des Röheisen- 
verbrauchs 32 Hochöfen ausgeblasen worden. — 
Der Eisenwirtschaftsbund hat im „Reichanzeiger“ 


"Nr. 252 seine neuen Höchstpreise- bekanntge- 
‚geben, die bis auf weiteres, mindestens Dis 


aber 

Ende Januar 1921 und nicht bis 1. HI. 1921 
gelten. Im Anschluß an die Ermässigung der 
Eisenpreise haben auch verschiedene Eisen ver- 


‘arbeitende Verbände ihre Preise geändert; ver- 


Yingert wurden u. a. die Preise für Temperguß 
ab 1. XI. um 180 M/dz, die Aufschläge auf die 
Grundpreise der Handelsschrauben-Vereinigung, 
Düsseldorf, ab 8. XI. je nach Art der Artikel 
auf 800 bis 1600 M/dz und die Preise von eisernen 
Holzschrauben ab 1. XI. für Stärken bis 3 mm 
einschließl. um etwa 36%, von 3,5 mm an um 
220/,. — Blei. Die Deutsche Verkaufsstelle für 
sewalzte und geprebßte Bleifabrikate erhöhte 
ihren Verkaufspreis um weitere 65 M/dz, so daß 
der Verkaufsgrundpreis bei Abnahme von 50 t 
ab 5. XT. 1000 M/dz beträgt. — Gummi. Der Lon- 
doner Gummimarkt ist unverändert schwach. 
Am 8. XI. wurden für Crepe 1 loco 1 s 2% d 
und für Crepe Januar/März-Lieferung 1 41a d/lb 
notiert. Von Januar bis.September sind nach 
England 1,817 Mill. ewt Rohgummi- eingeführt 
worden gegen 1,684 in. der gleichen Zeit des 
Vorjahres. Wieder ausgeführt wurden insge- 
samt rd 1,1 Mill. ewt (0,764 i. V.), also über 440), 
mehr -als im: gleichen Zeitabschnitt von 1919. 
Die Ausfuhr nach Deutschland ist von 29371 
auf 73754 ewt gestiegen. — Jute. Die. Schluß- 
schätzung der indischen Juteernte ist noch un- 
günstiger, als zuerst angenommen wurde, und 
stellt sich einschl. Nepal auf 5,962 Mill. Ballen. 
Hierzu kommen noch etwa 0,150 Mill. Ballen aus 
Madras. Wenn man insgesamt mit einem Er- 
trage von: 6,1 Mill. Ballen rechnet, ergibt sich 
im Vereleich mit dem Vorjahre ein Ausfall von 
30%. Nach amtlichen Angaben soll die Ernte 
die schlechteste seit 1903 sein. In London no- 
“tierte Jute neuer Ernte November-Verschiffung 
am 4. XI. 51 £/ton.-- Auch Deutschland erscheint 
seit einiger Zeit wieder auf dem Markt für in- 
-dische Jute, ist aber durch die Valuta-Schwie- 
rigkeiten stark behindert. — Garn. An der 
letzten Stuttgarter Garnbörse zogen die Preise 
für Baumwollgarne und Gewebe weiter an. 20er 
-Garn war um 3M, die anderen Sorten um 5M/kg 
Die Gewebepreise stiegen um 0,50 M/m. 
-Auf dem München-Gladbacher Garnmarkt hat 
sich die Geschäftslage weiter verbessert. Nach 
-einer Bekanntmachung im „Reichsanzeiger“ 
Nr. 250 dürfen Nähfäden, ungezwirnt und mehr- 


“fach gezwirnt, aus Flachs und Ramie, auch in 
Mischungen untereinander oder aus anderen 


Spinnstoffen nicht zum Verweben, Verwirken, 

erstricken, Verflechten, Verklöppeln und Um- 
spinnen von Drähten verwendet werden. — 
'Schellack. Der Londoner Preis zog wieder etwas 
an; am 4. XI. wurden für T. N. orange Schellack 
585 s/ewt notiert. — Kaolin. Für französisches 


-Kaolin wurden Ende Oktober in Grenoble unge- 


fähr 140 Fr/t gezahlt. — Ätzalkalien und Soda. 
Laut Bekanntmachung im „Reichsanzeiger“ 


-Nr. 252 ist die Bewirtschaftung für kalz. Soda, 


Kristallsoda, Atznatron, Ätzkali und Pottasche 
und die 


braucher müssen sich künftig unmittelbar an 


Heit 46, 


-den Lieferern nach Möglichkeit als Unterlage 
‘für die Abgabe dienen. 


Aluminium: 98 bis 99%, 


-S. 854, Spalte 2, Zeile 17 von -oben statt 15 Mil 


18. November 1920. 
c | 


die in Frage kommende Erzeuger und Händler 
wenden. Soweit für November/Dezember bes 
reits Bezugscheine ausgestellt sind, werden sie 


Das Soda-Syndikat 
wird die Versorgung der lebenswichtigen Be- 
triebe bevorzugen. — Branntwein. Durch eine 
Bekanntmachung im „Reichsanzeiger“ Nr. 258 
sind die Verkaufspreise von Branntwein für das 
Betriebsjahr 1920/21 neu festgesetzt worden. 
Der Preis für Branntwein zu gewerblichen 
Zwecken beträgt danach 700 M/100 1 Weingeist. 
— Metallpreise. Die Notierungen_der Vereini- 
gung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz 
bzw. der Kommission des Berliner Metall- 


börsenvorstandes (letztere verstehen sich ab 


Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg: 


Metall 


Elektrolytkupfer (wire | 


bars), prompt cif Hamburg, R: 


Bremen, Rotterdam . 2978 3012 . 
Raffinadek up fer99/89,3%, |2200—2250/2225 — 2275 
Originalhüttenweichblei . | 925—930 | 925 —935 
"Originalhüttenrohzink, | i | 

Preis im freien Verkehr . | 965—975 | 970—980 
Plattenzink (remelted) von ; 

handelsübl. Beschaffenheit | 625—635 


630—6409. 
Originalhüttenaluminium - } 
98/99 %/, in einmal gekerb- 
ten Blöckehen . 2. 
desgl. in Walz- oder Draht- : 5 
baren... 2 2 020.22... 4195—4225)4125— 4226 
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |7450—7500|7450— 7501 
Hüttenzinn, mind. 99%, . . |7250—7300 7250— 7301 
Reinnickel 98/99%, -. . 14950—505014950—5U5( 
Antimon-Regulus. ... . 1100 1100 
Silber in Barren rd 900 fein ER . " 
für 1 kg fein SER: 1500-1510, 1510-152 


3800—3900|3800— 3900 


Die deutsche Elektrolytku fernotiz be: 
trug am 8. XI: 2889 M, am 9. XI.: 3067 M und 
am 10. XI.: 2937 M/100 kg. i 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach „Mining Journal“ am 5. XT 190 fü 


1 ton (1016 kg) notiert: = 


= Er ARE ER En 
*Kupfer: best seleted . 99 0 Obis100 0. « 
»2. 02 0 sleetrolyt .: 100.020 109.04 
KEN wire bars. . : 100 0 0 „ 102 0 ( 
® Z standard,Kase 0 5 0 „ 9010 ( 
7 re ;» .3-Mon.; ‚89 10.02, 280. Int 
Zinn: standard, Kasse. . 239 0 0 „ 25910 ( 
d „= "2:8:Mon.:; 7262.15 02.263.720. 
= straits 2.0... 361.10.2055 2262 0 
Blei: span. odernichtengl. 4 = : 
28° = Weiehblei .-. . =..-85 18.0 „runs Om 
„= gew..engl. Blockblei» 38.07 0,7725 
Zink: gew. Sorten. . 37:18:09. 8] 
5 roemelted 12. 1.2.5.2. 32 20 De zn 
= engl. Swansea 42 10 0 „. nominal 


52/55 £ net. _ 
165 £ (Inland); 

185 £ (Export! 
230 £ (In- u. Ausland) 


Antimon: engl. Reg... . 


Nickel: 98 bis 99 %/, gar. 

Quecksilber: nom. für ; : 
die 75 Ibs.-Flasche. .. 15 £10 s/16 £. 

Platin: je Unze nom.. . 500 s. ; 5 

In New York notierte Elektrolytkupfe 

am 11. XI 1920 1oko 14,75 bis 15 ets/lb. = 


- * ‚Netto. = EEE 


+ 


Bezugsquellennachweis. 2: 
Frage 53. Wer liefert hölzerne Rohre fü 
Wasser -Turbinenzuleitungen, lichte Weite 0, 
bis 1,5 m, Betriebsdruck 1—6 atm.? Ä 


. Frage 54. Wer liefert Aluminiumlot un 
Einrichtungen zum Aluminiumlöten? ee 

Frage 55. Wer fabriziert „Elektrolyt“-Sal 
zur mag von Elementen als Ersatz von Sa) 
mia x 2 N 


f Berichtigung. ee 


In dem Artikel „Ausfuhr elektrische 
Arbeit aus der Schweiz“ muß es .ETZ“ 19% 


kWh 15 Milliarden kWh heißen und im Ko 
zur letzten Reihe der darauffolgenden Tabell 
Energie in „Milliarden kWh“, nicht „in Mi 
lionen kWh‘. — i : a 

In der Notiz „Die kürzesten, mit Va 
kuumröhren herstellbaren Wellen‘ au 
S. 615 der „ETZ“ 1920, muß es in Zeile 20 und 2 
statt 100--200 m und 43 m heißen 100-200 cı 
und 43 cm. EEE 


Abschluß des Heftes; 13. November 19%. 


. anschauliches 


926 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Kr (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189. 


Sehriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewi 


41. Jahrgang. 


—nssämäuäkLL——— —— mm 


Die Aufgaben der Elektrizitätsversorgungs- 
unternehmungen und das Gesetz, betreffend die 
Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft.') 


Von Dr.-Ing. @. Siegel. 


Als vor mehr als einem Jahre der erste 
Entwurf des Gesetzes über die Sozialisierung 
der Elektrizitätswirtschaft erschien, hofiten 
wir alle, die wir die schweren Schädigungen 
der deutschen Elektrizitätswirtschaft durch 
dieses Gesetz voraussahen, durch unseren ein- 
mütigen Widerspruch diese Gefahren ab- 
wenden oder wenigstens mildern zu können. 
Die Hoffnung war vergeblich; die Gewalt 
der Schlagworte und Dogmen, die ängstliche 
Rücksicht auf die Stimmung der Massen, und 
der Machthunger der Bureaukratie waren 
stärker als wirtschaftliche Einsicht. Es dürfte 
an der Zeit sein, sich die Wirkungen dieses Ge- 
setzes, soweit sie heute erkennbar sind, zu 
vergegenwärtigen und zu untersuchen, ob es 
uns dem von ihm verheißenen Ziel einer besse- 
ren Versorgung- des gesamten Reichsgebietes 
mit Elektrizität nähergebracht hat. Zwar ist 
die Zeit noch zu kurz, um die endgültigen 
wirtschaftlichen Folgen des Gesetzes zu er- 
kennen, wohl aber können wir bereits fest- 
stellen, in welchem Maße die Erfüllung .der 
der deutschen Elektrizitätswirtschaft gestellten 
Aufgaben von dem Gesetz gefördert oder ge- 
hindert wird. 

Wenn ich 


hierüber im Zusammenhang 


einiges berichte, so möchte ich zweierlei vor- | 


ausschieken. Einmal bitte ich, mir nachzu- 
sehen, daß ich an vieles Bekannte erinnere; 
das ist jedoch nicht zu umgehen, wenn em 
Gesamtbild der Lage. gestaltet 
werden soll. Ich möchte zweitens, um einer 
mißverständlichen Auffassung meiner Ausfüh- 
rungen vorzubeugen, feststellen, daß zwar das 
vorliegende Gesetz unsere schärfste Gegner- 
schaft findet, daß wir uns aber keinen Augen- 
bliek der Erkenntnis verschließen, daß die 
Allgemeinheit an der Regelung der Elektrizi- 


 tätswirtsch aft mehr als früher zu beteiligen ist. 


Nieht gegen diese berechtigte Forderung wen- 
den wir uns, wohl aber nehmen wir entschie- 
denste Stellung gegen die Art und den Um- 
fang, in dem dies in dem Sozialisierungsgesetz 
geschehen ist. 

Die Aufgaben der Elektrizitätswirtschaft 


. haben sich gegenüber früher- nieht unwesent- 


\ 


lich gewandelt. Vor dem Kriege suchten wir 
im freien Wettbewerb mit anderen Energie- 
quellen die Verwendung der elektrischen Ar- 
beit nach Möglichkeit zu verbreiten und Er- 
zeugung und Verteilung nach Kräften zu ver- 
billigen, wobei wir in der Auswahl der Be- 
triebs- und Baustoffe völlig frei waren. Der 
Wunsch, nicht der Zwang, höchste technische 
Vollendung unserer Anlagen mit größter Wirt- 
schaftlichkeit zu vereinigen, diktierte uns un- 
sere Aufgaben. Heute ist es die Not, die 
unsere Betriebe regiert, u. Zw. nieht nur die 
Not der Erzeuger, sondern auch, wie wir offen 
zugeben wollen, die Not der Abnehmer. 

Was wir und unsere Abnehmer in erster 
Linie zurzeit erstreben, ist eine reichlichere 
und zuverlässigere Belieferung mit elektrischer 
Arbeit. Die Ansprüche, die in dieser Hinsicht 
an uns gestellt werden, übertreffen nicht nur 
bei weitem die Erfordernisse des Friedens, 
sondern auch selbst den während des Krieges 
aufgetretenen Bedarf. In immer größerem 
Maße sucht die Industrie sich von der Kohlen- 
zufuhr und den Arbeitersch wierigkeiten unab- 
hängig zu machen, indem sie sich an unsere 
Netze anzuschließen wünscht. Gerade die 
Kohlennot, die uns so sehr beengt, drängt 
immer mehr zu dieser Lösung. Infolge dieses 
fortwährenden Zuströmens neuer Anschlüsse 
sind fast alle Elektrizitätswerke, namentlich 
die großen Kraftwerke, dauernd bis an die 
Grenze ihrer Leistungsfähigkeit belastet. 

Obwohl wir diesen Zustand vorausgesehen 
haben, war eine Abhilfe während des Krieges 


!) Referat, erstattet auf der Mitgliederversammlung 
des Bundes der Elektrizitätsversorgungsunternehmungen 
Deutschlands am 28. IX. 1920 in Hannover. 


Berlin, 25. November 1920. 


tz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


Heft 47. 


0 —————Z—— — 


und auch zunächst nach seiner Beendigung aus 
bekannten Gründen nieht möglich. Sobald 
aber im vorigen Jahre die Beschaffung der er- 
forderlichen Baustoffe durchführbar war und 
die Fabriken wieder zu liefern begannen, wur- 
den sofort, trotz aller finanziellen Schwierig- 
keiten, fast überall großzügige Pläne über die 
Erweiterungen der Kraftwerke und den Ausbau 
der Leitungsnetze ausgearbeitet und teilweise 
ihrer Ausführung nähergebracht. Zwar drohten 
uns auch damals schon Eingriffe durch den 
Staat und mahnten uns in der Durehführung 
neuer Pläne zur Vorsicht. Als dann die Ver- 
öffentlichung der Wissellschen Pläne der Hoff- 
nung Raum ließ, daß von einer unmittelbaren 
Übernahme der privaten Elektrizitätsanlagen 
durch den Staat abgesehen würde, begann sich 
die Bautätigkeit bei den Werken mehr zu be- 
leben. Da erschien Mitte des vorigen Jahres 
der Entwurf des jetzigen Gesetzes, und sofort 
begann die Aufstellung von Plänen und die 
Ausführung von Erweiterungsarbeiten zu 
stoeken, und als der Entwurf Gesetz wurde, 
stellte sich eine völlige Lähmung jeglicher Un- 
ternehmertätigkeit ein, u. zw. um so rascher 
und vollständiger, je mehr man die Tücken 
des Entwurfes erkannte. Wie sollte sich auch 
irgendein Unterneh mer dazu verstehen können, 
neue Geldmittel, gleichviel zu welchem Zwecke, 
aufs Spiel zu setzen, beträchtliche Zinsein- 
bußen und das bedenkliche Wagnis großer, 
infolge des schwankenden Geldwertes in ihrer 
Höhe unübersehbarer Kapitalsanlagen auf sich 
zu nehmen, wenn er Gefahr laufen muß, daß 
ihm nach kurzer Zeit wesentliche Teile seines 
Unternehmens vom Reiche weggenommen 
werden! : 

Aber nicht nur die Tatsache der drohenden 
Wegnahme. allein, sondern vielmehr noch die 
Bedingungen, zu denen sie stattfinden soll, 
sind die Ursachen, die von jeglicher Unter- 
nehmertätigkeit abschrecken. Bekanntlich 
sieht das Gesetz eine Entschädigung vor ent- 
weder unter Zugrundelegung der Gestehungs- 
kosten abzüglich angemessener Abschreibun- 
gen, oder aber des Ertragswertes, berechnet 
nach den im Durchschnitt der letzten drei vor 
dem 1. VIII. 1914 liegenden Geschäftsjahre 
erzielten Erträgen. Diese letztere Art der Ab- 
geltung, die an und für sich annehmbar wäre, 
wird aber den Unternehmungen dadurch, daß 
die nach dem 1. VIII. 1914 in’ Betrieb genom- 
menen Teile der Anlagen bei der Bemessung 
der Entschädigung außer Betracht bleiben, 
unmöglich gemacht. Denn die Erträgnisse, 
die die Elektrizitätsunternehmungen vor dem 
Kriege erzielten, sind verhältnismäßig gering. 
Dazu steht auch keineswegs fest, was unter 
„Ertrag“ im Sinne des Gesetzes zu verstehen 
ist. Der so berechnete Übernahmewert wird 
also höchstwahrscheinlich die tatsächlichen 
Anlagewerte vor dem Kriege selbst in gün- 
stigen Fällen kaum erreichen. Nun gibt es 
aber kein größeres Unternehmen, das nicht 
während oder kurz nach dem Kriege beträcht- 
liche Mittel für die Ausgestaltung seiner An- 
lagen neu aufgewendet hat, die bei der Ent- 
schädigung nach dem Ertragswert völlig un- 
berücksichtigt bleiben. Diese Entschädigungs- 
art dürfte daher kaum in Frage. kommen, viel- 
mehr fast ausschließlich die Übernahme auf 
Grund der Gestehungskosten abzüglich ange- 
messener Abschreibungen. Wiewohl es zweck- 
los erscheint, müssen wir immer und immer 
wieder betonen, daß diese Entschädigung selbst 
im Falle einer im Sinne der betroffenen Unter- 
nehmungen sehr loyalen Auslegung des Be- 
griffes „angemessener Abschreibungen“ völlig 
unzureichend ist. Es braucht zur Begründung 
nur auf den gesunkenen Geldwert und auf die 
Treu und Glauben hohnsprechende Beiseite- 
schiebung wohl erworbener Vertragsrech te hin- 
gewiesen zu werden. 

Um so ungerechter müssen wir eine der- 
artige Behandlung empfinden, als bei den ver- 
schiedenen Sozialisierungsgesetzen des Aus- 
landes nirgends eine solche Benachteiligung 
der früheren Besitzer vorgesehen ist. UÜberaus 
charakteristisch ist in dieser Hinsicht die Stel- 
lungnahme Englands. Wie bekannt, ist auch 
dort zu der gleichen Zeit wie bei uns ein Elek- 
trizitätsgesetz in Kraft getreten, das jedoch 


den Staat als Unternehmer völlig ausschaltet 
und die zwanglose Bildung von Bezirks-Elek- 
trizitätsverbänden vorsieht. Ein früherer Ent- 
wurf der Regierung hatte die zwangsweise 
Bildung soleher Körperschaften in Aussicht 
genommen und diesen die Befugnisse für die 
Übernahme bestehender Anlagen zugedacht. 
Als Entschädigung war auch in diesem Gesetz 
der Errichtungswert nebst allen Unkosten ab- 
züglich einer Wertverminderung vorgesehen. 
Obwohl eine solche Entschädigungsklausel be- 
reits im alten englischen Elektrizitätsgesetz 
aus dem Jahre 1888 enthalten war und somit 
.die Aufnahme dieser Bestimmung dem eng- 
lischen Unternehmer keine Überraschung bieten 
konnte, wurden die “Entschädigungsbestim- 
mungen im Parlament abgelehnt mit der Be- 
gründung, daß der private Unternehmer das 
Wagnis großer Kapitalinvestitionen zu einer 
Zeit übernommen habe, in der den öffentlichen 
Körperschaften der Mut hierzu gefehlt habe. 
Es würde allen parlamentarischen und natio- 
nalen Überlieferungen widersprechen, den Un- 
ternehmern, denen wohlerworbene Rechte zur 
Seite ständen, ihre Anlagen nun zu weniger 
günstigen Bedingungen zu nehmen. 

Unsere Regierungsbehörden und Parla- 
mentarier sind leider von einer derartig gerecht 
abwägenden Beurteilung der Sachlage weit ent- 
fernt gewesen ; sie waren im Gegenteil bemüht, 
dem Gesetz eine dem Privatunternehmer mög- 
lichst ungünstige Auslegung zu geben, und da- 
mit stimmt es denn überein, daß sie unter 
„angemessenen Abschreibungen“ Beträge ver- 
stehen wollen, die es völlig verbieten, fernerhin 
auch nur einen Pfennig in Elektrizitätsanlagen 
neu unterzubringen. Ist doch in weiten Kreisen 
die Befürchtung verbreitet, daß für die in den 
letzten Jahren erstellten Anlagen höhere Ab- 
schreibungssätze als sonst gebräuchlich als 
angemessen angenommen werden sollen, so daß 
gerade für die Anlageteile, die ein besonderes 
Wagnis in sich schließen, außerordentliche 
Verluste in Aussicht stehen. Nun haben zwar 
der Elektrobund und die Vereinigung der Elek- 
trizitätswerke ihren Mitgliedern mitgeteilt, daß 
das Reichsschatzministerium gerade in der 
Frage der Abschreibung für Neuanlagen Ent- 
gegenkommen zu zeigen und besondere Verein- 
barungen zu treffen bereit sei. Auf Grund 
dieses Rundschreibens hat ein Unternehmen 
dem Reichsschatzminister mitgeteilt, daß es 
mit der Durchführung einer wesentlichen Er- 
weiterung seines Kraftwerkes beschäftigt sei, 
und beantragt, daß für die Anlagekosten dieser _ 
Erweiterung im Falle der Übernahme durch das 
Reich Abschreibungen in Höhe der im Frieden 
gebräuchlichen Sätze, d.h.in Höhe von rd 3% 
als angemessen vereinbart werden sollen. Es 
fanden auch mehrere Besprechungen hierüber 
statt, in denen zunächst von den Dezernenten 
des Reichsschatzministeriums ‘der Vorschlag 
der Gesellschaft als unannehmbar bezeichnet 
wurde. Das Angebot der Gesellschaft, die Ab- 
schreibungen mit steigender Dividende zu er- 
höhen, wurde mit dem Verlangen beantwortet, 
diese Dividende in mäßiger Höhe zu begrenzen 
und allen darüber hinaus erzielten Überschuß 
als Abschreibung zu verwenden. Welche Ge- 
siehtspunkte bei der Bemessung der Abschrei- 
bungen maßgebend sein sollen, davon soll 
später die Rede sein ; einstweilen sei festgestellt, 
daß ein Vorschlag, wie er von dem Reichs- 
schatzministerium gemacht wird, für jegliches 
Unternehmen unanneh mbar ist; denn wenn den 
Geldgebern unter den heutigen Verhältnissen 
bei erhöhter Gefahr nur eine allzu bescheidene 
Gewinnmöglichkeit in Aussicht gestellt werden 
kann, so werden sie es vorziehen, ihre Mittel 
anderweitig unterzubringen, und die Elektrizi- 
tätsversorgungsindustrie beiseite liegen lassen. 
Diese Tatsache schien zwar dem Vertreter des 
Reichsschatzministeriums nicht einzuleuchten, 
denn er wies darauf-hin, daß noch kein anderes 
Unternehmen einen Antrag auf Begrenzung 
der Abschreibungen für Erweiterungsbauten 
göstellthabe. Er schloß daraus, daß sich andere 
Unternehmungen durch diese Bestimmungen- 
des Sozialisierungsgesetzes nicht von Erweite 
rungen abhalten lassen würden, oder, wenn dies 
der Fall sei, daran vielmehr die hohen Preise 
der Industrie schuld seien. Gewiß hat dieser 


926 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heit 47; 


Einwand einige Berechtigung; die hohen Preise 
zwingen uns, ganz besonders vorsichtig zu 
kalkulieren und nur das unumgänglich Not- 
wendige zu beschaffen, sie hindern uns aber 
nicht, Erweiterungen auszuführen, wenn eine 
entsprechende Abnahme zu ausreichenden Prei- 
sen gewährleistetist und wir in der Bemessung 
der Abschreibung lediglich. auf die Verhältnisse 
des Unternehmens und nicht auf die Über- 
Sozialisierungsge- 


nahmebestimmungen des 
setzes Rücksicht nehmen müssen. 


Nun sollte man meinen, daß im Gegensatz 
zu den privaten und kommunalen Unterneh - 
mungen, die mit Rücksicht auf die Sozialisie- 


rungsbestrebungen des Reiches wirtschaftlich 


vorteilhafte Erweiterungen zurückstellen, die 
mit der Ausführung des Sozialisierungsgesetzes 
betrauten Reıchsgesellschaften alles tun wür- 
den, um die Überlegenheit ihrer Gesch äftsfüh- 


rung zu erweisen und die Elektrizitätsversor- 
gung des Landes auf jede Weise zu fördern. 
Wie dies geschieht, hierfür möchte ich einige 
Beispiele anführen: 

Eine Elektrizitätsgesellschaft hatte s. Zt. 
als Besitzerin eines großen Kraftwerks über den 
Verkauf ihrer Anlagen mit einem der Länder 
verhandelt. Die Verhandlungen. waren dem 
Abschluß nahe, als im August 1919 ihre Füh- 
rung schon auf Grund des Entwurfes des 
Sozialisierungsgesetzes vom Staat auf das 
Reich überging. Sie sollten schleunig zum 
Abschluß gebracht werden, damit noch im 
Winter 1919/20 eine verstärkte Stromlieferung 
erfolgen konnte. Aus verschiedenen Ursachen, 
z. T. wohl aus Mangel an Sachkenntnis und aus 
Scheu vor Übernahme der Verantwortung, die 
die Reichsstellen zur Einholung umfangreicher 
Gutachten veranlaßten, kam der endgültige 
Verkaufsvertrag erst Ende des Jahres 1919 
zustande. Die von dem Vorbesitzer ausgearbei- 
teten Pläne zur Erweiterung der Anlagen wur- 
den, da das Reich eine andere als kostenlose 
Ubernahme ablehnte, nicht übernommen, und 
so kam es, daß die für die Erweiterung notwen- 
digen Maschinen erst Mitte dieses Jahres be- 
stellt wurden, nachdem inzwischen eine ge- 
waltige Preissteigerung eingetreten war. Wären 
die Anlagen in den Händen des Vorbesitzers 
geblieben, so hätte die vergrößerte Leistung zu 
wesentlich .billigeren Preisen ein Jahr früher 
zur Verfügung gestanden. Das Eingreifen des 
Reiches bedeutet somit einen doppelten Scha- 
den für die Volkswirtschaft. — Nur flüch tig 
möchte ich in diesem Zusammenhang auf die 
Stromversorgung der Stadt Berlin hinweisen, 
die über die Schwierigkeit der Verhandlungen 
mit dem Reich, über die Verzögerung der ver- 
einbarten Stromlieferung mancherlei Erfah- 
rungen aufzuweisen hat. — Auch die Erweite- 
rungspläne eines großen Überlandwerkes sind 
in empfindlicher Weise von den Reichsgesell- 
schaften auf Grund des Sozialisierungsgesetzes 
durchkreuzt worden, indem das Reıch dieses 
Unternehmen an der Beschaffung ausreichen- 
der Strommengen und an dem Ankauf eines 
Kraftwerkes verhinderte, um es auf diese Weise 
zu Zwingen, ihm eine für es und die an ihm 
beteiligten Kommunalverbände unannehmbare 
Beteiligung zu gewähren. Durch diese Durch- 
kreuzung bereits getroffener Vereinbarungen 
wurde dem Unternehmen nicht nur ein Millio- 
nenschaden verursacht, indem - bereits be- 
gonnene Fernleitungsbauten eingestellt werden 
mußten, sondern es wurden auch die Abnehmer 
durch den Entgang der ihnen in Aussicht ge- 
stellten Stromlieferung empfindlich geschädigt. 


So sieht die Unterstützung aus, die die 
Reichsstellen der Elektrizitätswirtschaft zuteil 
werden lassen, das sind die ‚„, Verbesserungen 
der Elektrizitätsversorgung“, die das Soziali- 
sierungsgesetz in Aussicht stellt! 

Ein solches Verhalten des Reiches er- 
mutigt wiederum andere öffentliche Körper- 
schaften zu ähnlichem Vorgehen, wofür fol- 
gende Fälle bezeichnende Beispiele bieten: 
Eine der öffentlichen Körperschaften, die durch 
das eben geschilderte Verhalten des Reiches in 
Mitleidenschaft gezogen ist, will schon seit 
einiger Zeitein angrenzendes privates Elektrizi- 
tätswerk erwerben. Die Eigentümerin, die von 
sich aus an einen Verkauf nieht dachte, nannte 
schließlich auf vielfaches Drängen einen Preis, 
der selbstverständlich den Erträgnissen des 
Werkes angepaßt war. Dieser Preis erschien 
dem Kaufliebhaber zu hoch, und da die Eigen- 
tümerin zu einem Nachlaß nicht bereit war, 
kündigte er, um einen unzulässigen Druck aus- 
zuübsn, als Verfügungsberechtigter über die 
Straßsn die Erlaubnis zu ihrer Benutzung bzw. 
verlangte hierfür eine Abgabe in Höhe von 10% 
der Bruttoeinnahme. Wäre der Verfügungs- 
berechtigte in der Lage, die Annahme einer 
solchen Bedingung zu erzwingen, so wäre dies 
nicht nureine ungerech tfertigte Schädigung des 
Unternehmers, sondern mehr noch seiner Ab- 
nehmer, dıe in letzter Linie eine solche Abgabe 
tragen müßten. 


‚sierungsgesetz ausübt. 


= 7 


Ein anderes Beispiel: Eines der Länder 
sucht schon seit längerer Zeit die Werke einer 
privaten Aktiengesellschaft anzukaufen. Da 
es den Erwerbspreis herabdrücken möchte, 
droht es dem der jetzigen Besitzerin nahe- 
stehenden Fabrikationsunternehmen mit Ent- 
ziehung von Aufträgen,wenn es nicht die Be- 
sitzerin zur Herabminderung ihrer Ansprüche 
veranlaßt. Ein solches Vorgehen kann auch 
für einen Staat recht bedenkliche Folgen haben ; 
welche Beurteilung es bei einem Einzelkauf- 
mann erfahren würde, erübrigt sich auszu-- 
führen. 

Ich willnunmehr auf einige besondere Auf- 
gaben der Elektrizitätsversorgungsunterneh - 
mungen eingehen und zeigen, welche Hem- 
mung und Lähmung auch hierbei das Soziali- 


Ein besonders wichtiges und vordringliches 
Problem ist die Erzielung einer möglichst 
weitgetriebenen Ökonomie unserer 
Feuerungsanlagen und die in allerjüngster 
Zeit besonders empfohlene Umstellung auf 
minderwertise Brennstoffe, namentlich 
auf Rohbraunkohle. Auf technische Einzel- 
heiten sowie auf die Gründe einzugehen, die in 
den meisten Fällen die Umstellung auf die aus- 
schließliche Verfeuerung von Rohbraunkohle 
verbieten, ist hier nicht der Ort. Sicher ist, daß 
mancherlei Einrichtungen getroffen werden 
können, um die bestehenden Feuerungsanlagen 
zu verbessern und wenigstens die teilweise Ver- 
feuerung von Braunkohle zu ermöglichen. 
Und. wie die Elektrizitätswerke während des 
Krieges bereitwillig, durchdrungen von der 
Wichtigkeit ihrer Aufgabe, schnell und sicher 
sich den gegebenen Erfordernissen angepaßt 
haben, so sind sie auch jetzt bereit, zur Linde- 
rung der Kohlennot Opfer auf sich zu nehmen. 
Aber — das muß ausgesprochen werden — 
diesem Opfer fehlt, soweit es nicht überhaupt 
durch die Übernahmebestimmungen des So- 
zialisierungsgesetzes wirtschaftlich unmöglieh 
gemacht wird, die vorbehaltlose Hingabe und 
damit der volle Erfolg. Denn wie sollten sich 
Hingabe und Begeisterung einstellen, wenn 
dem Unternehmer das Schicksal droht, daß 
ihm sein Werk, seines Geistes und seiner Hände 
Arbeit rücksichtslos fortgenommen wird! 


Diese lähmende Unsicherheit, die heute 
wie ein dauernder Druck auf den Unterneh- 
mungen lastet, ist auch der Erfüllung anderer 
Aufgaben nicht förderlich. Von großer Be- 
deutung ist die Verbesserung des Lei- 
stungsfaktors der Kraftwerke, eine Aufgabe, 
deren Lösung gerade heute bei der Überlastung 
aller Anlagen von besonderer Wichtigkeit ist. 
Dies haben auch die von der Reichsregierung 
mit der Regelung der Elektrizitätswirtschaft 
betrauten Stellen erkannt, und sie suchen dieses 
Ziel so zu erreichen, wie sie esin ihrer Beamten- 
eigenschaft gewöhnt sind, indem sie die Ein- 
haltung eines bestimmten Leistungsfaktors ein- 
fach dekretieren, bzw. die Nichteinhaltung 
unter Strafe stellen. Der Vertragsentwurf einer 
Reichsgesellschaft enthält hierüber folgende 
Bestimmung: ‚Der Leistungsfaktor muß den 
Betrag von 0,9 erreichen. Wird der Leistungs- 
faktor zu irgend einer beliebigen Zeit des Ab- 
rechnungsjahres einmal oder öfter für die Dauer 
von mindestens 15 Minuten an einem Tage 
nicht eingehalten, so erhöht sich die Grundge- 
bühr um 10% für jede angefangenen 0,05 eines 
schlechteren Leistungsfaktors, die zu irgend 
einer Zeit bei irgend einer Belastung festge- 
stellt werden. Sinkt der Leistungsfaktor unter 
0,8, so steht dem Kraftwerk außerdem die Ab- 
schaltung frei.“ Eine ähnliche Bestimmung 
findet sich auch in einem andern mit einer 
Reichsgesellschaft vereinbarten Vertrag. 
Jedem in der Praxis stehenden Fachmann ist 
es ohne weiteres geläufig, daß die Bedingungen 
unter den heutigen Umständen, von Einzel- 
fällen abgesehen, technisch und wirtschaftlich 
undurchführbar sind. Ihre Einhaltung würde 
die Aufstellung einer so verwickelten und kost- 
spieligen Apparatur und die Einrichtung einer 
so umfangreichen Kontrolle verlangen, daß die 
sich hieraus ergebende Verteuerung des Stromes 
den Vorteil des verbesserten Leistungsfaktors 
mehr als aufwiegen würde. Gewiß ist es mög- 
lich und muß von uns erstrebt werden, daß der 
Leistungsfaktor seinem größten Wert genähert 
wird. Das kann aber nur unter Berücksichti- 
gung vielseitiger Interessen des Werkes und der 
Abnehmer allmählich erfolgen und erfordert 
langwierige und hingebungsvolle Zusammen- 
arbeit der Unternehmer und der Verbraucher. 
Sie kann und wird nur geleistet werden, wenn 
eine ruhige und eine stete Entwicklung der 
Elektrizitätsanlagen gewährleistet ist, sie wird 
nicht geleistet werden, trotz aller Drekrete, 
solange drohende Enteignung die volle Auswir- 
kung vorwärtsstrebenden Unternehmergeistes 
verhindert. Sa 


‚Die bisher besprochenen Einzelaufgaben 
spielen eine besondere Rolle bei der Frage der 


-Erriehtung von Großkraftwerken und 

bestehender 
Zentralen, ein Problem, daß ja gerade durch 
das Sozialisierungsgesetz seiner Lösung näher- 
gebracht werden soll. Wenn man manche amt- 
liche Auslassung und mehr oder minder beein- 
flußte Außerungen der Presse liest, findet man 
es durchaus natürlich, daß der Laie den Ein- 
druck erhalten muß, alsobesein Leichtes wäre, 
von heute auf morgen eine große Talsperre oder 
ein Dampfkraftwerk in der Nähe einer Kohlen- 
g von mehreren 
100.000 kW zu errichten, dies Kraftwerk mit 


des Zusammenschlusses 


rube mit einer Leistung 


der näheren und weiteren Umgebung durch 


Leitungen zu verbinden und so die Versorgung 


mit billiger Energie im Handumdrehen sicher- 


zustellen. Vielleicht hätte der Sozialisierungs- 
gedanke hinsichtlich der Elektrisierungswirt- 
schaft nicht so tief Wurzel schlagen können, 
wenn früher der Laie häufiger und eindring- 
licher darüber aufgeklärt worden wäre, welch 
große Zahl technischer und wirtschaftlicher 
Schwierigkeiten jetzt und in absehbarer Zu- 
kunft zu überwinden sind, um dem unter nor- 


malen Verhältnissen erstrebenswerten und er- 


reichbaren Ziele eines möglichst weitgehenden 
Ausgleichs der Elektrizitätsversorgung und 


insbesondere der Zusammenfassung der Erzeu- 
gung näherzukommen. Ich sage ausdrücklich, 
unter normalen Verhältnissen wäre dieses 
Ziel erstrebenswert und erreichbar 
heute müssen wir es, nachdem sich 
schaftlichen und 
Grund aus veränderthaben, mit anderen Augen 
betrachten. Es sei nur daran erinnert, daß die 
Errichtungskosten in einem weit höheren Aus- 
maß gestiegen sind als die Strompreise, und 
daß die Stillegung der Betriebe durch Arbeiter- 
ausstände mit all ihren unabsehbaren wirt- 
schaftlichen und sozialen Folgen um so ge- 
fährlicher wird, je größer die Betriebe und je 
mehr sie in der Hand des Reiches vereinigt 
werden. Daß auch in dieser Hinsicht der Ge- 


25. November 1920. 


ewesen, 
ie wirt- 
sozialen Verhältnisse von 


schäftsführung des Reiches und seiner Betriebs- 
gesellschaften das größte Mißtrauen entgegen- 


zubringen ist, wird in einem 
wie folgt ausgeführt: - 
„Keine 


Bericht zutreffend 


Stromlieferung des gesamten B.; 


in Frage kommenden Gebietes ist so un- 
sicher, keine so oft und nachhaltig durch‘ 


Streiks unterbrochen worden, wie diejenige 
aus dem Kraftwerk Zschornewitz. Das ist 
kein Zufall; denn einerseits kann es keinem 


Zweifel unterliegen, daß das Reich als Unter- 


nehmer bei allen Lohnverhandlungen gegen- 
über den Arbeitnehmern.eine ungleich sch wie- 
rigere Stellung einnimmt wie jeder andere 
Unternehmer, da es in hohem Grade auf 
politische Dinge Rücksichten zu nehmen hat; 
anderseits hat es offenbar die Leitung der 
betreffenden Reichswerke in einem Ausmaße 


an Geschick bei der Behandlung dieser Fra- 


gen fehlen lassen, wie esein privates oder 


gemischtwirtschaftliches Unternehmen aus 


eigenstem Interesse nicht auf die Dauer er- 
tragen würde.‘ > s 
Bisher war nur von Problemen der Er- 
zeugung die Rede; nicht minder schwerwiegend 
sind die Aufgaben, die uns bei der Verteilung, 
und hier namentlich auf wirtschaftlichem Ge- 


biet, entgegentreten. Hier ist es vor allem das 


weite Gebiet der Verkaufspreise, das einer 
allmählichen Neuregelung bedarf, nachdem 
sich das Verhältnis zwischen Nachfrage und An- 
ebot ne verschoben hat, Während 
rüher ‚das Angebot größer als die Nachfrage 


war, nicht etwa infolge von Überproduktion, 
sondern lediglich infolge einer langsameren 


Entwicklung der Nachfrage, ist heute umge- 
kehrt der Bedarf größer als die Erzeugung, 
u. zw. nicht selten, weil die Vergrößerung der 
Erzeugung durch das Sozialisierungsgesetz ge- 
hemmt wird. Es tritt noch ein weiterer wesent- 
licher Umstand hinzu. 
Wertschätzung und Leistungsfähigkeit der Ab- 


nehmer die Selbstkosten der Elektrizitätswerke 


vielfach um ein Beträchtliches überragten, so 
daß es möglich und notwendig war, durch eine 
Fülle von Tarifen den verschiedensten Ab- 


nahmeverhältnissen gerecht zu werden, haben 


sich heute unsere Selbstkosten dermaßen er- 


höht, und ist auf der anderen Seite die Lei- 


stungsfähigkeit vieler, namentlich der kleinen 
Lieht- und Kraftabnehmer, so gesunken, daß 


wir mit unseren Selbstkosten fast überall an 


der Grenze der Leistungsfähigkeit und Wert- 
schätzung der Abnehmer angelangt sind, ja 


sie z. T. schon überschritten haben. Dies zeigt 
sich namentlich an dem Sinken der Abgabe von 


Beleuchtungsstrom trotz außerordentlichen An- 
steigens des Anschlußwertes. 
erfordert eine neue Anpassung 
kaufspreise an die Verbrauchsverhältnisse, 
namentlich in der Richtun 

lichung und Vereinfachung der 
mit eine Vereinfachun 
Hierbei erfordern die kleinsten Abnehmer — 
und bei der Fortdauer der heutigen Verhält- 


Während früher die 


Diese Sachlage _ 
der Ver- 


der Vereinheit- 
Tarife und da- 
der Geschäftsführung. _ 


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- Bemessung der Abschreibung von völlig ein- 


"< 


25. November 1920. 


nisse wird sich deren Zahl infolge von Ver- 
brauchseinschränkungen bedeutend vermehren 
— eine besonders eingehende Beachtung. Ist 
es doch heute schon soweit gekommen, daß 
namentlich bei neuangeschlossenen Kleinab- 
nehmern die Unkosten die von ihnen erzielten 
Gesamteinnahmen übersteigen. Alle diese Ver- 
hältnisse drängen immer mehr auf die Einfüh- 
rung eines Einheitstarifs in Form einer nach 
den wirtschaftlichen Verhältnissen des Ab- 
nehmers abgestuften Grundgebühr mit einem 
festen Arbeitspreis für die Kilowattstunde und 
einem veränderlichen Teuerungszuschlag; auch 
bei diesem letzteren ist es fraglich, ob der bis- 
her als unabhängige Veränderliche gebräuch- 
liche Kohlenpreis wird beibehalten werden 
können. So einfach diese Erkenntnisse in der 
Theorie sind, so schwierig ist es, sie in die 
Praxis umzusetzen; es muß aber geschehen, 
wenn zwischen Abnehmern und Erzeugern das 
für beider Gedeihen so notwendige harmoni- 
sche Verhältnis beibehalten werden soll. Hierzu 
ist nicht nur erforderlich, daß den Unterneh- 
mungen der bestimmende Einfluß auf die Er- 
zeugung erhalten bleibt, sondern es ist auch 
eine gewaltige und langwierige Arbeit zu lei- 
sten, es ist ein verständnisvolles Eingehen auf 
die wirtschaftlichen Verhältnisse der verschie- 
denen Abnehmerkreise nötig. Wie aber sollte 
all dies von den Unternehmern geleistet wer- 
den, wenn sie die Ausweisung aus ihrem bis- 
herigen Arbeitsgebiet zu gewärtigen haben ? 

Die Frage der Strompreisgestaltung ist 
aufs engste verknüpft mit einem anderen Pro- 
blem, von dessen richtiger Lösung nicht nur 
die Preispolitik, sondern geradezu der wirt- 
schaftliche Bestand der Elektrizitätsunterneh- 
mungen und ihre künftige Finanzierung ab- 
hängt, das ist das Problem der Abschrei- 
bungen. In die an sich schon schwierige und 


verw ckelte Frage hat nun das Sozialisierungs- 


gesetz eine neue Verwirrung hineingetragen, 
indem es die Unternehmungen zwingt, bei der 


ander entgegenstehenden Gesichtspunkten aus- 
zugehen; denn die Bestimmungen des Soziali- 
sierungsgesetzes stellen an den Unternehmer 
als ordentlichen Kaufmann hinsichtlich der 
Abschreibungen ganz andere Anforderungen 
als die sonst'gen heutigen Geschäftsvorgänge. 
Zunächst ist festzustellen, was unter dem Be- 
griff „Angemessene Abschreibungen‘ im So- 
zialisierungsgesetz verstanden werden muß. 
Während sonst nach kaufmännischen Ge- 
pflogenheiten die Abschreibungen zum Zweck 
der Vermögenserhaltung vorgenommen werden, 
handeltes sich hier lediglich um Abzüge zur Be- 
rechnungeines Übernahmewertes. Den Abschrei- 
bungen im Sinne des Gesetzes oder gar anderen 
Rücklagen können diese Abzüge nicht gleich - 
geachtet. werden. 


“ solehe Abzüge zu bezeichnen sein, wenn bei 


jeweiligen Preiskonjunktur. 


Aufsammlung gleich großer Jahresbeträge 


"nach völliger Abnutzung der ursprüngliche 


Anschaffungspreis, vermindert um den Alt- 
materialwert, vorhanden wäre; demgemäß 
kann die hier in Betracht kommende Abschrei- 
bung einzig und allein von der gesamten 
Lebensdauer der abzuschreibenden Vermögens- 
werte abhängig gemacht werden, muß aber 


- völlig unbeeinflußt bleiben von allen anderen 


Gesichtspunkten, insbesondere auch von der 
\ Demnach dürfen 
alle darüber hinausgehenden Abschreibungen, 
z. B. Rückstellungen für Erneuerungen oder 
für Konjunkturrückgänge, unter keinen Um- 
ständen bei der Festsetzung der Entschädi- 
gungen nach dem Sozialisierungsgesetz be- 
rücksichtigt werden. Eine solche Feststellung 
muß aber endlich einmäalunzweideutig getroffen 
und von dem Reichsschatzministerium bestä- 
tigt werden, weil sonst eine klare Bilanzierung 


und eine geordnete Finanzpolitik bei Elektrizi- 


tätsunternehmungen nicht möglich ist; denn 


die Werke müssen selbstverständlich, wenn sie 
die Sorgfalt des ordentlichen Kaufmanns an- 
wenden wollen, sowohl für die Erneuerung der 
alten Anlageteile als auch für die-mögliche Ent- 
wertung der in neuerer Zeit erstellten Anlagen 
wesentlich höhere Rückstellungen vorsehen, als 
die dem Ausgleich der Abnutzung entsprechen- 
den gesetzlichen und angemessenen Abschrei- 
bungen betragen. Solange diese klare Unter- 
scheidung nicht unzweideutig anerkannt ist, 
sind die Verwaltungen der Unternehmungen ge- 
zwungen, entweder die Abschreibungen zu 
gering zu bemessen, um im Hinblick auf die 
Entschädigungsbsstimmungen des Sozialisie- 
rungsgesetzes unerträgliche Verluste zu ver- 
meiden, oder aber zu gekünstelten und unüber- 
sichtliehen Bilanzierungsmethoden ihre Zu- 
flueht zu nehmen. Ich glaube, wir dürfen uns 
nieht scheuen, dies einmal offen auszusprechen, 
um zu zeigen, wie auch auf diesem Gebiete das 
Sozialisierungsgesetz statt Klarheit und Ord- 
nung Verwirrung und Unsieberheit bringt, 
und wie es die solide kaufmännische Gebarung 
der Elektrizitätsunternehmungen gefährdet. 


. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Als ‚angemessen‘ werden 


1920. 


Ich fasse zusammen: Die Lösung der 
een wesentlichsten Aufga- 
en der Elektrizitätsunternehmungen: 
Erweiterung und Erneuerung der An- 
lagen, Ausgestaltung der Feuerungs- 
einrichtungen, Verbesserung des Lei- 
stungsfaktors, Planung von Großkraft- 
werken und Verbindungen der be- 
stehenden Werke, Anpassung der Ver- 
kaufspreise an die veränderten wirt- 
schaftlichen Verhältnisse, Regelung 
der Abschreibungspolitik — die Lö- 
sung aller dieser Aufgaben ist durch 
das Sozialisierungsgesetz behindert 
und gefährdet. Weit entfernt, der Elektrizi- 
tätswirtschaft eine Förderung angedeihen zu 
lassen, hat ihr das Gesetz die schwersten 
Schädigungen zugefügt. Diese Feststellung be- 
deutet für uns nichts Neues, sie wurde von allen 
Sachverständigen, auch von manchen Parla- 
mentariern, vorausgesehen, die nicht von 


“ Schlagwörtern und Dogmen geblendet waren 


und das Gedeihen der Wirtschaft über augen- 
blickliche politische Erfolge stellten. Beruht 
doch das Gesetz auf einem ungeheuren Irrtum, 
nämlich auf der Annahme, daß die Elektrizi- 
tätswirtschaft zur Sozialisierung reif sei. 
Lassen wir einmal alle politischen und sozialen 
Gesichtspunkte beiseite und berücksichtigen 
nur die rein wirtschaftliche und technische 
Seite des Problems, so muß doch als unerläß- 


‚liches Erfordernis für eine Sozialisierung eine 


gewisse Stabilität der Erzeugung und des Ver- 
brauchs bezeichnet werden. Daß ein solcher 
Zustand in der Rlektrizitätswirtschaft auch 
noch nicht im entferntesten eingetreten ist, 
glaube ich durch meine heutigen Ausführun- 
gen erneut nachgewiesen zu haben. Mehr denn 
je befindet sich die Elektrizitätswirtschaft in 
der Entwieklung und Umgestaltung, mehr 
denn je ist schmiegsame Anpassung an die 
dauernd sich ändernden Wirtschaftsverhält- 
nisse erforderlich. Die Lösung eines solchen 
Problems ist schon in der individualistischen 
Wirtschaftsordnung nur unter Einsetzung aller 
verfügbaren Kräfte, unter Ausnutzung aller 
Wirtschaftstriebe möglich, in einer sozialisier- 
ten Wirtschaft müssen die auf seine Lösung 
gerichteten Versuche zum vollkommenen Schei- 
tern verurteilt sein. 

Was sollen wir angesichts der gegebenen 
Verhältnisse tun ? Ist es gerechtfertigt, wozu 
manche schon entschlossen zu sein scheinen, 
den Dingen ihren Lauf zu lassen und sich re- 
signiert darauf zu beschränken, eine möglichst 
hohe Entschädigung bei der Übernahme durch 
das Reich zu erzielen ? Ich glaube, einem sol- 
chen Pessimismus sollten wir mit aller Ent- 
schiedenheit entgegentreten, nicht nur, weil 
wir uns damit selber schädigen, sondern weil 
wir auch der Allgemeinheit damit einen sehr 
schlechten Dienst erweisen. Wir müssen viel- 
mehr im Interesse unserer Unternehmungen, 
denen wir unsere Lebensarbeit gewidmethaben, 
im Interesse der gesamten Volkswirtschaft, der 
wir doch alle dienen wollen, alles daransetzen, 
um die Gesetzgebung so zu beeinflussen, daß 
neben den Unternehmungen der öffentlichen 
Hand auch der Privatunternehmer sich nicht 
in vermindertem, sondern in erhöhtem Maße 
an der Ausgestaltung und Vervollkommnung 
der Elektrizitätswirtschaft betätigen kann, und 
daß vor allen Dingen das Reich bei allen die 
Elektrizitätswirtschaft. betreffenden Maßnah- 
men, insbesondere bei der nach $ 1 des Soziali- 
sierungsgesetzes noch bevorstehenden weiteren 
Regelung mehr als bisher sich sachverständiger 
‚Prüfung und Führung bedient. Dafür scheint 
sich eine gewisse Hoffnung zu eröffnen, indem 
das. Reichssch atzministerium endlich mit seiner 
früheren Gewohnheit gebrochen hat, alle sach- 
verständigen Kreise und Personen grundsätz- 
lich sowohl von seinen wirtschaftlichen Maß- 
nahmen wie von der Vorarbeit für die gesetz- 
geberischen Akte auszuschalten. Ich brauche 
nur an die völlige Beiseiteschiebung nicht- 
beamteter Sachverständ’ger bei der Vor- 
bereitung und Verabschiedung des Gesetzes zu 
erinnern. Nach dem Inkrafttreten des Gesetzes 
hat die frühere Leitung des Reichssch atz- 
ministeriums selbst die Einberufung des im 
Gesetz vorgesehenen, über alle Maßnahmen 
der Reichselektrizitätswirtschaft vorher zu 
hörenden Beirates unterlassen. Endlich hat 
der Reichssch atzminister mit dieser Gepflogen- 
heit gebrochen und will hoffentlich durch die 
kürzlich erfolgte Einberufung des Beirates be- 
kunden, daß er seine weiteren Maßnahmen und 
Vorlagen unter sachkundiger Mitarbeit ge- 
stalten will. Damit bietet sich nicht allein den 
Beiratsmitgliedern, sondern auch allen an einer 
gedeihlichen Lösung der EBlektrizitätsfragen 
beteiligten Kreisen eine bisher Nicht vor- 
handene Möglichkeit, durch Mitteilung ihrer 
Erfahrungen und der von ihnen für notwendig 
erkannten Erfordernisse an den Beirat zu 


- einem für die Allgemeinheit nützlichen Ergebnis 


seiner Arbeiten beizutragen. Es ist wünschens- 


Heft 47. 


927 


wert, daß von dieser Möglichkeit weitgehender 
Gebrauch gemacht wird. Da aber die Ver- 


-handlungen des Beirates nicht öffentlich sind, 


ist zu fordern, daß auch die nieht unmittelbar 
im Beirat mitarbeitenden Sach- und Wirt- 
schaftskundigen rechtzeitig wenigstens über 
die weiteren gesetzgeberischen Absichten unter- 
riehtet werden und Gelegenheit zur Kritik und 
zu sachdienlichen Vorschlägen erhalten. Wir 
wollen wünschen, daß die Reichsregierung auch 
in dieser Hinsicht mehr Verständnis und Ent- 
gegenkommen zeigt, was einer emstlich dem 
Gesamtwohl dienenden Arbeit nur förderlich 
sein kann. Darüber hinaus ist es aber auch 
unbedingt erforderlich, daß wir uns mehr als 
bisher unmittelbar an die Öffentlichkeit wen- 
den und vor allen Dingen auch versuchen, Auf- 
klärung in die Arbeitermassen zu bringen. 
Vergebene Arbeit wäre es, nur die Führer zu 
überzeugen; nicht wenige dieser sind schon 
überzeugt und würden dem gern Ausdruck 
geben, aber sie wagen es nicht, solange sie in 
den hinter ihnen stehenden Massen keine Re- 
sonanz zu finden glauben. Schon haben auch 
manche Stadtverwaltungen eingesehen, daß 
die Sozialisierung sie zu ihrem völligen finan- 
ziellen Ruin führt, undstrecken heimlich hilfe- 
suchend ihre Arme nach dem Privatunterneh- 
mer aus. Suchen wir solche Bestrebungen zu 
unterstützen, suchen wir dem wankend ge- 
wordenen Arbeiterführer auf dem Wege über 
unsere Betriebsräte Unterstützung und Sicher- 
heit zu bringen. Geben wir uns vor allen Din- 
gen selbst nicht auf — vielleicht siegt dann 
doch noch wirtschaftliche Einsicht über ver- 
derblicheSchlagworteund irregeführte Wünsche. 

Die Schlußfolgerung meiner Ausführungen 
mögen in folgenden Leitsätzen niedergelegt 
werden: 

Leitsätze: 


1. Die Elektrizitätswirtsch aft befindet sich 
noch mehr als früher in einem Zustand fort- 
währender Entwicklung und Umgestaltung 
technischer und wirtschaftlicher Art; . eine 
Sozialisierung auf Grund des Gesetzes oder in 
anderer. bureaukratischer Form wird sie zum 
unersetzlichen Schaden unserer Volkswirt- 
schaft verhindern, die Verbreitung von elek- 
trischer Arbeit zu Licht-, Kraft- und Wärme- 
zweeken weiter zu fördern. : 

2. Das Gesetz, betreffend die Sozialisie- 
rung der Elektrizitätswirtschaft, hat allein 
durch sein Bestehen eine lähmende und schä- 
digende Wirkung auf die Elektrizitätswirt- 
schaft Deutschlands ausgeübt, indem es die 
Erweiterung und Erneuerung der Werkanlagen 
und die Durchführung anderer wichtiger Auf- 
gaben verhindert. 


3. Es ist anzustreben, auf dem Wege der 
Gesetzgebung die schwersten Schädigungen 
zu beseitigen; inzwischen sind vom Reichs- 
schatzministerium bindende Erklärungen da- 
hingehend zu verlangen, daß unter „ange- 
messenen Abschreibungen“ lediglich Abzüge 
verstanden werden, wie sie zum Ausgleich 
der Abnutzung vor dem Kriege bei den Elek- 
trizitätswerken als handelsüblich im Gebrauch 
waren. 

4. Den in $ 1 des Gesetzes vorgesehenen 
Bezirksgesellschaften ist eine möglichst freie 
Gestaltung auf privatrechtlicher Grundlage zu 
geben, ihnen sind die Rechte des Reiches unter 
Abänderung der Ubernahmebedingungen von 
Kraftwerken und Hauptübertragungsleitungen 
zu übertragen. Den Privatunternehmern ist 
völlig gleich berechtigte Beteiligung unter Wah- 
rung ihrer wohlerworbenen Rechte zu gewähr- 
leisten. Die Verteilung ist den bisherigen Trä- 
gern der Elektrizitätswirtschaft unbedingt 
sicherzustellen und ihnen ausschlaggebender 
Einfluß bei der Erzeugung einzuräumen. 


Großkraftübertragung.!) 
Von R Tröger, Zehlendorf bei Berlin. 


(Schluß von $. 908) 
Installierte Leistung. 


Einer näheren Erklärung bedarf noch der 
Begriff „installierte Leistung einer Leitung‘, 
für den bisher u. W. keine Norm aufgestellt ist, 
obwohlessich dabei um eine Fundamentalgröße 
für die Wirtschaftlichkeitsrechnung von Lei- 
tungen handelt. Zweckmäßig wird die instal- 
lierte Leistung einer (Einfach-) Leitung de- 
finiert als die höchste Leistung, welche die 
Leitung bei gegebener Anfangsspannung Ka 
(Spannung gegen den neutralen Punkt) unter 


1) Vortrag. gehalten auf der 26. Jahresversammlung 
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker zu Hannover, 
am 25. IX. 1920. Sonderdrucke dieses Vortrages sind durch 
den Verlag von ‚Julius Springer, Berlin W., zu beziehen. 


D) 


Elektrotechnische. Zeitschrift. 


1920. 


den günstigsten Bedingungen also bei c08s Ya =1 
abzugeben vermag. = 
Durch Differenzieren der Bedingungsglei- 
chung: 
Le zEa.J— J?.w,;l 


nach J erhält man die installierte Leistung: 


ae ? 
Lei 4 w.l > 
1 Ea? : 

= ( 
Lai 2 w.L ” 
= (7 


Die Ladeströme und Ableitungsverluste, welche 
bei den hohen Belastungen und den Leitungs- 
längen, um die es sich in diesen Fällen handelt, 
die Ergebnisse nur unerheblich beeinflussen, 
sind hierbei vernachlässigt. 

G1. (5) und (6) ergeben bei kurzen Längen 
unendliche Leistungswerte, sie gelten daher 
nur herunter bis zu Längenwerten, bei denen 
die zulässige Höchststromstärke (Ji) des Lei- 
ters nicht überschritten wird, d. h. für Längen 
größer als: 


E 
er rkmk 
‚wos. Ji 


l5> 5) (8 
Hierbei ist als Leitungswiderstand der für die 
zugelassene Höchsttemperatur gültige Wert 
einzusetzen. Entsprechend einer Erwärmung 
durch die Belastung um 50°C wird die Höchst- 
temperatur zu 90°C angenommen. sr 

Die stündliche Wärmeübergangszahl zwi- 
schen Metall und Luft beträgt unter ungünstig- 
sten Verhältnissen (Windstille, geschlossene 
Täler usw.) etwa 12 W je m? Oberfläche und je 
1°C Temperaturunterschied, wonach sich un- 
ter Berücksichtigung der Widerstandsände- 
rung der Metalle im Verhältnis der absoluten 
Temperatur bei tmax = 90°C die zulässige 
Höchststromstärke für Seile wie folgt be- 
rechnet: 


«(9 
. (10 


Ji = 10,7.g°ı Amp 
I; Br g’ls » 


Kupfer: 
Alummium: 


wenn q den Querschnitt des Seiles in mm? be- 
deutet. Der äußere Durchmesser des Seiles ist 


dabei wie üblich mit 1,3.Vgq eingesetzt. Abb. 5 


Stromstärke absolut in Amp (d} | 
=—— Siromdichre Specijisch in Amafmm'fi) 


G 
-=—- 


EST 


N’ 


= 

se 
== 

2 

EAEN ! 


IN ° 
a we | x a 
x) \ \ 
R | 
al 
Se | 
Q 
ss 
SR 
TS 
N! 3 
A ee an 
il 
IH 


m — — 
ME HM HE UM U 0 MO 0 120 O0 10 150 160 120 180 190 208 
> Leiterguerschniff in mm? 


Abb. 5. Zulässige Strombelastung von frei gespannten 
Leitern bei 50°C Temperaturanstieg und 90°C Höchst- 
temperatur. 


zeigt die nach diesen Gleichungen berechneten 
Werte. 

Die installierte Leistung einer Leitung von 
der Phasenspannung Ea in Volt der Länge lin 
km und dem Querschnitt q in mm? ist dem- 
nach durch folgende Gleichungen bestimmt: 


und kapazitiven Leitungsverlusten “mit der 
Blindleistungsabgabe am Ende der Leitung 
übereinstimmen. Ein derartiges Diagramm ist 


in Abb. 6 dargestellt für eine Drehstromleitung 


FE z00 * 
’e 
1 
nn 
r| 
{\ 

ZT REN: 1600 
fe ji 
I 
FE 
/ 

I, 

r/ N 
TEE r EN RENT: a 
l A = 


x.1000 KVA (+) Blindverlust (V). und (-) Biindieistung am Endet?) » 


20 30 4 0 60 70 
— x 1000 KW-Wirk-Höchstleistung_ am Ende (1£‘) 
E7 0 70 90 30 100 
N = 501 H — > YH Wirkungsgrad —— 
Lar2l$=2V" Lö} = 73640 KW 
uf, Es konstant Jmax=107:9* =387 Amp. = 
SI TON 30 De 
Abb. 6. Diagramm der installierten Leistung 
einer 100kV Drehstrom-Freileitung von 120 mm? Kupfer. 


von 3 x 120 mm? Kupfer und 110kV verket- 
tete Anfangsspannung, allerdings unter Ver- 
nachlässigung der kapazitiven Blindverluste. 
Die Grenze für den Geltungsbereich der beiden 
Gleichungen 11 wird gekennzeichnet durch die 
I CD des charakteristischen Dreiecks 

Die Werte dieses Diagramms sind zusam- 
men mit den in gleieher Weise ermittelten Wer- 
ten für 160 kV und 220 kV Anfangsspannung 
auf Abb. 7 in Abhängigkeit von der Länge auf- 
getragen. Dieses Bild bietet gleichzeitig eine 
gute Übersicht über die äußerste Reichweite 
und Leistung einer Leitung bei verschiedenen 
Spannungen; wird als niedrigster Wirkungs- 
grad bei höchster Ausnutzung und Spitzenlast 
ein Wert von n, = 0,70 zugelassen, so ergeben 


sich angenähert folgende Werte: 


Heit 47. 


6. November 


2 


300, - I - 
a en KW Leistungsabgabe 5 \ ! 
—-— Yılt Sponnung am Ende ih Fr 
ui ——— vH Wirkungsgrod Hr =] 
r 


270\ „Bindleistung, ,, i 
’ 2 9% Wirkleistung F 1 
Aue} ii Bye rasen 
Ur } | 


760 


19% Voreilung 
—— 1 MOKW und Volt ” 
SIE TLTILSEIIITIRT 
I 
8 
= Voreilung 


S® 
—— (05 


y w 
—— ,H 


% 


= 
00 


ir Fa ] 
200 #00 900 1000. 


Abb.7. Einfluß der Länge auf die installierte Leistung einer 


Drehstrom-Freileitung für die Anfangsspannungen 110, 
160 und 220 kV. 
Leiter: 120 mm? Kupfer. 


dem Bereich des Leistungsfaktors zwischen 


-+ 0,9 und — 0,9, also bei einer Änderung der 


"Blindleistung von + 50% auf — 50% der je- 
weiligen Wirkleistung. Die Abszissenwertetgg@ 


>t005.% 

“0250808509 096 10 995 0908508.02507.06506 055 05 : 045 
fi 150 T II De = a m m = aD Posi nern 2 
a HW. Leistungsabgabe 

——— Amp. Siromaufnahme 


vH. Wirkungsgrad 
°C Temperatur-Anstieg 


'-Drehstrom | 


==... 


er x 10 Amp 
——x71000 KW. 


—— _[ 
—- ,H 


72 0 0206 06.08 10 12 14 16 18 
———:ig% RE 


ON = 
=... 410 08.06 04 20 


Abb.8. Verhalten einer 100 km langen Drehstrom-Freileitung 
bei 5%, Spannungsabfall in Abhängigkeit vom Blind-Wirk- 
. leistungsfaktor tg 9, (bzw. Leistungsfaktor cos p,). 


Endspannung: 100 kV. Leiter: 120 mm? Kupfer. 


Zahlentafel4 Reichweite und Installierte Leistung einer Drehstromübertragung 
in Abhängigkeit von der Spannung bein, =0,7. ; = 
Leiter: 3><120 mm? Kupfer. Periodenzahl 50. 


or 


Anfangsspannung . 

Reichweite . ER ER EEE 
Installierte Anfangsleistung . 
Installierte. Endleistung -. . . . .=. 
Leistungsfaktor am Ende (voreilend): 


Ohne Berücksichtigung der kapazitiven Blindver- 


luster.r 


Mit Berücksichtigung der. kapazitiven Blindver- 


luste . 


Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die ! 


hohen Werte der Zahlentafel 4 für Ausnutzung 
und Reichweite nur mit voreilendem Leistungs- 
faktor am Ende zu erzielen sind; die erforder- 
liche voreilende Blindleistung beträgt etwa 
86% der Wirkleistung für 110 kV, 75% für 
160 kV und 60% für 220 kV. 


a). für Kupfer. 


Geltungsbereich: 1<2,18.10-3, Ea.gUi 


Installierte Leistung: 


Geltungsbereich: 1<1,62.10-3, Ea .Q', 


Installierte Leistung: 


Lei = 10,7. Ea gs — 2450 . 1. We 


15 2,18.10-3. Ba. qUh, 


Lei=11,17.10-8, 294.4 


l 


T Watt (il 
b) für Aluminium. 
131,62.10-3. Ba. qUs, 
ga | Lei=6,5.10-3; E% . I Watt. (12 


Die für die installierte Leistung geltenden | 
Beziehungen zwischen Zustand am Anfang und 
Ende der Leitung sowie ihre Abhängigkeit von 
der Länge lassen sich durch ein besonders ein- 
faches Vektorendiagramm darstellen, da bei 
608 ai = 1 für alle Längen die Blindverluste 
der Leitung, d.h. die Differenz aus induktiven 


Lei =8,0.Ea: PA 2450. L. 


Abb. 8 und 9 zeigen das Verhalten einer 
100 km langen Drehstromleitung für 100 kV 
bei unveränderlichem Spannungsgefälle, u. zw. 
bei 5 und 10% Gesamtgefälle. Hierbei sind 


‚Ladeströme und Ableitungsverluste berücksich- 


tigt. Wir erkennen hieran den außerordent- 
lichen Einfluß der Blindleistung besonders in 


110 kV 160 kV 220 kV 
270 km 400 km 560 km 
73 600 kW 107100 kW | 147300 kW- 
51 500, f,, 75000 „ 105 100 „ 
0,72 0,71 0,70 
0,76 0,80 0,86 
- ——tos$. 
nn ueg = "wunder 
—— HM, Leistungsabgabe 
m Amp) Sfromaufnahme. 
—— vA. Wirkungsgrad 


= °C Temperafuransfieg 


—— x Amp. 
—- x KW 


— en 
——yH 


gen nn m nn De 1= m ser men fe Be", 
-/ 08 06 04 02 0 0204 05 08 10 12 Ik 16 48 20 K 


Abb.9. Verhalten einer 100 km Jangen Drehstrom-Freileitung 


bei 10%, Spannungsabfall in Abhängigkeit vom Blind-Wirk- = % 


leistungsfaktor tg 9, (bzw. Leistungafaktor cos p,). 
Endspannung: 100 kV Leiter; 120 mm? Kupfer. 


1020. 


a 
Rt 30 
N 


ee 


pi 


Ren, 


5 
2 


a 


| 
| N 


2] 


7 


—— x1000 KW 


drei Momentangrößen: 


bezeichnen unmittelbar das Verhältnis der 
Blindleistung zur Wirkleistung. Die Leistungs- 
abgabe schwankt in diesem Bereich 
für 5% Spannungsgefälle - 
zwischen 13 500 und 89 000 kW, 
‚‚ 10% Spannungsgefälle ’ 
zwischen 29 000 und 117 000 ‚, 
Die höchste Leistungsabgabe ist mit Rück- 
sicht auf die Erwärmung der Leitungen (50°C), 
wie aus der eingetragenen Erwärmungskurve 
ersichtlich, in beiden Fällen auf 66 000 kW 
beschränkt. Zum Vergleich sind die Werte für 
Wirkungsgrad, Leistungsabgabe und: ‚Strom 
eingetragen, die sich unter den gleichen Ver- 
hältnissen bei Gleichstrom ergeben würden. 
Während bei 10% Spannungsabtall Gleich-und 
Wechselstrom etwa auf die gleiche Belastung 
kommen, ist bei 5% Spannungsabfall Wechsel- 
strom erheblich überlegen. Gleichstrom ge- 
stattet in diesem Falle eine Ausnutzung der 
Leitung bis zu 33 000 kW gegenüber 66 000 kW, 
also nur bis zu dem halbsn Betrag wie bei 
Wechselstrom. Dieses Ergebnis widerspricht 
somit der 
als ob dsm Hochspannungs-Gleichstrom die 
Zukunft für lange Kraftübertragungen gebührt. 


FR 095 ERIPTTER BERN 085 18 05 0706506 
R\ Er — 
; NL 19 B? 6 
y UNE en Sr 

N 

\ 
N 


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03 04 05.06.07 08.09 KOM 1213 18 15 


ee — mm > T 
05 04 03.02 01. 0.01 02 
es sng 


_ Abb. 10. Leistungsabgabe einer 100 km langen Drehstrom- 


Freileitung beiSpannungsgefällen von 0 bis 10°, in Abhän- 
gigkeit vom Blind-Wirkleistungsfaktor tg 9,(bzw. Leistungs- 
faktor cos p,): “ 


Endspannung: 100 kV. Leiter: 120 mm? Kupfer. 


Auf Abb. 10 sind die Leistungskurven für 


Spannungsgefälle zwischen 0 und 10% in Ab- 
stufungen von je 1% zusammengestellt. Hier- 
nach ist es möglich, für jeden Zustand von den 
Wirkleistungsabgabe, 
Blindleistungsabgabe und Spannungsgefälle je 
einen Wert unmittelbar abzugreifen, sofern 


- “die anderen beiden Werte gegeben sind oder 
- auf andere Beträge umgestellt werden sollen. 


Beispielsweise sei die Aufgabe gestellt, an einem 
Punkt der Leitung, wo 29.000 kW bei cos ge = 


0,9 (tg Ye = 0,48) entnommen werden, die 


Spannung ohne Änderung der Anfangsspan- 


I I77=09 


a 
sm er 


Abh. 11. Rangierte Jahresbelastungskurven 
fiir Belastungsgrade m= 0,3 bis m= 1,0. 


Elektrotechnische  Zeitächrift, 


wiederholt geäußerten Ansicht, 


nung um 5% zu erhöhen. Aus Abb. 11 geht 
hervor, daß die Spannung bis zu diesem Punkt 
um 10% abfällt, demnaen auf 5% einzustellen 
ist. Dem Schnitt der Leistung von 29 000 kW 
mit der 5% Leistungskurve entspricht ein 
Cc08 Pe = 0,999 (tg Pe = 0,04); um die verlangte 
Spannungserhöhung zu erreichen, ist demnach 
die Blindleistungsentnahme von 48% auf 4%, 
also insgesamt um 0,44.29 000 = 12 800 BkW}) 
zu vermindern oder zu kompensieren. Dieser 
Fall der Spannungsregulierung von Netzen 
mittels Kompensation der Blindleistung wird 
später noch näher behandelt. - 

Nach dieser kurzen Betrachtung der. Be- 
ziehungen zwischen den Momentanwerten 
gehen wir jetzt zur Ableitung der Arbeits- 
werte übar, wobsi wir uns der in Zahlentafel 3 
zusammengestellten Umschreibungen und ma- 
thematischen Ausdrücke bedienen. 


Bestimmung des Arbeitsverlustgrades. 


Die Gleichung der jährlichen Arbeitsver- 
luste für eine Einfachleitung, vom Wider- 
stand w: 


8760 
A,=/V.dt=83760.%. 7. IR, (13 
0 
8760 
=w[I%.dt, (14 
0 
= 8760 .w (fr. In)? = 8760 .%.J?E (15 


In. Gl. (15) sind die Ableitungsverluste ver- 
nachlässigt, so daß der Verlustgrad d gleich 


| ist dem Quadrat des Effektgrades der Strom- 


kurve fy.- Die Arbeitsverluste werden dem- 
nach dargestellt durch das. Produkt aus dem 
Verlustgrad und dem Leitungsverlust bei 
Spitzenbelastung bzw. durch das Produkt J’E.w 
wenn Je den durch Multiplikation des Spitzen- 
stromwertes und des Effektgrades gefundenen 
effektiven Arbeitsstrom des Jahres bedeutet. 

Der Begriff effektiver Arbeitsstrom ist 
uns von der Bestimmung der Wechselstrom- 
einheiten her geläufig; der Unterschied besteht 
lediglich darin, daß an Stelle des Sinusver- 
laufes der Stromkurve und an Stelle einer 
Wechselstromperiode die Zeitdauer eines Jah- 
res und der unregelmäßige Verlauf der Strom- 
belastungskurve in Rechnung zu setzen sind. 

- Unsere Aufgabe läuft damit hinaus auf die 
Bestimmung des Verlustgrades bzw. des Effekt- 


 grades der Arbeitsstromkurve. 


Te La 1 SE Lah Mat 
ae 22 
Ea C0S@at Ea COSYa 
Mat 
= E 2 15 16 
Jn.. C08 Yah COS Pat ( 


Dieser Wert in die Ausgangsgleichung (14) ein- 
gesetzt ergibt : 
8760 
Mat 


eye 2 x 
A =w.J?n.cos le) .dt 


0 
8760 
‘ Mat \ 
= Vr.cos /\ ) .at. 
2 ER \C0OS at 
0) 


Demnach erhalten wir unter Berücksichtigung 
von Gleichungen (13) und (15) 


8760 
| = 4,008 Br Nr a7 
0 
8760 
Bel Gen E) ar, (18 
0) - 


Da cos Yan der Leistungsfaktor am Anfang der 

Leitung z. Zt. der Höchstbelastung als gegeben 

vorausgesetzt werden. darf, hängt die Berech- 

nung der gesuchten Werte lediglich von der 

Lösung des Integralwertes ab. Wir setzen: 
Mat 


2 ji * 
Se ) atmen ar + mia ein: di 


(19 


und versuchen zunächst durch Betrachtung 
von Grenzfällen die Beziehung zwischen @at 
und mat angenähert zu bestimmen, 


1920. Heft 47. 


gemeinen die untere Grenze für die Werte von 
tg Pa: darstellt. 


Zweiter Grenzfall: Der absolute Wert 
der Blindleistung ist konstant d. h.: 


PN Te Var 

Dieser Zustand wird näherungsweise erreicht, 
wenn die Netzbelastung vorwiegend aus Induk- 
tionsmotoren besteht und diese unabhängig 
von der Belastung dauernd eingeschaltet blei- 
ben. Der zweite Grenzfall ergibt zu hohe Werte 
für tg P«: oder zu niedrige für den Leistungs- 
faktor, er darf daher als die obere Grenze von 
tg @ıt betrachtet weıden. 

Für grundsätzliche Näherungsrechnungen 
wird nach diesen Grenzbetrachtungen die An- 
nahme zulässig sein, daß der wirkliche Wert 
für tg at dauernd in einem bestimmten Verhält- 
nis zu den eben gefundenen Grenzwerten steht, 
also die Bedingung erfüllt 


Pant Pt EN 80.) © 


Er € 
=tg0,,.(1-c+ —). 


(20 


‚Hierbei kann c zwischen 0 und 1 gewählt wer- 


den. Die Wahl wird davon abhängen, ob die 
Verhältnisse des Netzes sich den Bedingungen 
des ersten oder zweiten Grenzfalles nähern. 
Für die weiteren Betrachtungen werden wir 
das arithmetische Mittel zugrunde legen, also 
ce = 1% setzen; wir erhalten dann: 


i Set Mat-+1 < 
Et Van m : (21 
Wird 
8760 
1 
8760: Mar. dt = Mac 
{) 


gesetzt, so geht die Gl. (19) bei Benutzung 
von Gl. (21) für mittlere Verhältnisse über in 


8760 
EBULE ) en 6.8760 
6089,47... 4.C082p,5 

ö ; 

x<[ı+2m, tm, 082 p4,(I+2m, —3m, o)] 


(22 


Da der Belastungsgrad m. als gegeben 
vorausgesetzt werden darf, - bleibt lediglich 
[ m’at . dt zu bestimmen. 

Zur Lösung dieses Integrals bedienen wir 
uns der bekannten nach der Größe der einzel- 
nen Leistungswerte geordneten Belastungs- 
kurve, die ich in Anlehnung an das Bild einer 
nach ihrer Größe geordneten oder „rangierten‘“ 
Mannschaft kurz als ‚„Rangierte Belastungs- 
kurve““ bezeichnen werde. a 

Mehrfach ist auf die Möglichkeit hingewie- 
sen worden, diese Kurve als Funktion vom Be- 
lastungsgrad mı darzustellen, wobei man sich 
in der Regel einer Exponentialfunktion bedient. 

Für Verhältnisses der Großkraftübertra- 
gung, bei der mit Belastungsgraden von mehr 
als 25% zu rechnen ist, habe ich den in Abb. 11 
dargestellten Verlauf als befriedigende Nähe- 
rung für die rangierte Belastungskurve gefun- 
den, nämlich einen gebrochenen Linienzug 
zwischen den 4 Punkten: 


2 =0, ©=0,2, 2=—08, =10, 
et SEI 
= 3 a 3? Yass 3 a ’ 
5 1 # 
SegMmtg: y‚=1,0 


Für diese Näherungskurve des Belastungsver- 
laufes berechnet sich der quadratische Belas- 
tungsgrad der Arbeit mag zu 


Mag = 0,12 — 0,24 ma + 1,12 ma: . (23 


Dieser Wert in Gl. (22)bzw. Gl. (17)und Gl.(18) 
eingesetzt ergibt den Verlustgrad der Arbeit zu: 


9 = 0,23 + 0,4 ma + 0,23 M?a 
— 608? 9 ,„ (916 + 0,68 m, — 0,84 m?,), : (24 


und dem Effektgrad des Arbeitsstromes zu: 


fs= V 0,28 + 0,44 m, + 0,28 m? ,— c08?@,, (0,16 + 0,68 m, — 0,84 m2,). 


Erster Grenzfall: Das Verhältnis der 
Blindleistung zur Wirkleistung ist während der 
ganzen Dauer des Jahres konstant, , also: 
tg Pat =tgYar, ein Fall, der bei Anschluß 
genügender Synehronmotoren zu erreichen 
wäre. Normalerweise wird bei niedriger 
Belastung ein größerer Wert für tg at bzw. 
ein kleinerer Leistungsfaktor erreicht wie 
bei Spitzenbelastung, so daß dieser Fall im all- 


1) BkW = Blindleistungskilowatt- 


(25 


Die Gleichungen gelten unter der Vorausset- 
zung, daß mı > 0,25 ist. Für mı = 1 ergeben 


sie den Höchstwert der Grade, nämlich 1. Für 
CoS Yan = 1 wird j 

97T = 0,12 — 0,24 ma + 1,12 m?a, 
also nach Gl. (23) 

BE Da re (26 


Der gleiche Wert ergibt sich für den früher 
betrachteten Grenzfall, daß der Leistungs- 


830 


Elektrotechnische Zeitschriit. 


1920. 


faktor c0S @at unter allen Belastungsver- 
hältnissen konstantist. Für den zweiten Grenz- 
fall: Blindleistung konstant berechnet sich der 
Verlustgrad zu: 


BZ 1— 608° p,; (0,884 0,24 Ma — 1,12 m2a). (27 
Die nach. diesen Gleichungen für die ange- 
gebenen Fälle berechneten Werte des Verlust- 
grades sind auf Taf. 5 zusammengestellt, u. zw. 
für Belastungsgrade von 0,3 bis 1,0 und für 
Leistungsfaktoren der Spitzenbelastung von 
0 bis 1. 


Zahlentafel5. Arbeitsverlustgrad (#) von stromdurchflossenen Leitern 
in Abhängigkeit vom Belastungsgrad der Jahresarbeit (m.) und dem Leistungsfaktor bei Spitzenbelastung (cos 9,7) 
# für tg, = tg 9Q,n 4. h. Leistungsfaktor = konstant 


97 


stungsfaktor, Belastungsgrad und Spannungs 
abfall) auf das wirtschaftliche Jahresergebnis 
in präziser Weise darzustellen. S 


Wir wählen hierzu wiederum das Beispiel 


Heit 47. 


einer 100 km langen Drehstromleitung für, 


110 kV Anfangsspannung mit Leitern von 
120 mm? Kupfer. Für Strompreis und 
Anlagekosten werden die gleichen Beträge zu- 
grundegelegt, welche wir früher bei Bestim- 
mung der Grenzspannung Gl. (1) bis (4) be- 
nutzt haben, jedoch mit dem Unterschied, daß 
die Kosten für die Schalt- und Transformator- 


für tg Pot m) 


a 
= 1 127 
d fürtgp. = (tg Pak mie 9ar) 


‚Belastungsgrad und Leistungsfaktor? 


25.N ovember 1920. 


nie Verbesserung des Leistungsfaktor, 
eine rein technische Aufgabe darstellt und da 
her die Möglichkeit für eine restlose Lösung 


bietet. 


Belastungsgrad. E 
Erfahrungsgemäß ergeben Netzemitgroßer 


"Teilnehmerzahl Belastungskurven von gleichen 
Formmerkmalen, wenn die Abnehmer im 


1 
— .t& 9,5 4: h. Blindleistung = konstant 
t 5 3 ne - 


Wie liegen nun im einzelnen. die Verhält- 
nisse der Großkraftübertragung in bezug auf 


al ma — 0,9 Ma 0,8 Ma — 0,7 Ma — 0,6 Ma — 0,4 Ma = 0,8 BR | 
COS Pan SE Da Br | 9 | 9X | | | PYLEEE BEN pe a | 
1 1,000 0,811 | 0,811 | 0,811 | 0,645 0,645 | 0,645 | 0,501 | 0,501 | 0,501 | 0,379 | 0,379 | 0,379.| 0,230 | 0,280 | 0,280 | 0,203 | 0,203 | 0,203 | 0,149 | 0,149 | 0,149 
0,9 1,000 0,828 | 0,811 | 0,848 | 0,677 0,645 | 0,713 | 0,543 | 0,501 | 0,596 | 0,430 | 0,379 | 0,497 | 0,3385 | 0,280 | 0,417 | 0,259 | 0,203 | 0,354 | 0,204 | 0,149 | 0,311 
0,8 1,000 0,844 | 0,811 | 0,880 | 0,705 | 0,645 | 0,773 | 0,581 |.0,501 | 0,681 | 0,475 | 0,379 0,603 | 0,385 | 0,230 | 0,539 | 0,310. 0.208 | 0,490 | 0,253 | 0,149 | 0,356 
0,7 1,000 0,858 | 0,811 | 0,908 | 0,730 | 0,645 | 0,826 | 0,615 | 0,501 | 0,756 | 0,515 | 0,379 | 0,696 | 0,428 0,230 | 0,647 | 0,355 | 0,203 | 0,610 | 0,296 | 0,149 | 0,583 
0,6 1,000 0,870 | 0,811 | 0,932 | 0,751 | 0,645 | 0,372 | 0,644 | 0,501 | 0,821 | 0,549 | 0,379 | 0,777 0,466 | 0,280 | 0,741 | 0,394 | 0,203 | 0,713 | 0,333 | 0,149 | 0,694 
0,5 1,000 0,880 | 0,811 | 0,953 | 0,770 | 0,645 | 0,911 | 0,669 | 0,501 | 0,875 | 0,578 | 0,379 | 0,845 | 0,498 | 0,280 | 0,820 | 0,426 | 0,203 | 0,801 | 0,365 1 0,149 10,787 
0,4 1,000 0,888 | 0,811 | 0,970 | 0,785 | 0,645 | 0,943 | 0;689 | 0,501.| 0,920 | 0,602 | 0,379 | 0,901 0,524 | 0,280 | 0,885. | 0,453 | 0,203 | 0,373 | 0,391 | 0,149 | 0,864 
0,3 1,000 0.894 | 0,811 | 0,983 | 0,796 | 0,645 | 0,968 | 0,705 | 0,501 | 0,955 | 0,621 | 0,379 | 0,944 | 0,544 | 0,280 | 0,935 | 0,474 | 0,203 | 0,928 | 0,411 | 0,149 | 0,923 
0,2 1,000 0,899 | 0,811 | 0,993 | 0.804 | 0,645 | 0,986 | 0,716 | 0,501 | 0,981 | 0,634 | 0,379 |. 0,975 0,558 | 0,280 | 0,971 | 0,489 | 0,203 .| 0,968 | 0,426 | 0,149 | 0,966 
O,L 1,000 0,902 | 0,811 | 0,998 | 0,809 | 0,645 | 0,996 | 0,723 | 0,501 | 0,995 | 0,642 | 0,379 | 0,994 0,567 | 0,220 | 0,993 |.0,498 | 0,203 | 0,992 | 0,434 | 0,149 | 0,992 
0,0 1,000 0,903 | 0,811 | 1,000 | 0,811 | 0,645 | 1,000 | 0,725 | 0,501 | 1,000 | 0,645 0,379 1,000 0,570 | 0,280 | 1,000 | 0,501 | 0,203 | 1,000 [0,437 | 0,149 | 1,000 
Bei Cc08Yah = 1 ist der Arbeitsverlust- | stationen fortfallen. Wird Gl. (1)in der Form | wesentlichen derselben Bedarfsgruppe ange- 


grad angenähert gleich dem Quadrat des Be- 
lastungsgrades. Besondere Beachtung verdient 
die Zunahme des Verlustgrades mit abnehmen- 
dem Leistungsfaktor. Für mittlere Verhält- 
nisse mı = 0,5 nehmen beispielsweise bei glei- 
chen Höchstleistungsverlusten die Arbeitsver- 
luste der Übertragung zwischen cos gan = 1 
und 08 @ga1 = 0,7 von 0,280 auf 0,428, d.h. 
um rd 50% zu. Handelt es sich wie bei Tarif- 
fragen darum, die Verluste bei gleicher Wirk- 
leistungsspitze mit einander zu vergleichen, so 
sind die Werte der Zahlentafel 4 durch das 
Quadrat des Leistungsfaktors der Spitzenbe- 
lastung (cos? gar) zu dividieren. Wie unsicher 
man bisher bei der Wahl des Arbeitsverlust- 
grades war, mag daraus ersehen werden, daß 
eine Spezialschrift über Berechnung elektri- 
scher Leitungen für Anlagen mit ausschließ- 
lich Kraftanschluß, auf welehe das eben er- 
wähnte Beispiel zutrifft, als Höchstwert des 
Verlustgrades 0,18 angibt, also nur etwa die 
Hälfte des tatsächlichen Wertes. 

Bestimmung der günstigsten Arbeits- 

übertragung. 
Die Werte des Arbeitsyerlustgrades für 


beliebige Arbeitsverhältnisse befähigen uns, 
den Einfluß der Hauptbetriebsfaktoren (Lei- 


en 


bei wirkschgftl. Optimum 
— bei höchstem Hulzungsg! 


07 08 03 


| 
92 
—- Pelasiundsorad Mr 


GE 070357206: 70 
Abb. 12. Fortleitungskosten eineräkWh für eine 100-kV- 
Drehstrom-Freileitung bei wirtschaftlichem Optimum und 
bei höchstem Nutzungsgrad in Abhängigkeit vom Arbeits- 
belastungsgrad (m,) und vom Leistungsfaktor (cosp,7) der 
Spitzenbelastung. ' 


Länge = 100 km. Leiter = 12) mm? Kupfer. 


geschrieben: 


8760. .0.1.8.P: Im + 70,1: Kı 


In — 8760 .w.1.9.J® 
(28 


EEE 
x 3760.Ma.Ba.CoSp,p: 


so erhält man dutch Differenzieren nach ‚Jh die 
niedrigsten Fortleitungskosten für: 


I ArVBr 4, 29 
z 
—_.1..Kı 
In (30 


173760. Ma. Ba .C08 Pop: P 


2 2 
a er 
17 8760.0.8.p' 


(al 


Die nach diesen Gleichungen für ver- 


„schiedene Leistungsfaktoren und Belastungs- 


grade berechneten wirtschaftlich günstigsten 
Werte der Fortleistungskosten sind auf Abb. 12 
dargestellt. Die Kosten beziehen sich, worauf 
bereits früher hingewiesen wurde, auf Vor- 
kriegsverhältnisse und müssen für den heutigen 
Gebrauch mit einem "entsprechenden Teue- 
rungsfaktor multipliziert werden. Dem Fall 
des wirtschaftlichen Optimums steht der be- 


triebstechnisch noch wichtigere Fall der höch- 


sten Ausnutzung gegenüber. Zum Vergleich 
sind daher auch die Fortleitungskosten für die 
volle installierte Leistung berechnet und auf 
Abb. 12 eingetragen. Wir erkennen aus dieser 
Darstellung zunächst den bekannten Einfluß 
des Belastungsgrades, des weiteren aber das 
starke Ansteigen der Fortleitungskosten mit 
abnehmendem Leistungsfaktor. Bei 40% Be- 
lastungsgrad verdoppeln sich die Kosten nahe- 
zu, wenn der Leistungsfaktor von 1,0 auf 0,7 
zurückgeht. Die Steigerung des Nutzungs- 
grades auf seinen Maximalwert ruft in dem 
gleichen Fall nur eine verhältnismäßig geringe 
Erhöhung der Fortleitungskösten hervor, bei- 
spielsweise bei c0o8S par = 1 nur etwa um 5%, 
obwohl, wie aus Abb. 13 zu ersehen, es sich 
dabei um eine beträchtliche Verbesserung der 
Ausnutzung, nämlich von 30% auf 42%, also 
um mehr als ein Drittel, handelt. ‘ Abb. 13 
zeigt deutlich den nachteiligen Einfluß nie- 
driger Leistungsfaktoren auf die Ausnutzung 
von Fernleitungen. 


Daß wir in der Ausnutzung der betrach- 
teten Leitung nicht durch Rücksichten auf 
den Spannungsabfall behindert sind, sofern wir 
die Mittel zur richtigen Bemessung der Blind- 
ng besitzen, ist uns von Abb. 10 her be- 

annt, 


Neben der Bedeutung des Belastungs- 
ae haben die bisherigen Betrachtungen die 
esondere Wichtigkeit des Leistungsfaktors 
bzw. der Blindleistung erwiesen. Dieses Er- 
gebnis verdient um so mehr Beachtung, als 
man bei dem Belastungsgrad an teilweise un- 
abänderliche Verhältnisse gebunden ist, wäh- 


- ————— ee 


hören, beispielsweise der Gruppe: Licht, Kraft 
für industrielle Zwecke oder Kraft für städ- 


tische  Bahnen.!) Bei Speisung von Netzen 


gleicher Bedarfsgruppen würde demnach die 
im wesentlichen mit 


Großkraftübertragung 
demselben Belastungsgrad_wie die}Einzelnetze 


a 
03 04 05 06 07 08 - 
———— Belastungsgrad Mg ö \ 


De Mittlerer Wirkungsgrad der Arbeitsübertragung 


bei wirtschaftlichem Optimum. 


bei günstigster Ausnutzung. 


bei wirtschaftlichem Optimum. & 


—— — Mittlerer Nutzungsgrad der Arbeitsübertragung 


bei günstigster Ausnutzung. x 


Abb. 18. Jahreswirkungs- und -nutzungsgrad der Arbeits- 


übertragung einer 100 kV-Drehstrom-Freileitung bei wirt- 

schaftlichem Optimum und bei günstigster Ausnutzung in 

Abhängigkeit vom Jahresbelastungsgrad (m.) und vom 

Leistungsfaktor (cos 9,7) der Spitzenbelastung am Anfang 
.. der Leitung. 

Länge der Übertragung = 100 km. 


Leiter mmi\ 


arbeiten. Unbedeutende Vorteile werden er- 


zielt bei Zusammensehaltung der Bedarfs- 


‚gruppen Industrie und städtische Bahnen. 
Dagegen tritt ein fast vollkommener Ausgleich 


der Lichtspitze ein, sofern der Liehtverbrauch 
weniger als 12% des gesamten Arbeitsver- 


ı)_ Näheres ‚hierüber enthält die Schrift des Ver- 


fassers: Die dentschen Aluminiumwerke und die staat- 
liche Rlektrizitätsversorgung Verlag des Vereins deut-- 
scher, Ingenieure. ER ETER Be 


Mittlerer Wirkungsgrad der Arbeitsübertragung 


Mittlerer Nutzungsgrad der Arbeitsübertragung E 


Mi Sole, Z 


e 


er eher sech 


& 
er 


a 


a a a 
EEE TREN 


25. November 1920. 


N 


brauchs beträgt.) Nach Dettmar ist der Anteil 
der Lichtbelastung bei der öffentliehen Strom- 
versorgung von 80% im Jahre 1895 auf 41% 
im Jahre 1905 und sogar auf 10% im Jahre 1915 
esunken. Der ungünstige Belastungsgrad des 
Lichts wird daher bei der Großkraftübertragung 
kaum noch zu merken sein. Da neben Licht, 
Industrie und Bahnen der übrige Bedarf 
verschwindet, so folgt daraus, daß der Be- 
lastungsgrad der Großkraftübertragung nor- 
gen wird. 3 a 
Eine gute Ausgleichwirkung wäre zu er- 
warten, wenn die Großkraftübertragung gleich- 
zeitig Fernbahnstrom zu liefern hätte. Dieser 
Verbrauch ergibt eine Belastungskurve mit 
Formmerkmalen, die sich wesentlich von den 
eben genannten unterscheiden. Der große An- 
t>il des Güter- und Schnellzugverkehrs, die zu- 
sammen mehr als die Hälfte des Bahnstromes 
beanspruchen, deuten auf große Nachtbe- 
lastung. Der Bahnbedarf des gesamten Reiches 
hätte bei Vollelektrisierung im Jahre 1913 
etwa 7 bis 8 Milliarden kWh betragen ; selbst 
wenn mit einer erheblichen Zunahme des son- 
stigen Bedarfs gerechnet wird, bliebe demnae.uı 
der Einfluß des Fernbahnstromes auf den Be- 
lastungsausgleich stets beträchtlich. 


malerweise etwa zwischen 50 und 55% lie-. 


Leistungsfaktor. 


Der Leistungsfaktor der Großkraftüber- 
tragung läßt sich ebenfalls angenähert über- 
schlagen, wenn die Betrachtungen auf Liecht- 
und Kraftstrom beschränkt werden, die den 
Hauptteil der Belastung ausmachen. Z. Zt. 
der Spitzenbelastung beträgt die Licht- und 
Heizbelastung, deren Leistungsfaktor ange- 
nähert gleich 1,0 ist, etwa 20% der Gesamt- 
belastung. Vorausgesetzt, daß die z. Zt. der 
Spitzenbelastung eingeschalteten Motoren 
durchschnittlich halb belastet laufen, ergibt 
sich im ungünstigsten Fall, wenn nur asyn- 
ehrone Wechselstrommotoren angeschlossen 
sind, als resultierender Leistungsfaktor der 
Motoren ein Wert von etwa 78% entsprechend 
80% Blindleistung. Die Zahl der Spannungs- 
umformungen zwischen den Leitungen der 
Großkraftübertragung und der Verbrauchs- 
stelle dürfte durchschnittlich etwa 3,5 für Licht 
und 3 für Kraft betragen, bei etwa 7 bis 8% 
Blindleistungsverlusten für jede Umformung 
bezogen auf die Wirkleistung. Hiernach erhält 


man bei einer Spitzenwirkleistung von 100 kW_ 


ungefähr folgendes Bild: 


Wirkleistung | Blindleistung 
Belastung 
kW BkW 
Lichter. 20 _ 
Kraft 2: 80. 64,0 
Transformatoren 
für Licht = 5,3 
Fün Kraft a 18,0 
100 | 87,3 


tg pr = 0,873 
cos @r = 0,75 


In Wirklichkeit wird ein höherer Lei- 
stungsfaktor erreicht, da die vorhandenen 
Synchronmotoren, Einankerumformer und 
Phasenverschieber nicht. berücksichtigt sind. 
Immerhin zeigt diese Aufstellung, daß der 
weitaus größte Teil der Blindleistung auf die 
Motoren entfällt und daß bei diesen vorzugs- 
weise der Hebel zur Verbesserung anzusetzen 
ist. Hierfür kommen hauptsächlich Phasen- 
verschieber und Synehronmotoren in Frage, 
erstere vorwiegend bei bestehenden Anlagen, 
letztere bei Neueinriehtungen. Die Abneigung 
gegen Synchronmotoren ist in vielen Fällen 
nicht mehr berechtigt; es werden bereits heute 
normalerweise Synenronmotoren g>liefert, wel- 
che mit halbzm Drehmoment der vollen Lei- 
stung anlaufen ; die 
ments auf 100%, u. zw. ohne erhebliche Strom- 
überlastung steht in Aussicht, Naturgemäß 
kommen hierbei hauptsächlich die größeren 
Motoren in Frage, welche stundenlang ohne 
Unterbrechung eingeschaltet sind, zusammen 
aber bereits einen erheblichen Teil der Gesamt- 
belastung ausmachen. Was in dieser Beziehung 
zu erreichen ist, mögen folgende Beispiele 
mit 25 und 50% Anteilen Synehronmotoren 
auf die, gesamte Kraftbelastung zeigen, wobei 
eine Übererregung von cos $ = —0,9 bei 
Vollast entsprechend angenähert 100% vor- 
eilender Blindleistung bei halber Belastung zu- 
grundegelegt wird. Im übrigen sind die glei- 
chen Annahmen wie bei der früheren Berech- 
nung gemacht worden. 


1) Eine Methode zur. Berechnung des Belastungs- 

rades auf Grund der Einzelwerte des Arbeitsverbrauchs 
hat Klingenberg im zweiten Band: Bau großer Elektrizi- 
tätswerke für diegenannten drei Bedarfsgruppen angegeben. 


„ten, 


Steigerung des Anzugmo- 


an die gemeinwirtschaftlichen Forderun 


931 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 47. 


25% 509, 
Synehronmotoren| Synehronmotoren 


Belastung ä ; £ : 
Wirk- Blind- | Wirk- Blind- 
leistung | leistung| leistung | leistung 

kW BkW kW BkW 
En Be a 
Kraft: synchron. 20:20 40° | —40 
asynchron 60 48 4) 32 
Transformatoren 
für Licht we», _ 53 — 5,3 
für Kraft 217 =, :18 —_ 18 
100 51,3 100 15,3 
tg pr =0,513) tg pr = 0,153 
cos pr =0,89 | cos ar = 0,9 


Wenn naturgemäß derartige Veränderun- 
gen sich auch nur ganz allmähl’ch durchführen 
lassen, so beweisen diese Überschlagsrech- 
nungen doch, daß das Ziel, den Leistungsfaktor 


‚ der Großkraftübertragung und damit auch 


den Nutzungsgrad der Leistung auf angenähert 
100% zu bringen, erreichbar ist. 

Dabei sind die Anlagekosten für die 
Abnehmer nur unbeträchtlich höher, sofern es 
sich um Neueinrichtungen handelt. Kommen 
Änderungen bestehender Anlagen in Frage, so 
wird es sich in vielen Fällen lohnen, den Ab- 
nehmer durch Tarifvergünstigungen für die 
zusätzlichen “Anlagekosten zu entschädigen. 

Damit dürfte die Berechtigung erwiesen 
sein, zumindest für Großkraftübertragung von 
den angeschlossenen Gesellschaften zu ver-. 
langen, daß sie mit allen Mitteln dahin arbei- 
den Leistungsfaktor ' ihrer Spitzenent- 
nahme, soweit dies nicht der Fall sein sollte, 
auf einen Wert von mindestens 90% zu brin- 


gen, und bei halber Last cos = 0,85 nicht zu 


unterschreiten. Darüber hinaus muß die Be- 
triebsleitung bestrebt sein, sich eine gewisse 
Beweglichkeit in der Einstellung der Blind- 
leistung zu verschaffen, um die Leitungen jeder- 
zeit unter den günstigsten Bedingungen be- 
treiben zu können. 


Für die Regulierung der Blindleistung 


dürfte es in den meisten Fällen ausreichen, 
wenn die Bezirksleiter auf Grund ihrer Erfah- 
rungen mit den einzelnen Abnehmern eine 
solehe Einstellung der Motorerregung verein- 
baren, daß die seitens der übergeordneten Stelle 
vorgeschriebenen Betriebsbedingungen von dem 
betr. Netzteil erfüllt werden. Eine ständige 
Nachregulierung wird nur für Abnehmer mit 
außergewöhnlich großen Synehronmaschinen 
in Frage kommen, die an sich schon eine dau- 
ernde Beaufsichtigung verlangen. Die Anwei- 
sungen für die Einstellung dieser. Maschinen 
erläßt die Hauptbetriebsleitung, der damit 
gleichzeitig die Möglichkeit geboten wird, Un- 
regelmäßigkeiten auszugleichen und den Ge- 
samtwirkungsgrad des Netzes zu erböhen. 

Die Verbesserungen des Leistungsfaktors 
durch Aufstellen besonderer Synehronmotoren 
oder Benutzung von leer mitlaufenden Ge- 
neratoren mag in einzelnen Fällen berechtigt 
sein, es wäre-aber bedenklich, wollte man sie 
als eine grundsätzliche Lösung bei Großkrait- 
übertragung ansehen. Damit würden die Be- 
strebungen, das Übel an der Wurzel zu er- 
fassen und die Verbraucher zur Anpassung 
en zu 


erziehen, im Keime erstickt. Die durch den 


ungünstigen Leistungsfaktor bedingten zu- 
sätzlichen Anlage- und Verlustkosten in den 
Leitungsnetzen des Verbrauchers, der Klein- 
und Mittelkraftübertragungen blieben _be- 
stehen. Die Sonderkompensation erfordert 
außerdem, um wirksam zu sein, derartig große 
Maschinensätze beispielsweise zur Verbesse- 
rung eines Leistungsfaktors von 0,7 auf 0,9 
rd 50% der Wirkleistung, daß damit durch- 
weg die im Großkraftnetz erzielten Erspar- 
nisse wieder aufgehoben werden. 


Spannungsregulierung. 

Bei dieser Betrachtung ist allerdings ein 
Gesichtspunkt nieht berücksichtigt worden, 
der für die Kompensation der Blindleistung 
durch Sonderaggregate zu sprechen scheint, 
nämlich die Möglichkeit weitgehender Span- 
nungsregulierung. Diesen Fall werden wir an 
einem praktischen Beispiele behandeln, dem 
größten und ausgeprägtesten Großkraftsystem 
für 100 kV Betriebsspannung, das bisher zur 
Ausführung gekommen ist, nämlich dem 
Bayern werksnetz. 

Die Anordnung dieses Netzes ist aus 
Abb. 1 zu ersehen. Die gesamte Leitung wird 
bis auf 2 Stichleitungen als Doppelfreileitung 
ausgeführt, von denen allerdings zunächst nur 
die Leitungen von Koechel bis Münel en und die 
westliche Leitungshälfte zwischen München 
und Nürnberg mit Doppelleitern belegt werden. 
Für die Leitungen ist durchweg Kupfer von 
120 mm? vorgesehen. Die gesamte Strecken- 
länge des ersten Ausbaues beträgt 955 km mit 
1265 km Einfachstromkreis. Bei der Ladelei- 
stung des Netzes von 35 000 bis 40 000 BkW 
ergeben sich im Fall von Erdschluß derartig 
starke Entladungserscheinungen, daß der Be- 
trieb ohne Kompensation der Erdschlußströme 
schwer gefährdet wäre. 

Die in Zahlentafel 6 zusammengestellten 
Ergebnisse sind unter Benutzung der für den 
dritten Ausbau veranschlagten Belastungswerte 
berechnet worden, und zwar mit Leistungs- 
faktoren an den Entnahmestellen von 0,75 und 


0,9 bei Spitzenbelastung. Der Aufwand an 


Leitungsmaterial ist der gleiche wie beim 
ersten Ausbau. ; 


= Zahlentafel 6. Betriebsbilanz des Bayernwerksnetzes. 


Nutzbelastung = 90000 kW le 
Bezeichnung: R: I NEE 
CoSsYen = 75 c08 fen = 099 | C0SPen = 09 
Wirklstg. Blindlstg. | Wirklstg. Blindlstg- | Wirklstg. | Blindlstg. 
kW RkW kW BkW. | kw | Bkw 
Nutzbelastung ee er, 89 500 78.920 91.000 44.050 , 35.000 16 940 
Leitungsverluste 
Stromwärme. 2...» 11 270 — 8630 —_ 1010 —_ 
Ableitung... .. . BE srRlrE 2.830 — 2830 = 2070 — 
Induktiv EEE RATE AR EL 30 070 Er 22 860 B= 2700 
Kapaaltiyvsr ler wre EN een — — 39 620 — — 39 620 — — 29 000 
Transformatorverluste . 2390 11 930 2.020 10110 780 3 890 
105 990 81 300 104 480 37 400 35 860 5 470 
PR Ne - 0,767 = 0,358 — 10914 
CORDEE Dr RR Bye lad = 0,794 _ 0,92 — 10,99 
Wirkungsgrad der Leistung: . . . 0,845 | 0,871 — 0,900 = 
Belastungsgrad ..» .-. n.22 2% 0,54 = 0,54 ee | a 
Arbeitsverlustgrad (Stromwärme) . 0,42 — 0,32 _ 2 E= 
Nutzarbeiuk Wh m 22 re er 424 .108 —_. 430 .108 a  E F 
Arbeitsverlüst... 2.02 2.2, 222% e 81,3 „108. — 60,6 . 148 — — _ 
Wirkungsgrad der Arbeits- : | 
übertraendg 2a Fr ge 0,539 _ 0,876 —_ a u 


Wir erkennen aus dieser Zusammenstel- 
lung, daß die Verminderung des Leistungsfak- 
tors an den Entnahmestellen von 0,9 auf 0,75 
einen jährlichen Mehrverlust von 20,7 Millionen 
kWh, d. s. angenähert 5% der Nutzarbeit zur 
Folge hat. i 

Abb. 14 u. 15 stellen das Spannungsbild 
der Bayernwerksleitungen für die vorerwähnten 
drei Fälle der Belastung dar. Hierbei ist vor- 
ausgesetzt worden, daß die Spannung an keiner 
Stelle unter 95 kV sinkt, und bei Belastungs- 
änderungen an der Hauptentnahmestelle (Nürn- 
berg) konstant gehalten wırd. Abb. 14 zeigt 
deutlich den großen Einfluß des Leistungsfak- 
tors auf den Spannungsfall und damit die Mög- 
lichkeit, das Spannungsgefälle des Netzes in 
weiten Grenzen’ durch Änderung des Leistungs- 
faktors zu verschieben. Die Berechnung mit 
Leistungsfaktor 0,75 ist hauptsächlich des Ver- 
gleichs wegen durchgeführt worden; praktisch . 
würde der übermäßige Spannungsabfall einen 


"derartigen Betrieb ausschließen. Nach unseren 


früheren Betrachtungen darf angenommen 
werden, daß der Spitzenleistungsfaktor der an- 
eschlossenen Mittelkraftnetze, bis zu dem 
Zeitpunkt, für welchen die vorliegenden Lei- 


stungswerte — etwa das Doppelte der heutigen 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 47. 


932 
“ a m 5 
00 250 200. 
40 TELaet Be ; 
f I Gesamtlänge der Ringleitung 460 Km — _ 
135 rl Bat | ERBEN AU ; 
Spannungsbild der Bayernwerksieitungen % 
130 bei einer Gesamlabgabe von 30000 KW ei 
ei für Leistungsfaktor 09 und 0,75 2 
h j ı I 3 
125. 2 >, Niedrigste Spannung: 95000 Volt T | 
=. | Zeifer: Kunfer 3x 120mm? Kraftwerk 
| ! | = Schongau > Yr 
era Da | 
| N ‘, FOJTWER! 
115\ HE & g Walebensee| | x 
777 N 5 +0, München Se 
Q ren DE: | heiligen Ss 
Sm = | _(Zöne Re ds SS 
SQ | Ü - % 
1 = 
S ae Halalho & ae us 
| 7mberg , Y aa 
100 A Minden, ER 
Arzberg —— Vnppelleitung RR OER 
= Hof RL A —— Arfachleitung Ep 
j Würzburg . 
a "Someigert 
K/7 | en ‚ie 
50 100 750 200 250 00 \ 
Im —— 305 
Abb. 14. 
5% 1300 ___ 250 200 150 100 EB 
r To 1 r 7 
- Gesamtlänge der Aingleitung 460 km == ] 
u Be} a 
- Spannungsbild‘ der Bayernwerksieitungen Hraftwerk 
53 Dei Gesamtabgobe om Tag von 30000 KW Walchensee, 
: in der Nacht = 35000 | BE T 
für Leistungsfaktor 09 DL gl. -- *: 
1201“ : 2 
N Leiter: Kupfer 3x 120mm? - = 
Kraftwerk pe ö 
115, N@lchensee h 
S München) 1! 
S Anafiwerk‘ aa S 
mafiwerk | N, ünchen 
SZ Eitng —\ Haialiof\ S € Meilingen R $ 
} H S 
N Se IR RDN, Amberg R SoRE L = Bee ' 
105 BER me > Doom BER can SD r S 
Zee me: - Nacht, 252 & 
Arme! Ä er 
i 1 H ij 2 
00 Arsterd Würzburg I "aberg 2 
Deitingen ! \ %  Arbeitsenimahme 
; Bamberg % Arbeitszyfuhr x 
2] en ö Unbelastef apa aß 
Sabweinfurf Doppelleitung, : 
Einfachleitung. 5 
”0 | 
E77 m on 20 20 a 
km — WI 5 
Abb. 15. 


Belastung — gelten, angenähert den Wert von 
0,9 erreicht. 

Die Spannungsschwankungen, die unter 
diesen Umständen an den verschiedenen Ab- 
nahmestellen zu erwarten sind, gehen "aus 
Abb. 15 hervor. Sieliegen auch an den Stellen, 
welche vom Spannungsmittelpunkt am weite- 
sten entfernt sind, innerhalb 10%. 

Um einen Vergleich der verschiedenen 
Methoden zur Regulierung der Spannung zu 
ermöglichen, wird vorausgesetzt, daß an sämt- 
lichen Entnahmestellen konstante Spannung 
zu halten ist. Unter dieser Bedingung erfordert 
das Bayernwerksnetz folgende Einrichtungen: 
Bei Regulierung durch Veränderung der Blind- 
leistung: insgesamt 15 000 bis 20000 BkW 
Synchronmotoren, bei unmittelbarer Span- 
nungsregulierung: insgesamt 1800 kVA Dreh- 
transformatoren. 

Das Preisverhältnis zwischen Synchron- 
motoren und Drehtransformatoren stellt sich 
für die hier in Frage stehenden Größen vor dem 
Krieg auf etwa 10 M : 70 M je kVA; demnach 
beträgt der Unterschied zugunsten der unmit- 
telbaren Regulierung rd 50 000 M nach Vor- 
Ne 

Abb. 10, die, wie bekannt, das Verhalten 
einer 100 km langen Freileitungsstrecke von 
100 kV veranschaulicht, gestattet, diese Be- 
trachtung noch zu verallgemeinern. Der Lei- 
stungsfaktor am Ende der Leitung möge vor 
der Regulierung 0,85 betragen, dann sind um 
beispielsweise die Endspannung um 3% zu er- 
höhen, bei verschiedener Leistung nach Abb. 10 
die auf Zahlentafel 7 angegebenen Regulierein- 
richtungen erforderlich: 

Zahlentafel7. 


Wir entnehmen dieser Zusammenstellung 
(Taf. 7), daß die Spannungsregulierung durch 
Blindleistungskompensation sich im Vergleich 
zu der unmittelbaren Regulierung um so un- 


günstiger stellt, je weniger die Leitungen be- 


lasset sind. “ 

Auch betriebstechnisch dürfte -bei An- 
wendung von besonderen Motoren zur-Span- 
nungsregulierung Vorsicht geboten sein, sobald 
es sich um ein ausgedehntes Netz mit einer 
größeren Zahl derartiger Anlagen handelt. 
Würde hierbei die Spannungsregulierung den 
einzelnen Stellen überlassen, so besteht die 
Gefahr, daß verschiedene Stellen gegenein- 
ander arbeiten und an die Grenze ihrer Re- 
guliermöglichkeit gelangen, bevor überhaupt 
eine Wirkung erzielt ist. Es»bedarf einer Zen- 
tralstelle, die neben ihren übrigen Funktionen 
dauernd die Blindleistungsverhältnisse der ein- 
zelnen Stationen zu kontrollieren und ihren 
Einfluß auf das Spannungsbild des Netzes zu 
berechnen hätte, um danach die nötigen An- 
weisungen zu erteilen; also kein sehr einfaches 
Verfahren. Diese Regulierung wird jedenfalls 
als Feinregulierung für größere Netze kaum 
ernstlich in Frage kommen; die unmittelbare 
Regulierung besitzt ihr gegenüber den großen 
Vorteil, daß jede Stelle unabhängig ist und 
selbsttätige Einstellung vorsehen kann. 


Selektivschutz.. 


Zum Schluß sei in diesem Zusammenhang 
die zunehmende Bedeutung des Selektiv- 
schutzes für die Ausnutzbarkeit von Leitungs- 
anlagen hervorgehoben. Größere Leitungsan- 
lagen sind vielfach aus dem Grunde so wenig 


- Vergleich der Spannungsregulierung 
durch Änderung der Blindleistung und durch $S 


pannungsregulatoren 


für eine 100 km Drehstromübertragung von 100 kV. 


_ „Zustand vor der 


Zustand nach der 


Zur Regulierung sind erforderlich 


Regulierung Regulierung 
Aue | N KSNSHE 
Wirkleistung | g Sn E s ie - i ri Ss A 
"abtate | Blindleang| SPEEDF® | Bindleistangjontredene re ats Born | Yes 
% | BkW %o BkW kVA kVA 
25 000 9,6 | 15 500 6,6 7870 7630 750 10,0 
20 000 7,7 12 400 4,7. 4600 7800 600 13,0 
15 000 5,5 | 9 300 2,5 1650 7650 450 17,0 
10 000 3,6 6 200 0,6 —1100 7300 300 24,3 


‚werden muß. Wir haben gesehen, daß kürzeren 


-| werden können, ohne daß dadurch das 


25. November 1920. | 


< 


ausgenutzt, w>il im Fall eines Kurzschlusses 
mit der Abschaltung langer Strecken gerechnet 


Strecken baispielsweise wenn: zwischen zwei 
Unterstationen ein Stromkreis einer längeren _ 
Doppalleitungsübertragung abgeschaltet wird, 
außsrordsntlich hohe Belastungen zu a ; 
samt-* 
bild der Energieverteilung wesentlich beein- 
flußt wird. Sowohl die AEG wie SSW haben 
ein derartig selektiv wirkendes Schutzsystem 
ausgebildet. Bezüglich der Einzelheiten des 
AEG-Systems sei auf die zu Anfang des’ Jahres 
veröffentlichten Arbeiten von Biermanns 
verwiesen. Das AEG-System verwertet die 
Erscheinung, daß die Spannung stets nach der 
Kurzschlußstelle hin abnimmt; damit wird in 
einfacher: Weise eine Auslese der der Fehler- 
quelle benachbarten Stationen erreicht, indem 
man die für das Ansprechen der Relais erfor- _ 
derliche Zeit von der Spannung abhängig ' 
macht. Diese Relais sind so ausgebildet, daß 
die Auslösezeit proportional der Spannung zu- 
nimmt und demgemäß selbsttätig eine zuver- 
lässige Abstufung der Auslösezeit entspreehend 
der Entfernung von der Kurzschlußstelle be- 
wirkt. Je stärker der Kurzschlußstrom, desto 
schneller die Abschaltung. Die Auswahl der 
richtigen Schalter in den Stationen selbst ge- 
schieht durch besondere Steuerrelais, welche 
jeweils die zur Fehlerquelle entgegengesetzt 
gelegenen Schalter sperren. z 


Diese Darlegungen dürften den Beweis 
erbracht haben, daß die Lösung der Groß- 
kraftübertragung in Deutschland nicht mit 
dem Bestreben erschöpft ist, immer höhere 
Spannungen anzuwenden und die Reichweite 
beliebig zu verlängern, also lediglich die Dimen- 
sionen ziellos zu vergrößern ; sie lassen vielmehr 
erkennen, daß ein grundsätzlich neues Problem 
vorliegt, dessen Umrisse bereits heute fest- 3 
stehen und das daher als Ganzes erfaßt und =} 
verwirklicht werden muß. Die unter Groß- 
kraftübertragung verstandene Entwicklung be- 
deutet-für Deutschland den Abschlußin der 
Kraftübertragung. Die zusammenhanglose, 
mechanische und deutlich auf eine Zwischen- 
stufenentwicklung abzielende Behandlung die- 
ses Problems stellt einen Fehlgriff dar, durch 
den Möglichkeiten technischer Vervollkomm- 
nung unterbunden und größere Beträge unseres 
Volksvermögens vergeudet werden. 


_Torf-Großkraftwerke.)) 


..Von Friedrich Bartel, 
 Regierungsbaumeister a. D. 


= ; . (Schluß von 8. 891.) 
II. Das Torf-Großkrafitwerk Leba-Moor. 
x . Das Leba-Moor. ; 
. Das größte Moor der Provinz Pommern 
ist das Leba-Moor.?2) Es füllt in wechselnder 2 
Breite das Tal der Leba von Lauenburg bis 
zu ihrer Mündung in den Leba-See aus und 
erstreckt sich auf den Rand dieses Haffs. 
Die Oberfläche liegt auf +10,0 bei 
Chotzlow, auf -+ 4,0 zwischen Zezenow— 
EN und auf + 0,3 im Gebiet des Leba- 
ges. 2 
Die Tiefe wechselt zwischen 1 bis 7m 
(Abb. 13). Die Größe des Moores beträgt 
15430 ha, davon sind: : RER 
10 600 ha Flachmoor, 
2 300 Zwischenmoor, 
2440 ‚„ Hochmoor. ERENNEE 
Die Wasserverhältnisse im Leba-Moor sind - 
besonders ungünstig, da der untere Teil des 
Moores dem Haffrückstau äAusgesetzt ist. Die 
Beobachtungen am Pegel Rumbke in der Nähe 
des Ausflusses in die Ostsee ergeben einen 
Sommer-Mittelwasserstand im See von + 0,60 
und einen Höchstwasserstand im Winter von - 
+ 1,20. Der Rückstau in die Leba erstreckt 
sich bis 3 km oberhalb deren Mündung. ee 
Die Bestrebungen zur Urbarmachung 
des Moores reichen schon sehr. weit zurück. 5 
Es sind zurzeit 2 Entwürfe ausgearbeitet, 
von denen derEntwurf von v. Lanci- 
zolle vielleicht zur Ausführung kommen wird. 
Dieser Entwurf beabsichtigt die Senkung des 
Mittelwassers in der Leba, die Beseitigung der 
Sommerhochwassergefahr und die Er altung 
der Winterüberschwemmung. BIT 
Die Untersuchungen haben ergeben, daß 
das Leba-Moor einen urchschnittlichen Stick- 
stoffgehalt von 2,07% hat. Der mineralische 
Untergrund besteht fast ausschließlich aus BT. 
nahezu lehmfreiem eisenschüssigem Sand. 
Eine Verbindung der Melioration mit der 
Torfgewinnung für Großkraftwerke verspricht 


ner 


»’ 


Bene 


en, 


N 
u 


!) Vortrag, gehalten auf der Jahresverseammlung des 
Verbandes Deutscher Tiekkrobechuneer Te Dee 1920. S 
®) Dreyer: Die Moore Pommern N. 


25. November 1820. - Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, Heit 47. 933 
eine Beschleunigung der Melioration, die sonst Prausremieics ET 
bei der heutigen wirtschaftlichen Lage wohl ER RY RER 
noch viel weiter hinausgeschoben werden ER 
müßte. Rechnet man mit einer durchschnitt- . FR 
lichen Moortiefe von 3 m, so könnte man NER. R 
‚aus dem Moore 70 Mill. t Trockentorf oder 
30 Milliarden kWh erzeugen, d.h. 4 Jahre lang 
nme Deutschland mit Strom versorgen. Welche 
trecken für die Torfgewinnung am günstigsten 
sind, an vielen Stellen ist das Moor mit Dünen- 
sand und Schlammablagerungen bedeckt, 
müßte erst an Hand genauer Bohrungen fest- 


* 6% 
SS 
NT ge 


gestellt: werden. RE - N 

Ich denke mir die Vorbereitung zur Torf- 
PeBIpnnEE derart, daß der Flußlauf von Lauen- 
urg bis zur Mündung möglichst gerade gelegt 
und unter den Moorstand vertieft wird. In 
dem Haffgebiet werden einzelne Polder ge- 
bildet, und zwar durch Eindeichung des 
Unterlaufs der Leba, bis zur Chaussee Zezenow 
— Vietzig, ein östlicher Polder zwischen der 
Leba und den Höhen von Charbrow—Kauls- 
"hof, ein westlicher Polder zwischen der Leba 
und der Chaussee Giesebitz—-Zemmin und 
dann anschließend ein dritter Polder bis zum. 
langen Damm usw. fortschreitend. In diesen 
Poldern müßte die Wasserhaltung unter Um- 
ständen durch Schöpfwerke hergestellt werden. 
Die tiefen Moorlöcher würden durch die ab- 
- fallende Asche und Schlacke des Kraftwerkes 
ausgefüllt werden. Die Abtorfung des Fluß- 
schlauches könnte von Zezenow—Vietzig bis 
3 Lauenburg stufenweise‘ erfolgen ohne die 

Kulturen zu schädigen. a 37% 


f; = 
. a 


DI 20) 


£ : . 
Czarn ER st 


ER Das’ Kraftwerk. 7 


E Die bauliche Ausgestaltung des Kraft- h 
3; werkes unterscheidet sich nicht von der oben 


IT 


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PR 


Key 


u 


| af & Fa ! ji: N : ER 5 & 
A | Ra e Ba ir Pr R \ 4 L, Ye 


SCH METFTTZ 


Pol 


RR EN REFED R 2 Abb. 14. Lageplan des Torf-Großkraftwerks Leba-Moor. Maßstab 1:50 000. 


934 Elektrotechnische Zeitschrift, 


beschriebenen des Werkes Zehlaubruch. Die 
Ausbauleistung ist gleichfalls auf 120 000 kW 


festgelegt. Als Bauplatz (Abb. 14) ist das Ge- 


lände südlich des Dorfes Czarnowske gewählt, 
von wo aus bequem ein Vollbahnanschluß von 
2,9 km Länge an die Strecke Lauenburg—Leba 
hergestellt werden kann. Die Rampe zu dem 
Torfsilo (Abb. 15) für die Bahn aus dem Moor 
und ebenso die Rampe für die Gleise zur Her- 
anschaffung des Torfes von den Gleisen unter 
dem Silo nach den Gleisen über dem Silo kann 
in einfacher und zweckmäßiger Weise auf 
dem südwestlich des Kraftwerkes liegenden 
Höhenzuge ohne besondere Erdarbeiten ent- 


Dorf Czarnmowske 


Abb. 15. Gleisplan des Toirf-Großkraftwerks Leba-Moor. 


Zeichenerklärung: 


Abb. 16. Lageplan des Torf-Großkraftwerks Friesland. Maßstab '1:50.000« scheidetsich derEnt- 


‘ Moorstand unter Im: 


: von 172 m. 
u 2-3m. 
n 3-4 m. 
un. «5m 
„36m 
über öm 
et 


- wiekelt werden. Die Förderbahnen sind wiedel 
als Einmeterspur-Bahnen gedacht. I 
E Die Torfgewinnung würde zweckmäßig für | 
‚den Anfang gleichzeitig aus Polder I und 
Polder II erfolgen.- RER DET 
I. Das Torf-Großkraftwerk Friesland. 


_ Im-Wiesmoor und im Marcardsmoor, dieim 


Abb. 13. Moortiefen im Leba-Moor. N 


stehenden Moorschicht von 3m an, 
so ständen 185 Mill m? Torfmasse oder 


“werden... SER = 


könnte ferner im Norden das Pfalz. 


PEN 


25. November 1920. 


Die Moore 


Nordwesten der Provinz 
Hannover liegen, hat der 
preußischeDomänenfiskus 

- "unter besonderer, Mitwir- 
- kung des jetzigen Unter- 
 staatssekretärsDr. Ramm 
im Jahre. 1907 eine groß- 
zügige Moorkultur in An- 
griff genommen... "27 
3 ‘Die Moore sollen nach 
-der deutschen Methode, 
d.h. durch entsprechende 
Bearbeitung und Düngung 
mit künstlichem Dünger 
urbar gemacht werden. 
Für später ist auch die 
a der. Moore, = 
-d. h. ‘ein Abgraben des 7 
- Moores bis zum minerali- 
schen Boden unter !Be- 
lassung' der „‚Bunkerde‘“, 
der oberen Schicht des 
-Moores; geplant. = 7 = 
m Die Größe des /Wies- 
moores allein beträgt. 
6221ha. Nimmt maneine 


mittlere Mächtigkeit den er 
Brenntorfgewinnung zur Verfügung 


Er 


bei einer Gewinnung von 150 kg 


. Troekentorf aus einem m3 Torf- 


masse, -28 Mill. t Trockentorf zur. 


- Verfügung. Bei einem Verbrauch 


von 2,3kg Torf jekWh könnten also 
aus dem Moor 12 Milliarden kWh er- 


zeugt werden. 3 

Erhält jeder Ansiedler 10 ha, 
so könnten auf dem Moor nach Ab- 
torfung 620 Familien angesiedelt 


Für die spätere Torfgewinnung 


dorfer Moor, im Osten und Süden das 
Stapeler-Lengener und Süd-Georg- 
fehner Moor herangezogen werden, 
so daß eine Begrenzung in der Torf- 
lieferung für das Kraftwerk kaumin 
Frage kommt. ER, | 


E. 


Das Kraftwerk. { 
Die Ausbaulei- 
 stung des Kraftwer- 
'kes wird gleichfalls. | 


zu 120000 kW ge- 
wählt. Als Bauplatz 
wird die südöstliche 


forderliche Kühlwas- 
ser für die Kon- 
densation zu erhal- 
ten,und die schwe- 
ren Maschinenteile 
‚auf -dem“ Ems -—. 
Jade-Kanal heran- 
‘fahren zu können. 
Außerdem ist eine 
Verbindungsbahn 
von lm Spur vom. 
KraftwerkzurHalte- 
‚stelle Aurich-Olden- 
dorfder Schmalspur- 
bahn Leer — Aurich 
vorgesehen. .ıi.. 
m übrigen unter- 


ah 


ER ERE 


2 
RR 


Here 


_ 


a 


{ 
2 
WER 
RT 


25. November 1920. 


wurf nieht von den andern. Zum Heben der 
Torizüge auf die Höhe des Gleises über den 
Torfbunkern müßte jedoch eine Rampe mit 
einer Steigung von 1:40 een werden, 
da der Bauplatz und die Nachbarschaft hori- 
zontal liegt. Die Größe der Neigung müßte 
später auf Grund eingehender vergleichen - 
derWirtsehaftlichkeits- 
Er eos Kanal _ bereehnungen festge- 
| F legt werden. } 
Die Torfanfuhr kann, 
wie aus Abb. 17 er- 
‚sichtlich, von -3 ver- 
schiedenen Seiten er- 
folgen. 


Sehlußwort. 


Ich habe vorstehend 
in großen Zügen dieAus- 
gestaltung der Groß- 
kraftwerke für Torf- 
feuerung gezeigt. Mehr 
noch als bei anderen 
Kraftwerken, bei denen 
man zweckmäßig auch 
vom Gleisanschluß und 

_von der Ausgestaltung 


stoffes ausgeht, muß 


500m 


werken das Hauptge- 
wicht auf eine gute 
Lösung der Frage der 
Förderung und Lage- 
rung des Torfes legen. 
Man wird aus diesen 
Ausführungen .erken- 
nen, weshalb bei den 
jetzigen Werken, die 
Torf verfeuern, Mißer- 
folge 
Anderseitssind die Auf- 


10 200. 300 400 


0 


nieur gestellt werden, 
keine so schwierigen, 
daß sie nicht gelöst 
werden könnten. 


Unsere Brennstoff- 
not zwingt uns gebiete- 
risch dazu, den Torf 
für die Erzeugung 
elektrischer Energie in 
größtem Umfange her- 
anzuziehen. Im Sinne 
unserer Volkswirtschaft 
ist es daher mit Freu- 
den zu begrüßen, wenn 
die Eisenbahnverwal- 
tung -auf Anregung 
des Geheimen Ober- 
baurats Wittfeldt 
ein Torfkräftwerk im 
Havelländischen Luch 
zur Versorgung der 
Berliner Stadt- und 
Ringbahn mit. Strom 
plantundder Württem- 
bergische Städtetag ein 

Werk im torfreichen 
Oberschwaben er- 
richten will. 


Gleisplan des Torf-Großkraftwerks Friesland. 


Abb. 17. 


stoffarme Bayern ist 
ebenfalls die Errich- 
tung eines Werkes 
in dem Rosenheim- 
- Aiblinger Moor 
erforderlich. 

Als erste Torf- 
kraftwerke hätte 
man vielleicht zu 
errichten (Abb. 1) 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


der, Zufuhr des Brenn- 


man bei den Torfkrait- 


erzielt wurden. 


gaben, die dem Inge-. 


Für das brenn- 


1920. 


1. Kraftwerk ‚„Zehlaubruch“ für den Be- 
trieb der Bahnen Ostdeutschlands und 
für seine Versorgung mit Licht und Kraft. 

2. „Kraftwerk Lebamoor‘ für den östlichen 
Teil Pommerns und die uns verbleibenden 
Teile von Westpreußen und für Nord- 
schlesien. 

3. Kraftwerk ‚„Randowbruch‘ oder in den 
Mooren zwischen Ferdinandshof, Anklam, 
Ückermünde für Westpommern, Ost- 
Mecklenburg, Nordbrandenburg. 

4. „Kraftwerk Mecklenburg‘ in den Mooren 
Westmecklenburgs für Mecklenburg, 

2 Schleswig-Holstein. x 
- 5. „Kraftwerk Friesland‘ im Marcards- 
moor für Hannover und Oldenburg. 

6. „Kraftwerk Oberland“ in den Mooren 
Württembergs für Württemberg und 
Baden. 

7. „Kraftwerk Rosenheim“ für Bayern. _ 


Bis heute war es nieht möglich, den Torf 
in größerem Umfange zur Erzeugung elek- 
trischen Stromes zu verwerten, weil andere 
Brenfistoffe viel leichter, nicht billiger, zu 
beschaffen waren, weil der Kraftwerksbauer so 
schön bequem auf den Pfaden, die seine ‚Vor- 
gänger glatt getreten hatten, wandeln konnte. 
Heute heißt es neue Wege zu bahnen. 

Die Sozialisierung der Elektrizi- 
tätswirtschaft ist ohne eine großzügige 
Brennstoffwirtschaft, ohne eine großzügige 
Energiewirtschaft überhaupt nicht denkbar 
und bietet daher ein reiches Arbeitsfeld 
für den Ingenieur. Heute gilt.es, alle Ener- 
giequellen in wirtschaftlich richtiger Weise zu 
erfassen und zusammenzufassen, damit sie 
sich gegenseitig ergänzen. Man wird also am 
Torf auch nieht vorübergehen können. 

Wenn man bisher bei der Entwässerung 
und Vorrichtung unserer gewaltigen Moore für 
den Ackerbau den Torf als lästigen Bestandteil 
empfand, so wird man heute beim Bau unserer 
eroßen Kanäle und bei der Melioration der 
Moore gerade darauf Bedacht nehmen müssen, 
diesen so wertvollen Brennstoff zu gewinnen. 
Der Rosenmeyersche Entwurf eines Rhein — 
See-Kanals!), der 170000 ha des westlichen 
"Teiles der Provinz Hannover entwässern würde, 
könnte vielleieht auch einmal von diesem Ge- 
sichtspunkte aus geprüft werden. Der Kultur- 
ingenieur wird bei seinen Arbeiten in Zukunft 
auch die Einnahmen in seine Rechnungen ein- 
stellen können, die der Torf zur Erzeugung 
elektrischer. Energie bringt und es wird _viel- 
leicht dadurch die Ausführung manchen Unter- 
nehmens für Gewinnung von Kulturboden 
sichergestellt werden. Eine wichtige Handhabe 
der Melioration von Mooren in Gemengelage 
bietet außerdem das neue preußische Gesetz 
über die Bildung. von Bodenyverbesserungs- 
genossenschaften vom 5. "Mai 1920. Vielleicht 
erleben wir es noch, daß aus dem Umkreis der 
hohen Schlote der Torf-Großkraftwerke das tote 
Moor immer mehr verschwindet, um wogenden 
Getreidefeldern, saftigen Wiesen Platz zu 
machen, um Heimstätten für viele Söhne und 
Töchter unseres kranken Volkes zu schaffen. 
Der Moorbauer war von jeher ein harter, zäher, 
arbeitsamer Mann, solche Männer hat unser 
Volk zur Gesundung dringend nötig. 


Verbilligung der elektrischen Anlagen durch 
Ausgestaltung der Verbandsvorschriften.?) 


Von Dt.zäng. E. Adler. 
"Technischer Berater des Zentralverbandes der 
deutschen elektrotechnischen : Industrie. 


Mein Bericht beschäftigt sich mit einer 
Seite des ‚ elektrotechnischen‘ _ Vereinheit- 
lichungswesens, nämlich den Verbandsvor- 
schriften. Unter dem Ausdruck „Verbands- 
vorschriften‘‘ fasse ich unsere selbstaufer- 
legten technischen Gesetze zusammen, also 
die zahlreichen Erriehtungsvorschriften, Bau- 
regeln und Prüfungsvorschriften, die der VDE 
in langjähriger Arbeit vollendet hat. 

Die Arbeiten des VDE sind vollständiger 
als alle. ähnlichen von ausländischen Verbän- 
den herausgegebenen ; sie genießen mehr Au- 
torität als diese und sind vor dem Kriege in 
vielen Ländern unverändert benutzt worden. 
In den letzten Jahren haben sich zwar einige 
Länder von einzelnen deutschen Vorschriften 
emanzipiert und eigene herausg®geben. Diese 
Abkehr ist aber keineswegs durchgreifend. 
Angesichts dieser Sachlage erscheint es 
zunächst gar nicht nötig, an den Verbands- 
vorschriften viel zu ändern. Trotzdem haben 
fast alle Kommissionen die Revision der 


1) „ETZ“ 1914, S. 309. RER a 

2) Auszug aus dem vor der außerordentlichen Mit- 
gliederversammlung des Zentralverbandes in Hannover er- 
statteten Bericht. 


Heit 47, 


935 


früheren Arbeiten beschlossen, und eine lange 
Reihe neuer Arbeiten ist in Angriff genommen 


Ich glaube, daß eine derartige, vor- 
wiegend technische und formale _ Revision 
nieht genügt; wir werden uns bei der Ausge- 
staltung der Verbandsvorschriften bemühen 
müssen, ernstlich und gewissenhaft die Kon- 
sequenzen aus den wirtschaftlichen Verhält- 
nissen zu ziehen, unter denen wir viele Jahre 
leben werden. 

Diese Konsequenzen liegen meines, Er- 
achtens in der klaren Erkenntnis, daß wir so 
sparsam wie möglich herstellen, bauen und 
betreiben müssen, wenn die Ausbreitungs- 
möglichkeiten der Elektrizität erhalten bleiben 
und gefördert werden sollen. Der Ausdruck 
Sparsamkeit ist eigentlich viel zu matt; es 
ist geradezu eine Sparwut erforderlich, und 
darin — also in der Intensität der Sparsam- 
keit — liegt der Unterschied zwischen den - 
jetzigen und den früheren Zeiten. 

Ich weiß, es ist eine undankbare Aufgabe, 
Sparsamkeit zu predigen. Es liegt in der 
menschlichen Natur, sich zäh an gewohnte 
Formen zu halten und den neuen Sorgen und 
Arbeiten aus dem Weg zu gehen, die die Durch- 
führung von Ersparnismaßregeln bedingt. Es 
ist aber eine unvermeidliche und wichtige 
Aufgabe für den Ingenieur, die Anpassung der 
technischen Gepflogenheiten an veränderte 
wirtschaftliche Verhältnisse in Ruhe und Ord- 
nung zu vollziehen und ohne. den Gebrauchs- 
wert der Anlagen zu beeinträchtigen. 

Ich stelle diese Fragen im Zentralverband 
zur Erörterung, weil die Industrie auf wirt- 
schaftliche Veränderungen am schnellsten und 
stärksten reagiert. Sie scheint mir deshalb 
berufen, die Führung in der Sparsamkeits- 
kampagne zu übernehmen. Die Kreise, die 
elektrische Anlagen betreiben, besitzen heute 
wirtschaftliche Einsicht genug, um solehe Be- 
strebungen ohne Mißtrauen zu prüfen und sie 
zu fördern, wenn ste ihre: Notwendigkeit er- 
kannt haben. 

Der Begriff Sparsamkeit darf nicht zu 
eng umschrieben werden. Es handelt sich nicht 
nur um die Verbilligung der Fertigung (also 
eine Herabsetzung des Anlagekapitals bei 
Herstellern und Verbrauchern) sondern wir 
müssen denselben Eifer auch auf die Vermin- 
derung der Monteurarbeiten an Ort und Stelle 
und auf die Vermeidung von Reparaturen ver- 
wenden. Es wäre eine falsche Politik, Aus- 
gaben. von einer Stelle an die andere abzu- 
schieben — allerdings ein Verfahren, daß bei 
sogenannten Ersparnisaktionen in der Ver- 
waltung nicht allzu selten vorkommt. 

Wir dürfen also keineswegs die Störungs- 
freiheit der Anlagen beeinträchtigen und natür- 
lich auch nicht die Sicherheit der Person ge- 
fährden. Trotzdem bleiben noch zahlreiche 
Ersparnismöglichkeiten übrig, die man er- 
kennt, wenn man im Vertrauen auf das ver- 
ständige Zusammenarbeiten aller Faktoren 
sich von alten Denkgewohnheiten frei macht. 

Wir können natürlich nicht den ganzen 
Komplex von Fragen erörtern, den der Begriff 
Sparsamkeit umfaßt. Ich will mich haupt- 
sächlich mit solehen Maßnahmen beschäf- 
tigen, die durch die Verbandsvorschriften 
gefördert werden Können. Das scheint mir 
das wichtigste, denn dank des Ansehens, das 
die Verbandsvorschriften genießen, besitzen 
wir durch ihre Ausgestaltung ein wirksames 
Mittel, die Technik in die als notwendig er- 
kannte Richtung zu lenken. 

Auf die Ersparnismöglichkeiten durch 
Typung und Normung will ich nicht eingehen. 
Ich glaube, es hieße_offene Türen einrennen, 
wenn man heute die Vorteile der Normali- 
sierung für Hersteller und Verbraucher auf- 
zählen wollte. Allerdings müssen wir, wie ich 
schon im Juni in Berlin betonte, z. Zt. recht 
viel Wasser in unseren Normalisierungswein 
gießen. Jetzt ist es meistens am sparsamsten, 
Fertiges beizubehalten, auch wenn dadurch 
gewisse Schönheitsfehler in das Normensystem 
gebracht werden. Bei der Entwicklung der 
Normen und Typen werden wir uns aber be- 
mühen müssen, den Sparsamkeitsgedanken in 
jeder Einzelheit zu verkörpern und durch die 
Normung zu verankern. 

Einer der wichtigsten Grundsätze unserer 
Sparsamkeitsaktion ist, jede Vorrichtung nur 
für die Leistung zu bemessen, die wirklich 
gebraucht wird. Ich übertreibe gewiß nicht, 
wenn ich behaupte, daß die Leistung unzäh 


936 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 47. 


liger Maschinen, Transformatoren und Neben- _ 
apparate unausgenutzt bleibt. In sehr vielen 
Fällen, nämlich bei Stromverbrauchern, hat 
niemand davon einen Vorteil. Ein unterbe- 
lasteter Motor hat gewöhnlich einen schlech- 
teren Wirkungsgrad und einen schlechteren 
Leistungsfaktor als ein voll belastetes, kleineres 
Modell. Der Anlagenbesitzer hat daher eine 
größere Stromrechnung und das Werk wird 
durch unbezahlten Blindstrom belastet. Nie- 
mandem nutzt es, daß die Erwärmung in 
diesem oder jenem Teil unter den zulässigen 
Grenzen bleibt. Die Nachteile, die unterbe- 
lastete Motoren für das Elektrizitätswerk 
haben, sind so bedeutend, daß einige Zentralen 
im Osten der Vereinigten Staaten durch ihre 
Organe und auf ihre Kosten die Umgruppie- 
rung vorhandener Motorinstallationen vor- 
genommen haben. Das hat sich für die Werke 
gelohnt und es sind zahlreiche Motoren frei 
geworden. 

Ein wichtiger vorbereitender Schritt zur 
besseren Ausnutzung der Motoren ist dadurch 
gemacht worden, daß gelegentlich ihrer Typung 
Reihen von normalen Leistungswerten auf- 
gestellt worden sind. Die Grundlage dazu ist 
durch Professor Rüdenbergs Vorschlag ge- 
schaffen worden, die Stufung eines gegebenen 
Leistungsintervalls nach einer geometrischen 
Reihe vorzunehmen. Das Intervall zerfällt 
dadurch in Stufen, deren Verhältnis annähernd 
das gleiche bleibt. Teilt man z. B. den Be- 
reich von 10 bis 100 kW in zehn Teile gleichen 
Stufungsverhältnisses, so ergibt sich eine 
Zehnerreihe, d. h. jede Stufe ist um etwa 26% 
größer als die vorhergehende. 

Es wäre natürlich für die Hersteller vor- 
teilhaft, die Stufenzahl so klein wie möglich zu 
machen, damit nur eine geringe Zahl von 
Modellen fabriziert werden muß. Doch waren 
wir gezwungen, uns hinsichtlich der Typenver- 
ringerung Beschränkun aufzuerlegen; denn 
die Verschiedenheit der Drehzahlen, Spannun- 
gen und Schutzarten bedingteine Modifikations- 
fähigkeit der Modelle und wenn trotz der Ab- 
änderungen gut ausgenutzte Maschinen mit 
normalen Leistungszahlen herauskommen 
sollen, so müssen die Reihen ziemlich fein- 


stufig sein. - 

Es ist zu hoffen, daß die normalen 
Leistungswerte sich in der ganzen Technik ein- 
bürgern werden. Die Motoren werden sich 
nicht nach den Arbeitsmaschinen, sondern die 
Arbeitsmaschinen mach den Motoren richten. 
Allerdings müssen wir mit einer langen -Über- 
gangszeit rechnen, in der gerade durch den 
Zwang der normalen Leistungszahlen ge- 
legentlich unnötig große Maschinen vor- 
kommen werden. ; 

Für Transformatoren, besonders solche 
von Überlandzentralen, haben Warrelmann. 
und Osten die Nachteile beschrieben, die 
durch zu reichliche Leistung entstehen. Ihre 
Bestrebungen werden durch eine Sonderreihe 
‚unserer Einheitstransformatoren gefördert, die 
durch ejne bedeutende „Saison ““-Überlastungs- 
fähigkeit gekennzeichnet ist, 

Verschwendung durch falsche Leistungs- 
bemessung kommt besonders bei aussetzenden 
Betrieben vor, wie Kranen, Aufzügen u. dgl. 
Bej anderen solchen Antrieben, z. B. in Stahl- 
werken, treten hingegen unverhältnismäßig 
viele Defekte auf, die zum Teil durch zu 
schwache Leistung verursacht sind. Der Stahl- 
werker schont eben sein Material nicht. Er 
will produzieren, alles andere ist ihm gleich- 
gültig. -Diese Verhältnisse haben dazu ge- 
führt, die Bedingungen, denen aussetzende 
Betriebe unterliegen, in einem besonderen 
VDE-Ausschuß einer eingehenden Unter- 
suchung zu unterziehen. Deren Hauptziel 
ist: richtige Materialausnutzung bei allen 
Maschinen, Steuergeräten, Schaltern und Lei- 
tungen, die in den praktisch vorkommenden 
aussetzenden Betrieben verwendet werden. 

Ein weiteres Beispiel bieten Anlasser. 
In den meisten Betrieben ist der Anlasser nur 
während ganz kurzer Zeit in Verwendung; in 
den langen Pausen ist er tot und nutzlos. 
Unsere Bestrebungen, durch genauere Fest- 
setzung der Anlaßbedingungen eine Ver- 
billigung der Anlasser zu erreichen ohne ihre 
Gebrauchsfähigkeit herabzusetzen, scheinen 
demnach besonders gerechtiertigt. 

Bei Stromerzeugungsanlagen liegen die 
Verhältnisse anders als ei Stromver- 
brauchern; dort bietet sich Gelegenheit zur 
Verwertung von Überlastungsfähigkeiten. Eine 
Maschine, die bei Schildleistung ausgenutzt 
ist, kann aber nennenswerte Überleistungen 
nur während kurzer Zeit abgeben. Den Elek- 
trizitätswerken ist jedoch mit kurzzeitiger 
Überlastbarkeit nicht gedient; sie brauchen 
die erhöhte Leistung während längerer Zeiten. 

Die Ausnutzung einer Maschine ist be- 
a durch die Temperatur der stromführen- 

en isolierten Teile, weil bei zu hoher Tem- 
peratur die Lebensdauer der Isolierstoffe stark 


'schinen noch unvollkommen sind. Wenn wir 


herabgesetzt wird. ; 
schinen so bemessen, daß sie bei der höchsten 
Lufttemperatur, die erfahrungsgemäß - vor- 
kommt, das ist 35°, keine unzulässige Tem- 
peratur annehmen. Eine Steigerung der. 
Leistung wäre aber denkbar, wenn die Buft- 
temperatur herabgesetzt werden könnte. Die 
Turbogeneratoren, um die es sich in der Haupt- 
sache handelt, sind bekanntlich mit eigenen 
Lüftungsvorrichtungen versehen. Man müßte 
also die Zuluft waschen und kühlen oder 
könnte wenigstens im Winter die erhöhte 
Leistungsfähigkeit ausnutzen. Eine .derartig 
iorcierte Ausnutzung erfordert aber besondere. 
Vorsichtsmaßregeln. Man muß die Tempera- 
tur verläßlich messen und dauernd über- 
wachen können, ferner dafür sorgen, daß auch 
die anderen Grenzen der Ausnutzungsfähig- 
keit nicht überschritten werden, z. B. die Er- 
regung und die Leistungsfähigkeit der Tur- 
binen. = 

Ähnliche Möglichkeiten liegen bei den 
dauernd überwachten Transformatoren in 
Kraftwerken und großen Unterwerken ® vor. 


Für die weiteren Erörterungen wollen wir 
annehmen, daß jede Maschine für die wirklich 
erforderliche Leistung bemessen werden könnte. 
Es wird sich dann darum handeln festzustellen, 
ob durch Ausgestaltung der Verbandsvor- 
schriften die Materialausnutzung gesteigert 
werden kann; denn aus dem teueren Material 
muß alles herausgeholt werden, was in ihm 
steckt. ; ’ 

Ich habe früher hervorgehoben, daß die 
Temperaturgrenzen durch die Wärmebeständig- 
keit der Isolierstoffe bedingt sind. Wenn es 
gelänge, Isolierstoffe zu finden, die höhere 
Temperaturen aushalten und gleichzeitig den 
vielen anderen Forderungen entsprechen, von 
deren Erfüllung die praktische Brauchbarkeit 
solcher Stoffe abhängt, so wäre die wichtigste 
Vorbedingung zur besseren Ausnutzung der 
Maschinen gegeben. Zunächst ist das aber nur 
ein frommer Wunsch. 

> Vorläufig können wir nichts anderes tun, 
als für jeden der vielen im Isolierwesen ver- 
wendeten Stoffe die richtigen Temperatur- 
grenzen ermitteln und durch Ausgestaltung 
unserer Meßverfahren dafür sorgen, daß wir 
auch die wirklich auftretende Erwärmung 
messen. d ns? 

Die in den VDE-Vorschriften gegebenen 
Werte _der zulässigen Grenztemperaturen 
können als bewährt gelten; sie stimmen im 
wesentlichen mit den in ausländischen Vor- 
schriften.überein. Ich erwähne das ausdrück- 
lich, weil wegen einiger Defekte, die an Tur-. 
bogeneratoren in den letzten Jahren vorge- 
kommen sind, vereinzelt der Wunsch nach all- 
gemeiner Herabsetzung der Temperaturgrenzen 
geäußert wurde. Das hieße, das Kind mit dem 
Bade ausschütten. Diese Defekte sind darauf 
zurückzuführen, daß unsere Verfahren zur 
Ermittlung der höchsten Kupfertemperatur in 
großen  schnellaufenden Hochspannungsma- 


erst geleınt haben werden, die Temperatur 
der wärmsten Stellen im Innern der Ma- 
schinen zuverlässig zu messen, werden Defekte 
durch übermäßige lokale Erwärmung nicht 
mehr vorkommen. _ 

Auch der Ausnutzung der Isolierstoffe 
muß heute volle Aufmerksamkeit zugewendet 
werden; denn die Kosten dieser Stoffe sind un- 
verhältnismäßig gestiegen. Man wird deshalb 
alle Durchschlagsproben in. den Verbandsvor-. 
schriften einer gründlichen Überprüfung unter- 
ziehen müssen; nicht nur, was die Höhe der 
Prüfspannung, sondern was die Art der Proben 
überhaupt betrifft. Sehr hohe Prüfspan- 
nungen allein sind kein Kriterium für richtige 
Isolation. Sie verführen zur Materialver- 
schwendung, und trotzdem können gerade die 
gefährdeten Stellen ungenügend geschützt sein. 
Es handelt sich vielmehr darum, diese. heraus- 
zufinden und das dielektrische Verhalten im 
Betrieb nachzuahmen. ee; 

Auch hinsichtlich der Prüfdauer scheinen 
mir manche unserer Vorschriften noch ver-. 
besserungsbedürftig. Durch die Abkürzung 
mancher Proben soll nieht nur eine Entlastung 
der Prüffelder erreicht werden. Es ist bekannt, 
daß durch die lange Einwirkung hoher Span- 
nungen eine dauernde Schädigung des Dielek- 
trikums eintritt, aber die praktische Folge 
aus dieser Erkenntnis ist noch nicht für alle. 
Materialklassen gezogen worden. SER 

Es wird daher noch viel Forschungs- 
arbeit geleistet werden müssen, ehe wir die 
richtige Durchsehlagsprobe für jeden Anlagen- 
teil festlegen können, nicht zu scharf und nicht. 
zu milde, nicht zu lang und nicht zu kurz. In 
weiterer Folge werden wir eine Vereinheit- 


lichung der Spannungsproben anstreben | 
müssen, damit für jede Anlage der passende 
dielektrische Generalsicherheitsgrad festge- 


legt werden kann, 


Deshalb werden die Ma- 


rücksichtigen, durchaus gerecht 


“sich 
Leistungsfaktor Banknoten einzutauschen, son- 


AN 


Wir dürfen heute aber nicht nuran Kupfer, 


müssen uns auch bemühen, den Verbrauch an 
inaktivem - Material, besonders Baumaterial, 


28. ‚November 1920. 


‚zu vermindern. In den letzten Jahren sind in - 


Amerika sehr viele Transformations- und 
Schaltanlagen im Freien aufgestellt worden. 


Eine führende amerikanische Großfirma hat 


festgestellt, daß über drei Viertel ihrer An- 


lagen über 40.000 V im Freien aufgestellt 
wurde. Auch in Italien, Frankreie 
Spanien sind bereits Unterwerke im Freien er- 
richtet worden. Die mit diesen Anlagen ge- 
machten Erfahrungen verdienen angesichts 
der ungeheuren Höhe der Baukosten von 
Unterwerken für sehr hohe Spannungen große 
Aufmerksamkeit. Vielleicht werden wir nicht 


Meßwandler zwar keine richtigen Häuser aber 
doch Schuppen vorsehen. Jedenfalls werden 
wir uns den Luxus nicht mehr leisten können, 


Rücksichten unterzuordnen. 
war 


Vor dem Krieg 
der Unterschied zwischen den prächtigen 


ER | 


Bleche und Isolierstoffe denken, sondern wir 


und 


gleich so radikal vorgehen können wie die 
Amerikaner, also z. B. für Ölschalter und 


den Bau von Schalthäusern ästhetischen . 


deutschen Anlagen und den frugal gebauten i 


ausländischen ein beträchtlicher. F 
Schließlich möchte ich mit ein paar 
Worten die Freileitungen streifen. Bst ist 
Ihnen. bekannt, daß man bei der statischen 
Berechnung der Freileitungen gewisse An- 


peratur und die Belastung durch Schnee, Eis, 
Rauhreif und Wind macht. Man legt der 
Berechnung die ungünstigsten Fälle zugrunde 
und verlangt einen gewissen Sicherheitsgrad. 
Die Verbandsvorschriften sollen das richtige 
Mittel zwischen den Forderungen nach er- 
höhter Sicherheit und dem Streben nach Ver- 
ringerung der Baukosten bilden. Es fehlen 
aber vorläufig genügende praktische Beob- 
achtungen über die Beanspruchung durch 
Schnee, Rauhreif und Wind. Der Sicherheite- 
'grad muß daher — wie so oftin der Technik — 
alles das decken, was wir vorläufig nicht 
wissen. 


wenig Betriebsstörungen durch Kälte, Reif 
und Wind. vorkommen. Es ist deshalb ge- 
legentlich der Neubearbeitung der Freilei- 
.tungsvorschriften eine Erhöhung der Festig- 


Die Statistik lehrt, daß verhältnismäßig. 


keitsgrenzen in Aussicht genommen worden. 


Ich glaube, daß wir in dieser Richtung noch 
weiter gehen müssen, indem wir eine genauere 


tigen Hauptstraßen der Stromversorgung und 
minder wichtigen Nebenstraßen unterscheiden. 
Es scheint eine Verschwendung, der Einheit- 
lichkeit der Vorschriften wegen jede Lei- 
tung, ob wichtig 
ungünstigsten klimatischen Verhältnissen zu 
bemessen, die irgendwo in Deutschland ge- 
legentlich auftreten könnten. 


‚in Bau und Betrieb, die die Verbesserung des 
.Leistungsfaktors bietet, brauche ich ' mich 
nicht zu verbreiten. Die schädliche Wirkung 


des schlechten Leistungsfaktors liegt darin, 


daß irgend ein wesentlicher Anlageteil- über- 
lastet und dadurch die Ausnutzungsfähigkeit 
‚der ganzen Anlage gedrosselt wird. Die Ver- 
hältnisse sind umso schlimmer, je schlechter 
der sich im Netz einstellende Leistungsfaktor 
im Vergleich zu dem ist, der der Berechnung 
der Maschinen zugrunde gelegt wurde. Leider 
ist der Unterschied zwischen diesen Werten 


Deshalb ist die Leistungsfaktorenfrage heute 
so ernst, denn es fehlt an Geld zur Ausgestal- 
tung der Elektrizitätswerke. ER 

‘Die Werke haben in ihren Anschlußbe- 
dingungen für Motoren gewisse Mindest- 
leistungsfaktoren vorgeschrieben. Neuerdings 
gehen sie daran, 


Über die Möglichkeiten der Ersparnisse 


durch besondere Zähler und. 


nahmen über die niedrigste und höchste Tem- 


Berücksichtigung der lokalen klimatischen 
Bedingungen vornehmen und zwischen wich- 


-oder unwichtig, nach den \ 


in den meisten Werken ein sehr beträchtlicher. 


t 


Tarife sich für die finanziellen Nachteile schad- 


los zu halten, die ihnen durch den unbezahlten 
Blindstrom erwachsen. Ich finde solche Tarife, 
die alle Elemente der Gestehuneskosten be- 

fertigt, aber 


meines Erachtens müßten die Elektrizitäts- 


werke auch eine aktive Politik zur Hebung des 


Leistungsfaktors einleiten. Es wäre verfehlt, 


damit zu begnügen, für den schlechten 


dern man muß den Abnehmern helfen, die 
wattlosen. Schmarotzerströme aus den 
lagen zu entfernen. * ; : 


mit tlere Motoren hinsichtlich Leistungsfaktor 
stellen kann, sindin einer Reihe niedergelegt, die 


vom Zentralverband gelegentlich der Ty uns 3% 
erte. 


dieser Motoren aufgestellt wurde. Die 
sind so a wie man sie bei Innehaltung 
der M indestluftspalte 

die Betriebssicherheit notwendi 


’ sind. 
. Die Bestrebungen zur Ver 


esserung des 


Leistungsfaktors werden sich daher nicht mit 


An- ’ 


Die Anforderungen, die man an kleine und 


erreichen kann, die für 


. 


klärt sich aus ihrem begreiflichen Wunsch, die 


nungsabfall nur eine Quelle solcher Schwan- 


. u 
un N 


25. November 198820. 


den kleinen und mittleren. Motoren, sondeın 
mit den großen beschäftigen müssen. Die Ver- 
hältnisse liegen also ähnlich wie in der Steuer- 
politik. Die kleinen Abnehmer soll man nicht 
durch Leistungsfaktortarife belasten; aber 
dort, wo etwas zu holen ist, also bei den großen 
Antrieben, soll man den Hebel ansetzen, d.h. 
für schlechten Leistungsfaktor durch Zu- 
schläge strafen und was vielleicht noch 
wirksamer ist für guten Leistungsfaktor 
durch Rabatt belohnen. Es dürfte weniger 
darauf ankommen, einen Tarjf zu finden, der 
vom physikalischen Standpunkt aus gerecht 
ist, als einen Tarif, der Anreiz zur Mitarbeit 
der Abnehmer schafft. 

Die Anschlußbedingungen der Elektrizi- 
tätswerke enthalten außer den Vorschriften 
über den Mindestwert des Leistungsfaktors 
auch Bedingungen über die Höchstwerte des 
Anlaufstroms. Es wird von allen Stellen an- 
erkannt, daß die Anschlußbedingungen revi- 
sionsbedürftig sind. Auch besteht ie 
glaube auf allen Seiten — der Wunsch, Be- 
dingungen Zu schaffen, die von allen Werken 
anerkannt werden können, so daß Sondervor- 
schriften in Zukunft überflüssig sind. _ 

Diese Aufgabe ist keine ganz leichte, denn 
bei großen und kleinen Werken, bei städtischen 
und UÜberlandzentralen, liegen so verschieden- 
artige Verhältnisse vor, daß deren Berück- 

- siehtigung durch einen einzigen Satz von Vor- 
schriften schwer ist. Aus dieser Verschieden- 
artigkeit, nicht aus Eigenbrödelei der Elektri- 
zitätswerke, erklärt sich der Umstand, daß 
noch so viele Sondervorschriften bestehen. Im 
Ausland ist das auch nicht viel anders; doch ist 
dort unter dem Druck der wirtschaftlichen 

Verhältnisse die Modernisierung und Verein- 
heitliehung der Anschlußbedingungen‘ weiter 
vorgeschritten, z. B. in Amerika, trotz der 
ungeheuren Mannigfaltigkeit der dortigen 
Werke. 

Die Grundzüge die für die Neubearbeitung 
der Anschlußbedingungen maßgebend sein 
müssen, sind: 
1, Möglichste Erweiterung des Anwendungs- 

bereiches der Kurzschlußmotoren. 

2. Verbilligung der Anlasser. 

.° Für die Industrie bedeuten diese Forde- 
rungen nichts Neues. Sie hat schon um ihre 
Erfüllung gekämpft, als noch kein erheblicher 
wirtschaftlicher Druck vorlag. Heute, wo die 
Elektrizitätswerke sich nicht länger den trau- 
rigen Folgen der Wirtschaftslage entziehen 
können, müssen auch sie eine Nachprüfung 
älterer Argumente vornehmen. Es würde zu 
weit führen, auf diese Fragen heute im ein- 
zelnen einzugehen, doch kann ich mir nicht 
versagen, einige Vorschläge zur Erörterung zu 
stellen, um Gesichtspunkte für die kommenden 

- Auseinandersetzungen zu gewinnen. 

Die Haltung der Elektrizitätswerke er- 


enommen, annähernd soviel Anlaufstrom ver- 
rauchen dürfen wie der größte, 

Die Formulierung solcher Bestimmungen 
böte keine Schwierigkeiten, Ich weise noch- 
mals auf das Ausland hin, besonders auf die 
Vereinigten Staaten. In allen Ländern ist man 
bestrebt, den Anwendungsbereich der Kurz- 
schlußmotoren zu erweitern. Und wenn das 
am grünen Holz, d. h. in den wirtschaftlich 
besser gestellten Ländern. geschieht, wie not- 
wendig ist es erst bei une. Der Kurzschluß- 
motor ist der Motor für arme Leute; er ist 
billig, gut und dauerhaft. Wenn Dobrowolski 


so hätte er jetzt erfunden werden müssen, 

Aus den Beispielen, die ich bisher für 
Ersparnismöglichkeiten durch die Ausge- 
staltung der Verbandsvorschriften gegeben 
habe, läßt sich der allgemeine Schluß ziehen, 
daß eine schärfere Abgrenzung des Geltungs- 
bereichs der einzelnen Bestimmungen vorge- 
nommen werden muß, um zu verhindern, daß 
durch Verallgemeinerung einzelner Erfahrungen 
ein unnötiger Aufwand verursacht wird. Diese 
feinere Differenzierung wird zu Klassifikationen 
a wie ich solche mehrfach angedeutet 

abe. 

Ein Beispiel für eine grundlegende Diffe- 
renzierung, die sich durch viele Vorschriften 
hindurehziehen wird, ist die Klassifikation der 
Schutzarten, d. h. der Arten des Schutzes, 
den man gegen die Berührung stromführender 
Teile, gegen Staub, Feuchtigkeit, Gase und 
Dämpfe vorsieht. Diese Schutzarten haben 
sich im Laufe der Jahre herausgebildet, zu- 
nächst bei Motoren, später bei Schaltappa- 
raten, Anlassern, Installationsmaterial, Meß- 
instrumenten usw. Durch die einheitliche 
Klassifikation der Schutzarten wollen wir er- 
reichen, daß das ganze in einem gegebenen 
' Raum verwendete Material zueinander paßt 
und daß nicht unnötig viele Spielarten er- 
zeugt werden. Diese Klassifikation wiıd die 
erforderliche Ergänzung durch die Errichtungs- 
-vorsehriften finden, deren Sonderbestim- 
mungen für die verschiedenen Raumarten 
und die zu diesen passenden Schutzarten ent- 
sprechend abgestuft werden müssen. 

Diese Arbeiten bilden die Vorbereitung 
zu einer Klassifikation und Vereinheitlichung 
der Verlegungsarten. Für das Gebiet des 
eigentlichen Installationswesens ist sie schon 
in Angriff genommen worden. Für jede Raum- 
art und vVerlesungsart wird ein normales 
Installationssystem festgesetzt; dadurch sollen 
Herstellung, Projektierung, Lagerhaltung, 
Montage und Abrechnung erleichtert werden. 
Es liegt also eine Ersparnisaktion großen Stils 
vor; deren Durchführung wird allerdings sehr 
viel Arbeit machen. 

Parallel mit diesen Arbeiten wird. eine 
Revision der Errichtungsvorschriften gehen. 
Man wird bei jeder einzelnen einschränkenden 
oder verschärfenden Bestimmung fragen 
müssen, ob ihre allgemeine Aufrechterhal- 
tung unter den heutigen Verhältnissen noch 
am Platz ist. Selbstverständlich wird man die 
Grundlinien der Erriehtungsvorschriften, die 
die Sicherheit von- Person und Sache ver- 
bürgen, unangetastet lassen. Es darf aber kein 
Gegensatz entstehen zwischen den Vor- 
schriften und der Praxis; denn sonst bleiben 
die Vorschriften unbeachtet, und die Praxis, 
die sich aus den Anforderungen des Wirt- 
schaftslebens herausbildet, geht ihre eigenen 
Wege. Ich könnte Ihnen zahlreiche Beispiele 
für solehe Gegensätze aus der ausländischen 
Technik aufzählen. Bei uns ‚herrscht 
wenigstens bis jetzt — bessere Übereinstim- 
mung zwischen Gesetz und Durchführung; 
aber ich verrate kein Geheimnis, wenn ich 
“feststelle, daß die Durchführung der Errich- 
tungsvorschriften zu wünschen übrig läßt. 

Die Bestrebungen zur Verbilligung der 
Installationen werden in srößerem Umfange 
einsetzen, wenn die Bautätigkeit. wieder auf- 


‚Spannungsschwankungen in den Lichtleitungen 
‚möglichst klein zu halten. Nun ist aber der 
- „durch den Anlaufstrom hervorgerufene Span- 


kungen. Die Spannungserhöhungen, die durch 
plötzliches Abstellen hervorgerufen - werden 
und die Spannungsschwankungen durch schnell 

- veränderliche Belastung können nicht durch 
Vorschriften ‘getroffen werden. 

Allerdings macht sich der Anlaufstrom 
von Kurzschlußmotoren besonders stark 
eltend. Ich'kann mich aber nicht dem Ein- 
ruck entziehen, daß man ihn deshalb so 

scharf unter die Lupe nimmt, weil er ver- 
_ hältnismäßig bequem zahlenmäßig zu fassen 
- ist. Esistin der Technik üblich, Eigenschaften, 
die sich zahlenmäßig bewerten lassen, be- 
sondere, manchmal übertriebene Aufmerk- 
samkeit zu schenken. - 

Es ist auch zuzugeben, daß die Span- 
nungsschwankungen 'eines Netzes gewisser- 
maßen den Qualitätsgrad der Stromversor- 
gung kennzeichnen. Äber können wir in den 
e 


y 


utigen Zeiten, — wo Unterbrechungen der | genommen werden wird. In England, wo man 
Stromversorgung aus den verschiedensten | mit dem Neubau von Wohnhäusern weiter ist 
Gründen sich alle Tage ereignen und hinge- | als in anderen Ländern, sind solche Bestre- 
nommen werden müssen — auf der Aufrecht- | bungen schon stark zur Geltung gekommen. 


Man hat die Installationskosten von Klein- 
wohnungen genau analysiert und kein Mittel 
zu ihrer Herabsetzung unerörtert gelassen. Es 
ist sogar vorgeschlagen worden, die Schalter 
an der Decke zu befestigen und durch eine 
Schnur zu bedienen, um die Kosten der kurzen 
Schalterleitungen zu ersparen. 

Die überragende Bedeutung, die der Aus- 
landshandel für uns hat, legt die Frage nahe, 
wie sich das Ausland zu unseren Erspaınis- 
maßnahmen verhalten wird. Ich glaube, daß 
begründete Schritte auf Verständnis im Aus- 
lande reehnen dürfen; denn dort sind ja 
die Verhältnisse auch recht ungünstig, so 
schlecht dieser Trost auch ist. In allen Län- 
dern, selbst in denen, die nicht am Kriege teil- 
genommen haben, besteht ein Mißverhältnis 
zwischen den Warenpreisen und den Ein- 


erhaltung eines solchen Qualitätsgrades be- 
stehen ? Auch liegen doch heute die Verhält- 
nisse anders als in früheren Jahren. Die Netze 
sind größer geworden; wir haben verläßlich 
wirkende Schnellregler kurz, die Span- 
nungsstabilität der Netze ist besser geworden, 
auch wenn die Leitungen knapper bemessen 
werden. 

Wir hätten schon sehr viel gewonnen, 
"wenn die einschränkenden Bestimmungen über 
die Verwendung von Kurzschlußmotoren auf 
jene Netze und jene Installationen beschränkt 
würden, wo wirklich besondere Rücksicht ge- 
nommen werden muß. Und dann sollte man 
als Grundsatz festhalten, daß in einer In- 
stallation mit mehreren Motoren nur der 
Anlaufstrom des größten beschränkt wird. 
Die kleineren Motoren sollten aber, absolut 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heit 47. 


ihn nieht schon vor 30 Jahren erfunden hätte, . 


937 


kommensverhältnissen, und Ersparnisse am 
toten Stoff sind überall erstrebenswert. In 
der Tat sind ja solehe Bestrebungen auch in 
allen Ländern bereits im Gange. 

Eine Frage, die auch in den Rahmen 
unserer Erörterungen fällt, ist der Ersatz 
teurer Rohstoffe durch billigere. Leider hat 
man dabei im Ausfuhrhandel gegen Vorurteile 
zu kämpfen, die über die berechtigte Sorge um 
Haltbarkeit hinausgehen. Es ist z. B. ver- 
sucht worden, in Fällen, wo wirklich kein 
Grund gegen die Verwendung von Eisen vor- 


liest, z. B. bei den Anschlußstücken von 
Spannungsmessern, dieses Material — gut 
verkupfert oder verzinnt — dauernd beizube- 


halten; jedoch haben sich Absatzschwierig- 
keiten herausgestellt. Ja, sogar Teile, die 
bereits vor dem Kriege aus Eisen hergestellt 
wurden, werden beanstandet. Es muß abge- 
wartet werden, ob eingehende Aufklärungs- 
tätigkeit diese ‚Vorurteile zu beseitigen ver- 


mag. 

erh will nunmehr die Reihe von Bei- 
spielen abschließen, die ich gegeben habe, 
um Ersparnismöglichkeiten anzudeuten. -Zu- 
sammenfassend kann man feststellen, daß ihre 
Verwirklichung eine schärfere Unterscheidung 
der Betriebsverhältnisse erfordert. Die Vor- 
schriften dürfen nicht verhindern, daß für 
jede der vielfältigen Aufgaben des praktischen 
Lebens die wirtschaftlichste Lösung ge- 
sucht werden kann. Das steht nichtim Wider- 
spruch zu unseren Vereinheitlichungsbestre- 
bungen:;: Das Material soll vereinfacht und 
vereinheitlicht werden, aber nicht die Vor- 
schriften. Im Gegenteil, diese werden aus- 
führlicher werden und angesichts der großen 
Verantwortung des technischen Gesetzgebers 
mit größter Sorgfalt ausgearbeitet werden 
müssen. 

Die Verfeinerung der Prüfungsvor- 
schriften bedingt auch eine Komplikation der 
Fabriksprüfungen. Es ist deshalb notwendig, 
einen Unterschied zwischen gelegentlich vor- 
genommener Modellerprobung und laufender 
Stückprobe zu machen. 

Die Modellerprobung soll das Verhältnis 
der Waren zu den einschlägigen Verbandsvor- 
schriften feststellen und Unterlagen über das 
Verhalten liefern, also gestatten, die Richtig- 
keit und den Gebrauchswert der Konstruktion 
zu beurteilen. Der Zweck der Stückprobe ist 
es hingegen festzustellen, ob die Ware gesund 
ist und ob die Fabrikation genügend gleich- 
mäßig vor sich geht. Die Stückprobe muß so 
weit abgekürzt werden wie irgend möglich, 
denn ihre: Kosten fallen selbst bei den heutigen 
Warenpreisen ins Gewicht. 

Die Modellerprobung wird der Fabrikant 
nicht immer in der eigenen Werkstätte vor- 
nehmen können, weil entweder die nötigen 
Einrichtungen oder das geeignete Personal 
fehlt. Diese Lücke soll zunächst für Artikel, 
die in die Hände des Publikums gelangen, 
dureh die neu errichtete Prüfstelle des Ver- 
bandes ausgefüllt werden. Nach bestandener 
Modellerprobung wird die Prüfstelle die Ge- 
nehmigung zur Benutzung eines Prüfzeichens 
erteilen. Das Prüfzeichen ist also ein Quali- 
tätszeichen, daß von einer neutralen Stelle 
erteilt wird ähnlich wie der Stempel auf 
Gegenständen aus Edelmetall. Der Fabrikant 
übernimmt die Gewähr für die Ubereinstim- 
mung der laufenden Lieferung mit dem Muster, 
das der Zeichenprüfung unterworfen wurde. 

Zahlreiche Warengruppen werden aber 
außerhalb_des Arbeitsbereichs der Prüfstelle 
fallen. Es entsteht nun die Frage, ob der Her- 
steller solcher Waren, z. B. ein Maschinen- 
fabrikant, seine Garantie für die Erfüllung der 
Verbandsvorschriften durch ein Zeichen auf 
dem Schild zum Ausdruck bringen soll, z. B. 
in der Weise, daß die Nummer der einschlägigen 
Verbandsvorschrift in das Schild eingeschlagen 
wird oder dureh Anbringung eines ‚‚Verbands- 
zeichens‘. 

Eine andere Möglichkeit wäre, grundsätz- 
lich anzunehmen, daß jeder in Deutschland 
hergestellte Gegenstand den Verbandsvor- 
schriften entspricht, daß also nur dann eine 
Kennzeiehnung vorzunehmen ist, wenn aus 
irgend welchen Gründen den Verbandsvor- 
schriften nicht entsprochen wurde. Das 
macht weniger Kosten, weil dieses Zeichen 
selten anzubringen wäre. 

Für die Entscheidung darüber, ob über- 
haupt eine derartige Kennzeichnung statt- 
finden soll oder ob das eine oder das andere 
Verfahren vorzuziehen wäre, sind vorwiegend 
geschäftliche Gesichtspunkte maßgebend. Der 
Zentralverband hat deshalb eine Umfrage bei 
seinen Mitgliedern veranstaltet und über 80, 
z. T. sehr eingehende Antworten erhalten. Die 
Ansichten gehen zwar auseinander, aber 
immerhin läßt sich feststellen, daß eine generelle 
Regelung, die alle Fabrikationszweige umfaßt, 
nicht am Platze wäre und daß die Mehrzahl der 
Firmen ein positives Garantiezeichen vorzieht. 


838 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 


41, 


26. November 1920. 


Ich bin am Schluß meiner Ausführungen. 
Die Beispiele, die ich erläutert habe, um Er- 
sparnismöglichkeiten anzudeuten, waren will- 
kürlich gewählt, und ich weiß nicht, ob ich 
besonders kennzeichnende oder Sie besonders 
interessierende gefunden habe. Mir kommt 
es nur darauf an, daß Sie den Grundsatz an- 
erkennen, daß Sparsamkeit das Leitwort 
für unsere künftigen Arbeiten an den Verbands- 
vorschriften sein muß. 


Mitteilungen 
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 


- Bekanntmachung 
über Prüfungen und Beglaubigungen durch die 
Elektrischen Prüfämter.!) 


Nr. 132. 


Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom 
1. VI. 1898, betreffend die elektrischen Maß- 
einheiten wird folgende Form von Elektrizi- 
tätszählern dem unten stehenden, beglaubi- 
gungsfähigen Systeme eingereiht. 


Zu System 60] die Form OR, Magnetmotor- 


zähler für Gleichstrom, hergestellt von der 

Elektrizitätszählerfabrik H. Aron, G. m.b. H. 
in Charlottenburg. 

Charlottenburg, den 7. X. 1920. 

Der Präsident 

der Physikalisch-Technischen 

gez. Warburg. 


Reichsanstalt 


e) 


Beschreibung. # 


| 
r, EG — 
Zusatz zu 60 | 


Magnetmotorzähler für Gleichstrom, Form CR, 
der Elektrizitätszählerfabrik H. Aron in Char- 
lottenburg. ; 

Die Zähler zeigen gegenüber der durch 
Bek. Nr. 88 vom 24. VI. 19142) zugelassenen 
Form ORe folgende Änderungen: 

Die Kompensationsspule ist fortgelassen. 
Die Bremsscheibe mit den Ankerspulen ist 
nach oben, das Zählwerk nach unten verlest, 
so wie es bei der durch die Bek. Nr. 88 zu- 
gelassenen; Form BRe der Fall ist. Die 
Bremsmagnete bestehen aus Chromstahl. 
Die Regelung der Tourenzahl erfolgt ent- 
weder durch Änderung des Hauptstrom- 
widerstandes, wie bei den Formen BRe und 
URe, oder durch Verschieben eines oder zweier 


Abb. 1. 


vegulierbleche, welche an einem bzw. beiden 
Magneten angebracht sind und je nach ihrer 
Stellung einen mehr oder weniger großen, die 
Bremsscheibe und die Ankerspulen nicht 
durchsetzenden Teil des magnetischen Flusses 
der Magnete aufnehmen (Abb. 1.). 


Das englische funktelegraphische 
Weltprojekt. 

Im November 1919 hat der britische 
Staatssekretär für die Kolonien als Vor- 
sitzender des Reichs-Verkehrs Jomitees einen 
Ausschuß ernannt, der einen Plan für einen 
Reichsfunkverkehr unter Berücksichtigung der 
modernen Wissenschaft und der Erfordernisse 
des Reiches ausarbeiten und ferner erörtern 
sollte, was für. Großstationen aus. Handels- 
oder strategischen Gründen das Reich besitzen 
muß, und wie hoch die Kapitalaufbringung 


1) „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ 1920, 8.1486. 
2) Vgl. „ETZ* 1914, S. 960. 


. Eceles, Konteradmiral Field, Prof. Sir Jeseph 


und die jährlichen Unkosten geschätzt werden. 


Ferner sollte die Lebensdauer der Anlagen 
und Gebäude für die Berechnung der Ab- 
schreibungen bei Einschluß einer angemessenen 
Rate für Veraltern erörtert und schließlich der 
voraussichtliche Verkehrsumfang und die Ein- 
nahmen, welche von diesen Stationen zu er- 
warten sein würden, geprüft und die Reihen- 


folge der Errichtung der Stationen nach 
Maßgabe ihrer Notwendigkeit angegeben 
werden. > 

Diese Kommission bestand aus einer 


Reihe von Technikern. (Prof. Dr. 
Petavel, Sir John Snell, James Swine- 
burne, L.. B. Turner u.a.) mit Sir Henry 
Norman an der Spitze als Vorsitzender, 
sowie Brown (Assistent-Sekretär ‘des Ge- 
neral- Post-Office) als Vertreter der Postver- 
waltung. 

Der von dem ‚Imperial Wireless Tele- 
graph Commitee‘“ erstattete Bericht _be- 
treffend die Errichtung drahtloser Verkehrs- 
linien über das ganze britische Reich auf 
Grund des Röhrensystems (thermionie valve), 
enthält nach. den Angaben, der ,,Times“ 
vom- 29. VI. 1920 nachfolgende Vorschläge: 


1. Es soll ein System staatlicher Funkver- 
kehrslinien errichtet werden, das die geo- 
graphisch etwa 2000 engl. Meilen!) entfernt 
liegenden Gebiete des britischen Reiches ver- 
bindet; ) 

. als System sollen ‚Röhrensender‘ benutzt 
werden; 

3. die Verkehrsverbindung zwischen Leafield 
(Oxford) und Kairo, die unter Anwendung 
des Poulsen-Bogenlampensystems in Kürze 
von der Postbehörde in Betrieb genommen 
werden wird, soll das erste Glied in der Ver- 
kehrskette der britischen Besitzungen in 
Afrika sein und durch eine Röhrenstation 

. nahe Nairobi in Ostafrika und durch Umbau 
der früheren deutschen Station in Windhuk 
in eine Röhrenstation erweitert werden, 
um die Verbindung mit der Union und 
Südafrika zu vervollständigen ; 

4. füreinenFunktelegraphenverkehrmitIndien, 
dem fernen Osten ahen sollen Röh- 

renstationeninEngland, nahe Kairo, inPoona 

(oder einer anderen indischen Station), in 
Singapore, Hongkong und in Australien in 

Port Darwin oder Perth errichtet werden; 

. ein ähnlicher Verkehr soll durch Eırrich- 
tung von Röhrenstationen zwischen Eng- 
land und Kanada gemäß einer zwischen der 
britischen und kanadischen Regierung zu 
treffenden Vereinbarung geschaffen werden; 


6. die Stationen sollen von einem sachverstän- 
digen Ausschuß entworfen werden; der 
Bau der Stationen soll derIngenieurabteilung 
der Postbehörde und den in Betracht kom - 
menden Behörden in den indischen und über- 
seeischen Besitzungen übertragen werden. 


D 


Qu 


Der Normenausschuß glaubt, daß ein in 


dieser Weise errichtetes funktelegraphisches 
Netz einen zuverlässigen, schnellen und wirt- 
schaftlichen Dienst für Handels-, soziale und 
Pressezwecke im ganzen britischen Reich 
gewährleisten und daß es wesentliche staat- 
liehe strategische Erfordernisse erfüllen wird. 
Allerdings müsse nach Schätzung der Ein- 
nahmen und Ausgaben, nach Berücksichtigung 
der Zahlung von 61% Kapitalzinsen und 
einer völligen Amortisation der Gebäude und 
Anlagen innerhalb einer angemessenen Frist 
mit einem anfänglichen jährlichen Verlust 
von etwa 100 000 £ gerechnet werden; dieser 
Verlust, der von der britischen und den anderen 
betreffenden Regierungen gemeinsam’ ge- 
tragen werden muß, werde jährlich abnehmen, 
bis nach 10 Jahren der Verkehr einen Gewinn 
abwerfen werde. Das empfohlene System sei 
jedenfalls das wirtschaftlichste, das den ge- 
forderten Ansprüchen genügen und zu gleicher 
Zeit im Einklang mit der gegenwärtigen funk- 
telegraphischen Wissenschaft und der zu er- 
wartenden Entwicklung auf diesem Gebiet 
stehen werde, so daß der kleine vorläufige 
Verlustim Vergleich zu dem staatlichen Nutzen 
als unbedeutend anzusehen .sei. 

Der Bericht enthält auch eine Darlegung 
des heutigen wissenschaftlichen Standes. der 
Funktelegraphie. 
der britischen Postbehörde hinsichtlich der 
hauptsächlichsten europäischen, Großstationen 
wurde der ungefähre von den transatlantischen 
Stationen bewerkstelligte Verkehrsumfang fest- 
gestellt sowie die Verzögerungen, die Unter- 
brechungen,. die Geschwindigkeit und die er- 
forderlichen Wiederholungen zwecks richtiger 
Aufnahme der Telegramme. Über die finan- 
ziellen Ergebnisse der bestehenden Verkehrs- 
linien werden keine Angaben gemacht; der 
Bericht ist aber der Meinung, daß auf eine 
Entfernung von 2000 Meilen heutzutage kein 


tl) L engl. M3ile = 1,609 km. 


Aus den Beobachtungen 


zufriedenstellender. drahtloser Handelsdienst 
irgendwo besteht. : 2 
Ferner gibt der Bericht einen Überblick 
über die heute bestehenden Methoden der Er- 
zeugung elektromagnetischer Wellen für den 
Verkehr auf weite Entfernungen. Das eigent- 
liche Funksystem — ganz gleich welches — 
wird heute, obgleich es die Pionierarbeit in der 
Vergangenheit geleistet hat, von niemandem 
mehr zur Errichtung ‚von Großstationen vor- 
geschlagen werden. Uber die Poulsen-Bogen- 
lampe, die 1904 von Poulsen erfunden und von 
vielen anderen Technikern vervollkommnet 
wurde, wird gesagt, daß sie gut durchgebildet 
‚sei und sich bei weitreichenden Verbindungen 
gut bewährt habe. Sie biete keine ungelösten 
technischen Probleme; sie sei einfach in der 
Konstruktion und könne von jeder leistungs- 
fähigen Fachfirma hergestellt werden. Ferner 
sei sie leicht zu betreiben und habe gute 
Leistungen aufzuweisen. Ihre Reichweite von 
2000 Meilen bei 250 kW Kraftverbrauch sei 
erwiesen. : > = 
Der Ausschuß stellt jedoch fest, daß sich 
französische und amerikanische Konstrukteure 
mit. dem Bau von Bogenlampen von. viel 
größerer Leistung für den transatlantischen 
Dienst beschäftigten und schließt daraus, daß 
die heute im Betrieb befindliehen Poulsen- 
lampen keinen zufriedenstellenden Handels- 


Es werden dann die Hochfrequenzma- 
schinen, wie die Alexanderson-, die Bethenod- 
Latour-, die Goldschmidt- und die Telefunken- 
Maschine beschrieben als die interessantesten 
Vervollkommnungen auf dem Gebiet der Funk- 
telegraphie. -Hervorgehoben werden‘ hierbei 


für Betrieb und Unterhaltung, die technischen 
Schwierigkeiten der Maschinen usw., und. des- 
halb das Maschinensystem für das geplante 
staatliche Funknetz verworfen. Re 

Es wird dann schließlich festgestellt, daß 


funktelegraphische Praxis in den letzten Jahren 
umgewälzt hat. Die auf diesem Gebiet; bereits 
gemachten Fortschritte werden beschrieben 
und weiter zu erwartende Erfolge als sicher 
hingestellt. 
das vielversprechendste, befriedigendste, an- 
genehmste und wirtschaftlichste empfohlen. > 

Die wesentlichen Hauptlinien. des 
planten Verkehrsnetzes sind England, Aegypten. 
Indien, -Singapore, Australien, Neu-Seeland, 
Indien- - Bagdad, Singapore - 
Aegypten - Ostafrika (Nairobi) - Südafrika - 
Westafrika - Kanada. Die Glieder in dieser 
Kette außer der Strecke Vancouver - Brisbane‘ 
welche z. Zt. als außerhalb der Grenze eines 
wirtschaftlichen Handelsdienstes liegend be- 
trachtet wird, zerfallen in die 2000 und 4000 
Meilen-Gruppen. England- Aegypten - Indien - 
Singapore - Hongkong, Singapore - Australien 
und Aegypten - Ostafrika - Südafrika sind in 
der 2000 Meilen-Klasse; England-Indien-Kairo- 


4000 Meilengruppe. E 

Der Ausschuß schlägt vor, daß das Lea- 
field-Kairo-System, welches als Bogenlampen- 
system in Kürze von der Postbehörde eröffnet 
werden soll, das erste Glied in der Staatskette 
wird, und daß alle weiteren Stationen als 
Röhrenstationen gebaut werden. Die Kosten 
der erforderlichen neuen Stationen in England, 
Kairo, Poona, Singapore, Hongkong, Austra- 
lien, Nairobi und. Windhuk (Umbau) werden 
auf 1243 000 £ geschätzt, die jährlichen Aus- 


während der ersten Betriebsjahre auf 325 000 £. 


und Einnahmen sollen von der -britischen, 
australischen und südafrikanischen Regierung 
getragen werden ;der vorläufige jährliche Netto- 
verlust für die britische Regierung wird auf 
63 000 &£ geschätzt. S 

Der  Post-Funkdienst  vermittels des 
Bogenlampensystems, der von dem Kabinett 
im vorigen Jahr genehmigt wurde, soll den 
afrikanischen Verkehr gemeinsam mit der 


| neuen Röhrenstation Nairobi und der umge- 
Für den. 


bauten Station Windhuk bewältigen. 
Verkehr mit Indien, dem fernen Osten und 


die hohen Anlagekosten, die großen Ausgaben 


gaben auf 425000 £ und die Einnahmen. 


dienst auf weite Entfernungen gewährleisten. - 


das neue Röhrensystem (thermionie er 


Dieses System wird deshalb als 


ge 


Hongkong, 


i 


Südafrika und. Indien °- Australien ‘in der % 


Australien werden die vorgeschlagenen neuen 


Röhrenstationen ausreichen. Nach dem Be- 
riecht hofft man die Stationen innerhalb. zwei 
Jahren nach Ausgabe der Pläne und Einzel- 
heiten fertigstellen zu können. Der Ausschuß 


schlägt vor, daß der Bau der Stationen nach 


den von der Kommission gelieferten Plänen. 


dem ‚‚Engineering-Department“ des General 
Post-Office und den in Betracht kommenden 
a evinonen Behörden übertragen werden 
soll. : r 


In der am 29. VI. 1920 stattgefundenen 


23. Generalversammlung der Marconi Wire- 
less Telegraph Co. hat Senator Marconi als 
Vorsitzender der genannten Gesellschaft nach 


/ 


\ 


Die Kapitalausgabe und jährliehen Unkosten 


25. November 1982u. 


den Angaben der „Times“ vom 30. VI. 1920 
ausgeführt, daß keine Gesellschaft in der Welt 
und keine Regierung so großes Wissen und 
Erfahrungen besitze als gerade die Marconi- 
Gesellschaft. Sie sei die erste Gesellschaft ge- 
wesen, die einen weitreichenden drahtlosen 
Telegraphendienst betrieben habe, und Dank 
ihrer Erfahrungen die einzige Gesellschaft, 
die einen solehen Dienst von England aus er- 
folgreich betreiben könne. (!) 

Im Hinblick auf den Vorsitzenden des 
von der Regierung eingesetzten obengenannten 
Komitees habe die Marconi-Gesellschaft dieser 
Kommission kein eingehendes Material zur 
Verfügung stellen können. Jedoch habe die 
Gesellschaft der Regierung einen großzügigen 
Plan vorgelegt, nach welchem sie bereit sei, 
auf eigene Rechnung und Kosten eine voll- 
ständige Kette von Großfunkstellen im ganzen 

Reiche zu errichten, die dem Lande nichts 
kosten würden. Ferner habe, die Gesellschaft 
angeboten, daß 25% des Uberschusses aus 
diesem Dienst nach Abzug von Kapitalzinsen 
und Abschreibungen dem Staat zufließen sollen. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Maßnahmen zum Abbau der Spitzenbe- 
lastung in Amerika. — Wie R. R. Young auf 
der ‚Nela-Convention‘“ berichtet, 
Elektrizitätswerk Newark, N. J. im Interesse 


der Kohlenersparnis alle Kraftstromabnehmer. 


über 37,5 kW aufgefordert, ihre Betriebe so 
einzurichten, daß die Stromabnahme gleich- 
mäßiger über den ganzen Tag verteiltist. Man 
' hat die Tarife für den außerhalb der Spitzen- 
belastung gelegenen Stromverbrauch herab- 
gesetzt und den Verbraucher versichert, daß 
die Stromlieferung keine Unterbrechung er- 
fahren wird. Auf diese Weise war es möglich, 
die Spitzenbelastung von 208 000 kW auf 
196 500 kW zu vermindern, ohne die Erzeu- 
gung der Verbraucher einzuschränken. In 
Toronto ist der Tagesbelastungsfaktor durch 
diese Maßnahme von 60 auf 97% gestiegen, 
indem 40 000 kW von der Belastungsspitze ab- 
.getragen wurden. Auch wurde vorgeschlagen, 
. daß Einzelanlagen für Häuserblocks (Block- 
werke) tagsüber oder im Sommer an das 
Netz angeschlossen werden, daß sie aber zur 
Zeit der Spitzenbelastung, besonders im Win- 
ter, ihre Verbraucher aus der eigenen Anlage 
versorgen. In einer Stadt in Massachusetts 
mußten zu Beginn .der Spitzenbelastung alle 
schweren Motoren abgeschaltet, ferner durften 
die Personenaufzüge nach 5 Uhr:nachm. nicht 
mehr benutzt werden. Das Elektrizitätswerk 
‘Springfield, Mass., entschloß sich, durch früh- 
zeitigen Schluß der Arbeitszeit von der Spitzen- 
.belastung zwischen 4und 6Uhr nachm. 2000 kW 
abzuschneiden, wodurch einige . Zeitlang 
+25 bis 50 t Kohle täglich erspart werden konn- 
ten. Die Bedeutung der Sommerzeit ist für 
Elektrizitätswerke sehr wichtig; die Erfahrun- 
gen in Amerika waren nicht einheitlich und 
ließen ein endgültiges Urteil nicht zu. Der Prä- 
sident-der Edisonzentrale in Chicago berichtet, 
daß die 7 Monate lang eingeschaltete Sommer- 
zeit eine Ersparnis von 0,3 Mill. t Kohle ge- 
bracht hat; er empfiehlt, die „Sommerzeit“ 
das ganze Jahr hindurch einzuführen, dann 
würden Kraftstrom- und Liehtstrommaximum 
nicht zusammenfallen und nicht nur eine wei- 
tere Ersparnis von 100 =-125 000 t Kohle er- 
zielt, sondern auch 400 000 kW an Maschinen 
frei werden. (,Mitt. d: Vereinig..d. El. W.“, 
Bd. 19, 1920, S. 233.) Gg. 


Elektromaschinenbau. 


Herstellungsweise von Kollektoren. — Um 
Kollektoren von Kleinmotoren in Einzelanferti- 
gung herzustellen, wird folgendes Verfahren 
angegeben: Ein passendes Stück Rundkupfer 
wird außen auf den richtigen Durchmesser ab- 


' 


gedreht. 
kleiner ist als der Durchmesser der Ankerwelle 
angebracht. Das auf einen Dorn befestigte 
Stück wird dann auf der Drehbank am Umfang 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


hat das 


| das äußere Rohr entfernt. 


“ Review“, Bd. 387, 1920, S. 500). 


Dann wird eine Bohrung, die etwas 


1920. Heit 47. 


939 


In den Händen eines Privatunternehmens 
würden allerdings diese 25% eine recht be- 
trächtliche Summe darstellen. 

Über. die Vorschläge der Mareconi-Gesell- 
schaft äußert sich das Normenkomitee dahin, 
daß diese zu unbestimmt seien, um ausführ- 
liche Erörterungen daran zu knüpfen. Der 
zweifellos groß angelegte Plan erfordere der- 
artig große Kapitalien und jährliche Ausgaben, 
daß, selbst wenn die neuen Funklinien den 
ganzen Verkehr, der jetzt von den Kabel- 
gesellschaften in diesen Gebieten bewerk- 
stelligt wird, übernehmen würden, dieses Netz 
nur dann gewinnbringend sein würde, wenn 
es das System der Postbehörde der Inland- 
und Kontinenttelegraphie verdoppele und 
mit der. staatlichen Telegraphie der verschie- 
denen Überseeregierungen konkurriere. Das 
Komitee ist weiter der Meinung, daß der 
Vorschlag Marconis den Interessen der freien 
und unabhängigen Entwieklung der Funk- 
telegraphie schädlich sein würde. Die Aus- 
führungen über die technische Seite des Vor- 
schlages geben keine Grundlage zu einer Be- 


RUNDSCHAU. 


entsprechend geteilt. Die Einschnitte werden 
bis rd I mm an die Bohrung heran gemacht 
und mit Glimmer ausgefüllt. Über das so vor- 
bereitete Werkstück wird ein stramm passen- 
des Rohr geschoben. (Abb. 1). ‚Auf der Dreh- 
bank wird die Hülse auf das richtige Maß aus- 
gebohrt, wobei dann das Metall, welches die Seg- 
mente zusammennhielt, fortfällt. Dann werden unter 
Benutzung eines Dornes Rillen für dieSpannringe 
gedreht, diese befestigt, und endlich wird nach 
Anbringung des Kollektors auf der Ankerwelle 
Auf der Drehbank 
werden schließlich die Unebenheiten auf der 
äußeren Kollektorfläche Bee („Bleetrical 
g. 


Der neue 32500 KVA-Generator der Niagara 
Falls Power Co. — Die Allis Chalmers Mig. 
Co. hat einen großen vertikalen Generator 
für die Niagara Falls Power Co. gebaut und 
vor kurzem in Betrieb genommen). Die 
Leistung der Turbine ist.37 500 PS, _die des 
Generators 32 500 kVA bei 12000 V, 25 ©, 
150 Umdr/min. Die Polzahl ist also 20. Der 
Entwurf und die Konstruktionseinzelheiter 
weisen gegenüber der europäischen Praxis 
im Bau. großer langsamlaufender Maschinen 
keine grundsätzlichen Neuerungen auf. Trotz 
der großen Leistung und der bei Wasser- 
turbinenantrieb in Rechnung zu ziehenden 
Drehzahlerhöhung um 85% sind außergewöhn- 
liche Mittel zum Festhalten der Rotorwieklung 
nicht erforderlich. Denn der Polraddurch- 
messer beträgt nur 5 m, die normale Umfangs- 
geschwindigkeit also nur 33 m/s. Die Bean- 
spruchung bei der Übertonrenprobe beträgt ?/s 
der Streckgrenze. Der Jochring des Polrades 
aus Stahlguß besteht axial aus zwei Teilen, 
die jeweils, um Gußspannungen zu vermeiden, 
auf einen inneren mit Armen versehenen Stahl- 
kranz aufgeschrumpft sind. Jeder der 20 Stahl- 
pole hat ein Gewicht von 3 t und ist mittels 
zweier Schwalbenschwänze am Jochring be- 
festigt. Das Gesamtgewicht des Rotors ein- 
schließlich der zugehörigen Welle beträgt rd 
120 t, das Gewicht des ganzen Generators 
annähernd 300 t. Abb. 2 zeigt die unteren 


Teile der Maschine im, Schnitt. Der Außen- 
durehmesser des Stators ist 6,4 m. Er besitzt 
eine Zweilagenwicklung mit 300 Nuten, also 
5 Nuten je Pol und Phase, und Sternschaltung 
mit über einem induktionslosen Widerstand 


geerdeten Nullpunkt. Windungs- sowohl als 


1) R. B. Williamson, „The Electrician“, Bd. 84, 
1920, S. 3233. { 


urteilung, aber das Komitee glaube nicht, dal 
ein Reiehsdienst befriedigend arbeiten würde, 
dernuraufGrundeinesbesonderenPatenteseiner 
Gesellschaft aufgebaut werde. Anderseits ist 
die Kommission davon überzeugt, daß, wenn 
der funktelegraphische Reichsdienst vom 
Staat ausgeübt wird, die funktelegraphischen 
Verbindungen auf weite Entfernungen bin mit 
fremden Ländern unter angemessenen Bedin- 
gungen -den Handelsgesellschaften überlassen 
werden können. Beide Verkehrsdienste würden 
durch eine gesunde Konkurrenz nur gewinnen. 

Der Geschäftsführer der Marconi-Gesell- 
schaft, Godfrey Isaaes, brachte auf der er- 
wähnten Generalversammlung dagegen zum 
Ausdruck, daß er einen solchen staatlichen 
Reichsfunkdienst nicht für lebensfähig halte 
und der festen Überzeugung sei, daß das Par- 
lament dem. Vorschlage des Norman-Aus- 
schusses nicht zustimmen werde. 

Über den weiteren Verlauf dieses inter- 
essanten Streits auf dem Gebiete der modernen 
Verkehrsentwieklung werden wir s. Zt. weiter 
berichten. H- Thurn: 


Nutenisolation bestehen aus Glimmer. Die 
Reaktanz wird zu 20% angegeben. Für die 
Kühlung sind 2250 m Lufti.d. min erforderlich, 
die durch beiderseits am Polrad angebrachte 
Ventilatoren gefördert wird. Das über dem 
Generator befindliche Drucklager trägt das 
Gewicht des Polrades und des mit ihm kurz 
gekuppelten Turbinenrades. Für seinen Rei- 
bungsverlust wird der außerordentlich nie- 
drige Wert von 25 PS angegeben. Von 
Interesse ist noch die Anordnung von Bremsen 
am Polrade, die durch Druckluft betätigt wer- 
den. Sie bezweeken, das Polrad im Notfalle 
schnell zum Stillstand zu bringen und es bei 
Undichtheit der Wasserabschlußorgane fest- 
zuhalten. 2. 


Verkehr und Transport. 


Erfahrungen mit Güterbeförderung auf 
amerikanischen elektrischen Lokalbahnen.!) — 
Die Güterförderung auf elektrischen Bahnen 
ist wirtschaftlicher als die mit Kraftwagen. Die 
‚Beförderung von 500 t mittels Lastkraftwagen 
von 5 t Tragkraft würde mindestens 100 Mann, 
die 100 Wagen bedienen, erfordern, während 
mit elektrischen Bahnen dieselbe Leistung mit 
3 bis 4 Mann Bedienung geleistet werden kann. 
Die elektrische Bahn benötigt an Stelle von 
30 Mann Kraftwagenbedienung nur einen Mann 
bei gleicher Förderleistung. Dazu kommen noch 
die Kosten ‘der Straßenunterhaltung. .Sind 
elektrische Bahnen durch Personenbeförderung 
nur teilweise, z.B. bis ungefähr 50% ihrer 
Leistungsfähigkeit ausgenutzt, und liegen Ver- 
frachter ander Bahn, die über ein leistungs- 
fähiges Beförderungsmittel nieht verfügen, so 
sollte Güterförderung auf dieser elektrischen 
Bahn eingeführt und der Betrieb von allen 
Einschränkungen befreit werden, um ihn 
voll ausnutzen zu können. Im Ausschuß 
für Transportwesen der Handelskammer in 
Cleveland wurde kürzlich geäußert, daß die 
innerstädtische Frachtbeförderung mittels elek- 
trischer Bahnen wichtiger sei, als die mit- 
tels Lastkraftwagen und die Lösung dieser 
Frage auch dadurch erleichtert werde, daß die 
Leistungsfähigkeit der elektrischen Bahnen 
leichter erhöht werden könne, als die irgendeines 
anderen Straßenbeförderungsmittels, sobald die 
Güter auf Entfernungen von 35 km und mehr 
befördert werden müssen. Bisher ist es dem 
Straßenbautechniker noch nicht gelungen, 
dauerhafte Straßen für den Verkehr mit sch we- 
ren Lastkraftwagen und wirtschaftlichem Be - 
trieb herzustellen. Eine große Anzahl elekttri- 
scher Bahnen Amerikas befassen sich mit Frach - 
beförderung. Die Bahnen des Staates lowa 
befördern Getreide und andere landwirtschaft- 
liche Produkte. Die Fort Dodge, Des Moines 
and Southern Railroad sowie die Waterloo Ce- 
dar Falls and Northern Railway betreiben das 
Geschäft der Güterbeförderung als Hauptein- 
nahmequelle. Die Waterloo, Cedar Falls and 
Northern Railway war die erste elektrische 


" Bahn Amerikas, die bahnbrechend auf diesem 


Gebiete gewirkt hat, weil sie sich mit den an 
schließenden Dampfbahngesellschaften übe- 
egenseitigen Frach taustausch verständigt hat 
Sie hat mehr als 70% der Güter aller An- 
schlüsse der Dampfbahnlinien, die nach Water- 
loo mit seinen 155 Fabriken führen, zur Beförde- 
rung übernommen. Ähnlich liegen die Verhält- 
nisse bei verschiedenen elektrischen Bahn- 


1) Nach „Revue Gen. de l’Electrieit6“, Bd. 7, 1920 
8.469: „Le, transport, des marchandises sur les voies fer- 
r6es slectriques d’int6rät local.“ 


940 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heät 


linien, die nach Cedar Rapids führen. In India- 
napolis wurden besondere Ladeeinrichtungen 
für Frachtbeförderung mittels elektrischer 
Bahnen bereits fertiggestellt. Sie können mit 
vielen der größten Güterbahnhöfe von Haupt- 
bahnen verglichen werden. Den Landleuten 
in der Umgebung von Indianapolis war es lange 
nicht möglich, Lastkraftwagen und Pferdefuhr- 
werk und auch Wagen, für die Beförderung 
ihrer Schweine undihres Rindviehs zum Markt, 
in Indianapolis zu sichern, weil überall großer 
Mangel an Wagen herrschte. Die Verwaltung 
für die städtische Nahrungsmittelversorgung 
wandte sich an die Betriebsleitung der elek- 
trischen Bahn, und es wurden nach kurzen Ver- 
handlungen in den Wintermonaten mehr als 
1000 Wagenladungen Schweine mittels elek- 
trischer Bahnen auf den Markt gebracht. Der 
gewöhnliche Vorgang war folgender: Die Land- 
eute meldeten bei der Bahngesellschaft ein bis 
zwei Tage im voraus Umfang und Stunde der 
gewünschten Beförderung an und um die be- 
stimmte Stunde erwartete ein elektrisch betrie- 
bener Güterzug von 2 bis 6 Wagen das Ver- 
laden der Sendungen. Während die Sch weine 
früher im allgemeinen während der Beförde- 
rung mittels Dampfbahn 5 Pfund und auch 
mehr verloren haben, war die Gewichtabnah me 
bei Beförderung mittels elektrischer Bahn, 
wegen der Kürze der Fahrzeit, fast unmerk- 
lich, wodurch praktisch die höheren Kosten der 
Beförderung ausgeglichen wurden. 

Die Chicago, North Shore and Milwaukee 
Electrie Railway bedient die zahlreichen und 
stark aufblühenden Industrieunternehmungen 
entlang ihren Linien an der westlichen Küste 
des Michigan Sees zwischen Chicago und Mil- 
waukee. Der Verkehr ist so schnell gewachsen, 
daß selbst die neuerrichteten Frachtschuppen 
bald nach Fertigstellung nicht mehr genüsten, 
um das stets wachsende Bedürfnis der Güter- 
beförderung zu befriedigen. Die North-Shore- 
Linie hat die Absicht, im Verkehr zwischen 
Chicago und Milwaukee Güter auch über die 
Hochbahn zu befördern. Die Güterbeförderung 
sollin großem Umfange aufgenommen werden, 
wenn die Chicagcer Stadtverwaltung sich mit 
der Frachtbeförderung auf den Straßen- und 
Hochbahnlinien der Stadt während der Nacht- 
stunden einverstanden erklärt. Auf der North- 
Shore-Linie wurden bereits im letzten Winter 
neben Fahrgästen auch Fleisch, Milch und Koh- 
len befördert. Um den Güterverkehr auf ame- 
rikanischen elektrischen Bahnen zu heben, 
mußte folgenden Forderungen entsprochen 
werden: Der allgemeine Austausch von Güter- 
wagen zwischen Dampf- und elektrischen Bah- 
nen muß technisch und im Betriebsdienst in 
jeder Beziehung gefördert werden. Der Staat 
muß jede elektrische Bahn, welche wirtschaft- 
licher Hilfe bedarf, instandsetzen, die Güter- 
beförderung in größerem Umfange aufzuneh- 
men. Esist ferner empfehlenswert, Triebwagen 
der Straßenbahnen zum Zwecke der Güter- 
beförderung mit langsam laufenden Motoren 
auszurüsten. Sie sollen kräftig genug sein, um 
bis 5 angehängte beladene -Güterwagen zu be- 
fördern. Ihre Geschwindigkeit kann hierbei 
erheblich kleiner sein als die der Personenzüge, 
weil solche Güterzüge auf dichtbefahrenen 
Strecken nicht während der stärksten Verkehrs- 
zeit befördert werden sollen. Man kann z.B. 
mit einem elektrischen Triebfahrzeug, das vier 
Motoren von je 75 kW enthält, eine Anhänge- 
last von 140 t mit einer Reisegesch windigkeit 
von 27 km/h befördern. Man erhöht aber die 
Leistungsfähigkeit der Bahn ganz erheblich, 
wenn man dieselben Motoren mit einer Über- 
setzung für geringere Fahrgesch windigkeit und 
eine Anhängelast von 315 t benutzt. 


Zahlentafel 1. 
Hauptabmessungen einiger elektrischer Güter- 
zuglokomotiven amerikanischer Straßenbahnen 


. Lokomotiven 
mit 2 zweiachsigen 


Nr. Ill | Nr. IV 
Drehgestellen 


| 
Nr1l NrlI 


| | 
Gesamtgewicht . t| 55 38 25 15 
Zahnräderüber- ae | 
setzung ... , $16:57-16::82|17:69115:71 
Motorenleistung kW | 185 | 55 30 30 
Angehängte Zug- | Kl 
last Dar 860 2.500. 2 = |"27 
Ganze Länge des | | 
Rahmens . .m |10,668 9,144 15,9) 12,5 
Ganze Breite des | : 
Rahmens . .m | 2,77 12,94 | 2,74 | 2,95 
Raddurchmesser mm | 914 | 838 | 838 | 838 
| Fe 


Die Lokomotiven der amerikanischen Ne- 
benbahnen für Güterbetrieb entsprechen der 
Bedingung, daß sie sowohl auf der eigenen wie 
auf den anschließenden Nachbarbahnen mit 
Dampflokomotivbetrieb verwendet werden kön- 
nen. Ihre mechanische Ausrüstung muß in 


‚Bein. 


| gute Isolation. 


47. 25. November I g2U. 


Gewicht, Bauart und Leistung den höchsten 
Anforderungen genügen. Die elektrische Aus- 
rüstung soll den schwersten Bedingungen des 
Betriebes entsprechen und die einzelnen Teile 
sollen die größte Sicherheit gegen Zerstörung 
bieten. Diese sollen zur Untersuchung, Unter- 
haltung und Auswechslung leicht zugänglich 
Alle beweglichen Teile müssen gut ge- 
sch ützt sein, um die Bedienungsmannschaft vor 
Betriebsunfällen zu sichern. —kl—. ; 


Beleuchtung und Heizung. 


Ein neues tragbares Reflektometer. — Von 
A. H. Taylor ist ein tragbares Reflektometer 
angegeben worden, das zur unmittelbaren Be- 
stimmung der diffusen Reflexion von Wänden, 


Decken und anderen Flächen bestimmt ist. 


Das Reflektometer besteht aus einer kleinen 
Ulbriehtschen Kugel von etwa 125 mm Durch- 
messer, von der eine Kalotte abgeschnitten ist. 
Mit der ebenen Begrenzungsfläche, die etwa 
10% der ganzen Kugelfläche ausmacht, wird 
die Ulbriehtsche Kugel auf die zu prüfende 
Fläche aufgesetzt (Abb. 3). Die Prüffläche wird 


Abb. 3. 


entweder mit ganz diffusem Licht oder einer 
Mischung von direktem und diffusem Licht 
beleuchtet. Zu diesem Zweck ist die Ulbricht- 
sche Kugel mit zwei Ansätzen zur Aufnahme 
von -Glühlampen versehen, von denen der eine 
der Prüffläche gegenüber, der andere in der 
Aquatorialebene der Kugel angeordnet ist. An 
eine besondere Schauöffnung wird ein tragbares 
Photometer angeschlossen. Die von Trotter 
abgeleitete Theorie des Reflektometers führt 
zu einigen einfachen Gleichungen, mit denen 
der diffuse Reflexionskoeffizient der Prüf- 
fläche leicht zu berechnen ist. Zunächst werden 
die Konstanten der Kugel bestimmt, einmal bei 
unbedeckter Kugelfläche, das zweite Mal, wenn 
die Kugelfläche mit einer Fläche bedeckt ist, 
die den gleichen Anstrich besitzt wie die 
Kugelfläche selbst. Es genügt dann eine ein- 
zige Photometereinstellung, an der auf die 
Prüffläche aufgesetzten Kugel zur Berechnung 
des diffusen. Reflexionskoeffizienten. Die 
Theorie des Reflektometers wurde in der Weise 
verifiziert, daß für bestimmte Normalflächen 
die diffusen Reflexionskoeffizienten zunächst 
nach der Punktmethode und dann mit dem 
Reflektometer ermittelt wurden. Bei vorwie- 
gend direkter Beleuchtung der Prüffläche er- 
gab sich nahezu vollständige Übereinstimmung 
zwischen den nach diesen beiden Methoden ge- 
wonnenen Werten. 
Kugelfläche mit ganz indirektem Licht, wobei 
die Empfindlichkeit des Reflektometers zu- 
nimmt, ist die Übereinstimmung erst bei Wer- 
ten des diffusen Reflexionskoeffizienten über 
80% befriedigend. („Electrical World‘, Bd. 76, 
1920, 8. 467 und „Seientifie Papers‘“ of the 
Bureau of Standards, Washington, ae 
90 


Fernmeldetechnik. 


z Eisenbahnsicherung mit Gleisströmen. — 
Die schwierigste Aufgabe im Eisenbahn-\ 
Sicherungswesen mit Gle.sstromkreis ist das 
sichere Anzeigen, 
achsiger Wagen über die Signalstrecke fährt. 
Schwierigkeiten macht der veränderliche Über- 
gangswiderstand zwischen den Schienen. Die- 
ser Widerstand ist bei trockenem Wetter etwa 
10-mal so hoch als bei strömendem Regen. 
Steinschlag besitzt nur bei trockenem. Wetter 
Schlaekenbettung ist weniger 
veränderlich. Um den Übergangswiderstand, 
der mit der Länge des abgetrennten Gleisstückes 
zunimmt, zu verringern, wurde dessen Länge 
zuweilen verkürzt. In feuchten Gegenden 
wurd: die Strecke nur so lang genommen, daß 
der UÜberleitungswiderstand 5 @ nicht über- 
stieg. Als noch brauchbarer Mittelwert werden 
sonst etwa 20 Q gerechnet. Um die verlangte 
Gleislänge zu erhalten, werden, wo nur kurze 
Gleisstromkreise genommen werden können, 
diese durch Relais hintereinandergeschaltet. 
(Das Zwischenlegen von Asphaltpappe zwischen 
den Gleisen zur Verminderung des Erdüber- 


‘ leitungswiderstandes scheint nieht versucht 


‚liehe Hochspannunsgsleitung ant), die sich in 


Bei der Beleuchtung der 


auch wenn nur ein vier-. 


worden zu sein, da möglicherweise die erforder- 
liche Gleislänge die Verwendung solcher 
Zwischenlagen ausschließt. D. Ber.) Die Ab- 
trennung durch isolierende Stoßverbindungen 
und die leitende Verbindung der Stöße im ab- 
getrennten Abschnitt macht weniger Schwie- 
rigkeiten, da aus dem Straßenbahnbetrieb gut 


"und sicher leitende Stoßverbindungen bekannt _ E 


sind. Die Spannung zwischen den Schienen 
betrug 0,7 bis 1,2 V. Es wurden zwei Einzel- 
akkumulatoren für 100 Ah bei einem Entlade- 
strom von 1,1 A benutzt. Sie wurden alle 
14 Tage ausgewechselt. Der mittlere Strom 
für einen Gleisstromkreis betrug 0,15 A. In 
der einfachsten Ausführung werden die Gleis- 
stromkreise als Anzeigevorrichtungen 


Die Verwendung ist vielartig zur Freigabe oder. 


zum Sperren von Signalen, Schalten von Licht- 


signalen usw. Die Einrichtung eines Gleis- 
stromkreises von etwa 200 bis 250 m Länge 
kostet bei Gleichstrombetrieb etwa 150 £, 
Wechselstrombetrieb ist wegen der erforder- 
lichen Beschaffung von Transformatoren und 
Spezialrelais teurer. Die Einrichtung läßt sich 
auch verwenden zur Überwachung mehrerer 
Züge bei langen Strecken. Sie erleichtert die- 
Tätigkeit des Stellwärters bei Nebel, Schnee- 
fall und Dunkelheit und an Stellen, von denen 
aus er seine Signale nicht erkennen kann. 
Während des Krieges hat sie gute Dienste ge- 


leistet. (The Electrieian, Bd. 85. 1920, ee $ 


Physik und Theoretische Elektrotechnik. 
Über eine künstliche Hochspannungslei- 
tung. — L. Lombardi gibt eine mit verhält- 
nismäßig einfachen Mitteln hergestellte künst- 


mehrfacher Beziehung, insbesondere durch ihre 


auch für sehr hohe Spannungen bis zu 60 000 V = 
. genügende-Isolation auszeichnet. 


aus 3 großen Spulen von 170 em Länge, 
36 cm Durchmesser mit 240 Windungen 3 mm 
starken Messingdrahtes 


H). Als Kapazität dienen 36 Glaskondensa- 


toren nach Moseicki von je 0,002 uF, deren 


innere Belegungen mit den Spulen in gleich- 
mäßigen Abständen von 'je 20 oder 40 


Windungen verbunden sind; die äußeren Be- 


legungen liegen an Erde. Werden je 2 Konden- 
satoren in Reihe geschaltet, so kann die Leitung 
mit 60000 V belastet werden. 
schaltung sämtlicher Kondensatoren ist die 
Länge der Grundwelle 33 km, als Wellenwider- 
‚stand ergibt sich 395 2. Mit Hilfe der Leitung 
konnten vom Verfasser die Erscheinungen der 
elektrischen Wanderwellen, das Auftreten von 
Überspannungen usw. untersucht und die ver- 


schiedenen Ableiter- und Schutzapparate für 


Uberspannungswellen auf ihre Brauchbarkeit 
geprüft -werden. Die künstliche Leitung kann 


auch für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie z 


als stumme Antenne dienen, wie u. a. Unter- 
suchungen über das Auftreten harmonischer 
Oberwellen in Antennen beweisen. Ghe. 


Der Einfluß des Elektrodenmaterials auf 


das Funkenpotential. — Während man bisher - 


im allgemeinen annahm, daß das Funken-. 


potential unabhängig vom Elektrodenmaterial 
sei, obwohl auch eine Reihe von Beobachtungen 
vorliegt, die gegen diese Annahme sprechen, 
scheinen neuere Versuche darauf hinzuweisen, 


daß eine derartige Abhängigkeit vorhanden ist, 
die allerdings nur dann deutlich zum Ausdruck 


kommt, wenn man Elektroden mit ganz reinen 
frisch hergestellten Oberflächen benutzt. Der- 


artige Elektroden, die z. B. aus durch Katho- 
denzerstäubung stark versilberten. Messing- 


elektroden bestehen und so schnell wie möglich 
ohne vorherige Berührung ihrer Oberfläche n 
das mit troekener Luft von wenigen Millimeter 


Hg-Druck gefüllte Entladungsgefäß gebracht 
werden, zeigen zunächst ein sehr viel höheres 
Funkenpotential als mit feinstem Schmirgel- 
papier behandelte Messingelektroden. Diese 
Erhöhung klingt allmählich. ab, besonders, 


wenn die Elektroden einige Zeit in Luft von 


Atmosphärendruck verbleiben. Die Elektroden 
zeigen dann das gleiche Funkenpotential wie 
die Messingelektroden. Edgar Meyer nimmt 
auf Grund seiner n 
Versuche an?), daß tatsächlich ein Einfluß. des 
Elektrodenmaterials auf das Funkenpotential 
vorhanden ist,und deutet die bisher gefundenen 
anderen Ergebnisse so, daß die an den Elektro- 
den adsorbierte Gasschicht im allgemeinen den 
individuellen Einfluß der Elektroden überdeckt, 
so daß man sozusagen anstatt mit verschiedenen 


Metallelektroden stets mit denselben Gaselek- ' 


troden mißt. (he. 


ı) Mitteilungen. der Physikalischen Gesellschaft 
Zürich 1919. 8, 22 u. der Pbysikalischen Gesellschaft 
.. 2» „Mitteilungen der 
Zürich“ 1919, 8.70. 


ge, 
| braucht, ob die Strecke besetzt oder frei ie 


Sie besteht er 


(W =:2,7 2, L—=0,004.. 


Bei Parallel- ° 


zunächst nur vorläufigen © 


Physikalischen Gesellschaft Re 


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25. November 19820. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 


Über das Vorzeichen des Lichtdruckes auf 
kleinste Teilehen. — P. Epstein zeigt auf 
Grund theoretischer Betrachtungen!), daß eine 
ebene Welle durch ihre rein optischen Wirkun- 

en ein Teilchen stets mitzuführen strebt. Die 
‚hrenhaftschen Beobachtungen einer negati- 
ven Photophorese können daher nur durch die 
Wirkung von. sekundären Effekten’ wie un- 
BIS RTEAFIRE Erwärmung durch das Lieht mit 
araus ORDER Radiometereffekt) er- 
klärt werden. he. : ; 


Verschiedenes. _ 


Reinigen von Hochofengas auf elektro- 
statischem Wege. — Das elektrische Verfahren, 
Abgase von Feuerungsanlagen von Asche, Ruß 
und Zementstaub zu reinigen und. wertvolle 
Bestandteile aus Hüttengasen abzuscheiden, 
wurde in Amerika vielfach mit Erfolg angewen- 
det.?) Zum Zwecke der Brennstofiersparung 
in der Eisen- und Stahlerzeugung wurde von 
der Skinningrove Co. eine Staubabschei- 
dungs-Versuchsanlage nach dem elektrostati- 


schen Verfahren von Lodge errichtet?) und 


Anfang1917 in Betrieb gesetzt. Die Versuche 


wurden bei gewöhnlichen Temperatur-, Druck-, 


vom Transformator 


Zugrichtung 
des 
\ugereimgten 
Gases 


Zugplatte 


Abb. 4. Dis Hälfte einer Reinigungskammer 


Staub- und Feuchtigkeitsbedingungen ausge- 
fühıt, und überzeugten die Erbauer, daß das 
Verfahren auch im großen Maßstabe erfolgreich 
anwendbar ist. Nach drei Monaten entschloß 
man sich, eine große Anlage zu errichten, die 
die Giehtgase von Hochöfen mit 3000 bis 3500 t 
wöehentlicher Leistung reinigen sollte. Beim 
Entwurf der großen Anlage waren keine An- 
aben vorhanden, die als Riehtsehnur hätten 


19,8m 


Abb. 5. Sehnitt durch die Reinigungranlage. 


dienen können. Der Staubgehalt wurde nach 
Inbetriebsetzung der Anlage von 5 bis 6 g/m? im 
Rohgas auf 0,8 bis 1,1 g/m3 im gereinigten Gas 
verringert. Bemerkenswert ist, daß dieses Er- 
gebnis mit 80 bis 85% der endgültigen elektro- 
statischen Anlage erreicht wurde, mit der ferti- 
gen Anlage hofft man, bis auf 0,5 oder 0,7 g 
Staubgehalt herunterzukommen. Die Not- 
wendigkeit einer sorgsam geregelten Gas- 


führung, wie es das erfolgreiche elektro- 
statische Verfahren bedingt, verlangt große 
Bei diesem Verfahren 


Aufmerksamkeit. 


Physikalischen Gesellschaft 


Vgl. „ETZ“ 1914, 8. 538 u. 1121; 1915, 8. 461. 
Bl * Hiectrical Barlow‘ Bd. 87, 1920, 8. 891. 


1) Mitteilungen der 


f Zürich 1919, 8.3.) 


Pralifläche 


= Erdungsdramt 


‚Staubhammer 


47, 941 


streicht das Gas, ohne Hindernisse zu finden, 
durch ein Netz von Stäben und Platten, im Ge- 
gensatz zur Filter- und Wassesprühanlagen, wo 
Widerstände zu überwinden sınd. 

Der Gefahr, daß Gas ungereinigt entwei- 
chen könnte, wurde dadurch begegnet, daß man 
es durch 16 Reinigungskammern (Abb. 4) 
streichen läßt, in denen durch Unterteilungen 
das Gas gezwungen wird, inhorizontaler und ver- 
tikaler Richtung die Entladungsoberflächen zu 
berühren. Die Regelung der Gasmenge erfolgt 


. durch das Auslaßventil. Die Gleichförmigkeit 


des elektrostatischen Feldesinnerhalb derKam- 
mern, um Kurzschlüsse zu vermeiden, wurde 
durchAnordnung zweier Sätze vonEntladerosten 
erreicht, von denen jeder seinen eigenen Trans- 
formator besitzt. Jeder Satz hat 7000 Entlade- 
spitzen, jede Kammer also 14 000, sodaß das 
elektrostatische Feld vollkommen gleichmäßig 
verteiltist. Ein selbsttätiger Ausschalter macht 
die Kammer stromlos, falls Unterdruck ein Ein - 
dringen von Luft ermöglicht. Die 32 Transfor- 
matoren sind oberhalb der Reinigungskammern 
angebracht, um die Verluste auf das Mindest- 
maß zu beschränken. Bei dieser Anordnung 
konnte mit einem Strombedarf von 50 kW das 
Auslangen gefunden werden. Die Reinigung der 

ammern muß alle 8 Stunden er- 


folgen, während welcher. Gas- und 
Stromzufuhr unterbrochen sein 
müssen. 


Die zum großen Teile aus Eisen- 
beton gebaute Anlage besteht aus drei 
ehe (Abb. 5). Oberhalb des 
Tunnels befinden sich zwei Beförde- 

- rungsvorrichtungen, um den Staub 
aus 32 Staubtrichterventilen zu den 
Speichern undMischbehältern zu schaf- 
fen. Die Staubablagerungskammern B 
sind wegen der hohen Temperatur 
der Gase gleitend gelagert; Zug- 
platten sorgen für die Streichrich- 
tung. Jede Kammer hat ein Ein- 
laßventil D, ein doppeltes Auslaß- 
ventil E, welches miteiner Regelvor- 
richtung F verbunden ist, und ein 
Ventil @ am Hauptrohr des gereinig- 
ten Gases. Ferner sind 4 Explosions- 
türen H, ein Mannloch mit einer Ex- 
plosionstür J an der Decke und Staub- 
entnahmeventile X an den Staubbe- 
hältern- vorgesehen, die rd 3% t fassen. 

. Das heiße Gas dringt durch das recht- 
eckige Eisenbetonrohr L, welches, um 
ein Reinigen während des Betriebes 
zu ermöglichen, mit Fülltrichtern 

2 und Staubablagerungsstellen  aus- 

gerüstet ist, in die Kammern ein; das gereinigte 

Gas zieht durch das runde Betonrohr M ab. 

Oberhalb der Reinigungskammern ist der Iso- 

latorenboden N mit den Isolatoren 8, welche 

den Strom aus dem Transformatorraum 0 

übermitteln. Der Antrieb der Staubhämmer 

AA zum Abklopfen der Elektrodenplatten ist 


„rs 


bei RR zu sehen. Mit Rücksicht auf die hoben | 


Temperaturen, die zeitweise auf 300° steigen, 

wurde der: Eisenbetonausführung besondere 

Sorgfaltgewidmet. Die wöchentlich gewonnenen 

48 bis 50 t Staub enthalten 27% C en. 
g: 


Energiewirtschaft. 


Die Elektrizitätsversorgung der Niederlande.!) 
— Die holländische Vereinigung von Elektri- 
zitätswerksdirektoren hat weiter als 4. Teil der 
Abhandlungsreihe „Ein Hochspannungs- 
luftnetz für die Niederlande‘ eine Studie 
über die Elektrizitätsversorgung eines Teiles 
der Niederlande durch ein Großkraftwerk im 
limbu rei sehen Kohlenbezirk veröffentlicht. 
Obwohl bei den Berechnungen die holländischen 
Verhältnisse zugrunde gelegt wurden, sind die 
Schlußfolgerungen, welche die Frage betreffen, 


ob und unter welchen Umständen Übertragung, 


von Energie in Form von Steinkohle oder von 
elektrischem Strom am billigsten ist, von fast 
allgemeiner Bedeutung. Der Bericht, der sehr 
ausführlich gehalten ist und 115 Seiten und 
viele Beilagen und Zeichnungen umfaßt, 
kommt zu dem Schluß, daß die Übertragung 
von Energie in Form von Steinkohle fast 
immer am billigsten sei. Damit ist natürlich 
nichts Ungünstiges gesagt über die Verteilung 
von Elektrizität in einem Bezirk oder einer 
Provinz von einem Kraftwerk aus, d.h. über 
die Konzentration der Energieerzeugung; im 
Gegenteil, die Studienkommission empfiehlt 
die Erriehtung einer ‚Großstation in Limburg, 
aber nur für die a Lee von 
Limburg und vielleicht des nahe liegenden 
Teiles von Nord-Brabant, also nicht etwa für 
Gelderland,, und Oberijssel. Der Unterschied 
zwischen UÜbertragungs- und Verteilungsnetz 
kann natürlich nicht scharf angegeben werden. 


1). Vgl. auch „ETZ* 1919, 8. 667 ff; 1920, 8. 498. 


Es wird darauf hingewiesen, daß schon 
i. J. 1911 eine Staatskommission ein einge- 
hendes Studium der Frage der Elektrizi- 
tätsversorgung von Limburg aus befürwortet 
hat. War schon vor 1914 die Frage der billigen 
Erzeugung elektrischer Energie für die nieder- 
ländische Industrie von großer Wichtigkeit, 
so ist das jetzt, wo die Kohlen- und damit die 
Energiepreise so unverhältnismäßig gestiegen 
sind, in noch viel höherem Maße der Fall. 
Die Kommission für Hochspannungslinien 
der genannten Vereinigung hat darum ein- 
gehend die Frage studiert, ob es möglich sei, 
die minderwertigen Brennstoffe (Braunkohle, 
Feinkohle, Kohlenschlamm usw.), vielleicht 
auch das Steinkohlengas für die Elektrizi- 
tätsversorgung der Niederlande nutzbar zu 
machen. Verschiedene maßgebende Persönlich- 
keiten im Kohlenbezirk haben an den Studien 
mitgearbeitet. Berücksichtigt man, daß die 
Transportmöglichkeiten vom Hüttenbe- 
zirk in nächster Zukunft sehr stark vergrößert 
werden müssen, was vielleicht nicht nötig 
wäre, wenn die Übertragung sehr‘ großer 
Mengen elektrischer Energie möglich und 
rentabel wäre, dann ist ohne weiteres klar, 
daß die folgenden Schlüsse nicht zuviel gegen 
die Elektrizität als Übertragungsform sagen: 


1. Nur bei Brennstoffen mit sehr wenig 
Verbrauchswert (nicht Verbrennungswert) ist 
die Übertragung in Form von Elektrizität 
billiger als der Transport der Brennstoffe 
selbst. 

2. Die Menge der minderwertigen Brenn- 
stoffe ist für die ersten Jahre nicht so groß, 
daß die Anlage besonderer Elektrizitäts-Trans- 
portwege nötig ist. 

3. Da sowohl die verschiedenen Hütten- 
betriebe als auch der ganze Kohlenbezirk sehr 
viel Energie verbrauchen, sollte im Kohlen- 
bezirk — auch wenn es keine minderwertigen 
Brennstoffe gäbe — eine Großstation errichtet 
werden, 

4. Der Vorteil der Zusammenfassung der 
Energieerzeugung in wenige große Werke 
ist größer als die Ersparnis durch die Ver- 
wendung von minderwertigen Brennstoffen, 
auch wenn diese in genügendem Maße zur 
Verfügung ständen. 

5. Es besteht nur dann die Möglichkeit, 
daß der Hüttenbezirk von Bedeutung wird für 
die Elektrizitätsversorgung der Niederlande, 
wenn zuerst die Energieerzeugung in diesem 
ee selbst soviel wie möglich konzentriert 
wird. 


Durch den Begriff ‚„Verbrauchswert‘‘ der 
Brennstoffe, gemessen an dem „Wärmepreis‘'t), 
will man dem Umstand Rechnung tragen, 
daß die minderwertigen Brennstoffe beim Ver- 
feuern, abgesehen von den direkten Kosten, 
für die Kalorie viel teurer sind als die hoch- 
wertigen; weil ungleich mehr Menge zu ver- 
feuern ist und die Transport-, Lager- und die - 
Anlagekosten der Kessel usw. dadurch höher 
ausfallen. Niedrige Preise am Fundort sind 
noch nicht identisch mit niedrigen Preisen am 
Verwendungsort. Auf große Entfernungen ist 
nur der Transport hochwertiger Kohlen lohnend, 
z. B. die Verschiffung über See. 

Es wird dann ein Vergleich zwischen den 
Transportkosten von Brennstoffen und von Elek- 
trizität angestellt. Der Transport von Brenn- 
stoffen kann ein ganz regelmäßiger sein, man 
braucht nur jedeWocheeine bestimmte Menge zu 
befördern ; die Verteilung über die verschiedenen 
Tage und über Tag und Nacht ist dabei gleich- 
gültig. Beim Transport der Elektrizität liegt 
der Fall ganz anders; man kann bei Drehstrom- 
betrieb — und nur Drehstrom kommt in Frage 
— die Energie nieht ansammeln, die Fern- 
leitung muß also für den Maximalwert der 
Belastung bemessen sein, d.h. für den Maxi- 
malwert, welcher in der Zukunft zu erwar- 
ten ist. Für den Transport einer bestimmten 
Menge Energie braucht man viel mehr min- 
derwertigen als hochwertigen Brennstoff; es 
ist also ohne weiteres klar, daß nur bei minder- 
wertigem Brennstoff die elektrische Über- 
tragung vielleicht billiger sein wird als sein 
Transport. Die sehr genauen Rechnungen haben 
folgendes ergeben: 

1. Bei hochwertiger Kohle ist der Trans- 
port der Kohle immer vorteilhafter wie die 
Übertragung von Elektrizität. 

2. Bei Brennstoffen mit sehr wenig Ver- 
brauchswert ist im allgemeinen die Übertra- 
gung von Elektrizität am billigsten. 

Dabei ist mit einem Transport der Brenn- 
stoffe durch die Eisenbahn gerechnet; falls 
Kanäle vorhanden sind, stellen sich die Verhält- 
nisse günstiger beim Transport der Brennstoffe. 

Es hat sich ergeben, daß beim Eisenbähn- 
transport von Brennstoffen vom halben Ver- 


1) Das ist der Preis für die Kalorie in Prozenten des- 
selben Preises vollwertiger Steinkohle. 


942 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 


brauehswert vollwertiger Steinkohlen auf Ent- 
fornungen von mehr als 65 km der Transport 
von Brennstoffen am billigsten ist, selbst für 
eine Leistung von 80 000 kW bei einer Jahres- 
Kattähnzerk ( Jahreserzeugung in er) 3 

»euriebS2e1T (Max. Tagesbelastung in kW 7 


3000 h. Erst bei größeren Energiemengen oder 


besserer Betriebszeit wird die Übertragung der 
Elektrizität billiger und natürlich auch bei der 
Verwendung von noch minderwertigeren Brenn- 
stoffen. 

Daraus ergibt sich, daß es unter Um- 
ständen vorteilhaft sein kann, einen Teil. der 


Energie, welche in Holland nötig ist, in Lim-- 


burg zu erzeugen, aber nur, wenn es dort eine 
gemügende Menge minderwertigster Brennstoffe 
gibt, und wenn es möglich ist, eine recht große 
Betriebszeit zu erreichen. Das letzte wäre mög- 
lich, wenn ein großer Teil der Nachtbelastung 
vom limburgischen Kraftwerk geliefert würde 
und die anderen Großwerke oder wenigstens 
die Nachbarwerke nachtsüber keinen Strom 
lieferten.  Selbstverständlich muß für jede 
der . projektierten fünf Großstationen noch 
weiter die Frage beantwortet werden, welche 
Brennstoffe -dort am vorteilhaftesten ver- 
feuert werden können. Dabei wird natürlich 
der Verbrauch des limburgischen Großkraft- 
werks gerade an minderwertigsten Brenn- 
stoffen die jetzigen Preisverhältnisse stark 
ändern, da es für die übrigen Werke dann 
unmöglich wird, holländischen minderwertigen 
Brennstoff zu verfeuern. 

Die Ergebnisse der Berechnungen sind 
in Kurven für 3000 und 6000 Betriebsstunden 
dargestellt. Weiter sind Kurven gegeben für 
den Energieverbrauch der Hütten selbst. 


Vorläufig ist der Energiebedarf dieser und. 


ihrer Umgebung so groß, daß für Lieferung 
an andere Bezirke nicht viel übrig bleibt, 
vorausgesetzt, daß man nur minderwertige 
Brennstoffe verfeuert. Es ist jedoch nicht 
unmöglich, daß durch Einführung neuerer Ver- 
fahren mehr minderwertige Kohlen frei wer- 
den; aber. auch dann braucht man keine 
Ubertragungslinie für Elektrizität zu bauen, 
da die Transportkosten der Kohle noch immer 
niedriger sein werden als die der Elektrizität, 
wenigstens für die ersten Jahre.- Zusammen- 
gefaßt stellt sich die Sachlage. wie folgt: 
Auch wenn die Menge der "minderwertigen 
Brennstoffe, welche nach Abzug des Bedarfs 
der Hütten und ihrer Umgebung zur Ver- 
fügung steht, in den ersten Jahren höher ist 
als von der Kommission angenommen, ist die 
Errichtung einer elektrischen Fernübertra- 
gung nieht erforderlich. Erst später kann 
eine solche von Bedeutung werden, aber nur, 
wenn dadurch das limburgische Kraftwerk 
mit fast konstanter Belastung arbeiten kann. 
Dann allein ist die Übertragung von Elek- 
trizität konkurrenzfähig mit dem regelmäßigen 
Transport der Brennstoffe. 


Hat nun auch die Arbeit der Kommission - 


einen viel verbreiteten Irrtum über die Elektrizi- 
tät alsimmer billigste Übertragungsform wider- 
legt, so. darf das doch nicht dazu führen, daß 
zu sehr verallgemeinert und damit die Vertei- 
lung der Elektrizität als unwirtschaftlich an- 
gesehen wird. Die Kommission hat. hierauf 
besonders hingewiesen, da ihr Bericht auch 
von Nichtelektrotechnikern gelesen werden 
wird. Festgestellt wird u.a., daß die Erspar- 
nisse der Konzentration der Energieerzeugung 
im Hüttenbezirk, gegenüber der Erzeugung 


durch jede Hütte für sich, selbst wenn die | 


Brennstoffe kostenfrei zur Verfügung ständen, 
247 000 holl. Gld betragen würden bei 81,5 
Mill. kWh. 

Es sei hier noch ausdrücklich betont, 
daß die‘ Kommission wohl ein Hochspan- 
nungs-Freileitungsnetz mit‘ Kupplungsstel- 
len wünscht, so daß es möglich ist, bei Stö- 
rungen die nicht gestörten Werke ein größeres 
Gebiet versorgen zu lassen. Daneben können 
dann später wirkliche Transportlinien er- 
richtet werden, welche die Errichtung einer 
bestimmten Großstation überflüssig machen. 
Wie schon gesagt, wird aber die Errich- 
tung von solchen Fernleitungen in den nächsten 
Jahren oder Jahrzehnten nicht wirtschaft- 
lich sein. 

Es wird sodann die verfügbare Menge 
der minderwertigen Brennstoffe berechnet 
und im weiteren die Errichtung eines Groß- 
kraftwerks in Limburg befürwortet. Dabei 
wird noch auf die Möglichkeit hingewiesen, 
im Anfang die Maschinen auf verschiedenen 
Gruben aufzustellen ; das Großkraftwerk würde 
dadureh aus örtlich getrennten Werken beste- 
hen. Weiter wird ein Vergleich zwischen dem 
Vorteil der Verfeuerung von billigen Brenn- 
stoffen und dem der Zentralisierung der 
Energieerzeugung angestellt. Einige Zahlen 
seien gegeben: 

Ein sehr großes Kraftwerk kann 30 000 kW 
bei 3000 Betriebsstunden über eine Entfer- 


nung von 85 km ebenso billig liefern wie ein 


örtliches Werk, wenn beide vollwertige Kohlen 


verwenden. Bei 6000 Betriebsstunden wird 
die Entfernung 155 km. Bei Verwendung min- 


- derwertiger Brennstoffe werden die Zahlen noch 


günstiger. Erst bei sehr großen Energiemengen, 
welche dann zum Teil mit vollwertigen Koh- 
len erzeugt werden müssen, sinkt nach dem 
Bericht der Vorteil der Konzentration. A. B. 


Zur Sozialisierung des Kohlenbergbaues. — 


Die von dem Unterausschuß des Reichswirt- 


schafts- und des Reichskohlenrats eingesetzte 


Verständigungskommission!) hat einen 
einen Gegenvorschlag 


Mehrheitsbericht und 
Werner zum Vortrag gebracht, dıe beide das 
außerordentlich schwierige, wirtschaftlich fun- 
damentale Problem schon stark von der prak- 
tischen Seite anfassen, aber auch zeigen, wie 
weit die Ansichten der an der Sozialisierung 
des Bergbaues zunächst Imteressierten noch 
auseinandergehen. Diese Differenz ist in der 
Beratung des Unterausschusses gleichfalls sehr 
in Erscheinung getreten und hat Veranlassung 
gegeben, jene sog. Siebenerkommission zu er- 
weitern und nochmals mit der Sozialisierung 
zu befassen. Der von Direktor Silverberg 
vertretene Mehrheitsbericht versteht unter 


dieser „die Sicherstellung, daß alle Pro-' 


duktionsmittel im höchsten gesamt- 
wirtschaftlichen Interesse der Volks- 
gesamtheit so vollständig und so rati- 
onell wie möglich ausgenutzt werden 
unter gleichberechtigter vollwertiger 
Mitbeteiligung und dementsprechen- 
der Mityerantwortung aller an der 
Produktion -Beteiligten.‘ Eingriffe in 
die bestehende Rechtsordnung. können nach 
diesem Gutachten nur neue Wirtschafts- 
formen rechtfertigen, die eine Sozialisierung 
im angeführten Sinne- darstellen. Deutsch- 
lands Zukunft läßt sich allein auf der zielbe- 
wußten Zusammenfassung seiner psychischen 
und wirtschaftlichen Kräfte: gewährleisten, 
weil uns nur die Menschen. der geistigen und 
körperlichen Arbeit und die Produktionsmittel 
geblieben sind. - Den breitesten . Kreisen -des 
Volkes muß durch ‘die finanztechnische Kon- 
struktion der Gesellschaftsformen die Möglich - 


keit zur Beteiligung an den Unternehmungen’ 


geschaffen werden, und im Kohlenbergbau als 
der grundlegenden und Ausgangsindustrie für 
jede andere Erzeugung muß die organisato- 
rische Weiterentwicklung der Wirtschaftsform 
zuerst eintreten, Hierfür hat die Mehrheit der 


. Kommission Grundsätze aufgestellt, u. zw. 


zunächst in bezug auf die Konzentration 
der Produktiensmittel.e. Im _Inlande 
müssen höchste Werte geschaffen, der Pro- 
duktionsprozeß daher bis in die qualitativ und 
quantitativ äußerste Verfeinerung ausgedehnt 
werden. Tunlichst nur deren Erzeugnisse 
darf Deutschland angesichts der dem Ausland 
schuldigen Geldleistungen ausführen; daher 
ist der Produktionsprozeß so zu gestalten, daß 
durch Verbilligung “der Selbstkosten beim 
Export der höchstmögliche Nutzen verbleibt 
und der Inlandbedarf gleichzeitig so billig 
wie angängig gedeckt werden kann. Zu dem 
Zweck ist es notwendig, den Zwischenindu- 
strien und den Endindustrien die benötigten 
Brennstoffe in ausreichenden Mengen, richtigen 


Sorten und zu angemessenen Preisen zur Ver- 
unmittelbar. 


fügung zu stellen und ihnen 
fördernde Einwirkung auf den Kohlenbergbau 
einzuräumen. Das Gutachten kommt damit 
zu der Ansicht, daß unter Ablehnung aller 
Trustbildungen aus nur finanziellen Tendenzen. 
die höchste Produktivität durch Bildung 
natürlicher Interessengemeinschaften 
zwischen Kohlenbergbau und Weiterverarbei- 
tung gesichert werden könne. In bezug auf 
die am Produktionsprozeß unmittel- 
bar Beteiligten wird eine Steigerung der 
Erzeugung ohne die Arbeitsteilung zwi- 


‚schen freier Führertätigkeit und aus- 


führender Arbeit und ohne Disziplin in 
Gesinnung und Handeln für nicht mög- 
lich erklärt. Nur emsichtsvolles Zusammen- 
arbeiten im Betriebe führe zum Ziele; denn der 
Mensch ist Subjekt, nicht Objekt der Wirt- 
schaft. Um die erforderliche ausreichende 
Beteiligung der Arbeiter- und Beamtenschaft 
am Kapital der großen unpersönlich geworde- 
nen Unternehmungen und damit an derem 
Ertrage herbeizuführen, verlangt die Mehrheit 
Kleinaktien (je 100 M nom.) oder als Uber- 
gang später in Aktien umwandelbare Genuß- 
scheine und erblickt in solcher Kapital- 
beteiligung die Grundlage zur wirksamen Ver- 


tretung der Arbeitnehmer in den Aufsichts-' 


räten. Daneben sollen die Betriebsräte ent- 
sprechend mit lebenskräftigem Inhalt erfüllt 
und der geistige Aufstieg der Arbeiterschaft 
durch Schule und. Schulung sichergestellt 
werden. Im beson deren, fordert der Bericht 
einen Ausbau der Organisation der den Kohlen- 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8.000. & 


47. 


‚dem Wege der 


ae ae Re ich e ‘ N 


. 25. November 1920. 


bergbau betreibenden Einzelunternehmun en, 


wobei er für den Aufschluß von Bergwerken 
die Gewerkschaft mit nicht begrenztem 
Kapital, für die kohlefördernden Unternehmen 
vom Beginn dauernd gesicherter Rentabilität 
ab die durch Schaffung von Aktien mit Divi- 
dendenbeschränkung und von Kleinaktiey 
neben den gewöhnlichen verbesserte Aktien - 

esellschaft als geeignetste Gesellsch.afts- 
form erachtet. Es werden dann in 5 Punkten 
die der Mehrheit notwendig erscheinenden 
Verbesserungen der hinsichtlich des Ver- 
triebes der Produkte durch die Syndikate 
fortschrittlich entwickelten Organisation des 


- Kohlenbergbaues in teehnisch-wirtsch aft- 


licher Beziehung*”genannt und schließlich 
die Beteiligung der Allgemeinheit an 
den Erträgnissen des Bergbauds auf 
den Weg der Besteuerung verwiesen. 
Silverberg betonte in seinen Erläuterungen 
die unbedingte Notwendigkeit einer plan- 
mäßigen Wirtschaft, die aber nur auf 


Konzernbildungen erfolgen dürfe. i 
Den allgemeinen Sätzen dieses Mehrheits- 
votums, das am Schluß die Vorschläge der 
Sozialisierungskommission 
wirft, entspricht z. T. der Gegenvorschlag 
Werners (Vertreter der Arbeitsgemeinschaft 
freier Angestellter), während er, was den Aus- 
bau der Organisation betrifft, sich für eine 
völlige Umgestaltung der Kohlenwirt- 
schaft einsetzt. “Die Arbeitsleistung des 
Menschen spiele im Bergbau die Hauptrolle 
und werde am meisten durch Steigerung der 


Arbeitsfreudigkeit gehoben, die man wie- 


derum durch Beteiligung der Arbeit- 
nehmerschaft an der Leitung der Werke 


erreichen müsse. Die Überführung des Kohlen- 
bergbaues in die Gemeinwirtschaft soll nach 


Werner auf genossenschaftlicher Grundlage 
erfolgen, als deren Träger er die deutsche 
Kohlengemeinschaft ansieht, nicht ohne 
ausdrücklich zu bemerken, daß jede Bureau- 
kratisierung und hindernde Uberord- 
nung auszuschalten sei. Oberste Körper- 
schaft soll der Reichskohlenrat sein, dem 


als Kontrollinstanz der Reichskohlenauf- 


siehtsrat und dann als führendes Organ das 
Reichskohlendirektorium folgen. Für den 


Aufbau der Betriebsräteorganisation verweist 


Werner auf den Vorschlag I der Sozialisierungs-. 
kommission!), und zwecks Entschädigung 
der Unternehmer wünscht er die Ausgabe 
von 4%igen Obligationen durch die Kohlen- 
gemeinschaft, zu deren jährlicher Auslosung 


ein Drittel des Reingewinnes zu verwenden 


sei, während ein zweites Drittel für Rücklagen, 
das dritte kulturellen Zwecken im Interesse 
der bergbautreibenden Bevölkerung dienen soll. 
Die Preise will der Gegenvorschlag nach rein 
kaufmännischen Gesichtspunkten, durch einen 
übereinstimmenden Beschluß von  Reichs- 


Ökonomisierung durch weitere 


entschieden ver- 


x 


VE 


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a 


TER 


TE FU 


kohlendirektorium und Kohlenaufsichtsrat ev... 


durch Entscheidung des Reichskohlenrats fest- 


gesetzt sehen; auch nach Werner soll das 
Reich für erforderlich gehaltene Abgaben von 
der Kohlengemeinschaft als Steuern erheben. 


Industrie und Handel. 


Aus der österreichischen Elektroindustrie. 


— In den österreichischen elektrotechnischen 
Fabriken wird, wie Dr. H. Schreiber mit- 


teilt?, ohne Unterlaß rege gearbeitet. Die 
Konjunktur ist infolge der großen Auf- 
träge (elektrische Lokomotiven, Triebwagen, 
Hochspannungsleitungen, Generatoren, Um- 
former, Turbinen usw.), die die vom Staat 
ins Werk gesetzte Elektrisierung der: west- 
lichen ‚Eisenbahnstrecken gebracht hat, gün- 
stiger geworden. Zu diesen staatlichen Be- 
stellungen, die den Großfirmen - Siemens- 
Schuckertwerke, AEG-Union, Brown, Boveri 
und Gesellschaft für elektrische Industrie 


zufielen, kommen neuerdings Aufträge der 


neu errichteten gemischt-wirtschaftlichen Elek- 
trizitätsunternehmungen, so der Oberöster- 
reichischen Wasserkraft- und. Elektrizitäts- 
gesellschaft und der "Salzburger Gesellschaft 
für Elektrizitätswirtschaft, von denen erstere 
die Mühlwasserkraft, letztere das Großkraft- 
werk der Fuschler Ache ausbaut. Die Geld- 


mittel werden unter Mitwirkung heimischer 


Banken durch Ausgabe von Obligationen be- 


schafft. Für die Eisenbahnelektrisierung allein 


kommen Staatskredite von über 5 Milliarden K 
in Betracht, während für die erwähnten von 
Oberösterreich und Salzburg vorgesehenen 


Anlagen nahezu 400 Mill. K ausgeworfen sind. 


Dabei ist auch der Privatbedarf beträchtlich, 


vor allem an Motoren und Installationsein- ' 


richtungen, namentlich in Fabriken und Werk- 


stätten, die mit dem fortschreitenden Über- 


1) vgl. „ETZ * 1920, 8.736. 


*) Ztg.d. Ver. Dtsch. Eisenb.-Verw. nach ‚der „Neuen x 


Fr Prosse“. 


"nehmen: 


25. November 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. ‚ 1920. 


Heft 


47. 943 


ll he a er nt mn nn m — 


gang von der Handarbeit zu maschinen mäßigem 
Betrieb die Nachfrage nach elektrotechnischen 
Artikeln 'mehren. Große Erwartungen knüpfen 
sich für die Elektroindustrie schließlich an 
den Ausbau der Wasserkräfte im Interesse 
der Versorgung von Stadt und Land mit elek- 
trischer Arbeit. 

Der elektrotechnische Markt der Tschecho- 
slowakei. — Die „Weltw. Naechr.‘“ bringen 
einen Eigenbericht aus der Tschechoslo- 
wakei über die"Lage des elektrotechnischen 
Marktes, dem wir auszugsweise folgendes ent- 
Generatoren und Elektromo- 
toren werden bis zu den größeren Modellen 
im Inlande erzeugt, wo die Zweigwerke aus- 
wärtiger Häuser inzwischen fast aussehließlich 


“in die Hände inländischer, zum überwiegenden 


Teil tschechischer Firmen übergegangen sind. 
Abgesehen von staatlichen und kommunalen 
Lieferungen, gingen die genannten Gegen- 
stände während der Friedenszeit hauptsächlich 
nach dem. Balkan und Rußland. Nach dem 
Kriege wurden dorthin fast lediglich schon 
gebrauchte und Motoren aus alten Beständen 
abgesetzt, die in erheblichem Maße zu speku- 
lativen Zwecken aufgekauft worden waren. 
Die -einheimische Nachfrage ließ sich zum 
wesentlichen Teil im Lande selbst deeken, und 
nur große Typen bezog man aus dem Auslande, 
da hierfür Einfuhrbewilligungen erteilt wurden, 
während der Import mittlerer Typen bedeuten- 


den Beschränkungen ausgesetzt war. An Klein-. 


motoren bestand und herrscht auch heute 
ziemlich reger Bedarf, und man ist ernstlich 
bemüht, sieh hinsichtlich der Fabrikation von 
Elektromotoren vom Auslande frei zu machen. 
Isoliertes Leitungsmaterial wurde in der 
letzten ‘Zeit stark aus Italien importiert, weil 
die Einkaufsgenossenschaft der Installateure 
dort große Abschlüsse gemacht hat; indessen 
soll es sich hierbei hauptsächlich um alte 
Heeresbestände handeln. Da die in der Tssche- 
choslowakei vorhandenen Fabriken dem In- 
landbedarf nicht im entferntesten nachzu- 
kommen vermögen, besteht für diesen -Artikel 
nach wie vor gute Absatzmöglichkeit. Isolier- 
rohre werden neuerdings im Inlande. herge- 
stellt, doch ist das hierfür tätige Werk nicht 


imstande, den Anforderungen des Konsums zu 


genügen ; wie verlautet, will eine zweite Fabrik 
die Erzeugung von Isolierrohr aufnehmen. 


-Einfuhrmöglichkeit besteht offiziell, wird aber, 


wie bei allen Artikeln, die das Inland her- 
stellt, stark gedrosselt. Auch die Nachfrage 
nach Schaltern und elektroteehnischem 
Kleinmaterial, die gleichfalls in der Tsche- 
choslowakei Erzeuger gefunden haben, können 
die wenigen Fabriken heute noch nicht be- 
friedigen. Der Markt ist in. diesen Gegen- 
ständen, die man vorläufig erst vereinzelt als 


- Qualitätsware herstellt, noch sehr aufnahme- 


fähig und wird weiter zunehmen, wenn die 
Bautätigkeit wieder auflebt. Der Import ist 
bisher noch möglich. Das sehr bedeutende Be- 
dürfnisnach Glühlampen, deren Fabrikation 
demnächst drei Werke beginnen werden, findet 
zum größten Teil seine Deckung durch deutsche 
und österreichische Zufuhren. Glühlampen 
waren Kompensationsartikel der deutschen 
Regierung bei Abschluß des letzten Wirt- 
schaftsvertrages. Wie der Bericht sagt, sind 
bei ihnen Schwierigkeiten hinsichtlich der 


Werband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9306. 


Berieht 
über die 
XXVI. Jahresversammlung 


® in Hannover 
‘am 24. und 25. September 1920. 


Erste Verbandsversammlung 


‘am Freitag, den 24. September 1920, vormittags 


9 Uhr, im Festsaale des alten Rathauses. 
Den. Vorsitz führt Her Dr.-Ing. e.h. 
H. Voigt. 


Vorsitzender: M. H.! -Ich habe die Ehre, 
die 26. Hauptversammlung des V.D.E. zu er- 
öffnen. 

Als wir vor Jahresfrist in Stuttgart zu- 
sammen waren, gab Herr Geheimrat Klingen- 
berg in seiner Eröffnungsrede einen Überblick 
über den Stand der Elektrotechnik am Kriegs- 
ende. Hieran hat sich im Laufe .des verflosse- 
nen Jahres wenig oder nichts geändert; neue, 
das Bestehende entwertende Erfindungen sind 


Einfuhr nieht zu erwarten. Auch der Import 
elektroteehnischer Meßinstrumente, die-das 
Inland fabrikationsmäßig nieht erzeugt und 
die‘ im wesentlichen aus Deutschland und 
Schweden kommen, ist nicht gehindert. Elek- 
trische Bügeleisen und Kocher sind seit 
etwa einem Jahre gute Ausfuhrartikel für die 
Tschechoslowakei geworden. Sie werden in 
einigen kleineren, sehr ausgestaltungsfähigen 
Werkstätten qualitativ gut hergestellt und 
sollen in jeder Beziehung konkurrenzfähig sein, 
gehören daher zu den wenigen Erzeugnissen, 
die ihren Weg nach Deutschland gefunden 
haben. Der Import ist so gut wie ausge- 
schlossen oder doch nur mit Schwierigkeiten 
möglich. ‚Infolge der hochentwickelten Por- 
zellanindustrie und des Reichtums der Tsche- 
choslowakei an Kaolinerden wird Porzellan - 
material sehr reichlich produziert und mit 
Erfolg exportiert, doch leidet diese Industrie 
sehrunter dem Kohlenmangel und der Unvoll- 
kommenheit des tschechoslowakischen Aus- 
fuhrwesens. Einfuhrmöglichkeiten bestehen 
hierfür so gut wie nicht. Fernsprecher wur- 
den schon zu Friedenszeiten in guter Beschaf- 
fenheit erzeugt. Zwei neue Werke haben sich 
mit dem bestehenden vereinigt, und zusammen 


‚dürften sie wohl in kürzester Zeit den Inland- 


bedarf decken, wenn die sie jetzt fast aus- 
schließlich _ beschäftigenden großen Staatsbe- 
stellungen erledist sind. Einstweilen steht 
daher noch dem Import kein Hindernis ent- 
gegen. Im allgemeinen äußert sieh der Bericht 
dahin, daß die Absatzmöglichkeiten für elek- 
trotechnische Artikel nach der Tschech oslo- 
wakei gut sind, wenn auch z. Zt. infolge der 
wirtschaftlichen Stagnation und der Geld- 
mittelknappheit bedeutende Einfuhrsch wierig- 
keiten herrschen. Man erwartet eine starke 
Steigerung des Absatzes, sobald eine Besserung 
im Bauhandwerk eintritt, sowie infolge Aus- 
gestaltung der Überlandzentralen und der 
Versorgung entfernterer Landgemeinden mit 
elektrischer Arbeit. 
der hohen Löhne und, weil viele kleine Hand- 
werker durch den Krieg mit der Technik in 
eine engere Berührung gekommen sind und 
dadurch ihren Bildungskreis erweitert haben, 
überall Bestrebungen, die Elektrizität in die 
Kleinindustrie einzuführen. 


Zur-Lage der elektroteehnischen Industrie 
Ungarns. — Ein weiterer. Eigenbericht der 
„Weltw. Naehr.‘“ stellt eine fortschreitende 
Entwicklung der ungarischen Elektro- 
industrie fest, die durch die nicht ungünstige 
valutarische Lage, den Zollzuschlag auf die 
an sich schon hohen Zölle und durch die 
Frachtspesen gefördert werde, die deutsche 
Lieferungen belasten. Heute sei die vor dem 
Kriege erhebliche Einfuhr von Schaltappa- 
raten und Glühlampen aus Deutschland ganz 
ausgeschlossen, und auch sonst werde nur von 
dort bezogen, was das Inland noeh nicht 
selbst herstelle.. Auch elektrische Maschinen 
seien früher viel aus deutschen Werken ge- 
kommen, jetzt könne man sie vorläufig aber 
nieht importieren, weil 100 kg 1000 K Zoll 
zahlen müßten und die Fracht nebst Spesen 
(ohne Verpackung) etwa 600 K/dz ausmache, 
u.zw.bei IM=5K. Die ungarische elektro- 
technische Industrie werde, sobald die Grenzen 
nach dem Osten offen seien, sich sicher weiter- 


VEREINSNACHRICHTEN. 


auf dem Starkstromgebiete nicht bekarınt ge- 
worden, und aus naheliegenden Gründen ent- 
zieht sich das in Vorbereitung Befindliche der 
Kenntnis der Öffentlichkeit. Der Schwachstrom 
hat im Gegensatz hierzu greifbare Fortschritte 
aufzuweisen, und über einige dieser, wie die 
drahtlose Nachrichtenübermittlung für Über- 
landwerke, die Entwicklungsmöglichkeiten der 
Selbstanschlußfernsprechämter und das Mehr- 
fachfernsprechen und -telegraphieren auf Lei- 
tungen mit Hochfrequenz werden wir in diesen 
Tagen aus berufenem Munde ja interessante 
Belehrungen zu erwarten haben. 

Aus der scheinbaren Dürftigkeit meiner 
Aufzählung darf aber nicht der Schluß gezogen 
werden, daß etwa die Elektrotechnik unter dem 
Druck der Verhältnisse mutlos oder gleichgültig 
geworden wäre und die Zügel schleifen ließe. 
Im Gegenteil darf ich wohl mit Recht sagen: 
Nie ist mehr und im Vollbewußtsein der‘ wich- 
tigen Aufgabe, die der Elektrotechnik beim 
Aufbau unseres Wirtschafts- und damit des 
Staatslebens überhaupt anvertraut ist, gearbei- 
tet worden, als jetzt. Neben der erfinderischen 
und konstrukti ven Arbeit jedoch geht aber eine 
andere her, die bisher wohl in einzelnen Zweigen 
vorhanden gewesen war, jetzt aber in groß- 
zügiger und umfassendster Weise von Männern 
in die Hand genommen worden ist, die nicht 
nur,den guten Willen, sondern auch die Fähig- 


Auch zeigen sich infolge. 


entfalten, und auch die kleinen Werkstätten, 
die sich mit der Fertigung von elektrotech- 
nischen Installationsmaterjalien und Appa- 
raten befassen, sähen einer günstigen Zukunft 
entgegen. 
Preisbewegung an der Londoner Metallbörse 
im 3. Quartal 1920. — Abb. 6 erweitert die 
früheren Darstellungen der Londoner Preisbe- 
wegung im Jahre 1920!) auf das 3. Quartal, 
in dem Zinn bis in den August hinein eine 
allerdings von z. T. heftigen Schwankungen un- 
terbrochene Erhöhung des Preises bis nahezu 


420 
410 
400 
390 
380 
370: 
360 
350 
340 
330 
320 
310 
300 


290 


280 
270 


30 Tan. Febr März April Mai Juri Juli Aug. Sepr. 


Abb. 6. Preisbewegung an der Londoner Metallbörse 
in den ersten 9 Monaten’ 19202. 


284 £/ton zeigt, an die sich dann eine auch 
wieder sehr unregelmäßig verlaufende Senkung 
auf fast 268 £ anschloß. Der Abfall des Kupfer- 
preises kam gegen Ende Juni zum  Still- 
stand und machte .einem Ansteigen . Platz, 
das Mitte September bei rd 100.£/ton seinen 
Höhepunkt erreichte. Antimon fiel Mitte 
August von 60 auf 52 £/ton, um dann diese No- 
tierung beizubehalten. Der Zink- und Bleipreis 
wuchs im Anfang des Quartals; die Zunahme des 
ersteren ging aber anfangs August in eine allmäh- 
liche Senkung über, die, erst im September 
durch erneutes Steigen abgelöst, bei rd 41&/ton 
endete, während Blei von fast 41 £ wieder auf 
37 £/ton sank. 

') Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 360, 595. 

2). Nach „The Engineering“. 


keiten besitzen, sie durchzuführen, und diese 
viel Mühe und Entsagung mit sich bringende 
Arbeit ist Ihnen allen unter dem Namen: 
Normung und Typisierung bekannt. Aus 
den Veröffentlichungen in der „ETZ“ von den 
Herren Dr. Dettmar und Dr. Adler sind Sie 
ja hierüber auch schon einigermaßen informiert. 
Bestrebungen dieser Art sind nicht neu, die 
verschiedensten Industriezweige haben immer 
das Bewußtsein ihrer Notwendigkeit gehabt, 
und auch unser Verband hat auf manchem 
Einzelgebiet bereits Normen geschaffen, die 
z. T. schon zu einem Segen für Hersteller und 
Abnehmer geworden sind. Daß diese Bestre- 
bungen aber doch nur vielfach auf dem Papier 
und als fromme Wünsche ihr Dasein führen ‘ 
mußten, hatte seinen Grund in vielerlei Ur- 
sachen, deren wichtigste darin zu suchen ist, 
daß kein wirklicher Zentralpunkt vorhanden 
war, der die Befolgung der von seinen Kommis- 
sionen ausgearbeiteten und von den Hauptver- 
sammlungen genehmigten : Beschlüsse durch- 
führte. Eine rühmliehe Ausnahme machten 
hiervon die Sicherheits- und  Errichtungsvor- 
schriften, die ja gewissermaßen Gesetzeskraft 
angenommen haben; wenn man aber bedenkt, 
wie viele der auch hierin enthaltenen Vor- 
schriften aus Mangel an wirklich vorschrifts- 
mäßig ausgeführtem Material auch nur not- 
-dürftig und längst nicht von allen Fabrikanten 


914 


innegehalten werden können, dann muß man 
zu der Forderung kommen, daß nun endlich 
Mittel und Wege gefunden werden müssen, um 
diesen auf die Dauer unhaltbaren Zuständen 
ein Ende zu bereiten. 

M. H.! Die Mittel sind gefunden. Bevor 
ich aber dazu komme, sie Ihnen zu nennen, will 
ich Ihre Aufmerksamkeit doch erst noch ein- 
mal auf einige Punkte lenken und an einem 
scheinbar unbedeutenden Beispiel zeigen, wie 
dringend notwendig es ist, daß alle Beteiligten 
die Überzeugung von der.Wichtigkeit der hier 
zur Behandlung stehenden Fragen gewinnen. 


Die Sicherheitsvorschriften des Verbandes 


schreiben u. a. die Bedingungen vor, denen die 
in Installationen zur Verwendung gelangenden 
Drehschalter, Schmelzsicherungen, Lampen- 
fassungen genügen sollen, wenn sie als vor- 
schriftsmäßig gelten wollen. Es sind auch die 
Methoden festgelegt, nach denen die Prüfungen 
vorgenommen werden müssen. Und was haben 
wir vielfach erlebt? Von dem, was unter den 
erschwerenden Bedingungen des Krieges her- 
gestellt werden mußte, wollen wir ganz ab- 
sehen, sondern nur das betrachten, was vor 
dem Kriege auf dem Markte angetroffen wurde. 
Wir fanden Fassungen, deren Gewindekörbe 
mehr als ungenau, und deren Mäntel aus denk- 
bar dünnstem Blech bestanden ; Schalter, denen 
es ein Kind ansehen konnte, daß sie mecha- 
nisch ungenügend durchgebildet und gänzlich 
ungeeignet sein mußten, die vorgeschriebenen 
Minimalstromstärken im Betriebe unterbrechen 
zu können, ohne Schaden zu leiden. Das trost- 
loseste Bild aber zeigten viele Ausführungen 
der zur Sicherheit gegen Brand und andere 
Schäden bestimmten Sicherungen. Auf Einzel- 
heiten will ich nicht eingehen, jeder von Ihnen 
kennt sie und verurteilt diejenigen, welche aus 
Eigennutz die Bestrebungen ernsthafter Fach- 
leute einfach ignorierten und vielleicht noch 
über die Dummen lachten, welche sich danach 
richten. 

Wie konnte ein solcher Zustand aber dem 
Verbande über den Kopf wachsen ? Der Grund 
ist der, daß diejenigen von uns, welehe in selbst- 
loser Arbeitin den Kommissionen tätig waren, 
als Idealisten dem Fortschritt und dem Ansehen 
der Elektrotechnik dienen wollten und glaub- 
ten, jeder, der es mit seiner Sache ernst nähme, 
werde gern den Vorschlägen folgen; sie ließen 
das Moment der Gleichgültigkeit, vielfach ge- 
paart mit Mangel an Sachkenntnis, das Be- 
armer im "Hergebrachten, am 
meisten aber die Furcht vor vorübergehendem 
materiellen Schaden dureh Entwertung des 
Vorhandenen außer Acht. Diese dem Fort- 
schritt entgegenarbeitenden Kräfte fanden 
Unterstützung in einer gewissen Interessenlosig- 
keit der Kontrollbeamten vieler Elektrizitäts- 
werke, und sokam es, daß die Umgehung und 
Nichtbefolgung mancher Paragraphen der Vor- 
schriften, die von einzelnen zuerst versucht 
und dann zur Regel wurde, bei anderen Nach- 
ahmuüung fand. Die Folge war, daß die Installa- 
teure und Händler doppelte Lagervorräte hal- 
ten mußten, um die Kundschaft so oder so be- 
dienen zu können, was wieder das Fest- und 
Brachlegen großer Kapitalien mit sich brachte. 
So lange wir ein reiches Volk waren und aus 
dem Vollen wirtschaften konnten, war ein 
solcher Zustand — wenn auch vom technischen 
Standpunkt aus zu beklagen — wirtschaftlich 
doch zu ertragen; jetzt, in der schweren Zeit 
der Not wäre es ein Verbrechen, ihn nicht mit 
allen irgendwie zu erfassenden Mitteln zu be- 
kämpfen. 


M. H.! Der Verband war es, der, sich an 


die Spitze der Bewegung stellend, Ihnen vor 


Jahresfrist in Stuttgart einen Plan vorlegte, 
nach dem die Arbeiten aufgenommen werden 
sollten. Sie erteilten dem Programm Ihre Zu- 
stimmung, und aus dem Bericht des Herrn Ge- 
neralsekretärs Dr. Dettmar werden Sie mit 
Befriedigung entnehmen können, was alles 
schon in diesem Jahre geleistet und geschaffen 
worden ist. Ohne diesem Bericht durch Vor- 
wegnahme von Einzelheiten vorgreifen zu 
wollen, komme ich jetzt dazu, Ihnen in kurzen 
Worten die Mittel zu schildern, die ergriffen 
worden sind, um den Verbandsvorschriften die 
ihnen gebührende Beachtung zu verschaffen 
und damit das Material, welches in Deutsch- 
land zur Installation gelangt und die Geräte, 
die dem unfachmännischen Publikum zur Be- 
nutzung in die Hand gegeben werden, auf die 
Höhe zu bringen, welche im Interesse der Sicher- 
heit als Mindestmaß verlangt werden muß. 

Um diesen Zweck zu erreichen, sind 3 In- 
stanzen geschaffen worden: 1. die Beratungs- 
kommissionen, 2. der über diesen stehende Tech- 
nische Hauptausschuß und 3. die Prüfstelle des 
Verbandes. 

Damit die Kommissionen ihre -Arbeiten 
nicht wie bisher, mehr oder weniger rein vom 
technischen Standpunkt aus betreiben und 
teils den Fabriken, teils den Installateuren, 
Händlern und Verbrauchern jeder Art Vor- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 47. 


schriften machen, die bei diesen Widerspruch 


hervorzurufen imstande sind, werden sie jetzt 
nicht mehr ausschließlich mit Verbandsmit- 


gliedern besetzt, sondern es sind in ihnen alle 
die Faktoren vertreten, von deren Unterwer- 
fung unter die gefaßten Beschlüsse die Durch- 
führung dieser letzteren abhängt. 
kommen in Frage: die Vereinigung der Elek- 
trizitätswerke, der Zentralverband der elektro- 
technischen Industrie, der Elektrobund, der 
Verband der Installateure, die Vereinigungen 
der Spszialindustrien, der Großhändler, der 
Klein- und Straßenbahnen und der Porzellan- 
fabriken. Ferner sind für besondere Fälle 
außsr den genannten vertreten: die Landwirt- 
schaft, die chemische Industrie, das Berg- und 
Hüttenwesen, die Reichspost, die Prüfämter, 
von Fall zu Fall zu berücksichtigende Behör- 
den und der Verein deutscher Ingenieure ; letz- 
terer hauptsächlich mit Rücksicht auf das von 
ihm bsarbsitete große Gebiet der allgemeinen 
Normung, auf dem unser Verband ja auch 
weitgehendste Interessen zu beobachten hat. 
Sie werden, meine geehrten Herren, aus dieser 
Zusammensetzung der verschiedenen Kom- 
missionen das Gefühl gewinnen, daß einseitig 
orientierte Beschlüsse kaum denkbar sind, und 
daß auch keine Vergewaltigung irgend einer 
Gruppe zu befürchten ist. Esist nun aber un- 
ausbleiblich, daß selbst beim besten Willen 
aller Beteiligten tiefgehende Meinungsver- 
schiedenheiten über den Umfang von Verein- 
fachungen in den Konstruktionen, über die Not- 
wendigkeit des Fallenlassens ganzer Gruppen 
von Apparaten, über das Ausmerzen über- 


flüssiger Parallelmodelle von Maschinen, Trans- 


formatoren usw. und vieles andere auftreten 
müssen, worüber es sehr leicht zu unfrucht- 
baren Reibereien kommen kann. Damit unter 
solchen aber die Arbeiten nicht leiden und da- 


mit nicht durch zu weit getriebene Verfechtung‘ 


noch so berechtigt scheinender Privatinter- 


essen die auf das Ganze, auf die Hebung der 


Wirtschaftlichkeit des ganzen großen. Indu- 
striezweiges mit all seinen verschiedenartiger 
Ausstrahlungen gerichteten Bestrebungen auf- 
gehalten oder gar zum Scheitern gebracht wer- 
den können, wurde die zweite Instanz, der 
Technische Hauptausschuß geschaffen, 
welcher die Aufgabe hat, ausgleichend und be- 
lehrend, aber auch endgültig entscheidend zu 
wirken. Er ist so zusammengesetzt, daß ihm 
vollstes Vertrauen entgegengebracht werden 
kann, und wir sind sicher, daß er seine schwie- 
rige, aber sicher segensreiche Arbeit als Ver- 
mittler und ehrlicher Makler in unparteiischem 
und nur von der Rücksicht auf das Wohl des 
Ganzen geleitetem Sinn ausüben wird. Die 


dritte Instanz ist die vom Verbande zu führende - 


Prüfstelle; sie kann erst von jetzt-ab ihre 
Tätigkeit aufnehmen und Herr Generalsekre- 
tär Dr. Dettmar wird Ihnen ihren Arbeitsplan 
und die Befugnisse, mit denen sie ausgerüstet 
ir soll, erläutern. 2 


H.! Ein Jahr lang haben die in dieser. 


Weise ins Leben gerufenen Kommissionen ge- 
arbeitet, die einzelnen, den verschiedensten 
Grupp:n angehörigen Mitglieder haben sich 
kennen und schätzen gelernt; damit aber auch 
die ganzen Verbände, die ja doch nur alle Kin- 
der einer Mutter sind, sich ihres wechselseitigen 
Zusammenhanges, der in der Verfechtung der 
ihr Entstehen bedingenden Eigenforderungen 


manchmal in Vergessenheit kommen konnte, 


erinnern und dieses Bewußtsein des Zusammen- 
gehörens auf Gedeih und Verderb durch eine 
offene Kundgebung betätigen könnten, hat der 
Verband in diesem Jahre zum ersten Male den 
Versuch gemacht, die Jahresversammlungen 
aller uns verwandten Vereinigungen in ein und 
dieselbe Woche zusammenzulegen und damit 
eine elektrische Woche, hoffentlich auch für 
spätere Jahre, ins Leben zu rufen. Ein wesent- 
licher Gesichtspunkt hierfür war der, auch 
durch dieses Vorgehen dem großen, durch die 
technische Welt gehenden Zuge nach Zeit-, 
Kraft- und Geldersparnis Rechnung zu tragen. 
Viele Herren, die den verschiedenen Vereini- 
gungen gleichzeitig angehören, waren bisher 
gezwungen, für den Besuch der Jahresversamm- 


lungen mehrmals ihre berufliche Tätigkeit zu : 
unterbrechen und kostbare. Zeit zu verlieren.: 


Das sollte vermieden und neben dem schon ge- 
nannten Zweck des sich Näherkommens auch 
erreicht werden, durch gegenseitigen Besuch 
der Vorträge, welche in den einzelnen 
Gruppen stattfinden, seien sie technischer oder 


wirtschaftlicher Art, die Leistungen, Wünsche 


und Nöte der anderen und sich doch verwand- 
ten Vereinigungen kennen zu lernen. Die An- 
regung zur elektrotechnischen: Woche fiel auf 
guten Boden, die meisten der von uns aufgefor- 
derten Vereinigungen waren in der Lage er- 
scheinen zu können, und es steht zu hoffen, daß 
auch diejenigen, die für dieses Jahr noch eine 
ablehnende Haltung einnehmen, in Zukunft 


doch unserer Anregung folgen werden. Welche, 
Vereinfachung in der Lösung so mancher 


Als solche. 


 Zusammenarbeiten müßte nach außen hin von 


- Die Not der Zeit wird jetzt wohl auch den - 


‚Milliarde zu Wehr- und Talsperrenbauten auf- 


‚den Verwüstungen entgegensehen, die der deut- 
‚schen Industrie infolge des Kohlenmangelsnoch 


‚lich der in den Flüssen vorhandenen Energien 


‚ Stromversorgungsgebiete gestalten; eine der- 


den Fachleute kaum wieder geboten werden. 


Dsttmar ausführlich berichten wird, soweit be- 


2 


25. November 1920. 


schwierigen Frage müßte erreichbar sein, wenn 
die führenden Köpfe aller, selbst der sich im 
Wirtschaftsleben sonst stark bekämpfenden 
Interessentenvereinigungen, zubsstimmterZeit - 
b>isammen wären und Meinungsverschieden- 
heiten dureh psrsönliche Aussprache anstatt 
durch langatmigen Schriftwechsel aus der 
Welt schaffen könnten! Her 
- Ein solches, von den höchsten Gesichts- 
punkten im vaterländischen -Sinne getragenes 


machtvoller Wirkung sein und dem Verbande 
‚der Regierung gegenüber auch in wirtschaft 
lichen Fragen die Stellung und den Einfluß ° 
sichern, dessen er bislang in rein technischen 
sich erfreute. Dann könnte es nicht wieder vor- 
kommen, wie es vor wenigen Monaten der Fall . % 
war, daß vom Rsichsschatzministerium einBei? 
rat für Elektrizitätswirtschaft gebildet werden 
konnte, zu dem der Verband, die berufenste 
Vertretung der deutschen Elektrotechnik, nicht ° 
hinzugezogen worden ist. EEE 
M. H.!.Ssit dem Frieden von Versailles = 
und der Konferenz in en sind wir auf lange 
Zeiten hinaus des freien Verfügungsrechtes über 
unsere Kohlenschätze verlustig und ein großer 
Teil unserer Energieerzeugung muß auf anderer 
Grundlage aufgebaut und organisiert werden. 
So lange wir im Kohlenüberfluß lebten, wurde 
°i uns, abgesehen von Süddeutschland, dm 
reiche Wasserkräfte zur Verfügungstehen, kaum 
daran gedacht, große Kraftwerke auf Wasser- 
betrieb zu gründen und die Bestrebungen, die 
natürlichen Wasserkräfte Mittel- und Nord- 
deutschlands zur Stromerzeugung heranzu- 
ziehen, teils mitleidig belächelt, teils verächt- 
lich zurückgewiesen; die Nachweise und Be- 
hauptungen, daß auch in Norddeutschland 
reiche Energiequellen unter Heranziehung des 
Wassers nutzbringend ausgebeutet werden 
könnten, vielfach als Hirngespinste bezeichnet. 


Gegnern dieser Bestrebungen gezeigt haben, 
wie kurzsichtig ihr Vorgehen gewesen ist; denn 
hätten wir vor dem Kriege wohl nur eine halbe 


gewendet, dann könnten wir viel freieren Blicks 


bevorstehen. 

Glücklicherweise haben "aber die Re- 
gierungen aller deutschen Länder die Not- 
wendigkeit erkannt, das Versäumte nachzu- 
holen und wir werden noch heute aus dem 
Munde des berufensten Vertreters dieser Ar- 
bsiten, des Herrn Ministerialdirektor Dr. 
Sympher hören, in welch großzügiger Weise’ 
die Ausnutzung der Wasserkräfte, vornehm- 


zum Ausgleich der durch den Kohlenmangell 
bedingten Ausfällein der Belieferung von tadt 
und Land mit elektrischer Kraft für die ver- 
schiedensten Verwendungsgebiete geplant ist. 
Nur der Staat kann die jetzigen Riesenkosten 
solcher Bauwerke im Interesse der Allgemein- 
heit auf sieh nehmen und die Ausführungen des 
Herrn Vortragenden werden nicht nur für die 
Angehörigen des Verbandes, sondern auch für 
unsere Ehrengäste und die uns mit ihrer An- 
wasenheit erfreuenden Vertreter der übrigen 
Vereinigungen von höchstem Interesse sein. - 
Besonders lehrreich wird sich der Vortrag 
durch das Studium der seitens der Regierungen 
in bereitwilligster Weise und in großem Um- 
fange zur Ausstellung gelangten Zeichnungen 
der Baupläne der Wasserkraftanlagen und 


artige Gelegenheit, sich über diese hochwichtigen 
Fragen und Arbeiten zu informieren, dürfte 
selbst für die mitten in der Sache darin stehen- 


‚Bis ein Teil der jetzigen Projekte soweit & 
fertiggestellt sein wird, daß eine Stromlieferung 


möglich ist, werden die jetzt vom Verbande 
eingeleiteten Normungs- und Typisierungs- . 
arbeiten, über die Herr Generalsekretär Dr. 


endet und in die Praxis umgesetzt sein, daß die 
durch die vorteilhaftere Fabrikation erreichte . : 
größere Billigkeit des Produktes trotz derhohen 

Herstellungskosten weitesten Kreisen die An- 
schaffung elektrischer Einrichtungen besser ls 
heute gestattet. Der Elektromotor wird immer 

mehr zum Ersatz der so teuer gewordenen 


menschlichen Arbeitskräfte herangezogen wer- 


den, und in Apparaten jeder nur denkbaren At 
für die Verrichtung der verschiedensten häus- 
lichen Arbeiten in Stadt und Land werden noch 

viele neue geistreiche Einrichtungen ersonnen 

und gebaut werden. Es wirdaberejne nicht un- 
wiehtige Aufgabe der in Frage kommenden 
Normungskommissionen und der. Prüfstelle 
sein, die Erfindertätigkeit indirekt dahin zu be- 
einflussen, daß nicht nur die technische Lösung _ 
einer bestimmten Aufgabe, sondern auch die 
praktische und betriebssichere Verwendbarkeit 
einer solchen Neuheit von Anfang an ge- 3 
sichert ist, wenn nicht die Kreise, in dren 


} 
4% 


er za RA I ® 


- tung ausgestalten und sie bereits im kommen- 


allen wenigstens das eine hervor, daß in erster 
"Linie der technischen Intelligenz die große Auf- 


. jetzt so armen Vaterlande doch wieder bessere 


-dustrie während der letzten 30 Jahre ist. Eine 


“ große Verantwortung war Wilhelm von Siemens 
"auf die Schultern gelegt, als er das Erbe seines 


- 


95. November 1820. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 


Hände sie gelangt, durch das anfängliche Feh- 


len dieser Eigenschaften leicht das Zutrauen ver- 
lieren sollen, welches oft nur sehr schwer zurück- 
erobert werden kann. Wir hatten im Vorstand 
erwogen, im Zusammenhang mit der elektro- 
teehnischen Woche eine kleine Ausstellung zu 
veranstalten, in welcher alle möglichen Neu- 
heiten, die während der Kriegsjahre entstanden 
sein können, gezeigt werden sollten ; es war be- 
absichtigt, nieht nur fertige Konstruktionen, 
sondern auch erst nur als Modell vorhandene 
Ideen, ja sogar Patent- und Musterschutz- 
zeichnungen vorzuführen, in der Meinung, daß 
hierdurch so mancher Erfinder seine Idee .an 
den riehtigen Mann bringen und manche nach 
Arbeit suchende Industrie Gelegenheit finden 
könnte, geeignete Objekte hierfür kennen zu 
lernen, womit beiden Teilen gedient gewesen 
wäre. Der Gedanke konnte wegen der Kürze 
der Zeit und auch aus dem Grunde nicht zur 
Ausführung gebracht werden, weil es unmög- 
lich erschien, rechtzeitig alle.die Kreise, für die 
er hauptsächlich bestimmt war, davon in 
Kenntnis zu setzen; wir hoffen aber; wenn 
wir die elektrische Woche als alljährlich auf- 
leuchtendes Fanal zum Zusammentritt der ge- 
samten deutschen elektrotechnischen Intelli- 
genz und Arbeit beibehalten können, auch eine 
solehe Ausstellung zu einer dauernden Einrich- 


den Jahre zum ersten Male ins Leben treten 
lassen zu können. 

EIEN: Aus dieser kurzen Zusammen- 
fassung, welche keine welterschütternden Fort- 
schritte oder neue Riesenleistungen der elek- 
trotechnischen Industrie enthält, mögen Sie 
einen Teil der Arbeiten erkennen, deren Erledi- 


gung dem Verbande auf eine Reihe von Jahren 


hinaus obliegt. Aus dem großen Dunkel, wel- 
ches ünsere Zukunft verhüllt, leuchtet uns 


gabe anvertraut ist, die Industrie leistungs- 
fähig zu erhalten, und gerade der Elektrotech- 
nik wenden sich die Augen aller Hilfesuchenden 
vertrauensvoll entgegen. Sie wird dieses Ver- 
trauen nicht enttäuschen, und mit voller 
Energie wird sie ihre Pflicht erfüllen. Die 
Jüngeren unter uns werden auch noch die 
Früchte der Aussaat reifen sehen, und wir 
Älteren werden, so lange es geht, mitarbeiten 
in der felsenfesten Zuversicht, daß unserem 


Zeiten erblühen werden, in denen es wieder 
eine Freude sein wird, zu leben und zu 
schaffen. Leider hat aber im letzten Jahre 
der Tod die Reihen derer schwer gelichtet, deren 
Lebensarbeit vollund ganzim Dienst der Elek- 
troetehnik gestanden hat und deren Mitarbeit, 
Rat und Hilfe wir sehr vermissen werden. Wir 
verloren 36 liebe Verbandsmitglieder. 

Sehr schwer ist das Haus Siemens ge- 
troffen. Neben dem Verlust seines Seniorchefs 
beklagt es den Tod von zwei Mitarbeitern an 
leitender Stelle. Die Todesnachrieht des Herrn 
Geheimrat Dr. Wilhelm v. Siemens traf uns 
kurz nach der letzten: Jahresversammlung aufs 
schmerzlichste, denn. mit ihm ging ein Mann 
dahin, der nicht nur an erster Stelle in der deut- 
schen Elektrotechnik stand, sondern’ auch 
durch seine ganze Persönlichkeit als Typus 
jener Generation wirkte, deren Verdienst das 
unvergleichliche Aufblühen der deutschen In- 


> 


großen Vaters antrat; er ist ihr aber in dessen 
Sinne vollauf gerecht geworden. Abgesehen 
von den großen organisatorischen Aufgaben, 
die ihm bei dem enormen Wachstum der Firma 
zu bewältigen oblagen, hat er, wie wir wissen, 
seine Haupttätigkeitin technischem Sinne vor- 
nehmlich auf die Vervollkommnung der Glüh- 
lampe, worin er durch das Herausbringen der 
Tantallampe bahnbrechend gewirkt hat, auf 
das elektrische Bahnwesen und den Sehnell- 
telegraphen konzentriert. In nie ermüdender 
Arbeitsfreudigkeit war er aber auch auf volks- 
wirtschaftlichem Gebiete tätig, und sein Glau- 
benssatz war hier, daß die Angehörigen jeder 
Arbeitsgemeinschaft durch Pflege menschlicher 
Interessen einander näher gebracht werden 
müßten, und daß das Ergebnis technisch-wirt- 
schaftlichen Schaffens nie Selbstzweck sein 
dürfe, sondern in erster Linie dem Gemeinwohl 
zu dienen habe. Nach diesen Grundsätzen be- 
handelte er alle Fragen, und noch in den Tagen 
seiner letzten Krankheit verlor er nie den 
Glauben an den Ausgleich der jetzt so schlim- 
men Gegensätze und auch daran, daß wir uns 
aus dem jetzigen Tiefstande aller Verhältnisse 
doch wieder erheben würden. Die wenigsten 
wissen, weleh hervorragenden Menschen wir 
alle in ihm verloren haben; in unserem Ge- 
dächtnis aber wird sein Bild als das eines vor- 
bildlichen Technikers und vornehmen  Ge- 
schäftsmannes im besten Sinne des Wortes 
weiterleben. 


Ihrem Chef folgten kurz nacheinander die 
Direktoren Professor Dr. Raps vom Werner- 
werk der Siemens & Halske A.G. und Baurat 
Dihlmann von den SSW. 27 Jahre stand Prof. 
Raps im Dienste der Firma, der er auf dem 
Gebiete der Meßinstrumente der Minenzünd- 
apparate, des Kommandowesens auf den 
Kriegsschiffen, der Lautsprecher und Fern- 
sprechzentralen Großes geleistet hat. Baurat 
Dihlmann war noch länger im Dienst; bereits 
im Jahre 1884 trat er bei Siemens & Halske als 
projektierender Ingenieur für Lichtanlagen 
und später für Zentralen ein, und viele der älte- 
ren $ & H-Elektrizitätswerke in zahlreichen 
Städten Deutschlands und des Auslandes sind 
unter seiner Leitung gebaut worden. Im Be- 
ginn der 90er Jahre übernahm er, ein ausge- 
zeichneter Organisator, den dem gewaltigen 
Wachstum der Fabriken Rechnung tragenden 
Neuaufbau des gesamten Fabrikationswesens, 
zu dem später auch noch der der nach Char- 
lottenburg verlegten Schuckertschen Werk- 
stätten kam. Eine Riesenarbeit lag auf seinen 
Schultern, die einer nochmaligen Mehrbelastung 
unterworfen wurden, als er bei Beginn des 
Krieges die Friedensfabrikation für Kriegs- 
zweck6 umzugestalten hatte. Aber auch die Lö- 
sung dieser Aufgabe ist ihm in hervorragender 
Weise gelungen. E 

Wör kennt ihn nicht, den Namen v. Do- 
livo-Dobrowolski! Auch diesen Mann raubte 
uns der Tod, nachdem er als Direktor der AEG 
30 Jahre seines Lebens an dem Ausbau seiner 
Jugendschöpfung, der praktischen Anwendung 
des Mehrphasenstroms, rastlos gearbeitet hatte. 
Nicht nur die deutsche, die Elektrotechnik der 
ganzen Welt trauert an der Bahre dieses her- 
vorragenden Pioniers, ohne dessen weltum- 
spannende Idee der heutige Hochstand der 
ganzen Elektrotechnik, soweit es sich um Er- 
zeugung, Verteilung und Benutzung des hoch- 
gespannten Wechselstroms und um den Namen, 


den ihm sein Erfinder selbst gab, des Dreh- 


stroms, handelt, gar nicht zu denken wäre. 
Es hieße Eulen nach Athen tragen, in diesem 
Kreise Neues zum Lobe gerade dieses Mannes 
zu sagen ; nur seiner Liebenswürdigkeit willich 
noch gedenken, die jeder noch einmal so recht 
empfunden hat, als er vor 2 Jahren in Frank- 
furt in so fesseluder und herzgewinnender Be- 
scheidenheit uns den Werdegang des von ihm 
aus den Windeln gehobenen Kindes schilderte. 
Niemand dachte damals wohl daran, daß esihm 
beschieden sei, so schnell die nach einem derart 
arbeitsreichen Leben erhoffte Ruhe im schönen 
Heidelberg mit der ewigen Ruhe vertauschen 
zu müssen. 

Einige der großen öffentlichen Betriebe 
haben auch den Verlustihrer leitenden Männer 
zu beklagen. $o verlor die Gr. Berliner 
Straßenbahn ihr Direktionsmitglied Herrn Bau- 
rat Otto, dessen fleißige Mitarbeit im Ver- 
bande in vielen Beziehungen sehr vermißt wer- 
den wird. Die städt. Elektrizitätswerke Magde- 
burg und Breslau beklagen den Heimgang 
ihrer Direktoren Tellmann bzw. Leitgebel, 
beide langjährige Mitglieder der Verbandes; 
sie gehörten auch dem Ausschuß an, in dem sie 
durch ihre Tätigkeit die Zusammenarbeit mit 
der Vereinigung der Elektrizitätswerke förder- 
ten, und besonders Herr Dir. Tellmann war uns 
auf diesem Gebiete eine stets hilfsbereite Kraft. 

Der Zug des Todes beraubte in diesem 
Jahre auch eine Anzahl von Spezialfabriken 
ihrer Gründer, bzw. ihrer leitenden. Führer. 
In verhältnismäßig jungen Jahren erlag Herr 
Dr. Franz Braun, der technische Direktor der 
A.G. Hartmann & Braun einer nur wenige Tage 
anhaltenden schweren Krankheit. Als Neffe 
des bekannten Prof. Ferdinand Braun und des 
unvergeßlichen Eugen Hartmann übernahm er 
nach dessen Tode die technische Leitung seiner 
Firma, in der er neben der allgemein geschäft- 
lichen Führung sich als technisches Arbeits- 
gebiet die Vervollkommnung der wissenschaft- 
liehen Meßinstrumente zum Ziel gesetzt hatte. 
— Die Firma Gebr. Adt in Ensheim verlor in 
ihrem Inhaber, dem Kommerzienrat Eduard 
Adt, einen Mann von weitblickendem Auge, 
der als erster neben Bergmann in Deutschland 
die Fabrikation der Isolierröhren und Zubehör- 
teile aufnahm. Auf diesem Gebiete und dem 
der nieht keramischen Isoliermassen, sowie den 


"daraus herstellbaren Gegenständen hat er in‘ 


den 90er Jahren, als die Welt nach solchem 
Material schrie und wenig Brauchbares be- 
kommen konnte, durch umfassende Versuche 
und vielfach mit. großen Opfern neue Massen 
zu schaffen gewußt und damit der elektrotech- 
nischen Industrie große Dienste erwiesen. 
Den schwersten Verlust, der weit über die 
Kreise der Spezialfabriken hinausgeht und 
nieht nur den Verband, sondern auch den Zen- 
tralverband der deutschen elektrotechnischen 
Industrie auf das empfindlichste trifft, ist in 
dem Hinscheiden des Herrn Dr. Hugo Cassi- 
rer zu erblicken, des Gründers und technischen 
Leiters der Kabelfirma Dr. Cassirer & Co. 


/ 


Heit 47. 


gesucht wurde. 


teil. 


Mit vorzüglicher technischer Intelligenz und 
kaufmännischem Scharfblick ausgestattet hat 
er seinem Unternehmen in verhältnismäßig 
kurzer Zeit an hervorragende Stelle zu rücken 
verstanden, gleichzeitig aber auch nie versagt, 


wenn sein Rat auf seinem Spezialgebiet oder 


irgendwo in allgemein wirtschaftlichen, mit der 


Elektrotechnik zusammenhängenden Fragen 
So war er u.a. Vorsitzender 


zu 


des Verbandes der elektroteehnischen Spezial- 
fabriken, der Fachgruppe für Drähte und Kabel 
im Zentralverband und Ausschußmitglied des 
Metallwirtschaftsbundes. 
stellte er seine reichen Erfahrungen für die Ar- 


Unserem Verbande 


beiten der Drahbt- und Kabelkommission zur 
Verfügung, er war an der Durchführung und 


Weiterentwieklung der Normalien für isolierte 
Leitungen hervorragend beteiligt und überall 
zeigte er sich als Mann von ungewöhnlicher 


Tatkraft und Schnelle sowie Klugheit im Ur- 
Das Fehlen dieser ausgezeichneten Ar- 
beitskraft und fesselnden Persönlichkeit wird 


sich überall sehr empfindlich geltend machen. 


M. H.. Eine so reiche Ernte prominenter 


Verbandsmitglieder wie in diesem Jahre hat 


der Tod glücklicherweise bis jetzt noch nie bei 
uns gehalten und wenn ich aus Gründen des 
Zeitmangels jetzt der. übrigen Toten nuf 
noch insgesamt gedenken kann, so möge darin 
keine Zurücksetzung für diese erblickt werden. 
Sie waren uns alle liebe und vollbewährte 
Verbandsgenossen, deren jeder zu seinem Teile 
im Sinne des Fortschritts der Elektrotechnik 
und des Verbandswohles gelebt und gestrebt 
hat. Wir werden allen Verstorbenen, den 
größten, deren Ruhm die Grenzen der Welt 
erreicht, und derer, die nur im engeren Kreise 
arbeiten konnten, ein warmes Gedenken. be- 
wahren und ich bitte Sie, ihnen allen eine letzte 
Ehrung in unserem Kreise durch Erheben von 
den Plätzen zu erweisen. (Geschieht.) Ich stelle 
fest, daß das geschehen ist, und danke Ihnen. 

Es liegt mir nun noch die angenehme und 
ehrenvolle Pflicht ob, unserer Freude darüber 
Ausdruck zu geben, daß zahlreiche Gäste uns 
die Ehre ihrer Gegenwart schenken und hier- 
durch den Beweis erbringen, welche Beachtung 
die weitesten Kreise unseren Arbeiten schenken. 

Verehrte Gäste! Seien Sie uns herzlich 
willkommen! und nehmen Sie unseren wärm- 
sten Dank für Ihr Erscheinen und das dadurch 
unserem Streben erwiesene Interesse. Wir 
hoffen, daß es Ihnen allen möglich ist, uns auch 
am Sonntag gelegentlich der Eröffnungsver- 
sammlung der elektrischen Woche Ihre Gegen- 
wart zu schenken. 

Ich erteile nunmehr Herrn Ministerial- 
direktor Dr. Sympher das Wort zu seinem 
Vortrage. 

(Herr Sympher hält seinen Vortrag. 
Dieser ist in der „ETZ‘‘ 1920, Heft 38, S. 745 
abgedruckt.) 

Vorsitzender: M. H.! Der lebhafte Beifall, 
den Sie dem verehrten Herrn Vortragenden 
eben zollten, zeigt besser als Worte den tiefen 
Eindruck, den die hochinteressanten Ausfüh- 
rungen auf Sie gemacht haben. Der Herr Vor- 
tragende hat sieh in liebenswürdigster Weise 
bereit erklärt, etwaige Anfragen zu beantwor- 
ten. Ehe wir aber in eine Diskussion eintreten, 
möchte ich bitten, Ihre Aufmerksamkeit Herrn 
Geheimrat Block zu schenken, ‚welcher so 
freundlich sein wird, zu den wirtschaftlichen 
Ausführungen noch einige maschinentech- 
nische Ergänzungen zu geben. 

(Herr Block hält seinen Vortrag; er ist 
„ETZ“ 1920, Heft 39, $. 765 abgedruckt.) 

Vorsitzender: M. H.! Auch Herrn Geheim- 
rat Block spreche ich im Namen der Ver- 
sammlung den besten Dank aus für seine hoch- 
interessanten Ausführungen und frage Sie, ob 
Sie ein Interesse daran haben, in eine Diskus- 
sion einzutreten. Ich möchte darauf aufmerk- 
sam machen, daß wir in unserer Tagesordnung 
noch den Punkt III zu erledigen haben, der 
einige Zeit in Anspruch nehmen wird; zu einer 
kurzen Diskussion dürfte die Zeit vielleicht 


‚aber doch reichen. 


- Herr Passavant: M. H.! Gestatten Sie 
mir eine kurze aber grundsätzliche Bemerkung 
zu den hochinteressanten Ausführungen des 
Herrn MinisterialdirektorsDr. Sympher. Aus 
dem Vortrag ist, wenn ich mich recht erinnere, 
hervorgegangen, daß bei Ausbau der erwähnten 
Projekte eine Arbeit von etwa 10 Milliarden 
kWh uns zur Verfügung steht. Die öffentlichen 
Elektrizitätswerke leisten zur Zeit, glauhe ich, 
etwa 7 Milliarden kWh. Hierbei ist noch mit 
einer relativ starken Industrie zu rechnen. Wie 
die Industrie in den nächsten Jahren arbeiten 
wird, steht, glaube ich, noch dahin, und es ist 
fraglich, ob es möglich sein wird, in absehbarer 
Zeit diese großen Energiemengen, die uns even- 
tuell noch zufallen, wirtschaftlich unterzubrin- 
gen. Es ginge vielleicht, wenn es auf die Wasser- 
kräfte allein ankäme, aber, meine Herren, 
Sie wissen alle, daß die Fanatiker der ‚Kohlen- 


946 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 47. 


vergasung z. B. uns ebenfalls ungemessene Ar- 
beitsmengen versprechen,.und es wäre wohl 
denkbar, wenn unsere technischen Fortschritte 
im Ausbau der Kraftwerke solchen Erfolg 
haben, wie wir es hoffen, daß wir dann vor der 
Tatsache stehen, ungezählte Millionen an Ar- 
beitsmengen verfügbar zu haben, aber nicht 
die/ Gelegenheit, sie zu verwenden. Allerdings 
wird der größte Teil der Industrie, ich schätze 
etwa 10 bis 20 Milliarden kWh, von öffentlichen 
Elektrizitätswerken noch nicht versorgt, aber 
ob diese Anlagen ohne weiteres auf die öffent- 
liche Versorgung umschaltbar sind, steht nicht 
fest, denn in vielen Fällen ist.diese Krafterzeu- 
. gung eng verbunden mit der Wärmewirtschatt. 
Wir stehen alsovor außerordentlich schwierigen 
Fragen, und ich glaube, daß, wenn wir an solche 
Projekte herantreten, unlösbar damit verbun- 
den ist die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß unser 
ganzer Energiebedarf baldmöglichst umge- 
stellt werden kann auf elektrischen Betrieb 
und daß außerdem große neue Absatzgebiete 
gewonnen werden, auf denen die neu zu ge- 
winnenden Elektrizitätsmengen nutzbar ver- 
wertet werden können. Hier liegt für die hier 
vertretenen fabrizierenden Firmen ein sehr 
fruchtbares Arbeitsfeld, und ich glaube auch, 
die Aufgabe der nächsten Jahre, die parallel zu 
gehen hat mit der Schaffung neuer Kraftquellen, 
liegt darin, den Verbrauch der Elektrizität in 
viel weitere Kreise hineinzutragen, als dies 
jetzt bereits der Fall ist. Es erwächst hieraus 
in erster Linie auch dem technischen Kauf- 
mann eine ausgedehnte wichtige Tätigkeit, und 
mit diesen Aufgaben belastet und der Pflicht 
bewußt, sie zu lösen, sollten wir die heutige 
Versammlung verlassen. = 


Herr Holler: Meine hochverehrten 
Herren! Gestatten Sie'mir in Anlehnung an 
die hochinteressanten Ausführungen des Herın 
Ministerialdirektors Sympher ein paar Worte 
über den gegenwärtigen Stand der Wasserkratt- 
ausnutzung in Bayern. Trotz aller Zeitschwie- 
rigkeiten und trotz der vorhin geäußerten Be- 
denken wegen Unterbringung großer Energie- 
mengen sind z. Zt. in Bayern 500 000 PS im 
Bau, davon die Hälfte durch den Staat selbst. 
Neben Klein- und Mittelkräften in allen Teilen 
des Landes sind es hauptsächlich Großwasser- 
kräfte an unseren südbayerischen Alpenflüssen. 
Unsere Bergflüsse, bisher fast nur Sorgen- 
kinder, da sie bei Hochwasser oft gewaltigen 
Schaden anrichten, sollen und werden künftig 
ihre überschäumende Jugendkraft statt in un- 
fruchtbarem, ja zerstörendem Toben, in segens- 
voller, geduldiger Arbeit auswirken lassen. Es 
handelt sich teils um Spitzenwerke, wie das 
Walchenseewerk, teils um Flußwasserkräfte 
mit teilweiser Spitzenfähigkeit wie die mittlere 
Isar, teils um reine Flußwasserkräfte mit hohen 
Gefällen und Wassermengen, wie am Lech, an 
der Isar, am Inn und an der Alz. Ihre Verwer- 
tung ist vorwiegend der allgemeinen Landesver- 
sorgung, teils der Elektrisierung der Bahnen, 
teils der elektrischen Großchemie zugedacht. ES 
erübrigt sich, näher auf die Einzelheiten einzu- 
gehen, ich kann vielmehr hinweisen auf die in 
dem neuen Rathaus ausgestellten Pläne und 
den Führer, aus dem Sie das Nähere ersehen 
können. Ihre bewährte Mitarbeit, meine hoch- 
verehrten Herren der Elektrotechnik, bietet die 
Gewähr, daß’die großen technischen Aufgaben, 
die in den genannten Werken ruhen, zu einem 
raschen und voll befriedigenden Abschluß ge- 
langen, und daß der Ausbau weiterer Kräfte 
(in Bayern handeltessich um etwa 2Millionen) 
sich lebhaft entwickelt trotz aller Zeitschwie- 
rigkeiten zum Wohle unserer ganzen deutschen 
Volkswirtschaft. 


Herr Klingenberg: M. H.! Herr Geheimrat 
Block war so liebenswürdig, in seinem Vortrag 
auf eine Untersuchung Bezug zu nehmen, die 
sich in einem Anfang dieses Jahres in Wien ge- 
haltenen Vortrage findet. Das Ergebnis der 
Rechnungen ist das von Herrn Block erwähnte. 
So merkwürdig es klingt, entspricht es doch 
den Tatsachen, daß die Wasserkräfte bei xtei- 
genden Baupreisen um so wirtschaftlicher wer- 
den, je teurer der Ausbau sich stellt. Der 
Grund liegt darin, daß der Maßstab für die 
Baupreise im wesentlichen durch die Kohlen- 
preise gegeben ist, deren Einfluß in den Dampf- 
kraftwerken zweimal zur Geltung kommt, 
nämlich einmal unmittelbar durch die Kohlen- 
verfeuerung und einmal in den Anlagekosten, 
während er bei den Wasserkräften nur in letzte- 
ren auftritt. Durchschlagend ist ferner das 
Verhältnis der Arbeitslöhne, die für Wasser- 
kraftanlagen beträchtlich niedriger liegen. Da- 
nach muß trotz der hohen Baupreise der Aus- 
bau der Wasserkräfte z. Zt. mit aller Macht 
gefördert werden, u. zw. um so mehr, als leider 
nicht anzunehmen ist, daß ein erheblicher Ab- 
bau der Kohlenpreise in wenigen Jahren ein- 
setzen wird. - 

Wenn Herr Ministerialdirektor Dr. Symp- 
her ausgeführt hat, daß in Deutschland aus 


Wasserkräften - auf gesunder wirtschaftlicher 
Grundlage im"ganzen 12 Milliarden kWh ge- 
wonnen werden können, so ist das ja an sich 
richtig, aber nur unter der Voraussetzung, daß 
für diese Arbeit auch die Belastung gefunden 
wird. Die von Herın Dr. Passavant in die- 
sem Zusammenhänge” geäußerten Bedenken 
gehen allerdings meines Erachtens zu weit. 
Denn diese Arbeit wird ja-nicht auf einmal zur 
Verfügung gestellt, sondern sie entsteht mit 
steigendem Ausbau erst nach und nach. Man 
wird an den Ausbau neuer Kräfte erst dann 
herantreten, wenn die Leistung der ausgebau- 
ten untergebracht ist. Bezüglich der Wirt- 
schaftlichkeit werden die Rechnungen von 


Herrn Ministerialdirektor Dr. Sympher jedoch . 


wohl noch einer Anderung unterzogen werden 
müssen, u. zw. insofern, als für eine Gesamt- 
arbeit von 12 Milliarden kWh während ‚der 
schwachen Belastungsperiode, also hauptsäch- 
lich des Nachts, keine Verwendung vorhanden 
sein dürfte. Nimmt man an, daß von den 


12 Milliarden kWh etwa 2 Milliarden kWh auf | 


Hochdruckwasserkräfte, also in speicherbarer 
Form entfallen, so liegt von dem Rest etwa die 
Hälfte, also 5 Milliarden kWh, in der Zeit 
schwacher Belastung. Für diese ist nur Absatz 
zu finden, wenn neue Industrien angeschlossen 
werden. Selbst das große Reservoir eines sich 
über ganz Deutschland erstreckenden gekup- 
pelten Leitungsnetzes würde nicht ausreichen, 
um diese riesige Elektrizitätsmenge während 
der Nacht aufzunehmen. In dieser Hinsicht 


müssen somit die Rechnungen noch geändert 


werden. Aber wie gesagt, ich sehe diese Gefahr 
nicht als groß an, denn nicht alle Wasserkräfte 
sind gleich gut und gleich wirtschaftlich. Der 
Ausbau wird sich stufenweise und langsam 
vollziehen, schon aus dem Grunde, weil wir 
die riesigen Geldmittel, die für ein solches Pro- 
gramm erforderlich sein würden, rasch über- 
haupt nicht aufbringen können. 

Eine Tatsache lassen Sie uns jedoch fest- 
halten, nämlich die, daß der Ausbau der 
Wasserkräfte wegen der z. Zt. bestehenden 
großen wirtschaftlichen Überlegenheit über 
Dampfanlagen mit aller Kraft gefördert werden 
muß. Der Einwand, der auch von Herrn Mi- 
nisterjaldirektor Dr. Sympher und von Herrn 
Geheimrat Block gestreift wurde, daß diese 
Überlegenheit schwinden könne, wenn die 
Kohle wieder billiger wird, ist nicht stichhaltig. 
Wir müssen leider feststellen, daß der Abbau 
der Kohlenpreise bis zur Grenze des wirtschaft- 
lichen Gleichgewichtes so lange dauern wird, 
daß wir längst Zeit haben, die jetzt errichteten 
Wasserkraftanlagen auf Werte abzuschreiben, 
dje ihnen dann von neuem die wirtschaftliche 
Überlegenheit. sichern wird. 


Vorsitzender: Ich möchte die Herren Dr. 
Sympher und Geheimrat Block fragen, ob 
sie auf die Äußerungen der Herren Vorredner 
antworten wollen. 


Herr Sympher: M. H.! Auf die Aus- 
führungen der Herren, die nach Herrn Block 
und mir gesprochen haben, einzugehen, läge 
eigentlich keine Veranlassung vor, denn ich 
kann ihnen nur zustimmen. wenn auch im 
einzelnen Falle die Anschauungen über das 
Zweckmäßige und Mögliche auseinandergehen 
mögen. Herr Geheimrat Klingenberg hat 
bereits ausgeführt, daß die 10 Milliarden kWh 
nicht auf einmal auf den Markt geworfen wer- 
den. Wenn der Zeitpunkt kommt, bei dem es 
nicht mehr lohnt, die Wasserkräfte auszubauen, 
wird man zunächst damit aufhören. Vorläufig 
ist aber großer Bedarf an Elektrizität vorhan- 
den, man muß so schnell wie möglich weiter- 
bauen, damit man den Ansprüchen gerecht 
werden kann. Die ganzen 10 Milliarden kWh, 
von denen ich gesprochen habe, und die nicht 
nurin Flußwasserkräften allein erzeugt werden 
sollen, sondern in ganz Deutschland in allen 
Wasserkraftquellen, sind überhaupt nur vor- 
weggenommen als ungefähres Ergebnis der Un- 
tersuchung, die auf Wunsch der preußischen 
Landesversammlung eingeleitet wurde, um zu 
sehen, was überhaupt an Wasserkräften vor- 
handen ist. Von diesen 10 Milliarden kWh 


soll nur ein entsprechender Teil als Nachtstrom . 


verwendet, ein großer Teil im regelmäßigen 
Tagesbetriebe abgegeben werden. 

Dem Wunsche und der Hoffnung des 
Herrn Dr. Passavant, daß die Elektrizität 
sich immer weiter ausbreiten möchte, daß die 
Kräfte, die in Deutschland nötig sind, möglichst 
durch Vermittlung der Elektrizität bereit- 
gestellt, und daß dabei auch. die Wasserkräfte 
möglichst vollkommen verwertet werden, kann 
ich mich durchaus anschließen. 


Vorsitzender: M. H.! Indem ich nochmals 
den Herren Sympher und Block den Dank 
der Versammlung ausspreche und auch den 
Diskussionsrednern danke, schließe ich hiermit 
den zweiten Punkt der Tagesordnung und 
möchte Sie nur noch darauf aufmerksam 
machen, daß die im neuen Rathaus befindliche 


‚Jungen im 


Ausstellung der Zeichnungen so hochinter- 
essant ist, daß keiner von Ihnen versäumen 
darf, sie gesehen zu haben. Wir kommen zu 
Punkt 3, und ich bitte Herrn Dr. Dettmar, 
den Geschäftsbericht zu erstatten. ö 


‚Herr Dettmar: M. H.! Bevor ich den Ge- 
schäftsbericht erstatte, möchte ich einige Ein- 
zelheiten über die Jahresversammlung mit- 
teilen. Infolge des 


nötig. Die Besichtigung der Fabrik Gebr. 
Körting “und die der Straßenbahnzentrale 
Gloeksee muß ausfallen. Diejenigen Herren, 
die nach dem Städtischen Elektrizitätswerk 
wollen, können mit der Bahn fahren nach Bahn- 
hof Leinhausen. Im übrigen sind die Einzel- 
heiten in der Geschäftsstelle zu erfahren. Auch 
an dem Damenprogramm müssen Änderungen 
vorgenommen werden. Die Besichtigung des 


Erholungsheims Mecklenheide und der Kaffee 


im Tiergarten am Sonntag müssen ausfallen. 
Ich möchte außerdem darauf hinweisen, 
daß hier eine Blektro-Musterschau besteht. 
Diese hat mit der Leitung der Elektrischen 
Woche nichts zu tun, es ist das eine wilde Aus- 
stellung. ‘Ich habe diese Musterschau gestern 
besichtigt, und dabei fiel mir das bekannte Wort 
des früheren Berliner Polizeipräsidenten ein: 
Ich warne Neugierige. y 
Mit meinem Geschäftsbericht kann ich 
mich wohl kurz fassen, da er jaim vollen Wort- 
laut in der „ETZ‘“ 1920, S. 719 veröffent- 
licht war. 2 
Auf der letzten Jahresversammlung in 


Stuttgart war bezüglich der Sozialisierung der 
Elektrizitätswirtschaft eine Kommission ein- 
gesetzt worden, die sich mit der Regierung in 
Verbindung setzen sollte. Das ist damals sofort 
Bemühungen 


geschehen; leider haben alle Ü 
nichts genutzt. Es ist gegen die Stimmung 
der gesamten Fachwelt das Gesetz doch be- 


schlossen worden, u. zw. lediglich aus politi- 


schen Gründen. Bei der Durchführung hat 
man auch soweit irgend möglich Sachver- 
ständige ausgeschlossen. Bei der Bildung des 


Beirates ist, wie der Herr Vorsitzende schon - 


erwähnt hat, der Verband Deutscher Elektro- 
techniker, der die gesamte deutsche Elektro- 
technik vertritt, unberücksiehtigt geblieben. 

Durch Verhandlungen mit dem Reichs- 
postministerium und dem Verkehrsministerium 
sind Erleiehterungen bei Kreuzungen erreicht 


25. November 1920. 


{ Straßenbahnerstreiks 
machen sich einige Änderungen des Programms. 


worden, und es sind jetzt außerdem Verhand- 


dieser Kreuzungsvorschriften bezwecken. Es 
ist zu hoffen, daß diese Verhandlungen in zwei 
bis drei Monaten abgeschlossen werden können. 
Mit den befreundeten Vereinen ist auch wie 
früher enge Fühlung gehalten worden, beson- 
ders mit dem Verein deutscher Ingenieure und 
dem Verein Deutscher Eisenhüttenleute. . Als 


Gange, die eine völlige Neufassung | 


Ergebnis der gemeinschaftlichen Arbeiten ist 


die Schiedsgerichtsordnung- zu nennen, die 


kürzlich erschienen ist, und dieneue Gebühren- 


ordnung für Ingenieure. REN 
Es wurde in Gemeinschaft mit einer An- 


zahl anderer Vereine, namentlich mit den füh- 


renden medizinischen Gesellschaften ein neuer 
Ausschuß zur Erforschung elektrischer Un- 
fälle gebildet, der seine Arbeiten bereits aufge- 


nommen hat. Uber die Prüfstelle brauche ich 


hier nicht zu berichten, daich das am Sonntag 
eingehend tun werde. 5 


Ich komme dann zu den Ergebnissen der 
Kommissionsarbeiten. ; 


Die Kommission für Errichtungs- 
und Betriebsvorschriften hat neue ‚‚Vor- 


schriften für den Anschluß von Fernmelde- 


anlagen an Niederspannungs-Starkstromnetze 
durch Transformatoren (mit Ausschluß der 
öffentlichen Telegraphen- und Fernsprech- 
anlagen)‘ veröffentlicht. Es sind Äußerun- 
gen dazu eingegangen, die Kommission hat 
nochmals gearbeitet und einen zweiten Ent- 
wurf veröffentlicht. Die Kommission empfiehlt, 
diese Vorschriften anzunehmen. Es sind außer- 
dem Leitsätze aufgestellt worden für den An- 
schluß von Geräten und Einrichtungen, welche 


eine leitende Verbindung zwischen Starkstrom- 


und Fernmeldeanlagen erfordern (mit Aus- 


schluß der öffentlichen Telegraphen- und Fern- 


sprechanlagen). Zu diesen Leitsätzen, die 
gleichfalls zweimal veröffentlicht wurden, sind 
in den letzten Tagen noch Änderungswünsche, 
allerdings nicht sehr wesentlicher Natur, ein- 
gegangen, die die Kommission glaubt. zweck- 


mäßigerweise noch berücksichtigen zu sollen. 


Um nicht ein ganzes Jahr zu verlieren, wird 
vorgeschlagen, die Kommission zu ermäch- 


tigen, nach nochmaliger Durchsicht und Be-. 


rücksichtigung eventueller Verbesserungen diese 
Leitsätze dann als Verbandsarbeit herauszu- 
geben. Es würde darüber abzustimmen sein, 
ob die Vorschriften angenommen und die Leit- 


sätze mit dieser Ermächtigung der Kommis- _ 


sion, sie zu verbessern, angenommen werden. 
(Fortsetzung folgt.) 


947 


25. November 1920. 


5 Elektrotechnische Zeitschriit, 1920, Heit 47. 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutsche Physikalische Gesellschaft. 26. XI. 
1920, abends 7!/; Uhr, Physikalisches Institut der 
Universität, ‚Berlin, Reichstagsufer 7: Vortrag J. 
Traube: „Das Valenzelektron“. j 


N 


_ PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


Dr. &. Dettmar. Der bisherige General- 
sekretär des Verbandes Deutscher Elektrotech- 
niker, Herr Dr.=üng. e. h. Georg Dettmar, hat 
eine Berufung der Technischen Hochschule 
Hannover auf den Lehrstuhl für elektrische An- 
lagen und Bahnen erhalten und angenommen. 


Nobelpreis für Physik. — Die schwedische 
Akademie der Wissenschaften hat beschlossen, 
den diesjährigen Nobelpreis für Physik dem 
Direktor des Internationalen Bureaus für 


Maß und Gewicht in Breteuil, Ch. E. Guille-. 
aume,in Anerkennung seiner Verdienste durch 


die Entdeekung der. Anomalien der Nickel- 
legierungen zu erteilen. h 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Entwurf, Instandhaltung und Gebrauch von 
Betriebs-Fernsprechanlagen für Überland- 
zentralen. 


. Auf die Ausführungen des Herrn NÜBEL 
in der ETZ. S. 771 bemerke ich das nach- 
stehende. Es ist mir- bekannt, daß man die 
Schwierigkeiten einer Fernsprechanlage, die 
das Hochspannungsgestänge benutzt, wohl 
überwinden kann, und daß gerade Herr NÜBEL 
sehr gute Erfolge auf diesem Gebiete erzielt 
hat. Herr NÜBEL gibt an, daß bei sorgfältiger 
Uberwachung eine Fernsprechanlage sich dau- 
ernd bewähren wird. Daliegt gerade der wunde 
Punkt, denn die Gepflogenheiten des Betriebes 
stellen sich gewöhnlich anders, als es vom Tisch 
des Fabrikanten und Konstrukteurs empfohlen 
wird. — Vom geschäftlichen Standpunkte war 
es bisher vorteilhafter, eine besondere Fern- 
‚sprechanlage von der Postverwaltung her- 
stellen zu lassen und dafür eine besondere Ver- 
gütung zu zahlen. Man hat damit keine Um- 
stände, da der Post auch die Unterhaltung 
der Anlage obliegt. Die Leitungen verlaufen am 
Postgestänge, weshalb man bei den meisten 
Störungen der Hochspannungsleitungen (z. B. 
Drahtbruch, - Mastenumsturz) eine Unter- 
breehung des Fernsprechbetriebes nicht zu 
fürchten hat. — Ich hatte 1917 zwei Zentralen, 
die durch eine 9 km lange 15 000 V-Leitung 
verbunden sind, mit eigener Fernsprechver- 
bifdung zu versehen. Die Berechnungen er- 
gaben für eine eigene, am Hochspannungs- 
gestänge verlaufende Anlage einen Kosten- 
betrag, dessen Verzinsung mit 4% und Ab- 
schreibung mit 5% einen dreimal höheren 
Betrag ergab als die Miete, welche die Post 
jährlich verlangte. Die Unterhaltungskosten 
waren noch nicht einmal gerechnet. Also: 
Vermeidung von Anlagekapital und niedrigerer 
Jahresaufwand bei einer Anlage der Post- 
verwaltung gegenüber einer eigenen Anlage. 
Schließlich ist es der geschäftliche, sich am 
Jahresschluß in Mark und Pfennig aus- 
drückende Erfolg, der für die Schaffung von 
Betriebseinrichtungen den Ausschlag gibt. 


Gröbers b. Halle a.$S. Fr. Schmidt. 


Explosionserscheinungen bei Glühlampen. 


In seiner Mitteilung über „Explosions- 
erscheinungen bei Glühlampen‘ führt Herr 
O0. KÜMPEL, Kiel, die von ihm bei Spiraldraht- 
lampen beobachteten, gleichzeitig auftretenden 
Versager auf eine Neigung des Gaszustandes 
zur Selbstentzündung zurück. Obwohl es na- 
turgemäß schwer ist, ohne Besichtigung der 
Lampen ein vollkommen sicheres Urteil 
über die Ursache der mitgeteilten Erschei- 
nung zu geben, scheint doch die von ihm gege- 
bene Erklärung zweifelhaft. Jedenfalls sind 
mir in einem sehr umfangreichen, sich auf viele 
Jahre erstreeckenden Brennversuchsmaterial an 
Gasfüllungs- und Vakuumlampen keine Er- 
scheinungen bekannt geworden, die zu einer 
analogen Erklärung geführt hätten. Im vor- 
liegenden Falle nehme ich an, daß es sich um 
Vakuum-Spiraldrahtlampen handelt, die zum 
* Dauerbrennversuch eingeschaltet wurden, da 
der Bericht sich allem Anschein nach auf 


deutsche Erzeugnisse bezieht und deutsche 
Gasfüllungslampen für 40W u. 220V bishernicht 
in den Handel gekommen sind. Versucht man, 
ohne die Lampen selbst zu sehen, eine Erklä- 
rung der Erscheinung zu geben, so wäre es bei- 
spielsweise möglich, daß die Defekte von der 
Fußquetschung der Lampen ihren Ausgang 
nehmen. Bei bestimmten Glassorten tritt näm- 


| lich, wenn sie infolge irgendwelcher äußeren 


Umstände genügend heiß werden, eine zwar 
schwache, unter Umständen aber schädliche 
Elektrolyse in der Quetschung der. Lampe ein. 
Diese Elektrolyse bedingt Umlagerungen im 
Glase,die oftein Platzen der Einschmelzungund 
ein damitim Zusammenhang stehendes Defekt- 
werden der Lampe bewirken. Der Grad der 
Elektrolyse hängt von der Glassorte ab. »ie 
pflegt unter den gleichen äußeren Versuchs- 
bedingungen sehr oft bei verschiedenen Lam- 
penindividuen annähernd zur gleichen Zeit ein- 
zutreten. Die Erscheinung ist verhältnismäßig 
selten, weil die herstellenden Fabriken, denen 
die Erscheinung selber und ihre Erklärung be- 
kannt ist, durch Wahl geeigneter Gläser oder 
mit konstruktiven Mitteln ein Zustande- 
kommen der Elektrolyse zu verhüten wissen. 
In der Literatur ist über die Erscheinung ein 
Hinweis in der ‚Eleetrieal World“, Bd. 65, 
1915, $. 1575 zu finden. Der aufgestellten Er- 
klärung entsprechend darf ein derartiger Feh- 
ler nur bei Lampen auftreten, die mit Gleich- 
strom der Dauerprobe unterworfen werden. 
Ich vermute, daß die gegebene Erklärung im 
vorliegenden Falle zutrifft, so daß die beschrie- 
bene Erseheinung bei Wechselstrombetrieb 


nicht hätte eintreten dürfen. Die angestellten 


Versuche lassen in dieser Beziehung kein ab- 
schließendes Urteil zu, da sie lediglich mit 
Gleichstrom ausgeführt wurden. 

Berlın, 12. X. 1920: 

Ä Dir AuXR, Meyer. 
Erwiderung. 

In meiner Mitteilung, bzw. an der Fußnote 
steht genau angegeben, um welche Lampen- 
sorten es sich handelte und auch, daß die Lam- 
pen nur mit Gleichstrom gespeist wurden, 
weileben an den Gebrauchsstellen nur 
ganz allein Gleichstrom in Frage kam, 
so daß keinerlei Interesse dafür vorhanden war, 
festzustellen, wie sich die Lampen bei Wech- 
selstrom verhielten. 


Kielk2. XI. 1920. Oskar Kümpel. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Versuchsergebnisse des Versuchsfel- 
des für Maschinenelemente der Tech- 
nischen Hochschule zu Berlin. Heft 2. 
A. Entstehung der Lagerversuche. Von 
Dr.-Sng. Kammerer. B. Durchführung 
der Lagerversuche Von Drsäng G. 
Welter und Dipl.-Sng. G. Weber. Mit 74 
-Textabb. VI und 66 S. in 4°. Verlag von 
R. Oldenbourg, München und Berlin 1920. 
Preis 12 M. 

Dieses Heft ist wieder einmal ein Beweis 
dafür, von welcher Wichtigkeit die wissenschaft- 
lich geleitete Forschung auf allen Gebieten der 
Technik, ist. Die Maschinenelemente haben 
durch Überlieferung so feste Formen ange- 
nommen, daß man kaum auf den Gedanken 
kommen konnte, an.der Zweckmäßigkeit ihrer 
Bauart zu zweifeln. Der Mangel an Lagermetall 
während des Krieges gab den Anlaß zu Ver- 
suchen mit Lagerschalen aus Ersatzmetallen. 
Bei der systematischen Durchführung der Ver- 
suche stellte sich aber bald etwas ganz Uner- 
wartetes heraus: Das durch die Überlieferung 
geheiligte Maschinenelement ,,Wellenlager“ 
wirdin den meisten Fällen fehlerhaft gebaut. 
Die Auflagerung der Schalen, die Anordnung 
der Ölnuten und die Maßnahmen zur Wärme- 
abfuhr sind meistens falsch. Uber die Durch- 
führung der Versuche, die zu diesen Ergeb- 
nissen geführt haben, wird hier nun ausführlich 
berichtet. Die Versuchsstände und Meßein- 
richtungen sind beschrieben und abgebildet. 
Aus den Einzelergebnissen sei hervorgehoben, 
daß die erste Aufgabe der Untersuchungen 
gelöst wurde: Weißmetall und Bronze sind 
durch Blei- und Zinklegierungen ersetzbar. 
Preßölsehmierung bietet keine Vorteile vor 
Lagern mit Ringsechmierung. Der feste Olring 
ist dem losen vorzuziehen. Die Lauffläche darf 
nieht mit Ölnuten versehen werden und an- 
deres. Wer mit Lagerkonstruktionen irgend- 
wie zu tun hat, darf an dieser Schrift nicht vor- 
übergehen. Sie reiht sich den älteren Arbeiten 
von Stribeck und Gümbel würdig an. Sache 
der ausführenden Ingenieure wird es sein, die- 
sem Versuchsbericht durch Beseitigung der fal- 
schen Lagerbauarten Anerkennung zu ver- 
schaffen. W. A. Th. Müller-Neuhaus. 


Die Gasturbinen, ihre geschichtliche 
nJ [ . 
Entwicklung, Theorie und Bauart., 
Von Ingenieur Eyermäann und Marine- 


Öberbaurat Sehulz. Mit 181 Abb. 2, verb. 
Aufl. XI und 310 S. in 8°. Verlag von M. 
Krayn, Berlin. 1920. Preis geb. 28 M. 
Das Werk zerfällt, abgesehen von einem 
kurzen geschichtlichen Abschnitt in zwei Teile, 
einen theoretischen und einen beschreibenden. 
Der theoretische Teil behandelt die Frage vom 
Standpunkt des Dampfturbinenkonstrukteurs 
und verfolgt alle in Betracht kommenden Fra- 
gen, soweit dies überhaupt rechnerisch möglich 
ist. Für dasGleichdruck-und Verpuffungsverfah - 
ren werden mit Hilfe des Stodolaschen Entropie- 
diagramms für Gase (das übrigens zweckmäßig 
dem Buch in großem Format beizugeben wäre ),° 
die Wirkungsgrade errechnet. Leider ent- 
sprechen die Ergebnisse nicht den heute prak- 
tisch erreichten. Der Verfasser geht nämlich 
von der Forderung aus, daß die Temperatur 
der Abgase der verlustlosen Turbine nieht über 
750° abs. betragen darf. Hierdurch wird er 
zur Anwendung von entweder sehr hoher Vey- 
dichtung oder sehr hohen Luftüberschusses ge- 
zwungen. Beide Maßnahmen wirken ungün- 
stig auf den Wirkungsgrad, die erstere wegen 
der hohen Kompressionsarbeit, die letztere 
wegen der Verminderung des Wirkungsgrades 
des Verfahrens. Die Holzwarthschen. Versuche 
haben ergeben, daß man sehr- wohl mit nie- 
driger Verdichtung von 1 bis 3 at abs und nor- 
malem Luftüberschuß (Heizwert des Gemi- 
sches 500 WE/m?) arbeiten kann, wenn man 
nur durch Hindurchblasen von Kühlluft durch 
die Schaufeln des Laufrades für Kühlung sorgt. 
Die errechneten Wirkungsgrade bewegen sich 
daher zwischen nur etwa 0,1 bis 0,19, während 
bei den Versuchen mit der Holzwarthschen 
Turbine bis 0,26 erreicht wurde.!) Der Einfluß 
der Regeneration, der etwa 6 bis 8% ausmacht, 
ist bei dem Verfahren mit Luftüberschuß leider 
nieht berücksichtigt. Für die Gleichraum- 
Gichtgasturbine (Abb. 19 ce), wo diese Berück- 
sichtigung stattgefunden hat, fehlt dagegen 
leider die Berechnung. Es ist nicht recht er- 
sichtlich, weshalb bei dieser der Höchstwir- 
kungsgrad ohne Regeneration etwa 0,225 be- 
tragen soll, gegenüber nur 0,19 bei der Oltur- 
bine (Abb. 19d), da doch hier die Kom- 
pressionsarbeit für den Brennstoff fortfällt. 
Zweckmäßig wäre eine Untersuchung darüber 
gewesen, wie weit die Abgaswärme zur Be- 
streitung der Kompressionsarbeit ausreicht. 
Gerade der Umstand, daß bei der Holzwarth- 
schen Turbine die Kompression durch ein unab- 
hängiges, mit Dampf betriebenes Aggregat er- 
folgt, erleichtert die Inbetriebsetzung wesent- 
lich, da der Kessel eine Hilfsölfeuerung erhalten 
kann. Es wäre zweckmäßig, wenn hervorgehoben 
würde, daß die Berechnungen für die Gleich- 
druckturbinen nur theoretischen Wert haben, 
da das Verfahren kaum praktisch ausführbar 
sein dürfte. (Kompressionsarbeit, Wirkungs- 
grad, dauernde Einwirkung hoher Tem- 
peraturen). Dasselbe gilt für die Benutzung 
von Wassereinspritzungen zur Verminderung 
der Temperaturen wegen der dabei auftreten- 
den Korrosion der Laufradschaufeln. Auf 
$S. 109 ist ausgeführt, daß der Arbeitsvorgang 
der Gleichraumturbine deshalb ungünstiger 
ausfällt als der einer Kolbengasmaschine, weil 
die mechanische Kraftübertragung vom Ar- 
beitskolben auf die Welle und zurück auf den 
Kompressorkolben günstiger arbeitet als die 
hydrodynamische vom strömenden Gas auf die 
Welle und von dieser zurück auf die Druck- 
luft. Hier hätte noch erwähnt werden müssen, 
daß bei der Kolbenmaschine der rechteckige 
Teil des Diagramms, die sogenannte Über- 
schiebearbeit ganz fortfällt, da die Verbren- 
nung im Arbeitsraum des Kompressors erfolgt, 
während bei der Turbine die Überschiebearbeit 
sowohl bei der Kompression als bei der Expan- 
sion Verluste hervorruft. Bei Besprechung des 
Gleichraumverfahrens hätte erwähnt werden 
müssen, daß der Ladevorgang unter Drosselung 
erfolgt und daher einen niehtumkehrbaren Vor- 
gang darstellt. Bei einer Kolbenmaschine mit 
besonderer außerhalb des Arbeitszylinders er- 
folgenden Kompression würde dies nicht der 
Fall sein. Auch hier arbeitet die Turbine un- 
günstiger wie die entsprechende 'Kolben- 
maschine. ] 
Der zweite größere Teil besteht außer 
einem Abschnitt über Versuche und Materialien 
die nur Bekanntes enthalten, aus einer Zu- 
sammenstellung einer Reihe von Gasturbinen- 
atenten. Die Überschrift „Beschreibung und 
irkungsweise der hauptsächlichen Turbinen- 
systeme‘ ist daher nicht ganz berechtigt, da es 
sich in der Mehrzahl der Fälle um Vorschläge 
handelt, die nur auf dem Papier stehen und 
praktisch kaum ausführbar sind. Was von dem 
Mitgeteilten praktisch mit Erfolg ausgeführt 
ist, ist dem Holzwarthschen Buch „Die Gas- 


1) Siebe „Zeitschr. d. V. d. I.“ 1920, Seite 197. 


948 


Elektrotechnische Zeitschrift, 19206, Heit 47. 


25. November 1980. 


turbine‘“ entnommen. 
menstellung hat im ganzen geringen Wert. Wer 
auf dem Gebiet arbeitet, wird von den wert- 
vollön Patenten ohnehin die Patentschriften 
beschaffen. Soll jedoch eine solche Zusammen - 
stellung geschaffen werden, so gebe man ihr 
auch den richtigen Namen. Zu begrüßen ist die 
am Schluß. befindliche Aufstellung über die 
Schutzdauer der wichtigsten Gasturbinen- 
patente. Über Äußerlichkeiten ist zu bemer- 
ken, daß die Abbildungen des theoretischen 
Teiles, insbesondere Abb. 19d, zu wünschen 
übrig lassen. Der Text unter der ersten Abbil- 
dung “Die erste Gasturbine im Betrieb‘ trifft 
nicht zu, da die Stolzesche Turbine nie mit 
eigener Kraft in Betrieb gewesen ist. Bei dem 
Wort Dynamo ist das weibliche Geschlecht 
üblich (s. $. 163), die Maschinenfabrik Oerlikon 
schreibt sich mit ‚,‚k“ (s. 282). 

Es besteht zweifellos ein Bedürfnis nach 
einem Spezialwerk über die Gasturbine. Bei 
der Beschränkung der praktischen Erfahrung 
auf wenige Fachleute und der begreiflichen Zu- 
rückhaltung der bisher einzigen, erfolgreichen 
Firma, dürfte es jedoch zunächst noch sehr 
schwer halten, einen geeigneten, mit der Praxis 
in Berührung stehenden Verfasser zu finden. 

F. Langen. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Der basische Herdofenprozeß. Von Carl 
Dichmann. 2. verb. Aufl. VII u. 278 S. in 8°. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
42 M, geb. 50 M. 

Technisches Denken und Schaffen. Eine ge- 
meinverständliche Einführung in die Technik. 
Von Prof. G. v. Hanffstengel. 2. verb. Aufl. 
Mit 153 Textabb. XI u. 212 S. in 8%. Verlag 
von Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 20 M. 

Hilfsbuch für den Maschinenbau, für Ma“ 
schinentechniker sowie für den Unter’ 
richt an technischen Lehranstalten. Unter 
Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen, herausge- 
geben von Oberbaurat Fr. Freytagt. 6. erw. u. 
verb. Aufl Mit 1288 Textabb., 1 farbigen Tafel 
und 9 Konstruktionstafeln. XV u. 1186 S. in 8). 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
geb. 60 M. 

BauundBerechnungder Verbrennungskraft- 
maschinen. Von Franz Seufert. 2. verb. Aufl. 
Mit 94 Textabb. und 2 Tafeln. IV u. 123 S. in 80. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
11 M. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Freigabe der Dieselmotoren.!) — Die Bot- 
schafterkonferenz hat sich bereit erklärt, die 
Dieselmotoren bis auf weiteres zur 
Verfügung der deutschen Regierung 
zu lassen, vorausgesetzt, daß sie nur zu 
Handels- oder gewerblichen Zwecken verwendet 
werden. Bedingung ist, daß die deutsche Re- 
gierung 1. der interalliierten Marinekontroll- 
kommission bis zum 31. III. 1921 den Standort 
aller Unterseeboot-Dieselmotoren bekanntgibt, 
die am Tage des Waffenstillstandes Untersee- 

“ booten zugeteilt oder für solche bestimmt 
waren, unter gleichzeitiger Angabe, welche 
Motoren in industriellen - Betrieben benutzt 
werden und welche nicht in Dienst gestellt 
sind, 2. in der Zwischenzeit der genannten 
Kontrollkommission die Kontrolle über die 
industrielle Verwendung der Motoren dieses 
Typsin jeder Weise erleichtert. Die Konferenz 
ist bereit, anzunehmen, daß die Ende März.n.J. 
tatsächlich in der Industrie verwendeten Mo- 
toren keinen anderen als den in Art. 189 des 
Versailler Vertrages festgesetzten Beschrän- 
kungen unterworfen sein sollen. Bezüglich der 
zu der angegebenen Zeit nicht unter den ge- 
nannten Bedingungen benutzten Motoren muß 
sieh die Konferenz das Recht der Entscheidung, 
daß sie unter Art. 192 fallen, vorbehalten. 


Die Elektroindustrie im vorläufigen Reichs- 
wirtschaftsrat. Frühere Angaben?) auf 
Wunsch ergänzend, teilen wir mit, daß die 
Elektroindustrie im vorläufigen Reichswirt- 
schaftsrat auf der Arbeitgeberseite durch Geh. 
Kommerzienrat F. Deutsch (AEG), Direktor 
E. Henke (RWE), Direktor E. Henrich 
(SSW), Direktor A. Korff (Überlandzentrale 
Gröba), Dr. W. Rathenau (AEG) und C. F. 
v. Siemens ($S& H) vertreten wird. 


1) Vgl. „ETZ“ 1920-8. 860. 
2) Vgl. „BETZ“ 1920, 8. 532. 


Eine derartige Zusam- | ° 


miumbeständen- ist nach Mitteilung des 
MWB bis.-auf weiteres nicht gestattet, 
wohl aber der Export der Hälfte derlaufenden 
Produktion, auch aus Rückständen, seit dem 


1. XL, wenn der Preis der Londoner Notie= 


rung angemessen ist und das Inland mindestens 
zu gleichem Preise beliefert wird. Die 
spanischen Zollstellen sind angewiesen wor- 
den, von 1921 an wieder regelmäßig die Vorlage 
von Ursprungszeugnissen zu verlangen, 
die in den im Zolltarif vorgesehenen Fällen er- 
forderlich sind, um die Anwendung des zweiten, 
ermäßigten Tarifs zu erlangen. — Der General- 
postmeister des australischen Bundes hat 
bekanntgemaeht, daß er aus Deutschland 
kommende Kataloge und Reklameschrif- 
ten nicht an die Empfänger abliefern lassen 
wird. — Im Anschluß an eine im Juli vom 
Hansa-Bund an den Reichstag gerichtete 
Eingabe, betreffend den Abbau der Außen- 
handelsstellen und die Aufhebung der 
Ausfuhrabgabe, hat der Bund neuerdings 
eine von Th. H. M. Behrens ausgearbeitete 
Broschüre versandt, in der seitdem erschienene 
Veröffentliehungen für oder wider die Außen- 
handelsstellen und Ausfuhrabgaben vom Stand- 
punkt des Hansa-Bundes aus kritisch behandelt 
werden. 


WARENMARKT. 


Installationsmaterial. Die Vereinigung von 
Fabriken für Elektro-Installations-Gegenstände 
(Eltfabriken), Berlin, hat beschlossen, die neu- 
erdings revidierte Preisliste für drei Monate 
unverändert bestehen zu lassen, falls sich die 
Produktionsverhältnisse bis dahin nicht we- 
sentlich ändern. Ein weiterer Preisabbau kann 
vorläufig nieht in Frage kommen, zumal bei 
den Fabriken von elektrotechnischem Por- 
zellan eine allgemeine und durchgreifende Preis- 
senkung nicht stattgefunden hat. — Kohle. 
Im Ruhrrevier sind im Oktober 8,117 Mill. t 
Steinkohle gegen 7,80lim September gefördert 
worden. Die Steigerung erklärt sich aus dem 
Wachsen der Belegschaftsziffer um 8411 und 
dem Verfahren von Überschichten. Die, Lei- 
stung je Mann und Schicht ist nicht gestiegen. 
In Oberschlesien wurden 2,797 Mill. t (2,757 
i. Vm.) gefördert, d. s. 1,5% mehr als im Sep- 
tember. Für November wird dort ein kleiner 
Zugang von Arbeitskräften aus der Landwirt- 
schaft,erwartet. Die Verhandlungen bezüglich 
des Überschichtabkommens verlaufen gün- 
stig. Im Waldenburger Revier ist ein solches 
nunmehr angenommen worden. Durch Be- 
kanntmachung des Reichskommissars für die 
Kohlenverteilung vom 10. XT. 1920 (R.A. 1920 


Außenhandel. — Die Ausfuhr von Rad- 


nn nn. nn 


Nr. 258) wurde der Landabsatz von Kohle im 


Gebiet der amtlichen Verteilungsstelle für 
Ruhrkohle in Essen geregelt. — Erze. Die 
Preise für Ilseder Erze sind neu festgesetzt 
worden; sie betragen 100 M/t ab Grube. An- 
fangs November notierten in Frankreich Brieyer 
Erze 25 Fr, luxemburger 16 Fr und Hämatit 
50 Fr/t frei Abgangsstation. — Eisen. Den neuen 
Eisenpreisen haben weitere Händlerverbände 
ihre Preise angepaßt, so die Rheinisch-west- 
fälische Puddel- und Schweißeisen-Vereini- 
gung, Hagen, die Handelsschrauben-Vereini- 
gung und die Verkaufsstelle für kaltgewalzte 
Verpackungsbandeisen. Von der luxemburgi- 
schen Regierung sind die Ausfuhrtaxen auf 
Eisenprodukte und Eisenerze ganz aufgehoben 
worden. Metalle (s. auch unten).. „The 
Iron Age‘‘ beschreibt ein neues Leichtmetall, 
das „Dow Metal‘. Es soll aus mehr als 90% 
metallischem Magnesium bestehen, vier mal so 
leicht sein als Gußeisen und bereits mit gutem 
Erfolge für Motorkolben von Fahrzeugma- 


schinen, Flugzeugen und Motorbooten benutzt 


worden sein. — Zink. Die Verpflichtung zur 
Führung von Lagerbüchern über Zinkbestände 
hat der Reichskommissar für Metallwirtschaft 
unter dem 12. XI. aufgehoben. — Messing- 
Halbfabrikate. Die Vereinigung Deutscher 
Messingwerke hat den Grundpreis für Mes- 


singbleche um 300 M auf 2750 M und für Mes- | 


singstangen um 200 M auf 1650 M/dz erhöht. — 
Baumwolle. Die diesjährige ' amerikanische 
Baumwollernte wird von der National Ginners 
Association of North America auf 1234 Mill. 
Ballen geschätzt. 1919 wurden 11,030 Mill. 
Ballen geerntet. An der New Yorker Baum- 
wollbörse blieben die Preise unverändert; am 
11. XI. wurden für middling Ware loco 20,05 
ets und für Dezemberverschiffung 19,10 ets/lb 
notiert. Am Bremer Markt verkehrte Baumwolle 
in fester Haltung. Am 12. XI. notierte amerika- 
nische Baumwolle fully middling good colour 
and staple 50 M/kg. — Gummi. Die Lage des 
Rohgummiweltmarktes gestaltete sich in der 
ersten Novemberwoche besonders kritisch. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: 


E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. U > 


‚Anfangs November sanken die Preise weiter 


Im verflossenen Monat war der Höchstpreis für 
Standard Hevea Crepe in London 18 6% d. 


bis auf Ls 11, d/ib am 10. XI. -Smoked sheets 
hielt sich in den letzten Tagen nur wenig über 
1 s. Die verschiedenen Zahlungseinstellungen 
von amerikanischen und englischen Rohgummi- 
firmen scheinen auf diesen Tiefstand von beson- 
derem Einfluß gewesen zu sein. Die Londoner 
Vorräte sind von 34835 tons am 25. IX. auf ı 
41 746 tons am 30. X. gestiegen. Auch am hol- 

ländischen Gummimarktherrschte weiter matte 

Stimmung. Die Käufer hielten sich zurück, weil 
ein weiteres Nachlassen der Preise erwartet 
wurde. Am 5. XI. wurde Crepe loco zu 80 Fr 
und Sheets loco zu 75 Fr/100 kg angeboten. 
Hanf. - Am Londoner Markt notierte Hanf 
Grad J 64 am 11. XI. 10 £/ton. — Teerneben- 
‚produkte. Trotz der Knappheit an den eng- 
lischen Märkten blieben die Notierungen in 
den letzten Wochen unverändert. In New 
Castle kostete Heizöl in- Fässern am Monats- 


anfang etwa 22/10 £/ton. — Terpentin. Ter- ä 
pentin notierte.am 11. XI. in New York 122 7 
cts/Gallone. — Petroleum. Für die November- 


verteilung ist der Petroleumpreis vom Reichs- 
wirtschaftsministerium für je 1 kg Reinge- 
wicht beim Verkauf von 100 kg und mehr auf 
7,63 M/kg in Kesselwagen, frei jeder deutschen 
Station, festgesetzt worden. In Antwerpen 
notierte am 8. XI. raffiniertes amerikanisches 
Petroleum 115,50 bis 117,50 Fr, Schwer- 
petroleum 105 bis 110 Fr und Paraffin 350 
bis 425 Fr/t. — Metallpreise. Die Notierungen 
der Vereinigung für die deutsche Elektrolyt- 
kupfernotiz bzw.der Kommission desBerliner 
Metallbörsen vorstandes (letztere verstehen sich 
ab Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg: 
Metall | 19. XI. | 18. XI. 
Elektrolytkupfer (wire 
bars), prompt. cif Hamburg, 
Bremen, Rotterdam . : 


Raffinadekupfer 99/99,3%, 
Orıginalhüttenweichblei . 
Originalhüttenrohzink, 


259 . 


1950-2000] 1800-1900 | 
850-860 | 810-840 


Preis im freien Verkehr 870—890 | 800—830 
Plattenzink (remelted) von a 
handelsübl. Beschaffenheit 520—540 


Originalhüttenaluminium 
98/990, in einmal gekerb- 
ten Blöckchen . . . . . 
dsgl. in Walz- oder Draht- 
Darren. =. res re 

Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- 

Hüttenzinn, mind. 99%, . . 

Reinnickel 98/99% - . . 

Antimon-Regulus . . . . 

Silberin Barren rd. 900 fein 
für 1 kg fein IE 


Die deutsche 
betrug am 15. XI.: 
2730 M/100 kg. 


An der Londoner Metallbörse wurden 
nach ‚Mining Journal‘ am 12. XI. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: 


550—575 


3500-3700 34003600 


3650—3750/3550—3750 
6700—6800,6050—6250 
6509—6600 5950—6150 
4700 —4800|4500—4600 
-975—1000) 900° 


1350—1375|1225— 1275 


Elektrolytkupfernotiz 
2923 M und am 16.'Xl.: 


Kache 


PN 


ee! Ei, S28: de 

*Kupfer: best seleted . 98 O0 Okis 9 0 0 

To -electrolyt... 99 0 0 „101 0.0 

® wire..bars.. .- .: 79970. 0, ,,101720-.02 

* „standard, Kase 97 5 0 „ 8710 0 

2,22% „. 2:3 M:0n..2386-19. 0897282290 

Zinn: standard, Kasse... 24415 0 „245 5 0 

$ 3Mon. . 2915 0 „230 0 0 

I FO 246 15 0 „247 50 
Blei: span. oder nichtengl. 

. Weichblei. . . 34:10=07,- 3321020 

„. .gew. engl. Blckklei 37 00, — — — 

Zink: gew. Sorten. . :: .= 36.20.0227. 377.4. 

Suuremeltedse ses 3400, — -— — 

„engl. Swansea .. 41 0 O0 „ nominal 


Antimon: engl. Reg... . 


52/55 £ net. SEN 
Aluminium: 98 bis 99 0/ 


165 £ (Inland); 5 
< 185 £ (Export). 
230 £ (In- u. Ausland). 


15 £ 10 5/16 £. 
500 8. - 


Nickel: 98 bis 990/, gar. 
Quecksilber: nom. für 

die 75 Ibs.-Flasche. . . 
Platin: je Unze nom... 


In New York notierte Elektrolyt- _ 
kupfer am 18. XI. 19201loko 14,75 cts/ lb. 


* Netto. 


Bezugsquellennachweis. Be 

Frage 56: Wer fabriziert Peralit-Stangen? 
Frage 57. Wer liefert Anlagen zur Ab- 
scheidung von Metallen (Gold, Silber, Kupfer, 
Zink usw.) aus Legierungen ? ® Be 


Abschluß des Heftes: 20. November 1920. 


\ 


TER echnische Zeitschrif 


949 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


. Berlin, 2. Dezember 1920. 


‚Heft 48. 


Die Prüfstelle des Verbandes Deutscher d 


Elektrotechniker.!) 
Von Dr.»ng. e. h. G. Dettmar. 


Übersicht. Nach Schilderung des Entwick- 
lungsganges der Prüfstelle werden ihre Grundlagen 
auseinandergesetzt, und es werden die Prüfuugsbe 
dingungen mitgeteilt. Weiterhin werden Angaben 
„über die Verwaltung der Prüfstelle und über die 
Verteilung der Arbeiten sowie über ihre finanzielle 
Grundlage gemacht, und schließlich wird das Arbeits- 
programm wiedergegeben. 


In einer Sitzung der Kommission für In- 


stallationsmaterial des VDE im August 1906 


wurde von Herrn Baurat Dr. P. Meyer die 
Errichtung einer Prüfstelle angeregt und von 
den Mitgliedern der Kommission als sehr 
wünschenswert bezeichnet. _Es wurde be- 
schlossen, mit dem Vorstande in Verbindung 
zu treten, der die Angelegenheit auch mehrfach 
in seinen Sitzungen behandelt hat. Der Vor- 
stand gelangte damals jedoch zu der Ansicht, 
daß es richtig sei, diese Anregung zunächst 
noch zurückzustellen, und zwar in der Haupt- 
sache, weil man damals die in Frage kommen- 
den Vorschriften für noch nicht genügend aus- 
ebaut hielt, so daß Schwierigkeiten in der 

urchführung befürchtet wurden. Die Kom- 
mission für Installationsmaterjal hat nun 


daraufhin eine Besprechung von Vertretern 


verschiedener Kommissionen und verschiedener 
 Industriezweige veranlaßt. Als deren Ergebnis 
wurde in Aussicht genommen, das Arbeitsge- 

biet einer solchen Prüfstelle etwas schärfer 
zu umgrenzen. Die Kommission für Installa- 
tionsmaterial hat sich ferner mit dem weiteren 
Ausbau der Vorschriften befaßt. Die Anre- 
. gung des Herrn Dr. Meyer wurde jedoch ständig 
im Auge behalten, und im Jahre 1909 wurde die 
Verwirklichung in der Weise vorbereitet, daß 
man versuchte, die Installationsmaterial her- 
stellenden Firmen dazu zu veranlassen, in 


größerem Umfange ihre Erzeugnisse prüfen zu , 


lassen, da nur auf diese Weise mehr Erfahrungs- 
material über die Prüfmethode und bessere Un- 
terlagen für die weitere Ausgestaltung der Vor- 
schriften gewonnen werden könnten. Diese An- 
 regung hatte damals leider nur sehr geringe Er- 
folge, und so kam es, daß die weitere Behand- 
- lung der Angelegenheit nur sehr langsam fort- 
- sehritt. 

‘ Die Tatsache, daß auf dem Markte stets 
vorschriftsmäßiges und unvorschriftsmäßiges 
Material nebeneinander zu erhalten ist, wurde 
bei den Beratungen der Kommission für In- 
stallationsmaterial als besonders erschwerend 
erkannt. Es erschien daher zunächst notwen- 
dig, eine Verbesserung dadurch‘ zu erzielen, 
daß das verbandsmäßige Material schon in den 
Preislisten gekennzeichnet wird. Diesem 
Wunsche der Kommission für Installationsma- 
terial schlossen sich die Kommissionen für 
Schaltapparate, für Koch- und Heizapparate, 
für Hochspannungsapparate und für Drähte 
und Kabel an, und es wurde der Jahresversamm- 
lung 1912 eine Resolution ?) vorgelegt, um auf 
diese Weise eine Verbesserung zu erzielen. 
Diese Resolution wurde angenommen und 
daraufhin vom Verband aus im Oktober 1912 
nachstehendes Rundschreiben an alle in Frage 
kommenden Erzeugerfirmen versandt: 


Es hat sich leider gezeigt, daß bei-der 
Installation elektrischer Anlagen häufig noch 
Materialien und Apparate verwendet werden, 
die den Vorschriften des Verbandes Deut- 
scher Elektrotechniker nieht entsprechen. 

Der Unkenntnis und Unachtsamkeit der 
Installateure in dieser Beziehung wird da- 
durch Vorschub geleistet, daß die fabrizie- 
renden Firmen vielfach die gleichen Artikel 
in doppelter Ausführung sowohl den Ver- 
bandsvorschriften entsprechend, wie auch 
(z. B. für Exportzwecke usw.) in einer von 
diesen Vorschriften abweichenden Form 
herstellen, ohne daß jedoch auf diese 


1) Vortrag, gehalten auf der „ElektrischenWoche 1920* 
in Hannover am 26. IX. 1920. 
2) „ETZ* 1912, 8. 569. 


Unterschiede entsprechend hinge- 


' wiesen wird. 

Um nun in höherem Maße als bisher die 
Befolgung der Verbandsvorschriften zu er- 
reichen, hat die Kommission für Installa- 
tionsmaterial des VDE einen besonderen 

. Vorschlag zur Kennzeichnung verbandsmäßi- 
gen Materials gemacht, dem sich die Kommis- 
sionen für Schaltapparate, für Koch- und 
Heizapparate, für Hochspannungsapparate 
und dıe Draht- und Kabel-Kommissıon an- 
Eehlent haben, und der die Billigung der 

ahresversammlung gefunden hat. Es wurde 
die folgende Resolution gefaßt: 


„Die Kommissionen sprechen den 
Wunsch aus, daß alle Firmen, welche elek- 
trotechnische Materialien oder Apparate ver- 
kaufen, bei Neuherstellung ıhrer Preis- 
‚listen, Flugblätter und sonstiger Druck- 
sachen künftig bei jedem Gegenstand, der 
den jeweils gültigen Vorschriften und Nor- 
malien des VDE entspricht, einen dies- 
bezüglichen Vermerk machen.‘ 

Indem wir Ihnen diese Resolution zur 
Kenntnis geben, bitten wir höflichst um Mit- 
teilung, ob Sie sich derselben anschließen und 
Ihre Listen und Drucksachen in Zukunft 
dementsprechend einrichten wollen. 

Obwohl auf dieses Runschreiben sehr viel 


‘zustimmende Antworten eingegangen sind, ist 


doch nur vereinzelt dem ausgesprochenem 
Wunsche nachgekommen worden, so daß lei- 
der auf diesem Wege nicht viel erreicht worden 
ist. 
Die Kommission für Installationsmaterial 
nahm nun die Anregung von 1906 wieder auf 
und brachte die Verhandlungen betreffend 
Schaffung einer Prüfstelle wieder in Gang, und 
zwar hatte sie jetzt mehr Erfolg zu verzeichnen, 
zumal die Zwischenzeit sehr fleißig benutzt 
worden war zum Ausbau der bestehenden Vor- 
schriften, so daß die früheren Bedenken all- 
mählich an Bedeutung verloren. Auch von den 
anderen Kommissionen war inzwischen eine 
große Anzahl von Arbeiten über Bau und 
Prüfung, besonders der in die Hände von Laien 
kommenden Apparate, geschaffen worden, so 
daß die Möglichkeit der Durehführung jetzt eine 
wesentlich günstigere war als früher. Die Be- 
ratungen schritten demzufolge auch jetzt 


- besser vorwärts, so daß im Laufe des Jahres 


1913 ein festes Progfamm für die Bildung der 
Prüfstelle fertig war. Um dieses mit der in 
Frage kommenden Industrie zu besprechen, 
wurde eine große Anzahl von Erzeugern solcher 
Apparate sowie von Installateuren und Elek- 
trızitätswerken für Ende Januar 1914 zu einer 
Besprechung eingeladen. Hierbei fanden die ge- 
machten Vorschläge die Billigung aller betei- 
ligten Kreise, so daß im Frühjahr 1914 an die 
Einzelverhandlungen für die Gründung der 
Prüfstelle gegangen werden konnte, die im 
Sommer 1914 ihre Tätigkeit aufnehmen sollte. 
Der Ausbruch des Krieges hat die Durchfüh- 
rung der fast vollständig abgeschlossenen Ver- 
handlungen unmöglich gemacht, und es war 
erstim Jahre 1919 wieder Gelegenheit gegeben, 
die weitere Verfolgung des Planes in die Hand 
zu nehmen. War vor dem Kriege schon. die 
Notwendigkeit allgemein anerkannt, die Ver- 
hältnisse auf dem elektrotechnischen Markte 
einer Verbesserung zu unterziehen, in der Rich- 
tung, daß so weitirgend möglich, nur verbands- 
mäßige Fabrikate gehandelt werden, so haben 
sich durch den Krieg diese Verhältnisse noch 
wesentlich mehr zugespitzt. “Nicht nur die 
während des Krieges notwendig gewesene 
Verwendung von Ersatzstoffen, sondern na- 
mentlich.die während des Krieges und besonders 
aber seit der Revolution eingerissene Nicht- 
achtung bestehender Bestimmungen haben 
den jetzigen Zustand mit sich gebracht. Hierzu 
kommt noch, daß eine große Anzahl von In- 
dustriellen neue Arbeitsgebiete aufgenommen 
und sich dabei vielfach der Elektrotechnik zu- 

ewendet haben. Mangel an Sachkenntnis und 
Treuen führt dann aber leicht zu unvor- 
schriftsmäßigen Erzeugnissen. Jedenfalls ha- 
ben die Erfahrungen der letzten Monate gezeigt, 
daß schnellstens Schritte unternommen werden 
müssen, um wieder eine Besserung zu erreichen 


u, zw. mit dem Ziele, nicht nur die Verhältnisse 
vor dem Kriege wieder herzustellen, sondern 
weit darüber hinaus zu gelangen. 

Der Wunsch nach einer gewissen Kontrolle 
des Marktes war bei den vorstehend geschilder- 
ten Verhandlungen nicht etwa nur von den 
Abnehmern, oder den Herstellern einseitig ge- 
stellt worden, sondern bei allen diesen Bera- 
tungen hat sich gezeigt, daß eine völlige Einig- 
keit der Hersteller, der Händler, der Installa- 
teure, der Elektrizitätswerke und der einzelnen 
Verbraucher vorhanden war, und daß es im 
Interesse aller liegt, daß nur wirklich zuver- 
lässiges Material am Markte ist. Die Kom- 
mission für Errichtungs- und Betriebsvorschrif- 
ten hat in ihrer letzten Gesamtsitzung !) im 
Februar d. J. sich auch mit der Prüfstelle be- 
faßt und sich dazu wie folgt geäußert: 


Es besteht der Wunsch, daß die neu- 
geschaffene Prüfstelle für elektrische In- 
stallationsmaterialien und. Gebrauchsgeräte 
bald ihre Tätigkeit aufnimmt, von der eine 
erhebliche Wirkung auf die Verdrängung 
minderwertiger Fabrikate vom Markte er- 
hofft wird. 


Im Laufe der nunmehr 14-jährigen Ver- 
handlungen über die Schaffung einer Prüfstelle 
haben sich naturgemäß die Pläne und die An- 
sichten sehr gewandelt. Es wurde bald der eine, 
bald der andere Gesichtspunkt stärker hervor- 
gehoben, und die Art der geplanten Ausführun- 
gen wechselte. Die Durchführung wird auch in 
Zukunft sicher noch mancher Änderung unter- 
worfen bleiben. Es handelt sich hier eben um 
viele sehr schwierige Fragen, die eng mit der 
ganzen elektrotechnischen Industrie verbunden 
sind. : Dementsprechend muß auch ihre Be- 
handlung sich der ständig in einer solchen 
Industrie vorgehenden Wandlung anpassen. 
Infolgedessen ist auch als Grundsatz der 
jetzt geschaffenen Prüfstelle betrachtet worden, 
daß das engste Zusammenarbeiten mit 
der Industrie und mit den Verbrauchern stets 
im Auge behalten werden muß. Die Prüfstelle 
soll nicht in starre Formen gezwängt werden 
und soll nicht wie viele amtliche Organe büro- 
kratisch arbeiten. Sie soll völlig neutral und 
unparteiisch auf zuverlässiger wissenschaftlicher 
Grundlage tätig sein, aber ganz im Dienste der 
gesamten deutschen Elektrotechnik stehen. 
Sie soll soweit wie nur irgend möglich Ent- 
gegenkommen zeigen und als Leitstern ledig- 
lich die Förderung der Elektrotechnik und der 
Sicherheit der Abnehmer elektrotechnischer 
Erzeugnisse im Auge haben. Nachstehend sind 
nun die jetzt entworfenen Grundlagen für das 
Arbeiten der Prüfstelle wiedergegeben. 


Prüfungsbedingungen. 
$1. Zweck der Prüfung. 


Die von der Prüfstelle des Verbandes Deut- 
scher Elektrotechniker (VDE) vorgenommenen 
Prüfungen haben lediglich den Zweck, elektro- 
technische Waren auf ihr Verhältnis zu den 
VDE-Bestimmungen zu prüfen, also darauf- 
hin, ob sie den VDE-Bestimmungen in jeder 
Hinsicht entsprechen. Eine Prüfung auf son- 
stige Eigenschaften und auf Brauchbarkeit der 
Waren wird nicht vorgenommen. 

Als VDE-Bestimmungen gelten alle für die 
zu prüfenden Waren z. Zt. der Prüfung gelten- 
den. Vorschriften, Regeln, Leitsätze usw. des 
VDE. Diese werden in der „Elektrotechnischen 
Zeitschrift‘ und in den vom VDE herausgege- 
benen Sonderdrucken veröffentlicht, 

82. Art der Prüfung. 

Es werden vorgenommen: 

a) Zeichenprüfungen an Waren, die von 

den Herstellern zwecks Genehmigung der Be- 
nutzung des Prüfzeichens (vergl. $ 7) zur Prü- 
fung angemeldet werden (vgl. $ 4). Die Kosten 
trägt der Anmelder, 
.„..b) Nachprüfungen von Waren, die bei 
Änderung der VDE-Bestimmungen von den 
Herstellern zwecks Genehmigung der Weiter- 
benutzung des Prüfzeichens zur Prüfung ange- 
meldet werden (vgl. $ 5). Die Kosten trägt der 
Anmelder. 


) „ETZ“ 1920, S.351. 


950 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 48. 


e) Überprüfungen an mit dem Prüfzeichen 
versehenen Waren, die von irgend einer Stelle 
zur Überprüfung angemeldet werden (vgl. $ 6). 
Die Kosten trägt der Anmelder. 

d) Stichprüfungen an mit dem Prüfzeichen 
versehenen Waren, die zwecks Kontrolle von 
der Prüfstelle ausim Markt befindlichen Waren 
ausgewählt werden; die Kosten trägt die Prüf- 
stelle. 

$ 3. Prüfstätte. 

Die Prüfung wird nach Ermessen der 
Prüfstelle an einer der nachstehend angegebe- 
nen Prüfstätten vorgenommen: 

a) In den Werkstätten des Herstellers, 
sofern diese die erforderlichen Einrichtungen 
zur vollständigen und vorschriftsmäßigen 
Durchführung der in den VDE-Bestimmungen 
vorgeschriebenen Prüfungen besitzen. 

b) Im Laboratorium der Prüfstelle in Ber- 
lin W. 57, Potsdamer Straße 68. 

ce) In einer der im Deutschen Reich be- 
stehenden und. behördlich anerkannten Prüf- 
ämter. 

Gelegentlich der Bestätigung des Prüfungs- 
antrages (vgl. $ 9) wird die von der Prüfstelle 
ausgewählte Prüfstätte angegeben. Grundsätz- 
lich wird die Prüfung in den Werkstätten des 
Herstellers vorzuziehen sein. 


$ 4. Zeichenprüfung. 
Die Zeichenprüfung hat den Zweck, das 


Verhältnis der zur Prüfung angemeldeten 
Waren zu den VDE-Bestimmungen  festzu- 
stellen. 


Zur Anmeldung der Zeichenprüfung sind 
berechtigt: 

a) Deutsche Hersteller von elektrotechni- 
schen Waren. 

b) Ausländische Hersteller von elektro- 
technischen Waren, sofern ihre Anträge durch 
einen in Deutschland ansässigen Bevollmäch- 
tigten eingereicht werden. 

Der Gang der Zeichenprüfung ist wie folgt: 

1. Der Anmelder reicht einen schriftlichen 
Prüfungsantrag ein (vgl. $ 9) unter Beifügung 
einer unterzeichneten Erklärung !) sofern er 
eine solche nicht bereits früher eingereicht hat. 

2. Nach schriftlicher Bestätigung des An- 
trages zahlt der Anmelder die Gebühr ein und 
sendet die Waren in der erford>rlichen Anzar! 
an die gelegentlich der Bestätigung des An- 
trages angegebene Prüfstätte. Außerdem 
sendet er an die Prüfstelle Konstruktions- 
zeichnungen der zu prüfenden Waren in dop- 
pelter Ausfertigung. Bezüglich Modellreihen 
siehe $ 8. 

3. Nach erfolgter Prüfung verständigt die 
Prüfstelle den Anmelder durch einen schrift- 
lichen Prüfbefund vom Prüfungsergebnis, und 
sendet die geprüften Waren (mit einer Prütf- 
plombe oder dgl. versehen), sowie eine Ausfer- 
tigung der Konstruktionszeichnungen (mit 
dem Prüfstempel versehen) an den Anmelder 
zurück. 

4. Wird die Zeichenprüfung bestanden, d. 
h. entsprechen die geprütten Waren den VDE- 
Bestimmungen, so erteilt die Prüfstelle durch 
einen Vermerk auf dem Prüfungsbefund unter 
den dort aufgezählten Vorbehalten die Geneh- 
migung zur Benutzung des Prüfzeichens (vgl. 

7). 


5. Der Anmelder bewahrt die mit der 
Prüfplombe oder dgl. versehenen Waren und die 
mit dem Prüfstempel versehenen! Konstruktions- 
zeichnungen so lange auf, wie das Prüfzeichen 
Geltung hat (vgl. $ 7). 

8$5. Nachprüfung. 

Die Nachprüfung hat den Zweck, das Ver- 
hältnis der zur Prüfung angemeldeten Waren 
zu geänderten VDE-Bestimmungen festzu- 
stellen. 

Der Gang der Nachprüfung ist derselbe 
wie in $ 4 für die Zeichenprüfung beschrieben. 

SEROS EG: Überprüfung. 

Die Überprüfung hat den Zweck, festzu- 
stellen, ob mit dem Prüfzeichen versehene, am 
Markt befindliche Waren mit den Waren über- 
einstimmen, die die Zeichenprüfung bestanden 
haben. : 

Der Gang der Überprüfung ist wie folgt: 

1. Der Anmelder reicht einen schriftlichen 
Prüfungsantrag ein (vgl. $ 9). 

2. Nach schriftlicher Bestätigung des An- 
trages zahlt der Anmelder die Gebühr ein (vgl. 
Prüfungstarif) und sendet die Waren an die ge- 
legentlich der Bestätigung des Antrages ange- 
gebene Prüfstätte. 

3. Nach erfolgter Prüfung verständigt die 
Prüfstelle den Anmelder durch einen schrift- 


!) In dieser sind die rechtlichen Grundlagen für das 
Verhältnis zwischen Prüfstelle und Hersteller festgelegt: 


lichen Prüfungsbefund vom Prüfungsergebnis 
und sendet die geprüften Waren (mit einer 
Prüfungsplombe oder dgl. versehen) an den 
Anmelder zurück. 
8:7. Brützeichen.s, 

Das Prüfzeichen ist dem VDE gesetzlich 
geschützt. Es besteht entsprechend der nach- 
stehenden Apeg aus einem gleichseitigen 
Dreieck mit abgerundeten Ecken, das die Buch- 
staben VDE umschließt. R 


Größe und Ausführung des Prüfzeichens 
und die Art der Anbringung sind beliebig. 

Die Benutzung des Prüfzeichens kann er- 
folgen durch: 


a) Anbringung an der Ware durch den 
Hersteller. 

b) Abdruck des Prüfzeichens zwecks Hin- 
weis auf die bestandene Zeichenprüfung in 
Preislisten oder anderen Drucksachen durch 
den Hersteller oder Verkäufer. R 

‘ Das Prüfzeichen darf nur benutzt werden: 

1. für Waren, die die Zeichenprüfung be- 
standen haben; 

2. für Waren, die den unter 1. bezeichneten 
im wesentlichen gleichartig sind, d. h. sich zwar 
hinsichtlich Form, Ausstattung und Nenn- 
spannungsbereich von ihnen unterscheiden 
können, aber mit ihnen hinsichtlich der Ver- 
wendungsweise, der Abmessungen der bean- 
spruchten Teile und des Verhältnisses zu den 
VDE-Bestimmungen übereinstimmen. Bezüg- 
lich Modellreihen vgl. $ 8. 


Die mit dem Prüfzeichen versehenen Waren 
müssen außerdem ein Zeichen tragen, das die 
Feststellung des Ursprungs ermöglicht. 

Die Genehmigung. zur Benutzung des 
Prüfzeichens hat nur so lange Geltung, wie 
die der Zeichenprüfung zugrunde gelegten 
VDE-Bestimmungen gelten. .Die Prüfstelle 
wird die zur Benutzung des Prüfzeichens er- 
mächtigten Hersteller von dem Termin des 
Ablaufs der Gültigkeit schriftlich verständigen. 


$ 8. Modellreihen. 


Bei der Anmeldung einer Modellreihe zur 
Zeichenprüfung brauchen nicht alle Modelle, 
sondern nur dıe nachstehend angegebene An- 
zahl eingesandt werden, jedoch stets das 
kleinste und größte Modell der Reihe: 

Besteht die Reihe aus: 2 bis 4, 6, 10 und 
mehr als 10 Modellen, so sind einzusenden: 2, 3, 
4, 5 Modelle. 

Von den eingesandten Modellen sind Kon- 
struktionszeichnungen in doppelter Ausferti- 
gung einzusenden. 

Als Modellreihe giltin der Regel eine Reihe 
von Waren, die sich nur hinsichtlich der Ab- 
messungen, aber nicht hinsichtlich der Ver- 
wendungsweise, des Aufbaus und des Verhält- 
nisses zu den VDE-Bestimmungen unterschei- 
den. Die Übereinstimmung ist durch Besich- 
tigung, Zeichnungen oder andere Unterlagen 
nachzuweisen; in Zweifelfällen entscheidet die 
Prüfstelle nach eigenem Ermessen. 


$ 9. Prüfungsantrag. 


Die Prüfungsanträge sind in zweifacher 
Ausfertigung an die Prüfstelle zu richten. Es 
empfiehlt sich, daß der Anmelder eine dritte 
Ausfertigung bei seinen Akten behält. In jedem 
Antrag ist anzugeben: : 

1. Art, Zahl und Gewicht der zur Prüfung 
angemeldeten Waren. 

2. Stromart, Frequenz, Spannung und 
Stromstärke, für die die Waren gebaut sind. 

3. Ob Zeichen-, Nach- oder Überprüfun 
der angemeldeten Waren gewünscht ad 
(vgl. $ 2). ; 

4. Obessich um Anmeldung einer Modell- 
reihe handelt (vgl. $ 8). 

5. Ob die „Erklärung“, durch welche der 
Anmelder sich mit den von der Prüfstelle ge- 
stellten Bedingungen einverstanden erklärt, 
dem Antrag mit Unterschrift versehen beige- 
fügt ist, oder ob solche „Erklärung“ der Prüf- 
stelle bereits früher eingereicht wurde. 

6. Ob die Prüfung in den Werkstätten des 
Anmelders angenommen werden kann (vgl. 
$ 3), ob dies gewünscht wird, und wann die 
Prüfung in den Werkstätten stattfinden kann. 

.,7. Ob die Waren bereits ein Ursprungs- 
zeichen aufweisen, und im bejahenden Falle, 
was für eines. 

..8. Ob eine Transportversicherung für die 
Rücksendung der Waren gewünscht wird. 


| eingesetzten Beirates. 


9. Genaue Adresse für die Rücksendung 
der geprüften. Waren. Een, 

10. Ob der Anmelder Hersteller von elek- 
troteehnischen Waren ist, und wo sich seine 
Werkstätten in Deutschland befinden, oder 
oberein in Deutschland ansässiger Bevollmäch- 
tigter eines ausländischen Herstellers ist. 

11. Ob der Anmelder Mitglied eines der 


an der Gründung der Prüfstelle beteiligten Ver- 


bände ist oder nicht. 
$-10. Veröffentlichungen. 


Die Veröffentliehungen der Prüfstelle er- 
folgen in der „ETZ‘ unter ‚Vereinsnach- 
richten“. ö FANG 


Ausden vorstehenden Prüfungsbedingungen 
ergeben sich die grundlegenden Ideen, die bei 
der Verwirklichung der Prüfstelle maßgebend 
waren, so klar, daß es wohl nur einiger weniger 
Erläuterungen hierzu bedarf. Diese Prüfungs- 
bedingungen sind das Ergebnis von Beratungen 
des vom Vorstande des VDE für die Prüfstelle 
Dieser setzt sich aus 
Vertretern der interessierten Vereine und Ver- 
bände, die ihre Delegierten jedoch selbst be- 
nannt haben, zusammen: 


Elektro-Großhändler-Vereinigung 
Deutschlands, Berlin N 
rotheenstr. 11 

Kraushaar, i. Fa. Herm. Alb. Bumke, 
Berlin SW 68, Charlottenstr. 96. 

Verband Deutscher Elektro-Instal- 
lationsfirmen, 
Scheffelstr. 1. BE ! 

Gg. Montanus, Fabrikbesitzer, Frank- 
furt a. M., Hammelsgasse 12. 
Verband Deutscher Elektrotechniker 
Berlin W 57, Potsdamer Str. 68 III 
Dr.sing. e.h. Dettmar Generalsekre- 
täT, 
Geh. Baurat Prof. Dr. Dr. ug. e. h. 
Klingenberg, Berlin NW 40, Frie- 
drich-Karl-Ufer 2/4. 


2. Dezember 1920. 


7, Do- 


Frankfurt a. M., 


Oberingenieur Vogel, Kattowitz O/8., _ 


Wilhelmsplatz 12. 
Direktor Weımer, 
Bln., SSW. 
Vereinigung der Elektrizitätswerke, 
Berlin SW 48, Wilhelmstr. 37. 
Passavant, Dr. Direktor der BEW., 
Berlin NW, Schiffbauerdamm 22. 
Zentralverband der deutschen elek- 
trotechnischen Industrie, Berlin 
W 10, Corneliusstr. 3. 
Dr.E.Adler, Berlin W 10, Corneliusstr.3. 
Oberingenieur Hermanni, i. Fa. All- 
gemeine Elektrieitäts-Gesellschaft, 
Apparatefabrik, Berlin N 


Siemensstadt b. 


Direktor Dr. Hirschmann, Berlin NW; 


Ziegelstr. 30. 


Dr. Max Levy, i. Fa. Dr. Max Levy, 


Fabrik elektrischer Maschinen ‘und 
Apparate, Berlin N 65. 

Direktor Schneider, i. 
theus, Fabrik elektrischer Koch- 
und Heizapparate G. m. b. H,, 
Frankfurt a. M. - 

Kommerzienrat Schuchardt, ı. Fa. 
Thiel & Schuchardt, Metallwaren- 


fabrik vorm. Georg Thiel, Ruhla 


TSalhr 


Als Vorsitzender des Beirats ist Herr 


Geh. Baurat Prof. Dr.Sjng. e. h. Klingenberg 


tätig. : 

Dieser Beirat konnte sich bei seinen Ar- 
beiten auf sehr umfangreiche bis zum Jahre 
1913 zurückreichende Vorarbeiten eines vom 
Vorstande des VDE eingesetzten kleinen, vor- 
bereitenden Ausschusses stützen, der aus fol- 
genden Herren bestanden hat: 

Direktor Bannwarth. 
Dr. Sng. Dettmar. 
Direktor Dr. Hirschmann. 
Geh. Baurat Prof. Dr.-Sng. Klingenberg. 
Dr. Max Levy. 

Direktor Dr. Meinhardt. — 
Fabrikbesitzer Montanus. 
Direktor Dr. Passavant. 
Fabrikbesitzer Schuchardt. 

Karl Friedrich von Siemens. 
Dr.sng, H. Voigt. 

Die Prüfstelle richtet ein Laboratorium 
ein, das nur für die Prüfung von Abmessungen 
und für Spannungsprüfungen dient. Alle Prü- 
fungen, dıe größere Einrichtungen erfordern, 
sollen nicht im eigenen Laboratorium ausge- 
führt werden, sondern es ist in Aussicht ge- 
nommen, die vorhandenen amtlichen Labo- 
ratorien heranzuziehen. 
lisch-Technischen Reichsanstalt bestehen be- 
kanntlich noch die elektrischen Prüfämter: 

1 Du Bau i. Th., Elektrisches Staatsprüf- 
amt, 

2. Hamburg, Jungiusstr., > 

3. München, Zweibrückenstr. 33a, 


Fa. Prome- 


Neben der Physika- | 


en ee A I 


2. Dezember 1920. 


4. Nürnberg, Bayer. Laıdesgewerbeanstalt, 
5. Chemnitz, Neustädter Markt 14a, 
6. Frankfurt a. M., Neue Mainzer Str. 19und 
7. Bremen, Große Hundestr. 15 Ill. 


Diese vorstehend aufgeführten Laborato- 
rien sind für die hier in Frage kommenden Ar- 
beiten auf das beste eingerichtet und verfügen 
auch über das für die Durchführung notwendige 
Personal. Sie werden gemäß besonderer Ver- 
einbarung für die Prüfstelle des VDE die Ar- 
beiten durehführen und dieser die Prüfscheine, 
in denen die Ergebnisse niedergelegt sind, über- 
mitteln, so daß die Prüfstelle auf Grund dieser 
Unterlagen ihre Entschließungen über Ertei- 
lung des Prüfzeichens an die Hersteller fassen 
kann. Die Physikalisch-Technische Reichs- 
anstalt und die 7 Prüfämter führen ihre Prü- 
fungen aber wiederum auf Grund der vom Ver- 
‚band aufgestellten Vorschriften usw. sowie an 
Händ der vom Verband geschaffenen. Prüf- 
scheine aus, so daß auf diese Weise eine Ein- 
heitlichkeit in der Durchführung an den ge- 
nannten 8 Stellen gesichertist. Durch eine stän- 
dige, innige Verbindung zwischen den amtlichen 
Stellen, der Prüfstelle und den jeweils in Frage 
kommenden Kommissionen des Verbandes wird 
dafür gesorgt werden, daß eine Einheitlichkeit 
in der Durchführung und Auslegung sicher er- 
zielt wird. Soweit Unklarheiten etwa auftreten 
könnten, ist beabsichtigt, durch Heranziehung 
von Mitgliedern der Kommissionen und der 
Prüfämter diese zu klären und im Notfalle den 
Beirat der Prüfstelle zur Entscheidung heran- 
zuziehen. Es wird ganz besonderer Wert darauf 
gelegt werden, daß die Erfahrungen der Prüf- 
stelle und der die Prüfung zum Teil ausführen- 
den Prüfämter hinsichtlich Verbesserung und 
Vervollständigung der Verbandsbestimmungen, 
verwertet werden. Wie überhaupt der Grund- 
satz zur Durchführung kommen soll, tunlichst 
enges Zusammenarbeiten aller bei der Durch- 
führung der Prüfungen in Frage kommenden 
Stellen zu erreichen. 


Es ist vorgesehen, daß das Prüfzeichen 
nieht nur auf der Ware angebracht werden darf, 
sondern es ist auch in Aussicht genommen, es 
in den Preislisten oder anderen Drucksachen 
zur Kenntlichmachung der den Verbandsbe- 
stimmungen entsprechenden Erzeugnisse zu 
benutzen, um auf diese Weise schon bei der 
Auswahl der zu verwendenden Apparate_bei 
der Projektierung und Bestellung auf die Ver- 
wendung verbandsmäßiger Erzeugnisse hinzu- 
wirken. 

Zur Erleichterung für die Industrie, ist dem 
aus ihren Kreisen heraus ausgesprochenen 
Wunsche nachkommend, vorgesehen worden, 
daß bei ganzen Modellreihen in der Regel 
nieht alle Modelle zur Prüfung eingereicht zu 
werden brauchen, sofern essich um ganz gleich- 
artig gebaute Erzeugnisse handelt. Letzteres 
ist durch Einreichung der Konstruktionszeich- 
nungen nachzuweisen. In vereinzelten Fällen 
wird davon _abgewichen werden, z. B. bei 
Schmelzsicherungen, da es dort vorkommen 
kann, daß zwischenliegende Größen versagen 
können, wenn die kleineren und größeren 
richtig arbeiten. 

Über die Kosten der Prüfungen ist ein 
besonderer Tarif aufgestellt, den die. Prüfstelle 
auf Wunsch abgibt. Dabei ist grundsätzlich 
der Unterschied gemacht, daß es der 
Verbände, die sich bereit erklärt aben, die 
finanzielle Grundlage für die Erriehtung der 
Prüfstelle zu sichern, indem sie einen festen 
Beitrag bewilligt haben, einen Vorzug erhalten, 
u. zw. zahlen sie bei der Grundgebühr nur die 
Hälfte und auch bei der Prüfgebühr erhalten 
sie einen niedrigeren Satz. Diese zu den Kosten 
beitragenden Verbände sind: 


Elektro-Großhändler-Vereinigung, 

Verband Deutscher Elektro-Installations- 
firmen, 

Vereinigung der Elektrizitätswerke, 

Zentralverband der deutschen elektrotech- 
nischen Industrie. Be 

Bei ausländischen Herstellern wird natur- 
emäß noch die Valuta berücksichtigt. Bei 
Überprüfungen treten Ermäßigungen der Ge- 
bühren ein, entsprechend der geringeren Mühe, 
die mit solehen Arbeiten verbunden ist. Eben- 
so sind Vergünstigungen vorgesehen für die 
gleichzeitige Prüfung mehrerer Apparate, die 
zu einer Modellreihe gehören. 

Die Prüfstelle bildet in finanzieller Hin- 
sicht eine besondere Abteilung des VDE, und 
es ist der Grundsatz aufgestellt worden, daß sie 
sich finanziell selbst erhalten muß. Mittel des 
VDE, die aus laufenden Beträgen der einzelnen 
Mitglieder stammen, werden grundsätzlich 
nieht für die Erhaltung der Prüfstelle verwen- 
det, da ja der einzelne Elektrotechniker nicht 
direkt mit solehen Ausgaben des Verbandes 
belastet werden Kann. ie Wirksamkeit der 
Prüfstelle erstreckt sieh auf die Kreise der Her- 
steller, Händler und Verbraucher, und diese 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 48. 


Prüfstelle ist Herr Oberingenieur V. Zimmer- 


in maßgebender Stelle tätig ist, bestimmt. 


hoffentlich auch in Zukunft haben wird, so 
sind natürlich bei diesen Erwägungen auch die 


tauchen hinsichtlich der Ausfuhr der deutschen 
stellten Vorschriften schon immer im Auslande 


einen 
siehtlieh auch behalten werden, so dürfte eine 


nieht nur auf dem deutschen Markte, sondern 
in der ganzen Welt. Esist natürlich auch wohl 


rigkeiten durch die Anbringung des Zeichens 
im 


liches sich in Vorbereitung befindet, wie es hier 


951 


m = 


müssen naturgemäß auch die Mittel für die 
Durchführung der Arbeiten liefern. 

Eine der wichtigsten Angelegenheiten der 
Prüfstelle ist die Auswahl derjenigen Waren- 
gattungen, die für die Prüfung in Frage kom- 
men. Bei der Aufstellung des Prüfungspro- 
grammes ist maßgebend gewesen, daß zunächst 
nur solche Warengattungen ausgewählt werden, 
beidenen die Sicherheithinsichtlich Lebensgefahr 
und Feuersgefahr von besonderer Bedeutung ist, 
und daßessich um Warengattungen handelt, die 
in das große Publikum, d. h. in die Hand des 
Laien kommen. Beisolchen Warengattungen, die 
nur in die Hand von Fachleuten kommen, ist 
das Bedürfnis für eine solche Prüfung kein so 
dringendes, und es bleibt späteren Erwägungen 
überlassen, wie weit solche Warengattungen 
auf das Prüfungsprogramm gesetzt werden 
sollen. Um die Einrichtung der Prüfstelle zu- 
nächst nieht zu groß werden zu lassen, was ge- 
rade bei den augenblicklich schwierigen wirt- 
schaftlichen Verhältnissen von besonderer Be- 
deutung ist, kann nicht mit einem Male ein 
volles Prüfungsprogramm aufgestellt werden. 
Es ist demnach so vorgegangen worden, daß 
einstweilen nur eine Anzahl von Warengattun-. 
gen auf das Programm gestellt wurden und 
dieses Programm dann immer mehr erweitert 
wird. Die Warengattungen, die augenblicklich 
noch nicht zur Prüfung vorgesehen sind, aber 
bald folgen sollen, werden auch schon im Pro- 
gramm mit aufgeführt, damit die Hersteller der- 
selben sich schon darauf einrichten können. Für 
die Auswahl der Warengattungen ist weiterhin 
wichtig, inwieweit die Vorschriften des Verban- 
des durchgebildetsind, undob gegebenenfalls An- 
derungen dieser Bestimmungen in naher Aus- 
sicht sind. Um unnötige Arbeiten und Kosten 
zu ersparen, sollen Warengattungen, deren Ver- 
bandsbestimmungen sich ‚gerade in Anderung 
befinden, bis zu deren Durchführung zurück- 
gestellt werden. Den vorstehenden Erwägun- 
gen entsprechend ist nun zunächst folgendes 
Prüfungsgrogramm aufgestellt worden: 

Es werden zunächst geprüft: 

Sicherungen mit geschlossenem Schmelzein- 
satz bis 60 A. 

Dosenschalter bis 60 A. 

Handlampen. 

Steckvorrichtungen. 

In allererster Linie kommen Sicherungen 
und Dosenschalter in Frage. In einiger Zeit 
wird die Prüfung ausgedehnt werden auf: 

Klingeltransformatoren. 
Handapparate. 

Koch- und Heizgeräte. 
Elektromedizinische Apparate. 
Spielsachen. 

Die Arbeiten der Prüfstelle werden so- 
fort !) aufgenommen werden; als Leiter der 


Koppelungserscheinungen 
bei ungedämpften Schwingungen.!) 


Von W. Burstyn, Berlin. 


Übersicht. Zwecks bequemerer Berechnung 
wird gezeigt, daß und wie jede induktive Koppelung 
durch eine Stromverzweigung zu ersetzen ist. Die 
Fälle der Koppelung eines Schwingungskreises mit 
einer Wechselstromquelle und mit einem eine 
Wechselstromquelle enthaltenden zweiten Schwin- 
gungskreise werden berechnet und die „Freguenz- 
diagramme“ (scheinbarer Widerstand bzw. schein- 
bare Leitfähigkeit als Funktion der Frequenz) ent- 
wickelt. Die Ergebnisse werden für die „frequenz- 
feste“ und die „selbststeuernde” Wechselstrom- 
quelle besprochen. Es ergibt sich, daß zwei gekop- 
pelte Kreise zwei Eigenfrequenzen besitzen, die den 
Koppelungswellen bei gedämpften Schwingungen 
entsprechen. Die Erscheinung des .Ziehens“ und 
der umschnappenden Abstimmkurve beim Poulsen- 
und Röhrensender wird aufgeklärt. 


Einleitung. 


Die Koppelungserscheinungen bei ge- 
dämpften Schwingungen sind ausführlich un- 
tersucht und jedem Ingenieur der drahtlosen 
Telegraphie geläufig. Merkwürdigerweise gilt 
dies in viel geringerem Grade von den Erschei- 
nungen, die unter denselben Verhältnissen bei 
ungedämpften Schwingungen auftreten. Zen - 
neck berührt sie in seinem ‚Lehrbuch‘ kaum.?) 
7. B. konnte ieh nirgends Aufklärung über eine 
sehr eigentümliche - Erscheinung finden, die 
man beim Messen der Welle einer Poulsen- 
lampe unter Umständen beobachten kann und 
die ich gelegentlich einer Besprechung des 
Zenneckschen Lehrbuches®?) erwähnt habe. 
Der Wunsch, diese Beobachtung zu erklären, 
hat die nachstehenden Untersuchungen veran- 
laßt. Die Ergebnisse dürften nicht nur für die 
drahtlose Telegraphie, sondern auch für andere 
Gebiete der Wechselstromtechnik von Inter- 
esse sein. 


Eigenschaften der Wechselstrom- 
E quellen. 


Einfacher Untersuchung zugänglich und 
praktisch wiehtig sind nur die Grenzfälle: Die 
Wechselstromquelle mit fester Eigenfrequenz 
und die ohne Eigenfrequenz. Die erste wird 
durch eine mit unveränderlicher Geschwindig- 
keit laufenden Wechselstromdynamo, durch 
sehr lose Koppelung mit einem beliebigen 
Kreise unveränderlicher Frequenz oder durch 
einen Röhrensender mit (durch eine andere 
Wechselstromquelle) gesteuertem Gitter ver- 
körpert, die zweite durch einen Röhrensender 
mit Rüekkoppelung oder noch klarer durch 
eine Poulsenlampe. 

Die Schwingungserzeuger der letzteren 
Art werden mit Gleichstrom betrieben und von 
dem Sehwingungskreise gesteuert, der ihnen 
parallel geschaltet ist. Ihre Wirkungsweise 
sleicht einigermaßen der des Ankerganges einer 
Pendeluhr, wobei die Antriebskraft den Gleich- 
strom, das Pendel den Schwingungskreis wie- 
dergibt. Der Vergleich macht ohne theoreti- 
schen Nachweis verständlich, daß Schwingun- 
gen nicht mehr zustandekommen, wenn der 
Sehwingungskreis (z. B. durch Einfügung eines 
Widerstandes) zu sehr gedämpft wird. 

Bei mehreren Versuchen, die ich?) mit 
einer Poulsenlampe ohne Magnetfeld in der 
Schaltung nach Abb. 1 anstellte, zeigte sich, 


mann, der schon seit 8 Jahren beim VDE 


Bei der Schaffung des Prüfzeichens ging 
man naturgemäß von den Bedürfnissen des 
deutschen Marktes aus. Da aber die deutsche 
Elektrotechnik schon immer sehr eingehende 
Verbindungen mit dem Auslande hatte und sie 


Fragen studiert worden, die ohne weiteres auf- 


Erzeugnisse. Da aber die vom VDE aufge- 


guten Namen geh ..bt haben und voraus- 
Bescheinigung, daß die Ware den VDE-Bestim- 
mungen entspricht, eine große Empfehlung 
sein. Es ist zu hoffen, daß das Prüfzeichen des 
VDE eine Qualitätsmarke werden wird, u. zw. 


+ x - 
W 


überlegt worden, daß gegebenenfalls Schwie- Abb. 1. 
Auslande entstehen können; es ist jedoch 
anzunehmen, daß allmählich wieder die Ver- 
nunft in der Welt zur Geltung kommen wird. 

Da in letzter Zeitin anderen Ländern ähn- 


daß die Stärke des Schwingungsstromes i 
(Abb. 2) langsam abnahm, wenn ein in den 
Kreis gefügter Widerstand W erhöht wurde. 
Hierbei betrug der Kondensator 0,1 uF und 
die Wellenlänge 1200 m. Die berechnete Kurve 
der Leistung A nähert sich einem Maximum, 
das sich nie erreichen ließ; schon vorher wurde 
der Bogen unruhig, er erlosch oder wurde inak- 
tiv bei etwa 6 ©. Messung und Überlegung 
lassen annehmen, daß das Leistungsmaximum 
eintreten müßte, wenn der Dämpfungswider- 
stand des Kreises gleich dem Wechselstrom- 


schon seit 1913 fest geplant war und infolge des_ 
Krieges erst jetzt zur Ausführung kommt, so 
kann damit gerechnet werden, daß in einiger 
Zeit einmal eine gewisse Gegenseitigkeit der 
Anerkennung solcher und ähnlicher Kenn- 
zeichen durchgeführt wird. Zu solehen Ver- 
handlungen würde der, VDE natürlich bereit 
sein, da er von dem Gesichtspunkte ausgeht, 
ie großzügiger die Frage gelöst wird, um so 
esser dürfte es für alle Beteiligten sein. 


') Ringegangen am 20. VI. 1920. 5 

2) Bei der Schaltung des Poulsensenrders sagt er in 
Anmerkung: „Es wird meist angegeben, daß „von den bei- 
den Koppeiurgswellen“ bald die eine, bald die andere auf- 
trete Es ist mir indeß nicht bekannt, ob jemals nachge- 
wiesen wurde. daß dıe heiden Schwingungen, die beim 
Poulsensender alıwechselungrweise entstehen können, iden- 
tisch sind mit den beiden Schwingungen. die bei der Krp- 
pelung gedämpfter Schwingung gleichzeitig vorhanden 


sind 
s) „ETZ* 1909, S. 1219. p 
; *) Im Jahre 1,06 im Wiener Elektrotechnischen Iu 
stitut. 


1) Siehe „ETZ* 1920, S 881. 


952 


;_——mm——————————————————— 


widerstande des Lichtbogens wird. Dann 
würde hier der gesamte Dämpfungswiderstand 
etwa 130 betragen; das ist aber gerade so viel, 
daß das Dekrement des Kreises 2x erreicht 
und der Kreis aperiodisch wird. Daraus ergibt 


won 

60 
Amp. 
A=-U2W 
075 
[4 
T W 
7 J 4 5 6.82 
Abb. 2. 


sich folgende Regel: Wenn man dem Schwin- 
gungskreise der Poulsenlampe immer mehr. 
Leistung entzieht, so hören die Schwingungen 
auf, bevor die Leistung ihr Maximum und das 
Dekrement des Kreises (ohne Liehtbogen) die 
Größe n erreicht. 

Das gleiche Gesetz dürfte für alle frequenz- 
losen, selbststeuernden Schwingungserzeuger 
gelten. 


Ersatz der Koppelung durch Strom- 
verzweigung. 

Jede induktive Koppelung läßt sich durch 
eine Stromverzweigung ersetzen, ohne daß das 
Wesen der auftretenden Erscheinungen geän- 
dert wird. 

Wie man dabei vorzugehen hat, sei an 
einem Beispiele erläutert. Ein Schwingungs- 
kreis LO (Abb. 3a), der den Reihenwiderstand W 


(7-M)P 
mr 


und den Nebenschlußwiderstand W’ enthält, 
ist mit einer Selbstinduktion P lose ekoppelt. 
Man trennt zunächst die beiden Selbstinduk- 
tionen in einen Teil mP bzw. nL (Abb. 3b), die 
miteinander vollkommen fest gekoppelt sind, 
und je einen ungekoppelten Teil.!) Hierauf er- 
setzt man den Kreis durch einen anderen, dessen 
Eigenschwingung und Dämpfung die gleichen 
sind, dessen festgekoppelte Selbstinduktion 
aber qnL = mP beträgt (Abb. 3ec); seine ande- 


& 2 6) N 
ren Elemente müssen dabei zu, daW und: 


ebildet werden. Schließlich vereint man dıe 
estgekoppelten Selbstinduktionen, deren En- 
den ja ımmer gleiche Potentialdifferenz auf- 
weisen müssen, und erhält Abb. 3d. Letzteres 
Schaltbild stellt eine reine Stromverzweigung 
dar. Da solche für Beobachtung, Überlegung 
und Rechnung bequemer sind, sollen sie den 
FolBen en Ausführungen zugrunde gelest wer- 
en. 

Das Frequenzdiagramm. 


Bei der Beschreibung der Koppelungs- 
erscheinungen wird eine Diagrammart gute 
Dienste leisten, welche scheinbar bisher nicht 
angewandt worden ist und zunächst an ein- 
fachen Beispielen erläutert werden möge. Die- 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 48. 


in Abhängigkeit von der Frequenz dar. 


& 


Abb. 4. 


Frequenzen 
Phasendiagramm gezeichnet, 
baren : Widerstandes. Es is 


parallelen Ebene. 


az 
An: 


Abb. 5. 


kann das Ohm benutzt werden. Die Kurve R£ 


entsteht durch Addition der Kurven Rz und 
Rc, welche die scheinbaren Widerstände von 
Z und O in Abhängigkeit von der Frequenz ® 


darstellen. Die Kurve Rx geht von — »& über 0 
nach + co und schneidet für die Resonanz- 


frequenz 
E 1 
SEYLE 
die Nullinie. : 
Bildet man das Reziproke von Rk&, 8o er- 
hält man das Frequenzdiagramm der Leit- 
fähigkeit Dx des Kreises (Abb. 6). 
Bei Berücksichtigung 
Dr des Widerstandes W ver- 
schiebt sich die Rk- 
Kurve der Abb. 5 um die 
Größe W in der X-Rich- 
tung (also senkrecht zur 
Zeichenebene), bleibt aber 
eben; in Abb. 6 nähert 
sich die Kurve Dx£ für 
o©=0( und © = oo der Z- 
Achse, bei ®, schneidet 
sie die XZ-Ebene im Ab- 


stande & — I bildet also 


eine Art Schraubenlinie, 
deren Projektion auf die 
YZ-Ebene ein Kreis ist. 

Ähnliche Diagramme 
lassen sich für den schein- 

er 3 baren Widerstand oder die 
scheinbare Leitfähigkeit eines jeden Leiter- 
gebildes aufstellen, das durch Verzweigung 


oder Koppelung aus Stromkreisen zusammen. 
gesetzt ist. 


Abp. 6. 


I Koppelung eines Kreises mit einer Wechsel- 


stromquelle. 


Ein Transformator oder Induktor, welcher 
Streuung besitzt, sei primär’an eine Wechsel- 


') Die Koppelung zweier Spulen erfolgt keineawegs | Stromquelle @ von nicht vernachlässigbarer 
ımmer symmetr'sch; d.,h. es bleibt nicht immer primär und | Selbstinduktion, sekundär an einen Schwin- 
sekundär ein gleicher Teil der Selhstinduktion ungekop- gungskreis angeschlossen 

pelt. Besitzen beide Spulen geometrisch gleiche Wickel- Die Schalt laßtar, : 1 
räume, so erhält man für jede beliebige gegenseitige Lage - ie vchaltung läßt sich durch die nach 
symmetrische Koppelung, m=n. ö Abb. 7 ersetzen. Es bedeutet in derselben 


ses Diagramm stellt den scheinbaren Wider- |; 
stand (Impedanz) eines Gebildes von Leitern 


Abb. 4 zeigt das bekannte Phasendia- 
gramm eines Kreises, der aus SelbstinduktionZ, 
Kapazität © und Ohmschem Widerstand W 


in Hintereinanderschaltung besteht und an 
eine Wechselstromquelle von vernachlässig- 
barem Widerstande gelegt ist. Wählt man die 
Stromstärke J = 1, so stellt die an den Klem- 
men des Kreises entstehende Spannung Ex 
den scheinbaren Widerstand Rx des Kreises 
bei der betreffenden Frequenz dar. Denkt man 
sich nun senkrecht zur Zeichenebene eine nach 
(oder Wellenlängen) eingeteilte 
Z-Achse und für jeden Punkt derselben ein 
so bilden die 
Punkte Ex das Frequenzdiagramm des schein- 
im allgemeinen 
eine Raumkurve; hier liegt sie in einer zu YZ 
In vielen Fällen kann man 
die Ohmschen Widerstände in erster Annähe- 
rung vernachlässigen; das Frequenzdiagramm 
wird dann zu einer in der YZ-Ebene liegenden 
Kurve (Rx, Abb. 5). Als Einheit der Ordinate 


L_ die Selbstinduktion des Transf 
kL deren festgekoppelten Teil, 
(1— k)L deren ungekoppelten Teil, 
 L, die Selbstinduktion von G, 4 
L, die Selbstinduktion des Schwin 

kreises, 


0 die Kapazität des Schwingungskreises. 


2) 


26% 


(FILE 


Abb. 7. 


* F? Für diefBereehnung\ wird? L,; + (L—'k)Z 
= Mund L, +(1—-k)L= N gesetzt. 

Die Konstruktion des Frequenzdiagramms 
zeigt Abb. 8. In derselben ist beispielsweise 
L, =, und kL = 2 M angenommen. 


Hoch 
..- 
... 
.- 


za Rn ET 


— —— Lok von (MC) 


a nern 

ne LEHE) 

Berne wio 

en „_M 
Gesommwid 
Abb. 8, 


es außer der Frequenz 0, (d. i. Gleichstrom) 
zwei ausgezeichnete Frequenzen: Bei der einen, 


Erstere Frequenz ist nichts anderes als die 
Eigenschwingung des Kreises (kL, N, 0), 
ES 1 
I 
"IE ID ONE 
Bei derselben tritt bekanntlich Stromreso- 
nanz auf, der Kreis sperrt einen Strom dieser 
Frequenz ab. 


ie Frequenz w, ergibt sich, indem man 
den scheinbaren Widerstand des Systems 


R=oM+ - @ 
- OEL OEN—— 2“ 
gleich Null setzt, zu 
RE kL+M 
IT CKLM+KLN+MN) 


tor, dessen Frequenz geändert wird, so läßt sich 
aus der Kurve von R; die Stromaufnahme des 
Systems für jede Frequenz ablesen. DerStrom 
sinkt mit zunehmender Frequenz von © (bzw. 
dem durch die Ohmschen Widerstände 
nen Werte) bis auf 0, \ 
und sinkt weiterhin angenähert proportional 
mit der Frequenz. 

Eine ähnliche Abstimmkurve erhält man, 


wird. ER 

_ Als frequenzlose Wechselstromquelle kommt 
hier nur der Röhrensender in Betracht, da sich 
eine Poulsenlampe in der Schaltung nach 
Abb. 7 nicht betreiben läßt; er stellt sich auf 
die Frequenz w, ein. x 


Spezialfälle. 


1. Ein Kondensator sei über einen streuen- 
den Transformator an eine Wechselstromquelle 
G von vernachlässigbarem inneren Widerstande 


gelegt. Dann wird in Abb. 7 L, =L=(0,. 
; 1 

DE -—— (4 

Se IV TER / 

und O0 er .(5 
ES 2; 


Dieser Fall wird angenähert verwirklicht, 
wenn man einen Röhrensender in der Schal- 


) Wie diesauch Zenneck 


ı 
Le 
Telegraphie, 3. Aufl., S. 123, 


hrbuch für drahtlose 
Anm.) angibt. r ge 


eu: 


Bedeutet @ einen frequenzfesten Genera- 


gegebe- 
steigt dann wieder auf©o . 


I. 


2. Dezember 1920. E 


ormators: 


gungS- 2 


EEE DE SE 24 een RR nn SEE 229 


Wie man aus dem Diagramm’ersieht, gibt 


@9, ist der gesamte scheinbare Widerstand 
des Systems +00, bei der anderen, oı ist er 0. ; 


kn i 


OR 


wenn die Frequenz der Wechselstromquelleun- 
geändert bleibt und der Kondensator © variiert 


BER! 


PETER. RL ERDE DENE ERLLET NOSRE URN 170719 


 - 9) = 


2. Dezember 1920.' 


tung nach Abb. 9 betreibt, in welcher t eine 
Transmitterspule von hohem Übersetzungsver- 
hältnis und c einen Drehkondensator bedeutet, 
Bei geeigneter Wahl der Verhältnisse läßt sich 
durch Änderung von 
e die Schwingungszahl 2 
innerhalb des ganzen 
Bereichs der hörbaren 
Töneeinstellen und z.B. 
durch ein Telephon h 
abhören. 


Abb. 9. 


Abb. 10. 


2. Ein$Kondensator sei über einen streu- 
ungslosen Transformator an eine Wechsel- 
stromquelle von vernachlässigbarem Wider- 
stande gelegt. Dann wird in Abb. EZ 
und %k = 1; die Anordnung entspricht der Pa- 
rallelschaltung von Selbstinduktion und Ka- 
pazität. Abb. 10 zeigt das Frequenzdiagramm 
des Widerstandes. Es besitzt nur einen ausge- 
Ben Punkt, den der Stromresonanz bei 


II, Koppelung zweier Kreise. 


A. Allgemeines. 


. „Der allgemeinste Fall der Koppelung 
zweier Kreise entspricht der Schaltung nach 
Abb. 11. Die Ohmschen Widerstände seien so 


. 


Abb. 11. 


gering, daß sie die Eigenfrequenz der Kreise 

nicht merkbar beeinflussen und zunächst außer 

Acht gelassen werden können. 

Der scheinbare Widerstand des Systems 
für einen von @ gelieferten Strom beträgt nach 

bekannter Regel 


1 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 48. 


N=0| 


quenz des Primärkreises ist &% =-—— , die 


des Sekundärkreises & = n.%). Gl. (7) geht 


dadurch über in 
 ra-9-G-)utm+ı 


Rs = ‚„ (0 
elle 
Gl. (9) in 


a RFLEV@TFPFIRR 
1a 2n2(ı —k) 


.. Für n= 1 (Abstimmung der Kreise auf- 
einander, „Resonanz‘‘) erhält man 


. Wp. (11 


1 
————,$p: (12 
VERBe 

Es sind dies dieselben Formeln, welche die 
Koppelungswellen bei gedämpiten Schwingun- 


019 


Abb. 12. 


gen angeben. Die beiden Resonanz- 
‚schwingungen bei ungedämpiten Wel- 
len entsprechen den Koppelungs- 
schwingungen bei 
- In Abb. 13 ist das Frequenzdiagramm des 
Widerstandes Rs für n = 1 graphisch ent- 
wickelt, in Abb. 14 zugleich mit dem für n=1,5 
in doppeltem Maßstabe eingezeichnet, wobei 
=; 
£ Die Kurve von Rs behält angenähert den- 
‘selben Charakter, wie immer k und n gewählt 
sein mögen. Die Resonanzpunkte ®, und @, 
umschließen stets ©, und ws und liegen um so 
weiter auseinander, je verschiedener ®p und 
@s sind. 

Bedeutet in Abb. 11 @ einen. frequenz- 
festen Generator, so ist aus dem Diagramm von 
Rs die Stromaufnahme des Systems tür eıne 
beliebige Generatorirequenz abzulesen. An 
den Resonanzpunkten ®; und ®, beträgt sıe 
natürlich nıcut ©, sondern wırd durch die 
Ohmschen Wiıderstände begrenzt. 

Ist hingegen @ eine Poulsenlampe, so 
schwingt dieselbe stabıl entweder mut der 
Frequenz ®, oder w,. Wird z. B. eın Luttdraht 

"mit mıttlerem Kopplungsgrade von einer Poul- 


und @% = 1 gesetzt ist. 


I 
am oa 1 , 6 senlampe betrieben, so können — ob genaue 
Sn Ale 1 Abstımmung vorhanden ıst oder nicht — zwei 
2 OP — — verschiedene Wellen zustande kommen.Welche, 
ob das hängt von den Anfangsbedıngungen ab. 
was sich umformen läßt zu Infolgedessen kann es geschehen, daß beı einem 
2, etadmp+n+rn-elmtntL@tnltI, -».,..g 


Setzt man Rs, also den Zähler von 7, gleich, 
Null, so erhält man die Resonanzfrequenz des 
Systems, @19- 


ovale ptN—1] 


zufälligen Aussetzen des Lichtbogens die 
Schwingungen von der einen auf dıe andere 
Wellenlänge springen.!) 


(8 


[N 
Übersichtlicher wird diese Formel, wenn 
man die Frequenzen des ungekoppelten Primär- 
bzw. Sekundärkreises 


1 / 
a 
’T yalm+q) 
We ————, 
vb(p+9 
und den Koppelungskoeffizienten 


Je REAL TEEN 
| Vm+y(p+q 
einführt. Man erhält dann 


0p?-+ 0? V (op? — @s?) +4 @p? 0? k? 
2(1— k2) 


Außerdem gibt es noch eine dritte ausge- 
zeichnete Frequenz, für welche Rs = © und 
der Nenner von (8) Null wird. Sie ist gleich ws. 

“ Aus (9) geht hervor, daß die Resonanz- 
erscheinungen nur von den Eigenfrequenzen 
der ungekoppelten Kreise und dem Koppe- 
“ Jungsgrade abhängen, nicht aber z. B. davon, 
ob die Koppelung symmetrisch ist. Wegen der 
bequemeren Bezeichnungsweise soll weiterhin 
meh? Koppelung zugrunde gelegt wer- 
en. 


B. Symmetrische Koppelung (Abb. 12). 


Der Primärkreis Z, 0 ist mit dem Sekun- 
därkreis L, n? 0 im Grade k gekoppelt. Die Fre- 


(9 


= 


, _ amty)+bp+N)+VaemtgFRpt N? -amptntrd] 
Dept. 2ablm(p+gN-+paql 7 


- Während also bei der Koppelung eines 
Sekundärkreises mit einem tunkenerregten 
Sender dıe beiden Koppelungsschwingungen 
gleichzeitig vorhanden sınd, entstehen sıe 
bei der Koppelung mıt einem Poulsensender 
oder dergl. wahlweise. 


lc. Stromverteilung in zwei abgestimm- 


ten Kreisen. 


Wieso ein gekoppeltes System zwei Eigen- 
frequenzen besıtzen kann, erkennt man am 
besten aus der Stromverteılung beı abgestimm- 
ten Kreisen. In Abb, 15 ıst sie durch Pieile an- 
gedeutet: Bei der kurzen Welle (Abb. 15a, 
Frequenz ®,) bleibt dıe Koppelungsspule 
stromlos, Prımär- und Sekundäikreis weıden 
von gleichen Strömen gleicher Rıchtung durch- 
flossen; beı der langen Welle (Abb. 15 b, Fre- 
quenz ®,)ist der Strom im Primär- und Sekun- 
därkreis zwar auch gleich, hat aber entgegen- 
gesetzte Rıchtung und die Koppelungsspule 
führt den doppelten Strom. iR, 

Diese klare Stromverzweigung wird etwas 
getrübt, wenn dıe beiden Kreise dämpfende 
Widerstände besitzen, und sie gilt überhaupt 


 nıcht mehr, wenn dıe Kreise gegeneinander ver- 


stimmt sind, 


D. Primärkreis und Wellenmesser. 


Wenn man einen funkenerregten Schwin- 
gungskreis mit einem Wellenmesser unter- 


N Vgl. die eingangs erwähnte Anmerkung Zen- 
neck». . 


gedämpften Wellen. | 


953 


sucht, so erhält man eine Abstimmkurve 
(Stromaufnahme ö des Wellenmessers als Funk- 
tion seiner Eigenwelle A), die unter allen Um- 


i / 
/ 
L / 
/ / 
/ 
en Wid. vonL — — — Leif von kl 
Re 72 =— — 0 ns lLCHL) 
Br en nn .C =———WiR re 
Een u "(L,C) Rs 
u LE" ” 


— 7, fürn=7 


——— ı 


[4 ” 75 
Abb. 14, 


ständen ein Maximum besitzt, welches mit zu- 
nehmender Koppelung stumpfer wird. 

Bei einem Poulsensender besitzt die Ab- 
stimmkurve bei sehr loser Koppelung zwar 
auch nur ein scharfes Maximum; koppelt man 
aber fester,!) so erhält man im allgemeinen 
zwei verschiedene Abstimmkurven (Abb. 16), 


| 


Ao 
Abb. 16. 


Abb, 15. 


je nachdem, ob man den Wellenmesser von 
der Seite kurzer oder langer Wellen aus zur 
Stelle der Abstimmung dreht. Ein Stück jen- 
seits der richtigen Wellenlänge springt die eine 
Kurve in die andere über.?) 


1) Die Grenze dürfte bei k?= 
2) Die Abbildung bezieht sich auf einen Versuch, bei 
welchem 4, = 1830 ın, k= und das Dekrement des Se- 


kundärkreises etwa 0,05 betrug. Die Werte der Ordinaten 
sind nur geschätzt. 


—- 2 
ae) liegen. 


954 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Die genaue mathematische Behandlung 
der Aufgabe, diese: sonderbare Abstimmkurve 
zu erklären, wäre sehr umständlich, Die nach- 
stehende angenäherte Berechnung genügt aber 
völlig zur Erkenntnis der Vorgänge. 

Der Widerstand des Systems in den Reso- 
nanzlagen, um die es sich hier handelt, ist ein 
rein ÖOhmscher. Er setzt sich zusammen 
(Abb. 17) aus dem Widerstande W» des Pri- 


Wp RS 


Alıb. 17. 


märkreises einschließlich des Generators und 
dem veränderlichen fiktiven‘ Widerstande TU, 
der, in den Primärkreis eingefügt, den Wider- 
stand Ws des Sekundärkreises (Wellenmessers) 
ersetzt. Anus 


3 15? r B) 7 f 
folgt (ER: TR WWW. 3 el 
» 


Die Stromverzweigung im System ist von 
den Ohmschen Widerständen fast unabhängig; 
daher ist 


REF RE: PLZ 
op onkL+|ontı mE — 
(22) n? k 
7 RR (13 
ee en ae 
( B; ) N 1 

Die aus (10), (12) und (13) berechneten Werte 
für @» und Dj, sind in Abb. 18 als Kurven 


U — 1 


nl 


7 2 
Ahb: 18. 


mit n als Abszisse dargestellt, wobei wieder 
k= 6° 0p = l und Ws = 1 angenommen ist. 
0) 


Fürn = lergibtsich U, = U, = Ws; bei stei- 
gendem n wird aber U, bei sinkendem U, 
rasch ein Vielfaches dieses Wertes. 

Nun verhält sich ein Poulsengenerator an- 
genähert wie eine. Wechselstromquelle mit 
innerem Widerstande. Dieser innere Wider- 
stand ist bei großen Generatoren, die fast ohne 
Vorschaltwiderstand von einer Akkumulatoren - 
batterie gespeist werden, sehr klein, bei kleinen 
Generatoren aber beträchtlich, wie dies aus 
der Kurve von i der Abb. 2 hervorgeht. In 
ersterer Annäherung ist Wp als konstant anzu- 
sehen. Da R= W» + UT, geben die Kurven 
für U auch das Bild von R, wenn man sich die 
Abszissenachse entsprechend tiefer denkt. 

Stellt man daher den Wellenmesser auf 
kleines n (kurze Wellen)ein, soist R, sehr groß, 
R, klein ; es kann nur die Frequenz ®, zustande 
kommen und bleibt beim Weiterdrehen bis 
über n = 1 erhalten. Dabei sinkt zwar ip, is 
steigt aber wegen des Wachsens von 4, immer 
mehr, so daß man sich einem Maximum der 
Resonanzkurve zu nähern vermeint. 
lich wird R, so groß, daß die Schwingungen 
aussetzen und der Generator auf ©, umspringt. 
Beim Zurückdrehen des Wellenmessers findet 
der umgekehrte Vorgang statt. So entsteht 
die „Resonanzkurve“ der Abb. 16, deren Äste 
also den Schwingungszuständen ©, und ®, ent- 
sprechen. 


Bei einem Versuche (i — 1830 m, k— +) 


trat das Umschnappen mit Sicherheit ein, 
wenn man den bei ‚„‚Resonanz‘“ auf 50° stehen- 
den Wellenmesser auf 32° bzw. 70° drehte. 
Wurde die (etwa 0,05 betragende) Dämpfung 
des Wellenmessers durch Einfügen eines Wider- 
standes um etwa die Hälfte vermehrt, so er- 
folgte das Umsehnappen schon bei 40° bzw. 
60°. Immer erfolgte es bei derselben Primär- 


Schließ- |]. 


stromstärke, wie auch Sekundärkreis und Kop- 
pelung beschaffen sein mochten. Wurde der 


Primärstrom durch Einfügen von Widerstand 


in den Primärkreis ebenso sehr geschwächt, so 
erloschen die Schwingungen. Die mit einem 
entfernt aufgestellten Empfänger gemessenen 
Wellenlängen entsprachen der Abb. 18. Damit 
ist die Richtigkeit der obigen Erklärung be- 
wiesen). 


III. Koppelung von 3 und mehr Kreisen. 


Die Erscheinungen, die bei der Koppelung 
von mehr als 2 Kreisen auftreten, sind der rech- 
nerischen Behandlung kaum mehr zugänglich. 
Unter allen Umständen kann man aber in der 
angegebenen Weise ein Frequenzdiagramm ent- 
wickeln und die Resonanzpunkte durch Inter- 
polation finden. Z. B. entspricht das Frequenz- 
diagramm Abb. 20 der Schaltung nach Abb. 19; 


Abb. 19, ! 
dabei besitzen alle 3 Kreise gleiche Eigenfre- 


quenz und sind zu je 16% miteinander ge- 
koppelt. 


Abb. 20. 


Im allgemeinen läßt sich aussagen, daß 
die Zahl der Eigenfrequenzen eines gekoppelten 
Systems gleich der Zahl seiner Kreise ist. 


Zur Berechnung von Drosselspulen. 
| Von J. Hak, Brünn. 


Übersicht. Die Induktivität einer kurzen weiten 
Spule ohne Eisen ist bekanntlich durch die Stefansche 
Formel ausgedrückt, in der neben den Spulendimen- 
sionen zwei Zahlenfaktoren vorkommen. Ungeachtet 
der mühsamen mathematischen Behandlung könnte 
diese Formel nur schwierig zur Bestimmung der Spulen- 
dimensionen bei gegebener Induktivität dienen. Empi- 
rische Formel wurde von Herrn Korndörfer?) angegeben, 
die sehr gute Resultate liefert, sich aber doch auf den 
Fall der gegebenen Stromstärke beschränkt und einen 
für alle Fälle der Spulen mit oder ohne Kühlkanäle 
gleichen Raumfaktor voraussetzt. Es soll im folgenden 
gezeigt werden, daß man mit Hilfe von gewisser Art 
von Rechentafeln direkt die genaue Stefansche und 
im Falle von Plattenspulen die Spielreinsche Formel zur 
Berechnung von Spulendimensionen bei gegebener 


Stromstärke oder gegebenem Widerstand anwenden 


kann. Dabei wird auch der für verschiedene Draht- 
stärke sich ändernde Raumfaktor?) berücksichtigt, 


Bezeichnungen: 
L Selbstinduktivität in _Millihenry. 


D — Mittlerer Durchmesser der Spule in em. 
ad — achsiale Ausdehnung des Wicklungs- 
rechtecks in em. i 
r — radiale Ausdehnung des Wicklungs- 
rechtecks in cm. N 
n = Windungszahl, 
W = Widerstand der Spule in Ohm. 
d = Durchmesser des besponnenen Drahtes 
in mm. ER 
q. = Kupferquerschnitt in mm? 
ö — Durchmesser des Kupferquerschnittes 
in. mm. rn). & 
i = Stromstärke in Amp. 
F = Raumfaktor. 2 
Yı Ya = Zahlenkoeffizienten der Stefan- 
. „schen Formel. 
y; = Zahlenkoeffizient der Spielreinschen 
Formel. 
e = Belastungsfaktor in Amp/mm?. 
G@ = Kupfergewicht in Kg. 
s — spezifischer Widerstand in Ohm/m/mm. 


1) Daß, wie zu.erwarten. bei Röhrensendern dieselben 
Erscheinungen auftreten, bestätigt die während der Mruck- 
lezung dieses Aufsatzes erschienene Ar! eıt von F Harms 
(„Jahrb. f. draht! Tel. n. Tel.“ 1920, Heft 6). welche das 
„Ziehen“ bei Röhrensendern behandelt Seine Fig. 1, die 
nicht ganz richtig sein dürfte, entspricht obiger Abb. 16, 
seine Fıg. 8 den Kurven U obiger Abb. 18. ; 

\ Vgl. „ETZ“ 1917. 8. 521. 

. 3) Vgl. „ETZ* 1916, 8. 2. „Zur Berechnung ‚elek- 
trischer Wieklungen“ von Georg Meyer, München. 


1920, Heit 48. 


2. Dezember 1920. 


a en in 


Führen. wir.die Koeffizienten $und.y ein- 
so daß i ar ! 


D=EBr, aeyrn 
so kann für y>1 die Stefansche Formel!) 
L-3xDm [+ re 4D.° ee E 
24. D° Wale 


a? ee 
+72 4] 07° 


benutzt werden; sie nimmt die folgende Form % 
an: se 
L=rn2d(yß. = z 


Dabei bezeichnet # (y,ß) die Funktion \ 


2,9 =2ap [+ )In AB 


Y h 
Be re 


in welcher auch die Zahlenkoeffizienten yı 


und 9, nur vom Verhältnis — also von y ab- 


hängig sind. ® 5 
Im folgenden werden wir zwei Fälle unter- 
scheiden, je nachdem die Stromstärke i oder 
der Spulenwiderstand W zur Berechnung der 
Spulendimensionen dienen soll. = hi 
1. Ist die Stromstärke gegeben, so kann 
gesetzt werden: 2 


S 10arc F. 

. v7 r 3 

F ist der Raumfaktor?), welcher den Gehalt 
an Kupfer im Wieklungsquerschnitt = 1 an- 
gibt. .Der Raumfaktor ändert sich mit dem 
Kupferquerschnitt des Drahtes, also auch mit 
der Stromstärke,und hängt von der Isolations- 
dicke des Drahtes und der Konstruktion der 
Spule (ob mit oder ohne Kühlkanäle) ab. Zur 
Konstruktion der Fluchtlinientafel nehmen 
wir einen mittleren, einer Spule ohne Kühl. 


Seidendraht 
(dopp. besp.) 


Baumwolldraht 
(dopp: besp.) 


L#TT 

DS 

N & 
TR RE RENEE N ES ERREERURN 


Tilel?: ra 
2 1.06 731 20 
70 6 12- 
MH 
+60 .r% 
40 50 5 £ I, . « 
40 7 70 2 
"30 ) € 
6 = 
25 4-20. 2 z 
I u 
97 5 5 
20 b: e: 
4 = 
= 2) 00 
15 3 Is € 
15 See 
SR 
70 
2 
er 065 
Bea Er 
IE +27 
FT. 
6 6 - 15 99 
& 06 s ae 
635 : 7 08 
5 03 
5 
05 ee et. 
4 07-7.02 7 > 
08 
3 5 2 
2697 06 
: 05 
. 05-06 
2-7 05-1295 
2 0976082. 2002300 
08 R 03 94 
2a 045 03 
BE B 
08 04 02 
97-796 02 93 
7 06 = - 
03-05 1035 
Tafel 2. 


1) Orlich:-Kapızitiit und Induktivität. 
2) G4. Meyer er [07 ; 3 


\ 


2. Dezember 1920. 


kanäle entsprechenden Wert von F an. Den 
nur für starke Abweichungen sich merklich 
machenden Einfluß von F werden wir dadurch 
berücksichtigen, daß wir statt der gegebenen 
eine reduzierte Stromstärke @ in die Rechnung 
einführen werden. Als den mittleren Wert von 
F wählen wir F = 0,6... Wir erhalten dann 
beim Belastungsfaktor ce = 2,5 für die Strom- 
stärke : S 

_ 150ar 

et 

Daraus ergibt sich, wenn man+q = yr setzt, 

. y5 . 
I —_ ®,(v,ß). 


Zur Lösung dieser Gleichung wurde die 
Tafel 1 gezeichnet. Sie besteht aus vier loga- 


23 Q 
S 
ES 


DS 


L Milhhenry 


NS 
RN 


N 


Io Vin 
an 


5, 


Tafel 1. 


0,25 


- -rithmischen Skalen, einer Zapfenlinie und 


einer Funktionentafel!). Die letztere besteht 
aus zwei Achsen, die Skalen für die Koeffi- 
zienten ß und y tragen, und enthält Polygonal- 
züge, welche Punkte gleicher Werte der Funk- 
tion #,(y,ß) verbinden. Die Skala für _Y 
‘ist eine logarithmische, die Skala für ß wurde 
dagegen so konstruiert, daß die den Punkten 
(y = 1, ß) entsprechenden Werte von ß einer 
logarithmischen Skala entsprechen, wie es der 
Zusammenhang mit den übrigen Skalen der 
Tafel verlangt. Es hat sich gezeigt, daß die 
Kurven gleicher Werte von #; (= Niveau- 
linien der Fläche #j) mit genügender Annähe- 
rung durch gebrochene Linien ersetzt werden 
können. Infolgedessen wurden Werte für 
yv=1,2, 4, 6,7 für ß=1 bis 25 berechnet 
und graphisch Punkte gleicher Entfernung von 
einem beliebig gewählten Mittelwert bestimmt, 
die dann durch die erwähnten Polygonalzüge 
verbunden wurden. 

In der ß-y-Tafel ist die „Minimalkurve‘ 
eingezeichnet, die in folgender Weise gefunden 
wurde: RE 
In erster Annäherung kann gesetzt werden 


4D 
L=2xD ar |: 
Ar Lvere«, 
Es gelten weiter die Beziehungen 
_4Dns 
”ZTo8 
2 
n= 4 pe ZITr=Ryn, 


') Vgl. z.B. Pirani: Sammlung Göschen 723. 


lektrotechnische 


Zeitschrift. 


wobei die Konstante A nur zur N ERBEN 
der Rechnung eingeführt wurde. Auf Grun 
dieser Gleichungen wird nach entsprechender 


Umstellung: 
Da D\ aVy ] 
wor E N + In az Yıl, 


so daß die Bedingung «L=0 (bei konstan- 
tem 'y also auch yı) liefert 


VS” 
I" 2 a =7 dn 


\ 
Br =2] In —— 
Vn ” yı+Yy 
aD 1 dn 
2 or R 
dazu tritt aus der Gleichung für W die Be- 
ziehung 5 


1920, Heit 48. 


0; 


955 


die r-Skala im Punkte des gesuchten Wertes 
von r. Diese Art der Verbindung drücken wir 


aus durch: 
L i 
Se 
BIN 


Die in der Tafel eingetragene i-Skala kann 
direkt nur im Falle, daß F = 0,6 ist, benutzt 
werden. In allen anderen Fällen ist statt der 
gegebenen Stromstärke i die reduzierte i ein- 
zusetzen. Für Spulen mit Kühlkanälen kann 
gesetzt werden: 


MUT, 


wobei mit einem kleineren c = 2 bis 1,5 ge- 


Ddn+ndD=0. 


Aus den beiden Differenzialgleichungen erhält 
man: 3 

Di, Yı+Y 
vn ayY 


es man.den Wert für n wieder ein, so ergibt 
sich: 


In In 


+yı +15. 


Inß=1nyi+Y+y,—In4+15, 


was die gesuchte Beziehung zwischen B und y 
darstellt. f 
Die dieser Gleichung entsprechenden 
Wertepaare von ß und y wurden in der ß-y- 
Tafel durch eine Kurve verbunden. Ist der 
Wert von ß gegeben, so gibt die Kurve direkt 
denjenigen Wert von y an, für welchen der 
Spulenwiderstand minimal wird bei derselben 
Induktivität. Bekanntlich wird das absolute 
Minimum des Widerstandes bei y = 1, also bei 
ß = 3,701 erreicht. Sollil aber aus anderen 
Gründen .(z. B. größere Oberfläche) der Wick- 
lungsquerschnitt nicht quadratisch gewählt 
werden, so kommen die durch die Minimal- 
kurve bestimmten Wertepaare in Betracht. 
Der Gang der Rechnung ist der folgende: 
Man sucht aus den Punkt, der den Werten 
von ß und y entspricht, zieht durch ihn eine 
Parallele mit den nächsten Polygonalzügen 
und erhält so einen Punkt auf der ®, Skala. 
Man verbindet den letzteren mit dem ent- 
sprechenden Punkte der i-Skala und&®bestimmt 
en Schnittpunkt der Verbindungslinie . mit 


‘der Zapfenlinie. Verbindet man endlich diesen 


Schnittpunkt mit dem entsprechenden Punkte 
der L-Skala, so schneidet die Verbindungslinie 


2 
1 N £ 2 25 
5 IS 
R N 
IS} 
2 ; 5 S 
ge: 23 25 2X 
z S 
I 
5. Stos S 
5 = Ss N 
038 TEORBSHTEE: 2 7 3 
” 7 EFFFEeFH = 
35 3 SesseSes: == TIGE? 
20 INEBEIES®S 
= IS 
% 4 TEE BES Bi, 
”o FE 
50 «I RER 005 
se SS 
x ; SKINS HEN S 
m AumSSSISun + 47 
£ ESS 5 
200 ; ® KinBS SISUS See 
201 
300 20H II 98 
400 
500 7 9005 7 27 
1000 8 8 
05 
9 
2000 9 
2001 
3000 12 10 05 
90005 1 
12 
04 
73 
15 % 0,35 
15 
D, 5 0.0007 
93 
20 20 925 
Tafel 3. 


rechnet werden kann. Für gewöhnliche Spulen 
ohne Kühlkanäle erhält man 


25100: a1, 0. HB 100 
i=——— _t’ceF 150° 
woraus 
ER ISRHE N 
DO HEr DER: 


Diese Größe q/F wurde von Herrn G6. 
Meyer!) zur Berechnung elektrischer Wick- 
lungen benutzt. In der Tafel 2 sind die Werte 
von i, ö und F für Baumwolldraht und Seiden- 
draht übersichtlich eingetragen, wobei mit 
dem Belastungsfaktor ce = 2,5 gerechnet wurde. 
Die Werte von g/F wurden der en 
von Herrn G. Meyer entnommen. Die Tafel 
ist auch dann zu benutzen, wenn nicht die 
Stromstärke, sondern der Drahtdurchmesser ö 
gegeben ist. 

Für abweichende Spulenkonstruktionen 
wäre der Raumfaktor rechnerisch oder durch 
Versuche zu bestimmen und die reduzierte 


Stromstärke ? = ii zu berechnen. 


3. Ist der Spulenwiderstand W gegeben, 
so folgt aus den Gleichungen 


4«Dns 2 RE 
VE no yo @ 
ir 2 
rn 
a )4 . 
die Bez'ehung n? — S ‚FmiZ 
ns B 


Y) G. Meyer, ‚EIZ* 1915, °. 3 


956 


Führt man diesen Wert in die Stefansche 
Gleichung ein, so wird 


L=rRWFd,(y,Bß). 


®, (y, ß) ist eine Funktion von yY und ß, da 
auch s = 0,017 eingeführt wurde. Wählen wir 
wieder für den Raumfaktor den Wert 0,6, so 
kann die Gleichung graphisch gelöst werden. 
Für andere Werte von F, die in der Tafel 2 für 
verschiedene Drahtdurchmesser zusammenge- 
stellt sind, ist statt des gegebenen Widerstan- 


des W der reduzierte W'= WVo6e einzusetzen. 


Der Gang der Rechnung (Tafel 3) ist der fol- 
gende; Mansucht inderß-y-Tafel den Punkt aus, 
der den gewünschten Werten von ß und y ent- 
spricht, und zieht durch ihn eine Parallele zu 
den eingetragenen Polygonalzügen. Die weitere 
Rechnung geschieht nach dem Schema: 


en 
w/Na 


AS 
[273 


L Millihenry 
D 


ON 
% 


2 Amp 


06 


Tafel 4. 


Soll’noch der Drahtdurchmesser ö gefun- 
“den werden, so benutzt man die Tafel 1, sucht 
in der bekannten Weise die zu den Werten von 
L, ß, v, r gehörige Stromstärke i aus und be- 
stimmt aus der Tafel2 den Drahtdurchmesser. 
Dabei ist zu beachten, daß der diesem Draht- 
durchmesser entsprechende Raumfaktor F 
nicht merklich von dem Werte von F variieren 
soll, mit welchem in der Tafel 3 gerechnet 
wurde. Sollten die beiden Werte sich merklich 
voneinander unterscheiden, so ist mit dem 
neuen Wert von F die Rechnung zu wieder- 
holen. Für Spulen mit Kühlkanälen kann beim 
c = 2,5 der Raumfaktor F = 0,13 gesetzt wer- 
den. Beim kleineren Belastungsfaktor, z. B. 
ce = 21,5, ist F = 0,16—- 0,21 zu setzen. 

Für Plattenspulen, u. zw. bei y< 0,14 gilt 
mit genügender Genauigkeit die Spielreinsche 
Formel) 


Ur En n?(D-+r)y3.10%, 


und folglich ist mit eingeführten Bezeichnun- 
gen 


Ti ner (B+1)y3.1076, 


Da y; eine Funktion von Er 
ist, so kann gesetzt werden: 


) „Archiv für Elektr,“ Bd. 3. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 48. 


L=n?r®'ß). 


Auch im folgenden werden wir zwei Fälle 
unterscheiden: 


San 
en 


2. Dezember 1920. 


1. Ist die Stromstärke i gegeben, so wird ® Re: 5 
gesetzt (ähnlich wie im entsprechenden Fall Be EIN ®', mit Hilfe der ß-y/Tafel ? 
j Er en a SE ri; : Bemerkungen: Reicht irgend eine Skala € 
150 Fe (B und y ausgenommen) bis zu dem verlangten 
I ie Werte nicht aus, so kann a einem A - 
BE 5 e : Werte der betr. Größe gerechnet werden, wenn | 
wobei i nur beim Belastungsfaktor F = 0,6 die | nur die Gleichung beibehalten ist, für welche 
gegebene Stromstärke ee in allen ande- | die Tafel konstruiert wurde. . % 
MN Ten ik 2 i Die Tafeln können auch umgekehrt zur 
ren Fällen durchsg, — ER de PIRSZER En Bereehnung der Selbstinduktivität L benutzt 
Führen wir den Ausdruck für n in die | werden, wenn die Spulenabmessungen gegeben 
Gleichung für L ein, so wird: sind. Siehe Beispiel 7. > a 
5 Fr Das Kupfergewicht berechnet sich nach 7 
L= = d,'(y,B). der Gleichung ; 
3 ; } G=nDng.89,107 kg, = 
Zur Lösung dieser Gleichung wurde die Tafel 4 : E 2 & 
konstruiert. Istnicht die Stromstärke, sondern welche nach Einsetzen von q Bari ni 
der Drahtdurchmesser ö gegeben, oder muß man is 2 : 6. # 
mit einem anderen Raumfaktor F rechnen, so | = 100arF in die einfachere Form übergeht 
3 er 2 
3,5 SS) 35 N ä ® 
A IS 28: ; 
R SQ K: 
h Ser y N Fi 
S x ä 
5 En S 
5 51 14022 
7 # 
2 6 5 6 : 
3 
4 7 05 % gi 
3 7 | 
8 : 8 7 
70 09 ” 
: 9 
©) = 
2 70 ar. % x ; 
30 97 5 
40 2 005 Ü 
50 a 2 
|’ 06 
13 73 
100 
7 14 
75 05 
200 “ 00 ee 
300 HH i - 
400 Va VA a AR VA VA AR WER A, 0005 
500 04 
20 £ 20 > 
7000 035 
2000 2 dB DE 03 
3000 
30 Y 30 025 
Tafel 5. N 
istdie'Tafel2 zu benutzen. Um die Größe von r | G=ZnByr3E7.89,1072 5 b 
zu finden, sucht man in’ der ß-yv-Tafel den = gyr3 F.27,96.10-3 k i x 
Punkt aus, der den gegebenen Werten von ß BY 227,96 210 &- : 
und y entspricht, zieht durch ihn eine Parallele | Für F = 0,6 hat man: ; er 
zu den eingezeichneten Geraden, und erhält so 5 


einen Punkt auf der ®,'-Skala. Die weitere 


Rechnung ist durch 


; ER 7 
© 7 Se 
angegeben. = 
2.Soll der Widerstand der Spule W sein, 
so wird wegen 
104 


ns 


FW 
eg 


die Spielreinsche Formel lauten 
L=zrRWFÖ,(y,ß). 


Sie wird in dieser Form durch die Tafel 5 
gelöst, welche für F = 0,6 konstruiert wurde. 
Soll der Raumfaktor einen anderen Wert 
haben, so ist statt des gegebenen der reduzierte 


Wert W=W--- in die Rechnung einzutra- 


gen. Der Gang der Rechnung auf der Tafel 5 
ist angegeben durch 


n2 


. Beispiele. 


G=Byr3.16.78.10-3 kg. . 


1. Gegeben L=2 mH, i= WA. 
Quadratquerschnitt gewählt, so ist y=1. 
Wählen wir weiter B=4, so ergibt die Tafel 1: 


r = 2,94. Dabei wurde auf den kleinen Unter- 


Wird 


schied zwischen i und “ keine Rücksicht voe- 


nommen. Die übrigen Spulendimensionen be- 
rechnet man zu: a e 
G=r—9,94: D—Ar Ze 10 


6 


72 
n—10y-=129, G=hT ker 


Nach der Tafel 2 ist der Drahtdurchmesser 
ö = 2,3 zu wählen. 


B, 
F 


} l Mit Hilfe der Tafel 3 
findet man (bei gegebenen Werten von L, r, 
y) den Widerstandzu W = 0,2. Dies gilt für 
= 0,6. Da nach der Tafel 2 mit dem Raum- 


faktor F = 0,65 zu rechnen ist, so wird der . 


gültige Spulenwiderstand W = 0,18. 


ill man genauer nach der Minimalkurve 
rechnen, so ist ß = 3,7 zu wählen. Dann findet 


man; 


r=a=30l, D=1114, n=136, G=10Kg 


ae he hun 


2. Dezember 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 48. 


957 


m RR nn _ _— — — — — — — — — — — — ———mmamama mama = +, TMnn 


Für den Widerstand findet man nach der 
Tafel 3 W = 0,19. - 

2. Es ist beim Drahtdurchmesser ö=0,8 
(Seidendraht) eine Zylinderspule von 0,2 mH 
zu wiekeln. Wir wählen y = 10; nach der Mi- 
nimalkurve ist der zugehörige Wert von B=20 
und nach der Tafel 2 ist mit@ = lzu rechnen. 
Um die Tafel 1 benutzen zu können, muß man 
setzen: 


ö 
L0°72 >= (1on) 


ao" 


Es ist also mit L = 2 und i = 100 zu rechnen, 
und der gefundene Wert von r durch 10 zu 
dividieren. Nach der Tafel 1 findet man 
r — 2,15, der gesuchte Wert ist also r = 0,21. 

Will man den Widerstand nach der Tafel 3 
berechnen, so ist zu setzen: 


10° 


Es ergibt sich W = 0,045; die Spule wird also 
den Widerstand W = 0,45 .Ohm haben. 

Die übrigen Abmessungen berechnet man 
D=20r= 4,3, =10r = 21, n= 


„2 3 
150 y 2 — 66 und. das Kupfergewicht, @ = 


0L=(10r)2.—.D. 


Zu 


0,39 kg (dabei ist mit F = 0,75 nach der Tafel 2 & 


zu rechnen). 

Will man den Spulendurchmesser kleiner 
haben, und wählt man ß = 10, so ergibt die 
Reehnung: 


r=028, D=28 a=28 n=118, G@=046 kg. 

3, Es ist eine Normalspule!) mit W = 50, 
t=1 H zu wickeln. Wir setzen 

DEE FUS 

1000 ” 1000 

so daß man auf der Tafel 3 rechnen kann. 


Für y=1 und ß = 3,7 erhalten wir r=4,29. 
Man muß sich aber überzeugen, ob der Raum- 


®;, 


faktor, mit dem man rechnet (F = 0,6), den 


Verhältnissen entspricht. Wir setzen, um mit 
der Tafel 1 rechnen zu können, 


BE EBRERER 

1000 7 110y1092 
Für den gefundenen Wert von r = 4,29 und 
die Werte von L, ß und y ergibt die Tafel 1 


= — 1,1. Diesem Werte von i ent- 


°= j0y10 
spricht nach der Tafel 2 der Raumfaktor 
F = 0,45. Man muß in diesem Falle die Rech- 
nung auf der Tafel 3 mit dem Werte We= 
50 I 1000 0,0375 wiederholen. Dann fin- 
det man definitiv r = 5,05. i 
4. Es soll eine Scheibenspule für i=20 
und L — 20 mH gewickelt werden. Nach der 
Tafel 2 ist mit i' = 17 A zu rechnen. Um auf 
der Tafel 4 rechnen zu können, wird gesetzt: 


Tran gr 
107 yıo.ö? ’ 
so daß i' VY10 = 54 einzuführen ist. 
Wählt man noch y=09,L, 1,5, so 
wird gefunden r = 18,1. Die übrigen Spulen- 
abmessungen und das Kupfergewicht sind 
dann: ° 


a=01r=18, D=1r=M,l, 
5) b 
n= 150.01 =289, 8=32, G=173 kg. 


—= 0,15 


5. Es soll eine Scheibenspule für L E 
Wir 


mH und W = 0,05% berechnet werden. 
setzen; 


- 10 L=r?(10 W)®/, 


«o daß mit der Tafel V gerechnet werden kann, 
Für L= 15, W = 0,5 ergibt die Tafel 5, bei 
gewählten Y,= 0,05,B= 15, r= 7,8. Auf der 
Tafel 4, für welche die Gleichung in der Form: 


Br 


5 
(7) 

werden muß, ergibt sich für, diese 
Werte i = 3,8. Der wirkliche Wert von ? wäre 
also i = 12 A. Dieser Stromstärke entspricht 
nach der Tafel 2 der Raumfaktor F = 0,66. 
Wollen wir also genauer rechnen, so wieder- 
holen wir die erste Rechnung Tut Wa> 


9.08 — 0,55, was den definitiven Wert r = 


0,5 0,6 
7,4 ergibt. 

6. Es ist eine Spule für Z= 0,5 mH, 
: — 500 A zu konstruieren. Es werden Kühl- 


ı) Orlich, a.a. O, S. 86. 


geschrieben 


kanäle nötig, man hat also mit ö = 4,7x 500 
= 2350 A zu rechnen. Die Tafel 1 ergibt bei 


v=1l, ß=4, den Wert r=198. 
Man berechnet weiter: 


N 


F 2 
a=198, D=792%, n=iso 


F ze. 


Bei der Berechnung von q ist der geänderte Be- 
lastungsfaktor e zu berücksichtigen. Entschlie- 
ßen wir uns für ce = 1,5, so wird F = 0,21 und 


333. 
‚Ähnlich findet man für.das Kupferge- 
wicht 


G=4.1.19,89.0,21.297,96 .10-3= 182 kg. 


Wählen wiry=2, ßB=3, 
ähnlicher Weise: 


M=11,o, D=51,9, 
nz38, 


so ergibt sich in 


a= 34,6, 
G=183 kg. 


7. Es ist für eine Spule!) von D=49, 
r= 24, 0 = 35,4, n = 68, i —= 150 die Induk- 
tivität L zu bestimmen. Es ist bei ce = 2,5: 


D 
= —-=20 yaızla, 
in : . 0,6 
zes er 1 Io 
100 ar c Er 0,048 1870. 


Für diese Werte reicht die Tafel I nicht aus. 
Deshalb setzen wir; 


al 
(79) 
und operieren mit 


Tells Vo >59: 7r= 24 


Damit erhalten. wir auf der Tafel 1272 1.2% 

Die Genauigkeit ist in diesem Falle der 
umgekehrten Richtung der Rechnung natür- 
lich kleiner. 


®,, 


Die Wasserkräfte zur Elektrisierung der 
 Orleansbahn. 


Man hat festgestellt, daß man in Mittel- 
frankreich rd 430 000 kW aus den Flußläufen 
nutzbar machen kann. Davon entfallen auf 
das Becken. der Dordogne rd 188000 kW. 
Die in diesem Gebiet verfügbaren Weasser- 
mengen sind allerdings nicht sehr regelmäßig, 
da das Gebirge nur eine mittlere Höhe besitzt 
und Gletscher völlig fehlen. Infolgedessen 
müssen Staubecken vorgesehen werden; die 
große Tiefe der Täler und die Steilheit ihrer Ab- 


. hänge begünstigen die Anlage derselben. Das 


Gestein, aus dem das Gebirge besteht, ist 
außerordentlich fest, ermöglicht eine zuver- 
lässige Gründung der Staumauern und liefert 
gleichzeitig ein vorzügliches Baumaterial dazu. 
Wegen der Kosten solcher Bauwerke ist es 
verständlich, daß man zunächst die Ausnutzung 
der Wasserkräfte in solehen Gebieten vorge- 
zogen hat, die billiger auszubauen waren. Der 


| Orleansbahn soll die Konzession erteilt werden 


zum ‚Ausbau der Wasserkräfte der oberen 
Dordogne (oberhalb von Vernejoux) des Cha- 


Unterbau für die Eisenbahn erstellt hat. Die 
Bahngesellschaft übernimmt alle übrigen 
Arbeiten und Lieferungen. Diese Teilung ist 
mit Rücksicht darauf erfolgt, daß die Kon- 
zession der Gesellschaft nur bis 1956 läuft. Der 
Anteil der Baukosten, der demnach auf den 
Staat entfällt, wird auf 130 Mill Fr unter Zu- 
grundelogung der Vorkriegspreise und auf 
90, Mill. unter Zugrundelegung der jetzigen 
Preise geschätzt. Diese Summe wird von der 
Bahngesellschaft für Rechnung des Staates 
durch die Ausgabe von Obligationen aufge- 
bracht, die in längstens 60 Jahren rückzahlbar 
sind. Es erscheint richtig, die Frist für die 
Tilgung dieser Anleihe länger zu wählen, als 
die Konzessionsdauer der Gesellschaft, weil 
das Kapital in Anlagen eingebaut wird, die 
dauernden Wert besitzen, und da der Staat die 
Haftung für den Zinsendienst übernimmt. Die 
Bahngesellschaft übernimmt die Unterhaltung 
und den Betrieb der Werke. Sie verpflichtet 
sich ihrerseits, dem Staat jährlich eine Abgabe 
zu entrichten, die durch einen besonderen Ver- 
trag festgelegt werden und die Verzinsung und 
Amortisation obiger Anleihe decken soll. Rech- 
net man mit 6,18% Zinsen und Abschreibungen 
während 60 Jahren, so beträgt diese Belastung 
24,1 Mill. Fr jährlich, d. h. bei einer Erzeugung 
von 560 Mill. kWh 4,2 ets/kWh. Von diesem 
Betrag sind noch 3,5 Mill.. Fr in Abzug zu 
bringen, die von den Besitzern der talwärts 
gelegenen Kraftanlagen aufzubringen sind als 
Entgelt für die Vorteile, die ihnen die Regu- 
lierung der Dordogne bringt, so daß der Satz 
f.d.kWhsich auf 3,6 ets. ermäßigt. Die Bahn- 
gesellschaft hat schätzungsweise 576 Mill Fr 
für die von ihr zu erstellenden Bauteile aufzu- 
bringen, was bei einer Abschreibung von 7,5% 
einer jährlichen Ausgabe von 42,2 Mill. Fr 
oder 7,7 ets/kWh entspricht, so daß der Bahn- 
gesellschaft 1 kWh auf etwa 11,7 ets 
zu stehen kommen wird. Über die Ver- 
wendung der Überschußenergie enthält das 
Gesetz bereits bestimmte Vorschriften dahin- 
gehend, daß der Minister der öffentlichen 
Arbeiten im Einvernehmen mit dem Finanz- - 
minister die Tarife und Bedingungen für die 
Abgabe der Überschußkraft zu genehmigen 
hat, und daß die Uferbewohner bei der Abgabe 
der Energie bevorzugt werden sollen. Der 
Nutzen aus dem Verkauf dieser Energie soll 
jährlich zwischen dem Staat und der Bahn- 
gesellschaft, entsprechend dem durch beide auf- 
gebrachten Anlagekapital, geteilt werden. Den 
Anliegern ist ein beträchtlicher Teil, bis zu 
einem Viertel, der erzeugten Energie, im voraus 
sichergestellt. Diese -Bestimmung hat haupt- 
sächlich den Zweck, zu verh ndern, daß die 
Gesellschaft die Energie in günstigere Absatz- 
gebiete verkauft, während die Anlieger ohne 
den Nutzen elektrischer Beleuchtung und Kraft 
bleiben. 

Das Bauprogramm sieht die Errichtung 
von 4 Kraftwerken an der’ Dordogne und dem 
Chavanon und 3 Kraftwerke an der Rhue vor 
und zwar 

1. Bei Celette mit einem Staubeeken von 
190 Mill. m3, welches bei höchstens 85 m 
Gefälle und 25 m3/s eine mittlere Leistung 
von rd 3000 kW erzeugen soll. 

2. Bei Singles am Zusammenfluß der Dor- 
dogne und des Chavanon (Bruttogefälle 
97 m, höchste Wassermenge 25 m?/s 
mittlere Leistung 4800 kW). 


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Fneaeieane Wasserkanäle.. @ Wasserfassung. 


Abb. 1. Lage der Kraftwerke an der Dordogne, dem Chavanon und der Rhue. 


vanon und der Rhue zum Zwecke der Elek- 
trisierung ihres Netzes. Von den Bedingungen, 
die an diese Konzession geknüpft sind, sin 

folgende hervorzuheben: Der Staat über- 
nimmt die Kosten für den Bau_der Stau- 
beeken, der Wasserfassungen, der Zuführungs- 
kanäle und Rohrleitungen, der Gebäude für 
die Kraftwerke in derselben Weise, wie er den 


1) Korndörfer,a.a. 0. 


3, Bei Bort (Bruttogefälle 103 m, höchste 
Wassermenge 30 m®/s, mittlere Leistung 
9250 kW). 

4. BeiVern &joux(Bruttogefälle 80m, größte 
Wassermenge 150 m3/s, mittlere Leistung 
26500 kW) in Verbindung mit einem 
Staubecken von 70 Mill. m? Inhalt bei 
30 m Stauhöhe. 

Infolge der erwähnten Speitheranlagen 
hofft die Bahngesellschaft, daß die mittlere 


958 


Elektrotechnische Zeitschrüt. 


tägliche Wassermenge der Dordogne beim 
Verlassen des Kraftwerks Vernejoux auf un- 
sefähr 40 bis 45 m?/s gebracht werden wird, 
die bei Hochwasser erheblich überschritten 
werden dürfte. Selbst in trockenen Jahren 
wird unter Berücksichtigung des unregel- 
mäßigen Bedarfs der Bahn die Wassermenge 
niemals unter 15 m?/s betragen. 

. An der .Rhue‘.. wird das  Kraft- 
werk bei Emboit errichtet, welches alle 
Wasserkräfte im Gebiet der oberen Rhue aus- 
nutzen wird. Es wird eine mittlere Leistung 
von 16000 kW haben und aus einer Reihe 
von Staubecken gespsist, von denen das- 
jenige an der kleinen Rhue ein nutzbares 
Fassungsvermögen von 18 M:ll.m3, dasan der 
Santoire en so ches von 11,5 Mill. m? besitzen 
wird. Außerdem werden mehrere Seen als 
Staubecken ausgebaut. Das Werk nutzt drei 
verschiedene Gefällsstufen von 345 m bei 
6 m?, 153 m bei 16 m? und 245 m bei 6 m? 
Wassermenge aus. 

6. Das Kraftwerk bei Sarran (Brutto- 
gefälle 47,5 m, Höchstwassermenge 28 m}>, 
Durchschnittsleistung 3600 kW). 

7. Endlich wird die Rhue bei Roche- 
mont aufgestaut. In das entstehende Becken 
von 29 Mill. m? Inhalt wird die Sumene und 
der Sumont durch Tunnels geleitet. Das aus 
diesem Staubecken gespeiste Kraftwerk erhält 
eine mittlere Leistung von 7000 kW (Brutto- 
gefälle 62,5 m, Wassermenge 40 m?3/s). 

Der zu elktrisierende Teil des Netzes der 
Orl&ansbahn-Gesellschaft ist ungefähr begrenzt 
im Norden durch die Bahnhöfe  Moulins, 
Chateauroux,Poitiers, im Westen dureh Poitiers, 
Angoul&me, Peregueux, Agen, im Süden durch 
Agen, Toulouse und Albi, im Osten durch die 
Übergangsbahnhöfe zum Netz der Südbahn 
und der Bahn Paris-Lyon-Mittelmeer. Man hat 
b>reits die Elektrisierung der ganzen Linie 
Paris— Toulouse untersucht. 

Die Elektrisierung wird unter Zugrunde- 
ıegung von Vorkriegspreisen 470 Mill. Fr er- 
ordern, wobei auf dıe Kraftwerke 160 Mill., 
die Leitungen und Unterwerke ebenfalls 160 
Mill. und die Lokomotiven 150 Mill. entfallen. 
Letzteren Betrag kann man von der Gesamt- 
summe in Abzug bringen, da auch ohne Elek- 
trisierung des Netzes die gleiche Summe für 
Beschaffung von Lokomotiven ausgegeben 
werden müßte. 

Zu erwähnen ist, daß zwischen den ein- 
zelnen Eisenbahnverwaltungen eine Einigung 
erzielt ist über die für Vollbahnen in An- 
wendung zu bringende Stromart. Die Kraft- 
werke sollen Drehstrom von 50 Perioden mit 
den vom Arbeitsminister genehmigten Nor- 
malspannungen erzeugen. Der Bahnbetrieb 
wird mit Gleichstrom von 1500 V erfolgen. 
Die Lokomotiven werden mit 2 Sätzen von 
Stromabnehmern ausgerüstet zur Stroment- 
nahme von Oberleitung und dritter Schiene. 
In Ausnahmefällen sollen 3000 V zugelassen 
werden für Strecken, die besondere Änforde- 
rungen an den Betrieb stellen . 

Zu bemerken ist noch, daß man mit Rück- 
sicht auf die hohen Kosten von dem sofortigen 
Ausbau der Wasserkräfte in ganz Mittel- 
frankreich Abstand genommen hat, daß aber 
in der Konzession, die der Orl6ansbahn er- 
teilt wird, Vorsorge getroffen ist, um für die 
Zukunft eine einheitliche Bewirtschaftung der 
Wasserkräfte des gesamten Gebietes zu er- 
möglichen. (,, Genie Civil“, Bd. 77, 1920, S. 170, 
190. Gthe. £ 


Außenhandelskontrolle. 


‚ Die Verschärfung der wirtschaftlichen Lage 
hat dazu geführt, daß aus w>iten Kreisen wie- 
der eınmal d:r Ruf nach Aufhebung der 
Außenhand :lskontrolle ertönt. Gegen eine 
Außenhandelskontrolle sind 


1. die Exporteure (Hamburg) sowie die msi- 
sten Hand :Iskamm>rn, da naturgemäß der 
hand :itreıbenda Kaufmann von diesen Be- 
schränkungen frei sein möchte. Allerdings 
scheint man in Kreisen dar Ubarsee-Expor- 
teure die Einschränkung machen zu wollen, 
daß d.e Bewilligung zur freien Ausfuhr 
nur einer R>ihe alteingeführter Firmen er- 
teilt werden solle. 


Wenden sich gegen die Außenhandelskon- 
trolle dejenigen Fabriken und Händler, 
wölche üb:r entsprechend wirksam3 Außsn- 
handsisb>ziehungen und Organisationen 
nicht verfügen, mshr odsr weniger durch 
schriftliche Angebote von Dautschland aus 
ihr G>schäft machen und aus Unkennt- 
nis der Verhältnisse und der Marktlage 
draußsn sowie aus Angst, nichts verkaufen 
zu können, viel zu niedrige Preise stellen. 
Di>sen Kreisen ist es natürlich sehr hinder- 
lich, wenn sie b>i Einreichung des Antrages 


bsi der Außsnhandelsstelle Schwierigkeite 
haben. ; 


3, Zu diesen baiden.Grupp2n gesellt sich neuer- 
dings noch eine dritte. Es sind das Firmen, | 


die durchaus einsehen, daß höhere Preise 

im Ausland zu erreichen sind, die bisher 

auch diese höheren Preise erreichthaben und 

anstandslos bei der Außenhandelsstelle die 
awilligungen: erhielten. 

Aber die billigen Angebote, die von Tau- 
senden von: Firmen und "Einzelpersonen seit 
Monaten von Deutschland aus in das Ausland, 
geschickt werden, senken dort die Preislage, 
erschweren den kaufmännisch vorgehenden' 
Firmen das Geschäft und verhindern, daß Auf- 
träge zu angemessenen Preisen abgeschlossen 
werden können. Diese Kreise gehen von der 
Ansicht aus, daß es der Außenhandelsstelle 
nicht möglich sei, die Herausgabe der billigen 
Angebote zu verhindern. Tatsache ist außer- 
d>m, daß auch ein Teil der Waren durch 
Schmuggel und auf anderem Wege unter den 
vorgeschriebenen Bedingungen in das Ausland 
gelangt. Man sagt nun, w>il es nicht möglich 
sei, die Bestimmungen mit 100% Wiıkungs- 
grad durchzudrücken, wäre es besser, sie ganz 
aufzuheben oder abzubauen, damit nicht 
Außsnseiter und wilde Firmen das Geschäft 
machen, während die reelle Firma, gehemmt 
durch die Bestimmungen, außerstande ist, mit- 
zukommen. } 

Nach den Erfahrungen der Außenhandels- 
stelle verkaufen wir tatsächlich beinahe alle 
elektrotechnischen Erzeugnisse nach mehr oder 
weniger allen Ländern zu billig, d.h. der 
Zwischenhandel in diesen Ländern steckt den 
Valutaunterschied zum großen Teil ein und er- 
zielt diejenigen großen Gewinne, die die deut- 
sche Volkswirtschaft zur Aufrechterhaltung 
des Wirtschaftslebens notwendig haben würde. 
Eine Erhöhung der Preise erscheint jedoch 
nicht möglich aus den unter 3. angegebenen 
Gründen. 

Will man nun die Frage, ob die Außenhan- 
delskontrolle unter diesen Umständen aufzu- 
heben sei, beantworten, so muß man sich ein- 
mal die letzten Folgen, die durch eine Auf- 
hebung eintreten würden, überlegen. Mehr 
od:r weniger alle Preise, vor allen Dingen die 
Preise “der notwendigsten Verbrauchsgegen - 
stände und Nahrungsmittel, sind im Auslande 
weit höher, meist doppelt so hoch als inDeutsch- 
land. Öffnen wir jetzt unsere Grenzen voll- 
ständ'g, so wird ein plötzliches Abwandern 
aller Bedarfsgegenstände eintreten (denn beim 
Verkaufin das Ausland sind sehr hohe Gewinne 
zu erzielen!), dem nur durch sprunghäftes 
Steigen der deutschen Inlandpreise begegnet 
werdsn kann. Die Richtigkeit dieser Fest- 
stellung wird z..Zt. an der Preisbewegung von 
Fleisch und Fleischwaren erwiesen. 


lange wachsen, bis sie den Weltmarktpreis er- 
reicht.haben. Wenn nun auf der ganzen Linie 
eine. solche Steigung eintritt, wird sie Löhne, 
Gehälter usw. umfassen müssen, d.h. der Wert 
d:s Geldes wird im Innern weiter um etwa 
50% sinken. Sobald dies eingetreten ist, be- 
steht ein wesentlicher Unterschied zwischen 
Inlandpreis und Auslandpreis nicht mehr, und 


Bedarfsartikel zum mindesten werden mög- 


licherwsise genügend im Inland bleiben. 

Die Verfechter des Freihandelsgedankens 
erklären diesen Zustand für wünschenswert 
und meinen, daß damit eine Stabilität des 


| d>sutschen Wirtschaftslebens erreicht sei. Sie 


vergsssen jedoch, daß dann alle Schwankungen 
dss Markkurses, die jetzt in dem Druckkessel 
d>s Wertunterschiedes abgebremst werden, auf 
das deutsche Wirtschaftsleben unvermittelt 
einwiıken. Steigt unsere Mark um 20%, so 
sind wir auf der ganzen Linie um 20% nicht 
mehr wettbewerbsfähig, und es wird kein Stück: 
d:utscher Ware mehr in 
können, oder aber, es wird eine Hebung unseres 
Kurses aus diesen Gründen unmöglich sein. - 

. Bevor dieser Zustand eintritt, wird jedoch 


vonseiten der Länder, die, zum mindesten vor-. 


übsrgehend, mit billigen deutschen Waren 
übsrschwemmt werden, 
>n diese errichtet. Die Gefahr solcher E.n- 
fuhrverbote oder Sehutzzölle schwebt dauernd 
über uns, und die Absenkung des Preises, 
w>lche die wilden Angebote und unredlichen 
Lieferungen bewirkt haben, läßt in den ver- 
schiedenen Ländern wieder die Erörterungen 
d>s Schutzes gegen deutsche Einfuhr aufleben. 
Einige Ländsr haben bereits Einfuhrbestim- 
mungen, die sich in der Hauptsache gegen 
deutsche Waren richten, -getroffen, z.B. die 
Schweiz, Norwegen, England, Japan;in ande- 
ven Ländern berät man entsprechende Ge- 
setze. 
3 Die deutsche Regierung befindet sich also 
in der ungemein schwierigen Lage, daß auf der 
einen Seite von weiten Kreisen des deutschen 


1920. Heit 48, 
EEE ET TEE UT TEL EETTTETE 


Obwohl 
eine Ausfuhr möglichst gehindert wird, steigen. 
unsere Inlandpreise dauernd und werden so. 


das Ausland gehen | 


eine Schutzmauer ge-. 


Fr 


eh Dezember 1920. 4 


Wirtschaftslebense'n Abbau der Außenhandels- 
bestimmungen energisch gefordert wird und 
auf der anderen Seite sich mit absoluter Sicher- 
heit voraussagen läßt, daß die deutsche Ware 
mit sehr starken Zöllen belegt wird, wenn nicht 
von deutscher Seite selbst die Lieferung zu. 
deutschen Inlandpreisen. verhindert wird, 


_Z. Zt. besteht in Deutschland eine Über- : 


produktion. Eine Reihe von Firmen kann den. 
Betrieb nur aufrecht erhalten, wenn sie Aus- 
‚landgeschäfte macht. Das Ausland ist mit. 
Waren ebenso gefüllt wie Deutschland, bzw. 
überall besteht die Einschränkung des Ver- 
brauchs. Auf den Einwurf, daß er zu billig 
verkauft habe, antwortete ein Hamburger Ex- 
orteur, man wolle im Ausland nichts mehr 
aufen, und wenn er mithin seine Ware loswer- 
den wolle, müsse er weit unter dem Maıkt- 
preis des betreffenden Landes anbieten. Dieser. 
Grundsatz mag dem Einzelkaufmann vorüber- 
- gehend ein Geschäft und einen Gewinn brin- % 
gen, auf das gesamte deutsche Vin 
leben angewendet, ist er Selbstmord. ; * 
Auf den Hinweis, daß das Ausland bei 
weiter herabgehenden deutschen Preisen uns 
mit Einfuhrverboten und Zöllen belegen würde, | 


haben die Vertreter der Freihandelsrichtung in 
einer Sitzung erklärt, daß’ man ruhig warten 
solle, bis dies eintritt. Auch dieser Standpunkt 
dürfte sich wohl, wenn man das gesamte deut- 
sche Wirtschaftsleben berücksichtigt, nicht ver- 5 
treten lassen. - asia Ak 


"Der ganze Ruf wider die Außenhandels- 
kontrolle, der so weit geht, daß der Syndikus & 
des Hansa-Bundesin Hamburg öffentlich zur 
Sabotage der Bestimmung auffordert, ist ein 
Kampf um freien Handel mit allen Mitteln. 
Es handelt sich um eine wirtschaftspolitische 
Erwägung, und esist Sache der Regierung, zu 
entscheiden, wie weit sie diesen Wünschen 
nachkommen kann und will, nicht aber Sache 
der Außenhandelsstellen. Es wird eine unend- 
liche Menge Papier verschrieben, indem sich 

die einzelnen Firmen bei den Außenhandels- 
stellen über Rückständigkeit und “ähnliche 
Dinge beklagen, was vollkommen nutzlos ist; 
denn die Außenhandelsstelle ist ein Organ, ein- 
gesetzt zur Ausführung der Bestimmungen der 
Regierung. Die Außenhandelsstelle der 
Elektrotechnik ihrerseits hat zum mindesten 
immer den Standpunkt vertreten, daß, wenn 
auch z. Zt. die Aufhebung der Bestimmungen 
noch nicht möglich erscheint, doch alle Verein- 
fachungen, die noch irgend möglich sind, ein- = 
geführt :werden müßten. Aber auch darauf 
bezügliche Anträge sind an die Regierung zu _ 
richten; denn nur diese kann hierüber ent- 
scheiden. 5 
Auf einen Einwand sei noch eingegangen. 
Da die Angebote den Preis im Ausland senken, 
und es z. Zt. nicht möglich ist, die gewünschte _ 
Preishöhe in einer Reihe von Ländern zu er- 
reichen, wird angegeben, die ganze Preisfest- 
setzung hätte keinen Zweck mehr. Die Außen- 
‘handelskontrolle ist immerhin eine Schranke 
gegen das Verschleudern deutscher Waren. 
Wäre sie nicht, würden die Preise ganz erheb- 
lieh weiter und wahrscheinlich unter die Ver- 
dienstmöglichkeiten der meisten Firmen sinken, 
während jetzt wenigstens ein Teil des Kurs- 
unterschiedes für die deutsche Wirtschaft ge- 
rettet wird und die Preise eine gewisse Höhe 
behalten. Derjenige, der aus Unkenntnis oder 
Angst zu niedrig verkauft hat, wird das nächste 
Mal versuchen, an die Preisbestimmungen der 
Außenhandelsstelle heranzukommen, wenn er 
auch vielleicht unter diesen zu bleiben beab- 
sichtigt. Immerhin wird die Tendenz, möglichst 
den Auslandpreis zu erzielen, durch die ätig- 
keit der Außenhandelsstellen außerordentlich 
gestärkt. Wie schon an anderer Stelle hervor- 
gehoben, sind durch die Preisfestsetzungen 
bzw. Heraufsetzungen der Außenhandelsstelle 
der Elektrotechnik für das deutsche Wirt- 


on 


x 
ei 
3 

= 


IR 2 
PER IE 


Dee chen mehr als 1 Milliarde gerettet wor- 
den. ‚ Bang Al = 
. Nach der Entwicklung, die das Wirtschafts- Pr 
leben nimmt, erscheint es mir, als wenn der 
freie Handel und der Ruf nach immer größe- E: 
rem Absatz und Export, der wieder in allen - 
Ländern einsetzt — denn vom Export erwartet 2 
jedes einzelne Land die. Besserung der wirt- 3 
schaftlichen. Lage —, mit der Zeit zu genau so 
einer weltwirtschaftlichen Krise führen wird, 
wie die war, die den Krieg letzten Endes ver- 
ursacht hat, und daß es bei der außerordent- 3 
‚lichen Steigerung der Produktionsmittel nurg 


_ dann möglich ist, einen Kampf aller gegen alle 
zu vermeiden, wenn in einer späteren Zeiteine 
Planwirtschaft in irgend einer Form eingeführt. 
wird. Arthur A. Brandt. 


..,._) Nach dem Ergebnis von Verhandlungen im Volks- 
Wirksohaftehen Ausschnß des Reichstages bleibt es vor- 


länfig bei der jetzigen. Regelung des Außenh 
soll Has Verfahren vereinfacht Werden 5 a DS 


7 


! 


bie hin En an a a An drin 


2. Dezember 1920. 


Fortschritte in der Ausnutzung von 
Wasserkräften. 


In einem Vortrage im englischen Ver- 


ein der Maschineningenieure („Engineering“ - 


Bd. 109, 1920, 8. 140) gibt der Ingenieur 

M. Bergstrom eine Übersicht über den heu- 

tigen Stand der Technik der Wasserausnutzung 

sowie Angaben über wichtige ausgeführte An- 
lagen. r bedauert, daß in der allgemeinen 

ee des Gebietes, insbesondere für 

elektrische Kraftwerke, England nur einen ge- 

ringen Anteil habe. Das liege wohl daran, daß 

das Land selber über wenig Wasserkräfte ver- 

füge, doch solle man bedenken, daß die bri- 

tisehen Kolonien ein reiches Betätigungsfeld 

für die Wasserkraftingenieure böten. 

Bergstrom weist zunächst darauf hin, 

daß die rasche Zunahme von -Francistur- 

binen bemerkenswert sei, die von allen Reak- 

tionsturbinen jetzt allein das Feld behaupten 

und in immer gesteigerter Größe ausgeführt 
werden. Die Zahlentafel 1 gibt eine gute Vor- 


Zahlentafel 1. 


Fertigung einer europäischen 


Turbinenfabrik 
Anzahl kW (PS) 
Zeitraum z ; | 

= ke) ® E 

3 1 eh 
De) 2 5= ill. rch- 
En schnitt) 

18501894 | 904 | 883 | 7 693 | 0,188 | 55 
(0,179) (74) 

1895— 1899 12 99 98 2 1 0,086 171 
(0,115) | (229) 

1900-1904 | 8 | 16 | 464 | 300.| 0,291 | 869 
: (0,390) | (495) 

90ER 457 | 336 | 0,661 833 
(0,387) | (11 18) 

1910-1914 | 7 =. |375 | 219 | 0,867 1458 
(1,162) (1957) 


stellung von dieser Entwicklung. Eine einzige 
amerikanische Fabrik hat seit 1895 Franeis- 


von einigen charakteristischen Wasserkraft- 
werken gegeben, die seit.1895 errichtet wurden. 
Um Vergleiche zu erleichtern sind die K 
(PS), umgerechnet auf 1 m Gefälle, ange- 
eben. ierbei zeigt sich, daß die Turbinen 
er Cedar-Rapids die bisher größten sind. 

Durch die Verwendung der schnellaufen- 
den Franeisturbine wird eine billigere Ausfüh- 
rung der Niederdruckanlagen möglich, sie 
macht Verbundturbinen oft überflüssig und 
ee Verwendung billigerer Dynamos, 
öherer Drehzahl. Die Anlage Chövres bei 
Genf (gebaut 1890 bis 98) z. B. könnte, statt 
mit 15 Jonval-Verbundturbinen bei 8,7 m Ge- 
fälle und 120 Umdr/min (die zuerst aufge- 
stellten 5 machten sogar nur 80 Umdr./min) 
je 894 kW zu leisten, mit Einfach-Franeis- 
turbinen bei 120 Umdr./min je 1860 kW, mit 
Doppel-Francisturbinen je das Doppelte er- 
zeugen. Die Ersparnisse, die gegen früher an 
Maschinen, Gebäuden und Fundierungen ge- 
macht werden können, sind demnach sehr be- 
trächtlich und haben bis jetzt keine Grenze 
erreicht, da die Drehzahl der Franeisturbine 

"noch steigerungsfähig ist. Es sind Wirkungs- 
grade bis 94% (Forsse, Schweden) erzielt 
worden, hauptsächlich durch Verwendung der 
konzentrischen Drehschaufelregelung für den 
Wasserzufluß. 

Außer den Franeisturbinen werden in der 
modernen Praxis noch tangentiale Strahl: 
turbinen (Pelton- oder Löffelräder) be- 
nutzt. 

Trotzdem die Franeisturbine 1845 er- 
{funden wurde, ist sie doch erst seit Einfüh- 
rung der elektrischen Kraftverteilung mit ihren 
Anforderungen an eine höhere Dre zahl von 
amerikanischen Ingenieuren empirisch, von 
europäischen systematisch entwickelt, nOT- 
malisiert und für alle Verhältnisse durchge- 
rechnet worden, so daß sie seit Beginn dieses 
Jahrhunderts für Wasserkraftanlagen Ver- 
wendung finden konnte. a? 

Diese eingehenden, Kenntnisse, auch der 
sind nicht zum kleinsten Teil 
darauf zurückzuführen, daß die meisten Groß- 
turbinenfabriken Europas eigne Prüfan- 
lagen und Versuchsgerinne eingerichtet haben, 
während die Amerikaner meist die berühmte 

Anlage in Holyoak benutzen. Bei sehr großen 
Turbinen werden maßstäbliche Modelle ge- 
rüft. Bei den Prüfungen in Holyoak wird 
Bas Laufrad mit Kugellagern versehen, um 
die Reibung möglichst auszuschalten und den 
rein hydraulischen Wirkungsgrad zu erhalten; 
die Leistung wird mittels Pronyschen Zaumes,die 
Wassermenge durch Überfall, hydrometrischen 
Flügel oder, am genauesten, durch Behälter mit 
bekanntem Inhalt gemessen. Die so erhaltenen 


Wirkungsgrade, 


'Elektrotechnische Zeitschrift. 


‚180 m Gefälle) 


1920. 


Werte für den Wirkungsgrad werden im nor- 
malen Betrieb natürlich nicht erreicht. 

Franeisturbinen finden weiter bei Mittel- 
(30 bis 50 m Gefälle) und Hochdruck (50 bis 
Anwendung, Peltonräder, 
namentlich bei Gerällen zwischen 164 bis 
656 m. Doch sind letztere auch schon herunter 
bis 33 m und herauf bis 1770 m Gefälle be- 
nutzt worden. 

Bauart. — Niederdruck-Franeistur- 
binen, d. h. solche bis 30 m Gefälle, werden 
mit liegender oder stehenden Welle mit offener 
Wasserzuleitung ausgeführt. _In Amerika 
baut man sie stets mit stehender Welle; als 
Beispiel kann das Mississippi-Wasserkraft- 
werk Keokuk für 223800 kW_ (300 000 
PS) dienen, in dessen ganz aus Beton be- 
stehenden, 565 m langem, 44 m breitem un 
58 m hohem Gebäude, welches selbst einen 
Teil des Staudammes bildet, Raum für 30 Ma- 
schinensätze vorgesehen ist, von denen 15° 
bereits in Betrieb sind2). Die Läufer haben 
einen Durchmesser von 5000 mm und wiegen 
je 80 t. Besondere Aufmerksamkeit hat man 
in diesen Anlagen dem Wasserzu- und -abfluß 


PS 
1) Nach der Formel: HH = 7. 


2) Vgl. „ETZ“ 1913, S. 1193, 1231. 


Heit 48, 


geschenkt, um Stoß- u 
liehst auszuschließen. 
Saugrohrausbildun 
die sonst 
Das Drucklager 


Kraft, 


ungenutz 


Zahlentafel2. Einige seit 1895 errichtete Wasserkraftwerke mit Franeisturbinen. 
BEN E See TE a a Ta men Wr 0 


| Turbinenart 


| 


doppelt, geschlos- 
sen. vertikal 
einfach, geschlos- 
sen, vertikal 
doppelt, geschlos- 
sen, horizontal 
doppelt, geschlos- 
sen, vertikal 
doppelt, geschlos- 
sen, horizontal 
dopprlt,  Spiral, 
horizontal 
offen, 


doppelt, geschlos- 
sen, horizontal 
doppelt. Spiral, 
horizontal 
einfach, offen, 
vertikal 
vierfach, offen, 
horizontal 
einfach, offen, 
vertikal 
einfach, offen, 
vertikal 
einfach, offen, 
vertikal 
einfach, geschlos- 
\ sen, vertikal 


istrahlturbinen’ 


| vierstrahlig,  ver- 
tikal 
‚einstrahlig, 
| zontal: 
vierstrahlig, ver- 
| tikal 
zweistrahlig, hori- 
| zontal 
\ einstrahlig, 
| zontal 
‚ vierstrahlig Dop- 
, pelläufer,horizont. 


hori- 


hori- 


\zweistrahlig, flie- 

| gend, horizontal 

vierstrahlig, ver- 
tikal 

‚ vierstrahlig, ver- 

| tikal 


| zweistr., Doppel- 
\läufer, fieg..horiz. 
‚achtstrahlig, Vier- 
fachläufer, horiz. 
einstrahlig, hori- 
| zontal 
vierstrahlig, ver- 
tikal 


|zweistrahl., flieg., 


| horizontal 
einstrahlig, hori- 
zontal 
vierstr., Doppel- 
läufer, horizontal 
einstrahlig, hori- 
zontal. 


I} x . | 
| ‚Lei Anyabl = SAW Bere 
N } Nutz- | Iren ın PT: 8 im @e- 
Kraftwerk Land er gefälle (ps Fe Hs in 1m Ge-| fälle 
| Maschi-| nen ie) fälle je 
m nensatz sätze > | Läufer 
1. Niagara Ver. Staaten |1895 | 41 | 3,73 | .10> | 250 13,9 | 6,95 
war | (5,00) 18,7) | (9,35) 
2. Christiania Norwegen 1901| 195 | 2,23 4 150 35,4 | 25,4 
' (3,00) » | (84,4) | (84,9) 
3. Montreal Kanada 1902| 40,5 | 4,47 1 180 16,7 8,35 
' (6,00) | (22.4) | (112) 
4. Niagara \ .11903 | 40,3 | 7,75 3 250 29,6 14,8 
(10,25) (39,6) | (19.8) 
5. Notodden Norwegen 1901| 45,5 | 8781 3 | 250 234 | 142 
(11,75) | (38,0) | (19,0) 
6. Niagara Kanada 1904| 53 | 895. | — |. 187,5 |.28,0- | 115 
i | (12,00) (80,8) | (15,4) 
7. Me. Call Ferry | Ver. Staaten |1905| 16 10.08 | 10 94 155 78 
ar \(13,50) | (208) | (104) 
8. Great Western] „ Fr 1907 | 159 13,40 4. 400 6.64 | 6,64 
. (18,00) (8.90) | (8,90) 
-9. Trollhättan Schweden 1909 | 32 9322| 8 187,5 |; 50,8 25,4 
S (12,50) . (68,2) | (84,1) 
10. Tokio Japan 1910 | 120 9,32 6 _ 7,08 .\| 3,54 
(12,50) (9,5) | (4,75) 
1l. Keokuk Ver. Staaten [1912| 11,53 10,42.) 15 57,7 | 255 255 
(14,00) | (342) | (342) 
12. Aelfkarleby Schweden 1914 | 16,3 | 10,42 |, 5 150 156 39 
Knn (14,00) (210) | (62,5) 
13. Cedar Rapids | Kanada - 1914| 91 8,05 12 55,6 | 292 | 292 
(10,80) | (392) | (+92) 
14. Alabama Ver. Staaten |1914| 20,6 | 13,02 6 100 137 137 
(17,50) - 1>4) | (184) 
15. Laurentide Kanada 1915 | 23 14,88 6 1120 133 133 
i (20,00) (178) |: (178) 
16. Talassee Ver. Staaten |1916| 545 , 23,05 | — 154 56,8 56,8 
(31,00) | (76,25) | (76,25) 
Einige seit 1903 errichtete Hochdruck-Wasserkraftwerke mit Fre 
1. Necaxa Mexiko 1903 | 389 6,11 6 | 309 ar = 
(8,20) | | 
2. Brusio Schweiz 1905 | 411 261 12.01.3270 — | 
| (3.50) | | 
3. Rio de Janeiro| Brasilien 1906 | 239 6,71 6 300 u —_ 
(9,00) 
4. Kinlochleven | Großbritan- |1907 |274 9.46 1l 300 _ En 
$ nien (3,30) 
5. Tysse Norwegen 1907 | 383 ed 7 375 == — 
| (4,80 
6. Rjukanfos I i 19081283: | 10,83 | 10 | 250 = DE 
(14,45) 
7. Loentsch ‚Schweiz 1903 | 327 eo 4 375 —_ _ 
: 6,00) 
8. Mexiko Mexiko 1903 |389 | 1192 | 2 | 300 nn 
Rem (16,00) | 
9. Biaschina Schweiz 1909 | 258,5 En 3 1300 ee 
Ye 11, | 
10. Kern Fluß I | Ver.-Staaten | 1910 | 263 8,0 ) 4 | 250 er 
- 10,75 | 
11. LakeBunzenII| Kanada 1912 | 120 10,05 3. 1..200 ee 
- (13 50) 
12. Kinugawa Japan 1912 3195 a 6 375 _ —_ 
3 6 
13. Rio de Janeiro| Brasilien 1912289 144 | 2.1500 I —..1 = 
; (20.00) z 
14. Loentsch Schweiz 1913 | 350 11,92 1 300 — — 
: : (16.00) 
15. Tata Indien 1914 |502 | 10,03 6 | 800 — — 
(13,50) 
16. Rjukanfos II | Norwegen 1914 | 252,5 a 10 250 = = 
j (16,40 
17. Aura h 1916 | 715 17,5 250 Wen 
(23,50) | 


nd Wirbelverluste mög- 
Durch eine verbesserte 
g spart man 


15 bis 20% 
t bleiben würde. 


der stehenden Turbinen- ist 


in bezug auf Reibungsverluste verbessert und 


außerdem zugänglich gemacht worden; 
liegt jetzt nie 
zwischen 
über dem letzteren. 
kW (10000 PS engl.) M 
Umdr. i. 
7,5 bis 10 kW, also et 
gemessen. 
Gewicht der 
Durchmesser 
Wrellendurchmesser 
und der Lagerdruck 


es 


t mehr unter Wasser, sondern 


Turbine und Stromerzeuger oder 


Asc 


Man hat an einem 7460 


hinensatz bei 100 


d. min. Reibungsverluste .von nur 


Im 
beweglichen 
des 


Drucklagers, 
von 635 mm 1430 mm, 
24,6 kg/em?. 


wa 0,1% der Leistung, 
Mississippi-Werk beträgt das 


Teile 255. t, 
bei 


, der 
einem 


Der durch- 


schnittliche Gesamtwirkungsgrad wurde zu 


0,90 festgestellt. 
Schirmtype 
messer von 10 
leistung von je 9 
und 0,8 Leistungsf 
1912 werden 
Wasserkraftwerke 


der 


Jahre 


haben 
m und 


mit 


binen ausgerüstet; Beispiele 


tafel 2, 
aufgeführten Anlagen. 


oberer Teil, unter 


Die Stromerzeuger von 
einen Außendurch- 
sind für eine Höchst- 
000 kVA Drehstrom bei 11000 V 
aktor gebaut. — Seit dem 
vielfach Niederdruck- 
Einfach-Franeistur- 


sind die in Zahlen- 
Nr. 13, 14 u. 15 


Bemerkenswert sing 


960 


die Fundamentringe des ‘Werks Cedar- 
Rapids, welche nicht aus zwei, durch Steh- 
bolzen verbundenen Teilen bestehen, sondern 
in einem Stück gegossen sind. Dabei’sind die 
Verbindungsrippen von Ober- und Unterring 
radial angeordnet und von flossenförmigem 
Querschnitt, so daß die Anordnung nicht nur 
mechanisch kräftiger, sondern auch hydrau- 
lisch wirksamer ist. Für kleine Gefälle bis 
3 m benutzt man die stehenden Franeisturbinen 
auch in Europa. Eine typische derartige An- 
lage ist das städtische Werk Chester, welches 
zwei Maschinensätze, einen für eine Leistung 
von 310 kW (415 PS) bei 50 Umdr. i. d. Min. 
und einer sekundlichen Wassermenge von 
14 m? und einem andern für 227 kW (305 PS) 
bei 55 Umdr. i.d. Min. und 10,25 m?/s besitzt. 
Da das Gefälle, in Abhängigkeit von Ebbe 
und Flut, zwischen 1,6 und 3 m schwankt, wird 
Regelung von Hand angewendet. Eine typische, 
liegende Niederdruckturbinenanlage befindet 
sich in Forshulten (Schweden). 6 Maschinen- 
sätzemit Doppelläufern für je 2238kW (3000PS) 
Leistung bei 187 Umdr. i. d. Min. und 14m Ge- 
fälle sind aufgestellt. Das schwedische Kraft- 
werk Mockfjaerden ist in aus dem Felsen 
ausgesprengten Räumen unter Grund gelegen, 
enthält 4 liegende Maschinensätze mit offenen 
Turbinen mit Doppelläufern zu je 3730 kW 
(4000 PS) bei 225 Umdr. i. d. Min. und 25 m 
Gefälle. Die unterirdischen Räume werden 
besonders gekühlt; Schalttafel und Transfor- 
matoren sind oberirdisch angeordnet. 
Mitteldruck - Franeisturbinen werden 
geschlossen, mit Zylinder- oder Spiralgehäuse 
und liegenden, in Amerika meist mit stehenden 
Wellen ausgeführt. Trollhättan ist eine 
typische Mitteldruckanlage, die sich dadurch 
auszeichnet, daß alle Teile zugänglich sind 
und. keine Unterwasserlager verwendet wer- 
den. Die Gatun-Lock-Werke des Panama- 
kanals enthalten 3 Maschinensätze von je 2238 
kW (3000 PS) Leistung, 250 Umdr. i. d. Min. 
und 25 m Gefälle. Die Turbinenläufer be- 
stehen aus Bronzeguß und entlasten bei Be- 
trieb ihre Lager. Das Seros-Kraftwerk 
der Licht- und Kraft-Gesellschaft in Barce- 
lona ist eine europäische Mitteldruckturbinen- 
anlage stehender Anordnung. Das schwe- 
dische Kraftwerk Porjus!) befindet sich 
53 m unter der Erdoberfläche, enthält 5 Ma- 
schinensätze mit geschlossenen Turbinen und 
je 9330°kW (12500 PS) Leistung bei 225 
Umdr. i. d. Min. und 53 m Gefälle. Erzeugt 
wird Drehstrom von 10 bis 11 000 V, der auf 
80 000 V umgeformt wird. In Massaboden?) 
(Schweiz) benutzt man 2 zusammeneegossene 
Läufer und erzeust bei 47 m Gefälle und 
500 Umdr. i. d. Min, 2610 kW (3500 PS). Die 
amerikanische Praxis beeünstiet das Ein- 
läufersystem für Franeisturbinen, da nicht 
nur die Wirkungessrade besser, sondern auch 
Fundierunes- und Maschinenkosten niedriger 
ausfallen. Eine Anlage, wie das Stave Falls- 
Werk (Kanada), welches mit 4 lierenden 
Doppeltnrbinen je 9700 kW (13000 PS) bei 
36 m Gefälle erzeugte, würde hente auch mit 
stehenden Turbinen gebaut werden. — Die 
Franeis-Hochdruckturbinen sind jetzt 
ernsthaft mit den Peltonrädern in Wettbe- 
werb getreten. Man hat sie bisher für Gefälle 
bis 245 m ausgeführt, sie sind jedoch bis 320 m 
brauchbar. Eine der ersten Franeis-Hoch- 
druckturbinen ist die 1907 durch die Cali- 
fornia Gas & Eleetrie Corporation 
aufgestellte Einfachspiralturbine für eine Lei- 
stung von 7230 kW (9700 PS) bei 168 m Ge- 
fälle und 400 Umdr. i. d. Min, Hochdrucktur- 
binen erhalten stets liegende Welle; die Läufer 
sind aus Gußstahl oder bei den kleineren Mo- 
dellen aus Phosphorbronze. Wenn das Wasser 
keinen Sand enthält, kann auch Gußeisen 
Verwendung finden. 


Für die Drehzahlreselungz der Tur- 
binen werden jetzt ausschließlich die: Öldruck- 
regler verwendet. Bei großem Gefälle und 
langen Rohrleitungen regelt man oft in der 
Weise, daß man bei oleichbleibendem Wasser- 
zufluß das nieht gebrauchte Wasser an der 
Turbine vorbeileitet.. Druckerhöhungen durch 
Geschwindiekeitsänderungen in der Rohrlei- 
tung werden dadurch unmöglich. Bei sehr 
langen Rohrleitungen kann bei gewöhnlicher 
Regelung bei starker Belastungszunahme das 
Wasser nicht schnell genug nachströmen und 
ein Ausgleichsbehälter, dessen mittlerer 
Wasserspiegel sich in der Höhe der Oberfläche 
des Staubeckens befindet, muß in der Nähe 
der Turbinen vorgesehen werden. Dieser Be- 
hälter nimmt auch bei Entlastung der Tur- 
binen den Wasserüberschuß auf. Die in Ame- 
rika neu aufkommenden Differential-Auseleich- 
behälter haben ein Standrohr von dem Durch- 
messer der Rohrleitung: an der Einmündung 
in den Behälter ist der Durchmesser geringer. 


Y\ Vgl. „RTZ“ 1010, 8. 1180. 
») Vgl „ETZ* 190, 8: 157. 


.Löffel sind aus Gußstahl. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 48. 


Bei eintretender Mehrbelastung sinkt das 
Wasser im  Standrohr sehr schnell, da durch 
die kleine Öffnung nicht genügend nachfließen 
kann; infolgedessen muß die Rohrleitung. mehr 
Wasser liefern, als bei der alten Anordnung 
möglich wäre, da dort sich das Wasser nur 
in dem Maße beschleunigt, wie der Wasser- 
spiegel im Ausgleichbehälter sinkt. Die Diffe- 
rential - Ausgleichbehälter sind bei gleicher 
Wirkung kleiner, also billiger als gewöhnliche. 
Die Ontario Power Co. benutzt am Niagara 
einen Differential-Ausgleichbehälter von 25 m 
Durchmesser. Das Gefälle an der Turbine be- 
trägt nur 6 m und man hat die Höhe des Be- 
hälters so bemessen, daß bei besonders starken 
Entlastungen das Wasser über den Rand ab- 
fließt. In einem anderen Falle hat das Stand- 
rohr 4 m Durchmesser bei 26 m Höhe; der 
Behälter ist bei 16,4 m Durchmesser 34,5 m 
hoch und hat einen Inhalt von 6 3000001. 
Der Wirkungsgrad der Peltonräder ist 
innerhalb weiter Grenzen konstant und fällt 
erst bei Belastungen unter-30% der Vollast 
auf geringere Werte als 0,8. Es werden Strahl- - 
düsen bis 200 mm Durchmesser verwendet, bei 
hohen Drehzahlen sind ein oder mehrere 
Läufer auf einer Achse und mehrere Strahl- 
düsen angeordnet. Die Form der Löffel ist 
jetzt elliptisch; die Strahldüsen haben kreis- 
förmigen Querschnitt und enthalten oft eine 
Reglernadel. Die Regelung erfolgt entweder 
dadurch, daß die ganze Düse bewect wird und 
so mehr oder weniger Wasser an den Löffeln 
vorbeischießt, oder es wird zwischen Düse und 
Löffel ein Schneidenablenker eingeschaltet. 
Schließlich können diese Reselarten mit der 
Wirkung einer Reglernadel oder -spindel ver- 
bunden werden. Die British Aluminium 
Co. in Kinlochleven (s. Zahlentafel 2, 
unterer Teil, Nr. 4) benutzt Einstrahl-Pelton- 
räder, welche bei 287 m Gefälle und 300 Umdr. 
i. d. Min. je 2460 kW (3300 PS) liefern und 
mit den Dynamos direkt gekuppelt sind. 
Läufer (Teilkreisdurchmesser 2080 mm) und 
Um die Wasser- 
reibung auf den kleinstmöglichen Betrae zu 
bringen, sind die 20 Löffel innen geschliffen. 
Die Achse läuft in 2 wassereekühlten Lagern 
mit Ringschmierung. “Die Strahldüse besteht 
ebenfalls aus Gußstahl und besitzt ein aus- 
wechselbares Mundstück aus Kanonenmetall. 
Die Reglernadel besteht aus Spezialbronze, 
um der Korrosion zu' widerstehen. Wenn 
die Vollast abgenommen wird, schließt die 
Regelung in 1s die Schütze bis auf die zum 
Leerlauf erforderliche Wassermenee, und die 
Drehzahlabweiehung beträgt dabei 8%... Das 
Kraftwerk Fully (Schweiz) besitzt Pelton- 
räder der allerneusten Konstruktion. Jedes 
besteht aus einer zeschmiedeten . Stahlscheibe 
von 3698 mm Teilkreisdurechmesser, an deren 
Umfang die ebenfalls aus Stahl geschmiedeten 
Löffel mittels schwalbenschwanrförmiser An- 
sätze in einer entsprechenden Nute befestiet 
sind. Das Gefälle heträot 1790 m, der Strahl- 
düsendurchmesser 34 mm. die Wassergeschwin- 
diekeit 192 m/s und die Umfangsgeschwindie- 
keit 100 m/s. Jeder Maschinensatz leistet 
2220 kW (3000 PS). Man hat in Europa an- 
gefangen, die in Amerika beliebte fliegende 
Anordnung der Peltonräder auf. der Dvnamo- 
achse, welche billie und raumsparend ist, an- 
zuwenden. Im Kraftwerk Kernfluß der 


« 


38 Dezember 1920. 


| Southern California Edison Co. beträgt der 
Strahldurchmesser 195 mm. Peltonräder mit 


stehender Achse sind nicht sehr gebräuchlich, 
obgleich bei ihnen eine oder mehrere Strahl- 


' düsen angewandt werden können. 


Die Rohrleitung, d.h. allgemein die Wasser- 
führung, macht, namentlich, wenn sie lang ist 


und bei hohen Gefällen, den größten. Teil der 


Anlagekosten, von Wasserkraftanlagen aus. 


‚Zu den Niederdruckleitungen wird Beton, ge- 


nietetes Stahlblech oder Holz verwendet. Be- 
tonleitungen werden gewöhnlich mit festigen- 
den Einlagen an Ort und Stelle gefertigt und 
nur bis etwa 3,3 kg/em? Druck benutzt, da 
sie porös sind und leicht lecken; sie sind jedoch 
schon -für höhere Drucke ausgeführt worden. 


Mit Eisenreifen gebundene Holzröhren aus 


Dauben werden in den Vereinigten Staaten 
und in Kanada bis zu 5,75 kg/cm? vielfach ver- 


| wendet; sie sind haltbar, billig und besitzen = 


einen kleinen Reibungskoeffizienten. “ Stahl- 


röhren für Nieder- und Mitteldruckanlagen 
‘werden meist genietet, solche für Hochdruck- 


anlagen geschweißt. Die aus dünnem Blech 


| und mit weit auseinanderliegenden Unterstüt- 


zungspunkten hergestellten Röhren erhalten 


durch Winkeleisen die nötige Steifigkeit. Die 


geschweißten Röhren ergeben geringere Rei- 
bung und werden bei Verwendung von Blechen 
bis 32 mm Stärke mit Überlappung, bei Blechen 
bis 45 mm mit sog. Keilschweißung ausgeführt. 
Als Material dient Siemens-Martinstahl und 


man rechnet, in Rücksicht auf die möglichen 
einem Sicherheits- . 


Druckerhöhungen, - mit 
faktor von 4 bis 5. Die Leitungen werden aus 
Rohrlängen von 6 bis 6% m zusammengebaut, 
bei_Mitteldruck unter Benutzung von Niet- 
verbindungen, bei Hochdruck mittels Flan- 
schen oder Muffen. Letztere werden bevor- 
zugt, da sie besondere Expansionselieder un- 
nötig machen und neu gediehtet werden können, 
ohne die Leitung auseinanderzunehmen. Rohr- 
leitungen für Wasserkraftanlagen werden stets 
offen verlegt, um Besichtigung zu ermög- 


ia Yet 


ar ch De NEE 


lichen; bei jeder Riehtungsänderung werden . ? 
die Röhren sicher verankert. Das Wasserkraft- 


werk Kimucawa in Japan besitzt eine Rohr- 
leitung, welche aus 6. sich von 1520 mm auf 
1100 mm verjüngenden Rohren und einem 
besonderen, sich von 700 mm auf 500 mm 
verjüngenden für die. Erregung zusammen- 
setzt. Das Gesamtgefälle beträst bei dieser 
Anlage 336 m, die Wandstärke der Röhren 


nimmt von 10 mm auf 25 mm zu: alle Verbin. 


dungen. sind Muffen. In Rjukanfos (Nor- 
wegen) sind zehn parallele Röhren von je 
2000 .mm bis 1270 mm Durchmesser bei 286 m 
Gefälle verlegt. Eine nenerliche Vervoll- 
kommnung in der Ausführung der Rohrlei- 
tungen besteht in der Verwendune von auf- 
geschweißten Ringen. Hierdurch werden 
erößere Durchmesser anwendbar, die notwen- 
diee Anzahl der Rohrstränge verringert sich 
und die Kosten der Anlage sinken entsprechend. 
Das städtische Kraftwerk in Los Angeles 
(Kalifornien) benntzt diese Ausführung: der 
Durchmesser der Rohrleitung beträct 2080 mm 


bei einem Gefälle von 306 m und die Wand- 


stärke anstatt 32 mm (ohne Ringe) nır 16 mm. 
Die Ringe bestehen aus einem Stück und 


werden warm aufzezosen. Für besonders hohe 


Gefälle, bei denen nır kleine Röhrendurch- 
messer erforderlich sind, verwendet man .ge- 


Zahlentafel3, 


In den Hauptländern Europas und Amer 


Nach Schätzung des Ministeriums des Inneren, 


ikas i. J. 1905 rörhandena Wasserkraft. 
Abt. £. Wasserkräfte. Ottawa. 


I TEEN 
Millionen | ,. 
ee Millionen | _ kW (PS) je Kopf.d. - 
Land Millionen kW (PS) 9%, a Ein- kW (PS) je km? Berölkerung 
Gesamt | Genutzt fläche arohner Gesamt | Genutzt | Gesamt | Gemutzt 
Ver. Staaten... .|20,9%0 | 5220 | 249 | 7,660 | 98.783 271 | 0680 | 0.204 | Hong 
8.100) | (7.000) : gr 3,64) | (114) | (0,28) | (0.071) 
Kanada (Nord). .| 14.000 | 1292 | 92) 5,170 | 8033 D71.:..0051 1 17 a 
R (18,803) | (1,735) (3,64) | (0,386) | (9,34) (0.216) 
»„ (Süd). .| 6090 | 1286 | 21,3 | 2,395 | 8,000 251 |: 0,537. | 0,753.| oAeı 
(8,094) | (1,725) (3,37) | (0,720) | (101) | -(0.216) 
Österreich Ungarn| 48% | 0422 | 8838| 0675 | 51,173 716 | 06% | 0,097 | 0008 
(6.460) | (0,566) (9,60) | (0,840) | (013) | (von) 
Frankreich. „. .| 4170 | 0820: | 11,6. | 0,535 | 39,602 797 | 0,906 I 0.104 | 0012 
(5,587) | (1,100) (10,70) | (1,215) | (0,19) | (0.016) 
Norwegen... . .|' 4100. |; 0,835 |. 204 | 0391| 2302 | 90 | oreo | in 0,349 
(5,500) | (1,120) | (17,12) | (8.730) | (230) |. (0.468) 
Spanien... .. 3,750 | 0,328. | 8,8 | 0,492 | 19,589 756 | 0,665 | 0.194 | 0916 
(5,000) (0,440) (10,15) | (0892) | (0.96) | (0,022 
Schweden... ..| 3,350 | 055 | 15,6 | 0417 | 5,59 750 | 1,180 | 0.604 .095 
; (4.500) | (0,704) GB (10.95) | (1,580). | (081) | (0.127) 
Hallen an. 2085 | 0.728 | 244.| 0,236 | 28,602 | 1262 | 8nso | ‚0104 | ons 
(4.000) | .(0,976) | (16,93) |. (4.140) | (0.19) | (0,034) 
Schweiz... .. a ae 255 | 0041 | 3,782. |. 3610 |° 9940 |. 0898 | 0101 
0511) | 48,40 e, 
Deutschland. . et De 43,4 | 0,538 | 64,996 ; vr a Di a 
Se 1,425) | (0,618 2,6: ; ‘ 
Großbritannien 0,718 | 0,0596 83 | 0,229 | 40,831 a \ 16 Sr id 
(0,963) | (0,080) x (4,22) | (0,352) | (0,02) (0,002) 


Ve er 


2. Dezember 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. _Heft 48. 


961 


zogene Röhren. So in Fully (Schweiz) bei 
600 mm bis 500 mmm Durchmesser und 
34 mm bis 46 mm Wandstärke. Für Wand- 
stärken von 6 mm bis 34 mm werden hier ge- 
schweißte Röhren benutzt. Die gezogenen 
starkwandigen Röhren sind bisher nur in 
kurzen Stücken herstellbar, die dann zu 
Längen von 6 m zusammengeschweißt werden. 

Verfasser meint, daß sein kurzer Über- 


bliek ein Bild von den gemachten Fortschritten 
gibt, aus denen sich, namentlich, wenn man 
die Vervollkommnungen der Staudämme und 
Talsperren hinzu nimmt, große wirtschaftliche 
Möglichkeiten ergeben. In manchen Staaten 
hat sich die Regierung der Sache sehon ange- 
nommen, um sie unter Berücksichtigung der 
berechtigten Wünsche der Interessenten zum 
Wohle des Volksganzen auszuschöpfen. In 


nn 


Kanada und Schweden bestehen staatliche 
Wasserkraftelektrizitätswerke, und auch an- 
derwärts beabsichtigt man in dieser Weise 
die eigene Industrie zu stärken und Kohlen zu 
sparen. Prof. Gibson schätzt die Wasser- 
kräfte der Erde auf insgesamt 150 Mill. kW 
(200 Mill. PS), und die Zahlentafel 3 gibt 
einige interessante Vergleichszahlen für Nord- 
amerika und Europa. 


ee mM — — — ——— 


‘ 


Elektromaschinenbau. 
Großer Wasserturbinengenerator. — A. E. 
Glaß beschreibt in „Gen. EI. Review“, 


Bd. 23, 1920, S.166, die Konstruktion dreier, 
bei der General Eleetrie Co. im Bau be- 
findlicher, Wasserturbinengeneratoren von je 
7000 kVA bei 14 000 V, 25 Per. und 750 
Umdr/min. Die für Maschinen mit ausgepräg- 
ten Polen ungewöhnlich hohe Umdrehungszahl 
(eine Ubertourenprobe von 80 bis 100%, ist 
vorgeschrieben) zwang zu besonderer Vorsicht 
bei. dem Bau des Läuferkörpers. Polschenkel 
und Joch werden aus Stahlplatten zusammen- 
gefügt; in die oberen Enden der Polschenkel- 
platten ist seitlich je eine Nut eingefräst, in 
welehe die mit entsprechendem Zahn versehe- 
nen Polschuhplatten eingeschoben werden kön- 
nen. Soistes möglich, die auf Formen gewickel- 
ten Feldspulen als Ganzes auf dem Schenkel 
aufzubringen und alsdann die den Polschuh 
formenden Stahlplatten überzuschieben. Kräf- 
tige Bolzen halten die Schenkel und Polschuh- 
platten zusammen. Abb. 1 zeigt die Einzelhei- 
ten dieser Läuferkonstruktion. Die Lüftung 


RUNDSCHAU. 


Schnurausder Steekdosezuentfernen,unddamit 
istdsm leidigen Übelstand derLockerung derLei- 
tungsanschlüsse infolge unsachgemäßer Hand- 
habung des Steckers wirksam begegnet. Weiter 
wird durch die sinnreiche Leitungsführung im 


Abb. 2. 


Steckerkörper selbst ein Biegen oder Knieken 
der Leitungen vermieden oder zum mindesten 


quetschen einzelner Drähte verursachen kann, 
verlassen worden. Die Befestigung der Adern 
wird wie folgt vorgenommen: In das Oberteil 
des Steckers ist eine kräftige Messingbuchse mit 
Innengewinde eingepreßt (bei Porzellan einge- 
kittet). Zur Einführung und Befestigung der 
Kupferlitze ist diese Buchse mit einer zweiten 
Bohrung senkrecht zur Gewindebohrung ver- 
sehen. Das obere Ende des Steckerstiftes ist als 
Klemmschraube ausgebildet, welche die Ader 
in der Buchsenbohrung ohne jede Möglichkeit 
eines seitlichen Ausweichens festklemmt. Durch 
ein zweites Gewinde auf dem oberen Ende der 
Steckerstifte und 2 kordierte Muttern werden 
die beiden Hälften .des Steekergehäuses zu- 
sammengehalten. Die geschilderte Anordnung 
hat neben dem Vorzug eines sehr sicheren Lei- 
tungsanschlusses auch den einer schnellen und 
einfachen Montage. Ebenso ist nicht nur ein 
leichtes Auswechseln unbrauchbar gewordener 
Steckerstifte möglich, es kann auch jeder 
Stecker mit verwechselbaren Stiften in einen 
solehen mit unverwechselbaren Stiften ver- 
wandelt werden und umgekehrt, was die Lager- 
haltung vereinfacht. Piz. 


erfolgt in üblicher Weise mittels seitlich an dem 
Rotor angebrachter Ventilationsflügel durch 
18 radiale Ventilationsschlitze des Statorblech- 
paketes hindurch. Mit Rücksicht auf die un- 
ünstigen Transportmöglichkeiten mußten die 
ynamos mehrfach zerlegt werden. Das Ge- 
samtgewicht des zweiteiligen Ständers beträgt 
31 500 kg, das Gewicht des Läufers ohne Welle 


14 000 kg, das Gewicht des Schwungrades, das. 


zur Erzielung des geforderten Schwungmomen- 
tes angekuppelt werden mußte, 6100 ke, und 
schließlich das Gesamtgewicht eines Aggregates 
ohne Wasserturbine 70t. Hi. , 


Apparatebau. 


Neue Form von Steekern. — Die Firma 
„Dreiring‘ Elektrotechnische Fabrik Triberg, 
Triberg i. Schwarzw., bringt einen Stecker 
auf den Markt, welcher von der bisher üblichen 
Form mit zentraler Leitungsführung dadurch 
erheblich abweicht, daß die Litze, wie Abb. 2u.3 
zeigen, seitlich in den Steckerkörper e'ngeführt 
wird. DieseAnordnung,die übrigensu.W. in ähn- 
licherForm schon vor Jahren einmal in Patent- 
schriften und Preislisten aufgetaucht ist, macht 
es unmöglich, den Stecker durch Ziehen an der 


Abb. 1. 


stark eingeschränkt. Zu diesem Zweck ist einer 
der Steckerstifte im Innern des Isolierkörpers 
seitlich von Trennwänden umgeben, welche eine 
zuverlässige Isolation zwischen beiden Litzen- 
adern gewährleisten und Kurzschlüsse durch 


Abb. 8. 


Berührung einzelner Litzendrähte unmöglich 
| machen. Bei der vorliegenden Konstruktion 
ist ferner die sonst zur Befestigung der Litzen- 
| adern benutzte Anordnung mit Madenschrau- 
ben,xdie bei_fehlender Verlötung ein Heraus- 


| enger Grenzen verbessern. 


Verkehr und Transport. 


Wirtschaftliches Fahren elektrischer Bah- 
nen.!) — Stromverbrauch und Unterhaltungs- 
kosten der Betriebsmittel sind zwei der größten 
Betriebsausgaben elektrischer Bahnen. Sie auf 
ein Mindestmaß zu beschränken, ohne die 
Wirtschaftlichkeit der Balin zu gefährden, ge- 
hört zu den schwierigsten aber vornehmsten 
Aufgaben des Betriebsleiters. Fährt ein Fahr- 
zeug mit großer Beschleunigung an und läuft 
dann einen großen Teil der Strecke stromlos, 
so wird sich der Stromverbrauch günstig ge- 
stalten, aber die Betriebsmittel werden un- 
günstig beansprucht. Für die Wirtschaftlich- 
keitsind demnach die Fahrgeschwindigkeitund 
die Fahrweise von ausschlaggebender Bedeu- 
tung. Man kann sie bei neuen Anlagen richtig 


“ bemessen, aber bei den vorhandenen Einrich- 


tungen . bestehender Anlagen nur innerhalb 
Bei zunehmender 
Belastung laufen, wie aus Abb. 4 zu entneh- 
men ist, die Motoren langsamer, wodurch die 
Einhaltung alter Fahrpläne oft auf Schwierig- 
keiten stößt. Der Fahrer muß bei zu schwachen 


R !) Adler, „Verkehrstechnik“, Jahrg. 1920, Heft 19, 
. 268. 


982 


Motoren, um die vorgeschriebene Fahrzeit ein- | 
zuhalten, ohne den Auslauf auszunutzen, bis | 
an die Haltestelle unter Strom fahren oder 

um rechtzeitig anzukommen, mit einer größe- 

ren Beschleunigung anfahren, als es der Lei- 

stungsfähigkeit der Motoren zuträglich ist 

Abb. 5). 

Im Betriebe der Großen Berliner Straßen - 

bahn wurden auf verschiedenen Linien, mit zu 


Geschwind. in km Ti 
32 


Elektrotechnische Zeitschrät. 1920. Heit 48 


von Meßgeräten in Wagen. Kilowattstunden- 
zähler in den Wagen haben nur einen erziehe- 
rischen Wert. Rein technisch tragen sie mehr 
zur. Herabsetzung des Stromverbrauches wie 
zur Schonung der Motoren bei. Der Zeitzähler 
hat die größte Verbreitung gefunden, führt 
aber ständig zur Überlastung der Motoren und 
verleitet den Fahrer dazu, stets nur die Pa- 
rallelstufe und nie die Serienstufe der Motoren 


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SikrerEes, 
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DEBERRHNE ER 
02 04 06 08 170 
BESBREBENEBE Anfahrbeschleunigung 
[I IT 1] Abb.5.. Einfluß der Anfahrbeschleuni- 
EARBENE gung auf den Stromverbrauch und die 
4 Motorerwärmung. 
SEENEE 
{HH zu verwenden. Durch Ver- 
FT FT]. wertung mittlerer Bewährungs- 
4 zahlen ist Da eh len 
Kan gen,mit solchen Zählern brauch-. 
(III 1 11] bare Ergebnisse zu erzielen. In 
—| vielen Fällen kann, wie es auch 
EEREE verschiedentlich in alten- Anla- 
IL. gen bereits durchgeführt wurde, 


Abb. 4. Geschwindigkeit und Stromverbrauch bei 300 m Haltestellenabstand. 


schwachen Motoren und knappem Fahrplan, 
Motorbeschädigungen festgestellt. Eingehende 
Versuche haben bemerkenswerte Schlüsse auf 
die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit durch 
Verlängerung der Fahrzeiten ergeben. 
Unriehtig ist es, dem Fahrpersonal vorzu- 
schreiben, plötzlich die Höchstgeschwindigkeit 
zu ändern. Beielektrischen Straßenbahn wagen 
sind nur Reihenschaltung und Parallelschal- 
tung der Motoren wirtschaftliche Fahrstufen. 
Alle sonstigen Zwischenstufen in den Geschwin- 
digkeiten können nur durch wiederholtes Ein- 
und Ausschalten von Widerständen erzielt 
werden. Wichtig ist es, genügend reichliche 
mittlere Reisegeschwindigkeiten im 
Fahrplan vorzusehen, denn der Fahrer richtet 
sich, wie die Erfahrung lehrt, im: allgemeinen 
nur nach der Zeit, um von einem Punkt der 
Strecke zu einem anderen zu gelangen. 
Das Handhaben des Fahrschalters wird 
nur von guten Fahrern einigermaßen richtig 
ausgeführt.?2) Eine ständige Überwachung und 
Belehrung ist erforderlich. Bei der Großen 
Berliner Straßenbahn wird die Beaufsichtigung 
und Belehrung mit Hilfe von 50 Fahrmeistern, 
die an den Gesamtstromersparnissen beteiligt 
sind, durchgeführt. Für jeden einzelnen Fah- 
rer wird eine besondere Bewährungskarte an- 
gelegt, in der die Bewertungen mit I, II, III 
sowie sonstige Vorkommnisse,ausgesetzteWagen 
usw. eingetragen werden. Aus solchen Karten ist 
beispielsweise zu ersehen, daß der Fahrer auf- 
fallend oft Wagen wegen angeblichen Feh- 
lern an der Luftdruckbremse aussetzt, woraus 
der Schluß zu ziehen ist, daß der Fahrer die 
Luftdruekbremse nieht richtig bedient. Die 
besondere Belehrung ist in den Fahrergeb- 
nissen durch Umrahmung der Fahrmeister- 
nummer gekennzeichnet. Die weiteren Beob- 
achtungen bei Wagen mit Luftbremse zeigten, 
daß die Belehrungen erfolgreich waren. Diese 
planmäßi& durchgeführte Beaufsichtigung und 
Unterweisung der Fahrer hat zu wesentlicher 
Stromersparnis und Verringerung der Zu- 
sammenstöße und der Motorbeschädigungen 
geführt. Die Fahrer-Bewährungskarten dienen 
auch als Entlastungsmaterial ‘vor Gericht. 
Auch durch Feldschwächung der Motoren 
können bei Reihenschaltung im Betrieb der 
Straßenbahnen verkehrsreicher Städte, Strom- 
ersparnisse erzielt werden (sieheL.Adler, ,‚Feld- 
sehwächung der Motoren‘, Verlag Springer). 
Weitere Möglichkeiten, den Stromverbrauch 
herabzusetzen, bestehen in der Anwendung 


?) ‚Siehe auch Volkers „Fahrkunst bei Straßen- 
bahnen“, Verlag Heymann, 1917, 


ein voller Erfolg durch Einbau 
neuer Motoren mit höchster 


den. In solchen Fällen sowie bei 
neuen Bahnen müssen an Hand der zulässigen 
Höchstgeschwindigkeiten die wirtschaftlich- 
sten Reisegeschwindigkeiten ermittelt werden. 


In einem Vortrage, den Dr. L. Adler auf einer Ver- 


sammlung des Vereins deutscher Straßen- und 


‚ Kleinbahnverwaltung im November v. J. ge- 


halten hat, wurde darauf hingewiesen, daß bei 
den Berliner städt schen Straßenbahnen sowie 
bei der Hamburger Hochbahn durch Anpässung 
der Fahrgeschwindigkeit an die Leistung der 
Motoren sowie dureh Verlängerung der Halte- 
stellenabstände gute Erfolge erzielt worden 


sind. Es werden Stromersparnisse gemacht, und‘ 


die Kosten für Unterhaltung der Motoren und 
Bremsklötze gehen herab. 


a N ea 


Fernmeldetechnik. 


Antenneneigenschaften. — Der Verfasser 
hat sich die Aufgabe gestellt, für den prak- 
tischen Gebrauch bestimmte Formeln’ zur Be- 
rechnung der Antenneneigenschaften aufzu- 
stellen. Er nimmt Bezug auf eine frühere Ar- 
beit über die Verteilung der Induktivität längs 
einer vertikalen, geerdeten Antenne, in der er 
gezeigt hat, daß die Induktivität Zz pro Län- 
geneinheit eine Funktion des Abstandes x vom 
Erdboden ist: ; E 


(ho + F+R} 
Vet) a} 
<VaFDFR— (+ o)| Henry/em, 


® 
+ =10=212 


worin h, die Länge und a den Halbmesser des 
Drahtes bedeuten. > : 
Die Kapazität pro Zentimeter ist dann . 
(= 4 (v = Lichtgeschw.) Farad/em. 
«Ux 
Für einen einfachen vertikalen Draht kann man 
jedoch die strenge Formel vereinfachen und 
erhält mit hinreichender Genauigkeit: 
Ly =:4,6.10.59 108 = Henry/cm. 


Hiervon verschieden ist die Induktivität eines 
einfachen horizontalen Drahtes: 


I=4,5.10-9 log Zi Henry/em. 


Er untersucht dann zusammengesetzte 
Antennen und kommt zu dem Ergebnis, daß 


Leistungsfähigkeit erzielt wer-- 


= 2. Dezember 1920. 


eine Antenne nur dann wie eine Endkapazität 


betrachtet werden kann, wenn die verwendete 
Wellenlänge wenigstens dreimal größer als ihre 


.Eigenwellenlänge ist. Dabei geht er näher auf 


die Bedeutung des Verhältnisses em ein, auch 


für den Fall einer Antenne aus DeLgeren Dräh- 
ten. Schließlich würdigt er die von Eceles an- 


gegebene Methode zur Bestimmung der Selbst- 
induktion einer Antenne (Handbook of Wire- 


less Telegraphy and Telephony von Ececles, 


2. Ausgabe, $. 122) einer kritischen Betrach- 


"tung und gibt zum Schluß einige Zahlenbei- 


spiele: 
R 1. Eine Antenne habe die Eigenwellen- 
länge % = 685 m. Nach Einschaltung einer 
Selbstinduktion von = 


L=2,46.1074, Henry 


mißt man die Wellenlänge X = 1015 m. Für 
diese Wellenlänge berechnet er die wirksame _ 


Kapazität der gesamten Antenne zu 
C .105 = 0,00117 uF. 


2. Gegeben seien‘, = 685m, A= 1190 m 


und die zugeschaltete - Selbstinduktion L = 
4,22. 10-* Henry. Dann ist die Selbstinduk- 
tion , der Antenne £ 


b=h.Lb=444. 10-4 Henry. 
3. Gegeben "sei A, = 685 m, bh = 


10-? Henry und die Hilisspule L = 3,8 
Henry. Dann berechnet sich% zu 


4,44 . 
10% 


=1040 m, 
während gemessen wurde 
1\=1095 m. 


Der Unterschied von Rechnung und Messung 
beträgt 4,5%. 

Die genaue Nachprüfung dieser Arbeit ist 
‚sehr erschwert, weil sie nur in einer anscheinend 
auszugsweisen Übersetzung der „Revue Gen6- 
rale‘“‘ vorlag und die in ihr angegebene aus- 
ländische Literatur infolge der bekannten 
Schwierigkeiten nicht zu beschaffen war. (A. 
Press, „Revue G£n. de l’Eleetr.‘‘ Bd. 7, 1920, 
VII,.8. 547.) Au. } 27 


Ein neuer Anruf. — Bei einigen Stationen 


hie urre Lade nen 


Eee 


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-—e 


der englischen Postverwaltung ist eine von 


Shaugnessi angegebene Anrufanordnung ein- 


geführt worden. Die Empfangsenergie wird 


durch eine Nirderfrequenzröhre verstärkt, durch 


eine weitere Röhre in der von Meißner einge- 
führten Gleichrichterschaltung gleichgerichtet 
"und einem normalen Postrelais zugeführt. Das- 
selbe schaltet über eine Verzögrrungseinrich- 
tung ein zweites Relais und dies eine Signal- 


steht hier darin, daß ein Kondensator von 4 uF 


Nur wenn das erste Relais 12 s lang geladen 
worden ist, d.h. nur wenn dasselbe durch den 


des Anrufssignals aus, um das zweite Relais 


kürzer dauerndem. Sendestrom spricht das 
Glockensignal nicht an. Da die Anordnung durch 
langsame Striche, wie sie z. B. beim Abstimmen 
der Sender immer vorkommen, gestört wird, 


sprechen erst nach 5 bis 10 aufeinanderfolgen- 
den Strichen erfolgt. 4. 2 E 


Magnetische Untersuchung von Stäben bei 
hohen Feldstärken. — W.L. Ch 
ton, benutzt zur magnetischen Untersuchung. 
von Stäben bei hohen Feldstärken eine Anord- 
nung!) ähnlich-der von Gumlich fm ‚Archiv 
f. El. Bd. 2, S. 465 angegebenen Joch-Isthmus- 
Methode, die es bekanntlich gestattet, die bei 


Stäbe bis zu Feldstärken von etwa 7 bis 8000 


jochartigeApparatur, sondern einen Halbring- 
elektromagnet von du Bois mit durchbohrten 
flachen Polstücken in 2 cm Abstand, durch 
welche er den Probestab einführen kann. 


Induktionsspulen in sehr geringem Abstand 
angeordnet sind, welche gestatten, die Feld- 


mitteln und durch graphische 
der Verfasser nur drei De Spulen in er- 
er 


heblichem Abstande voneinan 
die Feststellung der z. 


über einen Widerstand von 3,106Q geladen wird. 
Empfangsstrom12s lang eingeschaltet war, reicht 
die Entladung des Kondensators nach Aufhören 


umzulegen, welches die Glocke einschaltet. Bei _ 


wurde sie später so umgeändert, daß ein An- 


Physik und theoretische Elektrotechnik. ; 


.„Cheney, Washing- 


der gewöhnlichen Jochmessung verwendeten 


Gauß zu untersuchen. Er benutzt zur Erzeu- ; 
gung des starken Feldes indessen nicht eine 


Während bei der Joch-Isthmus-Methode vier 


stärke in drei konzentrischen Ringzonen zu er- 
1 xtrapolation 
die wahre, an der Oberfläche des Probestabes 
herrschende Feldstärke zu finden, verwendet 


‚dieihm nur 


1 1 T. nicht unbeträcht- 
lichen Ungleichmäßigkeiten der Feldstärke in 7 


1) Scientifie Papers of the B f Standards 
! 1920, Nr. 861, 8. 625 u. 237. nr Fr : 


ir 


glocke ein. Die Verzögerungseinrichtung be- 


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2. Dezember 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 48. 


983 


den beiden Ringzonen gespekten, nicht aber 
die Ableitung der notwendigen Korrektion. Die 
Anordnung, welche übrigens auch nur Feld- 
stärken unterhalb von 3000. Gauß zu liefern 
scheint, die zur Bestimmung des Sättigungs- 
wertes von Legierungen nicht ausreichen, kann 
also nach dem Standpunkt der heutigen Meß- 
technik nicht als vollwertig betrachtet werden, 
und auch die Art der Berechnung der Sätti- 
gungswerte aus den Beobachtungen nach einem 
von Kennelly stammenden graphischen Ver- 
fahren läßt zu wünschen übrig. Die mitgeteil- 
ten, mit der obigen Anordnung bestimmten 
Sättigungswerte einer Reihe von Materialien 
haben auch schon deshalb wenig Wert, weil die 
zugehörigen chemischen Analysen fehlen, die 
erst eine Vergleichung der Werte untereinander 
und mit anderweit gefundenen möglichen: 
Gich. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


. ‚Vorriehtung zur selbsttätigen Regelung und 
Registrierung der Öltemperatur von Turbinen- 
agern.— G.J. Duckett beschreibt eine von ihm 
ersonnene und während des Krieges eingeführte 
Vorrichtung zur selbsttätigen Regelung und 
Registrierung der Öltemperatur von Tur- 
binenlagern. Der angeblich erzielte Vorteil 


; Einstellbare Kontakte C' 
—: ‚Boni? i 


DE 
Ba 


GEREREEEEEEDSSSSSSSSSSSHI 
ZZ 


Turbinenlagern 
1, ISSNÄNNNANANNNNNN 


ZZ 


ist eine Ersparnis an Bedienungspersonal sowie 
auch an Kühlwasser und eine. dauernde, zu- 
verlässige Kontrolle. Abb. 6 und 7 zeigen die 
Vorrichtung im Schnitt, Abb. 8 die Schaltung. 
In einer vom warmen Lageröl durchflossenen 
Kammer befindet sich ein Diaphragma, welches 


Instrument 
inderZentrale - 


AODCILALDLAN 


== Registrierendes: - - 
Instrument ım Büro 


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BB Ga ei sn ia ap > Zaren ae ae ac 


Abb. 8. 


aus zwei einen Hohlraum bildenden Scheiben 
besteht. Der Hohlraum ist mit Äther oder 
Methylalkohol gefüllt. Wie Abb.6u.7 zeigen, 
ruht das Diaphragma auf einer Legierung von 
niedrigem Schmelzpunkt, dessen Zweck weiter 
unten beschrieben wird. Die Zusammensetzung 
ist 25% Blei, 12%,% Zinn, 50%, Wismuth 
und 121,% Cadmium. Die durch Anderungen 
der Öltemperatur hervorgerufenen Bewegungen 
der oberen Diaphragmascheibe werden zur Be- 
wegung eines darüber befindlichen Kolben- 
ventils benutzt, wodurch die Wasserzufuhr 
entsprechend beeinflußt wird. Durch einen in 
diesem Kolben vorgesehenen Quecksilbernapf 
und eine Reihe darüber befindlicher, einstell- 


barer Kontaktstifte wird gleichzeitig ein. Zei- 
gerinstrument sowie ein registrierendes In- 
strument betätigt, welches die ltempe- 
ratur in Celsiusgraden abzulesen gestattet. 
Steigt trotz dieser Vorrichtung die Öltempe- 
ratur über die passend gewählte Schmelz- 
temperatur der oben erwähnten Legierung, so 
sinkt das Diaphragma nach unten und macht 
Kontakt mit dem unteren Kontaktstift, wo- 
durch eine Alarmglocke ertönt und eine be- 
sonders kräftige Wasserzufuhr in Tätigkeit 
u je; („Electrician‘“, Bd. 85, 1920, 


Verschiedenes. 


Arnold-Stiftung. — Die Zinsen des Stif- 
tungskapitals sind bestimmt, zur Ermöglichung 
oder Förderung von Studien und Forschungs- 
arbeiten am Elektrotechnischen Institut der 
Technischen Hochschule in Karlsruhe. Die 
Unterstützungen dienen zur Bestreitung von 
Unkosten und zur Beschaffung von Ein- 
richtungen und Instrumenten, die über den 
Rahmen dessen hinausgehen, was seitens des 
Instituts für Sonderarbeiten zur Verfügung 
gestellt werden kann, und werden als Beihilfe 
gewährt für diejenigen, die auf Anregung von 
industrieller oder wissenschaftlicher Seite Ar- 

beiten von allgemeinem In- 
teresse auszuführen bereit 
sind. Unterstützung kann 
jedem gewährt werden, der 
die Befähigung zu selbstän- 
digem Arbeiten besitzt. Ge- 
suche um Gewährung 
einerUnterstützungsind 
dem Vorsitzenden des 
Kuratoriums,HerrnBau- 
rat Landwehr, Mitglied 
des Oberrhein. Elektr. 
Vereins, Karlsruhe i.B., 
Eisenlohrstraße 14, mit 
einem Arbeitsplan und 
einer Erläuterung über 
die Verwendung der 
beantragten Unterstüt- 
R . zungssumme schriftlich, 
spätestens bis zum 30. November d. J. 
einzureichen. 


Energiewirtschaft. 


Karte der Elektrizitätsversorgung Deutsch- 
lands. — Zu der von uns bereits gebrachten 
Mitteilung von der Herausgabe einer Karte 
über die Elektrizitätsversorgung Deutschlands 
durch die Vereinigung der Elektrizitätswerke!) 
fügen wir heute hinzu, daß außer der umfassen- 
den Karte auch Einzelblätter kleineren Um- 
fanges im Maßstabe von 1: 300 000 in der 
gleichen Ausführungherausgegeben werden. Die 
Kosten betragen für einen vollständigen Satz 
180 M, für das Einzelblatt A derAbb. 1 auf 
Ss. 675 36 M, für die Blätter B, C und D je 
60 M und für die Sektionen 8, 9, 11, 12, 13, 
15, 16, 17 und 18 je 40 M. Die Preise verstehen 
sich einschließlich gedrucktem Inhaltsverzeich- 
nis, ausschließlich Versand und Verpackung. 
Außerdem sind für die Aufnahme der Blätter 


‘noch Sammelmappen in Aktenformat zum 


Preise von je 7,50 M erhältlich. Bestellungen 
und Anfragen bezüglich dieser Karten sind an 
die Vereinigung der Elektrizitätswerke, Berlin, 


- Wilhelmstr. 37, zu richten. 


. Die 'restlose Vergasung der Kohlen. — 
Die Erfahrungen haben zu der Erkenntnis ge- 
führt, daß die restlose Vergasung nicht als ein- 
heitliche Aufgabe zu behandeln ist, sondern in 
3 Teilvorgänge zerfällt, von denen jeder einzelne 
für sich eine Sonderaufgabe — sowohl technisch 
wie wirtschaftlich — bildet, nämlich : Vortrock- 
nung (nur bei feuchten Brennstoffen), Ent- 
gasung oder Schwelung (Gewinnung von Ur- 
teer), Vergasung des Rückstandes (Gewinnung 
von Kraftgas). Auf dieser Grundlage gibt Dr. 
Rummel, ohne rechnerisch und technisch auf 
Einzelheiten einzugehen, den heutigen Stand 
der Ansichten auf diesen Gebieten wieder. Die 
Aussichten der Vergasung sind wegen der Un- 
sicherheit der Marktlage schwierig zu beur- 
teilen. Maßgebend für ihre Wirtschaftlichkeit 
werden die Kosten für die Errichtung einer An- 
lage und für die Kohle sowie die Preise für die 
Wertstoffe sein’ Insbesondere die Entwicklung 
der letzteren läßt sich nicht übersehen (z. B. 
Wirkung des großen Angebotes bei allgemeine- 
rer Einführung der Urteererzeugung). Die Ver- 
besserung der Brennstoffwirtschaft durch Ein- 
führung der Vergasung für Kraft- und Wärme- 
erzeugung wird von dem Verfasser nicht sehr 
hoffnungsvoll beurteilt. Dies, wird für beide 
Gebiete auf Grund allgemeiner Überlegungnach - 
gewiesen: 


1) „ETZ.*“ 1920, 8.673. 


a) Als betriebsmäßiger Wärmewirkungsgrad 
bei 3% Belastung wird für Kraftwerke mit 
Dämpfturbinen und kohlegefeuerten Kes- 
seln 13 bis 17%, der gleiche Wert für Ver- 
Senken, mit Großgasmaschinen 
ei Teer- und BT dagegen 17 
bis 21% bei Teer- ohne Sulfatgewinnung 
angegeben. Dabei ist angenommen, daß 
„der Teer als Rohstoff verwendet wird, also 
als Brennstoff ausscheidet.‘: 
Für Industrieöfen mit hohen Wärmegraden 
wird zwar die Verwendung des entteerten 
Gases als durehführbar, aber als mit 
Kohlenmehryverbrauch verbunden bezeich- 
net. 
Immerhin entwirft Rummel — der Entwick- 
lung weit vorauseilend und die vielfachen, z. T. 
selbst geäußerten Bedenken beiseite schiebend 
— ein reizvolles und sehr anschauliches Bild 
eines bezüglich der Kraft- und Wärmewirtschaft 
umgestalteten Deutschlands: Die zentralisierte 
rationelle Verarbeitung der Kohle führt zu der 
Verteilung von elektrischer Arbeit, hoch werti- 
gem Gas (in Reichsgasleitungen), von gewöhn- 
lichem Gas (in Bezirksgasleitungen), von Ol 
(in Druckleitungen mit Zapfstellen für Kraft- 
wagen "und Ölmotoren), ‘von Kohlenstaub 
(ebenfalls in Druckleitungen ?). Der Nahver- 
kehr wird durch Kraftwagen, der Fernverkehr 
durch elektrische Bahnen unter Einschaltung 
von Sehweröllokomotiven (zur Vermeidung der 
Belastungsspitzen der Kraftwerke) bewältigt, 
die Rauchbelästigung jeder Art durch die all- 
gemeineEinführung von Gas- und Kohlenstaub- 
(Halbkoks-) Feuerung, durch Feinreinigung der 
Abgase usw. verhindert. Selbstverständlich ist, 
daß überall, wo es möglich ist, die Wertstoffe, 
z. B. Stickstoff aus den Abgasen, Schwefel aus 
den Kohlen usw., gewonnen werden (Eisen aus 
Asche und Schlacke niehterwähnt). Der Einfluß 
dieses Systems auf die gesamte Industrie wird 
ausgemalt. Zum Schluß wird auf den heutigen 
Stand der Urteererzeugung, insbesondere auf 
ihre verschiedenen Abarten (in getrennten Ein- 
richtungen, in besonderen mit den Gaserzeu- 
ern zusammengebauten Einrichtungen und in 
esonderen Vergasungsverfahren) eingegangen 
und die Eigenart des Urteeres im Gegensatz 
zum Kokereiteer sowie seine wirtschaftliche 
Zukunft erörtert. 

Dies Referat kann nicht abgeschlossen 
werden, ohne auf den grundsätzlichen Mangel 
der meist übliehen und auch hier durchgeführ- 
ten Beurteilung der Vergasung hinzuweisen. 
Die beiden in den Vordergrund geschobenen 
Bedenken sind: 

a) Betriebsweise, Bedingung gleichmäßiger Be- 
lastung. Fordert man heute bereits eine (viel 
schwerer durchzuführende) umfassende 
wärmewirtschaftl che Verkuppelung von 
Dampfkraftwerken mit Wärmeverbrau- 
chern,sosolltedoch unbedingt aufdemWege 
der elektrischen Arbeitsübertragung ein Aus- 
gleich zwischen Vergasungskraftwerken (für 
eine gleichmäßige Belastung) und Dampf- 
kraftwerken (für die Ubernah me der Spitzen) 
möglich erscheinen. Sind die Vorteile der 
Vergasungskraftwerke bei Erfüllung dieser 
Bedingung erheblich, dann muß sie eben in 
den planmäßigen Aufbau als unerläßlich 
eingestellt werden. 

Brennstoffverbrauch. Es geht nicht an, die 
Nebenerzeugnisse(Wertstoffe)einfach ausder 
Brennstoffbilanz der Vergasungskraftwerke 
auszuscheiden, wie es auch in dem Vortrag 
Rummels geschehen ist, obwohl deren 
Gewinnung ausdrücklich als ‚mit der Kraft- 
und Wärmeerzeugung als gleichberechtigt‘ 
anerkanntist. Gerade in dem Treibölanteil 
des Teeres findet sich doch ein Teil der 
Kohle (sowohl wärmetechnisch wie stoff- 
lich) in einer hochwertigen Form wieder, 
die eine Arbeitserzeugung unter dem bisher 
bekannten höchsten Wärmewirkungsgrad 
gestattet. Diese Tatsache tritt — wie in 
dem Zukunftsbild auch. geschildert — in 
nahe Beziehungen zu dem Betrieb des 
Kraftwerkes, sei es durch die Verwendung 
des Teerölanteiles in Schweröllokomotiven 
oder ortsfesten Kraftwerksmaschinen (Fern- 
haltung von Spitzenbelastungen), sei es 
durch seine Verwendung in entlegenen Ar- 
beitserzeugern — Landwirtschaft u. dgl. 
(Vermeidung von schlecht belasteten Lei- 
tungen und Umformern); in beiden Fällen 
wird, ganz abgesehen Yon dem hohen 
Wärmewirkungsgrad der Ölmotoren selbst, 
der Wärmewirkungsgrad des Kraftwerkes 
auch mittelbar verbessert. Ebensowenig 
wie die Arbeitsfähigkeit. des Teeres darf 
natürlich die Arbeits- bzw. Kohlenerspar- 
nis dureh die Stickstoffgewinnung (Ersatz 
des anderweitig unter besonderem Kohlen- 
aufwand zu erzeugenden Stickstoffes) in 
der Kraftwerksbilanz fehlen. 
Bei Berücksichtigung dieser Gesichts- 
punkte verschieben sich die Grenzen der Wir 


b 


—_ 


964 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 48. B 


EIERN 


e% Dezember 1920. 


kungsgrade doch bedeutend zugunsten der 
Vergasung. Dies trifft sogar für die Stein- 
kohlenvergasung mit Stickstoffgewinnung zu, 
bei der die Bedingungen ungünstiger als bei 
feuchten Brennstoffen sind. Während nämlich 
bei den letzteren der bei ihrer — der Vergasung 
notwendig vorangehenden Vortrocknung 
erhaltene Dampf für die Stiekstoffgewinnung 
nutzbar gemacht werden kann und zugleich bei 
der Vortroecknung der untere Heizwert der 
Brennstoffe erhöht wird, bedarf es bei Stein- 
kohle einer Dampferzeugung unter besonderem 
Brennstoffaufwand. Da aber die Abwärme 
der Gasmaschinen ausreicht, den Dampf für 
den Antrieb der Hilfsmaschinen der Vergasungs- 
anlagen und in deren Abdampf genügende Men- 
gen für die Stiekstoffgewinnung zu liefern, läßt 
sich auch hier leicht der kohlenwirtschaftliche 
Vorteil der Vergasung nach weisen, selbst wenn 
man nur die Lasten der Stickstoffgewinnung, 
nicht aber den hierbei ersparten Kohlengegen- 
wert in die Rechnungeinsetzt. (Zeitschr. d. V. 
d.I. Bd. 64, 1920, S. 565.) 


Das RWE überdas Kohlenabkommen von Spa. 
— Das Rheinisch-W »stfälische Elektrizitätswerk 
spricht in seinem G>schäftsbericht 1919/20 die 
Befürchtung aus, daß infolge des Kohlenab- 
kommens von Spa die Steinkohlenknapp- 
heit zu einer Katastrophe zu werden drohe. 
„Die Besserung der deutschen Valuta bewirkte 
eine Erschwerung der. Konkurrenzfähigkeit 
auf dem Weltmarkt und brachte Beschäfti- 
gungslosigkeit. Immerhin trat diese Ein- 
schränkung der Industrie im Stromabsatz im 
abgelaufenen Geschäftsjahr noch nicht er- 
heblich in die Erscheinung. Der jetzt infolge 
von Spa eintretende Kohlenmangel verschärft 
jedoch diese Notlage außerordentlich und 
greift auf die gesamte Industrie über. Vor 
allem tritt die schlechte Kohlenversorgung bei 
der Zulieferung des Gemeinschaftswerks Hat- 
tingen an uns in die Erscheinung, auf dessen 
Stromlieferung wir für das bergische Land 
rechnen müssen, da wir zur Stromabnahme 


auf Grund von Demarkationsverträgen ver-- 


pflichtet sind. Diese Stromlieferung läßt uns 
leider vielfach vollständig im Stich. Wegen 
der Folgen des Abkommens von Spa ist es 
mehr als je notwendig, die Kohlenförderung 
dort zu steigern, wo sie am schnellsten ge- 
steigert werden kann, bei der Braunkohle. In 
wirtschaftlichster Form zur Verwendung ge- 
‚langt die Braunkohle im Wege des Abtrans- 
portes von der Grube durch den Draht in 
Form von elektrischer Energie. Unser auf 
der Braunkohle gelegenes größtes Kraftwerk, 
das Goldenberg-Werk, bekommt somit eine 
noch gesteigerte Bedeutung. Weiter kommt 
uns hierbsi der Aufschluß unseres großen Ver- 
sorgungsgebietes durch das 100 000 V-System 
und die Verbindung der Kraftwerke unterein- 
ander zu statten. Darübsr hinaus wird der Zu- 
sammenschluß der Elektrizitätsversorgungs- 
unternehmung#@n . zu größeren Bezirkswirt- 
schaftskörp®rn, wie das auch in dem $ 1 des 
Gasetzes, betreffend die Sozialisierung der 
Elektrizitätswirtschaft, vom 31. XII. 1919 auf 
Rat der Sachverständigen s. Zt. in letzter 
Stunde für ein noch zu schaffendes Gesetz fest- 
gelegt wurde, zur unbedingten Notwendigkeit. 
Dieses u. E. technisch und wirtschaftlich rich- 
tige Ziel der in Aussicht genommenen gesetz- 
lichen Maßnahmen haben wir unsererseits 
ständig vor Augen gehabt, wenn sich ohne den 
drohenden Zwang freiwillig ein größerer Zu- 
sammenschluß letzten Endes technisch wie 
wirtschaftlich zusammengehöriger Gebiete er- 
zielen ließ. 
der Niedersächsischen Kraftwerke A.G. 
in Osnabrück!) erworben, die das auf einer 
staatlichen Steinkohlengrube liegende Kraft- 
-werk Ibbenbüren b>sitzen und die nieder- 
sächsischen Kreise: Bersenbrück, Osnabrück, 
Wittlaee, Tecklenburg, Melle, Diepholz. Lüb- 
beeks, Halle i. W. und Iburg sowie die Stadt 
Osnabrück. endlich das Elektrizitätswerk West- 
falen A. &., Bochum, von Norden her mit 
Strom versorgen, während wir eine Leitungs- 
verb'ndung mit Westfalen im Westen be- 
-sitzen?). 


Industrie und Handel. 


- Zum Wiederaufbau des Ausfuhrhandels. — 
Auf dem vom Handelsvertragsverein vor kur- 
zem einberufenen Außenhandelstage hat 
Direktor Schwarz von den Bing-Werken, 
Nürnberg, deren Organisation außerordent- 
lich ausgebaut worden ist, und die in der 
Hauptsache auf die Ansfuhr angewiesen sind, 
„einen Vortrag über „Praktische Wege zum 
"Wiederaufbau unseres Exportes‘ ge- 


1) Aktienkapital 6 Mill. M. : 
5 2) Das erst im Sommer auf 108 Mill. M gesteigerte 
Aktienkapital des RWE soll nunmehr auf 150 Mill M. 
erhöht werden. Seitens beteiligter Stadt- und Landkreise 
ist ein Aufnahmesyndikat gegründet worden, um den 
kommunalen Aktienbesitz festzulegen. E 


Dr. Landsberg. 


Dsshalb haben wir die Aktien 


halten und darin die Erfahrungen seiner Firma 
wiedergegeben. Sie lassen sich dahin zusam- 
menfassen, daß man mit der Wiederaufnahme 
der Exportverbindungen sehr vorsichtig sein, 
die Verhältnisse in jedem einzelnen Falle genau 
prüfen -und sich bei den bisher feindlichen 
Ländern davor hüten muß, als deutsche Firma 
selbst sofort in den Vordergrund zu treten. 
Eine vorläufige Zurückhaltung vermag hier 
Sünstig für die Zukunft zu wirken, während um- 
gek>hrt manche gute Aussicht durch zu schnel- 
les Vorgehen vernichtet werden kann. Schwarz 
hob hervor, daß während der kurzen Hochkon- 
junkturperiode schwere Fehler im Außenhandel 
begangen worden seien, die den Ruf der deut- 
schen Kaufmannschaft empfindlich schädigten, 
und daß basonders die neuen Kreise von Käu- 
fern und Gelegenheits-Exporteuren sowie Spe- 
kulanten, die beim Umschwung der Konjunk- 
tur ihre Vorräte verschleuderten, dem soliden 
Ausfuhrhändel großen Schaden zugefügt hätten. 

An den Vortrag schloß sich eine Aus- 
sprache, in der Regierungsrat Dahlberg ge- 
rade auf Grund der Ausführungen des Vortra- 


genden darauf hinwies, daß eine Außenhandels-. 


kontrolle z. Zt. noch notwendig sei. Es muß 
leider festgestellt werden, daß weite Kreise der 
deutschen Industrie und des deutschen Handels 
sich der Verantwortung, die sie bei der Auf- 
nahme von Exportgeschäften auf sich nehmen, 
nicht bewußt sind, sondern nur von dem Ge- 
danken ausgehen, ein augenblickliches Geschäft 
zu machen. 
weiten Gebieten Verkäufe abgeschlossen, die 
keine Rücksicht auf die gesunkene Valuta neh- 
men und für den Ausländer zu niedrig sind. Die 
Gegenwirkung macht sich bereits sehr erheb- 
lich bemerkbar, da im ganzen Ausland wieder 
von Anti-Dumping-Gesetzen die Rede ist. 


Von anderen Seiten wurde dann darauf 
hingewiesen, daß es besonders im Überseege- 
schäft durchaus notwendig sei, mitden alten, 
eingeführten Exporteuren zu arbeiten, nicht 
aber zu versuchen, selbst das Geschäft zu 
machen, um einige Prozente, die sonst dem Ex- 
porteur zufallen würden, selbst zu verdienen. 
Sodann werde in Deutschland noch zu 
wenig auf die Interessen der Auslandskund- 
schaft geachtet. Auch im Ausland sind durch 
den Krieg starke Veränderungen eingetreten, 
die nur derjenige richtig einzuschätzen vermag, 
der in den betreffenden. Ländern lebt. 
muß mithin die früheren Vertreter und ihre 
Erfahrungen benutzen, um nicht durch zu nie- 
drige Preise die Marktverhältnisse vollständig 
zu verderben. Besondere Beachtung verdiene 
in der heutigen Zeit die Einriehtung von über- 
seeischen Konsignationslägern. Die von 
Deutschland ausgehenden unrerllen Angebote 
sind noch jetzt so außerordentlich zahlreich, 
daß es im Interesse des deutschen Exportes nur 
dringend zu wünschen ist, daß dem ansländi- 
schen Käufer greifbare ae Ware an- 
geboten wird. Auf diesem Wege, d. h. also über 
das Konsignationslager, lasse sich eine be- 
deutende Erhöhung des Absatzes ermöglichen. 

Zum Schluß hob Schwarz gegenüber ver- 
schiedenen gegen die Konsignationsläger gel- 
tend gemachten Bedenken hervor, daß es na- 
türlich nieht möglich sei, sämtliche Auslands- 
gebiete und alle Waren gleichmäßig zu behan- 
deln. Aber unter Zuhilfenahme guter Kenner 
der ausländischen Marktverhältnisse ließen sich 
sehr wohl durch Konsigmationsläger erhebliche 
Vorteile für die deutsche Ausfuhr erreichen. 
Hinsichtlich der Frage, in welcher Währung 
fakturiert werden müsse, könne er nur dringend 
raten, entsprechend hoch, aber in Markwährung 
zu fakturieren, weil dies der einzige Weg sei, 
große Verluste für den deutschen Kaufmann zu 
vermeiden. 

Aus diesem ‚Vortrage, der Aussprache 
darüber und auch aus der Diskussion, 
die sich an ein Referat des Geh. Reg.-Rats 
Trendelenburg über Außenhandelskon- 
trolle knüpfte, geht der Standpunkt des alt- 
eingeführten Exporthandels hervor. 
muß jedoch festgestellt werden, daß auf weiten 
Gebieten ein Handel tätig ist, der über die Ex- 
portverhältnisse nicht unterrichtet ist, die 
Preislage im Auslande nicht kennt und sich 
nicht bewußt ist, welchen Schaden er für das 
deutsche Wirtschaftsleben durch falsche Maß- 
nahmen anrichten kann. Es läßt sich seit dem 
Sommer dieses Jahres beobachten, daß dem 
Ausland außerordentlich viel Angebote zu 
deutschem Inlandpreis und vielfach noch unter 
diesem gemacht werden, weil man glaubt, dort 
Absatz für die Mengen zu erhalten, die man im 
Inlande nichtloswerden kann. Diese Angebote 
und Verkäufe drücken auf die Preisstellung im 
Auslande, und es kann z. B. beobachtet wer- 
den, daß die Ausfuhrpreise für elektrotech- 
nische Installationsartikel schon wieder 
unter den Marktpreisen einer ganzen Reihe von 
Ländern liegen und dort infolgedessen der Ruf 
nach Schutz vor der deutschen Einfuhr ertönt. 


Infolgedessen werden auf sehr 


Man. 


Leider - 


Ein Exporteur, der auf seine niedrigen Preis- 


aufmerksam gemacht wurde, schrieb dieser _ 


Tage, man wolle in Holland nichts mehr kaue 
fen, weil das Land mit Waren gefüllt sej; wenn 
er daher seine Ware absetzen wolle, müsse er 
ganz erheblich unter die holländischen Preise 
gehen, sonst kaufe ihm unter den heutigen Ver- 
hältnissen niemand etwas ab. Daß dieser 
Grundsatz zu einer Gesundung der deutschen 
Wirtschaft führen könne, erscheint mehr als 
zweifelhaft.!) A.A. Br. ; 


Abschreibungen. — Zu der durch die Geld- 
entwertung aktuell gewordenen Frage der 
Abschreibungen hat sich E. Schiff vor 
kurzem in einer Kritik des hier auszugsweise 
mitgeteilten Aufsatzes von Dr. W. Räthenau 


„Produktionspolitik‘“) dahin geäußert?), daß 
‘sich die Abschreibung bzw. Rückstellung für 


Erneuerung nicht nach den Anlagekosten 
einer künftigen, sondern nach denen der be- 
stehenden Anlage und ‘deren Nutzungsfrist 
richten müsse. Wenn eine solche _100 Wert- 
einheiten gekostet habe und voraussichtlich 
nach 10 Jahren durch Abnutzung, Altern und 
Veralten für den Wirtschaftsträger ihren 


Wert verliere, der als Abschreibung oder Rück- 


stellung zu buchende jährliche Vermögens- 


verlust, ohne Rücksicht auf den nicht selten ° 


beträchtlichen Restwert, also 10 Wertein- 


heiten ausmache, so gehöre diese Abschreibung 
von 10 Werteinheiten zu den Herstellungs- 
und sei steuerlich 


kosten der. Erzeugnisse 
vom Rohertrage absetzbar. Wird nun, so 
sagt Schiff, die voll abgeschriebene Anlage 
dureh eine neue, zehnmal so teure ersetzt, so 
'entsteht kein Verlust, vielmehr ist es recht- 


lich und wirtschaftlich ordnungsmäßig, die 
" Ersatzanlage mit 1000 Werteinheiten in die 


Vermögensrechnung einzusetzen. Sie tritt 
mit ihrem wahren Anschaffungswert an die 
Stelle der für sie aufgewendeten 1000 Wert- 
einheiten in Geld, und die Ertragsrechnung 
wird überhaupt nicht berührt. Der Prozent- 


satz der’ Abschreibung bleibt, wenn sich die © 


Nutzungsfrist nicht ändert, “der gleiche wie 
früher, während sieh der absolute Wert natür- 
lich verzehnfacht. Daher verteuern sich'von. 
nunan die Herstellungskosten entsprechend, 
und nunmehr ist auch das Zehnfache des 
früheren Abschreibungsbetrages steuerlich ab- 
ziehbar. Was den Wert bzw. die Ergiebig- 
keit der: Ersatzanlage betrifft, so wird 
zwar, wenn man die Leistung ins Auge faßt, 


diese durch den höheren Preis nieht berührt, 


nach dem Geldmaßstab indessen kann 
Sehiffs Ansicht zufolge der verteuerten Er- 
satzanlage unter Umständen wohl ein größerer 


Wert. oder Ertrag entsprechen, weil sich die | 


Verteuerung, wenn sie auf der verringerten 
Kaufkraft des Geldes beruht, ja ebenso im 


Preis der mit der Ersatzanlage- gefertigten 
Erzeugnisse wie in den Kosten dieser Anlage 


ausdrückt und deshalb deren Einträglichkeit 
für den Wirtschaftsträger wächst, wenn der 
Prozentsatz des Gewinnes, 


oder gar gesteigert wird. Und selbst wenn 
sich innerhalb der Nutzungsfrist der Ersatz- 
anlage die nötige größere Abschreibung nicht 
erwirtschaften läßt, berechtigt nach Schiff 
die Möglichkeit späterer Verluste nicht dazu, 
künftige Anlagekosten auf die Kosten der 
heutigen Erzeugung aufzuschlagen und vom 
steuerbaren Ertrage abzusetzen. Wer der An-. 
sicht huldige, die Abschreibung müsse jetzt 
deshalb, weil die älteren Anlagen in Gold- 
mark bezahlt seien, ebenfalls in Goldmark 
erfolgen, übersehe die Regel, daß. bei Verviel- 
fachung einer Gleichung deren sämtliche Glie- 
der zu vervielfachen sind, und daß somit, 
wenn eine andere Währung auf Abschluß und 
Wirtschaftsrechnung angewendet werden solle, 
Vermögen wie Verb'ndlichkeiten, die Gewinne 
ebenso wie die Verluste danach umzurechnen 
seien. 
eine entsprechende Umwälzung der Bewertung 
allgemein durchgeführt würde. Schiff kriti- 
siert dann weiter die Ansammlung echter 
Gewinnrücklagen zu dem Zweck, später die 
Beschaffung von Anlagemitteln und ein Er- 
tragswagnis zu ersparen, und bemerkt, daß 
solche Aufschatzungspolit'ik, auch soweit, sie 
volkswirtschaftlich erwünscht sei, nicht dazu 
führen dürfe, echte Gewinnrücklagen als not- 


wendige Abschreibungen auszugeben und die 


Erzeugnisse über Gebühr zu verteuern, wäh- 
rend der regelrechte Gewinn, von dem die 
Rücklagen abzuzweigen wären, ungeschmälert 
verfügbar bleibe. Der Unternehmer habe kein 
Recht, ein ihm gebührendes Wagnis auf den 
Verbraucher abzuwälzen und diesen über den 
ordnungsmäßigen Preis hinaus mit Anlage- 
kosten zu belasten. ; 


1) Vgl. hierzu den Artikel „Ausfuhrkontrolle* 
auf S. 958. 

2 Vgl. „RTZ* 1020. 8! 778 

%) „Voss. Ztg.“ vom 12. XI. 1920. 


Das wäre natürlich nur zulässig, wenn 


der den Selbst- _, 
kosten zugeschlagen wird, der gleiche bleibt 


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ER Ze a Ei 


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2. Dezember 1920. 


Elektrizitätsgenossenschaften. — Nach den 
von der statıstıschen - Abteılung der Preußi- 
schen Z;ntralgenossenschaftskasse veröffent- 
lichten Übersichten über die Ergebnisse der 
deutschen Genossenschaftsstatistik für 1920 
und das Vorjah: waren am 1. I. 1920 im 
Deutschen Reie. 38 gewerbliche (34 i. V.) 
und 2410 landwirtschaftliche Elektri- 
zitätsgenossenschaften (1525 i. V.) vor- 
handen; die Zunahme gegen 1919 beträgt also 
4 bzw. 885. Im ersten Quartal 1920. sind 
261 landwırtschaftliche Elektrizitätsgenossen - 
un hinzugekommen und 29 aufgelöst wor- 

en. 


Stillegung von Betrieben zur Versorgung 
der Bevölkerung mit Gas, Wasser und Rlektri- 
zität. — Die gelegentlich des Berliner Elek- 
trızıtätsstreiks schon erwähnte Verordnung 


des Reichspräsidenten vom 10. XI. 1920 | 


besagt, daß ın Betrieben, die die Bevölkerung 
mit Gas, Wasser und Elektrizität versor- 
gen, Aussperrungen und Arbeitsniederlegungen 
(Streiks) erst zulässig sınd, wenn der zu- 
ständige Schlichtungsausschuß einen Schieds- 
spruch gefällt hat und seit dessen Verkündung 
mindestens 3 Tage vergangen sind. Die Auf- 
forderung zu hiernach ‚unzulässigen Aussper- 
rungen oder Streiks und die Sabotage zum 
Zweck ‘der Durchführung letzterer wird eben- 
so wie die Vornahme einer durch die Verord- 
nung verbotenen Aussperrung mit Gefängnis 
oder Geldstrafe bis zu 15000 M bestraft. Im 


- Falle durch Aussperrung oder Streik verur- 


sachter ganzer oder teilweiser Stillegung 
solcher Betriebe ist der Reichsminister des 
Innern berecht:gt, die zu deren Weiterführung 
nötigen Maßnahmen usw. zu treffen. : 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


"Zustimmung der 


1920, 


Maßnahmen der Regierung gegenüber Be- 
triebsabbrüchen und -stillegungen. — Am8.XI. 
1920 ıst nunmehr dıe seıt längerer Zeit dısku- 
tierte und mehrfach als schwerer Eingriff in das 
Wirtschaftsleben beanstandete Verordnung des 
Reichswirtschaftsministers und des Reichsar- 
beitsministers über Maßnahmen gegenüber 
Betriebsabbrüchen und -stillegungen in 
Kraft getreten. Nach dem im „Reıichsanzei- 
ger‘ 1920, Nr. 266, veröffentlichten Wortlaut, 
auf den wır bezüglıch' der Einzelheiten ver- 
weisen müssen, haben Inhaber oder Leiter ge- 
werblicher Betriebe (auch des Verkehrsgewer- 
bes; Reichs- und Länderbetriebe sind ausge- 
schlossen ),in denenin der Regelmindestens20Ar- 
beitnehmer beschäftigt werden, der Demobil- 
machungsbehörde Anzeige zu erstatten, 
bevor sie Betriebsanlagen ganz oder teilweise 


1. abbrechen oder bısher zum Betriebe 


gehörige Sachen und Rechte in anderer Weise 


diesem entziehen, sofern hierdurch die gewerb- 
liche Leistungsfähigkeit des Unternehmens we- 
sentlich verringert wird, 

2. nicht benutzen, sofern hierdurch in 
Betrieben oder selbständigen Betriebsteilen 
a) mit in der- Regel weniger als 200 Arbeit- 
nehmern 10 der letzteren, b) mit in der Regel 
mindestens 200 Arbeitnehmern 5% der Be- 
schäftigten, jedenfalls aber wenn mehr als 
50 Arbeitnehmer zur Entlassung kommen, Für 
durch die Eigenart des Betriebes bedingte Un- 
terbrechungen und Einschränkungen der Be- 
triebsführung besteht die Anzeigepflicht nicht. 

Die beabsichtigte Maßnahme darf ohne 
Demobilmachungsbehörde 
nicht vor Ablaufim Fall 1 von 6, im Fall 2 von 
4 Wochen nach Erstattung der Anzeige getroffen 


Heit 48, 


u 


965 


werden (Sperrfrist). Spätestens innerhalb von 
3 Tagen nach letzterer sınd dıeim betı offenen 
Betrieb usw. vorhandenen und dıe für ihn be- 
stımmten Vorräte an Roh- und Betriebs- 
stoffen vollständig und wahrheitsgemäß der 
Demobilmachungsbehörde mitzuteilen. Diese 
ist ermächtigt, dıe genannten Vorräte und im. 
Fall 1 auch die vom Abbruch oder der Ent- 
zıehung bedrohten oder betroffenen Sachen 
und Rechte zu beschlagnahmen und zu- 
gunsten des Landesfiıskus zu enteignen bzw. 
auf eine andere Person zu übertragen; 
für Brennstoffe sind in dieser Beziehung ledıg- 
lıch der Reıchskohlenkommissar und die von 
ihm ermächtigten Stellen zuständig. „Sobald 
der Betroffene dıe Enteignungs- oder Übertra- 
gungsanordnung erhält, geht das Eigentum an 
der Sache oder das entzogene Recut auf den 
Landesfiskus bzw. die von der Demobil- 
machungsbehörde bestimmte, Person über. 
Durch dıe Enteignung oder Übertragung, die 
gegen angemessene, den Tagespreis nıcht über- 
sehreitende Entsehädıgung erfolgen müssen, 
darf die ordnungsmäßıge Führung der übrıgen 
Teile des Betriebes. sofern dessen Weiterführung 
in Frage kommt, nicht beeinträchtigt werden. 


Die im „Reichsanzeiger“ 1920, Nr. 267, publi- 
zierte Ausfuhrungsanweisung gibt Richt- 
linien für das: Vorgehen der Demobilmachungs- 
behörden und beschränkt deren . Eingreiten 
grundsätzlich auf im allgemeinen’Interesse nach- 
teilige Stillegungen. Während der Sperrfrist soll 
ihre Tätigkeit lediglich eine unterstutzende sein, 
von dem Beschlagnahmerecht in der Regel nur 
zu Sicherungszwecken, von der Enteignungsbe- 
fugnis allein dann Gebrauch gemacht werden, 
wennAbbruch oderStillegung wahrscheinlich sind. 


a 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
.(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer. Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9306. 


Betr. Zahlung von Mitgliederbeiträgen. 


Wir machen hierdurch nochmals die Mit- 
glieder, die dem Verbande durch die ein- 
zelnen Vereine angehören, darauf aufmerk- 
sam, daß die Beitragszahlung!) umgehend er- 
folgen muß, u. zw. an den Schatzmeister des 
jeweils in Frage kommenden Vereins. Die di- 
rekt zum Verband gehörigen "Mitglieder sind 
von hieraus bereits durch Brief zur Zahlung auf- 
gefordert worden. Die nicht pünktliche Ein- 
zahlung der Beiträge bewiıkt, daß die Lieferung 
der Zsitschrift mit Beginn des nächsten Jahres 
eine Unterbrechung erleidet. Für die Nach- 
lieferung von Heften kann eine Verpflichtung 
nicht übernommen werden. 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 

Der -Generalsekretär: 
Dr.=Sng. G. Dettmar. 


Bericht 
über die 
XXVI Jahresversammlung 
in Hannover 
am 24. und 25. September 1920. 


\ (Fortsetzung von S. 946.) 


Vorsitzender: Wird das Wort dazu ver- 
langt ? ä 

Herr Mosler: Ich möchte zunächst darauf 
hinweisen, daß Bedenken bestehen gegen die 
Abfassung der -Ziffer 1., nach der gefordert 
wird, daß eine leitende Verbindung zwischen 
der Fernmeldeanlage und der Starkstromlei- 
tung nur während der Dauer der Betriebnahme 
der Fermmeldeanlage stattfinden sollte. Ich 
möchte hierin eine gewisse Gefahr erblicken, 


- denn entweder sind die Spannungswandler so 


betriebssicher, daß sie allen Anforderungen 
genügen, dann kann auch ein dauernder An- 
schluß möglich sein. Entsprechen sie hingegen 
den Anforderungen nicht, würde ich auch einen 
vorübergehenden Anschluß für bedenklich hal- 
ten. Nach dem Urteil der Reichsanstalt sind 
bereits derartige Apparate vorhanden, die weit- 
gehenden Ansprüchen genügen. Ich schlage 
daher vor, den Passus über die Anschlußmög- 
lichkeit so weit wie möglich hochzuschrauben, 
hingegen eine zeitliche Beschränkung fort- 
fallen zu lassen. 

Herr Dettmar: Dieser Wunsch ist auch von 
anderer Seite schon ausgesprochen und befindet 
sich mit unter dem Material, das berücksichtigt 
werden soll. 


Herr Kraushaar: In der gleichen Weise, 


_ die schon vorgetragen wurde, hatten wir auch 


ı) Vgl, „ETZ* 1920,. 8. 840 u. 901 u. 968. 


. der 


VEREINSNACHRICHTEN, 


Bedenken. Die Sache ist aber durch die 'Er- 
klärung erledigt, daß eine Richtigstellung in 
den Kommissionsberatungen stattfinden soll, 
Nur möchte ich fragen, welche Kommission 
darüber endgültigen Beschluß fassen soll, und 
ob noch Gelegenheit wäre, seine Bedenken vor- 
zutragen.- 


Herr Dettmar: Das ist die Kommission für 
Errichtungs- und Betriebsvorschriften. 

Die Kommission für Porzellaniso- 
latoren hat Entwürfe für Freileitungsisolato- 
ren, für Stützer und Durehführungen und für 


'Isolatoren. für Niederspannungsinstallationen 


in Innenräumen herausgegeben. Dieser erste 
Entwurf war ‚veröffentlicht, dazu sind eine 
an Reihe Änderungswünsche eingegangen, 
ie nochmals bearbeitet sind. Esist ein zweiter 
Entwurf gemacht, der in Heft 37, 8.737 ver- 
öffentlicht war. Es wird nun vorgeschlagen, 
diesen abgeänderten Entwurf anzunehmen. 


Herr Frobenius: M. H.! Ich möchte bei 
diesem Entwurf entgegenhalten, daß die Frist 
zu einer ausgiebigen Erörterung viel zu gering 
war. Der erste Entwurf war in dem Heft vom 
5. August abgedruckt, die Einsprüche sollten 
bis zum 20. eingereicht werden. Es war der 
einschlägigen Spezialindustrie nicht möglich, 
zu Worte zu kommen, denn ich möchte be- 
tonen, daß von der Spezialindustrie diejenige 
der Isolatorenstützen, soviel mir bekannt: ist, 
bei diesen Beratungen überhaupt nicht zuge- 
zogen worden ist, Ich möchte daher der Ver- 
sammlung vorschlagen, nicht en bloc über diese 
Vorschläge ihre Meinung durch Abstimmung 
kundzugeben, sondern vıelleicht die einzelnen 
Gruppen für sich zu behandeln und über die 
Form der Niederspannungsisolatoren abzu- 
stimmen, ferner über die Form der Hochspan- 
nungsisolatoren. Dann möchte ich bitten, daß 
die Normung der Niederspannungsstützen und 
der Hochspannungsstützen vorläufig noch zu- 
rückgestellt wird, weil wir sonst schwere Ent- 
täuschungen erleben würden. Weiter möchte 
ich vorschlagen, über die Porzellanrollen eine 
Beschlußfassung zurückzustellen, weil die Form 
derselben, wie sie in Vorschlag gebracht wırd, 
mit den Gepflogenheiten; die sıch im Laufe der 
Jahre in. der Praxis herausgestellt haben, in 
Widerspruch steht. Ich kann die Sache ein- 
gehend begründen und habe bei maßgebenden 
Vertretern aus den Kreisen der Industrie und 
Installateure Zustimmung gefunden. 
Schließlich möchte ich noch bemerken, daß 
auch in den einschlägigen Verbänden, Ver- 
einen und dergl. über die Angelegenheit nicht 
gesprochen werden konnte, weilin den Sommer- 
monaten keine Sitzungen stattfinden. 


Herr Klingenberg: M. H.! Die Einwen- 
dungen des Herrn Frobenius sind berechtigt, 
das müssen wir zugeben. Sie wissen, welche 
Verhältnisse uns gezwungen haben, die Ver- 
bandsversammlung so zu legen, und daß leider 
außerordentlich wenig Zeit blieb, um recht- 


Eee BE u rn N a Br a 
ee nen] 


Nadi mit behandeln. 


zeitig in der „ETZ“ die Vorschläge bekannt- 
zugeben und alle Einwände entgegenzuneh- 
men. Ich möchte deshalb: auch vorschlagen, 
daß wir dem Vorschlage des Herrn Frobenius 
folgen und nur einzelne Teile en bloe annehmen. 
Nur kommt es mir darauf an, daß wır mit den 
übrigen Teilen nicht bis zur nächsten Jahres- 
versammlung warten, sondern den Antrag 
stellen, daß Sie dem bestehenden Technischen 
Hauptausschuß nach Anhörung und Erledi- 
gung der noch kommenden Einwände die Voll- 
macht erteilen, dıese Normen endgültig zu be- 
schließen. Wenn wir bis zum nächsten Jahre 
mit den Stützen warten sollen, haben wir ein, 
ganzes Jahr verloren. 


Herr Frobenius: Ich bin mit den Ausfüh- 
rungen des Herrn Geh. Baurats Klingenberg 
einverstanden, wenn der betreffenden Spezial- 
industrie Gelegenheit gegeben ist, zu Worte zu 
kommen bzw. wenn deren Spezialisten zuge- 
zogen werden, denn diese veriügen gerade auf 
dem fraglichen Gebiete über sehr reiche Erfah- 
rungen. Hier kommen die Erfahrungen der 
Großfirmen und der Installationstirmen zu- 
sammen. 2 


Herr Klingenberg: Wenn Sie mir gestatten 
wollen wir dem Vorschlage des Herrn Frobe- 
nius folgen, Wir würden zunächst zur Ab- 
stimmung bringen die Stützenisolatoren. 

In der Veröffentlichung haben wir zu- 
nächst die Freileitungsisolatoren für niedere 
Spannungen. 


Herr Frobenius: Es handelt sich hier um 
die Bezeichnung. Diese war ursprünglich mit 
N Lund N 2 angenommen. Gegen dıese hatte 
ich Einspruch erhoben aus praktıschen Grün- 
den, u. zw. weil tür dıe Isolatoren nach Reıchs- 
modellen, die seither hauptsächlich verwendet 
wurden, die Bezeichnung Nummer l und 2 in 
der Praxis und in Installateurkreisen gebräuch- 
lich ist. Wenn wir N setzen, wäre leicht eıne 
Verwechslung mit diesen Isolatoren möglich. 
Dann ging mein Vorschlag dahın, den bBuch- 
staben J hinzuzufügen, N J würde eine Ab- 
kürzung sein für Normalısolator. Wir müssen 
auch späterhin die normalen Reichsmodelle bei- 
behalten, diese lassen sich nicht ausmerzen, 
aber die gebräuchlichen R 7 J-Isolatoren wer- 
den ja durch diesen Entwurf glücklich verein- 
heitlicht derart, daß man statt mit den bis- 
herigen 4 Modellen mit zweien auskommt. 


Herr Adler: Nachdem der Einwand des 
Herın Frobenius formeller Natur ist, würde 
ich empfehlen, daß wir ihn gelegentlich der 
Weiterleitung dieser Normenblätter an den 
Dıe Norm kann ange- 
nommen werden, gegen die Form des Isolators 
ist nichts einzuwenden, die Bezeichnung ıst 
eine Angelegenheit, die besser vom Nadı be- 
handelt wird. 


Herr Klingenberg: Ich glaube, dem Vor- 
schlag können wir. folgen. Dann sind die Nie- 


986 


Elektrotechnische Zeitschriit., 1920. Heit 48. z 


= “ 


derspannungs-Freileitungsisolatoren angenom- 
men. Wir kommen jetzt zu den Stützen, und 
da haben wir keine Einwendungen. 


Herr Frobenius: Bei den Stützen möchte 
ich vorschlagen, noch von diesem Entwurf ab- 
zusehen und die Sache an die Kommission zu- 
rückzuverweisen, bei der auch der einschlägigen 
Spazialindustrie Gelegenheit gegeben ist, zu 
Worte zu kommen. 


Herr Klingenberg: Das hatten wir schon 
beschlossen. Dann kommen die Hochspan- 
nungs-Freileitungsisolatoren. Zu diesen sind 
meines Wissens keine Einwände erhoben wor- 
den. Das Wort wird auch nicht verlangt, dann 
können wir diese ohne weiteres annehmen. Für 
die Stützen dagegen gilt wieder das gleiche, 
da würden wir wieder den gleichen Beschluß 
zu fassen haben: Zurückverweisung an .die 
Kommission. Dann ist auch das erledigt. Jetzt 
kommen die Stützer und Durchführungen. Da 
sind auch keine Einwände erhoben. Das Wort 
wird nicht verlangt, dann können wir dieselben 
en bloc annehmen. Jetzt die Isolatoren für 
Niederspannungs-Installationen in Innenräu- 
men. Da wird ebenfalls Zurückverweisung an 
die Kommission beantragt. Das Wort wird 
nicht verlangt, dann sind wir mit der ganzen 
Geschichte durch. 


Herr Frobenius: Ich habe noch etwas ein- 
zuwenden, es erstreckt sich auf die Isolatoren 
für Niederspannungs-Installationen in Innen- 
räumen. Ich möchte vorschlagen, daß wir von 
einer Normung da überhaupt absehen ; diese 
Klemmen werden im Inland kaum mehr ver- 
wendet und im Ausland sind ganz bestimmte 
Modelle eingeführt. Die Exporteure verlangen 
stets bestimmte Modelle, diese müssen genau 
so geliefert werden, oft noch nach versiegelten 
Mustern. 


Herr Klingenberg: Ihre Bemerkungen 
beziehen sich nur auf die Porzellanklemmen. 
Ist das die Ansicht der übrigen Sachverstän- 
digen der Versammlung ? 


Herr Adler: Ich beantrage Rückverwei- 
sung an die Kommission. 


Herr Klingenberg: Das liegt im Rahmen 
des bereits gefaßten Beschlusses. Bei den 
Rollen ist es dasselbe, und das gleiche gilt von 
den Tüllen. 


Herr Frobenius: Uber die Tüllen würde 
ich vorschlagen, einen Beschluß zu fassen. 
Gegen diese ist nichts einzuwenden. .In dem 
zweiten Entwurf sind die Mängel bereits. besei- 
tigt. 

Herr Klingenberg: Wenn bezüglich Tüllen 
das Wort nicht weiter verlangt wird, nehmen 
wir die Tüllen an. BR 


Herr Weicker: Ich darf darauf aufmerk- 
sam machen, daß über die Annahme der Prü- 
fungsvorschriften noch beschlossen werden 
muß. 


Herr Klingenberg: Wird das Wort zu den 
Prüfvorschriften verlangt? Das ist nicht der 
Fall, dann sind sie angenommen. 


Herr Dettmar: Die Kommission für 
Maschinen und Transformatoren legt 
Ihnen die Normen für Einheitstransformatoren 
mit Kupferwicklung 1920 vor. Es ist noch 
auf Grund der letzten Eingänge eine kleine, 
redaktionelle Änderung vorzunehmen. Es hieß 
früher bei der Überlastung: ‚Betrieb mit Halb- 
last‘‘; das soll ersetzt werden durch ‚‚Betrieb 
mit halber Nennleistung‘ für die Hauptreihe 
bzw. „mit der Nennleistung‘ für die Sonder- 
reihe. Außerdem soll eine Fußnote rein er- 
klärender Natur dazu kommen, die auf die 
Bezeichnungsweise der Schaltgruppen hin- 
weist; das ist durch die neuen Maschinennor- 
malien nötig. Im übrigen würde so zu be- 
schließen sein, wie der Entwurf in Heft 29 
der „ETZ‘‘ 1920, 8. 576, abgedruckt ist. 


Vorsitzender: Es liegt keine Wortmeldung 
vor, dann ist die Versammlung wohl mit den 
Vorschlägen einverstanden. 


Herr Dettmar: Die Kommission für 
Installationsmaterial ist, wie schon be- 
kanntgegeben worden ist, damit beschäftigt, 
die jetzt bestehenden Vorschriften einer Revi- 
sion zu unterziehen auf Grund der Erfahrun- 
gen in den letzten 6 Jahren. Diese Revision 
hat sich.aber als so umfangreich herausgestellt, 
daß sie wahrscheinlich in einem Jahre nicht 
beendet sein wird, es werden wohl zwei Jahre 
nötig sein. Infolgedessen schlägt die Kommis- 
sion vor, einige Änderungen an den Prüfvor- 
schriften mit Rücksicht auf die neue Prüfstelle 
noch an den jetzigen bestehenden Vorschriften 
durchzuführen, um die auszuführenden Prü- 
fungen später nicht zu entwerten. Sie schlägt 


vor, in $ 30 der Prüfvorschriften eine Änderung 


einzuführen, nämlich statt 0,1 Ohm 0,3 Ohm. 


In $ 32 soll die Prüfung bei ansteigendem Strom 
durch ein zweckmäßiges und kürzeres Ver- 
fahren ersetzt werden. Außerdem sollen die 
Schaltzahlen bei der Prüfung von Drehschal- 


tern ($ 11 der Prüfvorschriften) verdoppelt wer- 


den. Ferner rein redaktionell soll der Titel 
der im vorigen Jahre beschlossenen ‚„Norma- 
lien für zweiteilige Sicherungsschraubstöpsel 
mit Paßschrauben‘‘' abgeändert werden in ‚‚Nor- 
men für D-Stöpsel“. ZA 


Vorsitzender: Erhebt sich hiergegen ein 
Widerspruch ? Das ist nieht der Fall, dann ist 
der. Vorschlag angenommen. 


Herr Dettmar: Die Kommission für 
Zähler hat Normen für Elektrizitätszähler fer- 


tiggestellt, die veröffentlicht waren; es sind 


dazu verschiedene Änderungswünsche einge- 


gangen, die noch Ende voriger Woche beraten 


wurden. Die Kommission hat einen großen 
Teil dieser Eingänge bearbeitet und schlägt 
daraufhin einige Änderungen vor. Davon ist 
der größte Teil rein redaktionell, zwei.sind 
aber inhaltlicher Natur, u. zw. soll die Über- 
lastungsfähigkeit der Zähler folgendermaßen 
geändert werden: 


Jeder Zähler ist überlastungsfähig um 


100% bis zu einer Minute und um 50% bis 
zu 2 Stunden, die Gleiehstrom-Amperestunden- 
und Wechselstrom-Wattstundenzähler bis e'n- 
Belle 3A um 100% während 2 Stun- 
en. 


Vorsitzender: Erhebt sich aus der Ver- 
sammlung Widerspruch ?® Das ist nicht der 
Fall, dann ist die Sache hiermit angenommen. 


Herr Dettmar: Dann hat die Kommission 
außerdem die vor dem Kriege bereits aufge- 
stellten ‚Leitsätze für die Bedingungen, denen 
Elektrizitätszähler und Meßwandler bei der Be- 
glaubigung genügen müssen ‘“‘, nochmals dureh- 
gearbeitet, und die Physikalisch-Technische 

eichsanstalt wird diese früheren Leitsätze in 
Zukunft als Vorschriften ıhrerseits erlassen. 
Darüber ist hier kein Beschluß zu fassen, son- 
dern nur Kenntnis zu nehmen. Weiter hat die 
Kommission gemeinschaftlich mit der Physi- 
kalisch-Technischen Reichsanstalt Erläuterun- 
gen zu diesen früheren Leitsätzen ausgearbeitet. 
Auch diese sind zur Kenntnis zu nehmen. 

Die Kommission für Koch- und 
Heizgeräte hatte die bestehenden Vorschrif- 
ten einer sehr eingehenden Revision unter- 
zogen und den Entwurf veröffentlicht, worauf 
noch eine ganze Reihe Änderungsanträge ein- 
liefen, die verarbeitet worden sind. Die Abände- 
rungsvorschläge gegenüber dem veröffentlich- 
ten Entwurf, sind folgende: Der Normalstecker 
der in dem Entwurf vorgeschlagen ist, sollte 
schon im April 1921 eingeführt werden. Es 
hat sich gezeigt, daß diese Zeit nicht genügt, 


"um die Konstruktion durchzuführen, und es 


wird von der Kommission empfohlen, den Ent- 
wurf anzunehmen mit dem angegebenen Ter- 
min mit Ausnahme der $$ 14 und 15, in denen 
der neue Normalstecker beschrieben ist, dessen 
Gültigkeit erst vom 1. Oktober 1921 ab zu be- 
schließen und hierbei der Kommission Gelegen- 
heit zu geben, eventuellnoch nötig erscheinende 
Verbesserungen zur Einführung zu bringen. 
Ferner ist in $ 4 noch eine Definition des Be- 
griffes „Nenninhalt“ hinzugefügt. In $ 28 sind 
die Angaben über die Aufschriften geändert 


worden. Es sind 3 Aufschriften, die vorgesehen 


waren, in den Vorschriften gestrichen worden. 


Vorsitzender: Die Konzession, die den 
Fabrikanten damit gemacht worden ist, daß 
wir den Einführungstermin auf den 1. Oktober 
1921 festgesetzt haben, wird den letzten Wider- 
spruch, der gegen die Kommissionsbeschlüsse 
vorhanden war, beseitigt haben. Ich höre aus 
der Versammlung keine Einwendungen und 
danke Ihnen, daß Sie diese Kommissionsbe- 
schlüsse angenommen haben. : 


‚. Herr Dettmar: Die Erdstrom-Kom- 
mission hat sich mit der Frage beschäftigt, ob 


die aufgestellten Erdstromvorschriften einer 
Anderung bedürfen. Das Ergebnis dieser Ver- | 
handlungen, die gemeinschaftlich mit dem Ver-. 


ein Deutscher Straßenbahn- und Kleinbahn- 
verwaltungen geführt sind, hat gezeigt, daß 
kein Anlaß zu einer Änderung vorliegt, unddaß 
ee Vorschriften weiter unverändert bleiben 
sollen. + 


Die Kommission für Beeinflussung 
von Schwachstromanlagen hat Leitsätze- 


zum Schutze von Fernsprechdoppelleitungen 
gegen die Beeinflussung durch Drehstromlei- 
tungen veröffentlicht. Änderungswünsche hier- 
zu sind nicht eingegangen, so daß es sich emp- 
pfiehlt,. diese unverändert anzunehmen. 


Vorsitzender: Ist die 


Leitsätze angenommen. 


. „Herr Dettmar: Der Ausschuß für Nor- 
malspannungen hat im vorigen Jahre den 


viele Änderungswünsche eingegangen, und 


; Versammlung ‚damit 
einverstanden ? Dasist der Fall, dann sind die 


er 


a 


> 


2. Dezember 1920. 


Auftrag erhalten, auch die Spannungen unter 


100 V zunormen. Dasist geschehen. Der Ent- 
wurf wurde sehr frühzeitig veröffentlicht, essind 


es 
wurde ein zweiter Entwurf veröffentlicht. 


eine mehr redaktionelle Änderung zu machen. 
Das Wort „Leerlaufspannung‘‘ bei den Klingel- 
transformatoren ist zu streichen. 


Vorsitzender: Ist die Versammlung damit 
einverstanden ? Das ist der Fall. 


Herr Dettmar: Ferner ist ein Entwurf ver- 
für Feindrähte. Dazu waren einige Abände- 


Verhandlungen sind diese als nicht opportun 
erkannt worden, und es wird daher vorge- 


spruch, ich stelle fest, daß die Versammlung 
einverstanden ist. Lt 

Herr Dettmar: Der Ausschuß für Be- 
dienungselemente hat Normen für feste iso- 


dornen aufgestellt undin der „ETZ“ veröffent- 
licht. Anderungswünsche hierzu sind nicht ein- 
gegangen, es wird daher empfohlen, dem Vor- 
schlage des Ausschusses entsprechend diese an- 
zunehmen. 


Vorsitzender: Es erhebt sich kein Wider- 
spruch, der Vorschlag ist angenommen. 


Herr Dettmar: Die Leitsätze über Blitz- 
schutz, die vom Elektrotechnischen Verein 1901 
aufgestellt waren, sind seinerzeit auch vom 
Verbande übernommen worden. Mit Rück- 
sicht auf die. augenblickliche wirtschaftliche 
Lage hält man es für möglich und zweckmäßig, 


. Erleichterungen zu schaffen, um den Materjal- 


verbrauch etwas zu verringern. Der Verein hat 
einige Änderungsvorschläge zu den Leit- 
sätzen veröffentlicht in Heft 32, S. 641 der 


‚gen gleichfalls anzunehmen unter der Voraus- 
sen Entwurf auch in seiner nächsten General- 
licht ist. x 


hiermit einverstanden ? 
Widerspruch. 


Herr Dettmar: Damit wäre ich am Ende 
der Vorschläge der Kommissionsarbeiten. Ich 


. habe Ihnen nur noch kurz zu berichten über 


den Stand der Mitgliederzahl. Erfreulicherweise 
hat sich diese von 5695 auf 6341 erhöht, 


88 122 M zu verzeichnen hatten. Davon sind 
allein rd 35 000 M durch Kursverlsut der Effek- 
ten herbeigeführt. Der übrige Verlust rührt 


- Verlust, der ungefähr in Höhe von 100 000 M 
liegt, leider erwarten lassen, und es werden 
Ihnen verschiedene Vorschläge gemacht zur 
Besserung der Verhältnisse. Der Abschluß der 


Herren Revisoren 
nieder. 


Herr Levy: M. H.! Herr Direktor Sehrö- 
derund ich haben mit einem Bücherrevisor die 


nung gefunden. Ich darf daher in unserer beider 
Namen beantragen, der Geschäftsführung Ent- 
lastung auszusprechen. SE 


lung erteilt wohl dem Herrn Generalsekretär 


den Herren Revisoren für ihre Arbeit. 


bitten, das Amt wieder zu übernehmen. 
(Herr Levy drückt sein Einverständnis aus.) 


Vorsitzender: Die Wiederwahl ist be- 
schlossen. 2 


Herr Dettmar: Dann ist dieser Punkt der 


stand wird vorgeschlagen, 
nen einzusetzen, und zwar 


7 eine“Kommission für Hochfrequenztechnik, 
eine Kommission für Bahnen, die die sämt- 
-. liehen Bahnvorschriften und -normen in 


Zukunft bearbeiten soll. Diese sind bisher 


. von der Kommission für Errichtungs- und _ 
Betriebsvorschriften mitbearbeitetworden 
Auf Grund von gemeinschaftlichen Ver- 


ES 
wird vorgeschlagen, diesen anzunehmen und nur 


öffentlicht zur Normung von Lieferrollen - 
rungswünsche eingegangen. Bei den weiteren. 


schlagen, den Vorschlag unverändert anzu- 
| nehmen. : 


Vorsitzender: Es erhebt sich kein Wider-. 


lierte Handgriffe nebst dazugehörigen Griff- 


„ETZ“; Änderungswünsche sind nicht einge- 
angen, es wird empfohlen, diese Abänderun- 


setzung, daß der Elektrotechnische Verein die- 


versammlung so annimmt, wie er hier veröffent- 


Vorsitzender: Die Versammlung ist wohl 
Es erhebt sich kein 


Bezüglich der Finanzlage ist zu bemerken, 
daß wir im Jahre 1919 einen Verlust von‘ 


Bücher ist erfolgt, und ich lege den von den 
geprüften Abschluß hier 


Bücher und Belege geprüft und alles in Ord- 


Vorsitzender: Ich stelle fest, daß die Bücher 
in Ordnung gefunden sind, und die Versamm- - 


Entlastung für die Buchführung. Ich danke 


Herr Dettmar: Für das nächste Jahr wür- 
den die Revisoren zu wählen sein, und es wäre 
wohl vorzuschlagen, die beiden Herren zu 


\5 


RE TARA, 


von der außerordentlichen Steigerung der Un- 
kosten her. Auch das laufende Jahr wird einen - 


Tagesordnung erledigt, und wirhätten noch die _ 
Einsetzung neuer Kommissionen. Vom Vor- 
4 neue Kommissio- - 


AU Lett. 


Yin Aa dr An. nn: nn nr 


2. Dezember 1920. 


x 


‚An 8 Schuldner: 


Miet&konto., = nur 
Jahresyversammlungskont 
Gehaltkonto . . . » 
Bureauunkostenkonto 
Mitglieder-Reisekonto 
Archivkonto 
Umzugskostenkonto - 
Effektenkonto, Kursverlust 


A. Aktiva 


15 Effekten . 
2. | Kassa. i 
3. | Außenstände 


| 


Vorstehende Bilanz nebst Gewinn- und Ve 


Berlin, den 18. September 1920. 


handlungen mit dem Verein Deutscher 

Straßenbahnen, Kleinbahnen und Privat- 

eisenbahnen hat es sich als zweckmäßig 

ergeben, eine besondere Kommission da- 
für zu haben. 

Es soll weiter eine Kommission für Prak- 
tikantenausbildung und eine Kommission für 
Elektrizität auf Schiffen gebildet werden. Be- 
züglich der letzten Kommission ist ein 
Zusammengehen mit dem . Handelsschiff- 
normalien-Ausschuß geplant, und ich habe vor 
einigen Tagen die Nachricht erhalten, daß die 
von uns dem H N A gemachten Vorschläge be- 
züglich gemeinschaftlicher Arbeit angenommen 
worden sind. Es würde dann möglich werden, 
die jetzt nicht ganz in Übereinstimmung be- 
findlichen Beratungen in Zukunft in völligen 
Einklang zu bringen. 


i Herr Blocehmann: Bezüglich der letzten 
Kommission wollte ich die Bitte aussprechen, 
den an der Wasserkante domizilierenden Ver- 
einen die Berechtigung zu geben, je ein Mit- 


- glied ihres Vereins in diese Kommission zu ent- 


senden. 


Vorsitzender: Ich glaube, daß-der Vor- 
schlag sehr zweckmäßig ist und bei der Ver- 
sammlung wohl Beifall finden wird. Ich glaube, 
wir können Ihnen das zusagen. . 


Herr Dettmar: Die Zusammensetzung der 
Kommission würde zweckmäßig wieder dem 
Technischen Hauptausschuß zu überlassen 
sein. 

Herr E. Adler: Wird die Kommission für 
Hochfrequenztechnik auch definitiv gebildet? 


Herr Dettmar: Die hatte ich als erste er- 
wähnt. i 


Vorsitzender: Sie haben gehört, daß 4 neue 
Kommissionen ins Leben gerufen werden sollen. 


Herr Teichmüller: Wenn ich recht ver- 
standen habe, soll eine Kommission für prak- 
tische Ausbildung von Studierenden gebildet 
werden. Wir haben eine solche Kommission 
vor Jahren schon gehabt, und es wurde für gut 
befunden, die Arbeiten dieser Kommission 
dem Deutschen Ausschuß für Technisches 
Schulwesen weiterzugeben. Ich möchte fragen, 
welehe Umstände den Vorstand veranlaßt 
haben, diese Kommission wieder neu ins Leben 
zu rufen. 


Herr E. Adler: Es handelt sich darum, die 
allgemeinen Beschlüsse des Deutschen Aus- 
schusses für Technisches Schulwesen auf die 
spezifisch elektrotechnischen Verhältnisse an- 
zuwenden. Es soll keine Doppelbearbeitung 
herbeigeführt werden. Der Deutsche Aus- 
schuß für Technisches Schulwesen kann sich 
um einzelne Industriezweige, wie die Elektro- 
technik, nicht kümmern. In den alten ‚„‚Be- 
stimmungen für Praktikanten‘ hieß es: „Ein 
Elektrotechniker soll einige Wochen in der 
Ankerwiekelei zubringen“; das wurde vor 


15 Jahren für genügend erachtet. Der Deut-- 


sche Ausschuß für Technisches Schulwesen 
wird nichts dagegen haben, daß wir die Ausbil- 
dungsfrage in der Weise bearbeiten, daß wir im 
wesentlichen nur die allgemeinen Grundzüge 
für die Praktikantenausbildung, die von ihm 
festgelegt sind, auf unsere Industrie anwenden. 


Herr Teiehmüller: Ich möchte bitten, in 
dieser Kommission die Hochschullehrer der 
Elektrotechnik mit vertreten zu seben. 


Gewinn- und Verlustkonto 1919. 


Aktiva und Passiva des Verbandes Deutscher Elektrotechniker e. V.am 31. Dezember 1919. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 38. 967 


Mark Mark | Mark Mark 
} An 6 Gläubiger: 
4 200,— Zeitschriftenkonto. |» 413,68 
2 476,35 -Drucksaehenkonto ..1:11.720,49 
104 974,55 Mitgliederbeitragskonto . 1 62983,15 
16.386,13 Gutachtenkonto. 500,— 
12 888,70 . Zinsenkonto . BEL GOTEZO 
5.069,41 Diverse Einnahmen- u. Ausgabenkonto . |. 4.995,77 
7372,53 un} 99 824,24 
34.579, — Verlust | 88 192,43 
| 187 946,67 187 946,67 


Mark Mark Mark 
B. Passiva. 
330510,— 1.1) Gläubiger . RR 37 312,90 
10 465,29 Saldo. . 1353 744,81 
50 082,42 
| | 391.057,71 391 057,71 


Dr. Max Levy. L. Schröder. 


Herr Dettmar: Das ist in Aussicht genom- 
men. Es sollen zwei Herren von Hochschulen 
und zwei von Mittelschulen hinzugezogen wer- 
den. Die Bestimmung der Persönlichkeiten 
seitens der Hochschulen bleibt der Vereinigung 
u nlerer für Elektrotechnik über- 
assen. 


Vorsitzender: Das Wort wird nicht mehr 
gewünscht. Ich stelle fest, daß Sie mit den 
Vorschlägen des Vorstandes einverstanden 
sind. Damit ist die heutige Tagesordnung er- 


schöpft. Ich schließe die Sitzung und danke 


Ihnen. 


Zweite Verbandsversammlung, 


am Sonnabend, den 2 September 1920, vorm. 
To» 


Vorsitzender: M. H.! Ehe wir in die heu- 
tige Tagesordnung eintreten, sind noch einige 
Angelegenheiten zu erledigen. Es ist zunächst 
folgender Antrag eingegangen von Friedrich 
und Genossen: 

- „Die Unterzeichneten bitten den Vor- 
stand, eine Änderung der heutigen Tagesord- 
nung vornehmen zu wollen, daß an Stelle des 
geschäftlichen Teiles der Vortrag des Grafen 
Arco gesetzt werde. Hierdurch würde es einem 

roßen Interessenkreis möglich, diese Ausfüh- 
ührungen zu hören, auf die sie mit Rücksicht 
auf ihre geschäftlichen Verpflichtungen ver- 
ziehten müßten, die sie bereits am Sonnabend 
Nachmittag von Hannover abrufen.“ 

Essind 12 Herren, die unterzeichnethaben. 
M. H.! Wir können diesem Wunsche nicht 
Rechnung tragen. Ich weiß auch nicht, ob 
Graf Arco schon hier ist und einspringen 


"könnte. Meines Wissens ist das nicht der Fall. 


Ich möchte Sie deshalb bitten, so leid es dem 
Vorstand tut, dem Wunsche der Herren nicht 
Folge leisten zu können, den Antrag abzuleh- 
nen. Die Versammlung ist damit einverstan- 
den. Dann ist angesichts der äußerst bedräng- 
ten Lage, in der sich die elektrotechnische In- 
dustrie z. Zt. befindet und die höchstwahr- 
scheinlich noch schlimmer werden wird, ein 
Antrag seitens des Zentralverbandes der deut- 
schen elektrotechnischen Industrie eingegan- 
gen dahingehend, daß die Verordnung betr. 
Einschränkung des Verbrauches elektrischer 
Arbeit aufgehoben werden soll. Dieser Antrag 
wird unterstützt von der Interessengemein- 
schaft deutscher Elektro-Großhändler und 
-Exporteure. Die Vereinigung der Elektrizi- 
tätswerke hat sich ebenfalls schon bereit er- 
klärt, solehe Resolution anzunehmen, und es 
ist zu hoffen, daß auch die Herren Vorsitzenden 
der übrigen Vereinigungen, die hier im Saale 
sind, dazu Stellung nehmen können. Ich ge- 
statte mir, Ihnen die Resolution, die vom Ver- 
band an das Reichswirtschaftsministerium ab- 
gehen soll, im Wortlaut zu verlesen: 


„Dureh die Verordnung vom 9. IX. 1919 
betreffend die Einschränkung des Verbrau- 
ches elektrischer Arbeit wird die Ausfüh- 
rung elektrischer Installationen in unerträg- 
licher Weise gehindert.. Die Bestimmungen 
haben in erster Linie dazu beigetragen, eine 
Krise herbeizuführen, die sich nicht nur bei 
dem gesamten deutschen Installationsge- 
werbe und dem elektroteehnischen Handel, 
sondern auch bei den von ihnen z. T. abhän- 
eigen INdnatign besonders schwer fühlbar 
macht. 


rlustkonto des Verbandes Deutscher Elektrotechniker e.V. zu Berlin haben wir auf Grund der 
 ordnungsmäßig geführten Geschäftsbücher und der uns vorgelegten Belege geprüft und richtig befunden. 5 


Paul Reiß, Bücherrevisor. 


Um die schon seit längerer Zeit beste- 
hende Arbeitslosigkeit und deren gefährliche 
Folgen zu beheben, fordern die gelegentlich 
der elektrischen Woche in Hannover und 
Goslar tagenden großen Verbände aller 
Kreise der Elektrotechnik, daß die bestehen - 
den Bestimmungen so geändert werden, daß 
die Herstellung elektrischer Anlagen in dem 
Umfange wieder zugelassen wird, wie es den 
Bedürfnissen entspricht.“ 


M. H.! Ich glaube, wir können ohne wei- 
tere Diskussion dieser Resolution zustimmen, 
Ich höre keinen Widerspruch, die Resolution 
und deren Absendung ist hiermit genehmigt. 
Damit sind die beiden Punkte erledigt. Ich 
hätte noch zu bemerken: Es laufen jetzt schon 
einige Wortmeldungen zur Diskussion zu den 
nachher stattfindenden Vorträgen ein. Wir 
möchten die Herren, die sich ebenfalls beteili- 
gen wollen, bitten, ihre Namen bekannt zu 
geben, damit die richtige Reihenfolge innegehal- 
ten werden kann. Damit schließe ich die Vor- 
bemerkungen und erteile Herm Dr. Dettmar 
das Wort zu Punkt 1 der heutigen Tagesord- 
nung „Geschäftliches“. Da nehmen wir zu- 
erst die Satzungsänderungen. 


Herr Dettmar: Bevor wir in diesen Punkt 
eintreten, muß ich noch eine Unterlassungs- 
sünde bekanntgeben. Ich habe gestern bei Er- 
ledigung der Kommissionsarbeiten leider eine 
übersehen. Ich möchte daher bitten, diese An- 
gelegenheit noch nachholen zu dürfen. Es han- 
delt sich um einen Antrag der Kommission für 
Fernmeldeanlagen. Diese hatte die Normen 
für Rundklemmen für Mutteranschluß und für 
Lötanschluß fertiggestellt und in der »EDZ: 
Heft 34, $. 681, veröffentlicht. Abänderungs- 
wünsche dazu sind nicht eingegangen, so daß 
wohl allgemeines Einverständnis vorausgesetzt 
werden kann. Die Kommission stellt den An- 
trag, diese Normen anzunehmen. 


Vorsitzender: Ich höre keinen Widerspruch, 
es ist Ihr Einverständnis hiermit also erklärt. 


Herr Dettmar: Die Satzungsänderungen 
sind in der „ETZ“, u. zw. schon frühzeitig in 
Heft 35 der „ETZ“ 1920, S. 701,. veröffent- 
lieht gewesen. Sie waren mit besonderen Er- 
läuterungen versehen, um die Änderungen, die 
vorgenommen worden sind, bequem den Mit- 
gliedern zugänglich zu machen. Es sind im all- 
gemeinen keinerlei Abänderungswünsche ein- 
gelaufen, nur der Magdeburger Verein hat 
einige Vorschläge gemacht, die im Ausschuß 
beraten sind und dort zurückgezogen wurden. 
Die Satzungsänderung ist einerseits gemacht 
worden, weil eine Anzahl Änderungen unbe- 
dingt notwendig ist, u. Zw. ein Teil mit Rück- 
sicht auf den Friedensvertrag. Andere Ände- 
rungen haben sich im Laufe der letzten Jahre 
als nötig erwiesen. Es sind aber außerdem 
gleichzeitig auch eine Reihe von stilistischen 
Verbesserungen vorgenommen worden. Bei 
dieser Durcharbeitung sind einige Kleinigkeiten 
übersehen worden, und Herr Geheimrat Orlich 
hat sich freundlichst der Mühe unterzogen, den 
letzten Entwurf durchzuarbeiten und einige 
kleine stilistische Verbesserungen vorgeschla- 
gen, die ich wohl nicht zu verlesen brauche. 
Was die materiellen Änderungen anbetrifft, so 
handelt es sich um folgende wichtigen Punkte, 
diein der Sitzung von Vorstand und Ausschuß 
gegenüber der Veröffentliehung in der „ETZ“ 
‘geändert wurden. In $ 5, der den Jahresbei- 


968 


trag feststellt, war vorgesehen worden, den 
Jauresbeitrag aus zweı leılen zusammenzu- 
Setzen, einem Grundbeitrag-und eınem Zu- 
Sculag. Einige der Vereine naben darauf hin- 
gewiesen, dal es Schwierigkeiten machenwerde, 
beı der Kınzıehung der beiträge mıt einer. an- 


fangs des Janres unsicheren Summe zu arbei- 


ten, da viele der Vereine nur eınmal im Jahre 
eımziehen. Wenn also ın der zweiten Hälfte des 
Jaures eın Zuschlag eingezogen werden soll, 
ergıbt sıch eine eruebliehe Meurbelastung der 
Deuatzmeister. Intoigedessen hat man sıch im 
Ausscuuß dauin geeinigt, diesen Vorschlag 
jailen zu lassen und es beı einem jesten Jahres- 
beitrag bewenden zu lassen wıe bısher, aber es 
wırd dıe Änderung vorgeschlagen, daß der 
Jauresbeitrag nıcut mehr ın der Satzung be- 
summt wırd, damıt den schnellen und .hautigen 
Änderungen der wırtscuaitiichen ‘Lage nicht 
immer durch eine »>atzungsanderung ent- 
sprochen zu werden braucut, sondern durch 
eımen Besculuß der Jauresversammiung, Als 
eingetragener Verein haben wır mıt den 
Sauzungsanderungen - seur große Scuwierig- 
keiten und es ıst Desser, wenn eın Besculuß der 
Jauresversammlung genügt. Ks wırd daher 
vorgesculagen, $ 8 I0lgende Fassung zu geben: 
„Der JauresDeitrag wırd von der Jauresver- 
sammlung festgesetzt, u. zw. für unmittel- 
bare Mitglieder des Verbandes, für Mitglieder 
der zum Verband gehörigen Vereine sowie Be- 
hörden usw. verscuieden hoch.‘ Ich würde 
empieulen, zunächst über dıesen Wortlaut ab- 
zusummen. 


Vorsitzender: Es meldet sich niemand zum 
Wort, ıcu kann also anneumen, dal: dıe Ver- 
sammlung ııt dem von uns geiaßten Wortlaut 
einverstanden ıst. 


Herr Dettmar: In: Konsequenz dieses Be- 
schlusses würde dıe Höue des Beitrages jetzt 
von der Versammlung jestzusetzen sem und 
datür macht der Ausschuß ım kınvernehmen 
mıb dem Vorstand 10lgenden Vorseutag: Pür 
dıe persönlicuen Mıitgueder, dıe durch dıe Ver- 
emo Zugeiuurt werden, betragt der Mıtglieds- 
beitrag 70 Mm, wober ım Ausscuuß mıt den Ver- 
emen vıne Vereinbarung über den eıl, der an 
dıe Vereme meur äbgeiünrt wırd, bereits 
erledigt ıst. Die Vereine bekommen ‘von der 
Ernöuung des Beitrages, dıe ım ganzen 38 M 
betragt, 12 M zur Deckung ıhrer Unkosten ab. 
Weiter soil der Beitrag tur die duuekum peisön- 
lıchen Mitglieder des Verbandes LVUV M pıo Jaur 
betragen. Kür dıe korporativen Mıtgtieder ı8t 
68 aıs notwendig erkannt worden, eine gewisse 
Ditterenzierung eınlıeten zu lassen, nament- 
lıcu wenn der Beitrag dieser korporatıven Mıt- 
glieder eruöut wırd. Wır müssen dıe beuörden, 
Vereine usw. anders behandeln als Firmen; da 
diese Ditterenzierung aber ın den Sıtzungen 
nıcut meur eriedıgt werden konnte, wırd bean- 
tragt, dıe Festsetzung des Beitrages der kor- 
Porativen Mitglieder dem Vorstand zu über- 
lassen. 


Vorsitzender: Sie haben die Vorschläge des 
Vorstandes und Ausschusses gehört. Wıder- 
Sprucu ernebt sıch nıcht, dıeselben sınd hiermit 
angenommen. 


Herr Dettmar: Weiter wird vorgeschlagen, 
gegenüber dem Satzungsentwurf dıe $$ 8, 9, 
Il und 12 über dıe Zusammensetzung des Vor- 
standes zu andern, u. zw. konnte dıeser Vor- 
Sculag erst gemacht werden mıt Rücksicht 
darauf, dal aut der letzten Hauptversamm- 
lung des Vereins Deutscher Ingenieure, dıe am 
Montag stattgeiunden nat, eın Bescnluß ge- 
fast wurde, der außerordentlich wicutig tür 
die Beziehungen zu dıesem Verein und uns ıst. 
‚len habe ım Gescuäftsberieht scuon darauf hin- 
gewiesen, daß die Beziehungen zum Verein 
Deutscuer Ingenieure und Verein Deutscher 
KEisenuüttenleute seur enge sind. Sie sınd seit 
Jauren sehr gepilegt, wır naben gemeinschatt- 
lıeue Unterneumen.ıns Leben geruien, dıe Aus- 
landszeitscurift und aucu andere Vereinbarun- 
gen getrotten, dıe einen möglichst engen Zu- 
sammensculul dıeser 3 großen Vereine gewähr- 
leisten. Nun hat der Verein Deutscher Inge- 
nıeure in seiner Hauptversammlung besculos- 
sen, dıe Mitgiiederzaui seines Vorstandes bıs zu 
3 Mitgliedern zu erhöhen und dem Verband 
Deutscuer Klektrotechniker und dem Verein 
Deutscner Kisenhüttenleute, das Recht zu 
geben, je ein Mitglied seines Vorstandes in den 
Vorstand des Verems Deutscher Ingenieure zu 
entsenden unter der Voraussetzung der Gegen- 
seitigkeit und unter der Voraussetzung, daß 
das delegıerte Mitglied Mitglied des betreiien- 
den Vereins ıst.. Demzutoige hätten wır auch 
dıe Zaul der Mitglieder unseres Vorstandes zu 
erhönen, Wır hatten bisuer 9 Mitgueder und 
würden demnach dıe Zaul aut l1 erhöuen 
müssen, um eın Mıtgiied vom Verein Deutscher 
Eisenuüttenleute und ens vom Verein Deut- 
scher Ingenieure aufnehmen zu können. In- 


> Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 48. 


2: Dezember. 1920. 


folgedessen würde im $ 8, der lautet: ‚Der Vor- 
stand besteht aus dem Vorsitzenden, zwei 
stellvertretenden Vorsitzenden und sechs wei- 
teren Mitgliedern“ es heißen müssen „und 
acht weiteren Mitgliedern‘; $ 9: „Neun Mit- 


glieder des Vorstandes werden von der Jahres- 
versammlung .... Von ıhnen werden 2 wei- 
tere Mitglieder hinzugewählt.““ Der Vorstand 
wählt aıso dıese Mitguieder, d.h. er delegiert 
dieses Recht dann wıeder auf dıe beiden Ver- 
eıne. Wıederwaul ıst zulässıg. 


Vorsitzender: Die erfreuliche Tatsache des 
engeren Zusammenarbeıtens der 3 großen tech- 
nischen , Vereimgungen wırd aucu beı Ihnen 
#'reude hervorruien. Zu der neuen Fassung 
der Paragrapuen, die dıe Zusammensetzung 
des Vorstandes regeln, erbitte ıch Ihre Zu- 
stimmung. e 5 : : 

Herr Meier, Dieringhausen: Die letzte An- 
regung begrüße ıch außerordentlich. Darüber 
sınd wır uns alle klar, aus dem engeren Zu- 
sammenarbeıten' der großen Verbande kann 
nur Erspneßliches erwachsen. lc trage aber 
doch Bedenken, gegen den letzten Absatz 
des $ 9: „Wıederwaui ıst zulässig‘ Ich habe 
eın Beispiel ım Auge, wo wır jange gekampit 
haben, um dıese Sache verscuwinden zu 
iassen. Es gıbt da sculießlich Krbsitze und 
wenn man wagt, eınen anderen Herrn vorzu- 
Sculagen, dann ıst es 1ast eın Verbrechen. Des- 


wegen möchte ıch dringend bitten, dıe Ände-' 


zung eintreten zu lassen, daß dıe Wiederwahl 
auı 4 bıs 6 Jaure zulassıg ıst, daß dann aber cın 
Ausscuelden auf 2 Jaure erioigen muß. lch 
wurde es tür bedenklich halten, wenn es mög- 
lıch ware, aui dıe Art >tammsıtze zu Ver- 
geben, denn wer eınmal 10 Jaure ım Amt ıst, 
der ıstnieut wieder herauszubringen. Ich glaube, 
daß der VD E Manner genug hat, ‘dıe be- 
taugt sınd, den Vorstand zu pılden und dıe 
Gescuicke des Verbandes zu leıten. lch möchte 
dıe Anregung des Hamburger Vereins wieder 
aufgreiten und bitten, zu sagen: „Wıederwahl 
ıSt zweimal zulassıg“. 


Vorsitzender: Wır haben im Ausschuß über 


diesen Punkt lange beraten und konnten uns 


nıcut zu der Ansıcht bekennen, daß der etwalge 
Deuaden 80 groß ı8t wie der Vorteil, der dann 
tıegt, dab es Zeiten geben kann, ın denen es 
dringend nötıg ıst, daß dıe Zusammensetzung 
des Vorstandes nıcht auselnanderlgerissen Wild, 
wenn es sich darum handelt, wichtige Aut- 
gaben bıs zu einem gewissen Ende auIchzu- 
ıuuren. 
daum entschieden, daß wır einem derartigen 
Antrag nıcht zustimmen. Jetzt wird die Frage 
wieder auigerollt, und ıch möchte bıtten, zu 
erwagen, ob es nıcut zweckmaßıg ist, es beı 
den Vorschlägen von Vorstaud und Ausschuß 
zu belassen. 


Herr Bußmann: Es ist im Ausschuß, wie 
der Herr Vorsitzende schon erwaunte, aus- 
tührlıch darüber gesprochen worden; aber dıe 
Bedenken, dıe Herr Meier aussprach, mul ıch 
voll und ganz teilen. Die Festigkeit, dıe natür- 
lıch ın dem Verband bestehen bieiben muß, ist 
durch den Generalsekretär und dıebeamten 
des Verbandes gegeben. Ich hätte ıntoige- 
dessen ım Ausschuß empfohlen, um unter Um- 
ständen aucu dıe Bedenken des Vorstandes 
zu beseiugen, dab bewahrte 
mıtten aus der Tätigkeit herausgerissen Wer- 
den, eınen Zusatz eınzuschaiten, daß Wıeder- 
wall zwassıg ıst, ın der Kegei aber eın Vor- 


‚stand»samt nıcut länger als 6 Jaure bekıeidet 


werden soll. Durcu diesen kleinen Zusatz hat 
der Vorstand und dıe Jauresversammuung dıe 
Möglichkeit, Einspruch gegen etwaige Kieber 
zu erueben. 


Zeitalter eine Bolcue beslumumung, wie sıe der 
Vorstand durch die Mögl.chke.it der daueın- 
den Wiederwahl 1estlegt, mıcut aıs gut emp- 
finden. lch möchte bitten, dem Vorsculage 
des Herrn Vorredners zuzustimmen oder meı- 
nen Zusatz anzunehmen. 


Vorsitzender: Durch den Beifall zeigt sich, 
daß dıe Ansıcuten zum größten Teile gegen, 
unseren Vorsculag sınd. ‘Wır wollen desualb 


gleich zur Abstimmung kommen, u. zw., da der 


Vorschlag des Ausscuusses der weitergehende 
ıst, Möchte ıclı Herin Dettmar bitten, ıun noch 
eınmal zu verlesen und dann stimmen wır: zu- 
erst über dıesen ab. 


Herr Emde: Am weitestgehenden ist der 
Antrag Meıer-Dıieringluausen. x 


Herr Klingenberg: M. H.! Ich habe das 
Gefüul, daß der Antıag Bußmann großen An- 
klang findet. Wenn wır den zuerst neumen, 
werden wır währscueillich sehen, dab dieser 
Antrag große Majorıtat ınden wırd. Dart ıch 
Vielleicut das Wort behalten ? Die Formulie- 
rung würde ıcıh vorschlagen, dem Vorstaude zu 
überlassen. Dann würden wır über den An- 


Im Ausscuuß hat sıch dıe Majontat 


Mitarbeiter ' 


lcu möcute zu bedenken geben, . 
daß wır gerade ın dem jetzigen dumokratischen. 


trag Bußmann abstimmen, und ich bitte die- - 
jenıgen, dıe für den Antrag sınd, die Hand zu 
erheben. (Geschieht.) ‚Dasıstiast eınslmmıg. 


Vorsitzender: Damit ist der $ 9 in dem 
| Sinne des Herın Bußmann angenommen. 


„ „Herr Dettmar: Infolge dieser Beschlüsse, 
Anderung der $$ 8 und %Y, sind kleine tormelle 
‚Änderungen in $ 11 und 12 nötıg. Der $ 11 
handelt von den vorzeitig ausscheidenden Mıt- 
'gluederın. Es muß ım $ li dann dıe Eınschrän- 
. Kung gemacht werden, daß die von den be- 
treitenden Vereinen delegıerten Mıitguieder nicht 
durch den Ausschuß ersetzt werden, sondern 
durch dıe Vereine, dıe sıe delegiert haben. Es 
müssen dıe Worte eıngetügt weıden: ‚‚Scheidet 
eın von der Jahresversammlung ge- 
wähltes Mıtglied des Vorstandes aus‘, ferner 
muß es in $ 12 ınfolge der Erhöhung heißen: 
„6 Mitglieder‘. 


Vorsitzender: Es ergibt sich kein Wider- 
spruch, dann sınd aucu dıese Punkte ange- 
nommen. 


Herr Dettmar: Im $ 14 waren in dem ver- 
öffentuichten Entwuri dıe Zahlen weggelassen 
tür dıe Zaul der Ausschußmitgiieder, wellın der 
Ausschußsıtzung erst eine Diskussion darüber 
stattiinden sollte. Es 1st eine Kumıgung dahın 
erzielt worden, daß alles beım Aıten bleiben 
soll, d. h., dab aut je angefangene 150 der Mıt- 
gliederzaul der zum Verband gehörgen Ver- 
eıne je eın Ausschubmitglied entiällt, und daß 
dıe Jahresversammiung berechtigt ıst, bıs zu 
15 Mitglieder Wınzuzuwäulen. Mit den Ver- 
einen ıst eine Vereinbarung getroifen worden, 
die dıe Nachteile aes jetzigen Veıtahrens ın 
Iınanzıeller Beziehung beseitigen soll: 3 


Herr Epstein: Dıe Vereinbarung ist mit 
den Vereinen nicht getrotien, sondern be- 
sprochen worden. - - 


Vorsitzender: Ich sehe keinen Wider- 
spruch und-erkiare auch dıesen Punkt tür an- 
genommen. Damıt ıst Punkt a) der Tages- 
oıdnung erledigt, wır kommen zu 

Puukt b), Wahlen zum Vorstand’ und Aus- 
schub. Datzungsgemaß scheiden aus dem Vor- 
stand aus die herien Klingenberg, Mon- - 
tanusundZell. Wır schlagen Vor, dıe Herren 
Klıngenberg und Monıanus wıeder ım 
Vorstand mitarbeiten zu lassen und Herrn 
Zeil, der erkiarte, aus dem Vorstande aus- 
treten zu Wollen, an »>telle des aus dem Aus- 
Schuß ausscheidenden Herrn Lubszınsky ın 
den Ausschuß auizuneumen. Aus dem Aus- 
scuuß scheiden aus dıe Herren Lubszınsky, 
Petersen und Zapt. Der Ausscuuß legt 
großen Wert darauı, dal diese letzten beiden _ 
Heıren ıhre Tatıgkeit vorlauhg nicht unter 
brechen, und uusere Vorschlage gehen qaauım, 
dıe Heıren Klıngenberg und Montanus ın 
den Vorstand. wıedeızuwalulen und den aus- 
scueidenden Herrn Zeil ın den Ausschuß, ter- 
ner Herın Scholtes an Stelle des Herın Zel 
ın den Vorstand zu wäulen. SEHE 


Herr Meier, Dieringhausen: Ich möchte 
. bitten mıtzuteulen, wıe jange dıe beiden Vor- 
standsmitglieder, dıe wiedergewählt werden 
sollen, dem Vorstande schon angehören. 


Vorsitzender: Herr Klingenberg seit 
1914, von Herrn Montanus weıß ıch es nicht. 
Herr Meier: Dann müßte jetzt dıe Ände- 
Tung eintreten, dıe wır vorgenommen haben 


Herr Klingenberg: Für meine Person habe, 
ich dıe Waul nur angenommen mıt der Kın- 
schränkung, daß ıch waurend der Amtsperiode 
ausscheiden kann, und daß dann eine Neuwahl 
vorgenommen werden muß, RE 


- Vorsitzender: Was die weitere Amtsdauer 
des Herın Montanus anbelangt, lag uns da- 
ran, einen Vertreter des Verbandes der In- 
stallateure ım Vorstand zu haben, und ıch 
mocute bıtten, dıe Gründe, dıe uns dazu be- ” 
wogen haben, anzuerkennen. 


Herr Bußmann: Ich möchte auch emp- 
fehlen, von der neuen Natzung Gebrauch zu 
macuen und zu sagen „ın der Regel soll eine. 
Wuiederwahı nıcht stattfinden“, Aber unter den 
jetzigen Verhältnissen Kann eine Ausnaume ge- 
"macut werden,und ıcu moente bitten, dıe beiden 


vorgeschlagenen Herren ım Vorstand zu be- 
lassen. ? 


Vorsitzender: Ich danke Ihnen, meine 
Herren. Der Vorschlag ist angenommen, 
'Wır kommen nun zu Puukt c): Bestim- 


es des Ortes der nächsten Jahresversamm- 
ung. ö ® 


Herr Dettmar: Schon im vorigen. Jahre 
hatten wır vom Kueinisch-Westtähscien Ver- 
eımn eıne Einladung, nacı Essen oder nach 
Dortmund zu kommen. Der Ort ıst noch nıcht 
testgelegt. Damaıs lag die Einladung von 
Hannover bereits vor, Es wurde in Aussicht 


\ 


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2. Dezember 1920. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1929. Heit 48. 


969 


genommen, das rheinisch-westfälische Getiet, 
wenn möglich, für 1921 zu berücksichtigen. 
Der Oberbürgermeister der Stadt Essen hat 
vor kurzer Zeit auch ein Einladungsschreiben 
an den Verband gerichtet. 


Herr Bußmann: M. H.! Als Vorsitzender 
des Elektrotechnischen Vereins des Rheinisch- 
Westfälischen Industriebezirks habe ich die 
Ehre, auch im Namen der Stadt Essen unsere 
bereits im vorigen Jahre überbrachte Ein- 
ladung, für Ihre nächstjährige Tagung die 
Stadt Essen zu wählen, Rosfinele auf das 
wärmste zu wiederholen. Wenngleich die Stadt 
Essen nicht die herrlichen Naturschönheiten zu 

bieten vermag, wie so viele andere Städte 
unseres een Vaterlandes, so glauben wir 
doch, dal) Sie bei einem Besuch von Essen den 


Eindruck gewinnen werden, daß die Stadt schö- 
neristalsihrRuf.Vor allen Dingen hoffen wir,daß 


wir Ihnen dort ein erfreuliches Bild werktätiger 
Arbeit vorführen können, von dem Sie die 

berzeugung gewinnen werden, daß von dort, 
vom. Herzen des Industriegebietes aus, eine 
allmähliche Gesundung unseres so schwer ge- 
schädigten Wirtschaftslebens eintreten wird. 
Meine Herren! Die einzige Sorge, die wir 
haben, das ist die Lösung der Unterkunfts- 
frage, aber auch diese Schwierigkeit’hoffen wir 
durch Schaffung geeigneter Bürgerquartiere 
zu überwinden. Ich möchte Sie aufs herzlichste 
bitten, der Einladung der Stadt und unseres 
Vereins zu entsprechen und für Ihre nächst- 
Ibrige Tagung die Stadt Essen wählen zu 
wollen. 


Herr Klingenberg: Infolge einer Anregung 
ist gestern in der Sitzung des Zentralverbandes 
die Frage der nächsten Jahresversammlung 
ebenfalls besprochen worden mit dem Ergebnis, 
daß der Zentralverband sich grundsätzlich mit 
der Beteiligung an einer Elektrischen Woche 
im nächsten Jahre einverstanden erklärt mit 
der Maßgabe, daß die Versammlung nicht wie- 
der im Herbst, sondern im Frühjahr statt- 
findet und mit der weiteren Maßgabe, daß mit 
dem Verband Deutscher Elektrotechniker und 
den anderen beteiligten Vereinen und Ver- 
bänden bezüglich der Einzelheiten noch Füh- 
lung zu nehmen sei. 


Vorsitzender: Ich danke Herrn Direktor 
Bußmann nochmals für seine freundliche Ein- 


ladung und kann wohl auch namens des Vor-. 


standes und der ganzen Versammlung unserer 
Freude darüber Ausdruck geben und Herrn 
- Direktor Bußmann erklären, daß wir sehr gern 
der Einladung nach Essen Folge leisten wer- 


den. Ich glaube, die Versammlung ist voll und. 


ganz damit einverstanden. Wir müßten uns 
nur den Vorbehalt machen, daß, falls Verhält- 
nisse eintreten, die einen Besuch von Essen im 
nächsten Jahre nicht ermöglichen, auf eine 
andere Stadt in Deutschland zurückgegriffen 
werden kann. Für den Fall, daß es dazu kom- 
men sollte, möchte ich schon mitteilen, daß die 
Stadt München uns schon für nächstes Jahr 
eingeladen hat, und wir diese Einladung mit 
Rücksicht auf das Rheinland auf 1922 hinaus- 
geschoben hatten. Mit Ihrem Einverständnis 
ist also Essen als Tagungsort der nächsten 
Jahresversammlung angenommen, und wir 
freuen uns, daß auch der Zentralverband schon 
seine Bereitwilligkeit erklärt hat, mit uns zu 
sammen wieder eine Elektrische Woche zu ver- 
anstalten. Damit ist der erste Teil unserer heu- 
. tigen Tagesordnung erledigt. Wir kommen zu 
Punkt II der Tagesordnung, Behandlung des 
Hauptthemas: ‚„Schutzeinrichtungen und Be- 
trieb von Großkraftübertragungen‘“. Ich bitte 
Herrn Geheimrat Klingenberg, das Thema ein- 
zuleiten: 


Herr Klingenberg: M. H.! Die bisher in 
Deutschland ausgeführten Anlagen sehr hoher 
Spannungen sind fast sämtlich als reine Kraft- 
übertragungsanlagen zu dem Zwecke des Ar- 
beitstransportes in einer Richtung, nämlich 
von einem Orte billiger Erzeugung zu einem 
oder mehreren Abnehmern, errichtet worden. 
Das Bayernwerk stellt demgegenüber zum 
ersten Male die Aufgabe, eine größere Anzahl 
von Kraftwerken mit Hochspannunssleitun- 
gen derart zu verkuppeln, daß Erzeugung und 
Abnahme beliebig miteinander vertauscht wer- 
den können, so daß an den einzelnen Knoten- 
punkten des Netzes sowohl Stromabnehmer 
wie Stromerzeuger beliebig wechselnd auf- 
treten. Charakteristisch ist ferner die große 
zusammenhängende Länge des Netzes und seine 
Ausgestaltung als Ringnetz in der Absicht, für 
Stromlieferung und Stromaustausch die größt- 
mögliche Reserve'zu schaffen. Daraus ergeben 
sich eine Reihe neuer Aufgaben, die von denen 
der bisher ausgeführten Anlagen grundsätzlich 
abweichen, deren Lösung zwar außerordentlich 
schwierig und völlig befriedigend z. Zt. über- 
haupt vielleieht unmöglich ist, die aber doch 
soviel des Neuen und Interessanten bieten, 


daß es sich verlohnt, die einzuschlagenden 
Wege wenigstens ihrer Richtung nach anzu- 
geben. Durch die große Länge des Netzes und 
durch seine Ringform werden die Schwierig- 
keiten der auch sonst bei Hochspannungsanla- 
gen auftretenden Probleme gewissermaßen ver- 
vielfältigt. Sie erstrecken sich im einzelnen auf 
folgendes: 
Schutz gegen UÜberströme, 
Schutz gegen Uberspannungen und Wan- 
derwellen, : 
Regelung des Leistungsfaktors, 
Spannungsregulierung des Netzes unter 
Berücksichtigung des Umstandes, daß Ab- 
nehmer und Erzeuger vertauscht werden, 
5. Bestmögliche wirtschaftliche Ausnutzung 
des Leitungsmaterials, 
6. Beeinflussung von Schwachstromleitungen, 
7. Selektivschutz, 
8. 
9 


Bere 


Parallelbetrieb, 
Schutz der Abnehmer gegen Störungen aus 
dem Bayernwerk. 

- Nach dem vorbereiteten Bauvertrage sollen 
die an dem Bau zu beteiligenden Gesellschaften 
gemeinsam die Haftung für die Anlage im vor- 
stehenden Sinne übernehmen, sie haben somit 
außer dem geldlichen Risiko noch eine große 
tatsächliche Verantwortung. Es lag deshalb 
nahe, daß die über die größten Bauerfahrun- 
gen verfügenden Gesellschaften sich im Ein- 
verständnis mit dem Bayernwerk zur Bear- 
beitung des Projektes zusammenschlossen. Aus 
den Firmen: 

Allgemeine Elektrieitäts-Gesellschaft, 
Bergmann Elektrieitätswerke A.G., 
Brown, Boveri & Co. A.G., 
Siemens-Schuckertwerke G. m.b. H. 


wurde eine Hochspannungskommission gebil- 


det, der die Herren: 
Arndt, Baeskow, Bauch, Bay, Bier- 
manns, Dr. Cohn, Donecker, Eckert, 
Feuer, Dr. Fleischmann, Dr. Fraenkel, 
Dr. Gaa, Hissink, Hofbauer, Dr. Klin- 
genberg, Korndörfer, Kröhnke, Kor- 


da, Lichtenstein, -Lux, Dr. Müller, 
Dr. Neuenhofer, Pfannkuch, Probst, 
Roebel, Dr. Rüdenberg, Schade, 
Schnoes, Schrottke, Schumann, Dr. 
Stern, Tröger, Vaupel, Dr. Wallem, 
Werner 


angehören, wobei von dem Standpunkt ausge- 
gangen wurde, daß nur durch die Zusammen- 
fassung aller bestehenden Erfahrungen eine. 
befriedigende Lösung zu erzielen sei. 

An den Sitzungen der Kommission hat 
ferner wiederholt Herr Prof. Petersen teilge- 
nommen, dessen fruchtbarer Mitarbeit bei die- 
ser Gelegenheit dankbar gedacht sei. 

Was Ihnen heute vorgetragen werden wird, 
ist z. T. als ein Ausfluß dieser Arbeiten anzu- 
sehen, die sich bereits auf mehr als ein Jahr er- 
strecken. Wenn auch wesentliche Ergebnisse 
der gemeinsamen Untersuchungen aus nahe- 
liegenden Gründen heute noch nicht mitgeteilt 
werden können, so bewegen uns doch zwei Um- 
stände, von der sonst üblichen Gepflogenheit 
möglichster Geheimhaltung der Erfahrungen 
abzuweichen. 

Der eine liegt in der Tatsache, daß mit der 
steigenden und leistungsfähigen Verkupplung 
großer Kraftwerke die jetzt zunächst bei dem 
Bayernwerk auftauchenden Probleme stets 
wieder auftreten, und daß ähnliche Verhältnisse, 
wie sie das Bayernwerk zunächst noch in mäßi- 
gem Ausmaß zeigt, sich bei der angestrebten 
Vervollkommnung der Energiewirtschaft in 
größerem Rahmen wiederholen werden. Die 
jetzt geleisteten Arbeiten haben somit grund- 
sätzliche Bedeutung,‘ die beteiligten Firmen 
haben sich deshalb auf den Standpunkt ge- 
stellt, daß die deutsche Elektrotechnik ein ge- 
wisses Anrecht darauf besitze, zu erfahren, wie- 
weit die Sicherheit gekuppelter Hochspan- 
une in Zukunft gewährleistet werden 

ann. 

Der zweite Grund ergibt sich wiederum 
aus dem Bauvertrage des Bayernwerkes. Es ist 
die Bedingung gestellt worden, daß die An- 
lagen dem. heutigen Stande der Technik ent- 
sprechen müssen. Die an den Vorbereitungen 
beteiligten Firmen haben deshalb ein Interesse 
daran, den heutigen Stand der Technik in be- 
zug auf das Bayernwerk gewissermaßen öffent- 
lich festzulegen, wobei sie gleichzeitig beab- 
siehtigen, etwaige Einwände oder Verbesse- 
rungsvorschläge, die sich im Zusammenhange 
mit diesen Vorträgen noch ergeben sollten, bei 
ihren weiteren Arbeiten zu berücksichtigen. 

Es ist immerhin als eine bemerkenswerte 
Tatsache zu verzeichnen, daß nach dem Kriege 
auch in diesem Falle wieder verschiedene 
Gesellschaften ihre sonst üblichen Gegensätze 
ausgeschaltet und sich zu gemeinschaftlicher 
technischer Arbeit verbunden haben, ein Vor- 


gang, der bekanntlich im neuerer Zeit nich 
ohne Beispiel dasteht. Gerade bei dem außer“ 
ordentlich schwierigen Problem der Hoch 
spannungsteehnik hat sich der Vorteil des Zu- 
sammenschlusses der ersten technischen Kräfte 
und des Zusammenlegens der Erfahrungen be- 
reits klar gezeigt. Es ist selbstverständlich, 
daß auch der größte Besteller, selbst das Reich, 
nicht die Summe der Erfahrungen und die 
Hilfskräfte besitzen kann, die den Gesell- 
schaften zur Verfügung stehen. Andrerseits 
werden aber die Projekte der Hochspannungs- 
übertragung immer zahlreicher und mit zu- 
nehmende» Leistung und zunehmender Span- 
nung immer schwieriger. 

Der erste Teil der nachfolgenden Ausfüh- 

rungen liegt im engeren Rahmen der besonde- 
ren Kommissionsarbeiten, er erstreckt sich ins- 
besondere auf die vorgenannten Aufgaben. Die 
Grenze des zweiten Teiles der Ausführungen ist 
weiter gezogen. Zunächst wird die Frage an- 
geschnitten, ob das jetzt übliche‘ Drehstrom- 
system für große Arbeitsübertragungen auch 
in Zukunft als das einzige in Betracht kom- 
mende anzusehen ist, und obes tatsächlich die 
beste Ausnutzung des Leitungsmaterials ge- 
währleistet. In Verbindung damit stehen die 
Wahl der wirtschaftlichsten Spannung und 
der wirtschaftliche Vergleich der Fortleitungs- 
kosten im Zusammenhange mit der übertrage- 
nen Leistung, der Länge der Leitung, dem 
Charakter der Belastung und den Anlage- 
kosten. Es folgen Erörterungen über die best- 
mögliche Ausnutzung der Leistung unter be- 
sonderer Berücksichtigung des Leistungsfak- 
tors der Abnehmer, über den Einfluß des Lei- 
stungsfaktors auf die jährlichen Arbeitsver- 
luste und die sich daraus ergebende Forderung 
der Mindestgröße des Leistungsfaktors von 0,9 
während der Spitze. 
‚ ..An dem besonderen Falle des Bayernwerks 
werden dann die sich hieraus ergebenden Mög- 
lichkeiten der Spannungsregulierung behan- 
delt und ein wirtschaftlicher und technischer 
Vergleich der Spannungsregulierung durch 
Phasenverschieber (Synehronmotoren) mit der 
unmittelbaren Regulierung durch Zuschaltung 
gezogen. 

M. H.! Ein Ergebnis der Vorträge möchte 
ich vorwegnehmen, das mir besonders bedeu- 
tungsvoll erscheint. Aus ihrem Inhalt wird die 
Sprödigkeit und die Schwierigkeit der zu be- 
handelnden Materie sich klar herausschälen. 
Es wird sich zeigen, daß die besten Kräfte, die 
wir in Deutschland haben, gerade ausreichen, 
um die mit der Hochleistungsübertragung zu- 
sammenhängenden technischen und wirtschaft- 
lichen Probleme zu behandeln. 

Blickt man in diesem Zusammenhange auf 
die Entstehungsgeschichte des Sozialisierungs- 
gesetzes zurück, betrachtet man ferner die in 
Ausführung des Gesetzes bisher vom Reichs- 
sehatzministerium geleisteten Arbeiten, so muß 
auch dem Laien schließlich die Bedenklichkeit 
und die Gefährlichkeit des dort eingeschlage- 
nen Weges klar werden, der in der Ausschal- 
tung der Sachverständigen gipfelte. 

Es freut mich, demgegenüber feststellen 
zu dürfen, daß jetzt ein anderer, verständnis- 
vollerer Geist in die Räume des Reichsschatz- 
ministeriums eingezogen zu sein scheint und 
daß vor allen Dingen der Fachmann dort so- 
wohlin technischen wie wirtschaftlichen Fragen 
zum ‘Wort kommen wird. 

Wenn überhaupt etwas Ersprießliches aus 
dem trotz aller Warnungen der Fachwelt völlig 
laienhaft aufgezogenen Gesetz herauskommen 
soll, so kann nur der jetzt eingeschlagene Weg 
zum Ziele führen. (Beifall!.) 

(Fortsetzung folgt.) 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


"Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Betr. Beitragszahlung. 

Die Mitglieder des Vereins werden 
gebeten, den Beitrag für das kommende 
Geschäftsjahr 1921 baldmöglichst einzu- 
senden, da die Vereinszeitschrift („ETZ*) 
erst dann den Mitgliedern zugestellt wer- 
den kann, wenn der Beitrag für 1921 in 
der bekanntgegebenen Höhe!) eingegan- 
gen ist. 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 901. 


970 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 


2. Dezember 1920. 


48, 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgı nach dem Kı- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit ) 


Liehtbogenfreier Unterbrecher bei elektrischen 
Straßenbahnen. 


Herr R. WOLFF teilt in seinem Brief an die 
Schriftleitung (‚,,ETZ“ 1920, S. 861) eine Schal- 
tung für die Klingel auf Straßenbahnwagen mit, 
die sich mit einer von mir in der („ETZ‘ 1920, 
S. 503) „vorgeschlagenen vollständig deekt‘. 
Das istriehtig, doch habe ich besagte Schaltung 
nicht vorgeschlagen, sondern sie als allgemein 
bekannt angenommen und nur ihre Wirkungs- 
weise besprochen, und auch diese Erörterung 
war nur ein Bericht. Die Zuschrift des Herrn 
R. WOLFF ist also gegenstandslos. 

Berlin, 5..XI. 1920; W. Burstyn. 


Die Leistungsbewertung der Elektromotoren 
für aussetzende Motoren. 


Wir äußern uns nachstehend zu den beiden 
in der „ETZ“ 1920, S. 812 u. 822 abgedruck- 
ten Beiträgen der Herren BLANC und Dr. POHL. 

Herr BLANC entwickelt im ersten Teil seiner 
Arbeit auf Grund der erweiterten Oelschläger- 
schen Beziehungen den Zusammenhang von 
Dauerverlust und Aussetzerverlust.. Aus der 
Endgleichung leitet er den Schluß ab, daß bei 
gegebener Zeitkonstante das Verhältnis Aus- 
setzerverlust : Dauerverlust um so größer sein 
darf, je geringer die relative Einschaltdauer 
und je größer die absolute Dauer des Arbeits- 
spiels ist. Dieser Schluß ist rechnerisch ein- 
wandfrei; doch würde .es besser heißen: je 
geringer die absolute Dauer der Einschaltzeit 
ist. Das gibt den physikalischen Vorgang 
besser wieder. Wir haben auf diesen Umstand 
im II: Teil unserer Arbeit unter 2 aufmerksam 
gemacht. (,„ETZ’“ 1920,85. 485.) * 

Wir haben zwei Stempelungen vorgeschla- 
gen, nämlich Aussetzerleistung und thermisch 
gleich wertige Zeitleistung. Der von Herrn 
BLANC geprägte Ausdruck „Zeitleistung‘ 
scheint uns glücklich gewählt; er ist besser als 
der übliche „kurzzeitige Leistung‘. Durch die 
Doppelstempelung wird bezweckt: 

a) Eine Verbindung mit den bisherigen Ge- 
pflogenheiten zu schaffen und dadurch die 
Einführung des neuen Verfahrens zu er- 
leich tern. 

b) Eine Größe anzugeben, aus der die Wi- 
derstandsfähigkeit des Motors gegen kurz- 
währende UÜberlastungen beurteilt werden 
kann. 

Wir waren uns darüber klar, daß die Doppel- 
stempelung eine Komplikation bedeutet, glaub- 
ten aber, aus verkaufstechnischen Gründen auf 
ihre Empfehlung nicht verziehten zu können. 

Herr BLANC wendet sich nicht gegen die 
Doppelstempelung. Im zweiten Teil seiner 
Arbeit entwickelt er bequeme Beziehungen 
zwischen der Aussetzerleistung und einer 
gleich hohen, ihr thermisch gleich wertigen 
Zeitleistung. Deren Dauer hängt — wie wir 
im IX. Abschnitt unserer Arbeit auseinander- 
gesetzt haben — von so viel Umständen ab, 
daß man für die Bewertungszeiten eine recht 
feinstufige Reihe aufstellen müßte. Das schien 
uns aus verkaufstechnischen Gründen unzu- 
lässig. Deshalb wurde vorgeschlagen, sich mit 
einer grobstufigen Reihe von Bewertungszeiten 
zu begnügen, aber auf die Gleichheit von Aus- 
setzerleistung und Zeitleistung zu verzichten. 
Das Verfahren ist aus dem Beispiel Zahlen- 
tafel 1 unserer Arbeit ersichtlich. Der Motor 
hat eine Aussetzerleistung von 18,8 kW und 
wird nach unserem Vorschlag gestempelt: 
20 kW 60 min; nach dem Blaneschen Vor- 
schlag wäre er zu stempeln: 18,8 kW 68 min, 
Wir geben zu, daß Herrn Blanes Verfahren 
bestechend ist, insbesondere für den an ab- 
straktes Denken gewöhnten Berechnungsin- 
genieur. Wir haben es auch in Erwägung ge- 
zogen, nach. näherer Prüfung schien es uns 
aber für den Geschäftsverkehr, der allen Ver- 
feinerungen grundsätzlich ausweicht, unge- 
eignet. 

- Herr Dr. POHL ist mit der Stempelung der 
Zeitleistung nicht einverstanden; auch andere 
Herren empfehlen den radikalen Schritt, sich 
mit der Stempelung der Aussetzerleistung zu 
begnügen. Darüber wird ein endgültiger Be- 
schluß in der VDE-Kommission für. Ma- 
schinen und Transformatoren gefaßt werden. 

Ferner schlägt Herr Dr. POHL vor, unregel- 
mäßig aussetzende Antriebe nach ihrer pro- 
zentualen Einschaltdauer zu klassifizieren, 
u. zw. stellte er folgende vier Klassen auf: 20, 
25, 35 und 50%. Wir wollen bei der Klassifi- 
zierung außer der prozentualen Einsch altdauer 
auch die Schärfe der Belastung berücksichtigen 
und kamen dadurch bei 15, 25 und 35% Ein- 


schaltdauer auf vier Belastungsreihen. 
Antrieb mit 50% Einschaltdauer und vollen 
Lasten ist so schwer, daß bei seiner Planung 
besondere Vorsicht am Platze ist. 

Wir begrüßen -die Anregung des Herrn 
Dr. POAL, den Aussetzerlauf dadurch für das 
Prüffeld bequemer zu machen, daß die Ein- 
schaltzeit verlängert wird, sofern durch die 
Verlängerung nieht die Nachahmung der wirk- 
lichen Betriebsverhältnisse allzu unvollkommen 
wird. Es wäre eine dankenswerte Aufgabe für 
die Prüffelder der elektrotechnischen Fabriken, 
die Übereinstimmung an den verschiedenen 
Arten gängiger Motoren durch den Versuch zu 
prüfen. 

Berlin, 15. X 1920. 


E. Adler. C. Schiebeler. 


Über die Bewertung des wattlosen Verbrauchs 
beim Verkauf elektrischen Stromes und seine 
Messung. 


Zu obigem Aufsatz des Herrn R. KOPP in 
der „ETZ‘““ 1920, S. 772 ff., gestatte ich mir 
einige Bemerkungen. Tatsache ist, daß die Ver- 


braucher, deren Pbasenverschiebung nach der. 


Kapazitätsseite liegt oder überhaupt nach die- 
ser fallen kann, der Anzahl nach eine ver- 
schwindende Minderheit bilden. Aber auch nach 
der Menge und zeitlichen Größe ihrer Strom- 
entnahme sind sie leider in der Minderheit, 
und es ist fraglich ob es in Zukunft anders 
wird. Für derartige Anschlüsse und Über- 
wachung parallel arbeitender Kraftwerke sind 
Blindverbrauchszähler geeignete Apparate, 
aber für die große Menge der Verbraucher mit 
induktivem Stromverbrauch scheint mir bei 
voller Anerkennung der geistigen Arbeit, die 
bei der Durehbildung des Apparates und in 
dem Aufsatze geleistet wurde. der Apparat 
nicht das Ideal, weil sich mit einfacheren Mit- 
teln mehr erreichen läßt. Der Blindverbrauch 
ist eine komplexe Größe, während der tatsäch- 
lich vorhandene Strom etwas Reelles ist, und 
deswegen haftet der Methode eine gewisse Un- 
natürlichkeit und damit auch Unverständlich- 
keit an. Besonders ist es aber eine mißliche 
Sache, daß der Faktor ‚‚n‘“, d.h. das Verhält- 
nis, mit welchem Blindverbrauch und wirk- 
licher Verbrauch bewertet werden sollen, ein 
für alle Mal fest liegt und nur dadurch geän- 
dert werden kann, daß der Zähler umgebaut 
wird. Auch bei größeren Stromstärken, wo die 
Windungszahlen der Zählerspulen nur klein 
sind, wird es nicht immer möglich sein, dem 
Faktor ‚‚n‘‘ jede gewünschte Größe zu geben. 
Alle diese Schwierigkeiten lassen sich vermei- 
den, wenn man einfach einen Wattstunden- 
zähler und einen Amperestundenzähler hinter- 
einander schaltet. Der Wattstundenzähler 
zeigt die verbrauchten. Kilowattstunden, der 
Amperestundenzähler die verbrauchten Kilo- 
voltamp:restunden an. Beide Zähler zeigen also 
reelle, jedem Menschen verständliche Werte 
an. Der Quotient bsider Ablesungen gibt einen 
Mittelwert für den ‚Leistungsfaktor des An- 
schlusses. Da dieser bei gleichbleibenden Be- 
triebsbedingungen sich nicht erheblich ändert 
und im übrigen seine theoretischen Grenzwerte 
nicht erreichen kann, kontrollieren sich die 
Zähler gegenseitig. Dabei hat man den Vor- 
teil, daß man das Verhältnis der Bewertung 
von Voltamperestunde und Wattstunde belie- 
big wählen und jederzeit ändern kann, wenn 
die Verhältnisse es erfordern. Der Preis beider 
Zähler zusammen ist wohl kaum wesentlich 
höher als der ‘eines Zählers nach Herın Kopp 
und bei Drehstrom, der doch hauptsächlich ın 
Betraeht kommt, wohl noch etwas niedriger. 
Die dem Buche des. Herrn Schmiedel, 
Wirkungsweise und Entwurf der Motorelek- 
trizitätszähler (Enk>, Stuttgart, 1916), ent- 
nommene Ansicht des Herrn Kopp, daß Am- 
erestundenzähler mit linearem Drehmoment 
ei t/ıo. der Vollast — 30% Fehler aufweisen, 
ist unricht'g. Sie beruht weder auf Messungen 
an ausgeführten Apparaten noch äuf exakten 
wissenschaftlichen Untersuchungen, sondern 
ist lediglich eine Folgerung des Herrn Schmie- 
del aus nicht zutreffenden Voraussetzungen. 
Schon einige Jahre, bevor Herrn Schmiedels 
Buch herauskam, hatte ich Amperestunden- 
zähler für Wechselstrom so weit vervollkomm- 
net, daß sie von !/ın Belastung aufwärts rich- 
tig zeigten. Inzwischen sind sie noch weiter 
verbessert word n. 


Was den Wunsch des Herrn Kopp nach 


einer Änderung des Gesetzes betr. die.elektri- 
schen Maßeinheiten betrifft, so bin ich ge- 
spannt, welche Erfolge er erzielt. Im übrigen 
ist nicht die Multiplikation von gesetzlichen 
Einheiten mit Zahlenfaktoren unzulässig, son- 
dern die Addition von verschieden gearteten 
oder verschieden bewerteten Größen in einem 
Apparat. Vor einigen Jahren hielt übrigens 
die Physikalisch-Technische Reichsanstalt so- 


Ein 


gar die Kilovoltamperestunde nicht für eine 

dem 

Größe: 
Pinneberg, 3. X. 1920. 


Erwiderung. i 
In den vorangehenden Ausführungen wird 


John Busch. 


die Ansicht vertreten, daß das Anwendungsge- 


biet des von mir behandelten Wirkverbrauch- 
Blindverbrauch-Zählers auf die Überwachung 
Paae arbeitender Kraftwerke begrenzt blei- 
en dürfte, da sich angeblich bei den Kraft- 


stromverbrauchern die Berücksichtigung der 


mit der Größe der Verschiebung wachsenden 
Erzeugungskosten für die kWh bei der Verrech- 
nung mit einfacheren Mitteln erreichen ließe 
und außerdem dem Begriff desBlindverbrauches 


- eine gewisse Unverständlichkeit anhaften soll. 


Herr BUSCH schlägt vor, an Stelle eines Zäh- 
lers beschriebener Art einen normalen Watt- 
stundenzähler zu benutzen, diesen mit’einem in 


oa ne geeichten Amperestunden- 


zähler hintereinander zu schalten, um dann 
durch Bildung des Quotienten aus den Ablesun- 
gen beider Zähler Aufschluß über die Größe des 
mittleren Leistungsfaktors zu erhalten. Es 
ist zunächst darauf hinzuweisen, daß der Am- 


perestundenzähler die Spannungssch wankungen -» 


unberücksichtigt läßt; sodann daß der so er- 


haltene Zahlenwert weder den mittleren Lei- _ 
stungsfaktor darstellt, da es nicht angeht, von 


den Integralwerten auf die Momentanwerte zu 
schließen, noch daß derselbe den Gütefaktor 
im Buchholzschen Sinne ergibt, da hierzu 
ein Quadrat-Amperestundenzähler erforderlich 
wäre („ETZ‘ 1919, $S. 116). Aber selbst wenn 
der gebildete Quotient dem mittleren Leistungs- 


faktor hinreichend gleich zu setzen wäre, ist 


die Schwierigkeit, dem Laien den Unterschied 
zwischen Watt und Voltampere verständlich 
zu machen, ebenso groß wie die Erklärung des 


Unterschiedes zwischen Wirkleistung undBlind- 


leistung. Die Darlegung würde in beiden Fällen 
auf das Gleiche hinauslaufen. 

Ebensowenig kann ich Herrn BUSCH darin 
beipflichten, daß durch seinen Vorschlag eine 
Vereinfachung erzielt würde. Im Gegenteil, 
die Verwendung zweier Zähler erfordert gegen- 


über dem kombinierten Wirkverbrauch-Blind- 


verbrauch-Zähler immer größere Anschaffungs- 


Gesetz entsprechende summierfähige 


off 


re Shih abe here 


2 


De 


kosten, auch bei Drehstrom, da mit Rücksicht 


auf die ungleichmäßige Belastung der drei Pha- 
sen, dem normalen Weattstundenzähler ent-. 
sprechend, auch der Amperestundenzähler min- 
destens 2 Triebsysteme erhalten muß. Außer- 
dem ist zu berücksichtigen, daß dem Werke 
durch die Ablesung zweier Zähler und durch die 
Vermehrung der Buchhaltungsarbeiten bei den 
derzeitig hohen Löhnen so hohe Mehrkosten 
entstehen würden, daß schon aus diesem Grunde 
die allgemeine Einführung der von Herrn 
BUSCH vorgeschlagenen Tarifform in Frage ge- 

“stellt sein könnte. ’ Er 
Im übrigen möchteich an dieser Stelle noch 


darauf hinweisen, daß der Schriftleitung der 


„ETZ“ eine weitere Abhandlung über eine neue 
Methode zur Messung der elektrischen Energie 
unter Berücksichtigung des Kostenanteiles für 


die Erzeugung der wattlosen Energie übergeben 


worden ist, dieüber die Fortentwicklung der be- 
reits veröffentlichten Zählerform berichtet. Es 
wird dort gezeigt, in welcher einfachen Weise 


sogar die bereits installierten Kraftzähler ohne R 


erhebliehen Kostenaufwand in Wirkverbrauch- 


Blindverbrauch-Zähler übergeführt werden 
können, so daß die allgemeine Durchführung 


der Tarifform durch volkswirtschaftliche Ge- 
siehtspunkte nicht mehr behindert wird. Es 
werden in dieser Abhandlung auch die Beden- 


ken des Herrn BUSCH in bezug auf das Bewer- 
tungsverhältnis zwischen Wirkverbrauch- und 
Blindverbrauch zerstreut. 


Bezüglich des Hinweises des Herrn Busch, 
daß Wech selstrom-Amperestundenzähler mitli- 


'nearem Drehmoment bei 10% der Vollast nicht 
die großen M’nusfehler aufweisen, wie in dem 
Buche des Herrn Dr. Schmiedel angegeben 
ist, wird vielleicht Herr Dr. Schmiedel Gelegen- 
heit nehmen, sich zu äußern. Ich persönlich 


hatte, nach meinen Erfahrungen mit Ampere- 
stundenzählern verschiedenster Herkunft, keine 


Veranlassung, die angeführte Literaturstelle 
in Zweifel zu ziehen. Zu den Schlußausführun- 
gen des Herr BUSCH bemerke ich, daß nicht 
nur die Addition von verschieden bewerteten 
Größen, sondern auch die Einführung eınes 
tarifmäß'g festgelegten Multiplikationsfaktors 
mit dem Gesetz 


sind z. B. die Zähler mit Preiszählwerk zur Be- 
glaubigung nicht zugelassen, weil sie nicht 
reine Kilowattstunden, sondern diese multi- 
pliziert mit dem Verkaufspreis für die Kilo- 


wattstunde registrieren. Wären im gegenwär- . 


tigen Augenblicke die Kilowattstundenpreise 


n e etreffend die elektrischen Maß- 
einheiten nicht in Einklang zu bringen ist. So 


$ 
& 
E 


a 


Fr 
2 


keinen Schwankungen unterworfen, so würden 


Zähler bei 


solche en wesentlich gesteigerten 


a a ini 


wi 


2. Dezember 1920. 


Löhnen, infolge der Möglichkeit, Ablesung und 
Einkassierung zusammenzulegen und die Buch- 
haltungsarbeıten zu vermindern, derart wirt- 
schaftliche. Bedeutung besitzen, daß meiner 
Meinung nach auch für solche Zähler die Ein- 
fügung unter das Gesetz unbedingt geprüft 
werden müßte. Der Anschauung, daß bei sol- 
chen Zählern der feste Boden des Messens ver- 
lassen wird, kannichdurchaus nichtbeipflichten, 
denn im Endergebnis istesdoch gleichgültig, ob 
der Zähler Kilowattstunden registriert und man 
es dem Elektrizitätswerkbeamten überläßt, 
diese miteinem bestimmten vereinbarten Preis- 
satze zu multiplizieren, oder ob bereits der 
Zähler das Produkt bildet. Durch das Gesetz 
sollte doch in erster Linie lediglich der Strom- 
verbraucher davor geschützt werden, daß beim 
Verkauf elektrischer Energie Meßgeräte ver- 
wendet werden, die nicht den gegenseiti- 
gen Abmachungen entsprechend regi- 
strieren, also Angaben machen, die mit den 
Leistungsaufschriften nicht in Übereinstim- 
mung sınd. Steht aber auf dem Leistungsschild 
des Zählers der tarifmäßige Multiplikations- 
faktor aufgeschlagen, so ist alle Willkür verhin- 
dert, und ich sehe nicht ein, warum ein solcher 
Zähler nicht gesetzlich zugelassen werden 
sollte. Wenn sich in den inzw.schen abgelaufe- 


nen 22 Jahren ergeben hat, daß es unter beson-- 


deren Umständen zweckmäßig oder sogar 
wirtschaftlich notwendig ist, die Verrech- 
nung nicht nur nach den verbrauchten Volt-, 
ampere- oder Wattstunden vorzunehmen, son- 
dern weiterzugehen, so muß man logisch durch 
Änderung des Gesetzes dieser Entwicklung 
Rechnung tragen. Bei dieser Gelegenheit 
möchte ich noch auf einen Druckfehler ın mei- 
ner Abhandlung „ETZ‘ 1920, S. 774 aufmerk- 
sam machen. Es muß dort in Sp. 2, Abs. 4 
heißen: D.R.P. 281623,:statt Nr. 251 623. 
Leutzsch-Leipzig, 4. XI. 1920, 


Rudolf Kopp. 


Zur Theorie der Hochspannungsisolatoren. 


Zu dem Artikel des Herrn Professors 
SCHWAIGERin der „ETZ‘‘1920,3.845,möchteich 
bemerken, daß der Gedanke der konkaven Iso- 
latorform von dem technischen Direktor der 
Firma Brown, Boveri und Cie., Herrn Aıchele, 
stammt. 


Jena, 3. XI. 1920. Schumann. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Taschenbuch für Monteure elektrischer 
» -Beleuchtungsanlagen. Unter Mit- 
- wirkung von G. Lux und Dr. C. Michalke 
bearbeitet und herausgegeben von S. Frhr. 
v. Gaisberg. 70. Aufl. Mit 224 Abb. 
XX und 349 S. in 16°, Verlag von R. 
Oldenbourg, München und Berlin 1920. 
Preis geb. 9 M. 
Wenige Jahre nach dem. Erscheinen der 
50. Auflage liegt schon die 70. Auflage vor. 
Das zeugt von einer Verbreitung, wie sie kaum 
je ein technisches Handbuch gefunden hat. 
Der Inhalt geht denn auch über den im Titel 
immer noch bezeichneten engen Raum weit 
hinaus. In seiner Vollständigkeit ist das Buch 
heute ein Leitfaden der Installationstechnik, 
weleher nieht nur von Monteuren, sondern 
von allen Fachkundigen und solchen Nicht- 
fachkundigen, welehe sich Branchenkenntnisse 
aneignen wollen, mit bestem Erfolg zu be- 
nutzen ist. Der technische Umfang erstreckt 
sich auf Anlagen für Licht und Kraft aller 
Stromarten, für Hoch- und Niederspannung 
mit eigner Stromerzeugung, wie zum Bezug 
von Strom’ aus Elcktrizitätswerken. Der 
häufige Neudruck erleichtert naturgemäß die 
Anpassung an dıe gerade in den letzten Jahren 
stark verschobenen Ausführungsformen der 
Anlagen. Vielleicht könnte in diesem Sinne 
noch mehr als bisher auf Transformatoren- 
stationen, Hochspannungsanlagen und  dergl. 
eingegangen werden, evtl. auf Kosten der 
Kapitel der Stromerzeugung, Akkumulatoren 
un a Eine wesentliche Verbesse- 
rung könnte ferner durch weitgehende Aus- 
gestaltung des etwas spärlichen Bildermate- 
rials erzielt werden, was dem Unkundigen 
das Verständnis wesentlich erleichtern würde. 
Wenn dieser z. Zt. allerdings kostspielige 
Wunseh erfüllt wird, so wird das vor 35 Jahren 
erstmalig erschienene Buch, welches auf jeder 
Seite eine überraschende Fülle wichtiger Hin- 
weise enthält, auch fernerhin „das‘‘ Hand- 
buch des Elektrotechnikers bleiben. 
R, Zaudy. 


Elektrotechnische Zeilschriit. 1920. Heit 48. 


| schungen berichtet. Im Abschnitt über 


g7r 


Jahrbuch der angewandten Naturwis- 
senschaften. 1914 bis 1919. Unter Mit- 
wirkung von Fachmännern herausgegeben 
von Dr. J. Plassmann. Mit 253 Textabb. 
XIV und 519 S. in 8°. Herdersche Verlags- 
handlung, Freiburg i. Br. 1920. Preis geb. 
26 M. : 

Nach einer fünfjährigen, durch den Krieg 
bedingten Pause erscheint das Herdersche Jahr- 
buch wieder auf dem Markt. Es ist klar, daß es 
diesmal über sehr vieles Neue zu berichten hat, 
daher ist verständlich, daß die vorwiegend 
theoretischen Abschnitte über Physik und 
Chemie weggefallen sind und dafür die Ab- 
schnitte über Technik und Chemische Techno- 
logie erweitert worden sind. Neu hinzugetreten 
sind besondere Abschnitte über Bergbau und 
Hüttenwesen, Tierheilkunde und Kriegstech- 
nik. Der letzte Abschnitt ist insofern besonders 
zu begrüßen, als es schwer ist, sich ein genaueres 
Bild über die Verwertung der gesamten Natur- 
wissenschaft im Kriege zu machen, außerdem 
ist hier die weitere Entwicklung durch die poli- 
tische Lage leider stark unterbunden. Die 
Forst-und Landwirtschaft sind sehr ausführlich 
behandelt. Im Abschnitt über Anthropologie, 
Ethnologie und Urgeschichte wird vorwiegend 
über die durch den Krieg N 

edi- 
zin interessiert besonders der künstliche Glied- 
ersat;. Auch der Abschnitt über Luftfahrt 
steht fast völlig unter dem Zeichen des Krieges. 

Der Abschnitt über Erdkunde bringt über alle 


Erdteile das Neueste; außerdem sind die im 


Jahre 1920 sichtbaren Himmelserscheinungen 
zusammengestellt. Den Schluß bildet das 
Totenbuch, das infolge seines Umfangs und In- 
halts deutlich die vielen Wunden aufdeckt, die 
der Krieg geschlagen hat. 

Infolge seiner Reichhaltigkeit und seiner 
bis auf die letzten allgemein wichtigen Fort- 
schritte erstreckten Berichterstattung kann 
das Herdersche Buch zweifellos jedem Leser von 
großem Nutzen sein, da es ihm einerseits das 
Studium umfangreicher Spezialliteratur er- 
spart und anderseits durch seine Quellenanga- 
ben ein tieferes Eindringen in das betreffende 
Gebiet erleichtert, ferner sind Vorkenntnisse 
zum Verständnis nicht unbedingt nötig. Bei 
der beherrschenden Wichtigkeit der Technik 
muß allerdings bedauert werden, daß ihr ent- 
schieden zu wenig Raum zugeteilt wurde, so 
daß viele Gegenstände zu flüchtig und ungenau 
und daher manchmal etwas unverständlich 
geschildert sind. Hier erscheint eine Verteilung 
des ungeheuren Gebiets auf mehrere Bericht- 
erstatter nenn wodurch auch eine gleich- 
mäßigere Behandlung des gesamten Stoffes er- 
reicht werden könnte. Die reiche Ausstattung 
des Buches mit Textfiguren und Tafeln ist be- 


sonders zu erwähnen, aber auch hier befriedigt. 


der Abschnitt über die Technik nicht ganz. 
Im übrigen hat der Verlag dem Werk für die 
jetzigen Verhältnisse die wünschenswerteSorg- 
falt angedeihen lassen. Alles in allem kann das 
Buch warm empfohlen werden. 


Dr. R. Dieterle. 


Trigonometrie für Maschinenbauer und 
Elektrotechniker. Ein Lehr- und Auf- 
abenbuch für den Unterricht und zum 
elbststudium. Von Dr. A. Hess. 3. Aufl. 
Mit 112 Textabb. VIund 1428. in 8° Ver- 
lag von Julius Springer, Berlin 1919. Preis 
6 M. 


In diesem kleinen Lehrbuch der Trigono- 
metrie wird .auf das Rechnen mit den trigo- 
nometrischen Funktionen selbst im Gegensatz 
zu deren Logarithmen das Hauptgewicht ge- 
legt. Der praktische Ingenieur rechnet ja tat- 
sächlich meist mit den natürlichen Werten der 
goniometrischen Funktionen. Der Techniker 
ist an eine ausgiebige Verwendung des Rechen- 
schiebers gewöhnt. Wird eine größere Genauig- 
keit verlangt, so kann man sich mit Vorteil der 
abgekürzten Rechnungsmethode bedienen. Der 
Verfasser gibt deshalb im Anhang eine kurze 
Anleitung über die abgekürzte Multiplikation, 
Division und das Wurzelziehen. Darüber kin- 
aus wird auf die graphische Darstellung der tri- 
gonometrischen Funktionen besonderer Wert 
gelegt. Das kleine Buch ist mit vielen sorg- 
fältıg ausgeführten Abbildungen versehen und 

ibt dem Leser an Hand von zahlreichen 
houngesntänen die Gelegenheit, seine Kennt- 
nisse zu befestigen. Das Studium des Werkes 
kann den angehenden Maschinenbauern und 
Elektrotechnikern warm empfohlen werden. 


Lichtenstein. 


Die Kalkulation in Maschinen- und 
Metallwarenfabriken. Von Ernst Pie- 
schel. 2. verm. u. verb. Aufl. Mit 214 Abb. 
u. 27 Musterformularen. ‚VIII u. 258 S. in 
8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. 
Preis 16 M, geb. 22 M, 


Der gute Eindruck, den bereits in seiner 
ersten Autlage!) dieses Buch hinterlassen hat, 
ist durch seine zweite Auflage nur noch ver- 
stärkt worden. Es ist ein gründliches, ge- 
diegenes und logisch aufgebautes Werk, das 
demjenigen, der über das Wesen richtiger Kal- 
kulation Klarheit sucht, wärmstens empfohlen 
werden kann, desgleichen den leider noch 
vielen, die zu ihrem Nachteil an alt herge- 
brachten Methoden festhalten. 

... Der schon in der ersten Auflage durchge- 
führte Gedanke, die fundamentale Entwick- 
lung der Kalkulation vom kleinsten Betrieb 
(Meister arbeitet allein) aufwärts bis zum 
Fabrikbetrieb von über 200. Arbeitern und 
Angestellten zu zeigen, ist in dem vorliegenden 


‘Werk noch eingehender an 8immer größer und 


hinsichtlich Produktion und Verwaltung immer 
schwieriger sich gestaltenden Werken durch- 
geführt. Man erkennt dadurch sehr klar die 
Gründe, die zu einer immer größeren Unter- 
teilung in der Unkostenberechnung führen 
müssen, wenn man tatsächlich zutreffende 
Preise erhalten will. Neu aufgenommen ist die 
Berechnung des Geschäftsgewinnes unter Be- 
rücksiehtigung des Anlagekapitals, die ÖOr- 
ganisation in Fabrikbetrieben, die Tätigkeit 
des Vorkalkulationsbureaus, die Schnittge- 
schwindigkeiten und ihr Einfluß auf Werk- 
zeugmaschinen und Werkzeuge sowie die 
Durchreehnung einer Metallwarenfabrik und 
einer Werkzeugfabrik mit Handelsabteilung. 

Die sehr zahlreichen, mit klaren Figuren 
belegten Kalkulationsbeispiele von Arbeits- 
stücken, die eingehende Betrachtung der 
hauptsächlichsten Bearbeitungsmaschinen und 
ihr unterschiedlicher Einfluß auf die Kalku- 
lation sowie die mit zahlreichen Vordrucken 
erläuterten Angaben über Nachkalkulation 
lassen das Buch als wertvolles Hilfsmittel er- 
scheinen. So möchte ich«dem Buch gerade 
in der jetzigen Zeit, wo verständnisvolle Kal- 
kulation mehr als je not tut, eine möglichst 
große Verbreitung wünschen. 


Prof. Dr.-Ing. A. Hilpert. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Die Gestaltung der Bogen im Eisenbahn 
gleise. Von Prof. R. Petersen. Mit 46 Text- 
abb. 64 S. in 80 Verlag von C. W. Kreidel, 
Berlin und Wiesbaden 1920. Preis 4 M. 


Elastizität und Festigkeit. Die für die Tech- 
nik wichtigsten Sätze und deren erfahrungs- 
mäßige Grundlage. Von Dr.-ng. C. Bach. Unter 
Mitwirkung von Prof. R. Baumann, 8. verm. 
Aufl. Mit zahlreich-n Textabbildungenr, 2 Buch- 
drucktafeln und 25 Tafeln ım Lichtdruck. XXVIII 
und 698 S. in 80. Verlag von Julius Springer, 
Berlin 1920. Preis g«b. 83 M. 

Jobows Hilfsbuch für den Schiffbau. 
bearbeitet von ®2Dr.-üng. BE. Foerster. 
Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen. 4. Aufl. 
9 Bde. Mit 645 Textabb. und 32 Tafeln. XVIu. 
1126 S. in 80, Verlag von Julius Springer, Berlin 
1920. Preis geb. 170 M. 

Kurzer Leitfaden der technischen Gas- 
analyse. Von R. Zsigmondy und G. Jander. 
Mit 17 Texıabb. 67 S. ın 80, Verlag von Frie- 
drich Vieweg & Sohn, Braunschweig 1920. Preis 
geb. 10 M. 


Einführungin daschemische und chemisch- 
analytische Praktikum. Von Dr. F. Martin. 
Mit 7 Textatb, XII u. 200 S.in 80, Verlag von 
Friedrich Vieweg & Sohn, Braunschweig 1920. 
Preis geb. 19,40 M. 

Ertragreichster Ausbau von Wasserkräften. 
Von Dr.-$ug. Leiner. Mit 73 Textabb. VII und 
111 8. in 49, Verlag von R. Oldenbourg, München 
und Berlin 1920. Preis 40 M. 

Die Relativitätstheorie Einsteins und ihre 
physikalischen Grundlagen Von Max Born. 
Ba. 3. Mit 1929 Textabb. X und 242 S. in 89, 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920 Preis 
34 M, geb. 42 M. 

Die Nachkalkulation nebst zugehöriger Be- 
triebsebuchhaltung in der modernen Ma- 
schinenfabrik. Von J. Mundstein. Mit 30 
Formularen und Beispielen. 78 S in 80. Verlag 
von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 12 M. 

Die Reparaturen an elektrischen Maschinen 
insbesondere die Herstellung der Anker- 
wicklungen an Gleich- und Drehstrom- 
motoren, Kollektorbau, Fehlerbestim- 
mung und Prüfung elektrischer Maschi- 
nen, Revision elektrischer Kraftanlagen. 
Von Ingenieur Fritz Raskop. 2. Aufl. Mit 108 
Textabb. XVI u. 1758. in 8%, Verlag von Her 
mann Meusser, Berlin 1920. Preis geb. 30 M. 


Neu 
Unter 


1) Vgl. „ETZ“ 1914, 8. 837. 


972 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 48. 


Der Katechismus für die Ankerwickelei. 
Leitfaden für die Herstellung der Anker- 
wicklungen an Gleich- und Drehstrom- 
motoren. Von Ingenieur Fritz Raskop. Mit 
68 Textabb. VIII u. 145 S. in 80%. Verlag von 
Hermann Meusser, Berlin 1920. Preis geb. 30M. 

Raskop Schaltbilder für Drehstromläufer mit Stab- 
wicklungen 5><2 Tafeln. Verlag von Hermann 
Meusser, Berlin 1920. Preis 20 M, 

Konstruktion und Material im Bau von 
Dampfturbinen und Turbodynamos. Von 
Dr.-$ng O Lasche. Mit 345 Textabb. VI und 
178 8. ın 49, Verlag von Julius Springer, Berlin 
1920. Preis 33 M, geb. 48 M. 

Studien zur Eignungsprüfung der Straßen- 
bahnführer. Von Dr. Hildegard Sachs. 27 S. 
in 8° Verlag von Johann Ambrosius Barth, 
Leipzig 1920. Preis 2,80 M. 

Merkblatt für denLandwirtbei Einrichtung 
und Betrieb elektrischer Anlagen. Heraus- 
gegeben von der Elektrotechnischen Zentralstelle 
bei der Verkaufssteile des Bundes der Landwirte, 
Berlin SW. 11. 8 8. in 89. Preis 150 M. 

Die Gefahren des elektrischen Stromes. Von 
Dr. Otto Müller. 14 8. ın 8%. Veılag der In- 
genieur Zeitung*. Cöihea (Anhalt) -1920. Preis 
2,50 M. 

Handbuch der Radiologie. Herausgegeben von 
Dr Erıen Marx. Bd. 1. Die lonisation der Ga e 
Von Prof J. S. Townskend Die Radioaktivität 
der Erde urd der Atmosphäre. Von Prof. Dr. H. 
Geitel. Mi 166 Textabb. ‘Iu. 473 S in 4°. 
Aka lem sche Verlagsgeseilschaft m.b.H, Leipzig 
1920. Preis 72 M. 

Telegraphıe und T«rlephonie. Von F. Ha- 
macner. 2. verb. Aufl Mit zahlreichen Apk. 
151 S. in 89, Verlag on Quelle & Meyer, 
Leipzig 1920. Preis geb. 5 M. 

Arbeiter unter Tarnkappen. 
Werkleuten und inrem Schaffen. Von Julius 
Lerche. 2. Aufl. 148 S. in 8, Verlag von K. 
Th emann, Stuttgart 1920. Preis geb. IQ M. 

Das Elektro-Metallspritzverfahren. Von M. 
U. Sehoop. Verfaßt von W. Kasperowicz und 
W. Schoop. Mt 33 Textabb. 74 S in 80, Veriag 
von Carl Marbold, Halle a. S. 1920. Preis 7 M. 


Eia Buch von 


Sonderabdrucke. 


Misora del campo elettromagn tico di onde R. T. 
transoceaniche. Von Prof.G. Vallauri. „L’Eiettro- 
tecnica“ 1920, Hett 17 

La stazione radiotelegrafica di Roma-—San Paolo. 
Von B. Miechiardi G. Bession, G, Vallauri. 
„L’Elettrotecnica“ 1920, Heft 13/14. 


Zeitschriften. 


Archiv für Elektrotechnik, Bd.9, 1920. Heft5, 
enthält folgende - Arbeiten: W. Rogowski, 
Über Gleichstrommaschinen hoher Spannung zur 
Speisung von Funkenstationen. Ihre Belastung 
und Spannungsgefahr. L. Truxa, Berücksichti- 
gung der ungleichmäßigen Permeabilität bei Be- 
rechnung des Wechselsiromwiderstandes massiver 
Eisenleitungen. R. Gans, Der magnetische 
Widerstand eines gezahnten Ankers. 


Listen und Drucksachen. 


Dr. Paul Meyer A.G, Berlin N. 39. Preisliste 
Nr. 405. _Moment- Hebelausschalter MV mit 
Messerkontakten 500 V (25 bis 600 A) für vorder- 
und rückseitigen Anschluß. Preisliste Nr. 402. 
Neu: MV/k-Scha!ter 500 V( 25 bis 600 A, 2- und 
3-polig) mit geschlossenem Schutzkasten nach den 
Vorschriften des VDE. 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotechnischen 
Industrie. — Die Preisstelle hat beschlossen, die 
Preise für Dezember im allgemeinen unverän- 
dert zu lassen; nur einige wenige Fabrikate der 
Gruppen Schaltapparate, Meßapparate und Zu- 
behör, Installationsmaterial, Telegraphie und 
Fernsprechwesen sind in den Teuerungszu- 
schlägen etwas herabgesetzt worden. DerMindest- 
preis für Transformatoren-, Anlasser- und Schalter: 
öl wurde auf 1300 M/100 kg festgesetzt, Es ist 
geplant, die Dezemberpreise nach Möglichkeit 
auch für den Januar 1921 beizubehalten. Die 
Zuschlagsliste selbst bringen wir im Heft 49, 


Aus der Geschäftswelt. — Nach Mitteilungen 
der Tagespresse beabsichtigt der Elektro- 
Montankonzern Siemens-Schuckert — 
Rhein-Elbe!) 6%ige Vorzugsaktien mit ein- 
fachem Stimmrecht zu schaffen, die die Gesell- 
schaften vor der Gefahr der Überfremdung 


1) Vgl. „ETZ. 1920, 8.921, 


schützen, ihnen im Bedarfsfall die Möglichkeit 
schneller Geldbeschaffung in größerem Umfange 
geben bzw. zur Verbriefung der durch die 
Gemeinschaftsverträge zugesicherten Gewinn- 
beteiligungsansprüche bei etwaiger Auflösung 
des Interessenverhältnisses überwiesen werden 


“sollen. — Eine Anzahl kommunaler Elektrizi- 


tätswerke Rheinland-Westfalens mit Aus- 
nahme des RWE plant nach dem „Volksbl.“ 
den Zusammenschluß zu einer G.m.b. H. unter 
Führung des Elektrizitätswerks Westfalen. — In 
Nürnberg ist die Kabelwerk Nürnberg A.G. 
mit 18 Mill. M Kapital, von denen 3 Mill. M Vorzugs- 
aktien den bayerischen Einfluß sichern. sollen, 
gegründet worden. — Unter Mitwirkung der 
Continentalen Gesellschaft für elektrische 


die Schwebebahn Vohwinkel Elberfeld— 
Barmen mit 12 Mill. M Kapital in eine Aktien- 
gesellschaft umgewandelt. 


WARENMARKT. 


Kohle. — Weil die zum 1, XI. beantragte 
Preiseruöuung von der R>gierung beanstandet 
worden ıst, nat das Rueinisch-Westfäl:sche Koh- 
lensynd.kat für den 1. XII. einen neuen Er- 
höuungsantrag, u. zw. um 17,50 M/t, gestellt. 
— Eisen. Die am 1. XI. ın Kraft gesetzten 
Höcustpreise für Halibzeug und Waizwerkser- 
zzugnisse gelten’ wıe der Eisenwirtschaitsbund 
neuerd,ngs bekanntgegeben hat, endgültig 
mindestens bis Ende Februar 1921. — Sehrott. 
Die vereimigten ‘Stahlsehrott- und Gußbruch- 
ausschüsse des Eısenwirtschaftsbundes, haben 
ı. A. dıe Entwürfe zweier Verordnungen ge- 


billıgt, die dıe Regierung erlassen wıll, um 
Hınaufschrauben der: 


eınem spekulat,ven 
Schrottpreise entgegentreten zu können. Eıne 
Verordnung soll dıe jederzeitige Fesisetzung 
von Höcnstpreisen für Schrott und Gußbrucu 


ermöglichen, die andere, zur Regelung des 


Scehrottbedarfs bestimmt, sieht eıne Enteig- 
nung, Bescnlagnahıme usw. vor. ‘Es wurden 
zwe, engere Ausschüsse gewählt, die das Reıchs- 
wırtschaftsministerrum vor endgültiger Fest- 
setzung der Höchstpreise anhören soll. In der 
letzten Woche lag das Geschäft sowohl in 
Kernschrott als auch in Guß sehr stıll. In 
England sınd die Preise für Schrott weiter zu- 
rückgegangen. Stahlsehrott notierte etwa 
9 £/ton, Gußbruch schwankte zwischen 8 und 
9 £. — Blei. Die Verkaufsstelle für 
und gepreßte Bleifabrıkate in Köln hat den 
Grundpreis um 150 M/100 kg ermäßigt; er stellt 
sıch ab 25. XI. beı Abnalıme von mindestens 
50 t auf 900 M/100 kg. — Zink. Die Ver- 
kaufsvereinigung schlesisch-posenscher Zink- 
blechhändler erhöhte den Lagergrundpreis für 
Zinkblech je nach Menge von 1280 bis 1265 M 
auf 1395 bıs 1380 M/100 kg. Ebenso setzte der 


Verband Deutscher Zınkwalzwerke seine Preise - 


hinauf. — Kupfer- und Messingnieten. Der 


Verein deutscher Nietenfabrikanten hat die 


Verkaufspreise für Kupfer- und Messingnieten 
von 4200 bis 4400 auf 4800 bıs 5000 M/100 kg 
und den Aufschlag zum Stückpreis von 650 
auf 800% erhöht. — Baumwolle. In Amerika 
sind die Baumwollpreise ın der letzten Woche 
weiter gesunken. Am 22. XI. notierte middling 
Ware loco nur noch 17,10 ets/lb und Dezember- 
Verschiffung 16,30 ets/lb. Auch in .Liver- 
pool sind die Preise für amerikanische Baum- 
wolle noch mehr zurückgegangen und bewegen 
sich z. Zt. zwischen 11 und 12 d/lb für Dezem- 
ber-Verschiffung. Am Bremer Baumwollmarkt 
war das Geschäft infolgedessen sehr still, und 


die Preise für amerikanische Baumwolle fully 
middling good colour and staple konnten bis | 


zum 22. XI. auf 32 M/kg nachgeben. — Garne 
und Gewebe.. Auf der letzten Industrie- und 
Handelsbörse in Stuttgart (17. XI.) blieben 
die Preise für Baumwollgarne und Gewebe 
en dem letzten Börsentag unverändert. 
n München-Gladbach hat das Geschäft in 
letzter Zeit wieder etwas nachgelassen. Am 
Tuch- und Garnmarkt zu Manöhester war der 
Verkehr seit Anfang des Monats sehr gering. 
Die Notierungen stellen sich z. Zt. etwa für 
Watertwist auf 2 s 10 d und für Printersloth 
auf 80 s/Yard. — Kunstseide. Da die deutsche 
Erzeugung sich derartig entwickelt hat, daß sie 
den heimischen Bedarf vollkommen befriedigen 
kann, ist die Aufhebung der Bewirtschaftung 
von ‚Kunstseide beschlossen worden. Am 12, 
XI. wurde die Reichswirtschaftsstelle für 
Kunstseide und Stapelfaser als erster Selbst- 
verwaltungskörper auf dem Textilgebiet ge- 
gründet. Durch Bestimmungen über Melde- 
pflicht der Erzeuger hinsichtlich der Produktion 
und des Absatzes, und durch Bekanntgabe der 
Preise und Lieferungsbedingungen soll eine 


(EEE a m m a 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius 8pringer in Berlin. 


nter- 
"nehmungen, Nürnberg, und der Stadtgemeinde 
Elberfeld wurde, wie die „Frankf. Ztg.“ meldet, 


ewalzte 


Kontrolle der Preisentwieklung. gewährleistet 
werden. — Gummi. Die Stimmung am Roh- 
gummimarkt blieb auch während der vergan- 


genen Woche ungünstig; die Preise gingen 


weiter zurück und ebenso die Umsätze, weil 
die Verkäufer sich zurückhalten. Am 22. XI. 
wurden in London für Crepe loco 1s 14, d und 
für Sheets loco 1s Y, d/lb notiert. — Kalzium- 
karbid, Die Vereinigten Deutschen Karbidfa- 


briken in Berlin haben einen erheblichen Preis- 


abschlag für Kalziumkarbid eintreten lassen 
und die Preise bis auf weiteres mit sofortiger 
Wirkung auf 350 M/100 kg für grobstückige 


' Ware (50/80, 25/50, 1/4mm) und auf 375 M je 


100 kg für Ware 4/7, 8/15, 15/25, 25/35 mm 
festgesetzt. — Öle und Fette. Der Hamburger 
Markt für Paraffin, Ceresin und Wachs, derin- 
den letzten Wochen eine sehr feste Haltung 
zeigte, ist durch den jüngsten Rückgang der 
Valuta-Notierungen gleichfalls in Mitleiden- 
schaft gezogen worden. In Antwerpen wurden 
Mitte November für Paraffin in Tafeln, raf- 
finiertes, 50/52%, frei Waggon Antwerpen, 
350 Fr/100 kg, für russisches Paraffinöl, spez. 


‚Gew. 860/870 5745 Fr/t und für reines weıßes 


Jasmine.6506 Fr/t notiert und in Italien zur 
Boichen Zait für Heißdampfmasehinen-Zylin- 

eröl 830, für Dieselmotorenöl 803, für Trans- 
formatorenöl extra 738 sowie für Gasmotorenöl 
extra 663 Lire/Ztr. 
Castle anfangs voriger Woche etwa 22£ 10 s/ton. 
Terpentinöl ist sowohl am New Yorker Markt 
als auch in Savannah im Preis weiter gefallen. 
Am 23. XI. notierte es an letzterem Platz 


92,50 cts, in New York am 19. XI. 100 ets/Gal- 


lone. — Metallpreise. Die Notierungen der Ver- 
einigung für die deutsche Elektrolytkupfer- 
not z.bzw. der Kommission des Berliner Me- 
tallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich 
ab Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg: 


Metall | 26. XI. | 25 XL 


E lektrolytkupfer (wire 
bars), prompt eif Hamburg, 
Bremen, Rotterdam . 


2261 2300 


Raffinadekupfer99/89,3%) 11750—18 011775 1895 : 


Originalhüttenweichblei 
Originalhüttenrohzink, 
Preis im freien Verkehr . 
Plattenzink (remelted) von 
-. handelsibl. Beschaffenheit 
Originalhüttenaluminium 
. .98/99.%/, in einmal gekerb- Kane : 
ten Blöckchen . . . . . 13300—340013300—3400 
desel. in Walz- oder Draht- & 
barren . en... 3450—3550)3450 — 3550. 
Zinn, Banka-,Straits-,Billiton- |6100—6150|6100u— 6200 
'Hüttenzinn, mind. 490%, . . 15900 -5950/590u—6000 
Reinnickel 98/99%, . . 14500—4600|4501—46U0 
Antimon-Regulus . 900—925 | 90u,—925 
Silberin Barren rd 900 fein 
für 1 kg fein 


700—720 | 730 —740 
800—820 | 800-820 
510—530 | 510—520 


Die deutsche Elektrolytkupfernotiz 
betrug am 22. XI.: 2300 M, am 23. XT.: 
2083 M und am 24. XI.: 2248 M/100 kg. 


An der Londoner Metallbörse wurden 


nach ‚Mining Journal“ am 19. XI. 1920 für 
l ton (1016 kg) notiert: Der 


; Ei Bed EI ER I 
*Kupfer: best seleted . 92 0 Obis 3 0 0 
we electrolyt.. 93 0:0 „95 0-0, 

= wires bars ..%... .-08:-0::.0.°72992020 
* 5 standard, Kasse 81 5 0 „. 8110 0 
F NR »:=8-Mon.# 81.5.0 ...2.86.310=20 
Zinn: standard, Kasse. . 239 10 0 „ 240 0 0 
® Ey 8 Mon.’. 7213 15.0.,.24 70.0 
8 BTralts ur 240.0 0 „ 24010 0° 
Blei:span.odernichtengl. z 3 
“Weeichblei-. =..-.7:2- 32:19=.:0.%° 31.1970 
„ar gew.engl.Blockbleis 34715. 0 se ze 
Zink; gew. Sorten. ..... ı> 34.5. 0°, 3510.0 
3 remelted . .. .. 300, — — — 
& engl. Swanseae .. 3700 nominal 


52/55 £ net. 

165 £ (Inland); 
185 £ (Export). 

220 £ (In- u. Ausland). 


Antimon: engl. Reg... . 
Aluminium: 98 bis 999), 


Nickel: 98 bis 99%), gar. 
Quecksilber: nom. für 

die 75 lbs.-Flasche. . . 
Platin: je Unze nom... 5 


In New York notierte 
kupfer am 26. XI. 1920 loco 14,00 cts/lb. \ 


* Netto. 


15 £10 s/16 £& . 
00:8. PNA 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 58. Wer liefert Ohmit-Wider- 
stände ? Br 


Abschluß des Heftes: 27. November 1920. 


2. ‘Dezember 1920. R 


Heizöl kostete in New. 


& 


1240—125011290—1310 


Elektrolyt- 


En 5: 


er 


a ui 


973 


Elektrotechnische Zeitschrift 


| (Zentralblatt für Elektrotechnik) h 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Berlin, 9. Dezember 1920. 


Heft 49. 


Die Lichtverteilung im Beleuchtungsfeld eines 
Scheinwerfers mit Parabolspiegel. 


Von F. Henning, Berlin-Lichterfelde. 


Übersicht. Mittels der Gesetze der geome- 
trischen Optik wird die Größe und die Lichtver- 
teilung des Beleuchtungsfeldes eines Spiegelschein- 
scheinwerfers berechnet, falls die Lichtquelle eine 
gleichmaßig leuchtende Kreisscheibe ist, deren Achse 
sich in der Spiegelachse und deren Mittelpunkt sich 
im Brennpunkt des Parabolspiegels befindet. Die 
entsprechende Berechnung wird ferner für den Fall 
einer Bogenlampe als Lichtquelle durchgeführt, 
deren Intensitätsdiagramm gegeben ist. Die theo- 
retisch gewonnenen Ergebnisse sind zahlenmäßig 
ausgewertet für die beiden Fälle, 1. daß die leuch- 
tende Kreisscheibe vom Radius e=1lcm wie ein 
schwarzer Körper von T = 3700° strahlt und 2. daß 
es sich um eine Bogenlampe normaler Kratertem- 
peratur (Izg = 40000 ER) handelt. i 


A. Die Liehtquelle ist eine gleichmäßig 
leuchtende Scheibe. 


1. Einleitung. Die Fläche eines Parabol- 
spiegels wird im rechtwinkligen Koordinaten- 
system durch die Gleichung 


PLRZERL Te 


dargestellt, wenn F die Brennweite bezeichnet, 
wenn ferner der Koordinatenanfang O0 im 
Scheitelpunkt des einschaligen Rotationsparabo- 
loides liegt und die X-Achse durch den Brenn- 
punkt ?, läuft (Abb. 1). Die Lage der beiden 


Abb. ı. Strahlengang am Parabolspiegel. 


anderen Achsen kann zunächst unbestimmt 
bleiben. 


Ein beliebiger Spiegelpunkt P habe die Ko- | 


ordinaten x, y, z. Das von P auf die X-Achse 
gefällte Lot #P' hat die Länge 


R=zywW+t2=2yVFa. ... 02 


Die x-Koordinate des Punktes P wird durch 
= 0OP' gemessen. Bezeichnet man die Länge 
des Strahles PP, mit $, so ergibt sicht aus dem 
Dreieck P, P P' die Beziehung R?+(F- x)? 
— S2 oder unter Berücksichtigung von Gl. (1) 


und (@) 
N N ee 


Nach Einführung des Winkels «a zwischen dem 
Strahl S und der negativen Richtung der X- 
Achse gewinnt man die Beziehung 


F—-cı FE 


sa=— g Fre 
oder 2=F.tg? er (A 
Mit Hilfe dieser Gleichung ergibt sich weiter 

Be2r.tg7,, GER EN 

[1 
D=2R=AF.tg, (52 
F+e= Er SENT ER 

cos? 


ee a E 7 


0, 
cos? — 
2 


Der Winkel « soll kurz als der Öffnungswinkel 
des Punktes P bezeichnet werden. 


2. Beweis eines Hilfssatzes. Ein Strahl 
S, (Abb. 1), dessen Richtungscosinus C08 &, C08 Bi 
co8 yı Sind, werde in Punkt P eines Planspiegels 
reflektiert, dessen Normale $, in Punkt P die 
Richtungscosinus cos %, c0S Ps, cos y, hat. Es 
wird nach dem Richtungscosinus cos &3, C08 ß 
cos y3 des reflektierten Strahles S; gefragt. 
Die Normale N’ der durch S; und 8, gehen- 
den Ebene, in der auch 83 liegen muß, habe die 
Richtungscosinus cos a’, cos ß', cos y'. Dann 
gelten die Beziehungen: 
cos a, cosa@' + cosß,cosß'+cosy,cosy =0, (a 
Cc08 %cos«'—+ cos cos! = cosyacosy'—=0, (b 
co? a'+co?ß'+co?y=1. 
Hieraus folgt 
1 > 
084. = -— (608 —c ; 
c nr (cos B, c08 ya — C08Yı COS Bo), 
1 
COSPE === 9 — 6 c 
sß sin, (eo8Yı COS &9 — C084, COS Yy), ( 
1 
cos Y' = ——- (C080, 6 —c6 & 
8 = in (©0801 C0S By os.ß, COS%), 


wobei v den Winkel zwischen den Strahlen S, 
und ‚S, bezeichnet und also 


COSVY= C08 & 608 & + COS Bı COS Pa 
+ cosyıcosyg (d 
ist. Da der gleiche Winkel v auch zwischen 3 
und 3; liegt, so ist ferner 
COS Yv = COS 43 608 & + C0S.ßz cos Py 
+ c08 y3C08 Ya: (dr 
Aus den beiden letzten Gleichungen folgt durch 
Subtraktion 
— 608 % (COS & — C08 &,) + cosPßz (cos Pz 
— cosß}) + cos ya (cos yz— cos yı). (E 


Aus der Bedingung, daß S; senkrecht zur Nor- 
malen N’ stehen muß, nämlich der Gleichung 
COS &g co8 @' + cos 3 cos ß’ + cos y3 cos Y'—0, und 
der Gl. (a) folgt durch Subtraktion: - 


+ 


08 A, — werte) 


3) 


3. Wo wird in der Ebene x=L der 
Punkt P, einer leuchtenden Scheibe, die 
in der Brennebene liegt, durch Reflek- 
tion am Punkte ? des Parabolspiegels 
abgebildet, wenn der Punkt P, die Koor- 
dinaten =E, y=n, 2={ besitzt? 

Hat der Strahl P,P (Abb. 1) die Richtungs- 
cosinus C08 &,, COSP,, cos Y,,s0 lautetdieGleichung 
der Geraden Pı P 


B-@_ .n-y_t=e 
co8s% cosß; cosyı 
und es ist 
N Er% nn errk- 
Co cosßı = - RE EN 
9a 


wenn man 
w= E- a? + m y?+C-— 2)? 


setzt. Die Richtungscosinus der Spiegelnormalen 
im Punkte P findet man aus der Gleichung des 
Paraboloids f (ey2)=4Fce— PP —?=0 zu 


Son OL hr „_dfl 
=, Wi en wi  eY’=7,w 
öf\? öf\? (öf 
2 SR SUR 
en w_( ler +): 
oder 
cos a. er, 
!  VER+R' | 
ur Y 
CORBI = b 
2VF(F-+x) ? 
2 
ET ee — 
: 2YF(F-+x) 


Der von P, ausgehende und in P reflektierte 
Strahl liegt in der gleichen Ebene wie P, P und 
die Spiegelnormale N in P und schließt mit 
letzterer denselben Winkel v ein, den auch P, P 
und N einschließen. .Die Richtungscosinus des 
reflektierten Strahles cos &3,c08 3, cosy; sind 
nach Abschnitt 2 berechenbar. Mit Hilfe der 
Gl. (8) und (9) ergibt sich nach einfacher Um- 


formung 
ensv— 7 @H+ 9) —(yn+2d 
2wyV F(F-+x) 


und 


[e-oW@-»-wn+eU0+4r2], 


= tn r9- un tzd], 


C0O8 Yy— er | Frn 9-57 un+z9]: 


0 = cos a’ (C08 13 — Co8 &,)-+ cos ß’ (cos Ba — cos P}) 
R + cosy’ (cos yg — cos yı). (f 
Unter Einführung des Proportionalitätsfaktors A 
liefern (e) und (f) die Beziehungen 
C08 & — 08a, = (cos PB’ cos y„— c08 y'cos ß)), 
cos Bs — c08 PL =A (cos Y’ 608 a — C08 a CoS Yo)» 


C08Yyy— cosyi—A (cosa' cos Ba — cosP’ cosa), 


die mit Hilfe von (ce) in 


A 
. — (C08 &g COS v— COS 0), 


COS (3 — 6084, — in “ 


1 
cos Ba — cos ßı = Pen (cos B, cos v— cosßı), 


A 
608 Ya — 608 Yı = —— (C08 Ya COS v — COS 
Y3 Yı= any 608% yı) 
umeeformt werden. Durch Quadrieren und 
Addieren dieser Gleichungen findet man 


2 


2.(1— cos2v) = (1— cos? v) 


sin? v 
oder k=2sinv, 


sodaß sich die gesuchten Richtungscosinus zu 


c0o8 Ba = 2 cos Ba cos v— cos P}, 


C08 %=2C08%COSVY— COS, 
(8 
COS Yg— 2 008 Yy COS V-— COS Yı 


ergeben. 


Der im Punkte P(xyz) reflektierte Strahl’ 
welcher die Ebene £=_L in dem Punkte ?,' mit 
den Koordinaten =L, y=y', z=x' treffen 
möge, besitzt die Gleichungen 


Yy-Y)IE- (Fr) (yn+2U)+4Frx 
=(L-%) na+o-ver-9- pum+9] 
2-2) E- X) (Fo) —(yn+z.d)+4Fe] 
—(L-«) [rt -z0r-5 = 


ap +20]. 
Aus diesen Beziehungen ergeben sich die ge- 
suchten Größen y’und z'. 

Zur Vereinfachung werde angenommen, daß 
der leuchtende Punkt in der Brennebene des 
Spiegels liegt, also die «-Koordinate 8= F be- 
sitzt; ferner werde die y-Achse des Koordinaten- 
systems, über die noch nicht verfügt ist, so ge- 
legt, daß die © y-Ebene durch den reflektieren- 
den Punkt ? geht. Dann erhalten, wenn man 
berücksichtigt, daß nun z2=0 und also für den 
Punkt P statt Gl. I) ?=4AFx zu setzen ist, 
die letzten Gleichungen die Form 


y-yY)F+—-nWY-VY) | 
I(L—- a2) F-2)=0 (10 
Z(F+o! nz! y+tL-D(F+R)=0. U 
4. Wie wird in der Ebene x=L eine 
in der Brennebene befindliche leuch- 


tende Kreislinie durch Reflexion am 
Spiegelpunkt P abgebildet? 


974 


Die leuchtende Kreislinie vom Radius e 
möge mit ihrem Zentrum im Brennpunkt des 
Spiegels liegen, so daß sie durch die Gleichung 


?+P=e. (12 

dargestellt werden kann. Aus den Gl. ao), (11)» 

a2) ist eine Beziehung zwischen 

zuleiten, dien und & nicht enthält. 
folgt 

me YyyYEHR)R 

yy—-yYy)+(L—- a) (F—x) 
und unter Anwendung dieser Gleichung aus (11) 


Aus Gl. (10) 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


y' und z' ab- | 


3 
wird zu einem Kreis vom Radius h 
der reflektierende Punkt am Rande des Spiegels 
und erscheint er vom Brennpunkt aus unter dem 
Winkel «=90°, so. wird aus der Ellipse eine 


Gerade von der Länge 0,5 203 die parallel der 


z-Achse verläuft und die durch die Spiegelachse 
halbiert wird. 

5. Eine in der Brennebene befindliche Kreis- 
scheibe vom Radius ge, deren Mittelpunkt im 
Brennpunkt des Spiegels liegt, leuchte auf der 


Liegt 


Zyy-YIF HD - EFF) YyYy-YV)HtL-R (Fer) 


er L-oWyy=y)t Le) eo] 


r 


—yıl und = a 


- EYE. 

zur Kürzung werde TE. = 
gesetzt. Führt man ferner nach den Gl. (4) bis 
(7) den Winkel «& ein, so ist unter Berücksichti- 
des Umstandes, daß für den Punkt? 2=0 


gung 
und also nach Gl. 2) y=R ist. 
= Fy" ; 
N 08 0.c0R a2.(y'tga — 1)’ R 
v> Fz (13 


cos? a/2 (y'tg a —1)' 


Diese Gleichungen lassen erkennen, daß einein 
der Brennebene gelegene und durch den Brenn- 
Pas gehende Gerade wieder als Gerade abge- 

ildet wird. Der durch (12) dargestellte Kreis 
wird in eine Ellipse umgeformt, denn aus (12) 
und (13) folgt: 


F?2 y'? 
cos? a. cost a/2 


F?2.2'"2 


ER 7 419 
costa ° SU ES 


En 


Hieraus ze sich die Normalform der Ellipse 
Y'— yo)” 

a TE 
des ee 


—5=1, wenn man die y-Koordinate 


1/2 (2. — 2 - — eosta/2. sin2& 


Y% =Y— ; 
mann 44/2 2 
1 e cos! «/2..sin? 
ferner die kleine und große Halbachse der 
Ellipse 
verre 3 ea8 &.cos? a/2 
,. 1— —; . cost «a/2 sin? a 
P 
und 
en “2 cos? a/2 
A cost «/2 sin?« 
setzt. Diese Gleichungen gelten ohne jede Ver- 


nachlässigung. Nunmehr möge aber angenom- 
men werden, daß der Radius e des leuchtenden 
Kreises klein gegen die Brennweite des Spiegels 
ist, derart, daß 02/F? gegen 1 nicht in Betracht 
kommt, und ferner, daß der Abstand L der be- 
leuchteten Fläche vom Spiegel im Vergleich zur 
x-Koordinate des Spiegelpunktes P sehr groß 
ist. Dann erhält man die Mittelpunktskoordinaten 
der Ellipse zu 


or =l;wW=Yy— L; „cost «/2.sin2a; 27 =0 
und ihre ee zu 
L 
bDi= — c08a.cos?a/2, (14 
EEE, z 
EZ Zn c08 a/2 (15 
Im a zum Mittelwert der Ellipsenhalb- 
messer Mer cosi«/2 ist %9 sehr klein, da 
Yo >; arF?2. tg a2 o & k 
MED eoMER 5 sin? « und & stets unter 
90% bleibt. Setzt man einen der Wirklichkeit an- 


geenähertenFall entsprechend e=2cm, F=50cm, 
L=10°cm=1 km, so ist 


Yo — 0,025 tg a/2 
M Zen cos! «/2 


Unter Vernachlässigung kleiner Größen, die 
BEaey ach keine Bedeutung haben, läßt sich das 
irgebnis folgendermaßen ausdrücken: In einer 
Ebene x = 7; die sich vom Spiegel in großer 
Entfernung befindet, wird ein mit dem Spiegel 
koaxialer Kreis, dessen Radius oe klein gegen 
die Brennweite F des Spiegels ist und dessen 
Zentrum sich im Brennpunkt befindet, durch 
Reflexion an einem Spiegelpunkt, der vom Brenn- 
punkt aus unter dem Öffnungswinkel « erscheint, 
und dessen z-Koordinate u ist, als Ellipse abge- 
bildet, deren Mittelpunkt auf der Spiegelachse 
liegt 'und deren Halbachsen, die in Richtung 
der Y- und z-Achse liegen, die Werte b’ und c' 
der Gl. (14) und (15) haben. Liegt der reflek- 
tierende Punkt P im Zentrum des Spiegels, so 
ist der Öffnungswinkel .=0, und die Ellipse 


— 0,02sin 2«. 


dem Spiegel zugekehrten Seite mit gleich- 
mäßiger Helliekeit. Es ist die Lichtverteilung 
auf dem in der Ebene @—=_L entstehenden Be- 
leuchtungsfeld zu untersuchen, falls die Re- 
flexion an einer Kreislinie des Spiegels vom 
Öffnungswinkel «a erfolgt 

Bezeichnet man die Flächenhelle der Kreis- 
scheibe mit h, so ist der vom Ring zwischen 
den Radien e "und e-+ de unter dem Winkel « 
ausgestrahlte Lichtstrom proportional 


N2nC08S%.0.do, 


Dieser Lichtstrow verteilt sich im Beleuchtungs- 
feld durch Reflexion am Punkt P gleichmäßig 
auf einen elliptischen Ring der Fläche 


- a 


n —5 608 &. cost «/2.[(o 
=20.0.dez = cos & cost a/2. 


Fr? 


Abgesehen von einem Proportionalitätsfaktor, 

der e nicht enthält, ist also die Flächenhelle 

im Beleuchtungsfelde 
ER} 


h REST gegeben: sie ist somit unab 
hängig von e, falls A unabhängig von eo ist. 
Daraus folgt, das auch die ganze Bllipsenfläche, 
in der sich die Kreisfläche abbildet, und die 
man durch Integration über alle o erhält, gleich- 
mäßig beleuchtet ist, falls } auf der Kreisfläche 
konstant ist. 

Die Lage der Ellipse zu den Koordinaten- 
achsen wird durch Abb. 2° veranschaulicht. 


Y 


Abh.2. Hilfsschaubild. Eine leuchtende Kreislinie wird 
an einem Punkt des Parabolspiegels reflektiert. 


Läßt man die leuchtende Scheibe an einem 
anderen Spiegelpunkt reflektieren, der mit P 
aber den Öffnungswinkel « gemeinsam hat, so 
bleibt die Größe und die Gestalt der Abbil- 
dungsellipse unverändert, ihre Achsen werden 
indessen verschoben, und zwar derart, daß ihre 
kleine Achse stets dem Lot parallel verläuft, 
das man vom reflektierenden Spiegelpunkt auf 
die Spiegelachse fällt. Durch Reflexion der 


1920. Heit 49, 


durch den Ausdruck \ 


9. Dezember 1920. 


Kreisscheibe an einer Kreislinie des Spiegels, 
die durch den Öffnungswınkel a gekennzeichnet 
ist, erhält man ein Beleuchtungsteld, das man 
sich dureh Rotation der in Abb. 2 dargestellten 
Ellipse um die X-Achse des Koordinatensystems 
entstanden denken kann. Das Beleuchtungs- 


feld ist also eine Kreisfiäche vom Radius 
L 
= En ‚cos? a/2, 


die indessen nur innerhalb eines Kreises vom 
Radius. j 

De cos? a/2.cos« . . (15a 
eicickförmig hell ist. Die Flächenhelle fallt in 
dem Ring zwischen den Radien b' und ce‘ kon- 
tinuierlich zu 0 ab. Da die elliptischen Flächen, 
aus denen sich das Beleuchtungstfeld zusammen- 
setzt, an jedem Punkt die gleiche Flächenhelle 
besitzen, und die Flächenhelle auch für alle 
Ellipsen gleichen Wertes « die gleiche ist, so 


gibt die Stärke der Ubereinanderlagerung der‘ 


einzelnen Ellipsen ein relatives Maß für die 
Helligkeit des Beleuchtungsfeldes. Auf einer 
Kreislinie vom Radius r_wird die Beleuchtungs- 
stärke somit durch den in Abb. 2 dargestellten 


„Winkel ß (den die Z-Achse mit dem Strahl 


vom Zentrum der Ellipse zu ihrem Schnittpunkt 
mit dem Kreis vom Radius r bildet) bestimmt. 


2 2 
Aus der Ellipsengleichung I: SE 2 en = und 
der Kreisgleichung y?+z”=r? folgt 


re 
cosß= — 


er 


| je L2o? 
sin« F?r2 
Diese Gleichung liefert für ß nur bestimmte 
ı y 
Werte, wenn % =e08|a Sa SlarTet er 


d.h. r kleiner als die kleine Halbachse der 
Ellipse, so gilt, wie aus Abb. 2 ersichtlich, dem 
Sinne nach B — 900 unabhängig von r. 

Um ß als Funktion von r und «& zu er- 
mitteln, ist es zunächst erforderlich, für eine 
Anzahl bestimmter Werte « die zugehörigen 


cost a/2.cos?&,. (16 


3 4 
Werte von ß und bzw. r zu berechnen. Zu 


dem Zweck wurde, der vorstehenden Bedin- 
gungsgleichung entsprechend, 


2 = eosa-tn.(1— cos &) 


gesetzt und n von 0,1 zu 0,1 fortschreitend alle 
Werte von 0 bis 1 ar Dann ist 


Vı-[eosa+n(1— coso)]? 


cosp = 
gr sin @ 


und 
Krjah 
— ecosa+tn(1—cose) 
Es ist zweckmäßig, statt des Radius r den 
reduzierten Radius 


F 
Le 


einzuführen, für den sich unter Berücksichti- 
gung von Gl. (14) der Ausdruck : 


(17 


Piz 


Zahlentatelı1. 


«= 0 &==u100 a — 200 a = 300 a — 400 
n r! ß r' B r! B u B rt | B 
0,0 1,0000 0,000 0,9924 0,000 0,9698 0,000 0,9330 0,000 0,8830 0,000 
0,1 1,0000 18,437 0,9909 18,367 0,9637 18,163 0,9188 17,808 0,8568 17,262 
0,2 1,0000 26,563 0.9894 26,475 0,9575 26,205 0, 9050 95, 733 0, 8322 25,017 
0,3 1,0000 33,210 0,9878 33,112 0,9515 32,800 0, 8916 32,260 0,8089 31.448 
0,4 1,0000 39,250 0,9363 39,123 0,9456 38,795 0, "8786 38,218 0,7869 37,358 
0,5 1,0000 45,000 0,9848 44,892 0,9397 44,553 0, 8660 43, ‚970 0,7660 43, 102 
0,6 1,0000 50,768 0,9833 50,660 0,9339 50,333 0,8538 49. 765 0, 7468 48, 920 
0,7 1,0000 56,790 0,9818 56,687 0,9282 56,382 6, 8419 55,853 0,7275 55,528 
0,8 1,0000 63,435 0,9803 63,350 0,9225 63,080 0,8303 62, 618 0,7096 61,942 
0,9 1,0000 71,565 0,9788 71,502 0,9169 71,298 0 ‚8190 70,957 0, ‚6926 70,455 .. 
1,0 | 1,0000 | 90,000 | 0,9773 | 90,000 | 0,9114 | 90,000 | 0, ‚soso | 90, ‚0,8080 | 90,000 | 0,6764 | 90,000 ‚000 

a — 500 & = 600 a = 700 ei ee re a — 900 
n y! B r! Bß 7 B r! B r' B 
0,0 0,8214 0,000 0,7500 0,000 0,6710 0,000 0,5868 0,000 0,5000 0,000 
0,1 0,7781 16,472 0,6818 15,342 0,5627 13,678 0,3976 10,033 0,0000 5,758 
0,2 0.7392 23,980 0,6250 22,517 0,4846 20,403 0,5007 17,187 0,0000 11,533 
0,3 0,7040 30,283 0,5769 28,657 0,4255 26,352 0,2417 23,959 0,0000 17,458 
0,4 0,6720 36,138 0,5357 34,450 0,3792 32,098 0,2021 28,727 0,0000 23,578 
0,5 0,6428 41,878 0,5000 40,203 0,3420 37,905 0,1756 34.693 0.0000 30,000 ' 
0,6 | 0,6160 | 47,745 | 0,4688 | 46,145 | 0,3115 | 43,988 | 0,1522 | 40,035 | 0,0000 | 36.870 
0,7 0,5914 53,990 0,4412 52,535 0,2859 50,597 0,1349 47,993 0,0000 44,428 
0,8 0,5686 61,017 0,4167 59,780 0 2643 58,150 0,1221 56,003 0,0000 53,130 
0,9 0,5476 69,770 0,3947 68,365 0,2457 67,638 0,1111 66,160 0,0000 64,158 
1,0 | 0,5280 | 90,000 | 0,3750 | 90,000 | 0,2295 | 90,000 | 0,1019 | 90,000 | 0,0000 | 90,000 


Se A 


9. Dezember 198%0. 


N 2 cos? a/2.cosa 

Cosa +n(l— cos“) 

ergibt. Zahlentafel I enthält für « von 0 bis 909 
von 10 zu 10% fortschreitend, und für 2 von 0 


bis Il von 0,1 zu 0,1 fortschreitend, die zusammen- 
gehörenden Werte von r’ und ß 


pt 


! 


Hat x den sehr kleinen Wert e, so ist - 
= 1-12 (A —n)e und limeosß=y1l—n. Ist 


a=0 
“= 9%, so nimmt r'’ den Wert 0 an, außer wenn 
n—=0 ist. In diesem Falle ist r!' =0/0 = 0,5. 
Den Zahlen der Zahlentafel 1 entsprechen 
die Kurven der Abb.3. Aus ihr läßt sich die 


Abb. 3. Relative Lichtverteilung, falls die Strahlung einer 
leuchtenden Kreisscheibe an einer Kreislinie des Parabol- 
spiegels vom Öffnungswinkel « reflektiert wird. 


Lichtverteilung für einen beliebigen Radius des 
kreisförmigen Beleuchtungsfeldes entnehmen, 
falls das Licht der gleichmäßig leuchtenden 
Kreisscheibe an einem Spiegelring des Öffnungs- 
winkels &=0, 10, 20 usw. bis 90% reflektiert 
wird. Bei einem Winkel «= 500 ist z. B. für 


die reduzierten Radien r' =0 bis r' = UV; die 
-Flächenhelle des Beleuchtungsfeldes proportional 
ßB= 90°, für größere Radien fällt sie der Kurve 
V; W, entsprechend ab und ist für" >7 W; null. 
Beträgt der Öffnungswinkel « = 00, so ist ß 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 49. 


der Beleuchtungsstärke b« des Beleuchtungs- 
feldes (der Index « deute an, daß es sich um 
die Beleuchtungsstärke handelt, die bei Reflexion 
an einem Spiegelring des Öftnungswinkels « 
entsteht) und dem zugehörigen Flächenelement 
df des Beleuchtungsfeldes gleich der Größe 
d®. zu setzen ist. Es ist also dd« = [ba.df, 
wobei das Integral über das Beleuchtungsfeld 
zu erstrecken ist. Nun ist db proportional mit 


ß, also 
ba=:ckBa,.: (19 


und folglich d®.= e[Ba.df. Das Integral 
dieser Gleichung läßt sich als das Volumen 
darstellen, welches man erhält, wenn man die 
zu & gehörige Fläche UVWT der Abb. 3 um 
die Achse U T rotieren läßt. Dieses Volumen ist 


9% 
ausdrückbar als [Ba.df=n.[r”aB=x.[r”]90, 
Ö 


wobei [r’?2] den Mittelwert des Quadrates aller 
Radien bezeichnet, die durch die Achse UT 
einerseits und die Kurve VW andererseits be- 
grenzt werden. Es ist also 2. Tesinx.da 
—=c[r?]90, und man erhält den Faktor ec, mit 
dem die relative Beleuchtungsstärke ß« zu mul- 
tiplizieren ist, um die absolute Beleuchtungs- 
stärke da zu berechnen, als i 


Je. sina.da 
= 90 [r’2] 
Setzt man /«a=Icosa, so ist 


Isin2a.da ß 
El en 


und man findet die bei Ausnutzung des ganzen 
Spiegels vom Öffnungswinkel « vorhandene 
Beleuchtungsstärke Ba für einen bestimmten 
Radius r bzw. r' des Beleuchtungsfeldes, indem 
man den Ausdruck für b von 0 bis & integriert 
und für ß seinen aus (16) folgenden «Wert ein- 
setzt. Es ist 


(20 


[04 
ae sin?2a.d« 
ee) 


Zur Ermittelung von [r”?] sind für jeden Winkel & 
der in der Abb. 3 gezeichneten Kurven 18 Werte 
von r', die gleichmäßig über alle Werte von ß 


TRrn, lsesn ta tee.lsa. 


Bel. (21 


der Winkel ß und der Quotient ß/909 für r’ von 
0 bis 1 (von 0,1 zu 0,1 fortschreitend) berechnet, 
indem gleichzeitig dem Winkel « verschiedene 
Werte erteilt wurden, die zu reellen Werten 


EN 
50:60 0 80 


h- 
0 20 30 40 
ee 


30° 


Abb. 4. Beitrag der einzelnen Kreiselemente 
des Spiegels zur Beleuchtungsstärke. 


von ß führen. ß ist reell, solange cos? «/2.cos« 
<r'<cos?a/2 ist. Ist in dem einen Grenzfall 
c082 a/2.cos«—r' oder cosa=1/2Yyı+8r'— 1/2, 
so ist B= 9°; ist in dem andern Grenzfall 
cos a2 =r' oder cosae=2r'—1, soist B=0. 
Für r =0 erhält man nur dann einen brauch- 
baren Wert von ß, wenn 2«=%°%. Für r=1 
folgt ein möglicher Wert von ß nur, wenn =0 
ist, und zwar kann in diesem Falle ß jeden be- 
liebigen Wert zwischen 0 und 90° annehmen. 


In Zahlentafel 3 sind die für 2 und für 


sine B_ 
[r'?2] 90 
und in Abb.4 durch die Kurven U V graphisch 
veranschaulicht. In den Punkten U ist c0Ss% 
— 1a y1+8r—1%2 und ß=90%. Nach der 
zu Gl. (16) angeführten Bemerkung ist für ß 
immer dann der Winkel 90% zu setzen, wenn 


berechneten Zahlen zusammengestellt 


DO 
= m cos? «/2.cos«, oder also wenn c0OS& 


B 


sin?2% 


> 1a yı+sr—ı/2 ist. Die Größe Pr Wo 


"—Ol 0,2 0, ”"=04 = 0; u =0,6 = 01 70,8 =. 
| E; ” | 

=E eig =! ag eg als =E alß|. | jaig 

Bra Bari BSels B |, B | Bel Gin BI aı B 3 Bag 

er az| * | 99 az|% | oo a % | 90 a Kl Tania sr | Reg: a al a lan) %) on. leur) 8%) 090 als“ 
y0 at 310) ai 90 ae 90 ER 90 alt 90 = 9U = 90 a1, 90 =r 

| .22 ae al. 7 "2 2 zZ 2| z 
I 

80,2 11,010 | — 172,2 1,100 | — 65,0 1,000 | — |53,3 1,000 | — .151,8 1,000| — 145,2|1,000| — 38,3 | 1,000 | — 130.5 | 1.000 | — 21,2), 20006 — 
80,5 | 0,820 | 4,51 174,0 | 0,671 | 3,06 | 66,0 0,786 | 2,83 | 60,0 | 0,740 2,25 |52,0 | 0,918 | 2,20 | 46,0 0,823 | 1,64 | 42,0 0,618 | 1,08 | 32,0 | 0,752 | 0,93 22,0 | 0,770 | 0,62 
81,0 | 0,716 | 4,00 |76.0 | 0,523 ı 2,53 | 68,0 0,627 | 2,39 | 62,0) 0,612 1,97 154,0 | 0,703 | 1,80 48.0 ,0,672 | 1,41 |44,0 | 0,530 0,99 | 34,0 | 0,616 | 0,82 | 24,0 | 0,602 0,53 
82,0 0,573 | 3,35 | 73,0 0.415 | 2,12 | 70,0 0,519 | 2,11 | 66,0 | 0,446 1,61. |58,0:| 0,515 | 1,47 52,0.10,499 |. 1,20 46,0 0,453 | 0,91 | 36,0 | 0,520 | 0,75 26,0 | 0,485 | 0,47 
84,0 0,387 | 2,42 |80,0 | 0,324 1,76 | 74,0 | 0,362 | 1,65 | 70,0 0,326 | 1,33 | 62,0 0,388 | 1,25 |56,0 | 0,359 1,02 |5,,0 | 0,345 | 0,78 38,0 10,442 | 0,68 |23,0 | 0,392 | 0,41 
86.0 0.239 1,59 182,010,245 | 1,42 |78,010,242| 1,24 |74,0 0,932 1,06 |66,0 10,290 1'05 [62.0.0246 | 0,73 |54,0 |0,25| 0,65 |43,0 | 0,320 | 0,56 |30,0 10,314 | 0,36 
88,0 10,114 | 0,81 |84,0 | 0,175 | 1,09 82.0 | 0,146 | 0,85 | 78,0 | 0,155 0,79 |74.0 0,146 | 0,67 | 70,0 | 0,117 0,48 |58,0 | 0,178 | 0,51 |46,0 0,219 | 0,43 | 32,0 | 0,244 | 0,30 
90,0 | 0,000 | 0,00 [86,0 | 0,111 | 0,74 | 86,0 0,066 | 0,44 | 82,0 | 0,091 0,53 | 82.0 | 0,049 0,23 | 74,0 | 0,066 | 0,30 62,0 | 0,109 | 0,35 |50,0 | 0,126 0,28 [34,0 | 0,173 | 0,23 
= FE — 88,0 0,053 | 0,38 | 88,0 | 0,051 0,22 | 86.0 | 0,039 0,26 |86,0 | 0,026 | 0,17 73,0 0,016 | 0,08 66,0 0,023 | 0,10 |52,0 | 0,070 | 0,17 36,0 | 0,089 | 0,13 
= 2 —  |90,0 | 0,000 | 0,00 [90,0 | 0,000 0,00 | 90,0 | 0,000 0,00 | 90,0 | 0,000 0,00 |78,5 | 0,000 | 0,00 66,5. 0,000 | 0,00 | 53,2 | 0,000 0,00 |36,8 0,000 | 0,00 
— 900 für r' zwischen 0 und 1, ‚und ß ist null, verteilt waren, auszemessen. Das Ergebnis | wird als Funktion von « für ein bestimmtes r’ 
sobald r'>1 ist. Beträgt der Öffnungswinkel | enthält Zahlentafel 2. somit vollständig durch den Kurvenzug OUV 


«90°, so ist die Lichtverteilung im Beleuch- 
tungsfeld durch die beiden rechtwinklig anein- 
ander gesetzten Strecken UT und TWy, dar- 
zustellen: die Flächenhelle ist also für alle 
Radien null, nur im Mittelpunkt (r' = 0) hat sie 
einen dem Winkel ß = 90% proportionalen Wert. 


6. Die Lichtverteilung im Beleuchtungsfeld 
ist für den Fall zu untersuchen, daß die von der 
gleichmäßig leuchtenden Kreisscheibe (Radius e) 
ausgehenden Strahlen an der ganzen innerhalb 
des Öffnungswinkels « gelegenen Spiegelfläche 
reflektiert werden. 

Abb. 3 gibt über die relative Beleuchtungs- 
stärke Aufschluß, falls die Reflexion an einem 
Spiegelring von differentialer Breite stattfindet. 
Es kommt nun darauf an, den absoluten Betrag 
dieser Beleuchtungsstärke für einen Spiegelrinug 
von beliebigem Öffnungswinkel & zu ermitteln 
und über alle differentialen Spiegelringe von 
0 bis « zu integrieren. 

Bezeichnet man die von der leuchtenden 
Scheibe in Richtung des Winkels « ausgesandte 
Lichtstärke mit /«, so ist der Lichtstrom, welcher 


einen differentialen Spiegelring zwischen den 
Öffnungswinkeln « und «+da« trifft, 
dAd«=2n.Ie.sina.da. (18 


Im Falle der frei strahlenden Kreisfläche ist 
Ia—= I.cos«, wobei I unabhängig von & ist. 
Unter der Annahme eines vollkommen re- 
flektierenden Spiegels und vollkommen durch- 
Jässiger Luft ist das Integral über alle Produkte 


Zehlentafel. 


a Se A le) 
P sin 20 „2 sin2« 
ee len 
IE 
0 1,000 0,000 50 0,436 2,259 
10 0,968 0,555 60 0,285 3,039 
20 0,892 0,721 70 0,158 4,068 
30 0,757 1,144 80 0,063 5.429 
10 | 0,595 | 1855 || 90. | 0,000 | 178) 


Der in Klammern gesetzte Wert für «= 90° 
ist graphisch extrapoliert, da seine direkte Be- 
rechnung 0/0 liefert und also zu keinem brauch- 

in2a . 
baren Ergebnis führt. Der Quotient Sn ist 
in Abb. 4 durch die Kurven OU, als Funktion 
von « dargestellt und läßt sich daraus also auf 
graphischem Wege für jedes beliebige « ab- 


leiten. 

Nach Gl. @1) kommt es darauf an, er 
in Abhängigkeit von « zu ermitteln, und zwar 
für eine Anzahl bestimmter Werte von r bzw. 
r'. Zu dem Zweck wurde nach Gl. (16) und (17) 
aus der Beziehung 


| | cos ß Y ra 


cost «/2.cos?& 


23 
sin & (22 


wiedergegeben; z. B. für r =0,6 durch den 
Kurvenzug OU;V,, für r=0,0 durch O U, Ve; 
für r'—=1,0 schrumpft der Kurvenzug in den 
Punkt O zusammen. 


Das Integral z von Gl. (21) wird für ein 


bestimmtes r’ durch den Inhalt der Fläche dar- 
gestellt, welche durch die zu & gehörige Ordi- 
nate, die Abszissenachse und den Kurven- 
zug OUV bis zu seinem Schnittpunkt mit jener 


Abb. 5. Lichtverteilung bei Spiegeln derselben Brennweite 
aber von verschiedenem Öffnungswinkel. Idealer Fall. 


978 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Heit 49. 


9. Dezember 1920. 


Ordinate begrenzt wird.. Diese Flächen wurden 
für verschiedene Werte von « mit dem Plani- 
meter ausgemessen. : Ihre Flächeninhalte sind 
in 'willkürlicher Einheit in Zahlentafel 4 zu- 
sammengestellt. Endlich sind diese der Beleuch- 
tungsstärke Ba proportionalen Größen K.Ba in 
Abb. 5 für verschiedene Werte von «& in ihrer 
Abhängigkeit vom Radius des Beleuchtungs- 
feldes graphisch veranschaulicht. 


Zahlentafel 4. 


K n Ba 

7 1 =900 = 800 a 700 «—=600| 4 = 500 
00.1 888 | 685 | 449 | 305 | 197 
01 |: 720-1 635: | 249° | 30,5. | 19,7 
02 1.608 | 874 1.449 | 305 | 19,7 
038 | 503 .|:478 ‚| ALb. | 30,5 |, 19,7 
0,41 :43.1.°17.40,8 ©] :36,7.212800.5 197 
DO] 35,1.215848. 14 81.94 1 WaEa a 107 
0,6 26,9 26,9 25,9 23,2 18,8 
07 | ıs9 | 189 | 189 | 181 | 185 
0,8 12,0 12,0 12,0 12,0 11,8 
0,9 52 5.2 52 52 52 
1.0 0,0 0.0 0,0 00 00 
r' |2=400 «= 300 a =0 a = 100| «=00 
0,0 | 11,9 N) 0,6 0,0 


(Schluß folgt.) 


Über Schüttelschwingungen bei elektrischen 
Lokomotiven mit Parallelkurbelgetriebe.!) 


A. Theorie der Schüttelschwingungen. 


l. Schüttelschwingungen können 
entstehen, wenn eine Masse (M) (Abb. 2) mit 
: Spiel oder ‚„‚totem Gang‘ zwischen zwei federn- 
den Anschlägen f, und f, gelagertist und irgend- 
welchen erregenden Kräften in der Richtung 
der Federachsen unterworfen wird. 

2. Unter Schüttel-Eigenschwingun- 
ger eines solchen Systems versteht man die 
Schwingungen, die der 
etwa durch Stoß in Be- 
wegung gesetzteKörper 
dauernd ausführt, wenn 
keine Dämpfung vor- 
handen ist. Während bei 


harmonischen Eigen- 
schwingungen (spiel- 
freies System, Abb. 1) 


die Dauer einer Eigen- 
schwingung vom klein - 
sten bis zum größten 
Ausschlage dieselbe ist 
(Gesetz der harmoni- 
schen Schwingungen), 
c) wird sie bei Schüttel- 
%o schwingungen um so 
Bi: Br je geringer die 
eschwindigkeitist,mit 
welcher dasSpiel durch- 
laufen wird.DieGesamt- 
dauer einer Schüttel- 
schwingung setzt sich 
nämlich zusammen aus 
einem gleichbleibenden 
Teil, während dessen 
„Eingriff zwischen der 
4 Masse und den Federn“ 
vorhanden ist, und dem veränderlichen für das 
Spieldurchlaufen (Abb.2a),und mit dieser Eigen- 
„ gehaft fällt nach Wichert die Sehüttelschwin- 
gung unter die Gruppe der von Duffing allge- 
mein untersuchten „pseudoharmoniscben 
Schwingungen ‘*2), 

., Inder Tat ist bei einem solchen System 
mit Spiel die Federcharakteristik nicht mehr 
eine durch den Nullpunkt gehende Gerade, wie 
bei harmonischen Schwingungen, sondern eine 
geknickte Linie (Abb. 2b), obwohl die Federung 
selbst dem Hookeschen Gesetz Folge leistet. 


Abb. 1. Schwingendes 
System ohne Spiel. 


'), In einem am 15. XII. 19 u. 19.1.20 gehaltenen Vor- 
trage im Ausschuß für technische Mechanik des Berliner 
Bezirksvereins deutscher Ingenieure hat A. Wichert aus- 
führlich über seine theoretischen und praktischen Unter- 
suchungen der „Schürtelschwingungen“ berichtet, von 
denen ein Teil 1914 und 1915 veröffentlicht 
wurda Bei der großen Bedeutung, welche die hier be- 
handelten Krscheinungen, besitzen, und welche weit über 
das Geb'et der Lokomotiven mit Parallelkurbelgetriebe 
hinausreicht. seien nachstehend kurz die wesantlichsten 
Punkte der Untersuchungen wiedergegeben. ‚Im Einzelnen 
verweisen wir noch auf fo'gende Literatur: „Über den Eın- 
fluß des Lagerspieis bei Kurbelgetrieben elektrischer Lo- 
komotiven“ „ETZ* 1915, 8.59 und ‚918. „El. Krafthetr. n. 
Bahnen“ 1914, 8. 225 und 3%. „Über den Einfluß von 
Sti:hmaßtehlern bei Kurbeigetrieben elektrischer Loko- 
motiven“ ‚ETZ* 1915. 8. 13 und 5 

i „Erzwungene Schwinzungen bei veränderlicher 
Eigenfrequenz und ihre technische edeutung“. Sammlung 
Viaweg 1918, Heft 41/42... Döry hat in einer späteren Ver- 
Sfonsichung ( DIZ 192, Dr 313) a N ingewiesem. 

. „Diskussion“. Ferner die“ Zuschri 
und Wicheris BTZ 1920. 8. 898 ur 000 a.) sen Müllers 


Die Abhängigkeit der Eigenschwingungsdauer 
vom Ausschlage, die sich daraus ergibt, ist 
in»Abb. 2d zeichnerisch dargestellt!)., Man 


A ne 


a) 


fl) » 


Abb. 2. Schwingendes System mit Spiel. 


erkennt, daß jede elastisch aber mit Spiel ge- 
lagerte Masse keine harmonischen Schwingun- 
gen ausführen kann. 

„Resonanz“, im Sinne des Zusammen- 
fallens der Frequenz einer erregenden Ursache 
mit der Eigenfrequenz des schwingenden Sy- 
stems ist also im ganzen Frequenzenbereich 
zwischen Null und der Eigenfrequenz des spiel- 
freien Systems möglich. Um sie herzustellen, 
ist allerdings (vgl. den letzten Absatz des 
Punkt 7) ein einleitender Stoß genügender 
Stärke erforderlich, durch den zunächst die 
der Erregerfrequenz entsprechende Eigenfre- 
quenz des Systems hergestellt wird. 

3. Die erregenden Ursachen für das 
Auftreten erzwungener Schüttelschwin- 
gungen, wie sie bei den Lokomotiven und an- 
deren Maschinen mit durch irgendwelche Ge- 
triebe gekuppelten, umlaufenden Massen vor- 
handen sind, bestehen keineswegs immer aus 
Pulsationen der zu übertragenden Kraft, son- 
dern häufig aus Ungleichförmigkeiten derÜÜber- 
tragung, die in ihrer Wirkung verglichen wer- 
den können mit einer periodischen Bewegung 


Bewegung des Federfestounktes 


Abb. 3. Schematische Darstellung 
gleichzeitig möglicher Schüttelschwingungen. 


der Befestigungsstellen der federnden Anschläge 

fı und f,. Es sind dabei folgende drei Fälle zu 
unterscheiden: 

&) Beicipha ik Bewegung der Federbefesti- 

BunEen (Abb. 3a). Diese wird verwirklicht 

ei Kardangelenken und losen Kupplun- 


._.) Abb. 1u.2 sind der Niederschrift der Mitteilungen 
Wicherts über Sonderfälle pseudoharmonischer 
chwingungen gel-gentlich d+-s Vortrages v. Duffing 
„Über Schwingungen in großer Amplitude“ v. 16. VI. 19 ent- 
nommen. (Vgl. Sammelheft I d. techn. Ausschusses für 
Mechanik d. Berl. Bezirksvereins deutscher Ingenieure). 


gen, z. B. bei Turbogeneratoren u. dergl., 
wenn die beiden Achsen der zu kuppelnden 
Maschinen nicht genau zusammenfallen. 
.Ein Kardangelenk ruft dann bekanntlich 


eineUngleichförmigkeitder Übertragungvon 


der doppelten Frequenz der Umdrehzahbl 


hervor, die sowohl im vortreibenden wieim 


bremsenden Sinne vorhanden ist. Ferner 
bei allen Zahnradgetrieben mit Sohlag: 
b) Gegenphasige Bewegung der Federbefesti- 
gungen (Abb. 3b). Dieser Fall ist verwirk- 


licht bei den Parallelkurbelgetrieben elek- 


trischer Lokomotiven!) und bei allen 
Zahnradgetrieben, welche in beiden Rich- 
tungen laufen und sich in beiden Richtun- 


gen in einer von der genauen Zahnform ab- 


weichenden Weise abgenutzt haben. 
Schwingungen von solchen kann man täg- 
lich an dem Zahngeräusch der Straßenbahn- 
motoren beobachten. 


c) Periodische Bewegung nur eines Federfest- 


unktes (Abb. 3c). Diese wird verwirklicht 
bei sich nur in einer Zahnflanke ungleich- 
mäßig abnutzenden Zahnradgetrieben, 
außerdem durch alle ‚‚klappernden‘ Be- 
wegungen von schwingenden Teilen, die 
locker miteinerim übrigen auch harmonisch 
schwingenden Masse verbunden sind. 


4. Die Impulserteilung infolge der Un- 
BIeieh Or ee der Übertragung wird dadurch 
ewirkt, daß u. U. gerade während des Rück- 
schwingens der Masse, und solange diese noch 
im Eingriff mit der Feder ist, letztere vom Fest- 
punkte her zusätzlich gespannt wird, mit der 
Wirkung, daß der Masse im Augenblick des Ab- 


hebens von der Feder eine größere kinetische 


Energie anhaften muß, als beim Hineinschwin- 
gen im Augenblick des Auftreffens auf die Fe- 
der. Diese Impulsarbeit wird geleistet durch 


‘die Kraft, welehe den Federfestpunkt während 


des Rückschwingens bewegt. Bei Lokomotiven 


wird sie der fahrenden Lokomotive entzogen. 


Unter gewissen Umständen können sich 
die Impulse während der aufeinanderfolgen- 


den Eingriffe der Massen in die Federn ee ne 


überlagern (Abb. 3), sie können so, auch wenn 


Dämpfung vorhanden ist, dazu dienen, die 


‚Schwingungen zu unterhalten (dieser Fall istin 
Abb. 3a bis 3e gezeichnet; dort ist auch darge- _ 
stellt, in welcher Weise bei verschiedenen Fre- 


quenzen der erzwungenen Schwingungen eine 
Überlagerung der Impulse eintritt). Bei 
dagegen während des Rücksehwingens gleich- 


zeitig eine Bewegung des Festpunktes im Sinne 


einer zusätzlichen Entspannung der Feder, so 
ist diese sinngemäß gleichbedeutend mit einer 
negativen Impulserteilung, also Energie- 
entziehung. 


5. Solange kein Gleichgewicht zwischen - 


Impulsleistung und Dämpfungsleistung , vor- 


handen ist, bewirkt die Überlagerung positiver 


Impulse eine Vergrößerung der Ausschläge und 
entsprechend Abb. 2d eine Verkürzung der 
Schwingungsdauer, wogegen die Frequenz der 
Bewegung der Federfestpunkte unverändert 
bleibt. Die Folge davon ist eine Phasenver- 
schiebung zwischen beiden, mit der Wukuas 
daß die anfänglich positive Impulsarbeit wäh- 
rend des Eingriffes kleiner und kleiner wird, 
schließlich 0, und dann negativ. Die Ausschlags- 
vermehrung läßt also nach, hört ganz auf und 
geht schließlich über in eine Ausschlagsver- 
minderung, bis der ursprüngliche Zustand in 
bezug auf Größe und Phase der Schwingung 
wieder hergestellt ist und das Spiel von neuem 
beginnt. (Abb. 8). : 
Hieraus lassen sich folgende weiteren Ge- 
setze der Schüttelschwingungen ableiten: 
a) Die Veränderlichkeit der Schwingungsdauer 
“ mit dem Ausschlage verhindert ein be- 
liebiges Anwachsen der Schüttelsehwin- 


Are 
b) Dämpfungsfreie Schüttelschwingungen sind 


Schwebungen unterworfen und ihre Aus- 


schläge schwanken dabei um einen Mittel- 
wert, welcher gleich dem: Ausschlage der 
Schütteleigenschwingung ihrer mittleren 
Frequenz entspricht (vgl. Abb. 8). 

c) Die erzwungenen 
verlaufen im Mittel synchron mit der 
erregenden Bewegung der Federfestpunkte, 
oder einem Bruchteil davon (vgl. Punkt 4). 
und es müssen wegen 5b und. 2 mit zuneh- 
mender Frequenz der erregenden Bewegung. 
der Federfestpunkte die Schüttelschwingun- 
gen ebenfalls zunehmen (Abb. 4 Kurve I) bis 
zum Ausschlag unendlich, bei welchem die 
Frequenz der erzwungenen Schüttelschwin- 
gungen gleich der Frequenz der Eigen- 
schwingungen des spielfreien Systems wird. 
Dann ist nämlich zwischen beiden kein Un- 
terschied mehr vorhanden, weil das Spiel 
bei unendlich großen Ausschlägen mit un- 
endlich großer Geschwindigkeit durchlaufen 
wird, der Zeitanteil hierfür also gleich 0 ist. 
N) Vgl. „ETZ“ 1915, 8.59 und „El. Krafthetr. u. Bahnen“ 

1914. 8. 820. a : 


Schüttelschwingungen 


'Federfestpunkte. 


9. Dezember 1920. 


Dies ist die erste theoretische Schüttel- 
grenze. 5% 


6. Wird die Frequenz der erregenden Be- 
wegung der Federfestpunkte weiter gesteigert, 
oder überwiegt, was stets der Fall ist, vorher in 
der ersten praktischen Scehüttelgrenze 
die Dämpfungsleistung die Impulsleistung, so 
ist ein Synchronismus nieht mehr möglich und 
das System fällt aus dem Tritt. Ent- 
sprechend Abb. 3 bestehen !dann aber noch un- 
endlich vıele Impulsmöglichkeiten bei ganzzah- 
ligem vielfachem Verhältnis der Frequenz der 
Bewegung der Federfestpunkte zur Frequenz 
der erzwungenen Schwingungen. Für die Ab- 
hängigkeit der Schwingungsweite von der 
Schwingungsdauer, die Schwebungen und den 
plötzlichen Abfall, gilt auch dann noch das un- 
ter 5a bis de Gesagte. Die erzwungenen Schwin- 
gun en nehmen dieselben Mittelwerte an, wie 

je der Kurve I Abb. 4, jedoch beientsprechend 


1j I 
I iz/heoretische | 
Iy Schüftelgrenze ! 
l | / 


EN Frequenz der erregengen - 
Bewegung 


Abb. 4 Ausschläga der Schüttelschwingungen in Abhängig” 
keit von der Frequenz der erregenden Bewegung. 


vielfachen Frequenzen der erregenden Bewe- 
gung (Kurve II, III u.s.f.). Obere, theoreti- 
sche und praktische Schüttelgrenzen. 
Dazwischen die Schüttelzonen. 


7. Hierbei ist stillschweigend vorausge- 
setzt, daß die Schüttelschwingungen im ganzen 
Frequenzenbereich durch positive Impulsar- 
beit während des Eingriffes unterhalten 
werden. Das läßt sich auch in erster Annähe- 
rung beweisen, wenn man den Verlauf jeder 
halben Schüttelschwingung während des Ein- 
griffes als PR sinusförmig, also als 
praktisch unbeeinflußt durch die Schwankun- 
gs der Federspannung annimmt und der Ein- 
achheit halber ebenso den der Bewegung der 
{ Die sich hierfür ergebende 
Gleichung der Impulsarbeit während eines Ein- 

iffes, bezogen auf gleiche Ausschläge und 

hasen zwischen Periode der Erregung und der 
erzwungenen Schwingung, ist graphisch in 
Abb. 5 dargestellt. 


Impulsarbert 


Abb. 5. Impulsarbeit während des Eingriffs 
- in Abhängigkeit von den Schwankungen je Eingriff. 


Mit zunehmender Zahl 2=to:t der 
Schwankungen der Federspannung während 
eines „Eingriffs“ wächst zunächst die Impuls- 
arbeit an, nimmt dann wieder ab, wird schließ- 
lich 0, dann negativ, wieder 0 usw. Da nun 
ein Negativwerden wegen des dann einsetzen- 
den Abklingens der Schwingungen sofort eine 
Phasenverschiebung zur Folge hat, gerät die 
Schwingung sehr bald wieder in eine Phase mit 
positiver Impulserteilung. Die gestrichelte 
Kurve gilt z. B. für 1800 Phasenverschiebung, 
und man erkennt, daß tatsächlich im ganzen 
Sehüttelbereich bis auf wenige Punkte positive 
Impulsarbeit zur Unterhaltung der Schwingun- 
gen geleistet werden kann, daß Abb. 4 also in 
Wirklichkeit die Mittelwerte der sich bei zuneh- 


-mender Frequenz einstellenden erzwungenen 


Schüttelschwingungen _darstellt. Allerdings 
zeigt die Abb, 5 auch, daß durchschnittlich die 
Impulsarbeit während des Eingriffes um so 
kleiner wird, je größer die Frequenz 
der erregenden Bewegung der Feder- 
festpunkte. Dies bedeutet praktisch, daß die 
oberen Schüttelbereiche weniger gefährlich sind. 
Das Hochschaukeln durch VÜber- 

en aufeinanderfolgender, positiver Im- 
ulse erfolgt nicht, wie bei armonischen 
chwingungen, bei ein-und derselben Frequenz, 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


sondern bei allmählicher Steigerung bis zur 
Frequenz des spıelfreien Systems. Bei abneh- 
mender Frequenz der Federbewegung nehmen 
die Schüttelschwingungen umgekehrt entspre- 
chend irgend einer der Kurven I, II, III usw. 
der Abb. 4 ab. Wird der Masse zufällig ein 
hinreichend großer Stoß erteilt, so läßt dıeser 

ie Schwingung überspringen auf eine 
der gleichzeitig vorhandenen Schwingungsmög- 
lichkeiten mit größeren Ausschlägen, z. B. von 
III auf II oder von II auf I, und dıe Schwin- 
gungen heften sich dann mit weiter abnehmen- 
der Frequenz der entsprechenden Kurve an. 


8. Abb. 4 läßt erkennen, daß mit auftre- 
tendem Spiel, welches gleichz;itig die Ursache 
der Ungleichförmigkeit der Übertragung sein 
kann, dıe auf Resonanz harmonischer Schwin- 
gungen beruhende „kritische Geschwindigkeit“ 
einer Maschine übergeht in eine unendlich große 
Anzahl von kritischen Geschwindigkeiten, näm- 
lichin den Schüttelgrenzen der Schüttelschwin- 
gungen. Gelingt es also beı haımonıschen 
Scawingungen, z. B. durch bötrieb-mäßiges Ar- 
beiten über derkr.tischen Geschwindiskeit,d.ese 
und damit auch die Resonanzgefahr zu veımei- 
den, so ıst man k ineswegs s.cher davor, daß 
nicht b>i eintretendem Spiel die Betriebsge- 
schwindiskeit gerade mıt irgend einer der 
Schüttelgrenzen zusammenfällt. 

Da kaum ein Getriebe, welches zur Kupp- 
lung von umlaufenden Massen dient, frei von 
Spiel und Ungleichförmigkeit bleibt, so kann 
gesagt werden, daß das Auftreten von 
Schüttelsechwingungen bei Getrieben 
zur Verbindung umlaufender Massen 
die Regel bildet, woraus die außerordent- 
liche Tragweite dieser Untersuchungen am 
besten hervorgeht. In der Tat ist nach Wichert, 
wie schon angedeutet, z. B. das klappernde Ge- 
räusch der Straßenbahnmotoren auf nichts an- 
deres als a engangen zurückzufüh- 
ren, die sich für ein geübtes Ohr auch sehr gut 
als solche erkennen lassen sollen. Der mit zu- 
nehmender Abnutzung der Zahnräder häufig 
beobachtete starke Verschleiß der Kollektoren 
der Antriebsmotoren läßt sich zwanglos daraus 
erklären. Sicherlich ist aber auch mit dem Ein- 
setzen der Schüttelschwingungen eine wesent- 
lich stärkere Beanspruchung und Abnutzung 
aller Getriebeteile, also der Zahnräder selbst, 
der Lager u. dergl. die Folge (vielleicht sind 
auch die häufig beobachteten Achsbrüche mit 
darauf zurückzuführen. Der Ber.). Gar manche 
bei schnellaufenden Wellen aufgetretene zum 
Teilnoch ungeklärten kritischen Gesehwindig- 
keiten dürften so ebenfalls ihre Erklärung fin- 
den, wofür auch die Beobachtung spricht, daß 
Maschinen mit sogenannten ‚festen Kupplun- 
gen“ weniger Neigung zu Schwingungen haben. 

10. Schwingungfördernd bei allen diesen 
Getrieben ist der Umstand, daß die sich bei der 
gleichförmigen Drehbewegung überlagernden 
Drehschwingungen keine Umkehr der Bewe- 
gungsriehtung zur Folge haben. Die Lager- 
reibung behält also auch immer dieselbe Rich- 
tung und kann deshalb nieht dämpfend 
wirken. Hierauf sind die außerordentlich star- 
ken, zerstörenden Wirkungen ‘der Schüttel- 
schwingungen bei Lokomotiven mit 2 Motoren, 
bei denen die Kräfte innerhalb des Rahmens 
verlaufen, zu erklären, denn entsprechend 
Punkt 6 fällt das System in der Schüttelgrenze 
erst aus dem Tritt, wenn die Dämpfungsleistung 


gleich der Impulsleistung geworden ist. Im 


übrigen wirkt die Dämpfung nach Wichert 
schwebungsbeseitigend. 

11. Als Mittel zur Vermeidung der 
Schüttelschwingungen empfiehlt Wichert 
ganz allgemein den seinerzeit von ihm und un- 


abhängig von Buchli für Lokomotiven mit- 


Parallelkurbelgetrieben vorgeschlagenen Ein- 
bau von Federn an irgend einer Stelle des Trieb- 
weıkes zwischen den schwingenden Massen. 
Solche Federn werden jetzt allgemein bei 
Kuppelstangenlokomotiven angewandt, ihre 
Zweckmäßigkeit kann als erwiesen gelten. Ihre 
Wirkung besteht s 

a) in einer Herabsetzung der Impulsarbeit 
während jeder Schwingung, proportional der 
Elastizität, 

b) Herabsetzung der Eigenfrequenz in der 
theoretischen Schüttelgrenze und damit der 
Impulsleistung; 

c)in der Schaffung eines Getriebeteiles, in 
welehem bei Drehschwingungen Umkehr der 
Bewegungsrichtung auftritt, also dämpfende 
Reibungsarbeit verrichtet werden kann (Blatt- 
federn, Reibungsflächen u. dgl.). 


B. Die Schüttelerscheinungen von Lokomo- 
tiven mit Parallelkurbelgetriebe. 


1. Als Ursache der Ungleichförmig- 
keit der Übertragung ist das Lagerspiel 
anzusehen, indem dessen in tangentiale Rich- 
tung fallendeKomponenteperiodischen Schwan- 
kungen von der 4-fachen Frequenz der Um- 


Heit 49. 


977 


drehzahl unterworfen ist!), Um „Eingriff“ 
zu erzielen, müssen die Kurbelzapfen aus der 
Nullage heraus zunächst den toten Gang über- 
winden, das Maß hierfür bildet das „Tan- 
gelntialeingriffdiagramm“ (Abb. 6)2). 


en der 
en Zapfen 


der 


Voreilb 


vordere 
9 90° 780° 240° 
Aurbelstellung — 


«u> reiben 


er re Kurbel 
360°? 


8 
1 
Ss 


Abb. 6. Tangentialeingrifflinie einer einfachen 
Kuppelstargenverbindung. 


Die Wirkung einer solehen. Ungleichförmigkeit 
ist dieselbe, wie die Bewegung-der Federiest- 
punkte des Systems Abb. 3b. Für rückhaltende 
Motorkurbel gilt sinngemäß das Spiegelbild, 
so daß der Fall der Parallelkurbelgetriebe der 
Gruppe der gegenphasigen Bewegungen der 
Federfestpunkte (vgl. auch Abb. 8) entspricht. 
Je größer das Lagerspiel im Kuppel- 
stangengetriebe, desto größer die Un- 


gleichförmigkeit der Übertragung, 
desto stärker auch die Schüttel- 
schwingungen. 


2. Aus dieser durch die Triebwerksausmaße - 
und die Größe des Spieles ein für allemal ge- 
gebenen Ungleichförmigkeit der Übertragung in 
Verbindung mit der jeweils geltenden Elastizi- 
tät des gesamten Triebwerkes, ergibt sich die 
momentane Rückstellkraft des Getriebes 
in Abhängigkeit vom Ausschlage. In 


. dem Ersatzsystem (Abb. .2) sind Federn mit 


einer zeitlich unveränderlichenFedeıkonstanten 
angenommen worden. Die Rückstellkräfte än- 
dern sich dann einfach verhältnisgleich der Ge- 
samtzusammendrückung der Federn. Anders 
bei Parallelkurbelgetrieben. Hier ist die 
Elastizität des Triebwerkes infolge der 
periodisch wechselnden Anteilnahme der ver- 
schiedenen Triebwerksteile auch zeitlich 
veränderlich (die Kurbeln z. B. übertragen 
bei 45° Kurbelstellung jede das halbe Dreh- 
moment, bei 90° dagegen muß eine Kurbel 
das ganze übertragen. Die Verdrehung der zu- 
gehörigen Kurbelwellenenden ist also doppelt 
so groß bei 90° wie bei 45 0, oder mit anderen 
Worten: Die Elastizitätskonstante dieses Teiles 
des Triebweıkes schwankt um + "Ja ‚ihres 
Mittelwertes. Dasselbe gilt in ähnlicher Weise 
von der wechselnden Anteilnahme der Kuppel- 
stangen und der Blindwelle). 

.3. Die analytische Ermittlung des 
unter diesen Umständen auftretenden Ver- 
laufes der erzwungenen Schwingungen 
erscheint ausgeschlossen. Wenn sie durchge- 
führt werden soll, muß eine Zerlegung der 
Periode der Schwingung in eine große Anzahl 
von Abschnitten stattfinden, die für sich unter 
Annahme einer zeitlich konstanten, oder sich 
nach einfachen Gesetzen ändernden Rückstell- 
kraft zu behandeln sind und deren Ergebnisse 
in geeigneter Weise aneinander zu reihen sind. 
Statt dessen wendet man am besten das 
zeichnerische Verfahren an, welches von 
Wichert diesem Falle angepaßt worden ist, und 
das für die Diskussion ‚der Schwingungsvor- 
gänge und ihrer Gesetze hinreichende Genauig- 
keit besitzen dürfte). Das Verfalıren besteht 
darin, daß zunächst die Elastizität des gesam- 
ten Triebwerkes in Abhängigkeit von der Kur- 
belstellung analytisch ermittelt wird, und daran 
anschließend die Rückstellkraft in Abhängig- 
keit vom Voreilwinkel der treibenden bzw. 
bremsenden Welle. Diese verläuft auch nach 
erfolgtem Eingriff nieht immer gradlinig, weil 
mit zunehmendem Voreilwinkel die Zahl der 
in Eingriff kommenden Kuppelstangen zu- 
nehmen kann. Die Elastizität erhöht sich dann 
sprunghaft um den entsprechenden Teilbetrag. 
Man ist also in den meisten Fällen gezwungen, 
Kurvenscharen der Rückstellkräfte in Ab- 
hängigkeit vom Voreilwinkel und von der Kur- 
belstellung aufzustellen („Tangentialdruck- 
diagramme“), die man auch im Tangential- 
eingriffdiagramm zur Erleiehterung der zeich- 
nerischen Ermittlung des Schwingungsver- 
laufes als ‚Linien gleichen Drehmomen- 
tes“ zu einem „Momentenfeld‘ umzeichnen 
kann. Die Beschreibung des zeichnerischen 
Verfahrens würde hier zu weit führen. Es sei 
nur erwähnt, daß das Momentenfeld dazu 
dient, die in jedem Augenblick auf die Masse 
wirkende Kraft unmittelbar abzulesen, woraus 
die Änderung der Geschwindigkeit der Masse 
und schließlich der von diesem in jedem Zeit- 

1) Vgl. die eingangs erwähnte Arbeit von Wichert. 
2) Aus „Bl. Krafthetr. u. Bahnen’ 1914. 8. 327. 
8) Vgl. „El. Krafıbetr. u. Bahnen“ 1914, 3. 329. 


978 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


Heft 49. 


teilchen zurückgelegte Weg bestimmt werden 
kann. Abb. 6!) und 7!) stellen die Tangential- 
eingrifflinie und das Tangentialdruckdiagramm 


Mi 
u 


ll 
Ina 


| 
| 


Drehmoment —> 
NND 
Wan 
ll 

(ih 


N 


> 


90°? 135° 
Aurbelstellung —> 
Abb. 7. Tangentialdruckdiagramm einer einfachen 
Kuppelstangenverbiındung. 


eines gewöhnlichen einfachen’ Kuppel- 
stangensystems mit vorwiegend elasti- 
schen Stangen unter Vernachlässigung der 
Wellenverdrehungen dar, Abb. 8!) den mit 


scheinungen wird der einfache Zusammenhan 
zwischen Tangentialeingriffdiagramm un 
Schüttelerscheinungen nachgewiesen, wodurch 
auch der bei weitem überwiegende Einfluß des 
Lagerspiels auf die Ungleiehförmigkeit der Über- 
tragung gegenüber dem Einfluß der zeitlichen 
Veränderlichkeit derTriebwerkselastizität seine 
Bestätigung findet. 

4. Hieran anschließend wurde der Ein- 
fluß der Stichmaßfehler kurz erörtert!), 


sowie an Hand von Momentenlinien das Ver- 


halten des Kurbelgetriebes bei gleichzeitig 
vorhandenem agerspiel und Stich- 
maßfehlern und es wurde gezeigt, daß da- 


durch dem System der Charakter von Systemen | 


mit gleiehphasiee en der Federfest- 
unkte verliehen wird, u. zw. besitzen diese bei 
tangenlängenfehlern die Frequenz der Um- 
drehzahl bei Kurbellängen- und Kurbelver- 
setzungsfehlern die zweifache Frequenz der 
Umdrehzahl. 
5. Das verhältnismäßig günstige Ver- 
halten!’der Lokomotiven mit nur einem 
Motor je Rädergruppe läßt sich darauf zu- 


des Triebwer- 


Folge davon war die Zerstörun € 
okomotive er- 


kes, welche einen Umbau der 
forderlich machte. ee 

10. Die Fliehkräfte der Treib- und. 
Kuppelstangen, welche Beträge von derGrößen- 
anordnung der Stangenkräfte erreichen, setzen 
sich mit diesen zusammen und haben eine Ab- 
flachung der Tangentialdrucklinien zur Folge, 


also eine gewisse Verringerung der erregenden 


Ursache der Schüttelschwingungen. 


€. Messungen und Versuche. 


1. Zur Veranschaulichung der besonderen 
Eigenschaften der Schüttelschwingungen zeigte 
Wichert ein Schüttelschwingungsmodell 
einfachster Form, das durch kleine Abände- 
rungen eines Lehrmodelles der Technischen 
Hochschule Charlottenburg für harmonische 
Schwingungen hergestellt worden war. Ein Ge- 
wicht M (Abb. 10) ruhte auf einer Feder f}, 
deren Yestpunkt mit Hilfe einer Kurbel in 
periodische senkrechte Bewegungen versetzt 
werden konnte. Die Feder fs wurde zunächst 
so hoch gehoben, daß sie außer Eingriff blieb, 


2.95 WEERT EINE ZI IS Br EN EEE« m Er Sen in E: 
RAEERESUNZEEN GER NEROSEUSEELNBEZNESZ 
N NEN BE N, in Bram. 
ESS Lue e Eu SEES DES uuan a 
ÜraBnnah TARERAB GARGEORTFARU EAN FAEE I\Ena En V/RUNBENTENEBZES anurane Zn. 


Abb, 8. Zeichnerisch ermittelter Schwingungsverlauf bei einer einfachen Kuppelstangenverbindung. 


deren Hilfe zeichnerisch. ermittelten Schwin- 
gungsverlauf für eine bestimmte Geschwindig- 
keit. Wichert hat in ähnlicher Weise auch die 
Momentenfelder unter Berücksichtigung der 
Wellenverdrehungen und ebenso die für meh- 
rere aneinandergelenkteKuppelstangen- 
systeme mit und ohne Blindwelle analytisch 
untersucht und zeichnerisch dargestellt, mit 
Hilfe derer sich ebenfalls auf zeichnerischem 
Wege die wirklich auftretenden Schwingungen 
ohne jede vereinfachende Annahme 
finden lassen. Bemerkenswert ist die Unter- 
suchung bei angelenkten Systemen, die wegen 
der mehrfachen statischen Überbestimmtheit 
ewisse Schwierigkeiten bietet. Prinzipiell än- 
ern sich nach Wichert die Verhältnisse aber 
nicht gegenüber dem oben abgebildeten ein- 
fachsten Fall der Kuppelstangenverbindung. 
Bestimmend für die Frequenz der erzwungenen 
Schüttelschwingungen bleibt nämlich in erster 
Linie immer das Tangentialeingriffdiagramm, 
dessen Periodizität ein sehr gutes Kriterium 
für die Lage der zu erwartenden Schüttel- 
schwingungen ist. _ Das Tangentialeingriffs- 
diagramm angelenkter Systeme entsteht durch 
Überlagerung mit entsprechender Phasenver- 
schiebung der Tangentialeingriffdiagramme der 
Einzelsysteme, es wird also wesentlich beein- 
flußt durch den Anlenkungswinkel (vgl. Abb.9). 
An Hand einer Zahlentafel ausgeführter Loko- 
motiven und der an diesen beobachteten Er- 


ES 
QS 
o 


f 


D&D 
> 
Vielfaches des Lagerspieles) 


Voreilbogen des freibenden Hurbelzapfens (als 


S 
iS) 
IS) 


a-0° 


. 


45 
Kurbelstellung — 


Abh. 9. Tangentialeingriffdiagramme angelenkter Kuppel- 
stangen-ysteme mit Spiel, aber ohne Stichmaßfehler. 


Aus „El. Kraftbeir. u, Bahnen“ 1914, S, 327 u. 329, - 


| 
rauf hingewiesen, daß, wenn auch diese Mittel 


rückführen, daß die Räder eine Art Rutsch- 
kupplung bilden. , 


6. Die sekundären Wirkungen der 
Schüttelschwingungen auf den ganzen 
Lokomotivkörper wurden an dem Beipsiel einer 
1-C-1-Lokomotive mit zwei Motoren, die auf 
eine gemeinschaftliche Blindwelle arbeiten, er- 
mittelt unter Zugrundelegung der Stangen- 
kräfte, welche entstehen, wenn die Anker gegen- 
einander schwingen, wodurch eine wesentlich 
höhere Beanspruchung und Formänderung aller 
Rahmenteile als durch die normalen Stangen- 
kräfte bewirkt wird. Es wurde gezeigt, daß 
unter dem Einfluß dieser Kräfte periodisch 
wechselnde Momente auftreten, welche das Auf- 
treten erzwungener, harmonischer Schwingun- 
gen der ganzen Motoren gegeneinander oder der 
Motoren gegen den Transformator im Lokomo- 
tivrahmen zur Folge haben müssen. 


7. An elektrischen Analogien wurde 
das Verhalten des eisenhaltigen Schwin- 
ER NER erwähnt (Martienssen-Effekt), 

eidem ebenfalls wegen der zunehmenden Sätti- 
gung die Eigenfrequnez mit der Größe der Aus- 
schläge des Wechselstromes zunimmt, bis zu 
einem bestimmten Betrage, wo auch ein ganz 
plötzliches Abfallen zu beobachten ist. Im 
Gegensatz . zu. den Schüttelschwingungen 
schwingt ein solches magnetelektrisches Sy- 
stem nach dem Abfallen aber nicht mit einer 
geringeren Frequenz weiter, sondern kommt 
vollständig zur Ruhe, was von Wichert auf die 
stark veränderliche Dämpfung durch Hyste- 
rese zurückgeführt wird. Auch wurde deskapa- 
zitätsbelasteten Drehstromgenerators 
Erwähnung getan, der ganz ähnliche Erschei- 
nungen zeitigt, wie ein Schwingungskreis mit 
eisenhaltiger Drosselspule. 


8. Die Mittel zur Vermeidung der 
Schüttelschwingungen bei Lokomotiven 
(Erhöhung der Elastizität) wurden geschildert 
und besonders die Wichtigkeit einer damit 
verbundenen Dämpfung, sei es durch Einbau 
selbstdämpfender Federn, sei es durch beson- 
dere reibende Flächen betont, und es wurde da- 


selbst ihre Brauchbarkeit bereits im prakti- 
schen Betriebe dargetan hätten, ihr weiterer 
Ausbau im Hinblick auf die weitreichende Be- 
deutung der Schüttelschwingungen der allge- 
meineren Mitarbeit bedürfe. 


9. Betr. des Einflusses der Motor- 
charakteristik wurde ezeigt, daß das Mo- 
tordrehmoment um so mehr die Wirkung einer 
Dämpfung der erzwungenen Schwingungen be- 
sitzt, je flacher die Motorkurve ist. Hieraus er- 
klärt sich der verhältnismäßig gute Lauf der 
Drehstromlokomotiven, welche infolge der Ne- 
benschlußcharakteristik ihrer Motoren, die im 
allgemeinen auch immer an Spannung liegen 
bleiben, bis auf einen einzigen erst später be- 
kannt gewordenen Fall praktisch frei von 
Schüttelschwingungen geblieben sind. In die- 
sem Ausnahmefall lief bei- einer bestimmten 
Schaltung ein Motor leer mit, so daß für ihn alle 
Vorbedingungen für das Auftreten vonSchüttel- 
schwingungen gegeben waren, genau wie bei 
leerlaufenden Wechselstromlokomotiven. Die 


) Vgl. „ETZ“ 1916, 8.13-u. 8. 


während Feder fı fest mit dem Gewicht ver- 


bunden wurde. Das System besaß dann eine 


Federcharakteristik entsprechend Abb. la und 
vollführte zunächst gleichphasige harmonische 


Schwingungen mit Reso- 


schwindigkeit. Nach deren 
Überschreitung wurden 
die erzwungenen Schwin- 
gungen gegenphasig und 
mit weitergesteigerter Fre- 
quenz der periodischen 
Bewegung des Festpunk- 
tes der Feder fj wieder 
kleiner und kleiner. Nun 
wurde das Gewicht von 
der Feder f} gelöst und 
die Feder fs soweit herab- 


h abhebende Masse in 
ingriff mit fa kommen 
mußte. Die Federcharak- 
teristik entsprach jetzt 
der Abb. 1b und es muß- 
ten Schüttelschwingungen 
nach Abb. 3e des ersten 
Teiles auftreten. Das war 
tatsächlich der Fall: Das 
Gewicht hob sich ab 
und gelangte in Eingriff 
mit /, Schwingungen er- 
folgten nicht mehr gleich - 
hasig mit der erregen- 
i ; 25 en Bewegung, sondern 
um. einen gewissen Betrag zeitlich verschoben, 
sie wuchsen mit zunehmender Frequenz der 
letzteren und synchron mit dieser bis zu einem 
Höchstwert, nach dessen Überschreiten ein 
plötzlicher Abfall der Schwingungen auf 
einen wesentlich kleineren Betrag und nach 


Abb. 10: Sebema eines 
Schüttelmodells einfach- 
ster Form. - 


‚ nanz beieinereinzigen Ge-" 


gesenkt, daß die sich von 


+ 


einigen Ausgleichsvorgängen ein Weiterschwin- 


gen mit der halben Frequenz beobachtet wurde. 
Bei weiterer Steigerung der Frequenz der Be- 
wegung des Federfestpunktes wuchsen: die 


Schwingungen wieder an, u. zw. jetzt 


' synehron mit der halben Frequenz der erregen- 
den Bewegung. Die Überschreitung der zweiten 
Schüttelgrenze war nicht möglich, weil das von 
Hand betriebene Modell die entsprechende Ge- 
schwindigkeit nicht erzielen ließ. Be 


2. Dann wurden Aufnahmen 
Schüttelschwingungen eines 
der Siemens-Schuckertwerke gezeigt, die als 


der 


Modells. 


Vorversuch für die Aufnahme an fahrenden Lo- 
komotiven gedacht waren und die Grenzen der 


Brauchbarkeit des zum ersten Male für solche 3“ 


Zwecke angewandten Geigerschen Torsio- 


graphen erweisen sollten. Dieses Modellließ . 


sehr deutlich die erste, zweite und vierte Schüt- 


lee ale erkennen, während die dritte aus 
nie 


t untersuchten Ursachen verwischt wäar.- 3 


Ebenso war die Frequenz 


Schwingungen in den verschiedenen Schüttel- 
zonen erkennbar. 3 - . 


-,, 3 Den Beschluß bildete die Vorführung 
mit dem Epidiaskop von Schüttelschwin-" 
gungsaufnahmen an fahrenden Loko- 


motiven mit zwei über eine gemeinsameBlind- 


der erzwungenen- 


> 


welle auf eine Rädergruppe arbeitenden Moto- ' 


ren. Diese Aufnahmen ließen ebenfalls sehr 
die Frequenzen der Schwingungen und 


de 


s Aa er du 


9. Dezember 1920. , | 


3 
= 
” 
3 


Va ne 


9. Dezember 1920. 


Sehüttelgrenzen erkennen, wenn auch bei Iso- 
chen Lokomotiven die Verhältnisse wesentlich 
verwickelter sind, als bei einfachen Kuppelstan - 
genverbindungen. Die Anker können näml’ch 
sowohl gegeneinandersschwingen, als auch mit- 
einander gegen das Triebwerk, und die Elastizi- 
tätskonstanten bsider Schwingungsmöglichkei- 
ten sind stark voneinander verschieden. Estritt 
dadurch eine gegenseitige Überlappung der 
Schwingungsmöglichkeiten ein und bei den vie- 
len Stößen, denen ein Triebwerk einer fahren- 
den Lokomotiva ausgesetzt ist, bleibt es, ent- 
sprechend Punkt 7 des Teiles A ganz dem Zufall 
überlassen, welche von den beiden Schwin- 
gungsmöglichkeiten gerade anspricht. Bei ein- 
motorigen Lokomotiven dürften die Aufnah- 
men w>sentlich eindeutiger sein. 

„44 4. Schließlich wurden Auslaufmessun.- 
gen solcher Lokomotiven gezeigt, aus denen 
einwandfrei ein nicht unerheblicher zusätz- 
licher Fahrwiderstand, hervorgerufen 
durch Schüttelschwingungen, zu erkennen war. 
Die von Wichert auf Grund seiner theoretischen 
Untersuchungen s. Zt. vorgenommene Analyse 
der Sanzinschen Messungen des Fahrwiderstan- 
des der Mittenwaldbahn-Lokomotiven findet da- 
durch ihre Rechtfertigung (vgl: Abb. 11)!). 


4 


1 
\" , 
zei 


[0 BETON RIO LOE BI B 30230 YO) 
———> fahrgeschmindigkeit km/5f 


Abb. 11. Der Fahrwiderstand 
der Mittenwaldbahn-Lokomotiven. 
D. Diskussion. 


In der anschließenden: Diskussion wurde 
von Döry?) die Frage der auftretenden 


Höchstbeanspruchungen aufgeworfen, die. 


vom Vortragenden dahin beantwortet wurde, 
daß diese lediglich durch die Größe der Dämp- 
fung bestimmt werden, indem durch sie der 
Augenblick des: Abfallens der Schüttelschwin- 
gungen, also die praktische Schüttelgrenze, fost- 
gelegt wird (Gleichgewicht zwischen Impulslei- 
stung und Dämpfungsleistung), und daß unter 
Annahmseiner proportional der Beanspruchung 
wachsenden Dämpiung die größte in der Zeit- 
einheit in Schwingungen umsetzbare Energie 
sich umgekehrt proportional der 1,5-fachen B - 
tenz der Elastizität ändert.?) 

Eine Frage von Eichel über den Einfluß 
von Zahnradgetrieben bei Kuppelstan- 
en wurde dahin beantwortet, 

aß Federungen bei solchen in gleicher Weise 
von Nutzen sind, wie bei reinen Stangenloko- 
motiven. Abgenutzte Zahnräder erhöhen zwar 
das Spiel, dieses addiert sich aber praktisch 
gleiehförmig während der Umdrehung, ohne 
die Schwankung des Tangentialeingriffdia- 
‘ grammes zu erhöhen. . 

Die Mitteilung der an den Pennsylvania- 
Gleichstromlokomotiven beobachteten Erschei- 
nung, daß die bei diesen eingebaute Rutsch- 
kupplung nie in Tätigkeit getreten sei, wurde 
dahin erklärt, daß wahrscheinlich — es handelt 
sich um Lokomotiven mit einem Motor für 
eine Rädergruppe — die Räder eher als Rutsch- 
 kupplung wirken als die Rutschkupplung selber. 
Duffing sprach den Schüttelschwingun- 
gen große Bedeutung zu und will gewisse Fälle 
noch ausführlicher behandelt haben. Wichert 
ist mitihm der Ansicht, daß in den meisten 
Getrieben zur Verbindung umlaufen- 
der Massen Schüttelsehwingungen mög- 
lich sind. 

Gümbel erwähnte in diesem Zusammen- 
hang die Schwierigkeiten im Unterseebootsbau, 
wo man von einem Einfluß des Lagerspieles 
allerdings nichts gemerkt habe, was der Vor- 
tragende damit erklärte, daß bei diesen Maschi- 
nen die Frequenz der Erregung noch unter der 
Torsionseigenfrequenz des schwingenden Sy- 
stems liegt, so daß der für Schüttelschwingun- 
gen charakteristische Bereich gar nicht erreicht 
wird. Im übrigen ist Wichert der Ansicht, daß 


2) Aus „El. Krafthetrieb u. Bahnen“ 1919, 8. 250. 
2) Vgl. Fußnote 2 8. 976 (d. 8.) 
%) Vgl. auch „El. Kraftbetr. u. Bahnen* 1914, 8.364. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 49, 


978 


auch bei diesen Getrieben, wie überhaupt bei 
allen Drehschwingungen umlaufender Ma- 
schinenteile, die beı den Lokomotiven ange- 
wandten Abhilfen (Federung mit Dämpfung) 
die beste Lösung zur Beseitigung der Schwin- 
gungen darstellen. 

Heilfron bestätigte das Auftreten sehr 
re Rückwirkungen der Schwingungen 
auf den Lokomotivkörper gelegentlich eines 
Versuches mit der Schneider-Creuzot-Lokomo- 
tive der französischen Südbahn auf dem Prüf- 
stande. Die Lokomotive wär hierbei unter- 
stützt, so daß sich die Räder frei drehen konn- 
ten und der eine Motor über das gemeinsame 
Triebwerk vom anderen als Generator angetrie- 
ben werden konnte. Es traten von einer be- 
stimmten Geschwindigkeit ab_außerordentlich 
heftige Schwingungen der Lokomotivenden 
auf. Wichert ergänzte diese Mitteilungen da- 
hin, daß bsi einem späteren Versuch dıe Stan- 
gen bei 60 km/h geknickt worden seien. 


Die Verschmelzungsvorgänge in der Montan- 
industrie. 


Von Dr. Walter K. Weiß, Berlin. 


Während recht ansehnliche Mittelbetriebe 
und selbst größere Aktiengesellschaften zeit- 
weise vor dem drohenden Gespenst des Kapi- 
talmangels stehen, weil die vorhandenen Be- 
triebskapitalien sich nicht entsprechend der'be- 
deutenden Steigerung der Rohstoffpreise, der 
Löhne und der Unkosten vermehren und eine 
Beschaffung neuer Mittel durch Ausgabe jun- 

er Aktien oder Aufnahme von Bankkrediten 

en kleineren und mittleren Werken nichtleicht 
gemacht wird, stellen Publikum, Banken und 
Börse den großen Unternehmungen unbe- 
schränkte Kapitalien zur Verfügung. Im Ge- 
gensatz zu Klein- und Mittelbetrieben weisen 
die eroßindustriellen Montanbilanzen für das 
abgelaufene Geschäftsjahr 1919/20 eine außer- 
ordentliche Geldflüssigkeit auf, die dadurch 
weniger ins Auge fällt, daß mit wenigen Aus- 
nahmen die Bankguthaben mit den übrigen De- 
bitoren zusammen in einer Summe ausgewiesen 
werden. Man wird im allgemeinen nicht fehl- 
gehen, wenn man die Hälfte der Gesamtdebi- 
toren als Bankguthaben ansieht. Wenn in die- 
sen Barmitteln auch vielfach vorläufige Ent- 
schädigungen des Raiches für lothringische 
Grubsn oder Reiclisvorschüsse für den Wieder- 
aufbau enthalten sind, so setzen sie sich doch 
zum größten Teil aus den Gewinnen des abge- 
laufenen Geschäftsjahres zusammen. Neben 
den sehr hohen Konjunkturgewinnen rührt der 
Galdübsrfluß auch daher, daß eine Anzahl von 

roßen Eisenwerken durch die Liquidation oder 
den Verkauf ihrer Unternehmungen auf Ge- 
bieten, dienach dem Friedensvertrage den Fein- 
den zu übserlassen sind, umfangreiche Barmittel 
erhalten haben. Aus diesen ansehnlichen Ge- 
winnen ist es der Montanindustrie meistens 
nicht nur gelungen, ihre erheblichen Erzschul- 
den an Schwaden aus der Kriegszeit, die infolge 
der Entwertung der deutschen Reichsmark 
b>i einigen Gesellschaften das Aktienkapital 
überstiegen, abzubezahlen, sondern darüber 
hinaus noch bsträchtliche Summen für die Auf- 
saugung kapitalschwächerer Betriebe zu er- 
übrigen. 

| ie seit Mitte des Sommers erneut einge- 
tretene Verschlechterung unserer Valuta för- 
derte das Bestreben, diese Gelder in Sachwerte 
umzutauschen. Wenn die Idee einer fortgesetz- 
ten Erzeugung in einer Hand vom Urprodukt 
in der Erde bis zum Fertigfabrikat auf dem 
Weltmarkt auch nur vereinzelt verwirklicht 
wurde, so fand doch bei der größeren Anzahl 
von Unternehmungen eine starke Verbreiterung 
der Produktionsgrundlage statt, bei der natür- 
lich auch die Gesichtspunkte maßgebend wa- 
ren, einerseits der Verieinerungsindustrie den 
Rohstoffbezug durch Angliederung von Wer- 
ken der Urproduktion regelmäßiger und billi- 
ger zu gestalten und anderseits den Rohstoff- 

roduzenten die Möglichkeit einer weitgehen- 
ar Teilnahme an den Verfeinerungsgewinnen 
zu schaffen. 

«Es ist bei der heutigen Wirtschaftslage 
ohne weiteres verständlich, daß die Robstoif- 
industrie, die ihre verhältnismäßig wenig Ar- 
b>itslohn enthaltenden Stoffe aus eigenem, aus 
Friedensbesitz billig zu Buche stehenden Grund 
und Boden schöpft und auch im Inlande an- 
nähernd zu den infolge des Valutasturzes ge- 
waltig gestiegenen Weltmarktpreisen verkauft, 
unvergleichlich größere Konjunkturgewinne zu 
verzeichnen hat als die Verfeinerungsindustrie, 
die die Rohstoffe ihrerseits teuer bezieht und in 
viel höherem Umfange mit Arbeitslöhnen und 
Generalunkosten belasten muß als die Schwer- 
industrie. Daher konnte letztere infolge ihrer 


‘ins 


größeren finanziellen Machtstellung die Initia- 
tive ergreifen und der Fertigindustrie zuvor- 
kommen. Innerhalb jener waren es wiederum 
die kapitalkräftigsten Unternehmungen der be- 
kannten Industriemagnaten Stinnes, Thys- 
sen, Haniel, Klöckner, Stumm, Röch- 
ling u.&., die sich durch Aufsaugen kleinerer 
Betriebe oder durch Interessengemeinschaft 
mit gleichartigen Werken zu hoher Macht- 
stellung vertrusteten, während die frühere 
reine Kriegsindustrie, wie der Krupp-Konzern 
u.a., durch die allmähliche, langsam fortschrei- 
tende Umstellung der gewaltigen Betriebe auf 
Friedenswirtschaft wie auch durch die beson- 
ders großen schwedischen Erzschulden etwas 
, Hintertreffen gerieten. Schon vor dem 
Kriege war der industrielle Zusammenschluß in 
denjenigen Zweigen der Industrie, die Roh- 
stoffe erzeugen und Halbfabrikate fertigen, 
wesentlich umfassender als in der. Verfeine- 
rungsindustrie, weil in der ersteren die Zu- 
sammenballung des Kapitals schon viel weiter 
fortgeschritten war als in der Fertigindustrie. 
Dazu kam, daß die Erzeugnisse der Rohstoff- 
und Halbzeugproduzenten einheitlicher und 
weniger indivıduell sind als Fertigerzeugnisse, 
deren Herstellung vielfach ‚eine besondere 
Eigenart des Unternehmens voraussetzt. Inner- 
halb der ersteren il war es wiederum die 
Montanindustrie, dıein Zusammenschlüssen 
und auf dem Wege der Vertrustung führend 
voranging. - 
on den organisch notwendigen Zusam- 
menschlüssen zwischen Eisen und Kohle sowie 
der eng zugehörigen Eisenbearbeitung ganz ab- 
gesehen, erstreckte sich die kapitalistische Ver- 
indung der Montanindustrie auch auf weniger 
gleichartige Betriebe, wie auf die Elektrizitäts-, 
Automobil-, Schiffbau-, Maschinenbau-, Zell- 
stoff-, Papier-, Holz- und Glasindustrie, sowie 
auch auf ganz wesensfremde Betriebe. Eine 
Vertiefung des Produktionsprozesses, um die 
Erzeugung vom Urstoff bis zum Fertigfabrikat 
in eine Hand zu bekommen, wurde durch den 
Anschluß der Fertigindustrie des Elektrizi- 
tätskonzerns Siemens-Schuckert an die 
Rhein-Elbe-Union G. m. b. H.!) erreicht, die 
die Spitzenorganisation der mittels Interessen - 
er eng verbundenen Deutsch-Luxem- 
urgischen Bergwerks-und Hütten-A.G.und der 
Gelsenkirchener Bergwerks-A.G. ist. Zwischen 
diesen Gesellschaften soll eine Zusammenschüt- 
tung der Gewinne und ein gegenseitiger Ein- 
fluß auf: die: Verwaltung stattfinden. Der 
Stinnes-Konzern hatte bereits ein elektrotech- 
nisches Stammunternehmen, nämlich das Rhei- 
nisch-Westfälische Elektrizitätswerk, zu eigen, 
das durch die Beteiligung einer Reihe westfäli- 
scher und rheinischer Kommunen ein gemischt- 
wirtschaftliches Stromerzeugungsunternehmen 
ist. Dieses hat seine Basis durch Aktienaufkauf 
der Niedersächsischen Kraftwerke A. G. in Os- 
nabrück?) erweitert und zwecks Sicherstellung 
seiner Kohlenversorgung eine langfristige Be- 
triebsgemeinschaft mit dem Braunkohlenwerk 
Roddergrube, dessen Dividende auf 90 Jahre 
garantiert wird, abgeschlossen. Der Zusam- 
menschluß zwischen Rohstoffproduzenten und 
Fertigindustrie verbilligt den Arbeitsprozeß 
und führt die Herstellung zum höchsten tech- 
nischen und. wirtschaftlichen Wirkungsgrad: 
Die Fertigindustrie sollte heute immer mehr 
Einfluß darauf gewinnen, daß ihr bereits in 
Rohstoffen und Halbfabrikaten Qualitäten ge- 
boten werden, die nicht nur ihre Arbeitsveıfah- 
ren verbilligen, sondern auch die eigenen Fabri- 
kate auf eine höhere Wertstufe heben, um dem 
Wettbewerb_auf dem Weltmarkte die Spitze 
zu bieten. Ein soleher Zusammenschluß ver- 
mehrt die Möglichkeit, in höherem Maße Fer- 
tigfabrikate ‚auszuführen, um einen möglichst 
großen Teil’des Arbeitslohnes im, Inlande zu 
lassen. 

Ebenso wurde eine Beteiligung der Urpro- 
duktion an den Gewinnen .der Fertigindustrie 
mit dem Zwecke gegenseitiger Unterstützung 
abgeschlossen mit verschiedenen Maschinen - 
bauanstalten, wie der Maschinenbau-An- 
'stalt Humboldtin Köln, die der Klöckner-Kon- 
zern (Eisenhandelsfirma Klöckner. & Co.) be- 
herrscht. Thyssen erwarb neben seiner Ma- 
schinenfabrik Thyssen maßgebenden Einfluß 
auf die Maschinenfabrik Rheinland, während 
Haniel sich mit 8 Mill. M an der Maschinen- 
fabrik Eßlingen und außerdem an der Maschi- 
nenfabrik Augsburg-Nürnberg beteiligte. Der 
Stumm-Konzern erhielt durch teilweisen Ver- 
kauf seiner Saarwerke an ein französisches Kon- 
sortium erhebliche Geldmittel, mit denen er 
u.a. auch starkes Interesse an der Münchener 
Eggenfabrik A.G. nahm. 

Drahtwerke gliederten sich sowohl 
Stumm als Klöckner an. Ersterer übernahm 
einen erheblichen Anteil an den Westfälischen 
Eisen- und Drahtwerken in Langendtreer, letz- 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8.921. 
2, Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 964 


980 


ae == —e 


terer an der Düsseldorfer Eisen- und Draht- 
Industrie A.G. durch sein Hauptwerk, den 
Lothringer Hütten- und Bergwerks-Verein, der 
durch den Friedensvertrag seine Hütten- und 
Walzwerke in Frankreich und Lothringen ver- 
loren hat. Krupp stand bareits im Frieden mit 
der Westfälischen Eisen- und Draht-Industrie- 
A.G. in enger Verbindung und baute dieselbe 
nach dem Kriege weiter aus. 

An Preß- und Walzwerken nahm 
Klöckner schon früher durch die Lothringer 
Hütte Interesse, nämlich am Fasson-Eisen- 
walzwerk L. Mannstädt. Thyssen erwarb die 
Preß- und Walzwerk-A.G. in Düsseldorf-Reis- 
holz und Stumm die Vereinigten Preß- und 
Hammzarwerks in Dahlhausen-Bielefeld. 

Ferner wurden Gußstahlwerke in erster 
Linie von Stumm angegliedert, u. zw. die Gel- 
senkirchener Gußstahl- und Eisenwerke, das 
Annener Gußstahlwerk, das Gußstahlwerk 
Witten, die Norddeutsche Hütte A.G. in Bre- 
men und die Mstallgießerei Köln-Ehrenfeld, 
während Stinnes durch Rhein-Elbs-Union die 
Aktienmehrheit des Bochumer Vereins für 
Bergbau- und Gußstahlfabrikation und einen 
großen Teil der Gebr. Böhler & Co. A.G. erwarb, 
wodurch er sich auch eine Vertretung in der 
Edalstahlproduktion sicherte. 

Außar diesen wurden Eisen- und Stahl- 
werke, deren vielseitiger Produktionsprozeß 
mit jenen Gußstahlwerken meist mehr oder 
weniger verwandt ist, in die Interessengemein- 
schaft obiger Großkonzerne wie folgt einbe- 
zogen: das Haspsr Eisen- und Stahlwerk, dessen 
Kohlenversorgung durch einen Aktienum- 
tausch mit der Königsborn A.G. sichergestellt 
werden soll, ebenso wie die G>isweider Eisen- 
werke, an denen auch der Thysgen-Konzern 
beteiligt ist, wie auch die 'Georgs-Marienhütte 
und die Isselburger Hütte von Klöckner, der 
auch etwas Interesse an dem Krefelder Stahl- 
werke genommsn hat. Die Eisen-Industrie zu 
M>nden und Schwerte sowie die Fabrik für 
Eisenbahnbsdarf Brenne, Hangarter & Co. in 
Hasps, die Homburger Eisenwerk-A.G. vorm. 
Gebr. Stumm, in welcher die Bayerischen Werke 
von Gebr. Stumm m. b. H. aufgegangen sind, 
sowie das Stahlwerk Oeking vereinigten sich 
mit Stumm. Die Westfälischen Stahlwerke 
wurden mit der A.G. Charlottenhütte fusioniert, 
und der Röchling-Konzern vereinigte sich mit 
den Buderus-Worken und gründste die Stahl- 
werke A.G. Buderus-Röchling. Thyssen inter- 
essiertte sich an dem Oberbilker Stahlwerk 
und verfügte bareits früher über einen Anteil 
an den Gz>iswsider Eisenwerken (zusammen 
mit Klöckner), den Stahlwerken van der Zypen 
(zusammsn mit der Eisenhandelsfirma Otto 
Wolff), an der A.G. für Hüttenbstrieb in Meide- 
rich und an der Friedrichshütte. 

Die Kohlembasis obiger Konzerne wurde 
durch Angliederung folgender Kohlenberg- 
werke vergrößert: Stinnes erwarb durch 
das Rheinisch - Westfälische -Elektrizitätswerk 
Einfluß auf das Braunkohlenwerk Roddergrube 
und außerdem auf die mitteldeutschen A. Rie- 
bsckschen Montanwerke. Thyssen besitzt die 
Gewerkschaften Lohberg in Hamborn, ‚„Deut- 
scher Kaiser‘ und Rhein I, während Stumm 
die Aktienmajorität des’ Aplerbecker Aktien- 
Vereins für Bergbau erwarb und eine Inter- 
essengemeinschaft für 25 Jahre zwischen seiner 
Steinkohlen-Gewerkschaft Achenbach und dem 


Essener Bergwerks-Verein „König Wilhelm“ 


auf der Basiseiner Dividendengarantie zustande 
brachte. D>r Konzern Haniel besitzt neben 
kleineren Bergwerksbsteiligungen die Gute- 
hoffnungshütte in Oberhausen. Die Phönix, 
A.G. für Bergbau und Hüttenbstrieb verhan- 
delt mit dem Köln-Neuessener Bergwerksver- 
ein bezüglich Aktienaustausches. Außerdem 
hat die Kohlengewerkschaft Lothringen mit der 
Essener Steinkohlenbergwerke A.G. eine In- 
teressengemsinschaft durchgeführt, und die 
Rombacher Hüttenwerke haben als Ersatz 
ihrer Lothringer Anlagen die schon früher von 
ihnen baeinflußte Concordia, Bergbau-A.G. in 
Sich aufgenommen. 

An Werften beteiligten sich sämtliche 
Konzerne, Thyssen am Bremer Vulkan und 
der Flensburger-Schiffsbau-Ges., Stinnes ist in- 
teressiert an der Nordsee-Werft in Emden, die 
D>sutsch-Luxemhurg gehört, und an der von 
G>lsenkirchen in Flensburg zu errichtenden 
eigenen Schiffswerit. An der Deutschen Werft 

G. in Hamburg ist Haniel gemeinsam mit 
der AEG und mit der Dr interessiert, 
während Stumm sich auf die _ Schiffswerft 
J. Frerichs & Co. A.G. in Einwarden und Phö- 
nix auf die Reiherstieg-Schiffswerft Einfluß 
sicherten. 

Majoritäten an Reedereien, Automo- 
bilwerken, Druckereien, Zellstoff-und 
Zellulosefabriken erwärb Stinnes, u. zw. an 
der Hamburger Verkehrs-A.G., Woermann- 
und Ostafrika-Linie, den Loeb Automobilfabri- 
ken, der Berliner Lohndruckerei W. Büxen- 


_ Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heft 49. 


stein, Norddeutschen Buchdruckerei und Ver- 
lags-A.G., Königsberger Zellstoffabrik A.G. 
und den Norddeutschen Zallulosefabriken A,G. 
Außerdem beteiligte er sich an den verschieden- 
sten Unternehmungen des Kohlenhandels, der 
Binnenschiffahrt, der Holzbearbeitung, des Ver- 
lagswesens usw. 

In obigen Zusammenschlüssen ist die 
Selbständigkeit des einzelnen Unternehmens 
mehr'oder weniger gewahrt. Infolgedessen kann 
auch von einer Vertrustung der Montanindu- 
strie nicht ohne weiteres gesprochen werden, 
da das Wesen des Trustes darin besteht, daß die 
vereinigten Unternehmen sich einen gemein- 
samen Vorstand (trustee) wählen, der nach den 
vereinbarte Richtungen die Geschäftsleitung 
für alle übernimmt, was meist zu einer völligen 
Aufgabe der Selbständigkeit der Einzelunter- 
nehmungen führt. Dagegen bemerken wir im 
Zeitalter der Sozialisierung Ansätze höherer 
und höchster Formen kapitalistischer Organi- 
sation, die dazu beitragen werden, alle Ent- 
wicklungstendenzen zur Umbildung neuer For- 
men zu beschleunigen. Obwohl der Verschmel- 
zungsprozeß noch bei weitem nicht zum Ab 
schluß gelangt ist, wird er schon in seiner heuti- 
gen Form einen fördernden Einfluß auf die Be- 
triebsorganisation ausüben und Konzentration 
Spszialisierung und Kombination verwirklichen. 
Wenn auch eine Vertiefung des Produktions- 

rozessesin der Richtung, daß Urproduktin der 
rn bis zum Fortigfabrikat auf dem Welt- 
markte zwecks Erzielung der höchsten Wirt- 
schaftliehkeit in einer Hand vereinigt wird, nur 
vereinzelt stattfand, so sind dem Stammwerk 
doch in horizontaler Verschmelzung meist nütz- 
liche Glieder zur Vervollkommnung des Ge- 
samtorganismus angeschweißt worden, die 
dureh schnellere und billigere Zuführung der 
Grund- und Hilfsstoffe die Produktionsbasis 


vervollkommnen. Abgesehen von den weniger 


organischen Angliederungen, denen, wie zu 
einem Teile beim Stinnes-Konzern, rein kapi- 
talistische Tendenzen der Geldanlage zugrunde 
lagen, ist die Durchführung des höchsten öko- 
nomischen Prinzips im Wirtschaftsleben gerade 
für die Eisenwerke ein Gebot der Stunde. Nach 


‚einer vor allem auf dem unzureichend gedeck- 


ten Inlandbedarf bei hoher Preisstellung fußen- 
den Hochkonjunktur macht sich der auslän- 
dische Wettbawerb für die deutsche Schwer- 
industrie auf dem Weltmarkte immer stärker 
fühlbar und wird durch die seit Mitte des Jahres 
eingetretene erneute Verschlechterung der deut- 
schen Valuta stark unterstützt, so daß durch 
Zusammenschlüsse zum Zwecke der Erzielung 
weitmöglichster Wirtschaftlichkeit der Gefahr 
einer Ausschaltung vom Weltmarkt zu begeg- 
nen versucht werden muß. Es ist erfreulich, 
daß die deutsche Industrie die zu ihrer Ver- 
schmelzung notwendigen Kapitalien aus eige- 
ner Kraft aufzubringen in der Lage war, ohne 
in zuweitgehendem Maßa die Hilfe des Auslan- 
des in Anspruch zu,nehmen, so daß die Gefahr 
einer zu starken Überfremdung bisher nicht 
vorzuliegen scheint. 


Das neue französische Gesetz über die 
Maßeinheiten. 


Von K. Strecker, Berlin. 


Vor kurzem istin Frankreich ein Gesetz er- 
lassen wordon, das die Maßeinheiten neu regelt; 
lediglich die Münzeinheiten sind davon unbe- 
rührt geblieben. Das Gesetz ist datiert vom 
2. IV. 1919 und wird ergänzt durch eine Ver- 
ordnung des Präsidenten der Republik vom 
26. VII. 1919. Es ist in Kraft getreten. am 
27. VII. 1920. 

Das Gesetz unterscheidet zwischen Haupt- 
einheiten und abgeleiteten Einheiten (unites 
Pekeoipa und secondaires). Jene sind die der 

änge, Masse, Zeit, des elektrischen Wider- 
standes, der Stromstärke, des Temperatur- 


unterschiedes und der Lichtstärke. Die abge- 


leiteten Einheiten werden in der Verordnung 
aufgezählt. Der Verordnung ist eine Zusam- 


menstellung beigegeben, welche auf 8.981 bis- 


983 in Übersetzung vollständig wiedergegeben 
wird. Nur die Bestimmungen über die Alkoholo- 
metrie und eine Tafel der Baum6schen Aräo- 
meterskala sind weggelassen worden. In die- 
ser Zusammenstellung sind die Haupteinhei- 
ten in der 7. Spalte durch fetten Druck und 
ausschließlich große Buchstaben hervorge- 
hoben; die übrigen fettgedruckten Einheiten 
sind von den abgeleiteten die wichtigsten. 
Der wichtigste Punkt dürfte wohl der 


‘ Übergang zum System Meter-Tonne-Sekunde 


für die in der Industrie zu benutzenden Ein- 
heiten (les unit&s de la me6canique industrielle) 
sein, durch den man für praktische Bedürfnisse 
besser passende Einheiten bekommt. Das 0@8- 
System wird als berechtigt daneben beibehal- 


9. Dezember 1920. 


ten. Die Neuerung zeigt sich besonders bei den 
mechanischen Größen und bringt einige neue 
Einheitsnamen hervor. 
wird das Sthen (sthene) festgesetzt, abgeleitet 
vom griechischen 26 od:vos, Kraft, 
welches auch einen Bestandteil des Wortes 


Neurasthenie bildet. Die Arbeitseinheit ist 


das Kilojoule, die Einheit der Leistung das 
Kilowatt (wie vom AEF seit langem angenom- 
men), die des Druckes (Kraft durch Fläche) das 
Pi&z (pieze), abgeleitet von nısleav, drücken. 
Auch die Wärmeeinheit ergibt sich anders und 
heißt nun Thermie. 


Neben diesen absoluten Einheiten werden. 
auch ältere, noch im Gebrauch befindliche 


technische Einheiten aufgezählt. Das Gesetz 
sagt darüber, daß die Verordnung diese Ein- 
heiten einstweilen zulassen kann (pourra auto- 
riser, & titre provisoire), und daß diese Ein- 
heiten durch gleichartige Verordnung beseitigt 
werden können. Diese Einheiten sind in- der 
Zusammenstellung durch schrägen Druck her- 
vorgehoben, und es ist durch das Wort einst- 
weilig auf den Umstand hingewiesen, daß sie 
später beseitigt werden können. Es sind die 
Einheiten, in denen die Schwerkraft der Erde 
vorkommt, und es ist bemerkenswert, daß das 
französische Gesetz die bei uns übliche Be- 
zeichnung Kilogramm-Gewicht und Kilo- 
gramm-Kraft (kilogramme-poids und kilo- 
gramme-force) aufgenommen hat. 


Die Teilung des rechten Winkels wird in 


zweierlei Weise vorgenommen. In erster Linie 
steht die Teilungin 100 Grade; das französische 
Gesetz.nennt diese Teile mit dem bei uns für den 


90. Teil eines rechten Winkels gebräuchlichen 


Namen Grade (grade), während die Teilung in 90 


degres beibehalten wird. Man wird also einige 


Verwirrung voraussehen können, indem man zu 
dem Namen Grad stets wird hinzusetzen müssen, 
ob deutsche oder französische Grade; der Sinn 
derfranzösischen Festsetzungistnichtrechtklar. 


Bei den Lichteinheiten begegnet uns die 


Dezimalkerze wieder, die von der Violleschen 
Platineinheit abgeleitet wird. Hoffentlich be! 
schert uns die Physikalisch-Technische Reichs- 
anstalt bald etwas Besseres. Die Art, wie man 
die praktisch benutzbare Einheit gewinnt, er- 
weckt kein allzu großes Vertrauen auf Ge- 
nauigkeit und Zuverlässigkeit. Mehrere Län- 
der, besonders Frankreich, England und die 


Vereinigten Staäten von Amerika haben sich 
dahin geeinigt, eine größere Zahl Glühlampen _ 


von annähernd gleicher Lichtstärke aufzube- 
wahren, und von der mittleren Lichtstärke von 
5 solcher Lampen die praktische Einheit abzu- 


leiten. Gegenüber der Amylazetatlampe dürfte 


dies ein Rückschritt sein; denn es fehlt die 
Möglichkeit, solehe Lampen mit genügender 
Zuverlässigkeit in bestimmter Lichtstärke her- 
zustellen. 

In der Bestimmung für den Liehtstrom 
heißt es an einer Stelle (vgl. die Zusammen- 
stellung, 3. Spalte), daß der Lichtstrom ‚,‚in 
1 Sekunde‘ ausgestrahlt wird. Diese Worte, 


die auch in der Verordnung selbst stehen, sind 


wohl überflüssig. 


Zu erwähnen ist noch die Frigorie, eine. 
Art negativer Kalorie, die in der Kälteindustrie - 


gebraucht wird. 

Ein Teil des erläuternden Textes zu den 
Bestimmungen der Tabelle ist der Raumerspar- 
nis wegen in Fußnoten zu den einzelnen Ab- 
schnitten untergebracht woıden. 


Die Wasserwirtschaft in Frankreich nach 
dem Kriege und der Ausbau der deutschen 
Wasserkräfte. 


Von Regierungs- und Baurat Mattern, Potsdam. 


Übersicht. Weasserkraftnutzung in Frankreich 
vor und während des Krieges. Neue Ziele. Die 
‚Elektrisierung der Eisenbahnen. Kiraftbedarf hier- 
für und Betriebsgestaltung. Die Rhonekräfte. 
Wasserkraftnutzung ‘und Schiffahrt. Die Groß- 
schiffahrtsstraße Rhein-Rhone-Mittelländisches Meer. 


Zahlenmäßige Ersparnis an Kohlen durch die Wasser- 


kräfte. Die neue französische Wasserrechtsgesetz- 
gebung. Gegenwärtige Untersuchung über den Um- 
fang der französischen Wasserkräfte. Der hydro- 
elektrische Unterricht an den Fachschulen, Frank- 
reichs Wettbewerb mit Deutschland. Schlußfolge- 
rungen für die deutsche Wasserwirtschaft. 


Die Bestrebungen der französischen 
Wasserwirtschaft stehen gegenwärtig unter 
dem Zeichen des für dieses Land günstigen 
Ausganges des Krieges. Frankreich wird be- 
herrscht von einem unbändigen Sturm und 
Drang, seinen industriellen Aufbau zu ver- 

ößern. Eine einhellige Begeisterung und 
<raftvolle Betätigung zur Ausbeute der natür- 
lichen Schätze belebt das Volk, vor allem die 


Als Einheit der Kraft. 


Stärke, 


a ea 


Be WE E DP NR ‚SRDARORER 


9. Dezember 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


Heft 49, 


Einheiten für Handel 


und Gewerbe 


Vielfache und Teile der Einheit 


| Eic ’ Wert in Ra se 
nk N 4 L ichmaß | : k 
E er | Dar wuruz und Darstellung MTS | 068 Eee | sn WE Be 
. I. Geometrische Einheiten. 
E | Länge des Urmaßstabes aus Pla- Bichmaß: Megameter. Mm. 1.000 000 m 
| ER der bei der allgemei- Nachbildung Nr.8des Kilometer. km. 1000 m 
ag a nie ‚über Maß | internationalen Me- Hektometer. hm. 100 m RN 
und Gewicht zu Paris im Jahre ters, welche im Con- e Dekameter. dam. 10 m. at rn 
METER 1889 ne ee imPayvillon | servatoire des arts et| 1 10° METER. ir ER: und Hauptein- 
von Breteuil in Sevres nieder- | mötiers niedergelegt Dezimeter. dm, Io m heit 
ä gelegt worden ist, bei 00.1) ist. 10=2 2 Zentimeter. em. 1/00 Grundlage des 
Länge | Millimeter. mm. 000 mM Cad -Aystems. 
| Mikron. um oder u. 1000000 M. 
| Millimikron. mu. 1/ 000000000 M- 
Binstweilig. 
a A Zu Messungen 
| ; Mittlere Länge der Bogenminute von Entf: 
BR Seatuelle der geographischen Meile. 1802: m nungen auf 
sn E = MEREN dem Meere. 
Quadratkilometer. km?. 1 000 000 m?. 
z | | Quadrathektometer. hm) 10 000 m2. 
uadrat- m : e | Quadratdekameter. dam 100 m2. 
Fläche a et Pie Fe inet Ba 1 | 10% Quadratmeter. m2, 1 m?. 
; | Quadratdezimeter. dm?, Yo m2. 
| Quadratzentimeter. em?. Yoooo m. 
| Quadratmillimeter. mm? 1/, 000000 m?. 
IA Hektar. ha. 100 a. Für Land 
Ar. a. ı1ldam? oder 100 m2|* "messung 
Zentiar. ca. l/;oo a oder 1 m?. s 
i Kubikkilometer. km°. 1.000 000 000 m3. 
| 1 106 Kubikmeter. LIER 1 m?. 
| | Kubikdezimeter. dm3, 1/;o0o m3. 
| | Kubikzentimeter. cmB,. 1, ooooon M2. 
| Kubikmillimeter., mm? 1/1000 000.000 m, 
| ß s | a T er Be 
Kubik- Raum eines Würfels | Br a u ed 
Raum meter von 1 Meter Seite. D 3% . 5 Fihmiekeiten 
PO - 2 Getreide und 
i Deziliter. dl. Yo 8. staubförmige 
Zentiliter. el. Yon 8. Stoffe. 
Milliliter. m? 1/o00 2. oder 1 cm3. 
| Ster. ST, } Messung 
| | Dezister. dst. des Holzes. 
am mann . _ r — — l _— 
| Rechter Winkel. D. DD: 
| Grad. gr. Yo D 
| Dezigrad. dgr. You D 
| Röchter Winkel, den zwei Gerade bilden; Zentigrad. egr. Yon D 
Winkel Winkel die sich so schneiden, daß die Milligrad. mgr Yıooooon 2 
Nebenwinkel gleich sind. _ — | _ 
Degre.?) d. oder 92). Un D. 
Winkelminute. & eo d 
Winkelsekunde. u Yen ’ 


 nationa 


trifft aber diesen Raum um mindestens !/gooo- , 
3) (Anmerkung des Über-etzer-). Der französische Name für den neunzigsten Teil des 


) Wie das Meter des Archivs, von welchem jenes Urmaß abeeleitet ist, ist auch das inter- 
e Urmaß des Meters um etwa 0.2 mm kleiner, als der zehnmillionste Teil des Austaudes 
- vom Nordpol zum Äquator (ursprüngliche Be-timmung für das Meter). 

2, Das Liter, wie es von der Meßkunde besıiumst wird. sollte 


| 1 | der Raum sein, den 1 kg 
Wasser bei 4° und unter dem Druck einer Quecksilbersäule von 76 cm Höhe einnimmt; es über- 


4) 


II. Maßeinheiten. 


1 t. oder 1000 kg 


rachten Winkels ist bekanntlich Dagr6, deutsch Grad. Da in dem französischen Gesetz aber der 
hundertst# Teil das rechten Wınkels mit Grad bezeichnet wird, läßt sich bier das Wort Degrs 
nicht übersetzen. 

Das Zeichen ® darf angewandt werden, wenn man über die Art der in Betracht kom- 
menden Einheit nicht im Zweifel ist, insbesondere, wenn d’e Angabe des Winkels auch Minuten 
neben den Graden enthält. 


Grundlage des 


5 Be En ee Ur- Eichmaß: TONNE. rk en 
maßes aus Platiniridium, welches | Nachbildune /Nr. 35 . | ; 
bei der allgemeinen Zusammen- des our m | u Yo. is kg. 
kunft über Maß und Gewicht zu | maßes, welches im ann h7,. Yon t. odert/okg. 

Paris im Jahre 1889 angenommen | Conservatoire des Dekagramm dag / t.oder!/nkg 
und im Pavillon von Breteuil in | arts metiers nieder- GRAMM. | q & 100.000 7 xg 1003| / Grundlage des 
Masse Kilogramm | S®vres niedergelegt worden ist.5) gelegt ist. Dezigramm. dg. 1 Bo kg. CG8- Systems. 
Zentigramm. | eg. 1/ 00000 KI- 
Milligramm. mg 1/ | 000000 kg. 
Tr 2 3° Wird im Han- 
' © Karat. 2 dg. \ eegre 
\ braucht. 
Die Dichte der Körper wird in 
a Bee bee 
e } bei die Dichte des Körpers, der 
Diehte Dichtegrad ineinem Raum von } Kubikmeter 


M 


hn 5) Wie das Kilogramm des Archivs übertrifft auch das internationale Urmaß um etwa 
- 97 Milligramm die Masse von einem Kubikdezimeter Wasser vom Maximum der Dichte (ursprüng- 


die Masse von 1 Tonne enthält, 
als Einheit genommen wird.®) 


liche Bestimmung für das Kilogramm). 


mm 0 — — — — — — [|  Z[Z{Z—Z—Z—{Z{— 


Zeit | 
| 
| 


la ln ee 


SEKUNDE 


| 

| 

| Yggap des mittleren Sonnentages. 
| 


{ 


6) Wasser, das von Luft befreit ist, hat bei 4° unter dem Druck einer Quecksilbersäule 


III. Zeiteinheiten. 


Tag. 
Stunde. 
Minute. 

SEKUNDE. 


J. 
h 


mn oder m’) 


S. 


von 76 em Höhe eine Dichte gleich 1 (vermindert um etw& Y/soaa)- 


| 86 400 8. 


| 60 s. 


7) Das Zeichen m kann angewandt werden, wenn dadurch keine Zweideutigkeit entstehen kann, z. B. wenn die Zeitangabe zugleich Stunden oder Sekunden enthält. 


Te  ———————————————————————————————————————— 


| Grundlage des 
ITS- und des 
| CGS - Systems. 

Haupteinheit. 


982 Elektrotechnische Zeitschritt, 19206. Heit 49. 9. Dezember 1920. 


Einheiten für Handelund Gewerbe Vielfache und Teile der Einheit. j j 5 \ 
m DE 0700001010111 - 8- 
| : 3 Eichmaß Wertin ; : - ‘ Wert merkungen - 
Art | Name .- Bestimmung | und Darastlung MIST cas: | PERBE Benennung 5 Zeichen r 


IV. Mechanische Einheiten. 


| Kilosthen. ksn. | 1000 sn. 
| Hektosthen. Kane # > sn, 
Kraft, welche der Masse von 1 108 # a ER 
1 Tonne in 1 Sekunde eine Zu- = = 2 De 
Sthen er | Dezisthen. dsn. Io SR. | 
nahme der GesENn IDEEN En Zentisthen. esn. 100 sn. Megadyn. _ 
| 1 Meter in der Sekunde erteilt. | | Miltisthen: Se en. 
| den 27 =: RE BERE Einheit im 
Kraft | | yn. F1o000n000 SN. C@S-Systen. 
Einstweilig. 
PraktischeWerte®) 
' Kilogramm- | s | Tonne-Gewicht. RR 
| Gewicht oder Kraft, mit ar = Be 4 Kilo- | Kilogr.-Gewicht. | 0,98. con. _ 
| Kilogramm- | gm von der. Er EUTIN | Gramm-Gewicht. 0,98 cmsn. 
Kraft | ET, | Milligr.-Gewicht. 0,98 dyn. 
| el ae 
| | Megajoule9). MY. 1000 kJ 
Arbeit von 1 Sthen, dessen An- Kilojpnle!). kJ. 1kJ 
Kilojoule griffspunkt sich um 1 Meter in | Joule. IR | | 
| der Richtung der Kraft verschiebt. = | a u - 
Energie | erg. 0 I rooooooo J. j 
oder Br Se = 
Arbeit Binstweriliog. ® 
Arbeit von 1 Kilogramm-Kraft, | Ra 
Kilogramm- | dessen Angriffspunkt sich um . | ; « 
meter. |1 Meter in der Richtung der | Kilogrammeter. | 98 J. A 
| Kraft verschiebt. | z 
| | 1 | 10m Kilowatt!)), We ı kW. # 
Kilowatt | Hektowatt. | hW. Yo KW. i 
| 10-3 107 Watt. WEN WE . 3 
Leistung | Einstweilig. Face # 
| Leistung von 100 Kilogrammeter | £ 
|  ‚Poncelet ia Her Solıında, | Poncelet. A = 
? £ Leistung von 75 Kilogrammeter | ; ö R oncele 
| Pferdestärke er ee | | Pferdestärke. | oder 0,735 kW. 
FE TEHRT, F= in 12 EZ EEE 
Gleichmäßiger Druck, der, auf | | Myriapiöz. mapz | 10.000 pz. 
: = Sl Hektopi6z. hp2. 100 p2. 
Piöz | eine Fläche von 1 Quadratmeter | Diez | p2 1 pz 
| Fläche ausgeübt, eine Gesamt- | Zentinisz epz | yo pe. er 
| kraft von 1 Sthen ergibt. Pie j 100 2°: Einheit des 
B Er ER INE k a a 
. 5 erabarysis 
| m | : 1000 P2 gleich 1 ei 
| | yn auf I cm?®. 
Druck!) Einmstweilig. 
x Kilogramm-Gewicht 
: Re RN . auf 1 mm?. 0,98 map2. 
Kilogramm- | Gleichmäßiger Druck, der,aufdie | Kilogramm-Gewicht % 
Gewicht Eınheitsfläche ausgeübt, eine Ge- | auf 1 cm?. 0,98 hpz. 
auf die _ samtkraft von 1 Kilogramm Ge- | Kilogramm-Gewicht BIS u 
Flächeneinheit| wicht ergibt. | auf 1 dm2. | 0,98 pz. 
| Rilogramm-Gewicht 
auf. 1.m? = 0,98 epz. 
: *) Die angegebenen praktischen Werte können innerhalb des kontinentalen Frankreich | ıı) Das internationale Kilowatt unterscheidet sich sehr wenig von dem Kilowatt. 
mit einem Fehler von weniger als '/ıop verwandt werden. | 12) Der normale Atmosphärendruck von 76 cm Quecksilber bei 0° und unter der normalen 
°»» ı Kilowattstunde entspricht 3,6 Megajoule. _ 3 SSL | Schwerebeschleun’gung von (980,665 em?/sek\, welcher häufig auch als Einheit des Druckes benutzt 
16) Das internationale Kilojoule unterscheidet sich sehr wenig von dem Kilojoule. | wird, entspricht 1,013 Hektopiöz oder 1,083 kg-Gewicht auf 1 cm. x ö 


> 


V. Elektrische Einheiten. F 


= 


| | i 


| | | If 10.Millionen 
Elek- ‚1 Milliarde Widerstandseinheiten | Megohm. - | MO. . | 1.000000.0: |] Ainertandezg 
trischer OHM des elektromagnetischen | BichmapB): 107° | 109 OHM. 0. | 10. elektrumagne- 
Widerstand | CGS-Systems. | Mikrohm. #0. Yooooo O. To eystemel 
® TE > 7 | | 2 Haupteinbeit. 3 
ET | 1/100000 der R. 
a 1 Zehntel der Stromstärken- Kiloampere Ka RAR 1000 4... | Pe 
Som: AMPERE | einheit des elektromagnetischen Darstellung: 10-5,10-1| - AMPERE. | A: | En ee 
stärke CGS-Systems. | Milliampere. | mÄä. Yıooo A. MTS- Systeme. 
N a | a Mikroampere. | ud. /1000000 4. Haupteinheit. 
Elektromo- | | , | E 
a | Be: zwischen den | | 
Potential- | Volt | an ee | Darstellung): 10? | 108 ES Vol. : =; V. 122 
> Strom von mpere fließt. r ; | 5 | 1000 Y- 
differenz S 1 Amp Aieß Millivolt mV. | 1/00 V. 
_ oder | | - Mikrovolt. ee 1 A ge 7 
S | | 
Spannung | 
Yin Tan, a Elektrizitätsmenge NR Sr er : | - 
Elektrizi- Coulomb | die von einem gleichbleibenden | Darst Sa u pas | Kr | 1000. €. 
tätsmenge Strom von 1 Ampere während | SERNUNT IE 107° | 10 le | 1.0. 
| ' 1 Sekunde befördert wird. DR | . 
") Das „internationale Ohm“ ist der Widerstand. den eine Quecksilbersäule von gleich- Das „internationale Volt“ ist praktisch gleich !/oıss der elektromotorischen Kraft des 


mäßigem Querschnitt hei der Temperatur 0° und von einer Länge von 106,30) cm und einer Masse | ne ee bei 0°. 
| 16 


von 14.4521 g einem unveränderlichen Strom darbietet : | Das „internationale Coulomb*“ ist praktisch gleich der Elektrizitätsmenge, welche dem - 
as „internationale Ampere“ ist die gleichmäßige Stromstärke, die in der Sekunde | elektrolytischen Niederschlag von 0,001118 ilb j en 
0,00111800 g Silber durch Elektrolyse einer an Lösung von Silbernitrat niederschlägt. 7 2 ER Sukpzen 


; 


B 


| Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heft 


49, 


Einheiten für Handel und Gewerbe 


Vielfache und Teile der Einheit 


£ i Werti 
A ; t | Name Bestimmung A ee. a Benennung | Zeichen Wert merkungen 
VI. Wärmeeinheiten. 
Temperatur Re Hr Ye en Er) Darstellung'3): 2 ur 10, 10. Haupteinheit. 
Thermie. th. 1 th. 
Wärme era in 
4 i 19 oder Große Kalorie. mth. 1/00 th. 
| oder Kleine Kalorie. uth. 1000000 Eh. U R 
| Frigorie. rg. ‚Yıooo th. Be 


der 


. „ ) Änderung der Temperatur, welche den hundertsten Teil der Druckzunahme erzeugt, | 
die eine Menge einer vollkommenen (Cases erfährt, wenn bei gleichbleibendem Volumen die 
Temperatur von 0° (Temperatur des schmelzenden Rıses) auf 100° (Sıed-punk' 
worin die beiden grnaunten Punkte den Bestimmungen entsprachen, welche die allgemeinen 
Zusammenkjiinfte für Maß und Gewicht von 188» und 1912 getroffen haben. 

. „1 Anderung d-r Temperatur, welche den hundertsten Teil der Druckzunahme erzeugt, 
pie eine Menge Wasserstoff erfährt, wenn bei gleichbleirendem Volumen 
des reinen schwelzend«n Eises (00) auf die des Dampfes von siedendem destilliert-n Wasser 


des Was-ers) steigt, messen wird 


die Temperatur von 


(100% steigt, unter normalem Atmosphärendruck; der normale Atmosphäreudruck wird darge- 


Liehtstärke | 


stellt durch den Druck einer-Quecksilbersäule von 76 cm Höhe und der Diehte 18.595938 bei der 
normalen Erdschwere, die durch eine Beschleunigung von 9,80665 in Metern und Sekunden ge- 


19) Wärmemenge, welche nötig ist, um die Temperatur einer Masse von 1 Tonne eines 
Körpers, dessen spez fische Wärme der des Wassers bei 15° gleich ist. um 1 Zeutesimalgrad zu 
erhöhen, wenn der Druck 1,018 Hektopiöz beträgt (normaler Atmosphärendruck). f 

. 2) Praktisch ist die Mikrorhermie gleichwertig 4,18 Joule woder 0,426 Kilogrammeter) im 
Gebiet des kontinentalen Frankreich. 


1 


DEZIMAL- 
KERZE 


| Lichtquelle, deren Stärke !/o der | 
Violleschen Einheit gleich ist. 


VII. Lichteinheiten. 


. Eichmaß: | | 
Viollesche Einheit?!) 
Darstellung): 


DEZIMALKERZE. 


Haupteinheit. 


bd. 


Lichtstrom 


Beleuch- 
tung 


Lumen 


scheidet. 


Lux 


| 
I 
| ! 


teilung empfängt. 


Lichtstrom einer gleichmäßigen 
 Liehtquellevonunendlich kleinen 
, Abmessungen und einer Licht- 
stärke von 1 Dezimalkerze, wel-. | | 
| cher in 1 Sekunde in den Raum- 
| winkel ausgestrahlt wird, welcher 
|, eine Fläche gleich 1 m?, auf der | | 
eine die Lichtquelle mit 1 m Halb- | | 
| messer beschriebenen Kugel aus- $ | 


Beleuchtung einer Fläche von 
1 m?, welche einen Lichtstrom von ; \ 
'ı Lumen bei gleichmäßiger Ver- 


| Lumen, 


lu. 


10 000 2x 
at: 


Brechende 
Kraft eines 
optischen 
Glases 


Dioptrie 
ter beträgt. 


# 


R #1) Lichtquelle, welche durch eine ebene Fläche gehildet wird. deren Größe gleich der 
eines Quadrates von I em Seite ist, urd die zur Oberfläche einen Platinbades gehört, welches 
sich bei seiner Erstarrungstemperatur befindet und senkrecht zur Oberfläche ausstrahlt, in 


einstimmung mit den Bestimmungen der internationalen Zusammenkunft der Elektrotechniker, 


Brechende Kraft eines optischen 
Systems, dessen Brennweite 1Me- 


| welche 1884 in Paris tagte, 
in Pain R te. - 


her- 


Dioptrie. 


und der internationalen Vereinigung der Elektrotechniker, die 1889 


2 ie Dezimalkerze wird praktisch und in dauernder Weise dargestellt durch einen 
bestimmten Teil des Mittels der senkrecht zur Achsa gemessenen mittleren Lichtstärken von 
wenigstens 5 von den Glühlampen, welche im Con»ervatoıre des arts et mä&tiers niedergelegt sind. 


EEE 


Ingenieurwelt. Die neuen Landerwerbungen, 
der Wiederanschluß an den Rhein und die 
vorteilhaften Friedensbestimmungen haben zur 
Folge, daß alte Pläne aufgegeben und auf einer 
erweiterten Grundlage großzügige Aufgaben 
und Ziele gesteckt werden. ie Binnen- 
schiffahrt soll neu aufgebaut werden. Man 
verläßt die alten engen Kanäle, blickt hinüber 
nach Deutschland, wo bedeutende Unter- 
nehmungen dieser Art in den letzten Jahr- 
zehnten ins Leben gerufen wurden, und schließt 
sich diesem Vorgehen an, indem man den Bau 


‘von Wasserstraßen für den 1000 bis 1200 t- 


Verkehr plant. Der Wasserkraftgedanke steht 
aber in erster Linie, und in der Vereinigung 


‘der Kraftausnutzung mit der Schiffahrt ver- 


folgt man Pläne, die zugleich der Landes- 


_ kultur zu dienen bemüht sind. Diese Vor- 


gänge erfordern unsere Aufmerksamkeit um- 
somehr, als mäncherlei französische Vorhaben 
nieht verwirklicht werden können, ohne deut- 
sche Belangen erheblich zu berühren. 
Mit der Wasserkraftverwertung ist 
Frankreich schon in den letzten Jahrzehnten 
kräftig, zum Teil bahnbrechend, vorgegangen. 
Der Vorrat dieses Landes wird auf 8 bis 9 
Mill. Pferdestärken bei Mittelwasser angegeben, 
von denen im Jahre 1914 etwa 550 000 bis 
-600 000 kW, also rd 10% nutzbar gemacht 
waren. Die bedeutendsten Wasserkräfte finden 
sich im südlichen Frankreich im Einzugsgebiet 
der Rhone bis westwärts zu den Pyrenäen. 
Neu hinzugekommen sind durch den Vertrag 
von Versailles die Rheinwasserkräfte auf der 
Strecke von Basel bis Lauterburg unterhalb 
‘Straßburg, die bei Niedrigwasser auf 250 000, 
bei Mittelwasser auf 1 Mill. kW geschätzt 
werden. Diese letzteren Zahlen sind von den 
Franzosen aus Plänen deutscher Ingenieure 
aus dem Jahre 1914 entnommen, die bei der 
Besetzung von Straßburg a wurden. 

Sogleich erkannte man bei Ausbruch des 
Krieges die Bedeutung der Wasserkräfte für 
die Kriegsführung, und trotz mancherlei 
Schwierigkeiten wurden eine große Zahl Kraft- 
werke errichtet. Man erschloß in den fünf 
Kriegsjahren 625 000 kW, verdoppelte also 
den Kraftgewinn mit einem Geldaufwande von 
660 Mill. Fr. Das war weitsichtige Politik, 


nn 


wie wir sie leider nicht im gleichen Maße ver- 
folgt haben. Diese Entwicklung hat nach 
Beendigung des Krieges nicht stillgestanden. 
Frankreich hat, wie ‚Annuaire de la Houille 
Blanche Frangaise‘‘!) woher wir diese Angaben 
entnehmen, betont, „endlich seine Pflicht, 
seine Interessen und die Forderungen seiner 
Zukunft begriffen‘. 
Wir wollen uns mit einigen dieser Be- 
strebungen kurz beschäftigen. 
Die Elektrisierung der großen 
Eisenbahnlinien. Die äußerste: Sparsam- 
keit mit Kohlen ist es, die das Land zu diesen 
Arbeiten veranlaßt. Es sind Ausschüsse ein- 
gesetzt worden, die in Betracht kommenden 
Eisenbahnnetze und die Kraftwerke auszu- 
wählen, die verschiedenen Übertragungs- und 
Zugsysteme zu studieren, vor allem, um Netze 
mit einheitlichen technischen Betriebsbedin- 
ungen vorzubereiten, damit Lokomotiven in 
en verschiedenen Gebieten verwendet werden 
können. Es sind zunächst in Aussicht genom- 
men für den hydroelektrischen Betrieb die 
Linien der. Eisenbahngesellschaften Paris— 
Orl&ans, Paris—Lyon—Mittelländisches Meer 
und Midi2). E 
Bemerkenswert sind hierbei die Vorer- 
mittelungen über den Kraftbedarf. Dieser ist 
naturgemäß größer auf den Gebirgsstrecken 
als im Flachlande.. Nach den Erfahrungen in 
Amerika, bei der Valtelina- und Lötschberg- 
bahn hat man einen Verbrauch von 42 bis 
70 Wh/tkm angenommen und hiernach den 
Gesamtjahresbedarf für diese ‚3 Netze zu 
2200 Mill. kWh bei einer Gesamteisenbahn- 
länge von 8200 km berechnet. Die Wasser- 
kräfte decken diesen Bedarf reichlich, und man 
schätzt die Ersparnis an Kohlen nach voll- 
endetem Ausbau in 20 Jahren auf 3 Mill. t 
jährlich. Das entspricht einem jährlichen Ge- 
winn von 86 Mill. Fr. bei einem Kostenpreis 
von nur 60 Fr/t, abgesehen von den beträcht- 
lichen persönlichen Minderausgaben bei dem 
elektrischen gegenüber dem Dampfbetriebe. 
Man hat den gesamten Geldaufwand für den 
Ausbau dieser 3 Netze unter Berücksichtigung 


ı) „Annuaire de la Houille Blanche Francaise“ von 
M. Auguste Pawlowski, III. Jahrgang 1919/20, Paris. - 
$ Vgl.ETZ" 1914, Br916. i 


einer mäßigen Steigerung gegenüber den Vor- 
en auf 2700 Mill. Fr. bewertet u. zw. 
für Herstellung- der Kraftwerke, der Über- 
tragungsnetze und Beschaffung der Loko- 
motiven.!) 

Es ist bezeichnend, daß in diesen Unter- 
suchungen des französischen Ausschusses im 
Ministerium der öffentlichen Arbeiten und 
des Verkehrs aus dem Jahre 1919 mit keinem 
Wort Erwähnung geschieht der deutschen 
Kohlenlieferungen auf Grund des Friedens- 
vertrages, die gegenwärtig so viel erörtert 
werden. 

Es scheint, daß die französischen Er- 
wägungen über die Art des Strombezuges für 
den Betrieb der Eisenbahnen nicht ohne einige 
allgemeine Bedeutung sind. Man prüfte, ob 
es vorieilhafter sei, die Kraftwerke im Eigen- 
tum und im Betrieb der Eisenbabnunterneh- 
mungen zu haben oder den Strom aus öfient- 
lichen Zentralen zu beziehen. Zwei Grund- 
sätze beherrschen diesen Gegenstand: in erster 
Linie muß der Eisenbahnbetrieb in jedem 
Betracht vollkommen gesichert sein, dann 
kommt die Frage der wirtschaftlichsten Aus- 
nutzung der Kräfte hinzu. Die Lösung ist am 
kostspieligsten, wenn die hydroelektrischen 
Werke lediglich für den Zugdienst arbeiten. 
Der plötzliche Kraftbedarf an wenigen be- 
stimmten Stunden des stärksten Zugverkehrs 
am Tage, der den mittleren Bedarf um das 
Zwei- und Dreifache überschreitet, nötigt zu 
teuerem Ausbau der Werke und der Über- 
tragungsnetze bei unvollkommener Ausnutzung 
der Anlagen. Man muß für möglichst günstige 
Belastungsbedingungen in großen Zentralen 
sorgen. Es ist ein bekannter Unterschied 
zwischen dem Licht- und Kraftbetrieb und 
dem Zugdienst. Dieser hat seinen größten 
Bedarf im Sommer, jener im Winter. araus 
ergibt sich, daß man die niedrigsten Kosten 
erzielt, wenn man Kraftanlagen schafft, die 
den Eisenbahnen dienen und zugleich den 
Überschuß an Kraft an den öffentlichen Be- 
darf abgeben, sei es, daß die Werke den Eisen- 
bahnen gehören oder daß diese den Strom 


1) DasElektrisierungsgesetz ist inzwisghen genehmigt 
worden. Vgl. „EIZ“ 1920, S. 43. 


984 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


im Handelswege beziehen. Danach verfahren 
die französischen Eisenbahngesellschaften, so- 
weit bisher einzelne ihrer Linien elektrisiert 
sind, und dieser Grundsatz soll auch als Richt- 
schnur für den zukünftigen Ausbau dienen. 
Einen besonderen Raum in der franzö- 
sischen Wasserkraftnutzung nimmt die Rhone 
ein. Es schweben hier weitgehende Pläne, 
und ihre Verwirklichung stellt man in Frank- 
reich. den Unternehmungen des Suez- und 
Panamakanals gleichwertig an die Seite. Die 
Rhone bietet große natürliche Vorbedingungen: 
reiche Wasserführung und starkes Gefälle. 
Seit dem Jahre 1902 war ihre Aufschließung 
unterhalb der schweizerischen Grenze für die 
Licht- und Kraftversorgung von Paris in 
Betracht gezogen. Jetzt hat man den Ge- 
danken weiter gespannt, wobei der Staat ein- 
greifen soll. Die französische Binnenschiff- 
fahrt suchte schon seit langem Anschluß an 
den Oberrhein mit einer Wasserstraße von 
neuzeitlichen Abmessungen. Man verfolgte vor 
dem Kriege eine Verbindung durch ein neu- 
trales Land; denn es sollte durchaus ein Weg 
. vermieden werden, der durch ein Gebiet führte, 
über dem die deutsche Flagge wehte. Man 
verfolgte daher eine Linie dureh die Schweiz 
über den Genfer Neuenburger See und die 
Aare nach dem Rhein.,,Par le retour def:nitiv(!) 
de l‘Alsace & la Mere Patrie‘, wie die Denk- 
schrift sagt, hat sich das Blatt gewendet. 
Man will nunmehr von der Rhone über die 
Saöne und durch das Loch in den Vogesen 
bei Belfort im Zuge des bestehenden kleinen 
Kanals eine Wasserstraße für 1200 t-Schiffe 
bauen und dadurch soll das Tal. der Rhone 
seiner alten geschichtlichen Rolle wieder  zu- 
geführt und ein zwischenstaatlicher Groß- 
schiffahrtsweg zwischen dem Becken des 
Rheins und dem Mittelländischen Meer werden. 
Die Kongresse von Lyon, Marseille, Paris und 
Chälons haben sich mit diesem Plane im Jahre 
1919 eingehend beschäftigt und ihn gutge- 
heißen. Daneben wird erwogen, den Genfer 
See zur Ausgleichung der Wasserführung der 
Rhone für Kraft- und Schiffahrtszwecke- her- 
anzuziehen, was nur durch ein gemeinsames 
Vorgehen mit der Schweiz geschehen kann. 
Diese Verbesserung der oberen Rhoneschiff- 
fahrt würde vor allem der Schweiz zugute 
kommen und als Gegenleistung soll sie in die 
Regelung der Wasserstände des Genfer Sees 
willigen, die bereits einmal im Jahre 1884, 
allerdings lediglich nach schweizerischem Be- 
langen, festgelegt worden sind. Diese Auf- 
speicherung soll auf französischem Gebiet der 


Verstärkung der Wasserkräfte dienen. Es 
stehen an der Rhone auf der Strecke vom 
Genfer See bis zu ihrem unteren Laufe ins- 


gesamt 332 m Gefälle und eine mittlere Wasser- 
menge von 250 in der oberen Strecke, zuneh- 
mend nach unten bis 1100 m?/s zur Verfügung. 
Danach wären etwa 1,31 Mill. kW vorbanden, 
doch rechnet man nur mit einer mittleren 
Ausbeute von 35% des Gefälles, d. h. mit rd 
565 000 Nutz-kW. Der Stadt Paris sollen 
davon 200 000 kW zugesprochen werden. 
Neben den Kraftwerken sollen Schleusen von 
12 m Weite und 80 m Länge eingebaut werden. 
Die Gesamtkosten für Kraftgewinn, Schiffahrt, 
Bewässerung und Herrichtung der elektrischen 
Übertragungsnetze sind nach dem Stande vom 
Jahre 1919 auf 1780 M 11. Fr. geschätzt worden. 
Die ausgebaute Pferdekräft würde sich da- 
nach für die obere Rhone auf 685 Fr. stellen. 

Der treibende Anlaß ist auch hier die 
Kohlenersparnis. Man hat berechnet, daß die 
jährlich gewinnbaren 4,1 Milliarden kWh 
einem Verbrauch. von 4 bis 5 Mill. t Kohlen 
entsprechen würden, was ungefähr der Er- 
giebigkeit des französischen Nordbeckens 
gleichkommt Die Genehmigung soll an eine 
Gesellschaft verliehen werden, die gebildet 
wird aus öffentlichen Werken, Departements, 
Städten, Handelskammern usw, und die Geld- 
mittel sollen unter Staatsgewähr aufgebracht 
werden. Für die Einzelheiten sei auf die 
angegebene Quelle verwiesen. Man sieht dieses 
Unternehmen als eine Lebensirage in der 
gegenwärtigen Kohlenkrise an. 


Die französische Wasserrechtsgesetz- 
ebung hat sich neuerdings wiederum mit 
en Wasserkräften beschäftigt. Das neue 
Gesetz, das der Kammer der Abgeordneten 
im Jahre 1919 vorgelegen hat, unterscheidet 
zwischen Genehmigung und Bevollmächtigung. 
Der Genehmigung unterliegen alle dem öffent- 
lichen Dienst gewidmeten Wasserkräfte, deren 
Stärke 150 kW überschreitet und über 500 kW, 
welchem Zwecke sie auch immer dienen; alle 
anderen Unternehmungen sind unter die Form 
der Bevollmächtigung gestellt. Bei großen 
Anlagen über 50000 kW und langen Ab- 
le tungen des Wassers aus seinem bisherigen 
Laufe wiıd die Genehmigung durch ein Gesetz, 
sonstduich einen Staatsbeschluß ausgesprochen. 
Für die Ausnutzung hat der Unternehmer 


eine jährliche Abgabe von 0,05 cts/;kW Kraft-° 
Genehmigung darf 


leistung zu zahlen. Die 
die Dauer von 60 Jahren nicht überschreiten, 
dann geht die Anlage, lasten- und schuldenfrej, 
auf den Staat über. Genehmigung und Bevoll- 
mächtigung darf nur an Franzosen erteilt 
werden. Die elektrische Übertragung fran- 
zösischer Wasserkräfte ins Ausland 
boten, es sei denn für den zwischenstaatlichen 
Zugdienst. In Ausnahmefällen kann die Er- 
laubnis hierzu _durch die Staatsregierung für 
eine Dauer von höchstens 20 Jahren gewährt 
werden. 

Wir erkennen, daß dieses 
Wasserkraftnutzung stark in nationale Bahnen 
lenkt, aber sie der privaten Ausbeute nicht 
ganz entzieht, wenn zwar die Auffassungen 
auch in Frankreich die Verwertung für all- 
gemeine Zwecke in den Vordergrund rücken, 
während sie das deutsche Reich, wie bekannt, 
neuerdings der öffentlichen Bewirtschaftung 
unterstellt hatt). 

Untersuchungen über Wasserkräfte, 
die öffentlichen Zwecken vorbehalten bleiben 
sollen, sind gegenwärtig in Frankreich lebhaft 
im Gange. Sie werden geleitet vom Minister 
der öffentlichen Arbeiten im Einvernehmen 
mit dem Landwirtschaftsminister und mit 
sonst zuständigen Stellen im Lande. Ein zu 
diesem Zweck eingesetzter Ausschuß besteht 
aus Senatsmitgliedern, Abgeordneten, staat- 
lichen Beamten, den Rektoren der Universi- 
täten Grenoble, Toulouse und Nancy und je 
einem ihrer technischen Vertreter, drei wissen- 


schaftlichen Forschern und 10 Fachmännern’ 


der hydroelektrischen, elektro-chemischen und 
metallurgischen Industrien. Der Rahmen der 
Untersuchungen ist weitest gespannt, und 
man sieht aus dem breiten Aufbau des Aus- 
schusses, daß- man sich bemüht hat, alle be- 
teiligten und berufenen Stellen zu einheitlicher 
Arbeit zusammenzufassen. Eine solche Ar- 
beitsgemeinschaft, die nicht in stiller Abge- 
schlossenheit sich betätigt, sondern sich die 
Kenntnisse, die Erfahrung und Schaffenskraft 
eines großen Kreises sichert, muß — soll nicht 
alle Voraussicht trügen — mit zu guten Er- 
gebnissen für den Wiederaufbau Frankreichs 
führen. Die Arbeit wird erschöpfend geführt. 
Man forscht nach den gewerblichen und kultu- 
rellen Bedürfnissen der einzelnen Gegenden 
und der Bevölkerung und sucht die Wege 
ihrer zukünftigen Entwicklung zu erkennen 
und zu fördern. Die Verwaltungszweige wirken 
nicht unabhängig von einander, sondern in 
engster Fühlung. 

Mir scheint, daß dieses französische Ver- 
fahren grundsätzlich ein anderes ist als bei uns, 
wo derartige Angelegenheiten überwiegend im 
Schoße der 
Zwar zieht man hier in den „Beiräten‘‘ auch 
Laienkreise heran, aber gemeinhin doch nur 
zu gelegentlicher, begutachtender und be- 
ratender Teilnahme, nicht zu ständiger, schöp- 
ferischer Mitwirkung. In Frankreich sehen wir 
organisierte Zusammenarbeit der Berufe, in 
Deutschland staatliche Behandlung, da- 
neben freiwillige, 
tätigung interessierter Kreise. Jenes Vor- 
gehen kann vorbildlich sein, weil es lebens- 
frischer ist. 

Neben diesen staatlich geleiteten Vor- 
arbeiten laufen noch andere Bemühungen. In 
der Dauphine hat sich vor langem eine Syn- 
dikatskammer 
den bekanntenKongreß de la Houille Blanche 
in Grenoble?) abhielt und der den eigentlichne 
Anstoß zu der großen Wasserkraftbewegung 
in Frankreich gegeben hat. Ein zweiter Kon- 
greß dieser Art sollte im September 1914 in 
Lyon stattfinden, wurde aber durch den Kriegs- 
zustand verhindert. 2 - 

Die Soci6te Hydrotechnigque — im Jahre 
1912 begründet — verfolgt rein wissenschaft- 
liche Ziele, und ihren Veröffentlichungen wird 
große Bedeutung beigelegt. 

Schließlich sei noch kurz der französischen 
Bemühungen auf dem hydro-elektrischen 
Lehrgebiet gedacht. Lehrstühle für Elektro- 
technik, angewandte Mechanik, gewerbliche 
Chemie, Elektrochemie und Elektrometallurgie 
bestehen an verschiedenen Universitäten, zum 
Teil mit Unterstützung durch die Industrie 
u. a. in Lille, Naney, Toulouse und Grenoble. 
Damit sind zum Teil reich ausgestattete Ver- 
suchsanstalten für Hydraulik und Turbinen- 
bau und andere. Gebiete der Technik, auch 
für Hochdruckturbinen, verbunden. Während 
sich in Deutschland die Versuchsanstalten im 
allgemeinen nach den Fachrichtungen gliedern, 
zeigt Frankreich eine Vereinigung der Ver- 
suchsgebiete in den Anstalten. Aber es scheint, 
daß dort die technischen höheren Lehran- 
stalten keine allgemeinbildende, sondern eng- 


) „ETZ* 1919, 8. 493, 


s.Mattern, Ausnutzung der Wasserkräfte, 8. Aufl. | 


ee) 
Verlag Wilh. Engelmann, Leipzig 1921. 


1920. Helit 49. 


ist ver-. 


Gesetz die 


Allgemeinbildung und freiem Blick für das 


‘Kohlenvorräten, auf die man mit Begehrlich- 
In dem kommenden Ausbau 


Behörden bearbeitet werden. 


meist gegensätzliche Be- 


ee die im Jahre 1902 


* 


9. Dezember 1920. 


umgrenzte Fachausbildung gewähren. Es fehlt 
der. Zusammenschluß der gesamten Technik in 


Hochschulen mit einheitlich geregeltem Aus- g 


bildungsgang wie in Deutschland, und man 
erkennt diesen Vorzug rückhaltlos an. Auch 
die wirtschaftliche Vorbildung der französischen 
Ingenieure dieser Art scheint mangelhaft zu 
sein, wenn zwar nach dem Lehrplan in Tou- 
en u. a. über Industrierecht 
wird. 


r 
Wenn man nach dieser Richtun 


nissen, so fällt auf, daß man in Frankreich 
der Heranbildung der hydro-elektrischen In- 
genieure mehr Aufmerksamkeit zuwendet, als 
bei uns. Die Pflege des Lehrgebietes der 


vorgetragen 


einen 
Vergleich ziehen will mit deutschen Verhält- 


Wasserkraftnutzung wird an deutschen Hoch- 


schulen bisher z. T.  stiefmütterlich ge- 
handhabt, nieht entsprechend der großen Be- 
deutung, die in den Parlamenten, in der Presse 
und in der weiten Öffentlichkeit der Nutz- 
barmachung der Wasserkräfte für die Volks- 
wirtschaft und die Kohlenersparnis beige- 
messen wird. Man sollte mehr auf das Inter- 
esse und die Ausbildung der jungen Welt 
einwirken, dort den Boden und das Verständ- 
nis für dieses Wirtschaftsgebiet bereiten. Auch 
die Wirtschaftslehre der Ingenieurtechnik sollte 


dabei betont werden, wenn man leitende, mit 


Volksleben ausgestattete Ingenieure heran- 
bilden will. All das sollte nieht nur Gegenstand 
der staatlichen Förderung, sondern auch der 
Prüfung und praktischen Ausbildung, auch im 
Betriebsdienst, werden. 3 

Rückblickend erkennen wir, daß der Aus- 
bau der französischen Wasserwirtschaft nach 
dem Kriege vor großen Aufgaben steht. Man 
tritt gegenwärtig in die Verwirklichung der 
Unternehmungen ein und ihre Vollendung 
wird mindestens 10 Jahre 
nehmen. Dann wird Frankreich ein groß- 
zügiges hydraulisches Kraftsystem für die Ge- 
samtversorgung des Landes besitzen, das aus 
unerschöpflichen Quellen gespeist wird. In- 


zwischen hält man sich auf Grund der Be- 


stimmungen des Friedensvertrages von Ver- 
sailles schadlos an unseren vergänglichen 


keit hinblickt. 
des Rhone-Rheinkanals für die Großschiffahrt 
liegt ein nicht gering zu bewertender Wett- 
bewerb für die geplante deutsche Rhein- 
Donau-Verbindung. Die Zukunft wird zwei 


Binnenwasserwege zwischen der Nord- 


see und dem Mittelländischen Meer 
kennen, 
alle Weise bemüht sein, auf seinen kürzeren, 
im eigenen Lande liegenden Wasserweg den 
großen Durchgangsverkehr hinzulenken. 


Diese Sachlage zwingt, mit allen Mitteln 
an unserer Erstarkung zu arbeiten. Die 
Nutzung unserer Kohlenlager ist nach dem 
Friedensvertrage uns enge zugemessen. Den 
bedeutsamen französischen Wasserkräften 
haben wir nicht voll ähnlich Geartetes an die 
Seite zu stellen. 


uns genommen, wenn zwar der Friedensvertrag 
die Möglichkeit offen läßt, daß die Hälfte davon 
an Deutschland zurückfällt!),. Das franzö- 
sische Vorgehen weist darauf hin, insonderheit 
soweit natürliche Seen, wie der Bodensee 
und die bayrischen Seen, günstige Vorbedin- 
gungen bieten, die Ausgleichung der 
Wasserführung der Ströme durch 
Wasseraufspeicherungen großen und 
größten Stiles anzustreben. Die hierfür 
aufzuwendenden Geldmittel sind werbendes 
Kapital, die ihre Deckung aus dem 
Kraftgewinn finden, würden also keine weitere 
Belastung des Reiches bringen, voraussichtlich 
aber Überschüsse. Die Vereinigung von 


Wasserkraftnutzung und Schiffahrt am. 


mittleren Lauf der Ströme dürfen wirnichtlänger 
theoretischen und akademischen Erörterungen 
überlassen. Die Anfänge sind gemacht worden. 


Preußen hat einige Kraftanlagen an den schiff- 


baren Strömen errichtet (Dörverden, Janno- 
witz u. a.), am Main und der oberen Weser 
in Angriff genommen, Bremen hat Hemelingen 
ebaut und Bayern den Ausbau der mittleren 
sar begonnen. Man muß hoffen, daß die 
gegenwärtigen Bauschwierigkeiten in nicht zu 
langer Zeit behoben sein werden. DD 
Unsere Wasserwirtschaft muß in eine 
Hand kommen. Nicht nur wegen der politischen 
Sozialisierungsbestrebungen, sondern auch aus 
dem praktischen Gesichtspunkt heraus, daß nur 
eine geschlossene Wirtschaft die höchsten 
Leistungen bringen kann, womit zugleich die 
beste Grundlage für die Vergesellschaftung ge- 
schaffen wird. Dann erst werden auch die 
Kleinwasserkräfte die nötige Aufmerksamkeit 
finden. Die Bedenken gegen die Elektrisierung 


1) „ETZ* 1919, 8. 492, 


in Anspruch | 


und Frankreich wird sicherlich auf 


Der ergiebigste Teil am. 
“ Oberrhein zwischen Basel und Straßburg ist 


der Bahnen sind mit und nach dem Kriege 
ee Man muß sorgen, daß die Welle des 
ufschwunges für den Ausbau der Wasser- 


 kräfte, die durch die Kohlenknappheit und 


-teuerung in aller Welt hervorgerufen worden 
ist, nicht abebbt ohne Erfolge. Leider droht 
es verhängnisvoll zu werden, daß die neue 


|  Elektrotechnische Zeitschrift. 


1926. Heit 49. 


deutsche Verfassung die Einheitder Wasser- 
wirtschaft im Reiche nicht gebracht hat. 
Schiffahrt und Nutzung der Gewässer mittels 
der Wasserkräfte sind danach auf verschiedene 
Ministerien verteilt. Diesen Febler sollte man 


säumtes und ein Zurückbleiben gegenüber den 


schleunigst wieder gut machen, ehe Ver- 


Nachbarländern später mit großen Opfern 
nachgeholt werden muß. Frankreich macht die 
größten Anstrengungen, uns zu überflügeln, 
und dort ist im Ministerium der öffentlichen 
Arbeiten und des Transportes die Leitung der 
Schiffahrt und Nutzung der Gewässer in einer 
Spitze vereinigt. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Linientafeln zur graphischen Bestimmung 
von Strompreisen. — Für einige häufig vorkom- 
mende Tarifformen veröffentlicht Courou, Gene- 
raldirektor der A. G. La Houve, eine einfache, 
leicht anzuwendende Methode für die graphische 
Berechnung von Strompreisen, u. zw. für die 
Tarife, die durch folgende Formeln dargestellt 
werden können: $ 

109 
DZ 2 +e 


'p = Strompreis in Pf/kWh, 
f = feste Jahresgrundgebühr in M je bean- 
' spruchtes kW, 
h = Jahresbenutzungsdauer in h, 
e = Arbeitsgebühr in Pfje verbrauchte kWh. 
0 - - 
. e +c+0RÜ—%0).....2 


(Die Formel entspricht unserem Maximaltarif mit 
Kohlenklausel und beruht aufeiner ministeriellen 


Verordnung über die Regelung der Strompreise.) 


100 f "8.. 
Fe a aaa en ee (3 


Normaler Gebührentarif mit allgemeiner Teue- 
rungsklausel. 
x = Zuschlag je Mark Kohlenpreis für 1 t in Pf, 
i = Kohlenpreis in M/t z. Zt. der Berechnung, 
b = Kohlengrundpreis je Mark und Tonne. 


ale ı r - 
De 7, Fer Mm D+-5[s s)..« 


Grundgebührentarif mit Kohlen- und Lohnklausel. 

!= Kohlenverbrauch in kg/kWh, 

m = Kohlenpreis in M/t z. Zt. der Berechnung, 

r = verlangter Zuschlag für die Einheit der 
Lohnerhöhuns, i 

$s = Lohn z. Zt. der Berechnung, 

s' = Lohngrundpreis. 

Für diese 4 Formeln wird die Konstruktion 
von Linientafeln und die Art ihres Gebrauchs 
gezeigt.. Als Beispiel sei hier die Linientafel 
für die Gl. (3) wiedergegeben (Abb. 1). 


Heil-b 


A F pP © 
Co 


12 


Abb. 1. 


1. Man ziehe die Parallelen AFPCKED 
in beliebigen Abständen, achte jedoch darauf, 
daß sich die Achsen A und F, sowie X, E und 
D nicht zu sehr nähern. Ebenso ziehe man 
beliebig die Schrägen fo und &KAg. Dabei 
wird der Punkt a, ziemlich tief am unteren 
Ende der Zeichnung, der Punkt & gegen die 
Mitte der Geraden E gewählt, Fe Yet: 


RUNDSCHAU. 


2. Die Punkte P) und d, werden auf gleicher 
Höhe mit a, festgelegt. 

3. Es folgt die Einteilung der Achse P, in- 
dem man die Verkaufspreise in einem beliebi- 
gen Maßstabe derart aufträgt, daß die voraus- 
sichtlichen Verkaufspreise noch bequem auf der 
Zeichnung abgelesen werden können. 

4. Feststellung des Punktes aı durch Ver- 
längerung der Geraden do Pı bis zum Schnitt mit 
der Achse A (Pı entspricht dem Wert 10 auf der 
DP-Achse). 

5. AufderSchrägen ao fo wird der Punkt hı, 
der der Benutzungsstundenzahl 1000 entspricht, 
beliebig gewählt (am besten in einer Entfernung 
von !/3 oder !/; der ganzen Länge ao fo, von fo 
aus gerechnet). 

6. Die Verbindungslinie aı hı schneidet die 
Achse F im Punkte fı, der den Wert 100 erhält. 
Die weitere Einteilung der Achse F erfolgt dann 
durch einfache gleichmäßige Unterteilung. 

7. Zur weiteren Einteilung der Schrägen ao fo 
wird zunächst der Punkt «' in der Mitte von @ aı 
festgelegt; die Verbindungslinien von a‘ nach 
den Weiten 25, 50, 75 usw. der Achse F schneiden 
die Schräge @fo in den Werten R=500, 1100, 
1500 usw., allgemein in einem Punkte h, der an 
Wert dem 20-fachen des entsprechenden Punktesf 
gleichkommt. 

8. Zur Einteilung der Achse C (Arbeits- 
gebühr je Kilowattstunde) ziehe man die Gerade 
do eo und verlängere sie bis zum Schnitt mit der 
Achse C im Punkte co und die Gerade dı eo, die 
die Gerade C im Punkte cı schneidet (dı ist der 
Schnittpunkt der verlängerten Geraden & Pı mit 
der Achse D). Die so gefundenen Punkte co und 
cı entsprechen den Werten 0 und 10 der ge- 
suchten Einteilung. Die weitere Einteilung der 
Geraden C erfolgt dann durch einfache Unter- 
teilung. 

9. Man bestimmt weiter den Punkt d, derart, 
daß dı de=dodı wird, und suche den Punkt eı 
auf der Achse E als Schnitpunkt der Geraden 
dıco oder der Geraden cıda mit der Achse E. 

10. Man bestimmt dann auf der Schrägen 
Koen einen Punkt &z ungefähr in der Mitte, der 
dem Werte & = 2 entspricht (d.h. einem Zuschlag 


| von ?/ıo Pf für jede Mark Kohlenpreiserhöhung)), 
und ziehe die Gerade eı &, 
2 D bis zum Schnittpunkt mit 
der Achse K im Punkte Kı. 
Die Punkte Ko und Kı 
entsprechen nunmehr den 
Werten i—b=0 bzw. —b 
d..:=50.. Die weitere Ein- 
2? teilung der Achse K_er- 
Bi folgt in gleichmäßiger Un- 
terteilung (dieser Maßstab 
stellt dann die Kohlen- 
preiserhöhungen in Mark 

je Tonne dar). 
1l. Zur weiteren Ein- 
teilung der Schrägen 


Koeo zerlege man provi- 
Strecke & eı 


sorisch die 


Anwendung: Es sei f=140, R = 2000, 
BETEN DE 20,.02,25 

1. Man verbinde f=150 mit = 2000 und 
gewinnt durch Verlängerung dieser Verbindungs- 
linien auf der Achse A den Punkt a. 

2. Man verbinde den Punkt Kı entsprechend 
dem Wert W—-%=50 über =22 bis zum 
Schnittpunkt e der Geraden E. 

3. Man verbinde den Punkt e=7 über den 
soeben gefundenen Punkte bis zum Schnittpunkt 
d der Achse D. 

4, Die Verbindungslinie ad schneidet dann 
auf der Achse P den gesuchten Preis p =25 Pf/ 
kWh ab. 

Das gesamte Verfahren gründet sich auf ein- 
fache geometrische und analytische Zusammen- 
hänge. Zum praktischen Gebrauch wird in dem 
Artikel empfohlen, die Linientafeln auf einem 
Zeichenbrett zu entwerfen und die eigentliche 
Rechenoperation auf. darüber gelegtem Paus- 
papier auszuführen. Es ist ersichtlich, daß die 
Methode für die Berechnung eines bestimmten 
Wertes zwar umständlich ist, aber auf einfache 
Weise Aufschluß über den Einfluß von Ver- 
änderungen irgendeines Faktors der Strompreis- 
formeln gibt. (Rev. Gen. de. l’Electr., Bd.7, 1920, 
S. 801.) gl. 


Elektromaschinenbau. 


Sprühregen-Feuerschutz für Turbogenera- 
toren. — Die Consolidated Gas, Electric and 
Power Company hat bei ihren 20 000 kVA-Ge- 
neratoren eine Feuerlöscheinrichtungeingebaut, 
bei der man entgegen den vorherrschenden Be- 
strebungen, Generatorbrände durch chemische 
Löschmittel zu bekämpfen, auf Wasserstrahl- 
bzw. Sprühregenlöschung zurückgegangen ist. 
Gegen Löscheinrichtungen, welche Kohlensäure 
verwenden, wird mit Rechteingewendet, daß es 
sehr schwer ist, die Luftklappen dicht ab- 
schließend zu machen und so den Eintritt einer 
für die Unterhaltung des Brandes noch aus- 
reichenden Luftmenge zu verhindern. Das 
Gleiche gilt für Tetrachlorkohlenstoff und 
Pentachlormethan, die obendrein Gefah ıfür das 
Bedienungspersonal mit sich bringen. Hinzu- 
zufügen wäre, daß sie Lacklösemittel sind und 
die Isolation schädigen. Auch Dampf wird in 
Amerika vielfach zum Löschen benutzt, es gilt 
aber auch für ihn das für Kohlensäure Gesagte, 
under besitztnoch dazu die Nachteile des Was- 
sers.. Aus diesen Gründen ging die Consolidated 
Gas, Eleetrie and Power Co nach dem völligen 
Ausbrennen eines mit Mikanit isolierten 20 000 
kVA-Generators zum Einbau des in Abb. 2 
dargestellten Sprühregensystems über. Das 
Wasser wird beiderseits mittels acht etwa 3 cm 
breiter, flacher Düsen über die Gehäusewick- 
lung verteilt und vom rotierenden Induktor 
und Ventilator weiter zerstäubt und zurückge- 
worfen. Um versehentliches oder zufälliges 
Anstellen des Wassers zu verhindern, ist ein 
kurzer Gummischlauch in das Hauptrohr ein 


in 20 gleiche Abschnitte und verbinde den 
Punkt Kı mit den so erhaltenen Teilungspunkten. 
Irgendeinem Punkt e der Teilung eg e, entspricht 
auf der Schrägen Koe, ein Punkt vom Werte 
x— Anzahl der Teile:10 (z.B. die Verbindungs- 
linie von Kı mit dem Teilstrich I!O auf der (re- 
raden &eı ergibt auf der Schrägen den Wert 
xl usw.) N IR IHAL #3 


Abb. 2. Sprübregen-Feuerschutz 
für einen 20000 kVA-Generator. 


‚eschaltet, der nur einerseits angeschlossen 
leibt. J. T. Leilich führt aus,!) daß gegen die 
Verwendung von Wasser als Löschmittel niehts 
einzuwenden sei, weil es keine chemischen Wir- 
kungen habe und die geretteten Wicklungsteile 
leicht getrocknet werden können. Demgegen- 


1) Electrical World, Bd. 76. 1920, S. 385; 


986 


über muß jedoch betont werden, daß das Auf- 
quellen gepreßter Wicklungsteile insbesondere 
bei Hochspannungsmaschinen zu nachträg- 
lichen Durchschlägen führen kann, und daß fer- 
ner auch ein tiefgehendes Verrosten der Bleche 


zu befürchten ist, woraus sich leicht „Eisen- | 


krankheiten‘“ und schwere Defekte zu ent- 
wiekeln vermögen. Daher muß die Fortbildung 
der Kohlensäure-Löscheinriehtungen in Verbin- 
dung mit schnell und sicher wirkenden Luft- 
abschlußorganen nachdrücklich ‚, befürwortet 
werden. P. 


Apparatebau. 


Neue Form von Verteilungstafeln. — Unter 
dem Namen „‚Viaco“-Verteilungstafeln bringt 
die Vereinigte Isolatorenwerke A.G., Berlin- 
Pankow, Tafeln aus gepreßtem Isoliermaterial 
auf den Markt, welche, wie die Abb. 3 bis 5 
zeigen, aus 3 Teilen bestehen und einen unmit- 
telbar auf der Wand anzubringenden allseitig 
geschlossenen Kasten bilden, in den die Isolier- 


Vorderansicht. 


Abb. 3. „Viaco“-Verteilungstafel für Dreileiteranlagen mit ungeerdetem Nulleiter und 4 Stromkreise. 


rohre oben oder unten nach Durehbrechen der 
an diesen Stellen dünn gehaltenen Wandung 
der Verschlußdeckel eingeführt werden können. 
Die Konstruktion macht die Verwendung der 
sonst üblichen besonderen Verkleidungsrahmen 
überflüssig und erzielt dadurch eine geringe 
Bauhöhe und ein gutes Aussehen. Die Höhe 
der Tafeln ist so bemessen, daß ein Rohr von 
16 mm Weite noch hinter den in den Mittelteil 


Abb. 5. „Viaco“-Verteilungstafel mit abgenommenen Ver- 
schlußdeckeln für Dreileiteranlagen mit ungesichertem 
Nulleiter und 6 Stromkreise. 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1926, Heit 49. 


9. Dezember 1920, 


feuerbeständigen Isoliermaterial. Für die 
Sicherungselemente können alle verbands- 
mäßigen, zweiteiligen Schraubstöpsel verwen- 
det werden, u. zw. für Stromstärken bis 30 A. 
Der große Vorzug dieser Konstruktion liegt 
abgesehen von ihrem gefälligen Äußern in ihrer 
einfachen und leichten Montage. Es ‘werden 
Tafeln für die verschiedenen Netzarten und für 
2 bis 8 Stromkreise bei einpoliger Sicherung 
bzw. für 1 bis 4 Stromkreise bei RP OlE = 
Sicherung. der Stromkreise geliefert. Äbb. 6 
und 7:zeigen Schaltungen für Gleichstrom- 
Diele era lesen mit ungesichertem Nulleiter 
und 4 bzw. 6einpolig gesicherten Stromkreisen, 
Abb. 8 und 9 Anordnungen bei 2 bzw. 3 zwei- 
polig gesicherten Stromkreisen ohne Sicherung 
im Nulleiter. "In Abb. 10 ist noch eine derartige 


Abb. 4. Maßskippe zu Abb. 1. 


eingelassenen En In EDER durchgeführt 
werden kann. Nach dem Abnehmen der Ver- 
schlußdeckel werden alle Anschlußklemmen für 
die Leitungen<vontvorn zugänglich, und es 


Abb. 10, 


Rückansicht. Verteilungstafel für zwei Haupt- oder Vertei- | 
estellt. Diese Tafel eignet sich besonders. 
ür den Zusammenbau mit Zählertafeln aus 


können die Kontaktstellen ohne Lösen irgend Isolierpreßmaterial. Pte. 


welcher Verbindungen und ohne Entfernung 
der Sicherungsstöpsel freigelegt werden. Es ist 
hierdurch auch möglich, nachträglich Leitun- 
gen anzuschließen, ohne die Tafelvon der Wand 
abzunehmen und ohne schon im Betrieb befind- 


Verkehr und Transport. 


Eine Staatsbahn-Elektrizitätsgesellschaft in 
Japan. — Dem japanischen Parlament istnach _ 
„Ihe Board of Trade Journal“ ein Gesetzent- 
wurf, betreffend die Gründung einer halbstaat- 
lichen Elektrizitätsgeselischaft, vorgelegt wor- 
den, die die Aufgabe haben soll, der Staatsbahn 
elektrische Arbeit zu liefern und, wenn diese _ 
im UÜberschuß vorhanden ist, sie auch mit Ge- 
nehmigung der Regierung an andere Verkehrs- 
oder sonstige Unteınebmungen abzugeben. Für 
das Bestehen der Gesellschaft sind 100 Jahre, 
als Kapital 100 Mill. Yen vorgesehen, von de- 
nen die Hälfte seitens des Staates teils bar, 
teils in Gestalt der dem jetzigen Eisenbahn- 
departement gehörenden RBlektrizitätsanlagen 
eingebracht werden soll. Nur diese und andere. 
öffentliche Körperschaften, Japaner sowie un- 
ter dem japanischen Gesetz stehende juristi- 
sche Personen dürfen Aktionäre der Gesell- 
schaft werden. 


#Stromkreise 6Sltromkreise 


Abb. 6. 


liche Leitungen außer Betrieb zu setzen. Die 
Verschlußstücke sind durch plombierbare 
Schrauben befestigt und bedecken auch die Be- 
a der Tafeln, so daß ein unbe- 
fugtes Abnehmen der Tafeln von der Wand ver- 
hindert wird. Da die Zu- und Ableitungen 


# 


Chemie. 


Aus der Akkumulatorenpraxis. — Mit Bat- 
terien von über 600 V hat manin Engeland bis- 
her wenig Erfahrungen gemacht, während auf ° 
dem Kontinent eine ganze Anzahl solcher Bat- 
terien schon seit Jahren im Betriebe sind. Die. 
15 km lange Strecke Manchster—Bury der 
Lancashire and Yorkshire Railway soll mit 
1200 V Gleichstrom in Verbindung mit Puffer- 
batterien in zwei Unterwerken betrieben wer- 
‚den. 

Um die Konstruktion einer Batterie für 
1200 V und die bei ihrer Bedienung zu beach- 
tenden besonderen Sicherheitsvorschriften ken- 
nen zu lernen, mußte der Fabrikant ‚„‚aus Man- 
gel an eigener Erfahrung“ ins Ausland gehen, 
wo er bei der Bahn Stockholm — Saltjöbaden 
als Vorbild eine Batterie für dieselbe Spannung 
fand (650 Zellen von 666 Ah einstündig, gelie- 
fert von der: Accumulatoren-Fabrik A.G.). Es 
ist für englische Art bezeichnend, daß 
in dem Vortrag eine genaue Beschrei- 
bung der schwedischen Anlage und der 
wortgetreue Abdruck der Sicherheits- 
vorschriften für den Hochspannungs- 
teil der Batterie gebracht, die deutsche 


2 Stromkreise JS/romkroise 


- + 
Abb. 8. 


nicht durch ein gemeinsames Verschlußstück 
überdeckt werden, so ist es möglich, was bei 
Pauschalanschlüssen von Wert ist, die An- 
schlußklemmen der Zuleitungen zu plombieren, 
ohne damit die Klemmen der Vertei ungsleitun- 
gen unzugänglich zu machen. Die Tafeln be- 
stehen bis auf die Sicherungselemente und die 
die Sicherungsgewinde überdeckenden Por- 
zellanringe aus einem festen, hitze- und 


lungssicherungen und einen Drehschalter dar- ee: 


u a cn 


schwiegen wird. 


40000 A aushalten muß. 


9. Dezember 192U. 


Herkunft der Batterie jedoch ver- 

‚ Das Newton-Unterwerk der Edison Elec- 
trie Illuminating Company in Boston versieht 
einen dreifachen Dienst, es wirkt als Kraft- 
und Lichtwerk mit Dreiphasenstrom von 2300 
bis 4000 V, für Bogenlampenbeleuchtung der 
Straßenzüge in Reihenschaltung und für Gleich- 
strom von 575 V der Vorortbahnen. Die dort 
aufgestellte Exide-Batterie besteh t aus 344 
Elementen mit einer einstündigen. Kapazität 
von 2250 Ah. Beim gewöhnlichen Dienst liegt 
die Batterie parallel zur Bahnleitung, welche 
eine im wesentlichen gleichmäßige 
hält, so daß die Batterie nicht zu arbeiten 
braucht. Im Falle einer. Störung im Hoch: 
spannungsnetz oder ungenügender Energiezu- 
führung übernimmt die Batterie die ganze Bahn- 
belastung und speist durch Motorgeneratorsätze 
in die örtliche Verteilungsleitung des Wechsel- 


‚stromes, jedoch nicht in das Hochspannungs- 


netz. Um die Spannung während einer Notent- 
ladung zu halten, ist die Batterie mit selbst- 
tätigen Motorzellenschaltern versehen, deren 
Relais an den Endpolen der Batterie liegt. 
Zallenschalter sind in Amerika bis zu 


-10000A gebaut worden, und allein die Electrie 


Storage Battery Co., Philadelphia, hat über 
700 Z>llenschalter mit Motorantrieb geliefert. 
Bei den Z>llenschaltern der Aushilfsbatterien 
sind.die Bürsten und Kontakte besonders stark 
ausgeführt mit Rücksicht auf die Notentladun- 
gen. Man rechnet z. B., daß ein für 10 000 A 
gebauter Schalter für 6 min die Belastung von 
h Die Hilfszellen 
bei Zallenschaltern, die in Deutschland schon 
seit langer Zeit im Gebrauch stehen, dienen 


dazu, die Sprünge in der Spannung beim Schal-. 


ten bzw. die Anzahl der Zallenschalterleitungen 
zu vermindern. Die Praxis der Vereinigten 


Staaten scheint dahin zu zielen, sich auf die 
Anwendung sehr großer Batterien ausschließ- 


lich für Aushilfszwecke zu beschränken. 
Die Spitzenbelastung verliert mit der Zeit 


‘immer mehr an Bedeutung, weil die Durch- 


schnittsbelastung der Elektrizitätewerke von 
Jahr zu Jahr steigt und schneller zunimmt als 
die Spitzenbelastung. Viele in den amerika- 
nischen Elektrizitätswerken ursprünglich für 
Tagesspitzenbelastung angelegte Batterien wer- 
den z. Zt. nur noch als Aushilfsbatterien ver- 
wendet. In einigen Fällen hat dies zur Ent- 
fernung.der Batterien geführt, wenn die vorhan- 
denen Platten aufgebraucht waren. Aber in den 


meisten anderen Fällen wurden die Platten 


‘durch solche, die für Aushilfsbatterien beson- 
ders brauchbar sind, ersetzt{Oberflächenplatten 
durch Masseplatten). Überhaupt haben sich 
die Verwendungszwecke der Batterien im Laufe 
der letzten 10 Jahre sehr verändert. Es hat 
z. B. eine amerikanische Akkumulatoren- 
fabrik von 300 ihrer Batterien im Betriebe von 
Lichtelektrizitätswerken mit einer Gesamt- 


kapazität von 163 000 kW einstündig 50 große 


Batterien als Ausbilfsbatterien stehen. Dieselbe 
Gesellschaft hat Hunderte von großen Batte- 
rien in Verbindung mit Bahnanlagen, Walzwer- 


‘ken und anderen Betrieben aufgestellt. (Journ. 


Inst. of El. Eng. Bd. 57, 1919, S. 493.) Me. 
Allgemeiner Maschinenbau. 
Queeksilberdampf-Turbinenanlage. — Mit 


einer Vermehrung des Brennstoffverbrauchs 
um 15% will ein amerikanischer Ingenieur, 
W. 12,006 RO Emmet, welchem 
kürzlich für Verdienste um die Elektro- 
technik die Edisonmedaille verliehen wurde, 
66% an erzeugter Kraft gewinnen. In seiner 
Antwort: auf das Widmungsschreiben be- 
sprach er das Problem der- Quecksilberdampf- 
turbine; er ging dabei nicht auf eine erschöp- 
fende Beschreibung ein, sondern sagte, daß 
er gegenwärtig mit der Vervollkommnung einer 


derartigen Turbine beschäftigt sei, die 
hochbefriedigende Ergebnisse zeitigte. Der 
thermische Wirkungsgrad der Quecksilber- 


dampfturbine gleiche jenem des Dieselmotors, 
und die Möglichkeit 1 kWh für rd 2850 WE 
verfeuerten Brennstoffes zu erzeugen, sei in 

eifbare Nähe gerückt. Es war seit langer 
Beit das Ziel der Ingenieure, den Wirkungs- 
grad der Wärmemaschinen durch Vergröße- 
rung des Tempsraturbereiches, in dem sie 
arbeiten, zu verbessern. Zwei Wege stehen 
zur. Verfügung: die Herabsetzung der Auspuff- 
temperatur, der das verfügbare Kühlwasser 
ein Ende setzt oder die Erhöhung der Dampf- 
temperatur, die hohe Drucke zur Folge hat 
und deshalb auf mechanische Ausführungs- 
sohwierigkeiten stößt. Viele vergebliche Ver- 
suche wurden unternommen, für Dampf einen 
Ersatz zu finden. Der nächste, Vorschlag ging 
dahin, zwei Flüssigkeiten zu benutzen, von 
denen die eine mit hohem Siedepunkt in einem 
Kessel verdampft, in einer Turbine oder Ma- 
schine ausgenutzt und nachher in einen Kon- 


pannung | 


. schied zwischen den 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 49. 


densator geleitet wird, der für die zweite 
Flüssigkeit mit niederem Siedepunkt gleich- 
zeitig als Kessel dienen soll. Der zweite, 
so verdampfte Stoff wird, nachdem er seine 
Arbeit geleistet, auf dem gewöhnlichen Wege 
kondensiert. Aber große Schwierigkeiten er- 
gaben sich wegen der Verschiedenheit der 
chemischen Eigenschaften und der dazu not- 
wendigen, umständlichen Apparate. 


Entgegen der öffentlichen Meinung fand 
Emmet dieses Verfahren aussichtsreich und 
entwarf vor 6 Jahren einen Doppeldampf- 
apparat, bei welchem er Quecksilberdampf 
und Wasserdampf benutzte. Die Zwischenzeit 
verwendete er zur Verbesserung verschiedener 
Einzelheiten. Ein hartnäckiges Gerücht be- 
sagt, daß eine Emmet- Quecksilberdampfanlage 
für die Hartford Eleetrie Light Co., die auch 
die erste war, die eine Dampfturbine zum 
Antrieb einer Dynamo benutzte, gebaut wird; 
dies und andere Bedenken veranlassen uns, 
das Prinzip kurz zu beschreiben, mit dessen 
Anwendung im großen Stile wir nicht ganz 
übereinstimmen. Von der Anlage wird ver- 
langt, daß sie den großen Temperaturunter- 

Feuerungsgasen und dem 

Wasser auswertet. Emmets Anlage ist folgende: 
Quecksilber wird in einem Kessel, der im 
Wesen gleich, in den Einzelheiten aber sehr 
von einem gewöhnlichen Dampfkessel ab- 
weicht, erhitzt, und der Quecksilberdampf zum 
Antrieb einer Turbine benutzt. Die Auspuff- 
ase der Turbine werden in einer Art Öber- 
lächenkondensator gekühlt, der ‘wieder ein 
Kessel ist. Die abgegebene Wärme des Queck- 
silberdampfes verdampft das Kühlwasser, und 
dieser Dampf kann zum Antrieb einer zweiten 
Turbine oder für irgend einen anderen Zweck 
-gebraucht werden. Die größte Schwierigkeit 
liegt in dem großen Bedarfan Quecksilber und 
in der Gefahr von Undichtheiten, da Queck- 
silberdampf sehr giftigist. Abb. 11 zeigt die An- 


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| | Feverung | 
Abb. 11. 


ordnung einer solchen Anlage schematisch. Die 
Heizgase streichen durch und um abgeilachte 
Rohre, welche die Heizfläche des Quecksilber- 
kessels bilden. Diese sind unten mit einer 
Quecksilberkammer in Verbinding — beim 
Dampfkessel der Schlammsammler — oben 
mit dem Überhitzer, entsprechend dem 
Dampfsammler bei einem Wasserrohrkessel. 
Der Quecksilberdampf hatim UÜberbitzer einen 
Druck von rd 0,7 kg/cem? und treibt eine ein- 
stufige Turbine mit niederer Geschwindigkeit. 
Das Schaufelrad ist der Einfachheit halber in 
den Quecksilberkondensator verlegt. Der Kon- 
densatoristein Zylinder, in denvomobenliegen- 
den Dampfsammler eine Anzahl gerader Rohre 
hineinragen. Der Auspuff der Quecksilber- 
turbine kondensiert an der Oberfläche dieser 
Rohre, und da bei rd 93% Vakuum der Siede- 
Dub! des Quecksilbers 235° C ist, kann 

asser verdampft werden. Dieser Dampf 
wird zum Überhitzer und von dort zur Ver- 
brauchsstelle geführt. Das Dampfkondensat 
der Turbine oder Maschine geht in einen Be- 
hälter, von wo es durch eine Speisepumpe in 
den Speisewässererwärmer gepumpt wird; es 
gelangt dann wieder in den Dampikessel, und 
der Kreislauf des Wassers ist geschlossen. 
Da der Kondensator über dem Heizkessel an- 
geordnet ist, erspart man eine Eule umpe. 
Das Quecksilber fließt vom Boden des Konden- 
sators vermöge seines Gewichtes, das den 
Druck im Kessel überwindet, durch den Vor- 
wärmer in die untere Kammer. Ein einfaches 
Sicherheitsventil bläst in den Kondensator ab. 
Die Temperatur der Heizgase ist so groß, daß 
sie erst nach Ausnützung in einem Dampf- 
überhitzer, einen Quecksilbervorwärmer und 
einem Speisewasservorwärmerin den Schornstein 
entweichen. Dies wären die hauptsächlichsten 
Einrichtungen, aber es werden wohl noch viele 


987 


’ 


Verbesserungen notwendig sein, um die prak- 
tische Einführung zu ermöglichen. 
Die Dampfturbine ist hier nicht der wesent- 
liche Teil, die Absicht ist vielmehr, für den be- 
stehenden Kessel einen Ersatz zu schaffen, und 
das Quecksilber soll bei der Wärmeausnutzung 
alsZwischenglied dienen, weleheseinen gewissen 
Betrag an Kraft liefert. Emmet sagt, daß bei 
Anwendung dieses Verfahrens in einem neu- 
zeitlichen Kraftwerk, mit einer Erhöbung des 
Brennstoffverbrauches um ıd 15% dieselbe 
Dampfmenge als unter den gegenwärtigen 
Bedingungen erzeugt werden kann, und daß 
außerdem die Quecksilberdampfturbine rd 66% 
der durch Wasserdampf erzeugten Kraft liefern 
kann. Die Versuchsanlage war diesen Sommer 
mit. über 1000 kW Belastung an der Queck- 
silberdampfturbine in Betrieb, und die vorher- 
gesagten Ersparnisse wurden vollauf erzielt. 
(„Electrical Review‘, Bd. 87, 1920 Be) 
g. 


Verschiedenes. 


Die NotSemeinschaft der deutschen Wissen- 
schaft. — Uber diese neue Organisation ent- 
nehmen wir einer von Herrn Geh. Reg.-Rat 
Prof.Dr. F. Haber verfaßten Denkschrift das 
Nachstehende: 

In diesem Frühjahr sind die 5 deutschen 
Akademien, die Universitäten und die Tech- 


‚nischen Hochschulen _übereingekommen, eine 


„Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“ 
zu begründen. Am 30. Oktober sind. diese 
wissenschaftlichen a mit. der 
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der 
Wissenschaften, dem Verband technisch-wis- 
senschaftlicher Vereine und der Gesellschaft 
deutscher Naturforscher und Ärzte in Berlin zu 
einer: Sitzung zusammengetreten, in der: die 
Satzung der Notgemeinschaft beschlossen und 
ihre Organe gewählt worden ‚sind. Diese Not- 
gemeinschaft, die die Rechtsform des einge- 
tragenen Vereins angenommen hat, will die ihr 
von öffentlicher und privater Seite zufließen- 
den Mittel in der dem Gesamtinteresse der 
deutschen Forschung förderlichsten Weise ver- 
wenden und durch ‘die in ihrem Kreise ver- 
tretene Fachkunde und Erfahrung zur Erhal- 
tung der lebensnotwendigen Grundlagen der 
deutschen Wissenschaft wiiken. Ihre Fürsorge 
ist hiernach nicht auf die Mitglieder beschränkt, 
wie anderseits die Zugehörigkeit als Mitglied 
keinerlei Vorzugsrechte gewährt. 

Der Vorgang, der sich hier in der beschei- 
denen Form einer Vereinsgründung äußerlich 
darstellt, ist in der Geschichte der deutschen 
a ohne Beispiel. In der Hut 
und Fürsorge der Landesregierungen nebenein- 
ander emporgediehen, auf jedem einzelnen 
Wissenschaftsgebiete in engem Zusammen- 
hange miteinander, aberin den wirtschaftlichen 
Fragen bisher fast ohne alle Verbindung, emp- 
finden die Pflegestätten der Wissenschaft im 
ganzen Reiche jetzt zum ersten Male die Not- 
wendigkeit, sich zu einem arbeitsfähigen Selbst- 
verwaltungskörper zusammenzuschließen, der 
für den Fortbestand der wissenschaftlichen 
Forschung Sorge tragen soll. 

Der Reichsrat hat für die Förderung dieser 
Organisation erstmalig in den laufenden Etat 
20 Mill. M eingesetzt, die Zustimmung des 
Reichstages wird erhofft. Im Einverständnis 
mit den Hochschulstaaten übergibt das Reich 
diese Summe nicht jenen, sondern dem neuen 
wissenschaftlichen _Selbstverwaltungskörper, 
dem die Einsicht und Kraft zugetraut wiıd, sie 
mit einem besonders hohen Wiıkungsgrad zu 
verwenden. 

Wie aber wird die deutsche Wissenschaft 
innerhalb dieses Selbstverwaltungskörpers den 
Ausgleich zwischen dem immer stärker hervor- 
tretenden Bedürfnis und dem Zuflusse an Mit- 
teln finden, der auch bei größter Gebewilligkeit 
sicherlich unzulänglich bleibt? Die Notge- 
meinschaft antwortet auf diese Frage miteine m 
Statut, das für ihren inneren Aufbau zwei Ge- 
sichtspunkte voranstellt. Auf der einen Seite 
wird die gesamte Breite des Wissenschaftsle bens 
gegliedert in vorerst 20 Fachkreise, deren An- 

ehörige je durch einen Fachausschuß bei der 

otgemeinschaft mit ihren Bedürfnissen zur 
Sprache kommen. Diese Fachausschüsse sollen 
so gebildet werden, daß die Gesamtheit der 
in der Forschung tätigen Männer des Fach- 
kreisesin dem Fachausschuß ihre berufene Ver- 
tretung erblickt. Stellung, Jahre und wissen- 
schaftliches Ansehen, die der eine vor dem an- 
deren voraus hat, dürfen nicht dazu führen, 
daß eine einzelne Gruppe von Männern für die 
Zusammensetzung des Fachausschusses allein 
bestimmend wird. Das Statut sieht vor, daß 
die Fachausschüsse für das erste Jahr ernannt 
werden, und daß im Laufe dieses Jahres das 
zweckmäßigste Wahlverfahren’geprüft und vor- 
bereitet wird:, Die Verwaltungsmacht und die 


988 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 49. 


“ 


9. Dezember 1820. 


Verantwortlichkeit aber kann innerhalb der 
Notgemeinschaft nicht bei den Fachausschüs- 
sen als bei Gebilden ruhen, die sich erst gestal- 


ten und in ihre Aufgabe hineinfinden müssen. 


Ihr Träger können nur die alten wissenschaft- 
lichen Körperschaften sein, die zur Begründung 


der Notgemeinschaft zusammengetreten sind, 


ihre Mitglieder darstellen und zur Führung der 
Geschäfte ein Präsidium und einen Hauptaus- 
schuß bestellt haben. Das Präsidium besteht 


aus dem inaktiven preußischen Staatsminister 
Dr. F. Schmidt-Ott, Geheimrat von Dyck, 
München, als seinem ersten und Geh. Reg.-Rat 
Prof. Dr. F.Haber, Berlin,als zweitem Stellver- 
treter, sowie aus dem Vorsitzenden des Haupt- 
ausschusses, Geheimrat von Harnack. Der 
gewählte Hauptausschuß besteht aus 11 füh- 
renden Gelehrten und einer gleichen Anzahl von 
Stellvertretern. N 

Der Hauptausschuß soll die Ansprüche der 
verschiedenen Wissenschaftszweige gegenein- 
ander ausgleichen, über die Wahrung voller Un- 
parteilichkeit in der Verteilung der Mittel 
wachen und auf möglichste Kostenersparung 
wie auf zweckmäßigste Verwendung der vor- 
handenen Mittel durch Vereinheitlichung und 
Zusammenfassung der auf den Teilgebieten 
erforderlichen Maßnahmen hinwiıken. Die 
Verwendung der Mittelliest dem Präsidium ob, 
das den Hauptausschuß dabei zu hören, die von 
den Fachausschüssen gemachten Vorschläge 
tunlichst zu berücksichtigen und den W:llen 
der Stifter wie den Zweck der Notgemeinschaft 
als maßgebend anzusehen hat. Neben den Fach- 
ausschüssen und dem Hauptausschuß bildet 
die Notgemeinschaft besondere Kommissionen, 
in denen sie für die Fülle der Fragen, die nicht 
rein fachlicher Art sind, auf die tätige Mitar- 
beit ihrer sachkundigen, außerhalb der deut- 
schen Wissenschaft stehenden Freunde zählt. 

Die Notgemeinschaft im allgemeinen kann 
weder Gebäude aufriehten, noch Heizungskosten 
tragen oder Gehälter an einzelne Forscher 
bezahlen. Sie muß, von ganz besonderen Fällen 
abgesehen, voraussetzen, daß der Leerlauf der 
wissenschaftlichen Maschinerie, in den sie ein- 

reift, von anderer Stelle, in erster Linie von 
en Landssregierungen, bestritten wird. Der 
Umfang der Mittel, die sie erhofft, erlaubt ihr, 
nicht mehr als die Nutzeffektsteigerung, die 
dadurch eintritt, daßfür bestimmte Forschungs- 
aufgaben Mittel gegeben werden. Die Aufgabe 
wird im allgemeinen vom Fachausschuß emp- 
pfohlen und vom Hauptausschuß gebilligt wer- 
den müssen. 

Ihre wichtigste schöpferische Tätigkeit 
wird die Notgemeinschaft in den Kommissio- 
nen zu entfalten haben. In ihnen soll durch 
neue organisatorische Leistung im Zusammen- 
hange mit der Wirtschaft verbilligte Beschaf- 
fung, vereinfachte Befriedigung der Bedürf- 
nisse angestrebt werden. 

Die Satzung der Notgemeinschaft wird 
demnächst in der ‚Internationalen Monats- 
schrift für Wissenschaft, Kunst und Technik‘, 
die auch in Zukunft für die Veröffentlichungen 
der Notgemeinschaft in Aussicht genommen 
ist, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wer- 
den. Die Geschäftsstelle der Notgemeinschaft 
befindet sich in Berlin NW 7, Universitäts- 
straße 8. 


Energiewirtschaft. 


Wassermangelund Kohlenabkommen von Spa 
gefährden die Klektrizitätsversorgung Deutsch- 
lands. — Es scheint, daß sich auch die Na- 
tur mit den, man darf wohl sagen, immer 
noch feindlichen Mächten verbunden hat, um 
den Wiederaufbau Deutschlands zu hindern. 
Seit vielen Jahren hat Mitteleuropa im Herbst 
keine solche von Frost begleitete Trocken- 
heit gesehen, wie sie während der letzten Mo- 
nate herrschte, deren Witterungslage im Verein 
mit dem unglücklichen Kohlenabkommen von 
Spa die Elektrizitätsversorgung immer 
schwieriger gestaltet. Nach einem Bericht 
der „Frnkf. Ztg.‘“ aus München zeigen die süd- 
bayerischen Flußläufe in einem Grade Wasser- 
mangel, der seit 30 Jahren nicht beobachtet 
wurde, und da im Gebirge sehr wenig Schnee 
liegt, die Hauptfrostperiode aber noch bevor- 
steht, wird die Situation in den nächsten Mo- 
naten vielleicht noch kritischer werden.!) Die 
Wasserkräfte der EBlektrizitätswerke 
sind bis auf ein Drittel der Normalleistung zu- 
rückgegangen. Die fehlenden Arbeitsmengen 
müssen daher aus Kohle gewonnen werden, de- 
ren Zufuhr aber, von der allgemeinen Brenn- 
stoffnot ganz abgesehen, infolge des Wasser- 
mangels und des Versagens der Rhein- und 
Mainschiffahrt fast gänzlich unterbunden wird. 
Da die geringen Kohlenvorräte in allerkür- 
zester Zeit aufgebraucht sein werden, ist mit 
vollkommener oder wenigstens zeitweiser Aus- 
schaltung einzelner Betriebe und teilweiser Ein- 
stellung der Stromversorgung zu rechnen. 


!) Ähnliche Berichte kommen aus der Schweiz. 


Selbst wenn die vom Reichskohlenkommissar 
zugesagte Ablassung von Sonderzügen zur Un- 
terstützung der bayerischen Elektrizitätswerke 
durchgeführt wird, dürfte im Süden eine all- 
gemeine Einschränkung des Verbrauchs elek- 
trischer Arbeit nicht zu umgehen sein. Auch 
das Kraftwerk Hemfurt der z. Zt. größten 
deutschen Wasserkraft-ÜberlandzentraleEder- 
talsperre befindet sich nach der ‚Ind.- u. 


higkeit— der Talsperrensee bei Waldeck (1200ha) 
enthält nur noch knapp ein Viertel der. vorge- 
sehenen Wassermenge —, könnte sich aber mit 
elektrischer Arbeit aus den Elektrizitätswerken 
Kassel, Göttingen und Wetzlar helfen, wenn 
das Abkommen von Spa es nicht unmög- 
lich machte, diese auf Kohlen angewiesenen 
Zentralen heranzuziehen. Natürlich wird des- 
sen Erfüllung durch die Trockenheit und die 
von dieser verursachten Transportschwierig- 
keiten gleichfalls sehr beeinflußt, zumal die 
Entente für die eingetretene Notlage keinerlei 
Verständnis zu haben scheint, und nach einer 
amtlichen Erklärung besteht die Möglichkeit, 
daß die vertragsmäßige Lieferung von 2 Mill. t 
Kohle für November mit einem Fehlbetrag ab- 
schließt, den man dann wahrscheinlich wieder als 
Beweisfür Mangelan gutem Willen auslegen wird. 


Industrie und Handel. 


Die AEG im Geschäftsjahr -1919/20. — 
Das Bild, welches die Verwaltung in ihrem Ge- 
schäftsbericht über das Jahr 1919/20 von der 
Beschäftigung entwirft, ist erfreulich. In der 
ersten Hälfte hatte die Produktion allerdings 
unter durch Streiks, Kohlenknappheit und 
Strommangel verursachten Arbeitsunterbre- 
chungen zu leiden, die letzten Monate zeig- 
ten aber eine gewisse Stetigkeit und erhöhte 
Arbeitslust. Für die dauernd außerordent- 
lich gut beschäftigte Apparatefabrik waren 
Erweiterungen notwendig, und hier gestaltete 
sich besonders der Umsatz in Installationsmate- 
rialien und Zählern sehr lebhaft. Die Ma- 
schinenfabrik mußte zum großen Teil mit 
Doppelschiehten arbeiten; ihr Raumbedarf 
wurde durch den Erwerb neuer Fabrikations- 
stätten befriedigt. Zwecks Verlegung der Trans- 
formatoren- und ee en 
brik in die Gebäude der Maschinenfabrik Ober- 
schöneweide A.G. hat die Gesellschaft diese 
nebst Grundstück angekauft. Damit Repa- 
raturen für den rheinisch-westfälischen Indu- 
striebezirk schnell ausgeführt werden können, 
richtete sie in Mülheim a. d. Ruhr eine Repa- 
raturwerkstatt ein. Das Kabelwerk Ober- 
spree ist wieder in größerem Maße zur Verar- 
beitung von Kupfer übergegangen und hat ein 
neues Kabelschutzsystem mit gutem Resultat 
erprobt. Die Turbinenfabrik baute eine 
Reihe großer Schifismaschinen, insbesondere 
Ölmaschinen. Die Fabrikation und Projektie- 
rung von Dampfturbinen wurde sichtlich von 
den Bestrebungen beeinflußt, die Grundsätze 
rationeller Wärmewirtschaft für die Betriebe 
nutzbar zu machen. Die Hälfte aller bestellten 
Maschinen waren Spezialmodelle für Nieder- 


Zahlentafell. 


druckdampf, an denen auch das Ausland wach- 
sendes Interesse nahm. Im Elektrostahl- 
und Walzwerk ist der Betrieb zunächst mit 
zwei Elektrostahlöfen begonnen, das Preßwerk 
in Tätigkeit gesetzt worden. 

Im direkten Verkehr mit Belgien, England, 
Frankreich und Italien entwiekelte sich Nach- 
frage nach großen Maschineneinheiten für In- 
dustrie-Kraftstationen, Walzenantriebe und für 
die Gesamtelektrisierung von Industriewerken. 


Hand.-Ztg.““nahe dem Ende seiner Leistungsfä- 


| 


Der Bericht erwähnt verschiedene Bestellun- 
gen auf Freileitungsbau und größere Schalt- 
anlagen für 100 kV sowie auf mehrere Anlagen 
mit Quecksilber-Dampfgleichriehtern für grö 


ßere Leistungen in Eisengehäusen, Die im Be- 


trieb mit von der Gesellschaft gebauten und 


große Verbreitung findenden Erdschlußspulen 
nach Professor Petersen gesammelten Erfah- 
rungen bestätigen deren gute Schutzwirkung; 
der Einbau gestattet eine wesentliche Ein- 


schränkung des bisher üblichen Überspannungs- | 


Schutzes. Während der Bedarf der Straßen- 


bahnen wesentlich N Br bapiane > 
esonders nach 


das Vollbahngeschäft sich, 


dem Ausland, zu entwickeln. Die Bericht- 


erstatterin hat eine größere Anzahl elektrischer 
Lokomotiven nach Schweden teils geliefert, 


. teils in Auftrag, und auch die noch vorwiegend 
mit Ausbesserungsarbeiten von Lokomotiven 
für die deutschen Eisenbahnen beschäftigte 


Dampf-Lokomotivenabteilung hat grö- 


ßere Neubestellungen übernommen. 


Der Gesamtabsatz der Gesellschaft war 
der Menge nach größer als im Vorjahre!) und 
weist unter den veränderten Geldverhältnissen 
sehr viel höhere Wertziffern auf. Da der Um- 
satz entsprechende Bestände an Rohmateria- 
lien und Halbfabrikaten fordert, machte seine 
Aufrechterhaltung eine Verbreiterung der 
finanziellen Grundlage notwendig. Zu 
dem Zweck hat die AE G, wie bekannt, 1919 
100 Mill. M 4%,%ige Schuldverschreibungen 
begeben, im Frühjahr 1920 die Umtauschtrans- 
Fe mitder Felten & Guilleaume Carls- 
wer 
250 Mill. M 6% ige Vorzugsaktien ausgegeben .3) 
Die Verschmelzung 


mens & Halske zur Osram G. m. b. H. Kom- 
manditgesellschaft?) scheint sich, wie der Be- 
richt sagt, zu bewähren. Vereinheitlichung des 
Werkstattbetriebes und des Verkaufes gehört 
in erster Linie zu den Aufgaben dieses Gemein- 
schaftsunternehmens. Der erzielte Geschäfts- 
gewinn beträgt 80,206, der Reingewinn 
45,707 Mill.M (27,031 1.V.), von denen 28 Mill.M 
für eine 14%ige Dividende auf 200 Mill. M 
Aktienkapital (10% i.V.), 4 Mill. M für Wohl- 
fahrtseinrichtungen und außerdem 12 Mill. M 
zu Stiftungen für Angestellte und Ar- 
beiter verwendet werden sollen. Ss? 


Aus der schweizerischen Elektroindustrie. — 
Die Zahlentafell (sch weizerischer Spezial- 
handel mit elektrotechnichen Erzeug- 
nissen im 1. Halbjahr 1920) läßt erkennen, 
daß, wie in schweizerischen Industriekreisen 
. vorausgesehen wurde, die Einfuhr von Fertig- 
fabrikaten im 1. Halbjahr 1920 dem Weıt naec 
stark gewachsen ist, dem tiefen Valutastand der 
meisten Herkunftsländer entsprechend, aller- 
dingsnicht im gleichen Verhältnis wie teilweise 
die Menge. Zugenommen hat der Außen- 
handel, d. h. sowohl Ein- wie Ausfuhr, 
nach Menge und Wert in Dynamos, Kontroll- 
apparaten, Instrumenten und Fernsprechern. 
Zurückgegangen ist die Einfuhr von Glüh- 
lampen, deren 
Steigerung erfuhr. 


Schweizerischer Spezialhandel mit elektrotechnischen 
Erzeugnissen im 1. Halbjahr 1920. 


Einfuhr Ausfuhr: 
Erzeugnisse Menge in dz | Wert in Mill. Fr | Menge in dz | Wert in Mill, Fr 
1919 1920 1919 1920 1919 | 1920 | 1919 1920 
1. Dynamoelektrische Maschinen 470.| 2271| 0,474 | 1,110 |32583 | 35 743 21,339 | 21,918 
2. Akkumulatoren BESSER ae NE ee 510) 1002| 0,125 | 0,433 208 141| 0,106 | 0,070 
3. Elektrische Kontrollapparate und : 
Instrumente... na re 386 677 | 0,625 | 0,877 | 1150| 2383| 2,810 | 5,143 
4. Nicht genannte Instrumente und ; 
Apparate für angewandte Elek- 
IrIzHAR ma een 1341| 1820| 1,507 | 1,795 | 4448| 6628 4,188 | 6,542 
5. Telephon- u. Telegraphenapparate 219! 1047| 0,610 | 1,642 21 59| 0,084 | 0,131 
6.,:Bogenlampen. z 7 ee 4 12| 0,009 | 0,018 3|I| — 0,007 | — 
7. Glühlampen . ER 665 615 | 2,174 | 1,504 5832| 951| 2,537 | 2,455 
8. Kabel, blank und isoliert; isolierte 2 
Dräbtet. a 5 een 1271 1926, 0,735 | 0,700 208 | 1675| 0,194 | 0,998 
9. Porzellanisolatoren . 15958 | 10721) 2,543 | 2,256 2 45, 0,001 | 0,002 
10. Lichtkohlen . ER REER 575 230 | 0,181. | 0,146 91 368 | 0,062 | 0,129 
11. Elektroden, nicht montiert. 23765| 21051| 1,005 | 0,852 52| 1957| 0,009 | 0,185 
h Zusammen . .| 45164| 41372| 9,988 | 11,333 [39348 | 49 950 |31,337 | 37,873 


Nach dem Jahresbericht für 1919 des Ver- 


bandes sch weizerischer Spezialfabriken 
der Elektroindustrie, dem Ende des Be- 
richtsjahres 50 Firmen der verschiedensten elek- 
trotechnischen Industriezweige angehörten, war 
die Versorgung mit Rohmaterjalien nur teilweise 


gl. „ETZ“ 1919, 8. 664. & 

- „BETZ“ 1920, 8 321, 402. N 
. „ETZ* 1920, S. 761. Em: 

. „ETZ“ 1919, 8. 516, 576; 1920, 8. 128, 224. 


O>. 


A.G. vorgenommen?) und neuerdings 


ihrer Glühlampenfabrik 
mit denen der Auergesellschaft und von Sie- 


Ausfuhrmenge dagegen eine 


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8. Dezember 1920. 


besser als 1918!) und während des Krieges. 
Schwierig gestaltete sich die Beschaffung von 
technischem Porzellan, obschon inländische 
Werke Anstrengungen machten, ihre Produk- 
tionsfähigkeit zu vermehren. Stark gelitten hat 
die Pro duktionskraft durch die Einführung der 
verkürzten Arbeitszeit und die Lohnerhöhun- 
gen. Hinsichtlich des Absatzes ist zu bemerken, 
aß sich im Berichtsjahr für den größten Teil 
der elektrotechnischen 
Wiederumstellung des Verhältnisses zwischen 
Inlandabsatz und Export auf das Vorkriegs- 
verhältnis vollzogen hat. Inlandkäufer hielten 
in Erwartung eines Preissturzes im Anfang 
des Beriehtsjahres mit Bestellungen stark zu- 
rück. Gegen Ende 1919 besserten sich die 
Absatzverhältnisse in der Schweiz ein wenig, 
obschon der erwartete Preisabbau nicht in 
dem erhofften Maße eingetreten ist. Der 
Absatz im Inland wird erst wieder voll zur 
Geltung kommen, wenn dieim Bau. begriffenen 
und vorgesehenen Kraftwerke den Betrieb auf- 
enommen haben werden. Im Interesse der 
usfuhr muß in Zukunft getrachtet werden, 
den Absatz in den europäischen und außer- 
europäischen Staaten, deren Valutaverhält- 
nisse noch den Export erlauben, zu heben, 
und alles getan weıden, um zu verhindern, 
daß im Ausland die angesehene Stellung, 


Spazialfabriken die 


welche die schweizerische elektrische Industrie 
bereits vor dem Kriege einnahm, nicht verloren. 


geht. Die Produktion der Spezialindustrie 
ist so bedeutend, daß sie auch im besten Falle, 
wenn sie den Inlandmarkt unter Ausschaltung 
jeder fremden Konkurrenz allein beherrschen 
würde, nur den kleineren Teil ihrer Erzeugnisse 
in der Schweiz absetzen könnte. Der Ausblick 
war unerfreulich. Neben Stockungen im Ex- 
port machten sich Anzeichen einer Verschlech - 
terung der Rohstoffzufuhr geltend. Bei einer 


1) Vgl. „ETZ“ 1919, 8.544. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


$ (Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 


Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.) 


Betr. Beitragszahlung. 


Die Mitglieder des Vereins werden 
beten den Beitrag für das kommende 
eschäftsjahr 192] baldmöglichst einzu- 
senden, da die Vereinszeitschrift („ETZ“) 
erst dann den Mitgliedern zugestellt wer- 
den kann, wenn. der Beitrag für 1921 in 
der bekanntgegebenen Höhel) eingegan- 
gen ist. 


Außerordentliche Sitzung 
am Freitag, den 19. November 1920 nachm. 
715 Uhr in der Technischen Hochschule, 
Charlottenburg. 
Vorsitzender Herr Präsident Strecker. 
Anwesend etwa 250 Mitglieder und Gäste. 


Tagesordnung. 


- Vortrag des Herrn Ing. Sauer: „Über 


‚ elektrische Schweißung“. 


Vorsitzender: Ich eröffne die Sitzung. Un- 
sere beiden Herren Vorsitzenden sind heute 
Abend verhindert. Ich habe es übernommen, 
die Sitzung zu leiten. Da es eine außerordent- 
liche Sitzung ist, so sind keine geschäftlichen 
Mitteilungen zu machen. Wir können gleich in 
die Tagesordnung eintreten, und ich bitte Herrn 
Sauer, das Wort zu seinem Vortrag zunehmen. 


Der Vortragende führt aus, daß alle elek- 
trischen Schweißverfahren den nicht elek- 
trischen Methoden gegenüber den Vorteil 
haben, daß der zum Schweißen erforderliche 
Strom beinahe verlustlos bis zur Schweißstelle 
geführt und hier örtlich in Wärme um esetzt 
wird, und somit Wärmeverluste, wie sie bei den 
übrigen Methoden auftreten, auf ein Minimum 
herabgedrückt werden. Die elektrische Schweiß- 
methode zerfällt in. zwei Gruppen: 


Die elektrische Widerstandsschweißung 


"und die elektrische Lichtbogenschweißung. 


Die Widerstandsschweißmaschinen sind als 
Stumpfschweißmaschinen _oder „als Punkt- 
schweißmaschinen ausgebildet. Für alleWider- 
standsschweißmaschinen wird Einphasen wech- 
selstrom verwendet, welcher dure Transfor- 
matoren in die geringe Bchneilepannnng Ton 
1,5 bis 10 V bei entsprechend hoher Strom- 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 901. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 


49, 989 


Anzahl Unternehmungen der schweizerischen 
elektrotechnischen Spezialindustrie standen die 
Fabrikationskosten in keinem Verhältnis mehr 


zum Gewinn; die Preise der Erzeugnisse dieser 


Industrie lassen sich somit in nächster Zeit 
nicht abbauen. Es wird auch darauf hinge- 
wiesen, daß während der Kriegsjahre die ein- 
heimische elektrotechnische Industrie der 
schweizerischen Volkswirtschaft einen nicht 
zu unterschätzenden Dienst dadurch geleistet 
hat, daß sie die Versorgung des Inlandes, 
schon bevor sie durch Vorschriften. der Be- 
hörden dazu angehalten wurde, in den Vorder- 
grund stellte und auf die Bene lohnender 
Espgrkauftenge und die Anknüpfung neuer 
und aussichtsreieher Beziehungen zum Ausland 
verzichtete. Mit Recht darf sie daher von den 
Behörden und der einheimischen Kundschaft 
Verständnis für ihre Lage, Schutz und Unter- 
stützung verlangen. 
Der Jahresbericht des Vereins sch wei- 
zerischer Maschinenindustrieller!) für 
1919 stellt bei Besprechung der allgemeinen 
Lage dieser Industrie u. a. fest, daß durch die 
Einführung der 48-Stunden-Woche ein Pro- 
duktionsausfall eingetreten sei, der nur mit 
roßer Mühe und viel Arbeit durch  Ver- 
esserung der Fabrikationsmethoden, Neu- 
anschaffung von Maschinen und weitgehende 
Mechanisierung wieder eingeholt werden könne. 
An der Deckung des allgemein großen 
Maschinenbedarfs im Auslande konnte sich 
die schweizerische Industrie wegen des schlech - 
ten Standes vieler fremder Valuten nur in 
geringem Maße beteiligen. Wenn auch der 
Ausblick in die nächste Zukunft weiterhin 


unsicher sei, so liege doch kein Grund zu über- 


triebenem Pessimismus vor. Einer Zahlentafel 
über die Entwicklung der Ein- und Ausfuhr 
hauptsächlichster Masc hinengattungen in den 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 168. 


VEREINSNACHRICHTEN, 


stärke umgewandelt wird. Bei der elektrischen 
Lichtbogensehweißung benutzt man den Licht- 
bogen zur Umwandlung von elektrischer Ener- 
giein Wärme. Die Lichtbogenschweißung fin- 
det heute besonders beim Verschweißen von 


. Blechen von 2 mm aufwärts Anwendung. Als 


Stromart kommt Gleichstrom von 18 bis 65 V 
Spannung in Frage. Die Stromstärken liegen 
zwischen 100und 800 A. Der elektrische Licht- 
bogen kann auch zum Schneiden verwendet 
werden. besonders b3i Abbrucharbeiten. Auch 
für andere wärmetechnischen Zwecke ist der 
elektrische Strom mit Erfolg herangezogen 
worden, z. B. bei der elektrischen Nieterwär- 
mung, den elektrischen Radbandagen-Erwär- 
mungsanlagen und zum Zeichnen von Werk- 
zeugen. 

An den Vortrag schloß sich eine Erörte- 
rung, an welcher sich die Herren Höpp, 
Sauer und Brunsfeld beteiligten. 

Vortrag und Erörterung gelangen später 
zum Abdruck. 


Vorsitzender: Das Wort wird nicht mehr 
gewünscht, dann danke ich dem Herrn Vortra- 
genden für den interessanten Vortrag, den er 
uns gehalten hat. Er hat mich lebhaft erinnert 
an einen Vortrag, den ich im Jahre 1887 im 
Verein gehört habe. Es wurde von dem Be- 
nardosschen Verfahren gesprochen; der dama- 
lige Schriftleiter der „ETZ“, Prof. Rühl- 
mann, brachte eine Anzahl Probestücke von 
geschweißten Röhren mit, die auch schon 
schöne Ergebnisse zeigten. Jetzt sind wir um 
ein gutes Stück weiter gekommen, und Sie 
sehen, wie mannigfaltig die Methoden sind, die 
man benutzen kann. Es gibt noch weitere. 
Der Herr Vortragende hat das bekannte Tauch- 
verfahren nieht erwähnt, das z. B. zur Her- 
stellung von Nieten benutzt werden kann; 
wenn man einen Draht unter Strom in eine 
Sodalösung taucht, so erhitzt er sich so stark, 
daß man ihn‘ schweißen kann (Verfahren von 
Lagrange und Hoho). Das ist hier im Verein 
auch schon vorgetragen worden. Es ist den 
Herren wohl bekannt, daß das elektrische 
Schweißen im Kriege eine außerordentlich 
große Rolle gespielt hat. Die Amerikaner haben 
nach diesem Verfahren ihre Schiffe mit ganz 
anderer Geschwindigkeit gebaut, als man be- 
rechnet hatte, und das hat wesentlich zur Ent- 
scheidung dieses Krieges beigetragen. 

Wenn weiter nichts mehr zu besprechen 
ist, dann schließe ich die Sitzung. 


Der Generalsekretär: 
Risse. 


zwei Vorkriegsjahren, dem Durchschnitt der 
Jahre 1914/18 und im Jahr 1919 entnehmen 
wir für ,„Dynamoelektrische Maschinen‘ 
folgende Mengenwerte in dz. 


| 


| Durch- Diferenz 
| r 1 ] egen 
1912 | 1918 ee age | Durch 
| 1914/18 | ae 
| 
Einfuhr ..| 5943| 7506, 3260 2054 — 1206 
Ausfuhr ..|69 043 |79 863 | 62415 |64382' -+ 1967 


Die Lage der elektrischen Industrie, so 
sagt der Bericht, entwickelte sich günstiger 
als im allgemeinen Maschinenbau, obwohl sie 
auch von den Verhältnissen stark beeinflußt 
wird. Trotz dem Tiefstand der Valuta ist in 
einigen Artikeln der Bedarf so groß, daß noch 
exportiert werden kann. Im allgemeinen be- 
schränkt sich der Absatz jedoch auf die neu- 
tralen Länder mit günstiger Valuta und auf 
einige wenige Staaten wie Frankreich und 
Belgien. Erfreulich gestaltete er sich in der 
Sch weiz selbst. Sowohldie Vollendung neuer als 
auch der Ausbau der bestehenden Elektrizitäts- 
werke, . speziell aber der Fortschritt in 
der Elektrisierung der Bundesbahnen brachten 
gute Beschäftigung. _Der Verkauf elektrischer 
Apparate an die.am Kriege beteiligt gewesenen 
Länder hat abgenommen, die Beschäftigung 
des Apparatebaues konnte aber infolge Zu- 
nahme der Inlandbestellungen aufrechterhalten 
werden. Stark hemmend auf die Fabrikation 
wirkt die Unsicherheit in den Preisen und 
Lieferzeiten der Rohmaterialien, namentlich 
des Konstruktionsporzellans. Eine weitgehende 
Normierung dieses und des Freileitungspor- 
zellans wird im Interesse der Elektrizitäts- 
wirtschaft angestrebt. Mn. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 
Bericht 
über die 


XXVI. Jahresversammlung 
in Hannover 
am 24. und 25. September 1920. 


(Fortsetzung von 8. 969.) 


Vorsitzender: Der reiche Beifall, den Sie 
den Worten des Herrn Geheimrat Klingen- 
berg zollten, zeugt von dem großen Eindruck, 
den die Worte eines so bedeutungsvollen Fach- 
genossen auf Sie gemacht haben. Ich erteile 
jetzt Herrn Oberingenieur Schrottke das 
Wort zu seinem Vortrag über „Sehutzeinrich- 
tungen und Betrieb von Großkıfatübertra- 
gungen“. " 

(Herr Schrot'tke hält den Vortrag; dieser 
ist in der „ETZ“ 1920, Heft 42, S. 827, ver- 
öffentlicht.) 

Vorsitzender: Durch Ihren Beifall haben 
Sie den Dank an den geehrten Herrn Vortragen- 
den bereits in reichem Maße ausgesprochen. 
Ich danke auch persönlich Herrn Schrottke 
und bitte jetzt Herrn Tröger, das Wort zu 
dem gleichen Thema zu nehmen. 

(Herr Tröger hält den Vortrag, welcher in 
der „ETZ‘ 1920, Heft 46/47, 8. 905 u. 927, 
veröffentlicht worden ist. 

Vorsitzender: M. H. Auch der Beifall, 
welehen Sie den Ausführungen des Herın Trö- 
ger gewidmet haben, beweist das große In- 
teresse, welches seine Ausführungen bei Ihnen 
gefunden haben. Ich freue mich, Herrn Tröger 
den Dank der Versammlung aussprechen zu 
können. Wir treten in die Diskussion ein, und 
als erster wird Herr Prof. Petersen das Wort 
nehmen. 

Herr Petersen: M. H. Wir haben den 
Ausführungen von Herrn Schrottke die er- 
freuliche Tatsache entnehmen können, daß in 
der Fachwelt auf dem Gebiet des Überspan- 
nungsschutzes eine im wesentlichen voll- 
kommene Übereinstimmung erzielt worden ist. 
Diese Übereinstimmung prägt sich in einer 
großen Vereinfachung und auch in einer wesent- 
liehen Verbilligung unserer Schaltanlagen aus. 
An Stelle der oft verwickelten Anordnungen 
sind jetzt solche getreten, deren Übersichtlich- 
keit und Einfachheit nichts zu wünschen übrig 
läßt. Man kann den Überspannungsschutz 
eines Großkraftwerkes auf eine äußerst ein- 
fache Formel bringen. Die ganzen Apparate 
bestehen aus dem Erdschlußschutz, aus dem 


9890 


Sprungw>llenschutz der Transformatoren in 
Form von S>hutzdrosssispulen und den Schutz- 
schaltsrn. Noch einfachar sind die Schutzein- 
richtungan einer Transformatorenstation. Dar 
Herr Vortragends hat mit Racht die hohe Be- 
deutung d»r Isolation hervorgehoben. Die 
Sicherheit.derInnenraumisolatoren dürfte wohl 
billigen Anforderungen genügen. Das gleiche 
kann man leider nicht von dar Isolation der 
Transformatoren b>haupten, auf diesem Gabiet 
muß noch viel gearb>itet werden. Zunächst 
will ich-die innere Isolation der Transformato- 
ren zwischen Windung und Wındung oder 
Spule und Spule streifen. Sie haben aus den 
Ausführungen des Herrn Tröger entnommen, 
wie weitgehend die Anforderungen bsimBayern- 
werk an die Transformatoren sind. Sie sind so 
weitgehend, daß manche hoffen, auf die Sehutz- 
drosselspulen übsrhaupt verzichten zu können. 
Dieser oder ein ähnlicher Weg wird wohl über 
kurz oder lang zum Ziele führen. Es ist nicht 
ausgeschlossen, daß es der Technik gelingt, 
sprungwellensichere Transformatoren zu bauen, 
so daß wir auch bei kleinen Transformatoren 
auf Schutzdrosselspulen werden verzichten 
können. Welchen Weg die Entwicklung gehen 
wird, läßt sich nicht voraussagen, aber in der 
letzten Zeit ist von unseren fähigsten 
auf dem Gebiet der Erforschung der Wellen- 
vorgänge in Transformatoren so viel gearbeitet 
worden, daß diese wissenschaftliche Arbeit auch 
ihre Früchte tragen wird. 

Dann will ich die Festigkeit der Trans- 
formatoren gegen Eisen und die Niedervolt- 
seite betrachten. Ich dırf der Praxis den Vor- 
wurf nicht ersparen, daß sie die Transforma- 
toren vielfach bestellt, ohne genügende An- 
sprüche an die Isolation zu stellen. Auch die 
Prüfungsvorschriften sind viel zu milde. Ich 
rege daher an, die Sicherheitsfrage einer neuen 
Bearb>itung zu unterziehen, neue höhere Prüf- 
spannungen vorzuschreiben. Ich trage z.B. 
k>ine Bedenken, für 10 000 V-Transformatoren 
eine Prüfspannung von 37 500 V vorzuschlagen. 
Die Verteuerung b>deutet nicht viel, wenn man 
bedenkt, daß ein einziger Durchschlag . die 
ganze Ersparnis aufzehren kann. Auf den Um- 
stand, daß die Sicherheit unserer Transforma- 
toren nicht genügend — im ähnlichen Verhält- 
nis wie z. B. die der Schalter und der Isolatoren 
— gesteigert worden ist, auf die milden Prü- 
fungsbestimmung:n sind viele Schäden zurück- 
zuführen. Ich würde es als großen Erfolg dieser 
Aussprache begrüßen, wenn die Frage der er- 
höhten Sicherheit der Transformatoren bald- 
möglichstin Angriff genommen werden könnte. 

Vielleicht könnte man, ähnlich wie bei 
den Ölschaltern, mehrere, etwa 2, Serien ein- 
führen. In kleinen Netzen und in vom Kraft- 
werk fernen Ausläufern würde die schwächere 
Serie genügen. 

Wenn unsere Transformatoren ähnliche 
Sicherheitsgrade erhalten, wie die guten Schalt- 
anlagen, dann wird die Ruhe, die heute schon 
in manchem deutschen Bstrieb> herrscht, all- 
gem>in werden. Die Frage des Übsrspannungs- 
schutzes von Natzen m ttlerer Spannung ist 
noch nicht geklärt. Hier bestehen noch kleine 
Meinungsunterschiede. Allerdings läßt sich 
die Frage heute noch nicht abschließend beur- 
teilen, da die seit 2 bis 4 Jahren vorliegenden 
Erfahrungen meines Erachtens noch zu kurz 
sind. Ich halte es für nicht unwaährscheinlich, 
daß wir auch in den Netzen für 10 000 bis 
20 000 V zu d»n gleichen einfachen Formen des 
Übarspannungsschutzes wie in den Netzen höch- 
ster Spannung komm>n (Erdschlußsicherung, 
Schutzdrosseln, Schutzschalter). Denn die bis 
jetzt unter gleichartigen Betriebsbedingungen 
in „geschützten“ und „ungeschützten“ Netzen 
gewonnenen Erfahrungen sprechen auf keinen 
Fall zuungunsten der nach früheren Begriffen 
ungeschützten — in Wirklichkeit aber sehr gut 
geschützten — Netze. 

Dann 


noch einige Worte zu dem 
Erdschlußspulen - Ersatz, der Löschdrossel; 
der Herr Vortragende betonte besonders 


ihre R>gulierfähigkeit. Auch ich habe, als ich 
die Erdschlußspule entwickelte, als mir noch 
die Erfahrungen fehlten, an eine peinliche Ab- 
gleichung ihrer Induktivität-an die Eigenschaf- 
ten das Netzes gedacht; die ersten Versuche 
zeigten aber, daß eine genaue Abgleichung über- 
flüssig ist, und da ich aus Erfahrung weiß, daß 
jede Verwicklung einer technischen Einrichtung 
von Üb»l ist, habs ich die Methoden zur Rege- 
lung fallen gelassen. Denn nur das Einfachste 
hält sich im praktischen Betrieb. 

Als B>ispiel dr Unempfindlichksit gegen 
Fehlabgleichung führe ich einen kürzlich ge- 
machten Versuch an. Die Neckarwerke mit 
100 A Erdschlußstrom bsi 10 000 V Bstriebs- 
spannung arbsiteten mit Alt-Württemberg 
(23 A) parallel. Beide Netze sind mit. Erd. 
schlußspulen (100 A und 23 A ausgerüstet. 
Zur Vornahme der Erdschlüsse 
lator, der mit einigen Metallfäden (Lametta) 


‘trieb. Dadurch steigt die 


iente ein Iso-. 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heft 49, 


übsrbrückt wurde. Die Versuche wurden so- 
wohl mit eingsschalteter wie mit abgeschalte- 
ter 23 A-Spule durchgeführt. Trotz der nicht 
unerheblichen Verstimmung von 23 A, die 
einer unkomp>»nsierten Freileitungslänge von 
800 km entspricht, war in der Löschung des 
Erdschlusses nicht der mindeste Unterschied 
festzustellen. Hat man diese Erfahrungen 
selbst b>i den höchsten Spannungen gemacht, 
dann verzichtet man auf die Regelung und be- 
vorzugt die einfachste Ausführung, welche mög- 
lich ist. Es mag sein, daß diese Regulierung bei 
der Löschdrossel mit ihren viel höheren, den 
R>ststrom vergrößsındsn Verlusten nötig ist. 
Die Verluste der Löschdrossel fallen nicht nur 
technisch ins G>wieht, sondern auch wirtschaft- 
lich. Im Kraftwerk Golpa kommt demnächst 
eine dritte Spule für das 100 000 V-Netz in Be- 
gesamte Spulenlei- 
stung auf 13 200 kVA. Nehmen wir an, daß 
als Ersatz für diese Erdschlußspulen Lösch- 
transformatoren eingebaut worden wären, so 
können wir vielleicht schätzungsweise mit 
eın>m Dausrverlust von 0,5% rechnen, das be- 
d>utet im Jahre einen Arbaitsverlust von etwa, 
600 000 kWh für den Überspannungsschutz. 
Die Erdschlußspule arbeitet dagegen ohne 
Dauerverluste. i 

‚Herr Schrottke hat von dem Wandar- 
wellenausgleich gesprochen, welcher durch 
die Löschdrossel erzielt wird. Ich glaube, daß 


‘es kaum nötig ist, uns über diesen Punkt auf 


d>m Verbandstage zu unterhalten. Jeder, der 
eine Kleinigkeit mit Wandarwellenerscheinun- 
gen vertraut ist, weiß, wie es mit dem Ausgleich 
steht. Dann hat Herr Schrottke auf die Erd- 
schlußauslösung hingewiesen. Er hat Recht, 
wenn er verlangt, daß auf Ringleitungen und 
Dopp:»lleitungen die baschädigte Leitung selbst- 
tätıg abzuschalten ist. Die Erdschlußauslösung 
von Einzalleitungen halte ich für ebenso wenig 
am Platze wie ihre Einführung in unsere Über- 
landwerke. Wir sollen ruhig die Anlagen mit 
Erdschluß fahren lassen, und unsere moderne 
Isolation gestattet dies auch. Er sprach weiter- 
hin davon, daß in das Erdungsseil große Teile 
der Ladungsströms hineıngesogen werden; 
dies trifft nach meinen Messungen nicht zu. 
sine Induktivität ist verglichen mit der In- 
duktivität der Erde sehr groß, es handelt sich 
nur um kleine Prozentsätze, die im Erdseil 
fließen. Auszunshm:n sind natürlich Kupfer- 
und Bronzserdseile, die jedoch bei uns nur aus- 
nahmsweise verlegt worden sind. 

Ich bin der Ansicht, daß es nötig ist, einen 
Erdschluß so rasch wie möglich einzugrenzen 
und von Hand abzuschalten, aber dıe unbe- 
dingte Notwandigkeit der Erdschlußauslösung 
unterschreibs ich nicht. Es ist meines Erach- 
tens ausreichend, wenn die Erdschlüsse durch 

sstiramte Einrichtungen, Erdschlußrelais,über- 
wacht werdsn. Doch sollen diese Relais nicht 
zur Auslösung, sondern nur zur berwachung 
d>r Leitungen dıenen. Den Betrieb mit der- 
artigen Einrichtungen stelle ich mir geradezu 
idsal vor. B>ieinem Erdschluß wird dıe fehler- 
hafte L>itung im Kraftwerk sofort z. B. durch 
Fallen einer Klapp>, durch Aufleuchten einer 
Lamp>, die durea das Erdschlußrelais betätigt 


‚wird, Könntlich gemacht. Da auch die Unter- 


werk3 (mit B>dienung) mit der gleichen Ein- 
richtung versehen werden, läßt sich der Fehler 
rasch eıngrenzen. Nach Herstellung der gege- 
b>nenfalls für die Aufreehterhaltung der un- 
gestörten Stromlieferung erforderlichen Um- 
schaltungen wird schließlich der Erdschluß 
von Hand. abgeschaltet. 

- Gegen die Vermehrung unserer automati- 
schen Schalterauslösungen habe ich gewisse 
Bedenken, und ich glaube, daß diese Bedenken 
von einem großen Teil der Zuhörer geteilt wer- 
den. Was wir auf dem Gebiete des Überspan- 
nungssehutzes zu vermeiden gesucht und er- 
reicht habsn, bringen wir wieder in den Über- 
stromschutz hinein, wir gefährden die Sicher- 
heit unserer Anlagen. 

Herr Tröger hat in seinem Vortrage die 
Frage der Fernübertragung angeschnitten und 
hat mit Recht darauf hingewisen. daß. das 
Dreiphasensystem nicht das ideale System ist. 
Die Einphasen-Fernübertragung ist beispiels- 
weise erheblich billiger als dıe Dreiphasenüber- 
tragung. Rechnungen zeigen, daß man im all- 
a mit 60 bıs 70% der, Kosten die gleiche 
‚>istungsfähigksit erzielt. Überraschend hoch 
sind dıe Ersparnisse an den Masten, die erheb- 
lich niedriger werden, und an den Montage- 
kosten. Auch die Sicherheit wächst — es sınd 
nur ?/, der Stützpunkte vorhand:n —, die 
Glimmverluste und dıe Ladeleistung sinken. 

Schließlich möchte ich darauf hinweisen, 
daß das Arbsiten mit gleichbleibender Span- 
nung nicht die technisch vollkommene Lösung 
des Betriebas einer Fernübertragung zu sein 
braucht. Man kann eine Übertragung beispiels- 
weıse mit verschwindender, von der Belastung 
abhängiger Spannung bewirken. Eine Leitung, 


lich weit überlegen ist. 


9. Dezember 1920. 


auf der die Spannung so eingestellt wird, daß* 
b>i jeder Belastung (bei cosp = 1) zwischen 
Spannung und Strom ein bestimmtes Verhält- 
nis, nämlich der Wellenwiderstand, herrscht, 
verhält sich genau so wie eine Gleichstromlei- 
tung. Dem Kraftwerk bleibt’die Tatsache, daß 
die Leitung Induktivität und Kapazität be- 
sitzt, verborgen. Allerdings 'gi!t dieser Satz 
theoretisch nur für verzerrungsfreie Leitun- 
en; doch wird auch auf praktischen Leitungen 
ek eigenartige Erfolg mit größter Annähe- 
rung erzielt. Dieser Hinweis zeigt uns, daß es. 
noch andere Möglichksiten gibt, als die bisher 
üblichen, und ich möchte meine Ausführungen 
damit schließen, daß ich behaupte, daß eine 
derartige rent unter Umständen 
der Dreiphäsen-Kraftübertragung  wirtschaft- 


Herr Biermanns: M. H.! Die Ausführungen & 
der Herren Vorredner bezüglich des Windung- 
schutzes, d. h. bezüglich der Windungsisolation h 
von Transformatoren, kann ich nur unter- f 
streichen. Man sollte hier speziell bei großen 
Transformatoren nicht knausern, selbst auf die - 
Gefahr hin, den Überspannungsschutz um de 
entstehenden Mehrkosten vereinfachen zumüs- 
sen. Ich möchte in diesem Zusammenhang. 
Versuche erwähnen, die den Schutzwert von 
Drosselspulen und Kondensatoren betreffen, ; 
die die AEG im vergangenen Jahre begonnen . 
hat und die in diesem Sommer in einem30000V- 4 
Freileitungsnetz fortgeführt wurden. Es hat 
sich ergeben, daß der Schutzwert von Drossel- 
spulen durchaus nicht allzu groß ist und daß er en 
sıch auf die ersten Windungen des Transforma- 
tors beschränkt. Man kann die ersten 5 bis 
10% der Wicklung gut schützen, da- S 

egen wird die weitere Wicklung durch die _ £ 
Schutzspulen nicht mehr nennenswert beein- X 
flußt. Rs dürfte also in vielen Fällen ange- 
bracht sein, daß man die Kosten für diese 
Drosselspulen lieber spart und für dieses Geld 
die Isolation der ganzen Wicklung ents rechend 
erhöht. Die angestellten Versuche haben wei- 
ter ergeben, daß unüberbrückte Drosselspulen, 
gleich welcher Konstruktion, zu Resonanzüber- 
spannungen Veranlassung geben können, die 

im ungünstigsten Falle den dreifachen Wert der 
Spannung erreichten, die bei ungeschütztem 
for auftreten kann. Diese Reso- 
nanzüberspannungen ließen sich durch Über- 
brückung der Drosselspulen mittels eines in- 
duktionsfreien Widerstandes vollkommen un- 
terdrücken. Dabei konnte diese Uberbrückung 

so gewählt werden, daß die Abflachung der 
Wellenstirn : die Spannungswellen nur um 


ungefähr 20% verschlechtern würde. 


Der Hörnerschutz ist ferner in letzter Zeit 
durch eine von der übernommene Er- 
findung von Bendmann bedeutend verbessert 
worden. Bei der neuen Anordnung wird dem. 
Horn ein kleiner Ölschalter parallel geschaltet, 
der den am Horn entstehenden Lichtbogen 
automatisch kurzschließt und so sofort zum 
Erlöschen bringt. Die Unterbrechung des zur 
Erde abiließenden Stromes erfolgt dann an den 
Kontakten d>s Ölschalters. Da nur noch ge- 
ringe Stromstärken in Frage kommen, händelt 
es sich um einen sehr kleinen Apparat, der kon- 
strukt.v mit in Ölliegend>m Dampfungswider- 


"stand. vereinigt wird. Dadurch erreicht man, 


daß dsr Platzbedarf der ganzen Anordnung 
w>sentlich eingeschränkt wird, denn der Haupt- 
bedarf dss Hörnerschutzes wird b:kanntlıch 


durch den Raum hervorgerufen, den man über 


den Hörnern anbringen muß, um eine Berüh- 
rung von geerdsten Teilen durch den Licht- 
bogen hintanzuhalten. Ferner wird die Be-' 
lastungsdauer des Dämpfungswiderstandes we-. 
sentlich veıkürzt, man kann ihn also kleiner : 
ausführen oder man verringert noch besser bei S 
gleichem Piatzbedarf den Ohmschen Wider- * 
stand so weit, daß ersich jenem Werte nähert, bei 
dsm die theoretisch günstigste Schutzwirkung 
erzielt wird. Während dies mit dem‘normalen 
Hörnerschutz nur bis Betriebsspannungen von 
höchstens 5000 V möglich ist, läßt sich dies bei 
der neuen Anordnung ohne besonderen Platz 
und Kosten annähernd bis zu 35 000 V er- 
reichen. 


Herr Roth: Es ist außerordentlich zu be- 
grüßen, daß bsim Bayernwerk zum ersten Male 
durch die Festlegung einer. Mindestfestigkeit 
zwischen den Windungen ein 2 
wurde, um die Bestrebungen nach rhöhung 
derinneren Festigkeit der Transformatoren 
zu vereinheitlichen. Die hier angewandteFest- 
legung selbst würde ich aber für die Zukunft 
nicht für richtig halten, u. zw. deshalb, weil. 
diese teren zwischen den Windungen für 
sich allein die innere Festigkeit eines Tıansfor- 
mators noch nich bestimmt. Vielmehr ist, 
ebenso wichtig, weleher Teil der Sprungwellen- 
höhe bei gegebener äußerer Beanspruchung 
durch Sprungwellen an diesen ersten Windun- 
gen auftritt. So können je nach Bauart zwei 


© 


} 


- über 1%, mH verwendet wurden. 


. eine Verschlechterung seiner 


- Drosselspule von 5mH 


leuchtet auch ein, denn gleich wie 


. Transformatoren, wenn Wandarwellen z. B. von 


100 kV auftreffen, ganz verschiedene Span- 
nungsbsanspruchungen zwischen den Ein- 
BR dungen aufweisen. Umgekehrt können 
2 Transformatoren diesen Bedingungen ent- 
sprechen und doch ganz verschiedene innere 
estigksit besitzen. Ich würde also nicht die 
Stärks der Isolation von einer Windung zur 
anderen festlegen, sondern die Beanspruchung 
von außen. ö 
Ich sehe auch nicht ganz ein, warum die 
Beanspruchung ja W.ndung als Grundlage ge- 
wählt wurde. Aus Fabr:kationsgründen ist die 
B>anspruchung ja Wındung maistens größer als 
notw:nd g. Die B>triebsleiter werden bestäti- 
gen, daß die Spulenschlüsse in Transformato- 
ren fast immer zwischen den Enden benach- 
barter Spulen und nicht zwischen den Windun- 
gen ein und darselben Spule bsginnen. Das zei- 
gen auch die Versuche im Laboratorium. 
Ferner sollte die Frage der inneren Festig- 


keit der Transformatoren nicht für sich be- 


trachtet warden, sondern nur zusamman- mit 
ihrer Schutzdrosselspule. Wie schon vom 
Vorredner ausgeführt, ıst diese Frage mıt dem 
Vorschalten von Drosselspulen nicht einfach 
erledıgt,und auch unsere Untersuchungen haben 
gezeigt, daß die Wirkung der Drosselspulen 
recht gering ist. Nicht nur das, sondern Schutz- 
drosselspulen können sogar schädlich wirken, 
u. zw. auch gegen einfache Sprungwellen; d.h. 
wenn ich einem Transformator eine Schutz- 
drosselspule vorschalte, so kann seine innere 
Wicklungsbsanspruchung erhöht statt ernie- 
drigt werden. Mit 1 mH z. B. haben wir eine 
Verschlechterung schon bei verschiedenen gro- 
ßen und kleinen Transformatorentypen fest- 
estellt. Eine Besserung trat bei den großen 
en erst ein, nachdem Drosselspulen von 
Also erst 
darüber nützen mir Drosselspulen überhaupt 
etwas. Dann hat sich gezeigt, daß der Schutz- 
wert der Drosselspulen stark abhängig ist von 
den, Eigenschaften der Transformatoren, u.zw. 
von dem Wellenwiderstand der Wicklung. 
7. B. hat derselbe Transformator, wenn er eın- 
mal mit verstärkten Endwindungen ausgeführt 
wurde, das andere Mal mıt nicht verstärkten, 
durch die Verwendung der Schutzdrosselspule 
das eine Mal eine Verbesserung, das andere Mal 
Sprungwellen- 
bzanspruchung erfahren. Eine Erklärung die- 
ser Erscheinungen ist möglich. Ich möchte Sie 
aber nicht damit aufhalten. Was die Höhe der 
Schutzwirkung anbelangt, so kat sich gezeigt, 
daß z. B. bei ganz großen Transformatoren eine 
die Beanspruchung der 
rsten Spulen nur auf die Hälfte heruntersetzt. 
Alle diese Angaben beziehen sich auf direkt vor 
den Transformator geschaltete Drosselspulen. 
. - Vielleicht interessiert es die Herren, daß 
die Angabe von Herrn Schrottke, wonach die 
Form der Drosselspulen Keine Rolle spielt, sich 
auch bei unseren Versuchen bestätigt nat. Dies 
ei den Re- 
sonanzversuchen, die Böhm seinerzeit ausge- 


führt hat, muß auch bsi der einfachen Sprung-. 


wellenbeanspruchung der Transformatoren eine 
Schwingung des „Eingangskreises“, bestehend 
aus Schutzspule und Eingangskapazität «es 


Transformators, auftreten. Gegen die in diesem. 


System schwingenden Energien spielen dann 
die viel kleineren der Spulenkapazıtäten keine 
Rolle mehr. Wir hatten eine Änderung der Erd- 
kapazität der Drosselspule um das 15-fache vor- 
genommen und ksine Beeinflussung gefunden. 

Ich möchte zusammenfassen, die Dimen- 
sionierung der Drosselspulen und die innere 
Festigkeit der Transformatoren sind unzer- 
trennlıch verbunden und irgendwelche Vor- 
schriften für eine Sprungwellenfestigkeit von 
Transformatoren soliten in Zukunft für die 
Kombination Transformator mit Drosselspule 
zusammen aufgestellt werden. Es müßte dann 
den Fabrikanten überlassen werden, ob er die 
Festigkeit in die Drosselspule oder den Trans- 
formator steckt. 

Dann möchte ich/aufmerksam machen auf 
eine Form der Überspannung, welche heute 
noch nieht berührt worden ist, ich meine die 
Nullpunktschwingung. der Transfor- 
matoren. Es ist bekannt, daß bei Transfor- 
matorenzerstörung durch Blitzschläge neben 
den heute aufgeführten Beanspruchungen der 
ersten Windungen sehr oft daneben Über- 
schläga von Nullpunkt nach Erde stattfinden. 
Der Vorgang selbst ist einfach und im Labora- 
torium ohne weiteres nachzubilden: Der Trans- 
formator bildet nämlich, wenn er durch Blitz- 
schlag beansprucht wird, eine offene Spule am 
Ende einer Leitung. Die Wanderwellen kom- 
men auf allen Leitungen zugleich an, der Trans- 
formator ist ein schwin gsfähiges Gebilde, 
das von den Wanderwellen plötzlich an einem 
Ende auf Spannung gebracht wird (Stoßerre- 
gung). Mit dem anderen Ende (Nullpunkt) 
schwingt es auf den doppelten Wert dieser 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heft 


Spannung hinauf.- Wegen der Wirkung der ge- 


genseitigen Kapazität zwischen den Windun- 
gen kann der letztere sogar noch bedeutend er- 
höht werden. Dem entgegen arbeitet beim 
technischen Transformator die Dämpfung, so 
daß die Nullpunktschwingung, soweıt wır bis 
jetzt gemessen, den doppelten Wert nicht er- 
reicht, sondern den 1,5- bis 1,8-fachen Wert 
der Sprungspannung an den Klemmen auf- 
weist, bei 100 kV Sprungwellenbeanspruchung 
also 150 bis 180 kV.. Diese Spannung bean- 
sprucht die äußere und nicht die innere Festig- 
k>it der Isolation. Führt sie dann zur Ent- 
ladung über die Endisolation am Nullpunkt, 
so entstehen dort Sprungwellen, welche als se- 
kundäre Erscheinung Durchschläge Windung 
gegen Wındung am Nullpunkt verursachen. 

Die einzige Bedingung für das Zustande- 
kommen der Nullpunktsschwingung ist die, daß 
dıe Welle, die auf dem Transformator auftriftt, 
länger ist als dıe Eigenschwingungsdauer des 
Transformators, d. h. einige. Kılometer. Das 
kann bei jedem Gewitter ohne weiteres der 
Fall sein. Die gleiche‘ Erscheinung zeigt 
sich, wenn auch selten, bei Generatoren. Eın 
Schutz gegen diese Störungen infolge Nullpunkt- 
schwingung ist schwierig zu schaffen, wenig- 
stens für höhere Betriebsspannungen. Man 
könnte an Hörnerableiter denken; nachteilig 
ist nur der große Platzbedarf. Bis 50 000 V, wo 
die Widerstände kleiner oder gleich groß wie 
der Wellenwiderstand des Transformators ge- 
halten werden können, ist ein solcher Schutz 
möglich. Für ganz hohe Spannungen ist er 
nicht mehr’ möglıch, weil die Ableiter zu große 
Dimensionen annehmen würden. Wir haben 
Versuche gemacht mit dem Bleisuperoxyd-Ab- 
leiter, haben aber gefunden, daß er den Anfor- 
derungen in der Praxıs auch nicht standhalten 
kann. Es bleibt nur übrig der Aluminiumablei- 
ter, dessen Nachteile Ihnen bekannt sind. Sie 
bestehen in der notwendigen täglichen Ladung 
undin der ziemlich viel Aufmei ksamkeit erfor- 
dernden Wartung. Deshalb möchte ich dieses 
Problem noch als ungelöstes bezeichnen. 

Betreffs Hörnerableiter und Wander- 
wellenschutz kann ich die Auffassung des Herın 
Schrottke nieht ganz teilen, daß der Hörner- 
ableiter gegen Wanderwellen schützen kann, 
wenigstens nicht bei hohen Spannungen. Da 
nämlich der Wellenwiderstand der Leitungen 
sehr klein ist, so dürfte es kaum möglich seın, 
einen erheblichen Betrag der Welle abzuleiten, 
weil praktisch der Widerstand des Ableiters 
nicht klein genug gewählt werden kann. Wir 
haben. z. B. ın 50. 000 V-Anlagen Spulendurch- 
schläge gehabt bei Blitzschlägen und ebenso 
Nullpunktschwingungen, trotzdem die Hörner 
angesprochen haben. 

- Zum Verhältnis des Sicherheitsgrades 
der festen Isolierstoffe und von Luft. Wenn ich 
richtig verstanden habe, wäre dıe feste Isolie- 
rung ım Verhältnis zu ihrer Festigkeit höher 
zu beanspruchen als die Luftisolieıung. “Ver- 
suche von Peek, welche wır in unserem Labo- 
ratorium wiederholt haben, haben tatsächlich 
gezeigt, daß bei kurzzeitiger Beanspruchung 
feste Isolierstoffe bedeutend überlastet werden 
können. Dem ist aber gegenüberzuhalten, daß 
die Festigkeit bei wiederholter Beanspruchung 
abnimmt. Wenn ich einmal eine Überlastung 
auf das Material gebe, wird es angegriffen. 
Wird der Vorgang oft wiederholt, so wird es 
durchgestoßen. Oune reifliche Überlegung darf 
man darum nach meiner Ansicht nichtdazu über- 
gehen, das feste Material mehr zu beanspruchen 
als Luft, wohl allerdings das flüssige, bei dem 
währscheinlich durch Zirkulation ein Ersatz 
defekter Isolationsteile eintritt. 

Was den Wanderwellenschutz von Lösch- 
transformatoren betrifft, so haben wir anläßlich 
einer Erfahrung mit einer Löschdrosselspule 
feststellen können, daß trotzdem Wander- 
wellenüberspannungen in der Anlage aufgetre- 
ten sind. ; 

Ich möchte noch auf den Überstrom- 
schutzregler hinweisen. Fast sämtliche 
Schweizer Kraftwerke haben ihn eingeführt. 
Das einstimmige Urteil der Betriebsleiter ist, 
daß er ausgezeichnet sei. Der Regler reguliert 
im Moment, wo ein Kurzschluß auftritt, den 
Dauerkurzschlußstrom auf den etwa 1;3-fachen 
Wert des Normalstromes herunter. Dadurch ist 
die Beanspruchung der Ölschalter der Anlage 
heruntergesetzt wegen des kleineren Stromes 
und der kleineren Spannung. Ferner ist für den 
Parallelbetrieb der Generatoren und Werke 
der Rs>gler von großer Bedeutung geworden, 
weil bei einem Kurzschluß die Generatoren 
und Zentralen nicht auseinander fallen. Es 
kommt so im Werken, welche mit Überstrom- 
Schutzreglern ausgerüstet sind, höchst selten 
zu einem Zusammenbruch des Betriebes. Die 
fehlerhafte Stelle wird abgeschaltet und die 
Spannung geht wieder automatisch hoch. Ein 
dritter Vorteil ist der, daß nach Aussage der 
Betriebsleiter durch die Spannungserniedrigung 


Kurzschlüsse gelöscht worden sind, ohne daß 
irgend ein Schalter ausgelöst hätte. 


Was die Abstimmung der Löschspulen 
anbelangt, so würde es interessieren, zu verneh- 
men, ob nicht Versuche bei hohen Spannungen 
gemacht worden sind. Bei nicht abgeschlosse- 
nen Versuchen hat sich gezeigt, daß die Lösch- 
fähigkeit der hohen Spannungen nicht so groß 
ist wie bei kleinen. Bei der Verteilung der 
Löschspulen ist zunächst dahin zu streben, sie 
nieht allzusehr zu zentralisieren. Jeder größere 
Betriebsteil, der für sich arbeiten soll und kann 


“und der bei Kurzschlüssen herausfällt, soll eine 


eigene Löschspule besitzen. 


Zu dem von Herrn Tröger vorgeschlage- 
nen Übertragungssystem möchte ich bemeıken, 
ob nicht der Gedanke des mit ständiger Null- 
punkterdung betriebenen gewöhnlichen Drei- 
phasensystems studiert werden sollte. Nach 
einer jüngst veröffentlichten Zusammenstellung 
sollen bereits 60% aller Anlagen über 70 kV 
so betrieben werden. Die Spannung kann we- 
nigstens gegen Erde in gleichem Maße erhöht 
werden, wie bei dem System Tröger, dagegen ist 
es einfacher. 


Herr Vogelsang: Das Bild, das Herr 
Schrottke von dem heutigen Stand der Tech- 
nik bezüglich des Überstromschutzes entworfen 
hatte, dürfte nicht ganz vollständig sein inso- 
fern, als meiner Ansıcht nach dem Spannungs- 
verlustrelais nicht genügend Aufmeıksamkeit 
gewidmet wurde. Herr Schrottke hat es 
zwar insofern erwähnt, als er auf dıe Arbeiten 
der AEG hinwies, ich möchte aber hinzufügen, 
daß von Voigt & Haeffner ebenfalls ein Span- 
nungsverlustrelais herausgekommen ist, welches, 
wie ich meine, den besten Lösungsweg für die 
Schwierigkeit der Abtrennung eınes kranken 
Netzteiles darstellt. Das Spannungsverlust- 
relais beruht darauf, daß zunächstein Maximal- 
relais des betreffenden Schalters, der abschalten 
soll, anspricht, wodurch das Spannungsverlust- 
relais der Station in Tätigkeit gesetzt-wiıd. Es 
ist also an jedem Schalter nur ein, einfaches 
Maximalrelaıs notwendig, während für die be- 
treffende Spannungsstelle (die Station) ein Satz 
u ae genügt. Der größte 

orteil bei der Verwendung des Spannungsver- 

lustrelais ist der Umstand, daß die Abtrennung 
des kranken Netzteiles stets mit der kürzesten 
Zeit vonstatten geht. Man ist also nıcht ge- 
nötigt, irgend ein kompliziertes Schema von . 
Staffelung verschiedener Zeiten vorzusehen. 
Es ist nicht nötig, die verschiedenen Schalter 
für verschiedene Zeiten einzustellen, sondern 
die Ablaufzeit der Relais stellt sich von selbst 
ein, der kranke Netzteil wird stets in der kür- 
zesten Zeit absgechaltet. Wenn ich die Appa- 
ratur des Spannungsverlustrelais betrachte, so 
ist sie, wie ıch glaube, wesentlich einfacher als 
diejenige einer gestaffelten Auslösung, und ich 
möchte hinzufügen, daß sie anwendbar ist für 
jedes noch so komplizierte vermaschte Netz. 
Man ist nicht auf ein einfaches geschlossenes 
Rıngsystem angewiesen und der Schutzwert 
der Einrichtungen wird nicht dadurch v:rän- 
dert, wenn Konsumstellen oder Erzeugvngs- 
stellen miteinander vertauscht werden. 


Herr Bendmann: M. H.! Die sehr inter- 
essanten Ausführungen des Herın Referenten 
haben uns gezeigt, daß für Großleitungsnetze 
zuverlässiger ÜUberspannungsschutz und Über- 
stromschutz wichtige Faktoren sind. Den we- 
sentlichsten Faktor bildet wohl der Überspan- 
nungsschutz, denn wohl 90% aller Störungen 
sind auf Überspannungen zurückzuführen. In 
neuester Zeit sınd Saugspulen von Herrn Prof. 
Petersen und die Löschspulen von Herrn 
Bauch neue Erscheinungen auf diesem Ge- 
biete, Ich setze voraus, daß Ihnen allen auf 
Grund der Beschreibungen bekannt ist, daß 
diese Spulen neben hohen Preisen auch beson- 
dere Vorzüge haben, wenn sie den Netzverhält- 
nissen richtig angepaßt sind. - Ich möchte je- 
doch auf einen Punkt hinweisen, der meines 
Erachtens von Nachteil für die Spule ist. Es 
ist mir ein Elektrizitätswerk von 10 000 V be- 
kannt, bei dem der Nullpunkt nicht geerdet 
und auch sonst gute Isolation der Phasen vor- 
handen war. In diesem Netz kamen in den 
letzten 5 Jahren 27 Unglücksfälle - vor, bei 
denen zwischen Phase und Erde gefaßt 
wurde. Nur 2 Personen wurden getötet. Es 
wäre interessant, zu erfahren, wie sich das Ver-, 
hältnis bei geerdetem Netz, also bei eingebauter 
Saugspule, gestalten wird. Wenn der Aus- 
gleichstrom ausgeglichen wird, so daß die Per- 
son ksinen Reststrom bekommt, wäre keine 
erhöhte Lebensgefahr vorhanden. Ist dies 
aber, wie in den meisten Fällen, nicht restlos 
möglich, so glaube ich, daß dadurch die Lebens- 
gefahr wesentlich erhöht wird. 

Ich habe, wie bereits Herr Biermanns 
von der AEG bemerkte, auf andere Weise die 
Frage des zuverlässigen Überspannungsschut- 
zes zu lösen versucht, u. zw. greife ich zurück 


992 


auf den Grundgesichtspunkt, daß die einfache 
Funkenstrecke, die den bequemen Übergang 
der Überspannung zur Erde sicher gewährt, den 
basten Uberspannungsableiter darstellt. Na- 
türlich müssen ‘wir, wenn die Überspannung 
den Weg zwischen den Funkenpolen übörschla- 
en hat, in der nächsten hundertstel Sekunde 
ie Folgeerscheinungen, nämlich den Kapazi- 
täts- und Netzerdungsstrom, momentan unter- 
brechen. S 
Nicht die Uberspannungen direkt, sondern 
die Folgeerscheinungen sind es, die uns die Netz- 
störungen verursachen und damit die UÜber- 
spannungen so gefährlich machen. Im Verfolg 
dieser Erkenntnis bin ich aufeinen Apparat ge- 
kommen, bei dem sich parallel zur Überschlags- 
funkenstreck> unter Öl ein Kontakt schließt, 
so daß der Funke sofort erlischt und daran an- 
schließend sofort der Erd- oder Ausgleich- 
strom unter Öl unterbrochen wird. Der ganze 
Vorgang dauert !/,, bis !/.8. Die ersten Ver- 
suche machte Herr Prof. Petersen, und es 
wurden in härtester Probs. hierbsi innerhalb 
11,h etwa 500 Schaltungen bei 3 bis 10 A und 
10000 V gemacht, wob>i das Netz einwandfrei 
funktionierte. Nun möchte ich noch auf eine 
weitere Verbesserung des Apparates hinweisen. 
Die EMAG führt meinen soeben beschriebenen 
Apparat auch in dreiphasiger Ausführung aus 
tn: wirkt so der Spannungsableiter auch als 
Liehtbogenlöscher, u. zw. in folgender Weise: 
Wenn auf freier Leitungsstrecke ein Überschlag 
und damit ein Erdschluß erfolgt, spricht eine 
andere Phase des dreipoligen Apparäates an und 
vermittelt so den Ausgleichstrom über: die 
Widerstände. Dadurch aber, daß jetzt parallel 
zur Netzüberschlagssstelle der Kapazitätsstrom 
durch den Apparat fließen kann, wird er 
von der Überschlagsstelle abgenommen und 
kommt unter Ol im Ableiter zur endgültigen 
Abschaltung. Die EMAG hat z. Zt. Apparate 
für 60 000 V und 40 A Erdschlußstrom, für die 
ich eine dreifache Stromunterbreehung wählte, 
in Ausführung. ‚Auch für diese große Leistung 
halte ich die zuverlässige Wirkung für selbst- 
verständlich. 
Künftig werden noch oszillographische 
Versuche angestellt über Flächen- oder Spitzen - 
berschlagsfunkenstrecken und die damit zu- 
sammenhängende Entladeträgheit sowie zur 
Feststellung der Periodenzahl, in welcher der 
nachfolgende durch den Funken eingeleitete 
Stromfluß unterbrochen wird. 
... Dann ist das zweite wiehtige Moment der 
UÜberstromschutz in Ringleitungen. Be- 
kanntlich fällt die Spannung nach einer ziem- 
lich stetigen Kurve zur Kurzschlußstelle ab. 
Diese Eigenschaft habe ich benutzt, um in ein- 
facher Form einen spannungsabhängigen Über- 
stromschutz für Ringleitungen auszuarbeiten. 
Die Einfachheit liegt darin, daß die Apparatur 
ohne Strom und Spannungstransformatoren ar- 
baitet, und daß die Maximalmagnete der Öl- 
schalter beim Ansprechen je ein Funkenpolende 
der Spannung führenden Leitung nahe bringen. 
Wo nun die Spannung am meisten gesunken 
ist, springt der Funke nicht über, und dadurch 
wird das Zeitlaufwerk auf die kürzeste Zeit ein- 
gestellt. Die Laufwerke werden an allen ande- 
ren Schaltern, wo noch entsprechende Span- 
nung herrscht, durch den übergesprungenen 
Funkenstrom gedämpft und können so nicht 
zur Auslösung kommen. Eine stufenweise Ab- 
schaltung, wie sie Herr Schrottke befürwor- 
tete, halte ich, wie dies auch Herr Vogel- 
sang bemerkte, für vollkommen zwecklos und 
für verfehlt, wenn damit Komplikationen, d.h. 
Störungsquellen, aufgenommen werden. Wir 
müssen die Ringleitungen als Sammelschienen 
betrachten und die Auslöser werden. alle auf 
gleiche Zeiteingestellt. Da hates keinenZweck, 
eine stufenweise Abschaltung vorzunehmen, es 
müssen nur die beiden der Störungsstelle am 
nächsten liegenden Schalter schnellstens ab- 
schalten, dann ist die Störung im Netz erledigt. 


Bezüglich der Hochleistungsölschalter 
möchte ich auf eine einfache Form hinweisen, 
wie man eventuell solche aus normalen Schal- 
tern machen kann. Die meisten Maximalzeit- 
relais haben auch eine momentan wirkende 
Kurzschlußauslösung. Diese für Netzregulie- 
rung zweckmäßige Form ist sehr bedenklich be- 
züglich .der Schaltleistung der Ölschalter. 
Stellen Sie sich vor, daß die Entlade-Kurz- 
schlußstromstärke im Moment des Einsetzens. 
die 3- bis 4-fache des stationären Kurzschluß- 
stromes ist. Wenn wir nun im Moment des 
Entladestroms den Schalter auslösen, bean- 
spruchen wir ihn auf das Höchste. Um dies zu 
vermeiden, habs ich die Kurzschlußauslöser 
mit einem Dämpfer versehen, damit der Schal- 
ter auch bei Kurzschluß immer 1, bis !/, s ein- 
geschaltet bleibt. Das schadet der, Maschine 
garnichts. Aber wir schonen unsere Ölschalter, 
indem wir sie nur mit etwa 25 bis 30% bean- 
spruchen, 
ten: Durch die einfache Abänderung und 


\ 


‚Elektrotechnische Zeitschrift, 


anz bedeutend. Mit anderen Wor-: 


Dämpfung des Kurzschlußank>rs im Maximal- 
relais hab>n wir einen Hochleistungsölschalter 
erzeugt. Aus gleichen G>siehtspunkten sind 
auch Freiauslösung und Endausklinkung zum 
Vorteil der letzteren zu baurteilen. 


Dann möchte ichnoch auf eins kommen. Sie 
kennen gewiß alle die Wanderwellendämpfungs- 
spulen von Herın Schmittutz. Ich habe 
eine ähnliche Spule gebaut. Diese wird ebenso 
wie die von Schmittutz von Herım Petersen 
als unzweckmäßig verworfen. Eine stichhal- 
tige Begründung fehlt jedoch. Ich kann. mir 
nicht denken, warum die Spulen absolut un- 
zweckmäßig sein sollen. Wenn wir wissen; daß 
eine hochinduktive Spule eine Welle aufhält 
bzw. zurückwirft, und ferner wissen, daß ein 
anderer induktionsfreier Leiterteil die Wander- 
welle durchläßt, so muß es zwischen diesen 
Endstufen ein Zwischengröße von Induktivität 


geben, die die Welle zum Teil durchläßt, also. 


abflacht. Es sind die zwei Grenzwerte zu be- 
achten: zu hohe Induktivität, zu kleine Induk- 
tivität, die zweckmäßige Induktivität muß 
einen Zwischenwert ergeben. : 


Die Form msiner Spule habs ich derartig 
gewählt, daß ich einfach blanke Drähte in 
!/., mm Abstand zu einer Spule, natürlich mit 
höchster Induktivität, Tickalte, so daß ein 
Spannungsausgleich von Windung zu Windung 
auftreten kann. Es ist also eine Spule von 
hoher Induktivität, die eventuell dem Transfor- 
mator vorgelegt ist, geeignetgemacht, beliebig 
viele Durchschläge zu übernehmen. 


Im Anschluß an diese Anregungen glaube 
ich vom Standpunkt des Konstrukteurs bemer- 
ken zu können, daß wir wohl bald miteinfachen 
Mitteln zur Lösung ‚der Schwierigkeiten im 
Uberspannungs- und Überstromschutz für elek- 
trische Großkraftanlagen kommen können. 


Herr Görges: Ich möchte eine kurze Bs- 
merkung bezüglich der Erdungsdrosselspule von 
Prof. Petersen machen. Herr Petersen hat 
darauf aufmerksam gemacht, daß die Abstim- 
mung nicht sehr genau zu sein braucht, um die 
Löschung zu erzielen, und hat das durch Ver- 
suche nachgewiesen. Aber ein anderer Punkt 
scheint mir der Aufmerksamksit wert zu sein. 
Denken Sie sich, daß ein Leitungsdraht ziem- 
lich nahe der Maschine ganz abgetrennt wird. 
Dann entsteht ein Schwingungskreis und es 
nimmt, wenn der Leitungsdraht ganz abge- 
trennt wird, die Spannung zwischen dem Pol, 
von dem der Draht abgetrennt ist, und der Erde 
den Wert Null an, sofern die Bedingung für die 
Abstimmung der Drosselspule genau eingehal- 
ten war. Diesist der Fall, wenn 3@20.L=1, 
worin ® die Kreisfrequenz, O die Kapazität 
eines Leitungsdrahtes gegen Erde, L die Selbst- 
induktivität der Drosselspule ist. Wenn diese 
Abstimmung nicht, eingehalten war, können 
sehr bedeutende Überspannungen auftreten. 
Wir haben ein System, in dem Drosselspule und 
Kapazität in Reihe geschaltet sind. Wenn die 
Beziehung besteht: 202.0. Z = 1,also wenn 
z. B. die Selbstinduktivität der Drosselspule 
nur im Verjältnis 3 : 2 größer wird, so tritt die 
größte Überspannung ein, die leicht das Mehr- 
fache der Betriebsspannung der ganzen Anlage 
betragen kann, und diese Überspannung bleibt 
dauernd bestehen. Man darf daher nach den 
Versuchen von Herrn Petersen die Drossel- 
spule wohl zu groß wählen, so daß sie zu viel 

trom durchläßt, aber auf keinen Fall zu klein, 
sonst können erhebliche Überspannungen auf- 
treten. Gefahr tritt also auf, wenn die Leitungs- 
länge vergrößert wird, wodurch die Kapazität 
wächst, ohne daß die Selbstinduktivität der 
Drosselspule verringert wird. ; 


Herr Bauch: Herr Prof. Petersen nannte 
den Löschtransformator einen Erdschlußspulen- 
ersatz. Er sagte weiter, der Hinweis des Herrn 


Schrottke auf das Verhalten des Löschtrans- 


formators gegen Wanderwellen sei eine Rede- 
wendung, mit der man den Verband als eine 
sachverständige Gesellschaftnicht bange machen 
kann. Ich will auf diesen Ton nicht eingehen, 
er erleichtert mir aber meine Ausführungen. 
Tatsächlich ist der Löschtransformator bereits 


im Jahre 1917 von mir angegeben worden als 


Schutz gegen Wanderwellen.- Die Arbeiten da- 
ran sind nicht so gefördert worden, wie bei der 


Petersen-Spule, weil die SSW gute Erfahrun- 


gen mit dem Hörmerschutz gemacht hatten. 
Dann kam die Revolution, so daß wir erst nach 


Herrn Prof. Petersen herauskamen. Jedenfalls 


ist aber die ‚Wanderwelle eine Größe, die man 
zur Beurteilung von Schutzapparaten mit 
heranziehen muß. Ich möchte auf eins hin- 
weisen. Die Gefährdung eines Dielektrikums 
ist um so größer bei gegebener Spannung, je 
größer die Wechselzahl und die Energie ist, die 
hinter dieser Spannung steht. Die Energie 
einer Wanderwelle, deren eines Potential auf 
der Leitung und deren anderes auf der Erde ver- 
läuft, wird versuchen durch einen Apparat wie 


1920, Heft 49. 


‚die Unstimmigkeit, um so größer ist der 


9. Dezember 1920. 


die Petersen - Spule oder den Löschtransfor- 
mator hindurchzufließen. Fließt sie durch 
einen Betriebstransformator, dann muß er min- 
destens einen Teil der Energie durchlassen. 
Dabei ist die Beanspruchung seines Dielektri- 
kums weit höher, als wenn ich neben den Be- 


triebstransformator einen anderen Apparat _ 


lege, 


der die Energie nach Erde abführen 
kann. 


. Der Löschtransformator ist in der bau- 


lichen Anlage einfacher als die Petersen-Spule, 


denn wir brauchen nur das eine vorhandene _ 


Sammelschienensystem und keinen Hoch- 
spannungsölschalter. Die Betriebsleiter möchte 
ich auf folgendes ganz besonders aufmerksam 
machen: Gesetzt den Fall, während eines Ge- 


witters treten Erdschlüsse auf und einer artet 
in einen dauernden aus, so muß die kranke Lei- 


tung heraus oder der Fehler muß ausgebrannt 
werden. Ersteres kann automatisch durch 
Hilfsapparate oder von Hand erfolgen. Das 
Kriterium, welche der verschiedenen Leitungen 
tatsächlich Erdschluß hat, wird aber sowohl 
durch die Petersen-Spule als auch durch den 
Löschtransformator vernichtet. Man muß des- 
halb beide außer Tätigkeit setzen. Hierzu ist 
bei der Petersen-Spule der Ölschalter unbe- 


dingt nötig, weil sonst die Möglichkeit besteht, - 


einen Trennschalter unter Strom zu öffnen, 
was an ihm Stehfeuer veranlaßt. Im Gegensatz 
hierzu wird beim Löschtransformator bei Hand- 
betrieb auf der Unterspannungsseite die Re- 


geldrossel abgeschaltet, und damit ist dieLösch- - 


wirkung bsseitigt. Bei Mittelspannungsanlagen 


von einigen 10 000 V ist eine genaue Abstim- 


mung nicht notwendig. Anders bei Hochspan- 
nungsanlagen. Beim Bayernwerk haben wir 


einen Erdschlußstrom von 400 A ohne Erd- 


schlußkompensator. Wenn man die Abstim- 


mung bis auf 25% genau ausführt, bedeutet das 


einen Reststrom von 100 A. Ich kann nicht 


bshaupten, daß ein Lichtbogen, der bei 60 kV- 


Spannung mit 100 A besteht, von selber ab- 
reißt. Hierfür muß der Lichtbogenstrom nach 
meiner Erfahrung ganz bedeutend kleiner sein. 
Versieht man jede einzelne Leitung mit einem 


Erdschlußkompensator, so ergibt sich dadurch 


ein weit größerer Kostenaufwand, als wenn 
man einige wenige Löschtransformatoren ein- 
baut und die Abstimmung je nach der vorhan- 
denen Netzlänge vornimmt. 


Ich sagte schon, daß bei dauerndem Be- 
trieb der Betriebsleiter ein großes Interesse 
daran hat, die kranke Leitung herauszubekom- 


men. Bei Erdschlüssen müssen wir 4 Formen 


unterscheiden. Erstens den mechanischen 
Erdschluß (dureh mechanische Zertrümme- 
rung eines Isolators usw.), 
Erdschlußkompensator beseitigen, zweitens den 
Erdschluß-Lichtbogen. Er ist mit Schwin- 
gungen höherer Frequenz überlagert, aber die 
gefährlichste Form des Erdschlusses ist er 
noch nicht. Beide Konstruktionen, Petersen- 
Spule und Löschtransformator, löschen ihn 
einwandfrei. ’ 


Dagegen sind beide machtlos gegen die 


dritte Form, den sogenannten inter mit- 
tierenden Erdschluß. Dieser hat den 
Nachteil, daß er pro Wechsel mindestens 
einen eb über die Leitung 
jagt. Jeder löst eine Wanderwelle aus. Wenn 
man berücksichtigt, daß während einer 
Sekunde mindestens 100 Wanderwellen über 
die Leitung laufen, wird man es verstehen, 


wenn ich dafür eintrete, daß man einen solchen 


Erdschluß möglichst schnell abschaltet. 


- Die vierte Form ist der schleichende 
Erdschluß, der sich langsam entwickelt. 
Hier kann ein Erdschlußkompensator heilsam 


sein in der Richtung, daß er den Strom, der 
telle hinweggeht, auf ein 


über die schwache 
Minimum reduziert. Dann hat man z.B. bei 
gewissen Isolierstoffen die Hoffnung, daß der 
Fehler sich wieder ausheilen wird. Je größer 
trom, 
der über den Leitungsdefekt geht, so daß die 


Gefahr des Auswachsens eines schwachen Feh- 
lers bei der Petersen-Spule viel größer ist als 


stimmt werden soll. 


Ich möchte noch etwas sagen zu der Frage 
des Selektivschutzes. Von verschiedenen Sei- 
ten ist ein System, das Herr Dr. Weeken zu- 
erst aufgestellt hat, empfohlen, nämlich das 
System, das auf dem 
Spannungsrückgang und Überstrom beruht. 
Dies hat außerordentlich viel Bestechendes. 
Jedoch, genaue Untersuchungen, die ich bereits 
1916 gemacht habe, haben gezeigt, daß es tat- 
sächlich in komplizierten Netzen nicht ein- 
wandfrei und sicher wirkt oder ausreicht, denn 
zum einwandfreien Abschalten gehört auch, daß 
jeder Fehler so schnell abgeschaltet wird, daß 
er nicht weiter um sich greift. Die Folge zu 
langer Abschaltzeiten bei einem Kurzschluß 
ist, daß die angeschlossenen Motoren außer 


bei dem Löschtransformator, der genau abge- 


ee a en era 


den kann kein . 


usammentreffen von 


", 


% 


ee EA 


- sich eifrig bemühte. 


9. Dezember 1920. 


Tritt fallen. Die weitere Folge ist, daß sich der’ 


Kurzschlußcharakter über das ganze Netz aus- 
breitet, so daß beilängeren Abschaltzeiten der 
Betrieb desganzen Netzes auseinanderfällt. Nun 
hat das System, das auf dem Spannungsabfall 
beruht, zwar die große Annehmlichkeit, daß es 
diedenkbar kürzeste Abschaltzeitfürdenneben 
dem Fehler selbst sitzenden Schalter 
hat. Es hat aber den großen Übelstand, daß es 
für denjenigen Schalter ungünstig ist, der 
von dem Fehler weit entfernt ist. Wenn 
wir eine Ringleitung haben und nahe an einer 
Station tritt Kurzschluß ein, so wird dieser 
Schalter momentan auslösen, aber der andere 
Schalter derselben Teilstrecke wird sehr lange 


- Zeit erfordern. Je schwerer der Fehler ausge- 


bildet wird, je größer also die Stromstärke ist, 
die über den Kurzschluß fließt, um so stärker. 


ist der Spannungsabfall, und damit ist die Aus- 
lösezeit selber größer als bei schwachem Febler, 
Das ist das, was mich se'nerzeit dazu veran- 
laßte, von jeder abh .ngigen Verzögerung Ab- 
stand zu nehmen. Gerade die Abhängigkeit 
von der Tages- oder Jahreszeit oder davon. 
ob die Sonne scheint oder nicht, das ist meiner 
Schätzung nach eine große Schwäche des Sy- 
stems, die vom Betriebsleiter nicht 
hoch genug bewertet werden kann. Im 
Gegensatz dazu hat das unabhängige System 
die Eigentümlichkeit, daß es tatsächlich unab- 
hängig ist von der Zahl der Maschinen, die in 
Betrieb sind. Die Zeit, mit der es arbeitet, ist 
ein für alle Mal festgelegt. Nun sagte Herr 
Vogelsang, daß es außerordentlich schwierig 
ssi, mit einem derartig unabhängigen System 
komplizierte Netze zu schützen. Das Bayern- 


'Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 49. 


993 


werk beweist das Gegenteil, es ist eine ziemlich 
komplizierte Anlage. Dort, arbeiten 5 oder 6 
Zentralen. Von drei verschiedenen Ecken aus 
kann Energie in das Netz hineingeliefert werden. 
Außerdem wechselt die Energiezuführungs- 
stelle nicht nur mit der Jahreszeit, sondern 
auch mit der Tageszeit. Dabei ist das Bayern- 
werk noch nicht einmal der komplizierteste 
Fall. Ich habe vielmehr eine ganze Reihe von 
Netzen untersucht und habe gefunden, daß sich 
dieses System der zwangsläufigen unabhängi- 
gen Staffelung ausgezeichnet sehr schwierigen 
Verhältnissen anpaßt. Es bietet weniger An- 
laß zu Fehlschaltungen als ein abhängiges Sy- 
stem und trägt nicht die Gefahr in den Betrieb, 
daß ein Kurzschluß sich über das ganze Netz 


ausbreitet. 
(Fortsetzung folgt.) 


Te —äöÖöeeeeeeeen a ° ‚Te ed 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutsche Physikalische Gesellschaft. 10. XI. 
1920, abends 7!/, Uhr, Physikalisches Institut der: 
Universität, Berlin, Reichstagsufer 7: 

1. Vortrag F. Weigert: „Über polarisiertes. 

Fluoreszenzlicht”. s ne 

2. Vortrag P. Pringsheim; „Über die Polarisation. 
und Intensität der Joddampf-Fluoreszenz in ihrer 

Abhängigkeit von der Temperatur.“ i 


Installationstechnische Gesellschaft Berlin-: 
Brandenburg. 15. XII. 1920, abends 8 Uhr, Berlin,, 
Rosenthaler Hof, Rosenthalerstraße 11/13: Vortrag. 
Dipl.-$ug. P. Stern: 

a) Wie findet man einen Fehler in einem 

kabel? > 
b) Der blanke Nulleiter in der Hausinstallation, 
c) Neues über elektrische Raumheizung ) 


Erd- 


_ (mit anschließender Aussprache). 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


G. Wittfeld. Der Wirkl. Geh. Oberbaurat 
Dr.-Sng. e.h. G. Wittfeld ist nach 42-jähriger 
Tätigkeit in staatlichen Diensten am 30. No- 
vember in den Ruhestand getreten. Wittfeld 
kam nach mehrjähriger praktischer Tätigkeit 


- bei der Eisenbahn als Leiter der Abteilung für 
Beschaffung von Maschinenanlagen zur Eisen- | 
- bahndirektion Berlin, wurde 1895 
- ßische Ministerium der öffentlichen Arbeiten 


ins preu- 
berufen und trat 1919 an die Spitze der damals 
neu gegründeten Abteilung für elektrischen Zug- 
betrieb und Brennstoffw'rtschaft. Seit der 
Jahrhundertwende hat Wittfeld insbesondere 
die Einrichtung des elektrischen Betriebes auf 
den preußischen Staatseisenbahnen betrieben, 
und auf ihn ist die Annahme des einphasigen 
Weec! selstromes zurückzuführen. In den letzten 
Jahren widmete er sich den Fragen der Brenn- 
stoffwirtschaft und vornehmlich der Vergasung 
der Brennstoffe, die erfür den elektrischen Be- 
trieb von Hauptbahnen nutzbar zu machen 
Die großen Verdienste 
Wittfelds würdigten die Technische Hochschule 
zu Berlin durch Verleihung der Würde des 
Doktor-Ingenieurs und die Akademie des Bau- 
wesens durch seine Aufnahme als außerordent- 
liches Mitglied. 


Th. Norberg-Schulz, bisher Direktor des 


Elektrizitätswerks Kristiania, ist als Elektri- 


zitätsdirektor in die Hauptverwaltung des 
Wasser- und Elektrizitätswesens Norwegens — 
Norges Vassdrags- og Elektrisitetsvesen — ein- 
getreten. 


E. Honigmann. Unser Mitarbeiter, Herr 
E. Honigmann, Wien, wurde in den von 
der österreichischen Regierung eingerichteten 
Beirat für Handelsstatistik berılen und in 
Würdigung seiner Arbeiten auf wirtschaft- 
lichem Gebiet zum Kommerzialrat ernannt. 


RECHTSPFLEGE. 


Kongreß für gewerblichen Rechtsschutz. 


- Zum ersten Gegenstand der Tagesordnung 
des von dem Deutschen Verein für den Schutz 
des gewerblichen Eigentums vom 21. bis 23. X. 
1920 nach Berlin einberufenen Kongreßes für 
gewerblichen Rechtsschutz „Sachver- 
ständigen-Ausschuß im Reichsjustiz- 
ministerium“ hatte Prof. Osterrieth folgen- 
den Antrag eingebracht: „Der Kongreß hält 
die Einsetzung eines ständigen Sachverständi- 
gen-Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz 
zur Förderung der gesetzgeberischen Arbeit des 
Reichsjustizministeriums für dringend erfor- 
derlich und beschließt, eine, Eingabe an den 


einfachungen im Patentamt vom 9. III. 1917) 


. Das Notgesetz möge seinerzeit ee ir ge- 


Reichspräsidenten zu richten mit der Bitte um 
Einrichtung eines solchen Ausschusses auf ge- 
setzlicher Grundlage.“ Der Antrag wurde da- 
mit begründet, daß die Aufgabe des Ausbaues 
der Gesetzgebung auf dem Gebiet des gewerb- 
lichen Rechtsschutzes besonders schwierig ist, 
da diese Gesetzgebung verhältnismäßig neu ist, 
sodaß alte Erfahrungen nicht vorhanden sind. 
Es müssen die Wirkungen der Gesetzgebung 
auf das Leben verfolgt und die zutage tretenden 
Erfahrungen, Bedürfnisse und Wünsche nach 
allgemeinen volkswirtschaftlichen, sozialen und: 
rechtlichen Gesichtspunkten geprüft und ver- 
arbeitet werden. Für die gesunde Fortentwick- 
lung der Gesetzgebung muß daher ein ständi- 
ges enges Zusammenarbeiten zwischen den die 
Gesetzentwürfe vorbereitenden Regierungs - 
stellen und den beteiligten Verkehrs- und Fach- 
kreisen stattfinden. Das Bindeglied zwischen 
der Behörde und den Verkehrs- und Fachkrei- 
sen soll durch den Sachverständigen-Ausschuß 
gebildet werden. Dieser soll das beispielsweise 
von Fachverbänden gelieferte Material sichten 
und der Regierungsstelle unterbreiten. Der 
Berichterstatter stellte folgende Grundsätze für 
die Einrichtung eines solehen Ausschusses auf: 


„1. Ausschaltung jedes politischen Zweckes, 
Auswahl der Sachvarständigen lediglich 
nach sachlichen Gesichtspunkten. 

2. Die Sachverständigen müssen von den 
Kreisen, aus denen sie hervorgegangen 
sind, vollkommen unabhängig und in 
keiner Weise an irgend einen Auftrag ge- 
bunden sein. ' 

3. Der Ausschuß soll für den Minister ledig- 
lich eine beratende Bedeutung haben.“ 

Der Antrag fand einstimmige Annahme. 
Zum zweiten Punkt „Reform des Pa- 
tentrechtes‘ führte der Berichterstatter Pa- 
tentanwalt Mintz aus, daß durch das soge- 
nannte Notgesetz (Bekanntmachung über Ver- 


die Behandlung der Patentanmeldungen vom 
Tage der Einreichung bis zum Tage der Er- 
teilung einschließlich Einspruchsverfahren in 
die Hände des Einzelprüfers gelegt worden sei. 


wesen sein; man dürfe aber diesen Notbehelf 
nicht in einen Dauerzustand übergehen lassen. 
Der Berichterstatter bestritt, daß durch die 
Einrichtung des Einzelprüfers eine wesentliche 
Entlastung des Prüfers eingetreten sei, und be- 
tonte, daß nicht nur im Einspruchsverfahren, 
sondern auch schon vorher der Prüfer eine Reihe 
juristischer Fragen zu erledigen habe, da Tech- 
nisches und Juristisches auf allen Gebieten des 
gewerblichen Reehtsschutzes eng miteinander 
verbunden sei. Die Behandlung der Einsprüche 
durch den Prüfer selbst bringe es mit sich, daß 
hier der Prüfer gewissermaßen als Richter über 
sich selbst entscheide. Sofern der Einzelprüfer 
befürwortet werden solle, müsse es ein weiteres 
Rechtsmittel über die Beschwerdeabteilung 
hinaus geben und außerdem für die Vorbildung 
des Einzelprüfers mehr Gewähr geboten sein. 
Die Einrichtung des Einzelprüfers sei aber auch 
insofern bedenklich, als die Einheitlichkeit der 
Entscheidungen ih hohem Maße gefährdet 
werde. Die mündliche Verhandlung im Ein- 
spruchsverfahren müsse obligatorise werden, 
wenn man das Einspruchsverfahren dem Einzel- 
prüfer auch weiterhin überlasse. Das Notge- 
setz bestimme außer dem Einzelprüfer noch 
eine Besetzung der Beschwerdeabteilung mit 
nur drei Mitgliedern. Da die Vorschrift bestehe, 
daß ein juristisches Mitglied in der Abteilung 
sitzen müsse, sei gegen diese Besetzung nichts 
einzuwenden. Es wurde noch die Rücker- 
stattung der Einspruchs- und Beschwerdege- 
bühr in den Fällen des Obsiegens des Antrag- 
stellers verlangt. Zum Schluß forderte der Be- 
richterstatter, daß auf Antrag des Anmelders in 
die Patentschrift der Name des Erfinders auf- 
zunehmen sei. Rechtliche Bedenken ständen 
dieser Maßnahme nicht entgegen, sie werde zur 
Besserung der Beziehungen zwischen Arbeit- 
geber und Arbeitnehmer beitragen. 


rm —— 


In der Diskussion stellte Direktor Preu- 
Bing (Vertreter des Reichsverbandes der deut- 
schen Industrie) nachstehende Anträge: 

„ı. Der Einzelprüfer ist beizubehalten. 

2. Die zweite und die dritte Instanz für den 
Anmelder sind die Anmelde- und die Be- 
schwerdeabteilung. 

3. Für den Einsprechenden ist die Anmelde- 
'abteilung die erste, die Beschwerdeabtei- 
lung zweite und letzte Instanz. 

4. Die Anmeldeabteilung entscheidet in der 
Besetzung von drei Mitgliedern, die Be- 

. schwerdeabteilung in der Besetzung von 

fünf Mitgliedern. In beiden Abteilungen 
muß ein Mitglied rechtskundig sein. 

5. Von den Mitgliedern der Anmelde- und 
Beschwerdeabteilung darf keines bei 
dem angefochtenen Beschluß mitgewirkt 
haben. 

6. Die Einspruchsfrist ist auf 3 Monate fest- 
gesetzt. 

7. Die Beweisaufnahme soll vor dem Pa- 
tentamt oder einem Referenten des Pa- 
tentamtes stattfinden.“ 

Von diesenAnträgen wurden bei der Abstim- 
mung der 1.mit allen gegen 1 Stimme, der 2. mit 
allen gegen 6 Stimmen, der 3.und 4. einstimmig 
angenommen. Die Forderung des Patentan walts 
Halbauer (Vertreter des Verbandes deutscher 
Patentanwälte), daß zwei rechtskundige Mit- 
glieder in der Beschwerdeabteilung vertreten 
sein müßten, akzeptierte die Versammlung mit 
73 gegen 69 Stimmen. Ferner wurden von den 
genannten Anträgen der 5.einstimmig angenom- 
men und außerdem gegen 3 Stimmen die For- 
derung Halbauers, daß der Prüfer im Ein- 
spruchsverfahren nicht mitzuwirken habe. Der 
6. Antrag Preußings erfuhr mit 82 gegen 
69 Stimmen eine Ablehnung, während der 7. mit 
einem Zusatzantrag des Oberingenieurs Neu- 
mann (Vertreter des Vereins Deutscher Ma- 
sechinenbau-Anstalten), daß die Beweisaufnahme 
in der Regel vor dem Patentamt oder einem 
Referenten dieses erfolgen solle, und daß sie hier 
erfolgen müsse, wenn alle Parteien es beantra- 
gen, einstimmig angenommen wurde Mit gro- 
ßer Mehrheit hat der Kongreß auch folgende 
Anträge des Patentanwalts Dr. Wirth gutge- 
heißen: 

„1. Esistim Ausbau des $ 9 der ME 
vom 11. VII. 1891 und des $ 20 P 
Abs. 2 im Patentamt eine Stelle zu 
schaffen, welche Grundsätze für die Be- 
handlung der Geschäfte, für die Gesichts- 
punkte bei der Prüfung von Patenten und 
Warenzeichen und für die Gestaltung 

von Patentbeschreibungen und Patent- 

ansprüchen mit bindender Wirkung fest- 
stellt. Dabei sind die beteiligten außer- 
amtlichen Kreise heranzuziehen. 


2. Beschwerdefähige Teil- und Zwischen- 
entscheidungen sind einzuführen.‘ 


Was den dritten Gegenstand „Die Prä- 
klusivfristim Nichtigkeitsverfahren“ 
betrifft, so vertrat der Berichterstatter Justiz- 
rat Dr. Mittelstaedt die Ansicht, daß die 
fünfjährige - Ausschlußfrist für die Erhebung 
der Nichtigkeitsklage zu beseitigen sei. Der so 
oft ausgesprochene Gedanke, der Patentinha- 
ber müsse endlich einmal zur Ruhe kommen, 
vermöge es nicht zu rechtfertigen, daß Unrecht 
zu Recht erhoben werde. Maßgebend sei in 
erster Linie das Interesse der Allgemeinheit am 
Fortschritt der Technik.. Der Berichterstatter 
berief sich auf Werner v. Siemens sowie auf 
Bolze, die sich beide gegen die Präklusivfrist 
erklärt haben. Wenn man berücksichtige, daß 
es 18 000 Zeitschriften allein in Deutschland 
gibt, so sei ohne weiteres verständlich, daß bei 
der Prüfung leicht etwas übersehen werden 
könne. Die Ausschlußfrist gebe Veranlassung 
zur Erhebung grundsätzlicher Nichtigkeits- 
klagen, wodurch die Arbeit von Patentamt und 
Reiehsgericht unnötig vermehrt werde. Dr. 
Mittelstaedt machte für den Fall, daß seine 
Forderur „nicht durchgesetzt werden könne, 


994 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


folgenden Vorschlag: „Durch das Patent soll 
niemand gehindert werden, auszuführen, was 
nachweislich zurzeit der Anmeldung Gemein- 
gut der Technik war.“ Der Gegenberichter- 
statter Justizrat Dr. Seligsohn erklärte die 
Abschaffung der Präklusivfrist für überaus be- 
denklieh. Es seischwer, nach vielen Jahren den 
Stand der Technik festzustellen. Maßgebend 
für die Beantwortung der zur Diskussion ste- 
henden Frage sei in erster Linie die Rechts- 
sicherheit. Diese müsse alle Bedenken über- 
wiegen, und man habe zu berücksichtigen, daß 
auch aus dem Grunde der Rechtssicherheit die 
Verjährung sogar im Strafrecht eingeführt sei. 
Die Abstimmung ‘ergab eine große Majorität 
(87 gegen 28 Stimmen) für Beibehaltung der 
Präklusivfrist. Für den EventualantragMittel- 
staedts stimmten 36 gegen 68 Teilnehmer. 
Bei Punkt 4 der Tagesordnung „Patent- 
gerichtsbarkeit‘‘ behandelte Präsident Dr. 

Guggenheimer die Frage, ob Sondergerichte 

für Patent- und Gebrauchsmustersachen ein- 

zusetzen und technische Richter hinzuzuziehen 
seien. Es bestehe keinerlei Mißtrauen gegen den 

Richterstand, es müsse aber betont werden, daß 

die Vervollkommnung der Rechtsfindung durch 

eine Zuziehung technischer Richter außeror- 
dentliche Bedeutung habe. Der Sachverstän- 
dige solle auch fernerhin beibehalten werden. 
Die technischen Richter sollen mitwirken, da- 
mit der Sachverständige vom Gerichtshof ver- 
standen wird. Der Techniker kann richten 
lernen. Die technischen Richter müssen aber 
auch aus den Kreisen der Handarbeiter ent- 
nommen werden. Der Berichterstatter wandte 
sich gegen die Einsetzung von Sonder-Gerichts- 
höfen mit der Begründung, daß hierdurch die 
Gefahr einer weiteren Zersplitterung der ein- 
heitliehen Rechtsprechung heraufbeschworen 
werde, und stellte folgende Anträge: 

„1. Ohne oder auf Antrag der Parteien kann 
das Gericht zwei technische Sachver- 
ständige bei Streitigkeiten des gewerb- 
lichen Rechtssehutzes als Beisitzer in das 
Richterkollegsium zuziehen, die an der 
Beratung und Abstimmung teilnehmen. 

2. Die Zuziehung muß erfolgen, wenn beide 
Parteien dies beantragen. 

3. Die Auswahl erfolgt mit Rücksicht auf 
die besondere Sachkunde durch das Ge- 
richt aus einer aufzustellenden Liste die- 
ser Sachverständigen.‘ i 


Der G>genberichterstatter Justizrat Axster 
ist ebenfalls grundsätzlicher Gegner der 
Schaffung von Sondergsriehten. Die Hinzu- 
ziehung technischer Richter sei aber ebenfalls 
abzulehnen, da sich bisher keine Mißstände er- 
geben hätten und auch im Reichsgericht nur 
Juristen als Richter fungieren. Man solle daher 
keine Experimente machen. Empfehlenswert 
sei die Annahme der Augsburger Beschlüsse 
unter Ablehnung der Techniker als Richter. 

Hierzu wurde in der Diskussion von Pa- 
tentanwalt Wassermann im Auftrage des 
Verbandes deutscher Patentanwälte folgender 
Antrag gestellt: „Die Notwendigkeit der Zu- 
ziehung technischer Richter für Patent- und 
Gebrauchsmusterprozesse ist durch die Kon- 
gresse in Leipzig nnd Augsburg bejaht worden. 
Der Angsburger Vorschlag, der die Aufstellung 
einer Liste außerhalb des Erwerbslebens ste- 
hender technischer Sachverständiger vorsieht, 
die nach dem Ermessen des Gerichts oder auf 
übereinstimmenden Antrag beider Parteien 
zur Hauptverhandlung zugezogen werden, ist 
praktisch undurchführbar. Das einzige Mittel 
ist die Zentralisierung der Rechtsprechung am 
Sitze des Patentamtes unter entsprechendem 
Ausban dieser Behörde“. 

Die Abstimmung ergab für diesen Antrag 
eine Ablehnung mit 106 gegen 52 Stimmen, wäh- 
rend der Antrag Guggenheimer und ein Antrag 
des Patentanwalts Dr. Wirth, daß Mitglieder 
des Patentamts unter Zustimmung des Präsi- 
denten auf Ersuchen von Gerichten Gutachten 
erstatten können, mit großer Mehrheit An- 
nahme fanden. 

Zu Punkt 5 „Reform des Warenzei- 
chenrechtes‘ forderte der Berichterstatter 
Professor Osterrieth eine grundlegende Um- 
gestaltung des Warenzeichenrechtes. Der Be- 
trieb des Formalrechtes mit Vorprüfung, Wi- 
derspruchsverfahren und seinen Folgen bedeu- 
te eine Vergeudung behördlicher Kräfte und 
eine unnötige Belastung der Beteiligten mit 
einem unfruchtbaren Zeit-, Arbeits- und Geld- 
aufwand.  Osterrieth forderte folgende Ge- 
setzesänderungen:: 

„1. Jede ordnungsmäßig angemeldete Marke 
ist ohne Prüfung einzutragen. 
2. Eine Löschung kann jederzeit bei dem 
Patentamt beantragt werden. 

3. Die Nichtigkeit der Marke kann jeder- 
zeit mit Wirkung zwischen den Parteien 
im Prozeß geltend gemiacht werden.“ 


Der Gegenberichterstatter Dr Rosenthal 
warnte vor Neuerungen auf dem“ biete des 


1920. Heft 49. 


9. Dezember 1920.- 


Warenzeichenrechtes in dieser kritischen Zeit. 
Namens des Verbandes deutscher Patentan- 
wälte begründete dann Patentanwalt Tenen- 
baum folgenden Antrag: „Das bisherige kon- 
stitutive Prüfungsverfahren des Patentamtes 
ist beizubehalten, jedoch in Verbindung mit 
einem sich anschließenden Aufgebotsverfahren. 


a) Die Prüfung erfolgt in der Weise, daß 
dem Anmelder von entgegenstehenden 
Zeichen zunächst Mitteilung gemacht 
wird. Hält er die Anmeldung aufrecht, 
so ist daraufhin sofort das Aufgebotsver- 
fahren einzuleiten. Gleichzeitig erhalten 
die Inhaber der ermittelten älteren Zei- 
chen vom Patentamt Nachricht. 

b) Die Einspruchsfrist für das Aufgebots- 
verfahren beträgt zwei Monate.“ B 


Auf Vorschlag des Vorsitzenden, nur zu der 
grundsätzlichen Frage, ob die amtliche Prüfung 
beibehalten werden solle, Stellung zu nehmen, 
sprach sich der Kongreß einstimmig für Beibe- 
haltung der Prüfung aus. 

Zur Frage des Anschlusses Deutsch- 
lands an die beiden Madrider Abkom- 
men berichtete Dr. Isay, daß der Anschluß 
Deutschlands an das erste Abkommen zu emp- 
fehlen sei, weil durch die einfache und ein- 
malige Anmeldung des Zeichens in Bern der 
Schutz in allen dem Abkommen angehörenden 
Staaten zu erreichen sei. Deutschland habe 
bisher den Anschluß abgelehnt, weil es gewisse 
Anderungen des Abkommens für notwendig 
hielt. Mit einer solchen Änderung (z: B. Fallen- 
lassen der Forderung des Heimatschutzes) sei 
aber nicht zu rechnen. Vielleicht könne eine 
Anderung der Ausführungsbestimmungen erzielt 
werden. In der Diskussion wurde die Schwierig- 
keit der Ubernahme und der Prüfung der in 
Bern bereits eingetragenen 23 000 Marken er- 
wähnt, im übrigen der Anschluß Deutschlands 
als zweckmäßig empfohlen. Bei der Abstim- 
mung erklärte die Versammlung den Anschluß 
Deutschlands an das erste Abkommen ein- 
stimmig für wünschenswert. Mit bezug auf das 
zweite, Abkommen führte Dr. Isay aus, daß 
Artikel 275 des Friedensvertrages etwa den 
Bestimmungen dieses zweiten Abkommens 
entspreche. Der Anschluß an das zweite Ab- 
kommen dürfte vorteilhaft bezüglich der Be- 
nutzung fremder Sprachen auf deutschen 
Waren sein. Der Kongreß war schließlich auch 
mit dem Anschluß Deutschlands an das zweite 
Abkommen einverstanden. 

Patentanwalt B. Geisler. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


‘Der Abdruck eingehender PRriefe erfolgt nach dem Er- 
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Über Schüttelerscheinungen des Parallelkurbel- 
antriebes elektrischer Lokomotiven. 


In seinem Aufsatz ,,‚ETZ’ 1920, S. 313, über 
dasnunmehr von einer ganzen Anzahl von Auto- 
ren behandelte Problem liefert Dr. IWAN DÖRY 
ejnen Beitrag über den Ausglechsvorgang und 
die Höchstbeanspruchungen. Diese Ausführun- 
gen sind teilweise schon Gegenstand der Diskus- 
sion zwischen Herrn DÖRY und mir gelegentlich 
meines am 15. XII. 1919 und 19. I. 1920 gehal- 
tenen Vortrages über dieses Problem gewesen. 
Ich möchte folgendes zu ihnen bemerken :!) 

I. Diese Berechnung DOERY’S der Höchst- 
beanspruchungen des Triebwerkes hat mit 
den Schüttelerscheinungen von Lokomotiven 
gar nichts zu tun. Solche schwingende Bean- 
spruchungen treten in jedem elastischen System 
auf, wenn irgendeine plötzliche Belastung oder 
Entlastung eintritt, d.h. ebensogut bei Pa- 
rallelkurbelgetrieben, wie bei gewöhnlichen An- 
trieben. Dieser Hinweis erscheint erforderlich, 
die z. Zt. herrschenden falschen Auffassungen 
über das Wesentliche der Schüttelschwingungen 
nicht noch zu vermehren. 

II. Formel (D*) hat nur Gültigkeit, wenn 
der Unterschied von @ (Ausschlag) und s (Spiel) 
wirklich als elastische Formänderung in Er- 
scheinung tritt. Die Bereehnungder „klein- 
sten Frequenz‘ unter Einsetzung von s/Q min 
— 1/1,4 (hier ist im Aufsatz mit = 1,4 ein 
Druckfehler unterlaufen) zu 0,74 » hat deshalb 
keinen physikalischen Sinn, ebensowenig wie 
die der kleinsten Drehzahl, bei welcher die 
Sehüttelschwingung einsetzen soll. Das Spiel s, 
das zwischen 1 und 1,4 schwankt, muß, da die 
Phase des „Eingriffs“ unbestimmt ist, auch in 
die Formel (D*) als Veränderliche eingeführt 
werden. s/Q@ min ist demgemäß immer = 1,0, 
und die kleinste Frequenz errechnet sich zu 
Null. Mit anderen Worten: Wenn keine Dämp- 
fung vorhanden ist, sind in der ersten Schüttel- 
zone Schüttelschwingungen innerhalb des gan- 
zen Geschwindigkeitsbereiches von Null bis zur 


.) Vgl. den auf 8. 976‘dieses Heftes abgedruckten 
Bericht. 


theoretischen Schüttelgrenze möglich, wie das 
in dem erwähnten Vortrage gezeigt worden ist. 
I Die Berechnung der -Aus- 
schläge auf Grund der für harmonische ' 
Schwingungen geltenden Gesetze muß als 
durchaus unzulässig bezeichnet werden, denn 
es besteht keinerlei Gemeinschaft zwischen 
harmonischen Schwingungen und Schüttel- 
schwingungen, was schon daraus hervorgeht, 
daß im Gegensatz zu den harmonischen Schwin- 
gungen die Amplituden der Schüttelschwingun- 
gen bis zur Erreichung der Schüttelgrenze 
nicht von der Dämpfung beeinflußt werden und 
daß sie, ebenfalls im Gegensatz zu den Erschei- 
nungen bei Resonanz: harmonischer Schwin- 
gungen, nach Überschreitung der Schüttel- 
grenze ganz plötzlich abfallen. Deshalb kann 
auch das Rechenbeispiel, zumal wenn die im 
Absatz II ermittelte ‚kleinste Frequenz‘ zu- 
grunde gelegt wird, keine richtigen Ergeb- 
nisse zeitigen. ET 


Die Frage der Höchstbeanspruchungen der 
Triebwerke ist bereitsin dem Aufsatze über den 
Einfluß des Lagerspieles — „El. Kraftbetr, u. 
Bahnen‘ 1914, S. 325 u. 364 — gestreift wor- 
den, indem dort zum Ausdruck gebracht wurde, 
daß die größte in Schwingungen umsetzbare 
Energie sich umgekehrt proportional der 
1,5. Potenz der Elastizität des. Triebswerkes 
ändere. Sie wird nämlich einzig und allein 
durch den Zeitpunkt bestimmt, in welchem die 
Schüttelschwingungen infolge ‘Störung des 
Gleichgewichts zwischen Impulsleistung und 
Dämpfunssleistung außer Tritt fallen, alsodurch 
die in jenem Aufsatz so bezeichnete ‚‚praktische 
Schüttelgrenze‘“. Genaueres über dieDämpfung 
auszusagen, ist allerdings bei Triebwerken ohne 
zusätzliche Federung unmöglich. Nimmt man 
aber an, daß sie sich proportional den Bean- 
spruchungen ändere, dann gilt obiges Gesetzund 
dieBeanspruchungen der Stangenin den 
Schüttelgrenzen verhalten sich zuein- 
ander umgekehrt wie die Elastizitäten. 

Man erkennt hieraus den außerordent- 
lichen Wert des Einbaues zusätzlicher Fede- 
rungen, die sowohl die Elastizität, als auch 
die Dämpfung erhöhen. Letzteres, weil in 
ihnen bei sich der Drehbewegung überlagernden 
Drehschwingungen, im Gegensatz zu allen 
anderen reibenden Teilen des Triebwerkes, 
Umkehr der'Bewegungsrichtung eintritt,und die 
ihnen anhaftende oder durch besondere Vor- 
richtungen gesteigerte Reibung den die Schwin- 
gungen erzeugenden periodischen Impulsen ent- 
gegenarbeitet, so daß es beir'chtiger Bemessung 
der Federn und Dämpfung gelingt, die Schüttel- 
schwingungen vollständig-zu unterdrücken. 

Mannheim, 15. VI. 1920. A. Wichert. 


Erwiderung. x 


I. „Solche schwingende Beanspruchungen 
treten in jedem elastischen System auf, wenn 
eine plötzliche Belastung eintritt usw.‘“, sagt 
Herr WICHERT im Absatz I seines Briefes. 
Würde sich diese Aussage auf meinen ganzen 
Aufsatz beziehen, dann wäre sie unverständ- 
lich. Denn Eigenschwingungen veränderlicher 
Frequenz treten eben nicht in jedem elasti- 
schen System auf. Die Aussage kann sich 
daher nur auf Teil I meines Aufsatzes, also. 
nur auf die harmonische Schwingung be- 
ziehen. Dann wird die Bemerkung auch ver- 
ständlich, zugleich aber auch so selbstver- 
ständlich, daß sie.sich erübrigt. Es kommt. 
hinzu, daß ich schon in der von Herrn WICHERT 
angezogenen Wechselrede nicht nur auf die 
Gleichartigkeit der Ausgleichsvorgänge des 
spielfreien Kuppelstangenantriebes mit ande- 
ren elastischen Systemen, sondern darüber 
hinaus auch noch darauf aufmerksam gemacht 
habe, daß die Ausgleichsvorgänge des spiel- 
freien Triebwerkes den Ausgleichserscheinungen 
ähnlich sind, die in elektrischen Netzen und 
in Druckrohrleitungen bei Belastungsände- 
rungen auftreten, und daß die Höchstbean- 
spruchung des Triebwerkes sich ‚auf ähnliche 
Weise wie eine elektrische Überspannung 
berechnen und -— hier wie dort durch Er- 


“höhung der Elastizität des Systems — sich 


auch bekämpfen läßt. 


II. Meine Formel (D) für die Frequenz 
der Schüttelschwingung: 


Er 2 8 x 
ol aı 

gibt außerordentlich gute Übereinstimmung 
miteiner auf Grund ganz anderer Überlegungen 
gewonnenen Beziehung, die Herr Dr. Müller 
in seiner Dissertation veröffentlicht und mir 
inzwischen zugesandt hat. Müllers Formel (48) 
S. 44 seiner Dissertation (‚Über die Sch üttel- 
schwingungen des Kuppelstangenantriebes“, 
Zürich 1919) lautet nämlich unter Verwendung 
der Bezeichnungen meines Aufsatzes: 


1 1 = 
n 


et 


EEE 


- wenden. W. Hort. 


9. Dezember 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 49. 995 


‚ Ersichtlich stimmt diese Beziehung mit 
meiner obigen Formel (D) bis auf vernachlässig- 
bare Größen kleiner Ordnung vollständig über- 
ein. Auch Herr Müller bestimmt die unterste 
Grenze des Schüttelgebiets und zwar auf S. 47: 
zu 40 bis 80% der natürlichen Frequenz. 


III. Herr WICHERT hat recht, daß zwi- 
schen Sch üttelschwingungen und harmonischer 
Schwingung keine Gemeinschaft besteht. Aber 
trotzdem geht die Schüttelsch wingung für sehr 
große Ausschläge in die harmonische Sch win- 
gung über. Herr WICHERT, und unabhängig 
von ihm, Herr Buchli haben zuerst darauf 
hingewiesen, daß sich die Beanspruchung des 
Triebwerkes verringern läßt, wenn man seine 
Elastizität erhöht. Aber mit der Schüttel- 
schwingung hat das nichts zu tun. Durch 
Erhöhung der Elastizität kann man die Über- 
beanspruchung jedes elastischen Systems ver- 
ringern. Das geht aus Formel (B) meines Auf- 
satzes in besonders anschaulicher Weise her- 
vor. Daraufhabe ich in der eingangs erwähnten 
Wechselrede bingewiesen und daran erinnert, 
daß man in ähnlichen Fällen auch in andern 
elastischen Systemen eine Erhöhung der Elasti- 
zität vorgeschlagen hat. Um die Druck- 
erhöhung in Rohrleitungen zu vermindern, hat 
man ihre Elastizität durch eingebaute Wind- 
kessel erhöht und, um die elektrischen UÜber- 
spannungen zu vermindern, hat man die 
Elastizität des Stromkreises durch 'Konden- 
satoren vergrößert. Aus meiner Formel (B) 
kann man aber auch erkennen, daß die UÜber- 
beanspruchung mit der Wurzel aus_ der 
Elastizität abnimmt und nicht, wie Herr 
WICHERT annimmt, ihr einfach umgekehrt 
proportional ist. Herr WICHERT kommt da- 
durch zu dem abweichenden Ergebnis, daß 
er die Dämpfung, die ebenso wie die Elastizität 
durch den Einbau zusätzlicher Federn. erhöht 
wird, als eine Folge der zunehmenden Elastizi- 
tät betrachtet und auf ihre Rechnung setzt. 
Das mag vielleicht praktisch zulässig sein. 
Physikalisc' hat jedenfalls die erhöhte Dämp- 


fung, die eine Folge der wenn auch erwünschten 


Unvollkommenheit der Federn und der ihnen 

anhaftenden Reibung ist, mit der Erhöhung 

der Elastizität des Systems nichts zu tun. 
Chemnitz, 13. XI. 1920. 


Dr. Iwan Döry. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Lehr- und Aufgabenbuch der Physik. 
Von Wiegner-Stephan. 1. Teil. Allge- 
meine Eigenschaften der Körper. Mechanik. 
Mit zahlreichen Textabbildungen und 
Musterbeispielen. 2. verb. Aufl. 229 Sin 8°. 
Verlag von B. Teubner. Leipzig und 
Berlin 1920. Preis 5,60 M. 

Klar und einfach geschrieben, ohne in 
Unwissenschaftlichkeit zu verfallen, wird das 
Werk seinem Ziele, durch Vorführung voll- 
ständig durchgerechneter Musterbeispiele die 
praktisch-teehnische Anwendung der vorge- 
tragenen Ansätze zu vermitteln, vollkommen 
gerecht und dürfte sich demnach nicht er- 
folglos an die im Titel genannten Leserkreise 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten 


Bücher. 

Technische Messungenbei Maschinenunter- 
suchungen undzur Betriebskontrolle. Von 
Prof. Dr.-Sng. A. Gramberg. 4. erw. u. umgearb. 
Aufl. Mit 326 Textabb. XII u. 502 8. in 80, 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
geb. 64 M. 

Grundzüge der Elektrotechnik. Von Prof. 
Hermann Zipp, 2. Aufl, 1. Teil. Mit 123 Text- 
abb. VIII u. 144 S. in 80. 2. Teil. Mit 181 Text- 
abb. XI u. 174 S. in 80%. Verlag von S. Hirzel, 
Leipzig 1920. Preis geb. 24 M. 


Zeitschriften. 

„Archiv für Elektrotechnik“, Bd, 9, 1920, Heft 6, 
enthält folgende Arbeiten: F. V oltz, Untersuchun- 
gen über Stromkurven hochgespannter, inter- 
mittierender und pulsierender, gleichgerichteter 


Zuschlagsliste Nr. 36 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektr 
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonder 


Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


Diese Zuschlagsliste (grün) Nr. 36 gilt für den Monat Dezember 1920 für 
solche Aufträge, die vom 1. 1. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis- 
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf- 


Ströme. W. Rogowski, Über den schiefen Aus- 
tritt von Induktionslinien aus Eisen. L. Lehrs, 
Das Feld in der Umgebung magnetisierten Eisens, 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Außenhandel. — Die Außenhandelsstelle 
der Elektrotechnik teilt mit, daß nach Fest- 
stellungen offenbar weite Kreise an einer Um- 
gehung der Ausfuhrbestimmungen bzw. Ver- 
schiebung von Waren. beteiligt seien und als 
Wirkung dieses Verhaltens aus einer großen 
Anzahl von Ländern Nachrichten einliefen, 
denen zufolge man dort Gesetzesvorlagen zu 
dem Zweck eingebracht habe, die deutsche 
Einfuhr zu verbieten oder mit hohen Zöllen 
zu belegen. Um hier einen Riegel vorzuschieben 
bzw. dıe an die Bestimmungen sich haltenden 
Firmen zu schützen, sei es erforderlich, die 
Ausfuhrbedingungen zu verschärfen 
und alle Unterlagen, die zur Beurteilung des 
Geschäftes dienen, von den Firmen 'einzu- 
fordern. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektroteehnischen 
Industrie. — Auf S. 996 bringen wir die grüne 
Zuschlagsliste Nr. 36 für Dezember und 
machen unter Hinweis auf das „ETZ““ 1920, 
8. 972 dazu schon Gesagte insbesondere noch 
auf die weitere Unterteilung des Bahnmate- 
rials (Nr. 17a bis c, 18 und 18a) sowie der Meß- 
apparate (Nr. 41a und b) aufmerksam. 


Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat 
im November 1920 folgende Kurse notiert: 


Gesellschaften 


Niedrig- 
ster 
Höchster 
Letzter 


Accumul.-Fabr., Berlin. . . . |425,—| 470,— |425,— 
A. G. £. El.-Anlg., Berlin .. . — E= — 
A. E. G., Berlin 2. .|810,— 341,50/310,— 
Bergmann, Berlin ...... 271,—| 289,75|275,— 
B. E.W;, Berlin’... . . 1225,— 244,—|229,50 
, »„  Vorz-A.. . . | 97,—| 103,- | 99,50 
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) |900,— | 1250,— 960, — 
Continent. Ges,, Nürnberg . . — —_ — 
> = Vorz.-A. |140 —| 160,50|140,— 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |204,75| 295,25/249,75 
»„ Niederl. „ 5 265,—| 308,— 268, — 
Er Sudamı.a, n 230,25] 294,—|255,75 
»„  Kabelwerke, Berlin 325,—| 390,—|326,— 
Elektra, Dresden. ......» 180,—| 200,—| — 
El. Licht- u. Kraft., Berlin . . |189,—| 232,— 1196,— 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . |214,—| 230, —|214,— 
Pe. Werbiegnitz 2 . 1121,75) 197,50/170, — 
Bank f. el. Untern., Zürich. . |124,—| 138,--|125, — 
Felten & Guilleaume Carlsw. . |451,—| 484,75 466, — 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin. |190,—| 223,— 203,50 
Hackethal, Hannover... . » 350,—| 450,—|400,— 
Hamburgische E.W...... 141,25: 148,75]146,— 
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |231,—| 270,— |240,— 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. |236,25| 274,— 1236,25 
C. Lorenz, Berlin ......» 380,—| 464,--)| — 
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . . |216,—| 284,— |284,— 
Mix & Genest, Berlin . . . . [246,—| 300,—|272,— 
Neckarwerke, Esslingen . . . 116%,—| 215,—| — 
H. Pöge, Chemnitz. . . . . - 329,75| 394,751345,— 
Rhein. EI.-A. G., Mannheim. . |210,—| 233,50/221,— 
M. Schorch & Cie., Rheydt . |400,—| 435,—|424,— 
Sachsenwerk, Dresden . ... . 480,—|454,— 
Schuckert & Co., Nürnberg. . |260,25| 313,501263,— 
„Siemens“ El. Betr., Berlin. . |130,—| 200,—|166,75 
Siemens & Halske, Berlin . . 1340,25) 390,—|340,25 
n n junge. . . 1315,—| 342,— 1318,25 
Stettiner EulWesnste er sn. 139,50) 145,—| — 
Teleph.-F. Berliner, Hannover. |285,—| 345,— 315,50 
Fabr.isol.Drähte(Vogel), Berlin |425,—| 475,— 445, — 


WARENMARKT. 


Kohle. — Die Reichsregierung hat auch 
den neuerlichen Antrag des Rheinisch-West- 
fälischen Kohlensyndikats auf Preiserhöhung 
ab 1. XII. um 17,50 M/t, dem sich der Reichs- 
kohlenverband befürwortend angeschlossen 
hatte, mit der Begründung abgelehnt, daß in 
der Zwischenzeit keine wesentlichen Verände- 
rungen im Kohlenbergbau eingetreten seien. 
— Gummi. Die ungünstige Stimmung am Roh- 
gummimarkt bestand auch während der letzten 
Woche, doch hielten sich die Preisrückgänge in 


trägen mit den bis 31. XI. 1919 giltigen Grundpreisen ist 


engen Grenzen. Der Umsatz war in London 
wie auch in Amsterdam gering, wo bei den letz- 
ten Einschreibungen vom 16. XI. von insge- 
samt 383 220 kg nur 29 200 kg, zumeist weit 
unter Taxe, verkauft wurden. In London no- 
tierte Standard Crepe loco am 1. XII. 1s 134 d 
und Sheets loco 1 s 3%, d/lb. Die Londoner 
Vorräte betrugen Ende November etwäa 
44 840 tons gegen 37 750 in der Mitte vorigen 
Monats. Die Herstellung von synthetischem 
Kautschuk ist jetzt eingestellt worden, weil die 
großen Vorräte an Rohkautschuk auf dem 
Weltmarkt, die hohen Erzeugungskosten des 
synthetischen Kautschuks, im Zusammenhang 
mit der Kohlenknappheit, einen Wettbewerb 
mit‘ Rohkautschuk ausschließen. — Seide. 
Wegen der großen Absatzstockungen am japa- 
nischen Seidenmarkt haben dort sämtliche 
Seidenfabriken beschlossen, ihre Betriebe bis 
Februar zu schließen. Die Vorräte in Yoko- 
hama belaufen sich im Augenblick auf etwa 
50 000 Ballen. — Kokosfasern und -garne. Die 
Bekanntmachung vom 1. X. 1919, dıe den In- 
landverkehr mit Waren aus Kokosfasern und 
-gamen auf 25% des Friedensabsatzes be- 
schränkte und zugleich eine Meldefrist hierfür 
festsetzte, ist ab 23. XI. aufgehoben worden. 
— Soda. Das Soda-Syndikat hat die Preise 
um 5 bis 10% ermäßigt. — Metallpreise. Die 
Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere 
verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten 
in M/100 kg: 


Metall | 3. XII. | 2. XII. 
Elektrolytkupfer (wire 
bars), prompt. cif Hamburg, 
Bremen, Rotterdam . . . 2215 2190 


Raffinadekupfer 99/99,30/, |1700—1725 1675— 1700 


Orıgınalhüttenweichblei 690—710 | 640—660 
Originalhüttenrohzink, 

Preis im freien Verkehr 750-770 | 700—725 
Plattenzink (remelted) von 

handelsübl. Beschaffenheit | 480—500 | 440—470 


Originalhüttenaluminium 
98/99%,, in einmal gekerb- 
ten Blöckchen . . . . » 
dsgl. in Walz- oder Draht- 
barren . - 2 2 2.2...» |3450— 3550 3450—3550 

Zinn,Banka-,Straits-,‚Billiton- |5600—5700 5350— 5450 

Hüttenzinn, mind. 990%, . . 154005500 5209— 5300 

Reinnickel 98/99%/, - . |4400— 4450|4400— 4450 

Antimon-Regulus . . . . | 95—950 | 925—950 

Silber in Barren rd. 900 fein 
furliakgrtem ;r cn: 


3300—3400 3300—3400 


1180—1200|1170— 1190 


Die deutsche Elektrolytkupfernotiz 
betrug am 29. XI.: 2185 M, am 30. X1.: 2265 M 
und am 1. XII.: 2195 M/100 ke. 

An der Londoner Metallbörse wurden 
nach „Mining Journal‘ am 26. XI. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: 


£ | Eau sled 

*Kupfer: best selected . 86 O0 Obis 88 0 0 

j 5 electrolyt.. 9% 00,900 

5 wire bars...:. % 00,900 

so standard, Kasse 78 0 0, 7850 

= F 23/Mon. 278.05. 077,2..48,1050 

Zinn: standard, Kasse. . 21 5 0 „22110 0 

s a 3Mon. . 2500,2325-.5 0 

Be ntralise 921 152.0: , 2222070 
Blei: span.oder nichtengl. 

Weichbler.. . .7.2282.0%202,228.1726 

»  gew. engl. Blockkleii 30 5 0 „ — — — 

Zink: gew. Sorten. ... 250,350 

& remelted. .... BE. 0E OMere— 

= engl. Swansea 3610 0 „ nominal 


Antimon: engl. Reg... . 


45/48 £ net. 
Aluminium: 98 bis 99/ 


165 £ (Inland); 

185 £ (Export). 
Nickel: 98 bis 99%) gar. 220 £ (In- u. Ausland). 
Quecksilber: nom. für 

die 75 Ibs.-Flasche. . . 
Platin: je Unze nom... 


15 £ 10 5/16 £. 
500 8. 


In New York "notierte Elektrolyt- 
kupfer am 2. XII. 1920 loko 18,87 ets/lb. 


* Netto. 


A BER PRAANEL RE SEENE REREREBRIHERABLG ERS 220 Eee 
Bezugsquellennachweis, 


Frage 59. Wer liefert elektrische Heiz- 
apparate Maıke Stewa? 


FL nn 


Abschluß des Heftes: 4. Dezember 190, 


otechnischen Industrie für Dezember 1920. 
s aufgeführt sind, werden bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die 


die weiße 


Zuschlagsliste Nr. 36 A maßgebend. Bei den in der Liste aufgeführten 
Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Isolierrohr (61 bis 66), 


Pr 


996 


'Elektrotechnische Zeitschriit. 


1920. Heit 49. 


Glühlampen (68), Telegraphie- und Fernsprechwesen (69a bis 72), wird für 


Aufträge, die vom 1. XI 
zuschlag nach folgender Formel berechnet: 


1920 ab eingegangen ‚Sind, der Teuerungs- 


1. Wird innerhalb zweier Monate nach dem Bestelltage geliefert, so gilt 


als Preisstichtag der Bestelltag. 
2. Wird später als zwei 


Monate nach dem Bestelltage 


geliefert, 


so wird die Summe der in den Kalendermonaten vom Bestelltage 
bis zum Liefertage festgelegten Teuerungszuschläge durch die Anzahl 


dieser Monate geteilt. 


Bestellmonat und“ Liefermonat zählen also mit. 


8. Dezember 1920. 


3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist, 
daß die; Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt 


werden kann. 


‘4. Der Lieferung ist die Anzeige der. Versandbereitschaft gleichzurechnen 


5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 15 Monate vereinbart 


wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 


Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für Be- 
rechnung des a li die Bestimmungen der betreffenden 


3 ür 
n- er 
Aus- metall- 
Gegenstand führung führung 
Zuschlag Zuschlag 
%/g 
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 
l: bis 20 kW bzw. 20 KVA bei Generatoren 550 550 
2. über 20 bis 100 kW bzw. über 20 bis 100 | bezogen 

KVA bei Generatoren . . x auf 1000 600 600 
3. über 100 kW bzw. über 100 KvA bei Ge- | Umdr, 

NETALOTENY en R 670 670 
Sonderausführungen. 

4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . . .» 550 550 
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . . . 460 460 
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäu- 

bungspumpen und Kompressoren . . . . 2... 540 360 
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . 410 260 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 

Motortragen, Motorwagen . . : .. 370 320 
Dampfturbinen. 

10. Turbosätze, bestehend aus: 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . 465 —_ 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder 
Zahnradvorgelegen, De und Konden- 
sationsanlagen a: TEN ee 425 _ 
il. Turbogeneratoren allein . 530 _ 
12. Dampfturbinen, Bahhtadvorgelege: Murbokompreaso- 

ren und Turbogebläse allein & 375 _ 
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate 

allein... En ame er re BIER eure 500 - 
Zubehör zu Maschinen. 

14. Anlasser, Resulierwideniende Tret-, Webstuhl-, 

Sterndreieck- Schalter . . . AR 360 360 
15. Kran- und Aufzugsapparate, Schützensteuerungen ä 
16. Gleitschienen, Verankerungen 420 420 
16a. Rioemenscheiben, Kupplungen, Zahntadyorzelere 550 550 
Bahnmaterial. { \ 

17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen . 590 590 
17a. Bahntransformatoren 470 420 
17b.Motorkompressoren und Ries Ventilatoren (vollst. 

Aggregate) a ; 540 360 
17e. Hilfsmotoren FE RN re EN 550 550 
18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 

Kupplungen, Trennschalter, Erdungssehalter und 

Sonderausführungen von Schaltapparaten und In- 1 

stallationsmaterialien für Bahnfahrzeuge . . 540 540 
18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände 540 540 
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßen- 

bahntriebwagen und mit elektrischer Bremse versehene 

Anhängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, 

ferner vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. 

Lokomotiven für Bergbau und Industrie 570 570 
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Voll- 

bahn-Lokomotiven und Vollbahn-Triebwagen, einschl. 

Montage . . 580 _ 
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie 520 620 
Transformatoren und Gleichrichter. 

22. Transformatoren . . A A 470 420 
23. Gleichrichter mit Glaskörper.- einschl. Zubehör . 470 470 
23a. Ersatz-Glaskörper a : 50 20) 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör A 670 670 
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 
25. Hebelschalter, Erdschluß-und Stromrichtungsanzeiger, 

Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht 

in Gußgehäusse ,. 490 
26. Selbsttätige Schalter, öwänt acht für Ölfüllung Se 

nicht in Eisen- oder Gußgehäuse; Fern-, Zeit-, 

Zellenschalter . R 520 
27. Niederspannungs- -Streifen- und: Bohren Sichörunsen 

für Schalttafelbau . . . TEEN 520 
272.Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen 520 
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 

Streckenschalter. soweit nicht für Öl 600 
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und Preise 

armierte Wanddurchführungen : Dein 520 auf 
29a.Schmelzeinsätze für Hochspannungs- -Sicherungen 520 Anfrage 
30. Freileitungs-Hörnerschalter . Ber 600 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) ne 600 
32. Ölschalter (ohne Öl), einschl. Hilfsapparate . 520 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schule 

und Erdungsdrosselspulen) . . . "2.2 2..% 520 
34. Schutzdrosselspulen . .. .. ucw de ie vroe 520 
35. Erdungsdrosselspulen . . . F 520 
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern 520 
37. Gerüste u. Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 

Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Klein- 

material, ausschl. Instrumente und Apparate, aber 

einschl. Zusammenpassen beim Lieferer . . . .. 520 


Verbände. 
Für Spar- Für 
F Ersatz- 
ie ee 
Gegenstand führung eng 
Zuschlag | Zuschlag 
% % 
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte 5% }Preiseauf 
39. Schaltapparate u. Schaltgruppen in Gußgehäuse 520 Anfrage 
'Meßapparate und Zubehör. 
41a. Instrumente in rundem Gehäuse, nicht über 250 mm 
Sockel-Durchmesser, zum Auf- oder Einbau für Schalt- 
tafelu. mit Dreheisen- oder Drehspul-System, mit 
Dauermagnet.. Tragbare Isolationsmesser und Lei- 
tungsprüfer . . . . u NR Be 350 5 
41b Die übrigen Meolinstramente, 400 er: 
42 Zähler sowie deren Verpackung 4UU nr 
43. Meßwandler. . .... 610 es 
Installationsmaterial, 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen). . 320 
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 
Paßringe bzw. Paßschrauben Größe I und Il (Klein- 
und Normal-Edison-Gewinde) . 270 
45b. Wie 45a, jedoch Größe Ill Ba v (Groß- SEE und 
Mammuth-Spezial-Gewinde) . . R 300 
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben ; 270 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- 
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . 570 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 249 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens) . . . 250 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in > 
Gußgehäuse. ... 350 Preise 
5l. Freileitungs- und Hausanschluß- Sicherungen, Frei- 2 : auf 
leitungs-Armaturen bis 600 Volt, soweit nicht in Anfrage 
Gußgehäuse rn. 202 ers re er 350 
52. Zählertafeln, armiert . 330 
53. Drehschalter, Steckdosen. und Stecker, soweit nicht 
in Gußgehäuse, Porzellan -Abzweigdosen, -Scheiben 
und -Klemmen, -Kabelschuhe und Verbinder u. dergl. 350 
54. Installationsmaterial in Gußgehäusen und er 
Installationsmaterial . 380 
55. Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel: u. "dergl. 350 
56. Glühlichtarmaturen, einschl. wasserdichter Fassungen, 
und Handlampen. . 350 
60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. der "Zwei- 
teiligen Stöpsel aus Gruppe 45 und 46) . . ... 425 
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. 
61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . . . .» 2 x cu —_ 
62. Verzinkte Eisenrohre . ER EI —_ 
: 63. Feinzinkrohre (kein verzinktes "Eisenhlech) -. ee _ 
64. Messingrohre . . . —_ 
65. Papierrohre mit Slähipenzorsehutz (Stahlpanzerrohre) — 
66. Schwarze Papierrohre ohne Metallmantel zis Muffe — 
Glühlampen. “ 
68. Glühlampen jeder Art (ausschl. Hoizlampen): Auf 
die ab 28. I. 1919 geltenden Preise.. -. . . ... 250 250 
Telegraphie und Fernsprechwesen, 
69a. Apparate für Haustelegraphie (Wecker, Tableaus, 
Kontakte, Zubehör) . . . 
69%b. Hausfernsprech - Apparate Fr Batterieanrut und 
einfache Induktor-Apparate . . 450 450 
69 c. Fernsprech - Apparate zum Anschkiß an Zentral: } ö 
umschalter und öffentliche Fernsprechnetze. . . 450 450 
69d. Zentralumschalter und Amtseirrichtungen . . . 450 450 
69e. Wasserdichte Signal- und Een PEoe A pperee N 450 450 
69£. Apparate für Telegraphie . . . » . 450 450 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre. . .. .. 75 kr 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) 220 — 
72. Apparatschnüre (Privattypen) . 110 2 
Bogenlampen und Zubehör. 
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Be- 
leuchtungszwecke . NE men, 400 = 
74. Bogenlampen für techaische Decke, 400 En 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 
und Handelsschiffe) . PEN 400 = 
76. Widerstände . . . dr 450 450 
füf: Anfhängövörrichtungen. a, 400 400 
78. Leitungsküpplungen . . 400 En 
79. Transformatoren und Drosselspulen 470 — 
Gummifreie Isolierstoffe, 
80. Normalplattener er ee reed 300 = 
81. Zählertafeln, unarmiertt x. 2.2... 300 a 
82. Isoliergriffe . . R P 5 400 =, 
83. Armierte Anschlußklemmen R 350 Er 
84. Preßteile, ausschließlich der vorgenannten (anarmiert 
bzw. ohne Mitlieferung von Armierungsteilen) . 300 = 


Verschiedenes. 


"Transformatoren-, 
aber 1300 M für 100 kg ohne Faß. 


Anlasser- und Schalter-Öl: Tagespreis; mindestens 


Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) 5000%/, Zuschlag. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus8pringer in Berlin. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


| (Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Die zusätzlichen Verluste in massiven Bügeln. 
Von Dr, Robert Pohl, AEG-Turbinenfabrik. 


Übersicht. Die durch Stromverdrängung her- 
vorgerufenen zusätzlichen Verluste können nicht 
nur im Nutenkupfer, sondern auch in den von Luft 
umgebenen Wicklungsteilen elektrischer Maschinen 
beträchtliche Werte annehmen. Insbesondere trifft 
dies für Maschinen großer Stromstärke und kleiner 
Polzahl, wie Turbogeneratoren, zu, bei denen der 
Wickelkopf jeder Phase aus einer größeren Anzahl 
breiter und nahe aneinander liegender Bügel be- 
' steht. 
gruppen entstehenden zusätzlichen Verluste wird 
eine Formel entwickelt, die auf der Zerlegung des 
magnetischen Feldes in ein Bügelquerfeld und ein 
Bügellängsfeld und der sinngemäßen Anwendung 
bekannter Beziehungen beruht. Eine experimen- 
telle Kontrolle der Berechnungsgrundlage ergab 
befriedigende Übereinstimmung, 


In der Literatur über die durch Strom- 
verdrängung hervorgerufenen zusätzlichen 
Verluste im Wicklungskupfer großer Dreh- 
strommaschinen stößt man häufig auf die An- 
nahme, daß eine nennenswerte Stromver- 
drängung nur im Nutenkupfer auftrete, daß 
der Wechselstromwiderstand der in der Luft 
liegenden Wicklungsteile dagegen praktisch mit 
ihrem Gleichstromwiderstand übereinstimme, 

Wechselstromwiderstand ... 
der Faktor k = für 


Gleichstromwiderstand 
den Kopf also gleich 1 zu setzen sei. Diese An- 

- nahme trifft jedoch bei großen Maschinen, ins- 
besondere solchen hoher Stromstärke, die mit 
breiten massiven Bügeln ausgeführt werden, 

nicht mehr zu. Vielmehr können die zusätz- 

lichen Verluste auch der in Luft liegenden 

Wicklungsteile sehr beträchtlich werden und 

unter Umständen die zusätzlichen Verluste 

im Nutenkupfer übersteigen. Dieser Fall kann 

-besonders bei Maschinen kleiner Polzahl, z. B. 
Turbogeneratoren, eintreten, bei denen eine 

große Zahl von Bügeln der gleichen Phase dicht 

aneinander liegen und massiv ausgeführt sind, 
während ihre Stäbe sorgfältig lamelliert und 
verdrillt sind. 

Man hat daher in solchen Fällen die Be- 
rechnung des Widerstandsverhältnisses Ks 
für die Stäbe und Kz für die Bügel getrennt 

durchzuführen. \ 

‘ Für die: Stäbe kann dies in bekannter 

Weise geschehen. 

Sind Isy und Isz die Längen des Stabes 
in der Nut bzw. in Luft, ksv und. ksz die 
nen auf das Nutenquerfeld bezüglichen 
k Ban, ks derjenige für den ganzen Stab, 
so gilt 


„sg KsSNnisn+tlisz 
N dSn-tisz 


da wegen des beträchtlichen Abstandes be- 
nachbarter Stabenden und der üblichen Unter- 
teilung größerer Stabquerschnitte der Wert 
ksr =1 gesetzt werden kann. Für die nahe 
aneinander liegenden und massiven Bügel gilt 
dies jedoch nicht. _ 

Im folgenden sollen daher die zusätz- 
lichen Verluste in massiven Bügeln näher 
untersucht und eine für die Praxis geeignete 
Formel zur Vorausberechnung des ider- 
standsverhältnisses kz entwickelt werden. 
Dabei wird an die für Stabwicklungen . ge- 
bräuchlichste Evolventenform der Bügel ge- 
dacht, jedoch lassen sich die Überlegungen 
unschwer auf andere Anordnungen übertragen. 
Ferner wird als Ursache der Zusatzströme 
lediglich das von der betrachteten Bügelgruppe 
selbst erzeugte Feld angesehen unter Vernach- 
lässigung aller phasenfremden Felder, für die 
bei geringem Abstand der Phasen und Bügel- 
ebenen ein Zuschlag zu machen wäre. Daß 
angesichts der verschiedenartigen Streufelder 
keine scharfe Lösung, sondern nur eine Nähe- 
rungsreehnung angestrebt werden kann, be- 
darf kaum einer besonderen Betonung. Wir 
wollen versuchen, die Berechnung der zusätz- 
lichen Bügelverluste auf die der zusätzlichen 
Verluste im Nutenkupfer zurückzuführen, so 
daß schließlich eine im Prinzip bekannte 


, 


Für die Berechnung der in solchen Bügel- | 


. wesentlich 


Berlin, 16. Dezember 1920. 


Heft 50. . 


Formel zur Verwendung kommt. Zu diesem 
Zweck denken wir uns eine Anzahl Flachleiter, 
einmalhochkantnebeneinanderin einer offenen 
Nut angeordnet, Abb. 1, das andere Mal als 


Abb. 1. 


Gruppe von Bügeln einer Phase in Luft liegen, 
Abb. 2. Die Verschiedenheit der zusätzlichen 
Verluste ist bedingt durch die Verschieden- 
heit des die Leiter durchsetzenden Kraft- 
linienfeldes. Die Dichte B desselben steigt im 
ersteren Falle geradlinig von der Stabunter- 
seite an, wiein Abb. 1 dargestellt. Im zweiten 
Falle dagegen ist das Kraftlinienbild ein 
omplizierteres. 

Betrachten wir eine geradlinig angeordnete 
Bügelgruppe, dessen Querschnitt Abb. 2 dar- 
stellt, so schließen sich: die Kraftlinien in kon- 
zentrischen Kurven um den Mittelpunkt des 


Abb. 2. 


Leiterbündels. Ein rechnerischer Vergleich 
mit der Anordnung nach Abb. 1 muß daher 
zunächst äußerst schwierig. erscheinen. 

Nun können wir uns aber das wirkliche 
durch zwei fiktive, einander senkrecht schnei- 
dende Kraftlinienfelder ersetzt denken, von 
denen wir das eine als Bügellängsfeld, das 
andere als Bügelquerfeld bezeichnen wollen. 
Abb. 3. Das erstere durchläuft das Kupfer 


EBENE 
V/TINNN 
Seesen a X 
LER N 
SE N IS 
EELCEH N 
Bauascı 71 
ER - SEI 
NSS GAR 
——_ m —H 
SI 
Abb. 8 


durchweg in der Längsrichtung der Bügel- 
querschnitte, das zweite senkrecht dazu. In 
der Luft mögen sich die Linien beider Felder 
halbkreisförmig schließen. 

Es ist nun ohne weiteres zu erkennen, 
daß das Bügellängsfeld wesentlich geringere 
zusätzliche Verluste erzeugen wird, als. das 
Bügelquerfeld, weil die Leitergruppe für das 
erstere lamelliert, für das letztere massiv er- 
scheint. Als Leiterhöhe für das erstere kommt 
die relativ meist geringe Dicke d, für das 


zweite aber die halbe Bügelbreite = in Frage. 


Dabei ist zu berücksichtigen, daß die zusätz- 
lichen Verluste fast mit der vierten Potenz 
der Leiterhöhe wachsen. Wir sind daher be- 
rechtigt, unserer Berechnung zunächst allein 


vr 


das Bügelquerfeld zugrunde zu legen und das 
Bügellängsfeld nur in Ausnahmefällen zu be- 
rücksiehtigen. Wir stellen uns demzufolge vor, 
daß die Stromv&rdrängung nur nach oben und 
unten (Abb. 3) erfolgt und vernachlässigen 
die Verdrängung nach den Seiten hin. Wo 
aber infolge relativ großer Bügeldicken oder 
wegen der großen Zahl übereinander liegender 
Bügel auch eine starke seitliche Stromver- 
drängung zu vermuten ist, wird man die 
später durchgeführte Berechnung auch der 
vom Bügellängsfeld hervorgerufenen zusätz- 
lichen Verluste mit in Anwendung zu bringen 
haben. s Grundsätzlich wird alleıdings die 
Summierung der aus zwei fiktiven Einzel- 
feldern errechneten Verluste etwas zu hohe 
Werte ergeben. 


Die Feldkurve des Bügelquerfeldes können 
wir .nun leicht berechnen und aufzeichnen 
(s. Abb. 4). Die Mittellinie des Leiterbündels 


ist die Nullinie dieses. Feldes. Die Kurve der 
Felddichte wird jedoch von der Mittellinie be- 
ginnend, nicht geradlinig ansteigen, wie im Falle 
der Abb. 1, sondern nach der gekrümmten Linie 
OA, weil die Länge des magnetischen Pfades 
in Luft und daher der magnetische Wider- 
stand auf einander folgender Kraftlinien- 
bündel nicht mehr konstant ist, sondern mit 
wachsendem ‘Abstand von der Mittellinie zu- 
nimmt. Wäre der Einfluß der annähernd halb- 
kreisförmigen Kraftlinienstücke gegenüber dem 
der geradlinigen zu vernachlässigen, d.h. wäre 


Abb. 4. 


H‘ sehr klein gegenüber der Gesamtdicke D 
des Bündels, so wäre der magnetische Wider- 
stand aller Kraftlinienbündel wieder konstant 
entsprechend der Pfadlänge D. Das Wider- 
standsverhältnis ka wäre dann offenbar 


gleich dem eines Leiterbündels der Höhe 4 
aber sonst gleicher Dimensionen, welches in 
eine offene Nut der Breite D eingebettet ist. 
Die Feldkurve würde der Geraden 0 4, statt 
der Kurve 0 A folgen, wobei 0A, die Kurve 0A 
im Nullpunkt tangiert. 

Diese Vernachlässigung der halbkreis- 
förmigen Teile ist jedoch im allgemeinen nicht 
zulässig. Um nun trotzden die übliche, für 
ein geradlinig ansteigendes Querfeld gültige 
Berechnungsweise verwenden zu können, 
wollen wir uns die Kurve 0A durch eine Geräde 
04, ersetzt denken derart, daß die gesamte 
Kraftlinienzahl in beiden Fällen gleich, also 
die Fläche 0A,b gleich oAb wird. Die so er- 
rechneten Verluste ‘werden prinzipiell etwas 
zu hoch ausfallen, weil die Krümmung der 
Feldkurve offenbar etwas geringere zusätz- 
liche Verfuste ergeben muß als ein geradliniger 
Anstieg. Dafür wollen wir den Schnittpunkt 
von 04, mit oA etwas höher annehmen als er 


meist liegen wird, und zwar im Abstande 3/4 > 
von der Mittellinie. Die Länge des Kraft- 
linienpfades für die Bügelhälften ist so konstant 
gesetzt und zwar gleich 
3H 
D+S= 


2 


a=D+12H) 


1) Soll o Azd gleich o Ab werden, so berechnet sich 
die äquivalente Nutenbreite 


H 
Eat 
en rn H " 
2 og —y 
Ben ER ) 
2 D 


was°"innerbalb weiter Grenzen des Verhältnisses von Dzu H 
x = ergibt. Statt dessen benutzen wir aus dem ange- 


seen Grunde: z=122. 
sr 


993 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit. 50. 


Wir berechnen nunmehr den k-Faktor als ob 


die Bügelgruppen mit auf - reduzierter Höhe 


in offenen Nuten der Breite D + 1,2 H lägen, 
s. Abb. 5 

Die an dieser Stelle!) für Nutenkupfer üb- 
licher Dimensionen entwickelte einfache For- 
mel ist wegen der großen Höhe der betrach- 
teten massiven Leiter nicht anwendbar. - Wir 
wollen daher die Fieldsche Forme! verwenden. 
Diese lautet für die Lagenzahl 1: 


. Sin 29) -+ sin (20) 


TEN O2 


wo 


ww. iand, 


Kl er 


nb _ Kupferbreite 


en > = Frequenz 
a Nutenbreite # 


ist und p (d) am schnellsten aus der am Schluß 
gegebenen Zahlentafel zu entnehmen ist. 


Hierin ist für unsere Berechnung 


ne H WDR, ud 
ze 2 : a za Du+12 H 


einzusetzen, wo (s. Abb. 4) 


u = Zahl der dicht nebeneinander liegenden 
Bügel, 
d = Bügeldicke, 
Du = Gesamtbreite der aus 
stehenden Gruppe ist. 


u- Bügeln be- 


Nun ist sofort zu erkennen, daß bei den 
üblichen Wieklungen, insbesondere bei der 
Evolventenwicklung, die Zahl u über die Länge 
der Bügel nicht konstant ist. Betrachten wir den 
ersten Bügel (1) der in Abb. 6 schematisch dar- 
gestellten Gruppe von U-Bügeln, so können wir 


Abb. 6. 


unterscheiden zwischen der Länge T'sı für die 
u=1 gesetzt werden kann, weil die Bügel hier 
so weit voneinander entfernt sind, daß ihre 
Kraftlinienfelder voneinander praktisch unab- 
hängig sind, der Länge I, auf der u gleich- 
mäßig von «w=1 auf den Höchstwert u=U 
anwächst, im Mittel also 0,5 U beträgt, der 
Länge lzv für die «= U konstant bleibt und 
schließlich der Länge "31 für die wiederum v1 
ist. Die Längen !'3ı und !'’z1 fassen wir als Ipı 
zusammen. Ein beliebiger Bügel, beispiels- 
weise 5, unterscheidet sich von dem be- 
trachteten ersten Bügel der Gruppe nur da- 
durch, daß die Strecke IBu aus zwei Teilen 
"Bu und l'Bu besteht, deren u Werte im Mittel 
größer sind als 0,5 U. Unter Berücksichtigung 

5 
A 8 
U ist und daß die zusätzlichen Verluste für 
kleine Werte von u stärker als proportional 
ansteigen, wollen wir für die Strecke Iau u= 


des Umstandes, daß der Mittelwert von u - 


5 
Pr U konstant setzen. 

Demnach erhalten wir 
für die Länge Igı: 


N 


HAN 


kBgı =@ (OBı), 


!) Siehe Pohl „Eine einfache Theorie der zusätz- 


ichen Verluste im Nutenkupfer von Wechselstxom- 
maschinen“. „ETZ“ 1920, S. 908. Sr 


für die Länge Ip«: 


amd 
; H 3: 
OBu = 0,145 PETE I£ 
a DE ER 
kBu=Y (OB), 
für die Länge Igv: 5 
Bı4l 04 
a emp. 


kBU=9(OBv).’ 
und somit für die 
IB=1Bı +lBu +lev 
ER krılsıhkpulsutkpulsu 
IBı +lBu+1leu 


Die so entwickelte Formel macht wegen 
der eingeführten Vereinfachungen keinen An- 
spruch auf große Genauigkeit. Dafür gestattet 
sie aber einen schnellen Überschlag unter 
Benutzung bereits bekannter Gleichungen und 
läßt den Einfluß der Bügeldimensionen und 
Anordnungen klar erkennen. Das entspricht 
bei der noch bestehenden Unsicherheit über 
die Verteilung und die Größe der verschie- 
denen zusätzlichen Verluste mehr: den Be- 
dürfnissen der Praxis als eine auf Präzision 
abzielende Berechnungsweise, die alle Um- 
stände rechnerisch erfassen sollte und daher 
sehr verwickelt werden müßte. 

Die auf Einführung einer äquivalenten 
Nut der Breite D+1,2 H und der Kupferhöhe 


H . 
3 beruhende Berechnungsweise wurde durch 


ganzen Bügel der Länge 


eine Reihe von Messungen experimentell kon- 
trolliert. Zu diesem Zwecke wurde ein Kupfer- 


band von d=0,l1em Dicke und H = 10 em. 


Breite bei verschiedenen Windungszahlen 
und verschiedener Breite Du mit Gleichstrom 


und 50-periodigemi Wechselstrom belastet und. 


der Gesamtverlust wattmetrisch festgestellt. 
Die Übereinstimmung war befriedigend, wie 
aus der fofgenden Zahlentafel ersichtlich: 


k berechnet % gemessen 


u.) AN EROAFSCH 1,004 1,03 
a EEE 1,25 1,30 
W= 86,5, 7 Du =18,92 5, 1,72 1,75 


Als Beispiele mögen nun die zusätzlichen 
Verluste in den Bügeln zweier Wicklungsent- 
würfe zunächst lediglich unter Berücksichti- 


zung des Bügelquerfeldes berechnet werden. 


Entwurf Maschine I. 

H=10cm, 

!Bı =30 cm, Ieu=33 em; - IBeu=45 em. 
Hieraus findet sieh: 


oBı = 1,66, KB1 = 1,98; 


OBu= 2,06, kBu= 1,95, 
OBU=2,3l, kgu=2,24, 
kB =1,9. > 


Entwurf Maschine 17, 
u=10, 


Bu = 084m, 


H=0rem, 2 de 0,8:0m, 
IB1 = 22:00, 


Dv=2E0H; 
IBu=56 em. 
Hieraus findet sich: 
oB1 = 0,94, 
OBu —_ 1,49, 

Osu=1,58, 

Top "1,80: 
Während die zusätzlichen Bügelverluste 
im ersten Falle als Folge der großen Bügel- 
breite den. Ohmschen Verlusten also fast 
gleich kommen, sind sie im zweiten Falle 
35% derselben und zwar trotz der großen Zahl 
übereinander liegender Bügel. Der Grund ist, 
daß hier die Bügelbreite auf 60 mm verringert 
ist. ; 5 

Als Faustregel für den ersten Entwurf 
50-periodiger Maschinen kann man festlegen, 


ae Bügelbreite höchstens 60 mm betragen 
aarl. 


Die ausschließliche Berücksichtigung des 


Bügelquerfeldes könnte nun aber dazu ver- 
leiten, die Dicke d auf Kosten der Breite H 
außerordentlich zu vergrößern, bis schließlich 
das rechnungsmäßig vernachlässigte Bügel- 


längsfeld tatsächlich von größerer Bedeutung - 


wird als das Bügelquerfeld. ‘Wir wollen daher 
nun, auch das Längsfeld in unsere Betrach- 
tung einbeziehen. i 

Das bisher. berechnete Widerstandsver- 
hältnis kz ist definiert durch die Beziehung 


kB=1+ ze, wo Vzg den unter dem. Einfluß 
EAN 


des Querfeldes entstehenden zusätzlichen Ver- 
lust, V, den Gleiehstromverlust bedeutet. Es 
sei nun Vzı der vom Längsfefd hervorgerufene 
Zusatzverlust, Kp das totale Widerständsver- 
hältnis des Bügels, 2. 


ER 


Ay, 
IN 


& 


d=:195. 0m, U 4, Dr= 108.005 


se 1 Vz 3 
Für die Länge Ipv: (7), 08, £ 


16. Dezember 1920. 


net 


Ver € i Q E 


Ver Verse 
KRel+T vet. 


Die entsprechenden Beziehungen gelten für 
die einzelnen Bügellängen 121, lu und Iev, 
deren totale Widerstandsverhältnisse bzw. 
Ks, Ku und Ku sind. Für die Länge Isı 
ist jedoch der Einfluß des Längsfeldes sicher 
vernachlässigbar, also Ksi=ksı. n 
Wir brauchen demnach zu den nach den ° 


Vo’v 3 a 
erhalten und das totale Verlustverhältnis X 2 
bestimmen zu können. Der Berechnung von 
eg legen wir den in 

g & 

Abb. 3 gezeichneten, 

für . geradlinig ausge- 

. streckte Leiter gülti- 
gen Verlauf des Längs- 
1% feldes zugrunde, bei ı 
dem die Nullinie des ° 
Längsfeldes mit der 
Nullinie des Bündels 
zusammenfällt, trotz- 
dem diesfür Spulenund 
somit auch für ge- 
krümmte und abgebo- 
gene Bügel nicht mehr 
ganz zutrifft. SS 
Wir benutzen wieder- 
um eine Ersatznut und 
zwar haben wir jetzt 
INN eine Nut zu nehmen, 
s e in der * Leiter der Höhe 

Abb: 7. 2 


% 


H+12D 


ZZ ZRELTILLLÄLTLEIRLEILLE 


2.0.20. d übereinander liegen. 
Die Breite der Ersatznut (s. Abb. 7) ist + 


.1,2 D, statt wie früher D+1,2H. 1 berechnen & 


wir. nun am schnellsten mittels der für. Leiter = 5 
nicht allzu großer Höhe. gültigen Formel!) 
22 


a3 
ee) 
Ehe at 


ERIER 
0a)": 


= Sa N. 
Inner zen Falle wäre durch HııaD 
h durch d zu ersetzen und statt cNut cu bzw. 3 
cu zu schreiben. Für verschiedene Werte der 
Lagenzahl >> bzw. List Cu bzw. ‘ev aus der 
folgenden Zahlentafel zu entnehmen ® 7 
U UE:%. ; 
9 bzw. == Sr DE A 
Cu bzw. cu = 0,344 1,65 3,78 6,78 
6°, 6.5.7.2 8 RO 
- 10,65 15,4 20,9 27,4 34.6497. 


Wir finden dann: 

Es 2 
Ge. FH 
Br) 2 ar Hs Ep 
(1), UN 00 . gm 


‚ Für die beiden oben angeführten Bei- 
spiele finden wir:  - N 


Nee... 
urn) d a 


Entwurf Maschine I: U=4 - 


=) wer Ba 
1,7008) 


Kpu=kpu + 0,08 = 2,03, s 


Für die Länge Ißx: 


also 


also KBu=kpu--0,18 242. = 
Daraus Kg = 2,05 gegenüber kB= 1,9. z 
Entwurf Maschine II: U=10. F 
Für die Länge Igu: (>) =.0,09,. Re) D: 
Vo U a b en 
also ' KBu =kgu-+ 0,09 = 1,46, = 
Kir : a n : l ER | 
Für die Länge Igv: ee 0,18, 2, E g 
also Kerv=kgv+013= 1,58. 3 
Daraus KB=1,45 gegenüber kB=135. 


._ „ubesondere im-zweiten Falle ist also dr 
Einfluß des Bügellängsfeldes relativ groß und 
zwar offenbar infolge der großen Zahl aufein- 
ander liegenden Bügel. Se 


F BED 


18. Dezember 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heft 50. 


999 


"Die Wirkung. .des Querfeldes und des 
Längsfeldes zusammenfassend berechnen w'r 
das totale Widerstandsverhältnis wie folgt: 
Für die Länge Zgı:. Kpı =gp (Op). 

Für. die Länge lau: 


KBEn pop) -+teu DH, — er 
. 10H +12Du) 


wo UZE am 

be {2} 

Für die Länge Izv: x 

H 2 

KeEu= 3 ( : —) dä 
BU=P OBEN + U HFıaDE) 


wobei ög,, ÖBu und özu die oben angegebenen 
Werte haben und @ (ö3,), $ (ös«) und @ (d8v) 
ee folgenden Zahlentafel zu interpolieren 
sind. 
-0=06.08° 10 11 1% -13:14 18 16 
(0) = 1,01 1,036 1,09 1,13 1,18. 1;24 1,80 1,38 1,47 
o=17 18 19 20 22 24 26 2383 3,0 
® (0) = 1,57 1,67 1,78 1,89 2,12. 3,35 2,58 2,79 3,00. 
Das totale Widerstandsverhältnis des ganzen 
Bügels ist dann £ 
Kr HrılBı4 Koulsu-+ Keulsu 
IBıtigu+leu m 
Für die höchste an den Bügeln auf- 
tretende Temperaturerhöhung kommt natür- 
lich nieht dieser Wert Kg, sondern das höchste 


vorkommende Widerstandsverhältnis Kgv in 
Betracht. 


x 


Über einige Verfahren und Aufgaben aus der 
praktischen Mathematik.!) 


Von Rudolf Rothe, Berlin. 


Übersicht. Allgemeine Betrachtungen über 
Wesen und Ziele der praktischen Mathematik. Er- 
läuterungen einiger wichtiger praktisch-mathema- 
tischer Fragen an folgenden Aufgaben. Aufgabe ]. 
Ausgleichung von Beobachtungen. Aufgabe 2. 
Über harmonische Analyse. — Bemerkungen über In- 
“tegrationen in der praktischen Mathematik — Auf- 
:gabe3. Bestimmung der mittleren sphärischen Licht- 
stärke. — Aufgabe 4. Rauminhalt, statisches Mo- 
ment und Trägheitsmoment eines homogenen Dreh- 
körpers, wenn nur der Umriß des Drehkörpers zeich- 
nerisch gegeben ist. — Aufgabe 5. Treffwahrschein- 
lichkeit einer Scheibe. — Aufgabe 6. Kapazität einas 
galvanischen Elements, — Aufgabe 7. Volumenbe- 
stimmung und Funktionsskala: Herstellung einer 
Skala für die Wassermenge einer Talsperre in Abhän- 
gigkeit vom Wasserstande. — Aufgabe 8. Bestim- 
mung der höchsten zulässigen Füllhöhe eines um 
eine wagerechte Achse kippbaren Gefäßes mit lot- 
rechter Drehachse. 


Der äußere Anlaß, aus dem ich es unter- 
nehme, vor einem Kreise von Ingenieuren, die 
doch die angewandte Mathematik sozusagen 
am eigenen Leibe spüren, über einige recht 
einfache Dinge aus diesem Gebiete zu sprechen, 
ist die bevorstehende Einrichtung eines In- 
stitutes für angewandte Mathematik an unserer 
Technischen Hochschule in Berlin. Zu den 
wiehtigsten Aufgaben dieses Institutes soll 
auch die Abhaltung eines mathematischen 
Praktikums gehören, in dem die Studierenden 
mit den Verfahren der praktischen Mathe- 
matik in praktischen Übungen bekannt ge- 
macht werden, und in dem diese Verfahren 
selbst weiter ausgebaut und gefördert werden 
sollen. Mein Aufsatz bezweckt, für diese 
junge und meines Wissens bis jetzt noch kaum 
an einer Hochschule?) vertretene Einrichtung 
Interesse und Wohlwollen zu erwecken. In 
diesem Sinne sind die folgenden Darlegungen 
als eine Auswahl aus dem Programm für 
- dieses mathematische Praktikum anzusehen. 

Bevor ich zu dem eigentlichen Gegen- 
stande übergehe, ist es vielleicht zweckmäßig, 
einige allgemeine Betrachtungen über das 
Wesen nd die Ziele der praktischen Mathe- 
matik vorauszuschicken, schon um Irrtümer 
in der Beurteilung dessen zu vermeiden, was 
die praktische Mathematik zu leisten imstande 
ist. Was heißt zunächst praktische Mathe- 
matik treiben? Wir wissen, daß die reine 
Mathematik sich ausschließlich mit‘ idealen 
Gedankendingen abgibt. Der mathematische 
Punkt, die gerade Linie, der Kreis, die Kugel, 
Ebene usw., um nur bei der Geometrie zu 


. %) Nach einem im Fachausschuß für theoretische Elek- 
trotechnik des Elektrotechnischen Vereins am 18. XI. 1919 
gehaltenen Vortrage. 25 £ 

-.- #2). .Ich ‚selbst hatte 1913 an der Technischen Hoch- 
schule Hannover etwas gerattiges zunächst in kleinerem 
Maßstabe eingerichtet, wie ich glaube, mit einigem Nutzen. 


bleiben, sind ausschließlich Idealgebilde und 


nur in unserer Gedankenwelt vorhanden; 
dasselbe gilt von den geometrischen Kon- 
struktionen, wir können sie nur in Gedanken 
ausführen. In Wirklichkeit haben wir es mit 
Ersatzgebilden zu tun, mit denen wir aller- 
dings den Idealen praktisch so nahe zu kommen 
suchen, als es nach Lage der Umstände mög- 
lich oder erforderlich ist. Wir treiben prak- 
tische Mathematik, wenn wir an Stelle der 
idealen Gedankendinge und Konstruktionen, 
mit denen es die reine Mathematik zu tun hat, 
ihre realen Verwirklichungen setzen, unter 
der Voraussetzung, daß diese den Idealen 
genügend nahekommen. 


Es ist klar, daß auf diese Weise eine Auf- 


fassung der Mathematik zutage tritt, die 
an idealem Inhalt in mehrfacher Hinsicht und 
in erheblichem Maße hinter der reinen Wissen- 
schaft zurücksteht. Viele und darunter gerade 
die tiefsten Fragestellungen der reinen Mathe- 
matik werden vom Standpunkt der prak- 
tischen Mathematik aus völlig wertlos, z. B. 
fast alle Fragen der Zahlentheorie, der große 
Fermatsche Satz (die Gleichung zn-+yn-+zn 
—= oist fürn > 2 in Sanzen von Null verschie- 
denen Zahlen &, y, z nicht erfüllbar), die 
Transzendenz von x (Beweis, daß die Qua- 
dratur des. Kreises durch endlichmalige An- 
wendung von Zirkel und Lineal im elementar- 
geometrischen Sinne, ja sogar von irgend- 
welchen Gelenkmechanismen unmöglich ist), 
die Axiomatik der Geometrie, die ganze 
Mengenlehre usf. Der erkenntnistheoretische 
Wert der Mathematik, der den Stolz jedes 
Philosophen bildet, der allein einst Plato ver- 
anlaßte und berechtigte, sein undeis d@yewu£rontos 
elsirw uov- ınv or&ynv über den Eingang der Hoch- 
schule zu Athen zu schreiben, ist erheblich 
verringert. 

Auf der anderen Seite aber gewinnt die 
praktische Mathematik dafür zunächst eine 
fast unbeschränkte Freiheit der Mittel und 
daher weiter die Möglichkeit, Probleme zu 
stellen und auch zu erledigen, die der reinen 
Mathematik unzugänglich bleiben,. weil sie 
dort gar nicht formulierbar und dort oft gar 
nieht lösbar sind, z. B. fast alle Fragen, die 
sich an zeichnerisch gegebene Kurven oder 
Funktionen schließen, wovon ich nachher 
noch reden ‚will. Sodann aber genügt eine 
ausschließliche Überlegung, eine bloße Her- 
stellung des logischen Zusammenhanges zwi- 
schen Annahme und Behauptung, zwischen 


-Aufgabe und Lösung, wie sie doch den wesent- 


liehen Inhalt der reinen Mathematik bildet, 
in ‘der praktischen Mathematik keineswegs. 
Hier ist die wirkliche Durchführung des Ver- 
fahrens die Hauptsache. Zu der Freude des 
Entdeckens einer neuen Lösung tritt noch 
die Freude des Gelingens der Ausführung. 
Das ist ein ästhetisches Gewicht der prak- 
tischen Mathematik, das vielleicht die Ein- 
buße ihres erkenntnistheoretischen Wertes 
gegenüber der reinen Mathematik zu einem 
guten Teil wieder wettmacht. 


Ich bin der Meinung, daß derartige Be- 
trachtungen, wie ich sie eben angestellt habe, 
auch -in einem technischen Kreise und be- 
sonders für unsere technischen Studierenden 
deswegen nicht ganz nutzlos sind, je mehr sich 
die Neigung bemerkbar macht, auch die 
Wissenschaften vorwiegend vom Standpunkt 
der Nützlichkeit zu bewerten. Über die Nütz- 
lichkeit der praktischen Mathematik brauche 
ich natürlich hier nicht erst zu reden. Die 
ganze angewandte Mathematik ist ja zu einem 
nicht geringen Teile aus den Bedürfnissen 
der Technik entstanden, sie ist in ihren wich- 
tigsten Ansätzen von Ingenieuren geschaffen 
und an den technischen Schulen ausgebaut 
worden. Dies gilt besonders von der prak- 
tischen Mathematik. Außer den Technikern 
haben die Astronomen, Physiker, Seefahrer, 


Geodäten, meist jeder für sich, und oft ohne: 


daß einer vom anderen wußte, Verfahren der 
praktischen Mathematik ersonnen. Es war 
nötig, diese aus verschiedenen Gesichtspunkten 
entstandenen und für ganz verschiedene Be- 
dürfnisse geschaffenen Verfahren zu einem 
einzigen für die Allgemeinheit nützlichen Ge- 
samtgebiete zu vereinigen, insbesondere den 
oft versteckten mathematischen Kern heraus- 
zuschälen. Dies war die Aufgabe der Mathe- 
matiker. Ein Beispiel möge das erläutern. 
In der graphischen Statik gibt es ein bekanntes 
Verfahren, aus der Belastungskurve die Seil- 
kurve zu konstruieren. In mathematischer 
Beziehung bedeutet es, wie allbekannt, weiter 
nichts als eine Methode der zeichnerischen 
Integration der Differentialgleichung 


EL (&) 


dx? 
bei graphisch ‚gc{ebenem f(x)... Ein. anderes 
Beispiel ist vielleicht historisch noch merk- 
würdiger, 
er 


* 


hunderts ist in der Astronomie die Lösung 
des Störungsproblems, das auf Differentral- 
„gleichungen führt, mittels wiederholter Be- 
rechnung von gewöhnlichen Integralen (Qua- 
draturen) im Gebrauch gewesen. Durch 
deutsche und französische Mathematiker wurde 
dieses Verfahren in bedeutender Verallge- 
meinerung als allgemein brauchbar zum rein 
mathematischen Nachweis von Lösungen ge- 
wöhnlicher und partieller Differentialgleichun- 
gen unter ziemlich "allgemeinen Voraus- 
setzungen erkannt. Schließlich ist es von 
Runge zur vollkommensten Methode der 
‚graphischen Integration von Differential- 
gleichungen ausgearbeitet und so der prak- 
tischen Mathematik wieder zugeführt worden. 

Nach diesen mehr allgemeinen Bemer- 
kungen möchteich auf. den eigentlichen Gegen- 
stand eingehen. Gewöhnlich teilt man die 
Verfahren der praktischen Mathematik unter 
dem Gesichtspunkt ein: Rechnerische (nu- 
merische) Verfahren, zeichnerische (graphische) 
Verfahren, mathematische Instrumente. Aber 
diese Einteilung: ist rein äußerlich und ent- 
spricht keineswegs den Verhältnissen beim 
wirklichen Gebrauch der praktischen Mathe- 
matik. Man wird sich selbstverständlich 
beim Lösen einer praktischen Aufgabe nicht 
das Verfahren vorschreiben lassen ; eben gerade 
in der Freiheit der Methoden besteht ja die 


Hauptstärke der praktischen Mathematik. 
Vielmehr wird man sogar oft zeichnerische 
und rechnerische Verfahren in geeigneter 


Weise vereinigen und dabei, wenn man sie 
zur Hand hat, auch mathematische Instru- 
mente benutzen. Ich will daher lieber hier 
einige bestimmte Aufgaben besprechen und 
mit ihrer Lösung zugleich einige der haupt- 
sächlichsten praktisch-mathematischen Ver- 
fahren erläutern. Was diese Aufgaben be- 
trifft, so sind sie nach Möglichkeit so gewählt, 
wie sie den tatsächliehen Verhältnissen der 
technischen Praxis entsprechen. Sie sind alle 
aus praktischen Anregungen entstanden, daher 
es auch kommt, daß das Zeichnerische darin 
zu überwiegen scheint. Aber ich will gleich 
zugeben, daß es idealisierte Aufgaben sind. 
Man muß sich da ein wenig ‚wirklichkeits- 
blind‘ stellen. Wirkliche Aufgaben der Technik 
haben hier, wo es sich doch immer um die 
mathematische Seite der Sache handelt, leicht 
den Nachteil, das: mathematisch Wichtige und 
Interessante hinter dem technischen Zweck 
der Aufgabe zurücktreten zu lassen. Es be- 
darf daher erst einer gewissen anatomischen 
Präparierarbeit des Mathematikers, um das 
mathematische Knöochengerüst sauber heraus- 
zulösen. Auf dieses kommt es aber hier an; 
dieses werde ich also vorlegen, das technische 
Drum und Dran mag sich jeder einzelne nach 
seinem Bedarf hinzudenken. Ich werde mich 
dabei vorläufig auf einige Aufgaben aus der 
elementaren praktischen Analysis und aus 
der_ praktischen Infinitesimalreehnung be- 
schränken, dagesen Probleme, die auf Diffe- 
rentialgleichungen führen, als hier für den 
Anfang zu weitgehend, einstweilen beiseite 
lassen. 
Aufgabe 1. 


Ausgleichung von Beob- 
achtungen. 


Zur Prüfung der magnetischen 
Eigenschaften von FEisensorten dreht man 
bekanntlich gern aus diesem Material ein 
Ellipsoid, weil für einen solchen Körper die 
Theorie der Magnetisierung und Entmagne- 
tisierung genau durchgeführt ist; aber das soll 
uns hier nicht weiter interessieren. Sondern 
die Aufgabe soll sein, wie kann man an dem 
aus der Werkstatt gelieferten Drehkörper 
feststellen, ob oder besser inwieweit er ein 
Rotationsellipsoid ist? Aus theoretischen 
Gründen. ist überdies das Ellipsoid möglichst 
langgestreckt, fast: nadelförmig, so daß die 
spitzen Enden beim Drehen leicht beschädigt 
werden und also die große Achse durch direkte 
Messung nur sehr roh bestimmbar ist, worin 
eine kleine, aber mathematisch willkommene 
Erschwerung der Aufgabe liegt. Die Gleichung 
der Profilellipse des Drehkörpers sei x?/a?-+- 
y:/b®=1. Zu messen sind beliebig viele zu- 
sammengehörige Werte von x und y. _Die 
roße Halbachse «a ist nicht meßbar, b allen- 
all, obwohl man die Mitte von 2a nicht 
genau kennt. Man hat nachzusehen, ob die 
gemessenen Wertepaare x, y, als Koordinaten 
eingetragen, Punkte ergeben, die auf einer 
Ellipse Tiegen. Unmittelbares Eintragen in 
Millimeterpapier ist nutzlos. Statt dessen 
setze man’ erst 22=&, y’=n, (’=e, D2—B, 
so daß die Ellipsengleichung in E/«-+n/ß = 1 
übergeht. Zeichnet man also die Quadrate 
der gemessenen Größen als Koordinaten ein, 
dann sollten die erhaltenen Punkte auf einer 
Geraden liegen. In Wirklichkeit werden sie 
es mehr oder weniger angenähert tun. Dann 
zieht man die ausgleichende Gerade durch 
einen übergespannten Faden oder dergleichen 
oder konstruiert die beste Gerade nach der 


Schon seit der Mitte vorigen a der kleinsten Quadrate. Dadurch 


1000 


Elektrotechnische Zeitsc 


sind zugleich die Achsenabschnitte « und 8 
und damit die Halbachsen der Ellipse mitbe- 
stimmt. Wenn man das öfter zu tun hat, zieht 
man sich gleich ein rechteckiges Netz mit un- 
gleichmäßiger Teilung nach den quadratischen 
Skalen £=2°, „—=y?, das man ähnlich wie Lo- 
garithmenpapier venutzt. Bei dieser Aufgabe 
ist die Zeichnung natürlich nur gebraucht 
worden, um durch den darüber gespannten 
Faden eine Ausgleichung zeichnerisch leicht 
herbeiführen zu Lenker: Rechnerisch würde 
sie fast ebenso mühelos gelingen. 

Bei der nun folgenden 

Aufgabe2über harmonische Analyse 
wird wirklich von dem zeichnerischen Rechnen 
Gebrauch gemacht. Wenn man eine Funktion 
der Periode 2x durch 2n Punkte in gleichen 


n : 
Abszissenabständen 2, =v mitden Ordinaten 


y.(v=1,2,...2n) gegeben hat, und man sucht 


nach der Methode der kleinsten Quadrate die 
„beste‘‘ trigonometrische Reihe 


p(&) =a,ta,cos®+aycos2x+azcos3c-+.." 
+b, sine + b,sin2c+ b3sindc+ ..- 


für diese Funktion, so sind die Koeffizienten 
durelı die Formeln 


NnA;=YıC08 X, + Y3005S2%,+...4 Yım COS2n X, 
nb,=yısin&%, + Yysin2xX, + ...+ Yn Ssin2n&, 


27 = Yıtytyt :..4+Ym, 
2Nm=- YıtYy - Yyt—:..t+Ym 
A=11,2,83,...0nJ)) 


Beben Das sind die Annäherungen an die 
ekannten Euler-Fourierschen Integralformeln. 
Abgeselıen von den beiden zuletzt angegebenen, 
die sich ja leicht finden lassen, kann man a,, 


b, zeichnerisch folgendermaßen ermitteln. In 
q; +i b, ze! 


a 
= ai (nezitygermit ...—+ Yan e er ) 
ist yeir der Vektor von der Länge |y| und der 
Ric..tung @ oder bei negativem y der entgegen- 
gesetzte. Um c, zu finden, braucht man also 


nur 2n solche Vektoren geometrisch zu ad- 
dieren. Man zeielinet sich zu diesem Zweck 
zuerst eine Windrose, die man tür diesen 
Zweck immer wieder gebraucLen kann, mit 


den Vielfachen von - auf Pauspapier oder 


ritzt sie auf einen Film, was für n=8 oder =12 
besonders einfach und auch praktisch . oft 
ausreichend ist. Mit deren Hilfe trägt man die 


Vektoren y, e'*%° geometrisch aneinander. Ihre 
Summe ergibt in der komplexen Fbene 
den Vektor nc,, dessen n“T Teil, von 0 aus 


gerechnet, den Punkt mit.den Koordinaten 
Q,, b, liefert. Dieses Verfahren der harmo- 


nischen Analyse gehört zu den einfachsten 
und durchsichtigsten und bedarf keiner wei- 
teren Hilfsmittel. Für den elektrotechnischen 
Studierenden, der ohnehin mit den Vektoren 
der komplexen Ebene Bescheid wissen soll, 
ist es besonders lehrreich. 

Ich wende mich nun zu einer Reihe von 
Aufgaben, bei denen Integrationen vorkommen. 
Es handelt sich hier in der Hauptsache um 
zwei Fragestellungen. Erstens um den Zahlen- 
wert : S 

b 
P=|f(«) dx 
a 


eines bestimmten Integrals bei graphisch oder 
tabellarisch gegebenem f(x), geometrisch ge- 
sprochen um die Ermittelung des Flächenin- 
haltes unter der Kurve y=f(x) zwischen den 
Abszissen a und b. Es gibt viele bekannte 
Verfahren dafür: a) numerisch nach der 
Simpsonschen Regel oder ähnlichen Formeln; 
b) zeichnerisch unter anderem sehr bequem 
und ausreichend genau durch Streifenzer- 
legung und Abgleichung nach dem Augenmaß 
(nach Runge), wie die Abb. 1 andeutet. Wenn 


[77 DE: 
Abb. 1. Flächenbestimmung (Integration) durch 
Abgleichung nach dem Augenmaß. 


alle Rechteeke dieselbe Breite haben, ist P 
leich dem Produkt aus dieser Breite und der 
Summe aller Höhen, die man etwa mit dem 
Kurvimeterrädehen abfahren oder sonst irgend- 
wie geometrisch addieren kann; ec) mit dem 
Planimeter; die meisten, die dieses Instrument 
in die Hand nehmen, halten es nur für einen 
Apparat zur Bestimmung eines Flächen- 
inhalts.- Aber es ist unvergleichlich vielseitiger 
zu gebrauchen, wenn man es als Instrument 
zur Ermittelung eines bestimmten Integrals 
auffaßt oder noch allgemeiner eines Doppel- 


integrals Kee 
Ä f do, 


wobei do ein Flächenelement ist; beim Um- 
fahren muß man noch das Vorzeichen des 


Umfahrungssinnes beachten. Diese Auf- 
fassung erlaubt es in manchmal geradezu 
überraschender Weise, auch kompliziertere 


Integrale mit dem Planimeter zu bestimmen, 
wenn sie sich nur durch irgendwelche Sub- 
stitution auf die obige einfache Form zurück- 
führen lassen. Wer kein Planimeter hat, kann 
das Doppelintegral auch genügend genau da- 
dureh ermitteln, daß er den Bereich mit Milli- 
meterpauspapier bedeckt und die einge- 
schlossenen mm? zählt, die von der Randlinie 
durehschnittenen abschätzt. Ich werde im 
folgenden die Auswertung eines bestimmten 
Integrals kurz als Planimetrieren bezeichnen. 

Zweitens handelt es sich um die Be- 
stimmung der Integralfunktion 


F(x)=|f(e) de, 


daF(&) _ 
ee 


ist, d. h. um die Integration der einfachsten 
Differentialgleichung mit der Anfangsbe- 
dingung F(a4) = o, die man natürlich auch 
anders formulieren könnte. Lösung: a) Nume- 
risch durch tabellarische Integration nach 
einem der Verfahren von Gauß, Bessel, 
Stirling. : Man findet diese Verfahren, vor 
denen die Ingenieure etwas Angst haben, 
die aber harmloser sind, als sie aussehen, in 
den meisten Büchern über Differenzenrech- 
nung, Interpolation, wissenschaftliches Rech- 
nen, praktische Analysis zusammengestellt. 


für die also 


Abb. 2. Zeichnerische Integration. : 


b) Zeichnerische Lösung: Wenn f (x) gra- 
phisch gegeben ist, handelt es sich um die 
Konstruktion der Integralkurve Y=F (x). Es 
gibt eine ganze Reihe Verfahren dafür, die 
natürlich alle mehr oder weniger verwandt 
sind. Aber eines ist besonders brauchbar, weil 
es die Integralkurve nicht nur durch eine An- 
zahl Punkte, sondern auch durch die Tangen- 
ten in ihnen bestimmt, was die Konstruktion 
bedeutend vereinfacht und die Genauigkeit 
vermehrt. Man ersetze die zu integrierende 


Kurve /(x) durch eine Treppe mit horizon- | 


talen, d. h.. zur Abszissenachse parallelen. 
Stufen. Rechts und links von den Lotrechten, 
die die Absätze der Stufen bilden, müssen die 
schraffierten Zipfel denselben Flächeninhalt 
haben. An den Punkten, wo Kurve und Treppe 
dieselben Ordinaten haben, z. B. M, be- 
stimmen sie auch denselben von z=a an zu 
messenden Flächeninhalt. Also. haben sie 
für. diese Abszissen auch dieselben Ordinaten 
der Integralkurve mit derselben Tangente. 
Aber die Integralkurve von y=c ist Y=cx-+0. 
© ist durch die Anfangsbedingung in jeder 
Stufe bestimmt. Man konstruiert den Poly- 
gonzug ABO..., wie in der Abb. 2 angegeben: 
2. B. ist BO || 72. Ist der Polabstand 70 nicht, 
sondern A, so ergibt sich die Integralkurve für 


7 
1 3 En & 
7 fi (x)dz. ce) Als Instrument kommt hier 


a 

der Integraph in Frage. Aber dieses jetzt 
sehr teure Instrument kann dureh das eben 
auseinandergesetzte Verfahren vollständig er- 
setzt werden, und da überdies seine Hand- 


a % ü 
IE 


hrift. 1920. Heit 50. 


18. Dezember 1920. 


habung, zumal wenn man einige Genauig-- 
keit erreichen will, nicht ganz einfach ist, gehe 
ich hier nicht weiter darauf ein, — Wenn im 
folgenden von Integrieren die Rede ist, wird 
immer die Ermittelung der Tabelle oder Kurve 
‚des unbestimmten Integrals gemeint. 

Die nächsten Aufgaben über bestimmte 
Integrationen werden praktisch am einfachsten 
mit dem Planimeter gelöst werden. 


Aufgabe 3. Mittlere sphärischeLicht- 


stärke.. Von einer Bogenlampe ist die Hellig- 


keit J bei genügend vielen Höhenwinkeln @ 


gemessen worden; man soll die mittlere’ sphä- 


‚tische Lichtstärke 


7 


i 
n=yfFsnedu 


PD z 
bestimmen. Erste Lösung: Mau 


setze 
— 08 =E£, so wird ö | 


Danach trägt man die gemessenen Werte als 
Ordinaten über den Abszissen E auf, was leicht 
zu konstruieren ist (Abb. 3), und planimetriert - 


n z x 
Abb.3. Bestimmung der mittleren sphärischen Lichtstärke 


(erstes Verfahren). 


die entstandene Kurve, wodurch 2J, er- 
halten wird. Dieses Verfahren ist in der Be- 
leuchtungstechnik als Rousseausches Ver- 
fahren bekannt, natürlich ist es nur ein sehr 


spezieller Fall der obigen Bemerkung über den 


Gebrauch des Planimeters. Zweite Lösung: 


Man setzt Jsing=R%, so daß 
v zt x 
1 = yes 
h=5 R dp, 
y=0 


Proportionale zwischen J und sing 
oder zwischen J.sin und 1, was 
beides leicht zu konstruieren ist. 
Man trägt dann R als Leitstrecke 
zur Abweichung auf (Polarkoor- 
dinaten) und integriert die ent- 
stehende Kurve, was J, -ergibt 
(Abb. 4). 
Aufgabe 4. Rauminhalt, stati- 


moment eineshomogenen Dreh- 

körpers in bezug auf die Drehachse, 

wenn nur .der Umriß des Dreh- 

körpers zeichnerisch gegeben ist. Hier hat 
man entsprechend der Zeichnung für das 


= - x 
Volumen: veanf „2 0 
= R 
: > B% 
Statisches Moment: S=n [ “ ydx, 
»= 5 . 
3 ; De 
Trägheitsmoment: Je Be dx. 


x = 


"Darin bedeuten y die Ordinate der Umriß- 


kurve zur Abszisse &, ferner & und xy die bei- 


Se 
Abb.4. Bestimmung der mittleren spnärischen Lichtstärke 
(zweites Vertalren), 


ESS 


sches Moment und Trägheits- 


RT a TAT ENTE 


d.h. man bestimmt R als mittlere 


ae an 


16. Dezember 1920. 


den Abszissen der Drehachse, zwischen denen 
der Drel,körper gelegen ist. Alle diese Inte- 
grale lassen Sch einfach planimetrisch aus- 
werten, wenn man zuvor den Umriß in ein 
anderes Koordinatensystem mit ungleichmäßi- 
ger Skalenteilung umzeichnet. an setze 

= y=n,n°=t, so wird 

E77 . & x2 
v=rfnaz,s.=; fnas, I=5 fede 

zı Si en 
Man kann also durch Umzeichnen des Um- 
. risses lauter Integrale erhalten, deren Wert 
‚man durch einfaches Umfahren mit dem Plani- 
meter bestimmen kann. Das Umzeichnen ge- 
schieht am einfachsten auf Millimeterpapier 

unter Benutzung des Rechenschiebers. 
Aufgabe 5. Treffwahrscheinlichkeit 
einer cheibe. Die Wahrscheinlichkeit, 
eine senkrecht aufgestellte Scheibe mit dem 

Gewehr zu treffen, ist 
. K 2 — L 
week ers s "u dedy, 
TU h 

vorausgesetzt, daß man nach dem Nullpunkt 
- des Koordinatensystems zielt; h und % sind 
die Präzisionsmaße der Waffe in horizontaler 
(x-) und vertikaler (y-)Richtung, Konstanten, 
die sich durch Einschießen feststellen lassen ; 
das Doppelintegral ist über die Fläche der 
Scheibe zu erstrecken (Abb.5). Auch diese Auf- 


Abb.5. Treffwahrscheinlichkeit der Brustscheibe der In- 
fanterie für h= %k=1. Dis Krei-e z.ig n die Punkte an, für 
die e  % 74° den beigeschriebenen konstanten Wert hat. 


gabe läßt sich durch Einführung anderer Ver- 


änderlicher, d.h. durch Umzeichnen der Scheibe 
in ein anderes Koordinatensystem bewältigen, 
nur liegt hier die Lösung schon weniger offen 
zutage. Man benutzt dazu das Gaußsche 


Fehlerintegral z 
! 
2 2 
er e dt 2 
1 
o 


eine bekannte Funktion, die zahlenmäßig 


P(lt)z 


Tafelwerke zugänglich ist. Man setze 
jetz 
u=zdlhr), VZEdky), 
so wird 
; BERN dx=du, ne yayzdı, 
Vn Yyn 
und daher 


m= n f‘ ud, 


wo jetzt das Doppelintegral über das Bild zu 
erstrecken ist, das aus der Scheibe durch Um- 
zeichnen in das Netz u, v, das aus den Werten 
für die Gaußsche Fehlerfunktion zu zeichnen 
ist, entstanden ist. Das Doppelintegral ist 
nun aber einfach der Flächeninhalt dieser 
Abb. 6, also planimetrisch zu bestimmen. 


BEER ZA UL N 
rk Yon 


SIEB AmEr an 


KISÄSCHSERE 


EFT Ice eher et 


1510 040200209 1015 
Ahb. 6, Umgezeichnete Scheibe. 


1001 


Ich bemerke, daß ich alle diese Aufgaben, 
besonders die zuletzt genannte, wirklich durch- 
peut und mich von der praktiscuen Brauch- 

arkeit der Verfahren überzeugt labe. Die 
Genauigkeit beträgt bei einigermaßen sorg- 
fältigem Zeichnen mit einem 
spitzen Bleistift etwa 2 bis 3 
Tausendstel vom gesuchten Zah- 
len wert. 

Bei den folgenden Aufga- 
ben handelt es sich um unbe- 
stimmte Integrationen. 

Aufgabe 6. Kapazität 
eines galvanischen Ele- 
ments. Die Entladespan- 
nung E eines galvanischen Ele- 
ments, Akkumulators oder dgl., 
die durch einen bekannten Wi- 
derstand W geschlossen ist, sei 
als Funktion der Zeit it durch 
ein . Registriervoltmeter aufge- 
zeichnet worden. In dem Augen- 
blick t,, wo die Spannung eine 
gewisse Grenze — etwa 0,5 V 
— unterschreitet, wird abge- 
schaltet. Als Kapazität wird 
die Größe 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 50. 


mehr braucht man nur noch die Skala anzu- 
fertigen, auf der zu den Abszissen 2, die runden 
Werten von YV(z) entsprechen, eben diese 


Werte von V (2) angeschrieben sind. Wie das 
zu machen ist, zeigt die Abb. 8. 


1 t 
K= / Edt 


betrachtet, die man natür- 
lich durch Planimetrierung 
der Entladekurve bestimmen 
kann. Die Frage ist aber 
nun: Zu welcher Zeit war 
das Element zur Hälfte oder allgemeiner zum 
n‘®% Teile entladen? Wenn man die Entlade- 
kurve zeichnerisch integriert, so ist die ÖOr- 
dinate zur Abszisse t, gleich dem vorstehenden 
Integral, also gleich K.W. Man hat-also auf 
der Integralkurve nur die Ordinate zu suchen, 
die an Wert gleich dem n‘®" Teile — in der 
Abbildung 7 gleich der Hälfte — der ge- 
nannten ist. Die zugehörige Abszisse gibt die 
gesuchte Entladezeit an, zu der man auch 
leicht die entsprechende Entladespannung fin- 
den kann. 7 


“ Abb. 8. 


ze 


Abb. 7. Kapa ität eines galvanis hen Elements. 


. „ Diese Aufgabe ist übrigens mathematisch 
nicht verschieden von der folgenden: Eine 
zeichnerisch gegebene Fläche durch eine Gerade 
gegebener Ricutung in einem gegebenen Ver- 
hältnis zu teilen, eine Aufgabe, wie sie in der 
reinen Mathematik nicht vorkommen kann. 

Aufgabe 7. Volumenbestimmungund 
Funktionsskala. — Die folgende Aufgabe 
bezieht sich auf eine Maßbestimmung aus der 
Geometrie des Geländes. Obwohl sie den Elek- 
trotechniker an sich nichts angeht, glaube ich 
sie doch hier nicht weglassen zu sollen, weil 
sie Fragestellungen und Verfahren enthält, wie 
sie geradezu für die praktische Mathematik 
bezeichnend sind. 

Eine Talsperre ist durch ihren Lageplan 
mit Schichtlinien gegeben. Auf dem Wasser- 
spiegel soll ein Schwimmer schwimmen, mit 
dem eine Marke verbunden ist, die-über einer 
Skala spielt; auf dieser soll man neben dem 
Wasserstande noch die jeweils vorbandene 
Wassermenge ablesen können. Es sei 2 die 
Höhe des Wasserspiegels der Talsperre über 
ihrem tiefsten Punkte und V (z) die dieser 
Höhe entsprechende Wassermenge. Die Lö- 
sung der Aufgabe erfordert die Herstellung 
der Skala dieser Funktion oder vielmehr ihrer 
Umkebrungsfunktion. Zur Bestimmung von 
V (2) denkt man sich zu genügend vielen 
Werten von 2 die Querschnitte g(2) des 
Wasserkörpers bestimmt, was etwa durch 
Umfahren der Schichtlinien mit einem Plani- 
meter geschehen kann, natürlich nur soweit 
& innerhalb der Sperrmauer gelegen sind. 

un ist 


Yıie)= fa @ 02 
oO 


Diese Funktion bestimmt sich daher durch 
zeichnerische Integration der Kurve, deren 
Punkte die Koordinaten 2, q (2) haben. Nun- 


24 


3 


Hers'ellung einer Skala für die Wassermenge einer 


# 


Talsperre 
in Abhängigkeit vom Wasserstande. 


Ich schließe mit einer etwas schwierigeren 
Aufgabe, die eine zweimalige zeichnerische 
Integration erfordert, mir aber besonders des- 
wegen interessant zu sein scheint, weil sie 
Gelegenheit zu allerlei sonstigen Fragen der 
praktischen Mathematik gibt. 

Aufgabe 8, Ein schweres Gefäß von der 
Gestalt eines Drelikörpers mit zeichnerisch 
gegebenem Umriß hat die zahlenmäßig ge- 
gebene Masse u und die gegebene Lage des 
Schwerpunktes 2. Es ist um eine wagerechte 
Achse kippbar, deren Lage durch den Punkt A 
angegeben ist. Es werde mit einer homogenen 
Flüssigkeit von der zahlenmäßig gegebenen 
Dichte o gefüllt. Bis zu welcher Höhe darf 
das höchstens geschehen, ehe es umkippt? 
Die Abszissen mögen in der Richtung der Ge- 
fäßachse vom untersten Punkte des Gefäßes 
an, die Ordinaten parallel zur Kippachse ge- 
messen werden. Es sei y die zur Abszisse x 
gehörige Ordinate der Umrißkurve, dann ist 


x 
m(x)=no | y’dx 
ö 


die Masse der Flüssigkeit bis zur Höhe x, und 


M(&)=m(x)+u 


die Masse des bis zur Höhe & gefüllten Gefäßes. 
Diese Funktion findet man durch zeielınerische 
Integration der Kurve Y=y? von der Pa- 
rallelen y=u an, wobei der Abstand des Inte- 
grationspoles gleich 1:mco zu nelmen ist. 

Das gefüllte Gefäß befindet sich in einer 
indifferenten Gleichgewieltslage, wenn sein 
Schwerpunkt in den Punkt A der Drehachse 
fällt. Die Aufgabe besteht somit darin, die 
Füllhöhe h so zu bestimmen, daß der Schwer- 
punkt der Masse M (h) naclı A fällt. Es sei &E 
irgendeine Füllhöhe des Gefäßes, und in der 
Höhe &, sei irgendeine zur Drehachse senk- 
rechte Bezugsebene gelegt. Man betracite 
das statische Moment 8 (E,E,) des bis zur 
Höhe & gefüllten Gefäßes in bezug auf diese 
Ebene. Eine einfache hier übergangene Be- 
trachtung liefert 


S&E)=& HMO+LMa)dn—uS;, 
0 


wo &, die Abszisse des Schwerpunktes Z des 
leeren Gefäßes bedeutet. Denkt man sich E, 
veränderlich und S (&,&E,) als Ordinate zur 
Abszisse &, aufgetragen, so entsteht als Bild 
eine gerade Linie, weil ja S (&. E,) von E, linear 
abhängt. Diese Gerade schneidet die Abszissen- 
achse in einem Punkte mit der Abszisse E,, 
für den 8 (8,8&,)=0ist, d. h. im Schwerpunkte 
des gefüllten Gefäßes. . Aber für E,=E er- 
gibt sich 
SEH=SE)=[Mw)dx-u$,, 
0 


as(ed _ 

ge = M@® 
Dies ist aber der Anstieg der eben betrachteten 
Geraden. Diese ist also parallel der Tangente 
der Kurve 8 (8) im Berülrungspunkte mit 
der Abszisse E; sie ist sogar diese Tangente 
selber, denn für &, =8 wird ihre Ordinate gleich 


ß 


also 


1002 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 50, 


16. Dezember 1920. 


S (8), d.h. gleich der Ordinate der Kurve, 
Hiernach : kann man die Gerade folgender- 
maben konstruieren. .Man bestimmt zunächst 
die Kurve M (x) durch Integration der in qua- 
dratische Ordinaten umgezeichneten Profil- 
kurve Y=y?, wie bereits vorher angegeben. 
Durch abermalige Integration erhält man die 
Kurve 8 (x). Den zur Füllhöhe x gehörigen 
Schwerpunkt findet man, indem man die 
Tangente dieser Kurve in dem Punkte mit der 
Abszisse x zum Schnitt mit der Drehachse 
bringt. 


Abb. 9. Füllhöhe eines kippbaren Gefäßes. 


Bei der Lösung der gestellten Aufgabe ist 
umgekehrt der Schwerpunkt A gegeben; man 
wird also hier von A aus an die Kurve S (x) 
die Tangente ziehen und die Abszisse des Be- 
rührungspunktes B bestimmen müssen ; sie gibt 
die gesuchte Füllhöhe an. 

Hierzu sind noch einige Bemerkungen zu 
machen. Wenn man von einem Punkte A an 
eine Kurve $ (x) die Tangente zieht, :so ist 
zwar die Richtung, aber oft nicht der. Be- 
rührungspunkt scharf genug bestimmt, um 
einigermaßen genau die zugehörige Abszisse, 
hier die gesuchte Füllhöhe, zu erhalten. Wenn 
aber, wie es hier der Fall ist und auch sonst 
nicht selten vorkommt, zugleich die Kurve 
der Differentialquotienten, ‘hier dS (z)/dx = 
M (x) bekannt ist, so. ist eine scharfe Be- 
stimmung des Berührungspunktes möglich. 
Dies zeigt die Abb..9: Man zieht durch den 
Pol m den Strahl parallel zur Tangente, er trifft 
die Ordinatenachse in der Höhe M (x), zu der 
man die zugehörige Abszisse auf der Kurve 
M (x) sucht. Dadurch ist dann auch der Be- 
rührungspunkt 5 gefunden. 


Abb. 10. Schwerpunktsbestimmung zu Abb. 9. 


. für die Art und den Ort des Kurzschlusses. 
hierauf beruhende und hier beschriebene Span- 


Man kann diese Bemerkung benutzen, 


um die umgekehrte Aufgabe zu lösen, wo nach 
der zu: einer beliebigen Füllhöhe gehörigen 
Schwerpunktlage gefragt wird: Die einfache 
Lösung, durch Schnitt der Tangente der Kurve 
S (2) mit der Abszissenachse den Schwerpunkt 
zu finden, würde wenig genau sein. Nun gilt 
aber, wenn &, die gesuchte Abszisse bedeutet, 
wegen 8 (&,&,) = 0 die Formel 


GH-HMGH+SO=O, 


daher ee 
Danach sucht man zu der gegebenen Füll- 
höhe 5 die Punkte der Kurven M (&) und 
S (8), verbindet den ersten mit dem Punkte der 
Abszisse E—1 auf der Abszissenachse und 
zieht die: Parallele durch den zweiten; sie 
schneidet die ‚Achse im gesuchten Schwer- 
punkt &9; übrigens ist diese Parallele zugleich 
Tangente der Kurve $ (E). 

Diese Aufgaben, die sich nach verschie- 
denen Richtungen erweitern und verallge- 
meinern ließen, zeigen auf das deutlichste die 
Tragweite der praktischen Mathematik und 
zugleich ihre Bedeutung für die Technik. 


. möglichkeiten rechnen. 


Schutz gegen unnötiges Abschalten bei 


Kurzschlüssen und Überlastungen. 
Von P. v. d. Sterr, Frankfurt a./M. 


Übersicht. Es wird die Schwierigkeit darge- 


legt, die entsteht, wenn in einem von einem Kurz- 


schluß heimgesuchten Ring- oder Maschennetz der 
richtige Netzteil abgeschaltet werden soll, Um dieses 
zu erreichen, wird von dem Umstand Gebrauch ge- 
macht, daß das bei einer Störung in einem Netz 
auftretende Spannungsminimum kennzeichnend ist 
Das 


nungsabfallzeitrelais wird bei einem Kurzschluß 
durch die Maximalrelais in Tätigkeit gesetzt, wo- 
bei die Ablaufzeit abhängig von der Spannung ist. 


Es gehörte von jeher zu den Schwierig- 
keiten des Elektrizitätswerksbetriebes, einen 
defekten Netzteil so abzuschalten, daß die 
Betriebsstörung so klein wie möglich wird. 
Derjenige, der sich mit dem Bau von Netzen 
zu befassen hat, kann aus diesem Grunde den 
Ausbau nicht allein der Wirtschaftlichkeit an- 
passen, sondern muß immer mit Störungs- 
Aus diesem Grunde 
kommen auch Reservekabel vielfach nieht so 
zur Geltung, wie es ihren hohen Verlegungs- 
kosten entspricht. L 

Es ist gleichgültig, ob das Netz ein Baum- 
netz ist wie in Abb. 1 oder ein Ringnetz wie 


2 
- 


; / 


Abb. 1. Baumnetz, Abb. 2. Ringnetz. 
in Abb. 2; wenn in beiden Netzen an der 
Stelle k ein Kurzschluß auftritt, dann sollen 
nur die mit b bezeichneten Schalter heraus- 
fallen. In Wirklichkeit aber führen die Schalter 
von den Kabeln, die’ von der Zentrale nach % 
führen, also die mit S -angedeuteten, Stö- 
rungsstrom und drohen, wahllos auszu- 
lösen. Dieser Fehler kann in einem Baumnetz 
mittels abgestimmten unabhängigen Maximal- 
zeitrelais einigermaßen behoben werden, wes- 
halb wohl ein Baumnetz dem geschlossenen 
Netz. vorgezogen wird. Bei geschlossenen 
Netzen steht uns dieses einfache Mittel aber 
nieht zur Verfügung, und man zieht es des- 
halb vielfach vor, einen Ring geöffnet zu be- 
treiben. . 
Haben wir nun Apparate zu konstruieren, 
die darüber wachen sollen, daß nur der kranke 
Netzteil abgeschaltet wird, dann müssen wir 
von den Merkmalen Gebrauch machen, die 
dieser Netzteil im Gegensatz zu anderen auf- 
weist. Diese sind: 
1. Die Stromriehtung ist im Störungsgebiet 
immer auf die Kurzschlußstelle zu gerichtet. 
2. Die Spannung ist an der Kurzschlußstelle 
am niedrigsten im ganzen Störungsgebiet. 
Machen wir von der erstgenannten Eigen- 
schaft Gebrauch, dann ist es nötig, daß die 
Stromrichtung an beiden Seiten des Kabels 
kontrolliert wird, um festzustellen, daß nur 
Strom zufließt. Das endgültige Signal, oder 
die Veranlassung zum Abschalten muß also 
von beiden Kabelenden gegeben werden, was 
ohne Hilfsleitungen nicht ohne weiteres mög- 
lich ıst. S j 
Auf diesem Prinzip beruht das Differen- 
tialsystem von Merz und Price!); seine 
Nachteile sind hohe Anschaffungskosten wegen 
der Hilfskabel und der Umstand, daß beim 
Versagen der Relais, die den kranken Netzteil 
einschließen, der Kurzschluß überhaupt nicht 
abgeschaltet wird, weil entferntere Relais 
nicht ansprechen können. Ein Vorteil der 
Einrichtung ist, daß die Abschaltung ohne 
Verzögerung vor sich gehen kann, wodurch 
etwaige Schäden herabgemindert werden. 
Innerhalb der Station zum .Sehutz von Trans- 
formatoren angewandt, wobei die Hilfslei- 
tungen entsprechend zusammenschrumpfen, 
scheidet die Frage des Preises teilweise: aus 
und es verdient diese Methode in diesem Falle 
erhebliche Beachtung. s 


ı) Vgl. „BETZ“ 1918, 8. 329; 1919, 8. 612. 


Die unter 2 genannte. Eigenschaft ist als 
Grundlage des hier beschriebenen Kabel- 
schutzsystems gewählt worden, weil sie neben - 
bei die beste Gewähr dafür bot, daß das dar- 
auf beruhende System übersichtlich wird und 
nachträgliche Änderungen im Netz die Funk- 
tion des Kabelschutzes nicht beeinflussen 
können. : i 5= 

Die Zentrale 0 möge sich in einem gleich- 
mäßig verteilten Netz befinden, das in Abb. 3 


Abb. 3. Linien gleicher Spannung in einem 
i theoretischen Netz. 


theoretisch dargestellt ist. Die Punkte gleicher 
Spannung sind durch Kreise, die Ströme durch 
Radien angedeutet. Entsteht in A ein Kurz- 
schluß, so ändern sich ‘die Verhältnisse wie 


in Abb. 4 dargestellt. In CO ist die Spannung 


Abb. 4. Linien gleicher Spannung bei Kurzschluß. 


am höchsten, in A am niedrigsten. Die Ströme 


stehen wieder rechtwinklig auf den Kurven 


gleicher Spannung und sind in der Abbildung 
durch Pfeile angedeutet. In der Praxis werden 
die Bilder sehr verzerrt sein, doch werden sie 
den gleichen Charakter aufweisen. b 

Betrachten wir Abb. 4, dann finden wir 
das unter 2 aufgeführte Merkmal deutlich aus- 
geprägt, denn in dem inneren Kreis, bei der 
Kurzschlußstelle A fällt die Spannung nach 
Maßgabe des zwischen diesen beiden Punkten 
vorhandenen Widerstandes ab. Verfügen wir 
nun über ein Zeitrelais, dessen Ablaufzeit von 


der Spannung abhängig ist, und zwar so, daß 


die Zeit mit der Spannung abnimmt, dann 
ist uns ein Mittel an die Hand gegeben, das 
Störungsgebiet des Kurzschlusses einzuengen. 
Für den Fall, daß die ersten Relais, die die 
Kurzschlußstelle einschließen, versagen, wäre 
die einzige Folge die, daß das Störungsgebiet 
sich ein wenig ausdehnt, und zwar so weit, 
daß der Versager als zum Störungsgeb et ge- 
hörend mit abgeschaltet wird. Es ist anzu- 


nehmen, daß in der Praxis sich dieses Gebiet 


nieht über zwei Stationen, die sich an den 
Enden des defekten Kabels befinden, aus- 
dehnt. Es hängt dieses davon ab, ob eine dritte 
Station sich so sehr. in der Nähe von den dem 
Kurzschluß am nächsten gelegenen Stationen 
befindet, daß dadurch - keine nennenswerte 
Spannungs-, also auch Zeitdifferenz, zwischen 
diesen besteht. Hierdurch wird die Genauig- 
keit des Systems bestimmt, aber wichtig ist es, 
festzustellen, daß Ungenauigkeiten kein grund- 
sätzliches Versagen bedingen. 


Der Gedanke, ein von der jeweiligen ört- 


lichen Spannung abhängiges Zeitrelais zur 
Eingrenzung der Kurzschlußstelle zu be- 
nutzen, ist zuerst ausgesprochen in dem Patent 
Nr. 174 218 der. Elektr. A. G. Lahmeyer, 
Frankfurt a. M., vom 23. XII. 1904, das von 
Herrn Ingenieur Krämer herrührt. Das 
Patent ist seit 1910 erloschen; praktische 
Ausführungen sind nicht bekannt geworden. 


Seitdem ist der Gedanke von verschiedenen - 


Seiten weiter bearbeitet worden, insbesondere 
hatte bei der Voigt & Haeffner A. G., Frank- 
furt a. M. Herr Direktor Vogelsang seit 
Jahren erkannt, daß auf dieser prinzipiellen 
Grundlage die Lösung des UÜberstromschutzes 
für beliebige Netze gegeben sei, und auf seine 
Veranlassung wurden umfangreiche Versuche 
angestellt mit- Apparaten nach den verschie- 
densten Konstruktionsgesichtspunkten 
weiter unten). _ Schließlich gelangte eine von 
dem Verfasser herrührende ‚Konstruktion zur 
endgültigen Durcharbeitung, an der zuletzt 
auch die Hartmann & Braun A. G., die diese 
Relais für Voigt & Haeffner ausführt, tätigen 
Anteil nahm, 5 


EIN WE 


Be a 


(8. 


I, 


en ve‘ 


18. Dezember 1880. 


Die ersten Arbeiten auf diesem Gebiete 
wurden durch die Ungewißheit über die 
wünschenswerteste Form der Zeitlinie sehr 
-gehemmt. Weder Versuchsergebnisse noch 
Beobachtungsdaten über die Spannungsver- 
hältnisse in einem von Störungen heimge- 
suchten Netz lagen vor. Der Versuch, die 
Verhältnisse rechnerisch zu ermitteln, mußte 
daran scheitern, daß der Widerstand an der 
Kurzschlußstelle je nach der Art des Kurz- 
schlusses sehr verschieden sein kann. Auch 
muß beachtet werden, daß jedes Netz seine 
Eigentümlichkeiten aufweist. Diehte In- 
dustrienetze mit nahe beieinanderliegenden 
Stationen stellen an die Einrichtung ganz 
andere Ansprüche, als die Netze weitver- 
zweigter Überlandzentralen. Diese zwei Netz- 


. arten getrennt zu behandeln wäre nicht an- 


gängig, denn sie sind oft miteinander ver- 
knüpft, und es können in einem Netz keine 
Relais mit verschiedenem Zeitcharakter neben- 
einander geduldet‘ werden. 


Am genausten arbeitet natürlich das 


Relais, wenn es sich um einen direkten Kurz- 
schluß in einem Netz mit hohen Leitungs- 
widerständen handelt, die Spannungs- und 
damit die “Zeitdifferenzen zwischen ‘den ein-' 
zelnen Stationen sind dann am größten. Ist 
dieses aber nicht der Fall, sondern sollte die 
Spannung nur um einen Prozentsatz, sagen 
wir 25% sinken, dann werden die Spannungs- 
differenzen zwischen den Stationen kleiner. 
Um aber in solchen Fällen doch die gleichen 
Zeitdifferenzen zu erhalten, wie bei einem 
schweren Kurzschluß, müßte die Zeitkurve 

5 


logarithmisch verlaufen wie in 
(Kurve ]). 
% 7 
v BIN 
$ 8 Ss == 


Be ee 
SB Tee 


"m 20 30 40 50 60 70 80 30 100 110Volk. 
Abb. 5. Beispiele für Zeitlinien vom 
Spannungsabtall-Relais. 


Man kann sich aber auch auf den Stand- 
punkt stellen, daß die Zeitdifferenz zwischen 
der bedrohten Schaltstelle und den nächst- 
liegenden Stationen größer sein muß, als 
zwischen den anderen, was eine nach oben 
gekrümmte Kurve bedeuten würde (Abb. 5 
Kurve II). Dies steht aber nicht im Eınklang 
mit der erstgenannten Bedingung, sodaß man 
der Praxis wohl am nächsten kommt, wenn 
eine gerade Linie angestrebt wird. 

Die Wirklichkeit mag lehren, von welcher 
Art die Störungen sind und zwar: „Sind die 
Kurzschlüsse meistenteils so, als ob eine 
Metallschiene die Leitungen kurzschließt oder 
sind sie weniger heftig, wie etwa beim Win- 
dungsschluß eines Transformators oder einer 
Maschine? Ferner: „Sind die vollständigen 
Kurzschlüsse so sehr in der Mehrzahl, daß man 
deswegen die Kurve stark nach oben biegen 
muß, mit dem Risiko, daß kleine Kurzschlüsse 
große Störungen verursachen können, oder ist 


.das Gegenteil der Fall? ; 


- sehr zweifelhaft, 


Ob die Praxis auf. diese Fragen jemals 
eine ganz bestimmte Antwort geben wird, ist 
und man wird wohl am 
sichersten gehen, wenn man beide Fälle gleich- 
mäßig berücksichtigt. Große Fehlgriffe können 
nicht gemacht werden, denn die einzige Folge 
einer weniger günstig geformten Zeitlinie würde 
sein, daß sich das Störungsgebiet auf die aller- 
nächste Umgebung ausdehnt. Es kann weiter 
die Forderung gestellt werden, daß das Relais 
nur wenig Strom verbrauchen darf, damit der 
eb der Spannungswandler nicht 
schon Fehler mit sich bringt. Weiter ist zu 
berücksichtigen, daß bei einer Störung die 
Spannung nicht einfach sinkt und dann einen 
konstanten Wert annimmt, sondern der Kurz- 
schluß bringt es mit sich, daß die Spannung 
unruhig hin- und herschwankt, so daß das 
Relais integrierend wirken muß. 

Diese Überlegungen waren maßgebend 
für die Wahl der Relaisart, sie führten auch zu 
der Überzeugung, daß die Relais mit großer 
Genauigkeit die gleiche Zeitlinie aufweisen 
müssen. Es würde viel zu weit führen, die in 


‚Spannungsfeld gebremst fällt das 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 50. 


Frage kommenden Relaisarten alle mit samt 
ihren Vor- und Nachteilen zu beschreiben, 
doch sollen die interessantesten Bauarten hier 
kurz erwähnt werden. 


l. Eine von der Spannung gebremste und 
vom Strom angetriebene Ferrarisscheibe. 

...2. Ein Minimalmagnet, dessen Anker 

mittels einer Feder abgehoben wird, die von 


er eure Zeitrelais gespannt wird. 


Abb. 6. Nullspannungsrelais mit Zeitrelais kombiniert. 


3. Ein Kontaktvoltmeter, bei dem ein 
Kontaktarm mittels eines Uhrwerks sich auf 
den Voltmeterzeiger zu bewegt und den Kon- 
takt um so schneller schließt, je niedriger die 
Spannung ist. : 

3a. Ein Kontaktvoltmeter, dessen Zeiger 
am freien Ausschlag durch einen sich gleich- 
mäßig nach vorwärts bewegenden Kontakt- 
arm behindert wird und den Kontakt öffnet, 
wenn der Zeiger seine der Spannung ent- 
sprechende Stellung erreicht hat. 


4. Ein Uhrwerk oder elektromagnetisches 
Zeitrelais mit einer von der Spannung beein- 
flußten elektrischen oder mechanischen Bremse, 

5. Eine Ferrarisscheibe zieht ein Gewicht 
auf, beim Schließen des Maximalrelais wird 
die Hilfsphase abgeschaltet und durch das 
1 Gewicht 
mit einer entsprechenden Geschwindigkeit 
herunter und schließt einen Kontakt. 

Dies letztere ist dasjenige Relais, das zur 
Ausführung gelangte. Die Scheibe a (Abb. 7) 


Abb. 7. Schema das Relais nach Rauart 5. 


steht unter dem Einfluß .einer Spannungs- 
spule b.» Die auf dem gleichen Joche ange- 
brachte, in sich kurzgeschlossene Spule c er-, 
zeugt ein Drehmoment, so daß das System 
imstande ist, ein Gewicht g hochzuziehen und 
gehoben zu halten. Dies ist der Ruhezustand 
des Relais. Springt das Maximalrelais an, 
dann öffnet das Umschaltrelais, dessen Spulen- 
widerstand hoch genug ist, um die Auslöse- 
spule 2 nicht ansprechen zu lassen, den Strom- 
kreis der Spule c, das Drehmoment ver- 
schwindet, und das Gewicht g sinkt, gebremst 
durch das stets eingeschaltete Spannungsfeld 
herunter, um unten angekommen, den Strom- 
kreis für die Auslösespule vollends zu 
schließen. Fällt das Maximalrelais zurück, 
so wird das Drehmoment wieder hergestellt, 
und die Scheibe zieht das Gewicht wieder 


Die Zeitlinie eines solchen Relais würde 
einen quadratischen Charakter haben. Es 
wird dies durch die Vorschaltung einer Metall- 
fadenlampe, deren Widerstand bekanntlich 
mit der angelegten Spannung steigt und durch 
das Anbringen einer Korrektur, die ein kleiues 


RT 


1003 


Drehmoment nach links oder rechts erzeugt, 
behoben. Man hat es für angebracht gehalten, 
die Vorschaltlampe nur dann einzuschalten, 
wenn das Relais in Funktion tritt. Hierdurch 
ist erstens erreicht, daß die Lampe Re 
wird, zweitens ist der Spannungswandler ent- 
lastet, und drittens ist die Lampe kalt, wenn 
sie eingeschaltet wird, was bei niedriger Span- 
nung von Wertist. Im Ruhezustand hängt die 
Spannungsspule an der Niederspannungsseite 
eines kleinen Reduktionstransiormators d. 
Abb. 8 stellt die an einem fertiggestellten 


Setunden 


vs 
Serie 44 
oz Perez 7 
nn 20 0 W550 60 70 60 30 100 MV 


Abb 8. Zeitlinie, aufgenommen an einem 
betrıebsfertigen Relais. 


Relais aufgenommene Zeitlinie dar. Mit Rück- 
sicht auf das Abklingen des Stromes bei sehr 
schweren Kurzschlüssen ist der Umstand, 
daß das Relaıs bei Nullspannung noch einige 
Zeit zum Ablaufen gebraucht, als Vorteil an- 
zusehen. 

Da in einer Station im normalen Fall nur 
ein Spannungszustand besteht, genügen für 
jede Station 3 eınpliasige Relais, durch die die 
Ablaufzeiten beliebig vieler Schalter unter 
Vermittlung ihrer Maximalrelais geregelt wer- 
den können. Die Zeitelemente der einzelnen 
Schalter sınd sozusagen in dem Spannungs- 
abfallrelais konzentriert und somit kann, ins- 
besondere für größere Stationen, von einer 
Vereinfachung gesprochen werden. 

Hiermit ıst aber auch gesagt, daß das 
Relais nicht imstande ist, unter den in der 
Station befindlichen Schaltern, wovon mehrere 
Störungsstrom führen können, den Schalter 
der defekten Leitungsstrecke herauszufinden. 
Es ist mit diesen Relais also nur möglıch, die 
Station zu bestimmer wo eine Abschaltung 
stattzufinden hat, was aber ein, sehr großer 
Fortschritt ist. 


Abl.9 Relais offen. 


Es hängt von der Lage im Netz, von der 
inneren Einriehtung und von der Bedeutung 
der Station ab, ob überhaupt weitere Maß- 
nahmen nötig sind. Ist es aber notwendig, 
daß nur der Schalter der defekten Leitung 
ausgeschaltet werden muß, dann nähert man 
sich diesem Ziel am sichersten durch An- 
wendung von Apparaten, die auf die Strom- 
richtung ansprechen und die unter dem 
Namen Rückstrom-Wattmeter- oder Strom- 
richtungsrelais in mehr oder weniger vollen- 
deter Form von den verschiedenen Firmen 
hergestellt werden. 


2 


1004 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 50. 


Der Stromverbrauch des Relais beträgt | d den Durchmesser der Querschnittsfläche | zeichnet und stellt Z+e deren Abstand von 


im Ruhezustand 10 VA,und während{des Ab- 
laufs etwa 40 VA, so daß die kleinsten Span- 


Abb. 10. Relais, gesch'ossen. 


nungswandlertypen verwendet werden können. 
Die endgültige Form des Relais, das von der 
Voigt & Haeffner A. G. auf den Markt gebracht 
wird, ist in Abb. 9u. 10 dargestellt und hat die 
Größe eines Zählers (26 x 18x 6,5 cm). 


Der verankerte und: der verstrebte 
Leitungsständer. 


Von Ingenieur Rudolf Wahn, Wien. 


Übersicht. 
gleichungen werden für verankerte und verstrebte 
Maste genauere Formeln zur Ermittlung des 
Ankerzuges und des Stützendruckes abgeleitet. 


Für die Berechnung der Festigkeit von 
verstrebten und verankerten Gestängen werden 


gewöhnlich die nachstehend angeführten 
Formeln benützt: 
3e 
R(i+57) 
Re ee al (a 
p= "M otg op 7 VO keleR, 


wobei R die Gesamtheit’aller auf das Gestänge 

wirkenden äußeren Kräfte bedeutet, 

e den Abstand der Summenkraft von der An- 
griffsstelle des Ankers (Strebe) am Maste 
(siehe Abb. 1), 

! den Abstand der Einspannstelle des Ständers 
vom Angriffspunkte des Ankers (Strebe) am 
Gestänge, 

alle Längen in cm. gemessen, 

den Winkel, dessen Schenkel durch den 
Anker und die durch den Angriffspunkt des 
Ankers gehende Lotrechte gebildet werden, 

Wdas Widerstandsmoment und 

@ die Querschnittsfläche des Ständers an der 
Stelle, wo der Anker bzw. die Strebe an- 
greift, 

bedeuten. 

Die Beanspruchung des Ankers ist durch 
den Ausdruck: 


3e 
_® (i se 33) 
sine 
gegeben, wobei q den Querschnitt des Ankers 


in cm? bedeutet, wogegen für die Strebe die 
zulässige Druckbelastung durch die Formel: 


_ knd Edi 

SE BD 12 
bestimmt ist, welcher Wert aus der Eulerschen 
Formel für die Knickkraft des auf einer Seite 


(2 


(8 


eingespannten und am anderen Ende in 
der ursprünglichen Achse geführten Stabes 
2m E0J ; : 
Je EEE ermittelt wurde, wobei 
Ss 


E den Elastizitätsmodul, 
J das Trägheitsmoment, 
ls die Strebenlänge 
bedeuten, 


Unter Verwendung der Arbeits- 


darstellt; 
k}; ist der 

Koickung. 

Der in den Formeln angeführte Wert: 


R(i+37)=# 2 


stellt die im Angriffspunkte des Ankers (Strebe) 
den Außenkräften entgegen wirkende wag- 
rechte Teilkraft des Ankerzuges dar. 

Die Ableitung dieser Formel ergibt sich“ 
aus der Anwendung der Gleichung für die 
Biegungskurve, wobei vorausgesetzt wurde, 
daß durch die Einwirkung der Kräfte eine 
Verschiebung des Ankerangriffspunktes nicht 
stattfindet und daß alle auf das Gestänge wir-- 
kendenden 'Außenkräfie durch die im Abstande 
i--e von der Einspannstelle der Säule ent- 
fernte Kraft R ersetzt sind, mithin auch der 
auf das Gestänge wirkende Winddruck als 
Einzelkraft aufgefaßt wird. 

Durch die Formel (4) kaun in einfacher 
Weise die im Stangenstützpunkte auftretende, 
den äußeren Kräften entgegen wirkende Stützen- 
kraft ermittelt werden. 

Mit ihr wird nur dann das Auslangen nicht 
gefunden, wenn eine genaue Bestimmung der- 
selben erforderlich wird. 

Im folgenden wird eine solche. Unter- 
suchung durchgeführt: 

Den Ausgangspunkt für die Untersuchung 
bildet die Naviersche Biegungsformel für die 
Spannungen im geraden Stabe: 


Sicherheitsfaktor gegen die 


N Mv : 
BD Da ‚„ wobei 


N die Längskraft, 

M das Biegungsmoment, 

@ die Fläche, 

J das Trägheitsmoment der betreffenden Quer- 
schnittsstelle, 

v den Abstand von der durch den Querschnitts- 
schwerpunkt senkrecht zur Kraftlinie führen- 
den Achse 

bedeuten, wobei die Kraftlinie, d.i. diedurch den 

Schwerpunkt und den Schnittpunkt der Kraft 

mit der Querschnittsfläche gelegte Gerade, die 

zweite Hauptachse des Querschnittes darstellt. 
Als zweite Grundgleichung gelangt die aus 
den Maxwellschen Gleichungen gebildete 

Arbeitsgleichung zur Ermittlung statisch nicht 


bestimmbarer Größen zur Anwendung, und 
zwar: : 
für den verankerten Mast: 
_f NaN MadAM h 
Ip pmex hm 


wobei Einflüsse durch Temperaturänderungen 
im Gestänge nicht berücksichtigt werden und 
die im Ankerangriffspunkte auftretende Aus- 
biegung des Mastes geschätzt wird; 

für den Mast mit Strebe: 


_/[_NdN „„.fMam 
=J/ EFäxX EJAX 


dN Ss. .dsS ds 
BI Area er wei. 


wobei die Änderungen des Wärmezustandes für 

alle Punkte des Stabquerschnittes und alle Stab- 

punkte gleich groß angenommen werden. 
In diesen Formeln bedeuten: 

L die virtuelle Arbeit der Stützkraft für den 
Zustand X =], 

M das Biegungsmoment, 

N die Längskraft, 

Y die statisch unbestimmte Stützkraft, 

den Elastizitätsmodul, 

das Trägheitsmoment, 

die Querschnittsfläche, 

den Ausdehnungszahlenwert für =1, 

die Spannkraft in der mit dem Maste ver- 

bundenen Strebe, 

s die Strebenlänge, 

x den Abstand des Querschnittes vom Achsen- 
kreuznullpunkte. 


Für den über den Angriffspunkt des Ankers 
bzw. der Strebe hinausragenden Teil des Mastes 
(siehe Abb. 1) ist das Biegungsmoment durch 
die Gleichung: 


L dx 


nr Yu 


— ı\2 
M=P, (a —%)+ P, (a — x) u 


7,2 
=P, a+Pa+ #- 


—z(Pı+ P+pL)+ 


gegeben; wird mit R die Summenkraft der 
auf den Mast wirkenden äußeren Kräfte be- 


ı 
—q M 


"tgo; 


1 
"ERICH ET 
0 


nn 
0) 


16. Dezember 1920. 


der Grundfläche dar, ergibt sich: 
2 
_ M=R(e+—a)+ PI- 
und für =! ist Es 


2 
Mare: 


Bestimmung der Stützkraft. 
a) für den verankerten Mast. 


Abb.1. Schematische Darstellung eines verankerten Mastes 
mit durch das Kräftespiel verbogener Mastachse. 


P, und P, seien die am Maste in den Ab- 
ständen a,’und a, von der Grundfläche entfernt 
angreifenden Einzelkräfte, 

p die durch den Winddruck auf den Mast in 
1 em Länge ausgeübte stetige Kraft, E 
alle diese Kräfte in kg ausgedrückt, 
L die Masılänge über Tag, 
! der Abstand des _Ankerangriffspunktes von 
der Grundfläche, \ 5 ya 
d die Entfernung des Aunkerangriffspunaktesvon 
der durch Biegung unbeeinflußten Mast- — 
achse ' 
f . die Ausbiegung der Mastachse an der An- 
griffsstelle des Ankers bei größter Bean- 
spruchung des Ständers, : 
alle Längen gemessen in cm, Bi 
a« der Winkel, den der unbeanspruchte Anker 
mit der Lotrechten einschließt. ö x 

Für einen im Abstande x, größer oder gleich 
0 und kleiner oder gleich /, geführten, mit der 
Grundfläche gleichlaufenden Schnitt, in welchem. 
der Abstand zwischen der Ankerschnittstelle und 
der durch den Ankerangriffspunkt gehenden 
Lotrechten bei uubelastetem Zustand gleich » 
ist, ist das Biegungsmoment durch den Aus- 
druck: ‘ 


M=P,(a—x)+P,(,— x) Y 


u 2 ir 3 


gegeben, wenn X die wagerechte Teilkraft des 
Ankerzuges darstellt, da die lotrechte Teilkraft 
des Ankerzuges dann durch den Wert: 


RR 
tgo 


bestimmt ist und n-+d annähernd gleich ist 
dem in der Schnittlinie liegenden Abstande der 
lotrechten Teilkraft von der durch das Kräfte- 
spiel verbogenen Mastachse. ; 
_ Dan=(l—x)tgo, ist: 


N = 


2 ee 
M=Pa+Pa+#,-—-(P+BR+pDe 


s we 
I 0 
Die Längskraft ist . 
x 
tg. 0 He 
wobei Gı das Gewicht des oberhalb des Anker- 


angriffspunktes befindlichen Mastteilles samt 
Isolatoren, Tragwerk und zugehörigem Leitungs- £ 
R 


N=- —G-gl-R), .. (6 


gewichte, 
g das Mastgewicht für einen cm Mastlänge ab 


Ankerangriffspunkt R 
bedeuten. S E 
UN AM 2 
NE I Re RER 


Bi 
Diese Werte in die Arbeitsgleichung für 
den Zustand X =1 eingeführt, erhält man: ‘3 


ı 
M 


d 
ar+ 


l > 
tag 
tg. 


tga.EF 


Jis+ 


16. Dezember 1920. 


Beenu ansehe Zeitschrift, 


1920. Heit 


woraus: 


= ı[: re 2) ("+ 


in welcher Formel @ das Gesamtgewicht 
des Mastes samt Ausrüstung und zugehörigen 
Leitungsdrähten darstellt. 


Wird für Pı+PR+pL=R und Pa-+ 
Pa+P>-—=Ree+) 
führt, so erh sich 


in die Formel einge- 


2)- nach] dıamre (I Fer (E s)] 6fEJ 
617 - (7 
lea: vanll, tg?a F 


Da der Durchhang (c) im gespannten Zu- 
stande des Ankers in der Regel sehr klein ist, 
kann die Bogen- der Baymenlänge gleich gesetzt 
werden und ist sodann: 


s= Van PR 


3e 3d pl 4d 6J gi 
ı|rılaı )} < BR ] 
er | { + ee an 4 (Hr) Fa E} 6fJE 
= aa 20 ge (2a 
I4- tg a. FPigte 
Ist d=0 oder nahezu gleich Nul), so ist 
3e pl 3J \ 3fEJ 
2 es a 
Beer 8 Fate 3 I 
;> B+ 3J 
Ftg?a 
oder: 
pL? pl: 6J gi 6fEJ 
_ MAat An Nebel) 
6J 
2 
22 + Fıgda 
Die Spannung der Ankerdrähte in ihrer | wobei /,= Aukerspannweite in lotrechter 
Ruhelage, das ist jene Lage, bei welcher die | Richtung. 


seitliche Verschiebung der Ankerbefestigungs- 
stelle am Maste gleich Null ist, bei derselben 
Temperatur wie für die stärkste Beanspruchung, 
wird wie folgt ermittelt: 

Wenn bei stärkster Beanspruchung des 
Ankers die größte wagrechte Teilkraft des Anker- 
zuges gleich A kg, die seitliche Verschiebung 
der Ankerbefestigungsstelle / cm (angenommen) 
betragen, so ist der Durchhang (ec) in lotrechter 
Richtung vom Sehnenmittel aus gemessen 
(siehe Abb. 2), durch den Ausdruck: 


ed 
an 


gegeben, wobei 

u das Gesamtgewicht des Verankerungsdrahtes 
für den Laufmeter, 

2 die Anzahl der Ankerdrähte, 

h,—+-f die Ankerspannweite in wagrechter Rich- 
tung 

bedeuten. 


Ko 


BERN ER 


Abb. 2. Ankerdurchhang. 


Die Ankerlänge (s) ist dann: 


s=VYh+fP+12 
Sekkı+f) 
[143% HD 


32H (hı+f)% ] 
Sit f2+ U 


p 5 
(Ha+Pra+ war ar ae” 


Aus der Ankerlänge wird der Durchhang 
für den ungespannten Anker, wie folgt, be- 
stimmt: 

8c'?h2 


woraus, Se s=Yhh-+f 7 ur +12 
32.c'4 ib a 
her gegenü er en 
posten vernachlässigt werden kann, 
A erzEn +12 ı) 
2 hı Vhrtl 


Die wagrechte Teilkraft (H,) des Anker- 
zuges im Ruhestande ist dann: 


32 ci hj% ] 
u r0e E 
und der Wert 
anderen Zähl- 


zuh, , 
8 e' I 
die lotrechte Teilkrafı des Ankerzuges (V,) ist, 


da die Bogentangente an der Befestigungsstelle 
des Ankers am Maste: 


Ja 


ga, BE Sn 
EL aA 
er 8c 
der Ankerzug selbst (Zr); 
Zr _ zuhVYh?+(l+4c)? 
Zain, 8c 


Für die Temperatur t beträgt die Bogenlänge 


e=VYh+M tu tat) 
wobei 
a den Ausdehnungskoeffizienten, 


tr die Temperatur für die stärkste Bean- 
spruchung 

bedeuten. 
Der Durchhang am Sehnenmittel ist daher: 

a Art 

A 
3 Vhh+tfr + ISTE,) 

2 YVhr+ 


b) Der verstrebte Mast. 


P, und P, stellen die auf den Mast wirkenden 
Einzelkräfte, 


p stellt die durch den Winddruck verursachte 
gleichmäßige Kraftwirkung auf den Mast für 
l cm Länge, 

X die wagrechte Teilkraft, 

N, die lotrechte Teilkraft der Strebenkraft, 

R die Summenkraft, gebildet aus den äußeren 
Kräften, dar, 

4, Sind die "Abstände der Einzelkräfte von 
der Grundfläche, 

e die Entfernung der Summenkraft vom An- 

griffspunkte der Strebenkraft am Mast e, 

der Winkel zwischen Strebe und Lotrechter, 

der Abstand zwischen Mast und Strebe in- 

der Grundfläche, 

s die Strebenlänge. 


—mR 


Abb. 3. Schematische Darstellung des verstrebten Mastes. 


Für einen im Abstande &, gleich oder 
größer als Null und kleiner oder gleich /, ge- 
führten Schnitt lautet die Momentengleichung: 


$ a en X). (8 


NZ 


und = 


ae a a ae) 


wobei 


Gı das Gewicht des Mastes samt Ausrüstung 
und zugehörigen Leitungen von der Mast- 
spitze bis zum Strebenangriffspunkte und 

g das Mastgewicht für den cm Länge ab 
Strebenangriffspunkt 


darstellen. 
N =—8cos £ N=N,—-@—g(1—%), 
Mh a — 
len neue) 
SEHE EN, 4N _],, 
AN, cosa’ UN, = u 
Im edisa 


Die Werte in die Arbeitsgleichung einge- 
setzt, ergeben: 


Für 
Pa+ra+PÜ=Rü+e 


>] [1 - 


s U ( gi 
a) PoF G 2 


N 


eezure : ae ar 


Bto?a 
3EJ ai Er + EaTTTET 


pB (s- 


SET, 


+ Ftga 


2J| 
Du dar ı) tga 


wobei G das Gesamtgewicht des Mastes samt 
Zubehör bedeutet und woraus: 


(10 


Js 
3 + IT y F\ sin? « 


1006 


und für 
P+P,+pL=R 
in die obige Formel eingesetzt, erhält man: 


anzustellen: Die gleichmäßig leuchtende Kreis- 
scheibe vom Radius o-besitze die Flächen- 
helle A. Dann ist die unter dem Winkel « aus- 
gesandte Lichtstärke Je =n.0?.h.cos«. Iu eine 


22 Be p13 gi J EJ Se 
Rss) 24 +(@ 2 Pt I akTease 1) 
Kt — - E (10a 
Er J + J $ 
3 Ftg?a ! Fı ' I!sin?« 


Die Lichtverteilung im Beleuchtungsfeld eines 
Scheinwerfers mit Parabolspiegel. 


Von F. Henning, Berlin-Lichterfelde. 


(Schluß von S. 976.) ' 


Die Größe des Beleuchtungsfeldes ist bei 
grgebener Brennweite nach Gl. (17) unabhängig 
vom Öffnungswinkel a des Spiegels. Im Gegen- 
satz hierzu ist die Beleuchtungsstärke Ba je 
nach der Größe von & sehr verschieden. Sie 
bleibt bei gegebenem «& im Mitteltelde konstant 
und fällt zum Rande ab. Dieser Abfall erfolgt 
in der Nähe des Mittelfeldes für große « ver- 
zögert, für kleine « beschleunigt, ist aber in 
der Nähe des Randes für alle « gleich. Der 
Rauius rg des Mittelfeldes ist bei gegebenem « 
nach Abb. 4 und Gl. (22) dadurch bestimmt, 
daß der zu « gehörige Winkel B=900 ist. Es 
muß also E 


"9 = 008? 0/2.Cos a (24 
sein. Entsprechend findet man den Radius r', 
bei dem die Beleuchtungsstärke im Falle eines 
Öffoungswinkels « gerade so groß ist wie bei 
einem Öffnungswinkel von 900% dadurch, daß 
man den nach Gl. (22) zu «x gehörenden Winkel 
B=0 setzt. Es ist also 
7, — C0824/2. : (25 
Zahlentafel 5 enthält die zu verschiedenen 
Werten von & gehörigen Größen ry' und x 


Zahlentafel». 


a rg Try: & Try ee 
0 1,000 1,000 50 0,528 0,821 
10 | 0,977 | 0,992 60 | 0375 | 0,750 
20 0,911 0,970 7 0,230 0,671 
30 0,508 | 0,933 80 0,102 |. 0,587 
40 | 0,676 | 0,883 90 0,000 9,500 


Für « = 909 ergibt sich. r,'=0,5. Dies be- 
deutet, daß 
tungsstärke für den Öffnungswinkel & = 90° und 
für den unendlich wenig davon verschiedenen 
Wink 1 = 909 - e in einem Punkt der Abszisse 
r'=0,5 schneiden. 

Es entsteht noch die Frage nach der ab- 
soluten Größe des Beleuchtungsfeldes und dem 
absoluten Betrag der Beleuchtungsstärke, 

Nach Gl. (17) ist der Rad.us des Beleuch- 


tungsfeldes r=r' > Die Abszissen der Abb 5 
und die Zahlenwerte für v9 und r, der Zahlen- 


tafel 5 sind also mit dem Faktor = zu mul- 


tiplzieren, um die wahren Radien zu erhalten. 
Das Beleuchtungsfeld wächst in seinen linearen 
Diinen-ionen also proportional sein-m Abstand 
von der Lichtquelle und dem Radius o der 
leuchtenden Kreisscheibe, ferner umgekehrt 
proportional der Brennweite F des Parabol- 
spiegels. 

Fuhrt man statt der Brennweite F nach 
Gl. (5a) den Durchmesser D des Spiegels und 
seinen Öffuungswinkel & ein, so findet man 


L x 
r dr Dr ER p sin 2%, 
(26 
1102 
ia, = 2 sin &. 
Der maximale Radius ergibt sich für " =1 zu 
L 
Ym=4 nn tg u. (27 


Die lineare Ausdehnung des ganzen Be'euch- 
tungsfeldes wächst also bei gegebenem Spiegel- 
durchmesser mit dem Öffnungswinkel des 
Spiegels und bei gegebenem Öffnungswinkel 
umgekehrt proportional dem Spiegeldurch- 
messer. Der Radıus 7, des Mittelfeldes erreicht 
bi gegebenem Spiegeldurchmesser & = 450 
seinen größten Wert. 

Zur Berechnung des absoluten Betrages der 
Beleuchiungsstärke sind folgende Betrachtungen 


— 


sich die Kurven der Beleuch- 


durch die Winkel « und «+ da bestimmte 
Zone ergießt sich nach Gl. (18) der Lichtstrom 


dd. =2nle.sina.de=n?.o?h.sinaau.da 
und aufdie Spiegelfläche vom Öffnungswinkel « 


[7 
= [AB —n2.g2.h.sin? &% 
0 


Bei Annahme eines vollständig reflektierenden 
Spiegels und vollständig durchlässiger Luft 
tnfft der Lichtstrom ®« das Beleuchtungsteld. 
©. ist also auch gleich dem Inteeral über alle 
Produkte aus der Beleuchtungsstärke B und 
dem zugehörigen Flächenelement 
7200 

DTTWdn an ri dr', 

so daß 
1 


an[K.Br.dr'=m. KT h sin? «. 
0 


Da die Ordinaten der Abb. 5 die der Beleuch- 
tungsstärke B proportionalen Größen KB 
wiedergeben, so stellt die linke Seite dieser 
Gleichung den Volumeninhalt V«. des Körpers 
dar, der entsteht, wenn man die zu & gehörige 
Fläche der Abb. 5 um die Ordinatenachse ro- 
tieren läßt. Die Zahlen der Zahlentatel 4 er- 
geben also nach Multiplikation mit dem Faktor 


1 m 2 Erg e 
ern “Ah .sin?« (28 
die wahre Beleuchtungsstärke B. 

Das Volumen Va läßt sich aus Abb. 5 auf 
grapbischem Wege ermitteln. Nun zeigt der 
Aug«nschein aber, daß die für «= 70° geltende 
Kurva sehr nahe dem Vertikalschnitt eines 
Kegelstumpfes entspricht. Für & = 700 ist 
V« sehr nahe gleich dem Volumen eines Kegel- 
stumpfes mit dem großen Radius rm'’=1, den 
kle:nen Radius r9' = 0,230 (vgl. Zahlentatel 5) 
und der Höhe 7=44,9 (vgl. Zahlentafel 4). Es 
ist also 


Di zn. H.(A-+ rg) rd) 1921 
und somit 
K 72 


Der gleichmäßig helle Mittelteil des Be- 
leuchtungsfeldes vom Radius rg besitzt die ab- 
solute Beleuchtungsstärke (BM)«, die sich aus 
den in Zahlentafel 6 eingetragenen Werten von 


urE ableiten läßt. 


= 0,144 h (23a 


Zahlentafel6. 
en ER PER Fr DEREN 


INK Su SR SS) 
ER ee RS ra 

Se D:2 Sie Sie Bar Se 

3 S| 3 & 
100| 0,08 18,17 10,7 || 600| 4,0 [0,188 | 0.825 
200| 0,42 12,01 |0,84 || 700| 6,48 | 0,128 0,822 
30% 0,91 0,871 [0,82 || 800) 9,17 [0,089 |0.,810 
400) 1,71 | 0,472 0,805 || 900128 | 0,063 | 0,801 
50.0) 2,84 |0,287 | 0,814 


Wie Zahlentafel 6 zeigt, wächst die Be- 
leuchtungsstärke des Mittelfeldes bei gegebener 


Zahlentafel”. 


. Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 50. 


' Brennweite F' beträchtlich mit dem Öffnungs- 


16. Dezember 1920. e 


winkel & des Spiegels, z. B. auf mehr als den 
pen Betrag, wenn & von 60° auf 800 ver- 
gröbert wird. Gleichzeitig nimmt allerdings 
der Radius r, (Gl 26) des Mittelteldes bedeutend 
ab, und zwar bei dem betrachteten Beispiel 
von 37,5 auf 10,20%, des maximalen Radius 


ne Le tg a/2. Die Beleuchtungsstärke ist 


nach Gl. (28a) und Zablentafel 6 direkt pro- 
portional der Flächenhelle A der leuchtenden 
Scheibe sowie dem Quadrat der Brennweite 
des Spiegels; sie ist umgekehrt proportional 
dem Quadrat des Abstandes von der Lichtquelle. 

Die einzige dieser Größen, die von den Ab- 
messungen des Spiegels abhängt und also rein 
mechanisch in gewissen Grenzen verändert 
werden kann, ist die Brennweite #F. Es istaber 
zu beachten, daß der Spiegeldurchmesser Din 
technisch möglichen Grenzen bleibt. Aus 
Gl, (5a) folgt, daß man nach Berechnung von 


nr die Beleuchtungsstärke durch den Spiegel 


Sr 
5 


durchmesser D ausdrücken kann, wie dies in 
Tabelle 6 geschehen ist. Man ersieht, daß bei 
gegebenem Spiegeldurchmesser die Beieuch- 
tungsstärke B dem Quadrat des Spiesel E 
messers proportional ist und daß die Beleuch- 
tungsstärke (B M)« des Mittelfeldes kaum vom 
Öffnungswinkel abhängt, so daß man mit guter 
Näherung 2 : 
D2 


L2 


FR? er $ Rn 
——_ tg? gl; 
I tg a/2 8 3 a, 


- Fe 


(BM.=082h-—-=131h 
setzen kann. 7 SE 
Der Öffnungswinkel & darf also bei ger 
gebenem Spiegeldurchmesser ohne Rücksicht 
auf die Beleuchtungsstärke nach anderen Ge- ä 
sichtspunkten bestimmt werden, z. B mitdm 
Ziel, den Radius rg des Mittelfeldes möglichst 
groß zu machen. Der Radius r, erreicht nach 
Gl. (26) seinen Maximalwert für €&=459. Er 
führt nach . (5a) zu der Brennweite 
F= 0,6037 D*und nach (27) zu einem Beleuch- 


tungsfeld vom Radius rm = 1,66 > ‚Der Ra- 
dius des gleichmäßig hellen Mittelfeldes ist 


a 


Se 


u - 
u 


Die Beleuchtungsstärke fällt in der 


n= 


durch diese beiden. Radien bestimmten Ring- 
zone von 0,82 h :: bis O ab. 


Einen Überblick über die Beziehung zwi- 
schen Beleuchtungsstärke und Öffnungswinkel « 
bei gegebenem Spiegeldurchmesser D bietet 
0% 


Die ihrer Konstruktion zugrunde 


Abb. 6, Lichtverteilung bei Spiegeln desselben Durch- > 
messers aber verschiedener Öffnungswinkel. Idealer Fall 


gelegten und in Zahlentafel 7 aufgeführten 
Zahlenwerte erhält man aus Zahlentafel 4, und 
zwar gewinnt man die Ordinaten, indem man 
die Größen X Ba nach Gl. (5a) und (28a) mit 
0144 ,„ D a ne ae E 
I6tg?aja* zu und die Abszissen, u em Manz 


«= 900 = 800 «—=700 = 600 =509 u =:45. EEE 
D D D D D D 
ro Te 0,00 ro Box: 0,34 N) DS 0,64 ro 75 0,87. N) Be = 0,98 Yo Le —1.003 1 
2 22 D 22 D L? D L? D RE) 22 
ern, isn Fr an) "T, \Pım 6 |Prm |’ dr 
0,00. | 0,820 | 0,00 | 0,820 | or0 | 0,820 | 000 | 0820 | 00 | 0820 | 000 | 080 
040 | 0,661 | 0,84 | 0820 | 0,28 | 0,820 | 023 | 0,820 | 0,19 | 0880 | 017 | 080. 
080 | 0556 | 067 | 070 | 056 | 0,820 | 046 | 0820 | 037 | 080 | 033 | 080 - 
120 | 0,462 | 101 | 0816 | 0,84 | 0,754 | 0,89 | 0820 | 056 | 0820 | 0,50 | o's2o. 
160 | 0886 | 1,34 | 0,526 | 1.12 | 0,669 | 0,92 | 0,806. | 0,75 | 0820 | 066 | 080 
200 | 0,323 | 1,68 | 0441 | 1,40 | 0580 | 1,16 | 0741 | 094 | 080 | 083 | 08% 
2,10 | 0247 | 201 | 0846 | 1,68 | oazrı | 189 | os2ı | 112 | 0782 | 100 8 
280 | 0174 | 235 | 094 | 1,96. | 0844 | 162 | 0496 | 181 | 06 | vl 
8,2) | 0110 | 2,68 | 0,154 | 224 | 0219 | 185 | 032 | 150 | oa lısa| — 
3,60 | 0048 | 3,02 | 0,067 | 252 | 0094 | 208 | 010 1,68.) >0,216 11.000 
#00 | 0,000 | 3,36 | 0000 | 2,80 | 0000 | 231 | 0,000 1,897 | 0,000 | 1,66 | 0,000. 
In 


186. Dezember 1920, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


die Größen r' nach GI. (&) mit A.tga/. 42 


multipliziert. Aus.ry. F ist der Radius rg des 


Mittelfeldes abzuleiten. 

In Abb. 6 sind nur die Beleuchtungskurven 
von &= 90° bis « = 450 eingezeichnet. Während 
bis herab zu «= 45° bei gegebenem Spiegel- 
durchmesser der Radius des ganzen Beleuch- 
tungsfeldes mit abnehmendem & abnimmt, 
der des Mittelfeldes aber wächst, nehmen 
ge. = 45° beide Radien mit sinkendem 
a ab. 

Für « > 45° muß natürlich mehr Licht auf 
das ganze Beleuchtungsfeld fallen als für 
#«=45° Dies Mehr an Licht kommt aber nur 
den Rändern des Beleuchtungsfeldes zugute, 
das bei « >45 auszedehnter ist als bei «= 45). 
Die größere Ausdehnung des Feldes ist für die 
Praxis von Bedeutung. Man wird darum dem 
Öffnungswinkel «= 50° vor « =45 den Vorzug 
geben, zumal in beiden Fällen die Mittelfelder 
gleich groß sind. F 

Die wesentlichen Ergebnisse dieses Ab- 
schnittes lassen sich folgendermaßen zusammen- 
fassen: 

Ist die Brennweite F des Spiegels gegeben, 
so besitzt der Radius des ganzen Beleuchtungs- 
feldes unabhängig vom Öffnungswinkel « des 
Spiegels die Größe 

L 
m = ne : (a7 
wenn ZL die Entfernung vom Spiegel und o der 
Radius der gleichmäßig leuchtenden Kreis- 
scheibe ist. Das gleichmäßig helle Mittelfeld der 
beleuchteten Fläche hat den Radius 


Le 
n= F 


co8? a/2.Cos & (153 


und die Beleuchtungsstärke 


(B M)« —13R en tg? Qt a (29 


wenn « den Öffnungswinkel des Spiegels be- 
zeichnet. 
Ist der Durchmesser D des Spiegels ge- 


geben, so ergibt sich der Radius des ganzen 
Beleuchtungsfeldes zu 


Tm=4L tg af. NO2 O7 
Für das Mittelfeld ist der Radius 
BE 
Nn=e7sin2a Are 2 


und die Beleuchtungsstärke 


2 


BMe=oBhD. ... @ 


Letztere Größe ist unabhängig vom Öffnungs- 
winkel. 

7. Die Lichtverteilung im Beleuchtungsfeld 
ist für den Fall zu untersuchen, daß als Licht- 
quelle der positive Krater einer Bogenlampe 
mit Reinkohle dient. 

Es sei angenommen, daß der positive Krater 
als eine Kre:sscheibe vom Radius o mit gleich- 
mäßiger Flächenhelle A leuchte. Durch die 
negative Kohle und deren Halter wird ein Teil 
des Lichtes abgeblendet, wodurch bewirkt wird, 
daß der Spiegel gerade von den Strahlen 
größter Lichtstärke, nämlich denjenigen mit 
kleine Öffnungswinkel «, nicht getroffen wird. 

Es darf dann nicht mehr, wie in Abschnitt 6, 
Ja=1I.cos« gesetzt werden. J« ist vielmehr 
experimentell durch das sogenannte Polar- 
diagramm zu bestimmen, und man erhält an 
Stelle von Gl. (21) den Ausdruck. 


& 
Eh ß Je.sina.de 
ee rn 
0 
& 
ar B Ie.sina.da 
ie. 90 Be 
0 ar 


Die im folgenden zugrunde gelegten Werte von 
Ja bzw. Ia/Ig, entsprechen dem Polardiagramm 
Abb. 7. /r'2] ist aus Zahlentafel 2 zu ent- 


N 
8 
S 


Abb. 7. Polardiagramm einer Bogenlampe. 


nehmen. Es gelten dann folgende Zahlen für 
den zweiten Faktor des Integranden, denen 


zum Vergleich die Werte von sin Ze Sa 

. .. ® * 3 

hinzugefügt sind, welche man für «a =/.cosa 
t r E 


erhält. 
Zahlentafel ®&. 


i Le 
ä Ja ee 
lag = - 
ern Re ce 

0 0,000 0,000 0,000 
10 0,597 0.110 0,204 
20 1013 0,388 0,413 
30 1,000 0,661 0,661 
40 0,870 0,940 0,958 
50 0.720 1,265 1,31 
60 0,590 1,791 1,76 
70 0,446 2,66 2.36 
80 0.280 4.38 3,17 
90 0,000 2 x 


Durch die Multiplikation der Größe /« mit 
der Funktion sin « wird bewirkt, daß die Be- 
leuchtungsstärke B«, soweit kleine Winkel 
von & in Betracht kommen, nicht erheblich 
durch die Abblendung ues Lichtes durch die 
negative Kohle verändert wird. Ein stärkerer 
Einfluß macht sich erst bei größeren Werten 
von a geltend. 

_ Die Berechnung der Beleuchtunegsstärke er- 
folgt weiterin ganz entsprechender Weise wie in 


Abschnitt6. Für den Quotienten . gelten auch 


hier die in Zahlentafel 3 enthaltenen Werte, 
: x ßB 2sina Ia . 

und nachdem die Größe —--“- ———- ——-in ganz 
90. /[r'2]7 In 

ähnlicher Weise als Funktion des Winkels « 

zur Darstellung gebracht ist wie in Abb.4 die 

a ee 

90° /[r'2] 

Integration die in Zahlentafal 9 mitgeteilten 

Werte für die der Beleuchtungsstärke Ba pro- 

portionalen Größen K' Ba. 


‚ergeben sich durch graphische 


1920. Heit 50. 


1007 


70 
In=2aly [7 sna.da 
30 
0 


so daß 


' : 
2 an Io vof sma.da 


Ne L? 0? 


Der Wert des Integrals, das mit Gy be- 
zeichnet sei, wurde wiederum graphisch er- 


1 i h 
7, ‚sin a als Funktion von «& 
30 


aufgezeichnet war. Da 8. =2nx/4Ge der in 
den Winkel gesandte Lichtstrom ist und also 


mittelt, nachdem 


| 0 05 70 
Ca 3 F fi; , 
er TE r 
Abb. 8. Lichtverteilung bei Spiegeln derselben Brenn- 


weite aber verschiedener Öffnungswinkel,. 
Bogenlampenscheinwerfer, 


alleemeineres Interesse besitzt, wurde das In- 
tegral für & von O bis 90% von 10 zu 100 fort- 
schreitend berechnet und diesen Werten zum 
Vergleich die Größe @’ gegenübergestellt, die 
man für den in Abschnitt 6 nehandelten idealen 
Fall erhält. Es ergaben sich die in Zahlen- 
tafel 10 enthaltenen Werte. 


Zahlentafel 10. 


a en 00 | 
G« | 00083 | 0,0467 0,120 | 0,218 | 
G« | 0017 0,063 0,144 0.236 


Zahlentafel 9. 


K'Ba 

mE ® 

er =800ı «=700 = 600 | «= 59° 
0,0 98,8 64,6 49,7 27,6 
0,1 98,3 64,6 42,7 27,6 
02 85,3 64.6 42,7 27.6 
0,3 71,5 60,3 427 27,6 
0,4 59,3 BIT 41,3 27,6 
0.5 49,1 44,0 Br 27,6 
0,6 37,2 36,3 32,3 26,0 
0,7 25,7 25,7 24,5 21,2 
0,8 15,5 5 | 185 15,5 
0,9 72 7,2 72 72 
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 
j FE REN IE EEE 
0,0 15,9 8,5 A| 0,66 


Diesen Zahlen entsprechend ist die Licht- 
verteilung im. Beleuchtungsfelde des Schein- 
werfers für die Öffoungswinkel & = 80, 70, 60 und 
500in Abb. 8 vargestellt. Die Ausdehnuug des Be- 
leuchtungsfeldes, auch die Größe seines gleich- 
mäßig hellen Mittelteiles, ist genau dieselbe wie 
in Abschnitt 6 auseinandergesetzt. Insbeson- 
dere gelten in unveränderter Weise die Gl. (26), 
(27), (28) und die Werte der Zahlentafel 5. 

Um den absoluten Betrag der Beleuchtungs- 
stärke zu bestimmen, sei wiederum angenommen, 
daß die in Abb. 3 für «=70° geltende Kurve 
dem Vertikalschnitt eines Kegelstumpfes ent- 
spricht. Das Volumen dieses Kegelstumpfes, 
dessen Höhe nach .Zahlentafel 9 7 =64,6 zu 
setzen ist, ergibt sich zu V’n=276n. Der auf 
das ganze Beleuchtungsfeld treffende Lichtstrom 


a) n 
De v. 
ist mit Rücksicht @1. (17) / d ®«= m. 
0 


Andererseits ist dieser Lichtstrom nach Gl.+(18) 
darstellbar als : 


« F2 
DR.“ 


50 0 | 60 0 | 700 | 900 | 90 0 
I 
| 
0,310 | 0,406 | 0,488 | 0.547 0.577 
0,339 0433 | 0,510 0,560 0,577 
Trer 2 lag 
Demnach findet man er = 0,0354 DB: Aus 


Zahlentafel 11 ist für verschiedene Öffnungs- 
winkel a die Beleuchtungsstärke (B M)a des 
Mittelfeldes leicht ihrem absoluten Betrage nach 
abzuleiten. 


Zahlentafel 11. 


en % 3 

See oe a 5 

Sen GE 
ee 

| = es | B a 

10 0,66 0,023 0,180 0,367 0,051 
20. 3,4 0,121 0,242 1,293 0,244 
30 8,5 0.300 0,262 2,306 0,479 
40 15,9 0,562 0,267 2,679 0,554 
50 27,6 0,977 0,251 2,679 0,554 
60 42,7 1,51 0,285 2.356 0,520 
70 64,6 2.29 0,292 1,298 0,295 
80 | 98,3 3,50 | 0,309 | 0,367 |- 0,088 


Die Umrechnung von der Brennweite # auf den 
Spiegeldurchmesser D geschieht nach GI. (5a) 
mit den in Zahlentafel 6 enthaltenen Zahlen für 


Bei gegebenem Spiegeldurchmesser zeigt 


sich die Beleuchtungsstärke des Mittelfeldes in 
geringem Maße vom Öffnungswinkel abhängig. 
Sie steigt ein wenig mit zunehmend‘m «a. Wenn 
man berücksichtigt, daß die Fläche F des Miitel- 
feldes nach (26) proportional mit siu?2« ist und 
also schnell abuimmt, falls « über 45 wächst, 
so folgt, daß für einen Scheinwerfer mit Bozen- 
lampe nahezu ebenso wie im idealen Fall (Ab- 
schnitt6)der größte Lichtstrom dann dasMittelteld 
trifft, wenn der Öffnung-winkel des Parabolspie- 
gels 45° beträgt. Um dies zu verdeutl chen, sind 
in Zahlentafel 11 noch die Größen ı.sin?2«& und 
ar aufgenommen. Aus diesem Resultat 
30 
darf man allerdings noch nicht schließen, daß 
die günstigste Wirkung des Spiegels für « = 450 
eintritt. Das richtige Urteil gewinnt man aus 


1008 


Abb. 9, die aus Abb. 6 dadurch entstanden ist, 
daß die Ordinaten durch 0,3820 dividiert und mit 
12 

I D 
geführten Zahlen multipliziert sind. Danach ist 
der Lichtstrom, der auf die Kreisfläche vom 


den für oe? in Zahlentafel 11 auf- 


Radius 0 = fällt, nahezu der gleiche für «= 45, 


50 und 609; er wird erst für &=70° deutlich 
kleiner. Da aber bei «=60° die Ausdehnung 


Abb. 9. Lichtverleilung bei Spiegeln desselben 
Dürchmessers aber verschiedener Offnungswinkel. 
Bogenlampen-Scheinwer’er 


des ganzen Beleuchtungsfeldes beträchtlich 
größer ist als bei «=45°% und 50°, so empfiehlt 
sich für die Praxis des. Bogenlampen-Schein- 
werfers & =. 60°. 


B. Anwendungen der Theorie. 


8. Das Beleuchtungsfeld ist für die Eut- 
fernung Z=1000 m und den Spiegeldurch- 
messer D=1 m zu berechnen, wenn die Licht- 
quelle desScheinwerfers durch eine als schwarzer 
Körper strahlende Kreisfläche vom Radius go 
=1-em und der absoluten Temperatur 7’ = 37000 
gebildet wird. 

Bei der Temperatur 7’= 37009, die etwa 
der Helligkeit des positiven Kraters einer Bogen- 
lampe mit Reinkohle entspricht, ergibt sich 


5,04] — 144 
nach der Formel!) R = 170. 109 RE e 185,04 


die Flächenhelle zu rund A =15000 FR/em?. 
Die senkrecht zur Scheibe ausgesandte Licht- 
stärke beträgt n=n.o?."=47(00 FR. Unter 
dem. Winkel « hat die Lichtstäike den Wert 
I«e=n.e?.hcosa. Der in den Raum vom 
Öffnungswinkel a gesandte Lichtstrom berechnet 


sich zu & =m.o?.hsin?a. Es ist also ©so 
=143000 FK. Nach Gl. (27) gilt für den 
Radius rm des ganzen Beleuchtungsfeldes 


"m =4L. Sn .tga2=40.tg a/2 m und für den 


Radius r, des Mittelfeldese „=_L > sin 2a 


=10.sin2« m. 

Die Werte Ja, ®«, 7 ,. ro sind für & von 0 
bis 90° von 10 zu 10% berechnet und in Zahlen- 
tafel 12 aufgenommen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920, 


Heit 50. 


16. Dezember 1920. 


(1 em?) den Lichtstrom 0,0001 FK. Man kann 


also auch (B M)« = 8200 h-—- = 123 Meterkerzen 
oder Lux setzen. 


7 

Spalte 5 der Zahlentafel enthält die mittlere 
Beleuchtungsstärke des ganzen Feldes. Sie ist 
für alle Winkel kleiner als die vom Winkel prak- 
tisch unabhängige Beleuchtungsstärke (B M)a 
des Mittelfeldes. Spalte 7 gibt das Verhältnis 
der Flächeninhalte von Mittelfeld zu gesamtem 
Beleuchtungsfeld, Spalte 8 den auf das Mittel- 
teld fallenden Lichtstrom, Spalte 9 und 10 das 
Verhältnis dieses Lichtstromes zum ganzen in 
den Öffnungswinkel &. und den Offnungs- 
winkel 90° fallenden Lichtstrom. Für die Be- 
rechnung der Beleuchtungsstärke und des Licht- 
stromes wurde vollkommenes Reflektionsver- 
mögen des Spiegels und vollständig durchlässige 
Luft angenommen. ; 

Die Lichtstärke des Scheinwerfers wird viel- 
fach durch die Kerzenzahl ausgedrückt, die eine 
gleichmäßig nach allen Seiten strahlende Licht- 
quelle am Ort des Scheinwerfers besitzen muß, 
um die gleiche Helligkeit des Beleuchtungs- 
feldes zu bewirken wie der Scheinwerfer. 
Zieht man nur die Helligkeit des Mittelfeldes 
in Betracht, so ist die Lichtstärke W des Schein- 
werfers unabhängig von der Entfernung und 
dem Öffnungswinkel des Spiegels zu W= 8200 hD? 
= 123 Millionen FR anzusetzen. 

9. Das Beleuchtungsfeld ist zu berechnen 
für den Fall eines Scheinwerfers mit Bogen- 
lampe als Lichtquelle. Es sei wie in Abschnitt 8 
e=1.cm, DZ 1m, 7=1000m. 

Der Berechnung wurde das in Zahlentafel 3 
aufgeführte Verhältnis /«//so zugrunde gelegt; 
ferner wurde /30 =40000 EK gesetzt. 

Für den Radius rm des ganzen Beleuch- 
feldes und den Radius r, des Mittelfeldes gelten 
die Zahlen der Spalten 4 und 6 von Zahlen- 


Ersparnisse durch elektrische Wärmeöfen 
in Drahtwalzwerken. — Es wird über sehr gün- 
stige Erfahrungen mitelektrisch beheizten Öfen 
in Stahldraht-Walzwerken berichtet. Die vor-- 
zügliche Regelungsmöglichkeit der elektrischen 
Ofen läßt eine wirtschaftliche Erzeugung selbst 
dann zu, wenn die Stromkosten höher sind als 
die durch Koksgase erzeugte Ofenhitze. Bei 
elektrisch geheizten Ofen stellten sich die Netto- 
kosten je t Stahldraht auf 2/3 der Kosten ünter 
Benutzung von Koksöfen. Nebenbei ergibt 
das elektrische Verfahren eine höhere Güte 
des Fabrikats. Be 

Bei der Drahtfabrikation werden dieBlöcke 
zunächst in Säure getaucht, um die Oxyd- 
schicht zu entfernen, siekommen dann in Lehm- 
wasser, um die Säurereste zu neutralisieren 
und werden dann in Öfen erhitzt, u. zw. kürzere 
oder längere Zeit, je nachdem ob stärkere oder 
feinere Drähte hergestellt werden sollen. Auch 
zwischen den einzelnen Ziehstufen müssen bis- 
wejilen die Drähte durch Erhitzen von Schmiere 
und Öl gereinigt oder weich gemacht werden. 
Die Halcomb Steel Co., Syracuse, benutzt 
einen elektrischen Trockenofen der General 
Eleetrie Co. von 4,9x 1,3x 1,5m mit 96 kW 
Anschlußwert für eine Höchsttemperatur von 
315° C und einem Ofen von 13,2 x 1,8x 1,3m 
mit 234 kW Anschlußwert. In letzterem Ofen 
bleiben die Drähte 1 bis 10h lang bei 175°. 
Gleichzeitig werden auch Koksöfen benutzt, 
weshalb eine gute Vergleichsmöglichkeit 
vorlag. Die Stromkosten betragen 0,95cts/k Wh. 
Wie Zahlentafel 1 ergibt, stellen sich ber 
normaler Erzeugung die Kosten bei Koksöfen 
auf. 22,289 $ je t netto gegen 12,926 $ für 
elektrische Öfen, entsprechend einer Ersparnis 
von 9,36 $; bei Höchsterzeugung beträgt die 
Ersparnis 0,237 $ je t zugunsten .des elektri- 
schen Ofens. 


x 


In 
1% 


r 


Be 2 


eh 


tafel 12. Im übrigen sind die Ergebnisse der Die Ausbeute des elektrischen Ofens 1 
Berechnung aus Zahlentafel 13 zu entnehmen, | betrug bei normaler Erzeugung 1,7 kg/kWh 
Zahlentafel 13. 
173 MEN 5 6 7 8 9 ; 
TE E ®. Da (BM)e \(BM)aron (BMaren\BMeren 
« PIZ Ht 
I:o 3 Da Dog N 
FR ER Lux/cm? Lux FR 
00 0,000 0 ) = = nd = 0,00 
100 0,579 23 800 2.080 54 72 2740 = 0,02 
200 1,013 40 500 11 800 76 97 12 600 0,83 0,09 
300 1,000 40 600 30 100 34 105 24700 0,53 0,17 
409 0,870 34 700 54 700 82 106 23 644 0,52 0,20 ° 
450 0,795 31 700 66 100 77 110 34500 0,39 0,24 
50 0 0,720 28 700 77.900 71 113 29 700 0,26 0,21 
600 0,590 23 500 102 000 61 114 27 000 0,13 0,19 
709 0,446 17 800 122 000 49 117 15 200 0,13 0,11 
809 0,280 11 200 138 000 39 124 4500. 0,04 0,03 ke 
900 0,000 0 | 145.000 29 = 0 0,00 0,00 
Der in den Wink«lraum « ausgestrahlte Licht- | oder 535 kWh/t. Die Ziffern bei Höchst- 


strom ® ergibt sich nach Abschnitt 7 zu ®« 
—=2nI1s»0.Ga. Die Größe Geist aus Zahlentafel 10 
zu entnehmen. Spalte 5 und 6 der Zahlentafel 13 
enthalten die mittlere Flächenhelle des ganzen 
Beleuchtungsfeldes und die Fiächenhelle des 
gleichmäßig beleuchteten Mittelfeldes, beide 
Größen in Meterkerzen ausgedrückt. Die Zahlen 
der Spalte 7 bedeuten den auf das Mittelfeld 
fallenden Lichtstrom; Spalte 8 und 9 stellen 


Zahlentafel 22. 


1 2 3 4 D 6 7 8 9 10 
R 1% ©. Re ne Be) Be, EM. 
Tm’ nn 2 > Tg. 5. 099 
FR FR m Lux m FR 

00 47 200 0 0,00 — 0,00 1,00 0) 1,00 0,00 
109 46 400 4 500 3,50 117. 3,42 0,96 4500 0,98 0,03 
200 44300 | 17800 7,05 111 6,43 0,83 15 900 0,92 0,11 
300 40 700 37 000 10,72 103 8,66 0,66 29 000 0,78 0,20 
400 36 100 62 000 14,56 92 9,85 0,41 32 800 0,54 0,22 t 
459 33 400 74 000 16,58 s6 10,00 0,36 38 600 0,52 0,26 
509 30 300 87 200 18,65 80 9,85 0,25 32 800 0,38 0,22 
609 23 600 111 000 23,10 67 8,66 0,142 29 000 0,25 0,20 
709 16 109 131 000 28,01 53 6,43 0,053 15 900 0,13 0,11 
800 8200 144 000 33,56 41 3,42 0,010 4 500 0,03 0,03 
900 0 | 148000 | 40.00 29 0.00 | 0,000 ) 0,00 0,00 


Die Beleuchtungsstärke (BM)« des Mittelfeldes 
beträgt. nach Gl. (29) (BM)a = 0,82h 2 


07 
= 0,0123 EK/cm?. 

Will man die Beleuchtungsstärke in Meter- 
kerzen ausdiücken, so ist diese Zahl mit 10 000 
zu multiplizieren; denn eine Lichtquelle, deren 
Helligkeit 1 FX beträgt, schickt in 100 cm senk- 
rechtem Abstand durch die Flächeneinheit 


1) Henning, Jahrbuch f. Radioakt, u. Elektronik, 
26: 1-18, 1919. 


das Verhältnis dieses Lichtstromes zu dem ge- 
samten unter dem Winkel « und 90° von der 
Bogenlampe ausgesandten Lichtstrom dar. Die 
Lichtstärke W des Scheinwerfers erhält man in 
Hefnerkerzen durchMultiplikation der in Spalte6 
aufgeführten Zahlen mit 1000000. 


Lichterfelde, 29. IV. 1919. 


betrieb sind 7,2 kg/kWh oder 125 kWhlt. 
Der Betrieb der Koksöfen kostete 2,019 $/t, der 
der elektrischen 1,435 $/t für normalen Betrieb; 
für Höchstleistung sind die Kosten bei elek- 
trischem Betrieb um 0,046 $/t höher als bei 
Koksöfen. FürOfen 2ergaben sich bei normalem 


ir tr En 
A 


12 
ne 


Ofen 1. Ofen 27 SE 
Erzeugung | Erzeugung 
nor-  maxi-| nor- |maxi- 
= mal | mal | mal | mal 
® 8 8 
——— 127900 
Elektrisch: 3 
Stromkosten je t netto-| 5,087) 1,190] 0,787 0,515 
Jährl. Unkosten je t netto | 7,839 0,727| 0,6481 0,187. 
Gesamtkosten je t netto |12,926| 1,917| 1,435 0,702 K 
Koksofen: BE 
Kokskosten je t netto . | 0,921°0,171) 0,253) 0,16 
Jährl. Unkosten je t netto [21,368 1,983) 1,766 0510 
Gesamtkosten je t nettol22,289) 2,154| 2,019] 0,656 


Betrieb eine Ausbeute von 10,9 kg/kWh oder 

83 kWh/t, bei Höchstleistung 16,7 kg/kWh 
und 54,4 kWh/t. Der elektrische Ofen arbeitet 
also im normalen Betrieb billiger als dr 
Koksofen bis auf den einen Fall, wo seingd © 
Betrieb sich 7 % höher stellt. Dies wird 
aber ausgeglichen durch die höhere Güte des 
Fabrikates bei elektrischer Ofenheizung, die 
auf die feine Regulierfähigkeit der Hitze 
zurückzuführen ist. („Electrical World‘ 
Bd. 76, 1920, 8. 193.) Pie. 2 


16. Dezember 1920. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


. Kraftübertragung mit 160 kV in Japan. — 
Zwischen Seto und Osaka in Japan wird gegen- 
wärtig eine 224 km lange Drehstrom-Fernlei- 
tung errichtet, die mit 160 kV und 60 Per bei 
geerdetem Nullpunkt arbeiten soll. Sie bildet 
ein Glied einer geplanten, ausgedehnten Kraft- 
übertragung für eine endgültige Leistung von 
200 000 kW mit 640 km Femleitung. Eine 
Reihe von Kraftwerken werden parallel ar- 
beiten auf 2 Stromkreise, die an einer Stahl- 
mastreihe aufgehängt sind. Es wird zunächst 
je ein Kraftwerk bei Mosegawa mit 9000 kW 
und bei Seto mit 19000 kW errichtet. 
(„„Eleetrieal World‘‘, Bd. 76, 1920, S. 254.) —a2. 


Elektromaschinenbau. 


Die Entwicklung der Wechselstremmaschi- 
nen. — Eine historische Einleitung von W. J. 
Foster über die Entwicklung der Wechsel- 
stromtechnik!) führt zurück bis in die ersten 
Anfänge der Wechselstromtechnik. Von beson- 
derem Reiz ist die Wiedergabe (Abb. 1) aus den 
Tagebuchblättern und der Patentschrift von 
Elihu Thomson, in denen die Wechselstrom- 


ee. 
WIE FT RL IE 


Abb. 1. 


unth, Au 

Re 
verteilung mit Hilfe parallelgeschalteter Trans- 
formatoren beschrieben ist. Die Abbildungen 
der ersten im Jahre 1878 von Thomson gebauten 
Generatoren und Transformatoren und der vom 
Jahre 1885 ab von der Thomson Houston- 
Ges. gebauten verschiedenen Generatoriypen 
(Abb. 2) sind von großem Interesse. Der 


Einleitung folgt eine Arbeit von G. Reist und 
H. Freiburghouse über die Kühlung von 


"Abb. 2. 


Generatoren und Motoren. In Fällen, in denen 
Frischluftzufuhr nich t möglich ist und genügend 
Wasser zur Reinigung und Kühlung der Luft 
nicht ohne weiteres zur Verfügung steht, wie 
bsispielsweise auf Seeschiffen, stehen nach An- 
sicht der Verfasser zwei Möglichkeiten offen: 
Durch eine verhältnismäßig kleine abgeschlos- 
sene Süßwassermenge wird die umlaufende 
Kühlluft gereinigt und gekühlt, während das 


Süßwasser seinerseits in einem besonderen 


1) „General El. Review“, Bd. 23, 8. 80. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


‚bei 3600 angegeben. 


Stromerzeuger der Thomson Houston Co._v. J. 1885. 


1920. 


RUNDSCHAU. 


Kühler durch Seewasser gekühlt wird; oder die 
umlaufende Kühlluft wird in einem besonders 
ausgebildeten Kühler unmittelbar durch See- 
wasser gekühlt, ohne jedoch damit in Berührung 
zu kommen. Die Ergebnisse ausgedehnter Ver- 
suche mit solchen Kühlern werden mitgeteilt. 
G@. Monson befaßt sich in einem weiteren Ar- 
tikel mit den Ventilationseinrichtungen für 
Dampfturbinen. Die Entwicklung der Kühler- 
einrichtungen und alle damit zusammenhängen - 
den Fragen werden in kurzer charakteristischer 
Weise besprochen. Von Interesse dürfte die 
Lüftungsart sein, bei der die Luftim geschlosse- 
nen Kreislauf die Dynamo und den Sprüh- 


wasserkühler (Abb. 3) durchläuft. A. Savage 


ger 


| — NN 


Abb. 3. Lüftung von Turbodynamos. 
bespricht die Konstruktion der neuzeitigen 
Turbodynamos. Die schnelle Entwicklung die- 
ser Maschinen zeigt wohl am besten die Gegen- 
überstellung der Gewichte der ersten in den 
Vereinigten Staaten gebauten 5000 kVA-Turbo- 
dynamos mit 102 000 kg und der jetzt gebau- 
ten Generatoren gleicher Leistung mit 
21000 kg. Als bisher erreichte Grenze der 
Leistung werden 50000kVA bei 1200 Umdr./min 
— 38 000 bei 1500 — 31 000 bei 1800 und 7500 


: Die Kapazität langer, unbelasteter Über- 
tragungsleitungen kann zur Selbsterregung von 
Wechselstromgeneratoren führen; O. Morse 
behandelt die Bedingungen, unter denen eine 
solche Selbsterregung auftritt, und die zur 
Verfügung stehenden Abhilfemaßnahmen. Ge- 
lingt es, die Spannungscharakteristik des Ge- 
nerators (Klemmenspannung als Funktion des 
Netzladestromes bei unerregtem Generator) 
tiefer zu halten. als die sogen. Netzcharakte- 
ristik, so kann keine Erregung auftreten. Am 
einfachsten ist dies durch Parallelschaltung 
mehrerer Generatoren, also Verteilung des 
Netzladestromes auf mehrere Maschinen, zu 
erreichen. Eine negative Felderregung führt 
zwar bei Generatoren mit ausgeprägten Polen 
auch zum Ziel, das leicht vorkommende Zu- 
rückfallen des Polrades um eine Polteilung bei 
zu starker Gegenerregung macht das Übel je- 
doch noch schlimmer und läßt das Mittel für 
die praktische Anwendung wenig geeignet er- 
/ scheinen. In manchen Fäl- 
len werden hochgesättigte 
Drosselspulen, die nur bei 


unbelastetem Netz an die Leitung angeschlossen 
werden, gute Dienste leisten. 

Mit den Eigenschaften und dem Anwen- 
dungsgebiet der Synehronmotoren befaßt 
sich W. T. Berkshire, während $S. Henning- 
sen ein vereinfachtes Vektordiagramm zur 
Ermittlung der Erregung und des Kıppmomen- 
tes von Synehronmotoren entwickelt. Auf ein 
Sondergebiet führt eine kurze Arbeit von 
Doberty; eine seiner früheren Arbeiten über 
Pendelungen beim Paralleibetrieb gleicher 
Generatoren erweitert er für den Parallel- 


Heft 50, 


1009 


betrieb ungleicher Generatoren und leitet für 
diesen Fall eine Formel für die Eigenfrequenz 
solcher kombinierter Systeme ab. 

Besondere Aufmerksamkeit ist beim Pa- 
rallelbetrieb synehroner Frequenzumformer er- 
forderlich. 

‚0. E. Shirley weist auf die Schwierig- 
keiten hin, die beim Synehronisieren und 
bei der Lastverteilung soleher Umformer auf- 
treten und empfiehlt je einen Ständer der Um- 
former verdrehbar anzuordnen, so daß der 
richtige Phasenwinkel an Ort und Stelle ein- 
gestellt werden kann. Am sichersten läßt sich 
naturgemäß die Lastverteilung einstellen, wenn 
der Ständer während des Betriebes durch einen 
steuerbaren Hilfsmotor jeweils in die ge- 
wünschte Lage gebracht werden kann, wie das 
beispielsweise Abb. 4 zeigt. Eine Reihe von 
Arbeiten ist der konstruktiven Ausbildung von 
Maschinenteilen oder verschiedener Typen- 
serien gewidmet. So behandelt W. Gorden 
die Lagerkonstruktion und die Ölschmierung 
großer Vertikalgeneratoren; P. Wood ver- 
schiedene konstruktive und fabrikationstech- 
nische Einzelheiten (Anwendung der Punkt- 
und Lichtbogenschweißun bei Dämpfer- 
käfigen, Schutzkappen, Zahnpreßsegmenten 
usw.), H. Tappan die Bauart von Motorgene- 
ratoren, A. L. Hadey kleinere Dynamos von 
37 bis 300 kVA und schließlich E. J. Burn- 
ham eine Laboratoriumsdynamo von etwa 
5kVA zur Erzeugung reiner Sinusspannungen. 
Auch einzelne besonders bemerkenswerte Aus- 
führungen sind teilweise ausführlich beschrie- 
ben, so verschiedene große, horizontale Wasser- 
turbinendynamos und synehrone Phasen- 
schieber ‘und eine stehende  Wassertur- 
binendynamo von 7000 kVA bei, 14000 V, 
25 Per, 750 Umdr/min. Daß auch die synchro- 
nen Phasenschieber bei der ihnen zukommen- 
den Wichtigkeit eine Sonderdarstellung erfah- 
ren haben, ist selbstverständlich. Erwähnt sei 
zum Schluß noch eine ausführliche Mitteilung 
von F. Dawson über die Bestimmung der Ver- 
luste und des Wirkungsgrades von Maschinen 
durch Messung der Temperaturerhöhung_ der 
Kühlluft; dabei wird entweder die Kühlluft- 
menge und ihre spezifische Wärme der Berech- 
nung der Verluste zugrunde gelegt, oder die Ab- 
luft wird durch einen elektrischen Erhitzer 
geführt, dessen Wattaufnahme einreguliert 
werden kann. E. H. 


Kohlen- und Kommutatorabnutzung. 
In der Absicht, zu Versuchen über die - 
nutzung von Kohlenbürsten und Kommuta- 
toren anzuregen, führt E. R. Hellmund 
einige zusammenhangslose Untersuchungen aus 
seiner Praxis an!) und gibt Erklärungen für die 
beobachteten Ergebnisse, ohne daraus all- 
gemein gültige Schlüsse ziehen zu wollen. 
Unter den angeführten Beobachtungen inter- 
essieren wohl am meisten diejenigen, die an 
einem Wechselstrom-Bahnmotor mit aufliegen- 
den Bürsten und erregtem Felde, jedoch ohne 
Belastung gewonnen wurden. Abb. 5 zeigt, 
wie die Bürstenabnuztung mit der Zunahme 
der Spannung zwischen zwei Lamellen wuchs. 
Abb. 6 zeigt die Bürstenabnutzung abhängig 
von der Umdrehungszahl, jeweils aufge- 


Abb. 4. Frequenzumformer mit Hilfsmotor. 


nommen für eine bestimmte Spannung zwischen 
zwei Kommutatorlamellen. Besondere Be- 
achtung verdient Abb. 7, die die zu Abb. 6 ge- 
hörigen Verluste unter den Bürsten, abhängig 
von der Umdrehungszahl für jeweils eine feste 
Lamellenspannung angibt. Sie zeigt, wie auch 
schon von anderen beobachtet wurde, eine 
erhebliche Abnahme dieser Verluste mit der 
Drehzahl. Dem Verfasser fällt der bei großen 
Lamellenspannungen recht geringe Bürsten- 


1) Journal of the Am. Inst. of El. Eng. 1920, 8.579. 


1010 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 50. 


16. Dezember 1920. 


verschleiß selbst auf. Er erklärt dies damit, an 
ei 
denen der Drehsinn des Motors alle Stunden 
dachförmig abgeschliffen 


die Bürsten während dieser Versuche, 


gewechselt wurde, 


AS 
a 


„ 


I 
& 
S 


S 


HT IT 


Bürstenabmilzum 
auf 71600 kım Weg am Kommulaiorumfang 
ES RS 
Be 


S 


] 


S 
I 


S 
° 


8 


2 4 6 
Lomellensparmung 


Abb. 5. 


waren, so daß sie nur teilweise den Kommuta- 


tor berührten und daher selbst bei größeren 


Lamellenspannungen nur mäßige Kurzschluß- 
ströme unter ihnen entstehen konnten, ver- 


arg 
N 
Ss 


g 
S 


Y4V 


S 
& 
S 
eu 
| 
| 
| 


Dürstenabruiftzurg in mm ; 
auf 1600 km Weg am Kommiutetoru 
x £S 
FI 
S 


| | 
#00 


Ss 


| | 
600 ° 800 71000 7200. 400 
Umdr/min 


Abb. 6. 


l 
200 


bunden mit ebenso mäßigen Stromdichten 
unter den Bürsten. Wesentlich größer ist auch 
nach des Verfassers Beobachtung der Bürsten- 
verbrauch, wenn zum Kurzschlußstrom noch 


Verluste in Wa 
S 
S 


500 


300 


Umohr [min 
Abb..7. 


der Betriebsstrom hinzutritt, der hohe Strom- 
dichten erzwingt und sich außerdem mit dem 
Kurzschlußstrom zu noch höheren Strom- 
dichten vereint. Nur. wenn Betriebstrom und 
Kurzsehlußstrom außer Phase miteinander 
sind, ist die Abnutzung geringer. Erwähnt 
wird ferner der bekannte Vorteil der unter dem 
Namen  _,Treppenwieklungen“ bekannten 
Ankerwicklungen. 1: Sch: 


Apparatebau. 


Über die Auswahl von Ölschaltern. — 
W. A. Coates verbreitet sich in „The 
Electrican‘‘, Bd. 85, 1920, S. 17, über die Aus- 
wahl von Ölschaltern und gibt darin insbeson- 
dere für dieBestimmung derKurzschluß-Strom- 
stärke eine Anzahl Unterlagen, die uns Auf- 
schluß darüber geben, in welcher Richtung sich 
die Arbeiten der englischen und amerikanischen 
Ingenieure in diesen Fragen bewegten. Wie bei 
uns hat man erkannt, daß durch die Vergröße- 
rung der Werksleistungen und den Zusammen- 
schluß mehrerer Elektrizitätswerke die Gefah- 
ren des Kurzschlusses außerordentlich gestie- 
gen sind, wodurch in erster Linie die Betriebs- 
sicherheit der Ölschalter betroffen wird. Um 
eine Unterlage zu haben für die Garantien, die 
von einem Ölschalter zu verlangen sind, wird es 
als wünschenswert angesehen, die Kurzschluß- 
Stromstärke an jeder beliebigen Stelle des 
Netzes in verhältnismäßig einfacher Weise be- 
stimmen zu können. Bei der Angabe der Unter- 
brechungsleistung eines Ölschalters ist beson- 
ders zu beachten, daß der Strom im ersten 


Augenblick des Kurzschlusses einen höchsten, 
u. zw. übermäßig hohen Wert erreicht, der 
schnell auf einen erheblich niedrigeren Dauer- 
kurzschlußstrom heruntersinkt (Abb. 8), In 


BR 
SUSE 
Hr 


lieffaches des höchstem Normalstroms 
S S 


NS 


Ba 
Be 


0 017 02 03 0% 05 06 07 08 03 7 


Zeit ab Beginn ges Hurzschlußes 


Abb. 8. Verlauf des Kurzschlußstromes. 


Punkt A ist der Kurzschlußstrom schon auf die 
Hälfte des Höchstwertes oder auf das Sechs- 
fache der Normalstromstärke gesunken, und 
der zugehörige Zeitpunkt, etwa 0,2 s, ist des- 
halb. von Bedeutung, weil bei einem normalen, 
modernen Ölschalter die Mechanik des Schal. 
ters etwa so viel Zeit braucht, gerechnet von 
dem Eintritt des Kurzschlusses bis zur Tren- 
nung der Kontakte. Wenn man ein Zeitrelais 
für nicht weniger als 11, s anwendet, beträgt 
der Kurzschlußstrom nur etwa das Dreifache 
des Normalstromes. 


Zahlentafel ı. 


Reaktanz 


Zeit in sek. 
verstrichen nach 
dem Eintreten 
desKurzschlusses 


0.05 13,91 | 11,16 | 959 | 7,68 | 6,04 
0,08 11,78 | 9,54 | 8,25 | 6.66 | 5.97 
0,10 10,94 | 8,89 | 7,63 | 623 | 4,97 
020 8,24 | 6,80.| 5,97 | 4,05 | 4,06 
0.30 7038| 5.88 |'5,19 | 4,39 | 3.67 
0,50 5,74| 491 | 4.40 | 3,80 | 393 ! 
1,00 425 | 8,77 | 347 | 311 | 2,73 
2,00 320, 2,98 | 2,82 | 2,63 | 2,89 


Angesichts dieser großen Unterschiede im 
Werte des Kurzschlußstromes zu verschiedenen 
Zeiten nach Eintritt des Kurzschlusses und der 
Wichtigkeit, die die Angabe des ausschaltbaren 
für die Auswahl von 


Kurzschlußstromes Öl- 


Kurzschlußfaktoren. , 
| 8% | 0% 112% 115% [20% [30% ]40% ]50% | 60% | 75% | 100 


Kurzschlußstromfaktoren ausgedrückt als Vielfaches der normalen Höchststromstärke RR. 


‚hung dieser graphischen Darstellung (Abb.9) 


schaltern hat, haben zwei führende Konzerne 

in Amerika vor einiger Zeit sich darüber ge- 
einigt, zur Berechnung des Kurzschlußstromes 
die folgende Zahlentafel 1 (gekürzt wiederge- 
geben) zu benutzen. Sie ist niedergelegt in 

einem Bericht von Hewlett, Manhoneyund 
Burnham in ‚Transact. Am. Inst. El. Eng.“ 

1918, I, S. 123. Die Stärke des Kurzschlußstro- 
mes hängt im wesentlichen ab von der Größe 
der Reaktanz, u. zw. von der Reaktanz aller 
Synehronmaschinen, ebenso wie von der Reak- 
‚tanz der äußeren Stromkreise. Die Reaktanz 
der Maschine wird in Prozenten angegeben, wo- 
bei man, wenn nichts besonderes angegeben ist, 
für eine Maschine etwa 10% Reaktanz zugrunde 
legen kann. Zur Benutzung der Zahlentafelist 
die gesamte Reaktanz des Netzes, u. zw. unter 
Zugrundelegung der gesamten Maschinenlei- 
stung zusammenzuzählen, und nach dem er- 
haltenen Prozentsatz und der bekannten oder 
angenommenen Zeit der Unterbrechung nach 
eingetretenem Kurzschluß ist der Faktor aus 
der Zahlentafel zu entnehmen, mit dem die ; 
volle, normale Stromstärke der Maschinen u 
multiplizieren ist, um die Kurzschluß-Strom- 

stärke zu erhalten, u. zw. für den betreffenden 
Zeitpunkt nach eingetretenem Kurzschluß. Die a 
Anwendung der Zahlentafel wird besonders 
deutlich durch ein Beispiel: Es sei angenom- 
men, daß ein Kurzschluß entsteht auf der Se- 
kundärssite eines 2000 kV A-Transformators mit 
einer Reaktanz von 5%, der gespeist wird von 
einem Generator von 5000kVA von 10% Reak- 
tanz und einem Generator von 4000 kVA von 
12% Reaktanz. Die Rechnung ergibt folgen- 
SS: : 


für 5000kVA-Generator 10%\ oder , 
„ 4000kVA- 12621 9000K A} 108% 


» 2000 kVA-Transformator 5% oder a 
umgerechnet für 9000 kVA 3000.5— 22,5% 
= SI 


Gesamtreaktanz auf der Basis von 
9000. EVA a vn a ee 


_ Außer dieser Zahlentafel gibt Herr Coates ee 


%|125%!150% . 


4,03 | 3.01 | 2,40 | 2,00 | 1,58 | 1,17 | 0,92 | 0,77. R 

3,59 | 2374| 221 | 1,86 | 1,50 | 1,13 | 090 | 0,76 

3,41 | 3,63 | 2,13 | 1,81 | 1,46 | 1,11 | 0,89 | 0,76 5 
292 | 230 | 1,92 | 1,66 | 1,38 | 1,08 | 0,88 | 0,76 = 
270 |.218 |-1,84 | 1,60 | 1,34 | 1,06 | 0,88 | 0,76 
2,48 | 201 | 1,25.| 154 | 1,31 | 1,05 | 087 | 076 

2211 188 | 165 | 1248| 197 | 1,04 | 087 | 06 

203 | 1,771 1588| 148.1 122 1020| 097 | 00. u 


selbst noch eine graphische Methode zur Be- 
stimmung des Kurzschlußstromesan fürden Fall, 
daß die Schalter durch Einzelleitungen mit der 
‘Zentrale verbunden sind. Es wurde zur Bereeh- 


N | 
NN | 


\\ 
N. 


20D 750 700 50 
Murzschlußleistung in 7000 KVA R 
EN 
S 5 
N 
Abb. 9. Verhältnis zwischen Gesamt- N 
maschinenleistung. Spannung, Querschnitt N 
einer Leitung und Kurzschlußleistung. I 
Bezogen auf Drehstrom 50 Perioden, Ge- SR 
neratoren m. 10%, Reaktanz, keine äußere N 
Reaktanz und nicht zusammenhängende N 


Leitungen. 


Lei 
S 


18. Dezember 1920. 


Elek 


trotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 50. 


angenommen, daß alle Generatoren aufein Sam- 
melschienensystem ohne Zwischenreaktanzen 
arbeiten, und daß die Verteilungsspannung auch 
die der Generatoren ist, d. h. also daß keine 
Transformatoren zwischengeschaltet sind. Fer- 
ner wurde angenommen, daß die Schalter inner- 
halb 0,2 s abschalten. Um nach der graphi- 
schen Darstellung die KurzschlußS-tromstärke 
am Ende einer Leitung von bekannter Abmes- 
sung für ein Netz von bekannter Spannung und 
Maschinenleistung zu bestimmen, geht man aus 
von der Entfernung des betreffenden Punktes 
vom Werk (untere Senkrechte), geht auf der 
Horizontalen nach rechts bis zu dem Strahl der 
Netzspannung, dann senkrecht herauf zu der 
Querschnittskurve der betreffenden Leitung, 
dann wieder wagerecht nach links bis zur Kurve 
der gesamten Maschinenleistung und erhält 
senkrecht darunter die Größe der Kurzschluß- 
leistung an dem Ende der fraglichen Leitung!). 
. ‚Angesichts der großen Unterschiede im 
Werte des Kurzschlußstromes nach dem Ver- 
lauf der Kurve Abb. 8 ziehen viele Ingenieure 
es vor, zur Berechnung der Kurzschluß-Strom- 
stärke zur höheren Sicherheit den Höchstwert 
in Reehnung zu setzen und die Zeitspanne bis 
zur wirklichen Trennung der Kontakte zu ver- 
nachlässigen. Als Grund wird angegeben, daß 
ein Fehler eine gewisse Zeit braucht, um sich 
zu entwick°In, und daß der Schaltmechanismus 
gerade in Tätigkeit treten könnte, wenn der 
Kuzschlußstrom noch im Ansteigen ist, so daß 
etwain dem Augenblick der Trennung der Kon- 
takt gerade die höchste Stromstärke erreicht 
würde. Ein weiterer Grund, der hierfür ange- 
führt wird, liegt in der Möglichkeit, daß ein 


Ausschalter nach der Auslösung auf einen be- 


stehenden Kurzschluß wieder eingeschaltet 
wird und nun sofort wieder auslöst. In diesem 
Fall sollte der Schalter auslösen, bevor die 
Kontakte richtig geschlossen sind, und das 
Feuer würde eine längere Zeit anhalten, als 
sonst notwendig, da die Richtung, in welcher 
die Schalterkontakte bewegt werden, sich um- 
kehren muß. Die Möslichkeit, daß so etwas 
vorkommt, kann nicht bezweifelt werden. In 
den für England in Aussicht stehenden Bestim- 
mung®n für Ölschalter soll eine härtere Bestim- 
mung enthalten sein, die sich auf das Wieder- 
einschalten auf einen bestehenden Kurzschluß 
bezieht. G>schäftliche Erwägungen werden 
aber vermntlich solehe Bedingungen ausschlie- 
‘ ßen, da Fälle dieser Art nur sehr selten vor- 
kommen dürften. ß 
Ich habe hier das Wichtigste aus den in- 
teressanten Ausführungen des Herın Coates 
wiedergegeben und will meinerseits noch einige 
erläuternde Bemerkungen dazu machen. _ 
Die Kurzschlußkurven in Abb. 8 und ihre 
Auswertung in der amerikanischen Zahlentafel 
der Kurzschlußfaktoren für verschiedene Zeiten 
nach dem Eintritt des Kurzschlusses erhalten 
ihre besondere Bedeutung, wenn man die An- 
wendung eines Überstromsehutzes mit ver- 
schieden abgestuften Zeitrelais (Selektivschutz) 
in Rechnung zieht. Wenn z. B. für irgend eine 
Schaltstelle des Netzes eine Auslöseverzögerung 
von 0,2 s festgesetzt ist, so wird hier nach 
Abb. 8 die Kurzschlußstromstärke unter sonst 
gleichen Umständen den doppelten Wert haben, 
als an einer im übrigen gleichwertigen’anderen 
Stelle desselben Netzes, wo die Verzögerung der 
Auslösung auf 1 s festgesetzt wurde, und es ist 
klar, daß die Beanspruchung der Ölschalter im 
letzteren Falle um die Hälfte geringer ist, wie 
im ersteren. Wie man sieht, handelt es sich 
bei dem Einfluß der Verzögerungszeit auf die 
Größendes möglichen Kurzschluß-Stromes nicht 
um ein paar Prozent, sondern die Unterschiede 
sind so groß, daß man in einem konkreten Falle 
- — in Übertragung auf die deutschen Ölschalter- 
- vorschriften — leicht dazu gelangen könnte, 
von einer Reihe zu einer höheren Reihe über- 
gehen zu müssen, wenn an einem Schalter, der 
an derselben Stelle bleibt, nur allein die Ver- 
zögerungszeit von 1 auf % s verändert wird. 
Bei der im Gang _befindlichen Neubear- 
beitung unserer deutschen Hochspannungsvor- 
schriften werden wir den Einfluß der Verzöge- 
rungszeit der Auslösung auf die Höhe des Kurz- 
schlußstromes jedenfalls nicht außer acht lassen 
dürfen. 2 E 
Im Zusammenhang hiermit will ich noch 
erwähnen, daß, so weit mir aus den ameri- 
kanischen Veröffentlichungen die dortige Praxis 
in bezug auf die Einstellung der verzögerten 
Auslösung bekannt ist, man in Amerika ‚wohl 
meist nur mit Auslöseverzögerungen bis 2, 
höchstens 3 s arbeitet, während in Deutschland 
vielfach längere Zeiten für die Auslöseverzöge- 


"3 {) Es mag darauf hingewiesen werden. daß die von 
Ole angegöbene a ‚Methode den Wert der 
Kurzschlußleistung in kVA ergibt. da die Engländer die 
Ausschaltleistung in kVA als Produkt. von Strom und 
Normalspannung im Augenblick des Auseinandereehens 
der Kontakte angeben, während die amerikanische Methode 
nur die Stromstärke in Ampere im Augenblick der Trennung 
der Schalterkontakte ergibt, ohne Rücksicht auf die Netz- 
pannung. B 


rung üblich sind. Bei den kleinen Zeiten hat 
natürlich die Rücksichtnahme auf die Kurve 
in Abb. 1 für die Amerikaner noch eine beson- 
ders große Bedeutung. 

In bezug auf die Bewertung der Berech- 
nung derKurzschluß-Stromstärke für die,,Aus- 
wahl‘ der Ölschalter möchte ich empfehlen, 
sich keine falschen Vorstellungen zu machen, 
auch nicht über die „Garantien ‘‘, die für die 
Ölschalter angeboten oder von ihnen verlangt 
werden. Auch aus obigem englischen Aufsatz, 
sowie aus anderen amerikanischen Arbeiten 
geht immer wieder hervor, daß es mit der ei- 
gentlichen ‚‚Garantie‘ für eine bestimmte Kurz- 
schlußleistung bei einem Ölschalter doch ein 
eigen Ding ist, denn technische Garantien 
haben eigentlich nur dann einen vernünftigen 
Sinn, wenn sie nachprüfbar sind. . Dies ist 
aber in bezug auf die Kurzschlußleistung für 
Ölschalter durchaus nicht der Fall. 

Der Weg, den man bei dem Entwurf der 
deutschen Vorschriften für Ölschalter beschrit- 
ten hat, für die Einteilung der Ölschalter nach 
R>ihen bestimmte Konstruktionsabmessungen 
der wichtigsten Teile zu verlangen, scheint 
nach unseren Erfahrungen der richtige 
zu sein, wenn auch die Vorschriften im einzel- 
nen wohl’ noch verbesserungsfähig sind. Wie 
bekannt, wird hierbei von der liefernden 
Firma eine Garantie für die Innehaltung be- 
stimmter Abmessungen verlangt, die leicht 
nachkontrolliert werden können. Darüber hin- 
aus haben natürlich die Konstruktions- 
firmen verschiedene Ansichten -über die 
Ausbildung der Einzelheiten, durch die aber 
schließlich sehr wesentlich die Größe der Kurz- 
schlußleistung eines Ölsehalters bedingt wird; — 
und gerade bei der Ausbildung dieser wichtigen 
Einzelheiten kann man herzlich wenig rechnen. 
Ich möchte deshalb ausdrücklich davor warnen, 
diese Auseinandersetzungen über die „Auswahl“ 
der Ölschalter nach einer möglichst genauen 
Berechnung der Kurzschlußstromstärke dahin 
aufzufassen, als könnte man einen Ölschalter 
wirklich gewissermaßen für eine bestimmte 
Kurzschlußleistung ‚‚berechnen “. 

Max Vogelsang. 


Verkehr und Transport. 


Triebwagenzüge für die Berliner Stadt- und 
Ringbahn. Über die Notwendigkeit, das 
gesamte Netz der Berliner Stadt- und R’ng- 
bahn auf elektrischen Betrieb umzuwandeln, 
ist hier bereits eingehend berichtet worden.!) 
In der Reihe der Versuche, die zur vorteilhaften 
Ausrüstung der Betriebsmittel führen soll, ist 
in der letzten Zeit ein weiterer Fortschritt zu 
verzeichnen. i 

Neben den hier schon als unwirtschaftlich 
nachgewiesenen Triebgestellzügen?) sollen nun 
auch Triebwagenzüge in Betracht kommen, 
wie solche seit Jahren auf vielen Stadt- 
schnellbahnen ‘der Welt im Betrieb stehen. 
Der erste Halbzug eines solchen von den 
Siemens-Schuckertwerken ausgerüsteten Trieb- 
wagenzuges, dessen Herstellungsarbeiten vor 
dem Kriege begonnen, während des Krieges 
aber unterbrochen wurden, ist jetzt fertig- 
gestellt worden und wird auf der schlesischen 


1) Vgl. „ETZ* 1912, 8. 3%3, 461, 1271; 1913, 8. 332. 364, 
#06, 537, 616. 
2) Vgl. „ETZ“ 1913, S. 616. 


Gebirgsstrecke der preußischen Staatsbahn in 
Versuchsbetrieb genommen. Jeder Halbzug 
(Abb. 10) besteht aus zwei Triebwagen, zwei 
Anhängewagen II. Klasse und zwei Anhänge- 
wagen III. Klasse. Jeder Triebwagen besitzt 
9 Abteile III. Klasse, darunter ein Gepäck- 
abteil und ein Führerstandsabteil. Er kann 
in bekannter Weise mittels durchgehender 
Zugsteuerung von beiden Enden aus gefahren 
werden. Die Schaltapparate sind unter dem 
Wagenkasten der Triebwagen (Abb. 11) unter- 
gebracht. Der Triebwagen läuft auf 2 zwei- 
achsigen Drehgestellen, von denen jedes mit 
einem Einphasen-Wechselstrommotor ausge- 
rüstet ist. Der Triebstrom wird den Motoren 
von einer einpoligen Oberleitung mit 15 000 V 
zugeführt. Der Führerstand (siehe Abb. 12) 
selbst ist so knapp gehalten, daß er nur den 
Raum für zwei Personen betet. Als 
Anbängewagen sind vorhandene, normale 
Stadtbahnwagen verwendet, während die Trieb- 
wagen neu gebaut werden. Der Zug ist mit 
elektrischer Beleuchtung und Heizung aus- 
gerüstet. Ein ganzer Triebwagenzug wird ohne 
Überlastung 650 Personen befördern können 
und infolge seiner sehr hohen Anfahrbe- 
schleunigung eine dichtere Zugfolge und größere 
Reisegeschwindigkeit als bisher ermöglichen. 


pe le— 
Berechnung von Spannungsabfällen und 
Energieverlusten bei Gleichstrombahnen, — 


F. F. Bisacre hat ein neues rechnerisches Ver- 
fahren zur Bestimmung der Spannungsabfälle 
und Wattverluste in den Fahr- und Schienen- 
rückleitungen von Gleichstrombahnen ent- 
wickelt.!) Zunächst wird angenommen, daß 
die Züge gleichmäßig über die Strecke verteilt 
seien und alle denselben Strom aus der Leitung 
entnehmen. Ist Z die Streckenlänge zwischen 
2 Unterstationen, n die maximale Anzahl von 
Zügen, die sich bei der angenommenen Vertei- 
lung zwischen den beiden Stationen befinden 
können, so muß bei der Berechnung unter- 
schieden werden, ob n eine gerade oder eine un- 
gerade Zahl ist. — Der Verfasser gehtnun dazu 
über, die Verschiedenheit der Belastung der 
Züge zu berücksichtigen, immer unter der An- 
nahme gleichmäßiger Verteilung über die 
Strecke. Er nimmt dabei an, um ungünstig zu 
rechnen, daß der mittelste Zug (1 in beistehen- 
der Skizze) den maximalen Anfahrstrom J, alle 


UMErWEIH UmMErWerh 


2 


DE ir WISÄNSE, Ya 
Gas EIER ZIE 


Abb. 13. Zugsverteilung zwischen zwei Unterwerken. 


übrigen Züge den Mittelwert i des Stromes je 
Zug ‚aufnehmen, und kommtnach einigen em- 
pirischen Vereinfachungen für die Stromver- 
teilung zu dem Schluß, daß der Strom in einem 
beliebigen Teilabschnitt der Fahrleitung, z.B. 
Strom is im Abschnitt zwischen den Zügen 4 
und 5, dem Gesetz gehorche 
y=kya—1)J, 
oder allgemein im mten Abschnitt vom Mittel- 
punkt OÖ zwischen den beiden Speisepunkten 
O und O 
im = km (m — U) J, 
2) „The Eleetrician“, Bd. 84, 1920, S. 188, 214. 


Abb. 11. Schaltapparate unter den 
‚ Triebwagen des Stadtbabnzuges. 


Abb. 12. Führerstaud de s 
Stadtbahnzuges. 


Ich estechhische Zeitschrift. 1920. Heft 50. 


16. Dezember 1920. 


1012 
wobei km = (i SF en 
: a 
und = ——. 


Es ergibt sich dann der maximale Spannungs- 
abfall, wenn n eine ungerade Zahl ist, zu 


a Tr +a[(N—-1)—1loge N+01161) 
+HN.g!. kn +ı] ; 
a 


und für gradzahliges n zu 
A INN N—2\\ 
aa & 8 +a( 2 )) 


+ en]. 


Dabei ist N die gerade zwischen 2 Unterstatio- 
nen befindliche Anzahl von Zügen 
r der Widerstand von Hin- und Rücklei- 
tung f. d. Längeneinheit, 
d der gleichförmige Abstand zwischen zwei 
benachbarten Zügen, 
gq' bzw. q’' der Abstand der 2. Unterstation 
(0') von dem benachbarten Zug. 
Ein kurz auseinandergesetztes graphischesVer- 
fahren erlaubt die angenäherte zeichnerische 
Ermittlung obiger beider Ausdrücke. 

Der Fall einer einseitig gespeisten Strecke 
wird auf den oben behandelten Falleiner beider- 
seitig gespeisten, doppelt so langen Strecke zu- 
rückgeführt. 

Nun zur Berechnung des Wattverlustes. 
Nimmt man zunächst wieder gleichmäßige Ver- 
teilung und gleiche Belastung aller Züge an, so 
ergibt sich für eine einseitig gespeiste Strecke 
der Leistungsverlustin Watt nach einigen Ver- 
nachlässigungen zu 


2 
ra2.d E 5) rm — 1). — 2). an — 9]. 

.. Wird wieder, wie früher, die Verschieden- 
heit der Belastung der Züge dadurch berück- 
sichtigt, daß der am ungünstigsten gelegene 
Zug mit dem maximalen Anfahrstrom J, die 
übrigen Züge mit dem mittleren Strom i einge- 
setzt werden, führt man, analog wie früher, 
einpirisch ein 


ine tft: 
mn—2=2 ft, 
In-3=3f3.i USW., 


wobei fm=1-+ - undß= — 2 : 


so ergibt sich der gesamte Wattverlust zu 


n—\ 


röd DZ .m) — Fakzu 
1 


Bei von beiden Enden gespeisten Strecken 
ergeben sich, selbst bei Voraussetzung gleich 
belasteter Züge, verwickelte Formeln. Für 
den Spezialfall, daß der Abstand der Unter- 
stationen ein Vielfaches des konstanten Zug- 
abstandes n ist, errechnet der Verfasser den 
Wattverlust zu 


TESIIEE 
222 

7 Mm—2n+2). 
Für den normalen Fall ungleicher Zugbe- 
lastungen empfiehlt der Verfasser wieder, den 
ungünstigst gelegenen Zug mit dem maximalen 
Anfahrstrom, die übrigen Züge mit dem mitt- 
leren Wert des Stromes einzusetzen und die 
Ströme in den einzelnen Teilabschnitten unter 
Einsetzung eines empirischen Koırektionsfak- 
tors zu bereehnen, dessen Werte aus einer bei- 
gegebenen Zahlentafel zu entnehmen sind. Das 
Ergebnis führt zu ziemlich komplizierten Inte- 
gralausdrücken. Für den allgemeinen Fall un- 
gleicher Zugabstände wird geraten, die tat- 
sächliche Verteilung der Züge durch eine äqui- 
valente Verteilung mit gleichen Abständen zu 
ersetzen. Der Verfasser empfiehlt schließlich, 
für Spannungsabfälle und Wattverluste Kur- 
venscharen für verschiedene Werte des Zug- 
abstandes d aufzustellen, aus welchen die ge- 
suchten Größen für jeden konkreten Fall mit 
annähernder Genauigkeit entnommen werden 
können. Sein Verfahren entbehrt nicht des In- 
teresses, ist aber umständlich und wegen der 
getroffenen groben Vereinfachungen nicht sehr 
zuverlässig; es dürfte daher wenig Aussicht 

haben, sich bei uns einzubürgern. @. H. 


, Steinmetz empfiehlt die Eisenbahnelektri- 
sierung. — In einer Ansprache im Electrie Club 
in Chicago bezeichnete Ch. P. Steinmetz die 
Eisen bahnelektrisierung als ein Mittel zur Ab- 
hilfe des Kohlenmangels und der Überlastung 


des Güterverkehrs.. Die Eisenbahnen ver- 
brauchen unter den einzelnen Industrien des 
Landes die größte Menge Kohlen. Jede Anlage 
für Kohlenverteilung an Eisenbahnen, die für 
andere Zwecke bereitgestellt werden könne, sei 
einer Steigerung der Förderung gleichwertig. 
Die Elektrisierung der Dampfeisenbahnen werde 
dies auf zwei Wegen ermöglichen. Erstens 
werde die Gesamtmenge an Kohlen für Eisen- 
bahnbetrieb herabgesetzt, u. zw. wie sich aus 
der Statistik früherer Dampfbahnen ergebe, 
um 66%. und zweitens trete eine große Ent- 
lastung aller Einrichtungen ein, die notwendig 
sind, um den Brennstoff zu befördern und zu 
verteilen, weil statt der vielen Kohlenstationen 
dann nur noch einige wenige erforderlich sein 
werden. („Electrical World‘ Bd. 76, 1920, 
8. 892.) "Pie. I 


Beleuchtung und Heizung. 


Ein neuer Schnurlaufzug für Lampen- 
pendel. — Unter dem Namen „Luzzug“ bringt 
die Firma Hermann Luz, Stuttgart, einen neu- 
artigen Schnurlaufzug auf den Markt. Die bis- 
her üblichen Schnurlaufpendel waren meistens 
mit Gegengewichten versehen, die durch Ver- 
schiebung des Gewichtsteiles in den Grenzen 
der Litzenlänge höher oder tiefer eingestellt 
werden konnten. Dieser Konstruktion haften 
aber Mängel an. Zunächst isteine beträchtliche 
Länge Pendelschnur erforderlich, um den Zug 
entsprechend einstellen zu können. Ferner ist 
die Pendelschnur infolge ihrer hohen Bean- 
spruchung durch das Scheuern an den Rollen, 
das häufig vorkommende Herausspringen aus 
den Laufrollen und durch das Einklemmen zwi- 
schen Rolle und Führung einem raschen Ver- 
schleiß unterworfen. Ein weiterer Nachteil die- 
ser Pendelzüge ist, daß siein Räumen, in denen 
fortwährend Erschütterungen auftreten, wie 
z. B.in Fabrikräumen, nie in der gewünschten 
Lage stehen bleiben, sondern sich bald wieder 
verstellen. Die bisher auf dem Markt befind- 
lichen Federzüge haben den Nachteil, daß sie 


infolge ihrer inneren Einriehtung zu unförmig. 
und schwer ausfallen und infolgedessen nicht 
zwischen Aufhängung und Lichtschirm einge- 
baut werden können. Außerdem ist bei ihnen 
wegen der Verschiedenbeit der Federspannung 
zwischen höchster und tiefster Stellung der 
Lampe kein sicheres Stehenbleiben in der je- 
weils gewünschten Lage zu erreichen. 

Alle diese Nachteile vermeidet der ‚„Luz- 
zug‘ vollständig. Seine Aufzugsvorrichtung 
besteht aus einer unter Federwirkung stehen- 
den Holzrolle, welche in einem Blechrahmen 
drehbar gelagert ist und die beiden Enden der 
Leitungsschnur über Leitrollen hinweg auf- 
wickelt. Zum Ausgleich der Federspannung 
zwischen höchster und tiefster Stellung und 
des Gewichtes der verschiedenen gebräuch- 
lichen Lampenschirme (Stoff-oder Glasschirme) 
ist auf der Rollenachse eine verstellbare Re- 
guliervorrichtung angebracht; mit Hilfe einer 
kleinen Feder wird bewirkt, daß der Zug in 
jeder gewünschten Lage sicher stehen bleibt. 
Die Mechanik istin einen zweiteiligen Messing- 
blech-Hohlkörper von gefälliger Form und 
Färbung eingebaut (Abb. 13), so daß die hier- 
mit ausgerüsteten Lampen einen vornehmen 
und gediegenen Eindruck machen. “Die Lam- 
pen können auch mit dreiflammigem Oberteil 
und mit Halter für Glasschirm- oder Klemm- 
vorrichtung für Stoffschirm geliefert werden. -2, 


Berg- und Hüttenwesen. 


Verbrauch elektrischer Energie in Stahl- 
werken. — Blakeslee weist auf die Bedeutung 
graphischer Aufzeichnungen für Fabrikbe- 
trieba hin und gibt als Beispiel eine Darstellung 
der Kosten der elektrischen Energie in einem 


Abb. 14. 


Stahl- und Eisenwerk (Abb. 14). Die Ergebnisse 
sind anfänglich jährlich undim laufenden Jahre _ 
monatlich verzeichnet worden.  (,Eleetrical 
World‘‘ Bd. 76,":1920, S. 194.) Pie. 


_ Chemie. 


Die Lage der elektrochemischen Industrie 
Norwegens. — Dem großen Aufschwung, wel- 
chen-die norwegische elektrochemische In- 
dustrie während des Krieges nahm, folgte seit 
dem Waffenstillstand ein ernster Rückschlag, 
der durch Streiks verschärft wurde. Diese Be- 
wegung wird durch folgende Zahlen über die 
Ausfuhr Norwegens in den letzten 3 Jahren 
veranschaulicht (t): f 


Erzeugnis 1917 1918 1919 
Aluminium 7600| 6834| 3120 
Nickel . 442 59 a 
Reinzink : 13 394 3 389 3950. 
Ferrosilizium . 29 449 16 861 2 458 
Kalziumkarbid 46 066 41 771 25 599 
Kalkstickstoff 2312| emo 9 929 
Kalziumnitrat 35 932 53 625 63 880 


Diesen Zahlen müßten eigentlich noch die 
am Ende jedes Jahres vorhandenen Vorräte zu- 
gezählt werden, welche Ende 1918 groß waren, 
aber infolge der Pause in der Erzeugung ver- 
mindert werden konnten. 

°- Was das Aluminium anlangt, so können 
5 Werke aus eingeführter Tonerde 20 000 t Alu- 
miniummetall herstellen; diese Menge ist aber 
nie erreicht worden. Die beiden größten, in 
Tyssedal und in Eydehavn, gehören der Norsk 
Nitrid A. S. Die im letzten Jahre vollendeten - 


Hoyangwerke sind im Besitz der Norsk Alumi- 


a 


16. Dezember 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920, 


Heit 50. 


1013 


nium Co. Die Vigeland- und Stangfjord-Werke, 
im Besitz der A. $. Vigelands Bruk, sind die 
ältesten. Die drei erstgenannten stellen sich 
ihre Elektroden selbst her. Um aus einheimi- 
schem Labrador Tonerde herzustellen, wurde 
eine Gesellschaft gegründet; aber die Ergeb- 
nisse scheinen nicht befriedigt zu haben. 
Die Erzeugung von Nickel aus Evje-Erz 
nach dem Hybinette-Verfahren wurde von 
der A. S. Kristiansands Nikkelraffineeringswerk 
1918 aufgegeben ; sie hat sich statt dessen an der 
British America Corp. beteiligt, welche Sudbury- 
Erz nach demselben Verfahren behandelt. Die 
elektrolytische Zinkraffination aus Abfällen 
oder in geringerem Umfange aus Erz ist seit 
dem Kriege stark zurückgegangen. 

Noch tiefer sank die Produktion von 50- 
und 75-prozentigem Ferrosilizium bei Pors- 
grunds Elektrometallurgiska A. S., Usines Elec- 
trochimiques de Hafslund, Kellner-Partington 
Paper Pulp Co, Almindelig Elektrometallur- 
giska A. S. und Arendals Smelteverk. Streiks, 
Kohlenmangel und sinkende Nachfrage sind 
verantwortlich für die verminderte Karbid- 
erzeugung, welche größtenteils auf die Odda- 
Werke entfällt; Bjölvefos, Kvina und Hoyang 
sind stillgelegt, die Werke der Union Carbide 
Co. noch nicht fertiggestellt; Hafslund arbeitet 
nur der Form wegen ; das Alby-Karbidwerk und 
die Western-Cyanamide Co. stehen jetzt unter 
der Botmäßigkeit von Vickers. Die Zunahme 
der Kalkstickstoffausfuhr rührt z. T. daher, 
daß während des Krieges viel von dem erzeug- 
ten Kalkstickstoff in Norwegen geblieben war, 
. umin Notodden in Ammoniak umgewandelt zu 
werden. 

Die Hoffnung, daß viel Karbid an die 
Kalkstickstoffwerke verkauft werden würde, 
hat sich nicht erfüllt, vielleicht weil das nach 
dem Haberverfahren gewonnene Ammoniak 
billiger ist. 

Das ganze synthetische Kalziumnitrat 
(Norgesalpeter) wurde von der Norsk Hydro 
Co. geliefert, welche während des Krieges diese 
Produktion zugunsten des Ammonnitrats ein- 
geschränkt hatte. Als Hauptabnehmer galt 
Deutschland; aber hier ist dasselbe Hemmnis 
wie beim Karbid, und Norwegen mußsich einen 
anderen Markt suchen, obwohl sein eigener Ver- 
brauch beträchtlich zugenommen hat. . 

Uber Ferrowolfram, Ferrochrom, 
Ferromolybdän usw. und über Schleif- 
mittel liegen keine Ausfuhrzahlen vor. Ver- 
mutlich wird nicht viel erzeugt, weil Erze knapp 
sind und nicht leicht eingeführt werden, abge- 
sehen von Molybdänerz, das in Norwegen ge- 
funden wird und dessen Lieferer sich jüngst ver- 
einigt haben. Elektroeisen und Stahl wer- 
den kaum hergestellt, abgesehen von etwas 
Roheisen am Tinfos und Edelstahlin Stavanger, 
weil die Einführung des elektrischen Ofens in 
Norwegen auf größere Schwierigkeiten als in 
Schweden stieß. \ 

Die Aussichten der elektrochemischen In- 
dustrie Norwegens hängen in hohem Maße von 
der Devisenfrage ab. Das Fallen der Mark 
schloß Norwegens besten Markt, Deutschland, 
"aus. Andererseits zehrt das Steigen der norwe- 
gischen Krone den Gewinn auf, der bisher bei 
Abschlüssen nach England in Pfund und nach 
Amerika in Dollar gemacht worden war. An- 
dere Vorteile, deren sich die norwegischen 
Werke bisher erfreuten, billige Wasserkraft 
während des ganzen Jahres, verhältnismäßig 
niedrige Löhne und leichte Abfuhr auf dem 
Wasserwege, drohen verloren zu gehen. Bei 
den hohen Preisen, die jetzt für die Erzeugnisse 
erzielt werden, fallen die Kosten der Kraft nicht 
so sehr ins Gewicht; der Vorteil der stetigen 
Kraft ist durch die Streiks vernichtet worden; 
die Löhne sind jetzt in Norwegen ebenso hoch, 
wenn nicht höher, als anderswo. Sogar die 
Nähe der Wasserstraßen zu den Werken hat 
sehr an Wert verloren, weilder Laderaum knapp 
und teuer ist und auch die Kosten der Roh- 
stoffe gestiegen sind. Deshalb ist die Zukunft 
der norwegischen Industrie sehr unsicher. 
(„Mining Journal‘ Bd. 80, 1920, RRyN 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen, 2 


-Bund Deutscher Civil-Ingenieure e. V. — 
Am 13./14. November fandin Berlin die Haupt- 
versammlung des Bundes Deutscher Civil-Inge- 
nieure statt. In einem ausführlichen Bericht 
führte Herr Hartung, Berlin, aus, in welcher 
schwierigen Lage sich die selbständig schaf- 
fenden Ingenieure befinden, und wie sehr die 
jetzige Entwicklung unseres Wirtschaftslebens 
dazu angetan ist, gerade diesem so wichtigen 
Berufsstande die Existenzmöglichkeiten noch 
mehr zu erschweren, ein enger Zusammenschluß 
aller selbständig schaffenden Ingenieure sei 
daher sehr wiehtig. Das „Kartell der freien 
technischen Berufe“ und die „Arbeitsgemein- 


schaft der freien geistigen Berufe“ sind bereits 
Zusammenschlüsse, die aus dieser Erkenntnis 
entstanden sind; es ist jedoch notwendig, daß 
gerade die selbständig schaffenden Ingenieure, 
soweit sie mit Fug und Recht sich Zivilinge- 
nieure und Beratende Ingenieure nennen, eine 
möglichst geschlossene starke Front bilden, 
nicht nur um ihren eigenen Berufsinteressen zu 
dienen, sondern um auch den Auswüchsen mit 
Erfolg begegnen zu können, die sich zum Scha- 
den unseres Wirtschaftslebens auf teehnischem 
und technisch-wirtschaftlichem Gebiete zeigen. 

Die Bundestagung beschloß Satzungsände- 

rungen, die diesen engen Zusammenschluß er- 
leichtern sollen. Zum Vorsitzenden des Bun- 
des wurde Herr Carl Hartung, Berlin, zu 
seinem Stellvertreter Herr H. Henningsen 
einstimmig wiedergewählt. 
‚ Oberingenieur Singer, Köln-Lindenthal, 
hielt einen Vortrag über „Wirtschaftliche 
Förderung durch Seilbahnen‘, in denen 
ausgeführte Seilbahnen und Vorrichtungen 
durch stehende und bewegte Lichtbilder gezeigt 
wurden, die der rationellen Beladung und Ent- 
lastung von Eisenbahnen dienen. 

Es wurde ganz besonders darauf hinge- 
wiesen, daß die Seilbahnen im Gegensatz zu 
Eisenbahnen und Wasserstraßenin so kurzer Zeit 
und unter so geringer Behinderung der Anlieger 
gebaut werden können, daß ihre Wirkung in 
kürzester Zeit für die gesamte Wirtschaft fühl- 
bar wird; zu betonen ist jedoch, die unbedingte 
Notwendigkeit, daß der Staat selbst oder 
öffentliche Körperschaften als Unternehmer 
auftreten, denen wie bei Voll- und Kleinbahnen 
das uneingeschränkte Eigentumsrecht zusteht. 
Nur Mittel, deren Auswirkungin kürzester Zeit 
sich fühlbar macht, können Anspruch darauf 
erheben, aus öffentlichen Mitteln zur Behebung 
unserer Wirtschaftsnot ausgeführt zu werden, 
und daß Seilbahnen dieses mit Recht für sich 
in Anspruch nehmen können, zeigten die Aus- 
führungen des Vortragenden. In der sich daran 
anschließenden Aussprache wurde erwähnt, 
daß der Bau derartiger Seilbahnen den ratio- 
nellen Verwendungsradius unter Umständen 
auch für minderwertige Brennstoffe ganz er- 
heblich vergrößern könne. Es kam ferner zur 
Sprache, daß die führenden deutschen Firmen 
die Normalisierung und Typesierung durch 
jahrelange Arbeit soweit gefördert haben, daß 
auch'in dieser Beziehung irgendwelche längeren 
Vorarbeiten nicehtnotwendigsind. Im Seilbahn - 
bau ist Deutschland heute noch in der Welt 
führend, und eswäre unverständlich, wenn wir 
in unserem eigenen Vaterlande uns nicht vor 
allem derjenigen Mittel bedienen wollten, die 
wir aus eigenen Kräften schaffen können. 


Verschiedenes. 


Sehutzmittel gegen .elektrostatische Er- 
scheinungen an Treibriemen. — Bekanntlich 
werden. an sehr trockenen Ledertreibriemen 
öfter elektrostatische Ladungen beobachtet, 
welchein Betrieben mitexplosiblen Gasen leicht 
Unfälle herberführen können. C. M. Green 
empfiehlt als ein zuverlässiges Vorbeugungs- 
mittel, bei der Riemenzurichtung etwas Gra- 
phit zuzusetzen, wodurch die Riemenoberfläche 
leitend wird und statische Ladungen sich daher 
nicht ansammeln können. Diese Anwendung 
von Graphit ist für Riemen unschädlich. Der 
Verfasser weist auch auf die Unzweckmäßig- 
keitund Gefährlichkeiteines anderen, bisweilen 
angewendeten Mittels hin, welches darin be- 
steht, metallische Spitzen oder sonstige 
Metallteile dem Riemen nahe gegenüber zu 
stellen, um die DAcuBesE abzusaugen. Gerade 
durch ein derartiges Mittel können aber ange- 
sammelte Ladungen unter Funkenbildung über- 
ehen, und es wurde auch in einer Lackiererei 
Biordurch eine Explosion herbeigeführt. (,‚Elec- 
trical World‘, Bd. 76, 1920, S. 244.) Pte. 


Energiewirtschaft. 


Ein kommunaler Elektrizitätswerks - Ver- 


band in Westfalen-Rheinland. — Das Kommu- 


nale Elektrizitätswerk Mark A. G., Hagen, die 
Lenne-Elektrizitäts- und Industrie-Werke, A.G. 
Werdohl, das Städtische Elektrizitätswerk 
Dortmund, das Westfälische Verbands-Elek- 
trizitätswerk, G., Kruckel, das Elektrizi- 
tätswerk Siegerland, G. m. b. H., Siegen, das 
Kreis-Elektrizitätswerk Gummersbach, Die- 
ringhausen, das Elektrieitätswerk Westfalen 
A. @., Bochum, das Städtische Elektrizitäts- 
werk Barmen, das Gemeinschaftswerk Hattin- 
gen (Stadt Barmen und E. W. Westfalen) 
und die Bergische Elektrizitäts-Versorgungs- 
G. mr. beB "Eiberfeid, haben sich zum Kom- 
munalen Elektrizitätswerks-Verband 
(KEV), Westfalen-Rheinland G. m. b. H., 
Hagen (Vorsitzender: Landrat Gerstein, 
Essen ; Stellvertreter: OberbürgermeisterCun 0, 


Hagen ; Geschäftsführer : die Direktoren Döpke 
Dortmund, Overmann, Hagen, Merbitz 
Siegen) zusammengefunden, um ihre Interessen 
gemeinsam zu wahren und alle Maßnahmen 
durchzuführen, die geeignet sind, die Elektri- 
zitätswirtschaft in ihren Versorgungsgebieten 
auf den technisch und wirtschaftlich höchst- 
möglichen Stand zu bringen. Insbesondere ge- 
hören zu den Aufgaben der Gesellschaft der 
technische Zusammenschluß der im Verbande 
bestehenden Kraftwerke, der gemeinsame Bau 
und Betrieb neuer Wasserkraft- und Dampf- 
werke auf Basis billigster Brennstoffe sowie der 
erforderlichen Zuleitungen und die Beschaffung 
von Betriebsstoffen. Die Gesellschaft ist auch - 
befugt, von anderen Werken elektrische Arbeit 
zu beziehen sowie Unternehmungen gleicher 
oder ähnlicher Art zu erwerben, zu pachten, zu 
betreiben oder sich an ihnen zu beteiligen. Der 
Geschäftsanteil beträgt vorläufig je Gesell- 
schafter 10 000 M. Die für die künftigen Auf- 
gaben der Gesellschaft voraussichtlich erfor- 
derlich werdenden großen Kapitalien sollen 
durch Anleihen auf Grund des im Verbande 
zusammengeschlossenen Kommunalkredits oder 
durch spätere Erhöhung des Gesellschaftskapi- 
tals beschafft werden. Die in einer Gesellschaft 
organisierten Gesellschafter des KEV sind ver- 
pflichtet, auf rechtswirksame Maßnahmen hin- 
zuwirken, durch die eine Veräußerung ihrer 
Aktien usw. über den Kreis ihrer bisherigen 
Aktionäre usw. oder der übrigen Gesellschafter 
des KEV, diesen eingeschlossen, hinaus ver- 
hindert werden kann. Bei eigenen Unterneh- 
mungen der Gesellschafter des KEV ohne be- 
sondere Gesellschaftsform (z. B. kommunalen) 
sind diese verpflichtet, dahin zu wirken, daß 
obige Bestimmung in ihrem Unternehmen sinn- 
gemäß durchgeführt wird. 

Die in dem neuen Verbande zusammenge- 
schlossenen. Versorgungsbezirke umfassen nach 
der uns vorliegenden Mitteilung ein erg zu- 
sammenhängendes Gebiet südlich von Wupper- 
tal und Kreis Gummersbach bis nördlich zur 
Grenze der Provinz Westfalen gegen Holland 
und die Provinz Hannover und westlich von 
der rheinisch-westfälischen Provinzialgrenze 
bis östlich zum Teutoburger Wald und Sieger- 
land. Dadurch ist der größte Teil der Provinz 
Westfalen in dem Verbande vereinigt, dem aus 
dem angrenzenden Rheinland Barmen und 
Elberfeld nebst Umgegend, der Kreis Gummers- 
bach und ein Teil des Elektrizitätswerks Sie- 
gerland (Kreis Altenkirchen) beigetreten sind. 
Neben den größten Städten und Kommunal- 
verbänden dieses Gebietes umfaßt der Verband 
die inliegenden wichtigen Industrien, wie 
Steinkohlenbergbau, Eisengruben, Hütten-, 
Eisen- und Stahlwerke, große und kleine Ma- 
schinenfabriken aller Art, Textilwerke, Ze- 
mentfabriken und Ziegeleien, Landwirtschaft 
und Lebensmittelindustrie, Handwerk und 
Kleingewerbe, Eisenbahnhöfe und Werkstät- 
ten, Straßenbahnen, Kanal-Häfen und -Schleu- 
sen usw., deren sichere und ausreichende Elek- 
trizitätsversorgung von größter Bedeutung für 
die Wiederaufbauarbeit und die zukünftige 
Entwicklung unserer ganzen Wirtschaft ist. 

Für den westfälischen Industriebezirk und 
die angrenzenden, ihm wirtschaftlich ver- 
wandten Gebietsteile kann nach Ansicht des 
Verbandes kein besserer, einheitlicherer Elek- 
trizitätswirtschaftsbezirk gefunden wer- 
den, als er durch das Gebiet des KEV bereits 
geschaffen ist. Dieser Tatsache werden sich 
auch Gesetzgeber und Reichsbehörden bei 


-ihren zukünftigen Maßnahmen auf Grund des 


Elektrizitätssozialisierungsgesetzes (vgl. dessen 
$ 1) nicht verschließen können. Der neue Ver- 
band richtet sich in keiner Weise gegen be- 
nachbarte Elektrizitätsunternehmungen!), wird 
im Gegenteil stets bestrebt sein, mit diesen wie 
bisher in guten Beziehungen zu leben und gegen- 
seitige Unterstützungen an den Grenzen, Ver- 
bindungen der beiderseitigen Kraftwerke und 
Leitungsnetze, gegenseitige Hilfe durch Strom- 
austausch usw. zu ermöglichen. Die im KEV 
vereinigten, in der Mehrzahl rein oder doch 
vorwiegend kommunalen Werke wünschen aber 
mit Recht, bei der demnächstigen Einteilung 
von Elektrizitätswirtschaftsbezirken nicht will- 
kürlich auseinandergerissen -zu werden; ihre | 
bisherige Entwicklung und die lokalen Eigen- 
arten und Bedürfnisse ihrer Versorgungsgebiete 
verlangen mit zwingender Notwendigkeit eine 
Zusammenfassung, wie sie sich jetzt in dem 
neuen Verbande darstellt. Außer den eingangs 
genannten 10 Werken werden sich diesem vor- 
aussichtlich noch einige weitere angrenzende 
Verwaltungen in nächster Zeit anschließen. 
Auch ist der Provinz Westfalen, dem Preußi- 
schen Staat und dem Reiche angeboten wor- 
den, ihm beizutreten. Nach größere Versor- 
gungsgebiete zu Elektrizitätswirtschaftsbezir- 
ken zusammenzuschließen, ist nach Ansicht 
aller in dem KEV vertretenen Fachleute un- 


1) In Betracht kommt,hauptsächlich das. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 50 


‚1014 , 
ii )® mh IT TI hHHÖH$H$BBÖ mm 


nötig und unzweckmäßig; es würde zu über- 
großer, ungesunder Zentralisation führen, die 
ja das Elektrizitätssozialisierungsgesetz gerade 
vermeiden will. Nach den bisherigen Erfah- 
rungen wird schon die gleichmäßige und ein- 
heitliche Bewirtschaftung und Kräfteverteilung 
ineinem Gebiet, wie es der neue Verband um- 
faßt, eine nicht eben leichte Aufgabe sein. 

Die in Gegenwart und Zukunft wichtigste 
Frage ist, auf welche Weise in einem solchen 
Wirtschaftsbezirke den immer stärker werden- 
den Anforderungen der Kommunen und der 
Industrie nach . Elektrizitätsversorgung aus- 
reichend und sicher entsprochen werden kann. 
Z. Zt. besteht, wie bekannt, in Verbindung mit 
dem durch den Krieg und seine Folgen ver- 
ursachten Steinkohlenmangel eine Stromnot, 
die es allgemein den Elektrizitätswerken un- 
möglich macht, allen Ansprüchen ihrer Ab- 
nehmerkreise nachzukommen. Die staatliche 
Kohlenbewirtschaftung liefert den Elektrizi- 
tätswerken nur soviel Kohlenmengen, daß sie 
ohne Reserven von der Hand in den Mund leben 
undihre Abnehmer z. T. empfindlich einschrän- 
ken müssen. Auch die Kraftwerke der Zechen, 
die im westfälischen Industriebezirk vielfach 
die kommunalen Elektrizitätswerke durch 
Stromlieferung unterstützen, können infolge 
der z. Zt. bestehenden Schwierigkeiten nur in 
beschränktem Umfange liefern. Der neue Ver- 
band hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, 
in erster Linie Maßnahmen ins Auge zu fassen, 
die diesen Mängeln abhelfen. In Betracht kom- 
men dafür: 

a) die Sicherstellung genügender Brenn- 
stoffmengen aus dem westfälischen Steinkoh- 
lenb>rgbau, um die vorhandenen, auf Stein- 
koblen eingerichteten großen Kraftwerke des 
Verband>s voll ausnutzen zu können; 

b) die gegenseitige Aushilfe und Unter- 
stützung aus den vorhandenen Kraftwerken; 

ce) der Ausbau geeigneter Wasserkraft- 
werke; 

d) die Heranholung größerer Strommengen 
aus dem rheinischen Braunkohlenrevier. 

Gegebenenfalls besteht der Plan, dureh den 
Verband ein neues, gewaltiges Kraftwerk mit 
eigener Kohlenbasis, also ev. in Verbindung 
mit einer bereits bestehenden oder neu anzu- 
legenden Steinkohlenzeche, bauen und betrei- 
ben zu lassen. Über alle diese Möglichkeiten 
sind von dem Verbande Verhandlungen einge- 
leitet worden, die b’reits greifbare Ergebnisse 
gezeitigthaben. D’e Bergwerksgesellschaft 
Lothringen, Gerthe bei Bochum, ist 
dem KEYV als Gesellschafter beigetreten, um 
in Zukunft für ihn die Steinkohlenbasis zu b:l- 
den. Auch der Ruhrtalsperrenverein wird 
sich voraussichtlich dem Verbande anschließen, 
um gemsinsam mitihm ein großes Wasserkraft- 
w>rk in Angriff zu nehmen. Steinkohlen und 
Wasserkraftwerke dürften für die Zukunft die 
geeignetsten Elektrizitätserzeuger für das west- 
fälische Versorgungsgebiet sein. Der Stein- 
kohlenbergbau wird nach Ansicht aller. Fach- 
leute die heutigen Schwierigkeiten im Laufe 
der Jahre überwinden, und es wird später für 
ihn von großem Nutzen sein, Magerkohlen und 
minderwertigere Kohlensorten dadurch am 
wirtschaftlichsten verwerten zu können, daß 
sie durch die Elektrizitätserzeugung in ein 
hochwertiges Produkt verwandelt werden. 
Trotzdem muß auch die Möglichkeit, von Kraft- 
werken, die unmittelbar auf rheinischer Roh- 
braunkohle liegen, größere Strommengen für 
den Verband heranzuziehen, ernsthaft im Auge 
behalten werden, ein Projekt, das neben Stein- 
kohle und Wasser als änßerste Sicherheit zur 
Reserve und zum großzügigen Ausgleich zwi- 
schen Westfalen und Rbejnland dienen würde, 


Aus der englischen Elektrizitätswirtschaft. 
— Die Frage, wie das Zusammenarbeiten zwi- 
schen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu einem 
möglichst gedeihlichen gestaltet werden kann, 
b>sschäftigt auch die englische Fachwelt !), 
Es bestehen dort bereits seit 1919 Arbeitsge- 
m>inschaften nach dem Whitley-System, ähn- 
lich unseren paritätisch zusammengesetzten Ar- 
bsitsgemeinschaften 2). Neben einer Reichs- 
arb>itsgemeinschaft (National Industrial Coun- 
cil)sind auch Distriktsräte gebildet worden, u. 
zw. nach fachlich-industrieller Gliederung. Die 
Räte haban sich z. B. mit der Beratung aller 
Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeit- 
nehmer zu beschäftigen und können so einen 
w>itreichenden Einfluß ausüben. Sie sind so- 
wohl von den Gewerkschaften, als auch von 
den Behörden anerkannt. Die englische Fach- 


) Vgl, u. a. „Eleetrical Review“ Bd. 97, 1920, S. 449. 
®) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 83%. 


welt mißt diesen Arbeitsgemeinschaften eine 
große Bedeutung zu, ist jedoch in der glück- 
licheren Lage, sich nicht allzu eingehend — 
so wie wir — mit derartigen Fragen beschäfti- 
gen zu müssen, und kann mehr Zeit und Ener- 
gie auf die Ausgestaltung technischer Probleme 
verwenden. = j 

So spielt nach wie vor die Frage der Koh- 
lenersparnis in ‚Verbindung mit der Ent- 
wieklung der Blektrizitätswirtschaft 
in der Fachliteratur eine große Rolle), Die 
englische Fachwelt ist z. T. von der dauernden 
Überlegenheit neuer Riesenkraftwerke nicht 
überzeugt und sieht die hierauf gerichteten Be- 


strebungen vielfachals ein Übergangsstadjiuman. | 


Es wird mit Recht. darauf hingewiesen, daß die 
in einem Größkraftwerk erzielten Ersparnisse 
an Feuerungsmaterial z. Zt. durch den erhöhten 
Kapitaldienst ausgeglichen werden. Der Ver- 
fasser des zitierten Artikels meint, daß viel- 
leicht die Erzeugung der elektrischen Arbeit in 
Verbindung mit der Entgasung der Kohle 
größere Erfolge zeitigen werde, und macht 
ferner auf die notwend'ge Nutzbarmachung der 
bisher in den-Dampfkraftwerken entstehenden 
Wärmeverluste für eine. öffentliche Heiß- 
wasserversorgung aufmerksam. Er sagt zum 
Schluß, daß es zwar leicht sei, derartige „uto- 
pische‘ Ideen zu entwickeln, daß sich aber die 
Ingenieure solche Ideen als Ziele stets vor 
Augen halten müßten. - 5 $; 
Die Frag? der Großkraftversorgung spielt 
z. Zt. in London selbst eine großes Rolle. Die 
County of London Co., die einen Teil der Graf- 
schaft London mit elektrischer Arbeit versorgt 
und mit ihren gegenwärtigen Bstriebsmitteln 
nicht in der Lage ist, den Anforderungen ihrer 
Abnehmer zu genüg°n, will ein neues Groß- 
kraftwerk in Barking errichten mit einer 
installierten L>istung von zunächst 60 000 und 
später 200 000 kW; ein Ausbau auf 600 000 kW 
soll möglich sein. Die Gesellschaft hatte auf 
Grund des neuen Elektrizitätsgesetzes bei den 
Elektrizitätskommissaren einen Antrag auf 
Genehmigung gestellt, die darüber mit den 
übrigen Interessenten des Londoner Gebietes 
nicht weniger als drei Tage berieten. Diese 
Vertreter (38 Bezirksbehörden und 9 Gesell- 
schaften) b>»kämpfen heftig den Plan der Gesell- 
schaft mit dem Hinweis, daß für die Gesamt- 
versorgung Londons ein gemeinsames Projekt 
in Vorb>reitung sei, das bis Ende März n. J. 
den Elektrizitätskommissaren vorgelegt wer- 
den solle. Die Errichtung des vorgeschlagenen 
Kraftw>rk>s in Barking würde die einheitliche 
Versorgung. von London stören, zumal seine In- 
batriebsetzung voraussichtlich nicht früher 
erfolg°n könne, als die Durchführung eines noch 
vorzulegenden Gesamtprojektes. 
scheidung in dieser Frage ist von den Kom- 
missaren noch nicht gefällt. Sgr. E 


Industrie und Handel, 


Die Beschäftigung der deutschen Elektro- 
industrie im Oktober 19202). — Infolge Minder- 
b>lieferung aller Industrien mit Kohle wegen 
des Spaabkommens war erhöhte Nachfrage 
nach elektrischer Arbeit zu bewältigen. Die 


Elektroindustrie selbst aber stand unter 


dem Druck doppelter Schwierigkeiten, die ein- 
mal in der Beschränkung der Kohlenlieferung 
an die Elektrizitätswerke liegen und dann in 
der Notwendigkeit, infolge des Elektrizitäts- 
sozialisierungsgesetzes gleichzeitig mitten in 
der Bewältigung des Problems siner Steigerung 
der Leistung bei verkürzter 
Elektrizitätswirtschaft unter möglichster Kon- 
zentrierung umzubauen. Die tatsächliche Lage 
im Oktober war so, daß die Einschränkung der 
Brennstoffversorgung unter das Mindestmaß 
und das Zurückgreifen auf m’ndere Kohlen- 
sorten, die einen größeren Verbrauch für die 
Gewinnung derselben Strommenge bedingen, 
vielfach zu Herabsetzungen der Stromahgabe 
führten. Nach den Berichten an das „R.A.Bl.“ 
sind von den über 150 000 Beschäftigten. gegen 
die Hälfte in Werken, 2 
tätig gewesen. Von bedeutenden Werken 
Groß-Berlins wird über eine Arbeitswoche von 
37 bis 47 h, in Süddeutschland von 32, aller- 
dings auch von 40 h berichtet; es finden sich 


z ) Vel.z. B den Anfsatz von L. Marshall Jockel 
in „Electrical Review“ Bd. 87. 1990. 8. 481. 
®) Die Umgestaltung des „Reichs-Arbeitshlatte“ zum 


Organ des Reichsarheitsministerinms und des Reichs- 


amts für ArbeitsvermittInng hatte die hisheriee ausführliche 


Berichterstattung zunächst unterbrochen; siewird nunmehr 
in der früheren Wei-e wieder aufgenommen. Das ®orial- 


politisch erheblich arweiterte Amtshlatt (Verlag von Reimar 


Obhbing, Berlin SW. 48\ er jetzt zweimal im Monat 


und kostet vierteljährlich 15 M. 


toren und isolierten Leitungen eingetreten. 


und daraus die in Abb.15 dargestellte mittlere 


Eine Ent- 


Kohlenration die- 


die gut zu tun hatten, . 


16 Dezember 1920. 


aber auch von Starkstromelektrofabriken Mel- 
dungen über eine Arbeitswoche von nur 24 h. 
Der Elektromotoren-, Dynamo- und 
Transformatorenbau hatte im allgemeinen 
aber befriedigenden Geschäftsgang, obschon 
der Absatz nach dem Inland sehr gering war. 
Der Auslandabsatz wird jedoch dafür als gut 
bezeichnet; allerdings war der Export im all- Ser 
gemeinen nur zu gegen das Inland schlechteren 
Preisen möglich. Der Zentralverband der deut- 
schen elektrotechnischen Industrie hat zwar 
bei einer Anzahl von Fabrikaten einen Abbau 

der Teuerungszuschläge nicht vornehmen kön- 
nen, wohl aber ist für eine Reihe wichtiger Er- 
zeugnisse eine Ermäßigung bereits Ende Sep- 
tember beschlossen worden. Insbesondere sind 
größere Abschläge bei Maschinen, Transforma- 


Verschiedene Betriebe arbeiteten, trotzdem 2 
eine unmittelbare wesentliche Kürzung der 
Arbeitszeit nicht vorgenommen war, nur mit 
halber Ausnutzung der Leistungsfähigkeit. 
Bei Unternehmungen, die elektromedizini- 
sche Apparate herstellen, stoekte der Auf- 
tragseingang noch immer, und es wurde im F 
wesentlichen auf Vorrat gearbeitet. Guter 
scheint hingegen der Beschäftigungsgrad für 
die Herstellung elektrischer Meßinstru- 
mente. Auch die Schwachstromtechnik, 
die wesentliche Veränderunge ngegen den Vor- 
monat nicht aufwies, berichtete zumeist über 
günstigen Geschäftsgang; teilweise machte sich 
aber Roh- und Hilfsstoffmangel bemerkbar. 
Kabelwerke hatten teils genügend, teils auch 
unbefriedigend zu tun. Nur vereinzelt findet 
sich gute Beschäftigung für die Erzeugung von 
Isoliermaterial angegeben. Sa. 

. „Schätzung der Jahreseinnahmen von Elek- er 
trizitätswerken. — W. H. Blood jr. teilt ein 
Verfahren mit, um aus den Ausgaben- und. 
Einnahmenziffern für einen einzelnen Monat 
oder einige Monate das Jahresergebnis im vor- 
aus zu bestimmen. Er hat für 200 Lichtgesell- 
schaften die Monatsergebnisse und deren PrO-%: 
zentualen Anteil am Jahresergebnis festgestellt 


12 


N 
NS 


S 


© 


Monafseimnahme 


NS 


9% der Jahresenmahme 
& 


IS} 


Jan. Febr März Apr Mai Jimi Juli Aug Sept Okt Wow Dez. 
Abb. 15. 5 


Kurve erhalten. Aus dieser Kurve sind die en 
Werte der nachstehenden Zahlentafel ent- 
nommen worden: : = 


Verhältnis der Monatseinnahmen zur _ 
Jahreseinnahme: 


%% von 12 Monaten Umrechnungsfaktor = 

1 Monat Mensie 1 Monat as SE 
Januar . 9,6 9,6 10,5 10,485 
Februar. 2. 228.4 18,0 11,9 6,57, 
Marz 7,9 25,9 127 3,86 _ 
Apuler 7,5 33,4 13,3 2,97: 
Maler 6,1 40,3 14,3 2,48. 
Jumee Ei) 14,9 2312 
Jul? 2 25 6,6 53,6 1951 1,86 - 
August... 7,0 60,7 14,2 :1,68 
September 8,1 68,8 12,3 1,4522: 
Oktober . ASS 10,7 1,28 
November 10,4 88,6 9,65 a 
Dezember 11,4 100,0 8,82 1,00 


. „Der Umreehnungsfaktor in Spalte 4 ist 
die Zahl, mit der die Ergebnisse eines gewissen 
Monats zu multiplizieren sind, um das Jahres- 


‚ergebnis zu erhalten. Liegen die Ergebnisse nn. 


mehrerer Monate vor, so sind die Faktoren in ; 
Spalte 5 anzuwenden. Sind also z.B. die Er- 
gebnisse für Januar bis Mai bekannt und gleich 
A, so ermittelt sich daraus das Jahresergebnis SR 
zu 2,48 A. Durch die Benutzung der obigen . 
Mittelwerte werden die Gesellschaften mit ich- 
lerhaften Ergebnissen ausgeschaltet, was nicht 
möglich wäre, wenn man die vorhandenen 
Zahlen allein benutzen wollte. („Electrical 
World‘ Bd. 76, 1920, S. 886.). Pia. 


18. Dezember 1920. 


* 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die 


Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 
Amt Kurfürst Nr. 9820, zu richten. r 


Die nächste Sitzung desElektrotechnischen 
Vereins findet statt am i 


Dienstag, den 21. Dezember 1920, abends 7 1, Uhr 


(pünktlich) im Hause des Vereins deutscher 
Ingenieure, Sommerstr. 4a. 


Tagesordnung: 


l. Geschäftliche Mitteilungen. 

2. Vortrag des Herrn Dr.-Ing. L. Bloch über 
„Der Stand der Beieuchtungsfrage 
und die daraus zu ziehenden Fol- 
gerungen‘“. ; 


Inhaltsangabe: 


Einfluß der Kriegsjahre auf die Anwendung 
der elektrischen Lichtquellen. — Heutiger 
Stand des elektrischen Lichts im Wett- 
bewerb mit den anderen Beleuchtungs- 
arten. — Vergleich mit Rücksicht auf 
Energiewirtschaft und auf Betriebskosten. 
— Gesichtspunkte für die weitere Aus- 


breitung des elektrischen Lichtes in Woh- 


nungen und gewerblichen Betrieben. — 

Installations- und Tariffragen. — Ausbau 

der elektrischen Straßenbeleuchtung. 
Gäste sind willkommen: 


Der Vorsitzende: 
Ad. Franke. 


Betr. Vorträge über Isolierstoffe. 

Die Vorträge über „Die Isolierstoffe 
der Elektrotechnik“ fallen am 20. und 
27. Dezember sowie am 3. Januar 1921 wegen 
der Hochschulferien aus. Die Vortragsreihe 
beginnt wieder am Montag, den 10. Januar 
1921, abends pünktlich 6% Uhr. 

Elektrotechnischer Verein E.V. 
Der Generalsekretär 
Risse. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9806. 


Betrifft: "Kommission für Drähte und Kabel. 

Eine Unterkommission 
stellung von Normen für Aluminium in An- 
griff genommen, die in ähnlicher Weise wie die 
1914 herausgegebenen Kupfernormalien, die an 
das Aluminium in bezug auf Leitfähigkeit zu 
stellenden Anforderungen festlegen sollen. 


Gleichzeitig sollen jedoch auch die für die elek- 


troteehnischen Zwecke zu stellenden mecha- 
nischen Anforderungen an das Aluminium be- 
grenzt werden. Anregungen und Unterlagen 
zu dieser Arbait bitten wir an unsere Geschäfts- 
stelle zu richten. 


Betr. Kommission für Drähte und Kabel. 
KGC- und KGA-Leitungen. 


Es sind Zweifel darüber entstanden, ob die 
durch die Bestimmungen des V.D.E. für die 
Übergangszeit normalısierten K G C-Leitun- 
gen bzw. K G@ A-Leitungen bis auf weiteres 
noch verwendbar sind. Demgegenüber sei fest- 
gestellt, daß die Kommission für Drähte und 
Kabal in ihrer letzten Sitzung am 23. IX. 
1920 beschlossen hat, von der Festsetzung 
eines Term'ns für die Aufhebung der Bestim- 
mungen über K 6 C-Leitungen und K G A- 

. Leitungen abzusehen. 

Dıe Gründe hierfür liegen darin, daß in 
den genannten Leitungsarten noch sehr große 
Bestände bei Fabrikanten, Elektrizitätswerken, 
Händlern und Installateuren vorhanden sind, 
so daß es eine schwere wirtschaftliche Schädi- 
gung bedeuten würde, wenn die Verwendung 
dieser Leitungen untersagt oder erschwert 
würde. Dazu kommt, daß die auf Grund der 
Bestimmungen vom Mai 1920 hergestellten Lei- 
‚tungen mit mindestens 15%igem, bestem Na- 
turkautschuk ein Material darstellen, welches 
"wesentlich besser ist, als die Ausführung des 
vorigen Jahres und gegen dessen Anwendung 
berechtigte technische Bedenken nicht erhoben 
werden können. Ein großer Teil der Fabrikan- 
ten ist auch vor vielen Monaten schon dazu 
übergegangen, an Stelle der 15%igen Mischung 
eine solehe mit 25%igem Naturkautschuk zu 
verwenden. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


hat die Auf- 


1920. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


CG- und CA-Leitungen. 


In der Sitzung der Kommission für Drähte 
und Kabel vom 23. September d. J. ist be- 
schlossen worden, die Bestimmungen über 
C G- und A G-Leitungen (nackte Leitungen) 
mit Wirkung vom 1. IV. 1921 ab aufzuheben, 
so daß von diesem Termin ab diese Leitungen 
den Bestimmungen des Verbandes Deutscher 
Elektrotechniker nicht mehr entsprechen. 

Da nun nicht unbeträchtliche Vorräte in 
diesen nackten Leitungen vorhanden sınd, er- 
scheint es zweckmäßig, diese dadurch auch 
über dem genannten Zeitpunkt hinaus ver- 
wendbar zu machen, daß sıe nachträglich mit 
einer Umflechtung aus Baumwolle versehen 
werden. Die Leitungen unterscheiden sich von 
den normalen K G C-Leitungen dann nur da- 
durch, daß die Papierumw.cklung zwischen 
Gummihülle und Beflechtung fehlt. Diese Ab- 
weichung ist aber unbedenklich, da die Gummi- 
hülle der C G- und A G-Leitungen um 0,2 mm 
stärker ist, als diejenige der K G C-Leitungen. 

Es können daher nachträglich umflochtene 
C G- bzw. A G-Leitungen in der gleichen Weise 
wie K G C- bzw. KG A-Leitungen auch über 
den 1. IV. 1921 hinaus verwendet werden. 


” 


Betr.: Kommission für Erriehtungs- und Be- 
triebsvorschriiten. 


Unter diejenigen Punkte der seit dem 
1. VII. 1915 gültigen Errichtungsvorschriften, 
deren strenge Durchführung bisher laut den 
Bestimmungen für die Übergangszeit zurück- 
gestellt war, fallen die $$ 11a und d, sowie $ 16a 
Abs. 1 der Vorschriften. Die Kommission für 
Errichtungs- und ‚Betriebsvorschriften hat be- 
schlossen, diese Übergangsbestimmungen mit 
Gültigkeit vom 1. Januar 1921 auf zuheben. 

Gleichzeitig erJ.alten die nach den Bestim- 
mungen für die Übergangszeit gültigen Zu- 
sätze zum $ 19, Regel 2der Errichtungsvor- 
schriften, entsprechend den bereits veıöffent- 
liehten Beschlüssen der Kommission für Drähte 
und Kabel folgende Änderungen: 

Die Normalien für KGZ-, K IZ-, C G- 
und A G-Leitungen werden am 1. I. 1921 aufge- 
hoben. r 

Die Normalien für KIC-und K 1A-Lei- 
tungen werden am 1. IV. 1921 aufgehoben. 

Für Leitungen zum Anschluß ortsveränder- 
licher Stromverbraucher werden neu eingefügt: 

Handlampenleitungen für leichte mecha- 
nische Beanspruchung in ' Werkstätten und 
Wirtschaftsräumen in Niederspannungsanlagen 
(KHH und KHK). 


In Heft 37, S. 737 der „ETZ‘“ 1920, sind 
die von der Jahresversammlung: 1920 in Han- 
nover angenommenen „Vorschriften für den 
Anschluß von Ferınmeldeanlagen an Nieder- 
spannungs-Starkstromnetze durch Transfor- 
matoren (mit Ausschluß der öffentlichen Te- 
legraphen- und Feınsprechanlagen)“ veröffent- 
licht. Zu diesen Vorschriften sind nachträg- 
lich Erläuterungen aufgestellt worden, welche 
nachstehend bekanntgegeben werden. Da die 
Erläuterungen zu bestimmten Punkten der 
Vorschriften gehören, sind letztere nachstehend 
nochmals abgedruckt. 


Vorsehriften für den Anschluß von Fernmelde- 
anlagen an Niederspannungs-Starkstromnetze 
durch Transformatoren (mit Ausschluß der 
öffentlichen Telegraphen- und Fernsprech- 
anlagen). !) 

1. Zwischen den Starkstrom- und den 
Fernmeldeanlagen darf eine leitende Verbin- 
dung nicht bestehen °). : 

2. An allen Geräten und Einrichtungen, 
die den Anschluß von Feınsprechanlagen an 
Niederspannungs - Starkstromnetze vermitteln, 
müssen die Anschlüsse für die Starkstiom- wie 
für die Schwachstromseite elektrisch und 
räumlich zuverlässig. von einander getrennt 
und leicht zu unterscheiden sein. 


3, Die Staıkstromklemmen müssen der 


Berührung entzogen und plombierbar sein ®). 

4. Die Bestimmungen des $ 10 der 
„Errichtungsvorschriften‘“ des Verbandes 
Deutscher Elektrotechniker finden Anwen- 
dung. 

5. Die Starkstrom- und die Fernmelde- 
leitungen müssen in der ganzen Anlage elek- 
trisch und räumlich zuveılässig von einander 
getrennt und leicht zu unterscheiden sein ?). 

6. Kleintransformatoren, die zum Be- 
trieb von Fernmeldeanlagen dienen, müssen 
als solche gekennzeielnet werden ®) und ent- 
weder derart gebaut oder mit solchen Schutz- 
vorrichtungen versehen sein ®), daß bei daneın- 


u£ 


7 


Heit 50, 


1015 


dem Kurzschluß der Sekundärklemmen und 
bei Nenn-Primärspannung die Übertempeıa- 
tur der Wicklungen folgende Werte nieht über- 
schreitet: 

Draht mit Isolierung durch Emaillelack 120° C 
Draht mit Isolierung durch Seide 100° C 
Draht mit Isolierung durch imprägnierte 

Baumwolle 90°C 
Die Übertemperatur ist nach den ‚Maschinen - 
normalien‘‘ des Verbandes Deutscher Elektıo- 
technıker aus der Wiıderstandszunahme zu 
ermitteln ?). 

Die Primär- und Sekundärwicklungen 
es auf getrennten Spulenköipeın befestigt 
sein ®). 

Beide Wicklungen sind durch isolierende 
Zwischenlagen oder ähnliche Mittel so vonein- 
ander zu trennen, daß auch bei Drahtbruch ein 
elektrische Verbindung. nicht entstehen kann 

8. Die Spannung an der offenen Sckun- 
därwicklung daıf das Doppelte der Nennspan- 
nung nıcht überschreiten und höchstens 40 V 
betragen ?). 

9. Die Isolierfestigkeit ist nach den 
„Maschinennormalien‘‘des Verbandes Deutscher 
Elektrotechniker zu prüfen; Prülspannung 
1000 V. 

.. 10: Auf den Kleintransformatoren müssen 
Primärspannung, Fıiequenz, Sckundärstiom- 
stärke, Sekundärspannungen und Leerlaufs- 
verbrauch in Watt, bezogen auf die Primär- 
spannung, verzeichnet seın 10). 

Die angegebene Stromstärke muß der 
höchsten angegebenen Sekundärspannung ent- 
sprechen. 

Erläuterungen. 


1) Vgl. Erläuterungen von Passavant 
„ETZ‘*‘ 1912, 8. 94. Über den Begriff „Feın- 
meldeanlagen‘ (Schwachstromanlagen) siehe 
Webers Erläuterungen 1 und 2 zum $ 1 der 
Errichtungsvorschriften. Leitsätze für die 
Errichtung elektrischer ' Feınmeldeanlagen 
(Schwachstromanlagen) sind 1913 aufgestellt 
und 1914 zum Teil neu gefaßt worden („ETZ“ 
1914, 8. 540). 

2) Tıansformatoren dürfen also nicht in 
Sparschaltung angewendet werden. Besteht 
eine leitende Verb,ndung, wie z. B. bei Spar- 
schaltung, so muß dıe Feınmeldeleitung in 
allen Teılen nach den Vorschriiten für Staık- 
stromanlagen ausgeführt werden. 

3) Vgl. $ 10, Regel 1, der Errichtungsvor- 
schriften. 

4) Beide Arten von Leitungen dürfen z. B. 
nieht in ein und demselben Rohr liegen. 

) Die Kennzeichnung soll eine Verwech- 
selung mit Kleintransfoımatoren für Staık- 
stromzwecke, z. B. zur Speisung niedervoltiger 
Glühlampen, ausschließen; hieızu dient eiwa 
die Aufschrit: „Klingeltiansformator‘“, 

6) In der Praxis wııd dieser Forderung 
durch Transformatoren mit hohem Spannungs- 
abfall genügt. Die Sicherung des den Trans- 
formator enthaltenden Zweiges der Staıkstıom- 
leitung ist keine derartige Schutzvorrichtung, 
sieistabernach $14 d der Errichtungsvorschrif- 
ten erforderlich. 

7) Diese Vorschrift definiert die sogenannte 
„Kurzschlußsicherheit‘‘ des Transfoımators. 
S;ıe bezieht sich nicht nur auf die Feueisgefahr 
infolge Überhitzung der Außenteile, sondern 
soll auch ein Unbrauchbarwerden der Trans- 
formatoren durch Verschmoren infolge von 
selten in der Fernmeldeanlage verhin- 

ern. 

8) Obwohl der Übertritt des Starkstroms 
in die Fernmeldeleitung auch bei. anderen 
als der hier vorgeschriebenen Bauart verkütet 
werden kann, so soll doch duıch die Bestim- 
mung eine besondere, von der Art der Ausfüh- 
rung tunlichst unabhängige Sicherheit ge- 
schaffen werden. Die getrennten Spulenkör per 
können z. B. auf zwei verschiedenen Schenkeln 
des Eisenkerns liegen. Liegen sie auf demsel- 
ben Schenkel, so muß jede Spule mit ibıem 
Körper für sich abnebmbar seın. 

9) Die Leitsätze fußen auf der Annahme, 
daß eine Spannung von 24 V für den Betrieb 
von Feınmeldeanlagen ausreicht. Dieser Span- 
nung entspricht dıe Grenze von 40 V bei otfe- 
nem Transformator, da meistens ein erheblicher 
Spannungsabfall entsteht. 

10) Wırd der Klingeltransformator wie 
üblich als Einheitstype für einen größeren Be- 
reich von Anschlußspannungen ausgeführt, z. B. 
210 bis 240 V, so muß der Leerlaufsver brauch 
bei einer bestimmten en angegeben 
werden, also z. B. „0,1 W bei 220 V“. 


Verband Deutscher Elektrotechniker e. V. 


Der Generalsekretär: 
Dr-üng. G. Dettmar, 


1016 


Bericht‘ 
j über die 
XXVI Jahresversammlung 
in Hannover 
am 24. und 25. September 1920. 


(Fortsetzung von S. 993.) 


Herr Stern: Die Forderung Prof. Peter- 
sens, schärfere Prüfungsregeln für die Isola- 
tion von Transformatoren aufzustellen, hat 
meine volle Zustimmung. Es ist ein sehr merk- 
würdiges Vorkommnis, daß die elektrotechni- 
schen Großfirmen trotz der ausführlichen Vor- 
schriften der Maschinennormalien sich genötigt 
sehen, wesentlich schärfere Vorschriften zu 
schaffen, wenn sie die Garantien für ein großes 
neues Werk üb>rnehm°n sollen. Die Maschinen- 
normalien enthalten in der jetzigen Form für 
die Isolationsprüfung von Transformatoren 
übar 50 000 V übsrhaupt keine Bestimmungen ; 
das soll der Verabredung zwischen Kunden und 
Fabrikanten überlassen bleiben. Ich empfehle 
dringend, b>i der Neubsarbsitung der Maschi- 
nennormalien diese Lücke auszufüllen und 
nicht nur den ganzen Bereich der betriebsmäßig 
vorkommenden Spannungen in die Maschinen- 
normäalien aufzunehmen, sondern auch Prü- 
fungsbsstimmungen für die innere Isolation der 
Transformatoren zu schaffen. 

Es ist von Herrn Dr. Roth vorher gesagt 
worden, daß die Defekte in Transformatoren, 
die durch Wanderwellen zustande kommen, we- 
niger in Durchschlägen zwischen den Windun- 
gen als in solchen von Spule zu Spule bestän- 
den; das widerspricht meinen Erfahrungen. Ich 
habs gefunden, daß die Durchschläge zuerst 
zwischen den einzelnen Windungen einer Spule 
sich einleiten; wenn dann der nachfolgende 
Kurzsehlußstrom das Wicklungsmaterial in 
Brand gesetzt hat, so tritt das Sprühfeuer leicht 
in die bsnachbarte Spule über und erzeust dort 
ebenfalls Defekte. An Spulen, die von Wander- 
w:llen stark beansprucht waren und noch kei- 
nen wirklichen Kurzschluß innerhalb der Win- 
dungen aufwiesen, zeigte sich, daß die Iso- 
lation zwischen den Windungen an vielen Stel- 
len wie mit Nadelspitzen durchlöchert war. 

Es war mir merkwürdig, daß eine Lanze für 
Aluminiumzellen eingegelegt wurde. Sie hätten 
vielleicht eine praktische Bedeutung, wenn es 
möglich wäre, die Aluminiumzellen direkt an 
die Betriebsspannung heranzulegen ; das ist be- 
kanntlich wegen der chemischen Veränderung 
der Formierungshaut unter dem Einfluß des 
Ladestrom>s nicht möglich, sondern man muß 
eine Funksnstreck:, die im Falle der Über- 
spannung sich üb>rbrückt, einschalten. Nun 
stellen die Aluminiumzellen eine erhebliche 
Kapazität dar; diese wird übsr eine Funken- 
streck> angelegt. Wir habazn damit den schön- 
sten Wanderwellenerreger. 

Diese B>fürehtung ist keine rein theore- 
tische. Die AE G hat Aluminiumzellen früher 
gebaut und hat gefunden, daß sie b>i fast sämt- 
lichen Anlagen, in denen sie installiert waren, 
zu D>fekten der dort b>findlichen Transforma- 
toren jeden Fabrikates geführt haben. Nach 
diesem Erfolg verzichtete die AEG auf die 
w>itere Fabrikation von Aluminiumzellen. 
Diese Erfahrungen stehen scheinbar im Wider- 
spruch zu dsn amerikanischen Erfahrunsen. 
B>kanntlich ist die Aluminiumzelle in Ams>rika 
als Üb>rspannungsschutz in sehr ausgedehntem 
Maß> verbreitet; das hängt mit dem zusammen, 
was vorher Herr Prof. Petersen ausgeführt hat. 
Unsere Transformatoren sind zweifellos bs- 
züglich der inneren und äußeren Isolation 
schwächer gebaut als die amerikanischen und 
diese halten daher die Beanspruchung der Alu- 
miniumzellen etwas bssser aus. Aber als ich 
Anfang 1914 drübn war, hatte sich bei einer 
Reihe von Betriebsleitern schon die Übarzeu- 
gung Bahn gebrochen, daß ihre zahlreichen 
Transformatorendsfekte doch erheblich mitdem 
Betriebe der Aluminiumzellen zu tun haben 
müssen. 


Herr Roth: Herr Prof. Görges hat den 
Beweis geführt, daß infolge Leitungsbruch 
durch die Erdschlußdrosselspule Überspannun- 

en auftreten können. Ich kann einen Fall auf- 
ühren, wo dies sich tatsächlich ereignet hat: 
Es handelte sich um eine 50 000 V-Anlage. Ein 
Leiter war aus anderen Gründen durchgegan- 

en, die Spannung hat sich dann durch die 
Spule heraufgearb>itet. Wenn man die Dämp- 
fung barücksichtigt, ergibt sich eine Spannung 
von 150 kV der Phasen gegenüber Erde (mit 
Grundfrequenz),. Tatsächlich fanden auch 
Durchschläge zwischen den einzelnen Phasen 
und Erde statt; in dem Moment kam die Spule 
zur Wirkung, der Lichtbogen löschte aus, der 
Vorgang wiederholte sich usw. Die Störung hat 
‚uns einen Transformator zusammengeschlagen. 
Die Wanderwellen können außerordentlich lang 
werden, weil die ganze Leitung auf die hohe 
Spannung aufgeladen wird. Dies ist von Ein- 


Elektrotechnische Zeitschritt. 


1920, Heit 


fluß auf die Beanspruchung des Transformators. 
Die Überschläge nach Erde fanden in 2 Phasen 
in der Nähe des Transformators statt. (also 
kurze Wellen), in der 3. Phase im Netz (lange 
Welle). Diese 3. Phase ist tatsächlich Spule 
gegen Spule durchgeschlagen. Es wird deshalb 
untersucht, ob nicht allgemein zu Löschdrossel- 
spulen Hörnerableiter parallel geschaltet wer- 


den sollen. Eine zweite Lösung ist die, Drossel- | 


spulen mit gesättigter Charakteristik zu ver- 
wenden. Die ganz gleiche Erscheinung tritt 
übrigens auch auf, wenn Sie einen Transfor- 
mator, an welchem die Löschspule angeschaltet 
ist, mit einem Schalter ohne Vorkontaktwider- 
stände abschalten. Es gibt einen Moment, wo 
der eine Pol unterbricht. Dann erfolgen Über- 
schläge am Transformator nach Erde. „Der Wi- 
derstand r des Hörnerableiters muß ungefähr 
der Formel 
r< 2o0L 
7- y24 @? L Kıı —927 wo! L2K,!2 —4 

entsprechen. 

Hierbei ist 

L Drosselspuleninduktivität, 

®© — Kreisfrequenz =2x f, 

K, = Mittlere Teilkapazität Phase-Erde. 

Ein ganz ähnliches Phänomen tritt auf, 
wenn zwei Leitungen verschiedener Systeme 
nebeneinander geführt werden auf kürzere oder 
längere Strecken und wenn die Spule so einge» 
stelltist, daß’sie zu viel Strom aufnimmt. Dann 
können ganz kolossale Überspannungen auf- 
treten. Die Abhilfen sind die gleichen. 

Den Feststellungen von Herrn Dr. Stern 
gegenüber möchte ich bemerken, daß es inter- 
essant ist, daß die Erfahrungen bei der AEG 
andere sind. Ich vermute, daß dies mit Kon- 
struktionsunterschieden zusammenhängt. Wir 
haben mehrere Störungsfälle gehabt, wo nur 
Durchschläge zwischen den Spulen stattgefun- 
den habsn. Was die Aluminiumzelle betrifft, 
so wollte ich ihre Wiedereinführung nicht befür- 
worten. Ich wollte nur sagen, daß es das ein- 
zige Abhilfsmittel ist, das wir uns bis jetzt den- 
ken können. Einführen möchte auch ich sie 
nicht. Es ist übrigens zu bemerken, daß die 
Aluminiumzelle in diesem Falle für den Trans- 
formator nicht gefährlich sein könnte, denn 
die an den Nullpunkt angeschlossene Alumi- 
niumzelle erzeugt nur Sprungwellen von 1,4- 
facher Phasenspannung im Gegensatz zu den 
vo Herrn Stern erwähnten Ableitern an den 

olen. 


Herr Warrelmann: Gestatten Sie mir 
zu dem vorliegenden Thema einige . Worte 
vom Standpunkt des Betriebes, Zunächst 
möchte ich das. besonders unterstreichen, was 
bereits von Herrn Prof. Petersen über die un- 
erläßliche Einfachheit und Betriebssicherheit 
gesagt worden ist, denn im praktischen Betriebe 
wird sich nur das durchsetzen, was einfach und 
bstriebssicher ist. In der Uberspannungsfrage 
ist b>kanntlich bereits eine erfreuliche Klärung 
zu verzeichnen, nachdem die Nutzlosigkeit und 
Zwecklosigkeit, jede im Betriebe auftretende 
unb>quemse Erscheinung durch Zusatzappa- 
rate abwehren zu wollen, allgemein erkannt 
worden ist. Es muß fast wundernehmen, daß 
es erst einer gewissen Durchseuchung durch 
die Apparatekrankheit bedurfte, um zu dieser 
Erkenntnis zu kommen, da es seit langer Zeit 
auf anderen Gebieten der Technik eine selbst- 
verständliche Gepflogenheit ist, Anlagen so zu 
bsmsssen, daß sie unvermeidlichen, häufig 
wiederkehrenden Zusatzbsanspruchungen ohne 
weiteres gewachsen sind. Es besteht glück- 
licherweise heute kein Zweifel mehr darüber, 
daß auch b>i elektrischen Apparaten allen häu- 
fig wiederkehrenden, unvermaidlichen zusätz- 
lichen Spannungsbsanspruchungen durch hin- 
reichende Isolation Rechnung getragen werden 
muß, und daß die Höhe der unvermeidlichen 
Zusatzspannungen durch zweckmäßige Gestal- 
tung des L>itungsnetzes und der Schaltanlage 
vorteilhaft bseinflußt werden kann. Ein ein- 
faches Vorb>ugemittel besteht bekanntlich in 
der tunliehsten Vermeidung jeder übsrflüssigen 
Induktivität im Zuge der Leitung, damit die 
Wanderwellen nicht in unnötiger Weise reflek- 
tiert werden, sondern ungehindert über mög- 
lichst lange Leitungsstreeken verlaufen, d.h. 
sich gewissermaßen austoben können. Bei den 
heutigen Ausführungen kann ich mich des Ein- 
druckes nicht erwehren, daß auf dem Gebiete 
des Überstromes die Erfahrungen in der Über- 
spannungsfrage nicht hinreichend verwertet 
werden. So zeigten dieim Lichtbild vorgeführ- 
ten komplizierten Schaltungsschemen eine An- 
häufung von Stromwandlern zum Zwecke der 
Betätigung zahlreicher Relais zur automati- 
schen Abschaltung von Fehlerströmen. Ich 
befürchte, daß, wenn wir in der Überstrom- 
schutz-Frage diesen Weg weiter wandeln, wir 
erneut Schwierigkeiten in der Überspannungs- 
frage b>kommen, denn der Einbau zahlreicher 


50. 


16. Dezember 1920. 


Stromwandler wird die für die Vermeidung von | 


Überspannungen als außerordentlich wichtig 
anerkannte Kontinuität der Leitung voraus- 
sichtlich empfindlich stören. Ich möchte emp- 
fehlen, daß 
nen Ubsrstromschutzmittel weise Mäßigung 
Platz greift und man von einem Überstrom - 
schutz nicht mehr fordert, als daß er einerseits 
die Anlage wirksam schützt und anderseitsetwa 
auftretende Fehler und Überströme so weit lo- 


kalisiert, als es die Sicherheit des Betriebes er- 


fordert. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß 
auch in der Elektrotechnik in vielen Fällen ein- 
fache Handarbeit wertvoller ist, als kompli- 
zierte automatische Arbeit, wenngleich auch 
die vielfachen eleganten Anwendungsmöglich- 
keiten der Elektrizität zur automatischen Be- 
tätigung außerordentlich reizen. 

Nun noch einiges über die Entwicklung der 
Apparate. 

Wir haben von Herrn Bendmann gehört, 
daß er den Hörnerableiter durch einen Schutz- 
schalter ersetzt hat, wodurch in elektrischer 
Beziehung zweifellos Vorteile erzielt worden 
sind, indem die bekannten Nachteile des Hör- 
nerschalters durch die Vorteile des Ölschalters 
ersetzt wurden. Erkauft sind diese Vorteile 
jedoch zweifellos mit einer Komplikation in der 
Apparatur, und es muß der Erfahrung über- 
lassen bleiben, ob die Inkaufnahme derselben 
durch elektrische Vorteile gereehtfertigt ist. 
Die unter Öl arbeitende Funkenstrecke ist 


meines Erachtens betriebsmäßig nicht unbe- 


denklich, für den vorliegenden Apparat jedoch 
nicht zu vermeiden. Warnen möchte ich da- 
gegen grundsätzlich vor einer betriebsmäßigen 
Anwendung von Funkenstrecken in all den 
Fällen, in denen der gewollte Zweck mit ande- 


ren Mitteln erreichbar ist. So halte ich es für 
außerordentlich bedenklich, daß in dem Über- 


stromschutz-System des Herrn Bendmann die 
Verriegelung und Freigabe der Relais von 
Funkenstrecken betriebsmäßig geregelt werden 
sollen. Es daıf hierbei meines Erachtens nicht 
übersehen werden, daß einerseits alle im 
Netz vorkommenden Spannungsschwankungen 


schwerlich die Apparate unbeeinflußt lassen. 


werden, und daß auch wiederholtes Anspreche 
der Strecke die Überschlagspannung erheblich 
beeinflussen wird. 

Ganz verfehlt sind meines Erachtens die 
Funkenstrecken sogenannter Funkdrosseln, so: 
wie die Anwendung dieser Drosseln in ausge- 
dehnten Netzen. Sie sind bekanntlich künst- 
lich eingebaute Wanderwellenwehre, die den 
nicht reflektierten Teil der Wanderwellenener- 
gie in einer Funk :nstreeke vernichten sollen. 
Da in größeren Netzen die Wanderwellenener- 
gie meistens sehr beträchtlich, die zu ihrer Ver- 
nichtung bestimmte Funkenstrecke jedoch sehr 
winzig ist, so wird in vielen Fällen der zur Ver- 
niehtung d>r Wanderwellen bestimmte Appa- 
rat beim ersten Ansprechen von diesen selbst 
vernichtet. 3 


Herr Vogelsang: Herr Bauch hatim An- 
schluß an meine Ausführungen noch einiges ge- 
Bes über die Wertigkeit der Auslösezeit einmal 
in bezug auf das Selektiv-Relaissystem und ein- 
mal in bezug auf Spannungsverlust - Relais- 


systeme. Ich möchte hierzu einiges bemerken. 


Ich meine, wenn man in dieser Beziehung das $e- 
lektivsystem in den Vordergrund rückt, dann 
habe ich die Empfindung, als wenn man aus der 


NoteineTugend macht. Denn wodurchisteigent- 


lich die wünschenswerte Zeit der Abschaltung 
eg! Sie ist nach den Erfahrungen rer 

en durch folgenden Umstand: In dem Netz 
sind bekanntlich große Motoren angeschlossen. 
Ein großer Motor läßt es sich erfahrungsgemäß 
1 bis 2 s gefallen, daß er erheblich zu wenig 
Spannung bekommt. Dauert die Sache länger, 
dann fällt er heraus und der beste Schutz nutzt 
nichts. Man muß also auch die Schwierigkeiten, 
die die großen Motoren bereiten, berücksichti- 
gen und sorgen, daß die Abschaltung möglichst 
innerhalb der Grenze von 1 bis 2 s stattfindet. 


Bei dem Selektivsystem ist es ein Übelstand, 


daß die höchste Einstellung für die Auslösung 


maßgebend ist, während bei dem Spannungs- 


verlustsystem es umgekehrt ist, die niedrigste 
ist maßgebend. Man muß im Auge behalten, 
daß alle Systeme im Grunde den Zweck haben, 
die Schalter möglichst geschlossen zu halten 


und nicht eigentlich sie auszulösen, undeshat,. 


wie ich meine, keinen Sinn, darüber zu reden, 
was für eine Ablaufzeit diejenigen Schalter 
haben, die nicht zur Auslösung kommen, son- 


dern es kommt nur auf die Ablaufzeit derjeni- 


gen Schalter an, die wirklich auslösen. 


Herr Bußmann: Bei der wesentlichen Be- , 


deutung, die die Anregung des Herrn Prof. 
Petersen basitzt, erscheint 
nötig, daß die diesjährige Jahresversammlung 
nicht geschlossen werden darf, ohne daß diese 
Frage ihrer Lösung einen Schritt näher ge- 
bracht wird. Ich möchte daher empfehlen, daß 
eine Kommission eingesetzt wird, die die 


ei der Anwendung der empfohle- 


es mir unbedingt 


v7 
se 


x 


18. Dezember 1820. 


Frage zu prüfen hat, welehen Bedingungen 
die Generatoren und Transformatoren von 
Großkraftwerken entsprechen müssen. um die 


für den praktischen Bstrieb nötige Sicherheit 


zu erhalten. Daß die jetzt bestehenden 
Vorschriften nicht ausreichen, ist vorhin 
schon erwähnt und durch die aufgetretenen 
Schäden genügend balest. 
werden, die Maschinennormalien-Kommission 
befasse sich schon mit dieser Frage, aber ich 
halte diese Kommission nicht für geeignet, noch 


dieses Sondergebiet zu bearbeiten. Anderseits 
ist es außerordentlich schwierig, hier aus dem 


Handgelenk die geeigneten Mitglieder für eine 
solehe Kommission zu benennen; ich möchte 
daher empfehlen, daß in derselben Weise, wie 
gestern, die Zusammensetzung der Kommission 
dem Technischen Hauptausschuß übertragen 
wird unter besonderer Berücksichtigung der 
Verbraucher bzw. der Elektrizitätswerke sowie 
ee die auf diesem Gebiet Erfahrungen 
esitzen. 


Herr Petersen: Bevor ich die von Herrn 
Dr. Roth gestellten Fragen beantworte, will ich 
auf die von Herın Geheimrat Görges erwähn- 
ten  Überspannungserscheinungen eingehen. 
Zunächst stelle ich fest, daß diese Erscheinung 
b>i jeder der zahllosen Ausführungsformen der 
Erdsehlußkomp>nsierung auftreten kann — ob 
diese nun Erdsehlußspule heißen oder unter der 
Flagge Löschdrossel segeln, ist völlig gleich- 
gültig. Denn es handelt sich um das gleiche 
p\ysikalische Prinzip. Herr Görges, der leider 
nicht mshr anwesend ist, wird mir diese Tat- 
sache b>stätigen können, 

Dann ist es ab:r am Platze, mit allem 
Nachdruck zu bstonen, daß es sich b>i den 
‘ theoretischen Betrachtungen des Herrn Ge- 
heimrat Görges um eine Erdschlußkompen- 
sierung handelt, wie sie praktisch nicht aus- 
geführt wird. Ebensowenig wie man Strom- 
erzsuger mit geradliniger Charakteristik baut 
— auch sie würden unter praktisch leicht 
eintretend>n Verhältnissen „sehr bedeutende 
Übsrspannungen“ verursachen, ebensowenig 
w:rdsn Erdschlußspulen mit geradliniger Cha- 
rakteristik ausgeführt. 

. Da uns die von Herrn Geheimrat Görges 
für die theoretische Spule abgeleitete Möglich- 
keit von vornherein auf dem Papier bekannt 
. war, hab>n wir b>i der Fabrikation die Ausfüh- 
rung mit eisengeschlossenem, hoch esättigtem 
Kern vorgeschriebzn. Die praktischen Spulen 
hab:n daher eine scharf a knickende Magne- 
tisierungscharaktzristik. Wir haben weiterhin 
häufig die dringende Warnung ausgesprochen, 
nieht ohne Kenntnis der theoretischen Grund- 


lagen Spulen zu bauen. Wozu mangelnde Er- 
fahrung führen kann, dafür gibt Herr Dr. Roth“ 


ein gutes Beispiel, das nicht tief genug gehängt 
werd>n kann, damit die Erdschlußkompensie- 
rung nicht durch die Fehler Unberufener in 
Verruf gerät. Die Spule, von der Herr Dr. Roth 
sprach, ist ohne meine Kenntnis aus einem 
alten Transformator hergerichtet worden. Zu 
ihrem Anschluß diente ein nach den Versuchen 
sofort umgebauter dreiphasiger Löschtransfor- 
mator in verfehlter- Schaltung, der als kräftiger 
Ob>rwellenerzeuger arbeitete. Trotz des von 
Herrn Dr. Roth erwähnten Vorfalles arbsitet 
die Spule jetzt schon zwei Jahre im praktischen 
Betrieb und hat allen Erwartungen entsprochen. 
Es handelt sich b>iläufig b2merkt um die größte 
bisher gebaute 50 000 V-Spule. 

Die Empfindlichkeit von Systemen, die 
sich elektrisch beeinflussen (Parallelführung 
verschiedener Leitungen), berührte ich auf dem 
Verbandstage 1918 und gab damals die Lösung 
der Ausgleichspule an. Sie ist inzwischen durch 
die Saugspule überholt worden. 

Da Bestriebserfahrungen von größerem 
Nutzen sind, als die schönsten Versuche, beant- 
worte ich die letzte Frage des Herrn Roth nach 
der Zulässigkeit der Verstimmung mit einigen 
Erfahrungen aus dem praktischen Betrieb. 

In dem klassischen Fall der 110 000 V-Lei- 
tung Bitterfeld — Golpa— Berlin, die infolge 
Durchschlages einer Durchführung eine volle 
Stunde lang mit einer Phase an Erde arbeitete, 
bis Berlin Dampf aufmachen und die Last über- 
nehmen konnte, war der totale Erdschlußstrom 
47 A, die Spuleneinstellung 54 A. re 

Diese Verstimmung war zufällig; wir sind 
dem Zufall sehr dankbar gewesen, weil wir ein 
derartiges Ergebnis nicht erhofft hatten. 

Isolatorenübarschläge sind auf der gleichen 
Leitung bei einer Verstimmung von rd 20% 
(34 A Spulenstrom, 43 A Erdschlußstrom) ab- 
gelöscht worden. : 

Ssit einigen Monaten arbaitet ein 45 000V- 
Netz mit 33% Verstimmung ohne nachteilige 
Wirkungen. ? 

Allerdings muß ich betonen, daß ungeeig- 
nete Anordnungen nicht die gleichen Ergebnisse 
erbracht hätten. Herr Bauch a über die 
Verteilung von Spulen auf das Netz. In großen 
Netzen, z. B. dem des Bayernwerkes, werden 


"Elektrotechnische Zeitschrift. 


Es könnte gesagt 


1920. Heit 50. 


1017 


die Spulen in der Art gleichmäßig auf das Netz 


verteilt, daß beim Herausfallen einzelner Netz- 
teile die Kompensation gewahrt bleibt. Fehl- 


abgleichungen von 100 A sind ausgeschlossen. 


Die Bedenken wirtschaftlicher Natur gegen die 
Aufteilung sind nicht stichhaltig, denn es han- 


delt sieh um Spulenleistungen, bsi denen die 
Zusammenfassung in eine Riesenspule keinen 


geldlichen Gewinn bringt. Bekanntlich steigt 


von gewissen Leistungen ab der Preis von 
Transformatoren oder Spulen proportional der 
kVA-Zahl. 

Was im übrigen Herr Bauch über den 
Wanderwsllenausgleich gesagt hat, war nichts 
weniger als überzeugend. Seine Worte „sprechen 
Zürssich.. 

Die neue Lehre hat mich äußerst inter- 
essiert. Vor Transformatoren schaltet man also 
Drosselspulen, weil diese die Spannungswellen 
von den Transformatoren fernhalten, weil sie 
die Wellen reflektieren, parallel zu dem Trans- 
formator legt man nach der Lehre von Bauch 
Spulen, weil diese die Wanderwellen aufsaugen, 
durchlassen. 

Ich weiß nicht, ob Herrn Bauch der innere 
Widerspruch klar geworden ist, der in seinen 
Worten über die Sättigung der Spulen liegt. 
Den Löschtransformator sättigt er hoch und 
gibt diese Sättigung als Vorzug an, bei der Erd- 
schlußspule ist die gleiche Maßnahme auf ein- 
malnicht am Platze. Mir scheint es beinahe so, 
als ob wir noch in einen anregenden Meinungs- 
austausch über die Grundlagen des Transfor- 
mators eintreten werden. 

Dankbar bin ich schließlich Herrn Bauch 
für die Mitteilung des Jahres!) (1917), in wel- 
chem er seine Versuche begonnen hat. 


Herr Klingenberg: Ich möchte kurz auf 
den Antrag des Herrn Bußmann eingehen und 
möchte ihn dahin erweitern, daß dem Tech- 


nischen Hauptausschuß das Arbsitsgebiet einer 


solchen Kommission und der Zeitpunkt der 
Einberufung aus ganz bsstimmten Gründen 
übarlassen bleiben soll. 


Herr Roth: Um Mißverständnisse zu ver- 
meiden, möchte ich nur bsmerken, daß wir eine 
der ersten Erdschlußdrosselspulen, welche über- 
haupt ausgeführt wurden, nach Angaben von 
Herrn Prof. Petersen gebaut haben. 


Herr Bauch: Ist eine Petersen-Spule hoch 
gesättigt, so verändert sich mit zugeführter 
Spannung ihre Induktanz sehr stark, so daß 
damit die Grundb>dingung des Löschens voll- 
ständig verändert ist. Das ist natürlich durch- 
aus nicht erwünscht im Betrieb, denn dadurch 
kann man weit über die zulässige Reststrom- 
stärke hinauskommen. Aus diesem Grunde ist 
der Löschtransformator mit 2 Induktivitäten 
versehen, deren eine konstant bleibt und für 
das Löschen wichtig ist und deren zweite va- 
riabel ist. Es besteht also tatsächlich ein we- 
sentlieher Unterschied zwischen einem Lösch- 
transformator und einer. Petersen-Spule, ein 
Unterschied, der allerdings nur demjenigen 
klar ist, der mit den Grundlagen der Trans- 
formatorentheorie vertraut ist. Die Folge die- 
ser Unterschiede ist, daß b>im Löschtrans- 
formator der Resonanzgefahr vorgebeugt ist, 
abar gleichzeitig die Löschwirkung im Gegen- 
satz zur Petersen-Spule nicht durch ein Steigen 
der Netzspannung illusorisch gemacht wird. 
Auf diese Verhältnisse werde ich ausführlich 
in der demnächst zu erwartenden Veröffent- 
liehung zurückkommen. 


Herr Warrelmann wies auf die Gefahr‘ 


hin, die Stromwandler in die Netzte bringen 
sollen. Ich möchte darauf hinweisen, daß die 
Siemens-Schuckertwerke und die Siemens & 
Halske A.G. viele Tausende von Stromwandlern 
in Anlagen aller Spannungen eingebaut haben, 
ohne daß die bsfürchteten Gefahren einge- 
treten sind, und.daß es oft möglich ist, mit Ein- 
leiterwandlerın auszukommen, z. B. wenn man 
die Einführung in die Schalter als Stromwand- 
ler mitbenutzt. 

Herr Vogelsang bastätigte meine An- 
sieht übar die Gefahr zu großer Abschaltzeit. 
Es ist aber wohl aus meinen Worten nicht klar 
genug hervorgegangen, daß ich nicht die Zeiten 


ms>inte, die das Spannungsrückgangssystem auf 
dem Papier aufweist, sondern die Zeit, die es 
in der Praxis wirklich hat. Selbst wenn man in 
einem Spannungsrückgangssystem die Min- 
destablaufzeit auf % s bemißt, kann man auf 
eine weit höhere Abschaltzeit eines tätigen 
Schalters kommen durch den großen Spannungs- 
abfall, den ein schwerer Kurzschluß in einer 
langen Teilstrecke erzeugt. ; 

Die Ausführungen des Herrn Prof. Peter- 
sen über die Vorgänge in zwei leitend verbun- 


denen Induktivitäten gegenüber einer Wander- 
welle umgehen den Kern der Frage. Nur zwei 


1) Die erste, heute noch im Betrieb befindliche Erd- 
schlußspule wurde am 28. II. 1917 angeschlossen. 

Die erste Patentanmeldung der SSW (Bauch) datiert 
vom 25. V. 1918. ö 


gewöhnliche, parallelgeschaltete Transforma- 
toren verhalten sich gegen eine Wanderwelle 
gleich. Etwas anderes ist es aber, wenn der eine 
Transformator mit einer Petersen-Spule ver- 
sehen ist, die ihrerseits erhebliche Teile der 
Wanderwellenenergie hindurchsaugt, während 
der andere Transformator mit dem Nullpunkt 
frei in der Luft hängt. Noch anders liegen die 
Verhältnisse, wenn zu einem gewöhnlichen 
Transformator ein Löschtransformator parallel 
geschaltet ist. Dann saugt eben der Lösch- 
transformator die gefährliche Energie 
durch sich selber hindurch, also von 
dem Betriebstransformator ab. Der Lösch- 
transformator hält also die Gefahrenenergie von 
den Betriebsapparaten fern, während dıe Pe- 
tersen-Spule sie in die zu ihrem Anschluß die- 
nenden Apparate hineinsaugt. Gelingt ihr das, 
dann wird der Bstriebstransformator erheblich 
gefährdet. Wirkt der Betriebstransformator 
aber wie eine Schutzdrossel vor der Petersen- 
Spule, dann tobt sich die Wanderwellenenergie 
im Leitungsnetz usw. aus. 

Herın Prof. Petersen scheint nach allem 
nieht bekannt zu sein, daß Wanderwellen in in- 
duktive Gebilde eindringen oder durch sie hin- 
durchgehen können. Dem widerspricht aber 
seine Bemerkung über die ersten Versuche, daß 
ein Transformator ‚als kräftiger Oberwellen - 
erreger arbeitete“. Wenn Herr Prof. Petersen 
von diesen Versuchen sagt, „zu ihrem (nämlich 
der Petersen-Spule) Anschluß diente ein nach 
den Versuchen sofort umgebauter dreiphasiger 
Löschtransformator in verfehlter Schaltung‘, 
so ist das eine Entstellung der Tatsachen, die 


geeignet ist, mit der Petersen-Spule gesammelte 


trübe Erfahrungen auf unseren Löschtransfor- 
mator zu übartragen. Zu diesen Versuchen ist 
sin Lösehtransformator nach meinen Angaben 


sondern wie Herr Dr, Roth ausdrücklich be- 
stätigt, eine nach Herrn Prof. Petersenseigene n 
Angaben ausgeführte Spule verwendet worden , 


Herr Auernheimer: Es wurde die Frage 
aufgeworfen, wie sich die Erdschlußspule bei 
Unfällen verhält. In den Anlagen der Kraft- 
werk Altwürttemberg A.G. haben sich nun 
zwei Unfälle zugetragen. 

Ein Unfall ereignete sich im vergangenen 
Jahre vor Einbau der Erdschlußspule. Der 
betreffende Monteur trug an den Händen, Schul- 
teın und am Gesäß sowie am Knie derartig 
schwere Verbrennungen davon, daß er noch 
heute in ärztlicher Behandlung steht. 

Vor etwa vier Wochen hat ein Bezirks- 
inspektor bei Revision der Kondensatoren batte- 
rien versehentlich die betreffenden Zellen nicht 
abgeschaltet. Er stellte eine direkte Verbin- 
dung zwischen Phase und Erde dadurch her, 
daß er mit der Hand die Leitung und mit dem 
Knie die geerdeten Gestelle der Kondensatoren- 
batterie berührte. Dies verdient deshalb be- 
sonders hervorgehoben zu werden, weil es sich 
um Körperteile handelt, die gegen Verbrennung 
durch den elektrischen Strom und Lichtbogen 
sehr empfindlich sind und meist den Verlust 
der betreffenden Gliedmaßen nach sich ziehen. 
In diesem Falle konnte der betreffende Mann 
nach acht Tagen seinen Dienst wieder auf- 
nehmen. 

Es zeigte sich hierbei die große Schutzwir- 
kung der Petersenschen Erdsehlußspule. Über 
den Erdschlußpunkt fließt nieht mehr der ge- 
samte Erdstrom des Neztes von etwa 18 A, son- 
dern nur ein Bruchteil von etwa 1,5 A, ent- 
sprechend den Isolationsfehlerströmen und den 
Ladeströmen der Oberwellen der Betriebsspan- 
nung, Dieser Reststrom neigt aber sehr wenig 
zur Lichtbogenbildung (fast reiner Wattstrom)). 
Tatsächlich läßt sich der Erdschluß in einem mit 
der Erdschlußspule geschützten Netz, wie die 
Versuche ergeben, mit einem Trennmesser zu- 
und abschalten. Im Moment des Zuschaltens 
wirkt die Erdung ähnlich der Entladung einer 
großen Leydener Flasche. 

Ich glaube, daß diese beiden Unfälle den 
besten Beweis dafür liefern, daß die Erdschluß- 
spule gegen die Folgen der Berührung von Lei- 
war zweifellos einen großen Fortschritt be- 

eutet. 


Herr Schrottke: Ein großer Teil der in der 
Diskussion aufgeworfenen Fragen wäre viel- 
leicht unerörtert geblieben, wenn die ausführ- 
lichen Veröffentlichungen über die in meinem 
Berichte erwähnten Neuerungen rechtzeitig er- 
schienen wären. Leider ist das trotz aller An- 
strengungen und des Entgegenkommens der 
„ETZ“ nicht möglich gewesen. Ich möchte 
mich wegen der vorgeschrittenen Zeit darauf 
beschränken, nur auf die wesentlichsten Punkte 
einzugehen, 

Ich stimme mit den Herren Vorrednern 
dahin überein, daß eine Hochspannungsanlage 
so einfach wie möglich sein soll, und ich glaube, 
ich bin einer der Ersten gewesen, der diesen 
Grundsatz vertreten hat. Ich bin noch weiter- 
gegangen und habe jedem ans Herz gelegt, er 
möge auch mit jedem Volt geizen. 


1018 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. Heft 


50, 16. Dezember 1920. 


Wenn ich jetzt auf die Einwände eingehe, 
die Herr Prof. Petersen gegen den Lösch- 
transformator erhoben hat, so willich auch da 
nur das Wesentliche streifen. Ich glaube, Herr 
Prof. Petersen und ich befinden sich in der 
gleichen Lage. Ich gebe zu, daß meine Erfah- 
rungen mıt der Petersenspule nicht so groß 
sind wie mit dem Löschtransformator und Herr 
Prof. Petersen wird das Umgekehrte wohl auch 
zugeben. Aber gerade die wenigen Erfahrungen 


dıe wir bei den Untersuchungen mit Petersen- 


spulen gemacht haben und dıe die ungünstigen 


Beriehte der Herren Geheimrat Görges und 


Dr. Roth bestätigen, haben uns dazu. geführt, 
nach einem einwandfreien Ersatz zu. suchen 
und wir glauben dıesen Ersatz gefunden zu 
haben, denn es hat sich ergeben, daß er von den 
Nebenerscneinungen, wie Gwfährden der Null- 
punktspulen von Transformatoren und Gene- 
ratoren, vollkommen frei ist. 

Wenn Herr Prof. Petersen vielleicht in 
nicht gewollter Schärfe auf den von mir er- 
wähnten Ausgleich von Wanderwellen bestimm- 
ter Art duren den Lösehtransformator hinwıes 
und sagte, daß man wohl eınen ahnungslosen 
Betriebsleiter , welcher unter dem Drange der 
Geschäfte dıe Einzelheiten der Technik nicht 
verfolgen Kann, mıt soleher Mitteilung über- 
rascnen könne, nicht aber diese Versammlung, 
so ıst das auen eın ‚Beweis dafür, daß er eben 
die beı den Löschtransformatoren vorliegenden 
Erfahrungen nıcht kennt. Über sie wırdın dem 
angekündigten Artikel berichtet werden. 

Icn bıtte, eınen Unterschied darin zu 
machen, daß man nient dıe beiden Systeme der 
Erdsenlußıösener schleenthin mit Löschdrosseln 
bezeichnet. Die Bemerkungen von Herrn Ge- 
heımrat Görges und dıe von Herrn Dr. Roth 

erıeuteten Erfahrungen über dıe Wırkung von 
Lösendrosseln auf Wanderwellen bezogen sıch 
auf dıe Nullpunkts-Drosselspule von Petersen, 
nicht auf den Löseutransformator. 

Wenn Herr Prof. Petersen dıe Abstimm- 
fähigkeitund Regulierfänigkeiteiner Erdsehluß- 
Lösceneinrieutung als nıcut bedeutend hın- 
stellte, trıfft das beı Netzen mit nıederer Hoch- 
spannung ın gewissem Grade zu. Bei solchen 
haben w,r aucn gefunden, daß Verstimmen des 
Lösentransformators bıs zu 100% dıe Lösch- 
wırkung nıcnt vernindert. 
tung war für etwa 150 km 15 kV-Leıtung be- 
recunet und tat beı 300 km noch einwäandtreien 
Dienst. Bei den höcusten Spannungen trifft 
das Gleiche aber nıcht mehr zu, da muß dıe 
Abstimmung "sorgfältiger gemacht werden. 
Nach den Ausfüurungen von Herm Prof. Pe- 
tersen hatte ıcn den Eındruck, daß er denLösch- 
transformator als eın totgeborenes Kind hın- 
stellen wollte. Ich begreite aber nicht, weshalb 
er das Kınd dann noch extra totschlägt. Ich 
ziehe daraus den Schluß, daß er ihm eıne ge- 
wısse Lebensfänigkeit doch nicht absprechen 
kann. Some Wirtschaftlichkeitsbereeunungen 
kann ich bestätigen, da sıe uns aus früneren 
Überlegungen geläufig sınd, aber der Lösch- 
transformator als solener soll ja gar nieht zur 
Anwendung kommen, sondern wır wollen einen 
regelrecnten Betriebstransformator mıt der 
wertvollen Eigenschaft des Löschens von Erd- 
schlußlıchtbögen anwenden. 

Herr Proi. Petersen glaubte auch meiner 
Forderung, daß ın Anlagen mıt sehr hohen 
Spannungen eın Erdseuluß möglichst unver- 
zuglıcn beseitigt werden soll, entgegentreten 
zu müssen. Diese Forderung hat mıt dem 
Löscutransformator garnients zu tun. Die Be- 
seıtıgung der Lebensgefahr und der Telephon- 


und Teiegrapnenstörungen zwingen zu dıeser. 


Maßnanme. Der elektrische Betrieb eıner An- 
lage würde m,teınem Pol an Erde ohne weıteres 
genen, wıe dıe Wecuseistrombahnen beweisen, 
aber dıe Störungen der Sehiwachstromanlagen 
und dıe Gefäurdung daduren, daß Maste und 
Anlagenteıle lebensgefäuriiche Spannung an- 
neumen, zwingen dazu, jeden, Erdschluß so 
schnell als möglıch abzuseualten. 

Herr Vogelsang hat das Spannungs- 
abfallrelais erwähnt und gesagt, daß sıen dıe 
Fenlerstromfrage dadurch gut lösen ließe. Ich 
habe auen eıne Zeitlang dıesen Standpunkt ver- 
treten, als wır aber beım Bayeınweık vor der 
Notwendigkeit standen, eine praktische Lösung 
zu fınden, da versagte dıe Kunst. Es lıegt das 
an der großen Veränderlieukeıt des Kuız- 
schlußstromes von Oıt zu Ort und mıt der 
Tages- und Jahreszeit. 

Ich komme zu dem Einwand von Herrm 
Warrelmann, daß dıe vorgelegten Schaltun- 
gen des Fenlerstromschutzes zu komplızıert 
- seien. Ich habe ın meinem Bericht dasscıbe ge- 
sagt, docn ließ sıch leıder keine einfachere Lö- 
sung fınden. Wer es einfacher machen kann, 
möge es tun, Vorschläge dıeser Art werden gern 
entgegengenommen. 

(Herr Schrottke hat nachträglich noch 
schriftlich folgende Zusätze eıngesandt, welche 
eine Beantwortung der in der Versammlung 


Die Löscheinrich- 


an ihn gerichteten Fragen darstellen, deren 
Erörterung wegen Zeitmangels in der Ver- 
sammlung unterbleiben mußte): Herr Petersen 
hat bewegliche Klage geführt über unzu- 
reichende Isolierung der Transformatoren. In 
solcher Allgemeinheit kann ich dieser Klage 
nicht beipflıchten, da die Transformatoren, mıt 
denen ich in der Hauptsache bisher zu tun 
hatte, dazu keinen Anlaß gaben. Prüfen von 
10 kV-Transformatoren mit 37,5 kV kann doch 
nur auf Verstärken der äußeren Isolierung hin- 
zielen und daran hatten die Transformatoren 
der von mir beratenen Anlagen wenigstens in 
den letzten 10 Jahren keinen Mangel. Bei Ver- 
stärken der inneren Isolierung begegnet man 
der Schwierigkeit, den Grad der Gefährdung 
durch Überspannungen richtig einzuschätzen, 
so daß ohne Zweifel der Transformator auch 
bei verstärkter Isolierung mit Schutzdrossel- 
spule höhere Sicherheit bietet als ohne sie, ZU- 
mal ja die Drosselspule den ersten Stoß der 
Wanderwelle empfängt. 

Herrn Biermanns Bemerkungen über 
den Schutzwert von Drosselspulen gründen sıch, 
sovielich weiß, auf Versuche im Laboratorium, 
und da möchte ich daran erinnern, daß nach 
meinen Erfahrungen auf dem Gebiete der Über- 
Spannungen ein geschickter Experimentator je- 
derzeit das Gegenteil jeglicher Behauptung be- 
wesen kann. Wırklich entscheidend sind nur 
dıe Erfanrungen der Praxis und diese sprechen 
für den hohen Sehutzwert richtig ausgeführter 
flachgewickelter Schutzdrosselspulen. Die Mit- 
teilungen von Herrn Dr. Roth zu dıesem Punkte 
sınd nıcht frei von Wıderspruch. Ich stımme 
aber darin mit ihm übere,n, daß man nicht 
Transformatoren und Drosselspulen beliebiger 
Ausfünrung zusammenschalten darf, sondern 
daß dıese gewissermaßen aufeinander abge- 
stımmt sein müssen; das ıst, wie der praktısche 
Erfolg zeigt, beı den von mir angewendeten 
Apparaten der Fall. 

Es ıst von verschiedenen Seiten hervor- 
gehoben worden, daß Hörmnerableiter mit 
Dämpfungsw.derständen bei hohen Spannun- 
gen keinen Schutz bieten. Es wird dabeı ver- 
gessen, daß, wenn mehrere Schutzapparate vor- 
nanden sınd, sien diese im Bedarfsfalle parallel- 
schalten. Ich stütze mich dabei außer auf 
eıgene Erfahrungen, auch auf ein Gutachten 
von Herrn Prof. Petersen, in dem er nachweist, 
daß aus dem angeführten Grunde eine 80 kV- 
Anlage lediglich durchihren Hörnerschutz trotz 
Beanspruchung mıt 190 kV vor Schaden be- 
wahrt blieb, während das zugehörige unge- 


schützte Kraftwerk und eine durch Zusammen- 


schlagen der Leitungen mıt ihr in Verbindung 
geratene 110 KV-Anlage schwere Beschädigun- 
gen erlıtten. 

Der von Herrn Bendmann erwähnte 
Selbstunterbrecher im Dämpfungswiderstande 
bedeutet eine wertvolle Vervollkommnung des 
Wıderstandschutzes. Da es sich aber hıerbei 
um einen elektromagnetisch betätigten Appa- 
rat mıt beweglichen Teilen handelt, der durch 
seine Lage im Ölwiderstand häufiger Kontrolle 
entzogen ı8t, so empfiehlt es sich, für gelegent- 
liches Versagen dıe Hörnerableıter als Funken- 
strecke beızubshalten, bis Erfahrungen über 
ausreichend lange Zeit völlige Verläßlichkeit 
der Vorrichtung nachweisen g3 

Bei den Vorschlägen zur Sicherung der Öl- 
schalter gegen Beanspruchung durch den hohen 
plötzlichen Kurzschlußstrom wird in der Regel 
Schalten auf Kurzschluß vergessen. Gegen die 
hierbei auftretenden sehr hohen Beanspruchun- 
gen helfen Vorrichtungen zum Erleichtern des 
Ausschaltens nieht. : 

Bei den Fehlerschutzsystemen mit unab- 
hängıger, also fest eingesteilter Auslösezeit der 
Schalter, hat man bemängelt, daß sie Kurz- 
schluß nicht schnell genug abschalten, um Syn- 
chronmaschinen vor Außertrittfallen zu be- 
wahren. Bei Durchrechnen praktıscher Anwen- 
dungsfälle zeigt sich nun das überraschende 
Ergebnis, daß sehr häufig die durchschnittliche 
Unterbreehungszeit des Kurzschlusses nicht 
unbeträchtlich kleiner ist, als die bei Schutz- 
systemen selbst mıt von der Spannung abhän- 
gıger Auslösezeit, weil bei den Rıesenleistungen 
der Groß-Kraftübertragungen die Spannung 
bei Leiıtungskurzschlüssen tatsächlich nicht so 
stark abfällt, wie man gewöhnlich annimmt. 

Bei Herrn Dr. Sterns Bemerkungen über 
die Aluminiumzellen empfand ich lebuafte Ge- 
nugtuung, daıch schon vor mehr als 12 Jahren 
ihre Gefährlichkeit experimentell nachgewiesen 
und lange Zeit ganz aulein gegen den Ansturm 
ihrer Anhänger!) zu verfeenten hatte, 


Vorsitzender: M. H. "Wir können nicht 
umhin, sowoul den drei Herren Vortragenden 


' als den sämtlichen Herren Diskussionsrednern 


unseren allertiefsten Dank für die interessanten 
Mitteilungen auszusprechen. Wenn auch die 


g ee Prof. W. Petersen „Hochspannungstechnik* 1911, 


Ansichten ziemlich tiefgehend über die besten - 
Schutzmaßnahmen auseinander zu gehen schei- 
nen, so ist nicht daran zu zweifeln, daß bei 
einem derartigen Zusammenarbeiten unserer 
ersten und besten Kräfte die Schwierigkeiten, > 
die sich der betriebssicheren Führung unse- 
rer größten Elektrizitätswerke entgegenstellen, 
in Zakunit verschwinden werden. Mit diesem 
Wunsche verbinde ich nochmals den besten 1 
Dank für die lehr"eichen Ausführungen auf die- 
sem Gah'aı- \ ; 
nen Beschluß herbeizuführen über den 
Antr“ der Kommission, ist dadurch erübrigt, 
daß er dem Technischen Hauptausschuß über- % 
geben wird. 


Herr Bußmann: Ich möchte bitten, über 
den Antrag mit der Erweiterung Klingen- 
berg abstimmen zu lassen. 


Vorsitzender: Wer ist für den Antrag? 
(Abstimmung.) Das ist die Mehrheit. Ich 
dankelhnen und schließe djieVormittagssitzung. ° 

Nachträrlich gingen noch schriftlich fol- 
gende Diskuss:orsbeiträge der Herren Dr. 
Wecken vom städtischen Elektrizitätswerk E 
Hannover, Prof. Petersen, Bauch und Bier- Be: 
manns ein: 


Herr Wecken (brieflich): Auf die von Hern 
Bauc ı üb.r das vom Spannungsrückgang ab- 
hängige ITherstromschutzsystem gemachten 
Ausfuurun, n ist zu erwidern, daß b>i diesem 
System eine verhältnismäßig sehr große Aus- 5 
lösezeitnur dann eintreten kann, wenn die Ent- 
ferınung des Fehlerpunktes der Leitung von 
dem nächsten Streekenschalter außergewöhn- 
lich groß und gleichzeitig auch der Kurzschluß- % 
strom und dıe Höchstauslösezeit außergewöhn-- 
lich groß sind. Unter Voraussetzung all dieser 
ungünst,gen Verhältnisse, dıe prakt.sch in den 
allermeisten Fällen aber gar nıcht vorkommen 
können, ist es allerdings denkbar, daß der = 
Spannungsabfall in einer sehr langen Leıtungs- 
scnleife Schalter — Fehlerstelle— Scenalter so groß 
wird, daß am Schalter die Spannung nur wenig 
unter dıe Betriebsspannung sınkt, der Span- 
nungsrückgang also gering ausfällt. Eine ein- 
fache Nachrechnung unter Zugrundelegung 
praktischer Verhältnisse, wie sıe bei Hoch- 
spannungsnetzen für Betriebsspannungen bis 
60 000 V vorkommen, zeigt aber, daß bei sol- 
chen Streckenschalterabständen, wie man sie 
bei Mittelspannungsnetzen in der Praxis allge- 
mein aus betriebstechnischen Gründen wählt, 
auch im ungünstigsten Falle die Entfernung der 
Fehlerstelle vom nächsten Streckenschalter 
niemals so groß werden kann, daß der Span- 
nungsrückgang an diesem Schalter zu gering 
würde. Im Gegensatz zu den Ausführungen des 
Herrn Bauch, wonach bei dem vom Span- 
nungsrückgang ‚abhängigen System eine zu 
große Auslösezeit zu befürchten sei, muß betont 
werden, daß bei Mittelspannungsnetzen die Ver- 
hältnisse häufig so liegen, daß dıe Auslösezeiten E32 
eher zu klein und infolgedessen bei den benäch- $ 
barten Streckenschaltern zu wenig voneinander 
verschieden ausfallen; hier läßt sich aber n 
jedem Falle Abhilfe dadurch schaffen, daß man 
(bereits bei der Netzprojektierung ) den Ab- { 
stand der Streckenschalter vergrößert oder ähn- iR 
lich wirkende Maßnahmen trifft. Auch bi 
bereits bestehenden Netzen ist man stetsin der 
Lage, eine solche Unterteilung einer Leitungs 
strecke in selbsttätig abschaltbare Teilstrecken - 
zu schaffen, daß der Spannungsrückgang an 
den einzelnen Streckensehaltern hinreichend 
groß und genügend verschieden voneinander 
wird, und daß die Auslösezeit des der Fehler“ 
stelle am nächsten gelegenen Schalters genü- 
gend klein ausfällt. 2a 

Des weiteren ist darauf hinzuweisen, daß 
bei dem seinerzeit von mir angegebenen vom 
Spannungsrückgang abhängigen Überstrom- 
Schutzsystem!) ja auch dıe Höchstauslösezeit 
von Fall zu Fall beliebig gewählt werden kann; _ 
wählt man diese also nıchıt zu groß, so ist man 
sicher, daß die Auslösezeit in keinem Falle zu 
groß werden kann, selbst dann nicht, wenn — 
was in Wirklichkeit nicht der-Fall ist — beim 
Auftreten von Überstrom der Spannungsrück- 
gang am Streckenschalter gleich. Null sein 
sollte; in dem Maße, wie aber die Spannung am 
Streckenschalter zurückgeht, nimmt dıe Aus- 
lösezeit ab. Für ein sıcheres Funktionieren 
des Systems ist hierbei von wesentlicher Bedeu- 
tung, daß Auslösezeit und Spannungsrückgang 
in geradem Verhältnis zueinander stehen, eıne > 
Bedingung, die nicht durch alle Relaıskonstruk- Se 
tionen ohne weiteres erfüllt wırd. 7 

Der von Herrn Bauch erwähnte Nachteil 
des vom Spannungsrückgang abhäng genUÜber- 
stromschutzsystems ist also keineswegs allge- 
mein vorhanden, sicherlich ist er nieht vorhan- 
den bei Verwendung dieses Systems in Mittel- Be: 
Spannungsnetzen mit den hierüblichen Strecken- 
schalterabständen. Für diese Netze bietet dies 


Mn  —e 


ER a a ne GE E 


in 


E 


*) DRP. 243466, 256075 u. 269387. 


18. Dezember 1920. 


System vielmehr die.einfachste, beste und billig- 
ste Lösung für die selbsttätige Abschaltung von 
fehlerhaften Leitungsstrecken. 


. Herr Petersen (brieflich);: Das Suchen nach 
einem Ersatz dürfte wohl einige andere Gründe 
haben. Es widerstrebt mir, sie.hier zu nennen. 
Wenn Herr Schrottke sagt, daß die (prak- 
tische) Löschdrossel von den Nebenerscheinun- 
gen der (theoretischen) Erdschlußspule frei ist 
— die geklammerten Worte habe ich eingefügt — 
so pflichte ich ihm bei. Seit wann ist es aber in 
der Technik üblich, praktische Ausführungen 
mit theoretischen Gebilden zu vergleichen ? 
Wird die Elektrotechnik in dieser Art betrieben, 
so dürfen wir die schönsten Ergebnisse erwar- 
ten, so z.B. daß die Nebenschlußmaschine, 
selbsterregt die Spannung unendlich annimmt. 
Die Bemerkung von Herrn Geheimrat Görges 
bezieht sich mit der gleichen Berechtigung auf 
den Löschtransformator wie auf die Nullpunkt- 


spule von Petersen ; sie trifft für die praktischen. 


Ausführungen nicht zu. Bei gleicher Sättigung 
in Eisen des Löschtransformators und in der 
Erdschlußspule haben beide die gleichen-Eigen- 
schaften in dieser Hinsicht. Herr Schrottke hat 
diese Kleinigkeit wohl im Eifer des Gefechtes 
übersehen. 
Ich bitte Herrn Schrottke, die ungünstigen 
Erfahrungen, die er mit einer Spule von wahr- 
scheinlich verfehltem Aufbau gemacht hat, 
unter Bezeichnung der Anlage, des Herstellers 
der Spule und ihrer Eigenschaften zu nennen. 
Daß die Gründe seiner ungünstigen Erfah- 
rungen richtig erkannt worden sind, beweisen 
die Worte seines Vortrages, welche die Sätti- 
gung des Löschtransformators als Vorzug 
preisen. $ 
Hinsichtlich der Wanderwellenfrage kom- 
men wir anscheinend rasch zusammen, seitdem 
Herr Schrottke von dem Ausgleich von Wander- 
"wellen bestimmter Art spricht: Vielleicht 
meint Herr Schrottke hiermit die Wanderwellen 
des aussetzenden Erdschlusses. Daß diese ver- 
schwinden, daß man bei Versuchen geradezu 


. Elektrotechnische Zeilschrit. 


1920. Heit 


50; 1018 


\ 


Transformator bedeutet dies im normalen Be- 
trieb schwächere Sättigungen im Schenkel- 
eisen, d.h. eine ungünstige Ausnutzung. 

2. Der Transformator muß einen ausrei- 
chenden magnetischen Rückschluß besitzen. 
Dies läßt sich bei Manteltransformatoren durch 
entsprechende Verstärkung "der Rückenquer- 
schnitte erzielen. Bei Kerntransformatoren ist 
ein sehr kräftiger vierter Schenkel oder aus 
Symmetriegründen besser ein vierter und fünf- 
ter Schenkel erforderlich (Ausführung als 5- 
Schenkel-Transformator). 

3. Die zweite Arbsitswicklung des Trans- 
formators kann weder in Dreieck noch in Zick- 
zack geschaltet werden. 


Nach fachmännischem Urteil ist ein solcher 
Transformator nicht mehr wettbewerbsfähig. 

Daß er allerdings als Ersatz für die Lösch- 
drossel Spielart Bauch Vorteile bietet, be- 
zweifle ich nicht. Bezogen auf die gleiche Lei- 
stung und die gleiche zulässige Belastungs- 
dauer bedingt diese Löschdrossel mindestens 
den 4-fachen (theoretisch den 4,46-fachen) Bau- 
stoffaufwand wie die einphasige übliche Erd- 


- schlußspule und immer noch den 2,5-fachen 


a en wie die dreiphasige Erdschlu3- 
spule. 

Dieser Baustoffaufwand ist einer der 
Gründe, die meine scharfe Stellungnahme ge- 
gen die Löschdrossel rechtfertigen. Weiterhin 
erhebe ich Einspruch dagegen, daß diese Appa- 
rate, die nur für eine Belastungsdauer von 30 s 
entworfen werden, bereits nach 2 s die Erd- 
schlußkompensierung aufheben. Damit wer- 
den aus Gründen, die ich hier nicht erörtern 
will, einige der besten Eigenschaften der Erd- 
schlußkompensierung zu nichte gemacht. 

Nehmen wir beispielsweise an, dab in der 
Schaltanlage eines Werkes eine Durchführung 
durchschlägt. Bei technisch richtiger Ausfüh- 
rung des Erdschlußschutzes kann der Fehler 
in Ruhe gesucht werden. Nach seiner Auffin- 
dung lassen sich die erforderlichen Umschal- 


frequenz des Schwingungskreises mit der 
Frequenz der amgelegten Wechselspannung 
übereinstimmt, an diesem eine sehr hohe, bei 
Vernachlässigung des Ohmschen Widerstan- 
des sogar unendlich hohe Spannung auftritt. 
Derartige Schulfälle ließen sich viele aufzählen. 
So zeigt die Theorie der einphasig kurzge- 
schlossenen idealen Drehstrom -Synehronma- 
schine, daß an den Klemmen .der offenen. 
Wicklung ebenfalls seht hohe, bei widerstands- 
und streuungsloser Maschine sogar unendlich 
hohe Spannungen auftreten; jeder einphasige 
Kurzschluß müßte der Theorie zufolge also 
unbedingt zur Katastrophe führen. Dies ist 
in Wirklichkeit nun nicht der Fall; unsere 
Netze vertragen eine ganze Menge einphasiger 
Kurzsehlüsse und dies liegt eben daran, daß 
die wirkliche Maschine sich von der idealen 
Maschine in ‚wesentlichen Punkten unter- 
scheidet, hauptsächlich durch die Anwesen- 
heit von Eisen mit seinen Sättigungserschei- 
nungen. 

Dasselbe ist bei dem aus der Induktivität 
der Erdschlußspule und aus der Erdkapazität 
des Netzes gebildeten Schwingungskreis der 
Fall; auch hier führt die falsch angewendete 

heorie des Thomsonschen Sehwingungs- 
kreises zu geradezu absurden Ergebnissen. Der 
Magnetische Kreis der praktisch ausgeführten 
Erdschlußspule besteht zum überwiegenden 
Teil aus Eisen und man geht hier wie bei jedem 
technischen Apparat schon aus Gründen der 
Wirtschaftlichkeit mit der magnetischen Sät- 
tigung so hoch, wie es nur irgend möglich ist. 
Die Sättigung setzt nun bei eintretender Reso- 
nanz dem Anwachsen der Spannung an der 
Drosselspule bald ein Ziel, die Abnahme der 
Induktivität infolge, der sinkenden Permeabi- 
lität des Eisens führt ferner zu einer Ver- 
stimmung des Sehwingungskreises und aus 
diesen Gründen nehmen, wie gleich gezeigt 
wird, Resonanzerscheinungen an der tech- 
nischen Erdschlußspule in Wirklichkeit einen 


überraschende, ja verblüffende Erscheinungen, 
wie Herr Schrottke sagt, feststellt, ist eine Tat- 
sache, auf die ich in meinen ersten Veröffent- 
lichungen über die Erdschlußspule hinwies. 
Doch ist diese Unterdrückung der Wanderwellen 
jeder beliebigen Spielart der Erdschlußkom- 
pensierung gemeinsam, gleichgültig, ob sie ein- 
polig oder dreipolig ausgeführt wird, oder ob 
schließlich noch ein besonderer Transformator 
zwischengeschaltet wird. 
Auf die scherzenden Worte von Herrn 
Sehrottke möchte ich im gleichen Tone erwi- 
dern: Ich würde mich des Vatermordes schul- 
dig machen, wenn ich das Kind totschlüge. Es 
ist nicht allgemein bekannt, daß die Erdschluß- 
spule zahlreiche Spielarten besitzt. So wird 
z. B. bei einer meiner Löschspulen mit drei- 
phasigem Anschluß der Nullpunkt unmittelbar 
geerdet und die etwa angestrebte, aber von mir 
als durchaus überflüssig angesehene Regelung 
der Induktivität geht in einfachster Weise 
bei einigen Volt Spannung vonstatten. Diese 
Spielart, die immer noch mit einem Bruchteil 
an Materialaufwand wie die nach Zwischen- 
. schaltung eines Transformators sich ergebende 
Löschdrossel ausgeführt wird, müßte doch min- 
destens die gleichen Vorzüge wie die Lösch- 
drossel besitzen. Derartiges habe ich nicht 
entdeeken können — mag sein, daß ich’ als 
Vater einen strengeren Maßstab anlege, als die 
Adoptiveltern. > 

Die Frage der Verwendung eines regelrech- 
ten Betriebstransformators mit der Eigenschaft 
des Löschens von Erdschlußlichtbögen habe 
ich vor Jahren schon eingehend untersucht. 

Ein derartiger Transformator muß fol- 
gende Eigenschaften besitzen: 

1. Jeder der drei Schenkel muß für die 
volle verkettete Spannung bemessen sein im 
Gegensatz zum üblichen Transformator, der 
auch im Erdschluß je Phase nur die Phasen- 
spannung führt. . Gegenüber dem üblichen 


tungen ohne Überhastung durchführen. Ist sehr harmlosen Verlauf. 
Volt 
6000 = 2 
. ESHEESIE 
Eu 
“a EEEEEEE 
- u= zu 
Se: Eu Be ZuMnan FH 
© une Bre=um rH oh 
Bea u 
! 3000 Kataloge yet 4 BERUME 
Beszeu = bas-kHobs:eh-latad.ei PErH 
YH FHHEH un - 
2000 Y- - = - = SH 
/ SH. FH 
/ 1] | ! 
1000 pi H 7 | { = 
/ ] | iE 
oV | IB KIT I] Ale H Saaaa 
o 50 100 150 200 250 300 500 350 600 Amp 
—% 
Abb. 2 


dagegen die Anlage mit der 2 s-Spule gesichert, 
so flammt der Erdsehluß-Lichtbogen nach 2 s 
empor. Der Sammelschienen-Kurzschluß, die 
Stillsetzung des Werkes ist die Folge. Ähnliche 
Beispiele lassen sich in großer Zahl geben. 
Diese und ähnliche durch die Erdschlußspule 
erschlossenen Möglichkeiten führen zu einer 
Vereinfachung, Verbilligung der Schaltanlagen. 
Insbesondere können Unterwerke nach Ge- 
sichtspunkten entworfen werden, die von den 
heute üblichen abweichen. - 

Wie bei dieser Sachlage an die 2 s-Spule 
überhaupt nur gedacht werden kann, ist mir 
unverständlich. Auch das Zusammenarbeiten 
mit Netzen, die mit der 2h-Erdschlußspule ge- 
schützt sind, wird unmöglich gemacht. Jeden- 
falls halte ich es für meine Pflicht vor Spulen, 
die nur eine kurze Belastungsdauer vertragen, 
zu warnen. | 


Herr Bauch (brieflich): Eine wesentliche 
Meinungsverschiedenheit besteht zwischen 
Herrn Prof. Petersen und mir in der Frage des 
Dauernd-mit-Erdschluß-Fahrens. Wenn ein 
Elektrizitätswerk die trüben Erfahrungen, die 
man hierbei — sei es mit oder ohne Erdschluß- 
schutz— über kurz oderlangsicher macht, durch- 
aus am eigenen Leibe sammeln will, dann möge 
ihm dies unbenommen bleiben. Im allgemeinen 
aber kann man als verantwortlicher Be- 
rater nur vor einem solehen Experiment war- 
nen, es kann gutgehen, es können aber auch 
verheerende Wırkungen eintreten. Auf Wunsch 
kann natürlich auch der Löschtransformator 
u automatische Verstimmung geliefert wer- 

en. 


Herr Biermanns (brieflich): Der Thom- 
sonsche Schwingungskreis ist jener  Schul- 
fall, an welchem dem angehenden Elektro- 
techniker zuerst das Wesen und die Bedeutung 
der Resonanzüberspannungen klargemacht 


wird. Es wird gezeigt, daß, wenn die Eigen- 


Abb. 1 zeigt eine Magnetisierungsku1ve, 
die an einer willkürlich aus der Fabrikation 
herausgegriffenen Erdschlußspule von 250 kVA 
aufgenommen .wurde, u. zw. wurde mit Hilfe 
eines Wattmeters und einer senkrecht zur 
Drosselspulenspannung stehenden Hilfsspan- 
nung direkt die Grundwelle des Magnetisie- 
rungsstromes gemessen. Die Kurve gestattet 
also direkt die Berechnung der sogenannten 
Wechselstrompermeabilität des Eisens, und 
die aus dieser ermittelte Induktivität der Erd- 
schlußspule kann in erster Annäherung direkt 
in die Gleichungen des Thomsonschen Schwin - 
gungskreises eingeführt werden!). 

Die in die Abb. I eingetragenen Punkte 
sind Messergebnisse, die ausgezogene ‚Kurve 
selbst stellt die Funktion 


I = 28,6. E— 0,65. E°+ 0,189. E® 


dar, wo J, den Effektivwert der Grundwelle 
des Magnetisierungsstromes und E den Effek- 
tivwert der Drosselspulenspannung ın k-Volt 
bedeutet. Man sieht, daß die angeschriebene 
Funktion die Magnetisierungskurve selbst bis 
zu hohen Sättigungen — die normale Span- 
nung der Spule beträgt 2620 V — mit aller 
nur wünschenswerten Genauigkeit darstellt. 
Das lineare Glied der auf der rechten Seite 
stehenden Potenzreihe ergibt den unteren 
gradlinigen Teil der Magnetisierungskurve; 
die Induktivität der Drosselspule in unge- 
sättigtem Zustande ist also 


SD TE ee a 


OH ie = 
28,6 


(1 


Lo 


und ihre induktive Reaktanz im ganzen Sät- 
tigungsbereich: 


1) Auf "die strengere‘ Theorie des eisenhaltigen 
Schwingungskreises werde ich in einer später an anderer 
Stelle erscheinenden Mitteilung eingehen. . 


1020 
1 
L.o=7-:.&.®, (Bd 
wo ; 
e=1—0,0227. E?+0,0066.E4.. . . (8b 
Die kapazitive Reaktanz der Erdkapazität 
des angeschlossenen Netzes sei ferner 
1325 21080 R 
RER 


bei genauer Abgleiehung der Erdschlußspule 
ist<=1,0, die Abweichung des Koeffizienten & 
von der Einheit, ergibt also direkt den Grad 
der Verstimmung der Erdschlußspule. 

Aus Gl. (3) und (4) ergibt sich die Eigen- 
frequenz des: aus Erdschlußspule und Netz- 
kapazität bestehenden Schwingungskreises zu 


(8 


wo ® die aufgedrückte Frequenz ist. 
Nun ergibt sich die Höhe der Resonanz- 
spannung an der Erdschlußspule aus der Be- 
Tr 


ziehung : 
2m 2 v2\2 
ee) ee 


wo r den effektiven Widerstand des Schwin- 
gungskreises und e die Höhe der beispiels- 
weise durch irgendwelche kapazitiven Un- 
symmetrieen aufgediückten Spannung be- 
deutet. Unter Beachtung der Gi. (3) und (5) 
geht die angeschriebene Gleichung endlich 
über in 


(6 


e 


\+(t x)‘ BeTa 


2 ai Ve 


oder auch umgekehrt: 


r }: 1 ae y 
ae DIE 5 +(= x) . (7b 
Abb. 2 zeigt die mit Hilfe der Gl. (7b) 
berechnete Abhängigkeit der Resonanzspan- 
nung an der Drosselspule von der Höhe der 
aufgedrückten Spannung für genaue Ab- 
stimmung der Erdschlußspule (2 = 1,0) und für 
eine um 25% zu große («= 0,75) bzw. 10% zu 
kleine Induktivität (<=1,1); die Koordinaten 
zeigen nicht direkt die Spannungen in Volt, 
sondern als Vielfaches der Normalspannung 
und zwar der Phasenspannung. Es wurde an- 
genommen, daß der Onmsche Widerstand 5% 

des induktiven Widerstandes ausmacht. 

Die Kurven lassen erkennen, daß die auf- 
tretenden Resonanzspannungen geradezu 
lächerlich niedrig sind, es ist ja zu bedenken, 
daß, auf die verkettete Spannung bezogen, 
die Überspannung nur etwa 60% des aus den 
Kurven abgelesenen Wertes ausmacht. Bei 
vollendeter Abgleichung z. B. steigt die Span- 
nung an der Drosselspule, wenn die erregende 
Spannung den vollen Wert der normalen 
Pnasenspannung besitzt, auf den 1,35-fachen 
Wert der normalen Phasenspannung; an den 
nicht erdgeschlossenen Phasen stejgt die Span- 
nung also nur 20% über den Wert der normalen 
verketteten Spannung. Die Oberschwin- 
gungen vermögen das entwickelte Bild nur 
wenig zu stören.!) ; 
Die vorstehenden Entwicklungen zeigen 
jedenfalls, daß bei der technischen Erdschluß- 
spule von einer Resonanzgefahr im Ernste 
nicht gesprochen werden kann und daß dem 
entgegenstehende Behauptungen auf einer 
Verkennung der Eigenschaften der Erdschluß- 

spule beruhen. : 
Es sei nur noch eıwähnt, daß die Reso- 
nanzgefahr vom Erfindar der Erdschlußspule 
vom ersten Tage an eıkannt woıden war und 
daß demgemäß die Erdschlußspulen von vorn- 
herein mit entsprechender Eisensättigung aus- 

geführt wurden. (Schluß folgt.) 


Biermanns: 


AlER): Der Schwingungskreis mit eisen- 
haltiger Induktivität. F ER 


„Archiv f. Elektr.“ Ba. 8. S. 348, 


RECHTSPFLEGE. | 


Zur Erhöhung der Patentgebühren ?). 


Dr. W. B. hat vor kurzem in den 
„Mitt. d. Reichsb. Dtsch. Techn.‘ die Frage 
aufgeworfen, ob die Erhöhung der Patent- 
gebühren auf das Vierfache und teilweise auf 
einen noch höheren Betra notwendig und ver- 
nünftig war, wobei er gleichzeitig bemerkte, 
daß die bateiligten Kreise vorher anscheinend 
nieht gefragt worden seien. Er erblickt in der 
Verteuerung der Patente und ganz besonders 
der Anmeldung einen argen volkswirt- 
schaftlichen Fehler, der der Ansicht ent- 
stamme, daß das Patentamt eine unmittelbare 


.ı) Vgl. „ETZ“ 1920, $: 588. 


- Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 50, 


Zentralverband der deutschen elektro- 


technischen Industrie e. V. 


Tätigkeit der Normenausschüse 
des Zentralverbandes im Oktober 1920. 


Normengruppe für Drehstrommotoren. 
über W. 


- (Vorsitzender Geh. Rat Reichel.) 

Es werden Normblätter für offene Dreh- 
strommotoren von 0,125 bis 250 kW Frequenz 
50 ausgearbeitet. Diese enthalten Angaben 
über Läuferart, Normalspannungen und Schalt- 
art, Wirkungsgrad, Leistungsfaktor, Anlauf- 
moment nd, Anzugsstrom bei  Kurzschluß- 
läufern, Kıppmoment, Mindestluftspalt und 
Nennleistung in PS. : 


Von der Normung des Leerlaufstromes und. 


des Schlupfes wird abgesehen. Die Vereinheit- 
lichung der Läuferspannungen wird in Angriff 
genommen. 


Normengruppe für Wasserhaltungs- 
motoren. 


(Vorsitzender Geh. Rat Reichel.) 


Die vor dem Kriege vom Verein für berg- 
bauliche Interessen aufgestellte „alte“ Lei- 
stungsreihe 220, 295, 370, 480, 590, 740, ‚920, 

1100, 1300, 1480 kW stimmt nicht mit der jetzt 
für alle Normungsarbsiten in Aussicht genom- 
menen „neuen‘ Zehnerreihe 200, 250, 320, 400, 
500, 640, 800, 1000, 1250, 1600 kW überein. 
Die Großfirmen liefern seit Aufstellung der 
alten Reihe Motoren mit Leistungszahlen, die 
dieser entnommen sind. ‚Während des Krieges 
sind allerdings durch die Verwendung von Alu- 
minium Leistungszahlen vorgekommen, die 
nicht in der alten Reihe enthalten sind, beson- 
ders bei Leistungen unter 1000 kW. Die ande- 
ren Firmen haben während der letzten Jahre 
Motoren geliefert, deren Leistungen nur z. T. 
der alten Reihe entnommen. sind. 

Angesichts dieser Umstände soll zusam- 
men mit dem Verein für bergbauliche Inter- 
essen untersucht werden, ob die alte Reihe bei- 
behalten werden muß oder die neue Zehner- 
reihe eingeführt werden kann oder ob schließ- 
lich eine Zwischenreihe zur Anwendung kom- 
men soll. . 

Sobald die Leistungsreihe festgelegt sein 
wird, soll die mechanische Normung zusammen 
mit dem Verein für bergbauliche Interessen 
durchgeführt werden. _ EN 


Normengruppe für Gleichstrommoto- 
ren über 11 kW. 
(Vorsitzender Geh. Rat Reichel.) 


Es werden Normblätter für offene Neben- 
schlußmotoren bis 100 kW ausgearbeitet. Diese 


enthalten Angaben über Nennleistung in kW Kugeldurchmesser 


und PS, Drehzahl, 


Normalspannungen, Wir- 
kungsgrad usw. 


Gleichstrommotoren über 100 kW sollen I 


nicht getypt werden. Die Typung der Gleich- 
stromgeneratoren über 100 kW wird in Angriff 
genommen, u. zw.‘ 
a) Generatoren zur Kupplung mit normalen 
Drehstrommotoren (Motorgeneratoren); 
. Spannung 115, 230, 470 bzw. 115/160, 
220/320 V (Akkumulatorenladung). 
b) Generatoren zur Kupplung mit Kraftma- 
schinen. Diese an zusammen mit 
dem Verein Deutscher Maschinenbauanstal- 
ten erfolgen. 

Ferner wird die Typung der Reguliermoto- 
ren in Angriff genommen, d.h. der Motoren, 
deren Drehzahl durch Feldschwächung in wei- 
tem Bereich erhöht werden kann. - 


Normengruppe für Transformatoren. 
(Vorsitzender Dr. Stern.) 

„„ Die Einheitstransformatoren HET und 

SET können nicht mit Ölstandszeiger oder 

Ölablaßhahn geliefert werden. Anormale An-. 

zapfungen, anormale Verlusten. dgl. erfordern 


Einnahmequelle des Reichs bilden müsse, wäh- 


rend es in Wirklichkeit das geistige Eigentum | die undankbare Arbeit unterlassen. 


des Erfinders womöglich kostenlos schützen 
sollte. Der Nutzen entstehe mittelbar durch 
die ar der geistigen Arbeit und durch 
deren Gestaltung zu einem Gegenstande des 
Handels und der Ausfuhr; denn fast das ein- 


zig: was Deutschland mit Erfolg und, ohne sich | Patente treffend, eine Erhöhung besser ver- R 
se { 


bst zu berauben, exportieren. könne, sei 
geistige Arbeit, deren ein großer Teil aber 
zu seiner Verwertung des Patentschutzes be- 
dürfe. _ Jetzt würden die kleinen Erfinder 
— für die großen Firmen ist nach des Verfassers 
Ansicht die Erhöhung nieht von solcher Be- 
deutung —, von denen schon viele wichtige 
Fortschritte ausgegangen seien, meistens die 
0 M Anmeldegebühr scheuen und entweder 
zusehen müssen, wie ihnen das In- und Aus- 


16. Dezember 1920. 


an 


bedeutende Mehrpreise. Transportrollen, Re- 
gendächer, Durchschlagssicherungen u. dgl. 
gelten als normales Zubehör, das gegen beson- 4 


Grenzen für Tempsratur und Übertemperatur 
der Maschinennormalien 1914 um 10° erhöht 
worden; hiervon ist nur gelegentlich Gebrauch 
gemacht worden. Die Übergangsbestimmun 
gen sollen unverzüglich aufgehoben werden. 

' Die Spannungsproben für Transformato- 
ren nach den Maschinennormalien 1914 sind 
nicht scharf genug. Die Fabriken prüfen zwar 
intern wesentlich schärfer, doch scheint auch 
eine Verschärfung der Abnahmeproben nötig. 

Diese Verschärfung wird u. a. in einer Er- 
anaun der Prüfung am fertigen Transformator 
Durchschn nn an Musterspulen 


bestehen. SE z ® 
Als Normalformat für legierte Bleche gilt 
750x 1500 mm; Dicke 0,35 mm. : ; 
In den Richtlinien 1918 für Transforma- 
torenöl soll die Vorschrift über die Teerzahl ge- 
strichen werden ; die Teerzahl gibt bei den heute u: 
erhältlichen Ölen keinen verläßlicehen Anhbalöi 
für die Verwendbarkeit. Gelegentlich einer 
Neuaufstellung von Liefervorschriften für z 
Transformatorenöl soll eine Durchschlagsprobe 
eingeführt werden. : Sr > 
Die verschiedenen. Kühlungsarten von 
Transformatoren sollen wie folgt bezeichnet 
werden: een 
Luftgekühlt mit Selbstlüftung, a 
luftgekühlt mit Fremdlüftung, wu, 
ölgekühlt mit. Selbstlüftung, Sn 
ölgekühlt mit Fremdlüftung, ta 
ölgekühlt mit innerer Wasserkühlung, Ber 
ölumlaufkühlung mit äußerer Wasserküh- 


lung, ; A 
ölumlaufkühlung mit äußerer Luftkühlung. - 
Fachuntergruppe für Fahrzeugbeleuch- 


— 


(Vorsitzender Direktor Rall.) 
Die Normen sollen gemeinsam mit dem 
| Verein Deutscher _ Motorfahrzeug-Industrieller _ 

aufgestellt und durch diesen veröffentlicht 
werden. Die von der Automobilindustrie für 
ihre Normen angestrebte gesetzliche Bindung 
kann für das elektrische Zubehör bis auf weiteres 
nicht in Frage kommen. 

‚ Als Normalspannungen für Auto-Dynamo- 
beleuchtung gelten 6 und 12 V. - 

6 V-Lampen sollen mit geradem Bügelund 
wie folgt ausgeführt werden: = 


Watt. 2 ud 7202 20 a 
mm 40 40 50 50 
Abstand von Fadenmitte - EEE 
bis Lappen. ... 0255.25, -80..280 


12 V-Lampen sollen mit geradem oder Pa- 
tallelbügel und wie folgt ausgeführt werden: 


Walt Nee DOT IDEe B 

Kugeldurchmesser mm 40 ‚50 00: 

Abstand von Fadenmitte BE 
bis Lappen E 30.27 Slayer 


Röhren- und Soffittenlampen sollen für 
6 V5 W und-12 V 10 W ausgeführt werden. 
Für die 6und 12 V-Sammlerbatterien sollen 
Normblätter ausgearbsitet werden, die fol 
gende Angaben enthalten: Zallenzahl, Kapa- 
zätit, Ladestrom, Außenmaße, Zellenanord- 
nung, Anschlüsse usw. i = 3 
Folgende Automobilkabel sollen genormt 
werden: - Se 
Anlasserkabel: 12, 35, 50, 70 mm? 
Liehtkabel: 2,5, 4. 6.mm? a! ER 
Für die 4 und 6 mm?-Lichtkabel wird ein 
Außsndurchmesser von 7 mm gewünscht, für 
das 2,5 mm?-Kabal ein Außendurchmesser von. 
etwa 4 mm. Das 4 mm?-Kabal soll alternativ 
als Einfachkabel und als Erdrückleitungskabel 
ausgeführt werden. Se 


land die Erfolge ihrer Arbeit wegnimmt, oder 
Die An- 
meldegebühr müsse daher im Interesse der All- 
gemeinheit auf den früheren Betrag, eher sogar 
auf weniger verringert werden, und es wäre 
weiter zweckmäßig, die Patentgebühren für 
die.späteren Jahre, die, meist erfolgreiche 


tragen, nicht fest anzusetzen, sondern jenach 
dem Erfolge zu staffeln. ER 2 = 
Hierzu schreibt der Patentanwalt Dr. 
Wangemann: Der Verfasser vertritt die An- 
sicht, daß die betreffenden Kreise vor dem 
Beschlusse über die Gebührenerhöhung nicht 
gehört worden seien. Dies ist nicht zutreffend. 
Die in Frage kommenden Körperschaften sind 
zu den Beratungen hinzugezogen worden und 
haben sich gerade unter Hinweis auf den, weni- 


\ 


‘ebenda ernannt worden: 


- messen der Schrift 


‘ zeichnun 


18, Dezember 1920. 


lernen nen ahnen ne 


ger bemittelten Einzelerfinder bemüht, eine 
Minderung der »ursprünglich vorgeschlagenen 
Erhöhungen zu erreichen. Es ist entschieden 
zu bedauern, daß es nicht gelang, die beträcht- 
liehe Erhöhung der Anmelde- und ersten Jah- 
resgebühr auf 80 M abzuwenden. . 

. Die Meinung des Verfassers, daß man sich 
bei der Erhöhung der Gebühren von der An- 
sicht habe leiten lassen, das Patentamt müsse 
eine unmittelbare Einnahmequelle des Reiches 
bilden, entspricht nicht den Tatsachen. Das 
Patentamt brachte allerdings in Friedenszeiten 
einen Gewinn von mehreren Millionen Mark; 
nach der Umwälzung dagegen verwandelte sich 
dieser Gewinn in ein Defizit von mehr als 
10 Mill. M. Auch die erhöhten Gebühren lassen 
noch einen Unkostenbetrag von 2 bis 3 Mill. M 
ungedeckt. Infolge der zahlreichen Patentver- 
längerungen ist außerdem miveinem erheblichen 
Ausfall an Jahresgebühren zu rechnen. Von 
den bisher gestundeten Gebühren werden viele 


- nieht nachgezahlt werden. Ein Ausweg würde 


vielleicht darin bestehen, die Gebühren für die 
letzten Patentjahre erheblich zu erhöhen. Hier- 
bei ist aber zu bedenken, daß nur verhältnis- 
mäßig wenige Patente die Höchstdauer er- 
reichen, Eine Staffelung der Jahresgebühren 
je nach dem Erfolge des Patentes würde dem 
Amt sowie dem _Patentinhaber eine riesige Ar- 
beitslast auferlegen, ohne daß es dem Amt in 
vielen Fällen möglich wäre, ein auch nur an- 
nähernd richtiges Bild von dem Erfolge des Pa- 
tentes zu erlangen. 


PERSÖNLICHES, 


(Mitteilungen au» dem Leserkreise erbeten.) 


Th. Rümelin f. Am 9. November ist der 
Regierungsbaumeister Dr.-Sng. Th. Rümelin im 
Alter von 43 Jahren nach kurzer, schwerer 
Krankheitin München gestorben. Rümelin hat 
sich auf dem Gebiete des Wasserkraftausbaues 
einen Namen gemacht. Er leitete im Dienste 
der Stadt München den Bau der Isar-Wasser- 
kraftanlage bei Moosburg, stand dann in den 
Diensten der Bayerischen Stickstoffwerke beim 
Ausbau der Wasserkraftanlage Trostberg a.d. 
Alp und erhielt im Februar 1918 den ehren- 
vollen Auftrag, für „Die Mittlere Isar G. m. b. 
H.‘ den Ausb der öl km langen Isarstrecke 
München — Moosburg zu bearbeiten. Der von 
ihm herrührende Entwurf zeichnete sich durch 


eine Kühnheit aus, deren nur ein so unterrich- 


teter Wasserfachmann, wie es eben Rümelin 
war, fähig sein konnte. 


Hochschulnachricehten. Der Privatdozent 
für Mathematik an der Teehnischen Hoch- 
schule Berlin, Prof. Dr. phil. Dr.-Sng. Lichten- 
stein, ist zum ordentlichen. Honorarprofessor 
— Dem Professor 
Thomann von der Abteilung für Maschinen- 
ingenieurwesen und Elektrotechnik an der 
Technischen Hochschule in Stuttgart wurde 
die nachgesuchte Entlassung gewährt. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


bdruck eingehender Briefe erfolgı nach dem Er- 
en Schr fotune und ohne deren Verbindlichkeit 


Zur Theorie der Hochspannungsisolatoren. 
SGHWAIGERS Messungen der Spannungsver- 


teilung auf. der Oberfläche von Hochspannungs- 


die er in der „ETZ‘ 1920, 
S. 845, berichtete, gestatten neue, hoch- 
interessante Einblicke in das elektrische Feld 
dieser Isolatoren, die sonst nur durch mühsame 
und zeitraubende, dabei oft noch ungenaue 
Konstruktion von 'Kraftlinienbildern zu erlan- 
gen waren. Die von SCHWAIGER gewählte Be- 
„Wirkungsgrad“ für das Verhältnis 
des mittleren zum größten Spannungsgefälle 
auf der Oberfläche des Isolators könnte jedoch 
leicht dazu verleiten, die Bedeutung dieses 
Ausdruckes zu überschätzen und die Span- 
nungsverteilung als allein maßgebend für die 
Güte des Isolators anzusehen. Tatsächlich 
wird die Leistungsfähigkeit vieler Isolator- 
formen nicht durch eine zu hohe Beanspru- 
chung der Oberfläche durch die tangentiale 
Feldstärke begrenzt, sondern durch die in der 
Nähe der Armaturen auftretende Überbean- 
spruchung dünner Luftschichten durch Kraft- 
linien, die meist mehr in radialer Richtung als 
in tangentialer verlaufen und daher bei einer 
Messung der Spannungsverteilun längs, der 
Oberfläche nicht erkannt werden. Diese Über- 
beanspruchungen verursachen Gli mmererschei- 
nungen. Die dadurch ionisierte Luft breitet 
sich von den glimmenden Stellen über größere 
Teile der Oberfläche aus, wo sie Gleitiunken 


isolatoren, “über 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


len habe ich 


m ————— —__ en nee nn unge nen en —— 


und bei weiterer Steigerung der Spannung den 
Überschlag herbeiführt. Vergleiche hierzu 
Petersen, Hochspannungstechnik, $. 35, ‚$ 24. 
Wo Gleitfunken vorkommen, da geht der Über- 
schlag stets von ihnen aus, auch wenn das 
höchste Spannungsgefälle in der Richtung der 
Oberfläche sich nicht zufällig an derselben 
Stelle befindet. .Die von Brown, Boveri & Cie. 
gebauten Isolatoren nach Abb.9 desSCHWAIGER- 
schen Aufsatzes wurden besonders mit Rück- 
sicht auf diese Glimmererscheinungen entwor- 
fen. Zu diesem Zweck ist, wie SCHWAIGER richtig 
vermutet, die geerdete Fassungsschelle inner- 
halb des Preßmaterials stark verbreitert und 


‚der Bon durch einen Schutzring aus Metall 


abgeschlossen, wodurch erreicht wurde, daß 
der Überschlag fast ohne irgend welche vorher- 
ehende Entladungserscheinungen (Glimmen, 

üschel oder Gleitfunken) eintritt. Außerdem 
bewirkt die Hohlkehlenform des Isolators, daß 
der Überschlag in einem gewissen Abstand von 
der Oberfläche des Isolators verläuft, daß er 
also diese nicht beschädigen kann. Die hohe 
Bedeutung. der SCHWAIGERschen Untersuchungs- 
methode und der mit ihrer Hilfe gewonnenen 
Ergebnisse soll durch diese Feststellung in 
keiner Weise herabgemindert werden. 


Baden (Schweiz), 6. XI. 1920, 
Dr.:ööng. Karl Humburg. 


Erwiderung. 

Ich bin mit Herrn Dr. HUMBURG darin 
einig, daß der Wirkungsgrad allein noch nicht 
genügt, um das Verhalten von Isolatoren in 
jeder Hinsicht zu beschreiben. ‚Ich beabsich- 


"tige auch, in einer der nächsten Mitteilungen 


noch weitere Charakteristiken von Isolatoren 
bekannt zu geben, die man dadurch erhält, daß 
man auch die Spannungsverteilung in der Um- 
gebune des Isolators ausmißt. Es wird dann 

arzulegen sein, in wie weit man andere Forde- 
rungen, die man an die Isolatoren besonderer 
Bauart stellen muß, mit derjenigen verein- 
baren kann, daß die Spannungsverteilung auf 
der Oberfläche möglichst gleichmäßig sein soll. 
Über die Bedeutung der Spannungsverteilung 
auf der Oberfläche kann man aber bei der Be- 
urteilung von Isolatoren jedenfalls sagen: Der- 
jenige Isolator ist am besten, welcher bei Er- 
füllung aller anderer. Forderungen die beste 
Spannungsverteilung aufweist. 

Karlsruhe, 30. XI. 1920. 


Schwaiger. 


Hochfrequenztelephonie in Überlandzentralen. 
Im Anschluß an die Veröffentlichung des 


‘Dr. GkEWECKE („ETZ‘ 1920, S. 670) bemerke 


ich, daß ich bereits im Felde versuchsweise 
zur Nachrichtenübermittlung elektromagneti- 
sche Wellen, die einem 50-periodigen Drehstrom 
überlagert wurden, benutzte. Als Sende- und 
Empfangsapparate dienten solche für ge- 


- dämpfte Schwingungen, die seinerzeit in zahl- 


reichen Mengen für die Nachrichtenübermitt- 
lung z. B. innerhalb der Kampfzonen in leichter 
tragbarer Ausführung Verwendung fanden. Als 
Stromquelle diente für das Sendegerät eine 
kleine Sammlerbatterie in Verbindung eines 
Pendelumformers zur Erzeugung eines niedrig 
gespannten Wechselstromes, welcher in einem 
Transformator in hochgespanntem. Wechsel- 
strom umgeformt wurde. Als Strahler verwen- 
dete ich einen isoliert ausgespannten Kupfer- 
draht unterhalb derKraftleitung. Im Antennen- 
kreis befand sich außerdem ein Luftdraht- 
variometer für Veränderung der Eigensch win- 
gung des Antennenkreises. Der Stromver- 
brauch der verwendeten Sammlerbatterie be- 
trug bei 4 eingeschalteten Funkenstrecken etwa 
6A. Als Erdieitung wurde eine geeignete Ver- 
bindung mit dem Grundwasser hergestellt. Auf 
der Gegenstation diente zur Wahrnehmung der 
elektrischen Schwingungen ein normaler De- 
tektor in der üblichen Bauart. In Anbetracht 
der verhältnismäßig kleinen Leistung des 
Sendegerätes wurde auf der Empfangsseite ein 
Zweifach-Empfangsverstärker hınter dem De- 
tektor unter Zwischenschaltung eines Transfor- 
mators eingeschaltet und’ im Anodenkreis des 
zweiten Verstärkers mittels eines Fernhörers 
abgehört. Eine Anrufmöglichkeit ohne dau-. 
ernde Einschaltung einer Verstärkeranordnung 
bestand damals nicht, aus welchem Grunde die 
Versuchsanordnung zu verabredeten Zeiten ein- 
geschaltet wurde. Gesendet wurde mit einer 
Wellenlänge A=450 m. Zur praktischen Anwen- 
dungist jedoch diese Versuchsanordnung seiner- 
zeit aus verschiedenen Gründen nicht gekom- 
men. Mit der Einführung der Kathodenröhre 
als Sch a für ungedämpfte Wel- 

‚die Versuche im Jahre 1917/18 
von neuem aufgenommen, um die Vorzüge 
gegenüber den bisherigen Verfahren zur Erzeu- 


ng hochfrequenter Schwingungen in Anbe- 
acht guter er Enn “er Dbenbedekeng 


1920. Heit 50. 


1021 


größerer Entfernungen mit geringerer Energie 
'ür die Übertragung von Nachrichten längs 
Hochspannungsleitungen auszuproben, aller- 
dings nur für den weit einfacheren Betrieb der 
Hochfrequenztelegraphie im Gegensatz zu den 
eschilderten Ausführungen des Herın Dr. 
EWECKE über Hochfrequenztelephonie. Eine 
Anrufmöglichkeit warhhierbei ebenfallsnichtvor- 
gesehen. Die Verständigung zwischen der Sende- 
und Empfangsstation war in Anbetracht der 
kurzen Entfernungen zufriedenstellend. Mit- 
unter traten außerordentlich starke. Neben- 
und Knallgeräusche im Fernhörer auf, welche 
sich aber durch besonders abgestimmte Kon- 
densatoren usw. leicht beseitigen ließen. 


Waidmannslust, 10. X. 1920. 
. Emil Fischer. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


® 
Schaltlehre. Anleitung zur Ausmittlung von 
Schaltungen elektrischer Einrichtungen. 
Von R. Lischke. :Mit 87 Abb. u; 
Schalttabellen. 2. umgearb. Aufl. 
u. 160 8. in 8°. Verlag von Hachmeister 
& Thal, Leipzig 1920. Preis 11 M. 

Bei dem Entwerfen von Schaltungen für 
elektrische Stromkreise geht man in der Regel 
in der Weise vor, daß man sich zunächst ein 
klares Bild der Schaltbedingungen macht, 
die erfüllt werden sollen. . Alsdann ermittelt 
man die Schaltelemente, die zur Durch- 
führung der Schaltung erforderlich sind, und 
setzt aus diesen das Schaltbild im einzelnen 
mit seinen Abhängigkeiten zusammen. Es 
erfordert Erfahrung, _Kombinationsgabe und | 
Geschick neben dem Überblick über die physi- 
kalischen und technischen Grundlagen, um 


mit dem geringsten Aufwand an Schalt- 
elementen die einfachste und durchsichtigste 
Lösung der Aufgabe zu finden. In der vor- 


liegenden ‚Schaltlehre‘‘ versucht der Ver- 
fasser, Wege zu geben, um aus den Schaltbe- 
dingungen, unter Annahme bestimmter Schalt- 
elemente rein mechanisch und schematisch 
das Schaltbild abzuleiten. Das angegebene 
Verfahren behandelt zunächst die Schaltung 
von Tastengruppen, wie sie in der Telegraphie, 
dem Eisenbahnsignalwesen usw. Verwendung 
finden, mit der Einschränkung, daß die Grund- 
schaltung durch nie mehr als durch eine 
Tastengruppe ee verändert wird. Zur 
Lösung der Aufgabe werden die einzelnen 
Phasen der Schaltung in getrennten Schalt- 
bildern (Bedingungsskizzen) zusammen- 
gestellt. In diesen Schaltbildern werden die 
einzelnen Verbindungspunkte zwischen Schalt- 
draht und Schaltelement. (Leitung, Erde, 
Batterie, Relais, Taster usw.) nach einem be- 
stimmten Schema bezeichnet. Die starren 


Verbindungen werden als solche gekenn- 
zeichnet. Die nicht starren, d. h. alle die- 
jenigen Verbindungen, die für eine Um- 


schaltung von. Schaltelementen in Betracht 
kommen, werden alsdann rein schematisch 
nach den einzelnen Schaltbildern getrennt 
mit ihren Bezeichnungen nach bestimmten 
Regeln in eine chalttabelle über- 
nommen. Zeiechnet man dann die Schalt- 


‚elemente mit ihren Anschlußpunkten und den 


starren Verbindungen auf, so ergeben sich 
die einzuzeichnenden Verbindungswege, die 
den Schaltbedingungen aus den Spalten der 
Schalttabelle entsprechen. Dieses Verfahren 
wird an einer Reihe von einfachen Beispielen 
aus verschiedenen Betriebszweigen erläutert 
und durchgeführt. Handelt es sich um Schal- 
tungen, bei denen die Tasten- oder Umschalter- 
stellungen nicht den oben angegebenen Be- 
schränkungen unterliegen, so wird es erforder- 
lich, in den Schalttabellen auch die einzelnen 
Schalterstellungen zu berücksichtigen. Diese 
Schalterstellungen werden in den Schaltbildern 
durch fortlaufende Stellungsnummern be- 


zeichnet und mit in die Schalttabellen über- 


nommen. Diese Stellungsnummern lassen sich 
nach Maßgabe der Klemmbezeichnung in 
Schaltreihen und Gruppen von Schalt- 
reihen zusammenfassen, die in den Stellungs- 
nummern leicht zu übersehen sind und da- 
durch die günstigste Anordnung nach ge- 
ebenen Regeln ohneZeichnung des endgültigen 
Behaltbildes selbst erkennen lassen. Dieses 
Verfahren scheint namentlich für vielkon- 
taktige Schalter (Steuerschalter usw.) _Vor- 
teile zu bieten, wie dies an verschiedenen 
BauEISEn gezeigt wird. Den Schluß bildet 
ein Kapitel über Schaltungen für Eisenbahn- 
Sicherungsanlagen. Wenn die vom Verfasser 
vorgeschlagenen Wege für die Lösung ver- 
wiekelter Schaltaufgaben wohl kaum An- 


1022. 


16 Dezember 1920. 


wendung finden werden, so ist der Versuch, 
Schaltungsaufgaben gesetzmäßig ‚und. nach 


festen Regeln zu lösen, zu begrüßen. Für ein- 
namentlich. zur Nach= 
prüfung von Schaltungen sind die. gegebenen 


fache Aufgaben und 
Lösungen von Wert und dürften dem Schal- 
tungstechniker manche Anregung bringen. 

S Kruckow. 


Grundzüge der Elektrotechnik. 


Lehrbuch für die Schule und Praxis. Von 


Dr. R. Wotruba. Bd. 1. Mit 110 Textabb. 


158 8. in :8°.: Verlag von Richard Carl 
Schmidt & Co., Berlin 1920. Preis geb. 14 M. 
Der vorliegende Band umfaßt, im 'Gegen- 
satz zu den Angaben des Vorworts, in seinem 
1. Teil die Wärme- und chemischen Wirkungen 
des Stromes, im 2. Teil den Magnetismus und 
Elektromagnetismus; ein zweiter Band soll die 
Gleich- und Wechselstrommaschinen behan- 
deln. 
tischen Betrachtung ‘der Grundgesetze, es 
folgt dann im einzelnen die Behandlung der 
Theorie und von Anwendungen des Ohmschen 
sowie des Jouleschen Gesetzes und der elek- 
trolytischen Wirkungen; daran sehließt sich ein 
Anhang über „Einige Hauptsätze aus der 
Dynamik‘. Der zweite Teil enthält die magne- 
tischen Grundgesetze, das. magnetische: Feld 
stromdurchflossener Leiter, die Spannungser- 
regung durch Änderung des magnetischen Fel- 
des (nur für Gleichstrom) und einiges über 
magnetische Messungen. Die Grundgesetze des 
Wechselstromes vermißt man. Die Darstellung 
weicht von der üblichen insofern ab, als der 
Verfasser die Grundlagen vom energetischen 
Gesichtspunkt einheitlich ableitet. Dieser an 
sich anziehende Gedankengane ist in eine klare 
Darstellung gekleidet, ist. aber für den Leser 
dadurch erschwert, daß Anordnung und Aus- 
wahl des Stoffes den Charakter eines Leit- 
fadens für den Unterricht tragen, bei dem .not- 
gedrungen besondere Rücksichten eine für 
fremde Leser nicht begründete Einteilung be- 
dingen, und nicht frei von Lücken und Tren- 
nungen sind, sowie daß die Behandlung nicht 
durchweg harmonisch ist. _ So werden das 
Ohmsche und das Joulesche Gesetz im 1. Ab- 
schnitt kurz angeführt, aber erst in späteren 
Abschnitten eingehend erklärt. Gegenüber der 
Absicht des Verfassers, „die Grundlagen wis- 
senschaftlich aufzubauen‘, die im absoluten 
Maßsystem bis zur Ableitung der Dimensionen 
durchgeführt ist wirkt es befremdend, zu lesen, 
daß ‚‚der Elektrotechniker den 9,81. Teil eines 
Meterkilogramms ein Joule nennt‘ oder. das 
Kraft 
Masse 
verglichen zu sehen. Einige Irrtümer wären 
richtig zu stellen, so hinsichtlich verkehrten 
Ausschlags bei Weicheisenamperemetern, Di- 
mensionierung eines einzelnen Leitungsquer- 
schnitts auf Mindestwert des Energieverlustes, 
magnetische Blaswirkung u. a., oder in einigen 
Abbildungen, — besonders in Fig. 30, deren 
Schaltung keineswegs den gewünschten Meß- 
wert ergibt — ‚schließlich inder Angabe von Ein- 
heiten mit m/kg oder mit Joulesekunde. Eine 
Stichwortfolge (Register) wäre bei der losen 
Unterteilung des Textes besonders erwünscht. 
Die deutlichen Skizzen und die gute Aus- 
stattung des Buches sind hervorznheben; als 


Ohmsche Gesetz mit: Beschleunigung = 


Leitfaden zur Einführung in die Elektiotech- 


nik kann es gute Dienste leisten. Hoerner. 


Gewinnung und Verwertung der atmo- 


sphärischen Elektrizität. Beitrag zur 


Kenntnis ihrer Sammlung, Umwandlung 

und Verwendung. Von H. Plauson. Mit 

82 Ahb. auf 22 Tafeln. VIII und 75 8. in 8°, 

Verlag von Boysen & Maasch, Hamburg 

1920. Preis 11 M. 

Die vorliegende Schrift sucht für eine 
industrielle Ausnutzung der atmosphärischen 
Elektrizität Stimmung zu machen. Nach 
einem historischen Teil mit kurzem Eingehen 
auf einige ältere Patentschriften entwickelt 
der Verfasser an zahlreichen schematischen 
Zeiehnungen die Grundlagen eines von ihm 
erdachten Systems, dauernd aus der Atmo- 
sphäre große Mengen elektrischer Energie in 
nutzbarer Form zu gewinnen. Fesselballons, 
deren Gashülle aus versteiftem Leichtmetall 
besteht, und die mit besonders präparierten 
Spitzen oder Amalgamoberflächen (Polonium- 
amalgam) ausgerüstet sind, dienen zum Auf- 
fangen der Ladungen. Der Ausgleichsstrom 
in den Erdleitungen wird zunächst in. elektro- 
magnetische Schwingungen umgewandelt, und 
aus diesen wird mit Hilfe neu erfundener 
Resonanzmotoren die gewünschte mecha- 
nische Energie erhalten. Zehn Sammel- 
ballons sollen beispielsweise als untere Grenze 
dauernd 25 kW aus der Atmosphäre liefern. 
Mit einer Rentabilitätsübersicht, die eine 
mindestens 13% Verzinsung des angelegten 
Kapitals in Aussicht stellt, schließt der Ver- 
fasser die ‘Schrift in der Hoffnung, ‚‚das 


Ein. 


Der Verfasser beginnt mit einer energe-, 


Elektrotechnische ' Zeitschritt. 1920. Heft 50. 


Interesse für diese neue weltbewegende Er- 
findung-geweckt zu .haben‘‘. - 

Der Raum verbietet eine eingehende 
Kritik und‘ Widerlegung. der zahllosen tech- 
nischen Mängel .des Projektes. Notwendig ist 
aber, alle Nichtfachleute davor zu warnen, 
sich von.der Rentabilitätshoffnung des Ver- 
fassers anstecken zu lassen. Eine neue Er- 
findung, die ‚sich auf zwei fragwürdige Neu- 
konstruktionen, wie starr metallische Fessel- 
ballons- und Hochfrequenzmotoren, aufbaut, 
ist an sich wenig. verlockend; auch dem ‚‚Po- 


loniumamalgam‘‘ stehe ich — zunächst aller- 
dings ohne Gegenbeweis — ablehnend gegen- 
über. Viel schwerwiegender ist aber der 


Punkt, ob die der Atmosphäre ständig ent- 
ziehbare ' elektrische Energie überhaupt zu 
einer technischen Ausnutzung ausreicht. Alle 
bisherigen ernst zu nehmenden- Beobachter 
kommen zu einem völlig ungünstigen Ergebnis. 
Im Widerspruch zu ihnen findet der Verfasser 
seinem Problem stark günstige Zahlen. Auf 
nur .einer halben Seite (60) -macht er davon 
Mitteilung und behauptet, er habe von: einem 
in 300 m Höhe stehenden Fesselballon durch- 
schnittlich beständig 1,8 A bei 400 V Span- 
nung erhalten. Das.ist etwa hunderttausend- 
mal mehr an Energie, als man auf Grund for- 
mulierterErfahrung (nicht der bösen „Theorie“, 
wie der Verfasser meint) erwarten kann. "Das 
Ergebnis des Verfassers muß falsch sein. 
Bestenfalls ist es durch eine ungeeignete 
Meßanordnung vorgetäuscht worden. Leider 
hat der Verfasser auch mich zitiert, aber er- 
freulicherweise so, daß jeder nachrechnende 
Leser sehen muß, daß der Verfasser den Sinn 
der fraglichen Beziehungen (8. 66) nicht ver- 
standen: hat. 

' Bei dem überaus optimistischen Charakter 
des ganzen Buches glaube ich annehmen zu 
dürfen, daß der Inhalt auch nicht viel anders 
ausgefallen wäre, wenn der Verfasser die vor- 
zügliche Abhandlung von Dipl.-Ing. K. W. 
Lutz — dem Konstrukteuer der bekannten 
Elektrometer — ‚Untersuchungen über at- 
mosphärische Elektrizität mit besonderer Be- 
rücksichtigung ihrer technischen Bedeutung. 
Diss. München 1904“ gekannt hätte. Lutz 
begründet eingehend und sachlich den Stand- 
punkt, daß eine Heranziehung der .atmo- 
sphärischen Elektrizität zur Speisung von 
Motoren der geringen Energiebeträge wegen 
nieht in Frage kommt. Durch die Plau- 
sonsche Schrift ist die Lutzsche Arbeit nicht 
überholt worden. 

Dr. Max Dieckmann, Gräfelfing. 
Die Fernsprechtechnik. Von EC. W.Kollatz. 
Mit 217 Textabb. 303 S. in 80%. Verlag von 
Georg Siemens, Berlin 1920. Preis 25 M. 3 


Das Buch bringt unter Benutzung der 
neuesten Veröffentlichungen auf dem Gebiet 
der Fernsprechtechnik eine übersichtliche Dar- 
stellung des jetzigen Standes. Kurze geschicht- 
liche Rückblicke leiten die hauptsächlichen Ab- 
schnitte ein, die sich im wesentlichen auf eine 
Beschreibung des Bestehenden beschränken, 
ohne die technischen Grundlagen oder die Ent 
wickelungsmöglichkeiten eingehender zu be- 
handeln. Allen denen, die sich einen Überblick 
über die augenblickliche Entwickelung der 
Fernsprechtechnik einschließlich des Selbstan- 
schlußbetriebs, der Verstärkertechnik und der 
Benutzung schneller Schwingungen zur mehr- 
fachen Nachrichtenübermittelung auf einer Lei- 
tung verschaffen wollen, kann das Buch emp- 
fohlen werden. Kruckow. 


Kugellager und Walzenlager in Theo- 
rie und Praxis. Von P. Haupt. Mit 
245 Abb. und 55 Tabellen. VI und 199 S. in 
8°. Verlag von R. Oldenbourg, München 
und Berlin 1920. Preis geb. 21,40 M. 

Diese Schrift leidet recht erheblich unter 
sprachlichen Unvollkommenheiten. Man friert 
bei der häufigen Wiederkehr ganz unverständ- 

licher Sprachwendungen von der Art wie (8. 2 

oben): ‚‚Die Gestalt und Bezeichnung der Füh- 

rungen (Lager) richtet sieh nun vor allem nach 
der Art der Wirkung, welche das zu führende 

Teil (Welle, Achse usw.) durch äußere Einflüsse 

unterworfen wird.“ In dem Streben nach 

„theoretischer“ Behandlung stellen sich auch 

ganz schlimme Banalitäten ein (z. B. 8. 1 

unten, S. 2 oberer und 2. Absatz u.s.f.). .... 

tamen est laudanda voluntas“. Die Zusam- 
menstellung von zahlreichen Skizzen über die 
verschiedenartigsten Ausführungsformen von 

Kugel- und Walzenlagern mit den zugehörigen 

Berechnungsunterlagen verraten den erfahre- 

nen Praktiker. Die Einzelheiten, die hierber 

zur Sprache kommen, sind gerade die ‚„Kleinig- 
keiten“, über die der Unkundige leicht geneigt 
ist, hinwegzusehen, und von denen doch die 

Gebrauchsfähigkeit der Lagerung ausschlag- 

gebend bestimmt wird. Es werden in aller 

Ausführlichkeit Traglager und Stützlager auf 

Walzen und Kugeln, deren Bestandteile und 

„Führungskäfige‘ in Einzelverwendung und in 


der Verbindung zu Läagersystemen für jeden 
denkbaren Belastungsfall dargestellt. Auch die’ 
Einbaugrundsätze finden sachgemäße Würdi- 
gung. Die Grundlagen für die Berechnung der 

Tragfähigkeit bilden die klassischen Kugellager- 
er.Ver- 


untersuchungen von Stribeck, wenn 
fasser auch .stellenweise meint, über Stribeck 


hinausgehen zu können. Das Buch ist für die 
Praxis bestimmt und wird dort seine guten 


Dienste leisten können. 


W.A.Th. Müller Neuhaus, 


Das Sozialisierungsgesetz vom 23. III, . 


1919 und die gemeinwirtschaftlichen Be- 
stimmungen der Verfassung des Deutschen 
Reichs vom 11. VIII. 1919 nebst Kohlen-, 


Kali- und Elektrizitätswirtschafte - Geset il 


gebung. Erläutert von Dr. O. Reier. 214 $. 


in 16° Vereinigung wissenschaftlicher Ver- 


leger Walter de Gruyter & Co., Berlin und 
Leipzig 1920. Preis 10 M. 

Unter dem Sammelbegriff 

rungsgesetze‘ werden das,, Sozialisierungsgesetz 


vom 23. III. 1919 und die gemeinwirtschaft- 
des 
Deutschen Reiches vom 11. VIII. 1919 nebst 
Kali- und Elektrizitätswirtschafts- - 
Otto 


lichen Bestimmungen der Verfassung 
Kohlen-, 
gesetzgebung zusammengefaßt. Dr. 
Reier hat zu der Mehrzahl. der: angeführten 
Gesetze und Ausführungsbestimmungen Er- 
läuterungen zusammengestellt. Sie'’sind be- 
sonders ausführlich für das allgemeine Soziali- 
sierungsgesetz vom 23. III. 1919. Es- werden 


hier zunächst die Entstehungsgeschichte, der 
Geltungsbereich und .die Grunderwägungen 


„Sozialisie- 


für das Gesetz gestreift und dann zu jedem 


Paragraphen ausführliche Erläuterungen ge- 
geben. 
fasser versucht, den Begriff der ‚‚Gemeinwirt- 
schaft‘ abzugrenzen und eine kurze volks- 
wirtschaftliche Systematik der Gemeinwirt- 
schaft aufzustellen (S. 41). Auf die engen Be- 


Darüber hinausgehend, hat der Ver- 


ziehungen zwischen Sozialisierungsgesetz und 


Reichsverfassung ist an allen in 
kommenden. Stellen hingewiesen. 

Von den Einzelgesetzen interessieren hier 
neben dem Gesetz über die Regelung der 
Kohlenwirtschaft vom 23. III. 1919, mit den 
zugehörigen Ausführungsbestimmungen vom 
21. VIII. 1919, vor allem das Gesetz be- 
treffend die Sozialisierung der Elektri- 
zitätswirtschaft vom 31. X. 


wiedergegeben. So wird das Buch in der 
Elektroindustrie nur für den Wert haben, der 
sich über die mit dem Sozialisierungsgesetz für 
die Elektrizitätswirtschaft zusammenhängen- 
den. Gesetze unterrichten will. ; 
- Dr. Pourroy. 
Grundlagen der Fabrikorganisation. 
Von Dr.siiung. Ewald Sachsenberg. 140 8. 
in gr. 8°. Verlag von Julius Springer, Ber- 
lin 1917, Preis geb. 8 M. 


Die Anzahl der Bücher, die in neuerer Zeit 
über das vorliegende Gebiet geschrieben wer- 


den, ist allmählich außerordentlich groß ge- 


worden. Um so angenehmer berührt es, wenn 


einmal ein Werk erscheint, das sich von dem 
Landläufigen abhebt und sich davon vorteilhaft 
unterscheidet. Das Buch von Sachsenberg 


ist, wie man auf jeder Seite wieder sehen kann, 


auf dem Boden der Praxis entstanden und ent- 


hält die Erfahrungen, die ein gut organisiertes 
Werk im Laufe der Jahre gemacht hat, inüber- 
Der zur Be 
sprechung verfügbare beschränkte Raum ge- 
stattet leider nicht, die einzelnen Absehnitte so 


sichtlicher Zusammenstellung. 


ausführlich zu behandeln, wie es im Interesse 
des wirklich hübschen Werkes erwünscht wäre. 
Der Unterzeichnete beschränkt sich infolge- 
dessen darauf, in Nachstehendem wenigstens 
einige Kapitel durehzusprechen, die besonders 
kennzeichnend für die Stoffverteilung sind. 
Alie, die sich mit der Arbeiterfrage zu beschäf- 


tigen haben, werden dıe in dem Absatz „Der 


Arbeiter‘ gestreiften Gesichtspunkte inter- 


essieren. „Als wesentlich für die Gegend, in . 
der die Fabrik anzulegen ist, ist der Umstand 
anzusehen, ob entsprechende Arbeiter für die 


beabsichtigte Anlage dort zu finden sind.“ Be- 
sprochen werden die Vorteile und Nachteile 
öffentlicher Arbeitsnachweise und die Hilfe 


der. Gewerkschaften bei der Suche nach Arbei- 


tern. Arbeitsordnung, Arbeitszeit und -dauer, 


Pausen zwischen der Arbeit und Zahl der 
Schichten und Überstunden, Vor- und Nach- 


teile der Nachtschicht und der Sonntagsarbeit 
werden besprochen. Kündigung, Strafen, 


Schutz gegen grundloses Fortbleiben der Ar- 


beiter, das Verhältnis vom Arbeiter zum Mei- 
ster und Betriebsingenieur sowie Zeugnisse, 


Lohnfragen, Akkordsätze u.ä. werden in klaren 
\ In dem Absatz ? 
„Lehrlingswesen“ wird über Annahme und 


Ausführungen behandelt. 
Auswahl, Vorbildung und Eintrittsalter der 


Lehrlinge gesprochen, Lehrverträge, Entloh- 1 


\). Inzwischen ist im Jahre 1919 eine zweite verbergert& a 


Auflage dieses Buches erschienen. Preis geb. 11M. DS 


Betracht. 


1919. 
Von diesem Gesetz ist aber nur der Text 


Se: 


. 


16. Dezember 1920. 


1920. 


nungen, Prämien und Sparkassenbücher für 
den Lehrling empfohlen; die Bücher verfallen 
zugunsten des Werkes, wenn der Lehrling vor- 
zeitig die Lehre verläßt. Auch über die even- 
tuelle Anwendung polizeilichen Zwanges und 
über das Züchtigungsrecht werden beherzigens- 
werte Bedenken geäußert. Den Schluß bilden 
Ausführungen über Volontäre, die Dauer ihrer 
Ausbildung und Höhe ihrer Gegenleistungen, 
und schließlich wird den Lehrlingsschulen, im 
Werke selbst, als Ersatz für die öffentliche 
Fortbildungsschule, das Wort geredet. Aus- 
bildung und Einstellung von Vorarbeitern und 
Meistern, die entweder dem eigenen Betriebe 
entnommen, oder aus fremdem Betriebe kom- 
mend, eingestellt werden, und die Vor- und 
Nachteile, die aus dem einen oder dem anderen 
Verfahren entspringen können, werden ein- 
gehend erläutert. Natürlich werden hier auch 
Streifliehter geworfen auf die Einstellung be- 
sonderer Funktionsmeister nach dem Taylor- 
system, das nicht ohne weireres auf deutsche 
Verhältnisse zu übertragen, sondern ent- 
sprechend abzuändern sein würde. Hingewie- 
sen wird auf die Wichtigkeit regelmäßig wieder- 
kehrender Meisterbesprechungen unter der Lei- 
tung des Betriebs-Oberingenieurs. 

Bei dem Kapitel ‚Betriebsingenieur‘ wird 
die Frage, ob ein Techniker oder ob ein Hoch- 
schulingenieur die für diese Stellung nötige 
Eignung habe, im allgemeinen zugunsten- des 
Ingenieurs mit höherer Ausbildung entschie- 
den, weil er im allgemeinen einen Überblick von 
höherer Warte herab haben dürfte. Schwierig- 
keiten dürften hier höchstens daraus erwachsen, 
daß es.dem Mann der Hochschule schwerer wer- 
den wird, die nötige Fühlung zu den Arbeitern 
zu gewinnen. Wesentlich ist der Hinweis dar- 
auf, daß die oft noch fehlende Beziehung des 
Betriebsingenieurs zum Konstruktionsbureau 
mehr und mehr ausgebaut werden muß. Für 
den Posten des Konstruktions-Oberingenieurs 
empfiehlt Sachsenberg stets den Hochschul- 
mann, doch dürfte man hier die Frage wohl 
keineswegs so generell in diesem Sinne beant- 
worten, denn viele Fabriken, wie z. B. solche 


für Werkzeugmaschinen, dürften noch große | 


Schwierigkeiten darin finden, Leiter für ihre 
Konstruktionsbureaus von den Hochschulen zu 
beziehen. Leider wird ja bisher erst an ganz 


wenigen Hochschulen im Deutschen Reich auf | 


die Ausbildungim Werkzeugmaschinenbau und 
in der Betriebslehre genügende Aufmerksam- 
keit gerichtet. Gut und beherzigenswert sind 
die Anregungen, dıe über Verteilung der Ar- 
beıten, über die Beschäftigung von Technikern 
und Frauen, über Normalisierung der Kon- 
struktionseinzelheiten und der Zeichnungen und 
über Ähnliches gegeben werden. Die allgemei- 
nen Gesichtspunkte, die über Einstellung, Be- 
schäftigung und Bezahlung der Beamten der 
kaufmännischen Bureaus gebracht werden, 


dürften wohl allgemeine Billigung finden. Die 


Grundsätze für‘ Beurlaubung, z. B. der Vor- 
schlag, kurze Urlaube zu Ostern und zu Pfing- 
sten ohne Anrechnung dieser Tage auf den Ge= 
samturlaub zu gewähren, erscheinen beherzi- 
genswert. Wohl zu erwägen wäre es auch, ob 
man dem Wunsche des Verfassers nachkommen 
sollte, den Bureaubeamten einmal alle 14 Tage 
einen dienstfreien Sonnabend-Nachmittag zu 
gewähren. ‘Sie würden dann am kommenden 
Sonnabend für die beurlaubten Kollegen und 
Kolleginnen die Arbeit mit zu verrichten haben 
was sie in Ansehung der vergangenen und des 
kommenden freien Nachmittags gern tun wer- 


‘ den. Ein Vorteil würde dadurch entstehen, daß 


diese—Kollegen und Kolleginnen Gelegenheit 
haben würden, sich in die Tätigkeit des Beur- 
laubten einzuarbeiten, um ihn in Krankheits- 
fällen oder beim Verlassen der Dienststelle ohne 
Störung für den Betrieb zu vertreten. In ähn- 
licher Weise wird die Direktion und der Schrift- 
verkehr behandelt. Gut und ausführlich wird 
der Weg des Geldes durch das Unternehmen 
beschrieben, und dieser Gesichtspunkt verdient 
in der vor uns liegenden Zeit ganz besondere 
Beachtung, denn wir werden uns sehr daran 
gewöhnen müssen, das Geld, das hohe Zinsen 
bringen muß, schneller als bisher durch das 
Unternehmen laufen zu lassen. Den Schluß 


bilden Besprechungen über den Weg, den das 


Material durch dieFabrik hindurch nimmt, Bei- 
spiele aus der Statistik und schließlich einige 
Angaben über den Verkauf durch Vertreter und 
Reklame. Alles in atiem atmet das Buch fri- 
sches Leben und liest sich gut, und ohne daß 
der Leser ermüdet wird. Papier und druck- 
technische Ausstattung sind so gut, daß man 
nicht glauben solite, das Werk seı während des 
Krieges entstanden. Wir wünschen dem Buch 

von ganzem Herzen allen Erfolg, ; 

E. Toussaint. 


Der Ingenieur-Kaufmann. Von A. Wöb- 
eken. 212S.in:8° Verlag R. SLISRRSUTE, 
ee und Berlin 1920. Preis 22 M, geb. 
26 M. 


‘Dienste leisten können.. 


Das vorliegende Buch soll nach Angabe 
des Verfassers einerseits dem ‘Ingenieur und 
Kaufmann im Außendienst ein Berater sein, 
anderseits auch den privaten und kommunalen 
Unternehmern als Wegweiser auf den ihnen 
wenig bekannten industriellen Gebieten dienen. 
Der Verfasser will im Interesse der technischen 
Industrie und ihrer Abnehmer auf die bei der 
Beschaffung maschineller elektrischer An- 
lagen hauptsächlich zu. berücksichtigenden 
kaufmännischen, finanziellen und technischen 
Punkte hinweisen und die gebräuchlichsten 
Systeme hinsichtlich Wirkungsweise, Anschaf- 
fungskosten und. Wirtschaftlichkeit erläutern. 
Das Buch ist eingeteilt in fünf Teile, den elek- 
trischen (83 8.), den maschinentechnischen 
(68 8.), den baulichen (15 S.), den finanziellen 
(34 8.) und den ‚kaufmännischen Teil. Die 
positiven Zahlenangaben stimmen größtenteils; 
die zahlreich aufgeführten Preise stellen Vor- 
kriegspreise dar, ein Verfahren, mit dem man 
sich einverstanden erklären kann, weil man 
mit Hilfe der Zuschlasslisten sich danach ein 


Bild über die Höhe der jeweils gültigen Preise 


machen kann. 

Das Buch weist besonders in seinem all- 
gemeinen, theoretischen Teile nicht zu ver- 
kennende Mängel auf. Es muß aber dem Ver- 
fasser zugestanden werden, daß er sich offen- 
bar große Mühe gegeben hat, und daß die 
praktischen ‚Zahlenangaben und praktischen 
Winke dem projektierenden Ingenieur gute 
Hoppe. 


Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 

Die Elektronentheorie der Metalle mit be- 
sonderer Berücksichtigung der Theorie 
von Rohr und der galvanomagnetischen 
und thermomagnetischen Erscheinungen. 
Von Dr. Paul Suter. VIII u. 114 S. in 80. Ver- 
lag von Paul Haupt, Akademische Buchhandlung. 
vorm. Max Drechsel, Bern 1920. Preis 12 M. 

Handbuch der Elektrizität und des Magne- 
tismus. In 5 Bänden. Unter Mitwirkung zahl- 
reicher Fachgenossen. Herausgegeben von Prof. 


Dr. L. Graetz. Bd, 3, Lfg. 3. Mit 156 Textabb. 
IV u. 724 S. in 80. Bd.4, Lfg.3. Mit 319 Text- 
abb. X u. 1360 S. in 8%. Verlag von Jobann 


Ambrosius Barth, Leipzig 1920. Preis 64 u. 84M. 


Straßenbahnen. Von Dipl.-Ing. August Boshart. 
2. verb. Aufl. Mit 72 Textabb. IVu 1328. in 80. 
Vereinigung Wissenschaftlicher Verleger Walter 
de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1920. Preis 
2,10 M + 100%) T. Z. : 

Lötrohrprobierkunde. Qualitative Analyse mit 
Hilfe des Lötrohres. Von. Prof. Dr. Martin 
Henglein. 2. verb. Aufl. Mit 11 Testabb. IV 
u. 86 S. in 16%. Vereinigung Wissenschaftlicher 
Verleger Walter de Gruyter & Co., Berlin und 
Leipzig 1920. Preis 2,10 M + 100% T. Z. 

Zur Reformdes Unterrichtesdes Maschinen- 
bauwesens an den Technischen Hoch- 
schulen. Von Prof. Dr.=öng. Jul. Schenk. 
24 S. in 80. Verlag von R. Oldenbourg, München 
und Berlin 1920. Preis 2,40 .M. 

Zur Frage der Rohstoffversorgung der 
deutschen Jute-Industrie. Von Dr. sc. pol. 
Magdalene Willms. XI u. 77 S. in 8°. Verlag 
von Gustav Fischer, Jena 1920. Preis 12 M, 

Die Beseitigung der Kohlennot. Von Dr.-Ing. 

“e.h. G. Dettmar. Mit 45 Textabb. 112 8. in 8, 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
10 M. 

Lehrbuch der Technischen Mechanik. 
Prof. Martin Grübler. 


Von 
Bd. 3, Dynamik starrer 


Körper. Mit 77 Textabb. VI u. 157 S. in 8°. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1921. Preis 
DA ME 

Die elektrische Kraftübertragung. Von 


Dipl.:Sng. Herbert Kyser. Bd. 1. Die Motoren, 
Umformer und Transformatoren, ibre Arbeits- 
weise, Schaltung, Anwendung und Ausführung. 
2. umgearb. und erw. Aufl. Mit 305 Textabb. u. 
6 Tafeln. XV u. 417 8. in 80%, Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1920. Preis geb. 50 M. 

Äther und Relativitätstheorie. Rede, gehalten 
am 5. V. 1920 an der Universität zu Leiden.’ Von 
Prof. Dr. Albert Einstein. Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1920. Preis 2.80 M. 

Teuerung und Lohn. Ein Beitrag zur Frage 
des „gleitenden Lohnmaßes“. Von Kurt Herr- 
mann. 85 S. in 8%. Verlag von Carl Heymann, 

. Berlin 1921. Preis 10 M. R 

Die Hauptprobleme der Sozialisierung. Von 
Prof. Dr. Alfred Amonn. 111 S. in 80. Verlag 
von Quelle & Meyer. Leipzig 1920. Preis 5 M. 

Einführung in die Volkswirtschaftslehre. 
Von Prof. Dr. W., Wygodzinski, 4. Aufl. 164 S. 
in 80%, Verlag von Quelle& Meyer, Leipzig 1920. 
Preis 5 M. 


Elektrotechnische Zeitschrift. Heit 50. 


1023 


Die Maschinen-Elemente, ihre er 
und Konstruktion. Von Prof. Dr.-Ing. C 
Bach. Unter Mitwirkung von Dipl.=ng. ‚Julius 
Bach. Bd. 1. 12. stark verm. Aufl. Mit zahl- 
reichen Textabb., 7 Lichtdruckblättern und 23 


Tafeln. In 2 Bänden. XXX u. 534 S. in 80, 
Verlag von Alfred Kröner, Stuttgart 1920. Preis 
44 M., geb. 54 M. 

Einführung in die Relativitätstheorie. Von 
Dr. Victor Engelhardt, Mit 3 Textabb. 48 S. 


in 80. Volkshochschulverlag, Charlottenburg 1920. 
Preis 35 M, 


Patentgesetz vom 7. IV. 1891. Nebst Ausfüh- 
rungsbestimmungen, völkerrechtlichen Verträgen 
und Patentanwaltsgesetz, unter eingehender Be- 
rücksichtigung der Rechtsprechung des Reichs- 
gerichts und der Praxis des Patentamts. VonR. 
Lutter. 8. neubearbeitete Aufl. 429 S. in 16°. 
Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter 
de Gruyter & Co., Berlin und Leipzig 1920, Preis 
geb. 27 M. r 


Messungen an elektrischen Maschinen, 
Apparate, Instrumente, Methoden, Schal- 
tungen. VonR. Krause und G. Jahn. 4 umgearb. 
Aufl. Mit 256 Textabb. und 1 Tafel. XII und 
284 8. in 80, Verlag Julius Springer, Berlin 
1920. Preis geb. 28 M. 

Neuere Vergaser und Hilfsvorrichtungen 
für den Kraftwagen-Betrieb mit verschie- 
denen Brennstoffen. Von Dipl.-Sng. Freiherrn 
Löw von und zu Steinfurth. 2. erweit. Aufl. 
Mit 71 Abb. und 28 Tabellen, 948. in 8°, WVer- 
lag €. W. Kreidel, Berlin und Wiesbaden 1920. 
Preis 9 M. 


Eisenwirtschaftsverordnung, Verordnung 
zur Regelung der Eisenwirtschaft «vom 
1. IV. 1920 (Reichsgesetzblatt S. 435). Von Dr. 
F. Dochow und Dr. P. Gieseke. 54 8. in 8°, 
Industrieverlag Spaeth & Linde, Berlin 1920. 
Preis5 M-+T.Z. 


Die Steuererklärung zum Reichsnotopfer, 
Ausführungsbestimmungen vom 16. V. 1920. 
Von Rechtsanwalt Dr. jur. Koppe und Dr. rer, 
pol. Varnhagen. 75 8. in 8°. Industrieverlag 
Spaeth & Linde, Berlin 1920. Preis 7,50 M. 

Abgabe-Tabelle und Anleitung zur Be- 
rechnung der Abgabe nach dem Gesetz 
vom 3l. XII. 1919 über das Reichsnotopfer. 
Von Rechtsanwalt Dr. Fischer. 8 S. in 8°. In- 
dustrieverlag Spaeth & Linde, Berlin 1920. 
Preis 1,80 M-+ T. 2. 


Die Steuererklärung der Gesellschaften 
zum Reichsnotopfer. Eine Anleitung zu 
ihrer Aufstellung für Aktiengesellschaf- 
ten,Gesellschaften mit beschränkter Haf- 
tung, Genossenschaften. Von Dr. jur. et rer. 
pol. H. Höpker. VII und 47 S. in 8°, Verlag 
Franz Vahlen, Berlin 1920. Preis aM + T.Z 


Der Schutz der gewerblich tätigen Kinder 
und jugendlichen Arbeiter. Von Dr. A. 
Bender. Vierteljahrhefte des Archivs deutscher 
Berufsvormünder. 2. Jahrgang, Heft 4. 56 S. in 
8°. Verlag Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
6,80 M. 

Richtige SelbstkostenberechnungalsGrund- 
lage der Wirtschaftlichkeit industrieller 
Unternehmungen. Herausgegeben vom Aus- 
schuß für wirtschaftliche Fertigung. Druckschrift 
Nr. 7. 16 S. in 8°, Zu beziehen durch den Ver- 
ein deutscher Ingenieure. Berlin 1920. 

Drang und Zwang. Von Dr.-$ng. A. Föppl und 
Dr. L. Föppl. Bd.2 Mit 144 Textabb. 1X und 
390 S. in 8°, Verlag R. Oldenbourg, München 
und Berlin 1920. Preis 42 M, geb. 52 M. 


Was kann Deutschland leisten? Deutsch- 
lands wirtschaftliche Lage angesichts 
der Forderungen der Entente. 3 Regie- 


rungsdokumente nebst Auszügen aus dem 
Weißbuch über Spa. IV und 164 8. in 8°. 
Verlag R. Hobbing, Berlin 1920. Preis 12 M. 


Untersuchungen über Schwachstromstö- 
rungen bei Einphasen - Wechselstrom- 
bahnen. Bericht an die Königl. Schwedische 
Eisenbahndirektion. von der hierfür ernannten 
Kommission unter Mitwirkung mehrerer Sach- 
verständiger. Ins Deutsche übertragen durch 
Dipl.-Ing. Fr. Kuntze. Mit 117 Textabb. und 
9 Tafeln. VII und 159 S. in Gr. 80%, Verlag R, 
Oldenbourg, München und Berlin 1920. .Preis38 M, 

Arbeiterschutz und Arbeitsrecht. Die sozial- 
rechtliche Gesetzgebung seit 9. XI. 1918. Von Dr. 
Adolf Günther 512 S, in 16°, Vereinigung 
Wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter 
& Co., Berlin und Leipzig 1920. Preis 25 M. 

Probleme des-Arbeitsrechtes. Rechtspolitische 
Betrachtungen eines Volkswirtes. Von Heinz 
Potthoff. 255 S. in 80, Verlag von Eugen 
Diederichs, Jena 1920. Preis 12 M. 

Einführung in die Vektroanalysis. Mit An- 
wendungen auf die mathematische Physik. Von 
Prof. Dr. Richard Gans. 4. Aufl. Mit 39 Textabb. 
1178. in 80. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig 
und Berlin 1921. Preis 9.40 M., geb. 11,20 M. —+ 
100% T. Z. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 50. 


16. Dezember 1820. Er. 


Kinematik. Von Drug. Hans Polster. Mit 
76 Textabb. 151 S. in 160, Vereinigung wissen- 
achaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Oo., 
Berlin und Leipzig 1920. Preis 2,10 M + 100%, T.Z. 

Taschenbuch für den Maschinenbau. Von 
Prof. H. Dubbel, 3. erw, u. verb. Aufl, Mit 
2620 Textabb. u, 4 Tafeln, XI u. 1588 8. in 8°. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1990. Preis 
geb. 70 M, in 2 Bänden 84 M. 


Sonderabdrucke. 


E. Gumlichb. Die magnetischen Eigenschaften von 
ungleichmäßigem Material. „Archiv für Elektro- 
techaik*, Bd. 9, 1920, Heft 4, 

B. Rülf. Die Relativitätstheorie von Einstein und 
die Grundlagen der Mechanik. „Zeitschrift des 
Vereins deutscher Ingenieure“ 1920, Verlag von 
Julius Springer, Berlin. 

E. Grüneisen und E. Merkel. Ein Röhrensender 
als Normaltonskala. „Zeitschrift für Physik“ 1920 

Bemessung der Transformatorleistung in vorwiegend 
landwırtschaftlichen Orten. . Von Oberingenieur 
H. Osten, „Mitteilungen der Vereinigung der 
Elektrizitätswerke“, 1920, Nr. 266. 

Mühlen an Niederspannungsnetzen. Von Ober- 
ingenieur H. Osten. „Mitteilungen der Vereini- 
gung der Elektrizitätswerke“, 1920, Nr. 272. 

Eine neue Bestimmung der absoluten elektrischen 
Widerstandseinheit. Von E. Grüneisen und E. 
Liebe. ‚Annalen der Physik“, 1920, Bd. 63. 

Der Gehalt des Lichts an Ultraviolett. Von Fritz 
Schanz. „Archiv für Ophthalmologie“, Bd. 103, 
1920, Heft 2. = 

Eisengekapseltes Schaltmateria. Von Ingenieur 
G. W. Meyer. „Technische Rundschau und An- 
zeiger für Maschinenbau und Elektrotechnik“, 
Bd. 2. 1920, Heft 3. 


Listen und Drucksachen. 


Rheinische Metallwaren- und Maschinen- 
fabrik, Düsseldorf-Derendorf. Druckschrift über 
Elektrostahlöfen. 

Siemens-Schuckertwerke, Berlin-Siemensstadt. 
Preisliste 14a: Schlottergebläse mit elektrischem 
Antrieb. Preisliste lla: chmiedefeuer-Gebläse mit 
elektrischem Antrieb. Preisliste $S2: Schalter für 
Meßinstrumente. Preisliste.-P1: Elmo-Pumpen für 
Flüssigkeitsförderung. Preisliste 68, Nachtrag 
II, Juni 1920 Drehstrom-Hörnerschutz (Stern- 
Dreieck-Schutz). Preisliste 6b III 1915, Nachtrag 
II, Juri 1920: Dreipolige Ölschaltkästen. 

Elektro-Thermit G. m. b. H,, Berlin SW, 11, 
Askanischer Platz 3. Druckschrift über „elek- 
trische Schienenschweißung“. 

Hochfrequenz- Maschinen A. G., Gesellschaft 
für. drahtlose Telegraphie. Druckschrift über die 
Großstation Eilvese. 

W. Germer, Berlin S. 59, 
trische Glasschirme. 

Leyhausen & Co, Nürnberg. Preisliste 1919 
über Hausanschlußkästen, Zählerkreuze, Zähler- 
rollen, Zählerträger, Zählertafeln. Verteilungs- 
tafeln, Stockwerks-Abzweigkästen. 


Preisliste über elek- 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Außenhandel. — Die Außenhandels- 
stelle der Elektrotechnik, welche neuer- 
dings Mindestpreislisten für die Ausfuhr von 
Installationsartikeln erscheinen läßt, hat 
zu der Oktoberliste eine Nachlaßliste aufge- 
stellt, in der die Preise gegen jene weiter er- 
mäßigt sind. Der deutsche Verkäufer kann sie 
von der Außenhandelsstelle bzw. den ent- 
sprechenden Spitzenverbänden beziehen. — 
In Berlin istein Deutsch-Russischer Wirt- 
schafts-Bund zum Zweck der Wiederanbah- 
nung und Förderung der Wirtschaftsbeziehun- 
gen zwischen Deutschland und dem gesamten 
Gebiet des russischen Reiches gegründet wor- 
den. — Unter Beteiligung der maßgebenden 
Behörden sowie der bedeutendsten Handels- 
und Industriekreise hat man in Budapest eine 
Deutsch -Ungarische Handelskammer 
ins Leben gerufen, um den Geschäftsverkehr 
zwischen ‘beiden Ländern wiederherzustellen. 
— Nach dem „‚‚Telegraaf“ beabsichtigt die 
holländische Regierung, der Kammer einen 
Antidumping-Gesetzentwurf vorzulegen, der 
die Einfuhr gewisser Artikel mit Rücksicht 
auf die niedrige zentraleuropäische Valuta 
verbietet. 


Messewesen. — Die Leipziger Meßhäuser 
G.m.b. H. hat die sämtlichen Meßhäuser ihres 
Bereiches bestimmten Branchen als Mittel- 
punkte der einzelnen Sondermessen zu- 
gewiesen. Für die Elektrotechnik und ver- 
wandte Industriezweige ist die Turnhalle in der 


Für die ‚Schriftleitung verantwortlich: EB. C. Zehme in Berlin. — Verlag von TulfusS8 pringer in Berlin. 


Leplaystraße bestimmt, Zur Beschaffung neuer 
me für die Technische Messe 
wurde dem Leipziger Meßamt seitens des Rates 
der Stadt Leipzig ein weiteres Darlehn von 
5 Mill. M bewilligt. 


Aus der Geschäftswelt. — Inland. Von 
den neuen Aktien des Rheinisch-West- 
fälischen Elektrizitätswerkes (Kapitals- 
erhöhung um 42 auf 150 Mill, M) übernehmen 
nach der, ,‚Frankf.Ztg.“u.a.dasReich 5Mill,M,der 
Landkreis Essen 10,45 Mill. M und die Deutsch- 
Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-A.G., 
die Harpener Bergbau A.G. sowie die Friedr. 
Krupp A.G. je. 2,5 Mill. M. — Das Kraftwerk 
Zschornewitz der. Elektrowerke A.G., Ber- 
lin, soll eine mäßige, aber kostspielige Ver- 

rößerun € 
eren Geldmittel in Höhe von 72 Mill, M ist 
nach der „Voss. Ztg.‘‘ mittels besonderer Trans- 
aktion durch Eintragung einer Hypothek vor- 
esorgt worden. — Die Reiniger, Gebbert 
& SchallA.G., Berlin, beabsichtigt der,,Franktf. 
Ztg.‘“ zufolge, den Sitz ihres Unternehmens 
von Berlin nach TAN Se zu verlegen. — In 
Berlin wurde die Burotti-Elektro-Marmor 
G. m. b. H. mit 30.000 M eingetragen. Sie be- 
zweckt den Vertrieb von Schalttafeln und son- 


stigen elektrotechnischen Artikeln sowie die. 


gewerbliche Ausnutzung des Alleinverkaufs- 
rechts für Schalttafeln usw. aus Burotti ge- 
nanntem Kunstmarmor in Deutschland. 


WARENMARKT. 


: Kohle. — In Oberschlesien ist nun auch 
ein Überschichtabkommen getroffen worden; 
die durchschnittliche Tagesförderung desReviers 
hat sich von 0,110 Mill. t in der ersten Hälfte 
des November auf 0,117 Mill. t zu Ende des ge- 
nannten Monats gesteigert. Die Oberschlesische 
Kohlenkonvention hat eine Preiserhöhung um 
20 M/t beschlossen, die indessen noch der Ge- 
nehmigung durch die Ententekommission in 
Oppeln bedarf. Die Verkehrsverhältnisse im 
Ruhrgebiet haben sich bisher nicht gebessert; 
die Haldenbostande sind infolgedessen von 
0,334 auf 0,415 Mill. tzu Ende November ange- 
wachsen. Auch imBraunkohlenbergbau herrscht 


großer Wagenmangel, der bereits zu Stockun- 


gen in der Förderung verschiedener Betriebe 
geführt hat. Die Preisbeschränkungen für die 
englische Kohlenausfuhr sind zu Anfang des 
Monats aufgehoben worden. Der englische 
Kokspreis wurde um 1 s 8 d/ton ermäßigt, so 
daß die gewöhnlichen Sorten jetzt 54 s 2 d/ton 


kosten. — Erze. Im Siegerländer Bezirk betrug 


die Oktoberförderung 133 160 t gegen 152 324 t 
im gleichen Monat 1919, trotzdem die Arbeiter- 
zahl seitdem erheblich vermehrt worden ist. 
In England notierten anfangs Dezember etwa 
Chromerz 48/52%ig 8 £ 10s, Rubioeız 50%ig 
52s ab Schiff, Graphit 80/90%ig 21 bis 25 £/ton. 
Während desersten Halbjahres 1920 hat Frank- 
reich 1,973 Mill. t Eisenerz ausgeführt, von 
denen 0,673 Mill. t nach Deutschland gingen. 
— Eisen. Am deutschen Eisenmarkt sind auch 
in der verflossenen Woche keine wesentlichen 


Veränderungen eingetreten, und ebenso haben ı 


sich am internationalen Markt in der letzten 
Zeit regere Geschäfte nicht entwickelt. In 
Belgien setzte sich der Preisrückgang nicht 
weiter fort. Gießereiroheisen Nr. 3 kostet jetzt 
etwa 500 Fr/t gegen 1000 Frim Mai, Stabeisen 
etwa 825 Fr/t gegen damals 1450 Fr. Die bel- 
gischen Werke klagen sehr über den Wettbe- 
werb der deutschen. Um dem übermäßigen 
Anschwellen der Roheisenvorräte vorzubeugen, 
und da der Absatz immer mehr stockt, wurden 
im Becken von Longwy mehrere Hochöfen aus- 
geblasen. Der Preisrückgang am amerikani- 
schen Eisenmarkt dauert fort. Stahlprodukte, 
dieam 3.VIII.noch durchschnittlich 85,03$/ton 
kosteten, sind jetzt. im Preise auf 76,30 $ 
gesunken. — Blei. Die Verkaufsstelle für ge- 
walzte und gepreßte Bleifabrikate in Köln hat 
die Preise weiter um 100 M auf 800 M/100 kg 
ermäßigt. Die American Smelting and Re- 
fining Co. setzte den Bleipreis von 6 auf 5 ets/lb 
herab. — Zink. Die Rheinisch-Westfälische 
Zinkblechvereinigung hat die Lagerpreise für 
Zinkbleche um 116 M auf 1276 bis 1282 M/dz 
ermäßigt. — Silber. Die Welterzeugung stellte 
sich 1919 auf 195 Mill. Unzen gegen 224 im 
Jahre 1913. — Gummi. Am Londoner Gummi- 
markt machte sich in der letzten Woche wieder 
etwas regere Kauflust bemerkbar; die Preise 
konnten sich jedoch nur unwesentlich befesti- 
gen. Am 4. XII. notierten Standard Crepe loko 
1s 1% dund Sheets loko 18 1/,d/lb. — Baum- 
wolle. Die ägyptischen Pflanzer verlangen von 
der Regierung die Festsetzung eines Mindest- 
preises, um die Preise wieder zu befestigen. 


erfahren. Für die dazu nötigen wei-. 


‘Platin: je Unze nom.. . 


Die englischen Baumwollpreise sind im letzten 
Monat um etwa 30% zurückgegangen. Die 
sichtbaren Weltvorräte betrugen Mitte Novem- 
ber etwa 4,6 Mill. Ballen aller Sorten gegen 
4,5 in der entsprechenden Woche des Vorjah- 
res. Bremen notierte am 9. XII. 33 ir —_. 
Holz. In letzter Zeit hat sich die Lage am Roh- 
.holzmarkt etwas belebt. Die Preise für Nadel- 
stammholz. ziehen durchweg an. Für östliche 


' Stammkiefern wurden etwa 1100 M/je Festm, 


für astreine Seiten 1200 bis 1250 M: gezahlt. ee 
Metallpreise. Das ‚Berl. Tagebl.‘“ ist der An- 
sicht, daß bei der jetzt üblichen Feststellung 
der Notierungen an der Berliner Metallbörse 
Ungenauigkeiten und Willkürlichkeiten nicht — 
‚ausgeschlossen seien, und hält es daher für 
wünschenswert, wieder amtliche Notierungen 
auf Grund an der Börse abgeschlossener Ge- 
schäfte einzuführen. Demgegenüber konsta- 
tiert die Notierungskommission des Börsen- 
vorstandes, Abt. Metallbörse, daß die jetzige 
Notierungsform von keiner anderen an Zuver- » 
lässigkeit übertroffen werde, auch nicht von 
einer Notierung, die aus einem offiziellen Bör 
senhandel in Metallen hervorgehen würde 


Kommission des Berliner Metallbörsenvor- E 
sich ab Lager in 
Deutschland) lauten in M/100 kg: 


10. X1. | 9X. 


Metall 
Elektrolytkupfer (wire = 
bars), prompt eif Hamburg, 3 
Bremen, Rotterdam . 2405.° 1: 2375 > ? 


‚Raffinadek up fer99/89,3%/, 1775—1825 17751826 £ 
Originalhüttenweichblei . | 690-700 T00= FE 
Originalhüttenrohzink, z Ne 

Preis im freien Verkehr .| 770-790 | 80. 
Plattenzink (remelted) von j 243 
handelsübl. Beschaffenheit | 500-520 500—50 
Originalhüttenaluminium } Ss 
98/99 %/, in einmal gekerb- r 3 
ten Blöckchen . . . . :. 133003400 3300-3400 
desgl. in Walz- oder Draht- N BR 
barren. . 2... 0. [8450—8550.3450-3550 
Zinn, Banka-,Straits-,Billiton- 161006150 5900—610U 5 
Hüttenzinn, mind. 499%, . , 6000 —_ A 

Reinnickel 98/99%, . . 4550—465014550—4650 

Antimon-Regulus . 950. 9095 


Silber in Barren rd 900 fein & ; 
für ce tem 1190—121011250—1260 
Br z x I F 


Die deutsche Elektrolytkupfernotiz. = 
betrug am 6. XII.: 2310 M, am 7. PAR 
2485 M und am 8. XIl.: 2420 M/l00 ke. 

An der Londoner Metallbörse wurden 
nach „Mining Journal‘ am 3. XII. 1920. für 
1 ton (1016 kg) notiert: 


Wir E08 
*Kupfer: best selected . 86 10 0 bis 
x = electrolyt 83 10 
5 wire bars. .. 8810 # 
+ A standard, Kasse 79 15 SG 
$“ Da » .8 Mon. ..80.:0 r 
Zinn: standard, Kasse. . 221: 0 = 
e BE 8Mon.. 2: = 
= ALTaMSE ne ee 224 15 n 


Blei:span.odernichtengl. - 
Weichblei. ... 275 
» . gew. engl. Blockblei 29 5 
Zink: gew. Sorten... . 31 10 
E remelted 

r engl. Swansea 
Antimon: engl. Reg.:;%, 
Aluminium: 98 bis 9909), 
Nickel: 98 bis 990), gar. 
Quecksilber: nom. für 
die 75 lbs.-Flasche, . . 


D 

[3 

rg 

m 

(=) 
SOO2O.'.0000000 


42/48 Ent. 0 
165 £ (In- u. Ausland), 
220 £ (In- u. Ausland) - 


15 £5s/5 £10s 
500 s. = 2 


In New York notierte Elektrolyt- 
kupfer am 10. XII. 1920 loco 13,87 ets/ib. 2 


* Netto. - > Bez 


Bezugsquellennachweis, Fe 


Frage 60. Wer liefert Meßvorrichtungen, 
‚bestehend aus Haspel mit Rolle und Meßuhr, 
zum Abmessen von Leitungsdrähten? 

Frage 61. Wer liefert elektrische Heiz- 
apparate, bei denen Tonröhren nach dem Be 

cuoopschen Metallspritzverfahren mit einem 
Metallüberzug verschen sind, der dann ziek- 
zack- oder spiralförmig aufgeschnitten ist? 


Abschluß des Heftes: 11. Dezember 1920, 


“Elektrotechnische Zeitschrift 


1025 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


41. Jahrgang. 


Das Mehrfachfernsprechen 
und -telegraphieren auf Leitungen mit 
Hochfrequenz.!) 
Von Karl Willy Wagner. 
(Mitteilung aus dem Telegraphentechnischen Reichsamt.) 


Übersicht. Die Einführung des hochfrequen- 


ten Mehrfachfernsprechens und Mehrfachtelegraphie- 


rens auf Leitungen in den praktischen Betrieb der 
Reichs-Telegraphenverwaltung wird besprochen. Die 
Betriebsapparate und ihre Anordnung auf dem Hoch- 
frequenzamt werden im Bilde vorgeführt. 


Unter den Aufgaben des Wiederaufbaues, 
vor die wir uns nach dem unglücklichen Aus- 
gange des Krieges gestellt sehen, steht die 
Wiederaufrichtung des Nachrichtenverkehrs an 
hervorragender Stelle. Eine geordnete, zuver- 
lässige und schnelle Nachrichtenübermittlung 
ist für die Gesundung des Wirtschaftslebens un- 

erläßlich. Während des Krieges sind die Be- 
* triebsmittel der Reichs-Telegraphenverwaltung 

stark abgenutzt worden; es konnten kaum die 
_ nötigsten Instandsetzungen ausgeführt werden, 
Erweiterungen und Neuanlagen mußten unter- 
bleiben. Unter dem Ansturm des mit der Been- 
digung des Krieges weit über alle Voraussicht 
gesteigerten Nachrichtenverkehrs entstanden 
alsdann die Ihnen bekannten überaus mißlichen 
Zustände. Mit allen ihr zu Gebote stehenden 
Kräften und Mitteln arbeitet die Reichs-Tele- 
graphenverwaltung an der Behebung der Ver- 
kehrsnöte, und wenn eine Besserung nur all- 
mählich fühlbar wird, so liegt das eben daran, 
daß die erforderlichen Neuanlagen nicht von 
heute auf morgen herzustellen sind. Schwierig 
ist vor allem die Bereitstellung der für den ge- 
wachsenen Verkehr nötigen neuen Leitungen; 
der Bau erfordert viel Zeit, außerdem fehlt es 
an den Rohstoffen. Unter diesen Umständen 
mußte ein Verfahren, mittels dessen man meh- 
rere Nachrichten gleichzeitig störungsfrei auf 
demselben Draht befördern kann, durch welches 
also die Leistungsfähigkeit des bestehenden 
Leitungsnetzes mit einem Schlag vervielfacht 
wird, von der größten Bedeutung werden. Die 
gleichzeitige Übertragung mehrerer Nachrich- 
ten durch Verwendung von schnellen Wechsel- 
strömen und abgestimmten Empfangsappa- 
raten war bsareits vor dem Kriege mehrfach 
vorgeschlagen worden. Aber erst die während 
des Krieges, namentlich durch die Arbeiten 
der Telefunkengesellschaft entwickelten Ver- 
fahren der Erzeugung, Verstärkung und Gleich- 
richtung hochfrequenter Ströme ‚mittels der 
Elektronenröhre boten eine tragfähige Grund- 
lage, auf der das Mehrfachfernsprechen und 
das Mehrfachtelegraphieren auf Leitungen mit 
Hochfrequenz zu einem für die Praxis brauch- 
baren B>triebsmittelentwickelt werden konnte. 
Anknüpfend an langjährige Laboratoriumsver- 
suche hat sich das Telegraphen-Versuchsamt 
dieser Aufgabe unmittelbar nach Kriegsende 
mit allem Nachdruck angenommen und die Ar- 
beiten, dank der Unterstützung, die es beim 
R>ichs-Postministerium und bei der einschlägi- 
gen Industrie gefunden hat, soweit fördern kön- 
nen, daß wir das neue Betriebsmittel heute auf 
einer Reihe von Reichsleitungen benutzen 
können. 

Auf die geschichtliche Entwicklung des 
Mehrfachfernsprechens und auf technische Ein- 
zelheiten, über dieich früher bei anderer Gele- 
genheit berichtet habe?), will ich heute nicht 
eingehen, sondern ein kurzes Gesamtbildin be- 
triebstechnischer und soweit das heute schon 
möglich ist, auch bstriebswirtschaftlicher Hin- 
sieht entwerfen. Freilich werden.sich, im In- 
teresse einer geschlossenen Darstellung, 
hierbei gelegentlich Wiederholungen von bereits 
Gesagtem nieht ganz vermeiden lassen. Außer- 
dem willich die nunmehr fertiggestellten, kon - 
struktiv durchgebildeten Betriebsapparate im 
Bilde vorführen. 3 


1) Vorgetragen auf der Jahresyersammlung des Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker inHannover am 25. IX. 


1920. 
9) „BETZ“ 1919, 8. 883 u. 394; 1920, S. 706. 


Berlin, 23. Dezember 1920. 


Heft 51. 


Ganz kurz will ich zunächst das Prinzip 
des Mehrfachfernsprechens oder -telegraphie- 
rens mit Hochfrequenz streifen. Genau wie in 
der drahtlosen Telephonie und Telegraphie wer- 
den elektrische Wellen erzeugt, deren Stärke 
im Rhythmus der Sprache oder im Takt der 
Telegraphierzeichen schwankt. Diese Wellen 
werden jedoch nicht durch eine Antenne in den 
freien Raum hinausgestrahlt, um sich dort nach 
allen Richtungen zu zerstreuen, sondern auf 
eine elektrische Drahtleitung geführt, an der 
sie, wie der Eisenbahnwagen auf seinen Schie- 
nen, entlang gleiten. Eine Strahlung nach der 
Seite findet nicht statt. Dadurch ist erstens die 
Geheimhaltung verbürgt, und zweitens braucht 
man für eine vorgeschriebene Reichweite viel 
weniger Energie als beim Telephonieren oder 
Telegraphieren ohne Draht. Jede Nachricht 
bekommt als Träger eine Welle von bestimmter 
Länge. Die am Ende der Leitung ankommen- 
den Wellen wirken auf abgestimmte Empfangs- 
apparate, in denen sie getrennt und in gewöhn- 
liche Sprech- oder Telegraphierzeichen zurück- 
verwandelt werden. 

Die gewöhnlichen Fernsprech- und Tele- 
graphierapparate sind für dıe Hochfrequenz- 
ströme unempfindlich ; ebensowenig wirken die 
normalen Sprech- und Telegraphierzeichen auf 
die Hochfrequenzapparate. Das ‚Mehrfach- 
sprechen und -telegraphieren mittels schneller 
Wechselströme“ läßt sich somit auf den vor- 
handenen Leitungen neben dem bestehenden 
Betriebe einrichten; in dieser Weise werden 
neue Absatzwege für den Verkehr geschaffen, 
ohne den Bau von kostspieligen neuen Leitun- 
gen und ohne Störung der bestehenden. Verbin- 
dungen. 

Die zur Einführung des neuen Verfahrens 
in die Praxis notwendigen Arbeiten gliederten 
sich in zwei Gruppen. Die erste betraf die tech- 
nische Entwicklung der Hochfrequenzapparate. 
Der hierbei zu durchlaufende Weg beginnt beim 
physikalischen Versuch im Laboratorium und 
endigt beim konstruktiv wohl durchgebildeten 
Betriebsapparat. Diese Arbeiten wurden vom 
Telegraphen-Versuchsamt mit der Gesellschaft 
für drahtlos> Telegraphie in engem Zusammen - 
wirken gemeinschaftlich durchgeführt, wobei 
der Firma naturgemäß die Aufgaben der Kon- 
struktion vorwiegend, die der Herstellung aus- 
schließlich zufielen, während das Versuchsamt 
hauptsächlich die Messungen und Versuche im 
Laboratorium und Betrieb auszuführen und die 
et daraus ergebenden Forderungen zu stellen 

atte. 

Die größten Schwierigkeiten bot der zweite 
Teil der Aufgabe, die organische Eingliederung 
des neuen Betriebsmittels in die vorhandenen 
Einrichtungen und Betriebsweisen. Bei der 
Einfügung des Hochfrequenzbetriebes mußte 
jede Störung des ohnehin überlasteten beste- 
henden Betriebes streng vermieden werden. 
Man durfte also weder an den vorhandenen Ein- 
richtungen etwas Nennenswertes ändern, noch 
neue Anforderungen an die Ausbildung oder 
die Geschicklichkeit des Betriebspersonals stel- 
len. Die Hochfrequenzeinrichtungen waren als 
Zusatz zum Bestehenden so auszugestalten, daß 
vom Tag ihrer Inbetriebnahme an das Betriebs- 
personal nichts weiter merkt als das Vorhanden- 
sein neuer Absatzwege. Diese schwierige Auf- 
gabe, an der wir viele Monate gearbeitet haben, 
kann heute im wesentlichen als gelöst betrach- 
tet werden. Ohne auch hier tiefer in die E'nzel- 
heiten zu gehen, die nur für den engeren Fach- 
mann Interesse haben, willich die Art der Ein- 
gliederung der Hochfrequenzeinrichtungen. in 
das bestehende System kurz erläutern. 

Abb. 1 zeigt schematisch den Verlauf der 
Verbindungen bei einer vierfach, d.h. miteinem 
gewöhnlichen und drei hochfrequenten Ge- 
sprächen betriebenen Femleitung L. A, B, 
Ö, D seien die vier an dem einen Ende der Lei- 
tung angeschlossenen Teilnehmer. A und B 
sejen an dasselbe Ortsamt O,, Ound D je an ein 
anderes Ortsamt O, und O3 angeschlossen. Von 
den Ortsämtern laufen die Gespräche über die 
Verbindungsleitungen a, b, c, dnach dem Fern- 
amt F. An dem Fernschrank erscheint die eine 
Leitung Z vierfach, etwa als La, Lv, Le und La. 
Aber nur an den Klinken zu La ist die Leitung 


"über aı tatsächlich angeschlossen, und somit 


wird auchnur dasvom Teilnehmer A eingehende 
Gespräch der Leitung unverändert zugeführt. 
Die Gespräche von B, C und D werden vom 
Fernamt zu dem sogenannten ‚Hochfrequenz- 
amt‘ H geleitet. Dort werden die Gespräche 
in Hochfrequenzschwingungen verschiedener 


A,B, C, D Teilnehmer; O,, Oz, Os Ortsämter; 
F Fernamt; HZ Hochfrequenzamt. 


Abb. 1. Grundlegendes Schalıbild für das Mehrfach- 
sprechen-auf Fernleitungen mit Hochfrequenz. 


Frequenz umgeformt, u. zw. ist jedem Ge- 
spräch eine bestimmte Frequenz, d. h. eine be- 
stimmte Wellenlänge zugeordnet. Diese ver- 
schiedenen Wellen gelangen über bı, cı, dı in die 
Leitung. In ähnlicher Weise läuft die Antwort 
an A über aı ein; dagegen werden die Antwor- 
ten an B, 0, D auf der Leitung ebenfalls durch 
Hochfrequenz übertragen. Jede dieser Nach- 
richten hat ihre eigene Frequenz; dadurch ist 
es möglich, sie im Hochfrequenzamt vonein- 
ander zu trennen und jede nur dem zugehörigen 
Teilnehmer zuzuführen, nachdem sie wieder in 
gewöhnlichen Sprechstrom zurückverwandelt 
worden ist. Das Wesentliche der beschriebenen 


‚Anordnung ist, daß in der Verbindung vom 


Teilnehmer bis zum Fernamt zwischen dem ge- 
wöhnlichen und dem hochfrequent zu über- 
tragenden Gespräch nieht der mindeste Unter- 
schied besteht. Auch für die Verbindungs- 
beamtin am Fernschrank besteht in der Bedie- 
nung der beiden Gesprächsarten kein Unter- 
schied. Die Mehrfacl sprechanlage ist also in 
dar Tat led'glich ein Zusatz zu dem Bestehen- 
den, ohne daß d’eses einer Änderung bedürfte. 
Das ist praktisch von grund!egender Bedeu- 
tung. Erst dadurch ist unter den heute so 
ungünstigen w.rtschaftlichen Verhältnissen die 
Einführung des Mehıfachfernsprechens über- 
haupt ermöglicht woıden. 

Die Hochfrequenzeinrichtungen sind, wie 
erwähnt, abseits vom Fernamt in einem beson- 
deren Hochfrequenzamt zentralisiert, das 
zwar im allgemeinen, aber nicht notwendiger- 
weise, in dem Gebäude des Fernamts unterge- 
brachtist. Abb. 2 zeigt, wie die Zentralisierung 
in dem Hochfrequenzamt ausgeführt werden 
kann. Vorn stehen die Schränke mit den Hoch- 
frequenzsendern, weiter zurück die Schränke 
mit den Hochfrequenzempfängern. Am Ende 
jeder der beiden Schrankreiben befindet sich 
ein Klinkenumschalter, mit Hılfe dessen man 
die Apparate rasch austauschen kann. Ein 
dritter Umschalter dient zum Austausch der 
Leitungen bei Leitungsstörungen. Die übrigen 
Gestalle enthalten Hilfseinrichtungen. In der 
Mitte des. Saales steht der Überwachungs- 
schrank. Über ihn laufen alle Verb ndungen 
zwischen dem Fernamt und dem Hochfrequenz- 
amt. Er besitzt Einrichtungen zum Mitlören 
und Prüfen und ist die Stelle, an der der ge- 
samte Betrieb der Mehrfachsprechanlage über- 
wacht werden kann. Am Überwachungsschrank 
läßt sich die Ursache etwa aufgetretener Stö- 
rungen rasch feststellen, sei es, daß die Fehler- 
quelle in den Fernleitungen oder in der Mehr- 
fachsprechanlage selbst liegt, woraus sich dann 
die zur Behebung der Betriebsstörung not- 
wendigen Maßnahmen ergeben. 

Die erste Feuerprobe im praktischen Be- 
triebe hat das Mehrfachfernsprechen mit Hoch- 
frequenz auf der Leitung Berlin-Hannover 
(300 km) bestanden. Dort dient seit über einem 
Jahre eine Einrichtung mit zwei hochfrequen- 
ten Zusatzgesprächen, also mit drei Gesprächen 
insgesamt, dem Verkehr. 

Die Hochfrequenzeinriehtung war bis vor 
kurzem aus Laboratoriumsapparaten behelfs- 
mäßig aufgebaut. Wir haben wertvolle Be- 
triebserfahrungen an ihr gesammelt und diese 


1028 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 51. 23. Dezember 1920. 


[——m— m ,——————z Tem nn 


bei der Konstruktion der endgültigen Apparate 
verwertet; außardem haben wır sie in verkehrs- 
schwachen Zz>iten, in denen hinrejehend Ab- 
satzwege nach Hannover verfügbar waren, aus- 
giebig zu unseren Versuchen für die Weiter- 
entwicklung des Verfahrens benutzt. 


Nach dem günstigen Ausfall der Betriebs- 
erfahrungen auf der erwähnten Linie wurden 
einige andere Leitungen mit sehr starkem Ver- 
kehr zum Mehrfachsprechen mit Hochfrequenz 
eingerichtet, nämlich die Teilstrecke Berlin- 
Stralsund der Fernspreehlinie Berlin-Stock- 
holm und eine der 600 km langen Fernsprech- 
leitungen Berlin-Frankfurt (Main). Diese hat 
zwei hochfrequente Zusatzgespräche erhalten, 
ist also jetzt dreifach ausgenutzt. Für die 
hierdurch ersparten zwei Fernleitungen zu 
4 mm Leiterdurchmesser hätte man 270 t 
Kupfer aufwenden müssen,die heute alleineinen 
Wert vonrd 7 Mill.Mhaben. Eine andere Fern- 
sprechleitung Berlin-Frankfurt (Main) hat Zu- 
satzapparate für die Hochfrequenztelegraphie 
erhalten. Der Telegrammverkehr auf den 
großen Hauptverkshrslinien ist ein Massenver- 
kehr, der nur mit Maschinen-Schnelltelegraphen 
zu bewältigen ist. Bei unsin Deutschland wird 
hauptsächlich der Schnelltelegraph von Siemens 
& Halske verwendet. Es galt daher, Einrich- 
tungen für den Mehrfachbstrieb dieses Appa- 
rats mittels Hochfrequenzströmen zu schaf- 


Abh.3, 


fen. Diese Aufgabe wurde durch die Zusam- 
menarbeit des Telegraphen-Versuchsamtes mit 
den Firmen Telefunken und Siemens & Halske 
elöst. Auf der Leitung wurden zuerst zwei, 
ann vier und sechs Telegraphierverbindungen 
neben der bestehenden Gesprächsverbindung 
eingerichtet. Dadurch ist also die Ausnutzung 
der Leitung versiebenfacht worden. Mit den 
sechs Telegraphie-Verbindungen können im re- 
gelrechten Dauerbetriebe bequem 4000 Buch- 
staben in jeder Minute auf dieser einen Leitung 
befördert werden, was einen Weltrekord be- 


Abb. 2. Allgemeiner Aufbau eines Hochfrequenzamtes. 


Abb. 4. 
Hochfrequenzsender. 


deutet. Da der tägliche Gesamtverkehr zwi- 
schen Berlin und Frankfurt in den Hauptver- 
kehrszeiten höchstens 7000 Telegramme zu 
10 Wörtern von dure hschnittlich 6 Buchstaben 
beträgt, kann er auf der einen ‚hochfrequent 
betriebenen Leitung nunmehr spielend bewäl- 


suche miteinem hochfre a Zusatzgespräch 
im Gange. Ferner hat die Firma die Aufgabe 
elöst, den bekannten Hughesschen Typen- 
Sk eier ruphen mit Hochfrequenzströmen 
zu betreibn. Mit zwei derartigen Verbindun- 
gen wurden auf einer 150 km langen Leitung 
ehr). auf der außerdem noch 
in normaler Schaltung gesprochen wurde, wäh- 
rend einer Reihe von Tagen Betriebsversuche 
mit befriedigendem Ergebnis ausgeführt. 

In wirtschaftlicher Beziehung bietet der 
Hochfrequenzbetrieb bedeutende Vorteile, da 
der Preis der Apparate nur einen geringen 
Bruchteil der Herstellungskosten einer neuen 
Leitung beträgt. Nur für kurze Leitungen 
kommt die neue Betriebsweise vorläufi 
in Betracht, weilsich in diesem Falle die Kosten 
für die Unterhaltung und den Betrieb der Hoch- 
frequenzapparate höher stellen als die Kosten 
für die Verzinsung und die Unterhaltung einer 
neuen Leitung. 

Vom betriebswirtschaftlichen Standpunkte 


fach betriebes sehr wertvoll. Dieser vermag, 
den Erfordernissen des Verkehrs leicht zu fol- 
gen. Läßt z. B. der Verkehr nach, so wird eine 
entsprechende Zahl von Hochfrequenzverbin- 
dungen außer Betrieb gesetzt. Während der 
Ruhezeit werden die Betriebskosten bis auf die 
verhältnismäßig unbedeutenden Kosten für die 


man die Zahl der Leitungen nach den Verkehrs- 
spitzen bemessen; die sehr beträchtlichen 
Kosten für die Verzinsung und Unterhaltung 
der Leitungen würden aber fortlaufend zu 
tragen sein, da sie unabhängig davon sind, ob 
die Leitungen im Betriebe sind oder nicht. 
Auf Grund der auf den Verbindungen Ber- 
lin— Hannover, — Stralsund und — Frankfurt 
(Main) gewonnenen Erfahrungen wurden bei 
Telefunken Betriebsapparate ausgebildet, die 
ich nun im Bild vorführe (Abb. 3 bis 8). Hoch- 
frequenzsender (Abb. 3 bis 5) und -Empfänger 


tigt werden. Durch das häufige Versagen”des 
alt und morsch gewordenen Kabels und das An- 
wachsen des Telegramm- und Fernsprechver- 
kehrs waren die Verkehrsverhältnisse zwischen 
den beiden Plätzen gänzlich unhaltbar gewor- 
den, so daß die Gespräche endlose Verzöge- 
rungen erlitten und die Telegramme zeitweise 
mit der Post befördert werden mußten, Die 
Hochfrequenzverbindungen haben den Betrieb 
zwischen den beiden wichtigen Zentren des 
Wirtschaftslebens vor dem zeitweilig drohenden 
völligen Zusammenbruch bewahrt. 

Die erwähnten Linien waren zunächst eben- 
fallsnoch mitVersuchsapparaten von Telefunken 
behelfsmäßig ausgerüstet worden. Wir hatten 
uns zu diesem Provisorium entschlossen, weil 
wir, wie gesagt, erst praktische Erfahrungen 
sammeln wollten, die der Konstruktion der end- 
gültigen Apparate zugute kommen, und weil 
wir wegen der dringenden Verkehrsnot mit der 
Einrichtung des Betriebes nicht bis zur Aus- 
bildung und Lieferung der endgültigen Appa- 
rate warten konnten. Es spricht sehr für die 
technische Brauchbarkeit unseres Mehrfach- 


eingebaut. Durch die Bauart der Apparate, die 
Leitungsführung und eine doppelte metallische 
Abschirmung sind die hochfrequenten Streu- 
felder außerhalb der Apparate unterdrückt, 
so daß man diese dicht nebeneinander stö- 
rungsfrei aufstellen kann, wie es die Raumver- 
hältnisse in einem Fernsprechamt verlangen 
(vergl. Abb. 2 u. 9). 

“u Der Hochfrequenzsender zeigt auf seiner 
Vorderseite (Abb. 3) Instrumente zum Ab- 
lesen der Heizspannungen, des Stromes im 
Hauptsch wingungskreise und des zur Leitung 
abflıeßenden Hochfrequenzstromes; ferner die 
Griffe für die Kopplung und Abstimmung der 
einzelnen Kreise, endlich (oben links) den Lam- 
penkasten mit den Röhren zur Sch wingungs- 
erzeugung, Sprachbeeinflussung und Sprach- 
verstärkung. In Abb. 4 ist der Lampenkasten 


BE ae u RA AREBE EN SEE NSERERTEEN 


Abb. 5. 


sprechverfahrens, daß sich selbst mit den vor- 
läufigen Versuchseinrichtungen ein befriedigen- 
der Dauerbetrieb hat durchführen lassen. Die 
Bgerlıoh aufgetretenen Apparatstörungen 
aben sich fast ausnahmslos auf die Mängel des 
behelfsmäßigen Aufbaues zurückführen lassen, 
z. B. auf abgerissene Leitungen, schlechte Löt. 
stellen, Wackelkontakte u. a. mehr. 
Auf einigen Linien sind auch Versuche mit 
Apparaten der Deutschen Telephonwerke vor- 
enommen worden. Auf einer 350 km langen 
ernsprechleitung Berlin— Breslau sind 


Abb. 6. 
Hochfreq uenzempfänger 


Abb. 7. 


Wellenbereiches. Abb. 5 zeigt die geöffnete 
der A erkennen, 
Abb. 6 gibt die Vorderseite des ne 


er-  gers. Der obere Schränkteil trägt die Kopp- 


nicht 


ist die bemerkenswerte Elastizität des Mehr- 


Verzinsung der Apparate erspart. Hätte man . 
die Hochfre uenzverbindungen nicht, so müßte 


(Abb. 6 bis 8) sind je in ein besonderes Gehäuse 


abgenommen; hinter zwei; geöffneten Klappen 
sieht man Abzweigbuchsen zur Einstellung des 


' Rückseite des Senders und läßt die Anordnung 


ee ee 


rc 


83. Dezember 1920. 


lungs- und Abetinnigg ip darunter befindet 
sich “das Lampenpult. Abb. 7 gewährt den 
Blick von hinten in den geöffneten Empfänger- 
schrank; durch die gekreuzte Spulenanordnung 
sind ungewollte Kopplungen vermieden. Abb. 8 
zeigt das Lampenpult; das Schutzblech ist 
AS npD um das Audionrohr und die 
. beiden Verstärkerrohre zu zeigen, von denen 
entweder eines allein oder ‚beide in Stufen- 
schaltung benutzt werden. 

. Nachdem durch die Versuchsbetriebe er- 
wiesen war, daß sich durch die Hochfrequenz- 
teleph onie neue vollwertige Verkehrswege sch af- 
fen lassen, hat sich die Reichs-Telegraphenver- 


waltung entschlossen, den Mehrfachbetrieb mit 
hochfrequenten Wechselströmen nach einem 
großzügigen Plane auf dem bestehenden Lei- 
tungsnetz einzurichten, um dem so empfind- 
lichen Mangel an Fernsprech - und Telegraphen- 
leitungen bald und wirksam abzuhelfen. Zu- 
nächst ist die Schaffung von 50 Hochfrequenz- 
verbindungen zwischen den Hauptverkehrs- 
zentren vorgesehen. Die Verwaltung wird da- 
durch schätzungsweise mindestens 200 Millio- 
nen Mark ersparen, die sie sonst für neue Lei- 
tungen ausgeben müßte. Die notwendigen 
Apparate werden von derGesellsch aft für draht- 
lose Telegraphie (Telefunken) und der Siemens 
& Halske A.G. hergestellt. 

Die Apparate für die ersten acht Ge- 
sprächsverbindungen sind bereits geliefert und 
aufgestellt worden.4 Abb. 9 zeigt das im/Ausbau 


Abb. 9. Hochfreqvenz-Fernamt in Berlin 
(im Ausbau begriffen). 


begriffene Hochfrequenz-Ferınamt in Berlin. 
Die Schrankreihe rechts enthält die Hochfre- 
quenzsender, die Reihe links die Empfangs- 
apparate. Im Hintergrund sind -Nebenappa- 
rate (für den, Anruf usw.) untergebracht. Die 
Prüf- und Überwachungsstelle befindet sich 
am&hinteren Ende der Sendeschränke. Die 
vorher erwähnten hochfrequenten Sprechver- 
b'ndungen von Berlin nach Frankfurt (Main), 
Hannover und Stralsund werden nunmehr 
sämtlich von diesem Hochfrequenz-Fernamt 
aus betrieben. 
Nach dem bisher Erreiehten dürfen wir die 
besten Hoffnungen für die Zukunft unseres 
jüngsten Sprosses der Nachrichtentechnik he- 
en. Schon jetzt erfreut er sich eines regen In- 
resses weit über die Grenzen unseres Vater- 
landes hinaus. Wir erwarten von ihm ‚wesent- 


Abb. 8. Röhrenpult des Hochfrequenzempfängers. 


P 


Elektrotechnische Zeitschrilt, 1920. Heit 51. 


| 


liche Hilfe in unseren Bestrebungen, den Nach - 
richtenverkehr wieder aufzurichten. Möge er 


als ein bedeutsames Glied des friedlichen Ver- 


kehrs zwischen den Menschen und Völkern bei- 
BER zur Verbreitung der Güter der Kultur 
und Gesittung. 


Güterbeförderung auf elektrischen 
Straßenbahnen.') 


Die Benutzung der städtischen Straßen- 
bahnen zur Beförderung von Gütern neben 
der Personenbeförderung ist nicht 
mehr neu. In Deutschland haben 
sehon vor dem Kriege u. a. die 
Straßenbahnen in Hannover, Duis- 
burg, Memel, Kreuznach, Meiderich, 
Meißen, Mühlhausen i. E., Staßfurt, 


orter Straßenbahn sowie die Bergi- 
schen Kleinbahnen, größere Men- 
gen Güter teils mittels elektrischer 
Lokomotiven, teils in Beiwagen und 
gewöhnlichen Triebwagen beför- 
‘ dert. Auch in England haben meh- 
rere städtische Straßenbahnen und 
Privatunternehmungen Pakete- und 
Güter- neben der Personenbeförde- 
rung als besondere Einnahmequelle 
betrachtet. 

Während des Weltkrieges trat 
in den meisten. Städten Europas 
ein großer Mangel an Pferde- 
fuhrwerken und Kraftwagen ein, 
und es lag der Gedanke nahe, die Straßen- 
bahnen als Zugmittel zur Beförderung der 
Güter heranzuziehen. Zur Behebung der Ver- 
kehrsnot wurde die Abbeförderung der Güter 
von den Bahnhöfen, die Bewegung der Güter 
innerhalb der größeren Städte, endlich der 
Güterverkehr von Ort zu Ort ohne Inanspruch- 
nahme der Staatseisenbahnen erforderlich. 


Beförderung der Güter auf Straßenbahnen 
ist möglich: Durch Beförderung auf Schienen- 
wagen (Straßenbahnwagen), durch Beför- 
derung auf gewöhnlichen Wagen, wobei der 
Triebwagen der Straßenbahn die Stelle der 
Zugtiere vertritt, und endlich können Güter 
auf den sewöhnlichen Lastwagen befördert 
werden, die auf Untergestelle gesetzt werden, 
welche auf Straßenbahngleisen laufen können. 
Wo Gleisanschlüsse noch nicht vorhanden 
sind, müssen besondere Anschlüsse sowohl an 
die Staatsbahnhöfe, als auch für die Empfän- 
ger hergestellt und Güterwagen beschafft 
werden. Die Anlage besonderer Anschluß- 
gleise ist nicht in allen Fällen notwendig, da 
Vorsorge getroffen werden kann, die beladenen 
Lastwagen an die Straßenbahngleise zu schaf- 
fen und ohne weiteres bis zur Entladestelle 
zu befördern. Die einzige technische Ein- 
richtung, die bei dieser Lösung der Ver- 
kehrsfrage zu treffen ist, besteht in der 
Beschaffung einer angemessenen Kupp- 
lungseinrichtung zur Verbindung von Last- 
und Triebwasen. Außerdem wurden so- 
wohl in Deutschland sowie auch in anderen 
Ländern gesetzliche Anordnungen getroffen. 


In Fällen, in denen nur für den Personen- 
verkehr konzessionierte Straßenbahnen auch 
die Güterbeförderung für kurze Zeit mit über- 
nehmen sollen, ist in Preußen eine ministerielle 
Genehmigung nicht erforderlich, da die Ge- 
nehmigung des zuständigen Recierungspräsi- 
denten genüst. In denjenisen Fällen, wo die 
Konzession für die Güterbeförderung aber für 
längere Zeit gewünscht wird, hat sich der 
Minister der öffentlichen Arbeiten in jedem 
einzelnen Fälle die Genehmigung vorbehalten. 
Er hat aber die Ermächtigung dahin. erweitert, 
daß die Kleinbahn-Aufsichtsbehörden, ohne 
seine Vorentscheidung "einzuholen, das Ge- 
nehmigungsverfahren zur Einführung des 
Güterverkehrs auf Straßenbahnen einleiten 
dürfen, wenn der Antrag auf die Dauer bis 
zu drei Jahren vom Genehmigunsstare ab ze- 
stellt wird. Hauptbedinrung dieser Ermäch- 
tigung ist, neben der zeitlichen Begrenzung, 
das Verbot einer Änderung des Rechtscharak- 
ters des Straßenbahnunternehmens als Klein- 
bahn durch die Ausdehnung des Betriebs- 
zwecks. 


Den gemeinsamen Bemühungen der Straßen- 
bahnen, des Kriegsamtes und nicht zuletzt des 
Vereins Deutscher Straßenbahn- und Kleinbahn- 
verwaltungen ist es binnen kurzer Zeit gelungen, 
viele Schwierigkeiten technischer und wirtschaft- 
licher Art zu beseitigen. Die Rundfraren 
dieses Vereins und des Kriegsamtes vom Ok- 


.tober 1918 haben er&eben, daß die in Tafel 1 


angegebenen Betriebe bereits Güterbeförde- 


rung eingeführt haben oder sich sehr ein- 


gehend mit den Vorarbeiten beschäftigen. 


1) Nach’J.’Sim6o’n, Zeitschr. f. Kleinb. Bd. 25, 1918, 
S. 527; Bd. 26, 1919, 8. 29. 


Straßburg i. E. und die Kreis Ruhr- 


102 


Zahlentafelıl. Güterbeförderung 
auf deutschen Straßenbahnen. 
Anzahl 
Art der Beförderung |der Be- Quelle 
triebe 

Schienengüterwagen .| 64 ASEr E 
Mit Rollb,cken En 8 BILIS LUDER 1918 

ufden Plattformen der R 

Personenwagen. . . Kriegsamtes 
Besondere Gütertrieb- 

wagen. „=... 0. 8 
Eiseubahngüterwagen 

unmittelbar. . ! .. 4 
Gewöhnliche Straßen- 3 

führwerke. .. 2... 5 Rundfrage des 
Güterbeförderung be- Ver. d. Str.- u. 

absichtigen einzu- | Kleinb. - Verw. 

führen rn, 22 1918 
Güterbeförderung 

haben seit längerer 

Zeit bereits einge- 

führte Say: 21 


Die Umfrage des Vereins Deutscher Stra- 
ßenbahn- und  Kleinbahn-Verw. umfaßte 
außerdem noch die Fragen, ob nur auf 
Gleisen laufende Güterwagen oder auch 
Straßenfuhrwerk, und welche Art Güter be- 
fördert werden. Ferner ob nur Wagen- 
ladungen oder auch Sammelladungen zur Be- 
förderung kommen, und die gewöhnlichen 
Triebwagen mehr wie einen Lastwagen 
schleppen können. Die Frage, „welche Spur- 
weite die Gleisgüberwagen haben. bzw. welche 
Einrichtungen bei Spurverschiedenheiten vor- 
handen sind, sowie die Frage, ob Güter 
auch während der Tagesstunden befördert 
und welche Vorkehrungen getroffen sind, um 
den Personenfahrplan nicht zu stören“ war 
wissenswert. Ferner die Art, wie die Güter- 
wagen mit den Triebwagen gsekuppelt werden 
und mit welchen Höchstgeschwindigkeiten die 
Güterwagen im Stadtinnern bzw. in den 
äußeren Stadtteilen, auf gerader Strecke und 
in Krümmungen fahren bzw. welche Bedin- 
gungen an die Abfederung und Bremsung der 
angehängten Wagen gestellt werden, bedurfte 
der Aufklärung. Auch darüber sollte Auf- 
schluß verschafft werden, wer die Wagen- 
führer und die Zugbegleitung stellt bzw. wer 
das Zubringen und Kuppeln der Güterwagen 
mit den Triebwagen besorgt. In wirtschaft- 
licher Beziehung sollte die Rundfrage Auf- 
schluß geben, wie zwischen Verfrachter und 
Straßenbahnen verrechnet wird, und ob 
Kilometer-, Gewicht- oder Ladungstarife vor- 
gesehen sind. 

Auf diese Rundfrage haben von 301 deut- 
schen Verwaltungen 23% den Fragebogen 
beantwortet, und es ist aus den eingegan- 
genen Antworten zu entnehmen, daß die 
meisten der genannten Straßenbahnen mıt 
ihren gewöhnlichen Personentriebwagen auf 
Gleisen laufende Güterwagen befördern. Nur 
in zwei Fällen wurden besondere Gütertrieb- 
wagen beschafft, und nur zwei Straßenbahnen 
befördern außer Wagen auf Gleisen auch ge- 
wöhnliche Straßenfuhrwerke. Neun Straßen- 
bahnen übernehmen Staatsbahngüterwagen 
und andere Fuhrwerke, die sie, um die Veer- 
schiedenheiten der Spurweiten zu überwinden, 
auf Rollböcke und ähnliche Vorrichtungen mit 
der eieenen Spurweite setzen. Die .Straßen- 
bahn-Güterzug-Studiengesellschaft in Düssel- 
dorf hat ein Gleisfahrzeug, das in ganzen 
Zügen fahren und außerdem an belie- 
biger Stelle das Gleis als Einzelfahrzeug ver- 
lassen kann, um durch Pferdegespann weiter 
befördert zu werden, ausgeführt. Die Bauart 
stellt einen vereinfachten Rollschemel dar, 
der bei geringem Gewicht sehr tragfähig 
ist, und für die Normalspur von 1435 mm 


oder für Meterspur ausgeführt wird. Der 
Rollschemel ist in Abb. 1 dargestellt. 
Bei Fuhrwerken, welche die gleiche Spur- 


weite haben wie die Straßenbahn, ist ein 
Anheben und Entlasten der Fuhrwerksachsen 
nicht erforderlich, vielmehr wird das Gewicht 
von den Rädern des Fuhrwerks und der Spur- 
achsen gemeinsam getragen. 

Bei nur sehr wenigen Straßenbahnen waren 
Güterwagen mit genügender Tragkraft und 
Ladefähigkeit von früher vorhanden. Bahn- 
meister- oder Salzstreuwagen wurden umge- 
ändert und Triebwagen nach Entfernung der 
Triebmotoren und des Wagenkastens zu trag- 
fähigen Plattformwagen umgebaut. Auch 
Selbstentlader und besondere Mehlwagen kamen 
vereinzelt zur Verwendung. 

Die von den Straßenbahnen beförderten 
Güter bestanden während der Kriegszeit in 
der Hauptsache aus Lebensmitteln, Kohlen, 
Rohstoffen und Halberzeugnissen der Rüstungs- 
industrie, aber auch Postpakete, Reisege- 
päck, Zeitungsballen, Speisen- und Dampf- 
kessel sowie andere Güter wurden be- 
fördert. In den meisten Fällen hat es sich 


1028 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 51. 23. Dezember 1920. ] 
a ENTER — 


außer um schnelle Beförderung auch darum | die auf dem neben dem Gleis. liegenden 
gehandelt, die Güterwagen der Staatsbahnen Straßenpflaster laufen, an ihre Triebwagen 
so schnell als möglich zu entleeren, um den anzuhängen. Ein Betrieb verwendet hierfür 
Wagenumlauf nicht zu verzögern. Verschie- seitlich gekröpfte Kuppelstangen, ‚ während 
dentlich wurden sogar die beladenen. Eisen- | sich eine andere Unternehmung mit einem 
bahnwagen, um Umladungen und Zeitverluste kräftigen Querbalken (Abb. 2, 3) behilft, der, 
zu sparen, von den Straßenbahnen unmittel- | an der Innenseite der Plattform befestigt wird 
bar an die Verbrauchsorte befördert. Auch die | und an jener Seite vorsteht, auf der die Fahr- 
Milchzufuhr aus den Vororten an die Haupt- ! straße liegt. Die seitwärts geekuppelten Last- 


von Postgütern stellt die Postverwaltung die 
Begleiter. Das Zubringen, An- und Ab 
kuppeln der Güterwagen besorgt fast stets der 
Verfrachter. Der Hauptbedingung, „unnötige 
Verschiebearbeit und Verzögerungen im Per- 
sonenverkehr zu vermeiden“, wurde ent- 
sprochen, 


Wegen der Verschiedenheit der zu beför- 
dernden Güter und auch im Hinblick auf die 
Art der Beförderung kann eine einheitliche 

erpechnungsart weder von vornherein ange- 
strebt, noch erreicht werden. 


Zahlentafel 3. Beförderungspreise 
nach den Ergebnissen der Rundfrage des 
Ver. Dtsch. Str.- u. KL-V. 


Von den die Frage- 

R bogen heantworten- 

Tara den Verwaltungen 
? 0 


= 


Gewichtstarif (unter Berücksichti- 


gung der Höchstbelastung). . . 30 
Zeittarif (unter Berücksichtigung 

der größten Motorleistung) ... . 12 
Nach Fahrten (desgl). .. . . .. 10 
Nach Wagenkm (des). 2 0 11 
Nach Ladungen für die ganze 

Strecke... 7: une 10 


fuhrtarif sowie auch nach der 
Militärtransportordnung 20 


Es ist bemerkenswert, daß nur eine ein- 
zige Straßenbahn sich entschlossen hat, nach 
geleisteten Achskm ihre Leistungen zu be-. 
rechnen. Die Verschiedenheit einiger km- 
Gewichttarife ist aus Tafel 4 zu entnehmen. 


Um die Unstimmieckeiten solcher Tarif- 
verschiedenheiten einigermaßen zu beseitigen, 
haben mehrere rheinisch-westfälische Bahn- 
verwaltungen den in Tafel 5 zusammengestell- 
ten Tarif aufgestellt. ? 


Sa nme ur Fr feet 
ms | ie 


e Laufrollen. a Laufachsen. d Laufachsenlager. ec Lagerabstützung. i, g Winden. f Längsträger 
h Federnde Achsenverbindung. 


Abb. 1. Rollschemel. 


Zahlentafeld. Frachtkosten für die Be- 
förderung von Massengütern bei min- 
‚destens 10 t Ladegewicht. 


ar Ha BEL EZ en 


verteilungspunkte sowie das Sammeln und wagen haben eine gerade oder gekröpfte Ben S BR 

Zurückbefördern der leeren Behälter an die Kupplung zwischen Fuhrwerk und seitlichem Em M ee M 4 
Erzeuger wurde mit Erfolg von einer Straßen- Querbalken. Durch abwechselnde Verwen- Be 5 94 über 15 bis 20 46. Ar 
bahn ausgeführt. Auch die Müllabfuhr ist | dung der geraden oder nach rechts oder links über 5 bis 10. _ 32 20 53 = 
erwähnenswert. Es werden nur Sammel- gekröpften Kupplung wird eine abwechselnde oO 1 39 : ” hs SG 3 


Für große Transportleistungen haben die 
großen Straßenbahn verwaltungen besondere 
Beförderungsbedingungen aufgestelli, welche E 
die Verrechnungsart, die Be- und Entlade- 
fristen, Standgelder, steuerliche Lasten sowie 
Haftpflichten regeln. ; 


‚Über die Vor- und Nachteile der Güter- 

beförderung kann zurzeit, ein abschließendes 

Urteil noch nicht abgegeben werden. Von 
verschiedenen Seiten wurde diese Frage nur 
vom rein wirtschaftlichen Standpunkt behan- 
delt. Es ist dies insofern nicht recht an- 
gängige, als die Güterbeförderung bisher in 
den meisten Fällen nur als Notbehelf be- 
trachtet werden mußte. Wenn einige Straßen- 
bahnen zur Einriehtun« der Güterbeförderung 
durch vrößere Neuanschaffunsen, wie be- Re 
sondere Güterwagen, Gleisanschlüsse, Lade- 
rampen u. dergl., besondere Kapitalien an- 
legen mußten, so sind dies Ausnahmen, die 
den Gesamterfole nicht beeinträchtigen kön- 
nen. Einige Bahnverwaltungen haben schon 
jetzt über gute Ergebnisse Angaben machen 
können, und noch mehr haben so berichtet, 
daß man annehmen muß, ‘sie hätten vom 
Güterverkehr für ihre Bahn nur Nachteile 


Da 


Abb.{2, Kupplung zwischen Straßenbahnwagen und Straßenfuhrwerk. Abb. 3. 


ladungen befördert, da die Straßenbahnen Belastung des Straßenpflasters auf eine mög- 
sich mit dem Sammeln von Stückgütern richt | lichst weite Fläche erreicht, um die Bildune 
beschäftigen können. Veerschiedentlich haben | von Rillen zu vermeiden. 
die Handelskammern die Vereinigung der Die Fahrgeschwindigkeiten sind je nach 
Güterverfrachter in die Wege geleitet, um | den Steigungs- und Krümmungsverhältnissen 
durch regielnechten Sammeldienst die Beför- sowie der Wagenzahl verschieden. Die Grenz- 
derung der Sammelladunsen auf einzelne werte sind aus Tafel 23 zu entmehmen. 
Stellea der Verkehrsbezirke zu beschränken. 

Die Erfahrungen haben auch gelehrt, | Zahlentafelo. Fahrgeschwindigkeiten 
daß sich der Güterverkehr auf den Straßen- von Straßenbahn-Güterwagen 
bahnen gut zwischen den fahrplanmäßigen : 


B : # ! BerBretmlerh.a Tre km/h günstigen Beeinflussung der Wirtschaftlich- 
= ae Wer an u Gleiswagen im Stadtinnen .... . .. 5 bis 20 | keit beruhen. Es muß aber besonders betont 
empfehlenswert, den. Güterzug vor dem Per- ” auf Außenstrecken ... . . 9 bis 3 werden, daß der Güterverkehr auf langen - 
Kane fahren zu lassen “Wenn beide mit » _„ Im Vorortverkehr. . . . . bis 40 | Außenstrecken, mit nicht zu diehter Wagen- | 
gleicher Fahrgeschwindigkeit verkehren, wird | Straßenfuhrwerke auf gerader Strecke olge und ausreichenden Tarifen sowohl für 
doch" där Chlor meistens weine größere im Stadtimnerns vo 7 die Verfrachter wie auch für die Bahnverwal- 
Reisepeschdin Golan haben," weil er an den a a in Krümmungen im 4 tungen nennenswerte Vorteile bringen kann. 

j : . SAUUNETN ER inie. arte Fa: 

Ka ee Gerber ner Kon ingen haben die 

Die Verbindung zwischen Triebwasen orsBsrocken. In2der Geraden ger 12 allgemeinen Wohle eingerichtet, und manche 

und den ansehängten Güterwagen hat beson- In ee aut Außen- und Vor- 6 sind mit den Ergebnissen so zufrieden, daß 

dere Schwierigkeiten nicht ergeben. In Fällen SEISITOCKEen In Krummungen an. 22 sie diese Einnahmequelle nach Eintritt ruhi- 

wo die Höhe der Kupplungsmitten voneinan- | unter der Voraussetzung genügender Bremsen | ger Zeiten weiter ausbauen und die Wirt- 
der abweicht, wird eine Kröpfung der Kuppel- und Federung. schaftlichkeit ihres Gesamtunternehmens hier- R 
stange in der. vertikalen Ebene um das Maß urch zu verbessern beabsichtigen. Br 
der Abweichung vorgenommen. Die Wagenführer und Zugbegleiter wer- Durch die Beförderung. von Gütern. inte 


Einige Straßenbahnen haben Einrichtun- | den fast durchweg von den Straßenbahnver- 


ı der Nacht und zu anderen Betriebszeiten, in 
gen getroffen, um gewöhnliche Fuhrwerke, waltungen gestellt, nur bei der Beförderung 


denen die Kraftwerke schlecht belastet sind, 4 


23. Dezember 18%0. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Zahlentafel 4. Güterbeförderungspreise auf deutschen Straßenbahnen 


für 10000 kgl) im Jahre 1918. 
HH. een 


Aachener 
Entfernung Kleinbahn-Gesellschaft 
PD Te Re A 
km M 
1 22 18 14 24 
2 22 18 14 24 
Dan 24 20 16 24 
4 26 20 16 24 
5 26 22 18 32 
6 25 24 18 32 
7 30 24 20 32 
8 30 26 20 32 
9 32 26 22 32 
T0 34 23 22 89. 
11 36 32 24 39 
12 38 32 24 39 
13 40 34 26 39 
14 40 34° 26 89 
15 42 36 28 46 
16 44 38 283 46 
17 44 35 30 46 
18 46 40 30 46.. 
19 48 40 32 46 
20 48 42 32 53 
21 52 '46 34 -53 
22 54 46 34 53 
23 54 48 36. 53 
24 E 48 36 53 
25 58 50 38 60 
26 58 52 38 60 
27 60 52 40 60 
28 62 54 40 60 
29 62 54 42 60 
30 64 56 42 60 
31 68 60 44 60 
32 68 60 44 60 
33 70 62% 46 60 
34 72 62 46 60 
35 74 66 48 67 
35 bis 40 — _- — 67 
4 „ 8 —_— —_ — 67 
45 „50 — _— .—_ 74 
50 ;„ 60 —_ — — 74 
jede weiteren 5 km| — _ —_ 7 


für Einzelsendungen. 


Vestische Kleinbahn 


Vereinbarungen 
d. Straßenbahnen 


estfälische Dortmund, 


Herten i.W. Straßenbahn | Crefeld, Essen, 
Gerthe et 
Ze 9 2 Elberfeld 
M M M 
20 16 15 26 24 
20 16 15 26 24 
20 16 15 26 24 
20 16 15 26 24 
25 20 20 28 32 
25 20 20 30 32 
25 20 20 32 32 
25 20 20 34 32 
25 20 20 — 32 
30 24 30 _ 39 
30 24 30 —_ 39 
30 24 30 _ 39 
50 24 30 — 3° 
30 24 30 —_ 39 
35 28 40 = 46 
35 28 40 — 46 
35 28 40 — 46 
35 er 40 _ 46 
35 28. 40 — 46 . 
40 32 50 —_ 53 
40 32 50 E= 53 
40 32 50 — 53 
40 32 50 — 53 
40 32 50 — 53 
45 36 60 — 53 
45 36 60 — 60 
45 36 60 — — 
45 36 60 —_ 
45 36 60 - = 
45 36 65 — —_ 
45 36 65 —_ _ 
45 36 65 — — 
45 36 65 — — 
45 36 65 — 
50 40 70 — — 
50 40 70 — 
50 40 75 — 
55 44 80 —_ — 
3) 44 85 —_ 
5 4 5 — 


für Mehrfachsendungen mindestens wöchentlich 20 t. 


C = für Massensendungen von einem Versender oder an einen Empfänger. 


D= Sonderwagentarif (1 Wagen). 


können die Belastungsmulden ausgefüllt und 
der Strompreis hierdurch herabgesetzt wer- 


den. Es ist dann nicht nur den Straßenbahnen, $ 


sondern auch den Elektrizitätswerken damit 
sedient. Winkler. 


Durchbiegung von Gittermasten. 


Von L. Seidemann, 
Ingenieur der Firma C. H. Jucho, Dortmund. 


Übersicht. Die genaue Durchbiegung eines 
Gittermastes wird rechnerisch nach dem Mohrschen 
Verfahren ermittelt. Die danach sich ergebende 
Dnrehbiegung wird mit der nach der Formel von 
Bürklin?) errechneten verglichen und dabei eine 
für die Praxis genügende Übereinstimmung beider 
Ergebnisse festgestellt. Im Anschluß werden dann 
die bisher in der Praxis üblichen beiden Formeln 
für die Berechnung der Durchbiegung von Gitter- 
masten behandelt und die danach erhaltenen Ergeb- 
nisse denen nach Mohr und Bürklin gegenüberge- 
stellt. 


In der „ETZ“ 1920, S. 252 hat Herr Dipl.- 
Ing. Bürklin eine Formel 


f=(@r+S0).g7: ed 


für die Durchbiegung von Gittermasten mitge- 
teilt, nach welcher sich die Durchbiegung der 
Gittermaste nicht so groß berechnet, als wie bei 
Anwendung der sonst üblichen Faustformeln. 
Da die von Herrn Bürklin dabei vorausgesetzte 
Ausbildung der Gittermaste als Träger gleicher 
Festigkeit in der Praxis nicht erreicht werden 
kann, so stellt das Ergebnis seiner Formel den 
ungünstigsten Grenzfall für die Durchbiegung 
dar, und es wird die tatsächliche Durchbiegung 
der Maste hinter diesem Rechnungsergebnis 
zurückbleiben. Die möglichst genaue Ermitt- 
lung der Durchbiegung der Maste ist aber inso- 
fern von Wichtigkeit, weil in den „Normalien 


& U wird der Berechnung zu- 
unde gele 
Brune ETZ= 1920, 8. 232. 


für Freileitungen‘, aufgestellt durch denV.D.E 
gültig ab 1. I. 1914 auf Seite 8 die zulässige 
rößte Durehbiegung mit 2% der freien Mast- 
länge festgelegt ist. 

Um nun festzustellen, inwieweit das Er- 
gebnis der Bürklinschen Formel mit den tat- 
sächlichen Verhältnissen übereinstimmt, soll 
die Durehbiegung eines Mastes nach dem Mohr- 
schen Verfahren rechnerisch ermittelt werden, 
und in Anschluß daran die Faustformeln einer 
Untersuchung unterzogen werden. 

Den nachstehenden Untersuchungen ist 
der von Herrn Bürklin als Probebeispiel ver- 
wendete Gittermast gleichfalls zugrunde ge- 
legt, doch sind zur Vereinfachung der Rech- 
nung einige unwesentliche Veränderungen in 
den Längenabmessungen der einzelnen Mast- 
sehisse vorgenommen (Abb. 1). 

Der Querschnitt des Mastes kann nun qua- 
dratisch oder rechteckig sein, und es ist dann 
(Abb. 2) 


Querschnitt eines Winkeleisens: 


Trägheitsmoment eines Winkel- 
eisens für die &— &- Achse: 


F in cm’, 


J: in emf, 


‘ Querschnitt einer Gurtung: !=2F in em}, 


Trägheitsmoment des Querschnit- 
tes für die © — x-Achse: 
’ d? 


Ja=4J:+4F. 


Widerstandsmoment des Quer- 
schnittes für die © — &- Achse: 


co F'.d2 in cm, 


Wie ara 2.F.d in cm}, 
RE 


worin d die theoretische Querschnittshöhe 
(Mastbreite) in cm bedeutet. 

“ Die Ermittlung der Durchbiegung nach 
Mohr ist nachstehend in Tafelform durchge- 
führt, sie ist ohne jede weitere Erläuterung aus 
den Überschriften der einzelnen Spalten ver- 
ständlich. Hierbei ist die Einwirkung der 
Formänderung: der Füllungsstäbe unberück- 
sichtigt gelassen, da die in ihnen auftretenden 
Spannkräfte nur gering sind, auch sämtliche 
Stäbe in Rücksicht auf die Knicksicherheit aus 
|_-Eisen bestehen und sehr reichliche Quer- 
schnitte aufweisen (Tafel 1). Das Endergeb- 


Heit 51. 


1029 


‚ nis zeigt, daß die Durchbiegung des Mastes 


= 17,51 cm ist entsprechend 0,875%, der freien 
Mastlänge 1 = 20 m. Dieser Durchbiegung 


4=7 
P=7500kg dy+400 
SI Ö 


3Okg — 
30Kg .— 
QS 
Ss 
3Okg — Q 
Sy 
Ss 
IOhg 8 
a 


IOhg — 


JOkg = 


MOO 1000-1000 —=- 1000 A-1000 A—1000——- 1000-1000 


I 
> 


40 kg — 

R 
ze R 
S 
ORG — S Ss 
SS 
BE RN 

Est 

40 kg — NS 

SR 

SS 

= 


Org — 


4Okg — 


& N 
> 100-100 1100 = 100 —= 


] 
>+< 


SORg E Zi S 
x 
+ 
SOkg — S 
* S 
SS 
SORg — N Q 
SD 
Te Se 
HESS 
SER 
SOkg — a 


N 
ED 


7200 


a 


7200: 


AB 4: 


Mastskizze. 


Abb. 1. 


stellt sich das Ergebnis nach der Bürklinschen 
Formel mit 


pe .1500.-+ —.720) > 
5 8 
SD EN 
2150000. 15,5 . 1202 
d. i. 0,976% der freien Länge gegenüber. Die 


genauer berechnete Durchbiegung hat sich 
also, wie schon eingangs dargelegt, als geringer 


=19,92 cm, 


Abb. 2. Mastquerschnitte, 


Heit 351. 


23. Dezember 1920. 


1030 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. 
BEEETTT ; 
e ee Durchbi N 
= Pr) Biegungsmomente infolge Belastung durch: N a an Vorh: en a ee Br Mae N Ba | 
Sr : t Gesamt- 24 Profil Zl ee an der Spitze Kinn 
Ss Wind- Je Rs .E 
FE Rt Peoke Hear Mer, F=1t ER Q 8 F.E A Bey s Ki 5 
Ki M,„ in mt | Mpin mkg | Mg in.mkg in mkg m S, in kg Sinkg mm gem cm cm ® : 
N) 0 0 0 0 0,100 | . () ee 30 0 0,0000 0) 
1 0,300 450 2 452 0,412 | — 728 — 1079 Yo 130 — — 0,0038 0,0028 — 63 
2 1,300 1 950 27 1 977 0,452 + 2876 + 4374 Ne) , 200 + 0,0234 0,0673 ° -+ 251 
3 2,300 3450 82 3532 0,492 | — 4675 — 7179 X 8,70 200 — 0,0384 0,1794 — 413 
4 3,300 4 950 167 5117 0,532 | + 6203 9 618 8.17 2870 200 + 0,0514 0,3190 + 553 
5 4,300 6 450 282 6 732 0,52 | — 7517 — 11 769 „ 17,40 200 — 0,0629 0,4730 — 676 
6 5,300 7950 427 8377 0,612 | + 8660 + 13 688 = 200 + 0,0732 0,6337. + 787 
ri 6,300 9,450 602 10 052 0,652 | — 9663 — 15 414 200. — 0,0824 0,7963 — 886 
P 757 0,692 | + 10549 116990 I—— '100 + 0,0454 0,8518 - + 976 
8 7,300 10 950 807 Eher: ‚692 © 110 0,0353 691 
9 8,400 12 600 1071 13 671 0,756 | — 11413 — 18575 = 12,30 | 220 — 0,0773 0,8818 — 755 
10 9,500 14 250 1379 15 629 0,780 | +12179 + 20.038 & 1230 | 220 + 0,0834 1,0151 + 815 
11 10,600 15 900 1731 17631 0,324 | — 12864 — 21 397 es 2 220 — 0,0890 1,1450 — 870 
12 11,700 17550 2127 19 677 0,868 | +13 479 + 22 739 3 24,60 ni ae 1,0948 1.2149 + 994 
ı3 | 12,800 | 19800 | 267 | 217 |. 0912| —14035 | —aaser |— 2 rn a et! 
14 14,000 | 21.000 3101 24101 0,960 | +14583 | +25105 x 240 + 0,0904 1,3183 + 810 
15 15,200 22 800 3695 26 495 1,008 | — 15 079 — 26 285 = 15,50 240 | — 0,0947 1,4292: | - — 848 
16 | 16,400 | 24600 4349 28 949 1,0566.| +15530 | +2744.| X 15.50 .| 240 + 0.0987 1.5330 1 884 
17 17,600 | 26400 5063 31 463 1,104 | — 15 942 — 28499 S 31,00 240 — 0,1026 1,6360 — 919 
18 18800 | 28200 5873 34.037 1,152 | + 16319 + 29 555 „J‚ 3 240 + 0,1064 1,7367 + 953 
19 20,000 , 30.000 6671 36 671 1,200 | — 16667 — 30 559 kn 120 — 0,0550 0,9170 — 986 
19 z 
| | ; f=:y= 17,5080 
| | d.i. 0,874 % der Freilänge 
herausgestellt, als die nach der Näherungsfor- | man für die einzelnen Mastquerschnitte die 5 2. 13682 2 
mel berokhnete Die Formel 2 Biegungsmomentenkurve konstruieren, indem | woraus kKi= 200° =; 684 kg/em? 


ES: 3 13 
r=Er4H)g 7: :: 
(worin J = Trägheitsmoment am Mastfuß), 


kann somit unbedenklich für die Berechnung 
der Gittermaste Verwendung finden. Sie hat 
den Vorzug vor den ähnlich gestalteten üblichen 
Faustformeln, daß sie sich nur feststehender 
Werte aus den Mastabmessungen bedient, und 
dadurch vermeidet über die Materialinan- 
spruchnahme, mittlere Mastbreite und mittle- 
res Trägheitsmoment des Querschnittes An- 
nahmen durch Rechnung oder Schätzung zu 
machen. 

Betrachtet man nun die beiden angeführ- 
ten Faustformeln, so ist die Annahme, daß d 
die Mastbreite und J das Trägheitsmoment in 
Mastmitte bedeutet, ohne weiteres als eine nur 
sehr rohe Annäherung an die tatsächlichen 
Verhältnisse anzusehen. Geht man zunächst 
auf den Ursprung dieser Formeln zurück, so 
findet man, daß beide aus den gleichen For- 
meln für die Durchbiegung von Freiträgern mit 
auf die ganze Länge gleichbleibendem Träg- 
heitsmoment entstanden sind. Nach „Hütte“, 
2. Aufl., 1919, Bd. I, S. 546 u. 547, ist bei Nr.1: 


„=_PB _ ak. 
IT HIESS d, 
und nach S. 548 und 549 bei Nr. 7 
| ORTE 
N-pja ma 


und aus ihrer Addition ergeben sich 
Formeln: 


dann die 


jeher 
DR 
(ta ara E 
bzw. 
ehr 
Se 


Diese beiden Formeln gelten streng ge- 
nommen nur für Freiträger mit auf der ganzen 
Länge gleichbleibendem Querschnitt, Höhe 
und Trägheitsmoment. Man kann sie jedoch 
auch für Träger, bei denen diese drei Größen 
veränderlich sind, verwenden, muß dann aber 
durch Rechnung oder auch Schätzung fest- 
stellen, wie hoch k, d und J zu bewerten sind. 
Am übersichtlichsten lassen sich die Einwir- 
kungen der verschiedenen Abweichungen von 
den Voraussetzungen der Formeln (2) und (3) 
auf graphischem Wege vor Augen führen. 


T.k.® 
6.Ba 


. Trägt man auf einer horizontalen Ab- 
szissenachse die Biegunsgmomente in den ein- 
zelnen Knotenpunkten des Mastes als Ordina- 
ten auf, so erhält man die Biegungsmomenten- 
kurve der äußeren Kräfte. Desgleichen kann 


man für eine gleichbleibende Materialinan- 
spruchnahme die Werte M;=k. Ws = 
k.2Fz.dx gleichfalls als Ordinaten in den 
entsprechenden Knotenpunkten aufträgt. 

Da die Veränderliche d; dieses Ausdrucks 
vom ersten Grade ist, so stellt die Kurve sich 
als eine gerade Linie dar, deren Endordinate 
an der Einspannstelle des Mastes die gleiche 
Höhe hat, wie die der Biegungsmomentenkurve. 
Der Wert Null, d. h. der Ursprung der geraden 
Begrenzungslinie-liegt in einem Abstand von 
der Einspannstelle, der mit dem Abstande des 
Schnittpunktes der Mastgurtungen zusammen- 
fällt. Entsprechend dem Unterschied der in 
den einzelnen Mastsehüssen vorhandenen Gur- 
tungsquerschnitten lassen sich die Ordinaten 
in den Knotenpunkten graphisch ermitteln, wie 
in Abb. 3 dargestellt. Die so erhaltene Mo- 


— — 
| = 
_ er 


_ _ 
_ Ber 


= z2 
—_—— 


Bi 


oder angenähert 


Kir + (0+4.815 + 986) = 708 kg/cm?. 


Die mittlere Mastbreite ist 


dm en =80cm, 
somit SR 
__ 7.684. 2000? 

6.2150000.80° 
oder angenähert 


7.708 .20002 


= rd 18,56 cm, d. i. 0,928 %, 


= rd 19,13 cm, d. i. 0,957 %. 


-6.2150000 . 80 


536 ? H 2 3 - 
< r 7300 Sb: sg 7200 Wan ae 
- 70000 — 79.000: —>te 70000 22! cm | 

8 20000 2 "31am? 5 


Abb. 3. Momentenfläche. 


mentenfläche zeigt, inwiefern bei der Wahl der 
Gurtungsquerschnitte dem Bestreben, einen 
Träger vom gleichen Widerstande zu erhalten, 
entsprochen ist. 

Um nun die Durchbiegung des Freiträgers 
nach (2) zu erhalten, sind über die beiden Ver- 
änderlichen der Formel Annahmen zu machen. 
Für d wählt man die mittlere Breite des Mastes 
dm, und für % ermittelt sich aus der k-Fläche 
eine mittlere Materialinanspruchnahme %;. Die 
Formel schreibt sich dann: 


ENTER Te An 
I Ban 5 


Um die Größe ki zu erhalten, trägt man wieder 
auf einer Horizontalen als Abszissenachse ent- 
sprechend den Mastknotenpunkten die Ordi- 
naten kx auf. Aus der dadurch entstehenden 
k = Fläche (Abb. 4) berechnet sich dann mit 
Hilfe der Simpsonschen Regel die Größe ki. 
Für das vorliegende Beipiel ist: 


1. Schuß; 
ir: & % 
= 2 ( 044.553 4976) = rd 3879 


2. Sehuß: 
5,5 
dat Tr (691 +4. 815 + 970) = rd 4511 
3. Schuß: 
. ER : 
sera (770-+4.884-4986) = rd 5292 


3 
> S=l.ki= 13682 kgm/cm? 
1 


DIeREE 


Die vorstehenden Ergebnisse des Verfah- 
rens nach Formel (2) sind eine Kleinigkeit gün- 
stiger als das Ergebnis nach; Formel (1), sie 


HERg/em? IOKg/um? 


"ÖBURgL ui : 


Abb. 4 Kurve der Materialinanspruchnahme. 


sind aber gleichfalls ungünstiger wie der ge- 
nauer ermittelte Wert nach Mohr: 


f= 1731, d. i. 0875%. 


3 ,Gt+2) 


In diesem Ausdruck ist nur die Größe J 


veränderlich. Jz ist,. wie eingangs festgestellt, 
gleich Fz.dz?. Ist nun 
Paris: 
i F' 
worin E> 7 
so wird Je=&.F.de, 
woraus dann ah a { 


Die Werte F.d;? lassen sich graphisch 


‚ darstellen, indem man auf einer Horizontalen 


Tal 
om 


*705 kgj, 


# 


eh; 
k 


= 


s 7 © 
BBöhgyem? 


23. Dezember 1820. 


als Abszissenachse die den einzelnen Mast- 
knotenpunkten entsprechenden Werte als Or- 
dinaten aufträgt. ie Verbindungslinie der 
Endpunkte der Ordinaten ist dann eine ge- 
meine Parabel, deren Scheitelpunkt die Ordi- 
nate O hat und mit dem Schnittpunkt der 
Mastgurtungen zusammenfällt. Die dureh 
diese Parabel und die Abszissenachse begrenzte 
Fläche ist die Trägheitsmomentenfläche des 
Mastes für den gleichbleibenden Querschnitt F. 
Aus ihr läßt sich in bekannter Weise das mitt. 
lere Trägheitsmoment des Freiträgers rechne- 
risch ermitteln. Wählt man in dem betrach- 
teten Mastbeispiel als konstantes F den Quer- 
schnitt F, des zweiten Schusses, so entsteht 


die in Abb. 5 dargestellte Trägheitsmomenten- 
fläche. 


Vorstehende beiden Ergebnisse sind gleich- 
falls ungünstiger als das Ergebnis nach dem 
genauen Verfahren und auch ungünstiger als 
die Werte nach Formel (1) und (2). 

Aus vorstehenden Ausführungen geht her- 
vor, daß die nach den Formeln (1), (2) und (3) 
sich ergebende Durchbiegung des Mastes die 
nach dem genaueren Mohrschen Verfahren fest- 
gestellte überschreitet, aber für den praktischen 
Gebrauch hinreichend genau ist. Für Formel(2) 


730 ——— et 


Abb. 5. 


Kurve der Trägheitsmomente. 


Das mittlere Trägheitsmoment berechnet | und (3) sind dabei noch kurze Zwischenrech- 


sieh wie folgt: 
Bi 493 en2 
1. Schuß: 
8,8 
Fı=88.cm?, 8 = —— 
d, = 0,400 m, de = 0,1609, 
, &,. do? = 0,707 . 0,1600 = 0,118, 
dm = 0,546 m, dm? = 0,2981, 


&,. dm? = 0,707 . 0,2981 = 0,211, 


ds. = 0,692 m, d2 = 0,4789, 


&,. da? = 0,707 . 0,4789 = 0,338, 


SG 22. (0,1134 4. 0,211 + 0,338) = 1,577 m?. 
278:chu.ß; 

En. 12,3: Cm Eye ee 1,000, u = 5:5 m 
2 ein w,n2 12,3 ı ’ 7 ? 


ds =0,692 m, de = 0,4789, 
&). dg? = 1,000 . 0,4789 =® 0,479, 
dm: _ 0,6432, - 
E, . dm? =, 1,000 .>< 0,6432 = 0,645, 
dız = 0,8317, 
Eu. dı2 = 1,000 .>< 0,8317-=.0,832, 


dm = 0,802 m, 


da = 0,912 m, 


Kat 2 . (0,479 + 4... 0,643 + 0,832) = 3,559 m? 


3. Schuß: 
PR=155m3,’ 5= me 1,260, 4 = 72m, 
12,3 
dia = 0,912 in, dız = 0,8317, 


&,..dj32 = 1,260. 0 8317 = 1,048° 


de2=1,118l, 
&;. dm? = 1,260. 1,1151 = 1,405, 


dm = 1,056 m, 


dig = 1,200 m, dıs = 1,440), 
>% dia == 1,260 B 1,440 = 1,814, 
= 2 . (1,048 + 4. 1,405 + 1,814) = 10,178 m?, 
womit 
FRFE Sıt 8a + %s 1,577 + 3,559 + 10,178 
SEHR Er 20,0 


—=.0,7657 m? = 7657 cm? 
und 
AK=K#E.de= 123 .7657 = 94181: cm. 
Angenähert ist 
= R (0,113 44. 0,643 + 1,814) = 0,7478 m? 


= 7478 cm? 
und’ 
kK=#F.d?:= 1233 .7478= 91979 em®. 
Die Durchbiegung wird dann; 
7 20008 ar) 
— 2150000..94181 \ 3 8 
= rd 23,31 em, d. i. 1,166 %, 


Sr 


und angenähert: 
a 20003 a =) 
f=5750000.0190700 0 5 +5 
=rd 23,87 em, d. i. 1,1949). 


nungen erforderlich, um die veränderlichen 
Formelwerte zu ermitteln; bei Formel (1) da- 
gegen liegen sämtliche Größen einwandsfrei 
fest. Aus diesem Grunde dürfte der Formel(1) 


‚ vor den Formeln (2) und (3) der Vorzug zu 


geben sein. Vielleicht wird bei einer neuen 
Feststellung der „Normalien für Freileitungen “ 


‚die Vorschrift über die zulässige Durchbiegung 


der Maste dahin erweitert, daß die Anwendung 
der Formel 1 vorgeschrieben wird, sofern nicht 
genauere rechnerische oder zeichnerische Er- 
mittlungen der Durehbiegung erbracht werden. 


Über elektrische Fernzeiger- und 
Kommandoapparate bewährter Systeme. 


Von Dr. W. Drägert, Kiel. 


Die Zeigertelesraphen, die Vorläufer der 
Schreib- und Typendrucktelegraphen, aus dem 
ım mod »rnen Sinne weitverzwsigten Netz öffent- 
licher Verkehrsmittel durch diese bald vor- 
drängt, haben sich seitdem das Gebiet der 
eigentlichen Signalübermittlung, der Übertra- 
gung von periodisch wiederkehrenden Kom- 
mandos, wiesie im Verkehrsbetrieb, Maschinen- 
betrieb, Förderbetrieb usw. vorkommen, er- 
halten oder, b:sser gesagt, erst erobert und 
haben dabei unter dem Druck der Forderung 
unbedingter Betriebssicherheit innerlich und 


Abb. 1. 


äußerlich mannigfache Wandlungen durch- 
gemacht. Sehr zahlreiche Vorschläge sind seit 
der Erfindung der ersten Zeigertelegraphen 
in der technischen und Patentliteratur ge- 
macht worden, um den Erfordernissen des 
Signal- und Kommandobetriebes auf vielen 
Wegen beizukommen, jedoch nur wenige 
prinzipielle Anordnungen für Gleichstrom oder 
Wechselstrom haben sich auf die Dauer als 
„Kommandoapparate‘‘ bewährt. 

Nächst dem Eisenbahnsignalwesen sind 
zuerst im modernen Schiffsbetriebe in umfang- 


Ab). 2. 


1031 


reichster Weise elektrische Signal- und Be- 
fehlsanlagen zur Verwendung gelangt. Hier 
dienen elektrische Zeigertelegraphen als Ma- 
schinentelegraphen, KRudertelegraphen, Ru- 
derzeiger, Scheinwerfertelegraphen, Torpedo- 
telegraphen, Kesseltelegraphen, Artillerietele- 
graphen usw. zur Übermittlung der ver- 
schiedenen zum Zwecke der Schiffs- und 
Feuerleitung erforderlichen Befehle von den 
Kommandostellen nach den ausführenden 
Stellen. 

Die Gründe, die zur Einführung der elek- 
trischen Befehlsübertragung an Bord moderner 
Schiffe und besonders der Kriegsschiffe führten, 
hat Raps 1899 in einem Vortrage vor dem 
Elektrotechnischen Verein dargelegt!) und 
dort eine Beschreibung der von der Siemens & 
Halske A. G. gebauten Gleichstromtelegraphen 

Kae Ein an dieser Stelle gegebener 
chaltplan für eine solche Teilanlage an Bord 
der alten Schiffe mag einen Begriff geben, 
welche umfangreichen Schaltanlagen und Lei- 
tungen erst unter dem Panzer moderner 
Sehiffe laufen mochten. In gleicher und ähn- 
licher Weise sind Beschreibungen und Dar- 
stellungen der Systeme anderer großer elek- 
trotechnischer Firmen, wie der AEG?), der 
Union-Blektrizitäts-Gesellschaft3), der A. 6. 
Mix & Genest?) in der Fachliteratur beschrieben 
worden. Nachstehend sollen daher zur Ver- 
vollständigung der Literatur die Systeme der 
Firma Neufeldt & Kuhnke, Kiel, behandelt 
werden, die bisher als Gleichstrom- und 
Wechselstrom - Schiffskommandoapparate in 
der deutschen und in ausländischen Marinen 
in sehr großer Zahl zur Verwendung gekommen 
sind®), und die sich infolge der Vorzüge ihres 
Prinzips — angegeben durch Dr. Usener, 
Kiel®),—und durch ihre Xonstruktionin gleicher 
Weise auch auf dem festen Lande als Tele- 
graphen aller Art, Gleismelder, Fördertele- 
graphen, Niveaufernmelder usw. Eingang ver- 
schaffen. 

Betrachten wir die prinzipiellen Grund- 
lagen dieser Systeme, um ‚uns dann einigen 
Eigenheiten ihrer konstruktiven Verwendung 
und einigen Ausführungsformen zuzuwenden. 

Das Gleichstromsystem und die Schal- 
tungen zwischen Geber und Empfänger geben 
die Abb. 1 bis 3 wieder, in denen oben der 
Empfänger, unten jeweils der Geber darge- 
stellt ist. Der Empfänger besteht aus einem 
kräftigen Elektromagnetsystem mit den bei- 
den Polschuhen FF, das durch einen fest- 
stehenden zentralen Eisenkern (in der Abb. 
nicht gezeichnet) und ein äußeres Ringjoch 
magnetisch geschlossen ist. Die Wicklungen 
der beiden Pole des Feldes liegen an der zur 
Verfügung stehenden 'Stromquelle.e. Im zy- 
lindrischen Luftspalt zwischen dem fest- 
stehenden Eisenkern und den Polschuhen ist 
ein Anker A leicht drehbar gelagert, der zwei 


Abb. 3. 


auf eine Kupfertrommel aufgewickelte, recht- 
winkelig zueinander liegende Wicklungen trägt, 
denen durch sauber gearbeitete Schletfringe 
und -federn Strom zugeführt wird. Als Geber 


1) „ETZ“ 1899, S. 645. 

2) „ETZ“ 1899, S. 65' ; 1900, S. 602; 1908, S. 1054. 

3) „ETZ* 1902, 8. 300 

* Uppenborn, Deutscher Kalender für Elektro- 
techniker, Teil II. 

5 ischoff, Schwachstromanlagen auf Handels- 
schiffen, Zentralblatt für WAREORhaU. Schiffbau- und 
Transportmittelindustrie, 2; 17. 1919. 

%) D.R-P. 167511 und 285 857. 


1032 


dienen im Prinzip zwei als Spannungsteiler 
geschaltete Widerstände, die .bei der prak- 
tischen Ausführung durch. besondere  Schal- 
tung auf einen reduziert sind ; für nur höchstens 
acht Kommandos im Kreise kommt man mit 
einem einfachen Kommutator aus. Die Enden 
der beiden gekreuzten Spulen des Ankers sind 
in O vereinigt, und dieser Punkt ist dauernd 
mit einem Ort des Leitungssystems leitend 
verbunden, der sich auf Spannungsmitte des 
Gesamtkreises befindet, in Abb. 1 also bei 
nur einem Maschinenkreise mit Mitte des 
Feldes, bei getrennten Maschinenkreisen 
für Geber und Empfänger in Abb. 2 an Erde 
zusammen mit der Geber-Spannungsmitte, 
oder wie in Abb. 3 mit der Geber: Spannungs- 
mitte leitend verbunden. Der normale Fall 
wird der der Abb. I sein. Für ihn sind daher wie 
für den nach Abb. 2 nur zwei Übertragungs- 
leitungen erforderlich; Fall 3 erfordert drei 
Übertragungsadern und kommt nur bei ge- 
ringen zur Verfügung stehenden Spannungen 
in Betracht. 

Das System ‘arbeitet in der Weise, daß 
von den beiden Ankerspulen des Empfängers 
über die Übertragungsadern «4 und b dauernd 
Verbindung hergestellt wird mit den um 90° 
gegen einander versetzten Bürsten $,, S, des 
Gebers, dessen zwei metallische Halbkreis- 
Schleifringe an der Spannungsquelle liegen 
und durch in passende Gruppen unterteilte 
Widerstände verbunden sind, Die derart den 
Ankerspulen mitgeteilten Ströme erzeugen 
Magnetfelder, die sich beim Drehen des Geber- 


hebels je nach dem Teil- und Richtungs- 
verhältnis der beiden Ströme durch a und b 
zu einem in bezug auf .das Kreuz der Anker- 
wicklung orientierten resultierenden Feld zu- 
sammensetzen, das den Anker in die. durch die 
Polarität bedingte Richtung des Feldes FF 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Hett 51. 


dreht. Diese Richtung und damit auch die 
Drehung des Ankers folgt stets und voll-‘ 


kommen eindeutig der ‘Stellung des Bürsten- 


a 2 
u z 


Abb. 7. ; 


paares.am Geber, d. h. ein auf dem Anker des 
Empfängers angebrachter Zeiger? folgt£$ der 
Drehbewegung 


57 


Geberhebel -gekuppelten mechanischen Vor- 
richtung. e 

Diese aus Geber und Empfänger gebildete 
Signaleinriehtung hat besondere Vorzüge: Das 
mit geringem Wattaufwand erzeugte kräftige 
elektromagnetische Feld bewirkt eine durch 
Wirbelstromdämpfung unterstützte, 
für das Auge plötzliche Einstellung 
des Empfängerzeigers, der mit dem 
Geber nach Stromunterbrechung und 
Verdrehung wieder eindeutig überein- 
stimmt, also nicht in Tritt gebracht 
zu werden braucht. Die Einstellung 
ist von Spannungsänderungen völlig 
unabhängig, da sie nur vom Verhält- 


spulen abhängt. Die geringe Zahl 
von nur zwei Übertragungsadern 
macht das System besonders bei der 
Verwendung von mehreren Empfän- 
gern, die von einem Geber gesteuert 
werden, wirtschaftlich wertvoll. Die 
sehr große Einstellungskraft gestattet 
schließlich eine solide kräftige Aus- 
bildung des Ankers und schafft damit 
eine hohe Betriebssicherheit. 


nen schematischen Aufbau und seine 
Schaltung zeigen die Abb. 4bis 6. Der 
Empfänger besteht aus einem geblät- 
terten Eisenkörper der in Abb. 4 durch 
stärkere Kontur gezeichneten Form, 
zwei Spulen $, und 8, und einem den 


 rähmchen R, dessen eine Längsseite mit der 


8, erzeugt vermöge der eigenartigen Ausbil- 


“Linien der Abbildung zeigen. 


ER 


es mit dem Bürstenpaar ver- 
bundenen Geberhebels oder einer mit diesem 


| gleie 


symmetrische Winkellage’nach links. 


nis der Ströme in den beiden Anker-- 


Übertragung erfolgt durch eine einzige Lei- 


Das Wechselstromsystem, sei- 


23. Dezember 19%0. 


Zeiger tragenden drehbaren  Kurzschluß- 


zentralen Achse zusammenfällt, und dessen 
andere Längsseite sich in einem engen Luft- 
spalt des Eisenkörpers drehen kann. Die mit 
konstanter Wechselspannung gespeiste Spule 


dung des Eisenkörpers ein magnetisches 
Wechselfeld, wie es etwa die strichpunktierten 
Das von der 
einen Seite dieses Feldes durchsetzte Rähmchen 
wird daher in einer Stellung « gegen die 
Symmetrievertikale von einem Induktions- 
strom durchflossen, der das drehbar gelagerte 
Rähmchen in die Stellung dreht, in welcher 
vun keinen Kraftlinien durchsetzt wird, 
& u.nach &=0 hin. Die magnetischen Kraft- 
linien durch das Rähmchen sind für jede 
Winkellage desselben eine eindeutige Funktion 
des Winkels. Erzeugt man nun mit der zweiten 
‘Spule 8, ein zweites, konphäases Wechselfeld 
von im großen ringförmigem Verlauf, wie es 
die punktierten_Linien andeuten, so hat man 


im rechtsläufigen Sinn zu erzeugen, wie etwa 
den Luftspalt über dem Winkelbogen «& i 
einem bestimmten Zeitmoment radial nach 
außen gerichtet durchsetzen. Dann muß 
offenbar das Rähmchen in die Winkelstellung 
a 'gehen (wie gezeichnet), denn nur in dieser 
Lage ist gerade dadurch, daß sich in ihr,die 
beiden entgegengesetzten Kraftflüsse  auf- 
heben, der im Rähmchen induzierte Stro 
Null. Wechselt man die Richtung de 
Stromes in der Spule S8,*bezüglich S/4durch 
Umpolen, so dreht sich das Rähmehen und 
damit der Zeiger in die zur Symmetrievertikal 


Abb. 8, 


» Die Aufgabe des Gebers besteht darin, 
der Nebenspule Strom zuzuführen, der sie 
gewissermaßen zwischen einem negativen ’und 
einem positiven Maximalwert variieren läßt, 
zum Zwecke, dem Rahmen innerhalb seines 
Drehbereiches von etwa 270° jede gewünschte 
Stellung geben zu können. Dazu dient ei 
induktiver Spannungsteiler, in soviele Gruppe 
passend unterteilt, als Signale “übermittelt 
werden sollen. In Durchführung der Schal 
tung Abb. 5 u. 6 ist dann entweder die Spı 
S, (Nebenspule) mit der Spannungsmitte d 
Spule 8, (Hauptspule) verbunden und die 


tung, die mit einem Schleifkontakt Strom von 


Geber abnimmt, oder aber das eine Ende de 
Nebenspule liegt mit einer Übertragungsa 


By 


23. Dezember 1920. 


an'der Spannungsmitte des Gebers, während 
das andere Ende über die zweite Leitung vom 
Ben takt veränderliche Spannung er- 
Dem System lassen sich in gleicher Weise 
verschiedene Vorzüge nachrühmen, zu_denen 
man die wirklich geringste Zahl von$ Über- 
tragungsadern, den Fortfall aller einer Ver- 
schmutzung ev. unterliegenden drehbaren, 
stromführenden Teile und eine relativ sehr 
‚roße Perioden- und Spannungsunempfind- 
ichkeit rechnen muß, letztere deshalb, weil 
sich eine Einstellung aus dem Verhältnis der 
Ströme in der Haupt- und Nebenspule ergibt 
und die Zeitkonstanten beider Stromkreise 
durch eine Drosselspule gleich gemacht werden. 
Die Dämpfung des drehbaren Rähmchens, 
das den Zeiger trägt, wird dureh die Wirbel- 
ströme in einer teilweise in einem permanenten 
Magnetfelde schwingenden Aluminiumscheibe 
bewirkt. j 

Die Abbildungen geben Einzel- und Ge- 
samtansichten ausgeführter Apparate. Abb. 7 
zeigt das Gleichstromfeld mit eingeschobenem, 
oben zwecks Einsicht geöffnetem Kapsel- 
anker. Der entfernte .Deckel B, der gleich- 
zeitig mit seiner zentralen Bohrung ein Hals- 
lager für die Ankerwelle bildet, zeigt in der 
Kapsel A die drei Schleiffedern für die Anker- 
leitungen auf den Schleifringen aufliegend und 
darunter die Ankerwicklung..  Vı und P, 
sind Vorschaltspulen zum Ausgleich der ver- 
schiedenen Netzspannungen. Z ist der auf 
die Achse aufsetzbare Zeiger. Die vollständige 
Kapsel kann auswechselbar in den Zylinder- 
ausschnitt der Feldpole FF _ eingeschoben 
werden. Die Unterbringung dieser System- 
teile in dem Gehäuse eines Doppelapparates 
zeigt Abb. 8. 


Eine besondere konstruktive Ausbildung. 


des Ankers als Trommelanker, der seine ver- 
schiedenen Zeichen oder Zahlen auf einer 
Trommel trägt, die hinter einer Blende er- 
scheinen, zeigt Abb. 9 mit Aı. F ist das für 
drei Anker zugehörige dreiteilige Feld. Die 


Abb. 11. 


geschlossenen, auswechselbaren Anker werden 
in die Bohrungen der Polschuhe des gemein- 
samen Joches eingeschoben, wie der Anker Ar 
zeigt, und darauf werden die drei Messer- 
kontakte K-—Ky in die Kontaktfedern!07— (09 
eingeschwenkt. V, ist eine der Vorschalt- 
spulen V;—Ve, die gleichfalls auswechselbar 
sind. Das gesamte Feld ist mit den Messer- 
kontakten K,—Kg in die Schneiden 0,—09 des 
Gehäuses einsetzbar. M ist eine ebenfalls 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1920. 


auswechselbare Anrufschnarre, deren Stecker 
DD in die Hülsen EE passen, Abb. 10 zeigt 
dieselben Einzelteile im druckwasserdichten 
Gehäuse und die zugehörige Kappe mit aus- 
wechselbarer Beleuchtung; Abb. 11 gibt die 
gesamte äußere Ansicht dieses Empfängers, 
wie er als Artillerieempfänger, Niveaumelder 
mit springenden Zahlen und für viele. fernere 
Zwecke Verwendung findet. 

Einen Geber für Gleich- und Wechsel- 
strom neuester Ausführung mit Antrieb durch 


Mu Me 


Abh. 12. 


Vorgelege gibtZAbb.\412 wieder.[ Die Wider- 
stände bei Gleichstrom bzw. die Induktanzen 
bei Wechselstrom liegen unter der Kontakt- 
platte @. Die Mitnehmer M, M, sind die Kon- 
taktgeber für Alarm in gefährlichen Endlagen 
dadurch, daß sie den Klingelkontakt K be- 
tätigen (z. B. Voll- und Leeralarm_für Gaso- 
meter). 

Eine interessante Konstruktion des Gebers 
von subtilster Ausführung sei bei dieser Ge- 
legenheit herangezogen. Abb. 13 gibt sie 
wieder als Geber für eine Kompaß-Fernüber- 
tragung mit Hilfe des Gleichstromsystems; 


Abb. 14. 


Abb.. 14 zeigt einen der_ zugehörigen Emp- 
fängerin Kardanringen und denKabelanschluß. 
Die Widerstände W sind in vertikaler Anord- 


Abb. 18. 


Heit 51. 


nung zwischen den 360 Kollektorlamellen 
L' L" des mit der Kompaßachse drehbaren 
Kollektors @ untergebracht, denen die Kon- 
takträdchen R,, Rz, R;, Rı Strom zuführen bzw. 
abnehmen. Mit einer besonderen gleichzei- 
tig ausgeführten Magnetkompaß-K onstruktion 
wurde eine Einstellung auf ganze, Grade mit 
einer Genauigkeit von 14° erreicht. Die Ein- 
führung des Kreiselkompasses in? brauchbarer 
Form hat jedoch diese Kompaßübertragung 
wie jede andere schnell überholt. 


Abb. 15. 


Betrachten wir in Abb. 15 den Wechsel- 
stromempfänger, so haben wir in E den ge- 
blätterten Eisenkörper der beschriebenen Form, 
zusammengehalten durch entsprechend ge- 
formte Deckbleche HH und Verschraubungen. 
Siehtbar ist die Hauptspule 8,.. Ein Bügel J 
hinter dem Zeiger ist das, Gegengewicht, des 
Rähmchens R der Abb. 4 und zugleich Zeiger- 
halter. Es sitzt mit Verstiftung auf der Alu- 
miniumscheibe A, die im Felde der perma- 
nenten Magnete. M,, M, schwingt. Die Messer- 
kontakte K,—K, dienen wie in Abb. 9 zum 
Einsetzen des Systems in sein Gehäuse, das 
wieder mit entsprechenden Klemmfedern aus- 
gerüstet ist. 

In den äußeren Formen gleichen sich im 
großen und ganzen die Gleichstrom- und 
Wechselstromtelegraphen, weil ja für sie die 
jeweiligen Forderungen der Beschriftung,* Be- 
zifferung, Größe der Skala, Alarm, Anruf durch 
Wecker, Wasser- oder Staubdichtigkeit des 
Gehäuses u. a. m. maßgebend sind. Deswegen 


lAbb. 16. 


stellt Abb. 16 den Typ des Maschinentele- 
graphen mit Wecker- und Quittungsemp- 
fänger dar. Abb. 17 ist ein Ruderzeiger für 


Abb. 17. 


y 


1034 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 51. 28. Dezember 1920. a 


So fehlt es an Rohprodukten wie an Halb- 
und Fertigfabrikaten, die früher in Hülle und 
Fülle vorhanden waren. Besonders drückend 
ist der Mangel an Kohle. Ein großer Teil der 
Elektrizitätswerke arbeitet mit Dampf und 
muß, wie z. B. Wien, seine Stromlieferungen 
oft bis zur Unerträglichkeit einschränken. Da 
viele Fabriken Zentralenstrom bekommen, waren 
im Winter Betriebseinstellungen an der Tages- 
ordnung. Aber auch solche mit eigenen Kraft- 
anlagen sind nicht besser dran, z. T. ver- 
schaffen sie sich amerikanische und englische 
Kohle zu Phantasiepreisen, nur um nicht still- 
stehen zu müssen. Die Grundlage zur Kal- 
kulation mußte infolge der steten Preis- 
steigerungen, aller Materialien, der Gehälter 
und Löhne ins Schwanken kommen. Die Ent- 
wertung der Valuta trieb die Einstandspreise 
besonders derjenigen Waren, deren Bezug aus 
dem. Auslande notwendig war, Bis auf das 
Hundertfache des Friedenspreises. Die Un- 
möglichkeit, Ein- und Verkaufspreise auch nur 
auf ganz kurze Zeit hinaus festzulegen, ver- 
"hinderte den Fabrikanten, selbst für wenige 
Tage sicher disponieren zu können, und unter- 
grub jede systematische Arbeit. Die Gehälter 
der Angestellten wuchsen fast von Monat zu ; 
Monat, der Verteuerung der Lebenshaltung 
entsprechend. In einer elektrotechnischen Ap- 
paratefabrik stieg das mittlere monatliche Ein- 
kommen der weiblichen Angestellten von Ende 
1918 bis März 1920 von etwa 400 auf 1300 K, 
das der männlichen von 1000 auf ungefähr 
3000 K. In einer der großen Fabriken, die alle N 
Gebiete der Elektrotechnik bearbeiten, haben 
sich die Durchschnittslöhne von Anfang bis 
Ende 1918 für hochqualifizierte Arbeiter von 
5,70 auf 11 K, für Professionisten von 4,30 : 
auf 9,80 K, für Hilfsarbeiter von 2,80 auf 
7,20 K, für Jugendliche und Frauen von 
2 auf 4,50 K in der gleichen Periode erhöht. 
Die Produktion, fern davon, im gleichen 
Verhältnis zu steigen, sank dabei um 25 Io: 
Die sozialen Umwälzungen machten sich 
bei den einzelnen Fabriken verschiedenartig 
bemerkbar. Mit dem Betriebsrätegesetz fanden - 
sich die meisten Werksleiter gut ab. Vielfach 
konnte ein leichterer Verkehr mit der Arbeiter- 
schaft als früher festgestellt werden. Dort, 
wo schon früher Vertrauensmänner eingeführt 
waren, ergab sich keine wesentliche Ver- 
änderung der Verhältnisse, allenfalls darin, 
daß die Wichtigkeit der häufigen und zeit- 
raubenden Besprechungen nicht immer im 
Einklang mit ihrer‘ Dauer stand. . Diese er- 
klärliche Erscheinung dürfte sich allerdings 
mit der Gewöhnung an die neuen Einrichtungen 
auch* wesentlich bessern. Dagegen wird all- 
gemein ein Nachlassen der Leistungsfähigkeit 
bemerkt, und zwar nicht nur im Gesamte fekt, 
was bei den beträchtlichen Kürzungen der 
Arbeitsdauer, den häufigen Streiks, Ausständen, Y 
Demonstrationen u. dgl. selbstverständlich ist, ; 
sondern auch individuell betrachtet. Denn 
trotz aller Lohnerhöhungen sind. die Anforde- 
rungen an die Lebenshaltung derart gewachsen, 7 
daß auch der sparsame und nüchterne Arbeiter 
ungenügend genährt ist, soweit er nicht schon 
ohnehin an den. Folgen des Krieges leidet, 
und aus den Sorgen nicht herauskommt; er 
muß das um so schmerzlicher fühlen, als die 5 
Aussichten auf einen Umschlag der Verhält- 
nisse nur sehr gering sind und das heraus-. 
fordernde Auftreten der neuen Reichen, die 
sich in allen Schichten der Bevölkerung finden, 
zu unliebsamen Vergleichen reizt. Unter den 
Angestellten wieder ist eine gewisse Nivellie- 
rung der Leistungen zu bemerken. Dadurch, 
daß dank ihrer Organisation, die in gleicher 
Weise für die Tüchtigen wie für die Untüch- 
tigen eintritt, die individuelle Bewertung der 
Leistungen mehr und mehr einer nach Gruppen 
oder Schichten erfolgenden Entlohnung Platz 
macht, leidet naturgemäß der Ehrgeiz. Dazu 
kommt, daß auch hier teils die Sch wierigkeit, 
mit auch noch so hohen Gehälterın das Aus- 
langen zu finden, teils die durch die Verkürzung 
‚der Arbeitszeit erleichterte Verführung, durch 
Nebengeschäfte das Einkommen zu ver essern, 
zahlreiche Angestellte dem einträglichen, _ 
aber das ganze Wirtschaftsleben verseuchenden 
Schiebe- und Schleichhandel zugetrieben hat. 
Auch in der elektrotechnischen Branche hat 
sich dieser in erschreekendem Maße verbreitet. 
Da die Fabriken teils wegen der oben erwähnten _ 
Produktionsschwierigkeiten, teils wegen der 
Foreierung des Exportgeschäftes, das sie zur 
srlangung fremder Valuten zum Ankauf aus- 
ländischer Rohstoffe und Produkte pflegen 
müssen, den einheimischen Bedarf nur zum 
allergeringsten Teil befriedigen können, haben 
Sich zahlreiche branchefremde Personen darauf 
geworfen, wo immer elektrische Maschinen, 
Leitungen, Glühlampen und allerhand andere 
Materialien _ zusammenzukaufen, aufzuspei- 
chern und zu Wucherpreisen an den Mann zu 
bringen. Trotzdem der legitime, lang einge- 
sessene Handel sich organisierte und gegen 


den gewaltigen Umwälzungen der Neuzeit be- 
troffen worden. Die großen Firmen, welche 
in Wien ihren Sitz haben, wurden von ihren 
Niederlassungen, Ingenieur- und Installations- 
bureaus in den Sukzessionsstaaten getrennt. 
Ungefähr die Hälfte ihres arbeitenden Kapitals 
hatten sie: dort investiert. Im Jahre 1913 
waren das schätzungsweise 90 Mill. K. Beim 
Kriegsende dürften ihre daselbst befindlichen 
Warenvorräte 60 bis. 70 Mill. K, die Buch- 
forderungen an die dortige Kundschaft ca, 
115 Mill. K ausgemacht haben. Die Stark- 
stromindustrie setzte nach Ungarn im Frieden 
ca. 10%, nach den Nationalstaaten 55% ab, 
die Glühlampenfabriken 5 bzw. 20%, die Kabel- 
werke 6 bzw.- 60%, die Schwachstromindustrie 
10 bzw. 55%. Man stelle sich nun vor, daß 
solche Absatzgebiete nicht nur politisch ab- 
getrennt wurden, sondern sich auch durch Er- 
richtung von Zollgrenzen und Einfuhrverboten 
wirtschaftlich von den früheren Lieferanten 
abschlossen. Es ist zweifelhaft, ob die Wirt- 
schaftskreise der neugebildeten Staaten davon 
sehr entzücktgewesensind. Dieinder Tschecho- 
slowakei bodenständigen Unternehmungen z.B. 
standen plötzlich gewaltigen, nieht nur in- 
dustriellen, sondern auch technischen, kommer- 
ziellen und organisatorischen Aufgaben gegen- 
über, deren Bewältigung sie zunächst um so 
weniger gewachsen waren, als die Deckung des 
mit Kriegsschluß plötzlich einsetzenden un- 
geheuren Bedarfs an ihren normalen Fabrikaten. 
allein schon gewaltige Anforderungen an ihre 
Leistungsfähigkeit stellte. Die in Wien an- 
sässigen Bergmannwerke, die knapp an der 
sächsischen Grenze in Deutschböhmen ihre. 
Werkstätten haben, sahen. sich gezwungen, 
ihr Unternehmen ganz nach T'schechoslowakien 
zu verlegen,:wo es sich dem indessen durch 
Kolben und Krizik gebildeten Konzern ein- 
ordnete. ° Der ‚intensive Wechselverkehr, 
welcher zwischen Deutschösterreich und den 
Sudetenländern einerseits, den Karpathen- 
ländern anderseits stattfand und auf den das 
Wirtschaftsleben aller Beteiligten zugeschnitten 
war, wurde durch die Eingriffe der politischen 
Behörden, die jede Beziehung hemmenden und 
erschwerenden Formalitäten, die Ein- und 
Ausfuhrbeschränkungen, die Drosselung des 
Güter- und Personenverkehrs auf ein nahezu 
mittelalterliches Maß, ferner durch die Ver- 
teuerung und Verschlechterung des Tele- 
graphen- und Fernsprechwesens, durch den der 
Zerreißung der Valuta folgenden Ruin der 
Kronenwährung und hundert andere Gründe 
gestört, gehemmt, ja absichtlich vernichtet. 
Man kann sich einen Begriff von den Folgen 
dieser gewaltigen Eingriffe machen, wenn man 
den Zwischenverkehr, der ehemals zwischen 
Österreich und Ungarn stattfand und der 
statistisch erfaßt wurde, betrachtet und die 
vorhin genannten Verhältniszahlen in Ver- 
gleich zieht. 

Elektrotechnische Fertigfabrikate wurden 
im Jahre 1912 von Ungarn nach Österreich für 
4 Mill. K, von Österreich nach Ungaın für 
18,635 Mill. K eingeführt. Allein die Glüh- 
lampenindustrien beider Landesteile tauschten 
mit einander Fabrikate für 15 Mill. K aus. 
Nordböhmen allein kaufte 30 bis 40% der 
Produktion Deutschösterreichs an elektro- 
technischen Maschinen und Apparaten. Das 
Hineintragen politischer Momente in die Ab- 
wicklung des Wirtschaftsverkehrs hat so allen 
Teilen tiefe Wunden geschlagen, und erst 
später wird sich die Erkenntnis allgemein 
durchringen, welches Verbrechen damit be- 
gangen wurde. 

Aber nicht nur die Verkaufsorganisation 
hat der Abschluß der Sukzessionsstaaten von- 
einander zerstört, auch in den Produktions- 
prozeß hat er tief eingegriffen. Wohl war 
nach Niederlegung der Waffen die Umstellung 
der Betriebe von der Kriegs- auf die Friedens- 
arbeit dank der Tüchtigkeit und Geschicklich- 
keit der Fabrikanten, ihrer Angestellten und 
Arbeiter ebenso rasch und glatt durchgeführt 
worden als seinerzeit der umgekehrte Vorgang. 
Aber die neue Absperrungspolitik wirkte noch 
schlimmer als seinerzeit die eben aufgehobene 
Blockade. Die elektrotechnische Industrie be- 
zog aus dem nunmehrigen Polen Steinkohle 
und Koks, Schmier- und Betriebsöle, aus 
Böhmen Grau-, Temper- und Stahlguß sowie 
Schmiedestücke für die Maschinenfabriken, 
Kabelpapiere, Leinen- und Baumwollgarne für 
die Leitungsmaterialien, Isolieıpappe für die 
Rohre, Glas und Porzellan für Isolatoren, 
Apparate und Beleuchtungskörper, Chemi- 
kalien für die verschiedensten Arbeitsprozesse. 
Die inländischen Gießereien, Stahl- und Blech - 
walzwerke können ohne Kohle und Koks," die 
in Deutschösterreich nur in viel zu geringen 
Mengen vorhanden sind, weder -Guß noch 
Bleche zur Herstellung von Dynamos und 
Transformatoren liefern. Deutschland kann 
kaum den eigenen Bedarf befriedigen und gibt 
nur wenig und an bevorzugte Kundschaften ab. 


vordere und hintere Tiefenruder auf U-Booten. 
Man ist ähnlichen Abbildungen schon an 
mehreren Stellen dieser Zeitschrift begegnet. 

Die so gut wie restlose Vernichtung 
unserer hochentwieckelten Kriegsmarine hat 
mit vielen technischen Spezialindustrien zu- 
nächst auch den elektrischen Kommando- 
apparaten und Fernzeigern ein großes An- 
wendungsgebiet genommen. Dem Handels- 
schiffbau, der für seine großen Einheiten in 
den letzten Jahren umfangreiche elektrische 
Kommandoapparate und ähnliche Einrich- 
tungen vorgesehen hattet), liegen die Fesseln 
der Zwangsarbeit an. Doch die wertvollen 
praktischen Ergebnisse dieser Fernmelde- 
technik sind nicht verloren. Aus dem Ge- 
sichtswinkel ihrer eigentümlichen Entwick- 
lung ‚betrachtet, sind die Schiffskommando- 
apparate und Fernzeiger das geeignete Mittel 
für die Leitung, Kontrolle und Überwachung 
rauher Betriebe. Und wenn wir ihnen heute 
an Land begegnen, staub-, gas- und wasser- 
geschützt, als Schleusen-, Tor- und Schützen- 
telegraphen, als Niveaufernmelder und -fern- 


Abb. 18. 


schreiber (s. Abb. 18) für offene und ge- 
schlossene Niveaus, wie Staubecken, Zisternen, 
Hochbehälter, als Flutschreiber, als Gaso- 
meterstand-Fernzeiger, als Gasdruck - Fern- 
schreiber und als Kontrollapparate für alle 
regelbaren Armaturen, die sich- nur irgendwie 
mechanisch mit einem Geberapparat kuppeln 
lassen, so bekundet sich in ihrer Wahl für diese 
Zwecke das Vertrauen der Technik in ihre 
tausendfache Bewährung, die sie empfiehlt 
überall dort, wo man einer zuverlässigen 
Übermittlung versichert sein will. 


. Leiden und Hoffnungen der 
deutschösterreichischen Elektroindustrie. 


Von E. Honigmann. 


Zusammenbruch. 

Es ist das tragische Verhängnis unserer 
Zeit, daß die führenden Kreise fast aller 
Staaten den innigen Zusammenhang der ethi- 
schen Forderungen mit der materiellen Wohl- 
fahrt der Menschheit verkannt und daß selbst 
die bitteren Lehren des Krieges und seiner 
furchtbaren Folgen noch immer nicht überall 
diese Erkenntnis gezeitigt haben. Die groß- 
artigen Fortschritte der letzten 100 Jahre in 
Kultur und Zivilisation, Technik und Wissen- 
schaft, Volks- und Einzelwirtsehaft sind ledig- 
lich dem Zusammenarbeiten der Völker, dem 
Abbau der früher bestandenen Schranken, der 
Überbrückung von Zeit und Raum durch die 
großartigen Errungenschaften des internatio- 
nalen Verkehrs, kurz der praktischen _ Be- 
tätigung des Solidaritätsgedankens der Mensch- 
heit zu verdanken. Der Zusammensturz dieses 
schon zu stolzer Höhe geführten herrlichen 
Baues mußte die Erde in ein Trümmerfeld 
verwandeln. Am augenfälligsten vielleicht 
zeigen. sich seine Folgen in der Vernichtung 
der alten Donaumonarchie, deren Gefüge im 
Herbst 1918 wie die Teile eines Gewölbes, 
dessen Schlußstein entfernt wird, auseinander 
fielen. Aber trotz aller Erschütterungen und 
Kämpfe, die noch lange nicht der Ruhe Platz 
machen werden, ist die Scheidung der poli- 
tischen Gewalten verhältnismäßig leicht im 
Vergleich mit der der wirtschaftlichen Kräfte. 
Man stelle sich nur das Netz von Beziehungen 
und Zusammenhängen vor, das die wirtschaft- 
lichen Existenzen des ganzen Reiches mit- 
einander früher verknüpft hat. Landwirt- 
schaft, Handel, Gewerbe, Industrie und Ver- 
kehr bildeten eine Einheit und belebten, er- 
nährten und erhielten den gewaltigen Orga- 
nismus des Reiches. Man kann mit einem 
Federstrich das kunstvolle Werk von Jahr- 
zehnten und Jahrhunderten wohl vernichten ; 
das Zerstörte aber wieder zusammenzufügen wird 
die Arbeit unabsehbarer Zeiten brauchen! 

Wie alle Industrien des alten Reiches ist 
natürlich auch die elektrotechnische von 


!) „ETZ* 1919, 8. 498 


23. Dezember 1920. 


diese immer mehr überhand nehmende Be- 
wegung auf alle Weise Stellung nahm, konnte 
er die Speichen des Rades nicht mehr zurück- 
drehen. Auch aus den Beständen der Sach- 
demobilisierung gelangten nennenswerte Men- 
en in unbefugte Hände, trotzdem ein aus 
achleuten gebildetes Syndikat auf die reelle 
und ordnungsmäßige Abwicklung der Geschäfte 
im Staatsinteresse einzuwiıken suchte. 

Die durch die Entwertung der Valuta, 
die Abhängigkeit vom Auslande und die sin- 
kende Kaufkraft der einheimischen Währung 
bedingte wachsende Steigerung des Geld- 
bedarfs hat auch mannigfaltige Umwälzungen 
zur Folge gehabt. Der Verkauf gegen Kredit 
oder Wechsel hat ganz aufgehört. Nicht nur 
Kassazahlung bei Ablieferung der Ware, son- 
dern bereits. bei Übermittlung des Auftrages 
ist zur Regel geworden. Da zwischen Bestellung 
und Ablieferung oft Monate liegen, müssen die 
Käufer vielfach sehr bedeutende Kapitalien un- 
verzinslich für Anzahlungen festlegen, dieihnen 
dann im Geschäftsbetriebe fehlen. Bindende 
Offertpreise, früher die Grundlage eines soliden 
Handels, sind ganz aus dem Verkehr gesch wun- 
den. Der Verkäufer berechnet die am Tage der 
Lieferung gültigen Preise. Gewisse Produk- 
tionsgruppen haben wenigstens dadurch eine 
Art Sieherung geschaffen, daß sie monatlich 
die Teuerungszuschläge gemeinsam festlegen 
und öffentlich bekanntgeben; die meisten 
Lieferanten aber bestimmen sie nach eigenem 
Gutdünken willkürlich und ohne Kontrolle. 
Der Käufer ist gezwungen, sich zu fügen, wenn 
auch die Preiserhöhung gegenüber dem Be- 
stelltag noch so groß oder in der. Zwischenzeit, 
was oft vorkommt, Schwierigkeiten durch be- 
hördliche Maßnahmen, Verkehrseinstellungen, 
Fracht- und Zollerhöhungen, Aus- und Ein- 
fuhrverbote u. dgl. eingetreten sind. Alle diese 
Lasten, von denen Industrie, Handel und Ver- 
brauch in gleicher Weise getroffen werden, 
sucht natürlich jeder Einzelne weiter abzu- 
wälzen, so daß Verkaufspreise und neue Be- 
lastungen sieh wechselwirkend stetig steigern, 
ohne daß bisher der Sättigungsprozeß ein- 
getreten wäre. E 


Wiederaufbau. 


Wenn dieses Bild der herrschenden Zu- 
stände von allen Kennern der Verhältnisse 
gewiß als nicht zu düster gezeichnet angesehen 
werden wird, so darf man doch nicht verkennen, 
daß sich auch einige Lichtblieke zeigen, die 
gewisse Hoffnungen auf die Zukunft berechtigt 
erscheinen lassen. “Die Kapitalserhöhungen, 
wie sie gleich den anderen Industrien auch 
die meisten Elektrizitätsgesellschaften vorge- 
nommen haben, sind nicht nur die Folge der 
Entwertung und Knappheit des Geldes, son- 
dern sie dienen auch der Vorbereitung auf 
die Arbeit normalerer Zeiten. Wenn irgend eine 
Industrie Österreichs Aussicht hat, dann eine 
günstige Entwicklung zu nehmen, so ist es 
die elektrotechnische. Denn den größten 
R>eichtum, den das Land besitzt, bilden seine 
Wasserkräfte, und ihr Ausbau wird um so 
notwendiger und dringender, je mehr es unter 
dem Mangel an Kohlen und Rohöl, die ihm 
früher in Hülle und Fülle zur Verfügung stan- 
den, leidet. Schon in den letzten 20 Friedens- 
jahren wurden detaillierte und _z. T. aus- 
führungsreife Projekte, insbesondere für die 
Elektrisierung der Bahnen, ausg>arbeitet; 
sie konnten aber hauptsächlich wegen des 
Widerstandes des Kriegs- und Eisenbahn- 
ministeriums, stellenweise auch infolge poli- 
tischer - Streitigkeiten nicht realisiert werden. 
Im ‚alten Österreich mußten leider stets die 
Kulturaufgaben hinter den Forderungen der 
Armee zurückstehen. Dies Hindernis ist nun 
hinweggeräumt, und die Not wird dazu zwin- 
gen, auch die finanziellen Schwierigkeiten zu 
überwinden. Knapp vor dem Zusammenbruch 
hat das Ministerium Seidler im Parlamente 
ein Elektrizitätswirtschaftsgesetz zu- 
sammen mit einem großzügigen Programm 
vorgelegt, das natürlich auf die früheren Ver- 
hältnisse zugeschnitten war. Jedoch hat die 
neue deutschösterreichische Regierung (wie 
übrigens auch die tschechoslovakische) den 
Ausbau der Wasserkräfte als eine ihrer ersten 
und wiehtigsten Aufgaben erkannt und früh- 
zeitig ein eigenes Amt (Wewa) eingerichtet, 
das die technischen und wirtschaftlichen 
Grundlagen dafür zu schaffen berufen ist. 
Sie hat aber nicht den Mut besessen, irgend 
eines der vorhandenen spruchreifen Projekte 
sofort in Angriff zu nehmen, unbekümmert 
um die ungeheuren Schwierigkeiten, welche 
die Finanzierung und der Mangel an Bau- 
materialien in den Weg legten. Hätte sie es 
gewagt, so hätte das kühne Unternehmen 
möglicherweise alle Verhältnisse Deutschöster- 
reichs sich anders entwickeln lassen. Eine 
Fülle von schöpferischer Arbeit hätte Geister 
und Hände in Anspruch genommen, die zahl- 
reichen Industrien, welche beim Wasser-, Hoch-, 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heft 51. 


1035 


Zentralen- und Leitungsbau in Bewegung ge- 


setzt werden, wären mit eiligen und frucht- 
baren Aufträgen versorgt gewesen, Scharen 
von Heimkehrern hätten, statt in die Haupt- 
stadt zusammenzuströmen und dort Not und 
Unzufriedenheit zu vermehren, in kleine Grup- 
pen verteilt auf dem Lande reichliche Löh- 
nung und Nahrung gefunden, ihre Arbeits- 
freudigkeit behalten und produktive Werte 
geschaffen. Das Vertrauen des Auslandes zu 
einem jungen Stäaate, der in tiefstem Elend 
sofort die Kraft besessen, sich aus dem 
Sumpf herauszuarbeiten, hätte nie so gelitten, 
und dies Vertrauen hätte die Währung ge- 
stützt, den Geldwert auf passabler Höhe ge- 
halten und damit auch die Baukosten, vor 
deren Höhe man sich hauptsächlich scheute, 
nicht ännähernd das jetzige Niveau erreichen 
lassen. Dies ist nun versäumt. Immerhin hat 
die Regierung einen ersten Schritt zum. Aus- 
bau der Wasserkräfte getan, indem sie Ende 
1919 zwei neue Gesetzesvorlagen der National- 
versammlung unterbreitete, die dafür das 
juristische Fundament schaffen sollen. Aller- 
dings zeigt ihre Konzeption auch den Zwie- 
spalt, der aus fast allen Werken der aus zwei 
feindlichen Parteien zusammengesetzten Regie- 
rung hervorlugt. Insbesondere sind die Macht- 
befugnisse des Staates gegenüber denen der Län- 
der starkbeschnitten. In einem so kleinen Lande 
wie Österreich kann dies aber nur von ver- 
derblicher Wirkung sein ; soll die Elektrizitäts- 
wirtschaft, deren Entstehen und Blüte der 
Tatkraft, Initiative und Unternehmungslust 
des Privatkapitals zu verdanken ist, diesem 
aus der Hand genommen werden, so hat dies 
natürlich nur dann einen Zweck, wenn an 
seine Stelle die ganze Gesellschaft tritt, und 
wenn sie nach einem einheitlichen, die Inter- 
essen des gesamten Volkes, der Allgemeinheit 
gleichmäßig wahrnehmenden Plan durchge- 
führt wird. Der Partikularismus der öster- 
reichischen Länder schädigt aber diesen Ein- 
heitsgedanken. Er ruft zahlreiche Hinder- 
nisse hervor und hemmt die so notwendige 
rasche Tat. Fachleute ersten Ranges sind 
z. B. der Ansicht, daß von all den vielen be- 
stehenden Projekten für die so unumgänglich 
notwendige und dringliche Versorgung der 
Stadt Wien mit ausreichenden Strommengen 
keines so günstig und rasch durchführbar 
wäre, wie der Ausbau der Ennswerke, der aber 
am keineswegs ausreichend begründeten Wi- 
derstande des Landes Steiermark bisher ge- 
scheitert ist. Auf der anderen Seite muß 
man jedoch anerkennen, daß, während der 
Staat sich noch immer nicht zu einer ener- 
gischen Aktion hat aufraffen können, die 
Länder ohne viel Besinnen tatkräftig in ihrem 
Wirkungskreise an die Arbeit gegangen sind. 
Am weitesten ist dabei Oberösterreich vor- 
geschritten. Schon während des Krieges, im 
Jahre 1917, wurde die Anderung der Leitung 
Traunfall— Wels— Linz für eine Erhöhung der 
Spannung von 25 000 auf 45 000 V beschlossen, 
im Herbst 1919 wurde sie fertiggestellt und 
verminderte die Stromverluste um etwa 300KW. 
Weitere 1200 kW wurden durch Einbeziehung 
industrieller Kraftanlagen und nicht ausge- 
nützter Wasserkräfte gewonnen. Auch ein 
Speicherwerk wurde an der Enns und dem 
großen Rodl für Leistungen von 6000 bis 
7000 PS konzessioniert. Insbesondere ist aber 
die Ausnützung des großen Mühlflusses zwischen 
Neufelden und Untermühl zu nennen; die 
bereits im Bau befindliche Anlage wird 18000 
PS, nach vollständigem Ausbau 28000 PS 
leisten. Eine weitere Nutzbarmachung von 
1500 kW wird durch eine 32 km lange 25000 V- 
Leitung von dem bisher nicht völlig ausge- 
nützten Elektrizitätswerk Steyrdurehbruch bis 
Steyr erzielt; von Steyr nach Linz wird eine 
100 kV-Leitung noch in diesem Jahre gelegt 
werden. Die in Oberösterreich dominierende 
rührige Unternehmung Stern & Hafferl hat 
trotz aller Hindernisse im Jahre 1919 46 Ge- 
meinden und Ortschaften an ihr Netz ange- 
schaltet. Damit konnte sie der allgemeinen 
Lichtnot im Lande steuern und den Land- 
wirten Gelegenheit geben, die animalische 
Betriebskraft durch motorische. zu ersetzen. 
Im Lande Salzburg ist man noch nicht so 
weit gediehen, hat jedoch mehrere Projekte 
(Ausnützung der Krimmler und Kapruner 
Ache, des Ober- und Untersulzbaches usw.) 
in Arbeit genommen. Durch Stromlieferungs- 
verträge mit den obenerwähnten Salzkammer- 
gut-Überlandwerken von Stern & Hafferl und 
Herstellung von Hochspannungsleitungen wird 
bereits jetzt die Stromversorgung erheblicher 
Landesteile ermöglicht. Der Bau des Murfall- 
werkes im Lungau (15 000 V) schreitet eben- 
falls rüstig fort. In Kärnten sind es die 
Seen, insbesondere der Wörther, Millstädter 
und Weißensee, deren Kräfte man zusammen- 
fassen will. Doch bestehen noch mancherlei 
bedeutende Hemmnisse, insbesondere auch 
solche politischer Natur, da das Land Grenz- 


ebiet ist, z. T. noch dazu solches, dessen 
Staatszugehörigkeit noch nicht endgültig fest- 
gestellt wurde.!) Tirol und Vorarlberg, 
deren Wasserreichtum bekannt ist, haben sich 
dementsprechend am frühesten mit der Elek- 
trisierung ihres Gebietes befaßt und besitzen 
zahlreiche größere und kleinere hydroelek- 
trische Zentralen. Ein Teil der Wasserkräfte 
soll der Versorgung der Bahnen dienen; 
andere harren des Ausbaues zu gelegener Zeit. 
So hat z. B. die Stadt Innsbruck den Achen- 
see erworben, dem ohne Beeinträchtigung der 
landschaftlichen Schönheit bis zu 40 000 PS 
entnommen werden können. Mit dem Verlust 
von Südtirol gingen auch gewaltige Energien 
dem Lande verloren, insbesondere ist es die 
Etsch, deren Stromgewalt schon seit langem 
den Perlen des Landes, Bozen und Meran, 
die Segnungen der Elektrizität gespendet hatte. 

Über die größten ausbauwürdigen Wasser- 
kräfte verfügt das Land Steiermark, dasetwa 
0,5 Mill. PS in den nächsten Dezennien aus- 
bauen könnte. Dort hat sich ein Industrie- 
konsortium gebildet, das gemeinsam mit den 
Landesbehörden den Ausbau im Wege einer 
gemischt öffentlichen Unternehmung vorneh- 
men will. Die wichtigsten steirischen Gesell- 
schaften und Firmen sind beteiligt, der An- 
schluß ausländischen Kapitals ist leicht mög- 
lich, ein ausführliches Programm bereits aus- 
gearbeitet. Der erste Bauabschnitt ist für 
0,160 Mill. kW gedacht, von denen 80 000 kW 
den Bedarf des Landes decken, während 
15 000 kW nach Wien geleitet werden sollen. 
Der Rest von 15000 kW könnte für Bahn- 
elektrisierungen und als Reserve für Wien 
sowie etwaige neue elektrochemische Unter- 
nehmungen bleiben. In den nächsten 6 bis 
8 Jahren sollen 7 Kraftwerke zur Inbetrieb- 
setzung kommen, von denen die Ennswerke 
im Gesäuse, das größte und wichtigste der 
Alpen überhaupt, eine Leistung von mindestens 
50 000, höchstens 120 000 PS, letztere während 
6 Monaten des Jahres, aufbringen könnten. 
Der Kostenaufwand für diese Werke ist mit 
2 MilliardenK berechnet; der Bau der Kraft- 
anlagen an der Enns, der Mur und dem Teigitsch 
soll bereits 1920*beginnen ; innerhalb 8 Jahren 
könnte die ganze Bauaktion abgeschlossen 
sein. 

In Niederösterreich bildet die Ver- 
sorgung Wiens mit elektrischer Energie das 
Hauptproblem, das aber, da die Hauptstadt 
ein Drittel der Gesamtbevölkerung des ganzen 
Staates beherbergt, auch für diesen selbst 
eine Lebensfrage bedeutet. Die Wiener Elek- 
trizitätswerke sind Dampfkraftwerke und leiden 
infolgedessen ganz besonders unter der herr- 


“chenden Kohlennot, zumal sie auch den Be- 


trieb der Straßenbahnen zu versorgen haben. 
Wohl besitzen sie eine eigene Kohlengrube in 
mäßiger Entfernung, aus der nach voller Aus- 
gestaltung 220 Mill. kWh zu gewinnen sein 
werden. Das genügt aber bei weitem nicht, 
um Wien von den ausländischen Kohlen- 
lieferungen, die heute allein zu würgenden 
Wucherpreisen und unter den demütigendsten 
Bedingungen erhältlich sind, unabhängig zu 
machen. Schon jetzt beträgt die Leistung der 
Wiener Werke etwa 0,220 Mill. PS (gegen 
0,500 Mill. PS ganz Deutsch österreichs). Die 
Zuführung hydroelektrischer Energie aus den 
Alpen läßt sich also nieht umgehen. Schon 
seit Jahren schweben Verhandlungen wegen 
der bereits erwähnten Ennswerke, die aber 
leider bis heute noch zu keinem Ergebnis 
führten. Die Durchführung des Projektes 
„X bbswerk‘“ scheint gesichert, immerhin wird 
dessen Leistung nur zu 100 Mill. kWh an- 
gegeben. Man hat darum das Augenmerk auf 
die in der Donau schlummernden Kräfte ge- 
riehtet und eine Anzahl Projekte ausgearbeitet, 
von denen das des Wallsee-Kraftwerkes am 
weitesten gediehen ist. Allerdings erheben sich 
auch gegen manche dieser Pläne wichtige 
fachmännische Bedenken, doch ist schon fest- 
gestellt, daß die nach Wien geleitete hydro- 
elektrische Kilowattstunde billiger wird als 
die dort mit Kohle erzeugte. Der Ausbau 
der Donaukraftwerke, mit dem auch Strom- 
regulierungen und Herstellung von Hafen- 
anlagen Hand in Hand gehen sollen, wird 
enorme Kapitalien in Anspruch nehmen, und 
seine Finanzierung kann nur durch Zusammen- 
wirken von Stadt, Land, Gemeinde und Privat- 
kapital gelöst werden. Auch hier bietet sich 
für fremde Interessenten eine lohnende Auf- 
gabe, zumal infolge der Währungsverhält- 
nisse für sie weit geringere Summen in Frage 
kommen als für Betätigung auf den heimjschen 
Märkten. Für die elektrotechnische Industrie 
aber erwächst aus der Realisierung dieser 
unumgänglichen Projekte naturgemäß eine 
Fülle von lohnender Arbeit, eine weitere aus 
der der Verwirklichung wesentlich näheren 


." Indessen ist durch „die Volksabstimmung der 
strittige Teil des Landes an Österreich gefallen. 


1036 


Elektrotechnische Zeitschrit. 


1920. Heft 51. 23. Dezember 1920. 


Elektrisierung der Staatsbahnen. Ein sehr 
wichtiger Schritt auf diesem Gebiete ist damit 
getan worden, daß die Regierung die Um- 
wandlung von 4 wichtigen Eisenbahnstrecken 
(Salzkammergutbahn, Arlbergbahn, Salzburg — 
Schwarzach — St. Veit— Wörglund Schwarzach 
— St. Veit— Spital) auf elektrischen Betrieb 
bereits in Angriff genommen hat, ja daß sogar 
schon ein Teil der Lieferungen in Bestellung 
gegeben wurde. Die Gesamtlänge der ge- 
samten Linien beträgt 651 km; durch ihre 
Elektrisierung werden etwa 0,340 Mill. t Kohle 
und weitere 40 000 bis 50 000 t, die der Trans- 
port von der Grenze zum Verbrauchsort ver- 
schlingt, erspart. Die- Kosten der Durch- 
führung einschließlich Kraftwerken werden 
bei Zugrundelegung der Preise von Februar 
1920 auf etwa 3560 Mill. K geschätzt. Inner- 
halb 5 Jahren soll das Programm durchgeführt 


sein. Die Projekte für die Elektrisierung der 
wichtigsten übrigen _Staatsbahnlinien liegen 


ebenfalls schon ausgearbeitet vor. 

Wie erwähnt, wird die österreichische 
Industrie, auch wenn etwa sich beteiligendes 
ausländisches Kapital bei der Durchführung 
dieser Arbeiten auf die Mitwirkung eigener 
Elektroindustrien bestünde, für Jahre hinaus 
mit der Erledigung großer Aufträge beschäftigt 
sein. Allerdings genügt auch das allein nicht, 
um ihre Werke in dauerndem regelmäßigen 
Normalbetrieb zu unterhalten. Das kann nur 
geschehen, wenn auch die übrige Industrie 
wieder in Gang kommt; denn solange die 
Bautätigkeit ruht und die Investitionen der 
Fabriken nicht wieder aufgenommen werden, 
kann das Wirtschaftsleben nicht in Ordnung 
kommen. Ohne Sicherung von Kohle und 
Rohstoffen kann Österreich nicht existieren. 
Nach Lösung dieser Frage wird es aber wieder 
in geregelte Verhältnisse gelangen, und dann 
wird die elektrotechnische Industrie einer neuen 
Blüte entgegen gehen. Bei der Einrichtung von 
Lieht- und Kraftanlagen in Wohn- und Werk- 
stätten, in Stadt und Land, bei Erweiterung 
und Instandsetzung alter Anlagen, bei Deckung 


desheimischen Bedarfs, aber auch des Exports - 


wird sie ihre Fittiche entfalten können. Was 
den letzteren anlangt, so war allerdings im 
Frieden ihre Handelsbilanz stets passiv, da 
die Einfuhr die Ausfuhr bei weitem übertraf, 
denn der Bedarf des Reiches war so groß, daß 
die erst in Entwicklung begriffene Industrie 
ihn nur z. T. zu decken vermochte. Im Jahre 
1910 belief sich z.B. dieEinfuhr auf 52424 dzim 
Werte von 27,299 Mill. K, 1913 auf 68023 dz im 
Wert von 39,809 Mill. K, die Ausfuhr im Jahre 
1910 auf 25080 dz bzw. 9,757 Mill. K und 
1913 auf 35 317 dz im Wert von 12,129 Mill. K. 
In einzelnen Spezialartikeln war aber Öster- 
reich-Ungams Elektroindustrie stets export- 
fähig, vor allem in Glühlampen, die auf vielen 
europäischen und auch überseeischen Märkten 
Verbreitung gefunden hatten; beispielsweise 
erreichte die Glühlampenausfuhr im Jahre 1912 
den Wert von nicht weniger als 6,595 Mill. K. 
Im gleichen Jahre wurden allerdings auch für 
0,655 Mill.K Glühlampen importiert. Das erklärt 
sich aus dem Bedarf der zu den großen auslän- 
dischen Konzernen gehörenden Unternehmun- 
gen und auch aus der Beliebtheit einzelner 
fremdländischer Qualitätsmarken. Man sollte 
nun annehmen, daß die Unterbindung des 
Verkehrs und die von Monat zu Monat steigen- 
den Schwierigkeiten der Produktion die Aus- 
fuhr ganz lahm gelegt hätten. Gerade das 
Gegenteil aber ist eingetroffen. Die Ausfuhr 
der elektrotechnischen Fabrikate hat sich 
nämlich in hohem Maße gehoben. Im zweiten 
Halbjahr 1919 — erst seit Juli 1919 finden 
wieder geordnete statistische Erhebungen statt 
— exportierten allein die deutschösterreichi- 
schen Werke 22 283 dz; das übersteigt wesent- 
lich die Quantitäten elektrotechnischer Artikel, 
die aus der gesamten Monarchie in den besten 
Jahren des Friedens ausgeführt worden sind. 
Hingegen sank die Einfuhr auf 6528 dz, wo- 
raus man die Schwierigkeiten ermessen kann, 
mit denen der Handel bei der Versorgung des 
Marktes zu kämpfen hat, da die heutige Han- 
delspolitik, statt die Entfaltung aller wirt- 
schaftlichen Kräfte nach Möglichkeit zu för- 
dern, durch engherzigste Absperrungsmaßregeln 
sich zu helfen und die Nachbarn zu schädigen 
glaubt. Wenn nun auch das Anwachsen des 
Exports zweifellos im hohen Maße auf den 
niedrigen Stand der deutschösterreichischen 
Valuta zurückzuführen ist, welcher fremd- 
ländischen Zahlungsmitteln eine um vieles 
verstärkte Kaufkraft gewährt, so hat doch die 
Leistungsfähigkeit der hiesigen Elektroindu- 
strie auch einen guten Teil daran. Es kann 
kaum bezweifelt werden, daß die ausgezeichnete 
Qualität ihrer Fabrikate zum ersten Male im 
Auslande in größerem Maßstabe bekannt ge- 
worden ist, und daß wenigstens ein Teil der 
neu gewonnenen Kunden den Lieferanten 
treu bleiben wird. Aus all dem kann man 
schließen, daß der elektrotechnischen Industrie 


Österreichs, derer so große Aufgaben harren, 


3. Schaltung. A 

Die Schaltung ist aus den beiden Abbil- 

dungen ersichtlich. Bei Dreileiterzählern liegt 

bei allen Spannungen die Nebenschlußspule 
zwischen den beiden Außenleitern. 


wie die Elektrisierung der Wasserkräfte und 
der Bahnen sowie die Deckung des gewaltigen 
mit der Konsolidierung der Verhältnisse wach- 
senden Bedarfs der Elektrizitätswerke und 
Installateure, der Industrie und der Landwirt- 
schaft, des Staates, der Länder und Gemeinden 
sowie schließlich auch des Auslandes, eine 
große Zukunft bevorsteht, wenn ihr nur die 
nötige Hilfe geleistet wird. Ihre Werkstätten 
sind modern eingerichtet, ihre technischen 
Bureaus auf der Höhe, die Ingenieure und kauf- 
männischen Beamten auch großen Aufgaben 
gewachsen und die Arbeiterschaft geschickt, 
fleißig und gut ausgebildet. Ihr Umsatz betrug 
bereits im Jahre 1913 in der damaligen öster- 
reichisch-ungarischen Monarchie über 200 Mill. 
K, ım Zollauslande über 23 Mill. K. Das in 
ihren DBetriebsstätten investierte Kapital 
schätzte man damals auf fast 100 Mill. K 
und den Wert ihrer Betriebsstätten in den 
Nationalstaaten ungefähr ebenso hoch, wozu 
noch für etwa 180 Mill. K Warenvorräte und 
Buchforderungen kamen. Diese Ziffern be- 
weisen, daß die Grundlagen für eine günstige 
Entwicklung der deutschösterreichischen elek- 
trotechnischen Industrie vorhanden sind., Vor- 
aussetzung ist en für sie wie für das 
gesamte Wirtschaftsleben des vielgeprüsten 
Staates, daß die politischen Verhältnisse all- 
mählich ihrer Gesundung entgegengehen. 


Mitteilungen 
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 


i Bekanntmachung 
über Prüfungen und Beglaubigungen durch die 
Elektrischen Prüfämter.!) 


Nr. 133. 


. Auf‘ Grund des $ 10 des Gesetzes vom 
1. Juni 1898, betreffend die elektrischen Maß- 
einheiten wird das folgende System. von Elek- 
trizitätszählern zur Beglaubigung durch die 
Elektrischen Prüfämter im Deutschen Reiche 
zugelassen und ihm das beigesetzte System- 
zeichen zuerteilt. 


System. 55] Form WZ 4, Induktionszähler für 


einphasigen Wechselstrom, hergestellt von der 
Körting und Mathiesen A.-G. in Leutzsch- 
Leipzig. 
Charlottenburg, den 5. November 1920. 
Der Präsident : 
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
gez.: E. Warburg. 


Beschreibung. 


System 55] 


Form WZ 4, Induktionszähler für einphasigen 
Wechselstrom, hergestellt von der Körting und 
Mathiesen A.-G. in Leutzsch-Leipzig. 

1. Meßbereich. 

Die Zähler der Form WZ 4 sind für ein- 


Abb. 1. 2 ae 


4. Eichung. Be 


phasige Wechselstrom-Zwei- und Dreileiteran- 
lagen bestimmt. Sie können als Zweileiterzähler 
für Stromstärken von 1,5 bis 50 A, für Span- 
nungen bis 600 V und für Frequenzen von 25 bis 
100 Per/s, als Dreileiterzähler für Stromstärken 
von 2%x1,5 bis 230 A, für Spannungen bis 
2300 V und für Frequenzen von. 25 [bis 
100 Per/s&beglaubigt werden. 


Pu, Mo 


ee 


2. Wirkungsweise. 


®_ Der Zähler (Abb. 1):ist ein Induktionsmotor, 
dessen Kurzschlußanker a aus Aluminiumblech 
durch einen Dauermagneten aus Chromstahl 
gebremst wird. Das Spannungseisen n ist ober- 
halb, das Stromeisen A unterhalbider Aluminium- 
scheibe angeordnet. Zur Rückleitung der vom 
Spannungseisen ausgehenden, motorisch wirk- 
samen Kraftlinien dient der mittlere Schenkel m 
des Stromeisens. Die Phasenverschiebune von 
90° zwischen dem wirksamen Strom- und pan- 
nungsfeld wird durch zwei Kurzschlußringe k, 
und k, herbeigeführt, von denen k, zur genauen 
Abgleichung der Phasenverschiebung auf dem 
Schenkel m verschiebbar ist. Durch seitliche 
Verschiebung des Ringes k; wird ein kleines 
zusätzliches Drehmoment zur Kompensation der 
Reibung erzeugt. Zur Verhütung des Leer- 
laufes dient ein auf der Ankerachse angebrachtes 
Eisendrähtchen, welches durch die Streulinien 
eines schnabelartigen Fortsatzes des Neben- 
schlußkernes angezogen wird. 


Bi. 


!) „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ 1920, 8. 1486. 


Bei der Eichung sind nach halbstündiger 
Belastung des Spannungskreises der Reihe nach 


folgende Einstellungen vorzunehmen: Fe} 
1. Beseitigung von Vor- oder Rücklauf bei un- 


belasteter Stromspule durch seitliches Verse 


schieben des Kurzschlußringes K.. 


2. Beseitigung von Vor- oder Rücklauf bei Be- 
lastung mit Nennstrom unter 90° induktiver 


Phasenverschiebung durch Verschieben des. 
Kurzschlußringes - k, auf dem Schenkel m, 


Verschiebung von k, gegen das freie Ende 


von m beseitigt Vorlauf, Verschiebung gegen‘ 


das Joch des Stromeisens beseitigt Rücklauf 
er 


des Zählers. s 
3. Einstellen der richtigen Ganggeschwindigkeit 
bei induktionsfreier Nennlast durch Verdrehen 
des Bremsmagneten. 4 Ei 
4. Erteilen eines schwachen Vortriebes dure 
seitliche Verschiebung des Ringes %; im Sinne. 
einer Entfernung von der Grundplatte, so daß. 


ee 
der Zähler bei 20. 


Te AL 


Nennstrom ohne Phasen- 


verschiebung um 1 bis 2% zu schnell läuft. ® BE 
5. Feineinstellen der Phasenabgleichung durch 


Verschieben von k, auf m, so daß der Zähler 


el N 
bei, Nennstrom und cos @ =05 um etwy 


ebensoviel zu schnell läuft wie unter 4. BE: 


6. Regulierung der Länge des ee 3 
er- ., 


spannung im stromlosen Zustand nicht leer- 
läuft, andererseits aber bei etwa 0,50% des. _ 


bis der Zähler einerseits bei 20% 


- damm abgeschlossen zu werden braucht. 


23. Dezember 1B8%0. 


Nennstromes ohne Phasenverschiebung sicher 
anläuft. 


5. Eigenschaften. 


Die untersuchten Zähler hatten bei Nenn- 
last ein Drehmoment von 4,9 bis 7,6 emg, sie 


Elektrotechnische Zeitschritt. 


1920. 


liefen bei induktionsloser Belastung mit 0,3 bis 
0,7%, des Nennstromes an. Die Umdrehungs- 
zahlen der Scheibe bei Nennlast betrugen 36—48 
in der Minute. Der Eigenverbrauch der Span- 
nungsspule betrug bei 50 Per/s bis Spannungen 
von 380 V 0,33 W, bei einer Spannung von 600 V 


Heit 51. 


0,78 W, bei 25 Per/s und 380 V 0,66 W, bei 
100 Per/s und 380 V 0,3 W; der Eigenverbrauch 
des Stromspulenpaares betrug 0,9W bei einem 
Zähler für 1,5. A und 49 W bei einem Zähler 
für 50 A Nennstromstärke. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Errichtung eines Groß-Flutkraftwerkes in 
England. — Über ein hochinteressantes Pro- 
jekt, Ebbe und Flut auszunutzen, berichtete die 
‚, Vossische Zeitung‘ in ihrer Umschau für 
Technik und Wirtschaft vom 3. XII. 1920. 
Wir entnehmen hieraus das Folgende, wobei 
wir die Angaben nach der englischen Fach- 
presse!) ergänzt haben. Versuche zur Aus- 
nutzung der Gezeiten sind bisher nur in klei- 
nem Maßstab gemacht worden, u. zw. an der 
holsteinischen Küste bei Husum?) sowie an 
einer Stelle in Kalifornien. Das englische Ver- 
kehrsministerium willnunmehr einen ähnlichen 
Versuch großen Stils machen und hat bisin alle 
Einzelheiten gehende Projekte hierfür ausarbei- 
ten lassen. Der Flußlauf des Severn erschien 
hierfür besonders geeignet, nicht nur wegen der 
Höhe der verfügbaren Energiemenge, sondern 
auch wegen der vorteilhaften Verkettung aller 
möglichen Nebenumstände, die eine wirtschaft- 
liche Ausnutzung der Ebbe und Flut in großem 
Maßstabe ermöglichen. Gegenüber der erwähn - 
ten deutschen Versuchsanlage liegen hier die 
Verhältnisse sehr viel günstiger, weil ein von 
der Natur geschaffenes, großes Staubecken be- 
reits vorliegt, welches nur durch einen Stau- 
Die 
Flußmündung des Severn (Abb. 1 u. 2) wird 
oberhalb Beachley bei Bristol durch einen 4km, 
langen Staudamm, abgeschlossen. In diesen 
werden große Schleusentore ‚eebaut, die sich‘ 
bei andrängender Flut selbsttätig öffnen und 
sich bei Eintritt der Ebbe selbsttätig schlie- 


® N 
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Northampton 


/ 
+. o6laucester 


S ans 


ßen. Während der Ebbezeit wird das aufge- 
staute Wasser in Turbinen ausgenutzt. Hin- 
ter dem Staudamm ist ein Industriehafen von 
riesigen Ausmaßen (70 km?) für das wallische 
Kohlengebiet und die Industriezentren Mittel- 
englands geplant, zu dem selbst die größten 
Ozeandampfer durch eine im Staudamm anzu- 
legende Mittelschleuse Zugang haben werden. 
In diesem Hafen wird die Verladung ohne Ver- 
wendung von Leichtern direkt aus den Fluß- 
sehiffen in die Ozeandampfer erfolgen können. 
Weiter ist in Verbindung mit dem vorliegenden 
Projekt der Bau eines für Fuhrwerks- und 
Eisenbahnverkehr geeigneten Überganges über 
den Severn vorgesehen, wodurch sich eine Ab- 
kürzung der jetzigen Strecke Newport— Bristol 
über Gloucester um 80 km erreichen läßt. Um 
bei Schiffsdurchschleusungen Aufenthalte auf 
dieser Strecke zu vermeiden, ist eine Schleife 
vorgesehen, deren einer Ast jederzeit passierbar 
bleibt. ; 

In einer Denkschrift des Verkehrsministe- 
riums sind neben dem allgemeinen Projekt auch 
die Krafterzeugungsanlagen nach Entwür- 
fen von Sir A. Gibb, J. Ferguson und.T.+R; 


1) Vgl. „Engineering Bd. 110, 1920, S. 741: 
Review“ Bd.87, 1920, 8.713; „Electrieian* Bd. 85, 1920, 

2) Vgl. „BETZ“ 1912, 8. 157, 304, 440, 468, 602, 700, 882, 
1077, 1105; 1913, 8. 1267 


„Blectr- 


MG = 
N 


Londons 


® 5 5 N 7/9 . m 
=> EI J, A) 
zu er SI < 
MM VE: {e) N 
S% 


NSS Zrdustriegebiet 


0 20 40 60 80 00720 190 160 km 
— 1 1 11 1 1 


Abb. 1. Lage des Flutkraftwerks im Severn-Fluß. 


RUNDSCHAU. 


Menzies beschrieben. Es sind zwei Krafter- 
zeugungsanlagen vorgesehen, eine größere in 
den Staudamm selbst eingebaute, welche für 


ejne mittlere Leistung von 370 000 kW bei täg-, 


lich zehnstündigem Betrieb bemessen wird, 
und eine zweite in einem Seitentale des Severn 
20 km landeinwärts nahe bei Tintern Abbey 
gelegene, welche zum Ausgleich oder zur Auf- 
speicherung von Springfluten dient und es er- 
möglicht, eine Spitzenleistung von 0,75 Mill. 
kW zu erzielen. Das Nebenwerk wird aus einem 
zu schaffenden, hochgelegenen Stausee gespeist, 
der bei Wasserüberschuß aufgepumpt und bei 
Niedrigwasser zur Unterstützung des Haupt- 
werks herangezogen wird. Es braucht auf diese 
Art die zeitweilige Überschußwasserkraft nicht 
ungenutzt abgeleitet werden, sondern wird zum 
Betriebe vonPumpen fürdie Auffüllung des Stau- 
sees ausgenutzt. Der Kanal von 12 m Durch- 
messer, der das Seewasser diesem Stausee zu- 
führt, muß auf etwa 1,6km Länge in den Felsen 
gesprengt werden. Die bei AA (Abb.2) in den 
Staudamm eingebauten Turbinengeneratoren 
für je 1300 kVA sollen täglich 7 Std. lang mit 
Druckhöhen zwischen 1,5 und 9m, letzteres bei 
Springfluten, betrieben 
werden. Essind Maschinen 
für veränderlicheDrehzahl, 
welche Gleichstrom kon- 
stanter Spannung (525 V) 


[7 


Sta us 


erzeugen.Zwischen die Tur- @e San. 


Anhalt die Industrie und Landwirtschaft mit 
Energie zu versorgen. In Transformatoren- 
stationen wird die Spannung zunächst auf 50, 
30 und 15 kV herabgesetzt, um verteilt zu 
werden. Die Leitung, von der die Strecke, 
Harbke— Magdeburg bereits fertiggestellt ist, 
en im Herbst 1921 in Betrieb genommen wer- 
en. 

Bemerkt sei bei dieser Gelegenheit, daß 
eine neue 100-kV-Leitung von Golpa zum An- 
schluß der Zentrale Moabit der Städt. Berliner 
Elektrizitätswerke im Bau begriffen ist. Diese 
Leitung, welche 2 auf hohen Eisenmasten ver- 
legte Drehstromkreise enthält, durchzieht 
einige nördliche Straßenzüge im nördlichen 
Außenbezirk von Berlin, z. B. die Seestraße. 

—2. 


Die künftige Stromversorgung von Paris. — 
Wie wir bereits früher!) mitgeteilt haben, ist die 
Errichtung eines neuen Großkraftwerks bei 
Gennevilliers goplanz, um die Elektrizitäts- 
versorgung der französischen Hauptstadt zu 
verbessern. Bis etwa zum Jahre 1907 wurde 
Paris durch eine ganze Reihe kleiner Werke, 


binen und die Stromerzeu- Tintern 


ger werden Zahnradüber- 
setzungen geschaltet, wel- 
che die Drehzahl von 40 
bis 80Jauf 300 bis 500 1.d. 


) 


Se) 


min erhöhen. Der Gleichstrom wird durch rotie- 
rende Umformer zunächst in Wechselstrom von 
330 V verwandelt und für die Fernübertragung 
durch Transformatoren auf 60 000 V gebracht. 
Die Maschineneinheiten der Pumpenanlage 
werden 13 000 kW Einzelleistung haben und 
bei 375 Umdr/min und 2200 V betrieben werden. 
Die Kosten des Staudammes und der 
hydroelektrischen Anlagen werden bei einer 
Bauzeit von 7 Jahren auf 25 bis 30 Mill. £ 
geschätzt. Die Rentabilitätsberechnung soll 
sehr günstige Zahlen ergeben haben ; denn man 
rechnet mit Erzeugungsselbstkosten von 0,5 
d/kWh. Die durch das Werk herbeigeführte 
Kohlenersparnis wird auf jährlich 3,5 Mill. t 
geschätzt. Als Absatzgebiete für die erzeugte 
elektrischeEnergie kommen die südwallisischen 
Kohlengruben in 40 bis 60 km Abstand, das 
Industriezentrum Londons in 176 km Abstand 
und das Industriegebiet um Birmingham in 
etwa 115 km Entfernung in Frage. Pte. 


Hochspannungsleitung Golpa— Magdeburg. 
— Eine neue, 100 km lange Fernleitung für 
100 kV wird seitens des Blektrizitätswerkes 
Sachsen-Anhalt in Halle a. S. von dem Braun- 
kohlenkraftwerk Golpa-Zschornewitz aus über 
Dessau— Uellnitz nach Magdeburg geführt, 
um im Norden der Provinz Sachsen und in 


Abb. 2. Lageplan des Flutkraftwerks- 


die verschiedenen Gesellschaften gehörten 
mit Elektrizität versorgt. Um diesen unwirt- 
schaftlichen Betrieb zu verbessern, wurde 
i. J. 1907 ein Abkommen getroffen, durch 
welches ein bis Ende 1913 laufender Über- 
gangsbetrieb der vereinigten 6 Gesellschaften 
(Union des Secteurs) eingerichtet wurde. 


' Gleichzeitig kam mit der Compagnie Pari- 


1940 


sienne de Distribution d’Eleetrieit6 ein bis 
laufender Vertrag zustande. Die 
Stadt wurde, dadurch. an der Finanzgebarung 
beteiligt. Über die damals geplanten Maß- 
nahmen ist bereits mehrfach an dieser Stelle 
beriehtet worden?). Das gewählte Stromver- 
teilungssystem war Zweiphasenstrom von 
42 Per und 12300 V. Der Krieg hatte dann 
die. Fortführung der Pläne gehindert und 
gleichzeitig zu einer übermäßigen Abnutzung 
der Ausrüstung einiger Zentralen geführt, 
so daß man es für vorteilhafter hielt, 
statt einer Neuausrüstung der vorhandenen 
Werke, einneues Großkraftwerk zu errichten. Zu 
diesem Zweck ist die Union Frangaise d’Elec- 
trieit6 ins Leben gerufen worden, die sich im 
August 1919 mit der oben genannten Cie. 
Parisienne de Distr. d’Eleetrieit6 (Zentralen 


1) „ETZ“ 1920, 8.157, 533. 
2) Vgl. „ETZ“ 1907, 8.221; 1910, 9. 13; 1916, 8. 288. 


1038 


Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heft 1. x 


23. Dezember 1920. 


® 

Vitorz, 55000 kW, und Billancourt, 22000 kW 
zu der Union d’Electrieite verschmolz. Zweck 
letzterer Gesellschaft ist die Errichtung eines 
Großkraftwerks bei Gennevillierss und Reor- 
ganisation der ganzen Stromversorgung von 
Paris. Auch die Gesellschaft Energie Elec- 
trique de: la Region Parisienne, gegründet 
i.5. 1913 zu dem Zweck, Strom für den elek- 
trischen Betrieb der Staatsbahnen zu liefern, 
wurde kurze Zeit darauf aufgesaugt. Sie 
bzsaß ein Werk bei Nanterre (22000 kW) 
und eines bei Jssy-les-Moulineaux (22 000 kW). 
Mit den Gesellschaften Le Triphase (Werk 
Asnieres), l’Ouest-Lumiere (Werk Puteaux), 
l’Est-Lumiere (Werk Alfortville) und La Rive 
Gauche, welche Außenbezirke versorgten, 
wurden Abkommen eetroffen, durch die ihre 
Werke an die Union d’Electrieite übergingen. 
Die letztgenannten Werke sollen nur bis 
zur Fertigstellung des Werkes Gennevilliers 
betrieben werden und dann als Reserven 
stehen bleiben. Die 5 Zentralen, welche durch 
Gennevilliers ersetzt werden, sind: 


Mill. kWh i.J. 1918 
50 


Nanterre mit 


Issy-les-Moulineaux Er 50 (geschätzt) 
no 80 


Asnieres. 
Alfortville 35 
Puteaux. 90 


Das Werk Gennevilliers liegt an der Seine und 
ist mit Paris durch die Bahnlinie Paris-Mantes- 
Pontoise über Argenteuil verbunden. Seine 
Leistung soll 200000 kW betragen und kann 
später auf 300 000 kW erhöht werden. Es ge- 
langen Turbodynamos von 35000 kW und 
Babcock & Wilcox-Kessel für je 1350 m2 
Heizfläche zur Aufstellung. Mit dem Bau 
wurde Anfang dieses Jahres begonnen, und 
man hofft, Anfang 1922 in Betrieb zu kommen. 
Sobald das Werk im Betriebe sein wird, 
werden 700 Mill kWh im Jahr verfügbar sein. 
(„Electrical Review‘‘ Bd. 87, 1920, A 
Z. 


Der Leistungsfaktor bei der Strompreis- 
berechnung. — In den Stromlieferungsverträgen 
der American Gas & Power Co ist bei Anschluß- 
werten über 100 kVA eine Klausel vorgesehen, 
durch welche der Leistungsfaktor, wenn er von 
dem Wert 0,85 abweicht, eine Erhöhung oder 
Erniedrigung des Strompreises bedingt. Die 
Korrektionsfaktoren sind in der folgenden 
Zahlentafel enthalten und basierten aufdemMit- 


Mittl. monatl. Umrechnungsfaktor 


Leistungsfaktor 

1,00 0,951 
0,95 0,965 
0,90 0,981 
0,85 1,00 
0,80 1,023 
0,75 1,050 
0,70 1,0835 
0,65 1,1255 
0,60 1,1785 
0,55 152455 
0,50 1,3335 


telwert des monatlichen Leistungsfaktors. Der 
mittlere, monatliche Leistungsfaktor wird durch 
Zähler ermittelt. Zwischenwerte werden nach 
der gleichen Formel berechnet, aus der die Um- 
rechnungsfaktoren bestimmt sind. Hat der 
Leistungsfaktor den als Normalwert angenom- 
menen Betrag 0,85, so findet die Verrechnung 
nach der Angabe des Kilowattstundenzählers 
statt. Ist er kleiner, so wird die kWh-Zahl mit 
dem entsprechenden Faktor multipliziert und 
dadurch erhöht. Ist der Leistungsfaktor größer 
als 0,85, so vermindert sich die der Berechnung 
zugrunde zu legende kWh-Zahl. Bei einem Mo- 
natsverbrauch von 100 000 kWh und einem 
mittleren Leistungsfaktor von 0,75 ergibt bei- 
spielsweise die Multiplikation mit 1,050 den 
Wert 105 000 kWh; bei cos = 0,95 würde die 
Umreehnung dagegen 96 500 kWh ergeben. 
Das Verfahren hat den Vorzug, daß die Be- 
rechnung sich direkt auf die gemessenen kWh 
anwenden läßt, was für die Abnehmer über- 
sichtlicher ist als die Einsetzung eines besonde- 
ren Zuschlages in die Stromrechnungen. (.,Elee- 
trical World“ Bd. 76, 1920, 8. 343.) Pte. 


Elektromaschinenbau. 


Unruhiger Gang von Turbodynamos. — 
In den Vereinigten Staaten hat die in Abb. 3 
dargestellte Ausbalanziermaschine für Läufer 
aller Art von Maschinen Eingang gefunden. 
Sie”soll bei kleineren Läufern genaue Arbeit 
bei’kürzestem Zeitaufwand ergeben. Sie be- 
steht hauptsächlich aus einer  wagerechten 
Platte, welche an dem einen Ende um den 
Punkt H schwingen kann und am anderen 
Ende durch die Feder 8 abgestützt wird. 
druf der Platte wird der Läufer gelagert und 
Auch einen El>ktromotor M und eine Rie- 
menübertragung in Drehung gesetzt. Das ab- 


gefederte Ende wird dann bei Unbalanz im 
Läufer schwingen. Die Feder ist so abgestimmt, 
daß bei der Drehzahl, mit welcher der Läufer 
ausgewuchtet werden soll, Resonanz eintritt. 
Die zu wählende Drehzahl soll möglichst der 


Betriebsdrehzahl nahe kommen. Unterhalb der - 


Platte befindet sich eine Hilfswelle, welche 
synehron mit dem Läufer durch den gleichen 
Motor M angetrieben wird. Auf dieser Welle 
befinden sich einander gegenüber 2 Gewichte 
W, deren gegenseitiger achsialer Abstand d 
während des Ganges verändert werden kann. 


Abb. 3. Ausbalanziermaschine. 


Gleichzeitig kann auch die Winkelstellung der 
Meridianebene beider Gewichte durch das Pla- 
netengetriebe G ebenfalls während des Gan- 
ges verstellt werden. Die Verstellung in diesen 
beiden Richtungen erfolgt nun solange, bis die 
Platte zur Ruhe kommt. Dann hat also das 
durch die beiden Gewichte W und W, erzeugte 
Kräftepaar die Unbalanz des Läufers kom- 
pensiert. Aus der Lage und Größe der Gewichte 
kann nach Ansicht von E. V. Amy,der in „El. 
World‘, Bd. 74, 1919, 8.1003, diese Maschine be- 
schreibt, auf die Lage der Unbalanz im Rotor 
geschlossen werden und dementsprechend wer- 
den die Ausgleichgewichte an den an dem 
Läufer dafür vorgesehenen Stellen angebracht. 
Durch das Verfahren wird aber nur die Lage der 
Ebene und die Größe des störenden Momentes 
in bezug auf den Schwingungspunkt der Platte 
bestimmt. Die Kraft selbst oder ihr Hebelarm 
sind noch fraglich. Nach DRP Nr. 310884 
können auch diese bestimmt werden, wenn 
noch das Moment in bezug auf einen beliebigen 
zweiten Drehpunkt der Platte gemessen wird. 
Der zweite Drehpunkt kann durch Verschieben 
des Läufers auf der Platte oder durch Verlegen 
des Drehpunktes an das andere Ende der Platte 
hergestellt werden. Amy weist darauf hin, 
daß nur wenige große Läufer vonTurbodynamos 
vollkommen ausgewuchtet sind, weil es schwie- 
rig ist, eine vollkommen genaue dynamische 
Ausbalanzierung zu erreichen. Ferner ist es 
nicht möglich, eine vollkommene Ausbalan- 
zierung für alle Drehzahlen zu erreichen. Je 
höher die Betriebsdrehzahl ist, um so genauer 
muß die dynamische Balanzierung sein. Die 
Stärke der Vibration eines unbalanzierten Ro- 
tors ist dem Quadrat der Umdrehungszahl 
proportional, und die Anzahl der Schläge, die 
durch dieVibration auftreten, ist wieder Propor- 
tional der Drehzahl der Maschine. Wenn daher 
die Ermüdung des Materials in Betracht ge- 
zogen wird, so ergibt sich bei einem gewissen 
Grade der Unbalanz eine Zunahme mit der 
3. Potenz der Umdrehungszahl. 

Mit Recht weist Amy weiter darauf hin, 
daß die Vibrationen bei Dampfturbinen sowohl 
innere als äußere Ursachen haben. können. 
Außer durch die Unbalanz kann die Vibration 
verursacht sein durch Anstreifen der rotieren- 
den Teile an den Stopfbuchsen oder Schaufel- 
enden oder überhaupt am rotierenden Teile. 
In diesem Falle können sich sehr ernsthafte 
Anstände ergeben, wenn. sie nicht sofort ent- 
deckt werden und dem. Übelstand abgeholfen 
wird. Es ist ein Grundsatz von erster Bedeu- 
tung, daß ein Turbinenläufer niemals zum 
Streifen kommen darf. Ferner ist es möglich, 
daß am Läufer der Dynamomaschine Teile der 
Wieklung durch Austrocknen der Isolation 
lose werden. Das geschieht häufig, nachdem 
die Maschine schon längere Zeit im Betriebe 
war. Sobald die Leiter lose werden, können sie 
sich bei wachsender Belastung der Maschine 
bewegen. Es kommt dann leicht vor, daß die 
Isolation zerrieben wird und die Maschine bei 
gewöhnlicher Spannung durchschlägt. Vibra- 
tionen können auch 
durch zu großes Lagerspiel. Häufig gelingt es, 
diese Art von Vibrationen zu dämpfen, indem 
mehr Öl gegeben wird, solange, bis die Lager 
wieder in Ordnung gebracht sind. Vibrationen 
an Turbodynamos können ebenfalls entstehen, 
wenn Wasser mit dem Dampf in die Maschine 
hineingelangt oder wenn der Dampf Unreinig- 
keiten mit sich führt, die sich in den Schaufeln 
absetzen. Schließlich können die Ursachen der 
Vibrationen im Fundament oder in dem 
Deckengewölbe des Maschinenhauses liegen, 
wenn irgendwelche Teile desselben in Resonanz 
mit der Maschine schwingen können. Kr. 


genau stimmt, weil 


nicht ganz re 


nur 


hervorgerufen werden 


Ölverbrauch von Turbogeneratoren. — Der 
mittlere Schmierölverbrauch großer Turbogene- — 
ratoren ist zu etwa 1,121/h für je 10000 kW 
Maschinenleistung ermittelt worden. Auf Grund E: 
‚dieser Ziffer sind diein Abb. 4enthaltenen Kur 


« 


25 


ven gezeichnetworden unbeschadetder Tatsache, 
daß der geradlinige Verlauf,der Kurven nicht 
il größere Maschineneinhei- 
ten’ gegenüber kleineren nieht genau im Ver- 


hältnis ihrer Größe mehr Öl benötigen. Es Cr 
wurden die Betriebsergebnisse von 108 Maschi- 

nen ausgewertet und, obwohl die Ergebnisse _ 
gelmäßig waren und in einigen 


Fällen nicht feststand, ob das verbrauchte Öl 
dem Generator oder auch der Turbine zu- 
geführt worden war, so stimmten doeh die 
Werte soweit überein, daß sie zur Ermittlung 


von Durchsehnittswerten benutzt werden konn- 


ten. Will man für eine 4000 kW-Maschine, die 
120 h wöchentlich läuft, den jährlichen Ölver- 
brauch feststellen, so bestimmt man den Schnitt- 


punkt der Ordinate 4 mit der Kurve 120 und 
erhält 15 Faß!) im Jahre. 
‚kann natürlich keinen Anspruch auf große Ge- 
nauigkeit machen, erlaubt aber, wenn andere 


Die Kurventafel 


Angaben fehlen,eine überschlägliche Sch ätzung. 
(„Electrical World“ Bd.-76, 1920, $. 882.) 
Pier 


Leitungsbau, 


Der Leitungsisolator für höhere Span- 
nungen. — Bei den z. Zt. für die Energie- 
übertragung auf weite . Entfernungen - ange- 
wendeten 
der Freileitungen in erster Linie Anforderungen 
an die mechanische Festigkeit der Isolatoren: 
Dem spröden, leicht springenden und in 
größeren Stücken zur Porosität neigenden 
Porzellan wurde vor anderen Isoliermitteln 


der Vorzug wegen seiner unbedingten Wetter- - 


beständigkeit gegeben. Trotz sorgfältiger me- 
chanischer und elektrischer Prüfung der Iso- 
latoren treten etwa 3 bis 5 Jahre nach der 
Inbetriebsetzung der Leitung die ersten Stö- 
rungen in Form von Isolatordurchschlägen auf. 
Die Ursache wird zurückgeführt auf die 
treibenden Eigenschaften des zur Kittung ver- 
wendeten Zements, auf Materialspannungen, 
die vom Brennprozeß herrühren und Druck- 
kräfte, die zu eng passende eiserne Armatur- 
teile bei plötzlichen Temperaturstürzen aus- 
üben. Daneben kann auch die Wärmeaus- 
dehnung verschieden dicker Scherben zu Ma- 
terialspannungen Anlaß geben. Jedenfalls 


haben alle Isolatoren mit lose umschließenden 


Metallteilen und Seilen und ohne Zementkitt 
wie der bekannte Hewlett-Isolator die ge- 
schilderten Mißstände nicht - gezeigt, sogar 
wenn sie aus weniger hochwertigem Porzellan 
bestanden. Als weitere Störungsursache führt 
F. W. Peek die Porosität des Scherbens an, 
die zur Aufnahme von 
Kittschicht führt, indem das Porzellan „atmet“. 
Das Poröswerden des amerikanischen Por- 
zellans hat seinen Grund in der Beschaffenheit 


der verwendeten Rohmaterialien und ist heiss 
deutschen Hochspannungs- 


unserem guten 
porzellan eine fast unbekannte Erscheinung. 
Da erfahrungsgemäß die Vorprüfung der 
Isolatoren mit Hochspannung vor einem spä- 
teren Versagen keineswegs schützt, schlägt 
Peek neben der mechanischen und elek- 
trischen Prüfung sowie einer Kontrolle auf 
Porosität noch eine Dauerprüfung an Stich- 


21 Baß = 759]: 


Feuchtigkeit aus der 


13 


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Tausend Kılowart 

Abb, 4. 


Spannungen stellt die Isolierung 


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2 


4 


I 


23. Dezember 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. Heit 51. 


1039 


roben aus der Fabrikation vor, wie dies seit 
angem in der Glühlampenindustrie üblich 
ist. Diese Prüfungen brauchen nicht besonders 
eingehend zu sein und sollen nur Fehler in 
der laufenden Fabrikation aufdeeken und deren 
Beseitigung ermöglichen. Der elektrischen Probe 
folgt die mechanische bis zum Bruch des 
Scherbens, der dann in einer Farblösung unter 
Druck gesetzt wird. Danach wird die Eindrin- 
gungstiefe der Flüssigkeit in das Porzellanstück 
gemessen. Das Verhalten der Prüfstücke wird 
empirisch in drei Klassen eingeteilt und in 
Tabellen vermerkt, um es mit den späteren 
Beobachtungen im Betriebe auf der Strecke 
vergleichen zu können. Der Verfasser be- 
spricht dann die bekannte, ungleichmäßige 
Potentialverteilung auf die einzelnen Glieder 
einer Kette von Hängeisolatoren und zeigt, 
daß bei Ketten mit mehr als fünf Einheiten 
etwa 30%, der Gesamtspannung auf das der 
Leitung benachbarte Glied entfallen. Als 
Maßnahme zur Abhilfe kommt die Vergröße- 
rung der Eigenkapazität der einzelnen Glieder 
in Betracht oder deren Abstufung, entsprechend 
ihrer Lage in der Kette, was sich durch ver- 
schiedene Wahl der Scherbenstärke oder Be- 
messung der Armaturen erreichen läßt. End- 
lich lassen sich, wie Peek ausführt, die Kapa- 
zitäten der einzelnen Glieder gegen Erde 
dureh Anbringen eines Schirmes an der Leitung 
in ihrer Wirkung aufwiegen, was mit anderen 
Worten nichts anderes als die Homogenisierung 
des elektrischen Feldes der Kette bedeutet. 
Der Schirm ist ähnlich wie der bekannte 
Drahtschutzkorb des Metalldachstützisolators 
als Rohrring mit zwei an der Leitungsklemme 


befestigten Stützröhren ausgebildet und hat 


vor dem aus Blech bestehenden Schirm den 
Vorteil, Winddruck, Eis und Schneelast we- 
niger Angriffsfläche als dieser zu bieten. Aus 
den angegebenen Schaulinien geht hervor, 
daß durch das Anbringen des Schirms an der 
Leitung die Spannung am ersten, untersten 
Gliede einer Kette von zwölf Einheiten von 
etwa 30%, auf 11% der Gesamtspannung 
herabgesetzt wird. Der Schirm verhindert 
ferner das Platzen des Scherbens und Ab- 
brennen der Leitung unter Einwirkung des 
Lichtbogens. ‘Eine Verringerung der Glieder- 
zahl bei Verwendung des Schirmes wird nicht 
empfohlen, da hierdurch nur die „trockene“ 
Überschlagsspannung heraufgesetzt wird. Maß- 
gebend ist aber die unter Regen, die bei langen 
Ketten teilweise ebenso hoch oder höher als 
die trockene liegt. Da, wie oben festgestellt, 
auf das unterste Kettenglied etwa 30% der 
Gesamtspannung entfallen, so sollte man 
erwarten, daß der Überschlag der Kette 
beim 3,3-fachen Wert der Spannung an dem 
untersten Gliede erfolge. Tatsächlich liegt 
die Überschlagsspannung beträchtlich höher, 
da die an den scharfen Kanten der Armaturen 
aller Glieder auftretenden Strahlungen auf 
die Potentialverteilung eine. ausgleichende 
Wirkung ausüben, indem sie die Kapazitäten 
der Glieder verändern. 


Für die experimentelle Aufnahme der 


“ Potentialverteilung wurde ein mit 50 gleich- 


mäßig verteilten Anzapfungen versehener 
Wasserwiderstand, der parallel zu den Isola- 
toren an den Transformator angeschlossen war, 
verwendet. Dann wurde nach Art der Null- 
methode zuerst an eine entsprechende An- 
zapfung ein Draht gelegt, der mit seinem 
anderen Ende mit der Stahlspitze an einer 
isolierten Schaltstange verbunden war. Die 
Anzapfung wurde dann solange gewechselt, 
bis beim Berühren des zu messenden Gliedes 
mit der Stahlspitze keine Funken mehr auf- 
traten. Die durch den Draht hervorgerufene 
Störung des elektrischen Feldes konnte durch 
Wiederholen- der Messung an verschiedenen 
Punkten des Umfanges abgeschätzt werden. 
Durch das die Anzapfungen tragende Isolier- 
rohr floß während der Messungen Wasser, 
um dessen Temperatur konstant halten zu 
können. Bestimmt man die Spannung an 
den Gliedern der Kette mit einer kleinen, 
parallel zu diesen angelegten Hilfsfunken- 
strecke, so erhält man bis zu den ersten drei 
Gliedern die gleichen Ergebnisse wie bei der 
Nullmethode, bei den folgenden Gliedern 
zeigen sich jedoch erhebliche Abweichungen. 
Der Einfluß des Mastes auf die Potential- 
verteilung ist nach Peeks Messungen gering- 
fügig. Die Wirkung des Koronaeffekts auf 
die Potentialverteilung ist bei Spannungen 
von 30 bis zu 130 kV, entsprechend der Phasen - 
spannung einer 220 kV-Anlage gegen Erde, 
unbedeutend. Eine Anordnung der Hänge- 
jsolatorenkette, bei der der unterste Teil aus 
drei parallel geschalteten, der darüber liegende 
aus zwei Gliedern und die weiteren aus je 
einem Gliede bestanden, lieferte wenig zu- 
friedenstellende Meßergebnisse. Auch an zwei 
parallelgeschalteten Ketten, wie sie für Ab- 
spannpunkte Verwendung finden, wurde die 


Zweckmäßigkeit der Sehutzringschirme durch 
Messungen nachgewiesen.“ Wenn. auch * bei 
hohen Spannungen die Gefährdung der Kette 
durch Liehtbögen infolge der induzierenden 
Wirkung von Blitzschlägen geringer als bei 
kleineren Betriebsspannungen ist und mit zu- 
nehmender Gliederzahl die Wahrscheinlichkeit 
des Versagens der ganzen Kette sinkt, so sind 
doch die untersten Glieder an der Leitung 
durch die hohe elektrische Beanspruchung 
ernstlich gefährdet. IDie Zweckmäßigkeit der 
Schirmung erhellt am besten aus der Tatsache, 
daß das unterste Glied einer geschirmten Kette 
für 220 kV eine kleinere Potentialdifferenz 
aufweist als das gleiche Glied einer unge- 
schirmten Kette für 110 kV Betriebsspannung. 
(Journ. Am Inst. El. Eng. Bd.39, a 
„Es, 


Apparatebau. 


Mechanischer Gleichriehter. — A. Soulier 
beschreibt einen mechanischen Gleichrichter, 
der eine synchron schwingende Stahlzunge. im 
Felde eines Wechselstrommagnets benutzt. 
Zur Erzeugung von ÖOszillationen mit dop- 
pelter Frequenz dient eine ® Gleichstrom- 
erregung, der die Wechselstrom-Feldkompo- 
nente überlagert ist, u. zw. durch Vermitt- 
lung einer zweiten, kleineren, an einen Trans- 
formator angeschlossenen Spule E (Abb. 5). 


Wechselstromnelz 


Abb.5, Schaltung des Gleichrichteres. 


Die Wirkung ist ähnlich wie bei den Sprech- 
strömen in einem Bellschen Telephon. Soll der 
Gleichriehter zur Ladung von Akkumulatoren 
benutzt werden, so wird letzteren der zur 
Magnetisierung erforderliche Gleichstrom ent- 
nommen. Die Gleichrichterzunge wird dabei 
immer die richtige Phase nehmen, wie auch die 
Polarität der Batterie ist. Wird die Polarität 
der Batterie umgekehrt, so kehrt sich auch die 
Erregung um, und die Oszillation findet in der 
entgegengesetzten Phase statt, immer der rich- 
tigen halben Welle den Weg durch die Batterie 
öffnend. Die richtige Phaseneinstellung erfolgt 
durch einen Kondensator K, der, wie Abb. 5 
zeigt, die Wechselstromzuführung überbrückt. 
Die Anordnung soll ohne jede sichtbare Fun- 
kenerscheinung arbeiten; denn die Kontakte 
zejgten auch nach langjährigem Betriebe noch 
keine bentanie Der Gleichriehter hat bei 
Batterieladung bis zu 70% Wirkungsgrad, 
nutzt aber nur jede zweite Wellenhälfte der 
Netzspannung aus. Doppelt wirkende Gleich- 
richter ergaben einen niedrigeren Wirkungs- 
grad, wohl weil in dem einfachen Gleichriehter 
die mikroskopischen Wasserstoffbläschen wäh- 
rend der Leerlaufperioden an; den Akkumula- 
torenplatten haften bleiben und durch che- 
mische Wirkung ein tieferes Eindringen der 
Ladung herbeiführen.* (‚Revue Gen. de l’Elec- 
trieite“ Bd. 7, 1920, S. 623.) Pte. 


Beleuchtung und Heizung. 


Elektrische Automobilbeleuehtung. — Die 
Firma L. Bleriotin Paris baut für die elektrische 
Beleuchtung von Kraftfahrzeugen eine ‚Bi- 
kompound - Dynamo, System Bleriot - Phi‘, 
deren Eigentümlichkeit in einem Zusammen- 
wirken zweier voneinander unabh Dee Span- 
nungsregelungseinrichtungen besteht. Die 
erste Spannungsregelung umfaßt eine 
Gegenverbundwicklung E (Abb. 6), die von 
dem von den parallelgeschalteten Lampen und 
Batterie verbrauchten Strom durchflossen 
wird. Die dadurch bedingte Höchststromab- 
gabe ist nur für die Lampen im Wageninnern 


“der Gegenverbundwicklung E geführt. 


berechnet. Um dem Generator zu ermöglichen, 
bei eingeschalteten Scheinwerfern auch den um 
40%, gestiegenen Strombedarf zu decken, wird 


der Scheinwerferstrom nur durch den a 
Bin 


Etılıllı 


unter Umständen von der Batterie zur Unter- 
stützung der Scheinwerferspeisung zurückflie- 
Bender Strom übt dann vermittels des Teiles e, 
der Verbundwicklung eine spannungserh öhende 
Wirkung aus. Diejzweite Spannungsrege- 
lungsvorrichtung besteht in einem nach 
dem Tirrill-Prinzip gebauten Vibrator Abb. 6 
links bzw. M in Abb.?). Ein. mit der 


Abb. 7. 


Nebenschluß-Erregerwicklung E’ in Reihe 
geschalteter Widerstand r (Abb. 7) besitzt 
eine kurzschließende Nebenschlußleitung, 
welche durch den Vibrator M viele Male 
in der Sekunde für einen Augenblick geöffnet 
wird. Diese Augenblicke der Unterbrechung 
werden um so länger, je höher die Maschinen- 
spannung ist, und so bildet sich eine von der 
Maschinenspannung abhängige, mittlere Er- 
regerstromstärke aus, die die Maschinenspan- 
nung annähernd konstant zu halten trachtet. 
Wenn jedoch die Batterie wegen Volladung nur 
noch wenig Strom aufnimmt oder infolge eines 
Fehlers ganz unterbrochen ist, und die Ver- 
kleinerung der entmagnetisierenden Strom- 
stärke in der Gegenverbundwicklung die Ma- 
schinenspannung zu hoch steigen läßt, so 
reicht die Regelungswirkung des Vibrators nicht 
mehr aus. Behufs Erhöhung seines spannungs- 
begrenzenden Einflusses ist gegenüber dem 
den Widerstand r kurzschließenden Kontakt 1 
ein Kontakt 2 angebracht, der um so länger 
berührt wird, je kräftiger eine erhöhte Maschi- 
nenspannung den Vibratoranker nach unten 
zieht. In den Augenblicken, wo 2 unter Kon- 
takt steht, sind in Reihe zum Widerstand r 
die Nebenschlußerregerspule E‘ und die Ver- 
bundwicklung E parallel geschaltet, letztere 
immer noch negativ wirkend. Gemäß dem be- 
kannten Zusammenhang, daß bei gegebener 
mittlerer Windungslänge die Amperwindungs- 
zahl einer Spule nur von der Drahtstärke, nicht 
aber von der Anzahl der Windungen abhängt, 
überwiegt bei Parallelschaltung beider Spulen 
die starkdrähtige, negative die andere unter 
allen Umständen, so daß selbst ein vom rema- 
nenten Magnetismus herrührender Spannungs- 
überschuß auf diese Weise noch herunterge- 
drückt werden kann. In bezug auf die zer- 
störende Wirkungder Unterbrechungsfunken am 
Vibrator weist d.e Firma darauf hin, daß dank 
der entmagnetisierenden Wirkung der Verbund- 
wieklung der Unterbrecher nur während eines 
Minimums an Zeit in Tätigkeit zu treten 
brauche. Dieser Fall trete ein, wenn die Batterie 
voll und .die Scheinwerfer ausgelöscht seien, 
oder bei entiernter oder zerstörter Batterie. 
Im weiteren seien die Funken am Regulierkon- 


1040 


takt vermieden, weil wegen der entmagneti- 
sierenden Wirkung der Verbundwicklung der 
Regler den Erregerstrom nicht stark zu ver- 
mindern brauche und demgemäß der kurzzu- 
schließende Widerstand r klein gehalten wer- 
den könne. 

Außer dem erwähnten Vibrator enthält die 
Anlage noch einen magnetischen Ein- und 
Ausschalter (Abb. 6 reehts), der in üb- 
licher Weise ‘außer der an der Maschinen- 
spannung liegenden Hauptmagnetwicklung 
noch eine festhaltende bzw. abtrennende, vom 
abzuschaltenden Strom durchflossene Stark- 
stromwicklung aufweist, und einen aus zwei 
Teilen bestehenden Vorschaltwiderstand, dessen 
einer Teil bei losgelassenem Anker kurz ge- 
schlossen ist. Abb. 8 zeigt einen Schnitt durch 


EEE 
RIUNUNNNN N 
® .; 


27: to 
6: | 
URN EEE EIER. 


Abb. 8. 


die Dynamomaschine. Die beiden, Kugellager 
enthaltenden Lagersehilder bestehen aus Alu- 
minium und schließen das Gehäuse vollständig 
ab. An den einen sind der Regulier-"und der 
Ausschaltmagnet unmittelbar angebaut. Der 
Generator leistet im Mittel 200 W unter einer 
Spannung von 12 bis 15,5 V. Sein Gewicht be- 
trägt weniger als 15kg und die Umdrehungs- 
zahl 1,5 bis 2-mal diejenige des Explosions- 
motors. Der Antrieb erfolgt durch einen Rie- 
men oder eine elastisch gekuppelte Kette. Für 
den Anlauf des Moors ist eine besondere elek- 
trische Maschine vorgesehen, die so lange an 
einer Verzahnung des Motorsch wungrades an- 
greift, als der Anlaufknopf gedtückt wird. 
(„Genie C'vil“, Bd. 77, 1920, 8. 273.) 


Physik und Theoretische Elektrotechnik. 


Gleichrichterwirkung von Bleiglanzkontak- 
ten. — Florisson berichtet in „Comptes Ren- 
dus“ v. 12. VII. 1920 über Versuche mit Blei- 
glanzkristallen; er stellte dabei fest, daß diese, 
gleichgültig,ob sie ursprünglich gleichrichtend 
wirkten oder nicht, fast immer eine hohe gleich- 
richtende Wirkung annehmen, wenn siein einem 
Strom von Stickstoff, enthaltend verdampften 
Schwefel, erhitzt werden. Die Polarität ist bei 
solchen Kristallen die gleiche (Stromrichtung 
vom Kristall zur Spitze) wie beinatürlich emp- 
findlichen während vorher unempfindliche 
Kristalle vor der Behandlung gewöhnlich eine 
schwache Gleichrichterwirkung in entgegenge- 
setztem Sinne zeigen. Während der Behand- 
lung bildet sich auf der Oberfläche ein feines 
Häutchen einer Schwefelverbindung von etwa 
1/20 000 mm Dicke. Der Verfasser nimmt an, 
daß von Natur empfindliche Kristalle eine eben- 
solche äktive Haut bssitzen, die sich unter dem. 
Einfluß von Schwefel gleichzeitig mit dem 
Kristall gebildet hat. (,Eleetrical World‘, 
Bd. 76, 1920, 8. 840.) Piz. 


Fernmeldetechnik. 


Abhören und Erdtelegraphie im Kriege!). — 
Am 12.V. 1920 ‚hieltPostratAren dtim Fachaus- 
schuß für elektrisches Nachrichtenwesen des. 
Elektrotechnischen Vereins einen Vortrag?) über 
die im Kriege gewonnenen Erfahrungen mit 
dem Abhören feindlicher Leitungen und der 
Erdtelegraphie. Abgehört wurde durch das 
Auffangen des aus feindlichen Fernsprechlei- 
tungen in die Erde gelangten Stromes mit Hilfe 
von Suchleitungen, die ın passender Weise in 
das Stromlinienfeld der feindlichen Leitung ge- 
bracht wurden, ferner dureh Beeinflussung von 
Drahtschleifen durch das Magnetfeld der feind- 
lichen Leitung und schließlich durch die In- 
fluenzwirkung des elektrischen Feldes der 
feindlichen Leitung auf die in ihre Nähe ge- 
brachte Suchleitung. Die unmittelbare Strom- 
aufnahme aus der Erde war die wirksamste 
Methode. Mit Hilfe von metallenen Erdsteckern, 

!) Vgl. auch „ETZ“, 1919, S. 539. 


°) „Veröffeutlicht in „Telegraphen- "u Fernsprech- 
technik“, Bd. 9. 920, 8, 141. u 2 N 


eingegrabenen Metallmassen und vor allen 
Dingen mit Hilfe der sogenannten linearen 
Erden nach Falkenthal, das sind flach ein- 
gegrabene blanke Drähte von 10 bis 50 m 
Länge, wurden die Ströme aufgefangen und 
durch Feldkabel zum Empfangsapparat ge- 
führt. Für den Erfolg war durchaus nicht 
immer die Nähe der Sucherden am Feinde, son- 
dern vor allem ihre Lage zum Stromlinienfeld 
der feindlichen Leitung maßgebend; denn es 
kam darauf an, 2 Punkte mit hohem Poten- 
tialunterschied zu treffen. Bis zu 20 Suchlei- 
tungen wurden benutzt, aus denen mit Hilfe 
eines Suchschalters die jeweils günstigsten aus- 
gewählt wurden. Der‘ Suchschalter erlaubte 
außerdem eine Prüfung des elektrischen Zu- 
standes der Suchleitungen, die u. a. ergaben, 
daß stellenweise selbst bei einem Abstand von 
nur rd 100 m in zwei zusammen etwa 1000 m 
langen  Suchleitungen bis zu 2 mA Dauer- 
strom vorhanden war. Als Empfänger diente 
der überall eingeführte Fernhörer von 200Q mit 
Niederfrequenzverstärker. Die Ausbildung der 
passenden Verstärker erforderte langwierige 
Entwicklungstätigkeit. Anforderungen: Sehr 
hohe Verstärkung (bis auf das 10 000-fache), 
kein Pfeifen und Tönen durch Rückkopplung, 
keinerlei Nebengeräusche (wie Priekeln und 
Rauschen infolge Unvollkommenheiten der 
Verstärkerröhren) und vollständige Unempfind- 
lichkeit gegen Raumfelder, möglichste Unab- 
hängigkeit der Verstärkung von der Frequenz. 
Die ersten brauchbaren Ergebnisse lieferten 
4 hintereinandergeschaltete Audionrohre der 
A EG, je zwei in einem vollkommen mit Blech 
umgebenen Kasten. Dann gelanges, 4 Lampen 
in einem Holzkasten von der Größe des Feld- 
fernsprechers zu vereinigen, mit wahlweiser 
Einschaltung von 2, 3 oder 4 Lampen. Sehr 
brauchbar war ein Viererverstärker in einem 
Kasten der Siemens & HalskeA. G., deren 
Rohre besonders frei von Geräuschen waren 
und die Sprache sehr klar übertrugen. Für den 
Feldgebrauch traten hinzu die Erfordernisse: 
kleiner Umfang, geringes Gewicht, einfachste 
Handhabung, möglichst geringe Anodenspan- 
nung wegen der Schwierigkeit der Beschaffung 
geeigneter Anodenbatterien und möglichst ge- 
ringer Verbrauch an Heizstrom. Das führte 
zur Verwendung der Doppaleitterrohre. 8.&H. 
lieferte zuletzt einen Verstärker mit 2 Doppel- 
gitterrohren und 35 V Spannung, die AEG 
einen mit 3 Doppelgitterrohren und nur 3 V 
Anodenspannung. Der erstere hat sich sehr 
gut bewährt, der letztere ist nicht mehr ins 
Feld gekommen. 


. Die Aufnahmen wurden durch Erdge- 
räusche gestört. Die Erdgeräusche sind den in 
der Funktelegraphie beobachteten Luftge- 
räuschen etwa gleichartig; sie treten im Sommer 
stärker als im Winter auf, beginnen gegen 
Mittag, wachsen bis zum Abend an, schwellen 
gegen Mitternacht wieder ab und verschwinden 
‚am frühen Morgen fast ganz. Dieser periodi- 
sche Verlauf ist überall gleichartig beobachtet 
worden. Besonderer Einfluß der Witterung 
oder der verschiedenartigen Bodenverhältnisse- 
hat nicht festgestellt werden können. Das elek- 
trische Feld dieser Störungen hat eine gewisse 
Richtung, denn es ist möglich, sich durch pas- 
sende Auswahl der Erdungsstellen von ihnen 
mehr oder weniger zu befreien, wenn nämlich zu- 
fällig eineÄquipotentiallinie des Störungsfeldes 
getroffen wird. Eine weitere eigenartige Er- 
Scheinung war ein Pfeifen, wie „Ppiuh‘“, ähnlich 
dem Pfeifen von Flintenkugeln. Es setzte mit 
hohem Ton und großer Lautstärke ein und 
klang mit tieferwerdendem Ton und immer ge- 
ringerer Lautstärke ab. Dies Pfeifen ist über- 
all gehört worden zu jeder Tages- und Jahres- 
zeit; die Ursache ist nicht aufgeklärt. 


Zum Schutz gegen das Abhören ist vorge- 
schlagen worden, an der gefährdeten Stelle 
Summerströme in die Erde zu leiten. Wenn aber 
das Feld des Störungssummers sich mit dem- 
Jenigen der zu schützenden Sprechleitung nicht 
vollkommen deckt, bleibt eine Abhörmösglich- 
keit bestehen. Dadie Störungssummer auch den 
eigenen Abhörbetrieb beeinträchtigen, sind sie 
auf beiden Seiten nur selten verwendet wroden. 
Versuche, die eigene Sprache mit Störungsströ- 
men zu übsrlagern, ergaben keinen einwandfreien 
Schutz. Sichersch ützte dagegen die Vermengung 
der Sprechströme mit Störungsströmen in der 
Weise, daß durch einen umlaufenden Verteiler 
die Leitung während jeder Umdrehung nur auf 
kurze Zeit mit dem Sprechapparat, während 
der übrigen Zeit mit einem Störsender ver- 
bunden wurde. K. W. Wagner und O. Rei- 
chenheim haben auf diesem Grundgedanken 
einen für große Fernleitungen geeigneten Schutz- 
apparat konstruiert. Dem Feldgebrauch  dien- 
ten einfachere Apparate, die technisch zwar 


einwandfrei arbeiten, in ihrer Handhabung für ! 


den Frontverkehr aber zu umständlich waren. 
In der Praxis erfolgreicher war das von vielen 
Seiten vorgeschlagene Verfahren, den Sprech - 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 51. 


23. Dezember 1920 


geflacht,; daß sie im Fernhörer eines Abhör- 


s 


und schließlich durch die Richtung der Sende- 


strom auf der Leitung soweit zu schwächen, 
daß er nur mit Verstärkung am anderen Ende 
aufgenommen werden konnte. Alle Schutzver- 
fahren waren mangelhaft; deshalb wurde das 
Sprechen in den vordersten Linien schließlich 
ganz untersagt. Be > 
Als Ersatz für den Fernsprecher wurden 
Telegraphenapparate geboten, zunächst der 
„Gatel“,im Anschluß daran der „Utel.- Gatel“ 
(Galvanoskop-Telegraph) sendet positive und 
negative Stromstöße als Elemente des Morse- 
alphabets, betätigt beim Empfang ein Gal- 
vanoskop, dessen Ausschläge nach links und 


rechts Morsepunkt oder Morsestrich bedeuten. 


Die Stromstöße sind durch einen hohen, jones 
sam auszuschaltenden Widerstand soweit ab- 


apparats nicht mehr wahrgenommen werden 
können. Der Apparat arbeitete sicher, aber zu 
langsam. = Be 
‘Der DUtel sendet ebenfalls abgeflachte 
Ströme, die beim Empfang zerhackt werden 
und so einen Hörer betätigen können. Zur Ab- 
flachung dienen Induktanzspulen und Konden- 
satoren in gleicher Anordnung wie bei der 
Rysselbergheschen Schaltung zum gleichzei- 
tigen Fernsprechen und Telegraphieren. Zer- 
hackt wird der Strom am empfangenden Ende 
durch ein Mikrophon, das von einem Summer- 
anker dauernd geschüttelt wird. Die Betriebs 
batterie besteht aus 1 bis 2 Trockenelementen 
Diese liefern auch den Anrufstrom in der Weise, 
daß eine der Induktionsspulen zu einem Über- 
trager ergänzt ist, dessen Primärwicklung aus 
der erwähnten Batterie Strom erhält, so daß 
die Sekundärwicklung einen Induktionsstrom 
entsendet, der am fernen Ende der Leitung. 
über ein Anrufrelais den Summer betätigt. Die 
Utel-Zeichen waren praktisch nicht ab örbar. 
Der Utel-Betrieb hat sich auf große Entfer- 
nungen glatt abgewickelt. Ein ganz gleich- 
artiger Apparat ist unabhängig von dem deut- 
schen in der englischen Armee entwickelt wor- 
den, das Fullerph one. Be 
Erdtelegraphie. Die Abhörapparate 
dienten zugleich als Empfänger für Erdtele- 
graphie. Als Summer dienten Gleichstrom- 
Wechselstrom-Umformer in der Gestalt von 
Summern, die eine Wechselstromenergie von 
rd 20 Watt bei einer Tonhöhe von 600 bis 1600 
in die Erde schicken. Der erste Erdtelegraphen- B 
sender war von den Deutschen Telephon- 
werken unter Verwendung ihres Pendelum- 
formers gebaut, später die nach den Felderfah- 
rungen erheblich vereinfachten und verkleiner- 
ten ApparatevonDr. Seibt. Derkleine Seibtsche 
Sender hat sich am meisten eingebürgert. Er 
enthielt einen Summer miteiner starken, auf 
den Ton 1000 abgestimmten Zunge und fast 
geschlossenem Eisenkreis, dessen Primärwick- 
lung, mit 6V gespeist, etwa 4A aufnimmt, 
dessen Sekundärwicklung unterteilt ist, um 
den verschiedenen Erdwiderständen ent- 
sprechend verschieden hohe Spannungen an 
Erde legen zu können. Um die ich bier: R 
Spannung auszuwählen, ist eine dritte Wick- 
lung vorgesehen, die eine Glühlampe speist. 
Je mehr Strom in die Erde geht, um so weniger - 
erhält die Glühlampe und umgekehrt. Die 
Verhältnisse sind so abgeglichen, daß die Lampe 
hellgelb brennt, wenn die passende Spannung 
an den Erdleitungen liegt. mE 2 
Mit der Vermehrung der Sender an der 
Front wurden die Summer durch die Aus 
wechslung ihrer Zunge auf die Tonhöhe 800, 
1050, 1300 und 1550 abgestimmt. Daneben 
wurde ein beliebig abstimmbarer Sender ent- 
wickelt. er 
Die FırmaDr.G.Seibtverstimmteihren Sum- 
mer durch verschiedene Gewichtsbelastung der 
schwingenden Zunge, Siemens & Halske be- 


3 
3; 


sehr leistungsfähigen, in der Schwingungszahl 
konstanten Summer konstruiert. a 

Für die Lautstärke im Empfänger, mithin 
für die Reichweite der Verbindung, ist die 
Länge der Sende- und Empfangsbasis maß- 
gebend, denn jelänger die Sendebasis ist, um 80. 
weiter dehnt sich das Stromlinienfeld aus, und 
Jelänger die Empfangsbasis ist, um sohöherist 
das für den Empfang maßgebende Potential. " 
Ferner wird die Reichweite durch die Stärke 
des in die Erde geschickten Stromes bedingt 


23. Dezember 1920. 


- Elektrotechnische Zeitschriit. 


1920. Heft 


basis zur Empfangsbasis. Nimmt mar an, daß 
das Stromlinienfeld sich längs kreisförmiger 
Linien ausbreitet, so ist die beste Wirkung zu 
erwarten, wenn Sendebasis und Empfangsbasis 
mit der geraden Verbindungslinie zwischen 
Sender und Empfänger gleiche und entgegen- 
RE gerichtete Winkel bilden, weil sie dann 
er als Tangenten an der Stromlinie erschei- 
nen. 
In der Praxis wurden mehrere Erdleitun- 
gen sternförmig angeordnet und die vorteil- 


hafteste Richtung der Basis durch Versuch aus- 
gewählt. 


Um feindliche Erdtelegraphiestationen an - 
zupeilen, istein Goniometer konstruiert wor- 
den, welches die Richtung der Erdstromlinien 
angibt. Kreuzweise senkrecht zueinander werden 
im gleichen Abstande gleichartige Erdleitungen 
in der Nord-Süd-undin der Ost-West-Richtung 
ausgelegt; jedes Paar beeinflußt induktorisch 
eine bewegliche Spule derart im entgegenge- 
setzten Sinne, daß die Richtungder beweglichen 
Spule die Abweichung der gesuchten Strom- 
linie gegen die Nord-Süd-Richtung anzeigt, 
wenn der Ton inihrdurch Drehen zum Versch win- 
den gebracht ist.. Die Aufnahme des Strom- 
linienfeldes eines Erdtelegraphiesendersim Vor- 

elände des Harzgebirges bei tiefgründigem 


ehmboden hat ergeben, daß die Stromlinien 


nich t kreisförmig, sondern in nierenförmig zu- 
sammengedrückten Bogenlinien verlaufen. Das 
nach zahlreichen Messungen gezeichnete Strom- 
linienfeld verläuft vollkommen regelmäßig und 
trifft für den Verlauf der Stromlinien an ande- 
ren geologisch ähnlichen Stellen auch zu, so 
2. B. für das Gelände an der Frontin der Cham- 
pagne. ‚Ist das Stromlinienfeld für ein ge- 
wisses Gelände auf diese Weise ermittelt, so ist 
esleicht, den Standort unbekannter Erdtelegra- 
phiesender zu bestimmen, indem für 3 bis 4 ver- 
schiedene Punkte mit Hilfe des Goniometers 
die Stromrichtung des gesuchten Senders er- 
mittelt und in eine Karte eingezeichnet wird. 
Legt man auf diese Karte das auf durchsich - 
tiges Papier gezeichnete Bild des Stromlinien- 
feldes so auf, daß die gefundenen 4 Stromrich - 
tungen Tangenten an den nierenförmigen 
Bogen werden, so gibt der Ausgangspunkt der 
Kurvenschar die Lage der gesuchten Erdtel- 
Stationen an. Mit diesem Verfahren sind un- 
bekannte Erdtelegraphiestationen erfolgreich 
aufgefunden worden. 

Zum Abhören des im Raume frei 
gesprochenen Wortes sind Mikrophone an 
versteckten Stellen des Raumes aufgestellt 
und mit einem in einem ferneren Raum aufge-. 
stellten Hörer verbunden worden. Um die 
Sprachübertragung möglichst günstig zu ge- 
stalten, haben die Mikrophone bei hoher Emp- 
findlichkeit hohe Eigensch wingungszahl erhal- 
ten, damit Konsonanten gut übertragen wür- 
den und tiefere Töne der Zimmergeräusche 
oder des Widerhalls der Sprache von den Wän- 
den unwirksamer wurden. Mch. 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Installationstecehnische Gesellschaft Berlin- 
Brandenburg. — Nachdem in der gelegentlich 
der Elektrischen Woche in Hannover am 
25. September d. J. abgehaltenen Hauptver- 
sammlung des Installationstechnischen Ver- 
bandes beschlossen worden war, daß der seit 
dem Jahre 1912 bestehende Verband nunmehr 
in stärkerem Maße als bisher in die Öffentlich- 
keit treten solle, und daß zu diesem Zweck Be- 
zirksvereine gegründet werden sollen, wurde 
in der ersten Monatsversammlung des Installa- 
tions-Technischen Verbandes im Oktober d. J. 
der erste Bezirksverein nämlich die Installa- 
tions-Technische Gesellschaft Berlin-Branden- 
burg gegründet. Ihr Zweck und ihre Ziele 
sind in $ 2 ihrer Satzung enthalten, in wel- 
chen als Zweck des Vereines die Förderung 
der Bestrebungen des Installations - Techni- 
schen Verbandes, insbesondere der gemein- 
samen idealen und technischen Interessen 
der Installations- und Montagefachleute be- 

zeichnet ist. Zu den technischen Arbeiten der 
Gesellschaft gehören: Ausbildungs- und Fort- 
bildungswesen, Veranstaltungen von Fachvor- 
trägen und Fachkursen, Förderung der In- 
stallationstechnik, Normalisierung des Mate- 
riale und der Installationssysteme, sowie Aus- 
kunfts- und Gutachtenerteilung. Ein wirt- 
schaftlicher Geschäftsbetrieb ist ebenso wie die 
Verfolgung politischer Zwecke für die Tätig- 
keit des Vereins ausgeschlossen. : 

Nachdem der Verbandsvorsitzende, Herr 
Dr. ©. Arendt, kurz über die Geschichte des In- 
stallations-Technischen Verbandes berichtet 
hatte, betonte der Vorsitzende, Herr Direk- 
tor F. Hoppe, im Namen des Vorstandes 
äusdrücklich, daß es sich bei der Grün- 


rektor F. Ho 
Aus-und Weiterbildung der Elek- 
tropraktiker und berichtete über einen 
interessanten, } 
rufenen Scheunenbrand. Dieses letzte Referat 
löste eine sehr lebhafte Diskussion aus. Sowohl 
der Vortrag des Vorsitzenden als auch die 
verschiedenen, 
gemachten Vorschläge gaben wichtige Anre- 


heitlichung 


Tätigkeit des Vereins wertvolle Richtlinien 
abgeben. 


daß für das kommende Wintersemester eine 
große Anzahl wertvoller Vorträge angemeldet 
und wichtige Fachkurse geplant seien. Von den 
angemeldeten Vorträgen seien nur die folgen- 


51 


1041 


dung des neuen Vereins nieht um irgend 
ein Konkurrenzunternehmen, am allerwenig- 
sten um ein solches gegen den Frankfurter Ver- 
band handelt, sondern, daß es der Vorstand als 
seine wichtigste Aufgabe betrachten würde, in 
Zusammenarbeit mit allen in. Betracht kom- 
menden bestehenden Verbänden und Vereinen 
die Ziele der Installations-Technischen Gesell- 
schaft zu verfolgen. Der Vorsitzende erbat des- 
halb die wohlwollende Förderung sowohl des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker und des 
Berliner Elektrotechnischen Vereins als auch 
des Frankfurter Verbandes und aller übrigen 
Vereine und Verbände. 
wohlwollende Förderung durch die Fabrika- 
tionsfirmen und durch die Fachpresse. 
Doppelarbeit soll unter allen Umständen ver- 


Er bat aber auch um 
Eine 


mieden werden. Es soll versucht werden, daß 


die bestehenden Verbände und Vereine sich in 
die vielen in Betracht kommenden Arbeiten 
nach Möglichkeit so teilen, daß auf allen Ge- 
bieten etwas Ersprießliches geleistet werden 
kann. Die Installationstechnische Gesellschaft 
bezweckt in erster Linie den Zusammenschluß 
aller derjenigen Fachleute, welche in der In- 
stallationstechnik interessiert sind, also außer 
den eigentlichen Installateuren vor allem die 
im Installationsfach tätigen Konstrukteure, 
| Projektierungs- und Montageingenieure, 
technischen Beamten der Elektrizitätswerke, 
die Fabrikationsfirmen für Installationsmate- 
rial, die Leiter und Lehrer aller einschlägigen 
Fach- und Fortbildungsschulen usw. 


die 


Die erste Sitzung fand am 17. November 


in dem dichtbesetzten Sitzungssaal des Inge- 
nieurhauses zu Berlin statt. Der Zweck dieser 


Sitzung war esin erster Linie, dieinteressierten 


Kreise über die Zwecke und Ziele des Installa- 
tions-Technischen Verbandes und der Installa- 
tions-Teehnischen Gesellschaft zu informieren. 


Im Verlauf des Abends hielt Herr Di- 
pe einen Vortrag über die 


durch Elektrizität hervorge- 


von den Diskussionsrednern 
gungen, deren Verfolgung sich der Vorstand 
besonders angelegen sein lassen wird. Speziell 
die Anregungen, die Herr Oberingenieur Kle- 
ment in seinem Referat über die Verein- 
der Installations- 
systeme gab, sowie die wertvollen Finger- 


zeige des Herrn Obsringenieurs Krohne und des 


Herrn Ingenieurs Kleuser werden für die weitere 


Der Vorsitzende gab weiterhin bekannt, 


den kurz erwähnt: 


Dr. Lux: Beleuchtung von Wohnungen» 
Schulen und Fabriken. ; 

Dr. Lux: Vorausberechnung der Beleuch- 
tung von Innenräumen. 


Dipl.-Sna. Stern: Fehlerbestimmungen in 

Erdkabeln. 

Dipl.-Sng. Stern: Blanke Nulleiter in der 
Hausinstallation. 

Dipl-Sng. Stern: News über elektrische 
Raumheizung. 


Oberingenieur Krohne: Über Bemessung 
von Installationsleitungen. 

Ing. Schöper: Die Entwicklungsgeschichte 
der Glühlampe von der Edisonlampe bis 
zur modernen, gasgefüllten und hochker- 
zigen Lampe. 

Direktor Hoppe: Der Installateur und seine 
Prozesse mit der Kundschaft und den 
Lieferanten. 


An. Vortragskursen sind zunächst zwei ge- 
plant. 


1. Über Erdschlußprüfungen und Fehlerorts- 
bestimmungen, ‚sowie überhaupt über den 
Gebrauch technischer Meßinstrumente. 

2. Ein Kursus über Berechnung von Leitungs- 
querschnitten. 


Gründung eines Internationalen Straßen- 
bahn- und Kleinbahn-Vereins. — Im Anschluß 
an die 18. Tagung des Vereins Deutscher Stra- 
ßenbahnen, Kleinbahnen und Privateisen bah- 
nen e. V. zu Nürnberg fand auf Anregung 
Hollands und unter Beteiligung der Vertreter 
von Dänemark, Deutschland, Deutsch-Böhmen, 
Deutsch-Österreich, Finnland, Holland, Nor- 
wegen, Schweden, der Schweiz und Ungarn die 
Gründung des Internationalen Straßenbahn- 
und Kleinbahn-Vereins statt. Zweck des Zu- 
sammenschlusses ist, gemeinsam an der Ver- 


vollkommnung und Verbesserung des. Ver- 
kehrswesens und damit an dem Wohl der 
Menschheit zu arbeiten durch Austausch der 
Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungen und 
praktischer Erfahrungen sowie durch Pflege 
persönlicher Beziehungen. Zum Präsidenten 
des Vereins wurde Direktor Spängler, Wien, 
und zum Vizepräsidenten Generaldirektor Dr. 
Wussow, Berlin gewählt. Der Vorstand setzt 
sich aus je einem Vertreter der beteiligten Län- 
der zusammen. Vorort ist Wien. 


Industrie und Handel. 


Das Berufsverbandswesen in Deutschland. 
— Die vom Reichsamt für Arbeitsvermitt- 
lung unter Berücksichtigung der Entwicklung 
in der Folgezeit bearbeitete Statistik der Ver- 
bände von Unternehmern, Angestellten, Ar- 
beitern und Beamten im Jahre 1918!), deren 
Zahlenmaterial infolge aller durch die Auf- 
lösung des Feldheeres und die Zurückhaltung 
von Kriegsgefangenen geschaffenen Umstände, 
wie die Einleitung sagt, noch erhebliche Lücken 
aufweist, erfaßt 1097 Unternehmerver- 
bände, u. zw. 839 Reichsverbände, 126 Lan- 
des- und Bezirksverbände sowie 132 Ortsver- 
bände, von denen sich die Zahl der besonders 
wichtigen Reichsverbände gegen 1914 um 714 
erhöht hat. 141 dieser entfallen auf die Metall- 
industrie. In der Abteilung V/VI: ‚„Metallver- 
arbeitung, Industrie der Maschinen usw.‘ wer- 
den unter der Gruppe ‚„Heizungs-, Beleuch- 
tungsindustrie, Installation, Kraftwerke‘ die 
Vereinigung der Elektrizitätswerke, 
der Zentralverband der deutschen elek- 
trotechnischen Industrie, die Vereini- 
gung elektrotechnischer Spezialfabri- 
ken und der Verband deutscher Elektro- 
Installations-Firmen genannt. Besonders 
bedeutungsvoll war der Zusammenschluß der 
wirtschaftlichen und sozialpolitischen Spitzen- 
verbände der Unternehmer im „Zentralaus- 
schuß der Unternehmerverbände‘“ (18. VI. 
1920), der die geschlossene Wahrnehmung der 
gemeinsamen wirtschaftspolitischen Interessen 
der deutschen Unternehmerschaft und die 
einheitliche Abwehr aller gegen sie gerich- 
teten Bestrebungen bezweckt. Von Streik- 
entschädigungsgesellschaften, deren Konzen- 
trationsbewegung im Juli 1920 zur , Grün- 
dung des „Deutschen Streikschutzes“ geführt 
hat, durch den die Rückversicherungs- und 
die Erstversicherungs-Einriehtungen der Ver- 
einigung der Deutschen Arbeitgeberverbände 
zu einer Einheit verschmolzen wurden, führt 
die Statistik 7 auf, u. zw. mit 43 unmittelbar 
angeschlossenen Reichs-, 103 Land- oder Be- 
zirks- und 227 Ortsverbänden.. Die für die 
Streikversicherung angemeldete Jahreslohn- 
summe betrug, soweit Angaben vorliegen, rd 
1745,2 Mill. M. Bei den in 5 Gruppen geglie- 
derten Angestelltenverbänden werden für 
Ende 1918 871791 Mitglieder ausgewiesen 
(941 3431. J. 1913), von denen. 802 965 (830441) 
Angestellte waren, u. zw. darunter 159 073 
weibliche. (73 118). 4 Angestelltenverbände 
haben sich zum „Gewerkschaftsbund der An- 
gestellten‘ vereinigt. Daneben bestehen der 
„Gesamtverband deutscher Angestelltenge- 
werkschaften‘“, die ‚Arbeitsgemeinschaft freier 
Angestelltenverbände‘ sowie das „Kartell der 
Verbände leitender Angestellter‘. Für die drei 
vergleichbaren Verbandsgruppen der Arbei- 
ter (‚‚Freie Gewerkschaften‘, Christliche Ge-,, 
werkschaften‘‘ und ‚Deutsche . Gewerkver- 
eine‘ [Hirsch-Duncker]), denen sich weiter 
selbständige Vereine, wirtschaftsfriedliche und 
konfessionelle Arbeitervereine anschließen, 
zählt die Statistik 3,497 Mill. Mitglieder gegen 
1,601 in 1917 und darunter 759 939 weibliche 
(389 074 i.V.), also eine Zunahme gegen 1917 
um 1,896 Mill. Mitglieder bzw. 370 865 weib- 
liche. Die Verteilung auf die einzelnen Ver- 
bandsgruppen sowie deren Vermögen am Ende 
1918 ergeben sich ausnachstehender Übersicht: 


ae elunben Mitglieder Vermögen 


Millionen | Mill.M 
Freie Gewerkschaften x 2,889 80,904?) 
Christliche Gewerkschaften. . 0,539 | 192,445 
Deutsche Gewerkvereine (H.-D.) 0,114 5,740 
Selbständige Vereine. ... . 0,214 2,502 
Wirtschaftsfriedliche Verbände 0,046 1,170 
Konfessionelle Vereine, . . 0,355 0,708 


Als Spitzenverbände der Arbeiter- und An- 


gestelltenvereinigungen sind (Mitte 1920) der 
„Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund‘‘, der 


1) Bearbeitet von Reg-Rat Dr. Wende und Rechn- 
Rat Schirmel. 22. Sonderheft zum „Reichs-Arbeitsbl..“ 
2) Ohne das Vermögen des Metallarbeiterverbandes. 


1042 


„Deutsche Gewerkschaftsbund‘‘ und ‚der ‚Ge- 
sorkschaftsring deutscher Arbeiter- und An- 
;estelltenverbände‘‘ zu nennen. Im Abschnitt 
„Beamtenverbände‘ werden deren 472 mit 
1,289 Mill. Mitgliedern, darunter 81 611 weib- 
lichen erfaßt. 

Ein Anhang d>r Statistik bringt Angaben 
über die Arbeitsgemeinschaften, deren 
nieht ohne erhebliche Schwierigkeiten verlau- 
fener Ausbau zur Gründung der „Zentral-Ar- 
beitsgemeinschaft der industriellen und gewerb- 
lichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutsch- 
lands“, der ,,Ärbeitsgemeinsebaft des Handels“, 
der „Zentralarbeitsgemeinschaft des Deutschen 
Transport- und Verkehrsgewerbes‘ und endlich 
der „Reichsarbeitsgemeinschaftland- und forst- 
wirtschaftlicher Arbeitgeber- und Arbeitneh- 
mervereinigungen‘“ führte. Zur industriellen 
Zentralarbeitsgemeinschaft gehörten Mitte1920 
14 Reichsarbeitsgemeinschaften, darunter die 
im Juni 1920 gegründete ‚für Elektrizitäts- 
und Gas- und Wasserwerke“. Die Zentral- 
arbeitsgemeinschaft des deutschen Transport- 
und Verkehrsgewerbes gliedert sich in 5 Reichs- 
arbeitsgemeinschaften, unter denen als dritte 
die ‚für Klein- Straßen- und Privateisenbah- 
nen‘‘ figuriert. Der praktische Wert der Sta- 
tistik wird erheblich durch ein ihr beigegebenes 
Anschriftenverzeichnis erhöht, dessen fort- 
laufende‘ Berichtigung durch jeweilige Mittei- 
lungen an das Reichsamt für Arbeitsvermitt- 
lung den Verbänden empfohlen sei. 


Ein Reichswirtschaftsmuseum in Leipzig. 
— Die Grundlage zu dem jetzt im Entstehen 
begriffenen Reichswirtschaftsmuseum in 
Leipzig bildet das 1917 mit Unterstützung des 
Deutschen Landwirtschaftsrats, des Industrie- 
und Handelstages und des Gewerbe- und Han- 
delskammertages gegründete Kriegswirtschafts- 
museum, das die deutsche Volkswirtschaft zum 
ersten Male in ihren inneren Zusammenhängen, 
in der Abhängigkeit von der Weltwirtschaft 
und hinsichtlich der Möglichkeit, sich von 
einer Einfuhr in gewissem Umfange unabhän- 
gig zu machen, darstellen sollte. Aufgabe des 
Reichswirtschaftsmuseums ist es, zunächst zu 
untersuchen, in welchem Umfange eine Um- 
stellung in der deutschen Volkswirtschaft er- 
folgt ist, wie weit wir von der Weltwirtschaft 
abhängig sind und wie es gelungen ist, uns 
selbständig zu machen. Auf Grund dieser 
Feststellungen wollen Wissenschaftler und 
Wirtschaftler das Museum auf- und ausbauen, 
um durch seine Objekte, Darstellungen usw. 
das Verständnis für die Volkswirtschaft und 
die einzelnen Wirtschaftszweige zu wecken. 


Die elektrotechnische Ausfuhr der V.S. 
Amerika im Jahre 1919. — Der Wert des Ex- 
ports der amerikanischen Elektroindustrie ist 
1919, wie Zahlentafel 1 zeigt, gegen das Vor- 
jahr!) um 29,106 Mill. $ gestiegen, u. zw., abge- 
sehen von den nicht spezifizierten Erzeugnissen, 
am stärksten bei isolierten Drähten und Ka- 
beln, Batterien, Dynamos und Generatoren 
sowie bei Motoren. Abgenommen hat lediglich 
die Ausfuhr von Kohlen für elektrotechnische 
Zwecke, während die inzwischen bereits mit- 
geteilten Wertziffern für das 1. Halbjahr 1920?) 
insgesamt einen Rückgang um rd 4% ergaben. 
„Bleetrical Review‘) bringt für 1919 eine 
Übersicht der Aufnahmeländer, nach der am 
Import von Dynamos und Generatoren 
aus der Union vor allem Japan mit 1,054 Mill. $ 
(+ 0,653 gegen 1918), sodann Frankreich mit 
0,782 Mill. $ (+ 0,178) und Kanada mit 0,775 
Mill. $ (+ 0,253) beteiligt waren. Hier hat der 


ı\ Vel, „ET7“ 1018, 8. 500 
») Vel, „ETZ“ -1920, S. 779. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer $tr. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 
Berieht 
über die 


XXVI. Jahresversammlung 
in Hannover 
am 24. und 25. September 1920. 
(Schluß von S. 1020) 


Dritte Verbandsversammlung 
am Sonnabend, den 25.September 1920, nachm- 
21, Uhr. 

Vorsitzender: Ich eröffne die Sitzung und 
erteile das Wort Herın Dr.-Ing. e.h. Graf 
Arco zum Bericht über „Die drahtlose 

achriehtenübermittlung für 
Überlandwerke“. 


N 


Zahlentafel 1. Die elektrotechnische 
Ausfuhr der V. S. Amerika im Jahre 1919. 


e "1919 1918 Änderung 
a Mill. $ a Mill. $ 
Dynamos und Generatoren .| 5,800 | 3,363 |-+ 2,437 
Magnetos, Zünder usw. 3,035 | 2,750 |-+ 0,285 
Motoren. e.-. eme 10,635 | 8,225 + 2,410 
Ventilatoren 2 2... 1,421) 0,847 | + 0574 
Batterien ea es 5,998 | 3,173 | + 2,820 
Transformatoren. . 3,788 | 3,528 | -+ 0,260 
Bogenlampen ... 2... 0.017 | 0,014 | + 0,003 
Metalldrahtlampen.. ... . 4,674 | 3,369 25 1,305 
Kohlefadenlampen .. . . . 0,203 | 0,103 0,100 
Heiz- und Kochapparate . 1,580 | 0,686 | + 0,894 
Meßinstrumente, Zähler 2,891 | 1,883 + 1,003 
Widerstände, Kontroller . .| 0,515 | 0,289) 4 0,226 
Schalter, Sicherungen usw. .| 3,565 | 3,195) + 1,370 
Installationsmaterial für In- 
nenanlagen.w.E, nn 2,319 | 1,429 + 0,890 
Isolierte Drähte und Kabel.| 8,815 | 5,605 | + 3,210 
Telegraphenapparate . . 0,351 | 0,379 -+ 0,452 
Fernsprecher . „7... 3,783 | 2,687 + 1,096 
Kohlen fürelektrotechnische 
Zwöcke: 2. ee. we 1,592 | 1,601 | — 0,209 
Sonstiges!) WM Fra rer 27,827 117,346 | + 9,981 
Insgesamt |89,090 159,984 | + 29,106 


Export nach Großbritannien und Chile abge- 
nommen. Magnetos und Zünder gingen 
wieder hauptsächlich nach Kanada und nächst- 
dem nach Italien, doch war dessen Verbrauch 
Berger als 1918; die Lieferung nach Groß- 

ritannien zeigt ein Nachlassen um fast 60%. 
Motoren wurden wesentlich nach Kanada, 
u. zw. im Wert von 1,611 Mill. $ (- 0,156), 
ferner nach Japan für 1,068 Mill. $ (+ 0,268) 
und nach Großbritannien für 0,877 Mill. $ ge- 
sandt; der Bezug des letzteren war aber um 
0,745 Mill. $ niedriger als im Vorjahre, Ven- 
tilatoren?), deren im ganzen 76 500 (-+21900) 
exportiert worden sind, lieferte die Union zum 
großen Teilnach Kanada, China und Britisch- 
Indien (hier eine geringe Abnahme der Menge). 
Batterien erhielten vorwiegend Kanada, die- 
ses für 1,780 Mill. $ (+ 0,693), sowie Großbri- 
tannien, Australien und Argentinien. Als Ab- 
nehmer, von Transformatoren?) figurieren 
in der Übersicht besonders Brasilien mit einem 
‚Wert von 0,538 Mill. $ (+ 0,343) und Japan. 
Der Export nach Frankreich, der 1918 mit 
0,768 -Mıll. $ bewertet war, ist um 0,574 Mill. $ 
gesunken. Auch Spaniens und Cbinas Ver- 
brauch hat an Wert gegen 1918 eingebüßt. An 
der amerikanischen Ausfuhr von Metalldraht- 
lampen®), die insgesamt 17,072 Millionen 
(+ 2,487) umfaßte, waren Kanada mit 3,061 
Millionen im Wert von 0,902 Mill. $, Brasilien 
mit 2,987 Millionen im Wert von 0,687 Mill. $, 
Argentinien mit 0,448 und Mexiko mit 0,352 
Mill. $ beteiligt. Die Lieferungen nach Kuba 
und Argentinien ergaben geringere Werte als 
im Vorjahr. Heiz- und Kochapparate hat 
neben Kanada, das solche für 0,314 Mill. $ein- 
führte, besonders Norwegen (für 0,274 Mill. $) 
bezogen. Der Export von Meßinstrumen- 
ten ging im Wert von 0,639 Mill. $ (+ 0,207) 
nach Japan, Kanada folgt mit 0,402 Mill. $ 
(+ 0,153). Installationsmaterial für In- 
nenanlagen haben die V. S. Amerika, abge- 
sehen von Kanada (für 0,493 Mill. $)u. a.nach 
Brasilien und Kuba verschickt. An der Spitze 
der Länder, dieisolierte Drähte und Ka- 
bel einführten, stand 1919 hinsichtlich des 


!) Außer elektrischen Lokomotiven. 
2) Vgl: „ETZ* 1920, 8. 737. 
») Vgl. „ETZ“ 1920, S. 679. 


VEREINSNACHRICHTEN, 


| (Herr Graf Arco erstattet den Bericht, 
der in der „ETZ‘ .1920, Heft 40,. 8. 785 
veröffentlicht ist). 3, 


Vorsitzender: M.H. DerlebhafteBeifall,mit 
dem SiedieWorte des Herın Grafen Arco begrüßt 
haben, zeigt das große Interesse, welches Sie 
diesem hochinteressanten Thema entgegen- 
bringen. Ich eröffne hiermit die Diskussion. 

Es scheint sich niemand zum Wort zu 
melden. 


. Herr Arco: Es wäre uns sehr wertvoll zu 
wissen, ob überhaupt für Blitzschutzschäden 
auf vielen Werken Kondensatoren benutzt wer- 
den oder ob einzelne Werke auf dem Stand- 
punkt stehen, daß auch hierfür der Konden- 
sator eine Verringerung der Sicherheit bietet. 


Herr Dettmar: Soweitich unterrichtet bin, 
gibt es eine Anzahl von Werken, die ge- 
gen die Kondensatoren sind und in der Aus- 
sprache heute morgen ist der augenblickliche 


Eiektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heft 51. | 


s) Bd.-87, 1920, 8. 649, : %) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 536. 2) Bd. 87, 1920, 8. 358. ER RER 


‚Zusammenschluß veranlaßt. Sie verlangt jetzt 


x 


23. Dezember 1920. 


Wertes Norwegen mit 1,671 Mill. $ und der 
bemerkenswerten Zunahme um 1,508 Mill. $ 

gegen 1918. Ihm folgen Brasilien mit 0,979 
Mill. $ (+ 0,415), Argentinien, dessen Einfuhr 
ebenfalls stark gewachsen ist, Kuba und die. 
Niederlande, letztere mit 0,473 Mill. $, wäh- 
rend sie 1918 gar nicht als Verbraucher auf- 
traten. Australien, Spanien, Chile haben ihre 
Aufnahme verringert. Hauptabnehmer von 
Telegraphenapparaten war Großbritan- 
nien mit 0,200 Mill. $, während Fernsprecher 
u.a. für 0,678 Mill. $ (+ 0,395) nach Kanada, 
für 0,380 Mill. $ (— 0,173) nach Brasilien und - 
für 0,233 Mill. $ nach England gelangten. 
Leider läßt die Zusammenstellung nicht er- 
kennen, welche Erzeugnisse unter die Gruppe 
„Sonstiges“ fallen, deren Ausfuhrwert um tast 
56% höher war als 1918 und rd 31% des Ge- 
samtexportwertes betrug. - 


. Arbeitsverhältnisse in Japan. — Ein hier 
vor kurzem auszugsweise wiedergegebener Be- 
richt des ‚‚Eleetrieian‘‘ über das. Verhältnis 
Japans und seiner Elektroindustrie zum Aus- 
land!) findet, was die Arbeitsverhältnisse be- 
trifft, eine bemerkenswerte Ergänzung in einem 
von „Ele triealReview‘“?) nach Äußerungen des 
Handelssekretärs bei der englischen Gesandt- 
schaft in Tokio veröffentlichten Referat. 
Hiernach hat der Krieg auch die Arbeiterschaft 
Japans, die vor seinem Ausbruch, wie bekannt, 
sien mit sehr niedrigen Löhnen begnügte, zum 


ee Eee 


ebenfalls höhere Löhne, kürzere Arbeitszeit, 
bessere Bedingungen, Anteil am Gewinn und 
so etwas wie ein Mitbestimmungsrecht, ohne 
indessen bisher wesentliche Erfolge erzielt zu 
haben. Die Regierung bestraft Streiks mit Ge- 
fängnis, will aber die natürliche Entwicklung 
‚des Gewerkschaftswesens nicht aufhalten! Hier- 
bei ist zu berücksichtigen, daß die japanischen 
Gewerkschaften vorläufig nur in einzelnen Un- 
ternehmungen, nicht für ganze Industrien und 
Berufe wirken. In den letzten Jahren ist ge- 
setzlich der 12-stündige Arbeitstag eingeführt 
worden, doch sind Fabriken, die nur männliche 


Ne 1 5 207 


“Arbeiter über 15 Jahren beschäftigen, hieran 


nicht gebunden. Die Durchsehnittslöhne be- 
tragen z. Zt. über 100% mehr als im Frieden 
und sind in einzelnen Fällen noch erheblich 
höher. Während das Fahrpersonal der elektri- 
schen Straßenbahnen in Tokio z. B. vor dem 
Kriege 20 Yen monatlich erhielt, bezieht es 
jetzt 60 Yen. Obwohl in Japan allgemein 
70 Stunden wöchentlich gearbeitet wird, agi- 
tiert man doch überall für den Achtstunden- 
tag, den die Arbeitgeber anzunehmen bereit 
sind, weil sie dann. bei schlechterem Geschätts- 
gang weniger an Lohn aufzuwenden brauchen, 
und den die Arbeitnehmer natürlich schon in an- 
betracht vorteilhafterer Bezahlung wünschen. 
Nach dem Bericht soll die Behandlung von 
Maschinen in Japan ‚viel zu wünschen übrig 
lassen und Mangel an arbeitsparenden Vorrich- 
tungen herrschen. Der Gewährsmann des eng- 
lischen Fachblattes bezweifelt, daß die tatsäch- Zi 
lichen Produktionskosten für konkurrenzfähige 


Erzeugnisse heute noch in Japan niedriger seien g 
als in England, jedenfalls nıcht in dem Maße, 
um die stark verbreitete Angst vor dem japa- = 


nischen Wettbewerb zu rechtfertigen. Zum 
Schluß ergeht dann an die englische Industrie 
die neuerdings immer wiederke rende Aufforde-. 
rung, sich nicht das japanische Geschäft dureh 
hohe Preise und lange Lieferfristen entgehen = 
und durch innere industrielle Unruhen auf- a 
halten zu lassen, günstige Geschäftsmöglich- 

keiten im Auslande auszunutzen. 


2) Ye „EIZ* Be 79% 


* 


geringe Wert der Kondensatoren betont 
worden. N 


Herr von Einem: Man kann meines Erach- 
tens die jetzige Ansicht dahin zusammenfassen, 
daß, wenn es gute Kondensatoren gäbe, mansie 
sehr gern verwenden würde. Da es aber keine 
betriebssicheren Kondensatoren gibt, kann man 
wohl sagen, daß jetzt fast alle Werke davon 
abgehen, solche einzubauen, und die sie einge- 
baut haben, suchen etwas anderes. Es gilt dies 
besonders für Werke mit Spannungen über « 
10 000 V und jene Stellen außerhalb von Zen- - 
tralen, wo die Kondensatoren nicht überwacht 
werden können. 


„Herr Monath: Im Gegensatz zu den eben 
gehörten Ausführungen muß ieh mitteilen, daß +4 
wir mit Kondensatoren die denkbar günstigsten 
Erfahrungen gemacht haben. Bei der Kraft- 
werk Altwürttenfberg A.G. sind seit über sechs 
Jahren an verschiedenen Stellen, ganz beson - 
ders aber im Kraftwerk und einer großen Über« en 


23. Dezember 1920.' 


gabestation,Kondensatorenbatterien eingebaut, 
u. zw. mit einer Kapazität von 0,054 uF pro 
Phase in jeder ankommenden bzw. abgehenden, 
Leitung. Die Unterhaltungskosten sind in 
allen Fällen außerordentlich gering gewesen 
und haben bei einer Gesamtkapazität von 
0,846 uF pro Phase in den sechs Jahren nur 
einige hundert Mark betragen. Der Schutzwert 
der Batterien war durchaus befriedigend. Ich 
kann die Mitteilung, daß. Kondensatoren von 
anderen Firmen abgelehnt werden, nur so er- 
klären, daß, ohne irgendwie auf die Eigenart 
der Anlagen Rücksicht zu nehmen, ganz wild 
Batterien eingebaut sind, die teilweise zu klein 
bzw. für zu geringe Spannung bemessen ge- 
wesen sind. Weiterhin habe ich die Erfahrung 
gemacht, daß dort, wo besondere Klagen laut 
wurden, der Fehler im wesentlichen auf falsche 
Wahl und Anordnung der Kondensatoren und 
der Erdleitung zurückgeführt werden mußte. 
Transformatorendefekte in den mit Konden- 
satorenbatterien geschützten Stationen traten 
bei der Kawag nicht auf. Der Erfolg, die An- 
lagen mit Kondensatorenbatterien zu schützen, 
ist hier als durchaus gelungen zu bezeiehnen. 


Herr Matthias? Ich glaube, die Frage, ob 
Kondensatoren für Zwecke der drahtlosen Te- 
legraphie in diesem Sinne verwendet werden 
können, kann nicht ohne weiteres aus den Er- 
fahrungen, beurteilt werden, die etwa die Tech- 
nik des Uberspannungsschutzes mit Konden- 
satoren gemacht hat. Kondensatoren für Über- 


- spannungsschutz erfordern eine erheblich grö- 


Bere Kapazität als die Kondensatoren der 
drahtlosen Telegraphie. Darum. hoffe ich, daß 
man für die Spezialzwecke, die Herr Graf Arco 
erwähnte, sehr wohl Kondensatoren wird kon- 
struieren können, die haltbar sind. Ich kann 
mir z. B. denken, daß die vorerwähnten Kon- 
densatoren vielleicht für 10 000 V nicht zu ge- 
brauchen sind, wohl aber für 5000 V. Man 
würde dann durch Ssrienschaltung mehrerer 
Kondensatorelemente immer noch reichlich die 
Kapazität bekommen, die die drahtlose Tele- 
graphie braucht. 


Herr Gewecke: Die Ausführungen von 
Herrn Matthias kann ich nur unterstreichen. 
Wie Herr Graf Arco erwähnte, beträgt die 
Kapazität nur 400 bis 500 cm. Das geht in eine 

anz andere Größenordnung der Kapazität als 
ei den Kondensatoren für Überspannungs- 
schutz. Wir können deshalb mit viel höherer 
Spannung prüfen, ohne daß die Kondensatoren 
zu teuer würden. So sollen z. B. für 10 kV Kon- 


‘ densatoren verwendet werden, die mit 100 kV 


geprüft sind. Es hat sich gezeigt, daß bei dem 
Kondensatorenschutz die Kondensatoren mit 
der Zeit durch die dauernde Beanspruchung al- 
tern, vielleicht nach etwa 8 bis 10 Jahren schla- 
gen sie durch. Wird aber die Beanspruchung 
genügend heruntergesetzt bzw. die Prüfspan- 
nung für eine bestimmte Betriebsspannung 
herauf, dann ist, wie mir Herr Prof. Petersen 
bastätigt, ein Durchschlag der Kondensatoren 
absolut nicht zu befürchten. 


Vorsitzender: Es scheint sich niemand 
mehr zum Wort zu melden. Ich schließe die 
Diskussion und frage den Herrn Vortrager den, 
oberein Schlußwort wünscht. Dasistnicht der 
Fall, dann gestatte ich mir, den Dank der Ver- 
sammlung für Ihre hochinteressanten Ausfüh- 
rungen auszusprechen. Wir kommen zum Be- 
richt des Herrn Direktor Grabe über die „Ent- 
wicklungsmöglichkeiten der Selbst- 
anschluß-Fernsprechämter‘“. 

(Herr Grabe erstattet seinen Bericht, der 
in der ,„ETZ‘ 1920, Heft 41, S. 806 veröffent- 


‚lieht wurde.) ’ 


Vorsitzender: M. H. Ich danke Ihnen für 
den Beifall, den Sie dem Herrn Redner gezollt 
haben, und möchte fragen, wer von den Herren 
sich an der Diskussion beteiligen will. 


HerrRud.Franke: M.H. Esist außerordent- 
lich dankenswert gewesen, daß. Herr Direktor 
Grabe hier vor der Jahresversammlung ein- 
mal ein wichtiges Gebiet behandelt hat, von 
dessen Bedeutung sich die Allerwenigsten einen 
Begriff machen. Der Vortrag selbst hat zu 
außerordentlich vielen Fragen Anregung gege- 
ben, aber ich möchte nicht auf Einzelheiten ein- 
gehen, sondern ganz im allgemeinen auf einige 
Punkte zu sprechen kommen. Wenn wir uns 
die Verhandlungen des Verbandes Deutscher 
Elektrotechniker in den verschiedenen Jahren 
einmal durchsehen, so werden wir finden, daß 
nur selten ein Gebiet aus der Fernmeldetechnik 
behandelt ist, aber so viel aus der Starkstrom- 
technik, daß bei den meisten Mitgliedern der 
Eindruck erweckt wurde, die Fernmeldetechnik 
sei nur ein kleines Gebiet. Ich halte mich für 
verpflichtet, hier einmal zum Ausdruck zu brin- 
gen, daß nach statistischen Erwägungen die 
Fernmeldetechnik ungefähr 47 vom Hun- 
dert der gesamten deutschen elektroteehnischen 
Industrie ausmacht. Man möge daran sehen, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


welch großen Anteil die Fernmeldetechnik 
an- der Elektrotechnik hat. Wenn in öffent- 
lichen Schriften, Vorträgen u. dgl. die 
Fernmeldetechnik immer mehr in den Hinter- 
grund tritt, so liegt das daran, daß sie sich 
meist auf eine stille Arbeit beschränkt, aber 
wie Sie aus dem Vortrage schon ersehen können, 
auf eine äußerst mühevolle Arbeit. Die Feın- 
meldetechnik, insbesondere wie sie hier in der 
automatischen Telephonie uns vor Augen tritt, 
ist von großer Bedeutung für die ganze wirt- 
schaftliche Entwicklung, vor der wir stehen. 
Die Fernmeldetechnik ıst in der glücklichen 
Lage, beinahe jede Aufgabe zu lösen, wenn man 
sie nur mit Ausdauer bearbeitet. Sie stellt ge- 
wissermaßen das Nervensystem der Technik 
dar, . während die Starkstromtechnik mit den 
Muskelkräften vergleichbar ist. Von diesen 
Nerven merkt man, wie beim menschlichen 
Körper, Gott sei Dank, für gewöhnlich nichts, 
sondern erst, wenn sie nicht mehr wollen. Es 
schimpft auch jeder auf sein Telephon nur 
dann, wenn es nicht geht. Er ahnt aber gar 
nicht, welehe unendlich verwickelten Appa- 
rate, Schaltungen und Arbeiten dahinter 
steeken. Davon machen sieh die wenigsten 
einen Begriff. Sie haben gesehen, daß es sich 
hier um mechanische Konstruktionen handelt, 
die eine jahrelange Arbeit voraussetzen, die 
auch nicht die Leistung eines Einzelnen dar- 
stellen, sondern einer großen Anzahl von 
Menschen, unter riesigem Kapitalaufwand. 
Außer den Konstruktionen aber haben wir 
Schaltungen, die ein ungeheuer interessantes 
Gabiet darstellen, sie sind sehr mannigfaltig, 
und wenn der Laie einen solchen Schaltungs- 
plan sieht, bekommt er ein Grausen, und das 
Interessante sieht er nicht. Die Schaltung ist 
ein Konstruktionsteil, denn es besteht die Auf- 
gabe, die Bewegung von einer Stelle auf eine 
andere mit Hilfe der Schaltung zu übertragen. 
Außer diesen beiden Gesichtspunkten haben 
wir noch wirtschaftliche Fragen eingehend zu 
berücksichtigen und so sehen wir, daß in der 
Fernmeldetechnik in glücklicher Weise alle Ar- 
beitsgebiete miteinander vereinigt sind. Es ist 
ferner eine sonderbare Tatsache, daß für ein 
Fachgebiet wie die drahtlose Telegraphie esist, 
ein viel größeres Interesse vorhanden ist. 
Wenn Sie die Neuerscheinungen auf literari- 


‚schem Gebiet ansehen, finden Sie, daß über die 


Hälfte aller Neuerscheinungen aus der Fern- 
meldetechnik gerade dieses Gebiet betreffen. 
Abar die drahtlose Telegraphie macht, was die 
elektrische Nachriehtenübermittlung anbe- 
trifft, noch nicht ein Tausendstel dieser aus, 
tritt also wirtschaftlich genommen hinter der 
Telephonie vollständig zurück. Sie können sich 
daher vorstellen, daß es viel wichtiger ist, sich 
in die für heute vorgetragenen Gebiete zu ver- 
tiefen. Ich halte es immer für meine Pflicht, 
als Vertreter der Fernmeldetechnik an der 
Technischen Hochschule. die Studierenden da- 
rauf hinzuweisen, daß sie sich in erster Linie 
hiermit beschäftigen müssen. Denn die In- 
dustrie verlangt auf diesem Gebiet andauernd 
tüchtige Ingenieure, die meist in der draht- 
losen Telegraphie im Übertluß sind. ÄAußerlich 
handelt es sich hier in der automatischen Tele- 
phonie um große Komplikationen. Viele von 
Ihn®n werden sagen, die Einrichtungen sind 
zu verwickelt, es können zu leicht Störungen 
entstehen. Demgegenüber ist aber folgendes 
zu sagen: Als wir früher uns nur des Federhal- 
ters bedienten, um unsere schriftlichen Auf- 
zeichnungen zu machen, genügte er, jedenfalls 
war er sehr viel einfacher als die heutige 
Schreibmaschine. Aber Sie werden mir zu- 
geben, mit der Schreibmaschine kann man sehr 
viel mehr leisten und nimmt daher ihre Kom- 
pliziertheit mit in den Kauf. Mit solch einem 
mechanischen Apparat zur selbsttätigen Ver- 
bindung der Fernsprechteilnehmer ist das na- 
türlich auch der Fall. Die Länge und Anzahl 
der Leitungen, die wir für telephonische Zwecke 
brauchen, übertrifft bei weitem alles, was an 
Starkstromleitungen vorhanden ist, und wenn 
sich durch glückliche Kombination, die uns die 
automatische Telephonie mit ihren Apparaten 
ermöglicht, eine Ersparnis von Leitungen er- 
reichen läßt, so ist damit wieder ein großer 
Vorteil erzielt. So stellt die automatische Te- 
lephonie ein Wunderwerk der Technik dar. 


Vorsitzender: Es meldet sich niemand mehr 
zum Wort. Es könnte nur abschwächend wir- 
ken, wenn ich auch noch einmal versuchen 
wollte, ein paar Worte zu sagen über die hohe 
Bedeutung der Erfindung, die uns in diesem 
einen Apparatesystem vorgeführt ist. Ich will 
nur Herrn Prof. Franke danken für die licht- 
vollen Ergänzungen. 


Herr Merk: M. H.! Auch ich begrüße es, 
daß Herr Direktor Grabe hier ein Thema zur 
Erörterung gebracht hat, das künftig.mehr als 
bisher auf allgemeines Interesse ein Anrecht 
haben wird. Nachdem es bis vor kurzem nur- 
ein einziges, erfolgreiches automatisches Sy- 


Heft 51. 


stem, nämlich das vom Herrn Vortragenden 
vorgeführte Strowger-Auteleo-Siemens-System 
gegeben hat, kündigt sich neuerdings im Aus- 
lande (Amerika, England, Schweden) ein großer 
Wettbewerb durch verschiedene neue auto- 
matische Systeme an. Es ist dies darauf zu- 
rückzuführen, daß dank der günstigen Erfolge 
des erstgenannten Systems allenthalben die 
Überzeugung von der Überlegenheit des auto- 
matischen gegenüber dem Handbetrieb sich 
Bahn gebrochen hat. Infolge der nunmehr ge- 
steigerten Tätigkeit in Richtung des automa- 
tischen Betriebes wird man daher damit zu 
rechnen haben, daß die Einführung und Ver- 
breitung dieser Betriebsform nach einer durch 
den Krieg verursachten Pause demnächst in 
a Dan beschleunigtem Tempo einsetzen 
wird. 

Wer wie ich mit den verschiedenen Ent- 
wicklungstendenzen vertraut ist, wird erfreut 
gewesen sein, vom Herın Vortragenden gehört 
zu haben, daß er dem von ihm vergleichsweise 
miterwähnten amerikanischen System mit den 
500-Gruppen etwas skeptisch gegenübersteht 
und dieser Neuerung nicht ohne weiteres zu- 
stimmt. In der Tat sollten uns Deutsche die 
eigenen glänzenden Leistungen auf dem Gebiet 
und die guten Erfahrungen, welche das er- 
wähnte Strowger- usw. System während einer 
über 15 Jahre zurückreichenden Entwicklungs- 
periode gezeitigt hat, gegenüber den auslän- 
dischen, sehr radikalen und dazu sehr hetero- 
genen Bestrebungen etwas Zurückhaltung auf- 
erlegen und uns jedenfalls davor bewahren, die 
teilweise mit mächtigen Mitteln propagierten 
Ideen ohne weiteres uns zu eigen zu: machen. 
Gegenüber den bisher bekannt gewordenen 
Neuerungen der besagten Konkurrenzen er- 
scheinen mir die Prinzipien des Strow- 
ger-Auteleco-Systems mit seiner dekadi- 
schen Gruppenteilung, seinen 100-Gruppen als 
kleinste Gruppeneinheiten, seinem Schrittan- 
trieb der Wähler und Steuerschalter und seiner 
direkten Wählereinstellung von den rufenden 
Teilnehmerstellen aus unter Vermeidung von 
Rufaufspeicherern, Umrechnerın, Umgehungs- 
wegen usw., noch völlig unerschüttert 
dazustehen. Es soll nieht der Zweck meiner 
Rede sein, hier auf Einzelheiten näher einzu- 
gehen ; ich wollte nur zum Ausdruck bringen, 
daß für uns Deutsche die neuen ausländischen 
Konkurrenzen bis. jetzt keine Veranlassung 
geben, unsin dem bisherigen stetigen Entwick- 
lungsgang unserer Arbeiten stören oder beirren 
zu lassen. 


Vorsitzender: Das Wort wird nicht mehr 
gewünscht, ich schließe die Diskussion und 
danke den Herren sämtlich nochmals für ihre 
Ausführungen. Ich bitte jetzt Herrn Prof. 
Dr. K.W. Wagner das Wort zu nehmen zu 
seinem Vortrag über „das Mehrfach-Fern- 
sprechen und Telegraphieren mitHoch- 
frequenz““. 

(Herr Wagner hält den Vortrag, der in 
der „ETZ‘‘1920, S 1025, veröffentlicht wurde.) 


Vorsitzender: Durch Ihren Beifall haben 
Sie das große Interesse bewiesen, welches bei 
Ihnen auch dieser Vortrag ausgelöst hat. Ich 
danke dem Herrn Vortragenden vielmals für 
seine äußerst fesselnden Ausführungen und er- 
teile das Wort Herrn Prof. Faßbender. 


Herr Faßbender: M. H. Gestatten Sie mir, 
daß ich den interessanten Ausführungen von 


.Herın K. W. Wagner noch einige Worte hin- 


zufüge. Sie wissen, die Hochfrequenz-Mehr- 
fachtelephonie ist ein Kind der Kriegszeit. 
Neben den Verdiensten, die sich die Post und 
vor allem Herr K. W. Wagner durch die Ein- 
führung des Systems erworben hat, möchte ich 
deshalb an das Verdienst der Militärbehörden, 
speziell der unter der wissenschaftlichen Lei- 
tung von Max Wien stehenden Tafunk er- 
innern, die bereitsim Sommer 1918 das System 
bei unserem Heere eingeführt hat und bereits 
150 Mehrfachapparate nach dem von Herrn 
Habann und mir entwickelten System vor 
dem Waffenstillstand in Bestellung gegeben 
hatte. Inzwischen hat sich die Mehrfachtele- 
phonie und -telegraphie in erfreulicher Weise 
weiter entwickelt. Während dieser Entwick- 
lung sind neben den eminenten Vorteilen auch 
nicht unerhebliche Schwierigkeiten besonders 
hervorgetreten. Die Probleme, die z. T. im 
Mittelpunkt des Interesses stehen, sind beson- 
ders folgende: 
1. Störungen im Betrieb durch Oberwellen, 
2. allzu große räumliche Dämpfung der z. Zt. 
verlegten Telephonkabel bei höheren Fre- 
quenzen, 
3. Induktion von benachbarten Leitungen. 
Auf den ersten Punkt möchte ich hier nicht 
eingehen. Der. Punkt 2 ist von besonderer 
Wichtigkeit, wenn man bedenkt, daß man be- 
sonders im Ausland, z. B. der Schweiz ener- 
gisch daran arbeitet, das gesamte Freileitungs- 
netz nach und nach durch Kabel zu ersetzen 


1044 


Eiektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 51. 


a EEE NEE EEE Ense SEEREHE ENT =IE SER EEeSERgESspREE N So, 1SEE ER SE ne en nun. 


möglichst den Verhältnissen der jetzt gebräuch- 


und man somit sagen darf, daß die für die 
Hochfrequenz an sich besonders günstigen 
Freileitungen dort bereits auf dem Aussterbe- 
etat stehen. Die Kabel, die wir als Papier- 
Luftkabel in der Telephontechnik verwenden, 
üben eine starke räumliche Dämpfung aus. 
Diese beruht sowohl auf der Wiıderstands- 
dämpfung als auf der dielektrischen Dämp- 
fung. Was die erstere anlangt, so führt eine 
Unterteilung der Leiter, die gerade beim 
Kabsl technisch leicht möglich ist, zu einer Lö- 
sung. Bezüglich der dielektrischen Verluste 
möchte ich Sie anderseits daran erinnern, daß 
das dielektrische Material Papier-Luft nach 
Gesichtspunkten ausgewählt wurde, die die 
Eigentümlichkeiten der Hochfrequenztechnik 
naturgemäß nicht berücksichtigten. Es ist also 
nicht erstaunlich, daß diese besonders mit 
Rücksicht auf kleine Kapazität gewählte Pa- 
pier-Luftisolation hier bei der Hochfrequenz- 
technik kein ideales Dielektrikum darstellt. 
Nun haben allerdings eingehende Versuche ge- 
zeigt, daß Papier in getroeknetem Zustande 
im Verhältnis zu den sonst zur Verfügung 
stehenden Materialien nicht sonderlich schlecht 
ist, aber die Entwicklung wird doch dazu füh- 
ren, bei der Fabrikation der Kabel die spe- 
ziellen Forderungen der Hochfrequenztechnik 
zu berücksichtigen. Es besteht berechtigte 
Hoffnung, daß wir bald Kabelkonstruktionen 
haben werden, die eine wesentliche Verbesse- 
rung hinsichtlich der räumlichen Dämpfung 
bei Hochfrequenz zeigen. 

Ich komme nun zu dem letzten Punkt, 
nämlich zu der gegenseitigen Beeinflussung der 
Leitungen. Diese ist im praktischen Betrieb 
besonders unangenehm. Die Nachteile der ge- 
genseitigen Induktion treten natürlich dann 
besonders auf, wenn die verwandten Anfangs- 
energien groß sind. Da man nun erklärlicher- 
weise den Wunsch hat, auch schon im An- 
fangsstadium dieser neuen Technik möglichst 
große Reichweiten zu erzielen, so ist es ver- 
ständlich, daß man relativ große Sendeener- 
gien und große Empfangsempfindlichkeiten 
verwandt hat. Beides ist jedoch ganz beson- 
ders bedenklich. Erhöhte Sendeenergien er- 
höhen die gegenseitige Induktion und erhöhte 
Empfangsempfindlichkeit wirkt im gleichen 
Sinne, da man dann bereits auch nur schwache 
induzierte Gespräche in den Nebenleitungen 
mit hören kann. . Außerdem kommt noch als 
zweiter Nachteil hinzu, daß b>i allzu hoher 
Empfangsempfindlichkeit auch Störungen von 
außerhalb ‚so die Telegramme von drahtlosen 
Stationen, unter Umständen mit gehört werden 
können. 

Die Nachteile der gegenseitigen Induktion 
gehen so weit, daß man bei großen Sendeener- 
gien schon nicht mehr davon reden kann, daß 
die hochfrequenten Wellen längs einer ba- 
stimmten Leitung fortschreiten, sondern daß 
das ganze Gestänge als Träger der elektrischen 
Wellen dient. Das hat aber natürlich den Nach- 
teil, daß man nun nicht mehr jede Leitung zur 
Mehrfachb>lastung ausnutzen kann. Bei Kreu- 
zungen von mehreren Gestängen oder Einfüh- 
rung von seitlich ankommenden Haupt- oder 
Nebenlinien in das benutzte Gestänge wird 
nicht nur das erstere durch die Mehrfachwellen 
belastet, sondern auch die Seitenlinien werden 
in gleicher Weise von den hochfrequenten 
Wellen induziert. Bei sehr großen Sendeener- 
gien kann man deshalb zu einem Zustand 
kommen, den man als eine Gefahr für das 
ganze System bszseichnen muß. Nun, meine 
Herren, dürfen Sie nieht meinen, daß ieh damit 
gegen ein Gebiet der Hoehfrequenztechnik 
sprechen will, das mir gerade besonders nahe 
liegt, aber man muß doch diese zu befürchten- 
den Nachteile klar erfassen und sie zu beheben 
suchen. Es besteht nun ein einfaches Mittel 
hierzu, auf das Herr Habann und ich schon 
vor längerer Z>it hingewiesen haben. Es be- 
steht darin, relativ kleine Sendeenergien und 
relativ kleine Empfangsempfindlichkeiten zu 
benutzen und die großen Reichweiten durch 
Zwischenverstärker zu erzielen. Nun gebe ich 
gern zu, daß diese Zwischenverstärker tech- 
nisch noch nicht genügend durchgebildet sind, 
aber um so mehr haban wir Anlaß, diesen Appa- 
raten und ihrer praktischen Anwendung unsere 
Aufmerksamkeit zuzuwenden. Mit der Ver- 
wendung kleinerer Energien haben wir einen 
weiteren Vorteil, der nicht hoch genug geschätzt 
werden kann und der darin besteht, daß die 
Apparatur nicht nur billiger wird, sondern vor 
allem geringeren Raum beansprucht. Wenn 
die zu bauenden Hochfrequenzämter, wie das 
nach den eben gezeigten Liehtbildern zu be- 
fürchten ist, gegenüber Niederfrequenzämtern 
gleicher Leistung enorme räumliche Ausdeh- 
nung beanspruchen, dann wird man zwar einige 
Hauptlinien nach diesem System ausbauen 
können. Denkt man aber daran, die Hoc)ıfre- 
quenz-Mehrfachtelephonie nach und nach in 
großem Maßstab einzuführen, dann muß man 
anstreben, auch die räumlichen Abmessungen 


lichen Niederfrequenztelephonie anzupassen: 


Meine Herren, das sind einige Sorgen, die. 
wir bei der Einführung der Hochfrequenz-Mehr- 
fachtelephonie nicht übersehen dürfen. Ich bin 
überzeugt, daß bei der großen Energie, mit der 
jetzt Post und Industrie an diesem interessan- 
ten Problem arbeitet, auch diese Fragen in 


Kürze bald restlos gelöst werden. 
Herr Rellstab: M. H.! 


Erfindung vermißt habe. 


eine deutsche Erfindung in Anspruch genom- 


men werden ? Ich glaube, daß sich die. Herren 
Vortragenden mit dieser Frage sicher beschäf- 


tigt haben und daß sie uns ganz kurz darüber 


ein Urteil geben können. Einen kleinen Beitrag 
darfich vielleicht insofern leisten, alsich darauf 


hinweisen möchte, daß bereits etwa 1909 sich 
die Firma Mix & Genest, u. zw. Herr Prof. Dr. 


Franke eingehend mit dieser Frage beschäf- 
tigt und damals schon die Grundprinzipien der 
Hochfrequenztelephonie erkannt und experi- 


mentell entwickelt hat. Insbesondere war von 
ihm das Prinzip des Mehrfachfernsprechens 
klargestellt und die Frage, ob es möglich sein 
würde, mit hochfrequenten Schwingungen auf 
Fernsprechleitungen große Entfernungen zu 
überbrücken, in günstigem Sinne beantwortet. 


Herr Bredow: Die Reichs-Telegraphenver- 
waltung hat die Absicht, nach und nach einen 
Teil der Oberleitungen durch ein Kabelnetz zu 
ersetzen. Das würde aber auf das ganze Reichs- 
postgebiet ausgedehnt eine Summe von viel- 
leicht 20 Milliarden M ausmachen, und da wir 
uns vorläufig eine derartige Ausgabe nicht lei- 
sten können, wird die hier beschriebene Hoch- 
frequenztelephonie und -telegraphie fürDeutsch- 
land von außerordentlich großer Bedeutung 
bleiben. Herrn Prof. Faßbender stimme ich 
insofern zu, daß anzustreben ist, mit möglichst 
kleinen Sendeenergien auszukommen. Wenn 
die Verwaltung anfangs bewußt einen anderen 
Weg gegangen ist und Sendeenergien von etwa 
10 W verwendet hat, so hat sie das getan, um 
einen Uberschuß an Empfangsintensität und 
damit große Betriebssicherheit zu erzielen. Die 
Beamten leiden heute außerordentlich unter 
der Betriebsunsicherheit aller vorhandenen Be- 
triebsmittel; wenn wir jetzt ein neues Mittel 
einführen, das gleich versagt, werden wir mit 
dieser Einführung kein Glück haben. Solange 
die Anwendung der Hochfrequenztelegraphie 
in dem Maßstabe vor sich geht, wie es die Ver- 
waltung in Aussicht genommen hat, werden 
die jetzt verwendeten Energien zu Beanstan- 
dungen keine Veranlassung geben. Aber die 
natürliche Entwicklung in der Hochfrequenz- 
technik ist immer den Weg von einer großen 
zur kleinen Energie gegangen. Wenn wir das 
auch hier erreichen können, ohne die vorge- 
schlagenen Zwischenverstärker, die außeror- 
dentlich viele Fehlerquellen mit sich bringen, 
wäre das sehr zu begrüßen. 


Herr Blochmann: Wir haben hier gesehen, 
daß wir durch gute Erfindungen einerseits 
und durch sachgemäße Anwendung derselben in 
der Verwaltung anderseits zu Einrichtungen 
kommen, auf die wir sonst der hohen Kosten 
wegen in unserer Zeit der Teuerung noch lange 
hätten warten müssen. Wir begrüßen daher 
deren Einführung. Nun ist es nicht verständ- 
lich, daß man nicht auch Hilfsmittel, die ein- 
fach durch administrative Maßnahmen 
gegeben sind, in dieser Zeit der Teuerung ver- 


wendet. Gestatten Sie die Anführung eines 
Beispiels. Sie wissen, daß wir während des 
Krieges die Sommerzeit eingeführt hatten. 


Ich kann Ihnen sagen, daß wir durch die Ein- 
führung der Sommerzeit 1918 eine Ersparnis 
von rd 200 Mill. M wegen Kohlenminderauf- 
wandes gehabt haben. Das würde 1919 eine Er- 
sparnis von weit über 1 Milliarde M ergeben 
haben. Wir haben den Feinden gezeigt, wie 
man Ersparnisse durch zweckmäßige Verwal- 
tungsmaßnahmen erzielen kann; jetzt haben 
sie noch die Sommerzeit, wir nicht.. Lassen Sie 
uns aber alles daran setzen, zu erreichen, daß 
1921 auch wir wieder die Sommerzeit er- 
halten. 

. Wir wollen zusehen, daß nicht etwa „böse 
Beispiele gute Sitten verderben“. Eine eute 
Sitte war es zweifellos, daß wir seinerzeit Nacht- 


Ebenso wie bei dem 
Vortrag des Herrn Grabe können wir auch 
nach diesem Vortrag oder diesen beiden Vor- 
trägen der Herren Wagner und Faßbender 
unserer großen Genugtuung Ausdruck geben, 

‘daß ein neues Gebiet für unsere Technik er- 
schlossen ist. Ich muß aber sagen, daß ich ein 
kurzes Eingehen auf die Vorgeschichte dieser 

Soviel ich gehört 

habe, ist auch in der amerikanischen Technik 

außerordentliches auf diesem Gebiete geleistet 
und wer wie ich im Auslande das Ringen der 
beiden großen Telephonländer verfolgt, muß 

Sich sagen, daß es sehr bedeutungsvoll ist, klar- 

zustellen : von woher stammt die Hochfrequenz- 

telephonie? Darf sie ganz oder teilweise als 


Ed 


23. Dezember 1920. 


telegramme hatten, die es ermöglichten, für 
nicht so eili, 


Herr Bredow: Die Nachttelegramme sind sei- 
nerzeit eingeführt worden, um nachts die Appa- 
rate und Telegraphenleitungen besser ausnutzen 
zu können und dıe vorhandenen Beamten zu be- 
schäftigen. Früher hatte jeder Beamte jeden 
fünften Tag Nachtdienst. Die Ernährungslage 
der Beamten ist aber so ungünstig geworden, 
daß sie jetzt nur bereit sind, alle 15 TageNaecht- ; 

‚dienst zu machen. Um den Nachtdienst in 
früherem Umfange aufrecht zu erhalten, müß- 
ten wir viel mehr Personal einstellen, was nicht. 
möglich ist. Es ist also der Nachtdienst jetzt 
sehr schwach besetzt, u. zw. so Schwach, daß 
die Beamten auf den größeren Ämtern nicht 
‚annähernd in der Lage sind, den vorhandenen 
Verkehr abzuwickeln. Infolgedessen ist es bei R 
dem augenblieklichen Betriebsstand nicht mög- 
lich, derartige Nachttelegramme zu befördern. 
Sobald die Betriebslage sich geändert hat, so- 
fern im Hinblick auf die großen Erfolge der 
letzten Zeit auf dem Gebiete der Hochfrequenz- 
telegraphie sich eine Besserung einstellt, sollen 
auch die Nachttelegramme sofort wieder einge- 
führt werden. 


Vorsitzender: Ich frage Herrn Wagner, 
ob.er auf die Anfrage des Herrn Rellstab ant- R: 
worten will. - - a 


Herr Wagner: Herrn Faßbender möchte 
ich im Anschluß an die Ausführungen des 
Herrn Ministerialdirektors Dr. Bredow noch | 
erwidern, daß die von uns benutzte Sende- 
energie gar nicht so sehr groß ist. Bei 300 bis 
400 km Leitungslänge beträgt die in die Lei- 
tung geschickte Energie rund 1 W, u. zw. so- 
wohl bei den Versuchsapparaten der Deutschen - 
Telephonwerke als bei den Telefunkenappa- 
raten. De x = 
Die Induktion auf Nachbarleitungen steht 
mit der Energiefrage in keinem Zusammenhang 
und ist lediglich eine Frage des Leitungsbaues. 
Das Reichs-Postministerium wendet. dieser 
Frage seit längerem seine Aufmerksamkeit u 
und hat eine besondere Stelle eingerichtet, die 
den Auftrag hat, unser Leitungsnetz ganz sy- 
stematisch nach neuzeitlichen 
umzubauen. ‘W i 


„ETZ“1919, 8.383,;394 abgedrucktist, ausführ- 
lich behandelt. Daher glaubte ich heute nieht 


x. ar 
we 


Berliner Physiker Ernst Ruhmer ausgeführt 


werden, da alle te 
Einführung des 
Praxis fehlten. 


betriebssicheren Ver 
schneller Wechselstr 


auf Leitungen is 
geworden, 


23. Dezember 1920. 


Herr Faßbender: Da Herr Dr. Rellstab 
die Frage bezüglich der früheren Arbeiten in 
Amerika auch an mich gerichtet hat, gestatten 
Sie mir ein paar Worte. Es handelt sich hier 
um eine Prioritätsfrage und mir liegt nichts 
ferner alsein Prioritätsstreit. Esist heute wohl 
im Laufe der Vorträge erwähnt worden, daß die 
Einführung der Mehrfachtelephonie und Mehr- 
fachtelegraphie besonders gefördert worden ist 
durch das moderne Röhrensystem, und das ist 
ein Grundsatz, den ich anerkenne und der 
richtig ist. Ich glaube aber, daß nicht nur der 
Generator eine ausschlaggebende Bedeutung 
dafür gegeben hat, daß wir ein System ent- 
wickeln konnten, was auch technisch zur An- 
wendung kommen konnte. Nicht nur der Ge- 
nerator, sondern vor allem auch der Röhren- 
verstärker hat bei der Entwicklung des Systems 
eine große Rolle gespielt. Die ausgezeichnete 
Verstärkung dieser modernen Apparate ist ge- 
rade das M ttel, das wir mit kleınen Energien 
eine klare Verständigung bekommen. Also so- 
wohl die Röhren als auch die Verstärker haben 
es ermöglicht, daß im Laufe der Jahre 1917 bis 
1920 dieses System zur Entwicklung kommen 
konnte. Neben den Amerikanern sind auch 
Deutsche, besonders Ernst Ruhmer, mit die- 
sem System beschäftigt gewesen und da möchte 
ich ein Problem erwähnen, das auch bereits 
Ernst Ruhmer schon zu lösen versucht hat. 
Man kann die Hochfrequenzgeneratoren natür- 
lich nicht dem Teilnehmer in die Wohnung 
stellen, denn dann würde der Teilnehmer zu- 
nächst einen Kursus in Hochfrequenztechnik 
bekommen müssen und das würde die Einfüh- 
rung des Systems sicher nicht erleichtern. 
E. Ruhmer hat dieses Problem dadurch zu lösen 
versucht, daß er die Hochfrequenzgeneratoren 
in der Post aufgestellt hat. Er leitet trotzdem 
die Hochfrequenzströme dem Teilnehmer in die 
Wohnung und beeinflußt hier die von der Post 
ausgesandten Hochfrequenzströme. DieserWeg 
war technisch verfehlt. Wir gehen nicht mehr 
so vor, sondern die Lösung, wie siein Deutsch- 
land von Herrn Habann und mir gegeben 
wurde, ist die, daß wir zwischen den Teılneh- 
mern und den Amtern Gleichstrom haben und 
die Hochfrequenz auf den Weg zwischen Amt 
und Amt beschränkt bleibt, daß also tatsäch- 
lich der Teilnehmer nieht nur von der Mühe der 
Bedienung der Hochfrequenzapparate befreit 
ist, sondern daß zwischen Amt und Teilnehmer 
die alte Apparatur und die alte Betriebsart er- 
halten bleıbt. Das hat den Vorteil, daß die für 
Hochfrequenz etwas große Dämpfung der jetzt 
Banden Teilnehmerkabel nicht in Frage 

ommt. 


E y \ 
Herr Mosler: Die soeben angeschnittene 
Prioritätsfrage möchte ich erweitern. Wir ha- 
ben gehört, daß die Anfänge in Amarika liegen. 
Nach meiner persönlichen Meinung möchte ich 
darauf hinweisen, daß gerade Prof. Faßbender 
es war, der bei unsin Deutschland den Haupt- 
anstoß zu der Entwicklung gegeben hat, dıe wir 
heute erleben. Er war der erste, der die damals 
neue Kathodenröhre für Zwecke der Hochfre- 
quenztelephonie längs Leitungen verwendete. 
ea möchte dies hiermit ausdrücklich fest- 
stellen. 


Herr Rud. Franke: Da mein Name durch 
meinen früheren Kolegen, Herrn Dr. Rellstab, 
mit der Sprechübertragung durch Hochfre- 
quenzströme auf Leitungen in Verbindung ge- 
bracht wurde, gestatten Sie mir, einige Worte 
dazu zu sagen. Im Jahre 1908 habe ich tatsäch- 
lich Versuche in dieser Hinsicht gemacht, u.zw. 
wurde ich dadurch angeregt, daß zu jener Zeit 
auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie 
Versuche über drahtlose Telephonie gemacht 
wurden. Es war natürlich, daß man diesen Ge- 
danken übertrug auf die Telephonie auf Leitun- 
gen, und so wurden die Versuche angestellt. 
Wenn sie kein gutes Ergebnis zeitigten, so lag 
dies daran, daß die Apparate zur Erzeugung 
ungedämpfter Schwingungen so schlecht ent- 
wickelt waren, daß man damit nichts machen 
konnte. Ich möchte aber auf einen interessan- 
ten Versuch aufmerksam machen, der von mir 
damals angestellt wurde. Ich hatte eine Mittel- 
frequenzmäschine,die sogenannteDolezaleksche 
Sirene. Wenn man diese Mittelfrequenzströme 
zum Träger der Sprache machte und an einer 
Seite eine von unten nach oben gehende Ton- 
leiter in das Mikrophon hineinsang, kam sie im 
Telephon von oben nach unten heraus und um- 
gekehrt. Das lag daran, daß im Telephon die 
Kombinationstöne zu hören waren, und das gab 
mir die Überzeugung, daß man mit der Fre- 
quenz gewaltig höher gehen müßte, um Erfolge 
zu erzielen, die eben damals mangels der Mittel 
noch nicht möglich waren. 


‘ Herr Faßbender: Wenn mir schon mein 
Anteil an dem Verdienst der Entwicklung der 
Telegraphie längs Leitungen zugesprochenwird, 
so betone ich auch heute, daß ich während des 
Krieges und auch nachher zusammen mit 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1920. 


Herrn Erich Habann, der heute nicht zugegen 
ist, gearbeitethabe, und bitte stets meinen Na- 
men zusammen mit meinem Mitarbeiter zu 
nennen. 


Vorsitzender: Es scheint sich niemand mehr 
zum Wort zu melden. Den überaus zahlreichen 
Besuch, der heute Nachmittag hier vorhanden 
ist, am letzten Nachmittag, führen wir mit 
Recht darauf zurück, daß dıe Absicht des Ver- 
bandes, diesmal den Schwachstrom mehr zu 
seinem Recht kommen zu lassen, den denkbar 
besten Boden gefunden hat, und wir können uns 
freuen, daß die Diskussion so interessante Mo- 
mente zutage gefördert hat. Ich danke noch- 
mals den Herren Vortragenden und gebe Herrn 
Reg.-Baumeister Bartel das Wort zu seinem 
Vortrag über Torfkraftwerke. 

(Herr Bartel hält den Vortrag, der in der 
„ETZ‘ 1920, S. 865, 888, 932 veröffentlicht ist.) 


Vorsitzender: M. H. Das Aushalten eines 
so zahlreichen Auditoriums bis zur letzten 
Stunde zeigt, welches große Interesse wir alle 
nehmen an den Bestrebungen, die aus der Not 
der Z>it geboren sind. Not macht erfinderisch, 
und Not zeigt uns, alles zu nutzen, um uns aus 
ihr zu bzfreıen. Ein Mittel zu diesem Zweck 


| haben wir eben aus dem Munde des Herrn Bau- 


meisters Bartel gehört. Ihr Baifall war schon 
das Z>ichen des großsn Interesses, das sie den 
Ausführungen entgegenbringen, und ich glaube, 
in aller Namen zu sprechen, wenn ich Herrn 
Bartel herzlichst danke. Ich erteile das Wort 
Herrn Landesbaurat Lowes. 


Herr Lowes: Der Herr Vortragende hatim 
Anfang seines Vortrages uns das Projekt eines 
Torfkraftwerks in Ostpreußen, u. zw. im dor- 
tigen Z>hlaubruch, ausführlich erläutert. Ich 
b>schäftige mich selbst seit mehr als 5 Jahren 
in Ostpreußsn mit der Elektrisierung der Pro- 
yinz, und da Harr Bartel an seine Ausführungen 
Außerungen allgemeiner Natur über die Durch- 
führung der Elektrisierung der Provinz, insbe- 
sondere über die Ausnutzung der Wasserkräfte, 
angeschlossen hat, muß ich auf einige Punkte 
des Vortrages näher eingehen. 

Ich muß zunächst msin Bedauern darüber 
aussprechen, daß Herr Bartel von den vielen 
Mooren Ostpreußens gerade das Zehlaubruch 
und damit den einzigen Naturschutzpark Preu- 
ßens als für den Bau eines großen Torfkraft- 
werks geeignet gewählt hat. 

D>r H>rr Vortragsnde hat uns ein Riesen- 
Torfkraftwerk von mehr als 100 000 kW-Lei- 
stung erläutert und will daraus auch die erfor- 
derliche Energie für den elektrischen Betrieb 
der ostpreußischen Bahnen abgeben. Ich will 
durchaus nicht die Möglichkeit der Vereinigung 
von Land- und Bahnelektrisierung abstreiten 
oder in Frage stellen, habe jedoch gegen die 
Durchführung dieser Möglichkeitin Ostpreußen 
die allergrößten Bedenken, u. zw. aus dem ein- 
fachen Grunde, weil ich es für ausgeschlossen 
halte, daß in Ostpreußen bei der geringen Zug- 
folge die Elsktrisierung der Bahnen wirtschaft- 
lich zu gestalten ist, auch dann nicht, wenn 
gleichzeitig das erforderliche Spsisenetz für die 
Bahnen zur Versorgung des Landes mit ausge- 
nutzt wird. Die Elektrisierung von Bahnen 
kann nach meiner Ansicht in absehbarer Zeit 
nur in Industriegebieten mit starker Zugfolge, 
wie z. B. im Ruhbrg>biet oder im Rheintal oder 
in Sachsen, praktisch durchgeführt werden. 

Auch über die Möglichkeit der Ausnutzung 
der Wasserkräfts Ostpreußsns weichen meine 
Ansichten von denen des Herrn Vortragenden 
wesentlich ab. Wir haben in Ostpreußen be- 
deutend größsre Wasserkräfte als im allgemei- 
nen angenommen wird. Gerade etwa 15 km 
im Sülsn ds>s Zshlaubruches ist an der Alle 
b>reits der Bau eines Wasserkraftwerks mit 
Ausgleichsbecken in Angriff genommen worden. 
Hier stehen b>i etwa 20 m Gefälle im Jahre 30 
bis 35 Mill. kWh zur Verfügung b>i einer äußer- 
sten Spitzenleistung von 11000 kW. Dieses 
Werk soll zunächst zusamm°n mit dem Dreh- 
strom-Kraftw>rk der Stadt Königsberg die Ver- 
sorgung Ostpreußens übernehmen. Der Aus- 
bau we terer Wasserkraftwerke ist in Aussicht 
g’nommen, vor allem die Ausnutzung der 
Wasserkräfte des Masurischen Kanals. Dieser 
hat b>i einer Länge von 55 km 107 m Gefälle, 
das in 8 Stufen ausgenutzt werden kann. Der 
Masurische Kanal verbindet die Masurische 
S>enplatte mit der Ostsee. Diese Seenplatte 
bildet eine zusammenhängende Weassertläche 
von 300 Mill. m?, so daß bei etwa 20 cm Ab- 
senkung eine Reserve für die trockene Jahres- 
zeit von etwa 12 Mill. kWh zur Verfügung steht. 
D>rart günstige Verhältnisse würden sich auf 
künstlichem Wege voraussichtlich, wenigstens 
in Deutschland, wirtschaftlich nicht herstellen 
lassen. Es kann damit gerechnet werden, daß 
am Masurischen Kanal, wenn in der trockenen 
Jahreszeit die Flußwasserkräfte nachlassen, 
durch Absenkung der Seen ohne Berücksich- 
tigung des natürlichen Zulaufes aus dem mehr 


Heft 51. 


1045 


als 3000 km? großen Niederschlagsgebiet eine 
Grundbelastung von etwa 8700 kW auf 3 bis 
4 Monate zugesetzt werden kann. 

Um ein ungefähres Bild von der Aus- 
nutzungsmöglichkeit der ostpreußischen Was- 
serkräfte zu erhalten, habe ich für Ostpreußen 
die gleichen Belastungsverhältnisse wie in der 
ganzen Provinz Pommern aus dem Jahre 1917, 
die mir freundlicherweise zur Verfügung ge- 
stellt wurden, zugrunde gelegt. Dabei machte 
ich folgende interessante Feststellungen: Die 
Versorgung der Provinz Ostpreußen läßt sich 
fast restlos aus den vorhandenen Wasserkräften 
decken. Der Ausnutzungsfaktor steigt bei den 
Hauptwasserkräften auf über 90%. Es ergibt 
sich für Pommern einschließlich der Stadt 
Stettin eine Jahreserzeugung von 70 Mill. kWh 
und für das Jahresmaximum eine Benutzungs- 
dauer von 3450 h. Ohne die Stadt Stettin, 
auf die von den 70 Mill. kWh 27 Mill. kWh ent- 
fallen, geht die Benutzungsdauer für das Ma- 
ximum des gesamten Landes auf 3390 h zurück. 
Sie sehen daraus, meine Herren, daß sich für 
derart große Gebiete ganz andere Belastungs- 
verhältnisse und Betriebsmöglichkeiten erge- 
ben, als allgemein angenommen wird. 

Der Herr Vortragende rechnet in Ostpreu- 
ßen weiter damit, daß im Mai, Juni und Juli 
der getrocknete Torf aus dem Moor direkt in 
das Kraftwerk zur Verwendung unter den Kes- 
seln gefördert werden könnte. In Ostpreußen 
liegen leider die Verhältnisse nicht so günstig, 
daß man im Mai oder Juni schon mit lufttrocke- 
nem Torf rechnen könnte. Allgemein beginnt 
in Ostpreußen der Frühling Anfang oder Mitte 
Mai. Es ist mir selbst passiert, daß ich am 
23. Aprilim Schneesturm bei 14° Kälte meine 
Dienstfahrten im Schlitten machte. Man ist im 
allgemeinen in Ostpreußen auf Grund lang- 
jähriger Erfahrungen der Ansicht, daß die Er- 
richtung eines Torikraftwerks, das auf die Ver- 
wendung von lufttrockenem Torf angewiesen 
ist, überhaupt nicht in Frage kommen kann. 
Wir hoffen selbstredend, daß die Technik recht 
bald auch auf dem Gebiet der Torfverfeuerung 
solehe Fortschritte macht, daß wir unsere 
umfangreichen Torfmoore ausnutzen können. 
Voraussetzung ist dafür, daß die Technik Mit- 
tel und Wege findet, die Verwendung des Torfs 
zur Energieerzeugung von der natürlichen 
Trocknung unabhängig zu machen. 


Herr Bartel: Ich habe nicht die Absicht 
gehabt, eine Kritik der Elektrizitätsversorgung 
der Provinz Ostpreußen zu üben, und habe es 
meines Wissens auch nicht getan. Ich wollte. 
Vorschläge machen, wie man später, wenn die 
Wasserkräfte nicht ausreichen, vor allem bei 
Elektrisierung der Bahnen, die Versorgung der 
Provinz mit elektrischer Energie in die Hand 
nehmen könnte. Ich bitte, zu beachten, daß 
meine Torfwerke wohl nicht so schnell gebaut 
werden können, daß dieses @lles vorläufig nur 
Anregungen sind. Was die Vergasung des Tor- 
fes anbelangt, so stehen wir alle auf dem Stand- 
punkt, daß auch die Vergasung der Stein- und 
Braunkohle wünschenswert und erstrebenswert 
ist, daß wir aber noch nicht so weitsind. Wir 
wissen alle, daß der Thyssensche Drehschwel- 
ofen scheinbar einen Schritt auf diesem Wege 
vorwärts gemacht hat, wir hoffen, daß die Ver- 
gasung schnell und sicher weiter geht. Was die 

ewinnung des Trockentorfs in Ostpreußen 
anbelangt, so kann ich es als Kind Ostpreußens 
wohl baurteilen, ob es möglich ist, auch dort 
Trockentorf zu erzeugen. In meiner Jugend- 
zeit gab es Steinkohlen im Haushalt und in der 
Wirtschaft nieht, die Steinkohle wurde nur für 
Lokomobilbetriebe und sonstige industrielle 
in verwandt. Sonst gab es nur Torf und 

olz. 

Daß das Zehlaubruch ein Naturschutz- 
denkmal ist, weiß ich und habe es auch hervor- 

cehoben. Wenn wir soweit sind, daß wir den 

Torf brauchen, müssen wir daran gehen, so 
schmerzlich es auch manchem sein wird, auch 
dieses -Naturschutzdenkmal dem Allgemein - 
wohl zu opfern. 


Herr Bußmann: Durch die zusätzlichen 
Ausführungen des Vortragenden sind bereits 
einige Bedenken beseit'gt, die ich kurz hervor- 
heben wollte. Nach dem Vortrage des Herrn 
Reg.-Baumeisters Bartel konnte man den Ein- 
druck gewinnen, wie wenn wir alle so ziemlich 
geschlafen hätten und nicht schon längst an 
die Ausnutzung der wunderbaren Preßtorf- 
mengen, die uns zur Verfügung stehen, heran- 
gegangen wären. Vor 8 Tagen war in Berlin 
eine feuerungstechnische Tagung, dort wurde 
auch besprochen, in welcher Weise es möglich 
sei, Torf zur Krafterzeugung heranzuziehen. 
Das Ergebnis war aber das, daß Torf vorläufig 
weder wirtschaftlich noch technisch sich zur 
Verfeuerung eignet. Berücksichtigen Sie, daß 
die Tonne-Torf an der Verwendungsstelle 240 M 
kostet, daß der Heizwert des Torfes nur etwa 
die Hälfte von dem der Steinkohle beträgt, und 
daß Sie mit normalen Kesseln nur: etwa die 


1046 


Hälfte der Leistung mit Torf herausbringen 
wie mit Steinkohle, dann werden Sie zu der 
Übarzeugung gelangen, daß Torf vorläufig für 
Krafterzeugung nicht ohne weiteres in Frage 
kommen kann. Des weiteren wurde von Her- 
ren, die über reiche Erfahrungen in der Torf- 
gewinnung und -verwertung verfügen, darauf 
hingewiesen, daß beim Bau und Betrieb von 
Torfkraftwerken Grundbsdingung sein muß, 
den Torf mindestens 1 Jahr lagern zu lassen. 
Ich bsdaure außerordentlich, daß Herr Bartel 
diese praktischen Erfahrungen sich bei seinem 
Vortrage nicht zunutze gemacht hat. Schließ- 
lich ist die Vergasung des Torfes noch nicht ge- 
löst, weder in dem Drehrostgenerator noch in 
der Halbgasfeuerung. 


Herr Bartel: Was ich heute ausführe, soll 
hauptsächl ch dazu dienen, auf die Sache hin- 
zuw>isen, damit sich eine größere Zabl von In- 
genieuren mit der Sache eınstlich befaßt. Daß 
heute Widerspruch g>gen die Möglichkeit der 
Ausführung laut werden würde, darauf war ich 
gefaßt, denn die Materie Torf ist ungefähr 2.2t. 
dasselbe, was die Luftschiffahrt war, als Graf 
Zeppelin anfing, sein drittes Luftschiff zu 
bauen. Wir haben noch vieles zu verbessern, 


aber trotzdem dürfen wir heute nicht einfach 
sagen, Torf-Großkraftwerke sind unmöglich. 
Wir müssen mit aller Gewaltan den Bau gehen, 
und nach den Erfahrungen im Wiesmoor ist 
heute die Verbrennung des Torfes unter Kes- 
seln praktisch und wirtschaftlich möglich. Wir 
müssen versuchen, den Torf, der eine so wun- 


derbare Energiequelle darstellt, nutzbar zu 
machen, 


Herr Meier-Dieringhausen: Ich stamme auch 
auseiner Gegend, in welcher man mit Torfin Be- 
rührung gekommen ist. Die Torfverfeuerung ist 
eine der ältesten Feuerungsarten, die wir haben. 
Aberich muß dem Gedanken Ausdruck geben, 
daß eine so glückliche Zeit für uns Betriebs- 
leiter von Uberlandwerken noch nie dagewesen 
ist, wie auf der heutigen Tagung. Der eine will 
uns mit Flußwasserkräften beglücken, jetzt 
hören wir vom Torf dasselbe; man weiß wirk- 
lich nieht, wo man mit all den billigen kW- 
Stunden hin soll. Augenblicklich brennt uns 
was ganz anderes auf den Nägeln, das ist der 
ungestörte Betrieb in den nächsten Monaten. 
Übar Jahr und Tag mache ich mir keine große 
Sorge, wenn wir aber jetzt Erfahrungen sam- 
m:In sollen, welehe in 3 bis 5 Jahren sich ver- 
wirklichen lassen, dann kommen wir zu spät. 
Ich muß an das eine denken. Es leben nach 
französischer Ansicht 20 Mill. Deutsche zu viel, 
die verhungern müssen; diese zu beschäftigen, 
ihnen Ernährungsmöglichkeiten zu geben für 
die nächsten Jahre, ist das wichtigste, Ich bin 
sehr einverstanden und habe das Buch von 
Bartel mit großem Interesse gelesen, und des- 
wegen bedaure ich nicht die Zeit, die der Ver- 
bandstag für das Problem opfert, aber ich hätte 
gewünscht, wenn uns heute etwas mehr gege- 
ben würde, was uns augenblicklich auf den 
Nägeln brennt. Das ist für unsereinen als Be- 
triebsleiter das schwierige, wenn man fragt, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 51. 


23. Dezember 1920. 


obKohlen angekommen sind, und es besteht die | 


Gefahr, daß in den nächsten Stunden der Be- 
trieb eingestellt werden muß. Ich glaube, mit 
dem Torfprojekt müssen wir uns etwas sehr be- 
scheiden, die Hauptsache ist, daß wir Energie- 
mengen bekommen; das ist durch das Abteufen 


neuer Schächte möglich, durch den Ausbau von 


Wasserkräften usw.; nur dann ist es möglich, 
für die außerordentlichschwierige Zeit,in welche 
das traurige Kriegsende uns gebracht hat, hin- 
wegzukommen. 


Vorsitzender: Ich sehe, daß sich niemand 


mehr zum Worte meldet, und schließe die Dis- 
kussion. Ich danke Herrn Bartel und den 
übrigen Herren, die durch ihre Ausführungen 


uns so viel Lehrreiches über die Frage gebracht 


haben. Hiermit ist der letzte Punkt der Tages- 
ordnung erled’gt. Wenn wir, wie ich glaube, 
mit B>friedigung auf den Verlauf der diesjähri- 
gen Tagung zurückblicken können, liegt dasin 
erster Linie an der ausgezeichneten Vorberei- 
tung, die der Hannoversche Verein geleistet hat 
unter denkbar schwierigsten Verhältnissen. 
Der zweite Grund, daß wir auf einen so schönen 
Verlauf zurückblicken können, waren die inter- 
essanten Vorträge, die wir gehabt haben. Ich 
halte es für meine Pflicht, nochmals im Namen 
des Vorstandes allen Herren, die uns so außer- 
ordentlich viel Interessantes geboten haben, 
den herzliehsten Dank des Verbandes auszu- 
sprechen. Ich schließe die diesjährige Tagung 
und danke für Ihr Erscheinen. - 


RECHTSPFLEGE. 


Internationaler Schutz 
des gewerblichen Eigentums. 


Dem am 30. VI. 1920 in Bern unterzeich- 
neten Abkommen über die Erhaltung 
oder Wiederherstellung der durch den 
Weltkrieg betroffenen gewerblichen 
Eigentumsrechte!) sind neuerdings Spa- 
nien, Brasilien und Österreich beigetreten. Die 
im Art. 1 bis 3 des Abkommens vorgesehenen 
Fristen laufen einheitlich vom 30. IX. 1920 ab. 
Mit dem 1. XI. 1920 ist das Abkommen in den 
internationalen Beziehungen der Tschecho- 
slowakei anwendbar geworden. Großbritan- 
nien hat sich dem Abkommem mit dem Vorbe- 
halt angeschlossen, daß die darin vorgeschriebe- 
nen verlängerten Fristen, soweit sie das Ver- 
einigte Königreich betreffen, am 10. I. 1921 
ablaufen. Anträge auf Fristverlängerung in 
Verbindung mit den im Abkommen behan- 
delten Gegenständen sind daher, wie die 
„Weltw. Nächr.‘“ nach dem ‚‚B. O. T.-Journal‘“ 
mitteilen, gemäß Bestimmung 3a des in dieser 
Fr.ge noch geltenden Patents, Designs and 
Trade Marks (Temporary Rules) Act von 1914 
vor dem genannten Termin einzureichen. 

Der Hansa-Bund nimmt Bezug darauf, 
daß mit den Regierungen der ehemals feind- 
lichen Mächte Verhandlungen darüber schwe- 
ben, wie die in Art. 306, Abs. 4, des Friedens- 
vertrages genannten Ansprüche deutscher In- 
haber von während des Krieges im feindlichen 
Auslande auf Grund von Kriegssmaßnahmen 
benutzter gewerblicher Schutzrechte auf die 
sogenannten Zwangslizenzgebühren gel- 
tend zu machen sind. Sollten diese Verhand- 
lungen, so schreibt er, dahin führen, daß die 
genannten Ansprüche zu den am Ausgleichs- 
verfahren teilnehmenden Forderungen ge- 
hören, so wird erforderlich sein, daß die Be- 
recht'gten binnen kürzester Frist nach dieser 
Verständigung ihre Forderungen beim Reichs- 
ausgleichsamt anmelden ; es könne ihnen daher 
nur dringend empfohlen werden, diese An- 

- sprüche schon jetzt vorsorglich zur Anmeldung 
zu bringen und dabei Angaben über Grund und 
Betrag der Forderung so genau wie irgend 
möglich zu machen. 


Patentverlängerung in Ungarn. 

Am 11. XI. 1920 sind verschiedene Ände- 
rungen des ungarischen Patentgesetzes be- 
schlossen worden, darunter gemäß $ 2 auch 
die Verlängerung der Schutzdauer der bis zum 
31. VII. 1914 bestehenden und der bis zum 
Inkrafttreten des neuen Gesetzes angemeldeten 
Patente um höchstens 6 Jahre, falls die Aus- 
nutzung der betreffenden Patente infolge des 
Kriegszustandes oder der damit zusammen- 
hängenden wirtschaftlichen Verhältnisse im 
vollen Maße möglich war. Über das zur Pa- 
tentverlängerung führende Verfahren wird 
eine besondere Verordnung erlassen werden. 
Bemerkenswert ist ferner, daß die Vollmachten 
nicht mehr wie bisher beglaubigt zu werden 
brauchen. Sodann ist mit einer erheblichen, 
bis zur fünffachen Erhöhung der amtlichen 
Gebühren zu rechnen, wenngleich das neue 
Gesetz bisher nur allgemein bestimmt, daß 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 682, 882. 


141 ll ss Gl m tn  ppjpjqj]j| nn  — — — — — — — 1 | 77 —— 


nach dem Gesetz von 1895 festgesetzte Gebüh- 
ren erhöht oder herabgesetzt werden können. 


Patentanwalt Dr. O0. Arendt. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


F. Dolezalek 7. Am 10. Dezember starb 
nach längerem Leiden im Alter von 48 Jahren 
der Begründer und Leiter des Instituts für phy- 
sikalische Chemie und Elektrochemie an der 
Technischen Hochschule, Prof. Dr. Friedr. 
Dolezalek. Zu Szigeth in Ungarn geboren, stu- 
dierte Dolezalek an der Technischen Hoch- 
schule Hannover und an der Universität Göt- 
tingen Mathematik und experimentelle Natur- 
wissenschaften, erwarb mit der Arbeit ‚Zur 
thermodynamischen Theorie homogener Ge- 
mische‘“ die Doktorwürde und wurde unter 
Nernst Assistent am Physikalisch-Chemischen 
Institut in Göttingen. Er kam dann zu der 
Physikalisch - Technischen Reichsanstalt und 
wurds bald darauf wissenschaftlicher Bei- 
rat der Siemens & Halske A.G. Auf Grund 
einer Untersuchung über die Theorie des Blei- 
akkumulators habilitierte er sich für Elektro- 
chemie an der Technischen Hochschule Berlin. 
Im Jahre 1905 wurde er als Nachfolger Nernsts 
Leiter des Instituts für Elektrochemie in Göt- 
tingen, i. J. 1907 folgte er Rubens auf den 
Lehrstuhl der Physik an der Technischen Hoch- 
schule Berlin, und wenige Jahre später wurde 
er Vorsteher des Elektrochemischen Labora- 
toriums dieser Hochschule, das er zugleich zu 
einer Forschungsstätte für physikalische Che- 
mie erweiterte. Zahlreiche Arbsiten auf den 
verschiedenen Gebieten der Elektrotechnik 
sind in der Fachliteratur enthalten. 


L. Gebhard, Wien, Direktor der Akku- 
mulatoren - Fabrik A.G., scheidet Ende die- 
ses Jahres aus dem Vorstand dieser Gesell- 
schaft aus. Er hat in 32-jähriger Tätigkeit, 
zuerst als Mitglied der Verwaltung der offenen 
Handelsgesellschaft Müller & Einbeck, dann 
seit Gründung der Akkumulatoren - Fabrik 
A.G. als Mitglied des Vorstandes des Gesamt- 
unternehmens und seit Errichtung der öster- 
reichischen Zweigniederlassung als deren Ge- 
neralrepräsentant diese Gesellschaft in Öster- 
reich vertreten. 


M. Berlowitz. Nach dreijähriger Tät’gkeit 
als Assistent von Geh. Reg.-Rat Prof. Dr.-Ing. 
Rietschel an der Technischen Hochschule 
Berlin und nach zehnjähriger Tätigkeit bei 
den Siemens-Schuckertwerken hat sich Dr.-Ing. 
Max Berlowitz in Berlin als Beratender In- 
genieur für allgemeinen Maschinenbau und 
Elektrotechnik und das Sondergebiet Ventila- 
toren- und Lüftungsanlagen niedergelassen. 


K. Röntgen. Die philosophische Fakultät 
der Universität Frankfurt a. M. ernannte an- 
läßlich des 25-jährigen Jubiläums der Ent- 
deckung der Röntgenstrahlen ihnen Entdecker 
zum Ehrendoktor. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Ve ee re 


[R 


R 
2” 
e. 


Weltwirtschaftlicher Stand und Auf-, 


gaben der Elektroindustrie. Von Dr. 


G. Respondek. VI und 142 S. in 8°. Ver- 
lag SAN Julius Springer, Berlin 1920. Preis 
16 M. 


Das vorliegende Buch gibt zunächst eine 4 


Zusammenfassung verschiedener Nachrichten 
und Statistiken über die elektrotechnische In- 
dustrie in- allen Ländern der 
Größe und Mannigfaltigkeit ihrer Produktion, 


Welt, über die 


Ä 


über den Bedarf an elektrotechnischen Erzeug- 


nissen, 
vor Augen, schildert zukünftige Entwicklungs- 
möglichkeiten, bewertet in diesem Zusammen- _ 


führt verschiedene Anwendungsarten 


hange die Nutzbarkeit der Wasserkräfte für 


die Erzeugung elektrischer Arbeit und schil- 
dert schließlich in anschaulicher Weise, welche 
Richtung die nationalen ‘elektrischen Indu- 
strien der einzelnen Wirtschaftsgebiete ge- 
nommen haben, wie sie während des Krieges 
erstarkt sind; endlich wird auf die nachdrück- 


lichen Expansionsbestrebungen hingewiesen, 


den Weltmarkt zu erobern oder das infolge des 
Abschlusses Deutschlands während des Krieges 
bereits Erreichte festzuhalten. Die Gefahren, 


die sich der deutschen Industrie — nicht nur / 


der elektrotechnischen — entgegenstellen, er- 


füllen den Verfasser mit großer und berechtig- 


ter Sorge... Er will allen Beteiligten zeigen, 
welchen starken wirtschaftlichen Kämpfen wir 
entgegengehen, und dazu beitragen, sie erfolg- 
reich zu bestehen. 
sich mit dieser Arbeiteiner ebenso lobenswerte 
wie interessanten Aufgabe. 


Der Verfasser unterzieht 


Die Weltwirtschaft wird hier ihren Haupt- 


zügen nach eingeteilt in den angelsächsischen 
Wirtschaftskörper (V. S. Amsrika und Eng- 
land), den asiatischen Kontinent, den romani- 
schen (Frankreich, Italien, Schweiz) und den 
germanisch-slawischen Wirtsehbaftskörper (Skan- 
dinav’en, Mitteleuropa, slawische Staaten). 
Unser Haupt’nteresse umfaßt natürlich in 
erster Linie England, Amerika und Rußland. 
Die ersten beiden, den angelsächsischen Wirt- 


schaftskörper darstellend, sind stark beeinflußt 


durch gemeinschaftliche kapitalistische Inter- 
essen, die trotz der Konkurrenz auf vielen 
Märkten der Welt sehr viele gemeinsame Ziele, 
die sich gegen Deutschland richten, besitzen 
und die Ausschaltung Deutschlands in wich- 


tigen Absatzgebieten. bezwecken. Die elektro- 


technische Industrie Englands und Amerikas, 
auch die Japans haben während des Krieges an 
Bedeutung gewonnen. Die Regierungen för- 
derten in' denkbar großzügiger Weise ihre 
Ausdehnung durch Gründung von Export- 


banken, mit sehr großen Kapitalien, Erleichte- 


rung der Ausfuhr, Erhöhung der Zollsätze, 


durch.billige Seefrachten und durch Vergröße- 


rung ihrer nationalen Handelsflotten; 
seehandelsämter überwachen und 
die Absatzmöglichkeiten. Was können wir dem 
gegenüberstellen ? 
Der angelsächsische” ' Wirtschaftskörper 
strebt ferner dahin, die Rohstoffe seiner 


Über- “ 
studieren 


biete zur vollständigen Deckung des eigenen 


Bedarfs seiner Industrien zusammenzufassen, 


” 


en Te 


Kaufkraft des 


23. Dezember 1920. 


sich von fremdländischen Rohstoffen unabhän- 
ig zu machen und, nicht zuletzt, uns ihren 
ezug zu erschweren, ja vollkommen zu unter- 
binden. Die Ziele Frankreichs sind selbstver- 
ständlich die gleichen, wenn es auch an wirt- 
schaftlicher Macht dem angelsächsischen Wirt- 
schaftskörper nicht nachkommt. Dr. Respon- 


dek bemerkt hierzu: ‚Die Zielriehtung gegen 


Deutschland ist also Abschnürung von der 
selbständigen Rohstoffversorgung, soweit aber 
Rohstoffkontingente von seiten des angel- 
sächsischen Konzerns geliefert werden, den 
deutschen Außenhandel auch durch den Stand 
der Valuta in der Hand zu haben. Wird ın 
dieser schweren Lage der deutschen elektro- 
technischen Industrie ein Abwehrmittel nicht 
zur Verfügung stehen, so ist die hervorragende 


Stellung, die die deutsche elektrotechnische 


Qualitätsware in der Welt hatte, erschüttert.‘“ 

Der Verfasser steht im übrigen auf dem 
Standpunkte, daß die Zeiten individueller 
Wirtschaft vorüber seien, und daß Deutsch- 
land innen und außen mit großen Einheiten 
arbeiten und sich einem irtschaftskonzern 
anschließen müsse, um den Forderungen der 
internationalen Wirtschaft gegenüber zu be- 
stehen. Er glaubt, daß hier zunächst Amerika 
inFrage komme, dessen expansiver Industrie, die 
die ganze Welt mitihren Waren versorgenwolle, 
insofern aber Grenzen gezogen seien, als die 
Verschuldung aller Länder den Kurs der Schuld- 
nerländer so nach unten treiben würde, daß die 
a : Geldes allgemein abnehmen 
müßte. Die Beurteilung amerikanischer Ver- 
hältnisse ist heute für uns schwierig, 80 daß ich 
mich den Ansichten des Verfassers nicht ohne 
weiteres anschließen kann, denn wir haben uns 
in Deutschland gerade in bezug auf Amerika 
während des Krieges und nachher sehr stark 
etäuscht. Das Valutaproblem, das der Ver- 
asser an dieser Stelle aufrollt, ist viel zu be- 
deutsam, als daß es sich hier kurz behandeln 


läßt, ganz abgesehen davon, ob in Amerika 


überhaupt eine praktische Möglichkeit be- 
stehen könnte, bei seinem riesigen Eigenver- 
brauch alle Länder der Welt zu seinen Waren- 
schuldnern in so umfangreicher Weise zu 
machen, daß die vom Verfasser angedeutete 
Verschuldung eintreten würde. 

: Dr. Respondek gibt ferner sehr eingehende, 
interessante Nachrichten von dem Aufbau 
der russischen Wirtschaft. Leider. vermeidet er 


auch hier wieim ganzen Buche jede Quellenan- 


Sen 


gabe, die insbesondere bei den Mitteilungen 
über Rußland angebracht wäre, so daß dem 
Kritiker eine Nachprüfung nicht möglich ist. 
Alles, was wir aus Rußland hören, ist sehr wider- 


_ spruchsvoll; ein genaues Bild darüber, ob sich 


ußlandenger an Amerika oder an England an- 


schließen wird, kann sich wohl noch niemand 
- machen. 


Ob Deutschland in der Lage sein wird, 
wenigstens einen Teil des russischen Bedarfs zu 
decken, ob Rußland überhaupt in den nächsten 
Jahren aufnahmefähig und zahlungsstark sein 
wird, wissen wir noch nicht. 

Der Entwicklung der japanischen Wirt- 
schaft ist ein eigenes Kapitel gewidmet, das Auf- 
merksamkeit verdient. Japan trittim Osten wie 
auch in Südamerika als starke Konkurrenz auf 


und ist durch großzügige Organisationen be- 


strebt, seinen Außenhandel zu fördern; die 
billigen Arbeitsmethoden des Landes und der 
China-Markt, der vor Japans Türen offen da- 
liegt, begünstigen die japanischen Bestrebun- 
en. 
: Der Aufbau Deutschlands wird als eine 
reine Rohstoffrage gekennzeichnet. Noch mehr 
ist er eine Valuta- und Kreditfrage — ob na- 
tionale Arbeitsgemeinschaft der Industrie- 
leiter wie auch der Arbeiterführer, ob der 
Zusammenschluß gleichartiger Gruppen und 
Selbstverwaltungskörper, die der Verfasser als 
nächste Forderung bezeichnet, den Aufbau der 
Wirtschaft fördern werden, möchte ich nach 
den Erfahrungen, die bisher mit derartigen Ge- 
bilden gemacht worden sind, noch stark be- 
zweifeln. Die Wiedereroberung der Arbeits- 
märkte auch in Ländern, wie z. B. Argentinien 
und China, die nach Angabe des Verfassers den 
deutschen Waren große aan entgegen- 
bringen, wird uns natürlich durch die Macht 
der oben gekennzeichneten wirtschaftspoliti- 
schen Gebilde ungeheuer erschwert werden. 
Trotz alledem glaube ich, daß wir bei ange- 
strengter Arbeit, be ünstigt durch innerpoli- 
tische Ruhe und durch Verstärkung des Macht- 
bereiches unserer Regierung wieder vorwärts- 
kommen müssen, „weniger auf dem Wege der 
Kollektivwirtschaft von Staats wegen, wie 816 
Dr. Respondek vorschwebt, als durch indivi- 
duelle, persönliche Arbeit. Ich stimme darin 
mit dem Verfasser überein, daß der Weltmarkt 


erzielt wird, d.h. mit anderen Worten, daß 
ualitativ gute Waren zu wettbewerbsfähigen 
isen gekauft werden, gle 
herkommen. Daß es uns gelingen wird, diesen 
Stand in unserer elektrotechnischen Industrie 


Elektrotechnische Zeitschriit. 


. die Kürze schätze — so weit getrieben, daß 


1920. Heit 51. 1047 


wieder zu erreichen, ist meine feste Überzeu- 
gung. 
Das Kapitel „Deutschland“ enthält — 
leider in lapidarer Kürze — wertvolle Anregun- 
en;dar Verfasser glaubt, daß die Elektrisierung 
outschlands und der heimische Bedarf an elek- 
trischen Maschinen und Apparaten genügen 
dürfte, um eine Industrie mıt einer mindestens 
dreimal so hohen Produktion wie der jetzigen zu 
beschäftigen. Esmagsein, daß die hier geschil- 
derte Möglichkeit vorhanden ist, indessen ist 
die Aufnahmefähigkeit Deutschlands heute 
noch eine recht geringe, so daß ich vor allzu 
optimistischer Auffassung warnen möchte. In 
der Elektrotechnik macht sich im Gegenteil 
schon eine Überproduktion auf fastallen Gebie- 
ten geltend, die gegen eine Erhöhung der Erzeu- 
gung in allernächster Zeit. spricht. Der elek- 
trische Ausbau Deutschlands, die Nutzbar- 
machung der Wasserkräfte, die Elektrisierung 
der Vollbahnen, an die der Verfasser vielleicht 
auch denkt, wird nur sehr allmählich vor sich 
gehen können, weil der Aufbau der deutschen 
Wirtschaft nicht nur eine Rohstoff-, Valuta- 
und Kreditfrage ist, sondern auch eng zu- 
sammenhängt mit dem Achtstundentage und 
mit der wirtschaftlichen Politik der östlichen 
Staaten, die für uns heute noch im Dunkelliegt. 
Der behandelte Stoff ist, wie sich zeigt, 
äußerst umfangreich, eine Fülle von Gedanken 
und Schilderungen sind in äußerst knapper 
Form zusammengedrängt, doch hat der Ver- 
fasser die Knappheit der Worte — so sehr ich 


im ersten Teil des Buches ausgerechneten For- 
meln ‚usw. angegeben. 

ber die Berechnung von Bergwerksför- 
dermaschinen, u. zw. sowohl von solchen mit 
Dampf, wie auch von solchen mit elektrischem 
Antrieb hat die Literatur bisher verhältnis- 
mäßig, wenig gebracht. Das vorliegende Buch 
ist auf Grund jahrelanger praktischer Beschäf- 
tigung mit derartigen Maschinen entstanden 
und kann als ein besonders wertvoller Beitrag 
zu der Literatur über Fördermaschinen bezeich- 
net werden. Wünschenswert wäre es gewesen, 
wenn die Ausführungen über die Berechnung 
durch ein paar durehgerechnete Zahlenbei- 
spiele ergänzt wären, um über wichtige Einzel- 
heiten , wie die Größe der für Fördermaschinen 
in Betracht kommenden Massen, Wirkungs- 
grade usw., einige zahlenmäßige Anhaltspunkte 
zu geben. Bei der Behandlung des Energiever- 
brauches elektrischer Förderanlagen ist der 
Drehstrom-Kommutatormotor nicht berück- 
siehtigt worden, sondern von den Drehstrom- 
motoren nur der Asynchronmotor. Wenn auch 
der erstere aus verschiedenen Gründen an Be- 
deutung eingebüßt hat, so dürfte er in einem 
derartigen Buche doch nicht vollkommen feh- 
len. Was die behandelten mechanischen Sy- 
steme angeht, so hätte neben den Maschinen 
mit konischen Trommeln vielleicht auch noch 
das System der konisch-zylindrischen Trom- 
meln Erwähnung verdient, das in England in 
den letzten Jahren vielfach zur Anwendung 
gekommen ist und, von den hohen Herstellungs- 
kosten abgesehen, manche Vorteile aufzu wei- 
sen hat. 

Diese Lücken werden sich bei einer neuen 
Auflage leicht ausfüllen lassen; sie bedeuten 
keine Einschränkung des Wertes des Buches, 
das allen, die sich mit Förderanlagen, auch 
solehen mit Dampfantrieb, beschäftigen, als 
brauchbares Werkzeug für ihre Arbeiten emp- 
fohlen werden kann. W. Philippi. 


Die Grundlagen der Einsteinschen Gra- 
vitationstheorie. Von E. Freundlich. 
Mit einem Vorwort von A. Einstein. 3. 
erw. und verb. Aufl.) 96 S. in 8°. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 6,80 M. 

ini Jahren wurde hier?) auf ein 


viele Probleme nur andeutungsweise gekenn- 
zeichnet sind. Der Wert des Buches wird hier- 
durch stellenweise beeinträchtigt. _Folgerun- 
gen, die sich aus vielen Mitteilungen für 
Deutschland ergeben, Hinweise für die Zukunft 
in dieser so unendlich wichtigen Materie ver- 
misse ich an vielen Stellen. Gleichwohl 
wünsche ich diesem anregenden und inter- 
essanten Buche eine weite Verbreitung. 
Walter Behrend. 


Maschinenelemente. Leitfaden zur, Be- 
rechnung und Konstruktion für technische 
Mittelschulen, Gewerbe- und Werkmeister- 
schulen sowie zum Gebrauche in der Praxis. 
Von H. Krause. 3. verm. Aufl. Mit 380 
Textabb. XII und 307 S. in 8°. Verlag von 
Tpllue Springer, Berlin 1920. Preis geb. 
15 M. 


Vor einigen 
kleines Heftehen aufmerksam gemacht, das als 
Einführung in die Gedankengänge der Ein- 
steinschen allgemeinen Relativitätstheorie be- 
sonders geeignet erschien. Heute liegt das 
Büchlein in dritter Auflage vor; die dabei auf- 
genommenen Erweiterungen und Verbesse- 
rungen haben seinen Wert weiter gehoben. Neben 
stilistischen Änderungen sind auch eine ganze 
Reihe anderer vorgenommen worden, um die 
Ausführungen klarer zu fassen. An den Anfang 
ist ein Kapitel über die spezielle Relativitäts- 
theorie gestellt, und der Übergang von dieser 
zur allgemeinen ist in sehr glücklicher Weise 
geführt worden, so daß man diese Weiterent- 
wicklung als eine notwendige empfindet. _ So 
hat die neue Fassung in Klarheit und Strenge 
der Durchführung, sowie in Abrundung des 
Ganzen wesentlich gewonnen. Jeder, der sich 
ohne viele mathematische Hilfsmittel mit der 
Gedankenwelt dieser neuen und umwälzenden 
Relativitätstheorie bekannt machen will, wird 
mit Vorteil zu diesem Büchlein greifen dürfen 
und einen guten Berater darin finden. 

Dr. Ulfilas Meyer. 


In der üblichen Einteilung: Verbindende 
Maschinenelemente. Maschinenelemente der 
drehenden Bewegung, Maschinenelemente zur 
Fortpflanzung der drehenden Bewegung, Ma- 
schinenelemente der gradlinigen Bewegung, 
Maschinenelemente zur Umänderung der grad- 
linigen Bewegung in eine drehende, Maschinen- 
elemente zur Aufnahme und zur Fortleitung 
von Flüssigkeiten, Dämpfen und Gasen, gibt 
der Verfasser einen Überblick über das gesamte 
Gebiet. Gegenüber der früheren Auflage hat er 
kurze Bemerkungen über die wichtigsten Werk- 
stoffe sowie einen Hinweis auf die Arbeiten 
des Normenausschusses der Deutschen, In- 
dustrie zugefügt. Allerdings bietet er bei der 
Materialienkunde nichts weiter als eine Zu- 
sammenstellung der Werkstoffe von solcher 
Kürze, daß man in jedem Taschenbuch aus- 
führlicher darüber unterrichtet wird. Der Vor- 
zug des Werkes liegt vor allem in der anschau- 
liehen, übersichtlichen Darstellung, die durch 
klare Figuren unterstützt wird. Im seinen 
Rechnungen, insbesondere bei der Einfüh- 
rung der Koeffizienten stützt sich der Ver- 
fasser vorzugsweise auf das klassische Werk 
von Bach ‚Maschinenelemente“ sowie auf 
andere namhafte Forscher, so daß. seinen 
Rechnungen ein großes Maß von Zuverlässig- 
keit zukommt. Gut gewählte Beispiele brin- 
gen dem Leser das Verständnis des Stoffes 


Eingänge. 
Ausführlich e Besprechung einzelner Werke vorbehalten 


Bücher. 
Raum, Zeitund Relativitätstheorie. Von Prof. 
L. Schlesinger. Mit 7 Textabb. 40 S. in 80, 
Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1920. 


Preis 2,80 M. + 100%, T. Z. 
Von Dr. M. Abra- 


Saher. Das Krausesche Buch kann emp- | Theorie der Elektrizität. 
fohlen werden. ! Dr. Wilke. ham. Bd. 2: Elektromagnetische Theorie der 
Strahlung. 4. Aufl. Mit 11 Textabb. VII und 
Berechnung elektrischer Förderanla- ‚3948. in 80%, Verlag von B. G. Teubner, Leipzig 
gen. Von E. G.Weyhausen und P. Mett- und Berlin 1920. Preis 22 M., geb. 25,60 M.+ 


genberg. Mit 39 Textabb IV und 90 S. in 
80, Verlag Julius Springer, Berlin 1920. 
Preis 14 M. 

Das vorliegende Buch behandelt zunächst 
die für die Bereehnung von Bergwerksförder- 
maschinen in Betracht kommenden Fundamen- 
talbeziehungen der Mechanik und geht dann 
auf die für die Berechnung derartiger Maschi- 
nen besonders wichtigen Größen ein, nämlich 
die Massenbereehnungen und die statischen und 
dynamischen Momente, wie sie die Größe des 
antreibenden Motors bei den verschiedenen 
Ausführungsformen der Fördermaschine be- 
stimmen; dabei werden die Anlagen mit zylin- 
drischen Trommeln, mit konischen Trommeln, 
mit Bobinen und mit Köpescheiben berücksich- 
tigt. Aus den Momentendiagrammen werden 
die Leistungsdiagramme berechnet und zum 
Schluß der Gang Her vollständigen Berechnung 
von Förderanlagen unter Berücksichtigung der 


100%, T. Z. 

Beiträge zur Geschichte der Technik und 
Industrie. Bd.10 des Jahrbuches des Vereines 
deutscher Ingenieure. Herausgegeben v. C. Mat- 
schoss. Mit 84 Textabb. und 11 Bildnissen. 
200 8. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 
1920. Preis 34 M., geb. 39 M. 

Gesetz über das Reichsnotopfer vom 
31. XII 1919. Von Rechtsanwalt Dr. jur. Fritz 
Koppe und Dr. rer, pol. Paul Varnhagen. 
9, verb, und erw. Aufl. 450 S. in 160. Verlag von 
Spaeth & Linde. Berlin 1920. Preis 24M. 

Elektrische Starkstromanlagen, Maschinen, 
Apparate, Schaltungen, Betrieb. Von 
Dipl.-Ang. Emil Kosack. 5. durchgesehene Aufl. 
Mit 294 Textabb. XlIund 310 8. in 8%, Verlag 
von Julus Springer, Berlin 1921. Preis geb. 32M. 


1) Inzwischen ist ®ine verbesserte 4. Auflage er- 


schienen, Preis 10M. 
#) „ETZ* 1916, 8. 707. 


1048 


Karte der Elektrizitätsversorgung Doutsch- 
lands 1920. Herausgegeben in Gemeinschaft mit 
dem Bund der Elektrizitätsversorgungsunterneh- 
mungen Deutschlands durch die Vereinigung der 
Elektrizitätswarke, Berlin 1920 Preis 1 Bl. (D) 
60 M., 1 Bl. 1240 M., Mappe 7,50M. (Vgl. hierzu 
„ETZ“ 1920, S 963 ) 

Rangieranlagen und ihre Bedeutung fürden 
Eısenbahnbetrieb unter besonderer Be- 
rücksichtigung zwischen Höhenplan, 
Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlich- 
keit. Von ®r.Qing. Fröllich. Mit 17 Tafeln. 
VlI und 79 S. in Folio. Verlag von C. W, Kreidel, 
Berlin 1920. Preis 25 M. 

Von Morse bis Marconi, Die Telegraphie 
ihre Rolle im Dienste der Weltwirtschaft 
Weltpolitik. Von Dr. Albert Neuburger. Mit 
zahlreichen Abb. 241 S. in 16%. Verlag von 
Ullstein & Co., Berlin 1920. Preis geb. 18 M. 

Einführung in die Beleuchtungstechnik. 
Eine allgemeinverständliche Darstellung. Von 
Dipl-Sng. P. Silberbach. Mit 18 Abb. 428. 
in 80, Verlag von Oskar Leiner, Leipzig 1921. 
Preis 5,40 M. 

Wie macht man Zeitstudien? Arbeits- und 
Zeitstudien zur genauen Festsetzung von rich- 
tigen Stücklöhnen in Maschinenfahriken. Von 
Oberingenieur Eduard Michel. Mit 34 Abb,, 
Tafeln, Tabellen und Vordrucken. XVII und 
165 S. in 80. Verlag des Vereins deutscher In- 
genieure, Berlin 1920. Preis 20 M. 


und 
und 


Sonderabdrucke. 

Kalorimetrische Bestimmung des Wirkungsgrades 
von Senderöhren. Von G. Preuner u. L. Pungs. 
„Jahrb. der drahtl. Telegr. und Teleph.“, Bd. 15. 
1920, Heft 6. 

Über den Einfluß der Spannung auf die 
Eigenschaften des optischen Glases. Von 
G. Börndt. „Zeitschr. f. Instrumentenkunde“ 1920. 
8.20, 37, 56 und 70. 

Der Helligkeitsabfall radioaktiver Leucht- 
farben Von G. Berndt. „Zeitschr. f. techn. 
Physik“, 1920, Nr. 5. 


Skleroskop-, Kugeldruck und Ritzhärte. 
Von G. Berndt. „Werkstattstechnik“, 1920, 
Heft 7. 


Die Berechnung des Wechselstromwider- 
standes von massiven Eisenleitern be- 
liebiger Querschnittsform. Von Prof. K. 
Ziekler. „Elektrotechn. u. Maschinenb.“, Wien 
1920. Heft 14. 


Die Berechnung des Woechselstromwider- 
standes von Eisenleitern mıt kreisför- 
migem Querschnitt Von Prof. K. Zickler. 
„Elektrotechn. u. Maschinenb.“, Wien 1920. Heft14 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Außenhandel. — Die Außenhandels- 
stelle der Elektrotechnik erinnert in 
ihrem Merkblatt für Dezember 1920 dar- 
an, daß die soziale Abgabe nicht den auslän- 
dischen Bezieher deutscher Waren belasten 
solle und es daher unzulässig sei, sie diesem ge- 
sondertin Rechnung zu stellen. Das Merkblatt 
bringt weiter neben schon bekannten Richt- 
linien usw. für die Berechnung der Verkaufs- 
preisenach dem Ausland wertvolle Indexziffern. 
— Die ‚‚Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘ meldet aus Spa- 
nien starken Bedarf an elektrischen Heiz- und 
Kochapparaten, Schalttafeln, Anlassern, Iso- 
lierrohren, Kabeln, Material für Klingeleinrich- 
tungen und Elektromotoren von 0,5 bis 5 PS. 
Auch in Fernsprechmaterial soll z. T. Mangel 
herrschen. — Nach dem Monatsbericht der 
Eidgenössischen. Zentralstelle für Arbeitsnach- 
weis hatim Oktober bei den elektrotechnischen 
Spezialfabriken der Schweiz der Beschäfti- 
gungsgrad wesentlich abgenommen. AlsGründe 
werden mangelnder Absatz im Inlande, Aus- 
fuhrschwierigkeiten und außerordentliche Stei- 
gerung der Einfuhr fremder Fertigfabrikate 
genannt. — Wie die Tagespresse mitteilt, soll 
die russische Sowjetregierung beschlossen 
haben, ausländische Staats- und Kommunal- 
betriebe, Privatunternehmungen, Aktiengesell- 
schaften, Genossenschaften und Arbeiterorga- 
nisationen zum Aufbau der Wirtschaft heran- 
zuziehen und ihnen Konzessionen für die Aus- 
beutung und Verarbeitung der Naturschätze 
Rußlands zu erteilen. Das amerikanische Ka- 
pital scheint zu dem Zweck bereits tätig zu 
sein. 

Messewesen. — Der Meldeschluß für die 
Frankfurter Frühjahrsmesse ist vom 
Meßamt auf den 31. XII. 1920 festgesetzt wor- 
den. — Die Königsberger Frühjahrs- 
messe (Ostmesse) wird in der Zeit vom 13. bis 
18. III. 1921 stattfinden. 


e Für die Bohriftleitung verantwortlich: E. O. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Bpringer in Berlin. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 51. 


Aus der Geschäftswelt. — Er 
einer a.0. Generalversammlung der Vereinig- 
ten Lausitzer Glaswerke A.G., Berlin und 
Weißwasser 0.8., wurde mitgeteilt, daß die 
deutsche Glühlampenindustrie beschlossen habe, 
für die Erzeugung der Glasbirnen ein eigenes 
Werk zu errichten, wenn die Verschmelzung 
der Gesellschaft mit der Osram G.m.b. H.!) 
nicht zustande komme. Der Verkauf der 
Grundstücke an letztere und der Umtausch der 
Aktien in solche der AEG fand schließlich 
Annahme.‘— Die Handelsgesellschaft Louis u. 
H. Loewenstein, Berlin, ist unter der Firma 
„Agema“ A.G. für elektromedizinische 
Apparate vorm. Louis & Loewen- 
stein mit 1 Mill. M Kapital in eine Aktienge- 
sellschaft umgewandelt worden. — Die Rhei- 
nische Elektrowerke A.G. hat ihren Sitz 
von Köln nach Berlin verlegt und das Grund- 
kapital auf 22 Mill. M erhöht. — In Düren ist 
mit 60000 M die Dürener Draht- und 
Kabelindustrie G. m. b. H. eingetragen wor- 
den. — Ausland. Der Tecnomasio Ita- 
liano Brown Boveri, Mailand, erhält durch 
Erwerb der Fabrik der Societä Italjana Westing- 
house, welch letztere er auf Grund des Ab- 
kommens der schweizerischen Muttergesell- 
schaft mit Vickers Ltd., London, durch. Fusion 
aufnimmt, die Möglichkeit, vollständige elek- 
trische Lokomotiven herzustellen. 


WARENMARKT. 


Kohle. — Das Reichswirtschaftsministe- 
rium hat die vom Rheinisch-westfälischen Koh- 
lensyndikat zum 1. XII. beantragte Preis- 
erhöhung (um 17,50 M/t) beanstandet; daher 
soll zu Neujahr wiederum ein Antrag einge- 
bracht werden. Nach dem ‚Berl. Tagebl.‘ sind 
am internationalen Kohlenmarkt zum ersten 
Male Preisnachlässe für amerikanische Kohle 
gewährt worden, und der englische Kohlenex- 
port solldem Rschnung getragen haben. Dieser 
versandte jetzt die erste Ladung nach dem 
Kriege nach Hamburg, wo sich die englische 
Kohle auf etwa 1140 M/ton eif stellen dürfte. — 
Eisen. — Die Vorräte an Roheisen im Longwy- 
Becken balaufen sich bereits auf mehr als 0,260 
Mill. t. Infolgedessen nimmt die Außerbetrieb- 
setzung von Hochöfen größeren Umfang an. 
— Kupfer. Nach der ‚‚Ind.- und Hand.-Ztg.“ 
scheinen die amerikanischen Produzenten die 
Hoffnung auf eine baldige Preissteigerung auf- 
gegeben zu haben. Deutschland und Frank- 
reich kaufen, während England sich zurück- 
hält. Die meisten Gruben der Union berichten 
über eine Beschränkung ihrer Erzeugung im 
Oktober. Der Wert der amerikanischen Kupfer- 
ausfuhr — im August 10,121 Mill. $ — ist im 
September auf 5,670 Mill. $ zurückgegangen. 
— Silber. Einer vom ‚‚Berl. Börs. Cour.‘“ wie- 
dergegebenen Schätzung der Royal Bank of 
Canada zufolge soll die Weltproduktion an 
Silber 1920 etwa 195 Mill. Unzen (fein) be- 
tragen gegen 232 in 1913 und 177 in 1919. An 
letzterer Menge waren Mexiko mit 63, die V.S. 
Amerika mit 55 und Kanada mit 15 Mill. Unzen 
beteiligt. In zahlreichen Bergwerken der Ver- 
einigten Staaten, Kanadas und Mexikos ist 
wegen des Sinkens der Metallpreise die Arbeit 
eingestellt worden. — Zink. Die Rheinisch- 
Westfälische Zinkblechhändlervereinigung hat 
die Lagerpreise für Zinkbleche um 116 M auf 
1276 b s 1282 M/dz ermäßigt; ebenso setzte die 
Verkaufsvereinigung der  Schlesisch-Posener 
Zinkblechhändler d:ıe Grundpreise um 30 M auf 
1250 bis 1265 M/dz je nach Menge herab. — 
Zinn. Die Amsterdamer Warenbörse notiert 
jetzt wieder Zinn, u. zw. auf Lieferung bis zu 
6.Monaten.. Die sichtbaren Weltvorräte zeig- 
ten anfangs Dezember mit 19082 tons eine Ab- 
nahme um 108 tons gegen Ende Oktober. — 
Gummi. Am Londoner Gummimarkt machte 
sich in der vergangenen Woche weiter regere 
Kauflust bemerkbar. Auch in Amsterdam war 
die Nachfrage in letzter Zeit gut. In London 
wurden am 14. XII. für Crepe loko 1s4d 
und für Sheets 1 s 14, d/lb notiert. — Baum- 
wolle. Die National Ginners Association 
schätzt die diesjährige Ernte auf etwa 12,420 
Mill. Ballen gegen 10,696 im Vorjahre. Die 
Baumwollpflanzer, Händler und Bankiers des 
südlichen Teiles der V. S. Amerika haben be- 
schlossen, die nächstjährige Baumwollernte 
durch Verminderung der Anbaufläche um 50%, 
herabzusetzen. Der Bremer Baumwollmarkt 
war auch in dieser Woche ruhig. Am 17. XII. 
notierte amerikanische Baumwolle fully midd- 
ling good colour and staple 31 M/kg. — Garne. 
Am München-Gladbacher Markt wurden in der 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 99. 


Inland. In | 


23. Dezember 1920. 


Berichtswoche keine größeren Abschlüsse ge- 


macht. Die Garnpreise sind etwas zurückge- 


gangen. Es notieren z. Zt. etwa 20er Water- 


garn 64/67 M, 20 er Cops 62/65 M, 30 er Water- 
garn 73/75 M, dgl. 36er 75/77 M und 40er 
77/79 M/kg. Der Verband Deutscher Baum- 
wollgarngroßhändler hat mit Wirkung ab 
10. XII. einheitliche Zahlungs- und Lieferungs- 
bedingungen eingeführt. — Seide. Am Mai- 


länder Seidenmarkt hat sich in der verflossenen _ 
Woche das Geschäft infolge Preisermäßigun- 


gen wieder lebhafter gestaltet. Die Aufträge 
beschränkten sich jedoch auf greifbare oder im 
Januar lieferbare Ware. Die gegenwärtige 
Lage des Mailänder Marktes ermöglicht ver- 
hältnismäßig vorteilhafte Einkäufe. Gelbe italie- 
nische Rohseide notierte am 4. XII. je nach 
Qualität 300 bis 350 Lire, Organsin gelb 19/21 
380 bis 385 Lire und Mailänder Trame 24/26 
II. Qual. 315 Lire/kg. Auch aus Lyon wird 
eine geringe Belebung des Geschäfts gemeldet. 
— Zement. Durch Verordnung des Reichs- 
kommissars für Zement (,Reichsanz.‘‘ 1920, 
Nr. 280) sind die Preise rückwirkend ab 1. XI. 


bis zum 31. I. 1921 für Lieferungen im Gebiet ° 


des norddeutschen Zementverbandes um wei- 
tere 200 M, des rheinisch- westfälischen um 
300 M und des süddeutschen um 100 M/10 t 
herabgesetzt worden. Bei künftigen Kohlen- 
preiserhöhungen werden 55% der Erhöhung 
in Anrechnung gebracht. — Metallpreise. Die 
Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letz- 
tere verstehen sich ab Lager in Deutschland) 
lauten in M/100 kg: 


Metall | 17. XII. 16. XII. 


Elektrolytkupfer (wire 
bars), prompt. cif Hamburg, 
Bremen, Rotterdam . . . 


Raffinadekupfer 99/99,30/o 
Orıginalhüttenweichblei . 
Originalhüttenrohzink, 
Preis im freien Verkehr . 
Plattenzink (remelted) von 
handelsübl. Beschaffenheit 
Originalhüttenaluminium 
98/99°%,, in einmal gekerb- 
ten Blöckchen . . . . . 
dsgl. in Walz- oder Draht- 
barren . . 2 2 2.2...» 18350—3450 3350— 3450 
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- |5800—5900 5750— 5850 
Hüttenzinn, mind. 990%, . . 15605650 Zu 
Reinnickel 98/99%% - » 
Antimon-Regulu . . . . 
Silber in Barren rd. 900 fein 
für. ke tem re 


Die deutsche 
betrug am 13. XII.: 2288 M, am 14. X1I.:2366 M 
und am 15. X1I1.: 2330 M/100 ke. 


2263 2325 


16001650 1650 —1700 
575 00 


660—675 700 
425—440 | 440—450 


3250 3250 


. 14550 —46 50 
850—9u0 


120 a 


850—9u0 


An der Londoner Metallbörse wurden 


nach ne Journal‘ am 10. XII. 1920 für 
l ton (1016 kg) notiert: 


52 2A £&..-8 :d 
*Kupfer: best selected . 87 0 Obis 8 0 0 
* “ electrolyt.. 8910 0 „ 9010 0 
5 wire bars. .. 90 0 0°,.9010 0. 
en standard, Kasse 715 0, 800 
5 A = 8 Mon. ' 77.10: 0=,22721520 
Zinn: standard, Kasse. . 23 0 0 „22310 0 
H; 3 Mon. 26 0 0 226 5 0 
SEELE BEN 23..5..0 2, 224200 
Blei: span. oder nichtengl. 
Neichblei‘.’. :. %,..25:15 02 ,22671020 
n„ . gew.engl. Blockklei 38 00, — — — 
Zink: gew. Sorten. ... 30.5 0 „. 3115 0 
f remelted. ... . 31100 „.— — — 
„ ongl. Swansea ——— ,„ nominal 
Antimon: engl. Reg... 45/48 £ net. 


Aluminium: 98 bis 990) 
Nickel: 98 bis 990/, gar. 
Quecksilber: nom. für 
die 75 Ibs.-Flasche. .. 15£55/10 s 
Platin: je Unze nom... „480 87% 


In New York notierte Elektrolyt- 
kupfer am 16. XII. 1920 l1oko 13,87 cts/lb. 


165 £ (In- u. Ausland). 


* Netto. 


Bezugsquellennachweis. 


Frage 62. Wer een Rauchver- 


zehrungslampen für 220 

Frage 63. Wer fabriziert Zinkbecher für 
norm. Taschenlampenbatterien ? 

Frage 64. Wer fabriziertt Pappumhül- 
lungen für norm. Taschenlampenbatterien ? 


Abschluß des Heftes: 18. Dezember 1920. 


ER a 2 N 


BETEN VORTEL TER ARE 


4550—4650° 


Elektrolytkupfernotiz 


215 £ (In- u. Ausland). ; 


# 


1049 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schrittleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24. 


-Spannungsabfall bestimmt 


- standskomponenten 


41. Jahrgang. 


Zur Beachtung. 


Mit der im Jahre 1921 in Essen statt- 
findenden Jahresversammlung des Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker und 
„Elektrischen Woche“ wird eine Ausstel- 
lung elektrotechnischer Neuheiten verbun- 
den sein. Es sei auch an dieser Stelle.auf 
diese Veranstaltung nachdrücklich hinge- 
wiesen mit dem Bemerken, daß es sich für 


Interessenten empfiehlt, rechtzeitig Anmel- 


dung zur Ausstellung zu machen. Alles 
weitere ergibt sich aus der Bekanntmachung 
des V.D.E. unter „Vereinsnachrichten“ in 
diesem Heft. 


a E. 


Zur Berechnung von Spannungsabfällen. in 
den Fahr- und Speiseleitungen elektrischer 
Wechselstrombahnen. 


Von Dr.»:Ing. G. Huldschiner, München. 


Übersicht. Im Anschluß an eine frühere Arbeit 
des Verfassers über die Berechnung der Spannungs- 
abfälle in der Fahr- und Schienenrückleitung von 
Wechselstromtahnen wird darauf hingewiesen, daß 
der so errechnete. Spannungsabfall noch nicht 
identisch ist mit dem wirksamen Spannungsabfall, 
der arithmetischen Differenz zwischen Anfangs- und 
Endspannung der Leitung; es wird der wirksame 
und der Einfluß der 
Leitung auf den Leistungsfaktor der Bahnanlage 
untersucht. Schließlich wird der Spannungsabfall 
bei Hinzufügung von Verstärkungsleitungen be- 
rechnet und darauf hingewiesen, daß die Aufteilung 
des Leitungsmaterials auf Fahr- und Verstärkungs- 
leitung in bezug auf die Impedanz sehr viel gün- 
stigere Verhältnisse schafft, als die Zusammenfassung 
des Gesamtquerschnitts im Fahrdraht. 


In der. „ETZ“ 1910, 9.71206, habe ich 
Formeln zur Berechnung des Spannungsab- 
falls in der Fahr- und Sehienenrückleitung von 
Wechsel- und Drehstrombahnen unter Be- 
rücksiehtigung der Induktivität und der Haut- 
wirkung (Skineffekt) in den Schienen ent- 
wickelt. Es wurden die effektiven (Ohmschen) 
Wechselstrom-Widerstände der Schleife, ge- 
bildet aus Fahrdraht und Schienen, ermittelt 
unter Zuhilfenahme einer empirischen Formel 
für die Hautwirkung in den Schienen ; ebenso 
wurde der induktive Widerstand der Schleife 
berechnet, wobei eine’ ebenfalls empirische 
Formel für die Permeabilität des Schienen- 
eisens zur Verwendung gelangte; die recht- 
winklige Zusammensetzung eider Wider- 
ergibt den gesamten 
Widerstand, die Impedanz, oder den ‚totalen 
Spannungsabfall je Amperekilometer. 

Der <o ermittelte Spannungsabfall (AQ =& 
in Abb. 1, zusammengesetzt aus dem Ohm- 


Abb. ı. Leitungsdiagramm. 


schen Spannungsabfall AB=e&, und dem in- 
duktiven Abfall BO=e,) stellt die geome- 
trische Spannungsdifferenz zwischen den Span- 
nungen OO =Aa am Anfang der Leitung (Span- 
nung am Speisepunkt) und 0A=% am Ende 
der Leitung (Spannung am Stromabnehmer) 
dar. Für das Verhalten der elektrischen Aus- 
rüstung der Triebfahrzeuge ist jedoch allein 
der tatsächliche Spannungsverlust maß- 
gebend, die arithmetische Differenz 0D=8,, 
der Spannungen an Anfang und Ende der 
Leitung, denn es kommt in der Hauptsache 


Berlin, 30. Dezember 1920. 


darauf an, wieviel Spannung dem Fahrzeug am 
Stromabnehmer zur Verfügung steht, ohne 
Rücksicht auf die Phasenunterschiede an den 
beiden Leitungsenden. Die Ermittelung dieser 
arithmetischen Spannungsabfälle kann leicht 
vorgenommen werden. Wir wählen dafür die 
üblichen Verhältnisse, bei denen der Span- 
nungsabfall 15 bis 20% beträgt, und zwar 
setzen wir für unsere Rechnungen beispiels- 
weise e zu 17% der Spannung A» am Strom- 
abnehmer fest, was ungefähr 15% der Span- 
nung Aa am Speisepunkt der Fahrleitung ent- 
spricht. Die Aufzeichnung des Diagramms 
ist höchst einfach (Abb. 2). Man trägt OA=Ab 


& 


Abb. 2. Maßstäbliche Konstruktion des Leitungs- 
diagramms. 


(das beispielsweise gleich Hundert gesetzt 


wird) unter dem Winkel 95 (gegebener Lei- 


stungsfaktor der elektrischen Ausrüstung der 


Triebfahrzeuge) gegen die willkürlich gewählte 


Stromriehtung auf, reiht daran AB=e,, den 


Ohmschen Spannungsabfall in beliebigem 
Maßstab parallel zur Stromriehtung, BÜ=&,, 


den induktiven Spannungsabfall im gleichen 
Maßstab senkrecht dazu, gewinnt so in der 
Hypothenuse A0Q=e die Diagrammrichtung 
für den Gesamt-Spannungsabfall in der Lei- 
tung, trägt in dieser Richtung AD=17 (für 
Ap=100) auf; so stellt OD=Aa die Span- 
nung am Beginn der Leitung dar. Machen 
wir OE=0OA, so erhalten wir in ED=&ar den 
gesuchten arithmetischen Spannungsabfall in 
der Leitung. Gleichzeitig ergibt die Konstruk- 
tion. die Phasenverschiebung ga am Anfang 
(Speisepunkt) der Leitung. 

&, und £, bestimmen wir dabei nach den 
in der „ETZ“ 1910 entwickelten Formeln. 
Nennen wir 
n = Periodenzahl sekundlich, 

J = Stromstärke in Ampere, 

äquivalenter Radius der Fahrschiene in 
em (Ersatz von deren Querschnitt durch 
einen flächengleichen Kreis), 
R, = Radius des Fahrdrahtes in cm, 
D,= Abstand zwischen den Fahrschienen in 


Ev 
I 


cm, 
D),-= Abstand zwischen Fahrschienen und 
- Fahrleitung in cm, 


1 95 5gdie Permeabilität der Fahrschienen 


‚ = Ohmseher Widerstand der beiden pa- 
een Fahrschienen in Ohm 
» km, 
7, = Ohmscher Widerstand der Oberleitung 
in Ohm/km, 
= Querschnitt einer Fahrschiene in em, 


so wird 
ER ng 2: 
gsentnt 514.10 Volt Spannungsabfall für 
1 km Länge und 1 A Stromstärke, 
e 2 

DIES a 
10% VR,D,1078R, . 8 
abfall Volt für 1km Länge und 1A Stromstärke. 
Als mittlere Werte wurden für Vollbahn- 


verhältnisse dabei eingesetzt: 


D,„= 143,5 cm (Normalspur), 

D2.= 610 cm, ö 

qı = 58,5 6m? (entsprechend einem Schienen- 
profil von ca 46 kg für I m), 


& ) Spannungs- 


— 


Heft 52. 


R, = 431lem, 
r, = 0,0147 Ohm (einschl. 20%, Zuschlag für 
Schienenverbinder). 
Abb. 2 zeigt die maßstäblich durchgeführte 
Konstruktion für folgende Verhältnisse: 
co8 Pb =0,85, 
Periodenzahl 16?/,, 
Querschnitt des Fahrdrahtes: 100 mm?. 
Für e=0,17 As ergibt sich dann: 


£— 0,146 Au 
und £ar= 0,140 Aa, 
cos Pa = 0,82. 


Der tatsächlich in Betracht kommende Span- 
nungsabfall &ar, bezogen auf Primärspannung, 
ist also 14% gegenüber einem geometrischen 
Spannungsabfall von 14,6%. Der Leistungs- 
faktor. beträgt am Stromabnehmer der Trieb- 
fahrzeuge 0,85, am Speisepunkt der Fahrlei- 
tung 0,82: 

Die Konstruktion kann natürlich auch 
durchgeführt werden, indem man in korrek- 
terer Weise von der Spannung Aa am Beginn 
der Leitung ausgeht und den berechneten 
Spannungsabfall e so daran setzt, daß die 
Spannung am Ende der Leitung Ap mit dem 
Strahl der Stromstärke den durch den Lei- 
stungsfaktor der Triebfahrzeuge bestimmten 
Winkel einschließt. : Sie wird aber dann etwas 
umständlicher, ohne neue Gesichtspunkte zu 
ergeben. 

Nach obigem Verfahren wurde. der tat- 
sächliche Spannungsabfall _ untersucht bei 
162/,, 25 und 50 Perioden, je für Fahrdraht- 
querschnitte von 50, 100 und 150 mm? und für 
Leistungsfaktoren 9 am Triebfahrzeug von 
0,95, 0,85 und 0,75. Um den Unterschied 
zwischen dem tatsächlichen Spannungsabfall 
£ar und dem geometrischen Spannungsabfall 
& zu kennzeichnen, wurde das Korrektions- 
gar 


glied k = eingeführt, mit dem der geome- 


trische Spannungsabfall e multipliziert werden 
muß, um den tatsächlichen Spannungsabfall 
£ar zu erhalten. Zahlentafel 1 enthält die 
gefundenen Werte: 


Zahlentafel 1. 


a reger BT 


= Fahrdraht- 
ET) querschnitt 109 mm? 150 mm? 
23 |°98 15 50 mm? 
NS 
® k co pu| K c08 pP k \C08 fa 
| | 
16?/3 0,95 | 0,99 0,955 | 0,37 | 0,92 10,79. 0,917 
0,85 | 1,00 0,84 [0,96 0,82 10,91 | 0,81 


0,75 |1,00| 0,76 |0,99| 0,74 .|0,96 | 0,72 
25 0.95 |0,93 | 0,925 |0,82| 0,915 |0,72| 0,910 
0.85 |0.98| 0,845 |0,93 | 0,82 [0,37 | 0,81 
0,75 [1,00 | 0,74 10,96 | 0,72. 10,96 | 0,71 
50 0,95 |0,80 | 0,915 |0,69 | 0,905 0,64 | 0,900 
0,85 [0,91 | 0,815 |0,83 |. 0,80 |0,81| 0,795 
0,75 10,96 | 0,725 |0,91 | 0,71 [0,87 | 0,70 


Abb. 3 stellt für. den praktisch wichtigsten 
Fall, Bahnbetrieb mit 162/, Perioden, die Ab- 
hängigkeit des Korrektionsglieds k vom Fahr- 


2.20 

x 005 P,= 075 
R 5 
Q £05 9,=08. 

N ; 


605 ,=0,95 


Korrektions 
S 


Fi 
77) 700 750mm? 
Fahrarahtguerschriif 


Abb. 3. Abhängigkeit des Korrektionsgliedes X vom 
Fuhrdrahtquerschnitt für verschiedene Leistungsfaktoren 


leitungsquerschnitt dar, und zwar für den 
Leistungsfaktor der Triebfahrzeuge 0,95, 0,85 
und 0,75. 

Wie man sieht, ist das Korrektionsglied %k 
unter Umständen beträchtlich kleiner als 


ic 


1050 ; Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 52. RATE 30. Dezember 1920. 


ee ee ae ee u ga 
Besonders gilt dies für starke Fahrdrahtquer- | dieser Ähnlichkeit und dem Umstand, daß die 
schnitte url für hohe Telnet der | Zenneksche Formel nur für X <1 gültig ist 
Triebfahrzeuge. Es weicht dann der in der | und daher Werte von ?jeff. liefert, die nur 
Hauptsache induktive Spannungsabfall der | wenig von r, verschieden sind (d.h. daß ge 
Leitung stark von der Richtung der Span- so berechnete effektive Schienenwiderstan 
nung am Triebfahrzeug ab und das führt, wie | nicht erheblich größer ist als der Gleichstrom- 
aus den Diagrammen ersichtlich, zu einer be- widerstand), was den Tatsachen ‚nicht ent- 
deutenden Differenz. zwischen dem tatsäch- spricht, folgert Kummer, daß/meine Formel 
lichen Spannungsabfall ear und dem geome- | unbefriedigend ist und ersetzt sie durch den 
trischen Spannungsabfall e. Noch stärker | Ansatz 

wird die Abweichung für hohe Periodenzahlen, 
wie sie mitunter bei älteren Einphasen-Klein- 
bahnen und Grubenbahnen vorkommen. Aller- 
dings ist bei diesen der Leistungsfaktor der 
Triebfahrzeuge meist niedrig, was eine. Er- 
höhung von %k nach sich zieht. 

Die Beeinflußung des Leistungsfaktors der 
Anlage durch die Leitung ist geringfügiger. 
Im allgemeinen macht sich diese Beein- 
flussung als Verschlechterung um einige Pro- 
zente geltend; unter Umständen — geringer 
Fahrdrahtquerschnitt, d. h. vorwiegend Ohm- 
scher Widerstand der Leitung, zusammen- 


= Dis’ St Di” 

2 
Genauigkeit von 1% zulässig ist. 
€, = J5 Lo) “Volt, S 


.  ARN ( 21 ) 
€0, — 108 [7 In 0,78R, 1 


2,1 
nenn (1+n 5): we 
Indes ist der Parallelismus mit der Zennek- 
schen Formel nur ein scheinbarer; der Ein- 
wand, daß die errechnete Vergrößerung des 
Widerstandes durch die Hautwirkung zu klein 
wird, trifft für. meine Formel nicht zu.% Sie 
liefert vielmehr ganz ähnliche Werte als der 
Kummersche Ansatz, wie aus folgender Rech- 
nung hervorgeht: 5 
Vergrößerung des Widerstandes wird nach 
Verfasser ' 


&9, = r3 Volt, = 
SAT 21 
ET ET [+ DE es ı) x 
3 2L DITEE ] Bee 
+7 (in 2, )+rlag--ı) Volt. 


Dabei sind die I die Leitungslängen, die 
übrigens im Verlauf der ferneren Rechnung 
herausfallen. ° 
Die Bedingung, daß der Gesamt-Span- 
nungsabfall in 2 und 3 gleich werde, lautet 


treffend mit schlechtem Leistungsfaktor der ng, dann in komplexer Darstellung: _ 
Triebfahrzeuge — kann aber auch eine kleine Tor 108° 4 91 

Verbesserung auftreten, so daß der cos g an hk \ En ER ep [u =) 

den ae Run ton nr ne etwas | NAch Kummer 7 = ? 104 0,78 Ry _ ; j 
ünstiger wird als an den Triebfahrzeueen. —_ N%g1:2, 21 24 > 

2 Der Wert dieser Erörterungen scheint MI Se te +Jı (in DE ı) +J3 (in De )] 

mir für die Praxis nicht unwesentlich, Nehmen 12 SU AR 


Für Schienen von rd 40 kg/m Gewicht werden 
beide Ausdrücke gleich (bei Zuschlag von 
20% zum Gleichstromwiderstand zur Berück- 
sichtigung der Schienenverbindungen); für 
schwerere Schienen, speziell für Normalbahn- 
schienen mit etwa 40 bis 50 kg/m, wird der 
Ausdruck nach Kummer kleiner, d. h.: mein 
Ansatz ergibt für den normalen Bereich eine 
sogar etwas stärkere Vergrößerung des Ohm- 
schen Schienenwiderstandes durch die Hanut- 
wirkung als die Berechnung nach Kummer. 
Ich vermag daher seinen Einwand, soweit er 
sich auf die Verwendung der Formeln zur Be- 
rechnung praktischer Werte bezieht, nicht 
als bereehtigt anzuerkennen. 

Nun noch einiges über die Berechnung der 
Impedanzen, wenn dem Fahrdraht Verstär- 
kungsleitungen parallel geschaltet sind. Zu- 
nächst muß bekannt sein, wie sich der Strom 
auf die beiden parallelgeschalteten Stränge ver- 
teilt. Da, der Unsymmetrie der Anordnung 
halber, die Induktivitäten verschieden sind, 
ist die Strombelastung ungleich, selbst bei 
gleichen Querschnitten. Die ‚Verteilung be- 
rechnet sich aus der Bedingung, daß die Ge- 
samt-Spannungsabfälle in Fahrdraht und Ver- 
stärkungsleitung gleich sein müssen, wie folgt: 

. Die normale Anordnung, Verstärkungs- 
leitung auf den Fahrleitungsmasten, und zwar 
auf der dem. Gleis abgewandten Seite, ist in 
Abb. 4 dargestellt. Als Bezeichnungen gelten 


wir z. B. den Fall, daß für eine mit 16?/, Pe- 
rioden betriebene Einphasenbahn der höchste 
Spannungsabfall zu einem Zeitpunkt eintrete, 
wo. der Leistungsfaktor der in Betracht 
kommenden Triebfahrzeuge 0,95 betrage (ein 
Fall, der durchaus in den Grenzen des Mös- 
lichen liegt, wenn es sich um vollbelastete 
Fahrzeuge mit großen Motoren moderner Bau- 
art 'handelt). Die übliche Berechnung des 
geometrischen Spannungsabfalles hätte er- 
geben, daß der höchstzulässige Wert von 15% 
bei einem gesamten Fahrleitungsquerschnitt 
von 150 mm? erreicht wird. Für diese Ver- 
hältnisse beträgt das Korrektionsglied k nach 
obiger Berechnung 0,79, d. h. der tatsächliche 
Spannungsabfall wird nur etwa 12%, betragen. 
Um den zugelassenen Wert von 15% zu er- 
reichen, dürfen wir den Fahrdrahtquerschnitt 
verkleinern, und zwar recht beträchtlich, da 
die Verringerung des. Querschnitts nur die 
Ohmsche Komponente der Impedanz beein- 
flußt, dagegen die Induktivität fast nicht ver- 
ändert. Die Rechnung ergibt unter Berück- 
sichtigung der Veränderlichkeit des Korrek- 
tionsgliedes, daß der Querschnitt auf 95 mm? 
herabgesetzt werden kann, d. h. auf weniger 
als ?/, des ursprünglichen Wertes. Natürlich 
ist aber noch eine Kontrolle notwendig, ob 
nicht zu anderen Zeitpunkten abweichende 
Belastungsfälle mit schlechterem Leitungs- 
faktor, die bei kleineren geometrischen Span- 
nungsabfällen doch wegen des größeren Wertes 


. danrtT, 21 
=Jr3 + I: Tor & ee a7 ı) 


al 2%, Di 
+ ln Z,-1)4+ (in Dies -1)] 5 (1 
wobei A+5a=-J' ; Sr (2 


Abfall in der Schleife 13), ist gleich der Vek-: 
torsumme aus dem Ohmschen S$ annungs- 
abfall &9, und dem induktiven Abfall Ein 


Tan» 
mat) 
+2 (in > -1)+ Hm 1) 
| + 2.-1)] 


4an NE E 
= rl a) 


und daraus durch Zusammenziehung 


des Korrektionsgliedes höhere tatsächliche leiter 3 Eolesr: an E (in te) 
Spannungsabfälle liefern, zur Wahl eines > 104 © VRDı 8) ° 3 
stärkeren Leitungsquerschnittes zwingen. VerstärkungsS- 0,78. Rs .D; : 

Immerhin wird es in vielen Fällen zweck- ! Veitung + Jan DE =-+J;, In 3] TE 
mäßig und geboten sein, die Dimensionierung Leiter 2 Be = 


der Fahrleitung auf der Berechnung des Kor- 
rektionsgliedes aufzubauen. Auf einen an- 
deren Umstand, der mit noch größerer Ein- 


= Fohraraht 


J. (r ‚den | D3;;D; 5 ) 

dringlichkeit auf die Berechtigung der Spar- 27a +3 10° 0,78 R,D,; 

samkeit in der Wahl des Fahrdrahtquer- rn 0.78 R. Di,\ Se 
schnittes hinweist, kommen wir später zu af (n—5 run 1 Win = 2), (6° 
sprechen. 10° \.. Dy3 Dis 


Hier mögen noch kurz die Einwände ge- 
streift werden, die Kummer in einer Abhand- 
lung!) gegen meine früheren Formeln zur Be- 
rechnung des Hautwiderstandes in den 
Schienen?) erhebt. Bezeichnen wir mit r, den 
kilometrischen. Gleichstromwiderstand der pa- 
rallel geschalteten Schienen eines Gleises, so 
ergäbe sich der effektive Wechselstromwider- 
stand ?,eft. (Ohmscher Widerstand mit Ein- 
rechnung des Skineffektes) nach meiner da- 
maligen empirischen Formel kilometrisch zu 


Diese Gleichung, verbunden mit (2) gestattet 
uns J,und J; in J, auszudrücken. Setzt man 
die so gefundenen Werte für J, und J; in 
er Formel (5) und (3) ein, so erhält man den Ge- 
eifer 


Schiene Jı = lund 1 km Länge den gesuchten Gesamt- 


Spannungsabfall je Amperekilometer. 


7 / PB 


Abb. 4. Anordnung der Fahr- und Verstärkungsleitung. rigkeiten durchzuführen, führt aber zu- sehr. 


langen, unübersichtlichen Ausdrücken. Es 
empfiehlt sich daher mehr die graphische 
Lösung nach Abb. 5und 6. 


Index 1 für das Gleis, 2 für den Fahrdraht, 
3 für die Verstärkungsleitung; die Bezeich- 
nungen sind im übrigen dieselben wie vorher. 
Es sei ferner 


gr 20397 
Tier >= Ohm/km. 
2 ı 75.74. 0 
Kummer setzt diese Formel in Parallele mit 


einer von Zenneck gegebenen Näherungs- 


J; der Strom in den Schienen 
formel 


J, der Strom in der Fahrleitung | vektoriell 

{ a4 act J;3 der Strom in der Verstärkungs- { genommen. 

ref. =r, (14 =) » leitung | 

wobei wu Ye : 
3 ö 2 


(Dabei bedeutet oe den spezifischen Widerstand 
des Schieneneisens). 

Beide Formeln haben insofern die gleiche 
Bauart, als nach einiger Umgestaltung auch‘ 
für meinen Ansatz die Vergrößerung des Wider- 
standes (r} ef —r,) der 4. Potenz des äquiva- 
lenten Schienenradius proportional wird. Aus 


Auf Grund der bekannten, auch in meinem 
obenerwähnten Aufsatz in der „BETZ“ er- 
wähnten Formeln berechnen sich die Ohm- 
schen bzw. induktiven Spannungsabfälle e 
und &, in den Leitern 1, 3? und 3 wie folgt: 


ng 
&, = Jı (rı a ee) Volt, 


Jı al je ve Jı : 21 
e = I | 3 ( R, +7 -1)43 (np. -1, 


+7 (in D- —1)4% (in 2 > ı)] volt. 


Abb: 5. Konstruktion der Stromrichtungen. 


beliebig an (Abb. 5) und konstruieren 


!) „Schweizer Bauztg.“, Bd. 70, 1917; Nr. 25. 
®) Vgl. „ETZ“ 1910, 8. 1206. 


und ABS ee 


Dabei ist der Vereinfachung halber D,, 
— eingesetzt, was innerhalb der 


+ 1)+9 (i en 2 )] von. 


Der gesamte Spannungsabfall in der 
Schleife. 12, &), (der identisch ist mit dem- 


| la) \ 3) | 
Hal 3 )+ Hl 22 -n)], (4 


aus (1) wird durch Reduktion: > 


samt-Spannungsabfall für jedes J, oder für 


Diese Rechnung ist nach den Regeln des . 
Rechnens mit komplexen Größen ohne Schwie- 


Wir nehmen J, nach Größe und Richtung - 


at 


ke an ee 


r 


le Ira 


h 


a 


- Abb. 5 graphisch zusammenzusetzen (wobei J, 


80. Dezember 1920. Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 52. 1051 


Dann stellt die gewonnene Strecke OB nach s a Di querschnitt von 150 mm? hätten, und ver- 

Gl. 6 auch vor: Tg VRD, gleichen wir die Impedanz mit der einer An- 

Ann - 0,78 R,D EEE ordnung mit Fahrdraht von 150 mm? ohne 

r (r— ae Ze) er b 1,978 Bed „D8 (8 Verstärkungsleitung. In diesem letzteren Fall 

10 Da; Dis 8 a+b Du» a-+b Dis wird nach den früher entwickelten Formeln 

; 0,78 RD < hr; al b die Gesamtimpedanz der Hin- und Rückleitung 
Nachdem Es >12 kleiner alseins sein muß, gn=rıt STE 2 ar ..0 

ird 3,7418 > 3 EESTHIHET 

wird der Logarithmus nat. negativ, d. h. der ee ea (16 


induktive Anteil an der vorstehenden kom- 
lexen Zahl tritt auch wieder mit positivem 
orzeichen auf. 
J, ergibt sich aus Gl. (6), rein der Größe 
nach und ohne Rücksicht auf die Richtung, zu 


An D;;,D 2 
N 12 — In 23-1 
s=Jg / ( 10% 0,78 a 


7 7 ame 078 Re Dia ER 
y2 ‚78 Rz 2) 
’ V 3 10% br Das Dia 


, . Mit dem so gefundenen Js rechnen wir 
jetzt J, r,, nehmen diese Größe in den Zirkel 
und schneiden damit, von O aus, den durch 
die Punkte O und B gehenden Halbkreis im 


RS) 
ww 
S 


Die Nachprüfung ergibt, daß für die 
normale Vollbahnanordnung nach Abb. 
und bei den in der Praxis üblichen Leitungs- 
querschnitten die Resultate dieser Näherungs- 
rechnung innerhalb der Rechenschieber- und 
zeichnerischen Genauigkeit mit den Ergeb- 
nissen der genauen graphischen Konstruktion 
identisch sind. : 

Wir wenden uns nun der. Berechnung 
praktischer Werte zu. Für die normale An- 
ordnung darf gesetzt werden: 


Dı=1435 em, 


Da =610 em, (Nicht allzu große 
Abweichungen in 


os 
IS 
& 


D 
ES 
oa 


Oo 
& 
R 


AS) 
IS 
IS 


Gesamtimpedanz in Ohm km 


=) 700 750 Zoomm® 
Gesamtquerschnitt Fahrorahr 
und Verstärkungsleitung 


Abb, 7. Abhängigkeit der Impedanz vom Querschnitt 
bei verteilten Leitungen für 16°, Perioden 


aanık ' D:= Dis + Dis" — 880 em 5 2. 
unkt 0. Dann ist = 9) RR = diesen Größen : | 0,314 Ohm/km, während wir für die verteilte 
Aue, Dy = 390 em, 3 haben nur ver- | Anordnung mit Verstärkungsleitung __ oben 
= Jyr3, % Dale schwindend 0,261 Ohm/km erhalten hatten. Die Vertei- 
CB jr, 4%) 978 RS HEISE, 3 kleinen Einfluß | lung drückt also die Gesamtimpedanz auf rd 
3 100,09 DD r, = 0,0147 Ohm/km,, auf das Ergebnis). | 83% herunter. Dieser Unterschied scheint zu- 


nächst nicht sehr groß, er ist aber von außer- 
ordentlicher Bedeutung für die Bemessung der 
Leitungsquerscehnitte. Man muß bedenken, 
daß bei größeren Querschnitten die Gesamt- 
impedanz von der Stärke des Fahrdrahtes nur 
sehr wenig abhängig, bei Querschnitten von 
einigen hundert mm? praktisch ganz unab- 
hängig ist. Die induktive Komponente der 
Impedanz wird durch bloße .Querschnitts- 
änderungen überhaupt kaum merkbar beein- 
flußt, in der Ohmsehen Komponente, die an 
und für sich bei großen Drahtstärken gegen- 
über der Induktivität zurücktritt, wird bei 
großen Leitungsquerschnitten und dement- 
sprechend kleinen Widerständen das kon- 
stante Glied, das von den Schienen herrührt, 
sich stark bemerkbar machen. Quersehnitts- 
änderungen beeinflussen daher bei größeren 
Drahtstärken und unverteilter Leitungsan- 
ordnung die Gesamtimpedanz nur mehr sehr 
unbedeutend, umgekehrt entsprechen Lei- 
tungen mit nur wenig verschiedenen Gesamt- 
impedanzen außerordentlich verschiedene Lei- 
terquerschnitte. Greifen wir auf das obige 
Beispiel zurück. Wollen wir die für die un- 
verteilte Anordnung mit 150.mm?° Fahrdraht- 
querschnitt errechnete Impedanz von 0,314 
Ohm/km auch, bei verteilter Anordnung mit 
Verstärkungsleitung zulassen, so können wir 
rechnungsgemäß en  Gesamtkupferquer- 
schnitt auf rd. 90 mm? herabsetzen. Wollen . 


- i dr 53,5.0m?. 

Js liegt in Richtung 00, und seine absolute 
Größe ist durch @l. (7) gegeben. Wir haben 
nun nur noch OD = — J, und OE = — J, nach 


Dann wird: 


348 


d= Vr+ (0,00126 Sm nn.) » 


vie 9 Rz x 
b=\ r3 + ( 0.00126 nn ) ; 


der Größe nach beliebig angenommen wird und 
J, sich aus Gl. (7) ergibt) und erhalten so, der 
Größe und Richtung nach, OF=J,. Nehmen 
wir J‚=1 an, so ergeben sich umgekehrt die 
zugehörigen J, und J,. Mit den so gefundenen 
Werten für die Stromstärken können wir nun 
nach Gl. (5) und (3) die Komponenten des 
Gesamtspannungsabfalls bestimmen (Abb. 6). 


50,8 
£7 19 = 0,00126 ( In nn 
1 


n $ 
b’. Ro a : 
ee TE a 0), 


t 
er +7. 0,00207 + er rn, 


©9 —Y eo + 2049. 

Führen wir z. B. die Berechnung durch 
für den Fall eines Fahrdrahtes von 50 und. 
einer Verstärkungsleitung von .100 mm? Quer- 
schnitt und bei 16?/, Per, so gilt: 

n = 16,67, i 
ro 0,35 Ohm/km, 
r3=V, ” D 
„= 0,4 cm, 
R,= 0,564 cm. 
Es ergibt sich dann: 


= 


SS 


Abb. 6. Konstruktion des Spannungsabfalls, 


Wir zeichnen uns das Strahlenbündel Jı J, Ja, d = 0,381, wir umgekehrt die bei Verteilung berechnete 
wie es sich aus Abb. 5 ergeben hat, rechnen 620932; Impedanz von 0,261 Ohm/km mit unverteilter 
und tragen auf (mit =]; dem absoluten EN Fahrleitung erreichen, so müssen wir einen 
Wert nach) SE 037 Kupferquerschnitt von nicht weniger als 

Er RE 0.625. rd. 600 mm? aufwenden. Verteilte Leitungen 


von 90 bzw. 150 mm? Gesamtquersehnitt sind 
also in bezug auf die Impedanz gleichwertig 
mit unverteilten Fahrdrähten von 150 bzw. 
: 600 mm? Querschnitt. 

Es ergibt sich also, sobald bei einer 
Wechselstrombahnanlage größere Fahrleitungs- 


. 4un Dis u 
04A=7 Ba Er, on S 
m YRıDı 73 
(senkrecht zu Jı), 


Nur nach den Querschnitten gerechnet, sollte 
der Strom im Fahrdraht J, ein Drittel des 
(esamtstromes ausmachen ; er beträgt aber 
wegen der Unsymmetrie der Induktionen nicht 
unwesentlich mehr. ; 


3 . 
Dis Es wird dann &,1 — 0,187 Ohm/Akm, querschnitte erforderlich werden, daß die Ver- 
Posi ann 7] "Dy3. £cn —= 0,182 > = teilung des Gesamtquerschnittes auf Fahr- 
=) 08 Dis ’ 50,20 „. : draht und Verstärkungsanlage große Erspar- 
K In Zahlentafel 2 sind die Ergebnisse der | nisse in der Aufwendung von Kupfer, ermög- 
WE (rı — en 5 Rechnung für verschiedene andere Quersehnitte | licht. Dies spricht für die eingangs verfochtene 
2.1,4.10 mitgeteilt, immer für die bei Vollbahnen üb- Sparsamkeit in der Wahl des Fahrdrahtquer- 


schnitts. Erfordert etwa das Anwachsen des 
Verkehrs eine nachträgliche Vergrößerung der 
Anlage, so wird man eben eine Verstärkungs- 
leitung anbringen und damit den Spannungs- 


DB=E-—- Jury: 


Machen wir 0A + AB+ BC=A(, so 
stellt diese Strecke den gesamten induktiven 


liche Periodenzahl von 16?/;. 
Zahlentafel 2. 


ne Querschnitt R 5 X 2 
N : > uersehnitt | yerstärkungs-| „Fesamt- Kilometr. abfall viel wirksamer reduzieren, als wenn 
Ba Resultierende ahsdrakt eninne querschnitt | Impedanz man von vornherein einen stärkeren Fahr- 
OF ergibt den Gesamtspannungsabfall je mm? Re es 8 draht gewählt hätte. Ganz besonders scheint 
Ampere und. Kilometer. [NER Br SE en DIE dies Argument im Zeichen einer verarmten 
Um zu einem bequemeren Verfahren zu ei > Volkswirtschaft und hoher Kupferpreise be- 
kommen, nehmen wir näherungsweise an, da 50 5) 100 0,304 herzigenswert. Bei den jetzigen ungeheuren 
die Richtungen I Jound 4 Zusammien- 100 150 0,261 Materialkosten wird vielfach die Möglichkeit 
fallen. Führen wir ein: ee? 150 200 0,247 der Durchführung von Elektrifizierungspro- 
: - 109 50 150 0,261 jekten nur bei größter Sparsamkeit in der 
Ann DD» % 100 200 0,245 Dimensionierung der Anlage gegeben sein. 
a=\rr+( ln 7 ) ; 150 50 200 0,246 Also sollte der Fahrdraht nur höchstens so 
x “ 0,78 Ra Dis stark gewählt werden, als es der gegenwärtige 


Abb. 7 stellt diese Ergebnisse in Ab- 
hängigkeit vom Gesamtquerschnitt zeichne- 
risch dar. Es ist dabei zu bemerken, daß es 
für die Gesamtimpedanz innerhalb der in der 
Praxis zumeist üblichen Drahtquerschnitte, 


Verkehr gerade erfordert, und nachträglichen 
Verkehrserhöhungen durch Verstärkungslei- 
tungen begegnet werden. Solche Verkehrs- 
erhöhungen wären ein Zeichen der wirtschaft- 
lichen Gesundung der betreffenden Gegend, 


Safıs fern O7°R, Di) 
= re + Co F5 Da Dis / ’ 


so wird unter Benutzung der Gleiehungen (2) 


und wie die Reehnung ergibt, gleichgültig ist, wie | und in diesem Fall könnten die übrigens nicht 
a b der Gesamtquersehnitt auf Fahrdraht und | allzu großen Kosten und Umständlichkeiten 
A=—Jı atd’ Verstärkungsleitung aufgeteilt wird. -| der Anbringung, einer Verstärkungsleitung 


während des Betriebes gern in Kauf genommen 
werden. Natürlich müssen die Masten von 
vornherein entsprechend bemessen sein. Will 
man die äußersten Konsequenzen® aus den 
obigen Rechnungen ziehen, so kämefman zu 
der Forderung, den Fahrdraht nur mit Rück- 


Lehrreieh ist der Vergleich mit einer An- 
ordnung, bei der die Gesamtkupfermenge 
ausschließlich im _ Fahrdraht untergebracht 
ist, (unter Wegfall der Verstärkungsleitung)- 
Nehmen wir z. B. an, daß die Fahr- und Ver- 
' stärkungsleitung zusammen einen Kupfer- 


a 
J=—Jı arb 


und die Spannungsabfälle ergeben sich für 
Jı=1 wie folgt (6. Gleiehungen (3) und (8): 


1052 


sicht auf mechanische Festigkeit, Stromab- 
nahme und Windabtrieb zu bemessen, und 
alles zusätzliche Kupfer, was etwa des Span- 
nungsabfalls wegen noch erforderlich ‚ist, in 
eine Verstärkungsleitung zu legen. ‘ Dies soll 
natürlich kein Rezept für alle Fälle darstellen: 
genaue Überlegung des Einzelfalls und ver- 
nünftige Anwendung der bewährten , Regeln 
der Praxis wird für die Planung von Anlagen 
immer geboten sein. — Bei höheren Perioden- 
zahlen treten die induktiven Erscheinungen 
und damit die Herabsetzung des Spannungs- 
abfalls bei Verteilung des Gesamtquerschnitts 
noch mehr in die Erscheinung. So wird z. B. 
bei 25 Perioden .und einem Querschnitt der 
Fahrdraht- und, Verstärkungsleitung von - je 
100 mm? die kilometrische Impedanz gleich 
0,33 Q, gegenüber 0,41 Q bei ungeteiltem Fahr- 
draht von 200 mm?, d. h. die verteilte Leitung 
hat nur rd 80% der Impedanz der unverteilten. 

Bei 50 Perioden werden die Verhältnisse 
noch krasser. Bei verteilten Leitungen von 
200 mm? Gesamtquersehnitt wird die kilo- 
metrische Impedanz 0,56 @, bei einer Fahr- 
leitung von 200 mm? ohne Verstärkungsleitung 
0,73 @. Will man diesen letzteren Wert auch 
bei verteilten Leitungen zulassen, so könnte 
man den Gesamtquerschnitt von Fahr- und 
Verstärkungsleitung auf rd 50 mm?, d. h. auf 
ein Viertel herabsetzen! Für den Fall, daß sich 
wirklich die hie und da angeregte Zugförde- 
rung mit 50-periodigem Einphasenstrom jemals 
durchsetzen sollte, wird man auf die günstige 
Wirkung der Verstärkungsleitungen beson- 
deres Augenmerk richten müssen. 

Schließlich kann auch für die verteilte 
Leitung der Unterschied zwischen dem ‚geo- 
metrischen und dem tatsächlichen Spannungs- 
abfall, d. h. der eingangs erwähnte Korrek- 
tionsfaktor, berechnet werden. Da bei ver- 
teilten Leitungen die Induktion kleiner ist als 
bei unverteilten, wird der Vektor des Gesamt- 
Spannungsabfalls, wie sich aus der Geometrie 
der Abb. 2 ergibt, bei verteilten Leitungen im 
allgemeinen eher in die ungefähre Richtung 
der Spannung am Stromabnehmer As fallen 
als bei unverteilten; damit wird die Differenz 


zwischen geometrischem und tatsächlichem 
Spannungsabfall kleiner, das Korrektions- 
glied nähert sich etwas mehr der Einheit 


(gleichzeitig nimmt auch die Beeinflussung des 
Leistungsfaktors der Anlage durch die Leitung 
ab, die Differenz. zwischen ga und 95 wird 
kleiner). . Bei verteilten Leitungen wird daher 
die Berücksichtigung des Korrektionsgliedes 
weniger ergiebig sein, man wird vielfach von 
seiner Einführung absehen und sich mit dem 
Vorteil in bezug auf bessere Ausnützung des 
Leitungskupfers begnügen können, den man 
durch die Verteilung erreicht hat. Immerhin 
wird sich eine überschlägige Abschätzung der 
Größenordnung des Korrektionsgliedes wenig- 
stens in anormalen Fällen, z. B. sehr hoher 
Leistungsfaktor am Triebfahrzeug, sehr große 
Leitungsquerschnitte, doch empfehlen. 


Die Spannungsnormalien des Ungarischen 
Elektrotechnischen Vereins. 


(Stromart, Periodenzahl und Ge- 
brauchsspannungen). 


Von Dr.-Ing. J. Liska u. Obering. E. Wilezek, 
Budapest. 

Übersicht. Es werden die Entstehungsge- 
schichte und die Einzelheiten der Spannungsnor- 
malien des Ungarischen Elektrotechnischen Vereins 
besprochen. Anschließend werden diese vom Stand- 
punkte, sich mit vorhandenen Anlagen zu decken, der 
Fabrikation und Auslandmitwirkung einer Untersu- 
chung unterzogen und mit den bekannten ausländi- 
schen Normalreihen sowie Normalienentwürfen ver- 
glichen Es wird festgestellt, daß der Ausschuß die 
gesteckten Ziele soweit erreicht hat, als dies die 
Verschiedenheit der ausländischne Normalien und 
Entwürfe ermöglicht. 


In den letzten Jahren ist die Erkenntnis 
allgemein durchgedrungen, daß zur rationellen 
Energiewirtschaft sowie zur restlosen Aus- 
nützung des Materials und der Arbeitskraft, 
die Festsetzung einer einheitlichen Stromart und 
einer gut überlegten, normalen Spannungsreihe 
unumgänglich notwendig ist. Der Ungarische 
Elektrotechnische Verein begann, sich mit 
dieser Frage im Sommer 1918 zu beschäftigen. 
Das Präsidium betraute damals den an erster 
Stelle genannten Verfasser dieser Mitteilung 
mit den Vorarbeiten, insbesondere mit der 
Sammlung des Materials, aus welchem der 
derzeitige Zustand übersehen werden konnte. 
Das Material. wurde in einem Vortrage am 
28. I. 1919 erläutert. Als Grundlage der 
späteren Kommissionsarbeiten dienten außer 
diesem Vortrage, auch die gelegentlich der 


dem Vortrage folgenden, eingehenden Dis- 
kussion vorgebrachten Bemerkungen. 


Ungarn war das Geburtsland der Wechsel- 


strom-Kraftübertragung, es ist deshalb leicht 
verständlich, daß bei den elektrischen Anlagen 
Ungarns die Periodenzahl 42 überwiegt, welche 


seinerzeit die Firma Ganz &Co.eingeführt hatte. 
wurde trotzdem die 


Im letzten Jahrzehnt 
Periodenzahl 50 bevorzugt und dies haupt- 
sächlich infolge des ausländischen Einflusses. 
Es sei hier nebenbei darauf hingewiesen, daß 
dieser Einfluß nieht immer günstig war. So 
hatte z. B. die Firma Ganz schon: vor 30 
Jahren eine wohldurehdachte Normalreihe für 
die Übersetzungsverhältnisse der Transforma- 
toren, welche durch die ausländische Kon- 
kurrenz zum größten Teil zerstört wurde. 


Die ungarische Normalienkommission hat 


sich trotzdem zur Normalisierung der Perio- 
| Ei 3 ; 
Eu 


80000 


50000} 


40000} 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 52. 


| 


kr 


80. Dezember 1920. 


Der Ausschuß teilte die Normalisierungs- 

arbeiten in drei Abschnitte:!) N. 

a) Stromart, Periodenzahll und Ge- 
brauchs-(Verbraucher-)spannungen, = 


 b) Transformatorübersetzungen und Gene- 

ratorspannungen, EERT = 

c) Übersetzungen der Meßtransforma- 
toren. 


bildet und bei der Bestimmung der 
lagen einer einheitlichen Energiewirtschaft 


von ausschlaggebender Bedeutung ist, hat der 
Normalienausschuß — ohne den Abschluß der 
die Abschnitte b und e betreffenden Arbeiten 


abzuwarten — die Normalien der Stromart, 


Periodenzahl und Gebrauchs - (Verbraucher-) 


spannungen dem Vereinspräsidium übermittelt, 
welch letzteres hiervon in der am 18. XII. 1919 
abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung 

Bericht erstattet hat. 


11 - . folgenden Wortlaut: 


EL Stromart, 
Periodenzahl und 
spannungen. 


$1. Stromart: Dreipha- 
senwechselstrom, 


ERLIIBBR 


5 3. Gebrauchspannungen 
bedeuten diejenigen Span- 
nungen, 
zusammenhängenden Netz- 
teilen an. den Klemmen des 

‚Stromverbrauchers im Mittel 
zur Verfügung stehen. Als 


toren, Lampen usw. auch Pri- 


formatoren. Die an den 


Verbraucherklemmen 


+5%. Beidieser Abweichung 
haben die normalen Teile der 
Einrichtung u. zw. Motoren, 


Transformatoren, Schaltap- 


parate, Isolatoren, Kabel usw. 
den bezüglichen Normalien 


| 


zu entsprechen. Fe 
e $4. Als Gebrauchs- (Ver- 

braucher-)spannungen gelten 

folgende Werte: 5 


| 438] 480] |] 240 4 
‚120° 1575200) 1225 300 330 soo| sso 
Iso 210 220 


Abb. 1.. Leistungen der elektrischen Anlagen Un 
nungen. (Die dieken Linien veranschaulichen die 


stromanlagen.) 


denzahl 50 entschlossen, hauptsächlich in Er- 


kenntnis dessen, daß sich Ungarn von West- 
europa durch eine allzusehr abweichende Nor- 
malisierung nicht abschließen dürfe. Dieser 
Gesichtspunkt wurde auch bei Feststellung 
der normalen Spannungsreihe beibehalten, 
natürlich mußten aber auch die inländischen 
Verhältnisse volle Berücksichtigung finden. 
Abb. 1 zeigt die Leistungen der elektrischen 
Anlagen Ungarns vom Gesichtspunkte der 
Betriebsspannungen. Solche Spannungswerte 
welche nur in Anlagen mit weniger als 1000 kW 
Gesamtleistung vertreten sind, wurden wegge- 
lassen. Der gleiche Vorgang wurde bei Werten 
oberhalb 15 000 V beibehalten, da ihre Zahl 
zu gering ist um bei der Normalisierung über- 
aupt eine Rolle zu spielen. Die Abszissen- 
sind in logarithmischem Maßstabe aufgetragen. 
., Erfahrungsgemäß werden beim allmäh- 
lichen Übergang auf die neuen normalen Span- 
nungswerte selbst die Anlagen mit 42 Perioden 
keine großen Schwierigkeiten . verursachen. 
Einige praktische Fälle, wo der Ü 
sächlich schon durchgeführt wurde, beweisen, 
daß die Hindernisse im allgemeinen nicht 
schwer zu überwinden sind. In vielen Fällen 
wird sich beim Übergang auch eine ent- 
sprechende Steigerung der Leistungsfähigkeit 
der Anlage ergeben. ad 
Der Ungarische Elektrotechnische Verein 
hat mit Beschluß vom 13. III. 1919 eine 
Spezialkommission zwecks Normalisierung der 
Kraftübertragungs - Energieform, Stromart, 
Periodenzahl und Gebrauchsspannungen, 
eingesetzt.!) 


. „bh Mitglieder der 
Direktor der Ganz’schen El. A.G. (Vorsitzender); Dr.-Ing. 
Josef Liska, Privatdozent an der technischen Hochschule 
(Referent); Ernst Wilezek. Oberingenieur der Ganz’schen 
El. A.G der kirma 


ef 
Bärdos & Brachfeld; Zivilıngenienr Vicıor Martos; Arthur 
RR eringenieur der Union Ung. Klektr. A. G.; Oscar 
ay, 
.A G.; Paul 


Oberingenieur der Ung. 
Emil Pfiffner, Öberingenieur ds 
Plösz, Direktor der Hau 
holdWicar. Direktor der 
Zelewsky. Oberingenieur der Ganzschen El. A. G. und Franz 


3300 5000 
) 
800 5500 


garns für die verschiedenen Span- 
Leistungen der Drehstromanlagen, 
die dünnen Doppellinien hingegen die der Zweiphasen-, Einphasen- und Gleich- 


bergang tat-| 


. - (Diein Klammern stehen- 

den Werte sind geduldete 
Spannungen. Ihre von den 
Normalvorschriften abwei- 
chende Anwendung ist nur 
in außerordentlich begrün- 
deten Fällen statthaft). 


V Verwendungsgebiet - 3 E 
(110) Erweiterung vorhandener ‘Anlagen; 
für nasse Räume oder laut be 

Vorschriften. a 

Erweiterung vorhandener Anlagen. 
Beleuchtungs- und andere Kleinver- 
braucher. = £ : 
Motoren und andere 
braucher. ö 
Nur für Verbraucher bei denen 380 V 
unwirtschaftliche 
hältnisse ergibt. 


40000 45000V 
40500 


(190) 


220 
380 größere Ver- 
500) 


( 


3000 
' Verteilungsspannung 
braucherkreise. 
‚Speisespannung sehr großer 
braucher; Verteilungsspannungmittel- 
großer Städte und kleiner Verbraueher- 
kreise, ED a \ 
Verteilungsspannung,insofern dasNetz 
unmittelbar vom Generator (ohneZwi- 
schenschaltung von Transformatoren) 
gespeist wird, feıner für Erweiterung 
vorhandener Anlagen. Sr: 
Verteilungsspannung mittelgroßer u. 
großer Verbraucherkreise sowie von 
Großstädten ; Übertragsspannung für 
kleinere Entfernungen. 
Übertragsspannung für mittlere Ent- 
fernungen. : Me: 
Übertragsspannung für größere Ent- 
fernungen. 


kleiner 


5000 


- (10000) 


15 000 


30 000 
60 000 


100 000 
fernungen, Landesfernlei tungen. - 


Erläuterungen. 
Allgemeines. 


. Damit die aufzustellenden Normalien nicht 
ein nur in ferner Zukunft erreichbares Ideal 
darstellen, waren 
folgende Grundsätze zu beachten: 


) Die Normalisierung der für besondere ZweckezB. 


dem Bahnbetrieb. oder der elektrochemischen Industrie 


dienenden Stromarten wurde — mangels Auftrag — nicht 


in Angriff genommen. - 


Da Abschnitt a ein getrenntes Ganzes | 
Grund- 


Die 
Normalien wurden'am 15.IV. 
1920 veröffent!ichtund haben | 


welche in leitend 


märwickelungen von Trans- 


RR RENT 


CH A 
 brauchs- (Verbraucher-) 3 


$2.Periodenzahl :50Per/s, 3 


Verbraucher gelten außer Mo- 


zuge- 
lassene Abweichung .beträgt 


ER 


Stromleitvngsver- 


Speisespannung großer Verbraucher; Be 
Ver- 


Ver- 


Übertragsspannung für große Ent- 


FE 


sonderen 


Be 


Rx: 


gelegentlich der Beratungen vi 


x 


F 


7 
Rx 


_ nieht konstant. 


30. Dezember 1920. 


1. Die möglichst einwandfreie und allen 
gerechten Anforderungen entsprechende Span- 
nungsreihe hat einen größeren Teil der vor- 
handenen Einrichtungen zu ‚decken. Sämt- 
liche Anlagen, bei denen der Übergang auf die 
nächste Normalstufe leicht (z. B. durch Dreh- 
zahländerung der Antriebsmaschine, unwesent- 
liche Ermäßigung der Spannung usw.) erreich- 
bar ist, sind als gedeckt zu betrachten. Die 
Spannungsverhältnisse der vorhandenen An- 
lagen kommen nur dann in Betracht, falls hier- 
durch die Aufstellung einer jedem gerechten 
Gesichtspunkte entsprechenden Normalreihe 
nicht gehemmt wird. Einrichtungen, deren 
Spannungen “oder denen naheliegende Werte 
infolge der neuzeitigen Verhältnisse von der 
Anwendung auszuschließen waren, konnten 
unberücksichtigt gelassen werden. 

. „2. Die aufzustellende Spannungsreihe kann 
bei der vorhandenen Ausdehnung der Elektro- 
industrie des Landes den Mein ähen und 
wirtschaftlichen Erfordernissen, besonders vom 
Standpunkte der Massenherstellung und Lager- 
haltung nur bei möglichster Herabminderung 
der Normalstufen genügen. Dies ermöglicht 
auch gleichzeitig die zweckentsprechendste 
Energiewirtschaft, da hierdurch einfachsten 
1 ERS ER ara Vorschub geleistet 
wird. 

3: Die möglichste Übereinstimmung mit 
den ausländischen Normalien war anzu- 
streben, damit der Wettbewerb der aus än- 
dischen Industrie und die Ausfuhrbestrebungen 
der heimischen Fabriksindustrie nicht gehemmt 
werden. Die Festsetzung gleicher Strom- 
uns und Periodenzahl war auch vom 

sichtspunkte eventueller Kooperation von 
Grenzanlagen mit fremdländischen Vertei- 
lungsnetzen notwendig. 4 

Infolge weiter entwickelter Energiewirt- 


schaft ihrer Länder, waren manche auslän- 


dische Normalienausschüsse — in Anbetracht 
wiehtiger vorhandener Anlagen — gezwungen, 
auch solche Spannungsstufen, wenigstens als 
Werte zweiter Gattung, in die Normalreihen 
aufzunehmen, deren Übernahme in die unga- 
rischen Normalien nicht gerechtfertigt werden 
konnte. 

Die möglichste Herabminderung der Nor- 
malstufen ‚war auch in Anbetracht der ange- 
strebten -Übereinstimmung mit den auslän- 
dischen Normalien notwendig. _ Das An- 


 schmiegen wird nämlich, infolge der Verschie- 


denheit der ausländischen, bisher bekannten 
Entwürfe und angenommenen Normalien, um- 
so leichter, je kleiner die Zahl der ungarischen 


- Normalstufen ausfällt. 


Zu $1u.2. Bei der Energieversorgung des 
ganzen Landes konnte in Angesicht der gegen- 
wärtigen Entwicklungsstufe der Elektro- 


technik als normale Stromart nur der drei- 


phasige Wechselstrom gewählt werden. 

Die Periodenzahl wurde in Anbetracht 
der gegenwärtigen Entwicklungsrichtung ge- 
wählt. Ein beträchtlicher Teil der ungarischen 
elektrischen Anlagen, besitzt zwar Stromer- 
zeuger von 42 Per, in den letzten Jahren wurde 
jedoch die Periodenzahl 50 bevorzugt, und 
die neuesten Anlagen erhielten tatsächlich 
diese letztere Ausführung. Die 50 Per-Transfor- 
matoren und meistens auch die Maschinen, 
stellen sich billiger als dieentsprechenden 42Per- 
Einrichtungen. Obiger Sachverhalt, sowie 
die — mit Ausnahme der Ver. Staaten von 
Amerika — ganz einheitliche Stellungnahme 
des Auslandes für 50 Perioden wiesen auf die 
Zweckmäßigkeit der Normälisierung dieser 
Periodenzahl hin. Falls bei vorhandenen An- 
lagen der Übergang auf 50 Per und normale 
oder geduldste Spannungswerte unverhältnis- 
mäßig große Schwierigkeiten verurs achen würde, 
kann die bisherige Periodenzahl und Spannung 
beibehalten werden. 

Zu $ 3. Die Netzspannung wird im all- 
gemeinen im Kraftwerk geregelt, und es wird 
an diesem Orte eine solche Generatorspannung 
gehalten, die an den Klemmen sämtlicher 
Verbraucher Mittelspannungswerte ergibt. In- 
folge der zentralen Regelung ist die Spannung 
an den Klemmen eines beliebigen Verbrauchers 
Demzufolge wird unter Ge- 
brauchsspannung diejenige Spannung ver- 
standen, die bei leitendem (also nicht, durch 
Transformation hervorgerufenen) Zusammen- 
hange des Verbrauchers mit dem Netze im 
Mittel an den Klemmen des Verbrauchers vor- 


handen ist. Von diesem Gesichtspunkte gelten 


Primärwieklungen der bei dem Verbraucher 
vorhandenen Transformatoren _ auch als Ver- 
braucher. 

Da die Gebrauchsspannung in Abhängig- 
keit vom Betriebszustand des gesamten Netzes 
‘schwankt, so war die Bestimmung der Grenzen 
der mittleren Spannung notwendig, innerhalb 
weleher die normalen Motoren, Transformato- 
ren, Sehalteinriehtungen, Isolatoren, Kabel, 
usw. angewendet werden können. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


JJeuchtungs- 


- verkettete 


' Zusammenhanges 


Erfahrungsgemäß bleibt obenerwähnte 
Abweichung innerhalb #5%, demzufolge wurde 
dieser Abweichungssatz als Anwendungs- 
grenze der normalen Einrichtungen ange- 
nommen. , f 

Zu $ 4. Infolge der fortschreitend sich ver- 
mehrenden Verwendung der elektrischen 
Energie zu Heiz- und anderen Haushaltungs- 
zwecken werden die Beleuchtungseinrichtungen 
wahrscheinlich bald aufhören, die Hauptver- 
braucher der elektrischen Energie im Haus- 
halte zu sein. Dieser Umstand, sowie das Fort- 
schreiten der Lampenfabrikation, der Isolier- 
und Montierungstechnik ermöglichte, daß an 
trockenen Verbrauchsstellen an höhere Normal- 
werte gedacht werden kann als die gegenwärtig 
meistens angewendete Lampenspannung von 
rd 100 V. 

Die Bestimmung der Niederspannungen 
konnte nicht allein auf Grundlage der Städte- 
versorgung geschehen, es mußten auch die 
Anforderungen von landwirtschaftlichen Ver- 
brauchsgegenden berücksichtigt werden. Bei 
diesen letzteren ermöglicht die Erhöhung der 
Niederspannungswerte eine beträchtliche Her- 
abminderung der Anzahl soleher Verteilungs- 
einrichtungen, welche sonst eventuell die 
Anwendung von Mittelspannung (3000, 5000 V) 
erfordern würden. Einfachheit und Wirtschaft- 
lichkeit erfordern, daß die Speisung von Be- 
und Kraftübertragungseinrich- 
tungen aus demselben Netze geschehe. Die 
Spannung speist Motoren und 
größere Verbraucher, die Phasenspannung hin- 
gegen Beleuchtungs- und Kleinverbraucher. 

Die Frage eines eventuellen einheitlichen 
(eine durchgehende _Ver- 
hältniszahl der Nachbarwerte) der Span- 
nungsstufen mußte auch untersucht werden. 

Die Verhältniszahlen 2.und V3 (oder ein 
diesen letzteren nahestehender Wert) ermög- 
lichen die Vornahme gewisser Umschaltungen 
und tragen demzufolge zur Vereinfachung der 
Massenherstellung bei. Wichtigkeit besitzt 
diese Tatsache jedoch nur bei Niederspan- 
nungen, wo Motoren, Transformatoren und 
andere -Verbrauchereinrichtungen für sämt- 


liche Spannungsstufen mit gleicher Isolation 


hergestellt werden. 

Im Falle von Mittel- und Hochspannungen 
erheischt die doppelte oder Y 3-fache Span- 
nung im allgemeinen verschiedene Isolation; 
bei den höheren Spannungswerten müssen 
sogar abweichende Konstruktions rinzipien an- 
gewendet werden. Dies verursac t dann, daß 
von Stern auf Dreieck umgeschaltete oder 
parallelgeschaltete Einrichtungen bei den 
entsprechenden niederen Spannungsstufen mit 
überflüssig hoher Sicherheit bemessen sein 
würden, was eine entschiedene EinbuBe 
ihrer Konkurrenzfähigkeit bedeuten würde. 
Von der Zugrundelegung einer einheit- 
lichen Verhältniszahl wurde demnach bei der 
Bestimmung der mittleren und hohen. Span- 
nungsstufen Abstand genommen. 

(110), (190), 220, 380 V-Vorteil dieser vier 
Spannungsstufen ist, daß die entsprechenden 
Motoren und Transformatoren durch ver- 


‘schiedene Umschaltungen einer einzigen Wick- 


lung hergestellt werden können: 


110 : Hälfte der Spulen in jeder Phase in, 


Reihe, 2 Gruppen parallel, &; 

190 : obige Schaltung, jedoch Y; 
220 : alle Spulen in jeder Phase in Reihe, A; 
380 : obige Schaltung, jedoch Y. 

Die 380 V-Spannungsstufe ergibt bei 
200 PS rd 280 Amp/Phase. Diese Strom- 
größe kann noch genügend wirtschaftlich ge- 
handhabt werden. Ungarn besitzt zwar sehr 
wenige Anlagen von 380 V, 50 Per, sehr ver- 


breitet sind hingegen Einrichtungen mit 300- 


bis 330 V, 42 Per, welch letztere bei 50 Per der 
Normalstufe naheliegende Werte ergeben. 

(500) V. Erwies sich zwecks möglichster 
Herabminderung der Mittelspannungseinrich- 
tungen wenigstens als geduldete Spannung als 
notwendig. Bei dieser Spannung können die 
Stromwerte bis etwa 300 PS wirtschaftlich 
geleitet und gehandhabt werden. Dieser Span- 
nungswert ist in Ungarn ziemlich verbreitet. 
Wäre für diese Stufe ein höherer Spannungs- 
wert gewählt worden, so hätten die Sehalt- 
einriehtungen den Konstruktionsprinzipien der 
Mittelspannungsapparate entsprechend ent- 
wickelt werden müssen. 

Über 300 PS sind die Gestehungskosten 
der Gesamtverbrauchsreinriehtung im allge- 
meinen bei Mittelspannung niedriger, falls 
nicht besondere Verhältnisse (z. B. kleine 
Übertragungsentfernung) die Lösung mit nie- 
derer Spannung verbilligen. 

Die oben erwähnten fünf Stufen decken 
ohne irgendwelche Änderung oder mit sehr 
leicht erreichbarem Übergang etwa 75% der 
ungarischen. Einrichtungen bis einschl. 550 V. 

.3000,% 5000, (10 000),%15 000 V. Diese 
Spannungsstufen stimmen mit den entsprechen- 


1920. Heit 52. 


poligen Einkessel - Ölschalter, 
lungsaussichten der 


kreise befinden würde. Die m 


entspricht 


und Transformatoren noch 


werden. 
betreffend Fernleitung 
Transformatorenfabrikation als eine passende 


nungen als 
nommen werden. 


1053 


den Werten der bekannten ausländischen Ent- 


würfe und Normalien ziemlich gut überein und 


decken etwa 70% der einheimischen Anlagen 
zwischen 1000 und einschließlich 15 000 V. 
30 000 V. Heute ist zwar — in Anbetracht 
der vorkommenden betriebsmäßigen Über- 
spannungen — noch 25 000 V die typische 
Ausführungsgrenze der betriebssicheren drei- 
die Entwick- 
Zukunft lassen 
jedoch die Anwendung der 30000 V- Ver- 
braueherspannung beherrschenden Einkessel- 
Ölschalters erhoffen. . 25000 V wäre der 
15 000 V-Stufe zu nahe gelegen und bietet auch 
oft keine genügend wirtschaftliche Mögliehkeit 
zur Übertragung mittlerer Energiemengen. 
Bei der Bestimmung der 30 000 V-Stufe 
war ferner maßgebend, daß oberhalb dieser 
Spannung die untere Leistungsgrenze der 


nahen 


wirtschaftlichen Masttransformatoren - Aus- 


führung sich schon bedeutend oberhalb des 
Verbrauches mancher kleiner Verbraucher- 
in ähnlichen 


Fällen notgedrungen zur Anwendung ge- 


langenden Einriehtungen wären zu groß un 
3 


demnach auch teuer. Der 30000 ‘V-Wert 
auch vom Gesichtspunkte der 
Kabelherstellung. 

60.000 V. Einerseits ist dies die praktische 
Grenzspannung für Stützenisolatoren, ander- 
seits können bei dieser Spannung Fernleitung 
ohne Rücksicht 
auf elektrostatische Erscheinungen entworfen 
Dieser Spannungswert kann sowohl 
wie auch bezüglich 


Grenze der wirtschaftlichen Konstruktionslö- 


sung betrachtet werden. 


Von der Normalisierung höherer Span- 
100 000 V konnte Abstand ge- 
Solche werden nur im 
Rahmen von Landeselektrisierungen Anwen- 


dung finden. In solchen Fällen kann und muß 


iedoch die anzuwendende Spannung auf Grund 
esonderer Untersuchungen fallweise bestimmt 

werden, und zwar ohne Schädigung der Nor- 

malisierungsbestrebungen. 


Zahlentafel |. 


PET NT er ae  SREREL SI ae 
BR © Be 
3143 3 | = | 
eg s | B5E [E85 
oe = | 233 23 
ie ee 
= = ae 

10. — _ = 110 1 
>= _ _ 115) — = 1 
| 195 18 = ie 

190°. — _ _ l 
— 200 | 1 

20 20 20 — 220.220 4 
ee — 2360 2360 — 2 
380 380 380 — RE RE. 
= — _ m 40 440 °1 
500° 500 5000 5001 500  — 5 

| | — | _ 550 — 

| Tor 

a = — 1100 — 
= _ 2200 — 
3000 .3000 3000) 8000| 3000 — | 5 
Th I = = 4000, — 
5000 5000 5000 — | — = 3 
| 550 — | — 1 
16 6.000 — — |. .6000). 6000| 2 
10000 10000 10000 10000, 10000 10000) 5 
| — 1. 12000) — 
15000 15000 15000 15000) 15000 15000) 5 
— 1°. :120000  — — | 200001 1 
— BE Fe 22.000 _ — 1 
— 125000 235000 — ı ae 0 
3000 — | — | 30000, 30000 30000) 3 
— | 35000] 35000 — I PIE 
ne — - — | 40000, — 
dr = — 1 45000  — Rn 1 
150000 — > — "1 50000) ., = | - 2 
60.000. 60.000. 60000 60000  — | 60000) 4 
= | 65000 — 1 
„= er — | 75000 — = 1 
= e — 1... |.80:000| 80000 1 
FE ee —. | 90000) — —_ 1 
100 000: 100 000 100000 — 100000 100000) 4 
| | 120000) . — __ 1 

| = — 185.000) — 


ı) Normalien _des Verbandes Deutscher Elektro- 
techniker: Genehmigt durch die Generalversammlung in 
Stuttgart. am 27. IX. 1919. j RR 

2) Entwurf des Elektrotechnischen Vereins in Wien. 
Siehe „Elektrotechn. u. Maschb.* 1920. 5. 9. _ . 

3) Spannungsreihe, empfohlen durch die „Union Syn- 
dicale* (Syndicat des Producteurs et Distributeurs d’Energie 
&leetriqne). Derfranzösische Arbeitsministerhatden Entwurf 
genehmigt. die Anwendung der angeführten Spannnngen 
bei Neuanlagen, sowie beim Wiederaufban der zerstörten 
Gebiete angeordnet, für bestehende Anlagen und deren 
Erweiterungen hingsgen als empfehlenswert bezeichnet. 
Vgl. Bulletin des S E. V.. Bd. 10, 1919, S- 206. ) 

4). Fintwurf der „Assoziazione Elettroteenica“. Vgl. 
Bulletin des $.E. V.. Bd. 10. 1919, 8. 206. - 

5, Normalien des „Electric Power Club“. Vgl. Bullet'n 
des 8. E. V., Bd. 10, 1919, S- 206. 


1054 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heit 52. 


“ R > 3 


80. Dezember 1920. 


Bemerkungen. 


Wie aus den Erläuterungen: der Normalien 
ersichtlich, beachtete der Normalienausschuß 
bei der Bestimmung der Spannungsstufen 
folgende Hauptgesichtspunkte: 

1. Die Normalstufen sollen einen möglichst 
großen Teil der bestehenden Einrichtungen 
decken, EFE- 

2. Die Stufenzahl soll in Anbetracht der 
Anforderungen der Massenherstellung und 
Lagerhaltung sowie der inländischen Mitwir- 
kungsmöglichkeiten genügend klein gewählt 
werden, 2 

3. Die Spannungswerte der Normalreihe 
sollen mit den ausländischen Normalspan- 
nungen möglichst übereinstimmen. 

Es soll nun. untersucht ‘werden, bis zu 
welchem Grade diese selbstgestellten Bedin- 
gungen durch die Arbeitsergebnisse des: Aus- 
schusses erfüllt erscheinen. 

1. Diese Anforderung ist in großem Maße 
erfüllt, indem rd 75%, der Anlagen bis einschl. 
550 V, und ıd 70% der Einrichtungen 
zwischen 1000 und 15000 V gedeckt er- 
scheinen. 

2. Bei der die Stufenzahl betreffenden 
Untersuchung dienen die bisher bekannt- 
gewordenen . Entwürfe bzw. Normalien des 
Auslandes als Grundlage. (Siehe Zahlentafel 
Nr..28) 

Die Zahl der Spannungsstufen ist infolge 
ihres Zusammenhanges mit der Elektrizitäts- 
versorgung wichtig. In Gegensatze hierzu ist 
vom Gesichtspunkte der Fabrikation und der 
Lagerhaltung nur die Zahl der Herstellungs- 
stufen ausschlaggebend. Diese letztere wird 
erreicht, wenn wir“ alle durch verschiedene 
Schaltungen derselben Wickelung erreichbare 
Spannungsstufen vereinigen (z. B. bilden die 
Abstufungen 110, 190, 220, 380 der ungarischen 
Normalien eine einzige Herstellungsstufe). Bei 
Mittel- und 'Hochspannungen ist diese Ver- 
einigung aus schon früher angeführten Grün- 
den nicht möglich. 


Zahlentafel 2, 
Zahl der 


Staat Spannungs- | Herstellungs- 
stufen 
Amerika (Ver. St. Am.) 18 17 
Frankreich . =, 16 14 
Deutschland . .... 14 13 
Österreich 2.0.0, 13 12 
Italiener 12 11 
Ungaınss we 12 | 9 
! 
Wie aus den bezüglichen Daten der 


Zahlentafel 2 ersichtlich, ist sowohl die Zahl 
der Spannungs-, wie auch der Herstellungs- 
stufen in den ungarischen Normalien die 
niedrigste. 

Der schweizerische Entwurf?) wurde in der 
Zahlentafel 1 nicht angeführt, da diesbezüglich 
keine einheitliche Stellungnahme vorliegt und 
außerdem sämtliche Entwürfe nur die Nieder- 
spannungen behandeln. 

Bi Gelegentlich der Untersuchung der 
Übereinstimmung der ungarischen. Normalien 
mit den ausländischen Normalien und Ent- 
würfen konnten die amerikanischen Spannungs- 
stufen infolge der angewendeten 60 Per außer 
Acht gelassen werden. Belanglos ist, die Über- 
einstimmung der Stufen 110u. 190 V der un- 
garischen Normalien in Anbetracht ihres ein- 
fachen Zusammenhanges mit 220 und 380 V. 

Demnach ergeben sich für die restlichen 
Stufen der ungarischen Normalien in Ver leich 
mit den 4 in Betracht kommenden Span- 
nungsreihen der Zahlentafel 1 folgende Über- 
einstimmungszahlen: 


Zahlentafel 3. 


Uberein- Überein- 
Spannung SIUODILRER: Spannung ee 
220 + 10 000 5 
380 3 15 000 5 
500 5 30 000 3 
3 000 5 60 000 4 
5 000 3 100 000 4 


Die niedrigste Wiederholung ist demnach 
3. Vier Stufen der ungarischen Normalien sind 
sogar in sämtlichen untersuchten Spannungs- 
reihen enthalten. Demgegenüber ist die größte 
Übereinstimmungszahl der nur in Ausland- 
normalien und Entwürfen angeführten Stufen 
2 (in 6 Fällen), während die restlichen 13 Stufen 
nur In je einem Lande angewendet werden. 


') Da nur die deutschen, österreichischen und 
ungarischen Normalien normale und geduldete Spannungen 
unterscheiden, wurde in der Zahlentafel von einer bezüg- 
Haben: Be iohnane abgesehen, = 

ehe Bulletin des 8.E.V. Bd. 10, 1919. S. 79 und 
Bd. 11, 1920, 8. 89 und 116. EN 


Wenn wir nun, um die Untersuchungen zu 
vervollständigen, die ungarischen Niederspan- 
nungsnormalien, mit den Werten der schweize- 
rischen Entwürfe! ) (siehe Zahlentafel 4) ver- 
gleichen, R 
Zahlentafel 4. 


A B 
125° 145 
220 250 
380 440 
760 880 


so kann die teilweise Übereinstimmung mit 
Vorschlag A (220 u. 380 V Hauptnormalspan- 
nungen) des schweizerischen Entwurfes fest- 
gestellt werden. | N 

Infolge beinahe vollkommenen 'Fehlens 
der Einheitlichkeitsbestrebungen in den aus- 
ländischen Spannungsnormalien ‘und Ent- 
würfe konnte eine weitergehende Erfüllung 
der bei Inangriffnahme der ungarischen Nor- 
mierungsarbeiten aufgestellten Hauptbedin- 
gungen nicht erreicht werden. 


Die neuen Wagen der Londoner 
Untergrundbahn, 


In der ersten Hälfte dieses Jahres ist bei der 
Londoner. Untergrundbahn und zwar auf der 
sogenannten ‚„Bakerloo-Linie‘‘ (Baker Street 
und Waterloo Railway) ein neuer Wagen in Be- 
trieb genommen worden, welcher verschiedene 
bemerkenswerte Neuerungensowohlin bezug auf 
den mechanischen als auch den elektrischen Teil 
aufweist. DieWagen gehen, zu Zügen von 3 Trieb- 
und 3 Anhängewagen zusammengestellt, von der 
Tunnelstrecke der Bakerloo-Linie auch auf die 
Übertaglinien der London und Northwestern 
Railway über und durchlaufen im Gemein- 
schaftsbetrieb dieser beiden Gesellschaften 
Streckenlängen von insgesamt etwa 32 km. 
Die äußere Form der Wagen weicht von der 
in Deutschland üblichen Bauart dadurch ab, 
daß für den oberen Teil, wie bei allen Röhren- 
bahnen Londons, ein dem Tunnelquerschnitt 
angepaßter kreisförmiger Querschnitt gewählt 
wurde und die Seitenwände nach oben trapez- 
förmig eingezogen sind, wodurch einerseits 
genügend Raum für 4 Personen auf Quer- 
bänken vorhanden ist und anderseits auch am 
oberen Teil der Außenwände der erforderliche 
Abstand von der kreisförmigen  Tunnelwand 
gewahrt werden konnte. Die Triebwagen sind 
für 36 Sitzplätze, die Anhängewagen für 48 
Sitzplätze eingerichtet; außerdem ist bei beiden 
Wagenarten in der Mitte und an den Enden 
für eine größere Anzahl Stehplätze Raum 
vorhanden. Jeder Triebwagen hat nur einen 
Führerstand; angrenzend daran liegt ein vom 
Wageninnern abgeschlossener Schalterraum, 
in welchem die Anfahrwiderstände, die Steuer- 
schützen, die Überstromsicherungen, der Motor- 
kompressor sowie die übrigen Apparate der 
Luftdruckbremse untergebracht sind. Die 
Triebwagen haben einen Mittel- und einen 
Endeingang, während bei den Anhängern in 
der Mitte und an beiden Enden Türen vor- 
handen sind. Die Endtür wird durch einen 
Begleitmann mittels einer mechanischen Tür- 
schließvorrichtung bedient, die elektrisch in 
der Weise mit der Mitteltür gekuppelt ist, 
daß letztere erst geöffnet werden kann, wenn 
erstere bereits offen ist. Das Schließen der 
Mitteltür erfolgt automatisch durch einen auf 
Federwirkung beruhenden Türschließer. In 
die Türschließvorrichtung eingebaute Lampen- 
signale lassen den Begleitmann erkennen, ob 
sämtliche Türen ordnungsgemäß geschlossen 
sind. Jeder ‚Triebwagen ist mit 2 in ein Dreh- 
gestell eingebauten Gleichstrommotoren von 
180 Leistung ausgerüstet, welche dem 
Zuge bei einer Spannung von 600 V auf der | 
Wagexechten eine Geschwindigkeit von 65 bis 
70 km/h erteilen. Gesteuert werden die Mo- 
toren durch Schützenschalter, welche sich unter | 
Vermittlung eines Stromrelais selbsttätig ein- 
schalten, nachdem der Wagenführer die Fahr- 
schalterkurbel in die Reihen- oder Parallel- 
stellung gebracht hat. In diesen Stellungen ist 


.) Als die ungarische Normalienkommission ihre 
Arbeiten beendete, waren als letzte schweizerische Vor- 
schläge die im Bulletin des S.E. V. Bd. 10, 1919, 8.79, ver- 
öffentlichten Entwürfe 


a) b) c) 
125 110 125 
145 125 145 
220 190 220 
250 220 250 
290 : 339 

380 

440 

500 


bekannt. Die ungarischen Niederspannungsstufen stimmten 
mit Entwurf b) beinahe vollkommen überein. Die neuesten 
unter A und B angeführten Vorschläge wurden erst seit dem 
bekannt. (Siehe Bulletin des 8. E. V- Ba. 11, 1920, 8.89 u. 115), 


—m—— 


der Führer dann auch gezwungen, einen in die 


Kurbel eingebauten Druckknopf niederzu- 


drücken ; unterläßt er dies, so springt die Fahr- 
walze sofort selbsttätig in die Nullstellung. 
zurück, die Steuerstromkreise werden unter- 
brochen und die Luftdruckbremse tritt in 


Widerstände 


e=Relais 


7] 


Luftbehälter 


9 = Schmelzsicherung. 


d 
Abb. 1 
Triebwagen der Londoner 
Untergrundbahn. 


a=lLuftpumpe _ 
Bremsventil 


[) 
c = Führersitz 


ELTERN " I 
SE x —— 
P 12 
ko IX 1. 
Bat FG LEBER [ii zn EN N Zu 
#4 \ 


[5 


5 
ET 


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° CN 
° Alla 5 
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9 - 


| 
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1 


En 
\ { 


ZEIBE 
3, 
# 


j) 


| 


BUT 


sofortige Unterbrechung 


Tätigkeit. 
der Steuerstromkreise erfolgt auch durch ein 


Eine 


Potentialrelais, welehes beim Ausbleiben der 


Spannung in Tätigkeit tritt. („Eleetr. Railw. 


Journ.“, Bd. 56, 1920, 8. 4 und „Electr. Review“ 
London, Bd. 86, 1920, 8. 483.) Br. 


\ 


4 


BE ae Na 


30. Dezember 1920. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


F: Fernleitung mit 220 kV für Schweden. — 
Um die Ausnutzung der Wasserkräfte auf der 
. Ost- und Westküste von Schweden zu fördern, 
' hat die schwedische Regierung beschlossen, 
‚ die Kraftwerke Trollbätta und Alfkarleby 
durch eine 220-kV-Leitung zu verkuppeln. 
= Nach dem Projekt soll die Fernleitung im De- 
‚  zember 1921 fertig sein. Die Leitung-wird zu- 
\ nächst nur für 132 kV isoliert und für die UÜber- 

tragung von 30 000 kV bemessen, später soll 


sie dann auf die obengenannte Spannung ge- 
bracht werden. („Electrical World® Bd. 76, 
1920, S. 1087.): —a. r 

. Elektromaschinenbau. 


——- [1 —_—o- 


Der Anlauf von Synehronmaschinen. — 
A. Hay und F.D. Modawalla unterscheiden 
beim Anlauf eines Synehronmotors 5 Momente, 
_ die für die Anfahrt, die Beschleunigung und 
das Intrittfallen wesentlich“ sind. 1.‘das 
- synehronisierende Moment, das auf den wech- 
selnden Widerstand des magnetischen Schlie- 
- Bungskreises zurückzuführen ist; der Mittel- 
= wert dieses Momentes ist während des Still- 
_ standes und während, der Beschleunigungs- 
 periode Null und 


1 


negativen und positiven Wert erst bei syn- 


ehroner Umdrehungszahl auf. 2. das Hysterese- 
moment, das bewirkt, daß die positiven Halb- 
S wellen des synehronisierenden Momentes wäh- 
rend der Beschleunigungspseriode die negativen 
"  Halbwellen überwiegen. Dieses Moment hat 
= infolgedessen zwischen Stillstand und syn- 
 ehroner Umdrehungszahl einen konstanten 
Be iron Wert, wird bei Synchronismus zu 
ull und wirkt bei übersynehroner Drehzahl 
"  verzögeınd (konstanter negativer Wert). 
3. das Induktionsmotormoment, das auf die 
_  Dämpfer-, bzw. Kurzschlußankerwicklung zu- 
" Tückzuführen ist. Dieses wirkt in analoger 
“Weise, wie beim Induktionsmotor; ‘es läßt 
sich auch in gleicher Weise durch den Wider- 
stand und den Skineffekt der Käfigwicklung 
beeinflussen. 4. das Moment der Kurzschluß- 
| > ströme in der geschlossenen Feldwicklung. Wie 
F 
| 


bei dereinphasigen Schaltung eines Induktions- 
motors in der Nähe des halben Synchronismus 
ein stabiler Betriebszustand möglich ist, so 
verhält sich auch ein Synchronmotor bei völlig 
in sich kurzgeschlossener Feldwicklung. Es 
ist infolgedessen vorteilhaft, den Feldkreis 
während des Anlaufens offen zu. lassen und 
ihn erst nach Überschreitung des halben Syn- 
chronigmus zu schließen. Allerdings muß die 
Gefahr des Felddurchschlages dabei ent- 
‚sprechend berücksichtigt werden. 5. das Mo- 
ment der Wirbelströme in den massiven Pol- 
schuhen. Teilweise wirken die massiven Teile 
des Induktors wie die Käfigwicklung eines 
Induktionsmotors, teilweise wie die einphasige 
kurzgeschlossene Läuferwieklung eines Induk- 
tionsmotors in einphasiger Schaltung. Eine 
Reihe experimenteller Daten, die den Zusam- 
'menhang zwischen aufgedrückter Spannung, 
Stromaufnahme, erreichter Leerlaufumdre- 
hungszahl, Leistungsfaktor und Feldspannung 
zeigen, ergänzen die Arbeit. Die Aufnahmen 
wurden an einem 5-kW-Einankerumformer für 
750 Umdr/min bei abgehobenen Bürsten. durch - 
geführt.” Von der Ausführung des Umformers 
ist noch mitgeteilt, daß er mit geblätterten 
Hauptpolen und mit Hilfspolen ausgerüstet 
war und das keine besonderen Vorkehrungen 


Die Verfasser geben in ihrer Arbeit eine 
Literaturübersicht, führen aber darin die deut- 
schen Arbeiten nicht an. (.,‚Journ. Am. Inst. 
El. Ing.“ Bd. 39, 1920, S. 34.), F. H- 


Leitungsbau. 


Zerstörungserscheinungen an mit Teeröl 
imprägnierten Masten. — Auf der Fernleitungs- 
. strecke eines Überlandwerkes_ wurden kürzlich 
an* Masten,* die im. Frühjahr” 1915 aufgestellt 
worden waren, Fäulniserscheinungen beobach- 
tet. Die kurze Standdauer der angekrankten 
bzw. bereits angeschuhten Holzmaste wurde 
darauf zurückgeführt, daß fast ausnahmslos 
Fichten- statt Kiefernholz benutzt wurde, ob- 
wohl das verwendete Holz nach dem* Aussehen 
der Maste sowie nach den entnommenen Bohr- 
proben zu urteilen, bei der Ablieferung durch- 
aus einwandfrei war. Tanne bzw. Fichte ist 
selbst bei Anwendung der intensivsten Kessel- 
druckverfahren‘ sowie einwandfreien Teeröles 
im allgemeinen_nur ganz unzureichend ; zu 


tritt mit seinem vollen 


für den asynehronen Anlauf getroffen waren. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 52. 


RUNDSCHAU. 


durehtränken. Auch besteht die Möglichkeit, 
daß bei Imprägnierung der Maste die damals 
allein erreichbaren Teerölersatzstoffe ange- 
wendet wurden und die Maste nicht ganz 
trocken waren ;in diesem Fallsind für die imHolz 
bereits vorhandenen Keimen der zerstörenden 
Pilze besonders günstige Lebensbedingungen ge- 
schaffen worden. Esist empfehlenswert, beiden 
bereits angeschuhten Masten dafür zu sorgen, 
daß die Maste in den Schuhen genügend weit 
vom Erdboden entfernt stehen, um Luft frei 
zirkulieren zu lassen. (,Mitt. d. Vereinig. d. 
EI. W.“, Bd. 19, 1920, 5. 239.) Gg. 


‘Die Stärke der Isolierhülle bei amerika- 
nischen Starkstromkabeln. Für die Ver- 


handlungen der National Electrie Light Asso-. 


ciation in Pasadena wurden statistische Er- 
hebungen über die Isolationsstärken zahl- 
reicher Kabelsorten der größeren Betriebs- 
gesellschaften zusammengestellt, welche in 
der folgenden Zahlentafel enthalten sind. 


Zahlentafel 1. Isolationsstärken 
amerikanischer Starkstromkabel. 


. ‚60 ; 
: 1 ag ee 
3 Oo r . starke 
Gesellschaft 58 | Querschnitt | Be 
TE 08, Leiter- |Mantel- 
Au isol. | isolat. 
kV. mm? mm | mm 


Dreileiter- und Vierleiterkabel. 


Milwaukee. 26,4 69 1210752 
Baltimore - 26,0 107 7,221,.40 
Boston“... - 25,0 _ 7,2 4,8 
N.Y. Edison 25,0 177. 6,3 | 3,2 
Detroit . 24,0 69 7,2.\ 5,6 
Toledo’. 23,0 152 7,2 | 5,6 
Cleveland . 22,0 34 7,9) 7,9 
Chicago 22,0 177 7,6 | 2,83 
Pittsburg . - 22,0 126 1,2.,.1,2 
Los Angeles 20,0 107 6,4 | 6,4 
N. Y. Edison 15,0 177 5,6 | 5,6 
San Franeisco . 15,0 107 5,2 | 5,2 
Milwaukee. 13,2 _ 5,6 | 5,6 
Louisville . 13,2: 126 5,6 | 5,6 
Toledo 13,2 67 4,8 | 4,0 
Baltimore . 13,0 107 6,4 | 1,6 
Chicago - - 12,0 253 5,2. | 2,4 
Los Angeles . 12,0 107. 5,6 | 5,6 
Cleveland . 11,0 107: 7.1 6,4::1,6 
Pittsburg - 11:02:17 107 5,6 | 4,8 
N. Y. Edison 8,0 ET. 4,0 | 4,0 
Louisville . 3) 8,3 1-32. 3,2 
Baltimore . 6,6 107 4,0.1..3,2 : 
Toledo er 6,6 126 3,2) .3;52 
San Franeisco . 5,0 107 3,2:73,2: 
Detroit . - a 4,8 101 4,0 | 4,0 
Cleveland . 2 4,6 107 32a 
Louisville . 4,0 126 4,0 | 4,0 
Baltimore . 4,0 |. 58 3,2 | 2,4 
Chicago 4,0 58 2,4 | 2,0 
Louisville . . 4,0 107 2,4.12,4 
Los Angeles. 2,5 107 2,4 | 2,4 
San Franeisco : 2,5 107 2,4 | 2,4 
Cleveland . 2,3 58 2,4 | 1,6 
Pittsburgh ; 2,3 107 3;2:1 2,4 
San Franeisco. . 0,75 107 1,6 | 1,6 
Einleiterkabel. 
Baltimore . . . |13000 632 7,91. — 
San Franeisco . 750 760 3,21 — 
Los Angeles... 600 506 2,4 — 
Toledo Zu 600 506 4,0 | — 
Louisville . 600 506 2,4) — 
Chicago . . 300 |107 bis 760 | 3,2 | — 
N. Y. Edison 300 506 4,0 | — 
Cleveland . 300 506 32| — 
Detroit . . ... | 250 506 3,2 — 


Sie beziehen sich auf Dreileiter- und Vier- 
leiterkabel für 750 bis 26 400,V und auf Ein- 
leiterkabel für 250 bis 13 000 V. Diese Zu- 
sammenstellung dürfte auch für deutsche 
Firmen von Interesse sein. Die Quersehnitte 
der amerikanischen Drahtlehre haben wir auf 
metrisches System umgerechnet. In einigen 
Fällen ist die Stärke der gemeinsamen Isolier- 
hülle der Leiter so weit herab esetztworden,daß 
es möglich war, Spitzenbelastungen bis zu 
10 000 kW über ein Kabel zu übertragen, 
dessen Außendurchmesser 75 mm nicht über- 
schreitet. („Electrical World“ Bd. 76, .1920, 
S. 339). Piz. 


1055 


a ———m 


\ Meßgeräte und Meßverfahren. 


Komplex - Wattstundenzähler mit Maxi- 
mumzeiger. — R.H. Wolford beschreibt ein 
Meßgerät, welches das Zeitintegral über die 
Seheinleistungen bilden soll zum Zweck der Er- 
mittlung des durchsehnittlichen Leistungs- 
faktors eines Stromverbrauchers. Seitdem sich 
in den letzten Jahren fast überall die Not- 
wendigkeit geltend gemacht hat, Verbrauchern 
mit schlechtem Leistungsfaktor entsprechend 
höhere Stromgebühren zu verrechnen, sind 
wiederholt Meßgeräte zur vermeintlich ein- 

‘ wandfreien Bestimmung des durchsehnittlichen 
Leistungsfaktors einer Betriebsperiode an- 
gekündigt worden. Bewußt oder unbewußt 
wird hierbei mitunter auf Konstruktionen 
zurückgegriffen, die aus physikalisch unrich- 
tigen Vorstellungen und Analogieschlüssen!) 
entsprungen sind und sich früher nicht ein- 
geführt hatten. So ist das von Wolford be- 
Schriebene Meßgerät nichts anderes als der 
von Arno im Jahre 1910 bekanntgemachte 
Komplex-W attstundenzähler,und es befremdet, 
daß jeder Hinweis auf diese. Urheberschaft in 
der besprochenen amerikanischen Veröffent- 
liebung fehlt. Die diesem Zähler anhaftenden 
Mängel sind wiederholt, zuletzt von Kopp?), 
besprochen worden. Besonders hervorgehoben 
sei hier der Umstand von grundsätzlicher Be- . 
deutung, daß ‚dieser Komplex-W attstunden- 
zähler nur bei einem bestimmten (angenom- 
menen) Phasenwinkel (z. B. % = 42°, also 
cos pp rd 0,75) und unter der Voraussetzung 
konstanter Durchgangsleistung richtige An- 
gaben macht; bei Abweichungen vom Phasen- 
winkel po zeigt das Gerätin steigendem Maße 
fehlerhaft: z. B. bei g= 0 um 25%, bei = 
900 um 33%, allgemein um 100 [1 — cos 
(Po = p)]% zu wenig (bei nacheilendem Strom). 

s 


müßte doch zu denken geben, aß 
es — man befaßt sich hiermit nunmehr 
seit zwei Jahrzehnten —‘ bis heute nicht ge- 


lingen wollte, 
brauchszähler anzugeben, 
einem bestimmten Sonderfall, 
dem Wattstundenzähler auch in jedem be- 
liebigen allgemeinen Belastungsfall (z B. 
bei stark verzerrtem Spannungsdreieck) rich- 
tig verzeichnet, und man. müßte sich all- 
mählich zu der Einsicht bekehren, daß die 
üblichen Gedankengänge eben fehlerhaft sind. 
Es kann nicht . oft genug betont werden, 
daß 'es nur in bestimmten Sonderfällen zu- 
lässig ist), die Blind- bzw. die Scheinleistungen 
ebenso über die Zeit zu summieren, wie dies 
mit den Wirkleistungen durch den Watt- 
stundenzähler in stets grundsätzlich richtiger 
Weise geschieht. Dieser Umstand, bzw. die 
physikalisch verfehlte Messungsart bildet den 
tieferen Grund für das Versagen der sogenann- 
ten Blind- und der sogenannten Scheinver- 
' hrauchszähler gegenüber allgemeinen Be- 
lastungsfällen. Die Ausrüstung eines solchen 
Hilfsezählers mit einem Maximumzeiger bietet 
an sich nichts Neues und ist den engeren 
Fachkreisen durch die Veröffentlichung einer 
deutschen Patentanmeldung aus dem Jahre 1 918 


bekannt. (Electrical World‘ Bd. 76, 1920, 
S.. 382.) 


einen Blind- oder Scheinver- 
der nieht nur ın 
sondern gleich 


Bchh. 


Verkehr und Transport. 


- Die kritischen Drehzahlen der Kurbelge- 
triebe elektrischer Lokomotiven. — In einer 
früheren Arbeit?) über die Seh wingungszahlen 
der die Festigkeit der Kurbelgetriebe elektri- 
scher Lokomotiven beanspruchenden Kraft 
fand W. Kummer unter Zugrundelegung des 
Zweimassensystems mit den Massen m, und 
m, und der Elastizitätskonstanten y, die als die 
für die Kraft 1 auftretende Länge der Form- 
änderung verstanden ist, eine Sch wingungs- 
zahl ve der Eigensch wingung: 


1 "m; Em 
cö mem 


nr DEM Y.mı.Mg 


und Schwingungszahlen v von erzwungenen 

Schwingungen, die sich für eine Winkelge- 
schwindigkeit ® der Kurbelwellen 

1 

ZEN T, DA 

Ve 


beim sogen. idealen Getriebe, 


ı) Vgl. „ETZ“ 1919. S. 101. Eine gemeinverständliche 
Darstellung der physikalischen Grundlagen der Bestim- 
mung des mittleren Leistungsfaktors findet sich in „He- 
lios“, 1920, Nr. 15 u. 16. # 

2) Vgl. „ETZ“ 1920, S 774, 790, 970. 

®) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 831; ferner „ETZ“ 1920, 


Sp. 3. 
Vgl. „ETZ* 1915, S. 311. 


S. 662, 


1056 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 32 ____ 30. Dezember 1920. 


D'a Wo»rt3 v. der Beispiele l und 3Jent-, mittels eines 


1 
A n NE 2 sprechen dem Sonderfall I Werte erden | der Armatur 
; snos ARBE Beispiele 2 und 4 dagegen dem Sonderfa 5 
beim Getriebe mit Stangen = Lingsnfehlern, (‚Bulletin das Schweiz Hlektrotechnischen | . | 
zu: 194.20, ,1 40 Vereins“, 1920, 8. 237 und 272). Ur. | verwendbar. 


beim Getriebe mit Lagerspiel, 
ergaben. Im Falle von Resonanz entstehen 
demnach kritische Drehzahlen vx, die gleich 
der Eigensch wingungszahl dividiert durch zwei, 
bzw. dividiert durch 1 und 2, bzw. dividiert 
durch 2 und 4 sein müssen. Da angesichts 
der Möglichkeit weiterer Ausführungsfehler 
und Abnutzungserscheinungen einenoch größere 
und in allgemeiner Weise darstellbare Zahl kri- 
tischer Drehzahlen: 


Beleuchtung und Heizung. 


Helopal-Armaturen. — Unter diesem Na- 
men bringt die Firma Helmholz & Pauli,Frank- 
furt a. M., eine Lampenarmatur für hochker- 
zige Gasfüllungslampen auf den Markt, welche 
es ermöglicht, Lampen ba>liebiger Herkunft, 
die bekanntlich innerhalb derselben ‘Wattgröße 
nicht unerhebliche Längenunterschiede auf- 
weisen, so zu verwenden, daß in jedem Falle 
der günstigste Abstand des Liehtpunktes vom 
Reflektor eingehalten wird. Bei älteren, auf 
dem Markte befindlichen Beleuchtungskörpern 
dieser Art sind Armatur und Fassung gegen- 
seitig verstellbar gemacht. Bei den nur aus 
einem Reflektor bestehenden leichten Arma- 
turen wird der Lichtschirm gegen die unbeweg- 
lich aufgehängte Fassung verstellt, während 
bei schwereren Ausrüstungen die Fassung, als 
der leichtere Teil, innerhalb der unbeweglichen 


u 
mtpn=eLh=-23=93,=4.- 5 26.7. erwar: 
tet werden konnte, veranlaßte Kummer zu 
experimentellen Untersuchungen, ‚die dann 
1917/18 durch K. E. Müller in Zürich ausge- 
führt wurden. Gleichzeitig überprüfte Müller 
auch die ihm vorgelegten rechnerischen Grund- 
lagen, die auf der Gleichung: 

dx ; 


sondere Eigenschaften, wie Masse, beschränkte 
Gesch windigkeitssteigerung beiEntlastung, aber 
große Zugkraftsteigerung bei Überlastung, bei 
der Konstruktion und Auswahl der elektrischen 
Austüstung berücksichtigt ‚werden müssen 


a4 r4i:-2=Rl) Armatur einstellbar ist. Die Verstellung erfolgt | Heben des leeren Hak. 
zumeist bei geschlossener Armatur von außen den mechanischen K 
mit 4 — ut m als Konstante und R(t) als | unter Beobachtung des Ergebnisses der Ver- | Abnutzung birgt die 
Y.Mmı.Mmg stellung bei brennender: Lampe. Derartigen. gen in sich: 


sogen. Störungsglied beruhen, und fand, daß 
schon bei spielfreiem Getriebe diese Grund- 
lagen richtiger aus einer Gleichung: 


d? x 
z — Rt 
det .x R(t) 


hergeleitet werden, deren Integration indessen 
auch wieder eine Reihe kritischer Drehzahlen vy 
liefert, die aus: 


le V m + Ma 
Vk ee 


179% m Y.Mı.ma 


berechnet werden können, mit %& als Zahlen- 
korrektionsfaktor in der Gegend von 1, wie- 
wohl stets < 1. Indessen sind die damit ge- 
wonnenen kritischen Drehzahlen zunächst nur 
Grenzwerte solcher Drehzahlen, indem die re- 
sonanzartigen Schwingungen (Schüttelschwin- 
gungen) gewissermaßen ganze Drehzahlgebiete 
erfüllen, von denen allerdings nur dasjenige für 
4 = 1 von erheblicher Breite ist (bis 11% des 
Mittels der entsprechenden Werte v )- . Bei 
Vorhandensein von Lagerspiel wird v; gegen- 
über spielfreiem Getriebe bis auf etwa 15% er- 
niedrigt und fällt, je nach Größe des Spieles 
und des übertragenen Drehmomentes etwas 
verschieden aus; der Modul u erlangt dann vor- 
zugsweise die Werte 2 und 4, 

Auf Grund dieser Ergebnisse der analyti- 
schen Untersuchungen Müllers schließt Kum- 
mer, daß für die rasche Vorausberechnung kri- 
tischer Drehzahlen weiterhin mit den einfachen 
Beziehungen: 


1 V mı + my ve 
ve= 5 n FR 
3. Va ES u 
gerechnet werden dürfe, wobei u auch auf Grund 
der Experimente Müllers vorzugsweise die 
Werte 2 und 4 erlangt. krass 
Im Falle von Antrieben durch Kuppelrah- 
men mit zwei angreifenden Motoren (Dreiecks- 
antrieb) erfolgen die Schwingungen wesentlich 
von Motor zu Motor; es gilt dann: 


Armaturen mit verstellbarer Fassung haftet Die meisten elektrischen Ladewinden sind 
eine gewisse Schwerfälligkeit des Stellwerks 
und der lästige Umstand an, daß das Auge bei 
Veränderung der gegenseitigen Stellung von 
Glühlampe und Reflektor bsobachtend mitwir- 
ken muß, wobei leicht Fehler unterlaufen 
können. Die obenerwähnte Ausführungsform 
„Helopal‘“ hat die Eigentümlichkeit, daß die 
richtige Einstellung des Lampenlichtpunktes 


"für eine gewisse Armaturgröße selbsttätig eT- 
folgt (Abb. 1). Die Glühlampe bzw. Fassung ist 


mit Rücksicht auf das ungeübte, stets wech 
selnde Bedienungspersonal erforderlich ist, wird. 
‚bekanntlich die Hauptstromwicklung über Vor- 


der vollen Last nur soweit gesch wächt werden, 
daß sich für Senken des leeren Hakens etwa die 
1,4-fache Normalgeschwindigkeit ergibt, wäh- 


rend die 1,9-fache gefordert werden muß, wenn 
‘ die elektrische Winde nicht der Dampfwinde 
unterlegen sein soll. Die Siemens-Schuckert-. 
werke verwenden daher einen- Kompound- 
motor, dessen Nebenschlußfeld beim Heben so 
weit geschwächt wird, daß praktisch die Cha- 
rakteristik des Hauptstrommotors entsteht. 

Beim Senken wird die Hauptstromwicklung ab- 
geschaltet und das Nebenschlußfeld so weit ge- 
schwächt, daß die gewünschte Senkgeschwin- 
digkeit für den leeren Haken erreicht wird. 
Wırd auf dieser LE ae Steuerwalze Last 
gesenkt, so wird das Fel selbsttätig auf den er- , 
forderlichen Betrag verstärkt. Diese Schaltung 
wird sowohl mit an die Winde ‚angebauter 
Steuerwalze als auch mit getrennt in geschütz- 
tem Raume untergebrachtem Schützenschalt- 
werk ausgeführt. Vergleichende Versuche unter 2 
praktischen Betriebsverhältnissen haben er- = 
geben,. daß der mittlere Energiebedarf einer 
solchen Winde nur etwa ?/; von dem einer 

Winde mit Hauptstrommotor und Sicherheits- 
Senkbremsschaltung beträgt. Die über den 
Brennstoffverbrauch von Dampf- und elektri- 
schen Winden vorliegenden Zahlen, welche 
praktischen _Betriebsergebnissen entnommen 
sind und mit den Berechnungen gut überein- 
stimmen, ergeben etwa folgendes Bild: 


Brennstoffverbrauch für Laden und Löschen 
von 1 t Ladung: PER 


Abb. 1. „Helopal“-Armatur. 


m=m—mv-,. : \ 2 (I 
ee NER FT: 

Im Falle von Blindwellen = bzw. Trieb- 
achsenantrieben vom einen, oder vom einzigen 
Motor aus, wo m, = oo die Zugsmasse darstellt, 
gilt: 


nach oben freibeweglich und mit ihrem Glas- 
körper gegen eine lehrenartig wirkende Auflage 
im unteren Teil der Armatur abgestützt. Maß- 
gebend für diese Anordnung, war die Tatsache, 
daß diein Frage kommenden Glühlampen einer 
Wattgröße verschiedener Herkunft im wesent- 
lichen in bezug auf Länge und Ausführung des 
Lampenhalses, nicht aber hinsichtlich der 


mı= m; mg, = ©; Vo, 5 V-- EURE, 


Diese beiden, praktisch wichtigen Sonderfälle 


ısch onderläll Ballongröße voneinander abweichen. Diese m TT TTmm m — 

werden durch 4 Beispiele belegt, für die die Tangenaby sohuneer des Halses spielen bei | Antriebsart | Antriebsart ee, E 
Fahrgeschwindigkeiten ve und ©%, in km/h, an | der Helopal-Armatur keine Rolle, da sich hier | der Winde desGenenutors Pre Te 
Stelle der Drehzahlen v. und vr. je 18 gegeben | die Höhenlage des Lichtpunktes durch die Ab-. Fer ; 
werden. In der nachfolgenden Übersich tstafel stützung des Ballons stets richtig einstellt. Wo SEE 3 # 
der 4 Beispiele sind als Werte v% die tatsächlich | essich darum handelt, in einer Armaturgröße nur Dampf SE Kohle 6 kg 
festgestellten kritischen Fahrgeschwindigkeiten Lampen der gleichen Wattgröße zu benutzen, lekleisch, D oe } ie Er ”. 

non S ; ‚ve wird die als Gewindespindel ausgebildete Stütze eKtrisce amp ‚ Aohle De?) 
aufgeführt, so daß der Quotient 277 dann den unverstellbar angeordnet, es Frördet aber auch ” Ser RUF 4 „ 
praktisch in Betracht kommenden Modul u | Armaturen mit verstellbarer Stütze geliefert, ” Olmotor ” 0,34 „, 


zum Ausdruck bringt. ı» um der Forderung ‘gerecht zu werden, £ auch 


Lampen verschiedener : Wattzahl in ein und 


Diese Zahlen ergeben, daß bei den heutigen $ 


= } ER Weltmarktpreisen für Brennstoffe sich die 

Si ae}, en a an ‚ie Mehrkosten einer elektrischen -Windenanlage 
42 : 2383 ‚ung erkenn, > PERF Sinschließlich zugehöriger Primärstation mit - 
=] Bahnanlage Lokomotive 248 fassung im Oberteil der Armatur längsver- 0 bis 80% verzinsen, sodaß auch Dampferihre 
ER El zeje|s aD re a ne ae a ze Wirtschaftlichkeit durch eine solche Anlage er- 

= salz n außer T Armatur als Hand- ; 2 Re Sc, : 

en LEERE Bl Be KEE Teen Kan Ve Da u Re a 

a ’ 1 n n ’ s 5 r Be.) 

1 | Veltlinbahn .|,Typ 38“ v.1906 |os6| 64 | 4 ein völliges Abrutschen der Fassung nach un- bb. 2 a Vo N 
2 |Milano-Varese| 101 von 1912 [812 78 | 4 ten verhindert. Beim Vorhandensein eines un- » Premen, ım ‚Verein mit den "Siemens- Bi: 
5 ee lE1 von 1913 |164| 41 | 4 Che en Be nn Ne "mit 1) Auszug aus einem Wortrag von Dibl-ang 3 Hab > 
4 \Schles. +e- iesem in Verbindung gebracht, beirArmatu- an Be £ 
birgsbahn...| 2D1 von 1917 | 80| 40 2. 1 ren ohne einen solchen Entlüfter wirddie Stütze | Geelcnz le ES Senithautechnischen z 


Gesellschaft am 30. IX. 1920 


gu» 


DEN 


 gasgefüllten 


‚Diese liefern bei 0,1 bis 


30. Dezember 1920. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 52. 


Abb. 2. Ladewinde der Atlaswerke mit elektrischer Ausrüstung der Siemens-Schuckertwerke. 


Schuckertwerken ausgeführte Ladewinde mit 
Meisterwalze für Schützensteuerung, eingebaut 
auf dem Motorschiff „Secundus‘. la 


Jahresversammlungen, Kongresse, 
Ausstellungen. 


Nachträgliches von der Leipziger Muster- 


messe. — Zu dem Bericht auf >. 716 der 
„ETZ“ 1920 möchte ich noch folgendes nach- 
tragen: Die Osramwerke hatten unter besonde- 


rer Verwendung der Wiscott-Spiegel neue, lieht- 


_ teehnisch gut ausgebildete Armaturen zur Aus- 


stellung gebracht. Die gleichen Spiegel wendet 
die Tageslicht-Gesellschaft m. b. H., Berlin, bei 
ihrer Lamps an, welche für den Bedarf an einem 
dem Tageslicht mögliehst gleichen Licht be- 
stimmt ist. Hier wird das rotgelbe Licht einer 
Halbwattlampe durch vorgeschal- 


tete Glasfarbfilter geändert und dann mit 


Hilfe von Wiseott-Spiegeln auf den Verbrauchs- 


ort zusammengefaßt. 

Zu erwähnen wären ferner die verschiede- 
nen Projektionslampen. 
bildern dienten Röhrenlampen,t welche gleich 
in Schriftform hergestellt sind, also ohne weite- 
res ein Firmenschild in leuchtender Schrift- 
form ergeben. Außerdem #sind noch Fasson- 
lampen für Reklame und Innenraum-Beleuch- 
tungskörper usw. vertreten gewesen. 

"Um die hohen Unkosten, die durch das 
Durehbrennen von Sicherungspatronen ent- 
stehen, zu verringern, hat eine Firma eine ge- 


sicherte Lüsterklemme auf den Markt ge- | 


bracht. Die Sicherungen sind in Lamellenform 
hergestellt, wie sie bei Steckkontakten Ver- 
wendung finden. Sie sollen bezwecken, bei auf- 
tretendem Kurzschluß in einer Glühlampe oder 
in dem betreffenden Beleuchtungskörper selbst 
diesen vom Netz zu trennen, hierdurch das Auf- 
finden der Fehlerstelle zu erleichtern und außer- 
dem das Durchbrennen der z. Zt. sehr teuren 
Sicherungspatronen zu vermeiden. Eine Frank- 
furter Firma bringt einen Moment-Dreh- 
schalter „Clomo“ auf den Markt, dessen Vor- 
teil in einem „belaglosen“ Schaltrad bestehen 
soll; das Schaltrad ist ganz aus Metall herge- 
stellt, kann nicht brechen, und als Stromunter- 
brechungsstellen eingesetzte Isolierstücke die- 
nen sozusagen als Belag. Der Sockel ist außer- 
dem so ausgebildet, daß er durehschlagbare 
Wände besitzt und sowohl für Rohrdraht, Iso- 
lierrohr und Litzeneinführung zu verwenden 
ist. Ob das M>tallschaltrad einen besonderen 
Vorteil besitzt, steht dahin. 

Zum Betrieb von Schwachstromänlagen 
und -apparaten (Klingeln, Weckern usw.) bei 
Dreileiter-Starkstromanlagen, die 220 V Gleich- 
strom zwischen Außen- und Mittelleiter führen, 
dienen sogen. Reduktorröhren der Julius 
Pintsch A.G., Abt. Glühlampenfabrik, Berlin. 
0,2 A Höchststrom 
18 bis 30 V Spannung und bestehen aus Edel- 

asröhren mit Glimmentladung und verhin- 
dern auf der Schwachstromseite das Auftreten 
der hohen Spannung und sind kurzschluß- und 
berührungssichert). ı 

Das Somlowerk Hesse & Co., Berlin, 
brachte einen kombinierten Zeit- und Dauer- 
schalter für elektrische Lampen zur Aus- 


ı) Näheres hierüber siehe „ETZ 191%, 8. 686. 


‚auf Zeit einzustellen. 


Zu Reklame-Licht- | 


‘stellung. Die gedrungen gebaute Vorrichtung 


ermöglccht es, die elektrische Beleuchtung 
durch einfachen Druck auf einen Schalterknopf 
Durch Drehung des 
Schalterknopfes bekommt man Dauerlicht, das 
nach e'ner weiteren Drehung wieder ausge- 
schaltet werden kann. Weiterhin wurde von 
H. Foßgreen, Flensburg, ein Zugschalter 


"ausgestellt, der durch Anoıdnung von Rollen 


und Zugschnüren von verschiedenen Punkten 
eines Zımmers aus betätigt werden kann, so 
daß besondere Schalterleitungen nicht benöt'gt 
werden. — Die CaylBorg @.m.b.H., Leipzig, 
brachte einen Messerschalter als Druck- 
knopfschalter mit doppelter Polunter- 
brechung und von außen sichtbarer ‚Schalter- 
stellung heraus. Mehrpolige Unterbrechungen 
erfolgen hierbei gleichzeitig. Ebenso werden 
diese Schalter in Gußgehäuse als Motorschalt- 
kasten geliefert. 

Die Allgemeine Elektrieitäts-Gesellschaft 
zeigte eine Papierzerkleinerun gsm aschi- 
ne, welche in allen größeren Betrieben, wo Alt- 
papier abfällt, angewendet werden kann. Ferner 
war für größ>re Gleichriehteranlagen ein @leich- 
riehter mit Glaskolben ausgestellt. Die Siemens- 
Schuckertwerke brachten neben verschiedenen 
Neuheiten auf dem „Gebiete der _Heizungs- 
technik einen neuen Ölschalter auf den Markt, 
welcher für hohe Stromstärken gebaut und auf 
Druck (Explosionssicherheit) geprüft ist; er ist 
für Fernschaltung eingerichtet. 

Carl Wotzky. 


r) 


Industrie und Handel. 


Die Beschäftigung der deutschen Elektro- 
industrie im November 1920. — Nach dem 
Monatsbericht des ‚Reichs-Arbeitsbl.‘‘ !) ließ 
die Elektrizitätsindustrie eine Abnahme des 
Beschäftigungsgrades erkennen. Im November 
arbeiteten neun Zehntel der Arbeiter gegen vier 
Fünftel im Oktober in nicht voll befriedigend 
oder schlecht beschäftigten Betrieben. Die 
Elektrizitätswerke haben infolge der 
schlechten Belieferung mit Kohle wie des Ab- 
nehmens des Flußwasserstandes teilweise 
Stromrationierung bzw. weitere Einschrän- 
kungen der Stromabgabe vornehmen müssen. 
Die größeren Betriebe der Berliner Industrie 
waren vom 15. November ab genötigt, ein Drit- 
tel bzw. die Hälfte ihres Stromverbrauchs in 
der Zeit von 10 Uhr nachm. bis 6 Uhr vorm. 
zu beziehen, und mußten .deswegen Nacht- 
schiehten einrichten. In der Starkstrom- 
technik führten die Absatzschwierigkeiten, 
die sich allerdings teilweise, wenn auch nur un- 
wesentlich, gebessert haben, zu weiteren Ver- 
kürzungen der Arbeitszeiten einer Anzahl von 
Betrieben. Auch die Hersteller von elektro- 
medizinischen Apparaten mußten wegen 
erheblicher Verschlechterung des Geschäfts die 
Arbeitszeit weiter verringern und schiehtweise 
einen Teil der Arbeiter aussetzen. Bei den Fa- 
briken für elektroteehnische Apparate 
war die Geschäftslage unverändert. Die 
Schwachstromtechnik zeigte ebenfalls Zei- 
chen einer Verschlechterung ihrer Situation; 
einzelne Werke klagten über Materialmangel. 


1) Er erstreckt sich auf die anfangs Dezember ab- 
gelaufenen 6 Wochen. 


‚funktioniere 


1067 


Bemerkenswert ist, daß auch Mangel an ausge- 
bildeten Facharbeitern festgestellt wurde. Sehr 
ungünstig gestaltete sich die Lage der Kabel- 
werke. In Deutschland finden sie fast keinen 
Absatz, und im Ausland wird das Geschäft 
durch starken fremden Wettbewerb äußerst 
erschwert; so ging z. B. der deutschen Kabel- 
industrie ein skandinavischer Auftrag im Werte 
von 10 Mill. M infolge Unterbietung dureh eine 
dänische Firma verloren. Die Folgen dieser 
Marktlage bildeten weitere Betriebseinschrän- 
kungen, Arbeiterentlassungen und Verkürzung 
der Arbeitszeit. Von etwa 9000 Arbeitern der 
Kabelindustrie waren im November über neun 
Zehntel gegen nicht ganz drei Viertel im Vor- 
a in schlecht beschäftigten Betrieben 
ätig. 


Die Elektroindustrie in Sowjetrußland. — 
Die „Ind. u. Hand.-Ztg.“ berichtet nach An- 
gaben der „Prawda“ über den Niedergang 
der Elektroindustrie in Sowjetrußland, 
den hauptsächlich der Arbeitermangel verur- 
sacht habe. Früher beschäftigte diese Industrie 
30 000 Arbeiter, jetzt 6000, in Petersburg selbst 
vordem 13 000, heute 1900, u. zw. davon nur 


10 bis 20% qualifizierte gegen früher bis zu 


75%. Die Leistung der von den Siemens- 
Schuckertwerken im Jahr gelieferten Maschi- 
nen sei von 0,140 Mill. kW auf 6000 kW, die 
Menge des in der Kabelfabrik jährlich ver- 
arbeiteten Kupfers von 0,210 Mill. Pud auf 
25 000 Pud zurückgegangen. Früher konnten 
Siemens & Halske 7500 Morseapparate im 
Jahr herstellen, heute nur etwa 150; Meß- 
apparate, Teile für drahtlose Telegraphie und 
andere elektrotechnische Erzeugnisse werden 
überhaupt nieht mehr angefertigt. Die Erik- 
sonsche Fabrik stellte 1916 rd_10 000 Telegra- 
phenapparate her, jetzt nur 250. Kläglich sei 
der Zustand des Telegraphen- und Fernsprech- 
netzes, welch letzteres im Rayon  Peterhof 
wegen Beschädigung ‚seit Wochen nicht mehr 
und infolge Mangels an Material 
und Monteuren nicht ausgebessert werden 
könne. Die Sowjetregierung bemühe sich, 
durch Dekrete die nötigen Arbeitskräfte zu be- 
schaffen. 


Weltmarkt- und Inlandpreise. — Auf dem 
Weltmarkte hat seit dem im Frühjahr 1920 
erreichten höchsten Preisstande ein Preisab- 
bau eingesetzt, der z. B. für Textilrohstoffe und 
Kautschuk 40%, für Kaffee, Tee und Zucker 
durchschnittlich 30%, und für Metalle durch- 
schnittlich etwa 10% "betrug, während die 
Preise für Getreide, mit Ausnahme von Mais, 
gestiegen sind. Die während des Krieges er- 
folgte Schwächung der inländischen Kaufkraft 
auch der fremden Währungen, die durch deren 
allmähliche Entfernung von der Edelmetall- 
deekung verursacht und in den Ländern der 
Urproduktion, wie z. B. Amerika, am gering- 
sten war, beginnt sich wieder zu heben. Auf 
dem deutschen Inlandmarkte wird die Wirkung 
des internationalen Preisabbaues jedoch auf- 
gehoben durch die seit dem Sommer erneut 
eingetretene Verschlechterung der Valuta, die 
zeitweise wieder eine Besserung erfahren hat, 
ohne jedoch ihren Stand von Mitte des Jahres 
wieder zu erreichen. Bei den starken Schwan - 
kungen der Weltmarktpreise und den durch die 
Valutagestaltung entweder verschärften oder 
abgeschwächten Rückwirkungen auf den deut- 
schen Inlandmarkt ist eine Gegenüberstel- 
lung der Weltmarkt- und Inland- 

reise für die einzelnen Warengattungen von 
nteresse. 

Die deutschen Metallpreise halten sich 
im allgemeinen etwas unter der Weltmarkt- 
parität. Elektrolytkupfer stand auch in Lon- 
don infolge Verschlechterung des Dollarkurses 
gegenüber dem englischen Pfund zeitweilig 
unter dem internationalen Preisniveau. Die 
deutsche Notiz deckt sich mit diesem unter 


' Berücksichtigung der Frachtrate von Amerika 


etwa annähernd und veränderte sich in der 
letzten Zeitnurim Rahmen der Valutaschwan- 
kungen. Während Zinn in Deutschland etwas 
höher notiert wird, als die Umrechnung des 
Londoner Preises ergeben würde, halten sich 
Zink, Blei und besonders Antimon unter dem- 
selben. Der Weltmarktüberschuß an Metallen 
droht den Preisstand ins Wanken zu bringen, 
der gegenwärtig nur dadurch noch gehalten 
wird, daß Amerika zu Produktionseinschrän- 
kungen schreitet und Angebote nur sehr vor- 
sichtig an den Markt gegeben werden, obgleich 
erhebliche Mengen des Verkaufs harren. Auch 
zwischen den englischen und den deutschen 
Roheisenpreisen besteht eine erhebliche Spanne. 
Hämatit kostet in England je nach Qualität 
13 bis 14 £/ton,' während der Grundpreis für 
Deutschland noch immer 1910 M/t beträgt. 
Die Baumwollpreise haben sich nach- 
haltig abwärts bewegt, weileinerseits die Läger 
überfüllt sind und anderseits die Kaufkraft 
versagt. Der Rückgang der deutschen Notie- 


1058 


rungen ging in der letzten Zeit über den der 
Devise New York weit hinaus, insofern letztere 
seit dem 15. Dezember um 20%, die Baum- 
wollnotierungen jedoch um 30% fielen. Da- 
gegen betrug die Gesamtabwärtsbewegung 
während der letzten drei Monate auf dem Welt- 
markte wie in Deutschland gleichmäßig an- 
nähernd 50%. In Amerika fielen die Preise für 
Baumwolle loko middling von 31,75 ets für 
September auf 17,10 ets/lb am 22. November, 
während die Bremer Notierungen in der glei- 
chen Zeit von 62 auf 32 M/kg herabsanken. 


In chemischen Artikeln wurden während 
der zeitweiligen starken Senkung der deutschen 
Valuta wieder erhebliche Ausfuhrabschlüsse 
gemacht. Auch für den Inlandbedarf hat es 
den Anschein, . als wenn gegenüber der allge- 
meinen Zurückhaltung der Käufer in den ver- 
gangenen Wochen wieder Kaufkraft einsetzte. 
Die Nachfrage ist merklich reger geworden, und 
die Angebote finden durchweg Absatz, wenn 
auch große Abschlüsse noch nicht vorgenom- 
men werden. 

Der Weltmarktpreis für Getreide, der 
in der letzten Zeitstarken Schwankungen unter- 
worfen war, ist-auch nach der Valutabesserung 
noch erheblich höher als der deutsche Inland- 
preis. Für Roggen z. B. stellt er sich, auch nach 
der herabgesetzten Forderung von 25,5 holl. Gld 
je 100kg, auf 5350 M/t, für Weizen beim Cif- 
preise von 27,5 holl.Gld auf 5700 M im Durch- 
schnitt. Diese Preise halten sich somit um 
etwa 1500 M/t über dem deutschen Inlandpreise. 
Auch der Weltmarktpreis für Mais wurde nicht 
nur unter dem Einfluß der Valuta, sondern auch 
durch Herabsetzung der Auslandforderungen 
stark ermäßigt, so daß er innerhalb der letzten 
10 Tage von etwa 208 M/Ztr Einstandspreis 
auf 145 M zurückging. \ 

Seit dem Vormonat haben sich die Inland- 
preise für Ole, wie Maschinen-, Zylinder-, 
Spindel-, Dynamo-, Automaten- und. Bohr- 
öl, nieht ermäßigt, während die Lederpreise 
Sogar anzogen. Schuhleder, das Ende Oktober 
noch 83 M/kg kostete, ist auf 90 M gestiegen, 
Kernleder von 102 auf 112 M, Vacheleder von 
62 auf 80 M, Riemenleder von 95 auf 116 M, 
Sattlerleder von 70 auf 85 M. Holz ist im all- 
gemeinen im Preise gleich geblieben. Kiefern- 
stammholz wurde etwas teurer, während Eichen- 
holz für die Waggonfabrikation um 30% und 
Lindenholz um 50% im Preise fielen. Bei den 
Baumaterialien wurde der Verbandspreis 
für Zement von 333 auf 517 M/t heraufgesetzt, 
dagegen verbilligte sich hydraulischer Kalk von 
312 auf 270 M, ‘und 1000 Stück: Hinter- 
mauerungssteine stellen sich heute auf 312 M 
gegenüber 380 M im Vormonat. Die Welt- 
marktpreise, soweit sie in Frage kommen, 
zeigten etwa die gleiche Tendenz. 

Infolge des Standes seiner Valuta muß 
Deutschland in seiner Handelsbilanz durch 
seine Ausfuhrziffer etwa den 21%-fachen Gold- 
wert der eingeführten Rohstoffe, abgesehen 
von deren Menge, bezahlen, wenn man von einer 
Weltmarktparität des eigentlichen Goldwertes 
der Rohstoffe und Waren ausgeht, der im 
wesentlichen durch die internationalen Pro- 
duktionskosten gebildet wird. Letztere haben 
sich in den Ententeländern und bei den Neu- 
tralen gegenüber der Vorkriegszeit durch- 
schnittlich verdreifacht, in Deutschland da- 
gegen verzwölffacht. Deutschland könnte also 
seine Einfuhr für ein ‘Viertel des eigenen Her- 
stellungspreises beziehen, wenn seine Valuta 
beim heutigen Stande der ausländischen De- 
visen nicht durchschnittlich nur den zehnten 
‘ Teil des Vorkriegswertes hätte, so daß tatsäch- 
lich durch die deutsche Warenausfuhr, ohne 
Berücksichtigung der Mengen, 6twa der 24- 
fache Goldwert der deutschen Einfuhr bezahlt 
werden muß. Angesichts dieses Umstandes 
kommt es in besonderem Maße darauf an, daß 
die deutschen Produkte nicht unter der Welt- 
marktparität ihrer Goldwerte an Material, 
geleisteter Arbeit usw. verkauft werden, da- 
mit die Differenz in der Handels-und Zahlungs- 
bilanz weniger durch größere Ausfuhrmen gen 
als durch möglichst hohe Ausfuhrwerte ge- 
deckt wird, soweit das überhaupt erreicht 
werden kann. Dr. W. K. Weiss. 


FREE RETEEET EREREE STEE TEBETTUEEE EEE TEEN STETTEN 
VEREINSNACHRICHTEN., 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sina an die 
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer $tr. 68, 
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Betr. Einladungen. 


Die Einladungen zu den ordentlichen und 
außerordentlichen Sitzungen werden in Zu- 
kunft nieht mehr durch die Post erfolgen, son- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 52. 


30. Dezember 1920. 


dern lediglich durch die „ETZ“, u. zw. durch 


eine Notiz auf dem Umschlag, unter Vereins- 
nachriehten und im Sitzungskalender. 


Elektrotechnischer Verein E.V. 


Der Generalsekretär: 
Risse, 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. . 
Fernepr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9806. 


Betr. Elektrische Woche 1921. 


Auch im Jahre 1921 soll wieder eine ‚‚Elek- 
trische Woche“ stattfinden, und zwar in der 
Zeit vom 29. Mai bis zum 4. Juni. In Verbin- 
dung damit wird unsere  Jahresversammlun 
abgehalten werden, und.zwar gleichfalls an den 
Tagen vom 29. Mai bis 1. Juni. Ferner wird 
eine Ausstellung elektrotechnischer Neuheiten 
veranstaltet werden, die am 30. Mai eröffnet 
wird und bis zum 19. Juni einschließlich dauern 
soll. Interessenten hierfür werden gebeten, sich 
direkt an die Geschäftsstelle der ,‚Elektrischen 
Woche‘, Verkehrsverein Essen, 
8000 und 8001, Drahtanschrift: Verkehrsverein, 
zu wenden. Die Leitung der Ausstellung liegt 
in Händen des. Elektrotechnischen Vereins des 
rheinisch-westfälischen Industriebezirks, der 
im Einvernehmen mit dem Verkehrsverein die 
vorgenannte Geschäftsstelle gegründet hat. 


Verband- Deutscher. Elektrotechniker 
Der Generalsekretär: 
Dr.-üng. G. Dettmar. 


EEIEEEE BEE ZEPEEIG EEE TER EEE 
PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.) 


C. Heim. Der o. Professor an der Techni- 
schen Hochschule Hannover, Geh. Reg.-Rat 
Dr. Carl Heim, wurde auf seinen Antrag vom 
zuständigen Ministerium ab 31. XII. 1920 in 
den Ruhestand versetzt. C. Heim, der sich 
zu diesem Schritt infolge eines Nerven- und 
Augenleidens veranlaßt sah, wurde am 18. VIII. 
1858 zu Darmstadt geboren. Er erhielt seine 
Ausbildung in der Elektrotechnik, zu deren 
langjährigen akademischen Vertretern er ge- 
hörte, 1883/84 an der Technischen Hochschule 
zu München und dann 1885 bei der „Deutschen 
Edison-Gesellschaft“ (AEG) zu Berlin. Seit 
1886 war er an der Technischen Hochschule zu 
Hannover in verschiedenen Stellungen tätig, 


- wobei er hauptsächlich die Fächer: Elektrische 


Einzelanlagen, Zentralanlagen, Kraft- 
übertragungen(fürMaschineningenieure)und 
elektrische. Bahnen, vorübergehend auch an- 
dere elektrische Spezialfächer vertrat. Pro- 


'fessor Heim war zunächst bestrebt, die Aus- 


bildung der Studierenden nach der Seite des 
Wechselstromes zu erweitern und behandelte 
später in seinen Vorlesungen über „Anlagen“ 
und über „Bahnen“ das ganze Gebiet des hoch- 
gespannten ‚Drehstromes und dessen Anwen- 
dung zur Übertragung und "Verteilung der 
Energie einschließlich der Hochspannungs-Frei- 
leitungen und Hochspannungskabel, moderne 
Schaltanlagen, Überspannungsschutz, elektri- 


sche Bahnen für Hochspannung (Drehstrom | 


und Einphasenstrom) usw. Er betrachtete die 
Elektrotechnik nicht einseitig als angewandte 
Physik, sondern suchte möglichst vielseitige 
Anlehnungen an den Maschinenbau, dessen 
Bedeutung für die Elektrotechnik er stets ver- 
fochten hat. Ganz besonders pflegte Prof. 
Heim Exkursionen mit den Studierenden, wo- 
beier die deutschen Industriegebiete, Fabriken, 
Ausstellungen, große Anlagen, wie Talsperren, 
Wasserkraftanlagen, Fernübertragungen und 
Bahnen im Inlande und im Auslande (Schweiz, 
Italien, Frankreich) aufsuchte. Von ihm 
stammen zahlreiche wissenschaftliche Abhand- 
lungen sowie das früher viel gelesene Werk 
über elektrische Anlagen für Gleichstrom und 
ein gleiches über ortsfeste Akkumulatoren. 
Wir wünschen, daß Herr Prof. Heim in 
seinem Ruhestande Gelegenheit zu neuen For- 
schungen und zur weiteren Förderung der 
Elektrotechnik finden möge. ’ 


E. Fein +. Am 15. Dezember starb auf einer. 


geschäftlichen Reise in Chur der Teihaber der 
Elektrotechnischen Fabrik ©. &E. Fein, Stuttgart, 
Ingenieur Emil Fein. 


Hochschulnachriehten. Oberingenieur F. 
Punga, Mülheim (Ruhr) würde zum o. Pro- 
fessor der Elektrotechnik ‘an die Technische 
Hochschule Darmstadt berufen. = Prof. K. 
W.F. Kohlrausch, Privatdozent an der Uni- 
versität Wien wurde als 0. Professor der Physik 
an die Technische Hochschule Graz berufen. — 


Telephon: 


Der Privatdozent‘ an der Technischen Hoch- 
schule Graz, Dipl.-Ing. Dr. 


Hochschule Darmstadt ernannt. — E. Schrei- 
ner wurde zum Dozenten für physikalische 
Chemie und Elektrochemie an der Universität 
Kristiania ernannt. — Dr. E. 1 


wurde als a. o. Professor der Physik an die Uni- 


' versität Münster i. W. berufen. — Prof. Dr. 


“F. Krüger von der Technischen Hochschule 
Danzig wurde als a. o. Professor für Physik 
nach Greifswald berufen. Prof. Dr. St. 


Meyer wurde als o. Professor der Physik an die 


Universität Wien und gleichzeitig zum Leiter 
des Instituts für Radiumforschung berufen.— 


Der a. o. Professor an der Universität Wien, Dr. 
F. Ehrenhaft, wurde o. Professor an der glei- 
chen Hochschule. — Dr. W. Lenz, Privat- 


Baerwald 
‚wurde zum a. o. Professor an der Technischen 


Madelung 


dozent für Physik an der Universität Rostock, 


wurde zum a. 0. Professor ernannt. 

Der Professor der Physik an der Universi- 
tät Princeton, Dr. E. F. Northruwp, trat vom 
Lehramt zurück, um in die Dienste der Ajax 


Eleetrochemie Corporation in Trenton überzu-. 
treten. —Dr. Ch. Infroid, Direktor des Haupt- 


laboratoriums für Radiographiein Paris, ist ver- 
storben. ; 

‚ „ An der Universität Leipzig habilitierte sich 
Dr. F. Kaempf für Physik. 


Auszeiehnungen. Auer von "Welsbach, 
mit dessen Namen der beispiellose Aufschwung 
der künstlichen Beleuchtung eng-verknüpft ist, 


wurde vom Verein Deutscher Ingenieure durch 


Verleihung des Siemens-Ringes!) ausgezeichnet. 
Das Franklin-Institut zu Philadelphia 
hat den Elektroingenieur der General Electric 
Co., W.L.R. Emmet, Schenectady, für seine 
Verdienste um den elektrischen Schiffsantrieb 
durch Verleihung der goldenen Elliott-Cresson- 
Medaille ausgezeichnet. - REF, 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er- 


messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit). 


Explosionserscheinungen bei Glühlampen. 


Bei meinen Bemerkungen zum Aufsatz 
des Herın KÜMPEL über: ‚„Explosionserschei- 
nungen bei Glühlampen“ („ETZ‘ 1920, 8.635) 
gingich von der doppelten Absicht aus, einmal 
für die von ihm mitgeteilten Beobachtungen 
eine Erklärung zu geben, und zum andern die 
von ihm gezogenen Schlüsse soweit einzu- 
schränken, als es mir durch die Lückenhaftig- 
keit des Versuchsmaterials (Brennen der Lam- 


pen lediglich mit Gleichstrom) geboten erschien. _ 


Für diese Fragen war es ohne Belang, ob es 


an sich richtig war, die Versuche aus anderen 


Gründen zunächst nur für Gleichstrom dureh- 
zuführen. 
Erwiderung habe ich daher über diese Tatsache 
an sich kein Werturteil abgegeben. Was die 
weitere Bemerkung (,ETZ‘“ 1920; 8. 947) be- 
trifft, daß in der Mitteilung bzw. der Fußnote 
dazu genau angegeben stände, um welche Lam- 

ensorten es sich handelte, so habe ich dazu 


estzustellen, daß die für den Fachmann we- 


sentliche Frage offen gelassen ist, ob die ge- 
prüften Lampen Vakuum- 
lampen. waren. Dieses festzustellen, hätte vor 


oder Gasfüllungs- 


oder nach Ausführung des Versuchs, eventuell 


auch ohne Zerstörung der Lampen, keine. x 


Schwierigkeit geboten. 
Charlottenburg, den 29. XI. 1920. 
Dr. A. R. Meyer. 


Erwiderung. : r 


Wie ich bereits schon mitteilte, handelte 


es sich um solche Drahtlampen, die ohne nähere 
Bezeichnung, ob mit oder ohne Gasfüllung, in 
den Handel kamen, und da gasgefüllte 
Lampen bekanntlich nur unter dieser Bezeich- 
nung geführt werden 
schriften, durch Aufdruck usw. — so schien mir 
die gemachte Angabe ausreichend. Da mir 
das Versuchsmaterial nicht mehr zur Verfü- 
gung steht, so kann ich einwandfreie Fest- 
stellungen jetzt nicht mehr machen. Seinerzeit 
wurde hierauf kein besonderer Wert gelegt; 
es handelte sich auch lediglich um eine Prüf- 


stelle von Fertigfabrikaten, wo Einrichtungen, . 


wie sie Glühlampenfabriken haben, nicht zur 
Verfügung standen. Es ist jedoch als sicher 
anzunehmen, daß es sich’ um Vakuumlampen 
handelte, in denen ein Gasrest vorhanden ist. 
Bei Zertrümmerung der Lampen war deutlich 
ein karbidähnlicher Geruch wahrzunehmen. 
Im übrigen vermisse ich jedoch, daß Herr 


Dr. MEYER in keiner Weise auf den zweiten Ver-. 


: ) Vgl. „ETZ“ 1916, S. 689, 705. 


— in Preislisten, Prüfvor- - 


Te I SE 


=# FT  ) 


r & 
ik RIES 


Im Gegensatz zur Auffassung der 


ea 


S 


1 
1 


| 


1 


| 
| 


|. ist in der Zahlentafel die Leistung der Einzel- 
- lokomotive zu 87 340 Nutz-tkm/Jahr ermittelt 


> 


 „Vergleichsgrundlagen für die verschiedenen Ar- 


| dazu, den Anteil der verschiedenen Lokomotiv- 
förderarten an der Gesamtförderung des Ober- 


ı förderte Kohle“, die Ausnutzung der einzelnen 
' Lokomotiven jedes Systems aus der Spalte 


' zungen, als den ältesten, der Hauptteil an. der. 


 Lokomotivfördersysteme. noch auf Gruben- 


infolgedessen noch schlecht ausgenutzt sind. 


Maschine die gleiche sein muß, unabhängig 
von der Art ihres Antriebsmotors. _Es unter- 


_ angeführten Lokomotivarten So hergestellt 


diesem Falle ebenso. ausgenutzt, wie die elek- 
,  trischen, so werden sich auch die Betriebs- 
"kosten je nach der Art des Systems den der 


Leistung der betreffenden Lokomotive er- 


3 _ tafel geben unmittelbar die mittleren Betriebs- 


nn 


30. Dezember 1920. F: Elektrotechnische. Zeitschriit. ‚1920. Heit 52. 1059 


such — das Anritzen der Glasglocken und das Es ist schon wiederholt die Anregung ge- 


dabei ebenfalls genau so eintretende Explo- LITERATUR. geben worden, die älteren Techniker, die die 
dieren — in keiner Weise eingegangen ist. Entwicklung unserer Industrie in der zweiten 
Kiel, 14. XII. 1920. Oskar Kümpel. Hälfte des vorigen Jahrhunderts mitgemacht 

Besprechungen. haben, zu veranlassen, ihre Erinnerungen 


Wir schließen hiermit diese Erörterung. niederzuschreiben. Nur allzulange hat man 

een 2 damit gezögert, und mit manch einem dieser 
Pioniere der Technik sind’Erlebnisse für immer 
verloren gegangen, die für die Geschichts- 
schreibung der Technik von großem Wert ge- 
wesen wären. Ist doch gerade die Geschichte 
der neueren Industrie außerordentlich lehr- 
reich für die Jetzt- und Folgezeit, denn sie 
zeigt, von welchen Umständen der wirtschaft- 
liche Aufstieg eines Landes abhängt,und wieviel 
Mühe und Anstrengung, ja Aufopferunglinötig 
sind, um Unternehmungen von solcher tech- 
nischen und organisatorischen Höhe zu schaf- 
fen, daß sie erfolgreich mit der Auslands- 
industrie in Wettbewerb treten können. Sie 
zeigt vor allem aber, daß die Männer, die diese 
Unternehmungen schufen ‚oder leitend an 
ihnen mitarbeiteten, nicht aus Geldgier, wie 
ihnen so vielfach vorgeworfen wird, gearbeitet 
haben, sondern in voller Hingebung an die 
Sache, aus Liebe zur Technik und zur tech- 
nischen Arbeit. Beispiele soleher Männer kann 
man der heutigen Techniker- und Arbeiter- 
schaft nicht genug vor Augen führen, um ihnen 
klar zu machen, daß das Glück des Lebens 
in erster Linie in der Zufriedenheit mit, der 
Berufsarbeit und in dem Aufgehen in ihr liegt. 
Ohne diese, ohne eine gewisse Begeisterung für 
sie läßt sich auf die Dauer weder Erfolg noch 
das Gleichgewicht der Seele finden. Das gilt 
überall, doch für die Technik in besonders 
hohem Maße. } 

Einer solcher Männer hat uns kürzlich 
Erinnerungsblätter aus der Jugendzeit der 
Elektrotechnik vorgelegt, der er 50 Jahre 
angehört hat. Anspruchslos sind die Blätter 
in der Form, aber inhaltlich bringen sie eine 
Fülle von Stoff, der als wertvolle Ergänzung 
zu den geschichtlichen Zusammenstellungen 
über die Siemensschen Unternehmungen, ins- 
besondere auch zu Werner Siemens eigenen 
Lebenserinnerungen und Briefen dienen kann. 
In schlichtem Erzählerton reiht der, Verfasser 
seine Erlebnisse aneinander, von seinem Ein- 
tritt als 15-jähriger Lehrling bei der Firma 
Siemens & Halske bis in die letzten Jahre 
hinein. Meyer ist noch einer aus der alten 
Sehnle der Technik, die, vom Schraubstock 
anfangend, sich allmählich zu leitenden Stel- 
lungen hochgearbeitet haben, die, mit den 
Unternehmungen hochwachsend, alle Stufen 
der Entwieklung selbst zurücklegten. Gerade 
die aufstrebende Elektrotechnik brauchte in 
dieser Zeit Männer, die Techniker und Mon- 
| teure, Werkmeister und Arbeiter in einer 
Person waren und überall anzupacken wußten, 
wo Schwierigkeiten sich einstellten. Diese 
Praktiker ergänzten den wissenschaftlich ar- 
beitenden Kreis, in dessen Mittelpunkt Siemens 
selbst stand. Ohne sie wäre wohl mancher Ver- 
such im Keime stecken geblieben, mancher 
kühne Erfindungsgedanke nicht zur Aus- 
führung gekommen. Sie sind heute in der Zeit 
der Arbeitsteilung und der wirtschaftlichen 
Organisation selten geworden. Um so wert- 
voller ist es, wenn wir aus ihrem eigenen Munde 
erfahren, wie sie geschafft haben und wie 
aus ihrem Gesichtsfeld heraus die Entwicklung 
sich angesehen hat. In diesem Sinne möchte 
ich das kleine Buch begrüßen und empfehlen. 


Carl Weihe. 


Schmieden im Gesenk und Herstel- 
lung der Schmiedegesonke. Von Pr. 
ug. W. Pockrandt. Zugleich zweite, völlig 
selbständig und neu bearbeitete Ausgabe des 
gleichnamigen Werkes von Jos. V. Wood- 
worth. Mit 160 Abb. VII und 215 8. in 8°, 
Verlag von Otto Spamer, Leipzig 1920. 
Preis geb. 20 M. 

Das Buch ist ein sehr wertvoller Beitrag 
zur Vertiefung der Erfahrungen über das 
Schmieden im Gesenk und über die Herstellung 
der Schmiedegesenke und kann im ganzen dem 
Fachmann auf das Beste empfohlen werden, 
hauptsächlich deswegen, weil es in zusammen- 
fassender Weise alle in der Schmiede vorkom- 
menden Arbeitsvorgänge und Fabrikationsein- 
richtungen in eingehender Weise erläutert. Be- 
sonderes Interesse verdienen die Ausführungen 
im Absehnitt III betr. Ausführung der Funda- 
mente für Fallhämmer. Der Abschnitt IV be- 
handelt die Herstellung der Schmiedegesenke. 
Soweit hierfür Bearbeitungsmaschinen in Frage 
kommen, muß gesagt werden, daß die beschrie- 
benen Spezialmaschinen sich ‘doch außer- 
ordentlich teuer stellen, und es dürfte deshalb 
nieht zweckmäßig erscheinen, beispielsweise für 
eine Schmiede allein (es müßte dann sein, daß 
diese außerordentlich umfangreich wäre), diese 
kostspieligen -Spezialmaschinen in solchem 
Umfange zu beschaffen, sondern nur in Ver- 
bindung mit einer Maschinenfabrik, in welcher 
diese Spezialmaschinen aueh anderweitig gut 
ausgenutzt werden können. Im Einzelnen sind. 
dem Verfasser. wahrscheinlich infolge der Um- 
stände, die am Schlusse des Vorworts erwähnt 
sind, einige tatsächliche Fehler unterlaufen und 
Ausführungsarten beschrieben, die der prak- 
tischen Erfahrung nicht entsprechen, bzw. 68 
sind weitergehende praktische Erfahrungen 
nieht verwertet. Hiervon seinen einige er- 
wähnt: Zu Seite 5.ist zu erwähnen, daß sich 
Gußeisen im allgemeinen wegen der Sprödig- 
keit für Fallhammergesenke nicht eignet, son- 
dern nur für Preßgesenke. Das Fertigschmieden 
auf dem gewöhnliehen Schmiedeamboß (S. 11) 
kann nieht mit Hilfe des Vorschlagham mers, 
sondern muß unter dem Dampfhammer erfol- 
gen. Ein Schmiedestück mit einem einzigen 
Schlage fertigzustellen (S. 53), sollte mit Rück- 
sicht auf das Gesenk nie in Erwägung gezogen 
werden. Die Begründung dafür. ist auf 8. 54 
gegeben: In. Abb. 44 müssen die Schwalben- 
schwanzführungen der Gesenke nicht wie ge- 
zeichnet scharfkantig, sondern mit starken: Ab- 
rundungen versehen sein, um das Platzen der 
- Gesenke nach Möglichkeit zu vermeiden. Die 
Griffe nach Abb. 55 werden im allgemeinen 
nieht in der bezeichneten Weise hergestellt, 
sondern aus dem Vollen geschmiedet, der Schaft 
wird gestreckt; auch werden die Geländer- 
stangen (Abb. 57) wegen der großen Länge 
besser aus mehreren zusammenzuschweißenden 
Teilen hergestellt. Auf $. 129 und in Abb. 95 
‘sind Herstellungsarten beschrieben, die sich in 
der Praxis nicht bewähren. Die Winkelplatte 
nach Abb. 95 muß beispielsweise umgekehrt 
hergestellt werden durch Verlegung der Ver- 
tiefung in das Untergesenk, da das Oberteil 
zu leicht platzt. Nicht zutreffendistin Abb. 110 
bis 112 das Verschmieden des Grates in der dar- 
gestellten Weise. Der Grat schmiedet sieh nicht 
fort; es entstehen vielmehr schlechte Stellen 
im Material. Der Grat muß abgebrannt oder 
abgeschnitten werden. In den Abb. 113 und 114 
dürfen Ober- und Untergesenke nicht so spitz 
— wie gezeichnet — aufeinandertreffen, da 
hierdurch schon schwere Unfälle durch Ab- 
springen des scharfen Grates hervorgerufen 
wurden. Es empfiehlt sieh eine schmale, ebene 
Fläche an dem Boden von Ober- und Unter- 
gesenk und ein Zurücktreten des Materials nach 
Außen in beiden Gesenken. Die fehlenden An- 
hebelöcher — hauptsächlich für schwere Ge- 
senke — sind wohl nur versehentlich nicht ge- 
zeichnet. Auch in dieser Darstellung sind die 
Schwalbensehwanzführungen kräftig abzurun- 
den. In Abb. 117 ist ein Loch L vorgesehen, 
durch welches das überschüssige Material ab- 
fließen soll. Hier empfiehlt sich viel besser, 
in der Verlängerung einer Seite des Hand- 

iffes eine kleine Nut im Gesenk anzubringen, 

urch welche das Material nach außen abfließen 
kann. Bei der in Abb. 117 dargestellten Weise 
wird sich das Stück nur schwer aus dem Ge- 
senk lösen. Es würde sich empfehlen, die vor- 
stehenden Anregungen in einer weiteren Auf- 
lage zu berücksichtigen. Litz. 

Fünfzig Jahre bei Siemens. Erinnerungs- 
blätter aus der Jugendzeit der Elektro- 
technik. Von Oberingenieur H Meyer. 
214 S. in 80. Verlag von E. 8. Mittler & 
Sohn, Berlin 1920. Preis 12 M. 


Vergleich der verschiedenen Lokomotivförde- 
rungen in Gruben. s 


| ‚ Auf 8. 655 der „ETZ“ 1920, ist ein Teil 
. meines im „Glückauf‘ erschienenen Artikels 


ten der Grubenlokomotivförderungen‘“ wieder- 
gegegeben worden. Es istunrichtig, wenn der Be- 
Trichter auf Grund der meinem Aufsatze entnom- 
‚ menen Zahlentafeln sagt, „daß eine elektrische 
‚ Fahrdrahtlokomotive um 174 bzw. 100% mehr 
zu leisten vermag, als eine Benzol- bzw. 
 Druckluftlokomotive und hierbei etwa, nur 48 
‚ bzw. 45% von deren Betriebskosten erfordert.‘ 
Der Teil meines Aufsatzes, dem die angeführten 
Zahlentafeln entnommen sind, dient lediglich 


bergamtsbezirks Dortmund festzustellen. Der 
Anteil der einzelnen Lokomotivsysteme an 
der Gesamtförderung ist aus der Spalte ‚„Be- 


„Leistung einer Lokomotive‘‘ zu ersehen. 
Hieraus ist somit der Schluß zu ziehen, daß 
den elektrischen Fahrdraht-Lokomotivförde- 


Gesamtförderung zufällt, während die jüngeren 


'sohlen arbeiten, deren Förderleistungen sich 
_moch mehr oder weniger im Anfangsstadium 
befinden, und deren Anlagen und Lokomotiven 


- Es ist auch gar nicht ersichtlich, warum nieht 
eine der anderen Lokomotivarten genau das- 
‚selbe leisten könnte soll, wie eine elektrische, 
da beim gleichen, richtig ausgenutzten Adhä- 
 sionsgewicht unter sonst gleichen Verhält- 
“nissen auch die Zugkraft am Haken der 


liegt weiterhin auch keinem Zweifel, daß alle 


werden können, daß sie gleich große Adhä- 
sionsgewichte besitzen, wie die elektrischen 
Lokomotiven. Würden diese Lokomotiven in 


elektrischen mehr oder weniger nähern. 
Essen, 24. VIII. 1920. 
Dipl.-Ing. Gunderloch. 


Erwiderung. 
Hierzu bemerkt unser Berichterstatter: 
Meine aus der Zahlentafel des „Glückauf“ 
(„ETZ“ 1920, 8. 655) gezogenen Sehlüsse sind 
riehtig. Aus der Gesamtleistung aller elek- 
trischen Lokomotiven und der Lokomotivzahl 


worden, aus der Gesamtleistung aller Benzol- 
lokomotiven und der Anzahl der Benzolloko- 
motiven die Leistung der einzelnen Benzolloko- 
motive zu 31954; d.h., die elektrische 
Lokomotive leistet 275% von dem, 
was die Benzollokomotive zustande 
bringt, oder 175% mehr als diese 
(100 PS bei Druckluftanlagen). Ob dabei viel 
elektrische Förderungen bzw. wenig Benzol- 
förderungen im Gesamtbezirk der Zechen vor- 
handen sind, kommt gar nicht in Betracht, 
weil alles auf die Einzelleistung der Lokomo- 
tiven bezogen ist. Der großen Gesamtförde- 
rung der elektrischen Lokomotiven als Zähler 
steht natürlich auch eine große Anzahl der 
elektrischen Lokomotiven äls Nenner gegen- 
über. Einer kleinen Gesamtförderung der 
Benzollokomotiven als Zähler eine kleine An- 
zahl der Benzollokomotiven als Nenner. Die 
Verhältniszahl gibt immer die Einzelleistung 
der Lokomotive, unabhängig von der Gesamt- 
leistung aller Lokomotiven, an, Man kann 
sogar, ohne die Richtigkeit des Ergebnisses zu 
beeinflussen, aus einer einzigen Anlage die 


Aufgaben und Lösungen aus der Gleich- 

und Wechselstromtechnik. Ein Übungs- 
buch für den Unterricht an Technischen 
Hochschulen und Fachschulen sowie zum 
Selbststudium. Von Prof. H. Vieweger. 
5. verbesserte Auflage. Mit 210 Textabb. 
und 2 Tafeln. VI und 293 8. in 8°. Verlag 
von Julius Springer. Berlin 1919. Preis 
geb. 14 M. 

Der 4. Auflage diees sehr empfehlenswer- 
ten Werkes hatten wir schon eine ausführliche 
Besprechung gewidmet!). Die neue fünfte Auf- 
lage berücksichtigt die damals geäußerten 
Wünsche teilweise, z. B. wurde ein Abschnitt 
über Leitungsberechnung eingeschoben. Die 
Einteilung: Elektrizitätslehre, die Eigenschaf- 
ten der Gleichstrommaschinen, Wechselstrom 
ist beibehalten worden. Behandelt werden 
322 Aufgaben. 

Das Buch kann allen denen empfohlen 
werden, die durch ihren Beruf oderihr Studium 
nicht bloß die Grundzüge der Elektrotechnik 
kennen lernen wollen, sondern die infolge prak- 
tischer Anwendungen elektrischer Maschinen 
und. Apparate. genötigt sind, auch auf die 
ziffernmäßige Behandlung der ihnen vVOT- 
kommenden Aufgaben einzugehen. Es bildet 
daher, wie schon früher gesagt worden war, 


mitteln. jr 
Dis beiden letzten Spalten der Zahlen- 


kosten auf 1 Nutz-tkm an. Auch diese Werte 
haben also mit der Anzahl solcher Förderungen 
im ganzen Zechenbezirk gar nichts zu tun un 

sind ohne weiteres untereinander vergleichbar; 
die elektrische Lokomotive hat danach neben 
der obigen höheren‘ Leistung auch noch einen 
auf die Arbeitseinheit BER Betriebs- 
kostenverbrauch von nur. 48% desjenigen 
der Benzollokomotiven bzw. 45% der Druck- 
luftlokomotiven. 


1) Vgl. „ETZ* 1916, 8. 462. 


————- 


1080 


en Eiektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 


eine gute Ergänzung zu RR 
ul- 


Lehrbüchern, die in der Regel nur wenig 
gaben enthalten. M. Schenkel. 


Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. _ 

Mitteilungen der Preußischen Hauptstelle 
für den naturwissenschaftlichen Unter- 
richt. Heft 4. Die Starre. Von Hermann Hahn. 
Die Schraubenfeder. Von Curt Fischer. 186 8. 
in 80. Verlag von Quelle & Meyer. Leipzig 1920. 
Preis 20 M. 

Wirtschaftliche Verwertung der Brenn- 
stoffe. Von Baurat PDibl.-$ng. G. de Grahl. 
2. vollständig neubearbeitete Aufl. Mit 22t Text- 
abb. und 16 Tafeln. VIII u. 487 S. in gr. 80, 
Verlag von R. Oldenbourg, München und Berlin 
1921. Preis 110 M, geb. 120 M. 


Sonderabdrucke. 

Die Entwicklung der süddeutschen KElektrizitäts- 
versorgung unter besonderer Berücksichtigung 
der württembergischen Verhältnisse. Von Ober- 
ingenieur H. Pütz. „Süddeutsches Industrieblatt“ 
1920. Verlag von Eugen Wahl, Stuttgart. 

Störungsanzeiger. in Hochspannungsanlagen. (Die 
Erdschluß- und Fehlersirene.) Von. Ingenieur R. 
Stebich. „Technische Rundschau und Anzeiger“ 
1920, Heft 5. Preis 2 M. - 


Listen und Drucksachen. 
Müllerzug-Gesellschaft, Berlin. Druckschrift 
„Der Müllerzug“, Pfadfinder werdenden Wirt- 
schaftslebens. 


Neue Zeitschriften. 

„Hammer und Feder“ das Blatt des praktischen 
Werkmannas. Herausgegeben vom deutschen 
Ausschuß für technisches Schulwesen. Schrift- 
leitung M. Ch. Elsner und B. H. Bürgel. Ver- 
lag Berlin, Sommerstr. 4a. 

[Die neue Zeitschrift, die dem praktischen Werk- 
mann gewidmet ist, will ihm Belehrung, Bildung 
und Wissen bringen, ihm Anregungen geben bei 
seiner Arbeit, ihn unterstützen in Fragen des Be- 
triebes und der Werkstatt und ihn hinüberleiten in 
die Feierstunde.) 


KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral- 
verbandes der deutschen elektrotechnischen 
Industrie. — Wie uns die Preisstelle mitteilt. 
bleiben die Zuschläge der Dezemberliste Nr. 36!) 
(grün) für Januar 1921 unverändert 
bestehen. \ 

Außenhandel. — Gemäß Entscheidung des 
Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbew.ili- 
gung zu $ 9 der Ausführungsbestimmungen 
vom 8. IV. 1920 zur Verordnung über die 
Außenhandelskontrolle vom 20. XII. 1919 soll 
nur der reine Warenwert mit der Ausfuhr- 
abgabe belegt werden, der sich ab Fabrik oder 
Lager ergibt, einschl. Vertriebskosten und Ver- 
packung. Ein Abzug des Wertes dieser von dem 
Warenwert vor der Berechnung der Ausfuhr- 
abgabe ist nicht zulässig. Durch diese Ent- 
scheidung wird eine frühere, etwa abweichende 
Praxis nicht berührt. Mit dem 17. XII. ist Jaut 
Bekanntmachung im „Reichsanz.‘‘1920,Nr.285, 
eine Änderung des Ausfuhrabgabentarifs für 
Zink, Zinkabfälle und Draht in Kraft ge- 
treten, —- Der Metallwirtschafts- 
bund läßtseine bisherigen Beschlüsse über die 
Ausfuhr für Januar und Februar 1921 bestehen, 
binsichtlich deren weiteren Einzelheiten wir aut 
„Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 288 verweisen. — Der 
deutsch-schwedische Handelsvertrag ist von 
der schwedischen Regierung zum 16. III. 1921 
gekündigt worden. — Nach Mitteilung des 
Handelsvertragsvereins wird die großbri- 
tannische Regierung ein Gesetz zum Schutz 
der Schlüsselindustrien mit Bestimmungen 
über das Dumping, die sich speziell. gegen 
Deutschland riehten sollen, bald nach Neujahr 
dem Parlament vorlegen. 


Lieferungsbedingungen des ,„Relma“. — 
Der „Relma“ Verband der deutschen Repa- 
raturwerke elektrischer Maschinen, Frankfurt 
a. M., hat allgemeine Lieferungsbedingun- 
gen für den Verkauf und die Reparatur elek- 
trischer Maschinen, Motoren usw. herausgege- 
ben, auf Grund. deren künftig sämtliche Liefe- 
rungen des Verbandes erfolgen, soweit nicht 
andere ‚Vereinbarungen schriftlich getroffen 
werden, 

Aus der Geschäftswelt. — Inland. Wie 
aus der nunmehr erfolgten Eintragung hervor- 


ı) Vgl „ETZ“ 1920, 8. 995. 
Tr 0000, 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Sprin gerin Berlin. 


‚setzungen zugestimmt. 


geht, beträgt das Stammkapital des kürzlich 


gegründeten Kommunalen Elektrizitätswerks-. 


Verbandes Westfalen-Rheinland G.m.b.H., 
Hagen,!) 0,1 Mill. M. — Nach der ‚‚Frankf. 
Ztg.“ führt die soeben mit 1 Mill. M gegründete 
Elektro-DentalwerkeA.G., Frankfurt a.M.- 
Rödelheim, den Betrieb der bisherigen Elektro- 
Dental-Werke G. m. b.H. fort. — Ausland. 
In Paris ist mit 10 Mill. Fr Kapital die A.G. 
L’Energie Eleetrique Indo-Chinoise ge- 
gründet worden; sie bezweckt die Erzeugung, 
den‘ Verkauf und die Verteilung elektrischer 


Arbeit, den Erwerb von Konzessionen für Be- 


leuchtung, Bahnen, Kraftübertragung usw. in 
den französischen Kolonien und Protektoraten, 
besonders in den Städten Indochinas. — Unter 
Beteiligung der belgischen Soci6t6 G&n6rale 
de Chemins de Fer Economiques, der Soeiete 
de Tramways de Madrid et d’Espagne, Brüssel, 
und der Empaingruppe ist nach der „Frankt. 
Ztg.“ in Madrid die Sociedad Madrilena 
de Tranvias mit 75 Mill. Pes gegründet 
worden, um die einzelnen Straßenbahnunter- 
nehmungen der spanischen Hauptstadt zu 
übernehmen und zu betreiben. — Die Öster- 
reichische Elektrizitätslieferungs-A.G., Wien, 
wird nach der „Frankf. Ztg.“ unter Erhöhung 
des Kapitals auf 30 Mill. Kin die Mährische 
Elektrizitätswerke A.G. umgewandelt. 


WARENMARKT. 
Glühlampen. — Nach einer Notiz des 


„Berl. Börs.-Cour.“ ist die internationale Preis- 
konvention der Glühlampenindustrie vor kur- 
zem wieder auf ein halbes Jahr verlängert wor- 
den. — Kohle. Die Reichsregierung hat einer 
Erhöhung der sächsischen ‘Kohlenpreise um 
15 M/t ab 1. I. 1921 unter gewissen Voraus- 
Im Ruhrgebiet ge- 
staltete.sich die Wagengestellung in letzter Zeit 
etwas günstiger; die Haldenbestände stiegen 
bis zum 11. XII. auf rd 0,535 Mill.t. — Eisen. 
Die Geltungsdauer der Höchstpreise für Roh- 
eisen, Ferromangan und. Ferrosilizium wurde 
laut Bekanntmachung des Eisenwirtschafts- 
bundes vom 14. XII. 1920 bis Ende Februar 
1921 verlängert. Im Reichswirtschaftsministe- 
rium ist ein Entwurf über die Änderung in der 
Verfassung des Eisenwirtschaftsbundes ausge- 
arbeitet worden. Er soll zu einem wirklichen 
Selhstverwaltungskörper umgestaltet werden, 
der nicht derartig vom Reichswirtschaftsmini- 
sterium abhängig bleibt, wie es gegenwärtig der 
Fall ist. Der Reichswirtsehaftsrat hat einen 
Unterausschuß für Eisen- und Metallwirtschaft 
eingesetzt, dem 21 Mitglieder angehören sollen. 
— Schrott. Die Preise für Kernschrott haben in 
der letzten Woche weiter angezogen und stellen 
sich z. Zt. auf etwa 920 M/t, während die Preise 
für Gußsorten unverändert geblieben sind. — 
Platin. Im Cala-Distrikt von Kapland (Süd- 


‚afrika) sind nach ‚Engineering‘ beträchtliche 


Platinfunde gemacht worden. Die Lagerstätten 
gehören den African Platinum Mines Ltd. — 
Zinn. Die Regierung der Verbündeten Malayen- 
staaten hat den Mindestpreis für Zinn von 
110 auf 120 $/Piceul (= 60,45 kg) erhöht. — 
Gummi. An den Rohgummimärkten gewann 
die ungünstige Stimmung, die während der’ 
vorigen Wochen eine kleine Besserung erfahren 
hatte, wieder die Oberhand. Die Vorräte in 
London, die schon Ende November 45 000 tons 
überschritten hatten, sind bis zum 11. XII. 
auf 47 891 tons angewachsen. Bemerkenswert 
für den neuen Rückgang an den Robgummi- 
märkten ist die Tatsache, daß auch der Preis 
für brasilianischen Paragummi, der den Sturz 
bisher nicht im gleichen Maße mitgemacht 
hatte, unter 1% s/lb fiel. London notierte am 
21. XII. für Crepe loko 11Y, d und für Sheets 
Januar/März-Lieferung 1134 d/lb. — Holz, 
Bei den z. Zt. stattfindenden Hölzversteige- 
rungen in den mitteldeutschen Forsten zeigt 
sich fast durchweg eine erhebliche Steigerung 
der Preise gegen das Vorjahr. — Baumwolle. 
In New York notierte Baumwolle am 20. XII. 
15,50 cts/Ib, während der Preis für loko Ware 
in New Orleans am gleichen Tage bereits auf 
14,25 ets/lb zurückgegangen war. In Bremen 
verringerte sich die Notiz für amerikanische 


Baumwolle fully middling good colour and 


staple bis zum 21. XII. auf 29 M/kg: Die Preise 
für Rohbaumwolle an der: Liverpooler Börse 
liegen z. Zt.'mit 10,82 d/Ib unter den Produk- 
tions- und Transportkosten. — Garne und 
Gewebe. Die Preise für Gaine und Gewebe 
blieben an der letzten Industrie- und Handels- 
börse zu Stuttgart gegenüber den. vorher- 
gehenden Notierungen durchweg unverändert. 
Am München-Gladbacher Gammmarkt war die 
Nachfrage in der letzten Woche nur sehr gering; 


!) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 1018. 


 Originalhüttenrohzink, 


'Plattenzink (remelted) von 


betrug am 20. XII.: 2265 M 


ER Preise lagen trotzdem etwas höher alsin der 
vorhergehenden Woche. — Jute. 3 


Indien, des schlechtesten seit 17 Jahren, gingen 
die Preise an der Londoner Börse in den letzten 
Wochen erheblich zurück. Am 17. XII. wurden 
für erstklassige Jute nur noch 39 £/ton notiert. 
— Oele und Fette. Der Preis von Terpentinöl 
istin New York um weitere 2 cts auf 78 cts/Gal- 
lone gefallen. In London notierte das Öl loko 
100 s/ewt. Leinöl stellte sich Mitte des Monats 
in London für greifbare Ware auf 43 s und fü 

Februar/März-Lieferung auf 414, s/ewt. R 
zinusöl I. Pressung kostete Ende voriger Woch 
in Hull 73 s/ewt. Am Hamburger Paraffin 
markt sanken die Preise in der letzten Woch 
um etwa 0,5 bis 0,75 M/kg. — Metallpreise.. 
Da die deutsche Valuta in den letzten Wochen 4 
keine größeren Veränderungen erfahren hat, 
gingen die Notierungen an den deutschen Me- 
tallmärkten im Zusammenhange mit der Er- 
mäßigung der Londoner Metallpreise z. T. recht 
beträchtlich Zurück. Am meisten waren Zink 
und Blei in Mitleidenschaft gezogen. Das Ge- 
schäft war infolge der abwartenden Haltung 
recht gering. Der Altmetallmarkt mußte in 
gleicher Weise seine Preise herabsetzen, ohne 
daß auch hier größere Umsätze erzielt wurden, 
Die Notierungen der Vereinigung für die 
deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der 
Kommission des Berliner Metallbörsenvor- 
standes (letztere verstehen sich ab Lager i 

Deutschland) lauten in M/100 kg: care 


Metall 


Elektrolytkupfer (wire 4 
bars), prompt eif Hamburg, S 
Bremen, Rotterdam . . 224 5 

1575—160011575—1600 

550—570 | 580—590" H 


660-670 | 670-630 


Raffinadekupfer99/89,3%, 
Originalhüttenweichblei 


Preis im freien Verkehr . 


‘ handelsübl,. Beschaffenheit 450 450—460 
Originalhüttenaluminium HERSSER u 
98/99°%/, in einmal gekerb- . RE 
ten Blöckchen .. . . . .13150-3250|3150—3250 | 
desgl. in Walz- oder Draht- : R 
 barıren. 2.2.2.0... , |3300—840013300--8400 7, 
Zinn, Banka-,Straits-,Billiton- |15600-—-570015700—5750 


Hüttenzinn, mind. 99% . .. 
Reinnickel 98/99%, . . 
Antimon-Regulus . . . , 
Silber in Barren rd 900 fein 
für Ike tan ee 


5500 —5550 5550— 5600 | 
. 14400—4600)4400— 4600 
850—875 | 850-900 
1175—1190 12001220 
Die deutsche Elektrolytkupfernotiz 
7100 ke. 
An der Londoner Metallbörse wurden 


nach „Mining Journal‘ am 17. XII. 1920 für 
1 ton (1016 kg) notiert: z E 
£ 


i 8 d EB Rd 
*Kupfer: best selected. 8 0 Obis 5 0.0. 
ee electrolyt . 86.0 0... :88 0.07 
n. wire -bars...: 87.0.0 5,2 882.007 
er „ — standard,Kase 4 5 0 ,„ 7410 0. 
EEE, »..8 Mon. ’ 74. 5.0. ,2.2.74.10.208 
Zinn: standard, Kasse. . 211 0 0 „24H 30505 
: ne 8.Mon.-. 215. 020° 52. 218.10.°008 
na BLEI 215: :0.50 °,.216°. 050 
Blei:span.odernichtengl, era 
Weichblei, 2...» 2275.00. 2042080 Er 
n. gew..enel..Blockblei. 245.0 „u 2 2 
Zink: 'gew. Sorten. ...,:....25.15 0, 97 5208 
7 remelted . . ... 00, —— — 
n„: engl. Swansea — =; Inominalers 


Antimon: engl. Reg... . 
Aluminium: 98 bis 99 0/9“ 
Nickel: 98 bis 99%), gar. 
Quecksilber: nom. für 

die 75 Ibs.-Flasche. . . 
Platin: je Unze nom., . 


45/48 £ net. RS HR 
165 £ (In- u. Ausland). _ 
215 £ (In- u. Ausland). 
1B£° = 

440 Bi \ a ch 
In New York notierte Elektrolyt- 
kupfer am 21. XII. 1920 loko 13,75 ets/lb. _ 

Netto. a BET 

Bezugsquellennachweis. SS 
Frage 65. Wer fabriziert Apparate für 
drahtlose Telegraphie und Telephonie für Ama- 
teurzwecke ? ne a 

., Frage 66. Wererzeugt Elax-Apparate 

(Liehtquelie und Gasanzünder)® a 
Frage 67, Wer fabriziert Strombegrenzer ? 
Frage 68. Wer fabriziert elektrische 2 

Türöffner und Türschlösser ? Bi 
Frage 69. Wer liefert Glasperlen für 

Isolierzwecke ? a - 

\ & ; 


as a 


E72. Rus 


Bezugsbedingungen auf Seite xl. 


Elektrotechnische Zeitschrift: 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 


Verlag von Julius Springer in Berlin. Preise ‘der: Anzeigen auf Seite XI. 


m —— [nn J11Ä177n Ta 
Heft 52. (1049—1060) Berlin, den 30. Dezember 1920. 41. Jahrgang. 


Beleuchtung und Heizung. 1056. Helopal-Arma- Briefe an die Schriftleitung. IR: Explosionser- 


Inhalt: Zur Berechnung von Spannungsabfällen in den 3 
Fahr- und Speiseleitungen elektrischer Wechselstrom- | turen. i scheinungen bei Glühlampen. on A. R. Meyer und 
bahnen. Von @. Huldschiner. 1049 | Elektrische Antriebe. 1056. Der elektrische An- 0. Kümpel. — Vergleich der verschiedenen Lokomotiv- 
+». Die Spennungsnormalien. des Ungarischen Elektrötech- | trieb von Schiffsladewinden. förderungen in Gruben. Von Gunderloch. ‘ ? 
nischen Vereins. Von J. Liska und E. Wilezek. 1092. | Jahresversammlungen, Kongresse Aus Literatur. Besprechungen. 1059. Schmieden im 

Die neuen Wagen der Londoner Untergrundbahn. 1054. | ste llungen. 1007. Nachträgliches von der Leipziger Gesenk und. Herstellung der Schmiedegesenke. Von 
. Rundschau. 1055. KlekfrizitätswerkeundKraft- | Mustermesse. _ { W. Pockrandt. — Fünfzig, Jahre bei Sıemens- Von 
übertragung. Fernleitung mit 220 kV für Schweden- Industrie und Handel., 1057. Die Beschäftigung | H. Meyer. — Aufgaben und Lösungen aus der Gleich- und 

Elektromaschinuenbau. 105. Der Anlauf von der deutschen Elektroindustrie im November 1920. — Die | Wechselstromtechnik. Von H. Vieweger- h 
Synchronmaschinen. N Elektroindustrie in Sowjetrußland: — Weltmarkt- und Inland- Eingänge. 1060. Bücher. — Sonderabdrucke. — Listen 
_ Leitungsbau. 1055. Zerstörungserscheinungen an mit | preise. x und Drucksachen. — Neue Zeitschriften. ) \ 
leeröl imprägnierten Masten. — Die Stärke der Isolierhülle Vereinsnachriehten. - 1058. ‘ Elektrotechnischer Kleine geschäftliche Mitteilungen. 1060. Zuschlagsliste 
bei amerikanischen Starkstromkabeln. Verein. Betr. Einladungen. $ der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 

eßgeräte und Meßverfahren.: 1056. Komplex- Verband Deutscher Elektrotechniker. 1058. technischen Industrie. — Außenhandel. - Lieferungsbedin- 
Wattstundenzähler mit Maximumzeiger- : Betr. Elektrische Woche 1921. 2 guneen des „Relma“. — Aus der Geschäftswelt. 
Verkehr und Transport. 1055. Die kritischen Persönliches. 1058. C. Heim. — E. Fein ’f. — Hochschul- Warenmarkt. 1060. 
Drehzahlen der Kurbelgetriebe elektrischer Lokomotiven. nachrichten. — Auszeichnungen. } Bezugsauellennach weis. 1060. 


/ __ EEE EOrRERE, 


1 zeig] urn 


SIT 


FÜR Z-B-BETRIEB IN TISCH-U: WANDFORM- 
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deshalb nicht beim Verlag, dern sofort bei dem zuständigen Postamt zu 
führen. Es wird dadurch am raschesten Abhilfe geschafft, und es kann besonders in Fällen 
der Zustellung an unberechtigte Empfänger das Heft zurückgefordert und dem Bezieher 
unverzüglich nachgeliefert werden, ‘ z 
Der Verlag hat auf die Zustellung von Zeitschriften an Postabonnenten keinen Einfluß 
und kann ihm zugehende Beschwerden nur an das Postzeitungsamt zur Erledigung weiter 
geben, was stets Verzögerungen mit sich bringt. N 
Bei Wohnungswechsel ist an das Postamt der alten Wohnung rechtzeitig 
ein Antrag auf Umleitung an die neue Wohnung unter Zahlung der Gebühr von M. 2,— zu 
richten. ird dieser Antrag nicht gestellt, so geht das Exemplar an die alte Postanstalt 
weiter. Bei verspäteter Meldung ist häufig mit dem Verlust der bei dem alten Postamt noch 
eingegangenen Nummern zu rechnen, da die Postanstalten nicht verpflichtet sind, unbe- 
stellbar gebliebene Hefte aufzubewahren. £ 
Die Mitglieder des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker“ und des „Rlektrotechnischen 
Vereins“ haben ihren Wohnungswechsel außerdem der Geschäftsstelle mitzuteilen und zwar 
die alte und die neue Adresse. ; £ 
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am besten zu Beginn des letzten Monats des ablaufenden Vierteljahres. 


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nischen Chemie auszuführen ist. Es bringt eine systematisch geordnete Zusammenstellung aller organischen Verbindungen, in der man für jeden einzelnen Stoff bequem die 
} wichtigsten Angaben über Bildung, Eigenschaften und Verhalten und einen möglichst vollständigen Literaturnachweis findet. 

p Auf die Vollständigkeit der Literaturnachweise ist bei der vierten Auflage noch weit mehr Wert gelegt worden, als bei den früheren. Die 
j Artikel über die wichtigsten Verbindungen, die für das tägliche Leben, für die Technik, die Heilkunde, die Physiologie besondere Bedeutung besitzen, haben eine voll- 
j kommene Neubearbeitung und wesentliche Erwe iterung im Hinblick auf die Grenzgebiete erfahren. Die Mängel der bisherigen Anordnung, die von 
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dem Begründer des Werkes aus der ersten Auflage bis in die dritte beibehalten werden mußte, sind durch Aufstellung eines neuen Systems und Umord- 
nung desgesamten Materials in fünfjähriger Arbeit behoben worden. 
Für die Aufnahme der Literatur ist ein einheitlicher Schlußtermin, der für alle ’Bände des Werkes gilt, festgesetzt worden: der 1. Januar 
1910. Die vierte Auflage stellt also den Besitzstand der organischen Chemie am Schluß desersten Jahrzehntsdesneuen Jahrhunderts dar. Da in den 
Tahren 1900-1909 die organische Chemie durch mächtige Forschungstätigkeit einen Zuwachs erfahren hat, der in seiner Größe annähernd gleich dem gesamten bis 1900 
angesammelten Stofl ist, so behandelt die vierte Auflage fast-doppeltso viel Verbindungen, wie die dritte einschließlich ihrer 
5 Ergänzungsbände. £ 
Die weiteren Bände sollen baldmöglichst folgen. Da das gesamte Material in zehnjähriger Vorbereitung gesammelt und geordnet ist, darf mit einem stetigen 
Fortschritt der Drucklegung gerechnet werden, Mit dem vierten Bande wird das Gebiet der acyclischen Verbindungen abgeschlossen werden. 
Jedem Bande wird ein ausführliches alphabetisches Register beigegeben ; diese Bandregister sollen zum Schluß zu einem Gesamtregister 
vereinigt werden. 


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für Gleich-und Drehstrom wird 
ein erfabrener 


Elektroingenieur 
gesucht. [3754] 


Lebenslauf und Zeugnis- 
abschriften sowie Gehaltsan- 
sprüche sind einzusenden an 


Carl Flohr 


Maschinenfabrik, Berlin N 4. 


Suche Wirkungskreis 


Wegen Differenzen mit meinem Teilhaber habe 
ich die Leitung der von mir seit 10 Jahren’ betrie- 
benen Technischen Privatschule niedergelegt. Seit 
22 Jahren in der Praxis stehend, seit 16 Jahren als 
beratender Ingenieur und schriftstellernd vielseitig 
tätig und seit 12 Jahren als gerichtlicher Sachver- 
ständiger ein für allemal beeidigt, mit der Projektie- 
rung und Ausführung elektrischer Anlagen voll 
vertraut, großes Organisationstalent, energisch und 
unermüdlich schaffend, suche ich zu sofort oder 
1. April neuen, meinen Kenntnissen und Fähigkeiten 
entsprechenden Wirkungskreis, möglichst in Berlin. 


Ingenieur Fritz Hoppe, Berlin NW 52, Helgoländer Ufer 2 


en gunnepugsegen 
BESBRBESEBESBERASEHRHBBEHRBEHANBER 


Betriebsingenieur 


mit der Massenfabrikation und dem Werkstätten- 
betriebe vollständig vertraut, zu möglichst baldi- 
gem Eintritt gesucht. . 

Ausführliche Bewerbungen mit Zeugnisab- 
schriften unter Angabe des frühesten Antritts- 
termins erbeten. [857] 


H. ARON, Elektrizitätszählerfabrik »: x. 


Charlottenburg, Wilmersdorfer Str. 39. 


m 


Erste kaufm. Kraft 


stilgewandter Korrespondent, 
mit reichen Erfahrungen im 
gesamt. Installationsgeschäft 
und sründlichen Kenntnissen 
im Einkauf von Bau und 
Install.-Material sowie Befähi- 
gung zum Vorstehen des ges. 
kaufm. Personals sucht von 
sofort Stellung als Leiter der 
Eink.-, Verk.- u. Abrechnungs- 
Abteilung eines größeren 
Installationsgeschäftes. Gefl. 
Offerten unter E. 3667 durch 
die Expedition dieser Zeit- 
schrift. (3667 


Direktoren- 
posten 


in einer Elektromotoren- und 
Anlasserfabrik wird voneinem 
Oberingenieur gesucht, wel- 
cher z. Zt. bei einer Großfirma 
einen ähnlichen Posten be- 
kleidet. 20jährige Erfahrun- 
gen in der Betriebsleitung, 
"Konstruktion und Verkaufs- 
organisation. Suchender be- 
findet sich in fester Position, 
die mit Prokura verbunden 
ist und möchte sich zum 
1.4.21 verändern. Gefl. Offer- 
\ ten unter E. 3573 durch die 
Exped. dieser Zeitschr. [8573] 


Reise-Ingenieur 
40 Jahre, ledig, mit den Ver- 
bälto. in Deutsch-Österreich, 
Tschechoslowakei und Gali- 
zien vertraut, sucht Posten. 
Angebote unter E. 3543 durch 
die Exp. dies. Zeitschr. [3543] 


Elektroingenieur 


Absolvent des Technikums 
Ilmenau, 22 Jahre, mit 3jährig. 
Praxis in Werkstatt, Montage, 
Installation und Prüfteld, in 
Stark- und  Schwachstrom, 


sucht Anfangsstellung 


als Betriebs- od. Prüfraum- 
ingenieur. Gefl. Angebote 
unter E. 3765 durch die Exp. 
d. Zeitschr. erbeten. [3765] 


EleKtroingenieur 
dzt. Vertreter des Chefs eines 
Baubureaus für Ortsneize u. 
Kraftübertrag. mit 4jähr. Prax. 
im Hochvoltleitungsbau, sucht 
sich zu veränd. Zuschrift. unt. 
E. 3766 d.d.Exp.d.Zischr. [3766] 


Betriehsoberingenieur 


Akad., Ende 30, laugj. selbst. 
Betriebsleiter, mit reich. Er- 
fahrunpgen im Betriebe von 
Uperlandzentral., Kraftwerken 
u. im elektr. Bahnwesen, mit 
guten kaufm. u. verwaltungs- 
techn. Kenntn. u organisator. 
Fähigkeit, sucht Vertrauens- 
stellung m. selbst. WirKungs- 
Kreis bei evtl. Interessenein- 
lage. Off. unt. E. 3621 durch 
die Expedition dieser Zeit- 
schrift erbeten [3621] 


Elektroingenieur 
99 Jahre alt, led., 6 Sem. Teech- 
nikum, gel. Feinmechaniker, 
m. gut. Kennto. u. Erfabr. iu 
Berechnung u. Konstrukt'on 
elektr. Maschinen u. Trans- 
formatoren, sucht für sofort 
oder später passende Stellung 
(Süddeutschl. bevorzugt). Gefl. 
Angeb. unt. E.3710 durch die 
Exp. d Zeitschr erb. 13720] 


Gesucht jüngerer 


Ingenieur 


für Trassieren u. Bau vonHoch- 
spannungsleitungen, Trans- 
formatorenstationen u. Orts- 
netzen, Gehaltszahluug er- 
folgt nach Tarifvertrag. Off. 
nebst Zeugnisabschriften und 
möglichst Lichtbild sind zu 
richten an 13731 


Märkisches Elektricitäts- 
werk, Überlandzentrale 


-Neumark, Frankfurt a. 0. 
Oderstraße 27. 


Wir suchen jüngeren 


Angestellten 


oder Dame 


für Bureau- und Schreib- 
maschinenarbeiten nach An- 
gabe und Diktat zum  so- 
fortigen Eintritt. Gehalt nach 
Tarif. [3722] 
Angebote mit Zeugnisab- 
schriften und Lichtbild er- 
beten an 
Kraftübertragungswerke 
Rheinfelden A.-G. in Badisch- 
Rheinfelden. 


Wir suchen für dauernde 
Beschäftigung einen voll- 
ständig selbständigen [3746] 


Ankerwickler 


fürDrebstrommotoren,150kW, 
hauptsä-hlichDrahtwickelung. 

Offert. mıt Lohnansprüchen 
und Zeitpunkt des Eintritts 
an die 


Köln-Rottweil 


Aktiengeseilschaft 
Fabrik Premnitz 
(Westhavelland). 


EleKtroingenieur 


oder 


Techniker 


mit praktischen Erfahrungen 
in Werbung und Projektierung 
von Orısnetzen,landwirtschaft 
lichen und industriellen An- 
lagen möglichstsofort gesucht. 

Angebote mit Angabe von 
Gehaltsansprüchen und Refe- 
renzen erbeten an [3752] 


G. Fleischhauer 


Zweigbureau Nordhausen, 
Bahnhofstraße 16. 


Stellenvergebung 


Für die bevorstehenden, um- 
fangreichen Neu- und Um- 
bauten unseres Werkes beab- 
sichtigen wir auf Privatdienst- 
vertrag anzustellen: [3661] 

1. für den Betrieb einen 


tüchtig. Elektro- und 
Maschineningenieur 


Wir suchen für die Stanzerei unseres Werkes 
in Wildau einen [3753] 


Meister 


mit guten Erfahrungen in der Herstellung von Anker- und 
Gebäuseblechen für elektrische Maschinen sowie Transfor- 
matorenblechen. Gelernter Werkzeugmacher bevorzagt. Aus- 


(Dipl.-Ingenieur) are F & i 
118 _ |führliche Angebote mit Zeugnisabschriften, Lebenslauf, Ge- 
a Sn lake haltsansprüchen und frühestem Eintrittstermin erbeten an 


Maffei-Schwartzkopff Werke 


Sekretariat 


Berlin N 3, Chausseestr. 24. 


und praktischen Erfah- 
rungen zur Ausarbeitung 
der größeren Projekte, 
deren Bauausführung, Ab- 
nahme und Abrechnung. 
9. für das Kabelnetz einen 
mit der Berechnung um- 


ea seems 
BABRHEBEAAHBBBABEGBBBBEEEBZHBBER 
— EEE" 


f i h d ha [} f} 

ieclter  Ölsich“ und Für unsere oberschlesisch. Gruben 

hunger A werden zum alsbaldigen Antritt gesucht 

theoretisch gründlich er- 

en an] 3 erfahrene 

Elekiroingenieur oder M hi h ’ h f ih 
Elekiroiechniker aschinenbetriebsiunrer 


für über und unter Tage, nicht unter 35 Jahren, 
die eine Farh- bzw. Iogeniearschule oder 
Technikum absolviert haben, 


4 Maschinensteiger 


und 


2 Elektromaschinensteiger 


nicht unter 30Jahren, die den Besuch einer Fach- 
schule oder Technikums nachweisen können. 

Es wollen sich nur selbständige, zielbewußte 
Herren mit langjährigen, praktischen Erfahrun- 
gen auf dem Gebiete des allgemeinen Berg- 
werksmaschinenbaues, Kesselbetriebes, Dampf- 
turbinen, Fördereinrichtungen, Abteufbeirieb, 
Elektrotechnik, Hoch- und Niederspannungs- 
anlagen, Umformeranlagen, Lokomoıivbetrieb 
melden. 

Geeignete Bewerber wollen Angebote mit 
Lebenslauf, Zeugnisabschriften und Angabe 
des frühesten Eintrittstermins an die 


Fürstl. Plessische Bergwerksdirektion 
Kattowitz 0.-S. 


Geborene Oberschlesier werden 
[3750] 


Bewerbungen sind unterBei- 
fügung eines kurzen lücken- 
losen Lebenslaufes mit ge- 
nauen Angaben und belegt 
durch Zeugnisabschriften so- 
wie unter Augabe der Ge- 
haltsansprüche sofort einzu- 
reichen an die 


Direktion des städtischen 
Elekirizilälswerkes, Bremen 


Rolandhaus am Brill. 


Elektroingenieur 


für den Bau und den Betrieb 
von Überlandanlagen, Hoch- 
spannungsleitungen 20000und 
6000 Volt, nebst Transforma- 
torenstationenundOrtsnetzan, 
suchen wir zum möglichst 
sofortigen Eintritt einen In- 
genier, der mehrjährige Er- 
fahrangen auf diesem Gebiete 
besitzt. Angebote mit Lebens- 
lauf, Zeugnisabschriften, Ein- 
trittstermin und Gehaltsanspr. 
sind zu richten an 13763] 


essische Eisenbahn AkL-Ge$. 


Darmstadt, Luisenstr. 22. 


Tüchtiger 


Elektroingenieur 


für modernes Braunkohlen- 
bergwerk Mitteldeutschlands, 
Bureau-Betrieb, gesucht. Ver- 
langt: mehrjähr. prakt Arbeit, 
abgeschl. höh. Masch.-Bau- 
schule, mehrj. Betriebs- und 
Bureautätigkeit, Erfahrg. in 
Betrieb el. Zentralen, Dampf- 
masch., Turbinen, el. Loko- 
motiven. Erwünscht: Kennt- 
nisse Brikettfabrik, Prüffeld- 
tätigkeit. Bew. muß erfahren, 
energ., befähigt u. geordnete 
BOB DBIEN An EE W EG Aein. 
Bewbg. mit ildungsgang, 
lückenlosen Zeugn.-Abschr., 
Bild, Rel., Gehaltsanspr. An- 
tritt unt. E. 3703 durch die 
Fxped. d. Zeitschr. [3705] 


einreichen. 
bevorzugt. 


a nn EEE TEEN DS N EEE EEE. 


EEHGERHRBEBEBBRHEBBEHEBEEBEEGGBBEBBBBEBBBEBBBUBER 


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GB00BBTEBTHEHEEEEG2BEA3EBEBB® 


Elektromotorenbau 


Kleinere Maschinenfabrik in Baden beabsichtigt 
den Bau von Elektromotoren aufzunehmen, 1 bis 12 PS 
und sucht einen erstklassigen erfahrenen 


Konstrukteur 


welcher den Betrieb einrichten und praktisch auch 
überwachen kann. Wohnung wird gestellt. Nur wirk- 
lich tüchtige Herren, welche die Überzeugung haben, 
vollständig erstklassige Konstruktionen auf den Markt 
zu bringen, werden gebeten, Offerten mit Gehalts- 
ansprüchen einzureichen unter E. 3704 durch die Exp. 


dieser Zeitschrift. [3704] ö 


Fortsetzung auf Seite XXXIl. 


XXXIl Eiektrotechnische Zeitschrilt, 1920. Heit 532. - 80. Dezember 1920. 


2 


Berliner Großfirma sucht 


selbständige Konstrukteure 


für elektrische Kleinmaschinen, insbesondereFächer- 
ventilatoren sowi» einige 


Detailkonstruliteure 


für dieses Arbeitsgebiet. [3737] 
Angebote mit Lebenslauf, Zeugnisabschriften er- 
beten unter E. 3737 durch d. Exped. d. Zeitschrift. 


Die Stelle .des 


stellvertretenden Hafendirektors 


für den Rheinhafen Crefeld soll mit einem 


neyierungstanmeisier des Maschinenfachs 


besetzt werden. Dem Stelleninhaber obliegen neben der 
Vertretung des Hafendirektors im Hafen- und Hafenbahn. 
betrieb insbesondere die Überwachung und Unterhaltung 
der maschinellen Anlagen und Betriebsmittel des Hafens und 
der Hafenbahn. Bei Bewährung ist späterhin das Aufrücken 
in die. Stellung des Hafendirektors in Aussicht gestellt. 
Geeignete Bewerber — solche aus dem Reichsbahndienst 
werden bevorzugt — mit guten Kenntnissen und praktischen 
Erfahrungen in der Behandlung von Dampf- und elektrischen 
Anlagen, möglichst auch im Bau, Betrieb und in der Unter- 
haltung von Bahnanlagen, wollen ihre Bewerbung unter Bei- 
fügung von Zeugnissen und Lebenslauf sowie unter Angabe 
von Empfehlungen, des Zeitpuokts, des Eintritts und der 
Gehaltsansprüche bis zum 1. Februar 1921- der Hafen- 
verwaltung in Crefeld-Rheinhafen einreichen. 
Persönliche Vorstellung vorerst nicht erwünscht. : 
Crefeld, den 20. Dezember 1920. [3744] 
Der Oberbürgermeister 


sucht 


Konstrukteure 


für die Abteilung 


E Turbogeneratoren 
F b Schriftliche Bewerbungen mit 
Lebenslauf, Zeugnisabschriften, Ge- 


haltsansprüchen und Eintrittstermin 
erbeten an 


AEG-Turbinenfabrik 
NW 87, Huttenstraßs 1216. 


Evtl. Vorstellungen mit O:iginal- 
zeugnissen vormittags 9 Unar im 
Personalburean. 

Bewerbungen, die innerhalb 
14 Tagen nicht beantwortet sind, 
gelten als abgelehnt, - [3742] 


Nonstrukteur 


für den Bau von elektrisch. Zählern als 


Betriebsleiter 


8Sesucht. Es wollen sich nur Herren melden, welche darch 
langiährige Erfahrung in dem Bau von Zählern genau Be- 
scheid wissen und der Fabrikation einer gut durchkonstru- 
ierten Einheitstype vorstehen können. Die Stellung ist evtl. 
mit Gewinnbeteiligung verknüpft. 13759) 

Ausführl. Off. unter 3759 durch die Exp. dieser Zeitschrift. 


IE AN Tr En EEE 


. Große Berliner Fabrik sucht für den Bau elek- 
trischer StarKstromapparate einen 


Betriebsingenieur 


mit besten elektrischen Kenntnissen und lang- 
jähriger Werkstattpraxis. 

Bewerber, welche schon als Betriebsassistent oder 
Ingenieur im elektrischen Apparatebau tätig gewesen 
sind, wollen Angebote mit Lebenslauf, Zeugnis- 
abschriften senden unter E. 3779 durch die Expe- 
dition dieser Zeitschrift, [3739] 


ET ED EEE TEN rn En ERPORZEEESEREE 


Gesucht werden 
für den Betrieb von Elektro- 
Reparaturwerkstä'ten in Süd- 
und Mitteldeutschland [3740] 


1 Ingenieur 


mit reichen praktischen Er- 
fahrungen in der Verwa'tung 
und im Bau und Prüfen von 
Transformatoren und Elektro- 


motoren etc., ferner 


1 Techniker 


für Bureau und Werkstatt und 


1 Werkmeister 


Reflektiert wird nur auf 


Herren mit wirklich guten 
Erfahrungen auf diesem Ge- 
biet. Ausführ,iche ‘ Offerten 


mit ‚Lichthild, Zeuguisab- 


schriften und lückenlosem 
Lsbenslauf werden erbeten 
unter E. 3740 durch die Ex- 
pedition dieser Zeitschrift 


Gesucht 


Vorkalkulator 


Spezialistfür Apparate- 
:: und Telephonbau :: 


Angebot m Antrittst:rmin, 
Zeugnissen, Bild u. Gehalts- 
ansprüchen unter H. 0: 3262 
an die Annoncenexpedition 


Rudolf Mosse, Hamburg. 
2 8748] 
” ..® 

Ingenieur 
möglichst mit Kenntnis der 
Elektrotechnik für techni- 
sches Bureau zum baldigen 
Eintritt gesucht. Bevor- 
zugt werden solche Herren, 
die auf dem Gebiet der Elek- 
trotechnik, insbesondere der 
Schwingungstechnrik u. Fern- 
telegraphie, z. B. Funkentele- 
graphie, Erfahrungen haben. 
Angebote mit Zeugnisab- 


schriften, Gehaltsansprüchen, . 


Bild, Referenzen u. frühestem 
Eintrittstermin unt. H. M. 3260 
an die) Annoncenexpedition 
Rudolf Mosse, Hamburg. 

[3749| 


Elektro- 
ingenieur 
für Meßtechnik gesucht. 


Bewerbungen mit Bild an das 
Technikum Strelitz. 


[3653] 
f 


Konstrukteure 


mit nachweisbar länge- 
rer Praxis 


1 jüngerer 
Birne und 
Prüffeldingenieur 


für Drehstrommotoren 
und Transformatoren, zu 
baldmöglichstem  Ein- 
tritt gesucht. 2 

Bewerbungenm. Zeug- 
nisabschriften, Licht- 
bild, Gehaltsansprüchen 
und Angabe des frühe- 
sten Eintrittstermins er- 
beten an 8626] 


Max Vernimb 


Spezialfabrik elektrischer 
Maschinen und Apparate 
Kiel-Hassee. 


zen FT 


3] 


Im | 


NUN BA 


‘Zur Bearbeitung von Patentangelegenheiten 
auf dam Gebiete des Fernsprechwesens suchen. 
wir akad misch geb’ldeten = 


Ingenieur oder Physiker 
mit guten Allgemeinkenntnissen u. praktischen 
Erfahrungen Herren mit Kenntnissen in der ; 

. HochfrequenztechniK (drahtlose Nachrichten- 
übermittlung) werden bevorzugt. [3684] 


Schriftliche Bewerbungen mit frühestem Ein- 
trittstermin, Gehaltsan<prüchen u Rsferenzeaan 


C. Lorenz Alitiengesellschaft 


Berlin-Tempelhof, Lorenzweg. 


au 


IUNMININNIERNERETTITREEERERRUUNIIUINIANINANIHITLEE 


ALLERLEI TE 


= BLNLLTDTTTLLONNNTUN 


Mehrere tüchtige 


Bauleiter 
= De und | : 
onlageinspekloren 
für die Erstellung von Hoch- u. Höchstspannungs- 
leitungen unter günstigen Bedingungen gesucht. 
‚Nur Herren, die eine längere Praxis und reiche 
Erfahrung auf dem Baugebiet besitzen, werden 


gebeten, Bewerbung mit Lichtbild, Lebenslauf 
und Zeugnisabschriften zu senden an [3686] 


‚Elektro-Baugesellschaftn..n.Dessau Ä 


D4 


SOÖNEIHIHIHEINNTITNIININANEIN = UT NN, a 


Mehre re tüchtige ; 


: oe ee s ER BER: 

Akquisitions- 
ingenieure _ 

bei hohem Einkommen für sofort oder später 
zur Bearbeitung von Starkstromprojekten für " 
die Kali- und Braunkohlenindaustrie sowie Ma- 
schinenfabriken Mitteldeutschlands gesucht. 
Nur tüchtige Herren, welche große Erfolge 
in der Akgnisition derartiger Anlagen auf- 
weisen können, werden gebeten, ihre Angebote 


mit Lichtbild, Lebenslauf, Zeugnisabschriften 
und Gehaltsansprüchen einzureichen an 


PÖGE Elektricitäis-Akliengesellschafl, Chemnilz. 


 Abt.: Sekr./DR. 8745] - 


TFT 77 


\\ 


7 UNNA TEENS 


ZUR DDNLLLOLTLT 


Z 


 Tüchtige 


mit abgeschlossener, technischer Schulbildung 
und mit Erfahrungen im Bau von Schaltanlagen 
oder Schaltapparaten gesucht. = 
Angebote mit Zeugnisabschriften, Lebens-" 
lauf, Gehaltsansprüchen und Angabe des Ein- 
trittstermins erbeten unter dem Kennwort 
Konstrukteur an EA D[4BR] 


Angestellten-Vermittlungsstelle ser SiMENSWETKE 
Verwaltungsgebäude Siemensstadt bei Berlin 


ha 


=. HNEIRNNRNBUUEUORERURANRIERURKKNRTUNIN U, 


rn‘, 


Große Kranbaufirma im Rheinland sucht einen 
zuverlässigen und tüchtigen [3651] 


Elektroingenieur 


zur Bearbeitung der elektrischen Teile für Krane 
aller Art und Verladeanlagen. Herren mit reichen 

' Erfahrungen auf diesem Gebiet werden um aus- 
AabzL ERS Bewerbungen mit Zeugnisabschriften, 
N der Gehaltsansprüche, der Referenzen 
des Eintrittstermins gebeten unter B 2608 an 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Heit 52. XXXIIl 


P 4 


1920. 


Wir suchen für den Re- 
visionsdienst einen jüngeren 


biekiro-Diplomingenieut 


mit mindestens tat 
3546 


Tüchtiger erster 


Betriehskaufmann 


für großes Berliner Unternehmen der Meta'lbranche 
gesucht. Derselbe muß durchaus erste Krafı und 
guter Organisator sein. Geeignete längere Betriebs- 
praxis und spezielle Kenntnis der Fabrikbuchführung 


Praxis. 


Ausführliche Angebote mit 
Lebensl, Zeugnisabschriften 
und Referenzen sind zu 
En an den Vorsitzenden 

e8 


Ala<Haakönsiein @ Vogler, Düsseldorf, Hansahans. 


Dr ML 


suche ich für meine Angebotsabteilung einen 


Offertingenieur 


SESBE-ESBSESEBNBHUMm suasuazumum«. 


Für die Bearbeitung der Anfragen, insbesondere auf 


eleKtrische Maschinen und zugehörige Apparate 


- oder fachkundigen Kaufmann. Mehrjährige Erfahrung Be- 


dingung. Herren mit besonderen Menntnissen des 
Auslandsgeschäftes bevorzugt. 


Angebote mit Lebenslauf, Zeugnisabschriften, Gehalts- 


ansprüchen mit Angabe des früh. Eintrittstarmins erbeten an 
FabriK eleKtrischer Maschinen u. Apparate 


MEERE 3 


\ 


Dr. Max Levy 


Berlin N 65 Müllerstraßs 30 


Bedeutende Elektro- 
großhandlung 


sucht zum sofortigen Antıit 


Enerdischen Schafensireudigen 


Einkä 
» Vorsteher 


der VerKaufsabteilung 


Beide Herren müssen die Branche - 


völlig beherrschen, reiche Erfah- 
rungen und Organisationstalent be- 


\ 


ufer 


sitzen, mit den Preisen der Liefe- 


ranten und den Bedingungen usw. 
der Lieferungsverbände eingehend 
vertraut und an selbständiges Ar- 
beiten gewöhnt sein. 


Einige Herren 


für Akquisition und Bureauläligkeil 


durchaus branchekundig und ge- 
schäftsgewandt u. bei Elektrizitäts- 
werken, Großindustrie und In- 
stallationskundschaft guteingeführt. 


0 Auslandskorrespondent 


(oder Korrespondentin) 


der in der Lage ist, nach deutschem 
Diktat oder kurzen Direktiven 
grammatikalisch einwandfrei fran- 
zösisch, englisch, italienisch und 
spanisch (Kenntnis in Stenographie 
undBedienung der Schreibmaschine 
unerläßlich) zu korrespondieren. 
Ausführl. Angebote mit Zeugnis- 
abschriften, Gehaltsansprüchen, Re- 
ferenzen usw. werden unter E. 3628 
d. d. Exped. d. Zeitschrift erbeten. 
Sie müssen im Briefe und auf 
dem Umschlage die Bezeichnung 
A,B,C oderDu. Vertraulich tragen. 


[3628] 


f 


Ya 


SOSSE LIEBE HL IMNNDAAUMBNONHLAUMBNHN 


[3632 


ULLI I EZ IT 


[üdın?‘ 


AND LODTEUTTT 


Unlg 1. ehr 


Vorstandes d. Dampfkessel- 
Ueberwachungsverein zu 


Oppeln 
Generaldirektor Hoffmann 
in Oppeln. 

Für Zweigniederlassung 
bayr. Elektr.-Gesellschaft in 
Bayern tüchtigen [3677] 


f ®e 
Ingenieur 
für Akquisition und Bau von 
Hochspannungsleitungen, 
Transformatorenstationen, 
Ortsnetzen zum sofortigen 
uns gesucht. Bayr Staats- 

angehörige evtl. Süddeutsche 
len Angebote einreichen 
nit Lebenslauf, Gehaltsan- 
sprüchen und Lichtbild. An- 
ebote unter E. 3677 durch 
. Exp. dieser Zeitschr. 


Berechnungsingenieur 


mit abgeschlossener Hoch- 
schulbildung, selbständig ar- 
beitend, für die Berechnung 
von Gleich- und Drehstrom- 
motoren und Transformatoren 
zum baldigen Eintritt von 
einer rheinischen elektro- 
technischen Maschinenfabrik 
gesucht. Ang. mit Lebenslauf, 
Zeugnisabschriften und An- 
sprüche u.E. 3486 d.d. Exp. d. 
Zeitschr. [34861 


ferner 


mehrere Techniker 


mit Mittelschulbildung ge- 
sucht, vollkommen bewandert 
in Konstruktion und Berech- 
nung von Hochvoltleitungen 
und Hochvoltscha'tanlagen. 
Bevorzugt werden Herren 
mit langer Praxis im Kon- 
struktionsbureau einer elek- 
trotechn. Großfirma. Eintritt 
möglichst sofort. Lebenslauf, 
Zeugnisabschriften, Gehalts- 
ansprüche erbeten an [3695] 


Staatl. Elektrizitätsamt 


Hannover- Linden 
Wittekindstraße 1. 


Wir suchen zum baldigen 
Antritt als Vorstand für unser 
Unterbureau in Dortmund 
einen in Bergwerks-, Hütten- 
und Industrieanlagen bewan- 
derten, im dortigen Bezirk 
gut eingeführten 


Ingenieur. 


ferner einen tüchtigen 


Akguisiionsingenieur 


mit gleichen Eigenschaften 
sowie einen 


Projekleningenieur 


für unsere Zweignieder- 
lassung Essen. 

Gefl. Anerbieten mit Lebens- 
lauf, Gehaltsansprüche, Licht: 
bild und Zeugnisabschriften. 
Referenzen erbeten, [3714] 


Pöge Elekiricitäls-Akl.-Ges., 


Zweigniederlassung Essen, 
Hansahaus. 


Pe 


De 


einschließlich Kalkulation Grundbedingung. Selbst- 

eschriebene Angebote mit Beifügung des Lebens- 
fnufes nebst Zeugnisabschriften und Angabe der 
a lee sowie des‘ Antrittstermins unter 
J. B. 14610 an Rudolf Mosse, Berlin SW 19. [3674] 


rn 


Für IE Leitung einer größeren Kohlenbürsten- 
fabrik A.-G. wird erste 


technische Persönlichkeit 


RIEIIILATTIIIITLDEDRTNLERDITTIDDETTRDNEBTRUDDAITEERDD ORLADIDTETRTTEIATEETDETDARRADDDLRRDTTITTRTINIEN 


mit prima Raferenzen und kaufmännischer Erfahrung 
Gefl. Angebote mit Referenzen unter 


. 1364 an Rudolf Mosse, Berlin SW 19. [3727] 


sucht einen 


Betriehsingenieur 


für den Bau von Schalttafeln und 
Quecksi'berdampfgleichrichtern, 
Herren, die in gleicher Eigen- 
schafi längere Jahre im Schalt- 
tafelbau tätigsind, alle einschlägigen 
Arbeiten beberrschen und sicher 
kalkulieren können, wollen Ange- 
bote mit Lebenslauf, Zeugnisab- 
schriften senden an [3738] 


AEG - Apparatefabrik 


Berlin N 31, Ackerstr. 71/76. 


AEt 


Rohlebürsten 


wird ein 


MEISTER 


welcher mit der Fabrikation vollständig vertraut sein muß 
per bald oder 1. April gesucht 
Ausführl. Angebote mit Antrittstermin an 


Sächs. DynamobürstenfabriK Franz Kostorz 
Heidenau-Nord, Bez. Dresden. [3729] 


Elektrotechnisches Werk von Ruf in 
Stuttgart sucht zur Ausarbeitung von 
Katalogen und technischen Abhandlungen 
einen schriftgewandten 


Elektroingenieur 


(Wegen Wohnungsnot mög]. unverheiratet.) 
Er muß def. dem Gebiet der Ver- 
brennungsmotoren bewandert sein und 
französische und englische Sprachkenntnisse 
haben. Hochschulbildung ıst erwünscht. 


Zur Leitung derFabrik 


Angebote mit Lebenslauf, Lichtbild, 
Zeugnisabschriften und Gehaltsansprüchen 

. erbeten unter S. L. 1845 an Rudolf 
Mosse, Stuttgart. [3725] 


Fortsetzung auf Seite XXXIV, 


ZXXIV 


- Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Helt 52. 


\ 


Nr i i ER 


+ 


30. Dezember 1920. 


Akquisitions- 
ingenieur 


sofort oder zum 1. Januar zur 
Werbung und selbständigen 
Proj SESERLSR von Ortsnetzen, 
größeren landwirtschaftlichen 
und industriellen Anlagen ge- 
sucht. 

Angebote unter Beifügung 
von Zeugnisabschriften, Ge- 
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lauf, Zeugnisabschriften und Lichtbild mit Angabe des Gehalts- 
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draulischer Anlagen von che- 
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reichende Erfahrungen auf 
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Siemens-Schuckert Werke 


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Frankfurt a.M. 


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Art, möglichst mit Erfahrungen im Bau elektr. Werk- 
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der Gehaltsansprüche und des frühesten Antrittstages 
sind unter Beifügung von Zeugnissen zu richten unter 
E. 3772 durch die Expedition d. Zeitschrift. [3772] 


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EleKtroingenieur mit 
gediegener theoretischer Aus-: 
bildung und weitgehenden 
praktischen E fahrungen in 
der Hochspannungstechnik, 


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EleKtroingenieur od. 
Physiker mit guter 
wissenschattlieher Vorbildung 
und Erfahrungen auf dem 
Gebiete dss Zählerwesens, 


für die Installationsahtellung 


Ingenieur oder Tech- 
niker mit guter _In- 
stallationspraxis zur Prü- 
fung von Anschlußanlagen. 
. Angebote mit Zeugnisab- 
schriften, Lebenslauf, Ge- 
haltsansprüchen und Angabe 
des frühesten Eintritts- 
termins sind bis zum 15. 
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ELEKTROINGENIEURE 


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kenntnissen, gesucht. Angebote mit Lebenslauf, 
Zeugnisabschriften, Gehaltsansprüchen, Lichtbild 
und Angabe der Sprachkenntnisse unter E. 3696 
durch die Expedition dieser Zeitschrift. [3696] 


Verwaltung einzureichen. 
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Elektrizitätswerke 
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kenntnissen als [3775] - 


Leiter der Korrespondenzabteilung 


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usw. unter E. 3775 durch die Exped. d. Zeitschrift. 


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Angebote mit Zeugnisabschriften sowie Angabe der Gehalts- 
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zu baldmöglichstem Eintritt gesucht. ER 
Es kommen nur solche Bewerber in Frage, die eine 
längere Vorpraxis mit entsprechenden Erfahrungen und 
die Fähigkeit nachweisen können,. das jeweils wirt- 
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nach gegebenen Unterlagen floıt herauszubringen und 
den damit verbundenen Schrifiwechsel zu führen. 


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Stammnaus Mannheim-Käfertal. 


gesucht für die Berechnung von Widerständen, Spulen 

uod Magneten aller Art. Nur Bewerber mit läugerer 

Praxis wollen sich meld. Kenn-Nummer für Angebote: 515, 
Stammhaus: Mannheim Käfertal. 


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gute Erfolge nachweisen kann, wird zum baldmöglichsten 
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Anschlußanlagen, gewandter Akquisiteur und Projekteur 
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Abteilung Installationen - 


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schaftlich befähigten 


Elektroingenieur 


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Vortrags- :und Übangsfächer. 


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werber muß Meisterzeugnis 
nachweisen, reiche praktische 
Erfahrung in der Fabrikation 


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im Bau von Hochspannungs- 
leitungen, Transformatoren- 
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Antritt gesucht. 

Angebote mit Lebenslauf, 
Zeugnisabschriften, Gehalts- 
forderung und Lichtbild erb. 
Eisenbahnbau-Gesellschaft 


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Schleswig-Holsteinische 
Elektrizitäts- Versorgung 
Rendsburg. [3783] 


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werbung von Gleichstromzen- 
tralen und Anschlußanlagen 
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Technikums Altenburg $.-A. 


Für die Abrechnung elek- 
trischer Leitungsanlagen wird 
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nissen gesucht. Eintritt und 
Gehalt nach Vereinbarung 
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abschriften und Gehaltsan- 
sprüchen sind zu richten unter 
E. 3786 durch die Exp. dieser 
Zeitschrift. ; [3786] 


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wird gesucht 


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praktische Erfahrungen ver- 
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Elektroingenieur 


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praktischen Erfahrungen für den Entwurf urd Bau von Licht- 
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Angabe der Gehaltsansprüche und des frühesten Eintrists- 
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Hoch- und Niederspannung, zum baldigen Antritt 
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der bisherigen Tätigkeit, der Gehaltsansprüche und 
des frühesten Antrittstermins einzureichen unter 
Kennwort Hochspannung beim 


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Bergmann-Elektricitäts-Werke A.-G. 


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Lebenslauf, Zeugnisabschriften und Gehalts- 
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haltsansprüche und des Ein- 
trittstermins unt. E. 3702 durch 
die Expedition dieser Zeitschr. 


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Werkmeister oder Techniker 


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nellen Herstellung dieser oder verwandter elektro- 
technischer Artikel eine langjährige Erfahrung be- 
sitzt, und der auch in der Lage ist, die Fabrikation _ 
vollständig zu leiten. Herren, die ihre Eignung für 
diesen Posten nachweisen können, ersuchen wir um 
ausführliches er mit Angabe des Rintritts- 
termins und der Gehaltsansprüche. 


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Personalbureau MP/I, 
Berlin N 31, Brunnenstr. 1073. 


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spannung- und Ortsnetzbau 

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und Zeugnisabschriften unter 
Angabe der Gehaltsansprüche 
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pedition dies. Zeitschr. [3697] 


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tätigkeit nachweisen oder sich als Reiseingenieur 
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Bild usw. unter E. 3774 durch die Exp. d. Zeitschr. 


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trischer Installationen, der sämtl. eleltr. An- 
lagen des eigenen Betriebes und der Kraftwagen- 


Gefl. Bewerbungsschreiben mit Angabe des 
Lebenslaufes, Zeugnisabschriften und der Gehalts- 
ansprüche sind zu richten unter A. 8972/E. 3787 
durch die Expedition dieser Zeitschrift. 


Fortsetzung auf Seite XXXVI 


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Preßformstücken in Gummi- 
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der Massen, der Einrichtung 
und Handhabung der maschi- 
nellen Anlagen bewandert 
sind. Angebote mit Lebens- 
lauf, Lichtbild und Zeuevis- 
abschriften unter E. 3781 
durch die Expedition dieser 
Zeitschrift. [3781] 


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unserer Zentralverwaltung 
Berlin suchen wir einen im 
Betrieb und Verwaltung von 


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zweibändige Ausgabe auf M. 168.— festgesetzt) 


Der Erfolg der zweiten, im August 1919 zur Ausgabe ge- 
langten Auflage hat alle Erwartungen übertroffen. In dem 
Knappen Zeitraum von weniger als einem Jahr ist die viele 
Tausend starke Auflage vollkommen ausverkauft worden 


Die neüe, dritte Auflage weist wiederum erhebliche Verbesserungen auf und trägt den neuesten 
Forschungen. auf allen Gebieten des Maschinenbaues Rechnung. Sämtliche Kapitel sind überarbeitet, ver- 
schiedene Abschnitte, so die „Zahnräder“, „Riemen- und Seiltrieb“, „Rotierende Kraft- und Arbeitsmaschinen“, 
„Revolverdrehbänke“ wurden ergänzt, bzw. neu aufgenommen. Der Umfang ist hiermit auf 1600 Seiten 
angewachsen, die Zahl der mustergültigen Abbildungen auf 2620 gestiegen. } 

Das „Taschenbuch für den Maschinenbau“ stellt in dieser Neubearbeitung, sowohl inbezug auf Text 
wie auf zeichnerische Darstellung, somit ein Bild des neuesten Standes der Maschinentechnik dar. 

Nicht allein der große Kreis der an den technischen Hochschulen und anderen technischen 
Lehranstalten und die in der Praxis stehenden Ingenieure des Maschinenbaufaches werden das 
Erscheinen der neuen Auflage mit Freude begrüßen, sondern jeder Ingenieur überhaupt, vermittelt 
es ihm doch einen raschen Überblick auch über die fernerliegenden Fachgebiete und macht ihn mit den 
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